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Full text of "Deutschland Jahrg 4.1913"

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IN MKMORY OF 

FRANKLIN TFMPLl: INGRMIAM 

CLASS OF 1914 


SECONO LIEUTENANT 
►AST AKTII.LERY CORPS 
UNITED STATES /\J<MY 


WI:LEES LEY. MASSACII US ETTS 
MAY 2 3.1891 APRIL 11.1918 




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Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen 
Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine 
niiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHn 

lakaltsverzeichnis des vierten Jahrganges 

April bis Dezember 1913.* 




Nr. 1. 


Heimatliebe. Von Dr. Paul Meynen (Leipzig) . . . 1—2 
Die Hamburger Jubiläumsfeier. Von Alexander Zinn 

(Hamburg).2—4 

Dag Kalser-Friedrich-Bad in Wiesbaden.4—8 

.Wiesbadens neuer Oberbürgermeister. 8 

Frankfurt am Main. Von Julius Eibau (Frankfurt a.M.) 10—12 

Die Betrelungshalle bei Kelheim. 18 

Eine fröhliche Schülerwanderung durch Spessart, Rhön, 

Hnnll, Vogelsberg. Von Prof. Rud. Kissinger 

(Darmstadt).14—18 

'Moderne Säuglingsfürsorge. Von Ada Battke . . , 18—19 
Das Deutsche Haus in New York. Von Dr. Friedr. 

Schoenemann (Middletown, Gönn. U. S, A.) . . . 19—20 


Auf der Bilderjagd. Von Arthur Rehbein.20—22 

Uraufführung des Musikdramas „Die drei Masken*^ 

von Isidore de Lara. Von A. Eccarius-Sieber . 23 

Die Bedeutung der neuen Lötsehbergbahn im inter¬ 
nationalen Eisenbahnverkehr. Von A. Nistler. . 24—26 
Das neue bayerische Verkehrs-Ministerium zu München 27 
Die Entwicklung des Verkehrs in Frankfurt am Main . 28—29 

Zur Mitternachtssonne.30—31 

’Wrtschaftllcher Teil.32—46 

Natur- und Heimatschutz. — Wissenschaftliches. — 
Deutschland und das Ausland. — Dies und Las. — Eisen¬ 
bahnwesen. — Schiffahrt. — Luftschiffahrt. — Theater, 
festliche und sportliche Veranstaltungen. — Ausstellungen. 
— Kongresse und Versammlungen. — Bäder und Sommer¬ 
frischen. — Aus dem Hotelwesen. — Verkehrspropa¬ 
ganda (Aufgaben der Verkehrsorganisationen von 
Dr. med. Erwin Jaeger, Leipzig). — Mitteilungen des 
Bundes Deutscher Verkehrsvereine. — Aus den Bundes¬ 
vereinen. — Bücherschau. 


Nr. 2. 


Du Sauerland als Touristen- und Erholungsgebiet. Von 

Professor Dr. F. Schemann.47—50 

Die Erschließung des Sauerlandes. Von H. Kracht 

(Katernberg).50—52 

Hagen, die Eingangspforte des Sauerlandes. Von 

Waldemar Perker.52—53 

Im Buhrtal. Von Karl Prümer.54—57 

Arnsberg und Umgebung. Von Prof. Feaux de Lacroix. 57—58 
fin Lennetal. Von Ludwig Schröder (Iserlohn) . . 59—62 
Du Hönnetal. Von Ludwig Schröder (Iserlohn) . . 62—63 
WesfUches Sauerland. Von H. Großjohann (Lüden¬ 
scheid) ..64—68 


Im östlichen Sauerland. Von Wilh. Klein (Essen- 

Bredeney) .68—69 




■ ny 

Septemberdage imme Siuerlanne. Von Christine Koch 

(Bracht, Sauerland) .69—70 

Gedichte. Von Johanna BUltz, Karl Prümer und 

F. W. Grimme.70—71 

Burgen und Schlösser des Sauerlandes. Von Karl 

Prümer.72—76 

Im Wittgensteiner Lande. Von Hermann Ritter . . 77—79 
Das Siegerland. Von Dr. Hans Kruse (Siegen) . . 80—83 
Saueriändische Talsperren. Von Erich Feldhaus . . 83—86 
Die Tropfsteinhöhlen des Sauerlandes. Von Julius 

Schult (Essen a. d. Ruhr).86—89 

Kunst und Kunstgewerbe inT^auerland. Von Meyer- 

Schönbrunn .89 —92 

Die Sauerland-Aussteliung in Essen.92— 

Frühlingssitten im Sauerland. Von Franz Joseph Koch 

(Essen).94—95 

Das Sauerland als Wintersportgebiet. Von H. Gro߬ 
johann (Lüdenscheid).96—97 

Wirtschaftlicher Teil.98—114 

Natur- und Heimatschutz. — Dies und Das. — Eisenbahn¬ 
wesen. — Luftschiffahrt. — Theater, festliche und sport¬ 
liche Veranstaltungen. — Ausstellungen. — Kongresse 
und Versammlungen. — Bäder und Sommerfrischen. — 
Verkehrspropaganda (Aufgaben der Verkehrsorgani¬ 
sationen. Von Dr. med. Erwin Jaeger, Leipzig, Schluß). 
— Mitteilungen des Bundes Deutscher Verkehrsvereine. — 
Aus den Bundesvereinen. — Bücherschau. 


Nr. 3. 

Zum 25jährigen Jubiläum des Eifelvereins. Von Her¬ 
mann Ritter.115—119 

Schwarzkittel. Von einem Eifelfreund.119—121 

Auf Scheffels Spuren. Von Paul Grabein .... 121—124 
Zur Ehrung von Karl Immermann. Von Gottfried 

Stommel.124—125 

Kiel und unsere Kriegsflotte.126—128 

Von der Kölner Erzdiözese.129 —Ij l 

Eine sagenhafte Geschichte auf Kellersberg. Von 

Peter Schiffer (Kellersberg).131— 133 

Ferdinand Kellers Wandgemälde ln der König-Karl- 

Halle des Gewerbemuseums zu Stuttgart . . . 133—136 
Die Halligen und ihre Bewohner. Von Dr. J. Wiese 

(Friedenau).136—140 

Ein Idyll im Obotritenland.140—141 

Geheimrat tto March . 142 

Eine neue Eifelbahn. 143 

Eine Lust zu reisen. Von A. Nistler.143—147 

Wirtschaftlicher Teil.148—162 

Natur- und Heimatschutz. — Wissenschaftliches. — 
Deutschland und das Ausland. — Dies und Das. — Eisen¬ 


bahnwesen (Die Verkehrsbeziehungen zwischen Belgien 









































2 


und Deutschland). — Schiffahrt. — Luftschiffahrt (Braun¬ 
schweig als Mittelpunkt des deutschen Luftschiffverkehrs). 
— Automobilwesen. — Theater, festliche und sportliche 
Veranstaltungen. — Kongresse und Versammlungen. — 
Ausstellungen. — Bäder und Sommerfrischen. — Aus dem 
Hotelwesen. — Verkehrspropaganda. — Bund Deutscher 
Verkehrs vereine: Aus den Bundesvereinen. — Büchor- 
schau. — Geschäftliches. 


Nr. 4. 

Schlesiens Hundertjahrfeier. (Ansprache des Oher- 

präsidenten Dr. von Guenlher.). 103 

Breslau 1013. Von Fritz Ernst .104—100 

Schlesiens Sehlaehtfelder und die Zeit der Freiheits¬ 
kriege in Schlesien. Von Professor Dr. P. IIab(*l 100—109 

Breslau. Von Profe.ssor Dr. P. Habel.170—172 

Das Turnen in Schlesien. Von Wilhelm Riidkowski 173—17 4 
Das Waldenburger Bergland. Von Prof('ssor 

Dr. P. Habel.17.5—178 

Die Grafschaft Glatz. Plauderei von Dr. Paul Futter 178—182 
Das iesen- und Isergebirge. Von Walther Dreßler 

(Hirschberg i. Schl.).182—187 

Die schlesischen Bäder im letzten Jahrhundert. 
ktM Skizze von SaniLätsrat Dr. Siebelt (Bad Flins- 

berg).188—189 

Görlitz und die schlesische Lausitz. Von Ludwig 

Feyerabend.190—194 

Der deutsche Osten.HU—195 

Das Jahrhundertfestspiel. Von Gerhart Haupt¬ 
mann . 190 

Friedrich Hebbel. Von Dr. Friodr. Castelle . . . 190—198 
Zur Entwicklung des Verkehrs ini 19. Jahrhundert. 

Von Professor Dr. von Wenckstern (Breslaii). 198—200 

Wirtschaftlicher Teil.201—210 

Natur- und HeimatschuLz (Die Eisenbahndj'unme und der 
Naturschutz). — Wissenschaftliches. — Deutschland und 
das Ausland. — Dies und Das. — Eisenbahnwesen. — 
Schiffahrt. — Luftfahrt. — Theater, f(*stliche und sport¬ 
liche Veranstaltungen. — Kongre.sse und V«*rsaminlung(*n. 
— Ausstellungen. — Bäder und Sommerfrischen. — Aus 
dem Ilotelwesen (Generalvorsaminlung des Internationalen 
Hotelbositzervereins). — Verkehrspropaganda. — Bund 
Deutscher Verkehrsvereine (Haui)tversaninilung (h‘s 
Bundes Deutscher Verkehrs vereine; aus den Bundes¬ 
vereinen). — Bücherschau. — Geschäftliches. 


Nr. 5. 

Clausthal im Oberharz. Von A. Friedrich .... 217—220 

Deutsche. Ozeaiiricsen. 220—223 

Ausstf^iiting „Alt- und Ncu-Kölii, Köln 1913“. Von 

^^•*Dr. jur. et rer. pol. Georg Franck. 223—225 

^Bnrg Rlicinstcin. Von Prof. Dr. J. Nover (Mainzi. 225—229 
Mannheim : Die Ausstellung des Deutschen Künstler¬ 
bundes. Von Dr. Paul F. Schmidt. 229—231 

Betrachtungen zum IV. Internationalen KongreB für 
Physiotherapie in Berlin. Von Dr. Max Hirsch 

(Bad Salzschlirf) .. . . . . 231—233 

Braunschw'eig, die schöne alte Weifenresidenz. Von 

A. Sattler (Braunschweig). 233—230 

Kloster Locciim. Von Dr. Hesseler (Wanne) . . 230—238 
Eduard von Gebhardt. Von Dr. Friedrich Castelle. 239—242 
Kommerzienrat Wilhelm GirardetfZum 75. Geburts¬ 
tage) . 

Richard W'agner. 243—244 

Das W^estfälische Musikfest zu 31ünster. 244—246 

Der Panama-Kanal und Deutschlands Handel. Von 

E. Fitger (Bremen).. 240—249 

Der Hangarstein. Von Wilhelm Muhr (Kassel) 249 

Der Guckkasten, eine schlesische Dorfgeschichte. 

Von Paul Keller . 250—252 

Wirtschaftlicher Teil. 253—266 

Natur- und Ilcimatschutz (WVrdandibund und Heimat¬ 
schutz. Verkehrsinteressen und Vogelschutz). — Wissen¬ 
schaftliches. — Deutschland und das Ausland. — Dies 
und Das. — Eisenbahnwesen. — Luftfahrt. — Theater, 
festliche und sportliche Veranstaltungen. — Kongre.sse un<l 
Versammlungen. — Ausstellungen. — Bäder und Sommer¬ 
frischen. — Verkehrspropaganda. — Bund Deutscher Ver¬ 
kehrsvereine. — Aus den Bundesvereinen. — Bücherschau. 


Nr. 6. 

Kalscrjiibiläum. Von Dr. Paul Liman. 267—268 

Das Verkehrswesen und seine Entwicklung im letzten 
Vierteljahrhundert. Von Dr. Alfred von der 

Leyen. 270—276 

Der Triumph der deutschen Seeschiffahrt unter Wil¬ 
helm II. Von .Vlbert Ballin, Generaldirektor der 

Hamburg-Amerika-Linio. 277—280 

Die Fntwickliing des Sports unter der Regierung 

Kaiser Wilhelms II. Von Professor Dr. Weißbein 281—284 
Fünfundzwanzig Jahre deutscher Kunst. Von 

Dr. Max üsborn . 286—293 

Der Kaiser und die Seinen. Von Josef Buchhorn. 293—298 
Die llauptresidenzstädte des Kaisers: Berlin und 

Potsdam. Von Wilhelm Konrad Gomoll. . . 299—302 

Der Kaiser und die Verkehrs Propaganda. 303—304 

Der Kaiser im Urteil des Auslandes. 304—305 

Werbearbeit für die deutschen Verkehrsinteressen. 

Von Justizrat Lebrecht. 306 

Wirtschaftlicher Teil. 307—322 

Die Fremdenunterkunft bei Ausstellungen und sonstigen 
Veranstaltungen. — Natur- und Heimatsehutz. — 
Forschen und Wissen. — Buntt» Chronik. — Eisenbahn- 
w’esen (Zum Projekt der neuen Harzbahn. Alkohol und 
Verkehrssicherheit). — Automobilwesen. — Luftfahrt 
(Zeppelins Ehrentag). — Sport und Spiel. — Kongresse 
und Versammlungen. — Ausstellungen. — Die schönen 
Künste (Musik. Malerei). — Bäder uml Sommerfrischen. — 
Verkehrspropaganda. Bund Deutscher Verkehrsvereine. 
Aus den Bundesvereimm. — Bücherschau. 


Nr. 7. 


Kobiirg. Von A. Trinius . 323—326 

Die W'artburg. Von Professor Dr. R. Flex . . . 327—331 
Das neue W^eimar. Von Johannes Schlaf .... 331—335 
Staat und Wissenschaft als Förderer der Thüringer 

Kurorte. Von Dr. Walter Sclnvarz. 335—336 

Klassische Stätten in und um Ilmenau. Von Karl 

Sonnekalb . 337—339 

Auf dem Kiekelliahn. Von Friedrich Licnhard . 339—340 
Die große Kunstausstellung Düsseldorf 1913. Von 

G. Howv. 341—346 

Der Märchenbrunnen im Friedrichshain zu Berlin. 

Von Geh. Baurat Archit(‘kt Ludwig Hoffmann 347—349 
Rennstiegwanderung. Von Wilhelm von Scholz . . 349 

Kreuz und quer durcli Stadl und Land: 

Die Festspi(*le des Rlnunischen Goethe- 

Vereins 1913 350—351 

Hannover.sche Fest- und Sportwoche. 351—352 

Das neue Kurhaus in Bad Kreuznach .... 352 

Das Handwcrkererholungslieim bei Traben- 

Trarbach . 353 

Geheinu'r ()b(*rregierungsrat Prof. Dr.-lng. 

Julius Raschdorff. 353—354 

Jos. Schumacln*!’, Dir(‘klor des Bundes Deutscher 

Verkehrsvt*n*ine. 354 

Eine Erinmuanig an das Kaiserjubiläum auf 

Rügen... 354 

Wirtschaftlicher Teil. 355—370 

Die glückliche Gefangennahme. Von Wilhelm Arminius. 
— Deutsrher Stil im Kunsthandwerk. — Genußreiche 
Ferienreisen — Hordenreisen? — Natur- und Heimat¬ 
schutz. — Die schönen Künste (Theater, Musik, Malerei, 
Baukunst). — Bunte (dironik. — Deutschland und das 
Ausland. — Eisenbahnwesen. — Schiffahrt. — Luft¬ 
fahrt. — Automobilw(*sen. — Sport und Spiel. — Kon¬ 
gresse und V(*rsammlung(*n. — Aussttdlungeii. — Bäder 
und Sommerfrischen. — Verkehrspropagamla. — Bund 


Deutscher Verkehrsvereine. — Aus den Bundesvereinen. 
— Bücherschau. 


Nr. 8. 

Das Eilenburg der Gegenwart und seine W'^ünsche für 


die Zukunft. Von Dr. Belian, Erstem Bürger¬ 
meister der Stadt Eilenburg. 371—374 

Franz Abt und anderes aus der Geschichte der Studt 
Eilenburg. Von Willi. Grigel, Rektor der Mittel¬ 
schule in Eilenburg. 374—378 

Die Schwäbische Alb. Von Gustav Ströhmfeld. . 378—384 

Posen. Von Dr. Hermann Dreyhaus. 385—388 

Internationale Baufachausstellung Leipzig 191B . . 388—392 


1 







































3 


25 Jahre Westerwaldklub. Von O. Runkel (Dierdorf) 392—395 
Bad Oeynhausen. Von Ferdinand Teetz .... 395—397 
Augenblicksbilder von der Kieler Woche. Von 


Oswald V. Aibling. 397—399 

Krem und quer durch Stadt und Land: 

Die St. Andreasberger Zahnradbahn. Von Max 

Heidorn. 399—400 


Die Verschandelung des Hegaus. Von Dr. Bode 400—401 
Der neue Bahnhof in Wanne. Von Dr. Heßeier 401—402 
Die Zoppoter Waldoper. Von Fritz Droop. . 402 

Ble große Trommel, eine Schwarzwaldgeschichte. 

Von August Ganther. 403—405 

Wirtschaftlicher Teil. 406—420 

Erfahrungsaustausch unter Verkehrspraktikern. — Natur- 
und Heimatschutz. — Forschen und Wissen. — Die 
schönen Künste. — Bunte Chronik. — Die Welt der 
FYau. — Deutschland und das Ausland. — Eisenbahn¬ 
wesen. — Luftfahrt. — Sport und Spiel. — Ausstellungen. 
— Kongresse und Versammlungen. — Verkelirspropa- 
ganda. — Bundesnachricliten. — Bücherschau. 


Nr. 9. 


Bas tausendjährige Cassel. Von Richard Spangen¬ 
berg . 421—423 

Bas neue hessische Landesmuseum in Cassel. Von 

Paul Heidelbach. 423—427 

Zum 40jährigen Bestehen der Sehwarzwaldbahn. 

Von J. de Pellegrini. 427—432 

Bie Burgen des Harzes. Von Arohivrai D. Dr. Ed. 

Jacobs . 432—434 

Ber Mannheimer Hafen. Von H. M. Fuchs-Barial. 435—438 
Einiges über Radium und seine Anwendung. Von 

Dr. Karl Aschoff. 438—442 

Überlandzentralen und Heimatschutz. Von Dr. jur. 

Hesseler . 443—444 


Herbsttage im Riesengebirge. Von G. Krause . . 445 

Eremdenhcim und Kunstgewerbe. Von Dr. J. Popp. 445—447 
Krem und uer durch Stadt und Land: 

Der Jäger aus Churpfalz. Von Louise Sehulzc- 

Brück. 447—448 

Der Funkenturm im Toten Moor. Von Max 

A. Tönjes.418—449 

Der Hildesheimer Katzenbrunnen. Von Henry 

Cassel. 449 

Das Taunusobservatoriuin auf dem kleinen Feld¬ 
berg. Von F. Moeneh. 449—450 

Schutz der Pliensaubrüeke in Eßlingen . . . 450 

Ber Tod des A Pro. Novelle von Ernst Zahn . . 451—455 

Wirtschaftlicher Teil. 456—46(3 

Der Deutsche W'erkbund und die Deutsche Werkl)und- 

ausstellung Köln 1914. — Natur- und H(*iinatschutz. — 
Forschen und Wissen. — Die schönen Künste. — Bunte 
Chronik. — Deutschland und das Ausland. — Eistui- 

bahnwesen. — Luftfahrt. — Sport und Si)iel. — Aus¬ 
stellungen. — Kongresse und Versaininlungen. — Bundes¬ 
nachrichten. — Aus dem 1 loteiwesen. — Büclierschau. — 
Geschäftliches. 


Nr. 10/11. 


MBeutscher Wein und deutscher Sang . . . 467 

Wein und Geselligkeit. Eine Plauderei von 

Alexander von Gleichen-Rußwurm. 468—470 

Christus ln der Kelter. Von Dr. phil. Ludwig 

Burchard. 470—474 

Bentscher Wein im deutschen Lied. Von Dr. Paul 

Landau. 474—479 

Weingericht. Von Johannes Trojan. 479 

Ber Wein in der bildenden Kunst. Von Dr. Pani 

F. Schmidt. 480—484 

Ein Kapitel vom Moselwein. Von A. Trinius . . 484—488 
Bas deutsche Weinglas. Eine Skizze von Gustav 

B. Pazaurek. 488—192 

Bas elsässische Rebland und seine Erzeugnisse. Von 

Redakteur L. Hausherr. 492—496 

Berühmte Weinfässer. Von Dr. W. M. Schmid. . 496—498 

Ptllser Wein. Von Wilhelm Michel. 499—500 

Ber deutsche Rotwein und seine Herstellung. Von 

W. Röder . 501—503 

Bn Klosterkcller Eberbaoii. Eine Rheinsage, erzählt 

von W. Schäfer. 503 

Slelnberger Kabinett 1865. Von Carl Busse . . . 503 


>Veinwanderungen im Rheingau. Skizze von W''alther 

Schulte vom Brühl. 504—506 

Bas Weiiiinuseum in Speyer am Rhein. Von Emil 

Heuser.*. 506—608 

Weinbau an der Nahe. Von Karl Voigtländer . . 508—510 
Badische Weine. Eine Plauderei von ökonomierat 

Dr. Müller.511—513 

Der Weinbau im Königreich Sachsen. Von Dr. 

Horst Hofer .513—516 

Wein und Gesang. Von Lebrecht Treu.517—518 

Vom Frankenwciii — und Stciiiwcin. Von Dr. J. 

B. Kittel.519—520 

Studenten und Wein. Eine kulturhistorische Plau¬ 
derei von Rektor Haminelrath. 520—522 

Die sonnige Pfalz am Rhein und ihr köstlieher Wein. 

Von llauptmann a. D, v. Winning. 522—525 

Die Zeeher von Bullay. Von Leonore Niessen- 

Deiters.'. 525 

Was vom Wein. Von Fritz Müller. 526—527 

Der erste Kongreß des Deutschen Weinbauverbaiides 
zu Mainz (27. Deutscher Weinbau-Kongreß). 

Von Hans Ludwig Linkenbach. 527—529 

Wirtschaftlicher Teil. 530—534 

Volks- und Bürgerschuliinterricht über Wesen und Be¬ 
deutung des Fremdenverkehrs. — Die schönen Künste. — 
Bunte Chronik. — Eisenbahnwesen. — Luftfahrt. — 

Ausstellungen. — Verkehrspropaganda. — Bnndesnach- 

richten. — Biieherschau. 


Nr. 12/13. 


Skiwanderungen dureh deutsche Wintersportgebiete : 

Ilaiiptstalten des Wintersports in Thüringen. 

Von E. W. Rohde . 535—538 

Winterfahrten in den Vogesen. Von Adrian 

Mayer. 538—540 

Schneeschnhwandernngen im westlichen Sauer¬ 
land. Von H. Großjohann. 540—544 

Nach der ersten Bergfahrt. Von G(»ttfried K<‘ller 544 
Vom Waiider-, Wände- und Wintersport. Eine 

Spätherbstplaiiderei von Max Rohrer .... 546—549 
Altniederlündisches Winterleben. Eim» kunst- 
geschichtliche Betrachtung über den Winter in 
(1er altniederländisehen Malerei von Dr. E. 

Pii(itzsch. 550—553 


Der Photograph iiii Schnee. Von Dr. Knhfahl . . 553—555 
Deutsehlaiids Denkmal der VölkersehlaClit. Von 

Dr. Friedr. Castelle. 555—559 

Römische (wrabsteine in Deutschland. Von Dr. G. 

Behrens . 559—561 

Fürst Fürstenberg und seine Residenz Donau- 

esehingen. Von l^roh^ssor Otto Iltünrich . . 562—564 
Die Karwendelbahn. Von Ant. Roitzsch .... 564—566 
Kreuz und <|uer durch Stadt und Land: 

Sill)crjui)iläuin des Schwäbischen Alhvereins. 

Von Gustav Slröhmfeld. 566—568 

Von Cassels Tausendjahrfeier. Von Paul 

IIei(l(‘lbaeh. 568—569 

Das KronguL Villa Sarabodis in der Eifel . . 570 

Ein Landheim des „Altwandervogcls“. Von 

Wilhelm Muhr. 571 

Schiilzenknüppel. Von Lothar Wende . . . 571—572 
Alte tüesehiehteii. Von Friedr. Wilh. Weber . . . 572 

Snob iin Schnee. Von Fritz Müller. 573—574 

Wirtschaftiieher Teil. 575—584 

Der 22. Allgemeine Deutsche Bäder tag in Baden weiler 
am 29. und 30. September 1913. Von Dr. Max Hirsch. — 
Kisenbahnbehörde und Winti*rsp(»rt verkehr. — Be- 

spn*chiing hei der Kimiglieheii Eisenbahndirektion Essen. 
— Natur- und Ileiinatsehutz. — Forschen und VVi.sscn. — 
Eis(*nbatinwesen. — Luftfahrt. — Ausstellungen. — Ver- 
k(‘hrspropagan(ia. — Mitteilungen des Bundes Deutscher 
V(‘rk«*hrsvereine. — Aus den Bundesvereinen. 

Nr. 14/15. 

Skiwaiideruiigen durch deutsche Wiiitersportgebiete : 

I. Skilauf im Sehwarzwald, Von Rechtsanwalt 


L. Freund. 585—587 

II. Anmar.schwege zu den Hauptskigebieten des 

Harzes. 587—590 

III. Winter^)ort iin bayerischen Hochland. 

Von .Max^Rohrer . . '. 591—596 























































4 


Weihnachten im Schnee des Thüringer Waldes. 


Von E. W. Rohde . 596—598 

Dezember. Gedicht von Wilhelm Uhlmann (Bixter- 

heide). 598 

Über die Bedeutung des militärischen Skilaufes. 

Von Dr. med. Erwin Jaeger. 599—600 

Die Entdeckung des Wintersportes in Deutschland. 

Von Dr. Paul Landau. 600—607 

Wintersport auf dem Dorfe. Plauderei aus Niedcr- 

deutschland von Karl Wagenfeld. 608—609 

^^Stllle Nacht, heilige Nacht ... Von Ernst 

Boerschel.610—612 

Weihnachten. Gedicht von Joseph Freiherr v.Eichen¬ 
dorff . 612 


Alte deutsche Weihnachtskrippen. Von Dr. W. M. 

Schmid.614—618P 

100 Jahre Grimmscher Märchen. Von Stadtschulrat 

Dr. Schmitz .618—621 

Adolf Eolping. Zu seinem 100. Geburtstage aih 

8. Dezember 1913. Von Rektor Hammelrath 621—624 
Um die Weihnachtszeit. Erzählung von Charlotte 

Niese. 625—630 

Wirtschaftlicher j^Teil . 630—643: 

Natur- und Heimatschutz. — Forschen und Wissen. — 
Bunte Chronik. — Deutschland und das Ausland. — 
Eisenbahnwesen. — Schiffahrt. — Automobilwesen. — 
Kongresse und Versammlungen. — Ausstellungen. — 
Wintersportplätze in Deutschland. — Bäder und Sommer¬ 
frischen. — Verkehrspropaganda. — Aus den Bundes¬ 
vereinen. — Bücherschau. 























Sach- und Ortsverzeichnis. 


Beim Aufsuchen von Artikeln beachte inan die Saminelrubnkon: 
Ausstellungen, 

Automobihvesen, 

Bäder und Sommerfrischen, 

Bücherschau, 

Bundes vereine, 

Bund Deutscher Verkehrs vereine, 

Bunte Chronik, 

Deutschland und das Ausland, 

Eisenbahnwesen, 

Ilotehvesen, 

Luftschiff- und Flugwesen, 

Natur- und Heimatschutz, 

Schiffahrtswesen, 

Theater, festliche und sportliche Veranstaltungen, Kongresse usw., 
Verkehrs-Propaganda, 

Wintersport, 

Wissenschaflliches. 

Abkürzungen: A = Aufsatz 

Aussch. -= Ausschuß 

Ausst. — Ausstellung 

Yr. “ Fremden 

Geb. == Gebirge 

V. -= Verein 

Verb. = Verband 

Verk. Verkehr. 


Die Schwäbische Alb A 378 
Alte Geschichten A 572 
Burg Altena 73 

Arnsberg i. W. u. Umgebung 57 
Burg Arnsberg 76 

Ausstellungen: 

Barmen, 16. Allgemeine Wui)perialer 
Geflügel-Ausst. *261 
Berlin, Intern. Automobil-Ausst. 578 
•— Fachausst. f. Desinfektion u. Un¬ 
geziefer-Vertilgung 104 
— Große Kunstausst. 37, 104 
— Fachausst. d. Verb. d. Ledertreib¬ 
riemenfabrikanten Deutschl. 578 
— Fachausst. d. Papicu*- und Druck¬ 
industrie 38 

Bern, Schweizerische Landesausst. 1014 
37, 206, 635 

Breslau, Jahrhundertfeier d. Freiheits¬ 
kriege, verbunden mit historischer 
und Gartenbau-Ausst. 104 
Cassel, Deutsche Kunstausst. 104 
Chemnitz, Mitteldeutsche Spielwaren- 
Ausst. 578 

Coburg, Thüring. Ausst. f. d. Gastwirts¬ 
gewerbe, Hotel wesen usw. 38 
Daressalam, Allgem. Deutsch-Ostafrik. 

Landesausst. 319, 578 
Darmstadt, Ausst. namhafter Privat- 
GemjUdesammlungcm 104 
— Kunstausst. 1914 104 
Dresden, Ausst. Das deutsche Handwerk 
578 

Dortmund, Deutscher Venudn gegen 
den Mißbrauch geistiger (h*lranke, 
Wander- Ausst. 38 
— Provinzial-Pferdesch.au 104 
Düsseldorf, Ausst. 1015 460, 578 
— Große Kunstausst. 1013 37, 38, 156 
Duisburg, Kochkunst- und G(*werbe- 
Ausst. d. rhein. Zone d. «leutschen 
Gastwirte- Verb. 104 
— Kunstausst. 260, 261 
Elberfeld, Bergische Ausst. ‘206 


Essen, Gewerbeschau 103, 367 , 

— Sauerland-Aiisst. 38, 02 
Florenz, Ausst. 1013/14 104 
Gent, Deutsche Ausst. 318 

— Weltausst. 37, 103, 261 
Hildesheim, Kochkunst- und Nahrungs¬ 
mittel-Ausst. 104 

Höhr, Industrie- u. Handwerker-Ausst. 

Holland, Jubiläums-Ausstellungen 307 
Karlsriiln*, Große Kunstausst. 1015 104 
Kiel, Gastwirte- u. Kochkunst-Ausst. 38 
Koblenz, Gedächtnisausst. Koblenz und 
hjhrenbreitstein vor 10() Jahren 578 
Köln, Ausst. All- u. Neu-Köln 104, 155 

— Der Deutsche Werkbund und die 
Deutsclie Werkbundausst. 1014 455 

Königsberg, LainlwirlschafM. Provin- 
zialausst. 104 

L(*ipzig, Intern. Baufach-.\ussl. 37, 38, 
155, *206, 261 

— Buchgewt*rbe-Au.sst. 1014 578, 635 

— Der preuß. Staat auf der I. B. A. 
103 

Lima (Peru), Intern. Hygi»‘n(‘-Ausst. 461 
London, Motoren- u. Motorboot-Ausst. 

Mannheim, Deutsche Künstlerbund- 
Ausst. 104 , . , 

Marseille-Paris, Kampf um die Kolomal- 
Ausst. 310 

Minden ^Westf.), Gewerbe- u. Industrie- 
Aiisst. 635 

München, Ausst. „Bureau u. Geschäfts¬ 
haus“ 104 

— Sinldeutschc Drogisten-bachaiisst. 
206 

— Fachausst. f. Gaserzeugung und 
Gasverwertung 578 

— Hunde.ausst. 38 

Nassau a. <1. Lahn, Stein-Gedächtnis- 
ausst. 261 

New York, Intern. Unfallverhutungs- 
und Gewerbehygiene-Ausst. 461 


Paderborn, Gewerbe-, Industrie- und 
Kunst-Ausst. 104, 206, 260 
Paris, Große intern. Kunstgewerbe- 
ausst. 358 

— Intern. Luftfahrzeug-Ausst. 578 
Saarbrücken, Kolonialausst. 38 
Sonderburg, Düppel-Gedächtnis-Ausst. 

. . 

Ständige Ausstellungskommi.ssion 37 
Straßburg, 26. Wanderausstellung der 
deutschen Landwirtschafts-Gesellsch, 

Stuttgart, Schwab.^ Albverein, Jubi- 
läumsausst. 38, 156 
— Frühjahrs- u. Gartenbau-.Vusst. 38 
— Ausst. f. Ge.sundheitspflege 578 
— Kunstausst. 38 
_ Fachausst. f. Papier- und Schreib¬ 
waren 104 . 

Toronto, ,,Canadian National Exhibi¬ 
tion“ 37 

Trier, Eifelausst. 38 
Zwickau, Ausst. v. vorbildl. Arbeiter¬ 
wohnungseinrichtungen 38 

A u t o m o b i 1 w e s e n: 

Allgemeiner Deutscher Automobilklub, 
10. Stiftungsfest 365 
Einführung staatl. Kraftwagenlinicn in 
Bad(*n 635 

Kartell curop. Had- (Motor-) Fahrer und 
Automobilisten-Verbände c. V. 316 
Taunusrundfahrten 152 

Bäder und Sommerfrischen: 

Aachen, Reform des Kurwesens 157, 640 
Assmannshausen, ein angefochtenes 
Kurhausprojekt 320 
Badenweiler, 22. Allgem. Deutscher 
Bäder tag A 574 

Bavern, die Sommerfrischen des Baye¬ 
rischen Waldes 108 
Harzer Jungborn 108, 466 
Militärgenesiuigsheiin im Taunus 320 




t 

6 


Ostseebäder 158 
’ Schlesiens Bäder 207 
Die schlesischen Bäder im letzten Jahr¬ 
hundert A 188 

Frühling im württemb. Neckartal 39 
Altheide 187. Bad Elster 107, 207, 262, 
640. Bad Ems 207, 261. Bad Gott¬ 
leuba 262, 368. Bad Ilmenau (Thü¬ 
ringen) 367. Bad' Köstritz (Thü¬ 
ringen) 262. Bad Kudowa 180. Bad 
Nauheim 158, 261. Bad Oeynhausen 
39, 107, 158, 207, 261, A 395, 640. 
Bad Salzbrunn 188, 262. Ostseebad 
Binz 262, 320. Brunshaupten-Arend- 
see 140. Dürkheim (Rheinpfalz) 107, 
261. Flinsberg 187, 188. Friedrichs- 
rodal07, 320. Kreuznach 39. Münster 
am Stein 207. Nahetal 207. Pyrmont 
39. Reinerz 188. Schreiberhau im 
Riesengebirge 207. Vierwaldstätter¬ 
see 262. Vogesen 207. Warmbrunn 
188. Westerland (Sylt) 39. Wies¬ 
baden 39, 158. Wildbad 207. Wyk 
auf Föhr (Nordseebad) 158, 262. 
Zoppot 195, 207 
Berleburg 74 

Berlin und Potsdam, die Hauptresidenz¬ 
städte des Kaisers A 299 
— der Märchenbrunnen im Friedrichs¬ 
hain A 347 

— Betrachtungen z. IV. Internat. 

Kongreß für Physiotherapie A 231 
Biedenkopf 76 

Auf der Bilderjagd, ein Vorfrühlings¬ 
waldgang A 20 
Bilstein 74 

Braunschweig, die schöne alte Weifen¬ 
residenz A 233 
Breckerfeld 66 

Breslau, Jahrhunderthalle 164 
Brilon 68 

Bücherschau: 

Das Algäu 215 
„AJt-Westfalen“ 113 

■ „BadnerJand“ 215, 466 

„Das Badnerland im Winter“ 643 
Bonn, Führer 420 
, — Stadtplan 466 
• Was ist Braunschweig? 113 
Ein englischer Führer durch Braun¬ 
schweig 265 

Breslau, Jahrhundert-Ausst. 161 
Cleve, Führer 215 
Danzig als Hochschulstadt 46 
Führer durch Düsseldorf und Um¬ 
gegend 265 
Eifel-Festschrift 214 
Für jede Familie ein Eigenheim statt 
der Mietwohnung 45 
Die deutsche Kolonie in England 322 
„Die englische Ostküste“ 162 
Karte von Zentral-Europa 215 
Frankfurt a. M., ein russischer Führer 
420 

■ Reliefkarte Freiburgs u. d. südlichen 

Schwarzwaldes 370 
Fremde Sprachen und ihre Erlernung 
466 

„Finsterbergen — ein Thüringer Wald- 
idyU“ 265 

„Geographische Bausteine“ 322 
Geographischer Bilderatlas aller Länder 
der Erde 534 

Handbuch des Deutschen Touring-Club 
e. V., Sitz München 265 
Bad Harzburg, Gebirgsluftkurort und 
Solbad 46 
Harzführer 162 
Heimat und Fremde 215 
„Das Hotel“, Wochenschrift des intern. 

Hotelbesitzer-V. 419 
Kaiser Wilhelm II. als Denker 322 


Führer durch Karlsruhe und Umgebung 
370 

„Klein, 150 Ausflüge“ 162 

Führer für Klingenthal und Voigtland 

215 

Leipzig, Führer durch die Musterlager¬ 
messen in spanischer Sprache 643 
— Meßadreßbuch 114 
Mannheim, Führer 114 
„An die Ostsee!“ 216 
Preußens Geschichte 161 
Reisepläne für den Württembergischen 
Schwärzwald und die Schwäbische 
Alb 265 

,,Die rote Erde“ 113 

Rügen, Ostseebad Saßnitz und Rügen 

216 

Rügens Schönheiten 162, 265 
,,Die Sächsische Schweiz 1913“ 215 

Sauerland-Liieratur 113 
Führer durch Schleswig-Holstein-Lauen- 
burgs Bäder und Sommerfrischen 420 
„Die besten Schnellzugsverbindungen 
und die intern. Anschlüsse nach 
Konstanz, an den Bodensee und 
zurück, mit besonderer Berücksichti¬ 
gung der Badischen Schwarzwald¬ 
bahn“ 420 

„Sylt, die Königin der Nordsee“ 114 
Thüringen 46 

,,Thüringen im Sommer“ 215 
Vogels Karte des Deutschen Reiches 
und der Alpenländer 322 
,,Das Waldenburger Bergland“ 419 
,,Wernigerode und Umgegend“ 162 
Die Weser in Geschichte und Sage 465 
Führer durch Westpreußen 420 
Wetter, Klima, Reisen 466 
Winter in München und im bayerischen 
Hochland 643 
Winter in Norwegen 643 
,,Württemberg und Hohenzollern“ 420 
Wuppertaler Wanderbuch 265 
Ostseebad Zoppot 162 

Bundesvereine : 

Augsburger Fr.-Verk.-V. 212, 465 
Bayern, Landes - Fremdenverkehrsrat 
321 

Verb, bergischer Verk.-V. 419 
Verk.-Aussch. d. Bergstraße, die Berg¬ 
straße im Bilde 462 
Bonner Eifel-V., 25jähr. Bestehen 582 
Bonn, neues Mitgl. d. Bundes Deutscher 
Verk.-V. 370 

Chemnitz, V. f. Fr.-Verk. 44 
Darmstadt, Verk.-V. 161 
Dresden, V. z. Förderung Dresdens 
und des Fr.-V. 321 
Düsseldorf, Verk.-V. 370 
Eifel-V. 112, 213, 419, 642 
Ehrung des Eifelvereins-Vorsitzenden 
45 

Verk.-V. Fichtelberg- und Keilberg¬ 
gebiet 212 

Freiburg i. Br., Verk.-V. 161 
Verb, deutsch. Geb.- u. Wander.-V. 463 
Hamburg, V. z. Ford. d. Fr.-V. 112 
Harzer Verk.-Verb. 560 
Harzldub 463 

Hessischer Verb. d. Verk.-V. 211, 462, 
581 

Hildesheim, V. z. Hebung d. Fr.-V. 214 
Honnefer Verk.-V. 45 
Karlsruhe, Verk.-V. 534 
Kiel, Verk.-V. 45 

Koblenz, V. z. Hebung d. Fr.-V. 112 
Kölner Eifel-V., 25jähr. Bestehen 
370, 534 

— Verk.-V. 44, 419 
Leipzig, Verk.-V. 112, 641 
Lübeck, Verk.-V. 274 
Magdeburg, Verk.-V. 44 
Mainz, Verk.-V. 45 


Marburg, Verk.-V. 213 
Mecklenburgischer Verb. 533 
Verb, mitteldeutscher Verk.-V. 462, 464 
Allgem. Mosel-V. 45, 370 
München, V. z. Förd. d. Fr.-V. in 
München und im bayerischen Hoch¬ 
land 161 

Bund Niederrhein 265 
Oberhausen, Verk.-V. 213 
Pfälzischer Verk.-Verb. 212, 419 
Rheinischer Verk.-V. 213, 321, 582 ■ 
Verk.-Verb. für Pommern und die Insel 
Rügen, Morgen verbin düng von Stettin 
nach Breslau 112 
. Sächsischer Verk.-Verb. 263 
Stuttgart, Deutscher Ski-Verb.-Tag 583 
— V. f. Fr.-Verk. 642 
Südwestdeutscher Verk.-Verb. 160 
Staatliche Unterstützung von Verk.-V. 

in Thüringen 580 
Usedom, Inselklub 45 
Weser-Geb.-V. 464 

Westerwaldklub, 25jähr. Bestehen 370 
Verb. d. Verk.-Vereine Westfalens und 
angrenzender Gebiete 44, 160, 264, 
464 

Westpreußischer Verk.-Verb. 582 
Württembergisch-HohenzollernscheVer- 
einigung f. Fremdenverkehr 212, 641 

Bund Deutscher Verkehrs¬ 
vereine : 

Adreßbuch-Aus tausch 112 
Amtliche Auskunftstellen in Paris und 
London 418 

Beteiligung des Bundes an Ausstellungen 
211, 369, 418 

Bildschmuck in den Eisenbahnwagen 
43, 210, 321, 369, 417 
Breslau, Hauptversammlung 42, 111, 
210 

Bundesarchiv u. -bibliothek 321, 418 
Zeitschrift ,,Deutschland“,Werbeheft 43 
Einsendung von Geschäftsberichten und 
Satzungen 112 

Besprechungen der Eisenbahndirek¬ 
tionen mit den Verkehrs-Vereinen 
462, 580 

Leipzig, Ausst. ,»Deutschland im Bild“ 
321 

— Tagung des Hauptvorstandes und 
des Großen Ausschusses 579 
Neue Mitglieder 210 
Paris, Deutsches Verkehrs-Bureau 417 
Photographischer Wettbewerb 42, 321, 
417, 418 

Private Reise- und Verk.-Bureaus 418 
Sammelsendung von Propaganda¬ 
schriften 263 

Übertreibungen in den Propaganda¬ 
schriften 418 

Auskunft in Reklamefragen 368 
Verkehrs-Reklame auf den Ausstellun¬ 
gen 43 

Rostow a. Don (Rußland), neue Aus¬ 
kunftsstelle des Bundes 44 
Innere Bundes-Statistik 321 
Tsingtau, Verein zur Hebung des 
Fremdenverkehrs 462 
Usedom, Inselklub 44 
Verkehrskartei des Deutschen Reiches 
43, 211 
Warnung 369 

Warschau, Auskunftsstelle des Bundes 
D. Verk.-V. 263 

Werbetätigkeit im Auslande 321 

Bunte Chronik: 

Zur Geschichte des Alpenkostüms 361 
Amerikareklame der schweizerischen 
Bundesbahnen 631 

Eine unheimliche Automobilfahrt durch 
den Park von Fontainebleau 33 
Aus alten Badeordnungen 361 







Beethoven und die deutsche Sprache 
in der Musik 532 

Berlin, 4 Millionen Einwohner in Gro߬ 
berlin 100 

— das deutsche Musikfest 319 

— -Siegelmarken 631 

Die Bibliotheken der Sommerfrischen 
361. 

Binz (Rügen), Freilichttheater 359 
Wie Blücher promovieren half 457 
Blücher als Sänger 313 
Was Blumenschlachten kosten 33 
Durch den Bosporus 256 
„Bräune dich zu Hause“ 256 
Eine Statistik der unbemittelten Bräute 
256 

Buberls Weltlied 409 
Eine Neubelebung Calderonscher 
Bühnenkunst 530 

Der St. Laurentiusmarkl (Pferdemarkt) 
in Crange und die Emscherbruch- 
pferde 407 

Man spricht Deutsch 203 
Das Dolomitengespenst 408 
Düsseldorfs Einwohnerzahl 100 
Der Frauenbund zur Ehrung rheinl. 
Dichter 314 

Eifel, Ausgrabung der Ruinen des 
römischen Tempels auf dem Addig 
bei Pesch 149 

Eisenbahnfahrpreise und -fahr Zeiten 
vor 60 Jahren 31*4 
Elberfeld, Musik fest 359 
In dreieinhalb Tagen von England 
nach Amerika 635 

Was Europa für Ferienreisen verbraucht 
533 

Europareise amerikanischer Hoteliers 
631 

Europäische Eindrücke des amerikani¬ 
schen Thealerkönigs 631 
Abänderung der Pfingslferien in Rhein¬ 
land und Westfalen 100 
Der Flügel als ideales Ilaiisinstrunient 
420 

Frankfurt a. M., Kaiserpreissingen 149 
Es muß französisch sein 407 
. Lesende P'rauen 409 
Über Frauen auf der Sommer reise 360 
Friedrich der Große und seine Künstler 
457 

Ein Führer für Reisende vor 200 Jahren 
255 

Ein Gedicht in einem Satz 458 
Die glückliche Gefangennahme A 355 
Gesundheitsschädliche Frauenberufe 409 
Ein Gemälde Goyas für eine halbe 
Million Mark löl 

Guben, das erste deutsche Genossen¬ 
schaftstheater 359 

Muß man den richtigen Namen auf den 
Meldezettel im Hotel schreiben? 458 
Internationales Institut für das Ilotel- 
bildungswesen 583 

Hotelpreise vor einem Vierteljahr¬ 
tausend 458 

Ilberstedt bei Rernburg, ein (*ig(*narliges 
Denkmal 409 

„Imperator“, die Vorräte eiiu's scliwim- 
nienden Hotelpalastes 33 
Turnvater Jahns „Dachtel“ 360 
Jahreskurse zur Fortbildung der Ju¬ 
risten 457 

Kaiser Wilhelms Geschenk an Nor¬ 
wegen 312 

Der Kaiser und das llunsrücker 
Bäuerlein 457 

Der Kaiser beim „Jäger aus Kurpfalz“ 
203 

Reform des Kinodramas 100 
Robert-Koch-Denkmal 100 
Köln, Städtische Handelshochschule 360 
— Hochschule für kommunale und 
soziale Verwaltung 407, 457 


Bad Kreuznach, neues Kurhaus 531 
Krisis im Sonderbund westdeutscher 
Kunstfreunde 101 

Der Kronprinz und der Herr Orts¬ 
gendarm 457 

Reise des Kronprinzen nach Deutsch- 
Ostafrika 256 

Deutscher Stil im Kunsthandwerk 357 
Die staatl. Kunstschätze Italiens als 
Einnahmequelle 583 
Der Jäger aus Kurpfalz 407 
Das rheinische katholische Lehrerheim 
bei Honnef 203 

Förderung des Männergesanges 101 
Ein neuer Mammutfund 408 
Mauthäusl, Die Wirtin zum Mauthäusl 
101 

Eine Stadt auf dorn Meeresgrund 101 
Meteore als Schiffsgäste 532 
Ein kleines Mißverständnis 256 
Mutterliebe eines Vogels 361 
Die niederländischen Staatsbahnen im 
Rechnungsjahr 1912 584 
Förderung der Obstbaum pflege 149 
Oeynhausen, das neue Kiirtheater 457 
Paradebilder von Franz Krüger 319 
Ein fröhliches Postamt 314 
Ernst-Ludwig-Preis d. Verb. d. Kunst¬ 
freunde in den Ländern am Rhein 320 
Der Professor als Dienstmann 203 
Süße Rache 409 
Die älteste Rebe der Welt 531 
Regensburg, Aufstellung der Büste 
Richard Wagners in der Walhalla 100 
„Von der Reise“ 314 
Reiseandenken 313, 408 
Wieviel ßilhdte gebraucht man zur 
Reise um die Welt 457 
Wie man vor 75 Jahren von Pr.-Holland 
nach Königsberg reiste 631 
Max Liebermann über Rembrandt 531 
Renntierzucht in Deutschland 360 
Woher stammt das Wort Reslaurant? 
631 

Der Uheindfimpfer als Sommerfrische 
408 

Sachs(*-()f)er 407 

Sandstein bau teil in Industrii'gegenden 
360 

Schauspiel(‘r als Sänger 313 
Sclieffeldenkmal am \U nnsteig 532 
Ein(‘ all römische Schlafwagengesell¬ 
schaft 409 

Schlafzimmer in einem Vulkan zu ver¬ 
mieten 34 

SoldatenlielM'ude Ti(*re 409 
Eine alle römische Speisekarte' 256 
,,n(*r Herr im Speäse'wagen“ 313 
.,Fine schwere' Sprak * 313 
Stapellauf, Gedicht von Detlev von 
Liliencron 312 
Ein echter Steinway 46(5 
Ein deutsches Dorf ohne Steuern 
(Langenaubach) 533 
Ein Tedegramm rund um die* Erde 533 
Thüringisches blyll 360 
Eine m'ue* Tropfsleinhöhh' in der 
Schwäbischen .Mb 583 
Eine poetische* Warn.ungslafe'l für .\ute)- 
me)bile* 34 
Der We'g\\e*iser 34 

De^r Weinbau in ele*r Mark Branehuiburg 
531 

Ein We*tlbe*vve*rl) eler eleulsehen Re'- 
gie'rung (Be)tse hafle*r - Palais in 
Washingte)!!) 100 

Wie*n. Arbe*ite*r-Bilelungsve*rein, Stu- 
elienre'ise 407 

Wie'sbaeh'U. De'utsehe Ge'sedlsehaft für 
Kaufmanns-Erhe)Iungsheime* lol, 149 
Wie elie* gre)l.»e*n Keunite'e*s ausl. Zritunge'ii 
zustaneh' ke)mme*n. 631 


Cassel, das neue hessische Landesmuseum 
A 423 

Von Cassels Tausendjahrfeier A 568 

Das tausendjährige Cassel A 421 . ’ ■ &L 

Christus in eler Kelter A 470 

Clausthal iin Oberharz A 217 

Dahlerbrück 66 

Deutschland u n el das Ausl a'n'd: 
Ein deutsch-amerikanisches Fest 255 
Deutschlandreise der amerikanischen 
Ingenieure 32 

Deutscher Sprachunterricht in Nebraska 
(Amerika) 148 

Amerikanische Universitäten 362] 
Ansiedelung von deutschen Rückwande¬ 
rern 410 

Die deutsche Grup[)e im Antwerpener 
Svndikat für die deutschen Diaman¬ 
ten 255 

Eine vorbildliche deutsche Auslands¬ 
schule (Asuncion) 632 
Buenos Aires, deutsche Kunstausstel¬ 
lung 203 

Das neue Bulgarien 33 
Englandn'isen der I'erienheimgesell- 
schaft 148 

Studienreise nach England der Mit¬ 
glieder des Deutsch-nationalen Hand- 
lungsgehilfeii-Verbandes 410 
Di'ulsch-Französischer Verein zur För¬ 
derung des intern. Reisewesens 33 .“J 
Internationale Schülerreisen in die 
französische Schweiz 202 
Studienreise französischer Kaufleute 
nach Deutschland 33 
Ein deutscher Lesesaal in Honolulu 362 
Deutsche Kunst im Ausland 33 
Die deutschen Kolonien in Palästina 
410 

Sieg der deutschen Industrie am 
Panamakanal 458 
Reklaim* für Paris 410 
Remscheid, Gründung eim'r Ort.sgruppe 
des Vi'H'ins fiir das Deutschtirm 362 
Ein russisches I rleil über Frankreich 
und Deutschlaml 632 
Deutsche Schule auf Teneriffa 32 
Deutsche Tlu'aterkunst im Ausland 202 
Verein für das Deutschtum im Ausland, 
Gesellschaftsreisen nach Holland und 
Belgien 202 

Deutsche Deiikmalkunst in den Ver¬ 
einigten Staat(‘ii 32 
Di'utschlands Denkmal der Völker¬ 
schlacht A 555 

Deutscher Wein und deutscher Sang 
A 467 

,,Deutschland“, V(*rkehrszeitschrift 45 
Dezember, Gedi< ht von Wilhelm Uhl- 
mann-Bixterheide 59S 
Düsseldorf, die gn* 1 Kunstausstellung 
1913 A 311 

Im Kluslerkeller Eberbach, eine Rhein¬ 
sage A 503 j 

Eine lu'iu' Eih'Ibahn A 143 
Das Krongut Villa Sarabixiis in der 
Eih*l A 570 

Zum 25jähr. Jubiläum des Eifel-V. 
.V 115 

Franz Abt und anden*s aus der Ge¬ 
schichte' der Stadt Eilenburg A 374 
Das Kilenburg <ler Gegt'uwarl und seine 
Wunsche für di»' Zukunft A 371 

F] i s »• II b a h n w »• s e n: 

.XaclK'ii—Tongern uml L»">w»*ii (Belgien) 
149 

.Mkolud uml Verk»*hr.<si< h»*rheil 315 
Wamh'rimg»*!! und Rumlreisoii im An- 
s» hluß an die ba«lis» h»*n Ferieiisonder- 
ziig»* nach (äissel, S< haffhausen und 
Konstanz 257 


Verkehrsbeziehungen zwischen Belgien 
und Deutschland 149 
Belgische Bahnverwaltung und Presse 
204 

Bequemes Reisen 101 
Berliner Stadtbahn, Elektrisierung 101 
Besprechung bei der Königl. Eisenbahn¬ 
direktion 576 

Kann ETile des Umsteigens einen ,,Be¬ 
triebsunfall“ herbeiführen? 410 
Brüssel—Mainz und Frankfurt a. M. 
149 

Dirschau, Eisenbahnbrücke 246 
Eine neue Verbindung zwischen Dresden 
und der Schweiz 257 
Diebessicherheit in D-Zügen 257 
Streit um die Fenster im Gange des 
D-Zuges- 412 
„D-Zug-Kultur“ 362 
Erleichterung im Gepäckverkehr 412 
Frankfurt a. M.—Berlin, Blitzzug 364 
Hamburg, Hauptbahnhof 274 
Hamburg—Fehmarn—Kopenhagen, 
Verk.-Projekt 101 

Zum Projekt der neuen Harzbahn 314 
Holländische Eisenbahn - Gesellschaft, 
Karte von Holland 204 
Homburg v. d. Höhe, der neue Haupt¬ 
bahnhof 271 

Hutnadelverbot für die Eisenbahnen 
Europas 315 

Eisenbahnwagen für Kinder 412 
Intern. Eisenbahnkongreßverband 458 
Eine Bahn über die Kurische Nehrung 
635 

Fehler im Kursbuch 364 

Leipzig, Verb.-Tag deutscher Bahnärzto 

633 

Fahrpreisermäßigungen z. Besuch der 
I. B. A., Leipzig 32 
Leipzig, der neue Hauptbahnhof 270 
Lötschbergtunnel 315 
Bergbahn auf den Merkurhügel bei 
Baden-Baden 459 

Müngsten, Kaiser-Wilhelm-Brücke 277 
.'Neue Rifelbahn Ahrdorf—Blankenheim 
(Wald) 143 

Eine neue Bahn im Thüringer Wald 364 
Neue Schnellzugverbindung von London 
über Vlissingen 150 
Schlafwagen III. Klasse in Norwegen 
34 

Wichtigste Ostseebäder-Verbindungen 
im Eisenbahndirektionsbezirk Stettin 
während der Monate Juli und August 
1913 von Berlin und Stettin 363 
Die Platzfrage im D-Zug 315, 412 
Preisaufgaben über Verkehrsfragen 578 
Verkauf von ,,Reklameheften“ durch 
Bahnhofsautomaten 257 
Reisegepäckverkehr 203, 315 
Die neue Rhein-Main-Bahn gesichert 

634 

Die neuen Schlafwagen 204 
Keine Schlafwagen III. Klasse 459 
Die schnellsten Eisenbahnzüge in 
Deutschland 315 

Sonderzüge, Feriensonderzüge von Ber¬ 
lin und Hamburg 264 

— Pfingstsonderfahrten 101 

— nach dem Sauerland 150, 204 
Sonntagsfahrkarten 677 

— Düsseldorf-Aprath 257 
Tarifermäßigung der Speisewagen der 

Intern. Schlafwagengesellschaft 364 
Über den Gebrauch fremder Sprachem 
innerhalb Deutschlands durch die 
Intern. Schlafwagengesellschaft 578 
Die steilste Schmalspurbahn Deutsch¬ 
lands 364 

Stettin—Breslau, . Morgen Verbindung 
112 

Bisenbahntriebwagen 458 


Über eine Erfindung zur Verhütung' 
von Eisenbahn-Unfällen 411 
Verzollung des Reisegepäcks nach der 
Schvreiz 634 

Behebung des Wagen mangels, Preis¬ 
ausschreiben 257 
Wiesbaden, Hauptbahnhof 270 
Wintersporlsonderzüge 632 
Berliner Wintersportzüge nach München 

633 

Wintersportsonderzüge nach dem Harz 

634 

— nach Oberstdorf 633 
Die besten Zugverbindungen nach den 
Wintersporlplätzen des badischen 
Schwärzwaldes: Hundseck, Ruhstein, 
Triberg und Feldberg 633 
Die besten Zugverbindungen nach den 
, Wintersportplätzen des württem- 
bergischen Schwarzwaldes: Wildbad, 
Herrenalb, Freudenstadt und Baiers- 
bronn mit Ruhstein 634 
Die günstigsten Rciseverbindungen nach 
den Wintersportplätzen des Harzes 
633 

Die Wohlfahrtscinrichtungen der preuß.- 
hess. Staatsbahnen im Jahre 1911 34 
Schutz der Pliensaubrücke in Eßlingen 
A 450 

Genußreiche Ferienreisen — H erden- 
reisen? A 358 

Frankfurt a. M., zum Kaiserpreissingen 
A 10 

— Entwicklung des Verkehrs A 28 
Fremdenheim u. Kunstgewerbe A 445 
Die Fremdenunterkunft bei Ausstellungen 
und sonstigen Veranstaltungen A 311 
Fröndenberg 63 

Fürst Fürstenberg und seine Residenz 
Donaueschingen A 562 

Eduard von Gebhardt A 239 
Gimborn 76 

Komm.-Rat Wilhelm Girardet zum 
75. Geburtstage 243 
Grafschaft Glatz A 178 
Görlitz und die schlesische Lausitz A 190 
Die Festspiele des Rhein. Goethe-V. 1913 
A 350 

Der Guckkasten, eine schlesische Dorf¬ 
geschichte A 250 

100 Jahre Grimmscher Märchen A 618 

Die Halligen und ihre Bewohner A 13G 
Halver, das schönste Dorf Westfalens 66 
Hamburg, Jubiläumsfeier A 2 
Der Hangarstein A 249 
Hannoversche Fest- und Sportwoche 
A 351 

Die Burgen des Harzes A 432 
Das Jahrhundertfestspiel von Gerhart 
Hauptmann A 196 
Friedrich Hebbel A 196 
Die Verschandelung des Hegaus A 400 
Heimatliebe A 1 
Herdecke 54 
Schloß Herdringen 76 
Der Hildesheimer Katzenbrunnen A 449 
Das Hönnetal A 62 
Hohenlimburg 72 
Hohensyburg 56 
Hohkönigsburg 285, 286 

Hotel wesen: 

Hotelier-Hochschule in Düsseldorf 208 
Fremdsprachliches im deutschen llotel- 
wesen 209 

Geschäftsergebnisse der deutschen Ak¬ 
tiengesellschaften des Gast- und 
Schankwirtschafts - Gewerbes i. J. 
1911/12 465 

Hannover, ein moderner Hotelbau 
(Pala.sthotel Rheinischer Hof) 308 


Intern. Institut für das Hotelbildungs¬ 
wesen 39, 158 

Intern. Hotelbesitzer-V., Mitglieder¬ 
verzeichnis 209 

Nürnberg, 42. Gen.-Vers. d. Intern. 
Hotelbesitzer-V. 

Ilmenau, Klassische Stätten in und um 
Ilmenau A 337 

Zur Ehrung von Karl Immermann A 124 
Iserlohn 63 

Kahle Astenberg 57 
Kaiserjubiläum A 217 
Der Triumph der deutschen Seeschiffahrt 
unter Kaiser Wilhelm II. A 277 
Der Kaiser und die Seinen A 293 
Die Entwicklung des Sports unter der 
Regierung Kaiser Wilhelms II. A 281 
Der Kaiser und die Verk.-Propaganda 
A 303 

Der Kaiser im Urteil des Auslandes A 304 
Die Karwendelbahn A 564 
Eine sagenhafte Geschichte auf Kellers¬ 
berg A 131 

Auf dem Kickeihahn A 339 
Kiel, Augenblicksbilder von der Kieler 
Woche A 397 

Kiel und unsere Kriegsflotte A 126 
Klusenstein 73 
Koburg A 323 

Köln, Ausst. Alt- u. Neu-Köln 1913 A 223 
— Von der Kölner Erzdiözese A 129 
Adolf Kolping, zu seinem 100. Geburts¬ 
tage am 8. Dez. 1913 A 621 
Das neue Kurhaus in Bad Kreuznach 
A 352 

25 Jahre deutscher Kunst A 286 
Der Jäger aus Kurpfalz A 447 

Laasphe 74 

Ein Landheim des Altwandervogels A 571 
Internationale Baufach-Ausstellung Leip¬ 
zig 1913 A 388 
Im Lennetal A 59 
Kloster Loccum A 236 
Lötschbergbahn, seine Bedeutung im 
intern. Eisenbahn-Verk. A 24 
Lüdenscheid 66 

Luftschiff- und Flugwesen: 
Luftfahrzeug - Abkommen zwischen 
Deutsclüand und Frankreich 364, 412 
Flug über die Berner Alpen nach Mai¬ 
land 365 

Amundsens Nordpol-Expedition 102 
Eine Besichtigungsreise im Flugzeug 
317 

Bodensee-Wasserflug 364 
Braunschweig, als Mittelpunkt des 
deutschen Luftschiff Verkehrs 151 
Distanzflug-Weltrekord deutscher Flie¬ 
geroffiziere 36 

Von Dover nach Köln im Flugzeug 101 
D üsseldorf—Gent, Luftschiffverbindung 
102 

Luftreise durch Europa 317 
Ein Flug von 2000 km 533 
Gordon-Bennett-Rennen der Frei¬ 
ballons 317 

Idee des lenkbaren Luftschiffes 460 
Koburg, Luftschiffbauwerft 258 
Vernichtung des deutschen Marineluft¬ 
schiffes 459 

National-Flugspende, Wettbewerb 35 
Ein neuer deutscher Dauerrekord des 
Fliegers Oelerich in Leipzig 364 
Flug Paris—W^arschau 204 
Der erste ,,Luftverkehrsplan“ 35 
Stephan über den Luftpostverkehr 413 
Prinz-Heinrich-Flug 101 
— die Sieger 152 

Entdeckung eines Römerlagers vom 
Ballon aus 36 





Paljrt des Zeppelinschiffes „Sachsen“ 
näch Wien 204 

^joi ahveites Luftschiff Schütte-Lanz 2Q4 
/Mn*' nationaler studentischer Luft- 
i ilpttenverein 317 

Pas-„unversinkbare“ Flugzeug 459 
> peutecheF Luftflottenverein 317 

5 *, ' Fliegerkunststücke der Vögel 578 
: Zeppelins Ehrentag (75. Geburtstag) 316 

I Hannheimer Hafen A 435 

'Manüheim; Ausst. d. Deutschen Künstler- 
■ bundes A 229 

•: March, Otto, Geheimrat A 142 

Marsberg 68 

„Die drei Masken“, Musikdrama von 
Isidore de Lara A 23 
; Meschede 57 

* .Zur; Mitternachtssonne A 30 

1 Ein Kapitel vom Moselwein A 484 
MüiK^en, das neue bayerische Verkehrs¬ 
ministerium A 27 

Münster, Westfälisches Musikfest A 244 

/K'atur- und Heimatschutz: 
f'v. Zur Alisoforschung -630 
S Heimatschutz im badischen Schwärz- 
^ wald 31 
^ 7^' >-Bahnstreckenreklame 577 

Barbarossahöhle bei Frankenhausen 359 
* ^ BerMches Komitee für Naturdenkmal- 
! pflege 31 

. Von den aussterbenden Bibern 630 
- Burgr a. d. Wupper, Schloßbau-V. 100 
Vereinigung zur Erhaltung deutscher 
. Burgen E. V. 202 

Bin gefährdetes Dorf (Aschera im 
. Unterengadin) 630 

• ’ Dresden, Museum für sächsische Volks- 
künde 100 

vf?! "Naturschutz des Edelmarders 359 

"Über Natur- und Heimatschutz im 
Eisenbahnbau 406 

Die Eisenbahndämme und der Natur- 
schütz 201 

Erwachen der Heimatkunst- 
■ f .* forschung in Frankreich 253 
]/ Heimatmuseum 32 
^ Heimatschutz u. Naturdenkmalpflege 

* fC' Intern^ Naturschutz 456 

Naturdenkmalpflege in Japan 254 
Kolberg, Renovierung des historischen 
^ ' Rathauses 359 

. Bund Niederrhein 31 
Entstellung von Ortsnamen 311 
^ - Pfahlbaufunde im Züricher See 254 
Deutsches Land u. deutsche Art in der 
• Photographie 311 
Ein interessanter Naturschutzprozeß 
um Reklametafeln 577 

* Ein Riesenefeu an der Kirche zu 
=<;. Vissum 253 

Mesengebirgs-Museum 32 
, . Schutz der Saalburg 312 

Die Heimatschutzbewegung in Sachsen 
311 

frv Sächsische Schweiz, Naturdenkmal- 
- /.i pflege 202 

; ‘^ 7 : DoT Kampf gegen die geplante Schnee- 
^ r koppenbahn 406 

> ^' Verb. deutscher Schulgeographen 32 

' Stiftung für Schülerwanderungen 253 

V Natursoiutz für einen deutschen Ur- 
wald 253 
'Vog^chutz 577 

-^Verkehrsinteressen und Vogelschutz 252 
i)io Wälder der Erde 359 
Werdandibund und Heimatschutz 252 
Naturschutzpark im württember- 
gischen Schwarzwald 100 
'Verein. „Naturschutzpark“, 50 000 Mk. 
/'v, Zuwendung von S. M. Kaiser Wil- 
heim II. 263 


Neheim 56 

New York, das deutsche Haus A 19 

Ein Idyll im Obotritenland A 140 
Bad Oeynhausen A 396 
De olle und de nigge Orpheus 71 
Der deutsche Osten A 194 
Deutsche Ozeanriesen A 220 

Der Panamakanal und Deutschlands 
Handel A 246 

Der Photograph im Schnee A 553 
Posen A 385 

Potsdam als Fremdenstadt A 307 
Pungelscheid 74 

Einiges über Radium und seine An¬ 
wendung A 438 
Eine Lust zu reisen A 143 
Rennstieg-Wanderung A 349 
Burg Rheinstein A 225 
Herbsttage im Riesengebirge A 445 
Riesen- und Isergebirge A 182 
Römische Grabsteine in Deutschland 
A 559 

Eine Erinnerung an das Kaiserjubiläum 
auf Rügen A 354 
Im Rulirtal A 54 

Der Weinbau im Königreich Sachsen 
A 513 

Moderne Säuglingsfürsorge A 18 
Sauerland, Ansproke an den Astenbiärg 
am Dag der Sunnenwende 1884 71 

— Berge 70 

— Burgen und Schlösser A 73 
-Hohensyburg 72 

— die Erschließung des Sauerlandes 
A 50 

— Frühlingssitten A 94 

— Gebiet der Alme, Hoppecke und 
Diemel A 68 

— Hagen, die Eingangspforte des Sauer¬ 
landes A 52 

— Kunst und Gewerbe im Sauerland 
A 89 

— im östlichen Saucrland A 68 

— Septemberdage imme Siuerlanne A 69 

— Sauerländische Talsperren A 83 

7 - das Sauerland als Touristen- und Er¬ 
holungsgebiet A 47 

— Tropfsteinhöhlen A 86 

— Westliches Sauerland: 

I. Das Volmegebiet A 64 
II. Von Lüdenscheid nach Atten¬ 
dorn A 67 

Auf Scheffels Spuren A 121 

Schiffahrts wesen: 

Braeunlich J. F., Stettiner Dampf- 
schiffahrts-Gesellschaft 101, 216 
Emdens Einbeziehung in den regel¬ 
mäßigen Dampferdienst des Nord¬ 
deutschen Lloyd 35 
Die fremde Flagge neben deutschen 
Kriegsschiffen 364 

Grünthal, Brücke über den Kaiser- 
Wilhelm-Kanal 276 
„Imperator“ 220, 278 
Kanaldampfer Ostende—Dover 150 
Kaiserjubiläums-Wettfahrt der Motor¬ 
boote 151 

Dampferlinien des Norddeutschen Lloyd 
im Jahre 1912 35 
Masurische Dampferkompagnie 35 
Neue Dampffähre der Linie Saßnitz- 
Trelleborg 635 
50 Jahre Rügenlinie 204 
„Vaterland“, Turbinen-Schnelldampfer 
der Hapag 221 

Freiheitskriege in Schlesien A 166 
Schlesiens Hundertjahrfeier A 163 
Turnen in Schlesien A 173 
Schnellenberg 74 


Schülerwanderung durch Spessart, Rhön, 
Knüll und Vogelsberg A 14 
Schulzenknüppel A 571 
Schwäbischer Alb-Verein, Silberjubiläum 
A 566 

Schwarzenberg 74 
Schwarzldttel A 119 
Schwarzwaldbahn, 40jähriges Bestehen 
A 427 

Die große Trommel, eine Schwarzwald¬ 
geschichte A 403 
Schwerte 56 
Siegen 76 

Das Siegerland A 80 
Speyer, Weinmuseum A 506 
Staat und Wissenschaft als Förderer der 
Thüringer Kurorte A 335 
Die St. Andreasberger Zahnradbahn A 399 
Stille Nacht, heilige Nacht A 610 
Stuttgart, Ferdinand Kellers Wand¬ 
gemälde in der König-Karl-Halle des 
Landesgewerbemuseums A 133 

Das Taunus-Observatorium auf dem 
kleinen Feldberg A 449 

Theater, festliche und sportliche 
Veranstaltungen, Kongresse usw. 
Aachen, Gen.-Vers. d. deutschen Den- 
drologischen Gesellschaft 259 
— Tag d, deutschen V. für öffentl. 

Gesundheitspflege 415 
Antwerpen, Intern. Kongr.fürWohnungs- 
hygiene 367 

Augsburg, Kongr, f. Denkmalspfl. 106 
— Kongr. d. V. Kreditreform 106 
— Verb.-Tag bayer. Bauinnungen 106 

-d. bayer. Gastwirte-Verb. 106 

— Lechgaufest d. bayer. Geb.-Trach- 
ten-Erhaltungs-Vereine 153 
— Anwesenheit d. Pankgrafen von 
Berlin 103 

— Sch wäb.-Bayer. Sängerbundesfest 
153 

— Bayer. Schuhmacher tag, verb. mit 
Ausst. 206 

— Tennis-Turnier 153 
Baden-Baden, Musikfest 36 
— Große intern. Pferderennen 36, 205 
— Tanzsport 207 
— Tennis-Turnier 205 
— Theater-Festspielwoche 414 
Barmen, 5. Rhein.-Westf. Gaukegeln 103 
— Deutscher Verb, kaufm. Vereine u. 
deutscher Vortrags-Verb., Verb.- 
Tag 38 

— 16. deutscher Bundestag für Natio¬ 
nalstenographie 415 
— V. f. wissenschaftl. Pädagogik 
Deutschlands, Kongr. 38 
— Pferderennen 205 
— Radrennen 153, 414 
— Rennen d. Berg.-Märk. Reiter-V. 
414 . 

— Städte Wettkampf d. Turnerschaft 
103 

— Festspiele im Stadttheater 37 
Bautzen, Oberlausitzische Gesellsch. d. 

Wissenschaften, Hauptvers. 38 
Berlin, Kongr. f. Ästhetik u. allgem. 

Kunstwissenschaft 461 
— Intern. Kongr. f. Leicht-Athletik 
106 

— Ein Husarenstreich 258 
— Festvorst, im Königl. Opern- und 
Schauspielhaus 152 
— Konf. deutscher Photographen-V, 
415, 461 

— Reichs-Verb, deutscher Städte 38 
— Deutscher Frauen-V. vom Roten 
Kreuz f. d. Kolonien, Haupt-Vers. 
38 

— Einweihung d. Stadions 152 



10 




Berlin,Intern.Tuberkulose- Konf. 415,462 

— Deutsche Turnerschaft u. Kaiser¬ 
jubiläumsfeier 102 

.— ‘4. Kongr. d. deutschen Gesellschaft 
f. Urologie 415 

Bernburg, Sparkassen-Verb. Sachsen- 
Thüringen-Anhalt 38 
Bielefeld, Westdeutscher Spiel-Verb. 414 
Bingen, Enthüllung d. Denkmals Lud¬ 
wigs IV., Großherzogs von Hessen 
205 

— Einweihungsfeier d. neuen Fest¬ 
halle 205 

— Haupt-Vers. d. hess. Verkehrs- 
Vereine 461 

Bad Blankenburg, im Freilichttheater 
auf d. Burgruine Greifenstein erste 
Aufführung d. Festspiels Graf Gün¬ 
thers von Schwarzburg Kaisers Wahl 
und Tod 205 

— 34. ordentl. Haupt-Vers. d. Thü¬ 
ringerwald-V. 367 

Blüchers Übergang über den Rhein, 
JaJ^rhundertfeier 460 
Bonn, Blumenkorso 103 

— Rhein, historische Festspiele 102 

— 50jähr. Jubelfest d. Feuerwehr 153 

— Rhein. Imker tag 105 

— Rhein.-Westf. Rabattspar-V. 106 

— Intern. Tennis-Turnier 102 
Braunschweig, Blumentag 205 

— Tag. d. deutschen Innungs- und 
Handwerker-Verb. 415 

— Große Jahrhundertfeier 414 

— Jahresvers. d. allgem. evang.- 
protestantischen Missions-V. 415 

Bremen, Tag. d. Deutschen Flotten-V. 
106 

— 40. Tag. d. Deutschen Gastwirte- 
Verb. 106 

— Konferenz d. Statistiker des Reiches 
und der Bundesstaaten 38 

— Deutsche Zool. Gesellschaft 38 
Breslau, Alldeutscher Verb. 416 

— Deutscher Anwalt-V. 416 
-Archivtag 367 

— Deutsche Athletik-Meisterschaften 
367 

— Automobilistische Veranstaltungen 
d. Schles. u. d. Gaues 9a d. Allgem. 
Deutschen Automobilklubs 416 

— Verb, deutscher Bahnmeister 367 
— Deutscher Bergmannstag 416 
-Blumenhändlertag 367 

— Deutsche BunsengeseUschaft 367 
— Verb. d. Eisenbahn-Vermessungs¬ 
techniker d. Preuß.-Hess. Staats¬ 
bahnen 367 

— Deutscher Fahrschulen-Verb. 367 
— V. Deutscher Freimaurer 416 
— Gesamt-V. d. deutschen Geschichts- 
u. Altertums-Vereine 367 
— Intern. Guttemplerloge 416 
— V. deutscher Handelsmüller 416 
— Verb, deutscher Handlungsgehilfen 
154 

— Deutscher Kongr. f. Jugendbildung 
und Jugendkunde 461 
— Bund d. deutschen Kanzleibeamten 
416 

— Verb, deutscher Kartoffel-Inter¬ 
essenten 367 

— V. f. Knabenhandwerk 416 
— Deutsche Kolonialgesellschaft 106 
— A,ufführung der 8. Mahlerschen 
Symphonie 416 

— Deutscher Medizinalbeamten-V. 416 
— Zentralverb. d. deutschen Orts¬ 
krankenkassen 367 
— Germania-Ring, Verb, deutscher 
. Postwertzeichensammler 367 
— Reger-Konzert 416 
— V. d. deutschen Revisionsingenieure 
416 


Breslau, Deutscher V. f. Schulgesund¬ 
heitspflege 38 

— Bund f. Schulreform 416 

— Preußischer Städtetag 461 

— Verb. d. Stenographen-Vereine d. 
Schule Stolze-Sehre y 416 

— Musik f. d. Jahrhundertfestspiel 
V. Richard Strauß 102 

— Bund Deutscher Verk.-V. 38 

— Gesamtverb, preuß.-deutscher Vor¬ 
orte 416 

— V. d. Zellstoff- u. Papierchemiker 
416 

Brüssel, I. intern. Jugendschutzkongr. 
259 

Budapest, Intern. Kongr. f. kaufm. 
Bildungswesen 367 

Buffalo, Intern. Kongr. für Schulhygiene 
367 

Cassel, Verb. d. Vereine Kreditreform 
106 

— Verb. d. Lederhändler Deutsch¬ 
lands 38 

— Verb. d. Rechtsanwalt- u. Notar¬ 
beamten 206 

— Deutsch-Evang. Schulkongr. 38 

— Tausendjahrfeier der Residenz 
Cassel 414 

— Deutsch. V. f. Volkshygiene 106 
Coblenz, Verb. Deutscher Beamten- 

Vereine 153 

— Beleuchtung d. Ehrenbreitsteins 
103 

— Fliegertag u. Rheinfest 37 

— Provinzial-Verb. Deutscher Flotten¬ 
vereine f. d. Rheinprov. 38 

— V. f. Luftfahrt u. Automobilklub 
460 

— Schlachthoftierärzte d. Rheinprov. 
38 

Coburg, Festspiele im Herzogi. Hof¬ 
theater 37 

— Verb. Deutscher Geb.- u. Wander- 
V. 415 

— Kongr. d. im ,,Coburger L. C.‘‘ ver. 
Landmannschaften auf deutschen 
Hochschulen 37 

— 8. Lehrgang f. landwirtschaftl. 
Wanderlehrer von Deutschland 36 

Crailsheim, Fränkisches Volksfest 414 
Danzig, Verb. Deutscher Apotheker 415 

— Verb. Preuß. Trichinen- u. P'leisch- 
beschauer 415 

Darmstadt, Verb. d. deutschen Kranken¬ 
pflegeanstalten vom Roten Kreuz 
u. d. deutschen Frauen-Vereine 
vom Roten Kreuz 415 

— Richard Wagners Festspiele 36 
Detmold, Neubau d. Hoftheaters 102 
Dortmund, Verb. d. deutschen Bau¬ 
genossenschaften 38 

— Verb, reisender Kaufleute 38 
— Provinzial-Pferdeschau 36 
— Schneider-Verb.-Tag Rheinl.-Westf. 

u. Hessen-Nassau 154 
— Kongr. f. Volkswolilfahrt 106 
Dresden, Gemeins. Kongreß f. Denkmal¬ 
pflege u. Heimatschutz 259, 461 
— Pferderennen 36, 103, 205, 414, 460 
— Radrennen 36, 103, 152 
— Ruderregatten 103 
— Vogelwiese 205 

Duisburg, V. f. d. Deutschtum im Aus¬ 
lande 105 
— Pferderennen 36 
— Allgem.deutscher Realschulmänner- 
V. u. V. f. Schulreform 106 
Düsseldorf, Besuch der American- 
Society of Mechanical Engineers 
106 

— V. Deutscher Eisenhüttenleute 38 
— Verb.-Fest d. evangl. Gesellen¬ 
vereine Rheinl. u. Westf. 154 
— Festspiele d. Rhein. Goethe-V. 103 


Düsseldorf, Reichs-Verb. d. Hutdetail¬ 
listen Deutschlands 153 

— 5. Verb.-Tag d. Verb. d. Kaufleute- 
Beisitzer d. Kaufmannsgerichte ■ 
Deutschlands 105 

— Kommunale Woche, Rhein. Ge¬ 
meindetag 38 

— Verb, rhein.-westf. Landgemeinden 
154 

— Naturhistorischer V. f. Rheinl. u. . 
Westfalen 38 

— Pferderennen 103 

— V. d. Pioniere u. Verk.-Truppen 38 

— Reichsverb, deutscher Presse 38^ 
153 

— Deutscher u. österr. Rechtsschutz- 

Verb. für Frauen 106 

— Rennen d. Reiter- u. Renn.-V. 37, 
414 

— Gesellschaft f. soziale Reform 38 

— Richard -Wagner - Jahrhundertfeier 
36 

— Richard-Wagner-Zyklus 37 
Elberfeld, Deutscher Ärzte tag 154 

— Bergfest 414 

— Verb.-Tag d. Goldschmiede- und 
Uhrmacherinnung 415 

Essen, Gebirgsfest d. Sauerländischen 
Gebirgs-V. 37 

Frankfurt a. M., Kaiser-Gesangwett¬ 
streit 36 

— Intern. Kongr. f. Luftrecht 461 
Fulda, Volkswohlfahrt im Schloßgarten 

103 

Geldern, Kaiserbesuch d. 200jähr. Feier 
d. Herzogt. Geldern 152 
Gent, Kongr. d. Intern. Vereinigung 
zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit 
415 

— Intern. Kongr. f. Lebensrettung 
367 

Godesberg, Nation. Gesangwettstreit 
153 

— Turnsportl. Veranstaltungen 103 
Goslar, Verb, deutscher Juweliere, Gold- 
und Silberschmiede 366 
Gotha, Verb. d. Turnerschaften auf 
deutschen Hochschulen, Tagung der 
V. C. 38 

Groningen, Intern. Physiologenkongr. 
415 

Haag-Scheveningen, Intern. Kongr. für 
Pharmazie 461 

Halle a. S., H.-V. d. Reichs-V. der 
liberalen Arbeiter u. Angestellten 415 
— Verbandstag d. Verb. d. deutschen 
Barbier-, Friseur- u. Perücken¬ 
macher-Innungen 206 
— Blumenkorso 103 
— Verb.-Tag deutscher Cafetiers 105, 
106 

— Deutsche Gesellschaft für Gynäko¬ 
logie 105 

— 14. Deutscher Handwerks- und 
Gewerbekammertag 206 

— Pferderennen 205, 414 
— Regatta auf der Saale 103 
— Verb.-Tag deutscher Sattler-Innun¬ 
gen, verbunden mit Ausst. 206 
Hamburg, Astronomentag 366 
Hannover, Sport- u. Festwoche 103 
Heidelberg, Blumenboot-Korso 205 
— Historische Schloßfeste 152 
Heilbronn, Allgem. Deutscher Automo¬ 
bilklub Gau XII Württemberg und 
Ilohenzollern 106 

— V. f. vaterländ. Naturkunde in 
Württemberg 106 

— Süddeutscher Zeichenlehrer-Verb.- 
Tag 38 

Hellerauer Schulfeste 36 
Hildesheim, Kochkunst- u. Nahrungs¬ 
mittel-Ausst. 415 



h 


V 







Hildesheim, Bund deutscher Militäran¬ 
wärter, Provinzial- Verb. Hannover 38 

— Volksfest 153 

Hirschberg, Schlesischer Provinzial- 
Bundesschü tzen tag 103 
Ilmenau (Thür.), Tagung der Forst¬ 
wirte 106 

— Thüring. Turnlehrer tag 105 

— Gauta^ d. Thür. Wandervögel 106 
Iserlohn, Distriktsitzung d. Dislr. XIII 

von Deutschlands Großloge II d. 
Guttemplerdrdens 106 
Ithaka (Staat New York), Intern. 

Studentenkongr. 415 
Kaiserbesuch am Niederrhein 102 
Karlsruhe. Prinz - Heinrich - Flug und 
Schauflüge 37 

— Regatta auf dem Rhein 103 

— Eröffnung d. Uheinhafennord- 
beckens 103 

Kiel, Deutscher Apothekertag 206 

— Zusammenkunft der Hessischen 
Landesgruppe des Deutschen Flot- 
ten-V. (Mainz) 153 

— Flugwoche 153 

— Deutsches Gustav-Adolf-Fest 414 

— Tag d. Verb. d. Haus- u. Grun<l- 
bes.-Vereine Deutschlands sowie 
Tagung d. Verb, deutscher Färbc*- 
rei- u. ehern. Wäschereibesitzer 10() 

— Bund deutscher Jugend-Vereine 88 

— Deutscher Werkmeister-Verb. 38, 
106 

— Kieler Woche 1018 

— Inter.soziale Bedeutung d. Kieler 
W’^oche 365 

Köln, Kongr. d. Heizungs- u. Lüftungs¬ 
fabrikanten 106 

— 2. Fortbildungskursus d. Hoch¬ 
schule f. kommunale u. soziale 
Verwaltung 206 

— Verb. Preuß. Katasterassistenten 
367 

— Niederrhein. Musik fest 102 

— Tag. d. deutschen Schulschiff-V. 
106 

— Tag. d. Solar-Tnion 206 

— Kongr. d. Straßen- u. Kleinbahn- 
verwal tungen 415 

Krefeld, lOOjähr. Feier d, 2. Westf. 
Husaren-Regt. Nr. 11 108 

— Pferderennen 1U8, 158 

— neue Rennbahn 258 

Landheim für Wandervogel 866 
Leipzig, Deutsch-Akademisches Olym¬ 
pia 260 ^ 

— Arbeitgeber-Schulzverb. f. d. d(‘ut- 
sche Holzgewerlx* 88 

— Allgem. deutscher Automobilklub, 
Sternfahrt zur Einweihung des 
Völkerschlacht den km als 260 

— Leipziger Automobilklub 8S 

— Eröffnung der Internalionah*n Bau¬ 
fach-Ausst. 38 

— Verb. d. Vereinigten Baunialeria- 
lienhändler Deut schlau« Is 88 

— Beleuchtungstechnische (le.soll- 
schaft 88 

— Deutscher B«*ton-V. 88 

— Verb. Deutscher Buhnenlechniker 
38 

— Concurs Hippique Sporli»latz 88 

— Eisenbahntechniker-V., L(*i[)zig 88 

— Verb. DeutscIuT Fabrikanten von 
Eisen- und Midallwaivn, Werk¬ 
zeugen, Haus- u. Kücheng«'rälen, 
Kunst- u. Luxuswaren 8s 

— Verb. Deutscher Eisenwarenhäml- 
1er 38 

— Verb. Sachs. Feuerb«*slallungs- 
Vereine 260 

— 18. Deutscher Reichsfcu«*rwehrlag 
mit Sonderausst. auf dem M«dlplatz 
260 


Leipzig, Deutsche Fischhändler 38 

— Deutsche Fleischerei-Berufsgenos¬ 
senschaft. Mainz 260 

— Deutscher Verband kaufm. Be¬ 
amten im Gas- u. Elektrizitätsfach, 
Detmold 260 

— V. d. Deutschen Gas- und Wasser¬ 
fachmänner 38 

— Haupt-Verb. Sachs. Gewerbl. Ge¬ 
nossenschaften 38 

— Deutscher Gewerbeschul-Verb. 38 

— Verbindung Go thaischer Oew(*rbe- 
V(‘reine u. Verb. Deutscher Fein¬ 
talgschmelzen, Leipzig 260 

— Landesverb. Deutscher Gewerk- 
Ver(‘ine 38 

— Verband der Meckhuiburgischon 
(iew(‘rbe-Vereine 88 

— Gewerbe-Vereine \ordb«‘)hmens 88 

— Kongr. d. Sächs. Hausbesitzer 38 

— Lamlesverb. v. Handwerker-Genos- 
s(‘nschaften im Königreich Sach¬ 
sen 88 

— Verb. Deutscher lläuteverwiTlungs- 
Vereinigungen. Frankfurt a. M. 260 

— Deutscher Reichsverb. z. Bidcämp- 
fiing der Impfung 260 

— Deutscher Industrie-Schutz verb., 

Dresden 260 

— Verein beratender Ingenieure 38 

— — deutscher Ingenieuni 88 

— ()sterr. Ingenieur- u. Architekten- 
V. 88 

— V. d. Ingenieure d. k. k. österr. 
Staatsbahnen 88 

— IhTufsorganisation der Kranken¬ 
pflegerinnen Deutschi. 88 

— Bund der Landwirte 88 

— V. (1. ehemiü. Schüler d. landWirt¬ 
schaft!. Winterschule zu M(‘rseburg 
88 

— Deutscher Luftfahrertag 260 

— Leipziger V. f. Luftschiffahrt, «lie 
nationale Ballonwettfahrt 2(50 

— Demtscher Met allarbeit er-Verb. 88 

— Michaelismesse—Engrosim^sse 2(50 

— Lamlesverb. Sachsen d. D«‘utsehen 
V. g«*gen d«»n Mißbrauch g«‘istiger 
(i«*lränke 88 

— Pf(*r«l«*rennen vom L«*ipziger Renn- 
khib Rennbahn 2(5o 

— Orls-V. (1. Deutsclien Philatelislen- 
Vt*rbandes, Dresden 2(50 

— Verb. D«*utscher Privatgärtner, 
Leipzig 260 

— Radrennen, Preis von Europa 260 

— -• zwei Sleherreiimm 260 

— Ra<lrennen, W(*llim*islerschafl 260 
Land«*s-Verb. SächsisduT Ih'dak- 
t«*ur«* u. B«*rufsschriflst(*lh*r 88 

— V. Sä«*hs. Richt«'r u. Staatsanwälte 
88 

— I)euls< her Si'hlo.'^serlag 88 

— I)<Mils« he Schuh-u. Lt*<lermi*sse 260 

— S« h\\immfest 88, 2(5o 
Zuschuß z. Sla«ltth«*at«*r loj 
D«‘utscher Te«-hnik«*r-Verband 88 

— V«'rb. d. Deuts«*hen Ti«'fbauunler- 
m'hm«*r u. Deuts« he Tiefbau-IhTufs- 
genoss«*nschaft 88 

— Verbau«l d. Arb«*itg«‘b«*r «h*s Toi)fer- 
u. ()fensetz-Gewerl)es 2(5(1 

— Xll. D<*utsches Turnf«-sl 260 

--- l'hnweihung <h\s V«)lk«*rsehlacht- 
«h'iikmals 260 

— l)«*utsche Ges«'llschaft für Ver- 
bndtung von V«>lksbil«lung 88 

— Deul'a luT Wehr-V. 8s 

— Deutsrher W«Tkbun«l 8s 

-- V«‘rb. «leuls< h«*r Zahnärzt«* 88 

— (h*m«*insamer K«»ngr. «1. Z«*ntr.- 
V«*rb. Dfulsiher Imlu'^tri«*!!«*!* un«l 
<l«*s Z«*ntr.-Verb. «1. ln«lustri«*llen 
(KstfiTcichs 415 


London, Intern. Ärztekongr. 366 

— Intern. Kongr. d. Intern. Vereini¬ 
gung d. Post-, Telegraphen- und 
Telephonpersonals 461 

— Schwimmen um den engl. Königs¬ 
preis 818 

Ludwigshafen, Parkfest 153 
Madrid, Intern. Kongr. f. Hydrologie, 
Klimatologie u. Geologie 462 
Magdeburg, Intern, leichtathletische 
Wettkämpfe 108 

— Kronprinzenpreis u. Aulostern fahrt 
d. Automobilklubs nach dem Renn¬ 
platz 205 

— Flachrennen 87 

— V. f. Handlungskommis von 1858 
415 

— Pfadfin«l(‘rtag 102 

— Pferderennen 86. 108, 153, 205, 
414 

— Groß«' Ruderregatta 205 

— Schwimmfest 8(5. 158, 414 
Mailand, Italienisch«‘r Kongr. für medi¬ 
zinische Ra«liol«)gi«' 4(51 

Mcünz, Ruderregatta 108 

— Verbandsschi(*ß«*n 158 
Mannheim, Deuts< hlandfahrt der Ameri¬ 
can Societv of Mevhanical Engineers 
158 

— F>st Vorstellungen im Hof- und 
Nalionallh«*al«‘r 108 

— Mai fest 8(5, 108 

— Pfi'rd(*r«‘nn«'n 108 

— Oberrheinische R(*galta 158 

— 0. Ba«lischi‘s Säng«*rbiindfest 103 
Marburg. Haupt-V«‘rs. d. Deutschen 

Germanis t«*nv«'rb. 115 

— Hauptvers. d. Deutschen Gym¬ 
nasial-V. 415 

— lOOjähr. Jubiläiimsh'ier deskurhess. 
Jäg«*rbataillons Nr. II 205 

— Deutsch(‘r Philologenlag 415 
Meining(*n, 28. Kongr. d. .Mlgem. Rad- 

fahnu’-rnion 20(5 

Mülludm (Ruhr), Soll)ad Raffelberg, 
Pferd(*rennen 205 

München, D«'h'gierl«*ntag d. Kartells 
europäiscluT Motorradfahrer- und 
Aulomobilisl«*n-V(*rbände 205 

— SinhliMitsch«*!* Drogislenlag 366 

— Vorführ. v. Krank«*n-Transport- 
Man<.)vern d. Bayer. Landes-Hilfs- 
V. vom Roten Kreuz 37 

— Künslh*rlheater 86 

— Hauptvers. d. Deutschen Photo- 
grai)hen-V. 415 

— Festv«)rslellungen im Königl. Prinz- 
r«^gent(*nth(*ater u. Residenztheater 
158 

Münst«'r, V(‘rs. d. (8iaritas-Verb. f. d. 
katholisch«' Deutschland 415 

— lOOjähr. Jubiläum «les Inftr.-Regt. 
Herwarth v. Bitt«*nf«'ld 153 

— Verb.-Tag «1. Rhein.-W«'stf. Steno- 
grapht*n-Verb. 158. 206 

Nassau a. d. Lahn, Ems-Nassauer Stein- 
Festspi«*!«* 258 
Neuß, Pf«T«l«*rennen 250 
Nt'ustrelilz, Tagung d. Märkischen 
Forst-V. 10(5 

— Lan«lesschutzenf«*st 108 

— Rheinis«h«*s Bundesschießen 133 
N«‘w York u. ('hikago. Intern. Kälte- 

kongr. 415 

N«)rdhausen, Harz«*r V«Tk.-V«?rb. 462 
Nürnb«'rg, D«*utsch«T Anthropologen- 
kongr. 2 (m; 

— Verb.-l’ag d. deutschen Buchbinder- 
innung«*n 20(5 

— Verb.-Tag «l. deutsi hen Buchh.änd- 
h'rinnung 154 

— V«*rb.-Tag d. deutschen Bürsten 
u. Pinselfabrikanten 206 





Nürnberg, Tag. d. V. zur Erhaltung d. 
deutschen Burgen 106 

— 14. Haupt-Vers. d. Allgern. Evange¬ 
lisch-Lutherischen KonhTenz 415 

— Verb.-Tag d. bayer. Fachschul¬ 
männer 415 

— Tag. d. bayer. Fortbildung.sschulen 

105 

— Kongr. d. Intern. Il(>lelbe.sitzer-V. 

106 

— Verb.-Tag cl. elektrolcchn. Instal- 
lation.sfirmen Deutschlands 106 

— Tag. d. Verb, jetziger und ehern. 
Studierender d. deutschen Kunst¬ 
gewerbeschulen 105 

— Besuch d. Techn. I.ehrerinnen- 
seminars in Dortmund 106 

— Süd den tscherMessei’schnn»*de-Verb. 
106 

— Süddeutscher Müllerkongreß 105 

— Bayer. Musikfest 37 

— Verb, der Rechtsauskunftsstellen 
106 

— Deutscher Spediteur-V. 105 

— Tag. d. Verb, für intern. Vci’ständi- 

gung 41.') , . 

Das Kriegsnnnisieriuin und die olym¬ 
pischen Spiele 3()6 

Die meistaufgeführten Opern im letzten 
deutschen Theaterjahr 102 
Paderborn, Westf. Städtetag 154 
Paris, Wettschwimmen quer dui’ch Paris 
366 

Posen, 54. Genossenschaftstag des Allg. 
Verb. d. auf Selbsthilfe beruhenden 
deutschen Erwerbs- und Wirtschafts- 
genossensohaften 206 

— Posener Sparkassenv(*rband 38 
Rheinfahrt d. Motorjachtkliibs von 

Deutschland 103 

Rinteln, Haupt-Vers. d. Sparkassen- 
Verb. Hessen-Nassau-Wald(‘ck 415 
Rottweil, Verb.-Tag Württemb. Ge- 
meindeunterbeamten 154 

— Württemb. V. für Knabenhand¬ 
arbeit 38 

Rudolstadt, Festspiele im Fürstlichen 
Theater 205 

Saarbrücken, Rhein.-W(*stf. Sparkassen- 
Verb. 106 

Schwelm, Pferderennen 153, 414 
Schwerin, 100jährige Jjjbelfeier der 
mecklenb. Artillerie 37 

— Sportl. Weltkämpfe 103 
^ Tennis-Weltkamj)f 103 

Deutscher Schwimmsport und das Aus¬ 
land 413 

Singen, Hohentwiel-Festspiele 152 
Spandau, Brandenburg. Städtelag 461 
Stettin, Feuerwehr-Kongr. 106 

— V. f. Jugendspiele, Kongr. 106 
Straßburg i. E., Verb.-Tag d. Bundes 

deutscher Bodenreformer 461 

— Verb. d. Dentisten im Deutschen 
Reich 105 

— Deutscher Hochschullehrertag 462 

— Süddeutscher Maler- und Tüncher¬ 
meister-Verb. 461 

— Verb, katholischer Studenten-Ver- 
eine 105 

— Verkehrs- und Verkaufswoche 36 
Stuttgart, Süddeutsche Buchhändler¬ 
messe 106 

— Festspiele im Königl. Hoftheater 36 

— Verb. d. Journalisten- u. Schrift¬ 
steller-Vereine 106 

— Verb. Deutscher Kunstvereine 106 

— Landes-V. Württ(*mberg des 
deutschen Lehrer-V. für Natur¬ 
kunde 38 

— Militärische Erkundigungsfahrt für 
Motorräder 205 

— 25. Württ. Landes- u. Jubiläums- 
Schießen 103 


12 


St ul Igarl,Deutsche Ski-Verbandstagung 
und Bundesvers. d. Schwäbischen 
Schneeschuhbundes 415 
— Schwimmfest 37 
— Sommerfest im Schützenhaus 153 
— Württ. Vülksschullehrer-V. 38 

-Wein bau-V. 38, 105 

Thorn, Verb.-Tag der ostdeutschen 
Bürgervereine 2(M) 

— Pferderennen 36 
— Westpreiiß. Slädtetag 106 
Triberg, Eröffnung d. Geb.-t'^bergangs 
d(‘r Schwarz Waldbahn 205, 414 
Trier, Vereinigung d. Elektrizitätswerke 
106 

— Tag. d. deutschen Forst-V. 206 
— Bundestag d. Bundes deutscher 
Gastwirte 106 

— F(*ier d. lOOjähr. Bestelnms des 
Inf.-Reg. Nr. 29 205 
— Ruderregatta 103 
— Verb.-Tag d. Sanitätskolonnen d. 
Rlieinprovinz 106 

Travemünde, Wettfahrlen d. Lübecker 
und Norddeiitscli(‘n Regatta-V. 153 
Turn- uml Sportauszeichnung 366 
Tutllingen, Jahr(‘svers. <1. Bodensce- 
g(‘schichts-V. 415 

Ulm, Bauw(‘rkmeister-Verb. Württem- 
IxTgs 38 

— V(‘rb.-Tag d. Wirte Württembergs 
38 

Volkskraft in Zahlen 414 
Wanderpreis des Kronprinzen für die 
Berliner Geiucindesclndc» 152 
Warnemünde, Regatta d. Großherzogl. 

Meckl(*nburg. Jachtklubs 153 
Weil, Pf(‘rd(‘rennen 37 
W(*rnigerod(‘, ApologetiscJies Scuninar 
461 

— Haui)t-Vers. d. Christi. Hilfs-V. 
d. Provinz Sachsen 462 

— 60. Versammlung d. Gas- u. Wasser- 
fachmäniKT Sachs«‘ns u. Thüringens 
105 

— Slädtetag d. Prov. Sachsen und des 
11 er zog (ums Anhalt 153 
Wien, Zionistenkongreß 413 
Wi(*sbad(‘n, Aufführ. v. H(*rb(*rt Eulen- 
bi‘rgs Liebessttick ,,Belind(‘“ 102 
— Fluglage 37 
— Kaiser läge lo2 
— Deutscher Kongr. f. innere Medizin 
38 

— Motorjachtfahrl 103 
Zoppot, Sportwoche 153 
I)(*r To<l des A Pro A 451 
Der Funken türm im Toten Moor .V 448 
Das Handwerker-Erholungsh(dm lad 
Traben-Trarbach A 353 
rberlandz(‘nlralen und Heimatschutz 
A 443 

V (J r k (* h r s - P r o p a g a n d a: 

Aufgaben der Verkehrs-Grganisationen 
A 30, A 108 

Ehnmvolle Ausz(‘ichnung des Leiü'rs 
(h*s Städtischen Verkehrsamtes in 
Cass(*l, H(*rrn M. Weber 578 
B(*rlin. Deutsidi-Nordischer Touristen- 
Verband e. V. 209 
— FerienvcTkehr 368 
— Frennlenverkehr 320 

— und Münch(‘n, Fr(‘md(‘n-Verkehrs¬ 
best nduingen 200 

— Muster für Verträge mit Gasthof- 
l)esilz(*rn 416 

— V»‘rkehrspropaganda in (hu* Iteichs- 
hauplstadt 110 

— Zenlralsl(‘lh‘ für d(‘n Fr.-V(‘rk. 

Groß-B(*rlins 42 
Fr.-Verk. in Bayern 42 
ITopaganda lür Bayern 209 
-Marken ,,Bayern“ 533 


Briefvorschlußmarkcn 42 
Deutsche Pflichten bei Sommerreisen 
in den Sprachgrenzlanden 159 
Die industrielle Entwicklung der Süd- 
Eifel 641 

Eisleben, Gründung eines Verk.-V. 320 
Erfahrungsaustausch unter Vorkehrs- 
praktik(*rn 406 

Köln, Reklame-Ansichtspostkarten 160 
Kraftwagen für den P(*rsonen-Verk. 368 
D(*r Kronprinz als FördenT der Ferien¬ 
fahrten 111 

Industriepropaganda für Mannheim 42 
Mannh(‘im, Rundreis(*n und Wande¬ 
rungen 368 

Fremdenverkehr und Nationalwirtschaft 
41 

Neue Formen der Verkehrs- und Städte- 
reklanm 641 

Fremdenverk(‘hr in (’lsterreich 111, 262 
Zwei Tage in Potsdam 209 
I < ügen- Brief V erseh lu ß m arken 160 
Ein Kammweg von der Schneekoppe 
bis zur Wartburg 368 
Ein Schwarzwaldverein in Berlin 209 
Schwiuzer Fr.-V(‘rk. 262 
Tel(‘row, Gründung eim^s Verk.-V. 209 
Vorbereitungskurse für Touristen nach 
Dänemark und Schwedim 159 
Die Vort(*ile des Fremdenverk(‘hrs 416 
Warnung vor mimhu'wtu’liger Frenuien- 
ve r keh r s- Pr () p aga n d a 111 
Zur Entwicklung des Verkehrs im 
19. Jahrhundert A 198 
Das Verkelirsw(*sen und seine Ent¬ 
wicklung im letzten Vierteljahr- 
humhu’t A 270 

Volks- und Bürgerschulunt(‘rricht über 
W(‘sen und Bed(*utung des Fremden- 
v(‘rk(*hrs A 530 
Richard Wagner A 243 
Waldenburger Bergland A 175 
Wanne, der neue Bahnhof A 401 
Die Wartburg A 327 
Weihnachtiui A 612 
l'ni die W(‘ihnachtszeit A 625 
Alle deutsche Weihnaclitskrippen A 614 
W(*ihna(^hleu im ScIhkm' des Thüringer 
Wald(‘s A 596 
Das neue Weimar A 331 
Badische Weine .V 511 
W(*inl)au an der Nahe A 508 
Der erste Kongreß d(‘s Deutschen Wein¬ 
bau-V<*rban(les zu Mainz, 27. Deutsch. 
Wein bau-Kongreß .V 527 
W(*in, die Z(‘(.:her von Bullay A 525 
Deutscher \V(‘in im deutschen Land 
A 474 

Wein, das (dsässische Rebland und s('ine 
Erzeugnisse A 492 
Berühmte Weinfässi*r .V 496 
Vom Frankeii-Wt'in und Steinwein 
A 519 

Weingericht A 479 
Wein und G(\sang A 517 
W(*in und Geselligk(‘it A 468 
Das (h‘UIsche W(*inglas A 488 
D(U* deutsche W(*in und seine Her- 
sl(‘llung A 501 

Der Wein in d(‘r bildenden Kunst .V 480 
Pfälzer Wein A 499 
Die sonnige Pfalz am Rhein und ihr 
köstlicher Wein A 522 
Steinberger Kabinett 1865 A 503 
Slud(Mil(‘n und Wein A 520 
W(‘inwanderungen im Rheingau A 504 
Was vom W(‘in A 526 
Werb(‘arl)«*it für die deutschen Ver¬ 
kehrsin t(‘ressen A 3o6 
25 Jahr«* Westerwaldklub A 392 
Westfal«‘n-Treue 70 
Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Bad A 4 
Wiesbadens neuer ()berl)ürg(U’meister 
A 8 





13 





"Winter s p 'd'V t: 

Altniederländisohes Winterleben A 550 
Winteraport im bayer. Hochland A 591 
Bayer, Rodelmeisterschalt 637 
Nach der ersten Berrfahrt A 544 
Bobsleightoeistersohaft von Deutsch¬ 
land 639 

Wintersportyerband Eifel 638 
Eisenbhnnbi^börde und Wintersportver- 
kehr^ 575 

Winter^portvereinigung Bad Flinsberg 
63a 

Wintörsporlklub Furtwangen 638 
Anmarschwege zu den Hauptskigebieten 
des Harzes A 587 
Wintersport im Harz 638 
Töuristenhaus auf der Hornisgrinde 638 
Wiatiarsport-V. Ilmenau 638 
Wintersportprogramm des Skiklubs 
Imnienstadt 637 

Intern, ächlittensportverband 640 
Wintersport in Krummhübel 637 
Wintersport-V. Oberhof 638 
Eine Bobsleighbahn am Rhein 639 
Deutscher Rodelbund 640 
Die deutsche Rodelmeisterschaft 1914 
639 

Schheeschuhwanderungen im westlichen 
Sauerland A 540 

Das Sauerland als Wintersportgebiet 
A 96 

Schlesischer Skiverband 638 
SMlaul im Schwarzwald A 585 
■Übel* die Bedeutung des Militär-Skilaufes 
A 599 

Snob im Schnee A 573 
Wintersport und Straßenbahnen 640 
Das Wintersportprogramm 1913/14 des 
deutschen Touring-Clubs 639 
Dobsleighklub Schwarzwald — Bobbahn 
Triberg 638 

^ntersportverein Triberg 638 
Hauptstätten des Wintersports in Thü- 
' ringen A 535' 

Wmterfahrten in den Vogesen 538 
,Yöm Wander-, Wände- und Wintersport 
^ V A 646 

IB^iptersport auf dem Dorfe A 608 



Die Entdeckung des Wintersportes in 
Deutschland A 600 
Wintersportzüge siehe unter Eisenbahn¬ 
wesen. 

WintersportlicheVeranstal- 
tungen: S. 635—637 
Adenau, Agnetendorf, Alexisbad, Alt¬ 
astenberg, Altenau, Altenberg, St. An¬ 
dreasberg, Annaberg, Aue, Augustus- 
burg, Aurach, Ballenstedt, Bärenfels, 
Barenberg, Bayrischzell, Bennecken- 
stein, Berchtesgaden, Birkenstein, Blan¬ 
kenburg, St. Blasien, Bleicherode, Blu- 
menthsd, Bodenschneid, Brannenburg, 
Braunlage, Breitenbrunn, Brilon, 
Brocken, Brotterode, Brückenberg, 
Brunndöbra, Buchholz, Buntenbock, 
Call, Carlsfeld, Chemnitz, Daubenscheid, 
Daun, Deisenhofen, Diessen, Donau- 
eschingen, Dreiannen-Hohne, Eben¬ 
hausen (Isartal), Eibenstock, Elend, 
Elster Bad, Falkenberg, Feldafing, Feld¬ 
berg, Fischhausen, Flinsberg Bad, Frau¬ 
enstein, Fredeburg, Freudenstadt, Fried¬ 
richroda, Fürstenfeldbruck, Füssen, 
Garmisch-Partenkirchen, Gehlberg, Gei¬ 
sing, Geitau, Gemünd, Georgen thal. 
Gernrode, Goslar, Gottleuba, Groß- 
Tabarz, Grünwald, Grund Bad, Hahnen- 
klee-Bockwiese, Hain, Harzburg Bad, 
Harzgerode, Hasselfelde, Hasserode, 
Heimbach, Hellen thal, Hermsdorf-Ky- 
nast, Hindelang, Hirschberg, Höhen¬ 
schwand, Hohes Venn, Hohenleye, 
Hollerath, Icking, Ilmenau, Ilsenburg, 
Immenstadt, Isny, Jagdhaus beim Händ¬ 
ler (Sauerland), Johanneser Kurhaus, 
Johanngeorgenstadt, Josefstal, Kalte 
Feld, Kempten, Kiefersfelden, Kipsdorf, 
Klingenthal, Kniebis, Kochel, Rodel¬ 
bahn, Kohlgrub Bad, Königstein, 
Krummhübel, Kudowa, Landeck,Lands¬ 
berg, Langenau-Lichtenwalde, Lauscha, 
Lautenthd, Lauterberg Bad, Burg Lich¬ 
tenstein, Lohstein, Lüdenscheid, Lützel, 
Mägdesprung, Manebach, Marienthal- 
Batzdorf, Marquartstein, Masserberg, 
Meißner, Menzenschwand, Mittelberg, 
Mittelwalde, Mitlenwald, Montjoie, 
Münsingen, Münstereifel, Murnau, Neu¬ 



haus am Rennweg, Neustadt, Ober¬ 
ammergau, Oberhof, Skiwettrennen, 
Oberstdorf, Oberwarngau, Oberwiesen-, 
thal, Osterhofen, Paustenbach, Peißen-- 
berg-Sulz, Ramsbeck, Reichenhall Bad, 
Reichenstein, Reifferscheid, Reinerz, 
Reitzenhain, Rescheid, Reutlingen, Rot¬ 
wandhaus, Rübeland, Ruhla, Sachsa, 
Schierke (Harz), Schleiden, Schliersee, 
Schluchsee, Schmallenberg, Schmiede¬ 
berg, Schmiedefeld, Schneisei, Schön¬ 
eck, Schönwald, Schreiberhau, Schüller, 
Schwarzen Grat, Sebnitz, Seitenberg- 
Wilhelmsthal, Sonneberg, Sonthofen, 
Starnberg, Stöberhai, Suderode Bad, 
Suhl, Thale Bad, Tegernsee, Todtmoos, 
Tölz Bad, Traunstein, Triberg, Tutzing, 
Unterwiesenthal, Vossenack, Waldheim 
Bad, Warmbrunn, Weilheim, Wernige¬ 
rode, Wildbad, Wilhelmshöhe bei Cassel, 
Willemann, Willingen, Winterberg, 
Wölfeisgrund, Wolfrathshausen, Zeller¬ 
feld, Zittau, Zöblitz, Zwönitz. 

Wissenschaftliches: 

Dr. Dresemann, Otto 630 
Düsseldorf, Akademie für kommunale 
Verwaltung 32 

Essen, Geophysikalische Warte 32 
Feldberg-Obscrvatorium 312 
Germanische Kultur im 8. Jahrhundert 
V. Chr. 202 
Herzen, Alexander 361 
Neuere Untersuchungen über die Höhen¬ 
krankheit 312 

Köln, Hochschule für kommunale und 
soziale Verwaltung 32, 148 
Der Malström 254 

Versteigerung der Sammlung Nemes 255 
Ostwald, Wilhelm 456 
Die Bedeutung der Presse 202 
Eine interessante Promotion 312 
Kohlensäure Sprudel 254 
Ein telegraphischer Verkehr ohne Draht 
254 

Eine Reise ins Ungewisse 254 
Dr. Wülfing, Johann Ernst 577 
Die Schäden des Zweikindersystems 406 
Wittgensteiner Land A 77 
Die Zoppoter Waldoper A 402. 







Verzeichnis der Bilder. 


Vorbemerkungen: Orlsnamen und — bei Abbildungen von Kunstwerken— Künstlernamen sind nach alphabetischer 
Reihenfolge geordnet; innerhalb dies(*r Namen folgen die Illustrationen nach der Seitenzahl der 
Zeitschrift. Winterbilder siehe auch unter W. 


St. Andreasberg, Das Stationsgebäude der 
St. Andreasberger Zahnradbahn 399 

— Die St. Andreasberger Zahnradbahn, 
aus dem Ilalseinschnitt kommend 399 

— Die Zahnradbahn, aus einem liefen 
Einschnitt kommend 400 

Arendsee, Strandpromenade am Damen¬ 
bad 139 

Bayern, Mädelegruppe von Schlapi)ülds- 
kopf (Algäu) o91 

— Blick vom Söllerkopf ins kleine Wal¬ 
sertal, Ilochifen und Gottesacker- 
wändl (Algäu) 592 

— Am h^ingang ins Schinderkar (Te- 
gerns(‘er Gruppe) 593 

— Am Siidende des Spitzingsees (Rot¬ 
wandgruppe) 595 

Berg. X(;ukirchen, Frühling im Bergischen 
Land 1 

Berlin. Außenansicht des Säuglings¬ 
krankenhauses Berlin-Weißensee 19 

— Entwurf zum Stadion von Geheimrat 
Otto March 142, 281 

— Die Jubiläumsmedaille der .\kademie 
der schönen Künste 291 

— Königliches Schloß 294 

— Reichstagsgebäude 295 

— Der Dom 301 

— Märchenbrunnen im Friedrichshain 
347, 348 

— Märchenbrunnen: Ignatius Taschner 
(Berlin): Hans im Glück 348 

-Ignatius Taschner (Berlin): 

Aschenbrödel 348 

-Richard Wrba: Rübezahl 349 

Blankenheim in der Eifel 144, 145 

Braubacli a. Rh., Die Marxburg 288 

Braunschweig, Burg Dankwarderode, 
Heft V, Titelblatt 

— Das neue Rathaus 233 

— Katharinen-Brunnen 234 

— Till-Eulenspiegel-Brunnen 234 

V. Breilenbach, j)reuß. Eisenbahnniinister 
273 

Breslau, Rathaus, Heft IV, Titelblatt 

— Blücherdenkmal 104 

— Jahrhundertausst(‘llung: Blick auf 
Jahrhunderthalle, Wasserbecken und 
Pergola, kulturhistoriscln* Aus- 
stellung^ Partie am japanischen Gar¬ 
ten 105 

— Aus der kulturhistorischen Aus¬ 
stellung: Die Schlacht an der Katz- 
bach 107 

-Aufruf An mein Volk, Freiwillige 

von 1813 vor König Friedrich 
Wilhelm III. zu Breslau 108 

-Professor Steffens begeistert in 

Breslau 1813 zur Volkserhebung 
109 

— Elisabethkirchturm 170 

— Stein-Denkmal im Rathaus 171 

— Königliches Schloß 172 

— Turnhalle des Turnvereins ,,Vor¬ 
wärts“, E. V. 173, 174 

Brunshaupten 140, 141 

V. Budde, preuß. Eisenbahnminister 272 

Cassel, Der Hangarstein 249 

— Königl. Hoftheater von der Außen¬ 
seite 298 

— Wilhelmshöhe 310 

— Das neue Rathaus, Heft IX, Titelblatt 

— Blic.k auf Wilhelmsliöhe 422 


Cassel, Schöne Aussicht 422 

— Friedenskircho 423 

— Blick von der Fulda aus 424 

— Hessisches Landosmuseurn 425 

-Die ,,Ziegenliainer Kanne“ 420 

-Vorhalle 420 

— Tausendjahrfeier: Alles Rathaus im 
Festzuge 509 

Churpfalz, Dcnikmal des Jägers aus Chur- 
I)falz 447 

Cöln, Vom Einzug de.s neuen Erzbischofs 
Dr. F(*lix von Hartrnann: Die Pro¬ 
zession auf dem Wege vom Bahnhof 
zum Dom 129 

— Dom (Inneres) 130 

— Ausstellung Alt- und Neu-Cölii: Aus¬ 
stellungshalle 223 

-H. F. Gabriel von Groote, Bürger¬ 
ineis t(‘r 224 

— Oberbürgermeister Wallraf 225 

— Ausstellung Alt- und Xcu-Cöln: Aus¬ 
stellungshalle, Inneres 220 

-Frühstücksgewährung an bedürf¬ 
tige Schulkinder 1908—1911; 
Aufwendungen der Stadt Cöln für 
Aussendung armer kranker Kinder 
in den Jahren 1902, 1905, 1908, 
1911 227 

— Gesellenzimmer im Kolpinghause 624 
Danzig 195 

,,Deutschland“ im Salut 280 
Dirschau, Eisenbahnbrücke 270 
Donaueschingen, fürstliches Schloß 503 

— Städtisches Solbad ,,Irmabad“ 503 

— Gretelbrunnen im Rathaus 504 
Dr. Dronk«*, Gymnasialdirektor 115 
Düsseldorf, grof3e Kunstausstellung 1913: 

Albin Egger-Lienz (Weimar): Die 
Enh* 341 

-Waller Corde (Düsseldorf): Pieta 

341 

-Fritz Macktmsen (Weimar): Moor¬ 
frau 342 

-Franz (diarlet (Briisscd): Hollän¬ 
dische Familie 343 

-Ernst Ilardl (Düsseldorf): März- 

slirnmung 344 

-Franz Metzner (B(*rlin): Rüdinger 

345 

-Architekt Wehner (Düsseldorf): 

Kamin im Speisezimmer 340 

— Die Makkabäer: Lea und Xaemi, 

Die Nibelungen: Hagen uml 
Kriendiild 350 

Eifelbilder von Jobs. Gehrts 119, 120 
Eilenburg, Schloß und Sorbmiburg, Heft 
VIIl, Tilciblall 

— Dr. Jur. .\Ifr(‘d Belian, 1. Bürger¬ 
meister 371 

— Aus d(*r Vogelschau 372 

— Xikolauskirc h(‘ 373 

— Im Stadl park 375 

— Am Sta<llgraben 375 

— Mark([>lalz und Rathaus 370 

— Wandgmmilde von Prof. S<*hlal)itz 
(Charloll<*nburg) in der Aula dc*s Real¬ 
gymnasiums: Prediger Martin Rin- 
ckarl trägt in <ler Schwedennot <lem 
Allerln)chslen das Leid der Genndnde 
vor 370 

— Franz-Abl-D(‘nkmal 377 

— Realgymnasium 378 

— Seminar 378 


Eisenach, Die Wartburg 327 

-Gesamtansicht 327 

-Erster Burghof 328 

-Lutherstube 329 

-Sängerkrieg 330 

Engelhardt, W., Nürnberg 544 
Eßlingen, Pliensaubrücke 450 

Frankfurt a. M., Totalansicht, Heft I, 
Titelblatt 

— Städtische Festhalle für das Kaiser¬ 
preissingen 10 

— Städtische Festhalle (Innenansicht)!! 

— Am Römerberg 12 

— Frankfurter Hof 28 
-Der große PVslsaal 28 

-Salon S. K. H. des Kronprinzen 29 

-Im Restaurant ,.Ritz“ 29 

— vSchlitlenfahrt auf dem Liebfrauen- 
b(‘rg 001 

Schloß I'riedrichshof 287 
Friedrichsroda im Winter 537 

— W'intersporlfest: Militärpatrouille am 
Start 599 

Friedrichsruh, Bismarckturm 289 
Funkenturm im Tot(*n Moor 448 
Fürst FürsUmberg 502 

Garmisch - Partenkirchen, Wetterstein- 
g(‘birge 504 

von Gebhardt, Eduard: Bei der Korrek¬ 
tur 240 

— in seimun Atelier 240 

— Porträt 241 
Gerolstein, lOrlöserkirche 570 
Gerwig, Robert, Baudirektor 427 
Girardet, Willi., Kommerzienrat, zum 

75. Geburtslage 242 

Grafschaft Glatz: Olatz, Totalansicht 179 

— Oberes Bielelal 179 

— Ilabelschw(Tdt 180 

— Wolfelsgruml — Glatzcr Schnee¬ 
gebirge 181 

— Silbiu’borg: Fort S{)itzberg und Via¬ 
dukt der Zahnradbahn 181 

— Wölfeisfall, Glatzer Schneegebirge 182: 
Görlitz, Xeißefcst 190 

— Ralhaustrepp(‘ 190 

— Haus in der Xeißeslraße 191 

— Braut portal der Peter.<kirche 191 
von der Goltz, Generalfeld marschall 281 
Grimm, Jakob und Willndm 018 

— Das Wohnhaus der Familie Grimm 
in Cassel 019 

— Die Märchenfrau 619 

— Rotkäppclnm von Arpad Schmid¬ 
ham mer 020 

Oruber, Franz Xaver (>10 
Grünthaler Brück(‘ über dem Kaiser- 
Wilhelm-Kanal 270 

Dr. von Guenther, ()b(‘rpräsident der Pro¬ 
vinz Schlesitm 103 

Halligem, Halligwohidiäuser auf künst¬ 
licher Enlcrhöhung (Werft), Ge- 
kriiminie Einbrüche* eles .Mee'res mit 
Zugangsbriieke* 1.37 

— Ilalligwe»hnhäuse*r uml -Vorrats¬ 
häuser: Vie*hwe*ide‘ 137 

Hamburg, Jubiläumsfe*ie*r. ehe Spitze des 
Zuges 2 

— Jubiläumsf(*ier,Einzugd(*r Franzosen 3 

— Jubiläumsfe‘ie*r.spani.se he* Kavallerie 4 

— Turbinen-Schnollelampfe*!* ,,Valer- 
lanel“ 220, 221 



^ Der „Imperator“ aus der Vogel¬ 

er ^ schau gesehen 222 
.Hauptbahnhof 274 

* Kunsthalle — Max Liebermann: Die 




Netzflickerinnen 291 


Hannover, „Palasthotel Rheinischer Hof“ 
. 308, 309 

— Das neue Rathaus 361 
,Harz, Aus Clausthal: Heimweg der 

Herde 218 

.— Partie aus dem Spiegeltal bei Claus¬ 
thal im Oberharz 219 • 

— Schloß Quedlinburg 432 
— Burg Falkenstein 433 
~ Schloß Ballenstedt 433 
'— Bui^ Regenstein bei Blankenburg 434 
— Schierke: Rauhreifpartie bei der 
Kirche 587 

— Wernigerode: Stadt und Schloß 588 
— Braunlage: Start an der Rodelbahn 
689 

— Teilnehmer an einem Skikursus 590 
Hanptmann, Gerhart 196 
|T\>JSebbel, Friedrich 197 

Ä , Blick auf den Hohenstoffel 400 
rand, Adolf: A. Böcklin 290 
Hildesheim, Katzenbrunnen 449 
jÄ>Dr. His, Geh. Medizinalrat, Prof., Berlin 
*231 

•. Hohentwiel 123 

^— Der Hohentwiel vor seiner Zerstörung 
.124 

igi^^Hohkönigsburg, Das große Bollwerk, süd- 
lieber Turm 285 

— Gesamtansicht; Zimmer des Kaisers 
286 

Homburg v. d. Höhe, Der neue Bahn- 
V ■ hof 271 
r^Schloß Homburg 287 


..Ilmenau, Gesamtansicht 335 
■ — Der Turm auf d. Kickeihahn 336 
— Gk)ethe auf d. Kickeihahn-Berg 337 
T . — Goethe-Häuschen auf d. Kickelhahh- 
bwg 339 

Immermann, Karl 125 
„Iinperator“ 278 


iEaiser Wilhelm II. Heft VI, Titelblatt 
— Die Jubiläumsmedaille der Akademie 
der schönen Künste 267 

— in Admiralsuniform 279 
^vS^'lanienschiff „Kaiser“ 280 
' • ■ JKaiser Wilhelm II., Bootshaus S. M. des 

. Kaisers 282 

— Der Kaiser mit seinem Gefolge wäh¬ 
rend der Kieler Woche 282 

— in seinem Arbeitszimmer auf der 
„Hohenzollern“ 283 

— Der Kaiser bei den Ausgrabungen auf 
Korfu 284 

— Das Achilleion auf Korfu 284 
— Der Kaiser mit seinem Enkel 292 
■— Kaisermanöver des 3., 4., 12. und 
vi ’M Ev, . 19, Armeekorps 1912 302 

— Die Frithjof- Statue (Geschenk des 
fe • . Deutschen Kaisers für Balholm) 305 

Ij. ^Kaiserin Auguste Viktoria 269 
^Karwendelbahn, Vorbergviadukt 565 
^ ^. — Ehrwald 565 
f— Alpspitze 566 

Kaufmann, Landrat, Euskirchen 116 
>*K^eim in Bayern, Befreiungshalle 13 
. ^ — Das Donautal mit der Befreiungshalle 

' - . der Höhe 13 

KdUorsberg, Das ehemalige Haus Kellers- 
j _ borg 132 

' V Vom Kieler Hafen: Auslaufen der 
- V Kriegsflotte, Heft III, Titelblatt 
Hattiaus 126 
V Panorama 127 

S. M. Großer Kreuzer „Goeben“ 128 
Hochseetorpedoboot „G. 7“ 128 



Kiel, Kieler Woche: Jacht „Wendula“ 397 

-Die „Hansa“ über den Jachten 398 

-Die Mannschaft v. S. M. S. 

„Kaiser“ paradiert vor S. M. dem 
Deutschen Kaiser 398 
Koburg, Veste, Heft VII, Titelblatt 

— Herzog Karl Eduard zu Sachsen- 
Koburg und Gotha 323 

— Ketschentor mit Eingang zum Sal¬ 
vator-Friedhof 324 

— Ehrenburg (Residenzschloß); Koburg 
mit Veste (Gesamtansicht) 325 

— Markt mit Rathaus und Moritzkirche; 

— Markt mit Regierungsgebäude 326 
Königsberg, Kaiser-Wilhelm-Platz mit 

Schloß 195 
Kolping, Adolf 622 

Bad Kreuznach, Das neue Kurhaus 352 

de Lara, Isidore, „Die drei Masken“ 23, 24 

Lauban, Rathaus 189 

Leipzig, Der neue Hauptbahnhof 270, 271 

— ,,Iba“: Leipzig vor 100 Jahren 388 
-Blick V. Haupteing. auf die Straße 

des 18. Oktober 389 

-aufgenommen v. einem V.-F.-W.- 

Eindecker aus 700 m Höhe 389 

-Der Dorffriedhof mit Dorfkirche 

390 

— — Blick durch d. Säulenportal d. Ver¬ 
waltungsgebäudes auf d. Beton¬ 
halle 391 

-Die Betonhalle 391 

-Peterstor mit Pleißenburg 392 

— Der Napoleonstein 556 

— Das Völkerschlachtdenkmal 557 
-Durchschnitt 558 

-Trauernde Krieger 558 

Erste deutsche Lokomotive vom Jahre 
1858 275 

Heißluft-Tender-Lokomotive 275 
Erste Lokomotive (englischer Herkunft) 
auf deutschem Boden: Nürnberg- 
Fürth 1838 

Schnellbahn-Lokomotive für 120 km 
Stundengeschwindigkeit auf der 
Strecke Marienfelde—Zossen 275 
Lötschbergbahn, Blick auf das Doldenhorn 
25 

— Viadukt bei der Ruine Felsenburg und 
die Birre 25 

Lüdenscheid, Christmette in der Christus¬ 
kirche 612 

Burg Ludwigstein 571 

Mannheim, Ausstellung des Deutschen 
Künstlerbundes: Bildersaal 230 

— Partie aus dem Mühlauhafen 435 

— Mannheim mit Hafenanlagen und 
Neckarmündung 436 

— Lagerhäuser und Kranenanlagen am 
Rhein 437 

— Rheinkai 438 

March, Otto, Geheimrat 142 
Marienburg-Bayenthal,Kirche (nach einem 
Entwurf von Geheimrat Otto March) 
143 

Marienwerder, von der Niederung aus ge¬ 
sehen 194 

V. Mavbach, preuß. Eisenbahnminister 
272 

München, Königl. Bayrisches Verkehrs¬ 
ministerium, Süd- und Hauptfront 27 

— Königl. Bayrisches Verkehrsministe¬ 
rium, der Torturm 27 

Müngsten, Kaiser-Wilhelm-Brücke 277 
Münster, Geh. Kriegsrat Dr. Siemon 245 

— Der große Schützenhofsaal 245 

— Universitätsmusikdirektor Dr. Nießen 
245 

Muskau in Schlesien, Schloß 192 

Neuwied a. Rh., Innenhof des Gesellen¬ 
hauses 623 


New York, Deutsches Haus 20 

— Deutsches Haus, akademische Aus¬ 
kunftsstelle 21 

— Dr. Tombo, Rudolf, jun., Professor, 
Direktor des Deutschen Hauses 21 

Niedersachsen, Kloster Loccum: Gesamt¬ 
ansicht, Kreuzgang 236 
-Wandgemälde von Eduard v. Geb¬ 
hardt: Die Austreibung aus dem 
Tempel 236 

-Wandgemälde von Eduard v. Geb¬ 
hardt: Die Hochzeit zu Kana 237 
-Wandgemälde von Eduard v. Geb¬ 
hardt: Der Zähler (Studie zur 
Austreibung aus dem Tempel) 238 
-Wandgemälde von Eduard v. Geb¬ 
hardt: Frau Bunnermann (Studie 
zu der Hochzeit zu Kana) 239 
Nordpolargegend, Zur Mitternachtssonne* 
Lappenlager am Lyngseidet 30 

-Brönnösund, im Hintergrund Torg- 

hatten 31 

Oberhof, Bob in der Kurve 535 

— Schneepflug 536 

— Schneeschuhläufer auf der Gabel¬ 
wiese 538 

— Winterbild: Vater und Sohn 596 

— Die Postkutsche von Oberhof mit 
Kufen an den Rädern im Winter 597 

— Handschlitten im Anhänge eines 
Pferdeschlittens 598 

Oenneking, Bauernhaus 542 

Bad Oeynhausen, Das Kurhaus 395 

— Aus dem Kurgarten 395 

— Waldweg 396 

— Wandelhalle im neuen Kurhaus 397 

Panamakanal, Schleusenseite unterhalb 
Miraflores 246 

— Ansicht von Gat em Pam 247 

— Durchschnitt bei Bas Obispo 247 
Partenkirchen, Das Fremdenheim in der 

Landschaft 446 

— Alpspitze, Zugspitze und Waxenstein 
545 

Offener Personenwagen vom Jahre 1843 
274 

Posen, Rathaus 193 

— Blick auf Stadttheater und Ansie¬ 
delungskommission 385 

— Königl. Residenzschloß 386 

— Akademie-Festsaal 387 
Potsdam, Neues Palais 296 

— Marmor-Palais 297 

— Gesamtansicht 298 

— Sanssouci 299 

— Charlottenhof 300 

— Rathaus 307 

Prinz und Prinzessin Ernst August von 
Cumberland 293 

Radium, Die Bildung des Radiums aus 
dem .Uran und der weitere Zerfall 
des Radiums 439 

— Die vom Radium ausgehenden 
Strahlen und die Einwirkung eines 
Magneten auf die Richtung derselben 
439 

— Photograph. Platte durch Schreiben 
mit einem Radiumkörnchen ge¬ 
schwärzt; Elektroskop nach Elster 
und Geitel 440 

— Das Radiuminhalatorium in Bad 
Kreuznach 441 

— Radiumhöhle im Kreuznacher KuTr 
park 442 

— Physikalisch-Radiologisches Institut 
der Universität Heidelberg 442 

Raschdorff, Dr.-lng., Geh. Rat, Prof. 353 
Ratibor u. Corvey, Karl, Prinz von, Ober¬ 
präsident von Westfalen, Heft II, 
Titelblatt (Rückseite) 

Ravensberg i. Württ., Gesellenhaus 624 







16 


Regensburg, Walhalla 243 
Reifferscheid in der Eifel: Stammburg 
der Fürsten Salm-Reifferscheid-Dyck 
117 

Rheinstein, Burg 228 
Riesen- und Isergebirge, Schneegruben¬ 
baude 183 

— Blick auf die Schneekoppe 184 

— Alte Mühle im Isermoor 184 

— Der Zackelf all 185 

— Bad Altheide 187 

— Weißwassergrund 187 
Riesengebirge, Schreiberhau mit Hoch¬ 
stein: Herbststimmung 445 

Römische Grabsteine in Deutschland: 
Grabstein des Schiffers Blussus 559 

-des Reiters Bassus 560 

-des Adlerträgers Musius 560 

-des Marsakers Lucius 561 

-des Töchterchens der Telesphoris 

561 

-des Hirten Jucundus 561 

Rolandseck, Blick auf das Siebengebirge 
22 

Rügen, Kaiserdenkmal 354 
Bad Salzbrunn 188 

Sauerland, Iserlohn, Obere Stadtkirche 
47 

-Kloster Grafschaft 48 

— Partie im Leißetal bei Fredeburg 49 

— Lennetal bei Oberkirchen 49 

— Kohlenmeiler und Köhlerhütte 51 

— Hagen 52 

— Hagen, Krematorium 53 

--Waldliist gegen den Goldberg 53 

— Motiv aus dem Nuhnetal: Die Dauber¬ 
mühle 54 

— Ruhrtal unterhalb Meschede 55 

— Die Bruchhauser Steine 55 

— Körbecke a. d. Möhne: Inneres der 
Pfarrkirche 56 

— Abtei Weddinghausen 57 

— Arnsberg, Kaiserpförtchen 58 
-Schloßruine 58 

— Im Lennetal bei Einsal 59 

— Iserlohn: In der Läger 59 

— Latrop 59 

— Nordenau, vom Hohen Astenberg 
aus gesehen 60 

— Altena i. W., Drahtrolle 60 

— Oberkirchen mit Blick ins Lenne tal 61 
Altena i. W. 61 

— Rochuskapeile bei Olpe 62 

— Uhufelsen im Hönnetal 63 

— Steile Felspartien im Felsenmeer bei 
Sundwig 63 

— Alte Steinbrücke über die Hönne 64 

— Mintenbeck bei Lüdenscheid 65 

— Blick ins Volmetal von den Höhen bei 
Schalksmühle 65 

— Reckhammer in Oberbrügge 65 

— Mühle in Dahlerbrück 65 

— Halver 66 

— Blick auf Lüdenscheid 67 

— Lüdenscheid, Herzogstraße 67 

— Brilon, Südportal der Pfarrkirche 68 

— Marktplatz in Brilon 69 

— Ober-Marsberg, Eingang zur Burg 69 

— Bildnis des Dichters Grimme 71 

— Schloß Neuenhof bei Lüdenscheid 72 

— Im Schloßhof von Hohenlimburg 72 

— Schloß Schnellenberg bei Attendorn 
73 

— Schloß Gimborn im Aggertal 74 

— Berleburg: Schloß 75 

— Schloß Bilstein 75 

— Schloß Herdringen 76 

— Panorama von Laasphe 77 

— Alte Häuser in Laa^he 77 

— Felsterrasse auf der Bilsburg bei Aue 
IRothaargebirge) 78 

— Siegerländer Bauerngehöft in Dahl¬ 
bruch 79 


Sauerland, Alt-Siegen 80 

— Siegen: Nikolaikirche 81 

— Kiefern am freien Stuhl im Dollen¬ 
bruch 82 

— Im Hauberg beim Loheschälen 82 

— Hönnetalsperre bei Meschede 84 

— Möhnetalsperre, Viadukt bei Dclecke 
85 

— Möhnetalsperre 85 

— Dechenhöhle: Gnomensäule 86 

— Attendorner Tropfsteinhöhle 87 

— Dechenhöhle 87 

— Reckenhöhle im Hönnetal 88 

— Museum Folkw'ang in Hagen: Ein¬ 
gangshalle mit Brunnen von Georges 
Minne 89 

— Ein Türklopfer aus Breckerfeld 89 

— Haus Harkorten bei Hagen 90 

— Bauernhaus zu Oedingen 91 

— H. van de Velde: Haus Hohenhof, 
Hagen 92 

— Peter Behrens: Wohnhaus von Ober¬ 
bürgermeister Dr. Cuno in Eppen¬ 
hausen bei Hagen 92 

— Altena: Partie in der Nette 93 

— Wohnstube eines sauerländischen 
Bauernhauses 94 

— Bauerntyp aus der Gegend von 
Lüdenscheid 95 

— Winterlandschaft 541 
Scheffel-Denkmal beim Heidelberger 

Schloß 121 

— Relief ,,Jung-Werner“ 122 
Schülerwanderung durch Spessart, Rhön, 

Knüll, Vogelsberg, die Wander¬ 
genossen 14 

— Eine Schneiderwerkstätte in der Rhön 
15 

— Ein Freibad 15 

— Brautpaar aus dem Schwalmgrund 16 

— Alsfeld, Rathaus 17 

— Ortenberg 18 

Schulzenknüppel oder Klucken 572 
Schumacher, Direktor des Bundes Deut¬ 
scher Verkehrsvereine 354 
Schreiberhau-Marien tal 188 
Schwäbische Alb, An der Zwiefalter Aach 
379 

— Hohenneuffen 380 

— Ruine Hohenrechberg 380 

— Schloß Grafeneck 381 

— Der Wackerstein 381 

— Hauff-Denkmal 382 

— Ruine Recliberg 382 

— Hohenzollern 383 

— Honau 384 

— Der Jubiläumsturm auf dem Hohen 
Roßberg 567 

Schwarzwald, Kirschbaumblüte im Schnee 
146 

— Schwarzwaldhäuser im Gutachtal bei 
Triberg 428 

— Gengenbach: Kinzigwehr 428 

— Triberg: Marktplatz 429 

— Gengenbach: Stadtmauern.Schweden¬ 
turm mit Blick aufs ,,Bergle“ 430 

— Schwarzwaldbahn: Oberkippens- 

bacher Tunnel 430 

— Triberg: Altes Mesnerhäuschen 431 

— Am Feldberg 585 

— Blick vom Leebuck (Feldberg) in 
Wiesental 586 

— Schwarzwald-Jungmannschaft 587 
Straßburg, Rodelbahn Struthof des Kodel- 

klubs Straßburg 539 
Stuttgart, Wandgemälde im Kgl.Württem- 
bergischen Landes-Gewerbemuseum: 
Die Grafen und die Herzöge Württem¬ 
bergs von 1227—1674 133 

-Die Zeit der Ilerzöge und der 

Könige Württembergs seit 1674 
134, 135 


Taunus, Observatorium auf dem kleinen 
Feldberg 450 

Thielen, v., preuß. Eisenbahnminister 272: 
Thieme, Clemens, Der Erbauer des Völker¬ 
schlachtdenkmals in Leipzig 556 
Thüringen, Im Ungeheuren Grund 338 
Traben-Trarbach, Handwerker-Erholungs¬ 
heim 353 

Trier a. d. Mosel: Dom und Liebfrauen¬ 
kirche 118 

— Ruine des ehern, römischen Kaiser¬ 
palastes 118 

Ueberlandzentralen, bei Donsbrüggen am 
Wege nach Mehr 443 

— zwischen Wesel und Brünen 444 

— bei Asperder Mühle a. d. Niers 444- 

Vogesen: Donon-Tempel 539 

— Weißer See 540 

Vogt, von, Generalmajor z. D. 116 

Wagner-Büste von Prof. Bleeker 244 
Waldenburg, Schlesiertal: Kynsburg 175,. 
176 

— Görbersdorf 176 

— Schloß Fürstenstein 175 

— Katholische Kirche in Erlenbusch 

176 

— Lehmwasser bei Bad Charlottenbrunn. 

177 

— Nach dem Schneeberge 178 
Wanne, Der neue Bahnhof 401 
Weihnachtskrippen, Anbetung der Hirten, 

Bozener Krippe 614 

— Hirten auf der Weide 615 

— Opferung der Hirten, Münchener- 
Krippe 615 

— Anbetung der 3 Könige, Münchener- 
Krippe 616 

— Trabanten der 3 Könige, Ursu- 
linerinnen-Krippe zu Innsbruck 616* 

— Haus Nazareth, Münchener Krippe 617’ 
Weimar, Residenzschloß 331 

— Gesamtansicht 332 

— Shakespeare-Denkmal 332 

— Schloß Tiefurt 333 

— Goethes Gartenhaus 333 

— Schillerhaus 334 

— Das neue Hoftheater 334 
Westerwald, Landrat Robert Koecher- 

Büchting (Limburg) 392 

— Römische Befestigungsanlage auf dem. 
Pulverberg bei Sayn 393 

— Dillenburg 393 

— Grenzau 394 

— Lahn tal-Diez 394 

Wein, ,,Deutscher Wein und Deutscher- 
Sang“ Heft X/XI, Titelblatt 

— Wirtschaftszeichen eines Weinhänd¬ 
lers in Köln, Weyerstr. 102 über der- 
Haustür 467 

— Adolf Schrödter: Triumphzug des- 
Königs Wein 468 

— Ludwig Richter: Bürgerstunde 468 

— Christus in der Kelter, von Dr. phil.. 
Ludwig Burchard (Berlin) 470—473 

— Ludwig Richter: ,,Gestern, Brüder,. 

könnt ihr’s glauben?“ 474 

-,,Am Rhein, am Rhein, da wachsen 

unsere Reben.“ 475 

-,,Der Schatz, der mir am liebsten 

ist“ usw. 476 

-,,Was für ein schief Gesicht“ usw.. 

477 

-,,Im kühlen Keller“ usw. 477 

-,,Bringt mir Blut der edlen 

Reben“ usw. 478 

-,,Nur fröhliche Leute“ usw. 478 

— Diego Velazquez: Die Trinker 480 

— Gabriel Metsu: Herr und Dame am. 
Spinett 481 

— Anselm Feuerbach: Gastmahl des. 
Plato 482 



Wein, Adolf ScMcÖdter: Die Weinprobe 483 
— Chr. Ed. fibltcher: Abend am Rhein 
484 . ■ ‘ . 

— Ediger Pfarrgut 484 
— Der ertragreichste Weinberg bei Pies¬ 
port 486 

-— Beilstein a. d. Mosel 486 
-^ Garden a. d. Mosel 487 
—Das deutsche Weinglas 488—491 
Der Rebmann, Becher aus dem 
Germanischen Museum zu Nürnberg 
; 492 

Rappoltsweiler, Gesamtansicht 493 
— Kolmar: Das Kopfhaus 494 

-,-Der Rebmann am Rathaus 494 

. _ Weinlese am Barrer Rebberg 495 
— Das erste große Heidelberger Faß 
. von 1589 496 

—r Medaille von dem zweiten großen 
- Heidelberger Faß 496 

Das dritte, jetzt noch erhaltene 
Heidelberger Faß 497 
_ Das große Faß von Groningen 498 
— Das große Faß in Königstein (Sachsen) 

. ' 498 

- 7 ^ Pfälzer Winzertypen 499 
.. Deidesheim und seine besten Wein¬ 
bergslagen 499 

.ihl, "V^nzerhaus am „Schwarzen Herrgott“ 

■ % bei ZeU 500 

• — Neustadt a. d. Haardt: Am Haardter 
Schlößchen 500 

— Seine Herstellung: Kombinierte 

C. Gärung, Stütze zum Befestigen des 
. >•' Senkbodens, Senkboden 501 

-Offene Gärung, Geschlossene 

^ Gärung, Wirzrohr 502 

^ Ehemaliges Kloster Eberbach, jetzt 
: Königl. Weinbaudomäne 503 

— Schloßruine „Ehrenfels“ bei Rüdes- 
heim a. Rh. 504 

^— Königl. Domäne zu Eltville, Kelter¬ 
haus der Domäne zu Eltville 505 
j,.:— Ludwig Richter: Rheinwein — köst- 
^ liehe Blume 505 

Das Historische Museum der Pfalz 
in Speyer 506 

-— Glasamphora mit römischem Wein im 
V Weinmuseum zu Speyer 507 
> Münster am Stein 508 


Wein, Burg Klopp und Bingen 509 

— Bingen: Rebengelände und Drusus- 
brücke 510 

— Küfer Wappen an dem Fachwerkhaus 
Hochstr. 7 in Rhens a. Rh. 510 

— Blankenhornsberg, Müller (Karls¬ 
ruhe): Markgräflerin 511 

— Meersburg mit Schloß 512 

— Schloßberg bei Staufen 513 

— Die „Katzentreppe“ mit Winzerhaus 
im Gräfl. Lippeschen Weinberg zu 
Proschwitz 514 

— Weingelände bei Meißen 515 

— Jokobsstein 516 

— Albert Schrödter: ■ Triumphzug des 
Königs Wein 517 

— Rüdesheim: Tor zum Felsenkeller 
im Rüdesheimer Weinberg 518 

— Würzburg: Alter Torstein vom Julius¬ 
spital von 1576 519 

-Vierrohrenbrunnen 520 

-Ein ,,alter Herr“ (mit altfränki¬ 
schem Römer aus der Spessart¬ 
glashütte Einsiedeln) 520 

— L. Richter: Fiducit; Studenten in 
Godesberg 521 

— Die älteste Weinrebe Europas 522 

— Weinlese 523 

— Oppenheim: Blick von Landskrone 524 

— Niersteiner Glöck 524 

— — Weinlage am Kaiser-Ruprecht- 

Turm 525 

Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Bad 4 u. 5 

— von George Bauard 6 

— Kaiser-Friedrich-Bad, Vorderansicht 
mit Vorplatz 7 

-Schwimmhalle 7 

— Kurhaus 8 

— Oberbürgermeister Geh. Oberfinanz¬ 
rat Karl Glässing 8 
— Partie im Kurgarten 9 
— Hauptbahnhof 270 
Winterbilder, Ein guter Sprung, Heft 
XII/XIII, Titelblatt 

_ Sauerland im Winter: Motiv aus dem 

Latroptal 96 

— Blick auf den* Härdler von Schanze 
aus 96 

— Sauerland im Winter: Momentbild 
vom Wintersportfest des Skiklubs 
Sauerland am Fuße des Hohen Asten- 
bergs 97 


Winterbilder, Winterlicher Wald 537 

— Spuren im Schnee 543 

— Bergauf 546 

— Sonnenaufgang 547 

— Am Schrankopf 548 

— Tiefer Winterschnee 548 

— Ski-Heil 549 

— Belustigung auf dem Eise (H. vaac 
Averkamp) 550 

— Winterlandschaft (van der Neer) 55t 

— Winter (Hans de Vries) 551 . 

— Belustigung auf dem Eise (Esaias 
van de Velde) 552 

_Winterlandschaft (Rembrandt) 553 

— Eisgrotesken 554 

— Schneeschmelze an der Schneekopp^, 
im Riesengebirge 554 

— Abziehender Schneesturm im Riesen-^ 
gebirge auf 1200 m Seehöhe 554 

— Augenblicksaufnahme im Hochwald!, 
zur Weihnachtszeit 555 

— Christbäume, Heft XIV/XV, Titel¬ 
blatt . s 

^— Weihnachtsabend, Heft XIV/XV^ 
Titelblatt (Rückseite) v 

— Die Schlittenfahrer um 1720 von 
Christoph Weigel 600 

— Schlittschuhlaufendes Paar v. J. E. . 
Nilson 602 

— Wintervergnügen auf dem Eise v, 
J. E. Nilson 603 

— Belustigungen auf dem Eise v. A. J* 
von Prenner 604 

— Schlittenfahrt des Kaiserl. Hofes 
auf dem neuen Mehlmarkt in Wiea^ 
um 1730 605 

— Wintervergnügen auf dem Dutzend¬ 
teich bei Nürnberg v. J. A. Delsen- 
bach 606 

— Wintervergnügen v. Mettenleiter 607 

— Schneemann 608 

— Auf dem Eise 609 

— Schellengeläute 609 

— „Stille Nacht, heilige Nacht“ 61() 

— Winterstille 613 


Zoppoter Waldoper: Die Maienkönigin; 
Der Zigeunerbaron 402 


Persönlichkeiten und Mitarbeiter. 


Abt, Franz, Kilenburg 374 

von Achten, Aachen 118 

von Aibling, Oswald 397 

Albert, Bürgermeister, Rüd(*sheim 321 

Alberti, Senator, Goslar oHl 

Althoff, Ministerialdirektor 232 

Dr. Andrea, Burgbrohl 110 

Andresen, J. II., Dozent 159 

Arminius, Wilhelm 355 

Aschaffenburg, Professor 457 

Dr. Aschoff, Karl 43<S 

Ausmann,Geh. Reg.-Uat,Straßburgi.E. 315 

Backs, Geheimrat 210 
Dr. Ballers tedt 149 

Ballin, Albert, Gen.-Dir. d. Hamburg- 
Amerika-Linie 277 
Dr. Baltz, Reg.-Präs., Trier 041 
Baltz, Johanna, Arnsberg 70 
Bamberg, Komm.-Rat, Berlin 111 
Dr. Bamberger, Mandelskammer-Prä¬ 
sident, Mainz 149 
Battke, Ada 18 

Dr. Bauer, Oberfinanzrat, Dresden 210, 
264, 579 

Baum, Josef, Wiesbaden 149 

Dr. Baum, Marie 32, 148 

Dr. Becker, Präsident d. Ausst. in Gent 318 

Becker, G., Generalmajor z. I). 316 

Becker, Oberleutnant z. See 256 

Dr. Behrens, J. 559 

Belasco, David, amerik. Theaterdirektor 
631 

Dr. Belian, 1. Bürgermeister v. Eihmburg 
371, 464 

Dr. Bender, Franz, Oberlehrer, Köln 32 
Dr. Bender, Georg, Oberbiirgerrneister 
V. Breslau 172 

Berg, Landrat, Geh. Reg.-Ral, St. Goars¬ 
hausen 322 

Berliner, Hans, Ingenieur, Berlin 317 
Bernstorff, Graf, Botschafter 255 
Dr. Besteimeyer, Professor, Dresden 259 
Dr. Beutler,* Geheimrat, Oberbürger¬ 
meister, Dresden 311 
Bieder, Oskar, Schweiz(‘r Flieger 365 
Biesenbach, Ed., Düsseldorf 319 
Bigge, Generalmajor z. D., Koblenz 210, 
321 

Dr. Bock, Professor, Leipzig 262 
Dr. Bode 400 

Dr. Buehlau, Museumsdirektor, Cassel 425 
Böhmer, Flieger 152 
Boers.chel, Ernst 610 
Dr. von Bötlinger, Geheimrat 206 
Dr. med. Bonne, Klein-Flottbeck 259 
Bottke, Eisenbahndireklor, Köln 642 
Dr. Braun, Neudorf 212 
V. Breitenbach, i)reuß. Eisenbahnminister 
273 

Dr. Brieger, Professor, Geheimrat 232 
Brindejonc, Flieger 317 
Dr. Bröckelmann, Berlin 317 
Broelmann, Johann, Oberbürgermeister 
V. Köln 223 

von Brühl, Graf, Landrat (Daun) 116 
Brunner, Professor 100 
Buchhorn, Josef 293 
V. Budde, preuß. Eisenbahnminister 272 
Büchting, Geheimrat, Landrat, Limburg 
370 

Bütow, O., Oberingenieur, Braunschweig 
314 

Dr. Burchard, Ludwig 470 
Busse, Carl 503 

Canter, Leutnant, Flieger 152 
Carganico, Flieger 152 
Caspari, Walter, München 360 


Cass(‘l, Henry 449 

Cassimir, Oberreg.-Rat, München 259 
Dr. Castelle, Friedrich 196, 239, 555 
(Uarenbach, Maler, Düsseldorf 101 
Dr. Coerper 456 

Dr. Cohen, Walter, Kunsthistoriker, 
Bonn 101 

Dr. Conlag, Bürgermeister 580 
Dr. (üonwentz, Profe.<iSor, Geh. Reg.-Rat 
111, 148, 253, 254 
Coonunann, Staat.‘•Sekretär 318 
Coubillier, Profe.'^sor, Düsseldorf 156 
(ä)X, IL, I)ir(*ktor, ('annstatt 37 
Dr. Cranier, Prov.-Sdiulrat, Münster 215 
Dr. Creutz 101 

de Danilowicz, C. 253 
Dannstädter, Stadtrat, Mannheim 322 
Deiisser, Maler, Dü.'^sehlorf 101 
Dicks, Pfarrer und Definitor 265 
Dr. Dieckmann, Biirg(*rmeister 464 
Dietrich, Richard Hermann, Fabrik¬ 
besitzer, Dresden 262 
Dietzel, Geheimrat, Bonn 457 
Dr. Dorrenberg, ()., Geheimrat 630 
Domines, Major a. I)., Badekoinmissar in 
Harzburg 581 
Dr. Dresernann, Otto 630 
Dreßler, Walter, Hirschberg i. Schl. 182 
Dr. Dreyhaus 385 

Dr. Dronke, Gvmnasialdirektor, Trier IIG, 
213 

Droop, Fritz 402 

Ducloux, E., Stadtrat 263 

Dumont, Stadlral, Danzig 583 

Dumoulin, Ligneuville 118 

Dybwad, Baurat, Architekt, Leipzig 578 

Ebeling, 1. Bürgermeister, Warnemunde 580 

Ebhardt, Bodo, Professor 102 

Kc< ariiis-Sieb(T, A. 23 

Eck, rniversitäts-Reklor, Gießen 14!) 

1‘^ckert, Professor 457 

Dr. Eckiirdt, W. R. 466 

Dr. Edelmann, Otto, Oberingenieur 411 

v. Egan-Krieger, Leutnant 258 

V. Egidy, E. 365 

Dr. Ehrlicher, Ob(*rbürgerm<‘isl(‘r 214 
von Eichendorff, Josef. Freiherr 612 
Eichhorn, Postsekretär 642 
Eidlitz, Direktor, Berlin 111 
EI bau, Julius, Frankfurt a. M. 10 
van El(*wyk, Ilamhdskammer-Präsident, 
Brüssel 149 
Dr. Elias, Berlin 317 
Eliot, Charles, Professor 255 
Dr. Engel, Theodor 379 
Dr. ErnIan. IL, Professor, Geh. Justizrat, 
Münster i. W. 631 

Ernst August, Herzog von Braunschweig 
233, 293 

Ernst, Fritz, Breslau 164 
von Ernsthausen, Major a. D.. BiirgiT- 
rneister, Lauterberg 581 
Dr. Etzold, Syndikus, Graudiuiz 583 
Euting, Julius, Professor 203 
Euting, Rudolf, Profe.ssor, Straß bürg loo 

Fehr-Flach, Handelskammer-Präsident, 
Wiesbaden 149 
Feinhals 101 
FVldhaus, Erich 83 
Feyt'rabend, Ludwig 190 
Dr. Einsen, Profes.sor, Kopimhagen 231 
Fischer, Komm.-Rat, Mannheim 317 
Dr. Fischer, Th., Profe.’-sor, Architekt, 
München 425 

Fischmann, Oberingimieur, Düsseldorf 206 
Fitger, E., Bremen 246 


Flechtheini, Alfred, Dü.'sseldorf 101, 457 
FleLschhauer, Justizrat, Kleve 265 
Dr. Flex, R., Professor 327 
Dr. Follmann, Professor, Koblenz 118 
Dr. iur. et rer. pol. Franck, Georg 223 
Francke, Kuno, Professor 255 
Dr. Frankfurter, Emil, Berlin 111 
Freund, L., Rechtsanwalt 585 
FricMlrich, Landgerichtsrat a. D. 457 
Friedrich, Lehrer, Xeiidorf 212 
Fromberg, Georg, Gi*h. Kommerzienrat, 
Berlin 42, 110 
Fuchs-Barial, H. M. 435 
Füllner, Geh. Konfm.-Rat, Herischdorf 32 
Fürst Fürstenberg, Donaueschingen 562 
Dr. Futter, Paul 178 


Gaa, Carlos, Direktor, .Mannheim 37 
Gad(*gast, General 211 
Gant her, August 403 
Gensel, Stadtrat, p]rfurt 580 
Geiizmer, Profe.ssor, Architekt 102 
Dr. Gerbing, Walter 534 
Gerhard!, Ida, Malerin, Lüdenscheid i. W. 
320 

Gerwig, Robert, Baudirektor 427 
Geßner, Fabrikbesitzer, Niederschlag 212 
Geusen, Beigeordneter, Düsseldorf 322 
Gey(*r, Flieger 152 

Girardet, Wilhelm, Kommerzienrat 243 
Glanz, Eisenbahndirektor, Blankenburg 
463, 581 

Gleichen-Itußwurm, Alexander 4()8 
Dr. Go(*ttelmann, Oberbürgermeister, 
Mainz 149 

V. Goldschinidt-Rothschild, K. K. Gene¬ 
ralkonsul, Frankfurt a. M. 11 
von der Goltz, Freiherr, Generalfeld¬ 
marschall 281, 283 
(Joinoll, Wilhelm Konrad 299 
Gontanl, Vors. d. Bund(‘S D. Verkehrs¬ 
vereine I eipzig 210, 579, 583 
Gosebruch, Museumsclirektor, Essen 101 
Grabein, Ihml 121 
Grabowski. Direktor 211 
Dr. Gradmann, Eugen, Stuttgart 379 
Dr. Gradinann, Rob(*rt 379 
Dr. Grantoff 153 
GrcgtT, Fräulein 213 
Grigc'l, Wilh»*lm, Rektor, Eilenburg 374 
Grimme, Frie<Irich Willndm 71 
von Groote, Gabriel, Bürgermeister von 
Kohl 224 

Grootens, Bürgermeister, Büttgen 32 
Groß, Lehrer 370 

Großjohann, IL. Ludtuischeid 64, 96, 113, 
540 

Grund. St ad trat 210 
Dr. von Ginuither 163 
Gugiuiheiin, Fritz, Komm.-Rat, Berlin 42 
Guillery, C., Baurat 458 
Dr. Gurlitt. Cornelius, Prof(‘ssor und Geh. 
Hofrat 259 


Dr. Haack. Hermann, Gotha 32 
Haas«‘lau, Oberreg.-Rat, Berlin 111 
Dr. Habel, P., Prof(*ssor, Breslau 170, 175 
Dr. IL'ktH, Kissingen 575 
Dr. Hagelstange, Kidn 101 
Dr. Hag<*n, Geh. Reg.-Rat 537 
von Haller, Freih(*rr, Flieger 152 
Hainnnürath, Ridvtor, Düsseldorf 215, 
520. 621 

von Haminerstein, I'reiherr, Landrat, 
Cochem 45, 370 
Hanck, Erich, Maler 531 
Dr. llaniKunüller, Rechtsanwalt 463 
Hanow, Regierungsrat, Danzig 533 




Wilhelm’ Seminarlehrer 173 
^l^artmann, Felix, Erzbischof vonKöln 129 
^^auptmann, Gerhart 196 
F'Hauser, Oskar 263 
Hausherr, L., Redakteur 492 
Hddelbadi, Paul 423, 568 
Heidorn, Max 399 
H^ann, Oskar, Berlin 111 
Heinrich, Otto, Professor 562 
Hdnrich, Prinz von Preußen 226 
de Hemptinne 318 
Hentzen, Oberbaurat, Berlin 533 
Dt. Herkenrath 316 
Vf Herkomer, Hubert, Maler 100 
Dr. Hermann, Alfred, Bonn 112 
Dt. Hermes 153 

Herold, Professor, Beigeordneter, 
Düsseldorf 159, 208, 583 
Pr. Herrmann, Alfred, Privatdozent, 

N . Bonn 213, 215 

Hertz, Hermann, Köln 101 

Herzen, Alexander 631 

Herzog, Rudolf 161 

Heß, Adolf, Professor, Reg.-Rat 583 

Dr. Hesseler, Wanne 236, 401, 443 

Heuser, Emil 506 

Heymann, Philipp, Oberhausen 213 
Hibben, John G. 255 
y.- Hiddessen, Flieger 152 
Dr. Hildebrand, Professor, Geheimrat 336 
■ Dr. Hirsch, Max, Arzt in Bad Salzschlirf 
231, 574 

Dr. His, W., Geh. Medizinalrat 231 
Hochbei^, Graf, Exzellenz 194 
Dr. Höfer, Horst 513 
Hoesch, Komm.-Rat, Düren 119 
Dr. Hoffmann, Geh. Oberreg.-Rat 148 
Hoffmann, Baurat, Wiesbaden 227 
Hoffmann, Ludwig, Geh. Baurat, 
Architekt 347 


Kissinger, Rudolf, Großh. Kreisschul¬ 
inspektor, Darmstadt 14 
Dr. Kittel, J. B. 519 
Klein, Wilhelm, Essen-Bredeney 68 
Klingelhöfer, Postdirektor, Frankfurt a. M. 
321 

Dr. Klisserath 45 
Dr. Klose 210 
Dr. Knapmann 208 
Knopff, G. M. 576 
Koch, Bankbeamter, Bonn 370 
Dr. Koch, Assessor, Meiningen 463 
Koch, Christine, Bracht (Sauerland) 69 
Koch, Franz Josef, Essen 94 
Koecher-Büchting, Robert, Landrat, Lim¬ 
burg 392 

Dr. Köhler, Sanitätsrat, Bad Elster 207 
Dr. Koetschau,Museumsdirektor,Berlin 259 
Dr. Kohut, Adolf, Königl. Rat 322 
Kolping, Adolf 622 
Dr. Koppel, Berlin 110 
Kracht, H., Katernberg 50 
Krause, Baumeister 419 
Krause, G. 445 

Krauß, Walter, Architekt, Augsburg 212 
Dr. Kreutzberg, Landrat, Schleiden 143 
Dr. Krone, Sooden a. d. Werra 576 
Dr. Krückmann, Professor, Münster 32 
Krüger, Verkehrsinspektor, Köln 315 
Krupp von Bohlen und Haibach 316 
Dr. Kruse, Reg.-Präsident, Düsseldorf 
129, 213 

Dr. Kruse, Hans, Siegen 80 
Kubale, Oberstleutnant a. D., Rüdes- 
heim 322 

Dr. iur. Kuckuck, Dortmund 160, 210, 465 
Dr. Kuhfahl 553 
Kuhlmann, Otto, Professor 102 
Kuntze, Komm.-Rat, Chemnitz 149 


. Hofmann, Stadtrat, Leipzig 579 
Hoitz, Köln 118 
Honoi, Finanzrat 641 
Hom, Pfarrer, Ludwigsburg 265 
Howe, G. 341 

JHoyer, Otto, Köln 44, 158, 208 
' Hflrten, Professor, Münstereifel 118 
Hufeland, C. W. 231 

H . 

Idel, Wilhelm 215 
Dr. Immelmann 232 
Indra, Aachen 208 


Dr. med. Jaegers, Erwin, Leipzig 39, 108, 
■ 111, 210, 212, 599 

Jaegers, Albert, Bildhauer, New York 32 
Dr. Jaeschke 32 
Dr. Jakobs, Archivrat 432 
Jentzsch, Alfred 313 
Johann Albrecht, Herzog, Regent von 
Braunschweig 233 
Joly, Flieger 152 

Just, Otto, Ministerialdirektor a. D. 316 

Dr. Kästner, Regierungsamtmann, Zittau 

264 

Kaiserin Auguste Viktoria 269 
S. M. Kaiser Wilhelm II. 266, 279, 292 
Kanmf, A., Professor 161 
• Dt, Kaufmann, Geheimrat, Präsident des 
Reichs-Vers.-Amts 148 
Dr. Kaufmann, Landrat, Euskirchen 45, 
116, 213, 419, 642 
.Kaulen, Hugo, Elberfeld 317 
Kaumanns, Notar, Mayen 116 
kDr. Kehler, Zürich 263 
Kdler, Ferdinand, Professor 135 
Keller, Gottfried 544 
KeUer, Paul 250 

-Kern, Karl, Musikdirektor, Frankfurt 
a. M. 149 

Dr. Kes, Oberleutnant 312 
Dj^ phil. Kind, Leipzig 463 
Bnii Marie, Malerin, Bonn 215 


Lack, Postmeister a. D., Potsdam 210, 307 
de Lacroix, Feaux, Professor 57 
Lanciani, Professor 409 
Landau, Eugen, Generalkonsul, Berlin 42 
Landau J., Chefredakteur 110 
Dr. Landau, Paul 474, 600 
Landsberg, Regierungs-Assessor, Trier 116 
Landsee, Karl, Hotelier, Innsbruck 208 
Lange, Reg.-Präsident, Dessau 202 
Langensc)ieidt, G., Professor, Berlin- 
Schöneberg 466 

Dr. Langer, Amtsrichter, Oberwiesenthal 
212 

Langhaus, Paul, Professor 322 
Dr. Lanz, Karl, Mannheim 317 
Lebrecht, Justizrat, Leipzig 210, 306, 579 
Lechner, Theodor, Baurat, München 406 
Lehr, Geh. Reg.-Rat, Oberbürgermeister, 
Duisburg 260 
Leimkugel, Essen 317 
Leiser, Stadtrat, Metz 149 
Dr. Leist, Professor, Charlottenburg 258 
Lennarz, G., Seminarlehrer, Kempen 
a. Rh. 32 

Leopold zur Lippe, Fürst 102 
Letort, französischer Flieger 365 
von Leyden, Ernst 232 
Dr. von der Leyen, Exzellenz 270, 579 
Liebenow, W., Professor 215 
Dr. Liebermann, Max, Professor 101, 531 
Lienhard, Friedrich 339 
von Liliencron, Detlev 312 
Dr. Liman, Paul 267 
Dr. Limmer, F., Professor 202 
Linkenbach, Hans Ludwig, Mainz 252, 527 
Dr. Linneborn, Professor, Paderborn 465 
Lohe, Justizrat, Düsseldorf 360 
Dr. Lohmeier, Beigeordneter a. D. 32 
Lorey, A., Oberlehrer, Frankfurt a. M. 148 
Louvrier, G., Charlottenburg 33 
Lowell Lawrence, Präsident der Harvard- 
Universität 362 

Lübke, Oberbürgermeister, Homburg v. d. 
Höhe 575 


von Lücken, Landrat, Zellerfeld 581 
Lueg, Geheimrat, Düsseldorf 156 
Dr. von Luschan, Geheimrat 406 
Luxenberg, Frl., wissenschaftl. Hilfs¬ 
arbeiterin des Bundes D. Verkehrs¬ 
vereine 211 

Dr. Maase 101 

Macmillan, D. L., Professor 255 
March, Otto, Geheimrat 142 
Marschall von Bieberstein, Landrat, Mon¬ 
tabaur 370 

Martini, Eisenbahndirektionspräsident, 
Köln 143 

v. Maybach, preuß. Eisenbahnminister 272 
Mayer, Adrian 538 
Meier, Stadtrat, Wiesbaden 149 
Dr. Mendelson, Direktor, Aachen 457 
Meyer, Alfred, Kaufmann, Dortmund 44, 
160 

Dr. Meyer, Hans, Professor 534 
Meyer, Senator, Hameln 464 
Meyer, Gymnasialdirektor, Münstereifel 
118 

Meyer-Schönbrunn 89 
Dr. Meynen, Paul, Leipzig 1 
Miller, Stadtverordneter, Magdeburg 464 
Dr. von Miller, Reichsrat, München 460 
Michel, Wilhelm 499 
Möckel, Hermann, Seminaroberlehrer, 
Dresden 463 
Moench, F. 449 
Dr. Mohr 153 

Moldenhauer, Professor 148 
Molthan, Komm.-Rat, Mainz 581 
Morano, Wilhelm, Kunstmaler, Mann¬ 
heim 42 

Morel, Leutnant 459 
Dr. Morris 318 

Dr. Most, Beigeordneter u. Dir. d. Stat. 

Amts Düsseldorf 265 
von Müffling, General 630 
Müller, Fritz 526, 573 
Dr. Müller, Rechtsrat 212 
Dr. Müller, Ökonomierat, Karlsruhe 511 
Müller, Geh. Justizrat, Koblenz 322 
Dr. Müller, Rechtsrat, Ludwigshafen 419 
Münsterberg, Hugo, Professor 255 
Dr. Mugdan, Sanitätsrat 148 
Muhl, Regierungsrat, Mainz 321 
Muhr, Wilhelm, Cassel 249, 571 

v. Nasse, Oberpräsident 119 
zur Nedden, Regierungspräsident a. D. 
213 

Neff, Bürgermeister, Bingen 581 
Dr. Neuhaus, Direktor, Köln 457 
Neumann, Geh. Oberpostrat 210 
Niemax, Direktor, Engers 370 
Niemeyer, Rechtsanwalt 71, 101 
Niese, Charlotte 625 

Dr. Niessen, Universitätsmusikdirektor, 
Münster 245 

Niessen-Deiters, Leonore 525 
Nistler, A. 24 

Dr. Nover, J., Professor, Mainz 225 

Dr. Oehler, Oberbürgermeister, Düssel¬ 
dorf 208 

V. Oertzen, Oberregierungsrat, Berlin 111 
Dr. Osborn, Max 286 
Ostwald, Wilhelm 456 
V. Othegraven, Köln 149 
Ottmar, Hofbaurat 235 
Otto, Lehrer, Köln 265 

Pan zer, Akademierektor, Frankfurt a.M. 149 
Parmentier, Geograph 254 
Dr. Paulus, Gymnasialdirektor, Trier 642 
Pauly, Oberpfarrer, Montjoie 117 
Pazaurek, Gustav, E. 488 
Pegoud, französischer Flieger 459 
de Pellegrini, Triberg 427 
Perker, Waldemar 52 




FTWTlBr 



20 


Petri, Regierungs- und Baurat, Wies¬ 
baden 6, 8 

Dr. V. Petri, Geh. Kommerzienrat, Nürn¬ 
berg 37 

Petruschky, Konteradmiral z, D., Kiel 45 
von Pfyffer, Oberst, Luzern 263 
Plaßinann, Oberbürgermeister, Paderborn 
264 

Dr. Plietzsch, E. 550, 600 
V. Podbielski, Staatssekretär, Berlin 42 
Pöschel, Aachen 118 
V. Pohl, Freilierr, Hamburg 317 
Pohle, Professor, Düsseldorf 156 
Dr. Pollnow, Geh. Sanilätsrat. ('diarlotlen- 
burg 533 

Dr. Prinzing, Sanitäl.srat, Ulm 533 
Prümer, Karl 52, 70, 72 
Pschorr, Handels kam merpräsident. Mün¬ 
chen 149 

Queck, Bürgermeister, Braunlage 581 

Dr.-Tng. Rasehdorff, Julius, Professor, 
Geh. Ob(»rregierungsrat 353 
Dr. iur. Prinz zu Hatibor und Corvey, 
Durchlaucht, Oberpräsident von West 
falen 206, 2()0 
Dr. Reben, Frau 149 
Dr. Redlich, U(*gierungsrat, Biu’lin 111, 579 
Rehbein, Arthur 20 
Dr. Reiche, Barmen 101 
Dr. Reichelt, PIau<*n 149 
Reisinger, Hugo, (leheimrat 255 
Dr. von RenvtTs, Landeshauptmann der 
Rheinprovinz 213 

Dr. V. Rheinbaben, Freiherr, Oberpriis. 

der Rheinprovinz 112. 129, 156, 213 
Rinteln, Landral, Bernkast(*l 116 
Rippler 153 

Ritter, Hermann 77, 115 
Ritterlinge, Professor, Frankfurt a. M. 256 
Roeber, Fritz, Akademie<lirektor, Düssel¬ 
dorf 460 
Röder, W. 5(»1 

Dr. Roepke, (Chefarzt, Melsungen 533 
Rohde, E. W. 535, 596 
Rohrer, Max 546, 591 
Roitzsch, Anton 564 
Dr. Roth, Professor, Leipzig 211, 264, 
579, 641 

Rudkowsky, Wilhelm, Schlesit*!! 173 

Rüdlin, Eisenbahndirektionspräsiden l, 

Berlin 579 

Runkel, ()., Dierdorf 392 
Ru.ser, Kommodore 220 

Dr. V. Sandt, UegiiM-ungspräsidont, Aachen 
129, 143 

Dr. Sara.sin, Paul 45(; 

Sassen, Justizrat, Bonn 118 
Sattler, A., Schulinspektor, Braunschweig 
152, 210, 233, 265, 580 
V. Schad, Baron, Bensheiin 211 
Schäfer, Wilhelm, J)ichter 314, 503 
Schaffgotsch, Graf, Warmbrunn 406 
Schaltenbrand, Direktor, Düsseldorf 206 
Schaumann, Sladlbaurat, Frankfurt a. M. 
259 

Dr. Scheibe, Stehen 575 
Schellen, Königl. Baiirat 210 
Dr. Schemann, F., IVofessor 47 
Scherenberg,Regierungspräsident, Koblenz 
129 

Scheurich, Paul, Maler 631 
Schiele, Magdeburg 318 
Schilling, Konsul 5/9 
Schilling, Stadtbaurat 213 
Schlaf, «Tohannes 331 
Schlegel, Flieger 152 
Dr. Schmid, W. M. 496, 614 
Dr. Schmidt, Paul, F. 229, 480 
Dr. Schmitz, Stadtschulrat 618 
Schmitz, Bruno, Professor, Charlott«*n- 
burg 556 


Schneider, Albert, Geh. Baurat, Blanken¬ 
burg 463 

Schoeller, Guido, Frau, Düren 31 
Dr. Schoenemann, Friedrich, Middletown, 
Gönn, U. S. A. 19 
Dr. Schoningh, Paderborn 465 
V. Scholz, Wilhelm 349 
Schreiber, Forstrat, Blankenburg 463 
Schröder, Ludwig, Iserlohn 59, 62 
Dr. Schuchardt, Profe.ssor 202 
Schürrnann, Professor, Düren 213 
Dr. V. Schuh, Ritter, Oberbürgermeister 
208 

Schult, Julius, E.'^sen 86 
S(!hulte vom Brühl 504 
Schulten, Emil 265 
Schulz, Direktor. Berlin 111 
Schulze-Brück, Luise 447 
Schumacher, Josej)!!, Direktor d. Bundes 
Deutscher Verkehrs vereine 210, 211, 
322, 354, 464, 465, 579, 580, 581, 641 
Schumacher, G., Professor 465 
Schurth, Professor, Karlsndie 135 
Schwartz, Professor. Köln 149 
Dr. Schwarz, Waller 335 
Seil Wechten, Ilofarchitekt, Berlin 387 
Dr. Schweighoffer, Regierungsrat a. D., 
(leschäftsführer des /(»ntralVerbundes 
Dmitscher Induslriidler 148 
Schweiz(*r, J., Olto, Bildhauer, Philadel- 
jihia 32 

Dr. Seckt, Magistratsrat, Berlin 111 
Seelmann, Oberst a. D., Binz 265 
Dr. Se(*sselberg, Frieilricli, Professor 252 
V. Seidl, Emanucl, Profe.ssor. München 352 
S(‘liger, Professor, Akademiedirektor, 
Leipzig 579 

Sellmann, Professor, Hagen lOt) 

Dr. SeyfcTt, Oesrhäftsführer 210 
Dr. Sielxd, Amtsrichter 260 
Dr. Siebelt, Sanitätsrat, Bad Flinsberg 
188 

Si(‘ben, Auerbach 211 
Si«‘gi*rt, Major, Metz 317 
Dr. SieiiHin, Geh. Kriegsrat. Munster 245 
Simon, Dii>li)ming(‘nieur 316 
V. Socltni, Fnnherr. Minister des Innern 
36)5 

Sommer, (Veheiiiirat, Giel.i«*n 457 
Soiimdcalb, Karl 337 , 

Dr. Spahn jun. 153 
Spangenberg. Richard 421 
Spitdiiageii, Geh. oberr(‘gierungsrat 148 
Dr. Spielinann, Ilofrat, Wiesbaden 460 
Dr. Spilzner, AlfiN‘d, Schuldirektor 556 
StauffiT, Wilhelm, Frankfurt a. M. 464 
Dr. Steeg, Geh. Regi»*rungsrat. Bingen 581 
St(‘ffens, Henrik, rniversitäts-Professor 
173 

Dr. Steg»*mann, Geh. I Regier ung.srat. 
Braunschweig 15.s, 2n,s 
Steingött(*r, Hermann 158 
Dr. Steinmeister, Rt*gierungspräsident, 
Köln 129 

Stemmer, Sta<ltverordneter, Darmstadt 
161 

St(‘nbock. Fennot, Graf 408 
Stier-vSornlo, Profess<ir 148. 457 
Stoffers 153 

Dr. Stolzenb**rg, Burgt*rmeister, Graudenz 
5 82 

Stoiunud, Gottfried 124 
Strohin fehl, Gustav 378, 566 
Sttibler, Adolf, Gemeinderat, Stuttgart 
212, 642 

Dr. Sturm, M(*<lizinalrat, Kostritz 262 
Sydow, llandclsininister 149 

Tarnsfeldt, Oberstleutnant 149 
Teedz, l’erdinnnd 395 
Thelcmaiin, oImtsI, Stettin 210 
Thielen, Bürgermeister, Mamlerscheid 116 
v. Thieh n, preuMi’^< h«T Eisimbahnminister 
272 


Thieme, Clemens, Geh. Hofrat 556, 641 
V. Thuena, Freiherr 152 
Thurwieser, Peter Karl, Professor 361 
Tobias, Forsirat, Trier 643 
Dr. Tobler, Stadtrat 210 
Tönjes, Max, A. 448 
Dr. Toeplitz, Sanitätsrat 174 
Tokugawa, Marquis 254 
Dr. Toinlo, Rudolf jun., Professor, New 
York 19 

Treu, Lebrecht 517 

Trinius, A. 323, 484 

Trojan, Johannes 458, 479 

Tuaillon, Professor. Bildhauer, Berlin 100 

Türk, Oberlehrer, Seeheim 211 

Uhlmann, Wilhelm, Bixterheide 113, 598 
Unger, Direktor, Hannover 258, 312 


Voeh, Ingenieur und Konstrukteur 316 
Veit, Hermann, Stuttgart 366 
V. Veith, General 630’ 

Vetterlein, Professor 161 
\5)igt, (Oberbürgermeister, Frankfurt a. M. 
149 

V. Voigt, Generalmajor z. D. 116 
Voigtländ(‘r, Karl 508 
Volbehr. Professor, Magdeburg 464 
Vollrath, (lliefivdakteur, Berlin 111 


V. Wäljen, Geh. Hegierungsrat, Düssel¬ 
dorf 366 

Wagenfeld, Karl 608 

Wallraf, Oberbürgermeister, Köln 223 

Wan<i<*l, Justizrat, Dir<*ktor von Fried. 

Krupp A.G., Essen 148 
Weber, Geh. Kommerzienrat, Duisburg 
260 

Weber, Friedrich Wilhelm 572’ 

Weber. .M., Verkebr.sinspektor, Cassel 406, 
578 

Weber. Profe.‘;sor 457 
V. Wedelstä<lt. Bürgerimdstor, Gelsen- 
kirclnTi 264 

Dr. Weeg, Sanit.itsrat, Honnef 45 
Wegtder. Komimu’zienrat, Koblenz 112 
W**ißmiiller, Landrat, Daun 119, 360 
Weiß. J'eter 117 
Dr. Weißbidii, Profe.<isor 281 
Dr. V. Wenckstern, rniversitäts-Professor,- 
Breslau 111, 216, 264 
Wemle, Lothar 571 
W(‘rner, Ib‘rford 264 
Wickop, Gelieimral 577 
Dr. Wiese, J., Friedenau 136 
D . . Wese und Kai'^ervWiddau 32 

Wieser, Pfarrer, Gerolstein 116 
Dr. Wilden, Syiulikus, Dinsehlorf 31, 265 
V. Willi*, Fritz. Professor, Düssehlorf 359 
V. Willes, F. 215 

Dr. Wilius, Ol)erbürgerm(*ister, Posen 210 
Wink. Burg«*rineisti*r, Rengsdorf 370 
V. Winniiig, liauptmann a. D. 522 
Winter, Fr., G»*h. Regierungsrat, Berlin 
111 

Dr. Winternitz, Profosor, Hofrat 231 
Dr. Wittenst»*in, Hern*nflieger 316 
Witting, G»*h. Itegierungsrat, Berlin 42 
Witz«*l, Forst- und (h*hi‘imrat, Trier 116 
Dr. Witzei, Bibliotlu'kar 457 
Wolf, (.liemnit/ 2l(i 
Wriglit, Graliani, Flieg<*r 258 
Dr. Wülfing, .loliann lOrnst 577 
Dr. Wunstorf 32 


Zahn, ICrnst 451 

Zander, Rechtsanwalt, Danzig 582 

Dr. Zeitlin, Bi*rlin 111 

Zender, R»*kt(»r, B<»nn 215 

Zej)j)elin, Graf 31(i 

Zinn, .Alexamler, Hamburg 2 

Dr. Zoepf, Gottfried, ITofessor, Berlin 312 








Frankfurt am Main 


EimcHLAn 


^ ZeltscliriR fflr Heimiitkunde und Helmotlielie ^ = 

Orion (Or die dentschen Oerkehrs-Interessen * = 






Süclierej; 











































KnisfianaSS 


Zugverbindungen naehu. von Berlin. T p^iockhoimaz 

Zusammengestellt vonder Ifönigl. Ki^enhagenmlO 1 / .. 

Eisenbahndirektion Berlin. T f Tf'^llsborglO 

GJedserdk 1 

Norderney 11^ • l /fe/e/’j 

ßorki/m//^''--..^\ .„,/_V mu;^,c\&rmasdfS _ /- m 


Zusammengeslellt von der liönigl. 
Eisenbahndirektion Berlin. 


'rrälleborglO 


) Sassnitz 6 


PetersburoEi 


Borkum 1! 




damburgi 


LeerJi 


Oidenbui^ 


'^Stettins 


Bremens 


WirschauS 


BrombergS 



HarwichlS 


Holland H 

Ynitann^rrm, 


JrankfurtiOder) 

~l'/K — 


Posen‘I 


AmsterdamW 

N ßadOynhausen^ \ ' m'iiI i'ii'm ' j-hn 

Osnabrück 6 Hannover^ 

^Z^^-HollZUdri ff^^. V Jg&^E \ 

londq^ET^RotterdamlOMünjleijj fBielSf'^^'^/l / \\ \ 

H/fenbekendVe A\ \so/nmerEeld3 

Y V 

\^Stendel 5 / / y^mcM'k^T 'iX\D'^den 3 \ 

^"^^^rüssellS / / GiessenO^ ^x m ^ f \ 

/ H IcölnSlTelzlarS^unauheijn^/ Af kBreslaub 


Thom6 


RHenbekenßVz 


Moskaus? 
Warschau U 


\SommerFeld3 


LüNichin 


* Paris 16 


Aachens 
Coblenz Hl 



WesbadenB 


^fyd/fissi^ j/byheuth? yj^itmeritz 


Nrakaull 


/ * ^^^Frankhirtiniin) / \. 

/ MainzB^j^^’"^^/^WürzburgS / 

MetztS .^i'I^Z'W^eidelbergSf'^''''^ L 

, / ^Sakn/ & />ml«rgsy.i^ 

OtienborgitJjf / v / i 

Mülh ausenl^ freZw^^^ ^ Friedrichshafeoy^ f \ 
Beltort w jr<^^~^^y^umisdi^rlenlL 

/ Basell 3 m^'''^^J/^^..^^ndaul‘l *'^vj 

/ l^^-'^ZürichlS dnnshruckM 

/ Bern0^f\ /\ 

/ ^ VeronaßX 


ipde/he/gS 


ißrünmil 


'kegensburgd 
\ Landshut 8 \ 


ünchenO 

^8 \ 


Sillein j 10 


OalantalS 


fSalzbuigll 


Wien 12^ 


BudapestIB 


TriestZO 


Lyon 20 \ 


6 enF 2 l 


Luzernß 


\Chiasso22^ 


MailandZZj 


Marseille^- - -'Nizza 29 


GenuaES 


VenedigZZ 
^ Florenz 26 


► Rom 3! 


Die hei den Stationsnamen vermerkten Zahlen stellen die kürzeste Fahrzeit in Stunden zwischen diesen Stationen und Berlin dar. 


Da/4 Kurzeit 1. Mai bis I. Oktober. 

1- Iwl dl.dU Großer Flaschenversand. ’ 

Magen- Darm- ItSr 

Gicht, Niereu- W "t % 

BusÄaen, «rankueue»: Lullusbrunneii 


Großer Flaschenversand. 


gegen 

Gicht, Niereu- 

iiiid 

Blasenleiden, 


Zuckerkrankheit 

Gallensteine, 

Fettleibigkeit, 


Krauklieiteu: 





DEUTSCHLAND 

Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 


Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen q Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher 
Verkehrs-Vereine q Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln 


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t Bezugspreis für Deutschland X 
X und Oesterreich-Ungarn 6 M., X 
X vierteljährlich 1.50 M., für das * 
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1 Postbestellgebünr — Erscheint X 
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X April, Mai und Juni je zweimal) J 
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Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins, 
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes, 
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine 
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens. 

Druck und Verlag: 

Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldorf 


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Nr. 1 


Düsseldorf • Erste April-Ausgabe 1913 IV. Jahrg. 


^ Heimatliebe. 

Von Dr. Paul Meynen (Leipzig). 



Ein Kind, das zum erstenmal das Vaterhaus verläßt, 
um einige Ferienwochen bei Verwandten zuzubringen, 
kennt, wenn es beim Anblick von fremden Menschen 
und fremden Wänden in Tränen ausbricht und schluch¬ 
zend nach Hause verlangt, noch nicht die eigentliche 
Liebe zur Heimat. Es sträubt sich nur instinktiv gegen 
das Ungewöhnliche. Es ahnt nicht, daß am nächsten 
Tage im fremden Garten dieselbe Sonne wie daheim über 
blühendenBlumen ihreLichter 
spielen läßt, — daß „morgen 
alles wunderleicht, was heuT 
kein Herz kann tragen". 

Die Heimatliebe ist ge¬ 
bundenen bestimmte Lebens¬ 
alter. Es ist schon not¬ 
wendig, daß man ein Stück 
Weges zurückgelegt habe, 
wenn man dies Gefühl in 
seiner Eigenart würdigen und 
verstehen will. 

„Heimat" ist ein Klang 
besonderer Art. Das Wort 
schon ist Musik, unendlich 
weiche Musik. Kann es da 
wundernehmen, daß diesem 
Wort, dem man nur selten in 
der Sprache des Alltags be¬ 
gegnet, ein besonderesGefühl 
zugrunde liegt? Ein Gefühl, 
dessen Reinheit nie in Frage 
gestellt werden kann, ebenso 
wie das Gefühl der Mutter¬ 
liebe von jeher unantastbar 
war und bleiben wird, so¬ 
lange Menschen das Licht 
der Sonno schauen dürfen. 

Die Liebe zur heimat¬ 
lichen Erdekeimtkaum empor 
in den Herzen der Tausende 
und aber Tausende, denen 
das Geschick bestimmte, an 
der Scholle zu kleben Zeit 
ihres Lebens. Das dumpfe 


Dahinleben im Joch drückender Arbeitslast, das nur für 
wenige Stunden dem Körper zum Schlafe Ruhe gönnt, 
läßt vielen unserer Mitmenschen keine Muße, darüber 
nachzusinnen, was andere als Heimatliebe bezeichnen. 

Und auch diejenigen sind nur in die Vorhalle des 
erhabenen Begriffs eingedrungen, welche die alljähr¬ 
liche Sommerreise die materiellen Annehmlichkeiten 

ihres Heims und ihrer Umgebung für einige Wochen 

entbehren läßt und die sich 
unbändig freuen, wenn der 
D-Zug sie glücklich wieder 
zurückbringt in die Regel¬ 
mäßigkeit des Lebens in 
Vaterhaus und Vaterstadt. 

Es mag nicht ganz einfach 
sein, den Begriff der Heimat¬ 
liebe in seinen feinsten Ver¬ 
ästelungen bloßzulegen, aber 
so viel scheint sicher, daß nur 
solche Menschen für sie in 
Frage kommen, die das Leben 
ein wenig härter anfaßte. 

Man muß in die Heimat 
zurück gewollt und ent- 
gegenstehendeKräfte müssen 
diesen Wunsch häufig ge¬ 
hemmt haben, — ein ge¬ 
wisser S ch m e r z muß irgend¬ 
wie wirksam gewesen sein, 
wenn das Gefühl der Sehn¬ 
sucht nach der Heimat ganz 
erschöpft sein will. — Es 
gilt ja auch sonst, daß nur 
der die echte Liebe kennt, 
dem auch der Schmerz nicht 
fremd geblieben. Und ein 
rätselhaftes Geschick hat 
dafür gesorgt, daß die Tiefe 
der Liebe abhängig ist von 
der Tiefe des Schmerzes. 
Sie gehen Hand in Hand, 
Heimatliebe und schmerz¬ 
liches Heimatverlangen, wie 


Frühling im Bergischen Land: Motiv aus Berg. Neukirchen 
(Phot.: Dr. Erwin Quedenfeldt, Düsseldorf) 




















2 DEUTSCHLAND (»B^^^^^ 8 ^^e^ee 808 e 6 @ Nr. i 


zwei getreue Kameraden, die einander nicht missen 
wollen und nicht missen können. Und ob es so viel¬ 
leicht nicht gut sein mag? — 

Es gibt, wie man weiß, viele Menschen, die nach 
dem Spruch „ubi bene, ibi patria" leben und die sich 
anscheinend wohl dabei befinden. Dieser Standpunkt 
braucht nicht in jedem Fall moralisch bedenklich zu 
sein, denn häufig spendet die Fremde das, was die 
Heimat nicht bieten kann. Auch braucht nicht immer 
die Liebe zur heimatlichen Scholle verloren zu gehen, 
wenn anderswo das Leben auch lebenswert erscheint. 

Aber wir wissen, daß vielen häufig genug mit dem 
Wohnungswechsel auch das Zusammengehörigkeits¬ 
bewußtsein mit der Heimat schwindet. Und an diesen 
erfüllt sich das Wort der Iphigenie: 

„Weh" dem, der fern von Eltern und Geschwistern 
Ein einsam Leben führt. Ihm zehrt der Gram 
Das nächste Glück vor seinen Lippen weg." 


Die Heimatliebe lebt ein abgeschlossenes Leben. Sie 
redet nicht in großen Worten. „Sie blähet sich nicht." 

Sie kann lange Zeit schlummern, bis sie durch einen 
Zufall aus ihrem Dornröschenschlaf aufgeschreckt wird. 

Sie kann aufleuchten bei gleichgültigen Worten, 
die ein gleichgültiger Mensch spricht, wenn diese 
Worte nur die bezeichnende Klangfarbe der heimischen 
Sprache tragen. Sie kann verborgen liegen in der 
Melodie eines Liedes, das man bis dahin noch nie 
gehört. 

Der Heimatliebe sind die Tränen nicht fremd, aber 
sie werden im stillen geweint. 

Aber ihr ist auch das Glück nicht fremd, wenn 
den Wanderer nach langer, mühseliger Pilgerfahrt das 
trauliche Städtchen wieder umfängt, auf dem der 
Sonnenschein der Kinderjahre glänzt, und er für kurze 
Zeit wieder Kind wird, voll von naiver Lebensfreude 
und überströmendem Glücksgefühl: Daheim! 


Die Hamburger Jubiläumsfeier. 

Von Alexander Zinn (Hamburg). 



Am 23. März 1813 schoß man in Berlin Salut, um 
die Befreiung Hamburgs von der Franzosenherrschaft 
gebührend zu feiern. Wenige Tage vorher war nämlich 
der russische General 
Tettenborn unter fest¬ 
lichen Ovationen in 
die alte Hansastadt 
eingezogen und hatte 
die Hoffnung gestärkt, 
daß nun alle Not vor¬ 
über sei. Den ersten 
graubärtigen Kosaken, 
welcher seine Ankunft 
meldete, haben die 
jungenHamburgerinnen 
in ihrer überschwäng¬ 
lichen Freude beinahe 
von seinem kleinen 
Steppenpferdchen her¬ 
untergerissen. — Wer 
konnte in jenen fest- 
lichenTagen ahnen, daß 
alles Unheil der voraus¬ 
gegangenen Wochen 
nichts bedeutete gegen 
das Elend, das kommen 
sollte! Was die Ham¬ 
burger unter der sich 
bis in den Beginn 
des Jahres 1814 er¬ 
streckenden Herrschaft 
Da vouts erduldet haben, 
das ist heute noch in 
mündlichen Berichten 
grausenvoll lebendig. 

Es war, als ob Deutsch¬ 
land Hamburg ver¬ 
gessen hätte. Wenn 
darum nun gerade diese 


Stadt die Erinnerung an das große Jahr 1813 mit 
solch festlichem Aufwand gefeiert hat, so ist das der 
beste Beweis dafür, wie tief der nationale Gedanke im 

hamburgischen Wesen 
verwurzelt ist. 

Was die Hamburger 
einmal anfassen, das 
machen sie gründlich 
und ohne Kleinigkeits¬ 
krämerei. So haben 
sie es denn auch ver¬ 
standen, ein Volksfest 
zu feiern, das wirklich 
alle Kreise umspannte. 
Patriotische Feiern und 
Versammlungen gingen 
dem Haupttag voraus. 
Am Ostermontag be¬ 
ging man in allen 
Kirchen von der Kanzel 
aus die Erinnerung an 
die deutsche Befreiung, 
und um die Mittags¬ 
zeit war alles auf den 
Beinen, was Beine hatte, 
um den gewaltigen und 
imposanten Festzug zu 
sehen. In künstle¬ 
rischer Beziehung bot 
dies glänzende Schau¬ 
spiel insofern ein 
besonders glückliches 
Ergebnis, weil man 
vollkommen darauf ver¬ 
zichtet hatte, mit alle¬ 
gorischen Gruppen zu 
operieren. Der Ham¬ 
burger Maler Arthur 
Illies wollte bei seinen 


Die Spitze des Zuges (Phot.; Otto Reich, Hamburgs) 





Nr.l 


DEUTSCHLAND 3 


Entwürfen zu den Festzugsbildern vor allem die be¬ 
wegte Zeit in ihren charakteristischen Erscheinungen 
lebendig werden lassen. Das malerische Moment 
war darüber nicht vergessen worden und die Farbe 
feierte festliche Triumphe. Rotröckige Herolde und 
Gestalten aus der fredericianischen Zeit eröffneten 
den Zug. Dann sah man typische Figuren aus dem 
alten Hamburg in zwangloser Folge vorüberziehen 
und verspürte den Reiz der bürgerlichen Behaglich¬ 
keit, der die alte Hansastadt um die Wende des 
vorigen Jahrhunderts auszeichnete. Es folgte mit 
blitzenden Uniformen und flatternden Fahnen die Napo- 
leonische Garde, bei deren Anblick man die hypnotische 
Wirkung ahnen konnte, die diese Elitetruppe auf die 


Soldaten, Hamburger Bürger, die zwangsweise zu einem 
Ball geführt wurden, und Gestalten, die an das Elend 
jener furchtbaren Tage erinnerten. Wer sich damals 
nicht auf sechs Monate verproviantieren konnte, mußte 
die Stadt verlassen, und die französischen Gewalthaber 
führten diese drakonische Maßregel mit unerbittlicher 
Gewalttätigkeit durch. Tausende und aber Tausende 
wurden ausgetrieben und mitten im Winter dem jämmer¬ 
lichsten Elend preisgegeben. Die Bürger Altonas haben 
damals so viele der Ausgewiesenen aufgenommen, als 
sie nur vermochten, und sich durch diese menschen¬ 
freundliche Tat den dauernden Dank der Hamburger 
verdient. Es gab noch jetzt, nach hundert Jahren, 
manchen alten Hamburger und manche alte Hamburgerin, 



Einzug der Franzosen (Phot.: Otto Reich, Hamburg) 


geängstigten Herzen einer besetzten Stadt besaß. 
Spanische Reiter und ihr bunter Troß schlossen sich 
an. Gefangene Blücherhusaren wurden von gewaltigen 
Kürassieren eskortiert und mahnten durch ihren Anblick 
an die Zeit der tiefsten Demütigung Deutschlands. 
Dann sah man den historischen ersten Kosaken, um¬ 
jauchzt von hübschen Hamburgerinnen, die ihren Gro߬ 
müttern bezüglich der rosigen Frische und der herzhaften 
Fröhlichkeit sicher nichts nachgegeben haben. Tetten¬ 
born ritt, umgeben von einer glänzenden Suite, mit 
seinen Reitern und seinem schweren Fußvolk ein. 
Dänische Kavallerie schloß sich an, und die Repräsen¬ 
tanten der hanseatischen Legion folgten. Dann kamen 
die Franzosen noch einmal. Voran Davout im grauen 
Ueberrock und goldgestickten Generalshut. Hinter 
ihm Infanterie, Artillerie und Fußvolk, fouragierende 


die diese Schreckenszeit aus den Erzählungen ihrer 
Eltern kannten und mit nassen Augen auf die Gruppen 
sahen, in denen sie verkörpert war. Die Zeit der 
endgültigen Befreiung, die für Hamburg erst in das 
Jahr 1814 fällt, war mit besonderer Liebe im Zuge 
veranschaulicht. Man sah u. a. auch die heimkehrenden 
Hamburger Jäger und den Einzug der hanseatischen 
Truppen des Befreiungskampfes, Turner, Studenten und 
am Schluß des Zuges das Bürgermilitär in seinen letzten 
Repräsentanten, die zum Teil in Wagen fuhren, zum 
Teil aber auch noch tapfer zu Fuß die große Strecke 
der Feststraße abmarschierten und natürlich mit ganz 
besonderer Herzlichkeit begrüßt wurden. 

Gegen zwei Stunden währte der Vorbeimarsch des 
Zuges, das Auge immer wieder durch den Reichtum 
seiner Farben erfreuend. Ganz vortrefflich war in 





4 DEUTSCHLAND Nr. 1 


allen seinen Teilen 
das Typische herausge¬ 
arbeitet worden. Diese 
Kosaken oder französi¬ 
schen Gardisten sahen 
wirklich nicht nach 
Theater aus. Alles Kit¬ 
schige war vermieden, 
so daß also das ganze, 
gewaltige Unternehmen 
zugleich eine Demon¬ 
stration für den künst¬ 
lerischen Sinn Ham¬ 
burgs geworden ist. 

Der Fremdenzustrom 
war natürlich riesen¬ 
groß, und für Fenster 
und Baikone an den 
Feststraßen sind statt¬ 
liche Summen bezahlt 
worden. Den höchsten 
Preis gab eine Film¬ 
fabrik mit 600 Mark 
für einen günstig ge¬ 
legenen Balkon. — Am 
Abend fanden auf allen 
größeren Plätzen Kon¬ 
zerte und in zahl¬ 
reichen Sälen und in 
der Börse patriotische 
Feiern statt. Hamburg 
selbst hatte illuminiert, 
und besonders die 
Gebäude am inneren 
Alsterbecken funkelten 
















Spanische Kavallerie (Phot.: Otto Reich, Hamburg^) 


nach Einbruch der 
Dunkelheit in glitzern¬ 
den Lichterketten. Wo¬ 
hin man an diesem 
Tage kam, überall war 
ein Klang von einem 
vaterländischen Lied in 
der Luft, und als der 
Schreiber dieser Zeilen 
am Nachmittag durch 
eine sehr belebte Ham¬ 
burger Straße ging, sah 
er, wie betagte Ham¬ 
burger Bürger, die sonst 
wahrlich nicht gern ihre 
gesellschaftliche Re¬ 
serve aufgeben, recht 
fröhlich mitsangen, als 
heranrückendeWander- 
vögel f/Die Wacht 
am Rhein" in den 
hellen Ostertag hinaus¬ 
schmetterten. Gerade in 
solchen kleinen Dingen 
aber beweist sich viel¬ 
leicht am besten, daß 
diese nationale Feier 
wirklich aus dem Herzen 
Hamburgs herausge¬ 
wachsen ist und ihren 
Zweck erfüllt hat: den 
nationalen Gedanken 
durch die Erinnerung 
an eine schwere und 
große Zeit zu stärken. 


Das Kaiser-Friedrich-Bad in Wiesbaden. 


Das Prinzip des „Gewordenen", des langsam 
Gewordenen, das die ganze Entwicklungsgeschichte der 
Natur durchdringt, läßt sich auch auf das Badewesen 
anwenden. Welch eine jahrhunderttausendlange Bade- 
Entwickelungs-Geschichte zwischen 
dem Urmenschen, dem freundlichen 
Pithecanthropus alalus, der zuerst 
das Bedürfnis empfand, sein dünn¬ 
haariges Fell von Sand und Lehm 
durch ein Wasserbad zu reinigen, 
und dem Kulturmenschen, der 
weniger sein äußeres, wohlkonser¬ 
viertes Ich in der lauen Flut der 
Wiesbadener Therme zwischen den 
Marmor- oder Kachelwandungen 
einer Zelle des neueröffneten Wies¬ 
badener Kaiser - Friedrich - Bades 
reinigen will, als vielmehr seine 
tiefste Innerlichkeit von gesundheitsstörenden Schlacken 
zu befreien strebt. Einstweilen scheint in den oft 
so komplizierten und raffinierten Einrichtungen dieses 
wohl größten Badehauses der Welt der Höhepunkt 
der „balneologischen" Entwicklung erreicht. Und 


doch: der Hauptfaktor an dieser Stätte bildet noch 
immer die Therme, wie sie die Natur seit Urzeiten 
in diesem gebenedeiten Talkessel unermüdlich, un¬ 
erschöpflich gespendet. Es ist schließlich gleich¬ 
gültig, ob wir nach jahrtausend- 
langer Benutzung jetzt erst nach 
und nach dahinter kommen, wie 
diese wohltätigen heißen Wasser aus 
dem Bauch der Erde chemisch zu¬ 
sammengesetzt sind und was uns 
die chemische Wissenschaft, die ja 
erst ganz kürzlich als allerneuestes 
die radioaktiven Elemente in ihr 
ahnte oder entdeckte, noch neues 
über die mattiakischen Quellen er¬ 
zählt. Es genügt vollkommen, daß 
die alte und doch ewig junge Quell¬ 
nymphe des Gichtikers oder Rheu¬ 
matikers Leiden aufhebt oder lindert, noch manchem 
Gebrest erfolgreich zu Leibe rückt und am Ende gar 
noch alte Weiber wieder jung macht. 

Mögen sich vordem schon ureingesessene Kelten 
und nachfolgende germanische Urväter in den heiligen 



nillllllllllllllllllllilllllllllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllli= 









Nr. 1 


DEUTSCHLAND 5 


Fluten gepuddelt haben — Ernst von Wolzogen hat 
in seinem Freiluftstück ^Die Maibraut" ja schon ein 
germanisches Heiligtum mit dem braven Koch- oder 
Brühbrunnen verbunden — die alten Römer waren es, 
die der Angelegenheit erst die rechte Fassung gaben 
und die die Bedeutung der heißen Wasser voll erkannten. 
Körperkultur mit Sport, Massage, Salbungen, Bädern war 
ihnen ja nichts Neues mehr, als sie sich hier fest¬ 
setzten, und jener römischen Kaiserin, die auf ihren 
Reisen ganze Eselinnenbataillone mit sich führte, um 
ihren sündigen Körper durch Eselsmilchbäder ver¬ 
schönen zu können, tat längst kein Zahn mehr weh, 
als hier im Schutze 
eines starken Kastells, 
wenige Meilen von den 
hinter der Schutzwehr, 
dem „Limes", drohen¬ 
den feindlichen Ger¬ 
manen, ein reges, römi¬ 
sches Badeleben, dem 
der Luxus nicht er¬ 
mangelte, entstand. 

Beweise davon geben 
die beim Neubau des 
Palasthotels neben dem 
Kochbrunnen aufge¬ 
deckten Fundamente 
einer sehr wohl ein¬ 
gerichteten, römischen 
Badeanlage mit einem 
stattlichen Allgemein¬ 
bad und mit einer 
Anzahl von Einzel¬ 
zellen und einem ver¬ 
zweigten Röhrennetz. 

Aber auch auf dem 
Terrain des älteren 
städtischen Badhauses, 
auf dem Schützenhof- 
Grundstück,fanden sich, 
inFelsgehauen,Bassins 
einer römischen Bade¬ 
anlage, unfern eines 
Tempels, einer römi¬ 
schen Heilgottheit ge¬ 
weiht. Daß die Römer 
überhaupt sehr wohl 
unsere Taunusbäder zu 
schätzen wußten und 
sich den Göttern dank¬ 
bar dafür erwiesen, davon redet heute noch der Um¬ 
stand, daß als Nachkommen jener Ahnen, welche sie 
als dem Aeskulap heilig einführten, im benachbarten 
Schlangenbad die römische Natter vorkommt. Zwei¬ 
beinige römische Nattern mögen damals hier dem 
üppigen Badeleben einen gewissen, pikanten Einschlag 
gegeben haben. Wie üppig dies war, davon gibt das 
Riesengemälde von Roeßlers im Stadtverordnetensaal 
zu Wiesbaden einen Begriff. Es dürfte sich wohl 
nicht zu weit von der Wahrheit entfernen. Uebrigens 
diente es nicht nur dem Luxus und der lasterhaften 
Brgötzlichkeit. Eine Anzahl ausgegrabener Votivsteine, 


dankbar den Göttern geweiht, bekunden, daß kranke 
Römer hier ernstlich Heilung suchten und fanden. 

Die alte Badekultur wurde zerstört, als die Römer¬ 
herrschaft zu Fall kam. Die alten Deutschen, hier 
Alemannen und nachmals Franken, waren noch zu 
urwüchsig, um so etwas für nötig zu finden, und auf 
die geldbringende Badeindustrie und die Fabrikation 
der mattiakischen Seifenkugeln aus Kochbrunnensinter, 
mit dem sich die Römerinnen ihre Haare blond färbten, 
verstanden sie sich nicht. Sie dachten vielleicht, wie 
jener Galizier: „Man wäscht sich wohl mitunter die 
Hand, aber doch niemals die Fieß", und das Badewesen 

verschwand in Wies¬ 
baden dermaßen, daß 
Eginhard, Karls des 
Großen Kanzler und 
Schwiegersohn, wohl 
die Stadt, das „Castrum 
Wisibada", die er be¬ 
suchte, erwähnt, aber 
vonihrenQuellschätzen 
und deren Anwendung 
offenbar nichts erfuhr, 
weil das außer Ge¬ 
brauch gekommen war. 
Erst gegen Ende des 
14. Jahrhunderts taucht 
Wiesbaden wieder als 
Badeort in der Ge¬ 
schichte auf. Ein Ge¬ 
lehrter von der Pariser 
Universität, ein Deut¬ 
scher, Heinrich von 
Langenstein,erwähnt es 
und zeigtsichmoralisch 
entrüstet über die Un¬ 
sittlichkeit des Bade¬ 
lebens, wie sie sich 
damals breit machte. 
Männlein und Weiblein 
tummelten sich gemein¬ 
sam sowohl in dem 
teichartigen, molligen 
Massenbad, wie im bal- 
neologischen Chambre 
separee. Eine alte 
Illustration, die wir der 
Sammlung des Herrn 
Geheimrats Dr. Pfeiffer 
in Wiesbaden ver¬ 
danken, die aber nicht für Wiesbaden allein gültig, 
sondern wohl für alle Heilbäder dieser Zeit und etlicher 
folgender Jahrhunderte, läßt die staunende Nachwelt 
ahnen, wie es vielfach in den Bädern zuging. Auf 
die Verhältnisse ließ sich da wohl ein Zeilchen eines 
bekannten Gassenhauers variieren: 

„In dem Bad geht's lustig zu." 

Jedenfalls verknüpfte man häufig und sehr bedeutend 
das Angenehme mit dem Nützlichen, und fielen hier 
oft nach langer und beschwerlicher Reise reiche Leute, 
Edelherren und Fürsten mit Pferden und Dienern ein, 
so war es ihnen nicht immer nur allein um die Wohl- 









































































6 DEUTSCHLAND Nr. 1 


taten des Brühbrunnens und um die meist sehr primi¬ 
tiven Badegelegenheiten des kleinen, dürftigen Städtchens 
zu tun. Spiel und Liebe gehörten dazu. So ging's, oft 
mit üblen Unterbrechungen durch zerstörende Kriege, 
durch die Jahrhunderte hin. Immer mehr verbesserten 
sich die äußeren Verhältnisse des Bades; ein Kurhaus 
als gesellschaftlicher Vereinigungspunkt wurde erbaut, 
ansehnliche Bade- und Gasthäuser entstanden an Stelle 
der ursprünglich bescheidenen Unterkunftsräume. Eine 
Zeichnung von George Bauard gewährt uns einen 
Blick in eine dampfende Badezelle im Englischen Hof, 
dem früheren Badhaus 
zum „Rindsfuß". Das 
sieht schon ganz anders 
aus, als das Massen¬ 
bad, wie man es auf 
dem hier gleichfalls 
veröffentlichten Titel¬ 
blatt einer älterenWies- 
badener Badeschrift er¬ 
schaut. 

Wiesbaden wurde 
dann immer mehr zum 
Luxus- als zum Heilbad, 
ja, es wurde zum Spiel¬ 
bad, in dem das Gold 
rollte wie die Wasser 
der Heilquellen, und die 
eleganten Spieler und 
die eleganten Mon- 
dainen und Demi- 
mondainen aus aller 
Welt gaben seinem 
Gesellschaftsleben jahr¬ 
zehntelang das Haupt¬ 
gepräge, bis mit der 
preußischen Herrschaft 
die Herrschaft des 
Spiels ihr Ende fand. 

Wenn nun auch 
heute noch der Luxus¬ 
kurgast eine ständige 
Erscheinung ist, dem 
Heil kurgast wird doch 
mehr Rechnung ge¬ 
tragen als je zuvor. An 
die 400 Aerzte sind um 
sein Wohl bemüht, und 
nun ist durch das neue 
Kaiser - Friedrich - Bad 
die uralte Geschichte 
des Wiesbadener Badewesens, die wir hier einleitend in 
kurzen Zügen skizzierten, in geradezu großartiger, einzig 

dastehender Weise auf lange Zeit hinaus gekrönt worden. 

♦ * 

* 

Wiesbadens glänzende Entwicklung zur Welt kur¬ 
stad t duldet keinen Stillstand. Das beweisen die in 
den letzten Tagen des Monats März der Benutzung über¬ 
gebenen Einrichtungen des Kaiser-Friedrich-Bades. 
Mit einem Kostenpunkt von rund 3 Millionen Mark ist 
hier ein Badehaus geschaffen worden, das sich alle 
Fortschritte zunutze gemacht hat, die Wissenschaft und 


Technik aufzuweisen haben, das aber gleichzeitig in 
seiner äußeren und inneren architektonischen Aus¬ 
gestaltung eine Sehenswürdigkeit Wiesbadens bedeutet. 
Dem prächtigen Kurhaus kann nun ein nicht minder 
groß und mit feinem künstlerischem Geschmack an¬ 
gelegtes Badehaus zur Seite gestellt werden. 

Für eine Anzahl geladener Gäste, darunter auch 
die Vertreter der Presse, waren die Anlagen am 19. März 
einer Vorbesichtigung freigegeben worden, wobei Herr 
Regierungs- und Baurat Petri die Teilnehmer im 
Namen der Stadt begrüßte und Bau und Einrichtungen 

eingehend erläuterte. 

Der umfangreiche 
Bau, zwischen zwei 
Straßenzügen an einem 
großen gärtnerischen 
Vorplatz gelegen, er¬ 
hält im Aeußeren durch 
die gegebenen Terrain¬ 
verhältnisse und die An¬ 
lehnung an den Römer¬ 
torbogen eine äußerst 
malerische Gruppie¬ 
rung. Der Hauptzugang 
erfolgt von dem schon 
erwähnten Vorplatz, der 
von der Coulinstraße 
und der Langgasse, der 
Haupt - Verkehrsstraße 
der Stadt Wiesbaden, 
zugänglich ist. Der 
Vorplatz mit Garten¬ 
anlagen und Ruhe¬ 
sitzen wird außer von 
dem Badhaus von einer 
Trinkhalle,anschließend 
an den Quellentempel, 
begrenzt. 

Um das wertvolle 
Thermalwasser auszu¬ 
nutzen, sind die Haupt¬ 
kurfaktoren des Bade¬ 
hauses selbstverständ¬ 
lich die Thermalbäder. 
Es sind 50 Stück vor¬ 
gesehen, von denen 
die Hälfte besondere 
Ruheräume erhielten, 
so daß diese Bäder da¬ 
durch den vornehmsten 
Hotelbädernmindestens 
gleichwertig sind, da es möglich ist, eine halbe 
bis eine Stunde nach dem Bade ungestört zu ruhen. 
Neben diesen Thermalbädern sind im Badehause alle 
übrigen modernen Bäderarten vertreten, so, um nur 
einige anzuführen, eine Reihe von Moorbädern, Kohlen¬ 
säurebäder, eine Abteilung für Elektro- und Wärme¬ 
therapie, eine Abteilung für Fangobehandlung; auch 
die Hydrotherapie ist umfangreich vertreten und 
hat getrennte Abteilungen für Herren und Damen. 
Die größte Räumlichkeit beanspruchten die römisch¬ 
irische Abteilung und das russische Dampfbad mit 





DIE, BAOCHALIE ENC,LISCHER HOF 


Wiesbaden (Nach einer Zeichnung von George Bauard) 







Nr. 1 


m DEUTSCHLAND 




etwa 25 Auskleide- 
und Ruhezellen, 
Heißluft - Dampf - 
bad, Massage- und 
Dusche - Raumen, 
Thermal-Wildbad, 
Schwimmbad und 
behaglichen Ruhe¬ 
räumen. 

GediegeneRuhe- 
und Warteräume, 
auch ein größerer 
Erfrischungs-Raum 
sind in den ver¬ 
schiedenen Teilen 
der Anlage ange¬ 
ordnet, so daß den 
Anforderungen des 
modernen Korn¬ 


größen Teil auch in 
glücklicher Weise, 
zur Anwendung ge¬ 
langt, namentlich 
in derHaupttreppe, 
die im I. Ober¬ 
geschoß vor einem 
Vestibül mit den¬ 
selben Abmessun¬ 
gen wie das Haupt¬ 
vestibül des Erd¬ 
geschosses endigt. 
Hier ist jedoch 
ein wohnlicherer 
Charakter ange¬ 
schlagen, der mehr 
zum Verweilen an- 
regt.Weiches Lino¬ 
leum, warme, gold- 


Wiesbaden: Vorderansicht des Kaiser-Friedrich-Bades mit Vorplatz 

forts in weitgehendstem Maße Rechnung getragen ist. braune Nußbaumholzvertäfelung, darüber ein Bilderfries 

Wie schon erwähnt, ist der Hauptzugang zum des Kunstmalers Kaltwasser und die Ausstattung 

Kaiser-Friedrich-Bad von der bekannten Langgasse mit bequemen Polstermöbeln, Klubsesseln geben dem 

aus, nicht weit vom Kochbrunnen, und zwar führt eine Raum einen behaglicheren Charakter, 

kurze Nebenstraße an der Quelle vorbei durch hallen- An dieses Vestibül grenzt ein besonderer Er- 

umsäumte Gartenanlagen nach den> Hauptportal in frischungsraum in ähnlicher behaglicher Ausstattung mit 


Form einer pro¬ 
pyläenartigen dori¬ 
schen Säulenhalle. 
Der Eingang — 
gleichzeitig Billett¬ 
ausgabe — wurde 
mit Cadiner Majo¬ 
lika ausgestattet. 
Das daran folgende 
Haupt-Vestibül 
dürfte durch seine 
zentrale Lage der 
Mittelpunkt für die 
Orientierung im 
ganzen Hause sein. 
Diesem Zweck ent¬ 
sprechend ist die 
Ausstattung auch 
aufs Höchste ge¬ 
steigert. Farbiger 
Marmorfußboden, 
Marmorwand - Ver¬ 
kleidung, dunkel 
eingelegte Türen 
und ein an allen vier 
Wänden sich hin¬ 
ziehender wunder¬ 
barer figürlicher 
Fries von dem 
Kunstmaler Hans 
Voelcker geben 
der Raumstim - 
mung die höchste 
Weihe.Kunst und 
Kun s tgewerbe 
sind überhaupt in 
reichem Maße, zum 


Wiesbaden: Die Schwimmhalle im neuen Kaiser-Friedrich-Bad (Fhot.; Gebr.Plüsch) 


lustiger Decken¬ 
malerei. Hohe, 
lichte Fenster so¬ 
wie Türen führen 
auf eine Terrasse 
mit Blick auf die 
Gartenanlagen und 
Säulenhallen des 
Vorplatzes. 

Die übrigen 
Räume des I. Ober¬ 
geschosses bilden 
in der Hauptsache 
die Thermalbäder 
mit besonderen 
Ruheräumen,soge- 
nannteSalonbäder. 

Ein besonders 
reich ausgestat¬ 
tetes Bad, ein so- 
genanntesFürsten- 
bad, hat reiche 
Majolika - Ausstat¬ 
tung von derGroßh. 
Manufaktur Karls¬ 
ruhe, die verschie¬ 
densten Duschen 
und auch Massage¬ 
gelegenheit. Der 
Ruheraum ist hier 
in der Art eines 
sehr vornehmen 
Ankleide-Zimmers 
mit Teppichen, 
polierter Ahornver¬ 
täfelung, Marmor¬ 
waschtisch und 
















8 DEUTSCHLAND Nr. 1 


eleganten Möbeln 
ausgestattet. 

Auch die be- 
sondereAbteilung 
für Fangopackun¬ 
gen mit drei 
größerenRäumen, 
einem Ruhe- und 
Auskleide - Raum 
mit sieben Ka¬ 
binen, einem Be- 
handlungs - Raum 
und einem Bade- 
Raum ist in dieser 
Etage unterge¬ 
bracht. — ln den 
eigentlichenBade- 
räumen ist das 
hygienische und 
dauerhafte keramische Material zur Bekleidung von 
Fußböden, Wänden und Decken in größtem Umfange 
und zum Teil in höchst künstlerischer Vollendung 
verwendet. 

Für die Ausgestaltung des Aeußeren stellte der 
sehr unregelmäßige Bauplatz an den verschiedenen 
Straßenzügen mit den verschiedenen Höhenlagen 
große Anforderungen, die jedoch im großen und 
ganzen als gelöst bezeichnet werden können. Die 
Architektur bewegt sich dabei in einfachen Formen, 
zum Teil an römische Traditionen angelehnt, zum Teil 
jedoch in ganz modernen Lösungen. In letzterem Sinne 
sind besonders bemerkenswert die reicheren Architektur¬ 
teile von einigen Fensterpartien und Portalen mit ornamen¬ 


tiertem Schmuck 
der Frankfurter 
Bildhauer E. und 
W. Ohly, sowie 
des Wiesbadener 
W. von Heider, 
der die neun figür¬ 
lichen Reliefs an 
der Hauptfassade 
geschaffen. Das 
Material für die 
Außenseiten ist 
Muschelkalk und 
gelblicher Tuff 
nebenPutzflächen 
in natürlichem 
Ton. Die großen 
Schiefer - Dächer 
stellen auf dem 
vielgestalteten Grundriß eine gewisse Ruhe wieder her. 

An den Rundgang durch das Kaiser-Friedrich-Bad 
schloß eine kurze Besichtigung des benachbarten Hotels 
„Zum Adler" an, das Mitbesitzer der Adlerquelle ist, 
über deren Ausnutzung und architektonische Ueber- 
bauung die Besitzer sich freundnachbarlich verständigt 
haben. Das Hotel erhielt auf diese Weise einen neuen, 
künstlerisch ausgeschmückten Speisesaal, der an die 
alte Quelle stößt. — Der Besichtigung folgte ein 
Frühstück im „Ratskeller", wo der städtische Bei¬ 
geordnete Herr Regierungs- und Baurat Petri die 
Gäste und im besonderen die Presse begrüßte, in 
deren Namen verschiedene Vertreter das Weltbad 
Wiesbaden und dessen städtische Verwaltung feierten. 



Wiesbadens neuer Oberbürgermeister. 


Am 31. März hat Oberbürger¬ 
meister Dr. von Ibell nach 
30jähriger Tätigkeit sein an 
Mühen und Erfolgen reiches Amt 
als Oberbürgermeister von Wies¬ 
baden niedergelegt. Sein Nach¬ 
folger wurde der bisherige zweite 
Bürgermeister Geh. Oberfinanzrat 
Karl Glässing. Bei der vom 
Regierungspräsidenten Dr. von 
Meister vorgenommenen Ein¬ 
führung übernahm Geheimrat 
Glässing sein Amt mit folgenden 
beachtenswerten Worten: 

„Ich habe heute gelobt, mein 
Amt mit Treue, Eifer und Ge¬ 
wissenhaftigkeit zu führen; ich 
wiederhole dieses Gelöbnis und 
füge hinzu, daß ich dieses Ver¬ 
sprechen nicht stelle auf die 
nackte kalte Pflicht; ich will mit 
der Erfüllung meiner Pflicht auch 
Idealismus verbinden, der die 
Arbeit vergoldet, ihr Leben und 
Seele gibt; ich will den Begriff 
der harten Pflicht verknüpfen mit 
der Liebe zu der anvertrauten 
Aufgabe; ich will der Arbeit ein 



Wiesbadens neuer Oberbürgermeister: 
Geheimer Oberfindnzrat Karl Glässing 


Stück Liebe, ein Stück Herz mit 
auf den Weg geben. Heute den 
Weg, den die zukünftige Ent¬ 
wicklung der Stadt nehmen wird, 
auch nur andeutungsweise fest¬ 
zulegen, erscheint mir nicht tun¬ 
lich; in dem Augenblick, in dem 
ich mein Amt antrete, würde die 
Verkündung bestimmter Richt¬ 
linien die Grenzen überschreiten 
lassen, die durch bescheidenes 
und taktisches Empfinden gesetzt 
sind. Auch schafft ja jeder Tag 
eines gesunden Gemeinwesens 
neue Ziele; die Geschichte einer 
Stadt ist eine ewige Kette von 
Plänen und Schaffen, die eine 
vorzeitige Stellungnahme nicht 
gestatten. Wohl aber möchte ich 
den Wunsch äußern, daß es mir 
mit Ihrer Hilfe gelingen möge, 
nicht nur ein Bürgermeister des 
Sparens zu sein, sondern auch 
ein Bürgermeister des frucht¬ 
baren Gestalten s." — 
DemOberbürgermeister v.Ibe 11 
wurde dasEhrenbürgerrecht 
der Stadt Wiesbaden verliehen. 



















BL' 1 f 



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(Phot, der Neuen Phot. Gesellschaft, Berlin) 







Wiesbaden: Partie im Kurgarten 

1 



=7 





























10 DEUTSCHLAND Nr. 1 

Frankfurt am Main. 

Von Julius Eibau (Frankfurt a. M.) 


(Zum Kaiserpreissingen am 6. bis 8. Mai.) 

Das nationale Unglück der Deutschen, das unsere Ge¬ 
schichte verdarb und unser Land zum Schlachtfeld Europas 
machte, war die Viel- und Kleinstaaterei, die es fertig brachte, 
daß die unendlich reichen Volkskräfte der deutschen Nation 
in der Weltpolitik nichts galten. Aber einen Vorzug hatte 
die Zersplitterung doch: sie bewirkte, daß eine Fülle kräftigen 
Lebens sich rings im Lande nach eigener Art entfaltete. Das 
wirkt noch heute, wo die Anziehungskraft der Reichshaupt¬ 
stadt auf alle wirtschaftlichen und geistigen Kräfte ungeheuer 
groß ist, segensreich nach und ermöglicht, daß die deutschen 
Großstädte ein eigenes Gesicht behalten und nicht gleich 
ihren englischen,französischen und amerikanischen Schwestern 
zu Provinzstädten herabsinken. Die vielbewunderte Leistungs¬ 
fähigkeit der deutschen Kommunalverwaltung ist zum guten 
Teil mit verursacht durch den edlen Ehrgeiz, den altererbten 
Ruf der Heimatstadt im Wettkampf mit gleichstrebenden 
Gemeinwesen und auch gegenüber dem übermächtigen Einfluß 
Berlins kraftvoll zu erhalten und weiter zu entwickeln. 

Mit an erster Stelle in diesem, für die Gesamtheit er¬ 
freulichen Wettbewerb steht die alte Kaiserstadt am Main, 
die bei aller Bevorzugung durch ihre Lage im Herzen Deutsch¬ 
lands und im Mittelpunkt des dichtesten Verkehrsnetzes alle 
Kräfte regen muß, wenn sie nicht Zurückbleiben will. Die 


Aera Adickes, die jetzt abgeschlossen ist, ließ in dieser 
Beziehung gewiß nichts zu wünschen übrig, ja es fehlt nicht 
an Stimmen, die von einer „Ueberspannung des Bogens" 
reden und für die Zukunft ein ruhigeres Tempo in der 
städtischen Verwaltung wünschen. Jedenfalls aber bietet die 
Stadt Frankfurt dem genauen Kenner ihrer Verhältnisse, wie 
dem flüchtigen Besucher das Bild einer nach außen und 
innen gleich kraftvollen Entwicklung, die den überlieferten 
Charakter Frankfurts als einer Stadt der Kaufherren, des 
Börsenhandels, der Handwerker und Gärtner von Grund auf 
wandelte, die alten Vorrechte der geborenen Frankfurter 
beseitigte und den engen Zunftgeist austrieb. Das alte 
Frankfurtertum, dessen hochmütig-liebenswürdiger Spruch 
war: „Wie kann nor en Mensch net von Frankfort sei", ist 
untergegangen in dem gewaltigen Zustrom der Neubürger aus 
allen Teilen des Reiches. Auch die „Dynastie Rothschild", 
die durch die Familie Goldschmidt-Rothschild fortgesetzt 
wird, ruht nur noch auf zwei Augen. Von den alten Frank¬ 
furter Familien ist neuerdings das Geschlecht der Holzhausen 
ausgestorben, deren Allodbesitz, die „Oede", in Bauland ver¬ 
wandelt wurde, so daß in Zukunft nur ein kleiner Parkrest 
mit dem alten Schlößchen an die schöne, grüne Wildnis 
mitten im Häusermeer erinnert. Aber wenn auch manche 
Tradition der „guten alten Zeit" untergegangen ist, so blieb 
doch ein starker Bürgersinn und ein demokratischer Gemein- 












































Nr. 1 DEUTSCHLAND 11 


geist erhalten, der aus der Masse der Zugewanderten bald gute 
Frankfurter Bürger macht, die ihre schöne Heimat lieben und 
mit Stolz von der „Vaterstadt" sprechen. Auch auf Aus¬ 
länder übt Frankfurt durch seinen Glanz und die vornehme 
Lebensart seiner Bewohner eine starke Anziehungskraft aus. 
Zahlreich sind die Kolonien der Engländer, Amerikaner, 
Franzosen, Schweizer, Niederländer und vor allem der 
Oesterreich-Ungarn, die sich in der alten Bundes-Hauptstadt 
besonders wohl fühlen. Bekannt ist, daß Frankfurt eine 
verhältnismäßig sehr große Zahl reicher Leute zu seinen 
Bürgern zählt. Der größte Steuerzahler ist der K. K. General¬ 
konsul V. Goldschmidt-Rothschild. Und wenn auch die Börse 
nicht mehr wie einst im Mittelpunkt der Frankfurter Interessen 
steht, so rangiert sie doch immer noch nach Berlin und 
Hamburg an dritter Stelle im Reich. 

Ein sehr großer Teil der Steuerbeträge, die es Frank- 
urt gestatten, wenn es not tut, „vierspännig" zu fahren, 
entstammt aber neuerdings der Industrie, die sich main- 
auf und mainab in gewaltigem Maß entwickelt hat und 
die durch das riesenhafte Ostbahn-Unternehmen der 
Stadt noch weitere 
Förderung erfährt. 

Der Reichtum ver¬ 
hältnismäßig weiter 
Kreise derBevölkerung 
zusammen mit dem 
gewaltigen Fremden¬ 
verkehr, der alljähr¬ 
lich die Ziffer 500000 
übersteigt, gibt einer 
Reihe von Luxus- 
Geschäften ersten 
Ranges, von Pracht¬ 
hotels und vornehmen 
Vergnügungsstätten, 
darunter dem Schu¬ 
mann-Theater mit 
5000 Sitzplätzen und 
dem weltberühmten 
Palmen - Garte n, 
die nötige materielle 
Grundlage. Aber auch 
Sport und Spiel 
aller Art wird in 
Frankfurt mit Leiden¬ 
schaft betrieben. Die 
Pferderennen am Forsthaus und die großen Regatten, 
die auch aus dem Ausland beschickt werden, gleichen Volks¬ 
festen großen Stils. Das exklusive Polospiel findet ebenso 
eifrige Vertreter, wie der populäre Fußballsport. Und 
die Zahl der Wandervereine, die den Besuch der benach¬ 
barten Gebirge — Taunus, Spessart Odenwald, Rhön, 
Vogelsberg — erleichtern, ist Legion. 

Frankfurts Gemarkung berührt in ihrem nördlichen Teil 
den Fuß des Taunusgebirges, dessen mächtig aufsteigender 
Wall einst die Grenze des römischen Reiches gegen die 
nordischen Barbaren bildete und der auch heute noch dem 
Maingebiet Schutz vor den Nordstürmen gewährt und das 
Land zu einer südlichen Oase macht, in der die Edelkastanie 
reift und der Winter kaum zu kurzem Besuch einkehrt. Der 
südliche Stadtteil Sachsenhausen wird umrahmt von dem 
großen, prächtigen Stadtwald, der einst zu dem alten 
Königsforst „Zur Dreieich" gehörte und noch heute in seiner 
Verbindung mit den Nachbarwäldern zu den größten Wald¬ 
komplexen in der Nähe einer Großstadt zählt. In diesem 
weiten Stadtgebiet — es umfaßt 13000 Hektar — ist in 
neuerer Zeit mit Bedacht dafür gesorgt worden, daß in 
besonders bevorzugten Lagen Gelände für vornehme Villen¬ 


bauten reserviert wurde. In den Stadtwald hinein schmiegen 
sich die vornehmen Villen der Herren v. Weinberg, der be¬ 
kannten Rennstallbesitzer, die als Teilhaber des mächtigen 
Farbwerk-Konzerns von Fechenheim und Höchst genug 
verdienen, um auch magere Rennjahre verschmerzen zu 
können. Und am nördlichen Rand der Stadt, mit dem 
Blick auf die hochragende Taunuskette, ist ein wunder¬ 
schönes Villenquartier entstanden, in dem auch der 
neue Oberbürgermeister Voigt Wohnung genommen hat. 
Diese Sorge der Stadtverwaltung für bevorzugte Wohn- 
gelegenheiten ist nicht, wie wohl in früheren Zeiten, wo das 
Stadtregiment zugunsten weniger Privilegierter ausgeübt 
worden sein mag, auf eine besondere „Vorliebe für die reichen 
Leute" zurückzuführen, sondern auf die realpolitische Er¬ 
wägung, daß die Nähe der schönen Taunusorte Kronberg, 
Königstein und weiterhin auch Wiesbadens, die den Sonn¬ 
tagswanderungen der Frankfurter so angenehme Ziele 
bieten, auch ihre Schattenseite hat, da sie leicht zu 
dauernder Ansiedlung verlockt. Deshalb war das Streben 
der Stadtverwaltung mit Recht darauf gerichtet, Frankfurt 

nicht nur auf indu¬ 
striellem Gebiet 
vorwärts zu bringen, 
sondern auch durch 
Neuschaffung künst¬ 
lerischer und geisti¬ 
ger Anziehungspunkte 
dafür zu sorgen, 
daß steuerkräftige Be¬ 
wohner hier festge¬ 
halten und angezogen 
werden. Für die alt¬ 
berühmten Stadt¬ 
theater, die sich 
der besonderen Für¬ 
sorge der Bürger¬ 
schaft erfreuen, ist 
die städtische Sub¬ 
vention neuerdings auf 
eine halbe Million 
erhöht worden. Nam¬ 
hafte Opfer wurden 
auch für die Entwick¬ 
lung der Museen 
gebracht, von denen 
die Städelsche Ge¬ 
mälde-Galerie einen Weltruf genießt. Ihr wurde eine 
städtische Sammlung angegliedert und ferner im Anschluß an 
eine Schenkung des böhmischen Großindustriellen von Liebieg, 
der es vom armen Glasschleifersohn zum vielfachen Millionär 
brachte, eine wertvolle Skulplurensammlung. Nicht minder 
bedeutsam ist das Städtische Historische Museum, das 
entsprechend der wichtigen Rolle, die Frankfurt in der Ge¬ 
schichte des Heiligen Römischen Reiches und des Deutschen 
Bundes spielte, die Stellung eines Reichsmuseums verdient und 
nach dem zu erwartenden Neubau wohl auch einnehmen wird. 
Dem Museum für Völkerkunde sind in letzter Zeit, vor 
allem durch die Forschungsreise des Herzogs Adolf Friedrich 
von Mecklenburg, außerordentlich wertvolle Schenkungen 
zugefallen, und nicht minder gilt das von dem Sencken- 
bergischen Naturhistorischen Museum, dessen präch¬ 
tiger Neubau sich bereits jetzt, nach zehn Jahren, als unzuläng¬ 
lich erweist. Diesem modernsten Naturmuseum des Reiches 
sind die alten Beziehungen zugute gekommen, die Frankfurt 
aus der Zeit, da es an der Spitze des deutschen Handels stand, 
mit allen Kulturzentren verbindet. So sind ihm namentlich 
auch aus New York, durch die Vermittlung des Bankiers 
Schiff, äußerst wertvolle Zuwendungen gemacht worden. 



Frankfurt a. M.: Städtische Festhalle (Innenansicht) 











12 180808809^^0^098^^^0^0© DEUTSCHLAND Nr. 1 


Das Senckenbergische Museum wird einen Teil der 
Universität bilden, die als Krönung der Lebensarbeit des 
Oberbürgermeisters Adickes die mannigfachen wissenschaft¬ 
lichen Einrichtungen der Stadt, die zum großen Teil ihren 
Ursprung fast hundert Jahre zurückleiten können, vereinigen 
soll. Bei der Schaffung der Universität hat sich der opfer¬ 
willige Bürgergeist der Frankfurter in besonders glänzender 
Weise gezeigt, denn zu den vielen vorausgegangenen 
Stiftungen, welche den reichen Ausbau des Physikalischen 
Vereins, der Handelsakademie, der Senckenbergischen An¬ 
stalten ermöglichten, sind in wenigen Jahren weitere 
7 V 2 Millionen geschenkt worden. Zusammen mit dem 
städtischen Krankenhaus und den bedeutsamen ärztlichen 
Forschungsinstituten, an denen Geheimrat Ehrlich wirkt, 
wird die Frankfurter Universität im Herbst 1914 in einem 
Umfang und einer Ausgestaltung ins Leben treten, die sie 
würdig neben die größten ihresgleichen im Reich stellt. 


besteht in Frankfurter Bürgerkreisen der dringende Wunsch, 
bald wieder einmal eine Ausstellung größten Stils 
zu erleben, wie sie im Jahre 1891 das Organisationstalent 
Leopold Sonnemanns geschaffen hat. Das 25jährige 
Jubiläum der Elektrischen Ausstellung wird dazu wohl 
Gelegenheit geben. 

Dem gewaltigen Wachstum Frankfurts trägt allmählich 
auch die Eisenbahnverwaltung Rechnung, indem sie nicht 
nur den Hauptbahnhof, der bei seiner Eröffnung wegen 
seiner gewaltigen Größe viel bewundert wurde, von drei auf 
fünf Hallen vergrößern, sondern auch die Nebenbahnhöfe 
im Osten und Süden ausgestalten läßt. Der am 1. April 
neueröffnete Personenbahnhof Frankfurt-Ost, der sich 
neben seinem unscheinbaren Vorgänger höchst monumental 
ausnimmt, ist durch eine neue Eisenbahnbrücke mit dem 
Bahnhof Frankfurt-Süd verbunden worden, dessen Neubau 
am 1. Juli eröffnet wird. Durch diese Verbindung der 



Die Universitätsbauten erheben sich an dem prächtigen 
äußeren Promenadenring, der die jetzt hundertjährigen 
Anlagen Guiolletts in weitem Umkreis umgibt. Nur wenige 
Schritte davon steht ein anderes Zeugnis großzügigster 
Kommunalpolitik, die Ausstellungs- und Fes t ha 11 e, 
die vom 6. bis 8. Mai 8000 deutschen Sängern Gelegenheit 
geben wird, vor dem Kaiser um dessen Wanderpreis in fried¬ 
lichem Sängerkrieg sich zu messen. Der Kaiser-Gesang¬ 
wettstreit findet bereits zum drittenmal in Frankfurt statt 
und bereits zum zweitenmal in der gewaltigen Festhalle, die 
18000 Personen faßt und auch dem Deutschen Turnerfest 
und dem Schützenfest den stolzesten Rahmen gab. Der 
Besitz einer solchen Halle legt den maßgebenden Kreisen 
die Verpflichtung auf, immer erneut für eine großzügige 
Verwendung des Bauwerkes zu sorgen. Dem Gesangwett¬ 
streit voraus geht eine Ausstellung für Geschäfts¬ 
bedarf und Reklame, die sicherlich wie ihre Vor¬ 
gängerin nicht nur die beteiligten Kreise anziehen wird. 
Weitere Ausstellungen kleinerer Art sind geplant, doch 


beiden Mainufer wird ein ganz neuer Verkehrsweg zwischen 
Norden und Süden erschlossen. Vor allem wird beab¬ 
sichtigt, die Verbindung vom Süden nach Berlin über die 
neue Strecke zu leiten und so für die Reise Frankfurt—Berlin, 
die durch die Umgehung von Elm und Bebra demnächst 
eine Abkürzung erfährt, eine Fahrzeit von nur 6^4 Stunden 
zu ermöglichen. 

So regt sich überall stürmisch und jugendfrisch ein 
neues, blühendes Leben, das die alten Stadttore, die Reste 
der gefallenen Mauern überspringt und auch in der inneren 
Stadt mannigfache Veränderungen und Erneuerungen bewirkt. 
Aber trotz allem Eifer, auch der Altstadt Licht und Luft 
und neuen Verkehr zuzuführen, war man pietätvoll bestrebt, 
das Beste vom guten Alten treulich zu erhalten und so 
kommenden Geschlechtern Merk- und Denkmäler zu hinter¬ 
lassen an das Frankfurt der Kaiserkürung und Kaiserkrönung, 
an die Stadt Goethes und der Paulskirche, an eine stolze 
Vergangenheit, die nicht nur jedem Frankfurter, sondern 
jedem Deutschen ehrlich ans Herz gewachsen ist. 





























Nr. 1 DEUTSCHLAND ^^ ^)OOBOÜOO€G0€€ß€CCCCßC0ÜÜW 13 



Die Befreiungshalle bei Kelheim^ 


in der am 25, August auf Veranlassung des Prinz¬ 
regenten Ludwig eine bayrische Hundertjahrfeier der 
Freiheitskriege staltfinden wird. An der Feier werden 
sämtliche deutsche Bundesfürsten, die Vertreter der 
Freien Städte und der Erzherzog-Thronfolger von 
Oesterreich-Ungarn teilnehmen. Die gewaltige, CÖMeter 
hohe Befreiungshalle liegt auf dem Michaelsberg mit 
prächtigem Blick auf die Donau. Sie wurde im Jahre 


1863 zur Erinnerung an die Befreiungskriege von 1813 
errichtet. Der Innenraum ist mit farbigem Marmor 
bekleidet und enthält 34 Siegesgöttinnen, die 17 aus 
erbeuteten französischen Kanonen gegossene Bronze¬ 
schilde mit den Namen der gewonnenen Schlachten 
halten. Auf weißen Marmortafeln über den Arkaden¬ 
bogen stehen die Namen von 16 deutschen Heerführern; 
darunter die Namen von 16 eroberten Festungen. 



Das Donautal bei Kelheiro in Bayern mit der Befreiungshalle auf der Höhe 






























14 


DEUTSCHLAND 


Nr. 1 


Eine fröhliche Schülerwanderung durch Spessart, Rhön, KnülhVogelsberg 

Von Prof. Rud. Kissinger, Grossh. Kreisschulinspektor in Darmstadt. 


„Wem Gott will rechte Gunst erweisen, 
Den schickt er in die weite Weltl“ 

So summten wir fröhlich vor uns hin, als wir in der 
Frühe eines Augustmorgens dem Bahnhof zueilten, wo 
eine kleine, aber wanderlustige Schar sich bald zusammen¬ 
fand. Es waren meist erprobte Wandergesellcn, die schon 
mehrfach sich zu gemeinsamer Ausfahrt zusammengetan. 
Derbe Nagelschuhe an den F’üssen, den Rucksack von 
Muttern gut ausgestattet, die umfangreiche F'eldflasche 
mit Kaffee und Tee gefüllt, in bequemer Kleidung, die 
auch ein Lager auf freier Erde nicht ängstlich zu scheuen 
brauchte, so traten sie an und meldeten sich mit blitzenden 
Augen beim Führer zur Stelle. Alles schien in Ordnung: der 
berühmte Stehumlegkragen moderner Jugend war daheim 
geblieben, weiche Wolle umschloss den Hals. Da stellte 
sich im letzten Augenblick noch ein neuer Geführte ein, 
der wohl viel Wander¬ 
lust hatte, aber im 
übrigen gar sehr von 
uns sich abhob, trug 
er doch hohen Kragen, 

Manschetten sogar und 

— enge Stiefel. Er 
lachte zu unseren Be¬ 
denken, aber später 
sollte er es schon 
büssen, sich gegen die 
Wanderregel so ver¬ 
gangen zu haben. 

Ein Zug lief ein, 
viele Leute stiegen 
aus, rasch galt es in 
4. Klasse einen Sitz¬ 
platz zu sichern, denn 
wandern sollten und 
wollten wir an diesem 
Tage noch genug. Den 
Plan, in Parlenslein 
den Marsch anziitreten, 
mussten wir fallen 
lassen, denn der Zug, 
den wir von AschalTenburg benutzen konnten, hielt nur 
in Heigenbrücken und Lohr. Also heisst es, acht haben auf 
die rechte Haltestelle. Wir konnten nicht zusammenfahren, 
sondern mussten uns in den langen Zug verteilen. Wir 
fuhren in heilerer Stimmung in den lachenden Sommer¬ 
morgen hinein und sahen wehmülig ernst hinüber 
nach den Hessengräbern bei Fronhofen. Der Zug hält, 
„1 Minute Aufenthalt“, also heisst es rasch heraus. Die 
verschiedenen Wagenlüren öffnen sich, rüstige Wander¬ 
stiefel knirschen im Sand. „Fertig!“ Wir sind fertig, der 
Zug setzt sich in Bewegung. Der Führer ändert des 
Dichters Wort, „er zählt die Häupter seiner Lieben, und 

— einer ist zurückgeblieben“. Na, der Tag fängt gut an; 
herzhaftes Gelächter ob dieses Missgeschicks — doch 
trösten wir uns, der Sitzengebliebene ist ein erfahrener 
Pennäler, der findet sich schon zurecht! So marschieren 
wir denn los, von der Höhe begrüsst durch den Zuruf 
ferienfroher Mainzer Lehrerinnen. Hinter dem kleinen 
Dörfchen im Tale des Lohrbaches meldet sich schon 
die Esslust. Das erste Frühstück war schon vor 5 Uhr 
genommen, jetzt schlug es im Dörfchen 10 Uhr. Die 
Jugend hatte immerhin schon ein Recht auf Hunger, 
und so begannen wir denn unsere Wanderung mit einer 


Frühstücksrast. Dann aber ward mit unserem gern und 
oft gesungenen Liede „Wohlauf die Luft geht frisch und 
rein“ der Gang angelreten. Durch das weitgeslreckte 
Wiesental links vom kalten Grund schritten wir rüstig 
dahin, ein kühner Sprung schwang uns über das lustig 
murmelnde Bächlein, in dem nur ein Fuss ein rasches 
Bad nahm, und auf prächtigen Waldwegen, über deren 
Blumen sich bunte Schmetterlinge in grosser Fülle 
tummelten, zogen wir frohgeslimmt im hellen Sonnen¬ 
schein nach dem im tiefen Einschnitt gelegenen, von 
Sleinbrüchen umsäumfen Wiestal. Bald ging es den ersten 
Spessarlberg hinauf; heiss glühte die Sonne, als wir die 
alte Kapelle droben beim heiligen Kreuz erreichten, wo sich 
uns ein prächtiger Ausblick über die Waldungen des öst¬ 
lichen und südlichen Spessarts bis nach Rohrbrunn hin bot. 
Drunten in Frammersbach, dem langgestreckten Dorfe, 

wurden d ie Flaschen an 
den wenigen Brunnen 
gefüllt, an denen wir 
vorüber kamen, und 
in der mückenreichen 
Gaststube kehrten wir 
ein zu einem Glase 
Milch. Nur „Heribald. 
derKühne“ —derSchule 
längst entwachsen — 
meinte welterfahren, 
„in Bayern trinkt man 
Bier“ und bestellte — 
der Heiner passt sich in 
seiner Sprachkennlnis 
auch fremdeiiDialekten 
leicht an — in bayri- 
scherMundart „a Moas“ 
Zwar ermässigte er auf 
unser Zureden dies auf 
„a Halbi“ — aber als 
es dann den sonnen¬ 
beschienenen steilen 
Aufstieg um 11 Uhr in 
glühenderHitze hinauf¬ 
ging, da hat er auch die Halbe bereut. Der Weg nach der 
bayrischen Schanze war lang. Tannenwald ist nicht 
kühl, das Wasser in der Flasche war längst getrunken, 
wir erzählten uns zum Trost von dem Durst unserer 
braven Truppen in Afrika und jubelten, als endlich ein 
Waldarbeiter wissen wollte, einige Kilometer weiter sei 
vor Jahren eine Quelle gewesen. Wir fanden sie auch, 
aber versumpft. Ein dicker Frosch hielt seinen Miltags¬ 
schlaf auf einem hervorragenden Steine, und ringsum 
Schlamm Damit war es also nichts. Weiler der Schanze 
zu! Dort treffen wir ja wohl unsern verlorenen Kame¬ 
raden. Still lag die Schanze, ein ehemaliges Wacht- und 
Zollhaus an der Landesgrenze; was half es, dass der 
Spessartführer in seinem Berichte erzählt: „Hier ist zur 
Zeit des Scheibenschiessens auch eine Wirtschaft er¬ 
richtet, und es entwickelt sich dann auf den waldigen 
Höhen bei der Kegelbahn und den Schiessständen 
ein munteres Leben.“ Die Keller waren geschlossen. 
— „Drin liegt Bier und Wasser“, meinte ein Spessart¬ 
bewohner, der im Walde sich nach Streu umsah, — 
was half das uns, wir lagen draussen und vergassen 
den Durst, so gut es ging. Unser Kamerad war da¬ 
gewesen, an einem Baume hing ein Papier, auf dem 













Nr. 1 DEUTSCHLAND 


15 


er schrieb: „1 Uhr hier von Lohr, ich gehe voraus 
nach Burgsinn.“ — Wir mussten rasten und machten 
es uns bequem, so gut es ging. Hier und da drückte 
ein Stiefel, besonders bei dem Mann mit der eleganten 
Schuhbekleidung, die er dort bald vom Fusse hatte. 

Weiter ging’s über die Halden mit schöner Fernsicht 
hin. Durch Heidekraut zog sich der Weg zum Hochwald. 
Willkommen waren manchem da die Himbeeren, die wir 
dort fanden. Endlich kommen wir kurz vor 7 Uhr nach 
Burgsinn. Ein Gewitter drohte, als wir an der alten 
Wasserburg der Herren von Tliüngen den Brunnen be¬ 
setzten. Noch 27« Stunden aufwärts wandern — das war 
unmöglich. Also hiess es: 

Sucht Quartier I Meine Ge¬ 
sellschaft kam gut unter 
— allzu viel wollten und 
brauchten wir nicht zu 
zahlen, und bald sass ein 
Teil in der Abend kühle am 
Rand der Sinn, um sich im 
frischen Wasser zu kühlen. 

Wie schmeckte uns dann 
die reichliche Mahlzeit. 

Am zweiten Tage be¬ 
durften einige Füssc der 
Schonung. Darum fuhren 
wir mit der Bahn über 
JossaBrückenauzu. Unter¬ 
wegs in Zeitlofs tauchle 
auch unser Kamerad 
wieder auf. Nach ein- 
stündiger Fahrt kamen 
die Berge des im roman¬ 
tischen Tale der vorderen 
Sinn gelegenen Bades 
Brückenau in Sicht, 
zu dessen wohlgekiesten 
Pfaden wir freilich nicht 
so recht passen wollten. 

Nach der Besicht igimg 
der schönen, mit Wasser 
schlürfenden, geputzten 
Menschen angefüllten An¬ 
lagen ging es weiter zur 
Stadt Brückenau, hinter 
der wir lagerten. Ver¬ 
schiedene Einkäufe waren 
bei Bäcker und Metzger 
vollzogen, die Bratpfanne 
wurde über das Feuer ge¬ 
setzt, Fi|)S hing die Füsse 
in das Wasser und hielt 
so seine Frühstücksrast. 

Die andern sassen und 
lagen im Grase. — Nachdem Unter-Riedberg genommen 
war, setzte in Ober-Bach ein Regen ein; wir waren in 
der Rhön. Unwirtlich sah es aus, ärmlich die Hüllen, 
ärmlich die Verhältnisse der Leute. Aber freundlich 
nötigten sie uns einzutreten. 

Durch herrlichen Hochwald stiegen wir aufwärts zum 
Kreuzberg. Droben auf den oft sumpfigen Bergwiesen zeigten 
hohe Stangen uns den Pfad; weithin ging unser Blick über 
die langgestreckten Mallen und die dahinter auflauchenden 
Bergkuppen. Schellengeläut aus der Ferne liess uns die 
dort weidenden Kühe auFsuchen, und hier und da trafen 
wir einzelne Familien bei der Heuernte. Droben am 
Kloster galt es eine List. Bruder Anselm hatte auf vor¬ 
herige Anfrage, ob wir auf einer Schülerwanderung dort 


wohl Unterkommen könnten, geschrieben, es sei kein 
Platz vorhanden, da sich viele Wallfahrer angesagt hätten. 
Er fürchtete von uns wahrscheinlich viel Lärm und wenig 
Bezahlung. Nun waren wir da und mussten die Unter¬ 
kunft versuchen. Um den vorsichtigen Pförtner zu über¬ 
rumpeln, sandte ich meine Leute immer je zwei und 
zwei; als ich dachte, dass sie wohl alle Aufnahme ge¬ 
funden, rückte ich ein zu seiner Ueberraschung. Zwar 
meinte er auf meine lachende Frage: „Nun können Sie 
uns doch brauchen?“ „Brauchen nit, aber dableiben 
können’s!“ Bald halten wir uns vom Wanderstaub ge¬ 
reinigt und unsere Klosterzelle zur Trockenhalle iimge- 

ordnet, dann sassen wir 
drunten in der Gaststube 
am kräftigen Mahl. Wieder 
kam Bruder Anselm mit 
seiner väterlichen Für¬ 
sorge: „Jetzt kriegt Ihr 
kan Bier meh ; geht erst 
rauf zum Kreuz, nach¬ 
her könnt Ihr noch ans 
trinken.“ So geschah’s 
denn auch. ln unsern 
Hausschuhen stiegen wir 
hinauf auf die Bergkuppe, 
genossen in der Abend¬ 
slille aus der Höhe von 
lOOOMetern einen wunder¬ 
baren Rundblick und 
sahen in unsere Mäntel 
gehüllt in Gruppen im 
Grase gelagert dem Unter¬ 
gang der Sonne zu. Am 
andern Morgen ging es 
über die Halde hinab ins 
Tal und wieder hinauf 
zur lange verschütteten 
Osterburg, wo gerade 
Ausgrabungen stattfanden. 
Heule hallen wir wenig 
zu marschieren und viel 
zu rasten, was besonders 
den Füssen Heribalds zu¬ 
gute kam; drum lagerten 
wir im hellen Schein der 
Morgensonne gerne und 
lange auf dieser Höhe, 
von der aus wir die Berge 
Eierhauk und Wasser¬ 
kuppe grössten. 

Hinter Franken heim, 
wo wir dem Flachsbrechen 
zusahen, pilgerten wir 
über die Berg wiesen des 
Himmeldunks dem an der bayrisch-preussischen Grenze 
gelegenen Rhönhäuschen zu. Der Sohn des dort die 
Gastwirtschaft führenden Strassenwarls enlgegnete uns 
auf unsere Frage nach Milch: „’s ist frisch angesteckt“; 
der bayrische Unteroffizier konnte nicht verstehen, dass 
wir für seine lockende Anpreisung so gar kein Verständnis 
hatten. So füllten wir denn Kochtopf und Flaschen mit 
Wasser und suchten uns im Erlengebüsch eine bequeme 
Lagerstätte zum Abkochen. Am Millag wanderten wir 
auf schmalem Pfad durch das rote Moor hin zur Fulda¬ 
quelle, bei deren sturmgepeilschten Anlage wir noch¬ 
mals ein Lagerfeuer entzündeten. Dann hiess es aufwärts 
über die grasbewachsene Halde zur Wasserkuppe, deren 
Wirtin leider für eine Schülerwanderung wenig Ver- 



Ein Freibad 



Eine Schneiderwerkstätte in der Rhön 







16 DEUTSCHLAND Nr. 1 


standnis halle. Das Unterkunflshaus isl freilich nicht 
gross, einzelne Touristen mit grösserem Geldbeutel waren 
ihr lieber, und so hiess sie uns weiter ziehen. Wir 
wären freilich gerne die Nacht droben geblieben, denn 
die herrliche Aussicht über Spessart, Taunus und Vogels¬ 
berg, Knüll, Thüringer Wald und die einzelnen Höhen¬ 
züge der Rhön war unvergleichlich schön, aber drunten 
in Abtsroda fanden wir ein gar behagliches Quartier. 

Bei ziemlich kühlem Weiter brachen wir in der Frühe 
des folgenden Tages zur weithin sichtbaren Milseburg 
auf, einer prähistorischen Befestigung, die heute noch die 
Spuren eines festen Ringwalles trägt. Jetzt ist dort eine 
vielbesuchte Wallfahrtskapelle. Auf der Kuppe der 
„Totenlade“ — wie der Volksmund sagt — ragt ein ge¬ 
waltiges Kreuz, neben dem die Gestalten der Maria und 
des Johannes sich erheben. Am Gedenkstein des ver¬ 
storbenen langjährigen Vorsitzenden des Rhönklubs, 
Schneider, hielten wir Rast, ehe wir nach der Station 
hinabstiegen, von wo uns die Bahn an dem schönen Er¬ 
ziehungsheim Bieberstein vorüber nach Fulda bringen 
sollte. Dort war 
Vieh markt gehalten 
worden, und dem¬ 
entsprechend eigen¬ 
artig war das Emp¬ 
fangs-Komitee, das 
uns begrüsste. Dann 
schritten wir in die 
Stadt hinein, deren 
Sehenswürdigkeiten 
wir besichtigten. Der 
Wagen 4. Klasse war 
längst vor Abgang des 
Zuges besetzt, als wir 
dort einen Stehplatz 
suchten. Es ging leb¬ 
haft zu; es wurde 
weitergehandelt. Die 
Männer des Handels 
kommen kreuz und 
quer in der Heimat 
umher; sie sind 
nicht allzu schüchtern 
und haben vielseitiges 
Interesse. Uns kannten sie schon: „Sie sind der Herr 
Professor aus Darmstadt“, meinte ein Handelsmann aus 
Romrod, „und wollen heute in Grebenau übernachten“. 
Es war richtig, er war gut unterrichtet. Zunächst ver- 
liessen wir den Zug in Salzschlirf. Im Bad müssen 
auch wir baden — wo kann dies geschehen? war die erste 
Frage, die uns bewegte. Man zeigte uns den Weg, man 
gab uns den Schlüssel zu einer etwas einfachen Hütte, 
und bald tauchten wir in die kühlen Fluten ein. Dann 
sonnte sich eine übermütige Schar im Grase und geno.ss 
im leichten Kostüm die dem Rucksack entnommene 
Mitlagsmahlzeit Nachträglich erfuhren wir, dass wir bei 
einer Privalbadegesellschaft zu Gaste gewesen waren. 
Fahrende Schüler sind auch dafür am liebsten in der 
Gesinnung dankbar. Als wir noch die Kuranlagen 
durchschlendert und im Städtchen uns umgesehen hatten, 
fuhren wir weiter durchs Schützer Land. Die Gegend 
von Schlitz ist landschaftlich sehr ansprechend. Inter¬ 
essant aber ist die Volkstracht, die sich hier im Schützer 
Land noch erhalten hat. Mit fröhlichem Sang stiegen 
wir durch die engen, winkeligen Gassen das Städtchen 
hinan. Im Mittelpunkt der altertümlichen Gebäudegruppe 
steht die Sladtkirche. Im Innern der Kirche sind ver¬ 
schiedene beachtenswerte Grabdenkmäler der gräflichen 


Familie, darunter eines Grafen, der 1719 als schwedischer 
Minister enthauptet wurde. Im Hofe der weilangelegten 
Burgbauten rasteten wir einige Zeit. — Dann stiegen wir 
nach Besichtigung des mit kunstvollem Astwerkrelief 
gezierten Marktbriinnens am hochgelegenen Friedhof vor¬ 
über durch die Kornfelder, wo allenthalben die Leute in 
Tätigkeit waren, in die Lande hinaus. Mit Einbrechen 
des Abends gelangten wir nach Grebenau, der Stadt, die 
fieiüch den städtischen Eindruck ganz vermissen Hess. 
Aber gut aufgenommen und behaglich iintergebracht waren 
wir dort in einer Gastwirtschaft. 

Früh brachen wir auf, den weiter nördlich gelegenen 
Herzberg zuletzt in steilem Anstieg zu erklimmen. In 
den weiten Räumen des alten, der Familie der Freiherrn 
von Dörenberg gehörigen Schlosses hielten wir lange Aus¬ 
schau nach dem Vogelsberg. 

Vom Herzberg führte uns der Weg hinab in das Tal 
nach Gehaus. Der Lehrer des Dörfleins, dessen Bewohner 
im Ausheben und Anlernen der DompfalTen gewandt und 
bekannt sind, begleitete uns einige Zeit mit fesseln¬ 
der Unterhaltung die 
Höhe hinan. Drunten 
zwischen Görzhan 
und Weissenfels riefen 
die Schnitter uns zu: 
„Schafft Ihr in Ober¬ 
aula?“ und wunderten 
sich, dass solche 
Kerle in dieser Ernte¬ 
zeit nichts schaffen 
wollten. Am Wald¬ 
rand, am kleinen Bäch¬ 
lein,sollte inzwischen 
Erbswurst im ge¬ 
meinsamen Kochtopf 
gekocht werden. Ein¬ 
käufeverschiedenster 
Art waren von der in 
Unterabteilungen zer¬ 
streuten Wanderschar 
besorgt worden, auch 
nach Eiern und Milch 
hatten sie Umschau 
gehalten. Hochbe¬ 
packt zogen die letzten aus der Stadt. Wir lagerten 
einige Stunden, kochten ab und verzehrten die im 
Flecken erworbenen Lebensmittel; dann kam eine lange 
behagliche Ruhe gegenüber den vor uns hoch aus dem 
Wald emporragenden Hohenwiesen. Bald stiegen wir 
langsam, aber stetig den Hauptschwender Fusspfad 
hinauf zu den eben erwähnten Hohenwiesen. Ein 
prachtvolles Bild breitete sich vor uns aus bis hinaus 
zum Vogclsberg; auch die Fernsicht nach der Rhön ist 
sehr ergiebig Durch Wald ging es dann später über das 
Knüllköpfchen zum Knüllleich. Als der Führer dort als 
letzter anlangte, wie er denn gewöhnlich, um keinen 
Wandergesellen zurückzulassen,die Marschordnungschloss, 
sass fast die ganze Gesellschaft bereits im Wasser, das 
in der Tat lockte zum Bad. Ein fröhliches Treiben ent¬ 
wickelte sich rasch am Wasser, selbst Indianerkämpfe 
wurden ausgeführt, und spät erst schlichen wir in den 
Hausschuhen — denn der sonst im Quartier übliche 
Wechsel der Wäsche und Stiefel war bei dieser Bade¬ 
gelegenheit vorgenommen worden — der Knüllwirtschaft 
zu. Mil den Klängen einer Ziehharmonika stiegen wir 
im Dämmern hinauf zum Knüllkopf, wo wir den Anbruch 
der Nacht erwarteten. Drunten im Tanzsaal suchten 
wir im Strohlager unsere Ruhestätten, so gut es ging. 



Brautpaar aus dem Schwalmgrund 






Nr. 1 DEUTSCHLAND 17 


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Kaum graute der Tag, so waren wir wieder auf den 
Beinen; im Freien frübstückten wir, dann stiegen wir 
2 um Schwalmgrund hinab. 

Der in kulturhistorischer Beziehung so interessante 
Schwalmgrund ist sehr fruchtbar, und seine Bewohner 
sind durchweg wohlhabend. Sie bilden einen besonderen, 
nicht zu verkennenden Volksstamm, der sich mit ganz 
■eigenen Sitten und Gebräuchen rein erhalten hat. Der 
Schwälmer ist sich dessen wohl bewusst und setzt auf 
die weitere Erhaltung alles dessen, was ihn kennzeichnet 
seinen Stolz. Er unterscheidet sich auch wesentlich von 
den Bewohnern der Umgegend, so dass z. B. mit der 
Landesgrenze auch die Tracht aufhört. (Vergleiche auch 
den Artikel „Brauch und Glaube auf der Schwalm“ von 
Dr.Wilh. Lange in Nr. 6, Jahrg. 1912/13 der „Deutschland“. 

Unser Weg führte uns 
über Hauptschwenda und 
Christerode nach Asterode 
hinab. In Hattendorf 
hielten wir Einkehr in 
einem schönen, grossen 
Bauernhof und labten uns 
an Buttermilch, die der 
biedere Schwälmer uns 
gern für geringes Entgelt 
überliess. Aber als er sich 
mit uns und seinen Haus¬ 
genossen wollte photo¬ 
graphieren lassen, da sah 
plötzlich der Kopf der 
Grossmutter zum kleinen 
Fenster heraus, und nicht 
allzu höflich klang ihr 
Urteil: „Dau midist lauter 
olberne Denge“ (Du machst 
lauter alberne Dinge), und 
augenblicklich verschwand 
der Grossbauer von der 
Bildfläche. 

Kurz hinter dem Dorfe 
hielten die Ermüdeten 
grössere Rast; vor uns 
Jag in der Ferne Alsfeld. 

Wenige Leute störten die 
Stille; bald schliefen wir. 

Die Schwalm lockte einige 
zum Bad, ehe wir in Als¬ 
feld einzogen. Da das 
Quartier dank der Liebens¬ 
würdigkeit eines dortigen 
Herrn im voraus geordnet war, konnte es sofort bezogen 
werden, nachdem jeder sein Paket mit frischer Wäsche 
an der Post abgeholt hatte. Die Stadt bot uns manches 
Interessante, besonders am Marktplatz mit seinen ver¬ 
schiedenen monumentalen öffentlichen Bauten. Wir haben 
viel Schönes dort gesehen und viel Freundlichkeit er¬ 
fahren. Besonders freundlich zeigte sich der Bürger- 
nieister, der bereits um 6 Uhr des andern Morgens uns 
dem Rathaus zur Besichtigung der dort vorhandenen 
Schätze erwartete. Mit fröhlichen Liedern zogen wir in 
noch regennassen Wälder auf Romrod zu. Es war 
Sonntag. Stille lag auf den Feldern, und der Zauber des 
Sonntagmorgens machte sich geltend. Noch sassen nicht 
^De Romröder am Kaffeetisch, als wir am Brunnen in 
Nähe des Schlosses unsere Wasserflaschen füllten, 
weiter ging es auf die Totenkirche in Meiches zu, von 
man eine entzückende Fernsicht auf die Rhön und 
Thüringer Wald hat. Nach längerer Rast gelangten 


wir nach U1 ri ch s t e i n. Das Schloss von Ulrichstein 
hat eine alte, interessante Geschichte; auch Blücher hat 
hier einmal gewohnt. Nach dem alten Bilde aus 1645 
sah es stattlich aus; vor hundert Jahren noch fanden 
hier heldenmütige Kämpfe statt, dann ward ein Stein¬ 
bruch daraus, jetzt stehen die Reste unter Denkmal¬ 
schutz, und ein Schlossbau-Verein will die Fehler der 
Alten wieder gutmachen. Das Städtchen hat manche 
ländliche Eigentümlichkeiten. Nach einiger Zeit sass ich 
im Ausgang des Städtchens für mich allein. Die Jugend 
kochte in einer benachbarten Schlucht; leise murmelten 
die Wasser des Brunnens, leise summten die Bienen im 
schattigen Lindenbaum, unter dem ich auf breitem Holz¬ 
stamme lagerte. Durch den Wiesenhof ging es weiter 
auf langgestreckten Wegen über Weideland und Wald 

die Höhe hinauf zum 
H o h e r o d s k o p f, wo wir 
alle im Klubhause unter- 
kamen. Mit dem Wasser 
musste man droben vor¬ 
sichtig umgehen, aber sonst 
war der Abend recht schön, 
und das Hereinbrechen der 
sternhellen Nacht hielt uns 
lange draussen im Freien. 
Ueber die Herchenhainer 
Höhe stiegen wir zum Dorfe 
hinab. Auch Herchen- 
hain hatte früher Stadt¬ 
rechte. Jetzt erinnert nichts 
mehr an die Stadt Herchen- 
hain als der grosse Vieh¬ 
marktauf Johanni, von dem 
man spottweise berichtet, 
es sei an ihm einmal ein 
Handelsmann erfroren. 

Lange rasteten wir auf 
sonniger Heide. Dann 
stiegen wir in der Nähe des 
grossen Sees nach Gedern 
hinab. In tiefer Ruhe lag 
das Schloss in greller 
Sonnenhitze, während der 
Schlossgarten mit präch¬ 
tigen Baumgruppen zum 
Träumen einlud. Dann 
schritten wir dem Niddertal 
zu. In Merken fri tz er¬ 
warben wir Milch, um im 
nahen Walde Kakao zu 
kochen; ein lustiges Lagerleben begann. Draussen an 
der Strasse brannte das Feuer, daran lagen zwei recht 
leicht bekleidete Gesellen; die andern ruhten im Schatten 
verborgen. In Hirzenhain erwartete uns zur Nach¬ 
mittagsstunde ein Ortenberger Herr, der kopfschüttelnd 
darüber quittierte, dass wir nicht mit ihm erst einen 
Schoppen trinken wollten. Er fügte sich schliesslich 
unserer Art und zeigte uns die alte Wallfahrtskapelle des 
früheren Augustinerklosters. Hochinteressant war aber 
für uns auch der Besuch der Buderusschen Eisengiesserei, 
in der wir alle Betriebe in Tätigkeit fanden, so dass wir 
die Entstehung eines Ofens von Anfang an bis zu seiner 
Verpackung beobachten konnten. In flottem Marschtempo 
zogen wir mit einem Liede in Ortenberg ein. Die 
Gartenhütte des Kasinos wurde zum Toilettezimmer, und 
bald sassen wir in fröhlicher Runde. Ein vierstimmiger 
gemischter Chor erfreute uns durch zahlreiche Lieder, 
wofür wir mit unseren Wanderliedern dankten. 


















18 DEUTSCHLAND Nr. 1 


Der Abmarsch erfolgte am anderen Morgen reichlich 
drei Stunden später als wir es sonst gewohnt waren, da 
es galt, erst das Schloss und Städtchen bei Tageslicht zu 
besichtigen. Wir stiegen zur Gla u h u rg, der bedeutendsten 
Befestigungsanlage Oberhessens aus vorgeschichtlicher 
Zeit, auf einer mit Wald bedekten, die Gegend beherr¬ 
schenden Bergkuppe hinan, die von einem stellenweise 
12 Meter hohen Bollwerk umschlossen wird, das diese 
Anlage in gefährlichen Zeiten um so mehr zu einer Zu¬ 
fluchtsstätte geeignet machte, als innerhalb des zweiten 
Walles ein Weiher mit nie versagender Quelle sich aus¬ 
dehnt. Die Reichsburg Glauburg freilich ist vollständig 
verschwunden, sie lebt nur noch in der Sage des Volkes. 
Ohne Pfad stiegen wir aus dem dichten Gewirr über die 
Aecker nach L i n d h e i m hinab. Im Hofe des Pfarrhauses, 
das an den Volksschriftsteller Oeser-Glaubrecht erinnert, 
erquickten wir uns an zahlreichen Flaschen Sauerbrunn. 
Dann besichtigten wir den Hexenturm und die Kirche, 
deren Turm sechs Meter von ihr entfernt steht. Das letzte 
Nachtquartier sollte im alten, an Sehenswürdigkeiten so 
reichen Büdingen sein; was aber uns zuerst fesselte, das 
war die draussen vor 
der Stadt liegende 
Badeanstalt, in der 
wir vor dem Abend¬ 
essen uns von den 
Spuren des beissen 
Marsches befreien 
wollten. Die Läden 
der meisten Häuser 
waren noch ge¬ 
schlossen, als wir in 
der Frühe des letzten 
Wandertages unser 
Quartier verlitssen. 

Ueber Herrnbag, 
der einstigen Kolonie 
der Herrnhuter, er¬ 
reichten wir die weit¬ 
hin ins Land ragende 
hochgelegene Bonne 
bürg, die aus alter 
Zeit dem Kundigen 


viel von den hier stattgehabten Kämpfen zu sagen weiss 
und der die neue Zeit hotTentlich bald einen gründlichen 
Schutz gegen die Baufälligkeit bringt; sie verdient es 
wirklich. Hier veranstaltete die Dankbarkeit der jungen 
Wandergenossen eine kleine Abschiedsfeier. Dann ging’s in 
strammem Marsche auf glühend heisser Strasse auf GJeln- 
hausen zu, dessen spitze Türme uns schon von weitem 
entgegenblinkten. Malerisch aufgebaut lag die Stadt vor 
uns, wie sie weithin mit dem stolzen Prachtbau der 
Marienkirche die ganze Gegend beherrscht. An die moderne 
Zeit erinnert die an Geschichte so reiche Stadt mit dem 
in der Nähe des romanischen Hauses stehenden Denkmal 
des im Jahre 1834 zu Gelnhausen geborenen Erfinders des 
Telephons. Fein ausgeführt sind die Steinhauerarbeilen am 
Portal der Marienkirche. Idyllische Plätzchen aber innerhalb 
des Städtebildes schalTt die unmittelbare Nähe der Kinzig; 
aber am meisten fesselt uns trotz aller Verwüstungen, die 
dieseWasserburg erlitten, die Kaiserpfalz. Sie bietet in ihren 
Ueberresten noch eine solche Fülle von interessanten Archi¬ 
tekturteilen — ich brauche beispielsweise nur den Kamin¬ 
bau im Pallas herauszugreifen — und noch einen solchen 

Formenreichlum,dass 
sie wohl mit unter 
die architektonisch 
schönsten Burgen 
Deutschlands einge¬ 
reiht zu werden 
verdient. Nach ein¬ 
gehender Besichti¬ 
gung wanderten wir 
durchs alte Tor dem 
Bahnhofe und damit 
der Heimat zu mit 
dem Bewusstsein,viel 
Schönes gesehen und 
frohe Tage miteinan¬ 
der verlebt zu haben, 
welche dem Führer 
wie den jugend¬ 
lichen Teilnehmern 
wohl stets in freund¬ 
licher Erinnerung, 
bleiben werden. 



Ortenberg 


Moderne Säuglingsfürsorge. 


Von Ada ßattke. 


Es ist eine trübe, aber leider nicht zu leugnende Tatsache, 
daß die Bekämpfung der hohen Sterblichkeit der Kinder im 
zartesten Alter im Leben der zivilisierten Nationen ein noch 
immer ungelöstes Problem ist. England, Frankreich, Skan¬ 
dinavien und selbst das „unzivilisierte" Rußland weisen 
niedrigere Sterblichkeitsziffern auf als gerade Deutschland — 
Rußland wohl zumeist deshalb, weil dort noch am häufigsten 
die Mutter ihr Kind selbst nährt und nicht auf künstlichem 
Wege, also mit der Flasche, großzieht. Gerade die Er¬ 
nährungsfrage ist für das erste Kindesalter von hervor¬ 
ragender Bedeutung. Und alle Maßnahmen auf dem schwierigen 
Gebiet der Säuglingsfürsorge sind von diesem Gesichtspunkte 
aus zu betrachten. Solange nicht Verhältnisse geschaffen 
werden, die es ermöglichen, daß die Frau des Volkes ihren 
Kindern wenigstens im ersten Halbjahr nach der Geburt 
leben kann, ohne für den Unterhalt der Familie mitarbeiten 
zu müssen, solange es immer noch Leute gibt, die leicht¬ 
herzige Mütter in ihrer Absicht, ihr Kind nicht selbst zu 
stillen, unterstützen, so lange ist endgültige Besserung des 
Uebels kaum zu erwarten. Auffallen muß, wie wenig die Schule 


tut, an dem Kulturwerk der Säuglingsfürsorge wenigstens in 
direkt mitzuwirken. Da den älteren Geschwistern häufig die 
Sorge um das Wohl und Wehe der jüngeren und jüngsten 
für einen großen Teil des Tages überlassen bleibt, steht 
solch ein dreizehnjähriges Mädchen, von der Mutter oft nur 
mangelhaft unterwiesen, hilflos vor einer Aufgabe, an der 
sogar Erfahrene scheitern. Immerhin muß anerkannt werden,, 
daß man am Werk ist. Großzügige und kleinere Unter¬ 
nehmen haben die Belehrung über die Säuglingspflege zu 
einem wichtigen Teil ihrer Aufgaben gemacht. Und was 
vor zwei Jahrzehnten nicht einmal die Mehrzahl der Aerzte- 
schaft als Notwendigkeit erkannte, die Kinderheilkunde als 
eine Sonderdisziplin aufzufassen, nimmt heute einen breiten 
Raum in den öffentlichen sanitären Vorkehrungen aller 
Kulturstaaten ein; Säuglingsfürsorge in gesonderten Anstalten 
für kranke Säuglinge mit Beratungsstellen für die Mütter und 
Unterricht in der Säuglingspflege für alle, die sich dafür 
interessieren. Groß-Berlin hat zwei Musterinstitute, von 
denen das im Westen errichtete „Kaiserin-Auguste-Viktoria-^ 
Haus zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit" mit seinea 












Nr. 1 DEUTSCHLAND IQ 


Waldschulen und Krippen, seinen Säuglingsheimen und seiner 
Jugendfürsorge, trotzdem es auch kranke Säuglinge auf¬ 
nimmt, im besonderen eine Forschungsanstalt für Säuglings¬ 
ernährung ist, während im Nordosten durch die Initiative der 
Gemeinde Weißensee und ihres Bürgermeisters Dr. Woelck 
das erste Säuglingskrankenhaus Preußens erstand. Eine 
Musteranstalt im wahren Sinne des Wortes, die ihre ganz 
besondere Stellung unter den Säuglingsheilanstalten den 
Einrichtungen verdankt, durch die sie den Charakter eines 
allgemeinen Krankenhauses für Säuglinge gewinnt. Es nimmt 
seine kleinen Patienten nach Notwendigkeit in die verschie¬ 
densten, von Fach-Autoritäten geleiteten Spezialabteilungen 
auf, z. B. für Augen-, Haut-, Hals-, Ohren-, ansteckende und 
chirurgische Krankheiten, ohne daß dabei die für die Er¬ 
nährungsweise und für die Berücksichtigung der kindlichen 
Eigentümlichkeiten ausschlaggebende Stellung des Kinder¬ 
arztes, also die Allgemeinbehandlung, beeinträchtigt wird. 
Gleichzeitig aber erhält die Anstalt gemeinnützige Bedeutung 
dadurch, daß Frauen auch schon vor der Geburt ihres Kindes 
Aufnahme finden, und daß eine Nahrungsbereitungs-Anstalt 
und ein Muster-Kuhstall, eine Fürsorgestelle, die eine Müiter- 


Beratungsstelle ist, eine Freiluftkrippe und Stillstuben, ein 
Ammenvermiltlungsamt und ein Aufsichlsamt für das Halte- 
und Pflegekinderwesen, auch gesunde Säuglinge berück¬ 
sichtigen und in Schutz nehmen. Allerdings scheint es 
schwierig zu sein, einfachen Frauen die Bedeutung einer 
Mütterberatungsstelle klar zu machen. Die Verwechslung 
der zur vorbeugenden Ueberwachung der Säuglinge ge¬ 
schaffenen Einrichtung mit einem poliklinischen Institute ist 
eine gewöhnliche Erscheinung, die üble Nachteile zeitigt. 
Häufig kommen die Mütter erst, wenn die Kleinen bereits 
erkrankt sind, anstatt für die Behandlung ihrer gesunden 
Kinder Rat zu holen. Aber auch darin wird Wandel ein- 
treten, sobald die moderne Säuglingsfürsorge nicht auf 
großstädtische Musteranstalten, auf die Krankenhauspflege 
beschränkt bleibt, sondern auch im kleinsten Gemein¬ 
wesen die Fürsorge schon bei den gesunden Säuglingenr 
ja bei dem noch nicht geborenen Kinde einsetzt und 
neben anderen Schutzmaßnahmen für Mutter und Kind 
auch Beratungsstellen in solcher Zahl eingerichtet werden, 
daß es für die an Zeitmangel leidende Arbeiterin keinen 
Zeitverlust bedeutet, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. 


Das Deutsche Haus in New York. 

Von Dr. Friedrich Schoenemann (Middletown, Conn. U. S. A.). 


Das Deutsche Haus in New York liegt nur wenige 
Minuten von den stattlichen Gebäuden der New Yorker 
Columbia-Universität entfernt und ist das Geschenk 
eines hochherzigen Amerikaners an die Universität. 
Ein tüchtiger Columbia-Professor für moderne deutsche 
Literatur, Rudolf Tombo jun., ist sein energischer 
Leiter und ständiger Verwalter. Es ist der Hauptsitz der 
Germanistischen Gesellschaft von Amerika (Germanistic 
Society of America), zugleich das schönste Symbol der 
großartigen Tätigkeit dieser 1904 gegründeten Gesell¬ 


schaft, die dem geistigen Austausch zwischen Deutsch¬ 
land und Amerika dient und unermüdlich Vorträge über 
alle Gebiete der modernen deutschen Kultur sowie 
Kunst- undMu sikabende für ganz Amerika veranstaltet. 
Ihr „korrespondierender Sekretär", eben ProfessorTombo, 
ist nun der treibende, planende und ausführende Geist. 
Für die Mittel zur Erhaltung des Deutschen Hauses treten 
hauptsächlich Deutschamerikaner ein und daneben nicht 
wenige Amerikaner nichtdeutscher Abkunft; fast alle sind 
Mitglieder der erwähnten Germanistischen Gesellschaft. 



Außenansicht des Säuglingskrankenhauses Berlin-Weißensee, das von Gemeindebaurat Bühring erbaut wurde 

(Zu nebenstehendem Artikel) 




















20 DEUTSCHLAND Nr. 1 



Das würdig ausgestattete Deutsche Haus dient viel¬ 
seitigen praktischen Zwecken. Neben einer akademi¬ 
schen Auskunft stelle, die von Prof. Tombo gleich 
nach der Gründung des Hauses 1910/11 eingerichtet 
worden ist und mit 
der Auskunftstelle der 
Berliner Universität 
erfolgreich zusammen¬ 
arbeitet, beherbergt 
das Haus eine schon 
mehr als 2000 Bände 
starke Bücher-Samm- 
lung der modernsten 
deutschen Literatur 
seit 1870, womit etwas 
in Deutschland und 
in Amerika ganz Ein¬ 
zigartiges geschaffen 
worden ist. Außer der 
schöngeistigen Lite¬ 
ratur finden sich hier 
noch die wichtigsten 
Werke über dieDichter 
und ihre Dichtungen, 
über Aesthetik, Kunst¬ 
geschichte, Heimat¬ 
kunde u. a. m., die 
besten deutschen Zeit¬ 
schriften und Zeitun¬ 
gen, eine hübsche 
Sammlung von Erst¬ 
drucken und vonPhoto- 
graphien der Zeitge¬ 
nossen und endlich: 
eine Art Sammelstelle 
für all das sonst ver¬ 
loren gehende kri¬ 
tische Material zur 
zeitgenössischen Lite¬ 
ratur, d. h. für die 
vielen zerstreuten Auf¬ 
sätze und Artikel in 
Zeitschriften und Zei¬ 
tungen. — So ist zum 
Studium der modem¬ 


deutschen Literatur und Kultur und zur allgemeinen 
Orientierung auf diesem Gebiet die denkbar beste 
Gelegenheit geboten. Die schöne Lage und allge¬ 
meine geschmackvolle Innenausstattung des Deutschen 

Hauses, die noch durch 
einige gute Kunst¬ 
werke und Kunst¬ 
gegenstände erhöhten 
Wert erhält, verbinden 
zudem das Praktische 
mit dem Angenehmen. 
Sie machen das Haus 
hervorragend geeignet 
für seinen weiteren 
Zweck, nämlich als 
sozialer Mittelpunkt 
der Germanistischen 
Gesellschaft und ihrer 
zahlreichen Freunde 
und Gäste zu dienen. 
Auch die deutschen 
Austauschprofessoren 
finden in den Gast¬ 
räumen des Hauses 
für die Zeit ihres 
NewYorker Aufenthalts 
eine angenehme und 
bequeme Wohnung. 

Das Deutsche Haus 
ist ein vielversprechen¬ 
der Anfang, dessen 
vorzügliche Weiterent¬ 
wicklung auch durch die 
Persönlichkeit seines 
Direktors, des als Do¬ 
zent und Organisator 
rühmlich bekannten 
ProfessorsTombo, ver¬ 
bürgt ist. Beide ver¬ 
dienen hüben wie 
drüben allseitige Be¬ 
achtung und Anerken¬ 
nung und die treueste, 
fleißigste Mitarbeit von 
Presse und Publikum. 




Deutsches Haus in New York 


Auf der Bilderjagd 


Ein Vorfrühlingswaldgang am Rhein. 


Zu keiner Zeit des Jahres erscheint der Wald so ge¬ 
heimnisvoll und so voll Heimlichkeit, wie im Vorfrühling, 
wenn die Schnepfe streicht. Dann geht, wenn der Abend 
aus den Gründen heraufwächst, so ein Ahnen und Fragen 
und Flüstern durchs Gesträuch, als ob allerhand Gnomen 
und Elfen aus dem Winterschlaf erwachten und sich wispernd 
und tuschelnd für den Frühling einrichteten. Auch im 
Menschenherzen drin regt sich was, ein seltsam-süßes Sehnen 
und Bangen wie eine Sekundanerliebe. 

Das ist die rechte Zeit für die Bilderjagd, denn in dieser 
erwartungsvollen Stimmung sieht man alles in besonderer 
Beleuchtung. 

Bilderjagd? Kleist hat das Wort geprägt und'Goethe 
teilt es in „Dichtung und Wahrheit" mit. Wenn ich im 


Von Arthur Rehbein. 

März auf die Höhen steige, hat es doppelte Bedeutung für 
mich, ist es doch das wirkliche Weidwerk, das mir zur 
Bilderjagd wird. 

Und in diesem Jahre war die Jagd, die wirkliche und 
die poetische, recht ergiebig. 

Freilich sah ich auch mit vier Augen. Hatte mir einen 
Jagdgehilfen mitgenommen, in dessen großen Blicken alle 
Schönheit, sich spiegelnd, an Tiefe unendlich gewann. 

O, du liebes, schwarzlockiges Mädchen von Köln, ich 
werde, das weiß ich, keinen Lenz mehr erleben, in dem nicht 
die Erinnerung an dich in mir aufsteigt, wie die Triebkraft im 
Gezweig; der Hauch deines Wesens wird mich umwittem, und 
wie einem zuweilen aus dem leisen Duft eines reifen Apfels der 
Blütenrausch eines rosig und weiß überschneiten Pfingstgartens 


















































i Nr.l Nr/I DEUTSCHLAND 21 


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1 



in die Sinne flutet, so werd' ich 
nach vielen, vielen Jahren noch 
in heißer Sehnsucht diesen ver¬ 
schollenen Zauber neu empfinden, 
wenn ich um die Osterzeit durch die 
erwachenden Wälder schreite.- 

In Rolandseck hatte ich sie ab¬ 
geholt. Wie ein lichter Schmetter¬ 
ling, der eben aus der braunen 
Hülle seines engen Winterkerkers 
schlüpft, so entfaltete sich ihre 
strahlende Jugend aus dem Dunkel 
der Fahrzelle, und ich nahm sie 
vom freundlichen Geschick, wie 
man einen Strauß frischer Blumen 
entgegennimmt. 

Frühling I Frühling I Frühling I 
jauchzte meine Seele. Meine 
Augen jubelten wohl auch, das 
merkte ich an dem aus Erstaunen 
und ermutigender Milfreude ge¬ 
mischten Gesichtsausdruck des 
Bahnsteigschaffners. 

Schon waren wir ein gehörig 
Stück den Rhein entlang ge¬ 
schritten, schon hatten wir uns 
ans andere Ufer kahnen lassen, 
schon kletterten wir hinter Rhein¬ 
breitbach die Weinberge hinan 
und hatten fast noch kein Wort 
gesprochen. Mit den Lippen 
nicht; Augen und Hände erzählten dafür in einem fort. 

Nun blieben wir zum erstenmal stehen und schauten ins 
Tal hinab. Welch ein BildI Die heiteren Berge drüben und 


hüben, dazwischen der feierliche 
Glanz des ehrwürdigen Stromes, 
nah unter uns die durcheinander¬ 
gewürfelten Dächer des Dörfchens, 
aus denen die Türme der kleinen 
Kirche, der oberen und der unteren 
Burg herausragen, und das alles 
in einem braunen Ton gleich einem 
Kupferdruck, von der sinkenden 
Sonne mit feiner Goldglasur über¬ 
haucht. Und dort im Norden in 
duftigen blauen Schleiern die 
sieben Prinzessinnen, welche des 
Drachenfelsen Krone mit hoch¬ 
erhobenen Armen emporrecken. 

Ueber uns kreist hellbraun ein 
Sperber; am Rande des Gehölzes 
einigt sich ein Hasenpaar über 
den Hochzeitstag, und irgendwo 
tönt das Kirwitt eines freienden 
Rebhahnes. Frühling I Frühling I 
Im Walde selbst dann schon 
tausend Stimmen und Stimmchen. 
Ich führe meinen braunäugigen 
Kameraden behutsam bis unter 
den Eichenast, auf dem der Specht 
mit wildem Eifer hämmert. Mit 
welcher Kraft und Schnelligkeit 
er den kleinen Schädel bewegt I 
Nun sind wir schon recht hoch. 
Am Auge Gottes, einer kleinen 
Hütte mit schlichtem Heiligenbild. Hier machen die Jäger 
von Unkel, Rheinbreitbach und Honnef allemal Rast, wenn 
sie auf die Höhen steigen. Drum setzen auch wir uns auf 


□ Professor Dr. Rudolf Tombo jun., □ 

□ Direktor des Deutschen Hauses □ 



Deutsches Haus in New York: Akademische Auskunftstelle 









































22 DEUTSCHLAND Nr. 1 


die Holzbank, und ich erzähle der kleinen Ada von meinen 
sonstigen Jagdkumpanen. Ach, einer, der sonst immer sofort 
hinaufstieg, wenn er im Tal die graue Bachstelze oder das 
erste Hausrotschwänzchen, die Schnepfenmelder, sah, er 
liegt jetzt unten neben der Kirche; der Jäger Tod hat ihn 
im Winter zur Strecke gebracht. 

Just bericht ich's, da raschelt's seitwärts im Gebüsch, 
daß meine Freundin erschrocken zusammenfährt — im 
nächsten Augenblick spür' ich selbst ein leises Frösteln im 
Nacken: da steht schnuppernd der alte Wotan, des Ver¬ 
storbenen stichelhaariger Vorstehhund I Das Tier muß ge¬ 
fühlt haben, daß die Zeit da war, wo sonst sein Herr mit 
ihm den ersten Jagdgang machte, und da er es nicht holte 
und es ihn nirgend fand, ist es den weiten Weg — wir sind 
fast zwei Stunden überm Ort — allein gelaufen und sucht 
nun weiter an der Stelle, wo der alte Flohr sonst rastete. 

Da werden noch mehr wehmütige Erinnerungen wach. 
Muß eines anderen Freundes gedenken, der gerade in dem 


wächst vor mir aus dem dichten Dunkel des Unterholzes, 
und nun seh' ich gewiß und wirklich ein schweres schwarzes 
Kreuz auf goldenem Grunde. Auch sie sieht's und drängt 
sich zitternd an mich. Nur eine Sekunde freilich dauert 
die Vision, dann wissen wir, daß es der Mond ist, welcher 
dort auftaucht und für einen Augenblick hinter einem 
seltsam regelmäßigen Astgebälk stand. Aber wir können 
uns jetzt erklären, wie Sankt Hubertus zu seiner Er¬ 
scheinung kam, und können uns vorstellen, wie sie ihn in 
die Knie zwang. — 

Oooack-oooack — da kommen siel Paßt auf, paßt auf, 
ihr OculiI 

Der Balzlaut des Schnepfs bohrt sich sozusagen in die 
Dunkelheit hinein; wer ihn als Jäger einmal kennt, den durch¬ 
zuckt es, wenn er ihn zum erstenmal im Jahre wieder hört. 

ststst — wo ? dal 

„Eine Fledermaus I" ruft mein Kamerad, aber schon 
knallt's, und die „Fledermaus" wirbelt stracks herunter. 


: 




•••••• 

Blick auf das Siebengebirge von Rolandseck aus 




Augenblick von dem Stärkeren ereilt wurde, als er im Juni¬ 
grün auf einen Rehbock im Anschlag lag und just den Finger 
zum Schuß krümmen wollte. Totentanz I Als wir dann drei 
Tage später auf dem Pantaleonsberg — dem Kirchhofshügel 
dicht am Rhein — neben seinem offenen Grabe standen, da 
schmetterte aus dem dichten Laub der Kirchenlinde eine 
Nachtigall so inbrünstig in die Predigt des Pfarrers hinein, 
daß uns allen das Herz bebte. — 

Abenddämmerung. Ich und mein Trautgeselle stehen 
oben hoch überm Rhein am Asenberg und warten auf den 
Brautzug des Ostervogels. Wie mit der Schere ausgeschnitten 
steht das Geäst der Bäume gegen den abendrotüberglühten 
Himmel. Immer weniger werden der Stimmen um uns her, 
je mehr das Rot verblaßt — schließlich schweigt der Tag — 
eine kurze Pause — und mit einem hohlen Käuzchenschrei 
beginnt die unheimlichere Musik der Nacht. 

Da auf einmal — ein Wunder! Herrgott, wird durch 
die Gegenwart meiner braunen Fee die Welt um mich her 
wahrhaftig zu einem Märchen?! Ein geheimnisvoller Glanz 


Ha, ha — Halalli, da liegt die Schnepfe! Wenn wir sie 
nur erst hätten! Schade, daß wir Wotan nicht bei uns 
behalten konnten! 

ststst — oooack — aufgepaßt! Zwei Riesenschmetter¬ 
linge torkeln durch die Luft. Bumm — nun torkelt der eine 
nicht mehr. Hurra! 

Früher hab’ ich oft weidlich geflucht beim Schnepfen¬ 
suchen ohne Hund; heut' abend merk' ich, daß das doch 
seine Reize hat, wenn — zwei Mädchenaugen suchen helfen 
und zwei schlanke Hände mit den groben Jägerfäusten vereint 
das Heidekraut durchpirschen. 

So schön ist's, daß ich fein schweige, als ich die zweite 
Schnepfe finde, sie rasch in die Tasche stopfe und eifrig 
weiter suche. 

Ewig können wir freilich nicht suchen, und so hab' ich 
ihr denn schließlich meine List gestanden und die Buße 
dafür — oder waren's der Busserl mehr? — ehrlich bezahlt 
auf dem traumhaft schönen Heimweg aus dem weichen 
Schwarz des Waldes hinunter in das Lichterbeet des Rheintals. 













Nr.I DEUTSCHLAND 23 


Uraufführung des Musikdramas „Die drei Masken" von Jsidore de Lara. 

Von A. Eccarius-Sieber. 


Nach verschiedenen Neueinstudierungen bekannter 
und unbekannter Werke, der Erstaufführung von „Oberst 
Chabert", der Uraufführung von „Theodor Körner" von 
Alfred Kaiser wurde das Musikdrama „Die drei Masken" 
von Jsidore de Lara am 6. März im Düsseldorfer 
Stadttheater zur allerersten deutschen Inszenierung 
gebracht. 

Die Dichtung Meres, von Otto Neitzel sinn¬ 
gemäß ins Deutsche übertragen, schildert die Liebe 
des jungen Korsen Paolo della Corba zu der Tochter 
Viola des wenig geachteten Vescotelli. Der stolze 
Vater Paolas widersetzt sich der Heirat und überschüttet 
die Angehörigen des Mädchens mit Hohn und Ver¬ 
achtung. Das fordert Rache. Während des ausge¬ 
lassenen Karnevaltreibens, an welchem sich auch das 
Liebespaar, die bevorstehende Trennung auf Stunden 
vergessend, beteiligt, verschaffen sich die drei Brüder 
der Viola, als Arlekin, Dicker August und Mönch ver¬ 
kleidet, Eintritt in das Haus des alten Prati della Corba. 
Sie schleppen einen sinnlos betrunken erscheinenden 
Pierrot mit sich und belustigen durch ihre Späße den 
Alten und seine Haushälterin Mancecca. Doch schlie߬ 
lich steigern die Anspielungen der geheimnisvollen 
Gäste Pratis Sorge um den immer noch nicht zurück¬ 
kehrenden Sohn. Er weist den Fremden die Tür. Sie 
aber lassen ihren Pierrot sitzen, in dem Prati die Leiche 
seines Sohnes Paola erkennt. Verzweifelnd wirft sich 
der Alte auf den Ermordeten, und als nun Viola er¬ 
scheint, um ihren Geliebten zu suchen, den sie im 


Faschingstreiben verlor, will sie Prati töten. Doch 
Mancecca versöhnt ihn mit der Unglücklichen: ihr 
Sohn soll wie der Ermordete Paolo heißen. . . . Harm¬ 
lose Kinderszenen, wüstes Karnevalstreiben, Gewitter¬ 
szene, lyrische Liebesepisoden wechseln, oft ineinander¬ 
greifend, miteinander ab. Die Handlung ist bühnen¬ 
wirksam und klar gegliedert. Die Musik aber entbehrt 
des bedeutenden Untergrundes, einer kraftvollen Er¬ 
findung und Gestaltung. Infolgedessen kommen die 
nicht ungeschickt gewählten Leitmotive ebensowenig 
zur Geltung, wie die gut getroffenen Detailschilderungen. 
Die Instrumentierung weist manchen interessanten, 
grotesk wirkenden Einfall auf. Am besten gerieten 
die Liebesszenen, der Schluß des zweiten, Einzelheiten 
des dritten Aktes, während der dramatisch fesselnde 
Schlußakt durch die Mattigkeit der musikalischen Er¬ 
findung beeinträchtigt wird. Die Wiedergabe des Musik¬ 
dramas war sehr anerkennenswert. Die Orchesterpartie 
brachte Alfred Fröhlich vorzüglich heraus, in den 
Partien des Prati, des Paolo, der Viola zeichneten sich 
Richard Hedler, Jacques Sorreze, Agnes 
Wed ekind-Klebe besonders aus. Auch die Mancecca 
von Magda Spiegel war eine charakteristisch und 
gesanglich vornehme Leistung. Den Vescotelli gab H e r- 
mannWucherpfennig mit Energie und Kraft, die drei 
Masken fanden in Gustav Waschow, Eugen Albert 
und Hubert Mertens geeignete Vertreter. Werk 
und Aufführung wairden recht beifällig aufgenommen, 
ohne jedoch einen dauernden Erfolg zu verheißen. 



II 



„Die drei Masken", Musikdrama von Isidore de Lara — Deutsche Uraufführung im Düsseldorfer Stadttheater 
Von links nach rechts: Der dicke August (E. Albert), Paolo (J. Sorreze), Prati (R. Hedler), Der Arlekin (G. Waschow), 

Der Mönch (H. Mertens), Mancecca (M. Spiegel) (Phot.: W. Frohsinn, Düsseldorf) 























24 DEUTSCHLAND Nr. 1 

Die Bedeutung der neuen Lötschbergbahn im intern. Eisenbahnverkehr. 

Von A. N i st 1er. 


Wer die Eisenbahnkarte betrachtet, der wird finden, daß 
die Schweiz trotz ihres dichten Verkehrsnetzes und trotz der 
Gotthard- und Simplonlinie gegen Italien bisher einer 
Eisenbahnlinie entbehrte, die aus dem Herzen der Schweiz 
über die östlichen Gebirgswälle hinweg eine unmittelbare 
Verbindung mit dem Wallis und mit Italien herstellt. 
Wenn auch die Gotthardbahn den gesamten Verkehr, der 
ihr aus der Nordschweiz und aus Süd- und Westdeutschland 
zufließt, und die Simplonlinie den Verkehr der Südost-Schweiz 
und aus Frankreich nach Italien leiten, so blieb doch die 
Zentralschweiz bisher ohne eine derartige direkte Verbindung, 
da sowohl die Gotthard- als auch die Simplonlinie das 
Berner Gebiet umgehen. 

Die Bestrebungen des Kantons Bern mußten deshalb von 
jeher darauf gerichtet sein, sich von diesen beiden Linien, 
die seinen Verkehrsinteressen wenig zu nützen vermochten, 
möglichst unabhängig zu machen. Wenn die Stadt und der 
Kanton Bern die Erbauung der Gotthard- und auch der 
Simplonlinie trotzdem moralisch und auch finanziell auf das 
tatkräftigste fördern halfen, so taten sie es aus dem Grunde, 
um die der Schweiz so überaus wichtigen beiden Alpen¬ 
bahnen zur Ausführung zu bringen, von denen man 
eine bedeutende Verkehrssteigerung erhoffte, und in der 
sicheren Erwartung, daß mit dem zunehmenden Fremden¬ 
verkehr zwischen diesen beiden Alpenbahnen eine dritte 
notwendig werden würde — eine Berner Alpenbahn mit 
dem Anschlüsse an die Simplonbahn, die direkt mit dem 
Wallis und mit Italien verbindet. 

Diese auch für den internationalen Verkehr sehr wichtige 
Bahn ist nun durch die Lötschbergbahn geschaffen 
worden, die nicht nur die landschaftlich schönste, sondern 


auch die technisch interessanteste Bahn der Schweiz bildet. 
Das Projekt einer Berner Alpenbahn tauchte bereits 1852 
auf. Damals war die Grimsel als die Verbindungslinie 
mit Italien ausersehen. Dieses Projekt trat eine Zeitlang in 
ernstliche Konkurrenz mit dem Gotthardprojekt. 1866 leistete 
aber der große Rat von Bern auf das Grimselprojekt Verzicht 
in der Voraussetzung, daß, wenn späterhin einmal die 
Simplonlinie gebaut werden würde, Bern durch die Gemmi 
an dieselbe Anschluß finden würde. So ist der Gedanke 
einer Verbindungsbahn zum Simplon vom Kanton Bern 
40 Jahre lang getreulich festgehalten worden, bis endlich 
die Lötschbergbahn seine Verwirklichung brachte. 

Der Lötschberg bildete schon in früheren Jahrhunderten 
einen wohlbekannten und viel begangenen Alpenpaß und 
vermittelte den Verkehr zwischen Bern und dem Wallis. So 
konnte es kaum überraschen, daß für eine Berner Alpenbahn 
zum Simplon in erster Linie eine Bahn durch den Lötsch- 
berg geeignet erschien. Es erschien zwar auch eine Bahn 
durch die Gemmi, eine Wildstrubel- und Grimsel- 
bahn dem Berner Gebiete außerordentlich vorteilhaft. Doch 
nach dem übereinstimmenden Urteile der Sachverständigen 
bot die Ausführung des Lötschbergprojektes gegenüber den 
anderen genannten Projekten überwiegende Vorteile mancherlei 
Art, so daß man sich schließlich auf das Lötschberg- 
projekt einigte. Die sorgfältigsten Vorstudien und Unter¬ 
suchungen wurden eingeleitet und fortgeführt. Schließlich 
war man so weit, auf der Grundlage des so gewonnenen 
Materials ein detailliertes Projekt der beiden Ingenieure 
Hittmann und Greulich als das geeignetste auswählen und 
als das offizielle Lötschbergprojekt annehmen zu können. 
Dieses Projekt ist auch mit einigen Abänderungen zur Aus- 



(Zum Artikel auf vorstehender Seite) 


„Die drei Masken", Musikdrama von Isidore de Lara — Deutsche Uraufführung im Düsseldorfer Stadttheater 
Von links nach rechts, sitzend: Mancecca (Magrda Spiegel), Viola (Agnes Wedekind-Klebe), der Komponist: Isidore de Lara; 
stehend: Oberregisseur.Robert Leffler, Prati (R.Hedler), Paolo (J.Sorreze), Kapellmeister Alfred Fröhlich, Der Mönch (H.Mertens), 
Der Arlekin (G. Waschow), Der dicke August (E. Albert), Direktor Ludwig Zimmermann (Phot.: W. Frohsinn, DüsseldorO 


V 



















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Von der Lölschbergbahn: Links Viadukt bei der Ruine Felsenburg und die Birre 



Von der Lötschbergbahn: Blick auf das Doldenhorn 








26 ÜB 


DEUTSCHLAND Nr. 1 


führung“ gebracht worden. Da die Ausführung der Lötsch- 
bergbahn den schweizerischen Verkehrsinteressen außer¬ 
ordentlich von Vorteil sein wird, so stand die Bundesregierung 
nicht an, dieses bedeutende nationale Werk mit einer Sub¬ 
vention von 17,5 Millionen Franken zu fördern. Am 
27. Juli 1906 konnte sich schon die „Berner Alpen- 
bahngesellschaft'' mit einem Kapital von 45 Millionen 
Franken konstituieren. Für die Baukosten der Linie von 
Frutigen nach Brig waren einschließlich der Land¬ 
erwerbungen, des Rollmaterials und der elektrischen Aus¬ 
rüstungen 83 Millionen Franken vorgesehen. Davon entfielen 
auf den großen Lötschbergtunnel allein 37 Millionen. Die 
Bahn durchfährt ein an entzückenden Naturbildern reiches 
Gebiet und bildet mit ihren zahlreichen kunstvollen Brücken 
und Viadukten, besonders aber mit ihren großen Tunnels 
ein Meisterwerk der modernen Gebirgsbahnbaukunst. Der 
erste Teil der neuen Berner Alpenbahn hat seinen Ausgangs¬ 
punkt in Frutigen, das mit Bern bereits durch eine Lokal¬ 
bahn verbunden war. Unmittelbar nach Frutigen über¬ 
schreitet die Bahn den Engstligen-Bach und bei 
KanderbrückedieKander. Die Maximalsteigung von 
27 7uo beginnt gleich bei Frutigen. Auf Frutigen folgen die 
sehr idyllisch gelegenen Stationen Mittholz, Felsen¬ 
burg und Kandersteg; letztere liegt 2 Kilometer vor 
dem nördlichen Ausgange des großen Tunnels, der eine 
Länge von 13735 Meter besitzt. Die Durchbohrung des 
Lötschberges in dieser beträchtlichen Länge bot natürlich 
große technische Schwierigkeiten an und für sich. Dazu 
kam noch, daß am 24. Juni 1888 entgegen aller Berechnung 
das Gasterental, das bis in diese Tiefe reicht, angeschlossen 
wurde und sich ungeheure Schuttmassen in den Tunnel er¬ 
gossen, was 25 Arbeitern das Leben kostete. Dieser un¬ 
vorhergesehene Zwischenfall in der Ausführung des projek¬ 
tierten Tunnelbaues machte eine Fortsetzung der Arbeiten 
drei Monate lang unmöglich und den Bau einer Umgehungs- 
trace notwendig, welche die ursprüngliche Tunnellänge um 
800 Meter verlängerte. 

Direkt am Südausgange des Tunnels liegt die Station 
Goppenstein. Nach dieser Station übersetzt die Bahn die 
Lonza, durchfährt dann in mehreren Tunnels die schwierige 
Berglehne und erreicht 440 Meter über der Talsohle das 
Rhonetal und diesem folgend teils offen, teils in Tunnels 
die Stationen Giesch, St. German, Lalden, Briger- 
bad und Brig, wo die direkten Wagen von der Simplon- 
linie weitergeführt werden. Die kleineren Tunnels haben 
eine Gesamtlänge von 10300 Meter, der Kehrtunnel bei Mitt¬ 
holz ist 1850 Meter, die Tunnels zwischen Goppenstein und 
Giesch sind zusammen 6400 Meter lang, lieber dieEngst- 
ligen bei Frutigen, die Kander bei Kanderbrücke, die 
Lonza bei Goppenstein, den Marchgr aben im Lötschen- 
tal, die Schluchten der Jolli und des Baltschieder- 
B ach es, ebenso über die Rhone bei Brig führen Viadukte. 
Der Kulminationspunkt der Lötschberglinie liegt 1245 Meter 
über dem Meere. Der Betrieb wird elektrisch. Die Energie 
liefern die vereinigten Kander- und Hageneckwerke, 
auf der Südseite die Lonzawerke. 

Vermöge ihrer verkehrstechnischen Bedeutung wird die 
neue Lötschbergbahn im europäischen Eisenbahnnetze einen 
wichtigen neuen Bestandteil bilden, der geeignet ist, einen 
Teil des Auslandverkehrs nach der Schweiz zu lenken. Die 
Verkehrszone der Lötschbergbahn umfaßt einen sehr großen 
Teil der Schweiz, dann Frankreich und Norditalien, ein¬ 
schließlich seiner Seehäfen, und im Osten Südösterreich. 


Die Abkürzung, welche die Lötschbergbahn beispielsweise 
der Strecke Spiez—Brig gegenüber einer Fahrt mit der 
Simplonlinie bringt, beträgt 189 Kilometer, das sind sieben 
Fahrstunden. Der Montcenis-Verkehr wird der Lötschberg¬ 
linie wegen ihrer direkten Verbindung Frankreichs mit Italien 
einen namhaften Verkehr abgeben müssen. Durch die An¬ 
näherung der Zentral- und Ostschweiz an das Wallis und 
an Italien werden die Kantone Bern, Solothurn, Basel, 
Neuenburg und Freiburg eine starke Belebung des 
wirtschaftlichen, politischen, geistigen und gesellschaftlichen 
Lebens erfahren. Im Wallis, das bisher von dem größeren 
Teile der Schweiz abgeschlossen war und deshalb an dem 
regen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwünge der 
Schweiz keinen direkten Anteil nehmen konnte, wird die 
Lötschbergbahn den Absatz der landwirtschaftlichen und in¬ 
dustriellen Erzeugnisse wesentlich erleichtern und eine starke 
Belebung des Fremdenverkehrs herbeiführen. Der mit enormen 
Kosten erbauten Simplonlinie, die nur eine Hauptader aus 
Mittelfrankreich über Vallorbe und Lausanne besitzt, wird 
durch die neue Lötschbergbahn ein bedeutender Zufluß an 
Verkehr erwachsen. Da jede Verbesserung im Verkehrs¬ 
wesen eines Landes, die eine lebhaftere Zirkulation zur 
Folge hat, allenthalben Aufschwung und Entwickelung bringt, 
so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die für die Lötsch¬ 
bergbahn gebrachten nationalen Opfer allen Gebieten der 
Schweiz reiche Früchte bringen werden. 

Die Schweiz muß als ein Industrieland ersten Ranges, 
das in erster Linie auf eine Steigerung seines Fremdenver¬ 
kehrs angewiesen ist, naturgemäß ein großes Interesse daran 
haben, aus dem Auslande möglichst viel Verkehr durch ihr 
Gebiet zu leiten. Je länger die in der Schweiz durchfahrenen 
Strecken sind, desto mehr nimmt die Schweiz an dem 
internationalen Verkehr direkt Anteil, desto mehr steigert 
sich aber auch der Verkehr im Lande selbst. Es ist von großem 
Interesse, dem nach den Grundsätzen einer großzügigen 
Verkehrspolitik planmäßigerfolgenden Ausbau des schweizeri¬ 
schen Eisenbahnnetzes zu folgen. Man könnte davon manches 
lernen, vor allem, wie man Sonderbestrebungen den all¬ 
gemeinen Interessen unterordnen soll, um das Verkehrs¬ 
wesen zur höchsten Entwickelung zu bringen. Die Schweizer 
Kantone wissen ganz gut, daß ihren Verkehrsinteressen durch 
den Bau einer wichtigen internationalen Linie besser genützt 
wird, als wenn eine Bahn von nur lokaler Bedeutung gebaut 
würde. In Oesterreich und besonders in Tirol denkt man 
darüber wesentlich anders. Da will jeder Bezirk, ja jeder 
Ort von einiger Bedeutung sein eigenes „Bähnle" haben und 
macht Zugeständnisse allgemeiner Art von der Erfüllung der¬ 
artiger Forderungen abhängig. Daß sich bei einer solchen 
Auffassung der Verkehrspolitik dieselbe unmöglich zur Voll¬ 
kommenheit der schweizerischen Verkehrsverhältnisse ent¬ 
wickeln kann, bedarf keines besonderen Hinweises. 

So bildet die durch die nationale Solidarität und Opfer¬ 
willigkeit mit großen Opfern und Schwierigkeiten erbaute 
Lötschbergbahn einen Fortschritt im schweizerischen Verkehrs¬ 
und Wirtschaftsleben, auf den die Schweiz mit Recht stolz 
sein kann. Daß die Schweiz mit der Vervollkommnung 
ihres Verkehrs-, Kurorte-, Sport- und Hotelwesens den 
richtigen Weg geht, die Naturschätze des damit reich geseg¬ 
neten Landes rationell auszunützen, das ersehen wir aus 
dem beispiellosen Aufschwünge, der uns in der Schweiz 
allenthalben gegenübertritt und von dem die sehr umfang¬ 
reiche Schweizer Landesausstellung in Bern im kommenden 
Jahre ein sehr interessantes Bild geben wird. 





Nr. 1 DEUTSCHLAND 27 


1 Nr.I 

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Das neue bayrische Verkehrs-Ministerium zu München. 


Nach 7 V 2 jähriger Bauzeit steht das imposante Münchener 
Bauwerk nördlich an der Einfahrt zum Hauptbahnhof voll¬ 
endet da. Das Verkehrsministerium erhält durch den Neubau 
ein repräsentables Heim und das Zentralbriefpostamt für seine 
alljährlich wachsenden 
Aufgaben ausreichende 
Räume. Karl Hocheder, 

Professor an der Tech¬ 
nischen Hochschule zu 
München, ist der Er¬ 
bauer des im Barock¬ 
stil aufgeführten Monu¬ 
mentalwerkes. Tech¬ 
nisch interessiert an 
dem Bauwerk vor allem 
der Kuppelbau, eine 
der größten bisher auf¬ 
geführten Eisenbeton- 
Kuppeln, hergeslellt 
aus 24 Vertikalrippen 
und 5 Horizontalringen. 

Auch die Fundierung 
des Torbaues über der 
Arnulfstraße mitPfählen 
erheischte schwierige 
Arbeit. Die aufge¬ 
wendete Bausumme be¬ 
trägt 9,9Millionen Mark. 

Das Verkehrsmini¬ 
sterialgebäude wurde 
am 29. März d. J. vom 
Prinzregenten Ludwig 
von Bayern besichtigt. 

Aus diesem Anlasse war 
die Kuppel des Gebäudes beflaggt und der Haupteingeng, 
die Vorhalle und die Kuppelhalle mit Blattpflanzen und 
Blumen reich geschmückt. Der Prinzregent wurde in der 
Vorhalle von dem Staatsminister für Verkehrsangelegen¬ 


heiten, den Abteilungsvorständen und dem Baumeister des 
Hauses, Professor Hocheder, empfangen und unter Posthorn¬ 
klängen in den Festsaal geleitet, wo die höheren Beamten 
und Bureauvorstände des Ministeriums und der zentralen 

Aemter Aufstellung ge¬ 
nommen hatten. Pro¬ 
fessor Hocheder er¬ 
stattete hier in einem 
Vortrage Bericht über 
den baulichen Werde¬ 
gang des Gebäudes. 
Der Prinzregent über¬ 
gab hierauf als Zeichen 
Allerhöchster Anerken¬ 
nung ihres verdienst¬ 
vollen Wirkens dem 
Professor Hocheder das 
Ehrenkreuz des Ver¬ 
dienstordens vom heil. 
Michael und dem Di¬ 
rektionsrat Straub als 
Vorstand des staat¬ 
lichen Baubureaus den 
Verdienstorden vom 
heil. Michael IV. Klasse. 
Hieran schloß sich ein 
Rundgang durch das 
Gebäude, den Festsaal, 
die Bibliothek, die Plan- 
und Modellsammlung, 
die Untergrundbahn, 
den Briefträgersaal und 
den großen Hof. Auch 
die Kuppel wurde be¬ 
stiegen. Nach Beendigung des Rundganges dankte der 
Staatsminister für den Besuch und für das lebhafte Interesse, 
das der Prinzregent an dem Gebäude und seinen Ein¬ 
richtungen genommen hat. 



Der Torturm des königl. bayrischen Verkehrs-Ministeriums zu München 

in der Arnulfstraße 



Die Süd- und Hauptfront des in den Jahren 1905 bis 1912 erbauten königl. bayrischen Verkehrs-Ministeriums zu Müncherx 












































28 DEUTSCHLAND Nr. 1 


Die Entwickelung des Verkehrs in Frankfurt am Main. 


Wenn ein „alter Antiquar ins“ einst Frankfurt a. Main 
die „Kreuz-, Post-und Querstrasse von Mitteleuropa und Mercurii 
beliebten Transito-Mittelpunkt“ genannt hat, so hat er damit 
richtig bezeichnet, worauf die Bedeutung dieser Stadt zu allen 
Zeiten beruht hat. Die alte Kaiserstadt verdankt den Vorrang, 
den sie im Verlauf ihrer Geschichte vor den übrigen deutschen 
Städten besessen hat, vornehmlich ihrer überaus günstigen Lage. 
Inmitten der gesegneten Gefilde, die sich, vom Taunus wallartig 
gegen nördliche rauhe Winde geschützt, um den unteren Main 
ausbreiten, ruht die schöne Stadt 
am schiffbaren Flusse, und die 
Aufgeschlossenheit der Gegend er¬ 
möglicht es, dass von allen Seiten 
Landstrassen und Eisenbahnen zu 
ihr heraufführen können. Nicht mit 
Unrecht wurde sic daher gern als 
das„HerzDeutschlands“bezeichnet. 

ln früheren Zeiten, als der 
Mensch die Kraft des gewaltigen 
Riesen, des Dampfes, noch nicht 
bezwungen und der Kultur dienst¬ 
bar gemacht hatte, zogen alljähr¬ 
lich zweimal auf den Strassen von 
Ost und West, von Süd und Nord 
grosse Warenzüge heran, die von 
nah und fern unzählige Baken und 
Fässer voll von Waren in Hülle und 
Fülle zu den Frankfurter Messen 
brachten. Mit ihnen kamen zu¬ 
gleich Tausende wagemutiger, 
unternehmungslustiger Kaufleute, 
die zu Frankfurt ihr Glück machen 
wollten. Denn jahrhundertelang 
ist die Stadt am Main der Mittel¬ 
punkt für den Handel Europas gewesen, so dass sie vor 400 Jahren 
ein französischer König, Franz 1., den blühendsten Handelsplatz 
fast des ganzen Erdenrundes nennen konnte. Vor allem nahm der 
Weinhandel in Frankfurt einen bedeutenden Raum ein. Es hat 
Zeiten gegeben, wo das Sprichwort die Wahrheit sagte: „ln Frank¬ 
furt ist mehr Wein in den Kellern als Wasser in den Brunnen“. 
Doch auch der Tuchhandel und nicht minder der Handel mit 
Pferden haben auf den Messen eine grosse Rolle gespielt. Letztere 
standen auf dem „Rossebühel“, dem heutigen Liebfrauenberge, 


zum Verkauf, und der Adel der Umgegend wie die reichen Bürger 
der deutschen Städte deckten dort ihren Bedarf an edlen Rossen. 
Aber auch alles andere, was Auge und Herz erfreuen konnte, traf 
man auf den beiden grossen Frankfurter Märkten an. Im Mittel- 
alter begegneten sich dort die Hanseaten und die Venediger, und 
als nach der Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ost¬ 
indien Europa sein Gesicht nach Westen wandte, als die West¬ 
mächte, namentlich die Niederlande, England und Frankreich,, 
einen gewaltigen kulturellen Aufschwung nahmen, wurde Frank¬ 
furt der wie tige Markt für ihre 
Erzeugnisse und Handelswaren. 

Die Gasthöfe und Herbergen 
waren in den Messzeiten voll 
Fremder; aber auch viele andere 
Häuser, namentlich die im 
Mcssviertel, um den Dom, den 
Römerberg und den Liebfraucn- 
berg, wurden von den Messkauf¬ 
leuten und ihren Waren mit Be¬ 
schlag belegt. So hielten die 
Frankfurter Börger in den Mess¬ 
wochen eine reiche Ernte, denn 
die Mieten und der Lebensunter¬ 
halt der ,,Gäste“ Hessen manchen 
Gulden in ihre Taschen gleiten. 

Die Messstadt Frankfurt war 
demnach recht eigentlich eine 
Fremdenstadt. Sie, die Vermittlerin 
des Handels für weite Gebiete, der 
Schauplatz der meisten Wechsel¬ 
geschäfte, hat daher früh grosses 
Gewicht darauf legen müssen, für 
eine gute Unterkunft der Fremden 
zu sorgen. Mit der fortschreitenden 
Entwickelung des Verkehrs wurden dann die Gasthöfe vermehrt 
und verbessert, da die alten, durch Umbau von Wo hnhäusern 
entstandenen Herbergen der „Altstadt“ doch nicht auf die Dauer 
den Ansprüchen genügten, die man an behaglichen Komfort zu 
stellen gelernt hatte, ln der ,,Neustadt“, diezwischen der Hohen- 
staufischen Mauer am Wollgraben, Baugrabeu, Holzgraben und 
Hirschgraben und der neuen Ringmauer an den heutigen Prome¬ 
naden sich ausdehnle, entstanden nun grosse Gebäude, die den 
Fremden gastliche Aufnahme gewährten, so namentlich an der 




Der grosse Festsaal des Grand Hotel Frankfurter Hof 


V 






















Nr.l DEUTSCHLAND 29 




Ziel, wo das „Rote Haus“ an der Stelle der heutigen Hauptpost, 
später der „Römische Kaiser“ und der „Russische Hof“, ferner 
am Rossmarkte, wo der „Englische Hof“, und am „Steinwege“, 
wo der „Weidenbusch“ und der „Schwan“ errichtet wurden. 
Im „Weidenhof“ auf der Zeil war es, wo Goethes Grossmutter den 
Grossvater nahm, den aus Thüringen zugewanderten Schneider; 
und im „Schwarzen Bock“, 
dem späteren „Pariser Hof“, 
istSchiller einst abgestiegen, 
als er, schon als berühmter 
Dichter gefeiert und von 
den Frankfurtern begeistert 
begrüsst, der Aufführung 
von „Kabale und Liebe“ 

- beiwohnte. Weithin drang 
damals der Ruhm der 
Frankfurter Gasthöfe; man 
war nirgends so gut auf¬ 
gehoben und man speiste 
nirgends so gut wie in 
ihnen, wie man denn durch 
die Jahrhunderte verfolgen 
kann, dass die Frankfurter 
gut und reichlich zu essen 
und zu trinken pflegten. 

Die Stadtgegend, wo die be¬ 
deutendsten Gasthöfe lagen, 
war so recht der Ort, wo die 
Stadt Prunk und Pracht ent¬ 
faltete, denn dort erhoben 
sich herrliche Paläste, wie 
der dem Landgrafen von 
Hessen gehörige „Darm¬ 
städter Hof“, weiterhin das 
Schweizersche Palais (der 
spätere „Russische Hof“), 
das Mummsche und das 
Rolhschildsche Haus, so¬ 
dann das Barckhausensche 
Besitztum, in dem Maria Theresias Gegenkaiser, der unglück¬ 
liche Wittelsbacher, Kaiser Karl VIII., eine Zeitlang residiert hat. 

Als mit dem Bau von Eisenbahnen eine neue Zeit an¬ 
brach, wuchs die Bedeutung jener Gegend noch mehr, lagen 
doch die Bahnhöfe zumeist im Westen der Stadt, so dass die 
Gallusstrasse die Ankommenden zuerst auf den Rossmarkt 
führte. Zu gleicher Zeit begann der Rückgang der Messen, und 
das Wirtschaftsleben vieler Bürger war nun noch mehr auf den 
Fremdenverkehr angewiesen. Jetzt waren es vor allem Ver¬ 
gnügungsreisende, namentlich Engländer, die rheinaufwärts kamen, 
um die sehenswürdige Kaiserstadt in Augenschein zu nehmen. 
Grosse, schöne Läden entstanden, deren geschmackvolle Auslagen 
die Käufer anlockten. Das neue Gaslicht mit seiner wie ein 
Wunder angestauntenHellig- 
keit liess die herrlichen 
Dinge doppelt schön und be¬ 
gehrenswert erscheinen. Da 
der deutsche Bundestag in 
Frankfurt seinen Sitz hatte, 
war das Strassenbild belebt 
und interessant; denn die 
fremden Diplomaten fuhren 
in prächtigen Equipagen, 
wobei sie einander in 
der Entfaltung von Glanz 
und Prunk zu überbieten 
suchten, i-im ihre Staaten 
würdig zu vertreten. Und 
mancher von den reichen 
Frankfurter Bürgern war 
bestrebt, mit ihnen gleichen 
Schritt zu halten; auch 
ihre Gespanne erregten Auf¬ 
sehen, und ihre Diners wett¬ 
eiferten miteinander an 
Ueppigkeit undErlesenheit. 

Das Gesamtbild der 
Stadt war freilich noch 
nicht verlockend, da sich 
ihrer Entwickelung manche 
Schranke entgegenstellte. Bestand doch sogar die alte zünftige 
Engherzigkeit noch fort! Erst kurz vor dem Verlust der 
politischen Freiheit gelangten im Gewerbe die neuen Ideen 
zum Siege, die Gewerbefreiheit und damit die lebenbringende 
Konkurrenz. Bald darauf, unmittelbar nach dem Französischen 
Kriege, begann dann eine lebhafte Entwickelung einzusetzeu. 


Im Restaurant „Ritz“ des Frankfurter Hof 


Im „Frankfurter Hof“, Salon S.K. H. des Kronprinzen 


die nicht wieder abebben sollte. Dadurch, dass an Stelle der 
kleinen Bahnhöfe der gewaltige Hauptbahnhof geschaffen wurde, 
wuchs die Stadt aus dem engen Rahmen heraus. Die neue 
Strasse, die zu ihm hinausführte, die Kaiserstrasse, erschien 
der Zeit wie ein Wunder der Baukunst. Grosse, hohe Häuser 
mit wuchtigen Fassaden fassten sic bald ein. Und am Kaiser¬ 
platz, an der Ecke der Beth- 
mann-und Friedensstrasse, 
wo früher schöne Gärten 
sich ausgedehnt hatten,über 
die der sehnsuchtsvolle 
Blick des jungen Goethe 
von seinem Giebelstübchen 
aus oft hiuausgeschweift 
war, weit hinaus zu den 
blauen Höhen des Taunus, 
entstand in den Jahren 1875 
und 1876 ein imposanter 
Bau, der noch heute macht¬ 
voll seinen Platz behauptet, 
der „F r a n k f u r t e r H o r‘, 
gleichsam ein Denkmal der 
grosszügigen Entwickelung, 
in die Frankfurt nun ein¬ 
getreten war. In seinem 
vornehmen, reichen Re¬ 
naissancebau ist er noch 
heute eine Zierde der Stadt, 
und in seinen prächtigen, 
mit allem modernen Kom¬ 
fort ausgestatteten Räumen 
findet selbst der ver¬ 
wöhnteste Geschmack, was 
er wünscht. 

Der Begriff „moderner 
Komfort“ hat seit der Er¬ 
öffnung des „Frankfurter 
Hofs“ im Jahre 1876 ganz 
wesentliche Wandlungen 
erfahren. Damals stellte der ,,Frankfurter Hof“ das Vollendetste 
eines modernen Hotels dar. Der Einlluss Englands und Amerikas, 
speziell bezüglich der sanitären Anlagen sowie in der Verbesserung 
der Möblierung und der Innendekoration, bewirkte, dass die 
Hotels mit Neuerungen und Einrichtungen versehen werden 
mussten, an die unsere Väter nie gedacht hatten. Dank dem 
ausgezeichneten Bau des Hauses durch die Architekten M^dius 
und Bliintschli war es im Jahre 1901, zirka 25 Jahre nach der 
Inbetriebsetzung dieses grosszügig angelegten Hotels, möglich, 
eine gründliche Renovierung und Modernisierung, allerdings mit 
einem Kostenaufwand von über drei Millionen Mark, mit bestem 
Erfolg durchzuführen. Seit diesem grossen Umbau ist der 

„Frankfurter Hof“ eines der schönsten Hotels Deutschlands. Er 

kann sich hinsichtlich 
moderner Einrichtungen 
und Komfort mit jedem 
neuerbauten Hotel messen. 
Ein Restaurant mit einer 
Terrasse nach dem Garten 
wurde errichtet. Die Fest¬ 
säle und die Repräsen¬ 
tationsräume wurden sämt¬ 
lich umgebaut und frisch 
dekoriert, alle Apparte¬ 
ments sind neu möbliert, 
achtzig Privatbadezimmer 
wurden eingerichtet, und 
dergleichen mehr. Es 
würde zu weit führen, alle 
Neuerungen der letzten 
zehn Jahre einzeln auf¬ 
zuzählen. 

Zum Schlüsse sollen nur 
noch die unvergleichlich 
schönen Feste Erwähnung 
finden, die sich im „Frank¬ 
furter Hof* nach dem 
Preisreiten im Februar 
und März, wenn 1. K. H. 
der Kronprinz und die 
Kronprinzessin dort wohnen, sowie an den Frankfurter Renn¬ 
tagen hier überhaupt abspielen. Ein solches elegantes Bild 
in einem derartig stimmungsvollen Rahmen, verschönt durch 
die prachtvollen Toiletten der Damen und die Uniformen 
der Offiziere mit S. K. H. dem Kronprinzen an der Spitze, 
sucht wohl seinesgleichen. 







30 DEUTSCHLAND Nr. 1 


Zur Mitternachtssonne. 


Eine Fahrt an das Nord-Kap ist in den letzten 
Jahren sozusagen Mode geworden, nicht zuletzt infolge 
der zweimaligen Besuche unseres Kaisers. Tausende 
von Lesern stehen aber allem, was Mode heißt oder 
von der Mode kommt, nur mit großem Mißtrauen 
gegenüber. Dieses Mißtrauen ist ja auch oft genug 
berechtigt, aber was wissen die meisten von den un¬ 
vergleichlichen Schönheiten, die uns eine Nordlandfahrt 
bis an das Nord-Kap gewährt? Ebenso große Unwissen¬ 
heit besteht noch in weiten Kreisen darüber, in wie 
überraschend kurzer Zeit, mit welch großer Bequem¬ 
lichkeit eine solche Reise heutzutage gemacht werden 
kann, und daß auch ihre Kosten nicht mehr den Geld¬ 
beutel eines Millionärs voraussetzen. 

Die Vesteraalens Dampfschiffsgesellschaft veran¬ 
staltet im Sommer allwöchentlich Gesellschaftsfahrten 
von Trondhjem zum Nord-Kap, die hin und zurück nur 
eine Woche Zeit beanspruchen. Man fährt dabei mit 
dem elegant, aber keineswegs luxuriös ausgestatteten 
Dampfer „Andenaes", der den Vorzug hat, daß er bloß 
eine bescheidene Zahl von Passagieren aufnimmt, also 
ein gemütliches Beisammensein an Bord bietet, und 
der infolge seiner Bauart auch in die kleineren Fjorde, 
die von den großen Gesellschaftsdampfern nicht befahren 
werden können, eindringen kann. Welche Genüsse die 
Fahrt gewährt, kann hier nur in kurzen Zügen an¬ 
gedeutet werden. 

Es ist nicht bloß die Sensation, die das Erleben 
hellsten Tageslichts die ganze Nacht hindurch und der 
Anblick des um Mitternacht über dem Wasser schwe¬ 
benden Sonnenballs in uns bewirkt, sondern es ist 


auch ein unbeschreiblich schönes Naturschauspiel, das 
die Sonne auf dem Meer in wunderbaren Stimmungen 
von den zartesten Farbennuancen in reichem Wechsel 
uns bereitet. 

Ebenso anziehend sind die Hochgebirgslandschaften^ 
die sich von Tag zu Tag in ihrer Pracht steigern. Ent¬ 
zücken uns schon nach kurzer Fahrt die abenteuerlichen 
Felsgestalten des Lekamöen, der sieben Schwestern, 
des Hestmandö, der Lovunden usw., so ruft der Anblick, 
des 70 Kilometer langen, in wunderbarem Blau er- 
schimmernden Svartisen-Gletschers, der fast an das 
Meer herabkommt, noch mehr unser Erstaunen hervor.. 
Gelangen wir sodann in den Lyngenfjord nach Lyngs- 
eidet, wo liebliche grüne Matten und Wälder den 
Rahmen für hochalpine Landschaftsbilder bilden, so« 
können wir kaum glauben, daß diese Eindrücke noch 
einer Steigerung fähig sind. Und doch ergibt sich 
eine solche auf der Fahrt durch den Raftsund, an dem 
berühmten Digermulkollen vorbei, nach dem Troldfjord 
(Lofoten) — Bilder unvergleichlicher Schönheit, nicht 
getrübt durch Hotelbauten, Bergbahnen usw. Weit und 
breit ist kein menschliches Wesen, geschweige denn 
eine menschliche Niederlassung zu erblicken. Die Ein¬ 
samkeit der Landschaft ist es, die unserer Reise den 
Stempel aufdrückt und die uns so wohltuend berührt 
gegenüber dem Fremdentrubel der Schweiz und selbst 
der südlichen Fjorde Norwegens. 

Die ganze Reise ist dazu angetan, uns einen Ein¬ 
blick in das oft schaurig einsame Leben der nörd¬ 
lichsten Bewohner Europas zu geben, und mit besonderem 
Interesse besuchen wir nicht bloß die alte Bischofsstadt 



Zur Mitternachtssonne: Lappenlager am Lyngseidet (Phot.: L. Marienborg) 












^ Nr.l 


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Nr.l DEUTSCHLAND 31 



Zur Mitternachtssonne: Brönnösund, im Hintergrund Torghatten (Phot.: L. Marienborg) 


Tromsö, die nördlichste Stadt Europas: Hammerfest, 
sondern vor allem auch ein Lappenlager mit seinen 
bis zur Unglaublichkeit häßlichen Bewohnern mongoli¬ 
scher Abkunft und den stattlichen Renntierherden. Nach 
ihrer Kleidung, ihrer Lebensweise usw. möchten wir 
glauben, daß die Jahrhunderte bis auf den heutigen 
Tag spurlos an diesen Lappen vorbeigegangen sind, 
sähen wir nicht in einer der elenden Hütten eine Näh¬ 
maschine. Bewundern müssen wir aber, wie der Nor¬ 
weger selbst rührig und strebsam ist und sich alle 


Fortschritte der Menschheit zunutze macht, wie die 
entlegensten Inseln noch durch Telegraphenkabel mit 
dem Festlande verbunden sind, wie ganz alte Fischer¬ 
boote mit kleinen Motoren ausgerüstet sind, wie unser 
Schiff, kaum im Hafen angekommen, Telephonanschluß 
an Land bekommt, und vieles andere mehr. Ueberall 
gewahren wir Kultur, aber ohne häßliche Nebenseiten. 
Und so dürfen wir sagen, daß Norwegen eines der 
wenigen Länder ist, das man ohne jede Mißstimmung 
bereisen und voll guter Eindrücke wieder verlassen wird. 


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Natur- und Heimatschutz 

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Heimatschutz im badischen Schwarzwald. Mit 
der fortschreitenden Zunahme der Industrie mehren sich in 
Baden die BemUhungen, das an Naturschönheiten und geschicht¬ 
lichen Denkmälern so reich ausgestattete Erholungsgebiet des 
Schwarzwaldes vor Verschandelung bzw. Zerstörung zu be¬ 
wahren. Die besonderen Reize des Schwarzwaldes, die ihm 
■o viele begeisterte Freunde und Verehrer zugeführt haben, die 
grosse Mannigfaltigkeit von romantischen Schluchten, Felspartien 
und Wasserfällen, von Wiesen und Wäldern, die wetterfest drein¬ 
schauenden charakteristischen Schwarzwaldhäuser sollen in ihrer 
vollen Schönheit bzw. Eigenart erhaben werden. Ein Verein 
Badische Heimat widmet sich ausschliesslich der Förderung 
dieser Bestrebungen; eine besondere Vereinigung tritt für die 
Brlialtung der Volkstrachten im Schwarzwald ein. Der ge¬ 
fiederten Sänger des Schwarzwaldes nimmt sich eine staatlich 
empfohlene Vogelschutzstelle an, wie denn überhaupt die Re¬ 
gierung diesen Bestrebungen allseits ihre Unterstützung leiht. 
Die staatlichen Gebäude im Schwarzwaldgebiet, so die Bahn¬ 
höfe, Brücken und Viadukte, werden je^veils eng dem Land¬ 
schaftscharakter der betreffenden Gegend angepasst. Die Forst- 
verwaltung hat u. a. angeordnet, dass schöne Baumgruppen 
uod einzelne Stämme, die eine Zierde der Landschaft bilden, 
gesclxont werden. Die neueste Ausgabe der illustrierten Wochen¬ 
zeitschrift „Badnerland“, das amtliche Organ des badischen 
F*remdenverkehrsverbandes, enthält eine Anzahl von reizenden 
Af^otiven aus dem Schwarzwald, die durch die schlichte Er- 
hahenheit der Natur und ihre Unberührtheit fesseln. (Ein 


Exemplar obiger Zeitschrift ist auf Wunsch kostenlos erhältlich 
durch das Internationale öffentliche Verkehrsbureau, Abieüung 
Baden, in Berlin W 8 , Unter den Linden 14 .) 

Mitteilungen des Bergischen Komitees für 
Nat u r d e nk m a l p f 1 e ge. D*s erste Hsft der Mitteilungen, 
die dazu bestimmt sind, einen Ueberblick über die Tätigkeit 
des Komitees zu geben und zugleich das Bergische Komitee 
für Nsturdenkmalpflage in engste Fühlung mit den Bewohnern 
seines Arbeitsgebiets zu bringen, ist im Verlag von B. Hart¬ 
mann in Elberfeld erschienen. Uener die Flora und Fauna des 
Bergischen Landes, über seine Moore und Hiiden und über 
alles, was dom Bergischen Land seine traute Eigenart gibt, 
sollen die Mitteilungen berichten. Allen Freunden des Bergi¬ 
schen Landes, den Sönnen und Töchtern seiner Städte und 
Dörfer, wie auch den Zugewanderten und freundlich Auf¬ 
genommenen, wird das schön illustrierte Heft eine willkommene 
Gabe sein. 

Der BundNiederrh'ei'n hielt im Rathaussaal zuKrefel d 
eine Sitzung seines Beirates ab, in welcher der Vorsitzende, 
Dr. Wilden (D Issel dorf), Uber die günstige Entwickelung des 
Bundes berichtete. Zahlreiche Gemeinden und andere Verein© 
mit ähnlichen Bestrebungen sind dem Bunde bereits bei¬ 
getreten. Gemeinsam mit dem Rheinischen Verein für Denkmal¬ 
pflege und Heimatschutz ist der Bund für die Erhaltung der 
Schnellenburg bei Düsseldorf und von Wandgemälden im 
Kempener Hof zu Kempen eingetreten. Auch die Erhaltung 



























32 DEUTSCHLAND Nr. 1 


des Rittergutes Schmitthausen bei Cleve lässt er sich ange¬ 
legen sein. Die öffentliche Aufmerksamkeit soll besonders 
darauf gelenkt werden, dem Handel mit Altertümern vom 
Niederrhein und der völligen Zerstörung der Süchtelner 
Höhen Einhalt zu tun. Zur Frage der Heimatmuseen 
sprach Herr Bürgermeister Grootens (Büttgen), der die Ein¬ 
richtung kleinerer Museen mit Gegenständen aus der Geschichte 
der Heimat angelegentlich empfahl. 

Für den Bau des Riesengebirgs-Museums, der 
II2 500 Mk. Kosten verursacht, fehlen jetzt noch ig 345 Mk. 
Nachdem Geh. Kommerzienrat Füllner (Herischdorf) für den 
Bau des Patrizierhauses 5000 Mk. gespendet, soll in diesem 
Frühjahr mit dem Bau dieses Hauses begonnen werden. Wegen 



den Bereich der meteorologischen Observatorien. So sollen 
z. B. regelmässige Messungen des Staubgehalts der Luft und 
der Beschaffenheit dieses Staubes, über die Polarisations¬ 
verhältnisse des Himmels und photometrische Bestimmungen 
der Tageshelligkeit angestellt werden. Ferner werden Richtung 
und Stärke des Windes in grossen Höhen durch Pilot¬ 
ballonaufstiege regelmässig bestimmt. Dann sollen auch die 
Ventilationsverhältnisse für Heizungszwecke bei Kranken¬ 
häusern usw. bestimmt werden, sowie neue Untersuchungen 
Uber die Beziehungen der Schlagwetter zu den Luftstärke- 
verhältnissen. Ein weiteres Gebiet des Studiums stellt der 
Einfluss der Feuerungskamine und industriellen Anlagen 
auf die Beschaffenheit der Luft dar. In Verbindung mit 
der Maschinenbauschule sollen auch Lehrkurse für Luft¬ 
schiffer eingerichtet werden; Wetterprognosen für das rheinisch¬ 
westfälische Industriegebiet und das untere Sauerland werden 
nicht fehlen. Zuletzt ist auch die Gründung einer Gesell¬ 
schaft rür Volksbildung nach dem Muster der Berliner Urania 
ins Auge gefasst. 

Ho ch sch ule für kommunale und soziale Ver¬ 
waltung, Köln. An dem ersten Fortbildungskursus, den die 
Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung, Köln, in 
den Tagen vom 24. Februar bis i. März veranstaltete, nahmen 
insgesamt 512 Personen teil. Davon haben 376 Teilnehmer¬ 
karten für den ganzen Fortbildungskursus und 136 Tageskarten 
gelöst. — Der nächste Kursus, dem das Gesamtthema „Die 
neuen Aufgaben der Sozialversicherung in der Praxis“ (Reichs¬ 
versicherungsordnung und Angestelltenversicherungsgesetz) zu¬ 
grunde liegt, findet vom 28. Juli bis 2. August d. J. statt. 

Akademie für kommunale Verwaltung in Düssel- 
d o r f. Die Akademie hat mit dem 28. Februar ihr drittes 
Semester beendet. Etwa 25 Hörer unterziehen sich zurzeit nach 
Absolvierung der Studien der Diplomprüfung. Das neue Semester, 
zu dem bereits eine erhebliche Zahl von Neuanmeldungen vor¬ 
liegen, beginnt am 14. April. Das Programm der Hochschule 
für das Sommersemester 1913 bewegt sich mit Vorlesungen, 
Uebungen und Besichtigungen in dem Rahmen der voran¬ 
gegangenen Semester, die gezeigt haben, welche Unterrichta- 
bedUrfnisse bestehen, so dass eine vorläufige Konsolidierung 
des Lehrplanes erfolgen konnte. Als nebenamtlicher Dozent 
für Bürgerliches Recht ist in den Lehrkörper der ordentliche 
Professor an der Universität Münster, Dr. KrÜckmann, ein¬ 
getreten. Eine Erweiterung erhalten haben namentlich die die 
regelmässigen Vorlesungen ergänzenden Vorträge, für die als Vor¬ 
tragende gewonnen sind: Beigeordneter a. D. Dr. Lohmeier 
(Das Dezernat in der Gemeindeverwaltung), Direktor der 
städtischen Bücher- und Lesehallen Dr. Jaeschke (Volks¬ 
bildungspflege), Dr. Marie Baum (Kommunale und freie 
Wohlfahrtspflege in kleineren Gemeinden mit besonderer Be¬ 
rücksichtigung des kindlichen Lebensalters), Landesgeologe 
Dr. Wunstorf (Die geologischen Grundlagen für die Wasser¬ 
versorgung der Gemeinden). Professor Dr. von Wiese und 
Kaiserswaldau ist von seiner Weltreise zurückgekehrt und 
nimmt die Vorlesungen und Uebungen ebenfalls mit Beginn 
des Sommersemesters wieder auf. Gegen Ende des vergangenen 
Semesters ist an der Akademie eine staatswissenschaftliche Ver¬ 
einigung von Studierenden entstanden. 


Der Verband Deuts ch er Schulgeographen 
(Geschäftsführer Dr. Herrn. Haack in Gotha) veröffentlicht im 
Januarheft des Verbandsorgans, des Geographischen Anzeigers, 
seinen — auch gesondert erschienenen und kostenlos zu be¬ 
ziehenden — ersten Jahresbericht. Danach zählt der Verein, 
der „den geographischen Unterricht an allen deutschen Schulen 
des In- und Auslandes mit allen Mitteln zu fördern, im 
besonderen die Stellung des Faches in den Lehrplänen zu 
heben und die geographische Methode nach jeder Richtung zu 
pflegen und auszubauen“ bestrebt ist, schon etwa 2000 Mit¬ 
glieder ; sämtliche Bildungsanstalten von der Universität bis 
zur Volksschule sind durch Fachleute vertreten. Als Vertreter 
für die Rheinprovinz sind bestellt die Herren: Oberlehrer 
Dr. Franz Bender vom Städtischen Gymnasium und Real¬ 
gymnasium in der Kreuzgasse in Köln und Seminarlehrer 
G. Lennarz zu Kempen a. Rhein, die beide gern jede ge¬ 
wünschte Auskunft erteilen. 


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1 Deutschland und das Ausland 

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Deuts che Denkmalkunst in den Vereinigten 


Staaten. In Uebereinstimmung mit dem hierfür eingesetzten 
Prüfungsausschuss hat der amerikanische Kriegssekretär Stimson 
das von dem New Yorker Bildhauer Albert Jägers ein¬ 
gereichte Modell für ein Pastorius-Denkmal zur Erinne¬ 
rung an die im Jahre 1683 erfolgte erste deutsche Niederlassung 
zu Germantown in den Vereinigten Staaten gutgeheissen. Der 
Kongress bewilligte hierfür den Betrag von 25 000 Dollars; den 
gleichen Betrag brachte auf Anregung des deutsch-amerikanischen 
Nationalbundes das Deutschtum der Vereinigten Staaten auf. 
Das Pastorius-Denkmal wird voraussichtlich am 6. Oktober 1914 
enthüllt werden. Albert Jägers ist auch der Schöpfer des in 
Washington errichteten Steuben-Denkmals sowie der Nachbildung 
von diesem, die der Kongress der Union dem Deutschen Reich 
zum Geschenk gemacht hat und die im Sommer 1911 durch den 
Kaiser in Potsdam enthüllt wurde. Die vom deutsch-amerikani¬ 
schen Nationalbund eingesetzte Kommission für das Pastorius- 
Denkmal hatte den Jägersschen Entwurf mit dem 2. Preis ge¬ 
krönt und den ersten dem Entwurf des deutsch-amerikanischen 
Bildhauers J. Otto Schweizer in Philadelphia zugesprochen, der 
auch das MÜhlenberg-Denkmal in Philadelphia geschaffen hat. 
Den dritten Preis hatte der Entwurf des Bildhauers Hans 
Schüler in Baltimore erhalten. 

Deutschlandreise der amerikanischen Ingenieure. 
Auf Einladung des Vereins deutscher Ingenieure wird die 
American Society of Mechanical Engineers, eine der ältesten 
und angesehensten Ingenieurgesellschaften der Vereinigten 
Staaten, seiner diesjährigen Hauptversammlung in Leipzig 
beiwohnen. Die Amerikaner kommen am ig. Juni in Hamburg 
an und fahren nach einem zweitägigen Aufenthalt nach Leipzig 
weiter. An die Hauptversammlung schliesst sich eine vierzehn¬ 
tägige Reise durch Deutschland an, bei der die Amerikaner 
aus Dresden, Berlin, das rheinisch-westfälische Industriegebiet, 
besonders Düsseldorf, Köln, dann ferner Frankfurt a. M., 
Mannheim und Heidelberg kennen lernen. Von hier 
geht es weiter nach München, wo besonders das deutsche 
Museum auf das grosse Interesse der Amerikaner rechnen kann. 
Ueberall, wohin Amerikas Ingenieure kommen, werden sie von 
den Städten und ihren deutschen Berufsgenossenschaften gast¬ 
freundlich aufgenommen werden. Nach den getroffenen Vor¬ 
bereitungen wird die Reise den Teilnehmern ein gutes Bild 
von der gewaltigen industriellen Entwicklung Deutschlands, 
aber auch vom Stande seiner gesamten Kultur geben und so 
dazu beitragen, die gegenseitige Achtung der beiden vorwärts¬ 
strebenden Völker vor einander zu erhöhen. 

Eine deutsche Schule auf Teneriffa. Die vielfach 
aufgestellte Behauptung, dass gerade der Deutsche vor anderen 
Nationen geneigt sei, im Ausland seine deutsche Art und Sprache 
leichtfertig preiszugeben, wird am besten durch die oft rührende 
Treue und bewunderungswürdige Opferwilligkeit widerlegt, mit 
der auch die kleinsten und vereinzeltsten Aussenposten deutschen 
Volkstums in der Fremde bemüht sind, ihren Kindern die 
Segnungen deutschen Schulunterrichts zu schaffen. Von einem 
solchen Beispiele berichten die „Mitteilungen des Vereins für 
das Deutsctum im Ausland“ aus Teneriffa. Dort hat sich am 
Nordrand dieser „glücklichen“ Insel, in Puerto Orotava, eine 
kleine Kolonie von Reichsdeutschen und Deutschschweizern ent¬ 
wickelt, die vorwiegend kaufmännische und Hotelgeschäfte 
treiben. Die Leute sind meist nur mässig begütert. Trotzdem 
haben sie mit grossen Opfern eine eigene deutsche Schule be¬ 
gründet, die im ersten Jahr von 12, im zweiten von 15 Kindern 








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besucht wurde und von einem tüchtigen, aus Deutschland 
berufenen Lehrer geleitet wird. Das Schulgeld beträgt 30 Pesetas 
im Monat, ausserdem gewährt ein Mitglied für eine geringe 
Entschädigung die Schulräume, ein anderes Wohnung und 
Verpflegung. Puerto Orotava wird immer mehr zum Mittelpunkt 
des reirhsdeutschen Reiseverkehrs nach Teneriffa. Von seinen 
drei Hotels sind zwei in deutschem Besitz und deutsch geleitet. 
Bei der Bedeutung, die Teneriffa aU Station deutscher Schiffahrts¬ 
linien der deutschen Ueberseekabel nach den afrikanischen 
Kolonien und nach Südamerika hat, wäre es von grösstem Wert, 
wenn diese Schule imstande wäre, sich zu behaupten und auch 
spanische Kinder zur Erlernung der deutschen Sprache aufzu- 
nebmen. Wohlhabende Deutsche, die als Touristen diesen 
herrlichen Erdenfleck kennen und lieben gelernt haben, werden 
gewiss gern bereit sein, den wackeren Landsleuten in Puerto 
Orotava zu diesem Ziele behilflich zu sein. Die Kassenstelle 
des Vereins für das Deutschtum im Ausland, Direktion der 
Diskontogesellschaft Depositenkasse, Berlin, Kleiststrasse 23, 
wird gern jede Gabe zu diesem Zwecke in Empfang nehmen. 

Deutsch-Französischer Verein zur Förderung 
des internationalen Reisewesens. Unter diesem 
Namen wurde in Berlin ein Verein gegründet, der sich zur 
Aufgabe gestellt hat, das internationale Reisewesen zu fördern. 
Als erste Veranstaltung organisiert der Verein zu Pfingsten 
eine einwöchentliche Sonderreise nach Paris. Die Teil¬ 
nahme an dieser Reise, deren Bedingungen besonders vorteil¬ 
haft sind, ist jedem zugänglich. Mit dieser Veranstaltung will 
der Verein unter Ausschaltung jedes politischen Gedankens 
den Beweis erbringen, dass es für beide Nationen eine Not¬ 
wendigkeit ist, sich besser kennen zu lernen. Auskunft 
erteilt der Vorsitzende G. Louvrier (Berlin - Churlottenburg), 
Kaiserdamm 17. 

Eine Studienreise französischer Kaufleute nach 
Deutschland wird, wie der „Confectionair** mitteilt, unter der 
Leitung des Deutsch-Französischen Wirtschaftsvereins stattflnden. 
Sie wird von der Pariser Zeitung „Mon Bureau“ organisiert 
und soll die hauptsächlichsten Handelsstädte des Deut'«eben 
Reiches berühren, Frankfurt a. M., Nürnberg, Hamburg, Köln 
und Berlin, wo sich die Reisegesellschaft am 19. u.vd ao. April 
aufhalten wird. Der Leiter der Reise, die vom 14. April bis 
24. April dauern wird, ist M. Lucien Coquet, der Generalsek etär 
des Pariser Komitees des Deutsch-F'ianzösischen Wirtschafts¬ 
vereins. Unter seiner Führung werden die Teilnehmer in jeder 
Stadt die bekanntesten indus*riellen Unternehmen und Fabriken 
in Augenschein nehmen; auch der Besuch technischer Hoch¬ 
schulen, berühmter Sammlungen, grosser Warenhäuser usw. ist 
vorgesehen. Am aa. April erfolgt die Rückreise nach Paris. 

Deutsche Kunst im Ausland. Das Düsseldorfer 
Schauspielhaus gastierte kürzlich in Brüssel und brachte 
dort das Röslersche Lustspiel „Die fünf Frankfurter“ zur Auf¬ 
führung. Das Gastspiel erzielte einen durchschlagenden Erfolg. 
Das ausveikaufte Haus quittierte über die glänzende AuffUh«‘ung 
mit Beifallskundgebungen, die kein Ende nehmen wollten. 

Das neue Bulgarien, das Gebiet des grossen und 
wertvollen Landeszuwachses, den der Balkankrieg den Bulgaren 
gebracht hat, ist jetzt fast entvölkert. Die Schätze dieses 
Gebiets warten der fleissigen Hände, sie za heben. Sobald der 
Friede geschlossen sein wird, ist in den nächsten Jahrzehnten 
eine starke Auswanderung aus den Städten Altbulgariens nach 
Macedonien zu erwarten, um die neugewonnenen gewaltigen 
Flächen zu bebauen. Die Folge wird eine bedeutende Aus¬ 
dehnung des Absatzmarktes für gewerbliche Erzeugnisse 
vieler Art sein. Heute steht Oesterreich - Ungarn noch an 
erster, Bngland an zweiter, Deutschland an dritter Stelle, nach¬ 
dem die frühere Vorherrschaft der französischen Waren zurUck- 
gedrängt worden ist. Ein wesentlicher Verdienst an diesem 
Erfolge haben nach den Mitteilungen des Vereins für das 
Deuts ch tumim Ausland die Verbreitung deutscher Sprache 
und deutscher Kultur in Bulgarien. Unsere Schulen dort sind 
die Wegbereiter für unseren Handel und unsere Industrie. Sie 
erhalten nicht nur unsere Stammesgenossen bei dem deutschen 
Volkstum, sondern werden auch von vielen Bulgaren besucht, 
die dadurch befähigt und angeregt werden, in Deutschland 
seihst auf i-ioch- und Handelsschulen ihre Ausbildung fort- 
zusetzen, unsere Leistungsfähigkeit aus eigener Anschauung 
kennen zu lernen und die Erzeugnisse unseres Gewerbflsisses 
zu schützen. Ein Beispiel für die Entwicklung des deutschen 
Schulwesens in Bulgarien bietet die Stadt Rustschuck. Die 
dort im Jahre igii nach sehr schweren Rückschlägen und 
unter schwierigen Umständen neu gegründete deutsche Schule 
umfasste im Gründungsjahr 3a, im Jahre 191a bereits 67 Schüler. 
Hei dieser Entwicklung hilfreichen Beistand zu leisten, ist für 
das Mutterland eine nationale Aufgabe von Bedeutung. 



Noch weit überraschender als ein Blick in die Vorratskammern 
unserer erstklassigen Hotels auf dem Festlande ist die Ver¬ 
pflegung an Bord eines grossen Dampfers, weil mitten auf dem 
Ozean Tausende von Menschen beköstigt werden und während 
der Fahrt jede Möglichkeit für Nachbeschaffung von Proviant 
ausgeschlossen ist. Ein Riesenschiff wie der Hapagdampfer 
„Imperator“ muss sich beispielsweise zu einer einzigen Reise 
mit Vorratsmengen ausrüsten, von denen ganze Familien jahr¬ 
zehntelang leben könnten. Dieses Palasthotel des Ozeans nimmt 
allein für die siebentägige Reise von Hamburg nach New York 
22000 Kilogramm frisches Fleisch, 48000 Eier und 55000 Kilo¬ 
gramm Kartoffeln mit. Neben 12500 Kilogramm frischem Ge¬ 
müse wird für 6000 Konservendosen gesorgt, während Wild 
uni Geflügel nur die bescheidene Höhe von 4700 Kilogramm 
erreicht und Fische und Schaltiere für die Ausreise nur rund 
4000 Kilogramm wiegen. An Dauerproviant, d. h. für Aus- und 
Heimreise, sind dann etliche andere höchst appetitanregende 
Dinge in Aussicht genommen: auf den Börtern der Vorrats¬ 
räume stehen 800 Dosen wohlschmeckende Pilze, 4000 Dosen 
mit eingemachten Früchten, zahlreiche Töpfe mit 1000 Pfund 
Frühstücksmarmelade, 1500 Pfund Kakes, Zwieback und Waffeln. 
Von dem Inhalt des RiesengewUrzschrankes auf dem „Imperator“ 
seien nur 600 Pfund Mandeln, 500 Pfund Senf und 150 Pfund 
Pfeffer erwähnt. Neben dem ansehnlichen Proviant von 
6500 Litern Milch und Rahm sind 5200 Dosen mit kondensierter 
Milch vorhanden. Das Schiff wird mit nahezu 3000 Kilogramm 
Kaffee, 180 Kilogramm Tee und 200 Kilogramm Schokolade 
und Kakao versehen. 

Was Blumenschlachten kosten. Die letzte der dies¬ 
jährigen Blumenschlachten auf der Promenade des Anglais in 
Nizza hat stattgefunden. Regelmässig erscheinen überall die 
von märchenhafter Pracht erzählen ien Berichte über diese 
Blumenfeste an der Riviera, selten aber hört man, welche märchen¬ 
haften Summen deren Veranstaltung koiten. Eine französische 
Zeitschrift ve rät nun einiges in bezug darauf. Das Festkomitee, 
dem das Arrangement sämtlicher Festlichkeiten während der 
Saison obliegt, zählt nahezu aoo Mitglieder. Es sind meist 
Bewohner von Nizza, doch beteiligen sich auch Besucher. Jedes 
Mitglied zahlt einen Beitrag von aoo Frank, wodurch etwa 
40 000 Frank Zusammenkommen. Zu dieser Summe legt die 
städtische Verwaltung gleichfalls 40 000 Frank und die Kasino- 
Gesellschaft von Monte Carlo weitere 30 000 Frank dazu. Die 
Erträge aus den verschiedenen festlichen Veranstaltungen 
belaufen sich auf etwa 200 000 Frank; trotzdem ist aber noch 
ein grosses Defizit zu decken, da mindestens 450 000 Frank zu 
den Blumenschlachten gebraucht werden. Für die noch fehlen¬ 
den 140 000 Frank kommen die Steuerzahler Nizzas auf. Zehn 
Prozent der genannten Summe von fast einer halben Million 
Frank finden für Preise Verwendung. 

Eine unheimliche Automobilfahrt durch den 
Park von Fontainebleau. Ueber die Gefahren des Films 
ist schon viel geredet und geschrieben worden, aber über eine 
Art von Gefahr wohl kaum Sie ist, wie „Der Tag“ berichtet, 
jüngst im Walde von F'ontainebleau in Gestalt eines echten 
afrikanischen Löwen und eines Panthers in die Erscheinung 
getreten. Ein Ehepaar fuhr in aller Gemütsruhe im Automobil 
durch den herrlichen Wald, um die milde Frühlingsluft zu 
geniessen, als auf einmal aus dem Dickicht ein gewaltiger, 
lebensgrosser Löwe auftauchte, das Auto erstaunt musterte und 
dann ein rauhes „Kriegsgeheul“ anstimmte. Der das Automobil 
lenkende Herr setzte unverzüglich die vierte Geschwindigkeit 
ein und raste davon, als auf einmal von der anderen Seite ein 
Panther zum Vorscheine kam. Die Dame fiel in Ohnmacht, 
während ihr Gatte das Gefährt aufs Geratewohl in einen Seiten¬ 
weg lenkte, um dieser „entfesselten Menagerie“ zu entgehen. 
Nach einer kleinen Weile stiessen die Ausflügler auf eine Gruppe 
wunderlich gekleideter Leute, die lange, wallende Gewänder 
trugen, wie sie vor rund zwei Jahrtausenden in Italien ,,neueste 
Mode“ waren. In dem Glauben, einer Halluzination zum Opfer 
gefallen zu sein, blieb das Automobilistenpaar wie gebannt stehen. 
Die Leute waren aber Christen, „Filmchristen“, wenn man so 
sagen darf, und sie waren im Begriffe, eine antike römische 
Raubtierfütterung mit Christen im Zirkus zu mimen und zu 
filmen. Der Häuptling der „Bande“ fragte denn auch in unver¬ 
fälschtem VorstadttranzÖsisch, ob die Fahrer nicht etwa ihr 
„Vieh“ gesehen hätten, und nun klärte sich alles auf. Löwe 
und Panther waren in die Waldesgrüade von Fontainebleau 




34 


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losgelassen worden, nachdem man die Tiere zuvor mit Mor¬ 
phium präpariert hatte. Sie waren aber allmählich zu sich 
gekommen und den Kinoleuten entsprungen. Man fing sie 
später wieder ein, so dass der berühmte Wald gegenwärtig 
wieder völlig löwenfrei ist. 

Schlafzimmer i n‘ ei n e m ,V u 1 ka n zu vermieten! 
VergnUgungsreisende, die eine Neigung zu unheimlichen Aben¬ 
teuern oder zumindest zu unheimlichen Gefühlserlebnissen 
haben, werden binnen kurzem auf Sizilien die seltene Sensation 
geniessen können, in einem Schlafzimmer zu nächtigen, das im 
Krater eines Vulkanes liegt. Der Vulkan ist zwar erloschen, 
aber man weiss, wie diese Vulkane sind, manchmal wachen 
sie auch wieder auf. Jedenfalls aber hat die Phantasie freien 
Spielraum, und man darf auf angenehme Träume rechnen. 
Diese seltsamen Genüsse aber werden die Reisenden dem 
Unternehmungsgeist eines amerikanischen Hoteliers verdanken, 
der bereits den Gipfel jenes Vulkans gekauft hat und dort ein 
Hotel erbaut. Die Kraterhöhlung wird durch eine Asbestwand 
geschlossen und aut ihr werden die Schlafzimmer ruhen, so 
dass man daheim wird erzählen können, dass man im Krater 
eines Vulkans geschlafen hat. 

Der W e g w e i s e r. Ein verirrter Wandersmann schreibt 
in der Münchener „Jugend“: Im vergangenen Sommer hielt 
ich mich einige Tage in einem Städtchen der Nieder-Dausitz 
auf und machte in seiner waldreichen, schönen Umgebung des 
öfteren grössere Spaziergänge. Eines Tages hatte ich mich 
dabei in der mir unbekannten Ge ;end verlaufen und wusste 
den Rückweg in die Stadt nicht gleich zu finden. Endlich 
kam ich an einen Kelsblock, der eine säuberliche Aufschrift 
trug, und ich 1 offte den langgesuchten Wegweiser gefunden zu 
haben. Da las ich: „Ein guter Mensch in seinem dunkeln 
Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst. Der Ver¬ 
kehrs- und Verschönerungs-Verein.“ 

Eine poetische Warnungstafel für Automobile. 
Einen originellen Weg zur Bekämpfung der „Autoplage“ hat 
die in Unterfranken liegende Gemeinde Höchberg ein¬ 
geschlagen. An der Landstrasse, die von den Automobilen 
sehr stark befahren wird, prangt seit kurzem eine Warnungs¬ 
tafel mit folgender Aufschrift: 

„Lieber Autler! Mit Verlaub, 

Mach’ uns doch nicht zu viel Staub I 
Schau’ auf Berg und Burg entzückt. 

Ras’ vorbei nicht wie verrückt!“ 

Ob dieser poetische Erguss von Erfolg war, darüber sind 
sich die Gemeindeangehörigen von Höchberg allerdings bisher 
noch nicht im klaren. 



Die Wohlfahrtseinrichtungen der preussisch- 
hessischen Staatsbahnen im Jahre 1911. 

Die kürzlich im Aufträge des preussischen Finanzministers 
verfasste Schrift „Zur finanziellen Beurteilung der preussisch- 
hessischen Staatseisenbahnen (Etatsjahr 191z)“ enthält auch eine 
Darstellung der Wohlfahrtseinrichtungen der Staatsbahnen zu 
gunsten der Beamten und Arbeiter, der die folgenden An¬ 
gaben entnommen seien. 

[Die Wohlfahrtseinrichtungen der preussisch-hessischen Eisen¬ 
bahnbetriebsgemeinschaft sind zum Teil auf Grund gesetzlicher 
Verpflichtungen, zum Teil darüber hinaus freiwillig geschaffen 
worden. Zu den auf gesetzlicher Verpflichtung be¬ 
ruhenden Wohlfahrtseinrichtungen gehören die Beamten¬ 
pensionskassen, die Krankenversicherung, die Unfallversicherung 
und die Invalidenversicherung. 

Zu den Beamtenpensionskassen hatten die Beamten 
auf Grund der Satzungen im Jahre 1911: 713005 Mk. zu zahlen. 
Die Leistungen der Kassen stellten sich auf 13 763 513 Mk. Die 
durch Beiträge der Mitglieder nicht gedeckten Leistungen 
wurden auf den Eisenbahnbelriebsfonds übernommen Für 
jeden der 21 Eisenbahndirektionsbezirke besteht eine auf Grund 
des Kassenversicherungsgesetzes errichtete Betriebskranken¬ 
kasse, die sämtliche ausserhalb des Staatsbeamten Verhältnisses 
beschäftigten Eisenbahnbediensteten mit Ausnahme des in 
besonderen Krankenkassen versicherten Neubaupersonals umfasst. 
Die Gesamtaufwendungen dieser Krankenkassen betrugen im 
Jahre 1911 13224604 Mk. Von den im Jahre 1911 zu den 
Betriebskrankenkassen entrichteten Beiträgen leistete die Eisen¬ 
bahnverwaltung 4192937 Mk. — Die Jahresausgabe auf Grund 
des Unfallversicherungsgesetzes ist im Jahre 1911 auf 7670053 Mk. 
gestiegen. 


Die* .bei der preussisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft 
beschäftigten, nach dem Invalidenversicherungsgesetze 
versicherungspflichtigen Bediensteten genügen der Versicherungs¬ 
pflicht durch die Mitgliedschaft bei der Abteilung A der 
Pensionskasse für die Arbeiter der preussisch-hessischen 
Eisenbahngemeinschaft. Am Ende des Rechnungsjahres xgn 
gehörten der Abteilung A 340786 Mitglieder an. An laufenden 
Beiträgen hat die Eisenbahn Verwaltung im Kalenderjahr zgzx 
2413 822 Mk.'gezahlt. Die Abteilung A besitzt drei Invaliden¬ 
heime: in Jenkau bei Danzig, Birkenwerder (Mark) und Herz¬ 
berg (Harz), und^ zwei Lungenheilstätten: in Stadtwald 
bei'Melsungen und Moltkefels bei Schreiberhau. 

Neben den gesetzlichen Verpflichtungen hat aber die Ver¬ 
waltung der preussisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft noch 
eine Reihe freiwilliger Leistungen ihren Angestellten 
gegenüber übernommen. Wie wir der Zeitung des Vereins 
Deutscher Eisenbahnverwaltungen entnehmen, sorgt die Ab¬ 
teilung B der Arbeiterpensionskasse für eine Zusatz¬ 
versicherung, die den Versicherten eine über die gesetzlichen 
Leistungen^ hinausgehende Fürsorge im Falle der Erwerbs¬ 
unfähigkeit sichert. Der Zuschuss der Verwaltung zu den 
laufenden Beiträgen stellte sich im Kalenderjahre xgiz auf 
6 628 600 Mk. Zu diesen statutmässigen Beiträgen kommen 
noch freiwillige Leistungen der Verwaltung in Höhe von 
2 309 989^ Mk. Den im Betriebsdienst angestellten mittleren und 
unteren Beamten sowie deren Angehörigen gewährt die Ver¬ 
waltung durch angestellte Bahnärzte freie Arzthilfe. Im 
Berichtsjahre waren 2668 Bahnärzte bestellt, deren Bezüge sich 
auf rund 2 375 900 Mk. beliefen. 

Besonders lässt sich die Verwaltung angelegen sein, die 
Wohnungsverhältnisse zu bessern. Am Schlüsse des Jahres xgn 
waren im ganzen 55 089 Beamten und Arbeitern staatseigene 
Wohnungen als Dienst- oder Mietwohnungen überwiesen. An 
Orten, an denen eine besonders grosse Zahl von Bediensteten 
stationiert sind, hat die Verwaltung Arbeiterkolonien errichtet. 
Die Verwaltung fördert sowohl ausj eigenen Mitteln wie aus 
denen der Pensionskasse den Bau von eigenen Wohnungen. 
Insgesamt sind von der Arbeiterpensionskasse an Baugenossen¬ 
schaften seit dem Jahre 1892 bis zum Schlüsse des letzten 
Geschäftsjahres Darlehen im Betrage von rund 24 200 000 Mk. 
bewilligt. Zum Bau eigener Wohnungen sind ferner Angestellten 
bis zum Ende des Jahres X911 rund x 434 600 Mk. Staats¬ 
darlehen zu 3*/-..prozentiger Verzinsung und ,.27>.jProzentiger 
Tilgung zugesagt. - Zur Bekämpfung der Tuberkulose 
wurden im Laufe des Jahres 1911 rund 164600 Mk. ausgegeben. 

Der allgemeine Verband der Eisenbahnvereine der preussisch- 
hessischen Staatsbahnen und der Reichsbahnen hat die Auf¬ 
gabe, die Zusammengehörigkeit der Eisenbahnvereine zu pflegen 
und die gemeinsamen Zwecke der Vereine zu fördern, ins¬ 
besondere auch durch Schaffung gemeinsamer Einrichtungen, 
deren Bedeutung über die Kräfte der einzelnen Vereine hinaus¬ 
geht. Zu diesen Aufgaben gehört in erster Linie die Errichtung 
von Hilfskassen zur Ergänzung der Pensionsbezüge, der 
Alters- und Invalidenrenten, der Krankengelder, der Witwen- 
und Waisenbezüge, sowie die Gewährung von Beihilfen in 
Sterbefällen. 


Fahrpreisermässigungen zum Besuch der Inter¬ 
nationalen Baufachausstellung Leipzig. Nach einem 
Erlass des preussischen Eisenbahnministers ist in Aussicht ge¬ 
nommen, zum Besuch der Ausstellung den Arbeitnehmern die 
gleichen Fahrpreisermässigungen auf den Staatsbahnen zuteil 
werden zu lassen, die zum Besuch der Hygieneausstellung in 
Dresden gewährt worden sind. Auch können Verwaltungs¬ 
sonderzüge zu ermässigten Preisen eingelegt werden, soweit die 
allgemeinen Voraussetzungen hierzu vorliegen. 

Schlafwagen dritter Klasse in Norwegen. FUr 
die Linie Christiania - Bergen hat die norwegische Eisen¬ 
bahnverwaltung Schlafwagen dritter Klasse eingestellt, die sich 
eines grossen Zuspruchs erfreuen. In jedem halben Abteil be¬ 
finden sich drei Liegeplätze übereinander. Sie sind mit Sprung¬ 
federn versehen und mit Rosshaar gepolstert, der Ueberzug 
besteht aus Pergamoid. Hierauf werden zum Schlafen eine 
Decke und ein weisses Laken gelegt. Als Oberbett dient eine 
doppelte, weissbezogene wollene Decke und ein kleines, weiss- 
bezogenes Kopfkissen. Waschgelegenheit ist in jedem Abteil, 
ebenso Spiegel und Wasserflasche mit Gläsern. Für die Heizung 
dient ein mit einer Frischluftklappe verbundener Dampfheiz¬ 
körper unter dem untersten Bette. Die Breite der Lagerstatt 
beträgt 65 Zentimeter, der freie Raum neben dem Bett 57 Zenti¬ 
meter, die Länge jedes Bettes X92 Zentimeter, der Zwischenraum 
zwischen je zwei übereinanderliegenden Lagerplätzen 65 Zenti¬ 
meter im Lichten. Im ganzen birgt der 35 Tonnen schwere 
Wagen 36 Schlafplätze gegenüber 48 Tagesplätzen. 





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Die Oampferlinien des Norddeutschen Lloyd 
im Jahre 1912. 

Die Gewinn- und Verlustrechnung des Norddeutschen Lloyd 
ffir das Geschäftsjahr zgii weist für die verschiedenen Linien 
der Gesellschaft, die sich über alle Meere erstrecken, einen 
Betriebsgewinn von rd. 51^4 Millionen Mark aus. Der Gewinn der 
Linien nach Nord-, Mittel-, Südamerika, Aegypten, der Levante, 
der Prachtdampferlinie nach Australien, der Ostindischen KUsten- 
linien, der Nordseebäder-Linien, des Flussdampfer- und Leichter¬ 
betriebes usw., der Vergnügungsfahrten sowie der Assekuranz- 
Abteilung bezifferte sich auf insgesamt 36991191.75 Mk. (gegen 
28472556.95 Mk. i. Vorj.), während die Reichspostdampferlinien 
ntchOstasien, Australien, Japan—Australien und Singapore—Neu 
Guinea einen Betriebsgewinn von 7 036 211 95 Mk. (6 905 561.40 Mk. 

i. Vorj.) zu verzeichnen hatten. Ferner wurden erzielt aus den 
Nebenbetrieben aus Zinsen, Beteiligungen an anderen Gesell¬ 
schaften usw. 4462847.50 Mk. (2250902.40 Mk. i. Vorj.), und 
Prämienüberschüsse der Selbstversicherung 3350181.55 Mk. gegen 
3907938.70 Mk. i. Vorj. Wie im Jahre 1911 war auch im letzten 
Geschäftsjahre das Frachtgeschäft ausschlaggebend für den 
erfreulichen Abschluss des Norddeutschen Lloyd, womit indessen 
nicht gesagt sein soll, dass das Passagiergeschäft unbefriedigt 
gewesen wäre. Beide, Fracht- und Passagiergeschäft, haben 
eine nicht unbedeutende Steigerung zu verzeichnen. So be¬ 
förderte der Norddeutsche Lloyd auf seinen transatlantischen 
Linien 558671 Passagiere gegen 514272 im Jahre 1911 und 
37x0739 Frachttons gegen 3586x78 i. Vorj. Danach hat also 
der Passagier verkehr eine Steigerung um 44399 Personen, der 
Frachtverkehr eine Zunahme um 124561 Prachttons erfahren. 
Die von den Lloyddampfern im letzten Jahre durchlaufenen 
Entfernungen betrugen bei 955 Rundreisen etwa 5827600 See¬ 
meilen etwa 270 mal den Umfang der Erde. 


Die Masurische Dampferkompagnie hat soeben 
ihren Fahrplan für 1913 veröffentlicht. Die Tourfahrten werden 
am 8. Mai beginnen und am 9. September auf der Seenstrecke 
Angerburg—Lötzen—Rudczanny—Niedersee endigen. Auf der 
Strecke Rhein — Nikolaiken hören sie am 18. August auf. Dem 
Wunsche der besonders eiligen Touristen, die am Dienstag oder 
Sonnabend mit dem Frühzuge in Angerburg ankommen und 
um XO.05 Uhr vom Hafen aus dis reizvolle Seenfahrt beginnen, 
um in ununterbrochener Zeitfolge bis zum Niedersee zu ge- 
gelangen, dennoch Gelegenheit zu haben, auch etwas von der 
idyllischen Insel Upalten zu sehen, wird insoweit Rechnung ge¬ 
tragen werden, dass der Dampfer an der Insel von 10.50—ii.io Uhr 
hält. — Diejenigen Reisenden, welche Sonntags um 9.05 Uhr 
die Dampferfahrt in Rhein beginnen und vom Niedersee Uber 
Lötzen im Anschluss an den Abendzug endigen wollen, müssen 
in Nikolaiken auf den Lötzener Dampfer übergehen. Der 
Dampfer aus Rhein bleibt Sonntags bis 2 Uhr in Nikolaiken 
liegen. Touristen, welche in Rhein übernachten wollen, erhalten 
60 Gelegenheit, sich die schöne Umgebnng Nikolaikens (Schützen¬ 
platz, Kaiserhöhe) anzusehen, ln Rhein trifft der Dampfer dann 
8.00 Uhr abends ein. Auskunft erteilen: Der Verkehrs-Verein 
Ostpreussen, Königsberg i. Pr., Münzstr. ii, und die Masurische 
Dampferkompagnie in Lötzen. 

Bmdens Einbeziehung in den regelmässigen 
Dampferdienst des Norddeutschen Lloyd ist endgültig für 
den z. Oktober d. Js. in Aussicht genommen, und zwar soll 
von diesem Tage ab ein von Bremen oder Hamburg aus- 
gehenöcr vierwöchentlicher Frachtdampferdienst über Emden 
nacli Ostasien, ein vierwöchentlicher F'rachtdampferdienst 
Uber Smcden nach Amerika und ein vierwöchentlicher Fracht- 
dampferdJenst über Emden nach Australien eingerichtet 
werden. Vom i. April 1914 ab wird dann eine w e ite r e regel- 
mässig^e Dampfschiffslinie für die Beförderung von 
Passag’ieren und Gütern von Bremen oder Hamburg über 
Eznden, die zunächst i4tägig betrieben werden soll, folgen. Für 
den Dienst nach Südamerika, Ostasien und Australien werden 
moderne Frachtdampfer verwandt werden. Den Dienst nach 
Nordamerika wird der Lloyd mit Dampfern der „Barbarossa“- 
und „Neckarklasse**, die Hapag mit Dampfern der „Patrizia- 
klasse** betreiben. Die Vorarbeiten für die nötigen Anlagen 
sind auraeit im Gange. 


Der erste „Luftverkehrsplan“. 

Die Hamburg-Amerika-Linie, die das Monopol für den Fahr¬ 
kartenvertrieb der Deutschen Luftschiffahrt-Aktiengesellschaft 
(Delag) besitzt, hat jetzt ihren ersten „Luftverkehrsplan** heraus¬ 
gegeben. Dieser Plan, der dazu bestimmt ist, für die Fahrten 
der Delag-Luftschiffe im Auslande Propaganda zu machen, gibt 
ein ausgezeichnetes Bild für den heute schon recht bedeutenden 
Umfang des deutschen Luftverkehrs. Nach diesem Plan bestehen 
gegenwärtig in Deutschland acht Luftschiffhäfen, die der Delag 
für ihre Luftschiffe zur Verfügung stehen. Es sind dies die 
Häfen von Potsdam, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt a. M., 
Baden-Baden, Friedrichshafen, Gotha und Leipzig. Von diesen 
wird der Luftschiffhafen in Leipzig in aller Kürze fertiggestellt 
sein. Weitere acht Luftschiffhäfen sind für das Jahr 1913 
projektiert. Sieben dieser Häfen werden in Deutschland errichtet, 
und zwar in Emden, Bremen, Hannover, Braunschweig, Dresden, 
München und Stuttgart, der achte im Auslande, in Kopenhagen. 
Nach der Fertigstellung dieser acht Luftschiffhäfen wird die 
Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft zwischen dem Netz 
von 16 Stationen einen regelmässigen Dienst einrichten können. 
Im Zentrum des Netzes wird Braunschweig liegen. Eine Fahrt 
von Kopenhagen nach Friedrichshafen wird entweder über 
Hamburg - Braunschweig oder Potsdam - Braunschweig oder 
Potsdam - Leipzig, Gotha — Stuttgart führen. Ein Flug von Düssel¬ 
dorf nach Potsdam würde Braunschweig berühren. Eine Luft¬ 
schiffahrt von Dresden nach Friedrichshafen würde über 
München gehen, nach Baden-Baden über Stuttgart. Hamburg 
wird von Dresden aus über Leipzig und Braunschweig, Emden 
über Leipzig, Braunschweig, Hannover, Bremen erreicht usw. 
Die Delag-Luftschiffe werden also schon Ende dieses Jahres 
nicht mehr bei grösseren Fahrten denselben Gefahren ausgesetzt 
sein, wie heute. In der Regel wird ein Luftschiff mit Leichtig¬ 
keit bei Unwettergefahr einen der zahlreichen Luftschiffhäfen 
aufsuchen können. Da die meisten der Hallen für die Aufnahme 
von zwei Luftschiffen eingerichtet sind, während nur eins 
dauernd in ihnen stationiert ist, kann ein Luftschiff, das eine 
Notlandung vornehmen muss, jederzeit Unterkunft finden. 
Dieses Netz von Luftschiffhäfen dürfte in aller Kürze noch 
eine Erweiterung erfahren, besonders nach Osten hin, da auch 
dort, z. B. in Breslau, einige Luftschiffhäfen errichtet werden 
sollen. Für den Fall der Gefahr kommen dann selbstverständlich 
auch noch die Militär-Luftschiff häfen in Frage, deren Zahl 
heute schon recht bedeutend ist. 

Die Wettbewerbe der National-Flugspende 

haben in Fliegerkreisen allgemeine Anerkennung gefunden. 
Wäre das Wetter etwas günstiger gewesen, so hätten schon 
die ersten Tage des März ein allgemeines Starten um diese 
Preise gesehen. Um Irrtümer zu vermeiden, sei deshalb noch 
einmal darauf hingewiesen, dass jeder Bewerber zuvor ver¬ 
sichert sein muss, sowie in folgendem das System an einigen 
Beispielen erläutert. Die Flugleistungen können bestehen: 

1. in einem gewöhnlichen Fluge auf dem Flugplatz, bei dem 
lediglich die Zeitdauer des ununterbrochenen Fluges für 
jede Stunde mit 1000 Mk. gewertet wird, 

2. in einem Passagierfluge, der 30 Kilometer vom Flugplätze 
sich entfernen muss und mit 1500 Mk. für jede Stunde 
ununterbrochenen Fluges gewertet wird, 

3. in einem Passagierfiuge über Land innerhalb 24 Stunden 
mit beliebigen Zwischenlandungen. Bei letzterem Fluge 
wird eine Rente für den Inhaber des jeweiligen Rekords 
bei einer Mindeststrecke von 500 Kilometer bezahlt. 
Sämtliche Flüge können derart miteinander verbunden werden, 

dass deijenige, der z. B. 500 Kilometer mit Passagier über Land 
fliegt und dabei 6 Stunden ununterbrochen in der Luft bleibt, erhält: 

1. 6 * 1500 Mk. 9000 Mk. 

2. Rente für Zeit bis zu 10 000 Mk. 

3. „ „ Strecke bis zu 15000 Mk. 

Wird er überboten, so fällt die betreffende Rente von 
diesem Zeitpunkt an demjenigen zu, der eine längere Zeit in 
der Luft bleibt oder eine längere Strecke durchfliegt. Die 
Rente kann jeder sich auch cm zweites Mal erfliegen, während 
die Stundenpreise für jede Stunde nur einmal gezahlt werden. 
Fliegt ein anderer also 550 Kilometer in ununterbrochenem 
7stündigem Fluge, so erhält dieser: 

1. 7 X *500 Mk. • 10500 Mk. 

2. Rente für Zeit bis zu 10 000 Mk. 

3. „ „ Strecke bis zu 15000 Mk. 









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36 


Fliegt darauf der im ersten Beispiel genannte 600 Kilo¬ 
meter in SstUndigem ununterbrochenem Fluge, so erhält er: 

1. Zusatzprämie für 2 Stunden =: 3000 Mk. 

2. Rente für Zeit bis zu xo 000 Mk. 

3. „ „ Strecke bis zu 15 000 Mk. 

Um UnglUcksfälle bei den Bewerbungen um die Preise der 
National-Flugspende nach Möglichkeit zu vermeiden, sind die 
Sportzeugen durch Vermittlung des Deutschen Luftfahrer¬ 
verbandes ersucht worden, ihre Tätigkeit als Sportzeugen in 
allen Fällen abzulehnen, in denen Flugzeuge verwendet werden 
sollen, die den an ihre Sicherheit zu stellenden Anforderungen 
nicht entsprechen. Die Flugplatzverwaltungen sind gebeten 
worden, derartige Flugzeuge nach Möglichkeit auszuschliessen. 

Ferner hat der Deutsche Luftfahrer verband auf Veran¬ 
lassung der National-Flugspende Formulare zur Aufzeichnung 
über die Flugleistungen bei Bewerbungen um Preise der 
Naticnal-Fugspende drucken und an die Heimatvereine verteilen 
lassen. Die Sportzeugen müssen diese der betreffenden Flug¬ 
leistung entsprechend ausfüllen, unterzeichnen und ihre Unter¬ 
schriften vom Heimatvereine beglaubigen lassen. Der Heimat¬ 
verein gibt das Formular dem Luftfahrerverbande weiter, der 
es bei der Geschäftsstelle der National-Flugspende einreicht. 
Diese gibt dann dem Bankhaus Mendelssohn, Berlin W. 56, 
Jägerstrasse 49/50, Anweisung, den betreffenden Betrag dem 
Berechtigten auszuzahlen. 


Distanzflug - Weltrekord deutscher Flieger¬ 
offiziere. Die Fliegeroffiziere Ganter und Böhmer der Militär- 
fiiegertruppe Döberitz durchflogen auf einem Taube-Eindecker 
die 595 Kilometer lange Strecke Jüterbog-Berlin-Lübeck-Ploen- 
Malente in 6 Stunden 9 Minuten ohne Zwischenlandung. Die 
Landung in Malente erfolgte glatt. Mit dieser Leistung schlugen 
die Flieger die bestehenden Weltrekorde. Der aufgestellte 

Rekord übertrifft die bisherigen um ein bedeutendes. Der 
Dauerrekord für Flüge mit einem Mitfahrer wurde bisher von 
dem Engländer Barrington gehalten, der am 14. Februar 
4 Stunden 51 Minuten in der Luft blieb und 402 Kilometer 
zurUcklegte. Den Distanzrekord hielt bis jetzt der Franzose 
Guillaux, der am i. Februar dieses Jahres auf dem Flugfelde 
von Etampes 410 Kilometer mit einem Clement-Bayard-Ein- 
decker durchflog, dafür aber nur 4 Stunden 10 Minuten 
Sekunden brauchte. Leutnant Ganter gehört bereits seit mehreren 
Jahren dem deutschen Offizierfliegerkorps an und zeichnete 
sich besonders während der Kaisermanöver von 1911 durch 
mehrere Flüge aus, die für die Manöverlage von grosser Be¬ 
deutung wurden. 


DieEntdeckung eines Römerlagers vom Ballon 
aus ist sicherlich das Neueste, das uns die Luftschiffahrt ge¬ 
bracht hat. Ein Frankfurter Luftfahrer erkannte, wie die 
„Köln. Ztg.“ mitteilt, im vergangenen Herbst bei einer Frei¬ 
ballonfahrt durch Oberhessen am Ufer der Nidda gegenüber 
einem bekannten Hof die Umrisse eines römischen Lagers. 
Darauf wurden wintersüber nach erteilter Genehmigung der 
hessischen Denkmalpflege Ausgrabungen vorgenommen, die ein 
Herrenhaus und grosse Teile der Umfassungsmauern einer 
Villa rustica freilegten. Da sich noch andere Reste von 
römischen Bauten vorfanden, scheint es sich um eine Nieder¬ 
lassung zu handeln, die an der römischen Strasse zwischen der 
altrömischen Stadt novus vicus, dem heutigen Frankfurter 
Vorort Heddenheim, und dem Kastell bei dem oberhessischen 
Ort Okarben lag. 


Theater, festliche und sport¬ 
liche Veranstaltungen 


9 


Die HellerauerSch ulfeste der Dalcrozeschule finden 
in diesem Jahre Mitte Juni statt. Zur Aufführung gelangt ein 
ganzes Opernwerk, und zwar „Orpheus“ von Gluck. Das 
genaue Programm wird Mitte April zur Versendung gelangen. — 
Ausser dem Dalcroze-Schulfest bereitet sich in Hellerau nun 
noch ein anderes künstlerisches Ereignis vor. Es werden 
nämlich dramatische Aufführungen geplant, die sich 
allerdings von den üblichen Darstellungen im Theater wesentlich 
unterscheiden. Sie sollen der Entwickelung eines monumen¬ 
talen dramatischen Spiels dienen. Die ersten dramatischen 
Spiele werden noch in diesem Jahre stattfinden, und zwar soll 
zuerst Paul Glaudels Mysterium „Die Verkündigung“ auf- 
gefUhrt werden. 

Anlässlich der Richard- Wagner-Jahrhundertfeier 
im Mai d. J. finden in Düsseldorf zehn Festaufführungen 
statt, welche folgende Werke umfassen werden: Rienzi, Holländer, 


Lohengrin, Tannhäuser, Tristan, Meistersinger, Ring des Nibe¬ 
lungen. Ausstattung und Kostüme sind neu. Von Gästen 
wirken u. a. mit: die Damen v. Mildenburg, Boehm-van Endert, 
Hafgreen-Waag, v. d. Osten, Mottl-Fassbender, Maude Fay, 
die Herren William Miller, Ernst Kraus, Ed. Habich, Friedrich 
Plaschke, Walter Soomer, Paul Bender, Braun-Grosser, Ejnar 
Forchhammer, Professor Andreas Moers. 

Maifeste in Mannheim. In den 1830er Jahren fanden 
in Mannheim regelmässige Maifeste statt, welche nach der Dar¬ 
stellung im Geschichtswerk der Rhein-Neckarstadt aus volksfest¬ 
artigen Darbietungen, musikalischen Veranstaltungen, kleineren 
Ausstellungen und landwirtschaftlichen Märkten bestanden. Im 
Anschluss an diese Maifeste ist die Entstehung der berühmten 
Mannheimer Pferderennen und des historischen Maimarktes 
erfolgt. Der Verkehrs-Verein beabsichtigt nun mit Unter¬ 
stützung der Stadtverwaltung und weiteren Kreisen, ein 
Mannheimer Malfest als ständige, alljährlich regelmässig wieder¬ 
kehrende Einrichtung zu schaffen und diese Festwoche, die 
dieses Jahr vom 4 bis 13. Mai stattfindet, sowohl mit volks¬ 
tümlichen und sportlichen, als auch künstlerischen Darbietungen 
in reichem Masse auszustatten. 

Die grossen Internationalen Rennen zu Baden- 
Baden finden in diesem Jahre am 22., 24., 26., 28., 30. und 
31. August statt. Der Gesamtbetrag der zur Verteilung ge¬ 
langenden Preise hat eine beträchtliche Erhöhung erfahren und 
beträgt jetzt 615 000 Mk., ausserdem sind wiederum zahlreiche 
wertvolle Ehrenpreise vorgesehen, so u. a. ein Goldpokal des 
Grossherzogs von Baden. 

Strassburger Verkehrs- und Verkaufs w o che. 
In der Zeit vom 27. April bis einschl. 4. Mai findet, wie bereits 
mitgeteilt, in Strassburg i. Eis. eine von der Stadt veran¬ 
staltete Verkehrs- und Verkaufswoche statt. Ein Plakat und 
Siegelmarken, die Erwins Dom, Strassburgs Wahrzeichen, einen 
Planwagen und einen Aeroplan aufweisen und von dem Kunst¬ 
maler Renatus Allenbach entworfen sind, werden auf diese 
Festwoche hinweisen. Besondere Aufführungen des Stadttheaters, 
Konzerte und sonstige Darbietungen, Schützenfest und Pferde¬ 
rennen, die Gastwirteausstellung und die Ausstellung für Gewerbe- 
und Fortbildungsschulen für Mädchen des Vaterländischen 
Frauenvereins, die nur alle drei Jahre stattfindet, werden in 
diese Festwoche gelegt werden. — Der Besuch vieler aus¬ 
wärtiger Vereine steht in Aussicht, und aeronautische Dar¬ 
bietungen grösster Art sind geplant. — Das Festprogramm 
weist einen Umfang von rund 100 Seiten auf. Hoffentlich wird 
diese erste städtische Festwoche ein reges Treiben nach Strass¬ 
burg bringen und aus dieser Woche eine stets wiederkehrende 
Einrichtung werden, wie wir eine solche in München in den 
Oktoberfesten und in Mannheim in dem Maifeste verkörpert 
finden. Die Strassburger Stadtverwaltung ist die Unternehmerin. 
Sie hört die wirtschaftlichen Korporationen gutachtlich und 
führt sämtliche Veranstaltungen im vollsten Einverständnis 
mit den Gewerbe- und Handeltreibenden durch. 

Eine grössere Pr o vi nzial - Pf erdeschau findet 
vom 4. bis 6. Juli d. J. in den Anlagen des neuen Mager¬ 
viehhofes der Stadt Dortmund statt, die von der Land¬ 
wirtschaftskammer für die Provinz Westfalen in Münster ver¬ 
anstaltet wird. 


Veranstaltungen in den Monaten April-Mai. 

lo.—16. April: In Goburg 8. Lehrgang für landwirtschaftliche 
Wanderlehrer von Deutschland. 

16. April: In Duisburg Pferderennen. 

19. u. 20. April: In Magdeburg Internationales Wettschwimmen 

(Schwimmklub von 1896). 

20. April und 18. Mai: In Dresden Grosse Radrennen. 

27. April bis 4. Mai: In Strassburg Städtische Verkaufs- und 
Verkehrswoche. 

27. April und 3. August: In Thorn Pferderennen. 

April—Mai: In Darmstadt Frühlingsfestspiele zur Erinnerung 
an den 100. Geburtstag Richard Wagners im Grossh. 
Hoftheater. 

Anfang Mai: In München Eröffnung der Veranstaltungen im 
Münchener Künstlertheater (Spielsaison Mai —September). 
Im Mai: In Baden-Baden Grosses Musikfest unter Mit¬ 
wirkung hervorragender solistischer Künstler. 

Im Mai: In Stuttgart: Maifestspiele im Kgl. Hoftheater mit 
,,Tristan und Isolde“, ,,Die Trojaner“ und „Florian Geyer“. 
— Anfang Oktober ebenda dreimaliges Garuso-Gastspiel. 

I. und 4. Mai: In Dresden Pferderennen. 

4.-8. Mai: In Frankfurt Kaiser-Gesangwettstreit. 

4. Mai: In Magdeburg Pferderennen. 







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ln Schwerin (Mecklb.) xoojährige Jubelfeier der 
•V- ’ . mecklenburgischen Artillerie, an der Se. Kgl. Hoheit der 

' Groseherzog teilnehmen wird. 

'8., xo. xa. Mai: In Weil Pferderennen des Württ. Rennvereins, 
g. — XX. Mai’: In Wiesbaden Plugtage. 

; . ■ Pfingsten 19x3: In Coburg: Kongress der im „Coburger L. C.“ 

vereinigten Landsmannschaften auf deutschen Hochschulen. 
XX. u. xa. Mai: In Nürnberg Bayerisches Musikfest, 
la., X3.1 X4. April: In B a r m e n Basar und Festspiele im Stadttheater, 
xa. u. X4. Mai: In Düsseldorf Grosse Rennen des Düssel- 
. doifer Reiter- und Rennvereins, 
xa.—14. Mai: In Coblenz Fliegertag gelegentlich des Prinz- 
Heinrich-Fluges. Rheinfest mit Beleuchtung des Bhren- 
breitsteins und des Astersteines. 

Mai: In Karlsruhe Prinz-Heinrich-Flug und Schauflüge. 
15.—ao. Mai: In Coburg: Bühnenfestspiele im Herzoglichen 
Hoftheater. 

17.—x8. Mai: In Stuttgart: Internationales Schwimmfest des 
. Schwimmerbundes Schwaben im Stuttgarter Schwimmbad. 

X8. Mai: In München Vorführungen von Kranken-Transport- 
Manövem des Bayerischen Landes-HilfsVereins vom Roten 
Kreuz. 

aa. Mai: In Düsseldorf Richard-Wagner-Zyklus im Stadt¬ 
theater, zum Gedenken an. den 100. Geburtstag. 
a5. Mai: In Magdeburg Flachrennen um den Grossen Preis 
von Magdeburg. 

a8. Mai bis a. Juni: In B o n n Rheinisch-historisches Festspiel 
im Rahmen einer Blumenwoche. 

3X. Mai und x. Juni: In E s s e n Gebirgsfest des Sauerländischen 
Gebirgsvereins, anschliessend an die Ausstellung „Das 
Sauerland in Wort und Bild“. 


Ausstellungen 


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Internationale Städtebau-Ausstellung in Gent. 

Auf der Weltausstellung in Gent wird in den Räumen 
der deutschen Halle eine höchst beachtenswerte Ausstellung 
des modernen Städtebaus zu sehen sein, die im gewissen Sinne 
eine Erweiterung der nationalen Düsseldorfer Ausstellung zu 
einer internationalen Veranstaltung ist. Deutschland 
hat .in Düsseldorf den einheimischen Kreisen gezeigt, was es 
auf diesem Gebiete zu leisten vermag; jetzt bemühen sich andere 
Staaten, insbesondere Frankreich, durch umfangreiche Schau¬ 
stellungen ihm den Rang wenn möglich abzulaufen. Es erscheint 
daher angesichts dieser ausländischen Anstrengungen sicher 
geboten, dass die deutschen Stadtverwaltungen und alle sonst 
in Frage kommenden Korporationen die Gelegenheit benutzen, 
die meist von Düsseldorf her noch vorhandenen Ausstellungs¬ 
gegenstände in Gent einem internationalen Interessentenkreis 
vorzufUhren. Dies ist um so wünschenswerter, als ein Dominieren 
Frankreichs in dieser zwar nicht organisch, aber doch räumlich 
mit der deutschen Ausstellung zusammenhängenden Schau den 
denkbar ungünstigsten Eindruck hervorrufen müsste. Nähere 
Auskünfte über diese Abteilung erteilt sowohl das Präsidium 
des Komitees Deutscher Aussteller auf der Weltausstellung in 
Gent (Frankfurt a. M., Weissfrauenstrasse 10), als auch die 
Genter Ausstellungsleitung selbst. — Die Ausstellungsarbeiten und 
ihre Einrichtung sind auch schon so weit vorgeschritten, dass 
die Ausstellung bestimmt am 26. April durch Se. Majestät den 
König der Belgier eröffnet werden wird. 

Die Eröffnung der Grossen Berliner Kunst¬ 
ausstellung findet, wie nunmehr feststeht^ am 10. Mai statt. 
Der Kaiser wird der Eröffnung beiwohnen. 

In den Vorstand der „Ständigen Ausstellungs¬ 
kommission für die deutsche Industrie“ haben der 
Verband Deutscher Elektrotechniker und die Vereinigung 
Deutscher Elektrizitätsfirmen neu delegiert die Herren Geheimen 
Kommerzienrat Dr. v. Petri (Generaldirektor der Elektrizitäts- 
Aktiengesellschaft vormals Schuckert & Co.), Nürnberg, Direktor 
H. Cox (Maschinenfabrik Esslingen), Cannstatt, und Direktor 
Carlos Gaa (Brown, Boveri &Cie. Aktiengesellschaft), Mannheim. 

Grosse Kunstausstellung Düsseldorf 1913. Am 
3« Mai wird die Grosse Kunstausstellung 1913 im Ausstellungs¬ 
palast ihre Pforten öffnen, die aufs neue Zeugnis nicht nur 
von dem ehrenvollen Kunstschaffen Düsseldorfs ablegen, 
sondern auch einen Ueberblick Uber das Kunstwirken und die 
Kunatbestrebungen anderer Kunststädte gewähren soll. Eine 
Anzahl hervorragender Künstler haben Kollektivausstellungen 
geschickt Nebenbei sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, dass 


die Ausstellung durch Vorträge Uber Kunst- und Kultur¬ 
fragen eine wertvolle Bereicherung erfahren soll. — Mit der 
Eröffnung der Ausstellung ist gleichzeitig die Einweihung der 
Brunnenanlage vor dem Kunstpalast verbunden. 

Die Ausstellung hervorragender Park- und 
Gartenanlagen auf der Internationalen Baufach- 
Ausstellung Leipzig 19x3. Das Bestreben aller Gressstädte 
des In- und Auslandes geht dahin, in grösserem Massstabe als dies 
bisher der Fall gewesen ist, für ausreichende Grünanlagen in 
allen Stadtteilen zu sorgen. Ganz besonders kommen diese für 
die Volksgesundheit so ungeheuer wichtigen Bestrebungen bei 
den Stadterweiterungsplänen zum Ausdruck. Auf der Inter¬ 
nationalen Baufach-Ausstellung Leipzig 1913 werden solche 
Anlagen (Parks, öffentliche Gärten, Wiesen) in reicher und 
vorbildlicher Auswahl in Modellen uni Bildern zur Darstellung 
gelangen. Alle deutschen Städte, die die Ausstellung beschicken, 
werden Wert darauf legen, dass das Publikum ein klares Bild 
Uber die Fortschritte und die Entwicklungsmöglichkeiten dieses 
Sorgenkindes im modernen Städtebau erhält. Leipzig, Hamburg, 
Frankfurt a. M., Düsseldorf, Dortmund, Mannheim, Mainz, 
Potsdam, um nur einige Städte zu nennen, bringen besonders 
interessante Objekte. Von ausländischen Ausstellern seien an 
erster Stelle amerikanische Städte genannt. In diesen hat man 
schon früher als in Europa dafür gesorgt dass zahlreiche 
Plätze der Bepflanzung von Bäumen und Sträuchern, sowie der 
Anlage von Spielwiesen und Sportplätzen Vorbehalten bleiben. 
Chicago, das im ganzen 63 grössere Grünplätze besitzt, wird 
seine schönsten auf der Ausstellung zeigen. Philadelphia, 
Baltimore, Boston und San Francisco schliessen sich an. 
England ist durch London vertreten, Schweden durch Helsingfors 
und Gothenburg, die Schweiz durch Zürich, Russland durch 
Petersburg. Aus dem fernen Osten kommt Manila. Ohne 
Zweifel werden sich aus einem kritischen Vergleich der Pläne 
und Projekte manche Anregungen für die einzelnen Stadt¬ 
verwaltungen ergeben. 

n.— Die Schweizerische Landesausstellung 1914 
(Mai—Oktober). Man ist in der Schweiz schon seit längerem 
eifrigst an der Arbeit, die sehr umfangreichen Vorarbeiten für 
die im Frühjahr des kommenden Jahres in der Bundeshaupt¬ 
stadt Bern zur Eröffnung gelangende Landesausstellung zum 
Abschluss zu bringen, die ein Bild der gesamten Kultur¬ 
entwickelung der Schweiz auf allen Gebieten aes geistigen und 
wirtschaftlichen Lebens geben soll. Das Ausstellungsterrain 
macht für die Ausstellungshallen Beschränkungen nicht not¬ 
wendig. Die Ausstellung wird 58 sehr reichhaltige Gruppen 
umfassen, welche in sieben Hauptabteilungen gegliedert sind. 
Auf eine symmetrische und ästhetische Wirkung der Aus¬ 
stellungsgebäude wird besonderes Gewicht gelegt werden. Die 
sieben Hauptabteilungen bringen in überaus reichhaltiger 
Gruppierung die Urproduktion des Landes, die Entwicklung 
der Landwirtschaft, des Feld-, Obst- und Weinbaues, der 
Tierzucht, Milchwirtschaft, des Forst-, Jagd- und Fischerei¬ 
wesens und des Bergbaues, ferner des Gewerbes, der Industrie 
und Technik, des Handels und Verkehrs, des Sportes 
und der Touristik, des Wehrwesens, der Künste und Wissen¬ 
schaften und endlich der Verbindungen der Schweiz 
mit dem Auslande zur Darstellung. Die Anmeldungen für 
diese Landesausstellung, welcher der Bund und die Kantone 
und alle schweizerischen Organisationen weitgehendste mo¬ 
ralische und materielle Förderung angedeihen lassen, sind 
sowohl aus der Schweiz als auch aus dem Auslande bereits 
sehr zahlreich erfolgt. Die Ausstellung wird nach ihrer Voll¬ 
endung den Reichtum der Schweiz an Kulturwerten der mannig¬ 
fachsten Art und an nach Entfaltung ringenden Kräften erkennen 
lassen und den Besucher besonders mit der hochentwickelten 
Industrie und dem mustergültigen schweizerischen 
Verkehrs- und Hotelwesen vertraut machen. Auf der 
prachtvollen Sportarena werden während der Ausstellung 
volkstümliche Spiele und Sportübungen aller Art stattfinden. 
Die Entwickelung des Hotelgewerbes in der Schweiz seit 
dem Ende des 18. Jahrhunderts wird durch ein Musterrestaurant 
im Betrieb gezeigt werden. 

Canadian National Exhibition Toronto Z 9 I 3 * 
Wie in den Vorjahren findet auch im Herbst d. Js. in Toronto 
eine „Canadian National Exhibition“ statt, deren Leiter, wie die 
„Ständige Ausstellungskommission für die deutsche Industrie“ 
bekannt gibt, es besonders begrüssen würden, wenn die Ver¬ 
anstaltung aus Deutschland mit Artikeln „typisch deutschenUr- 
Sprunge s“, insbesondere mit Kunstgegenständen. Gemälden usw. 
beschickt werden würde. Die Behörden haben sich bereit er¬ 
klärt, Transport und Versicherung sowie insbesondere den 
Verkauf aller Kunstgegenstände zu den angesetzten Preisen 
zu übernehmen, und der Kaiserlich Deutsche Konsulatsverweser 






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hat sich heimischen Ausstellern ausdrUcklich in jedem Betracht 
zur Verfügung gestellt. Erwähnt sei, dass die vorjährige Aus¬ 
stellung trotz der ungünstigen Witterung von rund einer Million 
zahlender Besucher besichtigt wurde. Weitere Mitteilungen 
bleiben Vorbehalten. 


6.—20. April: In Dortmund Wanderausstellung des Deutschen 
Vereins gegen den Missbrauch geistiger Getränke. 

19. April bis 13. Mai: In Saarbrücken Kolonial-Ausstellung. 
25. April bis 4. Mai: In Coburg Grosse Thüringische Aus¬ 
stellung für das Gastwirtsgewerbe, Hotelwesen, Kochkunst, 
nebst einschlägigen Erzeugnissen heimischer Industrie. 

3.—X2. Mai: In Stuttgart Grosse Frühjahrs- und Gartenbau- 
Ausstellung. 

3. Mai bis 12. Oktober: ln Düsseldorf Grosse Kunstaus¬ 
stellung im Städtischen Ausstcllungspalast. 

3.—14. Mai: In Berlin Fachausstellung der Papier- und Druck¬ 
industrie. 

II. —30. Mai: ln Stuttgart Jubiläums-Ausstellung des Schwäbi¬ 
schen Albvereins. 

15. Mai bis 15. Juni: In Zwickau (Sachsen) Ausstellung von 

vorbildlichen Arbeiter-Wobnungs-Einrichtungen. 

16. —x8. Mai: In München Internationale Ausstellung von 

Hunden aller Rassen. 

x8. Mai bis 2. Juni: In Trier Eifelausstellung in der neuen 
Kunstgewerbeschule. 

24. Mai bis 8. Juni: ln Kiel Gastwirte- und Kochkunstausstellung. 
Mai—Juni: In Essen im städtischen Kunstpalast Ausstellung 
„Das Sauerland in Wort und Bild**. 

Mai—Oktober: In Stuttgart Grosse Kunstausstellung mit Er¬ 
öffnung des neuerbauten Kunstgebäudes am 8. Mai. 

Mai bis Oktober: In L e i p zi g Internationale BaufachAusstellung. 





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m 

Kongresse u. Versammlungen [ 

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Die Verkehrs-Vereine und Verwallnngen hillen wir um rechtzeitige 

Angal)e <ler jeweilig» slaltlindendeii »nisseren Veranstaltungen Die Ued. 

15.—18. April: In Wiesbaden 30. Deutscher Kongress für 
innere Medizin. 

30. April: In Rottweil Landes-Versammlung und Ausstellung 
des Württembergischen Vereins für Knabenhandarbsit. 

Anfang Mai: In Berlin Haupt-Versammlung des Deutschen 
Frauenvereins vom Roten Kreuz für die Kolonien. 

X. - 4. Mai: In Dortmund Generalversammlung des Verb andes 
reisender Kaufleute. 

4. Mai: In Düsseldorf Haupt-Versammlung des Vereins 
Deutscher Eisenhüttenleute. 

4. Mai: In Ulm Landesversammlung des Bauwerkmeister¬ 
vereins W ürttembergs. 

X2. —13. Mai: In Stuttgart Haupt-Versammlung des Württem¬ 
bergischen V olksschullehrervereins. 

X2. —14. Mai: InHeilbronn Verbandstag Süddeutscher Zeichen¬ 
lehrervereine. 

X2.- 17. Mai: In B r em e n Tagung der Deutschen Zool. Gesellschaft. 

13. Mai: In Stuttgart Haupt-Versammluug des Landes Vereins 
Württemberg des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde. 

13.—14. Mai: In Barmen Kongress des Vereins für wissen¬ 
schaftliche Pädagogik Deutschlands. 

13.—15. Mai: In Breslau Haupt-Versammlung des Deutschen 
Vereins für Schulgesundheitspflege. 

13.—15. Mai: In Breslau Haupt-Versammlung des Bundes 
Deutscher Verkehrs-Vereine. 

13.—x6. Mai: In G o t h a Tagung der V. C. des Verbandes der Turner- 
schaften auf deutschen Hochschulen, verbunden mit Turnfest. 

13. —17. Mai: In Düsseldorf Kommunale Woche, Rheinischer 

Gemeindetag (Bezirksverband Düsseldorf) und Tagung des 
Rheinischen Städtebundes. 

14. Mai: In Bautzen 220. Haupt-Versammlung der Ober- 

lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. 

14.-18. Mai: In Ulm Verbandstag der Wirte Württembergs, 
verbunden mit einer Ausstellung für das Hotel- und 
Wirtschaftswesen (xo. - 19. Mai). 

X5.~x 8. Mai: In Düsseldorf Hauptversammlung des Natur¬ 
historischen Vereins für Rheinland und Westfalen. 

17.—x8. Mai: In Cassel Haupt-Versammlung des Verbandes 
der Lederhändler Deutschlands. 

17. —x8. Mai: In Düsseldorf Verbands- und Delegiertentage 
für Rheinland und Westfalen des Vereins der Pioniere und 
Verkehrstruppen. 

17. —20. Mai: In Berlin Sitzung des Reichsverbandes deutscher 

Städte. 

18. Mai: In Co b lenz Hauptversammlung des Provinzial¬ 
verbandes Deutscher Flottenvereine für die Rheinprovinz. 


18.-21. Mai: In Kiel 4. Jahres-Versammlung des Bundes 
Deutscher Jugendvereine. 

X9. Mai: In Posen Haupt-Versammlung des Posenschen Spar¬ 
kassenverbandes. 

24. Mai: In Bernburg Haupt-Versammlung des Sparkassen- 
Verbandes Sachsen-Thüringen-Anhalt. 

24. -25. Mai: In Hildesheim Versammlung des Bundes 

Deutscher Militäranwärter, Provinzialverband Hannover. 

25. Mai: In Stuttgart General-Versammlung des Württem¬ 

bergischen Weinbauvereins. 

25. -28. Mai: In Dortmund Kongress für Volks Wohlfahrt. 

26. Mai: In Kiel Tagung des Deutschen Werkmeisterverbandes. 
29. Mai bis x. Juni: In Coblenz Tagung des Verbandes 

Deutscher Beamtenvereine. 

29.—31. Mai: In Bremen Konferenz der Statistiker des Reiches 
und der Bundesstaaten. 

29. —3x. Mai: In Düsseldorf Generalversammlung der Ge¬ 

sellschaft für soziale Reform. 

30. Mai bis x. Juni: In Dortmund Verbandstag des Ver¬ 
bandes der deutschen Baugenossenschaften. 

31. Mai bis 3. Juni: In Düsseldorf Tagung des Reichs¬ 

verbandes deutscher Presse. 

Im Mai: In C o b 1 e n z Versammlung der Schlachthoftierärzte 
der Rheinprovinz. 

Im Mai: In Cassel Deutsch-Evangelischer Schulkongress. 

Im Mai: In Barmen Verbandstag des Deutschen Verbandes 
kaufm. Vereine und Deutschen Vortragsverbandes. 

In Bremen: Tagung des Deutschen Flottenvereins. 


Zeitangaben der im Mai und Juni 1913 in Leipzig 
stattfindenden Tagungen und Veranstaltungen. 

; Eröffnung der Internationalen Baufach-Ausstellung. 
Verband Deutscher Zahnärzte. 

Concours Hippique, Sportplatz. 

Landes-Verband Deutscher Gewerk-Vereine, gern. 
Besuch. 

Deutscher Gewerbeschul-Verband. 

Landes-Verband Sächsischer Redakteure und 
Berufschriftsieller. 

Deutscher Wehr-Verein. 

Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutsch¬ 
lands. 

Verein der Ingenieure der k. k. österreichischen 
Staatsbahnen, gern. Besuch. 

Verband Deutscher Fabrikanten von Eisen- und 
Metallwaren, Werkzeugen, Haus- und Küchen¬ 
geräten, Kunst- und Luxuswaren. 

Verband Deutscher Eisenwarenhändler. 

Leipziger Automobil-Klub. 

I. Juni: Verein beratender Ingenieure. 

; Beleuchtungstechnische Gesellschaft. 

: Eisenbahntechniker-Verein, Leipzig. 

Nationales Schwimmfest. 

Kongress der Sächsischen Hausbesitzer. 

Deutscher Werkbund. 

Oesterreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein, 
gern. Besuch. 

Deutscher Techniker-Verband. 

Deutscher Metallarbeiter-Verband, gern. Besuch. 
Deutsche Fischhändler. 

Deutsche Gesellsch. für Verbreitung von Volksbilung. 
Deutscher Schlossertag. 

Gewerbe-Vereine Nordböhmens, gern. Besuch. 
Verband der Mecklenburgischen Gewerbe-Vereine. 
Hauptverband Sächs. Gewerbl. Genossenschaften. 
Landes-Verband von Handwerker-Genossenschaften 
im Königreich Sachsen. 

Verband der Vereinigten Baumaterialienhändler 
Deutschlands. 

Bund der Landwirte. 

Verband der Deutschen Tiefbau-Unternehmer und 
Deutsche Tiefbau-Berufs-Genossenschaft. 

Verein der ehemaligen Schüler der landwirtschaft¬ 
lichen Winterschule zu Merseburg. 

Verband Deutscher Bühnentechniker. 

Verein Sächsischer Richter und Staatsanwälte. 
Verein Deutscher Ingenieure. 

Arbeitgeber-Schutzverband für das Deutsche Holz¬ 
gewerbe. 

Deutscher Beton-Verein. 

Landes-Verband Sachsen des Deutschen Vereins 
gegen den Missbrauch geistiger Getränke. 
Verein der Deutschen Gas- und Wasserfachmänner, 
gern. Besuch. 


3 - 

Mai: 

lo. 13. 

»f 

II. 


13.-15- 


14.--16. 


Mitte 

- 

17. u. 18. 

11 

20 .U. 2 I. 

- 

23.U.24. 

- 

23. 25- 

♦* 

23. - 26. 


25. 

„ 

30. Mai 

bis 

31. 

Mai: 

I. 

Juni 

I. 


I. - 3 . 

>» 

5. u. 6. 


6. 


7. - 9. 


8. 

19 

8. u. 9. 

• 1 

8. u. 9. 

99 

8.- 10. 

99 

9. 


9 - 


8. II. 

99 

8. - II. 

- 

10. U. II. 

99 

14. 

99 

16. u. 17. 


19. 

99 

20. 


2 I.U. 22 . 


24.U.25. 


26. 28. 


26. 30. 


28.U.29. 


30. 

99 




Nr.l DEUTSCHLAND 


39 




ll Bäder und Sommerfrischen 



Fremdenverkehr in Wiesbaden. Bis zum 31. März 
d. J. waren in Wiesbaden 32x29 Fremde gemeldet, 3230 mehr als 
in dem ersten Vierteljahr 1912. Unter ersterer Zahl befinden sich 
XXX51 Kurgäste und 20978 Passanten; es haben erstere gegen 
Januar/März 1912 zugenommen um 730 und diese um 2500. Der 
Monat März allein hat 13179 Fremde gebracht, gegen 1912 ein 
Mehr von 2729. Kurgäste waren in diesem Monat gemeldet 
4795 gegen 4134 im Vorjahre (ein Mehr von 661) und Passanten 
waren mit 8384 mehr 2068 als im Jahre 1912, das im März 
63x6 Passanten herbrachte. 

Kurtaxe in Kreuznach. Die Satzung über die Er¬ 
hebung einer Kurtaxe wurde in der Stadtverordnetensitzung vom 
14. März endgültig genehmigt. Die Kurtaxe wird somit mit dem 
I. Mai allgemein eingeführt, und zwar beträgt sie 20 Mark für 
jede Einzelperson oder für jede Hauptkarte. Die Beikarten 
kosten 6 und 3 Mark. Da bisher 40 Prozent der Kurgäste sich 
keine Kurkarten lösten, wird durch deren obligatorische Ein¬ 
führung auf 40 000 Mark Mehreinnahme gerechnet, voraus¬ 
gesetzt, dass die Frequenz nicht unter dem Zwang leidet. 
40 Prozent der Einnahmen fliessen der Stadt zu, die diesen 
Betrag indes nur zu Zwecken des Bades verwenden wird. 

Bad Pyrmont. Die Fürstlich Waldecksche Kurverwaltung 
teilt mit, dass die Vorkurzeit in diesem Jahr vom 15. bis 30. April, 
die Hauptkurzeit vom i. Mai bis 30. September und die Nach¬ 
kurzeit vom r. bis 31. Oktober festgelegt ist. 

Bad Oeynhausen. Obschon die Sommersaison erst am 
I. Mai beginnt, sind doch schon zahlreiche Kurgäste hier einge- 
troffen, so dass sich die Badeverwaltung veranlasst gesehen hat, 
drei Badehäuser dem Verkehr zu übergeben. Fast 300 Bäder sind 
schon täglich zu verabreichen. •— Im letzten Geschäftsjahre, das 
mit dem x. April sein Ende erreichte, wurden 16987 Kurgäste 
und X4XX9 Passanten gezählt, 2^1481 Bäder wurden verabreicht. 

Westerland (Sylt). Die Stadtverordneten genehmigten 
die Abrechnung der Jahresrechnung 1911. Die Einnahmen 
betrugen im Ordinarium 830 926.61 Mk., die Ausgaben 775 975.09 Mk., 
so dass am Jahresschluss ein Bestand von 54951.52 Mk. vor¬ 
handen war. Die Mehreinnahmen sind auf die Erhöhung des 
Steuersolls bei gleichen zur Erhebung gelangten Prozentsätzen 
und im wesentlichen auf höhere Einnahmen der städtischen 
Badeverwaltung zurückzuführen. Die Kurtaxe allein erbrachte 
27480.50 Mk. gegen 100000 Mk. des Voranschlags. Die 


Strandbäder ergaben 79 634.65 Mk. gegenüber 59 000 Mk. des Vor¬ 
anschlags. Auch die anderen Badeeinnahmen stiegen in der 
günstigen Badezeit 1911 erheblich. Durch den erhöhten Betrieb 
waren allerdings auch 13 443 79 Mk. Mehrausgaben, als veran¬ 
schlagt, für das Bad notwendig. Die Gesamteinnahme des 
Bades betrug 319 824.43 Mk., die Gesamtausgabe 282 327.79 Mk. 
Der Ueberschuss des Bades betrug also 37496.64 Mk. Es ist 
dies das erstemal, dass das Bad Ueberschüsse erbracht hat. 
In früheren Jahren mussten immer aus Mitteln der allgemeinen 
städtischen Verwaltung Zuschüsse geleistet werden. Die Ueber¬ 
schüsse sollen in einem Ausgleichfonds belegt werden, um für 
spätere Jahre bei etwaigen Mindereinnahmen als Ausgleich 
dienen zu können. Im Extraordinarium betrugen die Ein¬ 
nahmen 575164.43 Mk., die Ausgaben 287310.47 Mk. 

Frühling im Württembergischen Neckartal. Mit 
all seinen Herrlichkeiten hat der Frühling seinen Einzug in das 
Neckartal gehalten, und der Prinz von Wales, der gegen Ende 
März in Stuttgart eintraf, hatte mithin für seine Oster¬ 
reise eine glückliche Wahl getroffen. Er wird hier sicher den 
besten Eindruck von einem deutschen Frühling erhalten haben. 
Die Gegenden von Heilbronn, Lauffen am Neckar und Stuttgart, 
Cannstatt, Esslingen am Neckar stehen bezüglich des Klimas, 
der Wärmeverhältnisse und des Eintritts des physiologischen 
Frühlings in Deutschland in erster Reihe und dem südlich der 
Alpen zeitlich näher, als vielen späten und nördlicheren deutschen 
Gegenden. Dazu kommt, dass die Blüte in den Obstgärten, in 
den Tälern und an den Hängen in einer Ueppigkeit und Lieb¬ 
lichkeit sich entfaltet, dass er von vielen dem Italiens vorgezogen 
wird. Besonders die Täler und Höhen Stuttgarts, die durch 
Strassen- und Zahnradbahnen bequem erreichbar sind, zeigen 
sich in herrlichster Frühlingspracht. Eine Drucksache über diese 
Gegend ist kostenlos vom Internationalen öffentlichen Verkehrs- 
Bureau, Abt. Württemberg, Berlin W. 8, Unter den Linden 14, 
erhältlich. 


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Aus dem Hotelwesen 



Internationales Institut für das Hotelgewerbe. 


Der Bildungsausschuss für das Hotel- und Gastwirtsgewerbe wählte 
in seiner Sitzung vom 19. März zu Berlin die Stadt Düsseldorf 
als Sitz der zu errichtenden internationalen Lehranstalt für die 
Hotelindustrie. Ueber dieses unter Führung des Internationalen 
Hotelbesitzervereins zu Cöln zustande gekommene Unternehmen 
werden wir in der nächsten Nummer ausführlich berichten. 


V erkehrs-Propaganda 


Aufgaben der Verkehrs-Organisationen. 

Von Dr. lued. Er \v in .1 a(»ger (Leipzig'. 


Förderung des Fremdenverkehrs kann seitens eines 
Vereins oder einer Körjierscdiaft nach zwei Hiohtungen hin 
geschehen; einmal kann er im Interesse des vermehrien 
Zuzugs Fremder von aubou nach dem hotreffendmi Ort oder 
Gegend zu vorübergehendem oder auch dauerndem Aufenthalt 
handeln, zum andern aber kann es ilnn auch darum zu tun 
sein, den am Ort Wohnenden, die Fremden eing«*schlos^**n, 
durcli Veranstaltungen aller .\rt vN'ortriige, Konzerte. Tlii att-r 
den Aufenthalt angenehmer und reizvoller zu gestalten 
und sie in Reiseangelegenheiten zu beraten. Die letztme 
Tätigkeit kann wiederum in dem Sinne gemeinnützig sein, 
daß die Beratung im Interesse deutscher (Jegenden, deren 
Verkehr gehoben werden soll, geschieht, oder in dem Sinne, 
daß sie ohne Rücksicht auf solche beachtliche Zu*le nur den 
Wünschen der Reisenden entsprechend, also unter rin^tämlen 
auch für Reisen ins .\usland erfolgt. Soli den • hen skizzierten 
Aufgaben Erfüllung geschehen, dann ist ein umfänglicher 
Apparat nötig: Bureaus, Beamte. Broschüren, Flugschriften 
uaw. I3nd das kostet Geld. Da aber, wie im folguiden 
ausgefUbrt werden soll, die Bemühungen um die F«»rderung 
des Fremdenverkehrs in Zukunft verstärkt werden müssen 
infolge der immer größer werdenden Reiselust sclieinen 
die Verhältnisse für solches Streben zurzeit hesolld(*r>^ 
günstig zu liegen —, so ist es nötig, künftig für die Hebung 
des Fremdenverkehrs noch molir Mittel aufzubringen als 
bisher. Zum Beispiel erscheint es dringend nötig, daß 
nunmehr eine jährliche Zahlung von Mark io. als der 


Minde.stbeitrag. der von (xemoiiiden, Sanatorien, Hotels uaw. 
an den Verband zu zahlen ist, aufgefaßt wird. Neben diesem 
I>eitrng ist dann noch der für die Vcrbandszeitscbrift, die 
in jedem Verband die „Deutschland“ sein sollte, anfzubringen. 

Das oben skizzierte Arbeitsgebiet wird am besten so 
bewältigt, daß die F^ropaganda mehr den Verkehrszentralen, 
den Verlamden. die Sorge um die anwesmiden Fremden und 
um ilie Reiselust der Nachfragenden den einzelnen ürts- 
VertMiien zukommi. Beide Teile müssen trotz der Arbeitsteilung 
miteinander in Fühlung bleiben, das gegenseitige Interesse 
an alh*n eiiigeleiteten Unternehmungen ist zu steigern. Als 
.\usdruck gemeinsamer Arbeit empfiehlt sich wegen der 
damit verbundenen Erleichterung für die Fremden die 
m^>glioh‘^l gl eich artige Einrichtung der Verkehrs¬ 
bureaus au «len verschiedenen Orten, der Hinweis auf die 
au^w.irtigen Bureaus, sowie das Streben. «Be Hinweise auf 
irg«-nd wehdie Verkehrseinriclilungen, wie Ei.st*nbahn, 
Klekirisehe usw. außerhalb der Verkebrsburoaus in allen 
‘h'ten in nn»glichsl gleicher Weise zu bescliaffen. 

Die Arbeitsteilung darf aber nicht so betrieben 
wenleii. <laß man die Zentrale seitens der Vereine als 
I*eliti«»n.<niascliine betrachtet, die allen ausgesprochene 
Wün«>chen nachdrücklichste Verfolgung angedeihen lassen 
niiiß, wenn sie nicht für die Vereine angeblich wortlos werden 
si>ll. Wünsche dürfen nicht nur, sondern sollen sogar 
geäußert wenlen. aber die Vereine sind an den (Tedanken 
zu gewotiiiüii, daß die Zentrale iufolg»* ihrer eingehenderen 











40 DEUTSCH LAND 


dftß ea ]*^iii& Utotf&r^aiiuii^ iör &II 0 am- Verkaht 

I n tö kau« ^ al^ .4 iß- 4 ur&h 4ä» BekÄna t“ 

werden iiiit ^üFicrWjüc^ Anderer Ortej die Tjcit^lr el^^kdn 
oder a btLÜcbeii fiÄ Ltciesbö vök er- 

sLt^ebep, alffö d^ätiröbi 
daß Pato : fiföiPst 
r&i ö'ty*' t, 

■ß i* o r i irp :i;t>,Cf- 'gidb 
Badekuren antörzieit^ 
Brkoimii^di'td ^ • : apd* 
ÄUdJb'tV:'ÜB Wl--■'■■■ ;r.H'iäböii- 

döuiieehctJ 

d]^ Öekyöif* iJL' 
fOl iPm- vöV^&^Jtg- 

ilßheii jBinriöktti^g&ii^ 
Tirqii dProk ; aym- 
patkiaoh# JkHy wa dei* 
d 0 rt 4 fifjr l$eJt^öoh dem 
M P': ’ :|, e tj 

^\lin ä jtdäj 4 :ß 4 ÜM 
d erü Ämpl l ^ D a- 
rtilie?" käian köißen 
Zweifel gabma^dftJJ di«- 
jen i gen« 4 i bat 

den 

€ ßftüP^km^ icii keltim 
ani: WEßdertaBgen, 

Beiköür dp^öbö&oßaeTe 
eunü Zite 

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. :. ■ •Verat&pdti.iö^ 
BHL d ap l'i'eipdep^ 

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ihren Ori 

H^Hf chen VerBlLJii^ 
niasen. fttif- 
■.: aacbem' '■ ,:>r^ 
hl deö Leuten Ja-bren bat ■ jjfc vni^ea doi- 10 
k^^uiidend^ri Orte die 

Jjmi^b-btHsigeu darob d^ Winter: 

^ f leebt erbebiidk gS' 

iiJidert. Dadurck^ d*S 3i© 

^’^birgk- Öft«j m depen 
aui[!h Wintersport getri^boii 
■ werdea kaoK, äcnrnDoer wie 
.HS Wln-ter Fremdeö?Verkehr 

babeh^: könntm gana Äiider® 

' *'' Adfwobdußgea Tftr die Be^ 

^1 d Ortes gemacbt 

" ^1 ; wj&rdei}. So ojitetehen an 

dalo^lseh r Botels m 

2^1 ; ö-ih^ die bi& 

-- - - - I^Ä dablh Grofistädt© nur 

’’ .- , ;^|f' g«kaptJ-t>' 

•* ■' :b,itbehii^:-:':---Weg6T^^^ 

^.j.^FiibV^Witavveseä« -usw^^ ^tr' 
• wickeliifdobiäoöasgozoiöbaieljv 

' * ;■ _ SM dörü, dsidarch den Fremdsai 

grQÖ&ÄrdtebmUchkftiteO: eiitr 

' ^ >tebApv Mit Freoden ist 

- ÄticU fetEiisiielieii.: ai? 

. Ortif^ö, fn dänen a0 i?'Or- 

g>?gii.oge^ ist la ^aebseo 
- .: m j^tor kftdoreo Obei^ 

W^ieseütbal sin bssoaders 
Ireulichfcä sich 

''.der'■ Fr&mU^ßyerk^f-r-naob 
Qaaptität and QdaUtilt er^ 
febiiob b 

.^hlbbibbt 

,^eWpwfrko0g ^ 

^ " . lÄ;isoii-:L:Sti'. bo- 


»Kenntoie&e der loterea^n deü gatiien Gebietea nicht bür 
ijDataüdoy ijondera : ihfbigBd^ äüch verpflipbtot teh allo 
aaagösproeheijen Wünäcibs ahi ihre ptirobfährljarkeit 
profeJ3 an d t um inih dost^ kuiehy rauf^ oh ä i e eb in i t den 
lotoreaaen der Allgo- 
mföiiiheiii, des Crftnr^Uy : y 
‘V^eraiubareü lassen. I 
W&ttsr dieV'^u dor Zeh-, 
trkib Q pro 

p&^tida'' ;biuL)fbb%eiiei:i: 

9 i:» 1 T je , ^sd rglihiiger 
mtl^seu ÄtJe ^u tontet'- 
0 eh 01^0 di&n ■ S biiri t to 
bfwogöD werdfsifä,- je 
t&ijthr : luiikfiteh sidb diej^ 

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Vorzüge der Oögöfödoii 
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Kreise der 10 Betrftob.t; 
kommenden Frenid^^l 
wei te r 55 lob K \u ä*^ m. 
glejöbojd Möße; y 

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^öbrjäihimgi^a 








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d^ttt Grad «MMii|||BM||jj|jM|MMM 

ftp derer-: Ge- 
gÄfideo-.- uüd-: ,; ■ 

Moder! g^.Wadbt werden. Fä dürfen aiiob die Natöfeii weit 
, bekannter äegendeo :aad Or^-O nicht anf dit+ b©ib^i?cbeii 
kr Ui k I OS ■ >0 g a w.aO d t.: :’■ Sv er d sii., . '.^it;', —■''' 

gereisten Fremdün lapber:- ;! 
lieh, ■■;!.. a aß ■. ;th'■;;. •■ Um ■ •:! ö in . ■. 

BeispfiöJ' ÄU ■bnngeoä ■ hk’ufig-, . 
sobbn ßo ■ ■ Oe bi rg» -:Öo-g©fideüt ■■ ■. 
dsy« ■ . eebmh rko n de •.. ^ Bm t' ■' ■' 

Sohwftii.gibt obwohl sie'da- 
dürob ganjis-falaoh cKarafcte-' ' 

Hsiört w^rdenv XüB Sehweis' 

mU ihreni Hoebgobirgs- 

oharakter ist so geb t .in',-' 

weseutltßbon Zügen Von 4^r k -. - 

Art unserer Miitolgebirge. mS ; ^ ^ _ t , 

ußterßohiedfeö, daß ich .mvr; - iBI .. ~ 

eri^psreo,. kÄDn.,;'4^ Wider' 

«dOfidge dör. gowiihUeöL Ee- ../■/. . 

Äoiobüm^g ‘Weiter auazo- M g . 
fahre ü.! U nflOt Vattötlan d; ist - V ^ i / 

sin ift n da ob ftf tl i c-b ö o Ws^ ^ ^ ^ 

ttO ü b err e i ob i: wen a i bnhb: ‘ y, 

Äbdh oftmAle dio OroßarLvgt " 

koit anderer Oo^jtodoö febU> IBEB 
dfti3 -;-W ' 'd^l toh'! jSOtöb '''f^ ■ iH K w '• 

Beeobrmbun^^ nicht ein mal , - ^ 

be^Ogliok meiner wirkitb.bea mB ^ 

3öh&nh©itea die Var diente -.■ MB 
W ördigttojg ' fi'öttßt.i!.- :Bs. -.wiitd. ■ ’ ’ ,., 

dajßtt in öOtn«j seb^hieäS"; ; j BK ' ^ ^ 

wortenBi ge 0 e-rtdefeFrehadi^^n'. '• ■ am ^'.'; 

nicht genügend ., !■ liftbo',' 'V-'-.-,^ 

bracht, Äbgo^cbbß Vöö. äeai JBK - ;■ ^v: 


eben behaDdolteh Fbhler ^ÜS 1 

merk* man sich';’ , -SK^vy’! | 

^bahligeRögangeo «n^bs^b^ :;; -t 

dos Ganzen z ck^eÜBiiy!. 

Ob J ök ti vität gewinnt die •.^’-'^V 

Fremden, well ms dadurch 

Veertranou aur m chlioboa Bebandiaug dnjrbb 4 te Terk e h rä- 
orgab« gewinnen. 

Wcö'h wir nuÄ im fol^ di« Attfgabö% weiche den 
Verkehr»« OrganisfaLiohao a m oi g n h e n 0 r t erwaobs^ö, 
hetraobton wdilan, «o abi ^aunticmst darauf biageViOaen* 


_ 

5 ''V r ubachten, daß eich Inlotgfi“ 

Aeea ea . a nöb ,, and ^tsr V ©r- 
■ ■ köbtf' ä» ■4i^een- B^'rMsiohen 
mftu zun it^fh.ai-. • gar -- ■ ■ ö ieht 
godacht biiii entwteköH; dev A utamoMlVOTkoht^ da© 
AnfiiacKeb solcher Ortö tdut Nachkur owW* Erat ädio. 
b i?:)T4brton Ei n r ich t angen für die An fn abffijef d»er ^ Freuten 
] iahen 4 se^ B rach et nun g erm öglieb t. W ähren 4; oÄmb oh b iaher 
di^ BOgonhnnte Sala^on^in^den höher g6legeriie& OTten imi^^ 

















DEUTSCHLAND 


Mittelgebirge infolge der härteren Witterung kürzer als in 
nie^ger gelegenen Orten war und deshalb Fremdenverkehrs- 
nntemehjntuigen vorzüglicher Art nur an bevorzugten 
-Plätzen gestattete, fängt dieses Yerhältnis an, sich neuerdings 
. änigünsten der ersteren auszu gleichen. Damit ist dem Unter- 
'nenmongsgeist auch in diesen Orten ein recht weites Feld 
grünet. Möge an Orten, die durch ihre Höhenlage zu 
Wintersportolätzen wirklich geeignet sind, davon recht 
ergiebiger Oebrauch gemacht werden! Mögen aber auch 
in solchen Gegenden Verkehrs-Vereine entstehen, nicht nur 
um das Kapital zur Niederlassung zu ermutigen; sondern 
um ihm auch durch ihre Tätigkeit die Verzinsung zu sichern. 

Die eigentliche Tätigkeit der Fremden-Verkehrsvereine 
kann nun, abgesehen von den den Fremden und Reiselustigen 
direkt zu widmenden Diensten nicht etwa in eigenen Unter¬ 
nehmungen, sondern im Gegenteil nur in sorgfältig erwogenen 
Satsohlägen bestehen. Obwohl das Hoteiwesen sicherlich 
immer ein Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit sein wird, 
will ich es hier doch übergehen, weil gerade darüber in 
letzter Zeit sehr viel gesprochen und geschrieben worden ist 
xmd, was voll Freude hervorgehoben werden kann, mit 
gronem Erfolg. Für neue Unternehmungen beherzige man 
die guten Ratschläge der heimatlichen Bauweise, die die 
Yer^ie zur Pflege des Heimatschutzes gern erteilen. Man 
nehme sie nur recht häufig in Anspruch. Nicht am 
Architektenhonorar sparen wollen! Das ist der falsche Platz. 
Das grofie Kunstverständnis, das die Mitglieder des Bundes 
Deutscher Architekten offenbar besitzen, sollte für unsere 
Erholungsorte recht oft nutzbar gemacht werden, nicht nur 
für Neubauten, sondern vor allem auch zur Auffrischung 
der vorhandenen Baulichkeiten, die manchmal unter falsch 
angebrachtem Putz späterer Zeiten architektonische Linien 
von B^tener Schönheit verstecken. 

Ih jedem Orte sollte sich eine gut geleitete und leicht 
erreichbare Wohnungsauskunft befinden, damit man dort 


Fremdenverkehr und Nationalwirtschaft. 

Die „Prankf. Ztg.*‘ lässt sich aus Rom berichten: In der 
letzten Nummer der „Nuove Antologia** veröffentlicht ihr Schrift¬ 
leiter, der Abg. Maggiorino Ferraris einen Artikel über die 
Bedeutung des Frem denverkehrs für das italienische 
Wirtschaftsleben und macht darin einige Vorschläge, wie diese 
ausserordentlich wichtige Quelle des Nationalreichtums er¬ 
giebiger gemacht werden könnte. Nach ungelähren Berech¬ 
nungen stellt der Fremdenverkehr für Italien eine jährliche 
Rente von etwa 500 Millionen Lire dar, wovon etwa 100 Millionen 
direkt an den Staat und an staatliche Betriebe z. B. in Form 
von Bisenbahnkarten, Post- und Telegraphengebübren oder 
von Abgaben usw. gehen. Aus diesen Ziffern wird es klar, 
dass der Fremdenverkehr für die italienische Wirtschaftsbilanz 
von etwa so grossem Einfluss ist, wie für andere Länder die 
Wälder und der Erzreicbtum. Daraus folgert Maggiorino 
Ferraris die ^Notwendigkeit der staatlichen Pflege 
dieses Zweiges der Wirtschaftspolitik, die aus dem 
primitiven Stadium der Individualwirtschaft zur höheren Form 
der organisierten und kollektiven Wirtschaft gehoben werden 
müsse. Eine Verdoppelung der Einnahme, d. h. die Erzielung 
einer jährlichen Rente von einer Milliarde wäre dadurch zu 
erreichen, was durch den Erfolg der Schweiz und Frankreichs 
bewiesen werde. Pie Schweiz nehme, obgleich sie nur ein 


jederzeit mündlich, schriftlich oder auch telephonisch über 
die Zahl der in Hotels und Privathäusern zur Verfügung 
stehenden Zimmer sowie über ihre Art und ihren Preis 
Auskunft erhalten, unter Umständen auch Bestellungen 
aufgeben kann. Liegt der Bahnhof zentral, so ist ihm das 
Verkehrsbureau anzugliedern. Mindestens muß aber am 
Bahnhof und an den Eingängen zum Ort durch auffällige 
Bekanntmachungen auf das Verkehrs-Bureau hingewiesen 
werden. In der Auskunftei erleichtert man den Fremden 
den Ueberblick über freie Wohnungen dadurch, daß eine 
große Wohnungstafel angebracht wird (etwa 36x60 cm). 
Die Tafel (vergl. nebenstehende Figur) besteht aus einer 
Holzplatte, die ebensoviel Rundlöcher enthält, als Hotels, 
Pensionen und Villen usw. am Ort vorhanden und in die 
Wohnungsliste eingetragen sind. Oberhalb dieser Löcher 
befinden sich fortlaufende Nummern, die mit denen der 
Wohnungsliste übereinstimmen und somit indirekt die 
Namen der in der Wohnungsliste auf geführten Vermieter 
anzeigen. In diese Löcher werden kleine Holzklötzchen 
gesteckt, die die Zahl der noch freistehenden Zimmer tragen. 
Besetzte Häuser werden am besten durch andersfarbige Holz¬ 
klötzchen kenntlich gemacht. (Systemdes Ortsverschönerungs-, 
Kur- und Fremden-Verkehrsvereins Bad Tölz.) 

Je sorgfältiger die Wohnungslisten geführt werden, 
um so mehr eignen sie sich als Unterlagen zur Fremden¬ 
verkehrs-Statistik, die für jeden Ort wichtig ist (vergl. neben¬ 
stehende Meldekarte Bad Tölz). Sie allein vermittelt ihm 
die genaue Kenntnis der Zahl seiner Besucher, ihrer Her¬ 
kunft, ihres Standes usw. und wird daher allein geeignet 
sein, ihm Fingerzeige zu geben, in welcher Art er seine Be¬ 
mühungen zu gestalten hat, um den Zuzug der Fremden zu 
fördern. Sie ist aber weiterhin auch ein vorzüglicherWegweiser 
für die Zentrale, um auch dieser anzugeben, in welcher Art sie 
dem einzelnen Orte beispringen kann, und sollte dieser daher 
regelmäßig am Ende des Jahres zugängig gemacht werden. 

(Schluß folgt.) 

Zehntel Italiens umfasst, jährlich etwa 300 Millionen, Frank¬ 
reich zwei und eine halbe Milliarde ein. Gleiche Resultate 
könnte Italien erzielen, wenn es seinen Reichtum an Natur, 
Schönheit, Hygiene und Kunst von den Alpen bis nach 
Sizilien und Libyen klug ausnutze. Maggiorino Ferraris 
empfiehlt zu diesem Zwecke gemeine chaftlich es Vor¬ 
gehen der Hoteliers und Gastwirte z. B. im Inseratenwesen 
und. in der Benützung der ausländischen Presse, der Zeit¬ 
schrift des Kinomatographen usw. zur Reklame und Auf¬ 
klärung, und fordert die Errichtung einer Amtsstelle bei 
der Generaldirektion der Eisenbahnen, die nach Art der 
„Tourist Office“ oder des „Tourist Department“ bei den eng¬ 
lischen Bahnen den gesamten Fremdenverkehr aktiv kontrollieren 
sollen. Maggiorino Ferraris, der einer der bedeutendsten Wirt¬ 
schaftspolitiker der italienischen Kammer ist, erhebt diese Vor¬ 
schläge zu einer höheren politischen Tendenz, indem er auf 
die sozialen und wirtschaftlichen Pflichten verweist, die Italien 
z. B. im Schulwesen, in der Hygiene, in der Wohlfahrt der 
niederen Klassen, in der Steuerreform und sozialen Gesetz¬ 
gebung zu erfüllen hat und die nur erfüllt werden können, 
wenn der Staat die Mittel auf eine Art und Weise herein¬ 
wirtschaftet, die die drückenden öffentlichen Lasten nicht noch 
vergrössert. — (Was hier über die Bedeutung des Fremden¬ 
verkehrs für das Wirtschaftsleben Italiens gesagt wird, gplt 
auch für die deutschen Verkehrsinteressen. Die Anregungen 






43 DElilTSCHLANP 


Nr.l 


^eckani *icb tl«m Arbetts^^rogramiti, das sieb 

d<^r Öünd Peu'^chet VorkebrÄ-V^ftinft in Verbindung :;?jij[ dem 
Aua^cbbvf^ jür Filrderung d«;s Kei&everkehr« auf den deutschen 
Bfthöeja geötetb ba(> Die Red.) 

i a du i^ragmnda für MaiinheiRi* Den früher 

atiege^henets k u n s M e r i s ch e u A n 5 i cb t s p o 31 k a f t ^ n fUr 
lüdusUiidpT^^^tigafjda hät der ^annhe Verkehr^-im 
Aufträge StadtverViraitung: «dne M?feUeTfc Serie faJgeh iasaei^- 
Die wohlgelonennen Zeichntün^eij iu diesett fCartea rülire?^ v^d 
einem einheimiBcheß KUuSiiier her, Kar^&trDaier Wuh*&lin fi/töranftf, 
und si eilen drei int er easa nie MtatiVe aiis den ManöhÄitdef . 

atilagen dart eine Partie au$ dem MÜJUiattb^ien, eme Panie #\ii: 
dem Kti 5 er-Wühifimis--Herön flisdu^mihal’caj und etue Partie aus 
dem Edü^hafefs. Sciiif fiff,K Kt aflep!t Speich er beIt btü dte Bilder 
uu 6 g e- b CU ei ö e «mdru ti ksvöll^ Vevrst ei 1 u ng des H afe n v er kc br» 
der RtwUu-H«ckäf«udt ; gwrjaQnten; Motiven sSpd 

je drfct Se r drü.ck:t,' ööd■ ^;im'. .iraüi2en 5d nö.n Foai;k'^it uu -herv • 
gestellt TVflrden,, t>if! an Pnmeö tum Private 

unemeeltlich c^bgegeheu^^^ 

3 ! eu if a la ie 11 * für den Fremd etivttr kehr Gross- 
Bi^tUnu. Für die in der Grütjcluftg bflrgnfjeue 2entralsteÜe 
F!if: den Fremdenverkehr Grdes-BerUua hs-t sich, .nunmehr daa 
P>SÄidium gebildet, das jiu$ f^i|eeT(^d-itit> .tietreii besteht: 
Oftheini tr K örh m er^ie n rat G t or g K r b m b e r ,. K u tn m era len r at 


Ffity G u gc n h e I nif Generaikruishl ^ugifeu * h d « n, Staajs^ 
aekretar a. D. v P o d e f a k s, dfcheimeT Wi tt£ng. 

J 5 vjtm liicsraf isclieo Beirat wiuf d© Che.ffedakliptif J. D »ja d ^ u 
ge wlA hlt; Xu einer fd 1 Ahfu ug- Apr 13 vorgeaebeiren Siuuug soll 
4i;e KoueUtUtefubg elnefc öÄbeh dem ^^fäaidium au etnehtenden 
Vof»i3;ndea ärfdlgeA+ Itiawischen wird die ZeotraltJteile ^tr» 
r. Apnl jhre tfliJgtcit mit der SrdflTttuiig eine» A u^ku-of tbu r^ÄUR 
SkUimUixiitvi^ dA^ VuT-^ den Lhiden 14 in dem von dcfi deut^en 
Stäiiiha un veri u ng^eo eitigeri cht^teo ^ ,1 htt rnkhonhlek öSfent- 
Ijchen V^^rkehrfihitire^u^ jerrieht^i wird* Die VefWküuä^tsbufean 
der Äe ntrftl^tell c hi^än d et ^i;ch bis au f weiwkö j 

Ke ae Sri«f v er1 uaerkefi. Südhen A?hd von 
der bay e tiaeöen W hh V^teln iint dem 

Amdicheu. BaycfischeJr R!e.iöel>iire*u ne^e ^iegditiJ^sk&n hftir- 
Ai t. sg*5 h w otdeüi di^. u. iau dechÄfilich fcn^öodens bater“ 

essÄ&ie Funkte 4 e^ bajrfris^ben Hoch lindes im M ihr fstrhen druck 
darsieiien. Die Marken;: werdßh ^Än Intei esse Uten kosten l de «b - 
gegeben vom InternÄtiohÄlen i£jWeutlinu en Vdrkelxfahur^u in 
Beruht Unter den 1^1 

, Ftemdenverkebr inBayern» Dae Ihtfcmßtionäle iHf eni- 
13 ehe Verkehrsbureau in Berlih. Ürrlifrr den 1% aehreibs 

UTiÄ ; O ie das Fichtel gobifgft d wchiE iii: den de , '.staatliche Moidr^ 
Wögenverbiddung BuyTcuth—Wü]nsi^dHiji--MKrkircdwitz' Wird in 

diesem jahnf »thon Äb n Mei und ble bj- Ä täglich hetjricbeii* 


DDDOa 


Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e^V.) 

Geschäfte^tellei L-eip^ig/ ThomaEhisstrasae aa, Fernsprecher a0^14, 


Oüüüa 


(Uie tje'j;i:hür(!^Äl,eU<i.j^ibi Auikhuitc UbRr deutsch« VejrlfChr^vve^en irnd He:iaetint^elet;cniie(tcij iipil 

verAvPiiiiei üul VeHangefi Eulii er (VoM*?kte Ub^r l>ur- miuI ÜudBörie. Sn’tdt^ iiitd l^;indwhi 3 ftehd 


AmtHche Mitteilungen der ZentraisteHe. 


Die diesjährige 

Hauptversamtnlung 

findet, wie bereits mitiTerieiltj am und Mai in 

B T es 1 a d stati. Am 13. .Mai* nach mittag'3 ^ Uhr, i>i ' 

Sitzung des OösanfitVbfSiarjd®^ ib Aufsicht genbitfifn^n, Am 
14. Mai, vormittags ns Ühfv whd Oerffetiiliche HauptVCfSSmtn' 
lung und am 15. wtai, ; vhmmug^ g Uhr^ dje geH^chius^enV 
Mitf 1 iedei-v ers a m sta HÜ n t tu A n sc hl uss ah di p Ta? ü n ^ 

wird eiji Ausflug nach der SUdi F o en und die 
von Anaiedclungen in der ProVin* Po^eu 
wäre daher schon jetet cfWÜnBcht, nusere Mügiiedei 

lih Verb i n 4 I i ch da Von ünierricMe^ten, ob sit an Sse^Uith, 

PoGjebis werden. 

Wettbewerb für Photographien 

W;tf Wifffetl i^uf die Zweckmässigkeit der : ;^bo 

fi ö a dCFp re isöh ^iO unseren WctibewcTb für Fhotoftlü.phieb 
Sehens d et Lahnes verbände und Ürlsvtreine te die 
adduiungigri und Ankäufe von Bddero aus tbrer ferhgitie^i 
Hbimat hin. Wir dehkerL uo» die dei Sonderprei^te 

dütJirt, dass dre Ortsvj^fkiftft hftd LirjdeäVETbäridc dieselberi tiem 
FtTeisgcrichl zur Verieifung f^ach bcsilmmieo Gesicht^tpunkien 
, ifUf Vmfüguhi^^^ s UDd Jür die BeutmUitig der für ihr 

Öebi^t in Frage Wmrtietldeii Fbotographion einen Vertreier 
in Idas Pf eiagericht ebtaehderi. 


Aut döf vorjähriigeiQ Hauptvefoammlung de<t Bundes io 
Ct^ael wurd^dlt! Abiegiihg^e^tfbcnvdass die G esch ä Hä ftib fer 
iäef Verbände sich hm und wieder jsu 

Kbiii erbix^e iU^bmib.bnhndeti möchten, um gegenscitigie AUan. 
spifA&heö iibbf Vefkeht^ngenhe i ten h erb^jjufhhren* per 
Butid Anr^ und schlägt vor*; fibteh^ 

.;. bii :Gele.get!ttejt:. .d^t .Bundestegungdh,; .viöHelcIif tna 

Tage vörher, anzüberaumeh, Oie Bumie^Vereine wefdeii daher 
gebeten, ihren Beamten Gelegenheit su g^hen, dw hMcichaetea 
Versammlungea besuchen zu köbUiSfi, 

Weiter wurde kt Cassel der Wunseb auKg:eepfoi;h<h:>i di« 
Bundesleitübg möge die Anregung-^u eineih z^ilweiligth Au«- 
t a u sch der Beamten der einztjhje n Btindiftsverejue gebetif damit 
sich, dieselben über die Bureauejociohtungeti ur^d deh Geschäfla-^ 
b e t T i eh hei a.n der eu Verkehrs- V^r u n terrkht«ö können. 

Ein d^tarhgttr Au^taiiscK wüti 3 o jedfenf^lU AushS^ldting: 
Petsunata lordemi, MhT die W^itfere VetfolgUiag dtt Au- 
;■ gdegenheit Dnieriag^t. "j!fH ;erba^^ tiiiten 'iibr 4ähiftf. •■die 
; FJ u n J ?:;sm i i g jiedei ^ welche B are a üa ivi ix Rcamic u upisr.hadteö, 
utn geü, BeantWörtutig d?i fearhsiehenden rri(|^eü, Wir be¬ 
merken dazu, d^s die BurjidestRiiimir gefü hweit . i^i, d«ii 
GipsrhätLsftibretti d g0n Besmleti 4^*“ V«rbiäß 4 b und 

. V lü :'-dtFGeai!c;häft«- 
».teHe des Hunde* mu-' g-ebeb.', ' 

i BeäfJiälbEeo S-j^ In iWem Bureau mätmliche oder weib- 

Ul Iht Bnted.d Sommer iind VV'mfcer geöfiToei? 

3 h bn djiastloe SioHtitags gieöifhet^ . : ; ^ 










ü| -Ji:'-'. 

kfef . ■ 



neun; deutj^tr ^aaerub 

Ott i&cititmfdiaft mit bcdciifcnflcn liunfilmt Ijaben mit bc|liinmft 
Brbtdsart£nf ,!?la&t ncrrnia üirfl 6dmit cihPTuEfinfa- 

lidte DfKbiiligühö IBir )kfbcR mit ^itfchi 

jmed'öjfnbdtcn uriö fdibnen prcUiDtrfch ßdusrat:. 

oadi ehitm öcutrdic« + öoe ^rgcbiira l-x^ldhrigtr Pchcii jeigt 
tmfee «itttiä preUbüdt m 15^ Bdöttn, pede 


ntüfir Öd)rip (ptiU 5^ pftlimg) Dcf deiitf^c 6dt 

^ ^ ^ buit$<^c JDcrtflätte« 

^«Itfcaii hrs:$^Asn {Rüncheti bertln fiannopcr 

V fcel löltt 4 l«äcj*-PU «»cUtPiiedr.K f^ 6 n)flTtro!^e 37 fl 


X \t W'il ^ ^tu T .v’:; v ■ r . .11 €l«^*^k«ppf^^^bchü^tUng9F»rpeii>^6actenm$l>el 



















'TOOQQOoooooQoogoQoooooQoe t H i DBUTSCHI.AND m ee eee ee e eoeeoeoeoo oe oo oeci o aii 43 


4. Wi«vic 3 Attvlkthifte wej\fen im &urcluk:hn4t eiigtfch erteilt? 

5. Worüber dÜie Aueltünfie bftuptsäcblicb entJlt? 

Cu Wetdeo du AuskÜoite eods in Spfstchen , 

erteilt, g^egebetMm^lfls in welch«!.7 

7. ht welchen Monxten hcdet der etjärksi«, ih welchen der 
•cbwdchBte Verkehr itm BureAtt iUatt 7 

A Wird dem Per&hoa) Hrholimgeurlaub gewährt« evenfl. 
wann tmd wie lenge? 

9» Beeitrt d«e Pereonal Peoeionsbetecbtigtin^ ? 

10^ Würde der Veret» einen Austausch der Beamten der 
Bundeevereioe helürworteci und würde er hereit eei/i^ 
die Fahrt und Heisespesen aus der Veielnskasse ru 
Vergüten^ 

Sio Bundeaverein hat sich bereits erklärt« die Reisekosten 
für eilte seiner engestellten Damen Zwecke des Aus« 

tausches itu tragen. 

Sitefschmuck in den Eisenbahnwagen. 

Für da« .aweife FreiBatieschreiben iur ßrUngung von Ent¬ 
würfen für den EUeabahnbüdschmuck können BesieUnngen 
noch bie Ende April angenommen werden. Wir hiueo 
die geehTten Bondeemitglieder ich Gebiet der preuasiscfa-hessi- 
«Cheo Biaatabtahnen, recht aahUeicb diese gUnsiige Gelegenheit 
jrti argrel^eix, Bilder ihres örtes oder thres Bezirkes, weilen 
KrehM des reisenden PubüktiiDS vor Augen *0 führeru Die 
für die Beschämung und Vervielfältigrung aüfzuwendenden 
Koaten von ^oo Mk. kSnncn durch den Verkauf von Ezem- 
plarm de» BUdes wieder eingebraebt werden. Denn es 
werden nach aaseren Bedingungen etwa »50 Eaemplare jedes 
Bildet dem beateUenden Bundesmitgliede Überwiesen., das sie 
anm Frefae von Kto Mk^ ^uDgerahmt) an das Publikum ver¬ 
kaufen ttikd dadurch seine Unkosten decken kann. Es handelt 
»loh demnach nicht nur um eine überaus werivoile. sondern 
auch «fne b^ige Fropagandägelegenheit, deren Benutzung wir 
driafa&td onapfebUo. 

Für die AttskuoftateUen im Auslands kommt in 
der Baupuaehe our rremdspracbliehes Druckactuiftep-Materiar 
in Betracht, da deutsche Drucksachen für den Ausländer meist 
nicht hanutahat aind. WJr empfehlen daher un.aeret! Hundes- 
mitgliedero wtederhoit, lür Hetaiellung fremdapracblicben Propa- 
gandatpateriala, das in Inhalt und Ausstattung gleich voraügbch 
■ein muasv mit tunlkhster Beschleunigung zu sorgen und uns 
baldzubglichat aoaugeben, #ann wir auf Fertigstellung rechnen 
kÖDuen. Es ist duichsus nolwendiig« d»s6 wir den Auskunfi- 
stellfto möglichst viel gutes Material zuseoden können. 

Verkehrs-Reklame aüf den Ausstellungen 

DicIoternationaleBuu tsch-Aussten ung 1913 Und 
die Inter s ati o n ale Ausstellung für Buchgewerbe 
U &4 Graphik 1914 In Leipzig trsgen internationalen 
Charakter und versprechen schob jetat einen grossertigen Erfolg. 
Die IBA, die Iniernationale Baufach-Ausstellung 19x3. 
bericht« bereit» von einer Emnahme an Platzmicte von 
Über Unionen Mark, die sich von Tag zu Tag. besonders 
aeiedam di« Aussichten aur Etbaliung des Friedens bessere 
geworden ilnd, erhöhen. De/ Bund hat bei der IBA 1913 von 
einer^ Kollektivausstellung abgeseiieni Und muss-diefenigen seiner 
Miigtleder,. die auf dieser Air!i.tTenung für sich ve/treten «ein 
woIUmä dazu kann bei der Bedeutung de& glanzen 

Unieroehmeea nur gc-aten werden bitiea, sich Jtrekx an tbc 
AUBstoltuogaieiniDg zu wenden. Der Bund wird aber auch be? 
der IBA okht unvertreten sem^ insofern als er in- Verbiudupg 
mit deto irfejpeVger Verkehrs-Veretu uod dem $dchÄi 3 c.hf»* 


Verkehxs-Verbaad tu dem AussteUungakiosk des Leipsigt 
Vcrkebis-Verein» eine Anskunttslelle für «Ile Mitglieder det. 
Bunde» etnrichtec Bei der Sinrichtung und Schmückung diese» 
Kic&ks »oüeo möglichst -T“ event. durch Abwechslung von 
Monat zu Monat — alle Verbände berücksichtigt werden. Wir 
bitten dazu um Einsendung von .geeigneten Plakzteo und 
Bildern. Die Anbringung geschieht, soweit PUtz lat, koaten- 
Iret, aber erst nach dem Gutachten eines Aufnahme-Ausschusaes. 

Bei der „Bugra^, der loteroattonaleu Ausstellnag 
für Buchgewerbe und Graphik 1914, beabsichtigen wtr 
den Bund in befvorrageoder Weise vertreten zu Issseo. Nach 
einleiteoden Vorbesprechungen eines Komitees ist bereits «b 
Gebäude hierfür gesichert, und zwar das Gebäude, das auf der 
IBA 1913 vom Sächsischen Verband für Hetmatachutz errichtet 
wird, Entsprechend det Bedeutung d«i „Bugra*\ die steh zu 
einer Weirk ul tut au ssivt 1 itng entwickeln und ein auaser- 
ordentlich lebendigtcs und Vielgestaltiges Bild der gesamten 
Kultnreniwickeluiig der Schrift, de» Buches und der gr;aphtschen 
KUnsfe ergeben wird, »oU die geplante Auasi:elluDg, bei der der 
Bund nur ein ganz geringes Hiaiko auf sich zu nehmen hat« 
in künstlerisch vollendeter Form „DeutschUnd itn Bild“ dar¬ 
stellen. Es sind etwa 900 Quadratmeter Ausstelluagsraum vor¬ 
handen, von denen 300 Qutdrztmeier sn einer lonenhalle zu 
einer einheulichcn Darstellung de« ,,schönen Deutschland“ ver- 
weridec werden soUen^ während die restlichen 600 Quadrat¬ 
meter m Seitenräumen zunächst fÜT Mifghedei des Bundes zu 
einem billigen Pfctse zuir VeHüguog iitehan. Auch hier Boll 
die Aufnahme dem Urteil eines Preisrichierkollegiums Unterliegen. 
Weitere MiUetjungen folgen. 

Betreffs der Grossen Ausstellung Düsseldorf 1915 
verweisen w*vr auf den ausfOhrüchen Bericht in der vorigen 
Hümmer unseres Organs :,,Detitsi;hIand"*. Seit« 861 und Äüö- 

Werbeheft „Deutschland’'. 

Der Bund gibt soeben ein Verkehraheft „Deutschland“ 
heraaa, Pzs^ialbe wird hsmentJich iin Auslände Verbreitung 
Ürsden. Als Gegeiüleiatung Ihr die Verteilung an das Poblikujn 
haben bin und wieder ausUndisebe Eiscobahnverwaltungeo, 
ScbiffahrtsgeselDiChaften usw, die Verbreitung ihres MateriaU 
durch die deutschen Verkehis-Vereme gefordert. Wir bitten 
die verehfheban Öundeswiitghedcr, denen au&ländischea propi- 
gandamateriai zugehen sollte, um zweckentsprechende Ver¬ 
wendung dessetban. Da» Heft gelangt mit der nächsten 
Sammelsendung auch an die Verbände und Vereine des Bundes 
Deutscher Verkehrs-Vereine. 

Verkehrs-'Kartei. 

Hierdurch machen wir unsere Mitglieder erneut auf unsere 
Verk c hrskariei des Deutschen Reiches (NachschUge- 
werk für AUakuniteteüen) aufmerksam, wovon aurselt Hessen- 
Nassau und Schlesien abgescfalosseo sind und gedruckt werden. 
Die Beteiligung auf dem Gebiete Schlesien ist bereits eine sehr 
rege, und es steht zu erwarten, dass auch die Ortschaften, 
deren Rückiusserung noch fehlt, den hohen Wert unsere» 
Auskunftmitteis zUr Hebung des Fremdenverkehrs erkennen 
und sich an unserer vaterländischen Sache beieihgen werden. 
Weil durchaus wünschenswert ist, die Auskunf xerteilung 
Über das Deutsche Reich ifh Tn- und Auslande ein¬ 
heitlich zu gestalten, hat deC Harid die Ausarbeitung der 
Verkchiskartei Ubötnotirimen utid Äojgt geeignecc Kräfte 

für mögfienst schnelle Eüedigung;> i W alle Verbände 

und Verkehrs-Vereine« die eiri Jaierefse daran haben, ihr 
Gebiet bald feniggestellt eu seheu^ deswegerv ah uns zu 



Beste Antiirncit-Kohlen 


von 



Zeche ^^Carl Friedrich bei Aacheii‘‘ 

OENERAL-VEKTRIEet 

PAUL THYSSEN, AACHEN 

Kohlen-Qroßhandlung Bahohuf A^hen^West 


Bureau; 

Kiitecheratraöe 20 


T‘‘l**phnn 717 













44 m 


DEUTSCHLAND 


Nr.l 


wenden, damit wir diesen Wünschen so bald als möglich ent¬ 
sprechen können. Auch die Anmeldung von Ortschaften zur 
Bearbeitung, wie sie erfreulicherweise schon aus allen Gebieten 
vorlieger, werden entgegengenommen. Wir lassen unsere Gebiets¬ 
einteilung nochmals folgen: Baden, Bayern, Branden¬ 
burg, Braunschweig, Elsass-Lothringen, Han¬ 
nover, Hessen, Mecklenburg, Oldenburg, Posen, 
Pommern, Ost - und Westpreussen, Rheinprovinz, 
Provinz Sachsen, Königreich Sachsen, Schlesien, 
Schleswig-Holstein und Freie Reichsstädte, 
Thüringen, Westfalen, Württemberg. Für alle 
Gebiete sind die Vorarbeiten bereits gemacht, so dass mit der 
Ausarbeitung neuer Teile begonnen werden kann. 

Wie erinnerlich, hatte der Bund auf der Internationalen 
Reiseausstellung in Berlin 1911 zwei Wandkarten ausgestellt, 
von denen die eine die Stärke des Fremdenverkehrs in den 
verschiedenen Orten, die andere die Mitgliederzahl der einzelnen 
Bundes-Vereine zur Dar^tellurg brachte. Wir beabsichtigen, 
die Karten - - nach dem Stande von 1912 ergänzt - wieder auf 
der Internationalen Baufach-Ausstellung und auf der Internatio¬ 
nalen Ausstellung lür Buchgewerbe uni Graphik in Leipzig 
zum Aushang zu bringen. Zur Ergänzung der Karten bedürfen 
wir der Unterstützung unserer Mitglieder. Wir bitten dieselben, 
soweit dies noch nicht gescneben ist, uns baldigst, so genau 
wie möglich, die Zahl der imjahre 1912111 Gasthäusern 
und Pensionen angemeldeten Fremden ihres Ortes 
anzugeben, sowie die Mitgliederzahl ihres Vereins im Jahre 1912. 

ln Rostow a. Don (Russland) ist eine neue Auskunft¬ 
stelle des Bundes errichtet worden. 

Der Inselklub Usedom hat eine Lichtbilder-Serie der 
Insel Usedom herausgegeben, die er Schulen, Vereinen und 
Privaten kostenlos zur Verfügung stellt. Wir bitten Inter¬ 
essenten, sich direkt mit dem Inselklub in Verbindung zu setzen. 




ä 

Aus den Bundes-Vereinen ^ 

m 



Verband der Verkehrs-Vereine Westfalens 
und angrenzender Gebiete. 

Der5. ordentlicheVerbandstag findet am Samstag 
den 26. April, nachmittags 4’ ^ Uhr, im Hotel „Zum römischen 
Kaiser“ in Dortmund, Brückstrasse 4 6, statt. Auf der Tages¬ 
ordnung steht u. a.: Die Erstattung des Jahresberichts und ein 
aktueller Vortrag: „Ueber die projektierten Eisenbahnstrecken in 
unserem Interessengebiet“, von Herrn Alfred Meyer (Dortmund). 
Auch die Mitglieder von Veikehrs-Vereinen, die nicht dem 
Verbände angehöien, können als Gäste teilnehmen. 


Der Verein für Fremdenverkehr in Chemnitz 

hatte an die städtischen Kollegien ein Gesuch um Erhöhung 
seiner Beihilfe gerichtet. Der Rat hat beschlossen, diese Bei¬ 
hilfe, die bis jetzt 3000 Mark jährlich betrug, vom Beginne 
dieses Jahres an auf 9000 Mark unter der Bedingung zu er¬ 
höhen, dass der Verein seine Haushaltpläne und Rechnungs¬ 
abschlüsse dem Rate zur Prüfung vorlegt. Ausserdem wurden 
dem Verein in einem städtischen Grundstücke am Jakobikirch- 
platze Räume tür eine Geschäftsstelle unentgeltlich zur Ver¬ 
fügung gestellt und zur Einrichtung dieser Geschäftsstelle eine 
einmalige Beihüfe von 1000 Mark gewährt. (Den Verein für 
Fremdenverkehr in Chemnitz kann man zu seinem Erfolg, wie 
nicht minder zu dem grossen Verständnis, das er für seine 
Bestrebungen beim Rat der Stadt Chemnitz findet, von Herzen 
beglückwünschen und dies Vorgehen anderen Städten zur Nach¬ 
ahmung empfehlen. Die Red.) 

Der Magdeburger Verkehrs-Verein 

hat im Geschäftsjahr 1912 eine umfang- und in vielfacher Hin¬ 
sicht erfolgreiche Arbeit geleistet. Cie Mitgliederzahl betrug 728. 
Die Jahreseinnahme betrug 10 171.70 Mk., die Ausgabe 8723.52 Mk., 
so dass ein Bestand von 1448.18 Mk. verblieb. Der von der 
Stadt vorläufig auf drei Jahre bewilligte Zuschuss von jährlich 
3000 Mk., der nur für Magdeburg zu verwenden ist, ermöglicht 
für die in Frage kommende Zeit eine intensivere Arbeit. Der 
im Mai in 15000 Exemplaren gedruckte „Grosse Führer durch 
Magdeburg“ wurde bis auf etwa 4500 Stück verbraucht. Von 
dem kleinen „Automatenführer“ musste ebenfalls eine Neuauflage 
von 20000 beschlossen werden. 

Der Kölner Verkehrs-Verein 

hielt im Gürzenich seine diesjährige ordentliche Jahreshaupt¬ 
versammlung ab. Der Vorsitzende, Kgl. Baurat Schellen, 
besprach das Arbeitsprogramm für das Jahr 1913, als 
dessen Hauptaufgabe er u. a. die Erhöhung der Mitgliederzahl 
bezeichnete, damit dem Verkehrs-Verein die erforderlichen 
Geldmittel zufliessen. An die Besprechung der vom Verein 
beabsichtigten Reklame für Köln knüpfte sich eine lebhafte 
Aussprache. Die Versammlung war einstimmig der Ueber- 
zeugung, dass ein Zusammenarbeiten mit c’em Rheinischen 
Verkehrs-Verein in Coblenz zu erstreben sei. Herr Otto 
Hoyer, gleichzeitig Beirat des Kölner Veikehrs-Vereins und 
Vorstandsmitglied des Rheinischen Verkehrs-Vereins, übernahm 
es, Verhandlungen der beiden Vereine einzuleiten. In den 
Reihen der hiesigen Buchhändler und Papier- und Schreib¬ 
materialienhändler erblickt man in der Herausgabe von Führern, 
Postkarten usw. durch den Verkehrs-Verein eine Konkurrenz. 
Der Vorsitzende berichtete, dass Bestrebungen dieser Branchen 
eingeieiiet seien, die dahin z elen, dass der Verkehrs-Verein 



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B>ooaBQQa Q999998eQ8eaee8eeei DEUTSCHLAND 4S 


4 i# WrujtrkschrvftfeR , in Äukunft oJcht mehr 

tmtrwiben «alle. Per Yesrkejlsrs-Vercici kÖnoe jedoch auf dicae 
kt dee VerethTiSÄUrsixii^ Ätn&dr’Ödtjich festgelegte Hauptaufgabe 
aidit vei'^chteiSi da . ^ödstige ^ahrei material über Köln 

adcbf &uam<^end Per vom Visido heraosgregebene Führer 
Mi einer dei^ vb^litStödjgatisp SEädtetUhrer und jedes Knpitei 
von etn^ Pat^limartn heatbeitet/ Oer Führer sei nicht /u 
natbehion» per GeachSflfiführ^^ de» VereihB ferläütefte die 
Jmbresre^bnu^g fUr die teiöflEimm% genehmigl ^urde.! 

Pi« twlk dam l'näfnuß aüMttteideiüdeh/MUglii^der BeirnttÄ 
werden di« Klutmarrn^ 

S|i(tdi«i^dlfekmr £ dk &/1 ^ OiieiiOT - ies städtischen V(Krkebr^-' 
«tote« Df* ^tchtaa^owaH ft^divejcrdne^^^ BernWd 

F k» K«afEä«hp Anfeör V f a n ^k « n u tid Baigeor d oetfer D ; 

Fuch» «^ixfdert heugew^hUi lijät« iehbafter Zustimmtme epmeb 
Heir Hem d«tn emen Vot^iUendeti Baurat Seb eilen den 
Damk «iw föT sein* üBarih^dliihev Verein und flär öte 

Stadt Köln an ae^anarev^b* dar Versammiune; 

wurde eine EeÖie vori : WÖo^liiQ. und Anregungen aus- 
geaprachen> 0*5r im DfuiiW vötifagettde J a h f e s b c r i cb t hebt 
in beaandei^iti IM^asse 4 le. Wäthfll^tigkcit der BundeszeUsebräft 
«ute^länhftrvnif^vs ü. ^ beigst; 

^ ir L iiDehtB^hiaad’*^ bat sich, m kurzT^ ;^it unter 

vonÜglla^her tlidtung st» tlptr. Z«itschnft entwickeU* die 

i n der 'G bid-i« c«'b h •••-^ <« s ■ ■ T'-.'fr ic te s ’ ubid der k ü. o s.v 
1 ÄT 1 'vi ^-'■■•V o r n e hTrt-e'p'■ ■ A' r t - 1 h r'« r . A n ^ s i11 a n.g niirht 
Idläbt Ihf«sgle jch trifft- PIä , meislffp N urntn tr n siq d ak 
SeodOfhdft« fik «iözelnfr LSndrr, 

Stkdie hmabflgeg^be^ Ihr* LeJcitire lehrt VieJa^ welche 

dio l«»3 d^'Chafilichen Sch^ p h e it«n d«£t£ eig &n en V an des 

nchch SU wenig wljrdigen^ arideis danken uns{ 4 y Änisuit irta 
Auatauitd «ti fieiteen, einmal im t,sndt bi^ben> wö ev noch 
ao tn&n«heÄ. ÄcJifjQe Stjick ^^rde gibt/: dass es^;^-p imraer 
ofitig dm Hhkeg^ld d«m Ausl-mde lassen/ , 

Dl© Attfgabe d«r «Dehtsc-btand^*, HeimotkUnde 
tu veri^refien iied Heimatlieb« ^tj w eck © a y sulUe 
Verapliuti^uiig gcbeö, eie in Schulen und Öifentjlichejj i-eae^ 
haUcn aUgsmein «äcurufUb r« a- Un seren M itg Uedern era p feh len 
Wir angelegoDilkb^ ^«tif dieses Heft, das in keinem 
deutmdhk^ä Hä lise fehlen soHte, au abonniereii*^ -. - 

O&r Ho^f'^fer Varkehrs^^Verein 

hielt unter deea Vorsitze Jea Herjeh. Sanitätsrats Dr. W ee g irt> 
Hotel DelÜ «emo ordemUche GinÄf^veraammluag ab, .biÄ 
OMsmieinOahEuefi hukmg^n 56/10.57 TWk-i die Ausgahen 15^7.65 iMk: 
Für SeecfaaÄtiog von WegätaffrlUi Anfertigung von Schildfltö usw. 
wurden 3^95 Mtk; auagegetehv Die Kosten für ZeituDg^reäiiauift 
uöd HciÜJKtue^PJftkate Wk. Das VtrrfntSg^jh 

de« Yereiu« kt diif M Für das Jahr 

ist dt© HwÄoagahe ©me^ äaeüeii Führipr^ ine Auge gefasst Die 
Äuaecbeidepd^^oVorataivdsmLtgltedef Saniiätsrai Dr We«g. K- Krebd,. 
Öftumeiiier und wüi d eri wied er g e w ähih 

Aligemciner Mcsel-Verem. 

La Qt5^ Ä m am »;ä- M ärjE im Union-Hotel ein«, zahl- 

reich bemdbi^ ■ V orsSÄud uhg : d «!&: H ä opiv orsto ödes des All - 
g©m ei nen MoaeWerelUjS urifer 4 V Q rsi des:. L drats Pfbr > 

. y p H ^ m Ul ©' r s 1 e I n am :Co c;htnu ', Uft-. ■■ S chnftfji h're '. 

Dr^ KiiKÄaräth* berichtete Üh^r die Schü^ibt^rber^^b 
ijiau Vtsu den acht Hcfbetgea fet nmmehr die dHv¥? 

l[i» Trei») in algeu* Hegic: de^ VdreiRS genipujjmeß-:..’ Dk Aua- 
^©huung des Hähebwau der Wegs Längs 4*?? CobJenz 

ÜHa Trier wird vor BegioA -.kombiebdeö/ bercn^fea/ 

«©iU, buichaeitif wird ein W’jindiKrbucii; heiäüsgeecbeb werdert, 
Oie «wdfce» erheblich vertnehrte Anll^gc des McaeSjfÜhrers des 
Verein» „Durch dea rom»htisch* Modelt»befindet 1;ich iuriceit 
Im Druck. . Der AHgemeine Mo^dvereib ist dem Verbiatide 
deutechet Dehit':gs- und Wand«rvereine beigetreteti- Im kom¬ 
menden Sommer soll wiedemm ^in MoaeUeai .^lattimden. 


Oer Verkehrs^y^rein Mafn« 

versendet soeben aeiV^u D^ebäftsbeHcht für da^ j*hr 191 a. Ihm 
ist zu entnehmen, dass 4 k .l^ßg^atue «her Ent Wicklung 

de TO Ver ei n a uch in^ Beri chuf ^hr tre u geüti dtreti kt, N kht nUTt 
dass in. weiteren MÄmjscr Geschäfts- urid privateu Kreisen die 
ErkcTiTitnis vön der: Nolwvhdigkeil und NÜtÄftchk«!^ de« Ver&ioa 
sich durch gesetzt bat; äbcb dife ftÄitgf Jeder äiähl Von tgj äuT 
Mb fhi Verkehrs-'Bureau wurden, aoooo Peraaf^en 

bbgfcfÄrlieV: die KussenyerhäUakW des Veroih« la«aen 

kbdh djesTOÄl iO wünschen übrig. Bet Verein hat 16674 Mk. 
^inkomrocoTdÄfUpter 3000 Mk. als Zuschuss der Stadt^ während 
seine Verbiddhchkitiien 11007 Mk, betrugen. 

Oer Kieler VerkehrsWerein 

hielt EhdelWärÄ »m 0e>eilac4a.ftshauäe frei wilUger Ar men freunde 
eine g tit .heT^hchie aüsii*rbr4et>ti?chb P * n e f a 1 v; e r s« m m 1 u h g 
ib, um eine euwnh 1 dßö Väifajtuenden m 

Stelle dis mfolfet^ ^sdber Wahl Jüm -iStidträi ■ mit Arbeit über¬ 
häuften und desÖÄl b ÄUTÜckipei^ödeu konterädinirahi D, Flachte 
vummehmen. Deiii : Vorsclhiägftf bUhengeu erktea Var- 
si tzea d eh eistspre c h ^rh d w4hl dk Vera am m lu n g einsti m mig 
Kotiteradihirai zt, 0; Pe Jrtiach ty zu seinem NaifMdlger- Schnft- 
. iü hrer Drv Pt?l e r s e n s prac h d em Sch^l dt n den Ira H a ft»*n dfe* 
Ver k e b r Vei eins uh d des V q rita et deö e ei den Da uk tür di* dem 
.Vofehi gelektek Arbeit aus. 

Oer insellkiüb Usedom 

hi dt: «in e S ii s unrg d es fe f w eil e rsc h H aüpt V o^rstarsd e» t m f f okl 
„ÄtfaadpT^Th^hade-^ io Zipnowitz ab. Ve»treien WÄreo die 
Ortsgruppen $ i nM n Sw i t 7^ K o s e r 0 .w , Car 1 s h a g * ra i 
B a Ti ES i n , U e, ck e T i 17 im 4 Z e m p i n f T r*st»e nheide hafte 
kernen Verfr^eter eatVBUdi, : 0ie vom Hauptvorstand zusamitieh- 
geatellte tj3.c.btbil4era'erie. nebai Vörirag wurde vargelü.h.ti. uqd 
f .nd aii.gt^melheb Heitaü Die Serie soll Vereinen» Schulen usw, 
ii b£:r a i I k 9 stflinJ tia zur V etilig uög geatelU wc r den. Der ynn 
Batisifi bis PurefitmÜnde fa^ii stähdtg dargh Buchen- und 
Ta.tit>eriWäld 41^ Sirande hnuang füfareüdh Windetweg soü Ver¬ 
se h icdftt? tUch gebeäbm wetde n üo d wurden dtc Vöraj beiten 
der W^geVötomiBslöb ISbtrWle^^^ Fttr daa varaüa&tcLtlicb im 
Monat Mai jjtur Ausgabe gebn^eiaiti* WÄfidßrbücis für Pommern^ 
he^ Melyeß vntn Verbende piäösfneTscfeejr; Vfikehrs-Vereine, 
wird der. ih^ieikjob;/ »eehs. '';Seit*u ^. die Aus¬ 
arbeitung dfefi Textes dem Hauptvftrsitz^n Jen Hradhe (Zinuawik) 
Überträgen. Dk AuschÄ^uhg von Vcremsabreichen Wffü 
Ih -Erwägung gesögenv Dtet Vorsitzende de» V^rkehm^Au«-. 
Obusses, P pal Verwalter M arwitz f Zjnno witzf, leijfe mit, ü iaa 
die Kgh EiseubahodirekiiPn Stettin auf Antrag des Haiipt-^ 
vpirsiaodeÄ itif den 9, und Mat und während dar 
munate juü und AugüBl den täglich verkehrenden Abebdzug 407^ 
fttj Henngadoff n.eü, an Zinnowitz IT5S «mgelegt hat.. Hfiex- 
dureh 5^iräf Arieehfu^-s. geschutTetj «n den D/Zug 39; der Berlin 
aben cJä v^i-jassT : fh He^rihgsdurf erdtrifTt . 

■ . ^ i -n e-''. ’b r h ■ ti -g- 4 e Ä ■ ■ H i-(> I v'w rüi i ii i V ü-i s i 1 7 e n d 0 n/ 
Die Sta d tytifd h«teh iit P f Ü m f ^ i dem: fao g- 

Jährig-'eti'.VQt-aif.7epd4ttJ' de^ Eireiyereihs, 'L^njäirat’Ör, üC-atif man4 . 
ii n Eüök it eh e Uj. ä n l^ssif : 4e& ä üb era si n Eife tvi rein a-J u bU äü mi 
. E h re n b Q r g *r r c eh t zu verleihehi 


Bücherschau 


F Ö r j e de F a m iÜe ©im E igenh ei m 4 t fl ii d Ef M i et- 
wd b TL U n g. Das Einaelwöhnhaua hi naturgemäss die beete 
und wirtschafllich auch stete zu erctrebende Wohnuogrfi^i^ 
und wie unsere Vorfahreo von Jeher, so sollen auch wft wieder 
suchen, jede Famdie in ihrem eigenen Haftse mit «10em Danen 
wohnen zu lassen. Dewisa ^ütd die Bodeaprcisc ju unJierÄh 



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SHTRWä 






















DEUTSCHLAND 


'.Nr-1 


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.'höhfe’itEi'■ • Abt'Vtfatid;■ ä .\s 4 <^q fejs ■ M tjU:■' t üV'; cinfjtriie■ 

h iS; SU Ü?öö M ?f k ^ H r /b ts$t*^e ir h ä tt ftSas fe* tVf 6 r dtr tiy 3 btr w o 
TDäJi ttsit TWcöigejf f echnftp muss^ du } 9 ss?p iifdv . soicl )% Häuscf 
* Ms .^ FairtHien uud verwiaafthfen 

rüT iftdü bis 3 do M^rk Vcmnsi^ng; tJDia Ke|^t tiftuid 4as 

inibftndC: W?rfe dUf deffj Oeliieifr ini &emec 

fi. Aufta^s; vor > ; t5 r, i ft 5 . G ft r o 14 K, ^ c ft t ä t «i g e n e 

Hftfiro. Uft4 s tift G a p*’- «riii praitfacbsj FUbrct i>it: «llt 

dift skh em: Bigtohafj* M 

UTiXtt JtSftfUck^icbtij^Udtr Vitrb^htiUiift d. M:jtteUtgÖdftftfW 
b es rbdtfti vpr^ I^iWttvpr: EmB A b t, VV;i)i 3 bü4e m; sS 3 ^ uscftd . 

Mit A5<» AbbjKiüug'ftii; auÄfttftibtlfeT ^abVeb Ift At:^iicb(«n 

und Gie der kft wd ^ablreichdtr 
KüniSllerlftiftWAftd ^ MitH, '59 f 

VVtStdcUtsVfttlAgsgftseUschaCt, Wiesbu de^. Diiw ^ vo r-*; 
.fefthmt-';AUö,SttUU^ vorbeeeride:' Werk; 

tjert Uftjii- dstradi ■ bt .skbftr a dt-A; ' 4 (e. ge.bieibe ;, 

jitHkktu^Übrftftd Es ist tais^'chUcb; «*tv - ■ 

je d« t iTi ^ d ^ o n d i liki^ süii ftrMt , A 

.dfl^;^L:s.^^r■''■ yflaetti öötig bat ■ 

gftSftbi^^^kVyii*U’''dnd-. ■. bÄuerv.' . äit ßrundntBÄrftst^HuDg 

seinen besondereß .;& ^,(fiiiiip^s.ser?, ^it J bi^r in 

)&A cbITcbet Ünd itii^i f; Wftitft kii rgelegt ünd diirch 
die FÖtle VöJfiügti^h^i- ; Mbs^iJerbiispieJ^ wofl ersten KUnsi-leTn 
cütworJenCf- und :H^ 3 «e der Bau- 

k ostftp crVaüterc 

,»D a n ? 1 gf als H orb s tb U1 i t n d l*% ; Dfe tm Vej Jage de r 
Diti^nfiger VftfkebrsienUÄle eTicbicriene SebHFt anebsn tu 

jv Auflage (f37>- 4t. TausenJI henvu^gegcbeiri worden. In Vftr* 
ändettftm öewand gibt die tSrö-aehUie eine kurBes^ebr^fbun^ 
der Und des Lebrbftiriel'fts vu den - b AbteLlungeiv der 

Uijtririge'*' Te^hnisft-bjeTY TioftjäSCbUic. i^tu- iiludlcre'ndeT . wefderj 
d atin Übftr dVe EinriftiiV jj ngsn. des* ud Intn a in dftn vci^cbl^dehftn 
Abiftitungftft Fatüchta*se irtftiit s4d dt e Lv be n^Ji ufe küf i; dAr- 
gestellt» iu denep d ewiefifien Ableiinngeo be rec^iuigen, Efi 
sind dtes; ArebVfektur* Bauingetneuk w^sen, Muschinenihgcoieiiir- 
wftfieftiv Eickifoti^JtniJti Schi.ffs- und Setuffam itucbpjeitibiru, C^rernie 
und olVeemftJoft Maibennatik* Pbyüikv Mifteraiogjer 

V crlkawiTtsftis afiAle hr e. b ö bft r e. P o sila uJf bib n * K u o at g esc h i cUte. 
Hjoau irtlt fcißft kuric DftrüLftTlung der Yor^U^e der O^uilger 
Hoftbsiibüle. Ds’s V/erk Ul mH guten Bddcip ausgestaitei^ 
Stüdehiisfn isöd Abiitinftftteft erhaben d|^ Scbriii uuentgeltjicn 
von dftt; Vftrkebl^ftntrale, SUdtgraben 5^: 

öad H^riburg, Gebi r g s iu t i k u tftri, U n d Snlbad. 
Untiftt dies^ebi: ^hcJ U\ eoeb'^n yuiri iiäd% 

kommisj^riii der iicsjahrige t^ührer heratrsgftigeben W0tdeto + d öt 
sicbr öhjabriith, Wieder durch' bft-ryofftigüad. b.ü|j|^ Au;a> 
Sftineägleicbftrti id&^tiJchneb Hesönd^rs^ kt^f^^ille^« 9 b 
wb keu öie aAbifeichen pjfbclktvojjftn Bilder: sic ge tieri inv Verein 
mit dem mriffis&eijden i>neo anschauUehen BeijTiM Vöft 





bftbllcb«?? Bede^rl. dei in glücklkbtii» Oomieeb tnii der 
b:^f b ^::n ;^bd'ibft H ■ 4 ^ v.HWr^ir.a alle''W^ihTae-iche a deffi., vo :-j:i eto eh 
ICtir dfift« ti n 4 jtciTgdmäsien 5ojbades in ^ sieb yntTtdvti^ Ein e 
irffjf feVö e E rgltn^u i> g i5 ca fa iibs cbetj bil idbr d a^ emiltbh« 

ia gijjt Ahiifknhit üWer 

^4 f ;y« r-: un d N-:tc h a a i so n * ho dea s Jit der sich äcJj ft ft : dft heith ein 
Öü )4 kAhfir wie hoch die iCftatöin eines KUtau fitutb aIis 

in Harifcarg sind. Beidtr BuÄbftr iiftWit tm QftspJ^n wetdeu «n 
unaerü; L^eset aüi uö.iscb yum Herrogliftben BAdeköihmisseriat 
.■■;iu -'Önd'. Hhrjbw > Steiaeburftau. der ^eiwebHf’■ 

} aud*.^ ■ Jöbs'S^J d ^tiy -: ,KA ifti ■uehä.tftins«' ^ fei'. a bt- - 

'. ■ ■ T'. b ü r ii' ü' g .friit'.-■, B ih -;' iä<jt;aiet ■ für Wah def ungft hi ' 'bei- ■ Ana - 
' Wahl' ■ ■' . S ftjtt.i n ö'fffiiscb-*?* '4n d.- H (ten suWce'. b e.l ■ d öU ^rn d er 

Afts^yd^ung »h Thüringen. Mit 149 Abbltiiuht«^ 
UftbörskiUsVaney heriusgegebeft VPP^ T]hÜT?*^B*ät Veit kehr a- 
y ft r b a ft d. Ö i I i 0 ö l h ; In r vorÄÜglisU a^i^^ekbltteien 
Werbegehnft : geschmückl ipit eißbrn hsniiebeö bähten TUct- 
u CHS eh U gb Üd uftij ^ h i #f s 140 ; pr^thtlgitii T^tabbrldun gen 

■ .UhdsebHhUcbftp SchönJiiiiieh ih l^bdnk^u^ hari 'dft^ lersi 
küf ibeh gegrÜTide tfe Thüringer : Verk^^t B: > VerbAnd ein «ehr 
br ü MC bb&feti B üch ges cb h ffiin j ; d üttb; teine Gii ed erUß g, 
sejöc Heheisichiliciikeh io wie dutch"iretOiwtiep IhhBU in: hohem 

E^reigöei fstt da^ scboiTt, nftiib Viel iu Wattig bereiste 
,'TbüriUgii^ iiTiftief mehr Wkatuvt KO macbch uRd IböJ Yieie 
jifru e. de : 9 ur 4 fÜhI*n. 0 ak Thüiingcr Verk«hrshuch iai 

will d a ni, ■ kü 1 o ^ r bür io. I^fgv s» n d f ü r V e r&e ödh ö |[ B 

üiajHürjg bfriafoUüg^fcft I ' durch ' dith ^iiÜnnE^ VetkebrS'Vktbdndr 
Sit^OftihA, wie dürftb 4 i»ö thierttkUöftiiie VeTkehfäfcure^u 
tJn^r deh Bihdeo^ *u',b®eiyheftv' 

ychrMtlöiti&T untl TftriitJiWfttuitijU nir dfto ^ 5 ^ 6 i>ifR^TtiUVJ &,frkf 4 tkiiBaAeü*r in 

ÜUfHftitiorr; fiird«0 teddflf 

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fiirdi^jit ^ ttt; Bükauidü.rif^ 

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fOr HenSse lutS ErholunailiedQiftise. 

■ Iltis* irtknAf' «iRlfF - 

Lr-ifrifu^: :. . KÄulmünir LidUrUe: 

Or, mect^ Direktor Butin* 



Ux{\f hj Wy nh■ I ^ ü >. i■> ; db h\ i^yinx ^■■*I ii rn 11 f: ua fin ^f kiinm 

tii H-.jU'H IviJtou. .d lii-r <hn;.:Vih-drunLbi:H4grn|ibift 

• timi * h! '.•’>V-n ■ .1 l;r jut^■ UIL .7.bifSVr' ■,J Jtlfn ■ I\ U Ü.hJ ■' älUT. ÜH ^ i Hl? * gHti* 

. vt i 1 +1 Tri n cIii t»^ iiU I *'^ ! ’rT ibLr^v;vt i i U^.' t r «*r DUi.?H vi^V Üh4 W'eiI 

4 b' ,;\^f r' IdirV*^ l.dirvu uhi; tnih^iihv 

;t\vn Ir'i^ptüÜHHdvyü', hitÜVMr Und .^bsrüUt xifV^rJtS^sitg 

• ■ );.■■'Hfr.i li : AUV ;du■-■vI»: *«rinnh'' nrn, 4 -s-. *Il/rn^jicU't- 

u I P u i c i I * I '' 11 lylb 1 U hu iv I' d t ■ 11 tT« y- r pr u j. fn'k t i Üfft»i 1 ft r 

,ur-)i du* i.i dir \ 

■|’:. hi'Mirii^d .'.pnK--wtdl .ftrt^;.,Xidieu'A 

,d 'u vJiT’. . AitUt'. dt'l^ ,^Aj5tf:i"d'"\brp£iekv 

dt incU di I UieSynt 

jijtiui'n d’U ASA'U Asiefn^.r ’im f^lugr vfobeft, 
























SONDER'NUMMER 

DAS 

SAUERLÄND 

unter dem Protektorate Sr. Durchlaucht des 
Herrn Oberpräsidenten der Provinz Westfalen 

Dr.Karl Prinz von Ratibor und Corvey 



















DEUTSCHLAND 

Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 


Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen □ Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher 
Verkehrs-Vereine a Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln 


X Bezugspreis für Deutschland X 
X und Oesterreich-Ungam 6 M., X 
X vierteljährlich 1.50 M., für das X 
X Ausland 10 M. pro Jahr zuzügl. ; 
X Postbestellgebühr — Erscheint X 
X Mitte eines jeden Monats (im X 
X April, Mai und Juni je zweimal) ; 
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Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins, 
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes, 
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine 
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens. 

Druck und Verlag: 

Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldorf 


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Nr. 2 


Düsseldorf • Zweite April-Ausgabe 1913 IV. Jahrg. 


Das Sauerland als Touristen- und Erholungsgebiet. 

Von Professor Dr. F. Schemann. 


Mit dem Namen Sauerland, d. i. Süderland, bezeichnet 
die erdkundliche Wissenschaft bekanntlich den Teil des 
Rheinischen Schiefergebirges, der, zwischen Ruhr und Sieg 
gelegen, im Süden mit dem Westerwald, im Norden mit dem 
Haarstrang grenzt. Noch vor wenigen Jahrzehnten war dieses 
Gebiet für sehr viele unserer Volksgenossen sogar dem 
Namen nach eine „terra incognita". 

Man konnte es auf Reisen erleben, 
daß, wenn man sich als Bewohner 
des Sauerlandes vorstellte, man er¬ 
staunt gefragt wurde: „Wo liegt 
denn Ihre Heimat? Wie gelangt 
man dorthin?" Wie anders heuteI 
Heute ist der Name weit und breit 
im deutschen Lande bekannt, heute 
durchwandern alljährlich Tausende 
frohgestimmter Touristen, um die 
landschaftlichen Schönheiten unserer 
engeren Heimat kennen zu lernen, 
ihre stillen Wälder und romantischen 
Täler; heute nehmen in Sommer¬ 
frischen und Gasthöfen zahlreiche 
Familien mehrwöchigen Aufenthalt 
und kehren gekräftigt an Leib und 
Seele und hochbefriedigt von allem, 
was sie gesehen und erlebt, an den 
häuslichen Herd zurück mit dem 
festen Vorsatz, im nächsten Jahre 
jene Stätten der Erholung wiederum 
aufzusuchen. Doch woher dieser auf¬ 
fällige Wandel in der Wertschätzung 
des Sauerlandes? 

Das Schicksal, lange verkannt 
zu werden und unbeachtet zu bleiben, 
hat es, wie ein geschichtlicher Rück¬ 
blick beweist, mit dem ganzen west¬ 
falischen Reichsgebiet seit alters ge¬ 
teilt. Schon Tacitus kennzeichnete 
Westfalen, in dessen Wäldern und 
Sümpferv die Legionen des Varus 
zugrunde gingen, als „paludibus horrida", und jenes Urteil 
des römischen Historikers über die Unwegsamkeit dieses 
Landes wurde noch bis ins 18. Jahrhundert hinein durch 
die Klagen angesehener, gebildeter Männer, die auf seinen 
entsetzlich schlechten Straßen zu leiden gehabt hatten, be¬ 
stätigt, wie denn z. B. der berühmte Niederländer Justus 


Lipsius auf einer 1586 durch Westfalen unternommenen 
Reise in den Jammerruf ausbrach: „Nulla barbaria tarn 
barbara quam Westphalia". Das harte Wort galt auch von 
den Bewohnern. Denn auch diese wurden als roh, ungebildet, 
ungeschliffen und rückständig in jeder Beziehung geschildert. 
Aller Einspruch westfälischer Schriftsteller gegen diese Ver¬ 
unglimpfung fruchtete nichts. Jene 
Anklagen, namentlich wenn sie bos¬ 
haft oder gar witzig waren, wurden 
gern gelesen, belacht und geglaubt, 
die V^erteidigung dagegen unbe¬ 
achtet gelassen. 

Dazu kam, daß der südliche Teil 
der heutigen Provinz Westfalen jahr¬ 
hundertelang von allem Weltverkehr 
abgeschnitten und, allein derTüchtig- 
keit und Kraft seiner Bewohner über¬ 
lassen, fast vergessen dalag. Auch 
die Vereinigung der Grafschaft Mark 
mit Brandenburg brachte zunächst 
keinen Wandel. Zwar ließ der 
Große Kurfürst auch diesem neu- 
gewonnenenTerritorium seine landes¬ 
väterliche Fürsorge zuteil werden 
und förderte nach Kräften durch 
Unterstützung einiger Zweige der 
gewerblichen Tätigkeit die Volks¬ 
wohlfahrt. Friedrich der Große 
jedoch liebte das Land nicht und 
besuchte es trotz aller Bewunderung, 
die man ihm dort entgegenbrachte, 
niemals. Begreiflich erscheint daher 
der aufrichtige Jubel der Sauer¬ 
länder, als zu Anfang Juni 1788 
Friedrich Wilhelm 11., begleitet von 
seinem Thronfolger, in der Mark er¬ 
schien. Der hochverdiente Minister 
von Heinitz, den man mit Recht 
ihren Wohltäter nannte, hatte ihn, 
wie ein zeitgenössischer Schriftsteller 
meldet, zu bewegen vermocht, „die Provinz zu bereisen und 
sich in die rauhen, unwegsamen Gebürge bis Altena zu 
wagen". Dieser königliche Besuch ist von dem Pfarrer von 
Elsey, Möller, in einer interessanten Festschrift: „Die west¬ 
fälische Mark" beschrieben worden. In der ihm eigenen 
schwungvollen, öfters hochpoetischen Sprache schildert der 













48 DEUTSCHLAND Nr.2 


treffliche Mann begeistert die Vorzüge und Eigentümlichkeiten 
des Landes und hebt mit berechtigtem Stolz die Werke nütz¬ 
licher Kunst und nährenden Menschenfleißes hervor. Seine 
klassische Schilderung des damaligen gewerblichen Lebens 
seiner geliebten Heimat ist noch jetzt unübertroffen. Seit¬ 
dem hat die industrielle Entwicklung des Süderlandes dank 
der Fürsorge und Tätigkeit einsichtiger und wagemutiger 
Männer, eines Heinitz, Stein, Vincke, Fritz Harkort u. a., 
einen Aufschwung genommen, der das Staunen und die Be¬ 
wunderung aller urteilsfähigen Kenner erregt, und mit Recht 
gilt heute das Land, „wo der Märker Eisen reckt", als einer 
der volkswirtschaftlich am bedeutsamsten hervorragenden 
Bezirke unseres Vaterlandes. So hat denn das 19. Jahr¬ 
hundert durch die Anerkennung der Tatsache, daß an körper¬ 
licher und geistiger Gesundheit, an Kraft, Fleiß und sittlicher 
Tüchtigkeit die Bewohner des südlichen Westfalens keinem 
anderen deutschen Stamme nachstehen, die Vergeltung für die 
in der Vergangenheit erduldete schiefe Beurteilung gebracht. 


zugleich eine Aenderung der Lebensführung und Lebensweise 
verbunden war. Bis zum äußersten wird in dem rastlosen 
Getriebe der Gegenwart die menschliche Tätigkeit in An¬ 
spruch genommen. Der Kampf ums Dasein ist schwer, die 
eigene Unterhaltung und gar die einer Familie erfordert 
kluge Ausnutzung der Zeit und möglichste Anspannung der 
Arbeitskraft. Karg bemessen sind die Stunden der Erholung, 
die man am zweckmäßigsten in der freien Natur sucht oder 
suchen möchte. Denn in Wirklichkeit ist es damit schlecht 
bestellt, wie jeder, der die großen Fabrikstädte oder Zentren 
des Kohlenbergbaues des rheinisch-westfälischen Industrie¬ 
bezirks besucht hat, bestätigen kann. Eine ungesunde Boden¬ 
spekulation hat die großen Mietskasernen erstehen lassen, 
deren Wohnungen in ihren kleinen Ausmessungen des nötigen 
Lichtes und der erforderlichen Menge gesunder Luft ermangeln. 
Aus gleicher Ursache schwinden, was sehr zu bedauern ist, 
die weiten, freien Plätze, die man so treffend die Lungen 
der Städte nennt, immer mehr. Hat aber der Bewohner einer 



Kloster Grafschaft 


Auch noch in anderer Beziehung aber hat man das 
Sauerland in jüngster Vergangenheit schätzen gelernt. Mit 
dem so erfreulichen Aufblühen von Industrie, Gewerbe, 
Handel und Verkehr ging Hand in Hand eine Entwicklung 
auf sozialem Gebiete, die begründete Bedenken und ernste 
Sorgen bei dem Volksfreunde hervorrufen mußte. Die An¬ 
lage immer neuer Fabriken und Bergwerke brachte es mit 
sich, daß ein Zusammenströmen der Bevölkerung, die 
nebenbei noch starken Zuzug aus der Fremde erhielt, nach 
einigen Industriezentren stattfand. Aus Dörfern wurden 
Städte, aus Städten Großstädte, die ihr Weichbild immer 
weiter vorschoben und die ehemaligen Wiesen und Felder 
als Bauland benutzten. Immer mehr schwand der länd¬ 
liche Charakter der Gegend, und mancher Bauer, der in der 
Nähe einer Zeche oder eines großen Werkes wohnte, gab 
für eine gute Abfindung Haus und Hof hin, um zugleich 
seinem Beruf untreu zu werden. Mit einem Worte: die 
Industrie drückte gewissen Bezirken ihr Gepräge auf, womit 


Großstadt des industriellen Westens sich etwa Sonntags 
hinausbegeben in die nächste Umgebung des Ortes, so 
kommt er auch hier meist nicht zu seinem Rechte, da sich 
ihm dasselbe Bild darbietet wie daheim: hohe Schornsteine, 
häßliche, umfangreiche Halden, vom Kohlenruß geschwärzte 
Straßen und Häuser, und er atmet die nämliche schlechte Luft 
wie zu Hause. Ein durchaus notwendiger Ersatz der in an¬ 
gestrengter Wochenarbeit geschwundenen Kraft ist damit 
ausgeschlossen, und es ist keine Frage, daß die Volksgesund¬ 
heit unter solchen Verhältnissen schwer gelitten hat und noch 
jetzt leidet.* 

mmer häufiger erging daher von allen, die es wohl 
meinen mit unserem Volke, denen sein Wohl am Herzen 
liegt, die Mahnung: „Zurück zur Natur!", und zwar 
hier im wahrsten Sinne des Wortes. Sie ist der Jungbrunnen 
in dem sich die Kräftigung vollzieht, in dem die Erneuerung 
der Lebens- und damit der Arbeitskraft stattfindet. Das 
Wandern und, wenn möglich, ein längerer Aufenthalt in reiner. 


























50 


DEUTSCHLAND 16668688666896666800086 66 881 Nr. 2 


durch keinen Rauch der Essen oder durch schädliche Dünste 
verunreinigten Luft sind die Heilmittel in solcher Not. Mit 
Genugtuung ist es zu begrüßen, daß diese Erkenntnis, wie 
die zahlreichen auf Förderung derartiger hoher Ziele ge¬ 
richteten Bestrebungen und Betätigungen bezeugen, in immer 
weiteren Kreisen Eingang findet. „H i n a u s i n s F r e i e I" so muß 
namentlich für den Großstädter fortan noch mehr als jetzt 
— der Anfang ist erfreulicherweise ja gemacht — die Parole 
lauten, und wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg, und dieser 
Weg führt die Bewohner jener an Natur leider so armen 
Industriegegend in das Sauerland, das gleichsam aus dem 
Dornröschenschlaf erwacht ist und in seiner ganzen so lieb¬ 
lichen wie auch erhabenen Schönheit jedem, der mit sehenden 
Augen kommt, sich erschließt. 

Die hauptsächlichsten Forderungen, die man an ein Er- 
holungs- und Touristengebiet stellt, sind erfüllt. Von allen 
Seiten ist es dank des weitverzweigten Eisenbahnnetzes leicht 
zugänglich, und schon eine kurze Fahrt bringt den Ruhe¬ 
bedürftigen oder Wanderlustigen aus dem Lärm und der 
Unruhe der Stadt in die friedliche Stille und wohltuende 
Einsamkeit der sauerländischen Berge und Täler mit ihrer 
so reichen Abwechslung. Denn hier findet ein jeder das, 
wozu er am meisten neigt. Wer es liebt, begleitet vom 
rauschenden Fluß oder murmelnden Bache, in den Niederungen 
zu wandern, zieht auf guter Straße dahin durch die betrieb¬ 
samen Täler der Ruhr, Lenne, Volme, Ennepe, Hönne, Verse, 
Bigge, Sieg und erfreut sein Auge an den anmutigen Land¬ 
schaftsbildern oder lenkt seine Schritte zu den so idyl¬ 
lisch gelegenen Talsperren, in denen sich die umgebenden 
grünen Hänge spiegeln. Wer es aber vorzieht, die Höhen 
zu ersteigen, den führen bequeme, gezeichnete Pfade durch 
Wald und Feld, und zum Lohn für die Mühen des Anstiegs 
entschädigen ihn weite Rundblicke von oft seltener Schön¬ 
heit. Ragende Aussichtstürme zieren als Wahrzeichen der 
Gegend die höchsten Erhebungen. Schlösser und Burgen 
erregen das Interesse des mit historischem Sinne begabten 
Wanderers, und auch der, der tiefer einzudringen strebt in 
die Geheimnisse der schaffenden Kräfte der Natur, findet 
beim Besuch der zahlreichen Höhlen, der merkwürdigen Fels¬ 
bildungen und des einzigartigen Felsenmeeres bei Sundwig 
volle Befriedigung. 

Noch tiefere Eindrücke aber von dem eigentümlichen Reiz 
der Landschaft empfängt der, der zu längerem Aufenthalt 


die Sommerfrischen, deren Zahl sich alljährlich vermehrt, 
aufsucht. Die täglichen Spaziergänge oder weitere Touren, 
von denen er zu seinem Standquartier abends heimkehrt, 
führen ihn zu immer neuen Aussichtspunkten oder durch 
Geschichte und Sage denkwürdigen Stätten und lassen ihn 
lehrreiche Einblicke tun in die Eigenheit und das Wesen von 
Land und Leuten. 

Doch noch ein anderer Vorzug des Sauerlandes als 
eines empfehlenswerten Gebietes der Touristik darf nicht 
unerwähnt bleiben: die verhältnismäßig geringen finanziellen 
Aufwendungen, die eine Wanderung oder eine Erholungszeit 
beanspruchen. Wenn auch heute, wie natürlich, infolge der 
Verteuerung aller Lebensbedürfnisse die Preise für Bekösti¬ 
gung und Wohnung im Vergleich zu früher erhöht sind, so 
werden doch nicht die hohen Anforderungen an den Geld¬ 
beutel des Fremden gestellt, wie etwa in anderen bevorzugten 
Touristengebieten, z. B. am Rhein oder im Harz, und es ist 
sowohl im Interesse der Allgemeinheit wie auch der Besitzer 
von Gasthöfen und Sommerfrischen zu wünschen, daß der 
befriedigende Zustand erhalten bleibt, um so mehr, als von 
Jahr zu Jahr die Zahl derer, die das Sauerland zwecks Aus¬ 
spannung und Erholung besuchen, wächst. Besondere An¬ 
erkennung verdienen in dieser Hinsicht die eifrigen Be¬ 
mühungen, auch Minderbemittelten, namentlich der Volks¬ 
schuljugend, das Wandern in diesem von der Natur so be¬ 
günstigten Gebiete zu ermöglichen und sie damit durch 
Erweiterung ihres Gesichtskreises, durch Abhärtung ihres 
Körpers, durch Ablenkung von anderen, manchmal frag¬ 
würdigen Vergnügungen zu wappnen und zu stählen für den 
Kampf des Lebens, ein Dienst geleistet zugleich Alldeutsch¬ 
land, dessen glückliche Zukunft auf einer geistig und körper¬ 
lich gesunden Jugend beruht. 

Diese wird, wenn erwachsen, um so bereitwilliger in 
ruhiger oder stürmischer Zeit ihre Pflicht erfüllen, je mehr 
durch Pflege des Heimatsinnes auch die Liebe zum Vater¬ 
lande in ihr gestärkt wird. Daß dieser ideale Wert des 
Wanderns nicht verkannt wird, beweisen eben die dahin 
abzielenden Bestrebungen des „Sauerländischen Gebirgs- 
V er eins", dem wir in erster Linie die Erschließung unserer 
Heimat verdanken, der uns zunächst in die Enge führt, 
um uns für die Schönheiten der Weite empfänglich zu 
machen, und uns das Wort beherzigen lehrt: „Warum 
in die Ferne schweifen? Sieh', das Gute liegt so nah'I^ 


Die Erschließung des Sauerlandes. 

Von H. Kracht (Katernberg). 


Noch vor wenigen Dezennien lag unser herrliches 
Sauerland, dem Dornröschen gleich, verborgen, und 
nur einige wußten von seiner Schönheit zu berichten. 
Wer einmal durch Zufall in diese Täler kam, der war 
wie vom Zauberspruch einer Fee gebannt und konnte 
sich nicht losreißen. Den zog es immer wieder zu den 
Bergen zwischen Ruhr und Lahn hin. 

Wie war es denn nur möglich, so fragst du, lieber 
Leser, daß diese Gebirgsmassen so lange fernab vom 
Fremdenverkehr blieben, wo doch gleich in ihrer 
Nähe Millionen wohnen und das Leben und der Ver¬ 
kehr gerade dort so pulsiert, wie kaum an einer anderen 
Stelle unseres Vaterlandes? Dieses Rätsels Lösung ist 
sehr einfach. Einmal gibt es im ganzen Sauerlande 
keine Großstädte, die Handel und Verkehr heben. 
Dann aber fehlt es auch an bedeutenden historischen 
Stätten, die die gebildete Welt anlocken würden. Große 
geschichtliche Ereignisse haben sich im ganzen Gebiete 


überhaupt nicht abgespielt. Die Heere mieden von 
jeher dieses wilde und unwirtliche Gebirge mit seinen 
engen, verschlungenen Kreuz- und Quertälern, seinen 
hohen, gewaltigen Höhenrücken. Eisenbahnen gab es 
bis vor 30 Jahren im eigentlichen Sauerlande über¬ 
haupt nicht. Nur zwei Hauptstrecken waren vorhanden, 
und von diesen ging nur eine durch das vorbenannte 
Gebiet, die Strecke Hagen—Siegen. Die Bahn Hagen— 
Kassel führt doch nur am Nordrande vorbei, und erst 
von Arnsberg an tritt sie tiefer in die Gebirgsmasse 
hinein. Als nach dem großen Kriege gegen unsern 
Erbfeind die Industrie überall einen ungeahnten Auf¬ 
schwung nahm, da blühte sie auch an sehr vielen Orten 
des Sauerlandes in großartiger Weise auf und Volme-, 
ßi&ge-, Lahn- und das obere Lennetal wurden durch 
Bahnen erschlossen. Mit Anbruch des neuen Jahr¬ 
hunderts verging kein Jahr, das uns nicht irgendeine 
neue Bahnverbindung gebracht hätte. Die Maschen 



Nr.2 DEUTSCHLAND 


51 


des Eisenbahnnetzes wurden immer enger, und wo noch 
eine Verbindung fehlt, da wird die nächste Zukunft 
sie uns gewiß bringen, denn gewaltige Erzläger, Kalk- 
und Sandsteinbrüche harren noch ihrer Erschließung 
und Verwertung. Ungeheurer Holzreichtum deckt die 
Höhen, und auf den saftigen, grünen Wiesen der Täler 
zieht der Bauer große Rinderherden, die er gerne auf 
bequemere Weise im Industriegebiet absetzen möchte. 

Doch nun zu dem Verein, der es sich zur Auf¬ 
gabe setzte, das Sauerland dem Touristenverkehr zu er¬ 
schließen. Es ist der Sauerländische Gebirgsverein. 
Auf Veranlassung des verstorbenen Regierungs- und 
Forstrats Ehmsen traten im Frühjahre 1890 in Arns¬ 
berg Männer zusammen, die beseelt von Heimatliebe 
beschlossen, durch Wort und Schrift auf die Schönheiten 
des Sauerlandes hinzuweisen und in den schönsten 
Teilen des Gebietes die Wege mit Farbzeichen zu 
versehen. In dem vorbenannten Herrn hatte der junge 
Verein einen Mann, der mit heiliger Begeisterung das 
Werk angriff, und mit großer Genugtuung durfte er 
sehen, daß sein Unternehmen mit glänzendem Erfolg 
gekrönt wurde. Schon nach einem Jahre hatte der 
Sauerländische Gebirgsverein an über 50 Orten Ab¬ 
teilungen, und immer größer und größer wurde die 
Zahl der Freunde des Sauerlandes. Leider sollte dem 
jungen Verein der Gründer und 1. Vorsitzende sehr 
bald genommen werden. 1893 mußten die Freunde 


des Sauerländischen Gebirgsvereins ihn zu Grabe tragen. 
Aber was der Verstorbene gesät und gepflanzt, es trug 
überreiche Früchte. Heute zählt der Verein 175 Ab¬ 
teilungen mit fast 19000 Mitgliedern. Noch einmal 
sollte der Sauerländische Gebirgsverein von schwerem 
Schlage getroffen werden. In seinen Reihen stand ein 
Mann, der mit idealer Begeisterung für die Sache des 
Vereins arbeitete und durch das ganze Gebiet ein 
Haupt-Wegenetz schuf, das in seiner einfachen und 
doch so genauen Bezeichnung wohl einzig dasteht. 
Ingenieur Rob. Kolb war es, der dem Verein dieses 
Vermächtnis hinterließ. Leider sollte auch er sein 
Werk nicht vollendet sehen. Noch in den besten 
Jahren stehend, wurde er plötzlich von tückischer 
Krankheit hinweggerafft. Das Wegenetz, das er uns 
schuf und das eine Länge von 2500 Kilometer hat, 
wird ständig von einer besonderen Kommission revidiert 
und so in Ordnung gehalten, daß sich der Wanderer 
unbedingt zurechtfinden muß. 

Um aber auch der Jugend aller Volksschichten das 
Sauerland zu erschließen und ihr das Wandern in dem¬ 
selben zu ermöglichen, richtete der Verein 15 Schüler- 
und über 55 Jugendherbergen ein. Während in ersteren 
nur Knaben höherer Schulen und Studenten Aufnahme 
finden, können die Jugendherbergen von Knaben und 
Mädchen jeglichen Alters sowie auch von Lehrlingen 
benutzt werden. Auf die weiteren inneren Einrichtungen 



Kohlenmeiler und Köhlerhütte im Sauerland Phot.: Jos. Grobbel, F'redeburgr iAV. 



52 DEUTSCHLAND Nr.2 


möchte ich hier nicht eingehen, aber stolz kann der 
Sauerländische Gebirgsverein darauf sein, daß die An¬ 
regung zur Gründung von Jugendherbergen aus seinen 
Reihen hervorging. Alle Gebirgsvereine Westdeutsch¬ 
lands sind dem Beispiel des Sauerländischen Gebirgs- 
vereins gefolgt, und heute haben wir in deren Gebieten 
über 120 solcher Herbergen. Wie sehr wir da dem 
Wunsche der Jugend entgegengekommen sind, beweist 
wohl am besten, daß allein im Sauerlande im ver¬ 
gangenen Jahre 10 700 Knaben und Mädchen in den 
Jugendherbergen Aufnahme fanden. Die Zahl zeigt 
so recht, daß in der deutschen Jugend wieder alte, 
echte Wanderlust erwacht ist. Sie müssen wir weiter 
fördern, denn damit pflanzen wir in die Herzen unserer 


Jugend den Keim zur Heimat- und Vaterlandsliebe, und 
reiche Frucht wird einst diese Saat tragen. 

Von mancher kleineren Einrichtung des Sauer** 
ländischen Gebirgsvereins könnte ich noch berichten,, 
die alle der einen Sache, der Erschließung des Sauer¬ 
landes, dienen, so dem Verkehrsausschuß, dem Nach¬ 
richtenbureau, dem Wetternachrichtenamt für den Winter** 
Sport, aber es sei genug. 

Was Forstrat Ehmsen einst begonnen und uns 
als kleines Erbe hinterließ, wir haben es weiter ge¬ 
fördert, und weiter wird unsere Sache auch wachsen 
und blühen. Gilt es doch eins der schönsten und 
waldreichsten Mittelgebirge unseres Vaterlandes dem 
Volke immer mehr zugängig zu machen. 


Hagen, die Eingangspforte des Sauerlandes. 

Von Waldemar Perker. 


Goldiger Sonnenschein erhellt die dämmrige Ein¬ 
gangshalle des Hagener Hauptbahnhofes. Es ist ein 
Sommer-Sonnabendnachmittag. Von den Bahnsteigen 
flutet der Strom 
der Reisenden an 
den Schalterreihen 
vorbei ins Freie. 

Wanderer sind es 
zum großen Teil, 
der Rucksack, der 
grüne Hut, den, 

Lodenmantel und^ 
der kräftige Stock 
sind ihre Wahr¬ 
zeichen. Sind wir 
doch in einem der 
Mittelpunkte des 
Touristenverkehrs, 
der herrlich ge¬ 
legenen Eingangs¬ 
pforte des Sauer¬ 
landes, angelangt. 

Da wachsen sie 
schon zur Rechten 
empor, wenn wir 
vor dem Bahnhofsplatz die Kölner Straße hinauf¬ 
schauen, die baumbestandenen Wächter des Volme- 
und des Ennepetals, und grüßen uns beim Näher¬ 
kommen: der Goldberg, gekrönt von der Bismarcksäule, 
im Hintergründe der Deerth, vor uns der Alte Dreisch 
mit dem Eugen-Richter-Denkmal und in der Ferne die 
Hestert-Hardt, bewacht von der schlanken Säule des 
Kaiser-Friedrich-Turmes. Und über diesen durch den 
Drei-Türme-Weg verbundenen Höhen und ihren ver¬ 
schwiegenen Tälern rauschen die Wipfel des Stadt¬ 
waldes, des grünen, stillen Haines der Erholung für die 
Bewohner der betriebsamen Stadt. An den Ufern der 
Ennepe und Volme dröhnen die Dampfhämmer, senden 
die Schlote der Kleineisen- und der Textilindustrie ihre 
Rauchschlangen in das heitere Blau des Himmels, er¬ 
heben sich Elektrizitäts-, Stahl- und Gußstahlwerke, die 
Tausenden von Arbeitern das tägliche Brot geben; doch 
in den Wäldern jener Höhen, von denen murmelnde 


Bächlein ihren Weg ins Tal suchen, wohnt die Ruhe. 
Still lauscht der Wanderer dem Gesang der Vögel, 
sieht dem Spiel des Damwildes im idyllisch gelegenen 

Wildpark zu und 
blickt aus dunklem 
Tann staunend hin¬ 
über auf die ruhig¬ 
stolze Bergwelt der 
Hinnenwiese und 
des Selbecketals. 
— Hier entfaltet 
das Sauerland an 
seinem Eingangbe- 
reits die schönsten 
BlütenseinerPracht. 
Nicht jedem sind 
die kostbaren Bril¬ 
lanten im Diadem 
derAussichtspunkte 
des Hagener Stadt¬ 
waldes bekannt. 
Noch ist erst ein 
Teil jenerWege er¬ 
schlossen, die der¬ 
einst das Entzücken 
der Besucher bilden werden. Doch wer Lust hat, dort 
oben zu forschen, der wird aus den gütigen Händen 
der Natur das ungeahnte Geschenk manchen Blicks 
in ihre Reichtümer mit hinunternehmen ins Getriebe 
der werdenden Großstadt. 

Der Sommernachmittag ist entschlafen. Wir sind 
von den Strahlen der untergehenden Sonne vom Stadt¬ 
wald zum Goldberg begleitet worden und schauen hin¬ 
über nach Norden zu den Höhen, die das Hohensyburg- 
denkmal tragen. Unten hat bereits der Lärm des Tages 
der Ruhe des Vorabends Platz gemacht. Noch ver¬ 
goldet die Sonne die Spitzen der höchsten Bauwerke 
und haftet an den Türmen der Pauluskirche dort im 
Westen, der Luther- und der St. Josephskirche im 
Norden, der St. Marien- und der Johanniskirche in¬ 
mitten der Stadt, der Christuskirche in Eilpe und der 
fernen Eppenhauser Kirche an der Landstraße nach 
Hohenlimburg. Wir lassen unsern Blick durch die Täler 




Hagen i. W. 




Nr. 2 


m DEUTSCHLAND 53 




gleiten und grüßen die Zinnen des Rathauses. Dort 
rechts auf jenen Höhen hinter der Volme hält der 
Ernster Wasserturm die [Wacht ^und 'schaut auf die 
Gartenvorstadt Emst hinab, deren Giebel hier und da aus 
ihrer Waldnachbarschaft auftauchen. Darunter, an den 
Hang geschmiegt, blinkt das Krematorium von Behrens 
in leuchtendem Weiß 
durch die Dämmerung. 

Da klingen leise 
Töne an unser Ohr. 

Ist es nicht der Laut 
der Geigen und Klari¬ 
netten, der durch die 
ruhige Abendluft traum¬ 
verloren zu uns herüber¬ 
zittert? Langsam be¬ 
ginnen wir den Abstieg. 

Das Tal desWehring- 
hauser Bachs mit der 
laubverborgenen Wald¬ 
lust ist schon in Dunkel 
gehüllt, und vom Bahn¬ 
hof her dringt das Licht¬ 
meer der Nacht zu den 
Bergen herauf. Wir ^ 
nähern uns dem Park¬ 
haus. Da werden die 


Hagen: Krematorium 


Geigenklänge stärker, der Laut der Oboen und Klari¬ 
netten hörbarer. Rote LichtblütenTschmücken die nächt¬ 
lichen Kronen der Bäume. Parkfest im Stadtgarten! Ein 
Märchenabend, in das tausendfache Rot der Lampions 
gehüllt, die sich ums Parkhaus schlingen, die Rosen¬ 
beete einfassen und in das Blätterdach hineinklettern. 
Und über den stillen Teich, dessen Ufer blaßgrüne 
Lampions in magi¬ 
schem Schimmer um¬ 
kränzen, schweben die 
Klänge des städtischen 
Orchesters. 

Da sind wir bei der 
Kunst angelangt, die 
in Hagen eine gleich¬ 
wertige Zeitgenossin 
der Arbeit schon seit 
langem geworden ist. 

Die 12 großen Konzerte 
im Winter, deren Ver¬ 
anstalter die Konzert¬ 
gesellschaft Hagen und 
dasstädtischeOrchester 
je zur Hälfte sind, 
haben weit über Hägens 
Mauern hinaus einen 
Ruf erlangt. Das neue 
„Städtische Schauspiel¬ 


bildet. Das Deutsche Museum für Kunst in Handel 
und Gewerbe, welches eine immer allgemeinere Be¬ 
deutung erlangt, steht inmitten einer bemerkenswerten 
Entwicklung. 

Wo die Kunst waltet, darf die Wissenschaft nicht 
fehlen, und da hat sich die Stadt besonders durch ihr 

blühendes Schulwesen 
einen Ruf erworben. — 
Ein Sportfreund wird 
nicht an dem neuen 
Tattersaal Vorbeigehen 
und gern von den 
Fußballwettspielen auf 
dem großen Sportplatz 
in Emst und von den 
nicht unbedeutenden 
Tennis-Tournieren auf 
den städtischen Tennis¬ 
plätzen im Stadtgarten 
hören. 

Der Abend weicht 
nun bald der Nacht. 
Die Sterne i jahnen zur 
Ruhe. Wo soll das Ziel 
des nächsten Tages 
sein? Sollen wir uns 
einer der drei von Hagen 


Hagen: Waldlust gegen den Goldberg 


ausgehenden Hauptwanderstrecken anvertrauen? Nach 
Brilon, Wildungen, Biedenkopf führen sie in mehreren 
Tagemärschen. Oder wollen wir eine der vielen Halb¬ 
tagswanderungen in die nähere Umgebung der Stadt 
unternehmen? Haben doch die Berge und die Flu߬ 
täler ringsum, die wir vom Goldberge aus erblickten, 
verführerisch zu uns herübergewinkt. Oder soll uns 

endlich die Wande¬ 
rung nach voller Aus¬ 
nutzung des Tages 
wieder zum Standort 
Hagen zurückbringen? 
Es locken dieanmutigen 
Täler der Ruhr und 
der Lenne mit ihren 
verfallenen Burgen, das 
Gebiet der Volme 
mit den einsam-ver¬ 
schwiegenen Waldun¬ 
gen des Ebbegebirges, 
das nahe Ennepetal 
mit seinen Schönheiten, 
die prächtigen Tropf¬ 
steinhöhlen und die 
Talsperren mit ihrem 
bootbelebten Wasser¬ 
spiegel. Wir wissen, 
daß uns eine kurze 


haus", in den Jahren 1910 und 1911 von Vetterlein 
erbaut, pflegt Schauspiel, Oper und Operette. Das 
Museum Folkwang, Hägens berühmte Kunststätte, 
birgt eine Sammlung von Schätzen, die das Ziel der 
Reisen von Kunstkennern aus aller Herren Ländern 


Bahnfahrt mitten hineinbringt in die schönsten Täler des 
Sauerlandes. Da ist die Wahl nicht leicht, der Möglich¬ 
keiten sind zu viele. So rechtfertigt die bergumgebene 
Stadt den Titel, von dem uns die Ueberschrift dieser 
Zeilen erzählt, als die Eingangspforte des Sauerlandes* 


□□□OODO□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□ 








54 DEUTSCHLAND Nr.2 


^ Im Ruhrtal. ^ 

Von Karl Prümer. 


Der Ruhrstrom, der den Kelten seinen Namen verdankt, 
ist mit den Westfalen verwachsen und ein Bild des Volkes 
der roten Erde. Schüchtern und unbeholfen tritt das hoch« 
geborene Naturkind ins Leben und frondet, kaum zutage 
getreten, schon den Menschen. Aber kaum seiner Kraft 
bewußt, wirft er sich kühn in den Kampf des Lebens. Schon 
frühzeitig stellen sich ihm die Riesenkinder der Berge in den 
Weg, um ihm halt zu gebieten, aber er achtet des Wider¬ 
standes nicht und, in echt westfälischer Zähigkeit, bahnte er 
sich durch Jahrtausende sein heutiges Bett. Hier zieht er 
an ernsten Steinhäuptern vorbei, dort durch lachende Fluren, 
wo blonde Westfalenkinder die Weidenflöte blasen und sich 
das Haar mit Maßliebchenkränzen schmücken, oder wo 
einsam der Schäfer seine Herde weidet. In den Weich¬ 
bildern der Städte wird er aufgefangen in Gräben und abge¬ 
leitet in die Arbeitsstätten der Menschen. Er dient ihnen, in 
urwüchsiger Kraft, ein ge¬ 
fesselter Riese, und aus 
den Treibrädern, welche 
das Wasser verspritzen, 
klingt mächtig das uralte 
Evangelium der Arbeit 
und des Segens. Geduldig 
trägt er Lasten aller Art, 
überflutet Wiesen und 
Felder in ungezähmter 
Kraft, tränkt hier Hundert¬ 
tausende von Menschen, 

Tieren und Pflanzen, und 
dort zieht er, wie alters¬ 
schwach, einem kümmer¬ 
lichen Rinnsal gleich, 
durch sein Kiesbett, um 
sich endlich, nach einem 
wechselvollen Schicksal, 
dem Vater Rhein in die 
Arme zu werfen, der ihn 
mit kräftigen Armen zum 
lustigen Wellentanz emp¬ 
fängt und mit ihm den 
Kehraus tanzt bis zum 
Schoße des Meeres. Was aber kam noch von jenem 
jungen Riesen, den die Berggeister des Sauerlandes, am 
Ruhrkopf, wiegten, bis zum Vater Rhein? 

Geben wir der Ruhr von Hagen aus das Wandergeleite, 
von der Stätte des Sauerlandes aus, wo die Ennepe in die 
Volme mündet und wo von der Enneperstraße her die 
Truppen des fränkischen Eroberers und in friedlichem Zeiten 
unzählige Handelsleute in das heutige Sauerland und in die 
Mark zogen. 

Wo die Flußtäler der Lenne, Ennepe, Volme und Ruhr 
Zusammenstößen und der Märker Eisen reckt, liegt die ge- 
werbreiche Stadt, zur Seite sagenumwobener Berge. Die 
rastlose Industrie hat aus dem ehemaligen eingehegten Haupt¬ 
hofe, Hagen genannt, eine mächtige Industriestadt geschaffen, 
aus der die Wege ins Herz der Mark, des Bergischen und 
Sieger-Landes und durch das Lenne- und Volmetal nach 
Mittel- und Süddeutschland führen. Vermöge dieser guten 
Verkehrswege, im Anschluß an die zähe Arbeitskraft ihrer 
Bewohner, und durch die Einwanderung tüchtiger Arbeits¬ 
kräfte aus den Niederlanden und dem Bergischen konnte sich 
die Stadt, unter den Segnungen langer Friedensjahre, bis zu 
ihrer heutigen Höhe entwickeln. Zunächst unter der Schutz¬ 
herrschaft der kurkölnischen Grafen von Volmarstein, wurde 


der Ort im Jahre 1392 an die Mark abgetreten und durch 
Friedrich Wilhelm I. von Preußen zur Stadt erhoben. Wie 
manche Schätze natürlicher Schöne bietet die Stadt in ihren 
Anlagen und in ihrer Umgebung: in dem Stadtgarten, dem 
Stadtwald, den Funckeschen Anlagen, der Waldlust, dem 
Goldberg mit der Bismarcksäule u. a. Wie viele prächtige 
Ausflüge gestattet Hagen in das Herz des SauerlandesI Die 
hervorragendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt selbst bilden 
das Folkwang-Museum, dessen verdienstvoller Begründer 
Karl Ernst Osthaus ist, ferner das Rathaus mit seinem 
mächtigen Turm, die Königliche Maschinenbauschule, das 
Gymnasium, das neue Bahnhofsgebäude, die Arbeiterkolonie 
der Textilindustrie, die Gartenstadt und das außerhalb der 
Stadt liegende, vielumstrittene Krematorium. 

Von Hagen führt uns der Weg über Vorhalle an 
die Ufer der Ruhr. Hoch herab vom „alten Stamm" tritt 

uns '^das Ehrenmal des 
tapfern Kämpen und 
Bahnbrechers unserer In¬ 
dustrie, Fritz Harkorts, 
des alten Fritz von West¬ 
falen, entgegen. Und 
zu Füßen dieses Höhen¬ 
zuges stehen noch trutzig 
und altersgrau die Burg¬ 
trümmer mit dem Wehr¬ 
fester der Burg, der alten, 
tapfern Kampfhähne, der 
Grafen von der Mark, die 
nach dem Pfarrer von 
Elsey, Möller, ebenso Be¬ 
deutendes geleistet haben 
wie die Schmiede der 
preußischen Monarchie. 
Hier war auch die „Werk¬ 
stätte" FriedrichHarkorts. 

Auf der ehemaligen 
Burg der „Freiheit 
Wetter" waltete auch 
der nachmalige gewal¬ 
tige Minister vom Stein, 
als Leiter der westfälischen Bergämter und der Mindenschen 
Bergwerks-Kommission, und schrieb über diesen Aufenthalt in 
Wetter an den evangelischen Bischof Eylert: „Da habe ich in 
einer schönen Gegend die Seligkeit der Einsamkeit genossen. 
Ein Stachel der Sehnsucht dahin ist mir geblieben, ich hänge 
daran mit Liebe." Gehörte doch sein Herz Jahrzehnte hindurch 
den Westfalen und ihrem Lande. Und Westfalentreue war es 
auch, die ihm das erste Denkmal errichtete, und zwar zwischen 
Wetter und Herdecke, auf des Kaisbergs Höhe, einen 30 Meter 
hohen Turm, in dessen unterer Halle die Büsten von Stein, 
Harkort, Natorp und Diesterweg Aufstellung gefunden haben. 

An saftigen Weiden entlang zieht der Ruhrstrom durch 
ein liebliches, breites Tal, das einst ganz und gar von Wasser 
überströmt gewesen sein mag, von dem noch die abgespülten 
Hänge der Berge künden. Unter dem malerischen, leicht 
gebogenen Eisenbahnviadukt hinweg führt uns der Weg nach 
H erdecke, einer alten Niederlassung, die einst ein reiches, frei¬ 
weltliches adeliges Damenstift barg, das, als Kloster, angeblich 
von Frederuna, einer Verwandten Karls des Großen, gestiftet 
sein soll. Außer dem hochgelegenen Lehrerseminar und 
der alten Stiftskirche bietet das freundliche Landstädtchen 
wenig Sehenswertes, aber seine Umgegend ist überaus reizvoll 
und ladet zur Ansiedlung ein. 



Motiv aus dem Nuhnetal: Die Daubermühle 
(Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.) 





Ruhrtal unterhalb Meschede 


Die Bruchhauser Steine (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburgr i. W. 






















56 DEUTSCHLAND Nr. 2 


Weiter des Wegs, an der Funkenburg entlang, tritt 
uns von weitem schon die Kuppe des Ardeygebirges ent¬ 
gegen, auf der die alte Sachsenfeste Sigibürg , das heutige 
Hohensyburg, liegt. Von dort winken uns das mächtige 
Kaiser-Wilhelm-Denkmal, der Stolz der Westfalen, der 
schlanke Ehrenturm des volkstümlichen Oberpräsidenten 
v.Vincke, die mittelalterliche Burgruine, das alte Kirchlein, das 
an die Stelle eines heidnischen Heiligtums getreten sein soll. 

Welchen reizvollen Ausblick bietet der Hohensyburg- 
Hügel. Eine lachende Landschaft tritt uns entgegen, durch 
welche sich die Silberbänder der Ruhr und der Lenne ziehen. 
Saftig-grüne Matten mit prächtigem Weidevieh, freundliche 
Dörfchen, industrielle Anlagen, rasselnde Eisenbahnwagen, 
klein, wie Kinderspielzeug, und im Hintergründe ernste Berge, 
die in der Ferne verblauen, das alles liegt als herrliches Blatt 
aus dem großen Buche der 
Natur vor uns aufgeschlagen 
und ruft uns zu: Betrachtet 
mich mit den Augen der 
Liebe, und ich beglücke euchl 

Am Hause Husen, einem 
alten Edelsitz, vorüber, ge¬ 
langen wir zum ehemaligen 
fränkischen ReichshofeW e s t- 
hofen, dem auch Hohen¬ 
syburg zugeteilt war, und von 
hier nach Schwerte, einem 
sehr alten, früher Isenberg- 
schen Besitz, den Graf Adolf 
von der Mark schon im 
Jahre 1242 mit Mauern um¬ 
geben ließ. Das Städtchen 
gehörte schon zur Hansa, aber 
lange Zeit hindurch blieb es 
ein schlafendes Dornröschen, 
das erst die Industrie wieder 
zu neuem Leben erweckte. 

Durch fruchtbare, friedsame 
Gefilde wandernd, in welchen 
uns hier und dort behäbige 
Dörfer mit kleinen Waldun-, 
gen entgegentreten, erreichen 
wir allgemach die spärlichen 
Spuren der alten Burg 
Ardey, der Herren de Ardeia, 
deren Geschlecht schon 1300 
ausstarb und aus deren 
Schenkungen das Prämon- 
stratenser - Kloster S ch e d a 
entstand, das hernach, durch 
Kauf von der preußischen 
Regierung, in den Besitz des 
Freiherrn vom Stein überging. 

Gar bald ist das Städtchen F rön de nb erg erreicht, bei 
dem sich die muntere Hönne in die Ruhr ergießt, an der 
Grenzscheide des märkischen und kölnischen Sauerlandes. 
Hier wurde im Jahre 1230 ein Zisterzienser-Kloster errichtet, 
wozu die Edelleute von Mark und Altena Stiftungen gaben. 
Aus ihm entwickelte sich ein adeliges, freiweltliches Damen¬ 
stift für beide Konfessionen. Die gotische Kirche ist im 
13. Jahrhundert errichtet. Hier ruhen verschiedene Grafen 
von der Mark. U. a. auch der kriegsgewaltige Graf Engel¬ 
bert III. von der Mark, der über fünfzig Jahre im Harnisch 
gesteckt hatte und dessen Leiche seine Mannen noch auf 
dem Wege zur letzten Ruhestätte des Grafen aus der Feinde 
Troß heraushauen mußten. 

Am rechten Ufer, ruhraufwärts, tritt uns aus der Idylle 
der Ruhrlandschaft wieder die laute Industrie in Wickede 


entgegen, die sich erst recht bei Neheim und Hüsten in 
den Vordergrund drängt. Der einzig nennenswerte Nebenfluß, 
den das Ardey- und Haargebirge der Ruhr auf dem rechten 
Ufer gestatten, die muntere Möhne, fließt ihr hier zu. 

Neheim, heute der Sitz der Metallwaren- und Lampen¬ 
fabrikanten, ist ebenfalls ein alter Ort, der einer Burg sein 
Dasein verdankt und 1263 Stadtrechte erhielt. Sein Schutz¬ 
herr war der letzte Graf von Arnsberg, der die Stadt im 
Kampfe mit dem Grafen von der Mark eroberte, wobei sie 
zerstört wurde. Der Sieger sorgte dafür, daß sie bald wieder 
aufgebaut wurde. Später wurde die Stadt kurkölnisch und 
blieb es bis 1803. Von da ab hessisch-darmstädtisch, kam 
sie 1816 unter Preußens Krone. — Hier befinden wir uns am 
westlichen Ausläufer des Arnsberger Waldes. Nur 
mäßig fruchtbar ist der Boden des Ruhrtals, aber saftige, 

prächtige Wiesen finden sich 
auch hier. Auf dem linken 
Ufer der Ruhr, am Einfluß des 
Wasser- und fischreichenRöhr- 
baches, finden wir die alte 
Freiheit Hüsten und seit¬ 
wärts, an der Röhr, das stolze 
Schloß der Grafen Fürsten- 
berg-Herdringen(sieheBurgen 
und Schlösser). Waldfrisch 
ist hier allerwärts die Luft. 
Das Tal wird enger, höher 
steigen die Berge empor. Vor 
dem Dorfe M ü s ch e d e stehen 
wir am Sofienhammer, einer 
Gründung des berühmten 
Kaspar Dietrich Piepenstock. 

Wir verfolgen nun den 
Weg bergwärts, über Haus 
Wicheln, durchwandern einen 
Teil des Arnsberger Waldes 
und gelangen an eine weitere 
Perle Westfalens, in die 
Regierungsstadt Arnsberg, 
die — entsprechend ihrem 
Namen Adlerberg — einen 
Adler im Wappen trägt. 

Nach zweimaligem Durch¬ 
bruch durch das Gebirge 
hat hier die Ruhr eins ihrer 
reizvollsten Täler geschaffen. 
Liebevoll legt sie ihren 
Silberarm um die schmucke 
Bergstadt. Schützend um¬ 
steht sie der 450 Kilometer 
umfassende stolze und wild¬ 
reiche Arnsberger Wald, der 
nur von zwei Landstraßen 
durchzogen wird. Mürrisch und altersgrau schauen die 
Burgtrümmer der Werl-Arnsberger Grafen ins Land und 
dürfen noch träumen von den lebenslustigen Kölner Erz¬ 
bischöfen, die hier in dulci jubilo, mit Hussa und Horido, 
in servitio Bacchi et Veneris, zur Zeit der schönen Gertrude 
von Plettenberg ihre Tage verbrachten, aber auch von jenen 
landesväterlichen Grafen, denen das Kölner Erzstift immer 
näher seine Grenzfesten gerückt hatte, wie der geschickte 
Schachspieler die Figuren, bis der letzte der Arnsberger 
Grafen, der Angriffe und Plackereien seitens der Kölner 
überdrüssig, sein Land dem Erzbistum Köln überwies, wofür 
ihm eine Ruhestätte im Kölner Dom vergönnt wurde. 

Die Stadt selbst bietet an Sehenswürdigkeiten: den 
Fürstensaal im Rathause, das Hirschberger Tor mit den Bild¬ 
werken der Hirschjagd und Sauhatz, und etwa die eine oder 










Nr.2 DEUTSCHLAND 57 


andere Kirche. Wer von der Stadt Abschied nehmen 
will, steige hinauf zur Felskanzel des Ehmsendenk« 
mals und schaue hinab in die Tiefe, wo die Wellen der 
Ruhr rauschen, überschaue den Viadukt, die freundliche 
Stadt mit ihrer von Bäumen umstandenen, zerstückten, 
altersgrauen Krone und lasse sich grüßen von den lachen¬ 
den Fluren, den grünen Matten und den Höhen des ernsten 
Arnsberger Waldes. Dann wird die Stadt ihm ein freund¬ 
liches Lebewohl zunicken. 

Die Ruhr als Begleiterin, im Schutze des Arnsberger 
Waldes, wandern wir durch ein breites Tal, aus dessen Schoß 
freundliche Dörfer hervorlugen, nach dem von Wald um¬ 
kränzten Oeventrop mit seinem prächtigen Missionshaus. 
Jenseits der Ruhr liegt die starke altgermanische Wallburg, 
welche von zwei Wällen gebildet wird und im Volksmunde 
als Hünen bürg bezeichnet wird. Eine weitere Wegestrecke 
bietet uns herrliche Ausblicke auf die Ruhr und auf den 
von Eisenbahnern durchbrochenen Hügel, der die Freiheit 
Freienohl trägt. In der Umrahmung prächtiger bewaldeter 
Höhen liegt sie da, vom Arm der Ruhr umschlungen. Ent¬ 
lang der Piaster Kapelle und dem mit Tannen gekrönten 
Wallenstein führt uns der Weg über Wennemen, 
vorbei an dem prächtig gelegenen Gräflich Westphalenschen 
Schloß Laer mit herr¬ 
lichen Parkanlagen, der 
Hängebrücke und dem 
Wasserfall, nach dem 
lebensfrohen M e s ch e d e, 
das einem Frauenkloster 
seine Entstehung ver¬ 
dankt, welches von sächsi¬ 
schen Kaisern mit Bene- 
fizien bedacht war und 
dessen Stiftskirche noch 
heute steht, an die sich 
ein Kreuzgang reiht. Wer 
die Stadt überschauen 
will, steige hinauf zum 
Tannenwäldchen, zum 
Hagen oder zur Klause, 
und schaue von dort auf 
das Ruhrtal, die Tal¬ 
sperre und das Stadtbild. 

Vom rechten Ruhrufer 
grüßt uns von einem steil 
aufstrebenden Hügel der Ort Eversberg mit einer ver¬ 
fallenen, im 13. Jahrhundert vom Grafen von Arnsberg er¬ 
bauten Burg, dessen vielbesuchte Plattform einen reizenden 
Ausblick ins Ruhrtal gewährt. 

Eine Höhe des benachbarten Velmede hat die Sage 
mit ihren Fäden umsponnen. In ihrer geheimnisvollen Tiefe 
hauste die Drude Veleda. Jahrelang zog eine Prozession in 


die Höhle, deren kirchenähnliche Halle von Gebeten und 
Litaneien widerhallte. 

Die Ruhr führt uns nun in das Gebiet der Erz- und 
Schiefergruben, nach Bestwig und Nuttlar, und darüber 
hinaus nach Bigge und Olsberg. Hier, am Treffpunkt 
von drei Tälern, entwickelt die Ruhr ein überaus freundliches 
landschaftliches Bild. In das malerische Tal schauen hohe 
Bergköpfe, wie u. a. der über 700 Meter hohe schön be¬ 
waldete Olsberg, von dessen Aussichtsturm der Blick weit 
ins Sauerland und darüber hinaus geht. Wir schauen die 
Fluren des Hellwegs, den Arnsberger Wald, die Bergköpfe 
Brilons, einen Teil des Eggegebirges und die wunderbaren 
Bruchhäuser Steine, sieben Porphyrfelsen, welche bis 
87 Meter hoch, wie gewaltige Zähne der Mutter Erde, aus 
dem Boden hervorragen. 

Auf der Wanderung zur Quelle der Ruh»- schlagen wir 
jetzt den Weg nach Süden ein. Scharf treten hier die dicht 
bewaldeten Berge an die Ruhr heran und engen das friedliche 
Tal ein. Frisch und stahlscharf weht hier die Luft. Allgemach 
aber wird die Vegetation dürftiger. Von der Steinhelle 
aus erreichen wir Assinghausen, wo wir die ehemalige 
Heimstätte, das Geburtshaus und Ehrenmal des Sauerländer 
Dichters Friedrich Wilhelm Grimme begrüßen, und gelangen 

von dort nach Nieders¬ 
feld. Von ferne grüßt 
des Sauerlandes höchster 
Berg, der seinen Gipfel 
843 Meter hoch empor¬ 
reckt, der Langenberg. 

Auf dem Wege zur 
Wohnstätte jenes weltbe¬ 
kannten eifrigenHausierer- 
völkchens der Winter¬ 
berg e r, zu ihrem freund¬ 
lichen Städtchen,gelangen 
wir an die erste Mühle, 
die der hier nochschwache 
Ruhrstrom treibt, und 
nach mühsamer Berg¬ 
wanderung entdecken wir 
die Ruhrquelle, welche, 
von Tannen umstanden, 
aus einer gefaßten Quelle 
hervorsprudelt. Ein Trunk 
daraus soll uns stärken. 

Wir können nicht umhin, auch noch dem benachbarten 
Kahlen Astenberge einen Besuch abzustatten, der seit 
Jahren auf frisch-fröhlichen Wintersport schaut. Von seinem 
Aussichtsturm herab schwenken wir den Hut ins Land, den 
Bergen entgegen, die von allen Seiten auf uns einzustürmen 
scheinen, und rufen freudig bewegt in die Weite: „Alles ist 
unser, alles die Heimat I" 



Abtei Weddinghausen 


Arnsberg* i. W. und Umgebung. 

Von Professor Feaux de Lacroix. 


Ein sinniger Mythus erzählt, daß Engel, die auf 
Geheiß Gottes das Paradies fort durch die Lüfte trugen, 
beim Anblick der gewaltigen Schneehäupter des Berner 
Oberlandes in der Schweiz so entzückt waren, daß sie 
ein Stück des Paradieses vor den Bergen ausbreiteten 
an der Stelle des heutigen Interlaken. Dieser schönen 
Sage muß ich oft gedenken, wenn ich von weiten Reisen 
und Wanderungen in fremden Ländern in die heimat¬ 
lichen Gaue zurückkehre. Dann begrüße ich Arnsbergs 
Fluren jedesmal wieder als ein Stück Paradies. Wie 


freundlich schauen vom welligen Hügel die schmucken 
Häuser ins Grün. Welch üppiger Wiesenteppich dehnt 
sich aus an beiden Ufern der Ruhr, die in weitem Bogen 
die Stadt und das an sie heranreichende und die letzten 
Häuser mit seinem Blattwerk schützende Eichholz um¬ 
zieht! Welch schöner Kranz von Bergen und Wäldern 
schließt das anziehende Bild von allen Seiten ab, den 
Wanderer lockend in den Schatten des Waldes und auf 
aussichtsreiche Höhen! Aus versteckten Talgründen 
kommen plätschernde Bäche hervor; auf stolzer Höhe 







DEUTSCHLAND Nr. 2 


58 

raget die Kapelle, vergoldet vom Abendsonnenschein; 
hier lagert man neben Ruinen, die von Rittern und 
Tagen alten Glanzes zu erzählen wissen; dort am 
Waldessaum zeichnen sich alte, graue Gebäude ab, in 
denen viele Jahrhunderte fleißige Mönche ein beschau¬ 
liches und doch betriebsames Leben führten. Es weitet 
sich die Brust bei dem Anhauche der köstlichen, 
würzigen Bergluft; eine weihevolle Stimmung ergreift das 
Gemüt unter der Einwirkung so reizvoller Landschafts¬ 
bilder, so sprechender Zeugen der Vergangenheit. Wie 
gern hemmt der Fremde hier den eilenden Fuß, um 
zu weilen in diesem kleinen Eden, hier schauend und 
genießend einige glückliche Tage zu verbringen und 
neue Kräfte und frischen Lebensmut mit in die Heimat 
zurückzunehmen. Wie fesselt ihn der Schloßberg mit 
seinem wunderlichen Panorama und den schwermütigen 
Ruinen des Grafenschlosses, der einstigen Residenz 
der Grafen von Arnsberg (bis 1369) und später der 
Kurfürsten von Köln (bis 1762, in welchem Jahre das 
Schloß eingeschossen wurde), die hier große Feste 
veranstalteten und durch bunte Jagdzüge die einsamen 
Gründe des Arnsberger Waldes (im Norden der Stadt) 
belebten. Und am sonnigen Westabhange des Schlo߬ 
berges, wo vordem Wein gezogen wurde, die weihevolle 
Stätte der alten Arnsberger Fehme, des einzigen Ober- 
fehmgerichtes in Deutschland, dessen Entscheidungen 
und Beschlüsse eine Zeitlang ganz Deutschland mit 
Spannung erwartete. Wie angenehm sitzt es sich auf 
der Terrasse des Kurhauses auf dem Klosterberge, dem 
Schloßberge gegenüber, wo man über den hochwipfligen 
Bäumen der Promenade hinweg das schönste Panorama 
von der Stadt genießt! Wie erquickend ist ein Gang 


durch das Eichholz mit seinen vielverschlungenen 
Pfaden und schönen Ruhepunkten 1 Wie einzig schön 
stellt sich das waldumrahmte Seufzertal dar! Eine Fülle 
hervorragender Aussichtspunkte macht das Wandern in 
der Umgebung abwechslungsreich: so der Hasenwinkels¬ 
kopf, die Visbecker-Egge, der Hohe Nacken, die Kanzel 
auf der Haar und viele andere Punkte. Zu willkommener 
Rast laden manche Gartenwirtschaften in der Nähe ein; 
so die Teutenburg am schönen Tal der Weißen Schlade; 
die Schefferei, in deren Umgebung die 1000jährige 
Dicke Eiche liegt; das Waldhaus Kapune an der aus¬ 
sichtsreichen Wicheler Höhe inmitten herrlichster Wal¬ 
dungen u. a. 

Arnsberg selbst ist ein freundliches und sauberes 
Städtchen von 10 500 Einwohnern, ist Sitz einer Regie¬ 
rung, eines Landgerichts und anderer Behörden, besitzt 
ein Königliches Gymnasium, Lehrer- und Lehrerinnen¬ 
seminar, zwei höhere Töchterschulen usw. Schon seit 
alters her war Arnsberg wegen seiner romantischen 
Lage geschätzt, und mancher rief hier mit dem Dichter 
aus: Ille terrarum mihi praeter omnes augulus ridet, 
„dieser Erdenwinkel lacht mir mehr denn andere". 
Die alte Königseiche sah zu mehreren Malen den König 
Friedrich Wilhelm IV., der hier das Wort prägte: „Hier 
ist ein schönes Fleckchen Erde"; sie sah auch den 
späteren Kaiser Wilhelm I. und seinen großen Kanzler. 

Möge denn Arnsberg mehr und mehr, wie es 
seine Schönheit verdient, bekannt und das Wander¬ 
ziel vieler schönheitsfroher Menschen werden, ins¬ 
besondere aller derer, die jeglichen Sport in der freien 
Natur auf ihr Panier geschrieben haben — zur Pflege 
leiblicher Gesundheit und lebensfroher Stimmung. 


Arnsberg: Schloßruine 


Arnsberg: Kaiserpförtchen 


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Nr. 2 DEUTSCHLAND 59 



Iserlohn: ln der Läger (Phot.: E. Bischoff, Iserlohn) 



Im Lennetal bei Einsal (Phot.: E. Bischoff, Iserlohn) 



Im Lennetal. ^ 

Von Ludwig Schröder (Iserlohn). 


Im September 1907 war's, wenige Tage vor der Ein¬ 
weihung des Grimme-Denkmals zu Assinghausen. Ich hatte 
es eingehend betrachtet, sollte ich doch eine Schilderung 
von ihm entwerfen, und stand nun auf dem Kirchenhügel 
hinter dem Denkmal, um Abschied zu nehmen von dem 
schönen Fleckchen Erde. Als ich aber den herzerfreuenden 
Blick genoß auf das liebliche Tal zu meinen Füßen und auf 
ferne Höhenzüge, auf Berge 
des Sauerlandes, das der 
Dichter Friedrich Wilhelm 
Grimme so sehr geliebt 
hat, das er „durch Hecken 
und Dorn" durchwanderte, 
dessen Poesie er in seine 
zahlreichen Schriften hinein¬ 
zauberte, von dessen Be¬ 
wohnern er uns so manch 
lustiges Stücklein erzählt hat, 
da kam die alte Wanderlust 
der Westfalen über mich, und 
in meinem Herzen jubelte es: 

„Auf zum Kahlen Asten¬ 
berg el" Im Wirtshause fand 
ich einen fremden Wanders¬ 
mann, der mir während des 
Mittagessens erzählte, er 
habe dasselbe Ziel, und bald 
führte uns das Bähnchen 
bis Niedersfeld. Dort griffen 
wir wieder zum Wanderstabe, und fort ging's rüstig aus¬ 
schreitend nach Winterberg, das wir so früh erreichten, daß wir 
noch daran denken konnten, den Kahlen Astenberg zu besteigen. 

Glück muß der Mensch haben I Wie mancher Wanderer 
hatte mir schon seufzend bekannt, daß er noch niemals gute 
Aussicht gehabt habe; der Kahle Asten sei ein ganz ver¬ 
trackter, launischer Geselle, der sich gerade dann die Nebel¬ 
kappe über die Ohren ziehe, wenn man ihm voll Hoffnung 
nahe. Wir genossen dankbar einen wundervollen Rundblick 
und konnten uns lange, lange nicht losreißen. Und als wir 
in den Frieden des Städtchens zurückkehrten, da hörten wir 
das Geläute einer heimziehenden Rinderherde, der bald ein 
Haufen munterer Ziegen folgte. Ein reizendes Idyll I 

Vor dem Zubettgehen schaute ich noch einmal zum 
Astenberge hinüber, um Hoffnung für den kommenden 
Wandertag zu schöpfen: er lag da in zartem Dämmerlicht, 
und über dem hochragenden Aussichtsturme auf seinem 
Rücken schimmerte tröstlich der Abendstern . . . 

Der Lennequelle, die nahe beim Aussichtsturme liegt, 
hatten wir am Spätnachmittage schon einen kurzen Besuch 


abgestattet. Mit lachenden Augen blickten wir am andern 
Morgen nach den fernen Bergen hin; — wir durften auf einen 
schönen Wandertag rechnen, und vor uns lag einer der herr¬ 
lichsten Teile des Sauerlandes. 

In das von hohen, schön bewaldeten Bergen einge¬ 
schlossene N uh net al durften wir diesmal nur hineinschauen, 
seine vielgepriesenen Herrlichkeiten ahnend. Wir grüßten 

Alt-Astenberg, dessen 
Name heute das Herz eines 
jeden Wintersportfreundes 
schneller schlagen läßt, er¬ 
innert er ihn doch an Tage 
köstlichen Genusses, und 
wanderten an der einsamen 
Kapelle in der blühenden 
Heide vorbei, in deren Nähe 
die sogen. Schwedenschanzen 
liegen, auf Nordenau zu. Bald 
umfing uns stiller Waldes¬ 
frieden, und tief atmeten wir 
die erquickende, reine Luft 
der Berge. Unser Gespräch 
war schon lange verstummt. 
Als wir auf einer kleinen Lich¬ 
tung rasteten, über uns, um 
uns ernsten deutschen Wald, 
in dessen Wipfeln es ge¬ 
heimnisvoll rauschte, wie in 
den Saiten einer Riesenharfe, 
da sah ich im Geiste den toten Dichter Peter Hille im Waldes¬ 
dunkel,sein unsterbliches Gedicht „Waldesstimme" empfindend: 

Wie deine grüngoldnen Augen funkeln, 

Wald, du moosiger Träumerl 
Wie deine Gedanken dunkeln, 

Einsiedel, schwer von Leben, 

Saftseufzender Tagesversäumerl 

Ueber der Wipfel Hin- und Wiederschweben, 

Wie's Atem holt und voller wogt und braust 
Und weiter zieht — und stille wird — und saust. 

Ueber der Wipfel Hin- und Wiederschweben 
Hoch droben steht ein ernster Ton, 

Dem lauschten tausend Jahre schon 
Und werden tausend Jahre lauschen . . . 

Und immer dieses starke, donnerdunkle Rauschen. 

Die durch die Erinnerung an den wenige Jahre vorher 
dahingegangenen Freund hervorgerufene ernste Stimmung 
hatte sich auch meinem Wandergefährten mitgeteilt. In laute 
Rufe des Entzückens aber brachen wir aus, als wir beim 



Latrop (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburgi.W.) 










60 DEUTSCHLAND Nr,2 






Heraustreten aus dem Walde Nordenau und den Wilzen¬ 
berg vor uns liegen sahen. 

In dem Dörflein, das anmutig an einem Bergabhange 
ruht, machten wir kurze Rast, erstiegen vor dem Abschied 
von der traulichen Stätte aber noch den steilen Felsen in der 
Mitte des Ortes. Man 
nennt ihn den Rappel¬ 
stein ; er trägt die 
Trümmer einer Burg, 
die schon vor Jahr¬ 
hunderten zerfallen ist. 

— Neue und schöne 
Eindrücke, die wir in 
dem lieblichenN e s s el- 
b a ch t a 1 e auf dem 
Wege nach Ober¬ 
kirchen empfingen, 
entrissen uns gar 
bald den Träumen von 
der Vergänglichkeit 
alles Irdischen. Wir 
empfanden das Be¬ 
glückende des wonni¬ 
gen Seins auf dieser 
schönen Erde. 

In Oberkirchen 
fanden wir bei Tische 
viele Sommerfrischler 
aus dem Industrie- 
gebiet,Männlein, Weib¬ 
lein und fröhliche 
Kinder. Und es ist wahrlich kein Wunder, daß sich an 
dieser Stelle die Erholungsbedürftigen zusammenfinden. Die 
Lage des Dorfes (428 Meter ü. M.) ist angenehm, weil die 
hohen bewaldeten Berge ringsum Schutz gegen die rauhen 
Nord- und Ostwinde bieten, und dann ist Oberkirchen ein 
wichtiger Ausgangspunkt für kurze und weitere Wanderungen. 
Den schönsten Blick 
ins Lennetal genießt 
man von der Hardt 
aus; wandert man nach 
dem Orte Grafschaft, 
so hat man auch bald 
eine schöne Aussicht; 
das Schönste aber auf 
diesem Wege ist der 
Rückblick auf den breit 
hingelagerten Kahlen 
Astenberg und den 
spitzenHohenKnochen. 

Weiter locken West- 
f e 1 d im oberen Lenne¬ 
tal, Winkhausen am 
Fuße des Wilzenberges 
und am Zusammen¬ 
flüsse von Lenne und 
Sorpe, und noch viele 
andere Punkte, von 
denen jeder seine be¬ 
sondere Schönheit hat. 

Wir wanderten nach 
langer, wohliger Rast 
dem Wilzenberge zu, grüßten im Tal die ehemalige Bene¬ 
diktinerabtei Grafschaft mit dem gleichnamigen Orte und 
erstiegen erwartungsvoll den Berg. Die Kapelle auf seinem 
Gipfel, den im frühen Mittelalter eine Burg gekrönt hat, 
machte in dem stillen Waldesfrieden einen stimmungsvollen 
Eindruck, konnte uns aber doch nicht lange fesseln, weil 


Nordenau, vom Hohen Astenberg aus gesehen 


Altena i. W., Drahtrolle (Phot.: Alma Meyer, Düsseldorf) 


wir auf den vielgerühmten Rundblick verzichten mußten. 
Eine Tafel warnte vor dem Besteigen des eisernen Aussichts- 
lurmes, dessen Bretterbelag morsch war. (Heute ist die Aus¬ 
sicht ganz verwachsen.) Reichlich entschädigt aber wurden 
wir durch die herrliche Wanderung nach Schmallenberg; 

sie wird mir unverge߬ 
lich bleiben. Und dann 
der angenehme Aufent¬ 
halt in dem alten Städt¬ 
chen, wo sich unsere 
Wege trennten, weil 
mein guter Kamerad 
andere Wanderpläne 
hatte als ich.Schmallen- 
berg liegt wunder¬ 
hübsch auf einem von 
der Lenne umflossenen 
Bergvorsprunge und 
ist gleich Oberkirchen 
ein günstig gelegener 
Mittelpunkt für zahl¬ 
reiche lohnende Aus¬ 
flüge. Das gilt aber 
auch von dem nahen 
Bergstädtchen Frede- 
bürg, das von drei 
Hauptwanderstrecken 
des Sauerländischen 
Gebirgsvereins berührt 
wird und durch seine 
hübsche Lage im 
Schoße hoher, bewaldeterBerge dasHerz des Wandrers entzückt. 

Folgen wir von Schmallenberg bis Altenhundem, einer 
Station der Bahnstrecke' Hagen—Betzdorf, der den Lauf des 
Flüßchens begleitenden Landstraße, so sehen wir viel Schönes, 
besonders bei F1 e ck e n bje r g, zwischen Lenne und Saal¬ 
hausen, und bei Langenei, denn das Lennetal ist hier fast 

überall von hohen 
Bergen eingeschlossen; 
viel schöner aber wan¬ 
dert sich's doch auf den 
verschiedenen Haupt¬ 
wanderstrecken, die 
das Tal einigemal 
kreuzen, im übrigen 
aber zu den landschaft¬ 
lichen Kostbarkeiten 
führen, die nah und 
ferner auf beiden 
Seiten locken: das an¬ 
mutige Latroptal, Jagd¬ 
haus, der Härdler, 
Oberhundem mit dem 
Schlosse Adolfsburg 
sowie das Gleiertal und 
der Hohe Lehnberg. 

Bei Altenhundem 
ändert der Fluß seinen 
Lauf und fließt nun in 
so zahlreicher Win¬ 
dungen nach Nord¬ 
westen, daß die Ruhr- 
Sieg-Bahn ihn unmöglich begleiten konnte: bis Letmathe 
fährt sie achtmal durch den dunkeln Schoß der Berge. Auch 
der Wandrer folgt dem Lauf der Lenne nicht — er sucht 
die Höhen mit ihren herrlichen Fernsichten, die Wälder 
mit ihren Heimlichkeiten, die abseits liegenden gastlichen 
Dörfer, Flecken und Städtchen. Von Altenhundem an sehen 









Altena i. W. (Phot.: Ufermann) 


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62 DEUTSCHLAND Nr. 2 


wir an der Lenne viele industrielle Anlagfen, so bei Meggen 
und Grevenbrück, nach Finnentrop zu auch schon bedeutende 
Kalksteinbrüche und Kalkbrennereien, und je weiter wir flu߬ 
abwärts gelangen, desto mehr können wir beobachten, welch 
gewaltigen Einfluß die Erbauung der Ruhr-Sieg-Bahn (T859 
bis 1861) gehabt hat, vor allem in Plettenberg, Werdohl, 
Altena, Nachrodt, Letmathe, Hohenlimburg, Halden und 
Kabel, sowie in manchen Seitentälern der Lenne, die durch 
Nebenbahnen erschlossen wurden. Es würde jedoch viel zu 
weit führen, wollte ich hier näher auf die Bedeutung der 
Industrie im Lennegebiet eingehen, deren Entwicklung von der 
Tüchtigkeit des hier lebenden und strebenden Menschenschlages 
zeugt, der vor keinem Hindernis zurückschreckt und alle Vor¬ 
teile klug auszunutzen weiß. 

Während auf dem rechten 
Ufer das Gebirge fast überall 
nahe an den Fluß herantritt 
und nur wenigen Bächen ge¬ 
stattet, ihr Wasser nach 
kurzem Lauf mit dem der 
Lenne zu vereinigen, ist das 
Gebiet auf dem linken Ufer 
reich an anmutigen Tälern, 
unter denen das Biggetal 
jetzt die meiste Anziehungs¬ 
kraft ausübt. Die alte Hanse¬ 
stadt Attendorn besitzt in 
derim Jahre T907 entdeckten 
und aufgeschlossenen großen 
Tropfsteinhöhle aber 
auch einen Schatz von unver¬ 
gänglichem Werte und ward 
dadurch zugleich zum Knoten¬ 
punkte für mehrere Haupt¬ 
wanderstrecken, da das Ebbe- 
Gebirge, Bilstein und viele 
andere Zielpunkte von Atten¬ 
dorn aus gut zu erreichen sind. 

Unter den Orten am 
Mittellauf der Lenne ge¬ 
bührt Werdohl und Altena 
die Krone. Wer einmal auf 
dem Remmelshagen, einem 
Bergrücken nördlich vonWer- 
dohl, stand und den Zauber 
der Landschaft genoß, vergißt 
den überwältigendenEindruck 
nie,und Altena mit seiner be¬ 
rühmten Burg, deren Wieder¬ 
aufbau seiner Vollendung 
entgegengeht, verdient den 
Ehrennamen Heidelberg an der Lenne, den ihm begeisterte 
Besucher beigelegt haben, mit demselben Rechte wie das 
weiter flußabwärts liegende, idyllischer anmutende Hohen¬ 
limburg. — Sehr genußreich ist die Wanderung von Altena über 
Einsal nach Nahrodt, das seine Entwicklung dem Puddel- 
und Walzwerk Phoenix, Abt. Westf. Union, verdankt, und 
weiter bis Letmathe. Einige weniger interessante Teile des 
Weges kann man durch Benutzung der elektrischen Straßen¬ 


bahn vermeiden. Wer eine Anstrengung nicht zu scheuen 
braucht, nehme sich aber auch die Zeit und wandere am 
seltener begangenen, weil steileren rechten Lenneufer entlang,— 
da gibfs noch viel Herrlicheres zu schauen als drunten im Tal. 

Letmathe liegt vor uns mit den rauchenden Schloten 
seiner Zinkhütte und großer Kalköfen und Fabriken, mit den 
steilen, nackten Felswänden seiner gewaltigen Kalkstein¬ 
brüche. Wer den Wald und seine Wunder liebt, möchte 
entsetzt von dannen eilen, wenn er das Dröhnen der Spreng- 
schüsse vernimmt und den Qualm aus den zahlreichen 
Schornsteinen emporsteigen sieht. Und doch gilt auch hier 
das alte Mahnwort: Wanderer, weile I In der Nähe Letmathes 
liegt das alte Kleinod des Sauerlandes,die Dechenhöhle, eine der 

schönsten Tropfsteinhöhlen 
Deutschlands, und unter den 
zahlreichen Wanderungen, 
die hier ihren Anfang nehmen 
können, gehört neben denen 
lenneaufwärts und über Iser¬ 
lohn zum Felsenmeer und 
ins Hönnetal die über den 
Hirschberg nach Wibling¬ 
werde und Altena mit zu 
den schönsten im märkischen 
Sauerlande. 

Vom Hirschberge, dessen 
Aussichtsturm einen sehr 
lohnenden Rundblick ge¬ 
währt, steigen wir nach 
Hohenlimburg hinab,das 
aber auch mit der Bahn, 
ohne Umwege, zu erreichen 
ist. Nach Hohenlimburg 
führe ich alle, die ich lieb 
habe und denen ich deshalb 
eine ganz besondere Freude 
bereiten möchte. Dort grüße 
ich auch den Frühling, wenn 
er zwei Wochen eher als in 
dem höher gelegenen und 
rauheren Iserlohn mit 
Lerchenjubel und grünen, 
blütenübersäten Standarten 
seinen Einzug hält. Unter 
den prächtigen alten Bäumen 
des Bentheimer Hofes ver¬ 
lebte ich mit guten Menschen 
schon manche glückliche 
Stunde, und wie oft schaute 
ich von der Terrasse des 
auf hoher, bewaldeter Berg¬ 
kuppe breit und wuchtig hingelagerten alten Schlosses über 
das weite untere Lennetal hin bis zu den blauen Bergen jenseits 
der Ruhr. Am Fuße des Bergrückens, über dem sich die Sil¬ 
houette des Hohensyburg-Denkmals vom Himmel ab¬ 
hebt, wirft sich die Lenne nach langerWanderung in die Arme 
derfrischen,sauerländischen Nachbarstochter, um nun vereint 
mit ihr dem Vater Rhein zuzueilen und ihm einen fröhlichen 
Gruß aus unserer schönen westfälischen Heimat zu bringen. 



' Das Hönnetal. 

Von Ludwig Schröder (Iserlohn). 


Fahren wir mit der Bahn von Hagen im Lennetale auf¬ 
wärts, so beobachten wir bei Hohenlimburg schon, noch mehr 
aber bei Letmathe, wie man ganze Felswände abbaut, um den 
unentbehrlichen Kalkstein zu gewinnen. Leider wird die eigen¬ 
artige Schönheit des Kalkgebirges, von der bei Letmathe in 


der Felsgruppe Pater und Nonne nur noch eine Andeutung 
übrig blieb, durch die hohen Gewinn bringende Industrie ver¬ 
nichtet, und wir müssen schon Seitenwege einschlagen, wenn wir 
die schönsten Teile des höhlenreichen sauerländischen Kalk¬ 
gebirges schauen wollen. Sie liegen am Mittellauf der Hönne. 






Nr.2 DEUTSCHLAND 63 


Durch den Bau einer 
Eisenbahn von Menden nach 
Neuenrade, die ihm leider 
seinen idyllischen Frieden 
und auch manches von seiner 
lange unberührten Schön¬ 
heit geraubt hat, ist den 
Fremden der Besuch des 
romantischen Hönnetales un- 
gemein erleichtert worden. 

Wer Muße hat, wird es 
aber nach wie vor im An¬ 
schluß an eine Besichtigung 
der Dechenhöhle aufsuchen, 
also von Letmathe über Iser¬ 
lohn seinen Weg nehmen. 

Die schon im Mittelalter 
bedeutende Industrie- und 
Handelsstadt Iserlohn hatin 
nächsterNähe so viel Schönes 
aufzuweisen, daß kein Wanderer sie durchhasten sollte, wie 
das leider oft zu beobachten ist. Man gönne sich wenigstens 
den Genuß einer Wanderung durch den Siadtwald und bei 
klarem Wetter auch den entzückenden Rundblick vom Danz- 
turm. Staatsbahn und elektrische Straßenbahn kürzen den 
Weg nach Sundwig ab, das in der schon im Anfänge des 
19. Jahrhunderts entdeckten, aber erst vor einigen Jahren 
wirklich erschlossenen Heinrichshöhle und in dem Felsen¬ 
meere ein paar Kostbarkeiten besitzt, die ihm für immer 
das Interesse der Naturfreunde sichern. Je öfter man das 
Felsenmeer besucht und seinen Zauber auf sich einwirken läßt, 
desto tiefer sinkt die Hoffnung, seiner Großartigkeit gerecht 
werden zu können. Selbst die begeisterten Schilderungen 
dichterisch begabter Schrift¬ 
steller wirken nüchtern im 
Vergleich zu der Natur, 
die dem Wanderer hier ent¬ 
gegentritt, mächtig, groß, 
niederdrückend und doch 
auch erhebend, wenn Früh¬ 
ling und Sommer über dem 
Felsengewirr ihre grünen 
Fahnen schwingen, oder der 
Herbst die hohen Buchen mit 
bunten Farben schmückt. 

Nach kurzer Wanderung 
erreichen wir nach dem Ver¬ 
lassen des Felsenmeeres das 
freundliche Dorf Deiling¬ 
hofen, und dann führt uns ein 
sanft absteigender Weg zum 
Hönnetal. Weiß leuchten 
die hohen Felsen herüber aus 
dunklemGrün. Immer schöner 
wird der anfangs recht ein¬ 
tönige Weg, links und rechts 
treten bewaldete Höhen an 
die Landstraße heran, und 
nun, nachdemlleberschreiten 
der steinernen Brücke, die 
über das muntere, klare Berg¬ 
flüßchen führt, sind wir im 
Hönnetale, und zwar im 
schönsten Teile desselben, 
wenn seine Schönheit durch 
die Bahn auch gelitten hat. 

Vom schroffen Uhu¬ 
felsen, dessen Riesenleib 


jetzt durchtunnelt ist, wan¬ 
dern wir talaufwärts. Da 
grüßt uns hoch oben Klusen¬ 
stein, dann sehen wir über¬ 
rascht das Flußbett trocken 
vor uns liegen. Bei hohem 
Wasserstandeist die Strecke, 
welche jetzt nur an dem 
Felsgeröll als Flußbett zu 
erkennen ist, mit Wasser 
gefüllt; gewöhnlich aber 
fließt die Hönne hier nur 
unterirdisch. Weiter auf¬ 
wärts verschwand sie plötz¬ 
lich in den Zerklüftungen 
des Bodens. Am Siurzfelsen 
vorbei, dessen Spitze, wie fast 
alle Felsen des Tales, grünes 
Strauchwerk überwimpelt, 
gelangen wir nach Binolen, 
das durch seine im Jahre 1888 entdeckte Höhle bekannt 
geworden ist. Sie ist nicht so groß und reich wie die 
Dechenhöhle; aber doch sollte kein Wanderer die mit 
schneeig schimmernden Tropfsteingebilden geschmückte 
Reckenhöhle unbesucht lassen. Weiter aufwärts verliert 
das immer noch schön bleibende Tal seinen hochromantischen 
Charakter. Wer deshalb keinen Wert darauf legt, im Gast¬ 
hause Sanssouci, schon seines lockenden Namens wegen, 
Rast zu machen und auch Balve mit seiner stattlichen Höhle 
zu besuchen, der kehre um, schaue noch einmal des Tales 
ganze Herrlichkeit und raste am Fuße des Uhufelsens. 

Da das Tal flußabwärts nicht mehr besonders anmutig 
ist, besuchen wir nur noch die nahegelegene schöne, grüne 

QuelleGrevenborn und fahren 
dann von der Haltestelle 
Klusenstein nach Menden, das 
in landschaftlich schöner, 
waldreicher Umgebung liegt 
und von den Besuchern des 
Hönnetales mit Recht immer 
mehr geschätzt wird. 

Es lohnt sich nicht, dem 
Lauf derHönne noch weiter zu 
folgen. Dem Orte Frönden¬ 
berg gegenüber mündet sie 
in die Ruhr. — Wir wandern 
lieber auf schönem, schatti¬ 
gem Wege nach Hemer oder 
Iserlohn, wenn wir es nicht 
vorziehen, nach so köstlicher 
Schau mit der Bahn heim¬ 
zufahren. 

Von der vorgeschicht¬ 
lichen Bedeutung des Hönne¬ 
tales, den reichen Funden 
in der Balver Höhle und 
in der Binoler Kulturhöhle, 
sowie vom Hönnetal als 
der alten Grenze zwischen 
dem Herzogtum Westfalen, 
das zu Kurköln gehörte, 
und der Grafschaft Mark 
konnte ich im engen Rahmen 
dieser Arbeit nichts er¬ 
zählen; ich mußte mich 
damit begnügen, im Leser 
Sehnsucht zu wecken nach 
dem schönen Hönnetal. — 



Uhufelsen im Hönnetal (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.) 



Steile Felspartien im Felsenmeer bei Sundwig- 
(Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.) 





Nr. 2 


64 DEUTSCHLAND 


Westliches Sauerland. 

Von H. Großjohann (Lüdenscheid.) 


I. Das Volmegebiet. 

Wer in einem der West und Ost unseres Vaterlandes 
verbindenden Durchg-ang-szüge die Stadt Hagen berührt, 
nimmt aus dem Anblick, den ihm die Umgebung des Bahn¬ 
hofs bietet, und aus den langen Reihen der Schlote, welche 
die ein- und auslaufenden Eisenbahnlinien begleiten, den 
Eindruck mit, es mit einer rußigen, rauchigen Industriestadt 
zu tun zu haben, die dem fremden Reisenden nichts bieten 
kann. Er ahnt nicht im mindesten, daß im unmittelbaren 
Anschluß an die Stadt Hagen sich eines der reizvollsten und 
landschaftlich hervorragendsten Flußtäler des Sauerlandes 
auftut, dessen Besuch auch den verwöhnten Naturfreund voll¬ 
auf befriedigt: das Volmetal. Es ist ein Durchbruchstal, das 
sich von dem mächtigen Gebirgsstocke des Ebbe in einer 
Länge von etwa 30 Kilometer nach Süden hinzieht. Beson¬ 
ders in seinem mittleren Teile sind die Naturschönheiten so 
dicht aneinandergereiht, daß sie nur in einem häufiger wieder¬ 
holten Besuch gewürdigt werden können. Da drängen sich 
die steilen Hänge der den Fluß begleitenden Gebirgszüge so 
eng zusammen, daß oft kaum Platz 
für Fluß, Straße und Schienenweg 
bleibt; hier und da treten aus 
den Hängen mächtige Felsriffe zu¬ 
tage, die oft haushoch aus dem 
Grün des Waldes in die Luft ragen. 

Brausend wälzt der Fluß seine 
rauschenden Wogen über die zahl¬ 
reichen Wehre, von denen aus die 
Obergräben die Stauweiher füllen; 
denn die Volme ist ein sehr fleißiges 
Gewässer, das infolge des starken 
Gefälles von der Quelle bis zur 
Mündung in ununterbrochener Folge 
die Räder der zahlreichen Hammer¬ 
werke in Bewegung setzen muß. 

Ohne die Hämmer, die mit gleich¬ 
mäßigem Pochen die Luft erfüllen, kann man sich das 
Volmetal nicht vorstellen. Vielfach haben sich die ehemaligen 
Hammerwerke zu großen gewerblichen Anlagen entwickelt, 
und die früher schwachen Siedlungen sind zu größeren Ort¬ 
schaften herangewachsen, wobei leider nicht immer, wie es 
bei unsern Vätern selbstverständlich war, auf die Landwirt¬ 
schaft Rücksicht genommen wurde, so daß dadurch manches 
liebliche Bild für ewig zerstört worden ist. 

Eine neue Schönheit hat aber die wachsende Gewerbe¬ 
tätigkeit der Landschaft eingefügt: die Talsperren. Eingebettet 
in enge Schluchten oder in weitgedehnte Auen, verleihen sie 
den Seitentälern der Volme einen eigenen Reiz, wie denn 
überhaupt die Seitentäler das Haupttal in landschaftlicher 
Schönheit vielfach weit übertreffen, schon deshalb, weil in 
ihnen die ursprüngliche Natur noch nirgends vernichtet 
wurde. Die Perle unter ihnen bildet das schluchtartige Tal 
der Saueren Epscheid, das sich von der bei Priorei mündenden 
Süßen Epscheid etwa 20 Minuten oberhalb abzweigt. So eng 
ist die Talsohle oft, daß sich der Weg nur im Bachbette 
aufwärts winden kann. Dabei weit und breit kein Haus, kein 
Zeichen der Kultur, nur Vogelzwitschern, Waldesrauschen und 
das muntere Plätschern der Wellen; man wähnt sich weitab 
vom Getriebe des Tages, von aller Unrast und Geschäftig¬ 
keit, und doch ist die Eisenbahn nur 20 Minuten entfernt. 

Ein charakteristisches Stück des Volmegebiets bilden die 
zahlreichen strohgedeckten Bauernhäuser, fast immer von 
uralten Eichen oder Linden umrahmt. Jedes Haus hat ein 


Stück heimatlicher Eigenart, die auf jeden Fremden eine 
große Anziehungskraft ausübt. Ebenso zweckmäßig wie 
malerisch ist ihre Lage. Gern wurden sie in schützende 
Täler gebettet, oder man baute sie am Berghang oder auf 
der Höhe, wo der Blick weit hinaus ins Land schweift. Auf 
jeder Stelle ist Haus und Landschaft innig miteinander ver¬ 
wachsen, und erst beide zusammen geben einen vollen Klang. 
So ein in gleicherweise behäbiger, gemütlicher und schöner 
Bauernsitz erweckt unwillkürlich das Verlangen, auch einen 
Blick in sein Inneres zu werfen; du darfst es getrost wagen, 
denn der sauerländische Bauer ist noch ein Mann von echtem 
Schrot und Korn. Er hat die Eigenschaften, die schon Tacitus 
den alten Deutschen nachrühmte, liebevoll bewahrt: Treue, 
Gastfreundschaft und Biedersinn sind bei ihm durch Jahr¬ 
hunderte hindurch unverändert geblieben. Freundlich heißt 
dich der Landmann willkommen. Vielfach ist in der Küche 
noch der Rauchfang erhalten, mit Würsten und Schinken in 
stattlicher Zahl behängen. Du gewinnst des Bauern ganzes 
Herz, wenn du etwas Verständnis zeigst für seine Arbeit, 
seine Sorgen und Mühen^ denn sein Tagewerk ist hart und 
mühevoll. Der Boden bringt nicht 
viel auf, nur Weiden und Wiesen sind 
gut. Aber die Gewerbetätigkeit im Tal 
hat auch sein Los leichter gestaltet, 
weil sie ihm die Möglichkeit gibt, 
seine Erzeugnisse zu guten Preisen 
in der Nähe absetzen zu können. 

Diese enge Verbindung von Land¬ 
wirtschaft und Gewerbe ist im Ge¬ 
biet der Volme uralt. Früher stand 
fast bei jedem Bauernhause eine 
Schmiede, in welcher der Besitzer 
mit seinen Gehilfen allerlei kleine 
Eisenwaren herstellte, wie Hämmer, 
Hacken, Schaufeln, Federn, Schellen, 
Löffel und viele andere Dinge. Das 
waren noch gute Zeiten. Zwar 
mußte das Eisen aus dem Siegerlande, die Kohlen in drei¬ 
tägiger Wagenfahrt aus damals noch ganz kleinen Zechen 
von den Höhen zwischen Witten und Dortmund geholt werden; 
aber die Preise und der Absatz waren gut, und überall in 
Stadt und Land herrschte eine gewisse Wohlhabenheit und 
bürgerliche Behäbigkeit. Du siehst dort jenes gar stattliche 
Bauernhaus, dessen weißgefügten Wände weit ins Land hin¬ 
aus leuchten. Vor seiner Tür halten zwei stattliche Eiben¬ 
bäume, wohl die einzigen des Sauerlandes, Wacht. Wirfst 
du einen Blick in des Hauses Innere, so erblickst du ge¬ 
schnitzte Türen, Schränke, Truhen, eine wundervolle Hausuhr, 
einen reich geschnitzten Rauchfang. Unter ihm loderte auf 
gemauertem Herde einstmals das flackernde Holzfeuer. 

Stattlich wie die einzelnen Häuser sind auch die Gehöfte 
und Dörfer im Volmetal und auf den angrenzenden Höhen. 
Die Orte des Tales haben sämtlich eine bevorzugte Lage, 
umspült von den Wellen des Flusses, hingelagert zwischen 
grüne Matten und rauschende Wälder, haben sie sich fast 
alle zu besuchten Ausflugsorten und Sommerfrischen ent¬ 
wickelt, die trotz des großen Verkehrs doch genug Stille und 
Muße bieten, weil sie auf allen Seiten von stundenweiten 
Waldungen umgeben sind, in welche das Geräusch des Tages 
nicht hineindringt. Wer kennt nicht Dahl, die Perle des 
Tales, wie es sich mit Stolz nennt? Wer hätte nicht schon 
unter der riesenhaften Priori inde gesessen oder sich nicht 
in Reckhammer, wo Wald, Wiese und Wasser zu einer 
Einheit verschmelzen, Kraft geholt zum neuen Tagewerk? 































































66 DEUTSCHLAND Nr.2 


Auch Rummenohl besitzt seine besonderen Schön¬ 
heiten, die den Kreis seiner Freunde stetig- vergrößern. Um 
eins können es die anderen Orte des Tales beneiden, um 
das stille Tal- und Waldgebiet, das sich von dort nach 
Hohenlimburg und Hülscheid hinzieht, aber noch viel zu 
wenig bekannt ist. Rummenohl bildet gewissermaßen den 
Mittelpunkt des unteren Tales. Nach allen Seiten bieten sich 
von dort die schönsten Wanderungen. 

Dahlerbrück besitzt als Sommerfrische alten Ruf. Die 
nahe Glörtalsperre hat ihn festigen und vermehren helfen. 
Schalksmühle, Brügge und Oberbrügge zeigen mehr 
gewerblichen Charakter, doch kommt auch bei ihnen der 
Naturfreund auf seine Rechnung. Der Weg von Schalks¬ 
mühle nach Lüdenscheid über Blocksberg, Lauenscheid und 
Golsberg gehört zu den schönsten Höhenwanderungen des 
Volmegebiets. Brügge und Oberbrügge sind zwei wichtige 
Ausgangspunkte zu den Lüdenscheider Höhen. Von Brügge 
wandern sehr viele durch das Elspetal zum Neuenhof; 
von Oberbrügge führt der Weg durch das Gebiet des Hirsch¬ 
bergs zur hochragenden Homert. Von Bollwerk geht es 
nach Kierspe und zum Wehrhahn mit seinen riesigen 
Eichenforsten; Volme hat seine Jubach sperre. Im 
oberen Tal kommt dann noch Kierspe-Bahnhof (von hier 
geht's nach Kierspe-Dorf, Rönsahl und zur Versesperre) 
und Meinerzhagen in Betracht. Letzteres liegt schon im 
Bannkreis des Ebbes, das im Sommer mit seiner frischen 
Höhenluft stets für angenehme Kühlung sorgt, im Winter 
mit seinen hohen Schneemassen aber Gelegenheit zur Aus¬ 
übung des Wintersports bietet. Kierspe liegt auf einem 
breiten Höhenrücken, von dem aus in die nahen Täler sehr 
empfehlenswerte Wanderungen hinabführen. 

Auf den das Volmetal begrenzenden Höhen gibt es eine 
Anzahl Städte und Dörfer, die ohne Ausnahme viel älter 
sind als die Siedelungen des Tales. Manche von ihnen waren 
früher blühende Handelsstädte. Die Menschen dort oben sind 
rasch im Entschluß, mutig und wagend, kein Wunder, daß sie 
schon seit frühen Zeiten ausgebreiteten Handel treiben und heute 
bekannte Städte der Gewerbetätigkeit bilden. Breckerfeld 
war ehemals der Mittelpunkt des Stahlhandels, und seine Bürger 
zogen bis auf die Messen von Nischny-Nowgorod. Ungünstige 
Verbindungen verhinderten ein weiteres Aufblühen des Ortes, 
der erst jetzt nach erfolgter Anschließung an das Eisenbahnnetz 
zu erneutem Fluge ausholt. Das ganze Stadtbild aber zeigt 
alte Kultur. Manches stattliche Patrizierhaus zeugt von ent¬ 
schwundener Herrlichkeit, mancher malerische Straßenwinkel 
bildet das Entzücken jedes Freundes bodenständiger Baukunst. 


Ganz in der Nähe von Breckerfeld liegt die Enneper 
Talsperre, weitaus die größte der ganzen Gegend. Vom 
Wengeberg, auf dem ehemals ein optischer Telegraph stand, 
schweift der Blick bis weit ins Bergische Land. Auf dem 
gleichen Höhenzuge liegt auch Halver, von dem der Ober¬ 
präsident Vincke sagte, es sei das schönste Dorf Westfalens. 
Auch heute noch macht es mit seinen sauberen Häusern und 
freundlichen Bewohnern einen anheimelnden Eindruck. Herrlich 
ist die Aussicht, die man vom Osterberg aus genießt, der 
mit einem stattlichen Turm gekrönt ist. In Halver befand sich 
früher ein angesehener Freistuhl der heiligen Fehme, vor dem 
mehrere berühmte Rechtsstreitigkeiten ausgetragen wurden. 

Und endlich die größte Stadt des ganzen Gebiets: 
Lüdenscheid, die Hauptstadt des westfälischen Sauerlandes. 
Von Brügge aus erklimmt die Eisenbahn die steilen Höhen, und 
es wird dem Dampfroß oft schwer genug, hinaufzukommen. 
Lüdenscheid blickt auf ein hohes Alter zurück. Seine Ent¬ 
wickelung setzte mit dem Beginn des T9. Jahrhunderts ein, 
als man dort anfing, allerlei Metalle zu verarbeiten. Die 
Metallbearbeitung ist auch heute noch die Hauptbeschäftigung 
seiner Bewohner, und es gibt kaum einen Gegenstand in 
Metallkurzwaren, der nicht in Lüdenscheid hergestellt würde. 
Aber die bedeutendste Industrie macht sich nicht unangenehm 
bemerkbar, weil es sich eben um Fertigfabrikate handelt. 

Die Stadt besitzt einen ausgedehnten Stadtwald mit 
herrlichen, alten Beständen; sein Stadtpark mit dem 
Parkhaus, das einen prächtigen Blick auf Stadt und Gebirge 
gewährt, ist weit und breit bekannt. Der Park ist land¬ 
schaftlich von hervorragender Schönheit. 

Lüdenscheid bildet gleich Meinerzhagen das Eingangs¬ 
tor zum Ebbe mit seinen ausgedehnten Waldungen und seiner 
traumhaften Stille. Eine prächtige Höhenwanderung über die 
Homert und die Versesperre führt mitten hinein ins Ebbegebiet. 

Das ganze Gebiet zwischen Lüdenscheid und Meinerz¬ 
hagen (auch Halver und Breckerfeld nicht ausgenommen) 
bildet im Winter ein viel besuchtes Schneeschuhgebiet. 

Seine Nähe zum Industriegebiet und zu den großen 
Städten des Niederrheins ist neben der Fülle seiner land¬ 
schaftlichen Reize der größte Vorzug, welchen das Volme- 
gebiet besitzt. Für Erschließung einer großen Anzahl 
Wanderwege sorgt der rührige Sauerländische Gebirgs- 
verein. Mehrere Hauptwanderstrecken, welche bis an die 
Tore Cassels, bis an den Rhein, bis nach Dillenburg und 
Siegen leiten, durchziehen das Gebiet. Auch die Wander¬ 
wege der einzelnen Ortsabteilungen des Gebirgsvereins 
bieten eine reiche Auswahl für kürzere und längere Touren. 



Halver (Phot.: Architekt F. W. Haase, Münster i. W.) 



























Nr.2 DEUTSCHLAND 07 



Blick auf Lüdenscheid (von Westen) 


II. Von Lüdenscheid nach Attendorn. 

Seit Schaffung- der billigen Sonderzüge ins Hönnetal und 
ins östliche Sauerland hat es den Anschein, als bevorzugten 
die zahlreichen Sauerlandfahrer noch mehr als früher das 
sogenannte Kölnische Sauerland, so genannt nach seiner 
früheren Zugehörigkeit zum Erzbistum Köln. Es mag deshalb 
angebracht erscheinen, die Besucher des Sauerlandes einmal 
im Geiste zu einer Wanderfahrt ins westliche Sauerland einzu¬ 
laden, die landschaftlich zu dem lohnendsten gehört, was die 
sauerländischen Gebirge zu bieten vermögen. 

Bald nach Sonnenaufgang ging es von Lüdenscheid aus 
dem Süden zu. Wir durchquerten den ausgedehnten Lüden- 
scheider Stadtwald und erreichten durch die mit herrlichem 
Hochwald bestandene Schlucht 
des Hillebrand das Rittergut 
Neuenhof im Elspetal. Das 
Schloß, eine stattliche Wasser¬ 
burg, stammt aus dem Ende des 
18. Jahrhunderts. Bemerkens¬ 
wert sind die Kunstschmiede¬ 
arbeiten der Gitter und Tore, wie 
auch die reichen Schnitzereien 
am Mittelgiebel der Vorderseite. 

Das Innere zeigt bemerkenswerte 
Möbeln, Kamine und Intarsien 
aus der Barockzeit. 

In wunderbarer Weise ist 
das Schloß mit der es um¬ 
gebenden herrlichen Landschaft 
zu einer harmonischen Einheit 
verschmolzen, deren tiefer Wir¬ 
kung sich kein Naturfreund ent¬ 
ziehen kann. Sonderbarerweise 
ist diese Perle der Landschaft in 
weiteren Kreisen kaum bekannt. 

Durch ausgedehnte Wal¬ 
dungen führt uns der Weg all¬ 
mählich zur Homert hinan. An 
den Hängen sieht man hier 
und da stattliche, mit Stroh ge¬ 
deckte Bauernhäuser aufragen. 


von einem Kranze mächtiger Eichen beschützt. Auf manchen 
Höfen fallen kleine Nebengebäude auf, deren Langwände ganz 
mit Fenstern besetzt sind. Das sind die ehemaligen Schmiede¬ 
werkstätten, in denen allerlei Kleineisenwaren hergestellt 
wurden. Wir befinden uns nämlich in dem Mittelpunkte 
des Gebietes, in dem „der Märker Eisen reckt". 

Zwar bot das Sauerland selbst keine Erzlager, der Eisen¬ 
stein mußte vielmehr mit Saumpferden aus dem Siegerland 
herbeigeführt werden. Dafür bargen aber die ausgedehnten 
Waldungen Holz in Hülle und Fülle, und an Holzkohlen zum 
Verhütten des Erzes, das in kleinen Handschmieden erfolgte, 
war kein Mangel. Das Erzeugnis jener Tage, ein vortreff¬ 
liches Stabeisen, Osemund genannt, besaß weit und breit 
guten Ruf. Später verlegte man die Schmieden ans Wasser, 

indem man die Kraft der Gefälle 
ausnutzte. Immer noch blühte 
aber auf den einsamen Höfen 
der Höhen die Handschmiederei, 
der erst die mit Ausnutzung des 
Dampfes einsetzende neue Zeit 
ein Ende machte. 

Nach einstündigem Anstieg, 
wobei uns auch Gelegenheit ge¬ 
boten ist, den reichen Wild¬ 
bestand der Gegend zu beob¬ 
achten, wird die Homert erreicht. 
Ein Blick vom Aussichtsturm des 
Sauerländischen Gebirgsvereins 
(540 Meter ü. M.) rollt noch 
einmal die durchwanderte Strecke 
vor uns auf, während wir südlich 
das Ebbe in schon erreichbarer 
Nähe vor uns aufsteigen sehen. 
Tief unten schneidet scharf das 
Jubachtal ein, der Spiegel der 
Jubachsperre schimmert silber¬ 
hell aus den dunkeln Tannen 
hervor. Ganz weit im Westen 
fliegt der Blick über Halver, 
Kreuzberg und St. Agatha bis 
zu den Türmen des Kölner Doms 
und den sieben Bergen am Rhein, 



Lüdenscheid, Herzogstraße (Phot.: Stille, Lüdenscheid) 































68 DEUTSCHLAND Nr. 2 


während östlich Hohe Molmert, Heiligenstuhl und Schömberg 
(Wilde Wiese) sich behaglich im Morgensonnenliclit dehnen. 

Nun rasch hinab und über den Griesing, einer kahlen, hin 
und wieder mitWacholder und zerzausten Wetterkiefern bestan¬ 
denen Hochebene, zur Versesperre, die sich unmittelbar an den 
Fuß des Ebbes anlegt. Unvergleichlich ist der Ausblick, den die 
Nordterrasse auf die große, von Wald und saftgrünen Almen 
begrenzte Wasserfläche bietet. Schon mancher, der hier zum 
ersten Male weilte, war erstaunt über den starken Rhythmus 
der Landschaft, in welcher Wald und Wasser, Höhe und Hang, 
Bauernhaus und Hammerwerk zusammenklingen. Er ist immer 
wiedergekommen und hat sich Leib und 
Seele gesund gebadet an diesem herr¬ 
lichen Fleckchen Erde, das ein gütiges 
Geschick in so verschwenderischerFülle 
mit Schönheiten aller Art ausstattete. 

Am Seerande entlang und an be¬ 
haglich daliegenden uralten Gehöften 
vorbei geht es den Nordhang des Ge¬ 
birges hinauf. Die Bewohner dieser 
weltabgeschiedenen Gegend zeigen 
noch ein Stück Urgermanentum, und 
in den jetzt leider immer mehr dahin¬ 
gehenden Alten waren noch vielfach 
Stücke der altgermanischen Gottes¬ 
verehrung lebendig, die das Christen¬ 
tum auch in jahrhundertelanger Arbeit 
nicht ganz auszutilgen vermochte. 

Unterdes ist die Kammhöhe des 
Gebirges erstiegen, und erstaunt bleiben 
meine Wegegenossen stehen, um sich 
zu weiden an der prächtigen Fernsicht. 

Im Süden Bergkamm an Bergkamm 
bis zum Tal der Sieg hinüber, im 
Westen die bergischen Höhen, ganz 
weit das Siebengebirge und die Hohe 


Acht, nördlich Lüdenscheid, breit und behaglich hingelagert 
auf mehreren Bergkuppen, dahinter die Lenneberge und ganz 
am Horizont die weite Ebene des Münsterlandes. 

Auf dem Kamm führt unsere Wanderung nach Osten 
weiter. Hier und da zeigen schon junge Schonungen den 
Erfolg der fiskalischen Waldpflege. Ueberall aber ein freier, 
ungehinderter Ausblick. Ueber die höchste Kuppe des Ge¬ 
birges, die Nordhelle (663 Meter hoch), die in Kürze ein 
stattlicher Aussichtsturm (zu Ehren Robert Kolbs gesetzt vom 
Sauerländischen Gebirgsverein) krönen wird, geht es an Reh¬ 
berg und Ruenhard vorbei zum gastlichen Forsthaus Ebbe, der 
letzten Rast vor Attendorn. Dann den 
Südhang in allmählicher Senkung hinab. 
Bald öffnet sich unten das Bigge¬ 
tal, in dem das Städtchen Attendorn 
liegt. Gegenüber auf steilem Berghang 
ragt das malerisch gelegene Schloß 
Schnellenberg aus dichtem Grün hervor. 

Am Ziel unserer Wanderung, in 
Attendorn angelangt, lenken wir 
unsere Schritte noch zur märchenhaft 
schönen Attendorner Tropfsteinhöhle, 
um einmal wieder die wunderbare 
Pracht ihrer Tropfsteingebilde auf uns 
wirken zu lassen. Der Tag war am 
Verdämmern, als wir die Höhle ver¬ 
ließen. Die Unterhaltung wollte nicht 
mehr recht in Gang kommen, wir alle 
standen noch zu sehr im Banne der 
Höhlenherrlichkeit. 

Nach kurzer Rast im Städtchen trug 
uns die Eisenbahn in unsere Heimat 
zurück. Die nächsten freien Tage 
werden uns wieder auf dem Wege 
zum Ebbe finden, das wir dann von 
Meinerzhagen aus erreichen wollen. 



□ Brilon: Südportal der Pfarrkirche □ 

□ (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg-i. W.) □ 


Im Östlichen Sauerland. 


Von Wilh. Klein 


Gebiet der Alme, Hoppecke und Diemel. 

Wenn wir, mit der oberen Ruhrtalbahn von Arnsberg 
kommend, bei der Station Olsberg angelangt sind, bietet 
sich unserem Auge ein großartiges Landschaftsbild dar. 
Noch sind wir im Anblick des schönen Bildes versunken, da, 
plötzlich ist alles verschwunden. Wir sind in den 1400 Meter 
langen Elleringhäuser Tunnel eingefahren und befinden uns 
auf der Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Gleich 
hinter dem Tunnel halten wir auf der im bewaldeten Hoppecke¬ 
tal liegenden Station Brilon-Wald. IV 2 Wegstunden vom 
Bahnhofe Brilon-Wald entfernt, liegt die alte Stadt 

Brilon, 

Brilon wird 973 zuerst urkundlich erwähnt; 1220 ging 
die „Villa"' Brilon in den Besitz der Kölner Erzbischöfe 
über. Der einzige Ueberrest der alten Befestigung ist 
das Derkertor. Die Briloner Wehrordnung war einst für 
andere Städte vorbildlich. Die Stadt gehörte auch zur 
Hansa und hatte nicht unbedeutenden Handelsverkehr. 
Hiervon legt das alte gotische Rathaus mit seinen großen 
Verkaufshallen im Erdgeschoß noch Zeugnis ab. Ihrem 
Sohne, dem ehemaligen ersten Vorsitzenden der Kommission 
zur Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuches, Pape, hat 
die Stadt neben dem Marktbrunnen ein Denkmal gesetzt. 
Hinter dem Rathause erblicken wir die alte Pfarrkirche mit 
ihrem hohen Turm. An Stelle dieser frühgotischen Kirche 
stand eine romanische Basilika, von der das alte Südportal 


(Essen-Bredeney.) 

noch vorhanden ist. Von einem in alter Zeit geübten Brauch — 
Besichtigung der Grenz- oder Schnadesteine und Umzug durch 
das Gebiet — herrührend, findet in Brilon alle zwei Jahre 
am Johannistag ein großes Volksfest, der Schnadezug, statt. 

Hinter dem Bahnhof Brilon-Wald, zwischen Hoppecke 
und Messinghausen, beginnt die Schönheit des Tales. 
Bei dem Dorfe Beringhausen sehen wir rechts vor uns auf 
einem hohen Bergkegel den Ort Padberg mit den Ruinen der 
Burg der Ritter von Padberg, einstens in ganz Westfalen 
gefürchteter Raubgesellen. Nachdem wir das ehemalige Kloster 
Bredelar (heute Domäne) hinter uns haben, erblicken wir da, wo 
sich das Tal erweitert und die Hoppecke sich mit der Diemel 
vereinigt, den Eresberg und die Häuser von Obermarsberg 
sowie den dahinterliegenden Bilstein mit seiner hohen Warte, 
zwischen denen sich Niedermarsberg malerisch ausbreitet. 
Marsbergr 

bestehend aus zwei getrennt verwaltetenStädten,Obermarsberg 
mit 1500 Einwohnern und Niedermarsberg, früher Stedtberge, 
mit 4300 Einwohnern, eignet sich wegen seiner reizenden 
und geschützten Lage ganz besonders zur Sommerfrische. 
In etwa 25 Minuten erreicht man Obermarsberg. Hier auf 
dem nach allen Seiten steil abfallenden Berg betreten wir 
uralten Kulturboden, denn wir befinden uns auf dem Plateau, 
auf dem einst die Eresburg stand, die in den Kämpfen 
zwischen Franken und Sachsen eine so große Rolle spielte. 
Die Eresburg ist die alte Cheruskerburg gewesen, in der im 
Jahre 15 n. Ch. Segestes von seinem Schwiegersöhne Arminius 










Nr. 2 DEUTSCHLAND 69 



belagert wurde und 
zu deren Entsatz Ger- 
manikus auf des 
Segestes Anrufen vom 
Rhein herbeieilte und 
bei welchem Kampfe 
desArminius Gemahlin 
Thusnelda in die Hände 
des Germanikus fiel. 

Daß die Eresburg im 
8. Jahrhundert eine 
Sachsenfeste war und 
von Karl dem Großen 
im Juli 772 erobert 
wurde, bei welcher 
Gelegenheit Karl die 
dort befindliche Irmen- 
säule zerstörte und 
sich der vorhandenen 
Schätze bemächtigte, 
erfahren wir durchEgin- 
hard, der das Leben 
Karls beschrieben. 

Durch das inter¬ 
essante Benediktustor 
(erneuert 1659), betreten wir den Kirchplatz, auf dem uns 
eine uralte, verwitterte Steinfigur auffällt; sie ist eine der 
ältesten Rolandfiguren; der Sage nach ein Ersatz der Irmen- 
säule. Von der alten romanischen Kirche ist nichts mehr 
vorhanden, denn sie ist im Laufe der Jahrhunderte mehrmals 
zerstört, immer wieder umgebaut worden. An die alte 
Stiftskirche knüpft sich noch die Erinnerung an ein blutiges 
Vorkommnis der deutschen Geschichte. Im Jahre 938 
wurde Thankmar, welcher sich gegen seinen Stiefbruder, den 
Kaiser Otto I., empört hatte und sich in der Eresburg fest¬ 
gesetzt hatte, von diesem belagert, wobei Thankmar von 


einem der Stürmen¬ 
den in der Kirche er¬ 
schlagen wurde. In 
eine alte, gottlob ver¬ 
schwundene Kultur¬ 
periode werden wir 
zurückversetzt, wenn 
wir bei dem alten Rat¬ 
haus den noch wohl 
erhaltenen Pranger 
oder Kak erblicken. 
Die Bewohner der alten 
karolingischen „Villa“ 
Horhufen, am Fuße des 
Eresberges, die von 
Kaiser Otto 1. Stadt¬ 
rechteerhielt und auch 
das Münzrecht besaß, 
wanderten anfangs des 
13. Jahrhunderts, weil 
sie sich im Tale nicht 
mehr für sicher hielten, 
nach der Höhe aus 
und befestigten diese; 
damals soll Obermars¬ 
berg bis zu 5000 Bewohner gezählt haben. Nachdem 1646 
der Ort aber von schwedischer und hessischer Soldateska 
ausgeraubt und fast zerstört worden war, erfolgte wiederum 
eine Abwanderung in das Tal, das heutige Niedermarsberg. 

Zum Abschied machen wir noch einen Rundgang um 
das Plateau; wir genießen dabei eine Fernsicht, die zu den 
schönsten im Sauerland gehört. Nun hinab ins Tall Es 
harrt unser dort noch ein herrlicher Spaziergang. Zu diesem 
Zweck gehen wir bis zu den Kaskaden und der Paulinen- 
quelle, von hier aus immer durch schönen Hochwald über 
Eremitage nach dem Bilstein und von da zur Stadt zurück. 


Marktplatz in Brilon (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.) 


Septemberdage imme Siuerlanne. 



Von Christine Koch (Bracht, Sauerland). 

Septemberdage imme Siuerlanne I ase wann t Uewerräste wören 

De Himel sau blo äset dunkelste Vergißmeinicht imme iärem seydenen Mantel, diän 

Wiesengrunne; de Luft klor un raine, jede Mundvull mäket beym Siägensgange diär de 

de Buast weyt, et Hiäte 
lichter. Un de Spinne- 
wiäwen flaiget van 
Baum te Baum, van 
Hius te Hius; hinget 
do ne seydenen Slaier 
viär en lachend Kinner- 
gesichte, flaiget do 
me schoinen jungen 
Miäken tüsker briune 
Flechten, ase wann't 
greyse Hoor härr 
kriegen üwer Nacht 
un't wäit doch nau nix 
van Suargen un Naut 
un Hiärtenleid, wäit 
nix, ase dät de Welt 
schoin un iät selver 
junk is un nümmer- 
mehr alt un greys 
weren kann. Un bo se 
flaiget un pladdert, de 
witten Bänne, do is nix 
ase Lust un Sunnen- 

scheyn. Et is gerade, Ober-Marsberg: Eingang zur Burg (Phot. : W. Klein, Essen-Bredeney) 


van user laiwen Mutterguares 
se terrieten un verslieten hiät 
Feiler. Wüßte nit, brümme 
dät se süß sau glück¬ 
lich maken können, 
wüßte nit, brümme se 
süß Marienfäden heti 
Un bo se de luftige 
Brügge bugget tüsker 
twäi Huisern, do lachet 
iärk de Luie ahn un 
verteilet iärk vam 
schoinen Hiärwestwiär, 
wören se iärk ok nau 
sau boise wiäst et 
ganze Johr. Jo, wann de 
Spinnewiäwen flaiget 
im Septembersunnen- 
scheyne, dann is et 
schoin im Siuerlanne, 
schoiner ase't im Mai 
jemols weren kann. 

Ne graute, hailige 
Rugge liet üwer Biärg 
un Dahl. De Wiesen 
un Feiler het avliewert, 
wat et Froijohr wach 
raip un de Summer- 
















Glauthitze reypen lait. Niu liät se in stiller Rast un genütt 
Sunnenscheyn un Nachtdau ase wualverdaint Gnadenbräut. 
Muntere Jungens tüt met iären Rindern üwer de Stoppel¬ 
feller. Se singet nit mehr „Helohe, bo mag dai fiule 
Häiere gohn, lät seyne Kogge te Scharen gohn'^ se singet 
„Freiheit, die ich meine'^ denn Wiesen un Lanner sind frey. 
Septembersunne hiät eigenen Glanz. Bo se hinscheynt, 
suit alles fröntlek iut. Jeder Appel am Baume — un wör 
hai ok van diär Surte, dai äis gelt, wann dai andern oppe 
sind — hiät en fröntlek Gesichte. Muget se giäle oder raue, 
briune oder graine Backen hewen, rund, spitz, lank oder 
puckelig seyn, lachen daut se emme all an, un vull Schelmen- 
stücke sind se auk. Diän klainen Miäkskes fallet se am 
laiwesten in de Schiäte un diän klainen Jungens oppen Kopp. 

Septembersunne smitt Hänne vull Gold in de Welt. 
Wuat blit hangen oppen lesten Hiärwestblaumen, dai üwer'n 
Gorentiun rüwerkuket, wuat opp fröntleken Schiewerdiäkern 
un in blanken Finsterscheywen, wuat säumet 'n grauten bloen 
Himelsmantel met me giälen Range, wuat makeret Wiesen- 
wäterken taum güldenen Spaigel. Aeine Handvull fället opp 
de Kwätskenboime im Goren un hänget ase Duft un Schimmer 
an diän bloen Sammetröckskes van diän dicken Hiärwest- 
pliumen. Aeine Handvull biwert un kruiselt sik in all diäm 
Flaßhoor siuerländesker Kinner, un äine Handvull dailt sik in 
diusend gülene Strohlen, un jeder Strohl brieket sik imme 


Menskenäuge, un dann hett all de Luie im Siuerlanne blanken 
Sunnenscheyn im Gesichte. Diän ganzen Räst van Glanz 
un Scheyn awer smit de Sunne in de bloen Biärge, heyhin 
un dohin, recht ase'n üwermaitig Kind. Bo diu hinsuist, is 
Glanz, bo deyn Faut hintriet, liet Gold; gülene Blar hanget 
annen Boimen, un't is en Flimmern un en Schimmern op 
diän äinsamen Waldwiägen un en häimlek Lustern im 
fallenden Läuwe, dät dey ganz stille ümme't Hiärte wert un 
diut ganze Getöse in der Welt biuten vergietest. 

Un am Waldrange, do blögget de Häit, wit un blo un 
raut un briun. Sunnenvuile, Immen un Hummelken flaiget 
rümme un fiert iäre Fäsle, un all dai briunen Struiker sind 
Sliäter un Lusthuiser un Kiärken un Kapellen. Niu gäit en 
Luftzug iutem Gebüsk üwert Häitfeld un roiert jedes Struikelken 
an. Dann is en Gebimmel un en Gebammel un en erensthaft 
Luien, ase wan't Sundag wÖr. Un richtig: ne graute 
Hummelke seilet sik ant Järgel un tüt alle Register uap; 
dann briuset ne vieldiusendstemmegen Choral üwer de Haide. 
Un't is ne graute, graute Fier. Denn de briune Haide well 
Afschäid niämen van der laiwen Septembersunne, un se lät 
sik un all iäre klainen Blaumenkinner nau äin- und viel 

hundertmol küssen un striepen.-— Do stäist diu niu, 

diu Sunndageskind, mirren op der Haide, hörst un suihst un 
versläis alles un kanns nit anders, diu most deyne Hänne 
fallen un metfieren düt Afschäidfäst van Ere und Sunne. 


Westfalen-Treue. 


Johanna Baltz (Arnsberg). 


Es gehet ein Raunen, das wächst zum Strom 
In den sauerländischen Bergen: 

Habt acht! es dräuen die Schergen 
Des Bonaparte, des Königs Jerome I 
Sie wollen das Schwert uns zwingen 
In die starre Westfalenhand, 

Wir sollen den Untergang bringen 
Dem eigenen Vaterland! 

Hoch bäumt sich empor der alte Trutz, 

Der Wittekind einst durchglühte; 

Doch, ob man drängend sich mühte. 

Ach, nirgends Hilfe, und nirgends Schutz! 
Sie fingen die Wackern in Scharen, 

Da brach manch tapferes Herz; 
Französische Siegesfanfaren 
Verhöhnten den brennenden Schmerz. — 

Drei Jünglinge aber, aus altem Geschlecht, 
Sich bargen im Höhlenschlunde: 

Viel lieber im Erdengrunde, 

Als kämpfen wider Ehre und Recht! 

Sie haben den Hunger ertragen 
In atemerstickender Nacht — 

Gott! einmal das Höchste zu wagen! 
Gott! einmal hinaus in die Schlacht! 


Die Tage, sie schleichen in Not und Qual, 

Und keinerlei Hoffnung, keine! 

Ringsum beengende Steine, 

Die Höhle — ein Totenmal! 

Und doch: ihr Mut ist geblieben: 

Einst werden wir siegen! Ja! 

Und in den Felsen sie schrieben: 

„Vivat Germania!" — — 

Und wieder durchs Land ein Raunen lief; 

Wie Frühlingsgewitter ein Rauschen. 

Horch! — Die Begrabenen lauschen — 

Horch! — „Breslau!" raunt's,und: „DerKönig rief!" 
Hei! auf zum Befreiungsstreite — 

Der Fels ihren Schritten wich. 

Und jauchzend stürmten ins Weite: 

Haxthausen, Brenken, Metternich!*) 

Vor hundert Jahren ist es geschehen! 

Daß sich das Gedenken erneue 

An altwestfälische Treue 

Im Felsen noch ihre Namen steh n! — 

Wir lesen mit heiligem Schauer 
Die steinerne Inschrift da — 

O, Worte von ewiger Dauer: 

„Vivat Germania!" 


An die Südwand der Kulturhöhle (unweit der Bilstein-Höhle bei Warstein) findet man die Worte geschrieben: 

„F, August von Haxthausen, Fr. Carl von Brenken, Theodor von Metternich. Vivat Germania. 14. Märtz 1813." 

In jener düstern Zeit, welche Napoleon über unsre deutschen Gauen heraufbeschworen, standen diese drei westfälischen 
Adligen treu zu ihrem Vaterlande. Dr. Emil Carthaus. 

Alle drei kämpften nachher gegen Frankreich, bis das deutsche Vaterland frei war. August von Haxthausen 
war der Onkel Annettes von Droste-H ülsh off, die ihn nachher mit dem bekannten Gedicht „Das befreite Ger¬ 
manien" empfing. 

Sauerlands Berge. 

Karl Prümer. 

Auf deinen Bergen wohnt der Frieden, Von Tannenfrische rings umgeben. Hier, wo die Silberquellen springen 

In deinen Tälern schlichte Lust, Erweckt ihr froh des Herzens Schlag Aus unsrer Heimat Berge Schoß, 

Glückselig, dem sie noch hinieclen Und wandelt unser Alltagsleben Wo Lieder durch die Seele dringen. 

Beseligen die wunde Brust. In einen schönen Feiertag. Da sind wir stark, da sind wir groß. 




Nr.2 DEUTSCHLAND 71 


De olle un de nigge Orpheus*^ 


Et was en Musikante in grummeDgryiser Tyit, 

De kam met boisen Fräulen in ennen laigen Stryit. 

De Menske bette Orpheus un spielte sau wualopp, 

Dat Stainer, Beim' un Bäister sik talmeden richtopp. 

Do kamen boise Wyiwer, Bacchanten tau>benannt, 

Dai mochten dat nit lyien, het flauket, spigget, schannt; 
Un kräigen myi diän Orpheus byi Kopp unBalg un Bäin, 
Un rieten — (wat 'ne BausheitI) — diän ganzen Keerl iutäin; 
Sai schmieten oppet Water diän armen, dunen Tropp — 
Doch oppem Water sank nau syin affgeriet'ne Kopp. 

Frönd Niggemegger, schreck dik byi dür Historrje nit! 
Hyi gitt et keine Wyiwer, dai dik in Floosken ritt — 


Diu biusest tworrens wahne op Üärgel un Spinett, 

Dat vaken Stäul un Diske un Gliäser danzet hett — 
Doch dann wier dussamänte, sau sainig un sau mill, 
Dat US de Ohm im Bossmen stont rantekante still; 

Un dat wyi äinsmols meinten, et schiene nau de Mond, 
As hauge amme Hiäwen de läiwe Sunne stont! — 

Spiel födder, läiwe Orpheus! nau lange, lange Johr! 
Un wann diu dann mol dautgäist, is myi dat äine klor: 
Dann wippelt dyine Finger nau ümmer, ümmer tau, 

Un trampelt Minuetto de Täiwen imme Schau; 

Un Sente Züge'*) segget: Kumm hiär, myin Musikant! 
Diu pässest in myin Kauer im äiw'gen Vatterland! 

1) St. Cäcilie. 


*) Dem Musikus furibundus, Herrn Rechtsanwalt Niemeyer, zur Erinnerung an schöne Stunden I 
Heiligenstadl, am St. Cäcilientage 1882. Fried r. Wi 1 h. Grimm e. 


Ansproke an den Astenbiärg am Dag der Sonnenwende 1884. 

Van syime Strunzerdehler Kompier F. W. Grimme. 


Diu olle, griyse Astenbiärg, 

Bai härr' dat dann wuall dacht, 

Dat diu't in dyime Liäwen härrst 
Tau sülken Ehren bracht? 

Diu kanntest keine Haufohrt nit 
Niu saste stolte weeren? 

Un bläggen dik und miätten dik 
Met Sunne, Mon' un Steeren?? 

Ik saih't dyi an: van Dage bist 
Diu ganz op dyinem Schick — 

Jo, sett de Niwelkoppe af 
Un kyik mol ümme dik: 

Van allen Kanten kummet se 
In Kuttsken un op Leddern, 

Viel Heerens iut der wyien Welt 
Un dyine äignen Veddern. 

Süs kam wuallmol en Sproke- 
En Köttenkeerel^» hiär [Schäiz,i» 
Un käik hyi iut der Vugelsicht 
Verbyistert^^ in det Wiär. 

Van Dage awer, jöß Marjau! 

Viel hundert fyine Luie — 

Me soll sau meinen, 't wören hyi 
Ment Hüter Bruim' un Bruie; 



Bildnis des Dichters Grimme 


Sai buselt dyi in dyinen Häid 
ne wanen grauten Stäin 
Un hätt derunner, fyin gemohlt, 

En störig Pergemäin; 

Doroppe stäit van Kaiser Wilm 
Un vamme duitsken Ryike, 

De Johrtahl auk un sau derhiär, 

Un ok van us teglyike. 

Dat sali do leggen Johr op Johr 
Bit an den jüngsten Dag, 

Bo Guatt der Heer de Biärge schlätt 
Tau Mulm met äinem Schlag: 

Dann finnet hai dät Schryiwens auk 
Hyi manker diäm Gekrümmel 
Und segget: „Engel Gabriel, 

Dat drieg' myi in den Himmel!" 

Un Geldgeschäfte mäkeste 
Van Dage, diu Filiu? 

Un enne ganze Lotteryi 
Dai maikest diu dyi schmiu?^' 
Dann weerste balle prängesk stöhn 
Met Schmyisken, Kraun' und Kragen 
Un Seggen: „Tigen micke sind 
Dai andern Biärge Blagen." 



Un saiket keine Heilwerten 
Un kein Isländer Moß, 

Un gott ok mettem Puister nit 
Op Biärkhahn, Moord^) un Voß. 
Sai weit dyi oppen haugen Kopp, 
Denk! nau'ne höchtern puatten—ö) 
Dann säst diu kyiken feer in't Land 
Op Schlüätter, Hüaw un Kuatten; 

Säst wenken bit in't Kölske Land: 
„Gurrn Muargen, Vatter Rhyin! 

He, schick myi füär dai Heerens hyi 
Mol glyik ne Tunne Wyin!" 

Säst kryigen dyi im Kattenland 
Diän Herkules byim Wickel, 

Un raupen bit no Mönster: „Praust 
Tau ugem Pumpernickel!" 


En Huisken sali wuall auk derbyi: 
Do kämm' in't Schure gohn. 

Wann diu mol dyine Nuppen^) krist, 
Un drinken sik 'ne Troon.^> 

Un dat dai Troon wat Guddes is, 
Do lot den Mül 1er suargen — 
Dai tappet us füär wennig Geld — 
Viellichte dait' ok buargen. 

Niu goh dyi 't gutt, diu olle Heer! 
Niu biste g'naugen prohlt; 

Süs segget mannig wyise Mann: 
„O — syin Kompier dai droolt." 
Vyi awer raupet taum Beschliut: 
„De Astenbiärg sali liäwen 
Un syine trüggen Frönne hyi 
Tehaupe all derniäwen!!!" 



- _ t‘ Holzwarenhändler. — 2) Vagabundierender Kesselflicker. — 3) verblüfft. — 4) Preisselbeeren. — 5) Marder. — 6) pflanzen, propfen. — 
7) Zu Nutzen. — 8) Launen. — 9; Eine Träne, ein Tropfen. — 10) Bekanntes Gasthaus in Alt-Astenberg. 







72 DEUTSCHLAND 


Nr. 2 


Burgen und Schlösser des Sauerlandes. 

Von Karl Prümer. 




Im engem Gebiet des märkischen und kölnischen Sauer¬ 
landes finden sich — im Gegensatz zum Münsterlande — 
nur wenige Schlösser oder Burgen, die in architektonischer 
Beziehung oder in 
der künstlerischen 
Art der Ausstattung 
der Erwähnung be¬ 
sonders wert wären. 

Von ihren Herren 
sind sie vielfach, in 
Jahren, wo noch 
manches zu retten 
gewesen wäre, als 
Stiefkinder behan¬ 
delt und in ihrer 
Vereinsamung sich 
selbst oder einer 
mangelhaften Auf¬ 
sicht überlassen, bis 
Brandschäden und 
die allmächtige Zeit 
so gründlich ihr Zer¬ 
störungswerk voll¬ 
endeten, daß den 
Eigentümern ganz 
und gar die Lust 
verging, noch kost¬ 
spielige Um- und 
Neubauten zu ver¬ 
anstalten. Bedauer¬ 
lich ist dies auch 
um der schönen 
Lage willen,die selbst 
jene alten Burg¬ 
trümmer noch ver¬ 
klärt, welche uns — 
als stumme Zeugen 
einer bewegten Ver¬ 
gangenheit — laut 
und eindringlich das 
Evangelium derVer- 
gänglichkeit predi¬ 
gen. Halten wir 
einen kurzen Aus¬ 
blick danach. 

Hohensyburg. 

Unfern der Stätte 
im alten Sachsen¬ 
lande, wo Ruhr und 
Lenne sich einen, 
finden wir die alt¬ 
sächsische Sigiburg, 
eine jener Wall¬ 
burgen, welche sich 
von hier aus bis 
zur Eresburg er¬ 
streckten. Die alte 
Wallburg auf dem 
Ardeyberge sollte 
den Uebergang über Ruhr und Lenne decken und eine Ver¬ 
ständigung mit den Stammgenossen der Nachbarberge herbei¬ 
führen. Noch heute sieht man dort einen Teil der Haupt¬ 
burg und Vorburgen. Aufgefundene, rund geschliffene Stein¬ 
platten lassen die Annahme zu, daß diese den den Berg 


stürmenden Feinden entgegengeschleudert wurden. Daß die 
Sigiburg, welche dem Ansturm der Franken im Jahre 775 
erlag, eine Besitzung Wittekinds gewesen sei, ist mit ziem¬ 
licher Sicherheit in 
das Reich der Sage 
zu verweisen. In¬ 
mitten dieser Wall¬ 
burg wurde, ver¬ 
mutlich zu Anfang 
des 13.Jahrhunderts, 
eine Steinburg er¬ 
richtet, von welcher 
noch Mauern in einer 
Stärke bis zu vier 
Meter und ein Teil 
des viereckigenBerg- 
frieds stehen. Diese 
Burg war vom Erz¬ 
stift Köln den Mini¬ 
sterialen von Siberg 
als Burglehen über¬ 
tragen. Da sie als 
erzbischöfliche Be¬ 
sitzung die Macht 
der Märker bedrohte, 
zerstörte sie Graf 
von der Mark gegen 
Ende des 13. Jahr¬ 
hunderts, und nicht 
wie Stangefol wenig 
glaubwürdig angibt, 
schon im JahreT2ö7. 
Die letzte Erbtochter 
derer von Siberg 
heiratete den volks- 
tümlichenOberpräsi- 
denten von Vincke, 
der auf dem benach¬ 
barten „Haus Busch" 
an der Lenne die 
letzte Ruhestätte ge¬ 
funden hat. 
Hohenlimburg. 
Auf dem Gipfel 
eines bewaldeten 
Hügels am Ufer der 
Lenne thront das 
Schloß Hohenlim¬ 
burg und schaut,teil¬ 
weise von Bäumen 
bedeckt, weit ins 
Land hinaus. Seine 
Galerie bietet dem 
Wanderer mannig- 
facheFernblickeüber 
Berge, Flüsse und 
T äler bis nachHohen- 
syburg hin. Halb 
verrostete eiserne 
Kanonen auf dem Schloßhofe künden von dem Niedergange 
alter, wehrfester Herrlichkeit. Ein mächtiges Eingangstor 
nimmt den Wanderer auf. Das geschmiedete Brunnenhäuschen 
auf dem Innenhofe zeugt von alter Kunst. Das Schloß, aus 
mehreren Gebäuden zusammengesetzt, läßt wenig Sehens- 




Schloß Neuenhof b. Lüdenscheid — Stammhaus des Königs Peter von Korsika 


Im Schloßhof von Hohenlimburg (rechts: Altertümlicher Brunnen) 
















Nr.2 DEUTSCHLAND 73 


wertes schauen. Von seinen Besitzern lange Zeit wenig 
berücksichtigt, wird es erst in neuerer Zeit wieder von einem 
Angehörigen der fürstlichen Familie von Bentheim-Tecklen** 
burg-Rheda bewohnt, und zwar nur der Teil, der um die Mitte des 
18. Jahrhunderts vom Grafen Moritz Kasimir erbaut wurde. In 
bewegter Zeit entstand die Burg, nämlich als im 13. Jahrhundert 
Graf Friedrich von Isenburg den Erzbischof Engelbert er¬ 
mordet hatte, der bestrebt war, seine Herzoggewalt in West¬ 
falen immer mehr zu erweitern und durch den sich der 
Isenburger in seinen Rechten beeinflußt sah. In maßloser 
Habgier fielen die benachbarten Dynasten über die Länder 
des Isenburgers her und suchten alles Land an sich zu 
reißen. Der Kinder des hingerichteten Isenburgers nahm 
sich aber ihr Onkel, der Herzog von Limburg und Berg, an 
und erbaute, trotz der Angriffe des Erzbischofs von Köln 
und des Grafen von der Mark, die Burg Limburg an der 
Lenne für seinen Neffen Dietrich. In einer zehnjährigen Fehde 
riß der Graf von der Mark einen gioßen Teil des Isenburger 
Besitzes an sich, und aus dem Rest wurde das Herzogtum 
Limburg geschaffen. Die Erbtochter Margarete heiratete den 
Grafen von Nuwenahr, aus dessen Familie die Erbtochter 
Magdalene einen Arnold von Tecklenburg ehelichte, wodurch 
Schloß und Herrschaft in den Besitz der Fürsten von Tecklen¬ 
burg-Rheda gelangten, deren Eigentum sie noch heute sind, 
während das Land unter brandenburgische Oberhoheit kam. 
Klusenstein. 

Im malerischen Hönnetal finden wir die Trümmer einer 
allen Burg, aus denen ein Wohnhaus hervorschaut. Dicht 
am Rande einer schwindelnden Tiefe ist sie vielleicht um die 


Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und im Jahre 1353 von 
dem getreuen märkischen Drosten Gerhard von Plettenberg 
befestigt. Um das Jahr 1275 gehörte sie einer Gräfin 
Mathilde von Isenburg, der nachmaligen Aebtissin. Die 
Sage erzählt von einem Ritter Eberhard von Klusenstein, der 
während der Kreuzzüge von den Sarazenen gefangen war und 
dessen Tod der schwarze Ritter Bruno fälschlich meldete, um 
des Klusensteiners Gemahlin Mathilde zu erringen. Aber 
diese entfloh, und Bruno nahm von der Burg Besitz. Plötzlich 
aber erschien Eberhard, überwältigte den Eindringling und 
schleuderte ihn den steilen Hönnefelsen hinab. 

Burg Altena. 

Aus der malerisch gelegenen Lennestadt führt der Weg 
bergwärts zur Burg. Die Sage klammert sich an ihre Grün¬ 
dung und bringt sie mit zwei Brüdern aus edlem Römerblut 
in Verbindung. Ein von Efeu umranktes Eingangstor, ein 
Turm, ein Wohnhaus, das von den Johannitern als Kranken¬ 
haus benutzt wird, eine Art Krypta mit alten Urnen und 
einzelne Trümmer waren lange Zeit hindurch die letzten 
Ueberbleibsel alter Herrlichkeit. Erst die Neuzeit hat, nach 
heftigem Widerstreit der Meinungen, Wandel geschaffen und 
mit dem Wiederaufbau der verfallenen Burg begonnen. 
Mehrere Jahrhunderte hindurch residierten hier die Grafen 
von Altena. Die Burg war eine Grenzfeste der fränkischen 
Vögte von Berg gegen die Sachsen. Aus ihrem Ge¬ 
schlecht entwickelten sich die Grafen von der Mark, von 
denen der westfälische Geschichtsschreiber Pfarrer Möller 
sagt: „Kein deutsches Fürstenhaus hatte im Mittelalter 
größere Männer aufzuweisen als das Haus Altena-Mark. 



Schloß Schnellenberg bei Attendorn (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburgr i.W.) 



74 DEUTSCHLAND M 


Nr. 2 


Pungelscheid. 

Zwischen Lenne und Hesse, auf einem Hügel bei Wer¬ 
dohl, liegen noch die Ueberbleibsel des Hauses Pungelscheid, 
Reste der Ringmauern, das Eingangstor und unterirdische 
Gewölbe. An einem benachbarten Bauernhause, das zum 
Herrenhause gehörte, ist noch das Wappen der Besitzer von 
Pungelscheid, der Ritter von Neuhoff, zu sehen: Hängende 
schwarze Kettenglieder im silbernen Feld. Aus jener Familie 
stammt der abenteuerliche Theodor von Neuhoff, der, im 
JahreT694in Metz geboren,von 1736—1738 König von Korsika 
war und im Jahre 1756 arm und verlassen in London starb und 
„dem das Leben ein Königreich gab und das Brot versagte". 
Schwarzenberg. 

Von Plettenberg führt 
uns der Weg zu den 
Trümmern des einst male¬ 
risch schönen Schlosses 
Schwarzenberg, dessen 
Burghügel vom Lennefluß 
umspült wird. Nach der 
Riefstahlschen Zeichnung 
muß es eins der schönsten 
Schlösser Westfalens ge¬ 
wesensein. Ein mächtiger 
Brand hat das herrliche 
Bauwerk, das märchenhaft 
ins Land geschaut hat, in 
Trümmer gelegt. Inmitten 
einer dunklen Waldes- 
pracht blicken wir bis zur 
Homerthöhe und hinab in 
die Tiefe, aus der uns 
siebenmal das Silber des 
Lenneflusses entgegen¬ 
leuchtet. Auch grüßt uns 
freundlich, von Wiesen 
und Obstbäumen um¬ 
geben, das Dörfchen Pasel. 

Zu Anfang des 14. Jahr¬ 
hunderts wurde die Burg 
durch Rufger von Altena, 
dem allzeit getreuen 
Drosten des Grafen Eber¬ 
hard II. von der Mark, 
als Grenzfeste erbaut und 
von dem spätem Drosten 
Gerhard von Pletten¬ 
berg baulich erweitert 
sowie stärker befestigt. 

Hier auf dem Engel¬ 
bertstuhl, einer Felsnische, 
saß häufig der kriegsgewaltige Graf Engelbert III. von der 
Mark und ruhte von blutigen Fehden aus; dann ließ er 
seinen Blick schweifen über die friedsame, lachende Land¬ 
schaft, die nichts wußte von Fehden und Kriegsgeschrei. 
Schnellenberg. 

Durch das von zahlreichen Kalkfelsen besetzte Biggetal 
gelangt man, über Attendorn, nach dem acht Kilometer ent¬ 
fernten Schloß Schnellenberg, einem der schönstgelegenen 
Schlösser Westfalens. Die Burg ließ der Erzbischof Siegfried 
von Köln durch seinen Marschall Johann von Plettenbracht 
gegen Ende des 13. Jahrhunderts erbauen und durch ver¬ 
schiedene Burgmänner verwalten. Als reichsunmittelbare Burg 
prangt über ihrer Pforte der Reichsadler. Zu Ausgang des 
16. Jahrhunderts kaufte der Droste Kaspar von Fürstenberg 
die Rechte der Burgmänner auf, ließ die Burg niederreißen 
und daselbst ein schönes Schloß erbauen, das aber, durch 
mangelhafte Verwaltung und einen Brand arg mitgenommen. 


fast zur Ruine herabgesunken ist. Der hervorragende, kunst¬ 
liebende Erbauer starb als Landdrost von Westfalen im 
Jahre 1618. In den Räumen des Schlosses weilte auch ums 
Jahr 1583 der der neuen Lehre zugetane Erzbischof Gebhard 
Truchseß von Waldenburg und verlebte hier mit seiner Ge¬ 
liebten, der schönen Agnes von Mansfeld, genußreiche Tage. 
Das Schloß ist noch Eigentum der Familie Fürstenberg- 
Herdringen, allein von der ehemaligen Herrlichkeit ist nur 
noch wenig zu schauen. Ein Teil des Schlosses zerstörte 
im Jahre 1889 ein Brand; um den Wiederaufbau kümmerte 
sich bisher niemand. Nur im Tal schlummert noch die 
Schönheit, und das Echo der Berge hallt darüber hinweg. 

Bilstein. 

Auf einem steilabfallen¬ 
den Felsen oberhalb des 
Städtchens Bilstein liegt 
im Tal der Veischede die 
Burg gleichen Namens, 
umringt von bewaldeten 
Bergen. Die Burg ist zu 
Anfang des 13. Jahr¬ 
hunderts — angeblich 
von den Edelherren von 
Bilstein — erbaut. In sie 
soll sich der Erzbischof 
Gebhard Truchseß von 
Waldenburg geflüchtet 
haben, als er wegen seines 
Abfalls vom römisch- 
katholischen Glauben von 
den Attendornern verfolgt 
wurde Auch den Grafen 
von der Mark und den 
Erzbischöfen von Köln 
war schon die Burg zu 
eigen. Im Jahre 1815 
wurde sie den preußi¬ 
schen Domänen zugeteilt, 
und seit dieser Zeit wird 
sie von einem preußischen 
Revierförster bewohnt und 
verwaltet. 

Berleburg. 

Aus dem Gebiet der 
Lenne gelangen wir in 
das der Eger. Dort 
am Odebornbach liegt 
Berleburg, die Hauptstadt 
des Fürstentums Sayn- 
Wittgenstein - Berleburg. 
Von stolzer Höhe herab 
schaut auf das freundliche Hügelstädtchen und auf ein 
prächtiges Bergland, in welchem noch der Auerhahn balzt 
und der stolze Hirsch, als Leittier, seiner Herde voran¬ 
schreitet, das ansehnliche Schloß. Früher Klosterbesitz, ist 
es von den Wittgensteinern käuflich erworben und diente ihnen 
als Jagdschloß, worin sich eine Rüstkammer und ein Ahnensaal 
befindet. Im Jahre 1733 wurde der Mittelbau im Renaissance- 
Stil ausgebaut, wodurch das Aeußere des Schlosses wesentlich 
gewonnen hat. Der Schloßpark, mit altem, prächtigem 
Baumbestand, ist eine Zierde der Stadt, deren Bürgern der 
Park offen steht. 

Laasphe. 

Im Süden von Berleburg, im Gebiet der Lahn, liegt 
malerisch, im Schoße der Berge, umzogen von einem Gürtel 
von Obstbäumen, liebevoll umschlungen von Laasphebach 
und Lahn, das Städtchen Laasphe, eine Perle des Wittgen¬ 
steiner Landes. Fernab vom Schloßberg schaut die alte 



Schloß Gimborn im Aggertal (Phot.: F. W. Haase, Münster i. W.) 






















































































76 DEUTSCHLAND Nr. 2 


Burg- Wittgenstein, die angeblich in ihren Anfängen aus 
dem 9. Jahrhundert stammt. Im Laufe der Jahre sind ver¬ 
schiedene Bauten der Zeit und dem Brande zum Opfer 
gefallen. Heute tritt uns ein ernstes Bauwerk mit Neben¬ 
gebäuden aus Bruchsteinen entgegen. Es birgt in seinem 
Frieden eine Schloßkapelle und einen Bildersaal. Besonders 
bemerkenswert ist seine Umgebung, mit prächtigen gärtneri¬ 
schen Anlagen und friedsamen Waldwegen. 

Biedenkopf. 

Benachbart Laasphe, auch an der Lahn, liegt das ehemalig 
hessische Städtchen Biedenkopf. Von seinem bewaldeten 
Bergkegel schaut noch die alte Burg mit ihrem runden Berg¬ 
fried trutzig ins Land. Ihr Panzer, die zinnengekrönte Ring¬ 
mauer, hält noch den Stürmen stand. Burg und Städtchen 
mit ihrer Umgebung bieten ein überaus malerisches Bild. 
Siegen. 

Siegen, das „Krönchen" des Landes, trägt auf seinem 
Hügel das sogenannte obere oder alte Schloß. Das Jahr 
seiner Erbauung ist unbekannt. Baulich ist das Schloß von 
mäßiger Bedeutung. 

Nicht mehr erklingt 
hier Speer und 
Schild, nicht mehr 
Horido und Hussa. 

Die Freimaurerloge, 
das Anna-Helenen¬ 
stift für Waisen 
und das Siegerländer 
Museum haben hier 
eine Unterkunft ge¬ 
funden. Von hier 
aus beherrscht der 
Blick ein schönes 
Fleckchen Erde. — 

Das untere Schloß, 
auf dem Schlo߬ 
platz, birgt heute das 
Amtsgericht. ImErd- 
geschoß des Mittel¬ 
baues befindet sich 
die Fürstengruft. 

Durch ein reichver¬ 
ziertes Tor gelangt 
man zur geweihten 
Stätte des Friedens, 
welche Fürst Johann Moritz errichten ließ, unstreitig der 
bedeutendste und volkstümlichste Fürst des Hauses Nassau- 
Oranien. Als Held aus dem 30jährigen Kriege berief ihn der 
große Kurfürst zum Statthalter von Cleve, Mark und Ravens¬ 
berg. Johann Moritz war auch Heermeister des Johanniter¬ 
ordens und starb in Cleve im Jahre 1679. Sein Katafalk 
und seine Büste sind in der Fürstengruft zu sehen, woselbst 
auch noch zahlreiche andere Nassau - Oranier, nach den 
Stürmen des Lebens, die letzte Ruhestätte gefunden haben. 
Gimborn. 

Auf der Wanderstrecke Lüdenscheid, Marienheide, Rün¬ 
deroth, liegt, unweit der Leppe, Gimborn, von mächtigem 
Hochwald umgeben. Bemerkenswert ist das malerisch ge¬ 
legene Schloß des Grafen von Fürstenberg und die anmutige 
Umgebung des Orts. 

Kehren wir zu den Gestaden der Ruhr zurück. 

Schloß Herdringen, 

bei Hüsten, im Tal der Röhr gelegen, ist wohl das schönste 
und best erhaltene Schloß Westfalens und Eigentum der 


Familie Fürstenberg-Herdringen. Inmitten eines prächtigen 
Parkes gelegen, schaut es stolz mit seinen Türmen auf den 
Wanderer herab. Nach den stürmischen Tagen der Revolution 
ist es innerhalb vier Jahren erbaut und im Jahre 1852 vollendet 
worden. Der Baumeister des prächtigen gotischen Baues 
ist der Kölner Dombaumeister Zwirner. Beim Anblick des 
Schlosses soll Friedrich Wilhelm IV. gesagt haben: „Solch ein 
Haus kann ich mir nicht bauen". Es enthält kostbare Kunst¬ 
schätze, u. a. die weithin berühmten silbernen Kunstschmiede¬ 
arbeiten des Warburger Meisters Eisenhoit, deren Wert auf 
eine Million Mark geschätzt wird. Das Schloß ist an Stelle 
des alten Edelsitzes Herdringen errichtet, eine geschichtliche 
Vergangenheit hat es nicht. Sehenswert sind auch der 
Marstall, der Wagenpark und die Treibhäuser. 

Burg Arnsberg. 

Von der höchsten Höhe eines lang gestreckten Berg¬ 
rückens des Arnsberger Waldes, vom Schloßberg herab, 
von Bäumen und Buschwerk umstanden, schauen noch die 
Ruinen einer einst gewaltigen Burg auf ein von der Natur 

vielfach gesegnetes 
Stückchen Erde. Am 
westlichen Abhange 
des Schloßberges ist 
noch im Obsthof 
der Standort des 
obersten Freistuhls 
von Westfalen zu 
sehen, dessen Stuhl¬ 
herr, als Reichs¬ 
verweser, der Erz¬ 
bischof von Köln 
war. — Das mächtige 
Schloß wurde ums 
Jahr 1077 von dem 
Grafen Konrad 11. 
von Werl erbaut, 
dessenNachkommen 
sich nach diesem 
Schloß Grafen von 
Arnsberg nannten. 
Es waren tapfere 
und landesväterliche 
Leute, diese Grafen. 
Allerdings wird be¬ 
richtet, daß Graf 
Heinrich I. seinen Bruder ins Burgverließ habe werfen 

und dort verhungern lassen. Zur Sühne habe er im 
Jahre IT70 das Kloster Weddinghausen erbauen lassen. 
Die Grafen von Arnsberg haben hier drei Jahrhunderte 
hindurch residiert. Bei den Kriegen des Kaisers zwischen 
Rhein und Weser trugen die Grafen das Reichsbanner. 

Vom Erzstift Köln, welches schon lange nach der Graf¬ 
schaft Arnsberg lüstern war, hart bedrängt, „verkaufte" 
der letzte Graf Gottfried IV., der Angriffe müde, das 
25 Quadratmeilen große Land gegen eine lächerlich 
geringe Summe an das Erzstift, dessen Erzbischöfe hier 
hernach glänzende Tage verlebten. Im Jahre 1762 be¬ 
lagerte Ferdinand von Braunschweig die Stadt, da die 
Franzosen — mit Willen des Erzbischofs von Köln — das 
Schloß besetzt hatten, und sprengte es in die Luft. Arns¬ 
berg kam dann im Jahre 802 unter hessische und im 
Jahre 1816 unter preußische Herrschaft. Aus den gewal¬ 
tigen Trümmern des stolzen Schlosses baute die preußische 
Regierung — ein Zuchthaus. Sic transit gloria mundi I — 



Schloß Herdringen (Phot.: .Tos. Grobbel, Fredeburg-i. w.) 







Nr. 2 DEUTSCHLAND 


77 



Panorama von Laasphe 


Im Wittgensteiner Lande. 

Von Hermann Ritter. 


Die natürliche Grenze des Westfalenlandes wird nach 
Süden hin von einem Gebirgsrieg^el g-ebildet, der sich als 
Wasserscheide zwischen den Quellbächen von Ruhr und 
Lenne einerseits und von Eder, Lahn und Sieg andererseits 
darstellt. Bis zu diesem Riegel hin reicht von Norden her 
das niederdeutsche Sprachgebiet. Südlich von dieser Wasser¬ 
scheide ist zwar der Karte nach auch noch Westfalen, man 
singt auch dort noch begeistert das kräftig-schöne West¬ 
falenlied und hält das Umarmen der Mädchen für eine glück¬ 
selig machende Beschäftigung. Allein zum Land der roten 
Erde, zum Volke der so gern die „Skinken des geslachteten 
Sweines" verzehrenden Niedersachsen gehört die Gegend 
nicht mehr. Hier sitzen an den nach Osten und Süden 
springenden Bergwassem Franken, die einst sieg- und lahn- 
wärts bis zu dem natürlichen Grenzwall des Sachsenvolkes 
vordrangen. Die Bevölkerung des Siegerlandes spricht die 
„Kölner Platt" genannte Mundart des ripuarischen oder mittel¬ 
fränkischen Dialektes, wie er im ganzen Siegtale zuhause ist, 
nach oben hin freilich immer 
mehr vermischt mit der zum 
oberdeutschen Sprachgebiet 
gehörigen Mundart, deren 
Sprachgebiet sofort jenseits 
der Berge beginnt, welche 
die Wasserscheide zwischen 
Sieg und Lahn bedeuten. 

Das Wittgensteiner Land, 
das Gebiet an der oberen 
Lahn und Eder, ist durch 
diese Wasserscheide scharf 
vom Siegerlande geschieden 
und stellt sich als ein nach 
drei Seiten von natürlichem 
Grenzwall umzogenes Berg¬ 
land dar, in welches durch 
die einzigen Einfalltore des 
Lahn- und Edertales einst 
eine fränkische Bevölkerung mit oberdeutscher Mundart bis 
zum Stocke des Kahlen Astens vordrang. Von Süden und 
Südosten stößt an das Wittgensteiner Land das Katten- oder 
Hessengebiet. Seine Bevölkerung hat neben augenfälligen 
Eigenheiten doch viele Charakterzüge mit den Wittgen- 
steinem gemeinsam. Ursprünglich wird wohl die kattische 
Bevölkerung in dünnen Siedlungen das ganze Gebiet bis 


zur Sachsengrenze innegehabt haben und ist dann an der 
oberen Lahn und Eder von einem starken Strom verwandter 
oberfränkischer Einwanderer aus der unteren Lahngegend, 
welche vielleicht das Gebot eines Herrschers heraufführte, 
durchsetzt worden. 

Man wird in der Vermutung, daß die Wittgensteiner 
ursprünglich Grenzkolonisten an der Südgrenze des Sachsen¬ 
landes und Bewohner einer fränkischen Mark waren, bestärkt, 
wenn man vom oberen Lennetal her in das Ländchen wandert. 
Auf dem Sattel des öden Astengebirges liegt als letzter Ort 
des westfälischen Sprachgebietes das Dorf Neuastenberg. 
Von hier läuft die Landstraße durch ein trübseliges Gebiet, 
vorbei an nackten Berglenden in feucht-kalter Einsamkeit bis 
zu dem ersten Wittgensteiner Dorf Girkhausen, wo sofort der 
oberdeutsche Dialekt einsetzt. Die Kirche des Oertchens ist 
ein Zeuge aus jener fernen Zeit, in welcher die Wittgensteiner 
als Grenzwehr dienten gegen die Einfälle des unbändigen 
Heidenvolkes der Sachsen. Der Turm der Kirche ist augen¬ 
scheinlich eine alte Grenz¬ 
warte. Keilförmig steigt 
sein massiver Bau bis zu 
dem niedrigen Dache auf. 
Dicht unter dem Dache unter¬ 
brechen seine Flächen kleine 
Rundbogenfenster, die Schall¬ 
löcher der Glocken sind 
Merkmale einer kirchlichen 
Benutzung des Bauwerkes, 
während sonst die gewal¬ 
tigen Mauern keine andere 
Oeffnung als schmale Schie߬ 
scharten zeigen. In Anbe¬ 
tracht seines Alters und 
seiner historischen Denk¬ 
würdigkeit hat die Regie¬ 
rung dem steinernen Grenz¬ 
wächter eine Restauration 
angedeihen lassen, so daß er jetzt von seinem Felsen schier 
spaßhaft majestätisch über das arme Girkhausen aufragt. 

Seit alten Zeiten haben die Bewohner des Kahlen Astens 
eine bescheidene Holzwarenindustrie betrieben; auch Girk¬ 
hausen nährt sich in der Hauptsache durch diese. Die Dreher 
schneiden die Buchenstämme in Rollen von der Länge ihres 
Durchmessers und spalten sie in Stücke entsprechend der 



Alte Häuser in Laasphe (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.) 









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A 3|jiid Art der x ü fe ti;^[ e h Kt>] /5i<;h n, 

Dl e Sttj w erden öUd ^ifkrt rcdi iri jJ er wd riS chie n Fo tm 

ipn A%t ^ind Beil sögeliüü**ri g^eU>r?ipen abdanTi anf die 
Dr ehbö n k, H i^r ,h ß rig t das H?is l s st de k ei hge kl »m m er t i pi n e 
Art Reck xind rd m) j^ einei ttl ewen 5 ^ ;ufj\d dflrori 1 ^ Hrtgenden 
Trdüjf&tiö« b^Id riacB batd niäth Imks halb «m seine 

, Äc(Uentfn^<!Wj&rfe tu wäbreiid dsr f o r Ibni stehervde DreI^ 


pi<s HflUEttsehen^Wjrrdigkeii ß^ri^fbfltr^s br neiürßcB das 
. StKioiJ, ein von t wei Netiengebäädert flankterler * 410 !tlicHer 
und vi0Kän^tHg*:'r fööu^^i^ Mdb^ardenstir^ Bs 

fidlb ^11 inerte S üdi ml ä ngen, b esü n d e r^, eia e s el t en 

y eilä täTf ^ ^ tio n vö n Sebru fl w:af fetw in ehr ere t v oi lev 

den vöa W^Uf öm vön Bschenbach, ein - 

ga^^vW^rtvofl fsnjTTtbtjch äns dem <1 JebrWnrUn y^iw. 


mii eSiiem Ittag^än; dessen StieV ieia^ir Schtditej , VVi&'ab leb d^ch nnfdaö döfn?ds hei ß<^stkh des 

nib iv Span : üni Spnn aus dem ß^d^k ao.^sjfinlcyt oder ‘^dteb t* $tedtchens ■ itn &-bl oßhof riiebt ^ifimd^bt werden durf^.^£^ und 

, WerlvoUfeb als diese ist die- Ahorn-?X^ßreii Auch nös Ahorn daS die Mtmerr seines P^tV^es tnü Wappentfe-eif «ua Siirid^l^in 

dr«bt tnnn große ßuUerscKüssetln^ die haltbä^ simh daÖ man heSetst ifft- sn gl/jubc Ich d^s Auifnllägst?, was dieses^ O-efcaTjde 
me txv, f heiß m Ofställert k ahW ■ ■ b b ne 0 tiren Springe n b^r r e in en d ur cjb re iseneJ^n: 1F r emden bie te j v is?rfthnt au haben ^ 

ftiirth te n z u in ü s sei>.; H öup ch di e a t d as Ah ö 1 nhöi^ 4*^4 Pe r k tirzeÄte', ^ : vd t* ß® rle h virg n a th Ernteb riic k tauft 

Zwecken der f?rf^h^^iörev dnd wd>iir über öd® BeoTgydekirn und Kdhen/bietet nber dem. 


scKlägerti, Quirlen Uiui Hhhljfihen SiUedieren Kot^l(wytklEf?äjt»V?ny 
Wie auch tum Sc-bnÜreh jier|iher Kochlöffel bejiut^r^ 
fend die Dre hha nkl? hu il Tritt biret in Bewe g un g g t U 
werden^ tiHiti tnnn für den Betnefe der rjfrechslerei diV Kraft 
der kleinen tölnby/äfliTS &türit<^ridcn Bergwesser ouüir wodirnch 
dieser Betrieb sitjh stis dem t^eKmen der Hauifihdu^lrid Aif^ 
geinö lK in de n k l eiuer Eö bt lken erwei tart ^ l>rahorei in 

dor vorher erwäfinteu: Fortn wüd läusscKließlich 1m 
bfitrieben. Dann kehren dkr Männe** welche ittr Sommer 
di:nuß«^n als AdstrvfcWri 
Maurer, !2iimmeVletue ihr 
ßj^t tferdienfen^ ituyhck ;?u: 
i h f esn F a m i li en * di* Un te r-^ 

4^53en die kargen Aecker 
fcssteliten. Und gemeiAscKaft^ 
lieh hegen dflmt alle Fanüliien- 
gfteder dom iherg^fhTachten 
HolfWhrengflscKdfte öb. Denn 
ialU sjiÄi in der Nacht noch 
iTtdiey=i?rscl>nejten purlgas^terr: 
viefhitftgur ^ (J,cM5ii:hrmwiei> 
und iasl. ovTs je>lem der 
i^rmikhen Häuser tont das 
monötüriie Geräusch der Dreh^^ 

balken uhd Trittbretter 

Als eine Kultilrstätte 
er*jteri Ranges und Sitz 
kä glichen W 9 WIeWns ■ Vf 
^ch^mt d^m: Fremden nach 
d^m öden KRhi^n Asten und 



Kahlen Asten ui>d dhm unterer) ßdermle hin rächt eindfUck*^ 
vöOe Fernskhtßn. Als Stumpfe Kegel tütmen sich die Berge 
überemunder in der in ihren ttninssen imm*t 

vet'wischl durch den Nobeldunst, der dort schläierärtlg hetab- 
häng 1 Tönntmivä 1 dev tanft-n gleie:h dutik &in Raupen m deu 

Häitgeb der i?riftuchtbn^:ärf Hölien aufweilErntebnick tsl 
ein Par venu uhtHerd Hsuptorten und hat 

nichts Geringcreis ah mit den beiden eluwhrdtgej^ 
denzsftidten d&y und Lö^iÄpht^ m ärjn>t- 

geiTieinte wiHschafihcVte Kon^^ 
kurre&i 

beditsgtihgen für die 
der fceldun StödfO des Xari-d™: 
chen^ warän die Seiilbs^r ! 
biVArx die. Ty rsten* • . ode^: ’ Wift • 
rnan dorr sagb die ^tFörschte**x 
Brn ty brück ht: m od^ne r 

Or t ersit d üc ch dip h n 

etwas gewofd^Px 

Der schd n&te T VU d ös 
WiUgehstftinef Landes ist 
unstreitig das LöhngvK^L om ; 
von un zöh 1 j geti W eibtiäjarn 
m i f m u rrn elndeny spnri gbnd 
ra u sch fen d eiö' Q y el 1 b Sch eh g'O'^ 
sp öl l en es R äVjeT hö heti 
berge. Von aUeti hlauö^eh^ 
gegen den her ^hlähgethÄich 
dil^ kaJien, klartm Wässeitdb eri 
zur .femne ' deTX?hn* Vehlm: 


Pölst^t^asse Äul der ßil^sburg b^ivAp^: {Rolhöäfgehirgi?^ 

tPfKli. H Ch PrhbtL ■ .. 


den dürf ü pBdeben der Hohe die Stadt ßetitburg* . dh^, Frische üher 5 \ üI nfr» ynter Erlenbüseheri und 

fesideft^ dät :Fl^r$t6lV Sayii^^^ DßS Geiwii^cbi'r 4er Waldsdnger w^iterhüpFt-, 


ältere Tßti d«^ Slödtchens thront tmd hängt aiif eihäm ftfr.g' 
rücken* dessen Oipfelpanki des ScbloBr mft unfliegtiindbtft 
parke einiUTnifv £; das neuere Vte rtel 1 e ufl an o j f i h r g u t eo, 
braiiep Sitraße parallel mil jeriem öm- Faßa d^ Hohe dürth 
das Tq 1 d«s Od&bornes h Al l es in ainäch t das Städteheti 
einen guten, önheimdndert Eindruyfc ^ 3 ^ mFpfge: 
Residenzcheräkters weit: vornehinero oIä sie sich andere 


WKJd* ^'Tesß, öu^i diäs&n drei Oruridförbep ^e%zi 

^kh dftÄ Rhd Wfttgensitvinflr Lhode^s zu.samiFtän* und 
jedb d fee r F a rb en t^rtith rrhft ln alleb nur den kb a ten A b- 
ihriubgen, iie/firi allein oder gemisicHt mit änderen 

poeti^bhe - Stitnm ungsbilde^v lünd^xch 5 flikhe Szenerien* wi:e 
man ^le in >Sölr;het Ftilfe, LidbUchkeft -und Abwechslung 
T^idh^l läicht wieder fl r ^ t * W i f 1 rn a^n da s W} tP^'’Pnstäm ur Lbo 4 
kleine Orte leisten MUben iüetpt gute Unter“ mft ^fftyr ^ndöreb dertTschey Geilend5C^ drängi^^i^ 

kunft und Verpflegutigf kiüri, ,fe^I (feh Ftämdi^n m vtdär dnwdikiirifth Bilder au5 TT fl ringen in die Erihnörung:- 

Beri^sihvmg aufs ang«n«?hmsTv ia FreiUdi habeh Aife cm Waid- u von sdlcliBfr ymlg^stöhigk>e^^^^ 

dort neben dem fürsthchtn Heiie auch noch ändere* für Krei*» :uud tfauBcKär Abgeschlossenlieit liridef X^di dörf k^um,- BSh 
und l.end wich füge Psktoren ihren Wohn*' imd AmfN'fiiiz auh tiisLäW ob luerdäsdeutsdte Mittelgebirge emSch;&it^^^^ 
g^sriiJagf’riL; Es gibt dort Labd^aitfl^ / Amtsgeriv;hlx Oberr alter ihm rnnglfeanRißfegelieiefr* als ob die chdtpkfeH^^^Kh 9 ■ 
försti&fei^n und trhie gönze Reihe anderer Minderet und iiöheryr 4etTt?^iche "'^t^aldlEmdschaft hidr Huf der Oränze dfeiärGyrtnönen:- 
Gäfeiteti Ubd OäweBhnb^^ Troft‘ dk'säs engert Bdieiniinder*^ ^tÖTOme <d(er älirfe eiyidruck^Voife Sebem^^ 

woho^dey sd viäiär tUelinhftber glaube ich das heilen ge>::ebelfe htsb^.'; ähl hergverstäcktes Land d^v- 

Iiche d^s Stadlchetis ah >tn a nge-neh mbvi e\ ebne a p e, 1 n dessth:): Schlsürchien und Wald«cn ] edes feine £m 

zu döffeh. Der EintluB des Fdtsten macbi steh, wie-:iü sichelnt* flnden dey genbönischen örnndtes etrie irherschbpnicbe 

in wohl tätiger fuhlhäri An der MvmterkeU; ■ Nähn^ineile lindst man hier weift fliid wandert, auf weit- 

sprächigk«a 5e:m€^: Beiyöhn^^r merkt: m ebeo 'sif sehj\mjt:-'^ in den gewaltigen XVafdern. in denen noch 

öb der Sprache/4*43 im Vv’^irigrehstefet L^ ein ifthderer der Hk.^cb aut den KegelspiUen der Berge, wo der 

Germttnbn^ptm ah jenseits 4vf Berge hatrsL ’ S Kutn: di.*rpb dfe Bhünie schnaubt und W o tan mr t dem m Iden 






Nr. 2 DEUTSCHLAND 


79 


Heer auf tiefjag-enden Wolken heranreitet, überall fühlt man 
sich wohl und beglückt in seinem germanischen Empfinden, 
als sei man bei der Urmutter seines Stammes zu Gaste. 

Wie das Land, so ist das Volk, ein Menschenschlag, an 
Gemüt tief wie seine Wälder, fröhlich, wie die Wässerlein, 
die von den Bergen springen, sangeslustig, wie die Vögel im 
Baumwipfel. Es ist reich an eigenartigen Individuen, an 
spintisierenden oder schalkhaften Köpfen, an Originalen, die 
ja naturgemäß prächtig gedeihen müssen in einer Landschaft 
voll origineller Launen, einem Gebiet, das so vielen seiner 
Bewohner gestattet, mit Haus, Hütte, Lebensgewohnheiten und 
Tun ungehindert vom großen Haufen abzurücken. 

Vom großen Haufen zu reden ist im Wittgensteiner 
Lande eigentlich eine Uebertreibung. Einen großen Haufen 
gibt es nur bei den Waldbäumen, eine riesige Armee sogar, 
lieber die Hälfte des Kreises Wittgenstein ist mit Wald 
bedeckt, und davon entfällt auf den im südlichen Teil liegen¬ 
den Besitz der fürstlichen Familie Wittgenstein-Hohenstein 
allein ein Komplex von 56000 Morgen Wälder, in deren 
Verwaltung sich fünf Oberförstereien teilen. Neben 
diesen geschlossenen Forsten, die von Bergeshöhen mit 
etwa 650 Meter bis zu den tiefen Talsohlen niederreichen, 
spielt das offene Wiesen- und Ackerland nur eine geringe 
Rolle. Es drückt sich bescheiden an die Berghänge und 
dringt in schmalen Talzipfeln aufwärts in die Forsten. In 
seinem Gebiet liegen die verhält¬ 
nismäßig spärlichen Siedlungen 
der Bewohner, die zu Dörfern 
und Dörflein zusammengedrängten 
schwarz-weißen oder schiefer¬ 
schuppigen Fachwerkhäuser der 
Bauern und das Gemeinwesen, 
das der Wittgensteiner kurz und 
stolz als die Stadt bezeichnet, das 
Städtchen Laasphe, der Haupt- 
und Residenzort des südlichen 
Ländchens. In Laasphe merkt 
man, wenn man nicht zufällig das 
Firmenschild eines Hof-Schusters 
oder -Schneiders entdeckt, vor¬ 
läufig noch nichts von der Nähe 
einer fürstlichen Residenz. Ein 
regsames Städtchen von altem Schrot und Korn ist der in 
eine an die Lahn anstoßende Talmulde gebettete Ort. 

Sieben Täler treffen unmittelbar bei Laasphe zusammen. 
Zwischen jedes dieser stets andere liebliche Szenerien bietenden 
sieben Täler schiebt und türmt sich waldreiches Gebirge mit 
einer Unmenge verschiedenartig geformter Kuppen. Alle diese 
Kuppen neigen ihre Häupter hinab zur Stadt Laasphe. So 
liegt die „Perle des Wittgensteiner Landes" mitten im Herzen 
einer ganz eigenartigen, hervorragend schönen Gebirgs- und 
Waldlandschaft eingebettet. 

Laasphe, die Hauptstadt der ehemaligen Grafschaft 
Wittgenstein-Wittgenstein, kann wohl auf ein Alter von 
1100 Jahren zurückblicken. Von den früheren Festungsmauern 
und -türmen sind nur noch wenige Reste erhalten geblieben. 
Als ältester Zeuge der Vergangenheit erhebt sich oberhalb 
Laasphes mitten in weiten Buchenhallen das Stammschloß 
der Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. In der Nähe 
steht das Kneebusch-Denkmal, zum Andenken an den Er- 
schließer des Sauerlandes und den Herausgeber des ersten 
— übrigens heute noch beliebten — Sauerlandführers, vom 
Sauerländischen Gebirgs-Verein gesetzt. Ein reizender Spazier¬ 
weg führt aufwärts. Zuerst sieht man rückblickend die Stadt 
mit ihren zu dichter Masse zusammengepreßten Schiefer¬ 
dächern und dem einem Löschhom täuschend ähnlichen Kirch¬ 
turm vor sich. Nicht allein vom Schloßberg aus genießt 
man herrliche Fernsichten, nein, alle die vielen Höhen, die 


Laasphe so herrlich umkränzen, bieten unvergleichliche Aus¬ 
blicke. Wohin man den Fuß lenkt, überall umfängt den 
Wanderer schier endloser, abwechslungsreicher Hochwald, da¬ 
zwischen sind saftig-grüne, einsame Wiesengründe — Aesungs- 
plätze für die Hirsche und vielen Rehe — eingestreut. Als 
Standquartier für Touristen eignet sich daher die saubere Stadt 
nicht minder, als für Ausspannung suchende Großstädter. 
Das entzückende Ilsetal, das wundervolle Lahntal, das liebliche 
Laasphetal, um nur einige zu nennen, bieten neben den vielen 
aussichtsreichen Höhen Gelegenheit zu mehr oder minder 
genußreichen Wanderungen (Edertal, Hatzfeld, Sackpfeife usw.). 

Die am Schloß gelegenen Wälder und Gartenanlagen 
bieten den Laasphern wundervolle Spazierwege. Vom Schloß 
aus führen unter anderen herrliche Waldwege zum hoch¬ 
gelegenen Stünzelplatz und zum Dorfe Saßmannshausen, 
einer weiteren Wittgensteiner Merkwürdigkeit. Dort haust 
seit Jahrhunderten ein Trüppchen Zigeuner, und zwar mit 
hoher obrigkeitlicher Konzession als ehemalige Fürstlich 
Wittgensteinsche Staatszigeuner. Ein Graf aus dem alten 
Geschlecht brachte dieselben einst mit aus der Fremde und 
siedelte die braunen Spitzbuben im romantischen Lahntale 
an. Die Sage will, die Zigeuner hätten dem Grafen einst 
im Siegerland das Leben gerettet und seien aus Dankbarkeit 
in Saßmannshausen angesiedelt worden. Einer prosaischen 

Ueberlieferung nach haben die Fürsten die „Heiden" als 

Botenläufer und Spione benutzt. 
Jedenfalls sind die einstigen 
Untertanen niemals sehr entzückt 
von der Gesellschaft gewesen, und 
erst in unsem Tagen bequemen sich 
die Zigeuner, wahrscheinlich infolge 
fortgesetzter Vermischung mit 

einheimischen Korbflechtern und 

Hausierern, sogen. „Mäckessern", 
dazu, bei Bauern und in Fabriken 
regelmäßige Arbeit anzunehmen. 

Die spaßhafte Seite der alten 
Verhältnisse ist dem munteren 
Sinne der Bevölkerung am ge¬ 
läufigsten geblieben. Unzählige 
Schnurren weiß man zu erzählen, 
für deren Fortsetzung bis in die 
neueste Zeit die Bürger von Laasphe oder „Lose" eifrig 
sorgen. Eins der schönsten Ereignisse aus den letzten Jahr¬ 
zehnten ist die Schlacht in und bei Biedenkopf. AJs stramme 
preußische Patrioten wurden die Laaspher durch die Sieges¬ 
nachrichten 1866 in einen Taumel der Begeisterung versetzt. 
Sie zogen eines schönen Tages, Musik an der Spitze, in 
starken Haufen und mit der Melodie „Ich bin ein Preuße" in 
die hessen-darmstädtische Nachbarstadt Biedenkopf ein. 
Allein die mutige Besitzergreifung mißlang gänzlich. Die in 
patriotischem Schmerz rasenden Biedenköpfer, Männlein und 
Weiblein, schlugen wütend auf die Eindringlinge und jagten 
sie aus der Stadt zurück über die Grenze. Es ist zum Tränen 
lachen, wenn ein alter Laaspher im Dialekt diesen Argo¬ 
nautenzug schildert. Etwas Gemütlich-Humoristisches liegt 
nämlich schon in der Mundart des Ländchens. Wie traulich¬ 
herzerwärmend hört es sich beispielsweise an, wenn eine im 
Kartoffelfeld arbeitende Bauernfrau mit ihrem rot-weißen 
Kühchen spricht, das mit dem Wagen am Straßengraben hält 
und verdrießlich muht I „Ei, du mei' Klanes, mei Bleßche, ich 
hon ach noch gor net met der geschwätzt on noh der geguckt I" 
Will man Laasphe und die Laaspher in der Glorie ihrer 
ganzen fröhlichen Gemütlichkeit sehen, so muß man sie zum 
Schützenfest besuchen, muß die majestätische Parade an- 
sehen, den Zug durch die Stadt, den Festplatz, und vor allen 
Dingen muß man tanzen auf dem grünen Rasen und die vielen 
hübschen, fröhlichen „Märercher" der Stadt kennen lernen. 



Siegerländer Bauemgehöft im Dahlbruch 






80 


DEUTSCHLAND Nr.2 


Das Sieg^erland. 

Von Dr. Hans Kruse, Siegen. 


Es ist eine Laune der Geschichte, daß das Siegerland 
mit dem Sauerlande in einem Atemzuge genannt wird, daß 
der Sauerländische Gebirgsverein sein Arbeitsfeld auch im 
Siegerlande suchen kann. „Siegen liegt im südlichen West¬ 
falen", so lernt man im erdkundlichen Unterrichte, und das 
südliche Westfalen ist gleichbedeutend mit Sauer- oder 
Süderland. Da wundern wir uns nicht, wenn man von 
Fremden gar zu hören bekommt: „Siegen liegt im Sauer¬ 
lande". Schuld daran sind die Diplomaten des Wiener 
Kongresses, die vor nun bald hundert Jahren das ehemalige 
nassau-oranische Fürstentum Siegen zu Preußen schlugen. 
Preußen teilte das Siegerland dann der Provinz Westfalen 
zu, ohne Rücksicht auf seinen geschichtlichen Werdegang 
und auf die Stammeszugehörigkeit seiner Bewohner zu nehmen. 
Aber der Sauerländische Gebirgsverein kann den Herren des 
Wiener Kongresses dankbar für ihre Willkür sein, ist doch 
das Siegener Land ein ebenso eigenartiges als schönes Gebiet. 

Der Sprachforscher weiß, daß er hier von Norden 
kommend den Boden der mitteldeutschen Mundart betritt. 
Im Sauerlande haben wir die südlichsten Vorposten der alten 
Sachsen, im Siegerlande wohnen Rheinfranken, und zwar 
deren östlichste Siedler. Davon legen Sprache, Sitten und Ge¬ 
bräuche der Siegerländer noch heute Zeugnis ab. Hört man in 
Welschenennest, dem „Ende der Welschen", wie der Name viel¬ 
leicht zu deuten ist, der letzten Station im alten Sachsenlande, 
noch: Tahl, eten, hoapen, maken usw., so lauten diese Worte 
jenseits der Wasserscheide zwischen Lenne und Sieg: Zahl, 
esse, hoffe, mache. Es liegt hier die das Niederdeutsche von 
dem Mitteldeutschen scheidende Konsonantenverschiebung vor. 
Und wer offenen Auges zum Fenster der Bahn hinausschaut. 


der beobachtet, daß die im Fluge vorbeieilenden ersten 
Siegerländer Dörfer ein anderes Aussehen haben, als die im 
Sauerlande. Geschlossener gruppieren sich die Häuser an¬ 
einander, wenn auch jedes noch mit Garten und Hof umgeben 
ist; das hochgiebelige Haus ist noch vorherrschend, aber 
ohne die Toreinfahrt an der Giebelseite. Vieles erinnert 
namentlich im Norden des Landes an die westfälische Bauart, 
aber je weiter wir nach Süden kommen, um so mehr gewinnt 
die fränkisch-hessische Bauart an Boden. 

Seit dem 13. Jahrhundert gehört Stadt und Land Siegen 
den Grafen von Nassau, die von der Lahn aus vordringend 
in langen Kämpfen mit dem benachbarten Adel, vor allem 
mit den Kölner Erzbischöfen, um den Besitz des Sieger¬ 
landes haben streiten müssen. An der glänzenden Geschichte 
des Hauses Nassau-Oranien hat das Siegerland lebhaften 
Anteil genommen, vor allem auch an der Befreiung der 
Niederlande. Von der nördlichen Grenzhöhe des Sieger¬ 
landes sind die Heere ausgezogen, die Wilhelm der Schweiger 
in der Heimat gegen die Spanier gesammelt hatte. Eine 
bewegte, politische, religiöse, vor allem auch wirtschaftliche 
Geschichte hat das Siegerland. Selten werden sich in einem 
so kleinen Territorium die großen Dinge der vaterländischen 
Geschichte mit solcher Klarheit widergespiegelt haben, als 
im Siegener Lande. Das gilt besonders von den wirtschaft¬ 
lichen Fragen. 

Das Siegerland kann als die Wiege der westdeu tschen 
Eisenindustrie gelten. Schon alte keltische Siedlungen be¬ 
weisen die frühe Ausnutzung der reichen Eisenerzlager der 
Siegerländer Berge. Die Ueberlieferung läßt Wieland, den 
Schmied, aus der Stadt Siegen stammen. Schon im 15. Jahr- 



Alt-Siegen (Nach dem Gemälde von J. Scheiner) 











Nr. 2 DEUTSCHLAND 81 



hundert wurden im Siegerlande über 40 Hütten« und Hammer¬ 
werke betrieben. Hier ist der erste Hochofen gebaut worden, und 
Siegener Berg« und Hüttenleute sind schon im 12. Jahrhundert 
an der Erschließung der Erzlager im Sächsischen Erzgebirge 
beteiligt gewesen. Das Siegerland ist die Heimat jenes vorzüg« 
liehen Stahles, der die Solinger und Remscheider Fabrikate bis 
in alle Welt hinein bekannt gemacht hat. Aus dem Stahlberg 
zu Müsen, der 1313 zum ersten Male erwähnt wird, hat man 
jahrhundertelang das Eisenerz gefördert, auf das der Ruhm 
des Siegener Eisens sich gründet. Hat das Siegerland zu« 
nächst das Eisen seiner Berge bis zum kleinsten Verbrauchs« 
gegenstände weiter ver¬ 


arbeitet, so hat es 
später sich mehr und 
mehr auf die Ge« 
winnung von Roh« 
eisen und Rohstahl 
beschränkt und die 
Weiterverarbeitung an 
die benachbarten Ge¬ 
biete, an das Kölnische 
Herzogtum Westfalen, 
die Grafschaft Mark 
und das Bergische Land 
weitergegeben. Berg« 
bau und Eisenindustrie 
sind heute noch mehr 
als früher die Haupt« 
erwerbsquellen des 
Landes. In langerReihe 
begleiten Hochofen- 
werlce, Gießereien, Ma« 
schinenfabriken, Blech¬ 
walzwerke, Walzen« 
gießereien die dasLand 
von NOrden nach Süden 
durchquerende Ruhr« 

Sieg - Bahn, während 
die oft hoch auf 
den Bergen liegenden 
Förderschächte der 
Eisengruben von der 
Betriebsamkeit unter 
der Erde zeugen. 

Verdient nun dieses 
Land von Eisen und 
Stahl mit seinen rau« 
chenden Schloten an 
dieser Stelle erwähnt 
zu werden, kann es 
den Wanderstab des 
Fremden anlocken ? 

Oder tut der nach Luft, 

Natur und Romantik 
hungernde Großstadt« 
mansch, der Sauer¬ 
ländische Gebirgsvereinler aus dem Industriebezirk, nicht 
besser daran, kehrt zu machen, wenn er an die Grenzpfähle 
des SiegCTlandes kommt? Wir möchten ihm ein lautes 
Neinl entgegenrufen. Das Siegerland ist reich an all dem, 
was er sucht. Wir laden ihn zunächst zu einem kurzen 
Besuch der alten Bergstadt Siegen ein. Im Bädeker freilich 
hat Siegen keinen Stern, und selbst der Kneebusch be¬ 
handelt die Stadt recht stiefmütterlich. Was wir von der 
Bahn aus sehen, ist allerdings wenig versprechend; da ist es 
Siegen ergangen wie so mancher mittelalterlichen Stadt. Die 
Neuzeit mit ihrem entsetzlich nüchternen Baustil, mit ihrem 
völligen Unverständnis für die Schönheit unserer alten Kultur¬ 


Siegen; Nikolaikirche (Phot.: W. Scheiner, Köln-Deutz) 


landschaft hat auch das Stadtbild von Siegen, das einst das 
Auge und die Zier der Nassau genannt wurde, empfindlich 
beeinträchtigt. Aber man steige auf die umliegenden Berge und 
wandere durch die Straßen der Altstadt und man wird dieses 
charakteristische Städtebild, wenn man überhaupt Verständnis 
für die Schönheit einer mittelalterlichen Stadt hat, auch heute 
noch besonders liebgewinnen. Eins freilich fehlt diesem Bilde, 
die Farbenlebendigkeit. In ihrem überreichen Schiefergewande 
hat die Stadt etwas Ernstes, Düsteres, als wolle sie die schwere 
Arbeit im Dunkel der Erde oder vor den glühenden Eisen¬ 
massen der Schmelzöfen, die ihre Bewohner nun schon von 

jeher gepflogen, ver¬ 
sinnbildlichen. Kaum 
aber wird eine Stadt 
eine schönere Sil¬ 
houette haben als das 
alte Siegen. Wie 
eine vielgezackteKrone 
liegt die Stadt auf 
dem Siegberge. Das 
„Krönchen" heißt sie 
darum im Volksmunde. 
Und mancher Edel¬ 
stein schmückt diese 
Krone. Am Ende 
der kurzen Bahnhof¬ 
straße, jenseits der 
mit Berg« und Hütten¬ 
mann geschmückten 
Siegbrücke, betreten 
wir das Gebiet der 
Altstadt. Da zeigt 
der wuchtige Bau 
des unteren Schlosses 
mit der vorgelagerten 
Martinikirche,daß einst 
hier ein stolzer Herren¬ 
sitz gewesen ist. 
Das einfach schlichte 
Schloß mit der Gruft 
der Oranier ist erbaut 
von Johann Moritz von 
Nassau « Siegen, dem 
Brasilianer, welcher 
Brasilien für die west¬ 
indische Kompagnie 
den Portugiesen abge¬ 
nommen hat, dem 
kunstsinnigen Fürsten, 
nach dessen Plänen die 
Berliner Straße „Unter 
den Linden" angelegt 
ist, dem ersten Statt¬ 
halter der preußischen 
Lande an Ruhr und 
Rhein. Das Siegener 
den Anlagen, welche 


Schloß kann sich nicht messen mit 
holländische Künstler für ihn in Cleve, in Sonnenburg in der 
Mark, dem Sitz des Johanniterordens, dessen Meister er war, 
oder im Haag im Moritz-Haus geschaffen haben. Aber was 
es für das alte Städtebild bedeutete, zeigt das nebenstehend 
wiedergegebene Scheinersche Gemälde. Wie ein wuchtiger 
Riegel scheint es das auf den steilen Hang des Siegberges 
gelagerte Häusergewirr vor dem Herabgleiten zu bewahren. 
Mit den beiden der Stadt zugewandten Flügeln rahmt das 
Gebäude einen Platz von seltener Schönheit und feiner 
Stimmung ein. Fast noch stärkere Wirkung als der Platz 
vor dem Schloß übt der höher gelegene Marktplatz. Hat 










82 DEUTSCHLAND Nr. 2 


dort fürstlicher Absolutismus etwas Großes g-eschaffen, so ist 
es hier freier, selbstbewußter Bürgfersinn gewesen. In langer 
Reihe umrahmen stattliche alte Patrizierhäuser diesen Platz; 
ein Giebel grüßt den andern. Die Fronten der Häuser, heute 
meist verschiefert, sind eher ernst als schön zu nennen; 
aber hinter dem Schiefergewande mag bei manchem Haus 
noch wertvolle Holzschnitzerei verborgen sein, wie bei dem 
kürzlich freigelegten Spickermannschen Hause, das mit seinen 
reichen Renaissanceschnitzereien ebenso gut in Hildesheim 
oder Nürnberg stehen könnte. Der Platz wird beherrscht 
von der Nikolaikirche, einem romanischen Sechseckbau, 
dessen gewaltiger vier¬ 
eckiger Turm aus dem 
15. Jahrhundert stammt. 

Mit seiner kunstvollen, 
schmiedeeisernen Krone 
ist dieser Turm das Wahr¬ 
zeichen des Stadtbildes. 

Von den meisten Straßen 
der Altstadt aus wird er 
gesehen, alle umliegen¬ 
den Höhen scheint er zu 
überragen und bildet in 
der feinen Silhouette der 
Stadt den Mittelpunkt. 

Von seiner Galerie aus 
sieht man die alte Berg¬ 
stadt wie aus der Vogel¬ 
schau. Wer aufmerksam 
schaut, sieht, wie in 
diesem Häusergewirr doch 
Sinn und Ordnung ist. Da 
ist keine einzige Straße, 
die in schnurgerader Linie 
den Berg hinaufführte, 
alle schmiegen sie sich 
in feingekrümmter Linie 
dem Gelände an, so daß 
jedes Haus, jeder Giebel 
zur Geltung kommt. Da 
liegen um den Markt 
herum, an der Kölner- 
und Marburgerstraße, die 
Häuser der Kaufleute, 
durch einen Hof von 
ihnen getrennt an der 
Hinterstraße die Lager¬ 
und Wirtschaftshäuser. 

An der Südseite des 
Marktes, in der Höh- 
slraße, der Hundgasse, der 
Metzgergasse und ihren 
Seitengäßchen standen die 
Wohnungen der kleinen 
Leute, und weiter unter¬ 
halb in der Schlossergasse, der Löhrstraße, am Pfuhl, am 
Kohlbett, da hatten die vornehmsten Gewerbe der Stadt 
ihren Sitz. Noch erinnern die Namen der Straßen daran. 
Was wir heute in unsern modernen Städten so ersehnen, die 
mittelalterlichen Städte haben es schon gehabt, die Trennung 
von Wohn- und Industriestadt. In dem gewerbereichen 
Siegen hat sich dieses Bedürfnis schon früh herausgestellt, 
sagt doch eine Verordnung aus dem Jahre T561, daß die 
Handwerker, „so mit stettigem fewer und großem gedhummel 
und schlagen umbgehen, als schmid, Schlosser, Pfannen¬ 
schlager, desgleichen Metzler und Loerhandwerk gestanks 
halben, so durchs schlachten und das lohen gemacht werden, 
in eine sondere gaßen geordnet werden und mitten in der 


Stadt ein Handwerk zu treiben nit gestattet werde". Die Spitze 
des Siegberges krönt das obere Schloß oder richtiger die 
Burg Siegen, durch Zwinger und Graben noch deutlich als 
mittelalterliche Burg erkennbar. Von weiten Gärten umgeben, 
birgt der Bau inmitten der alten Befestigungsreste viel 
Romantik, seine weiten Räume dienen als Waisenhaus und 
beherbergen die Sammlungen des Siegerländer Museums. 
Im Schatten dieser Burg hat Peter Paul Rubens seine erste 
Kindheit verbracht. Von ihren Mauern hat man manch 
schönen Ausblick auf das neuzeitliche Siegen, das vom Kranz 
der Wälder umrahmt auf den den Siegberg umgebenden Bergen 

hinaufwächst. Hier haben 
die letzten Jahre unter 
dem Einfluß des Heimat¬ 
schutzes manch schönes 
Haus erstehen lassen. 
Der Freund romantischer 
Schönheit, der Städte¬ 
bauer, sie beide kommen 
in Siegen auf ihre Kosten. 

An der Ostseite des 
Schlosses vom Krebs — 
den Grundmauern eines 
alten Befestig^ungsturmes, 
aus, hat man einen weiten 
Lug ins Land. Da schweift 
der Blick das Hüttental 
hinauf nach Sieghütte, 
Weidenau und Geisweid; 
wohl hundert Essen senden 
ihre Rauchwolken gen 
Himmel. Wer noch nichts 
von der Poesie der Arbeit 
verspürt hat,dersteige auf 
diesen Punkt nicht nur bei 
Tage, auch zur Nachtzeit, 
wenn das Feuer aus den 
Essen loht und das rot- 
glühendeEisen die dunklen 
Schatten der Berge in 
Purpur taucht. Und dieses 
Bild der Arbeit ist um¬ 
rahmt von einer friedlichen 
Landschaft. Kulissenartig 
schieben sich die Berge 
des Landes ineinander, die 
stillen Täler, denen die In¬ 
dustrie noch fern geblieben 
ist, mit ihren freundlichen 
Dörfern verdeckend. Im 
Norden schließen Kindels 
berg und Martinshardt mit 
ihren charakteristischen 
Formen, das Wellenmeer 
der Berglandschaft hoch 
überragend, das Bild ab, jene sagenumwobenen Berge, aus 
deren Schoß der Siegerländer Bergmann schon seit einem 
Jahrtausend die Schätze der Erde herausholt. 

Und wandern wir nun hinaus in dieses Land, in seine 
Täler und Berge, so sehen wir, wie seine Bewohner es in 
seltener Weise verstanden haben, die Natur in ihren Dienst 
zu stellen. Der Kreis Siegen ist einer der waldreichsten 
Kreise der preußischen Monarchie — und doch findet der 
Wanderer hier nur selten schattige Buchen- und Eichen¬ 
wälder. Das Siegerland ist die Heimat der Hauberge. Ehe 
Steinkohle aus dem Ruhrbezirk nach Siegen gebracht wurde, 
war die Siegensche Eisenindustrie auf Holzkohle angewiesen. 
Zur Gewinnung guter Holzkohle eignete sich das Holz junger 



Kiefern am freien Stuhl im Dollenbruch 



Im Hauberg beim Loheschälen (Phot.: P. Weller, Betzdorf» 


Nr. 2 

18—20jähriger Stämme besser als das gespaltene Holz dicker 
Stämme; die Kohle bleibt fester und zerbröckelt nicht. So 
zog man den Niederwald dem Hochwald vor, trieb ihn alle 
18—20 Jahre ab und säte in den abgeholzten Schlag, nach¬ 
dem er ausgeräumt und gebrannt war, Roggen; hoch auf 
den Bergen finden wir daher wogende Roggenfelder. Da der 
Hauberg meist Eichenbestockung hat, bot die Rinde der 
jungen Eichen eine treffliche Gerberlohe; so entstand im 
Siegerlande schon früh eine große Sohllederindustrie, die 
heute allerdings immer mehr an Bedeutung verliert, da 
sie den Konkurrenzkampf mit den mit ausländischen Gerb¬ 
stoffen arbeitenden Schnellgerbereien nicht bestehen kann. 
Aber noch immer sehen wir im Frühjahr Frauen und Kinder 
in den Hauberg wandern, den Berg zu räumen, d. h. ihn 
vom Unterholz frei machen, im Juni die Männer die Lohe 
schälen, und im Herbst vor der Roggenaussaat den Brasen 
brennen. An den Grenzhöhen trifft man wohl auch noch 
Kohlenmeiler und wird dadurch an das ehemals im Sieger¬ 
land so verbreitete Köhlergewerbe erinnert. Die Haubergs¬ 
wirtschaft hat den Wohlstand des Landes sehr gefördert, indem 
sie seinen beiden Erwerbsquellen, der Industrie wie der Land¬ 
wirtschaft, in gleicher Weise diente. Sie gibt dem Siegerlande 
auch heute noch, trotz der zunehmenden Fichtenaufforstung, 
sein landschaftliches Gepräge. Der Niederwald läßt die 
Formen der Berge klarer hervortreten als der Hochwald, und 
stets hat der Wanderer einen weiten Blick über die Berg¬ 
kuppen bis zu den mannigfach geschwungenen Horizontlinien, 
oder in die saftigen Wiesengründe, an deren frischem Grün 
das Auge sich labt. Auch in den Wiesentälern zeigt sich der 
praktische Sinn des Siegerländers. Die Siegener Kunstwiese, 
mit ihrem den Graswuchs so fördernden Bewässerungssystem, 
ist wie der Hauberg gleichfalls ein Ergebnis der besonderen 
wirtschaftlichen Verhältnisse des Landes. Die steilen Berg¬ 


83 

hänge und die schmalen Täler bieten wenig Ackerboden. 
Darum hat man in dem stark bevölkerten Lande schon frühe 
der Viehzucht besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der 
Hauberg bot dem Vieh guten Weidgang, und durch die künst¬ 
liche Bewässerung der Wiesen wurde der Graswuchs bedeutend 
gefördert. Noch heute sendet die Siegener Wiesenbauschule 
ihre Zöglinge als Wiesenbaumeister in alle Welt hinein. 

Also nur getrost den Wanderstab in das Siegerland 
hineingesetzt, ohne Scheu vor dem Lärm und Rauch seiner 
Industrie. Nicht nur zu kurzer Wanderung. Es gibt der Orte 
viel, wo es sich lohnt, auch längere Rast zu nehmen, sei es 
in Siegen selbst, auf der luftigen Höhe des nahen Rödgen, im 
Schatten der Hochwälder, an den Quellen von Lahn, Sieg 
und Eder, im Waldheim unter den Klostermauern von Stift 
Keppel, oder in der Stille der Landstädtchen Hilchenbach und 
Freudenberg. Und wer das Land und seine Bewohner lieb 
gewinnen und verstehen will, der nehme Jung-Stillings Jugend¬ 
geschichte zur Hand, die Jugenddichtung und Selbstbiographie 
des großen Siegerländers, die Goethe so entzückte und von 
der Freiligrath gesungen hat: 

Als Knabe schon von Berg- und Hüttenmännem 
Hab' ich entzückt ein kleines Buch gelesen. 

Es führte mich zu frommen Kohlenbrennern 
Und ist ein herzig's kleines Buch gewesen. 

Ein rechter Spiegel alter Bauerntugend, 

Mit Name hieß es Heinrich Stillings Jugend. 

Das war die erste deutsche Dorfgeschichte, 

Die hat mit Lied, mit Märchen und mit Sage, 

Die hat in Einfalt und in eitler Pflicht 
Das Gold im Volke treu geschürft zutage. 

Die ließ mich schau'n durch ihrer Meiler Schwelen 
Im festen Umriß starke, mut'ge Seelen. 


DEUTSCHLAND 


Sauerländische Talsperren. 

Von Erich Feldhaus. 


Der blauen Augen in den Landkarten des deutschen 
Westens sind wenige. Was der Norden und Süden in 
Fülle hat, müssen die fluß- und gebirgsreichen Lande 
am Rhein und in Westfalen entbehren. Was sind am 
Ende die paar Eifelmaare, die in zwei ganzen Provinzen 
die einzigen stehenden Gewässer natürlichen Ursprungs 
von Belang repräsentieren! Das ist nun freilich anders 
geworden seit einigen Jahren. Der Mensch erkannte 
den Mangel und bemühte sich um Ersatz. Freilich: 
ihm ging es nicht um Schönheit, sie fiel nur als ein 
nicht unwillkommenes Stücklein Beigabe ins Werk der 
Nützlichkeit. Und doch ist eben sie es, die uns diese 
künstlichen Seen, die Talsperren, an denen das 
Sauerland so reich ist, so gar lieb und vertraut macht. 
Diese Schönheit prunkt nicht durch Größe, weder nach 
Fläche, noch nach Ausdehnung. Sie überwältigt nicht 
durch gewaltige Höhen. Aber dafür gibt sie eins: 
sie schenkt uns verschwiegene, vergessene Geborgen¬ 
heit, sie schenkt uns Frieden. 

Allerdings: solche hohe Güter wollen errungen 
sein. Und so führt denn der Weg seitwärts von den 
Stätten der Vielen, aufwärts durch das enge Tal zwischen 
hohen Waldbergen, durch die ein Flüßlein oder ein 
Bächlein hindurchtänzelt. Bald schon sind die letzten 
Siedlungen, die noch von Gegenwartskultur eine oft 
allzu beredte Sprache führen, von dem letzten Berg¬ 
vorsprung verdeckt. Was sich dem „Wandersbursch 
mit dem Stab in der Hand", den kein Bähnchen, und 
sei es noch so klein, zur Bequemlichkeit verführt, von 
nun an entgegenstellt, das ist die Vergangenheit. Die 


macht sich breit mit lustigem Schwarz-Weiß in den 
Giebeln der zerstreut liegenden „Höfe", mit matt- 
silbrig glänzendem Schieferkleid alter „Hämmer", über 
deren Tor ein verschnörkeltes Rokokoschnitzwerk aus 
des Bauerntischlers bester Zeit im lichten Weiß glänzt. 
Ein wenig Landwirtschaft, die ihre Aecker und Felder 
irgendwo hinterm Berg pflügt, und hier unten im Tal 
den Bach durch die Wiesen springen läßt, um ihnen 
stets die saftige Fülle zu geben, ein wenig Handwerk 
nach Urväter Art, das noch dankbar ist für die kleine 
Kraft des Wasserrades, die sich unmittelbar auf den 
schweren Gesenkschmiedehammer überträgt — das sind 
die beiden Zeichen, die sich in die Natur dieser Ein¬ 
siedelei prägen. 

Verweilen wir einen Augenblick noch bei dem 
stillen GewässerdesHammerteichs, dessen grüne 
Wellen mit zierlichem Gekräusel das langgestreckte 
Dreieck erfüllen. An der äußersten Spitze fließt ein 
Seitenlauf des Talbaches ein. Hohe Dämme um¬ 
spannen die Wassermassen, die hier in ihrem Speicher 
ruhen. Zur Linken unten zischt der weiße Sprudel 
unterm Schütt her, den Ueberschuß an Kraft weisend, 
die nicht vom Hammerrad gebraucht wird. Wie köstlich 
stehen die drei Giebel der Werkstatt vor dem Kopf¬ 
ende des Wasserspiegels! Nur ihr Obergeschoß ist 
dem Wandersmann noch sichtbar, denn mit den Mauern 
des Erdgeschosses stehen sie am Fuße des Dammes. 
Klar spiegelt sich das saubere Bildlein, spiegelt sich 
der blaue Rauch, der aus dem gedrungenen Kamin 
aufwirbelt, in der gleißenden Fläche. — Dies kleine 



84 DEUTSCHLAND Nr. 2 


Gewässer: es ist eine Talsperre. Es erfüllt ihren 
Zweck, es zeigt ihre Merkmale. Freilich: wir würden's 
nicht so nennen. Es gibt ihrer Dutzende in den 
gewerbreichen Tälern, etwa der Ennepe, oder des 
Hasperbaches. Sie schmücken die Einsamkeit, die 
trotzdem hier herrscht. Und diese Einsamkeit wird 
groß, wird vollkommen, wenn man so an die zwei 
Stunden aufwärts gepilgert ist, wenn der wechselnden 
Kuppen immer und immer neue auftauchen, wenn man 
ganz das Gefühl verloren hat dafür, daß es überm 
Berge auch noch Menschen gibt, wenn man zu glauben 
beginnt, daß die kleinen Wegelein, die hier und da 
aus einem schmalen Seitentälchen aufwärts biegen, 
in die Vergessenheit führen müssen. Dann — eine 
letzte Wegbiegung liegt hinter uns, da steht auf einmal 
ein gewaltiges rauhes Etwas mit breiten Füßen mitten 
im Grün von Wald und Wiese, stemmt sich mit 
grauem, breitem Rücken eines Riesen stumm und starr 
gegen ein Unsichtbares. Und oben über das graue 
Gefels rauscht und 
rinnt es in langen 
weißenSträhnen — 
einWasserfall I Wir 
wissen nun, diese 
Mauer ist die 
Sperrmauer, da¬ 
hinter staut sich 
eine große Wasser¬ 
masse, welche der 
Mensch hiergegen 
den Willen der 
Natur in seine Ge¬ 
walt gebracht hat 
und nach seinem 
Willen zwingt. 

Ein Weg führt 
hinauf auf die 
Höhe, führt zur 
Krone des Mauer¬ 
werks, dessen rot- 
gedachteTürmchen 
gegen den blauen 
Himmel leuchten. 

Der Wandersmann 
schreitet das glatte, 
breite Band ab, das sich über dem leichtgeschwungenen 
Bogen der Mauer spannt. Sein Auge ruht entzückt auf 
der weiten Fläche eines Gebirgssees, dessen Wellen der 
Wind leise streichelt, in dessen Wasser sich belaubte 
Höhen als Spiegelbild versenken und über dem jene 
Ruhe steht, die das Sehnen des Städters ist. Zwar, nicht 
alle Talsperren des Sauerlandes kennen diese feierliche 
Stille, oder doch nicht zu jeder Zeit. Haben schon 
die meisten ihr mehr oder weniger großes Gasthaus 
am Ufer, so sind manche denn auch zu Ausflugstätten 
geworden, und das Wasser der einen oder anderen 
hallt wider von Gesang oder fröhlichem Jauchzen, 
wenn die Kähne oder Motorboote ihre Furchen ziehen. 

Warum das so verschieden ist? Das bringt uns zu 
der Frage nach der Entstehung der Talsperren. Es 
war die Jahrhunderte hindurch so: Im Sommer, da 
war der Bach störrisch und wollte bald kein Wasser 
mehr hergeben, und die Hammerteiche liefen leer. 
Dann gab es stille Tage; denn die Dampfkraft war 
damals noch nicht gefesselt und ist auch später nicht 
mit ins Gebirge hinaufgeklettert, wo ihr die Kohle 
fehlte zum täglichen Fraß. Im Winter aber, wenn der 
Schnee schmolz, oder im Frühjahr, wenn der Regen 


die Wochen hindurch fiel, dann gab's Wassernot. Das 
Tal wurde zum Flußbett. Der wechselnden Sorge galt 
es zu steuern. Inzwischen waren auch die Städte auf 
die Suche nach neuen Trinkwassergelegenheiten 
gezogen. Sie wurden größer, und ihre Brunnen wollten 
nichts mehr hergeben. So zogen sie über Land, fanden 
da stille Täler, und die erste unter ihnen, Remscheid, 
ging mutig voran und baute das erste Sammelbecken 
im Eschbachtal im Bergischen Land, das noch heute als 
eines der drei bergischen Weltwunder mit Schloß Burg 
und der Müngstener Brücke allsonntäglich überlaufen 
wird. Was die Berger konnten, haben die Märker immer 
gekonnt I Und alsbald entstanden kleinere und mittlere 
Sammelbecken im Füelbecketal, in der Heilen- 
becke, im Haspetal. Und die Pläne zu anderen jagten 
sich nun. Mit dem Erfolg wuchs der Mut. Hatte man 
bislang sich über einen Fassungsraum von 2 Millionen 
Kubikmeter nicht hinausgewagt, so wurde nun mit der 
Ennepetalsperre die zehnte Million überschritten. 

Und dieses Sperr¬ 
becken, eines der 
vier im Jahr 1Q04 
vollendeten, war für 
kurze Zeit das 
größte Deutsch¬ 
lands und für ein 
Jahr auch das 
größte Westfalens. 
Diesen Rang mußte 
es dann an die 
Hennetalsperre 
bei Meschede ab¬ 
treten, die noch 
700000 Kubik¬ 
meter mehrWasser 
enthält. 

Mit der Wen¬ 
dung zu dem Bau 
großer Talsperren 
hat es seine beson¬ 
dere Bewandtnis 
gehabt. Die Trieb¬ 
werkstättenbesitzer 
und die einzelnen 
Städte würden ihrer 
nicht bedurft haben. Aber man erkannte nun, nachdem 
sich der Talsperrengedanke einmal durchgesetzt hatte, 
daß mit ihm Größeres zu erreichen sei, daß auch 
die Regelung der S tromverhältnisse eines 
ganzen Flusses von Rang möglich sei. Die Ruhr, 
Westfalens Hauptgewässer, litt schon lange in den 
heißen Sommermonaten an Auszehrung. Die Städte 
des Industriegebiets und die großen Werke hatten sich 
in ihrem Tale mit mächtigen Pumpstationen eingenistet 
und, als die Ausbeute an Wasser in die Hunderte Millionen 
stieg, mußte freilich der Wasserstand der Ruhr darunter 
leiden. Ihn zu regeln, schienen die Talsperren berufen, 
die zu unterstützen, schuf man den Ruhrtalsperren¬ 
verein. Die Ruhr fürderhin vom Schmutz der Kanäle 
freizuhalten, tat sich die Emschergenossenschaft zu¬ 
sammen, und es wurde der Grundsatz aufgestellt: die 
Ruhr ein Trinkwasserfluß, die Emscher ein Schmutz¬ 
wasserfluß. Ein Leitmotiv von außergewöhnlicher Größe, 
dessen Klangstärke noch durch die später gegründete 
Ruhrgenossenschaft unterstrichen wurde, eine Vereini¬ 
gung, die sich der Reinhaltung der Ruhr dort widmen 
will, wo Schmutzwasser unbedingt in sie abgeführt 
werden müssen. 



Hennetalsperre bei Meschede (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i.W.) 


Nr. 2 


m DEUTSCHLAND 85 


So war ein ganzer Fluß organisiert, korrigiert. Und 
es galt nur noch, ihm die gewaltigen Reserven zu 
schaffen, die die neun bisherigen Talsperren (außer 
den schon genannten noch die im Verse-, Glör-, 
Jubach- und Oestertal) zusammen nicht leisten 
konnten. Denn sie fassen 
doch ;,nur'* 32,4 Millionen 
Kubikmeter, während die 
eine Urfttalsperre in der 
Eifel allein bereits 45 Mil¬ 
lionen enthält. So s ch i e n 
es nur ein gewaltiger 
Sprung für den an große 
Abmessungen noch nicht 
Gewöhnten, als der Ruhrtal¬ 
sperrenverein imJahrel908 
den Bau eines Riesen¬ 
beckens auf eigene Rech¬ 
nung beschloß, eines Be¬ 
hälters von etwa 130 Mil¬ 
lionen Fassungsfähigkeit, 
dieTalsperre imMöhne- 
tal. Sie ist heute vollendet und soll in diesen Wochen 
ihre Weihe empfangen. Eine Weihe, von der man 
hofft, daß sie durch die Anwesenheit des Kaisers 
gekrönt werden wird. Ist sie doch nun für eine Zeit¬ 
lang Deutschlands größte, bis ihr die schon begonnene 
Edersperre an Westfalens Grenze diesen Rang streitig 
machen wird. Bei der „Möhne" zu weilen, an ihr zu 
studieren, wie die Menschen die Natur zu ihren Gunsten 
verändern, lohnt. 

Talsperren zu bauen, hat uns Meister Intze gelehrt, 
dessen Denkmal die Hennesperre ziert und in dessen 
Sinne seine Schüler heute schaffen. Der Bau erfordert 
viel Vorstudien. Die Wasserläufe müssen auf ihre 
Menge in verschiedenen Zeitabschnitten geprüft werden, 
das geeignetste Gebirgstal mit möglichst engen, hohen 
Wänden, mit sicherem Felsgrund und womöglich fern 
von den Stätten der Menschen, die den Boden verteuern, 
muß gefunden werden. Und wenn dann der Bau be¬ 
schlossen ist, wenn die Transportbahn mit ihrem 
Geschrei und Gekreische das Tal erfüllt, dann kommen 
mit ihr Bruder Italiano oder Kroat und tragen ein 
Lagerleben für drei oder vier Jahre in einen Land¬ 


strich, der derlei, wenn je, so gewiß nicht seit den 
wilden Kriegen der Vergangenheit gesehen hat. Alles, 
was nun kommt, nimmt Riesenabmessungen an. Die 
wühlenden Menschen reißen ein gewaltiges Loch in 
die Erde, die Baugrube, bohren einen Tunnel in eine 

Seitenwand des Gebirges, 
um den Strom des Wassers 
zeitweilig vom Bauwerk ab¬ 
zuhalten, und schaffen 
damit den sogenannten U m- 
laufstollen. Und dann 
wächst jahraus, jahrein das 
Mauerwerk von der Sohle 
auf, die oft fast so breit wie 
die Mauern in der Höhe 
mißt. Stein für Stein wird 
sorgfältig gepflegt, nur 
Baustoffe höchsten Wertes 
können angewandt werden, 
denn es handelt sich um 
ein Werk, dessen Mängel 
schwere Gefahr bringen 
würden. Endlich ist dann die Krone erreicht und mit 
ihr hat man sich der einzigen Zier zugewandt, die 
solch eine Wand von Stein verträgt. Die ersten Mauern 
waren da noch etwas unbeholfen, bei der „Möhne" 
und neuerdings bei der Listertalsperre mit ihren 
22 Millionen Kubikmeter zog man den Künstler zu Rat, 
der die Bogen des Ueberlaufswehrs und die Dächer der 
Schieberhäuschen formte und der Mauermasse so etwas 
von ihrer Kälte und Härte nahm, ohne ihr doch die 
ruhige Wucht zu rauben. 

Bei der „Möhne" (die ihre überschüssige Wasser¬ 
kraft, wie die meisten Sperren, einem Elektrizitätswerk 
zuführt) gab es nun weitere Aufgaben zu lösen. War 
sie doch so groß geworden, daß es ausgeschlossen war, 
menschliche Siedlungen zu umgehen. Es mußten 
größere Plätze verlegt werden; eine Reihe von Straßen, 
die einst das Tal durchquerten, mußten nun über 
den See geführt werden. So erlebt man hier zum 
erstenmal, daß die weite Wasserfläche von langen 
Viadukten überspannt wird. Bauwerke von einer 
eigenartigen Schönheit, die sich gleich alten Römer¬ 
brücken ins Wasser stellen. Trotz dieser Steigerung 




Möhnetalsperre, Viadukt bei Delecke 
(Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.) 














86 DEUTSCHLAND Nr. 2 


der Schwierigkeiten und trotzdem diese Sperre mit 
21 Millionen Mark mehr kostet als alle anderen Sauer- 
ländischen Talsperren zusammen, stellt sich dennoch 
der Aufstau des Wassers in ihr am billigsten, kostet 
nur 16,2 Pfg. pro Kubikmeter gegen 70 Pfg. zum Bei¬ 
spiel bei der Hasper Talsperre. — Solch technische 
Dinge allerdings sind für die Mehrzahl unter uns 


Aeußerlichkeiten, Beiwerk. Und doch möchte man 
wünschen, daß, wer für die Folge den Reizen der 
Sperrseen des Sauerlandes wandernd nachstrebt, beides, 
Schönheit und Hochgefühl für die Taten einer Zeit 
gewinnen möge, die Bauwerke für die Ewigkeit hin¬ 
setzte. Schöpfungen, den Pyramiden gleich. Wer 
beides erfaßt, mag froh sein und stolz zugleich. 


Die Tropfsteinhöhlen des Sauerlandes. 

Von Julius Schult (Essen a. d. Ruhr). 


In der Natur ist ein 
ewiges Leben, Werden 
und Bewegen. Nicht nur 
auf der Erde sehen wir 
diesen Goetheschen Satz 
bewahrheitet, auch tief 
im Schoße unseres Pla¬ 
neten wirkt und schafft 
die Allmutter Natur in 
stiller Bescheidenheit. 
Viel jahrtausendlanges 
unterirdischesWirken hat 
Wunderwerke höchster 
Vollendung in den Tropf¬ 
steinhöhlen geschaffen. 
Ungestört und unbe¬ 
achtet wuchsen dort 
unten unendlich mannig¬ 
fache Tropfsteingebilde, 
so herrlich und kunstvoll, 
daß wohl keinesMenschen 
Phantasie Schöneres zu 
ersinnen vermag. — — 
Risse und Spalten in Kalkfelsen wurden vor undenkbaren 
Zeiten von fließendem Wasser ausgehöhlt, der Wasserspiegel 
sank nach und nach, und schließlich trat er ganz zurück, 
eigentümlich geformte, wild zerklüftete Schluchten und Höhlen 
hinter sich lassend. Durch den harten Kalkfelsen sickerte 
nun das Wasser unter Lösung winziger Mengen kohlen¬ 
sauren Kalkes bis zu den Höhlungen. An einzelnen Stellen 
sammelten sich die Tropfen. Waren sie leicht, blieben sie 
an der Decke hängen, verdunsteten und setzten unmeßbar 
kleine, kristallisierte Kalkteilchen an. Aus unzähligen Teilchen 
wurden wundervolle, hängende Gebilde, wie Zapfen, Vorhänge 
und Gardinen, die sich wild durcheinander zu phantastischen 
Bildern gruppierten. Die schwereren Tropfen aber fielen 
von irgendeinem Vorsprunge oder den in der Bildung be¬ 
griffenen Stalaktiten hernieder, ganz gleichmäßig, immer auf 
dieselben Stellen; so entstanden in vielen zehntausenden 
Jahren die aufstrebenden Säulen, die Stalagmiten. 

Wachsen sich auf diese Art zwei Säulen von oben und 
unten aus entgegen, dann denkt man unwillkürlich an zwei 
Liebenden, die einander zustreben. Es gehört eine ewige 
Liebe, eine undenkbar lange Geduld dazu, bis die Tropfstein^ 
gebilde, oft nach Hunderttausenden von Jahren erst, zur 
endgültigen Vereinigung gelangen. Hat jedoch der Kalk¬ 
felsen seine Feuchtigkeit verloren, dann hören eines Tages 
die Tropfen auf, und die Liebenden harren vergebens des 
ersehnten Vereintseins; sie grämen sich, sterben und ver¬ 
wittern allmählich. Stellt man sich einmal vor, wie lange 
die Natur gebraucht hat, um die oft bezaubernd schönen 
Säulengebilde zu schaffen, dann kommt man zu Vergleichen 
mit den Ewigkeitszahlen der Astronomie. In der gleichen 
Zeit, in welcher der ewige Jude bei Annahme von täglich 
40 Kilometer Wegleistung die Entfernung zwischen Erde 
und Sonne hin und zurück durchwandern könnte, schuf die 


Künstlerin Natur ein nicht zu starkes Tropfsteingebilde von 
der Höhe eines Menschen. 

In Deutschland kann man das Sauerland als das Land 
der Tropfsteinhöhlen bezeichnen. Ein halbes Dutzend 
mehr oder weniger schöner Höhlen sind bereits erschlossen; 
wie viele mögen noch in seinen ausgebreiteten Kalkfelsen 
des ersten Besuches menschlicher Wesen harren? 

Wandert man durch den herrlichen Arnsberger Wald 
auf Warstein zu, dann wird der Schritt gehemmt beim Anblick 
eines schroff aus einer Wiesenfläche emporsteigenden Berg¬ 
kegels von etwa 35 Meter Höhe, des Bilstein. Vor mehr 
denn 25 Jahren guckten neugierige Jungen einmal etwas 
tief in die Klüfte und Höhlen dieses Felsens und entdeckten 
dort Tropfsteingebilde. Nach der Erschließung zeigte sich 
eine Höhle, die in Verbindung mit drei Hohlräumen steht. 
Während man im eingeschlammten Lehm der Kulturhöhlen 
Reste aus der Steinzeit, Waffen, Feuersteingeräte, Bernstein¬ 
schmuckstücke, Rennlier- und andere Knochen fand und an 
einer Felswand die Aufschrift „Theodor von Metternich, 
August von Haxthausen, F. Carl von Brenken 14. III. 1813 
Vivat Germania" (s. das Gedicht von Johanna Baltz in vorl. 
Nummer), erfreute sich das Auge in der Tropfsteinhöhle 
besonders der wild zerklüfteten, wechselvollen Schlucht¬ 
gestaltungen. Wirr durcheinander lagern riesige Kalkstein¬ 
blöcke auf dem Boden umher und erschweren den Durchgang 
durch die bis zu 18 Meter hohen Tropfsteinhallen. 

Nicht sehr weit von der Bilsteinhöhle ist vor wenigen 
Wochen eine weitere Tropfsteinhöhle entdeckt worden. Hinter 
Brilon liegt im lieblichen Hoppecketal Messinghausen, 
umgeben von mehreren Kalkfelsen. Einer dieser enthält die 
noch unerschlossene Höhle. Beim Durchgehen und -klettern 
erkennt man deutlich einen lebensgroßen Elefantenkopf; 
drei herrliche weiße Säulen stehen kerzengerade in einer 
Reihe, gleichmäßig abgestuft, und dahinter erstrecken sich 
lange, schmale und hohe Spalten mit kristallisierten Tropfstein¬ 
säulen und kleineren Gebilden. Auch hier lagern mitten in 
den großen Räumen hohe Steinblöcke wild durcheinander, 
als wenn soeben erst ein heißer Kampf von Giganten getobt 
hätte. Zahlreiche Tropfsteingletscher rinnen aus den Seiten¬ 
schluchten und warten auf die bewundernden Blicke der Menge. 

Neben diesen beiden Tropfsteinhöhlen im östlichen Sauer¬ 
land zählt das westliche vier zu den größten Sehenswürdig¬ 
keiten. Nahe bei Binolen im freundlichen Hönnetal liegt die 
vor 25 Jahren entdeckte Reckenhöhle. Beim Eintritt in diese 
Höhle fallen die scharfen Ränder auf, die den früheren, 8 Meter 
höheren Wasserstand der Hönne anzeigen. Aus dem Absatz 
von Sickerwasser ist hier die reichste und unerschöpflichste 
Mannigfaltigkeit hervorgezaubert. Die Vorhalle mit dem 
Kohlgarten, die Säulenhalle mit einer Riesensäule, die Zauber¬ 
halle, die Kanzelgrotte, die Kapelle, die Kristall- und Gletscher¬ 
grotten sind die hervorragendsten Abteilungen in dieser an 
eigenartigen Tropfsteingebilden reichen Höhle. 

Aus dem Hönnetal führt ein angenehmer Weg am hoch¬ 
romantischen Felsenmeer vorbei zum Dorfe Sundwig, das 
einst die älteste Eisenhütte Westfalens besaß. Unmittelbar 
an den Ort schließt sich die 1817 entdeckte, aber erst vor 



Dechenhöhle: Gnomensäule 






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Attendorner Tropfsteinhöhle 




Die Dechenhöhle 















88 DEUTSCHLAND m^^^^^^^e^i^eeeeeem Nr .2 



10 Jahren erschlossene Heinrichshöhle an. Funde zahl¬ 
reicher Knochenreste, aus denen man u. a. mehrere Höhlen¬ 
bärenskelette zusammengestellt hat — eins davon beim 
Höhlenbesitzer — beweisen, daß die Höhle in grauer Vor¬ 
zeit als Unterschlupf für diese Tiere gedient hat. In den 
verschiedenen Lehmschichten der Höhle steckt noch eine 
Unmasse von Knochen vorzeitlicher Tiere. Das gleiche 
Interesse als hierfür darf aber die Höhle beanspruchen. Die 
sehenswertesten Teile darin sind die Kegelgrotte, die Säulen¬ 
halle, die Dolomiten und 
der Gletschergang mit 
fiedermaus- und burg¬ 
ähnlichen Gebilden. Ein 
reizender Bienenkorb und 
ein Leuchtturm lassen 
das Auge staunen über 
die Vielgestaltigkeit des 
Tropfsteins. Und weiter be¬ 
wundern wir die Elefanten¬ 
grotte, die Moschee, den 
hohen Dom und den be¬ 
zaubernd schönen Thron¬ 
saal. An der Decke zeigen 
sich Versteinerungen und 
winzige Tropfsteinzäck¬ 
chen, wie an Hirsch- 
Geweihen. Dazwischen 
gähnen überall tiefe 
Schluchten und Spalten 
aus dem Dunkel heraus. 

Rasch noch ein Blick zu¬ 
rück in die unteridirsche 
Prachtfülle, und dann 
wiederhinein in den Früh¬ 
lingsonnenschein. 

Iserlohn mit seiner 
prächtigen Umgebung und 
das liebliche Grünetal 
durchwandernd, gelangt 
man bald zur Dechen¬ 
höhle. Beim Eisenbahn¬ 
bau im Jahre 1868 ist die 
Höhle zufällig entdeckt 
und später nach dem Berg- 
haupimann von Dechen, 
ihrem ersten Erforscher, 
benannt worden. Bald 
wird die etwa 300 Meter 
lange Höhle um weitere in 
neuerer Zeit erschlossene 
Gänge vergrößert. Doch 
wir begeben uns hinein: 

Ha, welche Pracht I Schau' nach der Decke droben I 
Ein Domgewölb' von funkelndem Kristall, 

Ein Schleier dort, von der Natur gewoben. 

Ein Palmenwald, dort eine Orgel gar. 

Und hier ein Wasserbecken, silberklar 
Darin die Flut und silberklar die Säulen, 

Die sie umstehn I Und hier von blankem Kalk — 

O, schaut nur — eines Bischofs Katafalk! 

Und dort — o seht — sind es nicht Riesenkeulen? 

(E. Rittershaus.) 

Großartig und erhaben, überraschend und zauberhaft 
schön sind die vielen, unzählig vielen Tropfsteingebilde 
dieser Höhle. Dort, wo helles Wasser eingesickert ist und 
es ungestört hat walten können, ist die Formbildung am 
reichsten gewesen, sind die Farbenreflexe am reinsten und 
die kristallinischen Gefüge am klarsten geworden. Ver¬ 
schiedene Färbungen hat der Zusatz von Eisen oder anderer 


Bestandteile ergeben. Erderschütterungen haben dasHerunter- 
stürzen gewaltiger hängender Tropfsteinsäulen bewirkt, die 
nun chaotisch durcheinander liegen. Und so bietet sich uns 
denn ein Bild von unvergeßlicher, märchenhafter Schönheit 
im Scheine der verschiedenfarbigen Beleuchtung. Ueber uns 
hängen zierliche Kronleuchter aus blendendweißem Tropfstein, 
vor uns bewundern wir sich aus dem Wasser auskristalli¬ 
sierende Kalkspatkristalle in herrlichen Formen, neben uns 
sehen wir dünne Gardinen, die wie mit Stickereien durchwebt 

sind, und in der Ferne 
häuft sich Vorhang auf 
Vorhang; ein Zauber¬ 
gemach umgibt uns. 
Einige Schritte weiter 
aber erstaunen wir noch 
mehr beim Anblick der 
Alhambra, eines gewal¬ 
tigen, mit unzähligen 
Säulen, Zacken undZapfen 
angefülltenWundersaales. 
Die Phantasie schweift 
in weite, weite Fernen 
und findet sich nicht eher 
zurück zur Wirklichkeit, 
als bis wir den Ausgang 
der Höhle erreicht und das 
vor uns sich ausbreitende 
schöne Landschaftsbild 
im hellen Sonnenlicht 
daliegen sehen. Der Blick 
schweift gen Süden, dort¬ 
hin, wo die schönste 
Tropfsteinhöhle Deutsch¬ 
lands liegt. 

In herrlicher Umgebung, 
zu Füßen des Schlosses 
Schnellenberg breitet sich 
Attendorn, die alte 
Hansastadt, aus. Lange 
wenig beachtet, wurde 
die lindenumkränzte Stadt 
erst durch die 1907 durch 
einen Sprengschuß ent¬ 
deckte Tropfsteinhöhle 
weiteren Kreisen bekannt. 
Heute hat ihr Name 
besonderen Klang. Zehn¬ 
tausende pilgern alljähr¬ 
lich zur Attendorner 
Tropfsteinhöhle und 
staunen immer wieder 
über diese besondere 
Sehenswürdigkeit des Sauerlandes. Nicht im Durchlaufen in 
großen Scharen, nein, im stillen Genießen offenbaren sich 
die unendlich vielen Reize und die tausenden Wunderwerke 
der fleißigen Natur. Der Stürzenberg, ein weißleuchtender 
hoher Kalkfelsen, birgt die reichen Schätze der Attahöhle. 
Treten wir ein in das Zauberreich. Jeder Schritt erschließt 
dem staunenden Auge neue Schönheiten und entlockt dem 
Munde neue Rufe des Entzückens und Wohlgefallens. 
Der Blick drängt in geheimnisvolle Tiefen, 

Die weiten sich bis zur Unendlichkeit — 

Und horch I es klingt, als ob uns Stimmen riefen 
Aus fernem Lande der Vergangenheit. (Johanna Baltz.) 

In 43 Abteilungen zerfällt die weite Höhle. Wir wandeln 
hindurch wie in einem Märchenlande. Um uns tiefe, geister¬ 
hafte Stille; leise nur, in gleichmäßigen Abständen tropft es 
von der Decke. Nur die Natur spricht zu uns in ihrem 




Nr. 2 


DEUTSCHLAND 89 


Schaffen und ihrer Kunst, in ihrer Größe 
und Schönheit. Wird auch zuerst das Herz 
beklommen, bald ist man an die fremd¬ 
artige Umgebung, in der „alles fließt^, 
gewöhnt und atmet wieder frei. Aber von 
Bewunderung voll, gehen wir nur langsam 
durch die Fülle unschätzbarer Herrlich¬ 
keiten; dort, wo ganz hervorragende Bilder 
sich dem Blicke bieten, wie in der Giganten¬ 
halle mit ihren mächtigen Felsblöcken, 
in der Brückenhalle, beim großen Tropf¬ 
steinwasserfall, in der Kerzenhalle oder in 
der prächtigen Alhambragrotte verweilt 
unser Fuß gar zu gerne. Die gewaltige 
Zentralhalle mit wer weiß wie vielen 
kristallklaren Säulen, Säulchen, Zapfen und 
Zäpfchen, mit zahlreichen schneeweißen, 
bis zu 5 Meter langen Gardinen, mit 
einem besonders hübschen Kronleuchter 
und einem Palmenhain, der Feensaal 
mit tausend und abertausend feinster 
Stalaktiten in stets wechselnder Form, 

Anordnung und Farbe, die Wolkenhalle, 
an deren Decke die Tropfsteine schweren 
Gewitterwolken gleich sich gebildet 
haben, alle diese Abteilungen fesseln uns 
lange; und doch ist dies nicht alles, 
nicht das schönste in der Höhle. Eine 
zierliche altdeutsche Ritterburg, ja ein ganzes Schweizerdorf 
und eine Alpenlandschaft hat die Natur hier unten hervor¬ 
gezaubert. Bis zu 4 Meter hohe, schlanke, schneeweiße 
Säulen, wie von Künstlerhand durchwirkte, gleichmäßig 
gefranste Gardinen, majestätisch herabwallende Gletscher in 



Ein Türklopfer aus Breckerfeld 


(Phot.: 


allen Farbenschattierungen, perlen- und 
muschelartige Gebilde, zierlichen Reh¬ 
kronen ähnliche Gestaltungen, unver¬ 
gleichlich schöne Deckenkristalle, der Kopf 
eines gewaltigen Höhlendrachen, diese und 
noch viele andere herrliche Tropfstein¬ 
bildungen imponieren uns durch ihre eigen¬ 
artigen Formen und Farben. Wohl die 
prächtigsten Hallen sind aber die blaue 
Grotte, die sich weit in den Berg hinein¬ 
schiebt, der Kristallpalast mit unzähligen 
Bodenkristallen, die im Lichte wunderbar 
erstrahlen, und mit einem kunstvollen 
Glockenspiel, und endlich der Thronsaal 
der Fürstin Atta, dessen Hintergrund in 
bedeutender Höhe wie ein riesiges 
Landschaftsgemälde von wundervoller 
Plastik erscheint. 

Nur schwer kann man sich von dem An¬ 
blick dieser Märchenwunder trennen; über¬ 
wältigend und unvergänglich sind die Ein¬ 
drücke, die man auf der Wanderung durch 
die unvergleichlich schöne Tropfstein¬ 
höhle empfangen hat. Ewigkeitsgedanken 
wurden im Innersten geweckt. Eine Stunde 
des reinsten Genusses, der reichsten 
Empfindungen liegt hinter uns. Wir 
sprechen, nein, wir fühlen es nur nach, 
was W. Uhlmann (Bixterheide) so schön ausgesprochen hat: 

„Mich faßt ein Sehnen, ernst und namenlos. 

Schon ist der letzte, fernste Klang verrauscht. 

Und ich bin rein und ich bin tief und groß. 

Und meine Seele schweigt und lauscht — und lauscht." 


Köster, Hagen) 


Kunst und Kunstgewerbe im Sauerland. 

Von Meyer-Schönbrunn. 

Das Sauerland, das Touristengebiet von Hagen bis Brilon ferner in dem schön gelegenen und städtebaulich interessanten 
und südlich bis zur hessischen Grenze, ist ein herbes bergiges Arnsberg das Hirschberger Tor von Joh. Conr. Schlaun. 


Stück Erde, dessen Schönheit und 
Charakter für den aus den Städten 
flüchtenden Menschen die Wald¬ 
einsamkeit bedeutet, die noch keines 
Menschen Hand entweiht hat. Diese 
Abgeschlossenheit und Unberührtheit 
hat die Landschaft jedoch in alter 
Zeit nie ganz in künstlerischem Wett¬ 
bewerb mit dem reichen Münsterlande 
und den Städten Soest und Paderborn 
treten lassen. 

Die Grafen von Altena (von der 
Mark) verlegten, als sie mächtiger 
wurden, ihren Sitz in das reichere 
Tiefland nach Hamm. Erst in späterer 
Zeit hat sich ein bescheidener fürstlicher 
Luxus in den umgebauten Burgen 
Schnellenberg und Hohenlim¬ 
burg, sowie im fürstlichen Schloß zu 
Berleburg entwickelt. Als einzig¬ 
artige Ausnahme muß allerdings der 
kostbare Schatz der Fürstenberger auf 
Herdringen hervorgehoben werden, der 
in dem berühmten Kirchensilber des 
Anton Eisenhoit gipfelt. Von 
Architekturen seien noch erwähnt das 
Rathaus und die Pfarrkirche in 
Brilon und das Derkertor daselbst; 



□ Museum Folkwang in Hagen: □ 

Eingangshalle mit Brunnen von Georges Minne 


der in Münster das Residenzschloß 
erbaut hat. Eine Ausnahme ist auch 
der vorgeschobene Posten reicher 
Jesuitenkultur, den wir an dem Torso 
der Stiftskirche von Büren be¬ 
wundern. Indes stehen alle Bau¬ 
denkmäler der Renaissance und des 
Barock hinter den gleichzeitigen 
Bauten des benachbarten Rheintales 
und Münsterlandes erheblich zurück. 
Eisenhoit war übrigens Warburger und, 
so viel wir beurteilen können, ein weißer 
Rabe unter den Handwerkern des Sauer¬ 
landes; seine Technik stellt ihn neben 
die ersten Meister der Renaissance. 

Es versteht sich, daß die künst¬ 
lerischen Anregungen, von denen das 
Sauerland im übrigen zehrte, aus 
den Städten der umliegenden Ebene 
eindrangen, insbesondere von Soest 
und von Köln. Erst später in der 
Renaissance macht sich besonders 
der Einfluß Aldegrevers in der Holz¬ 
schnitzerei der nördlichen Gegenden 
des Sauerlandes bemerkbar. Im 
18. Jahrhundert griffen die Einflüsse 
aus weiter Ferne in das handwerkliche 
Leben hinein. Pigage, der französische 
















QO 


DEUTSCHLAND 


Nr. 2 


Architekt, baute damals das Schloß Benrath bei Düsseldorf. 
In seinen Diensten stand Eberhard Haarmann aus Hag*en, 
der dann die Formen des kultiviertesten Rokoko in die 
märkische Heimat trug und dort das Haus Hark orten baute. 
Es steigert in kühnen Umrissen und in der Wohlabgewogen- 
heit seiner grün-schwarz-weißen Farben und leicht gewellten 
Linien das bergische Haus zu einem stolzen Bürgerbau. Die 
herrlichen eingelegten und geschnitzten Schränke, die diesen 
Stil zeigen, entstammen wahrscheinlich einer Schnitzer¬ 
schule der alten Hansestadt Breckerfeld, in der auch Haar¬ 
mann seine erste Ausbildung empfing. Die schönsten Beispiele 
findet man in Neuenhof bei Lüdenscheid und im Hause 
Harkorten bei Hagen. 

Der Wanderer, der 
bei seinenTouren durch 
das Sauerland mit der 
Bevölkerung inFühlung 
zu kommen weiß, wird 
hin und wieder auf 
alten Bauernhöfen noch 
Truhen, Schränke und 
Betten auffinden, die 
bis in das 16. Jahr¬ 
hundert hinaufreichen. 

Das meiste allerdings 
ist zerstört und vieles 
davongetragen; einiges 
in die Museen von 
Dortmund und 
Hagen gerettet. Da¬ 
selbst findet man 
auch die wenigen 
Werke der Kleinkunst, 
die uns aus früheren 
Jahrhunderten erhalten 
sind. Keramik und Glas 
aus heimischer Arbeit 
gibt es nicht, wohl 
aber Metallgerät der 
mannigfachsten Art. 

Gehören die Sensen 
und Klingen, die Feilen 
und Messer, die man in 
den Tälern der Volme 
und Lenne fertigte, 
auch nicht dem Kunst¬ 
gewerbe an, so tragen 
doch kunstreicheGitter 
von ausgeschmiedetem 
Eisen und Türklopfer 
aus Messing das Ge¬ 
präge eines oft hochent¬ 
wickelten Geschmacks. 

Der schönste Türklopfer, welcher der Wirtschaft Böing in 
Breckerfeld entstammt, befindet sich jetzt im Folkwang zu 
Hagen. Das Museum hat ihn durch eine getreue, in der 
Fachschule zu Iserlohn gefertigte Kopie ersetzen lassen. 

Im 19. Jahrhundert hat sowohl die Baukunst als auch 
das Kunstgewerbe jegliche Tradition verloren. Der üble 
Einfluß der Technischen Hochschulen und Baugewerkschulen, 
an denen das Studium entlegener Stile den Sinn für boden¬ 
ständige Kultur ersetzen mußte, hat in wenigen Jahrzehnten 
das Bild aller jener Städte, Dörfer und Täler gründlich zer¬ 
stört, die an dem wirtschaftlichen Aufschwünge der Zeit 
Anteil hatten. Es wird vieler Liebe und manches Jahr¬ 
zehntes bedürfen, um diese Schändung der Heimat zu 
tilgen. Der Sauerländische Gebirgsverein erblickt eine seiner 
vornehmsten Aufgaben darin, die Natur vor dieser Zerstörung 


durch Winkelarchitekturen zu bewahren. Natürlich kommt 
es hierbei nicht auf eine Kopie überlebter Formen an, 
sondern auf bewußte Pflege und Ausbildung des Sinnes für 
Schönheit und Harmonie. Auch mit dem Materiale der 
Neuzeit, mit Beton, Glas und Eisen, und ohne die Zwecke der 
Neuzeit zu schmälern, lassen sich Bauten aufrichten, die in 
reinstem Einklänge mit der Natur und der Tradition der Ver¬ 
gangenheit stehen. 

Die Stadt Hagen vor allen ist seit 12 Jahren ein Schau¬ 
platz solcher Versuche geworden. Die großen deutschen Bau¬ 
künstler der Gegenwart: Peter Behrens, Riemerschmid, 
van de Velde, Lauweriks, Schumacher haben hier 

Vorbilder sowohl für 
das reiche Haus des 
Fabrikanten wie das 
schlichte Heim des 
Arbeiters geschaffen. 
Sie haben gezeigt, 
wie der wirtschaftliche 
Zweck des Fabrikbaues 
und die kaufmännische 
Bestimmung von Läden 
und Bureaugebäuden 
den Ausdruck reicher 
Schönheit nicht aus¬ 
zuschließen braucht. 
Von den mustergülti¬ 
gen Geschäfts- und 
Fabrik - Bauten seien 
hier erwähnt das Tur¬ 
binenhaus Ha-rkort 
in Wetter (Architekt 
Taut, Berlin), das Ma¬ 
schinenbaus V o r s t e r 
(Architekt van de 
Velde), das Speditions¬ 
haus Lenkering in 
W ehringhausen( Archi¬ 
tekten Gebr. Ludwigs), 
das Bank - Gebäude 
O s t h a u s (Architekten 
Lauweriks und Keidel), 
die Laden-Einrichtung 
von Joseph Klein 
(Architekt Professor 
Peter Behrens) und 
der Sitzungssaal der 
Hagener T extil- 
Industrie (van de 
Velde). 

Sehenswert ist auch 
die von Professor 
Riemerschmid ge¬ 
schaffene Arbeiterkolonie dieser Textilwerke, die in blauen 
Steinen mit Schieferdachung sich sehr harmonisch in die grün¬ 
graue Landschaft des wasserlosen Tales bei Hagen einfügt. 

Dieser Kolonie schließt sich jetzt die Gartenstadt Emst 
an. Unter Leitung von Regierungsbaumeister Marx und Stadt¬ 
baurat Figge wird hier den üblen Mietkasernen ungebildeter, 
gieriger Unternehmer eine in hygienischer und städtebaulicher 
Hinsicht lobenswerte Siedlung gegenübergestellt. Zwischen 
den in einheitlichen Materialien aufgeführten Häusern sind 
unbebaubar erklärte Grundflächen und Wald eingestreut. Die 
ausgesparten Sportplätze sind von der Großstadtjugend 
sofort mit Beschlag belegt worden. Der Ausbau einer Renn¬ 
bahn und eines Stadions ist für später in Aussicht genommen. 

Etwa 15 Minuten vor der Stadt Hagen, inmitten der noch 
unverdorbenen sauerländischen Landschaft, weit fort vom 



Haus Harkorten bei Hagen i. W. — Nach einer Radierung von H. Reifferscheid 
□ Aus der von K. E. Osthaus herausgegebenen Mappe Hagener Bauten □ 











Nr. 2 ÜB 


DEUTSCHLAND 


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Rauch und Staub der Industrie, hat Karl Ernst Osthaus im 
Verein mit führenden deutschen Architekten, wie Professor 
Peter Behrens und Professor van de Velde, die Musterkolonie 
Hohenhagen in Angriff genommen, die durch klarste Organi¬ 
sation der Häuserblöcke und Gartenflächen eine künstlerische 
Einheit zu werden verspricht, die mit Stadt- und Dorfbildern 
alter Zeit in Wettbewerb treten kann. 

In höher gestimmten Gebäuden, wie dem Folkwang 
und dem Krematorium in Delstern sind Werke eines ganz 
modernen und doch sakralen Stils geschaffen. In diesem 
von Peter Behrens erbauten Krematorium befindet sich 
ein großes Goldmosaik von E. R. Weiß. Diese Mauer-Intarsia 
farbiger Glasstifte mit 
eingeschmolzener Gold¬ 
schicht zeigt drei kniende 
Jünglinge (einen segnen¬ 
den zwischen einem er¬ 
wachenden und einem 
entschlafenden),dieSym- 
bole des Werdens und 
Vergehens. In großen 
Lettern steht darüber 
das Goethewort: „Alles 
Vergängliche ist nur ein 
Gleichnis". 

Als der wichtigste 
Konzentrations-undAus- 
gangspunkt all dieser 
modernen architektoni¬ 
schen und bildnerischen 
Bestrebungen ist das von 
Karl Ernst Osthaus 
geschaffene und von van 
de V«lde ausgestattete 
Museum Folkwang 
zu nennen, das neben 
antiken, asiatischen und 
exotischen Kunstwerken 
und solchen der Heimat 
besonders ein Sammel- 
und Stützpunkt der mo¬ 
dernen bildenden Kunst 
inDeutschland geworden 
ist. Dem Fremden will 
es manchmal bedünken, 
daß das Museum mit 
seinen Schätzen in dieser 
Fabrikanten-Gegend, in 
diesen sehr materiell 
gesonnenen Städten an 
einem Platze steht, wo 
es nicht in dem Maße 
zur Geltung kommen 
kann, wie in den Brennpunkten des geistigen Lebens, 
in Städten: wie München, Dresden, Berlin und anderswo. 
Es gehört der ganze Optimismus und der Glaube an die 
kulturelle Zukunft dieses arbeitsreichen Landes dazu, trotz 
kindischer Anfeindungen und biedermännischen Mißverstehens 
moderner Kunstbestrebungen auf diesem Posten auszuharren 
und immer wieder durch Wort und Tat diesen Städten er¬ 
schreckender Häßlichkeit und anarchischen Städtebaues ein 
Führer zu Schönheit und Organisation zu werden. 

Von den Kostbarkeiten des Museums Folkwang, das 
jährlich Tausende von Fremden in diese Stadt zieht, seien 
hier kurz einige wichtige Künstler erwähnt, die selbst in 
den hauptstädtischen Galerien zu den Auserwählten gehören. 
Es sind vertreten an Bildhauern: Rodin, Meunier, Minne, 
Hoetger, Haller, Maillol und von Malern Feuerbach, Daumier, 


Millet, Manet, Matisse, Renoir, Signac, Croß, van Gogh, 
Gauguin, Hodler,Trübner, Schuch, Rohlfs, Nolde und Bötticher. 
Diese letzten drei haben viel im Sauerlande gemalt. 

Ferner hat der Folkwang im Deutschen Museum für 
Kunst in Handel und Gewerbe das Organ der neuen 
deutschen Kunstbewegung geschaffen. Es sammelt die Erzeug¬ 
nisse der künstlerisch befruchteten Qualitätsarbeit unsererTage: 
Drucksachen, Plakate, Metallarbeiten, Holz, Glas, Keramik, 
Textilik usw. In den zwei Jahren seines Bestehens hat es 
bereits über T 20 Ausstellungen im In- und Auslande veranstaltet. 

Ferner hat das Museum eine Silberschmiede er¬ 
richtet, aus der an Stelle der geschleckten oder überdekorierten 

Stanzarbeiten aus Mate¬ 
rial undZweck heraus ge¬ 
schaffene Treibarbeiten 
hervorgehen. 

Als moderne Werke 
im Sauerland sind noch 
hervorzuheben das Haus 
von Dr. Löhnberg bei 
Brilon (Arch. H e i n r i ch 
Vogeler, Worpswede), 
dann der Robert-Kolb- 
Turm auf der Nordhelle 
bei Lüdenscheid, den 
Georg Metzendorf, 
der Baumeister der 
großen Beamten- und 
Arbeiter - Kolonien von 
Krupp, errichtet. Im 
Rathause von Lüden¬ 
scheid hängt ein ganz 
modernes Gemälde: die 
von Walter Bötticher 
gemalte Gesamtansicht 
dieser schön gelegenen 
Bergstadt. Ferner haben 
die Architekten Schön¬ 
berg und E h r 1 i ch 
ein Arbeiterdorf bei 
Hohenlimburg entworfen, 
das gleichfalls in er¬ 
freulichem Gegensatz zu 
der üblichen Architektur 
des Landes steht. 

Auch der Heimat- 
schutz hat hier und 
da schon einflußreiche 
Gönner gefunden. So hat 
u. a. der Landrat von 
Fredeburg bestimmt, daß 
die traditionelleSchiefer- 
deckung in diesem 
Städtchen beibehalten und die unschön herausfallende, rote 
Pfannendeckung und dergleichen vermieden wird. Heimats¬ 
und Landschaftsschutz tut diesen von schlechten Industrie¬ 
gebäuden und Mietkasernen bedrohten Tälern bitter not. 

Es wäre nun zu wünschen, daß im ganzen Sauerlande 
die anarchisch darauf los bauende Winkel-Architektur durch 
einen großzügigen Städtebau ersetzt würde, um so wieder 
Möglichkeiten für eine Stadt- und Dorfkultur zu schaffen, 
wie diese die deutsche Nation bis etwa zu den 70er Jahren 
besessen hat. Gerade das Sauerland könnte hierin Großes 
leisten, da das von Naturschönheiten so reich bedachte 
Land nicht wie das von Fremden schon seit Jahrzehnten 
überflutete Rheintal durch die historisierende „Renaissance- 
Barock-Gotik" ä la 1880 gelitten und erst seit wenigen 
Jahren die Touristik und der Wintersport dieses Gebiet 





Bauernhaus zu Oedingen, Bes. Wacker (Phot.: Blume, Bilstein) 


nlllllllllliilllllllillllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllin^^^ 







92 DEUTSCHLAND Nr.2 



H. van de Velde: Haus Hohenhof, Hagen i. W. (1907 —T90Ö) 


erobert hat. Man sollte sich nicht damit begnügen, 
alte Kunst zu sammeln und romantisch die schönen 
Architekturen und harmonischen Städtebilder 
der Vergangenheit, wie die von Soest und Nürnberg, 
zu bewundern, sondern versuchen, aus der Gegen¬ 


wart heraus den modernen Stil ohne sklavische Kopie 
alter Bauarten zu schaffen, und so die schöne Land¬ 
schaft durch Akzente menschlicher Schönheit in ihrem Werte 
zu erhöhen, anstatt sie durch die üblichen rohen Brand¬ 
mauern und geschmacklosen Reklamen zu verschmutzen. 


Die Sauerland-Ausstellung in Essen. 


Gebirge sind Modekinder. Wer da weiß, wie viel 
liebe Berge und Täler im deutschen Vaterlande träumen, 
während wenige enge Bezirke vom Fremdenstrom um¬ 
spült werden, der kennt auch die Macht der Massen¬ 


suggestion, die jahraus, jahrein den Menschen zu 
bestimmten Plätzen, auf bestimmte Berge führt. Vieles 
hat ja da die Propaganda der Gebirgsvereine gebessert. 
Landschaften, die man sonst nicht der Mühe wert 




Peter Behrens: Wohnhaus von Oberbürgermeister Dr. Cuno in Eppenhausen bei Hagen i. W. (1909 —1912) 
(„Avis der Arrhitektur des XX. Jahrhunderts", mit besonderer Genehmigung^ der Verlog-shandlung Ernst Wasmuth, A.-G., Berlin) 








































Nr. 2 


DEUTSCHLAND 


Q3 


erachtete, um ihnen selbst nur einen vorübergehenden 
Besuch zu widmen, beginnen den Segen der Reklame 
zu empfinden. Gesellt sich zu ihm das Glück, daß 
dem Lande oder Gebirge ein Dichter oder ein Maler 
beschieden wird, so beginnt freilich hohe Zeit für die 
Gegend. So ist z. B. die Eifel aus einem Lande an¬ 
geblicher Unwirtlichkeit ein Fremdenziel geworden, 
seitdem Düsseldorfer, wie ein Fritz von Wille, ihre 
Schönheiten auf die Leinwand bannten, oder eine Klara 
Viebig im Buche das Lied vom Reiz der Eifellande und 
der Schwermut im Hohen Venn sang. 

So glücklich war das Sauerland, das westfälische 
Gegenstück zur Eifel, bislang nicht. Kann es sich an 
Schönheit und Vielgestaltigkeit mit der rheinischen 
Schwester wohl messen, steht es an geschichtlichen 
Erinnerungen zum mindesten 
nicht hinter den Gebirgslanden 
außerhalb der Rheinlande zu¬ 
rück, so fehlte ihm doch bis¬ 
lang der Maler und der Sänger. 

Ihn schaffen, steht außerhalb 
menschlicher Macht, ihm die 
Wege weisen, konnte eine 
Aufgabe des Sauerländischen 
Gebirgsvereins sein. Dessen 
Leitung wußte, daß es vor 
allem notwendig ist, einmal im 
Lichtbilde zu zeigen, was denn 
überhaupt an reifen Früchten 
landschaftlicher Schönheit im 
Sauerlande gewachsen ist. So 
beschloß der Verein aus Anlaß 
seines Essener Gebirgsfestes 
ein Preisausschreiben für Fach- 
und Liebhaber-Photographen 
„Das Sauerland im Bilde". 

Das Preisausschreiben umfaßte 
das sehr weite Gebiet inner¬ 
halb der Hauptwanderstrecken 
des „Sauerländischen Gebirgs¬ 
vereins". Ein Stück deutscher 
Erde, das geographisch nicht 
immer mit dem engeren Begriff 
vom Sauerland zusammenfällt, 
das z. B. schon in den Ruhr¬ 
landen beginnt und erst im Siegerlande und in Hessen 
endet. Die Wahl der Motive war freigestellt. Es 
hieß in den Bedingungen: Landschafts-Aufnahmen, 
Architekturstücke (Charakteristische Ansichten von 
Dörfern und Städten, Plätzen, Kirchen, Bauernhäusern, 
Hämmern, Ruinen, Burgen usw.) und Figurenbildern 
(Volkstypen und Trachten) sollen in gleicher Weise 
willkommen sein. Besonderer Wert wird indessen 
auf Aufnahmen gelegt, die altertümliche Formen aus 
der Architektur und dem Kunstgewerbe, Haustüren, 
Treppenaufgänge, Brunnen, schmiedeeiserne Gitter, 
Grabmäler und ähnliches aus vergangener Zeit im 
Bilde festzuhalten suchen. Für die Einsender wurden 
Preise in Höhe von 1000 Mk. ausgesetzt, darunter 
500 Mk. vom Essener Kunstverein, ferner ein Ehren¬ 


preis der Stadt Essen. Die Ausstellung ist nun im 
Kunstmuseum der Stadt Essen untergebracht worden, 
wo sie eine Reihe von Sälen füllt. Sie hinterläßt in 
glücklicher Weise ein Gesamtbild vom Wesen des 
Sauerlandes, führt in seine intimsten Feinheiten. Sie 
wird manchem, der von diesem stillen Waldgebirge 
bisher wenig gehört hat, die Augen öffnen. 

War es nicht möglich, etwa ebenfalls in Form 
eines Preisausschreibens, auch die Maler heranzuziehen, 
so hat man doch den Versuch gemacht, im gleichen 
Rahmen wenigstens das zu vereinen, was bisher an 
Schöpfungen von Künstlern, die das Sauerland zum 
Gebiet ihres Studiums gemacht haben, bekannt geworden 
ist. Neben vereinzelten Namen der Düsseldorfer Schule 
begegnet man einer besonderen Kollektion des Alt¬ 
meisters Eugen Bracht, der 
namentlich die Beziehungen 
zwischen Industrie und Land¬ 
schaft in den Ruhrbergen 
studiert hat und in der schlafen¬ 
den Einsamkeit dieser einst 
industriereicheren Landschaft 
köstliche Motive fand, an denen 
erden Zusammenhang zwischen 
Arbeit und Natur illustriert. 

Das Sauerland hat aus 
seiner Abgeschiedenheit keinen 
Gewaltigen geboren, weder 
an Macht noch an Geist; 
immerhin hat es seine Dichter 
und Sänger. Eines von ihnen 
zu gedenken, will auch diese 
Ausstellung berufen sein. 
F. W. Grimme, gebürtig aus 
Assinghausen im Sauerland, 
der verstorbene liebenswürdige 
Verfasser von Dichtungen in 
sauerländischer Mundart, ist 
in der Ausstellung durch ein 
eigenes Grimmezimmer geehrt, 
das erfüllt ist von Bildern, 
Manuskripten und Hausrat des 
Dichters. 

Es hätte eines ganzen 
Museumsbaues für sich er¬ 
fordert, um das aufzuzeigen, was an Kunsthandwerk, 
namentlich an alten Möbeln und Geräten in sauer¬ 
ländischen Sammlungen und Privatbesitz sich verstreut 
findet. Immerhin hat man den Versuch gemacht, an 
einzelnen besonderen Stücken — Truhen, Waffen und 
dergl. — Beispiele zu geben, was Kunsthandwerker der 
vergangenen Tage im Sauerlande an Eigenart zu geben 
wußten. — Eine besondere Abteilung an anderer 
Stätte schließlich, jedoch im Rahmen der gleichen 
Veranstaltung, bilden die Fundstücke geologischen 
Charakters, an denen das Sauerland mit seinen be¬ 
merkenswerten Formationen so reich ist. Weiß doch 
auch, um einen Sonderfall zu erwähnen, der Laie schon, 
daß sich hier im Zuge des Kalksteingebirges einige 
der bedeutendsten Tropfsteinhöhlen befinden. E. F. 



Altena: Partie in der Nette 


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Frühlingssitten im Sauerland. 

Von Franz Joseph Koch (Essen). 


Eine kleine, feine Doktorsfrau machte mich einmal 
darauf aufmerksam, daß im Sauerlande jene Blumen, 
die der Landschaft den bunten Charakter gäben, mit 
der Jahreszeit immer in der Farbe wechselten. Im 
ersten Frühjahr erschienen die weißen Blumen: Schnee¬ 
glöckchen, Milchglöckchen, Marienblümchen, Wind¬ 
röschen. Auch überzögen sich dann der Schlehdorn 
und der Weißdorn mit Blütenschnee. Daran schlössen 
sich die gelben Blumen: Primeln, Löwenzahn, Huf¬ 
lattich, Frühlingsmorgenstern, Goldregen und gegen 
Pfingsten der alles übergüldende Ginster. Mit der 
höchsten Sonnenwärme flammten der rote Fingerhut 
und das purpurne Weidenröschen an allen Waldhügeln 
und Heidehängen auf. In den Feldern gäbe dann der 
Roktlee und der Klatschmohn den Ton an. Gegen 
Herbst würden die roten Blumen von blauen abgelöst, 
von Glockenblumen, Flockenblumen, Kornblumen, Korn¬ 
raden, Wegwarten, Astern und Enzianen. In ähnlicher 
Weise wechseln die her¬ 
gebrachten Volkssilten und 
Volksgebräuche des Sauer¬ 
landes, vorwiegend im An¬ 
schluß an die drei Hauptfeste 
des kirchlichen Jahres: Weih¬ 
nachten, Ostern, Pfingsten. — 

Das hat seinen Grund darin, 
daß die christliche Kirche 
die altheidnischen Gebräuche, 
denen die Sachsen mit un¬ 
gewöhnlicher Zähigkeit an¬ 
hingen, christlich umdeuteten 
und die Lehre des Heilandes, 
ohne deren Charakter zu ver¬ 
wischen, der angestammten 
Denkart der Sachsen an¬ 
paßte. Ein köstliches Beispiel 
dafür bietet der altsächsische 
Heliand, jene gewaltige Evangelienharmonie, die wahr¬ 
scheinlich ein Mönch der Essen nahegelegenen Abtei 
Werden niedergeschrieben hat. Mit der Zeit sind die 
vorgenannten Volksgebräuche mit ihren Liedern und 
Umzügen mehr und mehr von den Erwachsenen in 
die Kreise der Kinder übergegangen. Wenn nun in 
dieser Ausführung eine Schilderung der sauerländischen 
Frühlingssitten gegeben werden soll, wird es in der 
Art geschehen, daß der Verfasser kurz berichtet, wie 
er vor etwa zwei Jahrzehnten selbst in seiner sauer¬ 
ländischen Bergheimat die volkstümlichen Sitten im 
lebendigsten Sinne miterlebt hat. 

Sonnenvogelsingen: 

„Hörst du nicht den Hammerschlag ? 

Morgen ist St. Peterstag. 

Böser Winter, wirst verbannt I 
Schöner Sommer, zieh' ins Land I 
Heijaja, Hopsasa I 

Morgen ist Sankt Peterstag." (Sömer.) 

Mit dem Sonnenvogelsingen hat sich ein Rest alter 
Sonnenverehrung erhalten. Es entspricht dem Winteraus¬ 
treiben in anderndeutschenLandschaften. Am 2. Februar, 


dem Feste des hl. Petrus, wird der Sonnenvogel gejagt. 
Schon Wochen vorher machte sich ein jeder von uns 
Knaben einen großen Sonnenvogel oder Schmetterling 
aus Pappe, bemalte ihn mit bunten Farben und nagelte 
ihn oben an einen Besenstiel oder eine Bohnenstange. 
Jeder Junge mußte sich auch ein kleines Holzhämmerchen 
anfertigen. War der festliche Tag gekommen, so zog eine 
jauchzende Kinderschar von Hof zu Hof, von Haus zu 
Haus. Mit dem hölzernen Hämmerchen wurde taktmäßig 
ans Deelentor geklopft und lauthals dazu gesungen: 

Riut, riut Sunnenviuel I Kleine Mius, graute Mius, 

Sente Peiter is do. All et Unglück tem Hiuse riut I 

Sente Tigges kümmet derno. Glücke drin. Glücke drinl 

Für ihre Bemühungen wurden die kleinen Sänger 
mit Leckerbissen oder mit Nickelmünzen abgespeist. 
Darüber sagt ein alter Reim: 

„Heer Sünte Peiter, blos in din HörentkenI 
Alle gurren Luie giät uns en Körentken." 

Palmsonntag: 

„Singt dem König Freuden¬ 
psalmen, 

Kommet alle Völker her, 

Salem, streu' ihm deine Palmen, 
Sieh', dein Friedensfürst ist er!" 

So scholl es, wenn wir am 
Passionssonntage in derKirche 
die Palmen segnen ließen. 
Tagelang vorher durchstreiften 
wir Feld und Wiesen, um 
lange, schwanke Weidenruten 
zu schneiden. Sie mußten 
goldbraun sein und noch voll¬ 
ständig geschlosseneKnospen 
haben. Etwa 30 bis 40 Ruten 
wurden zusammengelegt und 
stramm mit weißen Hasel¬ 
schienen umzogen. Unten 
wurde das Bündel glatt ab¬ 
geschnitten. Oben wurde das Palmbund mit grünem 
Buchsbaum besteckt. Manche Hausmütter banden auch 
ein paar Aepfel mit hinein. — Bei Gewitterwetter steckt 
man im Sauerlande die Palmreiser kreuzweise vor die 
Fensterscheiben. Am Ostermorgen wird mit den vor¬ 
jährigen Palmen in jedem Hause das Feuer angelegt. In 
einigen Dörfern nimmt man statt der Weidenreiser Buchs¬ 
baumsträußchen oder Zweige von der Hülsenkrabbe. 

Ostern: 

„Jetzt grünet, was nur grünen kann. 

Die Bäume fangen zu blühen an. 

Wacht auf, stimmt an ihr Vögel all. 

Singt Gottes Lob durch Berg und Tall Alleluja I" 

Kaum war mit diesen letzten Strophen des uralten 
Osterliedes, das alle Kennzeichen eines echten Volks¬ 
liedes aufweist, das Hochamt beschlossen, so rannten wir 
Buben schleunig heim, um alte Buxen und Jacken anzu¬ 
ziehen. Dann zogen wir von Haus zu Haus, um Stroh für das 
Poizkefuier(Osterfeuer) zu sammeln mit dem Heischreim: 

„Strauh, Strauh, Strauh, 

Süs kümmet de Franzause un niemert aul" 



Wohnstube eines sauerländischen Bauernhauses 
(Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg-i.W.) 





Nr. 2 1908^^^0008^08^^^^^^ DEUTSCHLAND 95 


Mitten im Dorfe wurden die Strohbauschen zu¬ 
sammengetragen und auf einen Leiterwagen geladen. 
Ein kinderfreundlicher Hausvater spannte sein Rößlein 
an und fuhr das Stroh bergwärts. Das Osterfeuer wurde 
damit durchsetzt und umlegt, daß die Birkenreiser lohe 
brannten. Während die „großen Jungen" mit dem Aufbau 
des Osterfeuers beschäftigt waren, wanderten die kleinen 
Geschwister mit ins Feld, um beim Roggenpälmen zu 
helfen. Sie mußten die gesegneten Palmreiser und ein 
Fläschchen mit Weihwasser tragen. An allen vier Ecken 
des Kornfeldes wurden Palmenzweige gekreuzt in den 
Boden gesteckt, eine Eier¬ 
schale mit Weihwasser wurde 
darein gestellt; dann kniete die 
fromme Gesellschaft nieder 
und betete neben einem Vater¬ 
unser den frommen Spruch: 

„Ich pälme dich am heiligen 
Ostertag, 

Gott bewahre dich vor Wetter 
und Hagelschlag I" 

Die Sitte des Ostereier¬ 
suchens war in unsermHeimat- 
dorf nicht bekannt. Wenn die 
Mutter mit dem Vater vom 
Felde heimkam, kochte sie 
den Osterbrei, Milchreis mit 
vielen Eiern, und buck den 
noch beliebteren Osterpfanne¬ 
kuchen. War das Abend¬ 
brot verzehrt und die Dunkel¬ 
heit hereingebrochen, wurde 
das Osterfeuer angezündet. 

Jauchzend umtanzten wir 
Knaben die Flammen und 
freuten uns, wenn der mitten 
im Feuer stehende Judas, ein 
mit Stroh bewickelter Tannen¬ 
baum, ächzend aufloderte. 

Brennende Teerfässer wurden 
zu Tal gerollt, Fackeln ge¬ 
schwungen. Freudenschüsse 
riefen das Echo wach, und statt 
der Heidenweisen von Balder 
und Wodan, die zur Zeit der 
alten Sachsen beim Abbrennen 
des Frühlingsfeuers ertönten, klang es christlich¬ 
fromm von den Lippen der begeisterten Knaben: 

„Auferstanden, Auferstanden ist der Held, 
Auferstanden ist der starke Held, 

Des freut sich die Christenwelt 
Und singt, Alleluja I" 

Pfingsten: 

Pfingsten, das liebliche Fest, ist in allen Gegenden 
reich an althergebrachten Volksbräuchen und fröh¬ 
lichen Kindersitten. So begann auch in unserm Dorfe 
schon am frühen Pfmgstmorgen das Wettaustreiben 
der Kuhhirten. Wer am ersten die Herde draußen 
hatte, war der Held des Tages und bekam den Namen 
Nachtspuk. Die nachlässigsten Hirten erhielten die 
Namen Nachtwächter, Schneckensucher, Schnecken¬ 
filler und Schneckenfresser oder Pfingsthammel. Letzt¬ 


genannter wurde nachmittags von der Dorfjugend in 
einen Sack gesteckt, welchen er mit Hilfe der ausge¬ 
streckten Arme oder zweier gekreuzter Stäbe aufrecht zu 
halten hatte. Nachdem ihm dann noch eine Schelle 
umgehängt war, banden die Kameraden ihn an einen 
Strick, führten ihn von Haus zu Haus und sangen: 
„Hi is dät Dingen, De Housvaer maint, 

Dätt de Kuiken sluiket De Katte här et don; 

Un de Aegger iutsuipeti De Housvaer werd be- 
Et stieget noh dem Stall druagen, 

Un saiket üwerall. De Katte werd beluagen. 

Die Schülerinnen schmückten 
ein kleines Mädchen, das 
noch auf dem Arm getragen 
wurde, als Maibräutchen, Triä- 
metze (Trag-mädchen) ge¬ 
nannt und sangen einen Reim, 
dessen sprachliche Formen 
auf eine sehr alte Zeit zu¬ 
rückweisen. Er lautet: 

„Schaune, schaune Triämetze, 
Wat se kitt, dät niemet se. 
Himelrik is uapen don, 

Bo ie sollt herinner gohn." 

Wer ein Freund des sauer¬ 
ländischen Volkstums ist und 
die Kinder liebt, der möge 
zur Pfingstzeit hinaufwandern 
in das grüne Bergland, in 
die weltfernen Höhendörfer. 
Wenn er Glück hat, kann 
er dort singende Knaben 
und Mädchen bei den Jahr¬ 
tausend alten Umzügen be¬ 
obachten. Wenn er aber 
wider Erwarten vergeblich 
Ausschau hält nach kleinen 
Volkssängern mit frisch¬ 
roten Wangen und silber¬ 
klarer Stimme, seine Wander¬ 
fahrt wird ihn dennoch 
nicht gereuen. Zur Pfingst¬ 
zeit zeigt sich die sauer¬ 
ländische Bergnatur in ihrer 
lieblichsten und sonnigsten 
Schönheit. Junges Grün 
überall, auf Wiesen, an Hügeln, an Hängen. Der 
Ginster, welcher die Wegesufer, die steilen Graben¬ 
ränder, die Brachfelder, die Heideflächen und die 
Heisterwälder überwuchert, öffnet alle Blütenknospen 
und flammt golden auf, als ob der Pfingstgeist sich 
segnend auf alles herabgelassen, was da keimt und 
sprießt. Die Lerche steigt himmelan und mit ihr das 
fröhliche Wanderherz. 

Wenn der Heimat Berge glänzen 
Von des Ginsters Feuergold, 

Mir das Blut in Freudentänzen 
Heiß vom Kopf zum Herzen rollt. 

Höhenluft belebt die Glieder, 

Leicht beflügelt sich der Fuß, 

Donnernd in das Tal hernieder 
Klingt der alte Wandergruß: 

Frisch auf! 



Bauerntyp aus der Gegend von Lüdenscheid 
(Phot.: F. W. Haase, Münster i.W.) 






96 DEUTSCHLAND Nr. 2 


Das Sauerland als Wintersport gebiet. 

Von H. Grossjohann (Lüdenscheid). 




Schön sind unsere Berge im Frühling, wenn sie im 
blauen Duft der jungen Knospen schimmern, schöner 
noch im Sommer, wenn Wald und Feld im grünen Fest¬ 
kleide prangen; herrlich ist die Vielfarbigkeit des Herbstes, 
die infolge der Höhenlage fast regelmässig bis in die 
Mitte des Novembers anhält; bezaubernd und berückend 
aber erscheinen die 
Kuppen, Lehnen und 
Hänge im Winter, 
wenn der schim¬ 
mernde Schnee alles 
in seinen Mantel 
einhüllt und die 
Tannen sich unter 
derschwerenSchnee- 
last zur Erde beugen. 

Und nun erst der 
Rauhreif, bei dem 
Baum und Strauch 
glitzern, als wären sie 
mit tausend und aber¬ 
tausend Diamanten 
übersäet! 

Eine solche Rauh¬ 
reif-Landschaft im 
Ebbe bleibt mir 
unvergesslich. Bei 
leichter Schneelage 
war starker Frost 
eingetreten, so dass 
man die grossen Eis¬ 
flächen der Tal¬ 
sperren zu Fuss 
überqueren konnte. 

Ueber die Jubach- 
und Versesperre ging 
es dem Ebbe zu, je 
höher hinauf, um so 
dichter der Schnee, 
mit dem sich je 
länger je mehr die 
wunderbaren Rauh¬ 
reifgebilde mischten. 

Auf dem Kamm des 
Ebbeswar der lichte 
Birkenbestand vom 
Rauhreif ganz ein¬ 
gehüllt. Durch die 
Stämme hindurch 
sandte die sinkende 
Wintersonne ihre 
letzten Strahlen, die 
im Rauhreif in allen 
Farben aufblitzten. 

Es war wie im Märchenlande. Dazu tiefe Stille weit 
und breit. Unwillkürlich hemmte man seine Schritte, 
um den Zauber der Stunde ganz in sich aufzunehmen. 

Auf einmal erklangen im fernen Meinerzhagen die 
Glocken, um dem scheidenden Jahre den Abschiedsgruss 
zu singen. Die untergehende Sonne tauchte das ganze 
Firmament in glutrote Tinten, von denen das Auge sich 
nicht trennen konnte. So ging’s im Dämmern nach 
Meinerzhagen hinab, wo die Schulkinder nach alter Sitte 
mit Gesang von Haus zu Haus zogen. 


Ja, der Winter ist der grösste Zauberer der Land¬ 
schaft, und man kann es begreifen, dass er auf die Stadt¬ 
bewohner eine fast noch grössere Anziehungskraft ausübt, 
als der Sommer. Nur so ist der ungeheure Aufschwung 
zu erklären, den der Winterverkehr im Sauerland ge¬ 
nommen hat, und der bei guten Schneeverhältnissen all- 

sonntäglichTausende 
aus den grossen 
Städten Westfalens 
und desNiederrheins 
in die sauerländi¬ 
schen Berge bringt. 
Der Winterverkehr 
wird dazu ausser¬ 
ordentlich begünstigt 
durch die schnellen 
und billigen Winter¬ 
sportzüge, die von 
Düsseldorf,Duisburg, 
Dortmund usw. nach 
Winterberg, PTede- 
burg-Schmallenberg 
und Lüdenscheid- 
Meinerzhagen ver¬ 
kehren. 

^ So hat sich denn 
das Sauerland in ver¬ 
hältnismässig kurzer 
Zeit einen festenPlatz 
unter den deutschen 
Wintersporlgebieten 
erworben. 

Den Mittelpunkt 
des sauerländischen 
Wintersportbetriebs 
bildet das schmucke 
Winterberg und 
seine nähere Um¬ 
gebung. Dort findet 
der Sportfreund alle 
Vorzüge vereint, die 
er an ein Sport¬ 
gebiet stellen kann: 
hochragende Kuppen 
mit steileren und 
fiacheren Abfahrten, 
stundenlange, gut- 
hezeichnete Skiwege 
über Berg und Tal, 
wobei die Rückkehr 
auf Wunsch immer 
mit der Eisenbahn 
erfolgen kann, eine 
einwandfreie, land¬ 
schaftlich ganz hervorragend gelegene Bobsleighrennbahn, 
eine Rodelschlittenbahn, eine musterhaft angelegte Sprung¬ 
schanze, gute Bahnverbindungen nach Süden, Norden, 
Osten und Westen und, nicht zu vergessen, eine freund¬ 
liche, biedere, zuvorkommende Bevölkerung und gute 
Gasthöfe und Hotels, die den sowohl einfachen, wie auch 
verwöhnten Ansprüchen entsprechen. Bodenständig ist 
in Winterberg alles: Bevölkerung, Hausbaukunst und 
Landschaft, so dass ein Sportaufenthalt im Bannkreis des 
Asten (842 Meter), des Königs der westfälischen Berge, zu 


Blick auf den Hürdler von Schanze aus (Phot.: Glade, Schmallenberg) 


Sauerland im Winter: Motiv aus dem Latroptal (Phot. : Jos. Grobbel, Fredeburg i.W.) 




Nr. 2 DEUTSCHLAND 97 


einem Jungbrunnen für jeden Naturfreund wird. Dazu 
herrscht auf den Höhen eine frische, klare Winterluft, 
die im Verein mit dem lachenden Sonnenschein die 
Wangen bräunt und die Augen frischer erglänzen macht. 

Gar nicht weit von Winterberg liegt ein zweiter 
Wintersportplatz des Sauerlandes: Willingen, das 
Tätigkeitsfeld des Brilon-Willinger Schneeschuh Vereins, 
von der Schnellzugsstation Brilon-Wald aus schnell und 
bequem erreichbar. Auf dem Etzelsberg, der sich un¬ 
mittelbar an das schmucke Dörfchen anlehnt, bietet sich 
ein sehr gutes Uebungsgelände, auch eine Bobsleighbahn 
und eine Sprungschanze findet man dort. 

Sehr beliebt sind Wanderungen auf den flinken 
Scheiten von Winterberg nach Willingen und umgekehrt. 

Das regste Leben herrscht in Winterberg zur Zeit 
der grossen Sportfeste, die der „Skiklub Sauerland“ all¬ 
winterlich dort veranstaltet und bei denen alle Arten des 
Schneeschuhsports auf ihre Rechnung kommen. Dann 
wimmelt es auf allen Hängen von fröhlichen Menschen, 
Schlitten klingeln in unaufhörlicher Folge durch die 
Strassen des Städtchens, und dicht gedrängt umsteht eine 
schaulustige Menge den Sprunghügel am Rauchloch, die 
mit jubelndem Zuruf jeden gelungenen Sprung begrüssl. 

Ein ebenso bewegtes Treiben zeigen die vom Bob¬ 
sleighklub für Westfalen, Rheinland und Hessen einge¬ 
richteten Bobrenntage, auf denen sich stets eine grössere 
Anzahl auserlesener Mannschaften zum Weltkampf ein- 
findet. Da werden die behaglichen Räume des in tiefem 
Forst auf der Kappe eingebetteten Klubhauses gar oft zu 
klein, und hin und her wogen die grossen Scharen der 
Besucher von nah und fern. 

Auch der eigentliche Schneeschuhwanderer kommt 
in Winterberg auf seine Rechnung, da sich ihm die ver¬ 
schiedensten, lohnendsten Ziele darbieten, von welchen aus 
man natürlich auch seine Wanderungen in der Richtung 
auf Winterberg zu beginnen kann. Neben dem schon 
genannten Willingen kommen vor allem in Betracht 
Züschen, Siedlinghausen (zurück mit der Bahn), Berle¬ 


burg im waldreichen Wittgensteiner Land, Hoheleye und 
Jagdhaus auf dem Kamm des Rothaars, Nordenau (Duis¬ 
burger Hütte) und Oberkirchen; im obern Lennegebiet 
Fredeburg und Schmallenberg. Nach Fredeburg führt 
eine wundervolle Wanderung über Alt - Asienberg und 
die Hunau (Essener Hütte), während man Schmallenberg 
am besten über Schanze oder Jagdhaus erreicht. 

Neben Winlerberg und Willingen kommen noch eine 
Reihe anderer Orte als Winlersporlplätze in Betracht, die 
freilich wegen ihrer geringeren Höhenlage nicht so gute 
Schneeverhältnisse aufweisen als Winterberg. Im Sieger¬ 
land (in der Nähe des Ederkopfes) findet man Lützel, wo 
die Hilchenbacher und Siegener mit Vorliebe ihre Breiter 
tummeln. Auch Lützel hat grosse landschaftliche Reize, 
zahlreiche Abfahrten und eine Sprungschanze. 

Im westlichen Sauerlande, für die Bewohner des 
Industriegebiets am schnellsten und billigsten erreichbar, 
treten dann noch Lüdenscheid und Meinerzhagen 
auf den Plan. Lüdenscheid, Preussens höchstgelegener 
Stadtkreis, hat eine ganz prächtige landschaftliche Lage. 
Da die Bahn dort eine Höhe von 450 Metern erklimmt, 
kann man, gute Schneeverhältnisse vorausgesetzt, vom 
Bahnhofe aus in wenigen Minuten lohnende Abfahrten 
erreichen. Eine etwa 1000 Meter lange Rodelbahn im 
herrlichen Stadtpark, die an dem bei allen Saiierland- 
freunden wegen seiner herrlichen Aussicht bekannten 
Parkhaus beginnt, hat sich in den kurzen Jahren ihres 
Bestehens zahlreiche Freunde erworben, die bei guter 
Schneelage immer wiederkehren. Mitten im 750000 Quadrat¬ 
meter grossen Stadtwalde liegt eine Uebiingsbahn für 
Schneeschuhfahrer mit Sprungschanzen und dergleichen, 
an welche sich, von dichtem Wald umrahmt, ein 10000 
Quadratmeter grosser allgemeiner Spiel- und Sportplatz 
in glücklichster Weise anschliessl. 

Auch Meinerzhagen geniessl wegen seiner Höhen¬ 
lage einen guten Ruf, In ganz kurzer Zeit erreicht man 
die nahegelegenen Kuppen mit mannigfachen Abfahrten, 
die Rodelbahn und eine sehr gute Sprung-Schanze. 



Sauerland im Winter: Momentbild vom Wintersportfest des Skiklubs Sauerland am Fuße des 842 Meter 

hohen Astenberg (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i.W.) 












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Nr. 2 



12000 (EintD 0 l)ner, am ^uUe bes (itflorifdien Kapellen- un6 — 

Rotl)enberoe$, an Qönne nnb ®efe gelegen, bilbet ben Z 

= Cingang in das romantische l>önnetal. = Z 

Die £age ift eine ber gefunbeften im Sauerlanbe, meil bie Z 

Z Horb: unb (Ditminbe bnrd) bie l^oben Berge snrudge^alten merben. (£$ finb 2500 morgen Z 

~ ftabtifdie IBalbungen mit I)errlid)en, meit ausgebe^nten unb molilgepflegten $pa5iermegen ~ 

— oor^anben. Bie malbungen auj|ert)alb be$ Stabtgebieles erftreden fidf ftunbenmeit. Z 

Z PradftooIIe Hu$fid)ten oon oerfdfiebenen tfodf gelegenen punften in ber Hälfe ber Stabt. Z 

— Bo^n burdf bas Qönnetal nad) Baloe» Heuenrabe. ®a$, IDafferleitung, (Eleftri$itöt. — — 

— Hnsfiinfte erteilen bas Bfirgermeifteramt unb bie Hbteilung bes Sauerlönbifdfen ®ebirgs:Bereins. — 




^iiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiim 


Ratsivirtscbaft i 

Inb.: $rit 2 Köster • Craiteur | 

m menden i.W. ii | 

erstklassiges €tablissement. | 
l>erBorragende Kücbe zu Jeder Zeit, i 
n^ittagstiseb ink. 1.— und n^k. 1.50. | 
Dortmunder Union und miinebener Bier. | 
= . UMH m ^ Weine erster Firmen. Fernruf Rr. 279. i 

S Ratsu?irtsd)att der Stadt Wenden = 

miMiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiimiiiiiHiiiiiiiim^ 


Restaurant 




























Nr .2 DEUTSCHLAND 99 


Kreuz Stromwerk, G. m. b. H., Hagen i. w., 

Abt. Sa. 








Einer Industrie, die bisher nur vereinzelt in der näheren und weiteren Umgebung Hägens anzutreffen 
war, nämlich der Armaturenindustrie, ist vor wenigen Jahren in dem Kreuzstromwerk eine neue Vertreterin 
entstanden. Trotz der kurzen Zeit seines Bestehens hat sich dieses Werk kräftig entwickelt, was wohl in der 
Hauptsache dem Umstande zu verdanken ist, daß es fast nur Spezialitäten aus dem Armaturenbau fabriziert. 

In erster Linie sind dies die aus den hier wiedergegebenen Abbildungen näher ersichtlichen Apparate, 
„.die Kreuzstrom^^Kondenswasserableiter D. R. P.", die sich in einer nunmehr 8 Jahre währenden Betriebs¬ 
dauer glänzend bewährt haben. Bis zum April 1913 sind annähernd 150000 dieser Kondenswasser^- 
ableiter im Betrieb, und der Umsatz ist noch in ständiger Steigung begriffen. Eine Reihe der größten 
industriellen und städtischen Unternehmungen, sowie eine sehr große Anzahl anderer Dampfbetriebe 
haben die Vorteile, die die Kreuzstrom-Kondenswasserableiter allen anderen Konstruktionen gegenüber 
haben, erkannt und machen sie sich seit Jahren zunutze. Diese Vorteile bestehen neben der absoluten 

Betriebssicherheit darin, daß diese 
Apparate 

keine beweglichen Teile besitzen, in¬ 
folgedessen 

keiner Abnutzung unterworfen sind, und 
dadurch wieder 

große Dampfersparnis erzielen. Ferner 
ist hervorzuheben die 
kontinuierliche Wirkungsweise, 
gute Entlüftung und dauernd 
tadellose Funktion bei überhitztem 
Dampf. 

Die Kreuzstrom - Kondenswasser¬ 
ableiter beruhen auf einem durchaus 
einfachen und übersichtlichen Prinzip, 
durch welches ein mechanischer Ab¬ 
schluß gänzlich vermieden wird. Der 
Dampf besorgt dadurch, daß er in ent¬ 
gegengesetzt um einen Konus gewun¬ 
denen Kanälen an den Kreuzungs¬ 
stellen aufeinander prallt, seine Ab¬ 
sperrung selbst. Dagegen bieten diese 
Kreuzungsstellen dem sie passieren¬ 
den Wasser wie auch der Luft sehr 
wenigen Widerstand. 

Es ist ohne weiteres einleuchtend, 
daß bei dieser Konstruktion die Uebel- 
stände, welche den mit Ventilen und 
beweglichen Teilen ausgestatteten 
Kondenswasserableitern anhaften, gänz¬ 
lich fortfallen. Der beste Beweis 
für die Ueberlegenheit der „Kreuz- 
strom-Kondenswasserableiter'" anderen 
Systemen gegenüber ist eben die rege 
Nachfrage von allen Seiten. 

Interessenten wollen gefl. Ihre 
Anfragen an die oben aufgeführte 
Firma richten; Broschüren, in denen 
die Kreuzstrom - Kondenswasserableiter 
ausführlich beschrieben sind, sowie 
Tabellen, Preislisten und Spezial¬ 
offerten stehen jederzeit zur Verfügung. 































100 I ffliQQQQOQaXaQQQQQQQaOQQQQQQ aaai DEUTSCHLAND 


Nr. 2 


Natur- und Heimatschutz 


Schlossbauverein Burg a. d. Wupper. 

Der vom Schlossbauverein Burg a. d. Wupper heraus¬ 
gegebene Jahresbericht für 1912/13 bringt an erster Stelle 
Mitteilungen des Dombaumeisters Arntz Über die Bautätig¬ 
keit auf der Burg. Im zweiten Halbjahr konnte unter der 
Gunst des Wetters die Wiederherstellung der süd¬ 
lichen Ringmauer wesentlich gefördert werden insofern, 
als der an den Grabenhof anschliessende Mauerzug auf eine 
Strecke von etwa 85 Metern und bis zu einer mittleren Höhe 
von 5 bis 6 Metern gesichert und ergänzt worden ist. Bei der 
Freilegung der Mauer ergab sich, dass sie am Puss in rück¬ 
sichtsloser Weise zur Gewinnung von Bruchsteinen (die ein 
ganz vorzügliches Material darstellen) zerstört und teilweise 
ganz beseitigt worden ist. Das Mauerwerk musste deshalb 
streckenweise in ganzer Stärke erneuert werden. Fürs nächste 
ist eine Wiederherstellung der grösstenteils auf fiskalischem 
Gelände stehenden nördlichen Ringmauer vorbereitet, 
die nach dieser Seite einst den Burgbesitz des Jobanniterordeus 
umschloss. Gleichzeitig soll das danebenliegende Johanniter¬ 
tor wieder ausgeräumt und nutzbar gemacht werden. Erwogen 
wird die Durchführung der alten Tordurchfahrt bis zum Pfarr¬ 
garten. Die Schulden des Vereins haben sich gegen das Vor¬ 
jahr von 75 457 Mk. auf 63 269 Mk. verringert. Die Mitglieder¬ 
zahl stieg von 395 auf 430. Von dem Führer durch das Schloss, 
den Geheimrat Prof. Clemen verfasst hat, war eine zweite Auf- 
lage (5000 Stück) erforderlich. Im Anschluss an das Verzeichnis 
der wiederum reichlich eingegangenen Geschenke für das 
Museum wird über dessen weiteren Ausbau berichtet. Zwei 
Museumsräume sind für die Aufnahme einer Erinnerungs- 
ausstcllung der Befreiungskriege hergerichtet worden. 
Als die Hauptaufgabe des neuen Baujahres ist die Wieder¬ 
herstellung des Batterieturmes an der Westseite des 
Schlosses zu bezeichnen. 

Ein Naturschutzpark im württembergischen 
S ch w a r z w a 1 d. In 900 Meter Meereshöhe, inmitten unab¬ 
sehbarer, prächtiger Tannenwälder, hat die württembergische 
Forstverwaltung ein mehr als 70 Hektar grosses Gebiet als 
„Banngebiet'* bezeichnet, das von nun an vor jedem Kultur¬ 
betrieb und den Eingriffen menschlicher Tätigkeit geschützt 
sein wird. Dort wird also, wie es teilweise seither schon 
der Fall war, die Natur sich selbst überlassen bleiben, und wie 
im Urwalde wird die junge Tanne die alte begraben. Dort 
schaut wie ein unergründliches melancholisches Auge der 
poesieumrauschte Wildsee aus der Tiefe herauf. Er ist einer 
jener aus Urweltzeiten übrig gebliebener Karseen und gehört 
zum Schönsten, was der Wanderer im Schwarzwald findet. 
Dort wird in diesen Frühlingstagen der im verflossenen Winter 
in Strassburg verstorbene Professor Rudolf Euting, ein echter 
Sohn und Verehrer seiner württembergischen Heimat an der von 
ihm selbst gewählten Stelle, 150 Meter über dem See, im Frieden 
der herrlichen Natur seine letzte endgültige Ruhestätte erhalten. 

Museum für sächsische Volkskunde. Der Verein 
für sächsische Volkskunde hegt den Plan, inDresden ein Museum 
für sächische Volkskunde zu errichten. Der Plan geht auch 
bereits seiner Verwirklichung entgegen. Darüber macht der 
Jahresbericht des genannten Vereins einige interessante Mit¬ 
teilungen. Das Museum, das jetzt nur teilweise im Palais des 
Grossen Gartens in Dresden aufgestellt ist, soll Aufnahme in 
dem neu hergerichteten alten Jägerhof in Dresden-Neustadt 
finden. Es wird das bedeutendste derartige Museum in Deutsch¬ 
land sein. Noch in diesem Monat soll mit der Ueberführung 
der Museumsgegenstände begonnen werden. Anfang September 
soll sodann das neue Landesmuseum eröffnet werden. Damit 
wird die schöne sächsische Residenz eine neue Sehenswürdig¬ 
keit erhalten, die sicher eine grosse Zugkraft ausüben wird. 




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Dies und Das 


Reform des Kinodramas. 

In einer zu Düsseldorf stattgefundenen Versammlung 
von Vertretern der in der Jugendpflege und Erziehung tätigen 
Vereine, der auch ein Vertreter der Regierung beiwohnte, wurde 
die Schaffung einer ganz Deutshhland umfassenden Vereini¬ 
gung für die Kinoreformbewegung erörtert. Professor 


Brunner, der Berliner Filmzensor, hielt eine solche Einrichtung 
besonders im Hinblick auf die geplanten gesetzgeberischen 
Massnahmen auf diesem Gebiete für notwendig. Amtmann 
Berkemeier (Wanne) wies auf die für Westfalen schon ge¬ 
schaffene Einrichtung für Kinoreform hin; leider fänden die 
Landgemeinden nicht die nötige Unterstützung der grossen 
Städte. Er wandte sich dagegen, dass vereinzelt die Städte 
die Kinosteuer mit zur Deckung der Fehlbeträge bei den Stadt¬ 
theatern verwendeten. Richtiger würde es sein, diese Summen 
zur Unterstützung der Kinoreformbestrebungen zu verwenden. 
Professor Sellmann (Hagen) wandte sich gegen die vorgeschlagene 
Heranziehung der Kinobesitzer bei der Reform des Kinos; im 
gleichen Sinne äusserte sich Professor Brunner. Die neue 
Einrichtung ist so gedacht, dass eine Zentralstelle in Berlin, 
mit Bezirksverbänden für die einzelnen Regierungsbezirke ge¬ 
schaffen werde; die örtlichen Vereine sollen dann in den 
Bezirksverbänden Fühlung nehmen. — Das Kinodrama zu refor¬ 
mieren und den Film auf eine künstlerische Höhe zu heben, 
hat sich auch der berühmte englische Maler Sir 
Hubert v. Herkomer zur Aufgabe gestellt. Der Vier- 
undsechzigjährige, der sich in einem Interview mit jugendlichem 
Feuer über seine Ideen äusserte, wird seine Films, die er in 
eigener Fabrik herstellt, in seinem eigenen Theater aufführen 
und selbst als Kinoschauspieler auftreten. „Theaterspielen ist 
stets meine Hauptleidenschaft gewesen/* sagte er, „und in den 
Films, die ich aufführe, sind eine Menge prächtiger Rollen für 
alte Männer. Mein Ideal ist, Films vom rein künstlerischen 
Standpunkt aus darzustellen. Was ich will, ist weniger Realismus 
und mehr Kunst. Was man zumeist sieht, ist zum Weinen. 
Ein Künstler tut not, der hier eingreift. Ich werde jede Szene 
selbst arrangieren und die Schauspieler aus wählen. Ich habe 
schon von einigen der grössten Schauspieler und Schauspielerinnen 
unserer Zeit die Zusicherung ihrer Mitwirkung erhalten.** 

Vier Millionen Einwohner in Gross-Berlin. Die 
Bevölkerung von Gross-Berlin, d. h. von Berlin und seinen 86 Vor¬ 
orten, hat jetzt die Zahl von 4 Millionen Seelen überschritten. 
Auf Berlin entfällt genau die Hälfte, nämlich rund 2,1 Millionen 
Einwohner. Die Zunahme der Bevölkerung in den Vororten 
ist genau zehnmal so gross wie in Berlin. Sie betrug in Berlin 
bei dem letzten Umzugstermin rund 4000 und in den Vororten 
rund 40000 Seelen. 

Düsseldorfs Einwohnerzahl hat das vierte Hundert¬ 
tausend überschritten. Das erste Hunderttausend Übersprang 
Düsseldorf im Jahre 1882, das zweite 1899, das dritte 1909, das 
vierte am ai. April d. Js. 

Abänderung der Pfingstferien in Rheinland 
und Westfalen. Für Rheinland und Westfalen, wo im 
Gegensatz zu anderen Provinzen der Tag der Landtags¬ 
wahl (16. Mai) in die Ferien, soweit sie bis jetzt fest¬ 
gesetzt waren, fallen würde, ist von den Provinzialschul¬ 
kollegien im Einverständnis mit dem Herrn Minister folgende 
Abänderung getroffen worden: Der Schulschluss wird auf den 
8. Mai, mittags 12 Uhr, und der Wiederbeginn des Unterrichts 
auf den 16. Mai, also den Tag der Wahl, festgesetzt. Dafür 
beginnen die Herbstferien wie bisher am 5. August, endigen 
aber erst am 16. September, an welchem Tage der Unterricht 
wieder beginnt; sie werden also um fünf Tage verlängert. 
Für den Fall, dass am 16. Mai der Unterricht ganz oder zum 
Teil an höheren Schulen ausfallen muss, damit den Lehrern 
die Ausübung des Wahlrechts ermöglicht wird, gilt die Be¬ 
stimmung, dass dieser Tag auf keinen Fall mehr als Ferientag 
angesehen werden soll, die Lehrer also zur Anwesenheit an 
ihrem Amtsorte gehalten sind. 

Ein Wettbewerb der deutschen Regierung. Für 
die Erbauung eines neuen deutschen Botschafterpalais in 
Washington wird die deutsche Regierung einen allgemeinen Wett¬ 
bewerb unter den deutschen Architekten ausschreiben. Die Ver¬ 
öffentlichung der Konkurrenz soll noch in diesem Monat erfolgen. 

Für die Aufstellung der Büste Richard Wagners 
in der Walhalla bei Regensburg wurde der 29. Mai 
bestimmt. Bei der Feier wird Prinz Rupprecht den Prinz¬ 
regenten vertreten. Einladungen zu der Feier wird nur die 
Familie Wagner erhalten. 

Der Entwurf zum Robert-Koch- Denkmal, der 
von dem Berliner Bildhauer Professor Tuaillon im Aufträge 
des Denkmalkomitees fertiggestellt worden ist, hat — mit einer 






Nr 2 | gW0aQÜOQ l &3OQt3a(g g^^jefej8B98gnl DEUTSCHLAND 101 


gerin||[en Aenderung - die Zustimmung des Kaisers erhalten. 
Auch die Wahl des Luisenplatzes in Berlin fUr die Auf¬ 
stellung des Monuments ist vom Kaiser gebilligt worden. 

K i n G e m ä 1 d e G o y a s für ei ne h a 1 b e M i 11 i o n M a r k 
erwarb ein Pariser Kunsthändler in einem Dorfe bei Bilbao 
(Nordspanien). Das Gemälde stellt das Porträt der Gräfin Carpio 
dar und stammt aus der Blütezeit des spanischen Malers, der 
im Jahie 1746 in Aragonien geboren wurde und am 16. April 
x8a8 in Bordeaux starb. 

Der Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns- 
Erholungsheime in Wiesbaden sind in der letzten Zeit 
u. a. wieder folgende Stiftungen zugegangen: Höchster Farb¬ 
werke, vorm. Meister Lucius & Brüning in Höchst a. M., 
aoooo Mk.« Geh. Kommerzienrat Adolf Krafft in'Offenbach a. M., 
Deutsche Gussstahlkugel- und Maschinenfabrik X.-G. in Schwein- 
furt, Vereinigte Fränkische Schuhfabiiken; vorm. Max Brust, vorm. 
B. Berneis in Nürnberg und Eintracht in Neu-Wetzow je 5000 Mk. 

Förderung des Männergesanges. Der Minister 
der öffentlichen Arbeiten hat durch besonderen Erlass bestimmt, 
dass den Beamten, Hilfsbeamten und Arbeitern der 
Staats- und Reichseisenbahnen, welche anlässlich des 
vielten Wettstreites deutscher Männergesangvereine um den 
vom Kaiser gestifteten Wanderpreis als Mitglieder eines der 
zugelassenen Vereine am 6., 7. und 8. Mai in Frankfurt am 
Wettsingen teilnehmen, soweit dienstliche Rücksichten nicht 
entgegenstehen, auf Ansuchen Urlaub und freie Fahrt bewilligt 
werden kann. Auch können den Hilfsbeamten und Arbeitern, 
soweit ihre Teilnahme am Wettsingen besonders wünschenswert 
ist, für die Zeit der Beurlaubung die Lohnbezüge belassen weiden. 

Krisis im Sonderbund westdeutscher Kunst¬ 
freunde. Aus dem Vorstand des Sonderbundes westdeutscher 
Kunstfreunde sind die Museumsdiiekioren Gosebruch (Lsaen), 
Dr. Hagelstange (Köln), Dr. Reiche (Barmen), der Kunsthistoriker 
Dr. Walter Cohen (Bonn) sowie die Herren Alfred Flechtheim 
(Düsseldorf) und Hermann Hertz (Köln) ausgetreten. Gleich¬ 
zeitig erklärten xao Stifter und Mitglieder, auch das Ehren¬ 
mitglied Professor Dr. Max Liebermann, ihren Austritt aus dem 
Sonderbund, der jetzt von den Düsseldorfer Malern Clarenbach 
und Deusser sowie von den Herren Feinhals, Dr. Maase, 
Dr. Creutz und Dr. Niemeyer geleitet wird. Ueber diese Kriais 
hat Dr. Reiche, der Direktor der Ruhmeshalle in Barmen, eine 
Broschüre veröffentlicht. 

Eine Stadt auf dem Meeresgrund. Der griechische 
Manneminister teilt mit, der Schiffsleutnant Bakopulos hatte bei 
Beobachtungen in seinem regelmässigen Schiffsdienst ganz zu¬ 
fällig auf dem Meeresgründe östlich von der Insel Lemnos auf 
den Riffen, welche auf der englischen Admiralitätskaxte als 
Chaios-Bank bezeichnet sind, in Tiefen zwischen 5 und 25 Meter 
alte Ruinen entdeckt, die gut sichtbar sind und die Existenz 
einer Stadt von drei Seemeilen Umfang dartun. Der Minister 
hat eine wissenschaftliche Untersuchung der Stelle angeordnet. 

Die Wirtin zum Mauthäusl. In dem AusHugsoit 
Mauthäusl bei Bad Reichenhall starb die ehemalige Wiitstochter 
Helene Niederberger. Die Gastwirtin zum Mauthäusl galt in 
ihren Jugendjahren als Schönheit. Im Jahre X872 kehrten Bis¬ 
marck und Moltke im Mauthäusl ein. Die Wirtin war weithin 
bekannt, da in weitem Umkreis keine zu finden wa!, die so 
schön w.e das „Lenerl vom Mauthäusl“ jodeln konnte. 


Eisenbahnwesen 


Pfmgstsonderfahrten. 

Die Stettiner Dampfschiff - Gesellschaft J. F. Braeunlich, 
G. m. b. H., in Stettin veranstaltet zu Pfingsten Damplschiff- 
sonderfahrten, und zwar: 

1. Am g. und 10. Mai 19x3 im Anschluss an den Schnell¬ 
zug D 21 (ab Berlin Stett. Bhf. 8.24), am xo. Mai auch 
im Anschluss an Eilzug 45 (ab^Berlin Stett. Bhf. 7.59) 
von Stettin nach Rügen (Göhren, Sellin, Binz und 
Sassnitz) — ab Stettin xi.oo , am 9. Mai mit Dampfer 
„Imperator“, am xo. Mai mit Dampfer „Hertha“. 

2. Am IX. und X2. Mai X9X3 im Anschluss an die Sonderzüge 
von Berlin nach Stettin (ab Berlin Stett. Bhf. 12.24 abends) 
nur nach Sassnitz — ab Stettin 3.30 morgens mit 
Dampfer „Odin“, am xa. Mai auch mit Landung in Sellin. 
Am XX. Mai ausserdem ab Stettin 3.30 morgens mit 
Dampfer „Imperator“ nach Göhren, Sellin, Binz, Sassnitz 
und weiter nach Kopenhagen. 


Zu den Fahrten nach Rügen werden zusammengestellte 
Eisenbahn- und Dampfschiffahrtkarten II. und III. Klasse Eisen¬ 
bahn und I. Platz Schiff in Heftform am g und 10. Mai zu 
allen Zügen — bei Benutzung von Schnellzügeu zugleich mit 
den tarifmässigen Schnellzug-Zuschlagkarten unbeschränkt, 
am II. und 12. Mai nur zu dem Sonderzuge (ab B e r 1 i n Stett. 
Bhf. X2.24 abends, ausgegeben. Die Fahrpreise Berlin Stett. 
Bhf —Rügen und zurück über S tettin (Wasserweg) betragen 
II. Klasse 21.20 Mk., III. Klasse i 5 . 6 o Mk. 

Die Fahrscheinhefte haben auf der Strecke Berlin 
Stettin 45 Tage Gültigkeit und berechtigen zur Rückfahrt für 
die Eil-, Personen- und Sonderzüge. Auf den Schiffstrecken 
gelten sie nur vom 9. bis 14 Mai. Die Anschlüsse Tdr Bahn 
und Schiff sind auf der Innenseite der Fahrkarten angegeben. 

Die in Berlin Stett. Bhf. aufliegenden Rückfahrkarten 
mit wahlfreier Gültigkeit über Land- und Wasserwege nach den 
von der Stettirer Datnpfbchiff-Gesellscbafi J. F. Braeimlich be¬ 
dienten Ostseebädern berechtigen auch zur Fah^t mit den 
Sonder zögen und den Sonderdampfern der genannten Gesellschaft. 


Di e E 1 e k tr is ie r u n g der Berliner Stadtbahn. Die 
Mehrheit des Abgeordnetenhauses - X92 gegen 143 Stimmen — 
hat sich für die Elektrisierung der Berliner Stadtbahn aus¬ 
gesprochen und dem Eisenbahnminister 25 Millionen Mark für 
diese Zwecke zur Verfügung gestellt. Die Mehrheit des Hauses 
wagte nicht, die Verantwortung für die unhaltbaren Zustände 
auf der Berliner Stadtbahn zu übernehmen. Allerdings hat man 
die Regierungsvorlage, in der auch die Elektrisierung der Vor¬ 
ortbahnen vorgesehen war, um die Hälfte gekürzt, so dass also 
vorderhand nur auf der Berliner Stadt- und Ringbahn der 
elektrische Betrieb eingeführt werden wird. 

Verkehrsprojekt Hamburg — Fehmarn - Kopen¬ 
hagen. In der Sitzung der Budgetkommission des Abgeordneten¬ 
hauses vom 4. d. Mts.erklärte sich bei Beratung des Entwurfes eines 
Eisenbahnanleihegesetzes der preussische Eisenbahnminister mit 
grosser Bestimmtheit gegen das Projekt einer neuen Eisenbahn- 
und Fährverbindung Hamburg —Fehmarn —Kopenhagen. 

Bequemes Reisen. Der Zug, mit dem der Präsident 
von Mexiko seine häufigen Reisen durch das Land macht, 
ist mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet. Einer der Waggons 
weist eine regelrechte Veranda auf, die einen überaus an¬ 
genehmen Aufenthalt auf der Reise durch die tropischen Gegen¬ 
den eriröglicht. Der Eisenbahnzug des indischen Vizekönigs 
besteht aus acht Wagen, über deren Decke sich Wasserbehälter 
befinden, die eine sehr bedeutende Menge Wasser enthalten. 
Auf diese Weise bleibt die Temperatur in den Wagen angenehm 
kühl. In Russland gehört zu allen Zügen, die lange Strecken 
zurücklegen, ein Waggon, der mit einem kleinen Glockenturm 
versehen und ganz wie eine Kapelle eingerichtet ist. Auch ein 
griechisch-katholischer Priester fehlt nicht, so dass auf der Fahrt 
Gottesdienst abgehalten werden kann. Die amerikani.schen 
Eisenbahnen weisen eine ähnliche Einrichtung auf, jedoch mit 
dem Unterschiede, dass es zumeist alte, ausrangierte Wagen 
sind, die zu Misaionskapellen umgebaut werden; man versieht 
sie auch nicht, wie in Russland, mit Türmen und Glockenspiel. 
In dem Eisenbahnzuge, den der deutsche Kaiser benutzt, ist ein 
Wagen als Vorraum zu den übrigen Gemächern eingerichtet 
und mit einer Anzahl hübscher Statuen ausgest .ttet. 


Luftschiffahrt 


Der Prinz-Heinrich-Flug im Mai dieses Jahres ist 
nach Beschluss dts Arbeitsausschusses um 100 Kilometer ver¬ 
längert worden, und zwar auf der dritten Teilstrecke Coblenz — 
Karlsruhe. Es sind auf dieser Etappe drei Kontrollstationen 
geschaffen worden, und zwar der Rennplatz Bad Kreuznach, 
der Mainzer Flugplatz Grosser Sand und der Flugplatz Frank¬ 
furt a. M. Durch Berührung dieser Kontrollstationen werden 
die Flieger statt 200 Kilometer 300 zurückzulegen haben. 

Von Dover nach Köln im. Flugzeug. Dem eng¬ 
lischen Flieger Hamei ist es gelungen, die Strecke Dover- Köln 
am X7. April ohne Zwischenlandung zurückzulegen. Hamei, der 
sich in Begleitung des Journalisten Frank Dupree befand, ist 
mittags um 12 Uhr 35 englischer Zeit in Dover aufgestiegen, 
hat den Kanal überflogen und dann die Richtung über Belgien 
eingescblagen, bis er den Rheinstrom entdeckte. In der Gegend 
von Emmerich wandte er sich dann rheinaufwärts. Nachdem 
Köln gesichtet war, ging der Flieger kurz vor 6 Uhr nachmittags 
in eleganten Spiralen auf dem Kölner Flugplätze nieder. Der 
grossartige Flug, bei dem es zum ersten Male ein Engländer 











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: 

♦ 


Für eine vornehme illnstrierte Monatsschrift, die 
hanptBäohlich daa Gebiet der Heimatkunde, Yerkehrs- 
undStädte-Propaganda, Reisen und Wandern, Sport und 
Jugendpflege behandelt, wird zum baldigen Eintritt ein 

Redakteur 

gesucht, der über entsprechende Allgemeinbildung und 
journalistische Routine verfügt, in Schrift und Wort 
durchaus gewandt ist und sich auch für die Feuilleton- 
Redaktion illustrierter Zeitschriften eignet. Erfahrene 
repräsentative Persönlichkeiten, die ähnliche Stellungen 
bereits mit Erfolg bekleidet haben, werden bevorzugt. 
Angebote mit Zeugnis-Abschriften, Bild, Lebenslauf 
und Gehalts-Anspr. unter Nr. 1942 an die Expedition.i 


unternommen hat, von England nach Deutschland zu fliegen, 
war kein Preisflug. Der Flieger hat vielmehr bloss die von 
ihm seit einiger Zeit gehegte Absicht, Köln auf dem Luftwege 
zu erreichen, ausgeführt. 

Eine Luftschiffverbindung zwischen Düssel¬ 
dorf und Gent wird während der Genter Weltausstellung 
von der Luftschiffabteilung der Hamburg-Amerika-Linie geplant. 
Im August soll zum ersten Male bei günstiger Witterung ein 
Zeppelinballon, wahrscheinlich die „Viktoria Luise*', von Düssel¬ 
dorf nach Gent fahren, dort übernachten und morgens nach 
Düsseldorf zurückkehren. 

Amundsens Nordpol-Expedition. Für die Nord- 
polar-Expedidon bereitet Amundsen eine vollständige Aus¬ 
rüstung von Aeroplanen vor. Ausser Amundsen selbst 
wird sein Begleiter Hansen sich im März, April und Mai 1914 
in San Franzisko ausbilden, desgleichen der Führer der „Fram", 
Leutnant Nielsen, sobald er seine Studien auf der deutschen 
Seewarte Rügen abgeschlossen haben wird. 



Theater, festliche und sport- 
|:| liehe Veranstaltungen 

m 



Kaisertage in Wiesbaden. Zu den diesjährigen 
Kaisertagen in Wiesbaden trifft der Kaiser am Sonntag, den 
4. Mai, vormittags nach 8 Uhr, auf dem Bahnhofe ein. Wäh¬ 
rend des Aufenthalts des Kaisers in Wiesbaden Anden im 
Königlichen Theater Festvorstellungen statt. Von hier aus 
besucht der Kaiser auch den Gesangwettstreit in Frankfurt a. M. 
Die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise treffen am a. Mai 
in Wiesbaden ein. Die Abreise der kaiserlichen Familie erfolgt 
am 8. Mai. 

Kaiserbesuch am Niederrhein. Wie nach der 
Niederrh. Landesztg. verlautet, wird der Kaiser zur Z w e i - 
hundertjahrfeier des Herzogtums Geldern entgegen den 
bisherigen Dispositionen, wonach Mitte August in Aussicht 
genommen war, bereits am 4. Juni in Geldern eintreffen. Die 
Vorbereitungen der Jubiläumsfeier müssen infolgedessen in 
beschleunigtem Masse zu Ende geführt werden. 

Deuts che Turners chaft und Kaiserjubiläums¬ 
feier am 8. Juni 1913. Die Deutsche Turnerschaft beteiligt 
sich sehr stark an den Feierlichkeiten zur Einweihung des 
neuen Stadions im Grunewald am 8. Juni, und wenn 
auch die Turnerscharen, die dabei mitwirken, etwa 15 000 Mann, 
bei weitem nicht heranreichen an die 80000 beim Deutschen 
Turnfest auftretenden Turner, so bildet doch diese Feier eine 
prächtige Vorprobe für das vom 12.—16. Juli ds. Js in Leipzig 
stattAndende Deutsche Turnfest. Mit der Eröffnung soll die 
Feier des Regierungsjubiläums des Kaisers verbunden werden. 
Unserm Kaiser, dem Gönner und Förderer unserer Bestrebungen, 
werden die Turner, ferner die Sport treibenden Verbände in 
einem Festzuge im Stadion huldigen. Darauf Andet eine Vor¬ 
führung auserwählter Mannschaften des Gardekorps statt, dem 
solche der Turner, Leichtathletik und der Schwimmer folgen. 

Die rheinisch-historischen Festspiele in Bonn, 
die ursprünglich für den 31. Mai bis 3. Juni geplant waren. 


sind auf den la., 13. und 14. Juli verschoben worden, da die 
umfassenden Vorbereitungen zu den Pestspielen nicht eher 
fertig werden. 

Das 89. Niederrheinische Musikfest Andet in 
diesem Jahre in Köln statt, und zwar in den Tagen vom 8. bis 
10. Juni im Opernhause unter Leitung des Generalmusikdirektors 
Fritz Steinbach. Am ersten Tage gelangt zur Aufführung das 
Sanctus aus der H-moll-Messe von Bach, das Violinkonzert 
von Mendelssohn und die achte Symphonie von Gustav Mahler. 
Der zweite Tag ist L. v. Beethoven gewidmet: Ouvertüre 
Leonore Nr. 3, Klavierkonzert Es-dur, Liederzyklus „An die 
ferne Geliebte" und die neunte Symphonie. Für den dritten 
Tag sind in Aussicht genommen von Brahms das Parzenlied, 
das Klavierkonzert B-dur und die erste Symphonie, und von 
R. Wagner fünf Gesänge (instrumentiert von Felix MotÜ). Das 
„Parsifal"-Vorspiel, die „Schlussszene aus der „Götterdämme¬ 
rung" und der Kaisermarsch. Die Gesamtzahl der Mitwirkenden 
beträgt rund 1000. 

Internationales Tennis-Turnier in Bonn.' Das 
diesjährige „Internationale Turnier" Andet am 3. Juli und folgende 
Tage statt. Ihre Königl. Hoheit, Frau Prinzessin Adolf zu 
Schaumburg-Lippe, Viktoria, Prinzessin von Preussen, hat das 
Protektorat übernommen und ihr hohes Interesse durch Stiftung 
eines kostbaren Preises bekundet. Als Oberschiedsrichter wird 
der bekannte deutsche Sportsmann Dr. O. Behrens, der vor 
kurzem die Delegierten - Versammlung der neubegründaten 
Föderation Internationale de Tennis in Paris leitete, fungieren. 
Die Leitung hat, wie alljährlich^ Albert Brewer (Bonn) Über¬ 
nommen. Eine grosse Anzahl kostbarer Ehrenpreise winken 
den glücklichen Siegern entgegen. Der Wanderpreis Seiner 
Hochfürstlichen Duichlaucht des Fürsten Adolf von Schaum¬ 
burg-Lippe wird von O. Kreuzer (Frankfurt) verteidigt. Die 
Spiele Anden auf dem städtischen Sportplätze „Bonner Eisklub" 
statt und bilden sportlich und gesellschaftlich den Höhepunkt 
des Bonner Sportlebens. 

Der diesjährige Pfadfindertag Andet vom zo. bis 
12. Mai in Magdeburg statt. Das Programm lautet: Ankunft 
in Magdeburg am 10. Mai und Empfang durch die Magdeburger 
Kameraden. Am ii. Mai grosses PfadAnderspiel; nachmittags 
Besichtigung der Stadt unter Führung der Magdeburger Pfad- 
Ander. Am Abend gemeinsames Essen der geladenen Vertreter 
und anschliessend Generalversammlung. Am 11. Mai Reise in 
den Harz über Wernigerode, wobei die im Harz ansässigen 
PfadAnder die Führung unterstützen. 

Neubau des Hoftheaters in Detmold. Die Frage 
des Neubaues ist jetzt zum Abschluss gekommen. An den Be¬ 
ratungen haben ausser dem Fürsten Leopold zur Lippe die 
Architekten Professor Genzmer, Professor Bodo Ebhardt und 
Professor Otto Kuhlmann, ein gebürtiger Detmolder, teil¬ 
genommen. Die beiden letztgenannten Künstler, für deren 
Entwürfe sich der Fürst entschieden hat, werden gemeinsam 
einen neuen Entwurf ausarbeiten. Die gesamte Durchführung 
der Pläne erfolgt von beiden Architekten gemeinsam, während 
die Leitung des Baues Professor Kuhlmann unterstellt ist. Mit 
dem Neubau soll noch im Laufe des Sommers begonnen werden. 
Die vier Säulen des alten, vor einem Jahre verbrannten Theaters 
sollen wieder Verwendung Anden. Der Zuschauerraum wird 
900 Plätze enthalten. Die Kosten werden sich auf eine Million 
Mark belaufen. 

Zuschuss der Stadt Leipzig zum Stadttheater. 
Auf 600000 M k. ist der Zuschuss veranschlagt worden, den 
die Stadt Leipzig im laufenden Jahre 1913 für die jetzt von 
Geheim rat Martersteig als städtischem Intendanten geleiteten 
Städtischen Theater aufwenden muss. Es ist das mehr 
als das Doppelte des Zuschusses, der in den letzten Jahren 
unter der Direktion Volkner erforderlich war. 

Herbert Eulenbergs Liebesstück „B e 1 i n d e" ist un¬ 
längst mit starkem Erfolg in Wiesbaden und Bern in 
Szene gegangen. 

Die Musik für das J ahrhu n dertfestspiel in 
Breslau. Wie aus Breslau gemeldet wird, hat Richard 
S trau SS einen Festmarsch für das Gerhart Hauptmannsche 
Jahrhunderfestspiel komponiert, das Ende Mai von Max Reinhard^ 
zur Aufführung gebracht wird. Der Festmarsch wird von 
Kapellmeister Prüwer dirigiert werden, während die musikalische 
Leitung des Festspiels selbst in den Händen des Kapellmeisters 
des Deutschen Theaters, Nielson, liegt, der die zugehörigen 
Kompositionen geschrieben hat. 

Die meistaufgefUhrten Opern waren im letzten 
deutschen Theaterjahr^ nach einer vom „Theater- und KÜnst- 
spiegel" gegebenen Zusammenstellung: Strauss' „Rosenkavalier" 











Nr. 2 


BXXiQ(Koa co Q Q QQ QQ QGOQQe30QQa B) DEUTSCHLAND i§Beeeee8 6e€>eeoeec3Goooceeeetfe 8i 103 


(516 Auffühningen), Bizets „Carttien** (426), Wagners „Lohen- 
grio“'( 394 )» Thomas „Mignon^* ( 377 )» Wagners „Tannhäuser“ 
(363), d'Alberts „Tiefland“ (309), Webers „Freischütz“ (308), 
Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ (301), Verdis „Troubadour“ 
(aga), Humperdincks. „Königskinder“ (274)* 

Veranstaltungen in den Monaten Mai-Juni. 

4. u. 6. Mai: In Mannheim Pferderennen. 

7. n. 9. Mai: In Mannheim Festvorstellungen im Grossb. 
Hof- und Nationaltheater mit Frau Hafgren-Waag und 
Herrn Robert Hutt als Gästen. 

. 4.—13. Mai: In Mannheim Maifest, veranstaltet vom Verkehrs- 
Verein und der Stadt-Verwaltung, 
zo.— Z 3 * Mai: In Mannheim g. Badisches Sängerbundesfest. 
u. u. Z2. Mai: In Nürnberg Bayerisches Musikfest, 
la. u. 14. Mai: In Düsseldorf Grosse Rennen des Düssel- 
- doifer Reiter- und Rennvereins, 
xa,—14. Jdai: In Coblenz Fliegertag gelegentlich des Prinz- 
Heinrich-Fluges. Rheinfest mit Beleuchtung des Ehren¬ 
breitsteins und des Astersteines. 

Z5. Mai: in Karlsruhe Prinz-Heinrich-Flug und Schauflüge. 
z5.~ao. Mai: In Coburg: Bühnenfestspiele im Herzoglichen 
Holtheater. 

27.—z8. Mai: In Stuttgart: Internationales Schwimmfest. 
x8.—ao. Mai: In Trier 25jähriges Stiftungsfest des Eifelvereins. 
aa.Mai: In- Düsseldorf Richard-Wagner-Zyklus im Stadt¬ 
theater, zum Gedenken an den 100. Geburtstag. 

35. Mai: In Magdeburg Flachrennen um den Grossen Preis 
von Magdeburg. 

32. Mai und. 2. Juni: In E s s e n Gebirgsfest des Sauerländischen 
Qebirgsvereins, anschliessend an die Ausstellung „Das 
Sauerland in Wort und Bild“. 

32. Mai bis 2. Juni: In Bad Godesberg Turnsportliche Ver¬ 
anstaltungen des I. Bezirks des Sieg-Rheingaues (Kreis VIII b) 
der Deutschen Turnerschaft. 

Im Juni: In Barmen Städtewettkampf der Turnerschaft. 

2. Juni (statt 32. Mai): In Coblenz Beleuchtung des Ehren¬ 
breitsteins. 

2. Juzii: In Dresden Pferderennen. 

X.'—4. Juni: ln Neustrelitz Landesschützenfest. 

7. Juni: In B o nn Grosser Blumenkorso, bengalische Beleuchtung 
der Poppelsdorfer Allee, des Kreuzberges, der Münsterkirche. 
7, u. 8. Juni: In S ch w e r i n Sportliche Wettkämpfe ver¬ 
schiedenster Art um wertvolle Preise. 

7.-9. Juni: InCrefeld loojährige Feier des 2. Westf. Husaren- 
Regiments Nr. zz. 

7.—9. Juzii: In Wiesbaden Motorjachtfahrt mit Blumenkorso. 

7. —22. Juni: In Hirschberg Schlesischer Provinzial-Bundes- 

schützentag. 

7*—22. Juni: Rheinfahrt des Motorjachtklubs von Deutschland: 
Mannheim—Biebrich (Wiesbaden)—Coblenz—B onn 
K Ö 1 n—D üsseldorf. 

8. Juzii: In T r i e r Ruderregatta des Saar-Mosel-Regatta-Verbandes. 

8. Juni: In Dresden Radrennen. 

9. — 23 . Juni: In Schwerin Tennis-Wettkampf. 

n. u. 15. Juni: In Crefeld Eröffnungsrennen auf der neu¬ 
erbauten Pferderennbahn. 

24.—27. Juni: lu Stuttgart 25. Württ. Landes-und Jubiläums¬ 
schiessen 29x3. 

24. —29. Juni: In Barmen 5. Rhein.-Westf. Gaukegeln. 

25. Juni: In Magdeburg Pferderennen (Sächsisch-Thüringi¬ 

scher Reiterverein). 

25. Juni: In Halle a. S. Regatta auf der Saale. 

25.—x6. Juni: In Mainz Ruderregatten. 

27.—32. Juni: In Hannover Sport- und Festwoche. 

29.-37. Juni: In Augsburg Anwesenheit der Pankgrafen von 
Berlin. 

32. Juni: In Magdeburg Internationale leichtathletische Wett¬ 
kämpfe. 

32 . u. 25. Juni: In Düsseldorf Grosse Rennen des Düssel¬ 
dorfer Reiter- und Rennvereins. 

Mitte Juni: In Dresden Ruderregatten. 

Mitte Juni: In Fulda Volksfest im Schlossgarten. 

22. Juni: In Halle a. S. Blumenkorso auf der Saale, ver¬ 
anstaltet vom Verkehrs-Verein Halle. 

24. Juni: In Karlsruhe Feier der Eröffnung des Rheinhafen¬ 
nordbeckens in Verbindung mit der Jahres-Versammlung 
des Vereins der Rheinschiffahrtsinteressenten. 

27. Juni bis 3. Juli: In Kiel Kieler Woche 19x3. 

29. Juni; In Karlsruhe Regatta auf dem Rheinhafen. 

99. Juni bis 27. Juli: In Düsseldorf Festspiele des Rheinischen 
Qoethe-Vereins im Stadttheater. 


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♦ 


Jüngerer, sprachgewandter 


Auskunfts- Beamter 

mit entsprechender Allgemeinbildung und Kenntnis 
des deutschen Verkehrswesens für ein Verkehrs¬ 
bureau zunächst aushilfsweise gesucht. Spätere 
Anstellung nicht ausgeschlossen. — Offerten mit 
Angabe der Gehaltsansprüche unter Nr. 1961 an 
die Geschäftsstelle dieser Zeitschrift erbeten. 


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Ausstellungen 


Der preussische Staat auf der Internationalen 
Baufach-Ausstellung Leipzig 1913. 

Das preussische Ministerium der öffentlichen Ar¬ 
beiten hat für seine zahlreichen und wertvollen Ausstellungs¬ 
gegenstände in geschlossenen Räumen und im Freien insgesamt 
2x50 Quadratmeter Grundfläche belegt. In der Abteilung 
für Wasserbau sind 20 Modelle von Talsperren, Brücken¬ 
kanälen, Seefähranlagen usw. ausgestellt, von denen das der 
Waldecker Talsperre mit seinen respektablen Abmessungen 
von 5,zo Meter Länge und 4,50 Meter Breite besonders erwähnt 
sei. Ferner bringt die Abteilung einige Wandbilder über 
Verkehrs Verhältnisse auf deutschen Wasserstrassen in den Jahren 
Z879— zgxo, Darstellungen der Niedrigwasser^Reg^lierungsarbsiten 
an der Elbe u. a. m. Die Hochbau-Abteilung zeigt 
öffentliche Bauwerke in zi künstlerisch ausgeführten Modellen, 
die eine Grundfläche von 0,6—6,5 Quadratmeter aufweisen. 
Ausserdem sind in der Abteilung eine grosse Anzahl Aquarelle, 
Zeichnungen und Photographien zu sehen, die wissenschaft¬ 
liche Institute, Kirchen und Dome, Gerichts-, Regierungs- und 
Verwaltungsgebäude, Schulen und Seminare darstellen. Die 
Eisenbahn-Abteilung schliesslich hat auf dem Platze 
neben der Betonhalle eine vollständige Stellwerksanlage errichtet, 
an der drei Gleise neuester Form, zwei Weichenanlagen mit 
elektrischem und mechanischem Antrieb das Eisenbahnsiche¬ 
rungswesen veranschaulichen. Das Stellwerksgebäude selbst 
enthält verschiedene Apparate der modernsten Eisenbahnsiche¬ 
rung, z. B. ein mechanisches und ein elektrisches Stell- und 
Block werk, laultönende Fernsprecher (Empfänger) usw. In der 
nebsnliegenden Stationsdienstbude flndet man ein achtteiliges 
Blockwerk, eine Fahrgeschwindigkeitskontrolle u. a. m. Auch 
sonst sind auf dem Platze noch verschiedene Sicherheits¬ 
vorrichtungen zu sehen. In der Betonhalle sind Modelle kom¬ 
plizierter Bahnanlagen, von Eisenbahnhochbauten und Sicher¬ 
heitsvorrichtungen, ferner farbige Schaubilder von Empfangs¬ 
gebäuden, Pläne grösserer Bahnhöfe, Zeichnungen von Brücken 
und Tunnels u. a. m. ausgestellt. 

Die Genter Ausstellung. Einige Zahlen über die 
Grössenverhältnisse der Ausstellungsanlagen von Gent seien hier 
mitgeteilt, die von der Grossartigkeit des Unternehmens Zeugnis 
geben. Das ganze Ausstellungsgelände ist Z40 Hektar gross, 
während die Brüsseler Ausstellung von zgio nur 93 Hektar 
hatte. Von diesen Z40 Hektar sind 220000 Quadratmeter mit 
Hallen bebaut, gegen 150 000 in Brüssel igzo. Die französische 
Abteilung in Gent, die die weitaus grösste ist, umfasst 55000 
Quadratmeter (34000 in Brüssel), die englische Z7200 Quadrat¬ 
meter (in Brüssel 24820), die deutsche 25000 (in Brüssel 
28250), die Maschinenheille 29500 (in Brüssel 26992), die Eisen¬ 
bahnhalle 6200 (in Brüssel 5592), die belgische Abteilung 45 000 
Quadratmeter (also 20 000 weniger als die französische!), die 
internationale Halle für die nicht selbständig ausstellenden 
Länder zo 900 Quadratmeter. Insgesamt sind 25 Länder in Gent 
vertreten. Von den Palästen bedeckt der Kolonialpalast 9000 
Quadratmeter, der Palast für dekorative Kunst und Photo¬ 
graphie 22900 Quadratmeter Bodenfläche, der Festpalast 31000, 
weit mehr als der Londoner Kristallpalast Der Raum der 
Floralien ist 20 000 Quadratmeter gross, wovon 6000 Quadrat¬ 
meter Warm gewächshalle sind. 

Gewerbes ch au in Essen. Im Juli und August findet in 
Essen unter dem Titel Gewerbeschau eine Ausstellung statt, für 
die eine Dauer von etwa sechs Wochen in Aussicht genommen 








104 DEUTSCHLAND 


Nr. 2 


ist. Die Stadtverwaltung errichtet zu diesem Zweck eine An¬ 
zahl Ausstellungshallen mit einer Gesamtgrundfläche von etwa 
5000 Quadratmeter. Die Trägerin der Ausstellung ist die Essener 
Bauinnung. Die Gewerbeschau wird Erzeugnisse jeder Art von 
Handwerk, Kunst und Industrie umfassen. 

Kunstausstellung 1914 in Darmstadt. Aus Anlass 
der 1914 auf der Mathildenhöhe zu Darmstadt staufindenden 
Kunstausstellung soll daselbst ein Märchentheater nach 
Plänen von Professor Albin Müller erbaut werden. 

Ausstellung in Florenz 1913/14. Unter dem hoch¬ 
tönenden Titel „Esposizione Nazionale Patriottica ed Inter- 
nazionale dell’ Arte e del Lavoro“ ist in Florenz für 1913 14 
eine Ausstellung geplant, zu der Einladungen bereits in Umlauf 
gesetzt sind. Wie die „Ständige Ausstellungskommission für 
die deutsche Industrie“ auf Grund zuverlässiger Informationen 
bekanntgibt, kann eine Beteiligung nicht empfohlen, werden. 

Grosse Kunstausstellung Karlsruhe 1915. Wie 
bereits mitgeteilt, wird bei der Feier des 200jährigen Jubiläums 
der Stadt Karlsruhe die bildende Kunst durch eine besondere 
Ausstellung in einem eigenen Gebäude vertreten sein. Seine 
Königliche Hoheit Grossherzog Friedrich von Baden hat gnädigst 
geruht, das Protektorat der Ausstellung zu übernehmen. Als 
Ehrenpräsident sind Se. Exzellenz Minister Dr. Franz Böhm 
und Galeriedirektor Professor Dr. Hans Thoma ernannt 
worden. Für die Leitung der Ausstellungsarbeiten ist ein 
Hauptausschuss zusammengetreten. 


3. Mai bis 12. Oktober: In Düsseldorf Grosse Kunstaus¬ 

stellung im Städtischen AussUllungspalast. 

4. Mai; In Mannheim Eröffnung der „Deutschen Künstler¬ 

bund-Ausstellung“. 

3. — 14. Mai: In Berlin Fachausstellung der Papier- und Druck¬ 
industrie. 

IO. Mai; In Berlin Eröffnung der Grossen Berliner Kunst¬ 
ausstellung. 


ir. — 30. Mai; In S t u 11 g a r t Jubiläums-Ausstellung des Schwäbi¬ 
schen Albvereins. 

15. Mai bis 15. Juni: In Zwickau (Sachsen) Ausstellung von 
vorbildlichen Arbeiter-Wohnungs-Einrichtungen. 

18. Mai bis 2. Juni: In Trier Eifelausstellung in der neuen 
Kunstgewerbeschule. 

24. Mai bis 8. Juni; In Kiel Gastwirte- und Kochkunstausstellung. 

29. Mai bis 2. Juni: In Königsberg Landwirtschaftliche 
Provinzial-Ausstellung. 

Frühjahr — Sommer: In Darmstadt Ausstellung namhafter 
Privat-Gemäldesammlungen im Städt. Ausstellungsgebäude. 

Mai—Juni: In Essen im städtischen Kunstpalast-Ausstellung 
„Das Sauerland in Wort und Bild“. 

Mai — Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln. 

Mai—Oktober; In Stuttgart Grosse Kunstausstellung mit Er¬ 
öffnung des neuerbauten Kunstgebäudes am 8. Mai. 

Mai—Oktober: In Breslau Jahrhundertfeier der Freiheitskriege, 
verbunden mit historischer und Gartenbau-Ausstellung. 

Mai — Oktober: In Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung. 

5.— IO. Juni: In Strassburg 26. Wanderausstellung der 
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. 

15. Juni bis I. September: In Cassel Deutsche Kunstausstellung. 

Mitte Juni bis Mitte Juli: In M ü n ch e n Ausstellung „Bureau 
und Geschäftshaus“. 

21. Juni bis 21. Sept.: In Paderborn Gewerbe-, Industrie-und 
Kunstausstellung. 

4. — 6. Juli: In Dortmund Provinzial-Pferdeschau. 

13.—16. Juli: In Berlin Fachausstellung für Desinfektion und 
Ungeziefervertilgung. 

26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für 
Papier- und Schreibwaren. 

IO. — 15. Septbr.: In Hildesheim Jubiläums-Kochkunst- und 
Nahrungsmittel-Ausstellung. 

In Duisburg (Zeit unbestimmt): 3. Kochkunst- und Gewerbe- 
Ausstellung der rheinischen Zone des Deutschen Gastwirte- 
Verbandes. 


DORTMUND 



NordsternhauB. 


Zur Krone. Verkelirs*Barean. Altes RathuuB. (Murktplat/.) StadiUililiothuk. 


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250000 Einwohner, Sitz vieler Beliürden, für Indusiriebezirk mäßige Steuern. giit(* und gesunde 'Wohnungs- 
verliältuisse, Gartenstadt, Kirchen und Scliulen j(Mler Art. Kanalisation, Wasserleitung. (Jas- uinl elektrisches 
Liclit, Knotenpunkt von 12 Eisenbahnlinien, zablrei<die StratHMibabniMi ini Stadt- und Landkreise. Erstklassige 
lieiinbalm. Altes Rathaus, Museen. = Im H<UdtiNolieu liiiiiHt- nui\ iiioiverboiiiiiscniii, Ostwall 7, 
zahlreiche Altertümer and SeheiiHwürdigkelten aus dem Saiierlaud and dem Itümer- 
lagor bei Oberaden* = Konservatoritim. Orchester, Stadttlieater, Hafenanlagen am Dortmund-Ems- 
Kanal, hervorragende Eisenindustrie, Hütten- und Walzwerke, Maschinenfabriken und Großbrauereien. 
Kaiser-Wilhelm-Hain, Stadtpark Fredenbaum, Schwei terwald und stiidti.sche Fol•r^ten; Au>flüge in das Münster¬ 
land, großes Schiffshebewerk bei Henrichenburg, Ardeygebirge Kai^erdenkmal auf H<dien>\ bürg) und Sauerland. 


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Nr. 2 10900^000000080^^^^^^^01 DEUTSCHLAND 


105 



Die Verkehrs-Vereine und Verwallungen bitten wir um rechtzeitige 

Angabe der jeweilig stattlindenden grösseren Wianstaltuiigen Die Red 

Im Mai: ln Barmen Verbandstag des Deutschen Verbandes 
kaufm. Vereine und Deutschen Vortragsverbandes. 

Im Mai: In Cassel Deutsch-Evangelischer Schulkongress. 

Im Mai: In C oblenz Versammlung der Schlachthoftierärzte 
der Rheinprovinz. 

9—10. Mai; In Ilmenau (Thür.) Thüringer Turnlehrertag. 

IX. Mai: In Nürnberg Tagung des Verbandes Jetziger und 
ehemaliger Studierender der deutschen Kunstgewerbeschulen. 

II. —18. Mai: In Duisburg Kongress des Vereins für das 
Deutschtum im Auslande. 

xa.—13. Mai: In Stuttgart Haupt-Versammlung des Württem- 
berg^schen Volksschullehrervereins. 

xa.—13. Mai; In Bonn i. Rheinischer Imkertag, verbunden mit 
Eröffnung eines grossen Versuchs- und Lehrbienenstandes. 

xa.—14. Mai: InHeilbronn Verbandstag Süddeutscher Zeichen¬ 
lehrervereine. 

xa.—14. Mai: In Nürnberg: Tagung der Bayer. Fortbildungs¬ 
schulen. 

xa.—17. Mai: In B r e m e n Tagung der Deutschen Zool. Gesellschaft. 

13. Mai: In Stuttgart Haupt-Versammlung des Landesvereins 
Württemberg des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde. 

13,—14. Mai; In Barmen Kongress des Vereins für wissen¬ 
schaftliche Pädagogik Deutschlands. 

13.—15. Mai; In Breslau Haupt-Versammlung des Deutschen 
Vereins für Schulgesundheitspflege. 

13.—15. Mai; In Breslau Haupt-Versammlung des Bundes 
Deutscher Verkehrs-Vereine. 

13.—x6. Mai: In G o t h a Tagung der V. C. des Verbandes der Turner- 
schaften auf deutschen Hochschulen, verbunden mit Turnfest. 

13. —19. Mai: In Strassburg General-Versammlung des Ver¬ 

bandes katholischer Studentenvereine. 

14. Mai: In Bautzen 220. Haupt-Versammlung der Ober- 

lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. 


14.-xj. Mai: In Halle a. S. Versammlung der Deutschen 
Gesellschaft für Gynäkologie. 

14. -18. Mai: In Ulm Verbandstag der Wirte Württembergs, 

verbunden mit einer Ausstellung für das Hotel- und 
Wirtschaftswesen (10.-19. Mai). 

15. — 18. Mai: In Düsseldorf Hauptversammlung des Natur¬ 

historischen Vereins für Rheinland und Westfalen. 

17.--x8. Mai: In Cassel Haupt-Versammlung des Verbandes 
der Lederhändler Deutschlands. 

17. -18. Mai: In Düsseldorf Verbands- und Delegiertentage 
für Rheinland und Westfalen des Vereins der Pioniere und 
Verkehrstruppen. 

17. - 20. Mai: In Berlin Sitzung des Reichsverbandes deutscher 

Städte. 

18. Mai: In Coblenz Hauptversammlung des Provinzial¬ 
verbandes Deutscher Flottenvereino für die Rheinprovinz. 

18. —21. Mai: In Kiel 4. Jahres-Versammlung des Bundes 

Deutscher Jugendvereine. 

19. Mai: In P o sen Haupt-Versammlung des Posenschen Spar¬ 

kassenverbandes. 

xg.—24. Mai: In Düsseldorf Kommunale Woche, Rheinischer 
Gemeindetag (Bezirksverband Düsseldorf) und Tagung des 
Rheinischen Städtebundes. 

21. —28. Mai: In Strassburg General-Versammlung des Ver¬ 

bandes der Dentisten im Deutschen Reich. 

22. u. 23. Mai: In Nürnberg Süddeutscher Müller-Kongress. 

22. -24. Mai: In Wernigerode 60. Versammlung der Gas- 

und Wasserfachmänner Sachsens und Thüringens. 

23. —25. Mai: In Düsseldorf Fünfter Verbandstag des Ver¬ 

bandes der Kaufleute-Beisitzer der Kaufmannsgerichte 
Deutschlands (E. V.). 

23. — 26. Mai: ln Halle a. S. Kongress der Kaffeehauswirte 

Deutschlands. 

24. Mai: In Bernburg Haupt-Versammlung des Sparkassen- 

Verbandes Sachsen-Thüringen-Anhalt. 

24.- 25. Mai: In Hildesheim Versammlung des Bundes 
Deutscher Militäranwärter, Provinzialverband Hannover. 

24. — 27.Mai: In Nürnberg Haupt-Versammlung des Deutschen 

Spediteurvereins. 

25. Mai: In Stuttgart General-Versammlung des WÜrttem- 

bergischen Weinbauvereins. 


ISERLOHN 
































Nr. 2 


25. Mai: In Iserlohn Distriktsitzung des Distrikts XIII (Rein- 
provins-Westfalen) von Deutschlands Grossloge II des 
Guttemplerordens (I. O. G. T.). 

25.-26. Mai: In Bonn Kongress des Rhein.-Westf. Rabatt¬ 
sparvereins. 

25. -28. Mai: In Dortmund Kongress für Volkswohlfahrt. 

26. Mai: In K i e 1 Tagung des Deutschen Werkmeisterverbandes. 

27. —30. Mai: In Halle a. S. Verbandstag Deutscher Cafötiers. 

29. Mai bis i. Juni: In Coblenz Tagung des Verbandes 

Deutscher Beamtenvereine. 

29. —31. Mai: In Bremen Konferenz der Statistiker des Reiches 

und der Bundesstaaten. 

30. Mai bis i. Juni: In Dortmund Verbandstag des Ver¬ 
bandes der deutschen Baugenossenschaften. 

30. —31. Mai: In Köln Tagung des Deutschen Schulschiffvereins. 

31. Mai bis i. Juni: In Trier Verbandstag der Sanitätskolonnen 

der Rheinprovinz. 

31. Mai bis 3. Juni: In Düsseldoif Tagung des Reichs¬ 
verbandes deutscher Presse. 

Im Juni: In Stuttgart Kongress des Verbandes Deutscher 
Kunstvereine. 

Im Juni (voraussichtlich): In Stuttgart Delegiertentag des 
Deutschen Verbands der Journalisten- u. Schriftstellervereine. 
Im Juni: In Neustrelitz Tagung des Märkischen Forstvereins. 
2.—4. Juni: In Breslau Haupt-Versammlung der Deutschen 
Kolonialgesellschaft. 

4.-6. Juni; In Stettin Feuerwehrkongress. 

4.-7. Juni: In Nür nber g Kongress des Internationalen Hotel¬ 
besitzervereins. 

4.-8. Juni: In Berlin Intern. Kongress für Leicht-Athletik. 
6.—7. Juni; In Saarbrücken Haupt-Versammlung des Rheinisch- 
Westfälischen Sparkassen-Verbandes. 

6.—7. Juni: In Nürnberg Haupt-Versammlung des Verbandes 
der Rechtsauskunftstellen. 

6.-8. Juni: In Cassel Tagung des Deutschen Vereins für 
Volkshygiene. 

6.— IO. Juni: In Heilbronn Jubiläumstag des Allgemeinen 
Deutschen Automobilklubs Gau XII Württemberg und Hohen- 
zollern mit automob., flug- und motor-sportl.Veranstaltungen. 
8. u. 9. Juni: In Nürnberg Hauptversammlung des SÜdd. 
Messerschm ie d-Verb an des. 

8.—9. Juni: In Duisburg Kongress des Allgemeinen Deutschen 
Realschulmänner-Vereins und des Vereins für Schulreform. 
8.— II. Juni: In Nürnberg Verbandstag der elektrotechnischen 
Installationsfirmen Deutschlands. 

8.—15. Juni: In Ilmenau (Thür.) Tagung der Forstwirte. 

9*—13. Juni: In Bremen 40. Tagung des Deutschen Gastwirte¬ 
verbandes. 

12.—14. Juni: In Trier Haupt-Versammlung der Vereinigung 
der Elektrizitätswerke. 

15*—17* Juni: In Stuttgart Süddeutsche Buchhändlermesse 
mit General - Versammlung des Süddeutschen und des 
WÜrttembergischen Buchhändlervereins. 

16. —20. Juni: In Trier Bundestag des Bundes deutsch. Gastwirte. 

17. u. 18. Juni: In Nürnberg Besuch des Techn. Lehrerinnen- 

Seminars in Dortmund. 

19. —22. Juni: In Düsseldorf 5. Generalversammlung des 

Deutschen und Oesterreichischen Rechtsschutzverbandes 
für Frauen. 

20. Juni: In Nürnberg Tagung des Vereins zur Erhaltung 

der deutschen Burgen. 

22.—24. Juni: In Thorn Westpreussischer Städtetag. 


22. —27. Juni; In Kiel Tagung des Verbandes der Haus- 

Grundbesitzer - Vereine Deutschlands, sowie Tagung des 
Verbandes Deutscher Färberei- und chemischer Wäscherei¬ 
besitzer. 

24. —25. Juni: In Heilbronn Haupt-Versammlung des Vereins 

für vaterländische Naturkunde in Württemberg. 

25. -28. Juni: In Köln Kongress der Heizungs- und Lüftungs¬ 

fabrikanten. 

27. — 30. Juni: In Stettin Kongress des Vereins für Jugendspiele. 

28. —30. Juni; In Cassel Tagung des Verbandes der Vereine 

Kreditreform. 

29. —30. Juni: In Düsseldorf Besuch der American Society 

of Mechanical Engineers. 

In Augsburg (Zeit unbestimmt): Kongress für Denkmal¬ 
pflege. — Verbandstag Bayer. Bau-Innungen. — Kongress 
des Vereins Kreditreform. — Verbandstag des Bayer. 
Gastwirte-Verbandes. 

In Bremen (Zeit unbestimmt): Tagung des Deutschen Flotten¬ 
vereins. 

In Ilmenau (Zeit unbestimmt): Gautag der Thür. Wandervögel, 

Zeitangaben der im Mai und Juni 1913 in Leipzig 
stattfindenden Tagungen und Veranstaitungen. 

3. Mai: Eröffnung der Internationalen Baufach-Ausstellung. 
IO. — 13. „ Verband Deutscher Zahnärzte. 

II. „ Concours Hippique, Sportplatz. 

13. —15. „ Landes-Verband Deutscher Gewerk-Vereine, gern. 

Besuch. 

14. —16. „ Deutscher Gewerbeschul-Verband. 

Mitte „ Landes-Verband Sächsischer Redakteure und 
Berufschriftsteller. 

17. U.18. ,, Deutscher Wehr-Verein. 

20.U.21. „ Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutsch¬ 
lands. 

23. U.24. „ Verein der Ingenieure der k. k. österreichischen 

Staatsbahnen, gern. Besuch. 

23.-25. „ Verband Deutscher Fabrikanten von Eisen- und 
Metallwaren, Werkzeugen, Haus- und Küchen¬ 
geräten, Kunst- und Luxus waren. 

23.-26. „ Verband Deutscher Eisenwarenhändler. 

25. „ Leipziger Automobil-Klub. 

30. Mai bis i. Juni: Verein beratender Ingenieure. 

31. Mai: Beleuchtungstechnische Gesellschaft. 

I. Juni: Eisenbahntechniker-Verein, Leipzig. 

I. „ Nationales Schwimmfest. 

I*—3' ft Kongress der Sächsischen Hausbesitzer. * 

5. u. 6. „ Deutscher Werkbund. 

6. „ Oesterreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein, 

gern. Besuch. 

7. —9. „ Deutscher Techniker-Verband. 

8. „ Deutscher Metallarbeiter-Verband, gern. Besuch. 

8. u. 9. „ Deutsche Fischhändler. 

8. u. 9. „ Deutsche Gesellsch. für Verbreitung von VolksbUung. 

8.— IO. „ Deutscher Schlossertag. 

9. „ Gewerbe-Vereine Nordböhmens, gern. Besuch. 

9. „ Verband der Mecklenburgischen Gewerbe-Vereine. 

8.— II. „ Hauptverband Sachs. Gewerbl. Genossenschaften. 
8.— II. ,, Landes-Verband von Handwerker-Genossenschaften 

im Königreich Sachsen. 

lo.u. II. „ Verband der Vereinigten Baumaterialienhändler 

Deutschlands. 

14. „ Bund der Landwirte. 


BERUM HRMBURü 

HOTEL ESPLAHADE 

Das Vollendetste auf dem Qebiete der modernen 
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens. 







DEUTSCHLAND ©seö^sf^sseeeeseee^is^eee^ 107 


i6# DL 1^* jilöf VcifbÄji^l der 0esiSBcbifeil 'li.d^bäu- Uheernehiner und 
; J3ftawcb^s I::iefbaui*;^emf5-Geucjssc^ 
iSr ; iv der dlbeni Miß üü : Sci^iiZer der lÄpdWirts c bs^ft- 

^ ru fiderseburg;: 

VefbMid Dfj^tÄCfifea* BÜhiieiirecbiiitcr^ 

- ^ V^fefli SlÄhMschor Ritbter und Suatsatiwält.e,- , 
^.u,3:^ ^ Verein Peutschfeir lugen reu re. 

.)t AfbMtß<^^:^3i^u^^vfirb3iad :f^ 4;^ : ^ HolS'^ 

■' ■• gewerbft* 

' -•« ■'. DfeutEclier .Beton -l^tjrem.;' .'■' 

L^Bdes ■ffVtirb aii df Sa däiiäen B-eutsch e u Ver ein S 

. - geg eu. 4ea'- :;.Mtss b raue h. geisü'gor" Getr a bk e. ’ 

30 ^ ,^: Vereiu dtr BetUsebeb Gasr- tjud V^^issierfachmäiirier, 

• .. ■ , ’ Besuch/^ \ .:. --'\V 


Böi aus Euroi^ai alieo Teileu der Wslt kamimeu ato 
berti ei^ dtffi Wut: d et üb d S qgti (tage n die a er »tdei njßcschlo ssenou 
St^li& zu g?6jQiess^nl Hube 'iU sueben, H^üupg für Leib uuil 
Seele tU ge^winneu. Mehr denn ao sop ftetuder SumtucTscbwaibcii 
Flicgetu Jahrlieh hier eih. Sie wisaea, wäii dieser achier ühübeTJ- 
aehbM* WMd 4ü( MeÜeu ihnen bietet nn Krafti an SchSöbeii 

Gleicht doch: über den Inselberg 


und yetfithwiegen^ Glücke^ 
fort hia ßflio Eisenach der ThüMüger WMd 3bie^ nut Mnetn 
RteaehpaJke, wie ihn eJn kuraxt ftUfMiweiaen haii ünd; 

welch ein SchÜnheits^äuWf ist üher deo nachbartlchen SncDther-r 
Silit des Herzogs von Coburg—G^he, Park uftd Schlosa RMU' 
hatdabtuon,. hu?gegö6sen! Doch auch Prt^4rtchroda selbstf 
katih es alles dent bicteüi der nlebt nur 

Waldes liebt? Kopierte aller Art, . Spütlpl^e* ei4 tifeffliches 
SnAitriertheatftt^ Mne Uu^chtge PrejJichtbÜhner Feste, FeuerWiirte, 
W ettre nbe n 44^’ d«rn Bon berge, de t na<ch b at li che Lu fl schiffe 
hafen - > ^ Altea 1 An Bädern und SanatoHen ist keib 

Mangek Ein gutea BahnoM® verbiüdat heute den Waldort mit 
alten HCcblungen der Aussen weit Gesund beit, weht 'von den 
Bergen, ^Ch^nbtit ■schwebt Über d.eiü fteundllcli von Waldbergep 
,;^ngeöc'b.t<s€rsej:sen .Taikcaael. ■ 

B¥®d Öfeynhnü^Ari- Nach der graten Kurlisie sind seit 
dem: J-. April heieiti .^lo Kurj^ä^te zu verzeichnen und u, ä- hier 
jtirige.tröffcti j; Sisa-tsminister Exzellenz von Starck nebax Gemahlin 
auf Kittergut Saar bei Casseli StaM*r^t S. v MannstMn, Peters¬ 
burg, Freiherr von WangenhMm, Intei^datit des BratinSchweiger 
Höflhealera. — Die Kö rüg], Bade Verwaltung bat in diesem 
Jahre keine Kosten gescheut, um den Hark zu ein cm wahren 
Schmuckpiata au Femet hat das Badebaus f eine 

loxurioee Austattung eThadteap Die neueKinderheilan^ialt HAuguaiÄ-^ 
Viktoria-Stift** ofTöct in den n^baton T-agen ihire Pforten. 

Arseus nl bftd ptlrkhftini JRheiiipfÄJ iÄ An den 
snonigen Abhängeü der H^tardt hM «fcr Frühling io diesem 
Jahre besonde^rs frJiiStMrtit ^Mhcö Eln^g: gohalten. Mira und 


Bäder und Sommerfrischen 


Die Vorbereiinogen für die Sais.dn Mud 
datftk *a 4 äuero 4 irünstigen Weiterung weit ’y^rgeschritten. 
Da. acit Anfshg ;A^f die lieUniItter des B^[4^a wieder ln vollem 
Umfanget; 4uir VertüKUhg .^tehen, haben sich hereiis aabireichfe 
Kutg^i^' äiipfgtfutt'A^xi:. Die rege Nachfrage nach Prospekten 
lisst .in J»b?e eine gute Saison erwafteh. Sicherem 

Vernehooeu nach wird König Friedrich August voti Sachsen 
Ende April *ti mehrtägige tu Aufönthali hier ein treffen, um auf 
Atiethlhnit tu isgen; 

F f i e d r Vch r » 44/ kuckuck ruft, wenn unto^ 4e» 

frisch »tt%eibröC.he ntti eben • d'ttt W ftld meister 4 u ffeL Vogel * 
sang mit QuÄurauschisn undV^d^^ W<hen der Wipfel Bäch 
inlschTf dann istehil Hriedr vor- 

bereitet d*, seihe Freuuä* uhd Gälste . m empfangen. Hiebt 




Exemplare 


Jahrgang, 

l ] I i M1 > iiii i >4 ä i h etfi I 


Politisch iitassg'M^ende 

Tageszeitufig grössten Stils. 


2 Ausgaben. ^ 


P t o be- AbrrrutefTnei it JB t ho^i r dPjv 


Fenilietoii 


Siff .ihnjiliieren bei Uirem 


Haadet 


Hoiiatiich 80 Pfg 


ScUftalirl 


f j Ci i T p t V Ap c d i t i ft n ; H (i m„b 11 r g ^ C i an s e n t a r 




' i-rir - ■‘iCas-i..f.. 

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108 


DEUTSCHLAND Nr. 2 


erste Aprilwoche brachten prächtige Frühlingstage mit Tages¬ 
temperaturen bis C. Die Vegetation ist jetzt Anfang April 
in der Entwicklung so weit vorgeschritten, dass der Fremde 
glaubt, in südliche Gegenden versetzt zu sein. Kur- und 
Obstanlagen zeigen sich im prächtigen Blätter- und BlUten- 
schmuck. Bad Dürkheim eignet sich infolge dieser klimatischen 
Vorzüge und seiner reizenden Umgebung wie nur wenige 
deutsche Kurorte zur Frühlingskur. Auch als Uebergangs- 
station vom Süden zum Norden ist es besonders zu empfehlen. 
Die Vorsaison hat bereits begonnen. Man verlange Prospekte 
und Broschüren von der Kurverwaltung. 

Jungborn im Harz. Am 15. April eröffnete, wie all¬ 
jährlich, der Jungborn den Kurbetrieb (die 18. Saison). Schon 
am Eröffnungstage stellte sich eine grössere Anzahl Kurgäste 
ein, um mit einer FrUhlingskur im Jungborn zu beginnen. Es 
empßehlt sich, die kürzlich erschienenen, neu herausgegebenen 
Schriften des Jungborn zu lesen. Die Leitung des Jungborn 
hat in diesem Jahre die erste Ausgabe der „Jungborn-Blätter*' 
erscheinen lassen. Diese sowohl als auch der neue illustrierte 


Prospekt des Jungborn werden von der Verwaltung von Rudolf 
Justs Kuranstalt, Jungborn im Harz, kostenlos versandt. 

Die Sommerfrischen des bayerischen Waldes. 
Der bayerische Wald, den der vielgelesene Schriftsteller Maxi¬ 
milian Schmidt in der Mehrzahl seiner Werke in begeisterter 
Sprache verherrlicht, ist ein Gebiet, das sich als Sommerfrische 
besonders für solche eignet, die weniger Wert legen auf über¬ 
triebenen Luxus und lärmende Zerstreuung, als auf ländliche 
Stille und wirkliche Erholung. Ungeheure Wälder, teilweise 
noch Urwald, ernste Bergseen und Ruinen wechseln in bunter 
Folge mit freundlichen Dörfern und Städtchen, romantischen 
Schlössern und lieblichen Tälern. Auch der weniger reich mit 
Glücksgütern Gesegnete kann bei den billigen Lebensverhält¬ 
nissen den bayerischen Wald zum Aufenthalt wählen. Eine 
reich illustrierte Broschüre „Die Sommerfrischen des bayerischen 
Waldes'* wird von der Amtlichen Auskunftstelle der Kgl. 
Bayerischen Staatseisenbahnen im Internationalen öffentlichen 
Verkehrsbureau in Berlin, Unter den Linden 14, an Interessenten 
kostenlos abgegeben. 


V erkehrs-Pr opaganda 


Aufgaben der Verkehrs-Organisationen. 

Von Dr. ined. Erwin J aoger (Lei])zig). 


Den Weg 0 vor h ä 1 tn issen wird ja glückliclierweiso 
schon überall viel Aufmerksamkeit gewidmet. Schöne Spazier- 
w(=‘ge. die unter N'erineidung der Nähe der Autostraßen für iiie 
Fußgänger anzulegen sind, mit Bänken an geeigneten Stellen, 
werden von den Fremden als grotle Wcdiltat empfunden. 
Auf den Wogetafoln sollten auch Zeichnungen angegeben 
sein; sie sind «lern Fremden eine sehr anschauliche Belehrung. 
Wenn sich die Ortsbewohner die Zeitangaben zu eigen 
machen wollten, die auf den Wogotafeln stelnui, so wäre 
das mit Freuden zu begrüßen. Darauf sollten Ortsveroine 
immer wieder hinweisen. Es hat sich bewährt, wenn in 
den Schulen solcher Gegenden Orts-und Wog(d)escbreibungon 
das Thema deutscher Aufsätze sind. 

Wegemarkierungen dürfen nicht von oin/elneii Orls- 
veroiiien auf eigene Faust und nach eig<*neni (loschmack in 
Angriff genommen werden, somlern man muß sich mii 
aiiderii zur gemeinsamen Markierung vcnMiiigen, die nnl 
weiten Strecken systematisch dnrehzuführen sind. Zoi«*hen, 
wie Kreuze, Hinge iisw. bewähren sich besser als Farben, 
die nur in frischem Zustand zuverlässig sind. Wenn Wege 
aus touristischen Gründen besser an einen Ort v<»rl)cigefülirl 
werden als durch ihn hindurch, muß man sich dem ohne 
Rücksicht auf Wirte usw. anpassen. Man kjmn ja den geschäft¬ 
lichen Wünschen der betreffenden Ort<* dadiiivb Heclinung 
tragen, «laß man von der Haiiptinarki(‘rung einen Weg nach 
dein (>rte ahmarkiert, den man ausdrücklich als Sondorwog 
kennzeichnet. Tut man d.as Gegentfil, so bringt man die 
Gegend bei den Fremden in scblecbten Ruf; sie wird von 
erfahrenen Touristen künftig gemieden. 

Aber auch «lie Radfahrer und Automobilisten verdienen 
Fürsorge. Bis jetzt ist es .so, daß die sclilochtesten Wege- 


(Schluß.) 

verliü It nir">e uhmsI ii.nerbalb d<*r Ortschaften sind. Mit 
gmiiig«*r Mühe ließ«Mi >ich dort eigom* Radfahrwege 
anbringen. wi«‘ das in einzelnen (iegenden Deutschlands 
aueh .^elioii gesch(*bc*n ist. Das b(‘deutet nicht nur für die 
Radfahrer Aniiebmlicbkcil. sondern auch für die Ortsinsassen 
SicberluMt, \\«‘il damit Mö)rnngen des Fußgängerverkehrs 
seittms cler Radfahrer so gut wie ausgeschlos.sen sind. Für 
die Anloniohilislen dagegen haue man Straßen. Wie oft 
ijuält sich (diH' Straße den Berg hinauf in eine Ortschaft 
hinein, um auf der andern Seite ebenso steil abwärts zu 
führen! S«)lcbe Orte würden mit (dner im Tal bleibenden 
Straße, die um den Ort herumführt, sich von der durch die 
Autos herbeigeführten Staub])lage befreien und den letzteren 
ein h(‘.|uemere^ Fahren (*rim)glichen, denn der Autoführer 
spart sich di«‘ ^ein^‘ Aufmerksamkeit stark in Anspruch 
nebineiide Fabii durch «lie Ortschafltui. Den Einwürfen, daß 
die Aulo> nur \\«*nig Ortschaften Vorteil bringen, weil sie 
nndslens vorb«‘isaus«‘n, kann man mit gutem Gewissen mit 
«b*ni lIin\v«‘i'^ beg«*gm*n. «laß die Zunahme des Autoverkehrs 
fndwibig«* \ind nnfiadwillige Aufenthalte für die Autos in 
gleicher VeriiKdirung ‘-«•haffon wird. Außerdem gewinnen 
«lic Kraftfalir/«-uge eine sohrhe Bedeutung für die intensivere 
(iestaIlling v«'n llainbd und Industrie, daß ihre XJiiter- 
stüt/.iing sidbslvm-ständlich sein muß. Es sollte daher aucli 
in allen Orten gute rnterkiinft und Er.satzmaterial für die 
Autos v«>rbanden sein. 

Den Luftverkehr kann ich hier übergehen. Er kommt 
bisher nur für wenig Orte in Frage. Aber es muß darauf auf¬ 
merksam gemacht worden, daß alle Luftfahrer immer das größte 
Entgegenkommen finden sollten, wenn sie dessen bedürfen. 
vSchad«*!!. d(M* durch sie entsteht, wird stets wieder gut gemacht. 


Reise- und Verkehrsbüro | 

Rud. Hummel jun., G. m. b. H.| Hagen i. W. 1 

133.hnhofstr. 48 O Minute vom Hauplbabnhofi Pcmruf 1492 ■ 

Abt. l; lioitmcbllro: Agentur der Hollaml-Am'*rika Tnnie: Agentur «b‘r Oanadinn Pacific Railway Co.; Agentur g 

der Vlissinger P«»''tr«»iUf nacii Loinlon: .\gt‘ntur «l»‘r « iigl. Gioßm* O-tbabn Zusaniinonstellung und ■ 

Ausfülir. von .kei>«‘n nach all. rcüen «1. W«*lt: Hinz*!- u. Ges'*U-cbaftsreir^-’ii. Ihgeno Fahrkartenausgabe« 5 

Fahrkarten für all«' Vei k«*hr^aiiNiall«‘n ii. nach a b 'r«*il«*n «l. W«‘lt. Fabr|»läne, Kursl)üch«*r, Reiseliteratiir« g 

Besorgung V. Fahrkaii'*n na«'b d<*m Aii-land v«*nal! Stat. «1. i bcin.-w«‘^lf;i!. 1 mlii^lriebez. a. Wunscli i. Haus* ■ 

Abt. 2: Verkehrsbüro: (Ö s-bäfi>'>l«‘llc dc> Hagein*r \'«e kebrs-\\.*reins 0 . V. rnciilgeltlicho Auskunft g 

über alle Angeh'genbciien IIagen< und des Sam-rlaml«*-. Auskunft über alle \'(‘rkehrs-Angclegen- ■ 

beiten. — Ausgabestelle für Bä«ler- iiml Reise-Pr«>sp(*kie. 8 

Abt. H: VerHielieriiiiji;: Haiiptag«-iitur der „.Mbingia- V(Msicberungs-.\.-(i. llaiiiburg. - llauptagentur der ■ 
Karlsruher Lebensvers!cln*rung a. (L - Eur«»päis«*be (i üt^'r-iin«l Reisegepäck-Versichorung-A.-G., Berlin. B 









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Nr. 2 BS OQOQQg oooseQooesgai^es^^ DEUTSCHLAND lOQ 


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kßltra^iU'öaue, am 3ab ßUol txim > au )>mi 

sTödi Jßfttü : Biftönbiitm^Esöii hat 

.^ülcn^TköBi ßi^tu t ■. jöd^a': Vbrk e h te - V crjtbie? ii v.: ^ Hi ... 

, ge3il?nige Frägfiu iaisnui^^i' iijij nv{t ^ 

liEtreff&nä&in L Lhi'ö jSi lu^Mi^ütig OatiE 

besQÄÖörö FrhfiVüg Astiitg© auf E^ üu- 

hautöB BiäietjbiiLhb Haöd^>it «re'ii wm 
s^nA Atitci^ismy Sil örjtpfi^hIt aioh isjoltöu f 
?a tragen, daß tlt^ in .Finh^ lnieitääe>iiHft . 

bfir<3H a intl, Dftä ifln W^egc^r: i \rtJiK .?fjf<göniVhör 
iö yiöten PäU^ eliiytjri. 

,'' .T i eW pltE, ■ ■ 4fe • *Sb|ÜHIVfr- I^c u(i* . n ttcjtb; W '. 

t iin g?Lt dftraö, LAilt<, uI].d LI üiithKd c-sT'. '-b\ itc-b ''.fji. ,•. 
weis© 0orrn mhi \der ^ m it?i d t^ ^"t r<si itm . p d möftv;, üi ^äu 

SiKinfctitiiB^a: An -iSAhl ^üäd- Eod^^ut-üüyjji';t/.3' dtit-b 
nöhmeii, nm 

■-PüliUkiim dlß. gLei'Atip iLtiftfrHtiiiiGhkfcit- : 

■ frisolxan • 2!tt hiötör^. ■ &■ K p.) a r;d..'- du. tjii'b'F ■ 

hi^röotidera gcoÖ, V^^iestii stitid. -iii' • .'■ 

weiter es vörhftüden- ' '^fn nur ä 'utui^lÄ.iikjp.b- 

n ü d ,' für • beide ti q sivKi tu' ge Uüxij,) t6 A ii > \ ' u.d d:' AU Vhiifl e- 

rftni^e iCr ftöhaifc'ii, flü bbitl rihr B 

eia . ii u f t bade ft. g e,^c h, ti e} egsr tthei f .mm \ vv-ueTa e n- 

brauciiit 'd"U^^jbflae: n^eIi^ dfuiiit.-vePhi^ 'au'^e^in ßiu.i’k^h- 
•taagaa ::to-'VVeaobUii^^U3 ' v^^HijUiudign' ;;i;Siehe' hierzu ' 

m eiü-ett; Ä ufüiat? i m- J1 tkfeau r'., ■; rg’an ij- i &1 i;) 

1> a d&U B H r'gö.r Iit?he. U äweE k h ach; aJ. (ß ■ 11 tUerUeh uj er i i. eft*' 
pf 11 olltig ’ tua^h f’t ^0 ' is-i.. fi? .av>t^van ti'j , iwi-hh ’ s \ erch .'yJ^■m!^5[•h,t^“• 
rawgeu . ge^en üriaiaweh:nijii’<^lfh^it'eii! iDit4'ge: iläFtpli.kkht. A'U 
ftoh ö fcae.n ■ ■ ß! e; • rthi tllbkintg; g1iia W tiger ^r i- r 5ig 0 . Ti' brr ni’e.h'A I e.U 
: am beaijiu die Yi^i-l[;niö.te ' ; ; 

■ • 'BJa iafc ftöhr ?jtupfehienft<*7örtT detn ; ; 

den er ■ es!ätKih m . wil] *• isch<jti. r'; j rher ■ d nia}^ ^*^\y t'iicf.tud e.v' 

P r p p Ji g-ft n d'a, ;• wt e ^ * b rU^ i» Pü 'h r't>ri A j> b i p 4>i? t.j;,h r A'U 

u&W^ vettr&iit ßii Aßltetn ;G u t e P b t c^r »j ■ b fe n irfft eHi^r 
k t'i ii B tl eri H eben Ai^ fui i g <1 q t' w i odv^ f höj 'w i f. i ^ m ■ t ;HfU 1 1, 

der iö htigö te Bea tan fi te u di 111 ^ hi jpis ^ hi 0 U?» i i 

bo ke ön öü, ü a ö heu te i\ oe h - vfel fUL^h- -d i l v PW-i^- u ■ 

bii d er ft w er teob n i seb ?ör gl i ob h k{\ ti ^ b tjr fei 1 1 1 de^?, I4i+fU r h . 

eefer bSufig DDOb Be Tbehöi? i ait/>u reWohi. 
gar? iQidbt| daa Atige jtp Sjt'n:piütiiric^i|T:?r 

Ihm wbihtigeiA alii kh^Uhinnäv iivt ttkrli. Wt^nn 

Jftli lee ^ etä a tb ml u u.'g*i;jt d iy.ry erh e! n'ji h Aiy' jttii A-ü4J i vi i ge n. 

lo.ndAöiijftftücber PiJdei Und Phv^tOjgrÄphicjj VerbiiütUHi wlirdC'n, 

. ..wenii, "ifühö.; •. dadiirki.b'.-.'iliiltUi. VAf's^*^btAv^Ub;.A''UidivuB . ■daiJ 
'. mak- Pröiife .für >vüi-dTJ. ■■ 

. ■ Aae ■ V eru 'ii^ . f iVr :■ 4 bf c h si 1 i ii o W i'c da: s-g dbr*' m d ' 

Ü i\ . äle:..; P-hbt5>grepii.rs^u-.. i- ./m. j rJ b^ ly\ f^^i' d , 

w o rddU ' kü n'U *; wü ^^rül fu. et: i o h d Pikd v';t p fj \i. fi i 

tlioscic- Sö.5te -]:Au^j;;j.>e’U'tkyvT. j^.t.Ujg^.nVlee. 

aiiftUjier. •vf.ö^e itdö’ht-hildjer^.ib.f *■' v^j, ' 

■werdet*' giA in ßll A er mm ^bbiedt/- A eh^ r- \ ihy-id. '.■>/'U’ i^hA-K>a •; - 
tiies^.'m. 5 iU‘T?ckti •■ J/ivb tbU A-^iy.HAn ju-l rt 

' baTteOi '■ .Attcb klik'A.tiier; .'i'Ü‘>. ge■ 

. falle ituf Auö^Dliurtge^j;.^ilj^;-.IMittvr Heheti .■ i.I h^c ii h d-,• i^:i’i.': 

küöa.tltfriöhher’ ■'.G ui^As.fifh-rt ü*^ ' b; kiiu'or- 'r ■ 

. • sti □ A acd'ito Jk). t: V '• .lAhr :fvi ■ all Lau. • • A n^' 1 j .'h 'i> ^-v .Uyüi . 

iVetlbfiwerbt dh'v Li>ii la.-ib-^-ij' :t'UV Ikdbhi'.'.'y11V' ■ 

VorhinfUD mk- vou gruAAUVAYefj'. -i'iii. teh lAbr'dh-^' ■ 


XiripIfoUfti'b^ deiike> di^ im Erzgehlrge ber- 
ge^tülft rraard^jy flahü hiU daß ea nar der 

bird^rft UUi 4er HejYjtelhiug rou D l o r e m q u 

• ■■eiUeit^PlÄt!& zU'sIohto 

Wfti?f ijUd die Var brUi-t^ n g voix Sohriftee ni\d Bro- 
> tvh ^luhi u ^ti. dere h BiJ d aebrn u ek im m e r sin erjt er 0 tel le 
Au k ^ii mkt? 1 1, z\x s^b enkeu i et, eO eei ä ernu f Iiin gß\s'i eeß n ^ 
{tftß ßa iiicjit eii& Öftdfi ?tIlo 

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■ -hfi'bref.tode-n. :0ft-:"'tst'^ tl'iuterj..■ ’. ’.bW.itesi.gt;• ■ 'mnn' 

-fl'hVas(ji;ii.. itete:<?.-fai 1 eC' ^ ^ .1 bi h.HkUm 

JVhuriHii.diwii.u.kUta ' mtid dftd'-ibU^u- 

■ ifbi'h? ieebt ■^l'ii^^.■ tuAig^ . vt-ird urid'u^ie 

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fCir dbU &U ^Jte 1 iJ eD p I üb de rn G nn üen n n terordUnd av« f 

d ifr atgenti Viel drei tung der Röklaniß mU TibuWu^bl; .^luf 
d OTö Ver?!chten* Dagöge n eeliei d en die Zeßilöh■ uiji 4 i^ 
gro lia felUlttHühit' D Fromd ea - Verk e h r^'s er ein ö p tte b: d i? u blöb er 
gern ft ei i ten F ri^Lh rnn göü die geeignö t^rt 0 nA e*aiu ■ die 

. il i Q Wei tor v-er hrei tung d 1 eiser B roßchü ren d ftdurutt Wv di ö 
M ntid xLah mauj d\v ß aie da^a la t&rösaßntafj^ daU tu u 
B T xri.^ H ftüMc iiuUsifi i mitg 6 h&o ? t 

f’yjrU^rhiii ^iud aber dieser i^ehidfteti aüeh die geetgueteu 
i firtJ? rici^oö für ilie küfiU hai/ien fn n4 oh V f rdffrintl i c h un gsn 
: itßc , iientrhUn';i di^iao,- kbüön eiö .w^rdeu 

ii \<di ■ • k te 1 dtiöret Itearsrh tu n g ■.' ni rPUt-d I küm e rf reu e n, "ev e 11 

A U iVpö dtMy ao'd UDtei- der Vetbnbds- 

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wey^cg stbtl, tt-öU jhneh vöti ilaü JU Ffngö köminöüdeu 

^ Oitün kfeint ^^der nur ungenügende 
^ib^^ngdö: Si&r iBt ijooti -&lti Feld ergiebiger. 

•. .: fitr •■ di*5.. ..Freui di^'n -Tx^Tk. Aua Klledeui-' 

;': B li i?,h • ^ d.iu Nptu'endig.k.eU, die Zentralön 

eie dadtiruh iu die 

t : V!>ftr.*äat 4 eii,:: U ich' .f ti r . d etu^ g'e p a i u d en Z w e 

■ • ■ ■': '-^Vhb-tvli ^h. dÄU i i ■ di 0 Vhi i b. a nA e- b 11 r o lä n.« '^H\i dhr ‘Vo n lii utin 

■ lat torndiouicnv'.n 'Rükiame xthd A nfkbTthingdinrdtjf |it£.-c^bTrin]ttx< f 
.;.: n .ii r •.' -b f^rtö n 3 (ßf^. \v^ ^h tj ge i 'au ]| te.;'di ^y v^D}-'3.u h ebcjl'i *' .fieibin 
' • nkßA:\^imAiii e;' ib'i ö . ■ S btr lolf- lyl'^ö,.'Bes<;bränkliu ^ 11 fiiht 

■ kbigvrii:;:..-. .iV.tudy-■hb^ ybift'biai ^ ; den.: '■ auf iliesti-?.- Uhra a- 

■ t.oii ':■ '^W f.iw U i dtn bV-tkrtidh'; ä U;- db>^ei,. vf.eö n ' M ß ■ an t ; 

■ Wit.de..hi; 'tu> 'f -yi^fh- ■.elUDitvl^ ^.isdhe.u' ■:bcln>- eyi^trn,- 

i^.iciiev abu^^..bßi'.^y.b.tytU- ■■/;,weiten .iieawob .'ailGb 
■|'. f i egt.M 11 b.n t lu i H 1 rfi.H’ am,«; ^ afr^-',': ;4>e' i b ut' u d nrc h.’. -di^i ■ J i ok i a -m o 
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■■■:.wui' IS n turnt j , fi-fU'.b' rtdlutu3y,’.{die thr' wrät ge reifste '.Ftemde 
'■■ ■ / (Hl ;41' Um vvhp igbt. Tf>^"Ät"h tlbd'i' dy^^äcl i e, l u en 1 ■= reic nbftliig • ge'S-f n*töt, 

: so w i ml d fisl HT1 it dC tu J"' iw11ii f ri n die i >rleij, did 
V\'nbJ inUmtig >tv greift dann, llöbov nach einem 

■ FHhre!f j.■■LHv.r mb.’f■•ert■ Gu^yt*d.^■..d'yy . ■ 1. h tu ivi c lit sö.feh« 

: .n^p h vy i er l^k ^1 .t iH i' ..■ A11 :t5j'r4^ ■ ■ f:^ t.-' ?t'n i n'^' i.-^y••• de r' ;...* 1 '«^1 d- 

. * tyf'H b-' ■*. itv.y'i t li 'yrKt-ri.Hs teu' • F r.iw t ii tl i n g'rd-ßf^.iy r ■ >til lA b- -flib.f? r. 
;, p u^ib ■. i'H P ' rt' ^ vL ic.^ fAbdy ul lyiy- ' ’F ^ • f«i daher i xu If h : ■• Fft 11 

■ borvidH' ig'i'. .ihi.!;' ': tii.ö ■ A üprevft.^jiv.ii^■ ..bih'yd'yrhge'piiuJi- 






Ueuor deutlest ^auptor 

3« ©cmdnfdraft mH bc^cü^t^^^«l fiiinfHcrR tnibm miv bfi[btntsitt 
j^rbdreortcfiy 4t)a0c unö ilarmcn fc(^öcfriaf unö ^flirut tms mtfcnfce 
hdic Hcrbdiiflüng Ufifmt fithnt errcivlib ÜJir ftrtUet! mH ftirfcfn 
T^xjoc^iitnhihcn jrdgrniof cjy fd^enair nn^ (jtcisrociirn ftttisrüt 

jiiSth cintm ^tiL f ö^ö Yrgtbrne !4«jdhriöci: fiiMt j^ißt F 

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Deutschland Nr. 2 


Naturschönheiten zum Besuch des Landes aufzufordern. 
Will man die Reklame besonders wirksam gestalten, so 
empfiehlt es sich, landschaftliche Eigenheiten be¬ 
sonders zu betonen, also z. B. in Sachsen: die Sächsische 
Schweiz, den langgestreckten Kamm des Erzgebirges, die 
Härte und Stetigkeit des sächsischen Winters und die daraus 
hervorgehenden besonders günstigen Verhältnisse zur Pflege 
des Wintersports in den hoch gelegenen Orten dieses 
Gebirges. 

Zumeist macht es große Schwierigkeit, die Geldmittel 
für solche Schriften aufzubringen. Deshalb versucht man, 
dadurch künstlich Einnahmen zu schaffen, daß man 
Annoncen aufnimmt. Das ist aber falsch. Annoncen haben 
in einem Führer wenig Wert. Der Führer wird vom 
Publikum benutzt, weil es meint, damit ein unparteiisches 
Bild von der betreffenden Gegend zu erhalten. Deshalb 
sollten auch die ünterkunftsgelegenheiten in jedem 
Führer dort, wo der betreffende Ort behandelt wird, vollzählig, 
soweit sie brauchbar und empfehlenswert sind, aufgeführt 
werden. In gleicher Weise können andere Einrichtangen, 
deren Bekanntgabe wünschenswert erscheint, aufgeführt 
werden. Das ist für den Fremden viel wichtiger, als der 
andere Weg durch die Annoncen, so lange die Bekanntgabe 
im Führer nur bei bekannter Leistungsfähigkeit event. unter 
Hinweis auf den anzuweisenden Rang erfolgt. Solche Führer 
müssen freiwillig seitens der Wirte, der Handel- und Ge¬ 
werbetreibenden und schließlich auch seitens der Industriellen 
durch Geldbeiträge unterstützt werden. Dann kann 
Vorzügliches geschafft werden, das der Gesamtheit wie 
dem einzelnen den gewünschten Vorteil bringt. Vor dem 
Annoncieren in Führern, die nicht von den Verkehrszentralen 
herausgegeben werden, sei nachdrücklich gewarnt. 

Es ist wichtig, sich über alles, was die Zeitungen auf 
dem Gebiete des Verkehrswesens bringen, auf dem Laufenden 
zu erhalten. Dazu nimmt man am besten die Hilfe eines 
Zeitungs-Nachrichtenbureaus in Anspruch, dessen Mitarbeit 
man sich durch Abonnement sichert. 

Von großer Bedeutung scheinen Wetterbe richte zu 
sein, die in regelmäßigen Zwischenräumen wiederkehren; recht 
zweckmäßig erscheinen sie in der Form einer Karte, die außer 
dem Namen der Orte auch deren Höhenangabe enthalten muß. 
Wenn dies auch für den Winter ohne weiteres einleuchtet, 
so darf doch nicht übersehen werden, daß sie auch im 
Sommer ihren Wert haben. Da die verschiedenen Orte 
unseres Vaterlandes sich je nach der Höhenlage zur gleichen 
Zeit recht verschiedenartiger Witterungsverhältnisse erfreuen, 
ja bei großen Höhendifferenzen nie die gleichen Jahres¬ 
zeiten aufweisen, so wäre ein Hinweis auf die besonderen 
Witterungsverhältnisse, z. B. auf das verspätet eintretende 
Frühjahr der Gebirgsorte zu einer Zeit, in der andere Orte 
sich schon im weniger reizvollen Sommer befinden, der 
Anlaß zu Reisen. Nicht nur die Baumblüte ist ein beson¬ 
deres Reizmittel, sondern auch die Herbstfärbungen der 
Wiesen und Matten- hoch gelegener Gebirgsorte usw. 

Wetterberichte haben nur Wert, wenn sie nach tele¬ 
graphischer Vermittelung dem Publikum durch Aushang 


wenige Stunden, nachdem sie ergangen sind, bekannt gegeben 
werden. Gehen die Wetterberichte, von den Verbands- 
leitungen gesammelt, nach auswärts weiter, so müssen sie sich 
auf wenig Orte beschränken. Es empfiehlt sich, für Schnee¬ 
berichte immer Messungen der gleichen Zeit — am besten eine 
vom vergangenen Abend 6 Uhr, die andere von dem betreffen den 
Morgen 8 Uhr — für alle Orte zu bringen, um dem Publikum 
die Selbstorientierung zu erleichtern. Fernsichten bleiben 
am besten weg, weil sie naturgemäß wechseln, desgleichen 
Wetteraussichten, weil sie die Beteiligten dazu veranlassen, 
die Zukunft in rosigstem Lichte zu schauen, und ferner auch 
die Barometermessungen, weil das Publikum nicht genügend 
mit den durch die verschiedenen Höhenlagen der Orte 
bedingten barometrisch normalen Differenzen vertraut ist. 
Ferner besagt ein niedriger Barometerstand im Winter ev. 
Schneefall, also gutes Wetter, statt schlechtes. 

Das Vorangeheu Tirols, im Winter ein eigenes Blatt 
herauszugeben, das neben den Wetterberichten auch die 
Veranstaltungen der betreffenden Gebiete und empfehlens¬ 
werte Fahrten bringt, scheint mir sehr beachtlich, und zwar 
nicht nur für den Winter, sondern auch für den Sommer. 

Zu den günstig wirkenden Reklamemitteln gehören auch 
gute Vorträge mit Lichtbildern. Es dürfte sich für jeden 
Verband empfehlen, sich eine Zahl guter Redner zu sichern 
und dafür zu sorgen, daß sie Gelegenheit zum Reden 
bekommen. Dadurch, daß man den betreffenden Herren 
Gelegenheit gibt, mehrere Vorträge nacheinander zu halten, 
lassen sich die Spesen verringern. 

Jede Gegend muß auch auf gutes Kartenmaterial halten, 
da dieses häufig erst bei Fremden die Lust hervorruft, ein 
fremdes Gebiet zu bereisen, das man sonst lieber meidet. Zu 
solchen Unternehmungen ist sicherlich auch Staatsunter¬ 
stützung zu erhalten. 

All die genannten Unternehmungen lassen sich auch 
dort, wo ein Verkehrsgebiet durch eine politische Grenze 
geteilt wird, nicht so durchführen, daß man an der Grenze 
mit der Werbearbeit Halt macht. Ganz abgesehen davon, 
daß man auch in den Fällen, in denen der Reisende das 
fremdstaatliche Gebiet besucht, doch als Durchgangsort 
oder -gegend in der einen oder anderen Weise Vorteil von 
dem Verkehr hat, ist es dem Fremden auch meist sehr 
gleichgültig, daß die Grenze Naturschönheiten trennt. Ihm 
sind nur sie erstrebenswert. Soll also der Fremde das Ver¬ 
trauen zum Verkehrsorgan bekommen oder behalten, so muß 
er über Naturschönheiten und Sehenswertes ohne Rücksicht 
auf politische Verhältnisse unterwiesen werden. 

Es ergibt sich also, daß die Aufgaben der Verkehrs- 
Vereine mannigfaltig sind und niemals eine egoistische 
Bearbeitung vertragen. Ihr Wirken hat höhere Ergebnisse 
als Eigennutz zu zeitigen. Möge diese Erkenntnis in Zukunft 
immer die Tätigkeit aller Verkehrsorgane geleiten und ihnen 
dadurch recht viel Freunde, Gönner und Mitarbeiter gewinnen, 
damit sie auch auf diesem Gebiete beweisen können, daß 
Goethes Schmerz bei dem Gedanken an das deutsche Volk, 
das so achtbar im einzelnen und so miserabel im ganzen ist, 
in unserer heutigen Zeit nicht mehr Geltung haben kann. 


Verkehrspropaganda in der Reichshauptstadt. 

Die Zentralstelle für den Fremdenverkehr 
Gross-Berlins hielt unter dem Vorsitz des Geheimen 
Kommerzienrats Fromberg nach ihrer Reorganisation die 
erste Sitzung ab, an der zahlreiche Vertreter von Behörden 
und Korporationen teilnahmen. Der literarische Beirat der 
Zentralstelle, Chefredakteur J. Landau, berichtete über die 
Grtindungstätigkeit der Zentralstelle und ihre nächsten Auf¬ 
gaben. Er erwähnte vor allem das am i. April eröffnete offi¬ 
zielle Auskunftbureau Unter den Linden 14, das den 
Fremden kostenlos unparteiische Auskunft erteilt. Im Anschluss 
hieran teilte er mit, dass die Zentralstelle für die anlässlich des 
Regierungsjubiläums des Kaisers im Juni im königlichen Opern- 
hause stattfindenden Festspiele die gesamte Propaganda 


und den Billettverkauf ausserhalb Berlins übsrnommen 
habe. Berichtet wurde ferner Uber den im Werden begriffenen 
„Führer“, der in deutscher, französischer und englischer 
Sprache erscheinen soll und der, im Unterschiede zu den vor¬ 
handenen sehr guten Führern, in erster Reihe ein Führer 
nach Beilin, in zweiter erst ein Führer durch Berlin sein 
soll. Eber.so wurde über das in Aussicht genommene Preis¬ 
ausschreiben für ein Berlinplakat sowie über weitere 
Propagandamittel berichtet. Dann berichtete Dr. Koppel über 
die Verhandlungen, die auf Anregung der Zentralstelle und 
des Verbandes Berliner Spezialgeschäfte im Magistrat unter 
Vorsitz des Bürgermeisters Dr. Reicke geführt wurden, um 
eine einheitliche künstlerische Ausschmückung der Haupt¬ 
strassen Berlins anlässlich des Regierungs Jubiläums 
des Kaisers in die Wege zu leiten. Angesichts der reichen 






Egl. Preaß. Staatsmedaille 



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westf. Ind.-Bez. 2. Fahr .Berlin S42. 







Nr. 2 B»eQ0Q00Q e QQ3QOCO3ar« l (3i3Q0 ^ DEUTSCH LAND iKiCfeOO O OOOCC eOO 0 e O 8 8»88e6eet^ in 


1tdo«Ufirl»cheo Krtlle, über die Berlin verfügti kenn «uf diesem 
Oebiete« Sbnlich wie in Mönchen und Perüs^ imponierend und 
künetterisoh WeitvoJles geleistet und eine VerseUetung der 
Krilte vermieden werdem Oie Zentralstelle beschloss die l^in- 
aetstmg oiDer Kornmiasion 2 ur weiteren Bearbeitung der An 
gelegenheib Dann wurden Wahlen ln den Vnrsia.tid 
vorgeoowtneb. AU ständige Delegierte wurden gewählt; Pur 
die Königlich PreussUeben Stsatseisenhahnen: Regierungsrsitt 
Dr, Redlich- Für daä köoiglUhe Polieeiprästdiutn^ Ober*- 
regierungsrst Haaseiau. Feroer: Oakar Heimano <Ko»rporäiion 
der XanfmannsChart), Kommerzienrat Bamberg (Verein Befllner 
Kaofleote und IndusttietUr)« Oberregferungsrat von Ocrizeo 
(Berliner Retinverein). Dr- ZeitUn (Verband ßerUncr Spezial- 
gcachälte)^ Cbefredaktour Vollraih (Verein Bctliner Presse), 
Dr« Emil Frankfurter (AusUndisebe Presse)^ Direktot Schulz 
(Vorhand Berliner BÜhneninhaber), Direktor RUthnick (Verein 
lOterliner Hotelbesitzer), Bildhäüet S , Werueiinck (Verein Berliner 
Kila8tler)(( Direktor Eidlitz (Internationales Verkehrsbüreau)« 
Oobeimer Regieningsrat Fr. Winter (GcDeraiintendantur der 
köoiglicben Schauspiele). Der MagUirat Berlin, der 'durch 
Magiatratarat Dr* Seckt vertreten war, hat^eirje definitive Wahl 
noch nicht vorgenonimen. 

De r XT o;n p r ijn z a («ö r d cr e r,d e r F c ri e’n f a b rjt e o 
Der XroapritTiz beabsichtigt, den grössten Teil des durch deh 
Verkauf seines JagdbuChes eingegangenen Geldes«, für ein« 
Ferienfabrt von hundert ua bemi itelten Vblks- 
schüle/n Berlios zU verwenden, Auf seine Vet^olsssung 
hin sollen diese mit eiuigen Lehrern in der KaseTbe de^ ersten 
Leibhnsafen-Regiments Sh iMangfuhr untergebfächt. dort beköstigt 
werden und «ine etwa dfeiw/?chige Erholung in den Wäldern 
und am Btrande der Ostsee hnden^ Der iMagisttat der Stadt 
Berlin wird geboten werden, die Auswahl der Knaben im Alter 
von zehn bis vierzehn Jahren iu treffen. 

Warnung vor minderwertiger Fremdenverkehrs- 
Propaganda, Zu Begina der Reisezeit tauchen jetzt wieder 
venc^edeo« Untornehtnungen auf, die in dieser oder jener Art 
an lotefeaaenten herantreten, um eie zur Aufgabe von Anzeigen 
oder atu Teilnahme an minderwertigen Rektame-UnternebmungeQ 
>u bewegen.. Der Bund Deutecher Verkehrs-Vereine warnt 


neuerlich alle Fremdenverkebrs-lnteree»enten vo-r solchen Unter- 
nehmuageti :und erklärt sieb gerne bereit, auf Wunsch Auf- 
kiarühgen in aiien Propagandafragen zu geben. 

Dtstr Fremdenverkehr in Oe^erreicK. 

Im Festsafil des Gremiums der Wiener.OrossVaufmannacbafi 
hielt kürzlich Kaiseil Rat Lehr einen Vortrag übet die Ent¬ 
wicklung de« Fremden-Verkehts in Oesterreich und «eine 
Bedeutung fdr den Handel und das Oewerbc. Nach den 
Mitteilungen des Vortragenden sind tm Jahte igrr in OesierreicJi 
insgesamt ^ ^8743f3 Fersooeh elngetroFen, darunter 3*77645 
Oesterreicher, ^04144 Ungarn, *7921 Bosnier und 135370t Aus¬ 
länden Alte diese Gruppen sind gegen das Vorjahr, d* i. gegen 
das Jahr I910, gestiegen. Am meisten die Gruppen der Aua- 
iänder, die einf?n Zuwachs voh. mehr als 160000 Personen auf- 
zuweisen hatten. Diese Fremden verteiien sich auf 2366 Frcmd- 
otte, in denen 14879 Hotels, Gesthbfc, Pensionen für die Beher¬ 
bergung mit Z457«3 Betten «orgen. Dazu kommen noch *50516 
verfögbafe Betten in Privatbäösern, so dass insgesamt 496*39 
Betten zur Vertugong »landeov Es sind iingefihr 400 Betriebe 
mehr zu verzeichnen atä tth Jahre 2910. Die Einnähmen, die 
Oesterreich aus dem Pfemdenverkehr zudicssep, können mit 
mindestens 250 Millionen Kronen veranschlagt werden. Nach 
der geographischen und wirtschaftHchen Lage der Monatebie 
überwiegen die Reichsdeutschen unter den Ausländem 
bedeutende Von 1^3701 Ausländern waren 907468 Reichsdeutsche» 
d. i. mehr als 67 Prozent. An zweiter Stelle stehen die Russen 
mit 122581, das sind etwa 9 Prozent. Rn g 1 ä n d e r und Ameri¬ 
kaner halten sich die Wage mit Prozent Die Franzosen 
partizipieren mit '/j- der Balkan mit etwa Prozcbt, 

Italien mit etwa 5 Pro*tht, wobei aTlcrdings Tirol nahezu (Xts 
italienischen Verkeh^ hesitzr, nämlich 41000 von 68ooo. Die 
Zunahme der Fremdeniretfüenis mag wohl auf dawp Konto der 
öBterrcdchischeo Alpen- ndet Tauernbahoen züÄUöchreihen sein. 
Im letzten Jahre hat sich bekanntlich auch eine amerikamsche Eiaen- 
bahn-GesellBchaft, die „Tactfic-Raiiway-Gesellschaft Canada^'» in 
den Dienst der» österreichischen Fremdenverkehrs gestellt und hat 
je zwei AussichtBr-Luxuswagen aut den Strecken Wien — Salzburg— 
Villach—Triest, Wien -i Innsbruck^- Zürich utrd Wien-SUdbahn — 
Senrmering—Triest bei den fahcplanmäsäigen Schnellzügeti gegen 
einen Zuschlag vöq 5 Kronen eTngefühxt. 


Femapreeber 20524 Bund Deutscher VerkehrsVereine (e.V.) Fe™spr«<*or »osh 

Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiussuasze s8. 

fDl« Ceschänsstelie gibt ünenigeltliehe Ausküurie über deutiscbes Verkehrswesen und Itei^eangeleRenheiten wmi veiasenilet aut 
Verlangen Führer und Prospekte über deulsche Kur- und Badeorte, Städte und Landschafleti > 


Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle. 

Haupt-Versammlung in Breslau. 

Dfb Xll. ordentifchc Haupt-Versammlung des Bunde» hndet; 
wie schon mltgeteilt, vom 13. bis 25. Mai d. j, in Brealati 
autt* Wir laden unseie Mitgüedej xu dieser Vwaitunlhng 
freundifchst ein. Ausser internen Veihandlungen stehen auf der 
Tagesordnung auch eine Reihe von Punkten, welche die breite 
Oeffentlichkett interessieren werdert. 

Wir Tassen nachstehend das vorläuiige ProgFärain folgen; 
D ie ns tag:, den 23. Mai, nachmtUae« 5 Uhr: Sitzung des 

Gsaamtvorstandes, Abends 8 Uhrt Brnpfängsabeod. Zu 


Beginn desselben wird Herr Geheimer Rcgi«Tungsrat Pro¬ 
fessor Dr. Conwentz, Leiter der StSÄtlicheo Stelle für 
Naturdenkmalpflege ln Prevssen, einen l.dcbtbiIdervottrag 
halten Qbet „Schulz der LandsebsftS 
Mittwoch, den 14. Mal, vtjrmHiags m Uhfi OeffentliChe 
Haupt-Versammlung. Auf der Tagesordnung steht u, a, 
ein Vottrag des Herrn Univers'läts-Pfolcsspf Dr, von Wenck- 
stern über „Die Entwicklung des Verkehrs in den letzten 
JOo Jahreft'*, ferner ein Vortrag des Herrn Dx, Jaeger 
(Leipzig) Uber „Werbung und Fürsorge für den Fremden- 
. verkehr‘% Nachmittags Festessen und Besichtigungen* 

Do.tineffitag, 15. Mai, vorm. 9 Uhr; Geschlossene Mitglieder- 
Versammlung. Nachm. 4 Uhr aß Min. Abfahrt nach Posen. 



Beste flntliriicit-Kolilen 


VOfI 


Zeche 9, Carl Frledrleh bei Aaelieii‘‘ 

OBNERAL-VEKTRIEB: 

PAUL THYSSEN, AACHEN 

Kohlen-Oroßhandlung b.i»i.c/ 4 K».w«. 


Bureau; 

RtttscherBtraile tO 


Telephon 717. 




























112 


asi DEUTSCHLAND 


Nr. 2 


Freitag, den i6. Mai, vormittags und nachmittags: Be¬ 
sichtigung der Stadt Posen und der Ansiedlungen. 

Der Bund tagt in diesem Jahre zum erstenmal im deutschen 
Osten. Es bietet sich hier eine günstige Gelegenheit, die Sehens¬ 
würdigkeiten ostdeutscher Städte kennen zu lernen. 

Adressbuch-Austausch. 

Ein Bundesverein hat angeregt, einen Adressbuch-Austausch 
unter den Vereinen des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine in 
die Wege zu leiten. Wir sind gern bereit, den Austausch zu 
vermitteln, und bitten diejenigen Vereine, die Adressbücher ihrer 
Stadt gegen solche aus anderen Städten austauschen wollen, 
dies unserer Geschäftsstelle anzuzeigen unter Angabe desjenigen 
Ortes, von dem sie ein Buch zu erhalten wünschen. Wir werden 
dann mit dem jeweilig in Frage kommenden Verein verhandeln, 
soweit von dessen Seite hier ein entsprechender Wunsch noch 
nicht vorliegt. 

Einsendung von Geschäftsberichten und Satzungen. 

Nach den auf der vorjährigen Haupt-Versammlung in Cassel 
beschlossenen Satzungen sind die körperschaftlichen Bundes¬ 
mitglieder verpflichtet, je zwei Exemplare ihrer Satzungen und 
Jahresber.cbte und sonstigen von ihnen herausgegebenen Druck¬ 
sachen (Werbeschriften, Führer, und soweit tunlich, aller an 
Verkehrsbehörden gerichteten Eingaben) an das Bundesarchiv 
abzugeben. Wir gestatten uns, hieran zu erinnern, und sehen 
der Einsendung der bezeichneten Schriften entgegen. 


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-H 

1 Aus den Bundes-Vereinen g 



Verkehrs-Verband für Pommern und die Insel Rügen. 

Der Verband erhielt auf seine Eingabe wegen besserer 
Verbindung nach Breslau und Königsberg von der Königlichen 
Eisenbahndirektion Bromberg den Bescheid, dass vom i. Mai 
d. Js. ab eine Morgenverbindung von Stettin nach 
Breslau geschaffen wird, und zwar ab Stettin mit Personen- 
2Ug 593, um 5.10 früh über Posen, Ankunft in Breslau um 2.02 
nachmittags. Ferner wird der um 11.28 abends von Stettin ab¬ 
gehende Personenzug 721 vom x. Mai ab versuchsweise bis 
Kreuz durchgefühlt werden zum Anschluss an den D-Zug nach 
Königsberg Insterburg und an den Personenzug 703 nacti 
Posen Breslau. D-Zug 3 hält dann in Kreuz. Ein Anschluss 
an den Zug D 23 nach Bromberg -Thorn Alexandiowo war 
leider nicht zu ermöglichen. 

Der Verkehrs-Verein Leipzig 

bereitet für dieses Jahr die Herausgabe verschiedener Führer 
durch Leipzig vor. In der Auskunftstelle des Vereins werden 
seit Januar auch freistehende Privatwohnungen vermittelt. Bisher 
sind 8981 Betten in Privatwohnungen angemeldet worden, ausser 
den Wohnungsmeldungen der Pensionen. Von diesen Betten 
wurden 4807 vermietet. Während der Dauer der Iba wird der 
Wohnungsnachweis des Vereins als amtlicher Wohnungsnachweis 
anerkannt. Die Acsk'.mftstellen des Vereins wurden besonders 
während der Messe stark in Anspruch genommen. In der Iba 
wird der Verein eine besondere Auskunftstelle errichten. 


Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs 
in Cobknz 

hat unter dem Vorsitze des Kommerzienrats Wegeier seine 
Hauptversammlung abgehalten. Der regen Tätigkeit des Ver¬ 
eins ist es vor allem zuzuschreiben, dass der Fremdenverkehr in 
den letzten Jahren um 50 Prozent zugenommen hat. Der Verein 
veranstaltete einen Blumenschmuck-Wettbewerb, während der 
Reisezeit an Sonntagen Orgelkonzerte und mehrere Ehrenbreit¬ 
stein-Beleuchtungen. Der Nutzen, den Coblenz vom Fremden¬ 
verkehr hat, wird auf 3* , Millionen Mark im Jahre geschätzt. 
Die Anlage eines grossen Golfplatzes ist geplant. 

Eifelverein. 

Den Festlichkeiten, die aus Anlass des silbernen Jubel¬ 
festes des Eifelvereins am 17, 18. und 19. Mai in Trier 
statifinden, wird auch der Landwirtschaftsminister Freiherr von 
Schorlemer beiwohnen. Auch die Regierungspräsidenten von 
Sandt in Aachen und Dr. Steinmeister in Köln haben ihr Er¬ 
scheinen zugesagt. Die Eifelausstellung Trier 19x3 
wird durch den Protektor, Oberpräsident der Rheinprovinz, 
Staatsminister Dr. Freiherr von Rheinbaben selbst eröffnet 
werden. Die Jubelfeier wird eingeleitet am Samstag, den 17. Mai, 
nachmittag«; 5' . Uhr, durch die Hauptvorstandssitzung 
des Eifelvereins im Gartensaal des Zivilkasinos. Daran schliesst 
sich die Hauptversammlung mit folgender Tagesordnung: 
I Jahresbericht; 2. Jahresrechnung; 3. Prüfung und Genehmi¬ 
gung des Voranschlags; 4. Wahlen; 5. Verleihen der Licht¬ 
bilder im Interesse der Jugendpflege; 6. Herausgabe einer Be¬ 
schreibung des Vulkanweges; 7. Herausgabe einer Eifelnummer 
durch die Zeitschrift „Deutschland“; 8. Neuauflage des Lieder¬ 
buches u. a. Um 7 Uhr am Samstag beginnt das gemeinsame 
Abendessen in den Räumen des Zivilkasinos. Daran schliessen 
sich ein Festspiel, Liedervorträge und Tanz. Am Sonntag, den 
18. Mai, vormittags ii Uhr, erfolgt die Eröffnung der Eifel¬ 
ausstellung in der Kunst- und Gewerbeschule. Darauf um 
12' . Uhr Festversamnilung im grossen Saal der Treviria 
unter Mitwirkung der Trierer Liedertafel. Begrüssungen, Pest¬ 
vortrag des Herrn Dr. Alfred Hermann aus Bonn, Gesang und 
Orgelvorträge. 

Verein zur Förderung* des Fremdenverkehrs 
in Hamburg. 

Dem Jahresbericht ist folgendes zu entnehmen; Der Fremden¬ 
verkehr Hamburgs weist im Jahre 1912 nach der Statistik der 
Fremdenpolizei einen Zuwachs von 81115 Personen gegen das 
Jahr 1911 auf. Die Zahl der zu vorübergehendem Aufenthalt 
gemeldeten Fremden hat sich während des vierzehnjährigen 
Bestehens des Vereins mehr als verdoppelt. Sie betrug 275196 
im Jahre 1898 und 614 952 im Jahre 1912. Nach der auf Ver¬ 
anlassung des Vereins bei der Fremdenpolizei gesondert ge¬ 
führten Hotelstatistik waren unter den 614952 gezählten Fremden 
474047 Hotelgäste, die insgesamt 1087249 Tage bezw. Nächte 
hier verweilten. Legt man nach Berliner Muster dem täg¬ 
lichen Verbrauch dieser Hotelgäste den Durchschnittssatz von 
20 Mk. zugrunde, so ergibt dies eine Summe von nahezu 
22 Millionen Mark, die nicht nur den hiesigen Hotels, Restau¬ 
rants, Theatern, Vergnügungsstätten, Verkehrsanstalten, Laden¬ 
inhabern und Gewerbetreibenden aller Art, sondern der ganzen 
Stadt zugute kommt. Die Reisekommission des Vereins 
widmete in diesem Jahre den Nordseebädern ihre ganz besondere 
Aufmerksamkeit, um die fremden Besucher dieser Orte auf 


Kaiserhof EsscnRi 

I Neu eröffneti Fernruf 72 SI- 729 « Neu eröffnet! | 

I Vornehmstes Haus des Industriegebiets. | 

8 Direktion Herrn. Bieger, früher Schweizerhof, Luzern. 8 

I Ronferenz-Slile. • FOnf-Ulv-Tee mit KOnsUer-Ronzeit • AutODUlNI-QllIOie. | 








Nr. 2 1890 0 000 0 080 9 98086^9^9683^ DEUTSCHLAND @866008 0 060000066668668668608 113 


ihrem Hin<' oder Rückweg^ 211 einem längeren oder kttrfdfen 
Aufeotbaite in Hamburg veraolassen. Die Reisekomtniasion. 
tut »Qcb in diesem Jahre wieder wertvoUcs Material für difr 
jLhaung der l^rage gesammelte Durch welche Mittel kann der 
Fremdenverkehr eines Ortes dauernd erhalten und gefördert 
werden?“ t^inea der wirksamsten Mittel, auch für Hamburg, 
scheint der Kommission die Schaffung einer grosszügig an¬ 
gelegten Geath3i{UBt«3ilc rnii Deeehalle /u sein, von 
schriftlich und mfindiich das gen^e Jahr hindurch Auskunft 
Ober alle AGgetegenheiien des Ortes erteilt und eine weit¬ 
gehende Werbetäcigkeit ausgeöbt wird. Hieriu gehören jedoch 
grössere Mittel, als sie dem Verein in seinem bescheidenen 
Jahresbudget *iir Verfügung stebett^ Pie beantragte «taailiche 
Beihilfe ist leider vom ISenst abgelehnt worden. Es ist jedoch 
jru hoffen, dass die Bürgerschaft einem solchen Anträge Ent¬ 
gegenkommen ieigen witA; Die öe^chäfisatcHe des Veieins, 
die von Heim Caesar Ehlers, Bornktrasse 6 , geleitet wird, er¬ 
ledigte tm Berichtsjahre hingehende und etwa 8ooq aus>^ 

gebende Schreiben, die aum größten Teil Anfragen Über 
hiesige Vcrkehis-» Steuer-, Woboungs- und Schulverhältoisse 
bebandflten. Stwa ja 000 . „Führer und Wegweiser von Ham¬ 
burg** wurden verschickt- Die Auskuöftsfeilc, Alsierdam 39 , 
lö der hauptakcbUch die vielen mÜndUchen Atjffagen erledigt 
werden, halte eich wiederuöt der Unterstützung der Dtfekünn 
und der Angestellten de& Cookechen WeUreli»ebiifeauÄ eu et- 
freuen. Die MitgUederzahi betrug am Ende des Jahres 778 
gegen 79 a im Vorjahre. ErfreulichcrweXse «md neuefdmgs 
einige BÜTgervereine als Icorporattve Mitglieder elngetreten. 
Hbdarat wünschenswert wäre die Mitgliedschaft sämtlicher 
Tricatef^ der kleinen und großen Bankinstitute^ die in anderen 
Slkdten für die Förderung des Fremdenverkehrs recht erheb¬ 
liche Beiträge leisten. — Das Reise-Agitationsbureau des 
Vereins, das unter der Peitung des Herrn Th, W. Brandt, 
Ferdinendstrasse 39 , steht, versandte etwa aoooo kleine uod 
mUtiere deutsche „Führer durch Hamburg** und 3000 eogHscbe 
„Guide to Hamburg*' sowie 135 Anschreiben an auswärtige 
Vereine und Gesellschaften. Es wurden hierdurch viele 
Gesellschaften uod Schulen mit etwa 8000 Personen etir Keise 
nach Hamburg angeregt. 



Saiieflaud*P)teratur. Der Verlag Hans Hornung 
iHagen •* W,), befasst sich ganz besonders mit dec Herausgabe 
von PHeratur Uber das Sauerlaod. 'Von neueren Werken 
dieses Verlages liegen uns zur Besprechung von Kheebusch, 
Sauerlaad, Siegerland, Wajdeck, Ober h essen, Be r gi¬ 
sch esLand,Ruh rgehi e i u nd 1 n d ua tf ieb ca i rk. Anhang: 
Die Hauptwazidersireckeu des Sauerlätidiseben Gebirgs-Vereins. 
Unter Mitwirkung der Ortsabteilungen des Sauerlandiseben 
Gebxrgs-Vereins neu bearbeitet von. H-Gfossjohann, elfte Auflage, 
X913, Preis a Mk, Der M^tnecbusch*** von dem bereira die elfte 
Auflage vorliegt. Ist das älteste und bewährteste Rcisehcndbucb 
unseres Gebietes. Es umfasst nicht nur das engere Ssuerland, 
sondern auch die benachbarten Gebiete zwischen Rhein Und 
Weser, so dass auch der Tourist, der über die Grenzen des 
engeren Sauerlandea hinaus das Siegerknd, Waldcck, Ober* 
hessen» das Bergisebe Pand, das Ruhrgebiet und den Industrie- 
bezirk bereist, in dem Buche einen au'/wlässigcn Führer ftndet. 
Das belgcgebene Kartenmaterial Ui sehr wertvoll. — Führer 
durch das Haupt wegenatz des Sauerlä ndiachen 
Oebi tg 8 - Ve r eios. ä5 Haupiwanderstrecfcea von insgesamt 


ajoö Kilometer Pänge. Herausgegeben vön der Hauptwega¬ 
kommission des Sauer ländischen Gebirgs-Vereins tgxo, Preis 
50 Pfg., mit Karte 80 Pfg. Der Führer durch (Jas Hauptwege¬ 
netz, der io der Hauptsache von dem Vorsiuenden der Haupt- 
wegekommissloü des Sauerländtschem Gebirgs-Vereins^ Herrn 
Karl Ewald in Hagen, bearbeitet ist. enthält eine kurae^ 
praktische Darstellung der gezeichneten Wanderstt*eckch in 
Tabeilcnform. Mit Hilfe dieses Führers ii&t es leithi, c^iöe 
Wanderung durch das Sauerland zusatnmehffUÄieiieö und die 
Äeitdauet und Beschaffenheit der gepl*ut«n Wege geaBu au 
ermitteln. — Hornungs Sauerlau d ^ Kar te x:5c poo mii 
eingezeichnelen Hauptwaaderstreckph des SauetländIschen Gp- 
birgs-Vereins, Herausgegeben vom SauerJändtscheh Gebirgs- 
Verein, bearbeitet von der Hauptweg^ckörnthjssiQn- Jedes ÖlaH 
» Mk,^ aufgezogen 3 Mk. Dieses gro$s angelegte Kartenwerk 
ist auf zwölf Sektionen berechnet, Bisher aind die Blatter S 
(HagenVI (Auendornj^. VII ^^Materbergji heriusgekommeis* 
Sektion 11 f Arnsberg) wird demnächst fölgenv Uhd die übrigen 
Blätter werden sich bald anschliessen. Die vorliegendeo drei 
Karten sind sehr sorgrälttg nach den MeäSiiaCbblaltern des 
Qeneralsiabs faearbeiut. Jeder kleine Fussweg, jeder Bach, 
jedes rmzelstehende Haus, überhaupt alles,, waa für den 
Tuutistcn von Bedeutung ist, wordeÄUfgenhihmän. Ho ro unga 
Uehei Sichtskarte des Sauerlandea und benach- 
bartex Gebiete mit eitigeacichneteri Jptwanderstireckeiö, 
3 BUtt, i : sein 6öo, Preis 80 Pfg-, aufgcaßigen 2.30 Mk., >9ta. 
Die beiden Blätter (östliche und we-stlich« Hälfte) bieten dem, 
der sich über gidssaie Gehiele des Saueriündtschfeo Geblfgs- 
iandes orientieren wdly eine klare Ueberaicht. Dem Wanderer, 
der sich xm weaeotlicheii ön die geaeichneien Wege hält, wird 
die Karte genügen. - W es tf abin t ah r t e n> Zeit- und Wander- 
bildcr aus Mark und Slideri»uti von Wilhelm Uhlmann, 
Bixtefbeide, Preis T.8d Mk. Das Bucli erzählt von Hohensyborg 
ausgehend in acht fesselnden,^ summungsreichen Wanderungen 
die geschichtliche und kuUürgeschichliiche VergaDgeoheit des 
Lennetals, des Bigge- und des oberen und mittleren Ruhrtals. 
Mit der Schollengeschichte isi das volkskundlich Wertvolle in 
eigenartig-künstlerischer Form geschickt verwoben. 

Die rote Erde- Ein Heimaibuch für Westfalen, Heraus¬ 
gegeben von Wilhelm UhlmAnn (Bixterfaeide). Mit fünf 
Künstbeilägen nach Werken westfälischer Meister und Zeich¬ 
nungen voxi Frida Trubfer, Verlag votv Friedrich Brandstetter 
in Deip«g, Vltl und 384 Seiten. Gebunden 3,50 Matk^ -v 
Freiligratha Dichtung „Freistuhl su Dortmund**,^ die das alte gute 
Buch ^.Das maietische und romantische Westfalen“ wirkungsvoll 
einieitete, stellte der Herausgeber mit vollem Recht auch vor 
den bunten Reigen der Beiträge in diesem schönen Heimat- 
buche, in dem er nach Möglichkeit der/ poetischen Erzähler, den 
Dichtet vor den anregenden Dari$UlUr und SchUderer aus Ver¬ 
gangenheit Uod Gegenwarl treten licss. Die MikarheUer, denen 
das Buch Originalbefträge verdankt^ können sich neben den 
vortteffjichen alten $lchriftefeUe?n« aus deren Werken der Heraus¬ 
geber mit glückiicber H-tnU manchen vergessenen Schati hob, 
wohl sehen lassen, und so lUgten iSrich die Prosastöckö und 
Gedichte xu einem MoaaikbUdc von heimatlicher Erd» and 
bwmatUcher Art, att dem jeder Eeaer, oh er pUh die rote Erde 
sieine Heimat nennt öder nicht, Freude haben wird. Ganz 
besonder« habe ich tmeh gelicut übet die Aufnahme de» Bruch- 
siückcÄ^ aus der Hefmannsschlacbi von Grabbe und der West- 
lalenart mtistefbaft zeichne«deo Sxene aus Peter Hilles Drama 
„Der Sohn des PUionikfrfs'V Die EiniÜgung solcher Stücke 
ist für den feinfühlenden Leser ein starker Beweis für den 
guten Geschmack des Heraasgebers, Auch der Buchschmock ist 
zu lobeni die vier Tiefdrücke <^ind sogar etwas gane Köstliches. 

XsertohCT Ludwig Schröder. 

.-r.“ -.■--Trrn'nr-.nmv» ,, AT t * W C S t f Ä J I? fl . Dlft 


Prflclitige Bilder IMchmuth 

KftasUsraappea nnd Saamlingei Vuet**t 

iit fsorner Avswahl aus .lern (iebieto der kladsl* 
>vi>rir Iviin<r. rortrilfs, LandticiTaflrn, Stildtebibicr Us-*«, 
in v«iirnolnii>rer - Plk.dc»^rjrplit>. Pro-^pekff 

kiitst».‘nrri*i, AuäfUhrTivhor Katalo/::, 3U0 Soil*?iK mMI Abi», 
und eine Oinal-Phut<»i;'faphi»' l.r>ü Mnrk fntiiko. 

s ntoi! PMogiapliisde MM ML - Steglitz 11 = 

Alfsstt tt&A irOflt» Asstait ftr Botall«BS*BroiiiiUb8r-PhQt»Braplil». 



westnibsch^ Bauern wiirkluhg 
seit der Rfinaissance von 
Freiherr von Kerckerinck und 
Richard Klapheck'V Verlag 
von Julius Hoffmann, Stuttgart. 
Preis 30 Mark. Auf dieses mit 
einem ausserordentlich wen- 
vollen Bildschmuck versehene 
Werk werden wir in einci 
der Qäch&ten Ausgaben nahsr 
eingehen. 

Was ist Braunscbweig? 
D<j Verkehrs-Verein Braun-r 
schweig hat emen neuen 
Werbe Prospekt in vier 
Sprachen herauagageben — 


























ii4 BS8aa0e09^ eoo ( aK !CMü o c i^^ PBUTSCH LAND Nr. 3 


dou ts dh, b ö 113 n dj Sfch^ u n 4 jrrig!is£& d<ff i a kn app tt. 

VoiTd dl« Sctibob«U«n und Anu^4n:i)iii;t^k«äs^£i d«r idi^n H«i20g- 
^iadt;.Hie.Ttidtbfi diitrö;.i,iswen. ^ 

1:.. e £ p z i g: l M «a ‘ Avd r s ft ^ b b cb; : lias vam M«»'Ausir 
-Schuss der Harrd^VskÄrhrnk^ X^elpiig 

g egcibssu c ^'Q Ji^ip4ig<:r - A lifesftbUth' '* 4 e? 55 « n t«t(r 

^OOU AüsfiicIHfT^iftU:*h Vöö keTatfaf>isiCb*p^ Glös*, 
riöljt-N,: 1Ledffr-ji Qunjifn*^^. Kfttb-t Kur^-f, Gfltan' 

tifrtjfr*^ und Spi®jwbJf#n, lni&ti-utn«öicö, Appatöt^ÄJ: ühd ^ 
sishUfdtuistttii doa tler«ti Artikeln yctvz^i c hntt, ^ir d vd r fö d tf 
MuiitifJlsfgij^hiftaste ßtund «iiiea Jehjflkh aiÄtuai -im Mhfiui; 
A p t, 11 car^Ahdten e n b. .e u äh gamVidifteh Id ■ 

E itiM tif&f k w » 3 B u Ji ö a V & p h T a i t« h D «tilanjgen ihti^r ten r 

dVc d^t> jttJit ^ttn H f n i? ä u ia r -1?: r a g ab ^ g, eh |üf 
di« igq dhd Oataf-V^niiessÄ 1914 Jiifeht ^zy. 

hsültea hat? t ti SijilJ U ö* wkd aimp fehJ c ii, behiT IM e ^ a ^ ■ A ti s sbh u s » 
d c t Ii a n d «J» k th m e r L BI p z i g haldigisl dämm natb^U- 
öu chea;; i> ^« M i c b a e ^ 1 ■ - M e 5 i e <913 h « K»nnl S ah h m g, 

4 e n; : 3 t^■•A,ü e^hVf,-^^- 

F ti h r f 4 u 1 ch M a n u h «i y e rk«h f s - V e rafi M abd- 

he (rn h>»l In 4 rkteif V ob ijid ^ <5? p tarijn e i n«u ®Udi- 

i übrer - h*c^usge g tb tu* ■ ■ • Uausiga bt u ü scb^i 4 ■' 

vi« . ö u d FT h • lldhr exW; : d^^^urc h^ . da sk der :^u Itoi «hias :■■ 

FftpUr ■■ «kd •■:■ 4 ifr • 54 IdüÄtrÄHQuep ’' auf :V-KÜ'ii^>(r.":’ 

dru^kp apitr «in gijscba u^t: tf in d* Detit, 9 2 Sc i 1 cn uwi n den; 
FUbrsr, Ufdebör nach Au^wärti^ gj«s*n Ein**n 4 u.njg: v«rt ,4h Pig. 
franko vef^ÄUd* wird. iWt «in l*if nuuestd't ;B^^rkirb&wü^jis^ 

bejgeg^ü.eit^v ., ■ 

V Y. K ö ö ig i n; d e r N o r _d-ü-« a-Ki b Fiiis rir. du)^ ■ 

dJ« WftatiJlÄhd uu d- W^naingeltdi iuf: dftf im«} 

Sy U iki vpti dbr fiiädriöcfc^ Ead«^twshuh^ in W»st 4 :rlatid ln 
färb«npriU:hhj^4r AusvsTiittuTig hAf4uii^«js^eben wörd«n ^ dar ; in 
eeiuer Vbii^tändigk^it und 3 ^ 

«itrÄHupeii einem Jeden Beöutder d«^' bcnliehen grössten deuUehen 
H<>fd 5 eein 3 «t; eih W und Ralgeuur sein wird* 

Die ilrdsc btl r« bietet e» ti intef «seä n tfs Bil d y<Hn Badelcbön au 
Ü dew vielen/ th« früher scbori eihhial 

• 4 f« h itTTh c^ht;; Har dstemäti btkb cht ha ben,' ■. w ird ■ JSte ■'• • erüt;;. .■ an - 
^U^bthe: Er jn U^rhiig .ah, ’ ^d!xi>U t Tag * -. tei n / , Oer ;. ■ Füb f fcr ■.'. wir d 
koM« n t öfi V'dift der ßa 4 w«rW ^il fuug abgifg« b«n * 

SchluBS des redaktinnelleu Todst 


Geschäftliches 


lliü'; ity K \ tH* e der jt auf, y rlur »(pü V l!i:i n f re i n n ^ u* \ eni v n 
Lif 1 jn pfi; 1 Jcf jwütf; ft*n<1 : >11 iti t-, ^-1^/21 ela u L Üt;UJi 
üur tnnV giiljftidlt'^U: iiöutj diii durch Hader uhd A^'jiättiuitgrn 
abjgc ha rtet u i‘ de* i sf t iih il e, i»ic li f d r ü H c b t' J xfu u t f- üd il liru 11 fe- 
hfiiii«rfcgar aiu thi i^iud^slrrtfi / hh öiit durdt kö^■|^^^1^- 

lichi^ tVrbejt\ feuiijdtirb ath-H tkj.fvh Sport und .Spiel adöl^t'-Srh'wtW^ 
iidd tkiUfih Et^udi! v d i d Ls: Hfiüt t «i ig ti ei t h ^■ bVidn t1 m v: u 4, 

so ist ta U nsi f IC»rj 11'Inits 3 etr. Ge 1 >ol iJe 1 Jvu Hur, ftl r th i e ,g<?ielie 
liy^^ene 4 er Jliiid ziv Vf.‘( ^ölk'ti Dmgeifi H^;aiiU6 iunif 

na ir e(o> a 1 c eit'c^ ,»lci d uH11W führt üc htie 1 Jer ^i i ai tr" 1 e, um 
^sund Ußii >sdioii zu bcju, hH üet 

echUn hlecktd*i>lcrd4JüeiiUdkhsriiü, dU dufcl3 htdrhbrheh 

Borojigehat l Jieif ü nd aui' alte 1 ta üi ünr i 'in 11idikctk‘si av irki uij4 
elö« zarte, weisser SiimmHWp|trhe Huvil sE,r^i?^ 

T^oden« «nd Hport-Utdctetdnns- 

Eä N r . f jA t 1/« 4 Jtrt*!-» v ■ 4 ' ii ff,. i|rfU i»+h'>4* 

w uhlfeftit' . itu >^ui n . z u q k ^n^sy.. - ^<aU . ,iiil4i ^ 

^♦tnger üttl £>*5 "^fa jiü \Vtiu*r.- ilfiini pKywJi^hwq' 

R^faoaek^U^rt ■ AtiiiaiU.hkJi Iß- afas^'Kujfii .it.üf w-iiirr »jAtnif^-ir^ar;-: ).UL?i 

Verv^^tlAh ijpftfRf.jfcl'fiit'.asi utjuij-. s« rtiJji.Jifli!n^Ä' ''iHiu, 

m^a *ast«£ii®Ä.' >16« .ii.<!Lfta^j|^’i -,whf.kts^ 'ki'^£ti>'*o aliie-JvrifiLttüng 'fr<?dtHk - 

-.tHHv 4chUm kritnji?« ■k'‘kt'*:i' 


tlxli.. tt&a ' kaD* aer «Ina 

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■■*w&i 6 k 4 j( 4 ;g,., -..-. _...__ .-.._ ,. 

- aiaatiBTahiiii «rfklfik dtirSE 

■ ßfj#- ita^,-';t^t-;<^^^r4öL kiftmufieu. ifii akkr 

fifL '- jibä^.. .'(tt.i3i-tt>T bh^hfr’ :.Kjijfi>!BT ^ »ireit*- • 'ÖeÄüjf; . 'yisß>;ti^4e4 tu 

,■: ^äfir-.; '■^- id!*' Abh-yrt*.a 4 : 435 i;'at 1 i^ük.■ «Ähyit *fU■ ■%so 

wrungftii 

4 'o^r, d** Kkrport 

■■■ iia;wVr--ii4s;iF^Kik?dh|4;HftVj' .*11^»« ' lit 

■■■>tFrt>«. üHf K '■■Aiirrii. ■«■friii.ohV frfrtjädö» ' 4io:JH' 

f ; w (fl b fl “»? H' kB« - :u 'Ftilik.ir ■ “wÄr « *> 4«m 

ü*:'Mi.v-yAK öbifjriikteVitfe,, ii 4 <^ 

'ivrj'.k.■■.'!*r «T»«a' 

; dY^snjfthi^jö- -wbi: 

in hyitiiXß, ä§A i^r 

;' 'uti*.-:A n ■ ■ jfcinep;.. ■-^ ij H ;■ hß m' ■■ iitm ö*«fliiid.bÄ« «tc är 

, ^Ä. • .ivhu ■ hl li ffftj- ••• rr.tü.kü.i^((fh' vr jfrlU«. •' SÜe . 'WI! 

Ftihritiiijiii, öliifil^KiÄ^eiirleeli^v 

ly rtt^r* v* aAsh*'4if lil^tr l/iudeh^ hitd t4jHit^lihh1i|«öl4iwg 
it» ii>th?rhiflitn#ti'u; 4 fh ifli htltM» a?*p KfJtiUliGinajt \ 1 J >4 ^«rs^ödat öÄr ehit- 
Jfliwawge 9uiU.urtfl’* Ul WT^rtkl&igea, Fftr ti:4«ttde«a fttu 

nötl iitai-dTirifl Ari*fH ^iiriS g 4 r*Jiit!Wi< üdd k«t 6«iit^irn|t Tkk ’WflttBr- 

Itif 4 } * Ab &;;■ % w ilo HtiOti coei lÄÄg *i Hi^tüdkrkitaawdh«, 

O.KtrwiM it*K H*^«r it«ii wir« Mah 

■flÄi t lUtew«PliA., ,()f a» ..i-’aI; it ; ütfetfht ‘ai,ni..■: •' Öi« rkje h ijUHArlftr^« PTdiaUBt« 

iJ tr,. ■ rtftn ^v-.y i jiiruii e.'a: A FilM'lHhstf«,. «ijitLtt Ut «ü H fckA • a^r' ?s orgfUd t 

Ziiiiii. in lü^ä ^f^j;. ■■ fItfitliti' tt' Si,\i «j« ' l^atf*«B d«r S ioff 

AT»f«riiyu«g iro» Antttgtii 

; sjtri,^--Oi* ' Ul.Ud«. B^- 
fAb:!4'' jk* . At« -i k.« n j(^*e ^ s.f, äiiaift ts Ada b g u ur «mpfäkU’iSi 


■■. .ü ¥ict >f4:rk»i^Artl[Vefe. ^^if if iü ftllg'ate. Tad t-J » *'f ö « h « ä ke h • risi 

T'*iM*r 3 Saodttiia 44 i?iehfe*ttr - 
Br. 3? ti r.i^-'.iiai^imühAllilifJW!:': jißt' Snaii«a DirftiBe-itflr • Verk«lin(»V«rat»«- m 

■;■ Wrf ;; dSri|-.^ a r e iO ■ ö € b - T^s BliM«! derf.• Otiiek iiä 4 ‘V«Hw£' 
a«r Ir t & « fli li q r Mit V« r U f e d p « rkfl fW; ÖHirdeth iJ iw *f 14 o r f, 

b e r U ji Q r Ji ■ {(^ U U d n »li u 1 -«im t| pA U du eh k ^tssi i« U *;V*rt« W»9tr^«t, 

ß ü F11 p SW. ttpLar ddp t|p 4 *B Att ■. ; , 


Wa^i?ß, 
J*uc!c »r. 



Otfench tif Umtgö tfjl5^*ic0 atl^B fl&tuit itoj^näoiy 


flnT^ 


Rhenser Mlneralbrunnen 

am König^stuH) iru ItHaa» 



htiMii 

Nr Henfise and Erliolung$bedfirftl$i 



‘*0i 

RU. 


Oft» irnüse «fahr geflffnet* 

A arttl. tum g" K au f ra ä n d. Ijet tu n g ’ 

Df, mid. Staawyv Dlrektot* Butin. 


ryiiie lierrliclic Kei»e nacb dem 

Mittelmear 

\nii Am rd rtTU u'4c 13 tithö*npt<tü Ih&ei 
W h t - fit k h n 11 t' t n tr:ii — T’eT A i gl*if 
und GennfL fhr nnr: ; 


AluHHr Min ö^>, ApriSi lU, Tc. ^ 3 ; Mai; 1 Ai. :df, Jaiii 
Hö w , Aui^Iidirtich'^ F‘roitrHinine koEteslp® ;4^rch j- 





Lehnkering lai;; Ouisbürg W. 





































DEUTSCHLAND 

Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 


Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen o Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher 
Verkehrs-Vereine a Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln 


«♦♦♦•♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ 

♦ Bezugspreis für Deutschland t 
X und Oesterreich-Ungarn 6 M., I 
X vierteljährlich 1.50 M., für das X 
X Ausland 10 M. pro Jahr zuzügl. J 
X Postbestellgebühr — Erscheint X 
1 Mitte eines jeden Monats (im X 
X April, Mai und Juni je zweimal) ♦ 

♦ • 


Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins, 
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes, 
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine 
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens. 

Druck und Verlag: 

Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseidort 


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Nr. 3 


Düsseldorf ■ Erste Mai-Ausgabe 1913 IV. Jahrg. 


Zum 25jährigen Jubiläum des Eifelvereins. 

Von Hermann Ritter. 



Fünfundzwanzig Jahre — eine ansehnliche Zeitspanne, 
die mir aber in diesem Falle und angesichts des Jubelfestes, 
das der Eifelverein im Mai d. J. begeht, außerordentlich 
kurz erscheinen will. Einmal ist's ein Stück des eigenen, 
rasch dahinfließenden Lebens, das in diesen 25 Jahren 
steckt, bedeuten diese 25 Jahre Eifeier Geschichte zu einem 
großen Teil ein Selbst- oder Miterlebnis. Dann aber ist 
die Zeit des Eifelvereins 
so erfüllt von weitwirken¬ 
den Taten und Gescheh¬ 
nissen, sah sie eine solche 
Entwicklung der Eifel, 
daß man fast ungläubig 
lächelnd zweifeln möchte 
an der Jugend einer 
Organisation, die einem 
seit Menschengedenken 
mißachteten und wenig 
gekannten Gebirgslande 
eine derartig allgemeine 
Wertschätzung und radi¬ 
kale Aenderung zum 
Besseren gebracht hat. 

Wir wollen nicht an 
dieser Stelle das vor 
25 Jahren noch voll¬ 
berechtigte Eifeier Klage¬ 
lied nach altüberlieferter 
Melodie wiederholen, jenes 
Leitmotiv für Aufsätze 
und Reden all der uner¬ 
müdlichen Eifelapostel, 
welche der Eifelverein zu 
planmäßiger Werbe- und 
Aufklärungsarbeit ver¬ 
band. Wir wollen uns 
darauf beschränken, zu 
sagen, daß vor 25 Jahren 
nur wenige Naturfreunde 
und -kenner die seltenen 
und so ungemein abwechs¬ 
lungsreichen Reize des 
Gebirges zu würdigen 
wußten und die große 
Masse mit Achselzucken 
von der „armen Eifel" 
sprach, daß heute aber 


kaum ein zweites deutsches Gebirgsland eine größere, rascher 
gewachsene Zahl begeisterter Besucher und Verehrer als die 
Eifel hat und das Klagelied von der „armen Eifel" gänzlich 
in Vergessenheit geraten ist. 

Unrecht wäre es freilich, wollte man angesichts dieser 
radikalen und einzig dastehenden Wandlung übersehen, daß 
die Tätigkeit des Eifelvereins während der verflossenen 

25 Jahre von einigen wich¬ 
tigen, gleichzeitig wirk¬ 
samen Faktoren in glück¬ 
lichster Weise unterstützt 
und beeinflußt worden ist. 
Das Gebirge wurde in 
wachsendem Maße durch 
Bahnen erschlossen, deren 
Netz noch weiter aus¬ 
gebaut werden soll. Die 
wirtschaftliche Hebung 
wurde durch den Eifel¬ 
fonds von 300000 Mk. 
jährlich derart gefördert, 
daß große Flächen öder 
Heiden für den Grasbau 
gewonnen werden konnten 
und arme Höhendörfer, 
in denen vor 25 Jahren 
noch ein Fenster mit 
durchweg heilen Scheiben 
eine Seltenheit war, sich 
heute eines in die Augen 
fallenden Wohlstandes 
erfreuen. Bedingt wurde 
natürlich diese wirtschaft¬ 
liche Hebung des Hoch¬ 
landes vor allem durch die 
wachsendeRentabilität der 
Viehzucht, deren rasches 
Wachstum hier durch die 
großen Weideländereien 
ausgedehnter Dorfgemar¬ 
kungen begünstigt war. 
Der Entwicklung der 
Touristik, des Winter¬ 
sportes kamen der all¬ 
gemeine Zeitgeist zu 
Hilfe, die in den großen 
städtischen Siedlungen 


Gymnasialdirektor Dr. Dronke f 

















116 DEUTSCHLAND @ 


Nr. 3 


mit elementarer Gewalt auf¬ 
lodernde altg-ermanische Liebe 
für die Natur, die wieder auf¬ 
lebende Wanderfröhlichkeit, die 
Leidenschaft für Touristik und 
Sport. Aber alle diese Verhält¬ 
nisse und Zeitströmungen wären 
nur in geringem Maße für die 
Eifel wirksam geworden ohne 
die organisatorische Arbeit und 
Werbetätigkeit des Eifelvereins. 

Jedenfalls hätte ihr allgemeines 
Vorhandensein nicht für die 
Eifel jene beispiellose, radikale 
Aenderung in der kurzen Zeit 
von 25 Jahren bewirkt. Ledig¬ 
lich der Tätigkeit des Eifel¬ 
vereins ist es zu verdanken, 
wenn auf wirtschaftlichem Ge¬ 
biete alles geschehen ist, was 
zurzeit möglich war, wenn auf 
touristischem Gebiete das 
Gebirge heute in einer Weise 
erschlossen ist, die man als 
vorbildlich bezeichnen darf, und 
das Wort „Eifel" statt altüber¬ 
lieferter, halb mitleidiger Gering¬ 
schätzung heute ein Gefühl 
ehrlicher Begeisterung und 
Bewunderung auslöst. 

In Gemünd soll der erste 
Ideenaustausch über die Not¬ 
wendigkeit und Nützlichkeit 
eines Eifelvereins zwischen dem 
nachherigen „Eifelvater", Gymnasialdirektor Dr. Dronke aus 
Trier, und dem Bürgermeister Klein von Gemünd stattge¬ 
funden haben. Jedenfalls tagte auf Anregung von Dr. Dronke 
die erste beratende Versammlung am 18. März 1888 in 
Gerolstein. Hier legte man die leitenden Gesichtspunkte 
fest für die konstituierende Ver¬ 
sammlung, welche am 22. Mai 
bei ungeahnt reger Beteiligung 
in Bertrich stattfand. Dort 
gründete man den Eifelverein 
unter demVorsitz von Dr.Dronke. 

Zweiter Vorsitzender wurde 
Bürgermeister Thielen (Mander¬ 
scheid), der sich besonders in 
der Werbetätigkeit unvergleich¬ 
liche Verdienste erwarb und der 
später abgelöst wurde durch 
Dr. Andreä (Burgbrohl), der 
heute noch in alter Unermüd¬ 
lichkeit für den Verein tätig ist. 

Zum ersten Vorstande gehörten 
außer den beiden Erstgenannten 
Landrat Graf von Brühl (Daun), 

Regierungs-Assessor Landsberg 
(Trier), Pfarrer Wieser (Gerol¬ 
stein), Landrat Rinteln (Bern¬ 
kastel, Notar Kaumanns (Mayen) 
und Forstmeister — späterer 
Forst- und Geheimrat — Witzei 
(Trier). Letzterer ist heute 
der einzig Ueberlebende aus 
der Schar jener verdienstvollen 
ersten Vereinsführer und Bahn¬ 
brecher. Die beabsichtigte Tätig¬ 


keit des Vereins wurde in § 3 
des Statutentwurfes dahin ge¬ 
kennzeichnet, daß Erweiterung 
und Verallgemeinerung der 
Kenntnis der Eifel in geschicht¬ 
lichem und naturwissenschaft¬ 
lichem Sinne, Aufsuchen und 
Zugänglichmachen bedeutsamer 
Orte und Aussichtspunkte, Ver¬ 
besserung der Verkehrs- und 
Unterkunftsverhältnisse, Hebung 
des Fremdenverkehrs durch 
Verbreitung von Druckschriften 
und Bildern, Abhalten von 
Vorträgen usw. Schaffung von 
Wegebezeichnungen Vereins¬ 
zweck seien. Der Verein sollte 
bestehen aus Ortsgruppen und 
Einzelmitgliedern. Jede Orts¬ 
gruppe bis zu 50 Mitgliedern 
erhielt das Recht, einen Ver¬ 
treter zu den Generalversamm¬ 
lungen zu entsenden. Jede 
weiteren 50 Mitglieder schufen 
das Recht zur Entsendung eines 
weiteren Vertreters. Der Jahres¬ 
beitrag wurde auf 2 Mk. fest¬ 
gesetzt (beträgt heute 3 Mk.). 

Zehn Jahre lang konnte Gym¬ 
nasialdirektor Dr. Dronke an 
der Entwicklung des Eifelvereins 
arbeiten und sich so den Ehren¬ 
titel „Eifelvater" und die Dank¬ 
barkeit der Eifelbewohner und 
-freunde erwerben, von der das Dronkedenkmal auf dem 
Mäuseberg bei Daun und die Dronkehöhe am Kockeisberg 
bei Trier noch kommenden Geschlechtern reden werden. 
36 Ortsgruppen hatte bei seinem Tode am 10. Juni 1898 
der Eifelverein, von denen die Kölner Ortsgruppe unter 

ihrem verdienstvollen Vor¬ 
sitzenden Kröffges sowie bei 
der Rührigkeit ihrer Mitglieder 
und besonders des Eisenbahn¬ 
direktors Rennen es zur höchsten 
Mitgliederzahl gebracht hatte. 
Besondere Schwierigkeiten über¬ 
wand Direktor Dr. Dronke, als 
er für den Eifelverein die Rechte 
einer juristischen Person erwarb. 
Ein stetes Augenmerk richtete 
er auf die Neubelebung der 
Eifeier Fischzucht. Er ließ Eifel¬ 
gewässer häufig mit frischer 
Brut besetzen und schuf in 
den Manderscheider Weihern 
Fischanlagen größeren Stiles. 
Die so von ihm sofort mit ins 
Auge gefaßte und energisch be¬ 
triebene wirtschaftliche Hebung 
des Gebirges auf direktem 
Wege mußte nach seinem Tode 
etwas außer acht gelassen 
werden, weil Kraft und finan¬ 
zielle Mittel zunächst geschlossen 
der touristischen Erschließung 
der Eifel dienstbar gemacht 
werden sollten. Ehe aber von 
dieser unter Dronkes Nachfolger 



Generalmajor z. D. von Voigt f 



Landrat Dr. Kaufmann, Euskirchen 



Nr.3 DEUTSCHLAND 117 


energfisch in die Hand genommenen Arbeit geredet werden 
kann, muß von den ersten Förderern Eifeier Touristik ge¬ 
sprochen werden, deren bahnbrechende und die Gründung 
des Eifelvereins überhaupt beeinflussende Tätigkeit leider 
heute in Eifelvereinskreisen, weil weniger in den Rahmen 
der ersten Vereinstätigkeit fallend, oft völlig vergessen wird. 

Vor Dronkes Schöpfung fällt die Veröffentlichung der 
ersten der Touristik dienenden Eifelschriften, kleiner Büchlein 
mit hübschen Illustrationen und einem Texte, der an literari¬ 
schem Werte weit den der später in Mengen erzeugten 
Spezialführer übertrifft. Es sind das die von dem heute in 
Berlin lebenden, aus Aachen stammenden bekannten Reise¬ 
schriftsteller Hermann Siegfried Rehm verfaßten Werkchen: 
„Malmedy und das Tal der Warche", „Montjoie und das 
Rurtal", „Nideggen und das untere Rurtal". Einstimmig 
betonte nach deren Erscheinen die große Presse, daß Rehm 
das Verdienst habe, Gegenden bekannt zu machen, die weiten 
Kreisen bis dahin ebenso unbekannt waren „wie Siebenbürgen 
oder die Walachei". Der Kühne, welcher den Verlag dieser 
Büchlein übernahm, war kein großstädtischer Buchändler, 
sondern ein schlichter Eifeier Zeitungsverleger, Peter Weiß in 
Montjoie, der dann auch noch TÖ89—189T ein dreibändiges 
Werk Rehms über die Gesamteifel herausgab, das erste, litera¬ 
risch wertvolle und bis heute noch ausführlichste Wanderbuch, 


in dem das Gebirge historisch, topographisch, landschaftlich 
und in bezug auf Sage, Kultur und Volksleben geschildert 
ist. Peter Weiß gründete dann noch mit Rehm und unter 
meiner Mitwirkung das erste Eifeier Touristenblatt „Eifelland" 
das ebenfalls auf literarische Werte Anspruch erheben durfte, 
dessen Ernennung zum offiziellen Organe des Eifelvereins 
trotz dessen im Süden des Gebirges und in Trier liegenden 
Schwerpunktes in sicherer Aussicht stand, als der tapfere 
Verleger durch einen Unglücksfall jäh aus dem Leben gerissen 
wurde. Manche schöne Hoffnung begruben wir wehmutsvoll 
mit den irdischen Resten des wackeren Eifelpioniers, sanken 
mit in die Gruft, an der unser Freund, der Förderer unserer 
Bestrebungen, Oberpfarrer Pauly in Montjoie, eine herz¬ 
bewegende Grabrede hielt. 

Nach dem Eingehen des in Montjoie erscheinenden 
Organs hat der Eifelverein sich das heute in großer Auflage 
erscheinende Eifelvereinsblatt geschaffen, das inhaltlich be¬ 
sonders während der Amtsführung des jetzigen Vorsitzenden 
des Vereins und unter der Leitung von Rektor Zender (Bonn) 
eine erfreuliche Ausgestaltung erfuhr. 

Zum Nachfolger Dr. Dronkes wählte der Eifelverein am 
3. Juli 1898 den Generalmajor z. D. v. Voigt in Trier, einen 
Herrn, der für die großzügige Inangriffnahme der touristischen 
Erschließung der Eifel einen Schatz von Erfahrungen mit- 



Reifferscheid in der Eifel: Stammburg der Fürsten Salm-Reifferscheid-Dyck (Nach einem Gemälde von Prof.Fritz von Wille) 


118 DEUTSCHLAND Nr. 3 




Trier a. d. Mosel: Dom und Liebfrauenkirche 


brachte, den er sich als rüstig'er Wanderer und Naturfreund 
in der Umgebung- wechselnder Garnisonen und auf zahl¬ 
reichen Reisen nach der Schweiz, Italien, Ungarn, Rumänien, 

Rußland, Frankreich, Spanien und nach dem Orient erworben 
hatte. Mit der fröhlichen Schneid, die den Offizier während 
seiner ganzen Lauf¬ 
bahn auszeichnete 
und ihn in den 
Tagen des 25. 
und 26. Juli 1870 
den Feldzug durch 
das erste Gefecht 
auf französischem 
Boden mit seinen 
Ulanen eröffnen 
ließ, ordnete von 
Voigt zunächst die 
inneren Verhält¬ 
nisse des Vereins 
und organisierte 
dann dienoch gänz¬ 
lich fehlendeWege- 
bezeichnung. Zu¬ 
statten kam ihm bei 
dieser Arbeit der 
vorhandene treff¬ 
liche Eifel-Führer, 
dem Prof. Rauff (an 
der geologischen 
Landes-Anstalt in 

Berlin) die vorzügliche grundlegende Gestaltung gegeben halte, 
der dann später in den Herren Gymnasialdirektor Meyer 
(Münstereifel) und Hoitz (Köln) ebenso wander- und arbeits¬ 
frohe wie sachkundige Bearbeiter fand. Zur Seite stand in rast¬ 
loser Mitarbeit v. Voigt und später seinem Nachfolger eine er¬ 
fahrene Garde von Eifelfreunden, zu denen außer Vorgenannten 
u. a. gehörten: Prof. Dr. Follman in Coblenz, der vor kurzem 
die prächtige Monographie der Eifel (reich illustriert er¬ 
schienen bei Vel- 
hagen & Klasing) = 
herausgegeben hat, 
der ausgezeichnete 
Kenner besonders 
der geologischen 
Verhältnisse des 
Gebirges und Or¬ 
ganisator des Licht¬ 
bilder - Vortrags- 
Wesens, ferner Pro¬ 
fessor Seiwert in 
Trier, welchen die 
Mühen seines Be¬ 
rufes und Schrift¬ 
führeramtes nicht 
hinderten, selbst 
mit dem Farbtopfe 
in die Wälder zu 
ziehen und bunte 
Zeichen auf den 
Stämmen zu malen, 
der ebenso uner¬ 
müdliche Wegebe- 

zeichner,Versamm- Trier: Ruine des ehern, römischen Kaiserpalastes 

lungsbesucher und Damenredner Pöschel (Aachen), der das 
nicht immer erfreuliche Kassiereramt lange Jahre verwaltende 
von Achten (Aachen), der nie versagende Justizrat Sassen 
(Bonn), der vorerwähnte Dr. Andreä (Burgbrohl), Dumoulin 
(Ligneuville), der Schöpfer und Leiter eines trotz seiner welt¬ 


fernen Lage in der Wallonie weitbekannten, modernsten An¬ 
sprüchen genügenden internationalen Gasthauses, Professor 
Hürten (Münstereifel) u. a. m. Besondere Verdienste erwarb 
sich von Voigt neben den der Wegebezeichnung noch durch 
Aufdeckung Eifeier Römerstraßen. Leider zwangen Familien¬ 
rücksichten den 
eifrigen und be¬ 
liebten Herrn nach 
einer verhältnis¬ 
mäßig kurzen Zeit 
zur Uebersiede- 
lung nach Honnef 
und hiermit auch 
zur Niederlegung 
seines Amtes. 

Zu seinem Nach¬ 
folger wählte man 
im Jahre 1905 in 
Wittlich Landrat 
Kaufmann, da¬ 
mals in Malmedy 
und heute in Eus¬ 
kirchen, der bis zur 
Stunde mit steigen¬ 
dem, außerordent- 
lichemErfolg seines 
Amtes waltet, unter 
dessen Leitung die 
Mitgliederzahl von 
rund 4000 in den 
Jahren von 1888 bis 1905 auf 20000 gestiegen ist. Seine Wohl 
geschah s. Z. in Wittlich unter glücklichen Auspizien, gelegent¬ 
lich einer Generalversammlung, an der sich das Großherzogtum 
Luxemburg zum erstenmal offiziell durch Herrn Dondelinger, 
Ingenieur en chef des mines, beteiligte. Mit dieser Beteiligung 
begann das Zusammenarbeiten preußischer und luxem- 
burger Vereine, das in der schönen Echternacher Gegend schon 
durch die Herren Dondelinger, Professor Jos. Speck, Ossyra 

und Bürgermeister 
= Faßbender in glück- 
= liebster Weise vor- 
= bereitetwordenwar. 
Nebenbei bemerkt, 
sind die luxem- 
burger V ereine jetzt 
nicht mehr die 
einzigen ausländi¬ 
schen Ortsgruppen 
des Eifelvereins. In 
Brüssel vereinten 
sich unter äußerst 
geschickterLeitung 
der Herren Siebe¬ 
rath und Moesch 
eine große Zahl von 
Eifelfreunden, und 
selbst in Chicago 
hat der Eifelverein 
eine Ortsgruppe. 

Die Verdienste 
des Landrats Kauf¬ 
mann um den Eifel¬ 
verein sind zu zahl¬ 
reich, um im Rahmen eines knappen Aufsatzes erschöpfend 
behandelt werden zu können. Die gewaltig gestiegene 
Mitgliederzahl beleuchtet sie eigentlich auch schon zur 
Genüge. Besonders in die Augen fallend ist der Beitritt zahl¬ 
reicher korporativer Mitglieder, die Veiroehrung der Orts- 





















3 


Nr. 3 DEUTSCHLAND 119 


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gruppen außerhalb des Gebirges 
bis weit hinunter ins Flach¬ 
land. Außerordentlich viel ist 
während seiner Amtsführung an 
Propaganda geleistet worden, 
die von Hoitz begründeten 
Eifelherbergen fanden plan¬ 
mäßige Unterstützung und Ver¬ 
mehrung, die von demselben 
Herrn eifrigst geförderte Wege¬ 
bezeichnung erfuhr reichsteAus- 
gestaltung. Spendungen und 
Stiftungen einer Anzahl hoch¬ 
herziger Gönner vermehrten die 
Vereinsmittel. So spendete 
Se. Majestät der Kaiser nach 
seiner Eifelreise 2000 Mark 
für Schüler- und Studenten- 
Herbergen, erhielt der Verein 
von Kommerzienrat Hösch 
(Düren) ein Geschenk von 20000 Mark, erwirkte Landrat Weißmüller (Daun) 
von der Provinz die Mittel zum Schutz der Eifelmaare. 

Nachdem der Verein auf dem Gebiete touristischer Erschließung Vortreff¬ 
liches geschaffen, kann er jetzt wieder die von Dr. Dronke sofort ins Auge 
gefaßte Arbeit direkter wirtschaftlicher Hebung in Angriff nehmen. Die wert¬ 
vollste Hilfe auf diesem Gebiete hat der leider eingegangene Eifelfonds geleistet, 
den die Regierung schuf infolge unaufhörlicher Vorstellungen des verdienstvollen 
Präsidenten v. Nasse. Der Verein hat jetzt mit bestem Erfolge begonnen, die 
Ansiedlung von Industrien, welche Land und Leuten angepaßt sind und die noch 
immer starke Abwanderung jugendlicher Arbeitskräfte verhindern sollen, in die 
Wege zu leiten. Auch wenn auf diesem schwierigen Gebiete unter Berücksichti¬ 
gung der Eifeier Landschaft und Bevölkerung die im Bereiche der Möglichkeit 
liegenden Erfolge erreicht werden sollten, wird dem Eifelverein ein weites Feld 
für dauernde Tätigkeit offen bleiben. Seinen Ortsgruppen bleibt dauernd die 
dankenswerte Arbeit des Naturschutzes, der Schaffung von Naturparks, der schön- 
heitlichen Ausgestaltung der engeren Heimat, der wirtschaftlichen Hebung der 
Einzelgemeinden, der Erhöhung des lokalen Bildungsniveaus und der Pflege der 
Heimatliebe besonders auch durch Bekanntmachen mit den Werken der ersten 
Eifelschriftsteller, die aus Liebe zur Eifel und den Ei feiern geschaffen wurden. 


Schwarzkittel. 


Von einem Eifelfreund. 


Rrrr-rasselte der Wecker, hart und erbarmunglos, 

bis ich schlaftrunken aufspringe und das Scheusal tief, tief 
in die — Federn werfe, um das blecherne Geplärr schall- 
und lautdicht unterzubringen. 

Damit stellten sich auch die Begriffe der Wirklichkeit 
sachte wieder ein: ich war in einem gastlichen Bauernhause, 
dahintenweit in der Eifel, wo sich Fuchs und Wolf Gutenacht 
sagen, und wollte durch den Wecker schon drei Uhr früh 
aus Morpheus Armen gerissen werden, um wieder 'mal auf 
Sauen anzusitzen. Der tödlichen Sicherheit halber hatte ich 
am Abend zuvor den Wecker in die Waschschüssel und 
diese ganz parlamentarisch auf den Tisch des Hauses ge¬ 
stellt, denn nur so machten Wecker, Tisch und Schüssel 
vereint den erforderlichen Höllenlärm, um mich aus den 
Federn und zur Besinnung zu bringen. Und das war nötig; 
denn wer pflegt normalerweise mitten in der Nacht aufzu¬ 
stehen und noch dazu aus solch' lieblichem Etui, das mit 
mehr Federn den Schläfer mollig festhält, wie alle Betten 
eines modernen Stadihotels zusammengenommen enthalten. 
Ein- und Ausgang einer solch' altväterlichen, hochgetürmten 
Postkutsche verlangen Können und Behendigkeit; also mußte 
in jeder Art vorgesorgt weiden. 

Nun war ich draußen, auch bald munter und stapfte 
am Waldessaum dem Ansitz zu, der hart an einem Halei- 


stück lag, das sich seit mehreren Nächten schon eine Rotte 
Korah alias Sauen als Tummelplatz auserwählte. Schlimm 
sah's aus, wie ich es tags zuvor schon festgestellt hatte. 
Die Schwarzkittel hatten darin gekesselt mit Erfolg, wie ihn 
Hagelschloßen von Kokosnußgröße nicht schöner erzielen 
konnten. Flächenweise lagen Aehr' und Halm geknickt 
danieder in einem wüsten Chaos, dessen Anblick Verständnis 
erweckt, warum der Eifel-Landmann so gar keine Liebe 
empfindet für die wilden Artgenossen seiner rosigen, kugel¬ 
rund gepflegten Hauswutzchen. 

Bis zum Büchsenlicht in der leisen Morgendämmerung 
langt's noch eine gute Weile, und so heißt es Geduld und 
die Kugel dauernd bereit haben. Auch an die Finsternis 
sucht man sich in etwa zu gewöhnen: man schärft die Seher, 
spitzt die Lauscher und lernt nebenbei das Gruseln. Es ist 
so eine eigene Sache um den Ansitz zur nächtlichen Stunde. 
In die ernsten Eifelforsten mit ihren uralter, gemischten 
Beständen, mit ihrer heiligen Stille tritt man schon bei Tage, 
frei nach Schiller, mit frommem Schauder ein, und nun erst 
dos Gefühl, das nachts auch manch' beherzten Mann packt. 
Dort stellt sich uns ein gigantisch wilder Jäger mit funkelnden 
Augen in den Weg, um in der Nähe zu einem harmlosen 
Wacholderstrauch einzuschrumpfen; plötzlich raschelt's 
hinter uns im Forst: ist es ein schnürender Fuchs oder ein 
















120 


DEUTSCHLAND (n^^^^ }0^^^08 8^0^ 0 0600600gB Nr. 3 






heimlicher Bock 
— nein, nach dem 
harten Brechen zu 
urteilen, muß es 

ein Stück Rotwild sein, das noch übers Feld ins Nachbar¬ 
holz ziehen will. Plötzlich aber macht es halt, sichert; nun 
ahn' ich es und fühle es — der Hirsch wird sich die Bahn 
frei machen, jetzt senkt er das Geweih und wird ausgfe- 
rechnet mich elend zu Tode forkein. Wie überrieselt da 
die berühmte Gänsehaut den tapferen Männerrücken, man 
spürt es schon, wie die haarscharfen Geweihenden kitzeln 
und das Durch- und Durchbohren sachte begfinnen. Endlich 
preßt sich ruckweise der verhaltene Atem durch das Gehegte 
meiner Zähne, etwas leichter wird das Herz, und behutsam 
werden Hals und Kopf gewendet, um der Gefahr endlich ins 
Auge zu schauen, sie zu bannen; jedoch nicht vorsichtig 
genug: der sichernde Hirsch hat's vernommen und ver¬ 
wandelt jäh sich in eine — harmlose Feldmaus, die mit ver¬ 
meintlichem Hohnlächeln von dannen huscht. 

Ha, diese Erleichterung und der dann wiederkehrende 
Mut, die jenes Prickeln in Hand und Fuß auslösen, wie 
perlender Sekt schmeckt, bis es wieder kracht — ein Sturm¬ 
wind durchheult den Forst, und mit Donnergetöse fahren 
prasselnd, alles und auch mich im nächsten Augenblick 
zerschmetternd, junge Baumriesen, sowie knorrige Veteranen 
in Gestalt — — dürrer Zweiglein und Blätter herab, die das 
frische Morgenlüftchen widerstandslos gefunden. Bildschön 
ist der Aerger über den zur Maus gewordenen Geweihten 
und den säuselnden Zephir aus dem Westen, den wir zuvor 
erschreckt als Orkan angesprochen; und dennoch spielt die 
Phantasie noch viel mehr solcher Streiche, und sogar kleine 
Sünden, die jeder ehrbare Mensch mehr oder weniger auf 
dem Kerbholz hat, wachsen sich in dieser Stunde und Ein¬ 
samkeit zu riesengroßen Verbrechen aus — — — man hat 
irgendwo ein schweres Verbrechen begangen 
und harrt seit Stunden in Qual und Bangen 
des Henkers, der mit blutigem Beil trennt des 
Körpers Oberteil. Man sieht sich schwanken, 
sieht sich taumeln, sieht überall die Stricke 
baumeln, die den Sünder bald umschlingen 
und ruckweis ins bessere Jenseits bringen. 

Da plötzlich — endlich sind es reale Laute, 
schmatzend, ähnlich jener Kuh, die in dem 
bekannten Roman den Hinterfuß aus zähem 
Sumpfe zieht. Das pulsierende Jägerblut hat 
rascher die Nähe des Schwarzwildes erfaßt, 
wie der durchgruselte Kopf, und instinktiv 


schon dringen die Augen in die 
Dämmerung, um den schwersten 
Keiler auszumachen. „Alles 
hilft eh nix, da kan ma nix 
machen", würde der gemütliche 
steierische Jaga sagen, denn, 
um locale termini technici an¬ 
zuwenden, erblicke ich bald ein 
Klavier, bald eine Kommode 
usw. — so pflegt der Ureifier 
seine Sauen zu taxieren. Also 
binden wir uns das Klavier vor 

— leise, ganz leise, klingt's 

durch den R-, so summt's 

unwillkürlich aus dem Walzer¬ 
traum im fiebernden Jägerhirn 

— — leise also die Büchse 
hoch, und nun das Herzklopfen 
in der Kehle unterdrückt — 

näher, 60 Gänge, 50, 40,- 

schon gelöst und so tadellos 

abgekommen, daß der schwere Keiler den Knall nicht gehört 
hat. Die übrigen Sauen hatten sich jäh zu Holz geschoben, 
wie Kegelkugeln. Aufgeregt aber war ich, wie es natürlich 
andere Waidmänner nicht wären; stolz war ich aber auch, 
beinah so stolz, wie es immer die anderen sein würden. 

Wie oft sitzt der Jäger spätabends oder frühmorgens 
selbst im besten Revier vergeblich an; auch ich hatte so 
selten „Schwein", wiewohl ich gar oft in der schönen, wild- 
reichen Eifel auf Sauen an¬ 
gesessen und mit oder ohne 
Glas sogar Familientage be¬ 
obachtet habe. Aber schuß- 
gerecht kommen die Schwarz¬ 
kittel nie, stets trollen sie 
in umgekehrter 
Richtung unseres 
heißen Verlangens 
ab. Auch wenn bei 
der„Neuen" (Neu¬ 
schnee) Telegraph 
undTelephon 
„Sauen fest" 
melden,trifft 
noch lange 
nicht jede 
Kugel ihren 
Mann. 








Nr. 3 


11 DEUTSCHLAND i2i 


Drum ward mein Stolz erklärlich, und im Triumph wurde 
das Keiler-Klavier über Flur und Feld und weiter in stunden¬ 
langer Wagenfahrt nach Kyllburg zum Eifler Hof geschafft. 

Inzwischen hatte die Sonne die Gespensterdämmerung 
aus Wiese und Wald und auch aus dem Jägerschädel ver¬ 
scheucht; Natur und Waidmannsherz freuten sich des schönen 


Morgens und seiner Gaben, und Frohsinn und goldiger 
Sonnenschein gaben dem Triumphzug die beste Begleitung. 
Die bewundernden, vielleicht auch neidischen Augen der hoch¬ 
sommerfrischenden Kyllburger Gäste legten dann Zeugnis ab, 
daß so eine Saujagd in den bergigen Eifelforsten mit Grusel¬ 
betrieb doch ganz was „Besonderes" ist. — WeidmannsheilI 


Auf Scheffels Spuren. 

Von Paul Grabein. 


„Wohlauf, die Luft geht frisch und rein. 
Wer langte sitzt, mutz rosten I" 

Wieder einmal kommt der Lenz in die Lande, die weißen 
Wolken ziehen lockend droben am blauen Himmelsdom, 
und lichtes Grün spinnt sich um Baum und Strauch. Dann 
ist's Zeit zu wandern, dann 
weitet die deutsche Brust 
ein starkes Sehnen, mit Wind 
und Wolken als wackeren, 
frischen Weggesellen um die 
Wette durch die Lande zu 
streifen. Und gäb's da wohl 
einen kundigeren Führer, dem 
wir lieber folgen möchten, als 
den unvergessenen Sänger 
des herrlichsten deutschen 
Wanderliedes, das wir uns 
zum Motto unserer Wander¬ 
fahrt durch deutsche Gaue 
erkoren haben? Also wohlan 
denn: Auf Scheffels Spuren 
— das sei die Losung I 

Nach dem Süden des 
deutschen Vaterlandes geht's, 
wo unseres Dichters Wiege 
gestanden, wo er sich als 
Mann Haus und Herd erbaut 
hat. Ueber das grüne Wald¬ 
meer der Thüringer Berge 
zieht unsere Straße, hinweg 
über den uralten Grenzweg, 

.den Rennstieg, von dem 
Scheffel singt: 

Du sprichst mit Fug, steigst 
du auf diesem Raine: 

Hie Deutschlands Süd — hie 
Deutschlands NordI 
Und nun tut sich vor 
unseren Blicken ein weites, 
gesegnetes Land auf, voll 
grüner Fluren und sanften 
Höhen — auf bayerischem 
Boden schreiten wir dahin, 
von Lichtenfels aus, dem Ort, 
da das schnaufende Stahlroß kurz rastet vom windschnellen 
Lauf, hinauf zu dem sanft ansteigenden Bergrücken, der eine 
stattliche Kirche trägt mit schlanken, weithin leuchtenden 
Türmen — die Wallfahrtskirche der 14 Heiligen ist's, zu 
der im Scheffelliede mit fliegenden Standarten und weit¬ 
schallendem Choral sich der fromme Pilgerzug hinaufzieht 
auf der breiten, ausgetretenen Prozessionsstraße mit alters¬ 
grauen Bildstöckeln. 

Aber uns gelüstet's mehr, uns auch als „räudig Schäflein" 
seitwärts durch den Wald zu schlagen und dann hinauf, auf 
steiniger Halde und Berggrat zu der kahlen Kuppe rechts 
des Klosters Vierzehnheiligen. Dort steht weltverloren ein 


schmuckloses, winziges Häuslein und daneben eine Kapelle — 
zu Gast sind wir hier beim Heiligen Veit von Staffelsteinl 

Hoiho I die Pforte brech' ich ein I 

Im Laufschritt geht's mit durstiger Kehle hin zur Eremiten¬ 
klause. Was mag ihr Keller heuer für einen Jahrgang bergen ? 

Die Frage füllt uns ganz aus. 
Aber wir haben es nicht nötig, 
die Pforten einzuschlagen, 
wie Scheffels wilder fahrender 
Scholar, denn am Eingang 
der Klause erwartet uns 
schon der Einsiedelmann — 
Bruder Jwo, dermalen der 
fromme Hüter des Kirchleins 
vom Heiligen Veit. 

Mit traulichem „GrüßGott I" 
und herzlichem Handschlag 
heißt uns der Wackere will¬ 
kommen und führt uns ins 
Innere der Klause. Wohl¬ 
tuend berührt uns das trotz 
aller Einsiedlerschaft vor¬ 
handene Verständnis für 
unsern Durst, mit dem uns 
Bruder Jwo alsbald einen 
goldfunkelnden Frankenwein 
herzuträgt und ohne viel 
Zieren gern auch ein Glas 
für sich selber mitbringt. 
So — gesegn's Gott I Ein 
erster andächtiger, langer 
Schluck: Dir,Meister Scheffel, 
in Treue dargebracht I Dann 
blicken wir uns im Klausner¬ 
stübchen um. 

Schaut hier just aus wie 
in einem Raritätenkabinett. 
An den Wänden ringsum 
allerlei ausgestopftes Getier, 
seltsame Versteinerungen, 
buntschillernde Käfer und 
Schmetterlinge, Bronzen aus 
den Zeiten, wo auf diesem 
hochragenden Felsen Ur¬ 
menschen hinter schützendem Burgwall gehaust haben, alte 
Stiche von geschichtlichen Ereignissen und vieles sonst noch 
— aber für uns als wertvollstes Stück der buntscheckigen 
Sammlung, dicht neben dem Bildnisse des Papstes, Photo¬ 
graphie und Autogramm Scheffels, dem damaligen Einsiedel¬ 
mann zu seinem 60. Geburtstage verehrt. 

Unter diesem Zeichen ist gut Frankenwein trinken, 
zumal stark auf Absolution durch Sankt Veiten zu hoffen ist, 
sollte es selbst einmal ein bißchen zu viel des Guten werden. 
So bleibt's denn auch nicht beim ersten Glas, und Bruder 
Jwo entpuppt sich als ein wackerer, trinkfester Mann; nicht 
umsonst zwinkern die klugen Aeuglein so lustig und ver- 



Scheffel-Denkmal beim Heidelberger Schloß 











122 DEUTSCHLAND Nr. 3 


ständnisvoll unter buschig-en, grauen Brauen den Gast an; 
man merkt, hier weht einen Scheffelscher Geist an. St. Veit 
hat einen würdigen Hüter seiner weltberühmten Klause, der 
„— aus des Lebens Stürmen 
Zu kontemplativer Trinkung 
Sich allhier zurückgezogen." 

So gehen denn hier oben die Stunden nur allzu¬ 
schnell dahin, und daß es eine rechtschaffene Sitzung war, 
während drunten im Tal sich Nebel zusammenbrauten und 
dräuend den Staffelstein umzogen, das bekundet allen 
kommenden Geschlechtern ein Gedichtlein, so der Schreiber 
dieser Zeilen dazumal ins Fremdenbuch eingetragen hat* 
Irren wir nicht, so schloß es mit dem unter solchen Um¬ 
ständen wohl begreiflichen Stoßgebet zu Sankt Veiten: 
„Daß ich nach Haus 
komm' — nebelfrei, 

Laß, heil’ger Veit mich 
hoffen I" 

Und der gute Heilige 
hat geholfen, was 
ihm hiermit gern be¬ 
zeugt sei. 

Am Main entlang 
mögen wir nun unsere 
Straße ziehn,überWürz- 
burg, die alte Musen¬ 
stadt im Frankenlande, 
für die Scheffel sein 
köstlichesUniversitäts- 
Jubiläumslied von dem 
„Würzburger Glöckli" 
schuf und wo auch der 
Komponist desWander- 
liedes, V. E. Becker, 
weilte, und dann weiter 
hinab den Main, bis 
er sich in den Rhein 
ergießt; dann sind wir 
bald wieder auf Scheffel 
geweihtem Boden. Ein 
Stück hinauf den 
deutschesten Strom, 
und die Höhen des 
Odenwaldes tauchen in 
der Ferne auf, wo der 
Herr von Rodenstein 
sein wildes Wesen ge- 
trieben,und mit dem un¬ 
gestümen Reiter halten 
wir unsern Einzug in Alt 
Heidelberg, die Feine. 

Vergeblich Bemühen, der vielgepriesenen Stadt, der ein 
Scheffel solch unvergängliches Denkmal errichtet hat, hier 
mit dürren Worten gerecht zu werden I Was das Herz 
empfindet, wenn es am blinkenden Neckar, zwischen Wald¬ 
bergen wonnesam gebettet, die trauteste aller deutschen 
Städte erschaut mit dem sie hoch überragenden, ewig schönen 
Wahrzeichen der herrlichsten deutschen Ruine — das kann 
man nur ausströmen lassen im jauchzenden Liede, beim 
Römer funkelnden Rheinweins, oder das wogt einem wie 
hehre Andacht in der Brust, wenn man droben von der Altane 
des Schlosses hinabschaut in das paradiesische Neckartal, zu 
Füßen des Scheffeldenkmals. Wahrhaftig, kein Dichter der 
Welt hat einen idealeren Denkmalsplatz als hier unser 
Scheffel, an der Stätte, wohin das Sehnen und Träumen der 
deutschen Brust am liebsten fliegt. 

Im Banne feuchtfröhlicher Erinnerung steht der Besucher 
hier droben auf dem Schlosse wie drunten im Städtlein. 


In dunkler Kellergruft wird ihm das ehrwürdige Monument 
des Riesenfasses gezeigt, an dem Perkeo, das fromm Ge- 
zwerge, sein Lebenswerk vollbracht hat. Vor dem fein¬ 
durchbrochenen Spitzbogenwerk des Schloßhofes überkommt 
einen das Erinnern an die schöne Kurfürstin Leonore, der 
Jung-Werner als keckes Heidelberger Studentlein seine 
übermütige Huldigung dargebracht; drunten im „Hirschen" 
sehen wir den Rodensteiner als „spätes Gast" mit seinem 
verflossenen Stabstrompeter auf Rheinwein pürschen — der 
Pfalzgraf bei Rheine mit seinem Kanzler Mückenhäuser tut 
sich herzu, und das zähnefletschende Enderle von Ketsch 
kommt über uns. Genug, genug — ein üppig ausgelassen 
Gelichter, nichts für ehrbare Philisterseelen. Aber wie sagt 
doch „Meister Josephus vom dürren Ast" selber? 

„Es war halt nit anders 
zu machen. 

Der Genius loci Alt¬ 
heidelbergs ist feucht V* 
Und er mußte es 
doch wohl wissen; 
hatte er doch seine 
schönsten Jahre in der 
lieblichen Neckarstadt 
zugebracht, wo aus 
dem „Engem"" die 
meisten seiner herr¬ 
lichen Studentenlieder, 
seine Bergpsalmen und 
Gaudeamuslieder hin¬ 
aus ins Weite ge¬ 
klungen sind. 

Aber nun weiter hin¬ 
auf den Rheinstrom, an 
Basel vorbei und noch 
ein Stück bis dahin, wo 
an seine Ufer heran¬ 
tritt des Schwarzwalds 
„— letztes Häuflein 
seiner Berggetreuen, 
und bewehrt imTannen- 
harnisch, trotzig fest 
nach Süden schauend. 
Grenzwacht hält am 
jungen Rhein". . . . ^ 
Säckingen ist erreicht, 
die heitre Stadt des 
heiligen Fridolin, die 
Trompeterstadt. 

Friedlich und freund¬ 
lich liegt sie da und 
vor ihren Toren mitten 
im Rhein jene inselförmige Kiesbank — „scherzend heißt 
der Mann am Rheine sie den Acker Fridolini" — von wo 
aus Jung-Werner sein nächtliches Ständchen dem Edel¬ 
fräulein drüben im Schlosse darbrachte. Noch heute steht 
ganz wie damals im alten Städtchen das Münster, aus dem 
die Fridolinsprozession wallte, ebenso das Wirtshaus zum 
„Güldenen Knopf", in dem der Trompeter wie sein Dichter 
als junger Jurist sein Schöpplein trank, — aber vorbei treibt's 
doch an all dem den Besucher zum Schlosse hin. 

Freilich, heute haust darin kein Freiherr v. Schönau mehr, 
auch kein Nachkomme Werner Kirchhoffs und der schönen 
Margarete — nein, ein ehrsamer Seidenfabiikant nennt das 
berühmte Schlößlein am Rhein sein eigen. Aber noch 
rauschen um seine Giebel die alten ehrwürdigen Edel¬ 
kastanien und flüstern im Abenddämmern oder noch besser 
in stillen Mondnächten, wenn nur der rauschende Strom sein 
dunkles Lied vom Ufer her singt, von alten Zeiten und dem 



Relief „Jung-Werner" am Scheffel-Denkmal in Heidelberg 










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Nr.3 DEUTSCHLAND n 


123 


Qf verschwiegenen Liebesglück des Freiherrntöchterleins und 
1^ des jungen Trompeters. 

^ Wer aber noch ein einsameres poesieumträumtes Scheffel- 

j. fleckchen genießen will, der wandle zur Abendstunde hinaus 
jj durch den schweigenden, erdunkelnden Tannenwald zum 

^ Bergsee, wo einst jener denkwürdige Fischzug stattgefunden 

^ hat und jetzt eine Inschrift am Felsen an den „Trompeter 

von Säckingen" und seinen Poeten erinnert, 
j Nicht allzuweit noch ein Stück den Rhein hinauf, und 

etwas nordwärts von dem jungen Strom erhebt sich ein 
^ malerisch geformtes Hügelland mit einer Anzahl kühn auf- 

^ gesetzter Kegel und Kuppen, der Hegau, und recht wie ein 

Herrscher steht da massig und trutzig ein altersgrauer, ver¬ 
witterter Gesell mit burggekröntem Scheitel: der Hohentwiel — 
wir sind im Bannbereich des Eckehard. 

„EckehardI" Neben dem „Trompeter" der zweite Liebling 
^ der deutschen Jugend, des deutschen Volkes — wer kennt 
ihn nicht? Wer hat sich nicht an seiner wundervoll lebens¬ 
wahren Schilderung altdeutscher Vorzeit und an seinem 
tiefinnerlichen, alles verklärenden Humor einmal das Herz 
erfrischt? Wen zieht's nicht hin, die Stätte der stolz-strengen 
Frau Hedwig und ihres jungen Lehrers einstens zu schauen ? 

Ein frischer Lenzmorgen ist’s. Drunten im Tal, über 
dem freundlichen Städtchen Singen an der klarströmenden 
Ach wogt's noch von Nebeln. Aber da kämpft sich der 
J erste Sonnenschimmer durch, und droben aus dem weiß- 
^ grauen Schleier erhebt sich ein dunkles, massiges Berghaupt 
— es lockt uns der Hohentwiel zu sich hinauf. 

^ Und er trügt uns nicht. Auf halber Höhe schon, ein 

Stückchen hinter dem alten, grünbewucherten Friedhofe, wird 

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uns ein strahlender Sonnenblick zuteil, hinaus auf das be¬ 
leuchtete, grüne, weite Land des Hegaus und seine dunkel¬ 
blauen fernen Höhen. Wenige Minuten dann noch, und 
wir stehen vor mächtigen, steinernen Befestigungswerken; 
der tiefe Schlund eines tunnelartigen Eingangstores gähnt 
uns an. Freilich, was wir hier an Gemäuer sehen, selbst 
droben auf dem höchsten Gipfel, wo die alte Herzogsburg 
stand, es entstammt nicht mehr den Zeiten der Frau Hedwig. 
Es sind schon moderne Anlagen, etwa aus der Zeit des 
Dreißigjährigen Krieges. Von jenem allerältesten Teil der 
Burg stehen vielleicht nur noch die Grundmauern, in Gestalt 
der Fundamente des sogenannten Fürstenhaus, der wohl 
auch „Hedwigsschloß" genannt wird. 

Der Besucher muß sich also an seiner Phantasie genug 
sein lassen und sich die grasbestandenen Schloßhöfe, die Hallen 
und Gänge mit den altvertrauten Gestalten der hohen Frau, 
des Eckehard, des dicken Kämmerers Spazzo, des Ziegenhirten 
Audifax und des Gänsemädchens Hadumoth beleben. Aber 
was dem Berg treu geblieben ist in all den Jahrhunderten, 
das ist die wahrhaft gewaltige Aussicht von seinem Scheitel. 

Da fliegt der Blick hinüber zu dem dunkelbewaldeten, 
noch heute unwirtlichen Felskegel des Hohenkrähen, wo 
einst die unheimliche alte Waldfrau hauste und beim Eichen¬ 
brand die noch halbheidnischen Mannen Roßopfer brachten 
und Met tranken, und fliegt weiter den Weg gen Untersee 
und Radolfszell, den Eckehard mit dem rauhen Jäger in der 
Mönchskutte Moengal gezogen, bis ihn Herr Spazzo mit 
seinen Reisigen überfiel. Da blaut der Bodensee auf mit 
den Heidenlöchern, wo der „Alte aus der Heidenhöhle" zur 
Hunnenschlacht herübergeritten kam und Konstanz liegt. 



i 


Hohentwiel 







124 DEUTSCHLAND 


Nr. 3 



Der Hohentwiel vor seiner Zerstörung- 


durch das Eckehard zum Twiel wanderte — noch steht dort 
manch Tor und Turm wie damals — aber weiter, noch viel 
weiter fliegt der entzückte, schauselige Blick bis hin zu den 
fernen, blauduftigen Alpenbergen, wo der Säntis sein stolzes 
Haupt im Silberdiadem der Firnen erhebt, die Stätte, da 
hoch erhaben über menschlichem Irren und Wähnen Eckehard 
sich wieder zu sich selber zurückfand und von sich 
sprechen konnte: Selig der Mann, der die Prüfung bestanden I 


Das alles zeigt sich dem Blick noch heute; wenn auch 
freilich die Gestalten jener grauen Tage längst in die 
schweigenden Grüfte gesunken sind. Aber, von des Dichters 
Genius beschworen, leben und weben sie noch heute auf 
jenem trutzig-stolzen, verwitterten Berge und erscheinen in 
stillen Stunden dem Wandrer, der dort träumend zwischen 
wucherndem Gras und morschen Trümmern rastet — ein 
getreuer Gefolge auf Scheffels Spuren. 


Zur Ehrung von Karl Immermann. 

Von Gottfried Stommel. 


In Alldeutschland hat man die großen Verdienste 
nicht vergessen, die sich Immermann von 1832 bis 
1837, wo er die Leitung des Düsseldorfer Stadttheaters 
inne hatte, erworben hat. Neben seiner Berufstätigkeit 
als preußischer Gerichtsassessor schuf er, ein Prome¬ 
theus der deutschenTheatergeschichte, eineMusterbühne, 
auf die wir heute noch mit Stolz zurückblicken dürfen. 

Wir waren damals klein und arm und ließen ihn 
ohne Hilfe. Wir verstanden seine Ideale nicht. Heute 
sind wir groß und reich geworden und, reif in historischer 
Würdigung der Dinge und der Menschen, verstehen 
wir seine damaligen Ideen, Taten und Bekümmernisse. 
Heute wissen wir, daß dem deutschen Theater nur 
großzügig geholfen werden kann, damit es zu 
dem wird, wozu es seinem innern Trieb und Wert nach 
berufen ist: Eine Bildungs- und Veredelungsstätte der 
breiten Volksmassen zu werden, ohne deren Erhebung, 
aus der Nichtigkeit des Materialismus in die ideale und 
religiöse Lebens- und Pflichtauffassung, die Quelle 
verstopft wird, aus welcher die immerwährende Er¬ 
neuerung deutschen Volkstums fließt. 

Man unterschätze die Sache nicht; alle wahrhafte 
Kunst ist Lehrmeisterin des Volkes, das wußten die 
Griechen schon und handelten danach; aber das Drama 
die Kunst der handelnden Menschen ist die bedeutendste. 
Immermann hat im Leben weder als Dichter, noch als 


grundlegender Neuerer in der Schauspiel- und Bühnen¬ 
kunst die Anerkennung gefunden, die er verdiente. 
Er gleicht darin Kleist. Seinem männlich-herben 
Geiste war die süße Lyrik der Romantik versagt, aber 
dafür hatte er, wie Kleist, das was eben jener Romantik 
gänzlich fehlte: Gestaltungskraft, sittlichen Ernst und 
religiöse Tiefe; dazu seine niedersächsische Treue, 
Beharrlichkeit und Willensstärke. Ihm war das Theater 
lebenslang eine heilige Stätte, und nicht eher werden 
wir aus der glänzenden Verrohung unseres Theater¬ 
wesens im ganzen zur gesunden Kraft und Reife ge¬ 
langen, bis Deutschland begriffen hat, daß die Blüte 
der ernsten Bühne nicht minder bedeutend für das 
Wohl eines Volkes und seine staatliche Erziehung ist, 
als unser Militarismus und Schulwesen. Das sonst ein¬ 
wandfreie Prinzip der Gewerbefreiheit hat das deutsche 
Theater zerstört: die Kunst ist zum Gewerbe geworden, 
ohne die sittliche Grundlage und finanzielle Unter¬ 
stützung ernsten Gewerbebetriebes gewonnen zu haben. 
Es herrschen heute schlimmere und verwickeltere Zu¬ 
stände als die, welche Lessing als solche bezeichnete, die 
jede Veredelung der dramatischen Kunst ausschlössen. 
Sobald aber einmal die Erkenntnis von dem unerme߬ 
lichen sittlichen Einfluß künstlerisch geleiteter Bühnen 
weitere Kreise ergriffen haben wird, dann wird man das 
Theater, geradeso wie die Schule, als staatliche 






















Nr.3 DEUTSCHLAND 


125 


Anstalt betrachten und behandeln, und vor allem 
den Gesichtspunkt des Gelderwerbs wie bei den Schulen 
nicht gerade ausschließen, aber ihm doch die zweite 
Stelle anweisen müssen. Mögen diese Gedanken aufs 
neue hinausgehen und ihre Wirkung tun. 

Immermann folgte Goethe und der weimarischen 
Theaterschule, ohne deren übertriebene Rhetorik nach¬ 
zuahmen. In ihm war zu viel schauspielerisches Genie, 
um nicht intuitiv zu begreifen, daß die Wahrheit für 
die Darstellung in der vollkommenen Durchdringung 
der Rezitation mit der Mimik liegt. Es ist geschichtlich 
interessant, wie sich diese Stufe der schauspielerischen 
Entwicklung praktisch langsam Geltung verschafft hat. 
Belehrend ist dafür der 
umfangreiche Briefwechsel 
in dieser Frage zwischen 
Immermann und Eduard 
Devrient. Während ersterer 
etwas zu sehr den Nach¬ 
druck auf das gesprochene 
Wort legte, übertrieb 
Devrient die Bedeutung 
des Spiels fast bis zu dem 
Grade, als ob der Schau¬ 
spieler durch seine Kunst 
den Dichter korrigieren 
oder gar etwas Besonderes 
in die Dichtung hinein¬ 
tragen sollte. 

Wir stehen heute auf 
einer höheren Warte des 
Verständnisses und be¬ 
greifen, daß dies in Wirk¬ 
lichkeit nur ausnahms¬ 
weise Vorkommen kann, wo 
der Schauspieler die Ge¬ 
stalt besser sieht, als der 
Dichter sie hat anschauen 
können. Wir wissen heute, 
daß die dramatische Kunst 
im Wesen eine Kunst ener¬ 
gischer Traumanschauung 
der Gestalt ist, und aus 
solcher Anschauung auch 
die Sprache der Gestalt, 
die „dramatische Sprache" 
fließt, und daß die eigent¬ 
liche Kunst des Schau¬ 
spielers — von seinem 
Kunsthandwerk und seiner 
Technik abgesehen — die geniale Befähigung ist, aus 
den Imponderabilien dieser „dramatischen Sprache" 
des Dichters, mit einer dem Dichter ähnlichen Kraft 
der Anschauung, dessen Gestalten zu sehen und dieses 
^Gesicht" auf der Bühne, nach Rede, Gebärde und 
Bewegung, bis ins einzelne richtig wiederzugeben. Wer 
das völlig begriffen hat, dem ist damit die Grundlage 
gegeben zu einer objektiv - wahren Darstellungs- und 
Inszenierungskunst. 

Aus diesem Gesichtspunkt ergibt sich, daß der 
Dramatiker der Zukunft — im direkten Widerspruch zu 
dem Regelzwang der steifen Alexandriner, der fran¬ 


zösischen Klassiker und ebenso zu dem monotonen 
Jambentrab der deutschen klassischen Epigonen — 
über alle Formen der Redeweise verfügen darf, vom 
Dialekt bis zum Dithyrambus, wenn damit nur die 
Hauptsache, die „dramatische Sprache" erfüllt 
wird, welche die handelnden Personen — vom Tier¬ 
menschen bis zum Gott — künstlerisch wahr reden sollen. 

Immermann war auf dem richtigen Wege zu dieser 
Entwicklung, die über Laube führt; dieser sagt: „Der 
Schauspieler soll so sprechen, daß die Rede erkennbar 
einem vollen Verständnisse der Worte entspringt, durch 
dieses Verständnis wird das unwahre Pathos entfernt. 
Haltung und Bewegung sollen nicht wie ein aparter 

Selbstzweck auftreten, son¬ 
dern sich unterordnen und 
anpassen. Die innere Be¬ 
wegung ist die mächtigere, 
die äußere muß ihr folgen. 
Sie soll ihr nicht un¬ 
schön folgen, aber auch 
nicht absichtlich schön, 
nicht ohne Zusammen¬ 
hang mit der Seele der 
Situation, also nicht künst¬ 
lich schön. Letzteres ge¬ 
schah in Weimar." Laube 
war nicht Dichter genug, 
um das oben deutlich ge¬ 
machte Phänomen an sich 
selber erlebt zu haben, 
aber auch für ihn ist 
die Hauptsache der inner¬ 
liche Vorgang; Immer¬ 
mann aber hat, als der 
größere Dichter, das, was 
Laube hier kritisch sagt, in 
seiner ganzen dramaturgi¬ 
schen Laufbahn in Taten 
umgesetzt und intuitiv ver¬ 
wirklicht. So schuf er uns 
für wenige, aber reich ge¬ 
segnete Jahre eine Muster¬ 
bühne für die höchsten 
Werke der dramatischen 
Kunst und mit unleugbar 
tiefen Wirkungen auf das 
Publikum,wenn dieses auch 
nur ein naives Genießen 
seinem Verständnis und 
seinem Idealismus ent¬ 
gegenbrachte. Emilia Galotti, die erste Vorstellung, er¬ 
regte gleich einen Sturm der Begeisterung. Der standhafte 
Prinz, Friedrich von Homburg, Faust, Wallenstein, die 
Jungfrau von Orleans, Hamlet, Macbeth, Lear, Julius 
Caesar, Romeo, Calderon, Lope, Gastspiel Seydelmann, 
Immermanns Andreas Hofer, Alexis usw. waren die 
Etappen dieser künstlerischen Taten, auf die wir heute 
noch mit Dank und Bewunderung zurückblicken. 

Als der geniale Friedrich Wilhelm IV. 1840 Immer¬ 
mann zum Intendanten in Berlin machen wollte, da 
trugen die Genien schon den toten Dichter zu Grabe. 
Er ist nur 44 Jahre alt geworden. 







126 DEUTSCHLAND löl 


Nr. 3 


Kiel und unsere Kriegsflotte 


Die Stadt Kiel hat in den letzten Jahren, seit durch 
die Aufklärung des Deutschen Flottenvereins Ver¬ 
ständnis für die Seegeltung des deutschen Volkes 
auch in die weitentlegensten Dörfer und Täler des 
deutschen Vaterlandes getragen ist, eine sehr volks¬ 
tümliche Bedeutung erlangt. Zeugnis hierfür legen die 
zahlreichen Besucher ab, die alljährlich die Schön¬ 
heiten des Kieler Hafens mit seinen interessanten 
Kriegsfahrzeugen mit empfänglichen Sinnen in sich 
aufnehmen und ihrerseits wieder in ihrer Heimat 
von den an der deutschen „Waterkant" erhaltenen 
Eindrücken berichten. Heute ist Kiel vor allem als 
Marinestadt anzusehen, deren Anzeichen sich dem 
Besucher auf Schritt 
und Tritt entgegen¬ 
stellen, sei es in 
Gestalt der ragen¬ 
den Anlagen der ver¬ 
schiedenen Werften, 
die sich am östlichen 
Ufer der Kieler Förde 
erstrecken und die 
das Interesse des 
Ankömmlings gleich 
am Bahnhof schon 
lebhaft in Anspruch 
nehmen, sei es in 
den Straßen der 
Stadt, wo die „blauen 
Jungens" dem Ver¬ 
kehr ein charakte¬ 
ristisches Gepräge 
verleihen, oder sei 
es bei einem Spa¬ 
ziergang am Hafen 
entlang durch die 
Düsternbrooker Allee, die schon Seume vor über 
100 Jahren als den schönsten Spaziergang Nordeuropas 
bezeichnete, und in weiterer Fortsetzung durch die 
Strandpromenade, die ein belebtes und in Deutschland 
einziges Hafenbild mit den verschiedenen Arten von 
Fahrzeugen der deutschen Kriegsmarine bietet. 

Aber wenn auch Kiel heute in erster Linie als 
deutsche Marinestadt sich repräsentiert, so wurzelt die 
Stadt doch mit vielen Erinnerungen, deren Anzeichen 
dem aufmerksamen Besucher mehrfach entgegentreten, 
in dem Lande, in dem sie belegen ist, und in seiner 
Geschichte. Gleichwie heute der Ruhm Kiels als 
Reichskriegshafen anerkannt dasteht, so hatten einst 
in Deutschland die Klänge des Schleswig-Holstein- 
Liedes einen volkstümlichen Klang. Die ältere Gene¬ 
ration in Deutschland, deren Zahl sich nun zwar 
schon mehr und mehr lichtet, wird teils noch aus 
eigener Erinnerung, mehr aber aus den Erzählungen 
ihrer Väter und Großväter an jene große Zeit der 
schleswig-holsteinischen und deutschen Geschichte zu¬ 
rückdenken, da in begeisterungsvollem Freiheitskampfe 
die freiheitliebenden Bewohner der meerumschlungenen 
Elbherzogtümer aufstanden gegen die fremde Staats¬ 


gewalt, die das uralte Recht in Unrecht verkehren und 
alt-deutsche Lande dem Vaterlande entfremden wollten. 
Als damals unter dem schwarz-rot-goldenen Banner 
die deutschen Turner und Studenten auszogen, um für 
deutsche Art und deutsches Recht zu kämpfen, als „vom 
Fels zum Meer" die Wogen der Begeisterung trotz aller 
Kleinstaaterei Deutschland durchbrausten, da war auch 
der Name „Schleswig-Holstein" überall in deutschen 
Landen volkstümlich, und mit ihm die Stadt Kiel, der 
geistige und zeitweise auch politische Mittelpunkt von 
Schleswig-Holstein. An diese patriotische Bewegung, 
die ein Teil jenes großen und jedem Deutschen wohl 
vertrauten Abschnittes der Geschichte seines Vater¬ 
landes ist, erinnert in 
Kiel noch mancher¬ 
lei. Das altersgraue 
massige Schloß, der 
Sitz der provisori¬ 
schen Regierung in 
den Jahren 1848—50, 
das unscheinbare 
Rathaus, geheiligt 
durch die Prokla¬ 
mation der Unab¬ 
hängigkeit Schles¬ 
wig-Holsteins von 
der dänischenFremd- 
herrschaft, mehrere 
Denkmäler, die u. a. 
das Gedächtnis an 
die kühnen und nur 
der Uebermacht er¬ 
legenen Freiheits¬ 
kämpfer und an 
den Herzog von 
Augustenburg, den 
Vater der gegenwärtigen deutschen Kaiserin, wach 
halten, und endlich die historische Landeshalle, reich 
an Gedenkstücken verschiedenster Art. 

Wie nun die große Bewegung, welche zur Wieder¬ 
aufrichtung des Deutschen Reiches führte, im Schleswig- 
Holsteinischen Freiheitskampfe ihren Anfang nahm und 
aus diesem Kraft und Begeisterung schöpfte, so hat der 
ruhmreiche Zusammenschluß der deutschen Stämme 
unter Kaiser Wilhelm I. wie allen deutschen Landen 
auch Schleswig-Holstein große Vorteile ideeller und 
materieller Natur gebracht. Besonders aber Kiel ist 
vor vielen deutschen Städten dadurch ausgezeichnet 
worden, daß es zum Reichskriegshafen erhoben 
wurde. Nicht allein durch seine Lage in einer Provinz, 
deren Bevölkerung zum großen Teil auf den Schiffer¬ 
beruf angewiesen ist, an der Stelle der Ostsee, die der 
Nordsee am nächsten liegt, so daß hier am günstigsten 
ein Kanal für Kriegsfahrzeuge zwischen den beiden 
Meeren hergestellt werden konnte, sondern vor allem 
auch durch seinen vorzüglichen, gut geschützten und 
doch für größte Schiffe zugänglichen Hafen — der 
herrlichen „Kieler Förde" — ist Kiel zu seiner 
Bedeutung als Kriegshalen gelangt. Zwar dienen noch 



Kiel: Rathaus (Neue Phot. Ges., Steglitz-Berlin) 















Ni. 3 DEUTSCHLAND 127 


andere Plätze dem Reiche als Stützpunkte seiner 
Seemacht, aber hier in Kiel sind doch besser als 
anderswo die Verhältnisse der deutschen Marine 
kennen zu lernen. Wer sich ein Bild machen will von 
den Fortschritten in der Marine, der komme nach 
Kiel und sehe sich die neuesten Schiffe der Flotte an. 
Dem Binnenländer wird beim Besuche des Hafens und 
der Schiffe mancherlei klar werden, was ihm bis dahin 
dunkel geblieben ist. 

Er wird sich gern belehren lassen, wie das Schiff 
seinen Weg über See findet, wie es die Klippen und 
Sandbänke bei Tage, Nacht und Nebel vermeidet, wie 
der Ort des Schiffes zu jeder Zeit in Sicht von Land 
und auf hoher See festgestellt werden kann, wie die 
Schiffe sich vor dem Zusammenstoß mit anderen in 
dunkler Nacht oder bei Nebel zu hüten wissen, wie 
die Folgen einer Kollision abgeschwächt werden können. 
Die Besucher werden staunen, wenn sie Gelegenheit haben 
zu beobachten, mit welcher Schnelligkeit die Schiffe 
untereinander durch Flaggensignale, Semaphore, elek¬ 
trische Signalapparate, Leuchtkugeln, Scheinwerfer und 
Funkentelegraphie sich verständigen. 

In den letzten Jahren hat man häufig genug gehört, 
daß uns bitter not tut eine starke Flotte. Wir alle 
bringen für die Marine große Opfer. Wir zahlen jährlich 
pro Kopf der Bevölkerung etwa 7 Mk. (England 20 Mk.). 
Ein modernes Linienschiff kostet 40 bis 50 Millionen 
Mark. Die Bedeutung unserer Marine ist aber auch im 


letzten Jahrzehnt in bisher ungeahnter Weise gestiegen; 
dieser Erkenntnis kann sich heute niemand mehr ver¬ 
schließen. „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser." Aus 
dieser Erkenntnis entspringt die Pflicht für jeden Ge¬ 
bildeten, sich eine Vorstellung von dem Kriegsschiff und 
seinem Wirken, von den Aufgaben der Marine zu machen. 

Niemand kann erwarten, daß der kurze Besuch 
eines Kriegsschiffes zum vollen Verständnis des 
äußerst komplizierten Apparates oder gar zu einem 
Urteil über die Leistungsfähigkeit unserer Flotte führen 
könne. Aber selbst der flüchtige Besuch wird viele 
unklare Anschauungen beseitigen, manche Frage beant¬ 
worten, vor allem Anregung zu weiterem Studium geben. 

Wer vor etwa 20 Jahren den Kieler Hafen besucht 
hat, der erinnert sich, daß damals die vier Schlacht¬ 
schiffe der Sachsenklasse mit je 7376 Tonnen Wasser¬ 
verdrängung (Eigengewicht des Schiffes; 1 Tonne = 
20 Zentner) und 475 Mann Besatzung den Kern und 
den Stolz unserer Flotte bildeten. Wie ganz anders 
sieht heute die Flotte und das moderne Schlachtschiff 
aus! Die Hochseeflotte zählt heute 17 Linien¬ 
schiffe und 8 Aufklärungsschiffe. Die neuesten in 
Dienst befindlichen Schlachtschiffe (Dreadnoughts) sind 
mehr als dreimal so groß wie die der Sachsen¬ 
klasse (24700 Tonnen Wasserverdrängung, also rund 
500000 Zentner Gewicht), haben eine Besatzung von 
1100 Mann, sind unter anderen mit 10- bis 30,5- 
Zentimeter-Geschützen und 6 Torpedorohren armiert. 



Kiel: Panorama (Neue Phot. Ges , Steglitz-Berlin) 



128 DEUTSCHLAND Nr.3 


Mächtige Turbinenmaschinen treiben die drei Schiffs¬ 
schrauben und können dem Schiffe eine Geschwindigkeit 
von 23,6 Seemeilen geben; Wasserrohrkessel liefern den 
Dampf dazu. Die neuesten Kreuzer laufen über 28 See¬ 
meilen, die Torpedoboote über 35 Seemeilen in der 
Stunde (1 Knoten 
= 1 Seemeile = 1,8 
Kilometer). Die 
Geschütze in 
ihren Drehtürmen 
haben eine Rohr¬ 
länge von 15 Meter; 
diese verfeuern 
mannshohe Ge¬ 
schosse im Ge¬ 
wicht von mehr als 
7 Zentnern. Die 
Schußweite dieser 
Geschütze beträgt 
20000 Meter—das 
ist eine Distanz, die 
etwa demWege von 
Kiel nach Eckern¬ 
förde entspricht; — 
auf die größten Ent¬ 
fernungen werden 
schon Treffer ver¬ 
langt; auf viele tausend Meter durchschlagen dieGeschosse 
bei senkrechtem Aufschläge die stärksten Panzerplatten. 

Ganz unklare Vorstellungen findet man immer 
noch über die Torpedos. Es sind dies Unterwasser¬ 
geschosse, die den Boden des feindlichen Schiffes 
mit ihrer Sprengladung aufreißen sollen; sie bewegen 
sich nach der Ausstoßung aus den Torpedorohren der 
Torpedoboote in 
bestimmter Rich¬ 
tung und Wasser¬ 
tiefe mit eigener 
Kraft und besitzen ' 
zur Fortbewegung 
Schrauben, welche 
durch kompri¬ 
mierte Luft ihren 
Antrieb erhalten. 

Man kann das 
Gruseln lernen, 
wenn man in den 
engenRäumen des 
Schiffes steht und 
sich in das Ge- 
woge der Schlacht 
versetzt, sich vor¬ 
stellt, wie im 
Kampf die Spreng¬ 
geschosse der Ar¬ 
tillerie, die Tor¬ 
pedos, die Minen verheerend zu wirken vermögen. 
Unsere Besatzungen kennen die Wirkung und Gefahr. 
Sie fürchten sich nicht. Es sind Männer. 

Die Leitung des Schiffes, der Maschinen, der ver¬ 
schiedenen Waffen im Gefechte geschieht von einer 
Stelle aus. In dem stark gepanzerten Kommandoturm hat 


der Kommandant, der Navigationsoffizier, der Artillerie¬ 
offizier, der Torpedooffizier seinen Stand. Die Befehle 
werden durch Sprachrohre, elektrische, telephonische, 
optische Vermittlung an die verschiedenen Stellen 
gegeben. Es wird dem Laien schier unmöglich, 

sich hier zurechtzu¬ 
finden; der Appa¬ 
rate sind gar zu 
viele. Hier, wie an 
andrerStelle bedarf 
es langer, gründ¬ 
licher Schulung. 
Viel Arbeit, ernstes 
Nachdenken, treue 
Pflicht - Erfüllung 
begleiten den See¬ 
offizier in seiner 
Laufbahn zumKom«» 
mandanten oder 
zum Admiral. Ge¬ 
sunder Menschen¬ 
verstand, eiserne 
Ruhe und kräftige 
Nerven sind un¬ 
erläßliche Eigen¬ 
schaften für ihn. 
Das wird bei der 
Besichtigung eines Schiffes bald einleuchten. Ueberall 
im Schiffe findet man Maschinen, die die frühere Hand¬ 
arbeit ersetzen. Aber die Maschine arbeitet nur dann, 
wenn der Mann, der Kopf dahinter steht. Ohne den 
Mann, ohne die Persönlichkeit geht es auch heute 
nicht, wird es nie gehen. Hoffen wir, daß wir im 
Ernstfälle an jeder Stelle den rechten Mann haben! 

Wem es von 
den Besuchern der 
Kriegsschiffe an 
Verständnis oder 
Interesse für die 
Technik mangelt, 
der wird trotzdem 
nicht unbefriedigt 
von dannenziehen. 
Er wird sich mit 
den Räumen, dem 
Leben undTreiben, 
mit den Menschen 
an Bord beschäfti¬ 
gen. Man sehe sich 
unsere frischen 
Blaujacken, unser 
Maschinenpersonal 
an, wie sie nach 
getaner, harter 
Arbeit fröhlich und 
zufrieden blicken. 
Man wird ganz gewiß den Eindruck mit nach Hause 
nehmen, daß auf unseren Schiffen überall Ordnung und 
Disziplin — diese Grundbedingungen für eine gedeihliche 
Weiterentwicklung und für den sicheren Erfolg im zu¬ 
künftigen Kriege — herrschen. Man wird mit der Gewißheit 
heimziehen, daß unsere Marine treue Wacht zur See hält. 



S. M. Großer Kreuzer „Goeben" (Phot.: A. Renard, Kiel) 





Hochseetorpedoboot „G. 7" 










Nr.3 DEUTSCHLAND 129 


Von der Kölner Erzdiözese. 


Der Kölner Erzbischofstuhl, der mit dem Tode des 
Kardinals Dr. Anton Fischer am 30. Juli 1Q12 verwaist 
war, ist am 29. Oktober durch die Wahl des Bischofs 
Felix von Hartmann in Münster i. W. neu besetzt 
worden. Hartmann ist unter den 78*) Kölner Erz¬ 
bischöfen seit Clemens August Droste zu Vischering 
(f 1845) der erste Inhaber des Erzstuhls, der aus dem 
Adel hervorgegangen ist, während die Erzbischöfe bis 
dahin so gut wie ausschließlich aus herzoglichen, gräf¬ 
lichen oder freiherrlichen Familien ausgewählt wurden. 
Manche gab es sogar, bei denen die geistliche Würde 
von dem Kurfürstenhut so sehr in den Hintergrund 
gedrängt war, daß sie nicht einmal die Weihen er¬ 
halten hatten. 

Felix von Hartmann, der 1851 zu Münster geboren 
wurde, gehört einer altangesehenen Juristenfamilie an; 
sein sehr frommer Vater starb als Oberregierungsrat 

•) Nach dem ,,Handbuch der Erzdiözese" ist Hartmann allerdings 
der Ql. Erzbischof, aber sie sind nicht alle geschichtlich nachweisbar. 
Die alten Bischofskataloge haben eine heillose Verwirrung gestiftet. 


1865 in Münster. 1874 zum Priester geweiht, wurde 
Felix am 6. Juni 1911 zum Bischof von Münster ge¬ 
wählt. Die Inthronisation in Köln vollzog sich am 
9. April 1913 unter den üblichen Feierlichkeiten. Um 
8 Uhr morgens bewegte sich eine große Festprozession, 
gebildet von einer sehr großen Zahl von katholischen Ver¬ 
einen, katholischen Studentenverbindungen, Krieger¬ 
vereinen, Innungen, Gesangvereinen usw. vom Dom zu 
dem nahen erzbischöflichen Palais an der Gereonstraße. 
Hinter dem, unter dem Traghimmel schreitenden Erz¬ 
bischof in vollem Ornat hatten sich die Vertreter des 
rheinischen und westfälischen Adels, Mitglieder des Mal¬ 
teser- und Johanniterordens, Vertreter der evangelischen 
GemeindenundSynagogengemeindenangeschlossen. Im 
Dom, dessen Chor in elektrischer Beleuchtung erstrahlte, 
vollzog sich später die eigentliche Inthronisationsfeier 
im Beisein des Oberpräsidenten Freiherrn von Rhein¬ 
baben, der Regierungspräsidenten Dr. Steinmeister (Köln), 
Dr. Kruse (Düsseldorf), von Sandt (Aachen), Scheren¬ 
berg (Koblenz), mehrerer Oberbürgermeister, desGouver- 



Vom Einzug des neuen Erzbischofs Dr. Felix von Hertmann in Köln am 8. April 1913: 
Die Prozession auf dem Wege vom Bahnhof zum Dom — (Phot.: Jean Esser, Düsseldorf) 













130 DEUTSCHLAND 


Nr. 3 


neurs u. a. m. Der Erzbischof hielt zwei Ansprachen, 
eine an den Klerus, den er zum Eifer anspornte, und, 
nach dem Evangelium des Hochamtes, an die Gläubigen, 
denen er ein guter Hirt zu sein versprach. Mehrere 
weltliche Festlichkeiten folgten dieser geistlichen. 

Von alters her nahm der Kölner Bischofsluhl eine 
hervorragende Stellung in der Kirche Deutschlands in 
Anspruch, nur eine Zeitlang vom Mainzer Stuhl über¬ 
ragt. War doch Köln anscheinend eine der ersten 
Christengemeinden Deutschlands. Wenn man von Köln 
als dem Stuhle des hl. Maternus spricht, so verbindet 
sich auch damit der Gedanke an den legendarischen 
ersten Bischof dieses Namens, der kein Geringerer war, 
als der von Christus 
auferweckte Jüng¬ 
ling zu Naim, ein 
Schüler desApostels 
Petrus. Der Mönch 
Eberhard von Sankt 
Mathias bei Trier 
erzählt von ihm 
i. J. 909 ferner, daß 
Maternus auf einer 
Reise, die er ge¬ 
meinsam mit dem 
Bischof Eucharius 
und dem Diakon 
Valerius von Rom 
nach Deutschland 
unternommen habe, 
zu Elegia im Elsaß 
gestorben sei. Seine 
Gefährten seien da¬ 
raufhin nach Rom 
zurückgeeilt, und 
mit dem Bischofstab 
des hl. Petrus, den 
sie zu dem Toten 
mitbrachten, hätten 
sie diesen zu neuem 
Leben erweckt. Bis 
zum 10. Jahrhundert 
wurde der Wunder¬ 
stab in Köln auf¬ 
bewahrt, dann teilte 
ihn, gemäß der Auf¬ 
schrift auf dem Stab 
in Limburg, 990 
Bischof Warinus 
und überließ die Hälfte dem Bischof Ekbert von Trier, 
angeblich, weil dieser die Absetzung des Warinus 
verhindert hatte. In Köln zeigt man im Domschatz 
noch die obere Hälfte des Stabes, welche einen ein¬ 
fachen Elfenbeinknopf aufweist. 

In Wirklichkeit ist der erste geschichtliche Bischof 
von Köln unter Konstantin dem Großen. In den Akten 
des Donatistenstreites (313 u. 314) wird er Maternus 
genannt. In den folgenden Jahrhunderten zierten öfter 
hervorragende Staatsmänner den Kölner Bischofstuhl, 
die manchmal bestimmend eingriffen in die Geschicke 
Deutschlands. Unter Karl dem Großen wurde Köln, 
das bis dahin in kirchlicher Beziehung unter dem Erz¬ 


bischof von Mainz stand, zum Erzbistum erhoben. 
Ihm wurden die alten Diözesen Utrecht und Lüttich 
(später Tongern und Mastricht) und die neugegründeten 
sächsischen Bistümer Münster, Minden, Bremen und 
Osnabrück unterstellt. Damals, 799, scheint auch 
schon die 90 Quadratmeilen umfassende Abgrenzung 
der Diözese stattgefunden zu haben, wie sie das ganze 
Mittelalter hindurch bestehen geblieben ist. 

Mit des Kaiser Karls Gunst bedacht, wuchsen die 
Besitztümer der Kölner Kirche rasch. Hildebold erhielt 
von ihm, wahrscheinlich bei Gelegenheit seiner Er¬ 
hebung zum Metropoliten, den alten fränkischen Königs¬ 
palast am Domhof, an dessen Stelle Hildebold seine 

dem heil. Petrus 
geweihte Bischofs- 
kirche,seinen Palast 
mit Kapelle er¬ 
richten ließ. 

In der Folgezeit 
sind die Geschicke 
der Kölner Kirche 
mit der Geschichte 
des hl. römischen 
Reiches deutscher 
Nation vielfach aufs 
engste verknüpft. 
Viele Kölner Erz¬ 
bischöfe sindKanzler 
des Reiches ge¬ 
wesen, und schon 
953wird ein Königs¬ 
sohn Erzbischof von 
Köln. Kaiser Otto 
der Große erhob 
seinenBruderBruno 
auf den KölnerStuhl 
und ernannte ihn 
zum „Erzherzog des 
Westens". In seine 
Hände wurden auch 
mit der Grafen¬ 
gewalt zum ersten¬ 
mal die hoheit¬ 
lichen Befugnisse 
der Rechtsprechung 
und Zollerhebung 
gelegt. Bruno war 
in der Folge der ein¬ 
flußreichste Mann 
im Reiche. Auf diese seine Eigenschaft als Herzog 
von Lothringen gründeten die Kölner Erzbischöfe jahr¬ 
hundertelang ihre Ansprüche auf die bischöflicheLandes- 
hoheit über die Stadt Köln, während es sich bei Bruno 
aber nicht um eine erbliche Würde gehandelt hatte, 
sondern nur um ein dem Bruder verliehenes kaiserliches 
Amt, das er noch vor seinem Tode freiwillig nieder¬ 
gelegt hat. Wohl aber ging das Recht der Königs¬ 
krönung in Aachen, das seit 936 von Mainz ausgeübt 
worden war, unter Erzbischof Pilgrim (1021—1036) auf 
Köln über. Die Erzkanzlerwürde für Italien kommt mit 
1031 ebenfalls an das Kölner Erzstift; alle Urkunden 
für Italien, auch die in Deutschland ausgestellten, 



Köln: Dom (Inneres) 































































































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mußten vom Erzbischof von Köln oder in seinem Namen von den kleinen Fürsten ; er brachte sich und seine 
rekognosziert werden. -", Schätze bei Annäherung der Franzosen 17Q4 in Sicher- 

lieber einen wichtigen Vorgang in der Geschichte heit und starb 1801 in Hetzendori bei Wien. Wohl 
des Kölner Erzbistums ist noch immer nicht genügend wählte nach seinem Tode das Kölner Domkapitel, das 
Klarheit geschaffen. Papst Leo IX., der ehemalige Bischof nach Arnsberg i. W. geflohen war, als Nachfolger den 
Bruno von Toul, hielt sich bei seinem Besuche Deutsch- Erzherzog Anton Viktor von Oesterreich, aber dieser 
lands 1049 vielleicht Monate in Köln auf, prunkvoll verzichtete auf die Annahme eines Amtes. Denn schon 
empfangen. Bei dieser Gelegenheit soll er dem damaligen hatte sich das Gespenst der Säkularisation der 
Erzbischof Hermann verschiedene Privilegien erteilt geistlichen Kurfürstentümer sehr deutlich gezeigt, 
haben, deren wichtigstes war, daß er Hermann für sich Es ist ein dunkles Blatt in der deutschen Geschichte, 

und seine Nachfolger zum ersten Erzkanzler des auf dem die Aufteilung der geistlichen Gebiete verzeichnet 
römischen Stuhles ernannte. Die Kölner Erz- ist. Bei der in Paris stattfindenden Länderauktion, deren 
bischöfe sollten also in der Kirche dieselbe hohe Ergebnisse in dem berühmten Regensburger Reichs- 
Stellung bekleiden, die die Mainzer im Reiche inne- deputationshauptschluß verkündet wurde, haben sich die 
hatten. Mit dieser päpstlichen Würde war die Ver- deutschen Kleinfürsten nicht mit Ruhm bedeckt, und 
leihung der Kardinalswürde verbunden. Die Urkunde Preußen und Bayern hatten sich schon im Mai 1801 
der Privilegien ist nicht erhalten, wohl aber eine Be- durch Separatverträge mit Frankreich ihren Anteil ge- 
stätigung von 1052. Gleichwohl ist das Amt, wohl infolge sichert, der als „Entschädigung" galt für die linksrheini- 
des Investiturstreites und der Unkirchlichkeit späterer, sehen Besitzungen, nachdem man den Rhein zu Basel 
mit dem Banne belegter Erzbischöfe, wieder eingegangen. 1795 (in dem Vertrag zwischen Preußen und Frankreich) 
Einer der gewaltigsten und merkwürdigsten Gestalten und 1801 zu Luneville als Grenze festgesetzt hatte, 
des Kölner Erzstuhls war der Nachfolger dieses Her- Noch am Schlüsse des letztgenannten Jahres erließ 

mann, Anno II., den die Kirche trotz der Schatten, dann Papst Pius VII. eine Zirkumskriptionsbulle, die den 
die seinem Charakterbilde anhaften, unter die Heiligen neuen Verhältnissen Rechnung trug. Als Suffragan- 
aufgenommen hat. Seine Bedeutung ist in der Profan- bistum von Mecheln wurde das Bistum Aachen ge- 
geschichte verzeichnet, aber im besonderen für die Kölner gründet, dem das Roer- und das Departement Rhein und 
Kirche hat er sich die größten Verdienste erworben durch Mosel zugewiesen wurde. Zu dem Roerdepartement 
Vermehrung des Besitzes und Erhöhung des Ansehens, gehörte auch Köln. Unterm 25. Juli 1802 übernahm 
Unter ihm waren schon der Pfalzgraf, der Graf Sicco von der erste Bischof Berdolet die Regierung des Bistums. 
Bonn und Ahrgau und ein Graf Konrad Kölner Vasallen. Zwanzig Jahre lang war in Köln die Kirche des 

Es hat etwas Wunderliches, daß derjenige bedeutende hl. Petrus verwaist, da errichtete eine neue Bulle Pius VII. 
Erzbischof, der der Kölner Kirche ein nachhaltiges am 16. Juli 1821 „De salute animarum" die alte Erz- 
Uebergewicht verliehen hat und von den Kölnern ver- diözese wieder, und zwar mit den Suffragankirchen von 
göttert wurde, wegen seiner Parteinahme in dem Streit Trier, Münster und Paderborn. 

der verwirrten Papstwahlen mit dem römischen Banne Die Kölner Erzdiözese umfaßt jetzt rund 10927 Qua- 

belastet war: Reinald von Dassel, der drei Jahre vor dratkilometer, und zwar: die ganzen Regierungsbezirke 
seinem Tode, 1164, die Gebeine der hl. Dreikönige von Aachen und Köln und vom Regierungsbezirk Düssei- 
Mailand nach Köln überbrachte und damit die Stadt jahr- dorf die Stadtkreise Barmen, Krefeld, Düsseldorf, Elber- 
hundertelang zu einem der dedeutendsten Wallfahrtsorte feld, Essen, M. Gladbach, Remscheid und Solingen, 
Europas machte. Dem Besitz dieser Reliquien verdankt ferner die Landkreise Krefeld, Düsseldorf, M. Gladbach; 
Köln auch seinen Dom, der (im 13. Jahrhundert) von einem Grevenbroich, Lennep, Mettmann, Neuß und Solingen, 
großen Geiste erdacht, eine würdige Aufbewahrungsstätte vom Landkreis Essen fast sämtliche Bürgermeistereien, 
dafür werden sollte. Der große, kampflustige Konrad Im Regierungsbezirk Coblenz gehören zur Erzdiözese vom 
vonHostaden hat 1248 den Grunastein dazu gelegt. Kreise Altenkirchen die Bürgermeistereien Altenkirchen, 
Ansehen und Macht des Kölner Erststiftes mehrten Friesenhagen, Hamm, Weyerbusch, Wissen und (zum 
sich fortgesetzt in den nächsten Jahrhunderten. Unge- größten Teil) Flammersfeld. Vom Kreise Neuwied die 
achtet einiger Schwierigkeiten kam man auch über die Bürgermeistereien Asbach und Unkel; vom Kreise 
Glaubensspaltung hinweg, bis dann die Einwirkung der Ahrweiler die Gemeinden Kalenborn und Rolandswert 
französischen Revolution den alten geistlichen Staat (mit Ausschluß der Insel Nonnenwert, die zu Trier gehört), 
zusammenbrechen ließ. Sonderbar ist, daß auch im Regierungsbezirk Trier die 

Der letzte Kölner Kurfürst Maximilian Franz, der Bürgermeistereien Hallschlag und Steifein (letztere eine 
jüngste Sohn der Maria Theresia, machte keine Ausnahme völlige Enklave) im Kreise Prüm zu Köln gehören. 

Eine sagenhafte Geschichte auf Kellersberg. 

Von Peter Schiffer (Kellersberg). 

Im mittleren Broichtal, das sich in schwachem Wasserburg, die, vom Zahne der Zeit schon arg zernagt, 
Bogen nach Norden von Südost nach Nordost zwischen im Jahre 1895 ein Raub der Flammen wurde und 
den Provinzialstraßen Aachen—Jülich und Aachen— nach und nach vom Erdboden gänzlich verschwand. 
Roermond oder von Linden—Neusen bis Afden—Her- Der Name des Erbauers der Burg ist in tiefes 

zogenrath, im nördlichen Aachener Hügelland erstreckt, Dunkel gehüllt. Im Jahre 1603 erscheint die Herrschaft 
erhob sich inmitten wildromantischer Umgebung eine Kellersberg als ein Domprobsteilehn im Besitz des 



132 DEUTSCHLAND Nr.3 


Werner von Gronsfeld gen. Nievelstein; sie ver¬ 
blieb bis in die letzte Hälfte des 18. Jahrhunderts im 
Besitz dieser Familie. Ihren Stamm, Kellersberg, ent¬ 
lehnte die Burg einem weiten, kellerartigen Gewölbe¬ 
bau in einem nahen Hügel oder Berg, der durch einen 
unterirdischen Gang mit dem Herrenhaus in Verbindung 
stand. Wegen des Wasserreichtums der sumpfigen 
Talsohle konnte unter dem Burghof ein Keller nicht 
ausgebaut werden, vielmehr wurde dieser in dem an¬ 
stoßenden Berg angelegt. 

Der Bau des Edelsitzes bildete einen großen, statt¬ 
lichen, vierflügeligen Ziegelbau mit weitem Hofraum. 
Zwei stark befestigte Türme flankierten den Eingang 
zu dem weitläufigen Gebäude. Das Ganze >\ar von 
einem Graben umzogen, dessen Fluten das feste 
Gemäuer bespülten. Eine Zugbrücke führte über den 
Graben hin zu dem mächtigen Torbau, der außen 
und innen mit einem Staffelgiebel überhöht war. Das 
langgestreckte, zweigeschossige Herrenhaus hatte zwölf 
Achsen mit großen, in Haustein gefaßten Rechteck¬ 
fenstern. Aus dem niedern, südlichen Turm führte 
eine schachtartige Vertiefung zu einem langen, gewölbten 
Gang, der in den geräumigen Keller mit mehreren Ab¬ 
teilen einmündete. Von besonderer Bedeutung waren 
in demselben der kühle Weinkeller und ein anstoßendes 
Gemach, in dem nicht selten beim Ampelschein fröhliche 
Gelage gehalten wurden. Geheime, im Walde ver¬ 
steckte Luftschächte ermöglichten eine stete Zufuhr 
frischer Luft. 

Die Nachkommen des klugen Erbauers von Kellers¬ 
berg trugen große Sorge um die Befestigung und 
Verschönerung der Burg, wie auch um die Vermehrung 
des Familienbesitzes. Ritter ohne Furcht und Tadel 
gingen aus ihren Reihen hervor, bewährt in ritter¬ 


lichem Tournier und blutiger Fehde. Alle aber über¬ 
ragte Ritter Bruno von Kellersberg. Seine stattliche 
Erscheinung, sein heller Verstand und sein gutes 
Gemüt machten ihn zu einem Edelmann in des Wortes 
wahrster Bedeutung. Es gelang ihm, die reiche, schöne, 
feinsinnige und vielumworbene Erbtochter Berta von 
der Frankenburg als Gattin heimzuführen. Das konnten 
ihm manche seiner Nebenbuhler nicht vergessen, und 
sie beschlossen, blutige Rache an ihm zu nehmen. 
Unter dem Zeichen erheuchelter Freundschaft luden 
sie ihn zu einem Gastn\ahl nach Aachen ein. Mitten 
im fröhlichen Gelage in mitternächtlicher Stunde mußte 
Bruno von Kellersberg sein junges Leben unter den 
Schwerthieben seiner feindlichen Stammesgenossen 
lassen. Ergreifend war die Klage seiner Gattin Berta, 
als man ihr am andern Tage den erschlagenen Leich¬ 
nam ihres Gemahls nach Kellersberg brachte. In 
großer Trauer und treuer Erinnerung an den Ent¬ 
schlafenen wies sie alle späteren Bewerber entschieden 
zurück. Ihre ganze Liebe und Sorgfalt wandte sie 
ihrem Söhnchen Edgar zu, dessen Erziehung in allen 
ritterlichen Tugenden sie ernsthaft überwachte, damit 
er einst ein würdiger Nachkomme seines unglücklichen 
Vaters auf Kellersberg werde. 

Jahre vergingen, und auf Kellersberg erbten die 
Söhne das schöne Besitztum ihrer Väter. Der letzte, 
der sich dessen vor etwa 150 Jahren zu erfreuen hatte, 
war der Edelmann Kurt von Kellersberg. Verkehrte 
Erziehung und der Einfluß böser Gesellschaften machten 
aus ihm einen entarteten Nachkommen seiner treff¬ 
lichen Vorfahren. Müßiggang, Trunksucht und ganz 
besonders leidenschaftliche Spielwut beherrschten den 
unglücklichen Mann. In dem unterirdischen Gemach 
beherbergte er zu häufig eine große Gesellschaft gleich- 



Das ehemalige Haus Kellersberg (Photogr. Aufnahme nach einem älteren Bilde von L. Werden, Schaufenberg bei Alsdorf) 













Nr. 3 DEUTSCHLAND 133 



Die Grafen und die Herzögfe Würtlemberg-s von 1227 bis 1674 

Wandgemälde von Prof. Ferdinand Keller (Karlsruhe) in der König-Karl-Halle des Kgl.Württembergischen Landes-Gewerbemuseums zu Stuttgart 


gesinnter Freunde, die beim perlenden Wein um 
hohe Summen dem Glücksspiel frönten. Anfangs 
begünstigte die Glücksgöttin den Kurt von Kellersberg 
beim gewagten Spiel. Gar mancher seiner Gesinnungs¬ 
genossen verließ das unterirdische Gemach mit schwerem 
Kopf und leerer Börse, deren Inhalt Kiiit ihm ab¬ 
genommen hatte. Da brachte eines Tages einer seiner 
Freunde einen Fremden mit. Seine äußere Erscheinung 
und seine Sprache verrieten den ehemaligen öster¬ 
reichischen Offizier. Bald perlte der Wein und rollten 
die Würfel. Kurt hatte sich den Fremden zu seinem 
Partner im Spiel ausersehen, seinem bisherigen Glück 
vertrauend. Doch dieses hatte ihn heute verlassen. 
Immer höher wurden die Summen, die Kurt einsetzte. 


und immer höher das Spiel, aber alles umsonst. Vom 
Wein berauscht, setzte Kurt zuletzt sein ganzesBesitztum 
auf eine Karte und — verlor. Beim Morgengrauen 
verließ der Unglückliche sein verjubeltes Erbe und 
ward nicht mehr gesehen. Der Oesterreicher brachte 
das so leicht erworbene Kellersberg durch Verkauf 
schon bald in andere Hände. Von da ab wechselte 
das Haus Kellersberg mehrere Male seine Besitzer, bis 
es im Jahre 1867 durch Kauf an den Freiherrn von 
Blanckart überging. Nach dem Brand erwarb der Esch- 
weiler Bergwerks-Verein das Terrain. 

Heute können wir auf dieses einst so ritterliche 
Haus Chamissos Worte anwenden: „Du bist von der 
Erde verschwunden, der Pflug geht über dich hin." 


Ferdinand Kellers Wandgemälde in der König-Karl-Halle 
des Landes-Gewerbemuseums zu Stuttgart. 


Einer unserer namhaftesten Historienmaler ist ohne 
Frage Professor Ferdinand Keller in Karlsruhe, der 
sich auch als Bildnis- und Landschaftsmaler hervor¬ 
getan hat. Er ist am 5. August 1842 in Karlsruhe, 
der Hauptstadt Badens, geboren, erhielt seinen ersten 
Unterricht auf dem dortigen Lyzeum und ging 1857 mit 
seinem Vater Joseph Keller und seinem Bruder Franz 
Keller, die einen Ruf als Straßen- und Brückenerbauer 
nach Brasilien erhalten hatten, nach der Neuen Welt, 
wo er im brasilianischen Urwald seine ersten land¬ 
schaftlichen Studien machte. 1862 kehrte Keller nach 
Europa und in seine Vaterstadt zurück, wo er Schüler 
der dortigen Kunstakademie unter J. W. Schirmer und 
Canon wurde. Während der Jahre 1863 bis 1867 weilte er 
in Rom, wo er besonders Feuerbach auf sich wirken ließ. 

Zuerst erregte Keller Aufmerksamkeit durch sein 
auf der Pariser Weltausstellung 1867 ausgestelltes 
Gemälde ^Tod König Philipps II. von Spanien". Ebenso 
bekannt wurde „Nero beim Brande Roms" (1873, Wiener 
Ausstellung). Die Kunsthalle zu Karlsruhe besitzt des 
Meisters „Sieg des Markgrafen Ludwig Wilhelm von 
Baden über die Türken bei Salankemen", die Akademie 


zu Wien „Hero findet die Leiche Leanders" (1880), die 
Nationalgalerie zu Berlin die monumentale Allegorie 
auf Kaiser Wilhelm 1. als Gründer des neuen Deutschen 
Reiches (1888) und die Apotheose Kaiser Friedrichs 
(1890), die Aula der Universität Heidelberg die Gründung 
dieser Hochschule. 

Glänzenden Erfolg errang Ferdinand Keller auch 
als Bildnismaler (Porträts der Kaiser Wilhelm 1. und 
Wilhelm II., des Großherzogs Friedrich 1. von Baden, 
Großherzogin Luise von Baden in Trauer, Großherzogin 
von Oldenburg mit Tochter u. a.); unter den Land¬ 
schaftsbildern würden in erster Linie zu nennen sein 
„In Arkadien", „Hain des Poseidon", „Seulzerallee", 
„Böcklins GralD". 

Bereits 1870 hatte Keller in der Jesuiten-Kirche zu 
Heidelberg eine „Himmelfahrt Mariae" a fresco gemalt, 
1875 folgte in Karlsruhe das Wandgemälde „Die Ver¬ 
treter von Kunst und Wissenschaft im Altertum"; zu 
des Meisters bedeutendsten Schöpfungen auf diesem 
Gebiet gehören die Wandgemälde in der König-Karl- 
Halle des 1896 eingeweihten Königlich Württembergi¬ 
schen Landes-Gewerbemuseums zu Stuttgart. 











134 DEUTSCHLAND 


Nr. 3 


Diese großen Wandgemälde entrollen dem Beschauer 
in großartiger Weise ein Bild der Herrschergestalten des 
württembergischen Fürstenhauses, umgeben von hervor¬ 
ragenden Zeitgenossen aus dem Volke und in Verbindung 
mit reichbelebten Gruppen idealer Huldigungszüge. 

Im Mittelbild König Karl, aufrecht stehend, den 
Plan der ihm geweihten Halle in der Hand haltend, zu 
seinen Füßen die allegorischen Gestalten der Furcht¬ 
losigkeit und der Treue. 


Herolde; im Vordergrund und in der Mitte: das Mittel- 
alter als geharnischte weibliche Figur mit Turnierlanze. 

Auf dem'^Gemälde zur Rechten erscheinen (nicht in 
chronologischer Reihenfolge, vgl. untenstehende Ab¬ 
bildung): Eberhard Ludwig, Karl Alexander, Karl Eugen, 
Ludwig Eugen, König Friedrich, König Wilhelm I., 
Friedrich Eugen, Wilhelm Ludwig, Ferdinand Wilhelm, 
und wieder von den bedeutendsten Männern aus dem 
Volke: B. Bilfinger, J. J. Moser, Fr. Schiller, L. Uhland, 



Die Zeit der Herzoge und der 

(Wandgemälde von Professor Ferdinand Keller (Karlsruhe) in der König-Karl-Halle 


Links vom Königsbild werden die Grafen und die 
Herzöge bis gegen das Ende des 17. Jahrhunderts (1674) 
dargestellt (vgl. Abb. S. 133), und zwar: Ulrich der Stifter, 
Eberhard der Erlauchte^ Eberhard der Greiner, Ulrich 
der Vielgeliebte, Eberhard im Bart, Ulrich, Christoph, 
Ludwig, Friedrich I., Johann Friedrich und Eberhard IIL, 
dabei hervorragende Zeitgenossen: J. Kepler, J. Brenz, 
J. K. Varnbüler, J. Val. Andreä und K. Wiederhold. 
Den Fürsten huldigen die Zünfte, an deren Spitze zwei 


W. Hauff, E. Mörike und J. H. Dannecker. Württem- 
bergia mit der Reichssturmfahne legt einen Lorbeer¬ 
kranz nieder mit Landwirtschaft, Gewerbe, Poesie, Kunst 
und Wissenschaft. Als Gegenstück endlich zur mittel¬ 
alterlichen Figur rauscht hier die Neuzeit vorüber, eine 
allegorische Frauengestalt mit geflügeltem Rad und 
elektrischem Licht. 

Die den historischen Bilderzyklus ergänzenden vier 
großen Viktorien in den Vouten der Halle (in Oel- 





















Nr 3 


HE DEUTSCHLAND 


135 


malerei) rühren ebenfalls von Prof. Ferdinand Keller unter 
Mitwirkung von Prof. Schurth in Karlsruhe her. 

Diese Malerei wie die vier Bronzegruppen sind Wid¬ 
mungen der Württembergischen Stände zum 25jährigen 
Regierungsjubiläum König Karls (1889). 

Die durch drei Stockwerke gehende König-Karl- 
Halle ist der glänzendste Raum des Landesmuseums 
zu Stuttgart. Schon die Abmessungen der Halle, im 
Erdgeschoß 26 Meter lang und 26,3 Meter breit, im 


sich ein prächtiger Blick nach den großen Wand¬ 
gemälden von Professor Keller. 

Die Bildwand, die vierte Wand der Halle, hat eine 
imposante Ausgestaltung erfahren. Im untern Teil der¬ 
selben, einige Stufen erhöht, liegt eine Prachttür, um¬ 
rahmt von einem in Marmor hergestellten Säulenportikus. 
Rechts und links davon führt die Freitreppe zur Galerie. 
Bronzekandelaber (modelliert vom Bildhauer Schön in 
Frankfurt a. M.,) auf den zwei unteren Treppenposta- 



Könige Württembergs seit 1674 

des Königlich Württembergischen Landes-Gewerbemuseums zu Stuttgart) 


ersten Geschoß 34,7 Meter lang und 26,3 Meter breit bei 
einer Höhe von 26 Metern wirken gewaltig. Im Erd¬ 
geschoß und ersten Obergeschoß wird sie auf drei 
Seiten von Säulenstellungen mit horizontalem Gebälk, 
im zweiten Obergeschoß auf vier Seiten von Pfeiler¬ 
stellungen mit halbkreisförmigem Bogen darüber be¬ 
grenzt. Im ersten Obergeschoß ist die Säulenreihe 
rechts und links zurückgesetzt, wodurch sich dort freie 
Galerien mit Brüstung ergeben. Von diesen aus bietet 


menten, Gruppen auf den mittleren und oberen Posta¬ 
menten schmücken die 2,7 Meter breite Treppe, über 
welcher in der ganzen Wandbreite und bis zum Haupt¬ 
gesims des ersten Obergeschosses reichend, die monu¬ 
mentalen Wandgemälde von Ferdinand Keller sich 
erstrecken. Die zwei Gruppen auf dem mittlern Absatz, 
rechts „Das in Frieden ruhende kraftvolle Land", links 
„Reichtum und Fruchtbarkeit des Landes" sind von 
Professor G. Eberlein in Berlin, die oberen Gruppen 




















136 m 




„Gewerbe und Handel", von Professor E. Hundrieser Gebäude der württembergischen Hauptstadt, zerfällt in 
in Berlin modelliert. zwei Teile, welche auch nach außen charakteristisch zur 

Die ganze in ihren Fassaden die Formen der Geltung gebracht sind, nämlich in den Hauptbau (mit der 
italienischen Renaissance aufweisende Baumasse des König-Karl-Halle), flankiert von mächtigen Kuppelbauten, 
nach Plänen der Architekten Härtel und Nickelmann auf- und in die einzelnen Flügelbauten, die die eigentlichen 
geführten Landes-Gewerbemuseums, eins der schönsten Museumssäle und die Kanzleien aufgenommen haben. 

Die Halligen und ihre Be\vohner. 


Von Dr. J. Wi 

An der Westküste des Herzogtums Schleswig liegen, 
umflutet von den Wogen der ruhigen Nordsee, außer den 
als Badeörtern bekannten Inseln Föhr und Sylt und den 
weniger oft erwähnten Marschinseln Nordstrand und Pell- 
worn die Halligen. Gar freundlich blicken sie aus dem 
grauen Wattenmeer mit ihrem lieblichen Grün hervor; 
„Augen (Oogen) des Meeres", so nannten die alten Friesen 
diese Inselreste, wie z. B. Norderoog, Wangeroog usw. Ihrer 
Zahl nach sind es dreizehn, unter denen Hooge, Nordmarsch- 
Langeneß und Oland an Größe und Ansehen voranstehen. 
Da Hamburger Hallig und Pohnshallig mit dem Festlande 
durch Dämme verbunden worden sind und infolgedessen ihre 
Inselnatur eingebüßt haben, so bleiben nur elf echte Insel¬ 
halligen übrig. Es gehört nämlich zu dem Begriff Hallig, daß 
die mit diesem Namen bezeichnete Insel klein, daß sie weder 
durch Dünen noch durch Teiche und Dämme gegen die Fluten 
geschützt ist. Die bedeutendsten dieser Halligen sind noch 
keine halbe Quadratmeile groß, die kleineren oft nur von einer 
Familie bewohnt, kaum ein paar hundert Fuß lang und breit. 

Zunächst interessiert uns die Frage: Wie sind diese 
Halligen entstanden? Mit dem Durchbruche des Isthmus 
zwischen Frankreich und England begann für die Küsten der 
Nordsee eine unruhevolle, katastrophenreiche Zeit. Für die 
Marschlandköge, das Wattenmeer und die Halligen, waren 
damit die Bedingungen ihres Entstehens gegeben. Eine 
Hallige ist der insulare Rest des durch Sturmfluten, Eisgang 
und Gezeitenströmungen zerrissenen Marschlandes, das das 
Meer auf dem moorigen und sumpfigen Untergründe zwischen 
der Dünenkette Jütlands und dem Geestrücken abgelagert 
hatte. Sie steigt mit stark zerklüfteten, senkrechten Wänden 
aus dem Wattenplateau empor. Fruchtbare Lehmschichten 
decken ihren Boden und tragen ein dichtes Graskleid, das 
in der Eigenart seiner Lebensbedingungen an die regel¬ 
mäßigen Salzwasserüberschwemmungen gebunden ist. Durch¬ 
schnitten sind sämtliche Halligen von einem mehr oder 
minder dichten Netz von Gräben, die unter dem Namen 
von Gröpeln, Schloten und Prielen das Land entwässern. 
Ursprünglich hat Menschenhand diese Adern künstlich 
geschaffen, aber das fließende Wasser setzt seitdem nagend 
und unterspülend in vielfach bedrohlicher Weise die Arbeit 
fort. Der Bahn der Prielen folgend, dringt das Wasser bei 
Flutzeiten landeinwärts, um es mit dem Ebbestrom wieder 
zu verlassen. Nur wenige Stege führen über das Graben¬ 
gewirr, von denen die größeren mit einseitigem Geländer 
versehen sind. Der Verkehr ist daher an ganz bestimmte 
Pfade geknüpft und mit mancherlei Schwierigkeiten und 
Gefahren verbunden. Unterbrochen wird die einheitliche 
Grasnarbe hier und da von rundlichen, zumeist mit Wasser 
ausgefüllten Depressionen, über deren ursächliche Natur sich 
noch keine übereinstimmende Meinung herausgebildet hat, 
und von Sand- und Muschelablagerungen, die sich besonders 
in der Nähe des Strandes finden und dort das Gras ersticken. 
Auch sonst fehlt es nicht an Feinden des Graswuchses, unter 
denen vor allem der silberschimmernde Wermuth und die 
zahlreichen Ameisenkolonien zu nennen sind. 

Trotz dieser störenden Einzelheiten aber wäre es dennoch 
höchst verkehrt, mit dem Bilde der Halligen Vorstellungen 


se (Friedenau). 

von Oede und Trostlosigkeit zu verknüpfen. Man kann sich 
im Gegenteil kaum ein lieblicheres Landschaftsgemälde 
denken. Besonders im Juni, kurz vor der Heuernte, wo die 
Grasflur in vollster Entwicklung prangt und Millionen duften¬ 
der Blüten und Blümchen aus ihr hervorlugen, bietet uns 
die Hallig einen wahrhaft herzerfreuenden Anblick dar. Zu 
dem vegetativen Bilde gesellt sich dann noch eine reizende 
Staffage aus der Tierwelt. Stattliche Rinder dehnen sich im 
Grase, muntere Lämmer führen ebendort ihre Sprünge auf. 
An den Rändern der Gräben huschen flinke Strandläufer hin 
und her, und darüber schweben schöne silberweiße Lach¬ 
möwen, Seeschwalben und die hübsch gezeichneten Austem- 
fischer. Alles atmet Lust und Leben, ob auch die stahlgrauen 
Meeresfluten das kleine Eiland lustig umschaukeln. In dieses 
reizvolle Gesamtbild aber fügt sich endlich auch der Mensch 
noch mit seinen Wohnstätten harmonisch ein. 

Dauernder Besiedelung sind die Halligen lediglich mit 
Hilfe künstlicher Hügel fähig, die, aus dem lehmigen Erd¬ 
reich ihrer Umgebung aufgeworfen, sorgfältig mit Rasen ab¬ 
geböscht werden und unter dem Namen der Werften oder 
Wurthen einzelne oder mehrere Höfe tragen. Die Häuser 
der Siedelungen auf den Werften stellen in mannigfacher 
Hinsicht eine hübsche, originelle Entwicklung des deutschen 
Hauses dar. Maßgebend für ihre Eigenart sind wie immer 
die besonderen Lebensbedingungen gewesen. Das feuchte 
und stürmische Seeklima hat die durchgängige Orientiertheit 
nach Süden, die Kostspieligkeit und Beschränktheit der Bau¬ 
plätze, die Zusammendrängung von Wohnräumen, Ställen 
und Erntegelaß unter einem Dach, das Vorbild der Schiffs¬ 
kojen endlich die eigentümliche Einrichtung der Schlafstätten 
mit ihren charakteristischen Wandbetten zuwege gebracht 
Auch das Brennmaterial ist durch die Eigenart der Lebens¬ 
bedingungen bestimmt: es besteht bei der Abwesenheit 
anderer Materialien aus getrocknetem Dünger. Quellen gibt 
es auf den Halligen nicht. Die Bewohner sind daher auf 
Regenwasser angewiesen, das in gemauerten Zisternen vom 
Rohrdach her aufgefangen wird, wie wir es beispielsweise 
auch von Helgoland her kennen. 

Ein reizender Schmuck der Halligwerften sind die netten 
Gärtchen. Da der Weststurm hier mit ungebrochener Wucht 
daherbraust, so legt der Halligmann seinen meistens nur 
1 Ar großen Garten an der Ost- und Südseite seines Hauses 
an. Hier baut er seine Nutz- und Zierpflanzen, und man 
muß sich wundern, daß diese hier noch so gut gedeihen 
wie es wirklich der Fall ist. Auf der 70 Hektar großen 
Hallig Süderoog wohnt nur eine Familie, und diese Familie 
darf sich rühmen, den schönsten der Halliggärten zu besitzen. 
Er ist eingefriedigt von einer hohen Hecke aus blühendem 
Bocksdorn, von dem auch die Laube dos Gartens gebildet 
ist. Auch steht in diesem Garten eine Roßkastanie (der 
einzige Baum dieser Gattung auf den Halligen.) Dieser 
Baum hat aber noch nie eine völlig entwickelte Frucht ge¬ 
tragen, denn, trotzdem man ihm einen möglichst geschützt 
liegenden Platz gegeben hat, werden doch die Früchte immer 
dann schon vom Winde heruntergeworfen, wenn sie die 
Größe einer Erbse oder höchstens die einer Bohne erreicht 
haben. Man hat hier auch den Versuch mit dem Anbau 



II.) 


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Im Hintergründe: Halligwohnhäuser auf künstlicher Erderhöhung (Werft) 
Im Vordergründe: Gekrümmte Einbrüche des Meeres mit Zugangsbrücke 


Hallig-Wohnhäuser und -Vorratshäuser; im Vordergründe: Viehweide 


























138 DEUTSCHLAND Nr. 3 


von Fruchtbäumen und Fruchtsträuchern gemacht. Apfel»- 
und Birnbaum, Kirsche und Pflaume, Stachel*- und Johannis¬ 
beeren hat man angepflanzt. Die zuletzt genannten beiden 
Sträucher pflegen meistens gute Früchte zu tragen. Dagegen 
setzen die Kern- und Steinobstbäume wohl Früchte an, 
bringen sie aber meistens nicht zur Reife, da der Wind sie 
vorzeitig abschüttelt. P. Knuth bemerkt über diesen Garten: 
„Von Zierkräutern bemerke ich Levkoje, Goldlack, Bart- und 
Federnelke, Aster, Tausendschön, Immergrün, Löwenmaul^ 
Narzisse, Tulpe, Bandgras. Nutzpflanzen sind: Kartoffeln, 
Wurzeln, Grünkohl, Bohnen, Gurken, Rote Beete, Zwiebeln, 
Püree, Schalotte und Schnittlauch." 

Rechnen wir jene Roßkastanie ab, so kann gesagt werden, 
daß sich dieselben Nutz- und Zierpflanzen auch auf den 
anderen Halligen finden. Das gilt namentlich von der Hallig 
Hooge (17 Häuser und 57 Einwohner). 

Da sieht man noch Schneebaum, Goldregen, Buchsbaum, 
Esche, Ulme (dieser stattliche Baum ist offenbar der älteste 
Baum unserer Halligen), graue und Balsam-Pappel, Weide 
und eine (kümmerliche) Fichte. Auf den Halligen findet man 
an Zierpflanzen noch Bauernrose, Aurikel, blaues Speerkraut. 
Endlich sind an Nutzpflanzen noch zu nennen: Salat, Mai¬ 
rüben, Runkelrüben, Kohlrabi, Petersilie, Sauerampfer, Meer¬ 
rettich (auch verwildert), Erdbeere und Erbse. 

Es gibt aber auch unter den Halligen einige, auf denen 
man kaum von der Einrichtung von Hausgärten sprechen 
kann. Da ist zunächst Langeneß zu nennen, woselbst nicht 
einmal bei dem Pastorate Zierpflanzen zu finden sind. Rosen, 
Georginen und Schwertlilien hat der Ortsvorsteher aber doch 
angepflanzt. So gibt es denn auch auf einigen Halligen 
manche Werften, um deren Häuser eine völlige Wildnis 
herrscht, da keine Spur von Gartenanlage sich vorfindet. 

Die Halligenbewohner sind rein germanischer Abstam¬ 
mung, ein kräftiger, stattlicher Menschenschlag; sichere Hal¬ 
tung und ruhiges Benehmen kennzeichnen sie. Ein maßvoll 
temperiertes Wesen bleibt ihnen in allen Lebenslagen eigen. 
Sie sind geborene Seeleute, aufgewachsen und gestählt im 
Kampf mit den Elementen, immer besonnen und kaltblütig 
entschlossen, stets bereit, der Gefahr die Stirn zu bieten. 
Und dieser Gefahren drohen ihnen eine ganze Zahl. Sehr 
anschaulich schildert sie Christoph Biernatzki in „Die Hallig" 
oder „Die Schiffbrüchigen auf dem Eiland in der Nordsee". 

Zur Gewohnheit sind für die Bewohner der Halligen die 
Ueberschwemmungen geworden, die, alles flache Land über¬ 
wogend, an die Werfte hinaufsteigen und an die Mauern Und 
Fenster der Hütten mit ihrem weißen Schaum anschlagen. 
Da blicken denn diese Wohnungen aus der weiten, um¬ 
rollenden Wasserfülle nur noch als Strohdächer hervor, von 
denen man nicht glaubt, daß sie menschliche Wesen bergen, 
daß Greise, Männer, Frauen und Kinder unterdessen vielleicht 
um ihren Teetisch hersitzen und kaum einen flüchtigen Blick 
auf den umdrängenden Ozean werfen. Manch ein fremdes, 
aus seiner Bahn verschlagenes Schiff segelte schon in solchen 
Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig weg, und die 
erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei umgeben, 
wenn sie auf einmal neben sich ein freundliches Kerzenlicht 
durch die hellen Fenster einer Stube schimmern sahen, die, 
halb von den Wellen bedeckt, keinen anderen Grund als diese 
Wellen zu haben schien. Aber es bricht der Sturm zugleich 
mit der Flut auf das bange Eiland ein. Die Wasser steigen 
gegen 20 Fuß über ihren gewöhnlichen Stand hinauf. Die 
Wogen dehnen sich zu Berg und Tal, und das Meer sendet 
in immer neuen, langen Zügen seine volle, breite Gewalt 
gegen die vollen, einzelnen Werften, um sie aus seiner Bahn 
wegzuschieben. Der Erdhügel, der nur eine Zeitlang zitternd 
widerstand, gibt nach; bei den unausgesetzten Angriffen 
bricht ein Stück nach dem andern ab und schießt hinunter. 
Die Pfosten des Hauses, welche die Vorsicht ebenso tief in 


die Werfte hineinsenkte, als sie darüber hervorstehen, werden 
dadurch entblößt; das Meer faßt sie und rüttelt sie. Der 
erschreckte Bewohner des Hauses rettet seine besten Schafe 
hinauf auf den Boden, dann flieht er selbst nach. — Und 
hohe Zeit war es I Denn schon stürzen die Mauern, und nur 
noch einzelne Ständer halten den schwankenden Dachboden, 
die letzte Zuflucht. Mit furchtbarem Siegesübermut schalten 
nun die Wogen in dem unteren Teil des Hauses; sie werfen 
Schränke, Kisten, Betten, Wiegen mit wildem Spiel durch¬ 
einander, schlagen sich immer freieren Durchgang, um alles 
hinauszureißen auf den weiten Tummelplatz ihrer unbändigen 
Kraft, und die Anzahl der Stützpunkte des Daches wird 
immer weniger, des Daches, dessen Niedersturz rettungslos 
einer noch vor wenigen Stunden in häuslicher Geschäftigkeit 
miteinander wirkenden oder im sanften Arme des Schlummers 
nebeneinander ruhenden Familie ein schäumendes Grab be¬ 
reitet. Aengstlich lauscht das Ohr, ob nicht das Brausen 
des Sturmes abnehme, ängstlich pocht das Herz bei jeder 
Erschütterung; immer enger drängen die Unglücklichen zu¬ 
sammen. In der Finsternis sieht keiner das entsetzlich 
bleiche Antlitz des andern, — im Donnergeroll der tobenden 
Wogen verhallt das bange Gestöhn; aber jeder kann an 
seiner eigenen Qual die marternde Angst seiner Lieben er¬ 
messen. Der Mann preßt das Weib, die Mutter ihre Kinder 
mit Verzweiflung voller Todesgewißheit an sich; die Bretter 
unter ihren Füßen werden von der drängenden Flut gehoben, 
aus allen Fugen quellen die Wasser auf; das Dach wird 
durchlöchert vom Wogenslurz; ein irrender Mondstrahl 
dringt durch die zerrissenen Wolken, fällt hinein auf die 
Jammerszene, die, von seinem bleichen, zuckenden Lichte 
beleuchtet, in all ihrer Furchtbarkeit erscheint und die angst¬ 
verzerrten Gesichter einander spiegelt. Da kracht ein Balken. 
Ein furchtbarer Schreckrufi Noch eine martervolle Minute I 
Noch einel Der Dachboden senkt sich nach einer Seite; 
ein neuer Flutenberg schäumt herauf, und — im Sturmgeheul 
verhallt der letzte Todesschrei. Die triumphierenden Wogen 
schleudern einander Trümmer und Leichen zu.- 

Die Sprache der Halligbewohner ist die friesische, und 
zwar ein besonderer Dialekt derselben. Die drei Mundarten 
der Inselfriesen sind nämlich die Sylter, die Föhringer und 
die Halliger Mundart. Das Kind lernt von der Mutter diese, in 
Schule und Kirche aber auch leicht die hochdeutsche Sprache. 

Mancher alte Brauch hat sich auf der Hallig erhalten. 
So besteht noch heute der Unterschied in der Tracht der 
jungen Halligmädchen und der Halligfrauen darin, daß letztere 
unter dem Kopftuch, das auch die Mädchen tragen, einen 
roten Lappen mit einem Bande am Hinterkopfe befestigt 
haben. Der junge Halligbewohner bringt noch heute wie 
früher seine Werbung direkt bei dem Mädchen an. Nach 
erhaltenem Jawort findet bei den Eltern der Braut eine Ver¬ 
lobungsfeier statt, zu deren Verherrlichung Mastbäume auf¬ 
gerichtet werden, von denen eine Flagge weht; ebenso führen 
an dem Tage die Schiffe, die bei der Hallig liegen, Flaggen. 
Von dem Tage an zeigen sich Braut und Bräutigam öffent¬ 
lich. Am Vorabend der Hochzeit, die „Koost" genannt wird 
(auf Föhr und Amrum Bradlap, auf Sylt BrÖllep, auf dem 
friesischen Festlande Koost), werden außer in dem Hochzeits¬ 
hause auch von den jungen Leuten Vorbereitungen getroffen. 
Wie bei der Verlobung richtet man Mastbäume mit Fahnen 
auf, ohne daß man sonst Polterabende abhält. Als Hoch¬ 
zeitsbitter hat der Bräutigam, in dessen Elternhause man 
Hochzeit feiert, fungiert. Auf kleineren Halligen, wie auf 
Oland, werden sämtliche Einwohner eingeladen, auch Freunde 
und Bekannte von benachbarten Eilanden. Am Freitage ver¬ 
sammeln sich die Gäste zu der Festlichkeit, die bis Mitter¬ 
nacht die Aufwärterinnen zu ordnen haben; von der Zeit an 
übernimmt der Bräutigam diese Aufgabe. Im Hochzeitshause 
angekommen, werden die Gäste durch Erfrischungen gelabt, 



Nr. 3 


BH DEUTSCHLAND 139 


und die Gesellschaft begibt sich alsdann zur Kirche. Zur 
Linken des Bräutigams geht, angetan mit ihrem besten bunten 
Kleide, die Brautjungfer, zu seiner Rechten im Brautkranze 
die festlich geschmückte Braut. In der Kirche nimmt die 
Brautjungfer ihren Platz zur Linken der Braut ein, im Hoch« 
zeitshause wieder zur Linken des Bräutigams. Der Trauungs« 
akt bietet nichts Eigentümliches, seitdem auch hier das 
Wechseln der Trauringe während desselben außer Gebrauch 
gekommen ist. Beim Austritt des jungen Paares aus der 
Kirche hört man noch hier und da Ehrenschüsse, dagegen 
ist die Sitte, das Paar alsdann mit Musik zu empfangen, auf 
Oland abgeschafft. Auswärtige Gäste und Verwandte nehmen 
im Hause an einer Mittagsmahlzeit teil, für alle Gäste wird 
dagegen ein Abendschmaus aufgetragen. Von nun an wechseln 
Tanz und Gesang in heiterer Folge, leider aber sind in der 
neueren Zeit die alten Tänze abgeschafft und haben den 
modernen Platz gemacht. 

So vergeht im Jubel die Nacht, und nachdem der jungen 
Frau der rote Lappen aufs Kopftuch befestigt ist, führt erst 
die frühe Morgenstunde die Gäste heim. Einige Tage nach 
der Hochzeit erhält die junge Frau ihre Mitgift ausgezahlt. 


Geschmückt werden nur Kinderleichen, eingesargt ausgestellt 
dagegen keine. Die Trauerkleider der Halligbewohner sind 
schwarz; alles hat sich jetzt, um mit Dr. Element zu sprechen, 
in Dunkelheit gesteckt. Als Begräbnistage sind Freitag und 
Dienstag gebräuchlich; Montag wird vermieden. In dem 
Sterbehause findet eine Feier statt, ehe sich der Zug in 
Bewegung setzt, und zwar wird meistens gesungen und ge¬ 
betet. Hinter dem Sarg geht zunächst der Prediger mit den 
Kindern, die singen, und dann folgt das Leichengefolge, das 
aus den Verwandten des verstorbenen Gliedes und den er¬ 
wachsenen Einwohnern der Insel besteht. 

Familiengrüfte gibt es nicht; das Grab erhält eine Tiefe 
von sechs Fuß und wird fast immer von einer bestimmten 
Person gegraben, die aber nicht angestellt ist. Während des 
Einsenkens der Leiche in die Gruft wird ein Gesang an¬ 
gestimmt; alsdann nimmt der Prediger den Spaten zur Hand, 
wirft dreimal ein wenig Erde auf den Sarg und begleitet seine 
Tätigkeit mit den Worten: „Erde zur Erde, Asche zur 
Asche, Staub zum Staube" usw., worauf er den Toten ein¬ 
segnet. Grabesbeilagen kennt man auf der Hallig nicht, 
obwohl man an manchen Orten des übrigen Friesland den 



Arendsee: Strandpromenade am Damenbad (Zu nachstehendem Artikel) 


die früher stets am Freitag vor derselben ausgezahlt wurde. 
Ehekontrakte werden nicht geschlossen. 

Jene aus der Vergangenheit mitgeteilte Sitte, vor die 
Wohnung der jungen Verlobten ein Boot zu tragen, wenn 
der Verlobte auf einer anderen Hallig wohnte, kennt man 
noch heute. Man ziert ein kleines Boot mit brennenden 
Laternen, läßt einen Musikanten in demselben Platz nehmen 
und trägt es am Freitag vor der am Sonntage stattfindenden 
öffentlichen Verlobung vor das Haus. Hier werden die 
jungen Leute bewirtet und teilt der Bräutigam außerdem 
Geschenke unter sie aus, wofür sie später ein Fest, Gilde 
genannt, anrichten, an dem alle teilnehmen und das auch 
abgehalten wird, „wenn die Mädchen einen Kranz für ein 
neugebautes Haus verehren". 

Stirbt heute jemand auf der Hallig, so wird von dem 
Todesfall zunächst dem Prediger die Nachricht überbracht, 
worauf dann am Mittage der folgenden Tage eine halbe 
Stunde die Kirchenglocke geläutet wird, bis schließlich am 
Beerdigungstage mit dreimaligem viertelstündigem Läuten 
die Glocke ihre Totenklage beschließt. Man hält das Sterben 
eines Gemeindemitgliedes für eine Erlösung. Solange man 
den Sarg über der Leiche noch nicht geschlossen, wachen 
zwei Personen, und man läßt zwei Kerzen dabei brennen. 


Glauben verbreitet findet, daß man Frauen, die kurz vor 
ihrer Niederkunft oder als Wöchnerinnen sterben, einen 
Knäuel Zwirn, eine Nadel, etwas Leinenzeug und eine Schere 
mit ins Grab geben müsse, „damit sie sich selbst helfen 
können", denn sonst würden sie im Grabe keine Ruhe finden, 
als „Gonger" wiederkehren und das Erwähnte abfordern. 
Bringt man ihnen diese Gegenstände im letzteren Falle auf 
das Grab, so verschwinden dieselben in der folgenden Nacht, 
die Toten erscheinen dann nicht wieder. Abschiednehmend 
vom Grabe, versammelt sich die Gemeinde in ihrem Gottes¬ 
hause zu einem Trauergottesdienste, worauf am Nachmittage 
das Grab von Männern aus dem Gefolge zugeschüttet wird. 
Auch auf der Hallig ist die sonst in Friesland übliche Weise 
heimisch, der Kirche beim Tode eines wohlhabenden Familien¬ 
gliedes eine oder zwei Wachskerzen zu schenken, die dann, 
vor dem Altäre stehend, bei feierlichen Gelegenheiten, 
namentlich aber an hohen Festtagen angezündet werden. 
Eine mit schwarzen Florbändern an denselben befestigte 
Gedächtnistafel sagt uns den Namen und den Todestag der 
Verstorbenen. Die Lichter des zuletzt Verstorbenen finden 
vor der Mitte des Altars ihren Platz. Spuksichtige Leute, 
so wird auf dem friesischen Festlande erzählt, sehen an 
diesen Tafeln, welches Menschen Leichenbegängnis das von 



















140 DEUTSCHLAND ni 


Nr. 3 


ihnen gesehene sein wird, und sagen danach, wenn sie nahe 
genug herangekommen, sogar Todestag und Todesjahr voraus. 

Mit allen Fasern seiner Seele liebt der Halligbewohner 
seine Heimat. Stets baut er, wenn das Unwetter das Haus 
zerstört hat, sich wieder auf demselben Fleck an. Und 
mancher Halligbewohner, der als reicher Mann aus der 
Fremde heimkehrt, beschließt seine Tage auf dem gefahr¬ 
vollsten Fleck der Erde, auf dem trostlosen Boden, der aber 
für ihn die geliebte Heimat bedeutet und sein ganzes Denken 
und Sinnen ausfüllt. Seit einiger Zeit haben aber auch 
Private, Genossenschaften und nicht zuletzt die Regierung 
den Kampf gegen das Meer aufgenommen. Mitte der 90er 
Jahre wurde vom Festlande aus der erste Damm in das 
Wattenmeer gebaut. Man verband durch einen Damm von 
4,6 Kilometer die Hamburger Hallig mit der Küste und 
führte dieses Werk auch glücklich zu Ende, obwohl tausend 
Meter von einer Sturmflut zerstört wurden. An diesen Damm 
setzt sich der fruchtbare Marschboden an, so daß neues 
Land gewonnen wird, das mit jedem Jahre an Ausdehnung 
wächst. In den letzten Jahren sind die Inseln Aland, Langeneß, 
Nordland durch Dämme untereinander und mit dem Fest¬ 
lande verbunden worden. Sie stellen jetzt einen mehr als 
15 Kilometer ins Wattenmeer reichenden Fangarm dar, der 
die Bildung neuen Landes sehr begünstigt. Der Wert dieser 
ins Meer gebauten Dämme für die Landgewinnung wurde 
schon vor Jahrzehnten anerkannt. Es fehlte nur an dem¬ 


jenigen, der die Kosten vorstreckte; denn daß sie schnell 
durch das gewonnene Land gedeckt werden, zeigt sich jetzt 
mit voller Klarheit. Nach langem Zögern hat der preußische 
Staat sich der Sache angenommen. Die vorgenannten Dämme 
wurden bereits durch ihn erbaut. Der jetzt nach Nordstrand 
zu bauende wird nur 3 Kilometer lang; dieses Werk wird 
nicht allzu schwierig sein, denn die zurzeit vorhandene, zur 
Flutzeit nur für flachgehende Schiffe befahrbare Wasserstraße 
ist bei tiefer Ebbe bequem zu durchwaten. Durch jeden 
Damm werden im Wattenmeer sogenannte „tote Buchten" 
geschaffen, d. h. Flächen, an denen die Flut die von ihr mit¬ 
geführten Senkstoffe absetzen kann. Es ist erklärlich, daß 
durch die Dämme die Kraft des Flutstromes gebrochen wird 
und Land sich nur da bilden kann, wo die Wellen kraftlos 
an den Strand schlagen. Jeder neue Damm bringt Gewinn, 
und je eifriger daran gearbeitet wird, dem Meere an der 
schleswigschen Westküste Halt zu gebieten, desto größer 
wird der Erfolg sein. Nur in der Ruhe kann das neue Land 
entstehen. Wenn die vorhanden, wächst es gleichsam aus 
dem Wasser empor. Tausende von Hektar des fettesten 
Marschlandes sind hier zu gewinnen in friedlicher Arbeit. 
Wenn irgendwo, dann handelt es sich hier um die Erfüllung¬ 
einer Kulturaufgabe von grösster Bedeutung, denn das ganze 
Wattengebiet läßt sich dem Meere abringen, gleichsam ein 
neuer Landesteil, dessen Fruchtbarkeit es mit jedem Land¬ 
strich aufnehmen kann. 


Ein Idyll im Obotritenland. 



Zu den Seebädern, die, ohne die Reklametrommel 
gerührt zu haben, heute bereits an der Spitze der Kon¬ 
kurrenz marschieren, gehören zweifelsohne Bruns- 
haupten-Arendsee an der mecklenburgischen Ostsee¬ 
küste. Eng aneinanderliegend, etwa wie Berlin und 
Schöneberg, bilden diese Orte zwar zwei verschiedene 
und unabhängig von einander verwaltete Gemeinden, 
sind im übrigen aber als ein Ganzes zu betrachten. 
Jeder Ort hat seine eigene Kurverwaltung, eigenes 
Kurhaus, eigenen Bahnhof, eigene Bäder und Aerzte usw. 


usw., beide aber mancherlei Einrichtungen gemeinsam. 
— Von Berlin oder Hamburg erreicht man Bruns- 
haupten-Arendsee in ungefähr 4 Stunden. Man gelangt 
ohne umzusteigen bis Rostock, auf einzelnen Strecken 
sogar bis Doberan. Von Doberan führt ein Zügele, 
eine allerliebste Wald- und Strandbahn, in 40 Minuten 
über Heiligendamm nach Brunshaupten und in weiteren 
8 Minuten nach Arendsee. Vor wenigen Jahren betrug 
die Zahl der Kurgäste in beiden Orten zusammen nur 
500; 1912 bereits 28000! Diese Ziffern reden eine 

_ beredte Sprache 


und unwillkürlich 
fragt man: Wie ist 
dieser gewaltige 
Aufschwung zu 
erklären ? Es mag 
paradox klingen, 
immerhin sei's ge¬ 
sagt: Weil Bruns¬ 
haupten - Arend¬ 
see kein Mode¬ 
oder Luxusbad ist 
und auch nicht 
werden will, aber 
trotzdem alle Vor¬ 
züge eines sol¬ 
chen besitzt, viel¬ 
leicht noch einige 
mehr. Schon die 
Lage muß als über¬ 
aus günstig be¬ 
zeichnet werden; 
die Orte liegen 
nämlich nach drei 
Richtungen hin 


Brunshaupten 


















1 


Nr.3 DEUTSCHLAND 


141 



Brunshaupten 


vollkommen frei an der 
See, wodurch ein auf¬ 
fallend starker Wellen¬ 
schlag erzeugt wird. Die 
Häuser selbst liegen sämt¬ 
lich im Walde, der sich 
unmittelbar an den Strand 
anschließt. Ein herrlicher 
Kiefernwald ist mitten in 
die Orte hineingebettet; 
sobald man aus der Haus¬ 
tür tritt, ist man unter 
Bäumen. Ein Spaziergang 
auf den stets trockenen 
Waldwegen, die sich fast 
5 Kilometer längs des 
Strandes hinziehen, ist 
von ganz eigenem Reize, 
weil das Landschaftsbild 
ständig wechselt; hier 
stehen z. B. jung-grüne 
Tannen von kaum zwei 
Meter Höhe, dann folgt der 
laubenähnliche, mehrere 
100 Meter lange Niemann¬ 
steig; kommt man dann 
weiter in die Mitte des Waldes, in die Nähe des Blocks¬ 
berges und Helenenweges, so erhebt man bewundernd 
seine Blicke zu den hochragenden, mächtigen Kiefern, die 
hier geradezu imposant wirken. Ganz eigenartig wirkt der 
Wald jenseits von Arendsee durch die kleinen Boden¬ 
erhebungen, die Berg und Tal en miniature darstellen. 
Unterbrochen wird der Wald durch breite Schneisen und 
liebliche, immergrüne Wiesen, auf denen friedlich zierliche 
Rehe grasen. Wer Lust hat, weiter zu wandern, wird in 
einer halben Stunde einen, Kühlung genannten, Laub¬ 
wald erreichen, der zu den schönsten Mecklenburgs ge¬ 
zählt werden kann. Hier hat die Natur verschwenderisch 
gewirtschaftet, tiefe Schluchten wechseln mit Erhebungen 
bis zu 128 Meter Höhe ab. Der Blick von hier auf die 
beiden Orte und das Meer ist von unvergleichlicher 
Schönheit und nimmt Herz und Sinne gefangen. Durch 
die Wälder ist Brunshaupten-Arendsee trotz seiner 
exponierten Lage vor Winden und Zugluft geschützt; 
der Wald ist das Wahrzeichen von Brunshaupten- 
Arendsee und drückt ihm seinen Stempel auf; der 
Wald ist das köstlichste Gut dieser Orte und ist, ver¬ 
bunden mit der Seeluft, der mächtigste Heilfaktor und 
für empfindlichere Naturen geradezu unentbehrlich. 

Beide Orte haben dieselben Einrichtungen, wie eine 
moderne Stadt. Jedes Haus hat Wasserspülung und 
Klärgruben und ist von einem Garten umgeben. Da 
kann es nicht wundernehmen, daß hier eine Luft ver¬ 
zapft wird, die nirgends besser sein kann und in 
hygienischer Beziehung auch die schärfsten Forderungen 
erfüllt sind. Dann noch ein ganz besonders wichtiger 
Vorteil: Die Mücken, die einem den schönsten Ort 
verleiden können, kennt man hier nicht, dafür aber 
eine große Schar verschiedenartiger Vögel. 

Die mecklenburgische Küche zu loben, hieße Eulen 
nach Athen tragen. In Hamburg und New York wird 
auch nicht schlecht gespeist, aber das Portemonnaie 


seufzt dabei. Die Weitläufigkeit in der Bebauung — 
von dem äußersten Ende Arendsees bis zum letzten 
Haus von Brunshaupten braucht man über eine Stunde — 
hat den großen Vorteil, daß jedermann tun und lassen 
kann, was er will. Er wird nie auffallen. Wer seidene 
Kleider und Brillanten mitbringen will, soll es tun. 
Er kann damit in den beiden Kurhäusern glänzen. Wer 
einen waschechten Kleiderrock anzieht, den Hut daheim 
läßt und ein leichtes Tuch um den Kopf bindet, ist besser 
dran; überall kann er sich ins grüne Moos und den 
weißen Sand werfen. Sehr angenehm berührt ferner, daß 
weder Obrigkeit noch Polizei in den Vordergrund tritt, 
sondern scheinbar gar nicht vorhanden ist. Rauschende 
Feste wird man allerdings vergeblich in Brunshaupten- 
Arendsee suchen, dafür findet man aber Ruhe und Frieden. 

Von großer Wichtigkeit ist dann noch der Umstand, 
daß die beiden Orte, was Preise anbetrifft, jedem 
Geldbeutel gerecht werden; auch in dieser Beziehung 
ist Brunshaupten-Arendsee ein Eldorado. In der vor¬ 
nehmsten Gegend, dem Bülowweg und dessen Verlänge¬ 
rung bis zum Hansahaus in Arendsee, sind zwar die Preise 
entsprechend höher, aber selbst hier findet man zu einem 
Preise Aufnahme, der als recht mäßig bezeichnet werden 
kann. Ausflüge in die Umgebung, z. B. nach Heiligen¬ 
damm, Doberan, Kröpelin, Rostock usw. sind äußerst 
lohnend und leicht zu bewerkstelligen. Autobesitzer wird 
es interessieren zu erfahren, daß Brunshaupten binnen 
Jahresfrist mit Heiligendamm durch eine Chaussee ver¬ 
bunden sein wird. Da Heiligendamm mit Rostock bereits 
durch eine prächtige Chaussee verbunden ist, so ist 
demnächst Gelegenheit geboten, die ganze Strecke in 
30 Minuten zurücklegen zu können. Was die Bewohner 
von Brunshaupten-Arendsee jetzt täglich auf die Beine 
bringt, ist der Bau des neuen Familienbades, der seiner 
Vollendung entgegengeht. Ein gar imposantes Gebäude, 
das dem Bade sicherlich viele Freunde zuführen wird. 

M. A. 








142 DEUTSCHLAND 


Nr. 3 



Entwurf zum Berliner Stadion von Geheimrat Otto March 


Geheimrat Otto March f. 


Der Geheime Baurat Otto March ist zu früh ge¬ 
storben. Er stand gerade vor der Vollendung eines 
seiner größten Werke. Er hatte noch den Triumph, 
dem Kaiser den Entwurf und die Skizzen des Stadions 
zu zeigen, aber er sah sein größtes Lebenswerk nicht 
mehr auferstehen. Die Krankheit raffte ihn jäh dahin, 
als er in letzten Hoffnungen die letzten Pläne seines 
Werkes entwarf. 

Otto March ist eine kraftvolle Persönlichkeit ge¬ 
wesen. Er hatte an den Alten gelernt, war bei dem 
alten Strack in Berlin zur Schule gegangen und hatte 
von Ferstel, dem leidenschaftlichen Wiener Künstler, 
die höchsten Eindrücke empfangen. Er hatte noch den 
Klassizismus des Schinkelschen Stils und stand schon 
unter dem vorwärtsdrängenden Geiste der Moderne. 
Aber er blieb schöpferisch 
vor seiner Zeit. Er war über 
sich hinausgewachsen mit 
seinem lebendigen künst¬ 
lerischen Impuls, der Be¬ 
weglichkeit seiner Ideen, 
der Kraft seiner Empfin¬ 
dung und der Sicherheit 
seines Könnens, lieber 
das Problematische des 
wirren Chaos, das die 
Moderne in die abenteuer¬ 
lichsten Stilexperimente 
jagte, fand er die Rein¬ 
heit der Linie, die das 
Schinkelsche Ideal ver¬ 
körperte, und den Rhyth¬ 
mus der machtvoll empor¬ 
steigenden Entwicklung^ 
welcher das aufblühende 
Deutschland hochtrug. Er 
schuf das gewaltigste 
Spiegelbild seiner Zeit 
mit der Gründung der 
Deutschen Städtebau-Aus¬ 
stellung, die vorbildlich 
für ganz Deutschland 
geworden ist, er zeigte 
die neue Richtung der 
stürmisch gesteigerten 
Kultur, er zwang ihre 
Unruhe in harmonisch 
geschlossener Gliederung 
zu einem neuen Stil, der 


das epikureische Idyll heiteren, frohen Lebensgenusses 
in ruhiger, vornehmer Formgebung fand. 

Jahrelang hat diese Formel die Kunst Otto Marchs 
beherrscht. Mit glücklicher Künstlerschaft baute er in 
den Rahmen heiterer, üppiger Landschaften vornehme 
und ruhige Herrensitze, er schuf stille, reine Gottes¬ 
häuser in ruhiger Geschlossenheit des Aufbaues. Im 
Rheinland stehen zwei der besten, in Köln-Marienburg 
und in Bayenthal. Seine selbstsichere Kraft hat in 
diesem Ausklang ruhiger Bewegung die Meisterschaft 
erreicht. Sie gab die Grundlage der neuen Reife und 
der neuen Ziele. Aus der Stille des Traumbildes, das 
seine vielen Entwürfe suchten, wuchs die heitere Har¬ 
monie der Gartenstädte. Das Kompositionsproblem^ 
vor das ihn die architektonische Lösung des Städte¬ 
baues gestellt, faßte er mit 
künstlerischer Sicherheit 
an. Eine Reihe der ori¬ 
ginellsten Entwürfe stellte 
er aus. In Berlin errang 
er die Meisterschaft mit 
der Grunewaldrennbahn, 
und er übertraf sich noch 
mit der Anlegung des 
prachtvollen Stadions. In 
dem Wettbewerb um die 
neue Königliche Oper 
blieb er zunächst der 
erste, obwohl die Kraft 
seiner Lösung mehr in der 
klugen Gruppierung und 
der harmonischen Sym¬ 
metrie des Gesamtbildes 
lag. Eine künstlerisch - 
glücklichere Lösung hatte 
er jedenfalls mit der 
Wormser Festspielhalle 
gefunden, sie ist heute 
als der maßgebende Typ 
des Theaters der Fünf¬ 
tausend vom Professor 
Reinhard angenommen. 
Heute soll es in Berlin 
neu auferstehen, neben 
dem gewaltigen Stadion 
das letzte Denkmal des 
toten Otto March, das 
bereits in einem früheren 
Artikel gewürdigt wurde. 



Geheimrat Otto March f 



















Nr.3 DEUTSCHLAND («I 


143 


Eine neue 

Die Eröffnung derEisenbahn Ahrdorf—Blanken¬ 
heim (Wald) hat am 1. Mai stattgefunden. Zu der 
Feier in Blankenheim hatten sich, wie die „Köln. Ztg." 
mitteilt, der Eisenbahndirektionspräsident Martini von 
Köln, der Regierungspräsident Dr. v. Sandt von Aachen 
und der Landrat Dr. Kreutzberg von Schleiden nebst 
den Mitgliedern des Kreistages und Kreisausschusses 
von Schleiden ein¬ 
gefunden. Auf der 
Station Ahrdorf 
wurden die Ver¬ 
treter der Behörden 
von dem Land - 
rat Dr. Kreutzberg, 
dem Regierungs- 
baumeisterSteinert 
und dem Bürger¬ 
meister Darius von 
Blankenheim be¬ 
grüßt und zum 
Sonderzug geleitet. 

Der mit Waldes- 
grün geschmückte 
Festzug fuhr nun 
über die neue 
Strecke; vorbei 
an den hübsch 
bekränzten Bahn¬ 
höfen Dollendorf, 

Freilingen, Mül¬ 
heim, Blankenheim 
ging die Fahrt 
durch die roman¬ 
tische Landschaft 
des obern Ahrtals. 

An den Bahnhöfen 
hatte sich die an¬ 
wohnen deBevölke- 
rung recht zahl¬ 
reich eingefunden 
und begrüßte den 
Festzug. In dem 
historischen Eifelflecken Blankenheim versammelten 
sich die Festteilnehmer zu einem Frühstück im Hotel 
Kölner Hof. Der Regierungspräsident Dr. v. Sandt 
leitete ein Hoch auf den Landesherrn ein und wies 
darauf hin, daß die neue Bahn zwar manche Ver¬ 
änderungen und Umgestaltungen mit sich bringen 
werde, aber eins werde unverändert bleiben: die Treue 


Eifelbahn. 

und Liebe der Eifelbewohner zu Kaiser und Reich. 
Im Namen der Bevölkerung des oberen Ahrtals dankte 
der Landrat Dr. Kreutzberg den Behörden für das 
Zustandekommen der neuen Eisenbahn. Bürgermeister 
Darius aus Blankenheim hob hervor, daß die inter¬ 
essierten Gemeinden die wirtschaftliche und industrielle 
Erschließung dieser Gegend durch die Bahn erhofften. 

Der Eisenbahn - 
direktionspräsident 
Martini drückte den 
Dank der Gäste für 
die Einladung und 
die Freude der 
Eisenbahn Verwal¬ 
tung über das er- 
folgreicheGelingen 
dieses Werkes aus, 
welches mit der 
Ueberwindung so 
außerordentlicher 
Schwierigkeiten in 
einer Verhältnis - 
mäßig kurzen Zeit 
vollendet worden 
sei. Die 25 km 
lange Strecke habe 
in dem felsigen, ge¬ 
birgigen Gelände 
hohe Dämme, tiefe 
Einschnitte und 
lange Tunnels not¬ 
wendig gemacht 
und einen Kosten¬ 
aufwand von acht 
Millionen Mark er¬ 
fordert. — Mit der 
neuen Eiser\bahn 
sind die Gemein¬ 
den Ahrdorf, Ahr¬ 
hütte, Uedelhofen, 
Lommersdorf,Frei¬ 
lingen, Dollendorf, 
Hüngersdorf, Ripsdorf, Reetz, Mülheim, Tondorf, Rohr, 
Blankenheim und Blankenheimerdorf an den Verkehr 
angeschlossen worden. In Blankenheim (Wald) mündet 
die Ahrtalbahn in die Köln-Trierer Strecke. Außer der 
wirtschaftlichen Hebung dürfte diese neue Verbindung 
auch eine beträchtliche Hebung des Fremdenverkehrs 
für diese interessante Eifelgegend mit sich bringen. 



Kirche Marienburg — Bayenthal (Nach einem Entwurf von Geheirorat Otto March) 

(Zu vorstehendem Artikel) 


Eine Lust zu reisen. 

Von A. N i s 11 e r. 


Man nennt unser Jahrhundert das des Verkehrs. Und 
das nicht mit Unrecht. Die Reiselust, die Sehnsucht nach 
Neuem, Fremdem hat die Massen mit einer Heftigkeit 
ergriffen, von der man sich früher hätte keine Vorstellung 
machen können. Dem Drange, dem unsere Persönlich¬ 
keit einengenden Alltage zu entfliehen und neue Verhält¬ 


nisse, neue Menschen kennen zu lernen, entspringt die 
Reiselust. Niehls bildet so sehr wie das Reisen. Oder 
wäre es zu leugnen, dass ein Mensch, der wenig reist, 
der an seiner Scholle klebt, die Verhältnisse und Menschen 
einseitiger beurteilt als ein Mensch, der die Welt kennen 
gelernt hat und mit ihr seine eigene, eng begrenzte Welt 









144 DEUTSCHLAND 


Nr. 3 


vergleichen kann? Er erhält dadurch die Fähigkeit, den 
Zusammenhang der Dinge zu erkennen und sich nicht 
an das Kleinliche zu hängen. Das Reisen vermag uns 
mit fremden Ländern und Völkern und ihrer Eigenart 
besser vertraut zu machen, als dies Bücher vermöchten. 
Jene Kenntnisse über ein Land, welche wir Büchern ent¬ 
nehmen, können nicht den unmittelbaren Eindruck er¬ 
setzen, den uns eine Reise vermittelt. 

Die wenigsten Menschen verstehen es, mit Genuss zu 
reisen. Die Kunst zu reisen ist eine gar grosse, eine viel 
grössere, als man glauben möchte. Sie will wohl gelernt 
und verstanden sein. Nehmen wir die Art des Reisens 
an, wie sie Goethe und andere bedeutende Geister geübt 
haben, die die Fähigkeit besassen, sich in die neuen 
Verhältnisse einzulebcn und sie zu erfassen. Nichts war 
ihnen zu unbedeutend, um es nicht als Schlüssel zum 
Verständnis des besuchten Landes und Volkes zu be¬ 
nützen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass diese 
grossen Reisenden 
es nicht versäumt 
haben, sich schon 
vor Antritt ihrer 
Reise über die 
fremden Gebiete, 
ihreKulturentwick- 
lung, ihre wirt¬ 
schaftlichen und 
Lebensverhältnisse 
eingehend zu unter¬ 
richten. Damit ge¬ 
wannen sie eine 
Art der Anschauung 
und Beobachtung, 
die ihre Reisen zum 
wahren Genüsse 
machte und ihr 
Wissen bereicherte. 

Vergleichen wir da¬ 
mit die Art und 
Weise, wie die 
meisten Menschen 
gedankenlos in die 
Welt hineinreisen, 
ohne eigene Selb¬ 
ständigkeit jene 
Orte aufsuchen, in 
welche sie durch 
die Mode und Nach¬ 
ahmung hindirigiert werden, und sich dort mehr auf das 
Hotel und das gesellige Leben beschränken, als Land und 
Volk näher zu studieren. Es ist dies zum grössten Teile 
bei den Sommerreisenden und bei den Besuchern der 
Kurorte zutreffend. Wer Gelegenheit hat, das reisende 
Publikum in seiner Oberflächlichkeit zu beobachten, der 
wird finden, dass unter der grossen Masse nur wenige an¬ 
zutreffen sind, die innerlich so reich sind, um sich von 
den Menschen unabhängig zu machen und die Natur und 
die Menschen, unter denen sie weilen, näher kennen zu 
lernen. Eine rühmliche Ausnahme bilden die Touristen 
und die Alpinisten, die nicht der Hotels und der 
Menschen wegen wandern und reisen, sondern um die 
Reize und Schönheiten der Natur auf einsamen Wande¬ 
rungen voll auszukosten. 

Das Reisen war früher wegen der hohen Kosten und 
des grossen Zeitverlustes, der bei den mangelnden Ver- 
kehrsverhällnissen damit verbunden war, ein Vorrecht 
der Reichen gewesen. In unserer Zeit, da durch die Ver¬ 
billigung der Verkehrsmittel und durch die Raschheit 


der Beförderung auch dem Unbemittelten kürzere Reisen 
möglich geworden sind, ist das Reisen als ein Gemeingut 
der Massen demokratisiert worden. Niemand wird dies 
zu bedauern haben, als höchstens die, welche durch die 
Ueberflutung der bevorzugten Reisegebiete, durch die 
Prostituierung der erhabenen Natur, durch die Zerstörung 
der Idyllen, als begeisterte Naturfreunde kaum noch Ge¬ 
biete finden können, in denen sie den Reisemassen aus 
dem Wege gehen können. Hotelkolonien mit ihrem 
lauten, lärmenden Publikum, Bergbahnen und Alpenhotels 
können zur Erhöhung der Wirkung der Natur auf emp¬ 
fängliche Gemüter wohl kaum beitragen. Es darf aber 
dabei nicht übersehen werden, dass die gesteigerte Reise¬ 
lust, dass der noch immer zunehmende Fremdenverkehr 
aucli seine guten Seilen hat, indem er den mit Natur¬ 
schönheiten ausgezeichneten Ländern grossen wirtschaft¬ 
lichen Aufschwung gibt. So stehen sich wie überall im 
Leben einseitiger Idealismus und skrupelloser Geschäfts¬ 
sinn schroff gegen¬ 
über, und es ist 
Sache des Lebens, 
diese beiden ein¬ 
ander feindlichen 
Elemente durch 
einen Kompromiss 
zu verbinden, nach 
welchem sowohl 
die wirtschaftlichen 
Interessen eines 
Landes und Volkes, 
als auch die Natur¬ 
begeisterung, der 
Heimat- und Denk¬ 
malschutz zu ihrem 
Rechte kommen. 

Was auf Reisen 
besonders auffällt, 
das ist die nervöse 
Hast und Unruhe 
der Reisenden. Da 
ist der nervöse 
Reisende, welcher 
schon wochenlang 
vor Antritt seiner 
Reise das Kurs¬ 
buch, einige Reise¬ 
handbücher und 
eine Unmenge von 
anderen Behelfen durchstudiert, auf der Reise selbst 
aber aus seiner Nervosität nicht herauskommt. Er ver¬ 
gleicht fortgesetzt das Kursbuch mit den auf den Bahn¬ 
höfen ausgehängten Fahrplänen, ob auch die Abfahrzeiten 
stimmen und nicht etwa verdruckt sind. Er nimmt sich, 
obwohl er noch eine Stunde bis zum Abgänge des Zuges 
Zeit hat, dennoch nicht die Zeit, ruhig zu essen, sondern 
steht schon lange vor der Schalteröffnung auf dem Bahn¬ 
hofe und lange vor Eintreffen des Zuges auf dem Perron. 
Diese Reisenden sind der Schrecken der Schaffner und 
der Schrecken der Mitreisenden, da sie unausgesetzt 
fragen, ob dies auch der rechte Zug nach Z. sei. Diese 
Reisenden sind in fortwährender Aufregung, ob nicht 
ihre oder eine andere Uhr zu spät gehe und ob der Zug 
nicht einmal durch irgend eine Zufälligkeit vor seiner 
fahrplanmässigen Ankunft eintreffen und ohne sie ab¬ 
fahren könne. Im Gegensatz zu diesen mit dem Reise¬ 
fieber behafteten Reisedilettanten stehen die phleg¬ 
matischen Reisenden, die nichts aus ihrer Ruhe bringen 
kann. Sie sind, wenn sie sich wecken lassen, nicht aus 



Blankenheim in der Eifel (Partie von Südost) (Phot.: Karl Wingeleit) 
(Zu vorstehendem Artikel) 




Nt.3 DEUTSCHLAND loi 


1) 145 


dem Bette und aus dem Zimmer zu bringen. Sie essen 
in aller Gemütsruhe weiter, wenn sie auch darauf auf¬ 
merksam gemacht werden, dass der Zug in wenigen 
Minuten abgehe. Sie kommen gemütlich zum Bahnhof 
und haben, wenn sie nicht Glück haben, das zweifelhafte 
Vergnügen, den Zug eben abfahren zu sehen. Ist dies 
nicht der Fall, so steigen sie ohne viel Ueberlegung, ohne 
die Aufschrift der einzelnen Perrons zu lesen und ohne 
zu fragen, in den ersten besten Zug und fahren mit ihm 
sorglos und heiter in die Welt, bis ein Mitreisender im 
Gespräch oder ein kontrollierender Schaffner sie darauf 
aufmerksam macht, dass sie sich in entgegengesetzter 
Richtung ihres Reisezieles befinden. Das regt aber den 
Reisephlegmatiker nicht sonderlich auf. Gleichmütig ver¬ 
lässt er den Zug und fährt mit dem nächsten in aller 
Gemütsruhe zu seiner Abfahrtsstation zurück und ist 
froh, wenn er mit erheblicher Verspätung seinen richtigen 
Zug erwischt. Diese Reisenden sind um ihren durch nichts 
zu erschütternden Gleichmut eigentlich zu beneiden. 
Man soll es ihnen aber doch nicht nachmachen, da wirklich 
nicht viel dazu gehört, sich in unserem bestens geord¬ 
neten Verkehrswesen zurecht zu finden. Eine andere 
Art bilden dieParforcereisenden, die einen gewissen 
Stolz dareinsetzen, die grössten Strecken, auch wenn dies 
nicht notwendig ist, in einer Fahrt zurückzulegen. Sie 
fahren in einem Atem von Paris nach Konstantinopel 
und von Hamburg nach Neapel, als oh es dazwischen 
nicht viel zu sehen gäbe. Ganz abgesehen von den 
physischen und psychischen Abspannungen, die eine so 
lange Reise mit sich bringen muss. Naturschönheiten 


und Denkmäler finden bei dieser Art des Reisens kaum 
eine flüchtige Beachtung. 

Werreist? Mehr oder minder alles. Wenigstens 
einmal im Jahre vermag, wenn auch nur auf kurze Zeit, 
wohl jeder ein neues Stück Erde kennen zu lernen. Und 
weshalb reisen wir? Die einen, um durch das Reisen 
eine neue Art des Vergnügens und des Lebensgenusses 
zu finden, die anderen ihrer Gesundheit wegen, wieder 
andere in einer unstillbaren Sehnsucht nach Neuem, 
Fremdem, andere wieder, um ihr Wissen zu bereichern 
oder der Geschäfte halber. Eine Reise reisst uns aus 
der gewohnten Umgebung und bringt uns in neue Ver¬ 
hältnisse, unter fremde Menschen. Es hat dies seine 
grossen Reize. Wir sind auf uns selbst gestellt und 
müssen für uns sorgen. Jeder Tag bringt uns neue Ein¬ 
drücke und neue Ueberraschungen, mit denen wir uns 
innerlich auseinander zu setzen haben. Das Reisen ver¬ 
langt von uns die Fähigkeit, uns in neue, ungewohnte 
Verhältnisse zu fügen und uns mit neuen Lebensformen 
abzufinden. Freilich, der Durchschnittsreisende, der auf 
den breiten Heerstrassen des internationalen Reise¬ 
verkehrs mit den anderen einherzieht, findet in den nach 
internationalem Muster geführten Hotels und in den 
internationalen Kurorten kaum etwas Neues. Diese Art 
der Reisenden bleibt sich in der Hauptsache in der 
ganzen Welt gleich. Verlässt so ein Reisender das Hotel 
und die Kurpromenade und versucht Land und Volk auf 
eigene Faust kennen zu lernen, so zeigt es sich bald, 
dass er nicht die Fähigkeit besitzt, die neue Umgebung 
geistig und seelisch zu erfassen und äusserlich zu 



I 


Blankenheim in der Eifel (Ostseite) tPhot.: Karl Wingeleit) 
(Zu vorstehendem Artikel) 






146 DEUTSCHLAND Nr.3 



beherrschen. Ohne die Herde und ohne Fremdenführer 
steht er als ein echter Reisedilettant den fremden Ver¬ 
hältnissen unselbständig gegenüber, verliert sein seelisches 
Gleichgewicht und wird vom Strome steuerlos getrieben. 
Für den echten Reisekünstler besieht der Reisegenuss in 
dem Reize des Neuen, Eigenartigen. Er begegnet den 
Ueberraschungen mit Ruhe, während für den Reise¬ 
dilettanten alles Ungewohnte zur Qual wird. Seine frohe 
Reisestimmung von allen Zufälligkeiten unabhängig zu 
machen, das ist auf der Reise wichtiger wie 10 Koller. 
Nicht zu vergessen, dass der Reisekünstler jeder Situation 
seinen Reiz abzugewinnen vermag. Er fühlt sich in einem 
einfachen Gasthofe, in einer primitiven Bauernwirtschaft 
glücklicher, als der Luxusreisende beim opulenten Diner 
im Grandhotel. Eine reizvolle Baumgruppe, eine aparte 
Stimmung, eine malerische Strassenperspektive, Volks¬ 
gruppen und dergleichen entzücken sein künstlerisch 
schauendes Auge mehr als Hotelgeplauder und Zigeuner¬ 
kapellen. Aus Ueberreslen einer fernen Kulturepoche 
spricht zu ihm die Geschichte eine ernste Sprache, und 
er vermag sich über alle Zufälligkeiten der Gegenwart 
hinweg in die Gesetzmässigkeit aller Entwicklung zu ver¬ 
tiefen. Der Reisekünstler verliert nie seine persönliche 
Selbständigkeit und wird deshalb auch nicht das Opfer 
der Massensuggestion, das Opfer der Fremdenverkehrs- 
Spekulalion, weil er sich auf seinen Reisen von allem, 
was andere unter Reisegenuss verstehen, unabhängig zu 
machen weiss. Deshalb reist er wie ein König. 

Man kann auf Reisen die Beobachtung machen, dass 
die meisten die Hauptsache zur Nebensache und umge¬ 
kehrt machen. Sie vergessen nicht, für jede Tageszeit 
einen anderen Anzug bereit zu hallen. Aber das Wich¬ 
tigste vergessen sie. Was begegnen wdr da oft in den 
Bergen Touristen und besonders Damen in für die Berge 
keineswegs geeigneter Ausrüstung, mit leichten Schuhen, 


hohen Absätzen, mit Korsett und einem Hut so gross 
wie ein Wagenrad. Aber ohne Rucksack und Bergstock, 
ohne Lodenmantel und Proviant. Wie viele Unglücke in 
den Bergen sind auf diesen Leichtsinn zurückzuführen. 
Slösst ihnen etwas zu, so sind sie hilfloser wde Kinder. 
Sie bedenken vor Antritt ihrer Reise nicht ihren Gesund¬ 
heitszustand und ihre Kraft, nicht die Jahreszeit; machen 
untrainiert die grössten Touren, als ob sie es von jeher 
gewöhnt wären, sind gebildete und in ihrem Beruf 
tüchtige Menschen, werden aber auf der Reise der Spiel¬ 
ball der Mitreisenden, des Gepäckträgers, Kutschers und 
des Hotelpersonals, weil sie keine persönliche Selbständig¬ 
keit haben und sich in den neuen Verhältnissen nicht 
zurechtfinden. Man sieht sie täglich ankommen, ver¬ 
staubt, verrusst und verschwitzt, mit hilflos suchenden 
Augen, die sich an den erstbesten Kutscher und Hotel¬ 
diener als Retter in der Not klammern. Sie lassen sich 
in das ihnen empfohlene Hotel schleppen, sich das erste 
beste Essen vorsetzen und ihr schönes Geld widerstands¬ 
los aus dem Beutel locken. Diese Art von Reisenden 
gleicht einer Herde unselbständig getriebener Menschen. 

So wie das Reisen Selbständigkeit von uns erfordert, 
so ist es auch notwendig, uns von unseren Mitreisenden 
unabhängig zu machen. Das vermag aber nicht jeder. 
Man kann auf Bahnen und Schiffen die häufige Beob¬ 
achtung machen, dass sich der Reisedilettant ohne weiteres 
Menschen, mit denen ihn der Zufall zusammenführt, an- 
schliessl und sich ihnen auf Gnade und Ungnade aus¬ 
liefert. Wo jene wohnen, da will auch er wohnen, wo 
jene hingehen, da schliesst auch er sich an. Er besucht 
die Sehenswürdigkeiten, die andere besuchen, er richtet 
sich in allem sklavisch nach den anderen. Die Wahl der 
Reiseroute, des Aufenthaltsortes, des Hotels, die Wahl 
der Jahreszeit, das alles sind Dinge, über die der Reise¬ 
dilettant leichtfertig hinweggeht und die ihm hinlernach 



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Nr. 3 iBQQ QQQGQ389e99 9 98 9 (S39Q 898ail DEUTSCHLAND m 


viele Unannehmlichkeiten bringen. Jeder erlebt da seine 
Enlläuschungen und Hereinfülle. So sehr sich die Herden¬ 
reisenden im allgemeinen auch gleichen, so hat doch 
jeder seine besonderen Voraussetzungen und Ansprüche. 
Die Lage der Wohnung, die Beschaffenheit des Bettes und 
die Art der Verpflegung, davon hangt auf Reisen zum 
grossen Teile unser Wohl und Wehe ab. Die erhabenste 
Natur kann uns verleidet werden, wenn wir ein miserables 
Essen bekommen und ein schlechtes Bett haben. Der 
Ilereingefallenen gibt es mehr, als man glauben sollte. 
.Man erfahrt es nur zu wenig, weil sich die Leute, so gut 
es eben gehen will, behelfen und stille schweigen, obwohl 
es für sie und ihre bedauernswerten Nachfolger weit 
besser wäre, bei offenkundigen Missständen und Mängeln 
auf Abhilfe zu dringen. Schweigen ist da nicht immer 
am Platze. Man soll auf dem bestehen, worauf man als 
Reisender Anspruch hat. Wer soll denn dem Fremden¬ 
verkehr die oft so notwendigen Verbesserungen geben, 
wenn nicht die Fremden die Bevölkerung dazu veran¬ 
lassen? An ein einfaches Landgasthaus kann man natür¬ 
lich nicht die Ansprüche stellen, wie an ein erstes Hotel. 
Wenn man oft sehen muss, wie sich allzu gutmütige 
Leute auf der Reise unter Verhältnissen abquälen, die 
sie leicht bei einiger Entschiedenheit abändern könnten, 
so muss man sich kopfschüttelnd fragen: Ja, hat 
denn da der Bauer, der um teures (leid seine mehr als 
primitive Sommerwohnung vermietet, und der Bauern¬ 
wirt, der es auch an dem Notwendigsten fehlen lasst, 
nicht recht, wenn er die „Sladtfrücke“ ordenllich 
.»wurzt?“ 

Ein Mensch von Kultur ist in seinen Stimmungen nicht 
unabhängig von seinem Milieu und hat auch auf der 
Reise das Bedürfnis, eine gewisse Bequemlichkeit zu 
haben. Auf der Reise wird der Mensch ein ganz anderer. 
Viele werden dünkelhaft, hochmütig, anspruchsvoll und 
können es nicht unterlassen, immerzu Vergleiche zu 
ziehen mit den Verhältnissen, unter denen sie zuhause 
leben. Natürlich fallen diese Vergleiche immer zugunsten 
der Heimat aus. Die ungeschickten Leute verderben sich 
und andern dadurch Jeden Reisegenuss. Sie schreien in 
den albanischen Bergen nach Berliner Schiilzleuten und 
sind unglücklich, wenn sic in Cattaro nichl Münchener 
Weisswürste oder Wiener Salzbrelzeln haben können. 
Auf Reisen kann man die Eigentümlichkeiten der einzelnen 
Nationen gut kennen lernen. Der Deutsche, Engländer, 
Amerikaner, der Rus.se, Italiener und Franzose sind in 
der ganzen Welt leicht zu erkennen. Man kann auch 
erraten, welcher sozialen Stellung die meisten Mitreisenden 
angehören. Der Lehrer, Beamte, Offizier, Kaufmann, 
Künstler lässt sich nie verleugnen, .\ucli die be.son(lere 
(.harakterveranlagung der einzelnen tritt zutage. Der 


147 

aufmerksame Beobachter wei.ss gar bald, was er von 
seinen Reisegeno.ssen zu halten hat. 

Viele rei.sen ohne eigentliches inneres Bedürfnis. Sie 
reivSen, weil andere reisen, weil es die Mode erfordert, 
da und dort gewesen zu sein, um milsprechen zu können. 
Sie be.suchen auf ihren Rei.sen nur das, was ihnen ihr 
Rei.sehandbuch als besuchenswert vorschlagt. So kommt 
es, dass viele von ihren gro.ssen Reisen nichl viel mehr 
zu sagen wissen, als dass sie in dem Hotel N. N. gewohnt 
haben. Sie wis.sen von München nicht viel mehr, als da.ss 
es ein gutes Bier dort gibt, und von der Schweiz nicht 
viel mehr, als dass sie dort mit die.ser oder jener Berg¬ 
bahn gefahren, in St. Moritz gerodelt und am (ienfer- 
oder Vierwaldstättersee eine Dampferfahrt gemacht ha])en. 

Auf der Reise sind wir der Willkür rücksicht.sloser 
Menschen mehr ausgesetzt als zuhause. Rücksicht gegen 
die Mitreisenden ist Sache des Gefühls und des Taktes. 
An der wünschen.swerlen Rücksicht lassen es leider auf 
der Reise sehr viele fehlen. Man mu.ss während der 
Reisezeit auf gro.ssen Bahnhöfen nur den Ansturm auf 
die überfüllten Züge und das Verhalten der Reisenden 
gegeneinander während der Fahrt sehen, um die Uner- 
zogenheit eines gro.s.sen Teiles des Rci.sepublikums kennen 
zu lernen. Es mu.ss den romanischen Völkern, besonders 
den Franzosen und Italienern nachgerühml werden, dass 
sie auf Reisen die Rücksicht auf andere, und besonders 
auf Damen, selten au.sser acht lassen. Es fällt auf fran¬ 
zösischen und italienischen Bahnhöfen angenehm auf, 
dass die Herren gegen Frauen, xMädchen und Kinder, auch 
wenn sie den niederen Volksklas.sen ani^ehören, höflich 
Rücksicht nehmen und ihnen ihren Platz anbielen, wenn 
jene gezwungen sein sollten, zu stehen. .Manche andere 
Nationen lassen es auf der Reise an dieser eigentlich 
selbstversländlichen Rücksicht Damen gegenüber oft 
fehlen. Die gleiche Wahrnehmung können wir auch in 
Hotels und in Kurorten maclien. 

Gewiss hat Jeder der geschätzten Leser auf seinen 
Reisen schon die gleichen Beobachtungen gemacht — 
vielleicht aber auch schon selbst seinen Reisegeno.ssen 
einen unliebenswürdigen und ungefälligen (iefährten ab¬ 
gegeben, der einige Kolfer mit in das (^oupe .schleppte, 
bei Platzmangel durch alle möglichen Tricks nnd Manöver 
Einsleigenden Schwierigkeiten machte, wegen dem Oetlnen 
und Schlie.s.sen der Fenster Streit anüng, und wie diese 
unangenehmen Dinge weiter sind. Wenn deshalb auf der 
Reise Jeder einzelne zu seinen Mitreisenden so sein würde, 
wie er wünscht, da.ss sie gegen ihn sind, dann, glaube 
ich, würde mancher mit mehr r.usl reisen. Schlie.sslich 
müssen wir in allem, was uns verbe.sserungsbedürflig er¬ 
scheint, bei uns sei bst beginnen und nicht an andere An¬ 
sprüche stellen,die wirselb.st zu erfüllen nichl gesonnen sind. 


sind die 


SRMMEL- 


wirksamste und die 
billigste Form der Ankündigung 
für Verkehrsvereine sowie Kur* und Bade¬ 
verwaltungen. Jedwede weitere Auskunft 
erteilt bereitwilligst die Qeschäftssteile der 
Bundeszeitschrift ;Deutschland' 
Düsseldorf, Postfach 

_ llr.444. _ 


mSERRTE 



148 ü QQQQQ Q QOQ o oB e Q QQQc a e^eeeeeai DEUTSCHLAND iB eeeeo e ecooceccccKgoeeeee qp 



Heimatschutz und Naturdenkmalpflege. 

Die Bestrebungen zum Schutz heimatlicher Eigenart stehen 
im engen Zusammenhang mit der Förderung des Verkehrs. 
Während man früher in falsch verstandenem Verkehrsinteresse 
oft unschätzbare überkommene Werte vernichtete, hat sich jetzt 
die Erkenntnis Bahn gebrochen, dass die Erhaltung der heimat¬ 
lichen 1/andschaft und bodenständiger, geschichtlich, künstlerisch 
und naturgeschichtlich wertvoller Denkmäler nicht nur eine 
Kulturaufgabe bildet, sondern auch für die Anziehungskraft 
eines Ortes oder Landesteils von besonderer Bedeutung ist. 
Durch Gesetze oder behördliche Anordnungen, durch Wort und 
Schrift sind diese Bestrebungen gefördert worden; davon aber, 
dass sie der Allgemeinheit klar zum Bewusstsein gekommen 
und zum Bestandteil des Volksempündens geworden wären, 
sind wir noch weit entfernt. Teils Gleichgültigkeit, teils wider¬ 
strebende Interessen stellen sich hindernd in den Weg. Hier 
bietet sich für die Verkehrs-Verbände und -Vereine Gelegen¬ 
heit, aufklärend und ausgleichend zu wirken. Bereits hat eine 
Reihe von Verkehrs-, Verschönerungs- und Touristen-Vereinen 
Massnahmen zur Erhaltung von Natur- und Kunstdenkmälern 
getroffen. Der Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine 
hat in seiner Hauptversammlung 191a einstimmig beschlossen, 
den Schutz der Natur- und Kulturdenkmäler in seine Satzungen 
aufzunehmen und das gleiche auch allen ihm angeschlossenen 
Vereinen zu empfehlen. Auch der Bund Deutscher Verkehrs- 


Vereine hat von Anfang an dem Heimatschutz und der Nator- 
denkmalpüege seine Aufmerksamkeit zugewendet und sich mit 
den berufenen Organen dieser Bestrebungen im Einvernehmen 
erhalten; der staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Berlin 
und ihrem Leiter, Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Conwents, 
verdankt er mannigfache Anregungen. Auf diesem bisherigen 
Wege fortschreitend, empfehlen wir den uns angeschlossenen 
Verbänden und Vereinen angelegentlichst, die Förderung des 
Heimatschutzes, der Natur- und Kulturdenkmalpflege in ihre 
Satzungen aufzunehmen und zum Gegenstand von Vorträgen 
und beständiger Fürsorge zu machen. Die Verbände udd Ver¬ 
eine werden auf diesem Gebiete je nach den örtlichen Verhält¬ 
nissen in verschiedenster Weise anregend und vorbildlich wirken 
können, indem sie auf den Schutz der heimischen Landschaft) 
des Städte- und Ortsbildes, der Bodengestaltung und Pflanzen¬ 
welt, der überlieferten bürgerlichen und ländlichen Bauweise 
hinwirken und auf Volkskunst, Sitten, Gebräuche, Feste und 
Trachten ihr Augenmerk richten. Sie erhöhen und erhidten 
damit den Reiz der Heimat und stärken die Heimatliebe) 
eine der kräftigsten Triebfedern gemeinnütziger Arbeit. Die 
Heimatscbutzvereine haben sich dem Bund gegenüber bereit 
erklärt, ihm Hilfe durch Rat und Tat zur Verfügung zu 
stellen. Desgleichen können wir uns der Unterstützung 
durch die Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege (Berlin- 
Schöneberg, Grunewaldstrasse 6—7) und weiterer staatlicher 
Organe versichert halten. 


j 


Wissenschaftliches H 



Die Hochschule für kommunale und soziale Ver¬ 
waltung in Köln veranstaltet in der Zeit vom 28. Juli bis 
2. August ds. Js. ihren II. Fortbildungskursus, dem das 
Gesamtthema: .„Die neuen Aufgaben der Sozialver¬ 
sicherung in der Praxis** zugrunde liegt. Vorträge werden 
halten: der Präsident des Reichsversicherungsamts Geheimrat 
Dr. Kaufmann, Geheimer Oberregierungsrat Dr. Hoffmann, 
Geheimer Oberregierungsrat Spielhagen, die Landräte Schell- 
mann und Schmittmann von der Landesversicherungsanstalt, 
Verwaltungsdirektor Lohmar, Syndikus der Freien Vereinigung 
im Rheinlande tätiger berufsgenossenschaftlicher Verwaltungen, 
der Geschäftsführer der grössten Kölner Ortskrankenkasse, 
Eisenhuth; aus den Kreisen der Industrie werden Justizrat 
Wandel, Direktor von Fried. Krupp A.-G., und der Geschäfts¬ 
führer des Zentral verbau des der Industriellen, Regierungsrat a. D. 
Dr. Schweighoffer, sprechen. Ferner wirken mit die Professoren 
Moldenhauer und Stier-Somlo, Fräulein Dr. Marie Baum und 
endlich die Parlamentarier Giesberts und Sanitätsrat Dr. Mugdan. 
Die Vorträge werden durch Besichtigungen ergänzt. Die Teil¬ 
nahme steht Herren und Damen gegen Lösung einer Teil¬ 
nehmerkarte zum Preise von 10 Mark offen. 






Deutschland und das Ausland 1 

E 

1 




Englandreisen der Ferienheimgesellschaft. 

Der Geschäftsführer der Ferienheimgesellschaft, Oberlehrer 
A. Lorey, Frankfurt a. M., der kürzlich eine Serie von Licht¬ 
bilder-Vorträgen über die englische „Co-operative Holidays 
Association** halten Hess, übersandte der Presse einen Artikel, 
dem wir folgendes entnehmen: Wie in früheren Jahren, ver¬ 
anstaltet die F. H. G. auch in diesem Juli wieder Reisen 
nach England in die Ferienheime der „Co-operative Holidays 
Association** (C. H. A.). Die Ferienheime (im ganzen etwa 18) 
befinden sich in den landschaftlich schönsten Teilen von Eng¬ 
land, Wales, Schottland und Irland. Man trifft dort im all¬ 
gemeinen mit etwa 50 bis 100 Engländern und Engländerinnen 
der verschiedensten Berufe und Gesellschaftsklassen zusammen. 
Das Leben in den Ferienheimen ist sehr gesund, anregend 
und abwechslungsreich. An vier Wochentagen werden unter 
der Leitung sachkundiger Führer Ausflüge in die Umgebung 
gemacht. Abends versammelt man sich in einem gemütlich 
ausgestatteten Saal zum Spiel, Gesang und froher Unterhaltung. 
Die Verpflegung ist reichHch und gut. Jedermann, ob arm 


oder reich, hoch oder niedrig, ist herzlich willkommen. Soziale 
Unterschiede irgendwelcher Art gibt es in den Ferienheimen 
nicht. Solange man im Ferienheim weilt, soll jeder in seiner 
Weise danach streben, sich den andern Gästen nützlich und 
hilfreich zu erweisen. Wer sich als Mensch freundlich und 
höflich zeigen kann und will, ist gerne gesehen. Auf Titel 
wird keine Rücksicht genommen, auf den Adel der Persönlidi- 
keit kommt es an. Im vorigen Jahre hielten sich in den 
Ferienheimen der C. H. A. etwa x8 000 Personen auf. Da es 
sehr gewünscht wird, - dass möglichst jedermann an den 
wirklich schönen Ausflügen teilnimmt, so sollten sich nur 
solche Damen und Herren melden, die gut zu Fass sind und 
denen es Freude macht, eine Reihe von Tagen hintereinander 
auf längeren Ausflügen im Freien sich aufzuhalten. Die Kosten 
sind in Anbetracht des Gebotenen als sehr niedrig zu bezeichnen. 
Es liegt dies ganz in der Absicht der beiden Gesellschaften) 
deren Hauptziel es ist, auch weniger Bemittelten einen frohen 
und genussreichen Ferienaufenthalt zu verschaffen. In diesem 
Jahre finden vier Reisen statt: Erste Reise (14 Tage). Je acht¬ 
tägiger Aufenthalt in den Ferienheimen Matlock Bath (Derbyshire) 
und London. Die Kosten für Hin- und Rückfahrt von Frank¬ 
furt a. M. 2. Klasse, einschliessHch Dampfer z. Klasse Salon) 
Reisen in England, Aufenthalt, Verpflegung und Ausflüge in 
den Ferienheimen betragen 200 Mk. — Zweite Reise (3 Wochen). 
Je 8 tägiger Aufenthalt in London, Matlock Bath und Bangor 
(Nord Wales). Kosten 265 Mk. — Dritte Reise (3 Wochen). 
8 Tage in Whitby (Nordostküste Englands) und 14 Tage in 
Row (am Gareloch), westlich von Glasgow im schottisdhen 
Hochland. Kosten 320 Mk. — Vierte Reise (14 Tage). Je 
8 Tage in Row und Whitby. Kosten 270 Mk. — So sehr wir 
das Bestreben schätzen, die Einrichtungen des Auslandes, 
Land und Leute näher kennen zu lernen, ist doch die Frage 
berechtigt, wie viele von diesen ins Ausland Reisenden mögen 
nur einen bescheidenen Bruchteil der Naturschönheiten des 
eigenen Vaterlandes kennen? Sollte das Ferienheimwesen nicht 
auch für Deuts chland ausgestaltungsfähig sein ? Es ist 
bedauerlich, dass Deutschland mit seiner Fülle an landschaftlich 
schönen und gesunden Gebieten für Tausende seiner Bewohner 
billigen Ferienaufenthalt immer noch im Ausland sucht. 

Deutscher Sprachunterricht in Nebraska. Das 
Schulkomitee des Staatsverbandes Nebraska im deutsch-amerika¬ 
nischen Nationalbunde hat die Annahme eines Gesetzes in 
Nebraska durchgesetzt, das die Einführung des Unterrichts in 
modernen europäischen Sprachen an den öffentlichen 
Schulen des Staates überall da vorsieht, wo es von den Eltern 
einer bestimmten Anzahl von Schülern gefordert wird. Be¬ 
sondere Bedeutung hat nach den Mitteilungen des Vereins für 
das Deutschtum im Ausland das Gesetz wohl nur für die 
deutsche Sprache, da der Staat Nebraska eine starke deutsch- 
amerikanische Bevölkerung aufweist, gegen welche die An¬ 
gehörigen anderer europäischer Sprachgebiete zurückstehen. 











) 8880388080 @ DEUTSCHLAND 


149 


Nr.3 



Vom Kaiserpreis-Wettsingen in Frankfurt a. M. 

Die Höhepunkte bei dem diesmaligen Gesangwettstreit-waren 
unsweifelhaft das erste Auftreten des Kölner Männer-Gesang- 
vereins und die Preisverteilung. In beiden Fällen war 
das Interesse der Zuhörerschaft aufs äusserste gespannt, die 
Pesthalle weit über' das sonst als aulässig befundene Mass 
besetst, und man kann die gewaltige Zahl auf ao ooo Menschen 
angeben, ohne Gefahr zu laufen, wesentlich übers Ziel zu 
schiessen. Mit derPreisverteilung war wieder ein Festkonzert 
verbunden, das diesmal von der Frankfurter Sänger Vereinigung 
unter der Leitung dea Musikdirektors Karl Kern gegeben wurde. 
Ehe jedoch das Preisrichterkollegium seine Entscheidung ge¬ 
troffen hatte, konnten die längst schon auf dem Podium ver¬ 
sammelten looo Sänger nicht beginnen. Alles schaute daher 
auf die schwere Eichentür, die das Konklave von dem Fest¬ 
raum trennte. Als sie sich dann endlich öffnete und einer der 
zehn Preisrichter dem Kaiser das Ergebnis überreichte, 
da erreichte die Spannung den höchsten Grad. Noch aber 
musste man Geduld üben, erst kam der Mozartsche Chor: 
„O weile, Geist des Friedens** zum Vortrag. Dann aber traten 
acht mittelalterliche Fanfarenbläser auf, in ihrer Mitte der 
kaiserliche Herold (Herr Pfeil vom Schauspielhaus), und ver¬ 
schafften mit dem weithin tönenden Klange ihrer Instrumente 
dem Uebermitüer des Urteüsspruches der Richter Ruhe und 
Gehör. Als der Berliner Lehrer-Gesangverein nun 
zum Kaiserpreissieger ausgerufen worden war, ertönte 
lauter Jubel in der Halle, der sich noch steigerte, als der Präsi¬ 
dent und der Dirigent dieses Vereins von zwei Pagen zur 
Kaiserloge geleitet wurden, wo sie der Kaiser begrüsste und die 
Prinzessin Friedrich Karl von Hessen ihnen die Kaiserkette 
überreichte. Aber auch die Sympathien, die in der Versamm¬ 
lung für den Kölner Männer-Gesangverein vorhanden 
waren, kamen zum Durchbruch, als die Verleihung des ersten 
Ehrenpreises an diesen Verein verkündet wurde. Während 
dann Herr v. Othegraven, der 85jährige Präsident, und Professor 
Schwarte, der Dirigent des Kölner Männer-Gesangvereins, zur 
Kaiserloge schritten, wurden wieder und wieder reiche Beifalls¬ 
rufe laut. Ausser dem Kölner Männer-Gesangverein erhielten 
Ehrenpreise: Konkordia, Essen; Männer-Gesang¬ 
verein, Essen; Wiesbadener Man ner-Gesangver- 
ein;Xfiedertafel, M.- Gladbach; Schlägel und Eisen, 
Bochum; Potsdamer Männer-Gesangverein; Sans¬ 
souci, Essen. Die Hymne „Mit Gott für Kaiser und Reich** 
und eine Ansprache des Oberbürgermeisters Voigt beschlossen 
die Feier. Der Oberbürgermeister sprach im Aufträge des 
Kaisers und im Namen der Ortskommission und der Stadt allen 
Vereinen und jedem einzelnen Sänger den herzlichsten Dank 
aus für die Summe von Fleiss und Kunst, die sie für den 
Wettstreit aufgewandt hätten. Er schloss mit einem Hoch auf 
Kaiser Wilhelm II. Herzlich verabschiedete sich danach der 
Kaiser vom Oberbürgermeister und den übrigen Herren des 
Komitees. — Der den Sängern aufgegebene S t u n d e n ch o r ist 
ein fast durchweg in C-dur ziemlich leicht gehendes Werk des 
Berliner Musikdirektors Eduard Behn, „Wanderlied** betitelt. Der 
Text stammt von Professor RÜbel. Er hat folgenden Wortlaut: 

Lustig wandr* ich querfeldein 
Durch die deutschen Gauen, 

Springe über Stock und Stein, 

Will begeistert schauen, 

Wie der Aar im deutschen Land 
Ueber Tal und Berge spannt 
Seine stolzen Schwingen. 

Und wird mir der Wog zu weit. 

Mir ein lustig Liedei: 

Sing' von deutscher Herrlichkeit 
Mir ein lustig Liedei: 

Deutscher Sinn und deutsches Blut, 

Deutsche Treu' und deutschen Mut 
Soll mein Lied besingen. 

D.aB dritteHeim derDeutseben Gesellschaft für 
Kaufmanns-Erholungsheime, ln Wiesbaden fand 
am z. Mai unter ungeheurer Beteiligung aus dem ganzen Reiche 
die feierliche Einweihung des dritten Heimes der Deutschen 
Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime bei Wiesbaden 
mitten in den herrlichsten Taunuswaldungen mit wunderbarem 
Blick auf die Rheinebene, den Odenwald, den Taunus und den 
Hunsrück statt Nach der Begrüssungsansprache des Handels- 
kanuneiprilsidenten Fehr-Flach hielt der Präsident der Ge¬ 


sellschaft, Joseph Baum (Wiesbaden), die Weiherede. Eine 
Ansprache hielt auch Handelsminister Sydow, der im Namen 
der Reichsregierung und der preussischen Staatsregierung sein 
wärmstes Interesse an diesen für die Volksgesundheit überaus 
wertvollen Bestrebungen aussprach und die Ernennung dos 
Schöpfers der Gesellschaft, des Präsidenten Baum, zum könig¬ 
lichen Kommerzienrat bekanntgab. Zahlreiche weitere Ansprachen 
folgten, darunter von Oberbürgermeister Voigt (Biebrich), Ober¬ 
bürgermeister Dr. Goettelmann (Mainz), Stadtrat Meier (Wies¬ 
baden), Rektor Eck von der Universität Giessen, Rektor Panzer 
von der Akademie in Frankfurt a. M., Oberstleutnant Tarnsfeldt, 
Handelskammerpräsident Pschorr (München), Handelskammer¬ 
präsident Dr. Bamberger (Mainz), Frau Dr. Reben im Namen 
des Damenkomitees, Stadtrat Leiser (Metz), Kommerzienrat 
Kuntze (Chemnitz), Dr. Reichelt (Plauen). 

Aus der Eifel. Die Ruinen des römischen Tempels 
auf dem Addig bei Pesch in der Eifel werden zurzeit auf Ver¬ 
anlassung des Bonner Provinzial-Museums ausgegraben. Das 
eigentliche Tempelgebäude ist, nach einer Mitteilung des Nach¬ 
richtenamts des Eifelvereins in Düsseldorf, bis zum Sockel noch 
erhalten, weist gutes, geschichtetes Mauerwerk auf und zeigt 
im freigelegten Innenraum drei mächtige Säulenreste. Neben 
den Ruinen* des Tempels sind noch die freigelegten Grund¬ 
mauern blossgelegt. In der Nähe liegt ein Brunnen, der „Heiden¬ 
pütz**, der sicher zu den Tempelgebäuden gehört hat. Leider 
haben in früherer Zeit bereits unberufene Schatzgräber das ganze 
Gebiet durchwühlt und auch Funde verschleppt. 

Förderung der Obstbaumpflege. Der preussische 
Eisenbahnminister will zum i. Oktober d. J. einem Berichte 
der Königlichen Eisenbahndirektionen darüber entgegensehen, 
welche Erfolge mit der weiteren Pflege der Obstbaum¬ 
anpflanzungen an eisenbahnfiskalischen Böschungen 
und Nebenländereien erzielt wurden, und in welchem 
Umfange die mit einem Erlass vom 9. Oktober 1908 angeregte 
Teilnahme geeigneter Bahnmeister oder Bahnwärter und Bahn¬ 
unterhaltungsarbeiter an Obstbau- und Obstverwertungskursen 
durchgeführt werden konnte. Zugleich sieht der Minister Vor¬ 
schlägen entgegen, auf welche Weise das Interesse für den 
Obstbau bei den Beamten geweckt und wach erhalten werden 
kann. Er vertraue, dass die Königlichen Eisenbahndirektionen 
dieser Angelegenheit fortgesetzt ihre Aufmerksamkeit zuwenden 
und bemüht sind, auch die einzelnen Beamten in ihren auf 
die Förderung der Obstkultur gerichteten Bestrebungen nach 
Möglichkeit zu unterstützen. 


i 

Eisenbahnwesen 

i 



Die Verkehrsbeziehungen zwischen Belgien 
und Deutschland. 

Ein langjähriger Befürworter der Verbesserung der deutsch¬ 
belgischen Eisenbahnverbindungen schreibt uns: Die Zeitung 
des Vereins der Deutschen Eisenbahnverwaltungen nimmt in 
ihrer Nr. 34 durch einen Aufsatz von Dr. Ballerstedt ein 
altes Verkehrsthema wieder auf, wozu die Auffrischung einer 
belgischen Denkschrift den Anlass gegeben hat. Diese im 
Jahre 1905 von dem damaligen Vizepräsidenten, jetzigen Prä¬ 
sidenten der Brüsseler Handelskammer, Van Elewyk verfasste 
Denkschrift behandelt die Verbesserung und Vermehrung der 
Verkehrsverbindungen zwischen Belgien und Deutschland, und 
zwar vom damaligen Standpunkt aus. Inzwischen haben sich 
die Verhältnisse immerhin in einer Weise verschoben, dass 
man die unveränderte Benutzung besagter Denkschrift zum 
Zwecke der Agitation für den besagten Zweck als nicht mehr 
ganz zeitgemäss bezeichnen muss. 

Wenn in der Denkschrift die Rede ist von der Verbesserung 
der preussisch-belgischen Verbindung über Herbesthal nach 
Antwerpen, so bleibt dabei unberücksichtigt, dass es den Be¬ 
mühungen der belgischen Staatsbahn inzwischen gelungen ist, 
die preussische Staatsbahnverwaltung für ihr ursprüngliches 
und ebenso natürliches wie historisches Projekt zu gewinnen: 
die direkte Strecke von Aachen über Bleiberg—Vis6 nach 
Tongern und Löwen. Nur durch den Bau dieser Strecke ist 
wirklich ein Zeitgewinn zu erzielen, nicht aber durch Fest¬ 
halten an Herbesthal als einzig möglicher Uebergangsstation 
für Preussen, als welche es lange angesehen wurde. 

Die erwähnte Denkschrift legt nun freilich nur Wert auf 
den Ausbau einer ganz neuen grossen Eifellinie, die von 
Brüssel über Huy, St. Vith durch die Eifel über die 
Mosel, durch den Hunsrück nach Mainz und Frankfurt 
führen soll. Von diesem Projekt ist schon seit manchem 






150 133^8886)000^8^^8880883^330^ DEUTSCHLAND 


Jahrzehnt die Rede. Nichts ist einfacher als mit dem Lineal 
über die Karte zu fahren und über Berg und Tal eine Bahn¬ 
trasse vorzuzeichnen. So hat es auch der Autokrat Nikolaus I. 
gemacht, als er eine Bahn von Petersburg nach Moskau in 
geradester Linie haben wollte. Dem Zaren kam dabei der 
Zufall zugute, dass die Bodengestaltung keine besondere 
Schwierigkeit bot. Anderseits ist aber, so oft wieder einmal 
der Plan einer Bahn Brüssel—Mainz durch die Eifel und den 
Hunsrück auftauchte, auf die Geländeschwierigkeiten und vor 
allem darauf hingewiesen worden, dass die Steigungsverhält¬ 
nisse und die durch sie bedingten Transportkosten die 
erträumten Vorteile an Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit der 
allerdings auf der Karte kürzeren Linie mindestens aufwiegen 
würden. Es gibt in der Tat kaum einen schlagenderen Gegen¬ 
beweis für den Satz, dass der geradeste Weg der kürzeste ist, 
als die jetzt wieder einmal angeregte neue Eisenbahnlinie, auf der 
ja wohl zwischen Mainz und Brüssel eine Streckenverkürzung 
von 77 Kilometer erzielt werden könnte, gegenüber dem Wege 
über Köln, aber der Ersparnis an Kilometern würde kaum eine 
Ersparnis an Minuten zur Seite stehen, oder wenn doch, so 
würde sie durch die Betriebskosten wieder aufgewogen werden. 

Will man die deutsch-belgische Eisenbahnverbindung wirklich 
verbessern, so muss man für die Verwirklichung jenes Planes 
eintreten, der so alt ist wie die Geschichte der belgisch- 
preussischen Eisenbabnbeziehungen überhaupt. Dieser Plan 
betrifft den Ausbau der Linie Aachen—Tongeren usw. als 
kürzester Verbindung mit unseren Nachbarn. Der belgische 
Eisenbahnminister Helleputte hat sich jahrelang vergeblich 
bemüht, die preussische Eisenbahnverwaltung für diese alt¬ 
neue Bahn zu erwärmen; sie hielt an Herbesthal als Grenz¬ 
station fest. Endlich aber gelang es doch, Preussen für die 
Linie Aachen—Bleiberg—Vise—Tongern zu gewinnen, wobei 
sich Belgien bereit erklärte, an der Grenze die wichtigsten 
Bauten — vor allem den notwendigen neuen Tunnel — auf 
seine Kosten herzustellen. 

Gewiss batten Lüttich und Verviers von vornherein Ein 
Spruch gegen diese Abkürzung der preusisch-belgischen Ver¬ 
bindung erhoben, die für die Fahrt Köln—Brüssel, Antwerpen 
und Ostende einen Zeitgewinn von etwa i\.^ Stunden herbei¬ 
führen würde. Aber die Dinge liegen doch nicht so, als ob 
nun die genannten Städte einfach aus dem internationalen Verkehr 
ausgeschaltet werden sollten und könnten. Wenn die Stadt 
Mons im Interesse der schnellen Verbindung zwischen Ant¬ 
werpen und Paris die von Brüssel-Süd kommenden Expresszüge 
an sich vorüber lässt, so gibt sie damit ein Beispiel, welches auch 
von Lüttich und Verviers im Interesse der grossen internationalen 
Verkehrsverbindungen beachtet werden sollte. Was haben diese 
Städte überhaupt zu verlieren, wenn einige durchweg neue 
Schnellverbindungen auf einer neuen Strecke Aachen—Brüssel — 
Ostende geschaffen werden? Zunächst bleibt ihnen unverkürzt 
der Verkehr von Köln—Aachen nach Paris und zurück. Ihre 
Beziehungen zu Brüssel, die mit denjenigen nach Köln hm gar 
nicht zu vergleichen sind, werden nach wie vor durch eine 
grosse, auf ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnittene Zahl 
von Schnellzügen berücksichtigt, die nicht einmal in Löwen 
halten. Der Einspruch von dieser Seite gegen eine ganz 
unerlässliche Neuschöpfung auf dem Gebiete des rheinisch- 
belgischen Verkehrs ist nach Lage der Dinge also nur eine 
Frage der Eifersucht auf eine reine Aeusaerlichkeit; man 
will die grossen, allgemeinen Verkehrsinteressen behindern, 
lediglich, weil man nicht die Ehre hat, einige neue, für die 
eigenen Bedürfnisse entbehrliche, mittels anderer Züge aus¬ 
kömmlich ersetzte Züge durch den eigenen Bahnhof fahren zu 
sehen. Man versteigt sich desfalls sogar zu innerpolitischen 
Drohungen, wie denn die leidige Politik bei unsern Nachbarn 
sich anspruchsvoll an alle möglichen und unmöglichen Fragen 
hängt. Man sollte meinen: hierauf hinweisen hiesse auch schon 
jenen Widerstand entwaffnen. Aber es hat durchaus den Anschein, 
als sollte dieser Widerspruch trotz allem Recht behalten. Auf 
jeden Fall sind heute die Rollen in der Frage der neuen rheinisch¬ 
belgischen Verbindung vertauscht: Preussen ist geneigt, den be¬ 
treffenden Vertrag zu unterzeichnen, Belgien, das früher zur Ueber- 
windung der starken preussischen Widerstände so grossen Eifer 
entwickelte, lässt im Gegensatz die Sache ruhen. Das ist sehr 
bedauerlich, da die Verwirklichung eines so lange vorbereiteten 
und so wichtigen Planes nunmehr, wo die grössten Schwierig¬ 
keiten überwunden schienen, in unabsehbarer Weise stockt. 

Nur dieser Umstand scheint auch zur Wiederaufnahme des 
alten Projekts Brüssel— Mainz ermutigt zu haben, da die Aus¬ 
führung des vorhin besprochenen Plans auf lange Zeit alles 
Interesse für sich in Anspruch genommen haben würde. Der 
Mut der Befürworter des Projekts Brüssel-- Mainz ist schon 
so gestiegen, dass sie zu beweisen suchen, mit der Strecke 
Aachen—Tongern sei nicht viel gewonnen. Nachdem aber 
einmal die preussische Eisenbahnverwaltung sich vom Gegenteil 



getreten ist, der den alten Plan wieder aufgenommen, ist doch 
noch zu hoffen, dass eine sozusagen beschlossene Sache nicht 
zugunsten einer Luftlinie einfach aufgegeben wird. Zudem 
schreit die Linie über Verviers-LÜttich nach Entlastung, da sie 
den rheinisch-belgischen Güterverkehr nicht mehr fassen kann, 
weshalb doch ein neuer Uebergangspunkt geschaffen werden muss. 
Der aber lässt sich eben nur im Zuge Aachen—Tongern finden. 


Neue Sonderzüge nach dem Sauerland. Die 
Eisenbahndirektionen Essen, Elberfeld und Münster haben ein 
Pahrplanheftchen der Sonderzüge nach und vom Sauerland 
heraus gegeben, die an den Sonntagen: 8. Juni, 6. Juli, 3., xo., 
17., 24. und 31. August verkehren. Zu diesen Sonderzügen 
werden Sonderzugfahrkarten 3. Klasse zu etwa 40 Prozent er- 
mässigten Preisen ausgegeben. Von Düsseldorf über Elberfeld- 
Hagen fährt ein Sonderzug um 5.53 Uhr ab, in Schmallenberg 
an 9.45 Uhr; ab Schmallenberg 6.33 Uhr, in Düsseldorf Hbf. an 
10.48 Uhr. Von Duisburg über Essen, Bochum, Schwerte 5.43 
(Essen ab 6.10), an Schmallenberg* 9.45, ab Schmallenberg 6.33, 
an Duisburg 11.21 (Essen 10.48). Ab Oberhausen über Gelsen¬ 
kirchen, Wanne, Dortmund 5.47 (Altenessen 5.59, Dortmund 6.ag), 
an Schmallenberg 9.45; ab Schmallenberg 6.33, an Oberhausen 
10.39 (an Dortmund 9.36, Altenessen 10.26). 

Neue Schnellzugverbindung von London über 
Vlissingen. Mit dem neuen Sommerfahrplan wurde zwischen 
Vlissingen und Deutschland neben den bereits bestehenden 
Verbindungen eine neue Schnellzug Verbindung mit direkten 
Wagen geschaffen. Für Reisende mit dem Nachtdampfer 
Folkestone-Vlissingen werden ab 1. Mai ds. Js. in dem Zuge 
ab Vlissingen 7.20 morgens direkte Wagen 1 .—III. Klasse 
Vlissingen—Goch- Oberhausen - Essen—Hagen eingestellt. Diese 
neue Verbindung ist sehr bequem für diejenigen Reisenden, 
welche sich bis 7 Uhr in Vlissingen an Bord des Dampfers 
aufhalten wollen. Der Zug wird in Rosendaal den Anschluss 
von Paris, Brüssel und Antwerpen (Abfahrt Paris 11.15 abends 
bezw. Brüssel (Midi) 6.00 und Antwerpen 7.10) aufnehmen. In 
Goch (deutsche Grenzstation) wird der Anschluss nach Krefeld, 
Köln und Süddeutschland erreicht, während in Oberhausen für 
Reisende I.—III. Klasse Anschluss an eine direkte Verbindung 
nach Dortmund, Hannover—Berlin (Ankunft 3.0a resp. 6.33 abends 
bezw. 10.52 abends) und in Essen für Reisende I.—II. Klasse 
Anschluss nach obengenannten Stationen geboten wird (Han¬ 
nover Ankunft 5.56 resp. Berlin Fr. Str. 9.28 abends). Von 
Essen verkehrt der Zug über Bochum, Witten nach Hagen 
(Ankunft 2.58) und hat weiter Anschluss nach Kassel, Thüringen, 
Leipzig. In umgekehrter Richtung ist der Anschluss ab Berlin 
Fr. Str. 8.59 moigens, Hannover 12.45, Eissen Ankunft 4.23, Ab¬ 
fahrt 4.36, Goch Ankunft 6.40 abends, wo der Anschluss von 
Süddeutschland und Köln (ab 4.54) aufgenommen wird; An¬ 
kunft Vlissingen 10.59 abends. 


H 

H 



Schiffahrt 

1 




Kanaldampfer. Abermals stellt die Belgische Regierung 
neue Schnelldampfer für den Kanaldienst Ostende—Dover ein. 
Es sind die „Stadt Antwerpen'* und die „Ville de Li^ge*'; der 
erstere dieser Dampfer hat die Heilige von Hoboken an der 
Schelde am 4. März d. J. verlassen und wird so rasch instand 
gesetzt, dass er schon im kommenden Sommer eingestellt 
werden kann, während der andere in kurzer Frist folgen wird. 
Es ist schon hervorgehoben worden, dass diese Turbinendampfer 
im Kanalverkehr als die ersten erscheinen, die mit Vorrichtungen 
versehen sind, welche das Schlingern so gut wie ganz aufhören 
lassen. Durch die Annahme dieser trefflichen Erfindung des 
Ingenieurs Frahin hat die Belgische Regierung abermals dar¬ 
getan, dass sie den Forderungen des Fortschrittes bereitwillig 
nachgibt. Es sei auch daran erinnert, dass die Dampfer der 
Linie Ostende—Dover die schnellsten sind, die im Kanalverkehr 
fahren, und dass durch die vorerwähnten neuen Schiffe die 
Zahl der mehr als 24 Knoten leistenden Dampfer der Linie auf 
fünf steigen wird. Im Jahre 1903 ging der belgische Staat den 
anderen Linien voran, indem er auf seiner Kanallinie funken¬ 
telegraphische Stationen einrichten Hess, die gegenwärtig voll¬ 
ständig erneuert werden und namentlich die Vorrichtung zum 
beständigen Hören erhalten, so dass sie den höchsten Ansprüchen 
des Schiffsverkehrs genügen werden. In bezug auf Sicherheit 
werden die neuen Dampfer vorzügliche Einrichtungen erhalten: 
die Schotten sind zahlreich und die wasserdichten Tttren 
arbeiten nach dem Stoneschen System dergestalt, dass sie 









Nr.3 iDQQQQQ Q Q OOQQ0Q ( ^ ^eg^^^gill DEUTSCHLAND 


gleichreitig durch einen Apparat von der Kommandobrücke aus 
geschlossen werden können. Die auf den Decks angebrachten 
Rettungsboote der Linie waren stets so angebracht, dass sie den 
Anforderungen des britischen Handelsamtes entsprachen; auf 
den neuen Dampfern wird die Tragfähigkeit der Boote um 30" ^ 
vermehrt. Kurzum, die Reisenden, die im Kanalverkehr die 
neuen belgischen Turbinendampfer benutzen werden, finden 
dort Verhältnisse in bezug auf Sicherheit und Bequemlichkeit, 
wie sie bisher noch nicht geboten wurden. Im Monat März d. J. 
haben die Dampfer der Linie Ostende- -Dover 10746 Reisende 
befördert gegen 5714 im März v. J. Während der drei ersten 
Monate d. J. waren es 22529 Reisende gegen 15760 in dem 
gleichen Zeitraum vorigen Jahres. 

Kaiserjubiläumswettfahrt der Motorboote. Der 
Kaiserliche Automobilklub, der Kaiserliche Jachtklub, der 
Deutsche Motorklub und der Motorjachtklub von Deutschland, die 
gemeinsam die Kaiserjubiläumswettfahrt der Motorboote am 13. 
und 14. September auf dem Müggelsee veranstalten, veröffentlichen 
jetzt die Ausschreibung für die Wettfahrten. Das Programm ist 
auf zwei Tage ausgedehnt worden, da gleichzeitig wegen 
Ausfalls der diesjährigen Bodenseewoche der Wettbewerb um 
den Lanzpreis auf der Müggel zum Austrag gelangt. Ausser 
den üblichen Klassenkämpfen und Handikaps werden die Wett¬ 
fahrt um den Lanzpreis sowie der Kampf um die Kaiser¬ 
jubiläumspreise den Mittelpunkt der Veranstaltung bilden. 
Die Jubiläumspreise sind Geldpreise im Gesamtbeträge von 
5000 Mk., die vom Kaiserlichen Automobilklub und Kaiser¬ 
lichen Jachtklub gestiftet worden sind. Es ist damit einem in 
manchen Kreisen der Motorbootbesitzer längst gehegten Wunsch 
nach Geldpreisen Rechnung getragen worden. 



Braunschweig als Mittelpunkt des deutschen 
Luftschiffverkehrs, 

Seit Graf Zeppelin den ersten Beweis von der Lenkbarkeit 
seiner Luftschiffe erbracht und die Gebrüder Wright die ersten 
Erfolge mit ihren aus eigener Kraft sich erhebenden Flugzeugen 
erzielt haben, ist die Luft¬ 
fahrt aus dem jahrhunderte¬ 
langen Stadium der theo¬ 
retischen Versuche in das 
der praktischen Entwicke¬ 
lung getreten. Sie ist von 
Jahr zu Jahr weiter vervoll¬ 
kommnet worden und mit 
überraschender Schnelligkeit 
dem Ziele, eine gefürchtete 
Kriegswaffe und ein 
schnellesVerk ehrsm ittel 
XU werden, zu gesteuert. Nun 
gilt es, die Errungenschaften 
auf diesem Gebiete unserem 
Vaterlande so schnell wie 
möglich und in tunlichst 
umfassender Weise nutzbar 
XU machen. 

Der weitere Ausbau der 
deutschen Luftschiffflotte ist 
davon abhängig, dass an 
den Hauptverkehrspunkten 
LiUftschiffhallen errichtet 
werden, die den Luftschiffen 
eine vor Wind und Wetter 
g^eachützte Unterkunft ge¬ 
währen. Es sind daher ausser 
der Halle in Friedrichshafen 
bereits solche in Baden- 
Baden, Frankfurt a. M., 

Düsseldorf,Ham bürg, 

Potsdam, Leipzig und 
Gotha errichtet, andere, wie 
die in Dresden, München, 

Stuttgart, Hannover, 

Bremen und Emden sind 
entweder bereits im Bau, 
oder ihr Bau ist vorgesehen 
und wird in allernächster 
Zeit ausgeführt. Zu diesen 
Hallen kommt nun auch die 
in Braunschweig, deren 


Bau binnen Jahresfrist nun so gut wie gesichert ist. Der 
Luftschiffhafen Braunschweig wird, dank der günstigen Lage 
der Stadt, bei dem sich mehr und mehr entwickelnden Luft¬ 
schiffverkehr eine ganz besondere Bedeutung erlangen. Die 
Wege von Berlin zum Rhein (Düsseldorf, Frankfurt a. M.), 
vom Süden über Mitteldeutschland (Leipzig), nach dem Norden 
(Hamburg), von Berlin zur Nordsee (Bremen, Emden, auch 
Hamburg) kreuzen das Herzogtum; so ist Braunschweig wie 
geschaffen, ein Kreuzpunkt aller wichtigen deutschen Luft- 
schiffnhrtwege zu werden. 

Deutlicher, als dies viele Worte vermögen, zeigt die unten¬ 
stehende Karte, welche hervorragende Stellung Braunschweig 
im deutschen Luftschiffverkehr einnehmen wird. Diese Karte ist 
eine verkleinerte Nachbildung des Plakats, das die Hamburg- 
Amerika-Linie in die Welt versendet, um Reklame für 
das neue Unternehmen zu machen. Bekanntlich hat die Ham¬ 
burg-Amerika-Linie den alleinigen Vertrieb der Fahrkarten für 
den Luftschiffverkehr der Deutschen Luftschiffahrts- 
Aktien-Gesellschaft in Frankfurt a. M. übernommen 
und ist mit den übrigen deutschen Schiffahrtsgesellschaften 
lebhaft an einer Ausgestaltung des Luflschiffvorkehrswesens 
interessiert, das insbesondere eine grosse Anziehung auf die 
ausländischen Reisenden ausüben dürfte. Braunschweig ist von 
fertigen Luftschiffhallen kreisförmig umgeben, während in der 
Peripherie dieses Kreises noch eine weitere Anzahl von Hallen 
für das Jahr 1913 geplant ist. Es sind dies die mit eiförmigen 
Zeichen versehenen Städte. 

Die Stadt Braunschweig nimmt sich auf der Karte aus wie 
eine Spinne in ihrem Netze. Die schwarzen starken Linien 
geben die bislang schon bestehenden Verkehrswege wieder; 
die punktierten Linien kennzeichnen die neuhinzutretenden 
Linien dieses und des nächsten Jahres, wie sie von der Deutschen 
Luftschiffahrts-Aktien-Gesellschaft (Delag) in der Voraussetzung 
einer rechtzeitigen Fertigstellung der vorgesehenen neuen Hallen 
festgesetzt sind. Danach kreuzen Braunschweig in den aller¬ 
nächsten Jahren nicht weniger als 8 F e r n 1 i n i e n, und es wird 
die Stadt dadurch zum unbestrittenen Zentrum aller Haupt¬ 
linien in Deutschland. Dabei ist in dem mit der Delag abge¬ 
schlossenen Vertrage vorgesehen, dass auch alle künftigen 
Luftverkehrslinien über Braunschweig geleitet werden müssen, 
wenn die direkte Luftlinie zwischen Ausgangs- und Zielort 
Braunschweig oder seine Umgebung in einem Umkreise von 










152 (iDQQQQ«x> (»QQQQQQQOQQ ^99089S) DEUTSCHLAND @K3e8t«ee eoooeGeeooooeeeee gi 


loo Kilometern schneidet. Dieser Umkreis reicht noch Uber 
Magdeburg erheblich hinaus, umkreist in weitem Bogen Han¬ 
nover (55 Kilometer von Braunschweig), den Harz usw. und 
sichert für die weite Zukunft von 30 Jahren Stadt und Land 
Braunschweig in einzigartiger Weise. 

In dem mit dem Braunschweiger Verein für Luft- 
schiffahrt abgeschlossenen Vertrag verpflichtet sich die Delag 
auf allen Fahrten, die zwischen Frankfurt a. M. und Hamburg, 
zwischen Berlin und Düsseldorf, zwischen Leipzig und Hamburg, 
zwischen Berlin und Bremen, zwischen Emden und Berlin 
unternommen werden. Braunschweig als Zwischenhafen 
anzulaufen. Eine Ausnahme findet nur statt, wenn Mitfahrende 
von oder nach Braunschweig sich nicht gemeldet haben und 
gleichzeitig ungünstiges Wetter oder Bedenken technischer 
Art eine direkte Durchführung der Fahrt ohne Zwischenlandung 
wünschenswert erscheinen lassen. 

Ferner wird die Delag zum ständigen Aufstellen 
eines Luftschiffes in der Braunschweiger Luftschiffhalle 
auf eine Gesamtdauer von jährlich 30 Tagen bereit sein, um 
von dort aus Fahrten in die nähere und weitere Umgegend 
(z. B. nach dem Harz) und zurück zu veranstalten. Sie ist 
hierbei die Verpflichtung eingegangen, die Fahrten so zu wählen, 
dass die verschiedenen Kreise des Herzogtums 
alljährlich davon berührt werden. 

Die Aufbringung der Kosten für den Bau der Halle und die 
Herrichtung eines Flugplatzes, der Braunschweig auch zu einem 
Flugstützpunkte macht, soll durch Gründung einer 
Gesellechaft auf gemeinnütziger Grundlage erfolgen. 

Geplant ist eine drehbare Halle, denen man jetzt eine 
Länge von i6a Metern, eine Breite von 30 Metern und eine 
Höhe von 25 Metern gibt. Von den gegenwärtigen Luftschiffen 
hat die „H a n s a** eine Länge von 150 Metern und einen Durch¬ 
messer von 14 Metern, die im Bau begriffene „Sachsen“ eine 
Länge von 140 Metern und einen Durchmesser von 16 Metern. 
Die Marineluftschiffe neuesten Typs weisen eine Länge von 
160 Metern und einen Durchmesser von 15 Metern auf. Eine 
solche Halle kostet etwa 540000 Mark, dazu kommt noch die 
Maschinen-AusrUstung und die innere Einrichtung, die etwa 
240 000 Mark kosten dürfte. 

Für die Errichtung des Braunschweiger Luftschiffhafens 
hat man ein sehr geeignetes Gelände im Norden der Stadt 
gefunden, das sog. Aerkeröder Feld, das dem Kloster- und 
Studienfonds des Herzogtums gehört. Es ist 47 Hektar gross, 
liegt zwischen dem städt. Wasserwerke und dem sog. Dowesee 
und hat unter starken Bodenwinden nicht zu leiden. Das 
Gelände wird durch einen der Stadt gehörenden Geländestreifen 
noch vergrössert. 

Staat und Stadt kann man beglückwünschen, dass sie durch 
ihr weitherziges, grosszügiges Entgegenkommen die Verwirk¬ 
lichung einer Aufgabe ermöglicht haben, die dem Lande 
Braunschweig und der Landeshauptstadt neue Bahnen der 
Entwicklung eröffnen. A. Sattler (Braunschweig). 


Die Sieger im Prinz-Heinrich-Flug. Der Prinz 
Heinrich-Flug brachte folgendes Ergebnis: Den Kaiserpreis 
erhielt Leutnant Canter, ausserdem den Prinz-Heinrich-Preis 
der Lüfte, den ersten Zuverlässigkeitspreis erhielt v. Hiddessen, 
den zweiten Zuverlässigkeitspreis Canter, den dritten S ch 1 e g e 1, 
den vierten J o 1 y, den fünften Carganico; den zweiten Prinz- 
Heinrich-Preis der Lüfte erhielt Ganters Beobachter, Böhmer, 
den dritten Geyer; den Ehrenpreis des Statthalters erhielt 
Freiherr von Thuena, den Ehrenpreis des Prinzen Anton von 
Hohenzollern Freiherr von Haller. 


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Automobilwesen. H 

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Taunus-Rundfahrten. Der Besuch des Taunusgebirges 
in bequemen Auto-Omnibussen wird Einheimischen und Fremden 
auch in diesem Jahr durch den Frankfurter Verkehrs-Verein zu 
verhältnismässig billigem Preis ermöglicht. Gerade in diesen 
ersten Frühlingstagen sind solche Fahrten, die in wenigen 
Stunden die ganze Schönheit des Taunusgebirges erschliessen, 
von besonderem Reiz. Eine Versuchstour führte über Höchst, 
Hofheim, Eppstein, Jdstein, Neu-Weilnau, Usingen, Saalburg 
und Homburg nach Frankfurt zurück, bergauf und bergab, durch 
frische Wälder, grünende Täler und blühende Alleen. Vorerst 
steht für diese Fahrten ein 35pferdiger Omnibus zur Verfügung, 
der für die Verbindung Bullay-Bad Bertrich bestimmt ist 
und 19 Personen Sitzgelegenheit bietet. Fortan sollen solche 
Fahrten, soweit das die Nachfrage ergibt, täglich unternommen 
worden, namentlich auch während der Zeit des Sängerfests. 


Theater, festliche und sport¬ 
liche Veranstaltungen 


Der Kronprinz hat auf Antrag der Tumvereinigung 
Berliner Lehrer die Beschaffung eines Wanderpreises für 
die besten Leistungen der Gemeindeknabenschulen bei den 
Wettkämpfen im Barlauf, Schlagballspiel und Eilbotenlauf auf 
den Spielfesten der Vereinigung beschlossen. 

Veranstaltungen in den Monaten Juni-Juli. 

31. Mai und i. Juni: In E s s e n Gebirgsfest des Sauerländisdien 
Gebirgsvereins, anschliessend an die Ausstellung »Das 
Sauerland in Wort und Bild“. 

31. Mai bis i. Juni: In Bad Godesberg Turnsportliche Ver¬ 
anstaltungen des X. Bezirks des Sieg-Rheingaues (Kreis VUlb) 
der Deutschen Turnerschaft. 

Im Juni: In Barmen Städtewettkampf der Turnerschaft. 

I. Juni (statt 31. Mai): In Coblenz Beleuchtung des Bhren- 
breitsteins. 

I. Juni: In D r e s d e n Pferderennen. 

I. und 4. Juni, g. und 13. Juli: ln Mülheim (Ruhr) Pferderennen. 

I. — 4. Juni: In Neustrelitz Landesschützenfest. 

3. —13. Juni: In Berlin Festvorstellungen im Königl. Opern¬ 

haus und im Königl. Schauspielhaus mit auserwähltem 
Programm. 

4. Juni: In Geldern Kaiserbesuch aus Anlass der Zwei¬ 

hundertjahrfeier des Herzogtums Geldern. 

6. Juni, 17. Juli, 7. August und 9, September: In Dresden 

Grosse Radrennen. 

7. Juni: ln B o n n Grosser Blumenkorso, bengalische Beleuchtung 

der Poppelsdorfer Allee, des Kreuzberges, der MÜnsterldrche. 

7. u. 8. Juni: In Schwerin Sportliche Wettkämpfe ver¬ 
schiedenster Art um wertvolle Preise. 

7.-9. Juni: In C r e f e 1 d loojährige Feier des 2. Westf. Husaren- 
Regiments Nr. ii. 

7.—9. Juni: In Wiesbaden Motorjachtfahrt mit Blumenkorso. 

7. —II. Juni: In Hirschberg Schlesischer Provinzial-Bundes- 

schützentag. 

8. —IO. Juni: In Köln 89. Niederrheinisches Musikfest. 

6.—II. Juni: Rheinfahrt des Motorjachtklubs von Deutschland: 
Man nheim—Bie b rieh (Wiesbaden)—C ob lenz — Bonn 
K ö 1 n—Düsseldorf. 

8. Juni: ln Berlin Einweihung des neuen Stadions, imter 
bedeutender Beteiligung der Deutschen Turnerschaft. 

8. Juni: ln T r i e r Ruderregatta des Saar-Mosel-Regatta-Verbandes. 

8. Juni: In Dresden Radrennen. 

9. —12. Juni: In Schwerin Tennis-Wettkampf. 

II. Juni, 6. Juli, 4. August: In Heidelberg Schlossbeleuchtungen. 
II. u. 15. Jimi: In Crefeld Eröfifnungsrexmen auf der neu¬ 
erbauten Pferderennbahn. 

14.—17. Juni: In Stuttgart 25. Württ. Landes- undjubüäums- 
schiessen 1913. 

14. —19. Juni: In Barmen 5. Rhein.-Westf. Gaukegeln. 

15. Juni: In Magdeburg Pferderennen (Sächsisch-Thüringi¬ 

scher Reiterverein). 

15. Juni: ln Halle a. S. Regatta auf. der Saale. 

15.—16. Juni: In M a i n z Ruderregatten. 

17.-22. Juni: In Hannover Sport- und Festwoche. 

19. —21. Juni: In Augsburg Anwesenheit der Pankgrafen von 
Berlin, 

22. Juni: In Magdeburg Internationale leichtathletische Wett¬ 
kämpfe. 

22. u. 25. Juni: In Düsseldorf Grosse Rennen des Dttssel- 
doifer Reiter- und Rennvereins. 

22. Juni bis 31. August: In S i n g e n (Hohentwiel) jeden Sonntag, 
nachmittags 3 Uhr, Hohentwiel-Festspiele. Zur Aufführung 
gelangen: „Die Lützowerin“, „Die versunkene Glocke" und 
„Wilhelm Teil“. 

Mitte Juni: In Dresden Ruderregatten. 

Mitte Juni: In Fulda Volksfest im Schlossgarten. 

22. Juni: In Halle a. S. Blumenkorso auf der Saale, ver¬ 
anstaltet vom Verkehrs-Verein Halle. 

24. Juni: In Karlsruhe Feier der Eröffnung des Rheinhafen¬ 
nordbeckens in Verbindung mit der Jahres-Versammlung 
des Vereins der Rheinschiffahrtsinteressenten. 

27. Juni bis 3. Juli: In Kiel Kieler Woche 19x3. 

29. Juni: In Karlsruhe Regatta auf dem Rheinhafen. 

29. Juni bis 17. Juli: In Düsseldorf Festspiele des Rheinischen 

Goethe-Vereins im Stadttheater. 

30. Juni bis 5. Juli: In Heidelberg Historische Sdiloasfeate 

mit Ritterturnieren. 









Nr.3 IB 39 e 88Q QQ098Q 9 3 38 9 98 38989 g a DEUTSCHLAND 


fl.—4. Juli: In Münster xoojähriges Jubiläum des Inf.-Reg. 
Herwarth von Bittenfeld Nr. 13. 

Ab 3. Juli: In Bonn Internationales Tennis-Turnier. 

4. -7. Juli: In Bonn 5ojähriges Jubelfest der Feuerwehr mit 

reichhaltigem Programm. 

5. und6. Juli: In M a g debur g Kreischwimmfest des Kreises III 

(Mitteldeutschland). 

5.—7. Juli: ln Mannheim Deutschlandfahrt der ,,American 
Society of Mechanical Bngeneers*'. 

5.-8. Juli: ln Stuttgart Sommerfest und Sommerschiessen 
im Schützenhaus. 

5.—8. Juli: In Ludwigshafen Parkfest, hervorragendes 
pfälzisches Volksfest. 

5. —xo. Juli: ln Neuwied 27. Rheinisches Bundesschiessen. 

6. Juli: In Mannheim Oberrheinische Regatta. 

6. Juli: In S ch w e 1 m Pferderennen. 

6. Juli: In Barmen Radrennen. 

6.—g. Juli; In Travemünde Wettfahrten des Lübecker 
und Norddeutschen Regatta-Vereins, anschliessend an die 
Kieler Woche. 

6.—X3. Juli: In Zoppot (Ostseebad) Sportwoche mit äusserst 
reichhaltigem sportlichem Programm. 

6.—X3. Juli: In Mainz Verbandsschiessen des Mittelrheinischen 
und Pfälzischen SchUtzenbundes; 29. Juni bis 5. Juli ebenda 
Vorwoche zu dem Verbandsschiessen. 

XO. Juli: ln Warnemünde Regatta des Grossherzoglich 
Mecklenburgischen Jachtklubs. 

XO.—X3. Juli: In Augsburg Allgemeines Tennis-Turnier. 

xo.—X7. Juli: In Kiel Flugwoche. 

xfl.—14. Juli: ln Godesberg Nationaler Gesang Wettstreit um 
wertvolle Preise. 

12.—14. Juli: In Augsburg Schwäbisch-Bayrisches Sänger¬ 
bundesfest. 

X2.—14. Juli: In Bonn Rheinisch-Historische Festspiele mit 
xooo Mitwirkenden in historischen Kostümen. 

X3. Juli: In Magdeburg Pferderennen (See-Jagd-Rennen). 

17.—x8. Juli: In Kiel Zusammenkunft der Hessischen Landes¬ 
gruppe des Deutschen Flottenvereins Mainz. 

20.—21. Juli: In Augsburg 6. Lechgaufest der bayr. Gebirgs- 
trachten-Erhaltungsvereine. 

flo. u. 23. Juli, sowie 14. September: In Krefeld Pferderennen. 

20.-27. Hildesheim Volksfest mit historischem 

Festzug (4. Juli). 

30. Juli bis x6. September: In M U n ch e n Festvorstellungen im 
Königl. Prinzregententbeater und im Residenztheater. 


Kongresse u. Versammlungen 


Die Verkehrs-Vereine und Verwaltungen bitten wir um rechtzeitige 
Angabe der jeweilig stattfindenden grösseren Veranstaltungen. Die Iled. 


Tagung des Reichs verban des der Deutschen 
Presse. Die Delegiertenversammlung des Reichsverbandes der 
Deutschen Presse findet bekanntlich in der Zeit vom 31. Mai 
bis zum 3. Juni in Düsseldorf statt. Bingeleitet wird die 
Tagung am 31. Mai mit einem vom Verein Düsseldorfer Presse 
veranstalteten Begrüssungsabend in der Tonhalle. Am i. Juni 
gibt die Stadt zu Ehren des Verbandes im Kaisersaal der Ton¬ 
halle ein Festessen. Bei den Verhandlungen werden sprechen: 
Dr. Hermes Über „Die Aufgaben der Presse in Krisenzeiten**, 


Rippler und Dr. Grantoff über die „Behandlung von militärischen 
Nachrichten durch die Presse**, Dr. Spahn jun. Uber das Reichs¬ 
zeitungsmuseum, Dr. Mohr Uber die Vorbildung der Journalisten 
und StoiTers über paritätische Schiedsgerichte. Es sind Anträge 
gestellt auf Errichtung eines Erholungsheims, Einrichtung einer 
UnterstUtzungskasse für Stellenlose und einer Sterbekasse. 


21. —28. Mai: In Strassburg General-Versammlung des Ver¬ 

bandes der Dentisten im Deutschen Reich. 

22. u. 23. Mai: In Nürnberg Süddeutscher Müller-Kongress. 

22. -24. Mai: In Wernigerode 60. Versammlung der Gas- 

und Wasserfachmänner Sachsens und Thüringens. 

23. -25. Mai: In Düsseldorf Fünfter Verbandstag des Ver¬ 

bandes der Kaufleute-Beisitzer der Kaufmannsgerichte 
Deutschlands (E. V.). 

23. —26. Mai: In Halle a. S. Kongress der Kaffeehauswirte 

Deutschlands. 

24. Mai: In Bernburg Haupt-Versammlung des Sparkassen- 

V erban des Sachsen- Thür in gen - Anhalt. 

24.-25. Mai: In Hildesheim Versammlung des Bundes 
Deutscher Militäranwärter, Provinzialverband Hannover. 

24. - 27. Mai: In N ü r n b e r g Haupt-Versammlung des Deutschen 

Spediteur Vereins. 

25. Mai: In Stuttgart General-Versammlung des Württem- 
bergischen Weinbauvereins. 

25. Mai: In Iserlohn Distriktsitzung des Distrikts XIII (Rein¬ 
provinz-Westfalen) von Deutschlands Grossloge II des 
Guttemplerordens (I. O. G. T.). 

25.-26. Mai: In Bonn Kongress des Rhein.-Westf. Rabatt¬ 
sparvereins. 

25.-27. Mai: In Düsseldorf Gen.-Vers. des Reichsverbandes 
der Hutdetaillisten Deutschlands, verbunden mit Moden¬ 
wahl und Fachausstellung. 

25. -28. Mai: In Dortmund Kongress für Volkswohlfahrt. 

26. Mai: In K i e 1 Tagung des Deutschen Werkmeisterverbandes. 

27. —30. Mai: In Halle a. S. Verbandstag Deutscher Cafötiers. 

29. Mai: In Coblenz Tagung des Rheinischen Bauernvereins 

im Verein mit dem Verband rheinischer Genossenschaften. 
29.—31. Mai: In B remen Konferenz der Statistiker des Reiches 
und der Bundesstaaten. 

29.—31. Mai: In Düsseldorf General-Versammlung der 
Gesellschaft für soziale Reform. 

29.—31. Mai; In Wernigerode (Harz) Städtetag der Provinz 
Sachsen und des Herzogtums Anhalt. 

29. Mai bis x. Juni: In Coblenz Tagung des Verbandes 
Deutscher Beamtenvereine. 

30. Mai bis i. Juni: In Dortmund Verbandstag des Ver¬ 
bandes der deutschen Baugenossenschaften. 

30. --31. Mai: In Köln Tagung des Deutschen Schulschiffvereins. 

31. Mai bis i. Juni: In T rier Verbandstag der Sanitätskolonnen 

der Rheinprovinz. 

31. Mai bis 2. Juni: In MÜnste r Verbandstag des Rhein.-Westf. 

Stenographen-Verbandes (System Gabelsberger). 

Im Juni: In Stuttgart Kongress des Verbandes Deutscher 
Kunstvereine. 

Im Juni (voraussichtlich): In Stuttgart Delegiertentag des 
Deutschen Verbands der Journalisten- u. Schriftstellervereine. 
Im Juni: In Neustrelitz Tagung des Märkischen Forstvereins. 
2.-4. Juni: In Breslau Haupt-Versammlung der Deutschen 
Kolonialgesellschaft. 

Mitte Juni: In Wyk a. Föhr Schleswig-Holsteinischer Städtetag. 
4.-6. Juni; In Stettin Feuerwehrkongress. 


BERUM HRMBURü ^ 

HOTEL ETPLAHADE 

Das Vollendetste auf dem üebiete der modernen 
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens. 










7. Juni: In Nürnberg 42. ordentliche General-Versamm- 
lung des Internationalen Hotelbesitzervereins. 

8. Juni: In Berlin Intern. Kongress für Leicht-Athletik. 

1.-7. Juni: In Saarbrücken Haupt-Versammlung des Rheinisch- 

Westfiilischen Sparkassen-Verbandes. 

I.—7. Juni: In Nürnberg Haupt-Versammlung des Verbandes 
der Rechtsauskunftstellen. 

.— 8. Juni: In Cassel Tagung des Deutschen Vereins für 
Volkshygiene. 

i.— IO. Juni: In Heilbronn Jubiläumstag des Allgemeinen 
Deutschen Automobilklubs Gau XII Württemberg und Hohen- 
zollein mit automob., flug- und motor-sportl.Veranstaltungen. 
. u. 9. Juni: In Nürnberg Hauptversammlung des Südd. 
Messerschmied-Verbandes. 

.—9. Juni: In Duisburg Kongress des Allgemeinen Deutschen 
Realschulmänner-Vereins und des Vereins für Schulreform. 
.—II. Juni: In Nürnberg Verbandstag der elektrotechnischen 
Installationsfirmen Deutschlands. 

.—15. Juni: In Ilmenau (Thür.) Tagung der Forstwirte. 

1. —13. Juni: In Bremen 40. Tagung des Deutschen Gastwirte¬ 

verbandes. 

2. —14. Juni: In Trier Haupt-Versammlung der Vereinigung 

der Elektrizitätswerke. 

5 -—17« Juni: In Stuttgart Süddeutsche Buchhändlermesse 
mit General - Versammlung des Süddeutschen und des 
WUrttembergischen Buchhändlervereins. 

5 .—20. Juni: In Trier Bundestag des Bundes deutsch. Gastwirte, 
u. 18. Juni: In Nürnberg Besuch des Techn. Lehrerinnen- 
Seminars in Dortmund. 

h —22. Juni: In Düsseldorf 5. Generalversammlung des 
Deutschen und Oesterreichischen Rechtsschutzverbandes 
für Frauen. 

o. Juni: In Nürnberg Tagung des Vereins zur Erhaltung 
der deutschen Burgen. 

2.—24. Juni: In T h o r n Westpreussischer Städtetag. 

2. —27. Juni; In Kiel Tagung des Verbandes der Haus- und 

Grundbesitzer-Vereine Deutschlands, sowie Tagung des Ver¬ 
bandes Deutscher Färberei-und chemischerWäschereibesitzer. 
4-—25. Juni: In Heilbronn Haupt-Versammlung des Vereins 
für vaterländische Naturkunde in Württemberg. 

5.-28. Juni; In Köln Kongress der Heizungs- und Lüftungs¬ 
fabrikanten. 

7*—30- Juni: In Stettin Kongress des Vereins für Jugendspiele. 

8. —30. Juni: In Cassel Tagung des Verbandes der Vereine 

Kreditreform. 

9. —30* Juni: In Düsseldorf Besuch der American Society 

of Mechanical Engineers. 

.— 4. Juli: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Buch¬ 
händler-Innung. 

.—5. Juli; In Elberfeld Tagung des Deutschen Aerztetages. 

•— 5 * Juli (voraussichtlich); In Düsseldorf Tagung des 
Verbandes Rheinisch-Westfälischer Landgemeinden. 

.—6. Juli: In Paderborn Westfälischer Städtetag. 

. Juli: In Düsseldorf Verbandsfest der evangel. Gesellen- 
Vereine Rheinlands und Westfalens. 

|. Juli: In Rottweil Verbandstag der Württembergischen 
Gemeindeunterbeamten. 

).—22. Juli: In Breslau Haupt-Versammlung des Verbandes 
Deutscher Handlungsgehilfen (Sitz Leipzig). 

3. -22. Juli: In Dortmund Schneider-Verbandstag von Rhein¬ 

land, Westfalen und Hessen-Nassau, verbunden mit 
Lehrlingsausstellung. 


Zeitangaben der im Mai und Juni 1913 In Leipzig 
stattfindenden Tagungen und Veranstaltungen. 

23. u. 24. Mai Verein der Ingenieure der k. k. ÖaterreichiBchen 
Staatsbahnen, gern. Besuch. ^ 

23.-25. „ Verband Deutscher Fabrikanten^^'^_9n Eisen- und 
Metallwaren, Werkzeugen, Haus- und Küc^n- 
geräten, Kunst- und Luxuswaren. 

23. -26. „ Verband Deutscher Eisen Warenhändler. 

25. „ Leipziger Automobil-Klub. 

30. Mai bis i. Juni: Verein beratender Ingenieure. 

31. Mai: Beleuchtungstechnische Gesellschaft. 

I. Juni: Eisenbahntechniker-Verein, Leipzig. 

I. „ Nationales Schwimmfest. 

1. —3. „ Kongress der Sächsischen Hausbesitzer. 

5. u. 6. „ Deutscher Werkbund. ■' 

6. „ Oesterreichischer Ingenieur-und Architekten-Verein, 
gern. Besuch. 

7. -9. „ Deutscher Techniker-Verband. 

8. „ Deutscher Metallarbeiter-Verband, gern. Besuche- :: 

8. u. 9. Juni Deutsche Fischhändler. 

8. u. 9. „ Deutsche Gesellsch. für Verbreitung vonVolksbildungd' 

8.—10. „ Deutscher Schlossertag. 

9. „ Gewerbe-Vereine Nordböhmens, gern. Besuch. 

9. „ Verband der Mecklenburgischen Gewerbe-Vereine« 

8.— II. „ Hauptverband Sächs. Gewerbl. Genossenschaften. 
8.— II. „ Landes-Verband von Handwerker-Genossenschallen 
im Königreich Sachsen. 

lo.u. II. „ Verband der Vereinigten Baumaterialienhändler 
Deutschlands. 

14. „ Bund der Landwirte. 

16. u. 17. „ Verband der Deutschen Tiefbau-Unternehmer und 

Deutsche Tiefbau-Berufs-GenossenschafL 

19. „ Verein der ehemaligen Schüler der landwirtschaft¬ 

lichen Winterschule zu Merseburg. 

20. „ Verband Deutscher Bühnentechniker. 

21.U.22. „ Verein Sächsischer Richter und Staatsanwälte^ ' 

24. U.25. „ Verein Deutscher Ingenieure. 

26.-28. „ Arbeitgeber-Schutzverband für das Deutsche Hol»-, 

gewerbe. 

26.—30. „ Deutscher Beton-Verein. 

28.U.29. „ Landes-Verband Sachsen des Deutschen Vereins 

gegen den Missbrauch geistiger Getränke. •- 

30. „ Verein der Deutschen Gas- und Wasserfachmänner, 

gern. Besuch. 


20. 

21.U.22. 

24.U.25. 

26.-28. 

26.—30. 
28.U.29. 


Ausstellungen 


Gleichwie der wachsende Nationalwohlstand in hohem Masse 
fördernd auf den Reiseverkehr eingewirkt hat, so ist auch das 
Ausstellungswesen in den letzten Jahren derart in Blüte geraten, 
dass die Fülle der Veranstaltungen fast beängstigend wirkt; 
beängstigend, weil einmal Bedenken auftauchen ob des wirt¬ 
schaftlichen Erfolges und anderesteils, weil die grosse Zahl der ■ 
Darbietungen eine gewisse Verflachung befürchten lässt. Ab^. 
gesehen von wenigen Ausnahmen sind diese Befürchtungen., 
nicht eingetroffen. Neben dem günstigen Einfluss des steigeor - 
den Volkswohlstandes auf den Verkehr und das Ausstellungs-' 
wesen bietet sich uns aber noch eine andere erfreuliche. Brv 


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DEUTSCHLAND ig^0@^^^^ege^^e@e6@eee@ä tss 


;. o Ä.V* B 3 ti ^ 34fa - A'^ s s t c 1 i ki Tj g ztt I>> Lp i' i Si^ ftnt^t^nd 
ai:Uf idfriti. üiA» der Eririntr^ng 3n J^süe ^uhm’fQUen Tage 

Vör töo irt alle ^ukuDit gc^B-eLiit bleibe p mrd, im An- 

gealcixt des Rtibime^maleä des gewaltigen am die 

deutsche TTreüseii gegen die Sklaverei dcÄ KOTsetir d«s Leipsigsrr 
1 achtden itmaTs. 

MaCb def ^fsien grosseü Facb-Weti^au^gij^Juag, der Drcsde-oer 
IHygiene-Aüftstelltiiig im Jahre lat; Fach- 

■ Weltauasiehting ajn 3 - JMarim Beisein ^^>5^ Königs von ääcEitSt*rj 
f«j^lick cröffTiel wörd^- 

I«i Zyge der neuep PtachistfAsse d©*' Ökt^befi: die vom 
InneTn der Stadt aacb dem VdlkerEchla^ihtdep^mal führt 
liegt der Haupteiügang ep der Erna f Kilpriheter 

dier neuen Sttassa leitetj, sphnh feriij^gasteUt Ptid. um poch des 
belebeudep Eapmsfhtnaakes eptbehrendr ««1 dl* Stellung zti. 
RücIdi^Hrta gewaiidt ^ehl man die j^iicis^e der HaJb- 

milUonenatadl in ihrefl kSbafaktötisdächah HiSh cp unkten, unter 

denen das Wahra^eichen daa neuen dfer Räihaufiturm, 

WahA ua vo tr agt , i m H alb krei se au äg ehf ^dr: Rech ta n t agi i n 

der Kahe die npeh im Sau bcfindilchö fdesigebe Gedächtnis' 
hhehe aüL Na^h Vom sbhli^äjs^t. di^ mdastge upd dach eUganie 
P^axnide de^ Völker&chtachtdfestkmals das Bild* Zwle’Ch^üt : 4 eh 
T»il dntischea Säulen ge^ie^ten SchmaJfrantep der KlhgiftPgSf- 
gebäude,, wdeise die Feuerwebr-t Polieei- tfctd Sanitär^^racbe 
so wit 4^13 klein an Vd / tr agssAil b eher b« rg e n, und * wfli : ■ ffon 
Löwea gekriinten Pö&tementen betreten wir das AueweTlunea^ 
galäpda* Bin wehar^i duakkr Äyprassenhain rnfthnt mit aTnat^- 
Willkotnxpehsgrüsfi sinnvoll d^aft+ dass wir ans auf dbm :Hu^ 
gatränkten Geftlde der Leip^i^er VÖIker^chlAhht' beenden. Doch 
SO fö tt f ü hre n uns ^wai ^ grostä Bl U m augä^rtep ttiii üp*p i g erp 
HlUtapdor, die einen T^eiJ.hhtspirihghriinhati' ttmrahtp^hi wiad#r 
ins bltSheube Laben jEprUckL 

V Doch nun weiter dai StTi^se das :tia> ÖkSObar. Da etehen 
imks und rechts vop; :dam LepuhtapHhgbium^ sweV Haupt- 
. i^bäudö der Ausstellhhfir -^P 4»s piäcbtig^v weitgedeiliAla 
HaiipnegtAurant mit s<i&äh*P 'TarrasiPeopläta«:n, recht# dm Haupt* 
BUsstellungshQlIe^ die die Baukunst, RaumkUDSt, die Bausto^e;, 
Kunatgawerbe und Indcfltria iftigen wird. Auf da^n grpssahy 
fredeh VprpUts aistehl ein prachtvoller Rosarigarien- Eine wane, 
Tund* 2 ^ RepTäftcnrntionshälle tnit prunkander und doch picMiöhtar 
Ol'asdackung io den Leipziger Farben leitet in die AusatalUUigA" 
baulicbkeiten ein* t 3 gletchiäUs in den Leipziger Farbao bamaita 
mächtige dorische Säulen tragen tifls Rund^: 5p dati dahinteir 
liegahdax;, Indusiriehallie* biidaii dte tuachttgah^ hadgtÜutjri 
iwöjbebagen zii dam H^ilbraun Seitauwähde gasaÄiriswk- 

vollifrp FarbapkonirÄsVL Ein groas^Ä, buntes.ölaafepstar nilt dem 
(ila Walikdgat trägaudai^ dar In-dtu^-ttüe gibt 

' r 6t,n ■;vH fK uhgtivolle n A bhchi4Ä & • dai;;'; H alle.,' 

: '.:■ W.ifi ■ traten än.. .. .Rtk^eUii\,.{grossLeh: ..'indu^iriehA.na-.; 

wieder hiäi Frei«. Da, rsigv d“4S wohl eigahdttigsta Bauwerk der 
Ausstellung auf, einWiaiirEaicimu Technikt das vom 

deutecheo Stahlwerksyerbaöd arrii;htete grandiose ;^,MoDumetii 
des. Eiseas'^ Es tat -in '4rei 'St.uökwerkao ganz aas bis zU 
ä MöSer hohen Eisen-T-Tragaiti UptlE Glas gebaut und tr^ägt oben 
eine vergoldete Kugel Vdö ; 9 l 4 etcc Durchpicäser* Dahtnter 
lagern #ich breit di« beld*ti grossen Masebtoeo hallen, in derien 
die ; eiaeftien Sklaven unsere» iptitdetpen KeitÄltera bei ihrer 
Arbeit vorgeführl werdea Weher .schreitend gelangen 

mr jrü d etn ölanap u nkf d fr A li ssicll u Pg| :4*r ji^ross ö,b Betp nh ai le, 
Kip aussed über de a ^ ulet br b^iri 0 er un 4 leh^htser 

wirkender Aufbau trägt das mächtig*, ktsppötrhn^/ ;Bio Brunnen 
jß der Mitte sprudelt KübJUngT ^^päter i&ph gewaltige 

Kuppelbau d^r Stadt L*ip4g als #lao 4 ig^# Ai^i^^iiellangsgehäudc 


vcheMtUogi* n&islichdais groi&ae loti^esse« das auch upsere breiten 
"VniltWmaaiep an dieBen Veranetaliungeur nehmen* Manche Ab 3 ' 
*fiel)ihhgeti der jüogeieti ^eil haben g:ei:eigt, dass-es nicht immer 
4*r stÄgepaunte VergnU gungEru mtp el tu aein brau cht, de t d iö 
gr^eoe jidhe^e «njheht> , im Oegedteil, Ünternehmungeo,^ wie die 
|>;^depeif Hygieoe^lAii&atellung und die Düsseldptfei; Städte- 
An&atcilung^ welch lettkere B. .ohne jedwedes Beiwerk üpier*. 
haltender A« veranataltet wurd-ftvftugeo vpn dem gesund;^u 
31Q o des V oS k e öf das tJO' 4*^beh Ausetemungeo A nx e; gj ü ihg' 
und Belebfhh 4 «u«hh So erwartet wtrdeoj^dasi die io 
diesem Jatsre he»bJtdera ;Äftb 1 rsi efaeb Äus^&teliungaunternehmungeo 
io DeutschlaJid oacit der wi ttsöltÄftlichtm uh d id^elleu Sei te h 1 n 
von. Erfolg sein wefdeu* 

Fhr heute müssen wir darauf besjchr^fpkehf T^ber die 
ErötSQuog der wichlig&tcsp AueBtelluiageti pur kors Jtu 

henchten* 

r^össleÖliing Ait* uod^ N 
Habh einer yorbfedchiigungf du rieh die Freaee wurde diewe 
Ausstellung am Ausst^lUngshane am Aachener 

1*01 eröffnet, th tfeh Räutöeini tthi: Jahre der 

HS<mdtrbimd.-AusateUung^' aum gfoas&a idisrsbehagen so mahther 
Kölner gewidmet waren* Es ist eioe Städte-Ausattllung^ die 
eueschÜesailich die Sntwickltmg der Stadt Köln vom r5m rischeo 
Köln bis jcuna beutigeti n)ipderoeo Köln zeigen splL Diese 
Auettellung ial einer Anregung de& Oberhürgermeiatefa Wallraf 
xn verdanken. Der Kölner Oberbürgemief ater bsd der Ith 
Jahre der ffDeutschland** bera.u 5 gegebenep . Sondet- 

uumnier folgende^ Geleitsauf den Weg gegeben : 

i,Die Eigenart Kßlo# Jlb^f iw Berührung peuzeidi^^ 
£i 3 twlckliuig mit uralteif Geschichtet Teae EhtWicktupg * 

' ■■!:.'■ ^CU!^€ttL und dabei die ^phreh fcirtet grösseo Velgartgenheit 
z Pffibhf Siad|vefwahuBg*^; 

pETeobart Äueh th der mit Geschick uQd 
goihm Gesefabftck zuaatnipebgestöllldü AüssicUupg j^Altp und 
0 Nett-K^lti *^4 Voo den 3 * Aassiftfltmgs^^eß be^athsjprbcht das 
HAUptlp^erease die histotfeche Gl^uppe des feiet heb gestimmten 
BhWfirjOfgalt». Vph der Decke g?ü^s <50 die aalä&slich des letzten 
KJaiaefbaaticlifls hergesleliten prächtigen Flaggen, ln den Nischen 
aind BÜdniase der KÜlhei Bürgermeister von 1500 an bi^: 
ha 4 '® i^üzeit unterg.ebfachti Beaohdera interessäblö SchäU* 
£d^k€ -äinö d« s M odell dee ^n Köln und d aä R ats^ilb er 

dur $cu4i. 

Ab*r auch die verech jeden dp G ru p pen, wel che die Ent-:; 
Wicklung des TOOdernen Stadt veränschaulichep^ bieten eine FÖHJe. 
voo Anregung io guter Aüfmaehüng* Seihst: die atatistischen 
Angahen hat man durch bildliche Darfetelluogen für die breite 
M«r»c ach m ackhall gemaefai t -- Bih illÜBtr^iier Aaisät* Wfid 
linaare Xaic/ mh den weiteren EthzcDieiteh bekannt tn^chepi 

Ote iiHernatlo^ale Baufac^t*Au$stä)lung Leipzig 19!3* 

^Vorhcrichi*) 

im fiatipOakG GedCOkjahrC ; wo die Geßlde Leipzigs 
SchmtfeefsacriphCruogftn äo den grausigen Zerstörer j^der 
H^ulichch HpitutiedeTting t,in greifbarer Lebcpdigkeit 
wieder ' herauf führte kr^nole . hier ah der Siätie des blutigen 
Klogcoa der Völkai^ vor roo Jahren kitnn packebdercr OPdiuke 

Io d^fl Wfrklichk^^r atogfi&em werdem al« in cinw gre^aeo 
ImtafiaftlionBlep Au&tttllung aUe3 das v^remigt vorztifiikreUj waa 
der IWabsehtnifeist erfundeti hat, üm die Stalteo, tu d^tteu sich 
isö* FflbiScb t,eb*4 jedes elb*einen wje dbr tneöschlichco 
■ ip ali : Ihren■; lauaenufachen. • :JUcbeb^uae’e'^^*togeo •: .ab- 
a^kdt^'icinpiäi- m *tbafTeti. ' Äo eotitahÜ die -.S ^ t e r.ib a 11 o' - 


v/S»/ 


Beste Anthroclt-Kohlen 


von 




Zeche 99Cyfi]*l S'riedrieh bei Aaclien^^ 

O EIVERAL*VERT RIEB; 

PAUL THYSSEN, AACHEN 

Kohlen - Groübandiung BahAhpf ^ch^h^Weii 

Tfilo^boo 717 * 


Bureja,ut 

Hütsehf^r^tr&fte SO 










150 DEUTSCHLAND lieeeegeeeeee g i ^e^ äi eeeec e c ieB Nr.3 


dicn^D* :f^i^ die Leipziger 

Jahreekutjsli0ii&5te,lluüg Jand die AiisstelluDjf von Kunst und 
Wissen sc Jr*ft angegliedty!^! ^iäd, ap i^fde sich auch in 

kÜnfiig:en Jahreti jewciü^ enisp^^^cheode Nuti' und Scnder- 

zweckhauteu aQ-achUeissetK.’■' ■/ '. ■ 

Rfe ch t e r Hjai) tj vo iri £ itigB ng > du r ch das V er^ al tung^ag: ob ä u li c 

liegt ,,Ari-Leiprig Urtl der Ausatidluug» der ausser 

dem später sp besprechendem ,tDörfchflu^^ URd dem Vergnügtings- 
park Wöbl das: Ifll^rtes« pei deiu grösser ^^ubliküm 

er^^v’fckeri wird. Der Linpsigißtf Arcbiteki ^Viti Dfecbslef bat 

hier :ei'i> Sitd der Wphn^sHrfae unserer Aitvördern geaebafferi, 
es in t^pbctiss^4irhäJv d^litUcbeV ; ala Abhilduugen 

und Beacbrdbupjgfru vor AUg:e gesauberi Grimm ätache:^ 
Tor^ Feterstur, die FauUniiiFkitcbei daa atiachlieseud« OominikaneF' 
kJoater ^jetzt UniVer^tät)^ Tbomatkarebej dib bislbriscbe Fleissbri^ 
burg: mit dem Vorbild* des J1 *ü ilge d RjitbauatürmWaH urtd 
Graben uhd andet c bi^iorische S täJtteb ‘vöii A ii- Leiprig sind hier 
mit Nawiretae lind biÄtnriS£:hejf 'A/ahrbeit ; wieder epaUnd^m 

Grosse KtinstauisteDung t>ü&s^ldorf^L 

Die DüsseidbrtAf KbTi^^tau?sste^iutlg«b sind seit ihrem üebn- 
iäiit ip^n 0psittJlien Jjbf: bi he.r ata m dige n, i n 2 eitr^utheTi . V 6 n ei 
;3 abi?tn wi ed^ tlte.br d c* g ge war d e h« d c pt V? eat^p 

Di^ut^ciil^ods aitfd der GrirdTne^säf' d^3 kUnsti^nscbeii 

ll^ünatpjaTaiatiiS K^Vae i -^SyilheXui-Fark g es Latten es der Kütistffer* 
■Schbift;i-d*^ "Rabmftd, ibf träi'b^i?hlttingen recht Weit MA sp anneb». 
*(»• weit,'dii£di. 'sd€..iieifait'spW'bhb.M^ ^üch-4icBii Gaai* g;*Ude^^^u■ 
KtJnäder ausgiebig zu Worte kdin men kdnnJtm Die Beteiiigüng 
von auswärts lässt efs im,mkr klarer feervbrtrt^te^^ dass DüsseL 
dotf iich icU: emem gern beaucblcn Flat« entwickelt hat, aut 


Reiches, TCftret^b Of^r Auastellung^rttalfSffCift Herr 

Professor Phblej der: die DhökeldoticT iCiinsmiustietimigen 
nun icbon zd wicdieittmlttii Maltti erfolgreicb geleitet Si«L bieU 
ein^ Längere Ah^ptäehe» fb der er zum Scblheä kusfübrter 
Jahrc ig*3 salbr' cs keinem deutseben P^trS'Otco, der 

eifle Rednentibüne «ü besteigen sieb veranlasst sieht« verdenken« 
wenn er der grossen Zeii vor iob j^hren eingedenk iaL Vor 
iQt? Jahren haben wir daiÄ Jotb der Knecbischaft abgeiscbüUeh, 
^ber leider nicht in äaeben der Kirnst, gelbst der glorreiche 
Krieg Mdu 1870 71 batj dies nicht iertig gebradtt, ^md lange 
Jahre haben die Ffäüzoaeo aiif dem Gebiete dkt Kunst una 
geistig ernährt, Unsere Besten gingen binüher nach Paria und 
bolt^ sich Anregung und verfeinertezi ihren Geschmack und 
br^ebte^n ihre Errungedschäften mit den deutschetl^ ihnen 
angebeteueh p^ben TfettPischendf ei^ ganz btobndarak Kunat^ 

■, m VC a u iustatj ^ yAtÖiatn, .-sher ' dift- Ä bftU.i*.? ■ • öewiaa 

geben i mm er rJödlt' d autsebä Ku nel jlingiihgc tiftcfa FariH., A ber 
was bringen kühnen em äiitü ah(!3k auf dieser 

AnsTsteliung ieh- m nlebt darüber 

ich mb eilte bi er: W uo^ch AuÄdruck gebeh, es 

uns vetgboni .s^h ipa Jahre nach dar Befi^iung 

: vom p p 111 i s tii e n ioebe^ cniliich ^aueb die Befreiung vom 
k S b i| t i F, i s ch e h J PSihi: zh ^rteh en, Dass eine 50 I che Befriedung 
irn Gän ge Ist,: uc.b : 4 kb hb ch ^te A^n m anchem BeispiM auf 
dieser Ä^ssteiluhg Büdner kam dann nochmals 

däs Jahr jgjJ yiihd unsere heutige politische Läge aurbck^,; ^ 

: Im AhschiUk^ äh die Gröffttu ng dcf AussteHung: fand pt#c 3 i 
eiher AhspragheV yoo DUsseldor:fi:;hr^phbUrg^r tjehfliiiirat L U ft g ^ 
4em ve^^iiönijtVall^h L eiter der Dilsseldorihzr AuasteUuhg rgoft^ 
djie K u th.Ü n u n g d e s A u s s te U u n g s h r unne no stsltf der 
den tjttberschlls&en dea gossen Aus&teliungeauleruehmesis 

^ 1 . , * , „ - .. __ gestiftet WÜtde. Der Brunnetiv eine Vcrherriicliung Jndu^ 

Jeicbt ent- y Werk d« Da^oldarf« Bildiiatiers C aiiittUUr.. 

?h^t' k ti sssi*'** ** I? ” r*'i **'****’ » ® *° ^ der au«: An.iass der EulhläMung aura Proffess&r «rosuiEit wanie. 

fiichthcbfcO S&leu dos Kunalpalastcs llftgen, in denen sich die „i- a ^ n j ^ -k 1 1 

„ _ . - V. V,. j . X. ^ (Auf die Auseteilung und das öeuknaal werdfco wir noch Itt 

Kunstwerke so prächtig pfasientiejc.ny oder an. dem weitgehenden ^ ^ n ^ *-ir » \ 

i * . ötT j TU .1 I Einern besonderen lUusmerten Auf salze naher eiogehen.) 

IptÄrepBu der Rbcirijan^ftt fut künstlerische Dmge mit der nicht ; - 

>U verachtebdeti EeglejlftrSGbsihung äussichuireicher Verkaufs- : d6S Bchyyäbj^ChGP 

ehwesn. s«ttsiver»»ätniUch itSnoen ui^d wollen die Oiijsei-; v Äibv'ereins {AlbgemäldeaussteHungj fn Stuttgart, 

« ff'fl-flv“’";, : drsi^Seh.^^ er«««»o doowebe Heim.iv«eln, 

t“®*“ «*11^7 : ais EiniWidffs seiner Ve rar« Lol in« geh zu Ehjea seine* ^«hrieep 

fif , *“ beweg«. v^. ÄusatellunESgebäude des WÜrtWihbl KaSlvoreto. 

Dt* AusateUung rst an angc^otduet . worden, dass tn dem 

nfteh dem Kais^t - Wili^clm^^F4T k gehsgcoeii Vorderbaullugel 
rechts Und links vöG dei:K di^ D^^ldprfeif Kün 

untefgehfäicht wordea u mt rechten FfÜgtl ,iAws- 

stellervcrbaud^V y,DüsJseitdiwfei: 

BlidbÄuer'\ ühd s^büsseidpffe ATcbii*kter^^e im gegenüber- 
ilegenden linken i^lÜgeL^^W di* VereiöJgüug'V. die 

,,Friedfertigen'^ üGd dW ^Kü sowie öi« Khnttlt^:, 

die krintfr Korpotatipn ^ngehSreri^ die aogtnanuten 'Wilde 11 + die 
Kroot&äJe zu ihrer Verfügung, Aueserdem sind hier mehrere 
Kabinette für Graphiker und für Wechselnde Monatsau«titellungeo 
Dlisseldorier Küuatlifr ftingefkhtef WpFden^ Anschfiessend an 
die Flügel des Vorderbäues foljgen nach rückwärts die deuvschen 
und die siisländischen Säle^ - Eine dem ganzen KvmslpslasLe 
auf der Rückseite Vorgelagerte zeigt in respektabler Aus- 

debnUiig die von DÜESeldorfer Atchttekien veranstaltete Aus- 
■sttl'i'hhg.,rlir Rauhikuhst.';.: 

Die fetpffhui^ Mäi 4h Gegfrnwart des ObcN 

prä^ideptäfi d^iL Rheißproviuif, E^^elleriz Ficib^rtn von Rh ai 
bitben , siftr den Frh d^h Krortprih^ dev Deutschen 


efngeiricblet wurde am rdv Mai uhter. Anweaeriheit d«® 
Königs eröffirat Stei: bis äp Mai geöffnet Metbeb itod 

gewährt nicht nur dem Khc$tlftr^ sphd^p auch dertt J^ÄtoriftfetMid 
heraerqujckEudc Genüsse uhd ^mbheke »3 die gunaft 
de r Sc hwäbischftu Alb, Däh 3 d^eaes Gtbir ge» vof dPBftew Stell- 
j-and wie Wächter die Regel berge dea Hohen^itfen und 
HohenzoHern stc^bfth Up4 bia Lichtehateid ine ttef* zchautr 
ein Wandergebbge ist voll Lust uod .Wohnen Wifd j^dtm 
B^suebftrldsr Ani^teUung deutiieb, dftti ÜÜnstler aber weial ftift 
höch aui w«he MögUchkehtn künialeri^dher Ausbctite. Wer 
ef ß 6h khi-i. ap W eg weiset d ui^t h dSd S thinf ä biachft Alb wümcht, 
erhält thn k-ustentos durch InterGarioKalc äffentücftft Vipr- 
k^hr^bureaui Abteilung Würiitfuiberg; W 3, Uatw den 

Lind&h fügt ^^ich gut» das« die feiä Okthber wählende 

G r b B K u 11 ä t 4 u äs s te 11 il n r bn dem archliekiöniscih tnerk- 

würdigen u eue n R u ns t g e b 4 u de mit 4ll ihrei Reichhaltig'^ 
keit ihre Pioneu ebenfalis geöffnet hat, die der König bei ddT 
Kinweihung des Gebäudes am 3. Mai als Wendepunkt im 
Kuh stieben der Stadt und des Lande? gefeiert hat. 










Nr. 3 ^08099000^0800^^8808908® DEUTSCHLAND 


157 


Bis za. Oktober: In Düsseldorf Grosse Kunstausstellung 
im Städtischen Ausstellungspalast. 

Mai — Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) ,,DeutscheKünstler- 
bund-Ausstellung** mit über aooo Kunstwerken. 

IO. Mai: In Berlin Eröffnung der Grossen Berliner Kunst¬ 
ausstellung. 

ZI. — 30. Mai: In S tu tt g art Jubiläums-Ausstellung des Schwäbi¬ 
schen Albvereins. 

15. Mai bis 15. Juni: In Zwickau (Sachsen) Ausstellung von 
vorbildlichen Arbeiter-Wohnungs-Einrichtungen. 

z8. Mai bis a. Juni: In Trier Eifelausstellung in der neuen 
Kunstgewerbeschule. 

24. Mai bis 8. Juni: In Kiel Gastwirte- und Kochkunstausstellung. 

ag. Mai bis a. Juni: In Königsberg Landwirtschaftliche 
Provinsial-Ausstellung. 

Frühjahr—Sommer: In Darmstadt Ausstellung namhafter 
Privat-Gemäldesammlungen im Stadt. Ausstellungsgebäude. 

Mai—Juni: In Essen im städtischen Kunstpalast-Ausstellung 
„Das Sauerland in Wort und Bild“. 

Mai—Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln. 

Mai — Oktober: In Stuttgart Grosse Kunstausstellung im 
neuerbauten Kunstgebäude. 

Mai — Oktober: In Breslau Historische und Gartenbau-Aus- 
Stellung, verbunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege. 

Mai — Oktober: In Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung. 

5. — 10. Juni: In Strassburg 26. Wanderausstellung der 
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. 

15. Juni bis I. September: In Cassel Deutsche Kunstausstellung. 

Mitte Juni bis Mitte Juli: ln M ü n ch e n Ausstellung „Bureau 
und Geschäftshaus“. 

21. Juni bis 21. Sept.: In Paderborn Gewerbe-, Industrie- und 
Kunstausstellung. 

4. — 6. Juli: In Dortmund Provinzial-Pferdeschau. 

13.—16. Juli: In Berlin Fachausstellung für Desinfektion und 
Ungeziefervertilgung. 

Juli—August: In E ss en Gewerbeschau (Ausstellung für Hand¬ 
werk, Industrie und Kunst). 

26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für 
Papier- und Schreibwaren. 


m= T ... — ^ ■ ■ ■ . a-pi 

rm rrn 

H Bäder und Sommerfrischen H 

EtH - : - ■ ■ ■ - ■ , ■ ■ EEB 

Die Reform des Aachener Kurwesens. Die Stadt- 
verordneten-Versammlung hat in geheimer Sitzung der Ver¬ 
pachtung des städtischen Kur- und Badewesens 
an eine Privatgesellschaft grundsätzlich zugestimmt 
und die baldige Aufstellung eines Projektes zur Reorgani¬ 
sation des Bades Aachen beschlossen. — Von zuständiger 
Stelle verlautet in Ergänzung der vorstehenden Ausführungen, 
dass das Projekt der Umgestaltung des Aachener städtischen 
Kur- und Badewesens eine greifbare Gestalt anzunehmen 
beginnt. Es ist in Aussicht genommen, im Stadtgarten ein 
den Anforderungen der Neuzeit entsprechendes Kurhaus, ein 
modernes Logier- und Badehaus sowie eine Trinkhalle zu 
errichten. Der genannte Garten eignet sich infolge seiner 
Lage hervorragend für die Errichtung derartiger Anlagen, 
welche an dieser Stelle errichtet, den Einrichtungen modernster 
Bäder wie z. B. Wiesbaden, Baden-Baden usw. nicht nach¬ 
stehen dürften. Die grosse Ausdehnung des Stadtgartenterrains, 
welches nach dem Abbruch des an anderer Stelle durch einen 
Neubau zu ersetzenden Mariahilfhospitals eine noch grössere 
Ausdehnung gewinnt, wird den bisherigen Freunden und 
Besuchern des Stadtgartens keine empfindliche Beschränkung 
auferlegen. Die Durchführung des Projekts, verbunden mit der 
Errichtung der Neubauten, soll in der Weise geschehen, dass 
an eine zu gründende Gesellschaft das gesamte Kur- und 
Badewesen einschliesslich der städtischen Badehäuser ver¬ 
pachtet wird. Die Stadt wird sich an der Durchführung der 
Finanzierung durch Uebernahme der Garantie eines ent¬ 
sprechenden Darlehns an Stelle der Hypothek beteiligen. Die 
Gesellschaft verzinst und amortisiert dieses Darlehen und 
gewährt der Stadt dahingehende Sicherheiten, dass sie sofort 
nach Fertigstellung der Bauten der Stadt das unbeschränkte 
Eigentumsrecht derselben einräumt. Ueber einen Pachtvertrag 
und die Höhe der Pachtsumme schweben noch Verhandlungen. 
Durch die beabsichtigten Massnahmen soll eine Besserung und 
ein neues Aufblühen des Bades erzielt werden und ist zu er¬ 
warten, dass diese Absicht auch erreicht wird. 


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'Singangsfor in Schwarzwald und Schweiz. 


ffistorJsche 
Schlossfeste mit 
Ritterturnieren 

Jjuldigungszug, t(eigenspiele, 
Uurnierreiien im Sch/osshof, 
abendliche Schlossfeste 
30. Juni bis 5. Juli 




Xortenverkauf und Prospekte für die Schlossfeste 
durch das Badische Heise-Bureau in Ipeidelberg. 


BiumenbooU 
fCorso 

Juti 

Schloss- 
heieuchtungen 
1913 : 

//. Juni, 6. JuU, Jlugust. 

Jede Jiuskunft erteilt kostenlos das 

Städtische Verkehrs-Bureau, 

































DEUTSCHLAND a eeeeoooceeeo e o e ooo e eoBQsq ii- 


Bad Nauheim. Das Kurtheater öffnete Anfang Mai 
seine Pforten mit einem sehr reichhaltigen Spielplan. Eine 
Reihe von Gastspielen ersten Ranges ist geplant. Ausserdem 
finden mehrere Kammerspielabende statt. Der Direktor des 
Grossherzoglichen Kurtheatep^ und der Vereinigten Stadttheater 
Giessen-Marburg, Hermann Steingötter, blickt in diesem 
Jahre auf eine 25jährige erfolgreiche Bühnentätigkeit zurück, in 
der zehn Sommer auf die Leitung des Kurtheaters entfallen. 

Wiesbaden. Das neue Jahr und die einsetzende Haupt¬ 
saison lassen sich ausserordentlich gut an. Die Fremden¬ 
ziffer ist in beständigem Vorsprung gegen die Vorjahre, sie 
beträgt bereits 46000. Der Aufenthalt in den im ersten Früh¬ 
lingsgrün prangenden Taunuswäldern ist von bestechendem Reiz, 
und die Kurverwaltung bietet auch reichlich Gelegenheit, ihn 
gründlich auszukosten. Täglich fahren die vollbesetzten Mail¬ 
coachs in die Umgebung, auch die Autofahrten mit Luxuswagen 
durch die Bergstrasse nach dem Heidelberger Schloss erfreuen 
sich zunehmender Beliebtheit. Neu aufgenommen werden nun 
auch nach dem Beispiel anderer Badeorte die Auto-Omnibus¬ 
fahrten durch den Taunus und den Rheingau, so dass die 
Ausnutzung der herrlichen Wiesbadener Umgebung als eines 
wertvollen Kurfaktors eine recht gründliche ist. 

Bad Oeynhausen. Ein Spaziergang durch den gegen¬ 
wärtig im schönsten Blütenflor prangenden Kurpark lässt über¬ 
raschende Verbesserungen und Aenderungen zutage treten. 
Die Fremdenziffer steigt beträchtlich. Weit über 4000 Kurgäste 
sind schon eingetroffen, die vorjährige Passantenzahl ist schon 
um mehr als das Sechsfache überholt worden. Die feierliche 
Eröffnung des neuen Augusta-Viktoria-Kinderheims findet am 
21. Mai statt. Uober roo Kinder aller Konfessionen haben schon 
Aufnahme gefunden. 

Dass chmucke Nordseebad Wyk aufFöhr wirft sich 
in sein Festtagsgewand, um seine Gäste würdig zu begrüssen. 
.Allenthalben regen sich fleissige Hände, um alles aufzuräumen, 
was an den Winter erinnert, und um die schon sprichwörtlich 
gewordene friesische Sauberkeit wieder zur Geltung und zu 
Ehren zu bringen. Und die Natur hilft den Menschen bei ihrem 
Beginnen. Die Sonne sendet leuchtende Strahlen hernieder, in 
klarem Blau zeigt sich der Himmel. Bäume und Sträucher 
streifen ihre hässlichen WinterhUllen ab und strecken ihre hell¬ 
grünen Blättlein und Blüten der kosenden und locken¬ 
den Sonne entgegen. Ein leuchtender, duftiger Schimmer 
liegt Uber allem. FrUhlingsahnen, FrUhlingssehnsucht und 
Frühlingsgewissheit erfüllen Herz und Sinn. Lange dauert 
es auch nicht mehr und das neue, von den bekannten Berliner 
Architekten Jürgensen & Bachmann erbaute Wyker Kurhaus, 
das Zeugnis ablegt für den tatkräftigen und fortschrittlichen 
Sinn der Wyker Bürgerschaft, wird seine Pforten öffnen. Der 
Schleswig-Holsteinische Städtetag, der Mitte Juni in Wyk tagt 
und Uber das Wohl der Provinz berät,' wird wohl den Reigen 
derer eröffnen, die sich im Laufe der nächsten Jahre zu fröh¬ 
lichem Tun oder zu ernsten Beratungen im Kurhause ein¬ 
finden werden. 

Aus Ostseebädern. In allen Bädern auf Rügen und 
auch in den nächsten des Festlandes herrscht rege Tätigkeit im 
Landungsbrückenbau. Seitens der Regierungen und Wasser¬ 
bauinspektionen sind neue Vorschriften für statische Berechnung 
aufgestellt und müssen nun in der Praxis durchgefUhrt werden. 
Die Umbauten erstrecken sich auf Verringerung der Spann¬ 
weiten der Joche, Verstärkungen der tragenden Balken und 
auf viele Einzelheiten. Vielfach wird seitens der Badever¬ 
waltungen über zu weitgehende Forderungen der Aufsichts¬ 
behörden geklagt. Ausgeführt wird aber alles Geforderte und 
aus freien Stücken noch manches mehr gebessert. Mit Beginn 
der Vorsaison, wenn das Wetter keinen Strich durch die 
Rechnung macht, werden alle SeebrUcken nach den neuesten 
Bestimmungen fertig sein, so dass Unglücksfällen, soweit es 
menschenmöglich ist, vorgebeugt ist. 



Das Internat. Institut für das HotelblldungswMen. 

Ueber die im vergangenen Monat beschlossen^ B^eätung 
einer internationalen Hochschule für das Hotelbiläungsweaen 
haben wir in Nr. x der Zeitschrift „Deutschland**' beräis kurz 
berichtet. Der „Wochenschrift des Internationalen Hotelbesitzer- 
Vereins“ entnehmen wir noch folgende Ausführungen ttbM den 
für das Hotelgewerbe sehr bedeutungsvollen Beschluss ;l - Die 
Erkenntnis, dass der Aufschwung des Hotelgewerbes in den 
letzten Jahrzehnten, die Entwicklung zum Grossbetriebe» die 
wachsenden Ansprüche hinsichtlich der Einrichtung des Seferiebes« 
die Pflichten des Vollkaufmannes, die wenigstens in be^tlKh- 
land den^ Hotelier seit 1900 entsprechend seinem Wünsche 
auferlegt worden sind, an den Unternehmer selbst und ah. das 
Personal Anforderungen stellen, die eine andere Ausbildung 
als früher gebieterisch verlangen, ist nicht .erst jüngeren 
Datums. Schon im Jahre 1904 haben der Internationale Hötel- 
besitzerverein und der Schweizer Hotelierverein Über gemein¬ 
same Schritte zur besseren fachlichen Ausbildung des .Personals 
besonders nach der Richtung kaufmännischer Brziehung 
beraten. Im Jahre 1906 entwarf eine Schulkommissiop .des 
IHV. unter Zuziehung von Fachleuten eixi ausfohrUdhes 
Programm, das eine systematische fachliche Ausbildung! i'aller 
Hotelangestellten verlangte. Seitdem ist fast auf jeder General- 
Versammlung des IHV. die Ausbildungsfrage erörtert und ist 
über die Schritte berichtet worden, die zur DurchfUhrui^, .des 
Programms durch die Leitung des Vereins geschahen« ist 
wohl selbstverständlich, dass auf einem so schwierigen' Qebiotey 
wie es die Ausbildung des Nachwuchses ist, sich Erfolge laicht 
im Handumdrehen einstellten. Welcher zähen, jahrzehnteliuigen 
Arbeit hat es nicht bedurft, um die Aufgaben, die sich die 
modernen Kulturstaaten selbst hinsichtlich der Berufserziehung 
der Bevölkerung gestellt haben, einigermassen zu erfüllen« 
Allerdings scheint die Sonne staatlicher Fürsorge xxicht' jedem 
Berufe. Der Umstand, dass der Staat gerade bei der Pünorge 
für die höhere fachliche Ausbildung der Hotelangesteliten ganz 
versagte, während er sie zahlreichen anderen Oewerbezwelgen 
in reichlichem Masse zuwendet, wies die Berufsverbände Immer 
wieder auf die eigene Initiative in dieser wichtigen Fraget hin. 
Diese Notwendigkeit eigener Initiative wurde auch 'in der 
Sitzung des Aufsichtsrates des IHV. im Frühjahr x9xa von-dem 
Vorsitzenden Herrn Otto Hoyer erneut nachdrücklich bi^nt. 
Um in Deutschland ein geschlossenes Vorgehen aller beteiflgten 
Berufsverbände anzubahnen, fand auf Anregung des Geheimen 
Reg^erungsrats Dr. Stegemann, der schon seit langem in 
dankenswerter Weise den Bildungsbestrebungen des Hotelvund 
Gastwirtschaftsgewerbes mit Rat und Tat förderlich geu^en 
ist, eine Besprechung in Braunschweig statt, die zur Be|jTÜn- 
dung des Bildungsausschusses für das Hotel- und Gasfwirt- 
schaftsgewerbe mit je einer Abteilung für das Lehrlingsweaen, 
für das Fortbildungsschulwesen und für die Errichtung einer 
Hotelakademie führte. Für die Begründimg einer Hotel¬ 
akademie wurden schon in dieser ersten Konferexiz ^von 
anwesenden Hotelunternehmern namhafte Beiträge gezeiclinet, 
nachdem Herr Geheimrat Stegemann unter lebhafter Zu- ’ 
Stimmung mit eindringlichen Worten ' die Notwendigkeit 
begründet hatte, den fachlichen und allgemeinen Bildungsmnd 
des Unternehmers wie des Angestellten im Hotel- und Gaat- 
wirtschaftsgewerbe zu heben. Die gleiche Zustimmuxig ~und 
Opferwilligkeit fand der Plan, eine Hotelakademie zu begründen, 
auf der Generalversammlung in Wien, die einstimmig eine 
Summe von 85000 Mk. aus Vereinsmitteln für diesen Zweck 
zur Verfügung stellte. Diesen Zeichnungen folgten aiidere 
Hotelier verbände, so der Verein Berliner Hotelbesitzer, der 
Verband Thüringer Hotelbesitzer, die Westdeutsche Hob^er- 
vereinigung, der Rheinische Hotelierverein und ferner Zahl¬ 
reiche Hotelunternehmer. Das günstigste Angebot für dis 


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159 


' Errichtung des Instituts ging von Düsseldorf aus, dessen 
Dexdment für das Schulwesen, Beigeordneter Prof. Dr. Herold, 
die schwierigen Verhandlungen mit grossem Geschick geführt 
' hat. Diese Stadt wird unter der Bedingung eines jähr¬ 
lichen Zuschusses von lo ooo Mk. aus dem gesammelten 
. Schulfonds bezw. durch den IHV. die Schule auf günstigem 
städtischen Gelände bauen und einrichten, die Lehrkräfte an- 
stellen pnd das ganze Unternehmen betreiben. Damit ist die 
'' Errichtung der Anstalt gesichert. Ihre Eröffnung wird provi- 
‘ sorisch in einem zur Verfügung gestellten Gebäude in Düssel¬ 
dorf im Laufe des Jahres 1914 erfolgen. Sobald sich die 
EutWicUung der Schule übersehen lässt, etwa nach drei 
Semestern, wird dann ein besonderes Gebäude errichtet werden. 
Nachdem so die äusseren Vorbedin^^ungen für die Errichtung 
der Schule geschaCTen worden sind, wird sich das Interesse in 
verstärktem Masse ihrer Organisation und Ausgestaltung 
. zuwenden. Die Aufgaben der Anstalt werden nach einer 
' ^chtigen Richtung über die höherer Fachschulen hinaus- 
' gehen. Die Anstalt soll ein Mittelpunkt werden für die wissen¬ 
schaftliche Erfassung und Behandlung aller Fragen, die sich 
aus der wirtschaftlichen Entwicklung für das Hotelgewerbe 
ergeben. Es braucht hier nur auf die Vielgestaltigkeit der in 
' ‘ emem modernen Hotelbetriebe zu schaffenden technischen Ein- 
Hchtupgen aller Art, auf die Notwendigkeit wirtschaftlich zweck- 
' nöiässiger Organisation des gesamten Betriebes und der Er¬ 
probung neuer Arbeitsmethoden hingewiesen zu werden, um zu 
fühlen, dass die Schaffung einer Zentralstelle für diese tech- 
' nischen, betriebsorganisatorischen und kaufmännischen Fragen 
des Hotelgewerbes eine heute bestehende Lücke ausfüllen 
würde.. Baut sich doch heute noch der Hotelbetrieb im 
' wesentlichen auf den- mühsam gesammelten Erfahrungen des 
einzelnen Unternehmers auf, während es an einer Be¬ 
fruchtung der Praxis durch wissenschaftliche Bearbeitung 
seiner Grundlagen und Lebensbedingungen fehlt. Neben 
dem wirtschaftlichen Zwecke ^der Ausbildung des Nach¬ 
wuchses und der wissenschaftlichen Aufgabe, wie sie kurz 
geschildert wurde, soll die Anstalt auch die Aufgabe erfüllen, 
geeignete Lehrkräfte für die fachlichen Klassen der Fortbildungs- 
schillen auszubilden, und damit auch auf das niedere Fachschul¬ 
wesen befruchtend wirken. 


Etja; 


V erkehrs-Pr opaganda 


Deutsche Pflichten bei Sommerreisen 
in den Sprachgrenzlanden. 

Der Sommer naht und mit ihm rückt auch die Reisezeit 
wieder heran. Da gilt es wieder darauf hinzu weisen, dass auch 
der Vergnügungsreisende in der Lage ist, viel für sein Volk zu 
tun. Leider ist bei uns im Reiche die völkische Not unserer 
Brüder in den Sprachgrenzlanden noch immer nicht genügend 
bekannt. Wie häuüg geschieht es, dass Reichsdeutsche in Tirol 
die italienischen Gasthäuser oder im Böhmerwald die tschechi¬ 
schen Wirtschaften aufsuchen, während vielleicht gerade 
gegenüber ein deutscher Gasthof steht, wo sie besser und 
billiger aufgehoben wären. Die Deutschen der Gegend aber 
ringen um ihren Bestand und könnten ihn viel eher erreichen, 
wenn der deutsche Wanderer ihnen einen festen moralischen 
und wirtschaftlichen Rückhalt böte. Wie sehr das nötig ist, 
wird nur der ermessen können, der es mit eigenen Augen 
gesehen hat, mit welcher rücksichtslosen Energie und Konsequenz 
Welsche und Slawen den Deutschen befehden. In den meisten 
Fällen mag nicht Lauheit und Gleichgültigkeit die Schuld tragen, 
wenn der Reichsdeutsche dem Volksfeinde Verdienst gibt, 
sondern die Unkenntnis der Örtlichen Verhältnisse. Um diesem 
Uebel abzuhelfen, sind Verzeichnisse deutscher Gaststätten in 
den Alpenländern, in Tirol und im Böhmerwalde geschaffen 
und werden gegen Einsendung des Porto kostenfrei vom Verein 
für das Deutschtum im Ausland, Berlin W. 6a, Kurfürstenstrasse 105, 
an jedermann abgegeben. Der Verein ist auch bereit, deutschen 
Auslandsreisenden bereitwilligst Auskünfte über örtliche Verhält¬ 
nisse in den übrigen Sprachgrenzlanden zu erteilen. Der 
Deutsche gehe zu dem Deutschen und helfe ihnen! 

Vorbereitungskurse für Touristen nach Däne¬ 
mark und Schweden, die in das gesellschaftliche und in 
das kulturelle Leben in den skandinavischen Ländern ein- 
fUhren, veranstaltet Dozent J. H. Andresen an der Humboldt- 


(Fulsen), OslietlHil o. kliiiatiidict Kurort. 


ln herrlichen Kiefern Waldungen an 
offener See gelegen. — Kurhaus. 
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Familienbad. Quellwasserleitung. 
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17300 Gäste. Bahnstation. Prosp. 
durch die Badevcrwaltung;. 




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Warmbadehaus. Kurhaus. Neues 
Herren- u. Damen-Bad. Familienbad. 
Konzerte. Theater. Besuchsziffer 
1912:10500. Elektr. Licht. Wasser¬ 
leitung. Kanalisation. Apotheke u. 
Arzt im Ort. Bahnstation. Prospekt 
durch die Badeverwaltung. 




















160 


DEUTSCHLAND 


Nr. 3 


akademie im kommenden Lehrquartal. Der schwedische Kursus 
begann am 7. April, der dänische Kursus am 8. April in Berlin 
in der Lehrstätte Lützowstrasse 84 d. Die Vorbereitungen 
fUr die von der Humboldtakademie geplante Studienreise durch 
Holland (vom 20. bis 29. Juni) sind fast abgeschlossen. Ausser 
der sorgfältigen Auswahl der zu besichtigenden Kunststätten 
ist die Leitung mit einigen holländischen Gelehrten in Ver¬ 
bindung getreten, die bereits Vorträge aus dem wirtschaftlichen 
und kulturellen Leben Hollands zugesichert haben. — So 
lautet eine kurze Notiz in Berliner Tageszeitungen. Solllte 
man in Deutschland nicht einmal daran denken, ähnliche 
Kurse und Vorträge im Ausland halten zu lassen, um zum 
Besuch Deutschlands anzuregen, ihn zu erleichtern und das 
Verständnis für deutsche Art und Kultur zu heben?! 

Reklameansichtspostkarten von Köln. Die vom 
Kölner Verkehrs-Verein in vorläufig zwei Serien zu je sechs 
Stück herausgegebenen Reklamepostkarten von Köln sind in 
einer grösseren Auflage neu hergestellt worden und in der 
Geschäftsstelle des Verkehrs-Vereins, Bischofsgartenstrasse 12, 
zum Preise von 20 Pfg. für jede Serie erhältlich. Auf den 
vonehm ausgeführten Ansichtspostkarten befindet sich unter 
den Abbildungen von Kölner Sehenswürdigkeiten (künstlerisch 
hochstehende PhotogravUren) ein auf die Bedeutung Kölns als 
Fremden- und Ansiedlungsstadt hinweisender Reklametext 
des Kölner Verkehrs-Vereins, der jeweils der betreffenden 


Abbildung besonders angepasst ist. So wird auf 
der Karte des Domes z. B. auf die sehenswerten Kölner 
Kirchen, auf der Karte des Schillergymnasiums auf das Kölner 
Schulwesen usw. aufmerksam gemacht. Der Kölner Verkehrs- 
Verein hat in Aussicht genommen, auch in Verbindung mit 
dem Verein der Kölner Buchhändler und Papier- und 
Scbreibwarenhändler, eine von Kttnstlerhand hergestellte Serie 
farbiger Bilder herauszugeben. 

Für Sammler! Rügen-Briefverschlussmarken. 
Aus der vielseitig ausgeführten Menge der in letzter Zeit er¬ 
schienenen farbigen Propaganda - Marken zeichnen sich die 
neuesten Rügenmarken vorteilhaft aus. Auf Anregung des 
Rügenschen Ostseebäder - Verbandes sind drei neue Marken, 
nach hervorragenden Entwürfen, in farbiger Ausführung heraus- 
gegeben worden. Jede Marke stellt einen Typ für sich dar, es 
sind keine sog. „Serienbilder**. Die bisher erschienenen Marken 
zeigen die berühmten Kreidefelsen von Stubbenkammer („Königs¬ 
stuhl“ und „Wissower Klinken**), drei verschiedene Marken, 
geöffnete Hünengräber, den Ernst-Moritz-Arndtturm auf dem 
Rugard, Jagdschloss Granitz, Entwicklung von Binz, Ansichten 
aus Binz, Sassnitz, Sellin, Stralsund usw. Kleinere Mengen 
werden, gegen Portoersatz, an Sammler, unter Bezug¬ 
nahme auf diese Zeitschrift, durch die Geschäftsstelle des 
„Rügenschen Ostseebäder-Verbandes** Binz (Rügen) unentgeltlich 
abgegeben bzw. versendet. 




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□ BQ 

B«B 

Fernsprecher »0514 Buud DeutSChcr VerkchrS-Vereine (e.V.) Fernsprecher »0514 

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B*B 

DBC 

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Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse 28. 

□ BD 

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(Die (leschäftsslelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseangelegenheiteii und veisendet auf 

B*a 

□ BD 

□ Bd 

B«B 

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Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und Landschaften ) 

□ BD 

B*B 

□ BD 


Aus den Bundes-Vereinen. 

5. Jahresversammlung des Verbandes der Verkehrs- 
Vereine Westfalens u. a. G. 

Die 5. Jahresversammlung des Verbandes der Verkehrs- 
Vereine Westfalens u. a. G. fand am 26. April in Dortmund 
statt, ln der Begrüssungsrede wies der zweite Vorsitzende 
darauf hin, dass der westfälische Provinzialausschuss dem 
Verband wieder 500 Mk. überwiesen habe. Da die bei der 
Eisenbahnvcrwaltung eingereichten Anträge auf Verkehrsver¬ 
änderungen sich oft widersprechen, sei die Bildung eines 
Zentralausschusses in Aussicht zu nehmen. Aus dem Jahres¬ 
bericht, den der Schriftführer Dr. jur. Kuckuck erstattete, 
ist zu entnehmen, dass die Mitgliederzahl von 131 auf 185 
gestiegen ist. Besonders der Verkehrstag der drei west¬ 
deutschen Verkehrsverbände im Oktober v. J. in Düsseldorf 
brachte eine erhebliche Förderung der Verkehrs-Vereinssache. 
FUr die Verbandsmitglieder soll eine Lichtbilderserie für die 
Veranstaltung von Vorträgen zur Verfügung gestellt werden. 
Der Verband stiebt danach, Vertreter im Bezirkseisenbahnbaurat 
zu erhalten, um den Anträgen des Verbandes durch persön¬ 
liche Wahrnehmung grösseren Nachdruck zu verleihen. Der 
bisherige Schriftführer erhält die Bezeichnung Geschäftsführer. 
Als Vorort für die drei nächsten Jahre wurde Dort¬ 
mund wiedergewählt. Kaufmann Meyer (Dortmund) sprach 
Uber die geplanten Eisenbahnstrecken im Interessengebiet 
des Verbandes. Als notwendige Neubaustrecken unterschied 
der Redner vier Gruppen: r. Nord-Süd-Linie, 2. Bahnen zur 
Erschliessung des nördlichen westfälischen Kohlenreviers, 3. Ab¬ 
kürzungsstrecken zur Beschleunigung des Wagenumlaufs, 4. Ent- 
lasturgsstrecken, die parallel mit den Hauptstrecken anzulegen 
sind. Zur Ausführung werden folgende Linien empfohlen: 
Essen —Buer-Süd, Gelsenkirchen--Buer-Süd, Buer—Bochum, 


Marl - Haltern, Recklinghausen"-—Bochum-Süd, Dortmund-H.B.— 
Recklinghausen—Dorsten, Haltern—Ahlen, Schwerte—Letmathe, 
Löttringhausen -Schwelm, Schwelm - Lennep (als Fortführung 
der im Bau begriffenen Linie Witten—Bommern—Schwelm, 
einer Verbindungsbahn Dortmund-H.B. nach der Rheinischen 
Bahn bei der Station Brackei). Als Entlastungsstrecken wurden 
genannt Münster — Bielefeld und Minden—Vlotho - Lemgo, 
Dörenschlucht — Paderborn, für die Köln — Mindener Strecke 
Hamm — Hannover, eine Strecke Iserlohn — Balve —Allendorf, 
Lenhausen—Finnentrop oder die Fortsetzung der Höhnetalbahn 
von Neuenrade—Plettenberg oder der Ausbau einer zweigleisigen 
Hauptbahn von Hagen über Brügge nach Kreuztal, für die 
Ruhr-Siegstrecke Hagen—Siegen. Auch das Projekt Hamm — 
Werl—Neheim—Allendorf-Lenhausen—Finnentrop kann eben¬ 
falls als Entlastungsstrecke für die Ruhr-Steg-Bahn gelten. Zum 
Schluss forderte der Redner den Bau einer direkten, möglichst 
geradlinigen Vollbahn aus dem Industriegebiet nach Mittel¬ 
deutschland, Kassel—Bebra(--Thüringen) zur Beseitigung der 
Missstände im Reiseverkehr nach Thüringen und Sachsen. Auf 
Antrag des Bürgermeisters von Menden wurde eine Ent- 
schliessung angenommen, danach zu streben, dass das Hönnetal 
in seiner jetzigen Gestalt erhalten bleibe. 

Gründung eines Südwestdeutschen Verkehrs- 
Verbandes. 

Im Rathaussaale zu Saarbrücken fand am la. April d. J. 
die Gründung des Süd westdeutschen Verkehrs-Verbandes unter 
dem Vorsitze des i. Beigeordneten Schlosser in Verhinderung 
des Oberbürgermeisters Mangold statt. Der Verband erstreckt 
sich über die Gebiete an der Saar, Nahe und Blies. Aus den 
Satzungen des Verbandes geht hervor, dass sich derselbe ein 
umfangreiches Programm gestellt hat. In erster Linie Propaganda 
in Wort und Schrift für das Verbandsgebiet in «der weitesten 



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Nf. 5 ii » 9 Q8QQOOQoa(Mooo 8 Q 08oo o oiM DEUTSCHLAND iBoooo e oüeü e e G eeeeeeeeeeseee^ let 


De 9 «nthchkeit, Behandtutig von Verkehrsfr^en, Anregung «ur 
Vtrrbesseruog ¥choa bestehende und neu hinüukpmTnender 
Vcskehrsmittel tn aeinero Gebiet, HrrbcifiUtiruhg von Mass¬ 
nahmen jut Hebung der wkrtscbafUxchen Entwicklung. Der 
Sitz lies Verbandes Ut Sa^Lrbrdcken und werden die Geschäfte 
von dem VcrketrrsnVerein in Saarbrücken erledigt. Der Verband 
solidem Bund Deutscher Verkcbf«>Vereine angegUederi 
werden. Mit dieser Gründung des Verbandes ist wohl auch der 
erste Scbriit getan, um die Aufmerksamkeit der OeffentUchkeit 
auf die südwestdeutsche Ecke des Reiches su lenken und 
dadurch bekanniaumacheo, weiche Schönheiten gerade in dem 
Gebiet dieser drei Flussläufe sich vereinigt finden. 

Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs 
in München und im Bayerischen Hochland 

Se. K. Hohe« der P r i o jt - R c g e n t hat %ich bereit erklärt, 
daa Protektorat über den Verein *ur Förderung des Fremden- 
vetkehrs fn München und im Bayerischen Hochland, das er 
als Prina iange Jahre bereits itmehatte, belau behal ten. 

Verkehrs-Verein für Freiburg im Breisgau und den 
©chwarzwald. 

Der Jahresbericht über die Tätigkeit eines Vereins soll cm 
Spiegerbild geben von seiner Arbeit, seinen Erfolgen wie Mus- 
erfolgan, aber 4 Uch Von semen Wünschen und Bestrebungen, 
so dass man bei einem Rückblick auf das vergangene neue 
Lehren« neuen Mot und neu© Kraft für da« aukÜnftige Jahr 
daraüa aeböpfeo kann. Was zunächst die wichtigste Tätigkeit 
wlhrcnd des verhoasenen Jahres, nämlich die der Reklame 
und Propaganda betrüGTt. so sei festgestelU, dass dieselbe im 
Vefglelch su früheren jahten eine bedeutend umfangreichere 
gewesen Ht. Vor allem war es die durch einen auiser- 
ordeotlichen ^uschusu der Stadtverwaltung im Betrags von 
3000 Mk* ermöglichte HetsteUung der Relief-Plakate, 5000 
grosse Piakste 70/1000 aind bestimmt tür die Eisenbahnstationen 
im In- und AusUode, DaropfefhhiOö, Verkehrs- und Auskunfts- 
bureaua> bedeutender« Hotels und Pensionen usw. Ausser 
diesem grossen Plakate wurden so 000 fÜtiJfarbige Ver- 
kietnemDgeo in der Grösse von 35/50 Eeoximetcr hergestellt, 
wovon roooo als Beilage für dAi3i Badische Verkehrsbuch 
gebraucht wurden, während die Übrigen m der Hauptsache 
zur freien Abgabe an Verkehrs- und AuskunfisburOaua wie 
etoaelne leemde InteresBenten verwendet werden. Neben dieser 
für vma r^euen Art Reklame wat es eine ebenfalls zum ersten 
Male versucht«, dabei fedoch nicht weniger wirkungsvolle. 
O&znllch die durch kinefnatographische Aufnahmen. Eine sott 
iSogerer Zeit ochon angestrebte Propagandamöglichkeit wurde 
ilttrcb die VeruaJttlung des L-andosverbandes bei der General- 
dptktion der Badischen Staatseisenbahneo in der Weise 
erteicht* das« vorerst einmal veraqcho'^eise in den Durchgangs- 
der Badischen Bahnen die Bilder vefscbicdcncr badischer 
Städte in hubscher Utnrahtnwng «ngebrachi wurden, wobei 
FrerbUrg vorläufig mjt dem aus C. Av W«gners Schwarzwald« 
owro summenden Bilde vemeten ist. Wenn die Zeitungs 
rektame bis jetzt irtfolge einer genauen, nach Naiiodalitäten 
geordneten Statistik nicht ganz die jitelbewusste «etn konnte, 
Wie es der «igeniUche Zweck erforderte, So Ist bieriÄ Abhilfe 
durch Aufslellung einer genauen Slaiistik geschialfen 
hiernach ist trotz der schlechten Wjitcrattg emo erffeuiiehe 
Vertuebrung von rund ioöoo Personen eiugetroten^- Tai- 

»sebe, die nicht aoletzt unseren Bemöhungeo i« A»erdo;nken 
sein dürfte. 

Der* Verkehrs-Verein Darmstadt 

hielt am 19. April |m Füratensoal seine diesjährige Haupt. 
Veiaatnmlung abf die auch von zablretchen behördlichen 
Vetuetern besucht war. Io den vom Vorslttenden, Herrn 
Sudiverordneten Stommor, gegebenen ErVätiterungeo fu dem 
gedruckt vorliegenden Jafareabericht betonte dieser vor allem 
di« Notwendigkeit besserer .Eisenbahnverbindungen von Darm- 
«ladt mit Rheinhessen, brsondets mit Worms und dem Rird 
Öer OeachäfUverkehr des Vereins mlri dem Publfkum lui 
wiederum eine «ehr staike Erweiterung erfähren, so dass eine 
Vfirgröaaerung des öffentlichen Verkehr sbüreaua 
auf dem Ernat-Ludwigs-Plati; ettordeiUch erscheint. Nach dem 
von Herrn Stadtverordneten Ramdohr «tstatieten Kassenbericht 
ktUttgen die Einnahmen de* verflossenen Jahres 3a6o Mk.. die 
Ausgaben 518^ Mk. und das Vermögen des Vereins stertte sieb 
«dl 7047 Mir. Für das neue Veremsjahr wurden die Einnahmen 
Mk., die Ausgaben auf w 900 Mk^ varaftschlagt. Bei 
d«r Voretartd&wahl wurde Herr ^Itemwei mit Dank für .«leine 
Isogjkhfige verdienstvolle Tätigkeit einsifmnug asum Vorsitzenden 
i^edergewähls. Weiter wurde der Voiatand durch die Herren 
riaKUKTat Emmerling, Reutner E. Becker« Rentner Höslein und 


Kaufmaou Supp ergänzt. JSIachdem eine Anitahl prakhseber 
Vorschläge auf Vcrkehr»yerbe 3 r«cruT)ge» u-^w. erörtert warden 
waren, hie« Herr Professof Vetterlein einen Vortrag Uber 
„Lebensfragen des HoftheÄtet»**; worin der auf dem Gebiete de« 
Tbeaierbauwesens weit bekannie lihd gesebäute Architekt erne 
grosse Anaahl beachtenswerter Anregungen für Verhcaserufigen 
im Iniercasc de« Hofthealcr« gab. 


Bücherschau 


PreuBscus Geschichte von Rudolt Hejrztog; mit 
22 farbigen und iSchWarze» Bildern von Ptofesi&or A. KampL 
ln Original band 3,40 Mk. Verlag von Quelle & Meyw i« 
Leipzig, Geschichtliche Werke kommen im allgemeinen unter 
dieser Rubrik nicht zur Besprechung, obwohl Geschichte und 
Landeskunde eng verwachaeoe Wissetxsgebietft «ind. Der 
Grund liegt in der Beschrärikung, welche unsere ^eitachrift 
sich aufcrlegen muss, um dem ganzen deutschen Lande auf 
dem scharf begrenzten Gebiete der durch Wandern und Reisen 
zu erwerbenden Landeskunde., der Touristik, gerecht zu werden; 
Wenn wir einmal fieufc von unserer Gepf^ogeobeit abwetcheu, 
so geschieht «s, weit Rudolf Herzog« Preussischc Geschichte 
eine ganz eiözigarlig^ Erscheinung unter den zehgeoösstscheo 
Geschieht«werken darsiellt. Sachlich kann sie natürlich auf 
377 Sehen kaum etwas Neues bieftn. Ibrc Eigenäff besteht 
darin« das« sife ein Dichter geschrieben, nicht etwa, um in 
dichterischer t^^eiheU formenschone^ phsti^Mische Ranken um 
die nackten geschichtlichen Tatsachen »u winden, »ooderTi» um 
mit dem GUn«e seines Etzählertalenles, dem «tarketi Tempe^ 
ramente« das sei» gauzes Schaffern auszeichuet, seiner Litdj« für 
Heimat und Vateiland^ das höchste Ziel iii erreichen, däk der 
geschichlUchcn Belehrung gesteckt isi; Vaterlandsliebe, Litbe 
zu den grosaeo Führern des Volkes zu erwecken. Das Buch 
soll, wie Herzog fm Vorworte sagt, das Preusserilied aingen. 
Es singt es nicht in herausforderndem Tone, der leidet auk 
manchen anderen fÜf das Volk bercchoelen Geschichtsw«rfcira 
klingt. E« singt das stolze Lied in jener herzerwärmendän> 
unaufdringlichen und nachhaltigen Weise, deren nur der die 
Seele «eines Völkea verstehende Dichter kundig ist. H. R. 

j ahrh u nderi^ A US atel l u ng ßre&iau. Die Leitung 
der Ausstellung bat Fürsorge getroffch, dass dl« zur Auagabc 
gclaugendeo aTUtUcheri Pobfikationcu; ^,FÜ h r ef‘^ „K ata l o g^ 
sowie .«Tagesprogramm*^ auch auf dem Hauptbahnhof in 
der Buchhandlung zu haben sind. 


Radium- 


Eröffünng des ^roü- 
artigen Von 

K, V. Äi'Td) erivittifen 

^ KttrhÄU«e><, — 


Cnihnri IMolg« 

hei Cir^htv Hlnm- 
iuatisiiiui;, Isehini», f^krofti- 
joji«. IU*r5:krtmkiji., Frauon- 
uibl lvlnilii^rkf?tnkiti‘M'f^u, — 

Kreuznach 


Jknäicil»}. Vlittilvai«« des Aeralsvsrtlat aad Frssptkl« dsreli 
-di« K 9 tVSrW*|fS»B. -:—- 




l^ine heri’licite nacli dem 

Mittelmeer 

von AmstenUm mich Soathduuptoir — In^el 
Wtpht — LlflSÄbon — Cintr« — Tanger ~ Aleler 
fim! Genna fllr nur; 


AOnMue am Afiril, 10. n. 24 . Mai, 7 . u. :21. hiiii 
usw. Auitfüfiriiche Pragmioiüe kosten.loa »lurch: 

Letinkering 1 ^;; ; 0 uisb«r§ W. 


i 
























162 


DEUTSCHLAND 


E c Q ^ n V t ^ i 15 « n li a t ^ f ü ö t «t -, Itönnt* m» u das a 
vom atälltiacboti VdrkithtsarDt d«jt; .'^heo Hara:- i 2 D(ä BTflkcktDirtÄdj 
Wftpmg^^rode baraüsgegdb^ine BUc.tiIe^; ,^W f( r ä ig air o i c ü a d : 
tl TO g e ^ fl li d'^ ‘ ■ fie : Auf; ■ sb ■ Sflit^n • brixjgt . «s .' ^ithi ■ ■; »iti’ • 

Wia^ftDÄ-wcries Öb^jr boote Stad^^ sp^defn'; äu^ d^/; 

Jöhbeiidstflii SjpaÄiflJTgäogis obd HsJ'iÄOAfiüg«* ÄJjtbä 

tbfoägo der i:'ün4tig<di des Qttes kt dteae lSitFChhBjtfgi'' 

ikcit jpögiieh, 3 » ^erscbdbflti Tw. Aoeb ^mige 

Kattcb^^ ^i&hrfsrflTOtd^^ SudtpUa vareolbiapdigen dtw 
■ jv 4ut;' 'a5.- g-'- Icfostflndflo: Bli efaiemsV . . 

,*Krciö* iji» Aü^fViig’ft^V GTÖa^er Bj^Heibthtit *r)tt€ot 
3*Ä:b iib Viflagfl v®n G|rfird«t St SchmeTOabo 

sebknepe IPUhrct „Klflkv Tfb Au^diiga^L ji^. das C^^biet dw Jt o br 
o öd e: n ti ft f E m a ftti fl f U n d p p ft ^ ab den R b * i o r i J^e 
B ft t gj ’S ch e I> « p d öod ip dsis S a ü c f 1 ^ fl d; Pfftls ; 

dftr bflwahhestfl Begleiter f|Ür ]ederi TourisleiL Kd öbersicbtliflkflC’ 
Rflihflflfolge biiflKt et kleinere pud grossere ■Ausflüge' iri das 
geaanoie Gebiet, Bflsendcfe RÜcksitbt kt aüf dae Sauerlao d 
vcTTvatidt tiod liegt dem FÜbber eiofl Uebcreiishtskarlfl bflii am- 
haltetid die vöm -^üftrläbdischen Gebirgaverflin aolgestflKkn 
*5 Efaoptwflodflpstjcckflo. Mebferfl Wegflkatteu uod fahlreiftbA 
Abbijdurvgeo besonders sefadotr Gegflndeo diflneo dtm Wanderer 
^r getrauen Orieot^öfig^^ Der Führer ist dUTcb Jede Bflcfar 
bandlflag be^iflitflö. 

Ref ^«rHtfl racur> i>R Ü g e o v Stoh 5o he i te auch um- 
goditcbt idie „S ch ö n h e i t e n R Ü g fl o kaoD noao es mit 
vollem Rochto eooflOi das bTldgescbnsÜclirtfl Werbcltflftchflii, welches 
uns der RdgflPsehe OstseebÜdet-ymband tGesebaftsstene ßiuir) 
jekt «Ot rePbt^n Zeit in awehir^ Vflrtresserier Auflage aüf den 
: gsttsflb 1*gt^ pQa kleihe Wetkdhen enthMit mehr 

«W ; SRtnÄpög«vpl|e Ansichten aOB^ Btlg^nscheirt Badei^ften, 
Schlbsscin; biälonEchflo Stältflo und Si^dturt; ei vetborrOeht in 
Worii: Ui>4 Sfiö difl bOiffbftnweld^gflkröpte Krftide- und Sagen in sek 
dk Di^utschUöda grbsgtfl önd schönste Insel, 

GepOhkibiKiebb DaiflOt » Reketanen unti kntzfl axi^tHche und 
Vftrlfic&r^atigSbflo Arganaefi die flottgeschnebenen Zeilen ans der 
Ffldet des iri der Heiaewelt bckaooien Oberst SeelmaDa* Für 
Aon^lünder i&X ftlhe für Auslandwerbeawecke ebenfalls gut 
«u&gflfltaltetfl Auegflbe it> fi a u ^ ö s! b ch e r S p f ach e exsohiflnen^ 
IH« Hflftchen kbonefl autn Preise von je 50 Pfg/ (öd Heller) 
i^on dftr Gflsflbäftsatflllc des Riigensfthec Oätseebäder-Vetbaade^» 
a^t^b durch den Demfechen OatseebSder-Verband, 
Bftflin W T i \: n o d d nreh den B und Pft ate^^ei V erkflhrB-yflreinft ^ 
t'hommBfiu&fltrflsse aB, portofrei berogan Werden, 

. OBtsflebad Zoppiti?^ Die. Kurdirtkiifln Ües Oä^ecbad&s 
Zoppöt bii( soeben ihren neuen tliustnerien Führer heraa^i 
Ifflgftbenf der ao IJitereaaonten durch die KutdireVifön kostenlöji 
Abgegeben «irtt 

,iD i e fl fl g l iß c h e ^ Ä t k Ü t fl“, $0 la ü tot d er Titel eih er 
Von, d ©r flfl ghöVb« ü G P&i A so eh flb he ra Uagegflhenen 

ßroarh ürft, fl 4 ^t half^ d Hesc brAibung^ Dehm A bbil d u tigfln in 
Sohwafir- soivifl PanidTUJC^it ^ftr lieblichen S^b ad er Ab der eng 
l’bohefl OttkUite, • weichfl'^niltteiÄ: der ']^nekv-vati.;;'f^^^ 

H ii wich und Antwerpen; Schi fiahrtaiSn^/fl£i dii ea er Bah n - 

gflseUs^h&ft bei^iiflrb Und brlhg an erreicbeo sind, Hiit doch 
dJAifl Bahn 4äfl Einrichfüng gefroffeni daia alle auf dero Feat- 
lande getd.stfln Fahrkarten nach London von Har wich ob 4 :ur 
Fahrt nach jeder StftUtiTi der etigUachen OHibahn 
(mit Auanahmt yön Peterboro) berflchdgten. Mit andeirn 
WortflSi und uro die gfliroflflbe Masanähme ifu verknschanliehen 1 
Bei LÜdung ftlnei direkten Fahrkarte von einex feadSodiiCben 
Station nach Lrondoo Über Har wich hat man schon die Karte 
aür Fahrt hoch etnem 4*r in 4er BiDöchüre 
ongfiedtien Bad^plüfiate .in dflr Tsjaebfl, Dftno bei Ankuntt in 
Har wich braucht: ■:nwn;'fli£h'.Jtur.-an ;. daa-.•■•FÄht'kftrt«jßr«chaUdr -m, 
begeben. WO' TO«ß.'dift';Ffl;^rkÄftä 

und aer es ^Djgiir; hiniuf; b^ ya^jCKitbi^ ^i^inflr 

oder KonstantOJEJ, uip^e^TTUben «rhftih 




Nach den atnflichen WcUftrbfltiflhtefl ii 6 li S&iAtflit- 

dea wenigsten Regfen und den mefetftn 

Biese durchaus günatifflo kÜTOBfifl^hfta V«fMltlihMfl 
^ndnicht so bflkattfltf Wie eit Bit 

sebeim ej^ns für Maief^ flufd 

.iTflbhbäet ■und Somm flrfriflohler^ die ^icb nfleh etärkflfldflf Hube 
dnd flrquickAnder Mü 34 fl ^hnflb, gflschaÖ'eb flU ftfli». Ififl 
gflctanüitfl: Broflchüre wird v^n dflf Gflnerslvftrtrfltössg dflr öng* 
liscbfirt Grosseni Öatbahn ln K pln^ Domho^ 14« und d^ö medflteu 
Rflisfttmreaus an Inteiessflnten kostenlos ' 

ScMuaa deo fedakbonflUen '.■■■ ■.■•; 


B Geschäftliches 



Oie Damef <lie dureift dft» 


und dvirth dl? gasimde Schonh^ii iÖrflS Äoipfltie hfisu 
lili’ckfl tiuT 5|?h Icnkh xveifvs gani geitkg, dhis fltr klaftpr ' 

Tefiti und dtp reinlich riegle rosigi? H^rut oiliffig Uiid 

da s ganze freh i 1 1 re r Seiioohfllt li &d EelflgfliiIt «IbiIh Mit 

hehci^olIci'. ix Wh;4 : sie ihr läfliehes Bad herflltflö UBt? ?ü 

aüexi Hand- ünd Gesteh Ls wrt sch iingen nur efiifl tplldft, otfi(:^a)e 
verweridon, AV^^Icht >veder eine zarte, r^l^i 

noch Echad ÄfdvdtTh 1 p^eud ah f di^ li'älgdrösflh whd 

.fti) f die PuTho tü11gk v}i wivk1 - P)öSe Ejg^^chafl tu bjMf(zt Ier 
voh$tflti di^ echte ^ecücehpfftrd-LiJI^tdiflhkflife twad äoütft 

rieb ec niernalÄ anf dem Dunio fdldftn< 

Scheit füalter ii^<l varsatv arih^t) fbr iltih sligaiiii Thtl i J 0 s « f £ eh um a tib tt in 
DC^Bflld 6 rf; fUr 4 fta wLrtiit;bsfil!nh.«ä Till d« BnitdnflMtETieldiEar 

Br.3«^r«rt^ääBfa:iA;iAfü!Lm 4^^Civti]i)»flher TvrkBhtpLTfltWtflfl tu 
Lalpulg i bir den AtuteigatEUÜ; ft r ^ « ö-Sa r b Bdsasldorft proflk nnAViticc 
daTbüflaBidflffsrVartagaiHJPtaH *.ViIQirtrdBitaaflldarf, 

. B ST 1 i a e r H q d X k Ua n ^ h li V 4 a 11 tihd 3 a s 6 k S a t e U t: Vsrlflc W, 0^trit4siv 

Bsfifa ÜfeUf-3[t& LlSidaö Ma. 


ff" 


flhenser Mineralbrunnen 

am KiSrilf}K*tutil pu Sliaii* 



iiiUiiinijii.iiittinu 

für Rnvll» nnd EaolungffleillttniSt. 


Haa ff«iui« Jmhr celllfiueiU 


koT%kh LtitUUg: 
Df- iii«ä^ StÄfthly,^ 


lUralttcir 


■^'Dty üö&lirftT hflüljg^ü NüniJiier brigefijgifl aecbflultfgfl 
V rb \ d-e-f hkl<ActI^- ütG esfl!l«:hflft, fiir AutUo- 
Fkhrlk^itKU;, h.hor ihre ^ri^h‘‘^i^hotö-ArlItellfflr4!fl 

U^th iJtxHbjidftr t liifturh n.icht ’OR genug da Wf MuftBerkaum 

ge iir4C IJ t w d erf .kytri n, (Ifr»?- 4 # fifti I n ä er A ![»Ät«iirphologrupdii* 

h h jti da tu if ii ifl Ft fto d.e ei 1 d fftaflft Öti eA K flukt s^tJl d^ tun I Hitfl 
HtU der i*t tiuä wflil 

d)g ^,AgFi'^-Fhoto 4 rlikid ^Hl >hVM-ph dhlt^öltsteju Rocht al|gflniel|i 
. d (' fi li 1 1 f e ia 1 e sä v n t ^ Ü * (j^ili jg, h ®^ ubsote s»vwrläis )g 

/l: Htdi.i . dk^seh^ ftUefl, 41ft snlt 

,,Agta' ftu-f t noch ^ Ditrohsiclit 

«rbi |>if(ih I i* Tt I )e f Fftoiv p e 141 vftr dient hhfli ■ 0 qö h di fl ßoacb t n ng 
y|ert? ■ <M- nn d l ö Vqt^ ü g e der ^ Agfh'^*^ArÜkflt ftUs fligeiier Er- 
fahröyi;^ beitanrd wind/ wi?il ep Naferrfl» tiKjoi" daft hflUflfatfl 

der >rÄgfa^\ dtftF WÄ|fe© 

yittoT IV^rrmrt agijndßii Eigflnsfthafltfl dl© ^hsirfttfe^ftia der photct- 
•gT&phie fftud en Vif H t sicher • ■ itn Finge. ./ ; / 



































DEUTSCHLAND 

Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 


Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen o Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher 
Verkehrs-Vereine a Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e.V., Köln 


X Der Bezugspreis beträgt: X 
; I. Quartal 2.40 M., II. bis IV. : 
X Quartal je 1.20 M., direkt durch X 
t Kreuzband nach dem Auslande X 
J 10.— M. pro Jahr — Erscheint X 
X Mitte eines jeden Monats (im X 
X April, Mai und Juni je zweimal) X 
• ♦ 


Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins, 
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes, 
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine 
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens. 

Druck und Verlag: 

Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldori 


• * 

X Anzeigenpreis 60 Pfennig X 
t die viergespaltene Kolonelzeile X 
X =: Reklamen 2.00 M. X 

X - die doppelte Breite - X 

X Auf der Umschlagseite erhöhte ; 
X Preise — Bei Wiederholungen X 
X eine entsprechende Ermälzigung 1 


Nr. 4 


Düsseldorf ■ Zweite Mai-Ausgabe 1913 IV. Jahrg. 


Schlesiens Hundertjahrfeier. 

(Aus der Ansprache des Oberpräsidenten Dr. von Guenther bei dem Fest des 5T. Schlesischen Provinzial-Landtages.) 


„Wie Schlesien und die Schlesier 1813 mitgewirkt 
und mitgekämpft haben, wird durch die bevorstehenden 
Höchsten und Aller¬ 
höchsten Besuche in 
Schlesien vor allerWelt 
auf das ehrenvollste 
bezeugt, ist auch schon 
bei dem Universitäts- 
Jubiläum 1911 und 
bei anderen Gelegen¬ 
heiten der letzten 
Zeit mehrfach hervor¬ 
gehoben worden. Wir 
begehen hier also 
bei dem Jubiläum 
von 1813 ein spezi¬ 
fisches Schlesisches 
Heimat-Fest. Der 
Heimatsinn ist einer 
der idealen Züge, der 
in unserem Volke 
gottlob noch nicht er¬ 
storben ist, wie so 
manches andere. Er 
hat sich im Gegenteil 
mächtig entfaltet. Wie 
er nach Betätigung 
drängt, brauche ich 
vor Ihnen, die alle 
mehr oder minder 
mit der Heimatpflege 
nicht nur im engeren, 
sondern im weitesten 
Begriffe des Wortes 
tätig sind, nicht näher 
auseinanderzusetzen. 

Die Heimatliebe be¬ 
stimmt vielleicht mehr 
von unserm Tun, als 
uns selbst bewußt wird, 
und zwar im Bösen wie 
im Guten. Die Bei¬ 


spiele des Partikularismus, der Absonderung und Eigen- 
brödelei auf den verschiedensten Gebieten liegen so 

nahe, daß sich ein 
Eingehen darauf wohl 
erübrigt. Anderer - 
seits bildet die echte 
Heimatliebe, vom 
kleinsten Kreise aus¬ 
gehend, den Kern der 
Liebe zu Staat und 
Reich, zu unserem 
himmlischen und irdi¬ 
schen Herrscher. Sie 
ist unzertrennlich von 
oder eigentlich iden¬ 
tisch mit echter Treue. 
Sagt doch der Dichter 
mit Recht: „Der ist 
in tiefster Seele treu, 
wer die Heimat so 
liebt wie du"'. Und 
wer weiß, ob in der 
sich jetzt so gewaltig 
regenden Heimatliebe 
und Heimattreue nicht 
auch der Keim zu dem 
Heilmittel für weit 
mehr enthalten ist, 
als wir heute noch 
ahnen. Internationale 
Strömungen im Volks- 
innern, wie wir sie 
jetzt ja leider zur 
Genüge sehen, stehen 
wenigstens in schreien¬ 
dem Gegensatz dazu. 
Gott gebe, daß unsere 
Feste in diesem Jahre 
als rechte Heimat¬ 
feste neue Treue 
hervorbringen und die 
alte wieder bewähren." 

















164 DEUTSCHLAND Nr. 4 


Breslau 1913. 

Von Fritz Ernst. 



In den Märztagen des Jahres 1813 war Breslau der 
Schwerpunkt Europas. Im Jahre 1913 soll es das Ziel der 
reisenden Welt werden. Historischer, politischer, national¬ 
deutscher Art sind die Anlässe, aus denen heraus man in 
der alten Hauptstadt an der Oder eine Feier begeht, die in 
ihren Dimensionen und dem Material, das ihr zu Gebote 
steht, unter den deutschen Ausstellungen einen hervor¬ 
ragenden Platz einzunehmen verspricht. 

Groß und erhebend ist der Gedanke, dem die Feier gilt. 
Es ist das pietätvoll dankbare Rückerinnern an die Gro߬ 
taten unserer Väter, ein 
bescheidenes Gedenken 
daran, daß wir heute die 
Früchte einer Saat ge¬ 
nießen, die vor einem 
Jahrhundert mit dem Blute 
unserer Väter gedüngt 
wurde. Dieses Hochfest 
aller Deutschen zu be¬ 
gehen, ist Breslau wie 
keine zweite deutsche 
Stadt berufen und berech¬ 
tigt ; denn in ihren alten 
Straßen hallte zuerst 
das Horngeschmetter der 
Lützower wider. In ihren 
Mauern steht das alte 
Gasthaus „Zum goldenen 
Zepter", in dem Lützow 
seine schwarzen Scharen 
warb. Ihren Ring und 
das altehrwürdige Rat¬ 
haus umkränzen die 
hochgiebeligen Häuser, 
in denen sich die Bürger 
in ekstatischer Begeiste¬ 
rung zum Volks-Opfer 
drängten. Auch mit den 
wichtigsten politischen 
Erscheinungen jener be¬ 
deutungsvollen Tage ist 
Breslau aufs engste ver¬ 
knüpft. Von dort aus 
flatterten die Erlasse 
zur Gründung von Frei¬ 
scharen, zur Einberufung 
der Landwehr und des 
Landsturms, der mit Span¬ 
nung erwartete „Aufruf an 
mein Volk" in das Land, 
und das Bündnis des russischen Zaren, am 28. Februar 1813 zu 
Kalisch abgeschlossen, wurde im Schlosse zu Breslau besiegelt. 

Doppelt eindringlich muß in solcher Umgebung, die uns 
laut die historische Vergangenheit predigt, die Feier wirken, 
die unmittelbar vor den Toren der Stadt auf einem prächtig 
gelegenen Gelände veranstaltet wird. Ein dauerndes Wahr¬ 
zeichen der schlesischen Hauptstadt und zugleich einen 
stolzen Markstein im Siegesläufe deutscher Technik bildet 
die massive Jahrhunderthalle, zu der das Breslauer 
Stadtparlament einen Betrag von 2V2 Millionen Mark in 
großzügiger Weise bewilligte. Vom Breslauer Stadtbaurat 
Berg stammen die Pläne, das städtische Hochbauamt lieferte 
die bedeutsamen statischen Berechnungen zu dem riesigen, 
in geraden, herben Linien aufsteigenden Rundbau, der mit 


seiner Kuppelspannung von 65 Metern die berühmtesten 
Gebäudekuppeln der Welt bedeutend übertrifft. Ein Fest¬ 
spiel Gerhart Hauptmanns, der auch als Deutschlands 
gefeiertster Dichter der Gegenwart nie aufgehört hat, 
seiner schlesischen Heimat treuer Sohn zu sein, hat, von 
Max Reinhardt inszeniert, der Festhalle die Weihe gegeben. 
Musikalische Veranstaltungen größten Stils, darunter die 
Aufführung der VIII. Mahlerschen Symphonie, große Sport¬ 
feste und Kongresse werden dann nacheinander in der Halle 
stattfinden. Die größte Orgel der Welt, deren Kosten in 

Höhe von 80000 Mark 
dieStadtverordneten eben¬ 
falls bewilligten, läßt ihre 
gewaltigen Tonmassen in 
diesemRiesenraume einem 
Zehntausend andächtiger 
Hörer zugleich entgegen¬ 
schleudern. 

In nächster Umgebung 
dieser kompakten und 
doch harmonisch geglie¬ 
derten Masse erhebt sich 
in breitausladender Front 
ein Ausstellungsgebäude, 
das in etwa 60 Sälen 
eine kulturhistorischeAus- 
stellung beherbergt, wie 
sie bisher an Kostbarkeit 
und Reichhaltigkeit des 
Materials unübertroffen 
dasteht. Die erste der vier 
Abteilungen, in welche 
die Ausstellung gegliedert 
ist, enthält Porträts der 
führendenPersönlichkeiten 
der Freiheitskriegszeit, 
der Fürsten, Heerführer, 
Staatsmänner, Dichter, 
Künstler und hervorragen¬ 
den Frauen; wertvolle 
Erinnerungen und Auto¬ 
graphen haben dort eben¬ 
falls ihren Platz. Neben 
den verbündeten Völkern 
fehlt auch der Gegner 
nicht. Porträts, Büsten, 
Miniaturen und Stiche 
Napoleons sowie seiner 
Generale sind in außer¬ 
gewöhnlich großer Zahl 
vorhanden. Eine hochinteressante Einführung in das Heeres¬ 
wesen der Jahre 1813—15 bildet die zweite Abteilung 
der Ausstellung. Uniform-Figurinen und Festungsmodelle 
beleben das Bild. Wie ein großes buntes Bilderbuch wirkt 
die dritte Abteilung, in der die Ereignisse vom Feldzuge 
nach Rußland bis zum zweiten Frieden zu Paris 1815 
zusammengestellt sind. Sonderausstellungen deutscher und 
ausländischer Kriegsarchive machen eine Fülle bedeut¬ 
samen und neuartigen Stoffes zum erstenmal der Oeffent- 
lichkeit zugänglich. Ein Kulturbild der Empirezeit stellt 
der Vorwurf der vierten Abteilung dar. Plastik, Malerei, 
graphische Künste, Karikaturen, Miniaturmalerei, Kostüme, 
Textilkunst, Schmuck, Goldschmiedearbeit, Keramik, Münzen 
und Orden zaubern, von sachkundiger Hand zu einem 


Blücher-Denkmal in Breslau iPhot.; H. Götz [Ed. van Delden], Breslau) 



















Breslau: Jahrhundertausstellung — Blick auf Jahrhunderthalle, Wasserbecken und Pergola; rechts Kulturhistorische Ausstellung 

(Phot.: H. Götz [Ed. van Delden], Breslau) 



Breslau: Jahrhundertausstellung — Partie am Japanischen Garten (Phot. Atelier Lilly, Breslau) 















Nr. 4 


lückenlosen Ganzen zusammengefügt, ein Stück denk- und eine den See vor dem Hauptrestaurant umspannende 

würdiger Vergangenheit vor den erstaunten und entzückten Pergola wird wie ein schimmerndes Märchen von dem außer- 

Augen der Besucher. Nicht zuletzt durch die Sympathie, ordentlichen Können unserer Gartenkünstler Zeugnis ablegen. 

welche der Kaiser der Ausstellung gegenüber zeigt, und Ueberhaupt wird überall auf dem ganzen 75 Hektar um- 

durch die Unterstützung des Kronprinzen, der das Pro- spannenden Ausstellungsgelände die gärtnerische Kunst 

tektorat der Ausstellung übernommen hat, wurde dem bestätigt, so daß das Auge nicht aufhören wird, sich an der 

werbenden Ehrenausschuß, für den Dr. Viktor Herzog von Harmonie von landschaftlicher Naturschönheit und veredelndem 

Ratibor als Vorsitzender zeichnet, überall an maßgebender Menschensinn zu weiden. 

Stelle gern das bereitwilligste Entgegenkommen zuteil. Daß ein Unternehmen von solcher Größe und Vielseitig- 

Fast alle deutschen Fürsten, der Kaiser von Oesterreich, keit neben Schönheit und wissenschaftlicher Belehrung auch 

der Zar, mehrere Erzherzöge, die Fürstlich Schwarzen- dem Vergnügen und heiteren Lebensgenuß einen Raum gönnt, 

burgsche Familie und viele Nachkommen großer Heerführer bedarf kaum besonderer Erwähnung. Ein Vergnügungspark, 

der Befreiungskriege haben kostbare Reliquien aus der für den die ersten internationalen Spezialitäten ihr Erscheinen 

napoleonischen Epoche der Breslauer Ausstellungsleitung zugesagt haben, und der in seiner Anlage auch auf das 

zur Verfügung gestellt. Es würde den Rahmen eines Artikels vorteilhafteste von dem künstlerischen Geiste, der die ge- 

weit überschreiten und zu ungerechten Bevorzugungen Ver- samte Ausstellung regiert, beeinflußt wird, ist, vom seriösen 

anlassung geben, wollte man aus der großen Zahl kostbarster Teile der Ausstellung streng getrennt, erstanden. 

Erinnerungen die eine oder die andere besonders hervorheben. Weit über die Grenzen Deutschlands hinaus, in Nord- 

Näher, als es im ersten Augenblick erscheint, liegt die und Südamerika, in den deutschen Kolonien, kurz überall, wo 

Verbindung zwischen dieser historischen und der großen, Deutsche wohnen, rüsten sich Gesellschaften zur Fahrt nach 

deutschen Gartenbau-Ausstellung, die sich räumlich aufs der Heimat. Ein Fremdenstrom, wie er dem etwas ungünstig 

engste an das Ausstellungsgebäude anschließt. Denn einmal abseits von den großen Straßen der Vergnügungsreisenden 

ist Breslau mit seinen im Reiche viel zu wenig bekannten liegenden Breslau sonst leider gar nicht beschieden ist, beginnt 

prachtvollen Promenaden — zu denen übrigens der Befehl sich in die Tore der alten gastlichen Oderstadt zu ergießen und 

Napoleons, die Wälle der Festung Breslau zu schleifen, den findet dort die Aufnahme, die das Wort von der „schlesischen 

Grund legte — eine namhafte Gartenstadt, und ferner liegt Gemütlichkeit" in alle Lande getragen hat. Mehr als 200 

die Jahrhunderthalle inmitten des alten Scheitniger Parkes, Kongresse tagen während der Ausstellungszeit in Breslau, 

in einer Umgebung, die den Gedanken an eine Gartenbau-Aus- Vertreter von Kunst und Wissenschaft, Männer der Technik 

Stellung geradezu herausfordert. Dazu kommt noch, daß in und Forschung werden in Breslau Zusammenkommen, um 

Breslau selbst seit vielen Jahren keine nennenswerte Gartenbau- dort im friedlichen Kampf der Geister neue Menschheitswerte 

Ausstellung stattfand, und daß zahlreiche Freunde derartiger zu suchen. Eine großartige Sonderkundgebung, ein Hochfest 

Veranstaltungen sich in die schlesischen Nachbarstädte der Heimatliebe bereiten die Schlesiervereine Deutschlands 

Liegnitz und Görlitz begeben mußten. Gleich der historischen mit dem Bremer Verein an der Spitze vor. Breslau rüstet 

Ausstellung wird auch die Gartenbau-Ausstellung von Ende sich, diese Kundgebung treuer Anhänglichkeit an die Heimat 

Mai bis Ende Oktober dauern. Ihr Programm enthält eine durch würdige Feste zu erwidern. Studentenschaft und Turner- 

Ausstellung historischer Gärten, die in lückenloser Folge Schaft, [Luftschiffahrt und Aviatik in dem Programm eben¬ 
eine Entwicklung der Gartenbautechnik von den Tagen Karls falls mit glänzenden Veranstaltungen vertreten, 

des Großen bis zur Gegenwart zeigt. Eine Abteilung für Die Ausstellung wird — der über alles Erwarten günstige 

historische und moderne Friedhofskunst gibt Gelegenheit Verlauf der Bauarbeiten und die Fülle des interessanten 

zu interessanten Vergleichen, und das Modell eines Materials schließen jeden Zweifel aus — die von ihren 

idyllischen Dorffriedhofs soll gegen den protzigen Kitsch Veranstaltern auf sie gesetzte Erwartungen erfüllen. Freilich 

und die barbarische Geschmacklosigkeit vieler Grabdenkmäler sind ein ruhiger politischer Horizont und gutes Wetter dafür 

einen mit Freuden zu begrüßenden Feldzug eröffnen. Wissen- unerläßliche Vorbedingungen. Sind diese aber vorhanden, 

schaftliche, volkswirtschaftliche und gewerbliche Gartenbau- dann steht zu hoffen, daß die enormen Anstrengungen der 

industrie und gärtnerische Fachwissenschaft kommen in ein- schlesischen Hauptstadt und die Unsumme von Mühe und 

gehenden Sonderausstellungen zu Worte. Die exotische Flora Arbeit, die ein Heer von Menschen seit Jahren an die Aus- 

Ostasiens und die gärtnerischen Erzeugnisse unserer Kolonien Stellung setzt, zwei schöne Errungenschaften im Gefolge 

sind ebenfalls in Sonderausstellungen untergebracht. In ver- haben: einen wohlverdienten Erfolg der Ausstellung und die 

schwenderischer Fabenpracht flammen auf breiten Flächen endgültige Beseitigung der Geringschätzung, unter der Breslau 

Rosenrabatten, im Spätsommer werden dortDahlien leuchten, im Reiche noch immer ungerechtfertigterweise zu leiden hat. 

Schlesiens Schlachtfelder und die Zeit der Freiheitskriege in Schlesien. 

Von Professor Dr. P. Habel. 

Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß die erste und statt, das im Anfänge des 18. Jahrhunderts gebaut wurde, 

die letzte Schlacht der schlesischen Kriegsgeschichte in dem heutigen Kadettenhause, stellt ein Altarblatt diese Szene 

demselben Flußgebiete geschlagen worden sind, daß derselbe dar. Zu Breslau in der Vincenzkirche, die er gestiftet hat, 

Name dem Schlesier die Erinnerung an zwei Befreiungs- steht sein Grabdenkmal aus bunt bemaltem Sandstein; ein 

schlachten wachruft: Wahlstatt. Und die beiden Führer, die Mongole liegt ihm zu Füßen. An die andere viel größere 

das Land befreiten, haben ihre Denkmäler in der schlesischen Schlacht erinnert ein Bild, das im Refektorium des vor- 

Provinzialhauptstadt Breslau. genannten Klosters hängt, das Bild des Fürsten Blücher von 

Herzog Heinrich II. von Schlesien wurde durch seinen Wahlstatt, der am 26. August 1813 durch seinen Sieg an 

Heldentod im Jahre 1241 der Vorkämpfer Europas gegen der wütenden Neiße (Schlacht an der Katzbach) im Bunde 

die Mongolen, die nach Ungarn und Südrußland abzogen. mit den Russen die Franzosen vernichtend zurückwarf und 

An der Stelle, wo seine Mutter, die heilige Hedwig, den so der volkstümlichste Held der Schlesier in der Zeit der 

Leichnam fand, ließ sie eine Kapelle errichten, um die das Freiheitskriege wurde. Auf dem Blücherplatze in Breslau 

Dorf Wahlstatt entstand. Im Benediktinerkloster von Wahl- ragt seit 1827 die Erzstatue des Marschalls Vorwärts, von 


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Rauchs Meisterhand geschaffen, von hohem Sockel aus 
schlesischem Granit empor, ein Bild von klassischer Ein¬ 
fachheit und packender Größe. 

In dieser langen Zwischenzeit von fast 6 Jahrhunderten 
führt uns die schlesische Kriegsgeschichte zu einem anderen 
Schlachtenhelden, der auch immer „mit eisernem Besen 
Kehraus gemacht hat", auf Friedrich den Großen. Denn die 
Kämpfe der Hussiten, Schweden und Wallensteiner auf 
schlesischem Boden können wir bei dieser kurzen Uebersicht 
füglich übergehen. Aber des großen Preußenkönigs Feld¬ 
herrnruhm erstrahlt nirgends heller als in Schlesien. Trotz 
der Unerfahrenheit des noch in den alten Regeln des Auf¬ 
marsches befangenen, aber unerschrockenen neunundzwanzig- 
jährigen Königs wird am TO. April T74T der Sieg bei Mollwitz 
unweit Brieg errungen. Die Schlacht bei Hohenfriedeberg — 
Striegau (4. Juni T745) ist ein Beweis für sein entschlossenes 
Vorgehen und seinen Feldherrnblick; nach dem Siege bei 
Leuthen (5. Dezember 1757), den Napoleon ein Meisterstück 
nannte, war Friedrich 11. unbestritten „der erste Kapitän seiner 
Zeit". Beide Schlachten sind durch glänzende preußische 
Reiterattacken berühmt geworden; bei Hohenfriedeberg 
flochten die Bayreuth-Dragoner unter General Geßler den 
Lorbeer des Ruhmes um ihre Standarten, bei Leuthen jagte 
Generalleutnant von Driesen die feindliche Reiterei unter 
General Lucchesi auf dem rechten österreichischen Flügel 
in wilde Flucht. Er überflügelte die Feinde nach links, wie 
der König durch ein fortwährendes Nachrechtsabmarschieren 
(schräge Schlacht-Ordnung) den linken Flügel des Gegners 
aufgerollt hat. Es folgen der rasch gepflückte Sieg bei 
Liegnitz über Laudon (15. August T760), den er scherzend 
den zweiten Band von Roßbach nannte, die meisterhafte 
Verteidigung im Lager von Bunzelwitz (1761), der Sturm auf 
die Burkersdorfer Höhen (21. Juli 1762) und das Treffen 


von Reichenbach (16. August 1762), fast das letzte des 
Siebenjährigen Krieges. 

Künstlerhand zeigt den Schlesiern seinen König in den 
bedeutendsten Abschnitten seines Lebens auf schlesischem 
Boden. In Brieg vor dem Rathause — das Schlachtfeld von 
Mollwitz ist nur eine gute Meile von hier entfernt — steht 
das Bronzestandbild des jugendlichen Königs (von Sußmann- 
Hellborn), der mutig an der Spitze der Seinen den Feinden 
entgegengeht. 

August Kiß, ein Schüler Rauchs, hat auf den Ring in 
Breslau das Reiterdenkmal des kraftvollen Herrschers him 
gestellt, der die von ihm eroberte Provinz Schlesien durch 
viele schwere Kriegsjahre behauptet hat. 

Und die vielen Zeichnungen Menzels zum Leben Friedrichs 
des Großen, wie oft spielt der Vorgang auf schlesischem 
Boden I So sehen wir ihn hoch zu Roß unter seinen stürmenden 
Grenadieren bei Hohenfriedeberg, oder inmitten seiner Stabs¬ 
offiziere stehend, wie er am 3. Dezember 1757, zwei Tage 
vor der Schlacht bei Leuthen, in Parchwitz seine berühmte 
Rede hält, sein überraschendes Auftreten im Schlosse zu 
Deutsch-Lissa am Abende des Schlachttages, die Nachtszene 
mit Zielen im Lager von Bunzelwitz, voll Vertrauen auf den 
„Alliierten da oben", wenn der König auch sonst nach seiner 
Weltanschauung von der Vorsehung nichts hielt und meinte, 
daß der liebe Gott immer mit dem stärksten Bataillon sei. 

Am 3. Januar 1741 ritt Friedrich 11. bei Schneegestöber 
durch das SchweidnitzerTor in Breslau ein und am 7. November 
huldigten ihm im Fürstensaale des Rathauses die schlesischen 
Stände. Ein Bild von A. von Menzel, das im Saal I des 
Schlesischen Museums der bildenden Künste hängt und durch 
den Radierer Professor Boerner vervielfältigt worden ist, 
stellt diesen bedeutsamen Vorgang dar. Damit war es mit 
der fast reichsstädtischen Selbständigkeit der Stadt Breslau 



Die Schlacht an der Katzbach, Kolossalgemälde in der Kulturhistorischen Ausstellung, von Professor Kämpffer, Breslau 








168 DEUTSCHLAND 


Nr. 4 


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ZU Ende, die Stadt- und die Prozinzialgeschichte ist seitdem mit 
der unsres gfroßen Vaterlandes verbunden. Der Zusammen¬ 
bruch des friderizianischen Staates traf Schlesien schwer. 

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Franzosen und Rheinbundtruppen preßten die Provinz aus 
und quälten die Einwohner bis aufs äußerste. 

Aber mitten in dem Schimpf und der Schande der feigen 
Uebergabe der Festungen kann sich Schlesien rühmen, daß 
sich hier drei Plätze gehalten haben, Kosel unter v. Neumann 
und V. Puttkamer, Glatz unter dem Grafen Goetzen und 
Silberberg unter Schwerin, und daß sich Breslau erst nach vier¬ 
wöchentlicher Belagerung den Franzosen unter Vandamme 
ergeben hat, am 7. Januar 1807. Und wenn irgendwo, so 
dachten die Schlesier am wenigsten daran, dem von Berlin aus 
gepredigten Grundsätze: „Jetzt ist Ruhe die erste Bürger¬ 
pflicht"^, zu folgen; aber die allgemeine Volksbewaffnung und 
Erhebung wurde von der Regierung gehemmt. Hier in 
Schlesien, besonders in Mittelschlesien, wurde schon in dieser 
Unglückszeit der Plan der Bildung einer Landwehr zur Ver¬ 
teidigung des Landes besprochen, damit die ganze Linien¬ 
armee ins Feld 
rücken könne. Der 
junge Vizepräsident 
der Breslauer Re¬ 
gierung, Friedrich 
Theodor Merkel, 
entfaltete für die 
Rüstung Schlesiens 
zum Befreiungs¬ 
kämpfe eine außer¬ 
ordentliche Tätig¬ 
keit, und 1811 
wurde Gneisenau 
mit der Leitung der 
geheimen Kriegs¬ 
vorbereitungen in 
Schlesien betraut. 

Die große Heer¬ 
fahrt des Kometen¬ 
jahres 1812 zog 
auch durch Schle¬ 
sien, Bürger und 
Bauern quälend. 

Am 23. Juni ging 
Napoleon über den 
Niemen, am 12. De¬ 
zember fuhr der 
besiegte Imperator 

unter dem Namen des Herzogs von Vicenza zu Schlitten 
in Glogau ein, machte im Königlichen Schlosse, wo er 
erkannt wurde, kurze Rast — es entstand später das 
Gerücht von einem geplanten Attentat auf den Kaiser in 
Glogau — und jagte in der Nacht, einer der kältesten 
dieses außergewöhnlich kalten Winters, über Haynau weiter 
nach Dresden und Paris. Das 29. Bulletin, das der Moni¬ 
teur am 17. Dezember brachte, mit dem Eingeständnis der 
Niederlage und dem berühmten Schlüsse: „Die Gesund¬ 
heit Seiner Majestät ist niemals besser gewesen" wurde in 
der Schlesischen privilegierten Zeitung am 31. Dezember 
abgedruckt, und in den Januartagen des Jahres 1813 sahen 
die Schlesier „die Revenants, die sich aus dem schauer¬ 
lichen Totentänze gelöst hatten", wie Borkowsky in seinem 
ungemein fesselnden Buche „Deutscher Frühling" sagt. „Mit 
Mann und Roß und Wagen hat sie der Herr geschlagen I" 
Aber voller Mitleid nahm man sich der Unglücklichen an; 
waren es doch zumeist Deutsche, nur zum kleinen Teile 
Franzosen. Das Schlesische Museum für Kunstgewerbe und 
Altertümer besitzt ein großes Bild von Artur Kampf, das 
den Zug eines solchen Soldatenhaufens durch eine Stadt 


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Aus der Kulturhistorischen Ausstellung: Aufruf an mein Volk 
Freiwillige von 1813 vor König Friedrich Wilhelm III. zu Breslau 


packend darstellt; jetzt hängt es in der Ausstellungshalle 
der Jahrhundertfeier der Freiheitskriege. 

Da brach für Breslau die gewaltige Zeit an, die der Stadt 
die Berechtigung gegeben hat, die Erinnerung an den Freiheits¬ 
kampf in großartiger Weise in ihren Mauern zu feiern und 
die Augen der Welt auf sich zu lenken, wie einst vor 
100 Jahren. Damals konzentrierte sich ganz Preußen in 
Breslau, wie Steffens sagt. Die Stadt befand sich im Ueber- 
gange von der Festung zur offenen Stadt; überall sah man 
demolierte Festungswerke, „ein holpriger, durch Festungs¬ 
und Mauertrümmer nicht heiter umkränzter Spaziergang" lief 
um die Stadt. Bürger und Stadtverwaltung fühlten sich eins 
in dem Wunsche, das Festungsgelände, das der König der 
durch den Krieg verarmten Stadt geschenkt hatte, in Prome¬ 
naden umzuwandeln, die der Wallgraben umsäumt. Im 
Schlesischen Museum der bildenden Künste befindet sich eine 
reichhaltige Sammlung vonFederzeichnungenHeinrichMützels, 
die, etwa 10 Jahre später entstanden, den Verfallszustand 
der Wälle, Bastionen, Türme und Tore gewissenhaft dar¬ 
stellt, und der Saal 
der Stadt Breslau 
in der Jahrhundert- 
Ausstellung bringt 
ein 6 Meter langes 
und etwa 3 Meter 
hohes Triptychon 
von Wislicenus- 
Effenberger,Breslau 
im Jahre 1813. 

Am 25. Januar 
des Jahres 1813 
traf der König mit 
dem Kronprinzen 
von Potsdam her 
in Breslau ein; hier 
war er dem Be¬ 
reiche der Fran¬ 
zosen entzogen, die 
Berlin und Spandau 
in ihren Händen 
hatten, während in 
Schlesien fast gar 
keine Besatzungen 
lagen, und den 
Russen nahe. Diese 
waren den zurück¬ 
weichenden Fran¬ 
zosen unter Führung des Fürsten Kutusoff nach Schlesien ge¬ 
folgt und überschritten die Oder. Kutusoff erlag am 28. April 
dem Typhus in Bunzlau, wo an ihn noch heute ein von König 
Friedrich Wilhelm III. durch Schinkel und Schadow errichteter, 
von vier ruhenden Löwen umgebener Obelisk erinnert. Auf 
dem Denkmal stehen auch die Worte: „Er war es, der den Weg 
bahnte zur Befreiung der Völker". Aber für uns Preußen ist 
General Yorck der Mann gewesen, der durch die Konvention 
von Tauroggen (30. Dez. 1812) das Werk der Befreiung ein¬ 
leitete. „Jetzt oder nie", schrieb er an seinen König, „ist der 
Moment, Freiheit, Unabhängigkeit und Größe wieder zu er¬ 
langen, ohne zu große und zu blutige Opfer bringen zu müssen." 

Breslau war der Sitz der Staatsregierung geworden, die 
großen Männer der Zeit weilten in den Mauern der Stadt, 
und hier faßte der König endlich nach langem Zaudern unter 
dem Einflüsse des Freiherrn vom Stein, der als Vertreter des 
Zaren Alexander am 25. Februar in Breslau erschien, den 
Entschluß, der zur Befreiung des Vaterlandes führte. Es 
n\öge genügen, hier kurz die Erlasse zu erwähnen, die von 
Breslau ausgingen. Am 3. Februar erfolgte die Bekannt¬ 
machung in betreff der zu errichtenden freiwilligen Jäger- 


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detachements, die sich an die jungen Leute der gebildeten 
Stände wandte zur Gewinnung von Unteroffizieren und 
Offizieren. Der Erlaß hatte zwei wichtige Folgen, erstens die 
begeisternde Rede, die der Professor Henrik Steffens in seinem 
übervollen Hörsaale im Konviktgebäude auf der Schmiede« 
brücke vor Studenten und Bürgern hielt und in der er es 
wagte, „unter den Augen des Königs den Franzosen den 
Krieg zu erklären" (Bild von A. Kampf in der National¬ 
galerie, und jetzt in der Ausstellungshalle in Breslau), dann 
die Gründung des Lützowschen Freikorps, dessen Haupt- 
werbebureau das Gasthaus zum Goldenen Zepter auf der 
Schmiedebrücke war (Bild von Eduard Kämpffer). Hier 
meldeten sich bekannte Männer, wie Jahn, Friesen und 
Theodor Körner; als Kantonnement wurden den Lützowern die 
Stadt Zobten und die benachbarten Dörfer Rogau und Rosenau 
angewiesen, von wo sie begeistert durch Körners Lieder nach 
der Einsegnung in der Kirche von Rogau am 27. März 1813 
ins Feld zogen. Inzwischen war die Verfügung über die 
allgemeine Wehrpflicht erfolgt, die nicht überall mit Freuden 



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Aus der Kulturhistorischen Ausstellung: 

Professor Steffens begeistert in Breslau 1813 zur Volkserhebung 


hörst und Stein von dessen Notwendigkeit überzeugten. Am 
26. Februar wurde das russisch-preußische Waffenbündnis zu 
Kalisch abgeschlossen, zu dessen Besiegelung Zar Alexander 
nach Breslau kam. In diesen denkwürdigen Märztagen ist der 
Haupttag der 17., der Tag der beiden Aufrufe und der Ver¬ 
ordnung über die Bildung der Landwehr, nachdem der König am 
lO. März, dem Geburtstage der Königin Luise, im Stadtschlosse 
zu Breslau den Orden des eisernen Kreuzes als schönstes 
Zeichen der schweren Zeit gestiftet hatte. Am 16. März waren 
dem französischen Gesandten St. Marsan in Breslau seine 
Pässe zugestellt worden und am Tage darauf rückten die 
schlesischen Truppen unter Blüchers Oberbefehl, der sein 
Hauptquartier in Bunzlau hatte, von Breslau aus gegen die 
sächsische Grenze ab, zum „heiligen Krieg". Am 11. April 1813 
wurde in allen Breslauer Kirchen eine Kriegspredigt gehalten. 

Nach der Schlacht bei Bautzen zogen sich die Verbündeten 
bis zur Oder zurück, und die Franzosen — aufgehalten durch 
das unter Blüchers Führung gelieferte kurze, siegreiche 
Kavalleriegefecht bei Haynau am 26. Mai — drangen noch 
einmal nach Schlesien vor. Breslau blieb acht Tage besetzt 
und wurde infolge des Waffenstillstandes von Pläschwitz am 


9. Juni geräumt. Napoleon hielt sich erst in Neumarkt, dann 
in Löwenberg auf, während das Hauptquartier der Verbündeten 
erst in Trachenberg, dann in Reichenbach war. Es ist bekannt, 
daß der Kaiser den Ausbruch eines Volkskrieges durch das 
Losschlagen des Landsturmes in Schlesien fürchtete. Uebrigens 
ist in diesen Tagen Schlesien von den Feinden milde behandelt 
worden; Geld mußte natürlich für die Verpflegung der Truppen 
bezahlt werden. Dem Breslauer Magistrat gab der Kaiser 
die Versicherung, „daß alle Bürger und Einwohner Breslaus 
sowohl in Ansehung ihrer Person als ihres Vermögens sich 
Allerhöchst Ihres Schutzes zu erfreuen haben würden", und 
die Liegnitzer Zeitung spricht von dem Glück, das die 
Liegnitzer hatten, den Kaiser Napoleon, begleitet von seinen 
Garden, in ihre Mauern einrücken zu sehen. 

Am 26. August schlug Blücher, dem Gneisenau und Yorck 
zur Seite standen, im Bunde mit den Russen die Franzosen unter 
Macdonald in der mörderischen Schlacht an der wütenden 
Neiße, bei strömendem Regen. Schlacht an der Katzbach wird 
diese ewig denkwürdige Schlacht genannt; eine Szene daraus 

an der Brücke bei. 
Nieder-Crayn, un¬ 
weit der Stelle, wo 
die wütende Neiße 
sich in die Katz¬ 
bach ergießt, stellt 
ein großes Gemälde 
dar, das Professor 
Kämpffer für die 
Jahrhundertaussteh 
lung gemalt hat. 
Am 29. August 
mußtesich eine fran¬ 
zösische Division 
denRussenbei Plag¬ 
witz (Löwenberg) 
ergeben. In Erinne¬ 
rung hieran wird 
in dem malerischen 
Löwenberg bis auf 
den heutigen Tag 
das Blücherfest ge¬ 
feiert. „Schlesien ist 
vomFeinde befreit", 
so begann Blüchers 
Tages-Befehl vom 
T.September. „Eurer 
Tapferkeit, brave 

Soldaten der russischen und preußischen Armee unter meinem 
Befehl, Eurer Anstrengung und Ausdauer, Eurer Geduld und 
Ertragung von Beschwerden und Mangel verdanke ich das 
Glück, eine schöne Provinz den Händen eines gierigen Feindes 
entrissen zu haben" usw. — In allen Kirchen Schlesiens wurde 
ein hohes Sieges- und Dankfest gefeiert. Von nun an war 
Schlesien von den Schrecken des Krieges befreit, Wohltätig¬ 
keit und Barmherzigkeit an den vielen Verwundeten und 
Kranken zu üben, das war jetzt die Aufgabe der Schlesier. 

Wenn nun im Jahre der Jahrhundertfeier der Freiheitskriege 
die Schlesier — und es werden ihnen hoffentlich viele aus den 
weiten Gauen unsres großen Vaterlandes folgen — an die 
Stätten wandern, mit denen die Erinnerung an die große Zeit 
besonders verknüpft ist, so wird dies in erster Linie Breslau 
und seine Jahrhundertausstellung sein, dann das Schlachtfeld 
an der wütenden Neiße mit der Blücherlinde und dem gotischen 
Denkmale bei Bellwitzhof, wo Blücher mit seinem Stabe Aufstel- 
lung genommen hatte, und das kleine Museum bei Dohnau am 
Zusammenflüsse von Neiße und Katzbach, endlich die Kirche 
von Rogau und die Stadt Zobten, wo Ende August das große 
Lützower-Denkmal von Theodor v. Gosen enthüllt werden soll. 





170 DEUTSCHLAND Nr.4 


- Breslau. 

Von Professor Dr. Habel. 



Der Fremde, der auf dem Hauptbahnhof in Breslau an¬ 
kommt, sieht sich sofort mitten in das g-roßstädtische Treiben 
versetzt. Der Bahnhof ist im Jahre 1856 als erster größerer 
Bahnhofsbau in Deutschland im gotischen Schloßstile errichtet 
worden, nachdem Schlesien im Jahre 1842 seine erste Eisen¬ 
bahnlinie von Breslau über Ohlau bis Brieg erhalten hatte; 
die Vergrößerung, die erst vor wenigen Jahren vollendet 
worden ist, hat dem Gebäude eine geräumige, übersichtliche 
Verkehrshalle gebracht, die den Zugang zu den Zügen und 
das Abströmen der Ankommenden in bequemster Weise regelt. 
Auf dem Platze vor dem 
Bahnhofe, der mit grünen 
Anlagen geschmückt ist, 
drängen sich die Wagen 
aller Art; die Linien 
der elektrischen Straßen¬ 
bahn, deren Breslau zwei 
Dutzend besitzt, führen 
hier nach allen Richtungen 
vorbei. Und auf vielen der 
Linien sieht man jetzt das 
Bild des eisernen Kreuzes 
und das Wort „Aus¬ 
stellung" prangen. Sie 
führen hinaus nach dem 
75 Hektar großen Aus¬ 
stellungsgelände mitten 
im Scheitniger Parke, dem 
schönsten Teile der Stadt, 
wo der riesige Zentral¬ 
kuppelbau der Jahr¬ 
hunderthalle in Eisen¬ 
beton errichtet worden 
ist und daneben das 
Ausstellungsgebäude, das 
in seinem Innern ein um¬ 
fassendes Kulturbild der 
Zeit vor TOO Jahren 
bietet. Dahin strömen 
jetzt die Einheimischen 
und die Fremden, um eine 
Schöpfung zu sehen, die 
über alle Erwartung geht. 

Aber auch auf den 
breiten Straßen herrscht 
reges Leben, und durch 
die schönen Schaufenster 
eröffnet sich ein Blick auf 
Gewerbefleiß und Kunst¬ 
sinn, auf Handel und Wandel. Im Süden leitet die Umgehungs¬ 
bahn den Güterverkehr um die Stadt und im Norden der 
Großschiffahrtsweg. Hier und auf der Oder, die fast am 
Herzen der Stadt vorbeifließt und durch steinerne und eiserne 
Brücken überspannt ist — die größte und schönste ist die 
1910 vollendete Kaiserbrücke, die weitestgespannte deutsche 
Hängebrücke, die die Oder mit einer einzigen Oeffnung von 
126,60 Meter von Pfeiler zu Pfeiler überquert und die 
Hauptlast des Verkehrs zur Jahrhundertausstellung zu tragen 
hat —, entfaltet sich ein Bild echten Hafenlebens und reichen 
Schiffsverkehrs, wie es sich mancher, der von den Mündungen 
unserer großen Ströme oder von den Ufern des Rheins 
kommt, nicht vorgestellt hat. 

Ueber die Umgehungsbahn und den Umgehungskanal 
ist Breslau längst hinausgewachsen. Der Aufschwung Breslaus 


zur Großstadt begann vor 100 Jahren, als der Festungsgürtel 
fiel und die Selbstverwaltung eingeführt wurde. Am 7. Januar 
1807 mußte sich die Festung Breslau den Franzosen unter 
Vandamme ergeben. Auf Befehl Napoleons begann man 
sofort mit der Demolierung der Festungswerke; aber Jahr¬ 
zehnte vergingen, ehe an ihre Stelle unsere herrlichen 
Promenaden und der Stadtgraben traten, die heute wie ein 
Schmuckgürtel die alte Stadt umkleiden. Liebichshöhe 
(Taschenbastion) und Holteihöhe (Ziegelbastion) erinnern 
noch an den früheren Zustand. Aber durch die Zerspren¬ 
gung der Fesseln bekam 
die Stadt Luft, die fünf 
Vorstädte wurden 1808 
nach der Städteordnung 
der Stadt einverleibt. Im 
Laufe eines halben Jahr¬ 
hunderts dehnten sich die 
Vorstädte bis zur Grenze 
des nächsten Dorfes aus, 
und seitdem hat sich die 
Stadt durch Eingemein¬ 
dungen immer mehr ver¬ 
größert, eine Bewegung, 
die noch lange nicht zum 
Stillstände gekommen ist 
und die der Stadt schöne 
Villen-Vororte gebracht 
hat. So ist das Stadtgebiet 
auf über 4900 Hektar 
angewachsen und beher¬ 
bergt 538000 Einwohner, 
so daß Breslau unter 
den Großstädten Deutsch¬ 
lands die sechste Stelle 
einnimmt. 

Lassen wir das archi¬ 
tektonische Bild der Stadt 
auf uns wirken! Mag das 
Auge hinweggleiten über 
die langweiligen Schein¬ 
fronten der Straßen, die 
um die Mitte des vorigen 
Jahrhunderts und in den 
nächsten Jahrzehnten ent¬ 
standen sind, eintönig und 
protzig, so wie anderswo 
auch. Sehen wir uns 
das Alte an. Gotik und 
Renaissance, Barock und 
Klassizismus! Unser Prunkstück, das Rathaus auf dem Ringe, 
an dem die Gotik und die Renaissance im 14., 15. und 
16. Jahrhundert gebaut haben, ist in Abbildungen überall 
bekannt. Man nehme sich Zeit, sich in die malerischen und 
plastischen Schönheiten dieses herrlichen Backsteinbaues zu 
vertiefen, in die Einzelheiten der Giebel, Türmchen, Erker 
und Fenster, in die mannigfachen Steingebilde aus der 
Menschen-, Tier- und Pflanzenwelt, in die Wappenstücke, in 
den gewölbten, reich ornamentierten Remter, in die Formen¬ 
schönheit des Fürstensaales und der Arbeitszimmer des 
Oberbürgermeisters und des Bürgermeisters. Unter dem 
Rathause befindet sich der Schweidnitzer Keller, in dem einst 
der Rat Schweidnitzer Bier schenkte; neben dem Eingänge 
steht der niedliche Bärenbrunnen von Heyger. Und dann 
umwandle man die vier Ringseiten, wo noch mehrere alte. 


Breslau: Elisabethkirchturm, der höchste Kirchturm Breslaus (91 m) 













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Nr.4 DEUTSCHLAND I7I 


formenreiche Patrizierhäuser erhalten sind. Auf dem Ringe 
stehen auch die Reiterdenkmäler Friedrichs des Großen und 
Friedrich Wilhelms III. von Kiß, während der benachbarte 
Blücherplatz mit dem Erzstandbilde des Marschalls Vorwärts 
von Rauch geschmückt ist. Herüber grüßen der massige 
Turm der Elisabeth« und das Turmpaar der Magdalenen« 
kirche; die beiden gotischen Kirchen stammen aus dem 
14. Jahrhundert, sind die ältesten evangelischen Haupt« 
und Pfarrkirchen und bergen viele Sehenswürdigkeiten. 


schmückten Portale in die Straße hineinspringt; erbaut hat 
es der ältere Langhans. Sein Sohn schuf auf dem Blücher« 
platze die alte Börse im klassischen Stile, das Stadttheater 
und die Elftausend«Jungfrauenkirche, während August Stüler, 
der bedeutendste Nachfolger Schinkels, dem aus der Zeit 
Friedrichs des Großen stammenden und von Langhans dem 
Aelteren umgebauten Königlichen Schlosse die jonischen 
Kolonnaden und die Rampe anfügte und das Stadthaus auf 
dem Ringe erbaute. Von hier führt uns die Schmiedebrücke, 



Stein-Denkmal im Rathaus zu Breslau 

(Eine Kopie des Originals, das sich im Städtchen Nassau a. d. Lahn, dem Geburtsort des Freiherrn vom Stein, befindet) 


Doch es ist unmöglich, hier auf Einzelheiten näher ein« 
zugehen. Die Weißgerberohle, wo einst die Ohle in die 
Oder mündete, zeigt noch malerische Ueberreste mittelalter« 
lieber Holzhäuser und wird von der Stadtverwaltung in diesem 
Zustande erhalten, zur Freude der Künstler und Freunde des 
Alten. Auf cLer Albrechtstraße, die einst wegen der präch¬ 
tigen GiebeUronten ihrer vornehmen Wohnhäuser berühmt 
war und durch den Blick auf den Turm der Elisabethkirche 
und auf die Dominikanerkirche wirkungsvoll abgeschlossen 
wird, fällt das Oberpräsidium besonders ins Auge, das mit 
einem mächtigen, mit hohen korinthischen Säulen ge« 


auf der das von der Stadt neuerdings umgebaute alte Gast¬ 
haus „Zum Goldenen Zepter", 1813 das Werbebureau der 
Lützower, zu freundlichem Verweilen einladet, in das Reich 
des Barocks, zur Matthiaskirche und zur Universität, „der 
großartigsten Schöpfung des Jesuitenstiles, die Breslau und 
Schlesien aufzuweisen haben". Christoph Hackner heißt ihr 
Baumeister (1728—1736). Der Musiksaal und die Aula 
Leopoldina, beide vor wenigen Jahren farbenprächtig erneuert, 
sind Meisterstücke der Barockkunst. 1811 wurde das alte 
Jesuitenkollegium zur Universitas litterarum Wratislaviensis 
umgewandelt und 1911 in Schlesische Friedrich «Wilhelms« 











172 DEUTSCHLAND HH 


Universität umgetauft. Der Fechterbrunnen von Hugo Lederer, 
der vor ihr steht, ist eine bedeutende künstlerische Leistung. 
Den Blick auf die Universität von der Schmiedebrücke aus 
haben unsere Maler und Radierer in wohl gelungenen Bildern 
festgehalten, und auch von der Oderseite aus macht das 
langgestreckte Gebäude einen gewaltigen Eindruck. 

Der Oder, die mitten durch Breslau fließt, verdanken 
wir unsre schönsten Stadtbilder, so z. B. vom Hause der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur aus und 
besonders von der Holteihöhe auf die alten Backsteinbauten 
der Sandkirche, Kreuzkirche und des Domes. Hier auf der 
Dominsel, dem Mittelpunkte des großen Breslauer Bistums, 
das einst das goldene hieß, sind wir dem Drängen und Hasten 
der Gegenwart entrückt; weltabgeschieden liegt dieser Stadt¬ 
teil da, so recht geeignet, sich zu vertiefen in die Geschichte 
der alten Wratislavia, die hier vor fast 1000 Jahren als 
slawische Siedelung ihren Ursprung nahm, und in die Kunst¬ 
schätze der Diözese, die für den Geschmack und den Reichtum 
der früheren Zeiten einen schönen Beweis liefern. 

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ringt die Baukunst 
nach einem neuen persönlichen Stile; man sehe sich die 
öffentlichen Gebäude in den Vorstädten an, wie Kirchen, 
Schulen, Staatsgebäude usw. und beobachte, wie die alten 
Stile sich neu beleben; man freue sich an den hübschen 
Villenkolonien. Welch Reiz der Mannigfaltigkeit im Stadt¬ 
bilde I Breite Straßen und große Plätze tragen dem Ver¬ 
langen nach Licht und Luft Rechnung; der Kaiser-Wilhelm- 
Platz ist der Sitz der Vornehmheit, und in die Arbeitergegend 
der Tschepine bringt die Baugruppe der Pauluskirche einen 
künstlerischen Schwung. Vor allem aber fällt das erfolg¬ 
reiche Streben der Stadtverwaltung wohltuend ins Auge, das 
Grün der Natur in die Steinwüste der Häuser hineinzutragen 
und die Stadt mit einem Park- und Wiesenschmuck zu um¬ 
geben. Breslau ist besonders durch die Tätigkeit des vor¬ 
letzten Oberbürgermeisters Dr. Georg Bender (1891—1912) 


I Nr. 4 

eine Stadt im Grünen geworden. Mit der Anlage der herr¬ 
lichen Promenaden (seit 1814), die im Bogen die innere Stadt 
im Süden umziehen, begannen die Verschönerungspläne der 
Stadtverwaltung, die ihren Höhepunkt in der Schaffung des 
großen Scheitniger Parkes erreicht haben; ihm reihen sich 
der Südpark und die andern Parkanlagen als Erholungsorte 
für jung und alt an. 

Daß in der Provinzialhauptstadt Wissenschaft und Kunst 
eine hervorragende Rolle spielen, bedarf keiner Erwähnung. 
Universität, Technische Hochschule und Akademie für Kunst 
und Kunstgewerbe, Bibliotheken, Archive und Museen, Theater 
und Konzertsäle drücken dem geistigen Leben ihren Stempel auf. 

An die Stelle der mittelalterlichen Blüte der reichen 
Handelsstadt, die auch Mitglied der Hansa war, ist der Auf¬ 
schwung zur modernen Großtadt in all ihren Regungen ge¬ 
treten. Kaiser Karl IV., der Böhmenkönig, dem Breslau viel 
verdankt, übertrug im Jahre 1357 nach dem Tode des letzten 
plastischen Herzogs dem Rate der Stadt die Landeshaupt¬ 
mannschaft über das Fürstentum Breslau. Dieser fast reichs¬ 
städtischen Selbständigkeit machte Friedrich der Große ein 
Ende, als er sich am 7. November 1741 im Fürstensaale des 
Rathauses von den Ständen huldigen ließ. Der Magistrat 
der Haupt- und Residenzstadt Breslau wurde eine königliche 
Verwaltungsbehörde, die der Breslauer Kriegs- und Domänen¬ 
kammer unterstellt war. So blieb es bis zur Einführung der 
Selbstverwaltung, 1808. 

Wie die Stadt als Vorkämpferin des Deutschtums den 
Hussiten, Ungarn und Polen widerstanden hatte, und im Dreißig¬ 
jährigen Kriege den Schweden, so in der friderizianischen 
Zeit den Oesterreichern, verteidigt durch ihre Bollwerke 
und den General Tauentzien. Aber den Franzosen erlag 
sie im Januar 1807. Die Februar- und Märztage des 
Jahres 1813 sind Breslaus große historische Zeit; sie 
waren der Ausgangspunkt der starken Bewegung, die zur 
Befreiung des Vaterlandes vom französischen Joche geführt hat! 












































Nr.4 DEUTSCHLAND 


173 


Das Turnen in Schlesien. 

Von Wilhelm Rudkowski. 


Der theologisch gebildete Seminarlehrer Wilhelm Harnisch, 
ein intimer Freund Jahns, gründete schon im Jahre 1815 in 
Breslau eine private Turnanstalt, für die er neben Seminaristen 
besonders Gymnasiasten, später durch die Sympathien des 
genialen Philologen Franz Passow auch Studenten gewann. 
Durch die Schüler Harnischs und Passows entstanden in den 
nächsten 3 Jahren in Schlesien eine so große Zahl von Turn« 
anstalten für Knaben und Jünglinge, wie in keiner anderen 
deutschen Landschaft, so daß Jahn sich veranlaßt fühlte, die 
bedeutendsten, wie die in Hirschberg, in Liegnitz und in 
Breslau, im Hochsommer 1818 mit seinem Besuche zu beehren. 

Harnisch hatte, wie wir jetzt sagen müssen, politische 
Zwecke mit seiner Gründung verfolgt, sich auch um die 
Rektoren der Gymnasien nicht weiter gekümmert. Als er 
gar den vom Wartburgfest des Oktobers 1817 politisch ar« 
rüchigen Schüler Jahns, den Kandidaten H. F. Maßmann, als 
Turnlehrer nach Breslau zog, kam es durch dessen Ungeschick 
und die Leidenschaft Passows im Sommer und Herbst 1818 
zu einem heftigen publizisti¬ 
schen Streite, der sogen. 

Turnfehde, in der vor 
anderen der Prorektor des 
Elisabet« Gymnasiums, der 
Historiker K. A. Menzel, und 
etwas weniger persönlich der 
von 1813 her berühmte 
Universitätsprofessor Henrik 
Steffens als Gegner dieses 
politischenTurnens auftraten. 

Infolge dieses Streites wurde 
die Breslauer und die Lieg« 
nitzer Turn«Anstalt Ende 
Oktober 1818 vorläufig, wie 
es hieß, geschlossen. Aber 
die Ergebnisse der Unter« 
suchung erweckten das Miß« 
trauen der Reaktion, und so folgte bald die große Turn« 
sperre, die den verheißungsvollen Anfängen des Turnens in 
ganz Preußen für ein Menschenalter ein Ende machte. 

Wenn es ein Märker gewesen war, der Breslau zur 
zweiten Gründungsstätte des Turnens machte, so gebührt 
einem Schlesier in gewisser Beziehung das Verdienst, die 
Wiedererweckung angeregt zu haben. Es war der Medizinalrat 
Lorinser, der im Jahre 1836 in einer medizinischen Zeit« 
Schrift übertreibende Vorwürfe gegen die Gymnasien erhob 
und die Schädigung der Gesundheit der Schüler durch sie 
behauptete, ohne aber die Wiederaufnahme von Leibes« 
Übungen zu fordern. Indem seine Behauptungen durch eine 
umfassende Umfrage des Ministeriums bei allen Provinzial« 
Schulkollegien völlig widerlegt wurden, empfahlen die meisten 
Berichte zugleich lebhaft die allgemeine Einführung körper« 
lieber Uebungen. Wenige Jahre später, freilich erst unter 
Friedrich Wilhelm IV., kam es ja auch zur Aufhebung der 
Turnsperre. 

Nicht ohne Zusammenhang mit jener freundlichen Auf« 
fassung des Wertes guter körperlicher Ausbildung seitens 
der Schulbehörden machte in Breslau im Jahre 1837 der 
Kandidat Kallenbach mit dem Knaben« und Mädchenturnen 
einen Anfang, indem er private Kurse einrichtete. Und als 
von Berlin aus zur Einführung des Turnens angeregt wurde, 
säumte der Magistrat von Breslau nicht lange, sondern 
richtete im Frühjahr 1845 einen schönen Turnplatz im Schieß« 
Werder her, wo 1000 Schüler gleichzeitig beschäftigt werden 
konnten. Auf Massenturnen berechnet sind auch noch die 


beiden gewaltigen Hallen aus den 70er Jahren, die sogen. 
Jahnhalle am Märkischen Bahnhof und die Lessing« 
halle am Lessingplatz. Dann ging man, denn die Ansichten 
hatten sich sehr geändert, grundsätzlich dazu über, jedem 
Schulbau eine eigene Turnhalle zu geben, so daß jetzt alle 
höheren Schulen mit einer einzigen Ausnahme und die 
meisten Volksschulhäuser über eigene Hallen verfügen. 
Dieser Zweig des öffentlichen Unterrichts nahm bald solchen 
Umfang an und erschien dem Magistrat so wichtig, daß 
nach dem Tode von Rödelius im Jahre 1880 ein Oberturn« 
lehrer angestellt wurde, der seit 1910 den Amtstitel 
„Turninspektor" führt. Wenn auch nur die Volksschulen und 
Mittelschulen seiner unmittelbaren Einwirkung unterstehen, 
so sorgt neben gelegentlichen öffentlichen Schauturnen der 
einzelnen Anstalten ein Schau« und Wetturnen und Spielen 
aller Breslauer Schulen in jedem Herbste dafür, daß das 
einigende Moment des Turnens auch den Schülern der 
verschiedensten Herkunft nicht ganz verloren geht. 

Aehnlich wie in Breslau 
entwickelte sich das Schul« 
turnen in der ganzen Pro« 
vinz. Ihren alten Ruhm er« 
neuerten bald Hirschberg und 
Liegnitz; Görlitz aber hat das 
Verdienst, daß zuerst in ganz 
Preußen und im Reiche der 
Turnlehrer des Gymnasiums 
demTurnspiel die gebührende 
Stellung einräumte, wenn 
dabei auch im Grunde nur 
das alte Jahnsche Turnen 
wieder aufgenommen wurde. 

Darauf konnte natürlich 
nur ein Mann kommen, der 
auch im Vereinsturnen der 
Stadt den festen Grund fand, 
von dem aus sich Neues ausführen läßt. Das war in Görlitz 
der Fall, denn dort wurde schon im Jahre 1847 der „Tum« 
und Rettungsverein" — jetzt „Alter Turnverein" — begründet. 
In Breslau kam es dazu erst im Jahre 1858, indem Mit« 
glieder eines Turnkränzchens, das Rödelius seit 1845 ab« 
hielt, die Begründung eines Turnvereins, des späteren „Alten 
Turnvereins", anregten. Unter dem Aufruf standen neben 
Männern aus den verschiedensten Kreisen auch die Namen 
von drei Universitätsprofessoren, des klassischen Philologen 
Haase, damaligen Rektors, des Theologen Raebiger und des 
Historikers Roepell. Daß von den sechs Vorsitzenden, die 
der „Alte Turnverein" bis jetzt gehabt, nicht weniger als vier 
Universitätslehrer waren, ist ein Glück und der Stolz des 
Vereins, hat auch für die Sache des Turnens in ganz Schlesien 
eine nicht geringe Bedeutung. Richard Roepell wurde der 
erste; seine politische Tätigkeit hielt ihn aber von Breslau 
so oft fern, daß er den Vorsitz schon 1862 niederlegte. 
Doch bewahrte er dem Verein sein Interesse in so hohem 
Maße, daß er beim 25. Stiftungsfeste zum Ehrenmitgliede 
ernannt wurde. Im Jahre 1863 trat mit Friedrich Haase 
ein Mann an die Spitze des „Alten Turnvereins", den dieselbe 
überschwengliche Begeisterung für das Turnen beseelte, wie 
40 Jahre früher Franz Passow, dessen Lehrstuhl er auch 
innehatte. Das erste große Turnfest Schlesiens im Jahre 1865 
ließ er in die Worte ausklingen: „Das Turnen ist die Schule, 
worin alle die Tugenden gelernt und geübt werden, die dem 
einzelnen Bürger wie dem ganzen Volke nötig sind, um seine 
höchsten Güter Ehre, Recht und Freiheit zu schützen gegen 



Turnverein „Vorwärts" E. V., Breslau: Turnhalle (erbaut 1910/11) 

(Hofphot. Paul Fischer, Breslau) 

















174 DEUTSCHLAND Nr. 4 


äußere und innere Feinde. Und was ist die Blüte dieser 
Tugenden? Das ist die Kraft der Eintracht." Als Haase 
nach wenigen Jahren vom Amte des Vorsitzenden zurück¬ 
trat, übernahm es der Professor der Mathematik Heinrich 
Schröter und führte es in glücklichster und förderlichster 
Weise 26 Jahre lang bis an seinen Tod im Jahre 1891. 
Den nächsten Vorsitzenden verlor der Verein schon nach 
einem Jahre. Seitdem leitet ihn der Geh. Medizinalrat und 
Professor der Chirurgie K. Partsch, getragen von Sachkenntnis, 
Pflichttreue und Begeisterung. Freilich ist es längst nicht 
mehr der „Alte Turnverein", der Breslau zum Mittelpunkt des 
turnerischen Lebens der Provinz gemacht hat. Schon im 
Jahre 1861 spaltete sich der Turnverein „Vorwärts" ab, 
nicht weil die allzugroße Mitgliederzahl des „Alten Turn¬ 
vereins" dazu aufgefordert 
hätte, sondern weil der aus¬ 
scheidende Teil einer ausge¬ 
prägteren politischen Rich¬ 
tung huldigte. Damit hing 
wohl auch zusammen, daß 
Dr. Stein, Chefredakteur der 
Breslauer Zeitung, den die 
Sezession des „Alten Turn¬ 
vereins" zum Vorsitzenden 
des Turnvereins „Vorwärts" 
gewählt hatte, kaum ein 
Jahrzehnt später aus diesem 
austrat und den „111. Turn¬ 
verein" begründete. 

Neben dem „AltenTurn- 
verein" hat der „Vorwärts" 
dadurch seine Bedeutung 
erhöht, daß er zur Feier 
seines 50. Stiftungsfestes 
eine eigene prächtige Turn¬ 
halle in der Gutenbergstraße 
erbaute. Der Verein konnte 
das trotz der Opferwilligkeit 
seiner Mitglieder doch nicht 
ganz aus eigener Kraft, 
sondern mit Hilfe einer sehr 
niedrig verzinslichen Hypo¬ 
thek, welche die Stadt mit 
Recht in der Einsicht her¬ 
gab, daß sie damit dem 
Vereinsturnen Breslaus und 
Schlesiens einen wesentlichen 
Dienst leiste. Das ist auch 
eingetreten; denn der „Vor¬ 
wärts" stellt die Halle dem 
Gau Breslau und dem 
ganzen Turnkreise Schlesien für turnerische Veranstaltungen 
jedesmal gern zur Verfügung. Für diese ist die Provinzial¬ 
hauptstadt nun einmal der gegebene Ort, und ihr gehört 
naturgemäß auch der Vertreter des ganzen Turnkreises 
an. Ganz abgesehen davon verkörpert der Sanitätsrat 
Dr. Toeplitz, der dieses Amt schon seit 1892 bekleidet, 
geradezu die Eigenschaften, die es erfordert. Wie er es 
seit zwei Jahrzehnten verstanden hat, die Riege der Alten, 
die im turnerischen Leben Breslaus von je eine besondere 
Rolle spielt, in dauernder Blüte zu erhalten, so ist es unter ihm 
auch mit dem Turnkreis stetig vorwärts und aufwärts gegangen. 
Sobald sich die deutsche Turnerschaft in „Kreisen" organi¬ 
sierte, hatte auch die schlesische nicht gezögert, sich anzu¬ 
schließen. Aus Schlesien und Südposen, das aber nur ein 
Zehntel darstellt, wurde vor 50 Jahren der 11. Turnkreis gebildet. 

Bald nach dem Amtsantritt von Toeplitz wurde eine 
gerechte und notwendige Organisations-Aenderung vor¬ 


genommen. Im Mittelschlesischen Flachlandgau hatten die 
kleinen Vereine außerhalb Breslaus den Wettbewerb mit den 
großen Stadtvereinen längst drückend empfunden. Nun 
schlossen sich die Breslauer Vereine zu einem eignen Stadtgau 
zusammen, während sich die auswärtigen Vereine an die Nach¬ 
bargaue angliederten. Damals zerfiel der II. Turnkreis in 13 
Gaue mit knapp 200 Vereinen; jetzt im 21. Jahre seines 
Wirkens vertritt Toeplitz 457 Vereine, die sich auf 15 Gaue 
verteilen, den Gau Breslau, den Neißegau, den I. und 11. nieder¬ 
schlesischen Gau, den Niederschlesisch-Lausitzer Grenzgau, den 
Oberlausitzer Gau, den I. und II. oberschlesischen Gau, den 
Posen-Schlesischen Gau, den Riesengebirgsgau, den Schlesisch- 
Posener Grenzgau, den Waldenburger Gebirgsgau, den Zobten- 
gau, den Schlesischen Odergau und den Glatzer Grafschaftsgau. 

Das turnerische Leben im 
Kreise ist rege, und es gibt 
kaum einen Zweig selbst des 
Turnsports, der nicht irgend¬ 
wo betrieben würde. Gau¬ 
wetturnen werden in allen 
Gauen abwechselnd abge¬ 
halten. Neuen Ansporn bieten 
jedesmal die großen deut¬ 
schen Turnfeste. Zeitig wurde 
in den Herzen der schlesi¬ 
schen Turner der Wunsch 
rege, die deutsche Turner¬ 
schaft bei sich zu vereinigen. 
Im Jahre 1868 verhinderte die 
politische Lage die Abhaltung 
eines deutschen Turnfestes, 
1878 waren es die unseligen 
Attentate. Einen Ersatz 
dafür fanden wenigstens die 
Breslauer Turner in dem 
imposanten Fackelreigen, den 
zu Ehren der Anwesenheit 
Kaiser Wilhelms I. während 
der Kaisermanöver im Jahre 
1882 der „Alte Turnverein", 
der „Vorwärts", der „lU.Turn- 
verein" und der„ Akademische 
Turnverein" abhielten. 

Das Jahr 1894 endlich 
brachte im VII. deutschen 
Turnfest den Höhepunkt des 
turnerischen Lebens für 
Breslau und Schlesien. Aus 
dem glänzenden und nach¬ 
wirkenden Verlaufe mag nur 
hervorgehoben werden, daß 
in Breslau zum erstenmal auf einem deutschen Turnfest eine 
Damenabteilung auftrat und jubelnden Beifall erntete. 

An schönem Fortschreiten, an erhebenden Tagen hat es 
seitdem nicht gefehlt. Bei der Jahrhundertfeier bleibt die 
Turnerschaft Schlesiens nicht zurück; hat doch der Turn¬ 
vater seine Popularität im Frühjahr 1813 in Breslau begründet. 
An der Eröffnung der Ausstellung durch unsern Kronprinzen 
nahmen mittelbar die meisten Turngaue Schlesiens teil, indem 
drei gewaltige Eilbotenläufe von der Dreikaiserecke, von der 
Schneekoppe und vom Katzbachschlachtfelde aus veranstaltet 
wurden, und wenige Tage darauf führte der Turngau Breslau 
in einer nach Wort und Tat gleich schönen Festaufführung 
die Entwickelung des Turnens von Jahn bis zur Gegenwart vor. 

Vor allem aber rüstet sich die schlesische Turnerschaft 
zur regsten Teilnahme an dem großen deutschen Turnfest 
in Leipzig, um aufs neue zu beweisen, daß Schlesien ein 
deutsches Land ist und bleiben will. 



Turnverein „Vorwärts" E. V., Breslau: Inneres der Turnhalle 
(Phot.: N. von Kreyfelt, Phot. Ges., Breslau) 



Turnverein „Vorwärts" E.V., Breslau: Kegelbahnen der Turnhalle 
(Hofphot. Paul Fischer, Breslau) 




















Nr.4 DEUTSCHLAND 175 


Das Waldenburger Bergland. 

Von Professor Dr. P. Habel. 


Das Waldenburger Bergland umfaßt mit 660 Quadrat¬ 
kilometern den Kreis Waldenburg und einen Teil des Kreises 
Landeshut und bildet als ein liebliches Mittelgebirge das 
Verbindungsglied zwischen dem Riesengebirge und der Graf¬ 
schaft Glatz. Der 
Bober, der den Landes- 
huter Paß durchfließt, 
trennt es vom Landes- 
huter Kamme, dem 
östlichsten Flügel des 
Riesengebirges, und 
die Weistritz vom 
Eulengebirge, das zum 
Nordrande der Graf¬ 
schaft gehört. Ohne 
deutlichhervortretende 
Kämme löst sich das 
Gebirge in eine große 
Anzahl flacher, breiter 
Kuppen und kegel¬ 
förmiger Berge auf, 
mit dichtem Wald 
bedeckt; dazwischen 
dehnen sich reich be¬ 
lebte Taler mit Städten 
und Riesendörfern und 
anmutige, bewässerte 
Gründe. Karbon, Por¬ 
phyr und Melaphyr, Gneis und Quadersandstein bilden den 
Grundstock des Berglandes. Hier hat sich eine überaus leb¬ 
hafte Industrie entwickelt, während die Landwirtschaft zurück¬ 
tritt. „Die Fabrikschlote reichen tiefer in die Erde hinein, 
als die Wurzeln der Weizenähren", setzt Professor Partsch als 
Geleitwort über seine meisterhafte Schilderung des Walden¬ 
burger Ländchens. Steinkohlenbergbau, Eisenguß und 
'Maschinenbau, Herstellung von Porzellan und Glas, be¬ 
sonders Spiegelglas, Leinenwebereien, Bleichen, Färbereien 
und Flachsgarnspinne¬ 
reien drücken dem 

Berglande seinen wirt- ^ 

schaftlichen Charakter 
auf. Zu den ersten Indu¬ 
striellen des Kreises 
gehört auch der Be¬ 
sitzer einer großen 
Standesherrschaft, der 
Fürst von Pleß. Das 
Fürstentum Pleß in 
Oberschlesien erbte 
der Graf von Hoch¬ 
berg im Jahre 1847, 
den Fürstentitel erhielt 
er 1856. Der stolze 
Sitz des Fürsten ist 
das wunderschön ge¬ 
legene Schloß Fürsten¬ 
stein, während dasVer- 
waltungszentrum sich 
in Waldenburg, der Kreishauptstadt mit über 20000 Ein¬ 
wohnern, befindet. Im Mittelalter herrschten in diesem 
Berglande die Familien der Boikonen und Czettritze, 
deren Burgen (Hornschloß, Freudenburg, Neuhaus, Zeisken- 
burg) außer der gut erhaltenen Kynsburg fast völlig ver¬ 
schwunden sind, während die im benachbarten Kreise Bolken- 


hain gelegenen Burgen Bolkoburg und Schweinhaus (Familie 
derer von Schweinichen) durch ihre Stattlichkeit und malerische 
Lage auch den weitgereisten Wanderer fesseln. Als Sommer¬ 
frischenort wird das in einem anmutigen Bergwinkel gelegene, 

von Wald umsäumte 
Charlottenbrunn immer 
seine Anziehungskraft 
bewahren; es besitzt 
einen seit 1697 be¬ 
kannten Säuerling und 
hat sich eine wohl¬ 
tuende Einfachheit be¬ 
wahrt. Auch Altwasser 
war bis in dieMittedes 
19. Jahrhunderts ein 
vielbesuchter Badeort, 
so daß hier ein Leben 
herrschte wie in einer 
Residenz; heute ist 
es in seiner städti¬ 
schen Hauptstraße ein 
großes und rauchge¬ 
schwärztes Fabrikdorf. 
Dagegen ist Salzbrunn, 
dessen Heilkraft schon 
über 300 Jahre be¬ 
kannt ist, durch den 
Wert seiner alkali¬ 
schen Quellen, durch seine Badeeinrichtungen und neuerdings 
durch ein prachtvolles Kurhotel weit über die Grenzen Deutsch¬ 
lands bekannt geworden. Und ebenso Görbersdorf. Hier, in 
einem engen, windgeschützten, sonnigen Talwinkel zwischen 
steilen, waldigen Porphyrbergen, hat Dr. Hermann Brehmer 
im Jahre 1859 seine Heilanstalt für Lungenkranke begründet, 
durch die er vorbildlich für ganz Deutschland gewirkt hat. 

In das Herz des Waldenburger Gebirges führen drei 
Eisenbahnlinien, die Freiburg—Hirschberger Strecke, die vor 

50 Jahren nur bis 
Waldenburg ging, die 
Strecke Dittersbach— 
Glatz, durch dieTunnel- 
bauten und Viadukte 
der schwierigste Bahn¬ 
bau der Provinz (1876 
bis 1880, seit Fertig¬ 
stellung desl600Meter 
langen zweitenOchsen- 
kopftunnels im Früh¬ 
jahr 1911 zweigleisig) 
und die Weistritztal- 
bahn über Schweidnitz 
nach Charlottenbrunn 
seit 1904. Dazu kommt 
eine verzweigte elek¬ 
trische Straßenbahn, 
die denBahnhofDitters- 
bach über Waldenburg 
mit den Bahnhöfen 
von Altwasser und Nieder-Salzbrunn verbindet und von 
Waldenburg aus zwei Abzweigungen nach Hermsdorf und 
Bad Salzbrunn hat. So ist dieses Gebirge, abgesehen 
vom Zobten, von allen Gebirgen Schlesiens für den Be¬ 
wohner der Hauptstadt am schnellsten zu erreichen: Bad 
Salzbrunn in Bad Charlottenbrunn in 2 Stunden; es 


4 ^ 



Schloß Fürstenstein 



Schlesiertal: Kynsburg (Phot.: Georg Schroeder, Dittersbach i. Schl.) 










176 DEUTSCHLAND 


Nr. 4 




eignet sich daher ganz besonders zu Tagesausflügen. — 
Auf der Freiburger Linie, der Zweitältesten Schlesiens, er¬ 
gießt sich der Hauptschwarm der Touristen in das Walden- 
burger Gebirge, von Freiburg über Dittersbach bis Friedland 
und darüber hinaus ins böhmische Braunauer Ländchen. 
Fragt ein Fremder in Breslau, wohin er einen lohnenden 
Tagesausflug machen solle, so wird ihm in erster Linie 
Fürstenstein genannt, die Perle 
in dem reichen, standesherrlichen 
Besitze des Fürsten von Pleß. 

Man wandert von der Neuen 
Schweizerei in dem OrtePolsnitz, 
in deren Nähe eine etwa vier¬ 
hundertjährige Eibe steht, die 
älteste von über hundert auf 
der Wiese und an den Lehnen 
verstreut stehenden Schwestern, 
durch den vielgewundenen,roman- 
tischen Fürstensteiner Grund am 
Hellebach entlang, dem leider 
die durchsichtige Klarheit fehlt; 
man steigt hinauf zu den 
Aussichtspunkten auf Felsvor¬ 
sprüngen und sieht drüben über dem Grunde auf steilem 
Fels aus dem dunklen Grün des alten Waldes den 
mächtigen Renaissancebau des Schlosses emportauchen, 
das auch eine sehenswerte Bibliothek besitzt. Die nicht 
weit davon entfernte alte Burg (mit Gastwirtschaft) ist am 
Ende des 18. Jahrhunderts an der Stelle alter Befestigungen 
im Stile einer Ruine von dem Grafen Hans Heinrich VI. 
von Hochberg erbaut worden und war im Jahre 1800 der 
Schauplatz eines glanzvollen Turniers, dem auch Friedrich 
Wilhelm III. und die Königin Luise beiwohnten. In 1V 2 Stunden 
können wir von hier im weltbekannten Bade Salzbrunn sein 
und auf seiner Kurpromenade lustwandeln, angesichts des 
leider französisch benannten Grand-Hotels, wohl des vor¬ 
nehmsten Unterkunftshauses in Schlesien. Wer sich noch 
an einer Gebirgsaussicht erfreuen will, der wandere in 
Yi Stunden durch schönen Wald auf die Wilhelmshöhe hinauf 
oder er besteige den 850 Meter hohen Hochwald, einen be¬ 
waldeten Porphyrkegel mit Wirts¬ 
haus als künstlicher Ruine und f ~ 

Aussichtsturm. Wie mannig- I 
faltige Bilder bieten sich von 
dieser Höhel In feingeschwun¬ 
genen Linien zeichnen sich die 
Waldenburger Berge ab, bis oben 
mit Wäldern bedeckt, kulissen¬ 
artig schieben sie sich vor 
und hinter die engen Täler und 
Gründe. In weitem Kranze reihen 
sich die Berge auf, vom Zobten 
bis zum Bober-Katzbach-Gebirge, 
vom Altvater bis zur Schnee¬ 
koppe, letztere bei klarer Luft 
zum Greifen nahe. Und im Tale 
die vielen Dörfer und Städte, 
am Abend unter wunderbarer Be¬ 
leuchtung, wenn die roten Feuer 
(Fuchsschwänze) aus den vielen 
Essen emporschlagen und die 
Halden glühen. Am Südfuße des 
Hochwaldes liegt Gottesberg 
(592 Meter), die höchste Stadt 
Preußens, mit etwa 17 000 Ein¬ 
wohnern. Auf den durch eine 
Einsenkung vom Hochwalde ge¬ 
trennten Sattelwald (779 Meter) 


Schlesiertal: Eingang zur Kynsburg 


Katholische Kirche in Erlenbusch 
(Phot.: Aug. Tauch, Kynau i. Schl.) 


gelangt man am besten von der Station Wittgendorf aus. 
Die Hauptausgangspunkte aber für Wandertouren sind 
Dittersbach und Charlottenbrunn. Beide Ortschaften sind 
durch einen Gebirgszug getrennt, der im Großen Ochsen¬ 
kopf (776J:Meter) gipfelt und den die Bahn in einem über 
IV 2 Kilometer langen Tunnel durchschneidet. Der rüstige 
Fußgänger wird den Rücken imSchipkapasse übersteigen; auf 

der Höhe erfreut ihn eine um¬ 
fassende Rundsicht und eröffnet 
sich eine Kammwanderung über 
die Ochsenköpfe und dieKauders- 
berge, einen feingeschwungenen 
Grat entlang, der wie ein ver¬ 
kleinertes Abbild des Ziegen¬ 
rückens aus dem Riesengebirge 
aussieht. Die Schar der bequemen 
Wanderer aber steigt von Ditters¬ 
bach bei der Ruine Neuhaus 
vorbei zum Neuhauser Sattel 
empor, zu dem der Schwarze 
Berg (848 Meter) steil abfällt, 
um auf der Höhe des Sand¬ 
gebirges entlang zu wandern; 
das Liebesbänkel, die Kleine Hecke, der Fürstenblick und 
die Jägerbänke sind beliebte Rast- und Aussichtspunkte. 
Nach links zu öffnen sich anmutige Täler, wie der Nessel¬ 
grund, der Drechslergrund, das Pflaumental und das 
Kummertal, die alle in 1—1V 2 Stunden nach Charlotten¬ 
brunn führen, während man nach rechts ins Reimsbachtal 
absteigen kann. Den Kurort Charlottenbrunn nennt Professor 
Partsch eine Zierde des Weistritztales und schließt seine 
Schilderung mit den Worten: „Es ist die nächstliegende, 
den Gesunden lockende Sommerstation für die Familien 
der Großstadt und wird immer treue Anhänger finden, 
wenn auch der moderne Großverkehr heute manchen in 
die Ferne führt, der früher bereit war, seine Mußezeit, 
wie einst Garve, Chamisso, Holtei, in diesem anmutigen 
Berg Winkel zu verträumen." Wir fügen noch hinzu, daß 
sich dem wanderlustigen Fremden von hier aus eine Fülle 
stundenlanger, lohnender Touren über Berg und Tal bietet« 

So kann man auch das viel¬ 
besuch te Reimsbachtal vom Bahn¬ 
hof Charlottenbrunn über die 
niedrige Höhe des Kästner, des 
letzten Ausläufers des Sand¬ 
gebirges, erreichen. Der Reims¬ 
bach ergießt sich am Sand¬ 
gebirge entlang fließend in die 
Weistritz, im oberen westlichen 
Ende des Tales liegt das Gebirgs- 
dorf Reimswaldau, dessen alte 
Holzkirche den Mittelpunkt für 
eine herrliche Gebirgsumrandung 
bildet. Den Südwall des be¬ 
sonders nach seinem östlichen 
Ende zu engen Reimsbachtales 
bildet das breite, vieldurchfurchte, 
im Westen von der Steine um¬ 
flossene Massiv, das im Heidei¬ 
berge (936 Meter) den Gipfel¬ 
punkt des ganzen Gebirges und 
in der pyramidenartigen Form 
des Storchberges (750 Meter) ein 
charakteristisches Wahrzeichen 
aufweist. Wohl lockt uns der 
Heidelberg durch sein einsames 
Waldgebiet, dessen Stille durch 
den Bau eines Jagdhauses des 



























178 DEUTSCHLAND Nr.4 


Fürsten von Pleß unterbrochen ist, aber der Aussicht ist der 
Wald über den Kopf gewachsen. Wollen wir eine wunder¬ 
volle Rundsicht genießen, dann müssen wir über das felsige 
Hornschloß, wo einst Bolko 1., Herzog von Schweidnitz- 
Jauer, sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts sein die Gegend 
beherrschendes Bergschloß Hornsburg als Bollwerk gegen 
die im Steinetal vordringenden Böhmen gebaut hatte, zum 
Langen Berge (902 Meter) wandern, der einen Holzturm 
trägt. Die meisten lockt der Weg in das Tal der forellen¬ 
reichen Lomnitz, an der man aufwärts (Dreiwassertal, Gold¬ 
wassertal) wieder zum Fuße des Heideiberges emporsteigen 
kann. Und über den Sattel hinweg leitet einen der Freuden¬ 
grund oder der Büttnergrund, die besonders im Herbste 
farbenprächtige Bilder bieten, westlich nach der im bewal¬ 
deten Talkessel anmutig gelegenen Heilstätte Görbersdorf, 
dessen nächste Bahnstationen Langwaltersdorf und Friedland 
sind. Wer ein Freund 
der Heimatkunst ist, der 
wird es nicht versäumen, 
die in einem Dominial- 
hause im Fuchswinkel 
bei Schmidtsdorf befind¬ 
liche, von einem Kenner 
von Altertümern liebevoll 
eingerichtete schlesische 
Bauernstube zu besichtigen. 

Jenseits der Steine erheben 
sich die Hohe Heide und 
die Wildberge, die schon 
zum Bober entwässern, ein 
schönes, wenig besuchtes 
Gebiet. Ueber Friedland 
und Halbstadt bringt uns 
die Bahn nach dem durch die 
Schließung der protestanti¬ 
schen Kirche 1618 bekannt 
gewordenen Braunau mit 
seiner reichen barocken 
Benediktinerkirche und zu 
den Felsenstädten von 
Weckelsdorf und Aders¬ 
bach, die durch ihre eigen- 
tümlichenQuadersandstein- 
gebilde das Staunen der 
Besucher erregen und zu 
den Wundern der Natur zu 
rechnen sind. 

Wir kehren noch ein¬ 
mal nach Charlottenbrunn 
zurück, um dasWeistritztal kennen zu lernen. In seinem weniger 
schönen oberen Teile liegen die langgestreckten Fabrik¬ 
dörfer Tannhausen, dessen malerische katholische Holzkirche 


mit spitzem Turme ins Tal heruntergrüßt, und Wüstegiers- 
dorf. Die nach Südosten weiterziehende Chaussee und die 
Bahn überschreiten die Wasserscheide bei Königswalde und 
führen im Tale der Walditz nach Neurode in der Graf¬ 
schaft Glatz; bei Nieder-Wüstegiersdorf zweigt nach Süden 
eine andere Straße ab, auf der man über die Weistritzquelle 
(Rumpelbrunnen) nach Johannesberg in Böhmen und bald 
nach Braunau gelangt. Viel reizvoller ist es, der Weistritz 
abwärts zu folgen und das Kynauer- und Schlesiertal zu 
durchwandern zwischen den Stationen Kynau und Breiten¬ 
hain, welche nur 3 Kilometer von einander entfernt sind. 
An der engsten Stelle des Tales liegt auf einem Fels¬ 
vorsprunge im Walde versteckt die um die Mitte des 
14. Jahrhunderts zum ersten Male erwähnte Kynsburg, 
deren ragender Turm weit über das Tal sichtbar ist. 
Heimalliebe und Kunstverständnis haben diesen roman- 

tischenBau, dessen moderne 
Sgraffitomalereien den Reiz 
der Erscheinung erhöhen, 
den Schlesiern erhalten. 
Vor Breitenhain am Nord¬ 
ende des Schlesiertales 
ist eine Talsperre im Bau, 
die hoffentlich die Ruhe 
und den Zauber dieses 
idyllischen Tales ebenso¬ 
wenig stören wird wie der 
Schienenstrang. 

Die sanften. Höhen, die 
die Weistritz hier durch¬ 
bricht, gehören schon zum 
Eulengebirge, zu dessen 
nordwestlichem Teile, der 
von der Hohen Eule (1014 
Meter) her zu diesem Flu߬ 
tale abfällt. Den Zu¬ 
gang zu diesem Gebirge 
bildet von dieser Seite die 
Station Hausdorf und das 
Tal von Wüstewaltersdorf, 
das demnächst eine Bahn¬ 
linie durchqueren wird, 
ferner die Bahnstrecke 
Charlottenbrunn—Neurode. 
Auf der Nordostseite gibt 
uns die von Reichen¬ 
bach nach Silberberg am 
Rande des Gebirges ent¬ 
lang führende Bahn Ge¬ 
legenheit zu schönen Wanderungen; dies ist die Gegend der 
langgestreckten Weberdörfer, welche durch Gerhart Haupt¬ 
manns „Weber" in weiten Kreisen bekannt geworden sind. 



Nach dem Schneeberge 


Die Grafschaft Glatz. 

Plauderei von Dr. Paul Futter. 


Wenn wir S ch 1 e s i e n als ein „mit allen Errungenschaften 
der neuzeitlichen Technik" ausgestattetes, gar wohnlich ein¬ 
gerichtetes Haus kennen gelernt haben und betrachten nun 
dessen nach Südwesten gerichtete Fassade, so werden wir 
staunen, wie gar prächtig der schöpferische Baumeister die¬ 
selbe ausgestaltet hat. Auch den traulichen Erker, der 
nun einmal zu jeder behaglichen Heimstätte gehört, hat er 
nicht vergessen und mit so viel lieblicher und anmutiger 
Architektur ausgestattet, daß er den Erkern am Breslauer 
Rathaus in nichts nachgibt — die Grafschaft Glatzl 
Schon beim ersten Blick auf eine mitteleuropäische Land¬ 


karte fällt dieser viereckige Anbau Schlesiens, der frei in 
das Habsburger Land hineinragt, auf. Und kein Geringerer 
als Preußens größter König, Friedrich II., war es, der mit 
sicherem Blick und scharfem Schwert diesen „Balkon" sich 
aus Maria Theresias Reich ausschnitt, in erster Reihe geleitet 
von feldherrlicher Voraussicht, ergriffen aber auch von dem 
wundervollen Zauber der Landschaft, auf der ent¬ 
zückt sein durchdringendes Auge geruht hatte I 

Aehnelt dies nur 30 Quadratmeilen große Ländchen 
schon in seiner äußeren Gestalt einem Erker, den vier fast 
rechtwinklig aneinanderstoßende Gebirgszüge wie ein Ge- 





Nr.4 DEUTSCHLAND 179 



Glatz 


länder umwehren, so trifft dieser Vergleich um so mehr zu, 
als es der Allmeister mit wahrhaft verschwenderischem Aufwand 
von färben- und formenreichen Zieraten, Sandsteinbildungen 
und Zinnen geschmückt hat. Die Mitte nimmt eine Hoch¬ 
ebene von 300—400 Metern mittlerer Höhe ein, die durch Fluß- 
tälcr und Hügelketten in ebenmäßig gegliederte Felder geteilt 
wird. Läßt man von irgend einem Punkte dieses Hochlandes 
die Blicke um die Gebirgszüge schweifen, die in einer Höhe 
von 800 bis 1400 Metern 
das Gesichtsfeld rings 
umgrenzen, so ist man 
überrascht von den — 
durch den verschiedenen 
geologischen Aufbau be¬ 
gründeten — so über¬ 
auswechselvollen Formen 
derselben. Mit Ausnahme 
der starren und schroffen 
Sandsteinfelsen der Heu¬ 
scheuer erfreut aber 
überall die schön und edel 
geschwungene Linie der 
Gebirgsketten das für 
Schönheitsempfinden ge¬ 
bildete Auge. Fröhliche 
Heiterkeit, herzer¬ 
freuende Anmut, 
sinnenerfrischende 
Lieblichkeit — dasist 
die Grundstimmung 
dieser sonnigenGartenlandschaft,und gerade diese hat der Graf¬ 
schaft den Namen des nordischen „Arkadiens" eingetragen. 

Kein andres Land gleicht Grafschaft dir 
An Anmut und an Lieblichkeit. 

Und lächelst du so lieb zu mir. 

Da wird die Brust mir himmelweit. 

Dein lichtes Wesen, frisch und klar. 

Scheint tief mir bis ins Herz hinein: 

So will ich denn auch immerdar 
In Liebe dir ergeben seinl 

Also auf zu einem kurzen Besuch dieses kleinen Paradieses I 
Erst IV 4 Stunde sitzen wir seit unserer Abfahrt vom Breslauer 
Hauptbahnhof im D-Zug Breslau —Wien. Soeben huschte 


das am Paßeingang zwischen dichtbewaldetem Berghang und 
steilem Felssturz lieblich gelegene Wartha mit seiner 
großen, zweitürmigen Wallfahitskirche an uns vorüber, da 
wird es plötzlich finster, und donnernd durchrollt der Zug 
den Warthaer-Tunnel, die Eingangspforte in die Grafschaft. 
An den steilen Abhängen des widerspenstigen Eichberges 
dahinrasselnd, läßt er uns Blicke tun in den Engpaß, durch 
den sich die Neiße in mannigfachen Bogen und Krümmungen 

durchwinden muß, ehe sie 
Schlesien und damit das 
freie, ebene Land gewinnt. 
In kurzer Zeit ist Glatz 
(T7 000 Einwohner) er¬ 
reicht. Schon starren uns 
die gradlinigen, massigen 
Umrisse der Hauptfestung 
entgegen. Sie lassen 
nichts mehr ahnen von 
dem stattlich - schönen 
Schloß und den beiden 
Kirchen, die vordem 
diesen die Grafschaft 
beherrschenden Gipfel 
schmückten. Jetzt büßen 
englischeund französische 
Spione dort oben in 
engen Kasematten ihre 
verräterische Neugier und 
haben — wie einstens die 
abenteuerliche Flucht des 
Freiherrn von Trenk — Glalz auch in fremden Landen 
bekannt gemacht. Die lange von engem Festungsgürtel 
eingezwängt gewesene Altstadt birgt manche altertüm¬ 
liche Sehenswürdigkeiten und interessante Straßenbilder, 
während die sich immer mehr ausdehnende Neustadt und 
die prachtvollen Anlagen das Auge erfreuen. Glatz ist der 
Mittelpunkt des Grafschaften Verkehrs; denn es sitzt wie 
eine Spinne — Verzeihung I — im Knotenpunkt der netz¬ 
artig von hier ausstrahlenden Flußtäler, Straßenzüge und 
Eisenbahnstrecken. Die Tausend und Abertausende von Be¬ 
suchern der zahlreichen Grafschafter Bäder — darunter viele 
Russen und Polen —, die in ganzen Familien herbeiströmen¬ 
den Sommerfrischler, die rucksackbehangenen Touristen 



Oberes Bieletal — Grafschaft Glatz (Phoi.: Hagel, Habelschwerdt) 








180 DEUTSCHLAND Nr. 4 


beiderlei Geschlechts, die lautenschlagenden Wandervögel, 
die Wallfahrer, die mit fliegenden Fahnen singend und betend 
den marianischen Gnadenstätten zupilgern — darunter große 
Prozessionen von Slowaken und Hannaken in ihrer malerischen 
Tracht —: sie alle bieten zusammen ein buntbewegtes Bild 
Grafschafter Lebens im Sommer, während im Winter die 
weiß kostümierten Rodler und Rodlerinnen sowie Skifahrer, 
Männlein wie Weiblein, Junge und Alte, in hellen Scharen 
den immer mehr in Aufschwung kommenden Wintersport¬ 
plätzen zueilen. 

Von Glatz bringt uns die Bahn nach Mittelsteine, 
wo das große Werk seiner Vollendung entgegengeht, das 
den schlesischen Gebirgsbahnen die elektrische Betriebskraft 
abgeben soll. Von hier rattert uns eine Zahnradbahn — im 
Volksmund kurz „die Eule" genannt — auf den Kamm des 
Eulengebirges, bis 
dicht an den Fuß der von 
Friedrich dem Großen 
in die Felsen gehauenen 
Festung Silberberg 
— das schlesische Gi¬ 
braltar! Staunend stehen 
wir vor diesem gewaltigen 
Bauwerk, dem 70—90 
Meter lief in festes Gestein 
gebohrten Brunnen, und 
gedenken in der „Reuter- 
Zelle" ergriffen jenes 
plattdeutschen Dichters, 
der hier volle drei 
Jahre in Gefangenschaft 
schmachten mußte. Vom 
Donjon aus erheitert uns 
aber die entzückende 
Aussicht hinunter in die 
vorgelagerte fruchtbare 
schlesische Ebene einer¬ 
seits und in das fast un¬ 
entwirrbare Kaleidoskop 
der prachtvollen Gebirgs- 
und Wald - Landschaften 
der Grafschaft anderer¬ 
seits. Zwei der Außen¬ 
forts — Spitzberg und 
Strohhaube — sind durch 
kaiserlichen Gnadenakt 
unlängst der vaterländi¬ 
schen Jugendorganisation 
zur Benutzung überwiesen 
worden. Eine halbtägige 
Kammwanderung trägt uns auf die „Hohe Eule" (1014 Meter), 
von deren imposanten „Bismarckturm" man eine ähnlich 
wunderschöne Aussicht — vom Zobten und Altvater bis zur 
Schneekoppe — genießt. Durch das malerische Eulendörfel 
geht's hinab zur Bahn nach Neu rode, eine richtige Berg¬ 
stadt mit schöner, neuer, gotischer Pfarrkirche und künst¬ 
lerischen Denkmälern. Von hier erreichen wir leicht mit der 
Bahn den interessanten Wallfahrtsort Albendorf und 
das freundliche Städtchen Wünscheiburg, wegen seiner 
gut beleumundeten Kornbrennereien als „schlesisches Nord¬ 
hausen" zu benamsen, lieber die „Wasserfälle" erklimmen 
wir nun die Heuscheuer, deren vierschrötige Form uns 
schon lange in die Augen fiel. Phantastische Sandsteingebilde 
in Tier- und Menschengestalt, schauerliche Schluchten und 
gigantische Felsenmauern reihen sich auf dem Rücken dieses 
919 Meter hohen Berges zu einem abenteuerlichen Durch¬ 
einander zusammen, dessen Grauen und Furcht erregende 
Wirkung wir erst oben bei dem herrlichen Ausblick vom „Gro߬ 


vaterstuhl" wieder abschütteln. Von dem auf der Westseite 
der Heuscheuerliegenden BadKudowa aus führt uns eine 
Nebenbahn, die mit ihren vielen Windungen und Steigungen, 
mit ihren zwei Tunnels, mit ihrem hohen Viadukt bei Lewin 
und ihrem Ausblick in tief eingeschnittene, enge Gebirgstäler 
die Erinnerung an den Semmering wachruft, nach Bad 
Reinerz. Von hier aus steigen wir, nach einem kurzen 
Abstecher durch das romantische Höllental nach dem auf¬ 
blühenden Bad Alt-Heide — durch das waldslille Tal der 
Weistritz, das einem Mendelssohn die Melodie zu dem un¬ 
vergänglichen „Wer hat dich, du schöner Wald" entlockte 
— hinauf zur „Hohen Mense" (1084), im Volksmund 
bezeichnend „Schaubühne" genannt. Hier bietet sich dem 
Auge — fast gerade gegenüber — der ganze Südabhang des 
Riesengebirges samt der Schneekoppe, und die lachenden 

Gefilde des schönen 
Böhmerlandes leuchten zu 
uns herauf. Jetzt durch¬ 
wandern wir das Tal der 
braunflutigenErl itz,des 
Grenzflusses zwischen der 
Grafschaft und Böhmen 
600 bis 700 Meter hoch, 
zwischen dem Adler- 
und Habelschwerdter 
Gebirge eng einge¬ 
bettet, trägt es ganz 
alpinen Charakter und 
bietet mit seiner heimi¬ 
schen Glas- und Schachtel¬ 
industrie, seiner preußisch 
und deutsch - böhmisch 
gemischten Bevölkerung 
und seinen einfachen, aber 
gemütlichen und billigen 
Gaststätten Gelegenheit 
zu recht interessanten 
sozialen, völkischen und 
bierologischen Studien. 
Touristisch ist es fast 
noch Neuland. 

Von hier aus durch¬ 
queren wir nun den Süd¬ 
zipfel der Grafschaft, ent¬ 
weder über das idyllische 
Bad Langenau oder 
über Habels chwerdt. 
Diese, durch ihre Zünd¬ 
holz-Industrie bekannte 
Kreisstadt baut sich 
terrassenartig an den jähen Ufern der Neiße und des Kressen¬ 
bachs auf und bietet mit ihren altertümlichen Tortürmen, steilen 
Straßen und engen Gäßchen ein außerordentlich malerisches 
Stadtbild. Habelschwerdt ist unstreitig das „Rothenburg" des 
deutschen Ostens und birgt noch manche ungehobene Schätze 
an Motiven für Maler und Zeichner. Das in schöner Umgebung 
gelegene Grenzstädtchen Mittelwalde müssen wir leider 
rechts liegen lassen, um auf geradestem Wege nach W ö 1 f e 1 s- 
grund zu gelangen. In diesem unvergleichlich geschützten 
Tale des Schneegebirges lernen wir eine Stätte echtester 
Gebirgsromantik kennen. Mit prachtvollem Waldbestand 
besetzte Hänge rahmen das Bild ein, in dem zwei trauliche 
Kirchlein neben schlichten Bauernhäusern, geschmackvollen 
Villen und Hotels bunt durcheinander stehen. Zwischen¬ 
durch rauscht, braust und schäumt als kristallklarer, wasser¬ 
reicher Bach die W ö 1 f e 1 über Stock und Stein und stürzt 
sich schließlich in einem überaus mächtigen Wasserfall 
25 Meter tief in einen wildzerrissenen Felsenkessel, aus 



Habelschwerdt, Grafschaft Glatz 























Wölfeisgrund — Glotzer Schneegebirge (Phot.: A. Groegrer, Habelschwerdt) 


Silberberg: Fort Spitzberg und Viadukt der Zahnradbahn 
























182 DEUTSCHLAND m^^^^^^^^^ee^eeeeeeesi Nr.4 


dem ihr nur eine klammartige Schlucht einen Ausweg läßt. 
Bald dahinter aber verbaut ihr die gewaltige Mauer der Tal¬ 
sperre, die T Million Kubikmeter Wasser faßt, wieder den 
Weg. Dort oben aber winkt vom „Spitzigen Berg" die Wall¬ 
fahrtskapelle „Maria Schnee" herab. 

In 2 V 2 Stunden ersteigen wir von Wölfeisgrund aus den 
Schneeberg (1425 Meter), den König der Glatzer Berge. 
Von seinem massiven Kaiser-Wilhelm-Turm eröffnet sich 
dem Beschauer ein Panorama von entzückender Pracht. Das 
Schneegebirge bildet hier die Wasserscheide zwischen 
Nordsee, Ostsee und Schwarzem Meer. Auch reichen sich 
hier Böhmen, Mähren und 
Schlesien, in deren schöne 
Gaue man vom Turm aus 
weit hineinschauen kann, 
die Hände. Die preußische 
Schweizerei und das öster¬ 
reichische Fürst-Lichtenstein- 
Haus bieten gute Unterkunft 
und Pflege. Von Jahr zu Jahr 
steigt die Zahl der Besucher 
dieses wahrhaft kaiserlichen 
Berges, und im Winter ist 
er ein beliebter Sport- und 
Uebungsplatz für „Schnee¬ 
flöhe" jeder Art geworden. 

In freundnachbarlicher Ge¬ 
selligkeit vereinigen sich hier 
Preußen und Oesterreicher 
zu treu-deutschem Tun. 

Nungeht's hinab durch den 
tiefeingeschnittenen, schönen 
Kiessengrund. Wer Zeit 
hat, versäume nicht, das 
waldumsponnene Bielen¬ 
gebirge mit den urwald¬ 
artigen Saalwiesen zu be¬ 
suchen; es bietet hauptsäch¬ 
lich für den stilleren Natur¬ 
freund Wald- und Gebirgs- 
bilder von sehr intimem Reiz. 

Wir wollen aber über Seiten¬ 
berg und Bad Landeck nach 
dem Hohen Heidelberg 
(830 Meter) marschieren, 
um von dessen Aussichts¬ 
turm herab noch einmal 


der schönen Grafschaft mit ihren grünen Fluren, dunklen 
Wäldern, hohen Bergen und freundlichen Dörfern ein „Behüt' 
euch Gottl" zuzurufen. Dann geht's weiter hinab in die vor 
uns liegende schlesische Ebene, deren Saum wir bei dem 
Grenzstädtchen Reichenstein erreichen. Seine pracht¬ 
volle Lage am Gebirgsabhange haben es schon lange zum 
Ziele zahlreicher Touristen gemacht; jetzt aber wächst es 
sich immer mehr zur Sommerfrische und zum Luftkurort aus, 
durch eine arsenhaltige Quelle vielleicht gar zu einem Bade. 

So haben wir denn im Fluge das wundersame Ländchen 
durcheilt und uns überzeugt, daß es wieder einen ganz 

anderen Gebirgscharakter 
zeigt als das Riesengebirge. 
Glaube daher niemand, daß 
er sich eine genügende und 
ausreichende Einsicht und 
Uebersicht in bezw. über die 
schlesische Gebirgswelt ver¬ 
schafft, wenn er nur das 
Riesengebirge besucht. Die 
Sudeten sind in allen ihren 
Teilen, insbesondere auch 
in der Grafschaft, ver¬ 
schieden gestaltet. Dazu 
kommen noch die Unter¬ 
schiede in der Sprechweise 
und Lebensart der Ein¬ 
wohner. Der Grafschafter 
unterscheidet sich hierin 
auch ganz deutlich vom 
Schlesier. Einfache Be¬ 
scheidenheit, ein vielleicht 
etwas zu gemächliches Tem¬ 
perament, zutraulicheFreund- 
lichkeit gegen Fremde und 
treuherzige Ehrlichkeit und 
Frömmigkeit sind seine 
Haupt - Eigenschaften. Mit 
zäher Liebe hängt er an 
seiner schönen Heimat und 
fühlt sich erst in zweiter 
Reihe als Schlesier, zu aller¬ 
erst aber als Grafschafter. 
So gewinnt ein jeder, der 
einmal in der Grafschaft 
verweilte, Land und Leute 
in gleicher Weise lieb. — 



Wölfelsfall, Glatzer Schneegebirge (Phot.: A.Groeger, Habelschwerdt) 


Das Riesen- und Isergebirge. 

Von Walther Dreßler (Hirschberg i. Schl.). 


Riesengebirge und Isergebirge sind ein geographisches 
Ganzes; denn das letztere ist ein organisch mit dem Hoch¬ 
kamm verbundenes Vorgebirge, allerdings von recht be¬ 
deutendem Umfange und einer gewissen Eigenart. Will man 
dem Fremden beide Gebirgszüge zusammen kennzeichnen, 
so läßt sich das durch Vergleiche nicht erreichen. Man 
könnte höchstens sagen, das Ganze sei weit großartiger als 
Harz und Böhmerwald oder Schwarzwald oder Vogesen, 
aber es sei natürlich nicht das, was man sich unter den 
Alpen vorstellt. Aber damit ist wenig gesagt, denn das 
ergibt noch kein Bild. Treten wir also einmal eine Wande¬ 
rung durch das Gebirge an, um uns durch eigene Anschauung 
ein solches Bild zu verschaffen. 

Zwei Hauptmethoden gibt es, das Gebirge kennen zu 
lernen: den Aufstieg über den gesamten Abfall des Gebirgs- 
hanges oder das Eindringen durch einen tiefeingeschnittenen. 


waldigen Grund, durch dessen „Talschluß" dann ein plötzlicher 
steiler Aufstieg erfolgt. 

Wählen wir fürs erste einmal den Aufstieg über den 
Nordhang vom Hirschberger Tale aus. Wer irgend 
Zeit übrig hat, sollte zunächst diesem Tale selbst einige 
Aufmerksamkeit widmen; denn es ist kein ebenes Tal 
schlechthin, sondern durchzogen von außerordentlich reiz* 
vollen Hügelketten, Waldungen, Felsgruppen und idyllisch 
gelegenen Ortschaften. Besonders die nächste Umgebung 
von Hirschberg, der eigentlichen Zentrale des Riesen¬ 
gebirges, ist hier zu betonen. Hirschbergs Reiz als 
Stadt liegt — abgesehen von seinem Markt mit den 
alten Laubengängen und seiner zentralen Lage zwischen 
Riesen-, Iser- und Bober-Katzbach-Gebirge — darin, daß 
sich unmittelbar aus der Stadt eine Anzahl bewaldeter kleiner 
Berge erheben, von denen der Kavalierberg, der Hausberg 




Nr.4 DEUTSCHLAND 183 


und der Fischerberg die bedeutendsten sind. Dazu kommt 
die nächste Nähe der hochromantischen Sattlerschlucht, des 
Ausbruchs des Bobers aus dem Tale, und die des prächtigen, 
kleinen, felsigen Gebirgszuges der Abruzzen. 

Doch nun sind wir schon im Vorgebirge, in der 
eigentlichen Region der Sommerfrischen, zu der wir 
auf irgend einer der vier Talbahnen, von denen sich zwei 
später in Gebirgsbahnen verwandeln, bequem gelangt sind. 
Die Schönheit des Vorgebirges ist charakterisiert durch den 
mächtigen B e r g w a 1 d, der, wenn er auch Nutzwald ist, 
doch eine solche Fülle von echten Naturschönheiten auf¬ 
weist, daß man sie auch bei wiederholtem mehrwöchigen 
Aufenthalt noch nicht ausgekostet hat. Das Schönste, was 
sich hier bietet, sind die wunderbar einsamen, romantisch¬ 
lieblichen Wald tä 1er. Sie sind nicht, wie die eigentlichen 
„Gründe", von denen später die Rede sein wird, tief in das 
Herz des Gebirges eingeschnitten, sondern die in ihnen zu 
Tale strömenden Wildbäche fließen eigentlich nur über den 
Hang ab. Aber trotzdem ist ihre malerische Schönheit von 
höchstem poetischem Reiz. Der kristallklare Wildbach mit 
seinen Forellen, seinen bemoosten Felsen und seiner Ufer¬ 
vegetation, die alten Fichten, Tannen und Buchen und die 
oft mächtigen, zuweilen hoch über den Wald hinausragenden 
Felsgruppen einigen sich zu einem herrlichen Beispiel des 
deutschen Waldes. Besondere Zielpunkte der Touristen sind 
die eigentlichen Wasserfälle, die sich fast sämtlich in 
unmittelbarer Nähe der Ortschaften befinden und sich am 


schönsten präsentieren zur Zeit der Schneeschmelze oder 
bei einem Hochwasser. 

Aus der Vorgebirgsregion gelangen wir auf einen großen 
Holzschlag, von dem aus wir frei nach allen Seiten schauen. 
Von drunten grüßen das lachende bunte Tal und die kleineren 
Vorberge mit den reizend zwischen sie eingestreuten Sommer¬ 
frischen, und von oben winkt der nackte Kamm des Hoch¬ 
gebirges mit seinen einzelnen Kuppen, deren höchste, die 
liebe alte Schneekoppe, bis zu 1605 Meter ansteigt und damit 
die höchste Erhebung der deutschen Mittelgebirge darstellt. 

Ehe wir aber den Kamm völlig erklimmen, kommen wir 
durch ein in jeder Hinsicht hochinteressantes Waldgebiet. 
Das ist der Urwald des Riesengebirges. Er stellt sich dar 
als ein breiter Waldgürtel von nicht allzu nahe aneinander 
stehenden, oft mehrhundertjährigen Fichten von wilder, 
knorriger Eigenart, oft bizarrer Verkrüppelung und struppigem 
Astgewirr. Lange Bartflechten hängen von den Zweigen 
herab, Moose und Flechten bekleiden die rauhe Rinde. Die 
Aeste sind alle nach unten gewachsen, weil sie im Winter 
eine ungeheure Schneelast tragen müssen, die sie herabziehi. 
Oft sind diese alten Wetterfichten oder „Rautzen" im Winter 
derart in Schnee und Eis gebannt, daß sich auch im rasendsten 
Schneeslurm nichts an ihnen regt, — höchstens wird der 
Eisturm dann im ganzen abgebrochen. Der Boden ist sumpfig 
und moorig, und dieser dicke Filz aus abgestorbenen Pflanzen 
hält die vom nackten Hochkamm abströmenden Wasser zurück, 
bis er vollgesogen ist wie ein Schwamm. In trockenen 



Schneegrubenbaude 



184 DEUTSCHLAND Nn 4 


Jahren kann er dann noch eine Menge Flüssigkeit abgeben, 
wenn unten die Bäche zu versiegen drohen. Und anderseits 
hält der Urwald, wenn andauernde starke Regengüsse ein 
Hochwasser zu veranlassen drohen, eine Menge Schaden¬ 
wasserzurück. Naturgemäß hat sich durch all dies ein Wald¬ 
bild von urwüchsiger 
Kraft entwickelt, das 
jedem, auch dem 
blutigsten Laien, auf¬ 
fallen muß, sobald 
er sich ihm nähert. 

Daß dieses Gebiet 
botanisch, zoologisch 
sowie entomologisch 
interessant ist, er¬ 
scheint wohl ohne 
weiteres klar. 

Immer lichter wird 
der Urwald, immer 
kleiner, verkrüppelter, 
sonderbarer werden 
die Wetterfichten, und 
auf einmal sind wir in 
der Region des Knie¬ 
holzes , der haupt- 
sächlichstenCharakter- 
pflanze des Hoch¬ 
gebirges, der eigent¬ 
lichen Kammregion. 

Das Knieholz bildet 
oft dichte und sehr schwer passierbare Wälder, oft bedeckt 
es auch die nur mit Berggras, dem „Wolf", überzogene 
Fläche des gewaltigen Hochplateaus, von dem das Gebirge 
gekrönt ist, in richtigen „Inseln". Zwischen sich birgt es 
eine zum großen Teil völlig alpine Flora. 

Eben war die Rede von einem Hochplateau. Und in der 
Tat, das ist der Charakter des Riesengebirgskammes. 
Nur an wenigen Stellen wird der Kamm so schmal, daß man 
nach beiden Seiten 
hinabzuschauen ver¬ 
mag. Im übrigen er¬ 
streckt sich die Hoch¬ 
fläche breit nach allen 
Seiten, so daß ihre 
Ueberschreitung oder 
Längsbegehung im all¬ 
gemeinen, von einigen 
wenigen Steigungen 
abgesehen, eine reine 
Promenade bedeutet. 

Aber diese Hochfläche 
ist nun nicht etwa von 
langweiliger Eintönig¬ 
keit, sondern gerade 
ihrer Ausdehnung und 
ihrer Uebersichtlich- 
keit wegen von impo¬ 
santer Erhabenheit 
und Großzügigkeit. An 
Tagen mit schöner 
Aussicht bieten sich 
vom Kamme in die 
Gründe, auf das Vor¬ 
gebirge, auf das Tal und über den Gebirgskamm selbst die 
herrlichsten Blicke, weil eben der Ausblick nirgends ge¬ 
hemmt ist, weder durch Wald noch durch auf die Dauer ab¬ 
schließende Höhen. Von dem üblichen Kammweg, der mit 
dem Aufstieg von Josefinenhütte zur Neuen Schlesischen 


Baude bis Schmiedeberg etwa 12 bis 14 Stunden erfordert, 
hat man einen ständigen, ununterbrochenen Blick auf die 
schlesische Seite, während sich der Blick ii\ das böhmisdhe 
Riesengebirge in voller Pracht in der Regel erst dann bietet, 
wenn man vom Kammweg nach rechts etwas abgewichen 

ist. Dabei gewahrt män 
einen überraschendeh 
Reichtum an Gebirgs- 
bildern^ alle gewaltig)*, 
großzügrig, oft düstdr, 
selbst Unheimlich, }e 
nach der Witterungf. 
Die Lieblichkeit ikt 
mehr in den stillen 
Waldtälern zurück- 
gebliebeh. 

Dieses führt uhs 
nun zu einem be¬ 
sonderen Kennzeichen 
des Riesen gebirges: 
zu seiner alpinen 
Größe. Wenn män 
nicht wie vorhin über 
den Berghang das 
Hochgebirge erklimrtit, 
sondern durch einen 
„Grund", so gewahrt 
man an dessen Ende 
einen regelrechten 
Tal Schluß, wie er 
uns aus den Alpentälern bekannt ist. Es öffnet sich ein 
weiter Kessel, auf drei Seiten von gewaltigen Steilabstürzen 
umgeben, unten ein Talboden, durch den sich der Bach 
windet, der sich eben in jähem Sturze aus dem Gebiet der 
Hochfläche in die Tiefe geworfen hat. So ist es beim Melzer- 
grund, beim Riesengrund, beim Elbgrund, bei den anderen 
Gründen in nicht ganz so ausgeprägter, aber doch noch 
deutlich erkennbarer Form. Was hier den alpinen Eindruck 

besonders bedingt, 
das sind die Steil¬ 
abstürze selbst, ihr 
Neigungswinkel, ihre 
Höhe und ihre Zer¬ 
rissenheit. Leicht kann 
sich der Leser dar¬ 
aus entnehmen, daß 
sich hier ein sehr 
günstiges Gebiet für 
Kletter-Touren dar¬ 
bietet, doch muß man 
hinzufügen, daß der 
Leichtsinn hier keine 
Stätte haben darf, denn 
die Klettertouren sind 
oft durchaus ernster 
Natur. Aber es sind 
nicht nur die Tal- 
schlü$se,die das alpine 
Moment im Riesen¬ 
gebirgebedingen, son¬ 
dern noch zwei Bildun¬ 
gen anderer Art. An 
zwei Stellen der Nord¬ 
seite däs Kammes ist einmal vor Jahrtausenden der Kamm¬ 
rand eingebrochän, so daß sich tiefe Gruben mit zum Teil 
fast senkrechten Wänden bildeten. Das sind die berühmten 
Schneegrubenlm West- und die ebenso berühmten Te iche 
im Ostflügel des Gebirges. Die Schneegruben sind wohl 



Blick auf die Schneekoppe von den Friesensteinen aus 



Alle Mühle im Isermoor 















186 (OB 


DEUTSCHLAND Nr. 4 



das am meisten pittoreske Gebilde des Hochgebirges. Fast 
300 Meter tief stürzen ihre Wände ab, wild zerrissen und 
in viele Grate und Rinnen aufgelöst. Die Sohle dieser 
gewaltigen Felsmulden kann man auf nicht ganz leicht find¬ 
baren Pfaden erreichen, doch sei derjenige, der in die Gruben 
hineinsteigt, gebeten, sich hier nicht an der Pflanzen- und 
Tierwelt zu versündigen. 

Im anderen Flügel des Gebirges haben wir zwei ähnliche 
Bildungen: den Großen und den Kleinen Teich. Hier 
haben sich auf der Sohle der Mulden zwei echte Bergseen 
gestaut, der eine von düsterer Größe, der andere, kleinere, 
von bestrickender 
Lieblichkeit, trotz 
der ringsum ragen¬ 
den gewaltigen Fels¬ 
hänge. In denMulden 
der Schneegruben 
wie in denen der 
Teiche — wie auch 
sonst in den vor¬ 
hin erwähnten Tal¬ 
schlüssen — gingen 
einst wirkliche Glet¬ 
scher zu Tale, der 
größte im Riesen¬ 
grund. Die Krönung 
aller alpinen Ein¬ 
drücke bietet die 
Schneekoppe,da sich 
ihre Flanken nach 
drei Seiten hin in 
tiefe Gründe hinab¬ 
senken, so daß die 
Koppe von ihrer 
näheren Umgebung 
aus noch weit macht¬ 
voller wirkt als vom 
Tale aus. 

Kurz wollen wir 
noch auf die J ahres- 
zeiten und ihren 
Wechsel eingehen. 

Wenn der Winter 
auf dem Kamme 
im Schwinden ist, 
herrscht im Vor¬ 
gebirge der Frühling 
und im Tale der 
Frühsommer. Auch 
der Hochsommer 
findet vereinzelt noch 
Schnee im Hoch¬ 
gebirge. Prächtig ist 
die Frühlingsflora 
des Hochgebirges. 

Eine Wanderung durch das Gebirge im Frühling ist von 
unbeschreiblichem Reiz, nur muß man immer noch mit den 
Launen des Berggeistes rechnen, — Wetterstürze, selbst 
Schneetreiben, sind nicht selten. Die eigentliche Reise- und 
Ferienzeit, der Hochsommer, bietet natürlich ungeheuer viel, 
aber einerseits ist das Wetter nicht recht sicher, weshalb man 
immer auch auf wärmere Kleidung bedacht sein muß, anderer¬ 
seits ist in manchen Sommerfrischen die Menge der Sommer¬ 
frischler zuweilen etwas groß. Für jeden Kenner des Gebirges 
ist es im Herbst am schönsten. Die Verfärbung der Buchen, 
Ahorne und Ebereschen, die wunderbar klare Luft, die kräftigen 
Farben von Berg und Tal, die Hirschbrunft, der Mangel des 
Touristenschwarmes und noch vieles andere sind Faktoren, 


Weißwassergrund 


die für manchen so recht bestimmend sind für den Besuch des 
Gebirges. Lange dauert der Herbst, zuweilen bis kurz vor 
Weihnachten, — erst dann fängt der Winter an, sich festzu¬ 
setzen. Nungehen dieFreuden des Winters po rts an, der ja 
in dieser Zeitschrift schon oft ausführlich behandelt worden ist. 

Ich hoffe, daß man aus vorstehenderSchilderung entnehmen 
kann, daß die Eigenart des Riesengebirges in einer nur hier in 
dieserWeise zustandegekommenen Mischung von Lieblich¬ 
keit, Romantik und alpiner Erhabenheit besteht. 

Im Anschluß daran müssen wir noch des Isergebirges 
gedenken. Es ist mit dem Riesengebirge organisch verbunden 

durch einen hoch¬ 
gelegenen, breiten 
Sattel, auf dem der 
höchste Punkt der 
herrlichen Gebirgs¬ 
bahn von Hirschberg 
über Schreiberhau 
und Grüntal nach 
Reichenberg liegt. 
Im Norden erhebt 
sich das Isergebirge 
im Hinterberg zu 
1126,5 Meter Höhe, 
in der Tafelfichte zu 
1122 Meter. Beides 
sind flache, be¬ 
waldete Kuppen, wie 
alle Erhebungen des 
Isergebirges. Aber 
gerade diese dichte 
Bewaldung gibt dem 
Isergebirge sein cha¬ 
rakteristisches und 
zugleich charakter¬ 
volles Gepräge. Das 
ganze weitausge¬ 
dehnte Bergland ist 
ein hochgelegenes 
Waldland. Abge¬ 
sehen von seinen 
Rändern ist es von 
großartiger Einsam¬ 
keit, in der frei¬ 
lich nur der wirk¬ 
liche Naturfreund 
heimisch ist. In¬ 
dessen ziehen sich 
auch belebte Ver¬ 
kehrsstraßen hin¬ 
durch. Von ihnen aus 
gewinnt man einen 
wundervollen Ein¬ 
blick in dieses zum 
großen Teil noch 
unberührte Gebiet. Aber noch reizvoller sind die Seiten¬ 
wege. Freilich, wer sich auf diese einläßt, muß eine gute 
Karte und einen guten Ortssinn besitzen, sonst kann er 
leicht in die Irre und ins Moor geraten. Denn das Iser¬ 
gebirge birgt ein echtes ausgedehntes Hochmoor, eine Fund¬ 
grube für den Botaniker und Entomologen; das Moor zu 
durchdringen ist indessen eine Strapaze. Mitten in diesem 
ausgedehnten Waldgebirge liegen kleine malerische Ort¬ 
schaftenreizvolleingebettet, wieGroß-Iser mit der idyllischen 
Isermühle und Klein-Iser oder Karlstal, die Gelegenheit zu 
billiger, aber recht guter Sommerfrische geben. Hierbei ist 
auch die Iserbaude in den Kammhäusern zu erwähnen, die 
von Flinsberg aus in leichtem Aufstieg zu erreichen ist. 



Nr.4 DEUTSCHLAND 


T87 


Flinsbergr, von Berlin und Dresden über Görlitz 
neuerdings selbst so angenehm mit der Bahn zu erreichen, 
ist ja nun ein Ort ganz anderer Art, ein Bad großen, 
modernen Stils in wunderbar geschützter Lage. Auch sonst 
finden wir am Nord«, West« und Südabhange sehr behagliche 
und schön gelegene Sommerfrischen. 

Dies führt auf die Sommerfrischenfrage in 
beiden Gebirgen überhaupt. Was zunächst die Möglichkeit 
betrifft, die Orte des Riesengebirges mit der Bahn zu er« 
reichen, so ist dieses Problem im großen und ganzen völlig 
befriedigend gelöst. Nach Schreiberhau im Westen des 
Riesengebirges, nach Krummhübel, Schmiedeberg und Landes« 
hut im Osten führen Bahnstränge, nach Giersdorf am 
Fuße des mittleren Teiles des Gebirges eine elektrische 
Straßenbahn, die bis 1914 noch höher hinauf bis kurz vor 
Hain geführt sein wird, der eigentlichen Gebirgsmitte. In¬ 
folge dieser guten Verbindungen hat sich in fast allen Ort« 
schäften auch bereits ein entsprechender Komfort entwickelt, 
der oftmals sogar weiter reicht, als ihn mancher haben 
möchte. Jedenfalls braucht niemand um Unterkunft oder 
Verpflegung in Sorge zu sein. Ueberall sind Auskunftstellen 
eingerichtet, durch die man alles Wünschenswerte erfahren 
kann. Für den normalbedürftigen Reisenden oder Sommer« 
frischler ist vollkommen gesorgt, besonders auch in den 
sehr gut eingerichteten „Bauden", d. h. eigentlich Hotels 
des Hochgebirgskammes. 

Die Erschließung des Riesengebirges ist dem Riesen- 
gebirgsverein, dem R.«G.«V., zu danken. Er hat vor 
allem ein ausgezeichnetes Wegenetz sowohl auf schlesischer 
wie auf böhmischer Seite über das ganze Gebirge gespannt, 
das auch recht bequem veranlagte Naturen befriedigen muß, 
und Hand in Hand damit geht eine tadellose Markierung. 
Nebenbei aber hat sich der R.«G.«V. auch die Pflege der 
heimatlichen Kultur zur Aufgabe gestellt, sowohl die der 


Gegenwart wie der Vergangenheit, und eine seiner schönsten 
Taten ist das R.«G.«V.«Museum in Hirschberg, das im 
laufenden Jahre in einem von Geh. Baurat Großer (Breslau) 
entworfenen schönen Bau ein würdiges Heim finden wird. 
Die prächtigen Sammlungen, die für den Naturwissenschaftler 
wie den Kunstgewerbler wahre Schätze bergen, konnten in 
den bisherigen Räumen unmöglich zu Geltung kommen. 
Deshalb entfaltete der Hauptvorstand des weitverbreiteten 
Vereins eine intensive Propaganda, und die Sympathien für 
das Werk waren so groß, daß die etwa 112 000 Mk. be« 
tragenden Kosten bis auf einen verhältnismäßig unbedeutenden 
Rest gedeckt sind. 

Die Museumsanlage wird drei Bauten umfassen: das 
eigentliche Museum, einen in aller Einfachheit und Monu« 
mentalität schönen und anheimelnden Bau in prächtiger Lage 
am Kavalierberge; dahinter zwei Sonderbauten, nämlich den 
Typus eines Gebirgsbauernhauses und den eines städtischen 
Patrizierhauses aus dem späten Barock. Dabei wird sich auch 
ein Garten der charakteristischen Gebirgsblumen befinden. 
Der Museurosbau bietet einen besonderen Anreiz zu einem 
Besuch der Stadt Hirschberg, wie ich ihn bereits oben 
aus anderen Gründen empfohlen habe. 

Konnte hier das Riesen« und Isergebirge nur in großen 
allgemeinen Zügen geschildert werden, so wird doch der 
Reichsdeutsche, der nicht Schlesier ist, eine Vorstellung 
bekommen haben, daß ein Besuch unserer Gegend der Mühe 
reichlich wert ist. Breslau wird in einem großen Teile des 
Reiches für eine „polnische" Stadt gehalten, und vom 
übrigen Schlesien und vom Riesengebirge weiß man so 
gut wie nichts. Möchte doch dieser Bann endlich ein« 
mal gebrochen werden, damit Schlesien und sein schönster 
Teil, das Riesengebirge, unter den Reisemöglichkeiten, 
die sich in deutschen Landen bieten, diejenige Stelle ein« 
nehmen, die beiden gebührt. Und das ist eine der allerersten. 





Bad Altheide 





























188 DEUTSCHLAND na 


Nr. 4 


Die schlesischen Bäder im letzten Jahrhundert. 


Skizze von Sanitätsrat Dr. Sieb eit 


Der Satz, es grehöre zu den Kennzeichen eines wirklichen 
Kurortes, daß er auf eine langte Geschichte zurückblicken 
könne, hat zwar keine unbeschränkte Geltung^. Für die Bäder 
Schlesiens indessen wird diese Forderung in weitestem Maße 
erfüllt. Die Heilkraft vieler von ihnen war schon in ent¬ 
legenen Jahrhunderten erkannt 
und berühmt; man braucht bloß 
an Flinsberg, Reinerz, Salzbrunn, 

Warmbrunn u. a. zu erinnern. 

Friedrich dem Großen war es 
Vorbehalten, die Schätze seiner 
neu erworbenen Provinz zu heben 
und ihrer Bedeutung entsprechend 
zu bewerten. Freilich kann man 
nicht gerade sagen, daß die 
Entwicklung mit Riesenschritten 
vor sich gegangen wäre. Aus 
kleinen und bescheidenen An¬ 
fängen wuchs allmählich eine 
gewisse Blüte heraus, deren 
Spuren wir noch an manchen 
alten Bauten, so der Galerie und dem Theater in Warm¬ 
brunn, beides Schinkelsche Schöpfungen, verfolgen können. 
Etwa um die Mitte des vorigen Jahrhunderts sehen wir die 
schlesischen Bäder ziemlich zahlreich besucht, namentlich aus 
den östlichen Teilen der preußischen Monarchie und aus den 
angrenzenden polnisch-russischen Gebieten. Häufig treten 
uns die Namen berühmter Zeitgenossen unter den Besuchern 
entgegen, so unter anderen E. T. A. Hoffmann in Warmbrunn, 
C. M. V. Weber in Flinsberg, Chopin in Reinerz; man könnte 
die Reihe noch um viele verlängern. Da brachte der auf¬ 
strebende Eisenbahnverkehr eine gründliche Verschiebung 
aller Verhältnisse. Auf bequeme Art konnte man jetzt in ebenso- 
vielen Stunden, als man früher Tage mühseliger Fahrt auf 


(Bad Flinsberg). 

der Landstraße gebrauchte, die alten Badestädte des Westens 
mit ihrem größeren Komfort, ihrem milderen Klima und ihren 
Spielbanken aufsuchen; die Bäder des Ostens verödeten. Das 
sechste und siebente Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts 
bezeichnen den tiefsten Punkt der Kurve, wenn das auch in 

der Besuchsziffer scheinbar nicht 
so deutlich in die Erscheinung 
tritt. Aber schon war man am 
Werke, selbst Hand anzulegen, 
um an dem wirtschaftlichen Auf¬ 
schwünge der Jahre nach dem 
großen Kriege, der die deutschen 
Stämme endlich einigte und das 
Reich wieder erstehen ließ, teilzu¬ 
nehmen. Es ist das unbestrittene 
Verdienst Denglers, des lang¬ 
jährigen Bürgermeisters von 
Reinerz, die Wege, welche ein¬ 
zuschlagen waren, erkannt zu 
haben. Im „Schlesischen Bäder¬ 
tage" sammelte und befruchtete 
er gleichgesinnte und gleichstrebende Männer zu gemein¬ 
samem Gedankenaustausche, zur Arbeit mit vereinten Kräften. 
Zunächst schlug man die Politik der kleinen Mittel ein, 
besserte und schaffte, konnte sich aber von dem her¬ 
gebrachten Schema nicht losreißen, welches in die veränderten 
Zeitverhältnisse nicht mehr recht paßte. Es fehlte auch an 
dem Wagemute und kaufmännischen Geiste, der kühn vor¬ 
wärts drängt und der Gefahr des möglichen Verlustes nicht 
achtet. Doch der allgemeine Wohlstand hatte sich erheblich 
gehoben, die Kinder fühlten sich in den bescheidenen Verhält¬ 
nissen, in der Umwelt, welche den Eltern einer nüchternen 
und ernsten Zeit des Ringens genügt hatten, nicht mehr 
recht heimisch, kurz und gut, die Zeit forderte ihr Recht 



Schreiberhau-Mariental 



Bad Salzbrunn (Atelier E. May, Waldenburg i. Schl.) 









Nr.4 DEUTSCHLAND 189 





Zum Glück verstand man in den Kurorten Schlesiens die 
Zeichen dieser Zeit, ehe es zu spät war, und so begann in den 
letzten Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein ungeahnter 
Aufschwung. Am 1. Juli 1899 öffneten sich in Bad Flinsberg 
die Pforten des neuen Kurhauses, das noch heute, trotzdem 
es im wesentlichen ohne Vorbild geschaffen werden mußte, 
allenthalben Anerkennung findet. Kudowa, Altheide, Salzbrunn 
und zuletzt auch Reinerz folgten mit Neubauten, und so 
entspann sich ein friedlicher Wettkampf. Der Ausbau der 
Kureinrichtungen wurde nicht vernachlässigt. Die alten Bade¬ 
häuser wurden zeitgemäß umgestaltet, neue errichtet, die alle 
Errungenschaften neuzeitlicher Baukunst aufweisen. Quellen¬ 
fassungen verbesserte man; neue Bohrungen erschlossen 
neue Sprudel, so in Reinerz 
und Altheide; in Salzbrunn 
waltete der bekannte Quellen¬ 
techniker Scherrer seines 
Amtes und schützte den 
Bestand an Heilquellen vor 
äußeren Einflüssen durch 
umfangreiche und schwierige 
Fassungsarbeiten. Zurzeit ist 
er in Warmbrunn tätig, um 
auch dort die altberühmten 
Thermen neuzufassen und 
in ihrer Unversehrtheit zu 
sichern. 

Beachtenswert erscheinen 
auch die Fortschritte in hygie¬ 
nischer Beziehung. Elek¬ 
trisches Licht hielt allent¬ 
halben seinen Einzug, wie 
auch die elektrische Kraft 
mehr und mehr zum Antriebe 
der im Badebetriebe not¬ 
wendigen Maschinen Verwen¬ 
dung fand. Auch die anderen 
Ergebnisse der Hygiene, wie 
zentrale Heizungsanlagen und 
ähnliche wurden sowohl in 
den öffentlichen Gebäuden 
der schlesischen Badeorte, 
wie auch in vielen ihrer 
Privathäuser nutzbringend 
verwertet. Wasserleitung 
und Kanalisation richtete 
man an vielen Orten bereits 
ein, an anderen befindet sie 
sich im Bau oder in Vor¬ 
bereitung, so daß auch auf 
diesen unendlich wichtigen 
Gebieten unsereProvinz hinter 
anderen nicht zurückbleibt. 

Die Kapitalien, deren man bedurfte, um alle diese Ver¬ 
besserungen durchzuführen, umfassen viele Millionen, und 
die Summe erhöht sich noch ganz beträchtlich, wenn man 
die von der privaten Bautätigkeit für zeitgemäße Gast- und 
Unterkunftsräume aufgewendeten Beträge mit in Rechnung 
stellt. So hat sich durch das Zusammenwirken vieler ver¬ 
schiedener Kräfte das Bild der schlesischen Bäder außer¬ 
ordentlich zu seinem Vorteile verändert und weicht nun so 
weit von dem früheren ab, daß ein Besucher, der die Orte 
vor etwa zwanzig Jahren zuletzt sah, sich heute kaum noch 
zurechtfinden würde. 

Aber auch die Aerzte der schlesischen Kurorte waren 
nicht müßig in der Erforschung und weiteren Ausbildung 


Rathaus in Lauban (Phot.: R. Scholz, Görlitz) 


der von der Natur gegebenen Heilkräfte. Unter der älteren 
Generation wie unter den jüngeren Badeärzten befinden sich 
eine ganze Anzahl, deren Name auf dem Gebiete der Bäder¬ 
wissenschaft einen guten Klang hat und deren Arbeiten eine 
wesentliche Förderung der Balneologie als solchen wie auch 
der Kurorthygiene bedeuten. Daß im Laufe der Jahre auch 
alle die als Hilfswissenschaften der Bäderkunde bezeichneten 
Zweige der Heilkunst, vor allem die sogenannten physi¬ 
kalischen Heilmethoden, welche auf der regelrechten An¬ 
wendung von Wasser, Licht, Wärme, Elektrizität, Mechanik 
beruhen, ihren Weg in unsere Kurorte fanden, mag nebenbei 
noch hervorgehoben sein. Die einzelnen Bäder und sonstigen 
Orte, denen Kur- und Erholungsbedürftige Zuströmen, hier 

zu schildern, liegt nicht im 
Rahmen dieserAusführungen, 
zumal das erst im vorigen 
I Jahre in den vorliegenden 

f Blätterngeschehen ist. Jeden- 

w falls aber können wir mit 

Befriedigung feststellen, daß 
im Laufe der letzten hundert 
Jahre auch die schlesischen 
Kurorte nicht stillgestanden 
sind, sondern sich zu wirk- 
liehen Heilstätten immer 
weiter entwickelten. 

X ' Ihr Vorwärtsdrängen und 

die großen Anstrengungen, 
f.. welche gemacht wurden, um 

im Wettbewerbe mit Ehren 
bestehen zu können, machten 
sich aber auch belohnt. Am 
besten erkennt man das aus 
dem Steigen der Besuchsziffer 
einzelner Orte in den ver¬ 
flossenen zwölf Jahren. So 
verzeichnete Altheide im 
Jahre 1900 an wirklichen 
Kurgästen 656 Personen 
im abgelaufenen Jahre 8713 
Bad Flinsberg 3317 : 6899 
Görbersdorf 1029 : 3045 
Kudowa 4096 :10419; Land¬ 
eck 3791 :10573; Bad Salz¬ 
brunn 6597 : 9456. Der 
Geldumsatz, welcher durch 
den Bäderverkehr nach und 
in Schlesien jährlich her¬ 
beigeführt wird, ist nach 
vorsichtiger Schätzung auf 
etwa 22 V 2 Millionen Mark 
zu berechnen. Aus diesen 
trockenen Zahlen erhellt zu¬ 
gleich, in wie hohem Maße der Unternehmungsgeist, der 
die Anlage großer Summen nicht scheute, Erfolg fand. Den 
anderen Orten ist nur zu wünschen, daß auch ihnen der 
Erwecker geboren werden möge, der sie mit Mut und Kraft 
vorwärts führen soll. Die Güte der natürlichen Kurmittel 
zusammen mit den Naturschönheiten des schlesischen 
Gebirges, in dessen anmutigen Tälern die meisten der 
Kurorte geborgen liegen, bildet eine sichere Grundlage, 
auf der aufgebaut werden kann. So tragen auch die heimi¬ 
schen Kurorte im Jubiläumsjahre dazu bei, immer weiteren 
Kreisen die Bekanntschaft mit Schlesien zu vermitteln. Sie 
erfüllen damit neben ihrer Bestimmung, die Volksgesundheit 
heben zu helfen, auch eine wichtige wirtschaftliche Aufgabe. 















190 DEUTSCHLAND Nr. 4 


Görlitz und die schlesische Lausitz. 

Von Ludwig Feyerabend. 


Die schlesische Lausitz ist der östliche Teil des allen 
Gaues Oberlausitz und gehört erst seit TÖ15 zu Preußen, 
seit 1817 zum schlesischen Regierungsbezirk Liegnitz. Sie 
umfaßt neben kleinen Teilen 
der Kreise Bunzlau und Sagan 
die Kreise Görlitz, Rothen¬ 
burg und Hoyerswerda. Schon 
in alten Zeiten schied man 
den ganzen Gau in das Land 
Bautzen und das Land Görlitz, 
und erst unter der Regierung 
des Matthias Corvinus (f 1490) 
erhielt der Gau — eigentlich zu 
Unrecht — den Namen Ober¬ 
lausitz. Lausitz heißt nämlich 
Sumpfland (vgl. das Lehnwort 
Lusche), und mit diesem Namen 
wurde die heutige Nieder¬ 
lausitz, besonders nach dem 
Spreewalde, genannt, die Länder 
Görlitz und Bautzen aber 
dann als das Land „ober der 
Lausitz" einheitlich bezeichnet. 

Die schlesische Oberlausitz ist in ihrem südlichen Teile 
ein ausgesprochenes Hügelland mit den letzten Ausläufern 
der im Süden vorgelagerten Sudeten und zahlreichen Basalt¬ 
kuppen, von denen die Landeskrone mit 420 Meter Höhe die 
bedeutendste ist, im nördlichen eine weite Ebene mit großen 
Wald- und Teichbeständen. Das Land war vor Christi Geburt 
von suebischen Völkerschaften, jedenfalls den Semnonen, 
im Süden vielleicht auch von Kelten besiedelt, während es 
nach der Völkerwanderung von dem slawischen Stamme der 



Görlitz: Rathaustreppe 


Wenden (eigentlich Sorben) besetzt wurde. Seit den Zeiten 
Ottos des Großen (936—973) wurde das Land mehr und 
mehr von Deutschen erobert, bevölkert und dem Christentum 

zugeführt, doch noch heute 
leben in den Kreisen Rothen¬ 
burg und Hoyerswerda, be¬ 
sonders auf dem Lande, eine 
große Anzahl Wenden, die ihre 
Sprache, ihre Sitten und Ge¬ 
bräuche, und, wenigstens die 
Frauen, auch ihre alte Tracht 
bis auf den heutigen Tag 
gewahrt haben. Die älteste 
Besiedelung der Deutschen im 
zehnten und elften nachchrist¬ 
lichen Jahrhundert war sozu¬ 
sagen eine bäuerliche: deutsche 
Dörfer entstanden mit christ¬ 
lichen Kirchengründungen, und 
deutscher Adel gründete feste 
Burgenzum Schulze desLandes, 
unter denen sich besonders 
Tzschocha am Queis aus¬ 
zeichnet, dessen Turm wie die von den benachbarten Burgen 
Friedland und Grafenstein in Böhmen bereits aus dem zehnten 
oder elften Jahrhundert stammen dürfte. Die Städlegründungen 
und damit die Einwanderungen von Kaufleuten und Hand¬ 
werkern erfolgten kaum lange vor dem Jahre T2(X). Eine 
der ältesten Kirchen der östlichen Oberlausitz, die Peters¬ 
kirche zu Görlitz, geht auf das Jahr 1225 zurück. Neben 
andern Handwerkern waren es besonders die zum Teil aus 
Flamland eingewanderten Tuchmacher, die, vornehmlich in 
Görlitz, dem Lande Bedeutung und Reichtum brachten, der 
durch das Waidmonopol noch gefördert wurde, das Görlitz 
im Beginn des 15. Jahrhunderts das alleinige Niederlagsrecht 
gab für den Waid, eine Pflanze, die die Tuchmacher zum 
Färben ihrer Stoffe nicht entbehren konnten, und der aus 
Thüringen eingeführt wurde. Auch der für die Straßen von 
Westen nach Osten (via regia) und von Böhmen nach der 
Mark, die durch Görlitz führten, gesetzlich geregelte Straßen¬ 
zwang trug viel dazu bei, daß sich Görlitz bald neben Bautzen 
zu der bedeutendsten Stadt der Oberlausitz efnporschwang, 
um so mehr, als es von allen seinen Herrschern begünstigt, 
gefördert und mit vielen Privilegien ausgestattet wurde. 

Die Oberlausitz gehörte seit der Zeit, wo sie von Deutschen 
besiedelt wurde, zu Meißen und zur Krone Böhmen bis 
1635 — abgesehen von einer Zwischenregierung der Askanier 
(1250—1319) und des Herzogs Heinrich von Jauer (1319 bis 
1346) — dann zu Sachsen, bis 1815 der östliche Teil an 
Preußen kam. 

Eines der wichtigsten Ereignisse für die gesamte Ober¬ 
lausitz war die Gründung des Sechsstädtebundes im Jahre 
1346, den die Städte Bautzen, Kamenz, Löbau, Zittau, 
Görlitz, Lauban zum Schutze gegen das Raubritterwesen 
schlossen, ein Bund, der erst 1815 aufgelöst wurde, und der 
die ganze Zeit seines Bestehens einen hervorragenden Einfluß 
auf die Bedeutung der zu ihm gehörenden Städte ausgeübt hat. 

Die der Gründung folgende Regierungszeit Kaiser Karls IV. 
ward wie für alle seine Kronländer, so auch für die Ober¬ 
lausitz eine Zeit hoher Blüte, die für Görlitz noch dadurch 
eine besondere Bedeutung gewann, daß Kaiser Karl seinem 
jüngsten Sohne Johann unser Land als selbständiges 
Herzogtum überwies. Der sogenannte dicke oder Frauenturm 
am Eingänge der Steinstraße ist der letzte Rest des Schlosses, 



Görlitz: Neißefest 




















Nr.4 DEUTSCHLAND 191 




das für diesen einzigen Herrscher, der 
in Görlitz Hof hielt, erbaut, aber 
schon nach 1474 abgebrochen wurde. 

Der Hussiten wußten sich die 
Sechsstädte tatkräftig zu erwehren, 
wenn auch der Stadt Lauban von 
ihnen durch Krieg und Brand arger 
Schaden geschah. Der Stadt Görlitz 
aber wurde vom Kaiser Sigismund 
in Anerkennung ihrer Verdienste im 
Jahre 1422 ein Wappen durch eine 
goldene Bulle verliehen, welches im 
Jahre 1477 in Stein gehauen und 
mit der Unterschrift versehen wurde: 

„Invia virtuti nulla est via", zu 
Deutsch: „Für Tüchtigkeit gibt es 
überall einen Weg". Dieses Wappen 
schmückte einst das Haupttor von 
Görlitz, das Frauentor, und ist seit . 
dessen Abbruch im Jahre 1836 am 
Frauenturm angebracht. — Schwereren 
Schaden als die Hussitenkriege und 
selbst der Dreißigjährige Krieg, in 
dem 1641 Görlitz mit seiner schwedi¬ 
schen Besatzung von den Kaiserlichen und Sachsen belagert 
wurde, brachte den Sechsstädten der Schmalkaldische Krieg. 
Sie wurden, trotzdem sie seit etwa 1525 protestantisch 
waren, gezwungen, Karl V., Ferdinand und Alba gegen den 
Kurfürsten von Sachsen Heeresfolge zu leisten. Ihre lahme 
Beteiligung an der Schlacht bei Mühlberg (1547) brachte ihnen 
den sog. Poenfall ein, der z. B. der Stadt Görlitz den Besitz 
ihrer großen, ertragsreichen Heide und aller Rittergüter nahm, 
ihr eine kaum erschwingliche Geldbuße auferlegte und sie 
mit wenigen Ausnahmen aller kirchlichen und profanen 
Prunkstücke beraubte. Trotz alledem sehen wir, wie sich 
bald nach dem Dreißigjährigen Kriege Stadt und Land zu 
neuem Wohlstände erhebt, den alten Besitz wiedererringt 
und in stetem Streben und ernster Arbeit zu hoher Kultur 
und Blüte vordringt, die selbst die schweren Schädigungen 
des Siebenjährigen Krieges und des Jahres 1813 nicht auf¬ 
zuhalten vermochten. Die lange Friedenszeit seit 1815 ließ 
Lauban und Görlitz unter preußischer Herrschaft, besonders 
seit Erbauung der Eisenbahn, mächtig gedeihen, so daß 
Görlitz beispielsweise in wenig mehr als einem halben Jahr¬ 
hundert seine Bevölkerungzahl verfünffachte. 

Was die Baukunst betrifft, so sind aus ältester Zeit 
außer den Befestigungsbauten — in Lauban der Brüder- 
turro, in Görlitz der prächtige Reichenbacher Turm und 
die „Newe Pastei", jetzt „Kaisertrutz" genannt, beide 
aus dem Jahre 1490 — nur wenige bedeutsame Reste, 
besonders Kirchen, vorhanden, von denen in Görlitz das 
prächtige Westportal der Peterskirche aus dem Jahre 1225 
und die Dreifaltigkeilskirche aus dem Jahre 1234 genannt 
seien. Etwas ganz Eigenartiges zeigt das „heilige Grab", 
eine Nachbildung des heiligen Grabes zu Jerusalem in seiner 
Gestalt um 1486, wie sie der Bürgermeister George Emerich 
von Görlitz, den Luther den König von Görlitz nannte, Ende 
des 15. Jahrhunderts dem Vorbilde getreu errichten ließ. — 

Die Einführung der Reformation (1525), der Uebergang 
der Oberlausitz an das Haus Habsburg (1526) und ein 
großer Brand wirkten bei dem damals herrschenden großen 
Wohlstände zusammen, um besonders in Görlitz eine Reihe 
von Renaissancebauten erstehen zu lassen, mit deren Alter 
selbst Augsburg und Nürnberg nicht zu wetteifern vermögen. 
Der Schönhof von 1526 ist das älteste Gebäude der Früh¬ 
renaissance in Deutschland, während das Rathaus zu Görlitz 
mit seiner herrlichen Freitreppe von 1537 und seiner reichen 
Innenarchitektur neben dem Rathause zu Lauban von 1541 


Görlitz: Brautportal der Peterskirche 


einzig dasteht. Viele herrliche Bürger¬ 
häuser schließen sich allmählich an 
bis zu dem Prachtbau der Hoch¬ 
renaissance von 1570, dessen Fassade 
berühmte Reliefdarstellungen aus 
dem Alten und Neuen Testamente 
schmücken (Neißstraße 29). Die 
Stadt Görlitz hat mit staatlicher und 
ständischer Hilfe dieses einzig schöne 
Gebäude wie den Schönhof durch 
Ankauf in hochverdienter Weise vor 
Verunstaltung oder Abbruch gerettet. 
Aber nicht nur die Städte, sondern 
auch das Land weist noch Perlen der 
Baukunst des 16. Jahrhunderts auf, 
von denen hier nur die Sgrafitto- 
malereien am Schloß und Wirtschafts¬ 
gebäuden in Tzschocha undSächsisch- 
Haugsdorf, Kreis Lauban, sowie das 
reizende Schlößchen in Hennersdorf, 
Kreis Görlitz, erwähnt seien. 

Von Barockbauten ragen in Gör¬ 
litz hervor das Polizeigebäude am 
Untermarkt mit schönem Portal und 
schmiedeeisernem Oberlicht, das Gebäude der Oberlausitzi- 
schen Gesellschaft der Wissenschaften (Neißstr.30), die Löwen¬ 
apotheke und das sog. Nostitzsche Haus am Obermarkt, in dem 
1813 Napoleon wohnte und von dessen Balkon aus er die letzte 
Parade über seine Garden in der Oberlausitz vor der Schlacht 
bei Dresden abhielt. — Ein reizendes Bild einer Kleinstadt aus 
dem 17. und 18. Jahrhundert bietet Schönberg, Kreis Lauban, 
mit seinen aus Holz gezimmerten Lauben am Marktplatz. 

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts fielen in Görlitz 
Mauern und Tore der alten befestigten Stadt und schufen 


Görlitz: Haus in der Neißstraße 




























192 DEUTSCHLAND 


Nr. 4 


Raum für eine neue, zeitgemäße Entwicklung, die sich 
besonders nach Süden, nach dem später erbauten Bahnhofe 
hin, erstreckte, wie es ähnlich auch in Lauban der Fall war. 
Die Stadt Görlitz hat das Verdienst dieses Aufschwunges 
ihrem ersten Oberbürgermeister Demiari durch Errichtung 
eines Standbildes am Marienplatz (1861) gelohnt, das als 
Erstlingswerk des großen Johannes Schilling noch besondere 
Beachtung verdient. 

Im Jahre 1866 sah Görlitz den Prinzen Friedrich Karl 
mit dem Stabe der ersten Armee vor seinem Einrücken nach 
Böhmen in seinen Mauern (das Andenken daran wird durch 
das Denkmal des Prinzen auf dem Blockhause, jenem herr¬ 
lichen Aussichtspunkte von Görlitz, lebendig erhalten), und 
Görlitz war die erste preußische Stadt, die den siegreichen 
Heldenkönig Wilhelm I. nach Beendigung des Krieges im 
Schmucke der Häuser und der Herzen willkommen heißen 
durfte. Auch am Kriege 1870 hat Görlitz und die Ober¬ 
lausitz insofern einen eigenartigen Anteil, als ihre Söhne, 
Krieger des damals in Görlitz stehenden 5. Jägerbataillons, 
es waren, die das erste französische Geschütz bei Weißen¬ 
burg eroberten, das zum Andenken an große Zeit in würdiger 
Umrahmung in der Nähe des Kaisertrutzes in Görlitz seine 
Aufstellung gefunden hat. 

Der große Krieg und der Segen der ihm folgenden 
Friedenszeit hat in Stadt und Land zu Wohlstand und Blüte 
geführt; Land- und Forstwirtschaft, Vieh- und Fischzucht 
haben sich herrlich entfaltet, der Braunkohlenbergbau hat 
auch in den früher ärmeren Gegenden des Kreises Hoyerswerda 
neue Erwerbsquellen geschaffen, und die Ton-, Glas- und 
Porzellanindustrie, wie sie nirgends in Deutschland, statistisch 


auf die Quadratmeile berechnet, zahlreicher auftritt, wett¬ 
eifert mit anderen Industrien, besonders der früher in höchster 
Blüte stehenden Tuchmacherei, um den Vorrang. 

Allein, so schön die Dörfer der Oberlausitz mit ihrer 
zum Teil noch uralten Eigenart in Bau und Tracht, so schön 
ihre Landstädte in ihrer stimmungsvollen Bauart sind, so 
zielbewußt die Schwestersechsstadt Lauban in ihrer schönen 
Lage sich dehnt und wächst, so einzigartig der herrliche 
Park mit dem Gräfl. Arnimschen Schlosse in Muskau, die 
Schöpfung eines Fürsten Pückler mitten in unfruchtbarer 
Sandgegend Auge und Herz erfreut, so ist und bleibt doch 
die Perle der Oberlausitz unser schönes, altes, blühendes 
Görlitz. Eine Gartenstadt im besten Sinne des Wortes, 
geziert von einem herrlichen Park inmitten der Stadt, von 
Anlagen, die kilometerweit den Lauf der kahnbelebten Nfeiße 
mit ihren malerisch tief eingeschnittenen Ufern begleiten 
und immer und immer wieder zu Seitenspaziergängen in 
neue, weite Parkanlagen bis weit vor der Stadt einladen, 
mit ihrer Landskrone, die, wie einst 1809 den edlen Theodor 
Körner, so noch heute durch den lebensvollen, schönen 
Ueberblick über die gesegneten Gefilde der engeren Heimat 
bis zu dem hohen Bergkamme des Riesen- und Isergebirges 
und den Ausläufern der Berge der sächsischen Schweiz 
das Auge entzückt I Und kehrt man von solch' einem Aus¬ 
fluge, der Herz und Geist weitet, heim, so umfängt uns die 
Stadt selbst mit ihrem frohen, zwanglosen geselligen Leben, 
mit ihren altehrwürdigen Bauten und doch auch mit neuen 
herrlichen Villenvierteln in fernsichtreicher Lage, mit ihrer 
steten Pflege von Musik und ihren Musikfesten in dem 
ihrer würdigen Prunksaale der Stadlhalle, die unter dem 



Schloß Muskau in Schlesien 












Illllllllllllllllllllllllll 



Posen: Rathaus 

(Phot.: J. Engelmann, Posen) 






ülllll 

llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllliillllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllilllllllllllllllllllillllllllllllllllllllllllllllll 

\\m 




























104 DEUTSCHLAND Nr.4 



Protektorate Sr. Exzellenz des Herrn Grafen Hochberg- in 
g-anz Deutschland Berühmtheit erlangt hatten, und mit 
ihrer nie versagenden Hingebung für Kunst und Wissen¬ 
schaft! Wie wäre es sonst möglich, daß seit länger als 
130 Jahren eine Oberlausitzische Gesellschaft der Wissen¬ 
schaften mit stattlicher Bibliothek und stattlichen Samm¬ 
lungen immer wieder neue Veröffentlichungen im Interesse 
der Heimatgeschichte schaffen könnte, daß die Natur¬ 
forschende Gesellschaft seit länger als hundert Jahren ihre 
köstlichen Sammlungen im eignen Heim stets zu erweitern 
und die weitesten Kreise für die Naturwissenschaften zu 
begeistern und sie über ihre Erfolge zu belehren weiß, 
daß eine Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte 
unter reger Anteil¬ 
nahme derBevölke- ^ 

rung die Schätze * 

ältesterVergangen- 
heit der Heimat 
sucht, schützt und 
Interesse und Ver¬ 
ständnis für sie in 
alle Schichten des 
Volkes trägt? Wie 
wäre es denkbar 
gewesen, daß ohne 
Hilfe des Staates 
und derStadt, ledig¬ 
lich aus freiwilligen 
Beiträgen der Be¬ 
wohner der Ober¬ 
lausitz, ein Mil¬ 
lionenbau erstand, 
die Oberlausitzer 
Gedenkhalle mit 
Kaiser - Friedrich - 
Museum,gewidmet, 
wie in mächtigen 
Lettern an der 
Stirnseite des Bau¬ 
werks steht, den 


Gründern des Deutschen Reiches von der dankbaren Ober¬ 
lausitz — ein Denkmalsbau und ein Museumsbau, der Kunst 
zur Weihe und Pflegestätte I Und das Museum ward nicht bloß 
begründet; das Interesse für die Kunst wird stetig durch Kunst- 
und Kunstgewerbeverein gehoben und belebt, und Stiftung 
reiht sich an Stiftung, welche das Museum nicht nur mit edlem 
Inhalte füllen, sondern sogar auf eine reiche Weiterentwick¬ 
lung mit einem Oberlausitzer Freilichtmuseum hindrängen. 

Und zwingt der alte, deutsche Wandertrieb den Görlitzer 
hinaus, so sind Berlin und Breslau in etwa 3 Stunden, Dresden 
in T V 2 Stunde zu erreichen. Die Schneekoppe mit Umgebung 
und eine genußreiche Rodeltour im Riesengebirge erfordern 
nur einen Tag, und das herrliche Iser-, Lausitzer und Zittauer 

Gebirge mit Flins- 
berg. Reichenberg, 
Friedland und der 
KlosterruineOybin, 
das stimmungsvolle 
obere Neißetal mit 
dem altehrwürdigen 
Kloster Marienthal 
sind Ausflüge, die 
in einem halben 
Tage leicht zu 
machen sind, neben 
den ungezählten 
prächtigenSpazier- 
gängen,die Heide, 
Berg und Wald in 
nächster Nähe und 
in wundersamer Ab¬ 
wechselung bieten. 

Und doch — so 
schön es da draußen 
ist: wer seine Ober¬ 
lausitz, wer sein 
Görlitz kennt, er 
lernt's von neuem 
schätzen, wenn er 
heimgekehrt I — — 


Marienwerder, von der Niederung aus gesehen 


Der deutsche Osten. 


Breslau, die Hauptstadt unseres schönen Schlesier¬ 
landes, lenkt durch die Veranstaltung der Ausstellung 
zur Erinnerung an die Befreiungskriege und nicht 
zuletzt auch durch die Gartenbau-Ausstellung die Auf¬ 
merksamkeit weit über die deutschen Grenzen hinaus 
auf sich, und mancher Deutsche, der seine Existenz 
im fernen Lande gefunden hat, wird gern diese 
Gelegenheit ergreifen, um seinem Heimatlande einen 
Besuch abzustatten und seinen Landsleuten in der 
Ferne, denen es nicht vergönnt war, die Heimat 
zu besuchen, von Deutschland zu erzählen. 

Ganz besonders aber sei es unseren Landsleuten 
aus den Gauen] Mittel-, West- und Süddeutschlands 
empfohlen, gelegentlich des Besuches der Breslauer Aus¬ 
stellung auch die Hauptkulturzentren unseres deutschen 
Ostens zu besuchen. Bei der vorzüglichen Eisenbahn¬ 
verbindung ist es mit wenig Umständlichkeiten und 
verhältnismäßig geringen Unkosten ein leichtes, sich 
die Gelegenheit, unseren Osten kennen zu lernen, 
zunutze zu machen. Unsere ostdeutsche Heimat ist 
zwar mit Ausnahme von Schlesien nicht so reich mit 
Naturschätzen gesegnet wie der Westen, so daß die 


Industrie sich hier nur in bescheidenen Grenzen ent¬ 
wickeln konnte, aber eines hat sie gemein mit allen 
übrigen Stämmen deutscher Zunge, nämlich eine vor¬ 
wärts strebende, arbeitsame und nie verzagende Be¬ 
völkerung, die unter schwierigen Verhältnissen auf dem 
Gebiete der Landwirtschaft, des Handels, der Technik 
Großes leistet und, von einer glühenden Heimatliebe 
beseelt, bemüht ist, das von ihren Vätern überkommene 
Erbe zu behaupten, getreu dem Dichterwort: ,,Was du 
ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen." 

Auf dem Gebiete der Hebung des Verkehrs sind 
es im Osten neben den zahlreichen Ortsvereinen zur 
Hebung des Fremdenverkehrs die Provinzial-Verkehrs- 
Organisationen und die Bäderverbände, die sich die 
Förderung der Verkehrsinteressen angelegen sein 
lassen, und zwar für Ostpreußen der Verkehrs-Verein für 
Ostpreußen, Königsberg, für Westpreußen der Ver¬ 
kehrs-Verein für Westpreußen, Danzig, für Posen der 
Verkehrs-Verband der Provinz Posen, für Schlesien der 
Schlesische Verkehrs-Verband in Breslau; außerdem der 
Schlesische Bädertag in Bad Salzbrunn und der Ver¬ 
band der ost- und westpreußischen Ostseebäder in Zoppot. 













DEUTSCHLAHD eeeseseeeeeseseeeeoo se soe e esi los 




Danzig- 











































196 DEUTSCHLAND © 


Das Jahrhundertfestspiel von Gerhart Hauptmann. 



Das Jahrhundertfestspiel von Gerhart Hauptmann, 
das am 1. Juni zur Hundertjahrfeier der Freiheitskriege 
in Breslau aufgeführt wurde, hat dem deutschen 
Volke endlich eine Dichtung beschert, welche der 
großen Volks - Erhebung würdiger ist als all die 
Gelegenheits - Dichtungen, mit denen die deutsche 
Bühne sich bisher bei der Jahrhundertfeier hat be¬ 
helfen müssen. Hauptmann hat in seinem „Festspiel 
in deutschen Reimen", wie er die Dichtung nennt, 
den einfachen Stil seines 
„Florian Geyer" und des 
Wiedertäufer - Fragments 
nach langer Zeit wieder 
erreicht, ja, ihn noch ge¬ 
steigert, da er ihn den 
Riesenmaßen des pfeiler¬ 
losen Kuppelbaues der 
Breslauer Jahrhunderthalle 
anpassen und eingliedern 
mußte, ln drei großen Auf¬ 
takten, die auch äußerlich 
durch die Teilung der nach 
antikenMustern gestalteten 
Orchestra in drei hinter¬ 
einander aufsteigenden 
Bühnen sinnfällig werden, 
schildert der Dichter den 
Ansturm der Pariser Revo¬ 
lution, den Feldzug Napo¬ 
leons nach Rußland und 
endlich die jubelnde Er¬ 
hebung des deutschen 
Volkes. All die heroischen 
und tragikomischen Ge¬ 
stalten, die aus diesem 
Weltdrama in der Erinne¬ 
rung des Volkes leben, 
werden in echt drama¬ 
tischen Bildern lebendig 
vor den Augen der Zu¬ 
schauer und wecken eine 
starke, eindringlich be¬ 
zwingende Wirkung. Und 
diese Wirkung wurde bei 


der Uraufführung am 1. Juni zu lauter Begeisterung 
gesteigert durch die oft geradezu überwältigende Größe 
der Gesamtdarstellung. Richard Strauß bereitete die 
Stimmung mit seinem majestätischen „Königsmarsch" 
vor. Dann trat Max Reinhardt, der Meister großer 
Massenwirkungen, in den Mittelpunkt. Die Szenen aus 
der französischen Revolution, der übermütige Fastnachts¬ 
popanz, die dumpfe Gleichgültigkeit des deutschen 
Pfahlbürgertums, das Erwachen des Volkes und endlich 

der endlose Zug der das 
Festspiel beschließenden 
Friedens-Prozession, in 
der rund 2000 Personen 
mitwirkten — das alles 
waren Bilder von höchster 
künstlerischer Treue und 
namentlich auch von einer 
Größe, wie sie Reinhardt 
bisher nicht erreicht hat. 
Und dieser laute, stür¬ 
mische Erfolg, der sich 
in unzähligen Hervor¬ 
rufen des Dichters und 
des Spielleiters ungestüm 
offenbarte, ist doppelt zu 
bewerten, da Hauptmanns 
Festspiel auch dem stillen 
Leser dichterische Schön¬ 
heiten in reicher Fülle 
vermittelt. — Von den 
Mitwirkenden trafen den 
antik-heroischen Ton der 
Dichtung vor allem Frau 
Feldhammer als dämo¬ 
nische Furie, Marie Dietrich 
als gigantische Athene- 
Deutschland, Herr Manning 
als der derbe Polterer Mar¬ 
schall Blücher und end¬ 
lich Herr Hartau in der 
durch eisige Starrheit oft 
groß wirkenden Gestalt 
des korsischen Gewalt¬ 
herrschers. Dr. C. 


Gerhart Hauptmann (Phot.: Boedccker, Berlin W. 35) 


Friedrich Hebbel. 


Von Dr. F r i e 

Der größte Tragiker in der Dichtkunst des 19. Jahr¬ 
hunderts, Friedrich Hebbel, ist in sich selbst einer der 
tragischesten Menschen, die jemals über den Alltag 
hinaus mit dem verzehrenden Sehnen aller geistigen 
Kräfte nach künstlerischer Befreiung gerungen haben. 
Er ist einer jener bis zur Selbstvernichtung unerbitt¬ 
lichen Wahrheitsucher, von denen das Wort gilt, das 
er in seinen Tagebüchern, den reichsten und reinsten 
Quellen für sein Lebenund seine dichterische Entwicklung, 
sich selber zum Tröste sagt: „Ich habe die Erfahrung 
gemacht, daß jeder tüchtige Mensch in einem großen Mann 


d r. Castelle. 

untergehen muß, wenn er jemals zur Selbsterkenntnis 
und zum sicheren Gebrauch seiner Kräfte gelangen 
will; ein Prophet tauft den zweiten, und wem diese 
Feuertaufe das Haar sengt, der war nicht berufen!" 

Freilich! Nicht alle Künstler sind berufen, im 
Lichte zu wandeln. Friedrich Hebbel, der arme dith- 
marsische Maurerssohn, und Otto Ludwig, der in Wohl¬ 
behagen aufgewachsene thüringische Patriziersproß — 
die beiden nachklassischen Dichter, deren hundertsten 
Geburtstag das literarische Deutschland in diesem Jahre 
begangen hat und denen daher im Verein mit Kleist, dem 












Nr, 4 DEUTSCHLAND 


Nachfahien der Klassiker uhd VorMufer der über die 
ideale Form hmweg die uiigebrocKene,: starke Kraft 
menschlicher Gharökteristlk Jf^chenden Dramatiker^ die 
dieÄjähr 1 Fes tsp 1 ei e des Rh e int sehe n Go e t he 

V fr r® i ns*) . gfrwi d mst ^ i n d d i es e b e i den M e n sc hen 

sind ln Ouhkelhfrlteri seeUscher ühd körptrÜcher Leiden 
gewandeäi ihr Lebeh Ujtd Vhr alkm öber Hebbel 

hat sich Ms Bnde Himmel wie von 

BacksteShfrft gewöibL deT\ Mönd ühd Sterne 

nicht mit ihren Strahlen durchdr 

Tief in Dttnkeiheiten fdh?rte sch<>n die erste 


verschüttet unter dem Geröfl einer edihS^ betriehenen 
hrinißriislischen BfSdtirig träge und unbeachtet dahin- 
s jckert I n ei gen en d ic hterisc he n V e rsucKe n fe n g er 
lange vör semem höfe^inischen Land smsnne Lilie ncron 
mit den Ball^denstoff^^^ den Tagen der 
sehen Bauömk&nige. ÄtiCh seine Prosaarbeiten/ die 
er filr die,, uen Pq tises ; Modablä11er^ der scbön^ 
gei k ti gen Ain^li.e Schuppe 1 n H ambu rg s ch ri ab, reden 
ln Gesitohung vqn der Sehnsucht 

2 1 g; eü s dj a m A111 ö g u n d d e r ho 1 s t et n i ^ 

lqs<ukomth öabei ging es ihm übrigens 


zeit Hebbek^ als dem : eine gubniUrg leldUch gut. Hr gehörte sogar nüt PastoL 


geleistete Bürgschaft Jas 
kleine Eigentum geraubt 
wurde* Der Wess«] büren er 
Maurer Klaus Fried dch 

Kebbelr ein st^rr* mif * 

rechter W vfrr- 
bitterh-, Wfi:ä bflld ,,nöhtn 
die Armut die Steift seänet' ! 
Seele ■. ■veih*'- > ':4^on ' .dfrr'■ 
Klippschule des aus d^^jr , 
Fremde . zugewande^t^: 
Fräulein SusorVnef X 
und riesig gewachsen, mit 
ihrer tönernen Pfeife: 

Tasse Tee vor sich*', und 
von der neuge gründeten 
Elementarschule 
der elfjahrigeFnednchmit 
aufs Gerüst, Steihfe trogen, 
Kalk mengen; Aber er war 
sa ungfi^chicktj daß mehr 
Worte) i^Ine Kleider 
kam ak auf die Steine, 
Drunt ließ der Vater den 
ungeschickten HsridlaBger 
daheim^ und der varsüchte 
nun diirchBotengänge ein 
paar Not|ftosctien ?u ver¬ 
dienen* Da starh:im Nö- 

vember des Jahres T827dier ^ 
vergrämte Vatet. Der Sarg 


mit den Herren von, der 
Post urvd Apotheke m 
den ;^^Honötätioren^ von 
WeissölBei Hans 
Hemm, dem porfwirtg be¬ 
gründete er eine Treb*- 
hsberhuhni^; schwelgte in 
feelbstverlcrtigten po&sen 
und Komödien oder gar 
in Hetden!- ufidLiebhaberv 

foiien.; Fr trug auch 
eine lang ernsthaft 

mit dsitt GedöUikenr Sclvöti-^ 
sjpieler:^ü werden> der er*^ 
föhreneHanibutgetTheateTr 
leiter Lehrun, der spät ör 
ein.; SP wackerer Vor^ 
kampfer f ü r den Df am a tik er 
Hebbel geworden ist,.bims 
i hm d lese GrHlen; g rün d- 
lieh aus* Abef: der junge 
Öici d ec fuhltB: wühk 

daß et w hto 

Kün&l|er,<ie f ifrdlTch 

umhegten Enge der vet“ 
traiitenHeiimatfestgeholien 
wird, ^ in Gefahr war; 
dos Beste seinesTolehtcs 
zu verzeUelni, Er nuißte 
1 n. d ö s Leben hi naps, Ttiüßle 
e s 11|^ bi 1 1 er er Ent beh nin g 


> ^ ^ , FnöüriCb llehb^t 

o, *, > fjr . ft' T ■ t-üTpJtatsnftiiinüni doTebdUJi'rüfitI^ jkUcsi fl aiti Beflißt ^ - t_ l ^ 

mußte mit dem Kartofieb , - ^ . v studieren und steh erobern. 

V pr ra t be z oh 11 we rd en ^ de r de K W i nfef f re Je he n s ol f te. Diei^e r Ka m ji f b ego n als Ama i l c Schopp e i h m 1 835 

Der Vierzehnjährige kam dutHy V^^ die Möglichkeit verschaffte. In Hanibürg alte Sp 

fruhereu Lehrers DethiBfseh bf$ Schteiber zu dem zü sHidierciv und sich für das Studium der Rechte, und 
Kirchspietve^t Mohr des Heim Auch jeut auf die Hnivefsität vorzubereiten. Aber m Wirkhehkeiit: 

blieb das Leben hoch IvertX: mußte kam Ijehbei zu Hamburg Schule des LebenSi,;, 

der Schfeiber in Brettjerverschlag unter der Br woKrüe bei det zehri Jahre älteren Näherin Elise 

Treppfr ^IbsL als das Fieckfieber Leasing, und diese gab hur alf ihr SV^ibö^ttinv 

bekam* Aber ■ reg^lrn^ßige. Berufstätigkeit ™ und sie hielt den Mittellosen auch über Wasser* Ja^ kie 
bestand sie äüch uur in der AusrüBung von ermöglichte dem nach der Welt -der süddeutschen 

papiereA für Wanderburschen — gab dem streng auf Kunst ftthgefuden sogar mii; Ihrem kargen Verdienst 
Ordnung und Selbstzucht g;encKteten Geiste Richfung den Aufenthöh in Heidelberg und München, Und als 
und ZleL ßr las und stediertp mA Heißhunger, Br der Geliebte völlig gebrocheni und krank heimkehrte, 
beschäfligld s1cVl«bbaff mit der nordischen Mythologie, da pftegte sie. ihn mit rührender Sorge* bis endlich 
und schon Wagner geht ihm die Erkenntnis öuL daß doch die Dichtieirkraft sich Bahn bracb- PlötifAhri läm 
hier ein reicher Bfönnengetmariischer Volkspoesie vÖtHg 2* Öktobför eiä^^Jahres lÖJ^/begirmt er an der rK-JvdUh'' 
i .-i X ; X Ä^rbelten, und in sein Tagebuch trägt er diß: 

.Gcwhe^t*SrlÄiSpie|el9t^;:^f?iLVec Mtersieh Klinst.^XJufiV “ » 

li, 3^ S%\ J\mij 2.* ^1; Jixlii .»riie Xilrc- 

1 unsreUer^üuer *: 11,/tl?., f3‘ Juli r 
Makk*P^r;,rjrr$i — Die 


em;,; ,^Von meiner Poesie bangt ü^ein Ich v&b; ist jene 
ein Irrtum, $q bin icH selbst eiheri" 

















DEUTSCHLAND UB eeee e e e eeeoGoeeeeooooeeea i Nr.4 


Mit diesem Erstlingsdrama steht der siebenund- seine Kunst hemmenden Schicksalen, der nichts, anderes 
zwanzigjährige Hebbel fertig vor der Welt. Was nach verlangte, als was der Dreißigjährige in seinem ,',Gebet^' 
dem Tode der vereinsamten Elise Lensing in der so innig ausgesprochen hat: 


glücklichen Vermählung mit der Wiener Tragödin 
Christine Enghaus noch geschaffen wurde: i,Herodes 
und Mariamne", „Agnes Bernauer", ;,Gyges und sein 
Ring", die „Nibelungen" — alle diese Werke, die sich 
heute das deutsche Volk immer sicherer erobern, sie 


Die du, über die Sterne weg. 

Mit der geleerten Schale 
Aufschwebst, um sie am ew'gen Born 
Eilig wieder zu füllen: 

Einmal schwenke sie noch, (f Glück, 


sind die glückliche und glänzende Vollendung dessen. Einmal, lächelnde Göttin I 

was die entbehrungsreiche Jugend und die bittere ein einziger Tropfen hängt 

Leidenszeit der künstlerischen Entwicklung dem Dichter der einzige Tropfen genügt, 

gegeben haben. Eine heroische Gestalt steht in dem Eine himmlische Seele, 


Schöpfer dieser gewaltigen Dichtungen vor uns: ein 
tiefinbrünstiger Mensch, still, groß, schweigsam, wie 
nach Klaus Groths prächtiger Schilderung die weiten 
Marschen seiner holsteinischen Heimat, ein Dulder und 
Kämpfer, der nur nach Befreiung begehrt hat von den 


Die hier unten in Schmerz erstarrt. 
Wieder in Wonne zu lösen. 

Achl sie weint dir süßeren Dank, 

Als die anderen alle. 

Die du glücklich und reich gemacht: 
Laß ihn fallen, den Tropfen! 


Zur Entwicklung des Verkehrs im 19. Jahrhundert. 

Von Professor Dr. von Wenckstern (Breslau). 

(Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine zu Breslau. Siehe Bericht S. 210/211.) 


Immer, wenn ich unter dem Gesichtspunkte des Verkehrs 
auf die Entwicklung des 19. Jahrhunderts zurückblicke, heftet 
sich meine Aufmerksamkeit auf das Jahr 1832. Goethe starb. 
Friedrich List trat das Konsulat der Vereinigten Staaten von 
Nordamerika in Leipzig an. Bismarck verliess als Abiturient 
das Gymnasium, nahm seinen sehr energischen Eintritt ins 
eigengestaltele Leben. 

Goethe träumte viel von grosser Entwicklung des Verkehrs. 
List entwickelte Pläne, deren nicht sofortiges Verständnis ihn 
kränkte und wahrscheinlich in den Tod trieb. Bismarck war 
auch auf diesem Gebiet, besonders in der Verstaatlichung der 
preussischen Eisenbahnen, der grosse Mann der Tat, der grosse 
Vollführer. 

Goethe sah im Geist den Rhein-Donau-Kanal, den Suez- 
Kanal, den Panama-Kanal voraus und erwartete mit richtiger 
Schätzung eine nahe, enge, politische Einigung Deutschlands 
durch die Entwickelung der Eisenbahnen. Die Landengen von 
Suez und Panama sind durchstochen, und wenn auch an Stelle 
des Rhein-Donau-Kanals vielleicht moderne Massengüterbahnen 
dieses Verkehrsproblem lösen werden, so würde Goethe als 
erster diese Auswechselung in der Technik voll verstehen. 

Es hiesse Eulen nach Athen tragen, wenn ich in diesem 
Kreise mit den allen Fachleuten geläufigen statistischen Zahlen 
ein Bild der Entwicklung entwerfen würde. 

Ich will als Redender und Philosoph, als philo¬ 
sophischer Reisender dfet Entwicklung einige gewichtige Gesichts¬ 
punkte abzugewinnen suchen, unter Verbindung der mikro¬ 
kosmischen und makrokosmischen Probleme. 

Mikrokosmisch! Welche Umstände, welche Schwierig¬ 
keiten, welche Qualen mussten die einzelnen Reisenden noch 
bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, besonders auf grösseren 
Reisen, erdulden! Erschütternd wirken die Darstellungen von 
Holtei und Richard Wagner, von Spessart-Romantik und ihrem 
nüchternen Hintergrund der kriminell bedingten Unsicherheit 
des Reisenden ganz abgesehen — welche ungeheure Zeit-, Kraft- 
und Nervenverschwendung war eine Reise! Monate- und jahre¬ 
lang wurden durch grosse Reisen und ihre Folgen die edelsten 
Kräfte brachgelegt. Man hatte das Gelände und das Tier, meistens 
das Pferd, als anwendbare Energieform: die menschliche Pro¬ 
duktivkraft auf der nur animalischen Basis war eine sehr geringe. 
Ein ungeheurer Prozentsatz der menschlichen Energie des 
Menschen selbst wurde direkt und indirekt auf der Reise ver¬ 
braucht und seinen eigentlichen Aufgaben entzogen. 

Makrokosmisch! Die Ursache der Leiden der einzelnen 
war die Unentwickeltheit der Verkehrsmöglichkeiten. 

Vielleicht kann man sagen, dass, wenn auch natürlich einige 
grosse Strassen gebaut und andere Verkehrsmöglichkeiten, auch 
für das Nachrichtenwesen, geschaffen wurden, doch im Hinter¬ 
grund eine hemmende Vorstellung der energischen Entwicklung 


des Verkehrs, selbst auf den Meeren, entgegenarbeitete: das Miss¬ 
trauen gegen den Verkehrsmann, den Händler, den Handel. „Du 
hast mehr Händler, denn Sterne am Himmel sind; aber nun 
werden sie sich ausbreiten wie Käfer und davonfliegen“, sagt der 
Prophet Nahum von Ninive zu der Zeit, als es Ninive schlecht ging. 
Es ist die alte Fassung der noch von List vertretenen Idee, dass 
im Gegensatz zum Landwirt und Industriellen der Händler nicht 
eigentlich bodenständig, vaterlandstreu, mündelsicher im hatio^ 
nalcn Sinne ist. Zum wenigsten wollte man den Verkehr in der 
eigenen Kontrolle behalten — so in seiner Navigationsakte Eng¬ 
land. Meist wurde aber der Gedanke übertrieben bis zur Ein¬ 
schränkung des Verkehrs. 

Erst unsere Zeit hat eine richtigere Auffassung gewonnen, 
die grundsätzlich die Kulturbedeutung des Verkehrs anerkennt 
und allerdings verlangt, dass jeder kräftige Staat, jedes kräftige 
Volk seinen Gesamtverkehr, auch den mit der Welt ausserhalb 
der Grenzen des eigenen Landes, möglichst unter der eigenen 
Kontrolle hält. 

Goethe hat wohl in bezug auf Verkehr sein letztes Wort in 
der schönen Strophe gesagt: 

„Bleibe nicht am Boden heften, 

Frisch gewagt und frisch hinaus! 

Kopf und Arm mit heit’ren Kräften 
Uebcrall sind sie zu Haus. 

Wo wir uns der Sonne freuen. 

Sind wir jede Sorge los — 

Dass wir uns in ihr zerstreuen, 

Darum ist die Welt so gross.“ 

Um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert rangen die 
Prinzipien der Wellerschliessung und der nationalen Absonderung 
in Theorie und Praxis miteinander. Adam Smith ist durchaus 
nicht der ausschliessliche Freihändler, als der er gewöhnlich gilt. 
Er ordnete den Staatsmann dem Kaufmann unbedingt über. Im 
Sinne der englischen Navigationsakte kann Napoleons Kontinental¬ 
sperre verstanden werden als auch ein Versuch, durch staats- 
männische Regelung die an sich anerkannte Tätigkeit des Kauf¬ 
mannes und Verkehrs für den Kreis des eigenen staatlichen 
Einflusses zu entwickeln. Das Ideal, das den Theoretikern und 
Praktikern vorschwebt, ist ein königlicher Kaufmann, der aus 
eigener Entschliessung, besonders da, wo er bei Gesetzgebung 
und Verwaltung mitbeteiligt ist, seine und des Handels Interessen 
mit denen des Staates in Einklang setzt dadurch, dass er sie 
ihm unbedingt unterordnet. 

Dass im Grunde Napoleon verkehrsfreundlich war, kann 
nicht bestritten werden. Niemand hat so wie er tausend Schlag¬ 
bäume zerschmettert, welche den Verkehr hemmten. Aber er 
ordnete alles seiner eigenen französischen imperialistischen Idee 
unter. Unsere Vorfahren unter Friedrich Wilhelm III., erleuchtet 
von Stein und Hardenberg, verstanden es, rechtzeitig nach dem 








Siege auf dem Schlachtfelde über Napoleon den Verkehr im 
preusflisch-dentschen Sinne rechtlich zu regeln. Man weitete 
den Verkehrsraum aus: diesem Ziel diente der Zollverein. Man 
- sorgte, dass man den eigenen Verkehr unbedingt selbst beherrschte; 
deshalb schloss Preussen so lange Oesterreich vom Zollverein 
ans. Aber Raum und entwicklungsfähige Regelung war da — 
nnd nun setzte eine gigantische Technik auf der Basis des 
Dampfes ein, auf Scholle und Welle. — We^halb erst jetzt im 
Anfang des 19. Jahrhunderts? 

Es erscheint so lächerlich, dass nicht die Chinesen und 
Griechen die Kraft des Dampfes, der Elektrizität erkannt haben. 
Es wird doch immer ein Rätsel bleiben, weshalb erst im 16. Jahr- 
. hundert Galilei die Formel der Messung der wirkenden Energie 
finden konnte, und warum erst im 19. Jahrhundert die Technik 
entstand, welche mit Dampf und Elektrizität diese Formel aus¬ 
nützte. Ich weise auf dieses Rätsel und Geheimnis nur deshalb 
hin, um einen Gedanken abzulehnen, der gelegentlich z. B. von 
Professor Julius Wolf behandelt worden ist, dass wir mit unserer 
rasenden technischen Entvdeklung uns eigentlich das Grab 
graben, weil wir bald am Ende sein werden mit den Grund¬ 
stoffen, vor allem mit Kohle und Eisen. Die Techniker denken, 
ohne phantastische Skizzen zu entwerfen, doch anders über 
dieses Problem, z. B. Riedler (Charlottenburg). Nach einigen 
hundert oder nach tausend Jahren werden wahrscheinlich so 
einfache Kombinationen, wie die von Feuer und Wasser, ge¬ 
funden worden sein, auf die wir eben noch nicht gekommen 
sind, so wenig wie die Griechen auf die Beherrschung des 
Dampfes. Jedenfalls liegt kein Anlass vor, in unserer Zeit aus 
Besorgnis vor einem Mangel in der Zukunft unsere Verkehrs¬ 
entwicklung zu hemmen. 

Sie ist unter Basierung auf alle verfügbaren Energiequellen 
upd Energieformen, innerhalb deren die animalischen auch eine 
wichtige Rolle spielen, eine ungeheure Steigerung der Produkt!v- 
* kräfte des Menschen, — direkt in der Durchführung aller Ver¬ 
kehrsakte und, was tausendfach wichtiger ist, indirekt durch 
die Freisetzung von Kraft, Zeit, Nerv für alle anderen mensch¬ 
lichen Aufgaben. So gigantisch der moderne Verkehr gegenüber 
dem Verkehr früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte ist, so klein 
ist er doch gegenüber dem grossen Ganzen der Wirtschaft und 
Kultur, welche er ermöglicht und der er dient. 

Vielleicht kann man philosophisch ganz kurz die modernen 
Verkehrsorganisationen dadurch charakterisieren, dass man sie 
auf das Schema der Kantischen Kategorien einstellt. Wie bequem 
und schnell reist der einzelne und wird mit Gütern und Nach¬ 
richten versehen I Aber nicht bloss der einzelne — die 
vielen, ja die grossen Massen, alle sind durch den Segen 
des Verkehrs in ganz neue Lebensbedingungen gestellt! Auf der 
festen Basis der Tatsache der Energiekräfte bändigt im 
Sinne der Begrenzung und Endlichkeit jede Verkehrs¬ 
organisation alle Kräfte der Natur und der Menschheit für ihren 
Dienst und weist mit ihrer riesigen Entwicklung in Unend¬ 
lichkeiten der Zukunft. Aus der Tatsache der im Verkehr 
wurzelnden Menschheit entspringt das wundervolle Spiel von 
Folge und Wechselwirkung, das gar nicht erklärt, das 
nur konstatiert werden kann. Wo heute Menschen tätig werden, 
hebt sich der Verkehr, wo der Verkehr einsetzt, hebt sich Zahl, 
Reichtum und Kultur der Menschen. Unsere Zeit hat aus den 
Goetheschen Möglichkeiten die moderne Wirklichkeit 
gemacht, imd wir erkennen die modernen Verkehrsorganisationen 
und ihre Entwicklung rückhaltlos als Notwendigkeit für 
allen weiteren Fortschritt. 

Unendlich! Wenn man auch dem Pessimismus, dass wir 
bald am Ende mit Kohle, Eisen und Humus sind, nicht statt- 
glht, so muss man sich doch klar machen, dass eine Vermehrung 
der Bevölkerung in dem jetzigen Ausmasse nach tausend Jahren 
eine Lage geschaffen haben würde, dass, wenn alle heutigen 
Kassen sich vermehren, wir Schulter an Schulter auf unseren 
Kontinenten gerade nur stehen könnten, oder wenn man die 
anderen Rassen aussterben und nur die weissen sich vermehren 
lässt, dass für jeden Menschen ein Quadratmeter Platz bleibt. 

Man könnte sagen, dass wir Venedigs auf den Meeren bauen 
können, dass wir in Riesenbauwerken in den Schoss der Erde 
nnd in die Lüfte uns zu begeben vermögen: das sind doch 
Phantastereien. 

Wahrscheinlich liegt das Problem anders. So wie es Ratzel 
auffksste. Die Menschheit kam später als die Erde war. Sie wird 


eher abklingen, als die Erde vergeht. Jetzt sind wir noch im 
Aufstieg. Jetzt brauchen wir noch ungeheure Massen, um alle 
Naturkräfte, z. B. auch die grossen Ströme, zu bändigen und 
den Geheimnissen der Natur auf die Spur zu kommen. Wir 
können nicht mit Bewusstsein einzelne Genies züchten. Die 
Menschheit muss Millionen und Millionen Kinder gebären, damit 
einzelne Genies sich formen, welche die Massen mit grösserer 
Produktivkraft aiisstatten durch das, was sie ersinnen. Wenn 
immer einst ein Abklingen der Menschheit eintreten mag: heute 
muss es noch heissen, mit Volldampf voraus! Für uns ist die 
Welt gross, damit wir uns auf ihr zerstreuen! 

Unser Interesse ist es, dass unser deutsches Volk als eine 
grosse, geschlossene Masse im Herzen Europas und der Welt 
siedelt und Millionen Schösslinge in alle Welt zerstreut. 

Unsere Auffassung ist, dass jeder Platz der Welt und bei 
uns in Deutschland sich verhältnismässig als der erste und 
wichtigste Platz der Erde begreift! 

Dass jeder Platz sich hereinpasst in die Welt und die Welt 
sich anpasst, jeder mit kontrolliert, was immer an Verkehrs¬ 
entwicklung entsteht! 

Jeder Platz, jeder Staat, jedes Volk muss sich fühlen und 
bewähren als primus inter pares. 

Das ist das grosse, im Grunde friedliche Ringen unserer 
Zeit: Technik innerhalb grosser wirtschaftlicher und staatlicher 
Organisation, innerhalb deren jede Instanz kräftig ihre Rechte 
wahrt. 


Deutschland hat das Glück gehabt, an entscheidenden Stellen 
frühzeitig diese Bedeutung des Verkehrslebens zu erkennen und 
danach handeln zu können. Nordamerika war im 19. Jahr¬ 
hundert mit seinen Kräften auf seine Entwicklung in seinen 
riesigen Landmassen gerichtet und vernachlässigte den Atlantischen 
Ozean. Eogland war mit seinen grössten Interessen überwiegend 
in seinen Kolonien wirtschaftlich beschäftigt. Frankreich war 
durch Napoleon und die Revolution verhällnismäl^sig geschwächt. 
So konnte nach kurzem Tasten in dem Eisenbahnwesen des 
Kontinents, Westeuropas und im Dampferwesen auf dem Atlan¬ 
tischen Ozean bis hinüber in den Indischen Ozean und den 
Stillen Ozean die deutsche Verwaltung, die deutsche Organisation 
entscheidenden Einfluss gewinnen. Der Verein deutscher Eisen¬ 
bahnverwaltungen hat doch im wesentlichen die Gestaltung des 
westeuropäischen Eisenbahnwesens so mitgestalten und so aus¬ 
nutzen können, dass wir, unserer zentralen Lage entsprechend, 
die Hand an der Klinke der Regelung haben. 

Die gigantische Organisation der SchifTahrtslinien aber ist 
wesentlich der Initiative eines Mannes, ist Ball in zu verdanken, 
welcher um die Hamburg-Amerika-Linie und den Norddeutschen 
Lloyd im wesentlichen die grossen Schiffahrtsinteressenten 
Europas und Amerikas organisiert hat. 

Wir behaupten uns friedlich im wesentlichen gegen die 
ganze Welt, weil wir rechtzeitig und richtig organisierten. — 
Preussen brach 1806 zusammen, weil es nicht mehr richtig 
organisiert war. Preussen-Deutschland um 1900 hat die Pflicht 
der Organisation, ihre unbedingte Notwendigkeit theoretisch 
erkannt, praktisch fest in Angriff genommen. Darin liegt die 
sicherste Garantie einer grossen Zukunft für uns. 

Innerhalb der Organisationen aller Art sonst hat der Bund 
der Verkehrs-Vereine Deutschlands vielgestaltige Aufgaben, 
welche sich kurz zusammenfassen lassen, indem man sagt: er 
könne seinen Teil dazu beitragen, dass die ganze 
Verkehrskraft unserer Zeit auf dem kürzesten 
Wege durch Objektivierung aller subjektiven 
Wünsche und Möglichkeiten gepflegt und gesteigert 
wird — immer mehr im Sinne der Ersparung von 
Kraft, direkt durch beste Verkehrsorganisation, 
indirekt durch die Kraft, die sie dann freisetzt. 

Holtei und Richard Wagner und Goethe, Diplomaten und 
Könige mussten sinnen und sich mühen, wie sie die Räume 
überwanden, sie selbst oder für die Güter, die sie brauchten,Tür 
die Nachrichten, die sie erharrten. 

Wir sind heute schon viel weiter mit unserem Briefporto 
mit unserem Eisenbahntarif, mit unseren festen Linien, auch 
auf See, mit unserer Einrichtung für Zahlung und Kredit, für 
Unterkunft, auch an den entlegensten Orten, mit unserem Güter¬ 
und Nachrichtenverkehr. 








DEUTSCHLAND (g^eeeee Go eeee e eee eee e e e ee si Nr.4 


200 

Aber lausendfälligc Verfeinerung und Ausbreitung ist noch 
möglich. Wenn hier immer nur der einzelne Bedürftige ein- 
selzl, kann es langsam und ungeschickt vonstalten gehen, wird 
oft der eine blind-wütend, feindlich gegen den anderen arbeiten. 
Es ist der Segen von Organisationen wie die Ihre, dass sie alle 
einzelnen paritätisch fordern kann, jede grosse Stadt, jede schöne 
Landschaft, jede Heikjuellc. Es ist der Segen, dass sie auf das 
ganze deutsche Volk einwirken können, ganz Deutschland zu 
einer Kulturstätte zu machen, an deren letztem Plätzchen der 
Deutsche und der Fremde sich leistungsfähig und behaglich 
fühlen kann. Sie vermögen verkehrstechnisch und erzieherisch 
in den Verkehr auch der anderen Nationen hineinzugreifen. 
Sie können dazu beitragen, dass bei uns jedenfalls unharmonisches 
Verhalten gegen Fremde nicht mehr aufkommt, und indirekt 
daran mitwirken, diese bedauernswerten Ausbrüche von Chau¬ 
vinismus, wie sie in letzter /eit Frankreich gezeigt hat, schliess¬ 
lich doch unmöglich zu machen, ln Ihrer Hand und der Ihnen 
ähnlichen Organisationen in der Welt liegt cs wesentlich, dass 
wir nicht nur gute Telegraphen-, Post- und Eisenbahnlinien 
haben, für den Verkehr organisierte Banken, gute Hotels und 
alles, was der über die Welt streuende Mensch braucht, sondern 
dass jeder Mensch mit dem allergeringsten Kraftaufwand, wo¬ 
möglich ohne jeden Kraftaufwand, alle diese schönen Ein¬ 
richtungen sofort voll übersieht und mit Sicherheit sich an 
jedem Platz der Welt, insbesondere in Deutschland, so zu Hause 
fühlen kann, wie ein Breslauer auf seinem Bing und in der 
Schweidnitzerstrasse. 

Natürlich bleibt es jedem unbenommen, seine eigenen Wege 
zu gehen. Verborgenes zu erspähen und zu erforschen, Europa 
als Seume zu durchwandern — aber je weniger die Millionen 
Menschen, welche den Verkehr als Mittel /u ihren anderen 
Zwecken gebrauchen müssen und wollen, zu denken, zu sinnen, 
zu säumen haben, um den \'erkehr an sich sich dienstbar zu 
machen, desto grösser kann die Leistung der Menschen sonst 
überall sein auf (irund der arbeitsteiligen Leistung der Verkehrs¬ 
organisationen und innerhalb derselben auch der Arbeit Ihres 
Bundes, rngeheure Freisetzung von Kraft durch prompte, 
schöne, glänzende \'erkehrsorganisation — das ist die Kultur- 
bodeutung Ihrer Arbeit! 

Der \'erkehr dient nicht mehr ausschliesslich oder über¬ 
wiegend einzelnen \\eiligen Bevorzugten. Er dient den Massen. 
Er selbst ist Massenorganisation geworden. 

Es gibt nun eine Anklage, dass d'eser Massemerkehr mit 
seinem Dienst an den .Massen im schlechten Sinne demokrati¬ 
sierend wirkt. 

Nichts ist örichter als diese Auffassung! 

Vergegenwärtigen Sie sich einen Lu.xuszug oder einen (niter- 
zug, etwa auf der Linie Berlin —Neapel: welch ein Kunstwerk 
die Linie selbst, dann der Zug und seine b'ahrt! Die feinste 
Intelligenz, die grösste Präzision, die Wissenschaft und Kunst der 
ganzen Menschheit sich tributpllichtig machten, sind unmittelbar 
in Tätigkeit gesetzt, so gut im I-u.xuszug wie im (lüterzug. 

Die letzte Hilfskraft im Dienst der Bahn, des Seeverkehrs 
muss notwendig eine durch und durch disziplinierte, präzis 
wirkende Persönlichkeit sein. Nur eine hochgezüchtete .Mensch¬ 
heit konnte durch ihre Elitepersonen Bahnlinien, Lokomotiven, 
Dampfer und Telegraphen schafTen, und dieser ganze Dienst, 
zusammen mit dem Dienst aller dem Verkehr dienenden Banken, 
Hotels. Anstalten aller Art, ist ebenso nur denkbar unter dem 
Antrieb geistig hochstehender Pers«>nlichkeiten und züchtet 


dauernd an einer Elite von Menschen. Inmitten unserer anderen 
Entwicklung ist die Verkehrsentwicklung eine Aristokratisierung, 
eine Aufentwicklung desjenigen Teiles der Menschheit, welcher 
im Dienst des Verkehrs sich bewährt. Innerhalb der aus¬ 
gezeichneten Funktionäre aller anderen Nationen, welche beson¬ 
ders prächtige Typen sind unsere Eisenbahnbeamten, herab bis 
zum letzten Bediensteten und die Strassenbahnschaffner und 
-Führer unserer grossen Städte — überwiegend alles, was, 
Mann und Frau, im Dienst des Verkehrs tätig ist! 

Schliesslich wirkt der entwickelte Verkehr auch erzieherisch 
auf die Persönlichkeiten, welche nicht in seinem Dienst stehen, 
sondern denen der Verkehr dient. Wir können doch von einer 
Verfeinerung der Sitte in den letzten Jahrzehnten, ohne uns zu 
irren, sprechen, und ein Teil dieser Verfeinerung entfällt auf 
die guten Einilüsse des Verkehrs. Es ist doch nicht so, dass 
irgend ein Vornehmer oder Gebildeter durch den Massenverkehr 
niedergezogen wird! Das ITngekehrte ist der Fall! Die Massen 
werden schlieslich zu feineren Verfahrungsweisen, zu feinerer 
Sitte durch den Verkehr erzogen. Diese grosse Bahn wird bei 
der allgemeinen LTivollkommenheit alles Menschlichen gewiss 
hin und wieder durch ITiebenheiten und Unstimmigkeiten noch 
gestört. Auch hieran ist es unser aller und die Aufgabe Ihres 
Bundes, helfend und heilend mitzuarbeiten. Das Gesamtergebnis 
ist: ob wir makrokosmisch oder mikrokosmisch die Entwicklung 
des Verkehrs werten, er bedeutet Sieg des Geistes über 
die Materie, Aristokratisierung, Aufentwicklung 
der Menschheit. 

In unsere Hand ist ein grosses Pfund gelegt, mit dem wir 
wuchern müssen. P r e u s s e n -1) e u t s ch 1 a n d ist das Herz des 
europäischen Kontinents, das das Herz der Kontinente der Welt 
ist, und liegt mit seiner Nordsee im Herzen der Meere der 
Welt. .Auch der Panama-Kanal ändert nichts an dieser günstigen 
Lage. Ballin und unsere grossen SchilYahrtsorganisationcn haben 
rcchlzeilig übrigens ihre Interessen in der Benutzung des Panama- 
Kanals vertraglich mit Nordamerika zu organisieren gewusst. 

Alle unsere Verkehrsorganisalionen funktionieren auf der 
Grundlage ihrer weisen Gesamteinrichtung in wundervoller 
SlralTheit und mit ausserordentlich viel Spielraum und Freiheit 
für alle, welche sie für ihre Person oder für Güter und Nach- 
richleii brauchen. Auch der Verkehr geht in Kraft und Schön¬ 
heit vor\Närts in dem allgemeinen Vorwärtsgehen in Schönheit 
und Kraft, welches Deutschland in diesen letzten Jahrzehnten, 
im letzten Jahrhiinilert gezeigt hat. 

Sorgen wir alle dafür, Ihr Bund an seiner Stelle, wetteifernd 
mit uns anderen allen, Deutschland so schön zu machen, dass 
jeder Deutsche sein ganzes \’aterland in jedem seiner Teile liebt, 
und dass die Fremde gern zu uns kommt. Wir haben das 
Zeug dazu, gross, gut zu sein, Liebe und Wärme 
a u s z u s t r a h 1 e n. Unsere Nationalität ist z u g 1 e i ch 
vornehme I n t e r n a t i o n a 1 i t ä t. Unsere Urbanität 
ist Kraft und (i ü t e — im Prinzip wenigstens. Ge¬ 
stalten w i 1 * das Prinzip in de r W i r k 1 i ch k e i t! 

Ich wünsche Ihrem Bunde, dass er auf diesem Kulturgebiet 
fröhlich allezeit mitarbeitet am .Siege des Geistes in schöner 
Kultur. W'aehsen Sie selbst, gedeihen Sie selbst zum Wohl des 
ganzen deutschen Vaterlandes und jedes kleinsten Plätzchens 
deutscher lade! Denn so notwendig wie der grosse Verkehr 
für die Grundlage des Verkehrs überhaupt ist, ist die mütter¬ 
liche Pllege jedes kleinsten Plätzchens notwendig für die wirklich 
innerlich starke und dauerhafte Gestaltung des Ganzen. 


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Nr.4 ■B Oa a OaaGCOGeGÖQGQOQ Q Q QQ Q QaB DEUTSCHLAND 


m 201 



Die Eisenbahndämme und der Naturschutz. 

Von G. He ick (Kerpen). 


Die Bisenbahnverwaltung zu Köln hat die bedeutsame Be¬ 
stimmung getroffen, die Bahndämme zu bepflanzen, um dadurch 
das Landschaftsbild zu verschönern. In der Tat bilden solche 
Dämme manchmal ein wenig anmutiges Bild. Oft gehen sie 
wie ein störender Strich durch das Landschaftsbild und machen 
einen Fernblick, der vielleicht von ganz besonderem Reiz ist 
und einer sonst etwas eintönigen Gegend ein ganz anderes Aus¬ 
sehen verleiht, unmöglich. Ist ein solcher Damm mit ver¬ 
schiedenen Gehölzen malerisch bepflanzt, dann ist damit auch 
ein guter Vordergrund geschaffen. Andererseits hindert freilich 
das auf den Bahndämmen angepflanzte Gehölz den Reisenden 
am Ausblick in die malerische Gegend, so dass es manchmal 
angebracht wäre, durch Lichten der Bestände hier umgekehrt 
ein Gutes zu schaffen. Die Zöge sollen ja nicht ununterbrochen 
wie durch einen Wald fahren. 

Nun verordnet die Eisenbahnverwaltung weiter, dass auf 
den Bahndämmen alles Unkraut ausgerottet werden soll. Gewiss 
gibt es manche Dämme, auf denen eine wenig schöne Pflanzen¬ 
welt wuchert, richtiges Unkraut, das auch seine Samen auf die 
anschliessenden Aecker ausstreut und auch sie verunkrautet. 
Hier wird eine der Pflanzung vorhergehende gründliche Um¬ 
arbeitung des Bodens und Ausrottung des Unkrautes von 
grossem Nutzen sein. Immerhin werden aber auch dort manche 
unserer wildwachsenden Pflanzen Vorkommen, die in ihrer stillen 
Schönheit lieblich anzuschauen sind und sogar solchen Strecken 
zur Zierde gereichen. Dann wieder kommen grössere Plätze, 
die eine bevorzugte Flora aufweisen, und anderwärts sogar 
ganze Strecken, die im Sommer in wahrhaft entzückender 
Bltttenschönheit stehen. Soll das nun alles mit ausgerottet 
werden ? 

Dem Arbeiter zu sagen, dass dies und jenes geschont werden 
soll, wird seinen Zweck verfehlen. Denn es werden nicht viele 
unter diesen Leuten sein, die einen grossen Unterschied zwischen 
Unkraut und wildwachsenden Pflanzen, sofern sie nicht von 
ganz besonderer Schönheit sind, machen. Da müsste denn ein 
Pflanzenkenner, einer der ein Verständnis für die Schönheit 
unserer wildwachsenden Flora hat, die zur Umbearbeitung vor¬ 
gesehenen Strecken vorher zu verschiedenen Jahreszeiten durch¬ 
forschen und die zu schützenden Stellen bezeichnen, damit die 
ganze Flora nicht mit dem Unkraut untergeht. Wenn es auch 
nicht gerade die edelsten Blumen unserer heimischen Flora sind, 
die auf den Bahndämmen wachsen, obschon auch seltene und 
hervorragend schöne Pflanzen sich manchmal dort recht wohl 
und sicher fühlen, so ist es doch herzerfreuend, das bunte 
Blühen da zu beschauen, sich an dem Farbenspiel und dem 
Naturwalten zu erquicken. 

Ganze Hänge sind manchmal in das Rosenrot des blühen¬ 
den Weidenröschens (Epilöbium angustifölium) getaucht; lange 
Flächen in goldenem Gelb ziehen sich an den Schienen vorbei, 
so reichlich blüht, wenn auch nicht immer in stattlicher Höhe, 
die Nachtkerze (Oenothdra bi^nnis), oder gar die seltenere 
O. muricäta; dann umspinnt das weisse Labkraut (Galium 
Mollügo) den Hang mit duftigen Blütenschleiern, oder das echte 
Labkraut (G. v^iUm) stellt sich in seiner goldgelben, duftenden 
Pracht vor; in ihrem lichten Blau hat die Wegwarte (Cichorium 
fntybus) die Ausschmückung übernommen; und wo es etwas 
feucht ist, stehen die flackernden roten Blütenkerzen des Sumpf- 
ziests (Stächys palustris); und die weissen Flocken der Spier¬ 
staude (Spiräöa ulmaria) flattern zwischen dem bunten Blühen. 
Wenn aber eine ganze Wand mit blühendem Ginster bedeckt 
ist, dann gleicht diese Blütenpracht flüssigem Golde, das über 
den Hang herabfliesst. Was bei all diesem Blühen hervor¬ 
zuheben ist, das ist der reine, leuchtende Farbenschmelz, der 
Uber den Blumen liegt, dazu die Vollkommenheit und die 
unzerstöcrten Formen der einzelnen Blüten. Denn obschon 
Zug um Zug mit den qualmenden und funkenstiebenden 
LokomoHven an diesen Kindern Floras vorbeisaust, so schadet 
ihnen das nicht, sie sind ja vor dem Staub der Strassen, 
auch vor dem Zerstören durch Menschenhand hier ziemlich 
sicher. 

Es ist nur ein einfacher Pflanzenwuchs, den ich hier schildere, 
der aber in einer Gegend vorkommt, die sich nicht einmal durch 
besonderen Artenreichtum auszeichnet. Aber in Wirklichkeit 


ist das Blühen noch viel reicher, als es sich in Worten über¬ 
haupt andeuten lässt. 

Auch das auf den Bahndämmen wachsende Gehölz ist in 
seinem Bestand wohl zu beachten. Denn was da durch den 
vom Winde, von den Vögeln oder sonstwie hingebrachten 
Samen aufgewachsen ist, bildet oft so reizvolle und malerische 
Bilder, wie sie der Landschaftsgärtner nicht zu schaffen ver¬ 
möchte. Allerlei Gehölz findet sich da zusammen, von der 
Brombeere, die gerade mit ihrem milden, von blühenden 
Stauden durchstellten Gestrüpp so erfreuend wirkt, bis zur 
knorrigen Eiche, die es nicht zum Baume, aber zu eigenartig 
gestaltetem Gesträuch brachte. Und Schlehe und Feldahorn, 
allerlei Weiden und Weissbuche, Weissdorn und Wildrosen, 
Hartriegel — eine ganze Auslese unserer einheimischen Gehölz¬ 
arten sind da zu finden. 

Das alles müsste bei einer vorgesehenen Anpflanzung, 
sofern nicht besondere Gründe eine Ausrottung erfordern 
geschützt werden. Die Anpflanzung selbst aber müsste in die 
Hand eines erfahrenen Pflanzenkenners gelegt werden, eines 
Fachmannes, der freilich nicht nach den Regeln der Garten¬ 
kunst, sondern nach der Natur zu arbeiten weiss. Denn es soll 
ja auf den Dämmen keine Schmuckanlage geschaffen werden, 
sondern sie sollen der Verschönerung des Landschaftsbildes 
dienen. Zu beachten ist bei der Bepflanzung das Bild, das 
sich aus dem Fenster des Wagenabteils vor dem Reisenden 
aufrollt und wie es sich für den Spaziergänger und Wanderer 
darstellt. Im ersteren Falle werden oft Lücken in bestehendem 
Baumwuchs geschlagen werden müssen; ebenso muss die 
Wirkung einer Gehölzanpflanzung auf den Dämmen von der 
Ferne aus geprüft werden. Das alles wird ein schön Stück 
Arbeit sein. 

Aber noch einen Hauptwert kann die Bepflanzung mit 
Gehölzen und der Schutz der wildwachsenden Pflanzen her¬ 
vorbringen. Diese Bahndämme könnten zu wirklichen Natur¬ 
schutzanlagen heranwachsen, sie könnten sich als grüne Natur¬ 
schutzgürtel durch das Land ziehen. Denn gerade diese 
Bahndämme werden von den Zerstörern der Pflanzenwelt, den 
Sonntagsausflüglern, den Kindern der nahen Ortschaften, am 
wenigsten heimgesucht. Ebenso wird die Vogelwelt und anderes 
Getier mehr Schutz und Ruhe dort Anden, als etwa in den 
Wäldern. Allerdings, wenn die Jungen und Burschen einmal 
herausgefunden haben, dass reichlich Vogelnester da zu Anden 
sind, werden sie diesen Schutzanlagen schon gefährlich werden; 
da können aber die Bahnwärter gewiss mit gutem Erfolg 
Aufsicht ausüben. 

Welch köstliche Plätze wären aber den Naturfreunden, 
Botanikern und vielen andern geschaffen! Es könnten solche 
Anlagen, die Jahr um Jahr an Schönheiten, Eigenart und 
Werten zunähmen, geradezu ein Segensquell für unsere und 
spätere Zeit werden. 

Ausser den Bahndämmen können noch andere Plätze in 
diese Anlagen hineingezogen werden; denn oft beAnden sich 
neben dem Bahnkörper brach liegende, mehr oder weniger 
grosse Vertiefungen, Stellen, aus denen die zum Dammbau 
notwendige Erde genommen wurde. Je nach der Art des 
Bodens kann man in diesen kleinen Tälern ebenfalls einen 
schönen Pflanzenwuchs beobachten, von der Begrünung mit 
Gräsern und anderen schlichten Pflanzen bis zur waldartigen, 
von reizvollen Farnen durchzogenen Vegetation. Oder auch, 
wo sich an vertieften Stellen Wasser angesammelt, hat sich 
eine malerische Sumpfflora dort eingefunden. Dass solche 
Stellen, der Bepflanzung des Bahndammes anschliessend, zu 
reizvollen Landschaftsbildern und fast idealen Naturschutz¬ 
kleinanlagen umgestaltet werden können, liegt nahe. 

Es ist ja auch schon vorgeschlagen worden, die Bahn¬ 
dämme nutzbringend zu bepflanzen, und könnte ja auch, etwa 
bei einer Bepflanzung mit Fichten und schnellwachsenden 
Laubhölzern einiger Gewinn erzielt werden. Um so mehr ist 
der von der Eisenbahnverwaltung geplante Schritt zu begrüssen, 
der zur Verschönerung des Landschaftsbildes und, wenn die 
Vorschläge zur Umgestaltung der Anlage in einen Naturschutz¬ 
gürtel Anklang Anden, zum Naturschutz führt. Das werden 
ihr noch viele, viele danken. 







Die Vereinigung zur Erhaitung deutscher Burgen E. V. 

versendet die Einladungen zu ihrer diesjährigen Burgen¬ 
fahrt durch das Königreich Bayern, an welcher auch der 
Protektor der Vereinigung, Herzog Ernst Günther zu Schleswig- 
Holstein, teilnehmen wird. Die Fahrt ßndet in den Tagen vom 
xg. bis 23 . Juni 1913 statt; am Abend des 18 . Juni versammeln 
sich die Burgenfahrer in Kulm hach, wo eine Lichtbilder- 
vorführung durch Professor Dr. P. Limmer statttindet. Mit der 
Besichtigung der Plassenburg in Kulmbach nimmt die Fahrt 
am Morgen des 19 . Juni ihren Anfang und führt über die 
Burgen Thurnau und Wernstein am Abend des ersten Tages 
nach Nürnberg. Der nächste Tag bietet nach Besichtigung 
von Stadt und Burg Nürnberg noch den Besuch einer der 
bedeutendsten der ehemaligen Hohenzollernburgen, der Cadolz- 
burg bei Fürth sowie der Willibaldsburg bei Eichstätt. Der 
alten Reichsstadt Regensburg mit dem Fürstlich Thurn und 
Tsxischen Schlosse und der Stadt Landshut mit ihrer berühmten 
Burg Trausnitz ist der dritte Tag gewidmet. Die Fahrt geht 
dann weiter nach Oberbayern, wo am vierten Tage die 
einzigartige riesige Burganlage der Stadt Burghausen und die 
interessante Burgruine Tittmoning besichtigt werden. Von Bad 
Reichenhall aus sollen dann am letzten Tage' die Burgen 
Staufeneck und Hohenaschau besucht werden. 

Naturdenkmalpflege. Die Sächsische Schweiz, geo¬ 
graphisch mit Elbsandsteingebirge bezeichnet, ist schon manchem 
Angriff auf seine Naturdenkmäler erlegen, es kann deshalb nur 
begrüsst werden, wenn man ihrer Pflege seit einigen Jahren 
erhöhte Aufmerksamkeit schenkt. So soll auch die Schönheit 
von Stolpen, dieses viel zu wenig bekannten Platzes der Sächsi¬ 
schen Schweiz, dem Naturfreund erhalten bleiben. Der Basalt 
tritt hier in mächtigen, hoch emporragenden, wie Orgelpfeifen 
aneinandergereihten fünf- bis siebenkantigen Säulen zutage 
und zeigt Gebilde, die nur noch in der Fingalshöhle auf 
der Insel Staffa und auf Schloss Friedland wiederzufinden sind. 
Auch die alte Bergfeste Stolpens soll vor weiterem Verfall be¬ 
wahrt bleiben; sie zählt zu den grössten und schönsten Schloss¬ 
ruinen Sachsens und ist besonders wegen eines 82 Meter tiefen, 
einen interessanten Blick in das Innere eines Basaltfelsens ge¬ 
währenden Brunnens bemerkenswert. 



Germanische Kultur im 8. Jahrhundert v. Chr. 

Ueber den Eberswalder Goldfund machte Professor 
Dr. Schuchardt vom Museum für Völkerkunde, der als wissen¬ 
schaftliche Autorität bei der Ueberreichung des Fundes an den 
Kaiser zugegen war, in der Gesellschaft für Anthro¬ 
pologie einige interessante Angaben. Die seltenen Schätze 
wurden in einem irdenen Topf von 25 Zentimeter Höhe, einen 
Meter tief im gewachsenen Kies steckend, gefunden. Ausser 
acht goldenen Schalen, die von verschiedener Grösse und ver¬ 
schiedener (wenn auch stilgleicher) Ornamentik sind, enthielt der 
Topf 33 Doppelspiraliinge und 22 goldene Drahtbänder. Inter¬ 
essant für die Deutung des Fundes ist die Tatsache, dass auch 
mehrere Stücke rohen Goldes aufgefunden wurden. Der Fund 
gehört der Hallstadtperiode an. Während aber manche Forscher 
(z. B. Montelius) annahmen, dass derartige Funde im Süden 
gefertigt wurden, neigt Professor Schuchardt zu der Ansicht, 
dass durch das Vorhandensein des Rohmaterials bewiesen werde, 
dass hier im Norden die Schmuckstücke angefertigt wurden. 
Sie gehören dem „Lausitzer Kulturkreis*' an, entstammen dem 
7 . bis 8 . Jahrhundert v. Chr. und gehen nach der Annahme von 
Professor Schuchardt auf die Sueben, und zwar auf deren 
ältesten und edelsten Stamm, die^ Semnonen, zurück, die seit 
uralter Zeit hier gesessen haben. Funde aus dieser Zeit sind 
bisher in der Mark spärlich gemacht worden. Es ist dieselbe 
Periode, der das Königsgrab von Seddin und die Römerschanze 
angehören. Damals herrschte in der Mark und in der Lausitz 
eine Feinkeramik, die hier ihren Mittelpunkt hatte. Ebenso war 
hier der Brennpunkt des „Burgenbaues**. 

Die Bedeutung der Presse. Treffliche Worte über 
die Presse, deren Aufgaben und Bedeutung für das moderne 
Kulturleben sprach RegierungspräsidentLange in Dessau 
anlässlich der Feier des 150 jährigen Jubiläums des „Anhaitischen 
Staats-Anzeigers**. Er führte aus, der moderne Staat sei bei 
der Erfüllung seiner Aufgaben heute in höherem Masse auf die 
bereitwillige Mitwirkung der politischen Presse angewiesen, als 
diese der Unterstützung des Staates bedürfe. Die politische 
Presse ist für die Staatsbehörden die geradezu unentbehrliche 
Gehilfin in den verschiedensten Zweigen staatlicher Tätigkeit 


geworden. Die Oeffentlichkeit der Rechtsprechung und der 
parlamentarischen Verhandlungen beruht nicht auf den wenigen 
Plätzen des Zuhörerraumes, sondern auf der Berichterstattung 
der Presse. Ueber die Dienste hinaus, welche die Presse un¬ 
mittelbar dem Staate bei der Erfüllung seiner mannigfachen 
Aufgaben leistet, ist sie selbst eine kulturelle Grossmacht ge¬ 
worden. Sie gibt nicht nur ein getreues Spiegelbild der gewaltigen 
Entwicklung unserer Kultur auf allen Gebieten des wirtschaft¬ 
lichen, künstlerischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen 
Lebens, sondern sie ist selbst ein mächtiger Bildungsfaktor ge¬ 
worden für alle Kreise der Bevölkerung. Die Zeitung ist 
das tägliche Brot des modernen Menschen, sie ist 
die Schule des erwachsenen Mannes. Eine staunenswerte Auf- 
klärungs- und Bildungsarbeit wird von der Presse alltl^lich 
geleistet. 


Deutschland und das Ausland 


Gesellschaftsreisen des Vereins für das Deutschtum 
Im Ausland nach Holland und Belgien. 

Der Verein für das Deutschtum im Ausland hat nunmehr 
den Reiseplan für die von ihm in Aussicht genommene Gesell¬ 
schaftsreise nach Holland und Belgien („zu den Denkstätten 
niederländischer und vlämischer Kunst**) fertiggestellt. Die Reise, 
deren Teilnehmerschaft für deutsche Herren und Damen ohne 
Rücksicht auf die Vereinsangehörigkeit offehsteht, soll am 
19 . Juli d. J. in Düsseldorf beginnen und am 5 . August 
in A a ch e n enden. Sie wird die Teilnehmer zunächst nach 
Amsterdam führen, und ihnen dort in dreitägigem Aufent¬ 
halt Gelegenheit geben, das „nordische Venedig** mit seinen 
Grachten und Parks und Baudenkmälern, die unvergleichbaren 
Schätze seines Reichsmuseums und die reizvolle Umgebung, 
insbesondere die Maler winke! Volendam und Insel Marken 
im Zuidersee, kennen zu lernen. Dann folgt ein zwei¬ 
tägiger Aufenthalt in dem schönen Seebade Scheveningen, 
mit Ausflug nach dem Haag und seinen reichen Kunstschätzen, 
weiter die Besichtigung Rotterdams mit seinen gewaltigen 
Hafenanlagen und eine Seedampferfahrt von dort nach Ant¬ 
werpen. Für Brüssel mit seinen herrlichen Bauten und reichen 
Kunstschätzen, seinen Parks und Königsschlössern ist ein drei¬ 
tägiger Aufenthalt vorgesehen. Die Weltausstellung in Gent 
wird in eintägigem Ausfluge von dem benachbarten Brüssel 
besucht. Dann geht es weiter nach Brügge, der vlämischen 
„Dornröschen-Stadt**, die wie kaum eine zweite vom Glans 
geschichtlicher grosser Erinnerungen und vom Zauber edelster 
Kunst umwoben ist. In Ostende werden die Reiseteilnehmer 
wie in Scheveningen Zeit zum Ausruhen und zum Baden in 
den Fluten des Ozeans finden. Die Rückreise führt über 
Brüssel zunächst nach Namur, von dort weiter mit Dampfboot 
auf der Maas mit ihren burgengekrönten, malerischen Ufer¬ 
höhen nach Dinant und Rochefort zu den landschaftlich 
schönsten Punkten Belgiens mit der weltberühmten 5 Kilometer 
langen Tropfsteinhöhle, der „grotte de Hau**, sodann nach dem 
stolz emporgetürmten Lüttich und endet mit der Rückfahrt von 
dort nach Aachen. Zwanglose gesellige Zusammenkünfte mit 
den deutschen Kolonien der wichtigsten Städte werden die 
Teilnehmer mit den auslanddeutschen Volksgenossen in lebendige 
Fühlung bringen. Prospekte mit genauem Reiseplan und 
näheren Angaben sind von der Geschäftsstelle des Vereins für 
das Deutschtum im Ausland, Berlin, Kurfürstenstrasse 105 , 
kostenfrei zu beziehen. Letzter Termin für die Anmeldung ist 
der 20 . Juni. Da die Teilnehmerzahl eine begrenzte sein 
wird, so ist möglichst baldige Anmeldung erforderlich. 


Internationale Schülerreisen. 

In Berliner Tageszeitungen lesen wir nachstehende Notiz: 
„Schülerreise in die französische Schweiz.*‘ Das 
Komitee der internationalen Scl^ülerreisen 
in die französische Schweiz, dem in Deutschland verschiedene 
namhafte Persönlichkeiten angehören, wird auch in diesem 
Sommer für reifere Schüler höherer Lehranstalten und 
Studenten von Universitäten und Hochschulen wieder eine 
vierwöchige Studienreise in die französische Schweiz veran¬ 
stalten. Auch die diesjährige Reise ist wieder nach dem System 
von Ferienkolonien organisiert, das heisst, die Schüler nehmen 
einen mehrwöchigen Aufenthalt am Genfersee. Dort wird dazm 
praktische Ausbildung in der französischen Sprache mittels 
zwanglosen Konversationsunterrichts durch einheimische Lehr¬ 
kräfte, Kunstwanderungen, Lichtbildervorträge, Fabrikbesuche 
usw. harmonisch mit systematischer Körpererziehung durch 
Pflege verschiedenster Sporte verbunden, und überdies werden 








Nr. 4 «KI00009 8 a33a0(KJt3OQOejQe(jB ga DEUTSCHLAND 


203 


die jungen Leute durch zahlreiche Ausflüge mit Land und 
Leuten vertraut gemacht. Die Abreise von Berlin ist auf den 
xa. Juli festgesetzt. Die Rückkehr erfolgt Samstag, den 9. August. 
Die Reisekosten betragen 310 Mark und 8 Mark Einschreibe- 
gebUhr. Anmeldungen bis spätestens 15. Juni sind an Herrn 
Dir. W. Otto, Charlottenburg, Kantstrasse 56 b, zu richten.“ — 
Wir gestatten uns die ergebene Anfrage, ob es in Deutsch¬ 
land auch ein Komitee für nationale Schülerreisen gibt? 
Wir fragen weiter: Haben die jungen Leute auch nur einen 
bescheidenen Teil des deutschen Vaterlandes kennen 
gelernt, hat man die jungen Leute zunächst mit Land und 
Leuten der engeren und weiteren Heimat bekannt gemacht ? 
Um gefällige Antwort wird gebeten. 

Deutsche Theaterkunst im Ausland. Das Schau¬ 
spielhaus Düsseldorf (Direktion: Dumont-Lindemann) 
gastiert im kommenden Winter in Paris, London und 
mehreren englischen Provinzstädten. 

Deutsche Kunst im Auslande. In der von der Gesell¬ 
schaft für deutsche Kunst im Auslande in Buenos Aires 
veranstalteten Deutschen Kunstausstellung, die am 18. Mai er¬ 
öffnet wurde, sind die angesehensten Meister der deutschen 
Malerei und Bildhauerkunst vertreten. Besonders nennens¬ 
werte Werke sind von: Hans von Bartels, Eugen Bracht, 
Ludwig Dill, Otto H. Engel, Arthur Kampf, Robert von Haug, 
Kallmorgen, Ludwig von Hofmann, Ulrich Huebner, Leo von 
König, Max Liebermann, Karl von Marx. Paul Meyerheim, 
Franz von Stuck, Hans Thoma, August Gaul, Adolf Bruett, 
Adolf Bredow, Tuaillon, Ludwig Manzel und Walter Schott. 



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lil Dies und Das 



Der Kaiser beim „Jäger aus Kurpfalz“. Der Kaiser 
wird gelegentlich seines alljährlich im August stattfindenden 
Besuches in Mainz am 13. August nach Stromberg im 
Hunsrück fahren, wo das Denkmal für den „Jäger aus Kurpfalz“ 
eingeweiht wird. In Begleitung des Kaisers wird sich der 
Landwirtschaftsminister von Schorlemer-Lieser befinden, auf 
dessen Besitzung an der Mosel sich der Kaiser nach der Ein¬ 
weihung des Denkmals begeben will. 

Man spricht Deutsch, ln einem Vorort Berlins hat 
sich ein kleiner Modesalon aufgetan mit der Aufschrift: „Modes 
de Paris“ und dem Vermerk am Fenster: „Man spricht Deutsch.“ 
„Soll man darüber lachen oder ärgerlich sein?“ fragt die Kreuz- 
Zeitung, und fährt fort: „Man kennt die kleinen Schildchen, die 
seitlich an den Schaufenstern besonders „fashionabler“ Barbier- 
und Krawattenläden stecken mit der Aufschrift: „English spoken“ 
oder: „On parle francais.“ Man kann durch Paris, London, 
Brüssel, Petersburg gehen und kann sich blind suchen nach 
einem ähnlichen Schildchen: „Man spricht Deut.sch“. Aber in 
Berlin findet man es, in der internationalen Weltstadt Berlin. 
Der kleine Modeladen wirkt mit seiner Ankündigung ja lächerlich. 
Sie soll wohl weiter nichts als ein Geschäftstrick sein, der die 
Damen des Westens auf die Echtheit der „Modes de Paris“ 
hineinfallen lassen soll. Tritt man in den Laden, steht wahr¬ 
scheinlich ein richtiges Berliner Tauentziengirl mit hochgesteckter 
Frisur, dünner Taille und koketten Nasenlöchern hinter dem 
Ladentisch und möchte am liebsten fragen: „Wat wünschen 
Sie ?“ Aber das Schildchen ist immerhin ein neues Symptom 
dafür, was bei uns in Berlin an Fremdtümelei gesündigt wird. 
Alle Bemühungen der nationalen Vereine, namentlich des All¬ 
gemeinen deutschen Sprachvereins, nützen da nichts. Bei 
Aachinger in der Bierquelle gibt es ,,Consommc ä la reine“. 
Bestellt man sich eine Postkarte, so bringt der Kellner eine 
„Korrespondenzkarte“, ln einem Kientopp an der Potsdamer 
Strasse gibt es am Büfett bis 11 Uhr nachts ,,Five o’clock tea“, 
und in einer mehr Rahmen- als BilJerhandlung in der Kurfürsten¬ 
strasse kann man ein Bismarckbild „ä la Lenbach“ sehen. 
Schlägt man aber in den Tageszeitungen erst die Vergnügungs¬ 
anzeigen auf, so kann einem ganz schlimm werden. Da gibt 
es in Berlin überhaupt kein „besseres“ Lokal mehr, das 
einen deutschen Namen hat. „Palais de danse“, „Pavillon Mas- 
cotte“, „Tabarin“, „Moulin rouge“, „Sanssouci *, „Clou“, „ä la 
Brady“, „Boncourt“, „Cines“, „Chat noir“, „Folies caprice“ usw. 
Es ist, als wenn der Artistenkomment in den Berliner Lokalen 
eingerissen ist. Wer eine „grosse Nummer“ sein will, muss 
aus seinem ehrlichen Krause oder Lehmann einen Monsieur 
Camembert oder eine Miss Chester machen. „On parle francais“, 
„English spoken“. Da ist es eine Wohltat, wenn man auch 
mal Deutsch spricht. Nur dass es gerade der Modeladen „Modes 
de Paris“ in Berlin einführen will, ist eine zweifelhafte Sache.“ 


Der Professor als Dienstmann. Von dem kürzlich 
verstorbenen Professor Julius Euting, dem vormaligen Direktor 
der Strassburger Universitäts- und Landesbibliothek, einem 
Stuttgarter von Geburt, erzählt der Schwäbische Merkur eine 
hübsche Geschichte. Zwei Herren aus Norddeutschland begegneten 
dem unscheinbaren Manne und fragten nach dem Wege in eine 
entferntere Strasse. Euting sagte bereitwilligst: „Ich gehe den¬ 
selben Weg, wenn mir die Herren nur folgen wollen.“ Nach 
einer Weile der eine: „Ach, wenn Sie denselben Weg gehen, 
so könnten Sie wohl meinen Ueberrock tragen.“ „Recht gern.“ 
Wieder nach einer Weile: „Möchten Sie nicht so gut sein, 
auch diese Handtasche zu nehmen ?“ „Mit Vergnügen.“ 
Abermals nach einer Weile der andere der Herren: „Ach, 
möchten Sie nicht auch meinen Ueberzieher tragen? Heute ist 
ja eine afrikanische Hitze.“ „O, warum nicht ? Aber eine afrika¬ 
nische Hitze ist's noch lange nicht.“ „So? Kennen Sie die 
afrikanische Hitze?“ „Ob ich sie kenne, und die arabische 
dazu.“ „Wirklich, sind Sie selbst in Arabien gewesen? Was 
haben Sie dort getan?“ „O, ich habe dort Inschriften abge¬ 
klatscht.“ ,,Wie sind Sie dahin gekommen? Sind Sie bei einer 
Expedition gewesen ?“ „All dies.“ Die Fremden mit zu¬ 
nehmendem Erstaunen: „Bei welcher, wenn wir fragen dürfen?“ 
„Bei meiner eigenen, Geheimrat Euting.“ Mit diesen Worten 
überreichte er den Verblüfften seine Karte, entledigte sich seiner 
Bürde — sie waren am Ziel angelangt — und wünschte glück¬ 
liche Reise. 

Das rheinische katholische Lehrerheim bei 
Honnef. Das neuerbaute Lehrerheim an der Klarastrasse in 
Rhöndorf ist Pfingsten eröffnet worden. Das Gebäude steht in 
einer landschaftlich schönen Gegend am Fusse des Drachenfels. 
In einfachen, schlichten Formen gehalten, repräsentiert es sich 
als ein vornehmes, wohnliches und gastliches Heim. Zum 
Haupteingange führt eine grosse Gartenterrasse, an der Südseite 
sind die gedeckten Liegehallen, und nach Norden mit dem 
Blick nach dem Drachenfels befindet sich wiederum eine offene 
Terrasse. Durch den Haupteingang gelangt man in die zentrale 
Eintritts- bezw. Verkehrshalle, von der man einen Ueberblick 
über die gesamte innere Einrichtung hat. Links vom Eingang 
befinden sich die Klausurwohnungen der Schwestern und rechts 
die Gesellschaftsräume und Logierzimmer. Durch einen Gang 
gelangt man zum Speisesaal, Musikzimmer und Wintergarten, 
durch den links liegenden Korridor erreicht man die Liegehalle. 
Auf der ersten und zweiten Etage befinden sich etwa 40 Fremden- 
und Logierzimmer. 


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Eisenbahnwesen 



Reisegepäck. 


Zu Beginn der Reisezeit dürfte es von Nutzen sein, auf 
die wesentlichsten Bestimmungen über Reisegepäck hinzuweisen. 
Bei normalem Eisenbahnverkehr kommt ein Verschleppen von 
Gepäck wohl selten vor, während der Hochflut des Verkehrs, 
wenn die Eisenbahnverwaltung zur Einstellung von ungeschultem 
Hilfspersonal in die Gepäckabfertigung gezwungen ist, bereitet 
die rechtzeitige Auslieferung des Gepäcks oft Schwierigkeiten. 
Das Ausbleiben des Gepäcks hat fast stets die grösste Ver¬ 
legenheit, Aerger und Geldopfer zur Folge und so manche Reise in 
die Sommerfrische oder zurück hat dadurch unliebsame Störungen 
erfahren. Die Kenntnis und Befolgung der gegebenen Vor¬ 
schriften wird jedem Reisenden von Vorteil sein. Die Eisen¬ 
bahn leistet keinen Schadenersatz, wenn Gepäck infolge alter 
Beklebezettel verschleppt wird (,^ 31 d. E. V O.). Alte Beklebe¬ 
zettel sind vor der Auflieferung zu entfernen. Der Frachtpreis 
ermässigt sich, wenn Reisegepäck mehrerer zusammengehörender 
und nach einer Bestimmungsstation reisender Personen auf 
einen Gepäckschein aufgegeben wird. Zwei halbe Fahrkarten 
gelten als eine Fahrkarte, eine einzelne halbe Fahrkarte wird 
als volle Fahrkarte angesehen. Bei Aufgabe des Gepäcks sind 
sämtliche Fahrkarten vorzulegen. Das Gepäck wird gegen 
Rückgabe des Gepäckscheins ausgeliefert. Der Inhaber ist 
berechtigt, auf der Bestimmungsstation die Auslieferung des 
Gepäcks an der Ausgabestelle zu verlangen, sobald nach A - 
kunft des Zuges, zu dem es aufgegeben war, die zur Bereit¬ 
stellung erforderliche Zeit abgelaufen ist. Der Reisende, dem 
das Gepäck nicht rechtzeitig ausgeliefert wird, kann verlangen, 
dass ihm auf dem Gepäckschein Tag und Stunde der Abforde¬ 
rung bescheinigt werden. Die Erlangung dieses Anerkenntnisses 
von der Gepäckausgabe begegnet oft Schwierigkeiten, ist aber 
von grosser Wichtigkeit sowohl zur Vermeidung der Zahlung 
von Lagergeld als auch zur beschleunigten Herbeischaffung des 
Gepäcks und Geltendmachung von Ersatzansprüchen. Die 
Nachforschung nach den als fehlend anerkannten Gepäckstücken 










204 


DEUTSCHLAND uBeeseee Geeo e eaeeoeoceoooc cBi Nr.4 


wird alsdann erfahrenen Beamten übertragen, denen die Herbei¬ 
schaffung oft in kurzer Zeit gelingt. Das später aufgefundene 
Gepäck wird dem Reisenden auf WunscTi durch die Eisenbahn¬ 
verwaltung kostenfrei in die Wohnung befördert. Bei Ueber- 
schreitung der Lieferfrist hat die Eisenbahn den nachgewiesenen 
Schaden zu ersetzen, und zwar bei gewöhnlichem Reisegepäck 
für je angefangene 24 Stunden der Fristüberschreitung — 
höchstens aber für 3 Tage — bis zum Betrage von 20 Pfg. 
für jedes Kilogramm des ausgebliebenen Gepäcks, bei Fahr¬ 
zeugen bis zum Betrage von 30 Mk. für jedes ausgebliebene 
Fahrzeug. Ist ein Schaden nicht entstanden oder nicht nach¬ 
gewiesen, bis zur Hälfte des obigen Betrages. Werden Gepäck¬ 
stücke nicht innerhalb 24 Stunden, Fahrzeuge nicht innerhalb 
2 Stunden nach Ankunft des Zuges abgeholt, so ist das tarif- 
massige Lagergeld zu entrichten. Für das den Gepäckträgern 
übergebene Gepäck haftet die Eisenbahn wie für das ihr zur 
Beförderung übergebene Reisegepäck. 

Die neuen Schlafwagen. Auf den preussisch-hessi- 
schen Staatsbahnen ist eine Reihe neuer Schlafwagen bereits 
im Betrieb, ihre Zahl wird sich mit Beginn des Sommerfahr¬ 
planes noch vermehren. Die neuen Schlafwagen sind, um 
einen sanfteren Gang zu sichern, mit Drehgestellen amerikani¬ 
scher Art versehen, die Federn aus besonderem Stahl haben. 
Die Fussböden sind freitragend gelagert. Die Wagenkasten 
sind etwas verlängert, die einzelnen Abteile verbreitert. Das 
Kastengerippe ist bei manchen Wagen ganz aus Eisen; zur 
Bekleidung dienen vielfach afrikanische Hölzer aus den 
deutschen Kolonien. Eiserne Platten sind im Boden und in 
den Wänden versuchsweise angebracht, um die Gangart der 
sechsachsigen Wagen zu verbessern. Die Lüftungs- und 
Heizungsanlagen sind wesentlich verbessert. In den in diesem 
Sommer zum ersten Male, u. a. zwischen Berlin und Frankfurt, 
verkehrenden Schlafwagenzügen werden die neuen Schlaf¬ 
wagen vorwiegend Verwendung finden. 

Sonderzüge nach dem Sauerland. Ausser den in 
Nr. 3 der „Deutschland“ angegebenen Sonderzügen fahren noch 
folgende Sommer-Sonderzüge nach und von Lüdenscheid an 
den Sonntagen: 6. Juli, 3., lo., 17., 24. und 31. August. 


Hinfahrt: Ab ‘Düsseldorf Hbf. Zug Nr. 1805 . 5.53 vorm. 

Ab *Duisburg Zug Nr. 1803 . . . 5.43 „ 

Rückfahrt: Ab ^Lüdenscheid Zug Nr. 1810 . . 8.14 nachm. 

Anschlüsse: Ab Cöln Hbf..5.26 vorm. 

Ab Remscheid.6.21 „ 

Ab ^Dortmund Hbf.6.08 „ 

Ab Gelsenkirchen Hbf.5.18 „ 

Ab Elberfeld Hbf. mit Pz. 302 . . 10.16 nachm. 


Sonderzugkarten werden nur bei den mit gekennzeichneten 
Stationen ausgegeben. 

Die Holländische Eisenbahn-Gesellschaft ver¬ 
öffentlicht jetzt, veranlasst durch die bevorstehende Einweihung 
des Friedenspalastes in Haag und die allerorts sich daran¬ 
schliessenden Feierlichkeiten und Ausstellungen in ganz Holland, 
eine typographisch genaue, in Farben ausgeführte Karte des 
interessantesten Teiles dieses Königreiches, in der Absicht, den 
Touristen behilflich zu sein, die in der nächsten Zeit Holland 
besuchen wollen. Die hübsch ausgeführte Karte umfasst die 
ganze holländische Küstengegend sowie auch Amsterdam, Haag 
und Rotterdam. Auf der Rückseite ist eine kurze Beschreibung 
der holländischen Nordseebäder sowie der grossen Städte in 
der Nähe derselben angegeben, desgleichen die Reiseverbindungen 
nach Holland: alles möglichst handlich und bequem für den 
Reisenden, der seine Ferien in Holland und am holländischen 
Meeresstrande verleben will. Die Karte ist u n e n t g e 1 1 1 i ch zu 
beziehen durch die Verwaltung der holländischen Eisenbahn 
in Amsterdam, das offizielle Verkehrsbureau in Haag, Lange 
Voorhout 45, das offizielle Verkehrsbureau der holländischen 
Eisenbahn in Berlin (Al. Peters), Unter den Linden 6 (Bristol- 
Hotel), den Verkehrs-Verein Düsseldorf, Graf Adolfstrasse 91, und 
das Verkehrsbureau der Zeitschrift „Deutschland“ in Düsseldorf, 
Kasernenstrasse 18. 

Belgische Bahnverwaltung und Presse. Nachdem 
Vorbilde der französischen Eisenbahngesellschaften, welche gegen 
die Verpflichtung, umsonst Verkehrsmitteilungen aufzunehmen, 
den Zeitungsleuten bestimmte Fahrpreis - Ermässigungen ge¬ 
währen, hat auch der belgische Eisenbahnminister auf Ersuchen 
des belgischen Presseverbandes allen Mitgliedern des Verbandes 
auf Antrag Dauerkarten zugesagt, gegen deren Vorzeigung am 
Fahrkartenschalter sie eine Preisermässigung von 50 Prozent 
in allen Wagenklassen und auf allen Linien der belgischen 
Bahnen erhalten. Dagegen verpflichten sich die Blätter zur 
kostenlosen Aufnahme kurzer amtlicher Bekanntmachungen der 
Bahnverwaltung von allgemeinem Interesse. 


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Schiffahrt 

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50 Jahre Rügenlinie. Es war im Jahre 1863, als die 
Stettiner Reederei Braeunlich die erste Dampfschiffe« 
linie nach der Insel Rügen eröffnete: welch eine Wandlung 
im Ostseeverkehr innerhalb dieser 50 Jahre! — Damals war die 
Ostsee für Badegäste und Touristen noch kaum entdeckt und 
geschätzt, die Badeorte spärlich und die Verkehrsmittel knapp 
vorhanden. Allmählich trat Wandel ein, Bad reihte sich an 
Bad, die Einrichtungen verbesserten sich, und Eisenbahnen und 
Dampfschiffe bewältigten den stets wachsenden Verkehr« Von 
diesem Aufschwünge kann sich nun die Sassnitz-Linie ohne 
Rühmen einen schönen Anteil g^tschreiben. Unermüdlich sind 
von bescheidenen Anfängen aus die Linien bis nach Kopen¬ 
hagen und Bornholm ausgebaut — vielen Bädern dadurch erst 
zur Blüte verhelfend; sind die Ostseeschönheiten dem deutschen 
Publikum durch wirksame Propaganda bekannt gemacht und 
sind neue moderne Dampfer dem Verkehr zur Verfügung gestellt 
worden. — In dieser Beziehung glaubt die Rügenlinie ihr Jubiläums¬ 
jahr nicht besser feiern zu können, als dadurch, dass sie den 
Bauauftrag für einen neuen grossen Rügendampfer 
für 2500 Personen erteilt hat, der im kommenden Jahre 
im Dienste des Verkehrs (nach Rügen ab Stettin u.oo Uhr) 
die Wellen der Ostsee teilen wird. 


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Luftfahrt 

1 




Die Fahrt des Zeppelin-Schiffes „Sachsen** nach 
Wien am g. Juni ist ein neuer glänzender Erfolg gewesen. 
In acht Stunden hat die „Sachsen“ den weiten Weg von der 
Halle in Oos bis nach Wien zurückgelegt. Die Fahrt .ging 
über Neuburg, Ingolstadt, Landau nach Wien. Dort war man 
völlig überrascht. Man glaubte sogar den Extrablättern anfänglich 
nicht. Gegen Mittag aber bemächtigte sich der Bevölkerung eine 
fieberhafte Erregung, besonders als bekannt wurde, Zeppelin, der 
das Luftschiff selber führte, würde dem Kaiser in Schönbrunn 
seine Aufwartung machen. Um 1.45 Uhr erschien die „Sachsen** 
über Wien und fuhr gleich nach Schönbrunn. Der Kaiser stand auf 
dem Balkon des Schlosses und verfolgte die raschen, eleganten 
Bewegungen des Luftschiffes, namentlich die tiefe Verbeugung, 
mit der es dem greisen Monarchen huldigte, mit dem leb« 
haftesten Interesse. Die Landung auf dem Flugfelde Aspem, 
wo noch in aller Hast an der Herrichtung der Tribünen 
gearbeitet wurde, erfolgte um 2.35 Uhr. Abends war ein grosses 
Festmahl im Rathause, und nach diesem, gegen 3 Uhr morgens, 
trat die „Sachsen“ die Rückreise nach Deutschland an. Sie fuhr 
nach Friedrichshafen, wo sie um 4.10 Uhr nachmittags landete. — 
Die vielverbreitete Nachricht, die Fahrt nach Wien sei die erste 
grössere Auslandsreise eines Zeppelin-Luftschififes gewesen, ist 
irrig. Die erste grössere Fahrt eines Zeppelin-Luftschiffes 
überhaupt ging schon ins Ausland. Es war die lastündige 
Fahrt des ersten wirklich flugtüchtigen Zeppelin-Luftschiffes von 
Friedrichshafen nach Schaffhausen, Luzern, Zürich, Winterthur, 
Bregenz und zurück nach Friedrichshafen am x. Juli 1908. Eine 
zweite und ebenfalls besonders bemerkenswerte Auslandsfahrt 
war die der „Hansa“ im vorigen Jahre von Hamburg nach 
Kopenhagen und zurück an einem Tage. 

Ein zweites Luftschiff SchÜtte*Lanz. Ueber das 
zweite Luftschiff Schütte-Lanz, das bereits in Angriff genommen 
ist, werden folgende Einzelheiten bekannt: Das Luftschiff wird 
24000 Kubikmeter Gas fassen und 5 Gondeln erhalten, eine 
Führergondel und 4 Mannschaftsgondeln. Die Führergondel 
wird vorn angehängt, 2 Mannschaftsgondeln werden in der 
mittleren Linie vorn und hinten lose angehängt, die beiden 
anderen etwas seitlich in der Mitte, starr. 4 Motore von je 
200 HP., 3 Maybachmotore und ein Daimlermotor, welche je 
2 zweiflügelige Propeller antreiben, werden eingebaut. 

Ein Flug Paris—Warschau ist am 10. Juni dem be¬ 
kannten Bewerber um den Pommery-Pokal, dem französischen 
Flieger Brindejonc des Moulinais, geglückt. Er ist früh morgens 
i 1 Paris aufgestiegen, hat Zwischenlandungen in Wanne und 
Johannisthal gemacht und ist abends noch in Warschau gelandet. 
Der Flug bei ausserordentlich ungünstigem Wetter ist eine der 
bedeutendsten und kühnsten Flugleistungen, die bisher überhaupt 
erzielt worden sind. Die Böen schüttelten den leichten, eleganten 
Moräne-Eindecker so heftig, dass der Flieger sich mit einer 
Hand an der Karosserie festhalten musste, um nicht von seinem 
Sitze geschleudert zu werden. Die reine Flugzeit Paris —Berlin— 
Warschau betrug 9 Stunden 35 Minuten. Die letzte Strecke 













Nr. 4 




Berlin—Warschau durchflog Brindejonc in 3 Stunden 35 Minuten. 
Die Luftlinie von Paris bis Berlin ist 910 Kilometer lang, die 
von Berlin nach Warschau 520 Kilometer. Brindejonc hat dem¬ 
nach durchschnittlich 150 Kilometer in der Stunde rurUckgelegt. 
Bine ähnliche Flugleistung hatte bisher nur der Flieger Guillaux 
anfsuweisen, der im April d. J. von Biarritx nach Kollum in 
Holland (1500 Kilometer) geflogen ist 


Theater, festliche und sport¬ 
liche Veranstaltungen 


Der Gemeinderat der Stadt Triberg hat be¬ 
schlossen, zur Erinnerung an die vor 40 Jahren (9. November 1873) 
erfolgte Eröffnung des Gebirgsübergangs der 
SchwärzWaldbahn von Hausach bis Villingen eine grössere 
Feier in hiesiger Stadt zu veranstalten, die am Sonntag, den 
7. September d. Js., abgehalten wird. Zur Beteiligung an den 
Festlichkeiten sollen alle an der Bahnstrecke liegenden Gemeinden 
eingeladen werden. Bei dem reichen Segen, der dem mittleren 
und hohen Schwarzwald durch die Erschliessung mittels der 
durch ihre technisch und landschaftlich gleich grossartige Anlage 
schon längst weltberühmten Schwarzwaldbahn geworden ist, 
erscheint die Abhaltung einer solchen Erinnerungsfeier in 
hohem Masse angebracht Als Ort dieser Feier ist Triberg in 
Aussicht genommen. 


Veranstaltungen in den Monaten Juni, Juli, August. 

15. Juni: In Bad Blankenburg im Freilichttheater auf der 
Burgruine Greifenstein erste AuffUhrung des Festspiels 
„Graf Günthers von Schwarzburg Kaiserwahl und Tod**. 

15. Juni: In Magdeburg Pferderennen (Sächsisch-Thüringi¬ 
scher Reiterverein). 

15. Juni : In Halle a. S. Regatta auf der Saale. 

25. — z6. Juni: In Mainz Ruderregatten. 

27.— aa. Juni: In Hannover Sport- und Festwoche. 

29.—ar. Juni: ln Augsburg Anwesenheit der Pankgrafen von 
Berlin. 

‘ aa. Juni: In Magdeburg Internationale leichtathletische Wett¬ 
kämpfe. 

aa. Juni:. In Rudolstadt Festspiel im Fürstlichen Theater, 
historischer Umzug und Volksfest auf dem Anger. 

aa. u. 25. Juni: In Düsseldorf Grosse Rennen des Düssel¬ 
dorfer Reiter- und Rennvereins. 

aa. Juni bis 31. August: In S i n g e n (Hohentwiel) jeden Sonntag, 
nachmittags 3 Uhr, Hohentwiel-Festspiele. Zur Aufführung 
gelangen: „Die Lützowerin**, „Die versunkene Glocke** und 
„Wilhelm Teil“. 

Mitte Juni: In Dresden Ruderregatten. 

Mitte Juni: ln Fulda Volksfest im Schlossgarten. 

aa. Juni: In Hallo a. S. Blumenkorso auf der Saale, ver¬ 
anstaltet vom Verkehrs-Verein Halle. 

23. Juni: In Braunschweig Blumentag (Margaretentag). 

24. Juni: In Karlsruhe Feier der Eröffnung des Rheinhafen¬ 

nordbeckens in Verbindung mit der Jahres-Versammlung 
des Vereins der Rheinschiffahrtsinteressenten. 

27. Juni bis 3. Juli: In Kiel Kieler Woche 1913. 

ag. Juni: In Karlsruhe Regatta auf dem Rheinhafen. 

29. Juni bis 27. Juli: In Düsseldorf Festspiele des Rheinischen 
Goethe-Vereins im Stadttheater. 

29. Juni: In Magdeburg Grosse Ruderregatta. 

22. Juni: In Bingen a. Rh. Einweihungsfeier der neuen 
Festhalle. 

22. Juni : ln Bi ng e n a. Rh. Enthüllung des Denkmals Sr. Königl. 
Hoheit Ludwig IV., Grossherzogs von Hessen. 

30. Juni bis 5. Juli: In Heidelberg Historische Schlossfeste 

mit Ritterturnieren. 

2.—4. Juli: In Münster loojähriges Jubiläum des Inf.-Reg. 
Herwarth von Bittenfeld Nr. 13. 

Ab 3. Juli : In Bonn Internationales Tennis-Turnier. 

4. Juli: ln Heidelberg Blumenboot-Korso. 

4«—7. Juli: In Bonn 5ojähriges Jubelfest der Feuerwehr mit 
reichlialtigem Programm. 

5. und 6. Juli: In Magdeburg Kreischwimmfest des Kreises III 

(Mitteldeutschland). 

5 *— 7 * Juli: ln Mannheim Deutschlandfahrt der „American 
Society of Mechanical Engeneers**. 

5« — 8. Juli: In Stuttgart Sommerfest und Sommerschiessen 
im Schützenhaus. 

5 - — 8. Juli: In Ludwigshafen Parkfest, hervorragendes 
pfälzisches Volksfest. 

5. —10. Juli: ln Neuwied 27. Rheinisches Bundesschiessen. 

6. JuU: In Mannhe im Oberrheinische Regatta. 


6. Juli: In Schwelm Pferderennen. 

6. Juli: In Barmen Radrennen. 

6.—9. Juli: In Travemünde Wettfahrten des Lübecker 
und Norddeutschen Regatta-Vereins, anschliessend an die 
Kieler Woche. 

6.—13. Juli: In Zoppot (Ostseebad) Sportwoche mit äusserst 
reichhaltigem Programm. 

6.—13. Juli: In M ai n z Verbandsschiessen des Mittelrheinischen 
und Pfälzischen Schützenbundes; 29. Juni bis 5. Juli ebenda 
Vorwoche zu dem Verbandsschiessen. 

6. u. 27. Juli: In Halle a. S. Pferderennen. 

9. und 13. Juli: In Mülheim a. d. Ruhr (Solbad Raffelberg) 

Pferderennen. 

10. Juli: In Warnemünde Regatta des Grossherzoglich 

Mecklenburgischen Jachtklubs. 

10.—13. Juli: In Augsburg Allgemeines Tennis-Turnier. 

10.—17. Juli: In Kiel Flugwoche. 

12.—14. Juli: In Godesberg Nationaler Gesangwettstreit um 
wertvolle Preise. 

12.—14. Juli: In Augsburg Schwäbisch-Bayrisches Sänger¬ 
bundesfest. 

12. — 14. Juli: In Bonn Rheinisch-Historische Festspiele mit 

looo Mitwirkenden in historischen Kostümen. 

13. Juli: In Magdeburg Pferderennen (See-Jagd-Rennen). 

17. —18. Juli: In Kiel Zusammenkunft der Hessischen Landes¬ 
gruppe des Deutschen Flottenvereins Mainz. 

20.—21. Juli: In Augsburg 6. Lechgaufest der bayr. Gebirgs- 
trachten-Erhaltungsvereine. 

20. u. 23. Juli, sowie 14. September: In Krefeld Pferderennen. 
20.—27. Juli; In Hildesheim Volksfest mit historischem 
Festzug (4. Juli). 

23. Juli bis Mitte August: In Baden-Baden Tennis-Turniere 

zwischen erstklassigen Spielern. 

27m 30. Juli, 3 August: In Neuss a. Rh. Pferderennen. 

30. Juli bis 16. September: In München Festvorstellungen im 
Königl. Prinzregententheater und im Residenztheater. 

3. August: In Barmen Pferderennen. 

3.—10. August: In Dresden Vogelwiese. 

9. —XI. August: In Marburg loojährige Jubiläumsfeier des 

Kurhessischen Jägerbataillons Nr. ii. 

10. August: In Stuttgart Militärische Erkundigungsfahrt für 

Motorräder (Allgem. Deutscher Automobilklub Gau XII 
Württemberg und Hohenzollern). 

15. August: In Magdeburg Pferderennen (Kronprinzenpreis). 
17. August: In Magdeburg Kronprinzenpreis und Autostern¬ 
fahrt des Automobilklubs nach dem Rennplatz. 

17.—19. August: ln Trier Feier des loojährigen Bestehens des 
Infanterie-Regiments Nr. 29. 

22.—31. August: In Baden-Baden Grosse internationale 
Pferderennen, verbunden mit Biumenkorso und zahlreichen 
anderen gesellschaftlichen Veranstaltungen grossen Stils. 

24. u. 31. August: In Dresden Pferderennen. 



Die Verkehrs-Vereine und Verwaltungen bitten wir um rechtzeitige 
Angabe der jeweilig stattfindenden grösseren Veranstaltungen. Die Red. 


15. —17. Juni: In Stuttgart Süddeutsche Buchhändlermesse 

mit General - Versammlung des Süddeutschen und des 
Württembergischen Buchhändlervereins. 

16. —20. Juni: In Trier Bundestag des Bundes deutsch. Gastwirte. 

17. u. 18. Juni: In Nürnberg Besuch des Techn. Lehrerinnen- 

Seminars in Dortmund. 

19. —22. Juni: In Düsseldorf 5. Generalversammlung des 

Deutschen und Oesterreichischen Rechtsschutzverbandes 
für Frauen. 

20. Juni: In Nürnberg Tagung des Vereins zur Erhaltung 

der deutschen Burgen. 

22.—24. Juni: In Thorn Westpreussischer Städtetag. 

22.—27. Juni: In Kiel Tagung des Verbandes der Haus- und 
Grundbesitzer-Vereine Deutschlands, sowie Tagung des Ver¬ 
bandes Deutscher Färberei-und chemischerWäschereibesitzer. 

24. —25. Juni: In Heilbronn Haupt-Versammlung des Vereins 

für vaterländische Naturkunde in Württemberg. 

25. -28. Juni: In Köln Kongress der Heizungs- und Lüftungs¬ 

fabrikanten. 

27. —30. Juni: In Stetti n Kongress des Vereins für Jugendspiele. 

28. Juni: In M ü n ch e n x6. Delegiertentag des Kartells europäischer 

Rad-(Motor-)Fahrer- und Automobilisten - Verbände, e. V. 

28. —30. Juni: In Cassel Tagung des Verbandes der Vereine 

Kreditreform. 

29. —30. Juni: In Düsseldorf Besuch der American Society 

of Mechanical Engineers. 












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2. 4. Juli: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Buch¬ 
händler-Innung. 

3. 5. Juli: In Elberfeld Tagung des Deutschen Aerztetages. 

4. 5. Juli (voraussichtlich): In Düsseldorf Tagung des 
Verbandes Rheinisch-Westfälischer Landgemeinden. 

4. 6. Juli: In Paderborn Westfälischer Städtetag. 

6. Juli: ln Düsseldorf Verbandsfest der evangel. Gesellen- 
Vereine Rheinlands und Westfalens. 

13. Juli: In Roitweil Verbandstag der Württembergischen 
Gemeindeunterbeamten. 

19. -22. Juli: In Breslau Haupt-Versammlung des Verbandes 
Deutscher Handlungsgehilfen (Sitz Leipzig). 

20. -22. Juli: InDortmund Schneider-Verbandstag von Rhein¬ 

land , Westfalen und Hessen-Nassau, verbunden mit 
Lehrlingsausstellung. 

21. 25. Juli: ln Halle a. S. Verbandstag des Verbandes der 
deutschen Barbier-, Friseur- und Perückeiiinacher-Innungen. 

28. Juli bis 2. August: ln Köln 2. Fortbildungskursus der 
Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung. 

Im August: In Posen 54. Genossenschaftstag des Allgem. 
Verbandes der aut Selbsthilfe beruhenden deutschen 
Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschafien. 

Im August: In Cassel Tigung des Verbandes der Rechts¬ 
anwalt- und Notaibeamten. 

Im August: In Thorn Veibandstag der ostdeutschen Bürger¬ 
vereine. 

2. August : In Köln Tagung der Solar-Union. 

2. 4. August: ln N ür n b er g Verbandstag der deutschen Buch¬ 

binder-Innungen. 

2. -4. August: In Münster Rheinisch-Westfälischer Steno¬ 

graphentag (System Stolze-Schrey). 

3. -8. August: In N ür n be r gDeutscher Anthropologen-Kongress. 
8. II. August: In Halle a. S. Kongress der Handwerks- und 

Gewerbekammern Deutschlands. 

8. 12. August: In Meiningen 28. Kongress der Allgemeinen 

Radfahrer-Union. 

II.—12. August: In Nürnberg Verbandstag der deutschen 
Bürsten- und Pinselfabrikanten. 

II. 13. August: In Halle a. S. 14. Deutscher Handwerks- und 
Gewerbekammertag. 

16.-20. August: In Augsburg Bayr. Schuhmachertag, ver¬ 
bunden mit Ausstellung. 

lö.—21. August: In Halle a. S. Veibandstag deutscher Sattler- 
Innungen, verbunden mit Ausstellung. 

25. 28. August: In Kiel Deutscher Apothekertag. 

25.-28. August: In Trier Tagung des Deutschen Forstvereins. 
25.—28. August: In Kiel Haupt-Versammlung des Deutschen 
Apothekervereins. 


Zeitangaben der im Juni 1913 in Leipzig statt¬ 
findenden Tagungen und Veranstaltungen. 

19. Juni: Verein der ehemaligen Schüler der landwirtschaft¬ 
lichen Winterschule zu Merseburg. 

Verband Deutscher Bühnentechniker. 

Verein Sächsischer Richter und Staatsanwälte. 
Verein Deutscher Ingenieure. 

Arbeitgeber-Schutzverband für das Deutsche Holz¬ 
gewerbe. 

Deutscher Beton-Verein. 

Landes-Verband Sachsen des Deutschen Vereins 
gegen den Missbrauch geistiger Getränke. 
Verein der Deutschen Gas- und Wasserfachmänner, 
gern. Besuch. 


20. 
21.U.22. 
24.U.25. 
26. 28. 

26. 30. 
28.U.29. 

30. 



Bau fach-Ausstellung Leipzig 1913. Für geladene Gäste 
fand am 26. Mai eine Besichtigung des vom Deutschen Stahl¬ 
werksverband und dom Verein Deutscher Brücken- und Eisen¬ 
baufabriken auf der Internationalen Baufach-Aufstellung neben 
der grossen Betonhalle errichteten ei.serncn Palastes, des 
„Monuments des Eisens**, statt. Nach einer Begrüssung 
der Gäste durch Direktor Schaltenbrand übernahm Ober¬ 
ingenieur Fi sch mann vom Stahlwerksverb.ind die Führung. 
Br zeigte zunächst die Bedeutung von Kohle und Eisen 
und machte auf einer grossen Landkarte die Gäste mit den 
Gebieten unseres Vaterlandes bekannt, in denen Kohle und Erz 
gewonnen wird. Dann wurden Modelle von Hochölen usw. 
gezeigt. Weiter bekam man einen Ueberbhe»: über Deutschlands 
EisenerzeugnissCi Uber die Bearbeitung des Eisens, über die 


verschiedenen Walzformen und konnte sich auch mit den ver¬ 
schiedenen Arten und Systemen des Aufsteilens der Eisenbau¬ 
werke bekannt machen. In dem grossen Diaphaniensaal wurden 
dann Bilder von ausgeführten Eisenbauten, etwa aus dem letzten 
Jahrzehnt, gezeigt, und schliesslich wurde im Lichtbildersaal 
des ersten Stockwerkes all das, was man soeben gesehen, in 
prächtigen Filmbildern noch einmal, wenn man so sagen darf, 
plastisch vorgeführt, ln grossen Films, welche die Siemens- 
Schuckert-Werke zur Veifügung gestellt haben, sah man die 
ganze Herstellung des Eisens von der Verladung des Erzes, 
von der Verhüttung im Hochofen bis zur Gewinnung des Stahls 
im Siemens-Martin-Betrieb. Ferner konnte man einen Blick 
werfen auf die Bearbeitung des Eisens in der Werkstatt, wohnte 
der Aufstellung von grossen Eisenbauwerken bei und sah die 
Errichtung der grossen Hallen auf dem Hauptbahnhof in Leipzig. 

Eine bergische Ausstellung in Elberfeld. Die 
Stadtverordneten beschlossen in ihrer Sitzung vom 27. Mai die 
für 1914 geplante Industrie- und Gewerbeausstellung 
nunmehr im Jahre 1917 zu veranstalten. Die Stadtverordneten 
bewilligten einen Garantiefonds von 200 000 Mk. unter der 
Bedingung, dass von anderer Seite die Unterstützung in der¬ 
selben Höhe zugesagt würde. Der Oberbürgermeister erklärte, 
dass sich hervorragende Firmen bereit gefunden hätten, die 
Ausstellung zu beschicken. Geheimrat Dr. von Böttinger stellt 
zu dieser Ausstellung das Gelände zur Verfügung. 

Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung Pader¬ 
born 1913. Unter dem Protektorate des Herrn Oberpräsidenten 
der Provinz Westfalen, Sr. Durchlaucht Dr. jur. Prinz zu Ratibor 
und Corvey, Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst findet in Pader¬ 
born in der Zeit vom 21. Juni bis 5. September eine grosse 
Ausstellung statt. Die Ausstellung wird eine Halle für alte 
und neue Heimatkunst, grosse Hallen für Gewerbe, Industrie 
und Landwirtschaft enthalten und ausserdem viel Unterhaltung 
bieten. 

Von der Schweizerischen Landesausstellung 
in Bern. Aus Bern wird uns geschrieben: Die sehr umfang¬ 
reichen Vorarbeiten der 58 Gruppen umfassenden Schweizeri¬ 
schen Landesausstellung, welche ein übersichtliches Bild der 
ge>amten Kultur- und wirtschaftlichen Entwickelung der Schweiz 
auf allen Gebieten geben soll, schreiten rüstig vorwärts, so dass 
nach der ersten Schweizerischen Landesausstellung in Zürich 
1883 und der zweiten in Genf 1896 auch die dritte in der 
Schweizerischen Bundeshauptstadt nicht nur das Interesse der 
Schweiz, sondern auch des Auslandes im höchsten Masse finden 
wird. Die Ei Öffnung der für den internationalen Reiseverkehr 
sehr wichtigen Lölschburgbahn wird sicherlich nicht wenig dazu 
beitragen, der geschichtlich, architektonisch und landschaftlich 
sehr interessanten Stadt Bern regen Besuch zu bringen. Die 
Zahl der an dem Zustandekommen der Ausstellung Mitwirkenden 
beträgt insgesamt nicht weniger als 1200. Die einzelnen Zweige 
der Arbeit sind ständigen Komitees zugeteilt, welche die Fragen 
der Bauten, der Finanzen, der Organisation, der Publizität und 
des Verkehrs im vorbereitenden Sinne beraten. Diese ständigen 
Komitees mit ihren zahlreichen Unterkomitees allein umfassen 
800 Personen. 


Bis 12. Oktober: ln Düsseldorf Grosse Kunstausstellung 
im Städtischen Ausstellungspalast. 

Mai Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) „Deutsche Künsüer- 
bund-Ausstellung“ mit über 2000 Kunstwerken. 

Frühjahr - Sommer: In Darmstadt Ausstellung namhafter 
Privat-Gemäldesammlungen im Städt. Ausstellungsgebäude. 

Mai—Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln. 

Mai -Oktober: In Stuttgart Grosse Kunstausstellung im 
neuerbauten Kunstgebäude. 

Meli -Oktober: In Breslau Historische und Gartenbau-Aus¬ 
stellung, verbunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege. 

Mai Oktober: In München Intern. Kunstausstellung. 

Mai Oktober: In L e 1 p zi g Internationale Baufach-Ausstellung. 

15. Juni bis I. September : ln Cassel Deutsche Kunstausstellung. 

Mitte Juni bis Mitte Juli: In München Ausstellung „Bureau 
und Geschäftshaus**. 

21. Juni bis 5. Sept.: In Paderborn Gewerbe-, Industrie- und 
Kunstausstellung. 

4. 6. Juli: In Dortmund Provinzial-Pferdeschau. 

13.—16. Juli: In Berlin Fachausstellung für Desinfektion und 
Unge/iefervertilgung. 

Juli August: In E ss e n Gewerbeschau (Ausstellung fttr Hand¬ 
werk, Industrie und Kunst). 

26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für 
Papier- und Schreibwaren. 

Mitte Auuust: In München Süddeutsche Drogisten-Fach- 
ausstellung, veranstaltet vom Deutschen Drogisten-Verband. 







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Bäder und Sommerfrischen H 



Schlesien wird in dieser Saison eine ganz besondere 
Ansiehungskraft auf das reisende Publikum ausUben. Wenn 
schon die heilkräftigen, wundertätigen schlesischen Bäder 
sich mit Recht von Jahr au Jahr eines immer wachsenden Zu¬ 
spruches erfreuen, so wird anlässlich der diesjährigen Jahr« 
hundertfeier der Freiheitskriege in Breslau ein aussergewöhnlich 
grosser Fremdenstrom nach diesem deutschen Gau gelenkt 
werden. Zahlreiche Kongresse und Verkehrsverbände usw. tagen 
in diesem Sommer in der schlesischen Hauptstadt. Bietet schon 
die grosszügig angelegte Ausstellung selbst und die schöne 
Stadt mit ihren grossen geschichtlichen Erinnerungen eine Fülle 
des Sehenswerten und Interessanten, so sollte doch niemand 
verabsäumen, eine Wanderung durch die herrlichen schlesischen 
Gebirge zu unternehmen. Neben dem hochromantischen W a l- 
denburger Bergland ist das Iser- und Riesengebirge, 
das Königreich der Schneekoppe, ein bekanntes Keisegebiet. 
Eine Gebirgswelt für sich voll eigenartiger Reize ist der G 1 a t z e r 
Gebirgskessel im Süden Schlesiens, gebildet vom Eulen¬ 
gebirge, Reichensteiner-, Habelschwerdter-, Adler- und Heu¬ 
scheuergebirge und vom Glatzer Schneegebirge mit der 
höchsten Erhebung, dem grossen Schneeberg. Ausführliches 
illustriertes Prospektmaterial wird kostenlos versandt durch das 
Internationale öffentliche Verkehrsbureau in Berlin, Unter den 
Linden 14. 

Schreiberhau im Riesenge birg e. Der Sominerprospekt 
für XQX3 ist erschienen. Er gibt in neuer Ausstattung von etwa 
xoo Seiten Aufschluss über die Geschichte des Ortes, seine 
Bedeutung als Sommer- und Winter-Luftkurort, über Spazier¬ 
gänge, Touren usw. Ausserdem enthält der Prospekt ein 
vollständiges Wohnungsverzeichnis der Sommerwohnungen des 
Ortes und wird vom Verkehrsbureau der Gemeinde Schreiberhau 
gegen Erstattung des Portos (10 Pfg.) gratis versandt. 

Bad Elster. Bis Ende der ersten Juniwoche sind gegen 
5000 Fremde zur Anmeldung gekommen, von denen etwa 2500 
noch anwesend sind. Bereits Uber goo Bäder werden tätlich 
verabreicht. Entsprechend dem guten Besuch des Bades sind 
auch die festlichen Veranstaltungen zahlreich. Das Aerzte- 
frauenheim ist auch in diesem Jahre in der Lage, bedürftigen 
Witwen und Frauen deutscher Aerzte ganze oder halbe Fre.- 
stellen zu gewähren und kann dies jetzt infolge reicher Zu¬ 
wendungen in erhöhtem Masse gegen früher tun. Anmeldungen 
sind an Sanitätsrat Dr. Köhler (Bai Eisler) zu lichten. 

Kgl. Bad Oeynhausen. Die Saison entwickelt sich 
in zufriedenstellender Weise. Bereits mehr als Gooo Kuri^äste 
sind hier eingetroffen, die Bäder haben die Zahl von 50000 
nahezu erreicht. Eine Anzahl besonderer Veranstaltungen hat 
die Kgl. Badeverwaltung für den laufenden ivion.ii vorgesehen, 
und zwar 4 Militärkonzerte, i Doppelkonzert der Badekapcllc 
und des Deutschen Männer-Doppelquartetts Luitpold aus Wüiz- 
burg und 2 Künstlerkonzerte von Harryde Garmo und Nordewier 
Reddingus. Tagesfeuerwerke und Kurhausbäile vervollständigen 
das Programm. 

Bad Ems. Natur und Kui.st haben auch in die.sem Jahre 
gewetteifert, Bad Ems in der vollen Schönheit des luitgen l'rüh- 
lings als ein Kronjuwel im nassauischen Lan ie eri^chcinen zu 
lassen. Die Fortschritte des Bades in den letzten Jahren sind 
ganz augenfällig, es ist in der Tat vieles geschaffen worden. 
Von den vielen Neuerungen scheint besonders das Kurhaus bei 
den Fremden den denkbar günstigsten Eindruck zu machen, ln 
allen Teilen wird dieser moderne Prachtbau mit seiner imposanten 
Terrasse und den vielen mit Blumen verzi“iteii Balkons als ein 
Werk der Kunst bewundert. Der Kur-saalumbau, seine neue 
Terrasse, die jetzt den wetterempfindlichen Personen ISthuiz 
bietet, und die neue Kolonnade werden den Stainmgi'.-%le'.. eben¬ 
falls als eine sehr willkommene Aendeiung erscheinen. Mit 
Recht kann man sagen: „Bad Ems aut der Ihihc der Zeii**. 
Sehr erfreulich ist es, dass die Neuerungen ::ach iu^nch hin 
sich schon durch starken Besuch bemeikbar machen. 

Das Nahetal. Wer nicht das Nahetal kennt, wer nie an 
dem murmelnden Naheflüsschen spazieren ging, d^in ist ein 
Dorado unbekannt, das schon in alter Zeit das Auge eines Kitter- 
fräuleins entzückte, wenn es hoch von der Zinne der Burg Khein- 
grafenstein Ausschau hielt, ob die Mannen nicht bald zurück¬ 
kehren, vollauf mit Beute beladen. Am Fusse der Ruine der Burg 
Rheingrafenstein liegt das Sol- und Radiumbad Munster am Stein. 
Hier findet der leidende Mensch neben der Anwendung der 
Radiumemanation die nervenstärkende Ruhe, hier verspürt er 
jenen göttlichen Hauch, der den Menschen loslöst vom Alltags¬ 


leben. Und wer es kennen gelernt hat, dieses Fleckchen Erde, 
den sieht das Nahetal wiederkehren, von Jahr zu Jahr. Schon 
Kurfürst Philipp von der Pfalz erkannte Ende des vierzehnten 
Jahrhunderts die Wirkung der Solbäder und Hess eine „Bade- 
steit“ errichten. Von „dazumal“ bis zum heutigen Tage hat 
das Bad so manche Wandlung durchgemacht. Die erfreulichste 
war wohl die, als man im Jahre igio den Nachweis liefern 
konnte, dass Münster am Stein starke Radium-Emanations-Quellen 
besitzt. Je tiefer man in die Erde drang, um so stärker ent¬ 
strömte dem Krdinnern die Emanation der radiokativen Körper. 
Als ganz besonders emanationsreich erwiesen sich die Mineral- 
und Thermalquellen mit ihren Ablagerungen und Quellsedimenten, 
und zwar enthalten sie gasförmige Emanationen und im Wasser 
gelöste radiokative Salze. Letzteres dient der Heilkraft besonders 
stark, da die Emanation, die eine sehr schnelle Verfallzeit hat, 
sich beim Vorhandensein radiokativer Salze im Wasser fort¬ 
gesetzt erneuern kann. Selbstverständlich hatte die Feststellung 
der Radioaktivität zur Folge, dass die Verwaltung die Quellen 
neu fassen Hess und wiederum folgerte hieraus ein grosser Auf¬ 
schwung des Bades. So kann man sagen, dass Münster am 
Stein in seiner Heilwirkung bei Gicht, Erkrankungen der Nerven¬ 
scheiden, bei Neuralgien, Frauenkrankheiten usw. mit eine 
souverän^' Rolle spielt. Zum Kurorte ist dieser Fleck Erde wie 
geschaffen, die Umgebung ist herrlich, das Klima vortrefflich. 
Wer Ausflüge liebt, wird entzückt sein von dieser Gegend. 
Für die Kurgäste ist bestens gesorgt, man hat keine Langeweile, 
was bei einem Badeoite sehr zu beachten ist. Für den Sport 
im Freien ist bestens gesorgt, auch Kahnfahrten auf der Nahe 
kann man unternehmen, und wenn an heissen Sommerabenden 
die Schifilein mit Lampions vorUberziehen, dann heitern sich 
selbst die vergrämtesten Gesichter der Gichtleidenden auf. 
Münster am Stein ist eines jener Bäder, die man auch zu längerem 
Aufenthalt aufsuchen kann, um sich zu erholen. Es ist hier 
nicht jenes nervöse Badeleben, das zum Teil nur aus Toiletten¬ 
paraden bei der Musik und abends im Kurhaus im Flirt besteht; 
hier ist Natur, in der man es sich wohl sein lässt. 

Die V o g e s e n , jene mächtige Bergwelt, welche die Grenz- 
mauer bildet zwischen Eisass und Frankreich, ist eines der 
schönsten und zugleich interessantesten der deutschen Gebirge. 
Reiche Felder und Obstanlagen in der Ebene, Reben in unab¬ 
sehbarer Ausdehnung an den Hängen, ein prachtvoller Hoch¬ 
wald von Laubbäumen und Edeltannen, stille Bergseen und 
hochragende Gipfel verleihen diesem wilden Gebirgszug mit 
teilweise alpinem Charakter einen Reiz von seltener Mannig¬ 
faltigkeit. Zahlreiche Burgruinen, schöne altertümliche Dörfer 
und Städte ze-.igen von der bewegten Vergangenheit des Landes. 
Hervorragend wirkt die stolze Feste Hohkönigsburg, das 
Wahrzeichen deutscher Rittei herrlichkeit im Westen Deutsch¬ 
lands, däs seine Wiedergeburt dem Kunstsinn des Kaisers zu 
danken hat. Die Bevölkerung ist eine durchaus friedliebende 
und in gleichem Masse wie die Vogesenwirte selbst bestrebt, 
den Besuchern, gleich welcher Nationalität sie angehören, einen 
recht angenehmen Aufenthalt zu bieten. Prospektmaterial wird 
koste: los versandt durch das Internationale öffentliche Verkehrs- 
burcan in ocihn. Unter den Linden 14, und den Verband der 
elsabs-lothringischen Verkehrs-Vereine in Slrassburg i. E., Meisen¬ 
gasse 1. 

Tanzsport in Baden-Baden. (Internationales Tanz¬ 
turnier). Eine eigenartige Anziehung wird das internationale 
Tanzturnier bilden, das während der ..Grossen Rennwoche“ 
Ende Angur.l im Kurhaus von Baden-Baden statttindet. Der 
moderne Tanz hat genau wie Tennis oder Golf rein sportliche 
Formen angenommen und c»oll in Ba ien-Baden von diesem 
Gesichtspunkt aus bewertet werden. Ausser den Preisen des 
Baden-Badener Knrkcmitees und des Internationalen Klubs ist 
dei Latschari-Wellmeisterschaltspreis für Tango von 
Mk. 2000 zu erring«;!!. Der Wettbewerb ist nur für Amateure 
(Damen und Herren der Gesellschaft) offen. 

VVildhad (Würtl. Schwarzwald). Die Kgl. Badeanstalten 
und .»onsligen Kuioinrichlungen mit ihren mustergültigen, kom- 
ioiiabien Aiissiailungen sind seil Mo.iatsbeginn wieder in volleni 
Umtjiiige in Betiieb. Von den Hotel.^ grUssen lustig flatternde 
Fahnen z.iin Zeichen, dass alles für den Empfang der zahl- 
«cica einli eilen Je.1 Kurgäste bestens gerüstet ist. Auch die 
Kuikapc’.le »Iller L-iitung des K-^l. Musi.-idiicktors Herrn Prem 
gibt täglich abv'«'v;chsiungsweise auf dem Kurplatz, 1.1 der Trink- 
haili ir.id iv.i Ke: n a .en Konze.ie, die ne 'en Sinton.ekonzerlwn, 
Knnmei- und üperciienmusik.ibe:iieri i.n Kursajil vorerst den 
Miivclpunkt d.es gesclschaftlichen Baielebens bilden. 

Ostscebad Zoppot. Die über die Grenzen der Provinz 
hinaus beiiihml gewnrdcne Zoppolei Sportwoche vom 6.-13. Juli 
wird auch dieses Mal ein reichhaltiges Progiamm bringen. Ein- 
gcloiiet duich Jas mit einem Ehrenpreis S. M. des Kaisers aus- 
gestattete Lawn-Tennia-Turnier und die Veranstaltungen des 



208 meooßO[ ^ e G e&d QO & Q ^ ^ DEUTSCHLAND 


Nr.4 


Schiess Vereins Deutscher Jäger, folgen Fussball-Wettkämpfe, 
eine Automobil-Sternfahrt, eine Ballon-Fuchsjagd, Pferderennen 
an drei Tagen, ein Wagen- und ein Wasser - Blumen - Korso. 
Soeben ist der von der Städtischen Badeverwaltung in geschmack¬ 
voller Ausstattung herausgegebene Prospekt erschienen, der in 
seiner Vollständigkeit und Uebersichtlichkeit, sowie durch seine 
reichen vorzüglichen Jllustrationen einem jeden Besucher des 
herrlichen, zwischen der See und bewaldeten Höhen gelegenen 
Bades ein wirklicher Führer sein wird. 




i.i i.i 

Aus dem Hotelwesen 

M 

H 

m 


Internationaler Hotelbesitzer-Verein, 


Vom i(. bis 7. Juni hielt der Internationale Hotelbesitzer- 
Verein in Nürnberg seine 42. Generalversammlung ab. 
Ihm gehören die ersten Häuser der europäischen und aussereuro- 
päischen Hoteliere an, deren Weltkongress in Berlin 19U seines 
glänzenden Verlaufs wegen noch in aller Erinnerung steht. Im 
Vorjahr tagte man in Wien. Im Jahre 1914 ist Paris der Ort des 
dritten Weltkongresses, deren erster in Rom abgehalten wurde. Am 
Mittwoch, den 4. Juni, hielt der Anfsichsrat seine erste Sitzung 
im Württemberger Hof ab. Abends fand die Begrüssung der 
Mitglieder und Gäste nebst Damen in dem prächtigen Grand 
Hotel (Rudolf Lotz) statt. Am Donnerstag, den 5. Juni, vor¬ 
mittags, folgte der offizielle Empfang des Kongresses durch die 
königlichen und städtischen Behörden im Festsaale des Rat¬ 
hauses, wobei der Oberbürgermeister Ritter Dr. v. Schuh die 
Teilnehmer begrüsste. Am Freitag, den 6. Juni, vormittags 

9 Uhr, hielt der Aufsichtsrat im Hotel goldener Adler seine zweite 
Sitzung ab. Um loYiUhr wurde die Generalversammlung eröffnet. 
Abends folgten Festdiner und Ball im Saalbau „Kulturverein“. 
Am Sonnabend, den 7. Juni, begaben sich die Teilnehmer im 
Sonderzug nach Rothenburg o. d. Tauber. Nach der Rückkunft 
fand in Nürnberg ein bayrisches Bierfest am Dutzendteich mit 
Konzert, Jllumination und Feuerwerk statt. Die Leitung der 
Verhandlungen lag in Händen des Präsidenten des I. H. V. 
Herrn Otto Hoyer (Köln). Ausser ihm gehören folgende Herren 
dem Aufsichtsrate an: Karl Landsee (Innsbruck), A. Strack^ 
(Ostende), Charles Bergarello (Genua), G. Caracciola (Remagen), 
E. Demelette (Paris), Albert Döpfner (Interlaken), A. Ellmer 
(Heidelberg), J. Friedrich (Köln), Georg Gottlob (Frankfurt a. M.), 
Heinr. Häffner (Wiesbaden), Ferd. Hess (Wien), H. Hoffmeister 
(Hamburg), H. Martens (Amsterdam), E. Metzger (Berlin), A. 
Seiler (Zermatt), Rudolf Sendig (Dresden) und W. Späth (Lindau). 
Unter den Beratungsgegenständen der Generalversammlung sind 
ausser den Berichten des Präsidenten und des Schatzmeisters 
die Referate des Dr. Knapmann über die volkswirtschaftliche 
und Versicherungs-Abteilung des I. H. V. sowie des Herrn 
Landsee über die Otto-Hoyer-Stiftung und die Wochenschrift 
zu erwähnen. Dem Bericht über die 191a zu Wien beschlossene 
Errichtung eines Internationalen Bildungsinstituts 
für das Hotelwesen (Hotelier-Hochschule) und die 
bisherige sehr erfolgreiche Tätigkeit des damit betrauten Aus¬ 
schusses sah man mit grossem Interesse entgegen. Den Ver¬ 
handlungen über diesen Punkt entnehmen wir folgendes; 

Zunächst berichtete Herr Hotelier Karl Landsee (Innsbruck) 
über die zwischen der Stadt Düsseldorf und dem Bildungs¬ 
ausschuss des Internationalen Hotelbesitzer-Vereins gepflogenen 
Verhandlungen, worüber näheres seinerzeit von uns mitgeteilt 
worden ist. Der Redner machte über die Angelegenheit auch 
einige neue Angaben, woraus folgendes hervorzuheben ist; 

„Dem Bildungsausschuss lagen Angebote der Städte Düssel¬ 
dorf und Köln vor. Die Stadt Düsseldorf erklärte sich bereit, 
die „Hotelakademie“ als städtische Anstalt zu errichten und zu 
betreiben unter der Bedingung eines jährlichen Zuschusses von 

10 000 Mark aus dem Schulfonds des Hotelbesitzervereins. Köln 
wollte ebenfalls für die Schule Grund und Boden hergeben und 
die Schule bauen. Jedoch wollte Köln die Schule nicht selbst 
betreiben, vielmehr sollte sie ein Unternehmen des Internationalen 
Hotelbesitzer-Vereins sein, zu dessen laufenden Kosten die Stadt 
einen erheblichen Zuschuss zu leisten sich verpflichten wollte. 
Bei der Entscheidung zwischen Köln und Düsseldorf handelte 
es sich also darum, ob eine Stadt oder der Verein Träger der 
Anstalt sein sollte. Die, finanziellen Leistungen beider Städte 
waren sich ungefähr gleich. Der Bildungsausschuss hat sich 
dahin entschieden, dass eine Stadt Trägerin der Anstalt sein 
solle. Daher wurde das Düsseldorfer Angebot gewählt. Die 
Gründe für diese Entscheidung waren namentlich folgende: 
Eine städtische Anstalt hat als öffentliches Schulunternehmen 
mehr Ansehen als die private Schule eines Vereins. Nur eine 
Stadt kann die Anstellung erster Lehrkräfte übernehmen und 


namentlich ihre Pensionierung sicherstellen. Ein .privater Ver¬ 
ein ist hierzu nicht in der Lage und würde grosse Schwierig¬ 
keiten haben, erste Lehrkräfte zu erhalten. Schliesslich ist über¬ 
haupt eine städtische Schule in ihrem Bestände auf die Dauer 
gesicherter, ihre Verwaltung durch städtische Kräfte stetiger als 
eine Vereinsschule. Diese Gründe waren so schwerwiegend, 
dass der Bildungsausschuss sich für Düsseldorf und damit für 
eine städtische Schule entschied. Selbstverständlich wird das 
Hotelgewerbe bei der Verwaltung der Schule durch eine aus¬ 
reichende Vertretung im Kuratorium beteiligt sein. Es bleibt 
uns allen nun, abgesehen von dem förmlichen Vertrag mit 
Düsseldorf, eine weitere Pflicht gegenüber der neuen Schule 
und gegenüber der Stadt Düsseldorf. Ich bin der Auffassung, 
dass jeder einzelne unter uns an dem Gedeihen und an der 
Entwickelung des internationalen Bildungsinstituts Anteil nehmen 
muss, als handle es sich um seine persönliche Angelegenheit. 
Es handelt sich in der Tat um eine weittragende und wichtige 
Sache unseres ganzen Standes. Sie zu fördern, ist Ehrenpflicht. 
Unsere Sache ist es, mit allen Mitteln und durch weitgehende 
Propaganda dafür zu sorgen, dass die Schule Besucher erhält, 
dass unsere jungen Leute und unser ganzer Stand von dieser 
Bildungsstätte den richtigen Nutzen haben. Es sind auch schon 
Stipendien für die Schule gestiftet worden. Gewiss darf der 
Erwartung Ausdruck gegeben werden, dass der soziale Zweck, 
den wir mit der Errichtung der Schule neben dem wirtschaft¬ 
lichen verfolgen, durch weitere derartige Stiftungen gefördert 
werden möge.“ — 

Weiterhin berichtete Herr Landsee, dass an dem Institut 
für Hotelbildungswesen in Düsseldorf auch Lehrer für gast¬ 
wirtschaftliche Fachklassen der Fortbildungsschulen ausgebildet 
werden sollen. An seine Ausführungen schloss sich eine leb¬ 
hafte Erörterung an, die von Herrn Beigeordneten Professor 
Dr. Herold (Düsseldorf) eröffnet wurde. Er bemerkte, es sei 
von jeher sein Standpunkt gewesen, dass es für die Zukunft 
sehr von Bedeutung sei, wenn die Anstalt nicht von einem 
Vereine, sondern von einem kommunalen Verbände getragen 
und geführt werde. Bei der Durchführung des Unternehmens 
komme es darauf an, dass das Lehrziel über das hinausgehe, 
was bisher von andern Anstalten geleistet wurde. Wenn das 
Institut auch nicht nach aussen hin den Charakter einer Hoch¬ 
schule tragen könne, so müsse es ihn doch wenigstens nach 
innen haben. Bezüglich der Einrichtung und des Lehrplanes 
habe der vorbereitende Ausschuss noch viel Arbeit zu leisten, 
und darum ersuche er die Versammlung, mit recht vielen An¬ 
trägen und Anregungen an den Ausschuss heranzutreten, dies 
aber möglichst bald zu tun, da nur noch kurze Zeit vorhanden 
sei. Von den praktischen Fragen behandelte der Redner zu¬ 
nächst die Zulassungsbedingungen. Er sprach sich für eine 
gewisse Altersgrenze, die er allerdings nicht nannte, und für 
die Forderung praktischer Vorbildung aus. Als Schulgeld 
schlug er 150 Mark für das Semester und 300 Mark für das 
Jahr vor. Ein Redner verlangte als Grundbedingung für die 
Aufnahme den Einjährigen - Berechtigungsschein. Ausnahmen 
sollten nur gemacht werden beim Nachweise entsprechender 
Allgemein- und Fachbildung. Der Schulgeldforderung stimmte 
er zu. Die Dauer der Schulzeit will er erst festgelegt sehen, 
wenn das ganze Lehrziel aufgestellt sei; jedoch solle die Dauer 
nicht unter zwei Jahren betragen. Herr Indra (Aachen) trat für 
den Eintritt nicht unter 21 Jahren ein. Mit aufklärenden Mit¬ 
teilungen diente Geh. Regierungsrat Dr. Stege mann (Braun¬ 
schweig). Er ermahnte dazu, der Anstalt den Hochschulcharaktsr 
zu wahren, warnte aber anderseits vor Schematisierung. Als 
Norm müsse immer verlangt werden, dass die Schüler ein be¬ 
stimmtes Mass von Wissen mitbrächten. Dem Anstaltskuratorium 
solle man jetzt zunächst die grösste Freiheit gewähren, um sich 
einmal einen bestimmten Erfahrungsgrundsatz zu bilden. Der 
wichtigste Punkt bei der ganzen Frage sei, dass der Verein 
auch seiner Ehrenpflicht der Stadt Düsseldorf gerecht werde, 
indem er für genügende Beteiligung sorge. Dies könne haupt¬ 
sächlich dadurch geschehen, dass von den interessierten Ver¬ 
bänden Stipendienfonds errichtet würden. — Als Ergebnis der 
Verhandlungen beschloss die Versammlung einhellig, der Er¬ 
richtung des Instituts für Hotelbildungswesen zuzustimmen und 
auf zehn Jahre der Stadt Düsseldorf den Betrag von jährlich 
10000 Mark für die Anstalt zuzuwenden. Weiterhin wurde in 
Aussicht gestellt, dass dieser Beitrag auch noch nach Ablauf 
dieser Frist geleistet werde. Zum Schlüsse sprach der Vor¬ 
sitzende des Vereins Herrn Oberbürgermeister Dr. Oehler, Herrn 
Professor Dr. Herold und Herrn Geheimen Regierungsrat Dr. 
Stegemann (Braunschweig) für ihre Bemühungen um das Zu¬ 
standekommen des Instituts den Dank der Versammlung aus. 


Der Internationale H ote Ib esitzer-Verein (Sitz 
Köln), versendet jetzt das in ganz neuem Gewände erschienene 
Mitgliederverzeichnis, das zu einem höchst praktischen Hotel- 








Nr;,4^ 


DEUTSCHLAND 


führet erweitert worden ist. Das Verzeichnis enthält in aller bayerischer Postillon in der bekannten schmucken, malerisch- 

Kürze die zur Beurteilung des Ranges, der Grösse und der romantischen Uniform reitet auf einem kräftigen Gaul und bläst 

Eigenart eines Hotels erforderlichen Angaben und dürfte sich sein Liedlein auf dem Posthorn. Dieses sympathische Motiv 

als ein von aller Reklame freier, zuverlässiger Führer erweisen. hat Hohlwein mit künstlerischer Verve behandelt, insbesondere 


Der Führer des IHV wird allen grösseren Verkehrs-Vereinen der Gaul, der sich über einen Berghintergrund erhebt, wirkt 


zur Verfügung gestellt und kann von diesen unentgeltlich ent- monumental. Auch drucktechnisch ist das Plakat eine bemerkens¬ 


nommen werden. Soweit der Vorrat reicht, können auch einzelne werte Leistung, denn es ist als Vier-Farbendruck (nicht Litho- 

Bzemplare gegen Einsendung von 20 Pfg. Porto allen jenen graphie) in der Druckerei von C. Gerber in München hergestellt 

Reiseinteressenten übermittelt werden, die sich an die Geschäfts- worden. Ludwig Hohl wein hat mit diesem Plakat eine seiner 

stelle in Köln wenden. besten und wirkungsvollsten Arbeiten geliefert. 


Fremdsprachliches im deutschen Hotelwesen. 
Von einem Leser unserer Zeitschrift wird uns die Hotel- 
Rechnung eines der ersten Hotels Baden-Badens vorgelegt. Die 
Aufstellung — für einen deutschen Hotelgast bestimmt — 
ist durchweg in französischen Ausdrücken gehalten. Da 
heisst es u. a.: 

Mai II.: Appartement Mk. 

3 Dejeuners „ .... 

3 Lunchs „ .... 

1 Viande froide,, .... 

2 CEufs „ .... 

3 Diners „ .... 

usw. 

Nur zum Schluss heisst es auf Deutsch: „Dankend 
erhalten.'* — Das ist doch der Gipfel des Undeutschen. Was 
würde wohl ein Franzose sagen, dem man in einem Pariser 
Hotel eine Rechnung in deutscher Sprache anbieten würde! — 
Es ist früher schon in der Zeitschrift „Deutschland** darauf hin¬ 
gewiesen worden, dass man vom geschäftlichen Standpunkte 
begreiflich findet, wenn grosse deutsche Hotels mit internationalem 
Verkehr ihre Speisekarten in deutscher und französischer oder 
in deutscher und englischer Sprache abfassen. Aber dem 
Deutschen in seinem eigenen Lande die Hotel-Rechnung in 
französischer Sprache vorzulegen, ist ein so verwerflicher 
Brauch, dass man ihm nicht kräftig genug entgegentreten kann. 
Das wirksamste Mittel ist hier, solche französische Schriftstücke 
einfach zurückzu weisen. 


V erkehrs-Pr opaganda 


Fremd en Verke hr s bestrebungen in Berlin und 
München. Vor einiger Zeit ist, wie schon mitgeteilt, in Berlin 
unter Führung hervorragender amtlicher und kommerzieller 
Persönlichkeiten eine Zentralstelle für den Fremdenverkehr Gross- 
Berlins gegründet worden, die die Aufgabe hat, die Fremden¬ 
verkehrspropaganda für Berlin und seine Vororte zu organisieren. 
Der Zentralstelle sind, noch bevor sie ihre Tätigkeit ofßziell in 
Angriff nahm, aus Interessentenkreisen für die nächsten drei 
Jahre bereits je 30 000 Mk. Zuschuss garantiert worden. Nun 
beabsichtigt die Stelle durch eine umfassende Agitation die 
Behörden, Handels- und Industriellen-Kreise Gross-Berlins für 
ihr Unternehmen zu gewinnen, eine Aktion, die die volle Auf¬ 
merksamkeit aller Verkehrsorganisationen im Reich verdient. 
Die Berliner Zentralstelle hat kürzlich eine Kommission von 
drei Herren nach München entsandt mit der Aufgabe, die 
Arbeitsmethode und Technik des Vereins zur Förderung des 
Fremdenverkehrs in München und im bayerischen Hochland zu 
studieren. In dem Schreiben an die Vorstandschaft des Münchner 
Zentralvereins, in welchem die Ankunft der Kommission an¬ 
gezeigt wurde, wird der Informationsbesuch damit begründet, 
dass „der Münchener Fremdenverkehrs-Verein mustergültig sei 
in bezug auf seine ganze Organisation, auf seine Tätigkeit 
und seine erfreulichen Erfolge.“ 

Zwei Tage in Potsdam. Die Wahrnehmung, dass die 
mittels Automobils von Unternehmern nach Potsdam geführten 
Fremden wegen der Geschwindigkeit, mit welcher diese Gesell¬ 
schaftswagen die Strassen durchrasen, einen nachhaltigen Ein¬ 
druck von dem Strassenbilde Potsdams nicht gewinnen können, 
weil sie während der Schnellfahrt von den historischen Sehens¬ 
würdigkeiten nur wenig, von der reizvollen Umgebung der 
Stadt noch weniger zu sehen bekommen, ja, dass selbst der 
Allein-Reisende ohne sachkundige Führung oft an den inter- 


Ein Schwarzwaldverein in Berlin. 

Der zu den schönsten deutschen Mittelgebirgen zählende 
Schwarzwald hat durch die vor einigen Tagen erfolgte 
Gründung eines V e r e i n s der S chwarzwaldfreunde zu 
Berlin (E. V.) eine Vertretung in Norddeutschland gefunden. 
Der neue Verein will den zahlreichen Freunden des Badner- 
landes und insbesondere des Schwarzwaldes, ohne Rücksicht 
auf ihre Staatsangehörigkeit, einen Sammelpunkt bieten, eine 
genaue Kenntnis von Land und Leuten vermitteln, sowie immer 
weitere Kreise für dieses schöne Erholungsgebiet interessieren 
und Reiseerleichterungen jeder Art beschaffen. 

Propaganda für Bayern. Auf Veranlassung des 
Landes-Fremdcnverkehrsrates für Bayern, der vor kurzem die 
Ausgabe einer vortrefflichen Werbeschrift besorgte, wird in den 
nächsten Wochen an den Litfasssäulen aller grossen Städte 
und Kurorte Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz ein 
Plakat angeschlagen sein, das in höchst wirkungsvoller Weise 
auf Bayern aufmerksam macht. Das Plakat, das Resultat eines 
engeren Wettbewerbs, stammt von Ludwig Hohlwein: ein 


essantesten und schönsten Bauwerken Potsdams achtlos vorüber¬ 
geht, hat den Verkehrs-Verein vor Jahresfrist zur Ausgabe der 
mit Wegeführung usw. ausgestatteten Gutscheinhefte für einen 
Zweitags-Sommerausfiug nach Potsdam geführt. Dem Fremden 
gewähren sie nicht nur sichere Wegeleitung und Bequemlich¬ 
keit, sondern auch volle Gewähr vor unliebsamen Ueber- 
raschungen. So ist bestimmt anzunehmen, dass sich diese 
Gutscheinhefte in kurzer Zeit als eine gern benutzte Einrichtung 
einbürgern werden. 

Gründung eines Verkehrs-Vereins in Teterow 
(Mecklbg.). ln einer Versammlung von Einwohnern Teterows 
wurde beschlossen, hierselbst einen Verkehrs-Verein zu gründen. 

Deutsch-Nordischer Touristen- Verband, e. V. 
Der Verband, der seit einiger Zeit besteht und in Berlin (Zieten- 
strasse 32) seinen Sitz hat, macht es sich zur Aufgabe, seinen 
Mitgliedern auf Reisen nach Norwegen, Schweden, Dänemark 
und Finland Erleichterungen zu gewähren, sowie durch geeignete 
Veranstaltungen und Einrichtungen den Kulturaustausch mit den 
nordischen Völkern zu fördern. 




BERUM HRMBÜRü 

HOTEL ESPLAHAOE 

Das Vollendetste auf dem Qebiete der modernen 
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens. 












210 DEUTSCHLAND H 


Nr. 4 


Fernsprecher 20514 Buod DCUtSChcr VerkchrS-Vereine (e.V.) Fernsprecher 20514 

Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse 28. 

(Die Geschällsslelle cibl unenlgell liolie Ausla'infte über deulsches Vcrlvchrswesen und Keiseangelegenheilen und versendet auf 
Verlangen Führer und ProvcpeUle über deiils« he Kur- und Jiadeorte. Städte und I.andschafteii.) 


Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle. 

Dem Bunde traten als Mitglied bei: 

Städtisches Verkehrsbureau in Bonn. 

Zentralstelle für den Fremdenverkehr Gross-Berlins. 

Reise- und Verkehrsbureau Rud. Hummel, Hagen i. W. 
Neue Auskunftstellen wurden errichtet in Gent und 

in Baku. _ 

Hauptversammlung des Bundes Deutscher 
Verkehrs-Vereine in Breslau, 13. bis 15. Mai. 

Der Bund tagte in diesem Jahre zum ersten Male im 
deutschen Osten. Leider war die Beteiligung nicht so rege 
wie sonst, was zum Teil auf den ungünstigen Zeitpunkt zurilck- 
zufUhren ist, der mit den Landtagswahlen in Preussen zu¬ 
sammenfiel. 

Die Breslauer Tagung wurde eingeleitet durch eine 

Sitzung des Gesamtvorstandes 

in der Loge „Hermann zur Beständigkeit**. Die Beratungen, 
denen auch der Vertreter der Sächsischen Staatseisenbahnen 
Herr Oberfinanzrat Dr. Bauer (Dresden) beiwohnte, leitete der 
Bundesvorsitzende Herr Gontard. Der im Druck vorliegende 
Jahresbericht, Kassenbericht und Haushaltplan wurde 
genehmigt. Das Hauptinteresse beanspiuchten die der Haupt¬ 
versammlung vorzulegenden Satzungsänderungen und 
die ihnen zugrunde liegende Finanzreform des Bundes. Nach 
eingehenden Erörterungen, an denen sich besonders Oberst 
Thelemann (Stettin), Justizrat Lebrecht(Leip7ig), Dr. Kuck uck 
(Dortmund), Oberbürgermeister Dr. Wilms (Posen), General 
Bigge (Coblenz), Postmeister a. D. l./ack (Potsdam), Wolf 
(Chemnitz) und S ch u m a ch e r (Düsseldorf) beteiligten, wurden 
die Vorschläge des geschäftsfiihrenden Ausschusses mit einem 
Zusatz des Herrn Schulinspektors S a 111 e r (Braunschweig) mit 
grosser Mehrheit zu Annahme empfohlen. 

Die Debatten zeigten übrigens, dass die Ansichten über 
den für die Finanzreform aufgestellten Leitsatz: Der Bund soll 
sich immer mehr auf die in ihrer Finanzkraft zu stärkenden 
Verbände stützen, noch sehr auseinander gehen. In dem 
einen Punkte herrschte aber vollkommen Uebereinstimmung, 
dass dem Bund für sein gewaltig anwachsendes Arbeitsfeld 
reichlichere Mittel zur Verfügung gestellt werden müssen. Bei 
dieser Gelegenheit regte Oberbürgermeister Dr. Wilms an, man 
solle in Erwägung ziehen, ob nicht die Reklame in den Eisen¬ 
bahnzügen zu einer weiteren Einnahmequelle für die Bestre¬ 
bungen des Bundes dienen könne. 

Aus den weiteren Beratungen ist hervorzuheben die Er¬ 
örterung über das Verkehrsheftchen „D e 111 s ch 1 a n d“, 
das der Bund in Verbindung mit dem Ausschuss zur Fördeiung 
des Reiseverkehrs auf den deutschen Bahnen herausgegeben hat. 
Der Anregung, die fremdsprachlichen Ausgaben mit einem 
anderen Titelbild zu versehen, kann eine gewisse Berechtigung 
nicht abgesprochen werden. 

An der B e s p r e ch u n g des Wettbewerbs für d : 
Bildschmuck in den Eisenbahnwagen be’.nriijgicn 
sich die Herren Oberst Thelemann, Oberbürgerme's;4.-i 
Dr. Wilms, Oberst Seelmann, Oberfinanzrat Dr. Bauer, Ji'sti/rr 
Lebrecht und Direktor Schumacher. Dem Wunsche, oa> . K: 
der weiteren Auswahl von Bildern neben dem kii:istleii^».hen 
Wert auch der Propagandazweck der Eild':r ctw.-'i. 
berücksichtigt und den beteiligten Verbänden un.' Ve:..- 
Gelegenheit gegeben werden soll, bei der Ausvv.dil der Bh : • 
mitzuwirken, wird die Bundesleitung nach Möglichi.eit R( chiro* i 
tragen. 

Zum Schluss der Sitzung überbrach: ■ der Vorsitze.'.de Je 
Kölner Verkehrs-Vereins, Herr Kgl. B.urat Schellen, 
Namen seines Vereins, namens der Stadt ICöhi » nd c . 
Leitung der Deutschen Werkbundaussteilung ei* c m u 'erm.'s 
herzlicher Form gehaltene Einladung /ui Aihait-ug • - 
H au p t ver s am m 1 u n g I 9 14 in Köln. D Kin.l .J;.. 
einstimmig und mit Beifall angenomn.-.n. jltw so he.llo-. 
nahm die Versammlung Kenntins von dei ’uiv ii c'cn gc -.i."- 
führenden Ausschuss in Verbindung mit d r hti>onJ.is ein¬ 
gesetzten Kommission einstimmig getätigte:. Vv^ahl de.'» Dirchlors 
Schumacher, des bisherigen Schriftleiters der Bundes¬ 


zeitschrift „Deutschland“, zum neuen Direktor des Bundes, 
der sein Amt zum i. Juli antreten wird. 

Nach der Vorstandssitzung hielt an Stelle des verhinderten 
Geheimen Regierungsrats Professor Dr. Conwentz dessen 
Assistent an der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in 
Preussen, Herr Dr. Klose, einen Vortrag Uber „Schutz 
der Landschaft**. Der Vortragende zeigte in einer Serie 
von Lichtbildern, in welchem Masse gerade die schönsten 
Naturanlagen in Wald und Feld verschandelt werden und 
oft der Profitgier zum Opfer fallen. Leider seien alle gesetz¬ 
lichen Vorschriften gegen die Verunstaltung des Landschafts¬ 
bildes fast wirkungslos oder unzureichend. Hier kann nur die 
rücksichtslose Aeusserung der öffentlichen Meinung Abhilfe 
schaffen. Die deutsche Presse habe hierin dankens¬ 
werte Dienste geleistet. Redner verlangte ferner einen wirk¬ 
samen Schutz bestimmter Vogelarten, wie für Möwen, Störche 
usw., die von un weidmännischen Jägern ausgerottet zu werden 
drohen. An den mit Beifall aufgenommenen Vortrag schloss sich 
ein gemütlicher Bierabend. Stadtrat Grund, der Vorsitzende 
des Breslauer Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs, hielt 
eine sehr herzliche Begrüssungsansprache, auf die der Bundes¬ 
vorsitzende Gontard (Leipzig) ebenso herzlich erwiderte 
und den Dank der Gäste dem Breslauer Verein zum Ausdruck 
brachte. Weiter sprach dann noch Bürgermeister Kelp aus Zeitz. 

Die öffentliche 

Hauptversammlung 

nahm Mittwoch vormittag im Kongresssaale der Verkehrshalle 
auf dem Ausstellungsgelände ihren Anfang. Der Bundes Vorsitzende 
Gontard begrüsste zunächst die Teilnehmer, die aus allen 
Teilen Deutschlands erschienen waren. An den Kaiser wurde 
ein Huldigungsielegramm abgesandt. Geheimrat Backs von der 
Königlichen Eisenbahndirektion Breslau Überbrachte die Grüsse 
des Ministers der öffentlichen Arbeiten, der den Bestrebungen 
des Bundes das grösste Interesse entgegenbringe. Der Verkehr 
werde nur dann auf der Höhe bleiben, wenn die Interessenten 
des Verkehrs in ständiger Fühlung mit dem Staate bleiben. Ober¬ 
postdirektor, Geb. Oberpostrat Neumann betonte, dass neben 
der Eisenbahn die Post in erster Linie dem Verkehr zu dienen 
habe. Jede Erfüllung von Wünschen macht der Behörde 
Freude. Sie sind aber nicht nur von der Bewilligung an Geld¬ 
mitteln abhängig, oft stünden auch konkurrierende Interessen 
entgegen. Oberfinanzrat Dr. Bauer (Dresden) wünscht namens 
der sächsischen Staatsbahnverwaltung den Verhandlungen 
den besten Erfolg und hofft, dass die Teilnehmer recht viele 
Anregungen aus den Beratungen gewinnen. Zum Schluss 
begrüsste Stadtrat Dr. To bl er den Kongress im Namen der 
Stadt Breslau. — Aus dem vom Geschäftsführer Dr. Seyfert 
erstatteten G e s ch ä f t s b e r i ch t ist zu entnehmen, dass das ver- 
rlossene Geschäftsjahr reich an innerer und äusserer Arbeit für 
•lie Bundessache war. Die bedeutsamsten Arbeiten waren der 
inneren Organisation des Bundes gewidmet, die den Bund auf 
eine breitere finanzielle Grundlage stellen. 

Im Anschluss hieran hielt Universitätsprofessor Dr.v. Wenck- 
stern (Breslau) einen bedeutsamen und mit grossem Beifall 
autgeiiomnienen Vortrag Uber „Die Entwickelung des 
Verkehrs in den letzten 100 Jahren“, den wir auf 
S. 118 200 iin Wortlaut wiedergeben. 

Den zweiten Vortrag hielt Dr. med. Ja eg er (Leipzig) über 
..Werbt : g und Fürsorge für den Fremdenverkehr**. 

Redner lespiach <Me Bestrebungen der deutschen Fremden¬ 
verkehr snrganisAUor: n und die Massnahmen, die für die Hebung 
■..IS J ‘. tv. h-n I'''cnidpnverkohrs notwendig sind. An diesen 
01 trag schlo'>s sich die Besichtigung der historischen Aus- 
. t^’.l aig, t’er Gartenbauausstellung und der Festhalle. Für die 
K.v’-U .'ili'cl-.-an der Sitzung fand ein von der Frankfurter 
C.^L : :...i:b.thn-Ge‘- llschaft dargebotener Dampferausflug nach 
rj.. rt. 

I'v» d"; K.’.climittags wurden bei einer längeren Rund- 

: ii t Ji • i; hüg.'ieii S l.enswürdigkeiten Breslaus besichtigt, 
iii.u . c.iii.solicit t.don siwü sämtliche Kongressteilnehmer wieder 
•'bl (lc;r I. c ij'! itji c :i, v.'o in den vornehm ausgestatteten 
R.iumiu des Schlcsingcr.'c'.icn offiziellen Weinrestaurants „Rhein- 
go.d‘- d Festessen sta'tfand. In heiteren und ernsten 
Reden wurden nach dein vom Vorsitzenden ausgebrachten 
Ka.f.erhoch die Vcreinslcit^r, die Kongressstadt Breslau, die 
beiden Herren, die am Vormittag die Vorträge gehalten hatten 







Nr, 4 DEUTSCH LAND 


■ f«f ixiür. die Dameni^ 4i* Velirs- Vefei'ttes ■ ^^4 ■. -I^i^tjs;' ; ■ ■ 

gefefisrt,.■ Eid aüäsfti^prdtafetiüd;• '■ ■ <!ca■'' 
yerfastset be:kaEiriti &^!siaüfcr Kad BihfefiTeid 

aohr Äur Hebung der Stirn mb ag btsi. Abeb für ^eftAliVölJe 
täiüsikatische Gcpüsse wrgjr- gjess>rgL 

Am DoniJerstag : föigie ais Faf.4fct . 

'rat«ftgca eilitt' 

geschlossene MitgifederversammE^^^ 

im KöngfCSBs^ d«r Ausstellung. Der VaT5siu^f?de+- Hefir,; 
Gorilardi gab amtiäch^ KcriQtrk'is v^n einem 
i*öt dem Ämlkabinett dies KaiserÄ auf deh ÄttJ 
^bg^M^endten Huldigiing^jgrijsfe der dffeEiiUcben 
föng. Ditt bemta in der Siiiung des äeaämtvor^tänd^ be- 
ftprocbcnen g«»chäftli«;heft Pdöit^ der Togesor dniing; , c. Jäfctre^^ 
beriqht^ 2, Reebnungabs^kbt| 3-v i^Äuahalts^ wurdei» 

genebmlgi. — Aucb die tiätiptVersammiu/fg begrilsste di«: 
dee Herrn S cfa u m a b e r iura B 4 n d q *41 reki pjr. /:' Ubbef 
S * m ttt e 1 a nA e i g e n i b a U> 1 S h d i ä ch e n 2 e i t ü m g c n be¬ 
lichtete Herr Pro'i. Hptb ^Lcjpi Für die®^ Art: 4 er 
Propaganda bat sich e;£b ibbbeis trttefesse bemerkbar getrtäcbf- 
Die atif zeit noch schwebeßdefi yetlb (tndlürtgen werde d. vorans- 
sichtlich bis zum fcommebdeTi thten Abschluss biideo. 

OebcF die auf Öe^mtVör^tand izi Düsseldorf 

beachJpsaene Einrichttj^g 4"*öef ' Vcrkebrskaitei des 

D e u tacbe n H: e f Cbe&lf dfe 4ls. AUskuqftmaierLal f ür die Ver^ 
kehfshuteatis und AüskuDhsijlllts.n:. dienen soll» benchtete die 
wissttl>scbaf.Üiche Hilfaarbeilenh deä Bundes, FrJ. Lilxenbetg 
(X>e1palg)i, Die ausgestellte und von Frt Dii^hberg erl^m^Tte 
Musierkmrtei iaod die Zustimmung der ButTdeämiigliedcr. — 
Herr Direktor Schumacher (Dtisaeldoffl hielt emsit 
kiirzfin Vosirag über die Betejligüttg de* Bunde* an 
Au s^iel lu ng eü fm allgemeinen und 4eb 1^14 ln Deipitig 
nnd TQT^: ln Düseeldotf stattlindend«^n grosse^it Aü&KtelilürjgeD im 
besouderei^j. F^jlg^iider Beschluss w^rde eihitittifnijg^ augehommeu: 
f /D^e He apiyer sÄmm 1 un g:; Mmmt Renntbis vöjü den ArL^fUhf u 
ä fUfet0 u n d ^rhnii. d eö Mlit h «u * 

Ö le H 411 ptveJ s ahimlu n g ■ *rki ät je äk b. ihilt tier Ö u n g fb det 
. Inter n l ob aleiri' g rap hihcben .,l'l q d|£;,, i u ,ti: e i p_ ts f -j^'■.; ^^14, ;■ ■ 1 h , 
dern, iid ’ ÜhemehmendeH PÄyill öh ü.e«; 
veitjsndes füi‘ Htvtm^tscbutz ernytri&tiüdcö. ;>^eraef;! 

Beteilig üng ; de* es Ab der V i r beb rSp a b t e v 1:4 0 g;. der 

: Gr bsse h D ü i s e i d >0 r f e r A ü b a t e 1L ü n g i 91 s vpfc ti 
Er^ieluog Jannchmbatet Bedingubgen beccfalöBserl^ Bei der Se^ 
deutuog beider UnteiTichinttii ist eine mbghchsi allgemeifre 
Bet«iligdag aller Mitgliedet zu erstreben. Der geseb^ftsf Öhren de 
AUBsebus* wird «raucht, die Bildung^ vop Sbndeiad&schdss^n 
zür Durchfübrutig der Beiediguog in die Wcgje zu leben/* — 

; -Sehr'; .elhgehynde u n- g^' vers^lassteri' d ie. S.a i z u. n • g a ■. 

ik n d e r4 o jg 4 b ^ die mit ejhem vött den Herren Sanier 
und L e b re cid r veif aasten Zus^taantr ag getxebttiigt ' würdip ry. 
Bet dj&n Wahlen für den nunmebr atiS tS K^ren besteh4 
engeren yor eta n d wurden ausser den bisshef dern; gcsctiiitb&-' 
führenden Ausschuss ange hören den Herren und Herrn 
det an Steile des auF ^m^Ö Wunseb atiascbeiden^p, F^riti 
General Gadegast m den Ausgehusi ^inträtg ge'wbhU;: iBig:g:y;/ 
Hüters. Si 41 Ha J Dir, F ts cb e r, P t, K üpk U Ckfd i 1 j e fi 
O s i elf th S e tt 1 m A n n ( S in g m 4 nri un d pr. W i 1 tu a. 

Nach Hfledigung der Tagös0rdn ung dankie der ttpd* 

den fefetedlgten Beithrden sjju^ic der Säi^dtHrcHati für 
lieb« Au rn ahm &.: A m N ä chüil tiag fü h f e 4 eihe An ä a bl T ednebiu tr' 
flui Einladiiüg. des Otperbürgermetiiters Dr^ Wiims nieb PöseiK. 
Für die übrige o Eong resstet in ehmhr wurde 41h MÄchmi«i:g 


Gang durch den Zoolog rechen G^rtets üuebiFÜ 

■G.r;» & hw 0 kf. niiterij ommcd. . ln ■■p i&fn-; begfÜVKte'fHerr Gbit' 

•bBT^frrfstej^t^-Pi, Wllina mit den Mft^*tr^ij^yr*ianeö und ihitn 
JDUme«; RÄisbellftTp.';. Aul dre freundHetuin 

HegirÜT^Üb^siyhrte . erwiderten d^r ';Sündes¥i>Eait«7idttj.‘.' H«t 
GßhiariSj .‘nnd ^err Direktor Sebuntfl^eher#^: Mit der 4m Fcelisg 
fq|!^n-&n ch ti g ü n g d e>'■'••Efb-Tlclä't n $ . d tit_ A n.-* 

*ibd^biungen Tagung: im Osten ihr Enfe: 


Aus den Bundes-Vereinen 


Ver&jand Hessischer Verkehre-Verelne. 

%n der H iru p te r s;z lu ^ g stellte der neufr Vofailzttude, 
zugleich Vnm^l^lcnder des Verkebtaausscbusties d^r Befgatrasse, 
Herr Sa eben fAuerbachJj. zunächst die beiden neuen Mh- 
axbeiter. in der Führung der Geschäfte^ di« Herren Bamn, yoa 
^ ch *ti i Bensbciim) als Schatzmeistef und Oberlehrer T Ö T k 
]{Seeheirri| als PfototoU fahret vot™, Auf Antrag des neuttn 
Vorsitzenden wurde eine Verbeaserting der Organisarion des 
Verbandes beratem Herr Siehen Führte aus^ dass von dem 
jeweiligem Vorsitzenden nicht or^aH^t iÄf^rdeo khnpe;, das? er 
ein Geiii«E iuf ailcn Gebieieo der Tatig^kcd unseres grossen Vtr- 
bandtts sein künotti viettnebr eine Arheit^4!nliing ins Auge 

zu TaS^sen sei. Das« allK 3 Jahre ein Wechsel Jd d^i* Leitung 
d es Ver b a n d es^ in n er h al h d er 3 P iroVi n zen slattfa n d e, fn öge sm n 
Gutes h^bttn/jjedocH mössteß hegahte, ^rbc^täfreudlge,. räumheh 
ößii peirsiinlieh dem ver^citiftiittöoh ; V^fTVahutigeb unü inatanzen 
A^isus^hu&s^Obmätiiie^' iiir Führung der Einael'- 
j^eissbahtt ge.wShlt wftrd^^ die diuefhd im Amt bUebeh^ so dass 
Krtolge: du* ii®r Taiigk^ir de^ V«rbaud*s dauernd durch die 
gleiche H^fod sd/^st/Äben üöd iu ericieiififjo äei^, pie*e Ati' 
re^atig; fand : den augeteiöen Et^ifai) AÜwesänd^o yemetef 
und wurde ifanlFüs^t di^? Bildüttg von, 3 Ausschüasen beechloiiHtth. 
Z um Öhmaa n ■ Au*schusse^r fih den Ver&hr hih dsn 

V c r wai tu ngsb ehd rd ejtj ,wü rÜc .Her r rdnet^ ; Sieio tn er 

«Dar t F ü n d äu s«in em Mf^^rb ei tet tt e^r D ito dra gs * 

Abgeordneter Kßmm'er^i&ntÄV MoJthan tiW^inj:) ghwÄhit. Zum 
Obmao® Für den Aüs^chus$ für das Verkehrswesea ^Bi^nhahn" 
und Äi 3 tomobil''VßrbiddUtigenJ würde LHerr 8:14dWerdrdntm 
Stemmi^r fDaTUist^dH uhd 4 U a^nem Herr Kom- 

m ttif zienriit Schm abt f M^inz J i 's ^ V bl sitzeo der d er H a ml ei«' 
kammei Mftini, Obniann. d*s gHichtii Ausschüsse*]:;: 

bettr ;^chtFflhrL Herr Sthdthaum^Uter keefe gewlthlb. 

Um die Wüniehe; ;Pro;vir>zef 3 z;ü sjammeln und 

ge?fch iqiss« n 6tw Ai H ui?* y©hr^ge h: xu- kÖ n n en, wür de n für 
Obethes^ep. ii^r^ Kntur (FSad Käuheim), Syndikus der 

.Hahdelskimmer Fnedbdrgj für Rheinheeseh Herr Sis-dtvef- 
Ufdhet^r W^bel (Mairti) und für Starkenbyrg Herr Sieben fAue?- 
bachJ gewähfh Zu m 0 bfür den. Aüsschuss tur Rfeklairie 
wVfdfi Hen Si^be.h iAtierba^} und zn seineii Mitarbeitern die 
Herren VVailmarFb Wüb Koch (Bmgttö][, Herbat 

■( WprtnSl und Wvidtrhann { Neu-Jisenburgf gewahtU Ka sqli 
äugestrebt w^rdeuLdä^sa dem Verbände Siu und Stimme im löezifks^^ 

: EisenbahiUfat i^lfsgeräumt Wüd. Die den Verbau tt «ehr Inter- 
e^sicTCude: FrSgtt deakcbfcksnla der Pjoramen^Aussiellung der 
. Städie pud der BefgSirAase in der T ürnkkuruhiage Vori 

Na uh film ward er eingehend bfeaprother]. Hachdein das Gr<sssh-. 
MihiitftLbUM ttinachlüden bst^ ddsa idie Adssiellung während der 
laufe Ildeu Kuf ir^ it nqch /lft gehahea werden dürfe» das« 

4^1« : j6 d cic h 11 A htuia t d e^sel bta euiferUt vre rden m ii w iifd 



Beste Anthrocit-Kohlen 


von 


Zeche ,,€arl Friedrich bei ilLÄchen** 

aENERAL-VERTRIBB: 


PAUL THYSSEN, AACHEN 


Bürea-u; 

EUticherütrafte tO 


Kohlen - Großhandlung B.i,.».Äh«.w«t 

Teteptaon 717 . 











212 1 8800800000000900 090 89390089 81 DEUTSCHLAND iK g 00 e €«eot x)e eee eGe€»oeoe ffl 


beschlossen, die Ausstellung für den Rest der Kurzeit dem 
Publikum unentgeltlich zur Besichtigung zu öffnen und in be¬ 
scheidenen Grenzen sowie unter Vermeidung grösserer Unkosten 
und unter Aufsicht des Verkehrs-Vereins Bad Nauheim zu 
betreiben. Bin Beschluss Uber die spätere Verwendung wurde 
nicht gefasst, jedo h stehen günstige Möglichkeiten in Aussicht. 
Als Tagungsort für die nächste General-Versammlung des Ver¬ 
bandes wurde Bingen gewählt. 

Der Pfälzische Verkehrs-Verband 

hielt anfangs Mai eine Ausschusssitzung ab. Die Organisation 
umfasst nunmehr g8 Mitglieder, darunter 70 Korporationen. Der 
Vorsitzende, Rechtsrat Dr. Müller, berichtete Uber die letzte 
Fremdenverkehrsrats-Sitzung. Danach ist die Ausgabe eines 
bayerischen Landesplakates, eines Führers in englischer Sprache 
vorgesehen sowie die Ausgabe grosser Photographien im Formate 
von 150/240. Vom Staate wurden dem Verband ansehnliche 
Zuschüsse bewilligt, die teils für die Reliefkarte, teils in Gemein¬ 
schaft mit dem Pfälzerwaldverein und dem Pfälzischen Ver¬ 
schönerungsverein und deren staatlichen Zuschüssen für eine 
grosse Kollektivannonce der Pfalz in 16 bedeutenden Zeitungen 
benutzt wurden. 

Verkehrs-Verein Fichtelberg- und Keilberggebiet. 

Welche Masse von Arbeit der Verkehrs-Verein Fichtelberg- 
und Keilberggebiet in uneigennütziger Weise für die Allgemein¬ 
heit leistet in dem Bestreben, durch Verbesserung der Verkehrs¬ 
und Sportverhältnisse den Fremdenzustrom nach dem obersten 
Teil des Erzgebirges zu heben, zeigte sich wieder einmal 
recht deutlich während der vierstündigen Verhandlungen der 
ordentlichen Mitgliederversammlung in Oberwiesenthal. 
Herr Dr. Jaeger (Leipzig), der i. Vorsitzende des Vereins, 
eröfifnete die Versammlung und ging dann auf die Aufgaben 
des Vereins ein. Er konstatierte, dass seine Bestrebungen, die 
Verkehrsmöglichkeiten nach allen Richtungen hin zu erweitern, 
erfreulicherweise die gebührende Anerkennung der Fremden 
gefunden haben. Die Tätigkeit während des abgelaufenen Jahres 
erläuterte Amtsrichter Dr. Langer. Im Berichtsjahre hat der 
Verein eine umfassende Reklame entfaltet, um das Verkehrs¬ 
gebiet immer mehr und weiter bekannt zu machen; durch 
Vorträge und sonstige Veranstaltungen wurde auch das Interesse 
im Verkehrsgebiet selbst wachgehalten. Wetter- und Sport¬ 
berichte wurden täglich an mehr als .70 Zeitungen versandt. 
Von den Erfolgen des Vereins gab Herr Dr. Jaeger verschiedene 
bekannt. So hat sich z. B. die Generaldirektion der Kgl. Sachs. 
Staatseisenbahnen beieit erklärt, an den Bahnsteigen in Chemnitz 
auch Tafeln anzubiingen, die die Richtung Oberwiesenthal 
anzeigen; auch ein Gesuch, das die Verbesserung der Babn- 
verhältnisse in Neudorf (Güter-, Post- und Telegraphen-Verkehr) 
bezweckt, wird zurzeit einer Prüfung unterzogen. Herr Dr. Braun 
(Neudorf) erstattete den Kassenbericht. Herr Fabrikbesitzer 
Gessner (Niederschlag) leitete die nun folgende Wahl des 
I. und 2. Vorsitzenden. Unter Worten warmer Anerkennung 
fUr die viele geleistete Arbeit, der sich besonders Herr Amts¬ 
richter Dr. Langer unterzogen hat, erfolgte die einstimmige 
Wiederwahl der beiden Vorsitzenden, Herren Dr. Jaeger 
(Leipzig) und Amtsrichter Dr. Langer (Oberwiesenthal). Der 
Verwaltungsausschuss wurde ergänzt durch die Herren Hotel- 
direkter Schwarz (Oberwiesenthal) und Lehrer Friedrich (Neu- 
doif). Nach lebhafter Aussprache Uber Form und Ausführung 
wurde sodann die Herausgabe eines Verzeichnisses der Unter¬ 
kunftsgelegenheiten (Hotels, Heime, Fremdenpensionen und 


Privatwohnungen) beschlossen, dessen Drucklegung in Bälde 
erfolgen soll. Ueber den Stand der Verhandlungen in der 
Angelegenheit einer Ruschelbahn und eines Fichtelberg- 
aufzuges erstattete Herr Dr. Jaeger Bericht. Nach lebhafter 
Erörterung der versshiedenen Projekte erklärte die Versammlung, 
dass sie auch dem Projekt einer Schwebebahn zustimmen 
würde, falls sich eine DurchfUhrungsmöglichkeit bietet. Bekannt¬ 
lich ist die sächsische Regierung in neuerer Zeit dazu Uber¬ 
gegangen, staatliche Automobillinien einzufUhren. 
Nach einem Bericht des Herrn Gessner haben auch in unserem 
Verkehrsgebiet bereits Verhandlungen stattgefunden, die sich 
mit einer staatlichen Linie Wiesenbad — Königswalde — Bären¬ 
stein — Oberwiesenthal befassten. Die Versammlung beauftragte 
den Vorstand, die Bestrebungen für diese Einrichtungen durch 
Petitionen an den sächsischen Landtag und an die Kgl. General¬ 
direktion zu unterstützen. 

Augsburger Fremden-Verkehrsverein, 

Die Generalversammlung des Vereins hatte sich eines 
aussergewöhnlich guten Besuches zu erfreuen. Der Vorsitzende 
des Vereins, Architekt Walter Kr aus s, begrüsste die Gäste. 
Herr Schwarz erstattete den Tätigkeitsbericht. Dem Vereine ist es 
erst seit wenigen Jahren gelungen, den Gedanken des Fremden¬ 
verkehrswesens erfolgreich in die Bürgerschaft zu leiten. Das 
Verkehrs-Bureau wurde im Jahre igiz von insgesamt 5943 Per¬ 
sonen gegen 3654 im Vorjahre in Anspruch genommen. Der 
Fremdenverkehr betrug 191a insgesamt 98800 Personen gegen 
38400 im Jahre 1880. Im vergangenen Jahre haben in Augsburg 
46 Kongresse getagt. Der Verein gab sich alle Mühe, die Ver¬ 
kehrsverhältnisse der Stadt Augsburg zu bessern, was ihm auch 
zum Teil gelungen ist. Das gute Einvernehmen mit der Presse 
bewährte sich auch in diesem Jahre; besonders hervorgehoben 
wurde, dass nicht nur die Lokalpresse, sondern auch die aus¬ 
wärtige den Verein unterstützte. Der Mitgliederstand hat sich 
erfreulicherweise gebessert, er beträgt zurzeit 745. 

Württembergisch-Hohenzollernsche Vereinigung 
für Fremdenverkehr. 

Den alten Deutschherrnsitz im Taubergrund, Mergentheim 
hatte sich die WÜrtt.-Hohenzollernsche Vereinigung für Fremden¬ 
verkehr zum Ort ihrer 5. Wanderversammlung ausersehen. 
Die aufstrebende Bäderstadt ist besonders geeignet zu einer 
solchen Veranstaltung, zeigt sie doch an praktischem Beispiel, 
gewissermassen am lebenden Modell, welche Aufgaben und 
Wirkungen die Bestrebungen zur Hebung des Fremdenverkehrs 
haben. Nach den Üblichen BegrUssungsansprachen gab der 
Vorsitzende der Vereinigung, Gemeinderat StUbler (Stuttgaxfx) den 
Tätigkeitsbericht über die Entwicklung der Vereinigung seit 
ihrer Gründung im Jahre 1908. Heute umfasst die Vereinigung 
176 Mitglieder, und zwar 3a Amtskörperschaften, 96 Gemeinden, 
40 Vereine und Gesellschaften und 8 Einzelpersonen, die im 
ganzen rund 6800 Mk. jährlicher Mitgliederbeiträge bezahlen. 
Seit 1909 erhält die Vereinigung von der K. Generaldirektion 
der Staatseisenbahnen einen Jahresbeitrag von 10000 Mk., so dass 
ihr nunmehr jährlich rund 16 800 Mk. zur VerfUgung stehen. 
Weiter berichtete der Vorsitzende dann eingehend Uber die 
Propagandatätigkeit der Vereinigung, Uber die Veröffentlichungen 
in Zeitungen und Zeitschriften, Uber die Förderung des Winter¬ 
sports auf der Schwäb. Alb, im Schwarzwald und im Württ 
Algäu. In Vorbereitung sind und werden in diesem Frühjahr 
noch ausgegeben; eine Schrift „Württemberg u. HohenzoUern** mit 
Farbenphotographien, in deutscher, englischer und französischer 


Kaiser hof Essen llilii 

i Neu eröffneti Femmf 7281-7290 Neu eröffnet! i 

■ ■ 

I Vornehmstes Haus des Industriegebiets. | 

S Direktion Herrn. Bieger, früher Schweizerhof, Luzern. 8 

! Konferenz-SOie. ■ FOnf-Uln-Tee mit KQnstleFKonzert. ■ AiltOlflONI-Qin'llSe. { 









1^—' 

PI ’ aaeaaöaeeeagseese^^ DEUTSCHLAND 


513 


Spt>Ac£l^ (SpodCf £wxiplaj«|f^ «ki^ Schrift ^^Sc&wibctiUfKd In 
Wort uod Bild", m der Espcra,xitospFa«h<*^ öheiitÄlls mjt FOTbe^' 
pb atF>gjap hi«1 Hl i2^ieft, i n einef Äufiagd ^sh lo öoq St ü dt ^ c i n 
kJci^Orer Prospekt voß ÖlseDbatiDS^kretär HöMupatth ^BerlJci)^ der 
^ch ^jWörtt* Schwarawald, Schwäh. A.lti|. I%eisepl.atse4 Rundreise^ 
kertco WUiitembertp^Schweü** betitelt wd iö jciBor Autlage 
wo 40006 Stilpk gedTtiokt wird. der Lichtbilder^^ 

ireklftm^ teilte der Vorsitiende mit, da^ die Vtreinirgupg die 
kißom^l%>g^rephi^^h^ AttJfnahine der Burgeti und 
S cb J * e r W ?i r t te ta h r g is u u d H o U a ö, U e r n s feio' 
geleitet h?Mt» um db Film« durch IKlnfetÜÄiugr^i^^ Vorflihren 
m iasÄÄO^ An de^i Beriefet ein Vortrag 

t^oa KstisleiTat Sfei^hmfeld |Smttgart t) =»:! ideales und 

Materieh&i d^er FremdehveffeehrBpHe^e fdL;^U^.t^^ Land'*- 

Verkehrs-^yereiin Marburg 

ln 4er ö e n e T ä lif s t ä a m tu 1 a n g beriirfeieie der Vo 
eitaeude über di^ Vefcluatätigkeit im yoHgeb jähr^ die ib be- 
Boodeim Masse der Propaganda gewidmet war. Nach lÖeBcii^feaB 
der vorjäbrigOEi Veraamöilüfeg wurde ein küüKtletiadb. aüsgefiihJtca 
Plakat nach dem Entwurf Von Fr^u^ein Gregef Die 

Verteilung des Plakates an aije Verkebrs-yeretne geeciiah dÜttb 
detr Bmä Psbf*<h®t" Verk(s;hrs-VereiTi*j ^ i$seideni übercjabm in 
d ter'' .Weis« 11 nsor M it b'ÖTg^t:■ .rB^i.lach in i ^ Str a ck 

auf : aftiSfiU Verteil uug. It^i JfbH If^iS erschien eine 

Äonder-HuF^bi' dbr iGeitschtift „Deutstblau 4 ’* aja Lahn'Nummer, 
welub«t Marburg durcji eioeq g^bsserbo-: Artikel tnit Ab- 
litlduög^ ytTtrefteti war, im Laufe des JaLrta-Wüfde der Ver- 
kebTS^V^^fcatiil Besaeti-Woideck gegtUndet j diesem bchlosa sich 
die SUdti^ciwaitötig Marburg an, während der V^iTkebrV'yk.f^iu 
beachlosB, äueb Ferobrbio dem Bund Deolacher Verkehra.i^Veitijie; 
direkt eüa Mitebed anrugehöreo, da d^ direkt MbgUtdsejtaft 
nach den Mitteldea Bundes mWehe Vorteile gewähren 
dfiifle uiid der Verein dureb die Stadtverwaltung yon Veir 
gäbgen ltn V^rbsnd i^^easen-Waldeck doth Kenntnfä erbälL Lf; 
öeleg-öniych der im Abjüst siaitgehabseii des B^nd« 

Detitacher Vcikebta-Vereine ^u Kaeacl wurde vom Verband 
Hessen^Waldiäck auch eine Sooder^Nmniner der Verbande- 
foitscbrilt ^^OeutBCbl^J’d“ (Hessen-WflJdeck-Numtüer) heraut“ 
gegobeO> Hicfiaa beteiligten sich die Stadt Verwaltung und uuser 
Verein dureb eiueo von Herrn Haiiptlebrei Schneider verfassten 
Artikel über Msttbferg, 

Rheiotscher Verkehrs-V^rein. 

Am ■ai. Mai fÄÄd.Io ä s. Üb är fttne S11 ^ u n e: des Gesamt- 
V or5lfk:it^ßtB::'^;^y Der deut Vurstasitde ybrgelegte Jahres¬ 
bericht Bir ijsti «ti* weitert' gedetbiiciie Entwicklung des 

Vareihfi >uf tjod gibt eine gedf^ugte Oebersieht liber dessen 
ttiaotligClkhe BetäligüDg auf riefi y^rscbredeustch Gebieten der 
Verkeh;®feifderufeg.^^^^\ ueuei, tuit jaahlieicbeTi Järbenphoto- 

graphlacbeh ÄfefiiahmeD aUkg^eÄiartete Ebeinfühier m jqia ip 
Ainer Auilage von 50 ooq Stück in deutscher;, engbsch&f hßd 
f)ra^«$si&cher Sprache berausgebrächt worden. Per Absat* ^esi 
Föferors ist sehr befnedJgenii gewesen. Die gesaintefi Ein-' 
tiaiittTe^a hoben nieh 1914 süf 5^01.58 Mk. beiiffert; derür>t^ TyaTfiß/ 
iS^SifG Mk» Milglicderbeiträ^, 3iiod Mk, Zuschuss«: mebreref 
f^fepetschaft«^! «n den Kosten dess vom Verein herausgegebeneu 
Fffbjrers.jYpiy RheinAua Anzeigen und aua dem Pübref- 
verkauf sind 344* Mk^ erlEtSrt wnidtn. Zu den K'äfiten der 
SebUietbetbergeh öibd vbü ariderir Seite Mk; beigesteuert 
w«rdoii4 Die Aue^Fteiluhg igti in DuÄi^cidörf hat ab Plaiagebiihreh 
4 fcih VoT^oin: 95(5 Mk. pntcr den AuBgaben erfscheth^jn 

die Küsten des Khainlühtet^ üud des Reklaisiepfospelfitev pit 
ra 44a Mk.i die ÄufwendungDen für ZeitungsjekiÄme mit 16 koa Mk.* 
die Äiiiagabefe Scüiijerherb^geu und Rheinhbbenwegt mir 
58B6 ME Die Beteiligung an der Aü-ssteliubg in Düsseldorf rgu 




tmipf«DL iBd SewJüditiil«* bietflf Oyr Ift'G-K niist- 
;■ ■ fiv'mm«r itiswakl-'iUtfli- 'lom. .GebielB öer k'lässi-' •■ 

. ■• k ■ i hf I i • S^T.ftffelog^, 3^) S ft i t TSO "Ab b.. 

□ml Öi!gma.i-Photti|5Tö-j>hia gegeu L3Ö Mark ffftlikfii 

^ M MMhyrMAlft U - SWÜ 77 s 

AUflfilt ekd trSfiU AoeieK l#r l«tili0ei^BroBiiillar^FkQt«|reipblk,c 


hat Mk. gekbotet. Die Verwaltdugskosteo beirugeh tB ^.97 ^k. 
Der vom GeaamtVorataiid gebeiimigfe Atbehsplan für 3 cyt 3 eutfeall 
unter atidenn die inzwlacheti bereits eraebienene SarhraieU 
an^eige vefscEiieden«(i.: deui Verein an ge höriger Orte, die heraus 
gäbe eines Führers , 4 urbh die jfColels, PensTo^ön UÄd Sbmmcr^ 
frtkehen der Rhein lau de,' die Herst eil ting von HficfviirsithluaS’- 
marken mi*: Büderii heiyof ragen der Punkte, der Bhcmlande und 
dio VorberettüDgeii tu «inem Wettbewerb fUr 
geführte Städte- und Ländsctraffsbifder in feuni und schwäre- 
weisk sowie für kliöstlerisctLe Phptugwtptiisbv : fu deb engerea 
Vurstand des Vei^ins würden die Hsärr^nBÄUfSfUnd Beigeordneter 
Geusen (Dii^seldßrf) und Smdtverorfibfeisr D«rm fMann- 

beirh) gewählt. Die die jähtsgb HyUpt>Vet^atnmlung wird 

in RüdeehisfTii/ Und ?war äm 
im Holet Jung stättnöden. 

EifetvefeSn.; 

Das jijjährige Jfubelfeat des EifeSvereitis in Tfter t^ar 
Äöhlreicb besucht. Der erst« Schritt, der uniernommon wurde, 
war ein Abt der Pietät. Landrat Kau f m^o 
erschien am Grabe des yerecnsgTÜödisfffl^ d«"*- ^Eifelvaters" Dr. 
bronkei und legte einen Eirhenkran» rjiedfyr. Der HaujEii* 
vefsammlung wohnten u, a, die RegierungapräsSdeuten von 
K§ln; Dü^^ld^rf, Koblcv 2 und Aachen bftL Ferner der Laudes- 
haüptTTjann der Pheicrprovm2 Or.' You Keuvers. Der Verein 
scählt heutje, futid 130 Oriagruppen mit fä$f *o 60b MitgSiederD. 
Für die S chü leih erb ergen wendet der Verein im Jahre laoqa ME 
aüf. Per Vürsii^ende gab seinem BcdAuetn darüber AufidrucE 
dss«. der Minister des Innern «me tatktSlüge tTnierstürt^ung 

dieser: wisb ligen E in r mhtü n g im pieh Ete der J u g eU d p ü ege ab - 
. 'geieLdt hÄt,. Der ^thfessi nur iJb' ME: im J^tb^e au. Der 

.:F'egietui&gspräsideöt Ypn Kblo. mfefdete sich »um Wbtt tiod 

yerkühdeie, dass er deo SchÜlerhefbergeu aus ihfn ihr Vet^ 
fügung ^ißheodSu Fond« 300b Mki ^u.r ‘Verfügung stelle. Für 
iJlie Unteihaltuh^ der Niederbuig, für dffe der Kultusminister 
■ ^ipb ME bcwiliigte, stellte db^ Laudeshaiiptmacin wehere 
Sop Mki aur VerfüguTig. Der Re^ies^uugsprtt&ident von Aachen 
übeiryiGhle dem Prof Schürmanu aus Düren„ der sich um die 
Erbältubg de^3 Strohdacbea in der Eifel verdicht gemat^ hat, 
im Aufträge des Ministers der ^Fentlicheu ArbeiLeo die vom 
Kaiser gE3tiftete Den km üti^e für Verdieuaic auf dem Gebiete 
des Bis^u- und Verkehrswesen«. Als letrtei der fÜbf Regie- 
rungsprBÄidenten der Rheinprovina würde RegierUDgspräsideiit 
Dr. Kruse fDÜ^eldutf^ jfum Ehreumitglied des Verein« er- 
nauhl. Dem verdienters Vereinäv&rsitÄeüd^u wurde als Aü^ 
erkeonuu^ für s^ine ün^rmüdlicjhb T^icigk^ eia irpn Professor 
von \ViUfr geschiiL£f*üE# Gümälde dYt Biijgrujne Mabderycfa<M 4 
überFfciebL Bef der Vorat^p< 3 sWj^hl wnrdfeu det Vorsitzendfe 
und sein SieU Vertreter Re^erüflgsprasi 4 ent a- D: ^ur Ncdden, 
wjedergewählb .Wcitgiehefidis findet die Eifel- 

au sstell u ug. Zuth Eröffnangsakt warProtektor, Ober- 
präeideht der Hbeisprövin*,: Freitterr y o u R h e i ^ ^A ^ ^ ^ 
erschiene^ Nach einer Ant^pfeeVe dys VbrsrtseudßQ Orts- 
- gruppe ^neL Simdtbäuril S efe i 1 Hu g:, ßi ki^ttb der Qberpräsident 
die Aus&ieUhng für eföffoeL La io igle eia .Rand gang dV 
t eiche u Ehre n gSsrtr, Die Aust tc l i ün & blfttßt «I nen iy ter ess^h ten 
Deb«Tb|ick über di« kulturelle EutwiuMdug der Lifel, GrP&a 
J (t din Zahl der au^eätelheH Krt^lgemälde. Die bedeutendsteu 
Ertelmaler sind : Vtrtreten.v Der, Verem für di^ induslHelle Kut- 
w g d äüde ifel hat ein e S 0 h d e rä uüsteU uu g. v er^< o at aUet, 
die ; ISiflyh Einblick in da» Witkeh dieses Vereins geatatbit. An 
deE ginfssttj: Eciei nahmten Über ,1000 Personen teil* Ip: eeiuer 
BegruSSUhiSsyti^pTäche teilte, der Voxaitietidb mit, da^« d«f 

Cr sFriV iitsch.atülifc den Schuldhecbergen einün 
namhificfl Betrag arugewies^ hat* Anaprachen hielten der 
Oberptäaident der RheinproviflÄ, der L^desbauplmnnn und 

der OberbhtrgeTmetster von 
Trier.* Den Festvoitrag Üit 3 t 
Piivtttdosent Dr. Alfred Herr- 
mann aue Bonn. 


Verkehrs-VeretVi 

Oberhauses (f^hld.). 

kj der Hauptveraamm- 
luog erstattele der f. Vor* 
aiuende, Herr Philipp Hey¬ 
mann , den Jahre» fe« r i eh t* 
Die Zahl der Mitgüeder hetrug: 
am Schlüsse dea jihres 4^^ 
Die Stadl hat füt das kummeßdi}. 
Geschäft^ahr hliaren BhtirAg 
von 3000 Ma^tk gefipehdet^ 
Erneu gläii2«iidyu, düfdib* 
schlagenden Erfolg 














214 DEUTSCHLAND 


Nr. 4 


der Verein mit der Veranstaltuni^ eines Schaufenster-Wett¬ 
bewerbes und Verkehrstages am 4., 5. und 6. Oktober v. J. Die 
Inanspruchnahme unseres Bureaus durch Einheimische wie 
Fremde ist wieder sehr gestiegen. Es wurde eine Sammlung 
von Plänen und Führern durch Städte, Bade- und Kurorte an¬ 
gelegt, die sich einer grossen Inanspruchnahme erfreute. Auf 
Veranlassung der Stadtverwaltung ging dem Verein von der 
Nachrichten-Zentrale G. m. b. H. in Frankfurt a. M. eine Kartothek 
deutscher Städte und Kurorte zu, die zu jedermanns Einsicht 
aufliegt. Auch in diesem Sommer haben wir durch eine Reihe 
von Artikeln in den Zeitungen auf die Schönheit unserer Nord¬ 
seebäder hingewiesen, sowie eine grosse Anzahl von Prospekten 
und Führern verbreitet. Der Erfolg unserer Tätigkeit ist in 
stetem Wachstum begriffen, und namentlich in der letzten Saison 
konnten wir feststellen, dass weite Kreise unserer Bürgerschaft, 
die früher die näherliegenden belgischen Seebäder bevorzugten, 
die deutschen Nordseebäder besuchten. Bei der seitens der 
Rechnungsprüfer erfolgten Prüfung der Kasse wurde das Ver¬ 
einsvermögen am Schlüsse des Geschäftsjahres 1912 auf 2509.18 Mk. 
festgestellt. 

Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs 
in Hildesheim 

hielt im Sitzungssaale des Rathauses unter dem Vorsitze des 
Oberbürgermeisters Dr. Ehrlicher seine ordentliche Haupt- 
Versammlung ab. Der Vorsitzende teilte einleitend mit, dass 
der Geschäftsführer des Vereins, Herr Mittelschullehrer Cassel, 
schwer erkrankt sei, hoffentlich aber bald wieder hergestellt 
sein werde. Aus dem erstatteten Jahresbericht über das ver¬ 
flossene Vereinsjahr ist mitzuteilen, dass der Versand von 
Prospekten, Führern und Plakaten in etwa 12000 Exemplaren 
erfolgt sei, und zwar „Erinneiung an Hildesheim“ in drei 
Sprachen (deutsch, englisch und französisch), ferner der 
Casselsche und A. v. Behrsche Führer durch Hildesheim, das 
Niedersachsenheft „Hildesheim“ und das Plakat „Hildesheim, 
die Perle deutscher Holzbaukunst“, sowie Karten, Pläne und 
Siegelmarken. Die Lichtbilderserie des Vereins wurde 4 Monate 
auf der Düsseldorfer Ausstellung vorgeführt, ausserdem noch 
auf zahlreichen Kongressen. Das im Knochenhauer-Amlshause 
eingerichtete Verkeh'sbureau erledigte neben den Arbeiten des 


Vereins auch die des Haus- und Grundbesitzervereina. Der 
Verein zählt 344 Mitglieder. Am 10. Dezember v. J. konnte der 
Verein auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Korporativ 
angeschlossen ist der Verein dem Bunde Deutscher Verkehrs- 
Vereine, dem Harzer Verkehrs-Verband und dem Nieder¬ 
sächsischen Verkehrs-Verband, deren Werbearbeit auch der 
Stadt Hildesheim zugute kommt. 

Verkehrs-Verein Lübeck. 

In dem alten, ehemaligen Patrizierhaus Mengstrasse 4 hat 
der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs im Erdgeschoss 
rechts vom Eingang sein neues Heim bezogen, das zum 
Pfingstfest eröffnet worden ist. Aus kleinen Anfängen hat 
sich der Verein allmählich zu einer für den Fremdenverkehr 
unserer Stadt wichtigen und unentbehrlichen Einrichtung ent¬ 
wickelt, unterstützt vom Staate und vielen gemeinnützig denken¬ 
den und handelnden Bürgern. Während die Geschäfte des 
Verems bisher im Nebenamte erledigt worden sind, wurde, 
dem Beispiele anderer vom Fremdenverkehr bevorzugten Städte 
folgend, vor kurzem eine Geschäftsführerin im Hauptamte an¬ 
gestellt, die Fremden und Einheimischen jede gewünschte Aus¬ 
kunft in Verkehrsangelegenheiten erteilt. 



Die Festschrift des Eifelvereins. 

Ein Eifeldenkmal, aere perennius, darf man die 
zur 25jährigen Jubelfeier des Eifelvereins erschienene 
F e s t s ch r i f t*) nennen. Was den mit seinen 20 000 Mitgliedern 
über das ganze Reich und auch in Belgien, Luxemburg und sogar 
in Chicago durch Ortsgruppen verbreiteten Eifelverein gross und 
stark gemacht hat, das hat auch das Wahrzeichen vorwiegend 
rheinischer Gelehrter geschaffen: begeisterte, uneigennützige Liebe, 

♦) ICirel-I'esKoln iri. Zur r)j;iliri;;en .liibel-I'cier des lüifelvcreiiis. Im 
Aullrago <les IIaui)lv«)rslaiHl(*s licrausgc};t‘bcn von Alfred llerrmanii. 
Selbstverlag des ICifelvereins. In Kommission bei (leorgi, Bonn. 
l*rois Mark lo—. 


©mm 


Dresdner Bank 


Dresden- 


BerUn= 


-London 


Bremen • Breslau • Cassel • Franlcftirt a, M. • Hamburg • Hannover 
Leipzig • Mannheim • München • Küryiherg • Stettin • Sluitgart 

Altona, Auijshurgf Bantzfn, B^nthvn Bü^'kehnrg, Bnnzlau, (Jkrinnifz, Cor- 

hach, Ih'tmold, Emden. E.srh wf’fie, Eronkfurl a. ()., Ereilfurtf l. Br., Enhln, E'urth, (Heiiritz 
(töttin^en, (ireiz, llarhu! tj, Ileidelhenj, Heiihronn, Katton itz, Könitj.'iJiUttr, Leer. Lierfnitz 
Lüheck, ^^ei.’^.\'en, Blauen i.V., Sj/andan, Tarvoiritz, Ulm, Wir.shaden, Zit tau, Zwickau. 

AktienLapitctl: 200 Millionen Mark = Beserven: 01 Millionen Mark 

J)resdner ßank ^ res lau 

Ring 28, Schweidnitzer Strasse 1 (Stahlkammer) vom Herbst 1913 

ab im iieuoii Baiikj^ebäude am TaiientKieiiplatz 

DEPOSITENKASSE A: Neue Schweidnitzepstr. 5, Ecke Gaptenstp. (Stahlkammep) 

„ B: Königsplatz 4, Ecke Fpiedpieh WilhelmstP. (Stahlkammep) 

„ C: Matthiasstp. 9, Ecke Rosenthalepstp. 

„ D: Gpaupenstp. 6 10 (Stahlkammep) 

„ E: Kaisep WilhelmstP. 92-94, Ecke Goethestp. (Stahlkammep) 


AnMführiiiig (^ämtliclior bank^^^eHcliiiftlit'heii Traii»«aktionen 
Jireclitbriefe auf das In- uiiil AuNlaiid = Zirkular-Welt - Kreditbriefe 

Vermietung stählerner Schrankfächer Geschäftsstellen. 











I 


Nf. 


0EUTSCHLAND ^se^ee aaa36o e so e eooecoco eeB 215 


ti#fscliÜirffeRtSe Tatätraftf t^'ürsoi'gre das Befglaod, 

dvxvi Geschitk^WßrsctieT im in er neue Bezüge in f er Zehen 

aufdeekt, dein Gcjsilpgeii citt Gebiet ohnegieicheo idi^rÄtcilU das 
dem Wlrtschaftspolhiker dankbare Äbsatzmöglicbkeiten erscblieasi, 
das dem Waftders^ ein BriiAnqueÜ nnversieglither Wander- 
ff^eüden ist. - De; verdie^atyoUe SchrihUiier der EifelVeremii- 
ElÄiter^ teklor Zen eröffnet den Reigen der Aui- 

fiSiae mii einem »dr Gründung und Entwicklung des 

iHlbenubilars, dern das ehemalige ^^rheioifiche Sibirien”^ das 
^jlangverkafiiite uiiii doch tfo rciavotle Eiicllontj“ sein Erwachen 
ans vfelbundertiIh.Tigem Dnnnröschcn^hJafe verdankt. Jn vor^ 
nehmfsr genügte d^s Festtagekind einer Ehrer»pßicht an 

ewei treue Wegr^eseÜeiJ 3 dcrn „K h e ini* ch cn V er ei n f nt D e n kniidl^ 
pijege und Hei matsch ut3?‘‘ wd „die staatUcbe und proviajEiate 
Deukmalpfiege m der E» biidfiie gewi^^a keine leichte 

AnfgiStje;; «iergtündige Beiträge zur Natuiktiade der Fliföl mit 
Ihxm 1 ^üi 3 km eir^ threr eigexiartigen Flor a ühÜ , c«örwie 
nnd Kiilmrgeschtcbtep Itiren /ihfsr 

JäiÄ«n- und Steinindustri^ Leben der BewoÄner in $irtc 

und Öfauch in einer Weis© zu schreiben, die Gelebtien 
-wie di^Ji Manli aus dem Volke befriedigie. M 4 h mtd ^5 
dbtii Herausgeber, dem Bonner PrjyÄtdbiäGtkia 

Df. Alfred Herr mannt g^m beaeGgetij dass hichi nur dieses 

eirekht isb SOJidern. dai;* ^ 3 LUCh .-rte^h tnbbres geisttges Band di^ 

Beairäge umschHogb^ ^ Elb pt^hlifict hSezcotmte r Druck 

V. Willes „Am tmen zii^t den Emgang des schönen 

Werkest mit etwÄ löb Abbildungen ±um TeiLuac^ Feder- 

^eichuungm de^ Bbantr Ma^efin. K i n z geschmückt 

isL — WÄS o Ltcb SchlüiiWWtfli■ d esj: Proyinziaiiichulrafs 

Dr^ Cramei (Milnöiet) in aeinehi BeUrAge RZimer in der 
Eifel** von dem gifi# das duttbiisfht a:uch die K^ssL 

Schrifti tiKjraftvolies WirtsdiJin^iie.heTs yer bönd sich mit if^mmer 
BUt e t c j n sier W t hafV und ■ d e vssehem r* n*'. W cd er 

Geishrte hoch Publizistetii Weder n^ächderilcKche Männer des 
Erwerbs . tvueh der mnnten W^imHrer wei^en >n dk^em 
' tagccid en Ö etikto at d eUtsc her W i s se n $c E* ft ach ii o s Vb rü b e r^eh en. 

Rfckto^r Hamme 

Karte vöri- FÖr die Zwecke der 

Industrie/ düa Hiindek Und de^- Verkehrt; Im Dea* 

VcflÄg G. m. bi lictitti W-hi 4 Auflägc 4 k Prof. 
W. L i ^ b ^ n o w ht bfritfete nKiift^: vfth Z * ntral etj rop a j t cz^ u o o p' ‘. 
Die Karte bringt ip pcihlktkler AüijfühfUbg eine tjebetstcht über 
die einecfaiieaslkh de^ Im Bsu PegriRehen und projektierten 
Eisenbabft^i der haupt^StChlicbsii^d %!ras5eri und öeWäfeikt i, ^k 
ist ykJfarbtg gedruckt, ißk Kurte whd m sw^i Aua'gibcn her- 
fiu»gc$eben die jAüsgabie Ä. uhteriidicicjet farbig die Kk^bbahn* 
dtrekwonsbertrkir und eignet Heb vgraugsw für BeE-brdFn* 
H*Jidekh'^s er i In d ustm 1 k; iS pad ? tc ü r e u«w. fü r den O üte r,vtrtiarid,: 
wckfdifr Ausgabe BV afk Eisenfoaibbstrecken uiitertsboid^. 
auf en Lh “fK sp ^ Z bg e, $c b ne Hi üg S^bkt.wsg^n ver * 

kehnep UÄW, Diese Ausgahe dient dem KcfSenden, Kaufmanne 
und Publikum; weil sie mit einem Blkk über die nächsten und 
schn&lUten Reise Verbindungen, über Zoilsteilen und dergleichen 
orkjbrerl. Dk Kane Wird wegen ihrer UehjerBiehrUchkeit auch 
als Örganiiatiqnskurle gute Dien.ste leislem Der Preis für die 
rohft Karte mit Mk. g und Mk, i& tür dir aufgezogene Karte 
kt angem«särn. 

H I m a.i tt n d K t t!; 4 > d G e d i ch i e vdti W 11 h e I m 1J ei 
Eth^eld: Veiflag yWv Grütlefiep. Lyrik Ejchlcchthirr 

kan»; fihdEb, ithet die Gedichte des 

bekannten Dichterjs fdel sind derart bodenafäodig 

«nd typisch h^ man sic als blumige Gewächse 

dieser Länäschäft; yp^s aiisgßpfägtcr Eigenart betrachten dart; 
Das :■ gtli'./nicht ’ den^ri der Dichtf^f 

Naturschdinheit^n besixjgt oder bergische Märcben- und Sagen- 
stode behahdu!t. Auch in : den übrigen kommt die bergische 
Efgensjrt 4 *s Poeten voll zur Geltung^ die stille Anmut^ k|are 
Schonh^th und sitdiche Würdet die wie Offenbarungen ah- 
bergischen Volksgeistes äuI den l-eser wirken» H. ft, 

Führer dübch, tVleye. Del tu Gemeiitschäff rmi dem 
GeTneiiwiUuigen Veceih der Stadt GleVe von der VerUigshapd- 
lüäg : Bo^h I Wwe» herjau^geg c Iteu e 1 - ührer: durch Cleve kfxA 
Dfhgig b li cl ist, iJ b eb en ers c h ie n e B efn, (‘'ühr c r ist heig egtben 
em gf>a 5 i 3 etr fjkfhiger. bis auf dtg Gcj^enwart ergäV^^ef PbsrtJtsr 
plaß*/ethe KArtis. vom Siernbnsch^ eine Situatiodskaric yon Cleve, 
Preis >3os PtihfCTS 50 Pfg, 

; In neuer AufUge ist vn|cr d*eat^ 

soebeh eipe mit reizenden Faynttipbc-totiaphtcn düsgestattete 
. Bföacbüre über die basischen R*;|se(;tlVjete d^ Scliwitawald^s, 
-OdefiwaldcsT Bödeesee^i,; Obertheineti Und emchieneri. 

. Peaüelode Schddeningent ergä1l:JCT^ <fjÄ rahlrcfChbh lühatrationcn 
. Und taftcben thh Land ur^d Leiiien des wur den s>chöitaittn. Er- 
holohgigebietöh .zlhleti d en Ba d rie d a n d e 5 be k ztn Pt. (>1 teresseiite^ 


erb aUerj das Heftchen k osten loa au f W unsch üb eraaii dt d u rch 
das Itilernatioiiale d^ehiüche yerkebtsbörcaüi Abteil utsg^ Biadea* 
Bef Ün W 8, den l^odeo^ 

i^T k Ü r i p g e n i m S1? ra m t**'V E i ti Ö u ch für To u ri s t« o 
und SoTTiTneTfriachler i»i der Thel eines tllustnaneo Reise- 
hdtidbücheft» weiches Wieder in seinem fThundheheta grünen 
Kleide in dritieft stark vertnehrter AufUga bÄil öftit Verliga- 
Ansta 1 1 W i l h e i m L o e w y in E r f d f s. e rseb ieh en (gege^o 

Elosendtmg von hü Pfg- fhanka tsn bst^iehen) und alten^ die itn 
scböQßQ TbÜrihg^ Lande «in« kteißirh p4*f grösa^e Etbölunga- 
jtise Ttniernehftiesj WötUn, ab yieltejiig'or^ band- 

licher tind mU und Stadi*- 

bildern geschh^llck i«r: Hatgtbec w ann au JS mp 

„Die ääcb.ÄVstdie Schweider Titel einer 
neu erscbien#:het>, teieh. VlluattiiSf fen . des Gebifgo- 

%rerej.f3a die Bchwei«, fu iShersicbÜieher Weis» 

hriftgi sie tlhe'./kur^Ee Bft&chteibung ln Befracht kommenden. 

Orte und eteht so ein gutiea Auekühft^huch für die Reise dar: 

J m Hin blick auf die diesjithrt g n gid &Apn Yeransultn n gen in 
LeipiJigy db intmtatlotaie Baufach^Abaeteliung, dars XIL deüuch« 
Turufeafc und «iie Weihe ^«^t Vbltef^chlftcIrtdeRkmals^ die Sachsen 
in den Vnrdei^tunä des allgemeinen Intereases rÜckea/machen 
wir auf diesem Heft aufmerksam, dds koatehlps äUrch die Aini- 
liche Auskuriftstetie der Kgl. S äebsiseben Staat^bahhen tiii tnter- 
natipnaJen öSfeptitchen Verkßbrsbureau, BerHu W*8j Unter den 
Linden 14^ a» beziehen ist. 

Fühfer für K l\ nK®^*h^L 1 tn Vbg11ahd- Dos uns 
V orli eg^nd e He fich e o d Ge birg»v ereine für KEng enhsaJ und 
Ümgegend in seiner aaufeeren Ausfüheunj^ macht einen recht 
guten Ein druck, ivK reichheh'B 

dem Besucher die^ser achdöert yaglläindisehtn Gefairgsgefee&d 
msiichen dankeaswerten Wmk; au dieser Rührer^ der auch 
in uuserer Kapeditioh' «ur ,Abgabe Statcpessemen aufUegt, 

sicher gute Aufnahme hu:den wird^- 

B a a AH R th:, ganat Ort gl hc Her und auch in eeioer 

A usst attun g Üg« PröSpekf ;k ömmt ^ d fj^ir 

yerteil ung;., trhwr der M trtv“it ku ng des MÜtibhenfcif Ftetti den- 
verkehrsvereih^ haheo ziehn wuhtigeten Om; biyeHseben 

All gä US ein e h tn«l e kf Äuagefgei?*«,. de r iti gicdr' a agier 

textlicher Küf;#;:;.däi'y'gdnse/.'Gebi0^^^^ Öbrl^ea.' ^aber 

durch die VV'iedergabe hervhrrage^ lliuairahAneh «u wirken 
sucht. Dieser, Ppb^peki ■ be^Jahtei fAr die' Prhpaganda det 
einzelner^/ Gebw^e uiistte« Ho ekie n sehr begTbasehwertm: 

Fortächtiit: eineröena ist ks in der; Tat din ganz vortfeffli^ih»«: 
und ^yfakhsches PrAh 4 <?Audaii!i^w?^-.: wobei «in d 



fftll^ftil fftlinzfrmih tCrfuljc^ 
iBIÖgö li^i Gkhf, Jtlnäü* 
inaHBuyils, Ufblai», hkrofu- 
Xom, tler>:k.rai>kb^. Framiii- 
null KMitli’i'kr,^hkh*^^ft^n. 


KTÖffiiuiiti des j^roö- 
VQTJ Professor 
f;. V, ^ > dJ c>rViA> t f «n 
-^ K 



I asAibifls/3fbn4tlve90a id«» Aeritmr«ia« «a4 rr<sfftki« toeli S 
s -- 4 U SnrvwwBlIhni. —^- ; 

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»«»vviiUMtu a*»««a aa'M» aaaa a*a ■ aaa>^«« Mm* »aataMaa 


Eine Herrliche Reise nach dem 



V on ArbuWi l fl lö M ftc h Sont h s 1 u\ iton 
W i^h t - LfSÄftfion; Ginfra ^: Taagi? r 
nulf: tlahnTi fbr nurs 


K Ipsel 




- : -am ' V- '.iVfhf ■ :L\f,..:\l lUil-r' '^Jv; ■ ui^' i'/. -b'f. ;.--f 

SL • Li--■ 

tia iL A rh hrU ^ b ^ ■ y Proa rui n> fe 3 ;iy. »hi rc 1 * f 

»S'rl^a« Lehnkering ly«;: Duisburg W. 















p mw ' rr-^' 


■■rF-urPiipr 




216 


üBUTSCHLAND [g^^e^^ee^ ^ ^^S88 e e6 e eeee ^ Nr. 4 


andern gewissermassen gefördert wird» andererseits ermöglicht 
der gebietsweise Zusammenschluss einzelner Orte die Herstellung 
einer sehr grossen Auflage, und schliesslich wird dieser Prospekt 
auch in Form und Ausführung all den Anfofderungen gerecht, 
die man an ein gutes Propagandamaterial stellen muss. In dem 
Allgäuer Prospekt sind die Orte; Füssen mit Hohenschwangau, 
Oberstdorf, Kempten, Lindau, Oberstaufen, Hindelang, Pfronten, 
Fischen, Immenstadt, Sonthofen vertreten. 

An die Ostsee! Die Stettiner Dampfschiffs-Gesellschaft 
J. F. Braeunlich, G. m. b. H. (Sassnitzlinie), die mit ihren 
grossen, eleganten Schnelldampfern die Verbindung mit den 
bedeutendsten Bädern Pommerns und Rügens ab Stettin unter¬ 
hält, zeigt die diesjährige Ausgabe ihres bekannten Verkehrs¬ 
handbuches „An die Ostsee'* an. Die handliche Broschüre 
enthält eine reich illustrierte Reisebeschreibung, eine grosse 
Anzahl genauester Fahrpläne der Linien der Gesellschaft, sowie 
der anschliessenden Schiffs- und Bahnverbindungen und die 
betr. Fahrpreise. Die Einrichtungen der direkten Fahrkarten 
nach den Bädern, welche für das binnenländische Publikum 
besondere Wichtigkeit besitzen, sind mit aller Genauigkeit be¬ 
handelt und durch ein vollständiges Verzeichnis der Fahrpreise, 
Gepäckfrachtsätze usw. für diese Karten ergänzt. Trotz dieser 
Fülle des für Reisende nötigen Materials wird die starke 
Broschüre unentgeltlich ausgegeben und ist zu haben von der 
Gesellschaft in Stettin und allen Reisebureaus. 

Ostseebad Sassnitz auf Rügen. Ein alter Bekannter 
in neuem Kleide liegt vor uns: der von der Badedirektion heraus¬ 
gegebene „Amtliche Führer" des Ostseebades Sassnitz a. R. 
Das neue Kleid ist vortefflich gewählt. Auf dem Umschläge 
befindet sich nämlich eine farbige Wiedergabe des weltbekannten 
Königsstuhles auf Stubbenkammer. Und wer diesen berühmten 
Kreidefelsen noch nicht gesehen hat, der möge sich durch die 
schöne Abbildung auf dem Badeprospekte des Ostseebades 
Sassnitz zu einem Besuche einladen lassen. Ueber die Lage 
und die Reisewege zu ihm, über seine Entwicklung vom Bauern- 
und Fischerdorf zum Ostseebad, über sein Klima, seine Kur- 
mittel, seine hygienischen Einrichtungen, sein Badeleben und 
die Unterhaltung, die man dort findet, über seine herrliche Um¬ 
gebung, auch über Unterkunftsverhältnisse, Preise usw. berichtet 
der Führer eingehend. Ein besonderer Abschnitt von Sassnitz 
redet von dem Badeleben und der Unterhaltung, die den Bade¬ 
gästen geboten wird. Der Abschnitt „Umgebung von Sassnitz" 
stellt eine ganze Reihe von Ausflügen zusammen, darunter den 
Ausflug nach dem zuerst erwähnten Stubbenkammeifelsen. — 
Der „Amtliche Führer" ist kostenlos zu beziehen durch die 
Badedirektion Sassnitz a. R. 

Schluss des redaktionellen Teils. 


1 


w 

Geschäftliches g 



Unter den Erzeugnissen der so staunenswert hoch ent- 
wickelfon modernen Klavierbaulechnik nehmen die Inslrumenlc 
der Weltfirma Sleinway & Sons stolz und unbestritten die 
Führerstellung ein. Sie sind im Gegensalz zu allen anderen 
Klavierfeabrikaten, deren Henoinmce und Absatz sich nur auf 
geographisch beschränkte Gebiete erstreckt, über alle Teile des 
Globus verbreitet und überall als die vollkoiumcnsten an¬ 
erkannt. Mit dem Namen Steinway hat sich die musikalische 
Kulturwelt seit mehr als einem Menschfnalter daran gewöhnt, 
wie selbstverständlich den Begriff absoluter technischer Voll¬ 
endung, höchster ästhetischer Wohlgeratenheit des äusseren 
Gewandes, die N’orstellung einer höchsten musikalischen Er¬ 
füllung zu verbinden. Die Gründung der Firma Steinway 
& Sons fällt in die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Die Per¬ 
sönlichkeit ihres Schöpfers, der Name Heinrich Engelhardt 

Steinw’a\", ist mit der Geschichte des internationalen Klavier¬ 
baues unlöslich verbunden. Spezifisches Eründertalent, eine 
Forscherbegabung, die ihre Methoden selbst erfand, und künst¬ 
lerisches Empfinden vereinigten sich in diesem seltenen Manne 
mit einem kaufmännischen Sonderinstinkt ersten Ranges. Alle 
Instrumentenbauer, die nach ihm kamen, stehen auf seinen 
Schultern. Ihm und seinen Söhnen verdanken nicht nur die 
Steinway-F’lügcl und -Pianos die mannigfachen, durch Patente 
oder tradionsw'cise vererbte Familiengeheimnisse geschützten, 
auf der Lösung subtilster akustischer Probleme oder auf 

genialen konstruktiven Einfällen beruhenden Vervollkommnungen, 
auf denen ihre Ueberlegenheit gegenüber anderen Fabrikaten 

fusst und deren gehäufte Summe ihre von intim-lyrischer 

Aussprache bis zu orchestral gewaltigen Wirkungen reichende 
Ausdruckswelt bedingt, ihre unerreichte mechanische Präzision 
und ihre Dauerhaftigkeit. Sein ausschliessliches geistiges Eigen¬ 


tum sind vielmehr auch die meisten technischen Reformen, die 
den modernen Klavierbau epochemachend umgestaltet ha^n', 
wie die kreuzsailige Flügelbespannung, der moderne Stabl- 
rahmen u. a. m. Um die Wende der siebziger Jahre ergab 
sich, nicht zuletzt infolge des grossen wirtschaftlichen Auf¬ 
schwunges, den Deutschland mit der Rcichsgründung genommen 
hatte, die Notwendigkeit einer Dezentralisation des Steinwayschen 
Fabrikbetriebes. Diesem Bedürfnis wuirde 1880 durch die 
Gründung der Hamburger F'abrik Rechnung getragen. Die 
New Yorker Werke der Firma Steinway & Sons haben sich 
seither darauf beschränkt, der für europäische Begriffe aller¬ 
dings märchenhaften Nachfrage des nordamerikanischen Marktes 
nach Steinway-Instrumenten zu entsprechen, während die 
Hamburger F’abrik nicht nur den gesamten europäischen Bedarf 
deckt, sondern auch den ganzen internationalen, ausser- 
amerikani'chen Exportmarkt mit ihren Erzeugnissen beschickt. 
Sie nimmt heute einen Flächenraum von et\va 15 000 Quadrat¬ 
metern ein und beschäftigt gegen 600 Arbeiter und Beamte." 

Die in Hamburg unter reichlicher Verwendung von amerika¬ 
nischem Rohmaterial hergestellten Steinway-lnstrumentc t nl- 
sprcchen in allen technischen Anordnungen und konstruktiven 
Details durchaus den in den New Yorker Steinway-Werken 
hergeslelllen Klavierfabrikatin. Die äusseie Behandlung der 
Gehäuse ist, dem europäischen Klima angemessen, eine von 
der amerikanischen abweichende. Es ist vielleicht noch iiicht 
genügend betont worden oder den Musikfreunden zu wenig 
geläufig, dass es sich bei den auf dem europäischen Markt 
befindlichen Steinway-Instrumenten durchaus um deutsche 
Erzeugnisse handelt, denen allerdings die einzigartige, jahr¬ 
zehntelange Erfahrung und die durch eine grosse Reihe von 
Patenten geschützten Verbesserungen und Erfindungen des 
amerikanischen Stammhauses zugute kommen. 

Das Märchen vom Jnnghriuinen wird für den zur Wirk¬ 
lichkeit, der sich die Mühe nicht verdriessen lässt, seinen Körper 
stets in der richtigen Weise zu pflegen. Besonders derjenige, der 
der Hautpflege seine Aufmerksamkeit zuwendet, wird stets rosig 
und frisch aussehen. Die grössten Feinde des allgemeinen Wohl¬ 
befindens sind Schmutz, Sclnveiss, Fett und Schuppen, die sich 
in den Poren der Haut festsetzen und deren freies Atmen er- 
schw^eren. Ein täglich vollzogenes Bad oder eine gründliche 
Waschung bewirken Wunder, zumal wenn man sich dabei einer 
milden, neutralen Seife bedient, die, wie die Steckenpferd- 
Lilienmilchseife, infolge ihres hohen Zusatzes an Borax Schulz 
gegen alle Hautunreinigkeiten bietet und eine zarte, weisse, 
sammetweiche Haut erzeugt. 


Schriftleiter and verantwortlich für den allgem. Teil iJ.osefSchnmaoherin 
Düsseldorf; für den wirtschaftlichen nnd amtlichen Teil der Bandesnachrichten: 
Dr. Seyfert, Geschäftsführer des Bandes Deatscher Verkehrs-Vereine ln 
Leipzig; für den Anzeigenteil :BrnnoEorbln Düsseldorf. Dmek nnd Verlag 
der Düsseldorfer Verlagpanptalt Akt.-Ges (W. Qlrardet), 00«’*eldorf. 
BerlinerRedaktionsburean nnd Geschäftsst eile:VerlagW.Qirardet, 
Berlin NW. 7, Unter den Linden 59a. 



für nervöse und Erholungsüedfltfnse. 


- Das ganze Jahr ^^eöffhet. —— 

Aerztl. Leitung: Kaufmänn. Leitung: 

Dp. med. Staehly. Direktor Butin. . 



Rhenser Hineralbrunnen 

•m Königsstuhl au Misns 













DEUTSCHIAND 

Zeitschrift fiir Heimatkunde und Heimatliebe 

Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen □ Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher 
Verkehrs-Vereine □ Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln 


I Der Bezugrspreis beträgrt: X 
X I. Quartal 2.40 M., U, bis IV. : 
X Quartal je 1.20 M., direkt durch X 
I Kreuzband nach dem Auslande X 
Z 10 .— M. pro Jahr — Erscheint X 
X Mitte eines jeden Monats (im X 
I April, Mai und Juni je zweimal) X 


Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins^ 
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes, 
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine 
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens. 

Druck und Verlag: 

Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldorf 


X Anzeigenpreis 60 Pfennig X 
X die viergespaltene KolonelzeUe X 

X z===z Reklamen 2.00 M. .— X 

X -die doppelte Breite- X 

i Auf der Ilmschlagseite erhöhte I 
X Preise — Bei Vaederholungen X 
X eine entsprechende Ermälrigwg i 


Nr. 5 


Düsseldorf ■ Erste Juni-Ausgabe 1913_IV. Jahrg. 


Clausthal im Oberharz. 

Von A. Friedrich. 


„Nicht eisgekrönte Alpenhöhen, 

Nicht Palmenpracht im fernen Land, 
Nicht Meeresflut und blaue Seen: 

Der „Oberharz" hat mich gebannt. 

Er ragt empor, mit Grün umwoben. 

Die Tanne träumt auf Berg und Plan, 

Es rauscht der Wind im Wald da droben. 
Im Wald, der mir es angetan." 

Unter den Mittelgebirgen Deutschlands gibt es kein 
zweites, das so allgemein bekannt und viel besucht, 
so oft beschrieben und viel besungen ist als der Harz. 
Dies ist nicht zu verwundern, da sich nirgends eine 
reichere Fülle von prächtigen Landschaftsbildern, die 
unter einander doch so verschieden sind und jedes 
doch eine eigenartige Schönheit aufweist, auf einem 
so engen Raume zusammendrängt als hier, und schwer 
wird es, einer Landschaft einen besonderen Preis zuzu¬ 
sprechen. Besondere Beachtung schenkt man in den 
letzten Jahren dem hohen Harze mit seinem dunklen 
Tannenwalde, aus dem hier und da der Spiegel eines 
Teiches glänzend hervorleuchtet. 

Das wichtigste Gebiet des Oberharzes, das in 
obigen Versen auch besungen ist, bildet in gesund¬ 
heitlicher und touristischer Beziehung unzweifelhaft die 
Hochebene von Clausthal mit der gleichnamigen Berg¬ 
stadt. Clausthal liegt inmitten einer grünenden Wiesen¬ 
flur auf der rings von prächtigen waldigen Höhenzügen 
umrahmten Hochebene, die sich durchschnittlich 600 
Meter über dem Meeresspiegel erhebt. Die Claus- 
thaler Hochebene stellt eine ganz eigenartige Land¬ 
schaft von so ursprünglicher Schönheit dar, wie sie der 
Harz nicht zum zweiten Male aufzuweisen hat. Weite 
frischglänzende Wiesenflächen dehnen sich in flachen 
Wellen nach allen Enden aus, so daß man den Ein¬ 
druck einer reinen Ebene erhält; von grünen Halden 
und weiterhin vom dunklen Fichtenwalde breit umsäumt, 
blinken die zu Perlenschnüren aneinandergereihten 
Teiche herauf, wie in den grünen Teppich gewobene 
Blumen sind die Gruben und Zechenhäuser das Tal 
hinauf verteilt; rechts und links an allen Enden laufen 
dichte, schattige Ahornalleen in den Wald aus. Das 
ganze, in seiner schlichten Anmut so wirkungsvolle 
Bild wird rings umrahmt von waldgekrönten Höhen¬ 


zügen mit einer Oeffnung, aus der der Vater Brocken 
grüßend herüberblickt. Inmitten dieses prächtigen 
Bildes liegt Clausthal, dessen rote Dächer aus schönen 
Baumgruppen hervorleuchten. Diese eigenartig schöne 
Landschaft wird überstrahlt von einer leuchtenden 
Frische; sie atmet eine Klarheit und Gesundheit, die 
herzerfreuend wirkt, man wittert die Höhenluft. Außer 
der „tannendüsteren Schönheit", von der Heinrich Heine 
singt, weist sie in großer Fülle liebliche und freund¬ 
liche Bilder auf und Partien von malerisch zartem, 
idyllischem Reiz. 

Es ist eigenartig und kaum verständlich, daß erst 
in den letzten Jahren die ruhige Erhabenheit und der 
herbe Ernst der Natur dieser Hochebene den Wanderern 
die Augen auftat; und wir danken Männern wie dem 
vielgereisten Hans Hoffmann und Alfred Lichtwark, 
die für ein naturgemäßeres Schönheitsempfinden ein¬ 
traten und mit eindringlichen und überzeugenden 
Worten von der eigenartigen, charaktervollen Schön¬ 
heit dieses Stückchen Oberharzes sprachen. Nur 
wenige wußten wie unser Dichterfürst Goethe, der im 
Jahre 1777 zum ersten Male Clausthal besuchte, ihre 
anmutende Eigenart voll zu würdigen. Es muß die 
Einfachheit und Klarheit der Landschaft gewesen sein, 
was Goethe, dessen „Faust" zeigt, wie tief „er die 
Harznatur in seine Seele aufgenommen" hat, außer 
dem Bergbau derart anzog und dauernd gewann, daß 
er seinen Besuch in späteren Jahren noch mehrere 
Male wiederholte und 1784 sogar den Herzog Karl 
August von Weimar über Goslar heraufführte. Heute 
sind alle Vorurteile überwunden, und die Vorzüge der 
Clausthaler Hochebene haben überall volle Würdigung 
gefunden, so daß man Clausthal als Höhenluftkurort 
neben Hahnenklee und Braunlage eine hervorragende 
Stelle eingeräumt hat. 

Auch die Stadt selbst bietet dem Wanderer manches 
Interessante. Die Mitte des mit prächtigen Anlagen 
gezierten Marktplatzes nimmt die in den Jahren von 
1639—42 erbaute Kirche ein, die als der größte Holz¬ 
bau Deutschlands bekannt ist und sich ganz dem Stil 
der Wohnhäuser anpaßt. Gegenüber an dem Balkon 
des Rathauses, eines einfachen aber stattlichen Gebäudes, 


k 








218 DEUTSCHLAND Nr. 5 


befindet sich in schöner Ausführung das Wappen der 
Bergstadt. Oberhalb der Kirche steht, die Umgebung 
weit überragend, die Königliche Bergakademie, die in 
ihren Räumen die bedeutenden und sehr sehenswerten 
Modell- und Mineraliensammlungen beherbergt. Die 
alte Münze, das Amthaus, das Lyzeum, die neuen 
Gebäude der Bibliothek, des Gymnasiums und der 
Bergschule, sowie das Römer- und Kriegerdenkmal 
nehmen die Aufmerksamkeit der Beschauer noch in 
Anspruch. 

Die gesundheitliche Bedeutung Clausthals liegt 
zunächst in der Höhenlage, deren Mittel Hahnenklee, 
Braunlage und Schierke gleichkommt. Der klimatische 
Charakter wird besonders durch die große relative, 
geringe absolute Feuchtigkeit der Luft bestimmt, die 
sich durch Staubfreiheit und große Reinheit auszeichnet. 
Die freie Lage der Stadt inmitten der grünenden 
Wiesenflur gewährt ihr volle Sonnenbestrahlung, und 
die Höhenzüge, 
die sie umkränzen, 
mindern ganz be¬ 
deutend die Stärke 
des Windes; am 
stärksten ist dieser 
Schutz im Osten 
und Norden, wo 
der hohe Brocken 
und der wellen¬ 
artige Bruchberg, 
sowie der Bocks- 
berg-Kahlebergdie 
kalten Ost- und 
Nordwinde hem¬ 
men und ablenken. 

Langjährige Er¬ 
fahrung hat auch 
gezeigt, daß das 
Klima der Claus- 
thaler Hochebene 
einen äußerst wirk¬ 
samen Heilfaktor 
für eine mannigfache Reihe von Gesundheitsstörungen 
darstellt. Wegen der Gleichmäßigkeit seiner Temperatur- 
und Feuchtigkeitsverhältnisse ist es dem Küstenklima 
gleich und kann als mächtiges Anregungsmittel für 
Nerven und Herz bezeichnet werden. Wohl in den 
meisten Fällen wird Clausthal von solchen Erholung¬ 
suchenden zum Sommeraufenthalt gewählt, die nur einer 
Ausspannung von ihren Berufspflichten bedürfen; jedoch 
ist auch die Zahl derer nicht gering, die auf ärztliche 
Anordnung die Hochebene zur Kur aufsuchen. Nicht 
zu unterschätzen ist die Gelegenheit zum Baden und 
Schwimmen, wie sie der von drei Seiten von Wald um¬ 
gebene ,rBafieteich" bei Voigtslust mit seinem spiegel¬ 
klaren Wasser bietet. Auch der Ruder- und Anglersport 
kann hier ausgeübt werden. 

Während man von den am Gebirgsrande liegenden 
und den in die Täler eingeklemmten Städten und Ort¬ 
schaften oft beträchtliche Steigungen überwinden muß, 
um zum vollen Genüsse der Schönheit und erquicklichen 
Stille des Waldes zu gelangen, kann man von dem in 
der Mitte der welligen Hochebene belegenen Clausthal 


nach allen Seiten stundenweite Wanderungen unter¬ 
nehmen, die keiner Anstrengung bedürfen: bald auf 
einer der wohlgepflegten Harzstraßen, im Schatten des 
duftenden Bergahorns, bald auf einem durch Tannen¬ 
dickicht sich schlängelnden, weichen Waldpfade, an 
einer Köte vorüber, oder dem mit dichten Büscheln 
der dunklen Farnkräuter besetzten Borde eines Grabens 
entlang. Gerade die Grabenwege, die bis in das Bruch¬ 
berg- und Brockengebiet führen, bilden die schönsten 
Promenaden, die man sich denken kann. Stundenlang 
geht man auf ihnen, ohne von der ganz allmählichen 
Steigung auch nur das geringste zu merken. Dabei 
führen sie den Wanderer immer weiter in die großartigste 
Waldeinsamkeit hinein. ^Der wundenheilende Waldes¬ 
frieden schlingt linde seinen Arm um uns und macht 
das Herz ruhiger schlagen und glättet die Falten, die 
Arbeit und Leben uns unmerklich eingruben, und der 
Streifen blauen Himmels dort oben zwischen den 

grünen Wipfeln 
lächelt holdunszu. 
In das geheimnis- 
volleRauschenund 
Flüstern der präch¬ 
tigen Fichten klin¬ 
gen die Töne der 
Schwarzdrossel und 
ihrer sangeskundi¬ 
gen Schwestern, 
feierlich wie aus 
„verlorener Wald¬ 
kirche" hallt das 
harmonische Ge¬ 
läut der friedlich 
weidenden Rinder¬ 
herden über die 
klaren, blinkenden 
Teiche herüber." 
Dieser Waldes¬ 
frieden wird nur 
selten einmal ge¬ 
stört durch das 
Getrappel flüchtigen Wildes, das, durch die Schritte 
des Wanderers aufgeschreckt, in weiten Sätzen abgeht, 
oder durch das Plätschern eines Bächleins, das sich von 
der Seite her einem größeren Kameraden zugesellt. 

Die prächtige Umgebung Clausthals bietet dem 
Wanderer und Erholungsuchenden wochenlang reiche 
Abwechslung, und es würde zu weit führen, nur an¬ 
nähernd die Spaziergänge und Touren anzugeben. 
Doch sei besonders auf die anziehenden, lieblichen 
Täler der näheren Umgebung aufmerksam gemacht, 
von denen das Innerstetal, Huttal, Mönchstal, Polster¬ 
tal, Langetal und Spiegeltal besonders genannt seien. 
Gerade das letztere ist eins der lieblichsten Harz¬ 
täler, das ein Fleckchen Erde darstellt voll innigstem 
Waldeszauber und intimster Teichpoesie. In dem 
tiefen Einschnitt liegen die beiden Spiegeltaler Teiche, 
deren Sperrdamm je ein kleiner Wasserfall bei¬ 
gegeben ist. Auf dem Teichdamm des unteren 
Teiches überrascht der wunderschöne Blick über die 
waldumkränzte, stille Wasserfläche hin auf die in 
ruhig edlen Linien sich auftürmende Bergwand der 



Aus Clausthal im Harz: Heimweg der Herde 








Partie aus dem Spiegeltal bei Clausthal im Oberharz 
















o □ 


220 DEUTSCHLAND m 


Nr. 5 


nahen Schalke. Wenn das helle Rauschen und 
Plätschern des Wasserfalls zusammentönt mit dem 
anschwellenden und wieder verhauchenden Raunen 
des Windes in hohen Fichten; wenn die erhabene 
Einsamkeit einer weltfernen Landschaft in uns das 
Gefühl einer innigen Naturnähe auslöst, dann weitet 
sich dem Menschen die Brust und der Sinn, das 
Auge hellt sich ihm, das Ohr lernt lauschen, Bilder 
prägen sich ihm ein, und Melodien singen in ihm. 


Die Bergstadt Clausthal ist von der alten Kaiser¬ 
stadt Goslar, die Schnellzugsstation ist, in einer Stunde 
zu erreichen. Die Bahn führt durch das landschaftlich 
höchst malerische Innerstetal, mitten durch pracht¬ 
vollen Tannenwald. Durch neueingelegte Zugpaare ist 
die Verbindung eine recht günstige geworden. 

Waldesrauschen,Tannenduft und Höhenluft sind All¬ 
heilmittel für Leib und Seele, für Körper und Geist. Und 
der Oberharz spendet sie freigebig wie ein echter Fürst. 


Deutsche Ozeanriesen. 



Als der Kommodore Ruser, der mit vier Kapitänen 
und einem großen Offizierkorps unter seinem Kommando 
den „Imperator'' führt, in der fünften Stunde des 
22. April zum erstenmal den Befehl „Los!" von der 
Brücke des größten Schiffes der Welt aus erteilte, mag 
auch das Herz dieses bewährten Seemanns lauter als 
sonst geschlagen haben. Die Verhältnisse waren nicht 


günstig, denn der Ostwind hatte viel Wasser aus der 
Elbe hinausgetrieben. Als nun auf der Nordsee west¬ 
liche Winde gemeldet wurden, mußte der Versuch 
gemacht werden, das Riesenschiff elbabwärts zu bringen, 
da bei anhaltendem Ost die Ausfahrt sonst erheblich 
hätte verzögert werden können. Daß dies Wagnis 
nicht ohne kleine Zwischenfälle abgehen würde, war 
vorauszusehen. Die Riesen-Anker des 
„Imperator", von denen jeder etwa 240 
Zentner wiegt, lagen klar zum Fallen, als 
das schwierige Experiment einen Giganten 
von 276 Meter Länge auf dem verhältnis¬ 
mäßig kleinen Raum zu drehen, zum ersten¬ 
mal versucht wurde. Zahllose Barkassen 
umschwirrten den Riesenleib und be¬ 
hinderten seine Manövrierfähigkeit außer¬ 
ordentlich stark. Obwohl der „Imperator" 
zwei Drittel seiner 62000 Pferdekräfte 
erzeugenden Maschinen in Betrieb hatte, 
konnte er doch seine Schrauben nicht 
anstellen, da er sonst die Boote, die ihn 
begleiteten, ernstlich gefährdet hätte. Als 
nun die Schlepper unter Hergabe der letzten 
Kraft, die sie besaßen, das gewaltige Schiff 
in die Fahrtrichtung gedrückt hatten, ergab 
sich, daß man bereits aus dem tiefsten 
Wasser herausgekommen war, und da zur 
selben Zeit die Ebbe einsetzte, mußte der 
Tidenwechsel abgewartet werden. Das 
ist der Hergang des von ausländischen 
Zeitungen so heftig aufgebauschten Vor¬ 
ganges, der den „Imperator" zwölf Stunden 
länger im Hafen hielt. 

Die Nachricht von diesem Ereignis 
brachte ganz Hamburg auf die Beine. Es 
gab aber auch ein Bild zu sehen, das ganz 
unvergeßlich war. Sogar die gewaltigen 
Gebäude am Hafen wurden neben den 
Formen des Ozeanriesen klein. Als um 
6 Uhr abends der tiefste Wasserstand 
eintrat, bebten die Hunderttausende, die 
jeden Platz besetzt hielten, von dem aus 
der „Imperator" sichtbar war, in fiebriger 
Erregung. Die Schlepper fanden sich ein, 
die Sirene brüllte das Signal „Ich gehe mit 
voller Kraft rückwärts", ein Zittern ging 
durch den Schiffsleib, und dann schob 
er sich, begleitet von einem tausend¬ 
stimmigen „Hurra I" hinaus auf den freien 


Blick in das Mittelschiff des Turbinen-Schnelldampfers 
„Vaterland" der Hamburg-Amerika-Linie (TL Juni 1912) 
























Nr.5 DEUTSCHLAND 221 


Elbstrom. Es war sehr seltsam zu sehen, daß sich 
die kleinen Schlepper vermaßen, den „Imperator" zu 
regieren. Man hatte die Vorstellung, daß ein Kind 
einen Elefanten am Bande führe. Sobald das tiefe 
Fahrwasser erreicht war, warfen die Schlepper los, und 
mit eigener Kraft fuhr das stolze Schiff, an dessen 
Bug ein von Professor Kruse in Berlin modellierter 
Aar in der Abendsonne glitzerte, der See zu. 

Es war, als ob alle, die diese erste Fahrt des 
„Imperator" mit ansahen, eine tiefe innerliche Freude 
erfüllte. Als ob jeder fühlte, daß er ein Recht 
habe, auf die gewaltige Leistung, welche dies Schiff 
darstellt, stolz zu sein. Lange wird der „Imperator" 
nicht mehr der einzige der deutschen Ozeanriesen 
sein. Sein Schwesterschiff „Vaterland" ist bereits 
von Stapel gelaufen, und der dritte Sproß dieser 
Gigantenfamilie beginnt schon auf der Werft von 
Blohm & Voß zu wachsen. Die Größenverhältnisse 
werden nur unverhältnismäßige Unterschiede auf¬ 
weisen, ebenso die Grundidee der inneren Anlage, 

Eine Vorstellung von der Arbeits-, 
leistung, die ein solches Schiff darstellt 
bekommt man, wenn man erfährt, daß 
nicht weniger als 3472 Millionen Kilo¬ 
gramm gewalzter Stahl, 2 Millionen Kilo¬ 
gramm Gußstahl, 2 Millionen Kilogramm 
Gußeisen, I Million Kilogramm Kupfer 
und 6 V 2 Millionen Kilogramm Holz zur 
Verarbeitung gelangten, und daß durch¬ 
schnittlich täglich etwa 1800 Arbeiter an 
dem Bau tätig waren. Mitschiffs türmen 
sich 11 Decks übereinander; 40 Meter 
liegt die Kommandobrücke, 60 Meter 
die Oberkante der drei Schornsteine und 
76 Meter der Flaggenknopf der beiden 
Masten über dem Kiel. Das Riesenmäßige 
der Maße und Gewichte wiederholt sich 
naturgemäß in Einzelheiten des Schiffes. 

2 V 2 Kilogramm wiegt der Nietbolzen, von 
dem 3 Millionen Stück die Bauteile des 
Schiffes miteinanderverbinden,100 Zentner 
jede der starken Stahlplatten des Doppel¬ 
bodens, 600 Zentner jeder der vier die 
Antriebswellen aufnehmenden Wellen¬ 
böcke, 2800 Zentner das Stahlgußstück 
des Hinterstevens. Die Fläche des Steuer¬ 
ruders mißt 40 Quadratmeter. 

Die Sicherheitseinrichtungen über¬ 
treffen alles, was auf diesem Gebiet bisher 
geleistet worden ist, und der gebotene 
Komfort ist beispiellos. Im vollbesetzten Zu¬ 
stande faßt ein solcher Riese 700 Passa¬ 
giere in der ersten, 600 in der zweiten, 

1050 in der dritten und 1700 in der 
vierten Klasse, insgesamt also 4050 Passa¬ 
giere. Dazu kommt eine Besatzung von 
1200 Köpfen. Man stelle sich vor, daß also 
die gesamte Bevölkerung einer deutschen 
Kleinstadt gemeinschaftlich über den Ozean 
geführt wird. — Die erste Passagierklasse 
beherrscht das Mittelschiff; an ihre Räume 
schließt sich nach dem Hinterschiff zu die 


zweite und dritte Klasse. Die vierte Klasse ist im Vor¬ 
schiff untergebracht. In den Einrichtungen jeder dieser 
vier Beförderungsklassen macht sich die besondere Raum¬ 
entfaltung, die die mächtigen Verhältnisse des Schiffes 
gestatten, angenehm geltend. Nicht weniger als 77700 
Kubikmeter Rauminhalt stehen für die Passagier¬ 
einrichtungen des Schiffes zur Verfügung. Eine archi¬ 
tektonische Wirkung von außerordentlichem Reiz ist 
durch die neuartige Anordnung der großen Gesell¬ 
schaftsräume der ersten Kajüte in einer zusammen¬ 
hängenden Flucht erzielt worden. Die nach allen 
Seiten großartige Durchblicke gestattende zusammen¬ 
hängende Reihe der Gesellschaftsräume beginnt mit 
dem in Ellipsenform ausgeführten und im strengsten 
Empirestil gehaltenen Ritz-Carlton-Restaurant. Eine 
offene Plattform und mehrere Stufen führen von hier 
zum Wintergarten hinunter, einem etwa 6 V 2 Meter 
hohen Raum, den ein reicher Flor von Palmen, Blatt¬ 
gewächsen und Blumen schmückt. Die Wände tragen 
vergoldetes Lattenwerk und Stuckmarmor im Stile 















222 


DEUTSCHLAND («1 


Nr. 5 


Louis XVI., und durch große seitliche Fenster flutet 
eine Fülle von Licht in den Raum. Durch eine 
monumental gehaltene Glastür gelangt man dann auf 
den Hauptvorplatz mit seinen Personenaufzügen und 
Deckausgängen. Seitlich gelegene Treppenaufgänge 
senden ihre schmiedeeisernen, mit Bronzeteilen ver¬ 
zierten Geländer durch sechs verschiedene Stockwerke. 
Hinter dem Vorplatz öffnet sich die mächtige Halle 
des Schiffes, ein Raum von 23 Meter Länge, 17 Meter 
Breite und 7 Meter Höhe. Der Damensalon schließt 
die Flucht der Gesellschaftsräume ab. Oberhalb 
dieses Raumes liegt das im Stil eines alten Tudorhauses 
gehaltene, mit Eichenholztäfelung usw. geschmückte 
Rauchzimmer, dem eine Bar angeschlossen ist. Eine 
neuartige Einrichtung, die zweifellos eine besondere 
Anziehungskraft auf die Passagiere ausgeübt hat, ist 
der auf dem Hauptpromenadendeck eingerichtete, in 
Eiche getäfelte Grillraum. Seine gegen das Achterschift 
gelegene Längswand ist beinahe ganz in Schiebefenster 
aufgelöst. Bei schönem Wetter speist man hier wie 
im Freien mit ungehindertem Ausblick auf das Meer. 
Von den übrigen den Passagieren der ersten Klasse 
zur Verfügung stehenden gemeinsamen Räumen seien 
noch der große Speisesaal und das Schwimmbad 
erwähnt. Der Speisesaal ist der größte bisher auf 


einem Schiff ausgeführte Raum. Er bietet Tischplätze 
für mehr als 700 Passagiere. Der Saal, im Stil Louis XIV., 
hat eine Höhe von 8 V 2 Meter und reicht beinahe 
durch drei Stockwerke. Wie der Speisesaal, so ist auch 
das Schwimmbad durch mehrere Decks durchgebaut. 
Pompejanische Mosaiksäulen tragen die Decke, lieber 
eine halbovale Treppe erreicht man ein Marmorbecken 
von 57 Quadratmeter Grundfläche und einer größten 
Tiefe von 2,4 Meter. Badekabinen, hygienische Bäder, 
Duschen und Massageräume, sowie eine Halle für 
gymnastische Hebungen schließen sich an. Außer 
diesen Badegelegenheiten sind 220 Wannenbäder und 
eine große Anzahl Duschen über das Schiff verteilt. 

Daß natürlich jede einzelne Kabine ein wirkliches 
vornehmes Zimmer ist, in dem sich gut wohnen läßt, 
braucht nicht erst gesagt zu werden. Der Luxus der 
Salonkabinen genügt selbst den Ansprüchen der reisen¬ 
den Milliardäre. Besonders verwöhnten Herrschaften 
stehen sogar private Speisesalons zur Verfügung. 

In 8 Küchen wird für Passagiere und Besatzung 
gekocht. Was alles auf einer Reise nach Amerika 
verzehrt wird, geht aus der folgenden Aufstellung des 
mitgeführten Proviants hervor, die sicherlich nicht nur 
die Hausfrauen interessieren wird: Frischer Proviant 
(nur Ausreise): 45 000 Pfund frisches Fleisch, 8500 Pfund 



Der „Imperator'' aus der Vogelschau gesehen 






















Nr.5 DEUTSCHLAND 223 



Ausstellung Alt- und Neu-Cöln I9T3: Ausstellungshalle (Zu untenstehendem Artikel) 


Wild und Geflügel, 8000 Pfund frische Fische, Hummer, 
Krebse, Austern, 15000 Pfund Brot, 1000 Pfund Hefe, 
48000 Stück Eier, 25 000 Pfund frisches Gemüse, 12000 
Pfund Früchte, 150 Kisten Zitronen und Apfelsinen, 1500 
Schachteln Icecream usw. Ferner Dauerproviant (für 
Aus- und Heimreise): 100000 Pfund Kartoffeln, 4000 
Pfund Zwiebeln, 350 Fässer Mehl (je 180 Pfund), 1500 
Liter Essigsprit, 60 Fässer Salz (je 150 Pfund), 500 Pfund 
Senf, 150 Pfund Pfeffer, 1500 Gläser und 300 Pfund 
verschiedene Gemüse, 24000 Pfund gesalzenes Fleisch 
und Fleisch in Dosen (für Mannschaft und Zwischendeck), 
8300 Pfund Schinken, Wurst, Zungen, Speck, 25 Tonnen 
Heringe (je 650 Stück), 2000 Dosen und 100 Faß 
Fisch-Konserven, 750 Pfund desgleichen geräuchert, 
5500 Pfund Käse, 6500 Liter sterilisierte Milch und 
Rahm, 5200 Dosen kondensierte Milch, 5000 Pfund 
Butter, 5500 Pfund Margarin ‘, 6000 Dosen Gemüse-Kon¬ 
serven, 800 Dosen Pilze, 2400 Pfund Gurken, Rotebeete, 
Pickles, 1200 Pfund getrocknetes Gemüse, 5000 Pfund 
Sauerkohl und gesalzene Schneidebohnen, 600 Pfund 
Nüsse und Mandeln, 6500 Pfund getrocknete Früchte, 
4000 Dosen Kompotte, 2000 Pfund Marmeladen und 
Zwetschenmus, 250 Flaschen Fruchtsäfte, 10000 Pfund 


Ausstellung ^Alt- tind 

Von Dr. iur. et rer. 

Die Verwaltung der Stadt Cöln hat eine Ausstellung 
veranstaltet, die sich die Aufgabe stellt, in greifbaren 
Formen, Modellen, Bildern und zeichnerischen Dar¬ 
stellungen den Werdegang der alten Metropole des 
Rheinlandes von ihren Anfängen zur Römerzeit an bis 
zur heutigen Großstadt zu zeigen. 

Die ersten Räume der Ausstellung umfassen die 
historischen Abteilungen, in den anderen kommt die 
neuzeitliche Entwicklung Cölns zum Ausdruck. Der 
erste Ausstellungsraum enthält in fast ununterbrochener 
Reihenfolge die Porträts der Bürgermeister der Stadt 


Zucker, Sirup und Honig, 5100 Pfund Kaffee, 350 Pfund 
Tee, 400 Pfund Schokolade und Kakao, 4000 Pfund Reis, 
Sago, Gries, Nudeln, Makkaroni, Grütze, Oatmehl usw. 
für Kajüte, 18000 Pfund Reis und Hülsenfrüchte für 
Mannschaft und Zwischendeck, 1500 Pfund Keeks, 
Zwieback, Waffeln usw. 

Hinzu kommen an Getränken: 700 Flaschen Früh¬ 
stückswein, 5000 Flaschen Weißwein, 4500 Flaschen 
Rotwein, 3000 Flaschen französischer Champagner, 
2100 Flaschen deutscher Champagner, 2200 Flaschen 
Liköre, Kognaks usw., 13000 Liter echte und 15000 
Liter Hamburger Biere, 3000 Flaschen Hamburger 
Bier, 15000 Flaschen Mineralwasser, 3000 Liter Mann¬ 
schaftswein und Spirituosen. 

Die übrigen Unterabteilungen des Betriebes weisen 
den gleichen Rekord auf der Höhe der Ziffern auf. 
Eine geniale Organisation ist nötig gewesen, um ein 
solches Werk zu schaffen und zu erhalten. Die erste 
Fahrt des „Imperator"' nach New York ist ein ruhm¬ 
reiches Zeugnis für deutsche Arbeit und deutsche Tat¬ 
kraft gewesen. Und wir dürfen stolz behaupten, daß 
deutsche Technik und deutscher Handel noch niemals 
auf dem Ozean glänzender repräsentiert worden sind. 


Neu-Cöln, Cöln 1913". 

pol. Georg Franck. 

Cöln vom Jahre 1480 bis in die Gegenwart, wie sie 
wohl keine andere Stadt aufweisen dürfte. Viele dieser 
Porträts entzücken durch Lebendigkeit des Ausdrucks, 
Frische der Farben nicht nur den Kenner und Kunst¬ 
historiker, sondern auch den Laien. Cölns Bürger¬ 
meister Johann Broelmann, der zweimal die Geschicke 
Cölns, im Jahre 1488 und 1491, lenkte, grüßt seinen 
Nachfolger in der Gegenwart, den heutigen Ober¬ 
bürgermeister Wallraf, dessen Porträt sich an der gegen¬ 
überliegenden Wand befindet. Unter diesen Bildern 
sind in zahlreichen Schaukästen alle Urkunden aus- 









































224 DEUTSCHLAND Nr. 5 


gestellt, die die Geschichte der Stadt Cöln betreffen. 
Zahlreiche Urkunden sind mit vortrefllich erhaltenen 
Siegeln versehen. Sehr beachtet wird die mit den 
Siegeln der Stadt versehene Verfassungsurkunde, durch 
die der Sieg der Zünfte über die Geschlechter endgültig 
besiegelt und zum Stadtgrundgesetz erklärt wurde. 
Ferner sind bischöfliche und päpstliche Urkunden vom 
Jahre 922 ab und kaiserliche und päpstliche Privilegien 
ausgelegt, die ersteren mit Goldbullen versehen. Auch 
das Privilegium, durch welches Cöln formell zur Reichs¬ 
stadt erhoben worden ist, 
liegt zurBesichtigungoffen. 

In der Mitte desselben 
Raumes hat das Modell 
des alten römischen Cöln 
Aufstellung gefunden. Wir 
sehen da die altenFestungs- 
mauern mit ihren Mauer¬ 
kronen, die aus kriegs¬ 
technischen Gründen breit 
angelegten Straßen, den 
Kaiserpalast, das römische 
Amphitheater, die Kampf¬ 
stätte römischer Gladia¬ 
toren und die zum andern 
Ufer führende feste Brücke. 

So erhält man mit einem 
Schlage eine Einsicht in 
Verhältnisse, die 2000 
Jahre zurückliegen. 

Durch ein anderes 
Modell werden wir ins 
Mittelalter hineingeleitet. 

Das Modell ist nach der 
von dem Rate der Stadt im 
Jahre 1570 durch Arnold 
Mercator hergestellten Auf¬ 
nahme aus der Vogel¬ 
schau verfertigt worden. 

Die breiten Straßen der 
Römer-Stadt sind ver¬ 
schwunden; eng drückt 
sich Haus an Haus, schmal 
sind die Straßen und klein 
die Plätze, und ein gewal¬ 
tiger Mauerring, von dem 
Cöln erst im Jahre 1880 
befreit wurde, umgibt die 
Stadt. Damals hatte die 
Stadt 40000 Einwohner, wodurch sie zu den größten 
Städten Deutschlands zählte. Aus dem Modell ersieht 
man mit einem Blick, worin die Bedeutung der einstigen 
freien Reichsstadt vor allem lag. Eng drängen sich 
die Häuser in der Nähe des Rheinufers, und Stapelhaus 
und Hafenanlagen sagen uns, daß der Lebensnerv des 
Cölner Wirtschaftslebens im Mittelalter Handel und 
Verkehr auf dem Rheinstrom waren. Nicht nur bis 
England, wo’ die Cölner Kaufleute ein eigenes Handels¬ 
haus besaßen, ging der Handel, sondern fern nach 
Italien und Indien. 

Das Bild ändert sich. Wir treten ein in das moderne 
Cöln und erhalten einen Einblick in den infolge der 


schnellen Fortschritte auf allen Gebieten der Technik 
und der Wissenschaft gesteigerten Aufgabenkreis einer 
modernen Großtadt. Das organisch ineinandergreifende 
gewaltige Rädergetriebe der Verwaltung der Großstadt 
Cöln liegt offen vor uns. In systematischer Anordnung 
werden die Hauptzweige der städtischen Aufgaben durch 
in sich abgeschlossene Abteilungen vorgeführt. Jede 
Abteilung gibt ein klares Bild von Größe und Umfang 
der zu lösenden großstädtischen Aufgaben und von 
der Art, wie die Stadt Cöln die Lösung vollbrachte. 

Das Wachsen der Stadt 
Cöln, dem Raume und der 
Bevölkerungszahl nach,das 
im Zusammenhänge mit der 
Wirtschaftsentwicklung im 
19. Jahrhundert eine der 
Hauptschwierigkeiten der 
Bewältigung städtischer 
Aufgaben bietet, wird in 
Plänen bzw. sinnbildlichen 
Darstellungen illustriert. 

Wie die verschiedenen 
Verwaltungsgebiete inein¬ 
ander übergreifen, welche 
Summe von Arbeit und 
Organisationsmühe jeder 
einzelne Zweig kostet und 
wie hoch dieLeistungsfähig- 
keit einzelner Abteilungen 
angespannt wird, zeigt auch 
die Abteilung „Verkehrs¬ 
wesen". In Plänen, Zeich¬ 
nungen, Materialien wird 
dem Besucher der Entwick¬ 
lungsgang der städtischen 
Bahnen von der i. J. 1900 
übernommenenPferdebahn 
bis zum gegenwärtigen 
vervollkommneten elektri¬ 
schen Betriebe in seiner 
heutigen Ausdehnung und 
seiner Arbeitsleistung vor 
Augen geführt. Die Zahl 
der von den städtischen 
Bahnen beförderten Per¬ 
sonen schnellte von 30 
Millionen im Jahre 1901 
auf fast 110 Millionen 
im Jahre 1911 empor, sie 
verdreifachte sich also, während die Bevölkerungszahl 
nur um rund 45 Prozent von 370000 auf 540000 in 
demselben Zeiträume stieg. Im Zusammenhänge damit 
haben sich auch die finanziellen Ergebnisse verdrei¬ 
facht. Große Probleme, wie die Gürtelbahn und die 
Städtebahn Cöln—Düsseldorf harren noch der Lösung. 

Lückenlos ist fernerhin die Entwicklung der städti¬ 
schen Beleuchtung von der primitiven Oellampe ab bis 
zur raffinierten technischen Vervollkommnung in der 
Gegenwart, der Preßgas- und der elektrischen Bogen¬ 
lampenbeleuchtung, gegeben. Eingehend ist auch das 
niedere, mittlere und höhere Schulwesen in zahlreichen 
Modellen, Zeichnungen und Plänen und durch die 



Ausstellung Alt- und Neu* Cöln 1913: H. F. Gabriel von Groote, 
war 13 mal Bürgermeister der freien Reichsstadt Cöln (1753—89) 




Nr. 5 


DEUTSCHLAND 


225 


Gegenüberstellung der Einrichtung eines Unterrichts- 
Zimmers früherer Zeit und der Gegenwart behandelt. 
Die Bilder bringen eine sinnbildliche Darstellung der 
von der Stadt Cöln in der Volksschule den Kindern 
gewährten Frühstücksportionen und der Aufwendung, 
die die Stadt Cöln für die Aussendung armer kranker 
Kinder zu Luft- und Badekuren in den Jahren 1902, 
1905, 1908 und 1911 gemacht hat. 

Die Hoch- und Tiefbauverwaltung hat diese Gelegen¬ 
heit nicht versäumt, zu zeigen, wie sie die an sie 
gestellten Aufgaben der 
Schulbauten, der Hafen- 
und Werftanlagen und 
der sonstigen öffentlichen 
Gebäude dem jeweiligen 
Zweck entsprechend ge¬ 
löst hat. Straßendurch¬ 
schnitte undStraßenprofile 
veranschaulichen uns die 
Art der in den letzten 
Jahren angelegtenStraßen, 
unter denen die in der 
Neustadt angelegte Ring¬ 
straße mit ihrer großen 
Mittelallee hervorragt. Um 
die Anlage einer neuzeit¬ 
lichen Straße deutlich zu 
demonstrieren, hat man 
ein Normalprofil ausge¬ 
führt, an dem sich die 
verschiedenen Arten des 
Straßenbelages und der 
Pflasterung, sowie die Ver¬ 
teilung der verschiedenen 
Kabelnetze ersehenlassen. 

Die Frauen dürfte 
ganz besonders die Haus¬ 
haltungsschule, in der 
dreimal wöchentlich Koch¬ 
unterricht erteilt wird, und 
die Gas- und elektrische 
Küche anziehen, in denen 
nicht nur gezeigt wird, wie 
man kocht, sondern auch, 
auf welche Art und Weise 
die Speisen am wohl- 
schmeckendstenund billig¬ 
sten hergestellt werden. 

Viel des Interessanten bieten auch die Abteilungen 
der Krankenanstalten und die der hygienischen und 
medizinischen Institute. Die eigenen Unternehmungen 


der Stadt, die Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, 
bringen den Gegensatz von Einst und Jetzt, wenn 

dieses Einst auch noch in die Mitte des 19. Jahr¬ 

hunderts fällt, deutlich zum Ausdruck. In geradezu 
mustergültiger Weise sind die trockenen statistischen 
Zahlen der Finanz- und Steuer-Abteilung dem Ver¬ 
ständnis und der Verdeutlichung durch ganz gelungene 
Einfälle näher gerückt. Einen jeden interessiert es 
zu erfahren, wie hoch die Einnahmen und Aus¬ 

gaben der Stadt sich belaufen, woraus dieselben 

sich zusammensetzen, was 
das Rückgrad der städti¬ 
schen Finanzen bildet 
und wohin eigentlich alle 
diese Summen fließen. 
Durch die Zerschneidung 
und Zerlegung der wesent¬ 
lichen Finanzfragen in der 
Versinnbildlichung wird 
ein vorzüglicher Einblick 
in die Organisation und 
das in alle anderen Ver¬ 
waltungszweige hinein¬ 
greifende Arbeitsgebiet 
der Finanzabteilung ver¬ 
mittelt. 

Den Abschluß der Aus¬ 
stellung bietet das weite 
Gebiet der sozialen Für¬ 
sorge der Stadt, wie 
Armen-, Waisen- und 
Wohlfahrts-, Siechen- und 
Obdachlosenpflege, allge¬ 
meine Arbeits- und Woh¬ 
nungsnachweise und die 
gemeinnützige Rechtsaus¬ 
kunftstelle. Hieraus ist 
zu sehen, was die Stadt 
Cöln auf sozialem Gebiet 
aus freien Stücken und 
mit ganz bedeutenden 
Kosten für die Arbeiter¬ 
schaft leistet. 

Organisatorisch hervor¬ 
ragend in der Anordnung, 
vortrefflich in der Voll¬ 
ständigkeit der einzelnen 
Abteilungen, gibt die Aus¬ 
stellung dem Besucher Aufschluß und Klärung über 
das ungeheure Arbeitsgebiet, das die Verwaltung zu 
bewältigen und wie sie dasselbe bewältigt hat. 



Burg* Rheinstein. 

Von Prof. Dr. J. Nover (Mainz). 


Eine Hauptzierde unseres schönsten vaterländischen 
Stromes sind ohne Zweifel die trotzigen Burgen und die 
malerischen Ruinen, die seine waldigen Höhen krönen, auf 
deren baulicher Schönheit das Auge nicht nur mit Wohl¬ 
gefallen ruht, sondern deren Anblick auch die Phantasie 
mit anmutenden Bildern der Vergangenheit erfüllt, einer 
wildbewegten Zeit, in der noch persönlicher Mut, körperliche 


Kraft und Gewandtheit im Nah-, ja zumeist im Zweikampfe 
die Entscheidung der Fehde brachten, im Gegensatz zur 
heutigen Kriegführung, wo selbst aus dem Hinterhalte und 
aus weiter Entfernung die tückische Wirkung eines Feuer¬ 
rohres den stärksten Helden in den Staub strecken kann. 
Von vielen dieser charakteristischen Baudenkmäler des Mittel¬ 
alters gemahnen zwar heutzutage nur noch einzelne verwitterte 










226 DEUTSCHLAND Nr.5 




Türme und verfallene Mauerreste an verschwundene Pracht, 
andere dagegen haben, zumal in pietätvoller Erneuerung und 
stilvoller Ergänzung, noch treu das Gepräge ihrer Zeit und 
den Zweck als Raubburgen und widerstandsfähige Verteidi¬ 
gungsfesten bewahrt. Zu diesen gehört, eine gute Stunde 
unterhalb Bingen, Aßmannshausen gegenüber, die auf steilen, 
teilweise eisenumklammerten Quarzfelsen majestätisch, unge¬ 
fähr 60 Meter über dem Wasserspiegel emporragende Burg 
Rheinstein, die von altersher bis in die Neuzeit von 
Touristen und Ver¬ 
ehrern rheinischer 
Romantik mit Vor¬ 
liebe besucht ward. 

Dicht am Rheine, 

„gleichsam aus den 
tosenden Wellen des 
Stromes", hinter den 
Strudeln des „Binger 
Lochs" aufsteigend, 
erhebt sie sich zu 
steiler Höhe. Mag 
sie der Beschauer 
ins Auge fassen, 
von welcher Seite er 
will, in ihrer mannig¬ 
faltig schattierten 
Bekleidung von Efeu, 

Flechten und Moos, 
bei ihren wilden 
Rissen und Zacken, 
in denen sich das 
Gesträuch Nahrung 
für seine Wurzeln 
sucht, erscheint sie 
überall in einer gro߬ 
artigen Schönheit. 

Ihre Unzugänglich¬ 
keit und Höhe gibt 
der Burg den Cha¬ 
rakter eines Adler¬ 
horstes, und beides 
legt Zeugnis ab so¬ 
wohl für die Sach¬ 
kunde des ersten 
Erbauers als für den 
Schönheitssinn ihres 
erhabenen Wieder¬ 
herstellers. Keine 
hervorragende Fels¬ 
zacke derUmgebung 
war unbenutzt für 
die Verteidigung der 
Burg geblieben, und 
noch sind die kleinen 
Vorwerke sichtbar 
auf der südlichen 
Seite der Burg, wo 
wahrscheinlich einst 
der Burgweg hinaufgeführt hat. Betrachtet man die Burg bei 
ihrer vortrefflichen Lage vom Stande der Kriegskunst ihrer 
Zeit, so muß sie für uneinnehmbar angesehen werden; auch 
erzählt die Geschichte nichts von einer feindlichen Eroberung. 

Ursprung, Name und Bestimmung der Burg sind einiger¬ 
maßen in Dunkel gehüllt. Vermutlich stammt der Rheinstein, 
von dem auch die Benennungen „Fautsberg" und „Voitsberg" 
(was man von Bonifaiius, aber wohl richtiger von den seit 
1148 vorkommenden Voigten von Bingen herleitet) überliefert 
werden, aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts und war wohl 


von Erzbischof Peter Aspelt von Mainz des Rheinzolles wegen 
(gegen die benachbarten Festen Reichenstein und Sooneck) 
erbaut, von ihm und den Nachfolgern mit adligen Burg- 
männem besetzt. 

Nach mannigfachen Schicksalen gelangte die Burg in 
den Besitz des Prinzen Friedrich von Preußen, der sie 
1825—1829 durch den Architekten Kuhn wiederherstellen 
und teilweise ganz neu aufbauen ließ. Von 1863 an 
gehörte sie den Prinzen Alexander und Georg von Preußen. 

Aus den alten 
Fremdenbüchern von 
1826 an ersehen 
wir, daß der Rhein¬ 
stein oft hohen fürst¬ 
lichen Besuch beher¬ 
bergte. So verweilte 
Kaiser Wilhelm 1. 
als Prinz fast jedes 
Jahr auf der Burg, 
und auch die Königin 
von England und 
die Kaiserin von 
Rußland besuchten 
denPrinzenFriedrich 
auf seiner roman¬ 
tischen Sommerresi¬ 
denz. Der Prinz 
stattete sein Schloß 
mit Kunstschätzen 
aus und verweilte 
fast alljährlich einige 
Monate dort. 

Der jetzige Be- 
sitzer,Prinz Heinrich, 
der Bruder unseres 
Kaisers Wilhelm IL, 
stellte sich im Herbst 
vergangenen Jahres, 
begleitet von sehr 
launigen Vorkomm¬ 
nissen,unerwartet zur 
Nachtzeit als Eigen¬ 
tümer dem Burgvogt 
Herrmann vor. Zuvor 
war er zur Unter¬ 
stellung seines Auto¬ 
mobils, von Düssel¬ 
dorf herkommend, 
mit seinem Adju¬ 
tanten im sog. Fran¬ 
zosenhaus auf der 
Chaussee vor Rhein¬ 
stein eingekehrt,aber 
von den mitten aus 
ihrem nächtlichen 
Schlummer aufge¬ 
scheuchten und daher 
sehr übelgelaunten 
Leuten als „Landstreicher" sehr barsch abgewiesen worden 
und hatte dann in dem benachbarten Wirtshause nahe beim 
Rheinstein ein Asyl gefunden. Nicht minder überraschend 
und mit deutlich erkennbaren Zeichen des Mißtrauens ward 
darauf dem Prinzen auf sein mitternächtliches Klopfen an das 
Burgtor Einlaß zu seinem Eigentum gewährt. Laut schlugen 
die Hunde an, mit einem Revolver bewaffnet hielt sich der 
Sohn des Kastellans bereit, den nächtlichen Störenfried und 
vermeintlichen Einbrecher über den Haufen zu schießen, da 
ließ der inzwischen erwachte Burgvogt seine militärisch- 


Ausstellung Alt- und Neu-Cöln 1913: Inneres (Phot.: Hermann Jansen, Cöln) 
(Zu vorstehendem Artikel) 




















Nr. 5 


H DEUTSCHLAND 227 




schneidige Stimme erschallen: „Wer ist da?" Nach einem 
unterdrückten Lachen klang es entgegen: „Der Besitzer der 
Burgl" Da stutzte der Burgvogt, näherte sich entschlossen 
und öffnete beherzt das Tor. Die heitere Erkennungsszene, 
die nun folgte, läßt sich leicht ausmalen. 

Doch betreten wir jetzt die Burg selbst zur näheren 
Besichtigung. 

Wir steigen einen bequemen, schattigen Fußweg hinan, 
auf dem auch unterwegs lauschige Ruheplätze zur kurzen 
Rast einladen, und ge¬ 
langen in mäßiger Stei¬ 
gung über eine Zugbrücke 
zu dem mit mächtigem 
Fallgitter gesichertenTor, 
in den sog. Zwinger oder 
Burghof. Rechts liegt die 
Wohnung des Burgvogts; 
links unten zu Füßen des 
gleich hier in schwin¬ 
delnder Höhe auf hoch¬ 
ragenden Felsen sich er¬ 
hebenden Hauptbaues ist 
ein einladendes, kühles 
Restaurations - Stübchen, 
wo man sich an den edel¬ 
sten Gaben des Rheingaus 
erquicken kann. Gegen¬ 
über befand sich ehedem 
ein Bärenzwinger, jetzt der 
Aufenthalt einiger Bern¬ 
hardiner, und links oben 
in vergitterten Felsen¬ 
nischen waren Adler¬ 
horste. An anmutigen, 
wohlgepflegten Blumen¬ 
banketten vorbei, stets 
im imposanten Aufblick 
links zu den gewaltigen, 
efeuumsponnenen Fels- 
mauern, die selbst den 
stärksten Belagerungs¬ 
maschinen, falls man sie 
überhaupt hätte anbringen 
können, getrotzt haben 
würden, gelangt man zu 
einem zweiten, durch einen 
Turm geschützten Tore, 
wo sich die Wohnung 
der Dienerschaft und des 
prinzlichen Gefolges be¬ 
fand. Hier löst man sich 
auch im unteren Raum, 
wo Fremdenbuch und 
V erkaufsgegenstände auf¬ 
liegen, die Einlaßkarte zur 
Besichtigung des Innern 
(je T.— Mk., Sonntags 
50 Pfg., Vereine billiger). 

Zunächst betritt man dann den Brunnengarten, in dem 
uns eine Miniaturnachbildung des Nürnberger Gänsemännchens 
und ein gotischer Springbrunnen in die Augen fallen. Von 
den mancherlei Bauresten ringsum interessiert uns besonders 
ein alter Sandstein mit Relieffiguren, die das „Urteil des 
Paris" darstellen, mit einer darauf bezüglichen Inschrift 
Anno 1572 und rechts davon der Eingang zum Burgverlies. 
Links liest man auf einer in die Mauer eingefügten TafeL 
„Friedrich Ludwig, Prinz von Preußen, Markgraf von Branden¬ 
burg etc. ließ die Burg Rheinstein 1825—29 wieder auf¬ 


bauen durch den Baumeister Kuhn." Das zum Teil alte 
Gemäuer zeigt noch Kugelspuren und an der Pechnase über 
dem Haupteingang alte Tragsteine mit den Wappen von 
Mainz, Erbach und Isenburg, den früheren Besitzern. 

Nach der ursprünglichen Anlage befanden sich Aufgang 
und Zugbrücke an dem Portalturm, wo jetzt die Wohnung 
der Dienerschaft liegt, auf der Südseite; doch kann man bei 
der beschränkten Räumlichkeit die übliche Einteilung einer 
mittelalterlichen Burg, womöglich mit doppelter Ummauerung, 

äußerem Burghof und 
innerem Zwinger, sowie 
überragendem einzelnen 
Bergfried und Haupt¬ 
gebäude samt Palas, Kem- 
naten und angrenzenden 
Rüst-, Diener- und Stal¬ 
lungsräumen nicht er¬ 
kennen. Wir unterscheiden 
hier einen etwas tiefer¬ 
gelegenen Wacht-Turm 
mit ausgestrecktem Pech¬ 
korb und einen von zwei 
Haupttürmen flankierten 
Mittelbau mit Palas und 
darüberliegenden Kem- 
naten im zweiten und 
dritten Stock. Ehe wir 
diese näher besichtigen, 
schenken wir gleich rechts 
der etwas tieferliegenden 
Burgkapelle einige Be¬ 
achtung, zu der wir durch 
ein kleines Portal mit 
gotischen Säulen treten. 
Sie ward 1844 von Baurat 
Hoffmann aus Wiesbaden 
erbaut. In der Gruft unter 
der Kapelle ruhen seinem 
Willen gemäß die sterb¬ 
lichen Reste des Wieder¬ 
herstellers und Eigen¬ 
tümers der Burg, des 
Prinzen Friedrich von 
Preußen und seiner Ge¬ 
mahlin; am 9. Mai 1902 
ward auch der vorige Be¬ 
sitzer, Prinz Georg von 
Preußen, hier beigesetzt. 

Beim Verlassen der 
Kapelle aufwärts,dieStein- 
treppe hinan, werfen wir 
links einen Blick auf das 
mit preußischem Adler 
geschmückte Hauptportal 
der Knappenhalle und auf 
das große Kölner Glas¬ 
gemälde im Innern, das 
die in Wolken schwebende 
Mutter Gottes mit dem Jesusknaben und zu Füßen den 
Geist der Finsternis darstellt (16. Jahrhundert). Aus der¬ 
selben Zeit sind die ausgestellten sog. Schweizer Rüstungen. 

Von dieser Halle führt eine breite Wendeltreppe zu den 
oberen Räumen und eine schmälere für die Dienerschaft 
zunächst zur Küche und Silberkammer; doch wir wenden 
uns nunmehr zum sog. Kanonenplatz. Dort sind auf einer 
aussichtsreichen Bastei alte Feldschlangen, Falkonetts, Mörser 
und zwei französische Bergkanonen aus 1870/71, sowie alte 
Steingeschosse und eiserne Vollkugeln zu sehen. Was uns 


Aufwendunßen der Stadt Cöln 

für Aussendun^ armer hranker Kinder 
zu Lufi=und Badekuren 
in den Jahren 1902,1905.1908 u. 1911 






1902 1905 1908 

Kinderzahh 40 69 129 

Ausgaben: 2156 M 4206 M 2263 M 


1911 

459 

24924 M 


(Phot.: Herrn. Jansen, Cöln) — (Zu vorstehendem Artikeh 














228 @B0600a00000068^^^^^^^^8@i DEUTSCHLAND üBeeeee e oooeeeoeooooooo c eeqgi Nr. 5 


hier aber zumeist reizt, ist der prächtige Blick auf den be¬ 
lebten Strom und seine Umgebung. Rechts im Vordergrund 
erblickt man zwei kleine Befestigungen, die Alexander- und 
Georgs-Warte und das 1842—44 von schweizer Zimmerleuten 
aus schweizer Holz errichtete Schweizerhaus. Unterhalb 
an der Rheinchaussee ist das von einem französischen Sol¬ 
daten Napoleons I. erbaute sog. Franzosenhaus, wohin sich 
dieser, seiner deutschen Frau aus Trechtlinghausen zuliebe, 
zurückzog. Weiterhin sieht man den Druden- und Rheinberg, 
die mit einer Säulenhalle gekrönte Elisenhöhe, das Wilhelms¬ 
schlößchen in Bingerbrück und das Bingerloch. Gegenüber 
ragt die Roßel, eine künstliche Ruine des Niederwaldes, aus 
Eichenlaub hervor, und zu Füßen streckt sich malerisch das 
durch den Aufenthalt des Dichters Freiligrath („Krone") 
seinen vortrefflichen Rotwein und eine heilkräftige Lithion- 
Quelle berühmte Aßmannshausen; weiter links der jäh- 
stolzige Teufelskaderich und das Bodental. Links am dies¬ 
seitigen Ufer sieht man die jetzt ganz neu angelegte Burg 
Reichenstein (Falkenburg), früher berüchtigte Raubburg, jetzt 
im Besitz der Familie Puricelli. Diese und nicht der Rhein¬ 
stein, wie es fälschlich in manchen Rheinführern steht, ward 
von dem 1254 durch den Mainzer Patrizier Arnold Walpod 
gegründeten rheinischen Städtebund zerstört. Wiederherge¬ 
stellt, setzte sie aber ihren alten Unfug fort, so daß 1282 
Rudolf von Habsburg gegen sie und die benachbarte Burg 
Sooneck zu Felde zog und sie zerstörte. Danach hielt er 
strenges Strafgericht an der Stätte der heutigen Clemens- 
Kapelle bei Trechtlinghausen und ließ ungefähr 60 Raub¬ 
ritter des Mittelrheins dort aufknüpfen. Bei der Gelegen¬ 


heit soll er sich auch auf der Burg Rheinstein aufgehalten 
haben. Die Clemens-Kapelle ist übrigens nicht zur Sühne 
später von den Familien der Hingerichteten erbaut worden, 
sondern stammt wohl aus früherer Zeit. 

Ueber eine kleine Treppe außerhalb des Wartturms 
kommt man jetzt zum oberen Burghof, von dem ein Eingang 
in das untere Turmstübchen führt; dort fallen uns Glas¬ 
malereien aus dem 15. Jahrhundert und ein altes schönes 
Leuchterweibchen ins Auge, sowie in einem Glasschrank 
römische Ausgrabungen aus Pompeji und sonstige Altertümer. 

Wir wenden uns jetzt dem Hauptbau, dem Palas, zu, 
betreten aber zuerst eine Vorhalle, in der außer anderen 
Sehenswürdigkeiten eine alte Standuhr mit beweglichen 
Figuren aus dem Jahre 1647 unsere Aufmerksamkeit erregt. 
Mittelalterliche Rüstungen und Waffen versetzen uns so 
recht lebhaft in jene Zeit wilder Kraft und Fehdelust. Dann 
treten wir in den wohl ehedem als Speisezimmer dienenden 
Rittersaal. Auch hier erregen die spitzbogigen Glasfenster 
mit ihren altkölnischen Malereien unsere höchste Aufmerk¬ 
samkeit; nicht minder die Waffen- und Gerätesammlung, 
worunter man einen Helm Franz von Sickingens und einen 
Stahlhandschuh Götz von Berlichingens zeigt. 

In Verbindung mit dem Rittersaal steht das sogenannte 
Kredenzzimmer. Wie der Name besagt, ist hier vorzugsweise 
für den echtgermanischen Durst in einer reichhaltigen Samm¬ 
lung von Krügen und Pokalen gesorgt; denn wie eine Ballade 
von Anastasius Grün in einem Nachspiel zu dem Sieg Maxi¬ 
milians in einem Turniere zu Worms gegen einen großmäuligen 
französischen Ritter so launig schildert, waren die mittel- 



Burg Rheinstein (Neue Photogr. Gesellschaft, Berlin) 









Nr.5 I WKIQOQQQOQCXaGOeoO Q QQC^^ DEUTSCHLAND 


229 


alterlichen Recken gerade solche Meister im Zechen wie im 
Kämpfen. Aber auch für sonstigen damaligen Zeitvertreib 
finden sich Belege. Da ist z. B. ein altertümliches Brettspiel^ 
das an das im Mittelalter beliebte Schachzabel erinnert. Von 
den altertümlichen Möbeln, Stichen und Nippsachen zu reden, 
würde den Rahmen meiner Skizze überschreiten, hat auch 
ohne die Anschauung keinen Wert, und an Ort und Stelle er¬ 
läutert der Burgvogt, der selbst einen ausführlichen Führer ver¬ 
faßt hat, oder einer seiner dienenden Geister alles zur Genüge. 

Gar viele Merkwürdigkeiten und schätzbare Möbel, beson¬ 
ders wertvolle Schränke mit Intarsien, bieten die oberenZimmer; 
ein großes Himmelbett aus dem 16. Jahrhundert, der von der 
Prinzessin Friedrich als Schlafgemach benutzte Raum, sowie 
altertümliche Musikinstrumente, Lauten, Mandolinen und ein 
sog. Clavicembalo (Hackbrett). Unter den Oelbildern prangen 
auch manche angebliche Originale alter Meister, wie von Lucas 
Cranach, Albrecht Dürer und Holbein. Interessant sind noch 
besonders das Schlaf- und Wohnzimmer des Prinzen Friedrich, 
in der Tat kleine Museen der mannigfaltigsten Raritäten. 

Im oberen Stübchen des Wartturms befindet sich eine 
Bibliothek und eine sehr wertvolle Glasmalerei. Vom Balkon 


schaut man 250 Fuß tief auf den Rhein hinab, aber 
noch reizt uns ein Blick von der Plattform des Turms, 
wo der Pechkorb hängt, in dem bei nächtlichen Angriffen 
zur Beleuchtung der Mauerzinnen brennende Pechkränze 
geworfen wurden. Und wie diese als wild und barbarisch 
verschrieene Zeit des Mittelalters der Romantik nicht ent¬ 
behrt, so weiß uns auch die „Philomele des Rheins", die 
Dichterin Adelheid v. Stolterfoth, eine rührende 
Ballade zu singen von einem Burgfräulein des Rheinsteins^ 
das wider Willen einem verhaßten Werber folgen sollte, 
aber schließlich von dem Erwählten ihres Herzens befreit 
ward. Man liest sie in S im rock s „Rheinsagen". Wir 
aber senden beim Scheiden der stolzen, himmelanstrebenden 
Burg auf steiler Felsenhöhe noch einen Abschiedsgruß zu, 
indem wir aus der bekannten Kuglerschen Ballade den 
Vers vor uns hinsummen: 

„Zwar die Ritter sind verschwunden. 

Nimmer klingen Speer und Schild; 

Doch dem Wandersmann erscheinen 
Auf den altbemoosten Steinen 
Oft Gestalten, zart und mild." — 


?\annheim: Die Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes. 

Von Dr. Paul F. Schmidt. 


Es war ein glücklicher Gedanke, der diesjährigen 
großen Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes ein 
Museum zur Verfügung zu stellen. Die ganze Kunst¬ 
halle zu Mannheim ist ausgeräumt und den Gästen zur 
Verfügung gestellt worden, und der Rahmen des 
Billingschen Monumentalbaues, funkelnd von edlem 
Marmor und Bronze, wirkt höchst günstig und repräsen¬ 
tativ für die Ausstellung. Es kommt hinzu, daß der 
große Oberlichtsaal, der Mittelpunkt des Museums, für 
die besten Gemälde aus der Kunsthalle selbst reserviert 
wurde. Hier hängen die kostbaren Erwerbungen aus 
der kaum dreijährigen Tätigkeit des Direktors Wiehert 
als Zeugen seiner Sammelenergie und als Maßstab für 
die Qualität des Ausgestellten. Es wirkt mit doppelter 
Macht, die 26 schönsten Gemälde des Museums hier 
einmal beisammen zu sehen, wie in einer Tribuna: 
Deutsche und Franzosen steigern gegenseitig ihren 
Wert, und man erkennt klar, mit wie ausgezeichneter 
Kennerschaft Wiehert auf malerische Qualität hin 
gesammelt hat; aus Liebermann, Thoma, Trübner, 
Feuerbach, aus Delacroix, Daumier, Manet, Cezanne 
setzt sich ein Bild der Malerei des 19. Jahrhunderts 
zusammen, das in diesen wenigen Proben doch das 
Wichtigste, die Höhepunkte, zu einer glorreichen Ent¬ 
wicklungsreihe zusammendrängt. 

Eine Ausstellung hat natürlich nicht den gleichen 
Vorteil einer Auslese des Allerbesten für sich. Aber 
die Kunstschau des Deutschen Künstlerbundes weist 
doch zahlreiche Anknüpfungspunkte mit jener Eliteschar 
auf und setzt sie entwicklungsgeschichtlich bis zur 
extremen Gegenwart fort. Denn wie Liebermann, 
Thoma, Hodler und Trübner als noch rüstig 
Schaffende mit ihren jüngeren Werken, Trübner sogar 
und vor allen Hodler mit ganzen Sonderkollektionen 
ihr eigenes Werk fortführen, so schließt sich an sie 
eine fast lückenlose Kette der Entwicklung an. Denn 
es ist das besondere Verdienst der Künstlerbund- 
Ausstellungen, daß sie gewissermaßen einen Durchschnitt 
durch die ganze deutsche Malerei und Plastik der Gegen¬ 
wart bringen, die Anerkannten und Großen ebenso 
berücksichtigen wie die Jungen und Jüngsten, und alle 
„Richtungen" gleichmäßig, wie es ja auch die Absicht 


bei der Gründung des Bundes war. Daß der künstlerische 
Nachwuchs hier so stark und hoffnungsvoll vertreten 
ist, liegt vor allem an dem Villa-Romana-Preis, für 
den diesmal 198 Bewerber ihre Sachen eingeschickt 
hatten. Es erhielten ihn Caspar für seine religiösen 
Gemälde und Stephani für seine anmutigen, mit 
Geschmack bemalten Terrakotten. 

Bei den „Anerkannten" überwiegt qualitativ die 
Berliner Sezession, von der Corinth mit schönen 
Bildnissen und einem fanatischen „Paulus", Slevogt 
mit Landschaften, Beckmann mit seiner Amazonen¬ 
schlacht würdig auftreten. Auch Waldemar Röslers, 
Brockhusens, Hübners Landschaften, Max Neu¬ 
manns,SchockensundMeids Figurenkompositionen 
halten sich auf ihrem höchsten Niveau. Von der 
Münchner Sezession sind Weißgerbers religiöse Bilder 
und Habermanns glänzende Akte besonders hervor¬ 
zuheben. Ludwig V. Hofmann und Graf Kalckreuth 
stehen in der ersten Reihe des Künstlerbunds, und von 
Wien hat G. Klimt drei ausgezeichnete Bilder geschickt* 

Interessanter für den Freund unserer Kunst, der auf 
die Zukunft sein Vertrauen setzt, ist natürlich der Nach¬ 
wuchs. Und er täuscht dieses Vertrauen nicht; von 
allen Richtungen her erscheinen bedeutende Talente 
Da sind zunächst die „Wilden", die man auch (meist 
falsch) „Expressionisten" zu nennen pflegt, die extremen 
Verfechter der starken Farben, des reinen Flächen- 
aufbaus: Heckei, Pechstein, E.L. Kirchner; neben 
diesen, schon seit vielen Jahren für ihre Ziele kämpfenden 
Malern: Hasler, Nölken, Rappapert, die fein- 
tonigen Stilleben von Claus, Helene Albiker und 
Sophie Wolf, die Landschaften von Erbslöh, 
Feigerl, Klemm, Kurt Tuch. 

Einen weniger radikalen Bruch mit der Tradition 
vollzieht eine andere Gruppe von jüngeren Künstlern, 
welche die fruchtbaren Elemente aus dem Impressionismus 
herausentwickeln wollen, wie es vor allem Beckmann 
und Weißgerber erreichen. Vielleicht sind hier die 
stärksten Persönlichkeiten unserer Malerei zu finden 
(sieht man von den, leider nicht vertretenen, Nolde 
und Kokoschka ab): Dietze, der Landschaften und 
Figuren mit großer Kraft des Ausdrucks malt, Krayn 





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Saal mit Bildern von Frhr v. Habermann, Robert Sterl, Lovis Corinth, Graf Kalckreuth und Max Liebermann 

(Phot : R. Sennecke, Berlin SW. 68) 


Blick in den zweiten Plastik-Saal (Phot.: R. Sennecke, Berlin SW. 68) 


iiiiiiiii 

























Nr.5 DEUTSCHLAND 231 


ein ungemein selbständiges Talent, Hacken dorf, dessen 
Landschaften von einerleidenschaftlichen Seelesprechen; 
von monumentalem Gepräge ist der mystisch träumende 
Edwin Scharff, der in manchem unreifere Bernais. 

Bei der Plastik ist das Ueberwiegen der Jugend 
noch auffallender. Aeltere Meister sind fast nur durch 
kleinere Arbeiten, meist Bronzen vertreten; namentlich 
Tuaillon, Hahn, Peterich; einen seltsamen Riesen¬ 
marmor steuerte der Architekt H. Bi Hing bei. Von 
der Jugend erscheinen Lehmbruck (außer einigen 


kleineren Arbeiten auch die bekannte „gotische" 
Knieende), Hoetger und Albiker fast wie vollendete 
Meister. Namentlich erfreut Albiker durch seine plastische 
Reife. Auch Gerstel, Wynand und El kan können 
dieser Gruppe zugezählt werden, die die Auflockerung 
der Oberflächen und der Gliedmaßen erstrebt; während 
Frydag und Milli Steger das Ideal geschlossener 
monumentaler Plastik, in der Nachfolge Maillols, ver¬ 
körpern. Das Interessanteste ist auch an der Plastik 
der Reichtum der Bestrebungen. 


Betrachtungen zum IV. Internat. Kongreß für Physiotherapie in Berlin. 

Von Dr. Max Hirsch (Bad Salzschlirf). 


Der IV. Internationale Kon¬ 
gress für Physiotherapie, der, 
wie bereits in einer früheren 
Nummer mitgeteilt wurde, 
vom 26. bis 30. März unter 
dem Protektorate des Prinzen 
August Wilhelm von Preußen 
in Berlin tagte, dürfte nicht nur 
das Interesse der Aerzteschaft 
aller Kulturländer, sondern 
auch der weitesten Schichten 
der Bevölkerung beanspruchen. 

DasWort „Physiotherapie" 
würde ins Deutsche über¬ 
tragen „Naturheilkunde" be¬ 
deuten und ist daher als eine 
möglichst ungünstige Bezeich¬ 
nung anzusehen. Die Physio¬ 
therapeuten, unter ihnen die 
Zierden der medizinischen 
Wissenschaft aller Länder, 
dürften sich schönstens dafür 
bedanken, mit den Vertretern 
der sogenannten Naturheil¬ 
kunde identifiziert zu werden. 

Zwischen der Physiotherapie 
und der übrigen Medizin be¬ 
steht kein anderer Unterschied, 
als daß die Heilfaktoren der 
Physiotherapie aus dem Ge¬ 
biete der Physik stammen, 
während in der übrigen Medizin 
die chemischenMittel vor¬ 
herrschen. Vielleicht waren 
es die gewaltigen Fortschritte 
der Chemie im TB.und 19. Jahr¬ 
hundert, die es mit sich ge¬ 
bracht haben, daß die behandelnde Tätigkeit des Arztes, 
der zum Kranken gerufen wurde, ohne das Verschreiben 
von Rezepten undenkbar schien, die auf chemischem Wege 
in der Apotheke hergestellt wurden. Trotzdem unter 
anderen ein so erleuchteter Geist wie C. W. Hufeland 
schon vor mehr als 100 Jahren auf die Bedeutung einer 
Reihe von physiotherapeutischen Maßnahmen für die 
Krankenbehandlung hingewiesen hat, kam man doch erst im 
letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts dazu, die Heil¬ 
mittel, welche die Natur den Menschen in großer Fülle zur 
Verfügung stellt, ausgiebiger zur Anwendung zu bringen. 
Mitunter waren es bekanntlich Laien, die auf Grund unbeachtet 
gebliebener oder nicht genügend ausgearbeiteter ärztlicher 
Mitteilungen die Heilkräfte der Natur ausgiebiger in den 
Dienst der leidenden Menschheit stellten, wie Prießnitz das 
Wasser und Rikli das Sonnenlicht. Es leitete sich daraus 


der Irrtum her, der immer 
noch hartnäckig propagiert 
wird, daß die Physiotherapie 
eine Schöpfung von Laien 
sei und zu der sogenannten 
Schulmedizin in Widerspruch 
steht. In Wirklichkeit liegt 
aber der Unterschied zwischen 
den Laien, welche die physi¬ 
kalischen Heilfaktoren an¬ 
wenden, und den Aerzten 
darin, daß jene ausschlie߬ 
lich auf Grund von rein 
empirisch gewonnenen An¬ 
gaben arbeiten, während das 
Bestreben der Aerzte, die 
Physiotherapie treiben, zu¬ 
nächst dahin geht, die physi¬ 
kalischen Heilmethoden hin¬ 
sichtlich ihres therapeutischen 
Wertes wissenschaftlich zu er¬ 
gründen. So hat der Alt¬ 
meister der physikalischen 
Therapie, der hervorragende 
Wiener Gelehrte Hofrat Prof. 
Dr. W i n t e r n i t z, der Prießnitz- 
schen Wasserbehandlung erst 
einen sicheren wissenschaft¬ 
lichen Boden geschaffen; so 
hat der allzufrüh dahinge¬ 
schiedene Kopenhagener Prof. 
Dr. Finsen die Lichtbehand¬ 
lung von Rikli zu einem stolzen 
Werke ausgebaut, dessen Krö¬ 
nung die Behandlung einer der 
entsetzlichstenKrankheiten,des 
Lupus, durch kaltes Licht war. 

Dieser Unterschied zwischen Arzt und Laienbehandler 
gilt übrigens nicht nur für die Physiotherapie, sondern in 
gleicher Weise auch für die übrige Medizin. Eine Gruppe 
von Naturheilkundigen beschäftigt sich mit der Empfehlung 
von Pflanzen, von „Kräutern" als Heilmittel. Aus dem Pflanzen¬ 
reich stammt aber auch der größte Teil unseres ärztlichen 
Heilschatzes. Der Unterschied liegt nur darin, daß der Laie 
die Pflanzen vom Patienten oder seiner Umgebung, also von 
Laien zubereiten läßt und so die wirksamen und unwirksamen 
Bestandteile der Pflanze ohne Auswahl zur Verwendung 
bringt; die wissenschaftliche Medizin dagegen hat die 
Pflanzenbehandlung insofern verfeinert, als sie aus den 
Pflanzen das wirksame Prinzip heraussuchte, es chemisch 
rein darstellte und dann erst für die Behandlung in An¬ 
wendung brachte. Eine weitere Folge dieser wissenschaft¬ 
lichen Arbeit war das Suchen und Auffinden neuer chemischer 



Geh. Medizinalrat Professor Dr. W. His, 1. Vorsitzender des 
IV. Internationalen Kongresses für Physiotherapie in Berlin 






232 0 


DEUTSCHLAND laeeeeoeeeee e eeoo G e eeooeoocB Nr. 5 


Arzneimittel in Anlehnung an die aus den Pflanzen gewonnenen 
Substanzen. Genau so hat die wissenschaftliche Medizin das 
Sonnenlicht, welches die Laien als solches angewandt 
haben, in seine Bestandteile zerlegt und zu ergründen ver¬ 
sucht, welche Strahlenarten für den einzelnen Fall wirksam 
und welche schädlich sind, welche Strahlenarten zur An¬ 
wendung gelangen sollen und welche auszuschalten sind. 
Es ist durchaus nicht gleichgültig, ob bei der Lichtbehand¬ 
lung in dem einen Fall die kurzwelligen Strahlen mit Ver¬ 
wendung ßnden oder nicht; ebensowenig, ob man in einem 
anderen Falle die langwelligen abfiltriert oder nicht. Die 
ultravioletten Lichtstrahlen der Sonne sind in dem einen 
Falle ein Heilmittel, in dem anderen ein Schädling. Die 
weitere Folge der Studien über die Lichtstrahlen war die 
Entdeckung der Heilwirkung anderer Strahlenarten wie des 
Finsenlichtes, der Röntgenstrahlen, Radiumstrahlung, der 
Quarzlampe usw. 

Das Denken und Arbeiten der Physiotherapeuten ist in 
nichts unterschieden von dem der übrigen Aerzte. Alle 
haben sie in gleicher Weise das Bestreben, die aus der 
rohen Erfahrung heraus gewonnenen Mittel durch die Wissen¬ 
schaft zu verfeinern und in möglichst zweckmäßiger Form 
zur Anwendung zu bringen. Die Physiotherapie bedeutet 
also ebensowenig eine Ablenkung von der wissenschaftlichen 
Medizin, wie sie irgend etwas gemeinsam hat mit der Natur¬ 
heilmethode. 

Daß die Physiotherapie in neuerer Zeit mehr in den 
Vordergrund getreten ist, verdanken wir nächst den bahn¬ 
brechenden Arbeiten so bedeutender Forscher wie Winternitz 
und Finsen dem Aufblühen der Balneologie als Wissenschaft 
und der Hebung des Ansehens unserer Bäder und Kurorte 
sowie den epochemachenden Fortschritten der Physik im 
vergangenen Jahrhundert. Da trotzdem die Physiotherapie 
in der medizinischen Schule immer noch als ein Anhängsel 
erschien und im Unterricht des angehenden Arztes nicht 
scharf genug hervorgehoben wurde, um in der Praxis die 
Würdigung zu erfahren, die ihr zukommt, ist es als ein 
großes Verdienst von Dr. Gunzburg in Antwerpen und 
Dr. de Munter in Brüssel anzusprechen, daß sie im Jahre 
1904 den ersten Kongreß für Physiotherapie in Lüttich 
ins Leben gerufen haben, dem im Abstande von je 3 Jahren 
Kongresse gleicher Art 1907 in Rom, 1910 in Paris und 
zuletzt in Berlin folgten. Jede dieser Versammlungen ließ 
das stetig ansteigende Interesse für diesen so wichtigen 
Zweig der medizinischen Wissenschaft und Praxis erkennen. 

Von dem letzten Kongreß für Physiotherapie dürfen wir 
ganz besonders wesentliche Vorteile für Deutschland erwarten. 
Ist doch nach dem Dahinscheiden großer Forscher aus 
unserer medizinischen Glanzzeit sogar an angesehenen Kliniken 
eine Art von therapeutischem Nihilismus in die Erscheinung 
getreten, der ja im Laufe der Zeiten so oft der Entwicklung 
der Heilkunde hinderlich in den Weg getreten ist. Das 
Behandeln der Kranken, die Beeinflussung des jeweiligen 
Zustandes ist in dem medizinischen Unterricht zu stark in 
den Hintergrund getreten gegenüber einer an sich gewiß 
recht zweckmäßigen, aber in geradezu übertrieben komplizierter 
Weise gehandhabten Diagnostik. Der Gedanke, den der 
unvergeßliche Ernst v. Leyden immer wieder am Kranken¬ 
bett betonte, daß der Arzt auch dem hoffnungslos danieder¬ 
liegenden Patienten stets eine Hilfe bringen soll und auch 
kann, scheint als „nicht gelehrt genug" in Vergessenheit 
geraten zu sein. Aber der junge Mediziner, der in eine 
solche nihilistische Schule geraten ist, empfindet das recht 
bedenklich; die ungenügende Betonung der Therapie in der 
Klinik tritt ihm in seiner Anfängerpraxis auf Schritt und Tritt 
hinderlich in den Weg. Das hat der weitblickende Ministerial¬ 
direktor A1 t h o f f, dessen segensreiches Wirken sich noch über 
Generationen hin günstig bemerkbar machen wird, wohl er¬ 


kannt und für notwendig gehalten, eine Hydrotherapeutische 
Anstalt als Pflegestätte für die physikalischen Behandlungs¬ 
methoden an der Berliner Universität ins Leben zu rufen. 

Im Verein mit dem Leiter dieser Anstalt, Geheimrat 
Prof. Dr. Brieger, hat Geheimrat Prof. Dr. His, der 
Direktor der I. medizinischen Klinik an der Charite, der 
ebenso wie sein großer Vorgänger Ernst v. Leyden der 
Behandlung der Kranken im Unterricht ein besonders hohes 
Interesse entgegenbringt und damit von der Tradition, die 
1. medizinische Klinik eine bedeutsame Pflegestätte der 
Therapie sein zu lassen, nicht abweicht, den Vorsitz über den 
IV. Internationalen Kongreß für Physiotherapie übernommen. 
Die mühevolle Arbeit des Generalsekretärs lag in den Händen 
des bekannten Röntgenologen Dr. Immelmann. 

Der Kongreß zerfiel in 4 Sektionen; Balneotherapie, 
Elektrotherapie mit Röntgen- und Radiumstrahlenbehandlung, 
Bewegungstherapie und Diätbehandlung. Nach einer gemein¬ 
samen Tagung aller Sektionen im Sitzungssal des Reichs¬ 
tages, in der die physikalische und diätetische Behandlung 
der Herzkrankheiten von maßgebendster Seite ausführlich 
erörtert wurde, kamen die einzelnen Sektionen zu ihrer ernsten 
Arbeit in den neuen prächtigen Hörsälen der altehrwürdigen 
Charite zusammen. Die Beteiligung am Kongreß war eine 
äußerst rege. Fast alle Kulturstaaten hatten offizielle Dele¬ 
gierte entsandt, die das Interesse ihrer Regierungen an der 
Physiotherapie zum Ausdruck brachten; und aus allen Län¬ 
dern waren die Leuchten der medizinischen Wissenschaft 
gekommen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Außer 
Deutschland waren namentlich Frankreich, Oesterreich, Eng¬ 
land, Schweden, Dänemark, Italien durch hervorragende 
Gelehrte vertreten. Fassen wir das Endergebnis all der 
wissenschaftlichen Vorträge, an die sich vielfach ein inter¬ 
essanter Meinungsaustausch anschloß, zusammen, so zeigte 
sich, daß auf allen Gebieten der Physiotherapie in den 
letzten Jahren rege gearbeitet worden ist, und daß diese 
Arbeiten einen wesentlichen Fortschritt in der medizinischen 
Wissenschaft bedeuten. Von besonderem praktischen Interesse 
waren die Referate, Vorträge und Diskussionen über die Frage 
der Diät in den Kurorten, die in der gemeinschaftlichen 
Sitzung der balneologischen und diätetischen Sektion zur 
Sprache kam. Es wurde festgestellt, daß in den Kurorten 
Aerzte und Patienten in gleicher Weise von dem Wert der 
diätetischen Maßnahmen überzeugt sind, und daß in den Bade¬ 
orten ausschließlich aus dem Grunde der rationellen Kranken¬ 
ernährung nicht genügend Rechnung getragen wird, weil die 
Gastronomen, wie Dr. Pariser treffend alle diejenigen zu¬ 
sammen faßte, die von Berufs wegen mit der Zubereitung 
und Verabreichung der Nahrungsmittel zu tun haben, aus 
diesem oder jenem Grunde nicht genügend mitwirkten, aber 
auf deren Mithilfe unmöglich verzichtet werden kann. Die 
Versammlung faßte eine Resolution, die dahin ging, die 
Hausärzte sollten ihre Patienten nur in solche Kurorte 
schicken, in denen das ernste Bestreben herrscht, die kranken 
Kurgäste nach den Gesetzen der wissenschaftlichen Diät¬ 
lehre zu ernähren. Hoffentlich wird diese Maßnahme ein 
Ansporn für die Gastronomen sein, aber auch den Bade¬ 
verwaltungen zeigen, daß es in ihrem Interesse liegt, die 
Aerzte in dem Bestreben um eine rationelle Krankendiät in 
den Kurorten nach Möglichkeit zu unterstützen. 

Mit dem Kongreß war eine Ausstellung verbunden, 
die ein reiches Bild von der regen Tätigkeit der Industrie 
auf diesem Gebiete gab. Allerdings hätte die Organisation 
dieser Ausstellung viel mehr, als es der Fall war, darauf 
achten sollen, die einzelnen Ausstellungsobjekte, die lose 
nebeneinanderstanden, durch das Band der Wissenschaft zu 
einem harmonischen Ganzen zu vereinen. 

Die Ergebnisse der Kongreßverhandlungen, über die in 
der medizinischen Fachpresse sowie in den Tageszeitungen 



Nr. 5 DEUTSCHLAND n^^e^eee^eee^^eeeeeeeeaa 233 


ausführlich berichtet wurde, dürften in weitere Schichten 
der Nation gedrungen sein und damit auch den Nichtärzten 
ainen Ueberblick über die Fortschritte der Physiotherapie 
gegeben und gezeigt haben, daß dem Wohle und der Heilung 
der Kranken eine große Menge wissenschaftlicher Arbeit 
gewidmet wird. 

Der Kongreßvorstand hat — besonders dank dem feinen 
Verständnis seines kunstsinnigen Vorsitzenden Geheirorat 
Prof. Dr. His — ein großes Werk geschaffen, das sicherlich 
viel Mühe und Arbeit gemacht hat, das aber dazu angetan 
sein dürfte, die Physiotherapie populärer zu machen und zu 
zeigen, daß die Verwertung der Heilkräfte, welche uns die 


Natur bietet, in ärztlichen Kreisen Gegenstand eifriger Pflege 
ist. Die Freude an den Fortschritten der Physiotherapie 
wird hoffentlich auch dazu führen, daß man im medizinischen 
Unterricht wieder allgemein daran denken wird, daß der 
Beruf des Arztes an erster Stelle die Behandlung und Pflege 
des Kranken ist und daß der Therapie in der Klinik die erste 
Stelle eingeräumt wird, wie es praktisch klar denkende 
Kliniker einsehen und handhaben. Mit der besseren Kenntnis 
der Therapie in den Kreisen der jungen Aerzteschaft wird 
auch das Vertrauen der Patienten zum Arzte wachsen und 
damit dem Wohle der kranken Menschheit ein großer Dienst 
geleistet werden. 


Braunschweig;- die schöne alte Weifenresidenz. 

Ein deutsches Zeit- und Städtebild von A. Sattler (Braunschweig). 


Braunschweig steht augenblicklich im Mittelpunkte des 
Interesses in ganz Deutschland. Die Vermählung des jungen 
Herzogs Ernst August mit der einzigen Tochter unseres 
Kaisers ist ein geschichtliches Ereignis, das weit mehr, als 
OS sonst wohl bei fürstlichen Verbindungen der Fall ist, die 
Gemüter erregt. Handelt es sich doch dabei um die hoffentlich 
-endgültige Aussöhnung der Hohenzollern mit den Welfen. 
Das ist, wie die Verhältnisse nun einmal liegen, ein Ereignis 
von geschichtlicher Bedeutung und Tragweite für unser 
ganzes deutsches Vaterland. 

Für uns Braunschweiger 
ist die vollzogene Verbindung 
sicher von ganz außerordent¬ 
licher Bedeutung. Mit auf¬ 
richtigem Danke muß an¬ 
erkannt werden, daß der 
jetzige Regent des Herzog¬ 
tums, der Herzog Johann 
Albrecht, es verstanden hat, 
seiner nicht leichten hohen 
Aufgaben in jeder Weise 
gerecht zu werden, und sicher 
viel dazu beigetragen hat, 
die gedeihliche Entwicklung 
des Landes in jeder Weise 
gewissenhaft zu fördern. 

Aber man wird es doch ver¬ 
stehen, daß der Wunsch nach 
festen Verhältnissen im Lande 
wohl allgemein besteht, 
nachdem nun bereits fast 
29 Jahre lang diellnsicherheit 
in der Regierungsnachfolge 
geherrscht hat. 

Seitdem die Berlin-Lehrter 
Bahn erbaut wurde, und so 
die direkten Züge Berlin— 

Köln über Hannover geleitet 
werden (nur ein D-Zug geht 
von Berlin über Magdeburg, 

Braunschweig und Hildes¬ 
heim nach Köln), hat man 
Braunschweig im großen 
Verkehr etwas mehr, als für 
die Entwicklung der Stadt 
gut war, links liegen ge¬ 
lassen; und so kommt es, daß mancher von der Stadt, 
die doch nahezu 145000 Einwohner zählt, nicht mehr weiß 
-als den Namen, und daß es dort gute Wurst- und Fleisch¬ 
waren, berühmte Konserven, ausgezeichneten Spargel, außer¬ 
dem gutes Bier, kräftige Mumme und leckeren Honigkuchen 


gibt. Und doch hat die alte und doch wenig jugendfrische 
Stadt so viele eigenartige Schönheiten aufzuweisen, daß es 
schon die Mühe lohnt, sie aufzusuchen und kennen zu lernen. 
Mit ihren norddeutschen Genossinnen Lübeck und Hildesheim 
kann sie unbedenklich den berühmten Städten des Südens, 
selbst Nürnberg, zur Seite gestellt werden. 

Als Gründungsjahr der Stadt nimmt man das Jahr 861 
an. Die älteste vorhandene Urkunde über sie stammt aus 
dem Jahre 1030. Heinrich der Löwe legte den Grund zu 

ihrer Macht, befestigte sie 
-? und verlieh ihr städtische 

1 Rechte. Zur Zeit der Hansa 

erlangte die Stadt ihre höchste 
Blüte, und gegenwärtig ist sie 
eine der wichtigsten Handels¬ 
und Industriestädte Nord¬ 

deutschlands, wenn auch ihre 
beiden Messen die frühere 
Bedeutung verloren haben. 

Weiche Wandlungen hat die 
Stadt in diesem langen Zeit¬ 
abschnitte durchgemacht I 
Viel Neues, Schönes und 

Wertvolles hat namentlich die 
Neuzeit geschaffen; glück¬ 
licherweise hat aber Braun¬ 
schweig es verstanden, da¬ 
neben bis auf unsere Tage 
das Bild fast getreu zu be¬ 
wahren, das mittelalterliche 
Schlichtheit, herbe Tüchtig¬ 
keit und künstlerische Be¬ 
gabung ihr verliehen haben. 
Noch jetzt sehen lange 
Straßenzüge (so die Lange¬ 
straße, Weberstraße, Reichs¬ 
straße, Beckenwerkerstraße, 
Hagenbrücke, der Meinhards¬ 
hof usw.) aus, als wäre seit 
dem 16. Jahrhundert keine 
Zeit vergangen. Noch er¬ 
innern Hunderte kostbarer 
alter Fachwerkbauten und 
vornehmer alter Patrizier¬ 
häuser, herrliche Kirchen 
und Profanbauten an die 
Glanzzeit der Stadt im Mittelalter: das Gildehaus, das 
Gewandhaus, die Alte Wage, das Dannenbaumsche Haus, 
das Mummehaus, die Schulen an der Wilhelmstraße und 
am Südklink, die Andreaskirche, Martinikirche, Katharinen¬ 
kirche, Aegidienhalle, Brüdemkirche und vor allem das zierliche 



















234 DEUTSCHLAND Nr.5 




gotische Altstadtrathaus usw. Wer 
sich dem Zauber der alten Stadtteile 
mit ihren alten Fachwerkbauten und 
stillen Winkeln ganz hingeben will, der 
muß ihre Straßen durchwandern, wenn 
der Mond sein magisches Licht über 
all die wunderlich übereinander ge¬ 
türmten Stockwerke, Giebel und hohen 
Dächer ergießt, während die Winkel 
im tiefen Schatten liegen. Das ist ein 
Bild, so eigenartig anheimelnd und so 
stimmungsvoll, daß man sich in jene 
Zeit zurückversetzt glaubt, wo aus 
diesen Häusern ehrsame Mütter in 
ihren mittelalterlichen Trachten und 
die schmucken Töchter im Gretchen- 
gewande heraustreten, um sittsam 
zur nahen Kirche zu gehen, oder 
wo am Abend der biedere Handwerks¬ 
meister, behaglich sein Pfeifchen 
rauchend, mit den Seinen ausruht von 
des Tages Mühen. 

Noch steht der Kern des St.-Blasius- 
Domes so da, wie ihn Heinrich der 
Löwe in den Jahren 1173 bis 1184 

erbaute, als Mittelpunkt der damaligen wie der heutigen 
Stadt. Prächtig ist sein Inneres wiederhergestellt. Goldig 
scheint die Sonne durch die große Rosette zwischen den 
Türmen lang hinein in das 
Mittelschiff mit seiner ge¬ 
waltigen bronzenen Lichter¬ 
krone und den Grabmälern 
Heinrichs des Löwen und 
seiner Gemahlin Mathilde 
sowie des Kaisers Otto IV. 

Stolz erhebt sich jene nur der 
romanischen Periode und vor¬ 
nehmlich Deutschland eigene 
Bühne, der hohe Chor, über 
der Krypta, die sich hier bis 
in die Vierung hinein er¬ 
streckt und in der der größte 
Teil der Welfenherzöge (dar¬ 
unter auch Karl Wilhelm 
Ferdinand und Friedrich 
Wilhelm, der „Schwarze 
Herzog") ihre letzte Ruhe¬ 
stätte gefunden haben. Eine 
imposante Treppe führt zum 
Chor hinauf, dessen Mitte 
der von Heinrich dem Löwen 
hier aufgestellte gewaltige 
siebenarmige Leuchter ein¬ 
nimmt. Hohe Schranken 
trennen den Vierungsraum 
von den tieferliegenden Ka¬ 
pellen der Kreuzarme, die 
in ihrer alten bunten Be¬ 
malung eigenartig wirken, 
besonders wenn sich das 
volle Sonnenlicht über das 
tiefe Blau der Bildergründe 
ergießt, die Gewänder der 
Figuren in wärmeren Tönen 
erleuchten und das Weiß und 
das Gold im Schimmer des 
Lichtes erglänzen, — ein Bild 
von oft zauberischerWirkung. 


Noch steht der eherne Löwe, den 
Heinrich der Löwe als Zeichen seiner 
Macht hier vor seinem Palaste auf¬ 
richtete. Auch dieses, die Burg Dank- 
warderode, ist nach den aufgefundenen 
baulichen Resten in alter Herrlichkeit 
wiederhergestellt und schließt den 
äußerst stimmungsvollenBurgplatz nach 
Osten hin wirkungsvoll ab. Dieser 
Domplatz I In seiner Umgebung fast 
noch ganz den alten Linien folgend, 
wie zu Heinrichs Zeit, und doch wieder 
ganz anders durch die aus der Not 
des harten Lebens hervorgegangenen 
Wandlungen, die aber trotzdem zeigen, 
wie die Generationen ihr Bestes daran¬ 
gesetzt haben, in ihrer Art Schönes zu 
schaffen. Wie das reich mit Schnitzwerk 
verseheneGildehaus, das v. V eltheimsche 
Haus und Viewegs gewaltiger Stein¬ 
palast beweisen, ist er neben dem 
herrlichen Altstadtmarkte mit dem 
Altstadtrathause, dem zierlichen 
gotischen Brunnen und der ihn ab¬ 
schließenden Martinikirche sowie 
dem großen Hagenmarkte mit seinem Heinrichsbrunnen 
und der Katharinenkirche im Hintergründe wohl einer der 
schönsten Plätze, die man in deutschen Städten findet. 

Nach Osten zu bildete die 
Oker die natürliche Schutz¬ 
wehr der Burg. Es war ein 
glücklicher Gedanke, beim 
Wiederherstellen des alten 
Palastes auf dieser Seite ein 
Stück des alten Burggrabens 
erstehen zu lassen auf dem 
Gelände, das heute der Ruh- 
fäutchenplatz heißt, ein 
Platz, der weder einen aus¬ 
gesprochenen Mittelpunkt, 
noch eine auch nur annähernd 
regelmäßige Gestalt hat und 
doch für jeden Beschauer 
von hohem Reiz ist, trotz¬ 
dem die Burg in ihren Ab¬ 
messungen die den Platz be¬ 
grenzenden Gebäude, das 
Deutsche Haus, das stolze 
Behördenhaus, das Finanz¬ 
gebäude und das schöne 
neue Rathaus nicht erreicht. 
Der Burggraben ist konkav 
gestaltet und bildet an der 
einspringenden Ecke einen 
kleinen Platz, auf welchem 
dasReiterstandbild des letzten 
Weifenherzogs Wilhelm er¬ 
richtet ist, ein Denkmal von 
hoher Schönheit und in seinen 
Abmessungen vorzüglich zu 
der efeuumrankten, alters¬ 
grau angehauchten Burg* 
paßt, die den Hintergrund 
bildet. Vom nördlichen Ende 
des Burggrabens aber genießt 
man einen wundervollen 
Durchblick zwischen Burg und 
Rathaus nach der Dompfarre, 


Braunschweig: Katharinen-Brunnen 


Braunschweig: Till Eulenspiegel-Brunnen 






































Nr. 5 DEUTSCHLAND 235 


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Kloster Loccum: Gesamtensicht vom Teich aus (Kgl. Melzbildansialt, Berlin) 



dem Polizeigebäude und dem Justizgebäude hin, während man 
linker Hand nach Süden zu den stets äußerst lebhaften 
Verkehr auf der Dankwardstraße und dem Steinweg bis 
zum Herzogl. Hoftheater hin verfolgen kann, das hier sehr 
wirkungsvoll das Straßen¬ 
bild abschließt. 

Der hoch aufragende 
prächtige Rathausturm 
lenkt unsere Blicke wieder 
auf die Gegenwart, und 
unwillkürlich lenken wir 
unsere Schritte dem 
herzoglichen Residenz¬ 
schlosse am Bohlwege zu, 
der Stätte, die künftig 
auch die Wohnung des 
jungen Herzogspaares 
sein wird. Ein stolzer, 
monumentaler Bau, innen 
wie außen mit vornehmer 
Pracht ausgestattet, einer 
derschönstenFürstensitze 
des Deutschen Reiches. Es 
wurde 1831—1838 im Re¬ 
naissancestil (griechisch 
mit vorherrschend ko¬ 
rinthischer Architektur) 
vom Hofbaurat Ottmar 
erbaut und besteht aus 
der Hauptfassade und zwei 
zurückspringendenSeiten- 
flügeln, die einen mit 


herrlichen Gartenanlagen versehenen, nach Osten offenen 
Platz begrenzen. Auf dem Schloßplatze stehen die Reiter¬ 
standbilder der Heldenherzöge Karl Wilhelm Ferdinand und 
Friedrich Wilhelm. Im Giebelfelde des von gewaltigen 

korinthischen Säulen ge¬ 
bildeten Mittelrisalits be¬ 
findet sich ein 1868 von 
Bläser in Berlin aus¬ 
geführtes Gruppenbild: 
Heinrich der Löwe, wie 
er die Huldigung der be¬ 
siegten Wenden und der 
Geistlichkeit entgegen¬ 
nimmt. Auf dem Mittelbau 
thront die 1868 wieder¬ 
hergestellte über 10 Meter 
hohe Quadriga, ein 
Meisterwerk Rietschels, 
von Professor Howaldt in 
Braunschweig in Kupfer 
getrieben. Dahinter ragt 
die gewaltige Kuppel 
empor, welche dieRotunde 
an der Rückseite des 
Schlosses krönt. 

Das Innere desSchlosses 
zeigt überall gediegene 
Pracht. Die große von 
22 dorischen Säulen ge¬ 
tragene Vorhalle, das 
Vestibül, der Gartensaal, 
das runde Palisander- 


Kloster Loccum: Kreuzgang 
(Kgl. Melzbildanslalt, Berlin) 























236 DEUTSCHLAND m 


Zimmer, das Rokokozimmer, das japanische Zimmer, der 
Kuppelsaal, der Ballsaal, der Weiße Saal, der Thronsaal usw. 
sind Räume, die bei aller Einfachheit doch durch ihre Schön¬ 
heit und gediegene Ausstattung entzücken. Wir müssen es 
uns hier leider versagen, auf Einzelheiten einzugehen. 

Wir werfen noch einen Blick in den entzückenden Schlo߬ 
garten mit großer Fontäne und prächtigen Blumenanlagen 
und wandern dann in die prächtigen Wallanlagen, welche die 
ganze Stadt wie ein glänzender Rahmen umgeben, und be¬ 
steigen dann einen der Aussichtsberge in den Wallanlagen 
oder im Bürgerpark oder die Höhe des Nußberges, der den Prinz- 


Nr.5 

Albrecht-Park und den großen Sportplatz am Stadtpark im Osten 
abschließt, und genießen noch einmal den Blick über die Stadt, 
über das braunrote Gewimmel der Dächer, aus dem die Kuppeln 
und die Riesenleiber der zahlreichen Kirchen emporstreben, über 
die herrlichen Villenviertel und Parkanlagen, welche d e Stadt 
ringsumgeben, weiterhin nach den nahen Waldgebirgen, dem 
Elm, der Asse, den Lichtenbergen und dem herrlichen Harz, 
dessen höchster Punkt, der Brocken, bei klarem Wetter stets 
sichtbar ist, und dann nehmen wir Abschied von der alten 
Weifenstadt mit dem Bewußtsein, eines der schönsten Städte¬ 
bilder unseres deutschen Vaterlandes geschaut zu haben. 


Kloster Loccum. 

Von Dr. Hesseler (Wanne). 


Zwischen Weser und Steinhuder Meer, mitten im Land 
der Niedersachsen, liegt das alte Zisterzienserkloster Loccum, 
das Ende Juni in Gegenwart des Kaisers sein 750jähriges 
Bestehen feierte. Weltvergessen liegt die alte Kult- und 
Kulturstätte in den weiten, einsamen niedersächsischen Landen. 
Hohe Eichen, schlanke Tannen und schattige Buchen um¬ 
wachen treu die Siedelei mit ihren Wirtschaflsräumen, ihrer 
stattlichen Kirchenhalle. Und das Ganze spiegelt sich als 
malerische Silhouette freundlich wider in einem klaren See. 

Durch das „Paradies", eine stattliche Parkanlage, durch 
einen dämmerigen Torbogen schreitet der Wanderer die 


schlanke Pappelallee entlang, an altersgrauen Gräbern früherer 
Jahrhunderte vorbei. Inmitten des prachtvollen Kreuzganges, 
der in alter Schönheit und stiller Andacht den träumenden 
Klosterhof umschließt, läßt er sich nieder an einladendem 
Steintisch. Die Gedanken schweifen zurück in frühere Jahr¬ 
hunderte, zurück in die Zeit, wo vor 750 Jahren (TI63) 
Wulbrand der Alte von Hallermund aus Volkerode, dem 
Tochterkloster von Altenkampen, die Zisterziensermönche in 
diese unwirtliche Gegend berief, auf daß sie urbar machten 
Heide und Wald, trocken legten Sumpf und Moor. Und 
welcher Orden war geeigneter für diese schwere Arbeit, als 















Nr.5 DEUTSCHLAND 237 


der Zisterzienserorden, der berufen war, von fränkischen 
Landen her in die sächsischen und wendischen Gaue seine 
frommen Kuttenträger auszusenden, daß sie mit Karst und 
Spaten, Hacke und Beil schwere Arbeit verrichteten. 

Als ersten Abt verzeichnen die Annalen Ekkehard, der 
42 Jahre lang, bis 1205, dem Kloster Vorstand. Die junge 
Ansiedlung wuchs und gedieh. Laienbrüder und Mönche 
zogen allmorgendlich, nachdem sie sich in der Kirche zu 
frommer Andachtsübung versammelt hatten, hinaus in die 
ausgedehnten Klosterländereien, in tiefem Schweigen, das des 
Ordens strenge Regel gebot. Konversen und Familiären 
gingen ihnen zur Hand; zinsende Dörfer und Renten von 
Mühlen und Backöfen zu haben war ihnen verboten, Betteln 
um liegende und fahrende Habe untersagt. Sie wollten keine 
Priester sein, die außerhalb des Klosters Seelsorge trieben 
und Pfarrerstellen besetzten. Fromme Bauern waren sie, die 
abends nach harter Tagesarbeit im eichenen Psalmgestühl 
ihr Dankgebet zum Himmel sandten. 

Nach den Zeiten der ersten Blüte kamen Zeiten des Ver¬ 
falls, des Niederganges; Unruhen von außen und Uneinigkeit 
im Innern, wechselnder Wohlstand und sich mehrender Reich¬ 
tum wirkten lähmend und erschlaffend auf das strenge Ordens¬ 
leben ein. Dann sah der Orden wieder bessere Tage und 
erfreute sich hohen Ansehens bei Kaiser und Papst. Schon 
hatte die Reformation ringsum von den Ländern und Herr¬ 
schaften Besitz ergriffen. Nur Loccum war noch katholisch 
geblieben und wandte sich, um sich nachbarlicher Bedrängnis 


zu erwehren, an den mächtigen Kaiser Karl V. um schirmen¬ 
den Schutz. Die Reichsunmittelbarkeit wurde dem Kloster 
von neuem bestätigt. Hoffte doch der Kaiser, daß das alte 
Stift ein starkes Bollwerk des Glaubens sein sollte. Doch 
diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Im Jahre 1585 wußte 
sich der protestantische Herzog Julius von Hoya die erste 
Erbhuldigung durch Exekution zu erzwingen. Von dieser 
Zeit an setzten sich reformatorische Ideen fest. Erst langsam 
und unter Widerspruch der Ordensgemeinschaft. Schwer 
konnten sich die konservativen und niedersächsischen Mönche 
von der alten Lehre trennen, von ihrem alten Orden, dem 
sie in festem Gefüge schon an die 400 Jahre angehört hatten, 
und als schon längst der lateinische Chorgesang den deutschen 
Psalmen und des alten Glaubens feierliche Zeremonien ein¬ 
facher Predigtart gewichen waren, übte dennoch der Zisterzien¬ 
serorden über das Kloster seine Mutterrechte aus. Noch 1620 
ließ sich Loccum auf dem Generalkapitel des Zisterzienser¬ 
ordens vertreten. In den Wirren des 30jährigen Krieges, 
von 1630—1635, zogen wiederum katholische Mönche in 
das Kloster ein. Der edle Abt Molan s.tritt und kämpfte von 
Loccum aus für die Vereinigung der beiden großen Kirchen. 
Nach 1688 machte der katholische Abt von Altenkampen 
dem Abte Gerhard von Loccum einen stattlichen Band zum 
Geschenke, der des Ordens Regeln, seine Gedenktage und 
Vorrechte enthielt. Die heiligen Reliquien, durch die Loccum 
berühmt war, wurden noch bis in den Anfang des 18. Jahr¬ 
hunderts in feierlicher Prozession einhergetragen. —Es lebten 



Eduard von Gebhardt: Die Hochzeit zu Kana — Wandgemälde im Kloster Loccum 











238 DEUTSCHLAND Nr. 5 


in Loccum fortan lutherische Mönche. Von Aebten und 
Konventualen wurde Ehelosigkeit verlangt. Abt Molan ist 
es gewesen, der dem alten Stamm ein neues Reis auf¬ 
pflanzte, das bewirkt hat, daß Loccum im Laufe der Jahr¬ 
hunderte nicht profanen Zwecken zum Opfer gefallen ist, 
Kirche und Kloster im alten Zustande erhalten wurden, daß 
Loccum geblieben ist, was es war, eine Kulturstätte im 
Dienste der Kirche, ein Kunstjuwel in niedersächsischen 
Gauen. Aus dem Hospiterium, der alten Klosterherberge, 
entstand allmählich ein Predigerseminar, in dem noch heute 
jährlich 12 Hospites ihren ernsten Studien obliegen und 
noch täglich um 6 Uhr abends im Chorgestühl die Horen 
singen. Noch heute trägt der Abt von Loccum bei feier¬ 
lichen Anlässen Stab und Mitra. 

Ist schon die wechselvolle Geschichte des altberühmten 
Klosters interessant genug, um einen Besuch zu lohnen, so 
verdient die wohlerhaltene mittel¬ 
alterliche Klosteranlage erst 
recht vom kunsthistorischen 
Standpunkte aus unsere Auf¬ 
merksamkeit und Bewunderung. 

Es ist eine Genugtuung und 
Freude für jeden Freund der 
heimatlichen Kunst und Kultur¬ 
geschichte, zu sehen, wie in 
Loccum trotz der Zeiten wech¬ 
selnden Geschickes, das so 
manchem alten Kloster den 
Todesstoß versetzte und seine 
Kenntnis der Nachwelt entzog, 
noch heute so vieles an die 
früheren Jahrhunderte erinnert 
und alte Zeiten mit ihrem Zauber 
wachruft. Um den herrlichen 
Kreuzgang mit seinen edlen 
Steinmetzarbeiten an Säulen 
und Kapitälen gruppieren sich 
die einzelnen Klosterräume, der 
romanische Kapitalsaal, dessen 
neun Wölbungen vier schönge¬ 
gliederte Säulen tragen, das 
Parlatorium, wo des Ordens 
strenge Schweigepflicht ein not¬ 
wendiges Gespräch unter Auf¬ 
sicht gestaltete, dasDormitorium 
oder „Slaphus", in dem heute 
der größte Teil der Hospites 
schläft, das Calefactorium oder 
die Heizkammer, von dem aus 
der daneben liegende Remter 
geheizt wurde. Die beiden letzten 
Räume dienen heute als Biblio¬ 
thek und bergen unter ihren 
30000 Bänden manch seltenen Archivschatz. Die Küche zeig 
noch heute die im Mittelalter angelegte Wasserversorgung. 
Das daneben liegende Konversenrefektorium ist ebenso wie 
die Bibliothek von Eduard von Gebhardt mit tiefempfundenen 
Wandgemälden geziert. Hier hat sich in künstlerischer 
Weise alte und neue Zeit vereinigt, hier wirken die edlen 
biblischen Gestalten, als verkündeten sie von den stillen 
Wänden laut und eindringlich das Evangelium des Herrn. 


Hier hat der moderne Maler unter Benutzung mittelalter¬ 
licher Raumwirkung Kunstwerke geschaffen, die zur Andacht 
stimmen und zum Herzen reden. Während die Gemälde des Kon- 
versenrefektoriums mit den Bitten des Vaterunsers in sinnige 
Verbindung gebracht sind, zeigt das Refektorium des Herrn 
Wirken und Walten, z. B. die Heilung des Gichtbrüchigen, 
die Hochzeit zu Kana, Tempelaustreibung und Bergpredigt. 

Die Klosterkirche ist eine typische Zisterzienserkirche, 
ohne prunkenden Turmbau, ohne stützende Strebenpfeiler 
und Strebenbogen, der Chor geradlinig geschlossen, neben 
dem Hauptchor vier Nebenchöre, keine zierenden Galerien 
und bunten Wandgemälde. Herb und einfach ist die Formen¬ 
sprache dieser schlichten Mönche gewesen, und schlicht und 
wuchtig wirkt das geräumige Langhaus, majestätisch und 
ernst die weite Kirchenhalle, entsprechend dem Charakter 
dieser frommen Bauern und arbeitsamen Mönche, der sich 

nirgends deutlicher und reine^ 
ausprägt als hier in den ein¬ 
fachen, streng konstruktiven 
Verhältnissen und der edlen 
majestätischen Raumwirkung 
ihrer Klosterkirche. 

Noch viel des Interessanten 
von künstlerischem Werte gibt 
es zu schauen und zu be¬ 
wundern. Das Sakramentshaus 
in der Spätgotik zierlichen 
Formen, der Marien- und Laien¬ 
altar mit feingegliedertemPaneel- 
werk, edler Holzschnitzerei im 
Mittelstück und guterhaltener 
Malerei auf den Flügeln, das 
romanische Chorgestühl, eine 
Perle sächsischer Holzbildnerei, 
ernste stille Grabmäler in den 
schwulstigenFormen desBarock- 
stils, alles stumme Zeugen einer 
glaubensstarken Zeit, kalter 
Stein und lebloses Holzwerk, 
die noch heute Zeugnis ablegen 
von früherer Jahrhunderte künst¬ 
lerischem Schaffen und opfer¬ 
freudigem Gottesdienste. 

Und wie wir durch den däm¬ 
mernden Kreuzgang wandern, 
in dem die Toten uns noch ein¬ 
mal von den kalten Wänden 
grüßen, in dem der Sonne 
müde Abendstrahlen durch zier¬ 
liche Rosetten und Fischblasen¬ 
muster hindurch scheidend 
grüßen, umweht uns feierliche 
Stimmung, heiliger Ernst; 
der Romantik bestrickender Zauber hält uns umfangen. 
Vom Efeu wild umranktes Gemäuer, durch die Jahrhunderte 
verwitterte Steine halten ihre stumme Predigt. Noch einmal 
leben alle die Gestalten auf, die hier vor Jahrhunderten 
wandelten, und raunen uns zu alte Sagen und Legenden von 
Heiligen-Erscheinungen und Visionen, von Leid und Freud 
und von des alten Reichsstifts Herrlichkeit, von seinem 
Wachsen und Entstehen, von seinem Verfall und Niedergang. 



















Nr.5 DEUTSCHLAND 239 


Eduard von Gebhardt. 

Von Dr. Friedrich Castelle. 


Durch die Kunst unserer Zeit g^eht ein urgewaltiges, 
kraftvolles Ringen nach neuen Formen und neuen Werten. 
Die Dichtkunst mit dem leichtgeflügelten Wort und dem 
bescheidenen Handwerkszeug, dem bescheidensten, das eine 
künstlerische Betätigung überhaupt beanspruchen kann, 
hat sich die neuen Gebiete am schnellsten erobert. Die 
Musik ist ihr rasch gefolgt und hat mit der eindringlichen 
Wirkung ihrer naturgemäß die empfänglichsten Sinne des 
Menschen erfassenden und fesselnden Ausdrucksmiltel auch 
^ie breite Masse der Gebildeten für ihre realistischen 
Schöpfungen willfährig gemacht. Schwerer und langsamer 
-arbeiten die rein bildenden Künste, insbesondere Bildhauerei 
und Malerei. Beide geben dem Beschauer zunächst nur 
Form und werden den Laien 
in erster Linie auch durch 
-die Form fesseln. Diese 
Form aber will ernsthaft 
erarbeitet sein, und ehe 
-der Künstler selbst durch 
die widerstrebende Technik 
zumharmonischenAusdruck 
und Inhalt vorgeschritten 
ist, hat sich das Urteil der 
Menge schon festgesetzt, 
und der Künstler steht 
dem Andrang der fremden 
Empfindungen und Ein¬ 
drücke machtlos gegenüber. 

Wo aber ein Künstler 
ganz seine eigenen Wege 
geht, wie der Düsseldorfer 
Altmeister Eduard von 
Gebhardt, wo er in der 
äußeren Form, in der 
Technik festhält an der 
eigenen, herkömmlichen 
Art, nun aber mit allen 
Mitteln einer starken Ge¬ 
dankenkunst neue Inhalts¬ 
werte sucht, neue Offen¬ 
barungen gibt, wo er an 
das tiefste seelische Gefühl 
rührt mit Darstellungen 
jener religiösen Vorgänge, 
die dem Menschen ver¬ 
traut sind von Kindheit an, da werden sich Neigung 
und Widerspruch am lebhaftesten entgegentreten und den 
■ebenen Weg, den so schlichte, einfache Kunst eigentlich 
gehen müßte, eine Weile versperren und verbauen. So ist 
es auch Gebhardt ergangen. Seine Kunst hat sich in dem 
halben Jahrhundert, das Zeitgenosse und Zeuge seiner rast¬ 
losen Tätigkeit gewesen ist, nicht äußerlich gewandelt. Die 
Jugendlichen Versuche: die Studie zur Kreuzigung nach der 
Mutter des Künstlers, die prachtvollen bäuerlichen Charakter¬ 
köpfe aus der estnischen Heimat des Meisters sind ihm 
Vorbilder und malerische Erinnerungen geblieben bis zu den 
letzten großen Wandgemälden in der Friedenskirche und in 
der Friedhofskapelle zu Düsseldorf. Und wie er äußerlich 
in der Stadt der Cornelius und Sohn festgewurzelt ist durch 
ein langes, reiches Menschenleben, so ist er auch innerlich 
ganz sicher und zielbewußt den Weg gegangen, den der 
junge Akademiker 1863 mit „Christi Einzug in Jerusalem"/ 
mit der „Auferweckung von Jairi Töchterlein" und mit dem 
1870 vollendeten ersten „Abendmahl" betreten hatte. 


Das Neue an seiner Kunst, das selbst die tiefer schauenden 
Geister für einige Zeit stutzig und irre machte, war die 
überraschende Vermenschlichung der biblischen Vorgänge. 
Man hat das gern Naturalismus genannt, hat von Trivialiiät 
oder in noch gröberen Worten gesprochen, hat aber über¬ 
sehen, wie tief germanisch und tief religiös zugleich diese 
Kunst Gebhardts ist. Von dem 1866 für den Dom zu Reval 
gemalten „Christus am Kreuz" geht sie aus. Dieses Bild 
das in der äußeren Form noch die herkömmliche Art der 
Kreuzigungsbilder beibehält, ist schon in der Individualisierung 
der unter dem Kreuze mitleidenden Menschen von erstaunlich 
sicherer Charakteristik. Und aus dem brechenden Auge des 
leidenden Gottmenschen klagt ein so unermeßlicher Menschen¬ 
jammer, daß der Beschauer 
tief ergriffen wird. Die 
fortschreitende Zeit hat 
dieserKunstauffassungGeb- 
hardts, die Geschehnisse 
der biblischen Erzählungen 
zu vermenschlichen, nach 
und nach recht gegeben. Wir 
Zeitgenossen des greisen, 
aber immer noch rüstig 
an seinem Lebenswerk 
weiter wirkenden Meisters 
Gebhardt haben — nicht 
zuletzt auch durch ihn — 
gelernt, die ganze Passions¬ 
geschichte nicht bloß als 
religiöse Darstellung zu 
schauen, sondern in ihr 
die gewaltigste Menschen¬ 
tragödie aller Zeiten mit¬ 
zuerleben und mitzudurch- 
leiden. Wir können uns 
heute nicht mehr frei, 
machen von der Erkennt¬ 
nis, daß in dieser Tragödie 
nicht die stilvollen orienta¬ 
lischen Kostüme, nicht 
die wirkungsvoll gestellten 
Gruppen allein das Wesen 
der Passionsgeschichte aus¬ 
machen. Wir verlangen von 
der modernen Kunst — wie 
von der modernen Schaubühne —, daß sie uns in der Darstel¬ 
lung dieser wie aller historischen Vorgänge die rein mensch¬ 
lichen Erlebnisse fühlen, daß sie uns nicht bloß mit den 
äußeren Sinnen sehen, sondern mit der Seele erleben läßt, 
was an Jammer und tiefster Not in allen tragischen Ereig¬ 
nissen verborgen liegt. Erkennen wir die Berechtigung und 
Bedeutung einer solchen religiösen Kunst nicht an, dann 
dürfen wir auch nicht nach Oberammergau wallfahren und 
dort die Leidensgeschichte des Herrn von Bauern und Hand¬ 
werkern uns Vorspielen lassen, oder dürfen uns wenigstens 
nicht ergreifen lassen. Denn was wir dort sehen, sind ja 
Menschen von heute, Menschen mit modernem Geist und 
mit weisem Bedacht, auf die große Masse der Besucher zu 
wirken und auch für die zehn Jahre Zwischenzeit von dem 
einen Spiel zum andern das Interesse wach zu erhalten. 
Dann weiter können wir die rein germanische Darstellung 
des Lebens Christi in dem altsächsischen Epos „Heliand" 
und — was im Verhältnis zu Gebhardt besonders nahe 
liegt — die berühmte Darstellung des Abendmahls in dem 



Eduard von Gebhardt: Frau Bunnermann 
Studie zu der Hochzeit zu Kana (Kloster Loccum 1883—881 
□ Im Besitz von Prof. Oeder, Düsseldorf □ 






240 DEUTSCHLAND Nr. 5 


Glasfenster der Soester 
Wiesenkirche, wo diese 
heilig-e Handlung von echt 
germanischen Bauern bei 
grobemBrot undSchweins« 
köpf gefeiert wird, nicht 
mehr anerkennen. 

Gebhardt hat sich 
selbst einmal ausge¬ 
sprochen über die Be¬ 
rechtigung seiner Kunst: 

„Man hat oft die Frage 
an mich gerichtet, warum 
ich denn die biblischen 
Bilder in altdeutschem 
Kostüm male; ja wie 
denn? Sollte ich etwa 
weitermalen wie die Naza¬ 
rener? Anfangs dachte 
ich auch nicht anders, 
abermeinenhausbackenen 
Menschen wollten die kon¬ 
ventionellen Gewänder 
partout nicht passen. 

Ja, sagten die klugen 
Menschen, ich sollte es 
doch malen, wie es ge¬ 
wesen ist, es ist doch im Orient passiert, das ist doch ein 
Anachronismus, den ich begehe. Merkwürdig I Noch nie 
hat ein Mensch es zustande gebracht, in der Form des 


Orientbildes ein andäch¬ 
tiges Bild zu malen, warum 
verlangt man denn das von 
mir? Malen wir denn 
nicht als Deuts che 
für Deutsche?" Hier 
liegt das Wesen der 
Gebhardtschen Malkunst 
begründet und die über¬ 
zeugende Kraft seiner 
Wirkung. Wir wissen, wie 
gewissenhaft er arbeitet, 
wie er seine Menschen, 
schon seine Studien für sie 
zu lebendigen sprechen¬ 
den Charakteren verinner¬ 
licht, sehen an den Skizzen¬ 
kartons zu den großen 
Gemälden, mit welcher 
Liebe und Sorgfalt er 
danndieEinzelstudiendem 
Gesamtbild, insbesondere 
aber auch der Stimmung 
des Vorwurfs unterordnet. 
Uns interessieren in 
diesem Zusammenhang an 
erster Stelle die Wand¬ 
gemälde von Loccum, von denen wir zwei veröffentlichen: 
„DieAustreibung aus demTempeL' und „Die Hochzeit zu Kana". 
Wie kaum ein anderes Gemälde v. Gebhardts zeigt die 





Eduard von Gebhardt bei der Korrektur 
(Für die „Deutschland" gezeichnet von Karl Rixkens) 



Eduard von Gebhardt in seinem Atelier (Phot.: Josef Henne, Düsseldorf) 




piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii^ 

§ ^iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii 1 



Eduard von Gebhardt 

(Phot.: Constantin Luck, Düsseldorf) 


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iimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin^^^^ 







242 DEUTSCHLAND Nr. 5 


Loccumer Tempelaustreibung- die ungestüme schöpferische 
Kraft des Künstlers. Von der Gestalt des erzürnten Christus 
geht ein Rhythmus der Bewegung aus, der das ganze Bild 
ergreift und jeder der in die Handlung eingegliederten 
Gestalten eine lebendige Mitwirkung sichert, bei der aber 
wiederum, wie die hier gleichfalls veröffentlichte Studie „Der 
Geldzähler" bekundet, niemals die persönliche Charakteristik 
außer acht gelassen ist. Und wie sicher und ruhig im 
Gegensatz zu dem toll herniederstürmenden Schwall der 
Zöllner« und Krämerkreaturen ist der vornehme Tempelgang 
der hocherhabenen Pharisäerfamilie. Das ist lebendigste 
Menschenkunst, die auch im Erhabenen die feine Künstler¬ 
hand und den Humor für 
die Darstellung mensch¬ 
licher Schwächen und 
Lächerlichkeiten wirken 
zu lassen vermag. Ganz 
anders, von schönster 
poetischer Schlichtheit ist 
„Die Hochzeit zu Kana": 

Anmut und Lieblichkeit, 
frische, gewinnende Herz¬ 
lichkeit und feierlichstes 
Edelmaß in der Ver¬ 
schmelzung von religiöser 
und menschlicher Stim¬ 
mung. Und wiederum 
zeigt die aus dem Bilde 
veröffentlichte Studie der 
an zweiter Stelle hinter 
Christus erscheinenden 
alten Frau, wie Geb¬ 
hardt stets bemüht ist, 
das Bodenständige der 
Gegend, für welche das 
Gemälde bestimmt war, 
festzuhalten und wieder¬ 
zugeben. Wie er in 
seiner berühmten Berg¬ 
predigt den sanften Hang 
des Düsseldorfer Grafen¬ 
berges alslandschafclichen 
Hintergrund wählt, wie er 
den Direktor der Düssel¬ 
dorfer Kunstakademie und 
sich selbst unter die Zu¬ 
hörer versetzt, so hat er 
für die Loccumer Bilder 
mit Vorliebe Menschen 
vom Steinhuder Meer oder 
aus Loccum selbst ge¬ 
nommen. Und die präch¬ 
tige alte Frau mit den 
lieben, blanken Augen in 
dem treuherzigen nieder¬ 
deutschen Gesicht ist die Frau Bunnermann aus Loccum, 
und diese Skizze ist, wie die Schrift Gebhardts beglaubigt, 
dort am 23. September 1888, also in der Zeit, als die 
Wandgemälde entworfen und gemalt wurden, entstanden. 

Ueber all die Errungenschaften und Eigenarten seiner 
künstlerischen Wesensart ist v. Gebhardt zu monumentaler 
Größe emporgestiegen in den Wandgemälden für die Düssel¬ 
dorfer Friedenskirche. Nicht sind hier in erster Linie und allen 
die Darstellungen aus dem Leben Christi und des Täufers 
Johannes bedeutend. In den Mosesbildern trat eine ganz neue 
Aufgabe an den siebzigjährigen Meister heran, und er hat in der 
Berufung des Moses eine Charakteristik höchster menschlicher 
Ergriffenheit, in dem Tod des von dem Engel der Erde ent¬ 


führten Moses die Vollendung jener über allen Realismus 
sich erhebenden Kunst gegeben, die sein „Christus auf dem 
Meere" schon 1887 verhieß. 

Eduard v. Gebhardt ist einer jener Künstler, die als 
starke, zwingende Persönlichkeiten ihre Art durchsetzen 
gegen Abneigung und Widerstand, die ihrer Zeit und 
namentlich dem Organismus, den sie zu lenken, zu beseelen 
haben, das individuelle Gepräge geben. Es ist ausgeschlossen, 
daß ein Künstler von so vollkommener Harmonie und Ab¬ 
geklärtheit, von so starkem Temperament wie Gebhardt in 
dem Wirrwarr der modernen Kunstäußerungen auch das 
anscheinend Große und Entwicklungsfähige anerkennen konnte, 

weil hier ja alles das zer¬ 
sprengt und zerschlagen 
zu werden schien, was 
seiner Natur Vorbedin¬ 
gung für alle künstlerische 
Betätigung war. Ist dieses 
Neue wirklich gut und 
echt, dann wird es sich 
auch neben und trotz 
Künstlern von der Art 
Gebhardts durchsetzen. 
Und es hat sich durchge¬ 
setzt. Aber um ihn herum 
ist im Laufe des letzten 
halben Jahrhunderts doch 
manche Mode verfallen, 
weil sie kraftlos und 
wurzellocker war. Er 
selbst aber wurzelt uner¬ 
schütterlich im Boden 
seines Wesens und in der 
Liebe derjenigen, denen 
Kunst nicht äußererSchein, 
sondern innerster Gehalt 
sein soll: eine unbeugsame, 
zielsichere Persönlichkeit, 
ein Meister in der Cha¬ 
rakteristik menschlicher 
Empfindungen und selbst 
ein Mensch von schlich¬ 
tester, echtester Ueber- 
zeugung, der eben aus 
dieser schlichten Echtheit 
seiner Sprache heraus 
zum I lerzen redet und das 
Herz dessengefangen hält, 
dem die Kunst mehr ist 
alsflüchtigeUnterhaltung, 
dem sie Anregung sein 
soll und Genuß, den sie 
erheben soll über den Lärm 
und die drängende Hast 
des niederen Alltags in 
die feierliche Ruhe stiller, erquickender Herzensfreude — 
alles in allem eine jener echten deutschen Naturen, denen 
der junge Eichendorff das schöne Wort von der Ewigkeits¬ 
bedeutung des künstlerischen Schaffens gesagt hat: 

Nicht Träume sind's und leere Wahngesichte, 

Was von dem Volk den Künstler unterscheidet. 

V^as er inbrünstig bildet, liebt und leidet. 

Es ist des Lebens wahrhafte Geschichte. 

Er fragt nicht viel, wie ihn die Menge richte. 

Der eignen Ehr’ nur in der Brust vereidet; 

Und wo begeistert er die Blicke weidet. 

Grüßt ihn der Weltkreis mit verwandtem Lichtei 







Nr.5 DEUTSCHLAND iiiiggggga:gggg:s:gga^g^^^gggs;yag| 243 

Kommerzienrat Wilhelm Girardet 

(Zum 75. Geburtstage.) 


Der Ehrenbürger Honnefs, Kommerzienrat Wilhelm 
Girardet, feierte am 14. Juni auf seinem Sommersitz in 
dem am Fuße des Siebengebirges gelegenen schmucken 
Rheinstädtchen Honnef seinen 75. Geburtstag. Kom¬ 
merzienrat Girardet ist der Begründer des Verlages 
W. Girardet, dem auch die Zeitschrift „Deutschland" 
angegliedert ist. Neben dem Stammhause in Essen 
bestehen Zweigunternehmungen in Düsseldorf, Elberfeld, 
Duisburg, Hamburg und Zürich. — Der 75. Geburtstag, 
den der Seniorchef des Hauses Girardet mit einer 
seltenen körperlichen und geistigen Frische begehen 
konnte, gab den leitenden Persönlichkeiten des Ver¬ 
lages Anlaß zu einer den Gefeierten sehr überraschenden 
Kundgebung. Auch von der Stadtverwaltung in 
Essen, von der Essener Museumsverwaltung, von der 


Stadtverwaltung in Honnef sowie von den Körper¬ 
schaften, in denen sich Herr Girardet gemeinnützig 
oder künstlerisch betätigt hat, liefen zahlreiche Glück¬ 
wünsche ein, die Zeugnis davon ablegen, daß sich 
der Gefeierte in einem an Mühe und Arbeit, aber auch 
an Erfolgen überaus reichen Leben als echter Mann 
des bergischen Landes durch den Ernst und die 
Schwere der Arbeit nicht den Sinn für das Schöne in 
Natur und Kunst hat rauben lassen. Die Gabe, wohl¬ 
zutun und Kunstsinn zu fördern, ohne öffentlichen 
Dank und Glanz zu begehren, sichern ihm nicht nur 
die Liebe seiner Angestellten, sondern auch die Wert¬ 
schätzung der Kreise des deutschen Westens, mit denen 
ihn Beruf, künstlerische Neigung und Pflege des Ge¬ 
meinwohls in Verbindung gebracht haben. 


Richard Wagner. 


Das musikalische Deutschland setzt dem großen 
Schöpfer des modernen Musikdramas, Richard Wagner, 
in dem Jahre seines hundertsten Geburtstages und seines 
dreißigsten Todestages allüberall Denkmäler seiner 
Kunst. An allen Orten, wo sich die Musik liebevoller 
Pflege erfreut, werden in Theaterfestspielen und Konzert¬ 
aufführungen seine bedeutendsten Schöpfungen dem 
deutschen Volke dargeboten, und es ist ein bedeut¬ 
sames Zeichen fortschreitenden Verständnisses für die 
Absichten Richard Wagners, daß selbst der Zuhörer, 
dem die Musik nur ideale Genußvermitllerin sein kann, 
tiefversonnen hinhorcht, wenn die feierlich getragene 


Weise des Pilgerchors in der langen Folge andächtiger 
Akkorde an ihm vorüber zieht, wenn der Trauermarsch 
auf Siegfrieds Tod aus der „Götterdämmerung" sich 
leidvoll klagend in seine Seele hämmert; daß er 
freudig aufschaut bei dem Frühlingslied des starken 
Siegmund, bei dem drastischen Ständchen Beckmessers, 
daß sein Herz überfließt vor Freude über all den 
herrlichen Wohllaut der prächtigen Wachauf-Weise 
auf der Nürnberger Pegnitz-Wiese. 

Richard Wagner erobert sich heute die Seele des 
deutschen Volkes. Auch die Provinzbühne führt seine 
Musikdramen auf, führt sie — dank der unnachsichtigen 



Die Walhalla bei Regensburg 



























244 DEUTSCHLAND Nr. 5 



Kritik und strengen Wachsamkeit der Hüter Wagnerscher 
Kunstideale — heute würdig und prunkvoll auf, darf 
selbst mit Festspielen des „Ringes"', mit „Tristan und 
Isolde", dieser tiefsten, ergreifendsten Musiktragödie, 
die bis heute geschaffen worden ist, an die breite 
Masse herantreten und wird sich deren Anerkennung 
erringen, selbst wenn dieser nur das Gefühl in das Bewußt¬ 
sein steigt, daß sich hier eine große, gewaltige neue Kunst 
zu neuen Formen monumental autbaut, so monumental, 
daß dem Fernstehenden, gleich dem Gebirgswanderer, 
zunächst nur die Erkenntnis überwältigender Größe 
gegeben wird, und er erst langsam, in liebevollem Ver¬ 
senken, die einzelnen 
Schönheiten dieserWelt 
empfängt. 

Auch die bildende 
Kunst ringt nach immer 
neuen Formen, um das 
innerste Wesen dieses 
rätselvollen Schöpfers 
geheimster musikali¬ 
scher Ausdrucksmittel 
zu erfassen und immer 
sinnfälliger darzustellen. 

In München ist das 
Denkmal des lässig 
auf stiller Marmorbank 
ruhenden Meisters auf¬ 
gestellt worden, eine 
etwas herkömmliche 
Denkmals-Form. Ein 
ganz anderes, durch¬ 
aus persönliches und 
eigenes Werk ist die 
Wagner-Büste, die der 
ausWestfalen (Münster) 
stammende Münchener 
Bildhauer Prof. Bleeker 
für die Walhalla bei 
Regensburg geschaffen 
hat. Sie hält sich in 
der äußeren Durchbil¬ 
dung der Formen natur¬ 
gemäß an die besten 
überlieferten Vorbilder. 

Aber die innere Be¬ 
seelung ist meisterlich 
zum Ausdruck gebracht 
in dem wie in freudigem 
Hinhorchen auf eine starke musikalische Eingebung 
nach links emporgeworfenen Haupt mit den großen, 
forschenden Augen und den leicht zuckenden Lippen. 

Und endlich ist in dem großen Gedächtnisjahr für 
Wagner auch der Grundstein gelegt worden zu dem 


Die Wagner-Büste von Professor Bleeker 


Leipziger Wagner-Denkmal von Max Klinger, das schon 
nach dem Modell als eine der bedeutendsten bild¬ 
hauerischen Schöpfungen, unserer Zeit zu werten ist 
und für Klinger selbst die Krönung seiner Musiker- 
Skulpturen Liszt, Beethoven und Brahms bedeuten wird. 
Das Denkmal dieses selbst mit dem Wesen der Musik 
auf das innigste vertrauten Künstlers ist in mühsamem 
Ringen mit dem gewaltigen Wagner-Problem entstanden. 
Pietätvoll hat Klinger den ersten Entwurf für ein 
Leipziger Wagner-Denkmal, den Wagners Lebensfreund, 
der Dichter, Bildhauer und Maler Gustav Kietz geschaffen 
hat, beibehalten und auch selbst den „wandernden 

Wagner" mit dem weit¬ 
bauschigen Mantel ge¬ 
wählt. Aber die Ge¬ 
stalt ist gewachsen: sie 
schreitet einher, wie 
Wotan der „Wanderer" 
über der Menschheit 
Höhen und Tiefen, wie 
Wotan der „Wanderer" 
im Kampfe mit den 
irdischen Mächten der 
Sinnlichkeit und Eitel¬ 
keit, die auch ihm 
oft den heiligen Speer 
der Kunst zerschlagen 
haben in übermütiger 
Kraft, und die ihn 
doch wieder hinwegge¬ 
tragen haben in die 
entbehrungsreiche Ein¬ 
samkeit, die nun ein¬ 
mal des schöpferischen 
Menschen letzte und 
höchste Bestimmung 
ist. So wird diese 
monumentale Wagner¬ 
figur von Ueberlebens- 
größe bald auf vier 
Meter hohem Sockel, 
den Wagner - Motive 
schmücken, mitten im 
Verkehr der Großstadt 
Leipzig stehen, ein 
stiller, eindringlicher 
Mahner zur Sammlung 
aller Menschenkräfte 
auf äußere Harmonie 
und innere Freiheit, die allein noch dem Menschen 
der modernen Welt in dem aufreibenden Hasten des 
Alltags helfen können, daß sich wenigstens für die 
Stunden der Muße sein Geist erfrischt an den Schöpfungen 
großer, edler Kunst. C. 


Das Westfälische Musikfest zu Münster. 


Das musikalische Leben Westfalens hat sich bis¬ 
lang zumeist in durchweg gediegenen künstlerischen 
Einzelleistungen der führenden Städte offenbart. Alte 
Kulturstätten, wie Münster, hatten es leicht, da hier 


Musikfreunde von gediegener überlieferter Bildung 
reichlich vorhanden zu sein pflegen. Die in das geistige 
Leben neu eintretenden jüngeren Städte, namentlich 
die des westfälischen Industriegebietes, haben mit 








Nr. 5 


DEUTSCHLAND 245 



den alten Städten 
frisch und erfolg¬ 
reich gewetteifert 
und sind ihnen 
vielfach, da ihre 
Mittel rascher 
flössen, zuvorge¬ 
kommen. Immer 
aber fehlte esnoch 
an musikalischen 
Veranstaltungen 
größeren Stils, 
die auch nach 
außen hin Kunde 
gaben von der 
Mitarbeit West¬ 
falens am Musik¬ 
leben Deutsch¬ 
lands. Wohl hat 
vor Jahren der 
Dortmunder Mu¬ 
sikdirektor Prof. 

Jansen den Ver¬ 
such gemacht, 
dort westfälische Musikfeste einzurichten; aber einen 
durchdringenden Erfolg haben seine Bemühungen nicht 
gehabt. Nun hat sich seit einigen Jahren auf Anregung 
des rührigen Leiters des Arnsberger Musikvereins, des 
Freiherrn Quadt, ein künstlerisches Freundschafts¬ 
verhältnis zwischen den führenden musikalischen 
Vereinigungen Westfalens herausgebildet. Einige von 
ihnen sind dann in Arnsberg und Dortmund zu gemein¬ 


samen musikali¬ 
schen Festen zu¬ 
sammengetreten, 
bis jetzt, am 
31.Maiundl.Juni, 
in der Provin¬ 
zial - Hauptstadt 
Münster das erste 
Westfälische Mu¬ 
sikfest begangen 
und der Grund¬ 
stockgelegt wurde 
zu einer nunmehr 
wohl dauernd 
werdenden Ver¬ 
anstaltung. Man 
wählte Münster, 
weil hier zwei der 
eifrigsten Führer 
des musikalischen 
Lebens in West¬ 
falen wirken: 
Geh.KriegsratDr. 
Siemon, der Vor¬ 
sitzende des Musikvereins und Münsterischen Männer¬ 
chorbundes, sowie Universitätsmusikdirektor Dr. Niessen, 
der Leiter des Musikvereinschors und der bald hundert 
Jahre alten Liedertafel. Anderseits aber war für die Wahl 
Münsters vor allem die Möglichkeit ausschlaggebend, hier 
in dem neuen Riesensaale des Schützenhofes mit einem 
Massenchor von 600 Sängern vor eine Zuhörerschaft 
von mehr als 3000 Personen hintreten zu können. 


Münster: Der große Schützenhof-Saal 



Geh. Kriegsrat Dr. Siemon (Münster) 
(Phot.: Frau Martha Hofmann, Münster i. W.) 


Universitätsmusikdirektor Dr. Niessen (Münster) 
iPhot.: Neuhaus, Dortmund) 









246DEUTSCHLAND Nr. 5 


Für das Hauptkonzert hatte man Haydns ^Jahres¬ 
zeiten^ gewählt. Die Wahl solch eines populären 
Werkes war geboten durch die Mitwirkenden: die 
Musikvereine aus Hamm, Hörde, Bochum, Arnsberg, 
Rheine, die Musikalische Gesellschaft Dortmund, der 
Akademische Gesangverein und die Liedertafel Münster. 
Diese verschiedenen Elemente konnten von dem Leiter 
des Festes, Dr. Niessen, naturgemäß nur in wenigen Ver¬ 
ständigungsproben zusammengeschweißt werden. Aber 
dennoch und gerade wegen der glücklichen Wahl errang 
der Chor, den als Solisten Frau Cahnbley-Hinken, der 
Münchener Kammersänger Dr. Roemer und der bekannte 
Bassist V. Raatz-Brockmann unterstützten, einen stür¬ 


mischen Erfolg. Vor allem fiel der satte, volle Wohl¬ 
klang bei den Männer- und die edle Fülle in den 
Damenstimmen auf. Auch die mustergültige, geschlossene 
Aussprache und der lebendig bewegte Ausdruck, der 
sich in dem berühmten „Jagdchor" zu übermütigster 
Fröhlichkeit steigerte, zeugten von gediegener musika¬ 
lischer Durchbildung in den mitwirkenden Vereinen. 
Es ist zu hoffen, daß nun endlich auch Westfalen all¬ 
jährlich, oder doch wenigstens in regelmäßigen Zeit¬ 
abschnitten, mitMusikfesten an die Oeffentlichkeit tritt, die 
das Land der Roten Erde neben den andern Landesteilen 
als treue Hüterin und Pflegerin dieser volkstümlichsten 
und bedeutsamsten Ausdruckskunst zeigen. C. 


Der PanamanKanal und Deutschlands Handel. 

Von E. Fitger (Bremen). 


Das gewaltigste Wasserstraßen-Unternehmen der 
Welt, die Verbindung des Atlantischen mit dem Stillen 
Ozean, ist seiner Vollendung nahe, lieber den Er¬ 
öffnungstermin schwanken noch die Nachrichten, und 
der Natur der Sache nach können sie kaum feststehen, 
weil in jüngster Zeit wieder starke Erdrutschungen ein¬ 
getreten sind, die vor der Benutzung beseitigt werden 
müssen; so schlimm wie der Laie nach den dabei 
genannten hohen Kubikmeterzahlen anzunehmen pflegt, 
sind diese Katastrophen meistens nicht, aber man weiß 
nicht, ob sie sich nicht wiederholen; wenn erst die 
großen Schiffe mit ihren kräftigen Bugwellen an den 
Böschungen nagen, kann leicht noch mehr nachstürzen. 
Aber auch das wird man beseitigen, und schließlich 
wird ein geregelter 
Großschiffsverkehr 
gesichert werden. 

DieBeseitigung 
des durch die Land¬ 
enge von Panama 
geschaffenen Ver¬ 
kehrshindernisses 
wird einen mäch¬ 
tigen Einfluß auf 
die Schiffahrt zwi¬ 
schen den beiden 
Ozeanen haben. 

Post, Personen 
und hochwertige 
Güter konnten wohl 
die verschiedenen 
Eisenbahnen be¬ 
nutzen, dieMassen- 
güter mußten indes 
stets den weiten 
Weg um die Süd¬ 
spitze Südamerikas 
machen. Nun wird 
dieser mit einem 
Male abgekürzt, und zwar je nach der Lage der Häfen 
um Strecken bis zu Tausenden von Seemeilen. Von 
Europa nach allen amerikanischen Häfen nördlich 
von Panama macht sie fast 10000 Seemeilen aus. 
Solche Verkehrserleichterungen nutzen dem Verkehr 
selbstverständlich. Welchen Zweigen des Verkehrs 


und in welchem Maße, das ist jedoch eine sehr 
unsichere, vielen Abstufungen ausgesetzte und sich hier 
und da ins Umgekehrte verwandelnde Sache. Die 
Auffindung des Seeweges nach Indien hat der Welt¬ 
schiffahrt sehr genützt, aber sie hat Venedig ruiniert 
und Augsburg und Ulm schwer geschädigt. 

Die Vereinigten Staaten haben das ihnen etwa 
375 Millionen Dollar kostende Werk nicht aus platoni¬ 
schem Interesse für den Weltverkehr geschaffen. Daß 
es sich durch Gebühren-Einnahme rentiere, ist nach 
menschlichem Ermessen ganz ausgeschlossen. Die 
Amerikaner versprechen sich also indirekte Vorteile 
davon. Diese liegen zum Teil auf politischem Gebiet; 
die neue Wasserstraße macht aus der einen amerika¬ 
nischen Kriegs¬ 
flotte zwei; was 
I z. B. für das Ver¬ 
hältnis zu Japan 
sehr bedeutungs¬ 
voll ist. Man ver¬ 
spricht sich auch 
im Interesse des 
Panamerikanismus,, 
das heißt, des Zu¬ 
sammenschlusses 
ganz Amerikas 
unter der wirt¬ 
schaftlichen Vor- 
mundschaftderVer- 
einigten Staaten, 
viel von demKanal, 
weil er das von 
diesen jetzt völlig^ 
getrennte pazifi¬ 
sche Südamerika 
den nordamerika- 
nischenOststaaten 
nahe bringt. Doch 
neben dem allem 
spielt die Abkürzung des Handelsweges von New York, 
Boston, Philadelphia, New Orleans nach dem Stillen 
Ozean eine entscheidende Rolle. 

Europa, das ist vor allem festzuhalten, gewinnt 
durch den Kanal eine Wegersparnis nur nach einem 
Teil der Küsten des größten der Weltmeere; freilich 



Panama-Kanal: Schleusenseite unterhalb Miraflores 































248 DEUTSCHLAND Nr. 5 


nach der ganzen Westküste Amerikas, aber diese ist 
bei weitem die minder wirtschaftliche des westlichen 
Kontinents. Amerikas Antlitz ist nach Osten gewendet, 
hier liegen die weiten, fruchtbaren, ergiebigen Ebenen, 
hier die schiffbaren Ströme, hier die Wohnstätten der 
Völker. Der Westen ist nur der Rücken, das Rück¬ 
grat; die gewaltige Kordillerenkette liegt nahe an der 
salzen See, der Raum für produktive Entwicklung ist 
schmal. Immerhin ist die Wegabkürzung von New York 
dorthin beträchtlicher als die von Europa. Nach den 
weiten, vielgestaltigen Küsten Asiens und Australiens 
gewinnt Europa sehr wenig; eigentlich nur etwas nach 
Japan und Russisch-Ostasien. Für China, die Philip¬ 
pinen, Neuseeland, Australien bietet der Suez-Kanal 
allen europäischen Häfen einen näheren Weg als der 
Panama-Kanal. Der europäische Handel mit diesen 
Gebieten wird also der Straße Mittelmeer—Rotes Meer 
treu bleiben. 

Ganz anders New York. Dieses sandte seine für 
Hongkong bestimmten Schiffe bisher durch den Suez- 
Kanal, fortan wird es den Panama-Kanal benutzen, 
denn hier wird es an Weg, an Zeit, an Kohlen¬ 
verbrauch, Besatzungslohn, Versicherungskosten große 
Ersparnisse machen: ein Vorteil, der also einseitig 
dem Handel der nordamerikanischen Ostküste mit 
Ostasien und Australien zugute kommt, von dem 
Europa jedoch ausgeschlossen bleibt. Die nord- 
amerikanische Industrie wird also ihre Waren auf den 
chinesischen, hinterindischen, australischen Märkten 
viel billiger anbieten können als bisher, die europäische 
nicht. Dieser wird also eine weit schärfere Konkurrenz 
erwachsen. Auch in Japan; denn wenn auch von 
Hamburg oder London nach Yokohama der Panama- 
Kanal einen Richtweg bildet, so ist die Ersparnis doch 
nur klein, während sie für New York groß ist. Eine 
ganz neue Bedeutung für den Handel mit dem Pazifik 
wird New Orleans gewinnen; augenblicklich ist diese 
gleich Null. In Zukunft wird New Orleans beinahe an 
der Mündung des Panama-Kanals liegen und nach 
Norden zu gewinnt es Binnenschiffahrts-Verbindungen, 
die es bisher gar nicht gehabt hat. Die Vereinigten 
Staaten bauen einen Kanal vom Michigan-See nach 
dem oberen Mississippi, womit die industriellen Gebiete 
von Pennsylvania, New York, Ohio, Illinois, auch Kanada 
mit seinen besonderen Erzeugnissen (Holz, Papier, 
Butter, Käse, Fischkonserven) einen Wasserweg nach 
New Orleans gewinnen. Welchen Umfang dieser Handel 
annehmen wird, ist sehr schwer zu sagen, es hängt 
von vielen noch sehr unsicheren Umständen ab. 

Einer der wichtigsten ist der, ob die Vereinigten 
Staaten die Gebührenfreiheit im Panama-Kanal, die 
sie der amerikanischen Flagge nach dem jetzigen 
Gesetz zugedacht haben, aufrechterhalten, sei es für 
alle Schiffe, sei es für die Küstenschiffahrt, unter welch 
letzterer der Amerikaner jeden Verkehr zwischen zwei 
amerikanischen Häfen versteht, und möge die Ent¬ 
fernung zwischen ihnen noch so groß sein. Eine 
Ersparnis von 1 Dollar 70 Cents auf die Netto-Register- 
tonne, also für ein Schiff von 8000 Tonnen 9600 Dollar 
oder mehr als 40000 Mk. für jede Einzelreise, macht 
natürlich viel aus. Naturgemäß werden die amerika¬ 
nischen Schiffe in erster Linie den Handel von ihren 


eigenen Häfen aus betreiben; je näher der Hafen dem 
Panama-Kanal gelegen ist, desto öfter wiederholt 
sich der Vorteil der Gebührenfreiheit; daher ist z. B. 
New Orleans hitzige Anhängerin der Gebührenfreiheit* 
'Ob diese jedoch aufrechterhalten bleibt, ist noch un¬ 
gewiß, da die englische Einsprache auf Grund des 
Hay-Pauncefoto-Vertrages doch Eindruck gemacht und 
den Antrag des Senators Root auf Ausmerzung herbei¬ 
geführt hat. 

Die bis jetzt in Aussicht genommene Höhe der 
Abgaben im Panama-Kanal ist genau gleich derjenigen 
im Suez-Kanal. Es ist jedoch nicht ausgemacht, ob 
sie immer gleichbleibt. Bis jetzt leugnet die Suez- 
Kanal-Gesellschaft, in der England die entscheidende 
Mehrheit besitzt, die Absicht, sich auf einen Gebühren¬ 
krieg einzulassen. Wenn jedoch auf die eine oder 
andere Weise der Panama-Kanal seinem älteren Kon¬ 
kurrenten die Kundschaft raubt, so ist sehr wohl möglich, 
daß sich dieser zur Wehr setzt. 

Erst wenn man alle diese Dinge übersieht, wird 
man bestimmter sagen können, welchen Einfluß der 
Panama-Kanal auf den deutschen Handel haben wird; 
und eigentlich muß man erst wissen, wie alle die bis 
jetzt noch vorhandenen Unbestimmtheiten ausfallen. 
In den Vordergrund gehört die Tatsache, daß der neue 
Kanal die Verbindung der nordöstlichen, d. h. der 
kulturell und industriell entwickelten Gebiete der Ver¬ 
einigten Staaten mit allen pazifischen Ländern ganz 
ungleich mehr begünstigen wird als diejenige Europas. 
Deutschland ist in dieser Beziehung genau so daran 
wie England, Belgien, Frankreich, Italien und Oesterreich- 
Ungarn. Wird der neue Vorteil, den New York gewinnt, 
ausreichen, um den europäischen Industrieländern einen 
Teil der Kundschaft zu entreißen? Und wenn dies, wie 
sehr wohl wahrscheinlich, eintritt, wird dieser Nachteil 
aufgewogen durch den allgemeinen Vorteil an der 
Hebung desWeltverkehrs, woran auch Deutschland seinen 
Vorteil hat? Das sind sehr große Unbestimmtheiten. 

In den Ausfuhren für 1911 verzeichnen die Statistiken 
Deutschlands der Verein. Staaten 

nach Chile 82,4 Mill. Mk. 65,0 Mill. Mk. 

„ Peru 16,1 „ „ 23,1 „ „ 

„ Ecuador 7,6 „ „ 9,0 „ „ 

106.1 Mill. Mk. 97,1 Mill. Mk. 

Noch ist Deutschlands Ausfuhr nach diesen West¬ 
küstenländern größer als diejenige der Vereinigten 
Staaten. Diese Länder werden durch den Panama-Kanal 
auf alle Fälle gewinnen, demgemäß auch ihre Kauf¬ 
kraft, was ja auch wieder dem Handel Deutschlands zum 
Vorteil gereichen wird. 

An Einfuhr verzeichnen die Statistiken 1911 

Deutschlands der Verein. Staaten 

aus Chile 158,4 Mill. Mk. 84,7 Mill. Mk. 

„ Peru 20,6 „ „ 42,5 „ 

„ Ecuador 12,1 „ „ 15,7 „ „ 

191.1 Mill. Mk. 142,9 Mill. Mk. 

In der Einfuhr ist das Uebergewicht Deutschlands 
also viel bedeutender, das liegt aber nur an der 
großen Bedeutung der Salpetereinfuhr von Chile: 
135 Millionen Mark. Diesen Handel können die Ver¬ 
einigten Staaten uns nicht rauben, weil Deutschland 
der bedeutendste Salpeterkonsument der Erde ist. Es 





240 



K?<5 lB900909B08a90ea@00e^B80^äl DEUTSCHjUANP 


i st so gar seh r fra glt tfi, ob es d en Ameri k one rn geii n gt, 
die für Europa bestinirniteri Salpeierschiffe für den 
Kanal zu gewinnen j bet höben Abgebeh ge will nicht, 
denn die Wegabküriiung vön Anlofaga^tö. Iquiqua usw* 
nach Europa ist nicht so sehr groß ; obendrein fällt 
der Zeitgewinn bei der Ware nur dann ins 
wenn tnan nahe vor der Verbrewchssaison für SäI^ 
stehL Wenn die letztere voröbev rnuß d 
beinahe em ganzes Jahr lag^rny Was kpstet 

Noch steht 'den A1P^e^il^ah^^h^ mcf\ keine; 
reichende Handelsflotte tu Gebote, um durch d ihr 
sugedachte GebUhtehfreiheit den tjaridei hach dem 
Pazifik an sich zu biingen. Handejs* 

flotte ist ihr vielfach überwenn die 
Amerikaner die ihrige sehr emporWingeh woilen, sd 
haben sie mit Betriebsspesen zu tun, die den Vor 


der Gebühren frei heit bts zu eTbebJIcKem, 'TeÜ auf- 
wtegen. Fällt aber die Gebührenso 
bleibt nur der linterschied in den und 

diesen muß der europäische Handel* die europäische 
fndufitrfe durch größere Leistunjg^fähigkeit über 
Wenn erst europäische Psssagiefdempfär^^^^^ 
den Fanamo-Kanat nach Westamerika tbhten^ so wird 
sich auch die deutsche Auswanderung den dönigen 
[^ändern zu wenden, narnentlichhachKayfbmienT Oregon^ 
Washington^ und das wird auch dem deutschen Handel 
mit ihnen zugute kommer>..:Eln ^okhe$Pro fätft doch auch 
gegenüber dem mancherlei Kontra sch^^r ins Gewicht. 
Bihw yoraDSchUg mii festen Größen kann tnan noch 
nicht mache n. Hoffen wir, daß der deutsche HÄudel alle 
JMotn^hte dieser weltbewegen UmwaWung: klug und 
rasch erfasse und sich ihnen anzuschniiegeri ^isse. 


Der Hangarstein. 

Von W11 h ft 1 m Müht fCassei)* 


ßaS VerkeftT GeJd ins Land bringt, wußten unstete 
Nachbarn im schonen Schweiseriand^ ,schon lange. Sie 
erkannien auch, daß es ihre vörhehmste Aufgabe seih 
müssen das; Was den Fremdenstroni Sb gewöjtig in ihr 
Land.hiheinlehfct;^u'er*- : ■ 
haltenuhd immer mehr 

zuggnglich zu machen, ■ 

Die Wunder der Eerg^ 
weih schneebedeckte 
Fsmen, ■■': ■;:■> ; 

W asser fä yi Idröman- 
tUche Talsdhlüchtenji 
eiasaine Bergseen^ sind 
durch kostsptelige An^ 
lagen von Wegen und 
Bergbahnen defftPiernd“ 
iing und Nfltarfreunde 
eröffnet und näher ge¬ 
bracht worden. Erst 
jüngsilsCüuch'in unsern' 
d^tscheaLäh jene 
Erkf ftbmis erwöchb und 
sa bleibt dem deiitscheji 
Vfeierlshde wenigstens 
einkierhär Bruch teil von 
den hfiUi ö nen erh ö 1 ten t 
die ölljährhch von Deut¬ 
schen in jenes Land 
getragen werden^ wo 
der ^D^utsche*' erfah-' 
rtmgsgemaß noch lange 
nicht jede Achtung 
etwqrhföh"; ' hat.-' - ■■deren. 

■sich .der’ ",i;Engländöt'^ ’ 
oder der. ,/Amerikaner''.. 
dort •' erfreue.n ; -kön.n.' "'■^- 
Gönz vetständUch^ ist 
-es daher,' Wenn 'tro'Jlz- ■" 
dem immor noch auf 
Küstiön des 
ziitsjtmms bei unis ge¬ 
sündigt wird. Tourliten^- 
und Verkehfsorgahe 
sowie die Vereihfi Jbf 
Heimat' und 
denkmalschutz haben jb 
bereits viele und 
artigeEr folge 
keit tu verzejchheö^ 
aber es gibt doch hach 




Augenblicke, wo leider ihre Kraft Und Ansireihgung 
gegenüber einer fftötexiellen Gewinnsucht versage Des 
zeigt sich JefzLwiederu bei einem der hervörrdgendsten 
NaturdenktP^Ier Ijeutschiands^ dessen Vorhandensein 
, \ ■ ■■""■'•■^' ' fcishef noch :We.nig be¬ 

kannt .war :■ und; .hur hei 
„Kennern^ die ihm ge¬ 
bührende Würdigung 
gefunden hat; Unweit 
der beruhigten keiset- 
iichet^ominerrest denz, 
detnSchlosseWil heims- 
hohe/ äh der BaHhlmie 
Gsssei:^Zierenbejr:g, er¬ 
hebt sich der H e n g a r - 
s te I n ü ein etwa zwanzig 
^4eter hoher ESasalt- 
lelsen, an dessen steil 
öbfafieuder Nord wand 
eine üb&riäxis -r 
SchicKiung-';deT'';^ 

SB ul eh' •■'|h'•fäi'hbr'Är.liger ■ 
Bildung : ; tritt. 

DieLäg.eiU'hg d erschön-^ ^ 
geibrfnt eu;.;; ■. ■ seohska.n-, 
tigert Säuien In dfesei^;; 
Art von einer sotchdrt 
Reg elm ä ß ig ke i t. daß ske 
dieser SchSnhelt 
^|. und Ebenmäßigkeit;^ 

' Europa nach weisbaf 
nur noch an den sog^ 
nenntOrtHumbo!dtfei sw 
bäi Aussig (BBhmehJ 
au ftritt. Döc b^ wie unser 
Bild zeigt. hat slth 4i e 
HasöUindustne bereits, 
dieses Naturdenkmals 
bemächtigt, um es In ab- 
■sehbaret; Zeit •' voni, Erd*'- 
i , boden verschwinden zu 
■■ «^ünd'wfädb^Um ■', 
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250 





^QGQi^em DEUTSCHLAND ig! cyy i g? P0OC i OOCg)00e0€^^ Nr.s, 

Der Guckkasten. 

Eine schlesische Dorfgeschichte von Paul Keiler. 


Meine Cousine Berta, die mit mir beim Großvater in 
Arnsdorf aufgezogen wurde, hatte zu Weihnachten von ihren 
Ellern aus Breslau eine „Guckmäste" bekommen. 

„Guckmäste" ist kein schönes Wort, aber eine schöne 
Sache. Man guckt durch ein Vergrößerungsglas in einen 
Kasten hinein und erschaut alsobald die herrlichsten und 
wichtigsten Dinge, als da sind: der Kölner Dom, ein be¬ 
ladenes Kamel, der Vesuv, die Kaiserparade und der ulkige 
Zwerg Nase. 

Meine Cousine Berta als Eigentümerin einer Guckmäste 
kam mir wie eine reiche Prinzessin vor. Ein solcher Kasten 
erschien mir als etwas außerordentlich Kostbares, insonder¬ 
heit glaubte ich, daß das Vergrößerungsglas von unfaßlichem 
Werte sei. In der Schule war einmal eine Frau mit einer 
Guckmäste dagewesen, in die hatten wir Kinder gegen Ent¬ 
richtung von drei Pfennigen hineinschauen dürfen. Und 
nun besaßen wir selbst eine Guckmäste — eine Privatguck- 
mäste — eine Familienguckmäste. 

Ich war stolz, daß ich dieser bevorzugten und begüterten 
Familie angehörte, sah ein, daß durch meine kleine Cousine 
Ehre und Ansehen über uns alle gekommen sei, und ver¬ 
fehlte nicht, unseren Ruhm auf der Dorfstraße zu verbreiten. 

Leider wurde die Freude bald vermindert: der Familien¬ 
schatz wurde unter Verschluß gestellt. Der Großvater 
behauptete, mein rasend schnelles Umdrehen der Kurbel, 
durch die die Bilder gewechselt wurden, sei der Guckmäste 
schädlich. Also verschloß er sie ins „Oberstübel" und 
steckte den Schlüssel in die Tasche. 

Drei Tage lang betrachtete ich die „Stübeltüre" wie die 
geschlossene Pforte des Paradieses, machte einige mißlungene 
Attacken auf das Herz des Großvaters und griff dann zur 
Eigenhilfe, das heißt in diesem Falle: ich griff in Gro߬ 
vaters Hosentasche. Während er in der Mittagruhe lag, 
stibitzte ich ihm den Schlüssel. Zur Belohnung für die 
glänzend gelungene „Beschleichung" erhielt ich beim nächsten 
Indianerspiel von unserem Häuptling den Ehrentitel „Die 
leise Pfote" und durfte fortan im Rate der Alten sitzen und 
eine Gänsefeder im Schopfe tragen. 

* * 

« 

Es war am Neujahrsnachmittage, als ich mich mit der 
erbeuteten Guckmäste heimlich aus unserem Gehöfte ent¬ 
fernte und dem Niederdorfe zuwanderte. Ich war in meinen 
jungen Jahren ein spekulativer Kopf und hatte also beschlossen, 
die Guckmäste wirtschaftlich auszubeuten. 

Im alleruntersten Hause trat ich mit meiner Guckmäste 
beim Menzelschuster ein. Menzel las im „Neuroder Haus¬ 
freund", die Menzeln flickte Hosen. Die beiden Leute sahen 
mich und meinen Kasten überrascht an. 

„Woll'n Sie vielleicht amal in eene Guckmäste seh'n?" 
fragte ich. „Es is balde alles zu seh'n, was 's auf der Welt 
hat: der Kölner Dom, der Kaiser, der Vesuv, ein Kriegs¬ 
schiff in voller Fahrt, die Hinrichtung des Schinderhannes 
und Arnsdorf bei Nacht. Und es kost' fünf Pfennige." 

Menzels staunten. Ueber die Herkunft des Wunder¬ 
kastens brauchte ich erst keine Aufschlüsse zu geben, da 
unser Familienruhm auch schon bis ins Schusterhaus an der 
Dorfgrenze gedrungen war. 

„Kann ma nicht amal umsonste neinsehn?" fragte die 
Menzeln. 

„Umsonste ja wull nich," sagte Menzel, „aber a bissei 
billiger kann's der Keller-Paul schun machen." 

Ich aber hütete mich schön. Ich machte eine halbe 
Drehung nach der Tür zu. 

„Nu, wenn's Ihn' zu teuer is, da kann ich ja —" 

„Halt, halt," schrie Menzel ängstlich. „Nu, Junge, ma 
muß sich doch sowas erst a bissei besinnen. Loß mich 
amal uff Probe neingucken I" 

Darauf ging ich ein. Auch die Menzel guckte Probe. 
Sie waren beide entzückt, was auch gar nicht anders sein 
konnte, und gelobten fünf Pfennige zu opfern, wenn ich sie 
alle Bilder betrachten lasse und auch alles hübsch erkläre. 
Bevor aber die Betrachtung begann, legte Menzel pfilfig den 
Finger an die Nase: 

„Mer könnten eegentlich amal zur Schwiegertochter 
nuffschicken, daß se mit a Kindern runderkimmt, da kann 
se och gleich mit reinsäh’n, 's is dann een Geld. Paul, renn 
doch amal nuff eis Aeberdurf zu inser Schwiegertochter, zur 
Lindnerschneidern. Wie lange rennst'n etwanl Und die 
Guckmäste konnste ja einstweilen hierlossen." 


Dieser Vorschlag deuchte mir gar nicht glänzend, uno 
ich ging deshalb nicht auf ihn ein. Für fünf Pfennige dürfter 
bloß zwei Leute hineingucken, sagte ich, und für Kinder sei 
so ein Kasten überhaupt nichts. Die könnten leicht etwas 
zuschanden drehen. Dann müßte ich auch gleich wiedei 
weiter zu anderen Leuten. Wir müßten schnell machen. 

Gar so schnell ging's nun gerade nicht. Ehe Menzel 
und die Menzeln ihre Brillen gründl ch geputzt hatten, ehe 
wegen des besseren Lichtes von einem Fensterbrett sämtliche 
Blumentöpfe entfernt waren und der Tisch ans Fenster gerückt 
war, verging geraume Zeit. Die Menzeln band sich sogai 
erst eine reine Schürze um. Endlich begann das Werk. Ich 
sah auf die Uhr. Es war ein Viertel auf zwei. 

„Das is der Vesuv!" hub ich mit feierlicher Stimme an. 

Die Menzeln, die natürlich zuerst in den Kasten guckte, 
stieß einen Quieker aus. 

„Jeses, Jeses, da is a grußes Johannisfeuerle uff dam 
Berge I" 

Ich und Menzel lächelten. 

„Mutter," sagte Menzel in überlegenem Tone, „dos is 
keen Johannisfeuerle nich, dos is Feuer, dos aus'm Berge 
rauskummt." __ 

Die Menzeln, die sich gefoppt glaubte, wandte sich hallT 
um und hieß ihren Gemahl einen alten Affen. Also mußte 
ich Menzel wissenschaftlichen Beistand leisten und sagte: 
ja, er hätte recht. Das Feuer käme aus der Erde. Wahr¬ 
scheinlich wär' dort drunter die Hölle. Das hätte der 
Herr Pfarrer gesagt. Der Herr Pfarrer hatte das zwar nicht 
gesagt, aber in diesem Falle fälschte ich einmal die kirch¬ 
liche Lehre, um die Menzeln leichter zu überzeugen. 

Sie wagte keinen Einspruch mehr. Mit Gruseln sah sie 
auf den schrecklichen Berg. Menzel gedachte, seine Weisheit 
weiter leuchten zu lassen. 

„Ja," sagte er, „und der Vesuv steht in den sogenannten 
wärmeren Ländern, in Aegypten oder gar in Spanien." 

„In Spanien," sagte ich, um der Sache eine präzisere 
Fassung zu geben. 

Die Menzeln atmete schwer. 

„'s eegentlich a recht unchristliches Bild," sagte sie. 

„Do lossen Se mich ock schnell weiterdräh'n," sagte ich 
eifrig, „da kümmt gleich der Kölner Dom dran." 

Doch dagegen protestierte der Schuster. Er wollte den 
Vesuv sehen. Er fürchte sich gar nicht, sagte er mutig, er 
sehe so was gern. 

„Lästere ock nich," mahnte ihn seine Frau, war aber 
selbst nur mit Mühe von dem gefährlichen Bilde wegzu¬ 
bringen. 

Als Menzel kaum vor der Linse Platz genommen hatte, 
schlug es halb zwei. Und als frühreifer Geschäftsmann, dem 
Zeit Geld ist, drehte ich die Kurbel. 

„Der Kölner Dom!" verkündete ich. 

Da hatte auch schon die Menzeln ihren Mann am 
Kragen und zerrte ihn weg. So was Religiöses, sagte sie, 
könne sie gar nicht erwarten. Menzel machte ein betrübtes 
Gesicht. Aber als guter Kerl sagte er: 

„Gell, Mutter, das is scheeni Siehste die Tirme?" 

Und um wieder zu zeigen, daß er ein in allen Wissen¬ 
schaften bewanderter Mann sei, setzte er erklärend hinzu: 

„Der Kölner Dom das is nämlich ne große Kirche, und 
a ließt in Köln." 

Um als berufsmäßiger Erklärer nicht eine ganz über¬ 
flüssige Rolle zu spielen, fügte ich bei: 

„Ja, und Köln liegt bei Frankreich." 

Das interessierte aber die Menzeln nicht. 

„Nee, is das scheen, is das scheeni" erklärte sie einige 
hundertmal. Menzel warf sich in die Bmst. 

„Ja, Mutter, und ich hab’ och wos derbeine I Ich hab' 
amal mit fünf anderen a Kölner Dombaulos gespielt. Das hat'n 
Taler gekost! Gewunn hab' wir nischte nich, aber ma freit 
sich doch, wenn se für inser Geld was Feines gebaut haben." 

Die Uhr zeigte dreiviertel. Da drehte ich die Kurbel. 

„Hinrichtung des Hauptmanns Schinderhannes!" 

Menzel fuhr auf. Er hätte ja noch gar nicht den Kölner 
Dom gesehen, sagte er. Ja, sagte ich, wenn doch die Frau 
immerzu reingucke. Was, sagte die Frau, sie würde wohl 
für ihr Geld was sehen können! Zurückdrehen müßte ich, 
sagte der Mann. Das ginge nicht, sagte ich wieder. Und 
so entstand ein Streit. Um mein Geld nicht zu gefährden, 
sagte ich noch, die Hinrichtung des Schinderhannes sei das 
Allerfeinste, was es gäbe. 



Nr.5 IBOQQOQ6 8899 9 Q6g ^ ^3^^^^a^jjl DEUTSCHLAND 251 


Da hatte auch das Weib schon wkder die Nase an der 
Linse und kreischte augenblicklich auf: 

^Enterschl En ersch I Enterschi Der Scharfrichterl Und 
das Bluttl Des Bluttl Da werd' ein ja ganz schlecht! Das 
kann ma sich ja gar nich anseh'n." 

Sie sah sich's aber doch t n. Ausführlich und bedächtig I 
Menzel, der vor Begierde zappelte, versuchte immerfort ver¬ 
gebens den Platz an der Linse zu erobern. Endlich zog 
ich der Menzeln die Gucl mäste vor der Nase weg* und 
verhalf dem Familienoberhai pte zu seinem Rechte. 

Das nächste Bild, die Kaiserparade, erregte das Interesse 
der Frau weniger, dagegen verleitete es den Mann, der es 
begierig ansah, seine sämtlichen alten Soldatenerinnerungen 
erzählen zu wollen. Ich kann wahrheitsgemäß angeben, 
daß ich mit meiner Künstlervorstellung im Menzeischen 
Hause höchstwahrscheinlich heute noch nicht fertig wäre, 
wenn ich nicht am Ende mit der den Künstlern eigenen 
energischen Rücksichtslosigkeit die Sache beschleunigt hätte. 
Dabei kam mir zugute, daß in der Guckmäste einige höchst 
nebensächliche Ansichten waren: so z. B. „Ufer des Lago 
maggiore", von dem die Menzeln erklärte, das sei eben bloß 
so ein Wasser mit „Pusch an der Seite", der „Jupitertempel 
in Paestum", der Menzel baufällig und wenig wertvoll 
erschien, und der „Löwenhof in der Alhambra", von dem ich 
als Erklärer nur kurz andeutete, die Löwen seien gar keine 
richtige Löwen, sondern bloß ausgestopfte. 

Nach einundeinhalb Stunden sagte ich, nun seien wir 
am Ende. Mein Publikum wünschte einige Nummern „da 
capo": die Menzeln den gruseligen Höllen-Vesuv, Menzel 
den Kölner Dom und die Parade und beide die Exekution 
des Schinderhannes. Ich aber meinte, nunmehr meine Pflicht 
erfüllt zu haben, und heischte meinen Sold. 

„Fünf Pfennige sein a bissei reichlich," sagte die Menzeln. 

„'s is heute Neujahrsheiligertag," meinte Menzel, „da 
kann ma sich ja amal was antun, aber was runderlassen 
mußte schon." 

Ich war wütend, ich verachtete dieses Schusterpaar; 
aber ich war froh, als ich endlich mit Hängen und Würgen 
vier Pfennige „auf einem Brette" bar ausgezahlt erhielt. 
"Einen Pfennig müsse er sich schon deshalb abziehen sagte 
Menzel, weil er doch den Kölner Dom nicht gesehen, habe. 

Ich war froh, als ich mit meiner Guckmäste und den 
vier Pfennigen verschwinden kormte. Kaum war ich aber 
um die Wegbiegung, da kam mir Menzel keuchend nach¬ 
gerannt. 

„Du ... du . . . wir haben . . . wir haben ja noch 
nich . . . noch nich Arnsdorf bei Nacht geseh n." 

„Arnsdorf bei Nacht" war ein Witz, den ein entfernter 
Onkel von mir erfunden hatte. Ich hielt ihn für so glänzend, 
daß ich gern mit Menzel umkehrte. Abermals stellte ich 
den Guckkasten auf den Schusterlisch, öffnete aber den 
Schieber nicht, durch den das Licht eirüdlen sollte. „Arns¬ 
dorf bei Nacht I" sagte ich. 

Die Menzeln guckte aufgeregt durch die Linse. 

„Ich seh nischte," sagte sie, rückte hin und her, guckte 
abwechselnd mit dem rechten und dem linken Auge und 
putzte die Brille. „Ich seh' rein gor nischte 1" 

„Laß mich amal, laß mich amal gucken," rief Menzel, 
zappelnd vor Neugierde. 

„Nee, nee," wehrte die Menzeln, „es könnte ja was 
Schenierliches sein." 

Und sie strengte ihre Augen wieder maßlos an. Endlich 
gab sie es auf und gestattete ihrem Eheherm einen Blick in 
den Kasten. 

„Daß du's aber gleich sagst, wenn was zu sehen ist — 
gleich und sofort I" befahl sie. Und sie hielt ihn mit zwei 
Fingern am Rockkragen fest, um ihn im Augenblicke der 
Gefahr rasch entfernen zu können. 

Menzel gab sich ehrlich Mühe, etwas zu erspähen, aber 
auch ihm gelang es nicht. Da klärte ich die beiden endlich 
auf, daß es sich hier um ein sehr naturgetreues Bild handele, 
deim in Arnsdorf sei in der Nacht, wenn nicht etwa zufällig 
der Mond scheine, auch rein gar nichts zu sehen. 

„Hm ja, es stimmt I Es ist richtig I" sagte der Schuster 
betroffen. Seine Frau war unzufrieden, tröstete sich aber und 
sagte: „Na, immerhin haben wir doch das auch noch gesehen, 
wo wir doch nu mal bezahlt hatten." 

Ich machte Geschäfte. Ueberall, wo ich mit meinem 
Wunderkasten erschien, wurde ich mit Freuden aufgenommen, 
und ich kann zur Ehre der Arnsdorfer sagen, daß ich auf 
keine so umständliche und geizige Familie, wie die Schuster¬ 
leute waren, mehr stieß. Nur eine Frage, die fast überall 
an mich gestellt wurde, war mir unangenehm: „Was sagt 
denn eegentlich dein Großvater dazu, daß du so in a Häusern 
rumziehst, oder gar dein Vater?" Darauf gab ich immer 


ausweichende Antworten. Ins Mitteldorf, wo der Großvater 
wohnte, oder gar ins Oberdorf, wo mein gestrenger Vater 
residierte, beabsichtigte ich meine Kunstreise ja keineswegs 
fortzusetzen. 

Von den meisten Leuten wurde ich für einen klugen Kerl 
gehalten, denn ich war dahintergekommen, daß es vorteilhaft 
sei, bei der Erklärung von Kunstwerken zu schwindeln. Ich 
gab die merkwürdigsten geographischen, ethnographischen 
und naturwissenschaftlichen Berichte. Aber ich stieß auf 
einen Zweifler, und das war der alte Karsubke. Karsubke 
hatte sich meine Erklärungen alle schmunzelnd angehört; 
als ich aber behauptete, der Walfisch fräße mit Vorliebe 
eiserne Schiffe, kriegte er mich an der linken Ohrmuschel. 

„Leug ni gar a so sehr," sagte er, „denn ich wecß das 
alles besser I" Und er wies auf eine Reihe von Büchern, 
die auf einem Eckbrettchen standen. 

Ich fühlte mich gedemütigt und wollte mich unter 
Verzicht auf meine fünf Pfennige entfernen. Gelehrten 
Leuten Guckmästenbilder zu erklären, ist eine peinliche 
Arbeit. Doch Karsubke ließ mich nicht fort, ohne mich 
vorher noch einmal furchtbar an den Haaren zu ziehen und 
dabei zu sagen: „Junge, ich wünschte, du wärst meinerI" 
Das wünschte ich nun meinerseits nicht, und als mir der 
Mann beim Abschiede ein funkelndes silbernes Zwanzig- 
pfennigsiückel schenkte, wurde er mir erst recht rätselhaft. 

Ein Stückchen weiter das Dorf hinauf bekam ich eine 
edle Regung. Da lebte eine arme Witwe, die hieß Lachnit. 
Sie hatte auch wirklich nichts zu lachen. Seit Jahren war 
sie gelähmt, stand ganz allein da. Ihr Sohn* war in die 
weite Welt gegangen und auf dem Meere ertrunken. 

Ich stolperte die dunkle Treppe zur Lachniten hinauf. 
Sie erschrak schrecklich über meine Ankunft, wußte auch 
noch nichts von unserer Familienguckmäste, was nur bei 
ihrer gänzlichen Vereinsamung möglich war. 

„Lachniten, Sie könn' ganz umsonst neingucken," sagte 
ich und stellte den Guckkasten neben sie aufs Fensterbrett. 
Sie schlug die welken Hände zusammen und wußte sich gar 
keinen Rat. Ich rückte ihr den Stuhl bequem und erklärte 
ihr die Bilder. Sie war ganz außer sich vor Erstaunen und 
Dankbarkeit. Da kam ein Bild, dem ich bis jetzt wenig 
Aufmerksamkeit geschenkt hatte. „Santa Cruz auf der Insel 
Teneriffa", las ich mühsam ab. 

Der Lachnitens Auge bekam plötzlich einen stieren 
Ausdruck. 

„Was? — Was ist das? fragte sie keuchend. 

„Santa Cruz auf der Insel Teneriffa", wiederholte ich. 

Da faßte sie mich schmerzhaft am Arm. 

„Santa Cruz — Teneriffa — das is ja dort, wo — wo 
er — wo unser Emil —" 

Sie sah hinein auf die blühende Palmenflur, auf das 
sonnige Bergeiland und das schimmernde böse Meer. 

„Dort — dort — is er — is er ertrunken." 

Und sie lehnte den grauen Kopf an den Guckkasten 
und weinte bitterlich. 

Was hatte ich von Santa Cruz gewußt I Nun stand ich 
da und sah die alte Frau weinen. In der Verlegenheit 
klimperte ich in der Hosentasche mit meinem Gelde. Ich 
hatte das Gefühl, ich müsse es der Frau schenken. Aber 
ich schämte mich. Nur das silberne Zwanzigpfennigstück, 
das ja so klein war, legte ich leise auf die Kommode der 
Lachniten. 

Die wischte sich die Augen ab und sah noch einmal 
lange auf das Bild. Dann wendete sie sich zu mir um. 

„Gelt ja, du, eh' ich sterbe, da kommste noch amal und 
zeigst mir noch amal das Bild." 

Das versprach ich, und dann machte ich mich schleunigst 
davon. 

Ich hatte nun gar keine Lust mehr, mit der Guckmäste 
weiterzuziehen. Ich mußte immer gegen das Heulen kämpfen. 
Erst als das Schlittenbergel auftauchte und mich der Siegelt- 
Karl für zwei Bilder, die ich ihn ansehen ließ, fünfmal auf 
seinem Schlitten fahren ließ, gewann ich meinen Gleichmut 
wieder. Auch die alte Spekulationslust stellte sich rasch 
wieder ein. Auf dem Schlittenbergel war auch mein Tod¬ 
feind aus der Schule, den ich schon längst einmal tüchtig 
verprügelt hätte, wenn er nicht leider viel stärker gewesen 
wäre als ich. Also warb ich den bärenstarken Reinhold 
Anders an, der augenblicklich ohne jede Kriegserklärung 
über meinen Feind herfiel, ihn windelweich hieb und dafür 
den Kölner Dom und den Schinderhannes sehen durfte. 
Damals glaubte ich, mit Hilfe meines Wunderkastens mir 
das ganze Dorf botmäßig machen zu können. 

Das Ende wäre beinahe tragisch geworden. Es w’ar 
mittlerweile Abend geworden, in den meisten Häusern 
brannten schon die Lampen. Da landete ich vor dem 





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Kretscham. Unschlüssig' blieb ich stehen. Im Kretscham 
waren jetzt sicherlich viele Männer. Wenn die alle fünf 
Pfennige zahlten, war ich einfach ein gemachter Mann. Aber 
ich hatte Angst vor meinen Vorfahren. Meine Familie war 
geachtet im Dorfe, und es schwante mir, daß es ihr nicht 
sehr erfreulich und ehrend sein würde, wenn ihr jüngster 
Sproß im Dorfe auf Fünfpfennigstücke ausging. Doch ich 
schlug meine Bedenken in den Wind. Ich kannte die Gewohn¬ 
heiten meines Vaters und Großvaters und vermutete mit 
Sicherheit beide im Gasthause des Oberdorfes. 

Also trat ich ein. Lampenlicht und Tabakrauch drangen 
mir entgegen, und ich rief mit heller Stimme ins Lokal: 
„Guten Abend I WolLn Se vielleichte amal in eene scheene 
Guckinäste seh'n? Es kosT für jeden fünf Pfennige. Es ist 
alles drin: der Kölner Dom und Santa Cruz und die Parade 
und der Schinder —" 

„Jiingel“ 

Ich erschrak so, daß ich mich augenblicklich nebst 
meiner Guckmäste auf die Diele setzte. Der Vater I Und 
dort saß auch der Großvater. 

„Wo kommst du denn her?" fragte mein Vater, rot vor Zorn. 

In der Angst gestand ich alles. 

„Na da ... da komm amal mit mir nach Hausei" 

Ö du liebes Vaterhaus I Ich fing greulich an zu heulen. 
Da kamen der Großvater, der Regelbauer, der Fleischer, der 
Tischler und noch viele andere, und sie nahmen alle Partei 
für mich. Das wäre doch ganz famos, daß ich mit der 
Guckmäste kämel Sie redeten alle auf meinen Vater ein 


und sagten so viel Gutes urid Achtbares von mir, daß er 
sich beschwichtigte und ich tatsächlich mein Wandermuseum 
vorführen konnte. 

Der Erfolg war durchschlagend. Es regnete Geld „für 
die Sparbüchse", und der Regelbauer gab mir sogar einen 
Himbeersaft und eine „doppelte Liebe" zum besten, die ich 
mit einem leisen Gefühl von Schadenfreude gegen meinen 
Vater in würdiger Männergesellschatt auskneipte. Nur als 
mich nach einiger Zeit der Vater abermals aulforderte, mit 
ihm heimzugehen, kamen mir trotz seines nunmehr ganz 
freundlichen Tones wieder lebhafte Bedenken. Da war ja 
noch die Mutter, von der ich auch nicht recht wußte, wie 
sie die Sache auffassen würde. Und mir das ganze Heer 
meiner Zechkumpane als Schutzpatrone mitzunehmen, war 
doch nicht möglich. 

Der gute Großvater half mir aus der Not. Er sagte, 
ich schliefe diese Nacht bei ihm. Also wanderte ich mit 
heim. Do cs sehr kalt geworden war, trug er mir die Guck¬ 
mäste. Ich erzählte ihm alles noch einmal, und er sagte: 
„Es is ganz gutt, schon wegen der LachnitenI" 

Ehe wir aber in Großvaters Gehöft einbogen, griff er 
in meine Hosentasche und sagte: 

„Gib amal a Stübbelschlüssel herl Ich hab's heute mittag 
recht gut gespürt, wie du mir'n rausgenommen hast.“ 

Gespürt hat er'sl Ja, ja, der Großvater I Das verrate ich 
aber jetzt erst. Denn unser Arnsdorfer Indianerklub hat sich 
schon längst aufgelöst, und ich weiß heutzutage mit dem 
Ehrentitel „Die leise Pfote" nichts Rechtes mehr anzufangen. 



Werdandibund und Heimatschutz. 

Am IO. Juni ist auf der Internationalen Baufach- 
Ausstellung in Leipzig die Halle des Werdandibundes 
eröffnet worden. Professor Dr. Friedrich Seesselberg sprach 
als Vorsitzender kurz Uber die Ziele des Bundes und über den 
besonderen Zweck der Werdandiausstellung. Er hob hervor, 
dass der Bund nach wie vor seine bekannten national-kulturellen 
Ziele verfolge, dass er hierbei aber die Kunst als das wesent¬ 
lichste Kulturförderungsmittel stark betone. Der Werdandibund, 
*der seinen Namen nach der Norne „des Werdenden“ führt, 
lehne auf dem künstlerischen Gebiete jede Altertümelei und jede 
weltfremde Betätigung ab; er wolle ein durchaus modernes 
Kunstleben entwickeln helfen und mache hierbei eine klare 
Scheidung zwischen dem zu fördernden natürlich-gesunden und 
dem zu überwindenden dekadent-angekränkelten. Auch verliere 
der Bund nirgend die Bedürfnisse unseres stark wirtschaftlich 
gerichteten Zeitalters aus den Augen. Aus diesem Grunde trete 
der Werdandibund auf dem Gebiete der Baukunst ganz ebenso 
wie der Heimatschutzbund den Verschandelungen der Land- 
scbaftsbilder durch hässliche Bauten entgegen. Bei den immer 
wachsenden Ansprüchen, die infolge der Notwendigkeit zur 
Unterhaltung eines gewaltigen Heeres und einer mächtigen 
Flotte und weiterhin auch zur Durchführung der modernen 
Sozialpolitik an die Sleuerkraft der Deutschen gestellt werden, 
ist es nötig, dass die Mineralien und selbst alle Fabrikations¬ 
abfallstoffe auf das vorteilhafteste ausgenutzt werden. Diese 
Ausnutzung erfolgt aber zu einem sehr wesentlichen Teile gerade 
durch die Verarbeitung zu den allerverschiedensten Baustoffen. 
Es wäre daher durchaus unsozial und vaterlandswidrig ge¬ 
handelt, wollte man solche Surrogatstoffe verpönen. Es darf 
uns nicht abschrecken, wenn in der Tat mit manchen Baustoffen 
in schönheitlicher Hinsicht über die Massen gesündigt worden 
ist, denn für diese Verfehlungen ist keineswegs die solche Bau¬ 
stoffe schaffende Industrie verantwortlich zu machen, sondern 
das Bauunternehmertum, das die Stoffe bisher in so unkünst¬ 
lerischer Weise verwendete. Um da nun zu helfen, erachtet 
es der Werdandibund als eine seiner vornehmsten Aufgaben, 
die Aesthetisierung der betreffenden Baustoffe in die Hand zu 
nehmen. Diesem Zwecke haben bereits grosse, von dem Wer- 
dandibunde ausgeschriebene Wettbewerbe gedient, und ebenso 
hat nun die Errichtung der Werdandihalle den Sinn, schon 
durch die Gebäudeerscheinung selbst die gute Aesthetisierbarkeit 
auch vielfach verpönter Baustoffe, wie z. B. des glatten Ver¬ 
blendziegels und der Dachpappe, zu veranschaulichen. Das 
gesamte bildliche und stoffliche Material in den Seitenabteilen, 
in denen so bedeutende Werke wie die C. F. Weber Aktien¬ 
gesellschaft in Leipzig-Plagwitz, Holzmann & Co. in Frank¬ 
furt a. M., Grube Jlse N.-L., Prüss in Berlin, die Ullersdorfer und 


Siegersdorfer Werke, die Werkenthinge Seilschaft Berlin usw 
ausstellen, zeige gleichermassen die Verschönheitlichungs- 
möglichkeiten für Verblender, Eisen, Eisenbeton, Holz, Teer¬ 
und Asphaltfabrikate und alle sonstigen Hauptstoffe. Professor 
Seesselberg hob zum Schluss ausdrücklich hervor, dass zwischen 
dem Werdandibunde und dem Heimatschutzbunde keineswegs 
die vielfach vermutetete grundsätzliche Gegnerschaft vorhanden 
sei; er ist vielmehr der Ueberzeugung, dass der Werdandibund 
unsere Landschaftsbilder ebenso sicher wie der Heimatschutz¬ 
bund schön und harmonisch gestalten helfe, wenn er die 
Daseinsberechtigung aller Baustoffe völlig bejahe, andererseits 
aber nachdrücklich auf deren Verschönheitlichung hin wirke. 
Wie sehr diese Ideen Anklang fänden, zeige sich in den 
Förderungen, die diesen Ausstellungsunternehmen aus eigentlich 
allen bedeutenden Industrien zuteil geworden seien. Der Bau 
selbst erregt, namentlich durch seine völlig neuartige Kon¬ 
struktion, mit Recht allgemeines Aufsehen; das Innere sym- 
bolisert in seiner ganzen Formenhaltung die Entschiedenheit der 
Zielstrebung, die im Werdandibunde herrscht. Die schöne Bücherei, 
zu der auch einzelne grosse Verlagsanstalten leihweise Werke 
beisteuerten, ist eine Stiftung der Firma Fried. Krupp in Essen. 

Es ist zweifellos mit der Errichtung der Werdandihalle 
ein grosser, entscheidender Schritt gemacht und eine erfreuliche 
Anregung gegeben worden, wie auch die billigen Nutzbauten 
aus künstlichen Stoffen geschmackvoll gestaltet werden können. 
Der Heimatschutz wird diese Stoffe natürlich fernhalten, wo 
sie nicht unbedingt notwendig sind und streng darüber 
wachen, dass Zugeständnisse, die einer Verschandelung 
des Landschaftsbildes auch nur entfernt nahekommen, nicht 
gemacht werden. Seine Aufgabe besteht lediglich darin, das 
Hässliche, das bis heute überwog, und das auch einstweilen 
trotz der Werdandihalle noch nicht ausgeschaltet werden wird, 
fernzuhalten. C. 


Verkehrsinteressen und Vogelschutz. 

Von Hans Ludw. Linkenbach^(Mainz). 

Durch die Presse ging vor einiger Zeit die nachstehende 
Notiz: 

Vogelmord an der französischen Küste. Wenn 
vom Vogelmord die Rede ist, denkt man gewöhnlich an die 
Italiener, die tatsächlich zahlreiche Zugvögel fangen. Aber 
auch in Frankreich, einem Lande also, das im Gegensatz zu 
Italien dem internationalen Vogelschutzbunde im Jahre 190a 
beigetreten ist, wird der Vogelmord betrieben, und zwar, wie 
ein Bericht der „Revue fran9aise d’ornithologie“ zeiget, in ganz 
erschreckendem Massstabe. Zwischen Gironde und Adour 
fängt die gesamte Küstenbevölkerung den „Couillic“, wie dort 








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DEUTSCHLAND 


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die gelbe Bachstelze genannt wird. Die Jagd wird mit Hilfe 
eines Lockvogels und mit Netzen ausgeführt; die durch¬ 
ziehenden (oder durchziehen wollenden) Bachstelzen lassen 
sich zutraulich in der Nähe des Lockvogels nieder, dann wird 
das Netz Uber sie geschlagen, und hierauf drücken die Vogel¬ 
fänger in Eile den gefangenen Tierchen die Köpfe ein. Ein 
einzelner Vogelsteller erlegt so im Laufe des Vormittags 
ao Dutzend Bachstelzen! Volle vierzehn Tage hindurch, 
während der ganzen Dauer des Zuges, widmet sich jedoch 
die ganze Bevölkerung diesem mörderischen Vogelfänge, und 
es werden so viele Bachstelzen erlegt, dass die Jagdbeute 
täglich einen ganzen Eisenbahnwagen füllt. Hiernach ist es 
kein Wunder, wenn die Bachstelze und andere nützliche 
Vögel selten werden. Ebensowenig erbaulich ist die Fest¬ 
stellung, die Parier de Larsan über die Schwalben und ihre 
Mörder macht: ln der Gegend von M6doc hat er ermittelt, 
wie viele gefangene kleine Vögel, hauptsächlich Schwalben, 
mit der Eisenbahn befördert werden. Es sind annähernd 
a8 Tonnen in einer Saison! Eine grosse Menge aber wird 
schon an Ort und Stelle verzehrt! Hier ist hinzuzufügen, 
welches Gewicht ein Bachstelzen- oder Schwalbenbraten hat: 
eine lebende Schwalbe wiegt rund loo Gramm, und das Gewicht 
der Bachstelze dürfte sich von dem der Schwalbe kaum unter¬ 
scheiden. Wieviel als Braten übrigbleibt, kann sich nun 
jeder leicht ausrechnen. 

Jedem Naturfreund, der diese leider auf Wahrheit beruhende 
Nachricht liest, wird es klar sein, dass hier endlich etwas ge¬ 
schehen muss, um dem grausamen Vogelmord an der fran¬ 
zösischen Küste Einhalt zu gebieten, und es wird gewiss nicht 
an Stimmen entrüsteten Einspruchs fehlen. Aber es genügt nicht, 
dass nur aus rein ästhetischen Gründen gegen den gekenn¬ 
zeichneten schändlichen Unfug Front gemacht wird, sondern 
auch viele wirtschaftliche Vereinigungen haben ein so inniges 
Interesse an der Erhaltung der deutschen Vogelwelt, dass sie 
mit aller Energie den Kampf gegen die französischen Vogel¬ 
mörder aufnehmen sollten. 

Innerhalb Deutschlands verhindert das Vogelschutzgesetz 
die schlimmsten Ausschreitungen auf dem Gebiete der Sing¬ 
vogelvernichtung; der Staat, die Gemeinden und einsichtige 
Privatleute lassen sich in ausgiebigem Masse den Schutz 
unserer gefiederten Freunde angelegen sein. Im Ausland aber 
fallen die armen, für unser Wirtschaftsleben so unendlich wert¬ 
vollen Geschöpfe erbarmungslos der Falle oder der Leimrute 
zum Opfer, ohne dass ihnen ein tatkräftiger Schützer erstünde. 

Der Bachstelzenmord an der Küste Frankreichs gehört 
jedenfalls zum Hässlichsten und Widerwärtigsten, das uns die 
Annalen der menschlichen Brutalität gegenüber unsern Mit¬ 
kreaturen erzählen, und deshalb tut Abhilfe dringend not. 

Wandel kann aber nur geschaffen werden durch das ein¬ 
mütige Vorgehen aller, denen der Vogelschutz Herzenssache ist, 
oder denen er aus wirtschaftlichen oder sonstigen Gründen 
geboten erscheint. 

Auch die deutschen Verkehrs-Vereine sollten ganz besondere 
Aufmerksamkeit der Frage zuwenden, in welcher Weise am 
zweckmässigsten und wirksamsten der Vogelschutz ausserhalb 
der Reichsgrenzen durchgeführt werden könnte. 

Es liegt ja doch gewisslich im Interesse des Verkehrs, dass 
die tapferen Vertilger der Schnaken und Stechmücken weit¬ 
gehende Schonung erfahren, jene freundlichen Gehilfen des 
Menschen in seinem erbitterten Feldzug gegen die kleinen 
Blutsauger, die mit ihrer winzigen, aber furchtbaren Waffe harm¬ 
lose Reisende und Touristen mitunter in die Flucht schlagen. 

Der Bund Deutscher Verkehrs-Vereine wird sich gewiss nicht 
der Ansicht verschliessen, dass er in kaum geringerem Masse 
als die Tierschutz- und ähnliche Verbände dazu berufen ist, 
den Schutz der nützlichen Insektenvertilger mit allen ihm zu 
Gebote stehenden Mitteln zu erwirken. Mit Hilfe seiner Autorität 
und im Anschluss an die Bestrebungen der verschiedenen 
Schnakenvertilgungs-Kommissionen wird ihm das sicherlich auch 
gelingen. Auf welche Weise dem Vogelmord, namentlich dem 
Bachstelzenmord an der französischen Küste am besten gesteuert 
wird, das freilich müsste eingehenden Beratungen Vorbehalten 
bleiben. Vielleicht aber dient dieser kurze Hinweis dazu, 
weitere Kreise davon zu überzeugen, dass es hier eine Mission 
zu erfüllen gilt, eine wahrhaft patriotische Mission. 


Naturschutz für einen deutschen Urwald. 

Die Bestrebungen für den Naturschutz haben in Deutsch¬ 
land einen neuen schönen Erfolg zu verzeichnen. Wie Geheimrat 
Conwentz in den Beiträgen zur Naturdenkmalpflege mitteilt, hat 
Fürst Wilhelm von Hohenzollern in seinen grossen Besitzungen 
innerhalb des Böhmerwaldes ein Naturschutzgebiet von ansehn¬ 


licher Grösse geschaffen. Professor Conwentz hat das Gebiet 
mit Forstbeamten bereist und seine Abgrenzung begutachtet. 
Es handelt sich um ein Gelände von etwa 210 Hektar, das 
eine grosse landschaftliche Mannigfaltigkeit aufweist. Es ist 
ein echtes Mittelgebirge, dessen Höhe bei rund 1000 Meter 
beginnt und bis zum Kamm auf 1343 Meter ansteigt. Dazu 
gehört der 19 Hektar grosse Schwarze See, der auf allen Seiten 
von steilen Felswänden umgeben ist und zum Stromgebiet der 
Moldau gehört. Der benachbarte Teufelssee dagegen sendet 
seine Wasser durch den Regen in die Donau. Das Gelände 
bildet also einen Teil der intrakontinentalen Wasserscheide 
zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. Der Holzbestand 
setzt sich durchweg aus Hochwald zusammen, und zwar aus 
Fichten, weniger Tannen, und von Laubbäumen aus Buchen, 
Bergahornen, Ebereschen, Weiden und Birken. Viele Teile 
stellen einen echten Urwald dar, in dem wohl noch niemals 
Holz geschlagen worden ist. Die Fichten namentlich zeigen 
die Einflüsse des Schneedrucks und der Bergstürme, die ihnen 
fast stets den Wipfel abgebrochen haben. Der Boden ist von 
Laubmoosen und Heidelbeeren bedeckt. Unter den Vögeln 
sind Wanderfalken, Auerhühner und Birkwild bekannt. Wegen 
der schweren Zugänglichkeit ist das Gebiet für den Naturschutz 
wie geschaffen. Innerhalb des ganzen Bezirks findet sich kein 
einziges menschliches Bauwerk, mit Ausnahme einer kleinen 
Wirtschaft am Schwarzen See. Die Aussicht erstreckt sich 
nach Westen über den ganzen Bayerischen Wald nach Böhmen 
hinein bis Pilsen und bei klarer Luft bis zum Erzgebirge. In 
diesem ganzen Bereich soll es nun verboten sein, Holz und 
Gras zu suchen, Jagd oder Fischerei zu treiben oder sonst die 
Natur anzugreifen. Auch die Einführung fremder Pflanzen und 
Tiere ist untersagt. 

Der Verein „Naturschutzpark“ hat vom Kaiser aus 
dem Dispositionsfonds 50 000 Mark für die beiden in Deutsch¬ 
land geplanten Naturschutzparke erhalten. 

Stiftung für Schülerwanderungen. Der Bauunter¬ 
nehmer Junior aus Frankfurt a. M. stellte dem Regierungs¬ 
präsidenten Dr. von Meister in Wiesbaden zur Förderung von 
Schülerwanderungen die Summe von 13000 Mk. zur Verfügung. 
Von dieser Summe sollen allen oberen Knabenklassen der Volks¬ 
und Mittelschulen in Wiesbaden und Frankfurt je 100 Mk. als 
Reisezuschuss für eine zweitägige Wanderung nach Caub, wo 
vor 100 Jahren Blücher über den Rhein ging, und dem Nieder¬ 
walddenkmal gewährt werden. 

Ein Riesenefeu. Unter den altmärkiscben Naturdenk¬ 
mälern nimmt ein riesiger Efeu, der in seiner Heimat „der 
grösste Efeu der Welt“ genannt wird, einen hervorragenden 
Platz ein. Sein Stamm hat, wie die Zeitschrift „Aus der Natur“ 
(1913, Nr. 5) mitteilt, einen Durchmesser von 0,58 Meter. Der 
Efeu rahmt einen alten Kirchturm von 20 Meter Höhe voll¬ 
ständig ein. Das Alter dieses Naturwunders ist unbekannt, darf 
aber jedenfalls nicht zu hoch angenommen werden. Nach Aus¬ 
sagen älterer Leute würden es vielleicht 250 Jahre sein. Die 
Kirchenchronik berichtet, dass ihn seiner Grösse wegen Friedrich 
Wilhelm IV. von Preussen in den fünfziger Jahren des vorigen 
Jahrhunderts besichtigt hat. Der Efeu steht an der Kirche zu 
Vissum. Dieser Ort ist ungefähr vier Kilometer von der Station 
Kallehne entfernt. 

Das Erwachen der Heimatkunstforschung in 
F r a n k r e i ch. Auch die französische Kunstwissenschaft beginnt 
ausserhalb ihrer traditionellen Bahnen Neuland zu erobern. 
Wohl hat man die grossen Maler und Bildhauer, Zeichner, 
Möbelkünstler usw. stets gefeiert, aber vergessen hat man „l'art 
des humbles“: „Das Volk, die grosse namenlose, in allen 
Erdenwinkeln bodenständige Masse, schuf auf allen Kultur¬ 
stufen unter allen Himmelsstrichen eine Eigenkunst, eine ganz 
volkstümliche, seinen Schaffensgrenzen, seinem Entwickelungs¬ 
fortschritt und überhaupt seinem nationalen Wesen intim an- 
gepasste Kunst,“ erklärt C. de Danilowicz in „La Revue“ und 
nennt das bisher Uebersehene oder mindestens zu wenig 
Beachtete „l'art rustique“, wao bekanntlich nicht nur „Bauern¬ 
kunst“, sondern ganz in unserm Sinne „Heimatkunst“ bedeutet. 
In einer Reihe von Studien sollen alle französischen Land¬ 
schaften behandelt werden, und wenn alle Publikationen so 
erschöpfend und doch fein gesichtet sind wie das bereits aus¬ 
gegebene Heft über die Kunst der Provence, so wird die all¬ 
gemeine Volkskunde erheblich gefördert werden. Im Interesse 
der Weltkultur wird man die Gründung dieser „Gesellschaft 
der Freunde französischer Heimatkunst“ nur begrüssen, denn 
wer in die Tiefen des eigenen Volkslebens hinabsteigt, muss 
auch vergleichen und das Volkstum in den Nachbarländern 
verstehen lernen. 


254 


DEUTSCHLAND 


DieNaturdenkmalpflege in Japan ist, wie Professor 
K, Jimbo in Tokio in Band IV der Beiträge zur Naturdenkmal- 
pflege mitteilt, auf Grund der von der Staatlichen Stelle für 
Naturdenkmalpfiege in Deutschland herausgegebenen Veröffent¬ 
lichungen organisiert worden. Von Marquis Tokugawa und 
andern bekannten Persönlichkeiten wurde ein Verein ins 
Leben gerufen, der auf Vorschlag von Professor Conwentz 
„Japanische Gesellschaft zum Schutz der Landschaft, ihrer Nalur- 
und Kulturdenkmäler“ heisst. Dieser Verein setzt sich zu¬ 
sammen aus Universitätslehrern, Ministerialräten, Abgeordneten, 
Vertretern wissenschaftlicher Anstalten und Vereine, Journalisten 
und andern. Auch die Beamten, welche mit der Bearbeitung 
der Naturdenkmalpfiege im Ministerium beschäftigt sind, ge¬ 
hören dem Verein an, so dass er immer in einer gewissen 
Fühlung mit der Regierung bleibt. Der Zweck ist hauptsächlich 
die Ermittlung, Untersuchung, Bekanntmachung und Erhaltung 
der Naturdenkmäler und anderer Denkmäler in Japan. 



Kohlensäure Sprudel. Wenn man von Apollinaris, 
Roisdorfer, und wie sie alle heissen, spricht, so kommt wohl 
einmal auch die Rede auf die Entstehungsweise unserer kohlen¬ 
sauren Sprudel; dann hört man fast stets die irrtümliche Ansicht, 
dass sich solche Quellen in ursächlichem Zusammenhang 
mit vulkanischen Erscheinungen befänden. Diese Meinung mag, 
so schreibt ein Mitarbeiter der Köln. Zeitung, daher stammen, 
dass in der Nähe der rheinischen erloschenen FeuerschlUnde, 
wie des alten Laachersee-Kraters, besonders zahlreiche Sprudel 
erschlossen sind; und dass an noch tätigen Lavagipfeln An¬ 
sammlungen von Kohlensäure bekannt sind — ich erinnere 
nur an die bekannte Huudsgrotte bei Neapel. Doch auch 
Pyrmont hat seine Hundsgrotte, ohne neue oder alte Feuer¬ 
berge in weitestem Umkreis; und am Niederrhein wie ander¬ 
wärts auch gibt es sehr starke Kohlensäurequellen, zu Roisdorf und 
Selters beispielsweise, gleichfalls ohne Berührung mit Vulkanen. 
Das könnte schon genügen, um jene vielverbreitete unrichtige 
Auffassung nicht aufkommen zu lassen. Die Kohlensäuremassen 
des Wassers sind vielmehr lediglich eine Folge von Zersetzungs¬ 
erscheinungen der Gesteine in den Tiefen der Erde, in unsern 
Gegenden also vorzugsweise der unterdevonischen Grauwacken¬ 
schiefer. Diese enthalten in frischem Zustande durch manche 
Lagen hindurch viele Kalkteilchen eingemengt, die von ehe¬ 
maligen Meeresschaltieren, Korallenbechern und Seelilienstückchen 
hauptsächlich herrühren; diese sind in der Nähe der Erdober¬ 
fläche meist durch das nach der Tiefe vordringende, schwach 
kohlensauer gewordene Regenwasser chemisch aufgelöst und 
entfernt, lassen sdso dann kleine Hohlräume im Gestein zurück, 
das danach zum Teil seinen Namen bekommen hat; denn 
Wacke hiess bei den alten Bergleuten jede Felsart, die gleich 
den Wecken oder Brötchen mit solchen Höhlungen oder 
Blasenräumen durchsetzt ist. Häufiger findet man nur an der 
Mosel auch in zutage getretenen Grauwacken die Kalkteilchen 
noch statt der Aushöhlungen vor. In der Tiefe gehen aber 
solche und ähnliche Zersetzungsvorgänge in den Gesteinen 
überall gleichmässig weiter, hier stärker, dort weniger ausgiebig; 
und auf diese Weise wird auch die Kohlensäure der Kalkteilchen 
in gewaltigen Mengen frei. Sie wird unter dem hohen Gebirgs- 
druck mächtig zusammengepresst und im Wasser der Quell¬ 
schichten angereichert, die stets aufs neue damit gespeist 
werden. Diese Schichten bestehen aus Schieferlagen, die ent¬ 
weder schwammartig die Feuchtigkeit aufzusaugen befähigt 
sind oder, noch häufiger, solchen von plastischem Ton, einem 
für Wasser gänzlich undurchlässigen Gebilde, aufruhen. Das 
ganze Gebirge aber ist, je tiefer, desto stärker, heftig durch die 
krampfhaften Schrumpfungen der immer mehr erkaltenden Erd¬ 
rinde zusammengepresst und gefaltet, wie wir im Rheintal ja 
allgemein an den steil aufsteigenden, einst am Meeresboden 
wagerecht als Schlamm abgesetzten Grauwackenbänken erkennen. 
So sind auch die Quellschichten bis zu grossen Tiefen ein¬ 
gefaltet; je tiefer, desto mehr durch die innere Glut der Erde 
erwärmt, schiesst der Sprudel aus angebohrten derartigen Lagen 
an der Oberfläche heraus; und zwar desto höher, je bedeutender 
die aufgerichtete Quellschicht vom Anschnitt aus noch weiter 
aufwärts steigt — um so ausgiebiger also der hydrostatische 
Druck ist. Aehnlich wirkt die anfängliche Zusammenpressung 
der Kohlensäure in dem Sprudellager, die natürlich sehr bald 
nachlässt. Das Wasser enthält bei uns stets auch das sehr 
gleichmässig durch die Grauwacken fein verteilte Eisenerz in 
Menge gelöst; daher die Bezeichnung „Stahlquellen** und der 
tintige Geschmack des rohen Sprudelwassers, der durch Aus¬ 





ziehen der geläuterten Kohlensäure und Fällen oder Nieder« 
schlagen des braunen Ockers entfernt wird. Die Kohlensäure 
wird dabei künstlich, durch hohen Druck, aus dem gasförmigen 
Zustand verflüssigt und zu schneeartiger, sehr kalter Masse 
verfestigt. Solche flüssige Kohlensäure wurde zu allererkt 
mikroskopisch in Quarz von Graniten entdeckt, die demnach 
unter gewaltigem Atmosphärendruck entstanden sein müssen. 

Ein telegraphischer Verkehr ohne Draht wird 
zwischen Nauen und der Station Sayville auf Long Island bei 
New York versucht. Zum erstenmal seit Beginn der drahtlosen 
Telegraphie war es möglich, auf eine derartige Entfernung 
Mitteilungen über den Ozean zu senden. Der Abstand beträgt 
etwa 6500 Kilometer. Diese Leistung der Deutschen Gesellschaft 
für drahtlose Telegraphie übertrifft die der Marconi-Gesellschaft 
um mehr als das Doppelte. 

Pfahlbaufunde imZüricherSee. Man berichtet der 
,,Frankf. Ztg.** aus Zürich: Das schweizerische Landesmuseum 
liess vor einiger Zeit bei Wollishofen im sogenannten 
Haumesser nach Pfahlbauten forschen. Schon vor Jahr¬ 
zehnten wurde der Mythenkai vor der Tonhalle mit See¬ 
grund aufgefüllt. Damals schenkte man den prähistorischen 
Gegenständen noch wenig Beachtung, und so kommt es, dass 
heute unter den städtischen Anlagen mit Erfolg neuerdings 
„Entdeckungen** gemacht werden konnten. Die neuesten Aus¬ 
grabungen förderten neben einer sehr grossen Zahl inter¬ 
essanter Topfscherben nahezu fünfzig mehr oder weniger 
vollständige, schön verzierte Tongefässe zutage. Einige Kuss 
unter der lettigen Seekreide liess sich eine deutliche Kultur¬ 
schicht unterscheiden, in der die meisten Funde gemacht 
werden konnten. Haselnüsse, Gerste, Kom und andere Früchte 
sind noch sehr gut erhalten, ebenso Teile von Netzen und 
Geweben, Schnüre und Stricke, Moos, Knochen, Tierzähne, 
Horn usw. Wertvoller sind die Funde aus Bronze: etwa 
zwanzig Haar- und Gewandnadeln, darunter eine mit an¬ 
geschmiedeter Kette, eine Bronzesichel, ein schöner gewundener 
Fingerring mit angefügten kleinen Zierriogen, ein prächtiger 
Speer, der noch Teile des hölzern Schaftes enthielt, und ein 
vollständiger Armring aus feinpoliertem Gagat. Die aus¬ 
gezogenen Pfähle weisen deutliche Spuren einer Bearbeitung 
mit Metallwerkzeugen auf. Die Station befindet sich jetzt in 
einer Tiefe von drei bis fünf Meter unter Wasser. Das Niveau 
des Züricher Sees scheint demnach heute bedeutend höher zu 
liegen als in vorgeschichtlichen Zeiten. 

Der Malström. Der Geograph Parmentier beschäftigt 
sich in einem Artikel des „Bulletin de la Soci^tö de g^ographie 
de Lille“ eingehend mit dem Malström, jener wirbelartigen, 
Meeresströmung auf der Höhe der norwegischen Nordküstent 
deren furchtbare Macht Romanschriftstellern und Dichtern of 
genug Stoff zu mehr oder weniger romantischen Schilderungen 
gegeben hat. Der Malström, das heisst die „Strömung, die zer¬ 
schmettert**, führt in der Wissenschaft einen weit prosaischeren 
Namen. Er heisst hier „Moskenström**, die Strömung von 
Mosken, die die sogenannten „Malströmen**, einen starken 
Meeresstrom, darstellen, der zwischen den Felsmassen von 
Mosken, bei der im Süden gelegenen Eöroinsel, und der 
äussersten Spitze der Insel hindurchfliesst. Ein Blick auf die 
Karte belehrt ohne weiteres über die Natur des Phänomens. 
Den Wassern des Eismeers bietet sich, um nach der nor¬ 
wegischen Küste zu gelangen, kein anderer Weg, als die enge 
Passage des Tjelsund. Beim Einfluss in den Westfjörd teilen 
sich diese Wasser in zwei Arme: der eine folgt dem Lauf der 
norwegischen Küste und endet im Salström, einem andern 
gefährlichen, aber minder volkstümlichen Strudel. Der andere 
nimmt seinen Weg an der Ostküste der Lofoten entlang, 
umfliesst die Spitze am Moskenäso und begegnet hier den 
Gezeiten des Ozeans. Hier, wo er zwischen den freiliegenden 
Klippen und Riffen hindurchfliesst (die Tiefe des Malströms 
übersteigt nicht 60 Meter) bildet er dann einen Wirbelstrudel, 
dessen Zentrum der Felsen von Svarvene darstellt. Wenn sich 
zu dem Zusammentreffen zwischen Strömung sowie Ebbe und 
Flut weiterhin noch ein Nordweststurm hinzugesellt, so werden 
die Wasser in eine drehende Bewegung von ausserordentlicher 
Heftigkeit versetzt. Der Strudel zieht dann nicht nur Fischer¬ 
boote, sondern auch Schiffe von ansehnlicher Tonnenzahl in 
seine Kreise, zerschmettert sie auf den Spitzen der Riffe und 
schleudert die Trümmer in tobendem Rasen, das nichts ver¬ 
schont, auf die Küste. 

Eine Reise ins Ungewisse. Mit der amerikanischen 
Expedition nach Crockerland, die im vorigen Jahre infolge des 
Todes eines wichtigen Teilnehmers (G. Borup) hatte unterbleiben 
müssen, soll es in diesem Sommer Ernst werden. Crockerland 
ist ein angenommenes Polarland, das Peary 1906 von Grantland 
aus gesehen haben wollte, und Cook muss 1908 in dessen Nähe 






DEUTSCHLAND 255 


Nr., 5 

vorbeigekommen sein, wenn seine Reise zum Nordpol ganz 
oder teilweise echt sein sollte. Leiter des Unternehmens ist 
Professor D. L. M a c m i 11 a n, ein Gefährte Pearys; es erscheint 
finanziell, dank der Unterstützung durch Universitäten und 
Behörden, völlig gesichert, und es kann ein recht zahlreicher 
Gelehrtenstab mitgenommen werden. Dazu gehören der Schiffs¬ 
fähnrich F. Green für die Aufnahmen, Erdmagnetismus und 
Seismologie, W. B. Ekblaw als Geolog, Botaniker und Ornitholog 
und M. C. Tanquary als Zoolog. Ein Arzt nnd einige andere 
Mitglieder sollen noch hinzukommen. Das Unternehmen 
Macmillans verdient deshalb allgemeineres Interesse, weil sich 
ihm eine gewisse Möglichkeit bieten kann, die Behauptungen 
Frederick A. Cooks über seinen Nordpolzug nachzuprüfen. 
Von geographischem Interesse aber ist es deshalb, weil man 
von ihm Aufklärnng über die Frage erwartet, ob es auf der 
amerikanischen Seite der Arktis noch unbekanntes Land gibt. 
Die Ausreise zu Schiff soll im Juli erfolgen. 

Die Versteigerung der Sammlung Nemes. Bei 
der in Paris erfolgten Versteigerung der seinerzeit bekanntlich 
auch Düsseldorf angebotenen Sammlung Nemes erhielt den 
höchsten Preis von 516000 Franken Rembrandts Porträt 
seines Vaters. Von den Grecos, die verhältnismässig gute 
Preise erzielten, stieg mit 173000 Franken am höchsten die 
heilige Familie. Tintoretto, Christus und die Ehebrecherin, 
erreichte 240000, Garard Davids heilige Jungfrau 120000, Baidung 
Griens Venus 115000, ein Porträt von Frans Hals 290000, 
Rubens' Bischof 85000, Raeburns General Campbell 85000, 
Corots Frauenkopf 127000, Manets Rue de Berne 70000, Renoirs 
Familie Henriot 75000, Cezannes Car9on au gilet rouge 56000 
'^Franken. Das Gesamtergebnis mit 5344000 Franken blieb 
hinter den Erwartungen zurück. 



m 

Deutschland und das Ausland H 

EB 



Ein deutsch-amerikanisches Fest. 

Unter Teilnahme einer glänzenden Festversammlung, in der 
die deutsche und amerikanische Welt im allgemeinen und die 
akademische Welt Amerikas im besondern vertreten war, feierte 
die German Publicatio n Society in New York im Hotel 
Plaza ihr erstes Jahres-Festessen. Der Hinweis auf das Freund¬ 
schaftsverhältnis zwischen den beiden Ländern bildete den Grund¬ 
ton der verschiedenen Festreden. Der Freundschaftsgedanke 
wurde durch eine Zusammenstellung deutscher und amerika¬ 
nischer Flaggen, welche die Wand des Bankettsaales hinter der 
Ehrentafel schmückte, versinnbildlicht. Die Gesellschaft ist auf 
Anregung des Geheimrats Hugo Reisinger in New York ins 
Leben gerufen worden, und zwar besonders zu dem Zweck, ein 
ao Bände umfassendes Werk „Die deutschen Klassiker des 19. 
und ao. Jahrhunderts** in englischer Sprache herauszugeben. Die 
Gründer gingen dabei von dem Gedanken aus, dass die Förderung 
engerer Beziehungen zwischen den Nationen und die Förderung 
eines bessern gegenseitigen Verständnisses ihres nationalen 
Lebens und der politischen Ziele das sicherste Mittel zur 
Erhaltung des Friedens bilden. Im vorliegenden Falle verfolgt 
die Gesellschaft den Zweck, der Englisch sprechenden Welt die 
Kulturarbeit und die Errungenschaften der deutschen Nation 
näherzübringen. Professor Calvin Thomas von der Columbia- 
Universität brachte den Trinkspruch auf den Deutschen Kaiser 
aus« Der deutsche Botschafter Graf Bernstorff folgte mit 
einer Ansprache, die in ein Hoch auf den Präsidenten Wilson 
ausklang. Geheimrat Hugo Reisinger dankte den Gönnern der 
Gesellschaft, unter denen sich Präsident Wilson, Graf Bernstorff, 
der frühere Präsident Taft und die Präsidenten sämtlicher 
Universitäten befinden, für ihre der Gesellschaft gewährte Unter¬ 
stützung. Professor Charles Eliot, der frühere Präsident der 
Harvard-Universität, behandelte in seiner Festrede das Thema: 
,>Was Amerika Deutschland schuldet**. Präsident John G. Hibben 
von der Princeton-Universität sprach über die wechselseitigen 
Beziehungen der Universitäten Deutschlands und Amerikas. 
Pi ofessor Hugo Münsterberg von der Harvard-Universität sprach 
über die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Professor Kuno 
Francke, der Kurator des Germanischen Museums der Harvard- 
Universität, sprach dann über deutsche Literatur. Die literarische 
Leitung der Herausgabe des Werkes liegt ausschliesslich in den 
Händen des Professors Francke, der die zur Uebersetzung kommen¬ 
den deutschen Schriftsteller persönlich ausgesucht hat und die 
Uebersetzung, die mustergültig sein soll, überwacht. 

Die deutsche Gruppe im Antwerpener Syndikat 
für die deutschen Diamanten. Wie wir über den Zu¬ 
schlag von z Million Karat südwestafrikanischer Diamanten er¬ 
fahren, besteht die deutsche Gruppe, die dem Antwerpener 
Händler-Syndikat beigetreten ist, aus den Firmen: N. M. Oppen¬ 


heim Nachf. (Frankfurt a. M.), J. und S. Ginsberg (Hanau-Berlin) 
sowie den Hofjuwelieren Rob.Koch (Frankfurt a. M.) und Eduard 
Biesenbach (Düsseldorf). Diese belgisch-deutsche Gruppe hat 
den Zuschlag des von ihr abgegebenen Höchstgebotes erhalten. 



Ein Führer für Reisende vor 200 Jahren. 

Die Fahrt in die Ferne ist heutzutage manchem die grösste 
Freude des Jahres. Vor 200 Jahren war das anders. Da war 
das Reisen eine Arbeit, die man „zur Vermehrung der Qualitäten** 
wohl auf sich nehmen musste, die aber von den massgebenden 
Persönlichkeiten durchaus nicht als Vergnügen bewertet wurde. 
Den jungen Leuten, die damals auf die „grosse Tour** gingen, 
wurde immer wieder eingeschärft, dass sie sich nicht bloss 
Lustbarkeiten hingeben dürften, nicht bloss Curiosa, allerlei 
Merkwürdigkeiten, sondern Utilia und Necessaria, nützliche und 
notwendige Dinge, anschauen und erlernen müssten. Gar 
manches Buch bot sich den Reisenden als guter Ratgeber an, 
und aus einem der bekanntesten dieser Reiseführer, den 
Politisch-Moralischen Maximen des Magisters Johann George 
Neukirch, die 1726 zu Braunschweig erschienen, wollen wir 
einige wohlmeinende Lehren und Erfahrungen mitteilen, obgleich 
anzunehmen ist, dass sie für den heutigen Touristen nicht mehr 
brauchbar sein werden, sondern ihm nur die ungeheure Kluft 
vor Augen führen, die zwischen der Reisekultur von heute und 
damals liegt. Mit beweglichen Worten wendet sich der gelehrte 
Professor gegen die schlechten Menschen, „welche einige 
tausend Thaler in auswärtigen Staaten verzehren und davor 
nicht mehr mit nach Hause bringen, als fremde Sitten, fremde 
Moden, fremde Laster, etliche Wörter Französisch, Italienisch 
oder Englisch; nicht selten, o theure Wahre, vor so viel Gelt! 
einen ungesunden Leib und ein böses Gewissen“. Der rechte 
Reisende braucht „einen gesunden und geschärfften Verstand, 
damit er bei denen auf Reisen vielfältig vorkommenden Sachen 
und Meynungen, das Wahre von dem Falschen, das Nützliche 
von dem Schädlichen und das Gute von dem Bösen wohl zu 
unterscheiden wisse**, „einen woleingerichteten Willen, damit 
er nicht leicht könne verführet werden, weil es auf Reisen viele 
Gelegenheiten zum Verleiten giebet, theils durch böse Exempel, 
theils durch irrige Lehren und Meynungen*'; er darf auch „kein 
Ignorante“ sein, weil er sonst „die Sachen ansiehet, wie die Kuh 
das neue Thor**. Wer aber richtig zu reisen versteht, der wird 
nicht nur „geschickter in der Conversation, erlernet viele Sprachen 
und erhält einen grossen Anwachs in der Gelehrsamkeit**, er 
gewinnt auch Nutzen für seine Gesundheit. „Die Erfahrung 
ist der beste Zeuge, dass die Veränderung der Luft, deren man 
in fremden Ländern geniesset, nicht selten aus den kränklichsten 
und schwächlichsten Personen die gesundesten Leute gemacht, 
so dass man sie in Betrachtung ihrer vorigen elenden Gestalt 
und jetzo wegen ihres munteren und blühenden Wesens kaum 
zu kennen vermag; zu geschweigen, dass die erfahrendsten 
Meister der Natur dieses als das vornehmste Mittel zur Ver¬ 
mehrung der Gesundheit und natürlichen Kräffte vorzuschlagen 
pflegen**. — Unter den Maximen, die man auf der Reise befolgen 
muss, steht in diesem Jahrhundert des Zeremoniells „Höflichkeit, 
Ehrerbietung und Leutseeligkeit“ an erster Stelle. „Wer sich 
auf Reisen vor anderen was heraus nehmen will, sich klüger, 
geschickter, gelehrter und vornehmer zu sein dÜncket, als seine 
Mit-Passagier, da er es doch nicht ist, noch davor erkant werden 
kan, der bleibe mit seiner unbefugten und ungegründeten 
Praetension immer zu Hause, wo er sich nicht muthwillig, 
vieler Verdriesslichkeit und Gefahr aussetzen will**. „Rede 
wenig!** so lautet die zweite Maxime, „jedoch auch das Wenige 
mit Bedacht“. Man kann sich, meint Neukirch, „durch allzu 
freyen Discours von Personen von Destinction, von Staats- und 
Kriegs-Afifairen und sonderlich von der Religion** die schlimmsten 
Unannehmlichkeiten zuziehen. Dagegen beteilige man sich eifrig 
an „guten Discoursen“, die andere führen; „wer sich in einen 
guten Credit setzen will, der gebe entweder sein Wort dazu, 
wann die andern Passagiere von guten Sachen miteinander 
reden; oder man bringe selbst vernünftige und gute Discourse 
auf die Bahn**. Besonders soll man sich vor dem Ewig-Weiblichen 
„auf Posten, in den Quartieren und allenthalben** in acht 
nehmen: „Siehe dem Frauenzimmer nicht so tieff in die Augen, 
dass dein Hertz nicht gefangen werde, denn ein solcher Magnet 
hält offt lang an einem 0 ;t länger auf, als die gesetze Reise- 
Zeit und die einlauffende Wechsel verstauen wollen**. Als 
Logis wähle man nur ein ,,renommiertes Wirtshaus**, „denn 
bey Beziehung eines liederlichen Wirtshauses verliehret man viel 
von der guten Opinion und Hochachtung**. Der Besuch bei 
ansehnlichen und gelehrten Leuten, das Anschauen merkwürdiger 








DEUTSCHLAND ii D8eoeeeeeoeg»ooocc»ooooeoca Nr. 5 


256 II 

und nützlicher Gegenstände, das Studium in Bibliotheken wird 
empfohlen. Vor allem vergesse man nie „die berühmtesten 
Buchläden*' aufzusuchen, „worinnen man nicht nur die galantesten 
Schriften in allen Künsten und Wissenschaften antrifft, sondern 
auch den Sammel-Platz der gelehrsten Leute, die von diesen 
und jenen gelehrten Sachen Gespräch halten". Des Nachts 
„vagiere nicht auf den Strassen herum, denn aus dem nächt¬ 
lichen Herumschwärmen auf den Gassen, sonderlich in grossen 
volkreichen Städten kann nicht selten grosse Leibes- und Lebens¬ 
gefahr erwachsen". „Reisen kosten Geld", so lässt sich unser 
Weisheitsmann zum Schluss über den auch heute nicht ver¬ 
alteten Kardinalpunkt vernehmen, „wer sich nicht mit guten 
Wechseln versehen kann oder doch bei seinem schönen Ver¬ 
mögen kein guter Haushalter ist, der stelle sein unzeitiges 
Reisen ein". Doch man sei auch nicht zu sparsam. t,Am 
wenigsten muss man das Geld allzu lieb haben und die Gulden 
zwölffmal in den Händen herumkehren und vor Liebe drücken, 
wenn man dafür an Wissenschaften und guten Künsten einen 
mercklichen Zufluss erhalten kann“. Vor Dieben, Betrügern 
und Räubern wird gewarnt: „£s muss ein Passagier alleine 
wissen, dass er Geld habe, nicht aber andere Leute". 

Eine Reise des Kronprinzen nach Deuts ch- 
Ostafrika? Den wiederholt aufgetauchten Gerüchten, dass 
der Kronprinz eine Reise nach Deutsch-Ostafrika unternehmen 
wird, liegt bisher nur die Tatsache zugrunde, dass der Kronprinz 
das Protektorat über die im nächsten Jahr in Daressalem 
geplante Landesausstellung übernommen hat. Ein Plan, diese 
Ausstellung persönlich zu besuchen, ist vom Kronprinzen noch 
nicht gefasst worden. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass 
er die Gelegenheit benutzen könnte, um unsere aussichtsvolle 
afrikanische Kolonie durch eigenen Augenschein kennen zu lernen. 

Durch den Bosporus ist am 12. Juni der Oberleutnant 
zur See Becker von S. M. S. Loreley (deutsches Stationsschiff 
in Konstantinopel) in xzo Minuten zwischen Therapia und Beikos 
geschwommen. Er hatte dabei die sehr starke Strömung im 
Bosporus, die hier von der asiatischen nach der europäischen 
Küste gerichtet ist, zu überwinden. 

Ein kleines Missverständnis. Aus Wien wird 
folgendes amüsante Geschichtchen erzählt: Es ist in der Wiener 
Burg ein alter Brauch, dass sich die Gäste nach Schluss der Hof¬ 
tafel kleine mit feinen Bonbons gefüllte Schachteln mitnehmen 
mit der offiziellen Begründung: als Andenken für die Kinder. 
Gewöhnlich entsteht da um den Tisch, auf dem die Bonbonnieren 
aufgestapelt sind, ein kleines Gedränge, und es bedarf einiger 
Geschicklichkeit, wenn man nicht leer ausgehen will. Unlängst 
passierte es, wie die Fama erzählt, einem Husarengeneral, dass 
er an die SUssigkeiten nicht herankommen konnte. Doch andere, 
denen mehr Glück beschieden war, überliessen ihm grossmütig 
einen Teil ihrer Beute. Der General hielt gerade drei Schachteln 
in der Hand, als Kaiser Franz Joseph, der wie gewöhnlich 
lächelnd dem Gedränge um die Bonbonnieren zusab, auf ihn 
zukam. „Wieviel Kinder haben Sie, Herr General?“ fragte der 
Monarch leutselig. Der General glaubte in seiner Verwirrung, 
dass der Kaiser ihn wegen seiner drei Schachteln interpelliere, 
und antwortete stotternd: „Drei, Majestät. Von Exzellenz Berch- 
thold eins, von Exzellenz Krobatin eins und von Graf Paar 
eins." Der Kaiser sah den General erstaunt an, ging kopf¬ 
schüttelnd weiter und murmelte nur: „Schöne Sachen sind das." 

Eine Statistik der unbemittelte n Bräute. Nicht 
mehr die reichen Mädchen, sondern die arbeitenden Frauen 
haben scheinbar die besten Heiratsaussichten. Interessant ist 
eine Statistik der Unbemittelten, die jüngst aufgestellt wurde. 
Die kaufmännischen Angestellten, die Schreibmaschinistinnen, 
die Korrespondentinnen, die Handlungsgehilfinnen und Ver¬ 
käuferinnen gehören scheinbar zu denjenigen Heiratskandidatinnen, 
die sehr gute Eheaussichten aufweisen können. So behauptet 
die Statistik, dass auf 1000 Handlungsgehilflnnen, die ohne 
Eheaussichten ihren Beruf ergriffen, die weder verlobt noch 
versprochen waren, 600 Bräute im vergangenen Jahre gezählt 
wurden. Sofort hinter den kaufmännischen Angestellten kommen 
die Hausbeamtinnen, die Wirtschafterinnen, die Stützen, die Dienst¬ 
mädchen, die Köchinnen. Bei ihnen scheint die Ehe gewisser- 
massen der Abschluss ihrer Tätigkeit zu sein, denn die Statistik 
rechnet den Durchschnitt der „guten Partie" in diesem Stande 
folgendermassen aus: Es kamen auf 600 Hausbeamtinnen 490 
Mädchen, die vor der Vollendung des 30. Lebensjahres den Ehe¬ 
bund eingingen. Die Zahl steht also denen der Handlungs¬ 
gehilflnnen nicht nach. Und die Mädchen des sogen, dienenden 
Standes heiraten durchaus nicht immer in ihren Verhältnissen. Im 
Gegenteil, man konnte beobachten, dass sie sehr häufig durch den 
Ehebund in eine höhere soziale Schicht kamen. Ebenso er¬ 
klimmen die Schauspielerinnen, die Künstlerinnen der Bühne und 
des Varietös durch ihre Heiraten einen Rang, der in keinem Ver¬ 
hältnis zu ihrer ursprünglichen gesellschaftlichen Stellung steht. 


„Bräune dich zu Hause!" Es wird den Leuten, die de* 
„Renommees** halber ihren guten Freunden und Bekannten eine 
weite Sommerreise glauben vorspiegeln zu müssen, immer leichter 
gemacht. Man hat für sie nicht nur die Möglichkeit geschaffen, 
ihre Koffer mit so viel Hotelmarken zu bekleben, dass es aus¬ 
sieht, als kämen sie von einer Reise um die Welt, sondern 
man hat jetzt sogar ein Mittel gefunden, das ihnen erlaubt, den 
schönen gebräunten Teint, der auf wundervolle Ferienerlebnisse 
schliessen lässt, zu Hause zu erwerben. „Bräune dich zu 
Hause 1 * lautet die neueste Parole. „Das neue Schnellbräunungs¬ 
mittel (gänzlich unschädlich!) erzeugt im Handumdrehen einen 
gebräunten Teint, wie man ihn • sonst nur durch mehr¬ 
wöchigen Aufenthalt an der See erwirbt." Dadurch eröffnen sich 
ungeahnte Aussichten. Man teilt seinen guten Freunden mit, 
dass man sich auf sechs Wochen ans Mittelmeer begeben werde. 
Man bleibt dann höchst vergnügt daheim, freut sich, dass die 
guten Bekannten alle fort sind, und verschafft sich die nötige 
„Ferienbräune", den unerlässlichen Beweis dafür, dass man die 
angebliche grosse Reise wirklich gemacht hat, auf bequemste 
Weise mit Hilfe des „wunderbar wirkenden Schnellbräunungs¬ 
mittels". Während die Freunde, deren Portemonnaie nur für 
ein billiges Nord- oder Ostseebad reicht, doit neidisch dessen 
gedenken, der tief unten unter afrikanischem Himmel und unter 
Palmen wandelt, liegt man zu Hause auf dem eigenen Sofa und 
verschafft sich seinen „echten braunen Teint" auf bequemere 
Weise. Das neue Mittel ist ein würdiges Gegenstück zu den 
mancherlei Erleichterungen, die für die Talmileute unserer Zeit 
gefunden worden sind. Es gehört dicht neben die künstliche 
Erzeugung von Schmissen und andere traurige Zeichen dieser 
Zeit. Dass die Unternehmer in solchen Fällen richtig zu 
rechnen pflegen, daran ist wohl nicht zu zweifeln. Ein Bureau, 
das auf Wunsch vom angeblichen Absender selbstunterzeichnete 
Ansichtskarten aus allen Teilen der Welt verschickt, soll glänzend 
florieren. — Im übrigen wissen wir ein noch besseres Mittel, 
das zudem unter allen Umständen und bei allen Menschen 
wirkt: eine Fusswanderung, bei der man sich die Sonne 
ordentlich auf den Pelz scheinen lasst. Das Mittel soll ausser¬ 
dem noch billiger und — gesunder sein. 

Eine alte römische Speisekarte. Die unter der 
Leitung von Professor Ritterlinge (Frankfurt am Main) in dem 
frührömischen Lager bei Hofheim im Taunus gemachten 
Ausgrabungen haben uns einen Blick in die Lebensweise der 
Römer tun lassen, die dort in den ersten Jahren unserer Zeit¬ 
rechnung hausten. Zwar war es keine „M enukarte", die auf 
einen Ziegelstein eingebran nt war, sondern allerlei Ueberbleibsel, 
die wertvolle Aufschlüsse gaben. So fand man Stücke von 
Handmühlen, grössere Teile von Bodensteinen und Laufsteinen 
von Getreidemühlen, grosse Mengen angekohlten Weizens und 
verkohlte Hülsenfrüchte, die sich bei der Untersuchung als Erbsen 
herausstellten. All diese Dinge deuten darauf hin, dass in dem 
weit vorgeschobenen Kastell ein ziemlich starker Verbrauch an 
Getreiden und Hülsenfrüchten war. Mannigfaltiger als Getreide 
und Hülsenfrüchte waren die Ueberbleibsel, die einen Schluss 
auf den Genuss des Fleisches ermöglichen. Da ergibt sich nun 
das Merkwürdige, dass der grösste Teil der verzehrten Tiere 
nicht Haustiere waren, sondern Tiere des Waldes. Knochen 
von Rindern und Schweinen fanden sich wohl auch vor, aber 
die Mehrzahl war von auf der Jagd erlegten Tieren. In den 
Ablagerungsstätten oder Senklöchern entdeckte man auch Pferde¬ 
knochen, so dass auch die römische Besatzung nach Landes¬ 
brauch Pferdefleisch genossen haben dürfte. Unter den Haus¬ 
tieren fehlte auch die Ziege nicht, während Hundeknochen nur 
ganz spärlich vertreten sind, was darauf schliessen lässt, dass 
nur hier und da ein verendeter Hund in die Senklöcher geworfen 
wurde, die von Zeit zu Zeit zugeschüttet wurden. Von den 
jagdbaren Tieren waren besonders stark Hirsche und Rehe 
vertreten. Eine grosse Zahl von starken Eberzähnen weisen 
auf das häufige Vorkommen von Wildschweinen in den Taunus¬ 
bergen hin. Auffällig ist die Auffindung von vielen Teilen von 
Auerochsen (urus). Die Hornzapfen des Tieres wurden in 
vielen Dutzenden gefunden, so dass der Nachweis erbracht ist, 
dass die Auerochsen in diesem Zeitalter in den Schluchten und 
Wäldern noch sehr zahlreich vertreten waren. Die Verfolgung 
durch die Römer wird auch die Veranlassung gewesen sein, 
dass sich die Auerochsen aus dem Taunus in das freie Germanien 
zurückzogen. Vereinzelt fand man auch die angebrannten 
Knochen von Bären. Ueberreste von Hühnern, Hasen und Gänsen 
fand man hauptsächlich in der Nähe des Hauses des Komman¬ 
danten und der Offizierswohnhäuser. Auch Muscheln und 
Austernschalen fand man in den Senklöchern des Kommandanten¬ 
hauses. Die Untersuchung ergab, dass die Austern der Nordsee 
entstammten, ln der Nähe der Mannschaftswohnhäuser fand 
man dagegen zahlreiche Ueberreste von Fischreihern und Eier¬ 
schalen in grosser Menge. 





Nr. 5 





Diebessicherheit in 0-Zügen. 

Die Handelskammer in Dessau hat bekanntlich dem 
Deutschen Handelstag den Wunsch zur Befürwortung vorge¬ 
tragen, dass in jedem D>Zuge ein besonderer Raum für die 
diebessichere Aufbewahrung von Handgepäck 
hergerichtet werden möge. Aus dem Anträge ^eht hervor, dass 
dabei nicht nur an besonders wertvolles Handgepäck, wie 
Kostbarkeiten und dergleichen, gedacht ist, sondern auch an 
Gebrauchsgegenstände aller Art, wie Mäntel, Pelze, Stöcke, 
Schirme, Handtaschen usw. Die Aufsicht über die Aufbewah¬ 
rungsstelle soll die Dienstfrau oder der Wagenwärter des Zuges 
nebenbei gegen eine der Eisenbahn Verwaltung zufliessende Auf¬ 
bewahrungsgebühr Übernehmen. Hierzu wi’-d der „Frankf. Ztg.“ 
von einer mit den . praktischen Erfordernissen des Eisenbahn¬ 
verkehrs vertrauten Seite geschrieben: Der Antrag entspringt 
der zweifellos richtigen Empfindung, dass alles, was möglich 
ist, geschehen muss, um den in neuester Zeit auch in Deutsch¬ 
land leider ziemlich häufig vorkommenden Diebstählen in 
D-ZUgen vorzubeugen. Er hat daher auch in der Oeffentlichkeit 
eine freundliche Aufnahme gefunden. Es sind auch Stimmen 
laut geworden, die es als verwunderlich bezeichneten, dass 
unsere Eisenbahn Verwaltungen nicht schon längst auf diesen 
naheliegenden Gedanken gekommen wären. Diese Kritiken 
vergessen offenbar die Schwierigkeiten, die der Erfüllung des 
Dessauer Wunsches entgegenstehen. Zunächst bedenken sie 
nicht, dass unsere D-Züge fast durchweg aus Kurswagen bestehen 
und dass infolgedessen ihre Zusammensetzung auf den Knoten¬ 
stationen einem fortgesetzten Wechsel unterworfen ist. Man 
würde daher in der Praxis kaum mit einer einzigen Aufbewah¬ 
rungsstelle im Zuge auskommen. Es sei denn, dass man die 
Reisenden abzweigender Kurswagen Gefahr laufen lassen will, 
bei ungenauer Kenntnis des Wagenlaufs sich von ihrem Hand- 
päck zu trennen. Wäre aber wirklich bloss eine Stelle not¬ 
wendig, wo soll diese denn eingerichtet werden? Vorn im 
Packwagen oder an der einen Seite des mitten im Zuge laufenden 
Speisewagens? Und wie gross müsste die Aufbewahrungsstelle 
sein? Soll sie Handgepäck aller Art aufnehmen, müsste sie 
jedenfalls recht geräumig ausfallen, auch müssten, da Gepäck¬ 
träger im Zuge nicht verfügbar sind, die Stücke von den 
Reisenden selbst auf nicht unerhebliche Entfernungen und zum 
Teil durch den Speisewagen hindurch an den Augen minder 
ängstlicher Gemüter vor übergetragen werden. Glauben die 
Antragsteller wirklich unter diesen Umständen an die Möglichkeit 
einer solchen Einrichtung? Kommt man aber zu dem Schlüsse, 
dass die Aufbewahrungsstelle nur für kleine Gegenstände von 
besonderem Werte einzurichten ist, so kann man den Eisenbahn¬ 
verwaltungen nicht wohl zumuten, gegen eine geringe Gebühr 
die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass diese Gegenstände 
der Dienstfrau oder dem Wagenwärter während ihrer Gänge 
durch den Zug nicht entwendet werden. Eine solche Ansamm¬ 
lung von Wertsachen bedürfte besonderer Bewachung. In Er¬ 
manglung einer solchen würde man lediglich den Eisenbahn¬ 
dieben die Ausübung ihres Handwerks erleichtern. Unseres 
Wissens ist bislang bloss in Russland einmal der Versuch 
gemacht worden, richtige „Safes** zur Aufbewahrung von Kost¬ 
barkeiten in den Speisewagen der Internationalen Schlafwagen¬ 
gesellschaft einzurichten. Sie sind aber fast gar nicht benutzt 
worden, weil es die Reisenden meist vorzogen, ihre Wertsachen, 
wenn sie sie doch einmal mitnahmen, unter eigener Obhut zu 
behalten. Die ,,Safes** sind daher bald wieder aufgegeben 
worden. Es ist also sehr zweifelhaft, ob die Handelskammer 
in Dessau mit ihrem Anträge den „Stein des Weisen** gefunden 
hat. Uns will vielmehr scheinen, als ob die Eisenbahnver¬ 
waltungen recht hätten, die sicherlich den gleichen Gedanken 
schon vielfach erwogen, aber immer wieder Abstand davon 
genommen haben, ihm näherzutreten. Und dann noch eins! 
Wenn die oft gehörten Ermahnungen, beim Verlassen des 
Abteils Wertsachen an sich zu nehmen, vom reisenden Publikum 
immer beachtet würden, wäre die Zahl der Eisenbahndiebe und 
damit auch die Zahl der Diebstahlsfälle sicherlich viel geringer! 
Man darf nicht vergessen, dass das Gewerbe eines Eisenbahn¬ 
diebes ein ziemlich Mass an Selbstkosten, insbesondere für 
Fahrgeld, erfordert. Schirme, Mäntel usw. lassen sich weit 
billiger in Gasthöfen, Theatern, Wirtschaften usw. entwenden. 
Das Gewerbe eines Eisenbahndiebes würde ziemlich unrentabel 
sein, wenn ihm nicht die Sorglosigkeit mancher Reisenden 
immer wieder zustatten käme. Darum klinge diese jetzt zu 
Beginn der Reisezeit besonders zeitgemässe Betrachtung in der 
Mahnung an alle Reisenden aus, Wertsachen nicht unbeaufsichtigt 


im Abteil zurückzulassen, denn wenn auch die Schaffner angehalten 
sind, aufzupassen, und die meisten von ihnen sicherlich auch 
das Bestreben haben, dies zu tun, ihre Augen können nicht 
Überall sein, und für übergrosse Sorglosigkeit ist schliesslich 
mit Recht nur der Bestohlene selbst verantwortlich zu machen! 

Preisausschreiben zur Behebung des Wagen¬ 
mangels. Um die zweckmässigsten Massnahmen zur Be¬ 
schleunigung des Wagenumlaufs zu ermitteln und so dem 
Wagemangel abzuhelfen, hat der Verein für Eisenbahnkunde 
in Berlin drei Preisausschreiben erlassen. Zu diesem Zwecke 
sind 16000 Mk. ausgesetzt, die je zur Hälfte aus den Kreisen 
der Bergwerksindustrie und von dem Eisenbahnminister zur 
Verfügung gestellt wurden. Der Inhalt der Preisausschreiben 
ist folgender: Aufgabe i: Unter welchen Umständen bieten 
Selbstentladewagen für Seiten- oder Bodenentleerung bei der 
Beförderung von Massengütern, wie Kohle, Koks und Erz, 
Vorteile zugunsten der Verkehrstreibenden und der Eisenbahn¬ 
verwaltung gegenüber den offenen Normalwagen des Deutschen 
StaatsbahnwagenVerbandes? — i. Preis 3500 Mk., 2. Preis 
1000 Mk. Aufgabe a: Lassen sich Vorteile für die Verkehrs¬ 
treibenden und die Eisenbahnverwaltung davon erwarten, dass 
das Auskippen der Güterwagen in den Häfen durch den Selbst- 
entladebetrieb unter Verwendung von Selbstladewagen für 
Seiten- oder Bodenentleerung ersetzt wird? — i. Preis 2500 Mk., 
2. Preis 1000 Mk. Aufgabe 3: Inwieweit gestatten Verkehr und 
Handel, dass die Versender Ladungen in ganzen Zügen oder 
in grösseren Wagengruppen gleichzeitig für dasselbe Ziel auf¬ 
liefern? In welchem Umfange kann dadurch der Eisenbahn¬ 
betrieb unter Verminderung der Kosten für das Abfertigen und 
Verschieben der Wagen und unter Verbesserung der Ausnutzung 
der Betriebsmittel vereinfacht werden? Was kann die Eisenbahn¬ 
verwaltung tun, um die Versender zur Ansammlung von 
Ladungen zu bestimmen? — i. Preis 6000 Mk., 2. Preis 2000 Mk. 

Eine neue Verbindung zwischen Dresden und 
der Schweiz. In den Verbindungen von der Schweiz und 
Lindau her über München—Hof nach Dresden ist mit Ein¬ 
führung des Sommerfahrplanes eine nennenswerte Verbesserung 
eingetreten, durch die u. a. gegen früher die Fahrtdauer von 
Genf nach Dresden um mehr als 3 Stunden verkürzt wird. 
Der abends ix.20 (früher ii 10) in München abgehende und über 
Regensburg—Hof vormittags 8.35 in Dresden Hbf. ankommende 
D-Schnellzug hat nämlich im Sommerfahrplane einen neuen 
Anschluss von Lindau her (und durch diesen von der Schweiz) 
erhalten. Während man früher schon abends 6.06 Lindau ver¬ 
lassen musste und 9.55 in München eintraf, braucht man jetzt 
erst abends 7.38 in Lindau abzufahren, findet in Immenstadt 
(Abfahrt 8.55) günstigen Anschluss von Oberstdorf (Abfahrt 
abends 7.47) und trifft 11.05 in München ein. 

Wanderungen und Rundreisen im Anschluss an die 
badischen Feriensonderzüge nach Basel, Schaffhausen 
und Konstanz (Bodensee). Für die badischen Ferien¬ 
sonderzüge von Berlin am 4. und 15. Juli, von Leipzig am 
15. Juli, von Hamburg am 9. Juli, von Bremen am 12. Juli, 
am 5. August von Dortmund, Essen, Düsseldorf, Hagen, Krefeld, 
Köln werden auch in diesem Jahre wahlweise nach mehreren 
Endstationen gültige Fahrkarten zu ermässigten Preisen aus¬ 
gegeben, die den Zweck haben, die Ausführung von Wande¬ 
rungen und Rundreisen im Schwarzwald und in der Schweiz 
zu erleichtern. Mit Fahrkarten nach Freiburg kann die Rückreise 
z. B. ab Triberg über die Schwarzwaldbahn angetreten werden. 
Fahrkarten nach Basel berechtigen zur Rückfahrt ab Schaf!- 
hausen oder Konstanz (Bodensee). Eine Zusammenstellung 
von praktischen Vorschlägen für Wanderungen und Rundreisen 
im Anschluss an die badischen Feriensonderzüge ist nebst 
Fahrplänen der SonderzUge kostenlos durch das Internationale 
öffentliche Verkchrsbureau, Abteilung Baden, Berlin W 8, Unter 
den Linden 14, erhältlich. 

Verkauf von „Re dam heften** durch Bahnhofs¬ 
automaten. Nach einem Erlass des preussischen Eisenbahn¬ 
ministers vom 7. April findet sich gegen die Zulassung des 
automatischen Verkaufs von Reclamhetten auf allen grösseren 
Bahnhöfen mit Buchhandlung insoweit nichts zu erinnern, als 
die örtlichen Verhältnisse die Aufstellung eines oder mehrerer 
Buchautomaten auf den einzelnen Bahnhöfen zulassen und 
eine Verständigung der Firma Philipp Reclain jun. in Leipzig 
mit den betreffenden Pächtern des Buchhandels zustande 
kommt. Ein Monopol soll hierdurch der Firma Reclam nicht 
eingeräumt werden, vielmehr soll auch andern Verlegern auf 
Antrag die gleiche Vergünstigung zuteil werden, sofern es sich um 
den Vertrieb guter und billiger Bücher handelt. (Hoffentlich auch 
für den Verkauf von Führern der Verkehrs-Vereine. DieRed.) 

Sonntagskarten werden seit dem i. Juni in Düsseldorf 
nach Aprath ausgegeben. 





258 1IS£^^^868^0^^889^^9^^1 DEUTSCHLAND 



Eine Luftschiffbauwerft in Koburg. Eine Finanz- 
gruppe beabsichtigt, unter der Schirmherrschaft des Herzogs 
von Sachsen-Koburg-Gotha in Koburg eine Luftschiffbau werft 
zu errichten, um ein von Direktor Unger in Hannover erfundenes 
Luftschiff zu erbauen. Es handelt sich um ein Stahlluftschiff. 
Die Gesamtlänge des Luftschiffs beträgt aoo Meter; es hat 
30 000 Kubikmeter Gas bei einer Tragfähigkeit von 50 Fahr¬ 
gästen unter Abrechnung der ganzen Bemannung und sämt¬ 
licher Betriebsmaterialien. Die Ballonettanordnung ist dergestalt, 
dass keine Kugelballonette, sondern Schlauchballonette ange¬ 
ordnet sind. Dadurch soll bei Bestrahlung der obern Ballonette 
das leichtere Gas automatisch in die untern kühlen Ballonette 
Überströmen, wodurch der Gasverlust eingedämpft wird. 
Steuerungsflächen sind an dem Luftschiff nicht zu sehen, sondern 
nur zwei starre horizontale und eine vertikale Stabilisierungs¬ 
fläche. Die Steuerung des Luftschiffes erfolgt allein durch die 
Einstellbarkeit der vier Seitenschrauben und der Heckschraube. 
Das sämtliche Baumaterial ist bereits durch die Firmen Mannes- 
mann-Röhrenwerke, Rheinische Metallwarenfabrik, Aktiengesell¬ 
schaft Metzler, Fahrzeugfabrik Eisenach zur Verfügung gestellt. 
Die statische und Gewichtsberechnung, die ein Mindergewicht 
von 30 V. H. gegenüber dem Aluminium ergeben hat, wurde 
von Professor Dr. Leist von der Technischen Hochschule zu 
Charlottenburg begutachtet. 

Der Flieger GrahamWright ist am 26. Juni mit seinem 
Wasserflugzeug von Paris nach Putney, dem bekannten Londoner 
Sportplatz an der Themse, geflogen. Es ist dies der längste 
Flug, den bisher ein Wasserflugzeug ausgefUhrt hat. Der 
Flieger kam auch die Themse herunter und fuhr auf dem Fluss 
durch London. 



Die neue Krefslder Rennbahn, die in landschaft¬ 
lich herrlicher Lage auf einer grossen Waldlichtung, Verberg, 
entstanden ist, darf wohl eine der schönsten Bahnen der Neu¬ 
zeit genannt werden. In erster Linie fallen die architektonisch 
feinen massiven Tribünen auf, besonders die erste Tribüne. 
Nach rückwärts zu trägt sie eine Veranda, von der man den 
„Toto*' beobachten kann. Die ganze Anlage der muster¬ 
gültigen Rennbahn ist umrahmt von einem schönen Wald¬ 
gebilde. Der Umfang der Flachbahn beträgt, i Meter von den 
Innenkanten gemessen, 1800 Meter. Sie hat überall schöne 
Galoppierstrecken und vorzügliche Kurven. Beide Kurven sind 
überhöht und so gross, dass sie in voller Geschwindigkeit 
zUrückgelegt werden können. Am ii. Juni fanden die ersten 
Rennen auf der neuen Bahn statt. 

Ein Husarenstreich. Leutnant v. Egan-Krieger 
vom I. Leibhusaren - Regiment in Berlin bewies am Sonntag, 
15. Juni, eine in ihrer Eigenart bisher unerreichte sportliche 
Glanzleistung. Er legte am Morgen den Weg von Berlin 


nach Magdeburg durch die Luft in einer von einem Offizierflieger 
gesteuerten Rumplertaube zurück, ritt daselbst auf der Herrenkrag- 
bahn im ersten Rennen den Jaspis zum Siege, Hess sich dann 
mit demselben Flugzeug wieder nach Berlin bringen, und zwar 
gleich nach der Grunewaldbahn, wo er in schönem Gleitfluge 
neben dem Stadion landete. Unmittelbar hierauf begab er 
sich im Laufschritt zur Wage und wurde dann als Reiter des 
eigenen Steeplers “Der Dragoner“ für den Preis von Leipzig, die 
fünfte Nummer des Programms, ausgewogen. Er gewann, durch¬ 
weg führend vor Goahead, Hallack und Corbais, nach scharfem 
Endgefecht gegen letzteren auch dieses Rennen. Leutnant 
V. Egan-Krieger traf im Grunewald erst nach Schluss der Wage 
für den Preis von Leipzig ein, als das Feld bereits das Geläuf 
betrat und sein Regimentskamerad, Leutnant Freiherr v. Bottlen- 
berg, als Reiter für „Der Dragoner“ bereits ausgewogen war. 
Ausnahmsweise öffnete der Rennvorstand, zwar entgegen den 
Bestimmungen, aber im Einverständnis mit allen Mitbewerbern, 
nochmals die Wage und ermöglichte so ein glänzendes Gelingen 
dieser aussergewöhnlichen Leistung, für deren Durchführung 
grosser Beifall den tüchtigen Herrenreiter lohnte. 

29. Juni bis 17. Juli: In Düsseldorf Festspiele des Rheinischen 
Goethe-Vereins im Stadttheater. 

2.—4. Juli: In Münster loojähriges Jubiläum des Inf.-Reg. 

Herwarth von Bittenfeld Nr. 13. 

Ab 3. Juli: In Bonn Internationales Tennis-Turnier. 

4. Juli: In Heidelberg Blumenboot-Korso. 

4. -7. Juli: ln B o n n 5ojähriges Jubelfest der Feuerwehr mit 

reichhaltigem Programm. 

5. und 6. Juli: In Magdeburg Kreischwimmfest des Kreises 111 

(Mitteldeutschland). 

5.—7. Juli: In Mannheim Deutschlandfahrt der „American 
Society of Mechanical Engineers“. 

5.—8. Juli: In Stuttgart Sommerfest und Sommerschiessen 
im Schützenhaus. 

5.— 8. Juli: In Ludwigshafen Parkfest, hervorragendes 
pfälzisches Volksfest. 

5. — JO. Juli: In Neuwied 27. Rheinisches Bundesschiessen. 

6. Juli: In Mannheim Oberrheinische Regatta. 

6. Juli: In Schwelm Pferderennen, 

6. Juli: In Barmen Radrennen. 

6.—9. Juli: In Travemünde Wettfahrten des Lübecker 
und Norddeutschen Regatta-Vereins, anschliessend an die 
Kieler Woche. 

6., 9., II., 13., 16. und 19. Juli, nachmittags 5 Uhr: In Nassau 
a. d. Lahn Ems-Nassauer Stein-Festspiele. 

6.—13. Juli: In Zoppot (Ostseebad) Sportwoche mit ^lusserst 
reichhaltigem Programm. 

6.—13. Juli: In Mainz Verbandsschiessen des Mittelrheinischen 
und Pfälzischen SchUtzenbundes; 29. Juni bis 5. Juli ebenda 
Vorwoche zu dem Verbandsschiessen. 

6. u. 27. Juli: In Halle a. S. Pferderennen. 

9. und 13. Juli: In Mülheim a. d. Ruhr (Solbad Raffelberg) 

Pferderennen. 

10. Juli: ln Warnemünde Regatta des Grossherzoglich 

Mecklenburgischen Jachtklubs. 

IO. —13. Juli: In Augsburg Allgemeines Tennis-Turnier. 

IO.— 17. Juli: In Kiel Flugwoche. 

12.—14. Juli: ln Godesberg Nationaler Gesang Wettstreit um 
wertvolle Preise, 

12.—14. Juli: In Augsburg Schwäbisch-Bayrisches Sänger¬ 
bundesfest. 
















a.^X4- Jali: In Bonn Rheinisch-Historische Festspiele mit 
zooo Mitwirkenden in historischen Kostümen. 

X3. Jnli; In Magdeburg Pferderennen (See-Jagd-Rennen). 

17.—z8. Juli: In Kiel Zusammenkunft der Hessischen Landes¬ 
gruppe des Deutschen Flottenvereins Mainz. 

ao.—ai. Juli; In Augsburg 6. Lechgaufest der bayr. Gebirgs- 
trachten-Erhaltungsvereine. 

ao. u. as. Juli, sowie 14. September: In Krefeld Pferderennen. 

ao.—aj. Juli; In Hildesheim Volksfest mit historischem 
Festzug. 

as- Juli bis Mitte August; In Baden-Baden Tennis-Turniere 
zwischen erstklassigen Spielern. 

* 7 »» 30. Juli, 3. August; In Neuss a. Rh. Pferderennen. 

30, Juli bis i6. September; In München Festvorstellungen im 
Königl. Prinzregententheater und im Residenztheater. 

3. August: In Barmen Pferderennen. 

3.—10. August: In Dresden Vogelwiese. 

g. —XI. August: In Marburg loojährige Jubiläumsfeier des 
Kurhessischen Jägerbataillons Nr. ii. 

10. August: In Stuttgart Militärische Erkundigungsfahrt für 
Motorräder (Allgem. Deutscher Automobilklub Gau XII 
Württemberg und Hohenzollern). 

15. August: In Magdeburg Pferderennen (Kronprinzenpreis). 

17, August: In Magdeburg Kronprinzenpreis und Autostern¬ 
fahrt des Automobilklubs nach dem Rennplatz. 

xy,—xg. August: In Trier Feier des loojährigen Bestehens des 
Infanterie-Regiments Nr. ag. 

aa.—31. August: In Baden-Baden Grosse internationale 
Pferderennen, verbunden mit Blumenkorso und zahlreichen 
andern gesellschaftlichen Veranstaltungen grossen Stils. 

4. u. 31. August: In Dresden Pferderennen. 


Kongresse u. Versammlungen 


Die Verkehrs-Vereine und Verwaltungen bitten wir um rechtzeitige 
Angabe der jeweilig stattfindenden grösseren Veranstaltungen. Die Itcd. 


Die zweite gemeinsame Tagung für Denkmal¬ 
pflege uxxd Heimatschutz findet vom 24. bis 28. September 
unter dem Protektorate des Königs von Sachsen in Dresden 
statt. Aus dem reichhaltigen Programm sind besonders be¬ 
achtenswert die Vortragsthemen: „Kunsthandel und Denkmal¬ 
pflege“, Referent; Geh. Hofrat Professor Dr. Cornelius Gurlitt 
(Dresden); Korreferent; Museumsdirektor Dr.Koetschau (Berlin); 
„Industriebauten und Heimatschutz'S Referent; Professor Dr. 
Bestelmeyer (Dresden); „Der Wasserbau in seinen Beziehungen 


zur Denkmalpflege und zum Heimatschutz“, Referent; Stadt 
baurat Schaumann (Frankfurt a. M.); Korreferent: Oberregierungs 
rat Cassimir (München); „Die Verunreinigung unserer deutschen 
Gewässer und ihre Verhütung“, Referent: Dr. med. Bonne 
(Klein-Flottbeck). 

2.—4. Juli: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Buch¬ 
händler-Innung. 

3*—5- Juli; In Elberfeld Tagung des Deutschen Aerztetages. 
4.-5. Juli (voraussichtlich): In Düsseldorf Tagung des 
Verbandes Rheinisch-Westfälischer Landgemeinden. 

4.-6. Juli; In Paderborn Westfälischer Städtetag. 

6. Juli; In Düsseldorf Verbandsfest der evangel. Gesellen- 
Vereine Rheinlands und Westfalens. 

13. Juli; In Rottweil Verbandstag der Württembergischen 
Gemeindeunterbeamten. 

19. —22. Juli: In Breslau Haupt-Versammlung des Verbandes 

Deutscher Handlungsgehilfen (Sitz Leipzig). 

20. -22. Juli; In Dortmund Schneider-Verbandstag von Rhein¬ 

land , Westfalen und Hessen-Nassau, verbunden mit 
Lehrlingsausstellung. 

21. —25. Juli: In Halle a. S. Verbandstag des Verbandes der 

deutschen Barbier-, Friseur- und Perückenmacher-Innungen. 
23.—26. Juli: In Brüssel Erster Internationaler Jugendschutz¬ 
kongress. 

28. Juli bis 2. August: In Köln 2. Fortbildungskursus der 
Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung. 

Im August; In Posen 54. Genossenschaftstag des Allgem. 
Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen 
Erwerbs- und Wirtschafisgenossenschaften. 

Im August: In K assel Tagung des Verbandes der Rechts¬ 
anwalt- und Notarbeamten. 

Im August: Tn Thorn Verbandstag der ostdeutschen Bürger¬ 
vereine. 

2. August: In Köln Tagung der Solar-Union. 

2.-4. August: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Buch¬ 
binder-Innungen. 

2. —4. August; In Münster Rheinisch-Westfälischer Steno¬ 

graphentag (System Stolze-Schrey). 

3. —8. August; In N ür nbe r gDeutscher Anthropologen-Kongress 

4. —6. August: In Aachen Generalversammlung der Deutschen 

Dendrologischen Gesellschaft. 

8. —II. August; In Halle a. S. Kongress der Handwerks- und 
Gewerbekammern Deutschlands. 

8.-12. August: In Meiningen 28. Kongress der Allgemeinen 
Radfahrer-Union. 

II.—12. August; In Nürnberg Verbandstag der deutschen 
Bürsten- und Pinselfabrikanten. 


Disconto • Gesellschaft 

BERLIN — BREMEN — ESSEN — FRANKFURT a. M. — LONDON 

MAINZ — SAARBRÜCKEN 

COSTRIN - FRANKFURT a.O. - HÖCHST a.M. - HOMBURG v.d.H. - OFFENBACHa.M.- POTSDAM-WIESBADEN 
Kommandit-Kapital JC 200 000 000 Reserven jfC 81300 000 

Wir bringen zur Bequemlichketf des reisenden Publikums 

Welt» Kreditbriefe 

zur Ausgabe, die ohne vorheriges Avis bei unseren Korrespondenten 

in allen für den Handels- und Vergnügungs-Reiseverkehr 
zahlbar sind Betracht kommenden Plätzen des In- und Auslandes 

Die unseren Welt-Kreditbriefen beigegebene, auf das sorgfältigste zusammengestellte Korrespondenten-Liste 
enthält die Adressen von mehr als 2000 unserer Geschäftsfreunde, bei denen den Inhabern unserer Welt-Kreditbriefe 
jederzeit entgegenkommendste Aufnahme gesichert ist. 

Unsere Welt-Kreditbriefe gelangen zum Verkauf in unseren Niederlassungen sowie 

in HAMBURG bei der 

Norddeutschen Bank in Hamburg. 

Direction der Disconto-Qesellschaft. 








a6O @B!®psa9^sseae08sSÄ^^ö0aäs^i DEUTSCHLAND isseseeeajeeeeeeeeeeGeeiaeee® 


in Verbin4üng mii dem KutiEtvereia Rbemland un^ Wcai'* 
fiiieh. Als Raum für dU Äussf^pUiing: ist ein leetfatcitcad^ 
Bunkgiebäude gewonnen 'worden» da:i äIcU hfitTiUiMgaoi vorrüg-Ucfa, 
eitnei, Diie ijinietn^n Kaume üind mit w^ftVollcn T*cppicb<fn 
u D d Au t3EU utigsmö bei n a.u?gesc h tti u cIe t. Das Pr o tckto ra^ li bar 
d ie Aü 5 5 f el I u ng habe n die Herren Ober bUxgerm ei^t er Geheimer 
Regierungsrat tfChr und d*t PrS&ident der HandelskÄmtnar 
Geheimer Kornttieraierirat Weber ÜbertiDmmen- Die E^rÖ^aungs- 
rede hiel]l der Vöi^it^ehde des AuE^tellüpg^u&schuaseaT Herr 
Amisncbfer Dr, Siebei, führte folgendes ausr Nähe 
ÜÜssreldEorfa war bisfier für die Sebaffang einer eigeneiu GdSsÄlde-r 
galerie in Duift^burg sehr hindtrlicK Glhithwohl waUleri wir “ 
wenn snuch beseb^denerQ Rahmen teigem dass die nteder- 
fheinisebö X^*nst Unserer Nachbafstadi Dössetd^^rf auch hier 
eine Heiiüstatte lu finden in der L,age ist; ferner wollifta, wir 
reigen/4^&^ HUch demjenigctit det nkht so glÜckUch ist, wefWolle 
Kiin^tschiijii sein eigen xM nennenj. doch etmüglichi werden 
kauTt,. €4i:h ihnen zu erfeeueh. wenn man sie öffentifch in 
ge^igue^er W zur Schau hreügt und durch volkstümliche 
Eifttfittspreise eine Kunstausstellung weiten KTeiseh, xuiiia! 
auch uh^er^ Jugend, augStiglich ina.chl»> Di«! Ausstelltiiig hat 
ierf ihrer Eröffnung einen grossen Be^ineb ÄUfjuweiaen, Die 
Stadt Oaisburg h^t ihr InieteShSe an det Ansstellung dadurch 
kund getan; dass säe bcrettwaiigaii auf eine Eingabe hm 
4000 Wik. Z^uichuBS ge wahne. Ueber dieAuaisteUun^seibit sei km^ 
föTgendeÄ bemerkn Neben Gemälden ftndet sich eine etait» 
ii^hb Anzahl RadierunglJn* so von Clärent?ach^Vorfrühling, Schnhfi 
Und Hoch von Otto ,,Ap fei bäume im Frühling*' üsw.; 

von LiEsgeg'jtig „Heimkehr'*. Von deh Gemälden sind HnchoUii 
.»Rüraasipre und die ,vAtiatolis4£te Äigeu^krin** 

^v. ttwähh^n.. stark ,^usgejJrä|jSe eige^ 

w«is?V juDg:heiim 4hf* io seinem j,Bftrgriibkeh'GehÜß," 

uti d' im ,,V ocfVöhTlim gertal''. Sehr Au^alienw die 
Ar b eit&b V 6 n Clareh bh d; h* H an n a, von Wjlte tfhd. Ötlö^ 

Es Würde^ jfu wt fuhrttti: äo dl&aer Stehe elneh ausfiihrUchen 
Beriabt über die A'äi,s^t^Hhng:- zu geben, doch ieigt die*« iurae 
Auszug, dass der Verkehrs* Verein actn Eefites. g^etan bat* Solite 
sein Voigehen dam beigeuagen bÄbtc, dass wV «ii^eja ständigen 
Knostteiripei für Duisburg erlaheen, so wird ihm der Ü^nk 
der Duisburger Bürger nicht vörentbalten bkiben* 

Die Paderborner KugsK Gewerbe- lind 


' tä, Au^nsii ln Halle n. S, f4, Deutscher Handwerks- und 
GewerbekftmmertagK ■ ^ 

*40^: Äugnfet; In Augsburg Bayr, ^^huhmach^rtag, ver- 
btinden biit AussEellnng. 

Ahgu^t ^ In H alle a, S* Verbaadsiag deutachcfSatUer- 
hiTiungitn^ verbunden mit AüÄSleJlüng^ 
iS; Aug:uBr: In Kiel Deutscher Apotbekcriagt 
aS' Angii 5I: In Trier Tagung des DtütsctiÄn Forstvereirifli. 
»S, Augu i r: In K i e 1 Haupt *Vtirsa'mmlnng d es Den tschen 
Apotbekttverems 


Zeitangaben der in Lei p;2i g s^Ättfindenden 
Tagungen und Vßran$taitungeo. 

lii her halb der BftufÄ^b^AüssieHung; 

3, JuH; Deutscher I.ndhStrie‘'ScIitii2-Verband, Dresden. 

5, Juiir Verbarid EefUerbestattüngs-Vereine. 

53-Juli f, prUverein dft&DetiijjtbS'Or.BhiUtelisieni-YeTbaridcs, Dresden. 
a* Jnhr Verband d^t Atbehg^ber des Töpfer- und Ofensefz- 
GeweTbes. 

19. - 40. Julii Deuischer Verband kaufmännischer Beamten im 
Gns^ und Ekktniität&facb; Detmold. 
sg,.j[iib: Verband Dcut^scher Pfivatgsrtner. Deipzlg. 

4z. jnli ; Verbindung Gothnisseb^r Ge werbe-Vereine und Verband 
Deutscher FeinUJg^cIjmeHeiT, Leipn^. 

44. —13. Juli' Verba nd DeutJic her HäuKV^fwrnunga-Vereinigungen, 
Frankfurt a. M. 

43. Juli; Dentsebe FitischereUBerufsgenosBenschaftv Wsina. 
Aukaerbalb der Aus stell ü hg: 

3.—ä. JuliSchwimmfcTil. 

,, XU/Deutsches TurnfesL 

ig.^zo. Imernsfinn^^Ies Schiftfinsinfb&t. 

43, - ^9^ tlS/D eutscher Reichsf^Wwöh Mag Wi^ Sonder* ÄiiSr 
eicUung auf dem MeespfäU; 

30* Juli bb Ä, August; Deutscher KeichätvtrfeaTid zur Bekämpfung 
dei BcTJin*Schl*cihtenf*f^f. 

jt. Aug. bis 3, Sepli: Deutsche Schuh- uiid Ledtrm^-sse, Dcipzig> 
Lepläystrasse. 

sB. -31, Radrenuehj 'WeUmetsterschaft aUf dem SpOrtpl^r^. 

ji. Aug. birs e. Septr Micbaelis-Messe, Engros^Mess*. 

ai. Sept.: Pier der ennea vom Leipzi^r Rennklhb. Rcnfibihn. 

47. —48. Sepl.; Plerdetdnneti Vom leipziger Rennkiub. Rfro;;bahn- 

48, Sept.i K^drcnncö, Preis von Europa» Verein Spnripl^ti^i 

iz L Okt 0 bet i Aitgem ein er D emsc her A utöm obii- K l u b, Si ^hx t 

tut, Em«^eirhung des VölkeiscblhcbbÖe^ksnÄls. 
li* Oktober; Radfenneni zwei Siebctfehote abf detb Sp^rtpl^^ 

36,r, 38;/19. Oktober ; Deutsch-Akadefnifechds OJytnpl^. 
tS. Oktober; Einweihung des Völk^j$cbla?fbbDi?akmila. 
iS. „ S| af eite n la u f zur Ein wetb ti n g di^ V ölk er sc ht iobt- 

•■■ Denkmals. 

19. ,1 Pferderennen vom Deipziger Rennkldh Refinb^n/ 

di'e ■iUatJbhsie-' 


leipziger Verein für EufiachiffabTt, 
Ballon-Wettfahrt. 

Deutscher Luftfahreftag* 


Ausstellungen 


P Uteer ^ 

©000 

Bp-sch^.igt'e 

, TFatiriken , 













Nr. 5 


DEUTSCHLAND ^ 


261 


Kunz U8W. Die schönste Ausstellung aber ist Paderborn selbst: 
der Dom mit seiner Ueberfülle reizvoller Architekturmotive, mit 
der Wucht seines mächtigen Turmes, den Winkeln und Gässchen 
an den aus mehr als 200 sprudelnden Quellen sich bildenden 
Paderarmen, den in malerischer Hofanlage gruppierten Gymnasial¬ 
gebäuden aus der Jesuitenzeit usw. Wer die Ausstellung besucht, 
versäume um keinen Preis eine Wanderung durch die schmucke 
alte Bischofsstadt. C. 

Zur Weltausstellung in Gent. Auf Ersuchen der 
belgischen Gesandtschaft hat der preussische Eisenbahn¬ 
mini s t e r . genehmigt, dass das Ausstellungsplakat der 
Weltausstellung zu Gent auf den wichtigeren Bahnhöfen der 
preussisch-hessischen Staatseisenbahnen während der Dauer der 
Ausstellung unentgeltlich ausgehängt werden darf. — (Hoffentlich 
wird das Ausland mit gleichem Entgegenkommen die Plakate 
der wichtigsten de u ts ch e n Veranstaltungen zulassen. Die Red.) 

Die offiziellen Marken der Internationalen 
Baufach-Ausstellung Leipzig 1913. Das Direktorium 
der Internationalen Baufach-Ausstellung gibt eine Serie inter¬ 
essanter Marken heraus, die nach Entwürfen von Künstlern der 
Akademie für graphische Künste in Leipzig hergestellt sind. Die 
Marken, die den offiziellen Stempel der Internationalen Baufach- 
Ausstellung tragen, behandeln in minutiösen Zeichnungen Ereig¬ 
nisse aus dem Jahre 1813. Sie werden vor allem auch den 
Sammlern willkommen sein, da sie nur je in einer beschränkten 
Auflage gedruckt werden. 


6.—ig. Juli: Im Schloss zu Nassau a. d. Lahn Stein-Gedächtnis¬ 
ausstellung. 

Bis 14. Juli: In Duisburg Kunstausstellung im Gebäude der 
Berg. Märk. Bank. 

Bis 12. Oktober: In Düsseldorf Grosse Kunstausstellung 
im Städtischen Ausstellungspalast. 

Mai—Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) „Deutsche Künstler¬ 
bund-Ausstellung“ mit über 2000 Kunstwerken. 

Frühjahr— Sommer; In Darmstadt Ausstellung namhafter 
Privat-Gemäldesammlungen im Städt. Ausstellungsgebäude. 

Mai—Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln. 

Mai—Oktober: In Stuttgart Grosse Kunstausstellung im 
neuerbauten Kunstgebäude. 

Mai—Oktober: In Breslau Historische und Gartenbau-Aus¬ 
stellung, verbunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege. 

Mai—Oktober: In München Intern. Kunstausstellung. 

Mai—Oktober: In Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung. 

15. Juni bis I. September: In Kassel Deutsche Kunstausstellung. 

Mitte Juni bis Mitte Juli: In München Ausstellung „Bureau 
und Geschäftshaus“. 

21. Juni bis 5. Sept.: In Paderborn Gewerbe-, Industrie- und 
Kunstausstellung. 

4.—6. Juli: In Dortmund Provinzial-Pferdeschau. 

13.—16. Juli: In Berlin Fachausstellung für Desinfektion und 
Ungeziefervertilgung. 

Juli—August: In Ess en Gewerbeschau (Ausstellung für Hand¬ 
werk, Industiie und Kunst). 

26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für 
Papier- und Schreibwaren. 

Mitte August: In München Süddeutsche Drogisten-Fach¬ 
ausstellung, veranstaltet vom Deutschen Drogisten-Verband. 

8.—xo. November: In Barmen 16. Allgemeine Wuppertaler 
Geflügel-Ausstellung. 


Bäder und Sommerfrischen 


Bad Ems. War schon im M^i ungeachtet misslicher 
Witterung der Besuch des Bades ein überaus reger, so hat der 
Juni die Erwartungen auf einen starken Fremdenverkehr noch 
mehr gerechtfertigt, denn die Fremdenziffer nähert sich bereits 
stark dem neunten Tausend und übertrifft die der gleichen Zeit 
des Vorjahres um ein beträchtliches. Die grossen Geldopfer, 
die der preussische Domänenflskus und die Stadtverwaltung auf 
sich genommen haben, um dem Kurpublikum Annehmlichkeiten 
und Unterhaltungen aller Art, wie man sie von einem erst¬ 
klassigen modernen Badeort verlangt, bieten zu können, ver¬ 
dienen allgemeine Anerkennung. Die an der Schwelle des 
neuen Jahrhunderts in Angriff genommenen Neufassungen der 
Emser Mineralquellen waren zugleich der Anstoss zu einer 
gründlichen Modernisierung des Bades und der Stadt, die heute 
in hygienischer und sanitärer Beziehung jeder Grossstadt die 
Spitze bieten kann. Mit seinen ausgedehnten Parkanlagen gleicht 
Ems einer Gartenstadt, die noch den weiteren Vorzug hat, dass 
man in wenigen Minuten auf Promenadenwegen oder mit der 
Drahtseilbahn den Hochwald mit seiner erfrischenden, ozon¬ 
haltigen und neivenberuhigenden Luft aufsuchen kann. Des¬ 
halb ist Ems auch in der heissen Jahreszeit der bestgeeignete 
Aufenthalt für Erholungsuchende und für solche Leidende, die 
von dem Gebrauch der altberühmten Emser Thermen ihre 
Genesung erhoffen. 

Bad Nauheim. Ein grosses Festkonzert unter dem 
Protektorate Sr. Kgl. Hoheit des Grossherzogs zur Feier des 
25jährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät des Kaisers ver¬ 
anstalteten die Mitglieder der Grossherzoglichen Hofkapelle am 
20. Juni in Darmstadt, des Bad-Nauheimer-Kurorchesters (Winder- 
stein-Orchester, Leipzig) sowie Mitglieder der Hofkapellen zu Karls¬ 
ruhe, Wiesbaden, des Opernhauses und Palmengartenorchesters 
zu Frankfurt a. M. und des Städtischen Orchesters zu Baden- 
Baden, Freiburg i. B., Bad Homburg, Mainz, Strassburg und 
Wiesbaden. Infolge des aufgebotenen gewaltigen Apparates 
— 200 Mitwirkende — hatte die Aufführung in allen Teilen 
den Charakter eines grosszügigen festlichen Ereignisses. 

Arsen-Solbad Dürkheim (Rheinpfalz). Der Fremden¬ 
zuzug hat recht kräftig eingesetzt, so dass die Saison 1913 recht 
erfolgreich zu werden verspricht. Gerade aus Aerztekreisen 
wird der berühmten Dürkheimer Maxquelle mit ihrem einzig 
dastehenden Arsengehalte immer regeres Interesse entgegen¬ 
gebracht. Auch das Wasser des früheren Bleichbrunnens, 
welcher anlässlich des Besuches Sr. Kgl. Hoheit des Prinz¬ 
regenten Ludwig \on Bayern in Bad Dürkheim Anfang Mai in 
Ludwigsbrunnen umgenannt wurde, erlangt zu Kurzwecken erhöhte 
Bedeutung. Das Arsen-Solbad Dürkheim entwickelt sich immer 
mehr zu einem Spezialbad gegen Blutarmut und Nervenleiden. 

Bad Oeynhausen. Die grossrUgige Entwicklung unseres 
Bades wird auch in Zukunft einen Stillstand nicht eintreten 
lassen. Für den Bau des neuen Theaters ist das Baubureau 
bereits eingerichtet und mit den Vorarbeiten begonnen worden. 
Es sind dafür etwa 500000 Mark ausgeworfen. Im nächsten 
Jahre stehen noch zwei grosse Verbesserungen in Aussicht: der 
Bau einer neuen Konzerthalle uni einer Wandelbahn, um den 
Fremden bei ungünstiger Witterung angenehmen Aufenthalt 
bieten zu können. — 7500 Badegäste waren bis Mitte Juni 




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262 DEUTSCHLAND 


Nr.5 


eingetroffen. Die Zahl der verabreichten Bäder betrug an einem 
Tage 2524, eine Zahl, welche seit Gründung des Bades noch 
nicht erreicht wurde. 

Bad Gottleuba. In der letzten Sitzung des Stadt¬ 
gemeinderates konnte der Vorsitzende, Herr Bürgermeister 
Hackebeil, dem Kollegium die hocherfreuliche Mitteilung machen, 
dass der kürzlich verstorbene Fabrikbesitzer Richard Hermann 
Dietrich in Dresden der Stadtgemeinde ein Legat von 40 000 Mk. 
lelztwillig ausgesetzt hat, dessen Zinsen für Zwecke der Orts¬ 
verschönerung zu verwenden sind. Der Stadtgemeinderat 
beschloss einstimmig, diese hochherzige Stiftung anzunehmen. 

Bad Elster. Am 16. Juni unterzog der Minister des 
Innern Herr Graf Vitzthum von Eckstädt in Begleitung des 
Herrn Ministerialdirektors Geheimen Rats Heink die gesamten 
Einrichtungen des Bades einer eingehenden Besichtigung. Der 
Besuch des Bades ist ein andauernd recht guter. Die Zahl der 
Fremden hat am 20. Juni bereits die 6500 überschritten. 

Bad Köstritz in Thüringen liegt an einem der 
schönsten Punkte des freundlichen Elstertales nahe der fürst¬ 
lichen Residenzstadt Gera an der Bahnlinie München —Probst- 
zella —Gera—Weissenfels - Berlin, 185 Meter über dem Meeres¬ 
spiegel. — Die Kur- und Badeanstalt daselbst wurde im Jahre 
1865 von Professor Dr. Bock in Leipzig und Medizinalrat 
Dr. Sturm in Köstritz gegründet. Als besonders wirksames 
Kurmittel sind hier warme Sandbäder im Gebrauch, die bei 
chronischem Gelenkrheumatismus auch in schweren Fällen oft 
noch Heilung oder Linderung bringen, wo alle andern Kur¬ 
mittel versagen. Von unübertroffener Wirkung sind diese Bäder 
ferner auch bei Gicht und chronischen Gelenkentzündungen, 
bei Neuralgien, besonders bei hartnäckiger Ischias, sowie bei 
einzelnen Formen chronischer Nierenentzündungen, bei denen 
Schwitzkuren angezeigt sind. Als weitere Kuren kommen zur 
Anwendung: Solbäder, bereitet aus der starken, heilkräftigen 
Sole der nahen Saline Heinrichshall; Fichtennadelbäder, aus 
frisch hergestellton Dekokts bereitet, künstliche Kohlensäurebäder, 
elektrische Wasser- und Glühlichtbäder sowie alle Formen der 
Wannenbäder nebst Massage und Diätkuren. Es werden daher 
in Köstritz auch Blutarmut und Bleichsucht, Rekonvaleszenz 
nach schweren Krankheiten, Nervosität, chronische Frauen¬ 
krankheiten und Exsudate mit gutem Erfolg behandelt. Bad 
Köstritz ist besonders berühmt durch das Köstritzer Schwarz¬ 
bier, das schon seit 1543 in der Fürstlichen Brauerei gebraut 
wird. Das von allen Aerzten empfohlene Köstritzer Schwarzbier 
ist auf der ganzen Welt verbreitet und ist ein vorzügliches 
Nähr- und Kräftigungsmittel und wird besonders bei Blutarmut, 
Bleichsucht, Nervösen, Schwächlichen, Rekonvaleszenten usw. 
mit grossem Erfolg angewandt. 

Bad Salzbrunn erfreut sich in dieser Saison eines über¬ 
aus zahlreichen Besuches, eine Folge der vielen Neuerungen 
und Verbesserungen, die in letzter Zeit getroffen worden sind. 
Wer den heilkräfttigen Kurort in den letzten 10 Jahren nicht 
mehr gesehen hat, muss geradezu überrascht sein durch die 
glänzende Entwicklung, die Bad Salzbrunn inzwischen erfahren 
hat. Eine grosse Anzahl namhafter Kongresse und Körper¬ 
schaften besichtigten im Anschluss an ihre Breslauer Tagungen 
unser Bad. Weitere Anmeldungen liegen bis in den Oktober 
hinein vor. 

Nordseebad Wyk auf Föhr. Früher und schneller 
als sonst gehen wir in diesem Jahre der Hauptsaison entgegen. 
Der Strand ist schon mit Zelten und Körben reich besetzt, und 
zahlreiche Burgen und flatternde Fahnen geben schon aus der 
Ferne Zeugnis von dem regen Leben, das hier herrscht. Die 
Kurzeitung weist 3601 Fremde nach, die bis Mitte Juni ein¬ 
getroffen waren, eine Zahl, die um diese Zeit nie auch nur 
annähernd erreicht war. Die Zunahme der Besucher ist erklär¬ 
lich, wenn man bedenkt, dass die Verwaltung seit Jahien keine 
Mühen und Kosten spart, um das Bad konkurrenzfähig zu 
machen. Annähernd eine halbe Million Mark hat die Stadt¬ 
verwaltung seit 1909, also in einem Zeitraum von nur 4 Jahren, 
zur Hebung des Bades bewilligt. 


Ostseebad Binz. Auch die schöne Ostseeinsel RQgon 
hat jetzt ein Kaiserdenkmal. Im bekannten Ostseebad Binji 
wurde am 16. Juni unter grosser Beteiligung von Kurgästen 
und Vereinen ein Kaiser-Wilhelm-Gedenkstein feierlich geweiht. 
Der Gedenkstein besteht aus einem mächtigen, 130 Zentner 
schweren Granitündling und trägt das Bronzebildnis des Kaisers 
in der Mitte, ein riesiger alter Anker flankiert es. Ein mächtiger, 
ausklafternder Adler, auf lorbeerumscblungener Weltkugel 
ruhend, den Blick nach der nahen rauschenden See gerichtet, 
krönt das Natursteinmal. Die bronzene Votivtafel trägt die 
Worte: „Den seegeltenden, heergewaltigen FriedensfÜrsten 

Wilhelm II., I. R., preist dieses Urgestein aus Proras Wald 
zum 25jährigen Regierungsjubiläum. 15. Juni 1888—1913. Die 
Bürger des Ostseebades Binz.“ 

Vom Vierwaldstädter See. Der Winter hielt die 
oberen Regionen der Alpenlandschaft um den Vierwaldstädter 
See in Eis und Schnee gefangen. Jetzt, wo sich die Reiselust 
Überall regt, beginnen die Bergbahnen wieder ihren Betrieb. 
Die Schneebrucharbeiten an der Stanserhorn-Bergbahn, die 
dieses Jahr ganz ungeheuer waren, sind beendet, und die 
elektrischen Maschinen der Bahn können ihren Dienst wieder 
aufnehmen. Die Schneemassen sind zu beiden Seiten der 
Bahn etwa 10 Meter hoch aufgetÜrmt, so dass die Reisenden 
zwischen Riessn-Schneewänden hindurchfahren. Die Eröffnung 
des Betriebes der Stanserhorn-Bahn fand am 18. Mai statt. 
Die Fahrt auf das Stanserhorn dürfte jetzt am grossartigsten 
und imposantesten sein. Die Stanserhorn-Bahn beginnt ihre 
20. Saison; der Verkehr hat sich seit ihrer Errichtung um 
etwa 75 Prozent gehoben. 


a==---—— 

H Verkehrs-Propaganda 

H==_____ 



Vom österreichischen Fremdenverkehr. 

Der Landesverkehrsrat für Tirol ist bisher die einzige amt¬ 
liche Organisation auf dem Gebiete des österreichischen Fremden¬ 
verkehrswesens. Das Budget des Landesverkehrsrates weist 
recht stattliche Ziffern aus. Die Ausgaben sind für das Jahr 
1913 mit 128760 Kronen (gegen 114144 Kr. im Vorjahre) fest¬ 
gesetzt. Davon entfallen: auf Reiseentschädigungen der ge¬ 
wählten Mitglieder des Landesverkehrsrates 3000 Kr., auf die 
Kosten des Zentralbureaus in Innsbruck (Gehalte, Miete, Druck¬ 
kosten, Kanzleierfordernisse usw.) 34856 Kr., auf ein Auskunfts¬ 
bureau in Innsbruck 1360 Kr., auf ein solches in Bozen 6094 Kr. 
und eines in Trient 9700 Kr. Die Subventionierung von Bezirks¬ 
auskunftsstellen wurde eingestellt, da die Mittel nicht reichen 
und immer mehr Bezirke Subventionen anstreben. Für propa¬ 
gandistische Publikationen und Reklame überhaupt wurde ein 
Betrag von 62250 Kr. in Aussicht genommen, für Wander¬ 
vorträge 500 Kr., für die Bauberatungsslelle, die dem Schutz 
der heimischen Bauweise dienen soll, 1000 Kr., für Statistik 
3000 Kr., für Wetterdienst 4000 Kr., für Sonstiges 3000 Kr. 
Die Einnahmen umfassen folgende Posten: Beiträge der Handels¬ 
kammern in Innsbruck, Bozen und Rovereto 4600 Kr., von der 
Südbahn 800 Kr., Beiträge der Interessenten 9000 Kr., Einnahmen 
aus den Puklikationen 29200 Kr., aus den Anzeigengeschäften 
21000 Kr. und eine Staats- und Landessubvention von je 30880 Kr. 
Dieses Budget wird sicherlich in den nächsten Jahren noch weit 
grössere Dimensionen annehmen, da der Landesverkehrsrat in 
seiner heutigen Form erst das zweite Jahr besteht und sich 
immer neue Gebiete zeigen, welche in seinen Wirkungskreis 
einbezogen werden sollten. 

Neues vom Schweizer Fremdenverkehr. 

Am Sonntag, dem 8., und Montag, dem 9. Juni, fand io 
Luzern die ordentliche Delegiertenversammlung desVerbandes 
Schweizerischer Verkehrs-Vereine statt, zu der von 
83 Vereinen 120 Vertreter gekommen und auf welcher audi 



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DEUTSCHLAND 263 


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t'A^efeet^ WAmSi Oiie Beratuugea itn 

Ufiiwr des Herrn FrSÄideiitert Stad trat fö. Phdoux 

wurden eioig^ für den scliwe^iiena^Uefl 
Fretä dÄni^erkefee und : e u cli für d ns Aus Iah d wi cbti ge Ff a g<3h 
beÜwiideltf sh d ie fetric b thh^ ei nea äch i^ciecnsclKa n Verk eb j ä - 
: dsa «inen pn^^tSn^ nkbt staatilcheh Cber^lcier 
SoÜ und durch die Behörden und Vereine ünref^tätiat: wird.;: 
Pie BeteiJ igun g des Verb an dea atn der Sc hwoi x Pan ds&i 

anaaftcJltJing fo Berü* die RrÄge der Sebaffang eides A^erhsadS;^ 
ofgan es V omehm en Stile, welch es Pr op a ga n daÄ:w^;ck£ n d reuen 
«oll, d^e fiettiitEüng an der Weltausstellung in San Fr^n*ibkh> 
die Äöch für daa Ausland akinelle Auto fliege wurde vijm 
Referenten Herrn Oberst von Pfyffer (Luzern) besondere ei.n^^ 
gehend. hehandeU. Wie de:r RefeTent featsi^llta, jkamen im 
Jkhrc igta nicht wenigef. ats ;700p. frtitndt Au loa in die Schwei^i 
Pu FiA nkrelr-h eiw« Jt> böhf Peul^chUn d etVi?a 4a 000^ Rng 1 an d 
^|wa ^oooo und tSaiven eiwi»; üöijöü 'Töutenautoa besitzt, ao 
citi e« Aulgabe d^r Sfchwciz^isöcben Verkebm-Vereine, die Be- 
«ohrSlnk'ung für ditn Auiipveykebr in der Sch weist noch Magbch- 
ktdi ih besßifige«* Pie ehergiathe Bekämpfung des Su-aasen- 
$t«ube5 fioi eine der V^ebtigsten Aufgaben, Die Mittel hierfür 
aoHten durch eine eidgenöSsiECbie Auto Steuer aufgebracht werden, 
En den letzten ^ J^biep bat Sich eine .Surrahnie von Autos von 
üMVq «geben- Di© Sebweiaef partuipiercfi an diesem ge¬ 
steigerten Autoverkehr tnlt nur 3*5%. Daa Auto sei das beste 
Verkeb insmitlel flir Ge birgs gegefvdo n, Von ein er Aut 0 fein diieh- 
keit in der Schweik könne, kem« Hede sein* Iramcrbin sei von 
einer, pjanmäsfsigen Aufklärung der Bevölkerung vieles er- 
hofieiT, Die Auto frage in der Scbwcj.E «et in erster Liöie eine 
Veritchrsfrage und erst in rweiter Lthie ©iae^ StrassenfrÄge; 
fegtand habe ein Autostrasseuneta! yon aa oPo km^ für die 
Schwei* wHrdcö 3000 km genügen- Die Elöfübrung der Benz in- 
«teuer — die Schwei* führe etw^ Ta Milliönen kg Autuben^in 
ein — würde, bei einer Steuer von tu ctsv auf ein kg t\fn Miihcinen 
Franken fembrmgen, die wieder *ar StrassehVaijbesseniög verr 
W^det werden könnten; Auch das Geld/ das die Kantooe an 


Autotaneu einnehmen — etws 700000 Fß^uken -- sollte tür diti 
Verbeseerung der Strassen v arw'®: ödst werde Oh, Esf 

wünscheuswertT dass zur RegelujnfE dieaer Frage in der SchwftJi 
aus Verlretern der Hotclter«> dä&r lotjpstnelieti“Verbände und dl:$^ 
Automobil- und Touringklubs S®hfl 

Die Versammlung nahm einte eütEptechfladc Kefiulütipu an. — 
Am 10. und lu Juni fand unter detn des Herrn Präsjdent<eh 

0 ^k*f Hjäuse^ y im Gfossfaissäale die 3a. Generalversammlung 
dtö H p teii« f ver e in eiatt, in welcher d«r 

öefisdhäfUükficMj dte jAhresrechnuog ^ diäs Budget ebetitip 
der dem Verein gehörende Hotelfachschule in 

t!üur'*Laü0iJbfe geiaehtnigt Würde* Es wurde beaehjossea, der 
; Hcueifachaehuie eiofh höheren Lehrkurs für Hotelbesitzer üml/ 
Pit e k to reii ik liö dt' rhj iri w el che m das V er keh ra-, Recht«'' 

üi^dP FinanzweseTj^ die Hdel-ArcMteklur, Techo,jk usw- besondere 
Ö«ructt&iubrii|ung finden «oUen. Auf der SchW^JÄriEi^^iien LÄndjtftS-, 
autÄtcTlirngl'wird eiti HhtelpavijJon mit einehi MüsteryesiäUranl 
einhir Weinstube zur AuBStcUuog kommftitj Pht iS^weiztir 
H^telietVeiüin sprach den dringenden Wunsch ausj dass det 
AütöJÄöhilVictlyshr dürch djc eidgenÖssiuphe Gesetzgebung, in 
y Schweiz wirtschaitüch vorthilhaftea Wtiae gM©gi&h 

werde: per BegrÜssüügisried^ des Prüßidedbpn Hien'R O&kar 
Hauset war unter anderm zu entnehmen, desa auf Äet vor 
13 Jahren iu Luzern abgehaltenen ersten Vetiiammlüng der 
Vertm nüt 350 Mitglieder zählte^ heute aber Wj* ußÖ da&a 
Luzern dam öle nur za 000 Betten au fzu weisen hatte, während 
deren Zahl heute über toooon betrage. — tnä^ hbich iater 
easteren^ dass Luzern vor lO Jahren ouf 4^^ Qaätbäiuser 
b^asSv wi^hrend heute die Zahl der Hotels ’^ damutec viele 
mir m^hfereb hundert Zimm^n 7^ 105 Und der Penaionen 38 
■ böträgi^ ferftor, dass der Gesamlkatasier der Stadt LnjFcrn einen 
Sv ©Ft von 33 h Mdlicrnen Franken raprä sentiere, von dem allein 

Vk die, Hotel« und Pensißnen. faÜe^ per GesssimtweTtt der 
Hotels itft ijjit Iß Millionen 430000 Ftanken au^geaeTit Hach 
ilejß Unelith de« Herrn Dr, Kehler {Zütith) seien die Leiatungen 
Luzerns jmr Förderung des Fretti den Verkehrs alä das höchste 
anauerkennen, was auf diesem Gebiete geleistet werden köhm;‘: 


Fernsprecher 50514 Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e.V.) Fernsprecher 30514 

Geachäflssteile: Laipiig^ Thomasiusstrasse 33- 

tPifi Oca^^nssLeUe gllrt li nen t^eU)lebe Auskünfte über denlstbes Verkehtswesen und Keisaani^eJegenhajlen unii.Yersend^t auf' 
Verlangen Führtir ond IVospekte über deutsche Kur- und Uadeorte^ Ktadte upd LaridscharienT 


Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle. 

Neues Mi 

Gern©mnütaiger Vetain der Sfa^t Kf © V 


In WaTs cha uwurde bei df:Co:,^adlbüre^V der russiacben 
Staatsbahn^n ©ins A tt s k ü u f t« s t © 11 © Buhde« errüchiet- 
Oen Mit^iiedetü Bi^eo wir anhßtmv d©r Geachltteste^© de» 
Sund©« ihre Druckschriften für Jtests Sürcaü eu übermiUsln, 
NmmcütUch unsere Mifgheder im Osten d©a Reiches dÜfhen 
damit Eitie weacnUlcha Untemhizufi^'' ^ Pfopfigandi in 
Rusaiend ©rhalten. 

Ahfang JüU ^itd eine weiitüc S 3. rii m e i s'e. 11Ö hLn g v o h 
P.r c p a g a £1 d a s ehr 4 f t e n a n dl© Hund^smitglicder züro Ver- 
«anrd gielangen. W*r bitten die Mitglieder, welche hierfür noch 
kein Matenal aur VexfUEUng gestellt haben, spätestens bis zum: 
10* Juli für die Zuaiehüng .dfeö^elbprj in 350 Exemplareh an 
u User© Qesobäfta st eHe Sorge icu tragen. 


Aus den Bundes-Veremen. 

Der Sächsische Verkehrs-Verband 

hl©?! am 14 * und 15 , Jüni io Z it t a u seine H a u p t v e r « a ra in * 

I un g ab, pie gtaebäftUeb^n V©fhaödluiige-ti beganneiner 
Sitiuiig in VerkfchtBängelegeöhefte.U: itu Hot^l K^ichehoL Der 
yoteiteende Pr* mtd/ j a eg iDtipfig) begrUsste tܩ -sha den 
sächsischen Städten er sch ie ne ne ci A b g cord tic ten. De f $ tedtrat von 
Aanäberg beabttagte die V erat a a tl i ch ü b g h e s fe h e n d e r 
Antomabinihien, Man toit es für wichtiger, neu© AutomobU- 
linien anHiistreben und beschloss, für Konlgswalde-^ Bärenateln>^ 
Obermesentbal uod Zittau--Eichgraben — Lückendorf Automobil:^ 
linien zu beantragen. Die vom Stadtr.at zu Auguatttehürg ge- 
wünschte Herbeiführung einer neuen alltäglichen Verbindung 
zwischen Chem.hitir upd Erdmannsdorf—Aügustuaburg (ab 
10^0 Uhx vofnutUg^ in Chemnitz) wird befürwortet wordebv 
thenao d«a vom Erigebirgsverein öeycr angestrefate Bestehen* 
bleiben der zweiten Klasse auf Sdimatapurbühneti. Der: vom 
Sbadtrat ku Hatmcban beantragte Anschluss dea mhugs Uhr 
ybü Hainichen nach Kuss wein abgehenden Zuge« 1407 , «n den 
von Ööbeln 1 Uhr tisch Berlin abgeh enden EÜzng 7^5 wit d 






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i^rrgüTig des Anschlusses an Züg: D ,107 der Linie MÜhchefi ^ 
Rekhenbach— Cheinnit® be2. Ööbcltii,; znj dea An^ 

scblusses an Zug D iL^I in Chemniti, Die: Qemeind« Öppels* 
döif eratrebi erttc bes^sere ¥e?h 1 ndüTig von, Dresden hatb OppeSsf^ 
d^rL weil der Eüzug; aus Dresden» d*r vomltiags 

eintriffr, erst 1 ^ ^ Uhr Aö5cbluaÄ bei Der VcricefirBvefeia 
Trittau wUneebt die Wie derlei ofllhrüiif^ der 
b Gbfli1 1 ZIUau iind ab Zittau — l 1 ik ü nd dic Geme?u tje 

Gros^^schirtuii dne Verbessexiing de« Kahrplana der Link Frei- 
ber^ Uq Bseu. Dteae , Wüni^che i eöden tJnterÄtüi^uhg.. pie 
W iu t ers p IM-ib er j chie werden: furtan tsglitih erscheinen 
yiid in Käsiciti ausg^rhüngt: werden- Auch wabrend des 
Sommers werdea Wetl^ rb e ti ebte (Notkftl iS her Früh- 
imgs- und Heibstbeginti im Gebirge^, Baumblüte us^*) verSffem- 
Hcht werden. N&ch den Verhandlungen fuhr tnau artend» nach 
Oybirii ’wo die Siadt Zittau den historischen WBnch0?ü‘g mit 
Huinen Beleuchtung dÄfböh Der Verkehrsverbftod setzte SowUg 
yoimittag seine gtftchä ft Heben Verhandliijogen im BÜrjgersaal 
des’Hatbauaes fort. Der .Vorsitzende verwies auf diii gedruciit 
Vorljegcnderv T ä t i g k e.il a b e r i ch t des SSebsiacben Verbandes 
über die Zeit vom ApHI bia !i|. Mürz 1 !>DI und gedachte 

d es verstorbenen Voiaigtjd jsmügli edes Ver measungsd irektors Gerke 
AUS Dresden und des verstorbenen Mitgliedes Bürgermeizters 
Kreuschmar aus Atie, Der T^'iigkeiisbericht verzekbnet iHr Mit¬ 
glieder. Infolge eine® Werbeftchreibens wurden seit Bern Beginn 
d«B jetzigen Verbandsjahres fünf tieue Mitglieder aüfgEnommen. ‘ 
Der SchatzmeUter Kaufmann Wolf aus Leipzig erttailete den 
KassenbürithL Mt. Einnahmen aufweiST, darunter 

jOfid. Mk. als Beitrag der Generaldtrektlon . «^chsischen. 

Sia als bah neu für die Schrift ..Sachsen im Winter*', die eine 
Ausgabe von 1 } >'i 7 fK Mk. erfordert^ Der HauzhaJtpIan für 
lin-'l/l l erwaUel eine Gesamteinnahme -pon Mk. Pep 

nächsten Verhandlungegegenstand bildpten SaUuhgSändejungem 
b 4 ri denen es ikh vofnehthrjcli um EtFitfäj^ng des Sächsischen 
Veikchräveirbatadefi in da$ Vierleinsregister handelt. Per Vör^ 
Stand besteht fotläh auS: il;ii MitgUedern, lü Mitglieder wer dem 
vom Voj DTl* t Tt M i lg 1 j e der Vo ri d ti^ j ahresvers^m mlün ß ge w äh l b, 
Särndiche. Ausscheiden den Herren wurden wioderge wählt Die 
W^hi vdh je Einern weiteren Vorstandsiujtgiied wurde den Be¬ 
zirken Lausitz, Sräthstsche Bebwek ühd Vogtland übet lassen 
Als Vorort für UH | T(r wurde Leipzig witdergewählt und als 
Tagungsort für j iU li! Jobaongeot^efostadt bestimmt, Ueber 
die biefausgabe einer Propagandaschrtfi teille der Vomtaende 
mit. dglss die Herausgabe eines Führern durdh Sachsen für 
Somnief ünd Wicter beabakhiigt wer Öa . Der Bund PeUl* 
s cS c r V or it n h ravereiae hat den Ahschlu,^« eines Vertruges 
über eine Vürviisicherung gegen PnfaJX durch Tfanaport- 
mittel 4 h dr*: Wege ge 1 eriet^ die den MiigÜedern besoödere V or- 
leile. bietot Män beschl osö. der ünfaüyersiöbcrung beirutröten 
and für jedes Milglied. das im InviaiMilälhfAll 7 if?^ Mk, und bei 
Tod oafhli pf:tl i M k. erb äitj. 1 i 7 . n M k; a 1 ä V*» «ichctti n g&b ei tr ag 

zu yrhebetic Nachdem der Votsttzehde noch efnige Winke für 
die AnfgAh« Ztilangkannnncen g>eg;Pbeti hattcy schioss er 
die M^lghedeTyihsÄjnmlung, dßf eine 53 iferjiliche Häiiptversarnm- 
i ün ^ föl g t e. Diese ö ffne te d er Vorend e m h B eg r !3 s s ung s - 

Worten an die erschienenen Ebrefig^Lste, Nasichs des Verkehrs- 
Vereins Zittau begrüssie LandtiJgsaLbg^’Orhneti^r und Sudirat 
Schwager die Anwesenden. worAUf^ Oberbütg^ffpeisier Df. Külz 
eicLtn WillkommgruäS naxOehS der eit^^bpl. Al.s Veriieter 

der Anltiibauprttiaonachaft Zhiau; Sjitach kfegieruhgaafntmarm 
Dr. Kästner, Unter lebhafteru Beifall der thachie 

Oberfiriäiiirat Dr, Däuer aus Df es den die MhtüilQug. dä^lS das 
ftliVhsiHChe Finainzminist^rtum vorbehaltlich der Zustimmurig des 
ts^chSisiihen Landiage« für 4ie Jahre IfiJ 1 als Beitrag j ähr¬ 
lich 7 IM) ri Mk- iur Vtiilägütig stelle. Der Bund Deutscher 
Verkehravereine enibpt fielen Wiilkommgrusa 4utch «einen 
jtweiien VorsitEenden Proh Df ^ Hoth aus Leipzig^, UoJ:versiläts- 
pfpfessor pr; V- Wen^ksibrn viüs Brcslsh hielt einen Vortrag 
ubOr die Eolwicfclhng d*s Verjielirs in den lelrten Hiii J^ihren, 
(Sieh^ Artikel ip Kr. I dpr .vDeui^chl^md'"-) 


||7echiiikii^ 

■jMiltweida.|* 


_Kgr.Stcbsw_ 

Technikum 
Itwe 

ttertOflr? 'If.rtjfifBBUJ' Bnli.t, 

Höheres tcchn. frftsrittft 
‘t, Xl«ktT9- ■a-MfUskUieiL'^ etiatk- 

a&BrittibtcEiußg.i-iti .1^ Itumkure, 

“ uptiC W+Ojsiüiflli'-ii. 

SL u, .VwtjUFca^Lklvi7t«AuT>[iQ 
ISP« 

a, Ajjp.Tiitii 

" ‘^r’FOiftrnpiiCLirflitw^ 

|t..- 



Xeitsehrift 

„Deutschlanil" 

bedwrijfturiMi" and 4/f*Tp>npst^: 

.■■riei '■• 

ri p fl i 3^ eli eti |frt ht? J 01?"!h, 

f lif HfJb itP' Ti.:i-t^ldiT udii. 

Jii] J r I r i- 4 t: t 7 i u i f b ril ft* ird 

■ t H ii i^iT l iS idt ’^x ;■ If.} 1 hät rrf'.rtUij;..-:' - 
f SS*; 

!K i4'L 


V^Tbar^ii öer Verkehrsvereme Westfalens u* a. G,* 
Vorort Oortmündp 

Dör .Vorstand hielt, am 7.,: Jiißi ifciiiir Si%EUrig ab. m welcher 
hauptsächlich, die gelegentlich des Verb and siagea yo-igebrachtea 
W Ün sth e der Mitgl bd er u n d die Er ge hn iss e d e ä d le^j U hr i gea 
ShhiTTitffahrplana besprochett w^dc:o ::söli^h. Aö den ^*fef^ten 
beteILigteh «ich sser den geschäfIktrih>d ßden Voffitatadsmit- 

l^hederfi b^uptsächlfch Oherburgerraeisler P an u iPader- 

Wrnji ^ Utfd d ie Bürgermeister v. W it d eI s i ä ,d t 4 GeisenkifChen) 
und Werhtr jiHerföfii). Ala heues MhgUed wur^it auf 

ihre p Äplf *g h i n die Sehe rf e der W oU fab ri k 1 n Scherfe de a üf- 
AI4 Erfolge wurde lonächat mirgeteilL da« zwei 
Fe spnrier Von Berlin und Hambufg^ welche durch 

das Sauerlaod fshfe^ bzw. g, und jo. juli nach Köln ver* 

kehren. Für die Fdrdtrucig dets- Sonntagsyerkebra wurde eine 
SpäiverbindQHg von Hageri nach Witten Und eine Verbindung 

von Schwerte nach Frondenbei'g f342-^8,134, lemere zur Er- 

leichttrung de« Besuc-hs des Höonetsls!, ^ngierichtet De 
Minister der: öi?^tljch^:4 Arbeiten ^ ^ die Bemühung^ hio^ 

die angcordnet^Tt Afbeite« Ihr eine Heubsustreclce Donniurtd—1 
Reckirnghatiäcu adJ dir* Süccke- bis Dorafeh zu er weiter h. gc** 

■ Er diesen Antrag den Luatändigfen .Provinifiatf-' 

behöfden zur F'rüfung üb ergebe,n habe. Für Soest aind dun^ 
Eüiteghng Trlebwage.upaai'ea Nacbtanschlilsse nach «tld 

H^mm gesebad^eti. Das Neubauprajekt HfimTn — Ndbtjih- 
Hüsteri - AIlend^f-^KInnenirop wird im Zusemmenhaag; mit deii 
Ähhlreicberi : andern ProjeVien, die die Eatlflssiuhg der Rahfih 
hehandeJn, bearbeitet. Per net wairsra auf den Streuk^n 
Dortmund - Ruhtort. Münster -Upnh JJiUrtn AnschlUws äu dii|i Ver^ 
waituhgasoriderznge) Münster-; — Düsseldorf 

<hih&ichtüch erner Spätyerhifidv|hg)■:Dörtmund^Din ukpn — 
Wesef. Arnsberg—DoTimüod. PEiainiScn befg^Uiiiifl. ^ Dortfhuiad. 
Gummersbach Meiiierzhagen ; Hägc4-:^DottTnuud. Düiaburg— 
M-Gladbach Erfolge iu VetÄfeichn<S;h> Die ¥’ote cW,Mge a,uf Ver- 
mehrung Von Zügen oder An«chiU 05 vtfbesSfrruhgen waren 3ehr 
zahlreich Und bezogen ,'iicli in der Hauptäachfe aiir die Linien 
Ham ta — Münster — E mden. Kd 1 n — D0rlm jnd -7 Berlin, lndUairie- 
hezifh —Aachen. Kreiensen— Berlin, auf die Ah Schlüsse von den 
EZ IQ7 und igB (früher Esseti^ jetzt Dui&buTg^Kassel), von 
Altenbeken nach Hönnover und von den KZ 75-^66 (Külu— 
Ahcnbtktni““Hannover) nach dcTU Industriebe^irk, Herford- 
Bünde Bremen und Herford—Ahcnbeken —Kassel, Münsler— 
QHhäbrück-^.Ldhc^ - Slldesbeim uhd Unna — Frön den berg-“ 
KeüepfadDen Besirebungen, das fi ^ n n c t a 1 vur Venin- 
stiilthihgen welcherft Zweck auf dem ordentlichen 

Verh^Tidüi^j^e bereite Vine Entis^hbtsfung äar Annabme gelangi 
war, WfU der Ynrstaind gtjto seme Milatbeit widmen, — Ein 

«fea#*«#*p«4i rnmmm p«p>*n*«p*vpppp*p*p 

■; |( 


tfithfllt Erfolg* 

eicht, Khou- 
i)UOEikinuai, t^ohlÄa. Skrtjfa- 
l l ur jikraukh,, Fra non’ 
.11 ml KinriutkrftnkhoÜ.am ^ 


Rodiimi' 


E röfrn u ög ries ßrn Ü - 
artiRen vosn ProN^itr^f' 
kL Vr SH'Ti yrbstrien 
K u rf 1 wj 


Kadiolov, Blliifiletigitt iei dsnitTertlis ead PriSMld* Am-ek 
. ... .— ftte Imrmwkltiihq, . 



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xm Amst^nUm fiAch i?krtrtijamptori JheöV 
Wgiit — LiBSilmn (rurir* —: Tsüger;^ Al^gier 
und Genua für iiur 4 , 


Abreist^ npi L utid ^ 

2,. llj. u n i 1 -"lö. A nfxi\ nt ;: 13^ jin 1 II > 5 L ftiep r* m her 
uiw. Ausführliche Programm^ kosti&oloö darcli! 

Lehnkering IJJÖuisburg W. 




















Nu5 


DEUTSCHLAND 


0 , 265 , 


w^t itd Sepieaibfrf nach tÄlinstei ins Auge 
weil jedoch in Paderborn die Ge w* r b b t n d u Birie- 
ö n d Kuh sf a nßst e 11u n g interessiert, ist Von diesem Plan 
IQ dies*^ Jehte Äbsiaßd genommen tind der fi, and 7. Sepie mb er 
für eine Miigliedersüsammenlsnnft in ,.P® ^ beatimmi. 

,Der Beenclt än Hünster isioll dann füjf nschste Jahr im 

Fri»tklii]g id Aufeaicbt genoniTnen werden, — Die Qit^un^ t«gie 
asm ersten Male in dem neuen Hmel ,,Fürsten. 
das Enlgeg^k.dmiften des Eigentümers hatten die An^EafrntJ^h; 
aiodh SchleifiÄ der Sitzung Oelcgenheit, die moderne^ EinTicb' 
lUngea de* Hdttls in Aufenacheia üU nehmen. 

Bond Niederrhein 

hat am Jühi ia. Kle V ft unter dem Vor^fü^ des Sybdi’^üs 
Dr. !W iS den ( Oü&^i s^ciae fsrsie J ah re 5 baapivcrsamailun g 

abgeha^iea,. ; Der Buad^ der erad ^n Jahr besteht, jfahh fast 400 
MUgUed^r;, in dejr öfTenllicbeö Hauptyersaminlang jipTiä^ aü- 
nächst Plafref und Defimlör Dickst über küiiurgeBChtcbtÖcbe 
Ennnürungen an die ehemalige-^istcrafienserabtei Ga mp. Lehrer 
Otto (Märs) machte, ih einem Visrirag über die LacLischafts- 
bildei d« N^^'denhcia» darauf aufTnerksaini,^ dass man es jm 
Volk nicht Veifstellen könnte, dass dSe ^egieriirtg i(a iler^eru 
dor nii^dwriaetaischeii ladiistHe die Staats Wal^ 
koutO; da sie doch grundlegende ErhäJtüng 

der Volksgesürtdiieii besessen. Sa 

MÖfk Äh die BeTgwerksgteftlJsi^aii : Kheiö|>retS|E5Cii; und der 
Schutzbtaifk Fi^fhewald bei Sterkrade an GtitehGflrRubg^hutte 
yerkaüft worden* Pfarrer H^>m ^Pa^hdrgl kgte dar, dass^ dfifi 
*uaiebe ö den . A r v « r veia der e i d he im isch e n B eySl Wru n g 
m ehr ai^g^aogen Üie iHduatrie die^ 

l^ute bödehiljihdlg^^^m sie dafür sorge, dasii itimn 

erhtä glicts^ werd*, eige heb Gi üri d und ein Heim a? u f^rlan en. 
justiÄfat Fleischhauer (iCleve) tadelte,, dass mauchTOai die Si^aia- 
org aoe V er^s^g wenn es ^ich ,: dam m b a n d I “, grö ^isÄügjg^ 
Heiisi»tbe^r^bungen iu fdrdorh^ Es sei nicht fo. yersteheu. dasä 
ein Fnrstniania in. der ifhifüng der FDrslverwallung deti; Sta;*id-r 
püjikt eiijgen^ihitiftn hatte; »^Der Staat ist nicht d^lür d«i cSffh 
Städten die Wälder au erhalten*^ Ein anderer höherer Fdfjft- 
beamter hätih h 1 füglich der Schon u0g berv q rragex^d ^-ch dner 
BÄume geäussfini i,lch kenne keine Alleen, sonde^rfx nur den 
Hplawcrt.-^''■'■;■ 


Bücherschau 


H e i 5 * P l ä n e f ü r d e n W ü r 11 e m b e f g ^ th. e h, , S t^ js ^ V *f 
W #1 ^ u R 4 d i* Sch w S b i s ch e Alb gibt die Württeihbe^jtlac 
Hfrheöloliernsche^Vereitiigung für verk tbt in lätiitt^ayt' 

kostenfm aus. Die Schrift enihäU rfebeti ailgemeitv hiii^iiGheai 
Hinweieen genade Angotaen über kürjBtfe oder längere RVi^n 
und Wanderühg^n in diesen Lande&ldtleh.^ 

ff F 2 n «t Br bergen - - Ein 1 ’ h Ü r i h g e r W k V d i d y 1 1 y 
ial der einer kleioen Broschüre^ dih feichillustriert bei 4 ei 

Veflege*Anouit WÜhelm Lotwy io; Effurt 39 eischieoety und 
für 35 pfl betiehen ist. pas/Biiehleiti .gibt in eitichöpfcnUet 
WiSise Auskunft: über jaUeaT was der Samrnerfremde über 
kunlte-^ Veipflegühg«‘*-j Verkehrst h KutyethäUni«.ic in dem 
als Saimmeraufenihah tthrnB t imehf in Aufnnhme k om men dcn 
bei Bad Friedriebrode gelhg’ßnen'Fi^^terbergen wissen nvöchte. 

Das Handbuch d; e ^ D e. ü 1 h e n T n u r i n g - C1 u b e , V . j 
Situ Mü n che n, steVltsiEb ia dickem Jahre in grauem, schmuckem 
tfBJnengswatvd itiu., Auch siein ItibaU einer durchgreiien den 
Ajend^tUfig unfe^ogen worden ürid zeigt die ETitwicklung und 
diB FoftsbhrittV plhW^: . der Einleitdogi die über 

Pra^famfiai- Statüten in ^ Verwehung tlBs Vereine unterricblei, 
g^en hthf Ülltiflätehpug^h die verschiede nerv, vorn Club 

giepflegtiih SiphrtÄftyn und die t’ätigkeit des Veieins auf diesen 

Gebieftu ..AüfkläfhhS' 


E i n € n g 1 i s tht e r F il t r c r 4 Ü r ch B r, a. U n ä r;:h w V i g i^i 
vom Verkshris-Veteiti BrÄunschweij^ Börden. D»& 

hü b sehtj BSfchlbio, das Schulin.-Epektor SaUler ge»chrieben haC 
Ist mit zahlreichen guieQ Ansichten aus der altert niederdeutschen' 
ÖvidT: ■ges^hhidhltt. • .. 

0 e t Bu g e n k pb e O m t s e e b ä dt h r - V e r b a o d hat sei^ 
ibustr. Werheachriftcheti ,,Die Schönheiten Rügens’^ aiipb io 
'frÄDÄÖsi^chBr ^Sprache herausgegebeti. Diesem febeiif^Sll^ Jöit 

id ht roi che n sch ö nen B il dem geschm üc k le S chfifiP he n a tis de t 
Foder de^ yeihaudsyoiaitzeaderij Obern a., D^ SVelmaAu (Biujr)* 
ist nichl fi.lwa i^ine ÜebeTsetzung d^t dautseben Ausgabe; Sü|ad*fn 
eipe Völlig: dein ausländischen Geschmapk angepasste ße^rbeitungi 
: ln ällen Ausgabestellen des BundteS; Deuiscäci' Verkehrs-Vereitle 
und des Deutsch eh In; den Reise- 

uhd Zeiluogsbu t e3UV ü&^j; r&l‘ dfees Hhftcheb XU ■ hobeti, Der 
Preis für die frabiö^eCbe AUsg^be betragt 40 Pfl pfö Htn, 
die deutsche Au^gahtiL. tnii fi'ei Biidcrüj 64 Seiieh aiark) 

•'kostet ^ Pt. 

Der Führ ^ r d u r ch D Ü s $ V1 d r f ; ü n d U ra § e b ü h g, 
die verdienstvolle Schöpfntig dtEk VerkGlirä'jrVereins pÜ^eldorC 
ist aur Heiscaeit in 5> AufUge erschleneoH Die Redakiioö. hat 
der* Direktor des ätaUsti^Chen Atntea d^r SlAdt DÜÄSCldorC 
Beigeordneter 0 r^ basütgt, und ef bat aU die. tausetid 

Dtnge,r die der Se^subher DüiSiialdjatik au Wissen Wüü'itht, üfeerau6 
üb ecsichtlich neu g e o r d n eh M U D usa eido ffis. Ge schichte be g ü>n t 
der Filbrer; es folgt eine interessante Djarat^llutig von Dibssel Jo^rf ’ 
oIä Wo h0^. und Fretu 41 dl, efu JJtipittl Düssejdor ( Kunst¬ 
stadt und eine Schilderung der Ijaduslrie und de« Handel^., 
Der aweite Ted ist deö SehehsWürdigkeiten der inneren utid 
äusseren Smdt gewIdniBiT der dritte dem Verk^ihrawäSen, der 
vierte deu BehÜrdeni, dem . Kirchen*f ^Unterrichtsweaen ua w ., '. 
lcarr< all den ]sah 1 reichen ; FaktoreiXf die in dha gET^niliche 
Debeü eingreifen, Dies^ Teil ist auch b.esörtdiei'a werivoll für 
Forsonep und riri iiitpt dit: sich in Düsselvjtörf, uns üÄdein 

Efrdenkoui Dtn Sc^hlUfifS luaicht efe.jtnsppe Zusammensteilung 
dff,f Au^a il ge in 4 nähtre Uh d Mt iXtt^ p u:^ ebu n g / Die v or - 
nehme AüfiatitUutig mit :e.vhem bUhtlafbigehVTiiel&üd von Haue- 
Dettrre und: zahlrejcheh interes^htsn Ah^i^ien im Text gibt 
4 ^m von der Düsscldgriet Veit)9^53>Anst3Üt (W- Qirärdet) her^ 
gcstelheh Führer SphonheJt uh.Ü «ff 

W (i p p e r t a le I W Ä h d e t:b \r cA :vhh : ^ md S ch ulte 
„Mit einer Veber*i^tsk?r£e preia 7,50 Mkr^ Verlag ygci A, Mirtiui 
und OiÜtitdeh (k]bj^feii),;,^< echteW ^e^und^f, prakh^s^h^i' 

:-Waudersraahn und HeimkrtVeuod ihau lesk hn| 

^i-iührUng — hat diese 70 dhrch h^igisshe 

La ü Ü a u&gtkubds cha ftet, AVyq h :Seiü (ir Hel*h« f eegt . wie 
er sie {m VVatndem ku rz und knap p. ubei imhaer: ^^nachiiLiiich 
und c^EkchÖpfend schüiert, duft fe vortreiTJicÜ. DtV Art des 
Verfasser;s, die nun «inmÄl Uhüingängliche trockene Ah^in^ndbr- 
gl j eder uo g der S eh eh swürdig k bübn durch &c h 1 agkr ä f ü g e Hi u- 
■- Weilie auf . besonders beachtens,werte intirne Schdgheiten^ Jand-^ 
richafilicb« und arcliilektontehe Wirkungen iU beleben und au 
bereichert), mu^ dem Freunde und Förderer deütscherlrleiniat- 
künde rechte Freude bereiten. 

Schluss des redakUon.e:[|en TeiJ^. 

‘SebchÜpit L't und rkntft o r ftlf h Itj c i. sdli; rvi? ;V'. f htvji-iv y\ J h | b ^ 1 

■jitit I>4jü'st^i:4Ü.tfi ? ■ .hif' ■ wlrfv^cfiüiiliü'.kVHji 

nijtChrjcHn;'^^" f.h'.KSvV fv CittSf.üi'il'ifiNCii.H'hH' rfe-,f 
k eiÜM't'ttiiny''liM.tJtA'iij: l\Vt tly^i>Af>Ür- 
dtjrk • Driz:^ k tL' V'c-riiiu 'ilhr 1 *’ ** 1 ■ J y'.C' i-:^tr:.,V:i'.r- tü m l i. Akto; 

f W;■ Atihink" ti.i li u ti tr c-1 'd ly r iH c ■ r ) i -'fii nl"' n .ti k i | xx v^i.b' tj-.t *.' <> ■ xiij. d 

:s.ci^ l t 1 fi?-: Vi^i")asf. VX'. öiif■■H;vtlüi vhW, 7itlfjUcir-di'fc j.. 


^oiioU 




ieiiainijoleslii*! 

fürHeruSse und ErbolungsiiedDrlOie; 



D«s sMuw Jalu* jceAAiAt. 

Leitung; K«afnlL^. Xi«itiiiagV| 


Dr. ffiftd. Stasi 


ög; 

>1^. 


DlrslMiiir 


ipji V« g 

aK,^^ i)S(ljM>t{ttf Jtu ÜalfmJ 

■ ■ . Mi:. ,. ■■ 'IStwiSPiMft-'! . ■. ■.; 




Frequeh^t IS 12: 26000 . 
tu bhrrfliBcb fthd ftchuüh Lag*?. 

Kö.lfce xiöd ^arihäi See- 
.kauAtisatibö dö Waasarleitiihg. >- EleLtxiach^ji 
J^jro &iihk t h gratis d nre^ d i s ü « d *- l>i re k I f on p 



bftd'ar. 

























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I 

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I 

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/Ihlbecli 


Kurort 

MXttgXßiV rjt 23000 I 

und Ostseebad 

r>.ihnst. /,.V. Swinemiln'Ie 


IU*nnK.'»c|, 2 km unnnttelb. Iani;s <1. Me**r»‘S i;»»!.. ruck- u. ><miw. 
an H"li**n7.. in. ni«*;lenw. Hoohw. cjolehnt. l as. heilkraft. Klima. 
w-H. leiri. Mrand, fi SeeV)a.l«*anst. (2 KamilMmb.*. Waimi». f. a. ümmI. 
Zwei'ko, ol. Lichth., >oniienb, Arzt, Apotn. i. Ori«». Konz., k<?iin. 
Thfiit“!-. Kor.«., Jat;dauf>tl..T»*nnis- u. '<pielpl . EisiMii». ii Dampl'.-^ch.* 
Vim’o. in. IJ'-ri II. M6tt:n 3St. Mal}. Pro;-..*, c!. Ausk. u. Pro-.p. 

kusil. il tl. Iladed r. sow. d. Verii. losch, «»siiseoli. i. Herl. NW 7. 


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imiiMiin BncUieMe 

in Finkenwalde bei Stettin. 

Für Nervöse, llorz- u. Stoffweohsel- 
kranke, sowi»' KrholungsliodÜrftifce. 

Pro.sj)i*kt»‘. L**itender Arzt: Dr. Mosler. 


Bansin 

auf der Insel Usedom 


Schönstes aller Ostseebäder, 
direkt am Strand u. berrl.Wald. 
Ungezwungenes Badeleben, 
keiiiToilettenluxus, dabei beste 
Gesel Isohaft. Brei ter,steinfreier 
Strand, ohneTang. Mliß.Preise, 
Eisfubaliiistation = »»'•'‘Irige Kurtaxe. Prospekte 
fr(‘i durch die Badedirektion. 


: Seebad Heringsdorf: 

Lindeniiinns Hotel 


Haus ersten Hanges, das ganze 
Jahr go''ffnet. — Telephon 4. 
Auto-Garage. — Vor- u. Nach¬ 
saison ermäßigte Preise. 


Christi. Hospiz „Dünenschloss“ 

für Sommerfrische und Winterkar angelegentlichst 
einpfohlon. Vorzügliche Aufnahme bei mäßigen Preisen. 
Prospekte ko.stimfrei durch die Hausmutter Eva Quistorp. 



U 


Hau.s vornehmst. Kange.s u. erstes am Platze m. vollstäiid. neuen, d. Neuzeit 
entsprecli. eiliger. Zimmern u. SaIon.<,veri)und. in. Kestaurant I. Banges. Haltest, 
sämtl. Personendampfer naeh d. uinlietfrnd. ().stse»d)ä(lern,sow. Rügen u.Konen- 

9IIIVIVI MV I INWV w IIIIIVIIIHIIMV hageii. Zlmmtr T.Rk. 2 SO. Tsble d'hdte IVtühr,äUcarttZU|•d.Tsa•»•lt• Dlws 
ä pari. Vollst. PensiOBV.Rk. 5 aii. Eli^ktr. Licht.Zentrallieiz.eh'ktr.Per^ononaufz., Sommer- ii. Winterterrassen. Bes.: II. Rudowltz. 



▼ 

I 

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HZ. 


onderOstses 


f Sommtrfrlschi u.Wiiiterknrani;e]eK<^nt- 

lichst empfohlen. Vorzfiglietae Anfnahme 

bei mäü. Prei'^on. Prospi*ktP 

«lurch <lie Hausmutter Eva Qniatorp. - - 


Mellin auf Rügen. 

„Haus Sellin'' 

100 Retten, 2 Hiiiiser im Rurhenwald, 
doch nahe dem Strande). Direktor: 
Hfinrlok Fromme, im Verbände • l.rist- 
licher Hospize. 


Baabe auf Bügen. 

jturliiiosStninilscliloB' 

7«) Betten. 2 Häuser (unmittel¬ 
bar am Strande). — Kurhaus- 
hesitzer: August Schütz. 

= Triiikgelderablösung. — Angemessene Preise. — Gute Verplleguiig. — Prospekte auf Wunsch sofort. - 


Onbeu, die Perle der HlederlasIlL 

Herrli«*he an der Neisse, umgeben Ton den berOhmten ausgedelint#‘n 

Gubener Obstbergen und Waldungen. Voriflgllali gaaiiBet snr Anaiadlnag nad 
SBT Stmmerfriache. Huh« Hchu]* n, Theater, Kanalisation, elektrische^ Licht 
und Straßenbahn etc. Auskiuift erteilt der Verkehrs-Verein Guben. 


J SERLOHN 


unmittelbar an 4610 
oroflem Walde mit HSktB big zb 

460 Retar. — Hotel und Bestan- 
rants im Walde. — Sportaea, 
ca. .M Morgen Wasserfläche n.Ausb.) — Nahe bei: Dithtl* 
htfble, Falseaniter, Hlonelal usw. — Sonntagsfahrkarten ab Hagen 
Dortmund usw. — Städtische Rodelbahn dicht beim Bahnhof.— 
Prospekte und Ansknni't durch den Verkehr«•Verein. 


Die Mitglieder der Kollektiv-Annoncen vom '■TVh "HT 

Verein der Berliner Hotelbesitzer empfehlen H|J ^ ■ 

Ihre nachstehenden alphabetisch |H Bfl 1J Ä H 

geordneten Hotels und warnen die In _■ 

r ankommenden Raisondan dringand davar, 

1 floh durch Dlenetmänner, Bepiektriger 

1 1 etc. in der Wahl dar Abetalgequartlara 

L ^ ^R baelnflutatn zu laetan. 

nimaBMMfllwM llmAmI MittelHtr. 10 17.Min. riil'.w \ Z.; ti .!- 

lllPXnnnril"*finTPI iuilinliol FrlcdrirliHtr. Im V( rk<‘l.rM/.i iiti.. tiot/ 
flIMCAMIIMIM llUAi#l ,i..iiiriibirreL.iL't.._'Ki.bLM.nsti.. i.fi.s,.!. It- ..,1. 
Vcri'-iiut.'unirs .\uf'iitl :ilt. l«io Fi-nt- ii. (larti.Miziiiiiiirr \(*ii i'..'." Ml. iUiv.. it .. 
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Zum Regierungs-Jubiläum 
Seiner Majestät des Kaisers 




DEUTSCHLAND 

Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 

Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen □ Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher 
Verkehrs-Vereine o Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e.V., Köln 


1 Der Bezuprspreis beträprt: t 
: I. Quartal 2.40 M., H. bis TV, I 
X Quartal je T.20M., direkt durch t 
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t 10.— M. pro Jahr — Erscheint t 
i Mitte eines jeden Monats (im t 
; April, Mai und Juni je zweimal) I 
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Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins, 
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes, 
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine 
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens. 

Druck und Verlag: 

Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseidort 


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X Auf der Umschlagseite erhöhte X 
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Nr. 6 


Düsseldorf ■ Zweite Juni-Ausgabe 1913 


IV. Jahrg. 


Kaiserjubiläum. 

Von Dr. Paul Lim an. 

Vor fünfundzwanzig Jahren, ein Junitag wie heute, ' Vierteljahrhundert der Regierungszeit des dritten Kaisers 
da sank der Vorhang hernieder nach dem letzten Akte alseine Epoche unvergleichlichen wirtschaftlichen Fort- 


«iner der erschütterndsten Tragödien der deutschen 
Geschichte. Denn stärker noch, als der Anblick eines 
frischen, kampffrohen Heldentums, das auf der grünen 
Heide den Feind aufsucht und zu Boden zwingt, wirkt 
jenes passive Heldentum des Leidens, zu dem einst 
Wilhelm des Ehrwürdigen Sohn, Friedrich der Dulder, 
verdammt war. Wenn jetzt die Gedanken zurück¬ 
kehren zu jenem Junitage, der die Eingangspforte er¬ 
schloß zu der Regierung Kaiser Wilhelms II., dann 
mag man auch in wehmütiger 
Dankbarkeit drei rote Rosen auf 
das Grab des Dulders legen. 

Als Kaiser Wilhelm II. zur 
Regierung kam, hatte noch nicht 
die Erfahrung eines reifen Lebens 
seinem jugendlichen Tempera¬ 
mente Fesseln angelegt. Da 
g-laubte er noch mit dem ganzen 
Enthusiasmus seiner Jahre eine 
reiche Fülle von Plänen durch¬ 
führen, aus freiem Entschluß 
dem deutschen Volke jedes 
Glück bringen zu können, nach 
welchem es sich sehnte. Die 
Gedankenwelt der Jugend geht 
ihre eigenen Wege; bald war 
dem Kaiser die Fessel zu eng, 
die Bismarcks gereifte Erfahrung 
um seinen Willen schlug, der 
Glanz des Genies schien ihm, 
dem Träger der Krone, das eigene 
Verdienst zu verdunkeln, die Iden 
des März zogen herauf, und Kaiser 



Die Jubiläumsmedaille der Akademie 
der schönen Künste — Vorderseite 


Schritts verzeichnet stehen, als eine Zeit, von der noch 
in ganz anderm Sinne, als Heinrich von Treitschke 
einst am fünfzigsten Gedenktag der Völkerschlacht 
ausrief, gesagt werden kann: „Fürwahr, wir leben in 
einer Zeit der Zeichen und Wunder. Ein Tor, wer sie 
träge schilt. Das verwegene Traumbild eurer Jugend 
steht vor euch als eine schöne Wirklichkeit!"' Die Kraft 
der Nation, die tief in dem Deutschtum ruhende Energie, 
die Arbeitsfreude und Arbeitskraft haben das deutsche 
Volk trotz seiner trüben Ge¬ 
schichte ewiger Zerrissenheit zum 
Sieger in dem wirtschaftlichen 
Ringkampf der Welt gemacht. 
Deutsche Wissenschaft hat uner¬ 
hörte Triumphe gefeiert. Immer 
gewaltiger dehnten sich die Zen¬ 
tren des industriellen Lebens. 
Immer zahlreicher, immer statt¬ 
licher durchfurchten die deutschen 
Handelsschiffe das Weltmeer. 
Hier konnte Kaiser Wilhelm 
nicht der Schöpfer, sondern nur 
der Hüter sein, und er hat dieses 
Amt getreulich erfüllt: Indem 
er den Frieden erhielt, schützte 
er dem Kaufmann die Sicherheit 
der Landstraße, dem Forscher 
den Raum für seine Gedanken¬ 
arbeit, dem Landmann die Ernte 
von dem Felde, auf das er die 
Saat gestreut. Es ist ja das 
Seltsame in dem Schicksal des 
Kaisers, daß ihm, der jung das 
die konservative Aufgabe des 


Wilhelm stellte sich auf sein eigenes Recht. Ein Viertel- Zepter ergriff, nur 
Jahrhundert zog vorüber — hat es die Träume, die Bewahrens und Ausbauens blieb, während der Greis, 
der Kaiser einst träumte, die ihn zur Trennung von '^Kaiser Wilhelm I., die Jünglingstat vollbringen, auf 


dem großen Kanzler trieben, zur Erfüllung gebracht? 
Ist nicht auf manchem Stücke des Weges, den er durch¬ 
maß, auch die Enttäuschung seine Gefährtin gewesen? 

Auch in den Jubeltagen seiner Regierung darf man, so 
licht man auch die Farben zum Gemälde seiner Taten 
wählen möchte, doch nicht vergessen, daß auch dieses 
reiche Leben nicht eine geschlossene Kette von Er¬ 
folgen war. Gewiß wird in der Geschichte das erste 


blutigem Schlachtfelde den Traum der Alten erfüllen, 
das Kaisertum schaffen und dem Erbfeind die Schuld 
der Vergangenheit heimzahlen mußte. Der feurige 
Geist der Jugend hätte sich vielleicht lieber auf dem 
unbegrenzten Felde kriegerischer Taten ausgelebt, 
und durch manche Rede des jungen Kaisers klingt 
es noch wie Schwertgeklirr und Schlachtensehnsucht. 
Aber der historische Held darf sich nicht nach 














268 DEUTSCHLAND Nr.& 


freiem Ermessen seine Aufgaben wählen: So laut 
durch die Regierungszeit des ersten Kaisers die Trom¬ 
peten schmetterten, so wenig durfte der Enkel nach dem 
Schlachtenlorbeer, nach dem Ruhme Alexanders greifen. 

Auch sein vornehmstes Werk, der Bau der deutschen 
Flotte, mußte sich schließlich in die leitende Tendenz 
seines Lebens fügen und dem Frieden und seiner Er¬ 
haltung, nicht aber kriegerischen Zwecken dienen. 
Wir haben, vor allem zu Anfang, Verkündungen von 
kommendem Glanze, von herrlichen Zielen, von rück¬ 
sichtslosem Vordringen durch dick und dünn, von der 
gepanzerten Faust und von dem Rechte des Deutschen 
vernommen, an allen Entscheidungen in der Welt tätigen 
Anteil zu nehmen, das „größere Deutschland" wurde 
uns verheißen, der „Herr des Atlantischen Ozeans" 
sandte seinen Gruß dem „Herrn des Stillen Ozeans", 
der Dreizack, so vernahmen wir, gehört in unsere Faust. 
Aber nicht immer finden selbst Kaiserworte Erfüllung, 
und bescheiden blieb der Platz, den wir in dem Kampfe 
um die Sonne errangen. Vergebens fuhr auch das 
Kaiserschiff nach Tanger, lagerte sich der Panther vor 
den Hafen von Agadir: Eng blieb der Raum, den wir 
gewannen, verglichen mit den gewaltigen Reichen, die 
in diesem Vierteljahrhundert ungezählter Entscheidungen 
Rußland, England, die Vereinigten Staaten, Frankreich, 
Japan und selbst Oesterreich, Italien und die Balkan¬ 
fürsten dem eigenen Gebiete zufügen durften. 

Ruhten nicht auch auf dem innerpolitischen Leben 
unseres Volkes manche schwere Schatten? Schon die 
Entlassung des Fürsten Bismarck trieb einen Keil in 
die deutsche Nation; auch dort, wo dieser Akt als eine 
Tat der Befreiung erschien, trug man es bitter, daß ein 
Federstrich, von der jugendlichen Hand eines Fürsten 
gezogen, die Erfahrung, die Verdienste des größten 
Mannes, den das Jahrhundert trug, auslöschen konnte. 
Als aber Fürst Bismarck nicht schweigen, nicht „zum 
stummen Hunde" werden wollte, als er das Recht der 
Persönlichkeit auch dem Kaiser gegenüber starr und 
klar festhielt und so im letzten Sinne der Vorkämpfer 
des demokratischen, aber von dem Adel der Persön¬ 
lichkeit durchglühten Gedankens wurde, da sind Tage 
gekommen, in denen die Nation irre wurde an ihrem 
Führer. Und das Befremden, die Bitterkeit wuchs, je 
nachdrücklicher der Kaiser immer wieder das Gottes- 
gnadentum betonte und das Werk selbst der größten 
Männer die Arbeit von Handlangern, jede ihrer Taten 
den Ausfluß göttlicher Erleuchtung der Fürsten nannte. 
Unser Volk ist zu modern, zu realistisch in seinem 
Wesen geworden, als daß es sich willig zurückführen 
ließ in die blauen Gefilde der Romantik. Es vernahm 
den Ruf, daß der Kaiser jeden zerschmettern werde, 
der sich ihm entgegenstellt, daß die Nörgler den Staub 
des Vaterlandes von ihren Pantoffeln schütteln sollten, 
daß nur einer Herr im Lande sei, der im Aufträge 
eines Höheren handle, daß es Pflicht der Untertanen 
sei, dem Führer in blindem Gehorsam zu folgen, und 
noch vor wenigen Jahren hat die Rede von Königsberg 
bewiesen, daß der Kaiser an den Auffassungen seiner 
Jugend mit allem Eifer festhält. Hiergegen aber wehrte 
sich das Selbstbewußtsein der Nation, sie forderte ihren 
eigenen Anteil und ihr Recht an der Gestaltung des 
eigenen Schicksals, und in den Novembertagen des 
Jahres 1908 zog die Gefahr herauf, daß aus diesem 
Gegensätze des kaiserlichen Empfindens und der Auf¬ 
fassung des Volkes fast eine Katastrophe erwuchs. Hat 
doch gerade das Bedürfnis des Kaisers, immer wieder 
vor den Vorhang zu treten, den die Verfassung in 
kluger Voraussicht schützend schuf, in feierlichen Reden 


sein innerstes Empfinden oder kühne Pläne auszu¬ 
sprechen, stets von neuem Mißverständnisse herauf¬ 
beschworen, keimendes Vertrauen zerstört. Von der 
sozialen Versöhnung hat einst der jugendliche Monarch 
geträumt, von der Macht der Krone, den heranstürmenden 
Willen des vierten Standes in ihren Dienst zu zwingen,, 
alle Leidenschaften durch gute Reden und gute Taten 
zu bändigen: In dem Jubeljahre weilen hundertundzehn. 
Sozialisten im deutschen Reichstag, ist die Kartell¬ 
mehrheit, die den Kaiser einst bei seinem Eintritt in. 
das neue Leben empfing, längst zerfallen, hat die Ent¬ 
täuschung über die Zerstörung der ersten Jllusionen 
zu den mißlungenen Versuchen der Umsturzvorlage 
und des Zuchthausgesetzes geführt. Und während der 
Kaiser dieNation zum gleichen Willen zusammenzufassen, 
gedachte, ist der Kampf der Parteien immer schonungs¬ 
loser, immer haßerfüllter geworden. Versöhnung sollte 
geschaffen werden, wie der Haß der Franzosen sollte 
auch der Groll der Reichslande, der Zorn der Polen vor 
der Kraft der neuen Verkündung weichen — auch hier 
hat sich die Entwicklung stärker erwiesen als das Hoffen 
des Kaisers. Das Jubeljahrselbst hat das gewaltigste Wehr¬ 
gesetz gebracht, dessen Deutschland jemals bedurfte, eben 
' weil es nicht gelang, die Nachbarn im Osten und Westen 
zu gewinnen und das Mißtrauen Englands zu besiegen. 

Es ruht auch mancher Schatten über dem Bilde, 

^ Und doch ist Kaiser Wilhelm ein Liebling der Nation, 
und nicht nur in diesen Tagen wandten sich huldigend 
die Gedanken der Nation ihm zu, sondern es ist auch 
jenes echte, innerliche Verhältnis zwischen ihm und 
der Nation entstanden, das den eigentlichen Kern des 
monarchischen Gedankens bildet und das seinen wunder¬ 
vollen Ausdruck in der Legende vom Schwabenherzog 
Eberhard findet: Auch Kaiser Wilhelm darf sein Haupt 
„kühnlich legen jedem Untertan in'n Schoß". 

Sicherlich hat hier nicht die Summe der errungenen 
Erfolge, sondern jener eigentümliche Zauber die stärkste 
Wirkung erzielt, der nach der Bekundung aller, die 
persönlich ihm nähertreten durften, von seinem Wesen 
ausstrahlt. Es liegt in ihm ein starkes Temperament, 
zugleich die Fähigkeit, Probleme und Situationen schnei) 
zu erfassen, und in all der Freude an Pracht und Glanz, 
an Festen und Repräsentation liegt doch wiederum 
etwas, was die Phantasie des Volkes beschäftigt, die 
Nation immer wieder zwingt, Stellung zu dieser Persön¬ 
lichkeit zu nehmen, wie ja das Ungewöhnliche stets 
seiner Wirkung sicher ist. Und ungewöhnlich ist diese 
Erscheinung auch im Hause der Hohenzollern, keinem 
der Vorfahren läßt sie sich in ihrer Gesamtheit ver¬ 
gleichen. Es fehlt ihr vor allem jener nüchterne Zug, 
der das Wesen des ersten Kaisers und auch den großen 
König schmückte, die starke Phantasie gibt der ganzen 
Persönlichkeit einen starken künstlerischen Zug und 
stempelt ihn zu einem Idealisten. Er selbst hat es einst 
als sein höchstes Ziel bezeichnet, „den harmonischen 
und friedlichen Fortschritt aller Völker herbeizuführen". 

Mit ungewöhnlichem Glanze feierte man jetzt die 
Zeit der Erinnerung an den Tag der Thronbesteigung 
Kaiser Wilhelms II. Aus dankbarem Herzen brachte ihm, 
der in jeder Stunde seines Lebens für sein Volk das 
Beste erstrebte, die Nation ihren Glückwunsch dar. 
Und auch das Ausland nahm teil an dieser Feier. 
Denn wie man sich auch in Frankreich, in England 
zum Deutschen Reiche stellen mag, so lebt doch auch 
hier in den Herzen ein ganz heimlicher Zug von Sym¬ 
pathie für den Monarchen, in dem man zuerst den 
Stürmer und Dränger zum Kriege besorgte, jetzt aber 
den getreuen Hüter des Friedens erkennt. 









270 DEUTSCHLAND Nr.6 



Leipzig 

Das Verkehrswesen und seine Entwicklung im letzten Vierteljahrhundert. 

Von Dr. Alfred v. der Leyen. 


Verkehr ist nach den Lehren der Volkswirtschaft die 
llebertragung von Personen, Gütern und Nachrichten von 
einem Ort zum andern. Das Wesen des Verkehrs ist die 
Bewegung; der Verkehr vollzieht sich auf den Verkehrs- 
slraßen, auf denen die Beförderung durch die von der Natur 
gegebenen oder die künstlich erzeugten Kräfte bewirkt wird 
Durch die Benutzung des Dampfes als bewegende Kraft und 
der Elektrizität zunächst für den Nachrichtenverkehr ist der 
Verkehr der ganzen Welt seit den 20er und 30er Jahren des 
vorigen Jahrhunderts völlig umgestaltet worden. Die Ver¬ 
kehrsmittel haben für das wirtschaftliche Leben, für die 
geistige Entwicklung der Menschheit, für die Landes¬ 
verteidigung und für die Kriegführung eine Bedeutung ge¬ 
wonnen, die früher nicht geahnt werden konnte. 

In der nachfolgenden Darstellung soll versucht werden, die 
Hauptzüge dieser Entwicklung während der Regierungszeit 
Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm 11. zu schildern. 
Die Entwicklung war 
eine glänzende, so¬ 
wohl nach ihrer tech¬ 
nischen als auch nach 
ihrer wirtschaftlichen 
Seite. Zwar eine neue 
bewegende Kraft ist 
nicht entdeckt, aber 
in der Benutzung der 
vorhandenen, des 
Dampfes und der 
Elektrizität, sind un- 
geheuereFortschritte 
gemacht worden. 

Nachdem auf der 
BerlinerGewerbeaus- 
Stellung des Jahres 
1879 Werner von 
Siemens den Beweis 
geliefert hatte, daß 
sich die elektrische 
Kraft auch zur Fort¬ 
bewegung von Fahr¬ 
zeugen eignete, ist 
die Elektrizität von 


Jahr zu Jahr in weiterem Umfange zu diesem Zweck in 
Anspruch genommen worden und dem Dampf fast eben¬ 
bürtig an die Seite getreten. Bei den Straßenbahnen und 
den Vorortbahnen ist der Pferdebetrieb durch den elektrischen 
ersetzt und die Verwendung der elektrischen Kraft für den 
Fernverkehr der Personen- und Güterzüge an Stelle des 
Dampfes verbreitet sich mehr und mehr in allen Ländern. 
Von entscheidender Bedeutung hierfür waren die in den 
Jahren 1901 bis 1903 auf der Militärbahn Marienfelde—Zossen 
unternommenen Versuche, die den Beweis lieferten, daß 
eine elektrische Lokomotive mit der bisher von einer 
Dampfmaschine noch niemals erreichten Schnelligkeit von 
120 Kilometern in der Stunde zu fahren imstande war. 
(Vergleiche das Miitelbild auf Seite 275) — Ferner hat 
die Elektrizität erweiterte Verwendung gefunden zur Ueber- 
tragung des gesprochenen Wortes im Fernsprechwesen und 
zur Uebermitilung von Nachrichten ohne Leitungen (Funken¬ 
telegraphie). Die 
Fernsprecher sind 
allerdings schon 1877 
eingeführt, aber in 
dem hier behandelten 
Zeitraum wesentlich 
verbessert und weiter 
verbreitet. Gleich¬ 
zeitig erfolgte die 
fortschreitende Ver¬ 
wendung dt'r Mo¬ 
toren (Explosions¬ 
motoren) und der 
Turbinen. Damit ge¬ 
wann auf dem Lande 
der Kraftwagenver¬ 
kehr eine erhöhte 
Bedeutung, das lenk¬ 
bare Luftschiff und 
die Flugzeuge wur¬ 
den erst möglich, 
und die Bewegung 
der Kriegsschiffe und 
der großen Handels¬ 
dampfer, besonders 



Wiesbaden: Hauptbahnhof 





































































Nr.6 DEUTSCHLAND 271 



Der neue Hauptbahnhof 

der Personendainpfer, wurde beschleunigt und verbilligt. 
Neben der elektrischen hat die Verwendung der Dampf« 
kraft die größten Fortschritte zu verzeichnen. 

Aehnliche, wenn auch nicht so deutlich in die Augen 
fallende Erscheinungen begegnen uns, wenn wir die wirt¬ 
schaftliche Entwicklung des Verkehrs zu Lande und zu 
Wasser betrachten. Die Bestrebungen nach einer weiteren 
Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnwesens, nach einem 
engeren Zusammenschluß der deutschen Eisenbahnen sind 
unter Führung Preußens fortgesetzt und haben zu schönen 
Ergebnissen geführt. Das Verkehrsrecht ist fortgebildet 
durch das neue Handelsgesetzbuch vom TO. Mai 1897 und die 
neue Eisenbahnverkehrsordnung. Auf deutscher Grundlage 
beruht der am 14. Oktober 1890 abgeschlossene Staats¬ 
vertrag, das internationale Uebereinkommen über den Eisen¬ 
bahnfrachtverkehr, das sich fast über das ganze mittel¬ 
europäische Eisenbahnnetz erstreckt und sich durch ganz 
Asien bis zu den östlichen Gebieten Sibiriens ausdehnt. Eine 
Ergänzung dieses internationalen Staatsvertreges durch einen 
solchen über die Beföideiung von Personen und Reisegepäck 
ist in Angriff genommen, der Entwurf dafür ist im Jahre 1911 
auf einer internationalen Konferenz fertiggestellt worden. 

Die im Jahre 1877 angebahnte Vereinheitlichung der 
deutschen Gütertarife hat sich von Jahr zu Jahr weiter 
befestigt, für die regel¬ 
mäßigen Gütertarife ist 
durch allmähliche Aus¬ 
gleichung der Einheits¬ 
preise neben die formelle 
eine materielle Einheit 
getreten, die langerstreble 
Einheitlichkeit der deut¬ 
schen Personen- und 
Gepäcktarife ist nach viel¬ 
jährigen Bemühungen im 
Jahre 1907 erreicht, der 
Umlauf der Güterwagen 
durch den Staatsbahn¬ 
wagenverband seit dem 
1. April 1909 wesentlich 
wirtschaftlicher gestaltet, 
in allen wichtigen Ver¬ 
kehrs- und Tariffragen 
wirken die deutschen 
Eisenbahnen einträchtig 


miteinander und mit den Vertretern von Handel, Verkehr 
und Landwirtschaft zusammen. Der Abschluß der preußisch¬ 
hessischen Eisenbahngemeinschaft und ihre Ausdehnung 
auf die Main-Neckar-Bahn haben eine innigere Verbindung 
der nördlichen und mittleren mit den südwestlichen Gebieten 
Deutschlands gefördert, und auch ßnanziell sind diese Verträge 
für die beteiligten Staaten von großem Vorteil gewesen. 

Auf den Binnenwasserstraßen ist das Abgabenwesen ein¬ 
heitlich neugeregelt, das in der letzten Tagung des preußi¬ 
schen Landtages beschlossene Wassergesetz wird seine Be¬ 
deutung auch für den Verkehr haben. Die deutschenWasser- 
straßen sind erweitert durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal, den 
Trave-Kanal; durch das preußische Wasserstraßengesetz von 
1905 ist der Bau einer Reihe weiterer Kanäle genehmigt 
worden, die Regulierung und Schiffbarmachung der deutschen 
Wasserstraßen, so die Mainkanalisation, deren Fortsetzung 
bis Aschaffenburg zwischen Preußen und Bayern vereinbart 
ist, die Anlage und die Erweiterung großer Binnenhäfen 
(Ruhrort-Duisburg, Mannheim, Kosel, Stettin) sind fortgesetzt, 
die großen Häfen an der Ost- und Nordsee sind dem ge¬ 
steigerten Verkehr entsprechend erweitert worden. 

Den hervorragendsten Platz unter den Verkehrsmitteln 
haben auch in den vergangenen 25 Jahren die Eisenbahnen 
eingenommen. Wir bringen umstehend die Bildnisse der 

vier preußischen Minister 
der öffentlichen Arbeiten, 
die während dieser Zeit 
an der Spitze der preußi¬ 
schen Eisenbahnverwal¬ 
tung und der Verwal¬ 
tung der Reichsbahnen 
gestanden haben. Der 
Minister von Maybach, 
der Begründer und För¬ 
derer des reinen Staats¬ 
bahnsystems in Preußen, 
war noch in den ersten 
Regierungsjahren Kaiser 
Wilhelms 11. im Amte, 
das er seit 1878 mit uner¬ 
müdlicher Schaffenskraft 
und mit glänzendem Er¬ 
folge verwaltet hat. Ihm 
folgte im Jahre 1891 Mini¬ 
ster V. Thielen. Durch die 



Homburg v. d. Höhe: Der neue Bahnhof 



























































272 DEUTSCHLAND Nr. 6 


bewährte Verwaltung'sordnung’ von 1895 hat er das Staatsbahn¬ 
netz neu organisiert und seine Leistungsfähigkeit gesteigert, 
durch das Kleinbahngesetz von 1892 ist der Bau einfacher 
Verkehrsstraßen erleichtert worden, die Verträgederpreußisch- 
hessischen Gemeinschaft sind unter seiner Führung abge¬ 
schlossen und eine Reihe wichtiger Maßnahmen zur Förderung 
des Verkehrs teils ausgeführt, teils erweitert. Sein Nachfolger 
war im Jahre 1902 der Staatsminister v. Budde. Ihm war 
nur eine kurze Zeit des Schaffens beschieden, während der 
er manches geleistet hat zur technischen Vervollkommnung 
des Eisenbahnnetzes. Er hat die Reform der Personen- 
und Gepäcktarife eingeleitet, und sein großes Verdienst war 
das Zustandekommen des wasserwirtschaftlichen Gesetzes vom 
1. April 1905. Seit dem Sommer 1906 erfreut sich das 
preußisch - hessische Eisenbahnnetz der machtvollen und 
umsichtigen Leitung des Ministers v. Breitenbach. Unter 
’hm haben die Eisenbahnen auf allen Gebieten glänzende 


abseits vom großen Verkehr gelegenen Landesteile bestimmten 
Eisenbahnen (Nebenbahnen) eingeleitet und mit Erfolg ge¬ 
fördert worden. Seit 1880 bis 1913 sind durch fast alljährlich 
wiederkehrende Gesetze 15 083 Kilometer staatliche Neben¬ 
bahnen teils gebaut, teils sichergestellt, und der Bau von 
702 Kilometer Privatnebenbahnen ist vom Staate unterstützt 
worden. 

Aber den Bedürfnissen des Verkehrs war durch diese 
Nebenbahnen nicht voll genügt, der Ortsverkehr der Städte 
und Gemeinden, der Nahverkehr auf dem Lande bedurfte 
weiterer Ausgestaltung mit einfachen, tunlichst billigen 
Bahnen. Die rechtliche Grundlage für die Herstellung 
dieser Verkehrsmittel zu schaffen, war die Aufgabe des 
Gesetzes vom 28. Juli 1892; ihre Herstellung erfolgte teils 
durch Privatunternehmer, teils durch die kommunalen 
Körperschaften unter finanzieller Beihilfe des Staates. Die 
Wirkungen des Gesetzes lassen sich am besten erkennen 



Die preußischen Eisenbahnminister 
V. Budde 


V. Thielen 


v. Maybach 


Fortschritte gemacht, die Reform der Personen- und Gepäck¬ 
tarife ist durchgeführt, der Personenverkehr durch Einlegung 
neuer Züge für den Orts- und Fernverkehr, durch reichere 
Ausgestaltung der Fahrpläne, durch Einrichtung der Trieb¬ 
wagenzüge usw. verbessert. Der Staatsbahnwogenverband 
und die übrigen Maßnahmen zur Vereinheitlichung des 
deutschen Eisenbahnwesens sind von ihm angeregt. Er hat 
sich als ein eifriger Förderer des elektrischen Betriebes 
gezeigt, der für den Stadt- und Vorortverkehr in Hamburg 
eingeführt und in Berlin vorbereitet ist, während seine Ein¬ 
führung im Fernverkehr auf der Strecke Dessau—Bitterfeld 
bereits stattgefunden hat und auf der Strecke Magdeburg— 
Dessau und Bitterfeld—Leipzig—Halle sowie Lauban —Ditters¬ 
bach-Königsfeld und einiger Zweigstrecken bevor steht. 

Unter den in unserm Zeitraum erlassenen Gesetzen ver¬ 
dient besonderer Erwähnung das Kleinbahngesetz vom 
28. Juli 1892. Schon unter dem Minister v. Maybach war 
der Bau einfacherer und billigerer, der Erschließung der 


aus folgenden Zahlen: Am 1. Oktober 1892 belief sich in 
Preußen die Länge der nebenbahnähnlichen Kleinbahnen auf 
159 Kilometer, die der Straßenbahnen auf 876 Kilometer, 
am 1. April 1911 die der ersteren auf 10154 Kilometer, die 
der letzteren auf 3419 Kilometer, die nebenbahnähnlichen 
Kleinbahnen sind also unter der Herrschaft des neuen Gesetzes 
um 9995 Kilometer, die Straßenbahnen um 2544 Kilometer 
gewachsen. 

Nebenbahnen und Kleinbahnen werden auch in den 
meisten der übrigen deutschen Staaten, wenngleich nicht in 
demselben Umfange wie in Preußen, gebaut. In Sachsen 
besteht insbesondere ein beachtenswertes Netz von Schmal¬ 
spurbahnen, die die gebirgigen, industriereichen Gebiete des 
Landes dem Hauptbahnnetze anschließen. 

Das Gesamtnetz der Haupt- und Nebenbahnen betrug 
im Deutschen Reich im Jahre 1888: 40000 Kilometer; im 
Jahre 1910: 59000 Kilometer; in Preußen am 1. April 1888: 
22 573 Kilometer, am 1. April 1912: 38 314 Kilometer, es 
























Nr. 6 DEUTSCHLAND 


273 


l\at sich also das deutsche Eisenbahnnetz um rund 19000 
Kilometer, das preußische um rund 15 800 Kilometer ver- 
rgrößert. Hand in Hand mit dieser Vergrößerung ging eine 
Verbesserung des Bahnkörpers, der Sicherheitseinrichtungen 
\ind eine Verbesserung und Vermehrung der Betriebsmittel. 
An Stelle der eisernen traten stählerne Schienen, das Gewicht 
der Schienen wurde von 33,4 Kilogramm zunächst auf 
41 Kilogramm, später auf 45 Kilogramm für das Meter auf 
•den mit schnellfahrenden Zügen besetzten Strecken erhöht. 
Die Schienen sind von 7 V 2 auf 12 und später auf 15 Meter 
verlängert und damit 
die Zahl der lästigen 
Schienenstöße ver¬ 
mindert, auch die 
Anzahl der Schwellen 
ist wesentlichvermehrt 
und sonstige Ver¬ 
besserungen zur Ver¬ 
stärkung des Ober¬ 
baues sind eingeführt 
worden. Die Länge der 
zweigleisigen Strecken 
ist auf den deutschen 
Bahnen von 11800 auf 
'22 800 Kilometer ge¬ 
stiegen, viele Strecken, 
besonders an Knoten¬ 
punkten, auf größeren 
Bahnhöfen, sind mit 
drei und vier Gleisen 
ausgestattet. Der An¬ 
teil der mehrgleisigen 
Bahnen im preußi¬ 
schen Staatsbahnnetz 
betrug im Jahre 1888: 

37,2 Prozent, im Jahre 
1912: 44,2 Prozent. 

Die Zahl der Ueber- 
.gänge in gleicher 
Ebene ist in weitem 
Umfange durchUeber- 
und Unterführungen, 
besonders in großen 
Städten und deren 
Umgebung, ersetzt 
worden. 

Die Sicherheit des 
Betriebes ist durch 
stete Verbesserung 
des Signalwesens und 
durch erweiterte Ein¬ 
führung der Strecken¬ 
blockung wesentlich 
erhöht worden. Im 
Jahre 1910 waren auf 
den deutschen Haupt¬ 
bahnen von 34 376 
Kilometer bereits 19223 Kilometer mit Streckenblockung 
versehen, an Stellwerken waren 10269 mit 183 400 Hebeln 
vorhanden, auf größeren Bahnhöfen sind die Weichen- und 
Signalstellwerke vielfach mit elektrischem oder Preßluft- 
Antriebe ausgestattet. 

Besondere Fortschritte sind im Bau der Bahnhöfe und 
der Brücken gemacht worden. Der Brückenbau nahm einen 
neuen Aufschwung, als im Jahre 1895 erwiesen wurde, daß 
das Thomasflußeisen für den Brückenbau besonders geeignet 
war. In den von uns betrachteten Zeitraum fällt der Bau neuer, 
großartiger, künstlerisch besonders schön gestalteter Brücken 


über die Weichsel bei Dirschau, Marienwerder und Fordon, 
über den Rhein bei Mainz und Köln, die Grünthaler Brücke 
über den Kaiser-Wilhelm-Kanal, die Kaisor-Wilhelm-Brücke 
bei Müngsten. Die großen Ueberführungs- und Brückenbauten 
bei Rendsburg aus Anlaß der Erweiterung des Kaiser-Wilhelm- 
Kanals nahen sich der Vollendung. Die Müngstener Brücke 
mit ihren bis 107 Meter über den Flußspiegel aufsteigenden 
Bogen ist eines der großartigsten Brückenbauwerke der Erde. 

Unsere Abbildungen veranschaulichen einige der größeren 
Brücken. Bei Dirschau ist die frühere neben der neuen 

Brücke angebracht. 

Die Anzahl der Bahn¬ 
höfe auf den preußi¬ 
schen Staatsbahnen 
ist von 3273 im Jahre 
1888 auf 7091 im 
Jahre 1912 vermehrt 
worden. Eine große 
Anzahl von Halte¬ 
punkten und Halte¬ 
stellen sind einge¬ 
richtet, was fürkleinere 
Orte und das flache 
Land von besonderer 
Wichtigkeit gewesen 
ist. Von den größeren, 
künstlerisch hervor¬ 
ragenden Personen¬ 
bahnhöfen sind zu 
erwähnen auf dem 
preußisch - hessischen 
Staatsbahnnetz die in 
Danzig, Breslau, Ham- 
burg,Köln,W iesbaden, 
Homburg, Darmstadt, 
auf außerpreußischem 
Gebiete die gro߬ 
artigen Anlagen in 
Dresden und der Bahn¬ 
hof in Leipzig, dessen 
Vollendung noch aus¬ 
steht, sowie der Bahn¬ 
hof in Stuttgart, der 
sich gleichfalls noch 
im Bau befindet. 

Von den Betriebs¬ 
mitteln wurde die 
Anzahl der Loko¬ 
motiven von 13100 
auf 27 500 vermehrt; 
aber die heutigen 
Lokomotiven besitzen 
fast die doppelte Zug¬ 
kraft der im Jahre 
1888 angeschafften. 
Durch die Verbund¬ 
anordnung statt der 
Zwillingsbauart und durch Verwendung des überhitzten 
Dampfes wurde die Arbeitsleistung außerordentlich gesteigert. 
Die Güterwagen, die 1888 eine Tragfähigkeit von 10 t 
hatten, haben allmählich eine solche von 127 > ^5 t und 

neuerdings 20 t erhalten, ihre Anzahl ist von 262000 auf 
585000 vermehrt worden. Die für die Beförderung von 
Massengütern bestimmten sind zur schnelleren Entladung 
mit Kippvorrichtung versehen; für die Bedürfnisse des Ver¬ 
kehrs sind viele Spezialwagen (Kesselwagen, Stallwagen für 
Pferde, Kühlwagen usw.) beschafft worden. — Auch die Per¬ 
sonenwagen sind bedeutend vergrößert und von 24 7C0 auf 



Minister v. Breitenbach (Hofphot. E. Bieter, Berlin W) 



274 DEUTSCHLAND Nr.ö 



Hamburg-: Hauptbahnhot 


58000 vermehrt worden. Ein besonderer Fortschritt war 
die im Jahre 1891 beg-onnene und von Jahr zu Jahr ver¬ 
mehrte Einstellung der vierachsigen Durchgangswagen 
(D-Wagen) mit Drehgestellen, die durch Lederbälge mit¬ 
einander verbunden sind und dem Reisenden die freie Be¬ 
wegung im Zuge gestatten. Heute wird die ganz überwiegende 
Anzahl der Schnellzüge ausschließlich aus diesen Wagen 
gebildet. Die D-Wagen sind auch sonst mit allen Bequemlich¬ 
keiten ausgestattet. IhreEinstellung ermöglichte die Vermehrung 
der Speisewagen. Auch die Schlafwagen sind vermehrt und 
verbessert, die neuesten sechsachsigen Schlafwagen der 
preußischen Staatsbahnen gehören zu den bequemsten und 
besten aller Länder. Die Personenzüge werden mit hängendem 
Gasglühlicht, die Schlafwagen elektrisch beleuchtet, die 
Heizungs- und Lüftungsvorrichtungen sind wesentlich ver¬ 
bessert. Auch die übrigen Personenwagen, besonders die 
der 4. Klasse, sind besser ausgestattet, für eine bequeme 
und billige Beförderung von Kranken in Krankenwagen und 
in besonderen Abteilen ist in erhöhtem Maße Fürsorge 
getroffen. Durch Einstellung von Triebwagenzügen ist der 
örtliche und der Marktverkehr sowie der Verkehr auf dem 
Lande in schwächer bevölkerten Gegenden verbessert worden. 

Aehnliche Erscheinungen zeigen sich auch auf dem 
Gebiete des Schiffsverkehrs. Die Schiffsgefäße nicht allein 
auf dem Meere, sondern auch auf den Binnengewässern sind 
vergrößert und verbessert. Der größte Dampfer der Welt 
ist der der Hamburg-Amerika-Linie gehörige Personendampfer 
„Imperator" mit einer Länge von 276 Meter, einer Breite 
von 30 Meter, einer Tauchtiefe von 19 Meter und einem 
Raumgehalt von 50000 Registertonnen. Dabei werden die 
Segelschiffe immer mehr durch die Dampfschiffe verdrängt. 
Im Deutschen Reich betrug die Anzahl der Segelschiffe im 
Jahre 1891 noch 2675 
mit einem Raumgehalt von 
693 465 Nettotonnen, die der 
Dampfer 896 mit einem 
Raumgehalt von 723 652 
Nettotonnen; im Jahre 1910 
war die Anzahl der Segler 
auf 2377 mit einem Raum¬ 
gehalt von 404 5761 gefallen, 
die der Dampfer auf 1950 
mit einem Raumgehalt von 
2 349557 t gestiegen. 

Unsere Abbildungen ver¬ 
anschaulichen eine moderne 


Heißluft-Tender-Lokomotive und eine elektrische Schnellbahn- 
Lokomotive. Zum Vergleich sind gegenübergestellt die erste 
Lokomotive aus dem Jahre 1838 und die erste deutsche 
aus dem Jahre 1858 sowie ein offener Personenwagen aus- 
dem Jahre 1843, wodurch der Gegensatz zwischen einst 
und jetzt deutlich vor Augen geführt wird, deutlicher, als 
das durch einen Vergleich der Betriebsmittel der Jahre 1888^ 
und 1913 geschehen könnte. 

Die Folge der Verbesserung und Vermehrung der Be¬ 
triebsmittel ist eine starke Steigerung des Verkehrs, und der 
gesteigerte Verkehr hat wiederum die Vermehrung und Ver¬ 
besserung der Betriebsmittel notwendig gemacht. Von 1888 
bis 1910 stieg der Güterverkehr auf den deutschen Eisen¬ 
bahnen von 200 auf 575 Millionen Tonnen und von 20400 
Millionen auf 56275 Millionen Tonnenkilometer. Im Jahre- 
1888 wurden 340 Millionen Personen und 9200 Millionen* 
Personenkilometer, im Jahre 1910: 1540 Millionen Personen 
und 35420 Personenkilometer gefahren. 

Die Förderung des Güterverkehrs ist die bedeutendste^ 
Aufgabe der Verkehrsanstalten, seine Erweiterung, seine Ver¬ 
billigung hat den größten Einfluß auf die Fortschritte 
des Wirtschaftslebens. In dieser Zeitschrift, die sich die 
Förderung des Reiseverkehrs in Deutschland zur Aufgabe 
gestellt hat, können wir indes von einer eingehenden Be¬ 
trachtung der Fortschritte, die während des vergangenere 
Vierteljahrhunderts auf dem Gebiete der Güterbeförderung" 
gemacht sind, absehen und uns darauf beschränken, dei> 
Personenverkehr etwas näher zu beleuchten. 

Die Verbesserung der Betriebsmittel und der Sicherheits¬ 
einrichtungen hat es möglich gemacht, die Eisenbahnfahrt zu- 
beschleunigen, die Reisedauer abzukürzen. Während vor 
25 Jahren die schnellsten Züge eine Reisegeschwindigkeit voi> 

kaum 64 Kilometer in der 
Stunde erreichten, wird heute- 
eine Reisegeschwindigkeit 
von beinahe 90 Kilometer 
in der Stunde erzielt, mit 
der die Schnellzüge, um nur 
einige Beispiele heraus¬ 
zugreifen, auf den Streckerv 
Berlin—Hamburg, Berlin— 
Halle, München—Nürnberg" 
verkehren. Eine weitere Ver¬ 
kürzung der Reisen zwischei> 
großen Verkehrsplätzen ist 
dadurch erreicht worden, daü 















Nr.6 DEUTSCHLAND 275 


Erste Lokomotive (englischer Herkunft) aui 
deutschem Boden: Nürnberg—Fürth 1838 

die schnellsten Züge weite Strecken ohne Aufenthalt zurück¬ 
legen. So wird z. B. zwischen Berlin und München nur zweimal, 
in Halle und Nürnberg, zwischen Berlin und Danzig nur in 
Schneidemühl und Dirschau angehalten, auf der Berlin—Ham¬ 
burger Strecke, zwischen Berlin und Dresden usw. fahren einzelne 
Züge ohne Unterbrechung an Zwischenstationen durch. 
Zwischen allen großen Verkehrsplätzen innerhalb des Deutschen 
Reiches und mit dem Aus¬ 
lände, also zwischen Berlin 
undWien,Rom,Paris, London, 

St. Petersburg ist die Reise¬ 
dauer fast von Jahr zu Jahr 
mehr verkürzt und dadurch 
der Anreiz zu Reisen vermehrt 
worden. Der Verkehr der 
Luxuszüge, deren Wagen die 
Internationale Schlafwagen- 
Gesellschaft stellt, ist durch 
Einlegung neuer Züge ver¬ 
mehrt worden (Nord-Süd- 
Expreß, Nord-Expreß, Lloyd- 
Expreß usw.). Sie erleichtern 
vor allem den Verkehr mit 
dem Auslande und fahren seit 
einigerZeitbis andieäußerste 
Grenze des russischen Reichs 
auf der sibirischen Bahn. 

Während zwischen Berlin und 
Basel im Jahre 1888 sechs 
schnellste Reiseverbindungen mit einer günstigstenFahi zeit von 
18V>Stunden bestanden,ist die Anzahl der Züge imSommerl9I2 
auf zwölf mit einer günstigsten Fahrzeit von ungefähr 13 Stunden 
gestiegen. Zwischen Berlin und München ist die Anzahl der 
Schnellzüge von vier auf elf gestiegen, die Reisedauer hat 
sich von 14 Stunden 10 Minuten auf nicht ganz 9 Stunden ver¬ 
mindert. Aehnliche 
Verbesserungen sind 
indenöstlichenXeilen 
Preußens und im 
Süden, insbesondere 
auch in Baden und 
Bayern eingeführt. 

Daneben aber ist 
die Pflege des Orts¬ 
verkehrs nicht ver¬ 
nachlässigt worden; 
auf die Einstellung 
von Triebwagenzüge 
wurde bereits hin¬ 
gewiesen. DerStadt- 
und Vorortverkehr in 


CI Erste deutsche Lokomotive D 

□ □ vom Jahre 1858 ci □ 

Berlin, Hamburg, Dresden, München hat sich gewaltig ent¬ 
wickelt. Der Ausflugsverkehr ist durch vermehrte Einführung 
von billigen Sonntagskarten, durch Einlegung von Sonder¬ 
zügen mit ermäßigten Preisen gefördert worden, die Zahl 
der sehr billigen Ferien-Sonderzüge ist vermehrt. Während 
sie früher nur verhältnismäßig wenige Gebiete berührten, 
fahren sie jetzt nach allen den Bädern und Erholungsorten, 

in denen die Bewohner der 
großen Städte Erfrischung 
und Stärkung der Gesundheit 
suchen. Die Ursache des 
von Jahr zu Jahr gesteigerten 
Besuchs der Nord- und Ost¬ 
seebäder ist nicht zum 
wenigsten auf die Verbesse¬ 
rung der Reisegelegenheiten, 
zu der neben den Eisenbahnen 
auch die Schiffahrtsgesell¬ 
schaften beitragen, zurückzu¬ 
führen. Haben sich doch 
die Besucher der Ostseebäder 
von 177674 im Jahre 1900 
auf 461874 Badegäste im 
Jahre 1911 vermehrt. (Vergl. 
über die Entwicklung dieses 
Verkehrs auch die Sonder¬ 
nummer unserer Zeitschrift: 
„Die deutschen Kur- und 
Badeorte^ Mai 1912.) 
Unzweifelhaft hat auch die Neuordnung der Personen- 
und Gepäcktarife auf die Förderung des Reisens hingewirkt. 
Im Jahre 1888 war die Einrichtung des Personen- und Gepäck¬ 
verkehrs in Deutschland ungleichartig, die Tarife verworren, 
unklar. Die Zahl der Wagenklassen, die Bestimmungen über 
Gepäckbeförderung, über Benutzung von Schnellzügen waren 

in Süddeutschland 
anders als in Nord¬ 
deutschland, die Ein¬ 
heitspreise wichen 
voneinander ab, Aus¬ 
nahmebestimmungen 
aller Art galten schon 
damals und wurdenin 
den folgenden Jahren . 
weiter eingeführt. Es 
bedurfte in derTat oft 
eingehender Studien, 
um den billigsten 
Fahrpreis und den 
besten Weg zwischen 
zwei Orten zu er- 


Schnellbahn-Lokomotive für 120 Kilometer Stunden- 
Geschwindigkeit auf der Strecke Marienfelde—Zossen 


Heißluft-Tender-Lokomotive 
















































276 DEUTSCHLAND Nr.6 




mittein. Derartige Zustände waren besonders unbequem für 
den Geschäftsreiseverkehr, sie waren aber überhaupt wenig 
geeignet, die Lust am Reisen zu steigern. Nach vielen 
vergeblichen Versuchen, die immer aufs neue zeigten, wie 
ungemein schwierig 
es war, auf diesem 
Gebiete Ordnung zu 
schaffen, ist es 1907 
gelungen, einen in 
allen wesentlichen 
Bestimmungen ein¬ 
heitlichen Personen- 
und Gepäcktarif für 
ganz Deutschland zu 
schaffen. Wirksam 
vorbereitet wurde die 
Verständigung der 
deutschen Bundes¬ 
regierungen durch 
die mit Beginn der 
Sommerferien 1901 
erfolgte Einführung 
der Rückfahrkarten 
mit einer Geltungs¬ 
dauer von 45 Tagen, 
diegleichzeitig dieBe- 
seiiigung einer Reihe 
vonAusnahmetarifen, 
darunter vor allem der viel angefochtenen Sommerkarten er¬ 
möglichte. Der neue Personen- und Gepäcktarif ist klar und 
einfach, er bedeutet im großen ganzen eine wesentliche Ver¬ 
billigung der Fahrpreise, und seine Vorzüge würden zweifellos 
noch viel lebhafter begrüßt werden, wenn nicht kurz vorher das 
Reisen durch die Reichsfahrkartensteuer verteuert worden wäre. 


Nur in kurzen Umrissen konnten wir das deutsche Ver¬ 
kehrswesen zeichnen, wie es heute ist und wie es sich 
während der Regierungszeit unseres Kaisers entwickelt und 
umgestaltet hat. So viel aber dürfte aus unsern Ausführungen 

hervorgehen, daß die 
Entwicklung eine 
glänzende, wie kaum 
jemals in einem 
andern Zeitraum ge¬ 
wesen ist. Es ist eine 
bekannte Tatsache, 
daß KaiserWilhelm II. 
allen Verkehrsfragen 
ein lebhaftes, warmes 
Interesse entgegen¬ 
bringt, daß Se. 
Majestät alle neue 
Erscheinungen mit 
regster Aufmerksam¬ 
keit verfolgt und 
stets, wo es angeht, 
anregend und för¬ 
dernd eingreift. Diese 
persönliche Stellung 
des Kaisers hat 
sicherlich die Fort¬ 
schritte, die während 
seiner Regierung 
erzielt worden sind, wirksam beeinflußt. Von größter, 
nachhaltigster Bedeutung für die stetige und ruhige Ent¬ 
wicklung des Verkehrs ist es aber gewesen, daß Deutsch¬ 
land auch in dem vergangenen Vierteljahihundert von 
kriegerischen Verwicklungen verschont geblieben ist und 
sich eines dauernden Friedens hat erfreuen können. 


Grünthaler Brücke über dem Kaiser-Wilhelm-Kanal 


Eisenbahnbrücke in Dirschau 




























Nr.6 DEUTSCHLAND 277 


DerTriumph der deutschen Seeschiffahrt unter Wilhelm 11. 

Von Albert Ballin, Generaldirektor der Hamburg-Amerika«Linie. 


Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser I Von selbst drängt 
sich dieses Kaiserwort dem aut, der rückschauend die Ent¬ 
wicklung der deutschen Seeschiffahrt während der bisherigen 
Regierungszeit Wilhelms II. überblickt. Wir wüßten kein 
Wort, das knapper und treffender die gewaltige Wandlung 
des deutschen Wirtschaftslebens in den letzten 25 Jahren 
charakterisierte, kein Wort, das eindringlicher die Bedeutung 
lehrte, die die Seeschiffahrt für Deutschland erlangt hat. 
Denn nicht die Tatsache allein ist für die Regierungszeit 
unseres Kaisers charakteristisch, daß Deutschland zum Welt¬ 
handel überging, daß zu dem Deutschland, das in territorialer 
Beziehung, wie Bismarck sagte, saturiert war, ein größeres 
Deutschland in wirtschaftlicher Beziehung hinzukam, be¬ 
deutungsvoller noch ist es, daß unser Vaterland in Wilhelm II. 
einen Herrscher besitzt, der die Notwendigkeit, Welthandel 
zu treiben, klar erkannte, der sich mit der ganzen Macht 
seiner Stellung und seiner Person für die Aufgabe einsetzte, 
Deutschland eine starke Flotte zu schaffen, und dem es in 
erster Linie zu danken ist, wenn sich heute das deutsche 
Volk aus einem Volk ausgesprochen binnenländischen Cha¬ 
rakters zu einem Volk gewandelt hat, das unter den see¬ 
fahrenden Nationen an erster Stelle mit steht und bei dem 
in allen Gauen die Seeschiffahrt populär geworden ist. 

Die ersten zwei Jahrzehnte nach der Gründung des 
Reichs standen überwiegend im Zeichen kontinentaler euro¬ 
päischer Politik, darüber hinaus ging der Blick des Volkes 
im allgemeinen nicht. Wohl gab es schon deutsche See¬ 


schiffahrt achtunggebietenden Umfangs, Hamburg und Bremen 
waren weltbekannte Häfen, und die deutsche Handelsflagge 
wehte auf allen Meeren; das alles aber war dem Binnenlande 
doch noch etwas seinem inneren Wesen nach Fremdes- 
Wachsende Bevölkerung, steigende Industrialisierung änderten 
indessen die Verhältnisse. Nicht mehr für den Bedarf im 
eigenen Lande genügte es zu produzieren, wenn die Industrie 
bestehen, wenn sie sich ausdehnen wollte, wozu die zu¬ 
nehmende Bevölkerung zwang, für den Weltmarkt mußte sie 
arbeiten, der Export stieg, und mit der wachsenden Güter¬ 
menge wandelte sich allmählich seine Bedeutung; er wurde 
schließlich zur Lebensbedingung, von der der Großstädter so 
gut wie der kleine Heimarbeiter im Thüringer Wald abhängig 
wurde. Deutschland war ein Glied in dem großen, die 
ganze Erde umspannenden Wirtschaftsorganismus geworden, 
und die großen Verkehrsstraßen der See zu lebentragenden, 
lebenvermittelnden Adern. Navigare necesse est, dieses viel¬ 
gebrauchte Wort, nun erst gilt es im wahren Sinne für 
Deutschland; mit der Thronbesteigung Wilhelms II. beginnt 
für die deutsche Seeschiffahrt eine neue, eine glänzende 
Epoche. Und es ist eine tiefe, bedeutungsvolle Verkettung 
der Ereignisse, daß eine der ersten feierlichen Handlungen, die 
der Kaiser während seiner Regierung vornahm, die Schlu߬ 
steinlegung zum Hamburger Freihafen am 29. Oktober 1888 
war; der Zollanschluß der größten Hafenstadt Deutschlands 
beginnt die neue Zeit, Seeschiffahrt ist nicht mehr hansea¬ 
tische Angelegenheit, sie ist deutsche Sache geworden- 



Die Kaiser-Wilhelm-Brücke bei Müngsten 


















278 DEUTSCHLAND Nr. 6 


Lassen wir die eben angedeutete Entwicklung durch ein 
paar Zahlen klarer werden. 

1889 betrug Deutschlands Außenhandel 7 343,5 Millionen, 
1911 18231,7 Millionen Mark. Davon betrug der Anteil des 
Seehandels am deutschen Außenhandel 1889 ca. 60®/o, 
1911 aber 80 ^/o. Setzt man die Zahlen für 1889 gleich 100, 
so ergibt sich diese instruktive Gegenüberstellung: 



1889 

1911 

Außenhandel . . . . 

. . 100 

247 

davon Seehandel . . . 

. . 100 

297 

Landhandel. 

. . 100 

183 


Während also der Landhandel um 83 ®/o in diesen dreiund¬ 
zwanzig Jahren gestiegen ist, wuchs der Seehandel um 192 %• 

Eine eindringlichere 
Interpretation des 
Kaiserwortes, welches 
unsere Ausführungen 
einleitet, kann man 
nicht wünschen. Und 
daß es nicht etwa der 
europäischeSeehandel 
ist, der verhältnis¬ 
mäßig so stark ge¬ 
stiegen ist, zeigt die 
Tatsache, daß der See¬ 
handel mit außer¬ 
europäischen Ländern 
— den Ländern der 
Gruppe 2 und 3 — 
von 1889 bis 1911 um 
286 ®/o zugenommen 
hat, der Seehandel mit 
europäischen Ländern 
aber in der gleichen 
Zeit nur um 138‘'/o. 

„Der Ozean ist unent¬ 
behrlich für Deutsch¬ 
lands Größe,"^ sagte 
der Kaiser, und er hat 
die Zeichen der Zeit 
richtig gedeutet. 

UnsereHandelsflotte 
hat von 1890 auf 1912 
um rund 3 Millionen 
Brutto-Registertonnen 
zugenommen, eine 
Ziffer, die nur noch von 
England übertroffen 
wird; prozentual be¬ 
rechnet belief sich 
die Zunahme der 
deutschen Handels¬ 
flotte auf 195 Vor das 
heißt sie hat sich in 
dem fraglichen Zeit¬ 
raum beinahe verdrei¬ 
facht und ist ihrer Größe nach an die zweite Stelle gerückt. 
Während ihr Anteil an der Welthandelsflotte 1890 etwa 
7Vo betrug, ist er 1912 auf rund 11% gestiegen, indessen 
der Anteil der englischen Handelsflotte im gleichen Zeit¬ 
raum von ca. 52 Vo 47 ^/o zurückgegangen ist. 

Zu einer rechten Würdigung der heutigen Stellung der 
deutschen Handelsschiffahrt in der Weltschiffahrt genügt 
aber weder die Tatsache, daß sie die zweite Stelle in der 
Welt einnimmt, noch auch die Betrachtung ihres raschen 
Wachstums allein. Es darf nicht außer acht gelassen werden, 
daß die englische Handelsflotte in ihrem Bruttogehalt noch 
immer rund fünfmal so groß als die deutsche ist. Aber 


Vergleiche des hohen Raumgehalts sind unzureichend. Für 
den Wert der Flotte ist die innere Zusammensetzung wichtig*. 
74% unserer Handelsflotte arbeiten im regulären Linien¬ 
verkehr — während in England 48% aller Dampfer auf die 
„freie Fahrt"' und auf die Dampfer der Linienschiffahrt rund 
49 7o entfallen. Wir stehen in der Linienschiffahrt also um 
25 7o besser als England. Das will etwas heißen, weil erst 
der geregelte Linienverkehr die Grundlage des Welthandels 
ist, der feste Linien, Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit 
braucht. Daneben ist der große Einfluß der Technik auf den 
Bau und die Einrichtung der Schiffe das für die Linienschiff¬ 
fahrt Charakteristische. Vier Richtungen sind es vornehmlich, 
in denen sich die Technik in ihrer Anwendung auf die Schiff¬ 
fahrtbewegt hat: Ver- 
I größerung der Last- 

j fähigkeit, Ausbau der 

Schiffsmaschinen so¬ 
wohl auf Erzielung* 
größerer Schnellig*- 
keiten als auch auf 
ökonomischere Aus¬ 
nutzung der Antriebs¬ 
kräfte hin, Vervoll¬ 
kommnung des Passa¬ 
gierkomforts und Er¬ 
höhung der Sicherheit 
des Seeverkehrs. 

Am glänzendsten 
stellt sich die Entwick¬ 
lung der deutschen 
Handelsflotte in tech¬ 
nischer Beziehung dar 
in der Entwicklung 
der großen Passagier¬ 
dampfer des nord- 
atlantischen Verkehrs. 
Von der „Auguste 
Viktoria" (Baujahr 
1889), die bei einer Be¬ 
satzung von 245 Mann 
rund 1200 Passagiere 
befördern konnte, bis 
zum„Imperator"mit ca. 
52000Brutto-Register¬ 
tonnen der neben 
einer Mannschaft von 
1100 Personen noch 
für 41 000 Passagiere 
Raum hat, ist ein 
weiter Weg. Die 
„Auguste Viktoria"' 
war der erste deutsche 
Schnelldampfer, der 
auf einer deutschen 
Werft gebaut wurde^ 
und von da ab hat 
Deutschland seine großen Schiffe ganz überwiegend im 
Inlande bauen lassen. Kaiser Wilhelm II. war es, der 
den Anstoß zum Bau von Schnelldampfern auf deutschen 
Werften und damit zugleich auch den Anstoß zu dem 
glänzenden Aufschwung gab, den seitdem der deutsche 
Schiffbau erlebt hat. Noch als Prinz Wilhelm hatte der 
Kaiser auf Grund eigener Studien und Besprechung mit 
Sachverständigen ein Gutachten ausgearbeitet, worin er für 
die Förderung des deutschen Schiffbaues durch Zuweisung 
größerer Aufträge eintrat, um ihn der ausländischen Kon¬ 
kurrenz ebenbürtig zu machen. Dieses Gutachten war dann 
durch die Vermittlung des Fürsten Bismarck an die Hamburg- 



Der „Imperator" 

























280 DEUTSCHLAND Nr. ö 


Amerika-Linie gelang-t, die bei dem Stettiner ,,Vulkan'' zwei 
Schnelldampfer bestellte. Der Bau der „Aug-uste Viktoria" 
hatte noch eine andere Folge, die in ihrem Ursprung eben¬ 
falls auf Wilhelm 11. zurückzuführen ist, das ist die Ein¬ 
führung der Vergnügungs- und Erholungsreisen zur See. 
Des Kaisers jälirliche große Seereisen selbst, die Kunde von 
neuentdeckter Schönheit 
nach der Heimat trugen, 
erweckten Sehnsucht. Seit 
einigenJahren ist selbst die 
Weltreise auf deutschen 
Dampfern Wirklichkeit 
geworden. Der immer 
noch wachsende Zuspruch 
zu diesen Reisen ist ein 
Zeichen dafür, daß mit 
der neuen Epoche der 
Schiffahrt unterWilhelm II. 
eine innere Wandlung des 
deutschen Volkes anhob: 
das Deutschland binnen¬ 
ländischen Charakters ist 
immer mehr im Schwinden, 
ein anderes, meerfreudiges 
tritt an seine Stelle. 

Um eine Entwicklung 
deutscher Schiffahrt zu 
solcher Höhe zu ermöglichen, war aber auch eine gewaltige 
Steigerung des in ihr investierten Kapitals nötig. Es 
betrug 1889 72 500 000 und 1912 361000000 Mark. Das 
Aktienkapital hat sich also in den 23 Jahren rund ver¬ 
fünffacht. Dieses Beispiel mag zugleich darauf hindeuten. 


welchen zunehmenden Wert die deutsche Flotte für das 
Nationalvermögen darstellt, man wird sie auf mindestens 
1V 2 Milliarde bewerten müssen. Und noch ein Blick auf 
die Stellung der deutschen Seeschiffe in der Volks¬ 
wirtschaft. Man vergegenwärtige sich die engen Beziehungen 
zwischen deutscher Schiffahrt und deutschem Schiffbau/ 

denke an die Tausende 
von Arbeitern, Mann¬ 
schaften und Beamten,, 
die der Seefahrt und allem,, 
was damit zusammen¬ 
hängt, Beschäftigung und 
Verdienst danken. Was 
volkswirtschaftlich am 
wichtigsten ist, ist die 
Tatsache, daß jenes Ein¬ 
kommen aus der deutschen 
Schiffahrt zum größten 
Teil im Ausland verdient 
ist, für unsere Zahlungs¬ 
bilanz dem Ausland gegen¬ 
über also einen Aktiv¬ 
posten darstellt. Und der 
in Geld zu berechnende 
Gewinn ist nicht der 
einzige Vorteil. Das An¬ 
sehen, das die deutsche 
Flagge durch eine hochentwickelte Schiffahrt dem Auslande 
gegenüber erhält, ist ein gewichtiges Moment, und nichts 
repiäsentiert im fremden Hafen eine Nation eindrucksvoller,, 
nichts ihren Handel, ihre Industrie augenfälliger als eine 
hochentwickelte Handelsflotte. 




Linienschiff „Kaiser" (Phot. Renard, Kiel) 




\ 



























































Nr.6 DEUTSCHLAND 281 



Entwurf zum Berliner Stadion von Geheimrat Otto March 


Die Entwicklung des Sports unter 

Mit der Wiedergeburt unseres Volks- und Staatslebens, 
wie sie sich vor einem Jahrhundert in Deutschland vollzog, 
ging dank dem kräftigen Vorstoß durch Männer wie Basedow, 
Salzmann, Guts Muths und Vieth, vor allem dank der bahn¬ 
brechenden Lebensarbeit des Turnvaters Jahn die Entwicklung 
der Leibesübungen und die Erkenntnis ihrer Bedeutung für 
die heranwachsende Jugend Hand in Hand. Der Turnplatz 
war für Jahn ein „Tummelplatz leiblicher Kraft, eine Erwerbs¬ 
schule männlicher Ringfertigkeit, ein Wettplan der Ritter¬ 
lichkeit, Erziehungsnachhilfe, heiligen Gesundheitspflege und 
öffentlichen Wohltat." 

Zu neuer Blüte entfaltete sich diese für das deutsche 
Volksleben so bedeutsame Bewegung unter der Regierungs¬ 
zeit Wilhelms II. Gerade in den letzten 25 Jahren haben sich 
auf dem Gebiete der Leibesübungen nicht unwesentliche Umge¬ 
staltungen vollzogen. Das Schulturnen wurde in neue Bahnen 
gelenkt, Spiel und Sport drangen in immer weitere Kreise, und 
die wissenschaftliche Begründung der Leibesübungen begann 
festeren Boden zu fassen. Unzweifelhaft hebt sich die Zeit 
der letzten 25 Jahre so scharf von der Vergangenheit ab, 
daß es als Pflicht erscheint, in kurzen Umrissen klarzustellen, 
welche Fortschritte die körperliche Volkserziehung unter der 


der Regierung Kaiser Wilhelms II. 

Regierung Wilhelms II., der selbst ein eifriger Jäger und 
Schütze, Segler und Tennisspieler ist, zu verzeichnen hat. 

Mit der Ausbreitung der Sportbewegung in den letzten 
25 Jahren hat sich auch die Zahl der Vereine vermehrt, die 
ihre Ziele in der Ausübung körperlicher Bewegung sehen. 
Während früher als einzige Leibesübung das Turnen bei 
staatlichen und städtischen Behörden anerkannt war, ist 
allmählich die Erkenntnis von der Bedeutung des Sports für 
unsere heranwachsende Jugend zu immer größerer An¬ 
erkennung gekommen. Gleichzeitig hat sich auch das Turnen 
neue Bahnen der Entwicklung erschlossen. Die Ausbildung 
der Turnlehrer hat wesentliche Fortschritte gemacht. Der 
Königl. Preußischen Landes-Turnanstalt wurde im Frühjahr 
1905 eine neue Organisation gegeben, und im Jahre 1911 
erhielt sie ihr schönes Heim in Spandau mit vier geschlossenen 
und einer offenen Turnhalle und allen neuzeitlichen hygie¬ 
nischen Einrichtungen. 

Um die Pflege des Sports in den weitesten Kreisen des 
deutschen Volkes zu verbreiten, war es nötig, leicht zu¬ 
gängliche volkstümliche Uebungen wie Laufen, Springen, 
Marschieren, Stoßen, Werfen, Ringen in den Dienst der 
Körperpflege zu stellen. Es erforderte für die Pioniere dieser 



Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz 













282 DEUTSCHLAND Nr. 6 


billigen und einfachen Sportarten viel Mühe und Arbeit, bis 
es gelang, im Laufe der letzten 25 Jahre die Leichtathletik 
einzuführon. Um diesen Bestrebungen eine feste Grundlage 
zu geben, wurde am 29. Januar 1898 die Deutsche Sport¬ 
behörde für Athletik begründet. Am 18. und 19. Januar 1908 
wurde sie in einen Bund umgewandelt, der die einzelnen 
Landesverbände um¬ 
faßt und heute 880 
Vereine mit 83 000 
Mitgliedern zählt. 

Hand in Hand 
mit diesen Zielen 
ging die Entwicklung 
des Fußballspiels in 
Deutschland. Am 
28. Januar 1900 
wurde in Deutsch¬ 
land der Deutsche 
Fußballbund von 
60 Vereinen ge¬ 
gründet, der sich 
inzwischenso macht¬ 
voll entwickelt hat, 
daß er am 31. De¬ 
zember 1912 ins¬ 
gesamt 161 613 Mit¬ 
glieder zählte, die 
sich auf 1936 Ver¬ 
eine in 949 Orten 
verteilen. 

Die bestehenden 
deutschenSch wimm¬ 
vereine schlossen sich im Jahre 1896 zum Deutschen 
Schwimmverband zusammen, der zurzeit aus 340 Vereinen 
mit 58000 Mitgliedern besteht. Die Bedeutung des 
Schwimmverbandes für die Jugenderziehung geht daraus 
hervor, daß er im Jahre 1912 ungefähr 15 000 Schwimm¬ 
schüler unentgeltlich ausbildete. 

Einer besonders lebhaften Entwicklung hat sich der 
Radsport zu erfreuen, dessen Anhänger sich im Jahre 1897 
zum Deutschen Rad¬ 
fahrerbund zusammen¬ 
schlossen. In seinen 
40 Gauverbänden ge¬ 
hören ihm 50000 
Mitglieder an. 

Der Deutsche 
Lawn-Tennisbund ist 
im Jahre 1902 ge¬ 
gründet worden und 
zählt 22000 Mit¬ 
glieder. 

Der Deutsche Eis¬ 
laufverband wurde im 
Jahre 1890 begründet, 
der Deutsche Ski¬ 
verband 1905, der 
Deutsche Golfverband 
1907,der Akademische 
Sportbund 1909, der 
Deutsche Hockeybund 
und der Deutsche 
akademische Bund für Leibesübungen im Jahre 1910. 

Auch der Rudersport hat unter der Regierung Kaiser 
Wilhelms 11. eine umfangreiche Entwicklung erfahren. Wenn 
auch der Deutsche Ruderverband schon 1883 gegründet 
wurde, so ist er doch erst innerhalb der letzten 25 Jahre zu 
seinem jetzigen Hochstand gelangt. Die Zahl der aus¬ 


übenden Mitglieder der Rudervereine, die dem Verbände 
angehören, beträgt zurzeit über 20000. Im Jahre 1894 
erschien Kaiser Wilhelm 11. zum ersten Male unter jubelnden 
Zurufen gelegentlich der Ruderregatta in Grünau. Seitdem 
vergeht kein Jahr, in dem nicht die Kaiserjacht bei 
dieser Regatta, die sich zu einem wahren Volksfest aus¬ 
gestaltet hat, zu¬ 
gegen wäre und der 
Kaiser den Siegern 
im Kaiservierer die 
Preise persönlich 
überreicht hätte. Der 
Wassersport hat sich 
dank der Förderung", 
die ihm unser 
jetziger Kaiser nach 
allen Richtungen hin 
zuteil werden läßt, zu 
voller Blüte entfaltet. 
Im Jahre 1888 be¬ 
gründete sich der 
Deutsche Segler¬ 
verband, an dessen 
Bestrebungen der 
Kaiser lebhaften An¬ 
teil nimmt. 1890 
trat er an die Spitze 
des 1887 gegründe¬ 
ten Marineregatta¬ 
vereins. Er machte 
Kiel zum Mittelpunkt 
des deutschen Segel¬ 
sports und verstand es auch, Engländer und Amerikaner zu 
der Kieler Woche heranzuziehen, auf der seit Jahren alle 
segelsporttreibenden Nationen zu finden sind. Dank seiner 
Initiative gelang es, den deutschen Segelsport auf eigene 
Füße zu stellen und zu vollster Blüte zu entfalten. 

Besonders hervorgehoben seien an dieser Stelle die 
Verdienste, die sich der Zentralausschuß zur Förderung der 
Volks- und Jugendspiele in Deutschland um die Entwicklung 

der Leibesübungen 
innerhalb der letzten 
20 Jahre erworben 
hat. Seine Hauptziele 
gehen seit seiner Be¬ 
gründung dahin, die 
Leibesübungen mehr 
ins Freie zu legen 
und das Verständnis 
für diese Bestrebungen 
im ganzen Volke zu 
erschließen. Um seine 
Bestrebungen recht 
wirksam in die Tat 
Umsetzen zu können, 
richtete er Lehrer-und 
Lehrerinnenkurse ein. 
Er sorgte für die Pflege 
der Leibesübungen in 
Schulen,Fortbildungs- 
schulen und Hoch¬ 
schulen. Er ordnete 
das Spielregelwesen und hat sich um die Einführung der 
Turnspiele in die Armee eifrigst bemüht. Eine lebhafte 
Förderung erhielten die gesamten Bestrebungen auf dem 
Gebiete der Leibesübungen durch den Erlaß des preußischen 
Ministers der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten 
vom 18. Januar 1911, durch den die Jugendpflege und be- 



Der Kaiser mit seinem Gefolge während der Kieler Woche 
(Phot. Th. Jürgensen, Kiel) 












Nr.6 DEUTSCHLAND 283 


sonders die Verbreitung gesunder Körperübungen als eine 
der wichtigsten Aufgaben des Staates anerkannt wurde. Zur 
Erreichung dieser Ziele und zur Ausbildung von Personen, 
die für die Jugend geeignet sind, hat die Staatsregierung 
erhebliche Mittel bereit gestellt. 

Eine weitgehende Unterstützung findet die Jugend¬ 
bewegung durch eine Reihe vorbildlich wirkender Vereine. 
Wir nennen nur den Zentralverein für Schülerwanderungen, 
die Wandervogel-, Vortrupp- und Wehrkraftvereine, die 
Jugendwehr, den Deutschen Pfadfinderbund usw. In noch 
größerem Umfang hat das Ziel, zur Wiedererstarkung der 
künftigen Geschlechter beizutragen, der Ende Januar 1911 
gegründete Jungdeutschlandbund aufgenommen. Ihm ist es 


Erfolge, die auf diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten er¬ 
reicht worden sind, jedem von uns täglich vor Augen schweben. 

Erwähnt sei noch, daß auch auf dem Gebiete der Sport¬ 
literatur sich gerade in den letzten Dezennien ein besonders 
reger Fleiß entfaltet hat. Die Turnzeitungen, die Veröffent¬ 
lichungen des Deutsch - Österreichischen Alpenvereins, die 
zahlreichen Sportzeitschriften, sie alle tragen dazu bei, die 
Liebe für den Sport zu pflegen und zu hegen. Jede größere 
Tageszeitung hat schon ihren eigenen Sportredakteur und 
ihre eigene Sportabteilung. Hier wird alles Wesentliche aus 
der modernen Sportbewegung zusammengetragen und das 
Interesse am Sport im Leserkreis ständig wach gehalten. 
Auch die Wissenschaft, die lange abseits stand, widmete 



gelungen, in verhältnismäßig kurzer Zeit die weiten Kreise 
der Jugend zu regelmäßig betriebenen Leibesübungen heran¬ 
zuziehen. Wie der Gründer des Jungdeutschlandbundes, 
Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz, selbst 
berichtet, hat der Bund eine das ganze Vaterland um¬ 
spannende Organisation geschaffen. Er will Deutschlands 
Jugendwehr tüchtig machen durch Ausbildung ihrer natürlichen 
Anlagen des Körpers, des Geistes und des Charakters durch 
Liebe zum Vaterlande, durch Begeisterung für Kaiser und Reich. 
Zahlreiche Offiziere, Aerzte und Beamte des aktiven und Be- 
urlaubtenstandes haben sich als Führer von Jugendabteilungen 
<ler Jungdeutschlandbewegung zur Verfügung gestellt. 

Auf die Entwicklung des Automobilsports und der Luft- 
.schiffahrt hier näher einzugehen, erübrigt sich wohl, da die 


sich in neuerer Zeit mit besonderer Lebhaftigkeit der Er¬ 
forschung des Sportes, dessen hygienische Bedeutung für 
unser ganzes Volk unzweifelhaft feststeht. Während früher 
nur einzelne hervorragende Gelehrte ihre wissenschaftlichen 
Beobachtungen an Sporttreibenden anstellten, haben wir 
heute eine besondere wissenschaftliche Vereinigung, deren 
Zweck es ist, die Grenzen festzustellen, innerhalb deren der 
Sport betrieben werden kann, ohne daß schädliche Folgen 
für den Organismus eintreten. Was aber am meisten nottut, 
das war die Einrichtung von Plätzen, auf denen die Jugend 
sich sportlich betätigen konnte. Hier hat der Deutsche Reichs¬ 
ausschuß für olympische Spiele vorbildlich gewirkt. Er hat 
im Grunewald bei Berlin einen großen nationalen Kampfplatz 
geschaffen, in dem alles zusammenströmen kann, was der 


























284 DEUTSCHLAND Nr.ö 




Pfleg-e körperlicher Kraft im Turnen, Spiel und Sport sein 
Interesse zuwendet. Das Stadion stellt eine Zentralstelle dar 
für alle Zweig-e der Leibesübungen. Hier sollen die besten 
Kräfte aus Deutschlands Gauen Zusammentreffen, hier sollen 
auch die würdigsten Vertreter der fremden Nationen zum 
Wettkampf antreten 
und wie in Athen, 
in London und Stock¬ 
holm um die Sieges¬ 
palme kämpfen. Wie 
vor Jahrtausenden 
die Menschen in 
der Arena zu vielen 
Tausenden sich zu¬ 
sammendrängten, so 
scharten sich auch 
im Berliner Stadion 
bei seiner Ein¬ 
weihung die sport¬ 
lustigen Kreise um 
den Kaiser, in dessen 
Gegenwart die von 
waldigem Grün um¬ 
säumte Riesenbahn 
eröffnet wurde, ein 
Ereignis, das einen 
Markstein bilden wird 
für die Entwicklung 
unserer deutschen 
Jugend. 

Die Zeit des 
Regierungsjubiläums 

unseres Kaisers konnte nicht besser eingeleitet werden, als 
durch die Huldigung von 50000 Sportleuten, die zu feier¬ 
lichem Festzug sich im Stadion versammelten. Als einen 
bedeutsamen Erfolg dieses Tages dürfte es zu verzeichnen 
sein, daß Turn- und 
Sportverbände ge¬ 
eint an der Weihe 
teilnahmen. Wehr¬ 
hafte Männer und 
Jünglinge waren aus 
allen Teilen unseres 
Vaterlandes herbei¬ 
geströmt, etwa 9000 
KnabenundMädchen 
vom Jungdeutschland¬ 
bund kamen mit 
ihren Fahnen und 
Musik-Instrumenten 
anmarschiert,überall 
ragten die Banner 
der Turn- und Sport¬ 
vereine in die Luft, 
und mit Spannung 
folgte das zahlreich 
erschienenePublikum 
den interessanten 
Wettkämpfen. 

Soll es uns 
aber wirklich gelingen, die Sportbewegung über ganz 
Deutschland in einem derartigen Umfange auszudehnen^ 
wie sie es im Interesse unserer Volksgesundheit ver- 


Das Achilleion auf Korfu 


= im 


dient, so darf es bei der einen großen Anlage nicht 
bleiben. Die staatlichen und städtischen Verwaltungen 
müssen dafür Sorge tragen, daß je nach der Einwoherzahl 
eine genügend große Anzahl von Spielplätzen vorhanden ist. 
Erst dann sind wir in der Lage, die Sportbewegung allen 

Schichten unseres 
Volkes zugänglich zu 
machen, einen Wall 
zu schaffen gegen 
die Schädigungen 
unseres modernenEr- 
werbslebens und eine 
wehrkräftige Jugend 
heranzubilden. 

Die Eröffnung des 
Stadions anläßlich 
des Regierungs - 
jubiläums unseres 
Kaisers wird sicher¬ 
lich für unsere ganze 
deutsche Sportbe¬ 
wegung eine Fülle 
neuer Anregungen 
bringen. Im Reiche 
wie in Preußen wird 
sich dieErtüchtigung 
unserer Jugend zu 
neuer Blüte entfalten 
Sinne jener 
Mahnung, die Kaiser 
Wilhelm 11. schon 
1890 gelegentlich 

der Berliner Schulkonferenz mit den Worten zum Ausdruck 
brachte: „Denken Sie an unseren NachwuchsI" und die er jetzt 
wiederholt hat in dem Danktelegramm, das er anläßlich der 
Eröffnung des Stadions an den Reichskanzler gerichtet hat. 

„DieHuldigungen des 
deutschen Sports," 
so heißt es darin, 
„bildeten eine gro߬ 
artige Einleitung zu 
den festlichen Tagen 
meines Regierungs¬ 
jubiläums. Die über¬ 
wältigenden Ein¬ 
drücke werden mir 
wie wohl jedem 
Zeugen dieser impo- 
santenKundgebungen 
stets unvergeßlich 
bleiben. Wessen 
Herz schlüge nicht 
höher angesichts der 
schmucken Turner, 
Schwimmer, Läufer, 
Ringer, Ruderer und 
Radfahrer wie der 
frischen Knaben und 

Der Kaiser bei den Ausgrabungen auf Korfu Mädchen des Jung*- 

deutschland-Bundes 

und der Pfadfindertrupps I Eine solche sportliebende, kräftige 
und wohldisziplinierte Jugend berechtigt zu den schönsten 
Hoffnungen für die Zukunft des deutschen Vaterlandes." 
















286 DEUTSCHLAND Nr.6 


Fünfundzwanzig Jahre deutscher Kunst. 

Von Max Osborn. 


Als in diesen Wochen das silberne Regierung-sjubiläum 
des dritten Deutschen Kaisers gefeiert wurde, hat man bei 
der Rückschau über die Entwicklung in den verschiedenen 
Provinzen deutschen 
Lebens auch die 
Frage aufgeworfen: 

Wie haben sich in 
diesem Zeitraum die 
bildenden Künste 
entfaltet ? und in 
welcher Verbindung 
standen die Schick¬ 
sale der Malerei, der 
Plastik, der Archi¬ 
tektur, des Kunst¬ 
gewerbes mit dem 
persönlichen Wirken 
Wilhelms II.? 

Es konnte nicht 
ausbleiben, daß die 
kritische Betrach¬ 
tung, der in unserer 
Gegenwart ein regie¬ 
render Fürst fast 
mehr noch unter¬ 
worfen ist als jeder andere, gerade hei diesem Punkte lebhaft 
einsetzte. Kaiser Wilhelm hat, seitdem er den Thron seiner 
Väter bestiegen, kaum auf einem andern Gebiete mit solcher 
Entschiedenheit Neigungen und Abneigungen bekundet, mit 
solcher Konsequenz ein einmal aufgestelltes System bestimmter 
Anschauungen aufrecht erhalten. Nicht mit der allgemeinen 
Freundlichkeit eines 
Protektors, sondern 
mit der tiefen 
Leidenschaft eines 
überzeugten Kunst¬ 
freundes hat der 
Monarch an den 
Dingen der Kunst 
Anteil genommen, 
die ihm stets als 
ein wesentliches 
Glied in der Kette 
der Bemühungen er¬ 
schienen, sein hohes 
Amt in seinem Sinne 
zu begreifen und zu 
erfüllen. VomEltern- 
hause her an den Um¬ 
gang mit Künstlern 
und die Beschäf¬ 
tigung mit Kunst¬ 
werken gewöhnt, 
durch seine Mutter, 
die eine eifrige Dilet¬ 
tantin war, selbst 
zur künstlerischen 
Uebung der Hand erzogen, hat Wilhelm II. nie aufgehört, 
an solcher Betätigung Freude zu empfinden, sie als ein 
unentbehrliches Lebenselement zu betrachten. 

Doch es liegt im Charakter unserer Zeit, daß gerade die 
Menschen des Willens und der Macht auch das Aesthetische 
ihren Zwecken unterzuordnen suchen. Der Kaiser, in dessen 
Natur sich entschlossen moderne Züge mit romantischen 


eigentümlich mischen, sah und sieht in der Kunst mehr 
Mittel als Zweck. Sein Trieb zur frischen Tatsächlichkeit des 
Lebens ließ ihn die Mission der Kunst vor allem im Zusammen¬ 
hang mit Aufgaben 
der nationalen Lei¬ 
tung verstehen. Er 
sah sie weniger als 
eine selbständige 
Funktion der Phan¬ 
tasieschöpfung denn 
als die schönste 
Hilfe in seiner sor¬ 
genden Regierungs¬ 
tätigkeit an. 

Malerei, Plastik 
und Architektur 
sollten in erster 
Linie berufen sein, 
dem Ruhm Branden¬ 
burg-Preußens und 
Deutschlands, dem 
Gedächtnis derT aten 
des Volkes wie der 
Fürsten, vor allem 
der Größe ^ seiner 
eigenen Dynastie zu dienen. Die Werke der Baukunst sollten 
die Kraft und Stärke des neuen Reiches sichtbar verkünden. 

Darin dokumentierte sich eine Kunstanschauung, die ihrem 
Wesen nach das Stoffliche, Inhaltliche, Gegenständliche an 
die Spitze stellte und das Formale, also die Umsetzung des 
Thematischen in reinen künstlerischen Ausdruck, d.h. das eigent¬ 
lich Aesthetische, 
wenn nicht in zweite 
Reihe, so mindestens 
neben das Interesse 
für den Inhalt setzte. 
Der Kaiser stand mit 
dieser Auffassung 
durchaus auf dem 
Boden der Zeit, der 
er entsprossen war. 
Aber gerade in dem 
Vierteljahrhundert 
seiner bisherigen 
Regierung bäumte 
sich als Rückschlag 
gegen dieseKunstbe- 
trachtung ein neuer 
Geist auf, der die 
Kunst an sich als 
Selbstzweck und völ¬ 
lig eigene Prägung 
sinnlicher Weltein¬ 
drücke zu fassen 
strebte. So kam es 
ganz folgerecht zu 
dem Zustande, den 
wir jahrzehntelang beobachteten: daß der oberste Repräsentant 
des deutschen Volkes keine innere Verbindung mit den 
Persönlichkeiten fühlte, die dem deutschen Kunstwesen der 
Epoche die entscheidende Richtung gaben; daßjer vielmehr 
zur Durchführung seiner individuellen Absichten auf Kräfte 
angewiesen war, die in den Anschauungen der früheren Jahr¬ 
zehnte wurzelten. Und es bildeten sich die sattsam bekannten 




Zimmer des Kaisers auf der Hohkönigsburg 





Nr. 6 [«B 


DEUTSCHLAND 


287 




Verhältnisse heraus, die eines Zuges der Tragik nicht entbehren: 
daß ein Regent von außerordentlicher Machtfülle aus red¬ 
lichsten Absichten Werke auf Werke erstehen ließ, denen bei 
den geistigen Führern 
des Volkes mit herber 
Kritik, ja mit offener i 
Ablehnung begegnet 
wurde. 

Unwillkürlich denkt 
manbei diesen seltsamen 
Beziehungen des Kaisers 
zum Kunstschaffen und 
-sehnen des Volkes an 
die Gegensätze, in denen 
sich das erhabenste 
Genie unter den Hohen- 
zollern, Friedrich der 
Große, zu dem strahlen¬ 
den Aufstieg der deut¬ 
schen Dichtung befand. 

Gewiß haben in der 
zweiten Hälfte des acht¬ 
zehnten Jahrhunderts 
die Schriftsteller und 
Poeten, denen wir die 
Schöpfung der modernen 
Schriftsprache und den 


Schloß Homburg (Phot.; T.G.Voigt, Homburg) 


lieber empfunden, als etwa der junge Goethe die Abneigung 
Friedrichs gegen seine Jugendpoesie empfand. Aber in einem 
Punkte ist der Vergleich, mag er auch hier noch hinken, 

dennoch ergiebig. Wenn 
es in „Dichtung und 
Wahrheit" heißt: „Die 
Abneigung Friedrichs 
gegen das Deutsche war 
für die Bildung des Li- 
terarwesens ein Glück", 
weil die Deutschen 
„dadurch zu Wider¬ 
spruch und Widerstreben 
aufgefordert wurden" — 
so fühlen wir heute, 
daß die Entfaltung der 
modernen Kunstkräfte 
ohne Zweifel durch die 
Bekämpfung der mäch¬ 
tigen Einflüsse, die sich 
ihnen entgegenstemm¬ 
ten, mittelbar gestützt 
und gefördert wurde. 
Allerdings, niemand wird 
bestreiten, daß durch 
diese Situation vielfache 


Bau unserer klassischen Literatur 
danken, mit Unmut und Verstimmung der Stellung gedacht, 
die der deutsche Held ihrer Tage zu ihrem glorreichen 
Streben einnahm. Doch man wird auch die Worte nicht ver¬ 
gessen, die Goethe, selbst einst eine arg mitgenommenes 
Objekt der königlichen 
Kritik und ein Gegner der 
fridericianischen Betrach¬ 
tung deutscher Literatur, 
später in „Dichtung und 
Wahrheit" über den Be¬ 
gründer der Großmacht 
Preußen sprach: „Wie kann 
man von einem König, der 
geistig leben und genießen 
will, verlangen, daß er seine 
Jahre verliere, um das, was 
er für barbarisch hält, nur 
allzu spät entwickelt und ge¬ 
nießbar zu sehen?" Auch 
der Kaiser mag die moderne 
Kunst seiner Zeit für „bar¬ 
barisch" halten. 

Gewiß läßt sich zwischen 
dem Verhältnis Friedrichs II. 
zur deutschen Dichtung und 
dem Wilhelms 11. zur deut¬ 
schen Kunst ein konsequenter 
Vergleich nicht durchführen. 

Die Dinge liegen auch darum 
bei der bildenden Kunst 
wesentlich anders als in der 
Literatur, weil Monumental¬ 
bauten, Denkmäler, Wand¬ 
bilder sich dem Auge ganz 
anders aufdrängen und eine 
weit unmittelbarere Lebendig¬ 
keit beanspruchen als Bücher 
und beschriebene Blätter. Man 


hat dadurch den Kontrast der kaiserlichen Kunstpflege während 
der fünf Lustren zu den Einzel werken und Lebenswerken,in denen 
sich der Fortschritt der Entwicklung vollzog, noch weit schmerz¬ 


Kräfte in unnötigem Kampfe sich zersplitterten und an frischer 
Schaffensfreude schwere Einbuße erlitten. Doch es bestätigte 
sich auch hier die alte Wahrheit, daß der Kampf produktiv wird 
und Energien auslöst, die sonst vielleicht schlummern würden. 
Die stets gespannte und geladene Atmosphäre des deutschen 

Kunstlebens seit fünfund¬ 
zwanzig Jahren, der es an 
häufigen gewittermäßigen 
Entladungen nicht fehlte, hat 
das Interesse für Kunstdinge 
in sehr weiten Kreisen der 
Nation in schwer abzu¬ 
schätzendem Maße gestärkt 
und belebt. Und es darf wohl 
auch gerade als ein Zeugnis 
für die Kraft und Gesundheit 
einer großen Nation gelten, 
wenn sich ihre Leistungen 
selbst auf einem Felde, das 
fürstlichen Schutzes mehr 
als alle anderen zu bedürfen 
scheint, ohne Hilfe der Krone, 
fernab vom Hof leben, frei von 
der oft Gefahr bringenden 
Protektion der Machtzentren 
entwickeln. 

Der Fortschritt in den 
bildenden Künsten vollzog 
sich somit durchaus im 
engsten Zusammenhang mit 
dem Gesamtleben der Nation, 
das immer deutlicher von den 
reifenden Volkskräften be¬ 
stimmtwird. In früheren Jahr¬ 
hunderten wäre ein Leben 
der Kunst ohne die Förderung 
der Fürsten, des Adels, der 
Kirche undenkbar gewesen. 
Jetzt erwuchs es aus den 
selbst. Dazu stimmt denn 


Schloß Friedrichshof (Phot.: T. G.Voigt,Homburg) 

Triebsäften des Künstlertums 


auch das schon genannte Hauptprinzip der jüngsten Ent¬ 
wickelung: daß der dem Wesen des Künstlerischen entsprungene 













288 DEUTSCHLAND Nr.O 


Ausdruck an die erste Stelle rückte. Allenthalben begann 
die stürmische Bewegung mit dem kategorischen Verlangen, 
alte Konventionen abzuschütteln, neue Wirkungen zu suchen, 
das Planen und Ausführen künstlerischer Werke durchaus auf 
das Fundament formaler Gesetze zu stellen, das lebendige 
Empfinden der Gegenwart zur Grundlage zu nehmen. 

In der Malerei vollzog sich dieser Kampf in doppelter 
Richtung. Mann wollte die Vormundschaft der Vergangenheit 
los werden, im eigentlichsten Sinne mündig werden, und man 
suchte sich zu diesem Zwecke von allem zu befreien, was an 
die Herrschaft des Gewesenen erinnerte. Da im Schaffen 
und Kunstbetrachten der Generation von 1880 das Inhalt« 
liehe eine so große Rolle spielte, wurde zunächst in diese 
Mauer Bresche geschossen. Damals herrschte souverän die 
Historienmalerei, die in der akademischen Hierarchie un¬ 
bestritten den ersten Platz einnahm. Noch Adolf v. Menzel 
wurde von der Akadmie der Künste bei der Einladung zu 


genialem Instinkt voraussah; mit der er die großen modernen 
Prinzipien der Farbenkunst erkannte, die in der malerischen 
Erfassung des Lichts und der Luft und im Bewerten der 
farbigen Qualität an sich beruhen. 

Auf diesem Wege ging es vorwärts und nicht anders als 
bei Menzel: durch die unmittelbare Berührung der deutschen 
Kunst mit der des Auslandes, durch das organische Einfügen 
unserer Arbeit in die europäische. Wie Menzel einst weithin 
wirkende Anregungen durch Constable und die Fontainebleauer, 
später durch die flimmernden Frühbilder des heranwachsenden 
französischen Impressionismus erfuhr, so ward auch jetzt der 
Einfluß von Westen her wichtig. Nun war es die reife Kunst 
Manets, Claude Monets und der Ihrigen, die auf Deutschland 
hinüberwirkte und sich hier mit den Gedanken des früheren 
Fortschritts verband. Auf diese Weise entstand eine moderne 
Malerschule, die nach jeder Richtung den Boden umpflügte. 
Die Erneuerung des Stoffgebietes machte den Anfang. Das 


Die Marxburg bei Braubach am Rhein 



der großartigen Leichenfeier, die ihm in Schinkels altem Mu¬ 
seum zu Berlin gerüstet wurde, als der „verstorbene Geschichts¬ 
maler MenzeP" bezeichnet. Aber gerade dieses große Haupt 
der Berliner Schule im neunzehnten Jahrhundert war im Kern 
seiner Kunst nichts weniger als ein „Geschichtsmaler", wie man 
die Bezeichnung damals begriff. Menzel hatte zuerst, im 
genialen Zusammenfassen dessen, was seine Vorgänger und 
seine bedeutenden Zeitgenossen anbahnten, den Weg auf 
eine Malerei gewiesen, die ihre Motive der Gegenwart, dem 
umgebenden Leben, der Schlichtheit des Alltags entnahm; 
die gerade in der Bescheidenheit des Themas einen will¬ 
kommenen Anlaß sah, die ganze Aufmerksamkeit auf die 
farbige Deutung des realen Vorbildes zu verlegen. Erst die 
letzten Lebensjahre des kleinen Riesen und die Öffnung 
seines Nachlasses, als er dahinging, haben uns die ungeheure 
Kraft kennen gelehrt, mit der Menzel fast als einziger in 
Deutschland die Errungenschaften der allgemeinen europäischen 
Kunst sich zu eigen machte und künftige Entwickelungen in 


allzu Literarische ward zur Tür hinausgewiesen. Nicht nur 
die Geschichtserzählung, auch das Genrebild und alle seine 
Abarten, die gemalte Novelle, Humoreske, Sensationsaffäre 
wurden verbannt. Man wollte überhaupt nicht mehr erzählen, 
sondern darstellen, also nicht mehr der Poesie und Schrift¬ 
stellerei ins Handwerk pfuschen, sondern sich auf das eigent¬ 
lichste Gebiet der Malerei beschränken. Im Leben der Zeit 
und der Natur fand man dabei eine unerschöpfliche Fund¬ 
grube brauchbarer Motive. Der immer mächtiger alle Kreise 
erfassende soziale Geist wies auf nie vorher beachtete 
Themata, die gerade darum zur Behandlung reizten, und es 
entstand die lange Reihe der Bilder aus dem Leben der ein¬ 
fachen und unteren Schichten, der Mühseligen und Beladenen, 
der Elenden und Enterbten, der Bauern und Proletarier — die 
„Armeleutmalerei", wie man sie gern nannte. Nichts lag den 
Künstlern, die sich solchen Stoffen zuwandten, ferner als 
parteipolitische Tendenz, an die auch Menzel nicht gedacht 
hatte, als er sein großartiges erstes deutsches Arbeiterbild 


























Nr.5 DEUTSCHLAND 289 


moderner Prägung* schuf, das „Eisenwalzwerk" von 1878 — 
und es bleibt einer der peinlichsten Züge in dem Kampfe 
der lebendigen neuen Kunst gegen offizielle und höfische Un¬ 
gunst, daß dem Kaiser von allerlei Ohrenbläsern die Auf¬ 
fassung nahegelegt wurde, jene Maler seien Sozialdemokraten. 
Gewiß spielte als treibende Kraft bei diesen Darstellungen 
das große Mitleid mit der menschlichen Kreatur hinein, das 
sich von jeher in allen Künsten fruchtbar erwiesen hat; aber 
weit wichtiger war, daß sich hier der Darstellung ein weiter, 
völlig neuer Kreis erschloß, der durch den Mangel äußerer 
Reize im landläufigen Sinne die schminkende Schönfärberei 
ausschloß und die ganze Arbeit mit ethischem Ernst erfüllte. 

Damit hing eine zweite charakteristische Eigenschaft der 
neuen Malerei zusammen: das Abrücken von theatermäßigem 
Pathos, von himmelblauer 
Lieblichkeit und Süßlich¬ 
keit, arrangierter Herzig¬ 
keit und verlogener Phrase 
und, als natürlicher Revers 
der Medaille, eine fast 
leidenschaftliche Hin¬ 
neigung zum Einfachen, 

Schlichten, Lebenswahren, 

Unübertünchten, ja zum 
Häßlichen. Niemand wird 
heute leugnen, daß man 
durch den Rückschlag 
gegen das schimmernde 
Phrasentum der damals 
beliebten und durch die 
Akademien geheiligten 
Kunst nun auf der anderen 
Seite vielfach ins Extrem 
geriet; doch unverkennbar 
bleibt der nunmehr schon 
historischen Betrachtung 
auch die innere Gesund¬ 
heit und der sittliche 
Wert dieser Reaktion, die 
auf den ganzen Betrieb der 
Kunst reinigend und ver¬ 
edelnd wirken mußte. 

Auch hier sprach offen¬ 
sichtlich das stoffliche 
Interesse immer noch mit, 
doch es führte mit sich eine 
Reform und Erneuerung 
der künstlerischen Gesin¬ 
nung, die bei aller Hoch¬ 
schätzung des Handwerks 
mit dessen Tüchtigkeit 
Zusammengehen muß, um 
hohe Ziele zu erreichen. 

Unverkennbar war dabei 
<ier Parallelismus mit der europäischen Bewegung in der 
Literatur, und die Schlagworte, die dort ausgegeben wurden: 
„Realismus" und „Naturalismus", ließen sich in gewissem Sinne 
auch hier anwenden. 

Aber dabei konnte man nicht stehen bleiben, und mit 
dem Stoffgebiet verjüngte und vertiefte sich nun auch der 
malerische Ausdruck, die technische Behandlung der Farben¬ 
probleme. Hier vor allem wurde das Ausland, wurde in 
■erster Linie Frankreich maßgebend, wo seit Beginn des Jahr¬ 
hunderts, seit den Romantikern um Delacroix, in logisch 
fortschreitender Entwicklung eine neue Farbenanschauung 
und ein neuer malerischer Vortrag begründet worden war, 
die ihre letzte Formulierung im Impressionismus gefunden 
hatten. Das Ziel war: ein energischeres Eindringen in das 


Wesen der farbigen Naturerscheinung, in die Wechsel¬ 
beziehungen koloristischer, luministischer und athmo- 
sphärischer Elemente, ein Deutlichmachen des ungeheuren 
Nuancenreichtums, der sich in der Wirklichkeit dem Auge 
bietet, und der für die Kunst doch niemals durch ein klein¬ 
liches Addieren aller Einzelfaktoren, sondern nur durch ein 
großes Summieren, ein souveränes Zusammenfassen, ein 
Illusion weckendes und Phantasie erregendes Andeuten fa߬ 
bar ist. Die Technik, die solchen Zwecken folgte, unterschied 
sich von Grund aus von der früheren. Sie verzichtete auf 
Ausglättung und Politur und setzte dafür die analytische 
Methode ein, die durch wohlberechnetes Aneinanderfügen 
der Valeurs die ganze Vielfältigkeit und Bewegtheit, das un¬ 
aufhörliche innere Leben und das strömende Fluidum der 

Erscheinungswelt sinn¬ 
fälliger zu spiegeln suchte. 

Aus allen diesen Ele¬ 
menten erwuchs die mo¬ 
derne deutsche Malerei, 
die sich alsbald in den 
neuen Künstlerorgani¬ 
sationen konzentrierte, die 
unter dem Namen „Sezes¬ 
sion" nach und nach in 
allen deutschen Zentren 
gegründet wurden. Unter 
ihren Führern stand an 
erster Stelle Max Lieber¬ 
mann, der als gebür¬ 
tiger Berliner noch das 
Menzelsche Erbe vertrat, 
es aber durch Studien in 
Frankreich und Holland 
weiter ausbaute. Man hat 
ihn einen großen Kunst- 
und Kulturvermittler ge¬ 
nannt, der durch seine 
Werke wie durch sein 
Wirken alle neuen Ge¬ 
danken wie ein Brenn¬ 
spiegel in sich auffing und 
weiterverbreitete. Aber 
diese doppelte Tätigkeit 
wäre unmöglich gewesen 
ohne die höchst indivi- 
duelle,zeugendeKraft einer 
genialen Persönlichkeit, 
die in jedem Pinselstrich 
Eigenstes mitteilte und 
ohne starres Programm, 
ganz von selbst, durch ihre 
Natur das, was sie im Aus¬ 
land annahm, mit echtem, 
bodenwüchsigem Gefühl 
durchtränkte. Es ist bezeichnend, daß Liebermann, der oft genug 
das törichte Scheltwort des Internationalismus hören mußte, die 
Motive fast aller seiner Bilder in Holland fand, in diesem 
Deutschland stammverwandten Lande, in dem der große Heros 
aller nordischen und germanischen Kunst, Rembrandt, auf¬ 
gestanden war. Der moderne Rembrandtabkömmling Jozef 
Israels, dessen künstlerischer Stammbaum anderseits auf den 
Franzosen Millet wies, ward neben den Pariser Impressionisten 
Liebermanns stärkster Anreger. Und mit ihm zogen nun 
von Nord- und Süddeutschland die jüngeren Künstler nach 
Holland hinüber, um hier in dem malerischen Lande par 
excellence, das im flimmernden Dunst seiner feuchten Luft 
einfache Menschen in einfacher Natur dem Auge darboi, die 
Lehren der neuen Farbenkunst zu erproben. An die Spitze 



Wilhelm Kreis: Bismarckturm in Friedrichsruh 














Nr. 6 


290 ssdesa^eeeeeeeeaaeeo^es^^ DEUTSCHLAND 


der Münchener Schule trat aus ihrer Schar alsbald Fritz von 
Uhde, der die Gedanken der modernen Malerei und den 
sozialen Geist der Zeit mit dem tiefen Ernst seines pro¬ 
testantischen Christentums verknüpfte, wobei er mit dem 
sicheren Instinkt einer geborenen Künstlernatur die sitt¬ 
lichen und formalen Elemente gegeneinander abwog. 

Um diese beiden Führer gruppierten sich die Scharen 
der Gleichgesinnten, die sich durch die enge Verwandtschaft 
der Grundanschauungen verbunden fühlten. Aber es kam in 
Deutschland niemals zu jenen festgeschlossenen Kolonnen, 
deren Erscheinung für das französische Kunstleben typisch 
ist. Deutlich heben sich die einzelnen Persönlichkeiten aus 
der Menge heraus, wie Max Slevogt, der Delikatesse und 
Geistreichtum der Farbe mit der Elastizität eines stählernen 
Nervensystems verbindet, oder Lovis Corinth, der dem über¬ 
feinsinnigen Zergliedern ein handfestes, gesundes, frischfrohes 
Zupacken entgegensetzte. Auch die 
Eigenheiten der deutschen Stämme 
spiegelten sich deutlich in den Sonder¬ 
schulen, die sich in Dresden um 
Gotthardt Kuehl, in Weimar um 
Theodor Hagen, Hans Olde und 
Ludwig von Gleichen - Rußwurm, 

Schillers leibhaftigen Enkel, in 
Karlsruhe und Stuttgart um Gustav 
Schönleber, Reinhold Pötzelberger, 

Otto Reiniger, in Düsseldorf um 
Olaf Jernberg und Heichert bildeten, 
die bald in Königsberg mit Ludwig 
Dettmann zusammentrafen. 

Andere Strömungen trafen sich 
mit der impressionistischen. Noch 
aus der Epoche Courbets stammte 
Wilhelm Leibi, vielleicht das größte 
Farbengenie, das Deutschland im 
ganzen neunzehnten Jahrhundert 
hervorgebracht hatte, stammten die 
Maler, die mit ihm vor allem die 
Wärme und Ausgeglichenheit des 
Tones, die Solidität des Pinselhand¬ 
werks, die Gründlichkeit in der 
Beherrschung der Farbenmaterie 
pflegten, unter ihnen an erster Stelle 
Wilhelm Trübner. Daneben lief die 
Linie, die nicht von den Realisten, 
sondern von den deutsch-römischen 
Stilisten vor hundert Jahren aus¬ 
gegangen war, die über Arnold 
Böcklins leuchtendes Heroentum zu 
Max Klinger führte, der mit wunder¬ 
bar universellem Geist alle Einflüsse der Gegenwart in sich 
vereinigte und eigenkräftig mischte, oder zu Ludwig von 
Hofmann, der die Böcklin- und Klingerart koloristisch ver¬ 
jüngte. Auch die neue Schätzung Feuerbachs und Marees' 
hing damit zusammen. Und schließlich ragten aus der 
früheren Generation und ihrer akademischen, rückwärts- 
gewandten Manier vereinzelte Persönlichkeiten von ungewöhn¬ 
lichem Wuchs in die neue Zeit hinein, wie Franz von Lenbach, 
der sich aus den Mitteln der Vergangenheit und seinem 
eigenen genialischen Temperament die Rezepte einer Porträt¬ 
kunst und Porträtkultur von großem Rhythmus mischte. 

Bis in unsern Tagen der Weg abermals umbog und die 
Fortführer des klassischen Impressionismus in Frankreich, 
die Cezanne, Matisse und Picasso sowie ihre nordischen 
Gesinnungsgenossen, der Holländer van Gogh und der Nor¬ 
weger Edvard Munch, die modern gesehene Farbenwelt zu 
einer Kunst der neuen Synthese, der wieder betonten Form, 
einer aus den Steigerungen von Farbe und Form geborenen 


immanenten Symbolik hinleiteten. Noch erkennen wir nicht 
mit voller Klarheit, wohin die Reise gehen wird, und auch 
aus den Werken der interessantesten Talente, die in diesem 
Kreise die Aufmerksamkeit fesseln, etwa Max Pechsteins und 
Adolf Erbslöhs, grüßen uns heute noch mehr Versprechungen 
als Erfüllungen. Doch wir fühlen mit -innerem Jubel, daß das 
Rad nicht still steht, daß der Boden unserer Malerei wieder 
neue, zukunftsreiche Kräfte zu zeugen imstande ist. 

Wesentlich anders, aber doch in manchem Betracht aucH 
wieder ähnlich, gestaltete sich die Entwicklung der Bildhauer¬ 
kunst. Hier handelte es sich, wie in der Malerei, zunächst 
vor allem um die Ueberwindung der akademischen Phraseo¬ 
logie, als deren temperamentvolle Vertreterin die Barockplastik 
Reinhold Begas' noch über die Jahrhundertwende hinaus 
herrschte. Die Reinigung und Erneuerung konnte hier nicht 
durch den Naturalismus erfolgen, sondern, dem Charakter 
dieser aufs Abstrakte weisenden 
Kunstart folgend, nur durch eine 
strenge und ernste Durchdenkung" 
der absoluten Formprobleme. So 
ging die Reform der Bildnerei 
aus den Anschauungen jenes 
deutsch-römischen Kreises hervor,, 
welche ja schon in der Malerei 
vielfach von solchen Erwägungen 
bestimmt waren. Adolf Hildebrand, 
der das erste entscheidende Wort 
sprach, war ganz erfüllt von diesen, 
alle äußeren Nebenwirkungen vei- 
schmähenden Ideen einer reinen 
Plastik. Er suchte nichts als die 
voraussetzungslose, absichtslose 
Deutung des großen Wunders der 
Schöpfung: des menschlichen Kör¬ 
pers, oder seines herrlichsten Teiles: 
des menschlichen Kopfes. Nichts als 
„die ruhige, durch keinen äußeren 
Einfluß aus ihrem normalen Gleich¬ 
gewicht gebrachte Existenz", zu 
deren Spiegelung ihm die Antike 
und die frühe Renaissance wohl 

Hilfe leisten konnten, die er jedoch 
letzten Endes stets aus eigenstenv 
Erleben nachbildete. 

Man könnte einen Gegensatz 

zwischen dieser Belebung der Plastik 
und der Bewegung in der Malerei 
erblicken, weil auf dem Gebiete 

der Skulptur das Streben nicht auf 
das Naturwahre, sondern sofort 
geradeswegs auf die stilisierende Steigerung ausging. In 
Wahrheit aber rang sich hier wie dort das gleiche Prinzip 
durch: den Betrieb der Kunst von allem zu befreien, was 
mit ihrem Wesen nichts zu tun hat, die Gesetze des 
Schaffens lediglich aus den Wurzeln ihrer speziellen Bedin¬ 
gungen zu gewinnen. Darum rückte alles, was sich in 

der deutschen Bildnerei an vorwärts weisenden Kräften 

regte, weit ab von der schablonenmäßig betätigten, von Außen¬ 
effekten lebenden Denkmalsplastik der landläufigen Art, die 
gerade im letzten Vierteljahrhundert bei uns so üppig hervor¬ 
wucherte, im allgemeinen nur den abgestorbenen Zweig einer 
hohlen Historienkunst immer weiter pflegend. Wo sich die 
jüngeren Bildhauer, im Norden vor allem Louis Tuaillon, 
August Gaul und Hugo Lederer, im Süden die Hildebrand- 
Schüler wie Hermann Hahn, Georg Wrba, C. A. Bermann 
u. a., monumentalen Aufgaben zuwandten, ward der scharfe 
Grenzstrich, der sie von der Konvention schied, besonders 
deutlich erkennbar. Ein neues Verhältnis zu den Mittelr^ 





Adolf Hildebrand: A. Böcklin 







Nr. 6 DEUTSCHLAND 291 



Hamburgfer Kunsthalle — Max Liebermann: Die Netzflickerinnen (Mit Genehmigung der Photogr. Gesellschaft in Berlin) 


großer Wirkung, zu den Fragen des sinnlichen Formausdriicks 
und zu den materiellen Besonderheiten der bearbeiteten Stoffe, 
deren Kreis über die traditionellen Hilfsmittel, namentlich 
beim Stein, über die enge Zahl der früher gebräuchlichen 
Marmorsorten erheblich erweitert wurde, war eingetreten. 
Max Klinger, auch in dieser Kunstprovinz heimisch, trat 
besonders als Ersinner neuer dekora¬ 
tiver Möglichkeiten auf. 

Die modernen Bewegungsprin¬ 
zipien, denen in der Plastik die fran¬ 
zösische Schule August Rodins den 
Weg bahnte, haben in der deutschen 
Bildnerei weniger Anklang gefunden. 

Am feinsten gab ihnen Georg Kolbe 
Ausdruck. Um so stärker aber zeigte 
sich nun der Niederschlag der jüngsten 
Pariser Gegenbewegung, die in 
Aristide Maillol ihr Haupt sieht. Sein 
Hinarbeiten auf eine kräftigere Ver¬ 
einfachung und lapidare Stilisierung 
nach Maßgabe der Hauptformen fand 
etwa in den Arbeiten von Bernhard 
Hötger und Wilhelm Lehmbruck ein 
Echo. 

Auch in der Architektur 
sehen wir die große moderne Grund¬ 
tendenz ihre Wirkung entfalten: Die 
historische Kopie wird abgesetzt, das 
schmückende Beiwerk in die zweite 
Reihe gerückt und dem Wesen der 


Baukunst aufs neue gründlich nachgeforscht. Daraus erwuchs 
dann die strenge Logik der jüngeren Architekten, die aus Zweck, 
Material und anderen realen Bedingungen ihre Formen bildeten. 
Dem Geist der Epoche entsprach es, daß die Nutzbauten,nament¬ 
lich die, zu denen erst vordem unbekannte technische Errungen¬ 
schaften, industrielle, kommerzielle, soziale Aufgaben die 
Grundlage boten, hierbei an erster 
Stelle standen. In unsern Brücken-, 
Bahnhofs-, Hochbahnkonstruktionen, 
unsern Fabrik-, Warenhaus-, Kauf¬ 
haus-, Bureauhaus- und Hotelbauten, 
unsern großstädtischen Kranken¬ 
häusern und Schulen wird die Zukunft 
vor allem ruhmreiche Leistungen 
unserer Tage sehen. Vielfach ist hier 
die Ingenieurkunst der Baukunst über¬ 
legen gewesen. Aber in Männern wie 
Alfred Messel und Peter Behrens 
fand auch die Architektur führende 
Persönlichkeiten, die aus dem 
Sachlichen, Zweckbewußten neue 
ästhetische Werte lockten und in 
der Verbindung von Stein und 
Eisen zu den Formbildungen ge¬ 
langten, die diesen Ideengängen 
entsprachen. Messel aber wies zu¬ 
gleich für den Monumentalbau, den 
Wohnhaus- und Villenbau auf einen 
Weg, der bodenständige Tradition 
mit modernem Empfinden organisch 










292 DEUTSCHLAND in 




Nr. 6 


verband, indem er in seinem Berliner Wirkungkreise auf le 
besten einheimischen Überlieferungen der Zopfzeit und des 
vorschinkelschen Frühklassizismus zurückging, die er m vo lig 
selbständiger Verarbeitung wiederbelebte. Eine Parallele 
dazu stellte sich in den Barockneigungen der suddmitschen 
A,‘hi»k..».chul. d.r, di. 1. Gabriel v. S.idl «„d Tb.odo, 


erste, der hier mit ungewohnten Steinfügungen zu reiiren, 
„von jedem Zweck genesenen" Monumentalwirkungen aufstieg, 
bis zu dem Kolossalwerk des Völkerschlachtdenkmals bei 
Leipzig. Wilhelm Kreis nahm in seinen Bismarcktürmen diese 
Gedanken eigenwillig auf. Derselbe Geist, der in der Malerei und 
Plastik wieder zum starken Ausdruck, zum großen zusammen- 



Kaiser Wilhelm mit seinem Enkel 


Fischer ihre Meister verehn. Hne Parallele auch aas mitte.- 
deutsche Zentrum, das Schu.tz^Naumbu^^ Wi .No^n s^hu 
der sich wieder mehr an die bürvjeniche Bauxuns. -e. e.. . 

Hälüe des neuniehnien Jahrhunderts hielt. ^ ^ , 

Selbsiändie erv^tichs daneben ein neuer Sul ^er 

Denkmalsarchiiektur. die umso wnchd^r \%-urde. je ...e... u.e 
Standbilderplastik abwir.schaftete. Bruno Schmitz >%a. 


fassenden Rhvthmus dräng’ie. befahigrie auch hier die Künstler 
zu einem Hinauswachsen über den Anschluß an das Reale. 

ln ens^er Wechselbeziehung zur Architektur verjüngte 
sich schließlich das K u n s t g e w e r b e. Auch hier begann man 
mit dem Abschütteln der historischen Stilspielerei, die in 
den siebzisrer und achtziger Jahren alles überv^mchert hatte, 
und dni: zu klaren, einfachen, rein aus Zweckgefiihl und 






Nr. 6 


DEUTSCHLAND t^sseesseee&s^eesese^^eeem 293 


Logik geborenen Formen über, wobei sich englische, schottische, 
nordische, japanische, österreichische und belgische Einflüsse, 
diese durch Henry van de Velde vermittelt, hinzugesellten. 
Eine Zeitlang war man auf solchem Wege fast spartanisch 
und asketisch geworden, und wie in der Baukunst durch 
Joseph Olbrich von Wien her eine absolute, in der Luft 
schwebende Modernität nach Darmstadt überpflanzt wurde, 
wo der Großherzog Ernst Ludwig eine Künstlerkolonie 
erstehen ließ, so gewann durch van de Velde ein fast 
ingenieurhaftes Kunstgewerbe die Herrschaft. Es war ein 
Durchgangsstadium, wiederum wichtig durch seine luft¬ 
reinigende Wirkung. Dann erst konnte auch hier wieder in 
freier Gesinnung vorsichtig an die Tradition angeknüpft 
werden. Schon Otto Eckmann, der am Ende des abgelaufenen 


Jahrhunderts, wie so viele seiner Kollegen, von der Malerei 
zum Kunsthandwerk übersiedelte und sich mit allen Tech¬ 
niken vertraut machte, beschritt diesen Weg, indem er leise 
die biedermeierischen Motive belebte, die zu den bürgerlichen 
Tendenzen unserer Innenarchitektur so gut stimmen, und die 
dann bald leider, in skrupelloser Weise herangezogen, alles 
überschwemmten. Jüngere Kräfte, wie Bruno Paul, machten 
dann neue Bahnen frei, um, weiter ausgreifend, frühere Stil- 
und Dekorationsformen für das moderne Kunsthandwerk 
ergiebig zu machen. 

Frisches Blut ward so in diesen fünfundzwanzig Jahren 
allen Zweigen der Kunst zugeführt. Schon beginnen sie neu 
zu blühen. Doch wir legen nicht lässig die Hände in den Schoß, 
sondern arbeiten fort, um einst die reifen Früchte zu ernten. 


Der Kaiser und die Seinen. 

Von Josef Buchhorn (Berlin). 


Ernst und gemessen ist der Kaiser, wenn er gelegentlich 
einer Galavorstellung im Königlichen Opernhause an der 
Spitze seines ganzen Hofes an die Brüstung der großen 
Mittelloge tritt und in das Parkett hernieder- und zu den 
Rängen hinübergrüßt. Und ernst und gemessen ist er auchr 
wenn er an der Spitze der Fahnenkompagnie und der 
Standarteneskadron 
des Gnrdekorpsvom 
Halleschen Tor über 
den Bellealliance¬ 
platz in die Fried¬ 
richstraße einbiegt 
und unablässig die 
vielstimmigenHurra- 
rufe der dichtge¬ 
drängten Scharen 
mit dem Marschall- 
stabe dankend er¬ 
widert — dort Herr¬ 
scher, hier Soldat, 
beidemal der Kaiser; 
beidemal der Re¬ 
präsentant seiner 
W ürde;beidemal der 
Mann, in dem die 
ungeheure Macht 
seines Volkes und 
seiner Lande gipfelt. 

„Ich möchte den 
Kaiser mal daheim 
sehen I" Wie oft 
hat ein aufmerk¬ 
samer Beobachter 
bei solchen Anlässen 
diesen Satz nicht 
schon vernehmen 
können, und wie oft 
nicht auch jenen 
anderen: „Ob er 
wohl immer so ge¬ 
messen und so ernst 
ist V Wem häufiger 
die Möglichkeit ge¬ 
geben ist, den Kaiser zu beobachten, der weiß, wie ungezwungen 
herzlich er sich geben kann, wie natürlich, wie menschlich¬ 
einfach. Man braucht ja nur, um ein Beispiel aus den letzten 
Tagen anzuführen, an den Besuch zu erinnern, den er mit der 
Kaiserin zusammen dem Kindererholungsheim in Ahlbeck ab- 
gestattethat, das auf seineVeranlassung errichtet und ausgebant 


worden ist. Wie das kleine Volk sich da seines Kaisers 
bemächtigt hatte und mit ihm und der Kaiserin ohne jede 
Etikette, aber auch ohne jede Scheu verkehrte: das war nett 
und rührend zugleich I Dergleichen Augenblicksbilder gibt 
es zu hunderten, und nach hunderten zählen die Episoden 
und Anekdoten, die von der zwanglos-gewinnenden Art des 

Herrschers berich¬ 
ten. Aber immer ist 
er, trotz aller augen- 
blicklichenHerzlich- 
keit, der Kaiser — 
den Nur-Menschen 
enthüllt solch eine 
Aufnahme nicht und 
kann ihn ja wohl 
auch, wenn man die 
Ausnahmestellung 
dieses Mannes be¬ 
denkt, nicht ent¬ 
hüllen — der wird 
erst im Verkehr mit 
den Seinen offenbar, 
ob er sich nun als 
aufmerksam - liebe¬ 
voller Gatte oder 
sorgend - besorgter 
Vater gibt; der wird 
erst offenbar, wenn 
er als Hausherr in 
dieErscheinung tritt, 
seinen Angestellten 
oder seinen Gästen 

gegenüber. 

♦ * 

* 

Eines vor allem 
ist, wenn man sich, 
soweit das über¬ 
haupt möglich und 
durch den Takt ge¬ 
boten ist, näher mit 
dem Kaiser und sei¬ 
nem Hause beschäf¬ 
tigt, ein für allemal 
festzuhalten —so gewaltig auch die Pracht- und Prunkentfaltung 
des kaiserlichen Hofes bei festlichen Gelegenheiten ist, so ein¬ 
fach ist der kaiserliche Haushalt, so einfach verläuft das täg¬ 
liche Leben im Marmorpalast zu Potsdam oder im königlichen 
Schlosse in Berlin. Dieser Gegensatz ist, wie genaue Kenner 
versichern, geradezu verblüffend. Mit Ausnahmen natürlichl 



Prinz und Prinzessin Ernst August von Cumberland (Phot.: T. H. Voigt, Bad Homburg) 





294 DEUTSCHLAND Nr. ö 


Der Kaiser, der nach außen hin — und das von Rechts 
wegen! — auf eine strenge Etikette hält, kümmert sich wenig 
um ihre strengen Vorschriften, wenn er — daheim ist. Froh¬ 
gestimmt soll seine Umgebung sein, denn er liebt den 
Scherz und zwanglos sich zu geben. Unter den kaiser¬ 
lichen Familienmitgliedern herrscht, wie im guten deutschen 
Bürgerhause, das trauliche „Du". Wenn der Kaiser von 
der Kaiserin spricht, so sagt er stets nur „meine Frau" oder 
„die Kaiserin". Die Kaiserin hinwiederum redet ihren Mann 
mit „Willy" an. Sie spricht „von meinen Kindern", während 
der Kaiser burschikoser „von seinen Jungen" spricht. Früher, 
als diese „Jungen", die ja jetzt durchweg schon eine eigene 
Haushaltung haben, noch „daheim" waren, kam es nicht 
selten vor, daß sich der Kaiser, wenn er irgendwo zu einem 
Festmahl gebeten war, Konfekt einsteckte und dazu erklärend 
bemerkte: „Das ist für die Jungen. Mitgebrachtes schmeckt 


um 4 Uhr aufsteht, um zum Exerzieren nach Döberitz zu 
reiten oder zu einer Truppenbesichtigung ins Gelände zu 
fahren. Der erste Imbiß sieht Mann und Frau, wie im Bürger¬ 
hause, zusammen. Um 9 Uhr unternehmen der Kaiser und 
die Kaiserin eine Spazierfahrt, an die sich meist ein längerer 
Spaziergang anschließt, je nach dem Wetter und auch je 
nach den Pflichten, die des Kaisers harren. Denn gleich aa 
diese Ausfahrt schließen sich längere Vorträge an. Um 2 Uhr 
folgt das zweite Frühstück im Speisesaal, das durchweg aus 
drei Gängen besteht. Dazu werden leichte Weine gereicht. 
An diesem Mahl nehmen öfters Gäste teil, die vom Kaiser 
persönlich geladen worden sind. Denn er liebt eine heitere 
Tischgesellschaft. Wie er denn überhaupt nie gerne alleine 
ist. Um 6 Uhr ist das Diner und um 9 Uhr die Abendtafel. 
An beiden sieht das Kaiserpaar immer mehrere Gäste bei 
sich, am Abend allerdings nur die nächsten Bekannten; 




























m 

11 





















Berlin: Königliches Schloß 


am besten. Das weiß ich von früher." Bei einem Ton¬ 
taubenschießen der Offiziere des 4. Garderegiments hatte 
der Kaiser einmal als der beste Schütze 3 Mk. gewonnen. 
Er nahm den Taler und meinte, „damit kann ich ja meinen 
Jungen eine Freude machen". 

Das sind zwar nur ein paar Einzelzüge, die wir hier 
notieren, aber immerhin schlagen sie den Ton an, der im 

Kaiserhause schwingt . . . 

* * 

♦ 

Der Kaiser ist ein Frühaufsteher. Um 7 Uhr erhebt er 
sich, nimmt ein kaltes Bad und kleidet sich dann sofort 
militärisch an. Das Frühstück, das nach englischer Sitte 
aus Tee, allerhand Weißgebäck, Butter, kaltem Fleisch, 
Eiern usw. besteht, nimmt das Kaiserpaar stets gemeinsam 
ein. Stets. Die Kaiserin läßt es sich nie nehmen, ihrem 
Gerpahl hierbei Gesellschaft zu leisten, und wenn er selbst 


selten aber mehr als vier bis fünf Personen. Die Zivilisten 
erscheinen im Frack. Ein kräftiger Händedruck begrüßt sie 
und sagt ihnen gleich, daß sie willkommen sind. Sind sie 
dem Kaiser bekannt, so ruft er sie ohne jeden Titel, mit 
ihrem Namen, im anderen Falle setzt er das „Herr" hinzu — 
Das Essen! Es besteht aus wenig Gängen — Vorgerichte, 
Fisch, Braten, Speise — die Bürgersleute machen sich oft 
mehr Umstände! Wein wird wenig genossen. Aber Tag* 
für Tag ist die Tafel prächtig geschmückt, mit kostbar¬ 
erlesenem Geschirr und wundervollen Blumen, mit Rosen 
und Gardenien meist — Häufig zieht sich die Kaiserin nach 
den letzten Gerichten in ihre Gemächer zurück — dann gibt 
es Zigarren (unter denen die langen Holländer bevorzugt 
werden) und Münchener Bier. Nun wird es ungezwungen, 
und das Gespräch läuft in lebendigem Fluß hin und her. 
Da ist kein Gebiet des öffentlichen Lebens, das nicht berührt 































Nr. 6 


m DEUTSCHLAND 295 


würde, und überall ist eine offene Aussprache oberstes Gebot. 
Und es ist nicht selten, daß die Meinungen der Gäste in 
der Hitze des Gefechts aufeinanderplatzen. Gelehrte und 
Künstler, die ja häufig zu den Gästen des Kaisers gehören, 
sind bekanntlich immer streitbare Herren. Aufmerksam ver¬ 
folgt der Kaiser Stoß und Gegenstoß. Sind nach seiner 
Meinung genug Gänge geschlagen, dann fällt er ein und 
vermittelt. Ist er besonders gut aufgelegt, dann führt er 
seine Gäste in das Kreuzgewölbe in der Nähe der polnischen 
Kammern. Bekanntlich ist der Kaiser als Wirt ja von einer 
Liebenswürdigkeit, die noch jeden Menschen gefesselt hat, 
der seine Gastfreundschaft genießen durfte — Um 11, 

spätestens um 12 Uhr ist die Abendgesellschaft zu Ende. 

* ♦ 

* 

Wir alle wissen — oder können es aus dem Pensum, 
das der Kaiser tagtäglich tu erledigen hat, wissen, wie seine 


schiedensten Gelegenheiten betont. So vor den Ständen 
der Provinz Schleswig-Holstein in Glücksburg am 7. Sep¬ 
tember 1890, wo er sie „das Sinnbild sämtlicher Tugenden 
einer germanischen Fürstin" nennt, der er es dankt, „wenn 
ich imtsande bin, die schweren Pflichten meines Berufes mit 
dem freudigen Geiste zu führen und ihnen obzuliegen, wie 
ich es vermag". Und in Altona erklärt er am 4. Sep¬ 
tember 1904 u. a.: „Der Königin Luise gleich an Volks¬ 
tümlichkeit, gewonnen durch Werke der Liebe an Armen 
und Leidenden, durch Stärkung und Pflege des Hortes unseres 
Volkes, des Familiensinnes, steht Ihrer Majestät Bildnis in 
den Herzen aller Untertanen unauslöschlich eingeprägt. . ." 
„Die Kaiserin hat dem Hohenzollernhause ein Familienleben 
beschert, wie es vielleicht nur die Königin Luise vor ihr getan 
hat", betont er in demselben Altona sieben Jahre später .. . 
— Und nicht nur der Kaiser hat das hohe Lied unserer Kaiserin 



Berlin: Reichstagsgebäude 


Zeit in Anspruch genommen ist. Jede freie Minute gehört 
den Seinen. Oft sucht er zwischen zwei Empfängen die 
Kaiserin auf, um ihren Rat einzuholen, bevor er sich ent¬ 
schließt. Auch das ist rein menschlich. Es gibt so viele 
Fragen des öffentlichen Lebens, wo eine wohlunterrichtete 
und kluge Frau schärfer sieht und besser urteilt als der 
Mann. Warum sollte sich ein Monarch nicht ebenso mit 
seiner Frau besprechen, wie es im guten deutschen Bürger¬ 
hause gang und gäbe ist? Dabei ist aber wohl zu beachten, 
und diese Tatsache mag hier einmal mit allem Ernst und 
allem Nachdruck festgelegt werden, daß der Kaiser niemals 
den Rat der Kaiserin einholt, wenn es sich um politische 

oder militärische Fragen handelt . . . 

* * 

« 

In welch innigem Verhältnis der Kaiser und die Kaiserin 
miteinander stehen, das hat der Kaiser selber bei den ver- 


gesungen — das haben fast alle getan, die jemals mit ihr in 
Berührung gekommen sind, wie, um nur eine Stimme zu zitieren, 
jener schwedische Bischof, der da sagte: „Das ist eine Frauen¬ 
gestalt, die in ihrem sympathischen Wesen durch jeden Blick 
jedes Wort Beweise ablegt für die ihr innewohnende Sicherheit 
und den klar schauenden Verstand, wie man sie selten trifft." 

Eine der schönsten Huldigungen aber ist der Kaiserin 
einmal von einem ihrer „Jungen" bereitet worden. Sie ist 
wenig oder gar nicht bekannt geworden und mag darum 
hier doppelt interessieren. Der kleine Prinz Eitel Friedrich hatte 
Religionsunterricht, und der Oberhofprediger D. Dryander 
bemüht sich, ihm den Sinn des alten Römerwortes klar zu 
machen: „Wir sind allzumal Sünder". Sinnend blickt der 
Prinz vor sich hin — aber dann schüttelt er ungläubig den 
Kopf und meint — „Nein, das kann nicht stimmen, denn 
meine Mama ist keine Sünderin". 




































296 DEUTSCHLAND Nr.6 


Bei der Gelegenheit ein Wort unseres Kronprinzen aus 
seinem Religionsunterricht. Er wird nach den drei christlichen 
Hauptfesten gefragt, und prompt gibt er zurück: „Geburtsteg, 
Trauung, Schrippenfest". 

Der Prinz Eitel Friedrich muß gelegentlich mit dem 
lieben Gott ganz besonders gut gestanden haben. Er hatte, 
das kommt auch bei Kaisersöhnen vor, bei seinen Arbeiten 
einmal regelrecht gebummelt. Der Vater ist streng und ordnet 
Nachsitzen an. Irgendeine schwere Rechenaufgabe spottete 
jeder Lösung. Die anderen Kinder tummeln sich draußen 
im Freien, reiten, turnen usw.; kurze Zeit danach ist auch 
zum Erstaunen des Gouverneurs der Prinz Eitel Friedrich 
unter ihnen. „Aber Prinz," verwarnt ihn der Erzieher, 
„Majestät haben doch —" „Ach," meint der, „wie ich so 
dasaß, da hat mir der liebe Gott einen guten Kniff gezeigt, 
und da ging es mit einem Male ganz leicht." 

Kinder — hier wie da. Es war' auch schade, wenn es 
anders wäre. Jedenfalls — unser Kaiserpaar hat seine 


Volkes geleitet hat. „Mein höchster Lohn ist: Tag und 
Nacht für mein Volk und sein Wohl zu arbeiten", hat er 
im März 1893 auf dem Festmahl des Brandenburgischen 
Provinziallandtages bekundet, und dieses Pflichtbewußtsein, 
das er von sich selber fordert, hat er seinen Söhnen wieder 
und immer wieder gepredigt — bei der Einsegnung der 
Prinzen August Wilhelm und Oskar (am 17. Oktober 1903), 
bei der Großjährigkeitserklärung des Kronprinzen (am 
6. Mai 1900), bei der Hochzeit des Kronprinzenpaares, 
als er seine „liebe Tochter Cecilie" willkommen heißt: 
„. . . Hunderttausende freudestrahlender Gesichter haben 
dir entgegengejubelt. Sie haben aber nicht nur aus Freude 
geleuchtet, sondern wer tiefer in die Seele der Menschen zu 
blicken vermag, hat auch in den Augen dieser eine Frage 
gelesen, eine Frage, die der Antwort bedarf durch euer 
ganzes Wesen und Leben, die Frage: Wie wird es werden?" 

Und zuletzt noch, am 24. Mai d. Js., als er seine einzige 
Tochter Victoria Luise mit dem Prinzen Ernst August von 


Neues Palais 




„Jungen" gut bürgerlich erzogen und dafür Sorge getragen, 

daß die Bäume nicht in den Himmel wuchsen. 

♦ * 

* 

Der aphoristische Charakter eines Aufsatzes von der Art 
des vorliegenden bringt es mit sich, daß der Gegenstand 
der jeweils besonders in den Vordergrund tritt, oft wechselt. 
Man spricht von dem Kaiser und kann die Kaiserin aus der 
Behandlung nicht ausschließen, und mit unfehlbarer Sicher¬ 
heit erzählt man von den Kindern, wenn man die Eltern 
schildert. Eines ist eben unlöslich mit dem anderen ver¬ 
bunden .... 

* * 

* 

Was Kenner an dem Kaiser vor allem rühmen, ist seine 
rasche Entschlossenheit, ist der schnelle, gleich das Richtige 
treffende Blick, ist, nicht zuletzt, sein tiefes Pflichtbewußtsein. 
Das hat er selber, wie wir alle wissen, oft festgelegt. „Ich 
betrachte es als Meine königliche Pflicht . . ." begann er 
schon im Mai 1889 seine Rede an die Abordnung der 
Grubenbesitzer des Ruhrkohlenvereins — und diese Pflicht 
ist mit ihm und seiner Arbeit gegangen all die 25 Jahre 
hindurch, die er nunmehr die Geschicke des deutschen 


Cumberland vermählte, und ihr dankt „für die lange Zeit 
strahlenden Sonnenlichtes", das sie seinem Hause gewesen 
sei, klingt in den warmen Segensspruch der ernste Unterton: 
„Vor allen Dingen aber, trotz eurer Jugend, wird es wohl 
bald euch beschieden sein, anderen zu dienen und für andere 
zu sorgen. Möge diese Aufgabe, die schönste, euer ganzes 
Leben erfüllen, und möge die Liebe zu anderen Menschen 

eure Herzen erwärmen." 

* * 

♦ 

Aus diesem tiefen Pflichtbewußtsein des Monarchen, das 
an jede Aufgabe mit heiligem Ernst und dem ehrlichen 
Wollen geht, sie nach bestem Wissen und Gewissen zu 
lösen, ergibt sich unschwer jene Tatsache auch, daß der 
Kaiser von einer Ansicht, die er einmal gefaßt hat, schwer 
abzubringen ist. Was das aber bedeutet, wenn Schranzen 
und keine Männer um ihn sind, mag hier nur angedeutet, 
nicht ausgeführt werden. Darum lautet eine Entscheidung 
denn auch oft ganz anders, als seine Ratgeber erwartet 
haben. Ehrliche Achtung hat der Kaiser vor jeder ehrlichen 
Arbeit. Und er ist auch immer bereit, das ehrlich zum 
Ausdruck zu bringen. 































Nr.6 DEUTSCHLAND 2Q7 


Merkwürdig" ist, daß der Mann, der sich für jeden neuen 
Fortschritt, in der Technik, für jede neue Fragte in irg-end- 
einer Wissenschaft immer wieder aufs neue interessiert, eine 
kühle Zurückhaltung beobachtet, wenn er neue Gesichter 
sieht (das ganz im Gegensatz zur Kaiserin, die neue 
Gesichter gerne sieht und neue Bekanntschaften gerne 
schließt). Ueberflüssig anzumerken, daß dieses Faktum 
unter Umständen zu einer Ringbildung um den Kaiser Ver¬ 
anlassung geben kann, durch deren dreimal gestanzte 
Eisenwand schwer durchzukommen ist. Der Generalintendant 
Georg von Hülsen beispielsweise ist bekanntlich der Berater 
des Kaisers in allen Fragen der Literatur und des Theaters. 
Daß Herr von Hülsen der modernen Literatur fremd gegen¬ 
übersteht, daß er für ihre Werte kein kongeniales Verständnis 
besitzt, das lehrt, wenn es nicht an und für sich bekannt 
wäre, allein schon die Verwaltung der ihm anvertrauten 
königlichen Theater, in denen von dem Geiste unserer Zeit 
wahrlich kein Hauch zu verspüren ist. Möglich, daß der 


Der Kaiser läßt exerzieren. Dabei will er, um auf dem 
kürzesten Wege ans Ziel zu gelangen, über ein Feld. Auf 
dem steht aber eine Wiepe. Und das heißt: hier darf kein 
Flurschaden gemacht werden. Der Kaiser läßt dem Bauer 
durch seinen Adjutanten klar machen, was er will. Der 
Bauer aber schüttelt den Kopf: „Die Wiepe bleibt stehen." 
Der Kaiser interveniert selber. „Die Wiepe bleibt stehen." 
„Wissen Sie denn auch, gegen wen Sie sich so unleidlich 
benehmen?" fragt der Adjutant, und hofft auf die Art ans 
Ziel zu kommen. „Es ist der Kaiser." „Die Wiepe bleibt 
stehen I" Und sie blieb stehen . . . 

Ein Admiral ist zum Vortrag im Schloß. Der Kaiser hat 
eine andere Meinung, als der Seemann, und läßt sich, trotz aller 
guten Gründe, nicht von ihr abbringen. Da vergißt der Admiral 
seine Umwelt und haut mit der Faust auf den Tisch — Der 
Kaiser ist zuerst verdutzt — dann haut auch er mit der 
Faust auf den Tisch und sagt: „Admiral, Sie sollen recht haben, 
ich nehme alles zurück — nun wollen wir Frieden schließen." 



Marmor-Palais 



Kaiser, wenn er auf diesem Gebiete anders beraten worden 
wäre, auch ein anderes Urteil zu unseren Modernen 
und unserer Moderne gewonnen hätte — Möglich auch, 
daß er freundlicher über die moderne Kunst denken würde, 
wenn er einen Führer gehabt hätte, der ihm aus dem Werde- 
und Entwicklungsgang der alten Kunst heraus die Bedin¬ 
gungen für die neue offenbart hätte. Das ist sicher, die 
Söhne des Kaisers, der Kronprinz und vor allem der fleißige 
und vielseitig begabte Prinz August Wilhelm denken gerade 
in diesen Fragen anders als ihr Vater. Sie fühlen sich 
darum auch im Lessing-Theater und bei Max Reinhardt im 
Deutschen Theater wohler, angeregter und befriedigter, als 
in dem Königlichen Schauspielhaus mit seiner starren und 

lebensfremden Kunst . . . 

* * 

* 

Im großen und ganzen ist der Kaiser in seinem ganzen 
Wesen gleich offen und gütig geblieben, wie er es vor seiner 
Thronbesteigung gewesen ist. 

Wie gesagt, er duldet ungern einen Widerspruch. Aber 
er fügt sich auch einmal. So wird von einem Fall erzählt, 
der sich in der Umgegend von Potsdam zugetragen hat. 


Bekannt ist, wie gerne und wie wohl sich der Kaiser 
als Berliner fühlt . . . Hat er sich da eines Tages mit der 
Kaiserin bei einem Berliner Künstler zu einem Besuche an¬ 
gemeldet. Die kleine Tochter des Malers soll einen Blumen*- 
Strauß überreichen und dabei ein kurzes Gedicht aufsagen. 
Aber die Aufregung — kurz, es ging nicht programmäßig 
vonstatten. Da muckt der Künstler unwillig auf: „Frida, 
mach' schnell die Luke zu, es zieht." Darauf wendet sich 
der Kaiser lächelnd zur Kaiserin: „Na siehste, hier sind wir 
mal bei einem echten Landsmann von mir." 

Der Kronprinz hat eines Tages vom Kaiser eine Rede 
entgegennehmen müssen, wie sie Söhne von ihren Vätern 
wohl mal zur Auffrischung gehalten bekommen. Als sie 
beendet ist, wendet er sich kurz um und sagt zu einem 
gerade anwesenden General: „Siehste Nauke, da haste deine 
Pauke." Der ist ganz bestürzt über soviel Formverletzung 
vor dem Kaiser und weiß nicht, wie und wo — Da lächelt 
der Kaiser ihn an: „Ja ja, das hat er von mir." 

Nett ist übrigens auch eine Vorstellung im Großlichter¬ 
felder Kadettenhause. Der Kaiser schreitet die Front der 
Zöglinge ab und erfährt Namen und Art. Da ist einer, bei 




























298 DEUTSCHLAND Nr.ö 


dem heißt es: ^Kadett KaiserI" Darauf der Kaiser: „Kollege 
von mirl" 

Reizend wie der Verkehr des Kaiserpaares mit den eigenen 
Kindern ist auch der mit den angeheirateten, den Schwieger¬ 
töchtern. Sie haben tatsächlich alle ein zweites Elternhaus 
gefunden, in dem 
sie sich wohlfühlen 
können und ja auch 
wohlfühlen. Zwang¬ 
los ist derllmgangs- 
ton zwischen ihnen 
und dem Kaiser¬ 
paar. „Lieber Papa^" 
schreibt die Kron¬ 
prinzessin , wenn 
sie mit ihrem 
Schwiegervater kor¬ 
respondiert und 
irgend etwas von 
ihm will oder ihm 
irgend etwas mit¬ 
teilt. „LieberPapa", 
tout comme chez 
nous. Und sie 
schließt auch, tout 
comme chez nous 
„ .... ich verbleibe 
Deine treue Schwie¬ 
gertochter Cecilie." 

* * 

* 

Der bürgerliche Zuschnitt unseres Kaiserhauses zeigt 
sich aber auch in der geradezu beispiellosen Fürsorge, mit 
der die Kaiserin alle Angestellten ihres Hofes betreut. Da 
ist keiner, bis zum Stallburschen hinunter, an dessen Familien¬ 


zwischenfällen sie nicht durch ein Wort oder eine Gab© teil¬ 
nähme, und sie würde es dem betreffenden Referenten übel 
vermerken, der sie nicht bis ins kleinste über das Wohl und 
Wehe der Angestellten unterrichtete. Sie weiß auf das 
genaueste in den Haushaltungen der einzelnen Bescheid 

und ist rührend in 
ihrer Hilfsbereit- 
schaft,wenn sie not¬ 
wendig geworden 
ist — 

♦ * 

♦ 

Der frühere Kul¬ 
tusminister Bosse 
hat das einmal 
wundersam - tref¬ 
fende Wort ge¬ 
prägt : „Es ist 

eine große Gnade 
Gottes für unser 
Volk, daß in seiner 
Mitte ein fürst¬ 
liches Paar waltet, 
dessen Ehe heilig 
und rein ist, so 
gewiß, daß selbst 
die verbissenste 
Bosheit der Feinde 
sich bisher noch 
nicht herangewagt 
hat." 

Wir schließen: Wolle Gott unserem Volk die große 
Gnade schenken und dieses fürstliche Paar noch lange in 
unserer Mitte walten lassen — denn: „ein edles Beispiel 
macht die schweren Taten leicht." 








7 ' 

BJ cj 0 




”17^ . -iJt 


Cassel: Kgl. Hoftheater von der Aueseite 









Nr.6 DEUTSCHLAND 299 


Die Hauptresidenzstädte des Kaisers: Berlin und Potsdam. 

Von Wilhelm Conrad Gomoll. 



Im Laufe seiner fünfundzwanzigjährig-en Regierungszeit 
hat Kaiser Wilhelm II. . eine ganze Reihe von deutschen 
Städten ausgezeichnet, indem er sie entweder, den alten 
bestehenden Traditionen folgend, auch zu seinen Residenz¬ 
städten machte oder ihnen diese hohe Ehre von neuem ver¬ 
lieh. So reihen sich besonders die Namen von Breslau 
und Kassel — das gerade jetzt wegen der bevorstehenden 
Jahrtausendfeier im Vordergründe des Interesses steht —, 
von Wiesbaden und Homburg v. d. H. aneinander, und so 
fügt sich der Name der Stadt Posen diesem Bunde an, die, 
in der Ostmark gegründet, ein neues Kaiserschloß empfing: 
einen machtvollen Bau, der dem deutschen Gedanken Nach¬ 
druck verleihen soll; ein Schloß, das eine steinerne Wacht 
inmitten einer preußischen Provinz darstellt, in der die deutsche 
Kolonisation noch harte Arbeit zu verrichten hat. Außerhalb 
dieses Städtekranzes stehen Berlin und Potsdam, die beiden 
eigentlichen Wohnsitze des Kaisers und damit auch die Haupt¬ 
standquartiere des 
kaiserlichen Hof¬ 
lagers. In Berlin 
bietet das alte könig¬ 
liche Schloß am 
Lustgarten,eines der 
schönstenWerke der 
deutschen Renais¬ 
sance, sich als wür¬ 
dige Wohnstätte an, 
während in Potsdam 
das von Friedrich 
dem Großen als 
ein Zeichen seiner 
Macht und Geld¬ 
mittel während des 
SiebenjährigenKrie- 
ges geplante und 
um 1765 mit einem 
Aufwand von drei 
Millionen Talern 
aufgeführte Neue 
Palais vom Kaiser 
benutzt wird. Sowohl 
die Berliner Winter¬ 
residenz, das alters¬ 
graue Königsschloß an der Spree, das mit seiner Gründungs¬ 
geschichte auf die Trutzburg des „eisernen'' Hohenzollern- 
Kurfürsten und Markgrafen von Brandenburg Friedrich II. 
zurückweist, der seine im heutigen Schloß aufgegangene 
Burg um 1551 vollendete, wie das ebenfalls alte Neue 
Palais, die Potsdamer Sommerresidenz, sind historische Stätten 
von besonderer Bedeutung. Von dort her schweifte nun schon 
ein Vierteljahrhundert Auge und Gedanke unseres Kaisers 
über das Reich, überall die Entwicklung verfolgend, die sich 
stetig zeigte. Ganz besonders aber hat der Kaiser mit starkem 
Interesse die Entwicklung der Reichshauptstadt Berlin beob¬ 
achtet, die ja unter seiner Friedensregierung einen Aufschwung 
genommen hat, der amerikanischen Charakter trägt und für 
europäischeVerhältnisse in beispielloser Einzigartigkeit dasteht. 

Die Entwicklungsgeschichte Berlins wird für alle Zukunft 
auch mit der segenbringenden Regierungszeit Kaiser Wil¬ 
helms II. eng verbunden sein. Wohl hat den Aufschwung, 
der in den zurückliegenden fünfundzwanzig Jahren eingetreten 
ist, auf die wir aus dem Anlaß des Regierungsjubiläums mit 
großer Befriedigung zurückblicken dürfen, die voraufgegangene 
kampferfüllte Zeit vorbereitet. Nach den Kriegen von 1864 


Potsdam: Sanssouci 


und 1866 setzte die Entwicklung ein. Berlin, wohl schon 
eine achtunggebietende, aber doch keinenfalls eine hervor¬ 
ragende Stadt, begann, innerlich gekräftigt, sich auszudehnen. 
Die alte Landeinteilung vor der Stadt, die bis dahin genügt 
hatte, mußte umgestoßen werden, da sie den Bedürfnissen 
nicht mehr entsprach. Nach dem glücklich beendeten Kriege 
gegen Frankreich trat dann aber jener starke und verblüffende 
Aufschwung ein, der die Unternehmungslust der sogenannten 
Gründerjahre noch weit übertraf. Die Bautätigkeit Berlins 
steigerte sich in noch nie dagewesenem Maße, dazu gewannen 
Industrie und Handel an Boden. Eine Stetigkeit im Vor- 
und Aufwärtsstreben schaffte sich Geltung, die die Stadt im 
Zusammenwirken aller Kräfte mit rasender Geschwindigkeit 
in die Höhe führte und damit in die Reihe der Weltstädte 
rückte. In welchem Maße sich damals der Aufschwung voll¬ 
zog und welchen weiteren Fortschritt er erfuhr, stellen am 
sichersten die Einwohnerzahlen dar. 1871 stand die Be¬ 
völkerungsziffer auf 
826000, 1877 war 
sie bereits auf 

1 OOOOCOgestiegen, 
um beim Regie- 
^rungsantritt Kaiser 
iWilhelms II. bereits 
die Höhe von 

jl 500000 zu zeigen 
,und imVerlauf seiner 
Regierungszeit sich 
abermals zu ver- 
Idoppeln. In Ver- 
[bindung mit den 
ohne Berlin ja nicht 
denkbaren und eben¬ 
so außerordentlich 
wie die Stadt selbst 
aufstrebenden Vor¬ 
orten wurde die Ein¬ 
wohnerzahl von dl ei 
Millionen erreicht, 
die die Hauptstadt 
des Königreiches 
Preußen und des 
Deutschen Reiches 


nun in die Reihe der europäischen Weltstädte an dritter 
Stelle einrücken ließ. 

Dicht hinter London und Paris rangierend und mit der 
Hauptstadt Frankreichs in sehr vielen Punkten stark rivali¬ 
sierend, genießt Berlin heute einen Weltruf. Die von Jahr zu 
Jahr enorm wachsende Zahl der Berlin besuchenden Fremden 
aus der ganzenWelt, die sich mehrenden und zeitlich immer enger 
aneinanderschließenden Studienabordnungen, die die Reichs¬ 
hauptstadt aufsuchen, um ihre bauliche Entwicklung, vor allem 
aber die auf höchster Stufe im Dienste der öffentlichen Wohlfahrt 
stehenden Einrichtungen kennen zu lernen, beweisen das. Würden 
die Reisen sich nicht lohnen, man käme nicht aus allen (Frank¬ 
reich und England mit eingeschlossen) europäischen Ländern; 
man käme nicht aus dem nördlichen und südlichen Amerika, 
auch nicht aus Ostasien und der afrikanischen Kapkolonie. 

Nun ist es unmöglich, zu sagen, daß der Aufschwung, 
den Berlin in den letzten fünfundzwanzig Jahren erlebt hat, 
in direktem Zusammenhang mit dem persönlichen Schalten 
und Walten des Kaisers zu bringen ist. Ein außerordentlich 
wichtiger indirekter Zusammenhang ist natürlich vorhanden; 
denn nur durch die fortdauernd dem ganzen Lande Ruhe 












300 DEUTSCHLAND Nr.6 


bringende Friedenspolitik Wilhelms II. konnte die großartige 
Entwicklung eintreten, die das im Aufschwünge begriffene 
Großgemeindewesen der jungen Weltstadt sich fort und fort 
blühend entfalten ließ. Man kann sagen, daß die Friedens¬ 
politik des Kaisers den ruhig stehenden Boden bildete, auf 
dem sich all die nach den ruhmreichen Kriegen von 1864, 
1866 und 1870/71 zu neuem tätigen Leben erwachten Kräfte 
des deutschen Volkes zu freudigem und rastlosem Wettkampf 
üinfanden. Daß Berlin aus diesem schönen Streite der Kräfte 
ganz besonderen Nutzen ziehen mußte, liegt auf der Hand. 
denn die einmal in Fluß gekommene Bewegung riß aus allen 
Teilen des Reiches an sich, was nicht ganz fest mit dem 
Heimatboden verwachsen war. — Umformend, was ihr zufließt 
zu neuen Teilen ihres Organismus machend, was ihr täglich 
entgegendrängt, so steht die Stadt, so lebt sie und wächst^ 
wächst durch den ganz natürlichen Prozeß der Koition, und, ohne 
eine besondere Prophetengabe zu besitzen, kann man den Fort¬ 
gang des jetzigen Wachsens auch für die kommende Zeit 
Voraussagen, wenn die Grundbedingung allen Wachstums, 
die Kaiser Wilhelm II. uns bis jetzt zu schaffen wußte: die 
eine gesunde Entwicklung sichernde Ruhe, gewahrt bleibt. 

Die Reichshaupt¬ 
stadt hat aber auch 
eine von Natur so 
außerordentlich bevor¬ 
zugte Lage inmitten 
des neu aufgerichteten 
Reiches, daß schon 
dadurch leicht eine 
Erklärung für den 
stetigen Zuwachs aus 
allen Landgebieten 
möglich wird. Man 
darf, will man der all¬ 
gemeinen Entwicklung- 
Berlins im Zusammen¬ 
hang mit dem Reich 
gerecht werden, die 
geographische Lage 
nicht unterschätzen. 

Inmitten eines alten 
Urstromtales gelegen, 
durch das schiffbare 
Flüsse ziehen, die in 
kluger Ausnutzung der 
gegebenen Verhältnisse für den Verkehr verbessert, durch 
Kanäle miteinander verbunden worden sind, ragt Berlin 
auch in dieser Beziehung begünstigt empor. Man darf 
die an der immer schiffbaren Spree errichtete Stadt auch 
in bezug auf die im Zusammenhang mit ihr stehenden 
Wasserwege, die sie heute zu einem bedeutungsvollen 
Knotenpunkt der Schiffahrt gemacht haben, das Herz des 
Reiches nennen. Für den Aufschwung, den die Berliner 
Industrie und der Berliner Handel während der letzten 
fünfundzwanzig Jahren genommen haben, war das von großer 
Wichtigkeit. Die Bevölkerung Berlins, die von altersher um 
ihres Gewerbefleißes willen gerühmt wird, fand in guten und 
billigen Wassertransportgelegenheiten eine wertvolle Unter¬ 
stützung, und die Entwicklung der Berliner Schiffahrt prägt 
sich am besten in den Beispielen der in den letzten zehn 
Jahren vorgenommenen Hafenbauten aus, die als Umschlags¬ 
stätten dauernd an Wert und Benutzung gewinnen. 

In gleichem Maße bildete sich die hohe Entwicklung des 
deutschen Eisenbahnwesens auch zu einem fördernden Faktor 
der preußischen Hauptstadt aus. Von Jahr zu Jahr wurde 
auch auf diesem Gebiet Berlin immer mehr der große Zentral¬ 
punkt des neuen Reiches. Das unablässige Zuströmen auf 
den von allen Seiten einmündenden Schienenwegen hob den 


Verkehr, förderte den Zuzug neuer seßhaft werdender Elemente, 
und Hand in Hand damit gingen die sich als notwendig er¬ 
weisenden Umgestaltungen der Stadt, die mächtig in die 
Breite drängte. Im Innern wuchs das Gewoge. Immer pro¬ 
blematischer wurden die Zustände des öffentlichen Verkehrs¬ 
wesens, zumal sich stark das Verlangen bemerkbar machte, 
nach englischem und amerikanischem System die Innenstadt 
zu einer Geschäftshausstadt auszubilden und die Wohnungen 
in die lärmfreien, noch von reiner Landluft überwehten, mit 
immer besseren Verbindungen bedachten Vororte zu verlegen. 
Für den kräftiger pulsierenden Blutstrom der Stadt erwuchsen 
dann durch den Bau der ersten Untergrundbahnen, die die An¬ 
fänge eines brauchbaren Schnellverkehrs gaben, neue Wege, neue 
Möglichkeiten. Wie einst unter dem Großen Kurfürsten und 
unter Friedrich dem Großen, freilich ohne den damals ausge¬ 
übten Druck der Herrscher, entstanden nun, aus der Notwendig¬ 
keit geboren, unter dem Hohenzoller Wilhelm II. an den Peri¬ 
pherien ganzeStadtteile, die,kleineStädte,oftmalsinwenigenMo- 
naten in die Höhe wuchsen und ebenso schnell bevölkert wurden. 

Die bauliche Entwicklung Berlins hat aber einen doppelten 
Aufschwung zu verzeichnen. Einmal war es die verblüffende 

Ausdehnung der Stadt, 
die früher, um ein 
Beispiel aus dem 
Westen zu geben, 
vom Tiergarten be¬ 
grenzt wurde, diesen 
nicht nur vollständig 
umschloß,sondernsich 
auch bis weit zu den 
( ntlegenenGrunewald- 
vororten ausdehnte, 
die heutenichts anderes 
mehr sind als weit 
hinausgeschobene Vor¬ 
posten der unge¬ 
heuerlich angewach¬ 
senen Weltstadt. Ein 
ganz besonderes Bei¬ 
spiel für diese bauliche 
Entwicklung bildet in 
der allerneuesten Zeit 
die erst vor wenigen 
Jahren aufgeteilte 
königliche Domäne 
Dahlem, die, in einen Villenvorort verwandelt, sich fabel¬ 
haft veränderte. Wo vor kurzem noch landwirtschaftlich 
bebaute Feldmarken lagen, stehen jetzt geschmackvolle 
Landhäuser inmitten schöner Gärten, die zum Teil noch 
alten Waldbaumbestand besitzen, und unter der Teil¬ 
nahme des Kaisers wurden wissenschaftliche Institute er¬ 
richtet, denen noch weitere folgen werden. Dahlems Ent¬ 
wicklung ist weit mehr als amerikanisch zu nennen; denn 
was sich zahlenmäßig mit den amerikanischen Zuständen 
deckt, hat in der Ausführung noch die überlegene deutsche 
Gediegenheit für sich, mit der man bei diesem Bautempo 
jenseits des großen Wassers nicht aufwarten kann I 

Aber nicht nur die Außenstadt hat diese Entwicklung 
erfahren, sondern auch die Innenstadt, die ja zum Teil in 
den letzten zehn bis fünfzehn Jahren oft straßenzugsweise 
ein neues Gesicht bekommen hat. Und hier berühren wir 
den zweiten Punkt des baulichen Aufschwunges. 

Kaiser Wilhelm II. hat bekanntlich das zukunftsfreudige 
Wort geprägt: „Berlin wird doch noch die schönste Stadt 
der Weltl"' — Nun, es hat wohl noch eine Weile Zeit damit. 
Aber es muß mit Freuden zugestanden werden, daß manches 
schöne öffentliche und private Bauwerk aufgeführt worden ist, 
das der Stadt zur Zierde gereicht. Nicht alles konnte ein- 



Charlottenhof 





Nr.6 DEUTSCHLAND ^^^^^^eeeeeeeeeeeeeseeeem 30i 


wandfrei hingenommen werden, was an neuen Monumental¬ 
bauten entstand, in denen sich die Größe des Reiches, 
die Residenz des Kaisers, die Macht der jungen Weltstadt 
Berlin eindrucksstark kundgeben sollte. Berlin, das heutige 
eilige Berlin, das mit dem um tausend Jahre älteren 
und kulturerfüllten Paris um die Krone ringt, hat aber 
doch repräsentativ ungeheuer gewonnen. Namentlich unter 
dem Einfluß Alfred Messels gestaltete sich manch gutes 
Architeklurwerk, und Bauten wie die Kaiser-Wilhelm- 
Gedächtniskirche, das Kaiser-Friedrich-Museum, die König¬ 
liche Bibliothek oder die Meisterwerke des jetzt amtierenden 
Geheimen Sladtbaurates Ludwig Hoffmann — eines Archi¬ 
tekten von hoher Bedeutung —, das Märkische Museum, das 
neue Stadthaus, Standesämter, Krankenhäuser, Schulen, Asyle 
und dergleichen mehr, gaben kräftigen Ausdruck für das neue 


wieder in einer besonders stark bevölkerten und kinderreichen 
Gegend, der im Norden der Stadt entstandene Schillerpark. Als 
schlichte Stätten für die Volksgesundheit — grüne Oasen 
inmitten des Steinmeeres der Millionenstadt gleich dem um¬ 
bauten Tiergarten — stehen solche Anlagen im schärfsten 
Gegensatz zu all den im neuzeitigen Berlin entstandenen riesen¬ 
haften, glänzenden Hotelbauten mit Bierpalästen und Kaffee¬ 
häusern, die an prunkvoller Ausstattung fortlaufend einander zu 
überbieten suchen und die in dem unaufhörlich durchbrandenden 
Tag- und Nachtleben der Stadt eine so große Rolle spielen. 

Das Berlin Kaiser Wilhelms II. hat eine erstaunliche Um¬ 
wandlung durchgemacht: aus der Großstadt ist die Weltstadt 
geworden! . . . Fuhr beim Regierungsantritt des Kaisers 
noch die kleine Pferdebahn im gemächlichen Schuckeitrab 
langsam mit dünnem Geklingel durch die von meist be- 



Berlin: Der Dom 


Wollen und prägten dem Stadtbild schöne Züge auf. Auch 
nach der Seite der Denkmalkunst geschah mancherlei, und 
cs muß gesagt werden, daß gerade an dieser Entwicklung 
der Kaiser ein sehr lebhaftes Interesse zeigte und auch ge¬ 
legentlich, wie bei dem erst kürzlich im Friedrichshain ent¬ 
hüllten Märchenbrunnen, sehr gute und entscheidende An¬ 
regungen gegeben hat. 

Neben Kirchen und Brückenbauten, neben neuen Gerichts- 
gebäuden und hervorragenden medizinischen Instituten empfing 
Berlin dann auch noch große Bank- und Warenhäuser, die 
das Bild der Stadt veränderten und von neuem bestimmten. 
Die umsichtige Stadtverwaltung aber sorgte noch nach einer 
anderen Seite: sie schuf weit ausgedehnte Volksparke. Der 
Humboldt- und der Friedrichshain entstanden, der Viktoriapark 
verwandelte den sandigen Kreuzberg in eine herrliche Grün¬ 
anlage großen Stils, und die letzte Schöpfung dieser Art ist der 


scheidenen, gleichmäßig aussehenden Bürgerhäusern flankierten 
Straßen, so rollen heute in endlosen Reihen die schweren, 
nach amerikanischen Mustern gebauten Wagen der elektrischen 
Straßenbahn vorüber und nebenher rasen puffend und 
ratternd die Automobile; denn allgemein hat der Kraftwagen 
im öffentlichen Verkehr den Sieg errungen. Doch dos ist 
nur der Verkehr auf dem Pflaster. Darunter jagen die 
überfüllten Untergrundbahnen in 2-Minuten-Abständen von 
Bahnhof zu Bahnhof, die die alte, einst hochgepriesene Stadt¬ 
bahn an Leistungsfähigkeit längst in den Schatten drückten. 
Und mehr noch: über den Häusern surren die Propeller der 
Zeppelinluftschiffe, die den Fliegern begegnen, die vom oder 

nach dem nahen Flugplatz Johannistal steuern. — 

* * 

* 

Das ist ein Bild der neuzeitigen, rastlosen Reichs- und 
Residenzstadt Berlin, so wie sie unter der Regierung 

































302 DEUTSCHLAND Nr. 4 


Wilhelmsll. g-eworden ist: die industriestarke, die handelsmäch¬ 
tige Hauptstadt des I )eutschen Reiches I Und das gibt die 
große Note. Die repräsentative Residenzstadt des Kaisers 
steht demgegenüber erst in der zweiten Reihe. Man liebt 
sie, man erinnert sich ihrer und der Pflichten, die man gegen 
sie hat, wenn große Tage kommen, wie jetzt beim Regierungs¬ 
jubiläum. Man denkt an sie und ist dabei, wenn es gro߬ 
artige, farbenfreudige militärische Gepränge gibt, um deret- 
wegen alt und jung, nach Hunderttausenden zählend, für 
Stunden immer wieder schaulustig auf die Straße drängen. 
Man erinnert sich ihrer, um sie wieder in Hast, in neuer 
Ruhelosigkeit und Arbeit zu vergessen. 

Anders ist es mit der kleinen idyllischen Stadt Potsdam. 
Wie zu den Zeiten, da Friedrich der Große dort residierte, 
so sieht es noch heute in Potsdam aus. Es hat sich wenig¬ 
stens nicht viel geändert. Hätte die Stadt nicht eine elek¬ 
trische Straßenbahn bekommen, andere Abendbeleuchtung 
erhalten und kreuzten nicht auch dort die Luftschiffe über 
den Häusern, man könnte manchmal meinen, der Alte Fritz 
müßte im Park von Sanssouci spazieren gehen oder, den 
Krückstock in der Hand, hier und da mit dem Finger drohend, 
langsam durch die Stadt geritten kommen. Aber er kommt 
nicht. Doch dafür erscheint mit langgezogenem „Tatütata"' 
ein schnell vorbeihastendes graues Hofautomobil. Und wieder 
ist es still in den Straßen dieser echten kleinen preußischen 
Residenzstadt. 

Ja, es ist in Potsdam alles geblieben wie es war. Die 
alte Konigsresidenz wird von den glucksenden Havelwassern 
umspielt, und auf den Seen liegt die Stimmung der märkischen 
Waldgewässer, in denen sich knorrige Kiefernstämme spiegeln. 
Die Schiffe schwanken zum Bollwerk heran, sie halten, sie 
ziehen vorüber. Kleine Bote kommen und schwinden. Segel 


blinken. Silberne Wasser mit krausen Windstrichen blitzen. 
Hinter einer Ecke dehnt sich breit der Havelstrom und zurück¬ 
gewandt erhebt sich ein schlanker Turm, den zierliche Barock¬ 
linien umgrenzen. In den Gärten singen die Vögel und 
Potsdam ist, was einst Moritz von Dessau in den Tagen des 
Großen Kurfürsten für die Insel wünschte: „eine meilenweit 
geschmückte Landschaft"'', die eng mit dem Hause der Hohen- 
zollern verwachsen ist, die schufen, was man auf ihr an viel¬ 
seitigen Schönheiten sehen und genießen kann. 

Einen industriellen Aufschwung wie die Winterresidenz¬ 
stadt Berlin hat die Sommerresidenzstadt Potsdam nicht zu 
verzeichnen. Wohl regen sich überall fleißige Hände, und 
es mehren sich auch hier die Kräfte, aber die Ruhe der Stadt, 
das alte Bild wird dadurch nicht gefährdet. Potsdam hat 
heute 62000 Einwohner und davon 7000, die dem Militär¬ 
stande angehören. Das Militär drückt denn auch, wie zu 
den Zeiten des Alten Fritz, der Stadt den Stempel auf. Dazu 
kommt: tritt in Berlin das höfische Element zurück, so besitzt 
es in Potsdam durch die Gewichtigkeit der überall waltenden 
Traditionen, durch die mit jedem Schritt lebendig werdende 
Historie zur Geschichte des Hohenzollernhauses entschieden 
den Vordergrund. Und so führt die Stadt, von den mächtigen 
Kuppelbauten der Nikolaikirche und des Stadtschlosses, vom 
schönen Turm der Garnisonkirche überragt, ein in sich ver¬ 
sunkenes Leben. Die Reichshauptstadt ist zwar in der Nähe, aber 
ihr Lärm, ihr Hasten und wildes, aufregendes Straßengetriebe 
reicht nicht bis an die stillen Gestade der Havel,wodurch Potsdam, 
die überall grün umhegte zweite Residenzstadt des Kaisers, 
sich als eine Idylle erhalten hat, deren Schönheit und Ruhe 
ihr heute die gleiche Berühmtheit sichert, die Berlin sich durch 
Kampf und Rastlosigkeit, durch den gleichmäßig fortschwingen¬ 
den stahlharten Klang des Wortes „Arbeit"" gesichert hat. 












Kaisermanöver des 3., 4., 12. und 19. Armeekorps 1912 (Hofphotogrraph Oskar Telgmann, Eschwege) 









Nr. 6 


DEUTSCHLAND üB ee o G oeoeeseGeoee e Geee o eeeegi) 


Der Kaiser und die Verkehrs-Propaganda. 


Im Juli 1890 — zwei Jahre nach der Thronbesteigung — 
fiel gelegentlich der Reise des Kaisers nach Dänemark und 
Norwegen das Wort: „Ich erachte es für einen Regenten als 
notwendig, daß er sich über alles persönlich informiert und 
aus direkter Quelle Anschauungen sammelt, seine Nachbarn 
kennen lernt, um mit ihnen gute Beziehungen anzuknüpfen 
und zu unterhalten; diese Zwecke sind es, die ich bei meinen 
Reisen im Auslande verfolge." Selbstverständlich gilt dieses 
Wort mit einigen kleinen Abänderungen auch für die Reisen, 
die der Kaiser im Inlande bisher unternommen hat und noch 
fortwährend unternimmt. Daß dabei neben der Aibeit auch 
die Erholung nicht zu kurz kommt, ist bei der Liebe zur 
Natur, die der Herrscher übrigens mit seiner Gemahlin teilt, 
ohne weiteres klar. Daß der Kaiser an den aussichtsreichsten 
Punkten einer Gegend weilt, die merkwürdigsten Natur¬ 
denkmale besichtigt, die historisch wertvollsten Schätze be¬ 
trachtet — kurz, aus dem jeweiligen Besuchsobjekt den Extrakt 
mitnimmt, bedarf keiner besonderen Ausführung. So kommt 
es denn, daß es nur wenige Reisende gibt, für die Reisen 
ein solch intensiver Genuß ist wie für unseren Kaiser, wenige 
aber auch, denen Reisen ein solch inneres Erleben ist, wie ihm. 
Wo war er nicht schon überall und was hat er inzwischen 
nicht schon alles gesehen ? Kreuz und quer ist er durchs 
deutsche Land gezogen, von Provinz zu Provinz, von Stadt 
zu Stadt und Burg zu Burgl Und all die Stätten, die sein 
besonderes Gefallen gefunden haben, wie die Marienburg, 
die Rheinlande, Danzig, Hamburg usw. usw., hat er wieder 
und immer wieder aufgesucht. 

Seine Auslandfahrten führten ihn gleich im Anfänge 
seiner Regierung nach Petersburg, Stockholm und Kopen¬ 
hagen — und im Oktober desselben Jahres 1888 war er 
schon in Wien und Rom. Im Juli 1889 unternahm er die 
erste Fahrt zum Nordkap, das er seitdem Jahr um 
Jahr fast zu seiner Sommererholungsfahrt bestimmt hat. 
Wenn es heute ein Selbstverständliches ist, daß viele Reisende 
in jedem Juli oder August jene wundersame Meeresstraße 
entlang steuern, so soll nicht vergessen werden, daß der 
beste Schrittmacher für jene Tour unser Kaiser gewesen ist. 
Im August desselben Jahres ist er in England, zwei Monate 
später in Athen; von dort geht es über Korfu, Verona und 
Innsbruck heimwärts, 

1891 ist der Kaiser — ich will hier nur die wichtigsten 
Daten nennen und möglichst Fahrten, die sich wiederholen, 
in dieser Chronik übergehen — in Holland und England, 1893 
in Rom, 1894 in Abbazia, Venedig, Pola und Cowes, 1896 
in Mailand, Neapel, Syrakus, Taormina, Messina, 1897 wieder 
in Petersburg. 

Im Oktober 1893 unternimmt der Kaiser die datenreiche 
Fahrt nach Palästina. In der Erinnerung aller Zeit¬ 
genossen leben noch die farbenprächtigen Bilder fort, die 
den Einzug in Jerusalem begleitet haben. Im August 1902 
iit der Kaiser in Reval, 1903 ist er aufs neue in Kopenhagen 
und Rom, und 1904 kreuzt S. M. S. „Hohenzollern" durch 
das Mittelmeer und besucht die Küsten Spaniens und Italiens. 

1905 ist die hochpolitische Fahrt nach Tanger 
und dererste Ferienbesuch in dem neu erworbenen 
Achilleion auf Korfu. Aus dem Süden in den Norden: 
drei Monate nachher ist die Kaiserzusammenkunft in den 
Schären bei Bjoerkj usw. usw. 

Die Reisen ins Ausland, soweit sie nicht wie die Fahrten 
zum Nordkap oder nach Korfu lediglich fast der Erholung 
dienen, interessieren in ihrem Endeffekt die Politik. 

Anders die Reisen im Inlande. Sie sind, mehr noch als 
die ins Ausland, zum großen Teil Erkundigungsfahrten, An¬ 
schauungsunterricht. Und da ist nun kaum ein in der einen 
oder anderen Art irgendwie bemerkenswerter Fleck Deutsch¬ 
lands, den der Kaiser nicht besucht hätte I Die großen Städte 
allein fesseln ihn nicht. Die entlegenen Bezirke der Eifel 
locken ihn ebenso an wie die märchenhafte Schönheit der 
wälderumbetteten Wartburg. Er ist bei den Flottenparaden 
in Kiel, er besucht die Werft des Vulkan in Stettin, er fährt 
zu den Ueberschwemmungen nach Posen und er ist bei der 


800jährigen Wettinfeier in Dresden. In Münster preist er 
die zähe Westfalentreue und in Göttingen betont er den 
Wert des Geschichtsstudiums. Er steht „mit inniger Rührung" 
vor dem Luther-Denkmal in W'orros und präsidiert auf dem 
S. C. Antrittskommers in Bonn. Aus dem geräuschvollen 
Leben Münchens fährt er in die poesieverklärte Heimlichkeit 
von Rominten. 

Danzig, Wittenberg, Sigmaringen, Helgoland, Koblenz 
Straßburg, Bremen, das alles zieht wie in einem Kaleidoskop 
vor der rückschauenden Phantasie des Chronisten bildkräftig 
vorüber. 

Manöver in Ostpreußen — Denkmelsenthüllung auf dem 
Schlachtfelde von Wörth — Schlußsteinlegung des Reichs¬ 
gerichtsgebäudes in Leipzig — Friedensfeier in Frankfurt a. M. 
(1896) und danach die Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-Denk- 
mals auf der Porta Westfalica: welche Fülle der Gesichtei 
Welche Summe von Eindrücken! Welche Anregungen und 
welche Vergleichsmöglichkeiten I 

Im September 1898 fällt bei der Eröffnung des neuen 
Stettiner Hafens das viel erörterte Programmwort: „Unsere 
Zukunft liegt auf dem Wasser", und im Mai des folgenden 
Jahres geht die Hohkönigsburg als Geschenk der Stadt 
Schlettstadt in den Besitz des Kaisers über und wird von 
dem Zeitpunkt an ein Gegenstand seiner steten Fürsorge 
und Pflege. In Dortmund ist Hafen- und Kanaleinweihung; 
auf dem Sparrenberge bei Bielefeld wird das Denkmal des 
Großen Kurfürsten enthüllt, in Tilsit das der Königin Luise; 
auf dem Plateau des alten Römerkastells Saalburg wird der 
Grundstein zu dem Reichs-Limes-Museum gelegt — überall 
ist der Kaiser anwesend, und sein Wort beschwört den Geist 
der Stunde, sein Wort trifft das Werk und die Stimmung, 
in die es gestellt ist. Und im Jahre 1902 weilt er in einem 
Monat an zwei Hochstätten deutscher Großgeschichte — in 
Marienburg ist die Feier der glücklich vollendeten Wieder¬ 
herstellung des alten Ordensschlosses über der Nogat und 
in Nürnberg ist die 50-Jahrfeier des Germanischen Museums. 

Im Jahre 1897 hatten in Wiesbaden die ersten Mai- 
Festspiele, im Juni 1903 hat in Frankfurt a.M. der erste 
Gesang-Wettstreit deutscher Männer -Gesang¬ 
vereine stattgefunden I Das sind zwei Daten, welche die 
deutsche Verkehrs-Propaganda mit güldenen Lettern in ihre 
Chronik schreiben darf. Und ebenso darf sie jene Tatsachen 
in ihr Habenbuch schreiben: die unermüdliche Förderung, 
die der Kaiser der stolzen Marienburg im Osten wie der 
prunkenden Hohkönigsburg im Westen angedeihen läßt — 
Beide Burgen sind zum Zielpunkt ungezählter Touristenscharen 
geworden, und die Lande, die sich um sie breiten, profitieren 
mit ihnen. Wie denn überhaupt die Reisen des Kaisers 
bisher viel zu wenig unter dem Gesichtswinkel einer gesunden 
Verkehrs-Propaganda betrachtet worden sind. GewißI Die 
Städte und die Bezirke, die der Kaiser berührt, haben zu¬ 
nächst eine Reihe von Aufwendungen zu machen, für Weg¬ 
verbesserungen, Straßenplanierungen, für die Ausschmückung 
des Weichbildes, die Bewirtung der Gäste usw. usw., Auf¬ 
wendungen, die manchesmal tiefe Spuren in dem betreffenden 
Geldsäckel hinterlassen mögen. Aber auf der anderen Seite — 
welche Segnungen löst ein solcher Besuch des Kaisers aber 
auch aus? Die Städte und Bezirke sind in aller Munde; die 
Tagespresse berichtet über sie, schildert den Reiz ihrer Lage, 
preist ihre besonderen Schönheiten, nennt ihre bemerkens¬ 
wertesten Bauten; Fremde strömen zu — die ganze Umgegend, 
die halbe Provinz ist auf den Beinen — Man braucht, um ein 
Beispiel zu geben, nur an die Einweihung der Schwebebahn 
in Elberfeld und Barmen im Jahr© 1901 zu erinnern I Das 
ganze Wuppertal, das bergische Land aus seinen fernsten 
Kotten war in die Städte gewandert — denn der Kaiser war 
gekommen. Und wie es dort war, so war es noch überall. 
Ob der Kaiser die Düsseldorfer Ausstellung oder die Kaiser- 
roanöver in Elsaß-Lothringen besucht, ob er das königliche 
Schloß in Posen einweiht oder an der Jahrhundertfeier der 
Universität Breslau teilnimmt, ob er in Vangsnaes ein 
Frithjof-Denkmal setzt oder die Manöver in der Schweiz 



304 DEUTSCHLAND ^^88^^^0666680666 6 60068 Nr. 6 


mitmacht — überall ist sein Name eine Fanfare, die leben¬ 
weckend in die Lande hineinklingt. 

Die deutschen Verkehrs-Vereine haben allen Grund, ihrem 
Kaiser ehrlichen Dank zu wissen für die verständnisvolle Liebe, 
mit der er die Schönheiten der deutschen Landschaften preist 
und, wo es not tut, in den rechten Rahmen setzt, sie stützt 
und hebt. Unvergessen sei ihm das Wort, das er im Januar 
1891 schon dem damaligen Staatssekretär des Reichspost¬ 
amtes Dr. von Stephan unter sein Bild schrieb: „Die Welt 
im 19. Jahrhundert steht im Zeichen des Verkehrs. Er durch¬ 
bricht die Schranken, welche die Völker trennen, und knüpft 
zwischen den Nationen neue Beziehungen an." 

Kein wichtigeres Ereignis im Verkehrsleben unserer 
Nation ist während der Regierungszeit unseres Kaisers ohne 
seine tätige Teilnahme vorübergegangen: In Hamburg vor 
der Eröffnung des Nordostseekanals betonter: „Meere trennen 
nicht, Meere verbinden." Beim Stapellauf des Linienschiffs 
„Wittelsbach" fällt das Wort von der Weltpolitik. Er ist bei 
der ersten Automobilausstellung im Landes-Ausstellungspark 
zu Berlin und bei der Eröffnung des Teltowkanals. Er ist 
bei dem Stapellauf des Schnelldampfers „Kronprinzessin 
Cecilie" und er eröffnet die Deutsche Schiffbau-Ausstellung. 


Er hält dem Grafen Zeppelin „nach wie vor die Stange" und 
fährt im stolzen Luftkreuzer zum ersten Male über das 
deutsche Meer und fühlt sich glücklich, „einen der größten 
Momente in der Entwicklung der menschlichen Kultur erlebt 
zu haben". Unter seiner Aegide wird die neue Dampffahr- 
verbindung mit Schweden über Saßnitz—Trelleborg eröffnet 
er erlebt schmerzlich die traurige Katastrophe der „Titanic", 
ordnet aber in demselben Augenblick eingehende Beratungen 
über eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen für den 
Passagierverkehr an. Er schmückt seine Residenz Berlin auf 
jede nur erdenkliche Weise und dekretiert: „Berlin wird doch 
noch einmal die schönste Stadt der Welt" und er hilft der 
deutschen Flugzeugindustrie auf die Beine durch seine Preis¬ 
stiftung für Flugmotoren — Kurz und gut — überall ist der Kaiser 
emsig bemüht, Deutschland und die Deutschen in derWeltvoran- 
zubringen, nicht zuletzt auch auf dem Gebiete des Verkehrs¬ 
wesens, und zwar in dem weitesten Sinne des Wortes. Das 
nennt man tätige Verkehrs-Propaganda. Und so haben denn 
die deutschen Verkehrs-Vereine nur den einen Wunsch in diesen 
festlichen Tagen, können nur den einen Wunsch haben: der 
Kaiser möge auch fürder so wie bisher ihr glücklichster An¬ 
reger und zielsicherster Pfadweiser sein und bleiben I J. B. 


Der Kaiser im Urteil des Auslandes. 


Es gibt in der Geschichte der Menschheit bis heute 
kein Gegenbeispiel zu der starken, freudigen Sympathie, 
der sich der deutsche Kaiser in aller Welt und bei allen 
Völkern erfreut. Einerseits erklärt sich das freilich aus 
der raschen Vermischung des internationalen Lebens, die 
mit den wachsenden Verkehrserleichterungen von Tag 
zu Tag schneller vor sich geht und markante Persönlich¬ 
keiten ganz von selbst in den Vordergrund des Welt¬ 
interesses rückt. Anderseits aber legt Kaiser Wilhelm 
Wert darauf, die Beziehungen zum Ausland treu und 
sorgsam zu pflegen, einmal durch tatkräftige Förderung 
des so erfolgreich wirkenden Vereins für das Deutschtum 
im Ausland, dann aber durch direkte Fühlungnahme mit 
den führenden Kreisen der anderen Länder. Fremde 
Gäste sind stets in seiner nächsten Gefolgschaft, wenn 
er im Manövergelände weilt. Und zu den Festlichkeiten 
der Kieler Woche und der Segelregatten zieht er gern 
einflussreiche ausländische Persönlichkeiten des Handels 
und der Industrie heran. Ausländische Gelehrte und 
Künstler zeichnet er mit Vorliebe durch Ordensehrungen 
aus, wie sie den deutschen Künstlern nur wenig zuteil 
werden. Und immer ist der Kaiser ein liebenswürdiger 
Gastgeber. Immer ist er über die anderen Länder, über 
das Gebiet des Wissens, der Technik und der Kunst, das 
der von ihm geladene Gast vertritt, gründlich unterrichtet 
und weiss ihn durch Gespräche von erstaunlicher Sach¬ 
lichkeit zu fesseln und zu überraschen. Ereignet sich 
aber irgendwo ein folgenschweres Unglück, so ist der 
deutsche Kaiser, wo er auch immer weilen mag, sicher 
einer der ersten, wenn nicht der erste, der seine und 
seines Landes Teilnahme ausspricht. 

Die Urteile des Auslandes über den deutschen Kaiser 
müssen daher günstig, anerkennend und begeistert lauten, 
und selbst die westlichen Nachbarn, die ja aus rein 
menschlichen Gefühlen und Stimmungen heraus Preiissen 
und Deutschland mit heimlichem Eifer beobachten, 
können sich der gewinnenden Persönlichkeit Kaiser Wil¬ 
helms nicht verschliessen und entziehen. Er ist für sic 
einfach „Tempereur“, so wie er für die Engländer „the 
Kaiser“ ist. Grand-Carterct, der geistvolle französische 
Schriftsteller, vergleicht den deutschen Kaiser in dieser 
Beziehung mit Napoleon I., der auch einfach „l’empcreur“ 
war. Und, so sagt Grand-Carteret, „gerade so, wie in 
dem Kriegsjahr zu Beginn des 19. Jahrhunderts man in 
Deutschland von Napoleon immer nur als von „Ihm“ 
sprach, ebenso sagt man jetzt in Frankreich, wenn man 
von Wilhelm 11. spricht, einfach „Lui“. Unter diesem 
Titel hat bekanntlich Grand-Carteret auch ein Buch 


über Wilhelm II. in der Karikatur geschrieben, und es 
ist für den freien Sinn des Kaisers bezeichnend und hat 
ihm vor allem auch im Ausland hohe Achtung gebracht, 
dass er dieses an sich für ihn doch wenig schmeichel¬ 
hafte Buch für den deutschen Buchhandel freigegeben 
und nun erst recht die Karikaturisten auf seine Spur 
gehetzt hat. Auch aus diesen Nebensächlichkeiten heraus 
wächst der Eindruck der Persönlichkeit Wilhelms 11. im 
Auslande, und es ist doch sicher ein rühmliches Zeugnis 
für ihn, wenn selbst in den politischen Gewitter¬ 
stimmungen am Ende des Jahres 1912 ein Deutschland 
so wenig freundliches Blatt wie der Pariser „Figaro“ 
schrieb, dass Wilhelm II. eine „sehr hohe und individuelle 
Auffassung seiner Aufgabe als Lenker des Staates besitze.“ 
Die ehrlichste, bei aller Kritik anerkennendste Beurteilung 
des Kaisers hat jetzt, zum Regierungsjubiläum, der Pariser 
„Temps“ gegeben. Er schreibt; „Deutschland dankt dem 
Kaiser zu einem grossen Teil seinen wirtschaftlichen 
Aufschwung, der in 25 Jahren seinen Handel um sechs 
Milliarden gehoben hat. Kaiser Wilhelm II. war es, der 
Deutschland zu einer weltumfassenden Tätigkeit ange¬ 
spornt, der Deutschland mit einer Kriegsflotte, diesem 
unerlässlichen Schirm der Handelsflotte, ausgestattet hat. 
Er war es, der unermüdlich die Eroberung der aus¬ 
ländischen Märkte und die Modernisierung der Methoden 
gelehrt hat, und der in einem Land von Soldaten und 
Bauern den Industriellen, Kaufleufen und Finanzmännern 
die erste Stellung eingeräumt hat. Dabei hat Kaiser 
Wilhelm die Steigerung der militärischen Kräfte seines 
Landes bis zum Uebermass getrieben. Aber Uebermass 
ist in solchen Dingen besser als Unzulänglichkeit, ln 
diplomatischer Hinsicht hat Kaiser Wilhelm die ihm von 
Bismarck überkommenen Werkzeuge sich zu erhallen 
gewusst. Die jüngste Orientkrise hat gezeigt, dass der 
Dreibund selbst unter ungünstigen Verhältnissen zu einem 
einigen Vorgehen fähig ist. Kaiser Wilhelm ist aber auch 
ein Friedensherrscher gewesen. Seine Regierung, welcher 
eine lange Fortsetzung zu wünschen ist, war demnach 
für Deutschland eine erspriessliche. Lassen wir alle 
rückschauenden Gedanken beiseite und lassen wir dem 
unermüdlichen Herrscher des mächtigen Landes die 
Gerechtigkeit widerfahren, die man jedem pflichtgetreuen 
Mann und jedem Volke schuldet, das von Stolz auf seine 
Vergangenheit und von werktätiger Fürsorge für die 
Zukunft erfüllt ist.“ 

Diese Auffassung von der tiefen, verständigen, von 
der versöhnenden und vermittelnden Weltanschauung 
des Deutschen Kaisers in politischem Sinne teilen auch 


Nr.6 DEUTSCHLAND 305 



die Führer der anderen Völker. Die „New York Times“, 
das führende amerikanische Blatt, hat aus Anlass des 
Hegierungsjubilüuins in Deutschland eine Reihe be¬ 
deutender Männer um ihre Meinung über Wilhelm II. 
befragt. Taft, Roosevelt, Carnegie, ßernstorlF, Herzog 
Argill, Lord Blythe, Parker, Buttler, Münsterberg, von 
Gwinner und andere sind darunter, und sie alle erkennen 
die bedeutsame Persönlichkeit des Deutschen Kaisers 
rückhaltlos an. Von den meisten wird der Kaiser als 
mächtigster Förderer und Erhalter des Weltfriedens ge¬ 
schildert. Roosevelt sagt, der Kaiser sei der einzige 
Mann ausserhalb Amerikas gewesen, der geholfen habe, 
den Frieden von Portsmouth zustande zu bringen. Taft 
erklärt, man solle 
nicht kritisch die 
wichtige Stelle be¬ 
trachten, die der 
Kaiser unter den 
Nationen einnehme; 
vielmehr verlange 
<lie geschichtliche 
Wahrheit, festzu¬ 
stellen, dass der 
Kaiser im letzten 
Vierteljahrhundert 
die bedeutendste 
individuelle Macht 
in der praktischen 
Aufrechterhaltung 
des Weltfriedens 
gewesen sei. Der 
englische Publizist 
Lord Blythe meint, 
des Kaisers Absicht 
sei es, Deutschlan(t 
so stark zu machen, 
dass keine Nation 
einen Krieg zu pro¬ 
vozieren wagt. Der 
Kaiser sei wirklich 
der Mittelpunkt in 
Deutschlands fried¬ 
fertiger Vergangen¬ 
heit geworden. Car¬ 
negie hat eine ähn¬ 
liche Ansicht. Herr 
v.Gwinner weist auf 
die industrielle und 
linanzielleEnt Wick¬ 
lung Deutschlands 
hin. In dem Sinne 
V. Gwinners hat 
sich der bekannte 
amerikanische Pu¬ 
blizist Collier in 
seiner Aufsatzreihe 
„Deutschland und 
die Deutschen“ in 
„Scribner’s Maga¬ 
zine“ ausgespro¬ 
chen. Er geht sogar 
so weit, dass er die gewaltigen F'ortschritte Deutschlands 
auf technischem und industriellem Gebiete während 
des letzten Vierteljahrhunderts hauptsächlich auf die 
ungemein starke Persönlichkeit Wilhelms II. zurückführt. 
Und sicherlich ist auch das Wort Colliers trotz des 
starken Selbstbewusstseins des Amerikaners anerkennend, 
dass Wilhelm II. aus dem Stolfe sei, aus dem man einen 
erstklassigen Amerikaner hätte schneiden können 


Von der persönlichsten, menschlichsten Seite hat sich 
Kaiser Wilhelm stets den Norwegern gezeigt. Hier hat 
er daher alle Herzen im Fluge erobert, und unlängst 
noch schrieb „Bergens Tidende“, die angesehenste 
nordische Zeitung: „Jahraus, jahrein hat er nun nicht nur 
in unsern Fjorden, sondern auch in manch kleinbürger¬ 
lichem Hause verkehrt, einfach, geradezu herzgewinnend, 
überall Gaben austeilend, mit grossmütigem Herzen und 
mit milder Hand, aber auch mit Klugheit. Sein Auftreten 
ist so einfach und anspruchslos, dass er sich die Liebe 
und Bewunderung des kleinen Mannes in höherem Masse 
gewonnen hat, als es jemals einem Fürsten im Norden 
vor ihm gelungen ist.“ „Der Kaiser“, so sagte der Ver¬ 
fasser dann zum 
Schlüsse, „wird in 
Balholm die Statue 
des Helden Frithjof 
errichten (die übri¬ 
gens in Bälde einge- 
weiht werden wird). 
Er selber hat sich 
aber schon längst 
durch sein männ¬ 
liches Wesen, seine 
schlichte Mensch¬ 
lichkeit ein Denk¬ 
mal in dem Herzen 
des norwegischen 
Volkes errichtet. 
Wir möchten gern, 
dass er unser nicht 
vergisst, wie wir 
seiner niemals ver¬ 
gessen werden.“ 
Das tiefste und 
leidenschaftsloseste 
Bild von derPersön- 
lichkeitWilhelmslI. 
hat ein Mann gege¬ 
ben, der als hervor¬ 
ragender Vertreter 
der Wissenschaft 
in aller Welt Ach¬ 
tung und Ansehen 
geniesst: der ameri¬ 
kanische Professor 
John W. Burgess, 
der vor einigen 
Jahren als Aus¬ 
tauschprofessor in 
Deutschland weilte 
und dem der Kaiser 
sehr nahe getreten 
ist. Professor Bur¬ 
gess hat den Ge¬ 
samteindruck von 
Wilhelm II. in fol¬ 
gende schlichten 
und darum doppelt 
schönen Worte 
zusammengefasst: 
„Einfach und mässig in seinen Gewohnheiten, ein ergebener 
Gatte und Vater, ein treuer Freund und Wohltäter, ein 
frommer Gläubiger, ein grosser Staatsmann, ein echterlde¬ 
alist, ein unermüdlicher Arbeiter für das Wohl seines Landes 
und den Frieden und die Zivilisation der Welt, mit einem 
Worte: ein Mann, ein Christ und ein Gentleman im höch¬ 
sten Sinne des Wortes — das ist das Bild des Kaisers, wie 
ich es aus der Ferne und aus der nächsten Nähe kenne.“ 


Max Unger: Die Frithjof-Statue (Geschenk des Deutschen Kaisers für Balholm 























306 DEUTSCHLAND («^^^^^^^9^88^)06 0 8606 00 00 ^ Nr. 6 


Werbearbeit für den deutschen Verkehr. 

Von Justizrat Lebrecht (Leipzig). 


Die Wahrheit des Wortes, daß unsere Zeit unter dem 
Zeichen des Verkehrs steht, wird augenfällig gekennzeichnet 
durch das riesenhafte Anwachsen der Verkehrspropa»* 
ganda, d. h. der öffentlichen Werbung für Orte, Gegenden, 
Länder und Verkehrsmittel. Diese Werbung ist durchaus 
ein Erzeugnis des letzten Menschenalters. Man vergleiche 
eine große Zeitung aus den siebziger oder achtziger Jahren 
des vorigen Jahrhunderts mit einer heutigen; man wird in jener 
wohl Reisebeschreibungen, auch einige Anzeigen von Bade¬ 
orten, Dampfergesellschalten u. a. finden; aber was bedeutet 
das gegen die jetzige Fülle von Hinweisen auf Bäder, Sommer¬ 
frischen (ein trüher unbekannter Begriff I), Wintersportplätze, 
Reisegelegenheiten, Wanderungen, Unterkünfte, Sehenswürdig¬ 
keiten I Heute hat jede einigermaßen gelesene Zeitung einen 
ständigen Teil für Reisen und Wandern; besondere Reise¬ 
zeitungen sorgen für Belehrung, Anregung und Unterhaltung, 
und eine Verkehrszeitung bester Art hat ja der Leser 
dieses Blattes in Händen. Reisehandbücher und Führer gab 
es natürlich vor Jahrzehnten schon, und sie haben auch 
heute noch ihre volle Bedeutung in der Ausführlichkeit und 
Gründlichkeit ihres Inhaltes behalten. Aber während die 
Reisebücher früher ein mäßig großes Bücherbrett füllten, ist 
heute kaum das größte Verkehrsbureau umfangreich genug, 
um alle Werbeschriften, Prospekte, Wander- und Reisekarten 
aufzunehmen. Das Verkehrs bureau, ebenfalls eine neue 
Erscheinung I Ich kann zwar nicht die Behauptung aufstellen, 
daß vor 30 Jahren keines bestanden hat; aber ich 
glaube, man wird eine gründliche geschichtliche Unter¬ 
suchung anstellen müssen, um das damalige Bestehen eines 
solchen Bureaus nachzuweisen. Gewiß erhielt man in den 
Geschäftsstellen der Eisenbahnen und Dampfergesellschaften 
Auskunft über die Fahrgelegenheiten. Auch konnte man sich 
dort sowie bei Stadtbehörden über manches Wissenswerte 
erkundigen; aber die Stellen, die es sich zur besonderen 
Aufgabe machen, den Fremden und auch den Einheimi¬ 
schen über alles Wissens- und Sehenswerte des eigenen 
Ortes und auch fremder Orte und Länder aufzuklären, 
ihm den Aufenthalt und die Seßhaftmachung zu erleichtern 
und ihn zum Reisen anzuregen, sind erst in der neueren 
Zeit, zunächst im klassischen Reiseland der Schweiz, dann in 
Deutschland aller Orten emporgewachsen. 

Diese Entwicklung wäre undenkbar ohne das Empor¬ 
blühen der Verkehrs vereine. Unkundige hielten sie zum 
Teil für wirtschaftliche Interessenvereinigungen. Weit gefehlt I 
Gewiß wollen die Verkehrsvereine wirtschaftliche Ergebnisse, 
aber nur indem sie die Wohlfahrt des Ortes, dem sie 
angehören, durch Erhöhung des Fremdenzuflusses fördern 
wollen. Dieser Zweck ist wirtschaftlich außerordentlich hoch 
anzuschlagen; es ist oft sogar in Ziffern berechnet worden, 
welche Vorteile der Fremdenverkehr für das ganze Land und 
für den einzelnen Ort mit sich bringt. Aber dieser Nutzen 
ist nicht der Vorteil derer, die daran arbeiten. Es wäre also 
unrichtig, von einer Interessenvereinigung zu sprechen, wenn 
auch selbstverständlich das Zusammenarbeiten mit wirklichen 
Interessenverbänden, wie z. B. Gastwirtsvereinigungen usw., 
nur erwünscht sein kann. Die Verkehrsvereine sind vielmehr 
lediglich auf gemeinnütziger Grundlage aufgebaut und 
berühren sich daher in ihrer Tätigkeit mit den Behörden, 
welche ebenfalls die Sorge für die Steigerung des Reise- und 
Fremdenverkehrs aus wirtschaftlichen und ideellen Gründen 
in den Bereich ihrer Tätigkeit aufgenommen haben. In bunter 
Mannigfaltigkeit sind die Verkehrsvereine dem vielgestaltigen 
deutschen Boden entsprossen, jeder eifrig bedacht auf das 
Wohl des eigenen Ortes, seine Vorzüge und Schönheiten mit 
viel schönen Reden preisend. Neben der Fürsorge für die 
Unterkunft der Fremden war die Werbung für den Fremden¬ 
verkehr von Anfang an eine ihrer vornehmsten Aufgaben. 
Kein Wunder, daß im Uebereifer vielfach über das Ziel 
geschossen wurde. Manches bisher unbekannte Bad hatte 
plötzlich die heilkräftigsten Quellen, manche Stadt die an¬ 
ziehendsten Sehenswürdigkeiten und fast jeder Gasthof die mo¬ 
dernsten Bequemlichkeiten. Dabei fehlte es nicht an kräftigen 
Seitenhieben auf konkurrierende Orte und an dem Bestreben, 
den eigenen Ort auf Kosten anderer emporzuheben. Diese Aus¬ 
wüchse der Verkehrspropaganda können heute als fast über¬ 
wunden gelten. Man hat gelernt, daß der eigene Ort nicht 
dadurch gewinnt, daß man andere herabsetzt oder schädigt; 
man treibt jetzt einwandfreie Werbung und hat sich auf die 
Vorzüge der Eigenart und Bodenständigkeit der Heimat 


besonnen, die des Rühmens in Superlativen nicht bedarf. 
— Einen wesentlichen Teil zu dieser Unterdrückung 
des unlauteren Verkehrswettbewerbs hat vor allem der 
Zusammenschluß der deutschen Verkehrsvereine 
zu Verbänden und zum Bund beigetragen. Dieser 
Zusammenschluß war ein Erfolg der Erkenntnis, daß trotz 
der vielfach sich durchkreuzenden örtlichen Bestrebungen für 
die deutschen Verkehrs vereine (ich meine damit alle verkehrs- 
förderndenVereinigungen und Körperschaften ohne Unterschied 
ihres Namens und ihrer Verfassung) doch höhere gemeinsame 
Interessen auf dem Spiel stehen, welche gebieterisch verlangen, 
die Einzelbestrebungen hinter der großzügigen Betätigung für 
das Ganze zurückzustellen. Ein weites Tätigkeitsfeld hat sich 
mit diesem Zusammenschluß für die deutschen Verkehrs¬ 
vereine eröffnet, insbesondere auf dem Gebiet der Propaganda : 
gemeinsame Werbetätigkeit für das ganze Gebiet des Landes, 
der Provinz, ja des Reichs I Von selbst ergibt sich daraus 
eine naturgemäße Gliederung der Werbetätigkeit ; der Bund 
für das Reich, der Verband für das Land oder die Provinz, 
der Verkehrs verein für den Ort oder das Einzelgebiet. Ja 
mehr diese Organisation sich durchsetzt, desto mehr ist auch 
eine intensive Tätigkeit jeder einzelnen Körperschaft auf dem 
ihr zugewiesenen Gebiete möglich. 

Zu diesen Trägern der Propaganda gesellen sich natur¬ 
gemäß die öffentlichen Korporationen, insbesondere 
die Gemeinden und der Staat in ihren gleichlaufenden 
Bestrebungen für die Hebung des Verkehrs. Es gibt heute 
keine weitschauende Gemeindeverwaltung mehr, die nicht 
diesem Zweige der öffentlichen Wohlfahrt ihre volle Auf¬ 
merksamkeit zuwendete. Die meisten großen Stadtgemeinden 
opfern heute erkleckliche Summen für die Förderung des 
Fremdenverkehrs und haben zum Teil sogar amtliche Verkchrs- 
bureaus errichtet. Die deutschen Staats eisenbahne n 
stellen alljährlich Mittel für die Propaganda des Bundes und 
zum Teil auch ihrer Landesverbände zur Verfügung. Sie 
haben in richtiger Würdigung der wirtschaftlichen als auch 
der idealen Aufgaben der Staatsverwaltung den Ausschuß 
zur Förderung des Reiseverkehrs auf den deutschen 
Bahnen begründet, in dem sie zusammen mit den Vertretern 
der Verkehrsvereine zum Besten des deutschen Verkehrs sich 
betätigen. Durch das Zusammenwirken mit den Staats¬ 
verwaltungen wird eine ausgiebige und vielseitige Werbung 
ermöglicht, die sich bereits in der verschiedensten Weise 
äußert und noch eine Fülle von Möglichkeiten für die Zukunft 
eröffnet. Es sei nur an das gemeinsame Verkehisbureau 
auf der Brüsseler Weltausstellung und an die vor kurzem 
erfolgte Herausgabe des Verkehrsheftes „Deutschland^^ an die 
Errichtung und Unterhaltung ständiger Auskunftsstellen im 
Ausland, die Propaganda in der ausländischen Presse, die 
Bildreklamen in den Eisenbahnwagen u. a. erinnert. 

Die Frage, ob eine so weit greifende Propaganda notwendig 
und erfreulich ist, wird wohl heute von keinem Kundigen 
mehr aufgeworfen. Der unendlich gesteigerte moderne Reise¬ 
verkehr verlangt unbedingt ein öffentliches Hervortreten und 
der Satz, daß diejenige Stadt die beste sei, von der man 
am wenigsten spricht, gilt schon lange nicht mehr. Gerade 
für diejenigen, von denen seither am wenigsten gesprochen 
wurde, die aber die Vorteile des Fremdenverkehrs ebensogut 
verdienen wie manche bekannten und berühmten Fremden¬ 
plätze, also gerade für die Kleinen im Verkehr, ist eine 
angemessene Propaganda heute dringend nötig. Wir sind 
in der Entwicklung erfolgreicher Verkehrspropaganda noch 
lange nicht am Schlüsse angelangt, können vielmehr auf eine 
weitere ersprießliche Entwicklung hoffen. Nicht im Sinne 
einer Vermehrung; denn schon jetzt ist das Material unüber¬ 
sehbar und erdrückend, wohl aber im Sinne einer Klärung, 
Vertiefung und Veredelung. Vor allem: nur Gutes und 
Schönes in Wort, Schrift und Bild; was zur Werbung 
hinausgeht, muß des schönen deutschen Landes würdig sein. 
Ferner: zielbewußte Werbung, die es versteht, dort eindringlich 
zu wirken, wo es notwendig ist. Nicht in der Vielheit, 
sondern in weiser vorbedachter Beschränkung liegt die Gewähr 
der Wirkung; daher keine Vergeudung der Mittel, 
kein Verschleudern, sondern Haushalten und 
wo es nötig ist, Einsetzen der vollen Kraft. 
Dies sei das Ziel der deutschen Verkehrspropaganda; viel¬ 
seitig wie deutsche Art, einig und stark in der Arbeit für 
das Ganze zum wirtschaftlichen und geistigen Besten des 
Vaterlandes I 


Nf,o s0000090ei^sa^^9iS0B^^ig DEUTSCHLAND !®e6sse©e^i^6ieeee8eee^eee®i 3&f 


Potsdam als Fremdenstadt 


y ^ C ^ E- L ä c t: { 


Die: Festkiäfti^c sind Tttrn yerhuHt diß Fl»n *■ db Während 
des Regie KiJi^^fubtiaqms Öeutst:Herf fC^beTs s6 lüMig weJitya^ 

^md ?^nge2öfi?nt yf^d das bl fjjdcK 'b,i Pobd^m ^ 

m Rechte gt^treien. Die :xi^W reich ey Ffemdec^ 
in niclir ^Is hundert Eisenbahn;£ilgen von Bef Kn n^cF 

dam befefdeft werd ert dii; ini eigeriein Au tp odef Gesel Iscbalts 
Autörtinbil hierhe^jvDiijmen* oder die. das scKmtiyce 
iphiff ; herbrin^, lassen a AiiWgsleben in des :Wortes äl) - 
^ipeiner Bedeutung gajf nichl: anfkonimen. .Man mag gehen 
: woh^d man will, immet wird man Gruppen f^hli^Kdr Fremden 
antfisffen, die sich in dien^Kornglicitcn Garbdrin^^ Umgebung 
der Sr:hiösser und Kirchen oder suf den öffentlichen Plätren 

als „F^sierndft'h Die ^roße Ausdehnung d^ 

Stadt und Parhaft lagen . läßt (reih oh nur an den San ri- und 
FeiertagehV Aft ^ db Berhiier Vblkefwancbnirtg auch 

ybdr Potsdam IJmgeBung ' 
erstreckt^ ein wtirkltclies An- 
sam mein S'odMc nschehnia^ 
wahniehmeriH , Soi-bt : hat 
man, narn en ti ich. von fÜ ö 

korndiead., ■ das G^&fehl; als 
ümpfi ii m in der Residenz¬ 

stadt Potsdaro dbRuhe sslbii. 

Daß sich Potsdam eine j 
TegenFremdem^erlüehrs erfreut. 
hat die Stadt nicht nur der 
näcbsteüi Kä he Berj ins u nd d en 
vorzüglichen Verbindungen zu 
v&fdanken, sondern vor allem 
ihrer tnafe n sch schonen Lage an 
deri ^ydurnlcränztcn großen 
Hay^scen, ihren jfclassxsdihco Dos Rath^it^. : 

BaitWerfon.:'lhr^UTnfa^&eildcil ' I(fiacb e.m^r'O^g'lriaUiii^f^iT'.t iSit* Er 

Park- und GaftemnJsgen. Alexander von Humboldt pneä 
Potsdam als em P^radbs ::£rdv;£if: als die 5^idt großartiger 
Ppssnorftrpent deren wecl^stdvRÜ^. Bier den Beschauffr entzücken. 

Wie singt E. Geibel Vom SarisssöUcL 



D if5 js t m m™ I Bfii ti t Vaspn E . ^ 

Tns ^^ü!^hp^bM^x df^r Slebblöfiea 
: pb' ■if? ■ lies BeVbri.5 - ScEt-Jiß.: ... 

:Si^' -k^er 'der 'Ffe.' Wsiir. Rsj^fj 'ÄlrTbR^.' ■ 

Dia Lauh^^i^t swd 
. ' . . Ah Av^ireaV Ve^:^^' ^' '.■ ..;.: ■ 

Will mm all, die dfc Satür und Kolitsi ih 

Potsdarti geschaffen haböri, wirklich kermen lernicn^ so muß in 
Potsdam frlieh ci n im ehrta^^^r Au fent ha h gen ormnen w erden. 


fibh dk sebyeren Wagen in eim-m Tempo du rch die 
daß dk Erde erdrohfi tjln d vom Straß e nhi ide sei hs t nü r !Vtömentiff 
ßbdrück^ den Fa K rl tedneh m er n zu irr* Bewußtsein kpd i n 
körinenV . / 

Weil dys Besseb des Güten . Feind bL will der Verkehrs^ 
V^yin’Potsdam» V;^ den .Besnt^ii von PötSdatift in 
Bahnea lenken, indem er wefeddjclk Vefgünsd^ungeh fu den 
Fbmifenvcrk^ hF ge^haffert hat. Sö 0bt ej; selbst^ Ä ♦ W^f t^- 
heimi ßcrhhO Leipziger Stbße^ und rfts Rei$&%Auskiinlt$bu reäu 
des Bed in er Lotahm Z ei gefa,, feir mer Bt i'aßk^ W'äh re nd der; 

Zeit vOm T 14. SfptembeF GdtscheTnh^te h . und- 

1 6 ML ^tiSv die den Kaufet an zwei gen fri Ppl^dsm 

und Prfi f de n Hit Viel secn a.1 ht Sorgen £.isehbahh. Da mp f sch i ff ; 

StfaSertbähu, föf XJnteikunft und Verpfif^ung »entheben. Für 

5 bzWi 8 Mk; den Tag^ je nüchdt^m^ ob Eben bahrt BarHn 

HL fCla^^se und Unterkunft : 

und A^erpfiegüng i?i gut ge> ' 
führte btt rgerlkheri Häusern 
oder ßahüfAhrt ILKW&e und 
Uhteikunft und yeVpBegtt% 
in den erstenHoteU gewühsclit, 

wifd^ Ein; gfofier tllu^striferier 

Fiilirerr ßfetst ' Katre^ :eirie 

alphäberi^h geordnete Öber^ 
.Sicht der Sehenswüfdigkeiien 
U nd eine: kur zge faßte Zei t- 
eiiityilun^ ver voßständigen das 
Gutsc hei nheft* Der zwe i L^i ge 
Besuch ym Potsd^jm gestaltet 
s*<£h untei B^rntttZijng der 
t^ütschemhefte miffün wesen 
.hch luhhendeir tjnd hdliger 
als eine Tpgesfaihn im 
Gesell^haffs-Autci, unA daher ist zu hofff>n 4 daß i\yh das Be^Jsea'e 
hut der dtifchsetzen und vUfi def'i Gutschein lief tCn ein 
stärker Gebidtich gemacht werden wird/ Fbfdie Ed ebbte rung 
des Fremdenverkehfs haben auch die neu ^in^führteri Taiges- 
karten hohen WerL die W VerketLmA^^tein und in Berlin an 
alkn durch Ptakat gekeiinzeichn et^;fi Steifen ^utu Freise! von 
30 PfgAcrksuft werden. Die Wahrnehmung Ist n^dich täglich 
zti riiadhcoi daß die Ffcrnden sich trotz dj^r Benützüng vob 
Kürten üsw, in Potsdam nuf ^hwef z ü recht Emden und da he^ 
hieht tiles da^; iu sehen bekorhm^n. was sie mindesten^ b^hen 
müßten. Falk der fet^Ker äine r Tageskarte sich non so d mrichte 
daß Ar Pöb da m ab W^n nsec um 1 j Uhr v o r m itlags er feie ht tiefer 


Leid^ Verfällen so yfefe Fremd« m den Fehfe^ m lOlT aus .Berlin (PölistJamer tfehn^ abfährt, wird 

_b’.. . .D!. - . ..'i' i: ■* ii l'.'. ■/■ ^.r't . i i '■ - -tj:.'- •■i. i- i 


wenigen Stunden >>mitiunGhmcn'L’ Sie wollen unbedingt .out 
dem und deni Zuge wi^dejr-näyk Berlin /i^ück ünd v^brmgen 
hier die 1cttn>:c Zeit datin ; m steter Beflärchtim^ den Züg 2 U 
Versäumen: So muß oft däs.Sidiensivert^^te Übergängen werden> 
m wiM mth da« seclbchä Empnudep stark beemträchtigt. 
Von emem ruhigen Genfeßen des Khanen Sudt-^r und Land'' 
schaflsbdcfes kann dabei keine Reye tteiu. Nc<h weniger kommen 
dieleni^en mi tlire Kosten, die ab sich, eiincm Gesellselialfts“ 

Autoniohil iÄövert fa ücri, Oa^ Fält izeiig du st:h rgs t i n sch neÜcrtl 
T-eml^ö die staubige Lany^Wäß^^ ■ vorbei an ytßen ßchöstbeiieri. 
D^s Auge Fndf.t keirw Upd die Sifthe :$md außerytähde* 
Eindi^ücke iti sfeh aufzduehmen,. Auch iri Potsdam beW^^en 


er vow j t. biy 6 Uhr ^ einen Angestellten des Verkehri- 

: Vefein? Sachgemäß, geführt; Vor BegSnn des Abend leb ehs 
karin er Wfeder m Berlm sein. Auch der Tagesfährurtg 
wrbunden mi i der horzeiu Ekenbahnkhfl wird rnaj>, I 

kaum halb so viel kostet im Auto-GeselkthafU" 

wägen, mcht oichi. Zed als irfne -^öSchG beansprucht und sich 
zudem bequ e nt mit ein er r ei msl fett 0am p f er feh rf ü hpt; Am 
WanFisiäe^ Jungfern- und Tiefen Ser? Vjeremi^n läliL in 
kunft genie den Vomig g^beitv 

Zui' nähern Aui^künft auch über Potsdafn ak Wöfuistädt 
.fei. der VVitebrs-Verein^ t. V,., Pot^^arti, pafest BatberfeuL 









308 DEUTSCHLAND 11 



Ein moderner Hotelbau in Hannover. 


Der Ernst-August-Platz, der erst vor einiger Zeit eine 
durchgreifende Umgestaltung erfahren, hat durch den 
soeben vollendeten Bau des neuen Hotels „Rheinischer 
Hof" bedeutend an Reiz gewonnen, das eine Zierde 
des ganzen Bahnhofsplatzes 


bildet. Der neue Prachtbau 
„Palast - Hotel Rheinischer 
Hof" wurde in den Jahren 
1912/13 erbaut und am 27. 
Märzl913demVerkehrüber“ 
geben. Die Lage des Hotels 
im Verkehrsmittelpunkt der 
Stadt, direkt gegenüber 
demHauptbahnhof am Ernst- 
August-Platz, ist überaus 
günstig. Wenige Schritte 
vom Hotel befindet sich das 
Königliche Hofopernhaus 
und gleichfalls in nächster 
Nähe die Börse, das Rat¬ 
haus, die Hauptpost, das 
Provinzial- und Kestner- 
Museum, das Leineschloß 
sowie die meisten Sehens¬ 
würdigkeiten der König¬ 
lichen Haupt- und Residenz¬ 
stadt Hannover. Dieser 
neue Hotelprachtbau hat der 
Stadt Hannover, vor allen 


«Palast-Hotel Rheinischer Hof", Hannover 


Dingen dem Ernst-August-Platz, ein neues Relief ge¬ 
geben und kann wohl als einer der schönsten Bauten 
der Königlichen Haupt- und Residenzstadt bezeichnet 
werden. Mit seinen im modernen Stil gehaltenen beiden 
Hauptfronten aus schönem Sandstein bildet er ein 
architektonisches Kunstwerk. Der massive Sandsteinbau 


bietet die denkbar größte Sicherheit gegen Peuersgefahr^-'^ v 
Das „Palast-Hotel Rheinischer Hof" hat drei feuersichei» - 
Treppen. Zimmer, Korridore, gemeinschaftliche Salons, 
alle Räume ohne Ausnahme sind groß, hell und luftig 

angelegt. Trotz der zentralen 
Lage, im belebtesten Teil 
der Stadt, erfreut sich das 
Hotel der größten Ruh^ 
da Doppeltüren und Doppel*« 
fenster vorhanden sind, so 
daß der Fremde nur das 
bunte Bild, aber nicht die 
störende Begleiterscheinung 
empfindet. Vom Hotel aus 
hat man einen wunderbaren 
Blick auf den schönen, 
mit Anlagen geschmückten 
Ernst-August-Platz. 

Das Hotel ist mit den 
neuesten Errungenschaften 
der modernen Hoteltechnik 
ausgestattet, in jedem 
Zimmer ist fließendes kaltes 
und warmes Wasser und 
ein großer Teil der Zimmer 
mit anschließendem Bad 
und Toilette. In jedem 
Fremdenzimmer befindet 
sich ein Haustelephon, 
Belieben mit dem Etagen- 


welches den Gast nach 
kellner, Portier, Empfangsbureau und der Kasse ver¬ 
bindet. Durch Vermittlung der Telephonzentrale kann 
der Fremde jedes andere Zimmer im Hause tele¬ 
phonisch anrufen. Außerdem sind sämtliche Salons und 
die meisten Schlafzimmer mit Posttelephonapparaten 










































f^^äerür^gen* Das 
: ■ ■3^shräib"'undL:ese^ 

Ist ruf?ig 
■' ga!eger\.undbiatef. 

'- :' fürd j «.'G ä sl« ei n^' 

ajigeBehi^ei\ Auf- 
' enth-alt —' ' Sehr 

sch Dneg &ri^amtg0. 
. Konferarizdmmier' 

. s u r Abh ß l tu ng von 

B ii 'p 5 :f^ '■ großeret^undkiet- 

B 1 ^ vorböhdan,;-. 

w |b| 8 ifot^jkh«iKischer 

eine Wem-’ 
grf^fiähandlur^g var- 
^HHhB &Unden,sä etliche 
, "Wak^e . sind von 
■ ■ dar pifektion' an- 
" '■"'■' ^ ei&teige ft, u.n d' ist 

;. ■ diese- ■ dahe-r ; 'in 

der Lage^ 

V lith guten Wem 
Proben : von h^fVorrögend 
jiingefen Weihen stehen 
/ M ftfi vari ö nge d ie E ngros- 
ori liegt in den Händen des 
it 20 Jahren im Hblelfach! 


versehen* Um des 

laute Schellen in ^ 

deiiEtegenzuver- 

meiden^ hat men ] Jf ’ J“ ; 

die modernste 

Lichtsignalenlage 

emgen^Kteh '-^: V ^ 

Ebenfalls ist eme.' : .'. 

eigene Enfetau^ :-;t . %' .■ 'Jr-' ; ‘ 

bung5«nlBge .em*: ; ;j . | 

g«nchtet;>: diese i A : -Jt ''<#'1 ‘ M 

hygienische Ein- ‘ ' M ';;'M:' 

richmngträgt viel [ ; : i - 

dazu bei> die pem- ^ 

üchste Sayberkeit | ^ 

imHause aufrecht- ,:. S ■ t. 

zuerhalten* Das 

Vestlbäl und das 

Treppenhaus sind 

ganz in grünlich r~ ■ 

Ond {n braunem 
■hfemor 'gehfllten'- • 

und bieten den ^ 

Fremden speziell Empfaogsht^fJe de^ 

iin Sommer einen angenehmen und’ kühlsh ÄufenthiEi1r> 
Vom Vestibül, ans führt eine kleine trappe tu dem 
vgfne hm en We t;n resta ürah t, wo sich die Var ne Km e 
Welt unserer Stadt mit dem feinsten mternationalen 
PiibUküm Stelldichein zü ge^n pOegt Küche 
und Keller stehen auf der, 




Weitgehendster An- 


D^r f^iJj^r siüf vtet höfinöy!?r^chen feefrmbnhin 


Kdntgl» Haupt- und Jßesidenzstadt 


A}^ Omä^fadf. fm ör^nÄti öbtndet aiie nönJdcnl^cHen Sliid?* ;m Ausrnflil der jSffet’itikiiöTi ArJifiü^a. Der der 

HaiTEuKauE^ssf ist >!er>Teiiec/fipchwald vöh ^ioreUch, nepOee^ter i^rriäqjiiprsl: fjn nu^edehAtöirb 

die balJs4it6sECn Wohnb^^ik^^ Wi eBeiiffurett Vi^öh ibW im daü bew*t|dfite Ö&fg;i0|^e he^r^nzen den pcVriblkk. Irh 

Nurdek d^Kut skh die Heid«^oftd&chafi^ dem. inJiäie Rekt“ Jederi Watürfr^dnii «t^Utick«^A; 

v>isrblld1k)»ef IfehraiisiaUen und iH.^ur BriiekL^riC^^tötte junj^er Ausiandet 
n^eifirneti; S^l det iek dür PöfsOTial-Uniorv niit dfen> tjniiachftn K.önig'reiche iiesceht ein« ep«UkanK&hd ICifcHe>if:B meindd* An Öfheinlithw 
ÄAäleJinn ^eve& zentum t et OflhlerselfMi^^n* itjenn Cfmna^ien, dfM ReaJ^ci^üTeti* drei Lyzeen. TäcbterÄfMöni 

tahrer* emd Ljehi^ÜB(nefriTj9U<llunfiWtÖni5in* Kv-ixätiif^werneaf^fiülfnv* |Ci?nig*rv^ipTiiMv Af^cluve, Samielungrenf 

FHvat-LEm*M*tMten, Mittel- und Voits'schutetv , 

AU Hott rtes Hi3Cl44#Ud$dv r!>t die Slüdi; Hahhövef frei von niitndrtTtticften RUckistandeü tri Aus:&pradh^ir Satihiu und ^oTtbUd^inig^f 
Wfitl dem titahen Stande dfW Aiigfltn^^inbVdVne dnltpflftjffende »«e^kdi^ß^ Wirdi, i'o deutsche Zunge klingt * ffucüeti 

AuslSöder/i#ekbe eine i^diep^^ene detrtscbe Auatiijd fing anstjrBbten* Jb esönders ^e^ ^Jese Sth dt n^L > 

Ala tLcÄldent d«r ReTlarel mit der im ln- xmd Auslil^de tierUhmten rniJitBns^chen Reitschule, auagedehnfeBi und einer 

deirvorfllg'hch^igdeileten und scKänsien Rennbehru^rt übt die Stadt HAnddv’er buf das iniemeiionate Fremdenpublikuip «üküi Reiz am. 

Auskunft und Drucksachen frei dweh do» IBfupeaj» fftr Fremdenverkehr, SchlllerstraSe 2Öi. I. 
























DEUTSCHLAND üBe^^^^^^^^^^es e oeeeggi Nr. 6 



..Illllllllllll iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiipj: 


S< hloli mit Lac 


Mcrkiilos 


Partie aus dem Hochwaldpark 




I Wilhelmshöhe bei Cassel, j 

j Sommer"Residenz der kaiserlichen Familie. j 

I Unter allen Fürstenschlössern Deutschlands nimmt Wilhelms höhe unbestritten = 

I eine der hervorragendsten Stellen ein. Mit der zur Großstadt aufgeblühten Residenz Cassel | 

I hat sich diese geniale Schöpfung der hessischen Fürsten zu einem harmonischen Bunde vermählt. | 

I Mag die Sonne vergoldend Höhen und Tiefen beleben, mögen sturmgepeitschte Wolken den | 

I in souveräner Ruhe auf seinem Felsenschloß thronenden Herkules umjagen, mögen die | 

I vergletscherten Wasserläufe oder mit Rauhreif überzogenen Bäume magisch vom Mond durch- | 

I lichtet werden oder Tausende von Abendlichtern die nahe Großstadt künden — stets wird | 

1 man staunend das einzigartige Bild betrachten, das hier Menschenhand im Bunde mit der | 

I Natur geschaffen hat. Kein Geringerer als Klopstock wurde beim Anblick der Wilhelmshöher | 

i Naturwunder zu dem begeisterten Ausruf hingerissen: „Welch einen schönen Gedanken | 

I hat Eli er Fürst in Gottes Schöpf unghineingeworfeni'' | 

i Dieses kostbare Kleinod hütet Seine Majestät der Kaiser mit besonderer Wertschätzung, 1 

I die sich beim regelmäßigen Sommeraufenthalt der kaiserlichen Familie im Schlosse Wilhelms- | 

i höhe offenbart. Aber auch auf die Fremden üben die stets offenen Parkanlagen mit ihren 1 

I weltberühmten Wasserkünsten und interessanten Bauwerken eine große Anziehungskraft aus | 

= zu vorübergehendem oder dauerndem Aufenthalt. Vereinigen sich doch hier alle Annehmlich- = 

I keiten der leicht erreichbaren Kunst- und Schulstadt Cassel mit den Vorzügen eines | 

E geradezu idealen Landaufenthaltes. i i • i ^ 

1 Nähere Auskünfte erteilt gebührenfrei OtadtVerkehrSamt dCF ResideOZ. \ 


ZIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIinilllllllllinillllllllllllllllllllMIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIMIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIiMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlE 



Löwcnbvirii (Vorderansicht) 


Löwenburg- (Seitennnsit bt) 


Partie am Grand Ilötel Wilhelmshöhe 


TliiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiininiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiif? 











Die Fremdenunterkunft bei Ausstellungen und sonstigen Veranstaltungen. 


Es ist eine alltäglich zu beobachtende Erscheinung, daß in den Städten 
die durch besondere Veranstaltungen einen außergewöhnlich starken Fremden¬ 
verkehr zu verzeichnen haben, stets eine Menge von Klagen über sehr hohe 
Hotelpreise lautbar werden. Bekanntlich regelt sich im geschäftlichen Verkehr 
der Preis immer nach dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Daß 
dieser geschäftliche Grundsatz auch im Hotelwesen angewandt wird, ist begreif¬ 
lich, und auch hier können nur solche Maßnahmen Abhilfe schaffen, die das 
Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage in einem für die Reisenden 
günstigen Sinne beeinflussen. Zum Teil ist das Publikum selber in der Lage, 
auf günstigere Preise einwirken zu kennen, wenn es nur etwas praktisch Vor¬ 
gehen wollte. Leider muß aber festgestellt werden, daß ein großer Teil des 
Publikums sich in solchen Fällen des Massenandranges recht unbeholfen und 
für seinen eigenen Geldsäckel sehr unklug benimmt. Man kann immer wieder 
beobachten, so z. B. gegenwärtig auch wiederum anläßlich der großen inter¬ 
nationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig, daß die Besucher mit Vor¬ 
liebe einige wenige in unmittelbarer Nähe der Bahnhöfe 
gelegene Hotels aufsuchen, ln diesen Hotels herrscht infolgedessen eine unge¬ 
wöhnliche starke Nachfrage nach PVemdenzimmern, während manche, 
ebenso gute Hotels im Innern der Stadt, die bei den modernen, 
günstigen Verkehrseinrichtungen auch verhältnismäßig schnell und b?quem 
zu erreichen sind, Zimmer im Überfluß haben und infolge¬ 
dessen die Gäste zu mäßigeren Preisen recht gern aufnehmen würden. Wie 


gesagt, hier hat es das reisende Publikum selbst in der Hand, die Hotelpreise 
durch eine entsprechende Verteilung des Reiseverkehrs auf die verschiedenen 
Gasthöfe im Innern der Stadt einzuwirken. -- Eine besonders dankbare Aufgabe 
würde es aber auch für die Verkehrsvereine und die für größere 
Veranstaltungen eigens eingerichteten Wohnungsausschüsse sein, 
bei Ausstellungen und Kongressen eine zuverlässige Liste 
von den alltäglich in den Hotels, Pensionen und Privathäusem noch zur Ver¬ 
fügung stehenden empfehlenswerten Zimmern zu führen. Gleichzeitig sollte 
aber das reisende Publikum einfach sich daran gew'öhnen, die Ver¬ 
kehrsvereine als Nachweis für gute Fremdenunter¬ 
kunft zu benutzen. Auf diese Weise würde es vermieden, daß einzelne 
Hotels überfüllt sind, während andere gute Unterkunftshäuser über Mangel 
an Verkehr zu klagen haben. - Es woirde aber auch erreicht, daß Mängel von 
Beschwerden verstummten und der Ruf einzelner Städte aus Unkenntnis oder 
aus ungeschickter Handhabung der gebotenen, an sich vollkommen genügenden 
Unterkunftsverhäitnisse, untergraben wird. Alles in allem würde es im Interesse 
unseres Wirtschaftslebens wie auch im Vorteile des einzelnen Bürgers liegen, 
wenn sich das Publikum noch mehr daran gewöhnte, in engere Fühlung mit den 
Verkehrsvereinen zu treten und die Verkehrsvercine auch für den Zw'eck noch 
mehr zu benutzen, für den sie da sind, nämlich als eine uneigennützige und 
zuverlässige Auskunftsstelle nicht nur für die V e r k e h r s f r a g c n. sondern 
ebenso für die Unterkunftsfragen. S:S. 



- 

□ ■B’ 

H 

Natur- und Heimatschutz g 


DeutschesLand und deutsche Art in derPhotographic. 
Der vcm Bund Deutscher Verkehrsvereine in Leipzig ausgeschriebene 
Wettbewerb zur Erlangung guten photographischen Bildmaterials aus allen 
Gebieten Deutschlands findet außergewöhnlich große Beachtung. Bisher sind 
die Bedingungen des Wettbewerbes, der für Berufs- und Liebhaberpholographen 
offen ist, von über 3000 Interessenten verlangt worden. Obgleich die Kunst 
und Technik des Photographierens gerade in den letzten Jahren bedeutende 
Fortschritte gemacht haben, zeigt sich doch noch häufig ein Mangel an wirklich 
guten, für die einzelnen Gegenden und Städte charakteristischen Bildern Iin 
Interesse des weiteren Bekanntwerdens der leider noch viel zu wenig gewürdigten 
schier unermeßlichen Fülle von landschaftlichen Schönheiten und eigenartigen 
Städtebildcm, die unser Vaterland aufzuw'eisen hat. weisen wir jetzt, zu Beginn 
der Ferienzeit, w'o so mancher mit der Kamera in der Hand durch Stadt und 
Land, Berge und Täler wandert, auf den Wettbewerb erneut hin. l^s ist beab¬ 
sichtigt, das Ergebnis dieses Ausschrcibens demnächst durch Wanderaus¬ 
stellungen weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Das für die Förderung der 
deutschen Verkehrsinteressen und die Pflege der Heimatkunde bedeutungsvolle 
Unternehmen, dem eine rege Beteiligung und ein voller Erfolg zu wünschen 
ist, könnte für die Landesverbände und Ortsvereine noch erhöhten Wert ge¬ 
winnen, wenn man das Interesse durch Bewilligung von besonderen Ehren¬ 
preisen für die besten und am meisten charakteristischen einzelnen Orte und 
Landschaften zu beleben versucht. Hierbei brauchte man sich nun keineswegs 
auf Städte- und Landschaftsbilder zu beschränken, sondern es wäre eine ebenso 
dankbare Aufgabe. markanteVolkstypen, Trachten undWohnuncseinrichtungen. 
eigenartige Volksgebräuche und Beschäftigungsarten. Spiele und sportliche 
Leistungen, interessante, für die einzelnen Orte und Gegenden typische In¬ 
dustriezweige usw. im Bilde festzuhalten. Auf diese Weise könnte der \XVtt- 
bewerb zu einem wertvollen Kulturbild der verschiedenen deutschen Gebiete 
ausgestaltet werden. 

Die Helmatschutz beweg 11 ng ln Sachsen nimmt sich 
neuerdings mit regem Elfer der Sächsischen Schweiz an. I n Heft 4 der „Deutsch¬ 
land“ wurde schon mitgeteilt, daß Stolpen und seine* alte Bergfeste geschül/l 
werden sollen. Vor allem aber war eine der schönsten (hegenden DeutschlaruL, 
die malerische Felsenkette am Elbufer in der Nähe der berühmten Bastei ln 
der Sächsischen Schweiz, lange Zeit durch die Sandsteinbrüche ernstlich ge¬ 
fährdet. Vieles ist bereits im Lauf langer Jahrzehnte verschandelt worden. 
Wer mit den hübschen Elbdampfern von Dresden gen Böhmen fährt, der 
empfindet die Trümmerstätte w'ie häßliche h'lecken ln einem LaruLchaftsbild 
von seltener Schönheit. Selbst die Bastei und der prachtvolle Liliensleln gegen¬ 
über der Festung Königstein schwebten in Gefahr, arg verunstaltet zu werden. 
Gegen die Sünden einzuschreiten, wurde endlich zur gebieterischen Pfhtht. 
So entstand vor einiger Zeit unter dem Vorsitz dts Oberbürgermeister« Geh. 
Rat Dr. B e u 11 e r in Dresden der Verein zum Schutz der Sächsischen Schweiz. 
Der Verein hat trotz seiner geringen Mittel eine Anzahl Steinbrüche in seinen 
Besitz gebracht und w'lrd diese wüsten Plätze wieder aufforsten lassen. 13ie 
.Anlage anderer Brüche an schönen Stellen hat er. smveit es miiellch war. ver¬ 
hindert, und er ist vor allem auch der Errichtung \on Fabriken entgegen¬ 
getreten. Der Gedanke liegt nahe, das ganze rechte Elbufer ln der Sächsb\ lun 
Schweiz gegen Verschandelung zu schützen und ln einen Naturschut/be/.iik 
zu verwandeln, der die wilde Schönheit von Feld und Wald für alle Zelten 
gegen Angriffe sichert. Die .Stadt Dresden unterstützt den V erein; abei wenn 
er seine Aufgaben etwa in der VC’else wie der V erschtinerungsverein für das 


Siebengebirge erfüllen will, so bedarf er sehr großer Mittel. Diese sollen durch 
eine Lotterie aufgebracht werden. Auch der Landtag wird voraussichtlich 
um Unter.«tützung angegangen werden. Er kann diese um so weniger verweigern, 
da bei der Erhaltung der Schönheiten der Sächsischen Schweiz auch wirtschaft- 
liche Erwägungen Irn hohen Maße ln Betracht kommen. 

Entstellung vonOrtsnamen. Wie viele oder auch w le w'enige 
Ortsnamen lassen heute noch ihre ursprüngliche Form klar und versändlich 
durchschimmern! Manches dieser Wörter hat sich im Lauf einer vielhundert- 
jährigen Sprachentwicklung allmählich abgeschliffen oder zusammengezogen, 
manches aber ist auch infolge von Gleichgültigkeit oder Unverstand — oft 
erst in jüngster Zeit — zu der heutigen, der ursprünglichen durchaus fern¬ 
stehenden Form gelangt. Namentlich ist in dieser Hinsicht von den ma߬ 
gebenden Personen bei der Separation oft bös gesündigt worden. Im Braun¬ 
schweiger Landesverein für Helmatschutz, der schon soviel für die Erhaltung 
und Hebung der alten heimatlichen .Art, zumal der plattdeutschen Sprache 
getan hat, hielt jüngst der Oberlehrer Luhrnann einen — seitdem auch im 
Druck erschienenen Vortrag ,,Was kann und muß geschehen zur Erhaltung 
der alten Flurnamen?“ Darin gibt er u. a. auch verschiedene Beispiele für 
die obige Behauptung der mißverstandenen und mißverständlichen Wieder¬ 
gabe alter Ortsnamen auf amtlichen Karten wie z. B. auf den .Meßtischblättern. 
So heißt das „olle ehrliche“ plattdeutsch-biedere Kauhschiete.idal bei Oker, 
das noch 1806 als Kuhschietenthal auf Forstkarten geführt wird, 1886 und 1905 
auf diesen Karten mit völliger (beabsichtigter?) Verwischung seiner Bedeutung 
„Kuhschledenthal“ (!), auf dem Meßtischblatt 1878 „Kuhschütenthal“ und 
auf einer Touristenkarte schließlich ,.Kuhschützenthal“ (!) ein bezeichnendes 
Schulbeispiel für die sinnlos? Entstellung eines Ortsnamens. Utbrlgens 
fügt der Verfasser hinzu, daß er im vorigen Sommer bei einer Begehung des 
betreffenden Tales ln der angenehmen Lage gewesen sei, feststellen zu können, 
daß ln dessen oberm Teil kräftige Horste der großen Brennessel Urtica dioica 
ständen, das untrügliche Zeichen einer früheren Anw’csenheit von reichlichem 
Kuhmist. Er schlägt dann vor, dem l al den ihm von Rechts wegen zukommen¬ 
den Namen unverkürzt wiederzugeben. Sonderbarerweise setzt er aber für 
Kauhschietendal die hochdeutsche Übersetzung ein, während man nach unserer 
.Vnsicht die plattdeutsche Fassung ruhig beibehalten sollte, zumal in diesem 
Fall die Verhochdcutschung wirklich etwas „anrüchig“ klingt; dann aber 
sollte man ruhig ln niederdeutschen Gegenden die niederdeutschen Formen 
beibehalten, wie das ja auch vielfaL'h geschehen ist. so in den häufigen Zusammen¬ 
setzungen mit torp und trop (statt dorf: Gottorp. Bottrop u. ä.) oder mit holt 
(statt holz: Holthausen u. a.). Freilich kann sich Luhrnann darauf berufen, 
daß der „Pennigschleter“ bei Totenrode auf den Karten ganz unverhüllt als 
,,Pfennigscheißer“ dargestellt werde. Wenn den Herren „V'erbesscrern“ in dem 
oben angeführten Fall ihre wohlgemeinte .Absicht zugute gehalten werden kann, 
so ist ln vielen Fällen, w'le Luhinann mit Recht tadelt, eine geradezu sträfliche 
Gedankenlosigkeit an den Narnenentslellungen schuld. So wenn die Forst- 
t.abellen aus dem von den Waldarbeitern gehörten plattdeutschen Worte: 
Hörepöühle ( Hürdepfähle) für einen l'orstort „Horbeule machen, oder 
wenn sie einen Sumpfnamen ,,Düpe* (Tiefe) mit „Taufe , oder var ,.Bokla * 
(im Volksmunde „flat Bauklah“ ■ Buchholz) mit Buchladen (!) verh^h- 
deutschen. Sehr ansprechend ist die Deutung, die der V'erfasser für einen 
V’orsprung des Oderwaldes gibt, der auf dem Meßtischblatt den seltsamen 
Namen ..Küchental“ führt, obwohl er im Plattdeutschen „Kiiükendal“. also 
Kükental heißt, wobei der Umstand, daß ein Berg als Tal bezeichnet w’ird. 









312 lBe09089^e^9^B89^8889089® DEUTSCHLAND 


von Luhmann dadurch erklärt wird, daß er das Wort glücklich als „Käikintdal** 
= Guckinsland deutet, wie auch der Flurname ,,Käikedal“ tatsächlich 
begegnet. Man kann Luhmann nur von Herzen beistimmen, wenn er vor¬ 
schlägt, die Flurnamen zu sammeln, ihre reine und richtige Form zu ermitteln 
und wiederherzustellen. Natürlich sollen nicht Namen wie Romke und Ahlum 
in ihre Urformen Rodenbeke und Odenhem zurückverwandelt werden, sondern 
nur der Rost, der sich infolge der Vernachlässigung angesetzt hat. soll abgeputzt 
werden. Es ist aber die höchste Zeit, an die Erhaltung der alten, echten und 
rechten bodenwüchsigen Flurnamen zu gehen, denn mit der — nun einmal 
schwindenden — Reinheit der Mundarten steht und fällt die Unversehrtheit 
des Flurnamenbestandes! — Sehr zu wünschen wäre es, wenn man zunächst 
einmal daran ginge, diese E^tste Hungen ln den einzelnen Landestellen festzulegen. 

Schutz-der Saalburg. Der Plan eines Frankfurter Baugeschäfts, 
gegenüber der Saalburg ein großes Hotel zu errichten, 3vurde dadurch ver¬ 
eitelt, daß der Zentralstudienfonds das ganze in Frage kommende Waldgelände 
der Stadt Friedrichsdorf abgekauft hat, um die Umgebung der Saalburg in 
ihrer ursprünglichen Form zu erhalten. 



Eine interessante Promotion. Bei der philosophischen 
Fakultät der Universität Erlangen hat jetzt, wohl zum ersten Male, ein aktiver 
deutscher Offizier sich dem Doktorexamen unterzogen. Oberleutnant Kes vom 
Kraftfahrbataillon hatte eine Arbeit über die nationalökonomische Bedeutung 
interlokaler Automobllverkchrsllnlen eingereicht, und auf Grund der Arbeit 
wurde ihm der Doktortitel mit dem Prädikat magna cum laude verliehen. Die 
Untersuchung von Dr. Kes, die zum ersten Male die volkswirtschaftliche Be¬ 
deutung des Automobillinienverkehrs eingehend behandelt, ist im Seminar 
des Berliner Nationalökonomen Prof. Dr. Gottfried Zoepf entstanden. 


Das Feldberg-Observatorium. Auf dem Gipfel des Kleinen 
Feldbergs, nur wenig tiefer gelegen als die höchste Elrhebung des Taunus, 
ist ein wissenschaftliches Institut erstanden, das die umfassendste Anstalt seiner 
Artsein dürfte. Es handelt sich um das vom Frankfurter Physikalischen Verein 
errichtete Feldberg-Observatorium, in dessen Mittelpunkt die Erdbeben¬ 
warte, eine Stiftung der Familie v. Reinach, steht. Die Erdbebenwarte emp¬ 
fängt durch Funkenspruch täglich die Zeitangaben von Paris und Norddeich. 
Später wird diese Funkenspruch-Annahmestelle noch durch eine Gebestation 
ausgebaut, um den Luftschiffen und Flugzeugen Wetterberichte, namentlich 
solche über plötzlich aufziehende Unwetter und deren örtliche Begrenzung, 
zu übermitteln. Es wird dann besser als heute möglich sein, schweren Wettern 
auszuweichen. Unmittelbar neben der Erdbebenwarte ragt ein 30 m hoher 
Eisenturm in die Höhe, der Stützpunkt für die Antenne der Funkenspruch¬ 
anlage ist, daneben aber für die Windmessung durch einen Anemometer mit 
Stauröhre (um den Staudruck der Luft zu messen), für ständige Temperatur¬ 
messung und zur Feststellung der Sonnenscheindauer, sowie endlich als Stand¬ 
ort zur Lichtzeichenabgabe nach Frankfurt usw. (Heliographenstation) dient. 
Auf der andern Seite der Erdbebenwarte ist eine Ballonhalle mit großer Schiebe¬ 
tür erbaut, in der Drachen und zwei Fesselballone von 8 m Höhe Raum finden. 
Oberhalb dieser Halle befindet sich auf der Kuppe des Berges ein kreisförmiges 
Schienengeleise, auf dem eine neuartige Kraftwagenwinde zum Hochlassen 
der Drachen fährt. Mitbestimmend für die Errichtung der Anlage auf dem 
Gipfel eines Berges war der Umstand, daß das Gew'lrr der ln die Luft ragenden 
Drähte bei derartigen Drachenaufstiegen in der Ebene eine große Gefahr 
für Luftfahrer bildet, während Luftfahrten über die Gipfel hoher Berge doch 
nur ganz selten ausgeführt werden. In einer besondern Anlage des Obser¬ 
vatoriums werden luftelektrische Messungen vorgenommen. Ferner wird 
die Intensität der radioaktiven Strahlen usw. gemessen. Im Zusammenhang 
mit diesen Anlagen für Meteorologie, Aerologie, luftelektrische Messungen 
und Erdbebenforschung steht noch die meteorologische Station zweiter Ord¬ 
nung auf dem Gipfel des großen Feldbergs. Es handelt sich also, wie man 
sieht, um ein großzügiges wissenschaftliches Unternehmen, das vor allem auch 
der Luftfahrt von Nutzen sein wird. Das Observatorium wurde vom Abteilungs- 
Vorsteher des Physikalischen Vereins, Dr. Lincke, entworfen, der auch den 
Bau leitete und nunmehr die wissenschaftliche Oberleitung hat. Ein erster 
Assistent und mehrere weitere Assistenten sowie ein Mechaniker sind dauernd 


in dem Observatorium beschäftigt; sie wohnen in zwei schmucken, von Bau¬ 
meister Harth (Frankfurt) entworfenen Häuschen, die auch Räume für die 


Verwaltung und , Gastzimmer ^für "auswärtige Gelehrte enthalten.^ 


Neuere Untersuchungen über die Höhenkrankheit. 
Die physiologischen Wirkungen des geringen Luftdrucks bei Erreichung 
großer Höhen, bei Bergbesteigungen oder Luftfahrten, sind kürzlich von einigen 
amerikanischen Forschern gelegentlich eines fünfwöchigen Aufenthalts auf dem 
4137 m hohen Pikes Peak in Colorado genauer untersucht worden. Das Ergebnis 
dieser Untersuchungen läßt sich nach dem Prometheus (Leipzigs Otto Spamer) 
wie folgt zusammenfassen: Die Symptome der Höhenkrankheit, das Blauwerden 
der Lippen und des Gesichts, das allgemeine Übelbefinden und di^ Störungen 
m den Verdauungsorganen sowohl wie die Kopfschmerzen und die Neigung 
zu (Dhnmachtsanfällen setzen, je nach der individuellen Veranlagung, bei der 
^cichung mehr oder weniger großer Höhen ein und sind direkte oder indirekte 
Folgen des mi^ dem verringerten Luftdruck zusammenhängenden Sauerstoff¬ 



mangels. Nach zwei- bis dreitägigem Aufenthalt in größerer Höbe hat aidi der 
Körper an den geringen Luftdruck gewöhnt und die obenerwähnten Krank¬ 
heitserscheinungen verschwinden, bei nur geringer körperlicher Anstrengung 
treten aber das Blauwerden der Lippen und des Gesichts sofort wieder auf und 
die Atmung wird rasch und unregelmäßig. Nach einem Aufenthalt von etwa 
drei Wochen in großer Höhe sind die Zahl der roten Blutkörperchen und die 
Menge des Blutfarbstoffes erheblich gestiegen, die gesamte im Körper enthalt<aie 
Blutmenge ist größer geworden, und die Atmung ist kräftiger als unter normalen 
Verhältnissen. Nach dem Abstiege aus großer Höhe gebraucht der Körper 
etwa drei Wochen, um sich wieder an die veränderten Verhältnisse zu gewöhnen 
und in den Normalzustand zurückzukehren. 



Stapellauf. 

Du trägst des Großherm von Deutschland Namen; 

Gleite hinein in die salzene Flut, 

Losgelöst von Riegel und Rahmen, 

Frei wie der Fisch und wie Adlerbrut. 

Stürze und stoße und stampfe die Wellen, 

Die dich, du Schwimmfels, umspülen, umquellen, 

Daß deine Wucht wie die Wiege ruht! 

Deutscher Kaiser, Wilhelm der Zweite, 

Der du als Erster dein Volk gewandt 
Auf des Ozeans Welte und Breite, 

Daß es die Fernen näher umspannt. 

Sei dir gedankt dein entschlossener Wille, 

Der in Lärm wie Gedankenstille 

Die Völker verfriedet von Land zu Land! 

Hat dich der Teifun in’s Chaos gezogen, 

Renner der See, getrost in den Kampf! 

Fest sind die Rippen, ein Erzring, gebogen; 

Trotze und siege im wüsten Gestampf! 

Treu stehen Mannschaft und Offiziere, 

Und oben steht eisern im schmalen Reviere 
Der Kommodore in Gischt und Dampf. 

Bald bricht die Sonne durch sanftes Gesäusel, 

Es blitzt und glitzert das heilige Meer. 

Wie der Delphin im Brisengekräusel, 

Ziehst du zielsicher fernhin und fernher. 

Hoch deinen Erbauern, den kühnen Erkundern, 

Deinen Erfindern von technischen Wundern, 

Mächtiger Mittler im Weltverkehr! 

Hoch aller Arbeit, die rastlos gehämmert. 

All deine Herrlichkeit, all deine Pracht! 

Die sich, am Platz schon, wenn es noch dämmert. 

Den Schweiß erst trocknet in sinkender Nacht! 

Bring Glück, bring Segen, das sei dir beschieden. 

Bring unsern Ufern Freude und Frieden, 

Fröhliche Menschen und fremdreiche Fracht! 

Detlev von Liliencron. 

Dieses Gedicht ist zum Stapellauf des Dampfers „Kaiser Wilhelm II “ 
geschaffen worden. Da Llliencrons wenig bekannt gewordene Hymne auf 
die deutsche Schiffsbaukunst auch auf den „Imperator** paßt, sei sie hier 
wiedergegeben. Die Redaktion.^ 

Kaiser Wilhelms Geschenk an Norwegen, die Fridtjof¬ 
statue von Professor Unger, ist nunmehr gegossen. Der Bildgießerei der Aktien¬ 
gesellschaft Gladenbeck in Friedrichshagen ist damit eine Arbeit gelungen, 
die in ihrer Art einzig zu nennen ist, denn seit dem Guß der Bavaria, der 60 Jahre 
zurückliegt, ist eine Aufgabe von solcher Größe noch nicht wieder gestellt 
worden. Max Ungers „Fridtjof“ bereitete aber als unbekleidete Figur ganz 
außerordentliche Schwierigkeiten, so daß die Bewältigung des Gusses in acht 
Monaten als eine technische Meisterleistung gelten darf. Im Juli 1910 erteilte 
der Kaiser den Auftrag. Von den von Unger gefertigen Entwürfen wählte der 
Monarch den jetzt ausgeführten Fridtjof, eine freistehende Figur in Schritt¬ 
stellung, auf eine Silhouettenwirkung berechnet. Machtvoll erhebt sich die 
riesige Masse der Kolossalstatue, ohne in ihrer Größe den Eindruck des Un¬ 
natürlichen zu machen, und als ganz besonders gut darf die Wirkung des im 
Ausdruck ernst und herb gestalteten Kopfes bezeichnet werden. Mit weit 
in die Nordferne schweifenden Augen wird sich die Heldengestalt Fritjofs 
am heimischen Strande erheben, und zwar gerade an jener Stelle, die nach der 
Sage Fridtjofs und Ingeborgs Gräber aufweisen kann. Norwegen empfängt 
mit dieser Arbeit deutscher Kunst eine sinnschöne Gabe des Kaisers, der da¬ 
mit zum Ausdruck bringen will, welchen Dankes er sich Norwegen gegenüber 
schuldig fühlt für die 23 Jahre auf seinen Nordlandreisen gewährte Gastfreundr 
Schaft. Und so soll das Kolossaldenkmal des norwegischen Nationalhdden 
denn auch gerade in diesem Jahre zur Aufstellung gelangen. Bis zum 31. Juli 
sollen am Aufstellungsorte, Balholm gegenüber am Sognefjord, alle ArbeiteD 









313 




DEUTSCHLAND m 


beendet sein, damit der Kaiser im Beisein des Königs von Norwegen die Ent- 
büDung auf seiner diesjährigen Reise vornehmen kann. Freilich werden Trans¬ 
port und Aufstellung noch mancherlei Schwierigkeiten machen. Es handelt 
dch um das Gewicht von 14000 Kilo Bronzeerz dieser 12 Meter hohen Kolossal¬ 
statue, von deren Gliedern und Einzelheiten man sich ungefähr einen Begriff 
machen kann, wenn man auf der in diesem Heft veröffentlichten Abbildung 
das Zwergenvolk der Arbeiter an dem ehernen Riesen mißt oder wenn man 
bedenkt, daß z. B. der Daumen die Länge des Armes einer erwachsenen Person 
bat, wahrend die Fußsohle des Fridtjofriesen die Körperlänge eines mittel¬ 
großen Mannes erheblich übersteigt. 

Blücher als Sänger. Der alte Blücher war ein großer Musikfreund, 
ohne selbst musikalisch zu sein, mehr Liebhaber als ausübender Dilettant, 
Seine Lieblingsstücke, so oft er sie hörte, elektrisierten ihn, unter allen andern 
nahm Mozarts Zauberflöte die erste Stelle ein. Als die Alliierten in Aachen 
waren, war es Angelika Catalani, die als Sängerin einen wahren Enthusiasmus 
, erregte. An der Spitze ihrer Verehrer stand Kaiser Alexander. Aber nicht 
der Zar, sondern der greise Marschall Vorwärts war ihr erklärter Liebling. 
Bei der großen Soiree, auf der damals alle in Aachen anwesenden Größen 
gegenwäritg waren, sang, so erzählt jemand in der Kölnischen Volkszeitung, 
auch die Catalani. Nach jedem Stücke, deren sie fünf hören ließ, folgte ein 
wahrer Beifallssturm. Darunter befand sich auch Papagenos „Klinge, Glöckchen, 
klinge**. Blücher, ganz entzückt von der ihm .so lieben Melodie, forderte die 
Signora Catalani auf, noch etwas von Papageno zu singen; sie geriet darüber 
in nicht geringe Verlegenheit und sah sich nach einigem Zögern genötigt, dem 
alten Helden einzugestehen, von Papagenos Arien nichts mehr einstudiert zu 
haben. „Ich kann es Sie lehren,“ versetzte Blücher, „ich kann alles aus der 
Zauberflötc.“ — „Was?“ rief Alexander, „Blücher kann auch singen? Da 
muß er uns etwas zum Besten geben.“ Marschall Vorwärts stellte sich in 
Positur und begann mit seiner rauhen Stimme jämmerlich falsch, aber doch 
erkennbar: „Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig, heissa hopsassa.“ Kaiser 
Franz lauschte dem Gesänge des alten Marschalls mit sichtlicher Rührung, 
der ernste König von Preußen lächelte still für sich hin, aber Alexander lachte 
aus Leibeskräften und gab das Zeichen zum Applaus, der auch in reichlichem 
Msße erfolgte. Blücher, durch diesen Beifallsjubel ermuntert, sang noch: „Ein 
Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich“, und endlich: „Bacchus 
ist ein braver Mann“. Die letzte Nummer erregte einen solchen Applaus, daß 
die Catalani scherzhaft äußerte: „Mit dem alten Blücher könnte ich’s nicht 
aufnehmen, er hat mich richtig geschlagen, ihm wurde mehr applaudiert als mir.“ 

Schauspieler als Sänger. Der frühere jugendliche Held 
der Berliner Hofbühne, Waldemar Slägemann, hat bekanntlich mit ungewöhn¬ 
lichem Erfolg den Übergang zur Oper als Baritonist unternommen. Für unsere 
Zeit ist dies etwas Ungewöhnliches, da wir nur eine sehr beschränkte Zahl 
von Bühnenmitgliedem haben, die für solche Leistungen über die nötige Stimm- 
b^abung verfügen. Ein Albert Niemann hat blutjung in Dessau als Schau¬ 
spieler begonnen und sich erst später dem Sängerfache gewidmet. Es gibt auch 
heute noch eine Reihe von Künstlern, die dank ihrer stimmlichen und schau¬ 
spielerischen Begabung auf beiden Gebieten etwas leisten. Immerhin gehören 
solche Talente zu den Ausnahmen. Das war vor Zeiten gründlich anders. Eine 
Wilhelmine Schröder-Devrient, wohl die größte dramatische Sängerin aller 
Zeiten, hat als Tänzerin in Horschelts berühmtem Kinderballett begonnen 
und ist später am Wiener Hoftheater Schauspielerin geworden. Erst dann, 
zu Beginn der zwanziger Jahre, hat die „singende Schauspielerin“, wie man sie 
damals nannte, ihr eigentliches Rollenfach gefunden. Auch ihre große Rivalin 
Henriette Sontag beherrschte das Schauspiel fach vollkommen. Umgekehrt 
wird in der vormärzlichen Zeit der Schauspielkünstler fast regelmäßig auch 
im Gesangsfach beschäftigt. Ludwig Rebenstein, ein Schüler Ifflands, der der 
Berliner Hofbühne dreißig Jahre hindurch angehört hat, ein glänzender Romeo 
und Max („Wallenstein“) begann als Tenorist. Die Birch-Pfeiffer, eine ausge¬ 
zeichnete Künstlerin im Mutterfach, war lange Jahre hindurch zugleich Tragödin 
und Opernsoubrette. Je weiter wir nun in der Theatergeschichte zurückgehen, 
um so häufiger finden wir diese in der Zeit der Wanderbühne durchaus all¬ 
tägliche Personalunion an. Im Herbst 1788 hat am Berliner Nationaltheater 
die Erstaufführung von Mozarts Oper „Belmonte und Constanze“ („Die Ent¬ 
führung“) stattgefunden. Sie war nur mit Schauspielern besetzt. Die männliche 
Titelrolle gibt der treffliche Lippert, der auf beiden Gebieten Vorzügliches 
leistete. Die Constanze wird von der berühmten Bethmann-Unzelmann agiert, 
deren Rollenfach auch im Schauspiel einen ganz erstaunlichen Umfang aufwies. 
Wir finden dann weiter unter den Mitwirkenden einen Karl Czechtitzky, der 
ein paar Jahre zuvor seine Berliner Bühnenlaufbahn mit dem Hamlet begonnen 
hatte. Ebenso vertritt Henriette Baranius, die die Partie der „Blonden“ spielte 
und in der Theatergeschichte als die „schöne Sängerin“ fortlebt, das Doppel¬ 
fach beider Künste. Ein klassisches Beispiel für diese eigenartigen Verhältnisse 
bietet dann die bekannte Schauspielerfamilie Eunicke. Eine Johanna Eunicke, 
die spätere Gattin des Malers Franz Krüger, hat im Opern- wie im Schauspiel¬ 
fach Außerordentliches geleistet. Man sieht also, daß das Spezialistentum 
auf der Bühne erst ein Produkt der Neuzeit ist und seinen Ursprung wohl in 
den wachsenden Anforderungen hat, die man heute sowohl an den Schauspieler 
wie an den Sänger stellt. 

Über die Reiseandenken-Kunst führt Architekt Alfred 
Jentzsch in Nr. 13 der Sächsischen Gewerbezeitung „Gewerbeschau“ bitter 
Klage. »,Betrachten wir einmal in Sommerfrischen und Bädern die Verkaufs¬ 
buden für Andenken und Ansichtspostkarten und fragen wir die Verkäuferin, 
wddte Art Postkarten bzw. Andenken sie am meisten verkauft, so werden wir 


gar bald finden, daß sich mit den lieben Sommergästen nicht immer auch ein 
Strom von feinerer Geschmackskultur über das Land ergießt. Würde der Berg¬ 
wirt oder Kurhausbesitzer im nächsten Jahre wieder jeden Brennpunkt oder 
Paar Baumstämme mit Reklameplakaten behängen, wenn täglich wenigstens 
3 bis 3 Gäste dem erhabenen Oberkellner eröffneten, daß sie im nächsten 
Jahre den Ort meiden würden, falls diese Verunstaltungen nicht verschwinden ? 
Was an Reiseandenken oft alles angeboten wird, ist grauenhaft. Heringe von 
Metall mit einer Ansicht vom Orte in der Mitte als Aschenbecher, Zeppelin- 
Luftschiffe als Zahnstocherbehälter, Rettungsringe mit Ansicht des Bade¬ 
ortes als Uhrständer usw. Daß diese Sachen gern gekauft werden, beweist 
der Umstand, daß die Händler dieses Gemüse immer wieder auf den Markt 
bringen. Auf der andern Seite gibt uns der Geschmack auch gleichzeitig das 
Kultumiveau des Käufers an. Hier ist ein Feld, auf dem sich Lehrer und 
Handwerker auch während der Ferien betätigen kann. Allerdings kann auch 
hier rur das geschlossene Vorgehen etwas nützen, denn bleibt es nur einer, 
der auf diesen Aberwitz des verkehrten Kunstgewerbes schimpft, so hat man 
ihn im Badeörtchen gar bald ins Herz geschlossen, sind es aber viele, so be¬ 
stellt sich der Verkäufer im nächsten Jahre andere Muster.“ 

„Der Herr im Speisewagen.“ Ein niedliches Reiseerlebnis 
wird den Münchener Neuesten Nachrichten erzählt: In den München— 
Frankfurter Schnellzug steigt unterwegs ein Herr ein und findet in dem über¬ 
füllten Wagen nur noch in einem Abteil einen anscheinend unbesetzten Platz, 
auf dem zwei Handtaschen liegen. Der gegehübersitzende Fahrgast im grauen 
Mantel erklärt aber, die Gepäckstücke gehörten dem Herrn, der eben in den 
Speisewagen gegangen sei. — Der Reisende steht also schon lange während 
der Fahrt — der Herr aus dem Speisewagen hat sich noch immer nicht gezeigt. 
Der Reisende verstaut endlich die Handtaschen im Gepäcknetz und nimmt 
mit den Worten Platz: „Bis der Herr aus dem Speisewagen zurückkommt, 
werde ich solange hier sitzen bleiben. Dann werde ich ihm selbstverständlich 
seinen Platz wieder einräumen. Unterdessen aber nehme ich sein Gepäck' 
in Obhut.“ Schon nähert man sich immer mehr dem Ziele, ohne daß der Herr 
aus dem Speisewagen zurückgekehrt wäre. Der Herr im grauen Mantel will 
nun die zw’ei Handtaschen aus dem Netz holen, um, wie er angibt, auf der 
nächsten Station auszusteigen. Aber da sagt sein Gegenüber: „Bitte, das 
Gepäck gehört ja, wie Sie selbst sagten, dem Herrn im Speisewagen. Es kann 
also unmöglich Ihnen gehören.“ — Das Ganze sei nur eine Finte gewesen, 
erklärt der andere, um weitere Fahrgäste femzuhalten. Er bitte daher um die 
Taschen, die gewiß sein Eigentum seien. Darauf läßt sich aber unser Herr 
nicht ein, denn da? könne ein jeder sagen, das Gepäck gehöre ihm. Auf keinen 
Fall also werde er das Gepäck des „Herrn im Speisewagen“ ausliefem, da er 
cs ja bewache. Der Herr im grauen Mantel wird sehr erregt, bis man den Zug¬ 
führer ruft. Der erklärt unter allgemeiner schadenfroher Zustimmung der 
übrigen Reisenden den Herrn im grauen Mantel für vollkommen im Unrecht, 
da er ein Gepäck, das er schon als nicht ihm gehörig, bezeichnet habe, nicht 
in Anspruch nehmen könne, und außerdem habe er unrechtmäßigerweise 
einen Platz belegt. Der Herr ficht, droht und schreit. Man läßt das Gepäck 
in den Aufbewahrungsraum bringen, um dem Herrn die Möglichkeit zu geben, 
dessen rechtmäßigen Besitz nachzuweisen. Einstweilen aber nimmt man ihn 
für das Belegen eines nicht bezahlten Platzes in eine empßndliche Geldstrafe. 
Aber es vergehen noch zwei Tage, bis die Legitimation des Reisenden eintrifft, 
auf die hin ihm das Gepäck des „Hrem im Speisewagen“ ausgehändigt wird 

,,Eine schwere Spra k“. Daß unser geliebtes Deutsch auf Ge¬ 
schäftsreklamen und andern Anzeigen des Auslandes oft eine wunderliche 
Form annimmt, weiß jeder, der, im Süden namentlich, gereist ist. Vor mir 
liegt, so schreibt ein weitgereister Mann in der Köln. Ztg., eine Geschäfts¬ 
anzeige, mit der ein Hotel in Pompeji sich den deutschen Reisenden zu emp¬ 
fehlen sucht. Sie lautet: „Reisend von Paestum, Salerno, Giva und Sorrento 
kommen ist sehr zu empfehlen eine Nacht im Hotel X. zu Pompeji erst klassige 
Hotel mit allem modernen Confor und mäßigen Preise zuzubrigen Pension 
preis auch für einen Tag 7 und 8 Francs am folgenden Tagen die Ausgrabungen 
besichtig und de Vesuv bestigen, ohne daß man genöthigen zu sein, früh auf¬ 
zustehen wie dies der Fall sein würde wenn man die Nacht im anderen Ort 
bleibt.“ Die Betten dieses internationalen Gasthofs sind hoffentlich besser 
“als sein Deutsch; daß er sich auch im Englischen nicht sicher fühlt, beweisen 
verschiedene Fehler in einer beigedruckten englischen Übersetzung. Daß 
man in Neapel auf der Front bestimmter Restaurants das „Gabelfrühstück 
zu kleinen Preisen“ findet, ferner: „zu allen Tageszeit Speisen nach der Karte“, 
wo len wir dem wackem Wirt noch gar nicht einmal so übelnehmen; unsere 
Diphthonge bilden nun einmal für die Romanen ein schwer zu nehmendes 
Hindernis. Man muß darin den guten Willen für die Tat nehmen und es an¬ 
erkennen, daß die Kenntnis des Deutschen in Italien, auch im Süden, erstaun¬ 
lich zugenommen hat, wie wohl jeder bestätigen wird, der das Land nach 
längeren Pausen wiedersieht. Der Italiener kommt darin dem Fremden viel 
mehr entgegen und zeigt sich viel anstelliger und geschickter als etwa der 
Franzose. Daß in amtlichen Anschlägen, in den Verfügungen der Post, der 
Eisenbahn, das Deutsche längst seine gleichberechtigte Stellung neben den 
beiden andern Weltsprachen errungen hat, ist selbstverständlich; in der Regel 
sind derartige Anschläge im Eisenbahnabteil, im Bahnhof oder anderswo in 
vier Sprachen abgefaßt, in der Landessprache, französisch, deutsch und englisch. 
Aber auch in Handel und Gewerbe bemüht sich der Italiener, dem großen 
deutschen Fremdenstrom gerecht zu werden. In den Straßen von Palermo 
ruft uns der Zeitungsverkäufer, sobald er die Nationalität des Fremden fest¬ 
gestellt hat, entgegen: „Deutsche Zeitung!“ Der Ansichtskartenhändler, 
der Antiquitäten Verkäufer schmücken ihre Buden mit deutschen, wenn auch 






314 


DEUTSCHLAND 


Nr. 6 


nicht immer fehlerfreien Geschäflsanzeigen. Es gehört eben heute dazu. Die 
„deutsche Schneiderin“, die man gelegentlich auf Firmenschildern in Rom 
oder Neapel bemerken kann, ist schließlich auch ein Zeichen der Entwicklung; 
es ist darauf zu wetten, daß vor 30 Jahren sie sich noch ,,Modes de Paris 
genannt hätte. Bei dieser Gelegenheit mag man vielleicht auch einmal auf die 
umgekehrte Seite der Medaille hinw'eisen, nämlich auf die Gewerbe, die bei 
uns hartnäckig an einer längst veralteten Fremdwortbezeichnung festhalten. 
Wer durch die Straßen der urdeutschen Stadt München w’andclt, ist geradezu 
bztroffen von der großen Zahl der „Charcutiers“, die es dort gibt, so als ob 
der „Fleischer“ in dieser Stadt keine Daseinsberechtigung hätte. Gleichfalls 
zerbricht sich der Fremde in München oft den Kopf, was mit dem geheimnis¬ 
vollen Worte „Tafernwirtschaft“ in der Verbindung: ,,Gast- und Tafern- 
wirtschaft“ gemeint ist, bis ihn Lokalforscher dahin belehren, daß er hier eine 
Verballhornung des guten, alten, lateinischen taberna oder taverna vor sich 
habe. Gänzlich überflüssige fremdsprachliche Gewerbebezeichnungen sind 
auch Worte wie „Plissee-Presserei“, .Sloppace" usw. Und so noch manches 
andere, das wirklich beweist, daß die deuteche Sprache eine „schwere Sprak“ 
ist auch im Lande. 

Eisenbahnfahrpreise und - fahrzeiten vor60Jahren. 
Ums Jahr 1853 war das Bahnnetz zwischen den bedeutendsten Orten Europas 
schon ziemlich geschlossen. Unsere Väter und Großväter, die ja noch die 
eisenbahnlose Zeit kannten, werden den Fortschritt, der in dem Vorhandensein 
von Bahnverbindungen lag, wohl gewürdigt haben, uns aber muß das Reisen 
von damals als wenig angenehm erscheinen. Die Zahl der durchgehenden 
Züge war gering. Umsteigen war häufig nötig, und trotz mangelnden Komforts 
und trotz der großen Langsamkeit der Beförderung waren die Fahrpreise 
viel höher als jetzt. Selbstverständlich gingen auch viel weniger Züge, und 
nur ganz vereinzelt gab es zwischen zwei Orten mehr als zwei Verbindungen 
am Tage. Zwischen Berlin und Frankfurt a. M. verkehrten hin und zurück 
je zwei Züge, deren schnellster 23‘. 4 und deren langsamster 34 Stunden 
brauchte, gegen 8 und 13 Stunden in unserer Zeit. Die Fahrpreise betrugen 

1. Klasse 18 Taler 26'/-.. Sgr. oder 33 Fl. 3 Kr. Rh. Währung, und 2. Klasse 
12 Taler 23Yi Sgr. bzw. 21 Fl. II Kr. Die heutigen Preise sind 41,40 Mk. 
und 25.50 Mk. Von Berlin nach Bremen gingen drei Züge, von Bremen nach 
Berlin zwei. Die schnellste Fahrt dauerte 1 P/i, jetzt 5, die längste 22^ .^, jetzt 
10 Stunden, die Preise waren für den „Schnellzug“ 13 Taler 15 Sgr. und 
9 Taler für den gewöhnlichen, wie er amtlich genannt wurde. 12 Taler 2* Sgr., 
und in der 2. Klasse 8 Taler 7^/.>Sgr. Heute braucht man nur 26,30 Mk. oder 
16,20 Mk. zu zahlen. Nach Breslau fuhr man mit den beiden vorhandenen 
Zügen 11 Stunden, gegenwärtig mit dem schnellsten nur 4 Stunden 5 Minuten. 
Die Billetts kosteten 11 Taler 2'/^ Sgr. bzw. 7 Taler 5 Sgr., zurzeit 25,60 und 
15,70 Mk. Verhältnismäßig gut war die Verbindung zw'ischen Berlin und 
Köln. Zwar existierten auch nur zwei Züge, aber man konnte seinen Weg doch 
schon in 16Vv Stunden gegen die heutigen 8 Stunden zurücklegen. Doch 
kostete das auch 60 v. H. mehr als gegenwärtig. Die kurze Strecke Berlin 
Leipzig und umgekehrt, zu der man heute rund zwei Stunden braucht und 
für die man 16 bzw. 18 Züge zur Verfügung hat, wurde mit drei Zügen befahren. 
Ihre Zurücklegung erforderte 6 und 7 Stunden und kostete I. Klasse 6 , 

2. Klasse 4 Taler. Nach München brauchte man mindestens 38' '|, für den 

Rückweg mindestens 40 Stunden. Der zweite vorhandene Zug lief sogar 44 
Stunden. Und dafür entrichtete man in den beiden ersten Wagcnklassen 
19 Taler 13\'.j Sgr. und 13 Taler 12'L Sgr. Größere Entfernungen erforderten 
wegen des vielfachen Umsteigens und der mangelnden Anschlüsse ganz un¬ 
verhältnismäßig viel Zeit. Nach Paris, wohin die Verbindung günstig war, 
kam man im besten Falle in 35 Stunden, nach London mußte man 2* -- 3Tage 

rechnen. Und doch war man glücklich, daß man die Eisenbahn hatte und 
nicht mehr allein auf Postkutsche, Hauderer und Marktschiff angew'iesen war. 

(Vüssische Zeitung.) 

Ein fröhliches Postamt ist im Berliner Westen in einem farb¬ 
losen MietsKause eingerichtet worden. V on außen sieht es gar nicht nach 
etwas besonderem aus, und wir gehen so gleichgültig und <0 eilig hinein, wie 
in alle die anderen auch. Aber wie angenehm ist man über-ascht: dieses Post¬ 
amt. räumlich so beschränkt, wirkt groß und weit durch die frische, lustige 
Farbe, die man ihm gab. Postkutschengclb, kräftiges, schönes Postkutschen¬ 
gelb deckt in halber Höhe die Wände, feine, schwarze Linien gehen die Kanten 
entlang, die obere Wand ist weiß mit sparsamen, linear angenehm wirkenden 
Ornamenten k rz, der ganze Raum hat etwas Lichtes, Freudiges und dabei 
Charakteristisches Das Horn des „Schwagers“ kichert aus den Fcken. Die 
Pulte für das Publikum in neuen, reizvollen Ff>rmcn, gerade und schlicht und 
doch so persönlich, so ausgeprägt. Die Schaltcrfenster gucken neckisch aus 
den gelben Un.hauten, die ela in den Raum gestellt sind. Und dabei wirkt alles 
so außerordentlich zweckmäßig. Wer immer der Anreger, wer der Gestalter 
dieses Raumes sein map, man muß ihm Dank wissen für das Vorbild, das er 
hier aufgestellt hat. 

„V on der Reis e“. Unter diesem Titel \eranstaltet die „Neue Ham¬ 
burger Zeitung“ ein Preisausschreiben für künstlerische Llebhaberphotcgraphie 
in Mer Gruppen (Landschaftliches, Figürliches, Innenaufnahmen, Humo- 
ri>hschcs), (ür das sie 44 Preise im Gesamtbeträge von 1000 Mk. ausgesetzt hat. 
Letzter Linlieferungsterniin ist der 30. Sejitember 1913. Es handelt sich hier 
um eine gute Sache. Das Plakat zu diesem Wettbewerb hat .Artur Illies ent¬ 
worfen. L ntcr den Prei<ri-.htcrn finden sich bekannte Namen wie Prof. Brinck- 
mann in Hambuig. f^rof. Meyer von der Kunstgewerbeschule dort. Rudol[)h 


Dührkoop, Ernst Juhl u. a. Die Bedingungen werden auf Verlangen von der 
Neuen Hamburger Zeitung, Hamburg, Gänsemarkt, zugesandt. 

DerFrauenbund zurEhrung rhcinländischerDichter 
hat auf seiner unter dem Vorsitz von Frau Guido Schoeller aus Düren in 
Koblenz abgehaltenen Jahresversammlung beschlossen, die Ehrengabe an den 
Dichter Wilhelm Schäfer zu erteilen und sein Buch ,,Rheinsagen“ in einer 
Luxusausgabe für die Mitglieder herauszugeben. 



Zum Projekt der neuen Harzbahn. 

Von Oberingenieur 0. B ü t o w , Braunschweig. 

Vergleicht man den Staatskörper mit dem Menschenkörper, so ist der 
Verkehr als der Kreislauf des Blutes zu betrachten, der die einzelnen Teile 
des staatlichen Organismus stetig ernährt und immer neu belebt. Regelmäßiger 
Verkehr schafft auch gleichbleibendes Leben an einem Orte; wird der Ver¬ 
kehr unterbunden, so stockt das Leben und erkrankt schließlich — oder um¬ 
gekehrt, wird der Verkehr überhäuft, so jagt das Leben und wird ebenfalls 
krankhaft. 

Gesundheit herrscht also im staatlichen wie im menschlichen Körper 
nur dann, wenn der Verkehr die mittleren Grenzen nicht gar zu weit über¬ 
schreitet; und Ordnungsbestreburgen zum Wohl des Deutschen Reiches 
dürfen daher den Verkehr nicht an einer Steile übermäßig fördern und an 
anderer ebenso hindern, sondern müssen vielmehr für Ausgleichung der ver¬ 
kehrsreichen und verkehrsarmen Orte, also für stetigen Umlauf des Wirtschafts¬ 
blutes im ganzen Reichsumfange sorgen - wie es im Menschenwesen das 
Herz besorgt. 

Der Kreislauf des Blutes erfolgt in den großen und kleinen Adern, welche 
den ganzen Körper durchziehen. Die Adern des Staatslebens waren von jeher 
die Wege; und die Hauptadem desselben wurden die großen Heerstraßen, 
welche die hervorragenden Orte verbanden. Auf ihnen flutete der breite Ver¬ 
kehrsstrom von Süden bis in die Neuzeit hinein, wo von Norden die Eisen¬ 
bahnen kamen und den Kreislauf beschleunigten. Sie wurden zu starken 
Schlagadern des Weltverkehrs, während die Heeerstraßen zu Verkehrsmitteln 
zweiten Ranges sanken und an ihnen mancher blühende Ort der Altzeit ein¬ 
ging, weil er nicht rechtzeitig Anschluß an die eisernen Weltadern des nordischen 
Verkehrs erhielt. 

Diese Weltadern endeten meist in den Großstädten, vor allem in der 
Hauptstadt des Landes, dem staatlichen Kopfe, und brachten dorthin außer¬ 
ordentlich viel Leben — auf Kosten der übrigen Teile des Staatskörpers, be¬ 
sonders der kleinen Städte und des weiten Landes. Die Folgen dieser ein¬ 
seitigen Verkehrsströmling wurden Erwerbskampf in der Stadt und Leutenot 
auf dem Lande, Verteuerung des Stadtlebcns und Entwertung des Landlebens, 
Nervosität des Stadtmenschen und Indifferentismus des Landmenschen usw. 
Ein umlenkender Kreislauf dieses ungesunden Weltverkehrs, dieses über¬ 
mäßigen Blutandranges nach dem „Weltkopfe“ wurde zwar viel versucht, 
wird aber erfolglos bleiben, solange das Herz davon ebenso ausgeschlossen 
ist — wie der Harz. 

Der Harz — nomen est omen bildet wegen seiner mittleren Lage das 
Herz des Deutschen Reicdics, hat aber keinen Anteil an seinem Hauptverkehr 
und darum auch keinen Einfluß auf dessen .Ausgleich. Der Hauptverkehr 
aus der norddeutschen Tiefebene sucht Gesundung durch den Fußverkehr 
in dem süddeutschen Hochgebirge, und die natürliche Verkehrsmitte: der 
Harz, wird dabei in großem Bogen umgangen — wie ein böser Teil des Vater¬ 
landes. 

Einst führte ein Kaiserweg über ihn hinw'eg, eine Harzburg hielt droben 
kaiserliche Wacht und zwei kaiserliche Pfalzen glänzten In Goslar und Nord¬ 
hausen. Edelc Erze schürften die Bergleute aus den Gruben, w'ertvolle Steine 
brachen die Arbeiter von den Abhängen und nutzhafte Bäume fällten die 
Holzschläger in den Wäldern - bis die .Altzelt im ,,Kyffhause“ versank und 
der Verkehr bergab ging, so daß der Harz still und arm wurde und den Fremden 
gastliche Erholung und Erfrischung anbot, um seine .Angehörigen ernähren 
zu können. 

Doch selbst sein Fremdenverkehr und die ihm dienende Hotelindustrie 
leiden unter dem Umstande, daß der große Reisestrom an ihm vorbeigcleitet 
wird. Das eiserne Netz der Verkehrsbahnen ist vom Harze durchbrochen; 
die Hauptlinien Ost-West laufen oben und unten vorüber, die Hauptstrecken 
Nord-Süd dagegen links und rechts herum; nur einige kleine Nebenbahnen 
gehen ln Ihn hinein und hinauf und dienen einem schwachen Ortsverkehr — 
während die anderen deutschen .Mittelgebirge längst durch Hauptbahnen 
an den Weltverkehr angeschlossen sind. Daher kann es auch nicht wunder¬ 
nehmen. daß neuerdings eine allgemeine und lebhafte Bewegung der Harz- 
und Nachbarorte eingesetzt hat, um mit vereinten Kräften die .Aufschließung 
des Harzes durch eine Hauptader des Verkehrsnetzes zu erstreben, welche 
den Einheimischen neues Weltblut zuführt und den Einkehrenden altes auf¬ 
frischt. 

Freilich, der Harz, ist verschlossen wie ein Einsiedler und namentlich im 
Norden schroff und abweisend wie ein Menschenfeind. Darum sind auch 
alle X'ersuche bisher vergeblich gcvve.sen, diesen trotzigen Bergriesen zu 





Nr.6 l »3QQO9QO QQQ Q O QQQ83£a 8 8Sa09a i DEUTSCHLAND 


315 


bezwingen und als Vermittler im Reichsverkehr einzufügen; sie scheiterten an 
den Schwierigkeiten der Aufgabe, die Felsenhöhe des Vater Brocken zu er¬ 
klimmen und dabei zugleich dem Harz- und Reichsverkehr zu dienen • - ohne 
doch anspruchsvoll zu sein wie der Haupt- und Weltverkehr der Neuzeit. 

Und dennoch wird auch in dem beifolgenden Entwürfe versucht, dem 
offenkundigen Übelstande in und an dem Harz endgültige Abhilfe zu schaffen 
— durch eine Hauptverkehrsader, welche mitten durch des Reiches Herz, 
den grünen Harzw'ald, führen soll. Diese Vollbahn entsprechend der Harz¬ 
lage von Nordwest nach Südost anzulegcn, erübrigt sich - einmal weil bereits 
verschiedene Hauptlinien westöstlich vorbeilaufen und dann weil auch schon 
einige Nebenlinien von Nordwest und Südost die Harzer Täler hinaufklettern. 
Dagegen sind die Nordsüdstrecken herumgeführt und die beiden Haupt¬ 
strecken von Norden sogar nach Südwesten und Südosten gerichtet; denn 
der Hauptverkehr wird durch den verschlossenen Harz von der Mitte abge- 
drangt, belastet infolgedessen die seitlich schräg laufenden Schnellzuglinicn 
und erschwert sowohl den Betrieb als auch die Reise auf denselben. Eine 
gerade, mittlere Nordsüdlinie besteht also noch nicht, kann aber geschaffen 
werden — mit Hilfe einer Hauptbahn durch den Harz; Harzburg—Braunlage— 
Nordhausen im Anschluß an Bahnstrecken, welche teils als Vollbahnen schon 
vorhanden, teils als .solche auszubauen sind. 


Die Platzfrage im D-Z u g. Beim Belegen der Plätze in den 
D-Zügen haben sich häufiger Unregelmäßigkeiten herausgestelll, weshalb die 
Staatsbahnverwaltung den Bediensteten die größte Gewissenhaftigkeit bei Aus¬ 
führung der Bestellungen sowie bei der Kennzeichnung und Anweisung der 
Plätze in den Zügen zur Pflicht macht. Bei Ausfertigung der Platzkarten im 
Vorve rkauf soll vor allem auf deutliche Eintragung der Zahlen und auf genaue 
Übereinstimmung mit der Laufkarte geachtet werden. Die im voraus belegten 
Plätze sollen rechtzeitig — jedenfalls bevor die Reisenden den Zug besteigen 
an den Stellschildem gekennzeichnet werden; die letzteren sind von den Zug¬ 
führern an der Hand der Laufkarte nachzuprüfen. Etwaigen Streitigkeiten 
soll durch die nachstehenden Bestimmungen vorgebeugt werden: Ncl rr.cn 
Reisende ohne Platzkarten vorbestellte Plätze ein, so sind sie auf Verlangen der 
Inhaber der Platzkarten in höflicher, aber bestimmter Weise zum Verlassen 
der Plätze aufzufordern und nötigenfalls hierzu zu zwingen. Wenn dies während 
der Fahrt nicht möglich sein sollte, so ist das Erforderliche auf der nächsten 
Aufenthaltsstation zu verlangen. Zeigen mehrere Reisende Platzkarten für die 
gleichen Plätze vor, so hat das Zug- und Bahnhofspersonal für bestmögliche 
Unterbringung der Reisenden zu sorgen. Bei solchen Unregelmäßigkeiten 
haben sich die Beamten aller überflüssigen Bemerkungen über die Schiildfrage 
2 u enthalten und lediglich dahin zu streben, den in Verlegenheit gesetzten 
Reisenden nach Kräften behilflich zu sein." 

Die schnellsten Eisenbahnzüge in Deutschland. 
Der diesjährige Sommerfahrplan weist sechs Züge mit einer Stundengeschwin¬ 
digkeit von 85 km und darüber auf. Der schnellste Zug ist der D-Zug Berlin 
Hamburg, der die 286,7 km lange Strecke mit einer Stundengeschwindigkeit 
von 88,7 km in 3 Std. 14 Min. zurücklegt. Es folgt dann der D-Zug Hamburg - 
Wittenberge mit 88,4 km Stundengeschwindigkeit, dann der D-Zug München 
Nürnberg, der mit einer Stundengeschwindigkeit von 88,3 km die 198,7 km 
lange Strecke in 2 Std. 15 Min. bewältigt, und der D-Zug Berlin Halle mit 
88,2 km Stundengeschwindigkeit, so daß er seinen 161,7 km langen Weg in 

1 Std. 50 Min. durcheilt. Der D-Zug Berlin—Hannover erfordert zu der Durch¬ 
fahrung der 254,1 km langen Strecke bei 85,1 km Slundengeschwindißkeit 

2 Std. 59 Min., und endlich legt der D-Zug Berlin—Leipzig seinen 164,4 km 
langen Weg bei einer Aufwendung von 85 km Stundengeschwindigkeit in 
I Std. 56 Min. zurück. 

Ein Hutnadel verbot für die Eisenbahnen Europas 
ist in Vorbereitung. In den Eisenbahnwagen sind bekanntlich Plakate ausge¬ 
hängt, die unter der Überschrift „Zur gefälligen Beachtung“ eine Reihe von 
Regeln und Verboten für die Reisenden enthalten. Das bayerische Verkehrs¬ 
amt in München hat nun auf der letzten europäischen Beiwagenkonferenz den 
Antrag eingebracht, den Text für dieses Plakat zu ergänzen und neu zu fassen. 
Neu aufgenommen werden soll vor allem ein Satz, wonach die Spitzen 
von Hutnadeln geschützt sein müssen. Der bayerische .Antrag wurde 
dem Stockholmer Ausschuß der Beiwagenkonferenz, zur Krlediguns? überwie.'-cn. 

Rcisegepäckverkehr. Es dürfte noch nicht genügend bekannt 
sein, daß von vielen bayerischen Stationen nach Österreich besondere Gepäck¬ 
sätze bestehen, die zur .Anwendung gelangen, wenn Fahrkarten nicht vorgezeigt 
werden. Dies ist besonders für Reisende von Wichtigkeit, die beispielsweis 
von Bayern über die .Alpenpässe zu Fuß wandern wollen, ohne ihr Gepäck 
mitzunehmen. In München Hauptbhf. besteht während der Hauptreisezeit 
ein österreichisches Zollamt, das auch die zollamtliche Behandlung von solchem 
Reisegepäck vornimm . Hierdurch werden d e außerordentlich lohnenden 
Wanderungen und Wagenfihrten in den landschaftlich schönen (Grenzgebieten 
wesentlich erleichtert. 

Der L ö t s c h h e r g l u n n e 1, der in Brig an die Simplonbahn an- 
scbließt und eine neue Verbindung der Schweiz mit Italien herstellt, also eine 
Entlastung der Gotthardbahn ist. wurde am 28. Juni <lem X’erkehr übergeben. 
Bei der Ausführung der Bahn, deren Bedeutung für den int(‘i nationalen Ver¬ 
kehr A. Nistler schon im ersten .Aprilheft 1913 der „Deutschland“ ce- 
schildert hat, wurden infolge der ausgezeichneten Organisation diuch den 
Oberingenieur Rothletz ungewöhnlich große Lei.stungen erzielt. Der Sohl¬ 
stollen wurde mittels pneumatischer Bchrmaschinen gehöhlt. Bemerkens¬ 


wert war auch die neue Verwendung kleiner Handbohrmaschinen beim 
Vollausbruch. Täglich schritt man auf der Nordseite sieben Meter, auf 
der Südseite, wo besonders harter kristallinischer Schiefer zu durchbohren 
war, fünf Meter, also zusammen zwölf Meter vorwärts. Zur Sicherung 
und insbesondere zur Trockenlegung des Baues fand ein neues patentiertes 
Verfahren, die sogenannte Tunnelrückenbetonierung, Anw'cndung; es wird 
dadurch das besonders in wasserreichen Gebirgen trotz Asphaltabdeckung 
auftretende Durchsickern von Wasser durch das Gewölbe unter Auswaschung 
des Mörtels aus den Fugen vermieden. Das Verfahren besteht darin, daß die 
Gesamtfläche des Gewölbes gleichmäßig mit Bohrlöchern, die bis durch die 
Hinterpackung getrieben werden, besetzt wird. Durch diese Löcher wird unter 
Luftdruck von etwa 10 Atmosphären Zementmörtel gepreßt, der in die feinsten 
Ritzen der Gebirgswandung dringt und rings um das Gewölbe einen undurch¬ 
lässigen Betonkörper schafft. Die Lötschbergbahn ist die erste große Tunnel¬ 
bahn, die nicht nur auf einzelnen Strecken, sondern auf ihrer ganzen Länge 
elektrisch betrieben wird. Um diese Aufgabe zu lösen, mußte die Industrie ganz 
neue Triebmittel erfinden und herstellen. Man baute Lokomotiven von einer 
Stärke, die keine Dampflokomotive Europas besitzt. Das durch internationale 
Übereinkunft als Maximum festgesetzte Zugsgewicht von 310 Tonnen auf 
Steigungen von 27 pro Tausend wird von einer einzigen dieser Überlokomotiven 
gezogen, während bei Dampfbetrieb zwei der stärksten Maschinen für die gleiche 
Leistung vorgespannt werden müssen. Die gesamte Länge des Tunnels beträgt 
14506 Meter. Der Haupttunnel ist doppelspurig angelegt. Er steigt bis 
1244 Meter und fällt bis zum Südabhang wieder auf 1219 Meter. Gewaltige 
Viadukte, Doppelschleifen, Kehrtunnels, zwischen Felswänden eingesprengte 
Brücken und übereinander aufgebaute Mauerfestigungen sow'ie die Lawinen¬ 
schutzbauten zeigen dem Auge das Bild kühnster Technik bei größter Pietät 
vor der Landschaftsschönheit. 


Alkohol und Verkehrssicherheit. 

Der Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hat auf 
seiner diesjährigen Hauptversammlung in Hannover eine sehr ernste und 
wichtige Frage erörtert, nämlich das Thema „.Alkohol i;nd Verkehrssicherheit". 
Diese Fräße ist für jeden Menschen — mag er sonst auch der Abstinenz¬ 
bewegung nicht folgen — von höchster Bedeutung, denn die Sicherheit des Ver¬ 
kehrs ist eine unabweisliche Vorbedingung für das ganze moderne Leben. Die 
Frage wurde daher auch nach allen Seiten hin gründlich und sachlich beleuchtet. 

Über die Bestrebungen zur Einschränkung des Alkoholgenusses im E i s e n - 
bahndienst sprach Geh. Reg.-Rat Ausmann - Straßburg i. E. 
Seitdem, so führte er aus, die Wissenschaft die nachteiligen Folgen des Alkohol¬ 
genusses auf die Geistestätigkeit festgestellt hat, ist man sich auch über die 
Gefahr, die dieser für den Bahnbetrieb im Gefolge hat, immer mehr klar ge¬ 
worden. Die von manchen Seiten nach amerikanischem Vorbild aufgestellte 
Forderung völliger Abstinenz der Belriebsbeamlen auch außerhalb des Dienstes 
ist ein Zukunftsideal, zurzeit aber wohl noch undurchführbar. Die fort¬ 
schreitende allgemeine Aufklärung läßt indessen einen Wandel der allgemeinen 
Auffassung erhoffen, der in einiger Zeit eine erhebliche Verschärfung der 
Maßnahmen der Verwaltungen erreichbar erscheinen läßt. Von hohem vor¬ 
beugendem Wert sind die Wohlfahrtseinrichtungen der Eisenbahn, vor allem 
aber die umfassende Abgabe äußerst billiger alkoholfreier Getränke, die in 
weitem Umfang geschieht. So sind 1912 im Bezirk einer einzigen Direktion 
(Straßburg) an 200 Stellen Millionen Portionen alkoholfreier Getränke 
für 148000 Mk. abgegeben werden. Indirekt wirkt in gleicher Richtung die 
Begünstigung des Turnens, der Bienen- und Kleinviehzucht u. a. Nützlich 
wirken auch Vereine, insbesondere die allgemeinen Eisenbahnvercine, indem 
sie in ihren Büchereien, bei Vortragsabenden und in dem Verbandsorgan auch 
die Alköholfrage berücksichtigen und bei Festen und Ausflügen den Trink¬ 
zwang fernhalten. Eine wertvolle Unterstützung bilden die alkoholgegnerischen 
Vereine, wie der Deutsche Verein g. d. M. g. G., die Guttempler, das Blaue 
Kreuz und der Lisenbahn-Alkoholgegnerverband. Infolge des Zusammen¬ 
wirkens aller dieser Faktoren nähern wir uns allmählich der Zeit, in der der 
Alkoholgenuß des Bahnpersonals als Gefahrenmoment für die Betriebssicherheit 
ausgeschaltet sein wird und in der er heißen wird: Nüchtern wie ein Eisenbahner! 

Alkohol und Verkehrssicherheit in den Städten be¬ 
handelte derVerkehrsinspektor der Kölner städtischen Straßenbahnen K r ü s? e r. 
Er begründete, wie er als Leiter eines großstädtischen Verkehrsdienstes zur 
Bekämpfung des .Alkohols im Straßenbahnhetriebe gekommen ist. Die Be¬ 
strebungen des Eisenbahn-Alkoholgegner\'crl)andes haben ihm den .Anstoß 
gegeben, dieser Frage seine .Aufmerksamkeit zuzuwenden. Er schildert dann 
die nicht geringe V’erantw'ortung des Straßenbahnpersonals im Verkehrsleben 
der Städte, weist darauf hin, daß der Alkoholgenuß möglichst ausgeschaltet 
werden muß, wie dies in Köln geschieht, und macht Vorschläge zum weiteren 
Vorgehen. Er zeigt das Anwachsen des Stralk*nbahnverkehrs und das hiermit 
verbundene Anwachsen der Gefahren an einer Tabelle und schließt diesen Teil 
seiner .Ausführungen mit dem Satz: Nüchternheit gibt Sicherheit. Hiernach 
kommt er auf den Autoverkehr zu sprechen. .Auch hier weist er auf die mancher¬ 
lei Gefahren hin und macht Vorschläge zu ihrer Einschränkung. Eine graphische 
Darstellung diente zur näheren Erläuteiung. Zum Schlüsse streifte er noch 
die übrigen Fuhrwerkslenker. Der Refiner l^ommt zu der Schlußfolgerung, 
daß alle, die da/u l^jrufen sind, an der gefahrlosen .Abwicklung des Straßen¬ 
verkehrs milzuarbeiten, sich im (jcnuß alkoholischer (Getränke die größte 
Mäßigung, im Dienste aber völlige Enthaltsamkeit auferlegen müssen. 

.Alkohol und Verkehrssicherheit bei der Wasser-undLuftschiff- 
fahrt erörterte I-andesversicherungsrat Hansen, Kiel. Bei der .Auswahl 
der Schiffsführer und Schiffsoffiziere in der deutschen See- und Binnen- 


316 


DEUTSCHLAND 


Nr. 6 


Schiffahrt wird sehr auf Nüchternheit gesehen. Von den deutschen Seeleuten 
vom Mannschaftsstande darf im allgemeinen gesagt werden, daß sie während 
des Dienstes den Alkohol meiden. Unleugbar kann und sollte aber in manchen 
Fällen doch noch ein Weiteres geschehen, um hier den Alkohol auszuschalten. 
So spricht durchaus die Erfahrung dafür, daß nicht — wie es nicht selten üblich 
zu sein scheint — bei besonders anstrengenden Dienstleistungen, großer Kälte, 
übermäßiger Hitze usw. zur vermeintlichen Stärkung oder als Belohnung 
Branntwein, Kognak, Bier u. dgl., vielmehr in reichlichem Maße alkoholfreie 
Getränke, wie löiffee, Tee, Bouillon, Zitronensaft usw., verausgabt werden. 
Auf Passagierschiffen müßte es unmöglich gemacht werden, daß die Mann¬ 
schaften sich aus den Kantinen oder von den Stewards alkoholische Getränke 
in irgendwelcher Gestalt beschaffen können, ebenso daß Passagiere den Mann¬ 
schaften derartige Getränke spenden. Es erscheint nicht überflüssig, in dem 
ebengedachten Sinne die Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft 
zu ergänzen. Dringend empfiehlt sich, durch die Schiffsbibliotheken und in 
den Mannschaftsräumen volkstümliche Schriften verbreiten zu lassen, durch 
welche die Mannschaften auf die Gefahren des Alkoholgenusses hingewiesen 
werden, wie überhaupt durch Einstellung guter belehrender und unterhaltender 
Bücher und Schriften für geeignete Ausfüllung der Freizeit zu sorgen. Ebenso 
ist sehr erwünscht eine nachdrückliche Unterstützung der Bestrebungen zur 
Errichtung von Seemannsheimen an den Küstenplätzen des In- und Auslandes. 
In der L u f t s c h i f f a h r t ist jeder Alkoholgenuß vom Übel. Es sollte — 
ähnlich wie im Automobilbetriebe — jeder Führer eines Flugzeuges — im 
Interesse der Sicherheit und Gesundheit seiner eigenen Person, und im Hin¬ 
blicke auf etwa von ihm beförderte fremde Personen — nicht nur während 
seiner beruflichen Tätigkeit, sondern ebenfalls vor- und nachher, jeglichen Genuß 
von Alkohol, auch als vermeintliches Stärkungsmittel, unbedingt unterlassen. 



Das Kartell europäischer Rad- (Motor-) Fahrer 
und Automobilisten-Verbände, e. V., hielt am 28. Juni im 
Hotel Union, München, den 16. Delegiertentag ab, wozu Abgeordnete aus 
ganz Deutschland erschienen waren. Der Präsident erstattete den Geschäfts¬ 
bericht, gab einen Überblick über die Tätigkeit betreffs Abschaffung der Auto¬ 
mobilpflasterzölle, Versicherungswesen, Grenzkartenbetrieb, Vertretung beim 
internationalen Straßenkongreß London, Bund deutscher Verkehrsvereine, 
Leipzig, bei den Verhandlungen betreffs Reichsversicherung von Fahrzeug- 
und Tierhaltern usw. Der Berichterstatter der Rechtsschutzkommission be¬ 
richtete über deren Tätigkeit. Die Berichte der einzelnen Verbände gaben ein 
erfreuliches Bild über deren Wachstum und Tätigkeit. Als Ort des 17. Dele¬ 
giertentages 1914 wurde wieder München bestimmt. Eine längere Erörterung 
entspann sich über die weitere Tätigkeit des Kartelles (Transport der Autos 
nach Dänemark, Behandlung des Kartenwesens, Aufschluß über gut fahrbare 
Straßen für Autos, Hotelwesen usw. Unter den Anträgen ist der Hannovers über 
Unterstützung der radfahrenden Jugendabteilung sowie der aus Grazüber Ein¬ 
führung einer billigeren Versicherung für Radfahrer in Österreich hervorzu heben. 

Als Präsident des Mitteleuropäischen Motor¬ 
wagenvereins wurde in der letzten Ausschußsitzung an Stelle des ver¬ 
storbenen Generalmajors z. D. G. Becker einstimmig Herr Ministerialdirektor 
a. D. 0 11 o J u s t in Berlin gewählt. Der neue Präsident hat als Vortragender 
Rat im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten und später als 
Direktor im Reichsamt des Innern für die Entwicklung des Automobil Verkehrs 
stets volles Verständnis und warmes Interesse gezeigt; viele Maßnahmen und 
Einrichtungen wurden von ihm ln die Wege geleitet, die das Automobilwesen 
in wirtschaftlicher und technischer Beziehung tatkräftig gefördert haben. 



Zeppelins Ehrentag. 

Der 75. Geburtstag des Grafen Zeppelin ist für die deutsche Luftfdirt 
ein Ehren- und Freudentag gewesen. Denn dieser 8. Juli des Jahres 1913 hat 
wieder einmal all die Liebe und Verehrung wachgerufen, die im deutschen 
Volke dem — nach einem Wort des Kaisers — „größten Manne des 20. Jahr¬ 
hunderts “entgegengebracht wird. Aus allen Gauen des Vaterlandes und aus 
vielen andern Ländern liefen Glückwünsche ein. Und einer der ersten war 
wiederum derDeutscheKaiser. Er telegraphierte: „Meine wärmstenC^lück- 
wünsche zur heutigen Vollendung Ihres 75. Lebensjahres. Kaiser und Reich 
sind stolz auf den kühnen Beherrscher des Luftmeeres. Mögen Sie sich Ihrer 
jährlich wachsenden Erfolge noch recht lange in Gesundheit und Jugendfrische 
erfreuen.” — Der Reichskanzler gebraucht in seinem Glückwunsch die 
ehrenden Worte: „Nach langen Jahren mühevoller Arbeit bleibt nunmehr in der 
stetig anwachsenden Luftflotte der glänzende Erfolg Ihres auf die Erschließung 
der Luft für den menschlichen Verkehr gerichteten Denkens und Strebens." 

In Friedrichshafen wurde der Geburtstag des Grafen von der Bevölkerung 
und den Angestellten der Luftschiffwerft freudig begangen. Die Luftschiff¬ 
baugesellschaft hat zugunsten ihrer Angestellten und Arbeiter eine Stiftung 
von 10 000 Mark gemacht. Die Stadt Friedrichshafen hat beschlossen, zur 
Erinnerung an den Tag ein Zeppelinmuseum zu begründen. Auf dem Fest¬ 
bankett rühmte der Vorsitzende des Arbeiterausschusses der Luftschiffswerft* 
Reichardt, die Sozialpolitik, die Graf Zeppelin seinen Arbeitern gegenüber 
betätigt habe. Geheimrat Albert, der im Namen und Aufträge der Reichs¬ 
behörden sprach, gedachte der schon oben mitgeteilten Worte des Kaisen 
und verriet, daß Graf Zeppelin gesagt habe, er würde sich noch als Flieger¬ 
offizier ausbilden lassen, wenn das Vaterland in Gefahr sei. Graf Zeppelin 
erinnerte an die Zurückweisung, die ihm in erster Zeit an den maßgebenden 
Stellen zuteil geworden sei, aber auch an die Erfolge, die er besonders dem 
Staatssekretär v. Tirpitz, dem Kriegsminister v. Einem und dem Reichskanzler 
V. Bethmann Hollweg verdanke. 

Die größte Ehrung für den greisen Grafen war aber die Tauffahrt des 
neuen Luftschiffes „L Z 20“, das künftig den Namen „Z 5“ tragen wird. Es 
stieg am Morgen des Geburtstages mit dem Grafen Zeppelin auf und machte 
eine kurze, aber glänzende Fahrt. 

Am gleichen Tage machte in Düsseldorf, dem Mittelpunkt des 
Luftfahrtwesens in Westdeutschland, das erste halbstarre Stahlluftschiff 
der deutschen Luftschiffwerft seine glückliche Werkstättenfahrt. Die techm- 
schen Grundlagen zu dem Luftschiff, das die Bezeichnung V 1 erhalten hat 
und für die Militärverwaltung bestimmt ist, stammen vom Ingenieur und 
Konstrukteur Veeh und wurden dann durch einen der ersten Mitbegründer 
des Werkes, dem bekannten Herrenflieger Dr. Wittenstein, in eine praktische 
Form gebracht. Der Vollender des Baues ist der Diplom-Ingenieur Simon, 
dem auch die Führung des Luftschiffes anvertraut ist. Die Durchführung des 
Werkes ist in erster Linie dem großen Opfermut des Herrn Ad. Erbsloh zu 
danken, der mit seinen Freunden, darunter wiederum Herr Dr. Ottenstein, 
übrigens ebenfalls aus Barmen gebürtig, und Herr Dr. Herkenrath, der das 
ganze Unternehmen bis heute geleitet hat, an dem begonnenen Versuch trotz 
aller Schwierigkeiten festhielt. Tatkräftige Förderer des Werkes wurden ferner 
Herr Krupp von Bohlen und Haibach, Mitglieder der Familie von Stumm, die 
Mannesmann-Röhrenwerke und andere. Auch die Heeresverwaltung und 
nicht zuletzt die Stadt Düsseldorf erwiesen dem Unternehmen ihre Unterstützung 
Das 80 Meter lange Luftschiff, das einen Inhalt von 8000 Kubikmetern bat, 
ist eine vollkommen halbstarre, zerlegbare Konstruktion. Verarbeitet ist lediglich 


Wer Erholung und Qenesung 
in Deutschland sucht • 

beachte die illustrierte Zeitschrift „DEÜTSCHLRMD", deren einzelne Hefte als 
zuverlässigster Führer durch die deutschen Städte und Landschaften gelten 
können. In besonders eingehender Weise sind die deutschen Kur- und Heil- 

«htl'n'soÄ „Die deutschen Kur- u. Badeorte« 

gewürdigt. — Preis dieses Heftes 40 Pfg. Versand nach auswärts gegen 
60 Pfg. in Freimarken durch den Verlag, DÜSSELDORF, Postfach Nr. M4. 














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vrtJsJtti s'^erwfifathtod 

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<J.fft‘ iTsi|tJcrii*rcil ^rhÄl^ .e^^ KWstSTN öijer C^TiswjS'-bpM-W'nif.^ itji^ ■ 

• in ftllüftibricK vefjü^jg^dert Sch-fsäb^J» bis ■und.'f' 

.0er Tra gk?ön?ef wird tlufdtt. di^- winVci^vrlibs p£- Vmduii^ in dw: fleiwiijn' l 

■ nii^ dteri. ’¥dSi*i-.hait-firidris i^iid'verseift* 04*.: 

erlaubt di* iweckmaßis^W -aililw; A7?.<fUb^iiiff:.b*fflspf?*ri> .Swutr-- 

nr^ac uvid. Bciühisruns^ftScfecö. fläj'<kßVur.'4bstlüt '-iWiße*b jIss-S iebidir,. 
t]iipi.t-iwirk^iTiv EÄ .smd 

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E,'t n national *'¥■ '.s t..^(i.d i fi? c b C f* 

Luft fl ö tt e n .V cf ■pi-i tiu . ■ Ani ^ j?.^:'. CebürtS-, 
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tSt F* e ib u r g i. ßfv wpe Verditti^ß^ zwecks 
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^ortflWV^wns jseblldet: Öpf Vec*)»!! will .unter der 
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FreaWr v; Po[iFHJunhur|f+ Hut^o Kaiilm- 
^bexfcld; eb Srdlvertr^er dw Herrisu Lejm- 
'. .kus?dI-EsaenN Dr,BrikkeiWm^i5^"l^i!Vj .AndöfT>3cfiT 
' Beuel fl,. - BL. Die . . 'FTtitiet am ■ 

12, Ofelöber Li Pefi* statt, -und iiun ersten mftl 
isf der behlitiie Basen der Gäft*L TwiMerictV 
aii Ab!Bu^|r[flt2 wordfir»^- ßMij^fif ifit diß 

Cöfdoh'Seunett-iTfj^te;, fciut«! ;• vöci Ani«F 
1909 tdid i9l0)*aweinjel.vcFn Deu^^blÄTui 
090i?^ duteb Efbaiött uTrd ! dun^b GetLke), 

]e einmal 'iwo der Schwdi uwd vtnt Ff^^nl^reißb 
gewtmnen w^rdeni von ljiUie»jnn t^ktnnUicH 
hn wrigen J^hre* wo det Fi^twose . 

vtnn Stut^gflftef Wbsöii hL ^9r Ltt, 

flog. 0))«ier Weitrökoiti bir- F?^ibÄil£m& ist 
inzwtacb^ dtifeli den El^Sr^r Runipelm*^r 
eufZ4O0 km wordim*) 

' ■ .O*. ■ L r e. U 'e d .tt rt_ b ■ $. u tp ^ a 

mocdite jftiaA d^ kCihneb Flug ßctinenr dim d*r 
FKe^^r Sriödejo^ vom lÖu Juni bi? 

Er i*t wie ytif bereits- 


27.: Juni lu 

' P';in-''.y achte¬ 


ln fMt 4 der ,,f^6itäfdjfLndV mitirfltettikiti ,tP' 

Berim m eDtnt Tag iiftcb ignttbifEitii -ütfjij iüitrfür dSese iCÄ^Hsntstrecite 

..von, Nlffi Kifüm^er iEiöft -rföi?«r '-v.ort 6 9.'geWuebL 

ölitö nt>cK Äffls Siuridtf 26 

ba+t*! fVFjit ’fjftd Cnöfn^Mott^r, ohne euch 

-nur eirn?- hst'BrHidsi^- to.l^Jüni ßuf e?.n-c™.UdeiniWl 

U'uwrtjgft. üWi ■ Länder •. und.. .bfere. .die '- - 'wL pkri i- ah^eJr'«ititrT.. Et 

' v&f?-W:ajr%^Läu', Dvvtu.sL 300 KiTontff'ief. ' Am 

aiid@m'._Ta^.-3bMis.:^- Psljjp.vf- -hjt'di. Pdi'pf^^bufk f^tt, . Er batte 

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318 


II DEUTSCHLAND 


Nr. 6 



Im Schwimmen um den englischen Königs preis hat 
der bekannte Magdeburger Schwimmer Schiele am 28. Juni in London 
einen glänzenden Sieg errungen. Schiele wurde im zweiten Teile des Wett¬ 
bewerbs, im Rettungsschwimmen über 150 Yards, allerdings nur Zweiter. Al)er 
sein ganz überlegener Sieg im Schwimmen über 440 Yards sicherte ihm im 
Gesamturleil mit 23 Punkten den endgültigen Sieg vor dem englischen Meister 
Dr. Morris, der nur 22,5 Punkte erzielte. Schiele hat somit seinen Siccen 
in diesem Wettbewerb: 1907, 1908 und 1909, einen weiteren Erf olg angereiht. 


20. 27. Juli: In Hildesheim Volksfest mit historischem Festzug. 

23. Juli bis Mitte August: In Baden-Baden Tennis-Turniere zwischen 
erstklassigen Spielern. 

27.. 30. Juli, 3. August: In Neuß a. Rh. Pferderennen. 

30. Juli bis 16. September: In M ü n c h e n Festvorstellungen im Königl. 
Prinzregententhealer und im Rcsidenztheater. 

3. August: In Barmen Pferderennen. 

3.- 10. August: In Dresden Vogelwiese. 

9. 11. August: ln .VI a r b u r g lOOjährige Jubiläumsfeier des Kurhessischen 
Jägerbataillons Nr. II. 

10. August: In Stuttgart Militärische Erkundigungsfahrt für Motorräder 
(Allgem. Deutscher Automobilklub Gau XII Württemberg und Hohen- 
zollern). 

15. y\ugust: In Magdeburg Pferderennen (Kronprinzenpreis). 

17. August: In Magdeburg Kronprinzenpreis und Autosternfahrt des 
Automobilklubs nach dem Rennplatz. 

17. 19. August: In Trier Feier des 100jährigen Bestehens des Infanterie- 

Regiments Nr. 29. 

22.—31. August: In Baden-Baden Große internationale Pferderennen, 
verbunden mit Blumenkorso und zahlreichen andern gesellschaftlichen 
Veranstaltungen großen Stils. 

24. u. 31. August: In Dresden Pferderennen. 


Kongresse u, Versammlungen 


Die Verkehrs-Vereine und Verwaltungen bitten wir um rechtzeitige 
Angabe der jeweilig stattfindenden größeren Veranstaltungen. Die Red. 


23. -26. Juli: In Brüssel Erster internationaler Jugendschutzkongreß. 

28. Juli bis 2. August: In Köln 2. Fortbildungskursus der Hochschule für 
kommunale und soziale Verwaltung. 

Im August: In Posen 54. Genossenschaftstag des Allgem. Verbandes der 
auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossen¬ 
schaften. 

Im .August: In K a s s c 1 Tagung des Verbandes der Rechtsanwalt- und Notar- 
bcamten. 

Im August: In Thorn Verbandstag der ostdeutschen Bürgerverclne. 

2. .August: In Köln l'agung der Solar-Unlon. 

2. 4. .August: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Buchbinder- 
Innungen. 

2. -4. August: In Münster Rheinisch-Westfälischer Stenographentng 

(System Stolze-Schrey). 

3. 8. y\ugust: ln Nürnberg Deutscher .Anthropologen-Kongreß. 

4. -6. August: In Aachen Generalversammlung der Deutschen Dendro- 

loglschen Gesellschaft. 


8 .—II. August: In Halle a. S. Kongreß der Handwerks- und Gewerbe¬ 
kammern Deutschlands. 

8 .—12. August: In Meiningen 28. Kongreß der Allgemeinen Radfahrer- 
Union. 

11. —12. .August: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Bürsten- und 
Pinselfabrikanten. 

11. -13. August: In Ha 1 le a. S. 14. Deutscher Handwerks- und Gewerbe¬ 
kammertag. 

16. 20. August: In .Augsburg Bayr. Schuhmachertag, verbunden mit 
Ausstellung. 

16. 21. August: In Halle a. S. Verbandstag deutscher Sattler-Innungen, 
verbunden mit Ausstellung. 

25. 28. August: In Kiel Deutscher .Apothekertag. 

25. 28. August: In Trier Tagung des Deutschen Forstvereins. 

25. - 28. August: In Kiel Hauptversammlung des Deutschen Apotheker¬ 

vereins. _ 

Zeitangaben der ln Leipzig stattfindenden Tagungen und 
Veranstaltungen. 

.Außerhalb der Ausstellung: 

23.-—29. Juli: 18. Deutscher Reichsfeuerwehrlag mit Sonder-Ausstellung 
auf dem Meßplatz. 

30. Juli bis 2. August: Deutscher Reichsverband zur Bekämpfung der Impfung, 

Berlin-Schlachtensee. 

31. Aug. bis 3. Sepl.: Deutsche Schuh- und Ledermesse, Leipzig, Leplay- 
straße. 

28.- 31. Aug.: Radrennen, W^eltmeisterschaft auf dem Sportplatz. 

31. Aug. bis 6. Sept.: Michaelis-Messe, Engros-Messe. 

21. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn. 

27. -28. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn. 

28. Sept.: Radrennen, Preis von Europa. Verein Sportplatz. 

12. Oktober: Allgemeiner Deutscher Automobil-Klub, Sternfahrt zur Ein¬ 
weihung des Völkerschlacht-Denkmals. 

12. Oktober: Radrennen, zwei Steherrennen auf dem Sportplatz. 

16., 18., 19, Oktober: Deutsch-Akademisches Olympia. 

18. Oktober: Einweihung des Völkerschlacht-Denkmals. 

18. Oktober: Stafetlenlauf zur Einweihung des Völkerschlacht-Denkmals. 

19. Oktober: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn. 

26. Oktober: Leipziger Verein für Luftschiffahrt, die nationale Ballon- 
Wettfahrt. 

26. Oktober: Deutscher Luftfahrerlag. 



Die deutsche Ausstellung in Gent. Im großen Wein¬ 
restaurant des deutschen Hauses der W^eltausstellung in Gent fand am 5. Juli 
ein großes (ffizielles Festmahl statt, zu dem außer vielen Ausstellern aus Deutsch¬ 
land die Preisrichter sowie die leitenden Persönlichkeiten der Weltausstellung 
erschienen waren. Der Präsident der .Ausstellung, Dr. Becker, gab bekannt, 
daß bis jet/t in der Maschinenhalle der Ausstellung für Textilmaschinen für 
drei .Millionen Aufträge vorliegen. Der belgische Reichskommissar, 
cm b« kannter Industrieller, de Hemptinne, sagte, das. was an Textilmaschinen 
in der deut.schen Maschinenhalle aufgestellt sei, habe auf Fachleute einen 
großen Eindruck gemacht, da sie die deutsche Industrie auf diesem Gebiete 
in bemerkenswertem Fortschritt gefunden hatten. Der [Präsident des Komitees, 
lüftaatssekretär Cooremann, erklärte, es hätte auf die belgischen maßgebenden 
politischen und industriell<*n Kreise einen schmerzlichen Eindruck gemacht, 
wenn die deutsthen Fahnen nicht auf dem Ausstellungsgelände in Gent ge- 




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Nr. 6 ffi QQa300GQQQ0QQQQQ QeQ9QQ Q »g«!l DEUTSCHLAND 


319 


flattert hätten. Das Fest, dessenVorbereitung Herr Ed. Biesenbach, Düssel¬ 
dorf, als Mitglied des deutschen Komitees der Weltausstellung, hatte, nahm 
einen anregenden und glänzenden Verlauf. 

II. Allgemeine Deulsch-Ostafrikanische Landcs- 
Ausstellung Daressalaml914. Zur Feier der Eröffnung der Mittel¬ 
landbahn in Deutsch-Ostafrika und des 25jährigen Jubiläums der dortigen 
Kaiserlichen Schutztruppe findet im August 1914 in Daressalam unter dem 
Ehrenvorsitz des Kaiserlichen Gouverneurs eine „Allgemeine Deutsch-Ost¬ 
afrikanische Landes-Ausstellung“ statt. Der Kronprinz hat das Protektorat 
übernommen; den Vorsitz eines in Deutschland in der Bildung begriffenen 
Ehren-Ausschusses führt der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg. Die 
Ausstellung wird in vier Abteilungen umfassen: Land- und Forstwirtschaft, 
Handel, Industrie, Gewerbe und Verkehr, Medizinal- und Veterinärwesen. 
Schul- und Missionswesen. Das Präsidium besteht aus den Herren: Sorge- 
Magdeburg, Vorsitzender Direktor des Krupp-Grusonwerkes und Vorstands¬ 
mitglied der Ständigen Ausstellungskommission, und Supf-Berlln. Vorsitzender 
des Kolonialwirtschaftlichen Konutees. 

Kampf um die Kolonial -Ausstellung Marseille- 
Paris 1916. Der Gedanke einer Wiederholung der Kolonial-Ausstellung 
Marseille 1906 ist seit einiger Zelt von der Marseiller Presse mit lebhaftem 
Interesse erörtert worden und hat auch Insbesondere die rege Unterstützung 
des Generalkommissars der 1. Kolonial-Ausstellung, des bekannten Vor¬ 
sitzenden der „Compagnie Generale Tränsatlantlque“, Jules Charles Roux, 
sowie des Bürgermeisters von Marseille, des Deputierten Chanot. gefunden. 
Im Hinblick auf das von dem „Cemite National des Expcsltlons Coloniales“ für 
das gleiche Jahr in Paris betriebene Projekt einer internationalen Kolonial-\us- 
stellung dürfte es interessieren, daß. wie die „Ständige Ausstellungskommission 
für die deutsche Industrie“ auf Grund zuverlässiger Informationen bekannt gibt, 
nunmehr der Conseil Municipal von Marseille eine Million Franken für die 
Marseiller Ausstellung bewilligt, und auch der Generalrat des Bezirks der 
Rhonemündung den Betrag von 250000 Franken zur Verfügung gestellt hat, 
während die Handelskammer demnächst eine gleiche Beihilfe beschließen 
dürfte. Es bleibt abzuwarten, welchen Ausgang die Rivalität der südfranzösischen 
Hafenstadt mit Paris nehmen wird. 


Bis 12. Oktober: In Düsseldorf Große Kunstausstellung im Städtischen 
Ausstellungspalast. 

Mai—Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) „Deutsche Künstlerbund- 
Ausstellung“ mit über 20(X) Kunstw'erken. 

Frühjahr—Sommer: In Darmstadt Ausstellung namhafter Privat- 
Gemäldesammlungen im Städt. Ausstellungsgebäude. 

Mai—Oktober: In Köln .Ausstellung Alt- und Neu-Köln. 

Mai—Oktober: In Stuttgart Große Kunstausstellung im neuerbauten 
Kunstgebäude. 

Mai—Oktober: In Breslau Historische und Gartenbau-Ausstellung, ver¬ 
bunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege. 

Mai—Oktober: In München Intern. Kunstausstellung. 

Mai—Oktober: In Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung. 

25. Juni bis 1. September: In Kassel Deutsche Kunstausstellung. 

21. Juni bis 5. September: In Paderborn Gewerbe-, Industrie- und Kunst¬ 
ausstellung. 

Juli—^August: In Essen Gewerbeschau (.Ausstellung für Handwerk, 
Industrie und Kunst). 

26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für Papier- und 
Schreibwaren. 

Mitte August: In München Süddeutsche Drogisten-Fachausstellung, ver¬ 
anstaltet vom Deutschen Droglstcn-Verband. 

8 .—10. November: In Barmen 16. .Allgemeine W'uppcrtaler Geflugel- 
Ausstellung. 


Die schönen Künste 


Musik 

Das Deutsche Musikfest. Eine musikalische Veranstaltung 
allergrößten Stils hat die ganze letzte Juniwoche hindurch in Berlin statt¬ 
gefunden, und zw'ar ein ,,Deutsches Musikfest“, das vom Allgemeinen Deutschen 
Muslker-Verbande und dem mit ihm zusammenhängenden Deutschen Orchester- 
Bunde gelegentlich der 25. Delegiertenversammlung des Verbandes gewisser¬ 
maßen als Huldigung für den Kaiser zu dessen Regierungsjubiläum ins Leben 
gerufen worden ist. Mit .Ausnahme .Vlünchens hatten wohl sämtliche Hof- 
und Stadttheater sowie die städtischen Orchester einiger fünfzig großer und 
mittlerer Städte Abgesandte nach Berlin gesandt, die sich an den geplanten 
fünf Sinfonie- und zwei Volkskonzerten beteiligen sollten, so daß es möglich 
war, für die sieben Konzerte sieben selbständige Orchester in der .Stärke von 
110 bis 235 Musikern zusammenzustellen. 

Die Programme brachten von I3ach das dritte Brandenburelsche Konzert 
für drei Streichorchester in Steinbachs Bearbeitung, von Händel ein Konzert 
für zwei Orchester, von Haydn die Militär-Sinfonie, von Mozart nur die unter 
dem Titel „Les petits rlens“ bekannt gewordenen kleinen Rokoko-Sätzchen, 
die nicht recht am Platze waren zwischen den sonstigen monumentalen Werken, 
von Beethoven die Sinfonien in A-dur, Es-dur und C-moll, das Violinkonzert 
(Konzertmeister Havemann aus Leipzig) und die große Leonoren-Ouverture 
Nr. 3, von Schubert die C-dur-Slnfonle, von Weber die Freischütz-Ouverture, 
von Mendelssohn die Schottische Sinfonie, von Liszt die sinfonischen Dich¬ 
tungen ,,Tasso“, „Les Preludes“, „Orpheus“ und „Mazeppa“, von Wagner den 
Kaisermarsch, die Ouvertüren zu Rlenzl, Tannhäuser, Meistersinger, letztere 
mit dem Vorspiel zum dritten Akt und der Festwiese, von Brahms die C-moIl- 
Sinfonle, von Bruckner die Romantische Sinfonie, von Rieh. Strauß die sinfo¬ 
nischen Dichtungen ,,Tod und Verklärung“ und „Don Juan“, von Humperdinck 
die Maurische Rhapsodie, von Hausegger die Barbarossa-Sinfonie, von Schein¬ 
pflug eine Ouvertüre nach Shakespcareschen Lustspielen, von Hans Huber 
die sechste Sinfonie (A-dur), von Georg Schumann die Ouvertüre „Lebens¬ 
freude“ — Rob. Schumann war nicht vertreten -, eine Orchester-Fantasie 
„Waldwanderung“ von Leo Blech und endlich als Neuheit eine Sinfonie ln 
A-moll des Verbandspräsidenten .Aug. Cords. Ein erfreuliches Bild boten nicht 
zuletzt die vierzehn Dirigenten, die sich, wie jeder Orchestermusiker, uneigen¬ 
nützig dem Fest gewidmet haben: die Herren Bruno Walter (München), Alb. 
Gorter (Mainz), Sigmund v. Hausegger (Hamburg), Herrn. Abendroth (Essen). 
Paul Scheinpllug (Känigsberg), Fritz Steinbach (Köln), Peter Raabe (Weimar), 
Franz Mlkorey (Dessau), Ernst von Schuch (Dresden), Dr. Hermann Suter 
(Basel), Georg Schumann (Berlin), Corbach (Sondershausen), Ed. Möricke 
(Deutsches Opernhaus Charlottcnburg) und G. Cords (Berlin). 

Malerei 

Franz Krügers Parade bilde r. Zw'ei der vortrefflichsten 
Gemälde .Altberliner Malerei, die Darstellungen einer Berliner und einer Pots¬ 
damer Parade von Franz Krüger, des Vorläufers von Adolf Menzel, sind durch 
ein Geschenk des Zaren an unseren Kaiser wieder nach Berlin gekommen und 
haben seit kurzem im königlichen Schlosse zu Berlin Unterkunft gefunden. 
Hier sind sie nun mit dem dritten jener berühmten Bilder vereint, die Krüger im 
dritten, vierten und fünften Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts geschaffen hat. 
Uber die interessante Entstehungsgeschichte dieser Bilder weiß die „B. Z.“ 
folgendes zu berichten: Im Jahre 1882 w'ellte Nikolaus I., noch als Gro߬ 
fürst-Thronfolger, zu Besuch in Berlin bei seinem Schwiegervater Friedrich 
W'ilhelm III. Den .Mittelpunkt der I’est lieh keilen bildete eine Parade auf dem 
Opernplalz, bei der Nikolaus dem König sein Kürassier-Regiment vorführte. 
Franz Krüger erhielt Uild darauf (1824) den .Auftrag, den X'organg zu schildern. 


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CwilbeHafT pldnl Jla Crrirjbtri?^ rintÄ Kurhautt's in AßijiannsWseFi- 

Füf dhf wn der zu grüudeiwitrt C^suK^thiffft aujsiugcbendi^n Obtigati^nen Jrp 

CCfta.mtbekrage iun 3 Mdhonrrj Ma/jii bwf die Gemeitrdevertrtlühg l>ei 6 g.cgeii 
b diE UbjtririidH*dp'. 

bifjscblü^srfliJ ij'mi disri ^u^t1^^ie|^llü^^eu Cr^iufthsdffütimit-' . 

gtiedi-rn ^rtd: .ftH- il^n' ■Vcl^Ji^^Jrrtd^^h■ ■, 

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AÖmari^biijicitif AiihHh^tfe ' SUia^i^ 

iasS üuSKbhe&iyit ajjit'dehy^i^yNtivfem^öte^^ /nlt'iKr'j&rn;- 

mit dem Behifcbr^. eng "^.ets^ba U:rid" 

. Jobeoden' kletnereri ' uikI- tj* Mit Bei«E ■ 


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: ■ ^^üisencbenstiiÄ- z ür ÜbflrtJahm* ' .■^^'■- Wertija;k^stru; ■ ' ■ pvc 

OniSftnMCjboä- der Einswbe-ferd^m ^iis- JtJi'-di^h ■'Gruhdert-die BcKh^hs 
im« fic»ch|uW¥5 lÖViTXcirideye^ der r^ da die 

nahmt^dier V^;ffbdh!g^ für dir, Erricfifunp fe )Cu/l>5y[-igr.^4L 

. adba Ft .ttC -".-'da* ■■Pr^jtit selber femigi' -Wäre^ 

f E * ti M U i t Ä F ‘ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ T a: 4 ri u 5^ i>k m 'jft'^ 

fe das VlfL und XVIIL Afrueckufps ui^ci^-WKedie ße. 


Afei dift fanfebafdich jsclidn Äti einem oaeb , 

»btalle^fet anterhaib ^nge 

im l : jub iiiiTKpy VirrV^fe fe : i'fi Wi^sWftu fem 

d^r JoitiTidAntuf tj^ . JvV^fL Arihmküips üb^tgebärs, , 

F J i e d r r c h f h d ii* N^t^h hrntc daii ife FHcdrtcKfüdtt Vabm«i)t 
der yhEt&u i Io f» nctidsta hhd b^ti fhteiu? Scfmhi (srknjr^irt Th^t 

zu Ife den/dek aijh ah^ der grafe 

am eifligf &it voft 4^1 ifetreAgurifem dlar Eec^fa^ 

■"■'*y^'4m--ufe; aui:h. nuf/cvnisfpe-; ^ irt -jgiifyanfe' 
■■■;-Gej^k;!^aKhrki<h wd FleckcK^n '^m 

in' diJh' üT^d 
Wstd^h ^bettet* bf^Jt^r^kb diitt 5cbiw,k'k^, feuthfeh« 

■ ■ - M.übfeeu ■ C^rt^ri •• V ife^dpfe /%i' ^?d^1^.hm gnmdfe «»u' 

■ auß<yöfdäitih>;baf-j^icfeji^keii yohL 

pKtmriiiadmfe '-ä-Öit T^TUtlscfe 

.■ fem»f^1ffi^ken.*l^hkulTeuz^!^ ' ;Wbi^}:fC!L^^g..Uridyseh >f*riderh 

ti^hVjb heutn Piddm 'yteue ■äctKirtfeÄjti' 'fe vind'weitsrnsn ffer- 

wetteih und 

hy jedüi^Tianns B^^it^bim ife^rgs tift, . ^er Kuh# ond Sin^ 
ÄJimWt febiä ■ nht vvitftj^en. StJiiirii£jt'ifc^.;fe lau^ldgur T^lar 

Aljer A4<?E-%f ö;iÄ.?i^-köm rfekhiifch siaf ■ 
On-t a^vrkmni ,t*t^^dfr 

-awci- Gülitäga.nbehv: Kw^^cttr. ;u4ur Pranji:^ud^iunudk >u -hö'rhAj 

Ahe. ■ i^iWödnimdL’h .üod' . KAiiunarrtt^ 

.;äbe;ö.de .ih:Km-. ')iw%' dv.y ■v^'d.^^!/lt■^J■:^!h^ar^.■.^.JI^fh1tekfe 
■;:Wb¥i. 'In tieri.Äbei^-ib?i^i.'adm Wi4t daE.5>>lr^!lc^^JPf^ abwechsMni^raedfcrte 
■. die.. AufftJhrufqtwi 

■•^yj^ .fe Freiiia.febührt.e 'dr^ -ßöfgtbisttiWÄ .iyii .v.-Sjeljisfetiijtäudhch' st auhh 
. die bygietvi-.siditfv .Emri<JiivAii3q^' fe-.-fM^ 

Luftbad* Krfcikeii^ 
4ih : yih anspruchavotisten 

ßeshtbhf:. 

. . iS.in-f 0k nach dm neum, 

jFtey^; iimgcl>t(it iit. 

{iiA ßö& ML): :wu i^de . Sfev ^SUsiyt-b^5lT*)*wh d ini Au ftrftire de» Hcnrtt 
R#5£ifeTi^p^tih% ■.diifnst l^ixjh a^gi^hdhimm. u.wd ':fi>r'-Unbe^-se^ 

■ 0*jr •■'L'farfeö-Ahfi&c -flicL giuf VerstÄ'rkuRjg hkf 

. lritgbh4riffl''-fj!fl)^iöi''nnt<yTrikjpfrerh^ dhs fclntiri^fc^Ui|!*j Vc^ifigiörijjög 

der .Jfcch^-vaüuUngit/i'' j!iy>v ■. ‘ 1 ^ -ä] nd ■ ,,;ÜichÖ¥ih;^i4'.fi fphkr ' :WfiJdf|Et. sich' iwi 

Tuiitr bsufitT^, Eü^' ahfe^rndf Dampfi^r sifid : 

d Alben .dir.-iö kT^hrf WL^5^ h=iLVcfMi^iin| äläb®!* 

Ai3r {3fi$ dfe'. 0 a aüfedtru AViri.'PmdGlbw;k«i Jlufe 

f;<jTV|ipmAv«hfei; fe nickt treffen. Die drtuemdm ÜTite/üUCburtütti 

urid die Abrialun’^ll vorafliahrüchiff Tngebrauchnhhme der PrirEl^ 

sifid durch nuniiferitik Verfügung gifnau gfc/egelE 


Verkehrs-Propaganda ffl 

■'. • Ei: u ;-V: t T ■•{£ * h r s - V «;. r - .vr u r d’ e ■; -i s Ei s-1 3> e n' g- c ^ r;u hd o't, 

Vmfendiw ist Rechtsafeh^M<difeiEkltbmL-/ ^ 

F r * ni d c u y er k e kr A n Be r li ift i J u n k fe b^HÄtöiBic 
im La rdt des Müöstt 1; 24^52 IVemfe Da vmT wpfeen in ^ Gasfefm 
^699, m Hc-tek wind Ciiwih.'bTf« -gaimk ?>37- io sonstilg^ Ahrtakm 

sua:Öe!ietbcri^ini^ Ffmjtlen ißAlJf'romdev Au^i Rußland aiauiiBttti (* 9^, 
4 ui& Ö$tärfeich . inw Ft^nkr1 Ö72x s ü« Erteknd I %% le^Us fekwn; 3i|J * 

■-. 4j/ii <kf' 'T^rteft 99,■ s4f-S^fe!E4;.?4..-iK^^ Fortug^I Tß.- »m 

Ntifwffgfr^a 5^9* aus ßcHgien 37S, an» *nj» 

ßalkiämsiiH^tm '2^^ 4J.ti dV Sefecit, 762- aui Asien .^iU..;A-liäkf 373 ^ 
•Ä'UÄ. ,A;wikiJ '^7.75. i^us, Auiär^'kh ,^3. 


PiMae Bilder KDondichmutk 

KtiAU«nikf9iB iBi AMviliBflt» fe ?4iE0-KQtiib' 

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Beheu Kün»t PortTSfas^ Liätfldieh&ft^in; u«tt. 

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fco»fettith Aüifitlhrlicfcer Ksta^fl^A:/^ "ßö Ahb*. 

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Photos gesucht 

Tont^isclieQUQdScluittt^ 
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alten Gogeodsn der W«H 
xniteprodaktttjnnvscke&, 
mögltcbot mitDegotir. in- 
geböte mit Ptnbetbxttgen 
eingotcbriebeii erbeten in 

Pemioanii Hirt i SobD 

?erligsbticbhtiidluiigt.letpiig 































Nr. 6 


99996908 9 000000008^81 DEUTSCHLAND 


Fernsprecher 20514 Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e.V.) Fernsprecher »0514 

Geschäftsstelle: Leipsig, Thomasiusstrasse a8. 

leiten und versendet auf 


(Die Geschäftsstelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseani 
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und 


igelegenhe 
Landschaften.) 


Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle. 

Für die Werbetätigkeit im Auslande, die der Bund dem¬ 
nächst in erhöhter Weise aufnehmen wird, wird es notwendig, daß die Bundes- 
.xnitglieder ihr fremdsprachliches Propagandamaterial 
der Geschäftsstelle des Bundes baldigst zur Verfügung stellen. Benötigt werden 
vor allem französische, englische und russische Druck¬ 
schriften. Eine entsprechende. Aufforderung ging den Mitgliedern bereits 
zu. Soweit einzelne, am internationalen Fremdenverkehr interessierte Mit¬ 
glieder fremdsprachliches Material noch nicht besitzen, möchten wir angesich ts 
der bevorstehenden Eröffnung der Auskunftsstelle in Paris hiermit noch¬ 
mals dringend auf die Wichtigkeit dieses Materials für die Werbung im Aus¬ 
lande hinweisen. — 

Das Preisgericht für die für das Gebiet der Reichseisenbahnen in E1 s a ß - 
Lothringen ausgeschriebenen Eisenbahnbilder tagte am 7. Juni 
in Straßburg i. E. Aus diesem Wettbewerb sind eine Anzahl schöner charakte¬ 
ristischer Landschafts- und Städtebilder aus Elsaß-Lothringen hervorgegangen. 

Am 31.Oktober geht die Frist für die EinreichungvonPhoto- 
graphien für den vom Bund ausgeschriebenen Wettbewerb zur Erlangung 
künstlerischer Photographien aus deutschen Landen 
zu Ende. Die Bedingungen für die Beteiligung an dem Ausschreiben werden 
von unserer Geschäftsstelle nach auswärts gegen Einsendung von 20 Pfg. in 
Marken versandt. — 

Die Vorbereitungen für die im Rahmen der Ausstellung für Buchgewerbe 
und Graphik in Leipzig 1914 geplante Ausstellung .Deutschland im 
Bild" sind so weit gediehen, daß wir nunmehr an die Verkehrs- und Touristen- 
Verbände mit näheren Angaben und mit der Aufforderung zur Beteiligung 
herantreten konnten. Wir dürfen wohl annehmen, daß die Mitglieder des 
Bundes die überaus günstige Propagandagelegenheit für ihr Gebiet vollzählig 
ergreifen werden. — 

Die Geschäftsstelle des Bundes trifft augenblicklich Vorbereitungen für 
die Aufnahme einer inneren Bundesstatistik über die Tätigkeit 
imd die Einrichtungen der Mitglieder, Vereine und Verwaltungen, um sodann 
das Ergebnis der Öffentlichkeit vorzulegen und damit bei derselben größeres 
Verständins für unsere Bestrebungen zu erwecken. Wir wollen heute schon 
hierauf hinweisen und die Bundesmitglieder dringend bitten, die ihnen zu¬ 
gehenden Fragebogen recht sorgfältig und vollständig auszufüllen, damit dies¬ 
mal besseres Material zur Bearbeitung vorliegt als bei dem vorjährigen ersten 
Versuch. — 

Auch zur Anlage eines praktischen, umfassenden Bunde sarchivs 
und einer Bibliothek sind die Arbeiten aufgenommen worden. 


Aus den Bundes-Vereinen 



Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs. 

Das vollendete 37. Geschäftsjahr des Vereins hat nach dem Berichte nicht 
den Erwartungen entsprochen, die man darauf gestellt hat Wohl war anzu- 
nehmen, daß nach der großartigen Internationalen Hygiene-Ausstellung im 
Jahre 1911 mit ihrem besonders starken Fremdenzufluß ein Rückgang 
im Fremdenverkehre Dresdens eintreten würde, aber nicht, daß er so bedeutend 
sein würde, wie es tatsächlich der Fall gewesen ist. Die Zahl der im Jahre der 
Internationalen Hygiene-Ausstellung angemedeten Fremden betrug 105 473 
mehr als im Jahre 1912,429 701 gegen 342 228. Die Ursache dieser bedeutenden 
Abnahme des Fremdenzuflusses im Jahre 1912 sieht der Bericht hauptsächlich 
in der andauernd politischen Lage Europas im verflossenen Jahre. Die Arbeiten 
der Geschäftsstelle des Vereins wachsen aber alljährlich. Auch das abgelaufene 


Jahr weist eine Zunahme der Geschäfte gegenüber dem Vorjahre auf. Die 
Zahl der Mitglieder ist jedoch nicht gestiegen, es ist vielmehr eine Abnahme 
zu verzeichnen. 1359 im Jahre 1912 gegen 1426 im Jahre 1911. Es ist dies 
ein bedauerliches Zeichen der Unkenntnis der wirtschaftlichen Bedeutung 
des Fremdenverkehrs, die man besonders auch bei Geschäftsleuten und Ge¬ 
werbetreibenden antrifft, die doch am Fremdenverkehr das größte Interesse 
haben. Eine große Propaganda ist auch im letzten Jahre wieder durch zweck¬ 
mäßige Verteilung der Druckschriften des Vereins vorgenommen worden. 
Ferner ist der Verein nach Kräften bemüht gewesen, durch die Presse des 
In- und Auslandes auf Dresden hinzuweisen. 

Der Landes-Fremdenverkehrsrat für Bayern 

hat am 19. Juni seine 5. Sitzung im Verkehrsministerium für Verkehrsangelegen¬ 
heiten abgehalten. Bei dieser Gelegenheit ist das neugewählte Mitglied Chef¬ 
redakteur Adolf Müller als Vertreter des Landesverbandes der bayerischen 
Presse eingeführt worden. Nach der Genehmigung des Jahresberichts und 
der Jahresrechnung für 1912 erfolgte eine eingehende Beratung des Voranschlages 
für 1914, der sich auf 50000 Mk. beziffert und verschiedene Propagandama߬ 
nahmen vorsieht, darunter auch eine umfassende Preßpropaganda, für deren 
Durchführung eine Kommission eingesetzt wurde. Bei der Erörterung des 
Voranschlages wurde nachdrücklich darauf hingewiesen, daß jene aus dem 
Etat der Verkehrsverwaltung.zur Verfügung gestellte Summe von 50000 Mk, 
nur eine der vielen, dem Landes-Fremdenverkehrsrat obliegenden Aufgaben, 
nämlich die Ausführung einer Landespropaganda, zu. erfüllen gestattet, daß 
dagegen alle anderen Arbeiten mangels der dazu bereitgestellten staatlichen 
Mittel nicht ln Angriff genommen werden können. Vor allem wurde die Ver¬ 
anstaltung gastwirtschaftlicher Kurse im ganzen Lande als das zurzeit Vor¬ 
dringlichste bezeichnet, zugleich aber betont, daß nur, wenn ausreichende 
Gelder hierfür zur Verfügung stehen, eine praktische Lösung dieser wichtigsten 
Aufgabe des Landes-Fremdenverkehrsrates erhofft werden kann. Dam Jahres¬ 
bericht für 1912 ist zu entnehmen, daß der Landes-Fremden verkehrsrat eine 
Reihe großer Propagandamaßnahmen bereits durchgeführt bzw. ln Angriff 
genommen hat. So ist von ihm eine Neuausgabe des Bayerischen Verkehrs¬ 
buches in 45 000 Exemplaren besorgt worden; ferner hat er eine kurzgefaßte 
Propagandaschrift „Bayern" in deutscher, englischer und französischer Sprache 
geschaffen, die in 60 000 Exemplaren hauptsächlich durch die Firma Thos. 
Cook & Son, London, vertrieben wird; endlich hat er ein Plakat (von L. Hohl¬ 
wein) verbreitet, das in allen großen Städten, Bade- und Kurorten Deutschlands, 
Österreichs und der Schweiz im Laufe des Jahres 1913 ausgehängt wurde. 
Die Herstellung von Kolossalphotographien der hauptsächlichsten landschaft¬ 
lichen Punkte des Landes ist im Werk. 

Hauptversammlunggdes Rheinischen Verkehrs-Vereins. 

In dem freundlichen Rüdesheim hatte sich an 26. Juni eine gr>33 Zahl 
Mitglieder aus den verschiedenen Teilen des Vereinsgebiets zur diesjährigen 
Hauptversammlung eingefunden. Der Vorsitzende, Generalmajor z. D. B i g g e , 
begrüßte sie, besonders die Vertreter der Behörden und der Presse. Ihr 
Fernbleiben hatten entschuldigt Oberpräsident Freiherr von Rheinbaben. 
Regierungspräsident Scherenberg, Regierungspräsident Dr. von Meister aus 
Wiesbaden, Geheimer Regierungsrat Landrat Wagner aus Rüdesheim, die 
Königliche Eisenbahnverwaltung in Mainz. Die Oberpostdirektion in Frank¬ 
furt vertrat Postdirektor Kllngelhöfer, die Provinzialdirektion in Mainz 
Regierungsrat Muhl. 

Bürgermeister Albert hieß die Teilnehmer herzlich willkommen, 
zugleich auch im Aufträge des Landrats für den Kreis. Er freue sich, daß die 
Gäste nach Rüdesheim gekommen seien, und bat sie, noch einmal den Blick 
in die schöne Ebene rheinaufwärts zu werfen, der jetzt bald durch die neue 
Brücke sehr beeinträchtigt sein werde. Es sei schade um die Gegend, hoffentlich 
aber bringe die Brücke Verkehr. — Der Vorsitzende dankte und wünschte, 
daß die Verbindung zwischen den staatlichen Behörden und städtischen Körper- 


Zeitsdirift 

„Deutschland“ 

bedeutendste und gelesenste 
Zeitschrift zur Förderung der 
deutschen V erkehrs^In teressen, 
fürStädte-u.Bäder-Propaganda. 
JahrlichlSNummernin reicher, 
künstlerischer Illustrierung. 
Geschäftsstelle: D ü s s e 1 d o r f, 
Kasemenstr. 18, Postfach 444. 


... 

ScHreilberliaii 

i Größter Luftkurort u.Wintersportplatz in den Waldregionen des Riesengebirges, | 

= OCX)—900 m ü. d. M. Frequenz 1911: 39 300 Personen. Wohnungen in allen Preislagen, ^ 
= Bahnstation, Aerzte, Apotheke, Sanatorien, Wasserleitung, elektrisches Licht, Gas. ^ 
S VonWeihnachten bis März wöchentlich große sportliche Veranstaltungen. ^ 
S Auskunft, Prospekt, Wintersport«Programm durch den ^ 

s Verkehrs^-Ausschuß der Gemeinde Schreiberhau. = 

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiniiiiiiiiiiiiiii^ 










322 DEUTSGHi^NI? Nr.6 


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Pofs.^'t; cbken. Q^niS|L".L?fnant D;'. 

-disnW ?N2ijiTien;4'^r^ iimi Ibdi di'ff T^-ibitfvFnif-r 
Slödtfiii PafiTi^sl^iefi bi4cMe d^jn Vbf^iTjenden erii Aiif 

Etnfedwn^. ■ Stadt tbn- .Ni'^dev^^’ay. danach Bet 

5airtwU7n5«rhv;ii:m Xagdsebkisse .4(i; fe; RiKb^tjim.ef ycfk^;hr^-;- 

BnitHe .b hkclv Aüf ii«n Rlbieint 

. ■y^rkehj'srVtf - ays r t 


Die d^vtfxh^ m En^Undt F-ätsebrift ^um 

$f.-Ksr^f-B* I\1k 'vbbrr -Ofji^n*l- 
Fixt^ Y.'iJii^r . P'tis karr- Z ?^. Em scliö'n« An- 

..tjtat^itbfifee^ vio' ■ K^^r-; uaid M dist^e Feat^bfift. 4^ .b- Eflgland 

iifb^n4öa:;Pi?Vt'4^ sb- e4n^-■jnter^^ESÄEWJii, 

■■ ükiit V fJi GfiSUst/.inXrtriad^ L^n :'^% tewi 4i''*liie 

arijfieiv^i>i^ C(r«£-itcbiÄ-.Dfaii^r-keti'■ä«-•£■^^*^^ldi. Sdiildtw^ 

■d,et.^:icHcirv-. .Ktvt^.n- ,; der . ' 

Vsyf:ivba/b.i .ebiit^effen, TWiiJr xnad, Klubs 
Wr? glkjVftec-^.ftgÖtfn. ynd db.alb Plate 

.. Tfiil« irticn an de/'■|^r:^ilün^/Li^d 4^5 Dfivtscifiüfns b Darum 

■ ühtl-' i- 'iri^ia b :■ tbv g^iiisniickeri ' BcKTrft mii. rÜchcT Of¥iW|i^i4Ung 

und Xj5r*iibh)?f. F^lfc^ikC■;^ .ib^^ii ■■^ sfih Deiitmcn! d^^ber 

Kültitf und 

• ■■■ t ri b-^i f. ■ ^ n-df:'' i-Hef f .W'd^S'- ..Xdii- ■ X ^p jJ’e ? ft-ii J»' 1 =s-c ^ e n 
K i ir^:: X: ■^'BöO . t fVl i 5 1 h b'( h I i ^ j-). VW IVf, W a [ f '^. r* S. 

■ -r4^i 9 .'..(Cc^f- tfiluilwor' Jji. ■■ 3 JlO Mk- 

D^i^^vaj4^#^4dt dW .iU« "V/cjkiiflid ifets^W »eine 

.ScEtdt ■' i Kr ß.^ gijUe ins'" .4;Xi5^>i '^1' 

E?Äfübruno-in-4^'? jnhak Wd 

■KiftViL.- ,Dr(;.'4k’^ .dftnlc .dä^.n die.db B^I^^ig■ 

■■ fCiT D ntmTc'h^/i'.^fccliv«- srhifho^fumi tiarht unX ixidir- Si3WtiiifFtidilBä.iUa^ 

ria.. feriÄPf dtvi Zrrf -445 Int-titste 

■füir -|oj30itraphi.K!^^- •'wderi- -^^U- Kt^sg;. dem ' 

V ffi j fif tuvErlÄ^s^ »nh EdÄiuDank 

. •■ V\|>' zi g. i .^. Iv .4i.; t 'E: if ' 3^^ t. 'D.-V.^-, l 5i iv «' ü R jf 11 if ’ t .w'-ll 4 4 U f. A ! p t; fl- 

■ ■) -^^ n.d f r, .iFTf. ■ t • r^tiß.'ötKs auis.i;W'rt in.- J a^ius Perthfc« _ .CeögiA- 

pbiB^Xtfr Jind iiriiär- l^jsriinvf '.^Qn 

pif3f^ P a u J t. a iH 5 k i i'^ ^ee Ifl K Wih< b 1 .i tl-^r unj I t entKnltend 
dic^ i%)!]ri ur>d 3 Mk Zu* Jab^Ktind^^rtkier ibt Befreiung 

■iicl d^r f'mndh^e^ltsk iuet^'d-er Vttbti^.' Vi&ß. JuBlUi- 

Pfrtbrs m Coftsi. thii dd| Mi^bbt^/ljoOiisii? ü^rd Envt^teim^ Öf« Cv Vogels 
W Dwlsr^^it'Rt^irhi'i dem ^artÄn-•del»^■^^l^en 

Vi^'ip .gjTjtf rt.kiit^ .\frtrh.. eifern \v\t' Db 

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SeoiieiilJffii, t B&üetiteBtei Hordsaerhifl mi% «ijftJEkjti'tJi WftJSflnüeöU^^.r 
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Pr, med. SiMidy« 


Ums g&ue J«ii.r 


Ka^uhnlkun. Ltitaui 
Direktor Batlm« 


























DEUTSCHLAND 


Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 


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Nr. 7 


Düsseldorf • Juli-Ausgabe 1913 IV. Jahrg. 


Koburg. 

Von A. T r i n i u s. 


Am 18. April 1913 wurde an einem schlichten Hause der 
Leopoldstraße zu Koburg eine Gedenktafel enthüllt zur Er¬ 
innerung, daß hier vor 100 Jahren Friedrich Hofmann, der 
„Gartenlauben-Dichter“, das Licht der Welt erblickte. Dem 
in der Literaturwelt Halbvergessenen müssen besonders die 
Koburger Dank wissen. Denn er 
hat in einem poetischen Rund¬ 
gange droben um die leuchtende 
Feste, der „Fränkischen Leuchte“, 
in tiefer Heimatliebe und mit 
funkelndem Farbenglanze die Schön¬ 
heit seines engeren Heimatlandes 
besungen und gepriesen. 

Wer Koburg kennt, der weiß 
auch, daß man nicht Farben genug 
auf die Palette nehmen kann, die 
Pracht und bezwingende Macht 
dieser Landschaft würdig zu preisen, 
die sich droben von der Feste dem 
Auge in weitem Kreise erschließt. 

Und wer diese Frankenstadt noch 
nicht bisher aufsuchte, der sollte 
beschämt die Augen niederschlagen 
und sich eines Besseren besinnen. 

Daß Koburg just an der Linie nach 
München liegt, das mag ihm zum 
Nachteil geworden sein. Denn nicht 
allzu viele machen auf der Fahrt 
nach der Isar hier an der Itz einmal 
Halt. Sie begnügen sich mit einem 
langen Blicke aus dem Waggon¬ 
fenster, nicken heimlich Beifall, um 
sich dann für ein ander Mal zu 
vertrösten. Und dieses ,,ander 
Mal* wird dann von Jahr zu Jahr 
verschoben. 

Das alte, ehemalige Bild der 
Feste, der früher so gemütliche 
Aufenthalt innerhalb ihrer Mauer¬ 
wehr, beides ist den Alt-Koburgern 
tief und fest ins Herz gewachsen. 

Sie kommen noch immer nicht 
•darüber weg, daß die ehemalige 
“Theaterburg nun eine stilgerechte 
Veränderung unter Oberleitung 
von Bodo Ebhardt empfängt. Das 
schmucke Rast- und Gasthaus da¬ 


neben auf dem „Fürwitz“ würden sie gern gegen die 
frühere Burgschenke wieder austauschen. Und doch bin ich 
fest überzeugt, wenn erst die Burg in voller Pracht mit ihren 
Türmen und Zinnen wird weit hinaus in die Lande leuchten, 
wenn ihre kostbaren, bisher so vernachlässigten Sammlungen 

in dem neuen Museum werden über¬ 
sichtlich und geordnet sich zeigen: 
der Zustrom nach Koburg, der ge¬ 
mütlich-trauten Frankenstadt, wird 
sich dann ganz besonders heben. 

In den blühenden, duftenden 
Maientagen dieses Jahres habe ich 
wiederholt einen tiefen Schönheits¬ 
trunk aus vollem Becher an der 
Itz getan. Im strahlenden Hoch- 
zeitsgewande prangte Mutter Natur. 
Gärten und Wiesen, Wälder und 
Parkanlagen, alles schwamm in 
Maienwonne. Die Vögel über¬ 
purzelten sich in Sangeslust, und 
wenn der Abend sich unter Blüten¬ 
träumen senkte, dann öffnete das 
Hoftheater seine geschmückten 
Hallen und über die geschichtlichen 
Bretter dieser Bühne rauschten 
in herzerhebenden, hinreißenden 
Bildern zum ersten Male die Mai¬ 
festspiele an einer großen Kunst¬ 
gemeinde vorüber, die sich von 
allüberall zusammengefunden hatte 
und in der überaus interessante 
Charakterköpfe auftauchten. 

Koburg, an der schnellflüssigen 
Itz gelegen, deren blanke Wellen so 
vielen Nachtigallenliedern lauschen 
dürfen, baut sich am Fuße des 
waldbedeckten Bausenberges auf, 
dessen vorgeschobene Felskante die 
Feste gleichen Namens trägt. 
Gustav Freytag hat sie in seinen 
,, Ahnen“ mehrfach gefeiert. Als 
Idisburg bildet sie den Schauplatz 
früherer Geschehnisse. Als Koburg 
empfängt sie die modernen Ver¬ 
treter des ausklingenden Romanes. 
23 000 Einwohner zählt die liebens¬ 
würdige Stadt, in welcher sich 
















324 DEUTSCHLAND Nr.7 


thüringisch-fränkischer Charakter angenehm mischen, während 
die Liebe zum Gerstensafte bereits von dem nachbarlichen 
Bayern abgefärbt hat. 

Und ist man aus dem Gewirr der altertümlichen Gäßchen 
und malerischen Winkel, welche die eigentliche Altstadt füllen, 
herausgetreten, so empfängt den Besucher mit lachenden 
Augen ein Neu-Koburg, eingebettet in blütenüberschüttete 
Gärten. Verschwiegene Landsitze, prächtige Paläste sind 
da ausgestreut über die sanft ansteigenden Höhen, sie verlieren 
sich in grünausgepolsterten Schluchten und greifen bis zu 
den nachbarlichen Dorfsiedelungen hinaus. 

Immer wieder sich malerischer Rückblicke freuend, steigt 
man langsam auf den Schlängelwegen des Parks zur Feste 
hinan, um dann unterhalb der Bastionen und dem starken 
Mauerkranze den Rundgang anzutreten. Das ist und bleibt 
der Glanzpunkt Koburgs. In berauschender Farbenfülle 
entrollt sich uns das Wunderbild. In der Tiefe zu unsern 
Füßen ruht die Stadt mit ihren Türmen und Kuppeln, mit 
ihren roten Dächern, von Gärten hebevoll umschlungen 
und durchsetzt. Dort das sich 
zwischen blauen Waldbergen ver¬ 
lierende Tal der Werra, näher 
heran das der Itz, nach Süden 
hm aber funkelnd in Sonnen¬ 
lichtern öffnet sich das Maintal, 
bewacht von dem Bergpaß, auf 
dessen Höhen sich Kloster 
Banz und der Wallfahrtsort Vier¬ 
zehnheiligen erheben. An den 
letzteren schließt sich tafelförmig 
der durch Scheffel poetisch ver¬ 
herrlichte Staffelstein, zu dessen 
Füßen in dem gleichnamigen 
Städtchen Adam Riese einst das 
Licht der Welt erblickte, der 
wackere Rechenmeister. 

Das ,,heilige“ Fichtelgebirge 
sendet mit einigen Bergspitzen 
ein fernes Grüßen herüber. Näher 
heran reichen sich Mainhöhen, 

Rhön, der Thüringer WalJ die 
Hände zum Ringe. Und inner¬ 
halb dieses entzückendenRahmens 
blitzen Wasserläufe auf. Burgen 
und Schlösser, Weiler und Dörfer, 

Mühlen und Kapellen beleben 
den von Waldinseln, Gärten, 

Wiesen und Ackerbreiten belebten Grund. Die Sonne rollt 
über die Höhen und streut lächelnd ihre goldenen Strahlen 
über die träumende Erde. 

Reich ist die Geschichte der weit in die Lande hinaus¬ 
leuchtenden Feste. Ihre Lage, ihre Erinnerungen haben sie 
wirklich zu einer ,,Fränkischen Krone“ gemacht. Mutmaßlich 
erstand sie bereits unter Kaiser Heinrich I. Späterhin kam 
die Burg mit der gesamten ,,Pflege in Franken“ an die Grafen 
von Henneberg. Nach dem Tode der Gräfin Jutta von Henne¬ 
berg fiel der schöne Besitz durch Erbschaft an das sächsische 
Fürstenhaus. Ein schwerer Verlust für die Henneberger! 
Kurfürst der Weise von Sachsen durfte aber lächelnd zu seinem 
Hofmaler Lucas Cranach sagen, da er ihn beauftragte, seine 
hohen Ahnen zu malen: ,,Lieber, ich sage euch, malt mir ja 
die Henne recht säuberlich und fein, denn sie hat dem Hause 
Sachsen ein gutes Ei gelegt!“ Die Henneberger aber klagten 
heimlich: ,,Die Henne hat ihr goldenes Ei verloren!“ Während 
der Sturmzeit der Reformation trat die Koburg für einige 
Zeit mehr in den Vordergrund. Im Frühling 1530 kam Dr. 
Martin Luther zur Feste und blieb fast ein halbes Jahr droben. 
Übersetzungen und eine Fülle von Streitschriften waren die 



Koburg: Ketschentor mit Eingang zum Salvator-Friedhof 


Früchte seines hiesigen Aufenthaltes. Allein 119 Briefe sandte 
er in deutsche Lande, darunter auch den an sein Söhnchen 
Johannes, dessen rührender Ton die tiefe Innigkeit seiner 
Vaterseele offenbart. Die protestantische Siegesweise: ,,Ein 
feste Burg ist unser Gott“ ist nach den neueren Forschungen 
nicht auf der Kcburg entstanden. Am 6. Oktober verließ 
er die Feste, die er auch nie wieder betreten hat. 

Ein wichtiges Kapitel in der Burggeschichte bildet die 
heiße Belagerung der Feste im Jahre 1632 unter persönlicher 
Leitung Wallensteins. Konrad Rügers, der fürtreffliche Kon¬ 
stabler, hat sie uns in seinen Aufzeichnungen ausführlich und 
anschaulich geschildert. Ein wohlgezielter Schuß dieses treff¬ 
lichen Mannes auf das Zelt des Friedländers hätte beinahe 
letzteren tödlich getroffen. Aber ihm flog nur der Federhut 
vom Haupte. Wallenstein schwor grimmige Rache, doch alle 
Mühe blieb fruchtlos. Die Feste zeigte sich uneinnehmbar und 
endlich zog das Heer der Belagerer ab. Erst späterhin ist 
durch schimpflichen Verrat die Burg gefallen. Die Koburg verlor 
nach dem Prager Frieden ihre Bedeutung und versank in Ver¬ 
gessenheit und Verfall. Sie diente 
später als Zuchthaus und zur 
Aufnahme für Kranke und Irre. 
Es war dann Herzog Ernst I., der 
die ,,fränkische Krone“ zu neuem 
Glanze erstehen ließ. Doch die 
echte Kunst deutschen Burgen¬ 
baues war verloren gegangen. So 
erstand eine Art Theaterburg, 
mehr auf äußere Wirkung gestellt 
und vor allem auf unsoliden 
Unterbauten ausgeführt. Nun 
ist man dabei, die Feste echt 
und recht zu neuem Leben und 
Glanze zu erwecken, und wenn 
erst die letzte Hand angelegt 
worden ist, wird auch Alt-Koburg 
erkennen, welche Perle deutscher 
Burgenanlagen Mühen und hohe 
Opfer erstehen ließen. 

Von der Koburg führt ein 
schattiger Weg unter rauschenden 
Laubbäumen über denBausenberg 
hinab ins Itztal und hinüber zu 
dem grün eingebettetenSchlößchen 
Rosenau, dem Witwensitz der 
Herzogin Marie, der Gemahlin des 
heimgegangenen Herzogs Alfred. 
Es ist ein rosenumsponnener Märchensitz inmitten eines weiten 
Parks. In diesem Schlößchen ertlickten die Brüder Ernst und 
Albert das Licht der Welt, der ,»letzte Koburger“, wie er sich 
gern nannte, und der spätere Prinzgemahl der Königin Viktoria 
von England. Viel heimliches Leid und bitteren Schmerz hat 
einst dieses Schlößchen gesehen. Es hat mehr denn einmal 
erfahren, daß auch Fürstenkronen nicht vor Tränen schützen. 

Jenseits des Bahnhofes von Koburg gelangt man über 
das Dorf Neuseß empor zum Schlosse Kallenberg. Friedrich 
Rückert, der zuerst in Koburg selbst hinter der Kirche wohnte 
und hier seinen ,,Liebesfrühling“ dichtete, hatte sich später 
hier in Neuseß eine Art Gutshof erworben. Hier unter Gebüsch 
grüßt uns heute seine mächtige Marmorbüste. Das Haus ist noch 
so erhalten, wie es den Dichter beherbergte. Hier war er Gärtner, 
Naturforscher, Dichter und ein liebender Gatte. Hier erstand 
das kleine, liebe Lied, das sein Besitztum so lührend feierte: 


,;Neuer Sitz im alten Koburg, 
Mir im Herbst ein neuer Lenz, 
Meine kleine Freudenfrohburg,] 
Ehrenburg und Residenz! 

Dessen Schatten mein Vertrauter 
Meiner Einsamkeiten sprießt, 


Wo die Lauter hell und lauter 
Meinem Zaun vorüber fließt; 

Wo ich, was ich strebt*, erstrebte. 
Wo ich, was ich rang, errang. 
Meinen Liebesfrühling lebte. 
Meinen Liebesfrühling sang.“ — 

















326 DEUTSCHLAND Nr. 7 




Das umrankte Haus, sein Arbeitszimmer in der unsag¬ 
baren Schlichtheit, der Garten, der nahe Goldberg: sie alle 
erzählen von dem Dichter, den man 1866 auf dem Friedhofe 
neben seiner so innig geliebten Gattin Luise bettete. 

DerGang hinan zumKallenberge entrollt herrlicheBlicke über 
den weiten Garten, den diese thüringisch-fränkische Landschaft 
um Koburg darstellt. Auch Schloß Kallenberg hat seine reichen 
Erinnerungen. Vor 
allem an Ernst II., 
der hier droben 
so gern Künstler, 

Schriftsteller und 
Politiker um sich 
sammelte, dem 
Austausch vonGe' 
danken undPlänen 
Lebensodem be¬ 
deutete. Heute 
sieht Kallenberg 
wieder frohmun¬ 
teres Leben, seit¬ 
dem das jugend¬ 
liche Herzogspaar 
im Kreise blühen- 
derKinder droben 
oft für Monate 
weilt. 

Die eigentliche 
Residenz ist frei¬ 
lich das Schloß 
Ehren bürg in Ko¬ 
burg, ein gotisie¬ 
render Bau aus 
dem vorigen Jahr¬ 
hundert. Er be¬ 
grenzt an der 
einen Seite den 
schönen Platz, an 
den sich noch 
das Hoftheater, 
kleinere Paläste 
reihen, während 
nach Osten präch¬ 
tige Freitreppen 
zum Park hinan 
geleiten. Auch 
der altertümliche 
Marktplatz, die 
Moritzkirche so¬ 
wie verschiedene 
Profangebäude 
bieten viel Inter¬ 
essantes. Aber 
immer wieder 
fesselt das anhei¬ 
melnde Treiben 
auf Markt und 
Gassen, das sich 
so gemütvoll, so 
süddeutsch gibt. 

Koburg ist in der Tat wie geschaffen dazu, in den Blüte¬ 
tagen des Maies Gäste weit aus allen Gauen Deutschlands 
zu empfangen, den Offenbarungen der Kunst auf der geschicht¬ 
lichen Stätte des Hoftheaters zu lauschen, in den freien Stunden 
sich aber ln das herrliche Buch zu vertiefen, das ihnen eine 
freigebige Natur rings auf bunten Blättern aufschlug. Im 
Herzen Deutschlands gelegen, von der Natur begünstigt, 
anregend durch das, was Kunst und Menschenhand erstehen 


ließen — es gibt kaum eine andere Stadt, die so alle Vor¬ 
bedingungen erfüllte, Mittelpunkt mailicher Feste zu sein. 
Darum war es ein überaus glücklicher Gedanke des Hoftheater- 
Intendanten Holthoff von Faßmann, da er unter 
der besonderen Fürsorge des Herzogs Karl Eduard 
daran ging, Koburg in die Reihe der Städte zu stellen, die 
fortan alljährlich zu Maienfestspielen weit ihre Pforten öffnen. 

BedeutendeKräfte 
waren aus Wien, 
Karlsruhe sowie 
vor allem Berlin 
gewonnen, dazu 
die treffliche und 
tapfere Schar ein- 
heimischerKünst- 
1er, eine Aus¬ 
stattung, welche 
selbst den kühn- 
stenWunsch nicht 
unerfüllt ließ, ein 
wohlgeschultesOr- 
chester, ein ge¬ 
schmücktes Haus, 
in dem allabend¬ 
lich der Hof feler- 
lichenEinzug hielt 
— kurz, Koburg 
durfte mit Recht 
stolz auf seinen 
ersten Erfolg sein. 

,,Die Königs¬ 
kinder“ gingen 
in Anwesenheit 
des Komponisten 
Humperdinck über 
die Bühne. Glän¬ 
zend schlossen 
sich an: ,,Figaros 
Hochzeit“, „Die 
Meistersinger“, 
das alte Mirakel¬ 
spiel,, Jedermann“ 
und endlich unter 
persönlicher Lei¬ 
tung von Richard 
Strauß, ,,Ariadne 
auf Naxos.“ Tri¬ 
umph reihte sich 
an Triumph. Un¬ 
vergeßlich wird 
jedemTeilnehmer 
diese Festwoche 
bleiben. 

Als ich am 

letzten Abend das 
Theater verließ, 
wirrte der Mond 
durch das ziehende 
Himmelsgewölk. 
Weich strich die 
Luft einher, von Blütendüften schwer durchsetzt. Da 

stieg ich langsam die Anhöhe empor, wo hoch zu Roß Ernst 11. 
hinab auf sein Koburg, sein so heiß geliebtes Theater blickt. 
Und mir war s, als glitte ein Lächeln über das Antlitz des 
Fürsten. Als neige er dankend sein Haupt zu der Stätte, mit 
der soviel seines Daseinswesens verknüpft war. Als fühle er 
zur Stunde, daß sein Theater nun wieder den Weg zur Höhe, 
zum Ruhme gefunden habe. 


Koburg: Markt mit Rathaus und Moritzkirche 


Koburg: Markt mit Regierungsgebäude. 




















Nr.7 DEUTSCHLAND 327 


Die Wartburg. 

Von Professor Dr. R. F I e x. 


Es vergeht kaum ein Tag, ohne daß ich sie sehe, und jedes¬ 
mal schlägt mir bei ihrem Anblick das Herz vor Freude und 
Entzücken. Sie ist aber auch zu schön, die liebe, alte Wart¬ 
burg! Mag sie nun zur Lenzeszeit in jungfräulichem Kleide 
prangen, auf dem sich das hellere Grün der Birken und 
Lärchen von dem dunkleren Tannengrün wirkungsvoll abhebt, 
oder mag sie zur Sommerszeit aus der gleichmäßiger gefärbten, 
aber desto üppigeren Bewaldung des sie tragenden Berges 
emporragen. Mag sie an freundlichen Herbsttagen ihr in den 
buntesten Farben schimmerndes Teppichkleid angelegt haben, 
oder mag sie in kalten Wintermonden ihr im Sonnenschein 
glitzerndes, mit unzähligen gefrorenen Tautröpfchen besetztes 
Schneegewand tragen. Sie ist eben immer schön, die Königin 
der Thüringer Burgen auf ihrem hohen Felsenthrone, und es 
ist deshalb kein Wunder, wenn hervorragende Künstler sie 
im Wetteifer malen und wenn Tausende von frohen Wande¬ 
rern alljährlich durch ihr altersgraues Burgtor wallen, um ihr 
in ehrfurchtsvollem Schweigen oder auch mit begeisterter 
Rede und feierlichem Gesang ihre Huldigung darzubringen. 

Und wie lohnend ist ein solcher Besuch! Was sieht man 
nicht alles, wenn man aus ihren Gemächern hinausschaut in 
die lieblichen Thüringer Lande, wenn man von hohem Turme 
oder von der kanonenbestandenen ,,Schanze“ herniederblickt 
auf ein grünverwachsenes Wäldermeer, auf anmutige, saftige 
Täler oder auf die alte, ehrwürdige Wartburgstadt! Wendet 
man sich gen Morgen, so schweift das Auge über das von 
Wilhelm Kreis geschaffene, stolze Burschenschaftsdenkmal 
hinweg nach dem langgestreckten Höhenzuge des Hörsel- 
berges, in dem der Sage zufolge Frau Venus hauste, und weiter¬ 


hin in das gesegnete gothaische Land hinein. Nach Mittag 
zu schaut man an dem kahlen, mächtigen Breitengescheid 
vorüber in das Thüringer Waldgebirge, aus dem sich der die 
übrigen Berghäupter überragende Inselsberg besonders heraus¬ 
hebt. Im Hintergründe erblickt man in nebelhafter Ferne 
die Vorberge der Rhön. Nach Abend hin führt die alte Frank¬ 
furter Straße. Links davon zieht sich die Werrabahn hin, und 
nicht selten hört man das Dampfroß bergan keuchen, dem 
Meininger Lande zu. Rechts von der Straße führt die Thüringer 
Bahn weiter durch das Hörseltal, in dem man eine Anzahl 
friedlicher Ortschaften liegen sieht. Jenseits derselben erhebt 
sich der bewaldete Kielforst, während den Horizont der breit¬ 
gelagerte Meißner bei Kassel und der jähabfallende Heldra¬ 
stein begrenzt. Gegen Mitternacht endlich erblickt man zu¬ 
nächst den benachbarten Metilstein mit der Felsengruppe 
„Mönch und Nonne“, einem Liebespaar, das der Sage nach 
zur Strafe für seine Sündhaftigkeit in Stein verwandelt wurde. 
Dahinter erhebt sich der Wartenberg, auf dem die deutschen 
Burschenschafter im Jahre 1817 die bekannte, von so üblen 
Folgen begleitete Verbrennungsszene veranstalteten und auf dem 
im Jahre 1902 eine Bismarcksäule errichtet wurde. In weiterer 
Ferne bemerkt man den langen, waldigen Rücken des zum 
Thüringer Hügellande gehörigen Hainich. 

All diese Herrlichkeit eines vom Schöpfer bevorzugten 
Stückchens Erde liegt vor denjenigen ausgebreitet, die von 
oben nach unten schauen. Wer aber im Tale dahinpilgert, 
dem erscheint die Burgenkönigin auf Schritt und Tritt. Denn 
394 m über dem Meere gelegen, ist die Wartburg von allen 
Seiten weithin sichtbar. Am stattlichsten zeigt sie sich 



Die Wartburg 















328 DEUTSCHLAND Nr. 7 


den Blicken des Wanderers von Osten her, weil sie hier in ihrer 
ganzen Breite hervortritt. Auch von Westen gesehen, gewährt 
die Burg einen mächtigen, wenn auch nicht so eigenartigen 
Anblick. Von Süden her aber bietet sie mit ihrer schmaleren 
Front das Bild einer aus der Tiefe gewaltig aufsteigenden, 
märchenhaften Ritterburg; hier thront sie majestätisch auf 
schroffer, steiler Felsenwand. 

Wir betreten den stolzen Bau von der ebenfalls etwas 
schmalen Nordseite und kommen zunächst an einem Schilder- 
häuschen vorbei, vor dem ein Posten der Vierundneunziger 
zu stehen pflegt, der vor dem Burgherrn ins Gewehr tritt, 
wenn er im Frühjahr seine Residenz dort oben aufgeschlagen 
hat. Dann führt uns der Weg über eine Zugbrücke durch 
den alten, düsteren Torbau, und hier werfen wir rechter Hand 
einen flüchtigen Blick in die Wachtstube. Nun aber umfängt 
uns der ganze Zauber mittelalterlicher Burgenromantik; denn 
wir befinden uns jetzt in der mehr als poesievollen Vorburg, 
dem ältesten Teile der vor etwa 800 Jahren erbauten Residenz 
der thüringischen Landgrafen. Sonst trägt nämlich die Burg zum 
Teil ein verjüngtes Antlitz zur Schau. Ist sie doch von dem kunst¬ 
sinnigen, 1901 heimgegangenen Großherzog Karl Alexander von 
Weimar in langjähriger 
Arbeit wiederhergestellt 
worden, so daß sie seit¬ 
dem mit ihren Zinnen 
und Türmen in alter 
Schöne und Herrlich¬ 
keit prangt. Die dank¬ 
bare Stadt Eisenach 
hat dem kunstliebenden 
Fürsten zu Füßen der 
von ihm wiedererbauten 
Wartburg ein Denkmal 
errichtet, das — von 
Hermann Hosaeus ge¬ 
schaffen — die von 
dem Verfasser dieser 
Zeilen gedichtete In¬ 
schrift trägt: 

,,Vornehm, edel und 
schlicht wie die Burg, die 
du sinnend erneutest, 

Also bewahret dein Bild 
treu im Gedächtnis die 
Stadt.“ 

Es würde zu weit 
führen, wollten wir hier 
auf die frühere Gestalt der Burg eingehen. Gegenwärtig findet 
im „Thüringer Museum“ zu Eisenach eine Ausstellung zahl¬ 
reicher Ansichten und Schriftstücke statt, die ein anschauliches 
Bild geben von Alteisenach und insbesondere auch von dem 
Aussehen der Wartburg in vergangenen Zeitläuften. 

Wir treten jetzt einen etwas eiligen Gang durch die 
Räume der wiederhergestellten Wartburg an. Rechts von 
dem felsigen Fahrweg, der durch die Vorburg führt steht 
zunächst das Ritterhaus und das Vogtei-Gebäude. In dem 
letzteren befindet sich das Pirkheimer-Stübchen, das in 
Nürnberg erworben und i. J. 1867 hier eingebaut wurde, 
und die Bibliothek, an deren Südseite ein reizender 
gotischer Erker angebaut ist, der gleichfalls in Nürn¬ 
berg angekauft wurde und dem alten Vorhof ein ganz 
besonders malerisches Aussehen verleiht. Der Bibliothek 
gegenüber liegt die bescheidene Lutherstube, die dem 
großen Reformator i. J. 1521 vcm Kurfürsten Friedrich 
dem Weisen als Zufluchtsstätte angewiesen wurde. Hier wird 
gläubigen Fremden vom Führer u. a. die Stelle hinter 
dem Ofen gezeigt, nach der Luther im Zorn das Tintenfaß 
geschleudert haben soll, als ihm dort der Teufel erschien. 
An die Lutherstube schließen sich nach Norden zu die 


Refomationszimmer an, an deren Wänden Luthers Leben 
in 18 Bildern von bekannten Meistern dargestellt ist. 
Vor der Lutherstube und den Reformationszimmern befindet 
sich der Luthergang, der in das obere Stockwerk des die reizende 
Wohnung des Wartburgkommandanten bergenden Ritter¬ 
hauses führt. Hier sind wir wieder am Torbau und an der 
Zugbrücke angelangt, und wir wenden uns nunmehr vom 
Vogteigebäude südwärts. An dieses schließt sich eine alter¬ 
tümliche Galerie, der sogenannte Margaretengang, mit 
dem Eselstreiberstübchen an, aus dessen Fenster die 
unglückliche Gemahlin Albrechts des Unartigen, als sie 
die Wartburg verlassen mußte, an einer Strickleiter in die 
Tiefe hinabgelassen worden sein soll. An den Margareten¬ 
gang stößt nach Süden zu die Dirnitz, deren Erdgeschoß 
vom Rüstsaal eingenommen wird, der eine wertvolle 
Waffensammlung enthält. Im Obergeschoß befinden sich 
die Wohnräume für großherzogliche Prinzen und Prinzessinnen, 
u. a. das ,,Schweizerzimmer“ mit einem prächtigen Täfelwerk 
vom Jahre 1682, das aus der Schweiz hierhergebracht worden 
ist. An die Dirnitz stößt östlich eine zweite Tor¬ 
halle, ein wuchtiger Bau mit romanischen Rundbögen und 

sechs Kreuzgewölben, 
durch den man in die 
eigentliche Hofburg ge¬ 
langt und an den sich 
weiter nach Osten die 
Kemnate anschließt. 
Uber der Torhalle be¬ 
findet sich die Dirnitz- 
laube, ein saalartiger 
Raum mit Rundbogen¬ 
fenstern, der die Wohn¬ 
räume der Dirnitz mit 
dem Obergeschoß der 
Kemenate verbindet. 
An die letztere schließt 
sich nach Norden 

zu der Elisabethen¬ 
gang, durch den die 
hl. Elisabeth die Wart¬ 
burg verlassen haben 
soll. Er entspricht 

dem gegenüberliegen¬ 
den Margaretengang 
und ist mit Sprüchen 
ausgeschmückt, welche 
meistenteils der mittelalterlichen Literatur entnommen sind. 

Damit haben wir einen vollständigen Rundgang um die 
Vorburg vollendet und treten nun durch die an ihrem 
Südende befindliche zweite Torhalle in die Hofburg 
ein. Hier kommen wir, wenn wir uns von der Dirnitz süd¬ 
wärts wenden, zunächst nach dem reizenden Burggärtchen 
und von da nach dem Gadern. An Stelle des alten Mar¬ 
stalles errichtet, dient dieses Gebäude jetzt dem Gefolge 
des Großherzogs zur Wohnung. Noch weiter südlich erhebt 
sich im hinteren Hofraum, dem malerischen Zwinger, 
ein alter, 20^/^ Meter hoher Turm, der in seinem Unter¬ 
geschoß das Burgverließ enthielt und von dem man eine herr¬ 
liche Aussicht genießt. Damit sind wir an der Südwestecke 
des Haupthofes angekommen, und wir haben nur noch zu 
erwähnen, daß sich zwischen dem Gadern und dem eben er¬ 
wähnten Turme, mitten im Zwinger, eine Zisterne be¬ 
findet, die die Burg, da sie keinen Brunnen hatte, mit Wasser 
versah. Von dem südlichen Turme führt ein Zinnengang 
hinüber auf die Ostseite der Hofburg. Hier steht vor allem 
die alte Residenz der Thüringer Landgrafen, der Palas 
oder das Landgrafenhaus, an dessen Südmauer, durch 
eine Rundbogentür im Erdgeschoß mit ihm verbunden, in 



Die Warlburg: Erster Burghof 




Nr, 7 DEUTSCH LAND 


den J-aKren 1889' : -1890 ein Bad. ri5fn |;|fißcs; %:bä u cU vc*«i 
^^aiiratischey Form. angt‘b<3tst Land- 

gfdÜenKfiijs ist ^rin jftichjEektonisghefe die 

d^r Burg* urid üntfek drei'Geschosse*, hkj^b Ha\if*ihofc 
zd ^^ind 2rierijc.fe>„ n^sdL?3^j<ca Arkaden 

fr iiirtt. D^iä Erdgesdü oß r4?t;: dif^ . F!31 fptrü u 

D^r när4}i^jliBt die: HMe Ke. an deren üdwe^i 1 - 

winket sini^ ;Tiir iftgl deri Vörplati^, eiritir alten SteinlrepfiL^ (üHfitV 
dJe aUS: d W boß m das W ittgesc hoß er or^it . 

An der ^dÄ^ire diesem Ts'eppenroij)tat 7.^5 jst die Hofklu^he 
mit di^aTj. verbüß dem der mit seiner bmpn ge> 

bebteb Balkrofeiit^ und semem roßen Kamin euren imßerst 
behaglichen Eindruck macht und mit alteu M-?bchv rrichfch 
aysgeaebrnückt Lt, An der Sudo>;tei:tici fuhrt edie Ueine^alti^ 
Bogentür in die Kemen?ite der heihgeifi :Sr^Wt}>t 

das Freuen g^trnach: de^ La ndg ra \ mhnx 1 ^^s. Dieser se h ens ^ 

we fte Rau m : hl p on Ka ise t W i Hi e! m H, ni i t h e r rhehet^ 
CWraosäikwerkefi ausgescKmürkL die nach Onginalcm von 
AuguVt: Oetkjen in den jahren 190( - ■ |90b au^gelülift wurdeir 
und Slferien 3115 dem Leheh der fj^üigen Olsöbdb düf^teliom 
i2.u m Mit; c ei gesc h oß gt4tm gt ma n am beq n Limiten 

5uf der Tjtcmernen 
Fi^treppe, d V6n 

oßert hi natiffo hr t ^ Hier 
beirsten wir zu- 

n^chs^ das Umdgr^fan- 


"Ihrg Gje^fV^;^ tm-Säri^t^saa-S^ st>ijtn LJ, 120? 

die ig^Föi3€p I:)kbter aus der 

a m i^ridgrafen H erma nn J,:. tfcu ■ n n t c n .. Sä ngc f - 

krieg’ ^u^ipelochteri haben, und Mördt.vm BchwimJ hof hier 
a u f irfoee;!■;- igr^Öen Wa nd sfei 11 a Ide. dkn .Motiieftt dis rgci t w 

^ön Öfterdin^en, im Henker 

gÄ0t., ' ^lidk :^b<:^ir der I^ndgr^hrt Sophie 

FEl8^;Erj .w^V - t ci^'. ^^^er^iaa le f ü h ri die Elba Set hc n ’- 

Gafc^-!:Ä"£'4-Äfe Die?;e Gaiefie. bt ffcm An- 

denfeti di?, aL dxe Kunde* 

tkiö äüL K reuz^^uge: geiiEc;cheq^ 

• G^ugesv' iu.^äa'm-mengpFteH 

^pv\ holß Die Öäthehe Wand isL iir 43 emgetjedt, |n 

sieh en k irnen R ui>dlvildeT n hat Müft t ?; vniV Sc^ die B^r rn- 

heriigkcit3w*e^k^;d^ FN^^beth dafgestefU^ Dazwischen 

befmdenvX^^^ greite Dinätellunee^ S'zenen au 5 

dein Lebsfa Fvimirn Die K^fjcIL ist tiU 

äußerst weihe Völler Raum, der darch Gemälde und Cdas- 
ivmlereien würdig öa^g^climiiekt und vorn:eineni Ivochii eigen- 
arh gf^rt, ni it. Zfl h li reich ^ dt rten St erneu besii t e m bfi* U 

Deckengewolbe überspannt ht: Da^ Obcrge-Sicii&ß dh 

: ^eli btnr ei n e ^ j^iuet U e 
Wendehmppe iiina 
führt, wird tun dem 



Zimmer/, an 

oWre:n: W£irrdfläcben 
btcb Fteskö -r Gemäide 
von Möäfkt V. Sehwtnd 
befindent die allerhand 
Sagen und Begeben- 
heiters aus der Laiid^ 
grafen^ek hehkndeln 
Die. Büng wurde hs- 
ksi nnt lieh u m; das:ja h r 
1073 vu.n Luddem 
Spriri^er ertaüU An 
die Grühduh^ der- 
iefbisn knüpft sich eine 
auc h recKls^e^b i cß t- 
^Kch interessanle Sage 
a n. liia der Berg n ich't 
dmi L^ndgrak-i^.. spn- 

denv den Herreo von 
Ffanlcensieift j^hdrtt^K 
sc41 cr!fit:r>:rr ii«iolich d^^NaLhu vjeU iHndett Erde tmben 

hinauEcIiääi^fi ksJtep.. fn dem 3n5ichbe&tiderr;R^’^^^ vor 

dem devt^h*5ti.L?h.d^cricht soll 4 Is^amr Ludwig mit M Ritfc-fii, 


Dit WÄjrÜ.ii!^' Culiieiätiibe 


irtid ^är 

WeLh^;r Äjch durih 
ei n e g la nze n de a rc h itek- 
tonische und 
lalc Aü^chmückimg 
d ü 5 Äeich nH u n d iti tici n 
i J, 1817 d ie d eiit sch 
ßiir^ch<?U¥chaflcd bei 
ihi STÄll Waltbbfg “ Feste 
fügten. An die Nord- 
Wahei des La ndgr^a fen - 
häU^es ^n3f3? das Kem^ 
Ußteu/* Cebaud^T mit 
d tXPi. Wir 3 tn N ord- 
eode des H3uj;thofc^ 
angeSangJ fümduAffdflS 
nach h^o mk 

dem fer 30 iit hohtJl?. 
sechs Srcivkvperke cm* 
jia 1 le n deu Ha u pt f umc. 
siebt Dte Platt foim 



Das ertvt^ SM if^vfc^tidgraferairnmcr ^ Lndvetg 

der Spnnqcr den Pbn feßt. die ßiirg yh bauen (>.WafF Berg, 
du solUt mir Burg werdeni das i\vei(e» vyie Ludw^ig 

der EEcme. lu Ruhlä hart geschmiedin^ w ft.L3odara,L werde 

hart^^r ^Ls dfUtei um die , 

be! Freiburg eme lebehdige 
Ludwig der Hedige durch Sveirten ijlkk den Löwen 
: AF^ftburghofe händigt, das fünfte. \v3c dtU'sclbe tMem Kräenec 
^iuem Rechte vedulft# detri vUn Wür^ibur^errj sein Esel 
gl?raubt war, das Sech&te, wie ^Lh Albrecht der Unartige von 
de? HoW^^nve Kuuigucidc durch ihre BühLiktins*^ bestricken 
lälkv das sieben wie Landg^fal FnedrjcK der ucbisserie seift 
K i nd auf dem Wc^e fta eil R ei 0 hä rd sb rii o n vftn e ftK- r A m me ^ 
^» ugen Is lii (* f M'S Ift K 1 n d soll tr in ken t it üd 6 b d aS rhu n ngeC 
Land vtdoren geht T^}: Dle Tür, in de.f Si$dwatidl dc-i Lftüd^ 
gTäfenüimniers führt in den Sängei se^rt lipd die’ daran 
ä h atößCnde Sari 1 a übe^ v£fj\ dC t nii s c! ie M ui pesi n g e r 


dem ßcirgfi'ied. kr ^fttbindtirtg 
dci !ehrtere.n Irägr TM Dach mii einem hoh^n 

{Toldenen KreuÄ- Däsr , K^mcfiateriMb^i^id^" h^ ^ Lh'il^ 
und eift Öbergesc hoßi; cLis ers i ef e g Ü l als Wohn u u g dcir Bo * 
h eri i r* H dii s letz Vt^ro, a Is d i e deä Ru fg hctm. I nt i> nftirCgC; äch pß 
befindEf Vieh dns iTiit sinpbildiichcn DsrsteHungeft weiELMe^^^ 
Tugend arnnrekh a:tj5gc,scKnKi?::ktt Ehsaboth^Zirmner, Von 
cJTserrj führt eine on Nordwand befind liehe in 

dä$ Kaiser-benannt, Wed Kaiser AyttHcd 
WLd blel gewohni hat. An dicken Räuft> wleiU;^ 

Jjjprdwarts da?^ mit einerri Bade verbundene SchUfzTnmcn das 

Tibensft we dä? Kat ker^ i m m er" nti.l kchg.ftCtl Wd rtd rr; ä 

von Aii c ha el i eri is L DäS 0 berg(e5ch^l? ä [t 

d Iesethen feumc wue dää Üntergeschcfß. tmr däfJ Sicb ftber 
def|t El iSabeth:?:!mrriC y ein yftfp /VbTft^^ miftver des Großheriftgs 
zugängbitWf Altan beftndcu 

AoFftriSefcr Waftdjefüng durch di^ höben wir be- 
grejfliehe fweise iriui dle Haliptfäümc bftsu cMti köft t ren^ ftftd 
unzählige Emzeih^iti&rj haben^ dk A^^hitektUC und 

die kunsilcjflscbe Ansstättung beitriffij bei unserer ScbÜderiisig 
Ü fteirwa h rit blftüie n m üsSert.. Wi r verw^ daher i n diese r 
BeizkbunT pii da? Sebiiftcbeh von Diniüsi ..Ein Ca 






330 DEUTSCHLAND 


Nr. 7 


durch die Wartburg“ und insbesondere auf die acht Wartburg- 
Büchlein, die Max Baumgärtel auf Grund des vom 
Großherzog Karl Alexander begründeten, sehr umfangreichen 
,,Wartburg-Werkes“ herausgegeben hat. Zumal das erste 
dieser Büchlein „Der Führer durch die Wartburg und Eise¬ 
nach“ (Berlin, Historischer Verlag Baumgärtel 1910) dürfte mit 
seinen 41 Tafeln allen Wartburgbesuchern in jeder Hinsicht sehr 
zum vorherigen Studium zu empfehlen sein. Wir fügen unserer 
Beschreibung der Burg nur noch hinzu, daß die bisherige Wart¬ 
burgwirtschaft, die sich übrigens in früheren Zeiten in der Burg 
selbst, und zwar im Vorhofe, befand, vor kurzem abgebrochen 
worden ist und daß gegenwärtig an ihrer Stelle ein großer Wart¬ 
burggasthof nach den Plänen von Bodo Ebhardt erbaut wird. 

Die Wartburg, die im 17. Jahrhundert als Landesfestung 
noch instand gehalten wurde, im 18. Jahrhundert aber ln Ver¬ 
fall geriet, war im 19. Jahrhundert nichts als eine romantische 
Ruine, die nur wenige bewohnbare Räume enthielt und in 
deren Hof, wie wir soeben sagten, eine Gastwirtschaft be¬ 
trieben wurde. Zur Wiederherstellung der Burg, diesem 
großen nationalen Werke, wurde Karl Alexander als zwanzig¬ 


ständigen Großherzog und mit dem damaligen, für die Wieder¬ 
herstellung der von ihm über alles geliebten Burg sehr einge¬ 
nommenen Kommandanten, Bernhard v. Arnswald, treu 
gearbeitet. Und so ist unter Mitwirkung hervorragender Künstler 
wie Schwind, Weiter, Knoll u. a. ein monumentales Bau¬ 
werk entstanden, das man den schönsten und bedeutendsten 
Bauten des Mittelalters getrost an die Seite stellen darf. 

So haben sich hier Natur und Kunst die Hand gereicht. 
Aber auch von dem leisen Wehen der Sage wurde dieses 
nationale Heiligtum umkost, und von den brausenden Stürmen 
der Geschichte wurde sie umtost, von der Zeit der Land¬ 
grafen und der Kreuzzüge bis in unsere Tage hinein. Die 
Steine reden hier, und die Geister vergangener Jahrhunderte 
mit ihren geheimnisvollen Stimmen werden vor unseren Augen 
wieder lebendig. Auf dieser alten Veste erklangen edler Ritter 
Speer und Schild, aber ihre Mauern hallten auch wider von 
der Minnesänger holdem Lied. Hier verrichtete die fromme 
Landgräfin Elisabeth Wunder werktätiger Liebe und christ¬ 
licher Barmherzigkeit. Von dieser „festen Burg“ strahlte, 
gleichwie das goldene Kreuz von hohem Turme in die Thüringer 







Die Wartburg: Sängerkrieg (Wandgemälde von Moritz v. Schwind) 


jähriger Prinz im Sommer 1838 von seiner Mutter, der kunst¬ 
sinnigen Großfürstin Maria Paulowna, angerefil. Noch im 
Juli dieses Jahres fanden die ersten Untersuchungen am Land¬ 
grafenhause statt, im darauffolgenden Jahre fing man an, die 
Arkaden an der Westseite des Palas, die mit Kalk übertüncht 
und vermauert waren, wieder bloßzulegen, und in den nächsten 
Jahren wurden weitere Vorarbeiten vorgenommen. Insbesondere 
wurden die Burghöfe vom Schutt befreit. Nachdem sich der 
Erbgroßherzog mit Sophie, einer niederländischen Prinzessin, 
vermählt hatte, wurde er von dieser bedeutenden Frau bei der 
Ausführung seiner auf die Wiederherstellung der Burg gerichteten 
Bestrebungen mit reichlichen Mitteln in hochherziger Weise 
unterstützt. Die bisher entworfenen Baupläne wurden jedoch 
vom Verein deutscher Architekten, der im Herbst 1846 auf 
die Wartburg eingeladen wurde, nicht gebilligt. Da setzte 
sich i. J. 1847 Hugo V. Ritgen, Professor der Architektur 
an der Hochschule zu Gießen, mit Karl Alexander in Verbindung, 
der ihm im Sommer 1849 die Wiederherstellung der Furg 
übertrug. Bis zum Jahre 1889 hat v. Ritgen an der ihm gestellten 
hohen Aufgabe in Gemeinschaft mit dem äußerst kunstver- 


Lande herniederleuchtet, jene helle Fackel der Wahrheit, die 
die gewaltige Prometheusgestalt unseres Luther vor nunmehr 
400 Jahren der sehnsüchtig harrenden Menschheit brachte, 
und deren starke Lichtwellen sich zunächst über unser deutsches 
Vaterland, von da aber weiterhin über die Länder Europas 
ergossen und über die ganze Welt. Hier übersetzte der große 
Reformator einen Teil des Neuen Testamentes in sein geliebtes 
Deutsch und legte damit, indem er eine deutsche Gemein¬ 
spracheschuf, den ersten Grund zu einer Einigung aller deutschen 
Stämme. Auf dieser Burg des Lichtes und der Geistesfreiheit be¬ 
gingen deutsche Burschen das 300jährige Jubelfest der Refor¬ 
mation, und indem sie zugleich den Gedenktag der Leipziger 
Völkerschlacht feierten, begeisterten sie sich in Wort und Lied für 
die politische Wiedergeburt eines einigen deutschen Vaterlandes. 

Große Männer unseres Volkes haben daher gern auf der 
Wartburg geweilt. Goethe schrieb von hier aus am 13. Sep¬ 
tember 1777 an Frau von Stein: ,,Hier wohn* ich nun. Liebste, 
und singe Psalmen dem Herrn, der mich aus Schmerzen und 
Enge wieder in die Höhe und Herrlichkeit gebracht hat. . . 
Wenn ich Ihnen nur diesen Blick, der mich nur kostet 



















Nr.7 DEUTSCHLAND 331 


aufzustehen vom Stuhl, hinübersegnen könnte!“ Friedrich 
Ludwig Jahn prophezeite i. J. 1806 auf dieser nationalen 
Stätte die Wiedergeburt des Deutschen Reiches, Richard 
Wagner, der Schöpfer des Musikdramas, schöpfte auf diesem 
Parnaß mittelalterlicher Sänger die Anregung zu seinem ,,Tann¬ 
häuser“, Viktor V. Scheffel ließ sich hier zu den schönsten 
Liedern seiner „Frau Aventiure“ begeistern. 

Unterhaltend ist daher das Fremdenbuch der Wart¬ 
burg, in das geistvolle Männer ihre Eintragungen gemacht 
haben. Wir aber scheiden von diesem Denkmal deutscher 


Kultur mit dem Wunsche, daß noch recht viele Menschen im 
Laufe künftiger Jahrzehnte in dieser Heimstätte des deutschen 
Idealismus Einkehr halten mögen. Sie alle werden den Wart¬ 
burgzauber in Natur und Kunst genießen, sie alle werden einen 
Hauch des Geistes verspüren, der dort oben geweht hat und 
noch weht, sie alle aber werden auch, wenn sie wieder von 
dannen gezogen sind, die Wartburgsehnsucht empfinden, der 
einst Scheffel in den Worten Ausdruck verlieh: 

Wo Ich streife, wo Ich jage, Well Ich stets Im Sinne trage, 

Bleibt ein Wunsch mir unerfüllt, Wartburg, deiner Schönheit Bild 


Das neue Weimar. 

Von Johannes Schlaf (Weimar). 


Vor nunmehr 27 Jahren machte ich als Student von Halle 
aus meinen ersten Ausflug nach Weimar. Im Sommer gerade 
als oben am ,,Webicht“, am Wege nach Tiefurt, das jährliche 
Schützenfest ge¬ 
feiert wurde. Die 
alten klassischen 
Stätten wurden be¬ 
sucht, Goethes 
Gartenhaus im 
Park. Eine stille, 
kleine Thüringer 
Residenzstadt im 
übrigen das dama¬ 
lige Weimar. Trotz 
der 21 000 Ein¬ 
wohner, die sie 
schon zählte, eher 
noch wie eine 
Kleinstadt wirkend. 

Es versteht sich, 
daß wir damals 
dann auch nach dem 
,,Webicht“ hinaus- 
wanderten und bei 
Thüringer Rost¬ 
bratwurst und Bier 
den Jahrmarktstru¬ 
bel des Schützen¬ 
festes mitmachten. 

Als ich dann 
fünf Jahre später 
auf der Durchreise von Eisenach her zurück Weimar noch 
einmal einen kurzen Besuch abstattete, nahm es sich 
noch nicht viel anders aus. Ich hätte mir damals, wo all 
mein Trieb auf Berlin und die moderne Weltstadt gerichtet 
stand, nicht träumen lassen, daß mich ein anderer, noch 
wichtigerer und eingeborener Trieb meines Wesens eines 
Tages noch einmal zu einem dauernden Aufenthalt in 
diesem stillen Weimar hinziehen würde: Doch nun wohn ich 
schon über 8 Jahre hier und fühle mich sehr wohl, denke nicht 
im entferntesten daran, jemals wieder von Weimar fortzuziehen. 

Das heutige, das neue Weimar, eine Stadt, die vom Spät¬ 
sommer 1904, wo ich hierher übersiedelte, bis heute von 31 000 
auf 36 000 Einwohner angewachsen ist, hat seine Peripherie 
seither sehr bedeutend ausgedehnt und erweitert sie noch jetzt 
von Jahr zu Jahr mehr. 

Es ist nicht mehr die stille Kleinstadt von damals, es ist 
eine moderne Mittelstadt geworden und zeigt allen Komfort 
einer solchen. Und doch — das Fehlen jeder die Luft ver¬ 
schlechternden Industrie, die sehr günstige freie und zugleich 
doch ringsum geschützte Lage — ist Weimar nicht bloß, wie 
bekannt, eine der gesundesten Städte Deutschlands, sondern 


seine moderne Entwicklung hat ihm — man braucht bloß an 
den Gegensatz zu denken, in dem es hier zu dem viel geräusch¬ 
volleren, industriereicheren Jena und Eisenach steht — zugleich 

jenen feinen, vor¬ 
nehmen, stillen 
Zauber nicht zu zer¬ 
störe n vermocht, 
mit dem sich heute, 
wo man das alte 
Weimar fast schon 
aus dem so stark 
angewachsenen 
modernen hervor¬ 
suchen muß, nach 
wie vor und ein für 
allemal die große 
alte Ueberlieferung 
und ihr Geist mit 
jenem unmittel¬ 
baren „je ne sais 
quoi zu erkennen 
gibt und fühlbar 
macht. — Ich habe 
seither manch eine 
deutsche und aus¬ 
ländische Stadt 
kennen gelernt, 
vor allem auch die 
Thüringer Städte: 
doch ich kann nur 
sagen, daß ich mich 
nirgends so wohl fühle wie in Weimar. — Mitte der 90er Jahre 
wurde die Frage aufgestellt, ob und wie man Weimar, seiner großen 
Tradition entsprechend, auch heute zum Mittelpunkt unserer 
deutschen Literatur machen könnte? Ich glaube, diese Bestre¬ 
bungen gingen hauptsächlich von Ernst v. Wildenbruch aus; 
wenigstens fanden sie in ihm ihren taktvollsten Fürsprecher. 

Sicher ist Weimar heute dieser Mittelpunkt nicht, und 
sicher waren seine Bestrebungen, es zu ihr zu machen, künstliche 
und fanden damals auch nur sehr beschränkte Fürsprache; 
dennoch meine ich aber, daß ihnen in gewisser Hinsicht immerhin 
ein nicht unrichtiges Gefühl zugrunde lag; ein Gefühl, das 
vielleicht den mit Weimar stets gut verbundenen Wildenbruch 
— er hatte sich ein paar Jahre vor seinem Tode draußen „Am 
Horn“ seine Villa „Ithaka“ gebaut und hat die letzten Jahre seines 
Lebens in Weimar verbracht, wo ihm nun auch ein Denkmal er¬ 
richtet wird— im Grunde auch geleitet hatte. Wer aber wie ich 
nun schon gute acht Jahre in Weimar gelebt und gearbeitet hat, der 
wird mit diesem Gefühl vertraut sein und die Möglichkeit, daß 
Weimar für unsere geistige Entwicklung auch in unserer heutigen 
Gegenwart noch einmal eine besondere Bedeutung gewinnen 
könnte, durchaus nicht, wie damals wohl viele taten, belächeln. 



Weimar: Residenzschloß 





















334 DEUTSCHLAND Nr. 7 


punkt nach der Peripherie hin zu verlegen, zur Gartenstadt 
zu werden. Nicht umsonst haben sich Leute wie Hauptmann 
nach Schlesien, Dehmel nach Blankenese und fast alle hervor¬ 
ragenden Namen von damals in die Provinz zurückgezogen. 
Dieser und jener hat seinen Wohnsitz inzwischen auch gerade 
nach Weimar verlegt; und jeder, der das getan hat, weiß nicht 
genug zu rühmen, wie der Weimarer Aufenthalt konzentriert 
und wie gut und fruchtbar man hier arbeiten kann. 

Soviel steht jedenfalls fest, daß wir heute für unsere geistige 
Kultur etwas, ich möchte sagen 
Ausschlaggebendes ungleich 
weniger von Berlin und der 
Großstadt, sondern gerade von 
der Provinz her zu erwarten 
haben; und durchaus nicht un¬ 
möglich, daß hierbei gerade 
Weimar wieder mal in erster 
Lime in Frage kommt! 

Die vielen Fremden, die 
das Jahr über aus allen Gegen¬ 
den Deutschlands und dem 
Auslande hierher kommen, 
suchen ja meist ausschließlich 
die Sehenswürdigkeiten der 
klassischen und der Liszt-Zeit 
auf: das neue Weimar wird 
weniger beachtet, man hat 
diesen neuzeitigen Komfort ja 
auch anderswo und ungleich 
üppiger, mancher wird wohl sogar bedauern, daß Weimar 
seinen alten idyllischen Kleinstadtcharakter immer mehr 
verloren hat. 

Aber mit alldem hat man den Wert des neuen Weimar 
vielleicht doch unterschätzt und nicht recht verstanden. Wir, 
die wir hier wohnen, bedauern seinen doch lediglich notwendigen 
Wandel durchaus nicht. Und ich meine, man sollte gerade 
auch das neue Weimar beachten und verstehen lernen, auf 
Grund welcher Umstände und Eigenschaften es eines Tages 
noch mal etwas Besonderes für unsere geistige Entwicklung 
leisten und bedeuten könnte! 

Wenig wird die nächste 
und etwas entlegenere Um¬ 
gebung Weimars beachtet. Aber 
man mache einmal einen 
Marsch nach dem Ettersberg 
hinaus oder unternehme 
einen Spaziergang aus dem 
Südviertel den ,,Silberblick 
hinauf und ins freie Feld da 
oben über der Stadt — auch 
der Weg an den sogenannten 
„Ratstannen“ bei der Berkaer 
Staatschaussee hinauf ist sehr 
schön und sehr zu empfehlen — 
und tue einen Blick auf diese 
Landschaft, die einen da um¬ 
gibt, und hinab auf die Stadt! 

Diese weiten Feldhügel mit 
ihren freien, bunten Flächen, 
ihren Hainen und kleinen Waldungen, den freundlichen Dörfern 
dazwischen; diese herrlichen, lieblichen und doch zugleich 
groß und edel hingezogenen Linien eines großen, weiten, 
freien Horizontes ringsum: ich habe geflissentlich schon manch 
einen Ausländer, der mich besuchte, Franzosen, Spanier, Russen, 
zu einem Feldmarsch dahin ausgeführt: manch einer brach in 
helle Schreie der Entzückung aus, jeder aber empfand sofort 
auf das anziehendste und unmittelbarste, wie diese Linien, 
diese Landschaft — zudem der schöne, reine Ozongehalt 


der Weimarer Luft — ihm gut taten, ihn aufheiterten, 
fröhlich, zur Mitteilung geneigt und geistig regsam machten! 

Und nun tue man einen Blick auf die Stadt hinab. 

Fast alle Thüringer Städte hegen in Talmulden. Einige 
aber — was z. B. Jena etwas Gequetschtes gibt oder es stellen¬ 
weise nötigt, etwas steil bergan zu steigen — zu sehr eingekesselt. 
Ganz anders Weimar! Es bietet sich in einer freien, weiten, 
flachen Mulde, so daß es Licht und Luft und freien Ausblick 
hat, während es zugleich im Norden vom Ettersberg, bis an 

dessen Sohle es heranreicht, 
Schutz hat und östlich von 
der waldigen Anhöhe des 
,,Webichts“ und vom Ilmpark 
begrenzt wird. 

Ein herrlicher Anblick, der 
einem förmlich ins Herz lacht, 
die Stadt frei, edel, heiter und 
anmutig, weit mit ihrer roten 
Dächerflut sich in mäßiger 
Tiefe lang vor einem aus¬ 
breiten zu sehen! 

Geht man dann aber hinab, 
so hat man hier in diesem 
Süd- und Westviertel lauter 
freundliche, saubere Villen¬ 
straßen — ganz ist Weimar hier 
zur Villen- und Gartenstadt ge¬ 
worden —, mit Häusern im 
neuen, künstlerisch vervoll- 
kommneteren und geremigteren Baustil, von Gärten umgeben. 

Doch auch die Innen- und die ältere Stadt — die heute 
die kleinere ist — hat sich den Ansprüchen der modernen Zeit 
angepaßt, ohne daß doch ein unnötiger Kitsch, aufdringlicher, 
unechter Fassadenpomp den schlicht distinguierten Charakter 
störten, den Weimar als Mittelstadt und nach Maßgabe seiner 
Tradition gewahrt hat. So sind z. B. die beiden großen modernen 
Warenhäuser, die die Stadt seit einigen Jahren hat, ganz diesem 
Charakter angepaßt. Auch der bemerkenswerte Bau des 1907 
entstandenen neuen Hoftheaters. In gleicher Weise der noch 

im Bau befindliche Schloßneu¬ 
bau. Der Bahnhof ist wohl noch 
etwas rückständig, doch sollen 
wir auch einen neuen, den Ver¬ 
kehrsansprüchen der Neuzeit 
entsprechenden Bahnhof er¬ 
halten. Auch die Neubauten 
der Kunstschule von Van de 
Velde sind zu beachten, wie 
noch so manches andere. 

Es ist nicht anders zu 
sagen, als daß das alte Weimar 
mit seinen alten ehrwürdigen 
Stätten in dem heutigen mo¬ 
dernen Weimar etwas ver¬ 
schwindet, daß man es aus ihm 
erst hervorsuchen muß. Und 
das bedeutet zugleich, daß auch 
der alte Geist von einem neuen 
abgelöst zu werden begann. Ein 
jeder, der hier lebt und schafft, wird wissen, daß die alten Stätten 
und die alte Tradition für seine Arbeit und Stimmung mit 
irgendwelcher wesentlicheren Anregung kaum noch von Be¬ 
deutung sind. Ich betrete sehr gern einmal, und nicht ohne 
ein unwillkürliches Gefühl von Pietät, z. B. den herrlichen 
,,Fürstenplatz“ mit seinem Fürstenhaus, dem roten Schloß, 
der Bibliothek, dem Karl-August-Denkmal und dem schönen 
Blick auf das Residenzschloß: aber ich weiß, daß ich in 
einer anderen Zeit und in einem anderen Weimar lebe 




Weimar: Das neue Hoftheater. 

















Nr. 7 DEUTSCHLAND 335 


das meine Stimmung von nicht unwesentlich anderer Seite 
her bestimmt und anregt. 

Ich glaube nicht, daß heute, wie damals zur Zeit Goethes 
oder zur Zeit Liszts, irgendwelches „Mäzenatentum“, irgend¬ 
welche Gunst oder Freundschaft von oben Weimar wieder zu 
einer der einstmaligen entsprechenden Kulturbedeutung ver¬ 
helfen wird, ich glaube auch nicht gerade, daß sie wieder von 
einem ganzen Kreise, wie damals, ausgehen würde: es sind 
andere, wesentlich bedingendere Faktoren, durch die sie zu¬ 
stande kommen könnte. 

Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß gerade Mittel¬ 
deutschland, der Landstrich des preußischen und sächsischen 
Thüringen bis nach Franken hinein, der so recht das landschaft¬ 
lich schöne und reizvolle, klimatisch günstige, individuell 
reich und vielseitig gegliederte Herz Deutschlands ist, mit all 
solchen Eigenschaften immer wieder eine religiöse, philosophische 
dichterische Hochkultur hervorgebracht, gehegt, begünstigt hat. 
Bedenken wir, daß Luther m Eisleben, im Unstrutgebiet, 
geboren ist, daß auch Goethes Vorfahren in dieser Gegend 
ansässig waren, bedenken wir, daß im Mittelalter, in der 
Reformationszeit, zur Zeit unserer Klassiker gerade solche 
Kultur immer wieder nach Thüringen, im besondern nach dem 
Weimarischen und nach Weimar sich hinzog; bedenken wir 
die Bedeutung, die die Wartburg zweimal für Deutschland, 
für Europa, die Welt gehabt hat, so muß gerade Thüringen 
und Weimar alle Umstände bergen, die zur Entfaltung und 
Ausblüte einer solchen Kultur förderlich sind. 

Es steht nun aber fest, daß Weimar, heute eine Stadt von 
36 000 Einwohnern, die noch in beständigem Zunehmen be¬ 
griffen ist, die aber doch ihrer ganzen Lage und Beschaffenheit 
nach, obgleich ein lebendiger Durchgangspunkt von Nord- 
und Ostdeutschland nach dem Westen und Süden, niemals 
«ine Industriestadt werden und durch die Störungen und 


Unannehmlichkeiten einer solchen zu leiden haben wird, alle 
Bedingungen nach wie vor eignen, die das Erkeimen und Auf¬ 
blühen einer neuen großen Kulturtat begünstigen könnten! 
Mit seiner Stille, seiner Bevölkerung, die sehr gesellig ist, 
gern Feste feiert — es ist, wie schon gesagt, ganz abgesehen 
von dem Leben, das der Touristenverkehr bringt, der indessen 
nie ein geräuschvoller und störender ist, eigentlich das ganze 
Jahr über bei uns etwas los, ohne daß aber auch diese Festlich¬ 
keiten einen lärmenden Charakter tragen —, mit seinem 
neuzeitigen Komfort, seinem höchst angenehmen Klima, seiner 
schönen näheren und weiteren Umgebung — Buchfart, Ilmtal, 
Berka, Riechheimer Berg, welch letzterer an der meiningischen 
Grenze gelegen, mit seinem herrlichen Thüringer-Wald- 
Panorama ein sehr empfehlenswerter Ausflug ist! — könnte 
es gar wohl wieder einmal und nach wie vor die stille, eindring¬ 
liche Arbeit eines oder einer Anzahl von Männern begünstigen, 
die heute auf eine umfassende Kultursynthese hinaus sind 
und sie zu einem um so glücklicheren Ergebnis führen, als 
diese Arbeit im heutigen Weimar doch von allen Richtungen 
des Vaterlandes und der Welt her den unentbehrlichen Zustrom 
des großen modernen Weltlebens so ungleich weniger entbehren 
würde, als ehemals unter den damaligen eingeschränkt kleinstaat¬ 
lichen und kleinstädtischen Verhältnissen, die unserer Klassiker. 

Es ist also im Ernst meine feste Überzeugung, daß Thürin¬ 
gen, daß Weimar, weniger durch die nachwirkende Suggestion 
irgendeiner Kultur, die jemals hier geblüht hat, als vielmehr 
aus den natürlichen Bedingungen seines Klimas, seiner geo¬ 
graphischen Lage, seiner bestimmten, in einem gewissen 
wesentlichen Betracht unveränderlichen und nicht zu stören¬ 
den günstigen Lebensverhältnisse heraus noch einmal und 
immer wieder eine besondere geistige Kulturbedeutung ge¬ 
winnen wird, solange es noch ein Deutschland, eine deutsche 
Kultur und ein lebendiges Werden derselben geben wird! 


Staat undWissenschaft alsFörderer derThüringer Kurorte. 

Von Dr. Walter Schwarz. 


Ein bedeutender Teil unserer deutschen Kulturgeschichte 
spielte sich im Laufe von Jahrhunderten in den Gebieten 
des Thüringer Waldes ab. Seine zentrale geographische Lage, 
seine Bodenbeschaffenheit mit den mittleren Anhöhen und dem 
prächtigen Walde prädisponierten es für eine an mannigfaltigen 


Ereignissen reiche geschichtliche Vergangenheit, wo deutsche 
Stämme einmal gegeneinander, ein anderes Mal gemeinsam in 
Reih und Glied zu kämpfen hatten. 

In Thüringen war es, wo unsere hervorragendsten Geister 
stets ein warmes Herz für ihre kulturellen Bestrebungen fanden. 



Ilmenau: Gesamtansicht 



















336 DEUTSCHLAND Nr. 7 


Auf der schönen Wartburg bot sich schon Luther eine gast¬ 
liche Zufluchtsstätte. Im Anfang dieses Jahrhunderts hat 
Weimar, die alte Thüringer Residenz, die größten Heroen des 
deutschen Denkens, deutscher Dichtung und deutscher Welt¬ 
anschauung in ihren Mauern zusammengeschart. Hier wirkten 
Goethe und Schiller, deren geutige Führung das deutsche 
Volk zu einer großen Kulturnation stempelte. 

Auch in den heutigen Tagen hört die Kulturarbeit in 
Thüringen nicht auf, und wir sehen immer neue Beweise 
dafür, daß in der scheinbar idyllischen Stille große Gedanken 
und hohe wissenschaftliche Bestrebungen wieder aufleben. 

Dem Herzoglich Sächsischen Staatsministerium in Gotha 
ist es zu danken, daß den Thüringer Kurorten und ihren Heil- 
faktoren von seiten der Wissenschaft ein besonderes Interesse 
entgegengebracht wird. Die Fülle von klimatischen Vorzügen 
und Naturschönheiten Thüringens fordert ja an sich die Be¬ 
geisterung heraus. Dazu kommt 
noch, daß eine ganze Reihe 
Thüringer Kurorte mit heil¬ 
kräftigen Quellen ausgerüstet 
sind, daß hier vorzügliche 
Stahl-, Sol-, kohlensäurehaltige 
Quellen, Kochsalzthermen und 
Moorbäder der leidenden 
Menschheit Genesung spenden. 

Nicht zu vergessen ist 
die Blüte des Sportes in 
Thüringen, jener natürlichsten 
Form der Bewegungsbehandlung, 
wie sie in letzter Zeit mit Vor¬ 
liebe für Nervöse und Erholungs¬ 
bedürftige als Kräftigungs- und 
Heilmittel angewandt wird. 

Der Sport ist somit in den 
Dienst der Heilkunde gestellt 
und der Wissenschaft ein neues 
Erforschungsgebiet erschlossen 
worden. Das genannte Staats¬ 
ministerium hat unstreitig das 
Verdienst, nach dieser Richtung 
hin vorbildlich vorgegangen zu 
sein, da auf seine Anregung die 
Tagung des ersten deutschen 
sportwissen sc haftlichen 
Kongresses, die unter Beteiligung 
der hervorragendsten Männer 
der Wissenschaft und Praxis im 
September 1912 in Oberhof 
stattfand, zurückzuführen ist. 

Welch hohe Förderung das 
Gothaische Staatsministerium auch der wissenschaftlichen 
Erforschung der klimatologischen Eigenschaften des 
Thüringer Waldes entgegenbringt, geht aus einem im 
Verlag Friedrich Andreas Perthes, Gotha, erschienenen 
Sammelwerk „Der Thüringer Wald und seine Heilfaktoren“ 
hervor, das vom Herzoglich Sächsischen Staatsministerium 
herausgegeben ist und sich der Mitarbeit hervorragender 
wissenschaftlicher Autoritäten erfreut. 

Seit jeher waren die Fürsten die berufenen Beschützer 
von Kunst und Wissenschaft. Viele wissenschaftliche Disziplinen, 
die keine wirtschaftlichen Vorteile und keinen praktischen 
Nutzen mit sich bringen, haben unseren deutschen Fürsten 
ihre Entwicklung zu verdanken. Jetzt sehen wir als ein nach¬ 
ahmenswertes Beispiel, wie eine Staatsregierung aus sich selbst 
heraus ein großes wissenschaftliches Gebiet fördert und damit 
auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht Werte schafft, die durch 
ernste wissenschaftliche Forschungen aus der Tiefe der Ver¬ 
gangenheit an das Tageslicht gefördert werden. Wir wollen 


damit nicht sagen, daß bis jetzt die meteorologischen und 
klimatologischen Forschungen nicht wissenschaftlich berück¬ 
sichtigt wurden, allein die bisherigen Arbeiten waren meist 
über die verschiedensten Gebiete zerstreut und zersplittert, 
sie waren selten nach einheitlichem Prinzip aufgebaut und 
weiteren Kreisen kaum zugänglich. 

Dem Gothaischen Ministerium ist es gelungen, eine 
Anzahl bekannter Autoritäten für die wissenschaftliche Er¬ 
forschung der Heilfaktoren des Thüringer Waldes zu gewinnen 
und deren vielseitige Kenntnisse und reiche praktische Er¬ 
fahrungen für die klimatologischen Studien des grünen Herzen 
Deutschlands in Anspruch zu nehmen. 

Wir Deutsche durcheilen gewöhnlich das schöne 
Thüringer Land im Schnellzug, um vielleicht eine halbe Stunde 
die Schönheiten dieser herrlichen Mittelgebirgslandschaft zu 
bewundern, aber unsere Erholung und die Stählung unserer 

Kräfte suchen wir irgendwo im 
Auslande. Wer viel gereist ist und 
die Verhältnisse kennt, weiß ganz 
genau, daß uns dort für teures 
Geld nicht im entferntesten all 
das geboten wird, was uns in 
unseren heimatlichen Luftkur¬ 
orten und Bädern zur Verfügung 
steht. Wer von uns freut sich 
nicht jedesmal, wenn er erst 
wieder auf der Rückreise aus dem 
Ausland in einem deutschen D- 
Wagen seiner Heimat entgegen- 
eilen kann. Die ersten schwarz¬ 
weißen Grenzpfähle erwecken in 
unserm Herzen Gefühle berech¬ 
tigten Stolzes über die muster- 
giltigeDisziplm, dieOrdnung und 
Sauberkeit,der wir inDeutschland 
auf Schritt und Tritt begegnen. 

In wie weitgehendem Maße 
das schöne Mittelgebirge Thü¬ 
ringens für Erholungsuchende 
und Ruhebedürftige, für Kranke 
und Genesende als Aufenthalts¬ 
ort geeignet ist, das finden wir in 
dem Werk ,,Der Thüringer Wald 
und seine Heilfaktoren“ in an¬ 
schaulicher Weise und ernster 
wissenschaftlicher Beleuchtung 
auseinandergesetzt. Mit Recht 
weist u. a. Geheimrat Prof. Dr. 
Hildebrand in seiner Ab¬ 
handlung,,ThüringensHöhenorte 
als Kurorte für chirurgische Krankheiten“ darauf hin, daß wir 
uns in Thüringen ein heimatliches Davos und Leysin schaffen 
können. Haben wir doch z. B. in Oberhof einen glücklich ge¬ 
legenen Ort in einer Höhenlage von 800 m ü. M., der vor rauhen 
Winden durch die hügelige und waldige Umgebung sorgsam 
geschützt ist. In den weiteren lehrreichen Abhandlungen des vor¬ 
nehm ausgestatteten Werkes wird uns über die klimatischeBehand- 
lung der verschiedensten Krankheitsgruppen nach den neuesten 
wissenschaftlichen Grundsätzen eingehend Auskunft gegeben. 

Auch der Sport ist nicht zu kurz gekommen. Wir finden 
da belehrende Ratschläge über die wichtigsten Fragen bei 
sportlicher Betätigung, über die Ernährung beim Sport, über 
die Anlagen von Spielplätzen usw. 

Alles in allem genommen müssen wir dem Staatsministe¬ 
rium in Gotha für die Anregung, die es mit der Förderung^ 
dieser wissenschaftlichen Arbeiten gegeben hat, dankbar sein,, 
bedeuten sie doch eine ganz neue Aera in dem Zusammenwirkei> 
zwischen Staat und Wissenschaft zum Segen unseres Volkes. 



Ilmenau: Der Turm auf dem Kickeihahn 





Nr.7 DEUTSCHLAND 337 


Klassische Stätten in und um Ilmenau. 

Von Karl Sonnekalb (Ilmenau). 


„Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, 
ist eingeweiht.“ Goethe, Tasso. 

Ilmenau hat ein besonderes Recht, dieses Dichterwort 
auf sich anzuwenden. Begründete doch Goethe selbst in erster 
Linie mit den Weltruf der lieblichen, im Hochtale der lim 
am Fuße des Kickeihahns gelegenen Bergstadt. Und mit 
Ausnahme von Weimar verdient wohl kaum ein anderer Ort 
im gleichen Maße wie Ilmenau den vollen Ruhmestitel, eine 
Goethestadt zu sein. In jahrelangen menschlichen und amt¬ 
lichen Wechselbeziehungen haben sich zwischen dem Dichter¬ 
fürsten und der tannenumrauschten Bergwelt Ilmenaus zahl¬ 
reiche unzerreißbare Verbindungsfäden angesponnen und fest¬ 
geknüpft, so daß ein Hauch seines hehren 
Geistes noch heute das gipfelumkränzte 
Ilmtal verklärend umschwebt. Welche 
wichtige Rolle aber das innige Verhältnis 
zu der alten Bergstadt auch in der 
inneren Entwicklung des Menschen und 
des Dichters Goethe gespielt hat, können 
wir schon aus dem Ausrufe Karl Augusts 
erkennen, mit dem dieser am frühen 
Morgen des 3. September 1825 Goethe 
im Römischen Hause des Parks zu 
Weimar begrüßt, als er ihm Glück¬ 
wünsche zur Feier seines 50jährigen 
Regierungsantritts überbringt. ,,Acht¬ 
zehn Jahre und Ilmenau!“ klingt es da 
dem Dichter entgegen. Wohl mag dieser 
bedeutungsvolle Augenblick in den 
Seelen beider Männer eine Schar ernster 
Gedanken an gemeinsames ehrliches 
Streben um die Bergstadt und eine 
Fülle sonniger Erinnerungen an eine 
in ihren rauschenden Wäldern in über¬ 
schäumender Lebenslust verbrauste 
Sturm- und Drangzeit wachgerufen 
haben. Hatte doch Goethe schon 
lange zuvor unter der Überschrift 
,,Ilmenau am 3. September 1773“ 
dem Fürsten zu seinem 26. Geburts¬ 
tage das bekannte tiefempfundene 
Gedicht gewidmet, das gleich zu Beginn von Ilmenau rühmt: 

„Anmutig Tal, du Immergrüner Halnll 
Mein Herz begrüßt euch wieder auf das beste; 

Entfaltet mir die schwerbehangenen Aste, 

Nehmt freundlich mich in eure Schatten ein. 

Erquickt von euren Höhn am Tag der Lieb* und Lust 
Mit frischer Luft und Balsam meine Brust!“ 

Goethe, Ilmenau. 

Aber das ,,genialische Treiben“ der Weimarer Hofgesellschaft 
bei ihren Jagdausflügen, das uns nach Eckermanns Zeugnis 
in den folgenden Strophen des Gedichtes veranschaulicht 
werden soll, füllte nur einen Teil von Goethes Zeit während 
seiner Besuche in Ilmenau aus, deren mehr als 20 verbürgt 
sind. Denn auch recht ernste Aufgaben beschäftigen ihn bei 
seinem wiederholten Aufenthalt in der Bergstadt an der Ilm. 
Zum ersten Male führte am 3. Mai 1776 ein Brand, bei dem 
6 Häuser eingeäschert wurden, Goethe in das erst 1752 von 
einer großen Feuersbrunst heimgesuchte Ilmenau. Bei dieser 
Gelegenheit lernte er zugleich die noch durch eine schlechte 
Steuerwirtschaft gesteigerte Not der Bevölkerung kennen, 
über die er schon durch die Mitteilungen der rätselhaften 
Person des von ihm nach der Stadt geschickten Krafft unter¬ 
richtet worden war. Da ist der Entschluß in ihm gereift, den 
„armen Maulwürfen von hier Beschäftigung und Brot* zu 


verschaffen. Kaum hatte er darum wieder Ordnung in die 
verlodderte Stadtverwaltung gebracht, als er sich auch schon 
auf anderem Wege der verarmten Bevölkerung anzunehmen 
suchte. Als eifrigstes Mitglied der Bergwerkskommission 
war er von 1784—96 unermüdlich bestrebt, Karl Augusts 
Lieblingsgedanken der Wiederbelebung des einst so blühenden 
Ilmenauer Bergbaues in die Wirklichkeit umzusetzen und den 
Bewohnern der Stadt so neue Erwerbsquellen zu erschließen. 
Man weiß, daß diese mühevollen und kostspieligen Versuche 
leider scheiterten, da die am 22. und 23. Oktober 1796 in den 
Schacht eindringenden Grundwasser, wie schon 1624 und 
1793, von neuem die scheinbar so aussichtsreiche Arbeit völlig 
vernichteten. Die Schlackenhalde an 
der Sturmheide und die am Hangeberg 
sich übereinander hinziehenden drei 
Berggräben sind noch heute stille 
Zeugen des einstigen stolzen Ilmenauer 
Bergbaus. In den Berggräben — deren 
unterster am Felsenkeller beginnt und 
sich seinem Alter nach nicht mehr 
festlegen läßt, während der mittlere und 
obere von dem Berghauptmann von 
Utterodt im 17. Jahrhundert angelegt, 
der Blütezeit der Ilmenauer Bergwerks¬ 
tätigkeit ihre Entstehung verdanken — 
rauschten einst die aus dem Freibacher 
Teiche bei Stützerbach kommenden, 
den Ilmenauer und Rodaer Schächten 
zugeführten Aufschlagswasser für die 
großen Treibräder der unter Tage 
arbeitenden Wassermaschinen. Der 
mittlere der Berggräben, die schon 
zur Zeit Goethes verfallen waren, 
wurde von diesem für seinen neuen 
Johannisschacht wieder hergestellt. 
Heute jedoch läßt außer dem Namen 
kaum noch etwas die einstige Bedeutung 
dieser schönen, auch von Goethe als 
Spazierweg bevorzugten Fußpfade mit 
ihren herrlichen Ausblicken auf die 
Stadt und die sie umrahmenden 
Bergwälder ahnen. Noch zwei Tage vor seinem 82. Geburts¬ 
tage ließ sich der greise Dichter durch den Bergrat Mahr auf 
den mittleren Berggraben führen, auf dem er einst einmal 
mit der Frau von Stein zu lustwandeln sehnlichst ge¬ 
wünscht hatte, und rühmte von neuem die herrliche und mühe¬ 
los zu erreichende Aussicht. Einen prächtigen Fernblick hatte 
er gleichfalls öfter vom nahen Schwalbenstein aus genossen, 
einem aus dem grünen Wipfelmeer der Tannen zwischen 
Ilmenau und Manebach hervorspringenden, mit einem Aus- 
sichtstempelchen gekrönten, trotzigen Felsen. In weihevoller 
Stunde schrieb er hier am 19. März 1779 an einem Tage den 
4. Akt seiner Iphigenie nieder. 

Auch auf der rechten Seite des Ilmtales leuchten dem 
Wanderer auf Schritt und Tritt Goethes Spuren entgegen. 
So grüßt vom Manebacher Tale herüber des Kickeihahns 
waldbedecktes Haupt. In die Stille dieses ,,erhabenen Berges“ 
flüchtete sich der Dichter oft, um ,,der unverbesserlichen 
Verworrenheit der Menschen auszuweichen** und im Anblick 
der schweigsamen Bergwelt weihevolle Stunden zu verbringen. 
Eine solche gab am 22. September 1783 ihm das herrliche 
Nachtlied ein: ,,Über allen Gipfeln ist Ruh**. Nicht weit 
unterhalb des auf Kosten der Großfürstin Maria Paulowna 
auf dem Gipfel des Kickeihahns errichteten 21 Meter hohen 













I 



Thüringen: Im Ungeheuren Grund 

□ (Verlag der Neuen Photogr. Gesellschaft A.-G., Steglitz-Berlin) □ 






















Nr. 7 iP99 99OGOQO9CK»90QQQQ«^^QCM B DEUTSCHLAND BB e0eeeeeeeee0 e eee ee€) 0 eeüGeeei 33Q 


Aussichtsturmes steht das einfache Bretterhäuschen — zwar 
nicht mehr das alte, das am 12. August 1870 verbrannte, aber 
eine getreue Nachbildung desselben —, in dessen waldumwogter 
Bergeinsamkeit der Dichter die Stimmung jener zarten Verse 
empfand und diese niederschrieb. Am 28. August 1813 erneuerte 
er hier das Lied, und als er 1831 seiner Lieblingsstätte auf 
dem Kickeihahn den letzten Besuch abstattete, begeisterte 
er sich von neuem an der herrlichen Fernsicht, und entzückt 
ruft er aus: ,,Herrlich, herrlich, ach hätte doch das Schöne 
mein guter durchlauchtigster Großherzog Karl August noch 
einmal sehen können!“ Auch am nahegelegenen Großen 
Hermannstein, von dem man weithin gen Westen in das berg- 
umsäumte Kammerberger Tal schaut, weilte Goethe mit 
Vorliebe. In dem trotzigen Porphyrfelsen, dessen schmaler, 
mit sturmzerfetzten Fichten gekrönter Rücken einst eine Warte 
getragen haben soll, befindet sich eine Grotte, die „Hermann¬ 
steiner Höhle“. In ihr hat der Dichter oft gehaust, in Gedanken 
bei der Frau v. Stein verweilend. Einmal war es ihm auch vergönnt, 
mit der geliebten Frau köstliche Augenblicke darin zu verbringen; 
zur Erinnerung daran grub er ein S in die Felswand ein. 

Ostwärts, nicht weit vom neuerbauten Berghotel Gabel¬ 
bach, steht in stiller Verträumtheit das schlichte, alte Jagd¬ 
schloß Gabelbach, das, für den Herzog von Kurland erbaut, 
einst die Weimarer Hof¬ 
gesellschaft und Goethe 
bei Jagdausflügen häufig 
beherbergte und heute den 
Sitz der bekannten Ge¬ 
meinde Gabelbach bildet, 
die nach ihrem vor einigen 
Jahren erfolgten Auszuge 
aus dem ,,Kleinen Gabel¬ 
bach“, dem oft besun¬ 
genen Forstwarthäuschen, 
in ihrem neuen Heim 
ein Goethezimmer der 
Oeffentlichkeit zugänglich 
gemacht hat. So erinnert 
uns fast jeder Pfad, fast 
jedes FleckchenErde in der 
Bannmeile vom Kickel- 
hahn und Gabelbach an 
den Dichterfürsten. 

Die Stadt Ilmenau selbst enthält gleichfalls zahlreiche 
Goethestätten. Bei den verschiedenen Besuchen des Dichters 
in der Bergstadt ist es nicht verwunderlich, daß wir noch mehrere 
Häuser vorfinden, in denen er beherbergt wurde. Am häufigsten 
wohnte er im Amtshause, dem jetzigen Schlosse am Markte, 
der bis heute, abgesehen von der vor wenigen Jahren vor¬ 
genommenen Neupflasterung, seine damalige Gestalt behalten 
hat. Vom Amtshause aus hatte Goethe hier Mignon tanzen 
sehen. Hinter dem Schlosse findet sich zum Teil noch der 


Garten, durch den Melina und seine Geliebte zum Verhör 
geführt wurden. Am Markte haben sich bis auf heute auch 
die beiden sich schräg gegenüberstehenden alten Gasthöfe 
(,,Sonne“ und „Adler“) erhalten, in denen Wilhelm Meister 
abstieg und Philine zum Fenster herausschaute. Überhaupt 
mag Goethe hier noch manch anderes Bild des Kleinstadt¬ 
lebens beobachtet haben, das er in seinen Wilhelm Meister 
einflocht. Vollendete er doch dessen 6. Buch 1785 in Ilmenau. 
Später wohnte der Dichter wiederholt bei dem Bergrat Voigt 
in dem nachmaligen Rechnungsamte, dem heutigen Berliner 
Warenhaus, und beim Oberforstmeister von Fritsch im alten 
Forsthause, dessen Stunden ebenfalls leider schon gezählt 
sind, da es einem Neubau Platz machen soll. Einige Male ist 
Goethe auch im „Hotel zum Löwen“ abgestiegen. So arbeitete 
er hier z. B. 1796, allerdings ohne besonderen Erfolg, an Hermann 
und Dorothea. In diesem Gasthause feierte er ferner 1831 
seinen letzten Geburtstag, und das Zimmer, das er damals 
innehatte, wird heute noch gezeigt. Auch die vielgepriesene 
Iphigeniedarstellerin, Korona Schröter, Goethes ehemalige 
Freundin, flüchtete sich von Weimar nach der Bergeinsamkeit 
Ilmenaus, dessen Friedhof die sterbliche Hülle dieser großen 
Künstlerin birgt. Endlich dürfen wir noch die alten schönen 
Bäume der Lindenstraße als Zeugen und Zeitgenossen des 

Altmeisters in Ilmenau 
aufrufen, da er nach einem 
Briefe an Adele Schopen¬ 
hauer (1831) ihrer 
Pflanzung beigewohnt hat. 

Aber nicht nur Karl 
Augusts und Goethes 
Geister werden durch die 
Namen Ilmenau und 
Gabelsbach vor unser 
geistiges Auge gezaubert; 
auch eine stattliche Zahl 
anderer hervorragender 
Männer und Sänger aus 
dem deutschen Dichter¬ 
wald haben die landschaft¬ 
lichen Reize der alten 
Bergstadt am Fuße des 
Kickeihahns empfunden 
und begeistert gepriesen. 
Sc laufen neben den Spuren Goethes in und um Ilmenau die 
Jean Pauls, Viktor von Scheffels, Rudolf Baumbachs, Friedrich 
Hofmanns und anderer einher. Suchen wir aber nach 
einer Erklärung für die geheimnisvolle Anziehungskraft, die 
unsere erinnerungsreiche Bergstadt auf alle die Genannten 
ausgeübt hat und auch heute noch auf viele andere auszuüben 
pflegt, so dürfen wir sie wohl in dem Ausspruche des Thüringer 
Wandersmannes Trinius gegeben finden: 

„Ilmenau ist zu allen Zeiten schön!“ 



Ilmenau: Goethe-Häuschen auf dem Kickeihahnberg 


Auf dem Kickeihahn. 

Von Friedrich Lienhard.* 


An einem Sommerabend, der durchflutet war von einer schräg herein- 
dringenden Fülle von Sonnenlicht, stieg ich langsam einen Thüringer Waldberg 
empor. Unter mir, noch ganz nahe, lagen die schieferblauen Dächer von 
Kammerberg-Manebach. Hohe schwarze Wälder stehen um das Dorf; die Felder 
über Manebach sind durchsetzt mit vielen Buckeln, Flecken und Wegen; im 
Wiesentale rauscht die rasche, helle Ilm. 

Es vvar heiß im Tale, kühler im Walde. Ich nahm die heiße Sommermütze 
ab, atmete tief auf und ging noch langsamer als zuvor. 

* Aus dem „Thüringer Tagebuch“. Von Friedrich Lienhard. Stuttgart 
■Greiner & P/eifTer Preis 4 M. 


Anmutige Lichtflecken durchschimmerten den Tannenforst. Das tiefe 
Wanderlied der Ilm hob die Stille hier oben nur noch mehr hervor. — 
An mancher Lichtung schaut man in Täler. Eine blasse Röte quoll mehr, 
und mehr aus den Toren des Westhimmels. Reiter ritten heraus, Helme blitzten. 
Walküren kamen herab. Ein mildes, weites Licht breitete sich über alles Land, 
bängte sich wie Schaum an alle Bäume und Hügelränder, beseelte die ganze 
Welt. Lichtempfindliche Menschenherzen, lebensvolle Pflanzen und alles 
wilde Getier taten dieser herab gestiegenen Helle den Sinn auf, ließen sie ein. 
schauten dankbar den immer kühleren und immer farbigeren Himmel an. 
Und. wenn ein Vöglein im Tannenwald wie verzagt etwas zwitscherte, so waren 














340 


DEUTSCHLAND 


Nr. 7 


es gemilderte Laute innigen Dankes für einen bunt durchflogenen Tag, so 
war es ein unwillkürlich melodisch gewordenes Hinüberträumen in den un¬ 
bewußten Zustand der Nacht. 

Wer mit einem leicht schwingenden Herzen leidvoll begnadet ist, mit 
einem Nervengeflecht, das durch Leidenschaft und Kämpfe verfeinert worden, 
dem setzen sich solche sanft glimmende Leuchtabende mit all den Erlebnissen 
eines tönend und glühend vorübergegangenen Tages in Musik und Dichtung 
um, in sehr feine und verinnerlichte Dichtung von eigentümlich wehmut¬ 
schönem Wohllaut. Es ist ein melodisches Zusammenklingen von Dank, Zu¬ 
versicht und Heimweh. Du bist voll von einem reichen Siegesgefühl, aber du 
fühlst auch die Wunden des mühsam durchkämpften Tages. Werktägliches 
Glück ist dir in Stücke gegangen, aber ein feiner geartetes und nicht erwartetes 
Glück tritt auf Strahlen des Geistes zaudernd in deine Welt ein. 

Drüben liegt der umwaldete Schwalbenstein, auf dessen Gipfel einst 
Goethe an seiner ,,Iphigenie“ geschrieben. Vor mir liegt der Kickeihahn, 
zu dem ich von Kammerberg aus langsam emporsteige. Wir sind hier in Goethes 
Revier, der a us Ilmenau oder aus ,,Manebach beim Kantor“ manchen Brief 
an Frau von Stein geschrieben hat. ,,Zwischen Gebirg’ und Fichtenwald“ 
hat er hier ,,in des Kantors Gärtchen“ gesessen und für die geliebte Frau ge¬ 
zeichnet (1777). Und immer wieder, bis zu seinem letzten Geburtstag, verwob 
sich gerade diese Gegend mit Goethes Leben, Lieben und Schaffen. 

Um eine „Iphigenie“ zu vollenden, diesen edlen Gesang von der Läuterung 
eines heißen Jünglingsherzens durch stärkere Frauengüte, muß man in den 
Sommer stillen Reifens eingetreten sein. Auf dem Gipfel dieses Aufstiegs 
erwartet dich zuletzt ein einfach Bretterhäuschen, kein Prunkschloß, ein ein¬ 
fach, aber weitschauend Bretter¬ 
häuschen, woran die schlichten, 
schönen Worte des Abendliedes ge¬ 
schrieben stehen. 

Die Fichten am Wege stehen 
ungebeugt und aufrecht, mit ge¬ 
panzerten Stämmen. Lichte Buchen, 
oft nur strauchhaft klein, mit leicht 
erzitternden Blättern, sind hier und 
da in diesen dunkel-ernsten Wald 
geraten, als hätten sich scheu 
lachende Mädchen zwischen heer¬ 
haft aufgestellte, bewegungslos 
finstere Reihen von Kriegsmännern 
verlaufen. Manchmal ist ein .Aus¬ 
blick möglich auf Rodungen und 
Waldplätze. Und plötzlich, um¬ 
wacht von betagten Fichtenstämmen, 
rauhbehaart wie die Recken aus 
Hildebrands und Hadubrands 
Zeiten, wuchtet unmittelbar neben 
dir die Porphyrmasse des Her¬ 
mannsteins. — Man geht einen 
kleinen Weg hinüber und entdeckt eine nicht sehr große Höhle, 
breiten Rachens und engen Schlundes, wie geschaffen, einem breit¬ 
köpfigen Drachen gefahrvoller Urzeit zur eben ausreichenden Behausung, 
zur rückdeckenden Beschalung zu dienen. Alles rund herum ist bemoost und 
bewachsen mit krummen Stecken, Wurzeln und Rasenfleckchen. Aber am 
Eingänge der Höhle, rechts und links, überraschen zwei friedliche Erztafeln 
mit Goldbuchstaben. Der alles mildernde Goethe, dieser Sohn einer geistigeren 
Sphäre der Erdenentwicklung, hat dort Strophen auf Frau von Stein anschmieden 
lassen, auf Frau von Stein, die so entscheidend in sein Wachstum eingegiffen 
hat, so daß erst von ihrem Wirken an dem Dichter jener Mann bewußten Stille¬ 
seins geworden ist, als den wir ihn verehren. 

So steht zwischen Schwalbenstein und Kickeihahn sinnig der Hermann¬ 
stein mit folgenden scheu verhüllten Dankworten: 

,,Was ich leugnend gestehe und offenbarend verberge. 

Ist mir das einzige Wohl, bleibt mir ein reichlicher Schatz. 

Felsen vertrau’ ich es an, damit es der Einsame rate. 

Was in der Einsamkeit mich, was in der Welt mich beglückt.“ 

Der Herzensbund zwischen dem Dichter und einer um etliche Jahre älteren, 
öfters kränkelnden Gattin, Mutter und Hofdame, die ihn auf entscheidender 
Lebensstufe lehrte, was „sich ziemt“, blieb nicht ohne schroffe Trübung. 
Aber sie fanden sich zuletzt wieder, auch nach dem schwersten Bruch, zu 
gemilderter Freundschaft. Noch kurz vor ihrem Tode bat sie, die Leichen¬ 


träger möchten einen Umweg nehmen und nicht an Goethes Haus vorüber¬ 
ziehen; sie wollte ihm die Gemütserschütterung ersparen. Seltsam und wie 
magisch, wie in mystische Tiefen hinabreichend, war dies fördernde Verhältnis 
zwischen den beiden, die an eine Art Seelenwanderung behufs immer höherer 
Vergeistigung glaubten, so daß Goethe seiner Freundin den Vers schrieb: 
,,Sag, was will das Schicksal uns bereiten? 

Sag, wie band es uns so rein genau? 

Ja, du warst in abgelebten Zeiten 
Meine Schwester oder meine Frau.“ 

Der Wald wird wirrer und enger. Zwei barfüßige kleine Mädchen mit 
Tragkörben haben mich überholt; sie bringen ihrem Vater, einem Waldarbeiter, 
die Mahlzeit. Nicht weit vom Wege sehe ich sie wieder; sie haben die Körbe 
abgestellt, nehmen mit Vorsicht Geschirre heraus, und der stirnwischende 
Vater nebst einem anderen Manne lassen sich zum Essen ins Waldmoos nieder. 

Der Weg ist mit frischgeschälter, unter den Tritten knisternder Tannen¬ 
rinde frisch belegt; eine Anzahl sauber zurechtgeschnittener Stangen liegt in 
der Nähe. Es duftet nach Harz. 

Noch einige Plankenstufen, noch einige Schritte rechts und wieder links 
hinauf — und da steh ich vor dem Goethehäuschen. Das frühere Hüttchen, 
an das der Dichter jenes Lied geschrieben — am Abend des 2. September 
1783 — ist 1870 abgebrannt; ein neues in derselben Art steht an derselben 
Stelle. Die Hälfte des Reizes ist also verflogen. Aber der Wald hält uns schadlos. 

Und dieser Wald ist anders als man ihn erwartet. Wohl breitet sich auch 
heute die durchsichtig dünne, rötlich blasse Luft eines Sommerabends über 
das beruhigte Land. Über allen Gipfeln ist Ruh — auch heute. Aber die Fichten 

auf dem Kamm diese Berges reden 
von erlebter Unruhe eine beredte 
Sprache. Sie sind ungewöhnlich 
wetterzerzaust, sie sind behängen von 
borstigen Flechten, sind schiefbe- 
hangen und oben dünnästig, 
manchen ist die Krone weggerissen 
oder verknorpelt, und ich entdeckte 
sogar unmittelbar vor dem 
Bänkchen, von dem aus man ins 
Waldtal schaut, Spuren eines 
Windbruchs. Gerade dieser GipfeK 
ist offenbar den Stürmen ausgesetzt. 
Über den ganzen Kamm hin, wie 
ich beim Weitergehen merke, streben 
die Stengel des flechtenüber¬ 
wachsenen Baumwerks nach Osten, 
wie wegflüchtend aus dem Bereich 
des Westwinds; und doch stehen 
diese grauen Tannen knorrig, trotzig: 
und hart, erprobte Männer. So- 
in der Tat, ja, so und nicht 
anders muß für uns zurückschauende 
Söhne der Gegenwart ein Bergwipfel aussehen, auf dem das berühmteste 
deutsche Abendlied vom größten deutschen Dichter erlebt worden. 
Eis ist kein behagliches Wachsen auf diesem Berge; der Weg deutscher Kultur 
und das Wachsen des einzelnen tieferen deutschen Menschen ist mühsam. 
Aber wir steigen auch höher als die anderen, wir sind ncch lange nicht zu Ende 
wir haben der Welt noch viel zu sagen. 

Ein Steinturm steht etwas weiter im Wald. Von seiner Spitze läßt sich 
ein schönes Stück Thüringer Land überschauen, wasserblau an den zarten 
Bergrändern des Horizontes, gründuftig in den nahen Tälern, vielfarben, braun, 
rötlich und weiß dort, wo sich Städte, Dörfer und Felder wie Flickwerk zwischen 
das Waldland legen. 

Hier ist Deutschlands schönes Herz! Die geistige Geschichte Thüringens, 
ist die Geschichte deutscher Kultur. Was für Taten des Gemütes geschahen 
auf diesem Thüringer Boden von Walter und Wolfram und Ofterdingen bis 
zur heiligen Elisabeth, zu Luther und den Dichtern Weimars! Im fernen 
Norden entdeckt man noch die Wachsenburg, westlicher den hohen Inselsberg, 
den Schneekopf, den Adlersberg, den Fuchsturm bei Jena, die Leuchtenburg — 
wie abwechslungsreich Tannenwald und Laubwald und bebautes Feld dieses 
lieben Thüringer Geländes! Und in all das empordrängende Leben eines jung¬ 
männlichen Junimondes hinein, gleichsam verteilt in feinste Wasserstäubchen,, 
gleichsam herunterrieselnd aus allen Wipfeln, nisten sich die milden Luftfarben, 
des lautlos zerfließenden Tages ein und verklären dein abendlich Träumen. 



Faksimile des Nachtliedes 























Nr. 7 


101 DEUTSCHLAND 341 



t 

i 


•••• 

Albln Egger-Lienz (Weimar): Die Erde 



Die große Kunstausstellung Düsseldorf 1913. 

Von G. Howe. 


Für den ganzen deutschen Westen ist Düsseldorf heute 
mehr als je die künstlerische Zentrale, von der befruchtendes 
Leben für die dicht bevölkerten und in glänzendem wirtschaft¬ 
lichen Aufschwung begriffenen Länder zu beiden Seiten des 
Rheins ausströmt. Düsseldorf steht vor dem Neubau und der 
Neuorganisation seiner Akademie; es ist im Begriff, sich unter 
Aufwendung von Millionen eine erstklassige Galerie zu schaffen. 
Düsseldorf hat seit mehr als einem Dezennium es auch für eine 
Ehrenpflicht gehalten, die Künstlerschaft des ganzen deutschen 
Vaterlandes und zum Teil auch die des Auslandes bei sich in 
festen Zwischenräumen zu Gast zu laden. Es ist bereits die 
sechste große Ausstellung, die zu Beginn des Monats Mai in 
den schönen und weiten Räumen des Kunstpalastes eröffnet 
wurde. Auch sie muß als ein großer Erfolg bezeichnet 
werden,der in erster 
Linie dem uner¬ 
müdlichen wirken¬ 
den Vorsitzenden 
der Ausstellungs¬ 
leitung, Professor 
Herrn. Emil 
Pohle, zugute 
gerechnet werden 
darf. Sie steht 
unter demEindruck 
der ruhig fort¬ 
schreitenden Ent¬ 
wicklung, in deren 
Rahmen die spar¬ 
sam vorhandenen 
Überschwänglich - 
keiten der neuesten 
Zeiten nicht sonder¬ 
lich auf fallen. Das 
mitBewußtsein ver¬ 
folgte Ziel, einen 
möglichst abge¬ 
klärten Überblick 
über das gegen¬ 
wärtige deutsche und einen Teil des fremdländischen Kunst¬ 
schaffens zu geben, ist in hervorragender Weise erreicht worden. 
Höchstens, daß man die sehr beachtenswerte Schweizer Kunst 
vermißt! Sucht man nach einer durchgehenden Tendenz 
für die zeitgenössische Richtung in der Malerei, so wird man 
diese in dem lebendigen Streben nach einer stärkeren Farbigkeit 


zu sehen haben, im Gegensatz zu jener Tonmalerei, die bis vor 
kurzem bei uns noch als das souveräne Mittel für Erzielung 
vornehmer koloristischer Wirkungen galt. Trotz aller Mannig¬ 
faltigkeit des Wollens gewinnen wir ein harmonisches Bild 
reicher künstlerischer Betätigung. Eine überall wachsende 
Selbstkritik hat, abgesehen von zwei oder drei unverbesserlichen 
Gruppen, alles wirklich Minderwertige ausgeschaltet und der 
Ausstellung so einen Qualitätscharakter zu verleihen gewußt, 
der ihr gestattet, sich erfolgreich mit allen ihren Vorgängerinnen 
zu messen. 

Als die zweifellos stärkste Darbietung Düsseldorfer 
Kunst erscheint diesmal eine aus über dreißig, fast durchweg 
der neuesten Vergangenheit angehörigen Werken bestehende 
Sammlung Prof. Eugen Kampfs, die den überzeugenden 

Beweis beibringt, 
daß dieser Künstler 
trotz seiner fünfzig 
Jahre zu den tat¬ 
sächlich Jungen 
gehört, die bei 
dem Ausbau und 
der Entwicklung 
moderner Malerei 
ein entscheidendes 
Wort mitzusprechen 
haben. Er fühlt 
sich noch immer 
als Werdender, als 
rüstiger Ringer um 
neue Schönheits¬ 
werte. Uberwogen 
bis vor kurzem 
bei ihm die ernsten, 
fast schwermütigen 
Motive der nieder¬ 
rheinischen Land¬ 
schaft, jene sonoren 
Tonharmonien, die 
wie tiefer Orgel¬ 
klang auf uns wirken, so bringt er neuerdings auch 
heitere, duftige Sommerstimmungen, geschickt in den Raum 
gesetzte Vorwürfe aus alten malerischen Städtchen, Hafen¬ 
szenerien, ja selbst hier und da ein Motiv aus der ihm erst 
kürzlich vertraut gewordenen Welt des Hochgebirges. Mit 
Bewußtsein sucht er in letzter Zeit Vereinfachung und Steigerung 



Walter Corde (DüsseldorO: Pieta 




















342 DEUTSCHLAND Nr. 7 



der Ausdrucksformen, neue Rhythmik und Farbigkeit. Das 
Gefühl des in sich Geschlossenen, Ruhiggroßen ist überall 
zwingend ausgesprochen. Auch der vielseitige Landschafter 
und Tiermaler Prof. P. J u 1. J u n g h a n n s ist mit einer 
größeren Anzahl seiner neueren Arbeiten in einem besonderen 
Raum vertreten. Es sind diesmal in erster Linie einige dekorative 
Entwürfe mit Pfauen und Blumen, die ein lebhaftes Interesse 
erregen. Eine Neuerung der heurigen großen Düsseldorfer 
Kunstschau sind die Wechselausstellungen in besonderen Sälen, 
welche je einen Monat währen und einer Auswahl von Düssel¬ 
dorfer Malern — Al. Bertrand, Gustav Marx, 
H. Nordenberg, W. Heimig, W. Hambüchen, 
W. Schreuer, A. Wansleben, W, Petersen, 
W. Ophey u.a.— 

Gelegenheit geben 
sollen, das Publikum 
in intimerer Weise 
mit ihrem Schaffen 
bekannt zu machen. 

In nicht weniger 
als neun verschie¬ 
denen Gruppen 
treten die Düssel¬ 
dorfer Künstler auf 
— ein Zuviel, das 
durch die Verschie¬ 
denheit der Rich¬ 
tungen vielleicht 
kaum gerechtfertigt 
erscheint. Wenn es 
sich hier nur darum 
handeln soll, be¬ 
sonders bemerkens¬ 
werte Erscheinun¬ 
gen herauszuheben, 
so müssen darunter 
zweifellos Walter 
Corde und Hans 
Kohlschein ge¬ 
nannt werden. 

Ersterer bringt eine 
ergreifende Pieta in 
stark stilisierten 
Formen und einen 
gewaltigen Karton 
mit den Apokalyp¬ 
tischen Reitern, ein 
Werk, dessen unge¬ 
heure Wucht in 
der Formgebung 
höchstes Wollen 
kennzeichnet und 
große Hoffnungen 
für die Zukunft des 
Künstlers erweckt. Hans Kohlschein stellt ein mächtiges, für ein 
Kreishaus in Posen bestimmtes Wandgemälde aus, das Friedrich 
den Großen auf Reisen bei der Besichtigung von Kulturarbeiten 
zeigt. Leidet das Bild etwas unter dem vorgeschriebenen histo¬ 
rischen Motiv, so enthält es doch Partien von großer malerischer 
Schönheit. Vom I. Aug. ab wird es seinen Platz mit einem anderen 
Monumentalgemälde Kohlscheins tauschen, das für den Sitzungs¬ 
saal der deutschen Eisenhüttenleute bestimmt ist und eine 
,,Huldigung Bismarcks seitens der deutschen Arbeit“ zum 
Motiv hat. Delikat und geschlossen im Kolorismus ist des 
gleichen Künstlers treffliches Bild „Moselbauern in der Kirche“. 
Das Bildnis ist bei den Düsseldorfern nicht übermäßig reichlich, 
aber in zum Teil sehr gehaltvollen Stücken vertreten. Die reifen 
Arbeiten Walter Petersens sind schönheitsuchende Er¬ 


zeugnisse eines höchst geschmackvollen Kompositionstalentes, 
das aus der alten Kunst Lehren zu ziehen, die daraus gewonnenen 
Eindrücke aber in neue Formen zu gießen versteht. Fritz 
R e u s i n g steht an hervorragender Stelle mit seiner Dame 
in Rosa, Rieh. Vogts mit dem in der Schlichtheit und 
Intimität der Charakterisierung sehr sympathischen Bildnis 
seines Vaters. Durch seine Farbenfreudigkeit und den das 
Wesentliche der Persönlichkeit betonenden Ausdruck zeichnet 
sich aus ein Herrenbildnis von Max Stern aus, der wie 
immer sich als eine der frischesten Düsseldorfer Künstler¬ 
individualitäten erweist. In dem Karnevalsmotiv sowie in 
seiner Rennplatzszene genießen wir den Eindruck eines durch 
das ordnende, wählende Malerauge zum Kunstwerk gestalteten 

Naturerlebnisses. 
Professor Adolf 
Münzer ist außer 
durch ein auf 
wenige vornehme 
Töne gestimmtes 
Damenporträtdurch 
einen wundervollen 
weiblichen Akt ver¬ 
treten, der durch 
seine meisterliche 
Art der Fleisch¬ 
behandlung einen 
allerersten Platz in 
der Beachtung des 
Publikums in An¬ 
spruch nimmt. Die 
,,Mönche im Klo¬ 
stergarten von 
K i e d e r i c h , ein 
hellfarbiges, feines 
Bild, das „Früh¬ 
lingserwachen“ 
RobertSeufferts 
und seine lichtblaue 
Madonna — so 
ganz anders als 
sonst Heiligenbilder 
gemalt werden —, 
die karnevalistische 
Toilettenszene von 
Angermeyer 
gehören alle in das 
Gebiet bester mo¬ 
derner Figuren¬ 
malerei und stellen 
der Entwicklung 
Düsseldorfs in der 
Richtung einer mo¬ 
dernen Kunstan¬ 
schauung das beste 
Zeugnis aus. Nicht vergessen werden darf das trotz des schwierigen 
Lichtproblems wohlgelungene ,,Streichquartett“ des treff¬ 
lichen D. Zacharias. Von jüngeren verheißungsvollen 
Talenten fällt zunächst Walter Heimig durch die Kühn¬ 
heit seiner Probleme und die mit Geschmack sich paarende 
Energie seines Farbensinns auf, während der begabte Her¬ 
mann Peters zwei Porträts voll starker Temperaments¬ 
kraft bringt, und der zum ersten Male öffentlich erscheinende 
Aloys Trieb eine imposante ,,Kreuzigung“ zeigt, in der 
eine originale Größe der Auffassung sowohl nach Linien¬ 
führung wie hinsichtlich der Farbenkomposition nicht zu 
verkennen ist. 

Die Landschaftsmalerei hat von jeher in Düsseldorf einen 
hohen und unbestrittenen Rang eingenommen; sie kommt 


Fritz Mackensen (Weimar): Moorfrau 





Nr.7 DEUTSCHLAND 


345 


naturgemäß auch auf der diesjährigen Ausstellung zu einer 
wohlverdienten Geltung. Neben dem Altmeister Eugene 
D ü c k e r und Prof. Hugo Mühlig, die beide mit einer 
großen Anzahl ihrer intim realistischen Aquarelle vertreten 
sind, erscheinen alle jene reifen Künstler, die dem Ruhm 
der anspruchslos schlichten und in ihren malerischen Ein¬ 
drücken doch so ergreifend schönen niederrheinischen Natur 
Verbreitung geschafft haben. Prof. Helmut Liese¬ 
gang hat einen großen ,»Kirchgang in Brügge“ als Hauptbild 
ausgestellt, in dem das blasse, silbrige Licht, das durch die 
Bäume rieselt, von köstlicher Feinheit ist. Auch der ,,Winter 
am Niederrhein“ ist ein Werk, bei dem die liebende Versenkung 
in das Tatsächliche uns einen reichen poetischen Gewinn 
beschert. Unter den Arbeiten von Ernst Hardt ragt die 
„Herbstliche Sonne“ durch die köstlich leichte Behandlung 
der lichtdurchtränkten Atmosphäre hervor. ln Prof. F. v. 
W i 11 e s winterlicher Eifellandschaft bemerkt man eine Neigung 
zu dekorativer Verwendung der großen Linien des Terrains, 
wodurch das Bild einen ganz besonderen Reiz erhält. In tiefen, 
satten Tönen ist die ,,Abendstimmung aus Dordrecht“ von 
Prof. Heinrich- 
Hermanns ge¬ 
halten. Die Bilder 
Wilh. Fritzeis 
zeigen eine von 
wechselnden Rich¬ 
tungen unbeein¬ 
flußte Gesundheit 
und Echtheit, die 
ihnen mit Recht 
den Beifall des Pu¬ 
blikums sichert. Ein 
Werk von impul¬ 
siver Kraft der 
Anschauung ist die 
große ,,Brandung“ 
von Andreas 
Dirks, während 
FritzWesten- 
d o r p einen sehr 
fein gesehenen 
,,Abend an der 
Seine“ bringt. Rein 
impressionistische, 
dabei in ihrer Aus¬ 
drucksweise mehr 
und mehr abgeklärte Kunst bietet der junge E. Adam 
Weber, dessen ,,Alpspitze im Winter“ wohl das beste 
Hochgebirgsmotiv auf der ganzen Ausstellung ist. W. Kukuk 
und H. D. K ö n i g verfolgen in interessanter Weise das Problem 
einer rein koloristischen Ausdeutung der Natur, und einen 
ähnlich starken Zug zur starken Farbigkeit, im Bunde allerdings 
mit bewußt gesteigerter Linienwirkung, besitzt die Malerei des 
jungen Erich v. Perfall, der in seinem „Sonnenuntergang“ 
sowie im ,,Bergischen Land“ Werke von sicherem und eigenem 
Wollen bietet. Aus der kleinen Gruppe der sogenannten ,,Fried¬ 
fertigen“ sind unter den Figurenmalern die beiden Brüder 
Alfred und Otto Sohn-Rethel sowie Wilh. 
S c h m u r r , unter den Landschaftern Max Claren- 
t^^ch, Jul. Bretz und der etwas hypermoderne Walter 
0 p h e y mit Anerkennung zu nennen. 

Dea Düsseldorfer Bildhauern ist der wunderschöne Rund¬ 
saal eingeräumt worden, den seinerzeit Benierschke als den 
schönsten Raum des Kunstpalastes schuf. Es fehlt der hier 
vereinigten Sammlung von Plastiken nicht an tüchtigen und 
nennenswerten Arbeiten, wenn auch der Gesamteindruck 
^urch eine wenig geschickte, auf die edle Architektur zu wenig 
Rücksicht nehmende Aufstellung geschmälert wird. Am 


stärksten erscheint Gregor v. Bochmann d.J. mit seiner 
,.Badenden“, aus deren einfachen und großen, auf das Wesent¬ 
liche reduzierten Formen uns ein echt plastisches Gefühl 
entgegenströmt. Jos. Körschgen bringt außer einer 
leicht antikisierenden „Charitas“ eine wohlgelungene Büste 
des bekannten Tiermalers Christian Kröner. Von B e r n h. 
S o p h e r sieht man eine stark bewegte Jünglingsfigur, von 
A. Bauer ein Grabrelief, in dem der geistige Gehalt in der 
künstlerischen Formgebung voll aufgeht. Durch eine von 
feinem Formgefühl erfüllte Holzplastik ist Heinz Müller 
gut vertreten. Hammerschmidts ,,Brunnen“ ist ein 
glückliches Werk sprudelnder Phantasie. 

Daß eine besondere Abteilung für moderne Raum¬ 
kunst das Interesse des Publikums an einer großen Aus¬ 
stellung wesentlich anzuregen und zu steigern vermag, hat 
sich überall gezeigt, wo man den Architekten und Kunst¬ 
gewerblern den Eintritt in die geheiligten Hallen der reinen 
Kunst gestattete. Nicht weniger als sechzehn, sämtlich nach 
Entwürfen Düsseldorfer Künstler ausgeführte Zimmer, zu 
denen sich noch der von Jos. Kleesattel jr. geschaffene 

Musik- und Vor¬ 
tragssaal gesellt,sind 
der Hauptausstel¬ 
lung angegliedert 
und geben eine 
günstigeVorstellung 
von der künstle¬ 
rischen Leistungs¬ 
fähigkeit der Düs¬ 
seldorfer Archi¬ 
tekten. Mit einem 
außerordentlich vor¬ 
nehm wirkenden 
Speisezimmer mit 
vorgelagertem Win¬ 
tergarten, außerdem 
mit einem in Ma- 
kassar-Ebenholz ge¬ 
haltenen Musikzim¬ 
mer und einer intim 
gestalteten Biblio¬ 
thek ist L y o n e 1 
W e h n e r vertreten. 
Der Speiseraum A. 
W. Venkords 
verwendet poliertes 
Mahagoni und weiß unter Berücksichtigung der Zweckmäßig¬ 
keit auf Grund der guten Verhältnisse, die er überall ver¬ 
wendet, zu geschlossen harmonischen Wirkungen zu kommen. 
Auch F. Fahrenkamp und Theodor Baltzer 
beteiligen sich mit Speiseräumen, von denen der des letzt¬ 
genannten Architekten durch seinen gutbürgerlich, gediegen 
praktischen Charakter mit Recht Aufmerksamkeit erregt. 
Kurt Gabriel gibt außer einem in poliertem Birkenholz 
ausgeführten Empfangszimmerchen eine in den Formen anti¬ 
kisierende vornehme Diele, der ein großes Mosaik, die „Diana 
von Ephesus“ von Prof. Huber-Feldkirch, einen er¬ 
lesenen Schmuck verleiht. Das große Jagdzimmer von F. A. 
Breuhaus zeichnet sich durch die Behaglichkeit der Raum¬ 
gestaltung aus, die vornehmlich durch die relativ niedrige 
Holzbalkendecke und den abgetrennten, traulichen Fenster¬ 
platz bedingt wird. — 

Der reichliche Raum, den der Düsseldorfer Kunstpalast 
bietet, gestattet es, auswärtige Korporationen und einzelne Gäste 
in weitherziger Weise zuzulassen. Wenn einzelne der fremden 
Gruppen und Kunstverbände diese Gastfreundschaft durch eine 
zu wahllose Zusammensetzung und Gestaltung ihrer Kollektionen 
mißbraucht haben, so geschah das zu ihrem eigenen Schaden. 



Franz Charlet, (Brüssel): Holländische Familie 



Nr. 7 


344 DEUTSCHLAND 


Die BerlinerSezession in der Zusammenstellung, 
wie sie hier in vier Sälen sich zeigt, besteht ja bekanntlich 
nicht mehr. Was äußere Angriffe nicht vermochten, das haben 
die stark auseinandergehenden Absichten und Interessen 
ihrer eigenen Mitglieder zustande gebracht: sie ist in ihrer 
alten Form endgültig gesprengt. Die Verdienste, die sie seit 
dem Jahre 1899, in dem sie zum ersten Male ihre Tore öffnete, 
sich um die Entwicklung des deutschen Kunstlebens erworben, 
sollen ihr unvergessen sein. Es ging ein frischer, belebender 
Zug von ihr aus, der die Geister aus der Teilnahmslosigkeit 
des Hergebrachten aufscheuchte. Unter ihren Führern waren 
starke Könner, deren Leistungen hohe Bewertung verdienen, 
die freilich, um sich zur Geltung zu bringen, der Tätigkeit 
einer sezessionistischen Bewegung gar nicht erst bedurften. 
Ein neues, der Zahl nach irgend in Betracht kommendes starkes 
Künstlergeschlecht heranzuziehen, blieb ihnen versagt, trotz¬ 
dem die Vereinigung namentlich von dem zahlungsfähigen 
Publikum m Berlin W. jede billig zu verlangende materielle 
Unterstützung gefunden hat. Zum letzent Male sieht man sie 
hier in einer größeren 
Ausstellung beisammen, 
die sich soeben m bit¬ 
terer Feindschaft ge¬ 
trennt haben. Von den 
beiden Rufern im Streit, 

C o r i n t h und Lie¬ 
be r m a n n , ist letz¬ 
terer mit einem sehr 
tonschönen, wenn auch 
etwas zu salopp ge¬ 
malten „barmherzigen 
Samariter“, einemReiter 
am Strand und einem 
Straßenbild mit Kinder¬ 
gruppen, einer völlig 
reifen und schönen 
Schöpfung, vertreten. 

Corinth fesselt mit einer 
umfangreichen Samm¬ 
lung in besonderem 
Saale, in der er einen 
gedrängten Überblick 
über sein Schaffen gibt. 

Ein gut Teil Romantik 
steckt in diesem robusten 
Künstler, wozu sich 
denn freilich eine merkwürdige Selbstironie und ein Kraft¬ 
überschuß gesellen, die von vielen als störende Brutalität 
empfunden werden. Die saft- und kraftvolle Malerei, deren 
artistische Schönheit kein Kenner leugnen darf, artet hier und 
da in Wüstheit und offenbare Geschmacklosigkeit aus, die durch 
die Roheit des Realismus in Motiven wie der ,.Blendung 
des Simson* noch gesteigert wird. Von sonstigen Figuren¬ 
malern fallen Linde-Walther und E. R. W e i s s durch 
ihre in leuchtend farbigen Fleischtönen gemalten Akte, 0 r 1 1 k 
durch zwei chinesische Motive, L e p s i u s durch ein treff¬ 
liches Porträt Carl Justis, des kürzlich verstorbenen Nestors 
der deutschen Kunstgeschichte, auf. Baluschek bringt 
das koloristisch kaum bewältigte Innere einer Eisengießerei in 
einem großen Bilde. Unter den Landschaftern sind R ö s 1 e r , 
Hettner, Curt Herrmann, Theo v. Brock¬ 
husen gut vertreten. Von dem absonderlichen Gebaren 
der Beckmann,Pechstein,Großmann,Pascin 
und anderer Allerneuester schweigt man besser und wartet, 
bis ,,die Revolutionäre von heute die Klassiker von 
morgen“ geworden sein werden. Liebermann, der einst 
dies Wort geprägt, hat das Warten scheinbar auf¬ 
gegeben. Von den Bildhauern sind K 1 i m s c h und 


Aug. Kraus durch Vollreife, von echt antikem Geist 
getragene Figuren glänzend vertreten. 

Nicht weniger als vier Räume hat auch der Berliner 
Kunstverein gefüllt, ohne dabei freilich immer die 
wünschenswerte Strenge bei der Auswahl zu beobachten. 
Artur Kampfs ,.Zigeunerin“ ist eines von des Meisters 
besseren Werken, wennschon neben dem starken Können 
auch hier der Temperamentsmangel, der ihm leider anhaftet, 
sich störend geltend macht. Hugo Vogel stellt ein 
Porträt des Geheimrats Busley und außerdem eine Flora 
aus, mit deren etwas süßlicher Koloristik er auf den 
Bahnen der Franzosen Roll und Besnard wandelt. Die große 
,.Versuchung des Ritters“ von Wilh. Gailhof bleibt 
trotz des etwas kreidigen Tons ein bemerkenswertes Bild, 
während MaxSchlichtings ,,Foyer im Metropoltheater“ 
allzu billige Mittel verwendet. Unter den Landschaften finden 
sich eine ganze Reihe hervorragender Arbeiten, in denen aller¬ 
dings jede stark persönliche Naturauffassung vermieden ist. 
Max U t h bringt einen bayrischen Biergarten, L e o n h. 

Sandrock eines 
seiner charaktervollen 
Industriebilder. Auch 
Fr. Kallmorgen , 
Karl Langhammer, 
Julius Jacob, 
Hans Herrmann 
sind recht gut ver¬ 
treten, lauter Namen, 
die in der Entwicklung 
der deutschen und ins¬ 
besondere der Berliner 
Kunst längst einen 
bekannten Namen be¬ 
sitzen. — Von den 
Dresdener Künst¬ 
lern sei namentlich 
Meyer-Buchwald 
mit seinem wundervoll 
gemalten,, Prinzen Kar¬ 
neval“ genannt, der 
bereits im vorigen Jahre 
auf der großen Dresdener 
Ausstellung berechtigtes 
Aufsehen machte. Eine 
etwas schwüle Karne¬ 
valsszene im dämmrigen 
Boudoir bringt auch Ferdinand Dorsch, während 
Hans Unger eines seiner vornehmen, in warm goldenen 
Tönen erstrahlenden weiblichen Bildnisse beisteuert. Ein 
besonderer Raum ist Meister Gotthard Kühl für eine 
Sammlung von etwa zwanzig seiner rein impressionistisch auf¬ 
gefaßten, impulsiv gemalten Straßenbilder und Interieurs 
eingeräumt, unter denen sich namentlich einige Ansichten 
des Dresdener Neumarkts mit der charaktervollen Silhouette 
der Frauenkirche auszeichnen. 

Außerordentlich reich ist die Beteiligung der verschiedenen 
Münchener Gruppen, von denen die ,.Münchener 
Kunstgenossenschaft“ freilich ihre Einsendungen nicht sämtlich 
mit gutem Gewissen verantworten kann. Die vielgenannte 
Künstlervereinigung der ,.Scholle“ hat sich zwar kürzlich 
aufgelöst, ihre trefflichen Mitglieder fallen aber auch nach 
ihrer äußeren Trennung noch durch einen Zug innerer Zu¬ 
sammengehörigkeit auf. Der vielleicht bedeutendste Meister 
dieser früheren Gruppe, Leo Putz, hat auch eine größere, 
vorzüglich gehängte Sammelausstellung veranstaltet, die ihn 
nicht nur als einen unserer besten Fleischmaler, sondern 
auch als Landschafter von hohem Range würdigen läßt. Von 
Fritz Erler sieht man eine ,.Phantasie vom Ammersee“, 



Ernst Hardt (Düsseldorf): Märzstimmung 




Nr.7 DEUTSCHLAND 345 



eine jener dekorativen Schöpfungen mit lebensgroßen Figuren, in 
denen er Meister ist, wo die Rhythmisierung der weichen Töne 
eine süße, träumerische Stimmung auslöst. Unter den Bildern 
seines Bruders Erich Erler-Samaden fallen namentlich 
die „Heiße Stunde“ und einige kraftvolle Winterbilder auf. 
Eine wirklich monumentale Leistung von wuchtiger Wirkung 
ist das bezüglich der Farbe fast monochrom behandelte, in den 
Formen zu höchster Konzentration des inneren Lebens verein¬ 
fachte Triptychon „Die Erde“ von Egger-Lienz. Der 
„Liebespark“ von 
Eug. Spiro und 
die „Obsternte“ 
vonJuliusExter 
zeigen eine' g^e- 
winnende Kolo-' 
ristik von hoher 
dekorativer Wir¬ 
kung, ohne jene 
Extravaganzen 
spüren zu lassen, 
zu denen die 
beiden tüchtigen 
Künstler eineZeit- 
lang neigten. Als 
sehr ernst zu 
nehmendesTalent 
präsentiert sich 
Gust. Jagers¬ 
pacher mit seinen 
, ,Zi geunerldndern“ 
und dem „Ge¬ 
fangenen“, Ar¬ 
beiten, in denen 
die geistige Ver¬ 
tiefung der sehr 
persönlichen male¬ 
rischen Behand¬ 
lung voll die 
Wage hält. Josse 
Goossens ist 
mit einem leb¬ 
haften Schützen¬ 
fest, Rudolf 
Schramm- 
Zitt au mit einem 
riesigen Gänse¬ 
bild und mit 
einigen pikant 
behandeltenMün- 
chener Straßen¬ 
szenen vertreten. 

Unter denBildnis- 
malern fällt mit 
Recht der an den 
alten Engländern 
nicht weniger wie 
an bester italieni¬ 
scher Renaissance sich schulende Raffael Schuster- 
Wold a n durch mehrere Frauenporträts von ganz aparter 
Vornehmheit der Erscheinung auf. Hugo v. Haber¬ 
mann ist mit einem schon lange bekannten Familienbild 
recht schwach vertreten, während der junge Leopold 
D u r m sich offenbar an Cezanne geschult, im übrigen aber 
zu einer Selbständigkeit der bestimmten Linienführung und 
des lebendigen Ausdrucks entwickelt hat, die seinen Bildnissen 
einen hervorragenden Platz sichern. 

Neben dem dominierenden München fehlen auch die 
übrigen rüstig aufstrebenden süddeutschen Kunststädte nicht; 


durch zum Teil ganz treffliche Beiträge geben sie von dem 
regen künstlerischen Leben Kunde, das in ihnen seit Jahren 
herrscht. Unter den Stuttgartern fällt Amandus Faure 
mit einem „Simson und Delila“ auf, wo er in seiner bekannten 
Weise grell leuchtende Töne aus schwärzlichen Tiefen hervor¬ 
holt. Carlos Grethe’s Marine gewinnt durch die selt¬ 
same Tonharmonie einen fast phantastischen Eindruck. Schmoll 
V. Eisenwerth hat die seltsamen Wege, die er an¬ 
fangs ging, verlassen zugunsten einer immer noch sehr 

eigenartigen, aber 
wesentlich sym¬ 
pathischeren Mal¬ 
weise. Bei den 
Karlsruhern zeigt 
sich der Alt¬ 
meister Hans 
Thoma in sei¬ 
nem „Wandern¬ 
den Bächlein“ von 
köstlicherFrische; 
auch Wilhel m 
Trübner, Lud¬ 
wig Dill, H. V. 
V o 1 k m a n n, 
J. Bergmann 

sind würdig ver¬ 
treten. 

Wenden wir uns 
zu den aus- 
ländischenSamm- 
lungen, so nimmt 
unser Interesse in 
erster Linie das 
stammverwandte 
Österreich in 
Anspruch durch 
den zum Teil 
sehr modernen 
und fortschritts¬ 
freudigen Zug, 
der in seiner 
Kunst sich fühl¬ 
bar macht. Die 
Tendenz zu einer 
gesteigerten Far¬ 
bigkeit, zu einer 
allegorisierenden, 
hier und da fast 
mystischen Füh¬ 
rung der Linien, 
zu einer träume¬ 
rischen Romantik, 
der doch alles 
Banale und Sü߬ 
liche der alten 
Zeit abgeht,kommt 
klar zur Geltung 
von Friedrich 


Franz Metzner (Berlin); Rüdinger 


,Der ertrunkene Flößer“ 


Bilder wie 

P a u t s c h, das Bild ,,In der Dorfkirche“ von J a r o c k i , 
die Madonna von Bert. Löffler gehören dieser Richtung 
an, während Georg Meckel und Hugo Böttinger 
neufranzösischen Inspirationen folgen und an die Ausdrucks¬ 
weise der Primitiven anknüpfen. Der hervorragende Kunst¬ 
gewerbler Koloman Moser sendet ein pikant gemachtes 
Stilleben. Unter den Landschaftern wäre Otto Barth 
mit seinem ,,Sonnenaufgang in der Ortlergruppe“ und 


Adolf Groß mit 
erkennend zu nennen. 


seinem ,,Sonnigen Wintertag“ an- 




346 DEUTSCHLAND Nr. 7 



Von hervorragender Qualität ist die von Prof. Eugen 
Kampf zusammengestellte BelgischeKollektion. Wir 
haben es hier fast durchweg mit frischer, mutiger Kunst zu 
tun, die ohne üble Übertreibungen eine in gutem Sinn moderne 
Richtung verfolgt. Henri Cassiers ist schon seit Jahren 
ein auch m Deutschland hochgeschätzter Künstler, dessen 
duftige Stadtbilder in ihrer lockeren Farbengebung einen 
starken poetischen Reiz atmen. Frz. Charlets ,,Holländische 
Familie“ beherrscht durch die klare Bestimmtheit und die 
Energie der Koloristik den ganzen Saal. Pikante Unmittelbar¬ 
keit des optischen Eindrucks zeigt das große ,,Frühstück“ von 
Willem Paerels; von Delaunois sieht man ein famoses 
Kircheninterieur in hellen, fein differenzierten Tönen. Auch 
Ferdinand Knopff, der tiefsinnige Mystiker, 
ist mit der interessanten psychologischen Studie ,,Eine 
Krisis“ gut vertreten. Als 
bereits klassisch wirkender 
Zeuge bester belgischer 
Landschaftskunst aus den 
achtziger Jahren erscheint 
neben diesen mehr oder we¬ 
niger modernen Arbeiten ein 
prachtvolles Waldbild des 
Meisters Franz Courtens, 
welches vom Antwerpener 
Museum hergeliehen wurde. 

Von lebensprühender Mo- 
mentanität der Auffassung 
sind die Plastiken von d’H a- 

V e 1 o o s e; seine ,»Tan¬ 
zende Salome“ ist ein Beweis 
dafür, wie auch die Perversität 
einen echt künstlerischen Aus¬ 
druck finden kann. 

Die französische 
Malerei repräsentiert sich 
leider nicht so günstig, wie 
es zu erwarten und zu wün¬ 
schen gewesen wäre. Die 
Zusammenstellung ist wenig 
sorglich; sie ging mehr auf 
Fülle als auf Wert, und es 
finden sich nicht wenige alte 
Atelierhüter, die bereits seit 
Jahren von Ausstellung zu 
Ausstellung wandern. Die 
farbige Frische der Land¬ 
schaften von Henri Moret 
berührt sympathisch und 
muß Ersatz bieten für den 
altersschwach werdenden 

Claude Monet. Einen erstaunlichen Abfall zeigt 
R a f f a e 1 i , und die beiden Puppenköpfe von Renoir 
gehören in das Gebiet des zweifellosen Kitsches. L e 
Gout Gerard ist mit einem etwas süßlichen Motiv 
im ,,Warmen Abendlicht“ vertreten, von dem alter- 

tümelnden Desire Lucas sieht man einen großen 
Fischerhafen, von C o 11 e t zum soundsovielten Male einen 
alten, müden Schimmel, dem endlich die ewige Ruhe zu 
gönnen wäre. Frisch und pikant ist ein Interieur von 

V u i 11 a r d , und der Spanier Andre Sureda zeigt sich in 
seinen starkfarbigen Temperabildern als ein beachtens¬ 
wertes dekoratives Talent. 

Die beiden englischen Säle üben eine gleichmäßig 
vornehme, vielleicht etwas zu diskrete und temperamentlose 
Wirkung. Es sind meist Mitglieder des ,»Neuen Künstler¬ 
klubs“, die sich hier zusammengefunden haben. Der einst 
im Gegensatz zu der alten akademischen Konvention ge¬ 


□ Raumkunstausstellung Düsseldorf n 

Architekt Wehner (Düsseldorf); Kamin Im Speisezimmer 

auch 


gründete Klub hat doch nie recht gewagt, wirklich moderne 
Wege zu gehen und kann daher für die Zukunftsentwicklung 
englischer Malerei bestimmenden Einfluß kaum in Anspruch 
nehmen. Charles Shannon, der mit einer „Jugend 
des Bacchus“ vertreten ist, George Clausen, Edw. 
Sott, Marc Fisher sind heute selbst bereits Mitglieder 
der Royal Academy. Die trefflichen Landschafter Wilson 
Steer, Muirhead, Mac Gregor begrüßen wir 
öfters in Deutschland als gern gesehene Gäste. Mit einem 
seiner eleganten und zugleich pikanten Frauenbilder erscheint 
der Schotte John Lavery. 

Reich und wertvoll ist auch die Auswahl auswärtiger 
Plastiken, die m dem großen Bildhauersaal sowie in dem brunnen- 
durchrauschten, säulengeschmückten Ehrenhof ihren würdigen 
Platz gefunden haben. Die schlicht und groß bewegte „Diana“ 

Hugo Lederers zeigt 
jene Vereinfachung der Geste, 
zu deren Wertschätzung wir 
uns endlich durchgerungen 
haben. In der männlichen 
Porträtbüste hat der Künstler 
bewußter Weise den Natura¬ 
lismus nicht ganz aufgeben 
wollen, um dem physiogno- 
mischen Reiz des Modells 
gerecht zu werden. Von 
T u a i 11 o n sieht man eine 
Verkleinerung seines so ge¬ 
schickt Realismus und Stil 
verschmelzenden Reiterdenk¬ 
mals Wilhelms II. von der 
Kölner Rheinbrücke. Ulfert 
Jansen, Fr. Behn sind 
mit guten Porträtbüsten, 
Hermann Pagels mit der 
Figur eines „Wandervogels“, 
Ernst Seger mit einem 
geschmeidigen, formbewegten 
weiblichen Akt gut vertreten; 
während August Gaul 
mehrere seiner schnell beliebt 
gewordenen, aber wohl kaum 
weiter entwicklungsfähigen 
stilisierten Tier - Plastiken 
bringt. Eine überraschende 
Stellung in der Reihe der Bild¬ 
hauer nimmt FranzMetzner 
ein, der in besonderem Saal 
eine Ausstellung seiner Werke 
veranstaltet. Im besten Sinne 
knüpft er an die versunkene 
Kunst alter Völker an, wo das Werk des Meißels sich stets als 
organischer Teil eines monumentalen Gesamtkunstwerkes dar¬ 
stellte. Wir haben überall eine Verbindung des Individuellen 
mit dem Typischen, die vorbildlich wirkt durch die einfache 
Größe, in der das architektonische Problem der menschlichen 
Gestalt erfaßt ist. Sem ,»Betender Markgraf Rüdiger“ wirkt wie 
ein Symbolum der deutschenTreue; aber auch in seinen Brunnen¬ 
figuren, in den Bauerntypen, der mächtigen Muttergruppe 
spüren wir überall eine in der höchsten Steigerung des Gefühls 
im Stein erstarrte Bewegung, die der menschlichen Gebärde 
eine letzte und äußerste Ausdrucksfähigkeit abringt. Wer 
die Plastiken Metzners für das Völkerschlachtdenkmal nicht 
nur aus schwachen Abbildungen kennt, sondern im Original 
bewundernd und erschauernd gesehen hat, wird überzeugt 
sein, daß dies Werk eines Titanen nach seiner demnächst 
erfolgenden Vollendung eine bis dahin unerhörte Offenbarung 
für unser gesamtes künstlerisches Empfinden darstellen wird. 

































Nr.7 DEUTSCHLAND 347 

Der ?\ärchenbrunnen im Friedrichshain zu Berlin. 

Von Geh. Baurat Architekt Ludwig Hoffmann. 


Ein Märchenbrunnen in einer mit Kindern reich ge¬ 
segneten Gegend einer Zweimillionenstadt muß schon eine 
größere Anlage sein, damit Hunderte von Kindern gleichzeitig 
eine Freude daran finden können. Der Brunnen sollte den 
Zugang zum Friedrichshain betonen. Der Hauptzugang zur 
Brunnenanlage geschieht vom Königstor aus, aber auch auf 
seitlichen Wegen von der Friedenstraße und der Straße Am 
Friedrichshain sowie aus dem Innern des Parks gelangt man 
dahin. Zugänge und Plätze wurden mit Hecken umpflanzt, 
um so eine intimere Wirkung zu erzielen. Zu den Hecken sind 
Buchen verwandt worden, damit eine freundliche Stimmung 
erreicht werde. 

Zwei seitliche Steinpfeiler mit Putten auf Tieren fassen 
am Hauptzugang das einfache blätterne Schmiedetor. Durch 
dieses gelangt man auf einen schmalen, seitlich von Blumen** 
beeten eingefaßten Weg und sieht von da über Hecken den 
oberen Teil des Beckenabschlusses mit den darauf lagernden 


Wirkung gibt. Um an den Wasserabfällen starre Linien zu 
vermeiden, wurden sie leicht ausgebogen und hierbei nicht in 
der ganzen Beckenbreite in einer Bogenlinie hindurchgeführt, 
sondern inmitten geteilt. Neun in den Becken verteilte kleinere 
Wasserbüschel und ein an höchster Stelle inmitten gelegener 
starker Wasserbüschel ergänzen das fortwährend abfließende 
Wasser. 

An seinem oberen Teil wird das Becken von einer aus¬ 
gerundeten, durch große Bogenöffnungen gelichteten Wand 
abgeschlossen, die der sehr lebhaften vorderen Anlage einen 
Halt bieten soll. An beiden Seiten schließen sich Toröffnungen 
an. Eine Balustrade bietet oben einen leichten Abschluß. 
Auf zwischengestellten Postamenten lagern Säugetiere, darunter 
erblickt man im Gesimsfriese Fische und Krebse; die Kapitäle 
wurden mit Muscheln geschmückt. In den Bogenöffnungen, 
die einen Durchblick nach dem Park gestatten, erheben sich 
aus eingestellten steinernen Schalen Wasserstrahlen. Das Wasser 



Merchenbrunnon 


Friedrichshain zu Berlin 


Tieren^, inmitten überragt von schönen Baumkronen. Zwei 
Pfeiler mit Putten und Fischen am Abschluß des Weges bringen 
eine verbindende Beziehung des vorderen Teils zu der hinteren 
Brannenanlage. Hinter den Putten wurde der an sich schmale 
Weg noch weiter verengt, um hierdurch die Wirkung beim 
Betreten des Brunnenplatzes gegensätzlich zu steigern. Der 
Brunnenplatz ist etwa 34 m breit und 54 m tief, er steigt nach 
hinten leicht an. Und deshalb war er für die Lösung dieser 
Aufgabe besonders geeignet. 

Kann man eine in einer Richtung zu entwickelnde Anlage 
schon an sich auf ansteigendem Terrain zu schönerer Wirkung 
bringen, so ist dies um so mehr der Fall, wenn die Anlage 
mit Wasser verbunden ist. Es ist dann leicht, das Wasser in 
fortlaufender Bewegung zu halten, wodurch eine lebhafte 
Wirkung erzielt wird. Ein fortwährend sprudelndes Gewässer 
mit niedrigen Wasserbüscheln m bewegter Umrahmung kann 
da wohl eine passende Stimmung bringen. 

Das Wasserbecken wurde in vier verschiedenen Höhen¬ 
lagen angeordnet, so daß das Wasser immer aus einem höheren 
in einen niedriger gelegenen Teil hinabfließt. Für die Uberfall¬ 
stellen ist ein Beckenprofil ausprobiert worden, welches einen 
glatten Abfall des Wassers verhindert und eine sprudelnde 


fällt zurück und wird darunter aus Löwenköpfen in das Brunnen¬ 
becken geworfen. Auch sieben in den Becken verteilte Frösche 
werfen Wasserstrahlen in diese. 

Seitlich der Wasserbecken wurden auf niedrigen Sockeln- 
auch den kleinsten Kindern gut sichtbar — in zehn Gruppen 
die bekanntesten Märchen zur Darstellung gebracht. Wir 
sehen zunächst vorne Hänsel und Gretel auf der Ente, dann 
links den gestiefelten Kater und rechts Hans im Glück mit 
seinem Schwein. Es folgen links das Schwesterlein mit den 
sieben Raben und rechts Aschenbrödel mit den Tauben, hier¬ 
nach links Rotkäppchen mit dem Wolf und rechts Brüderchen 
und Schwesterchen, das erstere als Reh. Den Abschluß bilden 
links Schneewittchen mit den sieben Zwergen und recl ts 
Dornröschen. Im Wasserbecken erblicken wir den Frosch¬ 
könig. Die Märchengruppen wurden soweit auseinander¬ 
gestellt, daß beim Betrachten des einen das andere nicht störend 
wirken kann. Die vorderen Schildkröten führen sie in den 
Beckenrand über. 

Seitlich sind vor den Becken zwölf steinere Bänke mit 
hölzernen Sitzen auf gestellt worden. Ihre Rückwände sollen 
von ferneren Standpunkten aus den Märchengruppen bei 
ihrer etwas weiten Stellung voneinander einen sie verbindenden 













348 DEUTSCHLAND 



hinteren Zusammenhalt bieten. Ihre Höhe wurde aber doch 
soweit beschränkt, daß die Gruppen sich in ihren oberen Teilen 
von den Blumen und von den Buchenhecken gut abheben 
können. Seitlich der Bänke aufgestellte Steinpostamente mit 
Blumen und Fruchtkörben führen die lebhafte Stimmung der 
mittleren Brunnenanlage und des oberen Abschlusses der 
hinteren Beckenwand an den Seiten des Brunnenplatzes weiter. 

Die Architekturteile und die mehr dekorativen Skulpturen 
wurden aus deutschem Travertin ausgeführt. Sein schöner 
Ton und seine poröse, an einzelnen Stellen sogar aufgerissene 
Struktur gibt eine warme, schlichte Wirkung. Das architek¬ 
tonische Einzelteil soll diese Wirkung unterstützen. So kehrt 
ein bescheidenes weiches Profil (Sima mit zwei kleinen 


Plättchen) an allen Teilen der Anlage mit geringen Ab¬ 
weichungen wieder und hilft auch so, die lebhaft gruppierte 
Gesamtanlage Zusammenhalten. Die in feinerem Maßstab 
durchgeführten figürlichen Skulpturen wurden aus einem 
feinkörnigen Material, aus Euviller Kalkstein, hergestellt. 

Die Modelle zu den Märchengruppen, Fröschen und 
Schildkröten hat Ignatius Taschner, Berlin, angefertigt, während 
die Modelle zu den Figuren am Eingang der Brunnenanlage 
sowie zu den Skulpturen der das Becken oben abschließenden 
Wand von Joseph Rauch, Berlin, ausgeführt wurden. 

Hat man an dem oberen Abschluß der Anlage eine der 
beiden Toröffnungen durchschritten, so bieten dem Rundteil 
vorgelagerte Stufen Gelegenheit, auch von der Rückseite 



Ignatius Taschner (Berlin): Aschenbrödel • 

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Ignatius Taschner (Berlin): Hans im Glück 

•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• 

































Nr.7 DEUTSCHLAND [ä^^ ^^ ^^ee€ ^ ) 8 0 eK^ 8 K}e« $ eeee€i a 549 


durch die Rundbogenöffnungen hindurch die Brunnenanlage zu 
überblicken. Anderseits gelangt man in der Mittelachse durch 
einen kurzen Übergangsteil mit zwei dekorativen Kinderfigürchen 
durch hohe Hecken seitlich abgeschlossenen Weg, der über 
auf einen runden, gleichfalls von Hecken 
eingeschlossenen und von großen Bäumen 
beschatteten Platz. Seine Mitte wird durch 
ein rundes Brunnenbecken mit einem hohen 
Wasserbüschel betont, von vier über dem 
Brunnenrand diagonal gestellten Tiergruppen 
ergießen sich Wasserstrahlen nach dem 
Innern des Beckens. Vor den seitlichen 
Hecken sind 16 Bänke und dazwischen sechs 
figürliche Gruppen aufgestellt worden. Ihnen 
liegen nicht wieder Motive aus Märchen zu¬ 
grunde, es sind harmlose Kindergruppen, die 
einen Übergang vom Märchenbrunnen zu 
den sich dann anschließenden Parkanlagen des 
Friedrichshains bilden sollen. Dieser Über¬ 
gang wurde dadurch noch weitergeführt, daß 
nahe den Brunnenanlagen, aber schon außer¬ 
halb der sie umschließenden Hecken an geeig¬ 
neten Stellen zwei Elche Aufstellung fanden. 

Von der Friedenstraße aus betritt 
man einen schmalen, einige Stufen ab¬ 
wärts zu einer dekorativen, in Travertin gearbeiteten 
Skulptur „Frau Holle“ führt. Von einer Bank daneben 
erblickt man als Abschluß des seitlich abzweigenden, weiter 


abwärtsführenden und ebenfalls von Hecken abgeschlossenen 
Wegs die Skulptur ,,Rübezahl“. Mit einer Wendung rechts 
gelangt man dann durch eine später oben zu schließende 
niedrige Heckenöffnung auf den Brunnenplatz. In gleicher 
Weise, jedoch aufsteigend, kommt man 
auf der gegenüberliegenden Seite von der 
Straße ,,Am Friedrichshain“ aus dahin. 
Hier erblickt man zuerst die Skulptur 
„Die Riesentochter“ und dann die Skulptur 
,,Der Menschenfresser“. Bei der Wahl der 
Standpunkte für diese Skulpturen war die 
Art der benachbarten Baumpflanzungen 
entscheidend. Als Eintrittsstellen von diesen 
seitlichen Heckenwegen zum Brunnenplatz 
wurden zwei Punkte gewählt, von welchen 
man aus einen freien Überblick über die 
stark gruppierte Anlage hat und damit einen 
lebhaften Eindruck von dem Gesamtbilde 
gewinnt. Dieser Eindruck soll gegensätzlich 
gesteigert werden durch die Enge und durch 
die zweimalige Abbiegung der dahin 
führenden Heckenwege. Zu den hier auf¬ 
gestellten Skulpturen und zu den Gruppen 
auf dem runden Platze hat Georg Wrba 
Getzt in Dresden) die Modelle angefertigt. 
Der die Arbeit leitende Gedanke war, durch diese Anlage 
und ihre zahlreichen Einzelheiten mit den Jahrzehnten vielen 
tausenden Kindern eine Freude zu bereiten. 



Richard Wrba: Rübezahl 


Rennstieg-Wanderung. 

Von Wilhelm von Scholz. 


I. Am Morgen. 


Und graut der Morgen, hebt der Wind zu sausen 
Auf allen Straßen des Gebirges an. 

So kann ich länger nicht im Alten hausen 
Und breche jeden liebgewordenen Bann; 

Um meine Schultern soll der Wegwind brausen 
Und meinen Mantel pack’ er flatternd an! 

An fremdem Wirtstisch will ich heute schmausen — 
Schon steigt die Sonne über Berg und Tann. 

Spuren von Wandrern seh’ ich rings im Staube, 
Die jedes Wegs, wie ich, gezogen sind; 

Auf allen Straßen suchte sie mein Glaube 
Und fand die Spur, die leis um mich zerrinnt. 
Hufe von Pferden, Wagenräderbahnen, 

Dazwischen Schritte— wie ein reisig Heer; 

Als wären’s meine Enkel, meine Ahnen, 

Führ ich der Wandrer Nähe süß und schwer. 


Seid ihr denn nichts, als diese arme Spur, 

Ihr Väter, die ich ehrend grüßen möchte? 

Seid ihr der Füßchen staubiger Abdruck nur, 

Ihr Fernen, die ich liebend küssen möchte? 

Ihr zogt, wenn Regenwind den Schritt verweht. 

Des Nachts im Traume meine Straße wieder. 

Daß eure Spur am Morgen mit mir geht. 

Väter und Enkel, seid ihr meine Brüder? 

Ich bin wie ihr, Väter, des Windes Raub — 

Wie ihr, auf deren Kopf die Hand ich lege.- 

Da wächst der Wind und hüllt mich in den Staub, 
Den heiligen Staub von meinem Wanderwege. 

Ja! Ihr vernehmt mich, hört den stillen Gruß 
Des Lebenden, Brüder derselben Erde! 

Zu wunderbaren Gipfeln strebt mein Fuß. 

Wo all mein Irren eine Liebe werde. 


II. Rückschau. 


Immer neue Landschaft will 
Um den raschen Schritt sich runden, 
Tal um Tal ist schnell entschwunden, 
Blaue Berge ziehen still. 


In des Wanderns Wälderflut 
Tauch’ ich von den Höhen nieder; 
Doch aus Wandertiefen wieder 
Lockt ein Gipfel Sonnenglut. 


Stand ich dort auf fernem Stein? 
Trümmer der verlassnen Runde, 
Trümmer der vergangnen Stunde 
Ragen jenseits noch herein. 


Mit dem Abend senkte sich mein Weg 
Wie der Bach hinab ins Tal. 

Häuser schimmern durch den Duft 
Letzter Sonne. Laue Luft 
Wärmt empor. Von kühlen Höhn 
Steig’ ich nieder. 


III. Stützerbach. 

Und der weite Frieden klingt 
Rings umher in Glocken, 
Räderknarren, Sensendengeln, 

Klingt in summenden Menschenreden 
Zu mir auf und will mich locken. — 


Spät dann kommst du, Kühle, mir 
Von den überschrittenen Bergen 
Nach ins stillgewordene Tal, 

Drin ich Rast fand, kommst durch Wiesen, 
Übers Mühlwehr, hebst den Vorhang 
Meines Fensters wehend auf. — 








350 DEUTSCHLAND Nr. 7 


Kreuz und quer durch Stadt und Land. 


Die Festspiele des Rheinischen Goethe-Vereins 1913. 




Es ist fast in allen Theaterstädten Brauch geworden, 
zur Sommerzeit musikalische Festspiele zu veranstalten. Nur 
das rezitierte Drama wird völlig in den Hintergrund ge¬ 
stellt; denn man kann die 
in allen Gauen aus dem 
Boden schießenden Auf¬ 
führungen der Naturtheater 
meist nicht als eigentliche 
künstlerische Darbietungen 
von Festspielcharakter be¬ 
trachten. Einzig und allein 
die Festspiele des Rhei¬ 
nischen Goethe-Vereins zu 
Düsseldorf kämpfen mit 
freudigem Eifer für die 
Gleichberechtigung der 
Schauspielkunst, der älteren 
Schwester der musikalischen 
Szenendarstellung, mit der 
Oper und dem Musik¬ 
drama. Sie verfolgen nun 
schon seit langen Jahren 
das Ziel, das auch in den 
musikalischen Festspielen 
angestrebt wird. Sie 
holen von allen deut¬ 
schen Bühnen gute Kräfte 
heran, um mit ihrer 
Hilfe das Wesen der im 
Winterspielplan fehlenden 
oder doch nur unvollkommen 
zu bewältigenden großen 
Bühnenschöpfungen in ihrer 
ganzen künstlerischen 
Weihe zu versinnlichen. 

Und der künstlerische 
Leiter, Max Grube, hat 
es immer verstanden, neben 
die berühmten Tragödinnen 
und Tragöden jüngere 
Talente zu stellen, die 
durch die Goethe-Fest¬ 
spiele oft mit einem Schlage 
in den Vordergrund 
rückten. 

Solch eine Auslese 
deutscher Schauspielkunst 
wird naturgemäß stets mehr 
glänzende Einzelleistungen 
als überwältigende Gesamt¬ 
wirkungen bringen. Es ist 
unmöglich, in kurzen Vor¬ 
proben all die starken 
künstlerischen Persönlich¬ 
keiten mit den verschieden¬ 
artigsten Stilformen zu 
einheitlichen Or- 


Dle Makkabäer 
□ 


- Lea (Franziska Elmenrelch) und Noemi (Hilde Knoth) 
(Phot,: Willy Frohsinn, Düsseldorf) □ 


einem 
ganismus 
schweißen. 


zusammenzu- 
namentlich in 


Die Nibelungen (Erster Abend: Siegfrieds Tod) 

Hagen (Leop. v. Ledebour) und Kriemhild (Mario Fein) 
□ Phot. Willy Frohsinn, Düsseldorf. □ 


Stücken, wie dem Hauptwerk der Goethe - Festspiele 
1913: Hebbels „N i b e 1 u n g e n“. Darin sind alle 

Gestalten so monumental geschaut und gebaut, daß 

nur ganz individuelle, von 
tiefster persönlicher Kraft 
beseelte Künstler ihnen Blut 
und Leben einzuflößen, vor 
allem aber auch das eherne, 
spröde Wort der Hebbel- 
schen Kunst mit Klang und 
innerlichster Leidenschaft 
zu erfüllen vermögen. Nur 
vier Mitwirkende erschöpf¬ 
ten die unheimliche Tiefe 
dieser aus dem epischen 
Vorbild der mittelhoch¬ 
deutschen Nibelungendich¬ 
tung mit genialer Sicher¬ 
heit hervorgeholtenMensch- 
heitstragödie: Alice v. Ar- 
nauld (Königliches Schau¬ 
spielhaus Berlin), die der 
greisen Amme Brunhilds 
die dämonische Leiden¬ 
schaft eines verderben¬ 
bringenden Zauberwesens 
gab, Leopold v. Ledebour 
(Königl. Schauspielhaus 
Berlin), dessen Hagen im 
ganzen Aufbau wie eine 
unheimliche Naturgewalt 
erschütterte, Werner Krauß 
(Stadttheater Nürnberg), 
dessen wilder Etzel in der 
sicheren Gestaltung eine 
künstlerische Offenbarung 
von höchster Meisterschaft 
war, und vor allem Maria 
Fein (Hoftheater Mann¬ 
heim). Diese Künstlerin 
führte an fünf aufeinander¬ 
folgenden Abenden — am 
sechsten war ihre Stimm¬ 
kraft so völlig erlahmt, 
daß diese Vorstellung ab¬ 
gesagt werden mußte — 
die Zuschauer durch alle 
Schauder weiblicherLeiden- 
schaft. Ihr Wort blitzte 
wie schneidender StahL 
Ihr Gebärdenspiel war 
eine einzige große Steige¬ 
rung ihrer grausig fesseln¬ 
den Wortkunst — alles 
in allem: diese Kriem¬ 
hild war ein Bildwerk aus 
Erz, in naivster Natürlich¬ 
keit empfangen, aber im 
künstlerischen Guß aller 








































































Nr. 7 DEUTSCHLAND 351 


menschlichen Kleinheit und Schwäche entkleidet und zu 
übermenschlicher Größe und Kraft erhoben. 

Eine ähnlich überwältigende Einzelwirkung wurde in den 
Festspielen nur noch einmal erreicht in Otto Ludwigs 
biblischem Drama ,,Die Makkabäer“, in der in unserm 
zweiten Bilde wiedergegebenen Szene, da Lea, von den 
Simeiten an einen Baum gebunden, nach den Kindern 
verlangt. Die große Hamburger Tragödin Franziska Elmen- 
reich offenbarte sich hier als eine Meisterin verborgenster 
Seelenkunst, die — gleich dem die Sinne erregenden 
unsichtbaren Quell im nahen Talgrund — mit ergreifender 
Natürlichkeit und das Mitleid zu heimlichem Zorn stachelnder 
Leidenschaftlichkeit in die Herzen der Zuhörer strömte. 

Was in diesen Stücken Einzelfiguren und Einzelszenen, 
so auch den von Grube meisterlich aufgebauten und 
von Karl Ebert (Deutsches Theater Berlin) als Judah hin¬ 
reißend gespielten Schluß des zweiten Aktes der ,,Makka¬ 
bäer“ fesselnd und bedeutend machte, das wurde in Lessings 
,,Minna von Barnhelm“ eine unübertrefflich schöne Gesamt¬ 
wirkung heiterster, fröhlichster Lustspielkunst, die wie sonnige 
Laune in den Zuschauerraum hinüberkicherte und dort wiederum 


überschwängliche Heiterkeit weckte. Alle Mitwirkenden, 
voran Agnes Sorma als fröhliche Minna und die vielver¬ 
sprechende Maria Mayen (k. k. Hofburgtheater Wien) als 
überaus natürliche Franziska, weiter aber Karl Ebert als 
Tellheim, Fritz Odemar (Frankfurter Schauspielhaus) als Just, 
Hans Siebert (k. k. Hofburgtheater Wien) als Werner Heinrich, 
Matthaes (Komödienhaus Berlin) als Wirt und Max Grube 
in der abgeschabten Eleganz des Riccant, lebten im Geiste 
des Lustspiels und gaben ihm wirklich jenen übermütigen 
Gesamtton, der im Alltagsbetriebe des Theaters so selten 
getroffen wird. 

Was an szenischer Ausstattung mangelte, das haben 
die diesjährigen Goethe-Festspiele durch inneren Ge¬ 
halt reich ersetzt. Möchte es doch endlich gelingen, 
für diese Festspiele, denen der Oberpräsident der Rhein¬ 
provinz, Freiherr v. Rheinbaben, all seine Liebe und 
Freude widmet, reichere Mittel flüssig zu machen. 
Dann können sie mehr noch als bisher für das deutsche 
Theaterleben starke Anreger und glänzende Vorbilder 
werden. Anregungen und Vorbilder aber tun der stillos 
gewordenen Schauspielkunst unserer Tage bitter not. 

Dr. Fr. Castelle. 


Hannoversche Fest- und Sportwoche. 


Hannover, die Hauptstadt Niedersachsens, feierte in der 
Zeit vom 14. bis 22. Juni eine ununterbrochene Reihe von 
Festtagen, an der nicht nur die Hannoveraner, sondern auch 
viele Fremde von nah und fern teilnahmen. Diese Fest- und 
Sportwoche war zur Feier des Regierungsjubiläums des Kaisers 
und der Einweihung des neuen Rathauses veranlaßt worden. 

Der Höhepunkt der Woche war naturgemäß der Tag 
der Einweihung des Rathauses, zu der der Kaiser und die 
Minister v. Trott zu Solz, Lentze, v. Dallwitz, Breitenbach 
und Sydow sowie die früheren Minister v. Studt, v. Podbielski 
und V. Hammer¬ 
stein - Loxten er¬ 
schienen waren. Das 
Rathaus liegt etwas 
abseits vom Ver¬ 
kehr am Rande der 
sich neben der 
Leine herziehenden 
Marschwiesen. 

Äußerlich ist das 
neue Rathaus ein 
typisches Beispiel für 
den Stand der Archi¬ 
tektur am Ende des 
vergangenen Jahr¬ 
hunderts. Der Ent¬ 
wurf des Geheimen 
Oberbaurats Eggert 
stammt aus dem 
Jahre 1897 und 
wurde im März 1898 
für die Ausführung 
bestimmt. Damals 
hatte sich die neue 
Baukunst noch nicht zu jener Größe der Auffassung hindurch¬ 
gerungen, wie sie das jetzt hat — die alten Stile hatten ab¬ 
gewirtschaftet. So zeigt der Bau eine Mischung von Bau' 
Stilen, die in den Einzelheiten recht gute Wirkungen erzielt. 
Im ganzen ist die monumentale Gruppierung, wie man sie 
heute in erster Linie von einem solchen Zehnmillionen¬ 
bauwerk verlangt, nicht ganz gelungen. Die innere 
Ausstattung der Prunk- und Verhandlungssäle, die vom Ober¬ 
baurat Professor Halmhuber geleitet wurde, ist dagegen in 


vornehmem, modernem Geiste durchgeführt. Monumentale 
Bilder von Erler und Hodler sowie Mosaikbilder von Diez 
schmücken die Haupträume, in denen auf Generationen hinaus 
über das Wohl und Wehe der Stadt Hannover gewacht 
werden soll. — 

Den Mittelpunkt des sportlichen Programms bildeten 
die Pferderennen, die mit dem vergangenen Jahre in Hannover 
einen ungeahnten Aufschwung genommen haben, so daß 
die alte Reiterstadt jetzt wieder die frühere bedeutende Stellung 
im deutschen Rennsport zurückgewonnen hat. Wie volks¬ 
tümlich die Rennen 
in Hannover sind, 
davon zeugte der 
ungeheure Besuch 
an allen drei Tagen 
und der Umsatz an 
der Wettmaschine, 
der sich während 
des Meetings auf 
rund eine Million 
belief. 

Die Woche selbst 
begann mit zwei in 
jeder Beziehung wür¬ 
dig verlaufenen Bal¬ 
lonfahrten, an denen 
vierzehn Ballone teil¬ 
nahmen. An dem 
Radgalasaalfest be¬ 
teiligten sich die 
besten Mannschaften 
des Deutschen Rad¬ 
fahrer-Bundes, an 
den Radrennen her¬ 
vorragende Flieger und Dauerfahrer, während in dem 
Wettschwimmen außer den besten deutschen Sportsleuten 
solche aus Österreich, Belgien und Schweden starteten. Für 
die Rugby-Fußballspiele war eine Mannschaft des Roßlyn 
Park Football-Club in London gewonnen. Für das Hockey- 
Turnier war neben einer deutschen repräsentativen Mannschaft 
eine englische repräsentative Mannschaft eingeladen worden. 
Djurgardens Idrotteförcning Stockholm spielte in zwei 
Association-Fußballspielen gegen hannoversche Mannschaften. 



Hannover: Das neue Rathaus 






352 DEUTSCHLAND Nr.7 


Ein Tennisturnier, ein Reitturnier, ein Poloturnier, Automobil¬ 
sternfahrten, Automobil - Blumenkorso und leichtathletische 
Wettkämpfe mit hervorragender Besetzung aus Deutsch¬ 
land, Österreich und Schweden bildeten die weiteren sport¬ 
lichen Ereignisse, die erst durch den Opfermut der Bürger¬ 
schaft und eine Beihilfe der Stadtverwaltung in Höhe von 
35 000 Mk. ermöglicht wurden. 

Zu dem glänzenden Gelingen der Sportwoche trugen 
in erhöhtem Maße auch die Festvorstellungen des Hof¬ 


theaters bei. Unter der Mitwirkung berühmter Sänger, 
Sängerinnen, Schauspieler und ;^Schauspielerinnen wurde 
der Nibelungenring [und die Meistersinger von Nürnberg 
sowie die Makkabäer, die Hermannschlacht und Faust I. 
Teil aufgeführt. Alle Veranstaltungen der Hannoverschen 
Fest- und Sportwoche waren hervorragend besucht und 
bedeuten für die schöne Feststadt einen Erfolg, wie er sich 
besser kaum denken läßt. 

Max A. Tönjes. 


Das neue Kurhaus 

Das neue Kurhaus in dem altberühmten Radium-Solbade 
wurde am I. Juli durch einen feierlichen Akt von dem Erbauer 
Professor Emanuel von Seidl, München, der Kurverwaltung 
übergeben. Kreuznach hat durch diese Neuschöpfung unend¬ 
lich gewonnen, denn das alte Kurgebäude reichte nicht nur 
räumlich nicht mehr aus, es war auch für unsere modernen 
Tage zu altväterisch geworden. Das Haus selbst ist eine Meister¬ 
schöpfung moderner Baukunst. In der kurzen Zeit von 
7 Monaten haben Professor von Seidl und sein wackerer Mit¬ 
arbeiter, Herr Th. Schäffer, Kreuznach, das Werk fertiggestellt. 
Allerdings harren die oberen Stockwerke, die nur Hotelzwecken 
dienen sollen, noch ihres letzten Schliffes und der Innen¬ 
einrichtung, aber die Gesellschaftsräume sind fertig und 
machen dem Äußern des Hauses alle Ehre. 

Es wurde auf Annehmlichkeit, Bequemlichkeit und alle 
modernen Ansprüche mehr Wert gelegt als auf ins Auge 
springende Pracht. Das neue Kurhaus ist in der Tat eine Stätte 
der größten Behaglichkeit und angenehmsten Erholung. In dem 
vornehmen künstlerischen Gewände lebt ein Organismus von 
höchster wirtschafts¬ 
technischer Durch¬ 
bildung, und inso¬ 
fern ist dieses Kur¬ 
haus eine bedeutsame 
künstlerische Tat. 

Die ganze Anlage ist 
malerisch und prak¬ 
tisch. Eine 8 m tiefe 
Speiseterrasse mit 
erkerartiger Eckaus¬ 
bildung, mit Schub¬ 
fenstern gegen jeden 
Zug geschützt, öffnet 
sich gegen den Park. 

Breite Rampen ver¬ 
mitteln den Verkehr. 

Die Rückseite der 
Terrasse ist mit 
lila und schwarzen Kacheln geschmückt. Die Haupt¬ 
räume schließen dahinter an: in der Mitte der ovale 
Gesellschaftssaal mit großer Orchesternische in gelbem und 
schwarzem Marmor im Charakter der Biedermeierzeit: weiter 
Speisesäle mit je zwei Eckpavillons mit gestreiften, mit Gir¬ 
landen und Blumen geschmückten Wänden und polierten Hölzern 
in verschiedenen Einlagen. Dem geselligen Verkehr dienen 
ferner Lesesäle mit ovalem Mittelvestibül, Damenzimmer, 
Rauchzimmer usw. Getrennt davon sind Eingang und An¬ 
fahrt zum Hotel. Die große Gesellschaftshalle dieses Teiles 


in Bad Kreuznach. 

bildet den Übergang zum Konzerthaus. Die oberen Fremden¬ 
zimmer werden fast durchgängig mit Reinigungs- und Gesund¬ 
heitsbädern eingerichtet. 

Einen besonders interessanten Teil bildet der Küchen- 
und Wirtschaftsbetrieb, der zugleich auf drei Seiten (Kurhaus, 
Hotel und Konzerthaus) arbeiten muß. Ein Raum von 30X22 m, 
nur durch niedere Zwischenwände mit oberen Glasabschlüssen 
geteilt, so daß man den ganzen Betrieb übersehen kann, steht 
zur Verfügung. Der bekannte Hotelfachmann Adolf Düringer 
aus Bad Kreuznach hat bei der Einrichtung die Ratschläge 
gegeben, so daß eine mustergültige Gesamtanlage entstanden ist* 

Der ganze Bau gefällt in der äußern Ansicht durch seine vor¬ 
nehme Einfachheit und schöne Linienführung. Der ovale Mittel¬ 
trakt mit den freistehenden, durch drei Stockwerke gehenden 
Säulen und zwischengelegter Loggia weckt im Verein mit dem 
mcinsardenartigen Aufbau eine monumentale Wirkung, die auch 
in den beiden Eckpavillons wieder anklingt, während die da¬ 
zwischen liegenden großen Flächen mit grünen Fensterläden,, 
verschiedenartig gestalteten Baikonen, Terrassen usw. ge¬ 
schmückt sind, so 
daß jedes Zimmer 
einen geräumigen 
Sitzplatz im Freien 
erhält. Die große 
Speiseterrasse mit 
Betonsäulen, ge¬ 
stocktem rosaSockel, 
die vielen Blumen 
und Lorbeerbäume 
beleben das Bild. 
Das Dach ist mit 
hellgrauem Schiefer 
malerisch unregel¬ 
mäßig gedeckt. Vor 
der Speiseterrasse 
steht ein großer 
Musikpavillon. Das 
ganze Bild atmet 
frisches, fröhliches Leben. Der Bau wurde unter der 
Oberleitung von Professor Emanuel von Seidl durch den 
Kreuznacher Stadtbaumeister Hugo Völker in der Zeit von 
Anfang Dezember 1912 bis zum 1. Juli 1913 fertiggestellt.. 

Möge in diesem neuen, schönen Gewände das Bad 
Kreuznach, um dessen neues Kurhaus sich vor allem 
Kurdirektor Hauptmann z. D. Fernow sowie Bürgermeister 
Dr. Schleicher und die Stadtverwaltung große Verdienste 
erworben haben, einer glücklichen und erfolgreichen Zu¬ 
kunft entgegengehen. 































Nr .7 DEUTSCHLAND 355 


Das Handwerker-Erholungsheim bei Traben-Trarbach. 



Die beiden Städtchen Traben und Trarbach bilden sowohl 
wegen ihrer landschaftlichen Reize als auch wegen ihres aus¬ 
gedehnten Weinbaues und Weinhandels mit die beliebtesten 
Ziele für den Touristenver¬ 
kehr im Moseltal. Wenn man 
von Trarbach aus durch das 
Kautenbachtal einStückchen 
landeinwärts wandelt, den 
Höhen des Hunsrücks zu, 
so begleiten den Wanderer 
die Weinberge bis an die 
reizend im Grün des Parkes 
gelegenen Gebäude desWild- 
bades. Das Tal verengt sich 
von da ab mehr und mehr bis 
zu einem Ausschnitt, dessen 
Abschluß durch ein mächti¬ 
ges Gebäude im Moselstil ge¬ 
geben wird, das sich wunder¬ 
bar von dem satten Grün der 
bewaldeten Berge abhebt. Es 
ist das Handwerker-Erho¬ 
lungsheim, das von einer An¬ 
zahl westdeutscher Hand¬ 
werkskammern erbaut und 
am 31. Juli seiner Be¬ 


stimmung übergeben worden ist. Bei der Einweihungsfeierlichkeit 
waren der Staatsminister Freiherr von Schorlemer-Lieser sowie 
eine Anzahl weiterer höherer Staats- und Kommunalbeamten, 

ferner die Vertreter von 11 
Handwerkskammern West¬ 
deutschlands anwesend. Das 
Erholungsheim entspricht in 
seiner Einrichtung allen An¬ 
forderungen einer einfachen 
Behaglichkeit und der 
Hygiene. Im Gebäude selbst 
befindet sich eine Anzahl 
Bäder, die aus der Thermal¬ 
quelle des benachbarten 
Wildbades gespeist werden. 
DieQuelle besitzt eineWärme 
von 35® C und entspricht in 
ihrer Zusammensetzung den 
Bädern von Gastein, Wildbad 
in Württemberg und ähn¬ 
lichen. Es ist hier ein Werk 
geschaffen worden, das in 
seiner Art wohl das größte 
in ganz Deutschland darstellt 
und sicherlich dem Hand¬ 
werk von Segen sein wird. 


Das Handwerker-Erholungsheim bei Traben-Trarbach 


Geheimer Oberregierungsrat Prof. Dr.-Ing. Julius Raschdorff. 



Geheimrat Raschdorff, der Erbauer des Berliner Domes, hat 
am 2. Juli seinen 90. Geburtstag gefeiert. In Pleß, Bezirk Oppeln, 
geboren, hat er als junger Architekt an der Berliner Bauakademie, 
die damals noch Schinkels Kunst 
beherrschte, studiert und ist 
mit 31 Jahren Leiter des Kölner 
Stadtbauwesens geworden. Hier 
hat er an den Werken des 
deutschen Mittelalters und der 
Renaissance seinen Stil gebildet. 

In die herrlichen Schöpfungen 
der alten Kölner Baukunst konnte 
er aufs tiefste eindringen, als er 
die Gotteshäuser von St. Marien 
im Kapitol und St.Martin, von St. 

Andreas und St. Gereon wieder¬ 
herzustellen beauftragt wurde. 

Aber auch das Kölner Rathaus 
wurde ihm anvertraut, und so 
leitete ihn die Herstellung und 
Erweiterung dieses Renaissance¬ 
baues mit seiner köstlichen Vor¬ 
halle zur entwickelten Kunst des 
16. Jah»"hunderts über. Ihr in 
freier Weise folgend, hat er damals 
in seinen Kölner Jahren seine 
überaus reiche freischöpferische 
Bautätigkeit geübt. Er baute den 
Gürzenich um, schuf mit Felten 
das Wallraf-Richartz-Museum, 
entwarf das neue Kölner Stadt¬ 
theater und manchen anderen 
hervorragenden Bau der rheini¬ 
schen Hauptstadt. Viel bewundert 
wurde das von ihm entworfene 
Schloß Kochern an der Mosel. 


Aus dieser reichen Tätigkeit rief ihn im Herbst 1878 die 
Ernennung zum Professor an der Technischen Hochschule zu 
Berlin-Charlottenburg ab, wo er gleichzeitig mit Hermann 

Ende und Johannes Otzen seine 
Lehrtätigkeit begann. Sie war 
vor allem der Baukunst der 
Renaissance gewidmet und hatte 
in der Schulung des Lernenden 
durch seine eigene Leitung ihr 
Hauptziel. Von seinem Sohne 
unterstützt, ist hier Raschdorff, 
indem er in Übungen die plasti¬ 
schen Formenwirkungen beson¬ 
ders zu lehren und das raum¬ 
gestaltende Können zu entwickeln 
suchte, mehr als dreißig Jahre 
hindurch von großem Einfluß auf 
die Heranbildung der bau¬ 
künstlerischen Jugend gewesen. 
Auch um die Architektursamm- 
lung der Hochschule, die dort 
recht im Verborgenen blüht, hat 
sich Raschdorff große Verdienste 
erworben. Hatte er schon in 
seinen Kölner Skizzen rheinischer 
Holz- und Fachwerkbauten ein 
vorzüglich bearbeitetes histori¬ 
sches Material ausgebreitet, so 
bot er nun als der eine Haupt- 
beteiligte an dem monumentalen 
Werke, das die Palastarchitektur 
von Oberitalien und Toskana vom 
15. bis ins 18. Jahrhundert dar¬ 
stellt, eine Veröffentlichung, die 
den hochgebildeten Kenner alter 
Kunst verriet. Die Bearbeitung 


Geh. Rat Prof. Dr.-Ing. Raschdorff 















354 


DEUTSCHLAND 


39ee96600OOOO 0€}OOO00 egS) Nr. 7 


von Toskana lag hier in seiner Hand. Als er nach Berlin kam, 
war der Bau der Technischen Hochschule erst im Werden. 
Er hat als Hitzigs Nachfolger den Innenbau ausgeführt und 
den Entwurf zu den Gartenanlagen geschaffen. Schon damals 
aber begannen auch die Beratungen, zu denen Kronprinz 
Friedrich Wilhelm ihn hinzuzog, die dem Neubau eines Berliner 
Domes galten. Das Vertrauen des Kronprinzenpaares be¬ 
traute ihn mit der Schaffung der englischen Kirche St. George 
am Monbijoupark. Und als Kaiser Friedrich starb, schuf 
Raschdorff das Mausoleum neben der Friedenskirche, in den 
Hauptformen in genauem Anschluß an die Grabkirche im 
tirohschen Innichen — sie hatte der damals schon schwerleidende 
Kronprinz seiner Gemahlin als Vorbild für den Bau mit den 
Worten bezeichnet: „So möchte ich einst unsere Grabeskirche 
haben.” Kaiser Friedrich wollte das Berliner Schloß um einen 
Festbau erweitern, neben die Kuppel des neuen Domes einen 


Turm im Sinne des Schlüterschen Münzturmes setzen und zum 
Dom hinüber eine überdachte Galerie vom Schloß aus schaffen. 

Diesem Plane galt Raschdorffs erster Domentwurf. Wurde 
zwar dann jeder Eingriff in das alte Hohenzollemschloß selbst 
zum Glück unterlassen, so haben sich doch auch unser Kaiser 
und Raschdorff an die Pläne für den Kuppelbau gehalten, wie 
er in Kronprinz Friedrich Wilhelms Zeiten zuerst gedacht war. 
Von 1894 ab ein Jahrzehnt hindurch dauerte die Ausführung. 
So sehr das Äußere des Baues der Kritik ausgesetzt war und 
bleibt, so sehr hat doch von Anfang an die Raumschöpfung 
Anerkennung und Bewunderung gefunden. Auch hier hat bei der 
Ausführung Geh. Rat Prof. Otto Raschdorff seinem Vater zur Seite 
gestanden. Von den Auszeichnungen, die Geh. Rat Raschdorff 
zuteil wurden, seien die Mitgliedschaft der Berliner Akademie 
der Künste, der er seit 1874 angehört, und die beiden goldenen 
Berliner Medaillen genannt,^ deren große er seit 1896 besitzt. 



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Josef Schumacher — Direktor des 
Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine. 

Der neue Direktor des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine, 
Josef Schumacher, ein geborener Rheinländer, ist eine in den Kreisen 
des deutschen Verkehrswesens allgemein bekannte Persönlichkeit. 
Seit zwei Jahrzehnten steht er in dieser mächtig aufstrebenden 
Bewegung und ist u. a. Mitbegründer des Düsseldorfer Verkehrs- 
Vereins, des Rheinischen Verkehrsvereins sowie des ganz Deutsch¬ 
land umfassenden Bundes selbst. Seiner Anregung ist auch die Zeit¬ 
schrift ,,Deutschland” zu danken. Diese Zeitschrift hat als Organ 
des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine und zahlreicher wirtschaft¬ 
licher Verbände ähnlicher Art die Anschauung von der Bedeutung 
einer tätigen Verkehrspropaganda in den Handels- und Verkers- 
kreisen sowie bei den staatlichen und kommunalen Behörden gefestigt. 
Sie hat unter seiner Leitung die Pflege der Heimatkunde und 
Heimatliebe, der stärksten Träger einer erfolgreichen Vertretung 
der Interessen des Deutschtums, durch Heranziehung der führenden 
Männer und durch gediegene künstlerische Ausstattung als ihre 
vornehmste Aufgabe angesehen und genießt heute die Achtung und 
Wertschätzung des deutschen Volkes und der Deutschen im Auslande. 

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Eine Erinnerung an das Kaiserjubiläum auf Rügen. 

Rügen, die Perle der Ostsee, Deutschlands schönste Insel, besitzt nunmehr auch ein 
Kaiserdenkmal. Im bekannten Ostseebad Binz fand am 16. Juni d. J. die Weihe eines 
,,Kaiser-Wilhelm-II.-Gedenksteins” statt. 

Der Stein ist ein Granitfindling von 130 Zentner Gewicht, ein Geschenk des Fürsten 
und Herrn zu Putbus an die Gemeinde Binz. Ein mächtiger, ausklafternder Bronzeadler, 
den Blick nach der nahen See gerichtet, krönt das sinnige Denkmal. Ein riesiger alter 
Anker aus dem Jahre 1780, von Binzer Fischern aus der Ostsee geholt, legt sich quer vor 
das Reliefbild des Kaisers. Die Inschrift der Votivtafel lautet: 

Den seegeltenden, heergewaltigen Friedensfürsten Wilhelm II. I. R. preist dieses Urgestein aus Proras 
Wald zum 25jährlgen Regierungsjubiläum. 15. Juni 1888 — 1913. Die Bürger des Ostseebades Binz.“ 





























Nr. 7 




Die gflückliche Gefangrennahme. 

Thüringer Erzählung aus den Befreiungskriegen. — Von Wilhelm Arminius. 


Durch die grüne Wildnis des Thüringer Waldes am Fuße des Insels¬ 
berges, in die von fern die Wartburg blickt, pürscht sich eine kleine Rotte 
Fußsoldaten dahin. Sie stammen vom weimarischen Bataillon, das Herzog 
Karl August als Mitglied des Rheinbundes beim jetzigen Ausbruch des Krieges 
im Frühjahr 1813 dem französischen Bundesgenossen Napoleon zwangsweise 
hat stellen müssen. 

Der hohe, dichtbewaldete Bergrücken blickt auf ihre dunkelgrünen Uni¬ 
formen, die von zwei weißen, kreuzweise angeordneten Bandelieren wie zer¬ 
schnitten erscheinen. Den Tschako tragen sie in der Hand, die Gewehre über 
die Schulter gehängt. Trotzdem sie von ihrem Major den Auftrag erhalten 
haben, auf den Feind zu passen, schlendern sie gemächlich dahin. Napoleon 
ist mit seinen 100000 Mann, die er nach den Verlusten des unglücklichen 
Krieges gegen Rußland wieder aus der Erde gestampft hat, im Anmarsch, 
und die Preußen, die sich in Königsberg, Berlin und Breslau um ihres Königs 
Fahne sammeln, haben in diesen grünen Dickungen nichts zu suchen. Woher 
sollten sie auch wissen, daß das vereinzelte Bataillon, das, so oft es geht, seine 
Garnison wechselt, sich jetzt gerade in dem kleinen Dörfchen Winterstein 
zwischen Friedrichroda und Ruhla versteckt hält? 

Die meisten der Soldaten plaudern. Andere schmauchen ihr Pfeifchen. 
Nur der Führer, eine junge, ebenmäßige, feinglledrlge Gestalt mit blondem 
Wuschelhaar, in das sich der warme Aprilwind wühlt, schreitet allein voraus. 
Sein Kopf ist grüblerisch zur Erde geneigt. Er steigt bergauf, bergab, wie es 
der Pfad verlangt, aber es ist weder Aufmerksamkeit noch Eifer in ihm. Und 
als am Breitenberge vorbei der hohe Wachberg seinen tannengrünen Kamm 
zeigt, als die ersten Dächer von Ruhla schiefergrau aus dem tiefeingeschnittenen 
Tale steigen, da hält er sogar den Fuß an, steht eine Weile reglos und läßt sich 
endlich ins Gras fallen — den Blick starr auf eins der schmucksten, mit seinem 
Balkenwerk wie liniert aussehenden Häuschen gerichtet. 

Da drinnen wohnt sie, die ihm das Schicksal bedeutet: Annerose Helmbach, 
die Tochter des Bürgermeisters vom weimarischen Teil des Dorfes. Im Herbst 
und Winter ist sie lange in Weimar zum Besuch bei der Tante an der Acker¬ 
wand dicht neben dem Goetheschen Hause gewesen. Als Sohn des jovialen 
herzoglich weimarischen Vorwerkspächter David Alboth, der ln seinem großen 
Garten an der Ilm oft junges, lustiges Volk zusammengeladen, hat Gottwart 
sie in seinen Studentenferien kennen gelernt. Gartenfeste und Pfänderspiele 
haben die beiden schönen blonden Menschen rasch einander nahe gebracht. 
Freilich ist auch immer bei den Veranstaltungen Lorenz gewesen, der große, 
stark« Bruder, der den Vater dadurch verwöhnt hat, daß er schon in jungen 
Jahren die ganze Arbeit der Ackerwirtschaft auf seine breiten Schultern ge¬ 
nommen hat und dem jüngeren Bruder sich durch Hergabe von Geldern zu 
Studienzwecken verpflichtet hat. Und dieser — der Freundliche, Gütige, 
den man heb haben muß seinem ganzen Wesen nach, er hat mit seiner An¬ 
wesenheit den jungen verliebten Kandidaten schließlich maßlos erregt, ihn 
endlich unsagbar gepeinigt- 

Noch jetzt, wo jener fern ist und er der Wohnung der Geliebten so nahe, 
krampft sich in seine Brust ein wilder Griff der Eifersucht — nein, ärger noch! — 
des Hasses ein, wenn er in diesem Zusammenhang an den Bruder denkt. Er 
ist sich ja seines Unwertes ihm gegenüber so deutlich bewußt! Wer auch sollte 
gegen Lorenz aufkommen! Über die Arbeiter hat er spielend geherrscht, und 
sie haben ihm gern gehorcht. Die Freunde hat er nach seiner Laune regiert, 
und sie haben zu ihm aufgesehen. Den Vater hat er zu allem, was nötig und 
gut ¥Mir, merklos,gelenkt. Und alles durch Güte am rechten Ort und durch 
Kraft am rechten. 

Hat er ^ne mutvolle Entschlossenheit nicht erst ln diesem Frühjahr 
wieder gezeigt, als es hieß, der Herzog von Weimar, der zum Rheinbund Ge¬ 
preßte, brauche Soldaten für Napoleons Armee, und aller Augen auf den großen, 
starken jungen Menschen gerichtet waren, der sich wie kein anderer zum 
Füsilier geeignet hätte? — Vor seinen Vater hat er sich gestellt, ihm den Aus¬ 
ruf des Majors Hellwig, eines eifrigen preußischen Parteigängers, zur Rekru¬ 
tierung seiner Husarenschwadron vor die Augen gehalten und gesagt: „Der 
Franzosensache gilt mein Leben nichts, Vater. Ich schätze und ehre unsern 
Herzog, aber ich kann ihm in seiner Abhängigkeit nicht behilflich sein, unser 
wahres Vaterland, das deutsche, noch mehr zu knechten. Darum gehe ich zu 
Hellwigs Husaren. Dreihundert Taler von meinem Ersparten nehme ich zur 
Equipierung mit. Ist Preußen frei, sind auch wir frei. Dann komme ich zurück 
und nehme dir die Wirtschaft wieder ab. Bis dahin Gott befohlen!“ Dann 
war er, ohne zu zaudern, nach raschem Abschied verschwunden gewesen, so 
daß — als des Herzogs Aushebekommission im Albotschen Hause anlangte — 
nur der jüngere Sohn vorhanden gewesen war, er, der nie an Krieg und Krlegs- 
tum gedacht, der stille, friedlicheTheologe, der sich zum Examen hatte vorbereiten 
wollen. Aber nach Anhören der Sachlage hatten die Offiziere begonnen, wichtig 
mit den Schultern zu zucken, hatten von der Notlage Karl Augusts gesprochen, 
das BataiUon zu stellen, hatten die Schwierigkeit geschildert, in dem kleinen 
Landchen die nötige Zahl von gesunden, kräftigen Leuten zusammenzubringen 
und schließlich auf ihre Liste gewiesen, die dem Herzoge bereits Vorgelegen 
hatte und den Namen Alboth in sich enthielt. Dann hatten sie auf den jungen 
zarten Gottwart geblickt und unter nochmaligem Achselzucken bestimmt er¬ 
klärt, daß für den nicht vorhandenen großen Bruder der kleine einspringenmüsse. 

Das gleiche hatte dann euch Gottwart eingeschen — unter grimmigstem 
Schmerz, aber in Anbetracht dessen, dcß sein Herzog nicht anders konnte, 


als auf die Treue seiner Untertanen zu bauen. So war es gekommen, daß Vater 
Alboth, der seinen älteren Sohn an Preußen hingegeben hatte, den jüngeren 
an Preußens Gegner abtreten mußte. 

Aber Gottwart hatte selber bald einsehen müssen, daß er fast Übermensch¬ 
liches übernommen hatte. Aus dem Abschluß seiner Studien gerissen, zu einer 
kriegerischen Tätigkeit gezwungen, die ihm dreifach Abscheu einflößte, war 
ihm noch dazu der Schmerz geworden, vor Annerose zu stehen und in ihren 
Augen nur ein ihn demütigendes Staunen über eine solche tragische, aber neben 
der erlösenden raschen Tat des Bruders fast lächerliche Schicksalswendung 
zu lesen. Dazu konnte es nicht ausbleiben, daß die Frage nach dem Ab¬ 
wesenden getan wurde. „Wo ist Lorenz?“ Warum befreit er den Bruder 
nicht? Warum hast du es ihm nicht nachgemacht und bist zu den Preußen 
gegangen?“ Das wurde mit einem Elfer gefragt, der Gottwart mit seinem 
feinen, empfindlichen Ehrgefühl zum Rasen brachte. Bittere Gefühle erfüllten 
ihn. Verstand denn niemand, begrlß denn nicht einmal Annerose, daß er der 
Ordnung und dem Gesetz zuliebe ein joch der Märtyrerschaft auf sich ge¬ 
nommen hatte? 

Damals hatte er die Heißgeliebte fliehen müssen, wenn er nicht an ihr 
zweifeln sollte, hatte sich in eine Eifersucht hineingewühlt, die ihn fast um¬ 
brachte. Die Wogen des neuen Soldatenlebens waren über ihn fortgegangen 
und er hatte Härten und Mühen leicht wie im Traumzustand ertragen. Her¬ 
ausgeworfen aus der friedlichen Bahn, der napoleonischen Partei zugewiesen, 
die im ganzen weimarischen Lande ebenso verhaßt war wie beim Landesfürsten, 
wenn dieser aus politischen Gründen auch zu ihr halten mußte, dazu ln den 
Augen der Geliebten nur als kümmerliches Objekt des Zwanges dastehend — 
wie war das zu ertragen? — Und nirgends ein Lichtblick! Nirgends eine Aus¬ 
sicht auf Wiederherstellung seines eigenen inneren Mannesbewußtseins, das 
nach Wertschätzung, Anerkennung, verstehender Liebe schrie! Selbst hier 
im jungfräulichen Grün der Helmatberge, die groß und majestätisch auf ihn 
herabblickten, wich das Bewußtsein einer Lage nicht, deren Druck gleich 
schwer auf ihn lastete, ob er ihr entfloh oder in ihr standhielt. 

Das schmerzzerwühlte Gesicht des jungen Soldaten preßt sich in das 
stachelnde Nadelwerk der vor ihm ragenden Schwarzfichte. Die Kameraden, 
die da meinen, ihr Führer spähe gedeckt in das Tal nach Feinden, haben sich 
rasch in eine Mulde geworfen und lagern dort wartend. Aber nur zu jenem 
grünumrankten Schieferhäuschen hinab, dem die Rauhsteine der Selten¬ 
treppe eine so feste Grundlage geben und dessen Giebel so traulich in die 
blaue Luft des Tales ragt, wandern die Blicke von Gottwarts brennenden 
Augen. In seiner Pein treibt es ihn, Gott zu versuchen. Eben hat die blitzende 
Sonne die blanken Scheiben der Fenster erreicht. Er wird warten, bis dies 
Blitzen zu Elnde geht. Erscheint ihm ln dieser Zelt Annerose im Garten hinterm 
Hause, der sich an den Berg hinaufzieht, dann will er heimlich zu ihr, ihr seine 
Qual, seine Liebe hinwerfen und in ihrer Antwort Kraft für sein elendes, 
dem Feinde hingegebenes Leben suchen. Kommt sie nicht, dann ist es mit 
ihm zu Ende. Ins Dorf hinab darf er sich nicht wagen — ein bestimmter 
Befehl seines Offiziers hat es ihm verboten — also bleibt dann nur der Rück¬ 
marsch und eine-Kugel, wie sie sich beim ersten Gefecht für einen Toll¬ 

kühnen sicher finden wird. 

Der Wind wühlt noch immer in seinem dicken blonden Haar und weht 
es über seine junge Stirn. Die Tannen rauschen zu seinen Häupten — die 
lieben Thüringer Heimatslannen! Die munteren Ruhlaer Finken im Ge¬ 
sträuch schmettern ihr Jubellied, und die blauen Rauchmassen aus den Schorn¬ 
steinen der Meerschaum- und Bernstelnschnilzer kräuseln sich so anmutig 
an den Berghängen aufwärts. In welch wunderseligem Frieden ruht das 
Landl Aber da — das Sonnenlicht rückt weiter und weiter. „Annerose, komm! 
Annerose!“ Eine gemarterte Jünglingsseele schreit es wortlos, schreit es wie 
ein Gerichteter, dem der Atem fehlt, weil er auf letzte Gnade wartet, während 
heimlich zwischen den flehenden Bitten immer der Groll tobt: „Lorenz, du 
allein — du hast sie mir genommen! Auch das Leben hast du mir genommen! 
Ein Napoleonsknecht hab ich werden müssen — deinetwegen! 0, du—du! 
Annerose — komm! komm! 

Noch ist das Sonnenglitzern ln den Fensterscheiben nicht erstorben, 
da klappern ein paar flinke Schühleln über die Stufen der steinernen Treppe, 
da weht ein weißes Schürzlein im Morgenwinde, da taucht goldblondes Haar- 
gefllmmer zwischen den grünen Hecken der Hainbuchen und Schlehen. 
Schlanke Mädchenhände greifen in die grüne Wildnis am Boden, säubern 
und harken, ein liebliches Gesicht taucht an der Berglehne auf — entschwindet — 
erscheint wieder. Wie hat das junge, frische Bergkind die Garteneinsamkeit 
so gern! Wie köstlich läßt slch’s bei solchem stillen Tun träumen von schöneren, 
geselligen Stunden in Weimar. Zärtliche Röte steigt in die Wangen, leises 
Sinnieren in die welchen, klarblauen Augen. 

Aber nun ist auf einmal ein unsagbares Staunen darin, ein heftiges Er¬ 
schrecken ln den Mienen. Bricht es da in dem Gezweig und ein waffen¬ 
strotzender fremder Soldat m It verhitztem, rotem Gesicht steht dicht vor ihr! 
Aber schon da er sie anruft: „Annersoe — bleib still!“ ist der Schrecken vor¬ 
über. Ist ja der Gottwart Alboth, der gelehrte Kandidat, mit dem sie ln Weimar 
beim Pfänderspiel Brüderschaft gemacht und sich im Abendlicht über den 
grünen Gartenplan im Tanze geschwungen hat, daß selbst der vornehme 
Freund des Herzogs, der Herr Geheime Rat von Goethe, der einmal beim 
Reigen dazu gekommen, der Musik gelauscht und dem Tanze zugeschaut. 





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ein Kopfnicken der Befriedigung nicht hat unterdrücken können. „Die gütigen 
Götter haben die Grazien bei Ihr nicht vergessen. Demoiselle!" hat er unterm 
ehrfürchtigen Schweigen der Umstehenden lächelnd gesprochen, zwei Finger 
seiner Rechten leise an ihrer errötenden Wange hingleiten lassen und ist mit 
freundlichem Neigen des majestätischen Hauptes weitergeschritten. Seine 
Freundlichkeit aber hat sich allen Zurückbleibenden mitgeteilt. Über Gott- 
warts Gesicht war es wie ein Sonnenleuchten gegangen, und seine Augen 
hatten von der also Ausgezeichneten nicht lassen wollen, bis Lorenz das 
Schweigen des Kreises gebrochen und geäußert halte: „Sieh einer, Ihr gefallt 
also dem hohen Herrn, Jungfer HeimbachI Wäre auch anders kaum möglich!“ 
Da hatte Gottwart plötzlich finster und zum Fürchten dreingestarrt, als wäre 
da irgendein höchstes Gut, das ihm gehörte, in bedrohlicher Gefahr. Und 
so — gerade so — nur viel glühender starrt er jetzt auf sie, daß ihr ein Beben 
ins Herz schleicht und sie vor Ohnmacht die Hand nicht lösen kann, die er 
ergriffen hat, und ihm folgen muß, immer weiter durch die Hecken in die Ab¬ 
geschiedenheit der stillen Berglaube, wo der Jelängerjelieber eben angefangen 
hat, grüne Sprossen zu treiben. Dort liegt er bald fassungslos zu ihren Füßen 
und seinen Lippen entquellen Anklagen und Beteuerungen, Schmerzensaus¬ 
brüche und Eifersuchtsqualen durcheinander, und sie schaudert und weiß 
nicht, was sprechen, was tun, denn aus seinem sonst so gottergebenen Munde 
hört sich alles an wie Gotteslästerung. Wenn er ihr seine Liebe stammelt, 
will sie ihm antworten: „Auch ich liebe dich ja!“ Wenn er von seiner Eifer¬ 
sucht auf Lorenz ächzt, will sie auflachen und ihm versichern, nie habe sie 
an den Bruder anders als in Freundschaft gedacht. Wenn er von seiner sol¬ 
datischen Zwangslage wimmert, möchte sie ihm einwerfen: „Du Guter, du 
Edler! Weiß ich nicht, daß du dich für den Bruder geopfert hast?“ — Aber 
vor der unendlich stürzenden, quirlenden Flut von Ausbrüchen mannigfacher 
Empörung weiß sie nicht ein noch aus. Ihr schlichtes Gemüt bebt mit dem 
Erregten mit, aber ihre Hand hält einen bloßen Druck für allzu gering, ihr 
Mund ein Wort zu schwach, ihm zu helfen. Sie möchte Großes, Gewaltiges 
für ihn tun, ihn lösen, befreien mit einer einzigen Tat — aber was vermag 
sie als schwaches Mädchen! 

So starrt sie noch immer fassungslos auf ihn. als über ihnen schon rauhe 
Stimmen laut werden, Waffen klirren und Fußtritte sich nähern. 

In der Laube wird es still — Gottwart erhebt sich mühsam. ,.Die 
Kameraden suchen ihren Führer,“ stößt er heraus, „sie dürfen mich hier nicht 
finden!“ Aber dann verweilt er doch noch und starrt verzweifelt auf das Mäd¬ 
chen. „Annerose — wenn ich — ich weiß nicht — doch nein — lebe wohl 
du -- du - 1" Mühsam gefaßt kehrt er sich ab, greift nach dem Gewehr. 
Aber vor diesem letzten irren, hilfesuchenden Gestammel hat das junge Mäd¬ 
chen alles Zagen überwunden. Eine einzige Bewegung und sic hängt am 
Halse des Verstörten, sieht ihm tief in die vor Qual glühenden Augen und 
preßt ihre roten Lippen auf die seinen — so sanft — so innig —, daß dem 
Geküßten wunderlich heimelig wird, so süß-taumelig — — 

Dann steht der junge Krieger draußen, steigt langsam die Höhe hinan 
und weist die Soldaten zurecht: „Ich hatte geglaubt, hier etwas vom Feinde 
zu erfahren. Es war nichts. Macht kehrt! Wir gehen heim!“ 

Wieder dehnen sich endlos die Tage, die keine Befreiung aus der un¬ 
würdigen Lage bringen. Marsch - und Gefechtsübungen w'echseln ab. Nach 
Thal hinüber zur Ruine Scharfenburg geht’s auf heimlichen Wegen. Patrouillen 
werden den engen, steilen Schlotweg zum Inselsberg hinauf geführt und kehren 
doch immer ergebnislos zurück. Nichts will die erschlaffende Ruhe des wie 
abgeschieden vom Kriegstheater dahinlebenden Bataillons stören. 

Nur einen greift die Abwechslung solch einer Bergbesteigung mehr noch 
an als die Untätigkeit. Gottwart sieht von der Höhe sein grünes Vaterland 
im Schmucke der rauschenden Wälder, der prangenden Auen, der silbern 
gleitenden Bäche sich dehnen. Er möchte den Landsleuten seine ganze Kraft 
weihen, ihren Seelenfrieden zu erhalten. Zu Gott möchte er sie führen, wieder 
und immer wieder, bis sie des Gütigen segnendes Walten, von dem er tief 
überzeugt ist, ganz erfaßt haben, und er muß — ein Entwurzelter, Verdürstender 
als Gefangener in Waffen, die er nicht führen darf, wie er möchte, in schlimmer, 
peinigender Lage tatenlos auf Schlimmeres warten, indes der starke Bruder 
sich auslebt und im Heer der Preußen Anerkennung und Ehre erfährt. 

Was hat ihm Anneroses liebliche Zuneigung beim Abschied eingebracht? 
Hat sic ihn erlöst aus solch tiefgehendem Leide? Hat sie bei dem tröstenden 
Kusse nicht vielleicht doch an Lorenz gedacht? Galt das Umfangen nicht 
etwa nur dem Bruder des abwesenden Geliebten? — Da wäre alles ein leerer 
Trost gewesen! — Oder — war es anders? Bedeutete es mehr? Hatte sie ihm 
zeigen wollen: ich stehe zu dir? „Gott, du großer, gütiger Gott — ein Zeichen! 
eine Erlösung!“ 

In der Qual des Zweifels flehten seine Lippen noch zum Himmel, da 
hatte das liebende Mädchen sein Schicksal schon in die kleinen, festen Hände 
genommen. 

Ein ungewollt herausgestoßenes Wort seinerseits hatte Annerose den 
Aufenthalt des weimarischen Bataillons in Winterstein verraten. Mit einer 
Warensendung der Ruhlaer Meerschaumschnitzer nach Weimar ist ein Brieflein 
von ihrer Hand an den „Wohlerbaren Herrn Lorenz Alboth zu eigenen Händen“ 
abgegangen. Darin hat das Unglück Gottwarts und sein jetziger Aufenthalt 
gestanden. Die innigsten Herzenswünsche des liebenden Mädchens aber 
haben die Fahrt des Briefleins begleitet. Mußte er da nicht wirken? 

Drei Tage hat er auf dem Ausbau über der Tür gelegen, und Vater Albothn 
von vielen Geschäften arg geplagt, hat jedesmal mit dem grauen Kopf gen 
schüttelt, wenn sein Blick auf ihn gefallen ist. Wie sollte das Schreiben an 
die gewünschte Adresse gelangen, wo ihm selber nicht einmal des älteste, 
Schnes Aufenthalt bekannt war! Am vierten Tage im Abenddämmer aber 


ist an die Tür gedonnert worden, wie es nur die Fäuste des jetzt abwesenden 
starken Sohnes verstanden haben. Ordentlich wunderlich ist es dem Alten 
zumute geworden, als er in Nacht und Nebel hinausfragte: „Bist du*s Junge 
oder ist’s der Teufel?“ Doch hat ein helles, starkes Lachen rasche Klärung 
geschafft. „Wer anders, Vater, als Ihr Lorenz? Bitte, öffnen Sie.“ Und dann 
ist ein dunkler Reitermantel auseinandergeflogen und ein lebensprühender 
Krieger im Husarendolman des Hellwigschen Streifkorps hat vor dem Vater 
gestanden. Während im Hof der Rotbraune gepflegt und gefüttert worden, hat 
Lorenz die Ereignisse erfahren, die sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatten. 

Gotlwart seinetwegen Rheinbund-Soldat? — Ein Erschrecken hatte 
seinen starken Körper durchlaufen. Hätte er das für möglich gehalten — 
gleichen Tages hätte er sich der weimarischen Kommission gestellt 1 — Und 
nun wurde da in seine Hände ein Schreiben gelegt — ein Brief Anneroses, 
des lieben kleinen Ruhlaer Mädchens! Warum jagten Rot und Blaß in hastiger 
Folge über seine männlichen Züge? War da eine stille Hofl-nung, ihm selber 
möchte der Inhalt gelten? Aber dann beim Lesen — wie wurde die Gesichts¬ 
farbe fahler und fahler! Um Gottwarts Körper- und Seelenzustand drehte 
sich das Schreiben! Um den unglücklichen Bruder sorgte sich die Schreiberin 
in heißer Liebe! Und daß sie sich an i h n wandte, was besagte das Besonderes? 
War er nicht der einzige, der vielleicht helfen konnte! 

Seltsam rauh war des Starken Stimme, als er vom Elternhaus wieder 
Abschied nahm. „Nur als Sieger und m i t dem Bruder oder nie!“ rief er dem 
Vater noch zu, dann donnerten die Hufe seines Rotbraunen wieder durch die 
Ausfahrt des Gehöftes. 

Stürmisch wurde der Ritt zum Ettersberge hinauf, in dessen Grün ver¬ 
steckt die Kameraden nächtigten. Aber wie gewaltig brausend auch der seelische 
Sturm ln dem Reiter wütete — nächtliches Dahinjagen durch die schweigende 
Ruhe der Felder und Wälder bringt Klärung ln die Empfindungen, zumal 
wenn der Reitersmann in so wunderlich stark andringenden Nöten ein so festes 
Herz sein Eigen nennt. 

Da war ln sein an Mühen reiches Arbeitsleben ein fernes, liebliches Ge¬ 
leuchte gedrungen, das war von Anneroses klaren Augen, von ihrer ganzen, 
weichen, geschmeidigen Jugendgestalt ausgegangen, und er hatte sich an dem 
warmen Schein erfreut, mit stillen, uneingestandenen Traumwünschen 
sie umfaßt. Nun hatte sich die wärmende Flamme einem andern zugewandt — 
einem andern — „Potz Hölle und Teufel, die Sporen ein! Drauf auf ihnl" 
Aber wem denn zugewandt, wem? Dem Bruder? Dem lieben kleinen Bruder 
Gottwart? — Alter, grimmiger Renner, wohin stürmst du mit deinem Groll? 
Langsam! Komm zur Besinnung! Höre doch: dem Bruder, der für dein eigenes 
rasches Tun leiden muß! Den es vor allem gilt, zu erlösen! Zwing dich, Wilder! 
Statt einer Zornestat ist ein Liebeswerk zu vollbringen! 

Aber wenn die Stimmen aus der Brust auch tapfer reden, es braucht Zeit, 
lange Zeit und schwere Überwindung, bis die Faust, der Kopf, der Körper 
nachgeben. So war die Nacht fast vorüber, das heimliche Blinken der Sterne, 
das fast erschrocken durch das Tannicht auf den wilden Reiter herabgeblickt 
hatte, verglommen, als die Wache am Ettersberge den Herannahenden sichtete. 
Aber nicht ermüdet, vielmehr stark und freudig klang die Stimme, die da rief: 
„Brüder, da bin ich wieder, und vortreffliche Gelegenheit zu einem Husaren¬ 
streiche bring ich mit!“ Und als der schneidige Major selber bei dem Häuflein 
seiner Getreuen eintraf, das ausziehen wollte, Napoleons ungezählte Scharen 
auf eigene Faust als erste zu bestehen, da wußte Lorenz, daß als nächstes Tun 
zweierlei eng zusammengehörte: Den Bruder zu erlösen und dem Vaterlande 
ein Bataillon deutschempfindenJer Kämpfer zurückzugewinnen I Befanden 
sich die weimarischen Truppen noch in Winterstein, dessen Umgebung er 
von früheren Wanderungen her genau kannte, so wollte er dafür sorgen, daß 
beides mit einem einzigen Schlag ausgeführt würde. So legte er denn seinem 
Offizier einen Plan vor, bei dem die Heldenaugen des kühnen Parteigängers 
vor reinstem Vergnügen hellauf leuchteten. „Alboth, wenn er das fertig bringt, 
ist ihm das Leutnantspatent gewiß!“ Aber der Offizier suchte vergebens einen 
Schein der Freude bei dieser Verheißung auf den Wangen des also Angerufenen. 
Nur fester Manneswille funkelte in diesen stahlblauen Augen und aus der 
Tiefe — ganz von unten her — quoll noch etwas anderes heraus. Das tat sich 
klar und kurz jetzt kund: „Pardonieren, Herr Major — ich hab da noch 
etwas eigenes gutzumachen. Aber ich danke dem Herrn Major für das Wohl¬ 
wollen!“ und der Sprecher salutierte und machte Kehrt. — 

Nur zwei Tage später war es. Wieder hatten die Streifscharen des wei¬ 
marischen Bataillons die Umgegend von Winterstein vergebens nach feind¬ 
lichen Störungen abgesucht. Müde kehrten sie in das Dorf zurück, wo sie die 
Kameraden lässig ln den Haustüren herumsitzend fanden, auf nichts gefaßt, 
denn auf die gewohnte friedliche Tätigkeit des zu Ende gehenden Tages. Da 
brach aus dem nahen Walde ein Schwarm rotröcklger Reiter. Preußen waren 
das! Feinde! Wie ein wilder Sturm durchfegten sie die Dorfgassen, aber keine 
blitzend geschwungene Waffe war zu sehen. Immerfort nur schrien sie: 
„Kameraden, nehmt Pardon! Ihr seid gefangen!“ — Und wo sich nur ein 
Übereifriger oder Unverständiger sträuben und nach dem Gewehr greifen 
w'ollte, riefen bekannte Stimmen aus der Preußenschar: „Waffen nieder! 
Wir sind preußische Gefangene!“ Und nun sahen die Überraschten, daß ihre 
eigenen Offiziere selbst bereits gefangen waren — auf zufälligem Ausritt mußten 
sie ahnungslos überfallen sein und daß sie ganz zufrieden mit den Tatsachen 
schienen. Da lachten die verstehenden Burschen und sprachen unter sich: 
,.Wlr haben freilich dem Napoleon unser Blut nicht versprochen. Wir können 
es besser brauchen!“ und streckten ebenfalls die Gewehre. 

So war das Bataillon, das zu des Franzesenkaisers gewaltiger Kriegs¬ 
ausrüstung gegen Preußen und Rußland gehören sollte, diesem nach echter 
Husarenart im Hui abspenstig gemacht. 


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Nur fehlten da noch fünf bis sechs Mann, und es hieß: „Unteroffizier 
Alboth mit seiner Patrouille ist noch nicht zurück. Er muß auf dem Wege 
von Tabarz heranmarschiert kommen T* Sogleich brach ein einzelner starker 
Husar auf breitbugigem Rotbraunen aus der Siegerschar und stürmte den 
be^eichneten Weg entlang. Hinter ihm aber preschte ein Dutzend der besten 
Hellwigschen Leute mit anfeuernden Rufen her, wie sie freudige Jäger aus¬ 
stoßen, die ein sicheres Wild zu erbeuten hoffen. Und nicht weit — in einer 
Waldlichtung — da kamen die Weimarer Füsiliere richtig anmarschiert. Aber 
nicht lässig und ungedeckt, sondern brav geführt von einem, der weiß, was 
seine Pflicht ist. Sobald dieser der wilden Reiter ansichtig wurde, rief er mit 
heller, etwas banger Stimme: „Achtung! Fühlung genommen! Gewehr zur 
Attacke rechts!“ Aber da schrie es schon hinter dem ersten Anstürmenden 
hervor: „Kameraden, wir Preußen wollen euch retten vor Napoleon! Gebt 
euch in Frieden, wie es eure Offiziere getan haben!“ Und da der Schwarm 
der Roten um die paar Fußsoldaten sogleich von allen Seiten herum war, ließen 
die Überraschten ihre Gewehre klappernd auf den Boden fallen. Nur des 
Führers Finger krallten sich fester um seine Waffe. Und als er in dem Husaren 
auf dem Rotbraunen seinen Bruder erkannte, schrie er wie außer sich: „Willst du 
mir auch das Letzte nehmen, was mich noch hält: meine Achtung vor Gesetz 
und Ordnung? Ich bin Rheinbund-Soldat und der Preußen Feind! Wer 
mich fangen will, den muß ich bekämpfen und wenn es mein Bruder ist!“ und 
legte sein bedrohlich funkelndes Bajonettgewehr zu ungestümem Angriff aus. 
Aber da war der Husar schon aus dem Sattel und, den Säbel aushakend, ohne 
die Klinge aus der Scheide zu ziehen, wehrte er die Ausfälle des Wütenden 
mit entschlossenen und gut berechneten Paraden ab. Dazwischen rief er den 
Seinen zu, die ihm zu helfen heraneilten: „Ein Hundsfott, wer diesen hier 
anrührt! Er gehört mir!“ Und dann hatte er mit raschem, kräftigem Hiebe seines 
Gegners Gewehr zur Seite geschlagen, und ehe sich der Bestürzte noch der 
Seitenwaffe bemächtigen konnte, lagen schon seine beiden Arme wie ein 
Schraubstock um Glieder und Körper des Bezwungenen, und wie dieser sich 
auch sträubte, eine bekannte bittende Stimme sprach immerfort in sein Ohr: 
„Gottwart, — gibst du dich nicht dem Bruder gefangen? Ich will, dich ja 
retten 1 Höre doch: Annerose schickt mich!“ 

Ein Paar glühende Augen eines Armen, Gehetzten, Niedergezwungenen 
starrten endlich in des Sprechers milde, bittende Augen. Der umschlungene 
Körper erschlaffte, wurde losgelassen — da legten sich zwei Jünglingsarme 
zu letztem Rettungsgriff um den Hals des Starken, an dessen mächtiger Brust 
zu ruhen so wunderbar friedvoll und wohlig machte, und verhaltenes Auf¬ 
schluchzen und unterdrücktes Stöhnen gab alles aufgespeicherte Leid mit 
einem Male aus. Das war ein Hinslrömen, als flösse blankes Seelenblut. 

„Sei still, Gottw'art, alles weiß ich — alles!“ versuchte Lorenz zu be¬ 
ruhigen, und als doch das Begütigen nichts half, hob er den Aufgelösten empor, 
trug ihn seinen Husaren zu, damit sie ihm in den Satte! hälfen, und rief mit 
überstarker, freudiger Stimme und tränenblanken Augen: ,,Seht, ihr habt 
bei dem Fang nur Kameraden erwischt — ich aber habe einen lieben Bruder 
zurückgewonnen! Nun denkt euch, wenn der im Kriege unser Feind geworden 
wäre!' und er sah ihm in die Augen mit einem so von schmerzlicher Liebe 
erfüllten Ausdruck und sprach dazu leise: „Annerose hat‘s vollbracht! Ver¬ 
steh* doch — Annerose!“ daß Gottwart endlich begreifen mußte. Still glitt 
er vom Pferde und marschierte neben dem Bruder her. Die erregte Ausgelassen¬ 
heit der Kameraden aber bewirkte, daß seine Gedanken allmählich von den 
peinvoll gehegten Empfindungen abwichen, seine Eifersucht zerfiel und über 
dem, was die eigene Brust so schmerzlich aufgewühlt hatte, das Höhere, Ge¬ 
waltigere erstieg: der begonnene Kampf um das Vaterland. Bald empfand er 
die Gemeinschaft der Gleichgesinnten um sich beschwichtigend und wohltätig 
lösend. Alle Weichlichkeit, alle Wehleidigkeit um ein gestörtes Berufsleben 
fiel von ihm ab — er erkannte, solch einen Kriegsdienst erfüllen, heißt Gottes¬ 
streiter zu sein. 

In dieser Auffassung hat er den grimmig ausbrechenden Kampf, in dem 
das deutsche Blut seine Befreiung vom korsischen Joche suchte, als rechter 
Kämpfer mitgemacht. 


Vor seines Mädchens Angesicht hat er erst im Oktober wieder gestanden. 
Da war die Leipziger Schlacht geschlagen. Es hatten die Brüder Schulter an 
Schulter am Grimmaischen Steinweg gegen die Hartnäckigkeit der umzingelten 
Franzosen gerungen und sie zur Flucht genötigt. Das weimarische Bataillon 
hat seine bei der einstigen Gefangennahme verletzte kriegerische Ehre im 
Kampf gegen den wahren Vaterlandsfeind glänzend wiederhergestellt. Gott- 
warlraber hat im Gefechtsgetümmel erleben müssen, daß ein feindliches Bajonett 
des Bruders Brust durchbohrte. Schmerz und Grimm haben ihn in dieser 
Stunde zum festen deutschen Mann gereift. Mit inniger Sorgfalt hat er sich 
des Verwundeten angenommen, ihn bei der beginnenden Verfolgung nach 
Weimar geschafft und in die Hut des Vaterhauses gegeben — er, den Großen, 
Starken — nicht umgekehrt! Dann hat er sich mit wahrer, heißer Kämpfer¬ 
freude dem Yorckschen Korps angeschlossen, zu dessen Leibkompagnie er als 
Leutnant beordert war, und sich mit diesen Tapferen an die Fersen der flüchten, 
den Feinde geheftet. Über Erfurt, das sämtliche Verwundete und Krank- 
aus den Spitälern ausgespien hatte, und über Gotha war die schreckliche 
Hetze auf Eisenach zu gegangen. Furchtbar sah nach dem blutigen Gefecht, 
das gegen den Nachtrab bei Eichstätt stattgefunden hatte, das blühende Thüringer 
Tal aus, in das vom Norden der sagenumwobene Hörselberg blickt. Ver¬ 
wundete und Kranke aus Napoleons geschlagenem Heer, die sich bisher mit¬ 
geschleppt hatten, jetzt völlig niedergebrochen, verkrochen sich hier in die 
Dickungen der Wälder, einzig um in Einsamkeit zu sterben, nachdem ihr 
großer Kaiser vom Schicksal so hart getroffen war. Wenige Tapfere schlugen 
sich mit letzter Kraft seitlich in die Täler, um so dem übermächtigen Ansturm 
der grimmigen preußischen und russischen Verfolgungen zu entgehen. 

Auf der Spur einer solchen tapferen Schar, die über Kittelstal bis nach 
Ruhla geflüchtet war, drang Goltwart im Glanz der siegreichen Waffen, im 
Schmuck völlig erwachter, starker Männlichkeit in das abgeschieden liegende 
Bergdorf. An der Spitze der Seinen kam er als Befreier. Das Detachement 
der Franzosen wurde in der Dorfstraße nach kurzem, wenn auch heftigem 
Widerstande zerstreut und niedergemacht. Den letzten Überlebenden bot 
seine Stimme in den Gefechtslärm hinein Pardon an. Da schwieg alles Schießen. 
Die Türen öffneten sich, und mutige Bewohner kamen heraus, sich der Ver¬ 
wundeten anzunehmen. Vor Annerose stand Gottwart. Das blanke Schwert, 
das in seiner Rechten blitzte, das von einer Wunde des linken Armes tropfende 
Blut, seine ganze sieghafte, heldenmütige Haltung zeigten, daß der Geliebte jetzt 
einen Trost nicht nötig hatte, wie einstmals an dieser Stelle. So trat ihm das 
blonde Mädchen, das er im Herzen trug, mit fast demütiger Zärtlichkeitin den 
Augen entgegen. Er aber zog sie mit der gesunden Hand in das Haus.Flam.men 
der Liebe steigerten sein Wesen. Herbe Erinnerung an erlittenes Leid vertiefte es. 

„Küß mich wie damals, Annerose!“ rief er fast heftig und umschlang ihren 
Leib. Sie aber bog sich zurück. „Wie könnte ich das, Goltwart! Damals 
habe ich mich als schwache Hand der helfenden Liebe ansehen müssen und dir 
gewähren können, was so gering war, aber w'as doch einzig mein Eigen bedeutete. 
Heut seh ich dich in der Vollkraft des Mannes, der keine Hilfe und keinen Trost 
braucht. Willst du, daß ich dich küsse, dann kann ich es nur tun, wie ein 
schwaches, liebendes Mädchen, das einen starken Helden im Herzen hegt und 
ihm seine Liebe mit dem Kusse zeigen möchte.“ Und sie bot ihm, errötend und 
mit mädchenhafter Scham, die zuckenden Lippen, aiswäre es das erste Mal. 

Da durchrann den völlig Erlösten das Beben einer Glückseligkeit, von 
der er wußte, er hatte sie nicht verdient. Er umfaßte die gewonnene Braut 
mit dem unversehrten Arm so fest, wie er nur je mit zweien gekonnt hätte, 
und sprach mit inniger Versenkung in sein errungenes Glück,: ,,So hat mich 
damals der Bruder auch für dich gefangen, Geliebte!“ 

„Der Bruder —?“ 

Die Blicke zweier Augenpaare versanken ineinander. Gottwart sprach 
ernst: „Er liegt in der Heimat als Verwoindeter. Geh zu ihm, ihn zu pflegen, 
und er wird genesen. S o laß uns seinen Glückwunsch gewinnen für die Zeit, 
wo Frieden sein wird.“ 

Verstehend sah Annerose zu ihm auf und schmiegte sich an ihn. Einmal 
mußte es ja Frieden werden! 


Deutscher Stil im Kunsthandwerk. 


Beherzigenswerte Worte schreibt der Kun* twart (Verlag von Georg D. W. 
Callwcy.München) in seiner jüngstenNummer unter der Spitzmarke: „Imperator 
und Vaterland“. Es heißt da: 

Stolze Namen und stolze Schiffe — wir haben gar keinen Grund, zu 
bezweifeln, daß sie, alles in allem genommen, in ihrer Gattung die ersten der 
Welt sein werden. Die größten sind sie, was die technischen Leistungen an¬ 
betrifft, so sind sie, es scheint nach einstimmigem Urteil, unerreicht, und 
die Vorzüglichkeit der Technik geht auch in alles Gewerbliche hinein. Es 
drückt sich darin eine Großzügigkeit des geschäftlichen und wirtschaftlichen 
Denkens aus, die machtvoll vom Zeitalter der Weltwirtschaft spricht. Und 
dennoch bleiben Wünsche! Wünsche aus jener vaterländischen Denkart, 
die aus nunmehr schon langer Erfahrung weiß: nicht das Verleugnen, sondern 
das Betonen des selbst erworbenen Guten bringt uns auch im Ausland Ehre 
und Gewinn. 

Gehen wir kurz darüber hinweg, daß auf einem deutschen Dampfer ein 
Restaurant Carlton-Ritz unentbehrlich schien, verwaltet von Ritz in Paris 
und Carlton in London. Mußte es von französischen Arbeitern hergeslellt 
werden? Mußte der Rauchsalon von Engländern gemacht werden? Reichen 
die Kräfte all der kunstgewerblichen Werkstätten, vor deren Wettbewerb 


auch den Engländern und Franzosen bange geworden ist, nicht aus, um das 
Restaurant und den Rauchsalon hinzustellen? Aber weiter: in welchen Stilen 
wird gebaut? Ritz-Carlton im Empire, der Damensalon im Kolonialstil, der 
Rauchsalon flämisch, der Schw'immsaal pompejanisch, der Wintergarten 
Louis XVI., die Halle des Schiffes Louis XVL, der Speisesalon Louis VXl. — 
Louis XVI. scheint der eigentliche Imerator gewesen zu sein. Die deutsches 
Form der Gegenwart, die unser Streben ausdrückt und unser Kunsthandwerk 
in der Welt groß gemacht hat, wo bleibt die? 

Sie sollte nicht allein aus ästhetischen Gründen da sein, aber auch aus 
solchen. Alle jene historischen Stile sind Ausdruck vergangener Zeiten, wer 
sie gern aufnimmt, zeigt damit, daß es ihm nicht auf ein wesenhaftes Ver¬ 
hältnis zu den Dingen ankommt, auf ein Zusammengehen seiner Phantasie 
mit den Bedingungen von Zweck und Material im Leben ringsum, sondern 
auf ein im Unterbewußtsein schauspielerisches, trotz allem Amerikanertum 
dem Wesen nach romantisches Sich-hinein-Versetzen in Vergangenheit. 
Kommt die Ermüdung, so kommt eben etwas anderes, aber was kommen 
mag, bleibt an der Oberfläche des Erlebens. Nur der aus Stoff und Aufgaben 
heraus gestaltende Stil des Heute beteiligt unser Innenleben in größeren Tiefen 
mit. Dazu kommt, daß die historischen Stile unter ganz anderen Bedingungen 


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ihre Räume bildeten, als die moderne Schiffbaukunst sie liefert. Ein pompe- 
janisches Bad, ein Renaissance-, Barock- oder Rokoko-Schloßraum (von denen 
manche zudem die auf Schiffen unmögliche Hochräumigkeit als Voraussetzungen 
ihrer Formcnspicle brauchen), was haben sie mit modernen Riesenfahrzeugen 
zu tun? Nur der Stil von heute gehört dorthin, weil er in seinem engen Ver¬ 
hältnis zu Material und Zweck auch hier jede Sachforderung des großen Relse- 
schiffcs aus seinen Bedingungen heraus gestalten kann. 

Wirtschaftlich mag hier ein Interessengegensatz der Schiffahrts-Gesellschaft 
und der Allgemeinheit vorliegen. Die Schiffahrt-Gesellschaft wird ihr inter¬ 
nationales Publikum, wird insbesondere die Amerikaner kennen; möglich, 
daß diese durch das Durcheinander von Stilen in diesem höchsten Luxus auf 
deutsche Schiffe gelockt werden. Das Interesse der Allgemeinheit aber würde 
von diesen Schiffen verlangen, daß sie fürs Deutschtum, insbesondere für 
die deutsche Industrie werben. Sie sollten in gewissem Sinne 
moderne Ausstellungen der deutschen Arbeit von heute sein, nur, daß jeder 
Ausstellungsgegenstand sich gleich im praktischen Gebrauch zeigte. Daß 
man überhaupt ausländische Arbeiter heranzog, scheint unter diesem Gesichts¬ 
punkt ein besonderer Fehler; man sollte von diesen schwimmenden Palästen 
sagen können: sie sind deutsche Arbeit ln jedem Stück. Das deutsche Interesse 
hätte auch die Durchbildung im deutschen Geschmacke verlangt, den man 
ja jetzt überall ln der Welt zu begreifen beginnt eben als einen Geschmack der 
Sachlichkeit. Unser Kunsthandwerk ist jetzt geklärt genug, um vor Experl- 
mentler-Entglelsungen sicher zu sein: man hätte das wagen können. So sind 
wieder große Gelegenheiten auf diesem Gebiete verpaßt, mögen es die letzten 
versäumten selnl“ — 

Am gleichen Tage lesen wir folgende Notiz über die Große inter¬ 
nationale Kunstgewerbeausstellung ln Paris, die 
für 1916 geplant ist: „Auf Anregung der französischen Deputiertenkammer 
war vor einiger Zeit eine Kommission aus verschiedenen Ministerien eingesetzt 
worden, um die Mittel und Wege für die Große internationale Kunstgewerbe¬ 
ausstellung in Paris 1916 zu prüfen. Die Kommission hat ihre Vorberatungen 
nunmehr beendet und sich in ihrem Bericht an den Handelsminister dafür 
ausgesprochen, daß die Ausstellung nur Werke und Modelle zeigen solle, die 
eine neue Idee oder wirkliche Originalität zeigen, während alle Nachahmungen 
und Nachbildungen früherer Stile ausgeschlossen sein sollen. Bei der großen 
Rolle, die das Stilmöbel und seine Entsprechungen im französischen Kunst¬ 
gewerbe spielt, ist dieser Beschluß von größter Bedeutung. Als Ausstellungs¬ 
platz hat die Kommission ln erster Linie das Befestlgungscelände zwischen 


der Porte d’Auteuil und der Porte Dtuphine oder die Ile de Puteaux und in 
zweiter Linie, für den Fall, daß die Ausstellung auf später als 1916 verschoben 
werden müßte, das Befestigungsgelände bei der Porte Maillot vorgeschlagen. 
Das deutsche Kunstgewerbe wird gewiß, nachdem es auf der 
nächstjährigen Werkbundausstellung in Köln seine 
große Heerschau abgehalten hat, in Paris mit besonderer Anstregung die ihm 
gebührende Stellung sich sichern.'! 

Ob es für das deutsche Kunstgewerbe von Vorteil ist, wenn diese große 
internationale Ausstellung schon 1916 statthndet, wollen wir nicht näher er¬ 
örtern. Jedenfalls wird der deutsche Stil, der bereits auf der Welt¬ 
ausstellung in B r ü s s e 1 1910 die Feuertaufe glänzend bestanden und man¬ 
chem verächtlich prüfenden Auge des Auslandes hohe Anerkennung abgerungen 
hat, auch im internationalen Wettbewerb in Paris in Ehren bestehen können; 
dafür wird dieKölnerSchau des Werkbundes den Prüfstein abgdsen. — 
Aber zunächst sollte sich mal der Deutsche selber auf seine Pflicht 
besinnen; solange e r seinen deutschen Stil verleugnet und in der Aus¬ 
stattung seines deutschen Heims, wie leider auch in seiner 
Kleidung in der Mode usw. die Erzeugnisse des Auslandes ohne Anlaß 
bevorzugt, kann er ernstlich nicht die Anerkennung des deutschen Kunst¬ 
handwerks vor dem Ausland erwarten. Als ein Mittel, die Achtung vor dem 
deutschen Stil zu erringen, betrachten wir mit dem Kunstwart die Anwendung 
unseres deutschen Stils in solchen repräsentativen Räumlichkeiten, wo ein 
reger nationaler und internationaler Verkehr herrscht. 
Das sind unsere großen Dampfer, die Bahnhöfe, die Theater, die Hotels, 
Restaurants usw. (Und welche Stilarten oder welche Stilverirrungen werden 
uns hier vielfach angeboten!) Auch unsere neuzeitlichen Verkehrs¬ 
bureaus, in denen viele Hunderttausende alljährlich verkehren, sollte 
man . der Einführung des deutschen Stiles nutzbar machen. Leider besitzen 
ja die meistens auf freiwillige Beiträge angewiesenen V-erkehrsvereine nicht 
die Mittel, um sich gediegene ,,stilvolle“ Einrichtungen leisten zu können. 
Aber bieten diese Verkehrsbureaus nicht die günstigste Gelegenheit als Aus¬ 
stellungsräume für hervorragende deutsche kunstgewerbliche Gegen¬ 
stände, um namentlich für Raumkunst gelten zu können? Vor allem sollte 
man aber bei den jetzt von den deutschen Staatseisenbahnen in Verbindung 
mit dem Bund Deutscher Verkehrsvereine geplanten deutschen Aus- 
kunftsstellen ln verschiedenen Verkehrszentren des Auslandes 
deutsche Raumkunst und unser Kunstgewerbe in der würdigsten und nach¬ 
drücklichsten Weise zur Geltung bringen. Sch. 


Genußreiche Ferienreisen — Herdenreisen? 


„Sonntag, 27, Juli. Früh Abfahrt mit Sonderzug über Frankfurt, Offen¬ 
burg (Schwarzwaldhahn mit 38 Tunnels), Singen (Hohentwiel) nach Schaff¬ 
hausen-Neuhausen (Besichtigung des Rheinfalles) nach Zürich. Übernachten 
daselbst. Montag, 28. Juli. Früh Abfahrt nach Arth-Goldau, dann mit der 
Rigibahn nach Rigi-Kulm — Mittagessen — abwärts mit der Bergbahn nach 
Vltznau und von hier mit dem Schiff nach Luzern. Besichtigung der Stadt. 
Übernachten. Dienstag, 29. Juli. Früh mit der Gotthardbahn nach Göschenen. 
Spaziergang in das w'lld romantische Reußtal über die Teufelsbrücke bis zum 
Urner Loch und zurück nach Göschenen und dem Vierwaldstättersee — Mittag 
essen auf dem Schiff —Und so weiter hurre hurre hopp. In sieben Tagen 
die ,,Schweiz“, so verspricht es der Prospekt. „Zweihundert Kollegen und 
Kolleginnen“, wie das in Zürich die Straße zum Nachtquartier heraufkommt, 
lodengrün und moderot, wie das trappelt und trippelt und schnattert. Scheu 
räumen die Eingeborenen den Bürgersteig. Ein Spazierstock reckt sich weisend 
auf einen Kirchturm hin. Zweihundert Nasen wenden sich der Spitze des 
Spazierstocks nach. 

Und wenn sie alle wieder daheim sind, was wissen sie den Zurückgebliebenen 
Staunenswertes zu berichten! So viel Meter tief ist der Wasserfall, und Schulzens 
wnirden ganz naßgespritzt. Mit dem Mittagbrot da und da waren wir reingefallen. 
Der Meyer hat sich wieder als ein rechter Filz gezeigt. Ja, man ist innerlich 
reicher geworden in den sieben Tagen. „Lehrreich“ wars, sehr lehrreich, und 
„ganz gemütlich“. Aber was hat man gelernt? Außer mit den Kellnern und 
Beamten hat man mit niemand im fremden Lande gesprochen. Man hat die 
Fremden nicht einmal sprechen hören, denn man war immerfort unter sich, 
im Extrazug, im Extraschiff oder im Herdengetrappel. Und was hat man gesehen? 
Just einen Blick in die Ferne zwischen den Hüten der Kolleginnen und Gattinnen 
hindurch. Dann wurde man weitergerissen, und der Nebenmann setzte seine 
Erörteungen über das äußerst wichtige Fachproblem fort. Über die Schweiz 
selbst hat man sich, abgesehen vom Essen und Trinken, das es da gibt, nicht 
unterhalten, man war ja selbst „drin“. 

Ein Kollege war zu Haus geblieben. Der arme Teufel! Morgens um vier 
war er aufgestanden und in den Buchenwald gegangen. Da hat er dem frühen 
Vogelschmettern zugehört. Nachmittags hatte er auf der Wiese gelegen und ein 
Buch gelesen. Und zwischen den Kapiteln sah er die Wolken ziehen, die Schmetter¬ 
linge gaukeln. Wie unabsehbar wogten die Grashalme! Ein Käfer kitzelte ihm 
die Hand, er sah näher zu: welch ein wundervolles Gebilde w'ar das! Abends 
ging der arme Mann einsam durch die gemähten Felder. Dann sah er die Sonne 
brennend rot im Wolkengewühl versinken, und er empfand etwas Heiliges, 
das fortan wie ein heimlicher, ahnungsvoll funkelnder Schatz tief, tief im Dämmer 
seines Bewußtseins liegt. Wer hat nun „mehr von der Welt gesehen“, die zwei¬ 
hundert in der Schweiz oder der eine daheim? Wer hat nicht bloß gesehen, 
sondern mit sc’nem ganzen Menschen ein Stück Welt erfahren? Wer ist reifer 


geworden? Sollte man etwa an einem verbummelten Sommertag in der Heimat 
mehr „lernen“ als auf einer siebentägigen Massenreise durch die Schweiz? 
So wie man die Schweiz auf einer solchen Fahrt zu sehen bekommt, kann man 
sie auch im Kientopp oder im „Kaiserpanorama“ genießen. Da kostet es nur 
dreißig Pfennige, geht noch schneller und man hat doch auch „alles” gesehen: 
den Rheinfall, die Jungfrau, die Tellplatte usw. Und man braucht sich daLei 
über keinen Kollegen zu ärgern, braucht nicht aufs Essen zu schimpfen und nicht 
zu schwitzen. 

Diese Satire auf das moderne Herdenreisen, die der „Kunstwart” bringt, 
ist nicht übertrieben. Denn gerade die bequemen Verkehrsmittel im In- und 
Auslande beeinflussen die Reiseeile der modernen Zelt auf das nachteiligste. 
Da wird so ein Land ln zwei, drei Wochen im D-Zugtempo durchrast, und der 
Erfolg? Ein buntes Durcheinander von Eindrücken, die so flach sind, daß sie 
sich ln kurzer Zelt schon wieder völlig verwischen. Noch bedenklicher ist diese 
Art zu reisen im eigenen Vaterlande. Wir haben uns jahrzehntelang am eigenen 
Helmatlande schwer versündigt. Nur das Ausland hatte für die Reisenden mit 
größeren Mitteln Reiz und Interesse. Und die Deutschen, die am Kap der 
Guten Hoffnung wie im Schatten der Pyramiden zu Hause waren, kannten leider 
in den meisten Fällen das eigene deutsche Land nur im engsten Umkreis des 
ständigen Wohnsitzes oder die großen Städte, die auf der Durchreise oder bei 
Geschäftsfahrten berührt wurden. 

Aber die Jugend kehrt durch ihre Fußwanderungen zur rechten Reiseart 
zurück. Sie will sich die Heimat Jahr für Jahr Stück um Stück erobern, will 
einen Gau nach dem andern in behaglichem Genuß kennen lernen. Sie legt 
sich Rcisetagebücher an, fügt den Aufzeichnungen eigene Skizzen, Aufnahmen 
oder Postkarten ein und hält so die ganze Ferienfahrt fest, kann sie an langen 
Winterabenden immer wieder mit Genuß in die Erinnerung zurückrufen, andere 
damit erfreuen oder gar zu einer ähnlichen Fahrt anspornen. 

Gerade jetzt, da die Ferien vor der Tür stehen, sei daher diese Art des 
Relsens wieder nachdrücklich empfohlen. Nicht jeder freilich mag mit Knoten¬ 
stock und Rucksack Tag um Tag sein Stück Weges wandern. Der indes hat 
noch weit mehr Gelegenheit, Landschaft und Natur in ihrer ganzen boden¬ 
ständigen Art kennen zu lernen. Er setzt sich fest an irgendeinem Platze und 
erobert sich von dort aus ein Stück nach dem andern die nähere und weitere 
Umgebung. 

Diese Art der Ferienreisen hat auch einen höheren Wert und tieferen Sinn, 
und wenn der Münchener Archltel<t Möstel im „Bayernland“ sogar Schüler¬ 
stipendien für Fußwanderungen anregt, so ist ihm lediglich darum zu tun, das 
Wandern ln der eigenen Heimat zu fördern. Er beklagt es mit Recht, daß an 
unsern höheren und mittleren Schulen wohl Stipendien der verschiedensten 
Art, auch für Reisen nach Italien und Griechenland bestehen, aber keines für 
diesen weit wichtigeren Zweck. „Die einseitige Betätigung auf vielen Schulen, 






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alle Lehrstoffe nur aus Büchern zu lehren, muß durch emsige Wanderungen 
in eine gesündere Bahn gelenkt werden. Dafür spricht schon die erschreckende 
Abnahme der Wehrfähigkeit der gebildeten Schichten. Von jedem Standpunkt 
aus müssen solche Wanderungen in den Heimatgauen gefördert werden. Da 
alle Kreise der Studierenden — auch junge Kaufleute — solche Wanderungen 
unternehmen sollten, wäre es gut, wenn einmal durch Stiftungen an den Hcch- 
und Mittelschulen aller Arten die Sache in Fluß gebracht werden könnte. Durch 
Schulsparkassen für diese Zwecke würde die Sache auch populärer zu machen 
sein. Charakter, Verstand und die Allgemeinbildung gewinnen durch solche 
Wanderungen und Studienfahrten in der Heimat in ausgiebigster Weise. Man 
pricht ja soviel davon, daß die Kunst, das Kunstgewerbe und die Architektur 


die Verbindung mit dem Heimatboden lange Zeit verloren hatten, und heute 
noch fehlt der Kunst in vielen Fällen die innige Verbindung mit der Heimat — 
der beste Beweis ist ja der „Futurismus” und der „Kubismus”. Für Kunst¬ 
akademien, Kunst- und Baugewerbeschulen sind solche Stiftungen ein unab¬ 
weisbares Bedürfnis: alle Freunde einer bodenständigen Kunstbetätigung werden 
mir recht geben. Die Heimatkunde ist ein Urquell für alle künstlerisclie Be¬ 
tätigung. Aber nur durch ausgedehnte Fußwanderungen ist eine vertraute 
Kenntnis der Natur und Kulturgeschichte unseres Vaerlandes zu erzielen. 
Die Bücherweisheit allein — die haben wir fast vierzig lange Jahre überschätzt! 
Und noch eins: Sport allein verflacht — das frische, freie Wandern vertieft das 
Gemüt”. 


Natur- und Heimatschutz 


Naturschutz des Edelmarders. Die staatliche Stelle für 
Naturdenkmalpflege in Preußen hatte schon vor einigen Jahren Vorstellungen 
an die Landesvereine des Allgemeinen deutschen Jagdschutz Vereins gerichtet, 
die die Beseitigung der von ihnen ausgesetzten Prämien für die Vertilgung 
von „Raubzeug” bezweckten, und hatte unter anderem darauf hingewiesen, 
wie widersinnig es sei, für Tiere, deren Balg einen ansehnlichen Handelswert 
hat, auch noch Abschußprämien auszusetzen. So gelten die Bälge des Iltis 
etwa 6 Mark, des Fuchses 12 bis 15 Mark, des Steinmarders 26 bis 28 Mark 
und des Edelmarders gar 40 bis 45 Mark, der denn auch inzwischen so selten 
geworden ist, daß er ohne besonderen Schutz bald verschwinden würde. Da 
muß es denn in der Tat große Befriedigung erregen, daß, wie „Die Natur¬ 
wissenschaften” (Heft 26, S. 631) mitteilen können, der Landwirtschaftsminister 
die königlichen Regierungen ermächtigt hat, ,,den Forstbeamten das Fangen 
und die Erlegung des Edelmarders ln den Staatsforsten ihres Bezirks für eine 
bestimmte Zeit zu untersagen, insoweit es zur Verhinderung des völligen Aus¬ 
sterbens des Tieres notwendig erscheint und sonstige Bedenken nicht entgegen¬ 
stehen.” Leider ist der Erlaß, wie beim preußischen Bureaukratlsmus üblich, so 
unbestimmt und verklausuliert gefaßt, daß seine Ausführung völlig ln das Be¬ 
lieben des Regierungspräsidenten gestellt bleibt. Recht anfechtbar Ist auch 
die eingefügte Begründung, daß sich der Edelmarder (Mustela martes) unter 
anderem auch durch die Verfolgung des Eichhörnchens „nützlich“ mache — 
denn dann wird zum Ausgleich natürlich der „falb-feurig-gemantelte Königs¬ 
sohn im blühenden, grünenden Reiche”, wie Rückert ihn besingt, ln Bälde 
der völligen Ausrottung verfallen sein, und das wäre bei der Armut des heimischen 
Waldes an Charaktergestalten doch wohl noch mehr zu bedauern. 

Naturschutz in der Eifel. Der Gerolstelner Gemeinderat hat 
eine schöne Tat echter Heimatliebe vollbracht. Er hat den Beschluß gefaßt, 
dieGerolsteinerDolomltfelsen, Auberg, Menterlag und Hustlag, 
die in wildzerklüfteter Form aus dem Kylltal emporwachsen, zu schützen. 
Er hat daher beschlossen, daß weder die Felsen noch das dazugehörige Vorland 
bebaut oder zu gewerblichen Zwecken benutzt werden dürfen. — Ein weiteres 
Naturdenkmal der Eifel ist der Wachendorfer Berg bei Eschweller 
(Kr. Euskirchen), ein Bankblock, der wegen der in ihm enthaltenen Ver¬ 
steinerungen eine Natursehenswürdigkeit ist. Auf eine erdgeschlchtllchc 
Studie des Pfarrers Krause, Eschweller, hin hat der Gemeinderat beschlossen, 
den Block zur Erinnerung an das Regierungsjubiläum des Kaisers als 
Naturdenkmal zu erhalten. Deshalb sollen von der Gemeinde Eschweller 
in der Nähe des Blocks keinerlei Arbeiten vorgenommen werden, die 
eine Beschädigung oder Beeinträchtigung des Naturdenkmals verursachen 
können. 


Renovierung des historischen Rathauses in Kolberg 
Nachdem in den Jahren 1887 bis 18% der im dreizehnten Jahrhundert erbaute 
Kolberger Dom renoviert worden ist, schreitet die Stadt jetzt zu einer völligen 
Renovierung des ebenfalls dem dreizehnten Jahrhundert entstammenden Rat¬ 
hauses. Unter dem Großen Kurfürsten bereits wurde 1653 das auf dem Markte 
gelegene Rathaus umgebaut und zweckmäßig eingerichtet, nur der Ratskeller 
blieb erhalten. Hatte das Rathaus in der russischen Belagerung 1761 schon 
schwer gelitten, so wurde es während der französischen Belagerung in der 
Nacht vom 1. zum 2. Juli 1807 fast völlig zerschossen. Friedrich Wilhelm III. 
schenkte seiner „treuen Stadt” 30 000 Taler und Heß 1829 bis 1832 unter 
Leitung des Kölner Dombaumeisters Zwirner das Rathaus wieder aufbauen. 
Der Baumeister benutzte die alten historischen Wände mit, so daß noch heute 
im Nordwestteil der Charakter des dreizehnten Jahrhunderts streng gewahrt 
ist. Im übrigen erbaute Zwirner das Gebäude in dem gotischen Festungsstil, 
den auch das alte Gebäude aufgewiesen hatte. Für die jetzige Renovierung 
wurden 165 0(X) Mark von den Stadtverordneten bewilligt. 

Die Barbarossahöhle bei Frankenhausen am Kyffhäuser ist 
von 8 Fachgelehrten unter Führung von Dr. Berg, Berlin, ausgeführt, topo¬ 
graphisch aufgenommen und genau vermessen worden. Dabei ergab sich die 
Tatsache, daß die Barbarossahöhle eine der größten Höhlen Deutschlands 
ist. Es gelang der unermüdlichen Tätigkeit der Gesellschaft, ganz neue Höhlen¬ 
räume aufzudecken, die an Größe und Pracht hinter den bekannten in keiner 
Weise zurückstehen. Die Gesamtlänge der Höhle, die in den Reisehandbüchern 
auf 350 Meter angegeben wird, beträgt weit über 1300 Meter und der Flächen¬ 
inhalt der unterirdischen Hohlräume ist schätzungsweise 18000 Quadrat¬ 
meter. Daß die Forschungen ein solch günstige^ Ergebnis erzielten, verdanken 
die Gelehrten in erster Linie der tatkräftigen Unterstützung und persönlichen 
Teilnahme des Barons von Rüxleben auf Schloß Rottleben und des Legations¬ 
rats von Krause auf Schloß Bendeleben. 

Die Wälder der Erde. Während des internationalen Wald¬ 
kongresses, der im Juni in Parfs stattfand, sind Zahlen bekannt geworden, 
die die Ausdehnung der Wälder auf der Erde beleuchten. So schwierig auch 
eine derartige Statistik ist, so läßt sich doch nach diesen Angaben feststellen, 
daß die gesamte Waldfläche, die die Erdoberfläche bedeckt, etwa 1 V 2 Milliarde 
Hektar beträgt. Davon entfallen auf Amerika 646 752 200 Hektar, auf Asien 
386 003 100 Hektar, auf Europa 314468500 Hektar, auf Australien 94 430 000 
Hektar. Was den Waldreichtum der einzelnen Länder Europas anbetrifft, so 
steht natürlich Rußland an erster Stelle, es besitzt 196 Millionen Hektar Wald; 
den zweiten Platz darf Frankreich mit 9 800 000 Hektar in Anspruch nehmen; 
dann folgen in sehr nahen Abständen Österreich, Ungarn, Preußen und Spanien. 



Die schönen Künste 



Theater 

Das erste deutsche Genossenschaftstheater. In 
Guben ist von der Stadtverordnetenversammlung der Deutschen Bühnen¬ 
genossenschaft das Stadttheater auf fünf Jahre vei pachtet worden. Die Bühnen¬ 
genossenschaft übernimmt das Stadttheater am 1. Oktober. Das Theater wird 
auf genossenschaftlicher Grundlage geführt werden; das bedeutet Einführung 
einer Mindestgage, volle Bezahlung der Vorprobentage, weitgehende Fürsorge 
in Krankheitsfällen, Lieferung sämtlicher Kostüme, auch der modernen, und 
Beteiligung der Mitglieder am Reingewinn. 

Ein Freilichttheater ln Binz (Rügen). Durch gütiges 
Entgegenkommen Ihrer Durchlaucht der Fürstin und Herrin zu Putbus Ist 
es der Kurdirektion möglich geworden, in der Prorawaldung dicht bei Binz 
eine Freilichtbühne zu eröffnen. Die erste Vorstellung findet Elnde 
Juli statt. Schauspielhausdirektor Steffter hat als Eröffnungsstück das 
Halmsche Lustspiel ,,Heiligen Wald” gewählt, dessen Hauptrolle voraus¬ 
sichtlich Major von Bredereck, ein bekannter Künstler, als Gast spielen wird. 
Das Theater wird durch eine mit Mischwald bestandene hohe Düne gebildet. 


deren Hintergrund sich prächtig gestalten läßt durch Abstiege und Natur 
versatzstücke. Die Bühne selbst mit dichtem Farrenkraut ist geräumig, so 
daß für 1915, das Rügensche Jubiläumsjahr, ein Festspiel geplant werden kann. 
Der Zuschauerraum, in dichtem Waldesschatten liegend, steigt amphitheatralisch 
sanft gegen eine der Bühne gegenüberstehende zweite Düne an, es können 
daselbst mehr als 10(X) Personen Platz finden. Die Gemeindevertretung hat 
für die Durchführung dieses neuen prächtigen Unternehmens die Mittel ln 
großzügiger Weise bewilligt. 

Musik 

Der Allgemeine deutsche Musikerverband hat auf seiner Berliner 
Tagung beschlossen, seinen nächsten Vertretertag im Jahre 1915 ln Elber¬ 
feld abzuhalten. Der Vorstand des Deutschen Orchesterbundes hat dazu 
nunmehr den Beschluß gefaßt, mit dieser Tagung ein M u s i k f e s t zu ver¬ 
binden in Gestalt großzügiger Orchesterkonzerte, wie sie in Berlin geboten 
wurden. Hinsichtlich der Orchestermasse soll das Fest im Rahmen der Berliner 
Veranstaltung gehalten werden, es soll aber nur zwei Konzerte umfassen. 
Der Elberfeldcr Musikverein hat diesen Beschlüssen zugestimmt. 

Malerei 

Die von Professor Fritz von Wille- Düsseldorf unter wesentlicher 
Beihilfe des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen im Kreisst$nde- 
saale zu Daun ausgeführten Wandgemälde sind kürzlich dem 










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DEUTSCHLAND Bi oeoeeoGeoooecooooe e eoooe M Nr. 7 


Kreise Daun übergeben worden. In warm empfundenen beredten Worten 
dankte der Vorsitzende Justizrat Lohe (DüsseldorQ dem anwesenden Künstler 
für seine hervorragende Leistung. Es sei dem Verein eine ganz besondere 
Genugtuung gewesen, einmal die Kunst aufs Land bringen zu können. Be¬ 
sonderer Dank gebühre deshalb dem Landrat Weismüller, der die Anregung 
hierzu gegeben und das Zustandekommen des schönen Ganzen durch die 
.Aufbringung weiterer Geldmittel ohne Inanspruchnahme des Kreises ge¬ 
fördert habe. Landrat W e i s rn ü 11 e r dankte namens des Kreises für das 
große Entgegenkommen, das der Kunstverein dem Kreise Daun durch die 
Bereitstellung so erheblicher Mittel bewiesen habe; er hoffe aber auf das be¬ 
stimmteste, daß gerade dieses Werk die Volkstümlichkeit und Beliebtheit des 
Kunstvereins und das Verständnis für sein so überaus segensreiches Wirken 
auf dem Gebiete der heimatlichen Kunst in die breitesten Massen tragen und 
so dem Verein den Gegenlohn für seine große Tat heimischer Kunstpflege 
bieten werde. Sein Dank gebühre aber auch dem Künstler, der sich seiner 
Aufgabe mit so viel Liebe und Verständnis unterzogen und der durch dieses 
Kunstwerk inmitten seiner geliebten Eifelberge einen Gegenlohn dafür ge¬ 
funden habe, daß er durch die tiefempfundenen Eifelbilder die Schönheiten 
dieses verkannten Landstriches erst in die weitern Kreise getragen habe. Sein 
Dank gebühre endlich auch dem verstorbenen Vorsitzenden Geheimen 
Regierungsrat von Wätjen (DüsseldorQ. der mit großem Verständnis noch 
kurz vor seinem Tode dem Unternehmen den W'eg geebnet habe. Die sieben 
Wandgemälde stellen die drei Hauptorte des Kreises (Daun, Gerolstein und 
Hillesheim) sowie hervorragende Punkte des Kreises (die Kasselburg, Burg 
Kerpen, das Weinfelder Maar und die Gerolsteiner Felsen) dar. 

Walter Caspari, der bekannte Münchener Illustrator, ist nach 
kurzem Leiden im Alter von 54 Jahren gestorben. Er war besonders als Zeichner 
durch seine Mitarbeit an der „Jugend“, dem „Simplizissimus“ und den „Fliegen¬ 
den Blättern“ bekannt. Seine Arbeiten der vogtländischen Steinzeichnungen 
erfreuten sich besonderer Beliebtheit. 

Baukunst 

Sandsteinbauten in Industriegegenden. Großes Auf¬ 
sehen hat es vor einigen Jahren nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in der 
Laienwelt erregt, als bekannt wurde, daß am Kölner Dom, diesem ehrwürdigen 
Wahrzeichen in Rheinlands Metropole, der Sandstein großen und starken 
Zersetzungen ausgesetzt gewesen ist und daß zur Wiederherstellung der zer¬ 
störten Stellen viele Hunderttausende Mark erforderlich waren. Inzwischen 
hat man auch in andern Städten so zahlreiche Beobachtungen von dem Verfall 
des Sandsteins gemacht, daß unsere moderne Monumentalbaukunst der bitteren 
Notwendigkeit entgegengeht, künftig die Verwendung dieses bisher so eifrig 
bevorzugten Steines als wirklich dauerndes Baumaterial immer mehr einzu¬ 
schränken. Die mannigfachen Nachforschungen haben bekanntlich ergeben, 
daß die Zerstörung am Sandstein auf schweflige Säure zurückzuführen ist, 
die ln der Luft der Fabrikstädte und Gemeinden mit vielen rauchenden Schloten 
enthalten ist. Infolge dieser Forschungsergebnisse hat man sich nunmehr 
ln Barmen entschlossen, das neue Rathaus, das nach den Plänen*^ des Pro¬ 
fessors Roth, Dresden, mit einem Kostenaufwande von 4 200 000 Mark erbaut 
werden sollte, ln Muschelkalkstein auszuführen, trotzdem sich die Baukosten 
dadurch um 150 000 Mark erhöhen. Der Muschelkalkstein hat nämlich die 
merkwürdige Eigenschaft, daß sich durch Verbindung der schwefligen Säure 
auf seiner Oberfläche eine gummiartige Schutzhaut bildet, von der alle atmo¬ 
sphärischen Einflüsse abgehalten werden. 

Kleine Nachrichten. Der im Berliner Landesausstcllungspark 
stehende „H ühnerdleb-Brunnen“, ein Werk des Berliner Bild¬ 
hauers Hermann Joachim P a g e 1 s , ist vom Magistrat der Stadt Aachen 
zur Aufstellung auf dem malerischen alten Hühnermarkt angekauft worden. - • 
Der Gemeinderat von Eisenach hat die Errichtung eines Naturtheaters 
unterhalb der Wartburg einstimmig a b g e 1 e h n t. 


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Bunte Chronik 



Städtische Handelshochschule Cöln. Das Vor¬ 
lesungsverzeichnis der Handelshochschule für das Wintersemester 1913/14 ist 
soeben erschienen. Es überlriflt die Vorlesungsverzeichnisse der Vorsemester 
wicderiyn an Reichhaltigkeit und Ausgestaltung des Lehrplanes. Es umfaßt 
Irn ganzen 185 Vorlesungen und Übungen in 316 Wochenstunden gegen 177 
zu 311 im Sommersemester 1913. Neben der Volkswirtschaftslehre, Privat¬ 
wirtschaftslehre und Rechtslehre, die die Hauptdisziplinen der Hochschule 
darstellen und auch dementsprechend im Lehrplane besondere Berück¬ 
sichtigung gefunden haben, sind Versicherungswissenschaft und Genossen¬ 
schaftswesen, Geographie, Naturwissenschaften und Technik sowie der fremd¬ 
sprachliche Unterricht, der sich ln dem neuen Semester auf 14 verschiedene 
Sprachen (einschl. Deutsch) verteilt, von großer Bedeutung. Der besonderen 
Ausbildung der Handelslehrer und Handelslehrerinncn dienen die Vorlesungen 
und Übungen des pädagogisch-didaktischen Seminars, das 13 Vorlesungen 
und Übungen in 15 W'oehenstunden umfaßt. Die 49 abendlichen öffentlichen 
Vorlesungen bieten allen Kreisen der Bevölkerung willkommene Gelegenheit, 
ihre Allgemeinbildung zu'/crweltern ”’und wissenschaftlich zu vertiefen. Die 
Vorlesungen und Übungen beginnen am _21. Oktober. 


Turnvater Jahns „Dachtel“. In den Tagen des Leipziger Turn¬ 
festes ist die urwüchsig deutsche Gestalt des Turnvaters Jahn wieder lebendig 
in den Vordergrund getreten, und so mag an eine Geschichte erinnert werden, 
die zugleich von seiner glühenden Vaterlandsliebe und seinem Vergnügen 
an wunderlichen Etymologien Zeugnis ablegt. Einst fragte Jahn in der Zeit, 
da die Befreiung noch nicht vollendet war, und das Brandenburger Tor ohne 
die von Napoleon nach Paris entführte Viktoria kahl und seines Schmuckes 
beraubt dastand, einen Knaben, der ihn begleitete: „Wo ist die Viktoria go* 
blieben? Und was denkst du dir dabei? Der Junge antwortete, die Franzosen 
hätten die Viktoria nach Paris mitgenommen, und im übrigen dächte er sich 
gar nichts dabei. Kaum waren diese Worte seinem Munde entflohen, so gab 
ihm Jahn eine Ohrfeige und sagte zu ihm: „Nun denkst du ein andermal dabei, 
daß du helfen mußt, damit sie von Paris zurückkomme und wieder aufs Branden¬ 
burger Tor.“ Dieser Vorfall, der bald bekannt wurde, hat auch so manchen 
Erwachsenen nachdenklich gestimmt und ihm beim Anblick der beraubten 
preußischen Triumphpforte den flammenden Wunsch zur Befreiung des Vater¬ 
landes tief ins Herz geprägt. Wenn Jahn selbst diese Geschichle erzählte, so 
legte er aber besonderen Wert darauf, daß der de.m Knaben erteilte Streich 
eine Strafe kesonderer Art war. „Man rede dabei nicht von einem Backen¬ 
streich edsr von einer Maulschelle oder von einer Ohrfeige, sondern von einer 
echten deutschen Dachtel. Dachtel kommt nämlich her von „denken“, und 
was der Junge bekommen hat, war also keine gewöhnliche, sondern eine „Denk- 
Ohrfelge“. 

Über Frauen auf der Sommerreise plaudert Katharina 
Zitelmann im Berl. Lok .-Anzeige»*. Sie spricht von den „Berufsfrauen“, von 
dem Heer der Lehrerinnen, Künstlerinnen, Studentinnen usw., die für kurze 
Ferienwochen hinausziehen. ,,Früher wäre es wohl wenigen von ihnen ein¬ 
gefallen, allein auf Reisen zu gehen. Und hätte eine oder die andere auch wirk¬ 
lich das Wagnis unternommen — sie wäre mit scheelen Augen betrachtet 
worden, hätte Aufsehen erregt, sich vielleicht der Zudringlichkeiten oder Unver¬ 
schämtheiten zu erwehren gehabt. Wer denkt heute noch daran? Auch in dieser 
Beziehung sind wir vorwärtsgekommen! Heule w'andert das junge Mädchen 
mit dem Jüngling um die Wette, ersteigt Alpenhöhen und Gletscher, und 
niemand verargt ihr das, wenn sie nicht durch ihr Benehmen oder ihre Kleidung 
Anstoß erregt. Das geschieht leider zuw'eilen. Die Frau sollte niemals ihr 
Geschlecht verleugnen, nicht, wie es vorkommt, es den Männern gleich zu 
tun suchen, rauchend und trinkend und laut redend in den Wirtsstuben sitzen 
und Aufsehen erregen. Auch in der Kleidung soll sie sich dem Manne nicht 
anähneln. Ist zwar das kurze Lodenkleid für Bergwanderungen praktisch, 
so ist es doch nicht für ihr Erscheinen in den Gasthäusern geeignet, und voll¬ 
ends darf sich eine Dame nicht in den Pumphosen der Radfahrerin und der 
männlich anmutenden Kleidung der Bergsteigerin allein zeigen, wie das mehr 
und melir geschieht. Sie kann sich nicht w'undern, wenn man ihr dann die 
gebührende Achtung versagt und sich Dreistigkeiten erlaubt. Aber auch nach 
der anderen Seite hin soll sie sich vor Übertretungen hüten. Wer geschminkt, 
geschnürt und ln Schleppkleidern ln einem Tourislengasthof erscheint, wird 
sich lächerlich machen. Große Toiletten gehören nur an die Abendtafel inter¬ 
nationaler Hotels, wo Engländer und Amerikaner den Ton angeben. Spar¬ 
samkeit ist eine Tugend, aber zu sparsam zu sein auf Reisen, schädigt das 
Ansehen der Frauen. Wer mit geringen Mitteln die Schweiz oder Tirol bereisen 
will, der vermelde die große Fremdenstraße und suche die stilleren Gegenden 
auf, die ihm ebenso viele, ja, vielleicht mehr Freuden bereiten werden. Zeigen 
sie ihm doch neben den Naturschönheilen das Volksleben in viel ursprüng¬ 
licherer Weise, und man wird ihn dort freundlich aufnehmen und bedienen. 
Die .Adressen findet man ln jedem Reisebuch. Noch wertvoller sind natürlich 
persönliche Empfehlungen. Man muß nur verstehen, zu reisen. 

Renntier Zucht ln Deutschland. Der erste Versuch, das 
Renntier ln Deutschland zu einem Haus- und Nutztier zu machen, ist aus¬ 
geführt worden. Auf der Insel Rörn, Kreis Tondern, sind ein männliches Tier 
und zwei weibliche angekoinmen. Den Anstoß hat der sozial wirkende Insel- 
geistliche Lorenzen gegeben. Den Tieren wird ein 2000 ha großes Gelände 
mit einer für die Fremdlinge geeigneten Flechte als Aufenthaltsort dienen. 
Gelingt der Versuch, so können dort rund 500 Renntiere leben, die nach einer 
niedrigen Schätzung einen jährlichen Nutzen von 20 000 Mk. ergeben. In 
Jütland, wo ähnliche Verhältnisse bestehen, weiden schon 300 Renntiere, inf 
Herbst bringt ein Schiff weitere 200 Stück. Die großen Heidestrecken Deutsch¬ 
lands würden, wenn sich die Renntlerzuchl bei uns einbürgern läßt, wesentlich 
wertvoller werden und zur Fleisch- und Milchversorgung des deutschen Volkes 
beitragen können. 

Ein thüringisches Idyll wird der „Frankfurter Zeitung“ in 
folgender launiger Skizze geschildert: In Thüringen, dort, wo man alle halbe 
Stunden auf die Grenzsteine eines andern Vaterlandes stößt, liegt inmitten 
meilenweiter Nadelwaldungen ein wohlerhaltenes altes Schloß auf steilem 
Felsen, um den tief unten die Saale ihren Bogen zieht. In trockenen Sommern 
kann man sie bequem auf den zahlreichen Hungersteinen überschreiten, die »m 
Flußbett liegen; heuer ist freilich daran nicht zu denken, der sonst so harmlose 
junge Fluß gurgelt stürmisch und tückisch zwischen den Ufern. Auf der Höhe 
steht in respektablem .Abstand neben dem Schlosse ein Gasthaus, in dem — 
wie lange noch? ■ die Sitten der alten Zelt herrschen; die Wirtin kocht und 
die Töchter bedienen die Gäste. Die nächste Bahnstation ist anderthalb Stunde 
entfernt und beileibe kein Knotenpunkt des Verkehrs. Kein Wunder, daß sich 
Jahr für Jahr ein Stamm getreuer Sommergäste einstellt, von jener altmodischen 
.Art die eine ausgesprochene Vorliebe für Ruhe und große Portionen^^und eine 




Nr. 7 


DEUTSCHLAND lSB8^88e8^88e8^8e8e8eee80^ 36I 


unüberwindliche Abneigung gegen befrackte Kellner und lange Speisekarten 
hat. Sie harrten sogar in diesem verregneten Juli aus, trotzdem ihre Treue 
auf eine harte Probe gestellt wurde. Denn mit der Unterhaltung stand es 
schlimm. Der vorhandene Lesestoff beschränkt sich auf die „Dorfzeitung“ 
und auf ein paar uralte Bände der „Fliegenden Blätter“, deren Witze die all¬ 
gemeine Melancholie nur noch steigern. Das tägliche Ereignis ist der Land¬ 
briefträger, der zweimal einkehrt, seinen wasserdichten Radmantel ablaufen 
läßt und mit seiner immer wieder erneuten Versicherung: „Ein solches Sau¬ 
wetter war noch nie da!“ immer von neuem Zustimmung findet. Den Höhe¬ 
punkt der unterhaltsamen Genüsse bringt nicht der verregnete Sonntag, der 
noch eintöniger verläuft als ein Wochentag, sondern der Montag, wenn der 
Amtsrichter kommt. Neben dem Gasthause steht nämlich noch das fürstliche 
Amtsgericht; der Stolz des inzwischen verstorbenen Landesherrn duldete eine 
Angliederung an das Amtsgericht der nächsten Stadt nicht, das zur ,,jüngeren 
Linie“ gehört. Nun steht also das Gerichtsgebäude da, viel zu groß und mit 
einer stattlichen Aufschrift und den Initialen des fürstlichen Bauherrn in aus¬ 
gestanztem Blech an der Stirnseite. Und jeden Montag kommt von der „Re¬ 
sidenz * der Amtsrichter herüber mit dem Gerichtsschreiber. Ihre Tätigkeit 
beschränkt sich in der Regel auf die Konstatierung, daß nichts zu tun ist, und 
auf eine nachfolgende ausgiebige Sitzung im Gasthause, wo zunächst ein so¬ 
lennes Festmahl und dann die Skatkarle ihrer harrt. Denn wir leben hier nicht 
umsonst in der Heimat dieses klassischen Spieles. Wer eine Empfehlung durch 
die sehr spielkundige Wirtin erhält, darf als dritter Mann mitspielen. Einmal 
traf mich das Glückslos. 

„Sauwetter!“ sagte der Amtsrichter und warf den ,,Alten“ auf die Tisch¬ 
platte, denn er spielte Grand mit Vieren und hatte die Vorderhand. Wir stimmten 
zu und gaben ihm, was wir hallen. Seine Laune verbesserte sich sichtlich, und 
ich nahm die Gelegenheit wahr, ihn um die Erlaubnis zum Besuch des Schlosses 
zu bitten, über die er nach Aussage der Wirtin zu verfügen hat. 

„Das wird nicht gut gehen“, sagte er und schob die Karten zusammen. 
Wir waren schwarz geworden. 

„Warum nicht?“ 

Er war etwas verlegen. 

,,Emil ist nicht da.“ 

„Wer ist Emil?“ 

„Emil ist ein Saufbruder und das einzige Strafobjekt des Gerichlsbezlrkes. 
Als Gefängnis dient das Schloß, und Emil hat das letztemal vergessen, den 
Schlüssel abzugeben. Sie müssen warten, bis er wieder was ausgefressen hat. 
Das dauert nicht lange. Dann kann er Sie führen. Er kennt sich aus.“ 

Leider enttäuschte Emil die in ihn gesetzten Erwartungen, und ich mußte 
abreisen, ohne das Schloß gesehen zu haben. 

Aus alten Badeordnungen teilt die „Tägliche Rundschau“ 
einige gerade in diesen Sommermonaten ergötzlich zu lesende Einzelheiten 
mit. Diese Badeordnungen stammen zumeist aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, 
als man anfing, dem ein wenig zügellosen Badeleben des Mittelalters engere 
Grenzen zu ziehen. Sie geben aber nicht nur einen Einblick ln das Badeleben 
jener Zeit, sondern lassen vor allem auch die Anfänge jener Verkehrsformen 
erkennen, die heute noch in den meisten Bädern herrschen. Ein 1762 erlassenes 
„Baad- und Ausführungs-Reglement“ des in der Nähe von Basel liegenden 
Bades Neu-Schauenburg sieht folgende Tageseinteilung vor: ,,Des Morgens 
von 7 bis 8 Uhr sollen sich sämtliche Baad-Gäste mit ihren Curen, als besonders 
mit Thee, Caffee, Chocolade, Wein-Waaren, Saurbrunnen, Kraut-, Kachel- 
und Blatten-Mues, Butter-Schnitten, und was dergleichen mehr ist, im großen 
Saale einfinden. Die, so nicht in das Baad gehen, sollen sich während 9 bis 
10 Uhr still, ehrbar und bescheiden aufführen und mit etwas Nützlichem 
beschäftigen. 10 bis 12 Uhr ist zum Spazieren bey schönem Weiter, und beyim 
Regen zum Spielen, Conversieren und unschuldigen Belustigungen gewidmet. 
12 bis 1 Uhr zum Mittag-Essen, doch solle es auf eine Viertelstund mehr oder 
weniger nicht ankommen. 1 bis 2 Uhr zum Caffee, wer aber keines nicht trinket, 
mag sich indessen mit etwas anders erquicken; doch ist in dieser Stunde der 
Chocolade gänzlich verholten, 5 bis 8 Uhr, zu einem Spaziergang vor die ganze 
Gesellschaft; wenn aber wider alles Erwarten ein Regen einfiele, so könnte 
aus Desperation gespielt werden. 8 bis 9 Uhr Nacht-Essen. Von 9 bis 11 Uhr 
wäre der Tag mit einem Ehrentänzlein, oder einer anderen angemessenen 
Ergötzlichkeit zu beschließen. Um 11 Uhr sollen alle und jede sich in das Bett 
verfügen, und ein allgemeine Stille regieren, besonders wenn sich Jemand 
unter den Baad-Gästen nicht wohl befinden thäte.“ — Wie man sich bei der 
Ankunft im Bade und während des Badens zu benehmen habe, gibt der be¬ 
kannte württembergische Staatsmann Moser in seinem 1758 erschienenen 
Buche über das ,,fürtreff liehe Württembergische Wildbad“ genau an: „An¬ 
meldung bey dem Badmeister. Wann man im Wildbad angelangt ist, lassen 
die Personen, so einiges Standes seynd, den Bademeister zu sich ruffen, melden 
ihme, daß sie baden wollen, ziehen von ihme, wo nöthlg, ferneren Unterricht 
ein, und übergeben ihm die Bad-Gerähte. Compliment an die Mlt-Bad-Gäste. 
So dann erkundigt man sich, was für Personen ohngefähr gleichen Standes 
in eben dem Wirthshaus loglren, lässet so dann ihnen, auch andern Bekannten, 
ein Compliment machen. Glück zum Bad wünschen, und sich erbieten, wann 
man ausgeruhet habe, sie zu besuchen: worauf man insgemein von ihnen bald 
den ersten Besuch erhält . . .“ Über das Kostüm, ln dem man zum Baden 
geht, heißt es folgendermaßen: „Alle Manns-Personen gehen nur in Schlaf rock. 
Kapp, Strümpfen und Pantoffeln über die Straße in das Bad. Um auch desto 
eher fertig zu seyn, läßt man das Halstuch, Knie-Riemen und die Hernbd- 
Knöpfe zu Haus, ingleichen die Ringe, so leicht im Baden verlohren gehen, 
auch wohl die Steine im Wasser ihren Glanz verliehren. Man nimmt nur ein 


Schnupftuch zum Abtrocknen des Gesichts mit; einige auch die Taback-Dose. 
Frauens-Personen pflegen im Mantel, Unterrock und Hembd in das Badhaus 
zu gehen.“ Während des Badens soll man sich eines ruhigen Benehmens be¬ 
fleißigen. „So löblich auch sonst und an und für sich das Singen geistlicher 
Lieder ist, so muß man sich doch dessen enthalten, wann es nicht allen an¬ 
ständig ist, weil die Andere alsdann nicht dafür mit einander sprechen können, 
oder es sie sonst incommodlrt. Gleiche Beschaffenheit hat es mit lautem Lachen, 
oder allzustarkem Reden.“ „Ob man gleich im Bad selbst die Uhr schlagen 
hört, so sagt doch der Badmeister oder Bad-Frau jeder Person im Fürsten-, 
Herren- und Edel-Frauen-Bad, wann es Zeit ist, auszusteigen. Man stehet 
so dann auf, trocknet das Gesicht ab, nimmt sein Schnupftuch und Dose, 
empfiehlt sich den Anwesenden, unter nochmaliger Anwünschung eines ge¬ 
segneten Bades, steiget aus dem Bad herauf und begibt sich in das warme 
Vorzimmer.“ Es war damals ganz selbstverständlich, daß sich „Leute vom 
Stande“ von den bürgerlichen Badegästen auch im Bad absonderten. — u— 

Zur Geschichte des Alpenkostüms. Die Hochtouristeni 
die mit Nagelschuh und Pickel, Rucksack und Bergstock die höchsten Spitzen 
„nehmen“, tragen ihr Kostüm als eine selbstverständliche Uniform, ohne dabei 
zu ahnen, daß sich die alpine Ausrüstung, wie sie heute allgemein ist, erst 
sehr langsam und allmählich entwickelt hat. In höchst merkwürdigem und 
phantastischem Aufzug machten sich die ersten Eroberer der Alpenwelt zu 
ihren gefahrvollen Vorstößen auf die noch nie begangenen Gipfel auf. Die 
Entdecker von Chamonix, die gleichsam das Vorspiel für die Bezwingung des 
Mont Blanc boten, die beiden englischen Reisenden William Windham und 
Richard Pococke, hatten arabische Kleidung angelegt, um durch diese phanta¬ 
stische Maskerade der Bevölkerung zu imponieren; sie zogen mit sechs Land¬ 
leuten und ebenso vielen Dienern, bis an die Zähne bewaffnet und mit schweren 
Lasten ausgerüstet, vorwärts, als gälte es einen Zug in das Innere von Afrika. 
Es ist bezeichnend für die wunderlichen Vorstellungen, die man sich damals 
von alpiner Ausrüstung machte, daß ein Führer Saussure den Rat gab, keine 
Lebensmittel bei dem Aufstieg mitzunehmen, denn essen könne man doch 
nichts, aber die wichtigsten Gegenstände, die er unbedingt brauche, seien — 
ein Riechfläschchen und ein Sonnenschirm, um sich vor Ohnmächten zu schützen 
und nicht den Sonnenstich zu bekommen. In welchem Kostüm dann schlie߬ 
lich Saussure und seine Begleiter die Besiegung des Mont Blanc 1787 voll¬ 
brachten, zeigt ein zeitgenössischer Stich von Christ, v. Mechel. Die Berg¬ 
steiger trugen langgeschwänzle Fräcke, Kniehosen, Wadenstrümpfe und ge¬ 
wöhnliche Stiefel; auf dem Rücken hatten manche eine Art Botanisiertrommel, 
und alle waren mit langen Stöcken ausgerüstet. Der unerschrockene Eroberer 
der Ostalpen, der Salzburger Prof. Peter Karl Thurwieser, der seit 1826 Gipfel 
auf Gipfel „seinem Fuß unterwarf“, trug stets einen „Rock mit Schößen“, 
kurze Beinkleider und Schnürschuhe. Die Ausrüstung des englischen Berg¬ 
steigers H. M. Atkins war bei seiner Besteigung des Mont Blanc 1857 folgender¬ 
maßen: „Ein Paar schafwollene Strümpfe, ein Paar Gamaschen, zwei Paar 
Tuchhosen, zwei Westen, ein Rock, darüber ein baumwollener Kittel, 
drei Tücher um den Hals, zwei Paar Handschuhe, ein Strohhut mit grüner 
Kapuze, eine Brille und ein grüner Gazeschleier zum Schutz der Augen.“ 
Steigeisen wurden bald für unbedingt notwendig erkannt. Schon Kaiser Max I., 
der große Gemsenjäzer, empfiehlt sie in seinem „Haimlich Gcjaidt Puech“ 
als praktisch. Die Benutzung des Seiles brach sich langsam Bahn, und noch 
schwieriger war die allgemeine Einführung des Eispickels. 

Mutterliebe eines Vogels. Ein rührender Fall von Mutter¬ 
liebe eines Vogels ereignete sich kürzlich in dem Bahnhof einer kleinen Stadt. 
An einer Stelle, wo sich zwei häufig benutzte Gleise kreuzen, halte ein Lerchen¬ 
paar an einen Schienenast sein Nest angebaut. Sobald man in der gefahrvollen 
kleinen Wohnung vier Eierchen erblickte, woirde dem Nestchen von einigen 
Elsenbahnbeamten die größte Aufmerksamkeit gewidmet. Bei jedem Zuge, 
der über dem Haupte des brütenden Vögelchens dahinsauste, neigte es jedesmal 
sein Köpfchen so lange, bis die Wagen sämtlich vorüber waren; dann erst richtete 
es sich wieder empor. Unter diesen lärmenden Umständen wurden glücklich 
drei Eierchen ausgebrütet. Als nun eines von den Jungen zum ersten Male 
das Nestchen verließ, setzte es sich sorglos auf die Eisenbahnschienen. Die 
beiden Allen ließen es aber nicht aus den Augen und hielten sich in seiner 
Nähe auf. Plötzlich kam ein Zug herangebraust. Das ängstliche, verzweiflungs¬ 
volle Rufen und Locken der Alten half nichts. Als die Gefahr den höchsten 
Grad erreicht hatte, stürzte sich eins von den Alten zu dem kleinen Waghals, 
faßte ihn mit dem Schnabel an seinem Kopfbüschelchen und schleuderte ihn 
von seinem gefährlichen Sitze. In demselben Augenblick rollte der Zug vorüber, 
und das Vögelchen war gerettet. Ein Bahnbeamter, der diesem Akte so wunder¬ 
barer Klugheit mit zugesehen hatte, entschloß sich, das Nestchen mit den 
Jungen der Gefahr so viel als möglich zu entziehen, indem er es von der ge¬ 
fährlichen Stelle fortnahm und in den Klee niederlegte, der neben dem Bahn¬ 
körper gebaut wurde. Die Alten folgten dem braven Manne auf dem Fuße 
und pflegten dort ihre Jungen weiter, bis sie flügge waren. 

Die Bibliotheken der Sommerfrischen sind leider 
immer noch vielfach ein arg vernachlässigtes Stief- und Schmerzenskind. Man 
blättere nur einmal zurück in seinen Erinnerungen, oder geht jetzt, in den 
Ferien, an die Prüfung des Bücherschranks im Hotel und sehe zu, was dort 
an wirklich guter, vor allem auch für die Gegend helmatllchbodensländlger 
Lektüre zu finden ist. Die besten Werke unserer führenden deutschen Dichter 
und Schriftsteller dürfen in einer deutschen Sommerfrische nicht fehlen. Für 
uns Landsleute selbst sind sie an Regentagen und stillen Abenden liebe Freunde, 
und mancher, der das ganze Jahr kaum ein unterhaltendes Buch und erst recht 






362 (lB 9OOQQQQO90909QQQ99QQ999Q QOffll DEUTSCHLAND m GOOeOOeOOOOOÖCOOBe^^ Nr. 7 


j^elnen Roman zur Hand nimmt. lernt so Bücher und Dichter kennen, die ihm 
heb werden für das ganze Leben. Aber — und das ist noch viel wichtiger! — 
wir Deutschen schaden durch schlecht geführte Büchereien in Hotels, Pensionen 
usw. auch unserm künstlerischen Ansehen nach außen hin! Gerade der Aus¬ 
länder, der vielleicht auch nach Deutschland kommt, um sich in unserer Sprache 
zu vervollkommnen, greift gern auch zu einem deutschen Buch. Er 
geht an den Bücherschrank heran, der meist in der dunkelsten Ecke des Lese¬ 
saales steht, greift zu, legt wieder fort, greift abermals zu und — liest endlich 
vor lauter Langeweile, ln meist recht minderwertigen Übersetzungen die Werke 
— seiner eigenen Landsleute. Denn gewisse deutsche Romanbibliotheken 
setzen noch immer ihren Stolz darin, möglichst viel ausländische Literatur in 
möglichst billigen, d. h. in den meisten Fällen minderwertigen Übersetzungen 
auf den Markt zu bringen. Und ehe die guten neueren Sammlungen gesunder 
deutscher Unterhaltungsbücher ihren Einzug in die Sommerfrische gehalten 
haben, ist die „internationale" Bibliothek schon so angeschwollen, 
daß für die deutschen Bücher kein Platz mehr bleibt. C. 



F 

d H 

1 Deutschland und das Ausland H 

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Eine Ortsgruppe des Vereins für das Deutschtum 
i m A u s 1 a n d e ist in Remscheid gegründet worden. An hundert Personen 
haben sofort ihren Beitritt erklärt. Zum Vorsitzenden ist der Kreisschul¬ 
inspektor Struwe gewählt worden. 

Amerikanische Universitäten. Lawrence L o w e 11 
der Präsident der Harvard-Unlsversltät, hat Anfang Juli die deutsche Reichs¬ 
hauptstadt besucht und ist von den Berliner Gelehrten mit großen Ehren 
empfangen worden. Aus diesem Anlaß bringt das Berl. Tagebl. über Lowell 
und sein Werk einen Artikel, der für den Kenner des deutschen Hochschul¬ 
wesens von Interesse ist und dem wir daher die wichtigsten Punkte entnehmen: 
Die Harvard-Universität ist vielleicht die berühmteste aller amerikanischen 
Hochschulen, die reichste gewiß. Ihr Fonds ist von Millionären gebildet worden, 
sie bezieht keine Subventionen, sie steht für sich allein da und hat keine Kom¬ 
promisse, mit keiner Macht oder Regierung, nötig. Man könnte sagen: sie 
sei ein Staat, aber ein Staat, der unangreifbar ist, der keine Grenzen besitzt 
und also auch keine Kriege nötig hat. Die Bürger dieses Staates haben ein 
geradezu vaterländisches Gefühl für diese Heimat ihrer Jugend im Herzen; 
sie strömen aus den entferntesten Bezirken der Union her, wenn der Gommen- 
cement Day — mit Prozessionen und Verbrüderungen — gefeiert wird, all¬ 
jährlich im Juni. Und wenn sich die ehemaligen Studenten (für das ganze 
Leben nennen sie sich Harvardmen) irgendwo wieder begegnen, ln Asien 
oder am Balkan, wo immer es sein mag: sie verbrüdern sich gleich, sie haben 
das Gefühl einer Gemeinsamkeit, mägen sie sich vorher auch nicht gekannt 
haben, mögen sie jetzt auch ganz verschiedenen Gesellschaftsklassen ange¬ 
hören, verschiedenen politischen Richtungen, ln dieser Republik ist nun 
Lawrence Lowell der Präsident, ein Präsident, wie Polncare in Frankreich, 
wie Wilson in den Staaten Präsident ist. Ein Mann, der die Organisation in den 
Händen hat, der einzig für sie verantwortlich ist — nicht dem Kultusminister 
gegenüber, sondern der Wissenschaft gegenüber verantwortlich — ein Mann, 
der die Professoren um sich wählt wie der Präsident die Minister. Ein Regent 
also, der seinen Untertanen zwar keine Orden gibt, ihnen aber, wenn sie ihn 
gehen wollen, den Weg in das Leben hinein zeigt und auch den Weg hinauf. 
Meist gehen sie diesen Weg mit Begeisterung, weil sie selbst kaum einen für 
die geeigneteren finden könnten. Es ist festzustellen, daß in der Industrie, 
ln den Banken und im Handel nicht weniger als in der Politik und Wissen¬ 
schaft (nur eine Kunst gibt es in Amerika überhaupt nicht) die Harvardmen 
an der Spitze stehen, daß sie gelernt haben, sich hinauf zu arbeiten. Der Rat, 
den ihnen der Präsident gibt, wird also schon gut sein, erfolgreich und wne 
cm Stück Lebensstoff. Wir könnten also wohl ein wenig neidisch sein, wir ln 


Europa; wir bekommen ein schönes Diplom und tragen zum den Titel 

eines Doktors, und es kann doch geschehen, daß wir damit verhungern. 

[Ein deutscher Lesesaal in Honolulu. Im Mai d. J. 
wurde in Honolulu der langersehnte deutsche Lesesaal eröffnet Eine ge¬ 
mütliche Feier vereinte dabei einen frohen Kreis. Ein Ingenieur begrüßte die 
Erschienenen und betonte den völkischen Wert, den der Lesesaal als Sammel¬ 
punkt der Deutschen unserer Stadt bedeute. Im Lesesaal sind schon über 
dreißig der besten deutschen Zeitschriften vorhanden. Auch die „Deutschland" 
liegt dort aus. Die Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland 
berichten weiter, daß auch das geistige Leben der Deutschen in Honolulu eine 
erfreuliche Regsamkeit zeigt. So ist dort die Einrichtung regelmäßiger wöchent¬ 
licher Vortragsabende getroffen. Für das laufende Jahr sind Vorträge vor¬ 
gesehen über: Hebbels Tagebücher (zweimal), Richard Wagners Nibelungen¬ 
ring (etwa sechs Abende), Goethe, Gustav Falke, Gottfried Keller; ferner 
über die Maler Zumbusch, Boehle und Welti. Diese Bestrebungen sind nicht 
nur deshalb wertvoll, weil sie den Deutschen einen engeren Zusammmschluß 
geben, sie bieten auch den Amerikanern Gelegenheit, deutsches Geistesleben 
kennen zu lernen. 



1 

Eisenbahnwesen 

1 



BlB 


„D-Zug-Kultur“. 

Unter dieser Stichmarke veröffentlicht die „Tilsiter Allgemeine 2[eitung*' 
folgenden beachtenswerten Artikel: 

,,Die sich überstürzende Entwicklung des modernen Verkehrswesens hat 
uns nicht Zelt gelassen, in Ruhe von all den neuen Reisemöglichkeiten Besitz 
zu ergreifen und sie uns anzueignen, um sie zu beherrschen. Wir sausen von 
Großstadt zu Großstadt, hasten von Museum zu Museum und sättigen unsem 
Hunger nach Erlebnissen mit kunsthistorischen Schlagwörtem, histonschen 
Namen, Jahreszahlen und Daten, lauter Einzelheiten, die uns fast nie innerlich 
bereichern. Der Reisende von einst, der vorwiegend Wanderer war, fragte 
nach Namen und Art der Städtchen und Dörfer, der Gehöfte und Leute. Am 
Tore der Stadt, abends ln der Schenke hörte der Fremdling mehr von der 
Geschichte des Orts, als uns heute unsere Reisebücher sagen können. Und 
er nahm den Eindruck, den ihm Art und Persönlichkeit der Erzähler machte, 
als mit dem Erzählten auf das engste verknüpft, unverwischbar mit nach Hause. 
Statt dessen fliegen wir von heute durch das Land, um an wenigen „hervor¬ 
ragenden" Punkten Halt zu machen, weil es da etwas zu sehen gibt. Wir sind 
sozusagen auf ,.Sehenswürdigkeiten" dressiert. — So reizvoll — und wertvoll 
ln manchen Fällen (d. Red.) — es ohne Zweifel ist, in einem Zuge ohne Unter¬ 
brechung z. B. von Berlin nach Innsbruck zu fahren und so in wenigen Stunden 
liebliches Flachland und seine milden Linien, den Himmel der Ebene* mit 
seiner Färbung mit den gewaltigen Formen des Hochgebirges, seiner Luft 
und all seinen ganz andern Eindrücken zu vertauschen, so sollte doch auch die 
alte Art des Wanderns und Relsens nicht ganz vergessen werden. Wir sind in 
bezug auf das Reisen großtuerisch geworden und unbescheiden. Wie manchen 
Leuten eine Sache minderwertig ist, wenn sie nicht einen ihnen gleichsam 
als standesgemäß erscheinenden Preis hat, so haben wir angefangen, die Schön¬ 
heiten um uns her, im Vaterlande, zu verachten und nur 
die des Auslandes (Tirols, der Schweiz, Italiens) als voll anzusehen. Wandern 
von einst war Hingabe an die Natur, Anpassung an die Natur. Wer sich ein 
Wanderziel setzt, kann sich die Landschaft im einzelnen nicht auswählen. 
Er muß durch öde Striche, durch Staub und Sonnenglut, ganz wie cs die Straße 
bietet. Dadurch aber lernt er die Schönheit der Nähe würdigen, auch wenn 
sie nur bescheiden ist, wie die Schönheit der Pappelallee, der Hecke um den 
bäuerlichen Gemüsegarten, des Blumengärtchens am alten Wegebaus. 


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BERLIN HRMBÜRQ 

HOTEL ESPUHADE 

Das Vollendetste auf dem Qebiete der modernen 
Hoteltedinlk und des feinen Restaurantwesens. 









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DEUTSCHLAND 


idliistt Ostseeliiileniirtiiliiioti im [isiitalmilirülitioiiiiliezirk SKItii uillirtii lir Minie 

loli iil üiyist 1813100 M ii 8 Mo. 


Ohne Klammer = Eisenbahn. 


Bemerkungen. 

j = Kleinbahn. 


= Schiffsverbindung. 


Mit Dampfer: ♦ der Stettiner Dampfschiffsgesellschaft J. F. Braennlich (Hertha, Odin, Freia, Imperator); $ defSwinemünderDampfschiffahrts- 

Aktiengesellnohatt (Berlin, SwinemUnde, Heringsdorf); c/* der Stettin — VVollin — Camrain — Dievenower Dampfscbiffabrtsgcsellscbaft (Stettin, 
Cammin, Sedan); 0 „Prinz Heinrich“ der Reederei Boettchor; Ä „Kronprinz Wilhelm“ der Reederei E. Mohrmann; <4 „Falke“ und „Caprivi“ 
des Kapitäns Beutzien; ^ „Strelasund“ und „Hiddensee“ des Kapitäns Prätz; 3 „Germania“ der Reederei C. A. Beug. 
Verbindungen auL'erlialb des Juli und August sowie weitere Verbindungen siehe Fahrpläne. 



I. Uber Stettin. 


Ab Berlin.An 953 12111 206! 339| 349, 510 i 534 02» 7il' 8211 9£» 1211 

An Stettin.Ab 753 10101163; 127 138! 301 333 416| 540| 567j 7221022; 

, bis ;vom26/7l hi.s j 

I 15/8.' j bis 15/81 15/81 | | 



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) Stettin Bollwerk . . . . 
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Göhren Brücke .... 

Sellin Brücke. 

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II. Über Swinemüude. 


Ab Berlin.An 

Ab Stettin.An 

An Swinemünde Hbf. . Ab 
Äb Swinemünde Hbf. . An 




Werktags 


Sonntags 


An Misdroy Seebr. . . . 
^ Heringsdorf Brücke 
Zinnowitz BrÜcUe . 
Göhren Brücke . . . 
Sellin Brücke .... 
4^ Binz Brücke .... 
An Saßnitz Hafen . . . 


^1 612 812 ^1022; ..922 1205 622 .. . 7121122 
U 546 822 2 I I « ( 1120 546 .. . | | 

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4^ Heringsdorf.... 

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Wegen der übiigen Badeorte auf Usedom und wegen der Kisonbahnverbindung SwinemOnde—Misdroy siehe Fahrplan. 


IV. Uber OreifswAld. 









III. 

Über Stralsund. 




1 Vom 25 

./7. bis 17./8. 

737 

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1122 

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430 

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920 1123 

224 


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744 946 

1237 

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513 8U' 1102 

522 739 1027 

521 733 1018 
421 720 10C4 



1233. 147, 612 Ab Stralsund.\n 1117^146 

I60: 358; 822 An Zingst. Ab 90<1230 1245 

201. 416, 912 An Preruw.Ah 851 1216 1229 


S vom 25./7. 
l)is I5./8. 


31E Ab Stralsund An löi5 
612 An Breege . . . Ab 7J5 


800^ 316 Ab Stralsund.Vn 1030 200i03o'| || 83ol 316 Ab Stralsund . . .An 1030 922, 

1130 5O6 611 An Fliddens.c.Ab 7001030, 72°:. 11046 530 An Hiddensoe ... Ab 816 612;j 

__(Kh^ter u. Neuendor f) I || jj J ( Liuidung.^^.^^tclle Vitte) 

Am Freitag jeder Woche fällt die Fahrt 700 morgens von Kloster un .l 135 nachm, von Stralsund ans. 


,jWer.- jSoon- 

t-ifs laxs V lau 

235 630 Ab Greifswald Hafen . An 11161012 

450 846 ^ Thießow.A 845j 822 

520 916 Göhren Südbrückc . 8161720 

622 1000 I Sellin Brücke . . . j 730j 612 

622 1045 ^ Hinz Brücke .... 1 700 612^ 

. . 1130 An S .ßnitz Hafen . . . Ah ... 52 

A ^ I 

b' Dienstags bis Sonnabends. 

I Ab 11. 8. Abfahrt von allen Stationen 
•30 Minuten früi.er. 


700 612; I 
■..522,1 

A A ■ 







































































































































































DEUTSCHLAND la eeeeoeeeeoeeeeeooe eeeeeeei Nr. 7 


364 

Blitzzug Frankfurt a. M. - Berlin. Das schon seit längerer 
Zeit bestehende Projekt einer neuen, besonders raschen Tagesschnellzugs- 
(sogen. Blitzzugs-) Verbindung zwischen Franfurt a. M. und Berlin (Stadtbahn) 
über Gießen-Kassel-Nordhausen-Güslen in beiden Richtungen scheint jetzt 
seiner Ausführung entgegenzugehen. Mit der Einlegung des neuen Schnell¬ 
zugspaares am 1. Mai 1914 ist nach der Frankfurter Zeitung ziemlich bestimmt 
zu rechnen. Die Züge sollen zwischen Frankfurt a. M. und Berlin nur zweimal, 
nämlich in Kassel und außerdem wahrscheinlich noch in Nordhausen, anhalten 
und werden wie auf den preußisch-hessischen Staatsbahnen alle diese D-Züge 
mit außerordentlich kurzer Fahrzeit nur die beiden ersten Wagenklassen führen. 

Eine neue Bahn im Thüringer Wald. Die neue Thüringen- 
Waldbahn von Lauscha nach Wallendorf, welche einen der schönsten Tclb 
des Gebirges durchschneidet und gleichzeitig die direkten Zugverbindungen 
bedeutend verbessert, geht in Kürze ihrer Vollendung entgegen. Die Bahn¬ 
strecke erschließt dem Touristenverkehr reizvolle neue Gebiete des Thüringer 
Waldes. Sie ist technisch meisterlich angelegt.. Schwierige Übergänge und 
Viadukte mußten geschaffen werden. Nur wenige deutsche Gebirgsbahnen 
haben auf so kurzer Strecke so viele bauliche Anlagen aufzuweisen, ln großen 
Bogenlinien mit teilweise sehr bedeutender Steigung windet sich die Bahn 
zum allberühmten Rennstieg empor. 

Fehler im Ku r s b u c h. In der jetzigen Reisezeit mögen die folgenden 
Bestimmungen über die Haftpflicht der Eisenbahnverwaltung für Irrtümer 
der Fahrpläne von Nutzen sein. Die Eisenbahn haftet für alle Fehler, die in 
öffentlichen Fahrplänen begangen worden sind, da die öffentlichen Fahrpläne 
durchaus klar und übersichtlich und selbstverständlich richtig sein müssen. 
Dagegen haftet sie nicht für die Fehler, die in privaten Kursbüchern vorhanden 
sind. Sie haftet für Fehler in privaten Kursbüchern nur dann, wenn sich die¬ 
selben Fehler in den amtlichen Fahrplänen befinden und von diesen in die privaten 
übergegangen sind. Die Haftpflicht erstreckt sich erstens auf die Preiserstattung 
für zu hoch bezahlte Billetts und zweitens auf den Ersatz aller dem Reisenden 
durch einen Fehler im amtlichen Kursbuch entstandenen Unkosten. Wenn 
also z. B. im amtlichen Kursbuch bei einem Zuge nur Waggons 1. und 2. Klasse 
angegeben sind, trotzdem auch Wagen 3. Klasse verkehren, so muß die Eisenbahn 
für den Preisunterschied zwischen der 2. und 3. Klasse bei denjenigen Reisenden 
aufkommen, die sonst gewohnheitsgemäß nur die 3. Klasse benutzt haben 
würden. Für Zugversäumnisse, die infolge eines Fehlers im amtlichen Fahrplan 
entstehen, oder bei Versäumnissen von Anschlüssen muß die Eisenbahn für 
die Kosten haften, die dem Reisenden dadurch entstanden sind, daß er infolge 
der falschen Angaben des amtlichen Kursbuches den wirklich letzten Zug 
versäumt hat. Sehr wesentlich ist der Hinweis auf einen Irrtum, der 
allgemein unter dem reisenden Publikum verbreitet ist. Es wird nämlich häufig 
angenommen, daß das ,,Reichskursbuc h“, das von dem Reichspostamt 
herausgegeben wird, das amtliche Kursbuch sei. Diese Annahme ist falsch. 
Das „Reichskursbuch“ ist nicht amtlich. Demgemäß haftet die Eisenbahn 
durchaus nicht für Fehler, die in dem obengenannten sogenannten ,,Reichs¬ 
kursbuch“ enthalten sein sollten. Klagen, die sich darauf beziehen, bleiben 
ohne Erfolg. Als amtliche Fahrpläne gelten alle diejenigen Fahrpläne, die in 
den Wartesälen der Eisenbahnen sowie in den Hallen und Stationsräumen der 
Bahnhöfe ausgehängt sind und die Bezeichnung „amtlicher Fahrplan“ tragen. 

Die steilste Schmalspurbahn Deutschlands. Die 
Andreasberger Zahnradbahn im Harz ist am 19. Juli dem Verkehr übergeben 
worden. Die Bahn ist eine der interessantesten Bahnen Deutschlands und 
überwindet bei 1700 Meter Länge eine Steigung von 170 Meiern, hat also 
mit Ausnahme der horizontalen Ein- und Ausfahrtstrecken eine durchschnittliche 
Steigung von 1 : 8. Sie ist demnach die steilste Schmalspurbahn Deutschlands 
für Personen- und Güterverkehr. Finanziert ist die Bahn durch eine Gesellschaft 
mit beschränkter Haftung, die aus Staat, Provinz Hannover und der Stadt 
besteht. Die Baukosten betragen einschließlich Grunderwerb und Zuwegungen 
ungefähr 850 000 Mark. 

Die Speisewagen der internationalen Schlafwagen-Gesellschaft 
dürften bald ihren Tarif herabsetzen. Die Speisen sollen billiger 
werden. Ein Versuch nach dieser Richtung ist bereits auf einigen österreichischen 
Eisenbahnstrecken in die Wege geleitet worden. Dort kostet das Mittagessen 
jetzt 3 Kronen, d. h. eine Krone weniger als vordem, freilich gibt es dafür eine 
Fleischspeise weniger; für das Abendbrot werden nur 2'/;, Kronen verlangt, 
ebenfalls eine Krone und ein Gang weniger. Diese Neuerung wird zweifellos 
in weiteren Kreisen des reisenden Publikums .Anerkennung finden: falls sie sich 
bewähren wird, soll sie allgemein eingeführt werden. 


Schiffahrt 


Die fremde Flagge neben deutschen 
Kriegsschiffen. 

Die „Hamburger Beiträge“ bringen folgende Notiz, für deren 
Richtigkeit wir natürlich dem Blatte die Verantwortung überlassen müssen: 

Gerade vor zwei Jahren beschwerte sich der Verein Hamburger Reeder 
in seinem um die Mitte jedes Jahres erscheinenden Bericht darüber, daß die 
Kohlenversorgung der deutschen Hochseeflotte während der Übungsreise in 
die norwegischen Gewässer einer norwegischen Firma übertragen worden war 


Soeben wird nun bekannt, daß die deutsche Marineverwaltung auch in diesem 
Jahre die erwähnten Lieferungen nach Norwegen vergeben hat und daß die mit 
dem Auftrag betraute Firma erst jetzt versucht, sich den erforderlichen Schiffs¬ 
raum u. a. auch bei deutschen Reedereien zu beschaffen, natürlich nicht 
ohne die Berechnung einer Extra-Provision, die im Falle des Abschlusses mit 
einer deutschen Firma wohl hätte vermieden werden können. Es ist bekannt, 
daß die deutschen Reedereien niemals die direkte Unterstützung der Regierung 
verlangt haben, wie es im Auslande der Fall ist; die deutsche Schiffahrt ist auf 
eigenen Füßen groß geworden. Daß aber die Beförderung der Bunkerkohlen 
zu den auf hoher See übenden deutschen Kiegsschiffen mit Fahrzeugen fremder 
Flagge durch Vermittlung einer norwegischen Firma besorgt wird, das muß 
aus verschiedenen Gründen auf das schärfste verurteilt werden. Es kommt 
dabei doch auch in Betracht, daß die Kohlendampfer eventuell an die deutschen 
Kriegsschiffe anlegen müssen und daß auf diese Weise den an Bord der fremden 
Dampfer befindlichen Leuten die Besichtigung der deutschen Kriegsschiffe auf 
die bequemste Art und Weise möglich gemacht wird. Vor allem aber hätte nach 
unserer Meinung im Hinblick auf andere Umstände Veranlassung Vorgelegen, 
den erwähnten Auftrag der deutschen Schiffahrt zuzuwenden. Zu der¬ 
selben Zeit, in der Regierung und Reichstag daran arbeiteten, dem deutschen 
Wirtschaftsleben und nicht zuletzt den deutschen Reedereien eine bisher un¬ 
bekannte neue Steuerlast aufzubürden, ist offenbar ein Ressort des Reichs¬ 
marine-Amts damit beschäftigt gewesen, einen Auftrag für die deutsche Kriegs¬ 
flotte dem Auslande zuzuwenden. In England werden, das möge besonders 
betont sein, die umfangreichen Kohlenlieferungen für die Kriegsflotte grund¬ 
sätzlich nur mit englischen Dampfern befördert. 


H Luftfahrt 

Der Bodensee -W'asserflug ist der erste erfolgreiche Wett¬ 
bewerb in Wasserflugzeugen, denn der vorigjährige Wettbewerb an der Ostsee¬ 
küste war gewissermaßen nur ein Versuch, dem wenig Glück beschieden war. 
Diesmal aber haben hervorragende Flieger wie Hirth, Vollmöller und Thelen 
gezeigt, daß sie auch das Wasserflugzeug jetzt sicher zu führen wissen. Es 
erhielten im Wettbewerb um den Großen Preis vom Bodensee (Flug über 
200 km) den ersten Preis (25 0(X) Mk.) und den Ehrenpreis des Großherzogs 
von Baden Hirth auf Albatroseindecker (Flugzeit 106 Min. 17 Sek.), den 
zweiten Preis (10000 Mk.) und den Ehrenpreis des preußischen Ministeriums 
des Verkehrswesens und der öffentlichen Arbeiten G s e 11 auf Doppeldecker 
Friedrichshafen (Flugzeit 106 Min. 51 Sek.), den dritten Preis (5000 Mk.) und 
den Ehrenpreis des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, für einen Flug bei 
über 7 m Wind, Thelen auf Albatrosdoppeldecker (Flugzeit 128 Min. 
41 Sek.) den Ehrenpreis des Verkehrsverclns Konstanz Kießling auf Agodoppel- 
decker (Flugzeit etwa 131 Min.). 2. Im Wettbewerb um den Preis für Sport¬ 
flugzeuge (Flug von Maschinen unter 95 PK über 100 km) den ersten Preis 
(5000 Mk.) und Ehrenpreis des K. A.-C. Vollmöller auf Albatroseindecker 
(Flugzeit 50 Min.). Der zweite Preis von 3000 Mk. wurde nicht verliehen, da 
der zweite Bewerber Kohnert auf Eindecker Friedrichshafen bei seinem Flug 
die Kontrollstelle Romanshorn nicht richtig überflogen hatte. Da er aber der 
geforderten Leistung sehr nahe geko.-nmen war, erhielt er einen Trostpreis 
von 2000 Mk. und den Ehrenpreis des Grafen Zeppelin. 3. Im Wettbewerb um 
die Steigfähigkeit auf 500 m, mit 180 kg Belastung: den ersten Preis (3000 Mk.) 
Hirth auf Albatroseindecker (Steigzeit 11 Min.), den zweiten Preis (2000 Mk.) 
Kießling auf .Agodoppeldecker (Steigzeit 12 Min. 18 Sek.). 4. Für Befähigungs¬ 
nachweise (Abflug und Landung auf Wasser, Abflug vom Land, Flug auf 
200 m Höhe) erhielten Prämien, je nachdem sie mehrere oder alle Nachweise 
erfüllt hatten: das Ottoflugzeng 500 Mk., das Aviatikflugzeug 800 Mk., Doppel¬ 
decker Friedrichshafen 1000 Mk., Eindecker 500 Mk., zwei Eindecker Albatros 
800 und 1000 Mk., Doppeldecker 1000 Mk.. Agoflugzeng 1000 Mk., Strack- 
flugzeng 500 Mk. 5. Für die Konstruktion, bei der die einzelnen Organe des 
Flugzeugs mit Punkten gewertet wurden, erhielten Preise: der Albatros-Ein¬ 
decker Hirths für 1316 Punkte 5000 Mk., der Ago-Doppeldecker Kießling 
für 1315 Punkte 3000 Mk., der Friedrichshafener Doppeldecker Gsells für 
1308 Punkte 2000 Mk. 6. Mechanikerprämien erhielt das Personal von Hirth 
und von Vollmöller. 

Ein neuer deutscher Dauerrekord ist von dem Flieger 
0 e 1 e r i c h in Leipzig aufgestellt worden. Oelerich blieb 6 Stunden 4 Minuten 
in der Luft und landete erst, als er den deutschen Dauerrekord, dessen Inhaber 
bisher Sedlmayr war, gedrückt hatte. 

Luftreisen französischer und deutscher Luft¬ 
schiffe. Eine Zusammenstellung der im ganzen Jahre 1912 von den sechs 
französischen Luftschiffen durchflogenen Kilometer findet sich in einer fran¬ 
zösischen Fachzeitschrift. Danach hat als erfolgreichstes Dupuy-de-Lome 
(9700 cbm Rauminhalt, 244 PK) in 100 Fahrtstunden 4424 km zurückgelegt 
und dabei 321 Gäste befördert. Bedeutend höhere Zahlen enthält eine soeben 
bekannt werdende Statistik der Zeppelin-Luftschiffe. Nach dieser hat Viktoria 
Luise Insgesamt 285 Fahrten ausgeführt, ist bei diesen Fahrten 663 Stunden 
34 Min. in der Luft geblieben, hat 36 633 km zurückgelegt und 5953 Passagiere 
befördert. Die Schwaben blieb bei 230 Aufstiegen 499’/^ Stunden in der Luft, 
Hansa bei 188 Fahrten 418^ 2 Stunden, und die Sachsen, das Fahrzeug der 
Wiener Reise des Grafen Zeppelin bei 58 Fahrten 133 Stunden. Schwaben 
legte bis zum 30. Juni insgesamt 28468 km, Hansa 22 %l km;^und Sachten 






Nr. 7 i PQQQQQQQ 39G0Q Q 98 8803 9 930 eas) DEUTSCHLAND iB eeee e e c geeeccoceeoeooeoo eegM 355 


7819 km zurück, Schwaben beförderte bis zum gleichen Termin 4622 Passagiere, 
Hansa 4007, Sachsen 1335. Insgesamt haben die Zeppelin-Luftkreuzer Deutsch¬ 
lands, LZ 6, Ersatz Deutschland, Schwaben, Viktoria Luise, Hansa und Sachsen 
bis zum 30. Juni gemeinsam eine Kilometersumme zurückgelegt, die dem 
zweieinhalbfachen Äquatorumfang entspricht. 

Über die Berner Alpen nach Mailand ist am 13. Juli 
der Schweizer Oskar Bieder, der Bezwinger der Pyrenäen und der Walliser 
Alpen, geflogen. Er schraubte sich von Bern aus in gewaltigen Schleifen bis 
zu 4500 Meter empor und fuhr dann zwischen Jungfrau und Mönch durch. 
In Domodossola, wo Chavez seinerzeit nach dem Flug über den Simplon er¬ 
mattet zusammenbrach und verunglückte, versah sich Bieder mit Benzin und öl 
und flog dann nach Mailand, wo er dem Bürgermeister ein Schreiben des 
Stadtpräsidenten von Beon überreichte. — Die Rückreise von Mailand nach 
Bern machte Bieder am 27. Juli über den Gotthard. 

Der französische FliegerLetort flog am 13. Juli als Erster 
ohne Zwischenlandung von Paris nach Johannisthal. 



i 

\ \ \ Automobilwesen. 



Der Allgemeine Deutsche Automobilklub hat sein 
zehntes Stiftungsfest in den Tagen vom 19. bis 22. Juli in München gefeiert. 
Es wurde am 19. Juli mit der Sternfahrt und der großen von Meiningen über 
Salzburg und Kufstein führenden Zuverlässigkeitsfahrt eröffnet. Arn Sonntag, 
den 20. Juli, unternahmen über 200 Kraftwagen eine Prunkfahrt nach Nymphen¬ 
burg zum Prinzen Ludwig Ferdinand, dem Ehrenpräsidenten des Klubs, und 
von da zu der Residenz, zum Prinzregenten. Im Anschluß an diese farben¬ 
prächtige, eigenartige Huldigung fand im alten Rathaussaal ein Festmahl 
statt. Der Minister des Innern. Freiherr von Soden, hielt hier eine bedeut¬ 
same Rede über die Entwicklung des Kraftfahrwesens. Er hatte recht, als 
er das Verdienst, das Auto im weitesten Sinne namentlich für die Verkehrs¬ 
zwecke der Post nutzbar gemacht zu haben, für Bayern reklamierte. Schöne 
Worte fand Herr von Soden auch zum Lobe des Autos im Dienste des Arztes 
und der Nächste.nliebe, im Dienste der Freude am Leben, im Dienste des 
Verkehrs, als starker und glücklicher Ausgleichsfaktor zwischen Stadt und 
Land und als unentbehrliches Kriegswerkzeug. Den Beschluß der Tagung 
bildeten eine Fahrt zum Chiemsee und ßallonaufstiege. 


Sport und Spiel 


Die intersoziale Bedeutung der Kieler Woche 

schildert E. v. E g i d y ln einem beachtenswerten Artikel (Frankfurter Zeitung). 
Der Verfasser sieht die Bedeutung in der Einwirkung der Kieler Woche auf den 
inneren Ausbau unserer gesellschaftlichen Verhältnisse. Starrer, unbeweg¬ 



licher, unbiegsamer als die seiner Nachbarn ist die soziale Gliederung des 
deutschen Volkes; ein freies Fluktuieren verschiedenster Elemente ist durch 
historisch gefestete Traditionen erschwert, ein gegenseitiges Befruchten wert¬ 
vollster Eigentümlichkeiten beeinträchtigt durch Faktoren unseres sozialen 
Körpers, deren Für und Wider hier nicht erörtert werden soll. Wir wissen 
genau: es ist noch nicht genug, daß Bayern und Preußen und alle andern deutschen 
Länder zusammengeschweißt sind zu einem Reich, es müssen auch die inneren 
Kräfte, die mächtigsten Faktoren, die es stützen und die es vorwärts treiben, 
die es halten und die es beflügeln, miteinander versöhnt werden. 

Zur Erfüllung dieser Aufgabe vermag die Kieler Woche, die um den 
Kaiser Männer der verschiedensten Berufe versammelt sieht, ein Teil beizu¬ 
tragen. Sportliche Veranstaltungen größeren Umfanges, die ihrer Natur nach 
nur auf dem Nährboden bedeutender Geldmittel gedeihen können, sind vor¬ 
züglich geeignet, Elemente zusammenzubringen, die sonst nur allzu bereit 
sind, weit auseinander zu streben. So ist denn die Kieler Woche durch Zu¬ 
sammenspielen mancher Faktoren zu dem erfolgreichsten Mittel geworden, 
eine Fusion der großen Mächte: Geist, Blut und Gold herzustellen. 

Noch vor dreißig Jahren war der Sport mit Ausnahme des Turnens eine 
unnütze Beschäftigung, der sich nur die nichtstuerische Aristokratie ergab. 
Von hier drang er langsam, nicht ohne starke Beeinflussung durch den Kaiser, 
in die breite Masse unseres Volkes. Mit dem Sport eng verknüpft ist die Technik, 
die neueste Erfindung, das Flugwesen. Selbst der Adel entdeckte in sich tech¬ 
nische Interessen und Fähigkeiten. Aber ohne Geld ist hier nichts zu machen. 
Andere Kräfte mußten herbei. Dort, wo der Geist schon längst geübt, in die 
Zukunft voraus zu eilen, war es leicht. Opferwilligkeit zu finden, für die natio¬ 
nale Bewegung in Richtung des Sportes. So arbeiten geheim und öffentlich 
all diese Mächte an einem gemeinsamen Ziel, doch der Ort, an dem sie sich 
persönlich berühren, das ist die Kieler Woche. Alljährlich kommt die „Victoria 
Luise“ von der Hamburg-Amerika-Linie zu diesen Tagen. Ein Teil ihrer 
Passagiere sind Gäste des Kaisers, ein zweiter Teil sind Gäste Bailins, und 
nur ein dritter Teil reist aus eigener Initiative. Da sind sie klug durcheinander 
gewirbelt: Generalkonsuln, Offiziere, Hamburger Großkaufleute, der Intendant 
einer süddeutschen Bühne, der Direktor einer großen Bank, einer der höchsten 
politischen Verwaltungsbeamten der Reichslande und alter Adel, der Organi¬ 
sator der Dresdner Hygiene-Ausstellung, berühmte Ärzte, Großindustrielle. 
Mit Frauen und Töchtern sind sie da zusammen, nicht um einmal an der gast¬ 
lichen Runde eines Tisches versammelt zu sein, nein. Tage lang leben sie das 
nahebringende Dasein der Bordexistenz; so vereint fahren sie hinaus zu den 
Regatten; an Land treffen sie sich als Hausgenossen bei den verschiedensten 
geselligen Anlässen, bei Verabredungen im Jachtklub, zu den Bordfesten der 
Kriegsschiffe, bei dem für die Fremden eingerichteten großen Empfang am 
Hofe des Prinzen Heinrich. Und von überall her kommen dann die Gäste an 
Bord der „Victoria Luise“: das Gefolge der anwesenden Fürsten, der Adel 
des ganzen Reiches, die Sportgrößen aller Länder, die Seeoffizere mit ihren 
Frauen, und fast geschlossen trifft man dort die Ritterschaft Schleswig-Holsteins. 
Wie an Bord des Vergnügungsschiffes, so überall in Hotels, bei den Bällen, auf 
den Begleitdampfern und auf den Priavtjachten. Hier gilt keine Hofrang¬ 
ordnung. Hier ist ein Tummelplatz geschaffen, auf dem sich die Kräfte messen 


Disconto • Gesellschaft 

BERLIN — BREMEN — ESSEN — FRANKFURT a. M. — LONDON 

MAINZ — SAARBRÜCKEN 

COSTRIN - FRANKFURT a.O. - HÖCHST a.M. - HOMBURG v.d. H. - OFFENBACH a.M. - POTSDAM-WIESBADEN 
Kommandit-Kapital JC 200 000 000 Reserven JC 81300 000 

Wir bringen zur Bequemlichkeit des reisenden Publikums 


zur Ausgabe, die ohne vorheriges Avis bei unseren Korrespondenten 

in allen für den Handels- und Vergnügungs-Reiseverkehr 

... . . in Betracht kommenden Plätzen des In- und Auslandes 

zahlbar sind. 

Die unseren Welt-Kreditbriefen beigege'^ene, auf das sorgfältigste zusammengestellte Korrespondenten-Liste 
enthält die Adressen von mehr als 2(X)0 unserer Geschäftsfreunde, bei denen den Inhabern unserer Welt-Kreditbriefe 
jederzeit entgegenkommendste Aufnahme gesichert ist. 

Unsere Welt-Kreditbriefe gelangen zum Verkauf in unseren Niederlassungen sowie 

in HAMBURG bei der 

Norddeutschen Bank in Hamburg. 

Direction der DiscontO'Gesellschaft. 







3G6 DEUTSCHLAND g^eeeeeeeesese eeeeee e eeeee^ Nt 


rE> fl ä <? ü t;» t tr Si' t I rt P ft r.j Sr Dai W^schwimmcii Qu«r dui^ 
PiiriB iiW 7 km gevyarifi am 20. Jylr<^ri‘ S^atlgart^r H^fmAnn Vaci lö idip" 
Zent von r Siu^^t 23 JT^*I 2 Sckuodcn Vonpmi:^ 

Vor dem ErifJ^dei: Hä/J 

.. Ein LAndh^im' f tl r W a 1 ^ d J&f v tf d I am t3i JuK vuisti 

MülfteinÜT A)t--^andci‘ytigH&J iri Lanit'jTiriciK awtscKtfu Bcrg^^GlitdbttcH und 
tieiW X^-Hjeiiti'jti das f^" und 

Strtii*f4üip\e FWi : sf^ürö Vofv VimlFaBt* «>II säto: dienen* 

Sd^y]^ dpf: it: ife dtra. W^üdwofiei #n9&* 

«n. ä^:tluc^^ i (afe'in'.■ ir?. ■ •;m'; def*' .Ferien: den 

pa.^ Mem Wiiiten 

TidlHuJAf ifl Ajir 

Ccä^nd; diif es ajcJ^it in Arfi«<t 

rtE^d Öüeriehfer ,Öf: Lucas, der Vors’itiende 

; •d'en SichÜlwu die Aciilling vüf dtr 
di?r ArBjeti t^TTdlcute ottAH^r^ ihnen den Bctiuüf 

dt'r ’ f'itsri- r FRii'iit; Dr ßrwJk der Direktoir des Kü^nig- 

der yi^’;h jurvHc und doch fchoö 
eHsV^^l^^r Verhöhn ^ i^wiscJi^tn Schul e und 

Ha^ir ditrit'/xti(^ lit^^ur dje'O Schyici f^; fdrder« und auch duu 

die tVjt'^ftdsclPiäBhrhfeM Be^i^vU^eri:’den früher verBiiwgten^ 
h d<HTf htih^'h ra n ^Ia Keii iavjfrecKbEü-^ 

'srbthe^if- , .y: ■■■. ’ .... 

.Mli;'-lu5*:' hisj,f;fr>■.• tmto. I FiMvofRteiyngen m Kdujitl 

|Vj,rttre^ement;W'r>ftr lind im ’ 

4:^ \ 1', Au^tisi; ■;;■ Iß- 'M:flf- f ä^-u f ^ ’4 !!KJijä.hri^ ('• Jjiiiijliäi#jnr^feitfr de* KuxhtttiÄiien 

50. A^^gufi^; Uri St *i tt gai't Ä1jlitiiJCfs4ifj Möiqnidef 

AiAofHRhi^kiuh *wd jRoW^ 

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l7> Ari?s<s< - lu M a s d t h V r js Krc'nr#^^h)tnT(E>fi*is' und Aö^oibcmfohTt des 
■ Aü'tcniÄlk.lwl« dem RenT^daii/;' . \ ' 

}7^—W. AuKu^t; in T ri^k-einsi des B)0jäihr!si5^ft teieheh^ dies Ihfaiitefie- 
: Nr-.', ■ •• . ■■ ■■•; ■• . i •. 

22v ^3K; : tti Je i ä e n - B d e n tV^r ^n^eruatiöriiiJc, Pferdicreaaiäii 

jfefhuntdcif rnttt ond itahfec|^- andefu geseltBchaftlichen 

\Vsr(E»iahiingE-n ■ ■■•;.•••/■.•■•:•■■. .... 

liv 3t .■■'N' -P f t^r5.'d'e A ■■ .' 


Kongresse u; Versammlungen 


Die Vierkcbrt-Vefbflfi ur>ii VtirwaftiihEeh bitten wir um re^htr^'.itige 
A rt ^ 4 h e der jje wet! ig n hndif ^de n grüßtim». "V jjxn ela (tun gen. Die ftü 

■ ArdftO)^ ^ d tVin Ä^ritfÜCc'TKgreB. 

■Inrj Actgiirt: i.u .M ü n iti-b.-r vt Dfögis-ten- 

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bcatlHtnr- . ■■••. '. l;;i../.: V;/ ^ ,;: y 

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Nr. 7 




@ DEUTSCHLAND ( 5 ^^^^ 60 0 ^^) 0000000 00 0 0 000000 00^1 367 


8.—'13. August: In Halle a. S. Kongreß der Handwerks- und Gewerbe- 
kammem Deutschlands.. 

8. —12. August: In Meiningen 28. Kongreß der Allgemeinen Radfahrer- 

Union. 

9. —11. August: In Köln Verbandstag des Verbandes Preußischer Kataster¬ 

assistenten. 

11.—12. August: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Bürsten- und 
Pinselfabrikanten. 

13.—17. August: In G e n t Internationaler Kongreß für Lebensrettung. 

16., 17. u. 18. August: InBadBlankenburg (Thüringerwald) 34. ordent¬ 
liche Hauptversammlung des Thüringerwaldvereins. 

16.—^20. August: In Augsburg Bayr. Schuhmachertag, verbunden mit 
Ausstellung. 

16.—^21. August: In Halle a. S. Verbandstag deutscher Sattler-Innungen, 
verbunden mit Ausstellung. 

25.—28. August: In Kiel Hauptversammlung des Deutschen Apotheker¬ 
vereins. 

25.~28. August: In Kiel Deutscher Apothekertag. 

25.—^28. August: In Trier Tagung des Deutschen Forstvereins. 

25.—^30. August: In Buffalo Internationaler Kongreß für Schulhygiene. 
31. August bis 5. September: In Budapest Internationaler Kongreß für 
kaufmännisches Bildungswesen. 

31. August bis 7. September: In Antwerpen Internationaler Kongreß 
für Wohnungshygiene. 


Verzeichnis der Vereinigungen, die für 1913 ihre Tagung in 
Breslau abzuhalten beabsichtigen. 

Anfang August: Verband Deutscher Kartoffel-Interessenten. 

3-—6, August: Deutsche Bunsengesellschaft. 

4.—8. August: Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, 
4.—8. August: Deutscher Archivtag. 

6.—10. August: Verband deutscher Bahnmeister. 

9. —10. August: Deutscher Fahrschulenverband. 

10. u. 11. August: Verband der Eisenbahn-Vermessungstechniker der Preuß.- 
Hessischen Staatsbahnen. 

14.—19. August: Deutscher Blumenhändlertag. 

17. August: Deutsche Athletik-Meisterschaften. 

17.—20. August: Zentralverband der deutschen Ortskrankenkassen. 

19.—26. August: „Germania-Ring“, Verband deutscher Postwertzeichen¬ 
sammler. 


Ausstellungen 


Die Gewerbeschau in Essen. 

In unserm Ausstellungswesen vollzieht sich allmählich ein gesunder 
Fortschritt. Man lernt sich weise beschränken und in sorgsam zusammen¬ 
gestellten Ausstcllungstücken das zeigen, was wirklich für die Landschaft 
oder für die Stadt, von der die betreffende Ausstellung ihr Gepräge erhält, 
bedeutsam, charakteristisch und wertvoll ist. Ein Muster solcher Art von 
Ausstellungen ist die am 25. Juli eröffnete Essener Gewerbeschau. Auf einem 
Gebiet von 7400 qm wird hier in architektonisch schönen Hallen übersichtlich 
und sehr geschmackvoll angeordnet gezeigt, was das Handwerk, das Kunst¬ 
gewerbe und die Industrie dieser so mächtig aufstrebenden Stadt heute zu 
leisten vermögen. Eine sehr schön gewählte Architekturabteilung legt Zeugnis 
ab von der hohen Entwicklung, die das Bauwesen ln Essen und namentlich 
in den Landhausanlagen seiner reizvollen Vorstädte heute genommen hat, 
redet aber auch eine eindringliche Sprache von der Schönheit der Industrie¬ 
bauten, die hier entstanden sind und die für das sich nach Norden in die 
westfälische Tiefebene immer weiter hineinziehende Industriegelände eine 
so große Zukunft haben. Mit der Architekturabteilung ist eine Gruppe Bau¬ 
betriebe verbunden, in der übersichtlich zusammengetragen ist, was zum 
Hausbau an Rohmaterialien notwendig ist. Eine Lehrmiltelausstellung, die 


heute reichhaltige Industrie für den Haushalt, die Verwertung des elektrischen 
Lichts im Handwerk und im Eigenheim, eine Abteilung für Bäckereir für 
Gasverwertung usw., alles das ist weiter in der Ausstellung gut vertreten. In 
dem großen Mittelbau unter der Kuppel des Hauptgebäudes steht ein wuchtiger 
Pavillon des Essener Steinkohlenbergwerks mit dem großen Modelle einer 
kleinen Kolonie; gewissermaßen ein Sinnbild des wirtschaftlichen Lebens, 
das ln Essen vom schwarzen Diamanten ausgeht. Sehr beachtenswert ist endlich 
noch die außerordentlich geschickt zusammengestellte Ausstellung neuzeit¬ 
lichen Hausgeräts. Vor allem zeigt die Möbelfabrik Schürmann, welch 
gediegene Schmuckstücke für das einfache Haus und für den vornehmen 
Gesellschaftsraum sie aus dem Holz herauszuarbeiten weiß. Die ganze Aus¬ 
stellung bekundet in ihrer Anordnung und Anlage großes Verständnis für die Auf¬ 
gaben des modernen Ausstellungswesens. Und da die jetzigen schönen Gebäude 
stehenbleiben sollen, darf man wohl annehmen, daß Essen sehr bald mit einer 
bedeutsameren größeren Veranstaltung dieser Art auf dem Plan erscheinen 
wird. C. 

Die jublläumsusstellungen in Holland. Von den 
Jubiläumsausstellungen in Holland nehmen die Ausstellung „Die Frau 
1813—1913“ in Amsterdam, die ein hübsches, besonderes interessantes und 
verschiedenartiges Bild des niederländischen Frauenlebens im vergangenen 
Jahrhundert darbietet, und die große Amsterdamer Schiffahrtausstellung einst¬ 
weilen das lebhafteste Interesse in Anspruch. In der letzteren Ausstellung 
gibt die auf dem Wasser gebaute, durch das Wasser großgewordene Stadt ein 
Stück ihres Lebens. Man hat sich bei der Einrichtung nicht auf die Zeit der 
letzten hundert Jahre beschränkt, sondern auch ein „lebensgroßes“ Modell 
des Amsterdams aus dem Jahre 1583 dargestellt, das mit dem traditionellen 
Lunapark, der unvermeidlichen Rutschbahn und einer Bayerischen elek¬ 
trischen Bergbahn ein Zugeständnis an diejenigen bildet, die mehr zur Be¬ 
lustigung als Belehrung kommen. In der historischen Abteilung befindet sich 
das besonders schöne Modell eines holländischen Kriegsschiffes aus dem 
Jahre 1665, das der Deutsche Kaiser der Ausstellungsverwaltung in hier sehr 
angenehm empfundener Freundlichkeit zur Verfügung gestellt hat. 


Bis 12. Oktober: In Düsseldorf Große Kunstausstellung im Städtischen 
Ausstellungspalast. 

Mai—Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) „Deutsche Künstlerbund- 
Ausstellung“ mit über 2000 Kunstwerken. 

Frühjahr—Sommer: In Darmstadt Ausstellung namhafter Privat- 
Gemäldesammlungen im Stadt. Ausstellungsgebäude. 

Mai—Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln. 

Mai—Oktober: In Stuttgart Große Kunstausstellung im neuerbauten 
Kunstgebäude. 

Mai—Oktober: In Breslau Historische und (Gartenbau-Ausstellung, ver¬ 
bunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege. 

Mal—Oktober: In München Intern. Kunstausstellung. 

Mal—Oktober: In Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung. 

25. Juni bis 1. September: In Kassel Deutsche Kunstausstellung. 

21. Juni bis 5. September: In Paderborn Gewerbe-, Industrie- und Kunst¬ 
ausstellung. 

Juli—August: In Essen Gewerbeschau (Ausstellung für Handwerk, 
Industrie und Kunst). 

26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für Papier- und 
Schreibwaren. 

Mitte August: In München Süddeutsche Drogisten-Fachausstellung, ver¬ 
anstaltet vom Deutschen Droglsten-Verband. 

8.—10. November: In Barmen 16. Allgemeine Wuppertaler Geflügel- 
Ausstellung. 


1 

Bäder und Sommerfrischen | 

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Badilmenau (Thü r.). Am 18. Juli tagte hier der Bezirksausschuß 
des 1. Verwaltungsbezirks zu Weimar. Als Vertreter der Großherzoglichen 
Staatsregierung waren erschienen die Herren Geh. Reg.-Rat H. Heydenreich 
sowie Regierungsassessoren Eberhardt und Erbslöh. Es wurde u. a. beschlossen, 
im September d. J. mittels Sonderzugs die Internationale Baufachausstellung 


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368 il 


DEUTSCHLAND 


Nr. 7 


in Leizpig zu besuchen. An dieser Fahrt werden sämtliiche Mitglieder und 
stellvertretende Mitglieder des Bezirksausschusses sowie sämtliche Bürger¬ 
meister des 1. Verwaltungsbezirks teilnehmen. Es sollen auf der Iba insbe¬ 
sondere die Vorbilder für Straßen sowie die Reform Wohnhäuser besichtigt 
werden. Die Stadt Ilmenau war vertreten durch Herrn Bürgermeister Zachäus 
und die Landwirtschaftskammer durch Herrn Landesökonomierat Collenbusch 
auf Schloß Vippach. 

BadCottleuba. In diesem Jahre erfreut sich unser Badeort eines 
sehr lebhaften Verkehrs. Der Fremdenverkehr hat ebenfalls einen ganz be¬ 
deutenden Zuwachs erfahren. Die Bautätigkeit, die im vorigen Jahre schon 
sehr lebhaft war — es sind 1912 3 Villen, 5 Wohnhäuser und das städtische 
Berg-Hotel auf dem Augustusberge neuerbaut worden - ist auch in diesem 
Jahre wieder sehr rege, denn es sind jetzt schon wieder mehrere Villenneubauten 
in Angriff genommen worden. 



Mannheim, Rundreisen und Wanderungen. Unter 
dem Titel „Rundreisen und Wanderungen: Schwarzwald-Bodensee-Schweiz, 
Neckartal-Odenwald-Bergstraße, Haardt-Pfälzerwald, Rheinfahrten“ hat der 
Verkehrsverein Mannheim soeben eine neue Veröffentlichung herausgegeben. 
In diesem Prospekt ist zunächst darauf hingewiesen, wie viel Interessantes 
Mannheim, das Hamburg des deutschen Südens, wie man die Stadt benannt 
hat, den Fremden bietet und welch günstiger Stützpunkt Mannheim dank 
seiner vorzüglichen Verbindungen als Ausflugszentrum ist, um Gebiete kennen 
zu lernen, welche mit zu den schönsten Landschaften Süddeutschlands, ja unseres 
deutschen Vaterlandes überhaupt, gehören. Zu diesem Zwecke sind in dem 
Prospekt verschiedene Ausflüge in kurzer Auswahl zusammengestellt, welche 
namentlich von Fremden im Neckartal, im Odenwald und an der Bergstraße, 
ferner von Mannheim oder Ludwigshafen aus im Pfälzer Wald und an der 
Haardt besucht werden können. Ferner sind darin einige Rheinfahrten und 
einige Touren in den Schwarzwald zusammengestellt. Die Leser des Pro¬ 
spektes werden u. a. auch auf die Vergünstigungen aufmerksam gemacht, welche 
im Nahverkehr ab Mannheim und Ludwigshafen bestehen (wie Sonntags¬ 
karten und dergleichen). Auch auf die bevorstehende Eröffnung der für den 
Ausflugsverkehr so außerordentlich wichtigen Rhein-Haardtbahn nach Bad 
Dürkheim ist ausdrücklich hingewiesen. Eine weitere Abteilung des Pro¬ 
spektes bildet die Übersicht über die in Mannheim und Heidelberg aufliegen¬ 
den festen Rundreisekarten nach der Schweiz und der Hinweis auf die Vor¬ 


teile, welche der Reisende bei Verwendung dieser Billetts hat. Die Abgabe 
des Prospektes erfolgt unentgeltlich. 

Kraftwagen für den Personenverkehr verkehren seit 
dem 16. Juli zwischen Mosel und Nahe mit täglich zweimaliger Hin- und 
Rückfahrt. Die Endpunkte der Fahrlinie sind die Städte Berncastel-Cues und 
Idar-Oberstein. In kaum mehr als zwei Stunden überqueren die Kraftwagen 
den Hunsrück, der für den Reiseverkehr zwischen den beiden Flußtälem ein 
großes Hindernis bildete, weil sich sein Gebirgskamm auf der verhältnismäßig 
kurzen Entfernung von 40 Kilometer etwa 800 Meter über dem Meeresspiegel 
und fast 700 Meter über die genannten Städte erhebt. Der bisherige Fuhrbetrieb 
von der Mosel zur Nahe erforderte etwa sieben Stunden. Die Kraftwagen bieten 
bequeme Sitzplätze für 14 Personen, genügend Gelegenheit zur Aufnahme 
des Reisegepäcks und gewähren freien Ausblick in die Landschaft. Der Verkehr 
findet während des ganzen Jahres statt, da die Wagen mit festem Verdeck ver¬ 
sehen sind und gegen jede Witterungsunbill Schutz bieten. Der Fahrpreis 
entspricht der Posttaxe. Die Fahrlinie führt von Bemcastel aus durch die 
Berncasteier Schweiz über Longcamp nach Morbach, durchschneidet den 
eingegatterten Königlichen Hochwald, berührt mittelbar den höchsten Punkt 
des Rheinlandes — den Erbeskopf - - und geht über Kempfeld, Katzenloch 
nach Idar. Die Schaffung dieses Verkehrsmittels entspricht einem oft betonten 
Bedürfnis und ist eine wertvolle Ergänzung der Reisemöglichkeit zwischen 
Mosel, Nahe, Rhein und Saar. Die Fahrt über den Hunsrück selbst ist die 
bedeutendste Höhentour des Rheinlandes. 

Der diesjährige Berliner Ferienverkehr hat nach 
den amtlichen Feststellungen den vorjährigen an Stärke übertroffen. Im ganzen 
wurden auf den Berliner Fernbahnhöfen, einschließlich Charlottenburg und 
Gesundbrunnen, 442 930 (420 011) Fahrkarten, also 22919 Stück mehr als 
im Vorjahr verausgabt. Insgesamt wurden vom 4. bis 9. Juli 145 419 Gepäck¬ 
stücke (gegen 141 221 im Vorjahre) aufgeliefert. An denselben Tagen wurden 
zur Bewältigung des Verkehrs außer den fahrplanmäßigen Zügen 53 Ferien¬ 
sonderzüge und 280 Vor- und Nachzüge abgelassen. 

Ein Kammweg von der Schneekoppe bis zur Wart¬ 
burg. Der Verband vogtländischer Gebirgsvereine hat einen Weg markieren 
lassen, der die Fortsetzung eines Kammweges bildet und am Rennstieg in 
Blankenstein (Saale) endet. Dieses Verbindungsstück beginnt auf dem Hain¬ 
berge bei Asch. Als Markierung ist der vierzinkige blaue Kamm verwendet 
worden, das Zeichen, mit dem der bereits vorhandene Kammweg im Vogt¬ 
lande vom Hainberg bei Asch bis Bodenbach markiert ist. Dadurch ist eine 
Wegemarkierung geschaffen, mit deren Hilfe man die deutschen Mittelg^irge 
von der Schneekoppe bis zur Wartburg durchwandern kann, eine Wegstrecke 
von rund 700 Kilometern. 



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Fernsprecher 205x4 Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e.V.) Fernsprecher ao514 

Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse a8. 

(Die Geschäftsstelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseangelegenheiten und versendet auf 
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und Landschaften.) 


Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle. 
Auskunft in Reklamefragen. 

Wir machen unsere Mitglieder erneut darauf aufmerksam, daß die 
Geschäftsstelle des Bundes in Leipzig gerne bereit ist, den Mitgliedern in allen 
Reklamefragen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Bei der Fülle 
von Angeboten, die namentlich den Verkehrsvereinen, Bade¬ 
verwaltungen, Hotels usw. beständig gemacht werden, ist es außer¬ 
ordentlich schwierig, immer die richtigen Werbemittel auszuwählen, und es kann 
nicht oft genug betont werden, daß neben dem Erfolg einer guten, zweck¬ 
entsprechenden Reklame durch manche falsch ausgewählte und 
ungeeignete Propaganda mittel viele Tausende von Mark ver¬ 


geudet werden. Namentlich empfehlen wir Vorsicht gegenüber den An¬ 
geboten ausländischer Zeitungen und Zeitschriften, 
die zum Teil zu außerordentlich hohen Preisen die deutschen Verk^s- 
interessenten zu Rcklamezwecken zu gewinnen suchen. So wirbt z. B. augen¬ 
blicklich eine englische Zeitung für ein großes DeutschesSammel- 
i n s e r a t, für das die Seite mit 1100 Mark angeboten wird. Wir würden 
es lebhaft bedauern, wenn unsere Mitglieder auf dieses Angebot eingehen 
würden. In solchen Fällen liegt eine vorherigeAnfragean den Bund 
irn eigensten Interesse der Mitglieder, denen wir unsere Erfahrungen gerne 
zur Verfügung stellen und in besonderen Fällen zuverlässige Erkundigungen 
einziehen. 

Die Geschäftsstelle des Bundes D. V. V. Leipzig, Thomasiusttr. 28. 



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verlorfföi *qWM ■ dTff' Ausslelbid^ rdtW- .de/ ^cbwfltffrt Üinfbök [tniupiimt imi 


nicKt ftligftinein d«i bktfft* w*» maft vön iin« tokWti mternati Kund* 
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Oii** Aürtpelltingtn lür Fördffn?ftg 4 ffi werden gewiß 

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370 


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^r den G^b^vereujVn ciöif Suejis idh^ 

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häüfi'bki^ti'dH-'*t'V Dis EeivT des sdb.tfTtws ^v-tii'dsjeiErijwleik'l. 

düfcK ;^;ied AdifbiiC jiAjCh der KäJMsrdcKi; HteH «inei^ VortTSfi 

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(«chiteri Bikrgidrmt'iw^ t n b {Rrnt574*irf) jgdb jkrilobt 

über dsTit Sla'sdS^ülef b.Eirbef^n/defeht., i^' riöji? bp. 'viF^r.r^tJ'r.- 

folgtie} • -fd den Vj»^ tand wurden .•' ■ u^widdi Li.^w*'.' ^ 

•von B^^jber^terpjM^Ktt'dyiaufel and ^ntlkamr^ Koeb (Bori^tt.)-- a '% :■ 

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^hvfSFÄwalfe ^eib^ Dk l^^teruiUiiOnÄlen öffenirlkhen 

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D e r ■ V a r Ji e h r n - V^ c r e t u K 4 r I i i la b r hat 4 mn waien Führer 
':duf'cH-fei%üb'£:urid i’ckbej?i InMncf^h^i 

Stfebmuirk u.; fädd FjsrbtjnphotogrÄjpbin^ 

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Srhr^ftljBÜtr v$rottt\yi>f tlicb. bii den ülit! cm. Telti TÜjvF riu d r* Ca si i t& 
Tay ^ den wtoc höh liehen und «mtJichen T^U der Bunaet^ 

rfljMt-fui.cb?*ütd4r Ät f ScHutn tT’cherT GtiBchwüsnüiFOf des Bvnd«G.Detjt$i:ber 
Vtity?tt?j^^Viiir.ri&bnö in LeipitjifVfiir drsd Aririiiiji^fftfeiM Bruno Ko rb In^Püss«!'' 

tünk^f; lu^Veriö^ ri^rirüs.!?, e.ld öi^f GJ" Vrrift^a-Ans tälT Aktur^ues. 

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>tiän ohno weitere Är^abt^ 
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DEUTSCHLAND 

Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 


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Nr. 8 


Düsseldorf ■ August-Ausgabe 1913 IV. Jahrg. 


Das Eilenburg der Gegenwart und seine Wünsche für die Zukunft. 

Von Dr. B e 11 a n , Erstem Bürgermeister der Stadt Eilenburg. 


Es ist noch nicht lange her, daß die Stadt Eilenburg vielen 
Bewohnern unseres deutschen Vaterlandes vollkommen un¬ 
bekannt war. Man wußte wohl, daß es in Leipzig einen „Eilen¬ 
burger Bahnhof“ gibt, ohne daß sich selbst Kenner der Leipziger 
Verhältnisse den Kopf darüber zerbrachen, daß von diesem 
Bahnhof aus ein Schienenweg nach einer arbeitsamen und 
schön gelegenen kleinen Mittelstadt namens Eilenburg führt. 
In früheren Jahrzehnten, als Eilenburg noch nicht an die große 
Verkehrsstraße versetzt war, war die Stadt ein kleines Land¬ 
städtchen wie viele andere. Ein tüchtiger 
Bürgerstamm arbeitete dort, die Stadt 
unterhielt fleißigen Verkehr mit den 
Nachbarstädten, und der ,,Rote Hirsch“ 
sah nicht nur die großen Wagen der Kauf¬ 
leute, sondern auch selbst Kurfürsten 
mit ihrem Gefolge einkehren. Die 
Bahnverbindung mit Leipzig und Halle 
machte die Stadt zu einem entfernter 
gelegenen Vorort dieser beidenGroßstädte. 

Hierdurch veränderte sich das ganze 
Geschäftsleben. In neuerer Zeit sieht man 
das selbständige gewerbliche Leben 
wieder erstarken; neben den Leipziger 
Geschäftsbedingungen zeigt sich eigene 
Kraft; mit einemWorte :der kleinstädtische 
Vorort hat sich zur Mittelstadt durchge¬ 
rungen, der die Vorteile der benachbarten 
Großstadt zu ziehen, dabei aber auch seine 
selbständige Existenz zu behaupten weiß. 

Der Umschwung der Verhältnisse 
ist in der glänzenden Entwicklung der 
Eilenburger Industrie, ferner in der Er¬ 
richtung guter städtischer Anstalten 
durch die Stadtverwaltung und endlich in 
der Neuerrichtung bzw. Herverlegung 
Königlicher Anstalten nach Eilenburg zu 
sehen. Die vortreffliche Entwicklung, die 
die Eilenburger Industrie, die zum Teil 
als eine Weltindustrie zu bezeichnen ist, 
genommen hat, weist deutlich darauf hin, daß die stark auf¬ 
blühende, jetzt 18 500 Einwohner zählende Stadt Eilenburg 
der richtige Ort für Errichtung neuer Fabriken ist. Diese 
Erkenntnis veranlaßte wohl auch vor nicht langer Zeit 
den Rat der Stadt Leipzig, als die Stadt Eilenburg die deutsche 
Industrie mit 7500 Aufforderungen zur Anlegung von in¬ 
dustriellen Etablissements in Eilenburg überschüttete, dem 
Magistrat der Stadt Eilenburg mitzuteilen, daß eine derartige 
Maßnahme von dem Rate der Stadt Leipzig vom Standpunkte 


Leipzigs aus nicht ohne Bedenken verfolgt würde. Zurzeit 
sind in Eilenburg, das durch seine Textil- wie durch seine 
Möbelindustrie schon seit langer Zeit über die Grenzen des 
engeren Vaterlandes hinaus bekannt ist, vorhanden zwei Pique¬ 
fabriken, eine Kattunfabrik, eine Tuchfabrik, eine Zelluloidfabrik, 
eineLuftbleiche, eineDermatoidfabrik, eine Pianofortefabrik, eine 
Jupon- und Schürzenfabrik, eine Zuckerwarenfabrik, vier Ma¬ 
schinenfabriken,zwei Etuifabriken, mehrereZigarrenfabriken, drei 
große Mühlen, vier Brauereien, vier Ziegeleien, vier Schneide¬ 
mühlen, viele große Gärtnereien und eine 
größere Anzahl mittlerer und kleinerer 
Gewerbebetriebe, namentlich | in der 
Tischlerbranche. In allen diesen Fabriken 
undGewerbebetrieben ist ein Stamm guter 
Arbeiter vorhanden. Der Umstand, daß 
zahllose Leipziger Arbeiter mit ihren 
Familien inEilenburg wohnen,aber täglich 
nach Leipzig zur Arbeit hineinfahren 
müssen, läßt den Schluß zu, daß sich auch 
für weitere gewerbliche Unternehmungen 
ohne jede Schwierigkeit hier das nötige 
Arbeitermaterial beschaffen lassen wird. 

Die Stadt Eilenburg ist in der glück¬ 
lichen Lage, sehr viel unbebauten Grund 
und Boden ihr Eigen zu nennen. Trotzdem 
in den letzten Jahren viel Grund und 
Boden an Baulustige verkauft worden ist, 
hat die Stadt durch Ankauf vieler anderer 
Terrains, darunter auch des 300 Morgen 
großen Stadtgutes (Kaufpr.: 236 000 Mk.), 
ihren Grundbesitz wieder vermehrt. Auch 
durch Freigabe großer, bisher zum Über¬ 
schwemmungsgebiet gehörigerLändereien 
für Bebauungszwecke (z. B. der Fischer¬ 
aue, des Geländes zwischen Mulde und 
Hochwasserdeichs) ist das der Stadt 
gehörige Baugelände in letzter Zeit sehr 
gewachsen. Die Freigabe der Schloßaue 
für die Bebauung und ihre Verbindung 
mit der Hinterstadt durch eine Fahrbrücke wird erstrebt. Direkter 
Bahnanschluß läßt sich von vielen Grundstücken sowohl in dem 
Vororte Külzschau, der selbst einen zweiten Bahnhof besitzt, als 
auch an den neuprojektierten Bahnen, von denen weiter unten 
die Rede sein wird, herrichten. Die Stadt ist gerne bereit, ihre 
Terrains bei Herverlegung von industriellen Unternehmungen 
unter für diese günstigen Bedingungen zu verwerten. 

Daß die Lebensbedingungen in Eilenburg durchaus günstig 
zu nennen sind, geht schon daraus hervor, daß die Stadt 























372 DEUTSCHLAND Nr. 8 


noch immer zur Servisklasse D gehört. Die Wohnungen 
sind in Eilenburg billig. Die Nähe von Leipzig (20 Minuten 
Bahnfahrt) und von Halle (45 Minuten Bahnfahrt) ermöglicht 
es, an den Vorzügen dieser Großstädte teilzunehmen, ohne deren 
Nachteile (teure Wohnungen usw.) mit in Kauf nehmen zu 
müssen. Die pekuniäre Lage der städtischen Verwaltung ist eine 
günstige. Die Stadt hat nicht nur viel Grundbesitz, sie verfügt 
auch über Wald und vor allen Dingen über eine gute Spar¬ 
kasse, deren Reservefonds höher als 10 Prozent des Einlagen- 
bestandes ist, so daß die Stadt in der Lage ist, alljährlich etwa 
145 000 Mark Überschüsse für städtische Zwecke zu verwenden. 
Die städtischen technischen Betriebe,Gasanstalt und Elektrizitäts¬ 
werk, das Wasserwerk und die Kanalisation sind in jeder Be¬ 
ziehung auf der Höhe. Das Wasser ist bei jeder vierteljährlichen 
Prüfung als hervorragend bezeichnet worden. ln dem 
vor einiger Zeit mit einem Aufwande von 256 000 Mk. angekauften 
Hotel,,Städtisches Schützenhaus“ verfügt die Stadt über ein Re¬ 
präsentationslokal, auf das selbst größere Städte stolz sein 
könnten. Die Stadt besitzt alle Schularten: eine höhere Knaben¬ 
schule in ihrem Realgymnasium, eine höhere Mädchenschule 
in ihrem Lyzeum, eine 
Knaben- und eine 
Mädchen-Mittelschule 
neben drei siebenstu- 
figenVolksschulen,eine 
obligatorische kauf¬ 
männische und eine 
obligatorische gewerb¬ 
liche Fortbildungs¬ 
schule. Hierzu tritt am 
1. August 1914 eine ob¬ 
ligatorische hauswirt¬ 
schaftliche Fortbil¬ 
dungsschule für das 
weibliche Geschlecht. 

Der Staat hat das Eilen¬ 
burger Schulwesen 
durch Herverlegung 
eines Königl. Lehrer¬ 
seminars und einer 
Königl. Präparanden- 
anstalt gekrönt. Ein 
modern eingerichtetes 
Krankenhaus, das 
schöne ,,Städt.Bürgerasyl Röberstiftung“, die ,,Meißnerstiftung*‘, 
die Versorgungsanstalt ,,Emilie“, das Armen- und Siechenhaus, 
ein recht stattliches Altertumsmuseum, gut gepflasterte Straßen, 
schöne Promenaden usw. ergänzen die erwähnten Einrichtungen. 
Trotzdem erhebt die Stadt an Zuschlägen zur Staatseinkommen¬ 
steuer einschließlich der Kreissteuer nur 148 Prozent; sie 
ist damit nach der Feststellung des Steuerreferenten der dies¬ 
jährigen Mitgliederversammlung des Reichsverbandes deutscher 
Städte von den Städten über 10 000 Einwohner in der 
Provinz Sachsen die am geringsten besteuernde. 

Eilenburg liegt landschaftlich schön, hat eine Reihe von Sehens¬ 
würdigkeiten und bereitet durch manches, was man in einer der¬ 
artigen Stadt nicht vermutet, dem Beschauer angenehme Über¬ 
raschungen. Interessenten für Waldungen, Kiesgruben, Braun¬ 
kohlengruben undSteinbrüche finden derartiges in nächster Nähe. 

Dankbar ist vorher festgestellt worden, daß der Staat, 
der beinahe ein Jahrhundert lang die Entwicklung der Stadt 
ihrer eigenen Kraft übsrlassen hatte, in neuester Zeit sein 
Wohlwollen wiederholt betätigt hat. Er hat nicht nur für 
die Aula des Realgymnasiums durch die Landeskunst¬ 
kommission unter den ersten Künstlern eine Preiskonkurrenz 
veranstaltet und zwei Drittel der Kosten für das zur Aus¬ 
führung gekommene herrliche Aulabild von Professor 
Adolf Schlabitz getragen, er hat nicht nur Seminar und Präpa- 


randenanstalt verlegt; die neue Wehrvorlage, die trotz ihrer 
Größe die Garnisonwünsche doch nur einer kleinen Anzahl 
von Städten befriedigen konnte, hat dem Staat Gelegenheit 
geboten, Eilenburg zur Garnisonstadt zu erheben, und zum 
1. Oktober 1913 mit dem bisherigen Bernburger III. Bataillon des 
im übrigen in Torgau stehenden Infanterieregiments König 
Ferdinand von Bulgarien, 4. Thüringisches Nr. 72, zu belegen. 

Die größte Sorgfalt hat die städtische Verwaltung stets 
auf die Hebung des Verkehrs gelegt. Ein im Laden der Gas¬ 
anstalt und des Elektrizitätswerkes eingerichtetes Verkehrs¬ 
bureau hat dem Publikum bereits in zahllosen Fällen vortreff¬ 
liche Dienste geleistet. In zahlreichen Petitionen hat die Stadt 
erreicht, daß sie nach allen Richtungen hin über vorzügliche 
Zugverbindungen verfügt. Nach Berlin wie nach Leipzig,Halle und 
Breslau kann dieVei bindung eine ausgezeichnete genannt werden. 
Der Eisenbahnverwaltung darf an dieser Stelle der Dank nicht 
vorenthalten werden für die vielen Berücksichtigungen, die die 
Eilenburger Wünsche in den letzten Jahren erfahren haben. 
Zwischen Eilenburg und Leipzig verkehren z. B. täglich allein 
10 Zugpaare. Diese ermöglichen den bequemen Besuch der 

Leipziger Handelsin¬ 
stitute, der Börse, 
Messen, der Theater, 
Konzerte usw. 

Die vortrefflichen 
V erkehrsverbindungen 
haben die Stadt er¬ 
mutigt, ihre Bestre¬ 
bungen auf diesem 
Gebiete unermüdlich 
fortzusetzen, und es ist 
ihr gelungen, die Aus¬ 
führung der von ihr 
bearbeiteten Projekte 
so zu fördern, daß die 
Verwirklichung als 
ganz nahegerückt be¬ 
zeichnet werden kann, 
während andere noch 
in immerhin als er¬ 
reichbar zu bezeich¬ 
nender Ferne schwe¬ 
ben. Dankbar sei an 
dieser Stelle auch der 
großen Organisationen gedacht, denen die Stadt Eilenburg als 
Mitglied angehöit und von denen sie manche Anregung und 
Förderung erfahren hat, des ,,Reichverbandes deutscher 
Städte“, des ,,Verbandes mitteldeutscher Verkehrs-Vereine“ und 
des ,,Gesamtverbandes preußisch-deutscher Vorortgemeinden“. 

Den jahrzehntelangen gemeinsamen Bemühungen der 
beiden Städte Wurzen und Ellenburg ist es gelungen, mit 
Hilfe der beiden Häuser des sächsischen Landtages durch¬ 
zusetzen, daß die Vorarbeiten der Bahn Wurzen—Eilenburg^ 
z. Z. bereits tüchtig im Gange sind. Ein von der Stadt Eilen¬ 
burg geleitetes Bahnkomitee hat durch die Provinz ein Projekt 
für eine Schienenverbindung zwischen Eilenburg und Bitterfeld 
aufstellen lassen, das etwa 2^jo Millionen Mark kosten soll, das 
von der Provinz selbst als eins der besten der von ihr bisher 
bearbeiteten Projekte bezeichnet worden ist, und für das die 
Zeichnung von je einem Drittel der Kosten durch Staat und 
Provinz als sicher zu bezeichnen ist. Da die Bahn in Eilenburg^ 
den Mühlgraben überschreiten wird, so ist städtischerseits die 
Verbreiterung der Bahnbrücke zu einer Fahrbrücke und damit 
die Aufschheßung des Stadtteils Leipziger Höhe vorgesehen, 
da der einzige Ausgang zum Bergstadtteile über die staatliche 
Leipziger Brücke für die Zukunft allein den Verkehrsansprüchen 
nicht gewachsen ist. Im Anschlüsse an die zukünftige Eilen¬ 
burg-Bitterfelder Bahn ist auf Kosten einiger älterer in der 





Nr. 8 DEUTSCHLAND 373 



Mitte der Stadt liegender industrieller Etablissements das 
Projekt einer Industriebahn durch die Provinzialverwaltung 
aufgestellt worden, die ebenfalls rentabel erscheint und durch 
die Bitterfelder Bahn bedient werden wird. Einer der wert¬ 
vollsten Wünsche der Stadl ist die an den preußischen 
Eisenbahnminister gerichtete Bitte, die Strecke Ellerburg— 
Pretzsch zur Vollbahn auszubauen und bis Jüterbog zu ver¬ 
längern Die hierdurch wie mit einem Lineal gezogene gerade 
Eisenbahnlinie Berlin—Jüterbog—Pretzsch—Eilenburg—Leipzig 
würde weiter nach dem Süden fortgesetzt werden können und 
dadurch selbst im 
internationalen Ver¬ 
kehr eine Rolle 
spielen; Eilenburg 
würde sie die Mög¬ 
lichkeit geben, Berlin 
in etwa einer Stunde 
zu erreichen. Wenn 
der Staat dies gewiß 
im Interesse der Ent¬ 
lastung seiner stark 
befahrenen Bahn¬ 
strecken liegendes 
Projekt, wie er mit¬ 
teilt, mit Rücksicht 
auf andere Unter¬ 
nehmungen noch 
nicht hat durch¬ 
führen können, so 
wird doch seitens 
der städtischen Ver¬ 
waltung in Eilenburg 
mit Bestimmtheit ge¬ 
hofft, daß auch hier¬ 
für einmal der Zeit¬ 
punkt kommen wird. 

Das noch mehr in 
der Ferne liegende 
Projekt einer Bahn 
Eilenburg—Schildau 
— Beigem — Elster - 
werda sei hier nur 
kurz erwähnt. 

Das größte Pro¬ 
jekt, das die Stadt 
zurzeit gemeinsam 
mit einer großen 
Anzahl von Inter¬ 
essenten bearbeitet, 
ist die Fortführung 
des Großschiffahrts¬ 
weges Stettin— 

Berlin über Potsdam 
—Trebbin—Lucken¬ 
walde —^Jüterbog — 

Mündung derSchw. 

Elster in die Elbe—Torgau—Eilenburg—Taucha nach Leipzig- 
Möckern. Der Kanal Berlin—Leipzig ist ebenso wie der erste 
Teil des Großschiffahrtsweges als mit 600-Tonnen-Schiffen 
befahrbar geplant. Die Projektarbeiten befinden sich in den 
Händen der Firma Havestadt & Contag, die zunächst ein 
Vorprojekt aufstellt, das die Vertreter des Ministers der 
öffentlichen Arbeiten dem ersten und zweiten Vorsitzenden 
des Vereins als Vorbedingung bezeichnet haben, um auf Grund 
desselben entscheiden zu können, wie weit sich der Staat an 
den Kosten des eigentlichen Projekts beteiligen wird. Die 
einzelnen Teile des Projektes sind zum großen Teile bereits 
früher behandelt worden, so daß von allen Teilen der Kanal¬ 


strecke mit elementarer Gewalt ein Jubel bei den Interessenten 
entstand, als sie sahen, daß endlich ihre Wünsche durch ein 
großzügiges Projekt in die Hand genommen woirden. Neben 
den Städten sind es vor allem die Landkreise, die sich an dem 
Projekt beteiligen, denen der Kreis Teltow mit gutem 
Beispiel vorangegangen war, der einzige preußische Kreis, 
der einen Kanal auf eigenes Risiko erbaut und dadurch 
auf diesem Gebiete große Erfahrungen gesammelt hat. 
Die Potsdamer Handelskammer in Berlin, die Kreise 
Teltow, Belzig, Schweinitz, Torgau und Delitzsch, die Städte 

Potsdam, Trebbin, 
Luckenwalde, J üter- 
bog, Seyda, Torgau, 
Taucha und Eilen¬ 
burg, der Nuthe- 
Schau-Verband, die 
Leipziger Gewerbe¬ 
kammer und der 
Leipziger Verkehrs- 
Verein sind ebenfalls 
eifrige Mitarbeiter 
in dieser wichtigen 
Kanalfrage. Wenn 
der Rat der Stadt 
Leipzig auch noch 
immer abwartend 
beiseite steht, weil er 
glaubt, es seinen 
westlichen Terrain¬ 
besitzern schuldig zu 
sein, in erster Linie 
den Elster - Saale - 
Kanal zu fördern — 
ein Unternehmen, 
das als Kanalfrage 
vom volkswirtschaft¬ 
lichen Standpunkt zu 
begrüßen, dessen Be¬ 
deutung sich zu der 
des Kanals Berlin— 
Leipzig aber doch so 
verhalten dürfte wie 
eine Sekundärbahn 
zu einer mächtigen 
Durchgangslinie des 
international. Reise¬ 
verkehrs —, so wird 
und muß auch m 
Leipzig einmal die 
Erkenntnis kommen, 
daß der Norden 
Leipzigs, in dem 
die Stadt mit den 
großen Terrains des 
Johannis - Hospitals 
und des neuan- 
gekauften Ritterguts Mockau beteiligt ist, die gleichen 
Rechte hat wie der Westen, und vor allen Dingen die 
Erkenntnis, daß der Kanal Berlin—Leipzig die alte ,,See¬ 
stadt Leipzig“ an die Nordsee und an die Ostsee, in 
Verbindung mit Magdeburg, Hamburg, Berlin, Stettin, 
Dresden, Böhmen usw. bringen und damit zur deutschen 
Handelszentrale machen wird. Nach Aufstellung des Haupt¬ 
projektes wird die Ausführung in erster Linie den in Frage 
kommenden Staaten angeboten werden. Sollten die Staaten 
sich nicht entschließen, die Ausführung zu übernehmen, so 
gedenkt der Kanalverem die Verwirklichung des Projektes in 
derselben Weise vorzunehmen, wie es beim Mittellandkanal 


Ellenburg: Nikolauskirche 








374 TO e cx»QQ9QQC»eQ ^8e8^^^^agi DEUTSCHLAND (B^^^^eeeeeeee eeee e ee e etM Nr. 8 


geschieht: die Enteignung wird nicht nur für die Kanaltrace, 
sondern auch für die beiderseitigen Ufer (30—300 Meter je 
nach BedarO vorgenommen. Die Kosten des Baues werden 
auf das anliegende Gelände geschlagen, das an industrielle 
Unternehmungen und Gartenstädte auf dem gemeinnützigen 
Wege des Wiederverkaufsrechts verkauft wird; auf eine solche 
Weise wird nicht nur eine schnelle Lösung der Kanalfrage 
selbst, sondern auch eine bedeutende volkswirtschaftliche Auf¬ 
gabe auf dem Gebiete der von dem diesjährigen Städtetage der 
über 10 000 Einwohner zählenden Städte der Provinz Sachsen 
in Wernigerode und auf dieser Tagung 
besonders durch Se. Exzellenz den Herrn 
Oberpräsidenten von Hegel so warm 
empfohlene Innen-Kolonisation gelöst; der 
Staat würde in diesem Falle genau so 
wie beim Mittellandkanal lediglich das 
Enteignungsrecht zu verleihen und die 
Bürgschaft für die aufzunehmenden 
Kapitalien zu leisten haben. 

Die beiden Projekte der Bitterfelder 
Bahn und des Kanals Berlin—Leipzig 
berühren sich auf der Grundlage des 
von der Stadt kürzlich erworbenen 
Stadtgutes; die Bitterfelder Bahn soll 
die von der Potsdamer Handelskammer 
gewünschten Kohlentransporte an den 
Kanal heranbringen; auf dem Gebiete 
des Stadtgutes wird sich daher voraus¬ 
sichtlich einmal eine große industrielle 
Entwicklung vollziehen. 

Selbstverständlich teilen die vor¬ 
getragenen Projekte das Schicksal der 
vielen Pläne, die, solange sie noch nicht 
verwirklicht sind, immer dem Kopfschütteln von Zweiflern be¬ 
gegnen. Bei ruhiger Betrachtung wird aber jeder zugeben müssen, 
daß die Pläne, die hier vorgetragen sind, nicht nur der Stadt 
Eilenburg und auch einem großen Teil unseres Volkes überhaupt 
großen Nutzen bereiten wollen, sondern daß es sich sogar 
um Fragen handelt, die durchweg in der Zukunft, und 
zwar zum großen Teile in einer nicht fernen Zukunft, be¬ 
stimmt ihre Lösung finden müssen und werden. Die Bearbeiter 


derartiger Pläne befinden sich daher vollkommen auf dem 
Boden der Wirklichkeit. Für jeden, der sich dafür interessiert, 
sollen diese Zeilen dar tun, daß die heutige Verwaltung der 
Stadt Eilenburg Wert darauf legt, die Gewerbetreibenden der 
Stadt so zu fördern, daß ihre Betriebe und durch sie die Stadt 
eine gesunde Entwicklung nehmen können und daß dabei 
sämtliche Entwicklungsmöglichkeiten ins Auge gefaßt und 
gefördert werden. Es ist dabei keineswegs erforderlich, daß 
ein ungesundes Tempo eingeschla:7en wird, es soll nur ver¬ 
hindert werden, daß man einmal der Stadt, ihrer Verwaltung 
und ihren städtischen Körperschaften 
Unterlassungssünden vorwerfen könnte. 

Bei aller Vielgeschäftigkeit der Be¬ 
wohner Eilenburgs und trotz der vielen 
Pläne, die die Stadtverwaltung für die 
Zukunft bearbeitet, ist die Stadt stolz 
darauf, daß ihre Bürgerschaft weit und 
breit den Ruf echter deutscher Gast¬ 
freundlichkeit genießt. Zahlreiche Ver¬ 
sammlungen haben in den Mauern der 
beinahe 1000jährigen Stadt getagt. Stets 
sind die Gäste mit der Überzeugung 
geschieden, daß der Eilenburger zwar 
gerne arbeitet und auch seine Arbeiten 
gerne vorführt, daß er es aber noch 
lieber sieht, wenn mehr als seine Ar¬ 
beiten die Herzlichkeit seiner Gastlich¬ 
keit gelobt wird. So gehe denn auch die 
Eilenburger Nummer dieser Zeitschrift, 
die den stolzen Namen „Deutschland“ 
trägt, in alle Teile des Vaterlandes und 
weit über seine Grenzen hinaus als 
freundliche Einladung zum Besuche der 
Stadt Eilenburg, in der sich tausendjährige deutsche 
Geschichte abgespielt hat, die dem deutschen Volke 
Martin Rinckart und Franz Abt gegeben hat und die 
stets eine Ehre darein setzen wird, daß man ihr nachsagt, 
sie vereinige bei aller Wahrung der eigenen Interessen 
sich mit den andern deutschen Schwesterstädten in echter 
deutscher Arbeit zum Besten des gesamten deutschen 
Vaterlandes! 



Franz Abt und anderes aus der Geschichte der Stadt Eilenburg. 

Von Wilhelm Grigel, Rektor der Mittelschule in Eilenburg. 


Wo sich im deutschen Vaterlande schlichte Bürger nach 
des Tages harter Arbeit am stillen Abend zur Gesangespflege 
vereinigen, ist der Liederkomponist Abt mit seinen volks¬ 
tümlichen und ansprechenden Weisen bekannt und beliebt. 
Mag auch die strenge Kritik an seinen Werken so mancherlei 
auszusetzen haben, mag sie ihnen einen Mangel an Originalität 
oder wohl auch einen zu stark ins Sentimentale gehenden Zug 
vorwerfen, die außerordentliche Beliebtheit und die große 
Verbreitung seiner schlichten Lieder sichert dem Komponisten 
Franz Abt in unserm Volke ein bleibendes Andenken. Und 
nicht nur in der Heimat erklingen seine Melodien, sie sind mit 
den deutschen Männern und Frauen übers große Meer gezogen, 
und manche heimliche Träne entrinnt den Augen unserer 
Schwestern und Brüder im fernen Auslande, wenn die Töne 
eines Abtschen Liedes den sonnigen Lenz, den grünenden 
Wald und die stille Sternennacht des deutschen Vaterlandes 
in ihrer Seele wachrufen. 

Ein Akt der Dankbarkeit und Verehrung war es daher 
nur, als die Sänger der Stadt Eilenburg ihrem Liederkomponisten 


Franz Abt an der Stätte seiner Geburt und Kindheit ein zwar 
schlichtes, aber doch würdiges Standbild zu setzen beschlossen. 
Das am Sonntag, den 29. Juni 1913, im Beisein der gesamten 
Bürgerschaft enthüllte Denkmal ist eine Schöpfung des Bild¬ 
hauers Viktor Seifert. Es erhebt sich inmitten freundlicher 
Parkanlagen auf der neu angelegten Südpromenade gegenüber 
dem stattlichen Bau unseres Realgymnasiums und zeigt auf 
einem Sockel aus Muschelkalkstein das bronzene Brustbild 
des heimischen Komponisten, dem die Muse des Gesanges 
selbst die Leier stimmte. 

Ein stiller Sommersonntag umfängt uns, freundlich grüßen 
uns die grünen Rasenbeete mit ihren duftenden Sträuchern 
und zaubern in uns jene echt deutsche träumerische Stimmung 
hervor, die das Herz empfänglich macht für die schlichten 
Weisen unseres volkstümlichen Sängers. 

Mancher freundliche Leser unserer Zeilen wird in diesem 
Jahre die großen Festlichkeiten zur Jahrhundertfeier in Leipzig 
aufsuchen. Wer dort des vielen Schauens und des hastenden 
Treibens der Großstadt müde und überdrüssig geworden ist. 










piiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin 


Eilenburg: Im Stadtpark 


Eilenburg: Am Stadtgraben 





376 DEUTSCHLAND Ni.8 




Eilenburg: Marktplatz und Rathaus 


den möchte ich herzlich einladen, unserer so nahegelegenen 
freundlichen Stadt Eilenburg, die sich mitten zwischen wogenden 
Kornfeldern und grünenden Wiesen an der Mulde hin 
erstreckt, mit einem Besuche zu bedenken. Er wird es nicht 
bereuen; bietet sich ihm doch gleich vom Bahnhofe aus das 
Bild einer sauberen, 
aufblühenden und 
aufstrebenden Mittel¬ 
stadt dar. Und sollte 
er dann später in der 
Erinnerung an die 
freundlichen Stunden 
wiederkehren oder 
wohl gar wie so 
mancher Besucher 
vor ihm seinen 
dauernden Wohnsitz 
bei uns aufschlagen, 
so soll er uns doppelt 
willkommen sein. 

Die Stadt Eilen¬ 
burg hat eine lang¬ 
jährige und nicht 
uninteressante Ge¬ 
schichte. Ihr Name, 
der in keiner Weise 
von den Worten 

,,Eile“ oder ,,Eule“ 
abzuleiten ist, hängt 
nach den einleuchten¬ 
den Erklärungen eines heimischen Geschichtsforschers"^ 
mit dem ostwendischen Worte „Jil“ zusammen, das 

soviel wie Ton oder Lehm bedeutet. Ein Stamm der längs 
der Mulde ansässigen Sorbenwenden nannte sich, dem damaligen 
Gebrauche folgend, nach der lehm- und tonreichen Gegend 
die Ilen. Die ersten sorbischen Ansiedlungen erfolgten wahr¬ 
scheinlich in der Mitte des 6. Jahrhunderts. Aber die Selb¬ 
ständigkeit der alten Sorbenwenden dauerte nicht lange. In 
ununterbrochenen 
Kämpfen drang nach 
und nach das er¬ 
starkende Germanen¬ 
tum wieder nach 
dem Osten vor, die 
einheimischen Völker 
wurden unterworfen 
und von schnell an¬ 
gelegten Bergfesten 
aus mit starker Hand 
im Zaume gehalten. 

Als letzter stummer 
Zeuge der älteren 
,,llburg“ grüßt uns 
noch ein alter grauer 
Turm, der im Volks- 
munde,,Sorbenturm“ 
genannt wird. Von 
seiner Plattfläche 
aus genießt man 
bei klarem Wetter 
eine wunderbare 

Fernsicht, und man Eilenburg: Wandgemälde von Prof. A. Schlabitz (Charlottenburg) in der Aula des Realgymnasiums: 
kann wohl verstehen, Prediger Martin Rinckart trägt in der Schwedennot dem Allerhöchsten das Leid der Gemeinde vor 

daß dieser Bergfried dem germanischen Sieger die Beobachtung 
des unterjochten Volksstammes erleichtert hat. Die Beherrscher 
der alten Ilburg, unter denen uns im 10. Jahrhundert ein Graf 
Friedrich aus dem Geschlechte Bucici urkundlich genannt 

* Vjrl. die Arbeiten des Superintendenten Dr. Büchtinj; (Eilenburg). 


wird, vergrößerten durch Heirat und Fehde nach und nach 
ihre Besitzungen im Gebiete der Mulde und Saale. Ihnen 
gehörte auch die am rechten Saaleufer gelegene feste Burg 
Wettin, die später dem ganzen Geschlechte den Namen Wettiner 
gegeben hat, trotzdem das Geschlecht in Wettin nur 

etwa 50 Jahre, auf 
der Ileburg dagegen 
mehrere Jahrhunderte 
seinen Sitz gehabt 
hat. Als ihnen später 
auch die Mark¬ 
grafschaft Meißen 
zufiel, verlegten sie 
ihren Wohnsitz und 
ließen die Feste 
Ilburg durch einge¬ 
setzte Grafen ver¬ 
walten. Ein Konrad 
von Wettin, der im 
Jahre 1123 die ge¬ 
samten Besitzungen 
in seiner Hand ver¬ 
einigte, wurde der 
Stammvater des 
meißnisch - thüringi¬ 
schen Geschlechtes 
und damit der Be¬ 
gründer des jetzt noch 
regierenden sächsi¬ 
schen Königshauses. 

Schon unter den älteren Beherrschern war die Burg erweitert 
und verschönert worden, ihre Glanzzeit erreichte sie jedoch 
erst unter dem neueingesetzten adligen Geschlechte, das die 
alte Bergfeste zu einem herrlichen dreiteiligen Schlosse ausbaute. 
Auch die Macht der neuen Herren von Ileburg erstreckte sich 
weithin, ihnen gehörten unter anderm die Städte Mühlberg, 
Liebenwerda, Wahrenbrück, Ubigau, Düben und Gräfenhaini- 
chen. In jenen Zeiten ist wohl auch die liebliche Sage von der 

Zwergenhochzeit im 
Eilenburger Schlosse 
entstanden, die uns 
die Gebrüder Grimm 
erzählen und die 
durch Deutschlands 
größten Dichter in 
dem ,,Hochzeitslied“ 
einen tieferen Sinn 
erhalten hat. Im 
14. Jahrhundert aber 
verkauften die Grafen 
von Ileburg das 
glänzende Schloß 
und suchten in 
Preußen eine neue 
Heimat. Ihnen ent¬ 
stammt nachweisbar 
das noch heute be¬ 
kannte weitverzweigte 
Grafengeschlecht von 
Eulenburg. 

Unter dem Schutze 
dieser mächtigen Ge¬ 
schlechter hatte sich 
im Laufe der Jahrhunderte am Fuße der Burg, inmitten 
lachender Wiesen und grüner Bäume eine blühende Ansiedlung 
gebildet, die sich aus einzelnen Gemeinwesen nach und nach 
zu der Gesamtstadt Eilenburg entwickelte. Wie in allen Städten 
der damaligen Zeit, trieben die Bürger neben ihren Gewerben 




















Nr.8 DEUTSCHLAND 377 


auch Landwirtschaft; außerdem ermöglichten die saftigen Wiesen 
die Viehzucht, das klare Muldenwasser begünstigte die Ent¬ 
wicklung der Fischerei und ermöglichte bei nötigem Tiefgang 
die Flößerei und den Holzhandel. Der starke Hopfenbau an den 
Abhängen diente zur Herstellung eines schmackhaften Bieres, 
das in den alten geräumigen Kellereien des Bergstadtteils zu 
einem richtigen und bekömmlichen Lagerbier wurde, und die 
Apfel- und Nußbäume der Eilenburger Gärten brachten dem 
Bürger manch schönes Stück Geld ein. Aber auch die großen 
Nöte der damaligen Zeit, die verheerenden Gewalten des 
Wassers und des Feuers sowie die großen Seuchen hielten von 
Zeit zu Zeit ihren Einzug in die Stadt und forderten große 
Opfer an Gut und Menschenleben. Trotz alledem gelangte die 
Stadt unter der Herrschaft 
ihres Rates zu einem großen 
Wohlstände, so daß Luther, 
der bei seinen geistlichen 
Besuchen auch die wirtschaft¬ 
lichen Verhältnisse des Ge¬ 
meinwesens kennen gelernt 
hatte, die Stadt Eilenburg 
als eine ,,recht gesegnete 
Schmalzgrube“ bezeichnete. 

Da brach im Jahre 1618 
der furchtbare Dreißigjährige 
Krieg aus, der auch unsere 
Stadt Eilenburg bis ins 
innerste Mark hinein er¬ 
schütterte. Hungersnöte, Pest, 

Plünderungen und Knegs- 
kontributionen aller Art 
lähmten Handel und Wandel, 
die menschlichen Wohn¬ 
stätten verwaisten oder 
wurden ein Raub der 
Flammen, die herrenlos ge¬ 
wordenen Gärten und Felder 
lagen vereinsamt und unbe¬ 
baut da. Die großen Hoff¬ 
nungen, die die reinpro¬ 
testantische Bevölkerung auf 
den Schwedenkönig Gustav 
Adolf gesetzt hatte, zer¬ 
schellten in der blutigen 
Schlacht bei Lützen. Ein 
ergreifendes Gemälde im 
Sitzungszimmer unseres Rat¬ 
hauses von Fischer-Körlin, 
ein Konkurrenzentwurf für 
das Preisausschreiben für das 
Aulabild desRealgymnasiums, 
zeigt uns, wie angesehene 
Eilenburger Bürger mit ihrem treuen Seelsorger Martin Rinckart 
bei düsterem Fackelschein die Totenwacht an der im ,,Roten 
Hirsch“ aufgebahrten Leiche Gustav Adolfs halten. Doch die 
höchste Not brachte erst das Jahr 1639. Der schwedische 
Feldherr Derfflinger, der einen ihn nach Eisenberg rufenden 
Befehl mißverstanden haben soll, erschien vor den Toren der 
Stadt und forderte, da er dies einst so blühende Gemeinwesen 
noch immer für reich hielt, unter Androhung der Einäscherung 
der ganzen Stadt eine Kontribution von 30 000 Talern. Ver- 
gelblich waren die Bitten des geängsteten Rates,umsonst auch die 
flehentlichen Vorstellungen des Archidiakonus Rinckart, das 
Herz des schwedischen Generals blieb unerweicht. In dieser 
höchsten Not ließ der glaubensstarke Geistliche die Glocken 
läuten und rief seine Gemeinde mit den Worten zur Kirche: 
„Kommt, liebe Beichtkinder, wir haben bei Menschen kein 
Gehör mehr, wir wollen zu Gott reden!“ Die Orgel ertönte 


und die ganze Gemeinde sang das Lied: ,,Wenn wir in höchsten 
Nöten sein“. Dieser ergreifende Gottesdienst rührte die Herzen 
der schwedischen Offiziere. Derfflinger ermäßigte seine Forde¬ 
rung, und die Stadt blieb vor dem Untergange bewahrt. 

Dieser denkwürdige geschichtliche Augenblick ist von 
dem Kunstmaler Professor Adolf Schlabitz in Charlottenburg 
in einem gewaltig ergreifenden Wandgemälde in der 
Aula unseres neuen Realgymnasiums dargestellt. Aus vollem 
Herzen erscholl auch in Eilenburgs Mauern beim Friedens¬ 
schlüsse von Münster und Osnabrück das allbekannte 
Rinckartlied: ,,Nun danket alle Gott“, das der treue Seelsorger 
im Jahre 1630 in dankbarer Erinnerung an die Hundertjahrfeier 
der Übergabe der Augsburger Konfession gedichtet hatte. 

Nur langsam erholte sich 
das schwergeprüfte Gemein¬ 
wesen von den schrecklichen 
Kriegsjahren, und es bedurfte 
einer fast hundertjährigen 
Arbeit, ehe die frühere Blüte 
wieder erreicht wurde. In 
der zweiten Hälfte des 18. 
Jahrhunderts forderte der 
Siebenjährige Krieg neue ge¬ 
waltige Opfer an Gut und 
Blut, so daß sogar ein Teil 
der verarmten Bürgerschaft, 
an der Zukunft verzweifelnd, 
die Stadt gänzlich verlassen 
wollte. Auch die Sorgen und 
Nöte der napoleonischen 
Herrschaft lasteten in den 
Jahren 1806—1813 schwer 
auf der Stadt und ihren 
Bewohnern. Kurz vor dem 
letzten entscheidenden Völker¬ 
ringen bei Leipzig sahen die 
Bewohner Eilenburgs noch 
einmal m nächster Nähe die 
gewaltige Heeresmacht des 
gefürchteten Korsen, dessen 
Ruhm dann in Leipzigs 
Mauern zu Grabe getragen 
werden sollte. 

Der Wiener Kongreß 
wurde auch für die Stadt 
Eilenburg von weittragender 
Bedeutung, denn sie ging 
aus sächsischem Besitz in 
preußische Hände über. 

Im Jahre 1831 wurde 
der Stadt durch Aller-* 
höchste Kabinettsorder die 
Einführung der revidierten Städteordnung gestattet, und 
nun konnten die Bürger zeigen, was sie durch ihre selbst¬ 
gewählten Körperschaften in opferfreudiger Hingabe an das 
große Ganze auch in bescheidenen Verhältnissen zu leisten 
vermochten. Von weittragender Bedeutung für die Zukunft 
Eilenburgs wurde das Jahr 1872, brachte es doch der Stadt 
den so wichtigen Anschluß an die Eisenbahnlinie Halle—Sorau— 
Guben. 1874 wurde der Schienenweg Eilenburg—Leipzig 
dem Verkehr übergeben und im Jahre 1895 wurde die für das 
Hinterland wichtige Strecke Ellenburg—Pretzsch—Wittenberg 
eröffnet. Eine rege gewerbliche Entwicklung war die Folge djr 
Entstehung der neuen Verkehrsmittel, neben den älteren 
Industrieanlagen für Kattun, Pique und Tuchstoffe entstanden 
blühende Fabriken zur Verarbeitung des Eisens, zur Her¬ 
stellung von Zelluloid und Dermatoid sowie zur Erbauung 
von Klavierinstrumenten. Einen besonderen Aufschwung 







378 DEUTSCHLAND 


Nr. 8 



nahm auch die Möbeltischlerei, deren Artikel in Berlin und 
Leipzig einen guten Absatz finden. Mit dem wachsenden Wohl¬ 
stände der Bürger machte das neu aufblühende Gemeinwesen 
auch rasche Fortschritte in ästhetischer, gesundheitlicher und 
geistiger Hinsicht, so daß 
sich das einfache und stille 
Landstädtchen der früheren 
Jahre mehr und mehr in 
eine blühende, moderne 
Mittelstadt verwandelte. Die 
Anlegung von Kanalisation 
und Wasserleitung, die Ent¬ 
stehung schattiger Prome¬ 
naden und freier grüner 
Plätze, die Einrichtung eines 
modernen Krankenhauses 
und die Erbauung neuer 
freundlicher Häuser zeigen 
die Entwicklung der Stadt 
in den letzten Jahren. Eine 
besondere Pflege widmen 
die städtischen Körper¬ 
schaften ihrem Schulwesen, 
ein Realgymnasium, ein 


Lyzeum, eine Knaben- und eine Mädchenmittelschule sorgen 
neben den gut eingerichteten Volks- und Fortbildungsschulen 
für die geistige Hebung der heranwachsenden Jugend. 

Zum Schlüsse sei noch bemerkt, daß am I. Oktober dieses 

Jahres ein langgehegter 
Wunsch der Bewohner in 
Erfüllung geht: Es ist den 
unermüdlichenBemühungen 
des Magistratsdirigenten ge¬ 
lungen, die Herverlegung 
eines Bataillons Infanterie zu 
erlangen und Ellenburg zur 
Garnisonstadt zu machen. 

Möge die tatkräftige 
Leitung der Stadt und die 
freudige Hingabe der Bürger 
noch lange Jahre an der 
Weiterentwicklung unseres 
Gemeinwesens arbeiten! 
Möge ein freundliches Ge¬ 
schick auch in Zukunft 
über dem aufblühenden 
Gemeinwesen und seinen 
Bewohnern walten! 


Eilenburg: Realgymnasium 


Die Schwäbische Alb. 

Von Gustav Ströhmfeld. 


Die Schwäbische Alb ist eines der größten, schönsten und 
merkwürdigsten Gebirge im deutschen Vaterlande. Sie bildet 
die Vorstufe zum Hochalpengebirge und, gerechnet vom Nord¬ 
abschnitt des Schwabenlandes aus, die Mittelterrasse im Auf¬ 
stieg zum Voralpenland, hinter dem sich die Hochalpen zum 
Himmel türmen. Die Schwäbische Alb legt sich von Süd¬ 
westen nach Nordosten gewissermaßen als starkes Rückgrat 
quer durch das Königreich Württemberg, von dem sie wohl 
ein Viertel des gesamten Flächengehalts einnehmen mag. So wie 
die Schwabenalb das König¬ 
reich Württemberg durch¬ 
quert, wird sie selbst über¬ 
quert von den Stammlanden 
desHohenzollerngeschlechts, 
den politisch jetzt nicht 
mehr selbständigen, sondern 
zur Rhemprovinz des 
Königreichs Preußen ge¬ 
hörenden ,,Hohenzollern- 
schen Landen“. Ein 
Gebietsabschnitt im Osten 
entfällt auf das Königreich 
Bayern, im Südwesten auf 
das Großherzogtum Baden. 

Für den Namen 
,»Schwäbische Alb“ wird im 
Südwesten von der jungen 
Donau die Grenzlinie ge¬ 
zogen; denn das Gebirgs- 
glied zwischen Donau und 
Rhein im Zuge der von der 
Rhone bis zum Fichtelge¬ 
birge reichenden Jurakette gehört wohl dem sog. Schwäbischen 
Jura, nicht aber der Schwäbischen Alb an und führt den 
selbständigen Namen Randengebirge. 

Die Schwäbische Alb in ihrer heutigen Gestalt bildet 
ein verhältnismäßig schmales Tafelgebirge von 160 km Länge 
und 60 km Breite und damit nur einen kleinen Rest der ehe¬ 


maligen Jurameeresablagerung. Das Jurameer breitete sich 
einst südlich bis zu den Alpen und nordwestlich bis zum Rhein 
hin aus. Nunmehr sind die ursprünglich völlig wagrecht ge¬ 
lagerten Juraschichten — wahrscheinlich im Zusammenhang 
mit der Emporpressung der Alpen — in leichter Abdachung 
gegen die Donau geneigt und brechen entlang der Donau 
in die Tiefe, derart, daß das auf Steinkohlen getriebene 
Bohrloch bei Ochsenhausen O.-A. Biberach in der Tiefe von 
533 m die jurassischen Schichten nicht mehr erreicht hat. 

Anders hat sich der Nord¬ 
westrand der Alb gebildet. 
Hier ist die früher viel weiter 
nach Nordwesten vorge¬ 
schobene Alb allmählich 
durch den Einfluß des 
Wassers (Erosion) unter¬ 
spült, abgetragen und auf¬ 
gelöst und damit der Alb- 
rand immer weiter bis auf 
seine jetzige Lage zurück¬ 
gedrängt worden. Den Nach¬ 
weis dieses allmählichen Zu- 
rückweichens des nordwest¬ 
lichen Albrands hat in 
klassischer Beweisführung 
neuerdings Prof. Dr. Branco 
geliefert, und zwar insbe¬ 
sondere aus den Ein¬ 
schlüssen der Tuffe des 
Uracher Vulkangebiets. Die 
Erklärung desNamens ,,Alb“ 
wird verschieden versucht; 
am zutreffendsten dürfte die Herleitung vom keltischen 
Alb, woher auch Alm kommt (Weideberg), tcin. Besonders 
benannte Gebietsstriche sind im Osten zwischen Wörnitz und 
Brenz: das Härdtsfeld mit dem Vorland des Rieses; südlich 
von beiden: die Junge Pfalz; zwischen Kocher- und Großem 
Lautertal: der Albuch, die Ulmer-, Geislinger-, Blaubeurer- 



Eilenburg: Seminar 














Nr. 8 DEUTSCHLAND 379 


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Münslnger- (Hardt), Uracher- und Reutlinger Alb; gegen Süden: 
Hochsträß, Lutherische Berge, Landgericht, Teutschbuch; 
im Südwesten: Hardt, Heuberg, Baar, Randen, Hegau, Eck. 

Die Schönheiten der Schwabenalb sind reich und mannig^ 
faltig; sie sind aber von den Augen selbst der meisten Schwaben 
ungesehen geblieben, bis der Schwäbische Albverein vor 
25 Jahren aufstand und ihr Herold wurde. Dieser jetzt auf 
40 000 Mitglieder angewachsene Verein hat Weg und Steg 
gebaut, Natur- und Heimatliebe gepredigt und Tausende von 
Weggenossen aus Stadt und Land zu den Herrlichkeiten hinaus¬ 
geführt. Sein Wirken und Werben ist allmählich auch draußen 
im Reiche vernommen worden; die Schwabenalb lockt zu ihren 
Reizen immer mehr Freunde der deutschen Landschaft heran. 

Der Albverein hatte gewichtige Vorläufer in der Ver¬ 
kündigung der Naturreize seines Pflegegebiets. Aber nicht 
die Maler, sondern die Dichter, die schwäbischen Romantiker 
haben die Schönheiten der 
Alb entdeckt. Wer kennt nicht 
Wilhelm Hauffs berühmte 
romantische Erzählung „Der 
Lichtenstein“. Kein Geringerer 
als Gustav Schwab schrieb 
den ersten Alb-Führer, ge¬ 
schmückt mit vielen Gedichten 
Ludwig Uhland, ein rüstiger 
und begeisterter Albwanderer 
entnahm der Alb viel dichte¬ 
rischen Stoff. „Eduard M ö r i k e 
malt oft geradezu mit Worten 
Alblandschaften“, wie Professor 
Dr. Eugen Gradmann in 
Stuttgart so hübsch in seiner 
Begleitschrift zur ,, Jubiläums¬ 
ausstellung des Schwäbischen 
Albvereins“ (1913) sagt. Wir 
entnehmen dieser vortrefflichen 
Besprechung der erwähnten Ge¬ 
mäldeausstellung noch folgende, 
für die künstlerische Bedeutung 
und Würdigung der Alb sehr 
bezeichnende Stellen: 

Von den Romantikern 
stammt der noch heute üb¬ 
liche Begriff des Malerischen, 
der eigentlich mehr Zeich¬ 
nerisches begreift, den Reiz 
des Zufälligen in der Natur. — 

Als malerisch galten die 
Gegenden, die durch Ge¬ 
schichte, Sage und Dichtung gefeiert waren, wie der Rhein. 
Zu ihnen gehörte allerdings auch die Schwäbische Alb, die 
dank den schwäbischen Dichtern damals weitberühmt war. 
Aber der bildkünstlerische Niederschlag dieses poetischen 
Kultus der Alb besteht fast nur in gedruckten Ansichten 
bekannter Orte, gezeichnet im romantisch-klassizistischen 
Stile Steinkopfs, aber ohne künstlerischen Anspruch. 

Als um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die eigent¬ 
liche Malerei, die auf der Öltechnik beruhende Kunst der 
Farbe wieder erweckt wurde, erwuchs auch eine Landschafts¬ 
malerei, die sich ernstlich an die Natur machte. 

Die künstlerischen Reize unserer Schwäbischen Alb 
sind erstaunlich. Der Jurakalk erzeugt in Form so mancherlei 
und so auserlesene künstlerische Werte, daß ihm der Preis der 
landschaftlichen Schönheit nur von andern Kalkformationen 
bestritten werden kann. Die Umrisse der Albberge muten 
uns, wo sie unverhüllt sind, oft geradezu klassisch an, weil 
sie an italienische und griechische Kalkgebirgslandschaften 
erinnern. Es sind stilvolle Formen, die eine künstlerische 


Absicht geschaffen zu haben scheint. Andere erscheinen wie 
realistische Kunstgebilde, die ihre innere Natur und ihre 
Entstehung deutlich zur Schau tragen. In den oberen 
Schichten nimmt der Jurakalk gerne kühne, wilde Formen 
an, bildet Felsen, die wie Trümmer von Riesenburgen aus- 
sehen. An ihren Fuß legen sich in schönen Profillinien die 
Schutthalden, die im oberen Teil noch wüsten Haufen 
weißer Scherben gleichen, während sie sich unten mit holdem 
Grün bekleiden. Diese Felsen, Blößen und Trümmerhalden 
schimmern weit hinaus und spiegeln in ihrer Farblosigkeit alle 
Farben des Himmels, gelb und rot und blau und violett. Die 
Alb ist ein merkwürdiges Karstgebirge, doch gottlob keine 
Wüste. Ihr Pflanzenkleid ist üppig und frisch genug. Ihre 
Höhen, soweit noch unbebaut, sind grüne Heiden, belebt von 
stolzen Einzelbäumen und phantastischen Wacholderbüschen 
und durchzogen von Buchenwäldern. Ihre Klippen umblüht 

köstliches Gesträuch und ihre 
Abhänge deckt kühler Wald 
mit samtenem Mantel. In ihren 
Tälern tritt die heimliche Wasser¬ 
fülle der Höhlen zutage und hält 
die Wiesengründe wunderbar 
frisch. Tief und weit und wohnlich 
öffnen sich die Täler der Neckar¬ 
seite; doch versteckt, oft wild¬ 
romantisch sind die der Donau¬ 
seite, starrend von Felsen und 
dunkel von Wäldern. Aber das 
Feinste, was die Alb den Malern 
bietet, sind die Luftstimmungen 
mit den blassen und doch hellen, 
lichterfüllten Tönen, und die 
Ausblicke in die Tiefe und die 
Ferne, eingerahmt von derben 
Formen des Vordergrundes. 

Wie dem Maler, so bieten 
sich gleichermaßen dem Natur¬ 
forscher und dem Wanderer die 
Wunder der Alb in unerschöpf¬ 
licher Fülle dar. In muster¬ 
gültigen Werken haben „Das 
Pflanzenleben der Schwäbischen 
Alb“ Dr. Robert Gradmann, 
die geognostische und paläonto- 
logische Seite Dr. Theodor 
Engel in seinem ,,Geognostischen 
Wegweiser“ (beides im Verlag 
des Schwäbischen Albvereins, 
Tübingen) geschildert 
So weit die Schwäbische Alb reicht, ist die Buche „die 
kaum bestrittene Fürstin des Waldes“. Sie umkleidet freund¬ 
lich den Steilhang des Gebirges und folgt getreulich dessen 
Vorsprüngen und Einbuchtungen. Wie durch hochgewölbte 
Domeshallen, in denen das Sonnenlicht auf den silbergrauen 
Säulen der Buchenstämme und auf den Blättern des jungen 
Buchennachwuchses neckisch sein Spiel treibt, steigt der 
Wanderer im kühlen Buchenwald hinauf zum Bergrand, wo 
dann Ackerland und Weideflächen mit kurzem Rasen voll 
würziger Kräuter den geschlossenen Wald zurückdrängen, in 
manchen Gegenden auf Inseln und Horste und die Auskleidung 
von Mulden und Schluchten beschränkt. Urwüchsiger Nadel¬ 
wald ist im ganzen Bereich der Schwäbischen Alb nur an zwei 
räumlich weit getrennten Stellen anzutreffen: im Nordwesten 
auf der Strecke vom Hohenlupfen bis nahe heran zum Hohen- 
zollern und im Nordosten auf dem Härdtsfeld. „Es ist,“ sagt 
Robert Gradmann in seinem ,,Pflanzenleben der Schwäbischen 
Alb“, „wie wenn diese beiden Vorstöße des Nadelwaldes nur 
die Probe dafür liefern wollten, welch tiefe Umgestaltung des 



An der Zwiefalter Aach. (Nach einem Gemälde von Rud. Thost) 












380 DEUTSCHLAND Nr. 8 


Landschaftsbildes die Waldbäume hervorzurufen imstande 
sind. Düstere Schwermut breitet sich mit dem Nadelwald 
über die Ebenen und Hügel; als Bergwald wie an den Wänden 
der Balmger Berge verschärft er deren finsteren, drohenden 
Ausdruck und gibt den Felshängen, deren Flanken von 
einzelnen verwitterten Baumgestalten erklettert werden, erst 
recht das Gepräge 
der Kühnheit und 
Wildheit, das jene 
Berghäupter der Ey¬ 
ach-Gegend beson¬ 
ders auszeichnet.“ 

Eine solcheGestaltung 
des Oberflächenbildes 
bringt malerische 
Wirkungen hervor, 
und nichts verrät 
mehr Unkenntnis von 
der Natur der Schwa¬ 
benalb als das Ge¬ 
rede von der angeb¬ 
lichen Einförmigkeit 
ihrer Hochfläche. 

Dem steht schon die 
Art der geognosti- 
schen Gestaltung ent¬ 
gegen, die immer wie¬ 
der aufTerrassenKup- 
pen zu setzen, Mul¬ 
den oder jähe Talein¬ 
risse zu bilden gewußt und das alles mit duftigen Tönen zu zieren 
verstanden hat. Dabei gibt es Striche auf der Hochfläche, 
die zu der Kornkammer des Schwabenlandes zählen. Wenn 
die Hochfläche allerdings des Schmuckes blinkenden Wassers 
entbehren muß, weil es in den Klüften des zerrissenen Kalk¬ 
gebirges rasch versinkt, so sind die mächtigen Quellen und 
die raschen Flüsse in den wiesenfrischen Tälern eine reiche 
Entschädigung dafür. 

Jegliche Wassernot 
auf der Hochfläche 
der Alb hat übrigens, 
zugleich ein leben¬ 
diges Zeugnis moder¬ 
ner Kultur und durch 
ihre kühne Unter¬ 
nehmung eine Be¬ 
rühmtheit, die monu¬ 
mentale Albwasser- 
versorgung beseitigt, 
die nicht bloß im 
Lande selbst die Aus¬ 
breitung des Netzes 
hervorgerufen hat, 
sondern auch weit 
über die Landes¬ 
grenzen hinaus vor¬ 
bildlich geworden ist. 

Das württembergische 
Wasserversorgungs¬ 
wesen verdient kurz 
als Ganzes im Rahmen 
eines Kulturbildes ge¬ 
würdigt zu werden. Die älteste Wasserleitung, deren Wasser, 
wenn auch in Fassung, heute noch benutzt wird, stammt aus 
den Zeiten der Römerherrschaft. Sie führte dem umfang¬ 
reichen Römerkastell und seiner vornehmen Villenstadt Sume- 
locene, der heutigen Bischofstadt Rottenburg am Neckar, 
in kilometerlangem, gemauertem Aquädukt, von dem Reste 


erhalten sind, aus dem bei Obernau m das Neckartal mündenden 
Rommelstal frisches Quellwasser zu. Erst die Kloster- und 
Städtegründungen des Mittelalters brachten die laufenden 
Brunnen, oft weither gespeist, wieder zu Ehren. Diese sprudeln¬ 
den Röhrenbrunnen, mit gemeißelten Rittergestalten auf dem 
ornamentierten Brunnenstock, sind es, die im Verein mit den 

hohen Giebelhäusern 
dem Innenbilde der 
alten schwäbischen 
Städte soviel An¬ 
heimelndes mit auf¬ 
prägen. Dem genialen 
Blicke des Zivilinge¬ 
nieurs C. Ehmann und 
der weitschauenden 
Regierungsfürsorge 
ist die Inangriffnahme 
einer großzügigen 
Wasserversorgung, 
zunächst für die 
wasserarme Schwä- 
bischeAlb, zu danken. 
Der Grundgedanke 
war: Gruppenweise 
Zusammenfassung 
einzelner Gemeinden 
und Förderung des 
Quellwassers aus den 
Tälern mittels eigener 
Pumpwerke. Von 
den reinen Baukosten übernimmt der Staat 15 bis 30 Prozent. 
Das vortreffliche System der Gruppenwasserversorgung mit 
ihren Zweckverbänden fand seit 1867 im ganzen Lande An¬ 
wendung. Vollendet sind 47 Gruppenwasserversorgungen, 
die in 2134 Kilometer langen Röhrenleitungen an 457 Gemeinden 
Wasser liefern. Die Förderhöhe für die Pumpen, die täglich 
15 Millionen Liter Wasser zu den als Landmarken weithin 

kenntlichen Hochbe¬ 
hältern emporheben, 
bewegt sich zwischen 
80 und 320 Meter. 
Neben diesen Grup¬ 
penwasserversorgun¬ 
gen stehen unter vor¬ 
wiegender Benutzung 
natürlicher Quellzu - 
leitungen die selb¬ 
ständigen zentralen 
Emzelanlagen, womit 
von rund 1900 über 
1000 Gemeinden ver¬ 
sorgtworden sind. Die 
Krönung der staat¬ 
lichen Förderung des 
Wasserversorgungs¬ 
wesens, das gegen¬ 
wärtig unter der tat¬ 
kräftigen Oberleitung 
des Baurats Groß 
steht, wird das zurzeit 
in Ausführung be¬ 
griffene große Werk 
einer allgemeinenLandeswasserversorgung sein, die auf einemWeg 
von über 150 Kilometer einem großen Zweckverband von Städten 
und Dörfern dienstbar sein und das unentbehrliche Naß bis in die 
Landeshauptstadt heremleiten wird. — Obwohl die Schwäbische 
Alb ein einheitlich geschlossenes Gebirge ist, stellt sie sich in ihren 
einzelnen Teilen unterschiedlich dar, am ersichtlichsten beim 



Hohenneuffen. (Nach einem Gemälde von Julius Kornbeck) 



Ruine Hohenrechberg. (Nach einem Gemälde von Rieh. Seemann) 














382 DEUTSCHLAND 


Nr. 8 


Fastnachtsbrauch des Adels aus dem Mittelalter zum Wende¬ 
punkt in der genannten Erzählung. Man tanzte um die Donau¬ 
quelle, und es galt nun für den Tänzer, den Tanz mit einem 
Sprung in die kalte Flut zu unterbrechen und, bis ans Knie 
im Wasser stehend, einen Pokal Wein zu leeren. 

Die großartige Szenerie in der südlichen Alblandschaft 
hat die Natur dort geschaffen, wo sie den breiten Gebirgsstock 
mit Gewalt zerriß und so durch die klaffenden Spalten dem 
Abfluß der Wasserfluten des 
einen Beckens in das andere, von 
West nach Ost, eine Rinne zog. 

Ungefähr zwei Stunden unter¬ 
halb des heutigen Tuttlingens 
trifft die Donau auf das Ge- 
birgsmassiv. Während bis dahin 
die Talsohle den Ansiedlungen 
breiten Raum ließ, rücken die 
Talränder unterhalb des Städt¬ 
chens Mühlheim näher zu¬ 
sammen, und rasch hat sich das 
Landschaftsbild verändert. — 

Das Strombett, in vielfacher Ver¬ 
schlingung oft rücklaufend, 
senkt sich tiefer in die Berge 
ein, und auch das Wasser des 
Flusses wechselt Farbe und Lebendigkeit, je nachdem es träge 
im Schatten überhängender Waldbäume oder einer Felswand 
über düstere Tiefen schleicht, oder aufschäumend wie ein 
Wildbach sich in engen Ufern zwischen abgestürzten Fels¬ 
blöcken drängt. 

Die Hänge werden steiler und immer höher, und in ge¬ 
waltigem Kranze reihen sich die Felsen, die erst einzeln oder 
in kleineren Gruppen zutage treten, als gigantische Bekrönung 
der Höhenzüge aneinander. Die Formen wechseln beim Weiter¬ 
dringen jeden Augenblick. Bald scheint das Tal in einem 
weiten Kesselrund plötzlich sein Ende zu finden, bald von 
einer jäh abstürzenden Felswand quer abgeschnitten, oder es 
öffnen sich tiefe Schluchten, und hoch am Felsrand gähnt 
weit aufgerissen der Schlund von Höhlen und Grotten. Die 
Absätze des Steilabfalls und 
die Hänge sind bis herab zur 
Talsohle mit Wald bewachsen, 
so daß sich von selbst zu dem 
Reichtum der Formen eine 
wirkungsvolle Untermischung 
der Farben gesellt. Der Höhe¬ 
punkt landschaftlicher Romantik 
ist aber da zu finden, wo sich 
über den Wipfeln der Bäume 
die Türme und Mauern alter 
Burgen gleich Adlerhorsten auf 
den grauen Felsen erheben, und 
so ist denn der mittlere Teil 
des Donaudurchbruchs als die 
Glanzpartie der ganzen Strecke 
zu bezeichnen. Wer bei freund¬ 
lichem Sonnenuntergang auf 
dem ,,Käppele“, der Bergzunge 
gegenüber dem Wildenstein 
und rückwärts von „St. Maurus im Felde“, nur ein einziges Mal 
gestanden und an dem vor seinem Auge sich entwickelnden 
Bilde den Blick gelabt hat, verliert nichts davon aus der Er¬ 
innerung. Schon steigen langsam die blauen Schatten an den 
Halden herauf. Noch erglänzen die Felsen hell, und in den 
Fenstern von Burg Wildenstein und Werenwag flimmert der 
widerspiegelnde Abendschein, aber rasch und rascher flüchtet 
das Licht, kaum noch wie Schaumgold, vor den nacheilenden 
Schatten zur sonnenhellen Höhe, über die Felsen zu den Zinnen 


und Turmspitzen der Burg, bis auch hier den letzten Glanz 
das Dunkel der Nacht verschlingt. — Im Tale wird s lichter, 
weiße Nebel schweben leise empor, in den Bäumen wispert 
die Nachtluft; von St. Maurus aber ruft mit hellem Klingen 
das Glöcklein seinen Nachtgruß in die Berge und Wälder. — 
Bei Scheer geht das enge felsendräuende Donautal in das 
breite Donauried über. Die Höhen treten rechts zunächst 
ganz zurück, während links immer noch eine Randerhebung 

mit Ackerfluren bleibt. Die 
Strecke zwischen denMündungen 
der Albflüßchen Zwiefalter Aach 
und Großer Lauter erinnert 
durch das Zusammenrücken und 
die schluchtartige Gestaltung der 
Flußwände wieder an trotzige 
Albnatur. Diesen Charakter 
tragen auch die malerischen 
Flüßchen zur Schau, die tief in 
den Albrücken einschneiden und 
zur Donau hereinmünden. 

Bevor die Donau Ulm 
erreicht, verstärkt sie ihre Fluten 
mit den Gletscherwassern der 
Iller, die sich ungefähr eine 
halbe Stunde oberhalb Ulm 
in jene ergießt. Nur widerwillig gibt der Alpenfluß seine 
Selbständigkeit auf; weithin hält er im gemeinsamen Strombette 
die grünen Wasser beisammen, ehe Welle mit Welle sich mischt. 

Lange schon ist die im Sonnenschein hell erglänzende 
Pyramide des Münsters in den Gesichtskreis gekommen; immer 
schärfer fallen die edlen Formen des feingegliederten Baues 
in die Augen, das Wahrzeichen der stolzen Vergangenheit 
einer kraftvollen Bürgerstadt; mit den Ranken und Blumen 
des Turms steigt der Blick hinauf zu den Wolken und schweift 
darüber hinaus zu reineren Höhen. — 

Die nach der Donauseite verlaufenden Täler sind länger 
und weniger tief eingeschnitten als diejenigen auf der Nord¬ 
seite, die sich infolge der Hebung und Erosion der Albtafel 
als Rumpftäler darstellen. Alle diese Täler prangen im Schmuck 

von Wiesengründen und am 
Steilgehänge von Bergwäldern, 
aus denen die graublauen 
Felsklötze oder -nadeln hervor¬ 
schauen und zu Tale grüßen. 
Die Flüßchen sprudeln in mäch¬ 
tigen Quellen aus den Fels¬ 
klüften hervor. Auf der Südseite 
sammeln sich ihre Wasser häufig 
am Fuß von Felsen in mächtigen 
Quelltöpfen, wovon durch die 
himmelblaue Farbe des klaren 
Wassers der berühmteste ist: 
der Blautopf in Blaubeuren. 
Diese Quelltöpfe stehen im 
Zusammenhang mit dem weit 
ausgebreiteten Höhlensystem der 
Alb. Mehr als 100 Höhlen 
und Grotten von einiger Be¬ 
deutungwerden gezählt; die be¬ 
rühmtesten unter den zugänglich gemachten Tropfsteinhöhlen 
sind: auf der Nordseite die Charlottenhöhle bei Hürben, die 
Schertelshöhle bei Wiesensteig, die Gutenberger Höhlen, 
die Nebelhöhle, die Karlshöhle und die Olgahöhle beim Schloß 
Lichtenstein, die Linkenboldshöhle bei Onstmettingen, auf 
der Südseite die Friedrichshöhle mit befahrbarem Quellsee bei 
Zwiefalten, der Hohlefels bei Schelklingen, die Sontheimer Höhle. 

Die Besiedlung der Schwäbischen Alb ist uralt. Hügel¬ 
gräben und Volksburgen mit Ringwällen in dunkeln Wäldern, 



Hauff-Denkmal 



Ruine Rechberg 

















384 DEUTSCHLAND 


Nr. 8 



Opferstätten auf lichten Bergeshöhen, die Gestaltung der 
Fluren, zahlreiche bis ins graue Mittelalter zurückreichende 
Baudenkmäler für Schutz und Trutz, für Heim und Hof, 
für kirchliche und profane Zwecke, einfach oder in kunst¬ 
voller Ausführung, freilich oft genug nur noch in über¬ 
grasten, vermoosten oder zerbröckelten Resten, bezeichnen 
den langen Werdegang einer denkwürdigen Kulturentwicklung. 

Die Besiedlung in den Tälern ist stark, auf den Höhen 
dünn. Entlang der 
Flußläufe gedeihen 
blühend Gewerbe und 
Industrie; auf den • 

Höhen finden wir eine 
kernhafte, gegend¬ 
weise recht behä¬ 
bige Bauernschaft. In ^ 
zwei hochgelegenen ’ 

Tal - Pässen finden 
wir in 500 und 
700 m Meereshöhe 
zwei stattliche und 
durch ihre Industrie¬ 
arten weltberühmte 
Gewerbestädte: im 

Nordosten, im Tal¬ 
paß von Kocher- 
Brenz, das schwä¬ 
bische Manchester 
Heidenheim a. Br. 

(Voigtsche Turbmen- 
fabrik), im Süd¬ 
westen Ebingen (Tri¬ 
kot, Feinmechanik). 

Auch der Kriegs¬ 
gott hat die Schwä¬ 
bische Alb liebgewon¬ 
nen und zwei riesige 
Truppenübungsplätze 
auf ihrem gewaltigen 
Rücken ausgebreitet: 
für das 13. (würt- 
tembergische) Ar¬ 
meekorps auf der 
Hardt bei Münsingen, 
für das 14. (badi¬ 
sche) Armeekorps auf 
der Hardt zwischen 
Ebingen und Kloster 
Beuron im Donautal. 

Die Schwäbische 
Alb ist durch die 
Eisenbahn, die ihren 
Rücken an sieben 

Stellen von Nord nach Süd ganz überquert und mit zahl¬ 
reichen Stichlinien an das Verkehrsnetz anschließt, endlich 
durch das in Württemberg weit ausgebreitete Verkehrsmittel 
fahrplanmäßiger Kraftwagen in reichem Maße zugänglich 
gemacht. Die leichte Erreichbarkeit kommt den Bädern 
und Sommerfrischen der Schwabenalb zustalLcii, die ihre 
klimatischen Vorzüge nicht bloß dem Touristen, sondern 
auch dem Kur- und Erholungsbedürftigen zur Ver¬ 


Honau 


fügung stellt. Mineralquellen sprudeln in Ditzenbach, Ueber- 
kingen, Göppingen (Säuerling), die höchstgelegene Schwefel¬ 
quelle Europas entquillt in Sebastiansweiler am Fuß des Hohen- 
zollern der Erde. Altberühmte Sommerfrischen und Luft¬ 
kurplätze sind im Norden und Süden und oben auf der Hoch¬ 
fläche der Alb zu finden. (Näheres hierüber in dem Büchlein 
,,Schwäbische Kurorte, Sommerfrischen, Sportplätze“.) Dem 
Sport des Schneeschuhlaufs kann nirgends schöner gehuldigt 

werden als auf der 
Schwäbischen Alb, 
die das größte freie 
Schneeschuh - Gebiet 
weit und breit dar¬ 
stellt. Der schwäbi¬ 
sche Schneeschuh¬ 
sportsmann Paul Din¬ 
kelacker bezeugt das 
der Schwabenalb mit 
folgenden Worten: 
,,Hinter ihrem hohen, 
burggekrönten Fel¬ 
senrande, mit dem sie 
ins Neckartal trotzt, 
zieht sie sich, zur 
Donauseiteallmählich 
sich senkend, als 
leicht gewelltes, hügel¬ 
reiches Hochland hin. 
Kuppe an Kuppe 
hebt sich dort, und 
meilenweit dehnen 
sich Heide und Weide 
mit freiemAuslauf und 
freiem Ausblick auf 
die glänzenden Alpen¬ 
gebirge der Ferne. 
Für Schneeschuh¬ 
leute ein herrliches 
Gelände, nur wenig 
v/aldbestanden, und 
kein hinderlicher 
Viehzaun hemmt des 
Skimanns flüchtigen 
Fuß. Saubere Dörf¬ 
lern finden sich allent¬ 
halben zerstreut mit 
einfacher, aber auch 
billiger Atzung und 
Obdach. Allerorten 
winden sich die 
Bahngleise heute in 
die stillen Täler hin¬ 
ein und erschließen 
uns so eine ganze Reihe von Winterfahrten als lohnende 
Tagesausflüge.“ 

Zum Durchwandern der Schwäbischen Alb ist es just 
die schönste Zeit im Mai, wenn der Frühling die Obst¬ 
bäume in den Tälern mit weißen Blüten und die Berg¬ 
wälder r:*iic jungem Laub zu schmücken beginnt, oder im Sep¬ 
tember und Oktober, wenn Maler Herbst mit farbenglühender 
Palette durch die Wälder seine Streifzüge begonnen hat. 















Nr. 8 DEUTSCHLAND 385 

Posen. 

Von Dr. Hermann Dreyhaiis. 


Die großen Kaisermanöver zwischen dem 5. und 6. Armee¬ 
korps lenken aller Blicke nach dem Osten des Deutschen Reiches. 
Einen glänzenden Auftakt erhalten sie durch die Kaiserparade 
des 5. Korps auf dem Lawicaer Exerzierplatz bei Posen am 
26. August. Zur Parade, die der Kommandierende General des 
5. Armeekorps von Strantz befehligen wird, kommen außer 
dem Kaiserpaar der Kronprinz und die Kronprinzessin, das 
Prinzenpaar Eitel Friedrich und August Wilhelm, Prinz Oskar 
und endlich Prinz Ernst August von Braunschweig-Lüneburg 
mit Gemahlin. Einen besonderen Reiz wird das militärische 
Schauspiel noch dadurch erhalten, daß Prinzregent Ludwig 
von Bayern, der Chef des Posener Infanterieregiments Nr. 47, 
wahrscheinlich teilnehmen wird. Selbstverständlich wird das 
Gefolge des Kaisers, das sich wie immer aus ersten deutschen 
und fremdländischen Offizieren zusammensetzt, wieder äußerst 
prächtig sein. Die Stadt Posen, die jüngste Residenz des 
Königs von Preußen, wird bei diesen Manövern den Aus¬ 
gangspunkt bilden. Für sie ist die Anwesenheit de^Landes¬ 
herrn mit solch erlauchter Begleitung etwas mehr als ein Besuch 
von Fürstlichkeiten. Gilt es doch auch bei\dieser Gelegenheit 
wieder, den hart um ihr Deutschtum kämpfenden Landes¬ 
kindern in der Ostmark zu zeigen, daß die landesväterliche Huld 
weder nachläßt noch müde wird. Und das wird gerade in diesem 
Jahre, wie wir weiter unten sehen werden, besonders wohltun. 
Denn das Deutschwerden von Posen vollzieht sich nicht mit 
der Geschwindigkeit, die man erwartet und erhofft hatte. 

Zwar wird man auf den ersten Blick fast den gegenteiligen 
Eindruck gewinnen. Kommt man als Fremder vom Bahnhof, so 
mutet einen nichts polnisch an. Kaum ist man die Bahnhofstraße 
etwas aufwärts gegangen, dann leuchtet einem die stolze Kaiser¬ 
burg entgegen, von Schwechten markig und trotzig erbaut. 
Der Blick von der Kaponniere aus bietet das Bild einer eleganten 
Verwaltungsstadt, die in ein parkmäßiges Grün gebettet ist. 
Geht man durch die Stadt der Paläste, dann erblickt 
man wohl an dem Gebäude der Raiffeisengenossenschaft das 
Wort des Großen Kurfürsten: ,,Gedenke, daß du ein Deutscher 
bist!“ Ein Mahnwort nicht nur, auch ein Ausdruck ernstesten, 
innersten Stolzes. Das ist alles deutsch, kerndeutsch! — 


Anders wird das Bild, wenn man in die Geschäftsstadt 
tritt. Glücklicherweise herrscht heute nicht mehr der Ein¬ 
druck des vergangenen Winters und Frühjahrs, als die Ent- 
eignungsvorlage wieder einmal zur Debatte stand. Da hatten 
die Geschäftsstraßen ein seltsames Aussehen. Vor den deutschen 
Läden standen polnische Streikposten, die den in den Zeitungen 
gepredigten Boykott deutscher Waren dadurch besonders wirk¬ 
sam machten, daß sie polnische Käufer, die sich trotz aller 
Warnungen noch in ein deutsches Geschäft verirrten, vor der 
Tür noch einmal von ihrem Vorhaben abzuhalten suchten. 
Und nicht ohne Erfolg! Ja, manchmal wurden sogar die 
nationalen Leidenschaften derartig erregt, daß es auf seiten 
der Polen gelinde gesagt zum mindesten zu Taktlosigkeiten 
kam, wie folgendes Beispiel beweist. Eine Dame hatte ihrer 
vieljährigen Gewohnheit gemäß in einem deutschen Geschäft 
eingekauft. Beim Hinausgehen wird sie von einem Streik¬ 
posten erkannt, der ihr scharfe Vorhaltungen macht. Ein 
kurzes Besinnen, der Gewissenszwang ist aber zu groß, die 
Dame kehrt zurück, wirft dem Geschäftsinhaber die Ware 
vor die Füße und empfiehlt sich. Jeder Kommentar ist über¬ 
flüssig! Daß sich Polen noch heute zu unentbehrlichen deut¬ 
schen Ärzten oder Rechtsanwälten nur heimlich begeben, 
sei nur beiläufig bemerkt. Unterstrichen muß aber werden, 
daß die Konzentrierung des Polentums in Posen heute um¬ 
fassender ist als vor 10 bis 20 Jahren, als die Stadt in ihren engen 
Wällen noch ganz und gar den Charakter einer polnischen 
Provinzstadt trug. 

Was sollen wir also sagen, unter welchem Zeichen steht 
Posen heute? Ist die preußische Königskrone, die über dem 
Polenadler auf dem Rathausturme schwebt, wirklich ein Symbol 
der Preußenherrschaft und nicht nur der Preußenmacht?! 
Eine unzweideutige Antwort läßt sich nicht darauf geben. 
Nach den beiden Schilderungen wiegt schließlich das eine 
soviel wie das andere. Zwar läßt sich eine gewisse Erstarkung 
des Polentums als Folge des Enteignungsgesetzes nicht leugnen. 
Dieser Erfolg wird noch bedeutsamer, wenn man einen Blick 
in die Statistik der Geburtenhäufigkeit bei Deutschen und 
Polen wirft. Um ein Beispiel herauszugreifen: in der Zeit 



Posen: Blick auf Stadttheater und Ansiedlungskommission 









386 DEUTSCHLAND Nr.8 


vom 1. Januar 1906 bis 31. Dezember 1910 gab es 698 deutsche 
Eltern, die vier Kinder hatten, gegen 2198 polnische, oder 
117 deutsche Eltern mit acht Kindern gegen 608 polnische. 
Diese auffallend größere Vermehrung der Polen gibt aller¬ 
dings für die Zukunft etwas zu denken, wenn auch festgehalten 
werden muß, daß die Sterblichkeit unter ihnen weit größer 
ist als bei den deutschen. Aber demgegenüber darf man 
doch nicht die Erfolge, die das Deutschtum vor allem 
nach außen hin, in bezug auf das Gepräge der Stadt, er¬ 
rungen hat und dauernd weiter erringt, zu gering anschlagen. 
Wird erst das Kleid ganz deutsch, dann wird schließlich 
der Körper schon folgen. 

Gerade Posen selbst bietet dafür ein treffliches Beispiel. 
Der Kern des heutigen Posen, der sogenannte Altmarkt mit 
seiner Umgebung, vor allem mit seinem herrlichen, augen¬ 
blicklich nach den alten Plänen wieder restaurierten Rathaus, 
ist ursprünglich eine deutsche Niederlassung. Wenn auch 
der jetzt unwichtigste, aber älteste Teil Posens, die Dominsel 
mit Schrodka, polnische Siedelung ist, so muß man doch die 
Stadt Posen unbedingt von deutscher Herkunft erklären, 
die auch in deutscher Weise unter Zugrundelegung des Magde¬ 
burger Rechtes verwaltet wurde. Ja, die älteste erhaltene 
Ratsliste vom Jahre 1280 weist zahlreiche deutsche Namen 
auf, und die Sprache der Urkunden ist neben dem Lateinischen 
fast ausschließlich deutsch. Das Vorherrschen des Deutschen 
hielt bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts an, solange der 
Zustrom deutscher Einwanderer dauerte. Dann beginnt mit 
dem Erstarken der polnischen Königsmacht eine systematische 
Polonisierung, die sich allerdings zunächst nur auf rein äußer¬ 
liche Dinge erstreckte. Namen wurden ins Polnische über¬ 
tragen, deutsche Predigten verboten, aus den amtlichen Schrift¬ 
stücken verschwindet die deutsche Sprache mehr und mehr usw. 
Nur die deutsche Stadtverwaltung ließ man einstweilen noch 


unangetastet, bis auch hier der König sein Machtwort einlegtc 
und die Selbstverwaltung beseitigte. Mit dem Sinken der 
Königsmacht aber ist auch Posens Schicksal besiegelt, im 
17. und 18. Jahrhundert verödet es allmählich, bis es durch die 
zweite Teilung Polens 1793 an Preußen kommt. Doch nur 
kurze Zeit konnte es zunächst die Segnungen der immer noch 
rührigen Verwaltung unter den Hohenzollern genießen, erst 
nach den Befreiungskriegen trat es endgültig in die Reihe der 
preußischen Städte ein. Wohl hob sich sein Wohlstand bald, 
wohl \vurde es ein Mittelpunkt der Bildung und Verwaltung 
für die ganze Provinz, aber den Anlauf zu einer großzügigen 
Entwicklung konnte es erst nehmen, nachdem am 3. September 
1902 der Deutsche Kaiser der jubelnden Stadt die Auflassung 
des westlichen Befestigungsgürtels verkündigt hatte. Seit 
dieser Zeit beginnt die systematische Verdeutschung der Stadt 
Posen. Es wird daher heute interessieren, was in diesem ersten 
Jahrzehnt geleistet worden ist. 

Die Maßnahmen der Regierung, der Stadt Posen im 
Westen eine weitgehende Entwicklungsmöglichkeit zu ver¬ 
schaffen, muß man unbedingt als sehr umfassend anerkennen. 
Das ganze linke Wartheufer ist von der bedrückenden Um¬ 
klammerung befreit worden. An Stelle der Wälle und Forts 
ist eine großartige Ringstraßenanlage getreten, deren Namen 
die Stufenleiter der Hohenzollern vom Burggrafen über Mark¬ 
graf, Kurfürst, König bis zum Kaiser darstellen. Diese große 
Ringlinie wird durch den Platz, den das ehemalige Berliner 
Tor einnahm, in zwei gleichmäßige Hälften geteilt, in deren 
Mitte sich jedesmal eine parkartige Erweiterung befindet, 
im Süden ist dies der Schillerpark mit einer Nachbildung der 
Danneckerschen Schillerbüste und im Norden der Goethepark. 

Es ist selbstverständlich, daß sich um diese Neuanlagen 
auch das neue Posen bildete, denn im Innern war begreiflicher¬ 
weise nicht mehr viel verfügbarer Raum. Der Mittelpunkt 



Posen: Königliches Residenzschloß 





















s=s~ a. 


Nr. 8 DEUTSCHLAND 387 



dieser jungen Schöpfung wurde der Platz am Berliner Tor. 
Das Berliner Tor war bisher der Ausgang zu den bedeutendsten 
Posener Vororten, zu den bereits 1900 eingemeindeten Orten 
Jersitz und Lazarus. Gleichzeitig mit diesen war das im Süd¬ 
westen gelegene Wilde angegliedert worden. Durch die Nieder¬ 
legung der Wälle war bis zu diesen Orten ein großes Freiland 
erschlossen worden. Nebenbei sei bemerkt, daß man nunmehr 
auch ungehindert zum Bahnhof gelangen kann, der früher mit 
seinen sämtlichen Anlagen völlig außerhalb der Stadt lag. Die 
bauliche Verbindung mit den beiden erstgenannten Vororten 
wurde am energischsten gefördert. Infolgedessen zog die Be¬ 
völkerung geradezu massenweise hinaus, so daß heute eine Art 
Citybildung zu 
beobachten ist,was 
natürlich eine all¬ 
mähliche Entvöl¬ 
kerung derAltstadt 
bedeutet. Posen 
folgt hierin, wie 
in so vielen Din¬ 
gen, dem durch¬ 
aus nicht immer 
vorbildlichen Bei¬ 
spiel Berlins, ohne 
den grundsätzlich 
verschiedenen V er- 
hältnissen beson¬ 
ders Rechnung zu 
tragen. 

Den Anfang 
zu dem größeren 
Posen machte das 
kaiserliche Schloß, 
dessen Grundstein 
eben in jener Zeit 
gelegt wurde und 
dessen feierliche 
Einweihung vor 
wenigen Jahren 
erfolgte. Gewaltig 
und trotzig erhebt 
sich der von dem 
bekanntenBerliner 
Hofarchitekten 
Schwechten ent¬ 
worfene Bau. 

Zwar ist sein Ma¬ 
terial nicht boden¬ 
ständig, er er¬ 
wächst also nicht 
der Landschaft, 
dennoch kann man 
ihm seine Aner¬ 
kennung nicht ver¬ 
sagen. Der unbehauene Sandstein verleiht dem ruhigen, 
ja ernsten romanischen Stil etwas außerordentlich Kerniges; 
der selbständig ausgebildete massige Turm, mit dem schön 
stilisierten preußischen Adler geschmückt, könnte so recht 
das Symbol des Deutschtums sein: ich wanke und weiche nicht! 

Ähnlich wie in Straßburg, das ja in seinen Schicksalen 
eine gewisse Ähnlichkeit mit Posen hat, schließt sich an die 
Kaiserburg eine ganze Reihe amtlicher Gebäude. Als Pendant 
hat Schwechten gegenüber dem Schlosse ebenfalls in romani¬ 
schem Stil die Oberpostdirektion und die Posener Landschaft 
aufgeführt. Weiter südlich am Kurfürstenring ist noch ein 
Neubau der Königl. Eisenbahndirektion projektiert. Diese 
Gebäude geben mit den Anlagen am Schillerpark nach Süden 
zu dem Platz am Berliner Tor einen günstigen Abschluß. Im 


Norden begrenzt den Platz zunächst das Gebäude der Akademie. 
Hier hat man zur Abwechslung den Renaissancestil gewählt. 
In den Jahren 1904 bis 1910 ist das lebhaft wirkende, umfang¬ 
reiche Gebäude unter Oberleitung des Baurats Fürstenau 
errichtet worden. Hiermit wurde ein schon fast hundert Jahre 
alter Wunsch der Bewohner von Posen wenn auch nicht geradezu 
verwirklicht, so aber doch dem Ziele sehr nahe gebracht. Posen 
bekam nicht eine Universität, aber eine Volkshochschule. 
Am heftigsten ist der Kampf darum zu Anfang der 50er Jahre 
des vorigen Jahrhunderts geführt worden, als von polnischer 
Seite versucht wurde, für Posen eine nationalpolnische Uni¬ 
versität zu erlangen. Diese Bestrebungen mußten naturnot¬ 
wendig ergebnis¬ 
los verlaufen. 
Heute hat man die 
Akademie gerade 
als Stützpunkt des 
Deutschtums er¬ 
richtet. Schon 
ehe sie ihr eigenes 
Heim erhielt, 
waren die ersten 
Vorlesungen auf 
Anregung des Mi¬ 
nisterialdirektors 
Althoff in ge¬ 
mieteten Räumen 
seit demjahrel903 
gehalten worden. 
Sie pflegten be¬ 
sonders Philoso¬ 
phie, Volkswirt¬ 
schaft, Rechts¬ 
wissenschaft, 
Sprachen, neuere 
Geschichte und 
Naturwissenschaf¬ 
ten. Neuerdings 
sucht man den 
Lehrbetrieb da¬ 
durch zu erwei¬ 
tern, daß man ein 
Institut für ost¬ 
europäische Ge¬ 
schichte und Lan¬ 
deskunde errichtet 
hat und zeitweilig 
Fortbildungskurse 
für fast alle akade¬ 
mischen Berufe 
abhält, die den 
Volksschullehrern 
ebenfalls zugäng¬ 
lich sind. Natürlich 

stellten sich auch nach und nach Berechtigungen für die junge 
Hochschule ein. 1906 wurde der Akademie eine Kommission an¬ 
gegliedert, vorder Oberlehrer Erweiterungsprüfungen im Deut¬ 
schen, Französischen und Englischen ablegen konnten. Seit Ostern 
1910 werden den Philologen zwei in Posen verbrachte Semester 
als vollgültig für das Studium angerechnet. Damit hat die 
Akademie ihre ersten Studenten erhalten, während bis dahin 
so ziemlich alle gebildeten Bewohner der Stadt als Hörer in 
Frage kamen. Unterstützt wurde die Akademie für die ernste 
wissenschaftliche Forschung durch zwei Institute, die gerade 
in den Jahren fertig wurden, als man anfing, Posen im Westen 
von seinen Fesseln zu befreien. Das sind die Kaiser-Wilhelm- 
Bibliothek und das Kaiser-Friedrich-Museum, beide von 
Hinckeldeyn im Stile der italienischen Hochrenaissance erbaut. 


Posen: Akademie-Festsaal 















388 DEUTSCHLAND Nr. 8 


Das eine liegt in der Ritterstraße, das andere an der Ostseite 
des Wilhelmplatzes, beide natürlich noch innerhalb der ehe¬ 
maligen Umwallung. Die Kaiser-Wilhelm-Bibliothek ist recht 
reichhaltig ausgestattet, ebenso darf das Kaiser-Friedrich- 
Museum auf wertvolle Schätze unter seinen Beständen blicken. 
Naturgemäß wird überall die östliche Provinz vorherrschen, 
aber auch Namen wie Leistikow, Triebner, Thoma und Monet 
sind mit nicht unbedeutenden Werken vertreten. 

Doch wenden wir uns wieder zu den Bauten des letzten 
Dezenniums zurück. Zwischen Akademie und Schloß erhebt 
sich auf einer sanften Erhöhung des Königsrings ein Bismarck¬ 
denkmal von Eberlein aus dem Jahre 1903, das in seiner Auf¬ 
fassung dem Begasschen vor dem Reichstagsgebäude in Berlin 
nahesteht. Hinter dem Bismarckdenkmal erhebt sich nach 
Norden zu das von Littmanns, München, erbaute Stadttheater 
mit seiner prächtigen Freitreppe, das 1910 eröffnet wurde. 
Nach Nordosten schließt die weitläufige Platzanlcige am Berliner 
Tor, zugleich als Grenze gegen den Schloßgarten, der gewaltige 
Kuppelbau der Königl. Ansiedelungskommission ab, reich 
mit allegorischen Bildwerken geschmückt, die dem Zweck 
des Gebäudes und der Geschichte des Landes entnommen sind. 
Eine stattliche Zahl von Gebäuden ist in diesen zehn 


Jahren in Posen entstanden. Sie haben das Bild der Stadt gänz¬ 
lich verändert. Nicht mehr das alte Rathaus allein ist das 
Wahrzeichen von Posen. Daneben hat sich ebenso unbeugsam 
und stolz der Turm des neuen Kaiserschlosses gestellt, wenn 
beide auch räumlich ziemlich weit voneinander entfernt sind. 
Rechnet man zu diesen dauernden Zeichen der kraftvollen 
Entwicklung Posens noch die so über Erwarten gelungene 
Ostdeutsche Ausstellung von 1911, an die immer wieder der 
gewaltige Wasserturm in der Nähe des Bahnhofs erinnern 
wird, so muß man den Mann bewundern, dessen Amtstätigkeit 
gerade mit dieser ersten Blüte der Stadt zusammenfällt. Im 
Jahre 1903 übernahm Dr. Wilms, ein Westdeutscher von 
Geburt, die oberste Verwaltung. Der sichtbare Erfolg seiner 
Arbeit ist uns deutlich geworden. Daneben hat er aber keines¬ 
wegs die weniger in Erscheinung tretenden Zweige seiner 
Tätigkeit, wie Pflege der Hygiene, des Verkehrs, der Boden¬ 
reform, und wie all die Gebiete des Wirtschaftslebens heißen, 
außer acht gelassen. Mit Stolz kann er heute sagen, daß Posen, 
das ehedem eine der ungesundesten Städte war, wenn auch 
nicht geradezu ins Gegenteil verkehrt — das geht in 10 Jahren 
nicht —, so doch einen bedeutenden Schritt vorwärtsgekommen 
ist. Möge in Zukunft ein gleicher Segen auf seinem Wirken ruhen! 


Internationale BaufachnAusstellung* Leipzig 1913. 


Planführung und Architektur. 

Seitdem Dresden mit seiner Hygieneausstellung 1911 so fabel¬ 
haften Erfolg gehabt hat, glaubt man in der ,,fachlichen Welt¬ 
ausstellung“ diejenige Wesensform gefunden zu haben, der es Vor¬ 
behalten ist, die Ausstellungsmüdigkeit erfolgreich zu bekämpfen. 
Dieses Übel spukt nun zwar in wirtschaftlichen Betrachtungen 
der Presse und 
muß auch als Ent¬ 
schuldigung her¬ 
halten, wenn ein¬ 
mal eine Ausstel¬ 
lung mit Defizit 
abschneidet, aber 
seine Existenz wird 
doch stark ange- 
zweifelt. Die Leip¬ 
ziger Baufach-Aus¬ 
stellung nun ist 
ursprünglich auch 
als internationale 
Fach - Ausstellung 
geplant gewesen. 

Ihren schon heute 
allgemein aner¬ 
kannten Erfolg aber 
hat sie nicht des¬ 
halb gehabt, weil 
sie programmäßig 
durchgeführt wor¬ 
den ist, sondern 
trotz ihrer man¬ 
gelnden Internatio- 
nalität. Denn be¬ 
kanntlich sind im ganzen letzten Jahre die Gespräche von Krieg 
und Kriegsgeschrei nicht verstummt, und darauf ist es zurückzu¬ 
führen, daß von den fremden Staaten nur Österreich offiziell ver¬ 
treten ist. Daneben sind dann allerdings noch ein rumänisches 
Weinrestaurant, eine japanische Kunsthandwerker-Kolonie und 
eine italienische Osteria zu erwähnen, aber das dürfte im all¬ 
gemeinen für eine Weltausstellung doch nicht genügen, und 
so muß man den Willen für die Tat nehmen. Aber deshalb 


kommen wir auf der ,,Iba“, wie die InternationaleBaufach-Ausstel¬ 
lung abgekürzt heißt, doch reichlich auf unsere Rechnung,denn das 
Thema ,,Bauen und Wohnen“ ist hier mit einer Gründlichkeit 
und Vielseitigkeit behandelt, die fast nichts vermissen läßt. 

Im Mittelpunkte des Ganzen stehen die Industriehallen, 
die die Abteilungen Baukunst, Baustoffe, Raumkunst und Kunst¬ 
gewerbe in sich bergen. Dahinter stehen zwei Hallen mit Ma¬ 
schinen, deren sich 
das Baugewerbe zu 
den verschieden¬ 
sten Zwecken be¬ 
dient, und auf dem 
erhöhten Bahn¬ 
damm hat ein lang¬ 
gestrecktes Ge¬ 
bäude Platz ge¬ 
funden, das die 
Baueinrichtungen, 
wie Heizanlagen, 
Badestuben,Warm- 
wasser - Erzeuger 
u. a., enthält. Arr 
diese industriellen 
Haupt - Gruppen 
schließen sich noch 
zahlreiche Sonder¬ 
gruppen an, näm¬ 
lich die Abteilung 
für Krankenhaus¬ 
bau, die beiden 
Kollektivgruppen 
der Betonindustrie 
und des Stahl¬ 
werks -Verbandes, 
die Sporthalle und die vielen Einzel-Aussteller, die ihre Ob¬ 
jekte, sei es weil sie zu voluminös sind (Baugerüste, Eleva¬ 
toren, Blockhäuschen), sei es aus irgendeinem andern Grunde^ 
in besonderen Pavillons im Freien ausstellen. 

Neben der Industrie stehen Kunst, Wissenschaft und Lite¬ 
ratur nicht zurück. Der Bauliteratur ist eine eigene Halle ge¬ 
widmet, die Kunst hat in der Leipziger Jahres-Ausstellung 
eine würdige Stätte erhalten, und die Wissenschaftliche Ab- 


1 



Leipzig vor 100 Jahren 















Nr. 8 DEUTSCHLAND (O^l^ 


389 




teilung ist von einer Gediegenheit und Gründlichkeit, die all¬ 
gemein die höchste Bewunderung erregt. Sie zerfällt in vier 
Gruppen: 1. Wissenschaftliche Durchbildung von Bauwerken; 
2. Künstlerische Durchbildung von Bauwerken und ihrer 
Umgebung; 3. Städtebau, Wohnwesen und Grundstücksverkehr 
und 4. Arbeiterver¬ 
sicherung und Arbeiter¬ 
schutz. Im Anschluß 
an die Gruppe 1 wird 
eine Materialprüfungs- 
anstalt in Betrieb vor¬ 
geführt, ein Flußbau¬ 
laboratorium ist vor¬ 
handen und ein eigenes 
wissenschaftliches Kino 
und populäre sowie 
fachliche Vorträge er¬ 
gänzen in lebendigen 
Darstellungen, was die 
Ausstellung nur an leb¬ 
losen Dingen anhäufen 
konnte. An die Gruppe 
4 hat dann noch die Ge¬ 
neralkommission derGe- 
werkschaften Deutsch¬ 
lands eine Sonderaus¬ 
stellung von Arbeiter¬ 
schutzvorrichtungen an¬ 
gegliedert. 

Es liegt nun klar auf der Hand, daß eine Baufach-Aus¬ 
stellung ganz besonderes Gewicht auf die Harmonie zwischen 
ihren Bauten und der Landschaft, in die diese hineingestellt 
sind, legen muß. Das war in Leipzig nicht gerade leicht, denn 
die Landschaft um Leipzig hat — auch der überzeugteste Lokal¬ 
patriot wird das nicht bestreiten — keine besonderen Eigen¬ 
tümlichkeiten. Wie überall in der Umgebung unserer modernen 
Großstädte, so schieben sich auch hier die Miethauskolonnen 
weit ins flache Land 
hinaus. Fabriken, Gas¬ 
anstalten, Zimmer¬ 
plätze, Friedhöfe: es 
ist immer das gleiche 
Bild, ob man nun in 
Berlin, in Königsberg, 
in Köln oder Dresden 
die Großstadt an ihrer 
Bebauungsgrenze auf¬ 
sucht. Was sollte da 
wohl Leipzig beson¬ 
deres zeigen können? 

Und doch sind bei 
der Anlage der ,,Iba“ 
gerade solche Stim¬ 
mungswerte des Vor¬ 
stadtbildes auf das 
glücklichste ausge¬ 
nutzt, an denen man 
sonst wenig Ge¬ 
schmack findet. Frei¬ 
lich, aus der Nähe 
besehen, hätte sich 
die Vorstadt schlecht 
mit der bunten Pracht 
der ephemeren Feststadt vertragen, deshalb hat man ihre 
schmutzig-graue Wirklichkeit hinter der deckenden Wand 
sauberer Ausstellungsbauten versteckt. Aber die in weiterer 
Entfernung sichtbaren Häusersilhouetten gaben für das 
eigentliche Ausstellungsbild einen prächtigen Hintergrund 


ab, und der ist bei der Gesamtanlage in glücklichster Weise 
benutzt worden Überall, wo es sich nur irgend ermöglichen ließ» 
sind Durchblicke geschaffen, durch die Leipzig mit seinen 
Kirchen, Leipzig mit seinen Parks, Leipzig mit seinen Fabriken 
in die Ausstellung gleichsam mit hineinbezogen ist, und jeder, 

der in den Dingen mehr 
sieht, als was an ihrer 
Oberfläche sichtbar ist, 
der ahnt, daß die ver¬ 
gängliche Zauberstadt, 
die mit ihrer gleißen¬ 
den Pracht und ihrem 
frohen, strahlenden 
Leben ständig die 
Menschen an sich lockt, 
nur ein Symbol für das 
Leipzig der Arbeit und 
des Alltags ist, das sich 
weit dahinter endlos 
ausdehnt. Nach Norden 
zu hegt die eigentliche 
Innenstadt. Der Ein¬ 
geborene erkennt jeden 
Turm, ja selbst jeden 
markanten Häusergiebel 
an seiner Form. Und 
wie scharf sich all die 
zierlichen Zäckchen und 
Häkchen von der Dunst¬ 
schicht abheben, die ständig über der Stadt hängt! Nach Westen 
streckt sie Connewitz, nach Osten Stötteritz wie zwei riesige 
Arme ins Land hinaus, und ihre letzten Häuser verschwinden 
weit hinter den leicht geschwungenen Bodenwellen, über die 
vor hundert Jahren die Heere der Verbündeten gegen die 
kampferprobte Armee Napoleons herangestürmt sind. 

Ganz anders ist der Ausblick nach Süden. Dort bilden 
grüne Anlagen den Vordergrund, und hinter diesen steigt, 

gewaltig in ihren Ab¬ 
messungen, edel und 
ernst in ihren Formen, 
die graue Steinmasse 
des Völkerschlacht- 
Denkmals empor. Von 
diesem Denkmal aus 
führt eine breite 
Prachtstraße, die 
,,Straße des 18. Okt.“, 
in gerader Linie durch 
die Ausstellung hin¬ 
durch auf die Stadt zu. 
Leider konnte sie 
noch nicht vollständig 
durchgeführt werden, 
denn der Rat der 
Stadt muß sich erst 
noch mit einer Hand¬ 
voll Grundeigentümer 
vor Gericht ausein¬ 
andersetzen. Sobald 
das geschehen ist, sind 
die Anfänge einer 
Straßenanlage ge¬ 
macht, wie sie in dieser 
Großartigkeit und Schönheit wohl wenige Städte aufzuweisen 
haben werden, denn einen so gewaltigen monumentalen Abschluß 
einer langen Perspektive könnte man vergeblich wieder suchen. 

Für die Ausstellung war diese Prachtstraße das erste, 
was bestimmend auf ihren Grundriß einwirkte und der Phantasie 


Internationale Baufach - Ausstellung Leipzig: Blick vom Haupteingang auf die Straße des 
18. Oktober. — Im Hintergründe das Völkerschlacht-Denkmal 


Die ,,Iba“ (Internationale Baufach-Ausstellung Leipzig) — Aufgenommen von einem V. F. W.- 
Elndecker aus 700 Meter Höhe von Hauptmann Härtel, Leipzig 








390 DEUTSCHLAND Nr.8 


der gestaltenden Künstler die Richtung wies. Daß auf sie 
von vornherein alle Liebe und Sorgfalt verwendet wurde, ist 
daher nur zu begreiflich. 

Vom Denkmal kommend, durchläuft sie, wie schon erwähnt, 
einen Park, von dem ein Teil abgetrennt und zum Ausstellungs¬ 
gelände geschlagen ist, hiernach überquert sie auf einer Brücke 
die Verbindungsbahn, die tief in die Erdwelle, die sich hier 
erhebt, eingeschnitten ist, und hat dann sofort ein Gefälle von 
30 bis 40 m zu überwinden. Dieses Problem ist geradezu 
glänzend gelöst,denn die Straße steigt über eine mächtigeTreppen- 
anlage bis zu dem Niveau, auf dem die eigentlicheAusstellung liegt, 
hinab, um einstweilen auf einem weiten Platze haltzumachen. 

Hier steht der Musikpavillon, hier schneidet die zweite 
Hauptstraße rechtwinklig durch, hier ist der eigentliche Mittel¬ 
punkt, denn von allen Seiten strömen hier die Besucher herbei. 
Am belebtesten ist das Bild, das die über die Treppe sich er¬ 
gießenden Menschenfluten zeigt. Und wie herrlich ist diese 
ganze Anlage durchgeführt. Den ersten Treppenabsatz flan¬ 
kieren zwei Brunnenpavillons, unter derenDächern ständigSpring- 
brunnen ihre 
dünnen Strahlen 
aufsteigen lassen. 

Der oberste Ab¬ 
satz ist durch zwei 
Reiterfiguren aus 
grüner Bronze be¬ 
tont, und dahinter 
ziehen sich von 
den wieder als 
Pavillonsausgebil- 
deten Brücken¬ 
köpfen feingliede- 
rige Säulenhallen 
zu den Seitenge¬ 
bäuden hm, die 
sich über mächti¬ 
gen Terrassen 
ragend erheben. 

In ihrem weite¬ 
ren Verlaufe führt 
die Straße des 18. 

Oktober links an 
den großen Indu¬ 
striehallen und 
rechts am Haupt¬ 
restaurant vorüber. 

Sie ist hier zu zwei Farbengärten vertieft, zwischen die das Bassin 
des großen Springbrunnens eingelassen ist, und bildet zu beiden 
Seiten große Höfe, deren einer als Restaurationsgarten dient, 
während der gegenüberliegende als Rosenhof angelegt ist. Mit dem 
prächtigen Mittelbau des Hauptausstellungsgebäudes als Hinter¬ 
grund wirkt er durch seine ruhige Linienführung sehr vornehm. 

Ehe die Straße des 18. Oktober durch den Nordeingang 
aus der Ausstellung hinaustritt, ist sie in einen Zypressenhain 
verwandelt, dessen steif aufgerichtete dunkle Pyramiden eine 
feierliche Wirkung geben. 

Der Straßenzug, der diese Prachtstraße unterhalb der 
großen Treppe rechtwinklig schneidet, heißt die Lindenallee, 
weil er in seiner ganzen Länge von vier Reihen Linden bepflanzt 
ist. Im Gegensatz zur Straße des 18. Oktober, die nach beiden 
Seiten hm sich ins Weite ausdehnt, ist die Lindenallee durch 
zwei quer davorgestellte Bauten abgeschlossen, und zwar im 
Osten durch das von einer Säulenhalle wie von einem Tore 
durchbrochene Verwaltungsgebäude und im Westen von der 
grauen Riesenkuppel der Betonhalle (Erbauer Kreis). Von den 
offiziellen Ausstellungsbauten, die in derselben Formensprache 
zu dem Beschauer reden, ist sie die beredteste Verkünderin 
dessen, was diese Ausstellung Neues und Gutes zu sagen hat. 


Nirgends ist griechische Heiterkeit so harmonisch und fein 
mit dem Arbeitsernste unserer Tage vereinigt wie hier, und 
nirgends hat der Künstler so glücklich gegenüber einer großen 
Tradition die eigene Selbständigkeit gewahrt. Diese mächtig 
sich wölbende Kuppel ist der stolze Aufschrei einer Zeit, die 
an technischem Können alle Vergangenheit weit in den Schatten 
stellt. Und die Giebel und Säulen, die dem Eingang vorgelegt 
sind, dämpfen mit antiker Gelassenheit diesen Naturlaut, der 
nordischem Kraftbewußtsein entquollen ist. Wie eine Offen¬ 
barung erscheint uns der edle Bau, der all das in sich vereinigt, 
was die Gesamtheit der übrigen offiziellen Hallen bedeuten 
möchte, wozu in diesem Zusammenhänge auch die Repräsen¬ 
tationshäuser von Österreich, Sachsen und der Stadt Dresden 
gerechnet sind. Alle diese Bauten sind, für sich betrachtet, 
natürlich auch recht beachtenswerte Leistungen. So ist der 
Gebäudekomplex, der sich zu beiden Seiten um den Nordein¬ 
gang herumschließt, sogar von großartigster Wirkung, und 
der Mittelteil des Hauptgebäudes erhebt sich zu monumentaler 
Größe, ohne freilich die Feinheit und Erhabenheit der Beton¬ 
halle zu erreichen. 

Das erfreuliche 
an allen diesen 
Architekturschöp - 
fungen ist, daß 
die Richtung, die 
sie andeuten, auf¬ 
wärts weist. Es 
ist diese Erkennt¬ 
nis sehr befriedi¬ 
gend, denn der 
Baustil der letzten 
Jahre ist noch 
immer nicht frei 
von jener tasten¬ 
den Unsicherheit, 
die die Begleit¬ 
erscheinung aller 
neuen Kunstrich¬ 
tungen gewesen 
ist. Und was be¬ 
sonders auffällt: 
das Ornament 
kommt wieder zu 
Ehren. Das purita¬ 
nische Kunstprin¬ 
zip, das nur durch 
die Harmonie der einzelnen Bauglieder unter sich wirken wollte, 
ist damit endgültig überwunden, und der große Gewinn, der 
in diesem Ringen erstritten ist, ist die Erkenntnis, daß das 
Ornament nicht seiner selbst wegen da sein und nicht als aufge¬ 
leimte Verzierung erscheinen darf, sondern aus dem Gebäude her¬ 
ausgewachsen sein und mit ihm lebendig verbunden bleiben soll. 

So verschieden auch die künstlerischen Tendenzen sind, 
die in den verschiedenen offiziellen Ausstellungsbauten zu 
Wort kommen: der eine Grundzug geht durch alle diese Schöp¬ 
fungen: sie atmen klassische Ruhe. Freilich so erhaben wie in 
der Kreisschen Betonhalle ist das nirgends ausgeprägt, und 
deshalb kann es nur allgemein aufs höchste befriedigen, daß 
dieser vorbildliche Bau erhalten bleiben wird. Zu hoffen wäre 
es, daß auch die übrigen großen Ausstellungshallen auf die 
künftige Gestaltung dieser ganzen Gegend einwirken würden, 
denn an ihnen sind viele Einzelheiten, wohl wert, in dem einen 
oder andern Bauwerke ihre Wiederauferstehung zu feiern. 

Behält im großen und ganzen die Kunstrichtung die 
Führung, die in der Betonhalle verkörpert ist, so ist doch auch 
die andere Richtung vertreten, die nur das Material betont 
und die Form dem Stoffe unterordnet. Dieser Stoff ist das Eisen, 
und seine Verwendbarkeit wurde bisher meist nur an riesigen 



Der Dorffriedhof mit Dorfkirche 









Nr.8 DEUTSCHLAND 391 


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Bauwerken gezeigt, die durch ihre Maße das einzelne Bauglied 
in den Hintergrund rückten und im ganzen wie feine Gespinste 
wirkten. Man denke nur an den Eifelturm, der in seinem hell¬ 
braunen Anstrich 
wie ein riesiges 
Korbgeflecht aus¬ 
sieht, oder an eine 
der gewaltigen 
Brücken, die sich 
spielend leicht 
über die tiefsten 
Felsschluchten 
legen. In Leipzig 
nun ist die Ver¬ 
wendbarkeit des 
Eisens von einer 
ganz neuen Seite 
vorgeführt. Das 
„Monument des 
Eisens“, das der 
Stahlwerks-Ver¬ 
band unmittelbar 
neben der Beton¬ 
halle gestellt hat, 
will durch wuch¬ 
tige Massen wir¬ 
ken, die wie von 
Zyklopenfäusten 
aufgetürmt erschei¬ 
nen, und deren 
riesenhafte Tragkraft noch besonders durch eine goldene 
Kugel betont ist, die der schwarze Bruder Eisen in seinen sehnigen 
Armen hochhält. — Betonhalle und Monument des Eisens sind 
die beiden Hauptstücke der ganzen Ausstellung, die um den 
Ruhm, der „Clou“i zu sein, streiten. Der graue, dem edlen Sand¬ 
stein gleichende Eisenbeton verkörpert die Schönheit, und da¬ 
neben strafft das Eisen in nackter Pracht seine Muskeln, sieghaft 
in seinem Kraft¬ 
bewußtsein und 
seiner männlichen 
Würde. Ausstel- 
lungen,auchsolche 
mit streng künstle¬ 
rischen Tenden¬ 
zen, unterstehen 
den Gesetzen der 
Spekulation und 
müssen oft ihre 
schönsten Grund¬ 
sätze den ,,finan¬ 
ziellen Rücksich¬ 
ten“ opfern. Auf 
diese Weise erhal¬ 
ten viele Aussteller 
dasRecht,mitihren 
Bauten und Son¬ 
derpavillons will¬ 
kürlich auf die Ge¬ 
staltung des Ge¬ 
samtbildes einzu¬ 
wirken, und da bei 
ihnen das Bestre¬ 
ben, aufzufallen, 
sich vorzudrängen, 
aus der Reihe herauszutreten, die Nachbarschaft zu übertrumpfen, 
vorherrscht, so kommen oft die groteskesten Wirkungen her¬ 
aus. Auf dem Terrain nun, wo die Mehrzahl der ,,Aussteller 
im Freien“ ihre Stände errichtet hat, d. h. neben und hinter den 


Maschinenhallen, tut die bunte Mannigfaltigkeit keinen Schaden, 
aber von der Lindenallee und vor allem von dem Platze unter¬ 
halb der Treppenanlage hätte man schon jede schreiende Wirkung 

fernhalten sollen. 
Die Gebäude, 
selbst die, die der 
Erholung dienen, 
sind ausnahmslos 
in Form und Farbe 
auf den Grund¬ 
ton des feierlichen 
Ernstes abge¬ 
stimmt, und wenn 
sich nun an einer 
Ecke ein sonst 
gar nicht übelaus- 
sehendesV erkauf s - 
häuschen mit gel¬ 
ben Wänden und 
kornblumen¬ 
blauem Dache all¬ 
zu auffallend be¬ 
nimmt, so ist das 
eine Unstimmig¬ 
keit, die man hätte 
vermeide nmüssen, 
auch wenn sie da¬ 
durch gemildert 
wird, daß der 
Missetäter sym¬ 
pathische Züge trägt. — Natürlich sind in den verschiedensten 
Teilen der Ausstellung die Bauten auch von verschiedenem 
Charakter. Die Lustige Ecke hält an dem üblichen Ausstellungs¬ 
stil fest, offenbar von dem Gedanken ausgehend, daß der 
Mensch, der hierher kommt, für die Umgebung nicht mehr 
jene strengen Forderungen stellt, die einem verfeinerten Stilgefühl 
entspringen. Das gleiche gilt auch für die Alte Stadt, die eine 

Nachbildung des 
1 Leipzig vor 100 
Jahren sein will, 
und in der Tat die 
Zeit unserer Ur¬ 
großväter in sin¬ 
niger Weise wieder 
heraufbeschwört. 
Selbstverständlich 
sind hier nur die 
aus irgendeinem 
Grunde interes¬ 
santen altenHäuser 
wiedergegeben, 
und der Umstand, 
daß der Leipziger 
mit seinem Domi¬ 
nikanerkloster und 
seiner Pleißenburg 
beim vollen Glase 
ein rührendesWie- 
dersehen feiert, er¬ 
höht nur den Reiz. 

Jenseits der 
Bahn stellt sich 
das Dörfchen als 
einheitlicheSchöp- 
fung dar, mit einer Kirche, einem Schulhaus, einer bäuer¬ 
lichen Musterwirtschaft und mehreren Kneipen, an denen 
ja im allgemeinen überhaupt kein Mangel ist. Mit dieser 
Dorfsiedelung hat ihr Schöpfer die Anregung für eine 


Internationale Baufach-Ausstellung Leipzig: Blick durch das Säulenportal des Verwaltungsgebäudes auf 

die Betonhalle 


Internationale Baufach-Ausstellung Leipzig: Die Betonhalle 































392 DEUTSCHLAND Nr. 8 



Weiterbildung bäuer¬ 
licher Bau- und Innen¬ 
kunst geben wollen, was 
gewiß ein recht verdienst¬ 
volles Unternehmen ist, 
denn nirgends hat die Ge- 
schmaclcverflachung der 
Baumeister und ihrer 
Auftraggeber so ver¬ 
heerend gewirkt, wie auf 
dem Lande. In der vom 
Landesverband Sächs. 

Heimatschutz so hervor¬ 
ragend durchgeführten 
Sonderausstellung kommt 
uns das mit erschrecken¬ 
der Deutlichkeit zum Be¬ 
wußtsein. Und nun sollte 
der Bauer daran erinnert 
werden, daß er in früheren 
Zeiten seinen eigenen Stil 
hatte, und soll aufge¬ 
rufen werden, ihn neu 
zu beleben. Aber das 
wird wohl nie geschehen, 
denn der Ehrgeiz unserer 
Landbevölkerung geht 
höher: sie wollen den Städtern in nichts nachstehen, und 
so haben sie ihre malerischen Volkstrachten abgelegt, um ihre 
Gewandung aus dem Kleiderladen zu beziehen, ihre alten 
schönen Hausgeräte liegen in der Rumpelkammer, und dafür 
prangt der Zimmerschmuck aus dem Marktbasar auf dem 
neumodischen Vertiko, und die Häuser baut ihnen der Bau¬ 
meister nach dem hübschen Vorlagenbuch, das der Herr Sohn 
von der Baugewerbeschule mitgebracht, in gotischem oder 
Renaissancestil meist aus schönen, roten Ziegelsteinen, daß sie 
so vornehm aussehen wie der Bahnhof in der nächsten Kreis- 


Peterstor 


mit Plelßenburg (Leipzig vor 100 Juhren) 

Stadt oder das neue Schulhaus oder gar die stattliche 
Provinzialgefangenenanstalt. Es ist zweifellos anzuerkennen, 
was der Erbauer des Dörfchens geschaffen hat, und die 
Anregungen, die er gegeben hat, sind es wert, daß sie bei 
Fachleuten und Laien weiterwirken. 

An das Dörfchen schließt sich die Abteilung „Friedhofs¬ 
kunst“ an, und die Eigenheimbewegung ist durch die „Hand¬ 
werker-Ausstellung“, wie man die Gartenstadt Marienbrunn 
getauft hat, zwar nicht erschöpfend dargestellt, aber doch 
immerhin durch ein recht sinnfälliges Beispiel vertreten. 


25 Jahre Westerwaldklub. 


Am 5., 6. und 7. Juli feierte der 
Westerwaldklub in der ehemaligen 
Residenzstadt der Grafen von Wied- 
Runkel sein 25jähriges Jubiläum. Ein 
Blick auf das Werden und Wachsen 
dieser Vereinigung, die neben Eifel- und 
Taunusklub genannt zu werden verdient, 
obwohl sie heute deren Größe noch 
nicht erreicht hat, wird den Lesern 
dieser Zeitschrift von Interesse sein. 

Die Erschließung der rheinischen 
Gebirge, insbesondere des Taunus, 
hatte schon bedeutende Fortschritte 
gemacht. Vom Rhein herauf und 
vom Main bog der Touristenschwarm 
in die Wälder und Täler des Ge¬ 
birges ein. Aber weiter strebte der 
Wanderer Fuß, um, die Bahn über¬ 
schreitend, bisher ungegangenen Wegen 
hinein in den Westerwald zu folgen. 
Doch mancher verlor die Wegerich¬ 
tung, denn Wegeschilder waren selten, 
eine Wegeauszeichnung nur von ganz 
wenigen Verschönerungs-Vereinen aus¬ 
geführt. Hielt man eine solche doch 
auch für überflüssig. Nicht allzulange 


Vcn 0. Runkel (Dierdorf). 



Landrat Robert Koecher-Bücbtlng (Limburg) 
Vorsitzender des Westerwaldklubs 


war es her, daß ein bedeutender Kultur- 
historiker, Riehl, in seinem Buche ,,Land 
und Leute“ den Westerwald zusammen 
mit dem Vogelsberg und der Rhön das 
,,Land der armen Leute“ genannt und 
als eine kahle, fast nur mit dem grünen 
Samt der Heidevegetation geschmückte 
Hochfläche geschildert, auf die der 
Himmel in seinem Zorn Felsen ge¬ 
hagelt. Und die Westerwälder hielten 
selbst nicht viel von ihrem Heimat¬ 
gebirge, und die Bewohner des nahen 
Rheintals sahen ,,die vom Wald“ nur 
geringschätzig über die Schulter an. 
Wenige Naturfreunde hatten die 
Schönheiten des Westerwaldes mit 
seinen schlanken Tannen, seinen hoch- 
schäftigen Buchen erkannt. Gering 
war die Zahl derer, die Interesse für 
die Ereignisse der Vergangenheit der 
Heimat bekundeten, von denen alters¬ 
graue Klosterruinen und bröckelnde 
Burgreste beredtes Zeugnis ablegen. 

Wozu also bei solchen Verhält¬ 
nissen Wegezeichen? In der nächsten 
Umgebung kannte man sich aus. Weiter 





















Nr.8 DEUTSCHLAND 3 Q 3 


hinaus aber wollte man ja auch nicht. Bitter aber klagten die 
rheinischen Wanderer über die Unwegsamkeit des Westerwaldes: 

,,Weitend nennen sie das Tal: 

Je tiefer du kommst — es wird kahler und kahl,^ 

Wird schmaler und schmal: 

Und dann — eine Wand mit einem Mal." ^ (Sternberg) 

Ihre Klagen kamen zu den Ohren solcher Westerwälder, 
die ein Herz für ihre Bergheimat hatten. Und sie wollten 
Abhilfe schaffen und, ihren 
Arm zu kräftigen, sich zu¬ 
sammenschließen zu ge¬ 
meinsamer Tat. Es war 
am 6. Mai 1888. In einem 
der lieblichsten Wester¬ 
waldtäler, das die Sayn 
zwischen schroffen Berg¬ 
hängen, von heimlichem 
Erlendunkel umgeben, 
durchrauscht, in Selters, 
kamen auf Anregung des 
Kgl. Forstmeisters Lade, 

Selters, jetzt in Cronberg 
im Taunus, die Vertreter 
mehrerer Westerwälder 
Verschönerungs - Vereine 
zusammen und gründeten 
den ,, Westerwaldklub“, 
der sich als höchstes 
Ziel seiner Tätigkeit die touristische Erschließung des 
Westerwaldes setzte. 

Unter dem Vorsitz des Einberufers traten dem Klub 
bei die Vereine Selters, Ransbach, Grenzhausen, Montabaur 
und Altenkirchen und versuchten durch Wort und Schrift, 
weitere Kreise auf den Westerwald aufmerksam zu machen. 
Manche Pessimisten belächelten die Lobpreisungen des Wester¬ 
waldes und glaubten das baldige Sterben des Klubs zu ahnen. 
Sie hatten sich geirrt. Es steckte gesundes Blut in dem Grün¬ 
dungsgedanken, und darum wuchs die Saat, die ihm entsproß, 
im Laufe desVierteljahrhunderts zu einem Baume heran, der heute 
seine Zweige über alle 
Gebiete des Westerwaldes 
zwischen Lahn,Rhein,Dill, 

Heller und Sieg breitet. 

Langsam war der 
Gang seiner Entwicklung 
in den beiden ersten Jahr¬ 
zehnten. Aber sie schritt 
doch stetig fort. Von 
5 im Gründungsjahr ist 
der Klub auf 9 Unter¬ 
vereine im Jahre 1893, 18 
im Jahre 1898, 24 im 
Jahre 1903, 59 im Jahre 
1908, 67 im Jubiläumsjahr 
gewachsen. Damit ver¬ 
einigt er fast alle Vereine 
gleichen Zieles innerhalb 
des Klubgebietes. Dazu 
kommen 169 Land- und 
25 Stadtgemeinden sowie 
10 Kreise und 17 Land¬ 
bürgermeistereien. Die Zahl der Einzelmitglieder beträgt 
zurzeit 800. 

Die Verbindung der Vereine und Mitglieder war anfangs 
lose und bestand ausschließlich in gelegentlichen Aussprachen 
und kurzen schriftlichen Mitteilungen. 

Seit dem Jahre 1908 umschlingt sie alle ein festes 
geistiges Band in der Vereins-Zeitschrift „Schauinsland“. 


Das zu Anfang seines Bestehens in kleinem Umfang er¬ 
scheinende Blättchen hat sich im Laufe der Zeit zu einer 
stattlichen, dauernden Wert besitzenden Monatsschrift heraus¬ 
gewachsen. 

Am 15. November 1910 hat der Westerwaldklub die 
Rechte einer juristischen Person erworben, was nötig wurde, 
um die Grundstücke für den geplanten Bau eines Turmes auf 
einer der höchsten Erhebungen des Gebirges, dem Salzburger 

Kopf, auf seinen Namen 
ins Grundbuch eintragen 
zu können. 

Fester noch wurde sein 
Gefüge durch Beschlüsse 
im Februar dieses Jahres, 
wonach sich die Einzelmit¬ 
glieder zu Ortsgruppen zu¬ 
sammenschließen sollen. 
Und bereits haben sich 
ihm als jüngste Kinder 13 
derselben angegliedert. 
Von ihnen verdient be¬ 
sonders genannt zu werden 
der Westerwaldklub Köln, 
der unter dem Vorsitz des 
Stadtrats Meyer wahrhaft 
bahnbrechend wirkt. In 
seine Fußstapfen ist der 
BonnerWesterwaldklub ge¬ 
treten. — Daß der Klub heute diese Ausdehnung erlangt hat, 
ist nicht zum kleinsten Teile das Verdienst der Männer, die ihre 
Kräfte in den Dienst ihrer Westerwaldheimat gestellt haben, 
vor allem seines forschen Leiters, Herrn Geheimrats Büchting, 
Limburg, der als Landrat des Oberwesterwaldkreises den 
echtesten Westerwald kennen lernte und ihm ein treuer Freund 
wurde. Neben ihm verdient genannt zu werden der tüchtige 
Schriftführer und Redakteur der Vereinszeitschrift, Herr Dekan 
Heyn, Marienberg. 

Stetig und eifrig hat der Westerwaldklub seine 
Ziele verfolgt, außer der touristischen Erschließung des 

Westerwaldes die Pflege 
und Stärkung der Heimat¬ 
liebe und des Heimat¬ 
sinnes, die Erforschung 
des Westerwaldes in 
wissenschaftlicher Hin¬ 
sicht, besonders auf geolo¬ 
gischem, geographischem, 
geschichtlichem, volks¬ 
kundlichem, wirtschaft¬ 
lichem, literarischem und 
künstlerischem Gebiete, 
und die Veröffentlichung 
dieser Ergebnisse. 

Zahlreiche Wande¬ 
rungen kreuz und quer 
über den Westerwald 
hat er mit Wegezeichen 
versehen. Eine Lust ist 
es, denselben zu folgen 
in frischem Wander¬ 
marsch über sturmum¬ 
wehte Höhen, durch schattendunkle Täler, durch schmucke 
Dörfer. Der Westerwaldführer und die Wanderkarte sind 
bewährte Ratgeber dabei. Das Verzeichnis der Sommer¬ 
frischen weist Gasthäuser nach zu erquickendem Aufenthalt. 
So hat der Klub die Fremden hineingeführt in Gebiete, 
die vor kurzer Zeit ein weltenfernes Dasein führten. Das 
Wandern der Jugend wurde gefördert. Ein besonderer 



Römische Befestigungsanlage auf dem Pulverberg bei Sayn 
□ 1912 erbaut vom Sayner Verschönerungs-Verein □ 



Dillenburg (Phot.: M. Weidenbach, Dillenburg) 





394 DEUTSCHLAND Nr.8 


Ausschuß sorgte für Einrich¬ 
tung von Wanderstrecken 
und Schülerherbergen. Bis¬ 
her sind 10 Herbergen einge¬ 
richtet, und neue sollen er¬ 
richtet werden. 

Dem Wintersport wurde 
besondere Aufmerksamkeit 
gewidmet — und das mit 
Recht. Wenn der Winter 
seinen Einzug auf den Wester¬ 
waldhöhen gehalten hat, die 
glitzernde Schneedecke sich 
duftig ausbreitet und frische 
Winterluft die Wangen rötet, 
dann ist es herrlich, in 
rascher Fahrt mit dem Rodel¬ 
schlitten bergab zu sausen 
oder auf den Skiern die weiten 
Ebenen zu durchkreuzen. 

Jedoch obwohl 1910 ein Aus¬ 
schuß für Wintersport ent¬ 
standen, dem sich der 
,»Westerwälder Skiklub“ an¬ 
gliederte, der 1912 wieder 
sanft entschlafen ist, so ist 
die Förderung des Winter¬ 
sports im Westerwalde in 
erster Linie der Tätigkeit 
der Einzelvereine zu danken. 

Einzelne Orte haben heute 
einen regen Wintersport, so 
z. B. Marienberg, Daaren, 

Rengsdorf. 

Heimatliebe und Heimatsinn pflegte der Klub durch die 
Veröffentlichungen im ,,Schauinsland“, in denen Wester¬ 
waldfreunde Schilderungen der Heimat, der Heimatsitten und 
-sagen boten, in denen manches Ereignis geschichtlicher Ver¬ 


gangenheit aus der Ver¬ 
gessenheit ans Licht ge¬ 
hoben wurde. Auch in künst¬ 
lerischer und literarischer 
Beziehung ist viel geschehen. 
Maler wurden für die eigen- 
und einzigartigen Land¬ 
schaften interessiert. Dichter 
besangen sie. Daß der 
Westerwaldklub auch die wirt¬ 
schaftliche Erschließung des 
Westerwaldes beachtet, er¬ 
scheint als selbstverständlich. 

Fünfundzwanzig Jahre 
sind ins Land gegangen, seit¬ 
dem der Westerw'aldklub 
seine Tätigkeit zu Nutz und 
Frommen des Westerwaldes 
begonnen. Da ist die Frage 
berechtigt: Ist dieses Stück 
,»Deutschland“ all die jahre¬ 
langen Mühen und Arbeiten 
wert? Ja, das ist es! Ganz 
gewiß! Blicken wir nach 
Süden, wo die Bahn tief 
ins Gebirge einschneidet. 
Schauen wir nach Osten, wo 
Limburgs altehrwürdige 
Mauern ragen, nach Norden, 
wo im Tal der Sieg und 
Heller das Erz wächst, 
nach Westen, wo an den 
Abhängen Wein reift und 
die sieben Berge herüber¬ 
ragen. Steigen wir auf die Höhen, wo die schmalen Schutz¬ 
hecken den Viehweiden ein eigenartiges Gepräge geben, 
wo Basalt und Braunkohle, Quarzit und Trachyt der Boden 
birgt. Überall wird man es empfinden: Es ist schön 



Grenzau 

























Nr.8 DEUTSCHLAND 395 


dort oben. „Weitend“ nennt das Land nur der, der fremdher 
in dasselbe hineinkommt aus der großen Stadt, aus dem großen 
Verkehr. Aber der herauskommt, der groß darin ward, dem 
ist es ,,Weltwiege“ und ,,Weltbeginn“. 

„Wer kommt heraus? Eine Bauernschaft, 

Aus einsamen Höfen, voll Kern und Kraft, 

Und gebräunte Frau‘n in grobem Gewand, 

Den Busch roter Feldblumen in der Hand. 


Die Männer gehen mit Säcken voll Korn, 

Die Frau‘n mit der Peitsche neben der Kuh, 

Durchschreiten die Bäche ohne Strümpf* und Schuh* 

Deutschland ein Jugend- und Lebensborn.“ 

(Sternberg) 

Möge der Westerwaldklub weiter wachsen und erstarken 
und seinen ,»großen Brüdern“ Eifel- und Taunusklub gleich¬ 
kommen zum Segen des Westerwaldes. 


Bad Oeynhausen. 

Von Ferdinand Teetz. 


Wenn des Jahres ,,H o c h g e z i t e“ naht und die kleinen 
Vögelein in Busch und Wald wieder ihren Minnesang anstimmen, 
„in ir besten Wise, die sie kunnen“, dann 
ergießt sich, hergeleitet von Nord und Süd, vom Osten und 
Westen, in die sagen¬ 
umwobenen, zu Füßen 
des Porta-Denkmals 
hingebetteten Gefilde 
ein breiter, alljähr¬ 
lich wachsender Strom 
von Leidenden, die 
in einem glücklichen 
Winkel des lieblichen 
Tales — dem idylli¬ 
schen Oeynhausen — 
die segenspendenden 
Quellen des weltbe¬ 
rühmten Bades auf¬ 
suchen. Schon gegen 
Ende der dreißiger 
Jahre des vorigen Jahr¬ 
hunderts erkannten die 
angrenzenden Grund¬ 
besitzer den Heil¬ 
wert des statt der er¬ 
hofften Salzlager unvermutet angetroffenen warmen Quells, 
der gleichzeitig mit bedeutender Kohlensäure-Entwicklung 
ausfloß, und was sie an primitiven Badeeinrichtungen für 
sich, ihre Angehörigen und nächsten Bekannten geschaffen 
haben, sollte der Ausgang werden zu einer Entwicklung, 
wie ihn unser Vaterland nur noch einmal — freilich aus 
ganz anderer Ver¬ 
anlassung —, bei 
der Gründung des 
Bollwerks Wilhelms¬ 
haven, hat schauen 
und bewundern dür¬ 
fen; der zielstrebige 
Werdebetrieb, wie 
ihn sonst nur die 
Siedlungen im Neu¬ 
land Amerikas oder 
Afrikas aufzuweisen 
haben, tat sich hier 
vor den erstaunten 
Augen der Mitwelt 
auf; und wenn auch 
die ehemaligen Zeu¬ 
gen der Geburt des 
Bades schon alle 
unter grünem Rasen 
zur ewigen Ruhe gebettet sind, so mag doch auch heute 
noch dieser oder jener ehrwürdige Greis, der aus der Gro߬ 
väter Zeiten bis in unsere Tage fortlebt, mit freudiger Erinnerung 
an die einstige goldige Jugend diejenigen Stätten durchwandern. 


die, heute das Gepräge moderner behaglichster Kultur auf¬ 
weisend, vor so und so viel Jahrzehnten durch den Reiz jung¬ 
fräulicher Natur sein Herz und seine Sinne zu erquicken pflegten 
Wo sich heute breite, von Gartenanlagen umsäumte Straßen 

mit ihren schmucken 
Villen und freund¬ 
lichen Heimstätten 
hinziehen, wo sich 
heute das betriebsame 
Schaffen einer fast 
ausschließlich in dem 
Dienst der leidenden 
Menschheit stehenden 
Bürgergemeine kenn¬ 
zeichnet, da steuerte 
noch vor einem oder 
vor wenigen Jahr¬ 
zehnten der einfache 
Landmann den mit 
Pferd und Kuh be¬ 
spannten Pflug, und 
wo früher der Jubel¬ 
sang der Schnitter und 
Mägde den letzten 
Erntewagen mit seiner 
goldigstrahlenden Last he;mwärts auf das ländliche nieder¬ 
sächsische Gehöft geleitete, da ist jetzt der stille Friede eines 
modernen Städtchens ausgebreitet, das in erster Linie auch dem 
Ruhebedürfnis der durch den Kampf ums Dasein zerrütteten 
Nerven seiner Gäste Rechnung zu tragen versteht. Und in¬ 
mitten dieser Neusiedlung, die sich alle Errungenschaften 

der Hygiene und 
Kultur mit freudi¬ 
gem Elfer zu e^gen 
gemacht, umgeben 
von den Wohn¬ 
stätten, deren jede 
für sich mit ihren 
architektonischen 
Reizen und ihrem 
sauberen Gewände 
ein entzückendes 
Idyll bildet, breitet 
sich der große Kur¬ 
park aus, die beson¬ 
dere Zierde des 
Badeortes, in einer 
Ausdehnungund mit 
einer Schönheit, daß 
so leicht kein zweiter 
in Deutschland ihm 
verglichen werden kann. Was der Wanderer hier empfindet, 
wenn er die vielverschlungenen Pfade mit immer neuen Durch- 
und Ausblicken durchwandelt, wenn das Gezwitscher Tausender 
von gefiederten Sängern an sein Ohr hallt oder er sich zum Aus- 



Bad Oeynhausen: Das Kurhaus 



Bad Oeynhausen: Aus dem Kurgarten 




















3Q6 


DEUTSCHLAND [B^eeeeee^^eeeeeeeeeeeeeees Nr. 8 



ruhen auf eine freundlich einladende Bank niederläßt — im 
kühlenden Schatten einer leise raunenden alten Eiche oder Linde, 
den letzten Zeugen früherer Jahrhunderte — , das hat ein Dichter¬ 
mund schon vor fünfzig Jahren zum Ausdruck gebracht, der 
sich (in freier Anlehnung an Goethe) in einer Inschrift also ver¬ 
nehmen läßt: ,,Senke freundlich, o Baum, die schattenden 
Zweige zur Erde; jedem, der sich dir naht, säusele Kühlung 
herab! Gib dem Zweifelnden Hoffnung, dem Müden ruhige 
Stille, und dem Liebenden gib, daß ihm begegne sein Glück!“ 
Wer längere Spaziergänge liebt, der mag den Fuß hinlenken 
über die kühn geschwungene Brücke, die den Hambkebach 
und die ihn im wind¬ 
geschützten Tale be¬ 
gleitende ,,Oeyn- 
hausener Schweiz“ 
überwölbt, um jen¬ 
seits der romantischen 
Schlucht auf dem in 
den Kurpark neu ein- 
bezogenen und auf¬ 
geforsteten TwelF 
kamp die Einsamkeit 
zu genießen; oder er 
mag dem Siele zu¬ 
streben, wo vor 
kurzem — dank der 
rührigen Hand und 
des verständnisvollen 
Weitblickes der jetzi¬ 
gen Badeverwaltung 
— eine entzückende 
Hochwaldanlage von 
über 200 Morgen ge¬ 
schaffen worden ist. 

Hier am Siel, zu 
Füßen den sich durch 
das Nadelwehr in 
Millionen von plät¬ 
schernden Strahlen 
hindurchzwingenden 
Werrefluß, mag der 
Wanderer rasten, den 
Blick rückwärts ge¬ 
wendet nach Westen, 
wenn der majestäti¬ 
sche Sonnenball m 
purpurnerGlut in den 
Fluten versinkt, oder 
vorwärts über den von 
stolzenSchwänen und 
lustigen Enten be¬ 
lebten Teich hinaus¬ 
schauend in dieWeite, 
deren Abschluß das 
Wiehengebirge mit 
seinem Portaeinschnitt 


bildet; wie ihn beim Blick nach 
Westen eine leise Predigt von der Größe und Schönheit gött¬ 
licher Schöpferkraft erhebt, so läßt sich, wenn das Auge nach 
Osten strebt, Klios Stimme leise lehrend vernehmen, die von 
Wittekinds, des wehrhaften Sachsenherzogs, Zeiten beginnt und 
in schnellem Gedankenfluge zu des neuen Deutschlands Glanz 
und Glorie überleitet, über das die eherne Heldengestalt des 
greisen Kaisers — segnend und warnend zugleich — die Hand 
ausbreitet. 

Aus der Schönheit der Natur im reichgesegneten West¬ 
falenlande aber versetzt den Fremden in die üppige Pracht 
moderner Kultur der Besuch des majestätischen Kurhauses, 
das, vor einigen Jahren durch Meisterhand geschaffen, auf 


sanft ansteigendem Gelände seine beiden Kuppeln empor¬ 
streckt und so schon von weitem das Auge des Wanderers auf 
sich lenkt. Drei Wiesenterrassen, eingerahmt von den bunt¬ 
schimmernden Blumenbeeten, führen zu dem stolzen Bau hinauf, 
in der Mitte lieblich durchbrochen durch zwei mächtige Fon¬ 
tänen, die sich einem langgestreckten Wasserbecken entwinden; 
oben am Eingang grüßen den Wanderer zwei geheimnisvoll 
lächelnde Sphinxe, ihm freundlich zuflüstemd, daß die Lösung 
des Lebensrätsels in seiner eigenen Brust ruht. Durch ein 
mächtiges Menschengewoge, das den Konzertplatz belebt, 
strebt der Besucher dem Kurhaus selber zu, während ihm vom 

schmückenden Giebel 
des Mittelbaues die 
,,Hoffnung“, den 
Aeskulapstab in der 
Hand, tröstend auf 
die Quellnixe hin¬ 
weist. Und betritt 
dann der Fuß das 
Innere des weit hin¬ 
gestreckten Baues, 
dann ist das Auge 
geblendet von dem 
Zauber feinsinniger 
Innenarchitektur und 
dekorativer Ausstat¬ 
tung, der den Be¬ 
sucher hier empfängt 
und in seiner trotz 
aller Pracht wenig 
aufdringlichen Art zu 
erquicklicher Rast 
einlädt. An diebreite 
Wandelhalle gliedern 
sich in ungezwun¬ 
gener Natürlichkeit 
die einzelnen, den ver¬ 
schiedensten Zwecken 
bestimmten Räume 
an, in der Mitte der 
große Festsaal in 
leichten Barock¬ 
formen, wo sich ein 
besonders reicher — 
ornamentaler und fi¬ 
gürlicher — Schmuck 
zu vornehmer Ge¬ 
samtwirkung ver¬ 
einigt; zur Linken 
führt der Weg durch 
den Wintergarten in 
den Lesesaal, das 
Spiel- und dasBillard- 
zimmer sowie die 
beiden gemütlichen. 


Bad Oeynhausen: Waldweg 


für Herren und Damen bestimmten Gesellschaftsräume; auf 
der andern Seite bildet den Anschluß der wirkungsvolle, auf 
Blau, Gold und Rot gestimmte Speisesaal, neben dem der durch 
seine Kojenanlagen so behaglich gestaltete Erfrischungsraum 
noch besonders freundlich anmutet. Unwillkürlich reizen die 
ganze Art der Anlage und die architektonische Durchführung 
des Kurhauses zum Vergleiche mit seinem Rivalen in Wies¬ 
baden; aber immer wieder fällt die Zusammenstellung beider 
zugunsten Oeynhausens aus, das in dezenter Anpassung an 
den Charakter seiner Kurgäste mehr auf bequemen Komfort 
als auf aufdringlich-prunkenden Glanz Rücksicht genommen 
hat. Denn ein Krankenbad ist ,,Westfalens Perle“, kein 
Luxusbad, und all die Tausende von Fremden, die alljährlich 








Nr. 8 DEUTSCHLAND 397 



seine Heilquellen aufsuchen, 
mögen sie nun an einer Er¬ 
krankung des Nervensystems oder 
des Herzens, der Gelenke und der 
Knochen oder des Blutes und 
des Stoffwechsels leiden, haben 
in erster Linie das Bedürfnis 
nach ungezwungener, Körper 
und Seele in gleicher Weise 
beeinflussender Bequemlichkeit. 

Den nächsten Jahren ist es Vor¬ 
behalten, auch noch — statt des 
bisherigen Interimstheaters — 
einen neuen Kunsttempel er¬ 
stehen zu sehen, der sich würdig 
dem Kurhaus zur Seite stellen 
darf und in noch erhöhtem 
Maße Gelegenheit bieten soll, 
sich auch im Rollstuhl an dem 
— vielleicht in der Heimat ent¬ 
behrten — Spiel der Musen zu 
erheitern. 

Um auch an regnerischen und 
stürmischen Tagen den Klängen 
der Badekapelle lauschen zu 
können — sie ist eine der größten und besten Deutsch¬ 
lands — , wird sich in Kürze eine Glashalle erheben, die in 
ihren grandiosen Maßen die peinliche Enge anderer Musik¬ 


säle weit hinter sich läßt und 
auch beim Besuch von Monster¬ 
konzerten nimmer das Gefühl 
erdrückender Fülle auslöst. End¬ 
lich wird auch die bisherige 
Wandelhalle, die sich seit langer 
Zeit dem vornehmen Charakter 
des heutigen Badeortes nicht 
mehr recht anbequemen wollte, 
einem Neubau weichen, der dazu 
berufen erscheint, die Gesamt¬ 
heit der Kurparkanlagen in har¬ 
monischer Weise abzuschließen. 
Täuscht somit nicht alles, so 
steht unser Oeynhausen, trotz¬ 
dem es erst im letzten Jahrzehnt 
einen alle Erwartungen über¬ 
treffenden Aufschwung ge¬ 
nommen hat, wiederum vor 
einer Epoche neuen Wachstums 
und neuer Blüte — zur Freude 
seiner Kurgäste und zur Ehre 
seiner Verwaltung wie zugleich 
der Bürgerschaft, die beide, sich 
einander in ihrer zielbewußten 
Arbeit willig ergänzend, als den Inhalt ihrer Wirksamkeit das 
Wohlergehen der leidenden Menschheit, soweit diese unserm 
Heilbade zustrebt, auf ihr Panier geschrieben haben. 


Bad Oeynhausen: Wandelhalle im neuen Kurhaus 


Augenblicksbilder von der Kieler Woche. 


Teilnehmerkreis. 

Eines Tags gingen drei 
Boote und ein Kutter in fried¬ 
lichem Segelwettstreit über 
die Kieler Bahn. Das war 
im Jahre 1881 der kleine An¬ 
fang der jetzt weltberühmten 
KielerWoche. Seitdem wieder¬ 
holten sich, allmählich an 
Umfang zunehmend, alljähr¬ 
lich die seglerischen Wett¬ 
kämpfe. Der schon 1868 zu 
Hamburg gegründete Nord¬ 
deutsche Regatta-Verein nahm 
bald lebhaften Anteil an diesem 
lustigen Kräftemessen auf dem 
Wasser und sandte das beste 
Geschwader der unter seinem 
Stander segelnden Jachtflotte 
jährlich in die äußerst günsti¬ 
gen Kieler Gewässer. Das ziel- 
bewußte Bestreben,demSegel- 
sport in unserm Kriegshafen 
der Ostsee eine feste Grund¬ 
lage zu bieten, rief dort 1887 
denMarine-Regatta-Verein ins 
Leben, der, von dem ange¬ 
sehenen Hamburger Bruder¬ 
verein selbstlos unterstützt, 
noch im gleichen Sommer eine 
Kieler Regattawoche abhielt. 
Prinz Heinrich und Kaiser 
Wilhelm ließen diesen Wett¬ 
rennen durch Spenden von 
Siegespreisen und bald durch 


Von Oswald v. Aibling. 



Kieler Woche 1913: Jacht „Wendula“ 


ihre persönliche Teilnahme 
ihre Förderung angedeihen, 
und schon nach wenigenjahren 
erhob sich auf dem Stamm des 
alten ein neuer Segelverein 
unter dem Namen Kaiserlicher 
Yacht-Club, der jetzt an vier¬ 
tausend Mitglieder und eine 
Flotte von über dreihundert 
Segel- und annähernd hundert 
Dampf- und Motorjachten 
umfaßt. Die Kieler Bucht 
wurde in der Folge der aus¬ 
gesprochene Hauptkampfplatz 
für den kräftig aufstrebenden 
deutschen Segelsport, der mit 
den zahlreich auf dem Plan 
erscheinenden ausländischen 
Mitbewerbern erfolgreich in 
die Schranken treten konnte. 
Die 25-Jahr-Festregatten des 
vorigen Jahres sahen nicht 
weniger als 400 deutsche und 
fremdländische Dampf- und 
Segeljachten auf der Förde. 
Wiederholt waren Monarchen 
und Fürsten zugegen. Heuer 
war die Zahl der Teilnehmer 
zwar klein, dafür bestritten die 
neuesten und auserlesensten 
Jachten die Rennen. Kein 
Wunder,wenn dieKielerWoche 
sportlich und gesellig zu einem 
sich sonst kaum bietenden 
Weltereignis geworden ist. 

















398 DEUTSCHLAND Nr. ö 




Der Start. 

Abwechselnd messen sich in edlem Wettstreit die blitz¬ 
blanken Jachten der zwölf verschiedenen Bootsklassen, die 
großen mächtigen Zweimasterschoner, die schneidig-frischen 
und hochragenden 
19-m-Rennboote bis 
herab zu den gefäl¬ 
ligen noch seefesten 
Achtern; an andern 
Tagen geben sich 
die kleineren bis zu 
den niedlichen Fünf¬ 
meterrennbooten ein 
geschäftiges Stell¬ 
dichein zum ernsten 
Wettbewerb um die 
beste Leistung, die 
geschmeidigen Jach¬ 
ten der Sonderklasse 
nicht zu vergessen, 
die wie etwa die 
reinste Rasse der Voll¬ 
blutpferde eine be¬ 
zaubernde Auslese für 
sich bilden. Unruhig 
und ernst kreuzen 
die schmucken Jach¬ 
ten, für das emp¬ 
findsame Auge nur 
herbe Linie und st raffe Kräftespannung, auf dem fröhlich 
bewegten Wasser dei^ Außenförde und schieben sich prüfend 
und probend an der Abgangstelle herum, die auf der Geraden 
zwischen dem rotbeflaggten Startdampfer und Markboot liegt. 
Der fallende Vorbereitungsschuß läßt noch fünf Minuten Spiel¬ 
raum. Von Minute zu Minute rückt der rote Ball am Mast 
ein Feld in die Höhe. In dem Fahrwasser unmittelbar vor der 
Startlinie drücken und 
drängen sich die 
Schoner der A I- 
Klasse, jeder will wo¬ 
möglich mit der letz¬ 
ten Sekunde als Erster 
davonziehen an der 
Luvseite, um den 
andern den Wind ab¬ 
zufangen. Die grüne 
Flagge ist an der 
Mastrahe gehißt; die 
über dreißig See¬ 
meilen lange Bahn 
muß mit Rechtskurs 
abgesegelt werden. 

Fieberhaft warten wir, 
die Sekundenuhr in 
der Hand, auf das 
Start - Zeichen. Wir 
sehen den Rauch aus 
der Kanone steigen, 
der Knall dringt 
erst später ans Ohr: 

Meteor hat den gün¬ 
stigsten Start er¬ 
wischt, er zieht mächtig voran, Hamburg folgt dicht als 
Zweite, jetzt durchschneidet die Favoritin Margherita die 
Linie und Germania liegt noch weit zurück, sie hat einen 
schlechten Start. Ein andermal ist die Reihenfolge umgekehrt 
oder verschoben, je nach Wind, Wetter, Segeltüchtigkeit und 


Kieler Woche 1913: Die „Hansa“ über den Jachten 


Kieler Woche 1913: D:e Mannschaft von S. M. S. „Kaiser“ paradiert vor S. M. dem Deutschen 
Kaiser, der an Bord der ,,Hohenzollern“ ist 


Führergeschick. Noch mannigfaltiger ist die Abfahrt zum 
Rennen der viel gelenkigeren kleineren Boote, die wie große 
Fliegen an der Startlinie umherschwirren und ein großes Feld 
in ein Jachtengewimmel verwandeln. Eine allzu eifrige hat 
im Vorwärtsstreben den Start schon berührt, noch ehe der 

Schuß fällt. Ein 
mahnender Pfiff — 
und während die 
andern eng zusam- 
menliegend oder wie 
zur Paradestellung ge¬ 
ordnet davonziehen, 
muß die überhitzige 
kehrtmachen und als 
Nachzügler starten. 
Sie ist zwar ein 
gutes Boot. Ob sie 
aber den Vorsprung 
der andern auf- 
holen wird? 

Auf der Fahrt. 

Sind die letzten 
Boote abgelassen, eilt 
eine kunterbunt zu¬ 
sammengestellte Be¬ 
obachtungsflottille in 
angemessener Ent¬ 
fernung seitlich an die 
Rennbahn. Dampfer 
bergen die lebhaft zeigenden und sprechenden Mit¬ 
glieder der Segelklubs, Segeljachten groß und klein 
bringen eine sportbegeisterte Familie oder ein paar 
neugierige Jungen heraus, reiche Ausländer kommen mit 
eigenen Dampfjachten heran, Offiziere und Beamte in ihren 
Dampf- und Motorbarkassen, Prinzen und Fürstlichkeiten an 
Bord von Stationsschiffen oder Torpedobooten. Wie der 

schwere Troß einem 
schlagfertigen Heer, 
so folgen diese 
Fahrzeuge mit den 
Schaugästen hinten 
nach, überholen das 
Feld der Renn¬ 

jachten wie eine flinke 
feindliche Reiterschar 
und stellen sich an 
die Wendepunkte der 
Dreiecksbahn gleich 
einer trutzig die 

Stirn bietenden Heer¬ 
säule. Schon hat 

sich das Feld der 
einzelnen Klassen im 
Wettrennen ausein¬ 
andergezogen. Hier 
und da laufen neben¬ 
einander wie zu¬ 
sammengeklebt zwei 
Jachten, und der 
geschicktesten und 
behendesten gelingt 
es, beim ,,Über-Stag- 
Gehen“am Markboot dem andern den Weg zu verlegen und einen 
Vorteil zu erringen. Weht nach der Wendung flauer Wind 
von achtern, hei, schnell den Spinnaker gesetzt. Da naht bei 

einer Sonderklassenwettfahrt die Angela des Kronprinzen. Schon 
ist sie auf der Höhe des Markbootes. Ein Ruck, die Segel 

















Nr. 8 


DEUTSCHLAND 


399 


sind herumgeworfen und der Spinnaker ausgebracht. Andere 
runden die Boje, siebrauchen einige Zeit, bis sie den Spinnaker 
setzen, Segel und Baum waren nicht klar. Eine Strecke der Bahn 
ist immer eine Kreuztour, die in der Richtung gegen den Wind 
vorwärtsstrebt. Zu Beginn dieses Ganges zerstreut sich das 
Feld bis zur völligen Auflösung. Wenigstens scheint es so; 
die einen nehmen ihre Kreuzschläge nach links, andere nach 
rechts in langen oder kurzen Gängen 
nach Gutdünken und Berechnung. 

Die Reihenfolge scheint ganz durch¬ 
einander geworfen, so täuscht das 
weitzerstreute Feld. Doch an der 
Wendemarke finden sich die Boote 
in der alten Reihe wieder ein, nur 
das eine oder andere, das besser 
kreuzt, hat sich vorgeschoben oder 
hat durch die Geschicklichkeit des 
Mannes am Steuer einen Platz ge¬ 
wonnen. Alle Jachten einer Klasse 
sind gleich gebaut, bergen aber ver¬ 
schiedene Möglichkeiten in sich. So 
zieht langsam, aber sicher oft ein Boot 
an dem andern vorbei. Man sieht es so kommen, ohne dagegen 
ankämpfen zu können. Nichts nützt. Unsichtbar und geheim¬ 
nisvoll steckt die Leistung in dem beseelten Holz. 

Vergleichsbilder, 

Die Boote laufen jetzt gerade bei achterhchem oder raumem 
Wind. Wie in Kiellinie ausgerichtet ziehen sie hintereinander 
auf einer Senkrechten zu unserm breit daliegenden Begleit¬ 
dampfer dahin. Haben die Jachten vor dem Wind gehend 
Spinnaker gesetzt, dann sehen sie aus wie auf Blumen sitzende 
weißbeschwingte Schmetterlinge mit halbgeöffneten Flügeln. 
In steifer Brise am Winde segelnd erscheint das kleinere Renn¬ 
boot besonders, wenn es weit überliegt, wie ein riesiger Fisch, 


der mit seinem dunklen Leib aus dem Wasser taucht. Dann 
hat es wieder den Anschein, als ob er mit seinem Leib unter 
die Wellen tauchte und nur noch die starre Flosse herausstreckte, 
wenn bei starkem Seegang weit überliegend der Bootskörper 
hinter einem Wellenberg verschwindet. Die nur mit Großsegel 
und Fock getakelten Jachten sehen sich oft an, wie wenn ein 
Kohlweißling ruhend und nippend auf einer Wasserblume säße. 

Bläst der Wind plötzlich zu stark, 
flugs holen sie Zeug ein und laufen 
mit gerefften Segeln. Wird die Brise 
schwächer, fahren sie mit straff aus¬ 
gerefftem Vollzeug und setzen noch 
die Ballonfock oder gar den ,.großen 
Willem“, der zwischen den Gro߬ 
segeln der Zweimaster dem Wind 
keine Gasse läßt. Es entstehen für 
das Auge oft berückend herrliche 
Bilder, anregend für Gemüt und 
Phantasie. Sie wechseln jeden Tag 
und jedes Rennen in ungeahnter 
Verschiedenheit und erneuern sich 
in einem fort. Tausend Teil¬ 
chen, tausend Zufälligkeiten setzen dieses prächtig-bunte 
Mosaik unwillkürlich zusammen, und die Verschiebungen der 
Farben, der Einflüsse von Wellen, Wind und Wetter, der 
Launen von Boot und Führer steigern sich miteinander ver¬ 
mengt ins Unberechenbare. Heute heller Sonnenschein, 
morgen verhüllter Himmel, übermorgen Regen und Sonne, 
Flaute und spiegelglatte See, dann wieder leicht gekräuselte 
und bewegte Oberfläche, die sich später zum stürmischen 
Wellengang aufwühlt. Dazwischen tappt schwerfällig ein 
plumper schmutziger Handelssegler, Kutter oder Schoner, 
der den Gegensatz zur vornehmen Rasse der neuen Rennjachten 
so deutlich und greifbar vor Sinnen stellt. All diese bewegten 
fesselnden Bilder rollen sich im Wechsel nur weniger Tage ab. 



Das Stationsgebäude der St. Andreasberger Zahnradbahn 


Kreuz und quer durch Stadt und Land. 

Die St. Andreasberger Zahnradbahn. 


Es war am Abend des 19. Juli. Vom Glockenberge bei 
St. Andreasberg im Oberharz erscholl festliches Geläute. 
Böllerschüsse dröhnten von den grünen Höhen hernieder, und 
das ganze Städtchen 
prangte im Fahnen¬ 
schmuck undTannen- 
grün. Nur frohe und 
erwartungsvolle Ge¬ 
sichter sah man in der 
großen Menschen¬ 
menge, die den Bahn¬ 
hof und den nahe¬ 
liegenden,,Säumarkt“ 
füllte, um das Ein¬ 
laufen des ersten 
Zuges der neuenZahn- 
radbahn zu sehen. Be¬ 
grüßt von den Klängen 
der Stadtkapelle und 
dem Gesänge der 
Schuljugend tauchte 
die schnaufende Ma¬ 
schine aus der Tiefe 
des Tales auf und zog 
in wenigen Augen¬ 
blicken den aus drei 


geschmackvoll eingerichteten Wagen bestehenden Zug vor die 
Bahnhofshalle. — Damit war die Bergbahn unter der Teilnahme 
der staatlichen und städtischen Behörden eröffnet. Die jubelnden 

Einwohner aber sahen 
in diesem Zuge den 
willkommenen Boten 
einer glückverheißen¬ 
den,hoffnungsreichen 
Zukunft ihrer Vater¬ 
stadt, die unlängst 
durch die Einstellung 
des Betriebes in dem 
Bergwerk und der 
Silberhütte schwer 
getroffen war. — Die 
neue Bahn soll haupt¬ 
sächlich denFremden- 
verkehr fördern, der 
für jeden Kurort der 
Lebensnerv ist. Wie 
oft hatten dieFremden 
gestöhnt, wenn sie 
den steilen ,,grünen 
Hirsch“ hinaufkraxeln 
mußten, um nach 
dreiviertelstün diger 



Die St. Andreasberger Zahnradbahn aus dem Halseinschnitt kommend 
(Phot. Rud. Fischer, St. Andraasbsrg 1. H.) 








400 DEUTSCHLAND Nr.8 


Anstrengung schließlich das Bergnest zu erreichen, das, in 
einer Höhe von 570 bis 650 Meter am Berge emporkletternd, 
weitab von der bisherigen Eisenbahnstation liegt. Jetzt erreicht 
man mit der Bergbahn die Höhe in 14 Minuten und hat dabei 
noch das erhebende Bewußtsein, auf 
Deutschlands steilster Zahnradbahn 
zu fahren, die infolge ihrer geradezu 
großartigen Anlage ein Wunderwerk 
der modernen Ingenieurkunst ge¬ 
nannt zu werden verdient. — Die 
Bahnlinie, die in kühnem Zuge nach 
oben führt, ist etwa 1700 Meter lang 
und hat die große Durchschnittsstei¬ 
gung von 1 :8. Ihr Bau bot gewaltige 
Schwierigkeiten, da sie durch Fels¬ 
massen hindurchgeführt werden 
mußte, die sich hindernd in den Weg 
stellten. DurchDynamitsprengungen 
ist dieStreckefrei gemacht; mächtige 
Tonschieferfelsen türmen sich an vier Stellen bis zu 36 Meter 
zu beiden Seiten auf und bieten durch die eigenartige Schich¬ 
tung und Faltung des schimmernden Gesteins interessante Ein¬ 
blicke in den geologischen Aufbau derBergmassen. Die dazwischen 


liegenden Vertiefungen sind durch 30 Meter hohe Aufschüttungen 
ausgefüllt. An diesen Stellen bieten sich dem Auge entzückende 
Bilder aus der prächtigen Bergwelt des Oberharzes. Hierein lieb¬ 
lich grünes Waldtal mit blumig, duftenden Wiesen, durchrauscht 
von der plätschernden ,,Sperrlutter“ 
und umsäumt von stolzen, dunkelen 
Harztannen; dort hinten die 
blauenden Bergzüge in der Feme, 
überragt von dem gewaltigen Massiv 
des ,,hohen Ackers“, und endlich, 
nahe dem Ende der Bahn, die traute 
Bergstadt mit ihren schmucken, holz¬ 
verschalten Häusern, den steilen 
Straßen und Gassen und dem nied¬ 
lichen Glockenhäuschen auf der 
Höhe. Wahrlich, wie ein schlafendes 
Dornröschen liegt das Städtchen da 
mit dem Diadem seiner tannenge¬ 
krönten Bergzacken und wartet nur 
des Prinzen, der es erwecken soll aus langem, tiefem Schlafe. 
Möge die Bergbahn ihn bald im Strome der Fremden herbei¬ 
führen ; St. Andreasbergs freundliche Bewohner werden ihn 
freudig begrüßen mit lautem, herzlichem ,,Glück auf*. 

Max Heidorn (Hildeshelm) 



Die Zahnradbahn, aus einem tiefen Einschnitte kommend 


Die Verschandelung des Hegaus. 


In einer Reihe von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln 
war jüngst zu lesen, daß der Hohenstoffel, einer jener mäch¬ 
tigen Basaltkegel zwischen Bodensee und Hegau, als Stein¬ 
bruch abgebaut werden soll. Es erhoben sich entrüstete 
Stimmen gegen dieses Zerstörungswerk. Und mit Recht. 
Denn der Abbau des Hohenstoffeln zeigt wieder, wie un¬ 
bedenklich und ohne zwingenden Grund heute oft Natur- 
und Heimatschätze angegriffen werden und wie wichtig und 
notwendig die Heimatschutzbestrebungen sind. 

Dort an der Südgrenze des Reiches, wo der blaugrüne 
Rheinstrom vom Bodensee nach der Basler Ecke fließt, ist 
eine der schön¬ 
sten Gegenden in 
deutschen Lan¬ 
den. Die letz¬ 
ten Hänge des 
Schwarzwaldes 
gehen — dem 
Bodensee zu — 
in eine frucht¬ 
bare Hügelland¬ 
schaft über, aus 
deren langge¬ 
schwungenen 
Linien bei Sin¬ 
gen die pom¬ 
pösen, burgge¬ 
krönten Hegau¬ 
berge auf steigen. 

Von ihren Kup¬ 
pen sieht man auf 
alte Städtchen 
wie Blumenfeld, 

Thengen und 
Engen, und auf ein weites Land, so üppig und so farbig wie 
die Provence im Frühling. 

Die Industrie hat dieses Land bald entdeckt. Von Basel 
rheinaufwärts reiht sich bereits Kraftwerk an Kraftwerk. 
Rheinfelden und Augst-Whylen stehen schon, Lauffenburg 
wird jetzt gebaut, und bei Eglisau planen die Schweizer ein 


viertes Kraftwerk. Erfreulich ist diese Industrialisierung des 
Oberrheins für den Naturfreund sicher nicht, aber sie läßt 
sich schließlich rechtfertigen. Die ursprüngliche Schönheit 
der Landschaft geht zwar verloren, aber die mächtigen tech¬ 
nischen Werke, die der Mensch an ihre Stelle setzt, können 
auch ihre Schönheit haben. Und diese Werke, die die Kraft 
des ewig rauschenden Stromes in eine andere umgesetzt durch 
das ganze Land hinunter bis nach Mannheim schicken, schaffen 
damit neue Werte. Dagegen ist es höchst überflüssig, wenn 
man jetzt anfängt, die Hegauberge abzugraben. Aus den 
Kraftwerken werden noch viele kommende Geschlechter 

Nutzen ziehen; 
dieseBasaltwerke 
aber dienen nur 
dazu, einzelnen 
den Beutel zu 
füllen. Dort wird 
eine ewigeNatur- 
kraft umgewertet, 
hier aber werden 
nur Naturdenk¬ 
mäler zerstört. 

Der Hohen¬ 
stoffel, dessen 
charakteristische 
Doppelkuppe so¬ 
fort auffällt,wenn 
man vom Boden¬ 
see kommt, ist 
846 Meter hoch 
(150 Meter höher 
als der Hohen¬ 
twiel). Sein Be¬ 
sitzerist derFrei- 
herr Dr. Ferdinand von Hornstein. Er wohnt in München und 
hat sich, mit Reichtümern nicht sehr gesegnet, der Schrift- 
stellerei gewidmet. Unter anderm hat er ein historisch¬ 
philosophisches Drama ,,Buddha“ geschrieben, das vor 

13 Jahren einmal in München aufgeführt, von den andern 
Bühnen aber nicht angenommen wurde, angeblich weil es die 



Blick auf den Hohenstoffel 








Nr. 8 DEUTSCHLAND 401 


bayerischen Ultramontanen hintertrieben. ,,Hätten die deutschen 
Bühnen meine Stücke aufgeführt/* schrieb Herr von Hornstein 
im Lauf der jüngsten Presseäußerungen, ,,so wäre ich nicht 
auf industrielle Wege geraten.“ Offenbar verbittert, daß man 
ihn ,,20 Jahre lang als Dichter nicht beachtet“ hat, hat er 
sich eines schönen Tages entschlossen, den Hohenstoffeln 
abzubauen. Der Abbau wurde von der badischen Regierung 
genehmigt, nachdem die Ruine des Hohenstoffeln auf 30 Meter 
Abstand „vertraglich geschützt“ worden war. Das war vor 
1V 2 Jahren. Die beteiligten Gemeinden und Lieferanten wußten 
schon damals um die Sache; die größere Öffentlichkeit aber erfuhr 
nichts, bis jetzt die Sprengschüsse krachten und über Berg 
und Tal die Masten gestellt wurden, auf denen der gebrochene 
Basalt nach der Station Mülhausen (an der Strecke Immen- 
dingen-Singen) geschafft werden soll. 

Zuerst erhob nun ein ,,alter Landschaftswächter“, der 
Schriftsteller Ludwig Finckh in Gaienhofen am Bodensee, in 
der ,,Württ. Ztg.“ seine Stimme gegen den Freiherrn von 
Hornstein, der ,,den 
Berg seiner Väter 
zu Schotter machen 
und bruchweise zu 
Tal fahren“ wolle. 

Andere Heimat¬ 
freunde schlossen 
sich an, unter ihnen 
ein Standes- und 
Berufsgenosse des 
Hornsteiners, der 
Schriftsteller Frei¬ 
herr Emanuel von 
Bodman in Täger- 
wilen am Bodensee. 

Dieser nahm sich 
in einer Zuschrift 
an das,,Berl.Tagebl.‘‘ 
des Hohenstoffeln 
an, der ,,mit seiner 
geologischen,histori¬ 
schen und maleri¬ 
schen Poesie zum 
geistigen Eigentum 
des deutschen, be¬ 
sonders des alemannischen Volkes wurde, und ohne dessen 
Silhouette der Bodensee, zumal der Untersee, auf beiden 
Ufern verarmen würde“. — Herr von Hornstein rechtfertigte 
sich diesen Angriffen gegenüber in der Hauptsache folgender¬ 
maßen: erstens sei die Ruine ,,vertragsmäßig geschützt“; 
zweitens sei die Verschandelung gar nicht so schlimm, 
da er (Herr von Hornstein) das Basaltwerk vom benach¬ 
barten Hohenhöwen aus mit dem Zeißglas kaum habe ent¬ 
decken können; drittens, wenn sich im Laufe der Zeit ein¬ 
mal eine sichtbare Wand bilden sollte, so werde der ,»pracht¬ 


volle Säulenbasalt in seinen malerischen Färbungen nur einen 
erfreuenden Anblick gewähren“, außerdem werde die Schutt¬ 
halde terrassenförmig angelegt und wieder auf geforstet; und im 
übrigen habe er schon Hunderttausende in das Basaltwerk ge¬ 
steckt und könne also nicht mehr zurück. 

Professor Adolf Hildenbrand, Pforzheim, der dieses Frühjahr 
am Hohenstoffeln gemalt hatte, konnte darauf entgegnen, daß bei 
der .Höweneck (dem vom Fürsten zu Fürstenberg abgebauten 
nördlichsten der Hegauberge) auch die Ruine ,.vertraglich 
geschützt“ gewesen sei. Heute aber sehe sich der Schutz 
folgendermaßen an: „Auf der Schutthalde erhebt sich senkrecht 
die abgebaute Felswand, und oben sitzt, absturzbereit, die 
geschützte ,,Ruine“. Und wenn Herr von Hornstein vom 
Hohenhöwen aus sein Basaltwerk mit dem Zeißglas kaum ent¬ 
decken konnte, so sei das nicht verwunderlich, ,,denn erstens 
ist das Basaltwerk kaum begonnen und zweitens ist es vom 
Hohenhöwen etwa 2 Stunden entfernt. Wer aber auf den 
Hohenstoffeln geht, erbittert sich auch ohne Zeißglas über die 

Verschandelung der 
Heimat“. — Die 
Dinge liegen heute so, 
daß sich der Abbau 
wohl nicht mehr ver¬ 
hindern lassen wird. 
Herr von Hornstein 
besteht auf seinem 
Eigentumsrecht. In 
seinem Schlußwort 
im „Pforzheimer 
Anzeiger“ (vom 2. 
August 1913) meint 
er, halbernst, halb 
spöttisch: die Hei- 
matschützler und das 
alemannische Volk, 
das angeblich um 

das Schönste der 

Heimat betrogen 
werden, sollten ihm 
doch ganz einfach 
den Hohenstoffeln 
abkaufen, anstatt 
zu schimpfen. Im 

übrigen verbiete er allen ,,Natur - Schutzpatronen“ das Be¬ 

treten des Hohenstoffeln, „ob sie darauf malen oder dichten 
oder gegen die Behörden und das Privateigentum losziehen 
wollen“. — Vielleicht läßt sich erreichen, daß das Basaltwerk 
an der Nordseite bleibt und nicht um den ganzen Berg her¬ 
umgreift. Auf alle Fälle muß jedoch verhindert werden (und das 
ist auch der ganze Zweck der öffentlichen Erörterung), daß auch 
die andern Hegauberge an die Reihe kommen. Um allem vor¬ 
zubeugen, schlägt Freiherr von Bodman vor: ,,Laßt uns ein Gesetz 
schaffen, das eine solche Situation nicht mehr aufkommen läßt.“ 

Dr. Bode (Pforzheim 



Der neue Bahnhof in Wanne (Phot. Otto Kuneri, Wanne) 


Der neue Bahnhof in Wanne. 


Wer hat nicht den alten Bahnhof in Wanne gekannt, die 
rauchige, schmutzige Bretterbaracke mit dem teergestrichenen 
Asphaltdach und der farblosen, rußigen Wandverschalung. 
Nun haben wir der alten Bude Valet gesagt und sind hinüber¬ 
gezogen, wo auf freiem Felde das langgestreckte Empfangs- 
gebäude mit seinem wuchtigen Ziegeldach und seinem hellgrünen 
Terranuovaverputz bestimmt ist, dem stattlichen Bahnhofs¬ 
vorplatz und seiner Umgebung sein Gepräge bei der weitern 
Bebauung aufzudrücken. An die quergelagerte Empfangshalle 
mit ihrem stattlichen und doch so behaglichen Tonnengewölbe 
schließt sich nach rechts die Stationskasse, die wiederum durch 


lauschige Rundbogen in einer für die Gruppenwirkung dank¬ 
baren Lösung mit der Maschinenreinigungshalle verbunden ist. 
Einfach das Ganze, einfach und zweckentsprechend. Da stören 
keine poesielosen Aufschriften und Schilder die so wohltuende 
Gesamtwirkung des Gebäudes, da ist nicht jede Tür und jedes 
Fenster mit Putz und Ornamenten beladen. Man hat es wohl 
gelernt und sich daran gewöhnt, schlichte Außenfronten mit 
ruhiger Flächengliederung zu bilden, gerade so wie es uns 
zum Glück wieder zum Gewohnten geworden ist, in behaglich- 
eleganten Wartesälen in dunkler Eichentäfelung und heiterer 
Bemalung dem Reisenden den Aufenthalt gemütlich zu machen* 









402 DEUTSCHLAND 


Nr. 8 


Man hat es verstanden, das verwandte Material durch seine 
Qualität und Eigenart wirken zu lassen. Im Wartesaal erster 
und zweiter Klasse zeugen die hellgrün gebeizte Holztäfelung 
in ihrer Flächenaufteilung durch Rahmen und Füllung, die 
Beleuchtungskörper in ihrer kunstvollen Schmiedearbeit, die 
Stühle mit ihren bequemen Armlehnen, die diskret durch Holz¬ 
gitterung verborgenen Heizkörper von dem guten Geschmack 
des Baumeisters. Das Damenzimmer in heller Eschenholz¬ 
täfelung, durchsetzt mit Ebenholzeinlagen, in dem die leicht¬ 
gehaltene Färbung der zierlichen Möbel mit dem dunkeln 
Plüschüberzug warm kontrastiert, mutet uns an wie ein intimes 
Boudoir, lauschig und traulich. 

Der Wartesaal dritter und vierter Klasse ist gehalten in den 
derberen, farbenfreudigeren Tönen der Bauernkunst des 


18. Jahrhunderts, alles derb und bieder, originell und reizend, 
besonders die Beleuchtung. In zwei breiten, bunten Plaketten 
in greller Bemalung hängen die Glühbirnen und beleuchten 
einerseits traute Bilder der Vergangenheit vor 100 Jahren, 
als der Bauer hier noch pflügte und im wilden Emscherbruch 
das Wildbahnroß noch jagte, anderseits die ernsten Bilder 
der hastigen, arbeitsfreudigen Gegenwart, die der am Gebälk 
der Decke sinnvoll angebrachte Spruch in Versen illustriert. 

Wir freuen uns unseres Bahnhofs, und wenn der alte Bahn¬ 
hof Wanne für viele einen Begriff umschloß, ein Merkmal war, 
das der rußigen Industriegegend den Stempel aufdrückte, so 
möge der neue Bahnhof in seiner großzügigen, behaglichen 
Eleganz ein gutes Omen für fernere Zeiten werden. 

Dr. H e ß e 1 e r (Wanne) 


Die Zoppoter Waldoper. 




Seit der Eröffnung des Harzer Bergtheaters durch Dr. 
E. Wachler ist in Deutschland eine ganze Reihe von Natur¬ 
theatern entstanden, und alle haben mit mehr oder weniger 
Glück das Publikum von ihrer 
idealen Mission überzeugt. 

Der Versuch, auch die Oper in 
den Bereich ihres Kunstgebietes 
zu ziehen, blieb jedoch auf 
wenige Freilichtbühnen be¬ 
schränkt. Unter ihnen ist die 
Waldoper im Kaiser-Wilhelm- 
Hain bei Zoppot zu besonderer 
Popularität und künstlerischer 
Bedeutung gelangt, und zwar 
verdankt das Zoppoter Theater 
sein absolutes Übergewicht nicht 
nur seiner idealen Lage und 
Akustik, sondern vor allem den 
künstlerisch vorbildlichen Dar¬ 
bietungen, die es während seines 
fünfjährigen Bestehens heraus¬ 
gebracht hat. Kreuzers ,,Nacht¬ 
lager“, die Hauptszenen aus 
,,Tannhäuser“, ,,Das goldene 
Kreuz“, ,,Lobetanz“, ,,Hänsel 
und Gretel“ wie die ,,Verkaufte 
Braut“ gingen hier unter dem 
Beifall einer vier- bis fünf¬ 
tausendköpfigen Zuhörerschaft 
wiederholt in Szene. 

In diesem Jahre hatten 
Gluck und Johann Strauß 
das Wort, und zwar fand zu¬ 
nächst die ,,Maienkön igin“ 
von Gluck eine erfrischende 
Wiedergabe, die um so mehr An¬ 
erkennung verdient, weil kunst¬ 
begabte Damen und Herren 
der Gesellschaft selbst die 
Hauptrollen übernommen hatten. 

Den eigentlichen Trumpf spielte die Stadt Zoppot jedoch mit 
der poesievollen Inszenierung des ,,Zigeunerbarons“ 
auf. Oberregisseur Paul Walther-Schäffer, Chemnitz, 


weiß selbst die veralteten Züge eines Werkes mit dem modernen 
Geschmack zu versöhnen, ohne seinem landschaftlichen oder 
kulturhistorischen Charakter Gewalt anzutun. Das gibt 

dem Ganzen Lebenskraft und 
Schwung. Man muß das Treiben 
in dem malerischen Zigeuner¬ 
dorfe gesehen haben, das emsige 
Hand dem Pußtavölkchen eine 
halbe Stunde vom Zoppoter 
Kurhause entfernt zwischen 
Buchen und Kiefern erbaut hat, 
um die hohen künstlerischenGe- 
sichtspunkte und die anregende 
Initiative der Regie recht wür¬ 
digen zu können. Das treffliche 
Kurorchester stand unter Lei¬ 
tung des Herrn Kapellmeisters 
Dr. Heß, Danzig, die Haupt¬ 
rollen waren bei den Damen 
Frl. Paula Windheuser, Wien, 
und Frau Bender-Schäfer, Dres¬ 
den, den Herren Joseph Pauli, 
Dresden, und Paul Hochheim, 
Breslau, sehr gut aufgehoben. 

Das nach Tausenden zählende 
Publikum jubelte vor Entzücken 
und weckte in den Zweigen der 
stämmigen Bäume ein lustiges 
Echo. Johann Strauß gehört 
eben zu den wenigen Meistern, 
denen in gewissem Sinne die 
wirkliche Popularisierung moder¬ 
ner Musik gelungen ist, und ist 
auch das Gebiet seiner Muse 
sehr begrenzt, so zeichnet es sich 
doch durch die absolute Be¬ 
herrschung der Kunstmittel 
und eine geradezu geniale Er¬ 
findungsgabe aus. So mußte 
auch der ,,Zigeunerbaron“ einen 
vollen Erfolg bringen. Der zweiten Wiederholung des 
,,Zigeunerbarons“ hat übrigens der Kronprinz beigewohnt. 

Fritz Droop (Kottbus) 


Die Maienkönigin 

Links: Frau Bürgermeister Weidmann (Zoppot); rechts: Fräulein Rummelspacher 


Der Zigeunerbaron 

Von links nach rechts: Barenkay (Joseph Pauli). Czipra (Franziska Bender-Schäfer), 
Saffi (Paula Windheuser) 















Nr. 8 il XI00Q09Q000(X > QQQQ00Q0Q90Q gl DEUTSCHLAND m OOeOüeOCOOCie e eeBeCOCOOOCCOCl l 403 


Die große Trommel. 

Eine Schwarzwaldgeschichte von August Ganther*. 


Wie wir zu unserer großen Trommel gekommen sind? 
Wenn ich das erzählen soll, da muß ich weit ausholen. Die 
ganze Geschichte unserer Feuerwehrmusik muß ich aufwärmen 
von A bis Z. 

Gleich am Gründungstage hat es wegen der großen 
Trommel ein scharfes Hin und Her abgesetzt. Die Feuerwehr 
bestand schon gut fünfzehn bis zwanzig Jahre vor dem Siebziger 
Krieg, hatte es aber die lange Zeit hindurch nicht über zwei 
Trommler und zwei Hornisten gebracht. Da, kurz nach dem 
Krieg kam der Seilergori, Gott hab* ihn selig, auf den Gedanken, 
es müsse eine Musik her. Der Gori hatte mehrere Jahre in der 
Schweiz drin gearbeitet und bei einer Kapelle - sie sind dort 
dicker gesät als hierzuland — das Flügelhorn geblasen. Wie 
er nun wieder heim in unser Schwarzwaldnest kam, da ließ 
es ihm keine Ruhe; unablässig bohrte und rumorte es in seinem 
Kopfe: Eine Musik muß her. Bald fing er an, Gleichgesinnte an¬ 
zuwerben. Eines schönen Tages kam er auch zu mir. Er wußte, 
daß ich ein Freund der Musik war. Gar manchmal hatte ich 
schon beim Brückliwirt von meinen Gesellenjahren erzählt, 
wie ich damals drunten im Hessischen am Tage auf den Amboß 
und nachts auf die große Trommel hineingeschmettert hatte. 

„Was ist, Schmiedleo?“ knurrte er, ,,machst auch mit bei 
einer Musik?“ 

„Warum denn nit,“ war meine Antwort, „aber die große 
Trommel muß ich unter die Hände bekommen, sonst könnt ihr 
mir gestohlen werden.“ 

Der Seiler wiegte den Kopf hin und her und meinte, die 
große Trommel sei mir sicher. Vorerst aber heiße es sparen, 
es fehle an den Mitteln. Einstweilen solle ich den Triangel 
schlagen; ich könne an diesem billigen Ding genug zeigen, 
daß ich musikalisch und taktfest sei. 

Ich machte zwar noch Einwendungen und wollte ohne eine 
große Trommel unter keinen Umständen mittun. Der Gori 
aber bot seine ganze Beredsamkeit auf, und schließlich gelang 
es ihm, mich umzustimmen. Ich übernahm den Klingeling. 

Gut, an demselben Abend wurde alsdann beim Bier¬ 
michel unsere Kapelle gegründet. Der Seilergori wurde unser 
Instruktor. Gewaltig mühte er sich ab, uns in die Reihe zu 
bringen. Jeden Mittwochabend hielten wir in der Gewerbe¬ 
schule unsere Proben ab, und übereifrig zwickte und zwackte 
die böse Beißzange an uns herum. Anfänglich war*s ein sonder¬ 
bares Kauderwelsch, was wir zusammen fertigbrachten. Die 
Nachbarschaft hatte nicht wenig Qual und Marter zu erdulden. 
Mit der Zeit aber bekam die Sache Hand und Fuß. Es kam Zug 
und Schliff hinein. Wir gewöhnten uns derart aneinander, daß 
unsere Tänze und Märsche sich allmählich ganz nett anhörten. 

An einem Sonntag im Sommer ließen wir uns zum erstenmal 
öffentlich hören. Aus Freiburg war eine neue Saugfeuerspritze 
eingetroffen. Mit blitzblanken Helmen rückte die Feuerwehr aus, 
das teure Möbel in Empfang zu nehmen und einzuweihen. 
Am Mühlbach draußen wurden Proben aller Art damit vorge¬ 
nommen. Zum Schluß ging es in Reih’ und Glied ins Städtlein 
hinein zum Biermichel. Voran schritten wir zwölf Musikanten. 
Aus Leibeskräften schmetterten meine Kameraden drauf los, daß 
alles an die Fenster sprang und die Hälse reckte. Bloß ich armer 
Teufel spielte mit meinem nichtssagenden Triangel eine erbärm¬ 
liche Rolle. Ärgerlich gab ich hinter dem Wirtstische meinen 
Gefühlen Ausdruck. Der Seilergori tröstete mich:,.Geduld, lieber 
Leo, du wirst sie schon noch erleben, die große Trommel.“ 

Ich hab’ sie ja, Gott sei Dank, noch erlebt, er aber leider 
nicht mehr. Früh, allzufrüh mußte der Eifrige in die andere Welt 
hinüber. Den Trauermarsch von Beethoven haben wir ihm ins 

* Aus: Bergscliwalb.'n. Geschichte aus dem Schwar/wald von August (janthcr 
(Verlag von Adolf Bonz Sl Cie., Stuttgart, Preis 2.50 M.). 


Grab geblasen. Er selbst hatte ihn mit uns einstudiert. Für den 
Fall, meinte er, daß einmal einer von den Feuerwehrmännern mit 
Tod abgehe. Er war der Erste, den es getroffen hat. Schad’um ihn. 

Nach dem Seiler wurde alsdann der Biermichel unser 
Direktor. Viel dutzendmal ließen wir uns an Sonn- und Feier¬ 
tagen in seinem Biergarten hören. Die ganze Bürgerschaft hatte 
ihre Freude an unseren Leistungen. Alle Kapellmitglieder 
waren immer munter und kreuzfidel; nur ich, der Ewigunzu¬ 
friedene, konnte nicht warm werden bei der Sache. Bei jedem 
Anlaß ließ ich meinen Unkenruf ertönen: „Liebe Freunde, 
so ist’s nichts mit der Musik. Eine große Trommel muß her.“ 

,.Adagio,“ erwiderte der Biermichel allemal, und der Hut- 
macherle spottete: 

„Nur langsam, gemütlich, gemächlich! 

Die große Trumm ist nebensächlich.“ 

„Was,“ wetterte ich jeweils voller Gift und Galle, „ihr seid 
nicht recht bei Trost. Eine Musik ohne große Trommel kommt 
mir vor wie die Lautenbacher Kirch*.“ 

Die hatte dazumal nämlich noch keinen Turm und war 
deshalb sprichwörtlich geworden. 

Was halfen meine Worte? Nichts. Der Hutmacherle 
schaffte mit Leibeskräften gegen mich. Eine große Trommel, 
behauptete er, sei so unnötig wie ein Kropf, und keine Ruhe 
hatte der rote Spitzbub*, bis er für sein noch ganz gutes 
Bombardon ein kupfernes Helikon bekam. Als ob es ein Unter¬ 
schied wäre, wenn das langweilige Umbaba aus einem ovalen 
oder einem kreisrunden Ungeheuer herauskommt! Für Flöten 
und Klarinetten, Trompeten und Posaunen hatten sie Geld, 
nur für meinen Herzenswunsch nicht. 

Ein bißchen lächelte mir übrigens das Glück trotz alledem. 
Nach langem Für und Wider genehmigten sie mir endlich, 
endlich eine kleine Trommel. Ich kann nicht beschreiben, mit 
welch frohen Gefühlen ich den verhaßten, nichtswürdigen 
Triangel in die Rumpelkammer warf. 

Kaum daß ich mich ein wenig in mein Trömmele ein¬ 
getrommelt hatte, kam der verflixte Kapellmeisterrummel und 
damit der unheilvolle Riß in unsere Musik. Daran war natürlich 
wieder vor allem der Hutmacherle schuld. Der Hochmuts¬ 
teufel war in ihn gefahren. Unser Dirigent paßte ihm nimmer. 
Bei jeder Gelegenheit foppte und stichelte er: „Ach, geht mir 
doch mit dem einfältigen Biermichel! Der hat nicht nur Pech 
in den Fässern, der hat auch Pech in den Ohren. Wenn’s auch 
noch so krötenfalsch tut, der hört’s nicht. So kann und darf 
es nicht weitergehen. Wir blamieren uns. Ein Kapellmeister 
muß her, ein richtiger, tüchtiger Fachmann, einer, der daheim 
ist in der Musik.“ 

Und richtig, der Wühlwurm brachte die meisten herum. 
Mit Zweidrittelmehrheit wurde beschlossen, einen Fach¬ 
musiker als Leiter der Kapelle anzustellen. 

Bald darauf brachten sie denn auch einen geschniegelten 
Polen ins Städtchen, einen gewesenen Militärmusiker. Dom- 
browski hieß er. Bei den Sachsen in Straßburg hatte er gedient. 
Ein Mundwerk katte der Mensch, das ging einer Kunstmühle 
zu wett. Das schnurrte und surrte, daß es einem ordentlich 
angst und bange wurde. Statt der Gelberüb’, der Klarinette, 
womit uns der gute Biermichel sonst die Einsätze zugewinkt 
hatte, brachte Herr Dombrowski ein kleines Meer rohr mit. 
Und dem Meerröhrlemann mußten wir denn alle unsere sauer¬ 
verdienten Groschen hinlegen. Wie die kleinen Kinder be¬ 
handelte er uns; nicht mucksen durften wir. In Straßburg 
drüben wohnte er, und alle Mittwoch dampfte er zu uns ins 
Badische herüber. 

Wetter und Schlag, wie der mit uns verfuhr! Immer hieß 
es: ,,Als mal ran, feste und schneidig. Jehn Sie mir doch mit 


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11 Nr. 8 


der waschlappigen Jemütllchkeit! Jibt’s nich bei mir. Haben 
die Herren ihr Jehör bei Muttern jelassen? Bitte jeweils jefälligst 
mitzubringen. Das sollen Klarinettentöne sein? Das quiekt 
ja wie ein janz jemeines Bauernschwein. Und die Trompete, 
Jott stehe mir bei, die macht ja einer pensionierten Jießkanne 
Konkurrenz.“ 

So ähnlich ging es fort von Lichtmeß bis in den Sommer 
hinein. Dann aber war das Krüglein voll, und es kam zum 
Überlaufen. 

Vor Christi Himmelfahrt war es. Wir übten das „Ecce 
panis“ für die Prozession ein. Der Konstantin, der U-Jegerle, 
blies nicht nach dem Wunsche des Herrn Kapellmeisters. 
,,Konstzintin“, höhnte er, „Sie machen Ihrem Namen alle Ehre. 
Sie blasen konstant zu tief.“ 

„Blast Ihr höher, Herr Direktor“, gab der U-Jegerle 
wütend zur Antwort, nahm sein Flügelhorn unter den Arm 
und fort — hast mich gesehen. 

Das Durcheinander hättet ihr sehen sollen! Das Meer 
fing zu toben an und warf wüste Wellen. Das End* vom Lied 
war: Unsere liebe, schöne Feuerwehrmusik ging ganz aus 
dem Leim. Aus einem gesunden Baume wurden zwei erbärm¬ 
liche, Saft- und kraftlose Krüppel. Wir, unsere sieben, machten 
unter der Gejberüb’ weiter, die andern zehn, zwölf unter dem 
Meerröhrle. Das waren Aussichten, zu einer Bumbum zu 
kommen! Alles ekelte mich an. 

Zwei Musikkapellen für ein winziges Städtlein! Es war 
ein Unding, eine heillos verrückte Geschichte. Keine kam 
auf einen grünen Zweig. Und was das Dümmste an dem schiefen 
Verhältnis war: Das ganze Nest spaltete sich in zwei feindliche 
Heerlager. Hie Polacken, hie Badische hieß es bald. Die Polen 
hatten selbstverständlich den meisten Zulauf. Das Fremde 
zieht ja immer besser als das Einheimische. Dazu kam, daß 
die Polacken gar viel auf das Äußere hielten und den Dummen 
damit Sand in die Augen streuten. Der geschniegelte Kapell¬ 
meister ruhte nicht, bis seine Leute im schwarzen Gevatter¬ 
mannsrock und mit dem Angstrohr einherstolzierten. Gro߬ 
hansen tauften wir die närrischen Hühner; wir aber, die wir 
fünf gerad sein ließen und nichts auf das Drum und Dran 
gaben, wurden von ihnen Kühbauem benamst. 

Ich will euch nicht langweilen mit dem lächerlichen Hin 
und Her, dem kleinlichen Gezänk und Gezämpel, so das Städtlein 
ein ganzes Jahrzehnt lang in Unruh und Aufregung hielt. 

Endlich, dem Himmel sei*s gedankt, drehte sich der Wind. 
Herr Dombrowski bekam einen besseren Posten in der Polackei 
und beeilte sich sehr, in seine Heimat zu kommen. Die Gro߬ 
hansen bliesen ein paar Wochen ohne Oberhaupt. 

Jetzt schnell, eh’ die Brandung wiederkehrt, dachte ich 
bei mir, rasch den Riß zugestopft. Kurzbesonnen renn ich 
zum Hutmacherle hin. Deutsch hab ich mit ihm gesprochen. 
„Horch, Hubert,“ sagte ich, „den letzten Hut hab’ ich bei 
dir gekauft und mein Lebtag siehst mich nicht mehr in deinem 
Laden, wenn du nicht hilfst, daß die Musik wieder ins Blei 
kommt. Ihr seid nichts allein und wir noch weniger; zusammen 
aber gibt‘s ein Stück. Alles müssen wir deshalb daransetzen, 
daß wir wieder einig werden.“ 

Er nahm Vernunft an. „An mir soll es nicht fehlen,“ 
gackste er. Er hielt Wort. Noch am gleichen Abend redete 
er mit seinem Anhang, und sieh, am Sonntag drauf feierten 
die Großhansen mit den Kühbauem beim Biermichel Ver¬ 
söhnung. Kaum daß der Dicke wieder als Oberhaupt erwählt 
war, gleich auch sprang ich auf und hielt eine lange Rede. „Ihr 
Mannen,“ sagte ich zum Schluß, ,,die Eintracht ist ein köstlich 
Ding. Nicht genug kann man sie feiern. Ich schlage vor, daß 
wir zur immerwährenden Erinnemng an unsere Wieder¬ 
vereinigung ein sichtbares, dauerndes Zeichen stiften. Nach 
Völkerkriegen ist es sonst Brauch, eine Friedenslinde zu pflanzen. 
Für unsem Fall dürfte sich die Anschaffung einer großen 
Trommel empfehlen,“ 


Der erhoffte Beifall auf meinen Vorschlag blieb aus; nur 
ein oder zwei Männlein nickten mir schwach zu. Als aber 
gleich darauf ein Braubursch ein mächtig großes Faß Märzen¬ 
bier hereinwälzte, da brachen sie alle in Jubelrufe aus. Mit 
seiner Vertilgung besiegelten die Unempfindlichen den Friedens¬ 
schluß. Als das Faß beinah* leer war, schlug der Hutmacherle 
tüchtig mit dem Hammer darauf und schrie: „So, Leo, da 
hast du jetzt die erwünschte große Trommel. Horch, wie sie 
tut: Bum, bum!“ 

fei Ausgelacht haben mich die Halunken und noch monatelang 
ihren Trödel mit mir getrieben, 
j Nun aber zu der Konzertgeschichte! 

Mitten in der Woche mußt’ ich einmal von dringender 
Arbeit weg nach Karlsruh’ hinunter, mußte Zeuge sein beim 
Landgericht. Stundenlang dauerte die Verhandlung. Es schien, 
als wolle sie gar nicht mehr auf hören. Endlich aber kdm’s 
doch zum Schluß. 

Meine Zeugengebühren im Beutel, renn* ich ins nächste 
beste Wirtshaus und erhol’ mich von den ausgestandenen 
Qualen. Die Stärkung zieht sich etwas in die Länge. Als ich 
schließlich auf den Bahnhof komme, ratsch, saust mir der 
Oberländer Zug an der Nase vorbei. In drei Stunden geht 
wieder ein anderer, heißt es. Verwünscht! Was jetzt begiimen? 
Noch einmal ins Wirtshaus? Nein. Theater? Iphigenie. Nein. 
Einmal eingeschlafen und nicht wieder. Konzert? Das wäre 
eher etwas. Da hörst du auch einmal, wie man anderwärts 
Musik macht. In Scharen seh’ ich die Leute zur Festhalle 
strömen, und kurzentschlossen ström’ ich mit. 

Heiliger Bischof von Bamberg! Dickvoll war es da drinnen. 
Und die Menge Musikanten! Schwarz wurde es mir vor den 
Augen. Gewiß an die fünfzig, sechzig stimmten ihre Instrumente 
und kratzten und bliesen drauf los. Und wie fein sie älle^.ge- 
kleidet waren, ganz hochzeitsmäßig. Da waren die Gro߬ 
hansen nichts dagegen. Schauen und staunen mußte ich. 

Dann kam der Kapellmeister. Der fuchtelte und schaffte 
in der Luft herum, als ob all die vielen Töne aus seinem Takt¬ 
stock herauskommen müßten. Es war ein sonderbares Zeug» 
was die Brüder spielten, ein närrisches Durcheinander, wedef^ 
Marsch noch Lied, nicht gehauen und nicht gestochen. Trotz-^ 
dem packte es mich tüchtig. Hui, das gab aus! Das donnerte 
und tobte nicht zum Sagen. Die Sappermenter bliesen aus 
Leibeskräften und geigten und trommelten dazu, daß es ein 
heller Staat war. Ich meinte, der jüngste Tag sei angebrochen, 
so schmetterten und wetterten die Posaunen. Ganz kalt ging 
es mir den Rücken hinauf. So etwas Urgewaltiges hatte ich 
noch nie gehört, auch nicht im Traume für möglich gehalten. 
Es kam mir vor, als wären Himmel und Hölle im Streit mit¬ 
einander. Ein Heidenlärm war’s; doch ordentlich hat mir 
ob der kräftigen Kost das Herz im Leibe gelacht. 

„Von wem ist denn eigentlich das Stück?“ fragte ich 
meinen Nachbar. Der streckte mir einen Zettel hin und wies 
auf Nr. 1. 

Symphonie von Schreikowski las ich. 

Es kamen alsdann noch andere Sachen an die Reihe von 
Mozart und Beethoven. Aber das war mir alles zu zahm und 
rahmsuppenmäßig. Durch den Riesenspektakel war ich ganz ver¬ 
wöhnt und für das Feinere abgestumpft worden. Nicht aus den 
Ohren wollte er mir; noch tagelang ging er mir im Kopfe herum. 

Ich war fuchsteufelswild. Kaum, daß ich ein paar Tropfen 
trank. Ihr wißt, Reden halten ist meine Stärke. Ünd ich hielt 
ihnen eine. Schärfer und schneidiger wird'nicht leicht eine 
losgelassen. Wüst brandmarkte ich ihr Benehmen. Und der 
Erfolg? Ausgepfiffen haben sie mich. Auf dem Heimweg gab 
mir der Heimtuck von einem Hutmacherle sogar noch einen 
Rippenstoß, daß ich ins Bächlein flog und eine fingerlange 
Schmarre auf der Stirne davontrug. 

Ein paar Tage darauf, als ich gerade am Amboß stand, 
stolzierte der langbeinige Engländer an meiner Schmiede vorbei. 












DEUTSCHLAND liE^^^gg?0€ ^ X)e60606eoe 8 9ee9egai 405 


„Good morning," Herr Kapellmeister,“ nickte er lachend 
herein, „uollen uir uider machen eine große Konzert?“ 

Trübselig schüttelte ich meinen Kahlkopf, wies ihm meinen 
Denkzettel auf der Stirne und berichtete ihm, wie schandbar 
es mir ergangen und wie meine Hoffnung auf die große Trommel 
zu Wasser geworden sei. 

Mit weitgeöffnetem Munde hörte mir mein Besuch gespannt 
zu. „O,“ sagte er endlich in seiner langsamen Weise, „da haben 
Sie sehr recht; ein großer Trummei muß noch her, um su uerden 
die Genuß vollständig.“ 

Die Sache ist gut. Drei Wochen später sind wir wieder in 
der Gewerbeschule und probieren mit allem Eifer am Doppel- 
adlermarsch herum. Auf einmal taucht der lange Angler wieder 
unter dem Fenster auf. 

„Bitte, meine Herren,“ ruft er, „uollen Sie mir spielen die 
grandiose Stück von die Strauß.“ 

Unser guter Biermichel sieht im Geist schon einen zweiten 
Goldvogel winken. So schnell es nur geht, läßt er die Noten aus- 
teilen, und im Nu stimmen wir den Donauwalzer an. Ärgerlich 
jedoch winkt der Engländer ab. ,,0, nicht diese alte, welke 
Straiiß,“ gurgelt er, „nicht diese. Die frische, die moderne 
Strauß, uo ich habe gehört das letztemal von Sie.“ 

„Leo,“ brüllten sie alle, „hurtig den Trommelschlegel in 
die Hand.“ 

Wohl oder übel stelle ich mich an das Dirigenten pult, 
mache den Kapellmeister, und brr, geht es wieder los, Dur und 
Moll, alles durcheinander. Und wie wir im fürchterlichsten Lärm 
drin sind, da horch! Da kommt auf einmal noch Pfeffer und Salz 
an die Suppe. Bum, bum, zinnradibum schmettert*s. Die Tür 
liegt wagenweit auf, und herein marschiert, eine funkelnagelneue, 
mordsmäßiggroße Trommel umgehängt, der lange Engländer. 

Bum, bum donnert er mit dem massigen Schlegel rechts 
und zinnradibum mit der schallenden Zimbel links drauf los, 
daß ihm der Schweiß übers Gesicht herunterrieselt. 

Und als wir schließlich wieder in f angelangt sind und selbst¬ 
zufrieden geschlossen haben, da überreicht er mir die hei߬ 
ersehnte Geliebte und sagt: „Macht mir viel Vergnügen, su 
senken an Ihre Verein ein großer Trummei. Habe gekauft ihn 
extra für Sie in Straßburg. Soll er make you Freude und eine 
Erinnerung sein noch lange an Ihre Freund William Pinkerton 
aus Southampton in Elngland.“ 

Ich stand da, wie aus den Wolken gefallen. Meine Augen 
hingen an dem Bild meiner Träume, das ich wie durch ein 
Wunder plötzlich verwirklicht vor mir sah. Kein Wort konnte 
ich Überglücklicher hervorbringen. Endlich, nach langen 
Minuten kam ich wieder ins Gleichgewicht. Alsbald wußte ich 
atlidi, was ich zu tun hatte. Eine lange, feurige Rede hielt ich. 
Mein Wünschen und Hoffen, mein Sehnen und Harren, meine 
Trauer und Trübsal erzählte ich. Zum Schlüsse aber gab ich 
der großen Freude, die mich erfüllte, Ausdruck. „Wer ist es,“ 
rief ich, „der uns so prächtig bedachte und überraschte? Ein 
selbstloser, freundlicher fremder Herr, den wir unser Lebtag 
nicht vergessen werden. Liebe Mannen, ich fordere euch auf, 
zum Ausdruck unseres Dankes Mister William Pinkerton einen 
flotten Tusch zu spenden.“ 

Träträträ bliesen sie alle begeistert, und mit wahrem 
Hochgefühl und voller Wucht zündete ich meiner umfang¬ 
reichen Geliebten die ersten Hiebe auf: Bum, bum, bum. 

Als wir wieder Probe hatten, war ich schwer verstimmt. 
Sonst war ich nicht wenig stolz auf unsere Feuerwehrmusik 
gewesen. Nun aber kam sie mir ganz jämmerlich und erbärm¬ 
lich vor. „Mannen,“ sagte ich zu meinen Genossen, „vorige 
Woche hatte ich einen Ohrenschmaus, so groß und gewaltig, 
daß mir fast Hören und Sehen verging. Ich wollt*, ihr hättet 
diese Höllenteufelsmusik auch gehört.“ Tüchtig strengte ich 
mich an, ihnen die Sache zu schildern. Doch es hielt schwer 
damit. Müde sagte ich zuletzt: „Das läßt sich nicht mit Worten 
beschreiben. So etwas muß man hören. Wir wollen einmal 


versuchen, das Ding nachzuahmen, damit ihr doch wenigstens 
einen schwachen Schimmer davon bekommt.“ 

„Nimm jeder“, befahl ich, „sein Instrument zur Hand! 
Gut I Jetzt blast mit Löwengewalt darauf los! Du, Hutmacherle : 
Heil dir im Siegerkranz. Du, Nazi: Großer Gott, wir loben 
dich. Du, Blechnerkarl : den Donauwalzer. Du, Blermlchel : 
Muß 1 denn, muß 1 denn.“ 

Kurz, jedem der Fünfzehn gab ich ein anderes Stücklein auf. 

„Weiß jeder sein Stück?“ fragte ich schließlich, und alle 
riefen mir lachend „Ja“ zu. 

Bloß der alte Armbruster war noch nicht ganz im Kanton 
Glarus. „Das ist ja ganz nett,“ brummte er, „aber ob’s auch 
stimmt? ,Großer Gott* geht doch aus f und ,lch kenn ein 
Aug* aus as.“ 

„Hat gar nichts zu sagen,“, gab ich zur Antwort, „je toller, 
desto besser. Das ist ja gerade das Wesentliche bei der jetzigen 
Musik. Die Hauptsache ist, daß wir alle gleichzeitig fertig 
werden.“ 

„Aufgepaßt, ihr Mannen,“ rief ich laut und stellte mich 
an das Dirigentenpult, „wenn ich mit meinem Tromm’elschlegel 
das Zeichen gebe, dann geht‘s los. Dann schmettert jeder 
mutig und unbekümmert um die andern sein Stück. Nach ein 
paar Minuten, wenn alle Hühner, Gänse und Enten ln der 
Nachbarschaft aus dem Leben geschieden sein werden, dann 
kommt der Schluß. Ihr werdet es schon merken. Sobald ich 
den Wirbel ln der Luft schlage, hat jeder nach f zu steuern. 
Etwa fünfzehn- bis zwanzigmal wird der f-Akkord noch her¬ 
geschmettert, und dann ist’s aus.“ 

Alle hatten begriffen. Mäuschenstill standen sie da, 
gespannt auf das Zeichen lauernd. Mein Trommelschlegel durch¬ 
sauste die Luft, und brr, Höllenheidendonnerwetter, ging der 
Lärm los, so kräftig, so stürmisch, so gewaltig, daß man meinte, 
das wilde Heer käme angesaust. Die Backen hättet ihr sehen 
sollen, die vorquellenden Augen, die roten Gesichter! Inr Leb¬ 
tag haben sich die Kerle nicht so angestrengt. Auf der Straße 
blieb alles entsetzt und verwundert stehen. Sind die Höllen¬ 
geister entfesselt oder die Musikanten verrückt geworden} 

Mich selbst zerriß das Lachen schier ob der tollen Musik, 
Sie hatten es gut gepackt; sie übertönten den Schreikowski noch. 

Als aber mein Trommelschlegel in rasender Schnelligkeit den 
Wirbel andeutete, siehe, da legten sich die wütenden Wogen. Das 
Schiff lenkte in ruhigeres Fahrwasser und landete großartig in f. 

„Bravo, bravissimo,“ rief auf einmal eine Gurgelstimme, 
und zwei breite Hände klatschten urkräftlg Beifall. Zum Fenster 
herein nickte vergnügt Mister Pinkerton, der storchenbelnige 
Engländer, der seit einigen Wochen im Hirschen wohnte und 
mit Angeln die Zelt totschlug. 

„Sein ein herrlicher moderner Musik, das,“ lachte er, 
„war mir eine große Kunstgenuß. Bitte su wiederholen, meine 
Herren. Hier sein mein Entree.“ Er griff in die Tasche und holte 
einen Goldvogel hervor, den er auf das Fenstersims legte. 

Wir, nicht faul, stimmten zum zweiten Male den musi¬ 
kalischen Hexensabbat an, nur noch wilder, noch wuchtiger. 

Der lange Engländer wollte sich fast totlachen. „Heißen 
Dank, meine Herren,“ gurgelte er hervor, als wir wieder glücklich 
im erlösenden f geschlossen hatten, „uar mir ein unvergeßliche 
Vergnügen.“ 

5®^ ‘ Artig grüßte er und schob dann mit seiner Angelrute dem 
Hirschen zu. 

Ich brachte vor Freude den Mund nicht zusammen ob des 
Geldes, zu dem wir so unverhofft gekommen. ,,Mannen,“ 
rief ich, „das ist Wasser auf unsere Mühle. Das gibt den 
Grundstock zu unserer großen Trommel.*' 

Mein Wort war ln den Wind geredet. Sie schenkten ihm 
keine Beachtung. Alsbald wurde die Probe geschlossen, und 
fort glng’s zum Brückliwirt. Einen Doppelliter Clevner nach 
dem andern ließ das leichtsinnige Volk auftragen, bis der ganze 
Grundstock die Kehlen hinabgeschlichen war. 


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DEUTSCHLAND 


Nr. 8 


Erfahrungsaustausch unter Verkehrspraktikern. 


.Auf der vorletzten Hauptversammlung des Bundes deutscher Verkehrs¬ 
vereine ln Cassel hatte Ich die Anregung gegeben, die geschäftsführenden 
Beamten der Organisationen zur Hebung des Fremdenverkehrs möchten 
zeitweise praktische F’ragen gemeinsam erörtern. Dieser 
Vorschlag ging von der .Ansicht aus, daß bei der Fülle von Beratungsstoff, 
der bei den Versammlungen des Bundes und des Großen Ausschusses vorzu¬ 
liegen pflegt, zur Besprechung wichtiger Gegenstände aus der Organisation 
und Praxis keine Zelt bleibt. Gelegentliche zwanglose Aussprachen unter den 
Ge^chäflsleltern haben jedoch erwiesen, daß ein Meinungsaustausch über 
gute und schlechte Erfahrungen Irn Verkehrsburtau außerordentlich wichtig 
ist, wenn es auch ln der Natur dieser Einrichtungen liegt, daß für ihren Betrieb 
keine Grundsätze angewendet werden können. 

Da jetzt auch bei der Verkehrspropaganda erfreulicherweise immer mehr 
ein Abrücken von der so beliebten ..Kirchturmpolitik“ festgcstellt werden 
kann, die sich im Zusammenschluß zu Verbänden, im gemeinsamen Inserieren 
u. dgl. offenbart, liegt für die I^ureauleiter erst recht kein Grund vor, ihre 
[•Erfahrungen ängstlich fiir sich zu behalten. Wie viele unnütze Ausgaben 
könnten den Verkehrsvtreinen erspart bleiben, wenn beispielsweise über frag¬ 
würdige Reklamemittel ln einer ehrlichen Au.ssprache Klarheit geschaffen 
werden könnte. 

Die auf <ler Casseler Hau| tversarnmlung gegebene Anregung bezweckte 
nicht etwa die Grundlage für eine neue Vereinsbildung zu schaffen. ^X'le neben 


den großen Kommunal verbänden (Städtetagen) noch Konferenzen (technische 
Oberbeamte, Städtestatistiker) zur Beratung von Spezialfragen regelmäßig 
tagen, so dürften auch in Verbindung mit dem Bund deutscher Verkehrsvereine 
zwanglose Aussprachen der Vereinsleiter und geschäft^Uhrenden Beamten 
eine wertvolle Ergänzung der Bundesbestrebungen darstellen. Die zeitliche 
Zusammenlegung derartiger Konferenzen mit ordentlichen der Haupt¬ 
versammlung des Bundes hätte manches für sich, wenn diese nicht 
in eine Zelt fielen, ln der die Leiter der Verkehrsbureaus schwer abkömmlich 
sind. Der Versuch der Bundesleitung, ln Breslau gelegentlich der Haupt¬ 
versammlung eine Beamtenkonferenz herbeizuführen, dürfte an diesem Um¬ 
stande hauptsächlich gescheitert sein. Die fragliche Angelegenheit ist 
überdies im Zusammenhang mit einer andern Anregung behandelt worden 

Austausch von Beamten - , für die aber ohne Zweifel noch nicht das 
nötige Interesse besteht.* 

Meine .Ausführungen bezwecken lediglich, Herren, die sich von Berufs¬ 
wegen oder ehrenamtlich ln den Dienst der Verkehrsförderiing gestellt haben, 
zu einem Erfahrungsaustausch zu veranlassen. Vielleicht stellt die Bundes¬ 
zeitschrift „Deutschland“ die Spalten ihres wirtschaftlichen Teiles für eine Art 
,,S p r e c h s a a I“ irn vorstehenden Sinne zur Verfügung. 

_ M. Weber (Cassel). 

* l£s wird sich li« i den Herbsttaguni;cn des großen Ausschusses sicher Gelegenheit 
i>ieten, die Anregung des Verfassers zu herucksichtigen! Die Red. 


Natur- und Heimatschutz 


Ueber Natur- und Heimatschutz 
im Eisenbahnbau 

prlchl Baurat Theodor Lechner (München) ln Nr. 61 der ..Zeitung 
des Vereins deutscher Elsenhahnverwaltungen“ ein gewichtiges Wort. Er er¬ 
örtert die f'rage, oh auch im Elsenbahnbau, der ln den meisten Fällen so 
namentlich irn Hochbau nach den Forderungen des Zweckbaues zu konstru¬ 
ieren hat, den Cjeschrnacks- und Gefühlsregungen des Natur- und Heimat- 
schulzcs zu folgen ist. In dieser Hinsicht ist, so sagt er, davor zu warnen, den 
Bestrebungen <ler heimischen Bauweise durch dick und dünn Gefolgschaft 
leisten zu wollen. Es wäre helsplelswelse verfehlt, bei der Planlegung eines 
Statlons- oder Bahnhofsgebäudes den Grundformen eines Bauern- oder Meier¬ 
hofes nachspüren zu wollen, da diese ganz andern Bedingungen entwachsen 
sind: ln ähnlicher WVlse sieht sich auch der Entwerfer einer Elsenhahnbrücke 
vor eine von der landläufigen I^auwelse schroff abweichende Aufgabe gestellt. 
Es muß jedoch zugestanden werden, daß auch die Elsenbahnbauwerke ln der 
äußern Erscheinung mehr der Umgebung angepaßl werden könnten, als dies 
vielfach früher geschehen ist. Die neuere Zeit hat in dieser Richtung sehr er¬ 
freuliche Fortschritte gebracht. Wenn aus manchen Stationshäusern der Mark 
märkische Kraft zu uns spricht, wenn das Elmpfangsgebäude ln .Aachen an die 
nitehrwürdige Krönungs- und Kaiserstadt erinnert, wenn uns in den Hamburger 
und Straßburger Bahnhofshaulcn die Macht und Eigenart ihrer Städte ln die 
Augen fällt, wenn uns auf Mühldorf-Freilassing oder Schllersee-Bayrlschzell 
die jeweilige bayrische Bauweise anheimelt und in dem württemberglschen 
Lande oder auf badischen und hessischen Stationen die besondere ['.igenart 
dieser Gebiete uns angenelun berührt, wenn vielfach Wegüber- und Unter¬ 
führungen und auch größere Brücken in schlanken, sich dem Landschaftsbilde 
harmonisch einfügenden Bogen gespannt sind, so sind dies alles und noch vieles 
andere die wann zu begrüßenden werktätigen Beweise der Anpassung an die 
Forderungen <ler heimischen Bauweise auf elsenbahntechnlscbem Gel)lete. 
1-Ilerher gehören auch die Besserungsbestrebungen auf dem Gebiete der Reklame, 
die sich an den Schausellcn der Statlons- und Nebengebäude, Giiteiböden, 
Bahnsteigabschlüsse usw, in Form von aufdringlichen .Aufschriften breilmacht. 
Aber bei alledem soll kein Mißverständnis Platz greifen. Der Helmalscbutz 
will und soll keinen Gegensatz schaffen zwischen der sogenannten guten allen 
Zelt und unserer neuen: denn jede Zelt und deren Erscheinungen haben ihre 
Berechtigung und sind geboren aus den mit ihr verwachsenen Bedürfnissen 
des Verkehrs und der Volkswirtschaft. Sicher liahen die alten laiTe manches 


voraus gehabt; aber in vielen, vielen Dingen möchten wir doch nicht mehr 
lauschen. Die alle gelbe Postkutsche mag ja sehr anheimelnd aussehen, aber 
wir reisen doch lieber im D-Zug. Iis wird gesagt, daß der vor dem Wirtshaus 
im trauten Städtchen stehende Postwagen doch mehr Stil hätte. Demgegenüber 
ist die Frage am Platze, ob nicht auch wahre und berechtigte Stimmung und 
Stil liegen ln dem ln der weiten Bahnhofshalle zur Abfahrt bereitstehenden 
Schnellzug mit dem schnaubenden und fauchenden Ungetüm an der Spitze, 
dessen innere Spannung und Kraft uns fast wie etwas Übermenschliches durch¬ 
zittert. Oder ist nicht Stil ln einer turmhohen Staumauer mit dem dahinter¬ 
liegenden weiten Stausee, ln dessen tiefen Wassern eine mächtige Kraftmenge 
gespannt und aufgespeichert liegt, um auf Hunderte von Kilometern in fast 
unheimlicher Welse Licht und Kraft zu spenden? Aber -- und das ist nicht 
minder wichtig die Lokomotive und die Staumauer, sie müssen nicht nur Stil 
besitzen ln bezug auf ihren Zweck, auf ihr Inneres, sondern auch im Äußern, 
ln ihrer Erscheinung. Über dem Zweck ist vielfach das Kunstgefühl verloren 
gegangen, und deshalb muß die Pflege des Heimatschutzes darauf gerichtet 
sein, daß das Gefühl für Einfachheit und Schönheit wieder mehr und mehr zur 
Geltung kommt. Dann wird vielleicht diese gute Art, wenn sie in der Form von 
,,technischer Schönheit“ auch unsere eisenbahntcchnischcn Bauten weiterhin 
beherrscht, der deutschen Schaffenskraft gute Früchte einbringen. 


Der Kampf gegen die geplante Sebneekoppen- 
babn. N«ichdcm die österreichische Regierung die Erlaubnis zu den Vor¬ 
arbeiten für eine Riesengebirgsbahn von Freiheit-Johannisbad bis auf die 
Scbneckoppe gegeben hat, wird der Kampf gegen dieses Projekt von allen in 
Betracht kommenden Korporationen aufgenommen. Gegen die Erlaubnis 
hat neuerdings auch der Österreichische Rlesengebirgsverein in seiner in Prag 
abgehaltenen Generalversammlung Einspruch erhoben. In einer längeren 
Kundgebung weist er darauf hin, daß zum Beispiel in der Schweiz das Volk 
ln einer Urabstimmung sich mit überwältigender Mehrheit gegen jede Mallcr- 
hornbabn erklärt habe. Was das Malterhorn für die Schweiz, das sei die 
Schneekofipe für das Riesengebirge, nämlich der schönste Berg, der Schutz 
verdiene. Eine Bahn würde den \X’ert und die Schönheit des Riesengebirges 
empfindlich schädigen und die Schneekoppe geradezu verunzieren. Auf 
preußischer Seile ist die Gefahr elms Koppenbahnbaues weniger groß, denn 
der (Erundbesllzcr. Oaf Schaffgolscb ln Warmbrunn, wird wohl kaum seine 
Genehniieung zu einer Koppenbahn geben. 


Forschen und Wissen 


Die Schäden des Z v. e 1 k i n d e r s \ s t e m s hat der \’or- 
sllzende der Deutschen .Antbrcpoloelschen GeselUdiafl. Gchclmrat I^r. \» n 
Lu sc ha n. auf der diesjährigen Tagune d«r Cicselischaft /u Ninnberc 
erneut mit Ernst und Nachdruck geschildert. Er i.ennl die Beschiänkung der 
Kinderzahl eine Pest, einen Selbstmord der Nation, der mit allen Mitteln 
bekämpft werden müsse, und weist dann darr.uf hin. wie das Z\\<’iklndtr- 


syslern In/wlschen unsere westlichen Nachbarn mit absoluter Notwendigkeit 
zur Wiedereinführung der dreijährigen Dlenst/ell geführt hat. Eine unbestrittene 
und unhestrclthare französische Autorität, Lacassagne ln Lyon, hat die Anzahl 
der ln Frankreich Jahr für Jahr bewirkten kriminellen Fehlgeburten auf rund 
^00 f'fK) lierecbnet, und es gibt .Ar/le, die für Deutschland eine nicht sehr 
\Nesentlith geringere Zahl annchn.en. Diese und alle die anderen gleich ver¬ 
werflichen Methoden zur Beschiänkung (’cr Kir.derzahl sind auch bei uns 
längst schon von den Städten auf das flache Land vorgedrungen und haben 
iiber große Teile des Reiches sich Ncrlucllet. Nech haben wir einen sicheren 
L I erschuß an Wehrpflichtigen, aber die Milliarde, die wir jetzt als jahrhundert- 
sj ende oijfcrfreucllg und b>egelstert aufbringen, wird früher als manche denken 










Nr.8 i900000B00000000B0B00000^@ DEUTSCHLAND 


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zu der Erkenntnis führen, daß der erweiterte Rahmen auch bei uns in Deutsch¬ 
land nicht immer leicht zu füllen sein wird. Wenn die jetzt auch bei uns über¬ 
handnehmende Beschränkung der Kinderzahl nicht bald zum Stillstand kommt, 
wird die Rücksicht auf unsere nationale Sicherheit, ja auf unsere nationale 
Existenz früher oder später auch uns wieder zu einer Verlängerung der Dienst¬ 
zeit zwingen, und es wird dann uns nur ein geringer Trost sein, wenn wir 
sehen, daß unsere westlichen Nachbarn dann vielleicht schon glücklich bei 
einer vierjährigen Dienstzeit angelangl sind. 



In Berlin hat sich ein interessantes Thealerereignis vollzogen: eine aus 
der Provinz kommende Monatsoper hat sich trotz einer anfänglich scharf ab¬ 
lehnenden Kritik durchgesetzt, sich künstlerische Anerkennung und die Gunst 
des Publikums erobert. Es ist die S a c h s e - 0 p e r im Schillertheater. 
Ihr Leiter ist der Direktor des Stadttheaters zu Münster i. W., seine Mit¬ 
wirkenden sind größtenteils — bis auf die bekannte dramatische Sängerin 
Mimi Poensgen und den jetzt plötzlich in den Vordergrund tretenden Tenoristen 
Otto Fänger— durchweg Provinzkräfte. Und das Programm hat sich ebenfalls 
im Rahmen der Provinzbühne gehalten, hat neben dem Verdischen Musik¬ 
drama vornehmlich die Spieloper gepflegt, also auch darin nichts Neues ge¬ 
bracht. Aber der starke künstlerische Eindruck und Erfolg ging von der ziel¬ 
bewußten, ehrlichen Arbeit aus, die hier unter der verständigen Spielleitung 
des Herrn Sachse vom Orchester wie von den Milwirkenden geleistet wurde. 
Großes Aufsehen hat neben diesen Werken die deutsche Uraufführung der 
französischen Oper „Monna Vanna“ erw'eckt, die von dem Komponisten, 
Henry Tevrier, selbst dirigiert wurde und dank der glänzenden Inszenierung 
und Aufführung unter Leitung des Direktors Sachse einen starken Eindruck 
machte. 



Der St. Laurentiusmarkt (Pferdemarkt) in 
Crange und die Emscherbruchpferde. 

Zu St. Laurentius (10. August) findet alljährlich ln Crange, dem alten 
Dorf an der Emscher, ein berühmter Pferdcir.arkt statt, der von weit und breit 
besucht wird und einst der Mittelpunkt des Pfcrdehandels über die Grenzen 
der Provinz hinaus war. Ist er doch die letzte Erinnerung an die berühmten 
„Emscherbrücher“. jene sehnigen, gedrungenen Wildbahnpferde, die hier 
ln freier Bahn lebten die Jahrhunderte lang. Ihre Weidengründc lagen im 
Flußgebiet der Emscher, wo sich die weite Wildbahn eistreckte, südlich von 
Recklinghausen, ln dem ehemaligen Vesl Recklinghausen, dem alten Stift 
Essen, zwischen Recklinghausen, Buer, Crange, Gelsenkirchen und Bottrop, 
eine weite, freie Bahn, an die 25 km lang und 6 km breit. 

Der Emscherbruch war, wie heute zum Teil noch, ein mit Elchen, Erlen, 
Birken, Eschen und verkrüppeltem Nadelholz bedecktes Siimpfland, durch¬ 
flossen von Emscher. Fleute und Boy. Hier fanden die Wildbahnrosse ihre 
reichliche Nahrung in den saftigen Wiesen. Im strengen Winter suchten sic 
auch wohl die Felder heim, bei hohem Schnee fuhr man ihnen Klee und Gras 
hinaus in den Wald. 

Nach Art des Rotwildes rudelten sie sich zusammen, so daß oft 20 Stuten 
bei einem Hengst standen. Zur sommerlichen Brunstzeit hallte dann der weile 
Emscherbruch wider von dem Kampfesgewieher der eifersüchtigen Hengste. 
Aufregende Kämpfe zwischen den mutigen Rivalen endeten meist mit gänz¬ 
licher Kampfunfähigkeil auf einer Seile und blutigen Wunden bei beiden 
Gegnern. 

Braun, fuchsig und schwarz mit Stern oder Schnippe war ihre Farbe, 
die Schimmel waren selten. Ihr Bau war durchweg gedrungen, breit, ebenmäßig, 
sehnig und elastisch, 1,57 bis 1,70 ni hoch, zierliche Köpfe, feurige Augen, 
dünner Hals und lange Mähne. 

Das Jagdrecht stand ursprünglich dem Landesherrn zu; die spätere Be¬ 
rechtigung der Rittergüter und Gemeinden entsprach deren Forst- und W'eldc- 
gerechtsamen am Emscherbruch. Die Pferdebestände waren der Zahl nach 
bekannt, die Rittergüter durften eine unbeschränkte, die Gemeinden, Bauern 
und Kötter nur eine beschränkte Zahl von Pferden halten. Die Besitzer der 
Rittergüter, die von Arenberg, Westerholl. Nesselrode. Recke, die Lands¬ 
berg, Vincke, Schell, Elverfeld u. a. waren tüchtige Wildpferdezüchter. 

Das Einfangen der scheuen Wildlinge erforderte große Vorsicht, sowohl 
beim Einzel- als auch beim Massenfang. Belm Einzelfang warf der „Pfcrdc- 
strlcker“ vom Hochsitz aus die tückische Schlinge, wenn das Wildpferd 
ahnungslos seinen gewohnten Wechsel zum Standort zog, und bändigte dann 
mit seinen Genossen das gefangene Tier; das eine Ende des Seiles war am 
Baum befestigt. Dor letzte Pferdestricker, Bcrnard Großfeld, starb Mitte des 
vorigen Jahrhunderts. Er galt als besonders kühn und mutig und lebt noch 
in der Erinnerung der Alteingesessenen. 


Die Treibjagden zum Masseneinfang fanden von altershcr in Crange 
am St. Laui ent lustage statt. Man hielt sie ab zum Zwecke des Brennens und 
Schneidens der Fohlen und zum Einfangen der Wildlinge für den Laurenlius- 
markt in Crange. Die Jäger zu Pferde, 15- 20 Mann, und ebenso viele Treiber 
lagen dem Interessanten Wcldwerk ob. Die Wildrosse wurden ln die Enge 
getrieben und in eigens erbauten Fangställen gebändigt, mit Lasso und Kapp¬ 
zaum und mit angelegtem Halfter auf den Markt geschleppt. Die Käufer 
kamen aus allen Himmelsrichtungen, aus Köln, Frankfurt, Wesel, aus Holland 
und besonders aus den benachbarten Garnisonen. Waren doch die Emscher- 
pferde besonders als Militärreitpferde gesucht. So versah sich Napoleons 
Schwager, der Reitergeneral Murat, als C^roßherzog von Berg für seine Feld¬ 
züge mit Emscherbrüchern. 

Diese einst so blühende Pferdezucht ist im Laufe der Zeiten eingegangen, 
verschwunden, vergessen. Der erste Anlaß war ein französisches Forst- 
organisationsdekret von 1811 für das Großherzoglum Berg. Die im Jahre 1825 
vorgenommene Teilung der Gemeindemarken führte dann die völlige Auf¬ 
lösung der Wildziicht herbei. Es wurden große Verkäufe angesetzt und die 
letzten Emscherbruchpferde durch die ,,Wildfängcr‘‘ und ,.Pferdestricker“ 
verkauft. Durch das häufige Treiben und Jagen waren die oft belästigten 
Wildbahnrosse immer vorsichtiger und flüchtiger geworden. So fand der 
letzte Zuchthengst, ein über 30 Jahre alter Schimmel aus der Wildbahn des 
Landrats Devons, auf dessen Befehl den Tod durch die Kugel. 

Er war der letzte Emscherbrücher und mit ihm verschwand die einst 
blühende Zucht. Nur eins erinnert uns noch an jene alte Pferdezucht der 
engeren Heimat: der Laurentiusmarkt ln Crange, ein Überbleibsel längst 
verschwundener Zeiten, das sich hinübergerettet hat in das nie rastende, 
schnellebige Zeitalter der alles nivellierenden Industrie. Dr. H. 

Hochschule fürkommunale und sozialeVerwaltung 
Köln. Der II. Fortbildungskursus der Hochschule für kommunale und soziale 
Verwaltung, Köln, war insgesamt von 429 Personen aus allen Teilen Deutsch¬ 
lands besucht; darunter befanden sich auch 15 Damen. Inzwischen sind die 
Vorträge des I. Kursus unter dem Titel ,,Die Praxis der kommunalen und 
sozialen Verwaltung“ gedruckt und im Buchhandel erschienen (Verlag Mohr & 
Siebeck, Tübingen). Die Vorträge des II. Kursus werden in dieser Sammlung 
als Band 2 einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 

Der Arbeiter-Bildungsverein in Wien, gegründet 1867, 
besuchte am 28. Juli auf einer Studienreise in einer Anzahl von über 300 Mit¬ 
gliedern Köln. Er besichtigte die Maschinenbauanstalt ,.Humboldt“ in Kalk, 
den Gürzenich, das Rathaus und die Ausstellung „All- und Neu-Köln“ unter 
Leitung und Führung des Städtischen Verkehrsamts. Nachmittags wurde die 
Reise in einem Sonderzuge über Emmerich nach Amsterdam fortgesetzt. Von 
dort ging die Gesellschaft nach Haag-Scheveningen, dann von Vlissingen 
mittels Sonderdampfer der Zeeland-Gesellschaft nach England und kehrte 
von London, woselbst ein mehrtägiger Aufenthalt genommen w’urdc, über 
Dover-Calais—Paris-Zürich nach Wien zurück. 

Es muß Französisch sein. Schon seit Jahren besteht eine 
„Garantie-Gemeinschaft deutscher Uhrmacher E. V.“ mit dem Sitz in Leipzig. 
Viele deutsche Uhrmacher gehören ihr an. Es scheint aber, als habe man noch 
nicht den gewünschten Erfolg erreicht, und man ist augenblicklich bestrebt, 
das Unternehmen auf breitere Grundlage zu stellen. Um ähnlichen Ver¬ 
einigungen wie der ,.Union Horlogcre“ und ,.Alliance Horlogcre“ wirksamer 
entgegentreten zu können und ihnen gleich geachtet zu werden, hat man sich 
jetzt auch noch einen französischen Titel zugelegt. Und so lautet denn jetzt 
die Firma der Garantiegemeinschaft: „Federation Horlogcre de Garantie, 
Garantie-Gemeinschaft deutscher Uhrmacher E. V., Sitz Leipzig“. Ist es nicht, 
so schreibt man der Köln. Ztg., ein Hohn, die französische Aufmachung einer 
Vereinigung deutscher Uhrmacher? Die Geschäftsleilung selbst scheint keinen 
besondern Gefallen an solchen Ausländereien zu haben, aber das Publikum 
will es so, wie aus einer Erklärung im Organ der Garantie-Gemeinschaft, der 
Leipziger Uhrmacher-Zeitung, Nr. 15 vom 1. August 1913, hervorgeht. Dort 
heißt es: „Aus einigen Zuschriften, die wir erhielten, gingen Bedenken gegen 
die Wahl eines französischen Namens (Fedt'ratlon Horlogcre de Garantie) 
hervor, und wir nehmen daher Veranlassung, auch an dieser Stelle einige .Auf¬ 
klärung hierüber zu geben. Es waren lediglich taktische Gründe, die uns ver- 
anlaßten, unserer schon seit sechs Jahren bestehenden Bezeichnung ,,Garantie- 
Gemeinschaft deutscher Uhrmacher E. V.“ einen Namen in französischer 
Sprache beizufügen. Das Publikum wird durch die Reklame der ,,Union 
Horlogcre“ und der „Alliance Horlogcre“ ln einer für die übrigen Fachgenossen, 
welche diesen Gesellschaften nicht angehören können oder wollen, ungünstigen 
und unberechtigten Weise beeinflußt. Um nun diesen Kollegen etwas Gleich¬ 
wertiges zu bieten, haben wir uns wenn auch schweren Herzens dazu 
entschlossen, den französischen Beinamen zu der bisherigen Bezeichnung hinzu¬ 
zunehmen.“ Jeder Eingeweihte weiß, daß man hier ehrlich sechs Jahre versucht 
hat, deutsch zu bleiben, aber man hat sich der großen Masse der Deutschen 
fügen müssen, die nun einmal Geschäfte mit ausländischem .Anstrich bevorzugt. 
Wann wird das einmal anders werden? 

Der Jäger aus Kurpfalz, den man meistens für eine sagenhafte 
Gestalt hält, hat leibhaftig im Soonwald gelebt und geschafft. Er war Erb- 
försler in der Oberförslerei Entenpfuhl und hieß Friedrich Wilhelm Ut«!ch. 
Der Name ist auch jetzt noch hier und da verbreitet. Das Jägcrlied selbst 
stammt von dem Hausgeistlichen der Oberförsterei, dem Karmeliterpater 
Martin Klein, der in der katholischen Kirche in Rehbach begraben ist. Der 





T-I n»Tikji. 


408 HDQQQQQQQ QQQQOQQQQBOOQCaQQQG eaH DEUTSCHLAND fe WJtJeeCCeOOOOOCOOOC«^ Nr. 8 



Gedanke, dem alten, im Jahre 1795 gestorbenen Jägersmann ein Denkmal^ ^ 
zu setaen, rührt her von dem jetzigen katholischen Pfarrer in Rehbach, Hoeller,MI 
dabei unterstützt von dem Leutnant Utzsch in München, einem Nachkommen^! | 
des Jägers aus Kurpfalz. Das Denkmal, in seiner ganzen Anlage von eigen-j||^ 
artigem, poetischem Reiz, stellt diesen dar in der Tracht des Frührokoko.V. 
durch den Soonwald reitend, begrüßt von seinen geliebten Waldtieren. Über ‘| 
dem Bild, um das sich die beiden ersten Verse des Liedes herumziehen, 
befindet sich das von zwei Putten gehaltene Wappen, ein rauchender Schorn¬ 
stein, mit Bezug darauf, daß Friedrich Wilhelm Utzsch zugleich Erbhüttenherr 
zu Rheinböllen gewesen ist. Als solcher ist er, nebenbei bemerkt, der Ahnherr ^ 
der Hültenbesltzer Utsch-Purlcelll, zu deren Familie durch Heirat auch der 
Staatsminister Dr. Frhr. v. Schorlemer gehört. Zwei Figuren rechts und 
links tragen unter dem Arm eine Ente, mit Anspielung auf den Namen „Enten¬ 
pfuhl“, und ein Waldhorn. Die Inschrift der Marmorplatte lautet: ,,Dem 
Andenken des churfürstlichen churpfälzischen rheutenden Erbförsters und 
Forstinspektors des vorderen Soons, Herrn Frledr. Wllh. Utsch, gen.: Der 
Jäger aus Churpfalz. Gewidmet vom Allerhöchsten Jagdherrn S. M. Kaiser 
Wilhelm IL und seinen Jägern.“ Der Kaiser hat von Anfang an lebhaftes 
Interesse für dieses Denkmal bezeigt, das am 13. August in seiner Gegenwart 
feierlich eingeweiht worden ist. Eine besondere Ehrung hat er dem Jäger 
aus Kurpfalz schon dadurch erwiesen, daß er die Singweise dem Garde-Jäger- 
batalllon ln Potsdam als Parademarsch verliehen hat. Übrigens hat der Petrus- 
Verlag ln Trier zwei hübsche farbige Karten hersteilen lassen. Die Karten 
sind nach einem Bilde vom Jäger aus Kurpfalz angefertigt worden, das sich 
im Besitz des Offizierkasinos der Garde-Jäger befindet. 

Relsea ndenken. Vor einiger Zeit schrieb der Landesverein 
Sächsischer Heimatschutz einen Wettbewerb zur Er¬ 
langung von Entwürfen und Modellen für geschmackvolle Reise¬ 
andenken aus. Er sollte dazu beitragen, die traurigen Zustände auf diesem 
Gebiete zu beseitigen. Es waren, wie aus Dresden geschrieben wird, weil über 
ICCO Entwürfe eingegangen, von denen natürlich manche durchaus nicht über 
dem Durchschnitt des bisher Geleisteten standen. Im ganzen aber muß das 
Ergebnis als sehr erfreulich bezeichnet werden. Die Preise wurden 
wie folgt verteilt: 250 Mk. Bildhauer Feuerriegel in Frohburg, desgleichen 
Lehrer Lucas ln Meißen, je 200 Mk. Lehrer Büttner ln Meißen und Margarete 
Vendt ln Grünhainichen; diese erhielt noch einen weiteren Preis von 150 Mk. 

— Es wäre zu begrüßen, wenn auch die Landesverbände der 
Verkehrs-Vereine diesem Beispiele folgen wollten und der Herstellung 
der Reiseandenken besondere Beachtung widmen würden. Hier bietet sich dem 
Kunstgewerbe wie auch der für manche Gegenden so überaus wichtigen 
Heimarbeit noch ein sehr dankbares Betätigungsfeld. Neben dem durch 
einen erhöhten Absatz erzielten wirtschaftlichen Gewinn stellen, wie schon 
in Nr. 6 der „Deutschland“ ausgeführt wurde, gute Reiseandenken ein nicht 
zu unterschätzendes Werbemittel für den F remdenverkehr dar, wie 
rieht nr.inder für die Förderung der heimatkundlichen Bestre- 
b u n g c n. Alle auf diesen Gebieten tätigen Vereine und Verbände sollten sich 
mit den Landes- und Provinzialbehörden, mit der Kunst 
und dem Kunstgewerbe vereinigen, um die bescheidenen Ansätze zu einer 
Ee^serung in ein schnelleres Fahrwasser zu bringen. Hierzu würde ein 
rrll entsprechenden Mitteln auszustaltender Wettbewerb sehr geeignet 
sein, der z. B. ln der großen, unter Führung des Bundes deutscher Verkehrs- 

V erclne stehenden Abteilung „Deut sch la nd alsRelse- undVerkehrs- 
land“ auf der Düsseldorfer Ausstellung „Aus lOOJahren Kultur und 
K u n st“ weiten Kreisen zugänglich gemacht werden könnte. Ein solcher Wett¬ 
bewerb — von bewährten Kräften rechtzeitig vorbereitet und mit möglichst 

V ielenGeldprelsenaiisgcstaltct— würde sicherlich sehr befruchtend wirken. 

ElnneuerMammutfund. So häufig auch Reste des eiszeitlichen 
Mammuts ln den diluvialen Ablagerungen Europas gefunden werden, so 
handelt es sich doch meistens nur um Backen- oder Stoßzähne, die, durch 
ihren Schmelzüberzug geschützt, der Zerstörung durch Wind, Wetter und 
Wasser besser haben standhalten können. So wurde vor kurzem auch ein 
mächtiger Stoßzahn dieser ausgestorbenen Elefantenart bei den Ausschachtungen 
am Krefelder Wall in Köln aufgefunden und von der Elsenbahnverwaltung 
dem Kölner Museum für Naturkunde überwiesen; leider hatte der Sand¬ 
bagger den Zahn, der ohnehin sehr morsch war, in zwei Teile geschlagen. 
Viel besser sind die Reste in dem ewig vereisten Boden Sibiriens erhalten 
geblieben. Bel dem im Jahre 1901 von den Gestaden der Beresowska nach 
Petersburg gebrachten, fast vollständigen Mammut waren nicht nur die Knochen 
VNunderbar erhalten, sondern auch die Muskeln und die langwollige Haut, ja 
sogar der Mageninhalt des Tieres, das in jenen lange Jahrtausende zurück¬ 
liegenden Zeiten einstmals im Sumpfe elendiglich zugrunde ging. Ein ebenfalls 
fast vollständiges Skelett wird in der nächsten Zeit im Museum des Jardin 
des Plantes in Paris aufgestellt werden. Es wurde dem Museum durch den 
Grafen Stenbock Fennot geschenkt, der es auf einer der ihm gehörenden 
Ljachow-Inseln ln Nordsibirien entdeckte. Sein Fundort Hegt also viel weiter 
rach Norden, denn die Ljachow-Inseln liegen im Nördlichen Eismeer auf dem 
74. Breitengrad. Die mächtigen Reste mußten allein 3000 km weit gefahren 
werden, ehe sie nach Rußland kamen, und zwar zuerst auf Hundeschlitten bis 
zur Mündung der Lena und dann auf einem Schiff diesen Fluß aufwärts. Auch 
hier fand man noch eine große Menge des ehemaligen Haarkleides im Eise, 
zum Teil noch auf der dicken Haut sitzend, ferner ein Ohr, das durch seine 
geringe Größe auffällt. Ohne Zweifel ruhen im Eisboden des nördlichen 
Sibiriens noch zahlreiche Leichen dieser ausgestorbenen Dickhäuter. Schon 
im Jahre 1799 stieß man auf ein solches, und 1806 fand Adam ein weiteres 


nahe der Mündung der Lena. Aber erst die neuem Funde und die an ihnen 
mit den modernen Mitteln angestellten Untersuchungen haben uns in den 
Stand gesetzt, uns ein richtiges Bild von dem ehemaligen Aussehen des 
Mammuts, seiner Lebensweise und seinen verwandtschaftlichen Beziehungen 
zu den heute lebenden Vielhufern zu machen. Der ausgezeichnete Erhidtungs- 
zustand der Tierreste gestattete nicht nur eine genaue Bestimmung der Gms- 
arten, die das Petersburger Mammut gefressen hatte, sondern auch genauere 
Untersuchungen in bezug auf die Struktur der Knochen und Muskeln und 
die chemische Zusammensetzung der Haare; ja man konnte noch die Blut- 
körper auffinden und das in ihnen vorhandene Hämoglobin nachweisen, 
endlich durch die biologische Blutuntersuchungsmethode die nahe Verwandt¬ 
schaft des Mammuts mit den heute lebenden Elefanten nachweisen. Wahr¬ 
scheinlich wird das Pariser Exemplar das letzte sein, das aus Rußland heraus¬ 
kommt, denn nach der „Nature“ hat die russische Regierung die Ausfuhr 
aller Mammutreste unlängst streng verboten. 

DerRheindampferalsSommerfrische. Der Köln. Zeitung 
schreibt ein Verehrer des deutschen Rheinstromes: Ich liebe politisch die 
Engländer nicht, aber von dem britischen Reisevolk kann man manchen nütz¬ 
lichen Wink gut und gern annehmen. So oft mich Zufall oder Laune auf ein 
niederländisches Güterboot warf, fand ich alle Schlafkabinen von englischen 
Familien besetzt. Sie fuhren zwischen Rotterdam und Mannheim vergnügt 
hin und her und kehrten dann wettergebräunt wie Seebären auf ihre Insel 
zurück. Sie betrachteten den Rheindampfer als bewegliche Sonunerfrische, 
von der aus sie gelegentlich auf kurze Zeit in die Städte mit ihren Domen. 
IHcotcrn und Serr.mlungen, in die Berge mit ihren sagenumwobenen Burg¬ 
ruinen und ihren friedlichen Wäldern ausschwärmten. Der Grundgedanke 
leuchtete mir ein. Warum im fernen Hochgebirge oder an der See Erholung 
suchen, während die prachtvolle Rheinluft unsere stolze Dampferflotte in 
ewiger Jugendfrische umspielt? Auf den Güterbooten freilich störte mich das 
häufige Ausladen und Einladen der Waren, das ärgerlich in meine Träume hin¬ 
einrumpelte. Aber wozu hat denn die Köln-Düsseldorfer Gesellschaft seit 
einiger Zeit die preiswürdige Einrichtung der Monatskarte getroffen, die sich 
in weitesten Kreisen einer märchenhaften Nichtbeachtung zu erfreuen scheint. 
Und doch gestattet sie dem großstädtischen Luftschnapper, nach Herzenslust 
unter angenehmsten Verhältnissen aus einem unerschöpflichen Jungbrunnen 
zu trinken. Rebenbekränzte, sagenumwobene Hügel blicken beruhigend auf 
uns nieder und entführen die sanft wogende Einbildungskraft in versunkene 
Zeiten, in denen der wehrhafte Mann auf trotzigen Felsen jedem Ansturm 
die Stirn bieten konnte, bis die fortschreitende Technik dem Angriff das Über¬ 
gewicht über die Verteidigung gab. Auf dem Strome selbst gleitet geräuschlos 
auf schwerbeladenen Laslkähnen mit Hölzern, Kohlen, Eisen usw. ein gewaltiges 
Stück aufstrebender deutscher Volkswirtschaft an uns vorüber. Und auf den 
Dampfern selbst, .wie zwitschern und krähten da die Weltsprachen und die 
ungewohnten Sprachlaute kleinerer Volksstämme wie etwa der Finnen durch¬ 
einander. Soeben hat ein munterer englischer Reiseführer seine Schützlinge, 
ein paar Dutzend Herren und Damen aus der englischen Mittelklasse, wier^ein 
sieggewohnter Feldherr um sich versammelt. Jetzt lassen sie mit blitz^den 
Augen das stolze Lied von der wogenbeherrschenden Britannia über den 
deutschen Rhein erklingen. In der Ecke dort hat ein Spaßvogel seine Getreuen 
um einen flaschenbesetzten Tisch geschart, von dem die Witzraketen unab¬ 
lässig emporsteigen, belohnt von breitem, dankbarem und behaglichem Lachen. 
Phlegmatische Holländer kommen in diesem wohl gelaunten, lebensprühenden 
Milieu — Verzeihung, lieber Sprachverein, ich muß wohl Umgebung sagen, 
obschon das Wort nicht von so vielstimmiger Bedeutung gesättigt ist — aus 
Rand und Band und geben fröhlich-wilde Tänze mit erstaunlich bewegtoi 
Armen und Beinen zum besten. Eine russische Mutter ruft besorgt in deutscher, 
französischer und russischer Sprache nach Anuschka. Doch Anuschka ver¬ 
gnügt sich oder träumt irgendwo und ist taub vor Wonne. Ja, ja, die Jugend, 
der sich zum ersten Male der sonnenbeglänzle Rhein in seiner strahlenden 
Herrlichkeit, die anheimelnde rheinische Lebenslust mit ihrem sinnverwirrenden 
Zauber offenbart! Das Auge leuchtet, und das Herz wird weit ob der Fülle 
ungewohnter Eindrücke. Wer beobachten will, der kann seine Freude haben * 
an dem bunten Wechsel von schicken oder lodenumwallten Reisenden aus 
aller Herren Länder, aus naiven und aus blasierten Bevölkerungsschichten. 
Wer aber dem Grundsatz nachlebt, in freier Gottesluft jede Arbeit zu er¬ 
ledigen, die nicht unbedingt an die dumpfe Stube gebunden ist, der findet 
je nach Stunde und Laune auf den modernen Riesendampfem immer cm 
verschwiegenes Plätzchen, wo Zeitung oder Buch zu ihm reden kann. 

Das Dolomitengespenst. Nebel im Hochgebirge ruft die 
wunderbarsten Naturerscheinungen hervor. Es gibt das „Brockengespenst . 
und unter den anderen Berggespenstern ist das „Dolomitengespenst“ zu nennen, 
wie es jüngst Max Valier in den Südtiroler Dolomiten beobachtet, hat und als 
Erster in der „Deutschen Rundschau für Geographie“ geschildert hat. Er 
wanderte im August gemeinsam mit einem Freunde in den Dolomiten; da das 
Wetter nebelig und regnerisch war, standen die beiden Wanderer davon ab. 
die ursprüngliche Besteigung des Saß Rigais zu unternehmen und erreichten bdm 
Erklettern der Raschötz den 2308 Meter hohen Kamm, von wo der Abfall 
nach Villnöß steil, der nach Gröden hin sanft ist. Infolge des Nebels war von 
Villnößtal nichts zu sehen. Ein scharfer Wind strich von Gröden die Raschötz 
empor, so lautet nun Valiers Schilderung des Dolomitengespenstes, und ver¬ 
hinderte das Überkochen des andrängenden Nebels gegen Gröden. Auf uiis 
aber fiel strahlender Sonnenschein herab. Wir spähten über die Nordwand 
ninab, um zu sehen, wie tief man durch den Nebel hinabsehen konnte. Da 
bot sich uns eine wunderbare Erscheinung dar. Ungeachtet des hohen Sonnen- 








Nn8 me&BBeeeeeee&Be&B&dee&aeem DEUTSCHLAND i§Beeeeeeeeeeeeee 9 e e eee0€)0e9eeB 409 


Standes erblickten wir unseren Schatten, da wir ganz auf der Schneide standen, 
im Nebel, nicht in der Nebelwand, sondern im horizontalen Nebelmeer, also 
die unter dem Namen Brockengespenst bekannte Erscheinung, nur in etwas 
abnormen Verhältnissen. Dazu kam aber noch ein anderes, merkwürdiges 
Phänomen. Wir bemerkten um den Schalten unseres Kopfes im Nebelmeer 
einen kreisrunden Regenbogen nach der Art eines Heiligenscheines, der das 
Rot innen zeigte, außen etwa einen Meter, innen etwa einen halben Meter im 
Durchmesser hatte und deutlich alle Farben von Rot bis Violett erkennen ließ. 
Offenbar hatten wir es mit einer Beugungserscheinng des Lichtes zu tun. Daß 
dieser Farbenring um unser Haupt nicht der sogenannte Ulloasche Ring war, 
ist klar, wenn man weiß, daß dieser nur dann auftritt, wenn Eisnadeln in der 
Luft schweben, was in unserem Falle ausgeschlossen erscheint. Merkwürdig an 
unserem Heiligenscheine war noch, daß er mit unserem Schatten mitging, 
wenn wir gingen, und daß wir ihn gegenseitig nicht sehen konnten. Das Phä¬ 
nomen erlosch nach einer guten Viertelstunde, als die Sonne hinter Wolken trat. 

Eine altrömische Schlafwagengesellschaft. An 
eine bedeutsame Grabinschrift, die sich jetzt im Rathaus von Velletri befindet, 
knüpft Prof. Lanciani im Athenaeum interessante Mitteilungen über die große 
Reisewagengesellschaft, die im alten Rom bestand und eine Zentralstelle für 
den Reiseverkehr der Kaiserzeit bildete. Auf der Inschrift wird ein gewisser 
^ovinus „De Schola Carrucarum“ erwähnt. Was war diese „Wagenschule“ 
und wo lag sie? Carruca ist ein Name gallischen Ursprungs, der von den 
Römern einer besonderen Art bequemer Luxuswagen gegeben wurde. Diese 
Wagen waren vielfach herrlich geschmückt, enthielten an den Wänden silberne 
Inkrustationen und Elfenbeinschnitzereien. MartialsprichtvoneinerCarruca aurea, 
die schwer vergoldet gewesen sein muß. Neros Reisezug zählte nach den 
Angaben Suetons 1000 solcher Gefährte, nach denen des Lampridius 500. 
Die Mehrzahl der Wagen enthielt auch Vorrichtungen zum Schlafen, so daß 
der Reisende in diesen sogenannten Carrucae dormitoriae bequem wie in einem 
Bett sich dem Schlaf hingeben konnte. Das Aussehen der Reisewagen ist auf 
zwei alten Reliefs, die sich im Museum Calvet zu Avignon und in dem Schatz 
der Kathedrale yon Treves befinden, genau dargestellt. Die Wagenschule in 
Rom ist nun nicht anders aufzufassen als das Zentralbureau oder Hauptquartier 
einer Gesellschaft, die solche Wagen an Leute verlieh, denen das Privileg, 
mit der kaiserlichen Post zu reisen, von den betreffenden Beamten gewährt 
worden war. Die Grundstücke, die der ausgedehnte Wagenpark dieser Ge¬ 
sellschaft mit all seinen Baulichkeiten einnahm, lagen auf der linken Seite der 
Appischen Straße, etwa einen halben Kilometer vor der Porta Capena, ganz 
in der Nähe des Ortes, wo heute Kirche und Kloster von San Sisto Vecchio 
sich befinden. Auf der andern Seite desselben Weges, nahe bei den Bädern 
des Caracalla, erhob sich das Mutatorium Caesaris, das Gebäude, in dem die 
kaiserlichen Reisewagen untergebracht waren und an das sich die kaiserlichen 
Stallungen schlossen. Außer diesen beiden Hauptinstituten der Reisewagen¬ 
gesellschaft gab es an allen wichtigeren Poststationen, die an den Hauptstraßen 
des Kaiserreichs lagen, Wagen, die an Reisende verliehen wurden. In Ostia, 
nahe bei der Porta Romana, wird ein solcher Halteplatz von Kutschern mit 
Droschken und Reisewagen erwähnt. 

Buberls Weltlied. In dem neuesten Heft des „Helmgarten“ teilt 
Peter Rosegger auch ein Liedchen mit, das „das sechsjährige Buberl“ eines 
seiner Freunde vor kurzem aus sich heraus gesungen habe. Es lautet : 

„0 Herr, bewahr* die Welt, 

Well sie mir so gut gefällt ! 

O Herr; bewahr’ die Welt, 

Daß sie auch andern gefällt! 

0 Herr, bewahr’ die Welt, 

Daß sie mir auch einmal nicht gefällt 1 
Wenn sie mir dann noch gefällt. 

Bin ich ein kleiner Held !“ 

Zu diesem Kinde, meint Rosegger, möchte ich einmal unsere pessimistischen 
Weltraunzer in die Schule schicken. Vielleicht auch mich selbst auf ein Kurserl. 

Soldatenliebende Tiere. Ein ehemaliger Offizier schreibt der 
Köln. Ztg.: Wie die Menschen im allgemeinen, so haben auch verschiedene 
Here eine besondere Vorliebe für die Soldaten. So kennen wir nicht nur die 
Geschichte einer Regimentstochter, sendern auch treuer Regimentshunde, 
einer Regimentsgans, die in Ulm ununterbrochen mit der Schildwache auf- 
und abschritt, das ausrückende Regiment bis an das Tor begleitete und der 
zurückkehrenden Truppe regelmäßig wieder entgegenflog. Später trat an die 
Stelle der treuen Soldatenfreundin ein sehr hochgeborener Herr, ein Storch. 
Namentlich am Parademarsch hatte er seine helle Freude und stellte sich stets 
neben dem den Vorbeimarsch inspizierenden Offizier auf. Eines Tages kam 
der damalige Oberst v. Perglas, der jüngst verstorbene General, in die Kaserne, 
als gerade eine Kompagnie ihre Übungen mit einem Parademarsch endete. 
Da dachte der Storch plötzlich: in diesem Falle muß ich die Kompagnie doch 
selbst vorführen, pflanzte sich vier Schritte vor dem Hauptmann auf, trat auf 
Kommando an; auf der Höhe des Regimentskommandeurs angelangt, schwenkte 
er ab und stellte sich rechts neben diesen, ganz wie ein Paradekommandierender, 
um mit lautem Geschrei in die anerkennenden Worte des Obersten elnzu- 
stimmcn. Ein andermal halte ein Hauptmenn und späterer Kriegsmlnlstcr 
große Anerkennung für seine Kompagnievorstellung gefunden, aber dennoch 
hiernach einige Ausstellungen selbst gemacht. Währenddessen erschien der 
Storch und legte ihm den langen Schnabel beruhigend auf die Schulter, heftig 
dabei klappernd. Der verdutzte Hauptmann wandte sich um und rief: „Ja, 
jal ich bin doch auch zufrieden,“ worauf der in den roten Hosen sofort still 
wurde und an der Spitze der Kompagnie nach Hause marschierte. 


'Ein eigenartiges Denkmal ist kürzlich, wie die „Tägliche 
Rundschau“ meldet, in Ilberstedt bei Bemburg erneuert worden. Am Ausgange 
des durch seine Kalischächte bekannten anhaitischen Dorfes findet man ein 
Wahrzeichen, das aus sechs großen Steinen besteht. Eine große, etwas versteckt 
am Wegrande liegende Steinplatte gibt über den Zweck Auskunft. Der Ge¬ 
meinderat hat jetzt beschlossen, dieses Wahrzeichen zu erhalten. Um die Steine 
soll eine gärtnerische Anlage errichtet und diese mit einer Einzäunung ver¬ 
sehen werden. Die verwettertc Steinplatte, die aus B^mburger Sandstein 
besteht, 1,25 m breit und 0,70 m hoch ist, soll durch eine neue ersetzt werden. 
Die Inschrift, die über den Zweck Auskunft gibt, hat folgenden Wortlaut: 
Ein Fleischer kam hier von der Stadt, 

Einen großen Hund er bei sich hat. 

Von Räubern ward er überfallen. 

Doch bracht der Hund den Tod ihnen allen. 

Ach, er erkennt nicht mehr den Herrn, 

Erwürgt auch ihn von hier nicht fern. 

Vier Räuber, Fleischer und der Hund, 

Macht hier die Zahl der Steins kund. 

Und willst Du meinen Worten nicht trauen. 

So lies, Du kannst es an den Steinen schauen. 

Erneuert im Jahre 1913. 

SüßeRache. In der ,.Täglichen Rundschau“ erzählt ein Leser folgendes 
wahre Geschichtchen: Von einer herrlichen Wanderung ln der sonnigen Rhön 
zurückkehrend, kam ich im Eisenbahnwagen mit einem Herrn zusammen, dessen 
Sprache seine Staats- und Volksangehörigkeit alsbald unleugbar verriet. In 
breiter Behaglichkeit erzählte er mir, daß er mit seinem „Garlchen“ in „Gassei“ 
gewesen sei. ,,Nä, wissen Se, mei gulester Herr,“ philosophierte er, „ze Hause 
Is es äben doch am scheensten, off so ener Reise muß mer sich e^al ärchern. 
Gestern frlh wollten mer, icKun mei Garlchen, uns Gassei un de Wilhelmsheehe 
ansähn. Ich sage also am Am’d vorher zum Gellner: Häm Se, morchen frih 
wolln mer den Gaffee um sechse drinken.“ Da sagt mir der: „So früh glbts 
bei uns noch keinen Kaffee!*' „Scheeneken,“ sagte ich, „denn ziehn mer ohne 
Gaffee ab.“ Da sagt der Gellner: „Dann müssen Sie fünfzig Pfennig pro Person 
zahlen.“ „Was,“ sage ich, „das is ja ene närrsche Mode. Nä,“ sage ich, „for 
nischt bezahle ich mei gutes Geld nlch. Da drinken mer halt den Gaffee ers 
um sieben.“ Warte, dachte ich, dich will ich aber noch gränken! Wie mir am 
andern Morchen nu beim Gaffee saßen, da sage ich zu mel’m Garlchen: ,,Nu 
aber feste gebräbelt, iß, was ln die Haut nein will!“ Un wissen Se, was mer da 
gemacht ham? Da ham mer ihm sei ganzes Honlgdebbchen leer gespachtelt! 
Mer gönnten uns gaum mer rihrn. Aber ich hatt* doch meine Rache!“ 



Gesundheitsschädliche Frauenberufe. Die Berufe, 
denen die Frauen sich zu widmen gezwungen sind oder die sie zum Teil als 
Liebhaberei erwählen, sind nicht alle ln gleichem Maße für ihre Gesundheit 
von Vorteil. Eine Statistik hat ergeben, daß die Buchhalterinnen und die 
Lehrerinnen eine Beschäftigung haben, die ihrer Gesundheit am wenigsten 
zuträglich ist; am besten daran sind die Dienstmädchen und die Kranken¬ 
pflegerinnen, denn bei ihnen kommen auf 100 Berufsfälle immer nur ein 
Krankheitsfall, der durch den Beruf verschuldet wird. Bei Näherinnen hin¬ 
gegen kommen auf 100 Berufsfälle 32 Krankheiten, die der Beruf wenigstens 
zum Teil auf dem Gewissen hat. Denn alle Näherinnen neigen zur Bleich¬ 
sucht, und dieses Leiden wird durch die sitzende Beschäftigung, bei der die 
Arbeitende meistens gebückt sitzt, nicht verbessert. Schauspielerinnen führen 
das aufreibendste Leben, weil ihr Beruf sie zwingt, einen Teil der Nacht zum 
Tage zu machen. Dennoch werden die Schauspielerinnen in den seltensten 
Fällen ein „Opfer ihres Berufes“. Die Statistik hat ergeben, daß unter den 
Schauspielerinnen Kehlkopf- und Lungenkrankhelten so gut wie gar nicht 
auf treten. Unter den akademischen Berufen ist dei der Ärztin derjenige, der 
der Gesundheit am wenigsten schadet, wobei man allerdings die Nerven- 
ärztinnen ausscheiden muß. Nervenärztinnen bekommen ebenso wie ihre 
männlichen Kollegen nach geraumer Zeit einen Zustand hochgradiger Ner¬ 
vosität. Bibliothekarinnen hingegen sind der Berufskrankheit ausgesetzt : 
von zehn Bibliothekarinnen wird eine nach verhältnismäßig kurzer Zelt nervös, 
und man konnte beobachten, daß eine Affektion der Lungen ’eintritt, wozu 
ihre männlichen Kollegen nicht neigen. Die Statistik hat nach dem Wlcsb. 
Tagbl. zum Schluß ergeben, daß die „natürlichen Berufe“ für die Frauen 
noch immer die vorteilhaftesten gewesen sind. Wer also um seine Gesundheit 
ängstlich besorgt ist, sollte trotz aller Beanlagung und trotz aller Talente 
darauf achten, eine Beschäftigung im Hause zu finden. 

Lesende Frauen. Über dieses Thema plaudert Norbert Jaques 
ln den ,.Münchener Neuesten Nachrichten“ in sarkastischem Ton ; aber es 
s eckt doch ein ganz kleines Quäntchen Wahrheit in seiner Satire : „Be¬ 
stimmte Dinge gehören zum täglichen Leben der Frau : Tolletlcnsorgen 
und Besichtigung der Neuheiten bei Putzmacherin und Schneiderin, ver¬ 
schiedenes andere und .... Romane lesen. Wenn man beobachtet, wie 
Frauen lesen, wie groß der Konsum der Normalfrauen an Romanen ist, so 
kommt man zu der Überzeugung, daß der Bedarf an neuen Romanen noch 
längst nicht gedeckt ist, daß Angebot und Nachfrage in einem starken Miß- 








m 


DEUTSCHLAND 


Verhältnis zueinander stehen. Man könnte fast den Versuch machen. Gesell¬ 
schaften mit beschränkter Haftung und Aktiengesellschaften zur Herstellung 
von neuen Romaren zu giündcn ! Die Hcchachlung \or den Leistungs¬ 
möglichkeiten der F)au steigt in das Urgemessene, wenn man ihre Fähigkeit 
heim Vertilgen von Rciranen hcohachtet. leh habe gesehen, daß der Grüne 
Heinrich von Keller, an ccm unsereins mit seiner Schwerfälligkeit monate-, 
ja jahrelang zu tun hat, von Frauen ln zwei Tagen bewältigt wurde. Ich habe 
den Götz Krafft, Jörn L'hl und andere dleklclhlge Reman-Follanten ln zarten 
weiblichen Köpfen verschwinden sehen, so schnell, daß ich sorgenvoll zu der 
Cherzeugurg kam : die Zukunft cehort dcch der Frau. Und cs wäre ganz 
falsch, wenn man behaupten wollte, daß Frauen den Inhalt ihrer Lektüre 
nicht in sich aufnehmen. Es gibt Frauen - furchtbare Frauen- , die ln der 
Lage sind, stundenlang bei Diners und sonstigen Gelegenheiten gelesene 
Romane wiederzugeben . . Der Roman übt sogar oft tiefgreifende Wirkungen 
auf das Seelenleben der Frau aus. Ihre Weltanschauung kann sich durch irgend¬ 
einen Roman monatelang hedrohllch verändern und die Ruhe des Hauses, 
ja das Gleichgewicht des Gatten empfindlich stören. Frauen lesen drei, vier 
Bücher zu gleicher Zelt und sind trotzdem in der Lage, den Haushalt zu 
besorgen und mit der besten Freundin über die noch interessanteren Romane 
des täglichen Lehens tellral.m.svoll zu plaudern, l.esende Frauen gab es zu 
allen Zelten, aber die Freu von heute hat es in der Technik des Lesens zu 
einer unerhörten Höhe gebracht. Den Autoren der Gegenwart kann man 
der enormen Nachfrage gegenüber nur dringend raten, ihre Tätigkeit zu ver¬ 
größern. Der Produzent eder Rcmanschrlftsteller muß fabrikmäßiger arbeiten, 
um den Markt der lesenden Frauen zu befriedigen. Er braucht nur für die 
Komposition des Remans zu sorgen, die Ausarbeitung der einzelnen Kapitel 
lann er ruhig einem treßen Stab von Mitarbeitern überlassen. Für die Kom¬ 
position seihst sind die Hauptsachen : mcdcrncs Milieu und ein befriedigender 
Ausklang - nur keine Philosophie, nichts Historisches und keine anstrengende 
Vertiefung. Denn die Frauen müssen in der Lage sein, einen Roman in 
höchstens zwei Tagen zu bewältigen. Ein ungeahnter Aufschwung der Literatur 
8 ände dann bevor, tagtäglich könnten wir das Schauspiel genießen, die 
,,Kapitel-Arbeiter“ in die großen Rom.anfabrlken wandern zu sehen. Und 
vielleicht wäre auch kein Milliardenopfer mehr nötig, denn der neue große 
Handelszweig würde dem Reich eine neue Einnahmequelle verschaffen, die 
cs der lesenden Frauen verdarktc: die Romansteuer.“ 


Deutschland und das Ausland 


Die deutschen Kolonien in Palästina. Es dürfte all¬ 
gemein bekannt sein, daß sich im deutschen Heere eine Anzahl „Araber“ 
befindet, die das Arabische als ihre Heimatsprache sprechen. Es handelt sich 
um die deutschen Heerespflichtigen, die aus den deutschen Kolonien Palästinas 
stammen. Ihre Anzahl ist verhältnismäßig groß, denn der Bestand der 
deutschen Kolonien ln Palästina ist jetzt bereits recht beträchtlich. Es gibt 
nämlich Insgesamt sieben Kolonien dort, die im ganzen von 3760 Menschen 
bew'ohnt werden. Die älteste deutsche Kolonie ln Palästina ist, so wird der 
..Köln. Volkszeitung“ geschrieben, die Kolonie Haifa mit dem Dorfe Neu- 
hartoff und zwei neuen Ansiedelungen, die die Namen Karmelhelm und 
Bethlehem führen. Die Kolonie Haifa gehört wie die ln Jaffa und Jerusalem 
zu den städtischen Kolonien und zählt 1250 Menschen. Sie stellt einen V'ert 
von rund 6 Millionen Mark dar. Die landwirtschaftlichen Kolonien sind die 
beiden Kolonien von Wllhelma und Sarona. Besonders ln Wilhelma wird die 
Landwirtschaft sehr gepflegt. Hier ist von den Deutschen die erste Landwirt¬ 
schaftliche Schule gegründet worden, die als eine Versuchsanstalt gilt, in der 
die mustergültigen landwirtschaftlichen Betriebsarten versucht und gelehrt 
werden. Hier auf der ersten Landwirtschaftsschule erhalten die Söhne der 
deutschen Kolonisten ln allen die Landwirtschaft betreffenden Fächern Unter¬ 
weisung. Die große Liehe der Kolonisten ln Palästina für die ILandwirtschaft 


BERLIN 


ist dadurch zu erklären, daß es sich meist um deutsche Bauern handelt, die 
bisher ausgewandert sind. Die Kolonie Wilhelma ist unter Mitwirkung der 
Gesellschaft zur Förderurg der deutschen Ansiedler in Palästina, die im 
J< hre 1900 unter dem Vorsitze des Fürsten Karl von Urach ins Leben gerufen 
wurde, an der Straße von Jaffa nach Jerusalem in einer Größe von 800 Hektar 
im Jahre 1902 gegründet worden. Die Ansiedler bestehen hauptsächlich aus 
Schwaben. 


Reklame für Paris. Im redaktionellen Teil deutscher Zeitungen 
findet man ln den letzten Zelten mehr und mehr Notizen über Reisen nach 
Paris hin und zurück mit Hinweisen auf Sonderzüge von der deutschen Grenze 
nach der französischen Hauptstadt. Es will uns, so schreibt die „Magdcburgische 
Zeitung" m.lt Recht, als eine Gedankenlosigkeit erscheinen, wenn durch die 
Aufnahm.e solcher Notizen Propaganda für das Verschleppen deutscher Reise¬ 
gelder nach Paris ln einer Zeit gemacht wird, in der die berufenen deutschen 
Handelsorganisationen sich veranlaßt sehen, heim Reichskanzler vorstellig zu 
werden wegen der willkürlichen Erschwerung der Einfuhr deutscher Waren nach 
Frankreich. Wenn nicht nur seit reichlich Jahresfrist eine von chauvinistischer 
Seite entfachte französische Boykott hew'cgung gegen die deutsche Einfuhr besteht, 
sondern auch das amtliche Frankreich die deutsche Einfuhr mit besondern 
Schikanen bedenkt, dann hätte man deutscherseits allen Anlaß, unter Bezug¬ 
nahme auf diese Zusammenhänge das Ansinnen für die Verschleppung 
deutschen Reisegeldes nach Paris Propaganda zu machen, kalt von der Hand 


Studienreise nach England. Eine Anzahl Mitglieder des 
Deutsch-Nationalen Hnndlungsgcbilfenverbandcs, Hamburg, hat am 4. August 
teils ln Köln, teils ln Goch, eine gemeinschaftliche Studienreise nach England 
angetreten. Die Reise ging über Vllssingen -Queenboro’ nach London, die 
Rückreise erfolgte am 9. August über Dover Ostende. 


Ansiedlung von deutschen Rückwanderern. Die 
Landwlrtschaflskammer für Westfalen hat den bedeutsamen Beschluß gefaßt, 
die Anslcdlung von deutschen Rückwanderern ln der Provinz Westfalen zu 
fördern. In Rußland sollen die Bewohner deutschen Stammes, die fast aus¬ 
schließlich der ländlichen Bevölkerungsklasse angehören, gegen zwei Millionai 
ausmachen. Man hofft, durch die Rückwanderer dem Mangel an ländlichen 
Arbeitern, der sich Infolge des Abströmens ln die Industriegegenden auch 
hier immer mehr fühlbar macht, abheifcn zu können. 



Eisenbahnwesen 


Kann Elle desUrnstelgcns einen „Betriebsunfall“ 
herbeiführen? Nach der Rechtsprechung des Reichsgerichts ist ein 
Unfall als heim Betriebe der Eisenbahn geschehen auch dann anzusehen, wenn 
jemand auf dem Bahnsteige Infolge der Eile zum Einsteigen (ln den bald ab¬ 
fahrenden Zug) zu Fall kommt. Jedoch ist ln dieser Beziehung - wie das Reichr- 
geilcht jetzt ausgefiihrt hat jedesmal genau zu prüfen, oh auch eine wirkliche 
Eile Vorgelegen hat: ein unnötiges Hasten und Jagen kann den Inneren Zu¬ 
sammenhang des Fahrgastes mit dem Ei.senbahnbetrlebe nicht begründen. 
Dem Urteil lag folgendes Unfallereignis zugrunde: Am 7. Januar 1912 wollte 
die damals 72jährige Klägerin, die auf dem Bahnhofe ln Oels aus einem von 
Breslau angekommenen Zuge gestiegen war, gleich darauf ein Gleis überschreiten, 
um zu dem nach Ostrowo fahrenden Zuge /u gelangen. Da dort, wo der Glcis- 
übergang durch einen an die Schienen sich anlehncnden Bohlenbelag erleichtert 
wurde, ein Packwagen stand, hat sie anscheinend an einer andern Stelle den 
Versuch gemacht, das Gleis 7u überschreiten. Dabei ist die Frau über eine 
Schiene gestol| ert und zu Fall gekommen. Wegen der Folgen hat sie den 
preußischen Elscnbahnliskus auf Schadenersatz in Anspruch genommen. 
Landgericht Ctls und Ol crlandcsgcrlcht Breslau haben die Ansprüche der 


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Das Vollendetste auf dem Gebiete der modernen 
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens. 










Nr.8 DEUTSCHLAND 411 


R lÄ^rif^ SAtf Grund ii^ Ätttitiitj^jnrii. Ua?. C^iwf- 

gerklit drft iijit SegdÄm^unst .^c?ft5?s UrteRs nädr.R^jf ärtfTipK^ 

BaKnifofs^^U^“ die Ftau d^r Gld$4it£ir^ofir 
. S_fJh<ip s^i^^ Nolk^j'^r '^ntct «dicheiT t Jbf^J^an^ ^üsAcdRs-’-i 

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nfcfjitit. Mtl Kücksk^t iüf li^ Ef-au.yjjd d^f: Aikr^gung Fubtilttiflns 

im itl^^rneiäncJi ^b*r kiScfifi^. Pä njidit ob dcf BüftitSiier Ziif mR 

' VefSpäi-ü^; öwig^sijpjfknc ^'4-f l dwÄk d& bcj, nR^Ti jl-ffis 

lang&flm üttd imW.dTfeij djid .mWÜ 4ic.;;Kl|iig]ECTrt; aiir.li 

ihr im PuElfe^n itiibit Hiindtrrii^teP t iüg!j!^enl(t4n /^^^d^ ke dk 

Elle die dtrv ^flf,?i4bi^TUy b^^rüjode 

U rted, • ^egjeTT dsi'^ ^k^■ 'Ekeriifladn.Rik oa' jäiwi ' ■«i.'^g^iErst.;. M.ie- ’ ';j|tif 

und die^Sad'»* mi.t de^/Öbtrlandea- 

■ gerkhti ß'mktj ^*.irikk^wie?<;j.^' ; 4« Ober-n 

kfidcög^/idtift^ techtf^i[t:i'^.fj'-iiie: ■EB^^l5c.;i)j?.^^^.u^l£^^licHi-'. Btr'Ssi^^..dfLß.. heim, 

ünd *.kÖ 

mR Es' ji'Qiiritfne •■ 

dafüid flcfy,..t:jb ■ »ine -fepridefö Ejii.e «eii c. tut. 
bt5öftderk^.E4hs.:'fl^Vk:1'SRTf^ V4'ei*iiü- da* Ufir'^skisw M'-i^iit*-ri^ i|ri 

rt^Kmr. }i<Kn*'iv' fliij^pnEfT^^Pj^, ■(kcfdßnx-^^ 

Ea'wBfe’rikf• pj"'’\^'5Sffn, ob fBvrjt-.dfi'j' Breijlai^rjr- ZLitr -.tisU 

. 1310 ^ sr^j^ek'pijiiÄiE^f vii*f. f f Rb 'w: ^ tli- oh ^ks V^^f fk^eti u itif^ ■ ’ 

u-qfai]jCfi'd'A;iw;|t:.Er?;^ü wiejrd<;in ]iörfi<.\ d^ß d^e F/;iu ohne tre£^(Ocl«feifr v 
fi'n C^tei'' trits^^ vi 0 dir ^esrlt^irJui iRcM. ^'^^■h ;:. 

Pflß Jjifi yi5fHrtt)de;^in eifivs besand^i cr> djtf EaRj^aStts idiej> 

• .irüdkriadl- Efrlkbcn^ \vHhJin ddfRci^.. ^ r^^hljrsf. Ek fei:k&.. 

d4rä«f aii, dsir diiVäi 0t^hJejftbe(otfif v^lf^^ir^^d^l€:^€^ -tio. dV iiigJRbkn 

:; Z*R;-brp^ - Es'isi ir-dirsftm mfiitjFschw' 

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0 b e ^ ^ ^ h t Er i i'^ d ij V er Et/1 ti n g v ct r;. E i i je o - 

ha Kfiu n fäl ! frn achrttht GhmäDrftt'TReüT Dr. OUo yü^aVaiid 

dektroiechmachen ArisbR der ßareiistRi^rj Lftndtt^ttw^rheafislatt m Nti*4’ 
berg: .Es. war iEinmar eifi V^Sf jaii. itistii, iiiit 4ciri kkintn 


.Firjg35;i' .'fri'xi’trf-L3ll^e bcRndh^Iiüfifi .EilfeAbrittT^ii^ Äufh^^l^er^■ ■kifjnh'e" ' 

■ .Ei.dpilu.i!i-^^^ d«ikf;: ivi.,'-.brki^ti^i^eö L^si.^ciV 

kk dtfi' .EHtfs4|?r ^dtüfe' 

/.hiö^ldherg/■;S^i.li*jf EifvEdiiti^ '.■r&ly^- ijkk'kadi ..ilnr. 
ifthiri :En^^lrTilat'■|i^^J:.li^d.■4^f er idfhc ne^'^ai:'j. Erjifidüi*Ti!- vo^ Dürrh di^sc 

.Tivird' ^'s 'ermÜai%bt^ ■ rtt^lif. •dshifikbr^iidpn ’ E^^^otmbnrzü^ V«tv 

■ eij^ttrRcher' ■W« ilen ■vaiü .isrikr. ■Skliön . y^n ' ledefn 

0ju^ dorch ^.iften: Ein^erdAkk jtuni Ste.hcrifj tti/brinje«. -D^e 'F’ernbfeiXJsari'^ii^'iiiyr 
.:braU>d^t in - iei^inTS dee der iiq .i^^^;k^r^ 

Wfrhiif?dcfie;. Ciispärkr^^ ef^nelr,, ^hi^eJit/iieh)' iit ■ A^'X Qaehe des-^- 

reihen.. Iwbrpiifl'iicK ;4er WtiRn ftiifkn^ifjnde't5t'3bji 

>klfi'',3ekd’f:^iile,nnr irde.lir}^ ds-r.SalK^iliiiif? Ifljtiknd* cKi^^r 

TeUph^jIritiiii:^: tiW'müh:t ■wer^kn/ £s fit nVeijlkit' d'ih 17 

■ d^Ci' der tKier l eRphonEel/kh i/i 4eTirb^X«ff(Indien -.i^idil 

■ ^!fieEw<!. %iir werdi?ei ■ bfÄiichl'. kiinrn Äiif diss^nri'j, i’orivlijhl: de-.tt L,oka'm[5a'i-^f-v-. 

fiiKr'ei^ eb^.G'k>tkerj'. (sder irt.jflxdr^. ^,k. ^ütF'di'r^ikE Aid 

. . Westihghpüiie-öie;f»’-T5e-^{NwErt-m!^y'b'5i:3M^E^ ; ’k'^f4^nr;- ■ yidTi ' 

■ EitrhLFtpnp dEirtb die der ■LQl«ifj:^otiv<r di* -.TbRei^ncrifi 

\v«4f ■ Es»' At \< d*ii VefhÄhtjiskert- ii üt' -A. li yR 1'0Ö‘ K ', etri^*' k^- 

j'pü rtfil lg;, wdetwt ■ -slpiathä. • i s*: :kbe)i;' 4kr' «^iraid ^V'n' ■ ^wbuhcfi^ 
.' Ät4i.itfnenr und ■i;fl:'-^t;fEi|j4ui^3';5*hr4£ht/V^^ ki^jEfi. 

. -SlsU. dtÄ bafi ' d.bi Vex^E^Ken ’od^^e'^'.751^^5 ■ kva i^p* 

' ,.-a.itiieli:. hei'• Rsm J.dt 

' dyrdl ■ ptifihe rii, ■ ei ik? ■. hd ; 4 R ■ e^Rrnekib.flii; tp . Tidü iger f; Riki;: 

: erdenk e? ^rpsiRbv di^ni LcltDmohvIüKrrr 

diV Wfl rn^ ^ d. üivctXrjRi ehi i^rd ;^fitk|is:d''^^ 1^ ^ ^ der Ijelb I tt dürt tii 

■r-Akf Ccfi(hty<^fie/d.^hi(^hr53ti>^defi: EiSEJiihd^Rü^Jg". s.-aJerj--'. lar imfiflheFp i ^Hi'(!teri-'K.u- 
'•;,. F|1 R- ^tnd B.! kn D^m nirt.i.s^Tt fii- ftirriii'fäii! hj?,;.' 

ert (^csf^rtitiuh), em Üliftr- 
ffeF'.Liiikp.^eEöhi'^^'; iider 


C dcT^teHT^rrT^.. DR A^nio-xet^-sRith Wb^b^k^jnaDis?-biitd b^r’Tia-'itdRri. . 
■Vf-i kekrs •'hEdßÄi ■ der-Evi'TJdRF?. 


■ SiyW'isihö' 

W-deX 


f liitersfliSe eri£jfe.r^t<7E; 

Ptphefw Kiflen ü tiskfri idri t 


dex Link. pi . ... 

■ bei fWef?' .fi'o; etji der /Ährende Zwi;. Wein/Iu^l 

';. wprdei .■ hesjn NoMö'^ü’.babdbiil'' h i WAf> Oie ■ Brkn^s ^ ■•' .kiid t- 

' yersti cf#'. .'WEld ■ i.[i?irvef-' o'ri etri'iya fisr. .■ oi^e 'V'er-XitXjjtp. a^iuri^R^ ■, D k 

r^pf^^sT•4le■rvüifde)^;'4u#H'Ert^4^^*Ue^^^ ift'kek'irr’Wei^e tiieijdRißTr Ruf da 

• .yjes'pi^l 4, ' ■ij^vditEfb hjkr>kbßh#rti=[Ti-j ciisiyilne' 

f ■ Itnv fnj';g-' -A fihprnR^n ■■ HÜ-jfder^j hrrm-, [ tUi‘5 • nr y<fic ■. we-.-dÄ^i^, 

ejm^>s^hja fisi^bR oder' Remdb U?ei]rsi-,aidh^eJ:t!i -koii^^i.isrT, .-riit3vr",3iih.7dbtdiy<'7ö- 


Pressen mv verbiiligten Großfabrikatioii von Verno-Dachsteinen 
axis Zement und Sand oder Kalk und Sand. 

In den leBxn- und toi^arrne^^^^ andererseits sandre^rhen 
G egen d*n D^tx tsc Kl sp d s w je d et y et seb i ed tns t e n a n d eten Län d er 
werd&n bekönnlHcK Z^^jenl^Dachsteine seit lenzer Ztii 
fabriwsit* uj^d sie habeix sirU als giiles DacKdeckmateiml 
beiiVährt, Mm die Föbrjkaiiö^n dieser Zement-DöcKsieme trete 
äeF’steigehden AibelUlöbne Wieder zi.i eih^^rn horhlohnerden 
ßrwerbsiweige ^a machen, ergibt sich für den Fabrikanten 
die Nptwendigkeit der F^setaang der bls^r 

lierigen reinen Handai beit ^urch mög 1 i cKst 
moschineU medbetsistiKen fotriebr. Die 
war nur, n^of wekbe Weise sich 
dieses Ziel erreichen Ueß^ : 

Der Firma Pöul Werniekc, Masebtnen'* 
ftibrIkM EdönburgbevEeipilgp istdi-eLosong 
der gewann ten Äurgabe mit dem Rc^hloI tat 
der wesentlich yerbitligien Herstellung der 
Dnc-hstefne in yörÄÜglicherWem gelnngetR 
und iwar geschieht die PAbrikötiisn öuf 
dem Wege ^tgrker PiRsssung^ Hachdem 
mit Ffilfe des der Fim^ Paul WermrJ'ke 
in vielen läridfim |>aleniierfen Fu!k und 
VerteifungsverfahTisns in di^ ptärme^n 
nächi^f fJaulitnasse Ttnd auf diesg eine 
dönne Pütbschicht gesehüttet ish werden 
dir» Dachsteine unter hohem Druck gepreßt. 

V<5h grppter Wich tigkert ist tlabei ' der 
Oe^t&nd, daß die Pressung nicht mehr 
dünnen federnden Unterthgsblech^rn , 
tlai t find et« so d e ß j egt iche R isse bi Idting 
den Dflchsteinert mtsgestrhlossein jtst:; 

0^ liflndelt sich nisb um eine in dethsc^ben Pfeßa^kt :Büf^ 
gepreßte Farbschfclitp weiche art mH 

der Hlfvterjniüsse iiisammeriblfndei V.eine v ölfige 

Veii^^ll^ning eingehT- v 

W^ehergehend lual .genannte Pirmin ^ütrh Pabrikalion 
von IG^Iksand^DathsteEnenL nuf ihr^n durChgefuhrtH 

Dies© pechli^me werden nach der Pr=esÄi^ng änier gespörmtem 
Dannpf erhöhtet und sind bereits einigst Jftg^ nach der An- 


fer ri gu n g ver 1 e gün gsfo h i g. Bs is t d i e s di e s ch nel b 1 e ü her h ö up i 
möglicTve Herstellung von Datrhstemen, womit keine Ziegelei 
der Welt konkurneren kenn: Daß hiermit für den Unternehmer 
fluch der schnelist© Kppitahimsnti verbunden ist, versteht 
sich von selbst. 

Die Firma Fnul Wjernicke het diese neuenj. unter dem 
Nö men V e rno * Da chs ietne i n a 11 e n K oH u rs i a q te n g e s c h ü (it en 
Fabrikate auf der Internötionölen Baufach-' 
Aössteiluog in Leipzig in einem eiget>en 
FävHion (hinter der großen Üetönhaile) 
dier Beurteilung der P^cHexite Uiderbreitet 
ü nd d 0 T ch A n b rj n g en ein et k un sd i ch e n 
^reghttngs -V"ort /Ud Ung GelegenheH . ^^s^ 
P tu fong d er össardkh t fgKei t dtj ; De^ch^ 

■'steiüe ■ gesebaflen.■•• 

Di e- neu eb V^t no'^ pp Ch stetrii e . ii r> d 
Bthsof u t w o^srj-iE nd urchl össlgk w- eit t er^ 
bestäfidigr völlio ßtiröde, 

tndÄsen. sbo dt© denkbar beste Dach- 
dackung abgebe h. Dtt d i>se v or fügl i C h e 
■Q u ailtät si ch tns l «iin e m übe rrasch e h d 
nledHffen HersteBufigsprei^Cr ©inh $o 
isi allen Besiciam von SändliJfgetn,. allen 
Zemenlwe^enfabirikantenT aljen ktälksBnd'* 
siemfebrikrn sowie sonstiget^Dntemehmern 
die M ogH ch kei t ge gebe n, Si^h du rch 0©^ 
von Verno-Patent-Pressen d^c Hfma Faul 
Wermckey&tBscKme^nfabrikR EiSenburg b^t 
Leipzig, und durch Einnchtung der 
DBtbsteirifobnkaHon einen ht>jch go^wirtti'» 
brf0R i Erw'erbsKweig jo schaffen. Oie Firt^.a , EßV ^ 
W'eralcke Ist itur UeberEendurig von PraspekttA sowie von 
Pr obedach steinen oöcb allen WeUieilen befeit. Korrespondeni 
in allen Sprachen, 

Wir kdriTien allen Fnchkteisen den Rat gebep, sich mit 
der Firma Paul Wer nicke in Vetbindung ^n setECn. Es wird 
hier mit djfen 1 ehrp;^ und ; io n armen Gegen den ^\n w ich tiger 
indusldeEweig in höchsler V^rvöllkomranung geböten. 











•Ulf 


DEUTSCHLAND [g weeee e eoeeGooeeooooooocc ai Nr.B 


wirkvn köftnr,u'o.v.;Ofl 5 BT-erHS^T mm ;..tW. 

Zugcti ^7 nLÄi öjJck • 

»^->{1 4k:. ' f fc»9c: Fi^?r . imii rflwisi h ^ . ; ■ - :‘ ■ 

(. ’ b f■ jd i t. ■■■ ■ 4. L' ii u h. s 1 f' U w Tt ? R ':4, ■i\ tvi i- • ß ? H' ß ^ •, y - a . 

P \ :i. -t.'fj! '4 t'.n ^ rCit^n aq!f‘ 

. H.iijJ ■l(4g<*R.d,e 

: t?iftrtib*;r «ttAih : ■(.S'iT' 

w B^J^Lci^üct^ t^xüd. FeH^,-. 

■ ki>rif^^irTv ^iil^i^ 

Mil 'dürfe irk'^ ^^TS'genüS.ttc 

Äfcfli'ik rtkkjt.’ he'TCt’kbft^** Vnk^hf 

^tat'^i>n^r^ nücK U^itcrbrijisfr.jTiit ^tllL^T- (i;jf .-.dtm 
rulifßt. 'UcitE^rLnrTijiinS. ^bch 

Un V^t'^ ti^sbtiD(jctt tft^Cckt'T'idi? A^tlr^gir' jin??fk;iyÄit;ivli^)f; wtfrdaii : ’ D4’ .■ W ä^i^t . 

■ b? w-. AbtHfc ■ i^U54 4öifm ■ itii 4ör. .-Si p.ibük: v^pkibfefe ■ iv ■ ■ h;^k?iu ■ 

VifOijn. ji'fe.yärii^br v^üf mtiil.-äfii-gi^ ic'^l/i^.^rif;. 

RE?bt'rt4e- diirfe aq^s _ jicjüir-nt üä#}. VE^r4l^liTnij®i;mi;|i:f ; 

:fRf 3K>k.btTi';Fiftwi-4Til^^^ m iSTttririAttife.- 

bAl:bif-.,iJk ÜnU^Wcrr|p(m^, iik^er. f^ikfkx* ii\ ^rsi^tr. . 

dafb b^+ ^^orrtij-bfetÄjTifj 
fe vF(flf.fe- i_tt' P Itlk VörftLfä 'btrst-tilfle« ■ FUtir- . 4tr • Abgi^a;»;- 

3^]tm4 4cv /:BysÄ4iri, «ba 4t!C 

■.%5|;i;^'tkb; PIrtti!.. der'’ Plül/xT. jJL 

■'irjfrtiefJsirtTfi' tfezfccbl. •kw’jnfT. Ri’isc^^i?- 

>kmc hTi fe i • ■ü.tf f Vtrfe' 'life' fe.(kfe7 . «.bäir; 

birrtu i}.r ¥¥r®]^f> itmi Ziffer dk: pJc^irbtirr 

Plärre rfof, ^ b^? düs «riwä ^^hi^fl]^»fs^i^!^iy>D^li ffJL:fobA%fk}^ Ün^f-r- 
b r tttr. Rek^dfr> tiÄ .:■ ' ..Bifiiv; sjiifcili^k; '.' fj^^^-T?-- 

>kb- 4r^ -Beäipteri ilfe iai'iief.{tisjtV¥er^'tk7:ftJ5ikB!-ei1#:b- 

ernt hü5teo:' inÄd '■ tcdi^tli.cb dfj.bvft'- ’iij ■ st/ie^criEi tln^n: .'in ■' r;'i4q^ml \tk ■ fric«; 

Rck^ßiäsn ii^b iKra^£?i bpbi^^^4b >y^ selfL 

• smd • naiib,' P # Ife: • kowivntt>4m 

'fejij^kW Lind dcJTJ '4^- Zibii-a ./v^sf*: 

;p(44iftTfe-. VktifC'bvtwil 7 ¥m( ■•vbtiriijjks^trtr:.’' ' 

Dtr :3 i-r e: i X 4 p c F ff i;f t-!• mi G ft ft 9’e • d fik.- ’P ^ ^ u ^ ^ 
Für efat m W dt» \Wögui>g t)w vi:rbiojfe/eft 


ßtifjSücrkwft^ w&TT^icb ipt dk Psn?*^ *m C^ng* tu de» 

0;? FfaiÄ^ :niv d«» Qti^tinitern 
dürfe abh Jtur diii iri ATwjmicK nebtnerty a»d e« 

dürfe wdi ni<bt P^tUfllöfi ¥OF^?^/s<>kb?is F^nat^; ifft C«n «qufpStmen uad 
lisdoftii (ieri 1^6355^4 ife gff^T^tibi^irbc^ridwy K^P!”^ Lfet »ebmen^ 

E r i V. ^ ^ Ir { Xi F d[ d f V.i: p ä ^ k V # r k «tv r.; ßirren Blmlkltttn 

Vrrsueb -dw ...bcÄp^ die'bi^y^jiaihe 

■^fe^s^3lfidyrfb]fT^vTv^ÄkLtitT^:’ .dtr/.Jfert ■ bosori^fes in 

ihu Zk^rm ife Besürp;*»# »hre@r ekigi^hi^^aiien 

; 4f?3^ HÄ4i'dwä<iks fegt'^ci.Ttx^fici^u:, sim r)ftdi AT^it&^;d«r 

7v.g*^. ia die’|jc.hfe.t>fe.. des ■C'ff4ätt*::öi^; d|e ;.i^^ 

friiififA fe^wE- p7sc5f$^tJ ni - 7.u- ffeyrj^VZwrfJss- •flii.-'fe 

beSQfttCep^’: :^eevgii«4e örid ^t|]i^Sr:iirA^j \pwk^b^4A^^^X':p>fit&üg? ; 

Streiken- diiTcb - ^ebfeK^rt^ ^glöSlt 

ßfeif.fji vverd^jL den ^ 1^ ■ Bj'nidi: 

■gtme'bii? Si^T^her^- uJid k* ^«dy^;.Abl'dl7byFPkri!?ie it»l^^ 

Alihffefe fe dr/ R^i^e^isdt fl^y ied»» dk ^^vbt-^ Gbtiüiis tö 

-fii:V-/fijckbfctt’^;4bT-dcj' ZtrtU-febübx ^44.' 

- ^ .;£ i-s ejt b-ji b n;w ^ B i:‘ !>■ f ü r ■ -K. i rt 4 ■;T'A; AiTiW"tk<w;rx;; tmii, ^S:a 'dkä 
Fathi'f'tfeFdL ,;Lü Vii;7 eineR fecibt ödifi-' 

feien' Cedaftke^ bäheiT-.fejfe ^ je '^ncb tüp, 

::fete.£[' RJthl pfflktMcb 

f.üy: Vdk fefer Pfe/Afb hJii. 'iifeTpjf»äÄcig4nff Kifttfe 

.. , '■; "Dks^j!; • r'4it>,.■ iA■■ Aefek;vtntbflltsn oiti Sperae- 

■ • fe TfeUe‘rtJtbfe»i\ ■ eib Hs de- • ivr> 4 '.1 iir 'dk gaTit bWb^ 

t(;?!;i<kvfr Udfcikt ijpd dit ^*£fct4e 

tiüd gepiöbSf-rl. il^niil &ick die; KißdeiL \v)crtn sk fiä1!en.> nfeht %*edfctegik Ob tüe 
Kle4«^n fi in ßJfen ayshalten. wird rtfli bv 

'. ffelgst./, .Fs\:?:iU5^^CÄ rfkti'.TiL^KD'ri rtnliei.ikan keine Krndc-r K>ft, 


Luftfahrt 


•0 53 ; s .L.^F*' i'jf -1 b f r c [f ^-A. ’h k £' in, iri'< n t ■ 5 ^'. L__Ef cin-eri- Dnut-^cb- 
J !| .n'-ri;-.'- k-ir d-, F'. P n, TT k I f- i c b ^ • ebi dtircb 'fe erfolgticrL NQten4UJ^au«J> 
dein S^aal^■;i1^kretäf cks ALiTikäf-Us^n wfe dem franeesbcbto 
■lkf?it^:kRr'T'.wacbb^viien v^h r.nlbiU . q, a. wkbtfe; BcstfefnUiigcn: 

/AtiT.-7k:'ijfe>w ferrfi«'r.iflt;. Lüftfdirzieu.w. dk der'MiFtan'crwalEUnff 




Die älteste Industrie Eiieatlifgs is! die KaminföbHkatiou, dtirch welche sichon vor lengea Jahren der Name der 
Stadt m aller WejLbekörmt ^.ewörden SsL päs etnilge^t^ existierende Umernehmen dieser AriJst die 

Eilenbiirger Kattun-Manufaktur, Aktien-Geselisehaft, 

welche im Jahre 1605 gegründet und mit den damöliger^ Hilfsmilleiu primitivster Art ausgesftattet >yuf>ie, v Die 
Bleiche war die sogenannte Rd^eT^bltithe,: gedrijcH wuf de riviL Har^dförmen- Mit dem Fonschreiten d^er TöcKnifc 
vervollkammneie sich auch, die Einrichtung, und schon in den v^e^^^ge^ Jahren gelangte eine große Dftmptfr 
mascKine sowie eine Dmcktnaschine nir AufsteflFjng. Im Jahre 1072 wurde das Uidernehmen in eine Akheti^ 
Ges-eltiscKaft qmgewsndelr. Da Gebäude und Einrichtungen den Anforderüngeh der Neuheit nicht mehr en|^ 
sprachen. Würde 1806 der jetzt feriiggesteltte Neubau begonnen und die Fabrik mit den neusten Meschtnen und 
moderhstfe.techmsclien Brfujigenschaften 


ausgestattet, F&briÄJert werden bedruckte SöUEnwollwaren aller Art 


























Ausgestellt auf der Leipziger Baufach-Ausstelluag 


Sport und Spiel 


Ni. 8 


giOQ9Qi»QOQQQQQGooo3oaQ Q 9 8SB DEUTSCHLAND @ oeo0oeeooeoeeoeooo0O€3eoe eeeM 4» 


gekdr^ ocler ufiter der'Wi^lftwwer^ «ch MüitÄrptfuoner/ in Unicom befmdwu 
dörftn nuf ^uf EinLtciung (W iVwiiöfUckwi Kegwung, ft4Br,f?ö»ctn» Cekict 
uherHitg^ o<icf iloft Un^L DoeK vvif4 tÜMcfl fjn 

der AufentbAU «ttf Irahzösi^bem Gebiet nkKt uo.tttwnsrt. Sollte ein 
(uftfeh^xeuS über dftt franzoiwcke Ctbiet ^erschU^^ wcrdint» m«15 ««. Üfet- 
flign^ 8ol>eld als Undm und jbr5«>xÖ5i«che 

oder MiiitSfbeköfdc beudcbficMigwi. Die M*)di»Vb<r)j)f>rde tev «egrfceue^ 
Wis ^tef Mitwi^'kön'g der mir allen xocK<ifKndea|Viit‘‘‘rlo 

St Uo«mu/ebü3fif vöTzimehmen, die lediidicb «feiu teiimiwi «r. Icsttw* 
&Celiet\ eli St Berufung «uf den b^cKtigt odjjf nkhu Einer sieben 
Uotertackung“ dürCcn InsLwrrn des FaKrt^3g;rs mcbr w«Jcjf«t2co. Wird 

«uf Gnind dieser Oiwerstjdböng ancfkannt. daÖ ein Noifdi vorlic^. scr bat 
die MiliUrbehöfde deni O^Eeieiv der da« miUtÄrtsche Personal d^. Ltd»iülnf- 
zeuges fühlt* d«a Ehfr^nwoit darüber ab 2 uvßiiin«en, daß weder »r selbst «ibch 
ein anderer Insasse des EufUa)ir«eu®w «uf üi«er frör^^ 
eine Handlung begangen IrtTt^ dwlcb die die Sicirerheit FwldtfitKs berijWt 
weiden könnte. Hicraut wird dein ladtbtbn^g gestattet, in den HelitiÄt/ttaat 
^turuckzukebren. Die Rilttckltphtf dafFiunier den vo»^ der MiltüiHbebönlfc jleat- 
geseUteii Bedingungen enf jiem Luftwege erlolge©. l#t die Riickkelu »«Ht 
»ofprt ausführbar* so kann wiihfitnd de» AufeiiiKidtes Luiifahrwgt* 

ln Frankreich keine IVlaÖn!dan-*e gehoffen wtrdt», dtc niebt ihii Gründen der 
SteaitsstcberKetl t&dbr der »iffcntliclten Geiundheit gebc^bfn itt oder die Ab** 
Wendung cwter iwüfiiwelbaten- Crfa^^^ für Pej|sor««o oder ^;ben feeiweditr 
Wird ein die Landung rcchtlWgCind«^ ]>lotiali rdclit so «^ird die 

Sache dear Ccricbxsb^iorde iih dte ^f4w^&a^sche RegieruAg ent^ 

sprechend benachfi^igt. Aitiktl 2 der ßestiKcimungen spncbl sich über dW 
Bedingungen 9ü5w wö<« denen außerhalb der naej» frwöÄuchen. Vor¬ 
schriften verbotenen JTjoni»« a^j^i peuttiddand ko/tjm^nde pm'air Ltrftfahr?e«$?^ 
Iranzdeisdbcs Gebiet überfiiegir.n und dafmif bnden kotirten. An^kct 3 fvcsiigt., 
daBiniedem Falle, wo ern ll>>rrwnto 

reich landet, die iwch M?iRh«hkeft d^e fum Schbuo 

de» FahninigRs und zur ^irhecung «rlprilcdicH^ M^Öpahtnew 

ttx infflen haV^- Di« B^wnurMIbett der Ncft^n ^teitrn unter dir Bedingung 
der CegenKitigkeit und litüiiu Mi-ßer Krafly snljald dm (fafii^siscbo Kcgirrung 
der dcrulscheri eine cnls^rcchrndtf Mitteilung maebv. Eui^prcdimde Besiim- 
tt^ungen gellen lur die aus Prankiciidt uacti DcuiiScMand gelange Militär- 
Und fVivatluftfahncuse- Dau AbköTnmen teilt aiß 15. Aüäum in KraU. 


Vcrialirseinnibtunje getan, die der genule H<gri«id«‘ d<* rteueu de^iüHbun 
Postwcseite.^ H.eihricb v> Stepbäft,. schon vor dieiÖ^ Jahre« yorauufh uml in 
<ir!^ei)s hhzi g^wofdeiwn Sarnrtteti'iiö'k yoj» VetedariuÄ Das Buch wip der 
Wdlpost ctntcf df-m Turf Die Post im Rttchfc.dcrJLwhe ejTi[grf«nd«r btbandrftsi 
Sthou IB74 he^i^ Si «phan am Schluß ein« V^rags aber Wrf^o^t utiti jLuh- 
scKißahrt «^wÖen* daß^ib« Kinde* ^r G«i»»ä(fom die 

EÄ'Hung MonKhbeifweKiisutht «rlebch würden; «ch jft« lu den 

Luftraum aufatbwiogcu m k‘5ttiwn. und zehn Jahte *p^cr entwarl der vinsit- 
bhdczi^tedc Manu rfn Bild d« Zukunfi. das dnmab noch uk kubner Twum 
et^ihm. »rt ftnsen Tagen ab^ Wahrheit zu wtden bsidimt . ..Di« ah er »graue 
. V<is«pgeidicä‘> ^ die Zukunft d« wimschitehcn Gedanken' 

vcikebfs fetrühr^ sich itn Äther# der iinscrn Erdball umgibt. Wie nach der 
h«Higtii S?^ die Kunde von der Wtederversohnüng de» WrfteitsvhicJpfcr* thtteh 
di« >s|1ug«k«n Briten dem zukam^ so wird das LuHmm: dmin^i 

seifte uftciweßlirfvm Bahnen offnen «.nd iinscrn Narfikormneti den ungehemmten 
Au»teüÄ;h von Nerfurichfe g^rattlen. ScJion br der Taube mit dem Ölzweig 
die Ta«bt!npi>si grfol^; und G^ der Lttfischiffahst beginnca sicli 
Keim« tu t«g«n. die un* dir Erriebtong einer rfigchecbten BailonpoM nicht 
mvhjr al« rfwas durchaus UTunÖgtichf» erscheiiym lassep. Vlelielciü. ist der 
Zrflpvinkt nirfii ttiSv fern. daB ^cfr das überaji «chiffbare* unbegranzte Luft- 
trtCäf von PijÄtfaKtecüSP*^ sein yriid. Unsere Kmdcr werdim hach 

ledern Teil d« Erd« reisen können olwie die Belästigung eofi DaeapE Funken 
oder Seckmifkheit und mit einer Schntlligketi von zwanrfg j^^af^iscbcn 
Meilen in der Stvinde. Wie die Wehpost .schon jefzt ihren gewt-lgen Flu«: aber 
den Erdball fjfcrromftteft haE an wird sie siegreicK ob die ttüt auf dem Platz 
seift, wenn es der Mtpsebhete einr«al vergönnt srfn wirdv dem Zugvogel gbich 
detech den uneffneßlteben Äther f*'«! d »hlniuschweben vt>r% Zi&ne tu Zone* 


Stephan ii b e f d t « ku (l p b »t v it' r k eh r Wenn vich aiich 
die Briefheförderurig ddldv bTiktee urvd sonstige LuflfAhrzcu^ 

vorerst noch »u engen GteWiert häftr doch die ^$teri Schritte Z:\i enurr 


Der deutsche Schwim.rnsporl und das Ausland. 
Der Schwimmsport Deutschlands ist bei den bisherigen olympischen Spielen 
der Sportzweig gewesen, .der die schwarr-weiß-rolcn Farben äm b«ten ver¬ 
irrten h»l- Schon auf den olyrnjiischen Spielen m Paris 19!0 konnte der du.*rh 
Hoppenberg fBtemw S--K-) das Rückensachwimmen gewinnen, und weiter m 
dfJr' Sirfeitte rünen Erfolg buchen- Auch 1904 in St. Loub (Raiusch. Bwck, 
ZftchÄflürf, 1906 )n Athen (WaHz) und 1908 tu London (Zürnef, Behrens. 
Biebefstän) wurden im Schwrnnnsport dir. mcitteft olympwch«« Swgfsehrcn 


BRUNO HAEDRICH, EIEENBURG 

Verblend- und Dachziegelfabrik 

Spezialität; Back steinemit rauh Verbtendftächen genau wie Handstrich wirkend, der neuzeitlichen Bauweise angepafit 


■ !vi; 




























414 DBUTSCHLAND Nr.s 


i’f f U M i I f f • ^rlM flt<6j5^JrtH;)p JC . tßiHtf d ie Svhnt [^tl- TP H 

drrt wb s^r^chsetA* 

fi'thi 2v ^irrjfkWn; (ri jt'ijf 4^* Sc 

vnji ^ iiiut tiait^c (AH^fF SirbvWi^tjki^vvirFCtVi Ö^t^F[ü) 'iT^ -cjirii h^i^Gs.^ 

inro. ^i\ ilji’ri Q- CmfristJkU) 

im Riltt='<vA^W 4 tim^’ti uti 3 (CMitiUis'i- 

I . • i .tiijiJr - .^ (id n (. hcn. fer'iific.Tia'fMl ^i|Jili£l?.iAf i^). >* . Aber. iti.uf -:i?f 

fetbl bii\e v ancie&sitci^ 

p(it dfiiis^'hif S't^fiii'y^A i^frr i-KfUiisl i^iVf v^furtii^tr v':>liJiL^*jJ^T«jr-ft Ij-t A^n 

mHiftfJi ItjW-'-’ 4icb mt Möx 

CefpiLlt: ij'f liiew imti <«>tb 

bfTtr^Pin weh iicli Ab^lwrjrt t)^ ve^fv 

(i .."W ?i \ nffi-4 :bcft f!(. bw»utPHtpöfi £Äf4 ü fr W n Bü^ 

hdd»'i>Tüfie^*^ fpin-teritfic^^ i:b»eK|a]fräir-füi iic4y> 1 rntrittb^fS batii-yi difo r 

Niedf^fliTC^ri rjfreftbclv’ mit lidt <k[? ma.Fi de; ^^CT^^ä«;ht^:^. 

.Scl<wiptm’'CT)^ttjf>djt''^ ff'n^itif'b fei-R Jti tfetiki'tl- bci*fliniii Na^'bvjetif 

P^;^t'itHi^f^(^ dtiji ijcäiid de-J^ StF^tirrn rtih^ l.Cii!ti^ ifi dfA. 

Vt"tllbMrt.r rj-i baUr t'd^eki'ri k^jf^Vritr^ laJi^'^aim i4*Jti‘h t'^^rji).ii£vi*d^ . 

V<i!lr^Ur A('y MuiJfbtf<cWiic1>wiimrf4*fiÄ i/i dtfi 

mtc^l■lat^o*tüI^:rt Wdt^t.Wicmiiefi dt;| W(jdi.ett- ^b'ri’rri-'i**? ■ '.' 

i-iisTtt-r nouen K't^it<, S*ni lic?h?-i^'• 

0^ diaiXs*:V Kurt 'b-Ät:;^ 

mic Mn Strfckün jw^ewundL 

iVi.^«r> da«", sv<'n!i ciJjibt ailföt 

(KnrfcJd^r =V'«Tiiöfktii xti' 

Mrtd ^tirT^i5\.^ür S<!^fii dett ich«ii:/Ab^^ein! - 

• }. .^.., k^^tlciivc Ot(.»> fccKt brift'V 

■iA Srad^^VfäwiiÄfiihivl^e-. 

-ijij- df'F'Kv-^si^wn’ät^^ 3ÖÖ Meter ’tnirfjj ^hj?. «i:^.h^^l'fe . 

l^r d^iß gijt< Aw^^ÜfJ^er 

iBf;.' ;A i'dtfrAef-K p bWf\ q ii' hJ3^m•.:. st irts-: /i^.' 

•. tfe^TJ ijicliiiiriyrffI yiifi'ilvpFil dvT. R€'rtrjb<w.ircbl t ^Ii't t( .J .■ ia-bvf'A ö r 

'• »t^tift ;■•■ .■'". Katl^dv^Ki/ÄiV/Ütif^dfK' Kc-iir<^ri.:?ttci>' ^rsrtßPt' 

’ M tidr Jj;^lö Lut-Tüffef-.’^FESciei-titcTvi■ fSÄ.njr- <Iw.Sf■ VpI.H; ^. ■ 

bl erijii^iij Tb. I i ö^iJ jildbi Kbr^tfTifff^r -t-Mk der BiidUt^o^ p.f £i>«fi^fy ' rv^mirb« 

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fk’S ■ 4i cr-i Ti' 5ij bvtffjipf TT. tJJt IS. t(Ät ' Wvmser alicae il diis b citr bt ^ ■ -tir.'ätli’ Lieb 

><i ■ tif•: 22 f!l\taiiJtf?.f und 3Q 000'St^jirläukr» ■■dfe^'''ajjf 'i^mcl:-Stkne*“ 

tij^UkfT* Kj’JI'K ^^td'trWL m ZI« Ot)t)'Ruder.er, -di'e in-lsielik'.fr Fiik H: ibie. :Siarke 'me^avn:. 

liVrti'iv die-p^t kf Biici rrötwTndii'i^ 3.^, 

Kroi Ki&ib RTijißcrt-- db. LÄtidiritpp 

Oc'^L Ffti Tr^f*W ebcAsrcJ'i'idc 'aiT? H.flrfcejv 6^JÜ , 

die MiisV^rfn,. 30(¥Kk; heben zvi R^id die K/afl dirr. 

luTinniuiFt steX im IpJibtbeiiMC^iichen Rasi.'-niiuTObt.y-F^tv;d ^ 7S' (l(^ ^AtTd^^crij T!iOiJ'‘V:t 
von leichtem wnd \ (JOO ^cbweFem Ain. a Fveifi/jodt^r. 


i^n Rtfigkar^ji iVk fiifSKf iVie:Afi;eo aticr reri!i4iiv«7fide(i y^r dem Rtesiiihcir der 
de5i?t5rheji‘\ TnjTW^L'bjii der TtetieslfT Erheb>Tjrta betrag! die Zahl der 

idj^t 14 j*d;rc u{V;n Ti.iauniitlicjn WrfJ.m^nEfchorWo 1 123 536, da-* jsI 59^4 
lucbf if* an Oaati ko^TSinnJ^'v rFoeb 6H Frimen. 90543 Knaben usidi 

22? iVlifdiih^»p VeTejnsjoJf^i.itn^i-f, so d^fi di<? GeSÄmitumTne dcf deut^beri 
TurtimxhAft Klit 1 313 46[ MilßfkT^er üird^iL 

Per YV ^ * 1 d t:T i I ?^r,h e '^p t],4 h-it oijf sr»‘ir m ditft- 

^/]i>^r^ß^^lrL iii <jk^ NcHtitüribisiK des Vrrkan^a-j^djiel^* m 

icrv^abüJH^“ Xti'A ^'ptrlfi'-rh'Aist^hTjy bEhj^iebt bescb ta-^sefR Dtr V^rh^nd^ dfjbn 
beutf 56& mZi*kWi 

*n fütd Kfppse icrlaileni dt‘/ tu^hvST^erj Rb^int^idien Südkrets 

dcrt &if.ser!.i'rrdi..E«rt^.^S^T'fif£iiaT^(^Kefjw iif^d Rcrf., dnr 

MtodlcJi^is mit At»di^n-Di[f-trr, M CMbodA, hüWdorf hikl Kkdefibetn. 
den- HührkjüJS', Ttut dmr Ktdjjb'efxAltT 'PiCift.niiu'Hdi Gelaejfjfe.drirHeft:’ w4.'d^itl- 
SauicrWd, 'dein W;ndt Ha-i:iini::. .MüiyttL-Oskii:^^ 

, .-EieWeld *>v.ud dW' mit • Südhunrnsm-qy -wod 

■ ■ Oberhtswn.' J.ips- 'Krciy.-S-iflte^^ VjfretTie jd eine Krci.dißu liHd&fli;tee- 

• -’-ZüVcikiWg } \ wj;Tr #t Ä t.iiti V tf b« jrnUvyrtlÄ nd bl f^rtrijfe? ifKwng 

'. dc^ Kr^t3vcTr4't*'^i?dFfti;:::x :3^Jsir.:.^fe VefTüIri .■?nli am Srbluö d^r 
deK. RJntz -f?\if.;-dr!n'-S’VfieL.idrr Vbn'deo uidttrin 

.■'•AhliiaFLn: biesorsdyre.' ;di(^ fe^i^^imvirtsr/daß die Wicbl- 

. ■ ftd0^4^L.tk-/ßcr/kk*Tii:i4t-ft:>dt4.t^^ - .oBtn se^n. ürid 

■' daß dkl Kiim|,i.ll^: d^f.itriim.Krrfein'i? tcfi ':vn^^s.kTiiTieratrbfef..'it>Hen,. 

• .■^>.nii.- der v'?fu. BeaefdiiÜ, 

Miy voib dnrek» 'ri-.;. Zijkwffi^t 

• .5’0.Pli0*?nt -dtJ- -Lbiüfü 

' ■■■'Da^ ,^vifd dcT iVuli?9! ä^.lVtfji'ii?' ei>.u'A:,-5tebufii^x^fi .^ii'ij^i.' üorsdiiebei^; 


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■■'■ Sth^cdibsib&tlkdkib^'■'•.■,•.■• ■ 

MP, ÜMdbef:. ln i^Tan n sr!i w r i ^ jrsKfhrmMiflieser. 

■19. Okioiici:; In Bar m-c ti Rrmieo üris Bf.iFiiif';^ ^ RoitervereioÄ' 

19> OPoW; ln SvbwcIcTi pJtfTdtKVmffCm 


Ausstellüngeri 


IrnlüSflrie'- und Hand werket-Äusfitftliung tn Höiir,. 

MH dcj fautjitp tU'i^ Jd4^Fl^^'crktr-Vcftl■l^^s.^tJ/ d^R lites.-Bez \V(esWen 
fim J7. tinti 28 ]i)li hrtlle drf 1 BW vkne IndivstfW und 

HTtFjFjvi-5?T.k.fl;'f'ki?*p.4WfTV..>e^-rriUhi^^ hci^ .^Fi!;tcr&,:trtiei<'s-.i^:iT[t vtAf^ hier 

':.tit^ fJrid feiner, ^ezt-Tfft 

M-vunb'., HiiV iM; , 



EttntlTtPinitp^iii «ütf 5tniNtl»ttt}itt b4«tat NPO ICümt* 
vQflog iti isii-fttr JMüwM&l ßns d^m dör kfüßab 

§el I n K ün P orträtB ^ L an d Bcb af , Stä äteb il d er ufi w. 
in vßrßbhm&tar BrcmeflberV FltötbfrriapM^, Profipekta 
koatonfreL AlV6fdhrH^4^^?(■ Kö^Uftjg, 30ö SaUajt, Tüt> AHtv 
nnd eine Ongißii ^FbetüiJfÄphta if^tk frMrko. 


!.-6.-Sfttt77s 


Allfil» ttsCtrM» AflKHit f«rllMateM4M»tSk*r<rtolq|räiibl^ 


TOD typische D LftDäschafU' 

uod TrachteDbUdsra aas 
allen Gegenden der Welt 
tnSeproda ktios siweelteii, 
aiöglicbst nitNegatiT. Aii 
geböte mit Pröbeafaxfigen 
eingeschriebts erbeten an 

FManä Hin & Solu} 

^erlagsäQiiiiliL^&tHmLgi.Miitlii 

i ^MWMMwnna^^ 






















Nr.8 DEUTSCHLAND sE^^ee^ee^^e^eeeeeeeGeees^ 4t5 


jenes TetfeE WffiSü Ufl4 

til&j:i'& 'T['oneT-4p aelt^pr a/ip Ärjclii (iei Cbp^verlTcf ltti^ .dcf ' 

sdt J ahfiiTUTfE^ft^in • eW' ' • .sdt dti^ Sri H enj. • • ^y'^e^!!t,►i■. 

blühende lic-t ,- A«sstril|^R:^ jisb tin 

urtjfijsaejflde? B^W' dtJf tigm- niod. ^^riÄs3iJ3^?^i^5erv voi^ 

den «iTiiiL<bsijfn C^bt^'üt'b^gegmsi^.rjdcn für den Haji^hatl v:f>5 K?H^, 
jfCflnnrn ’tjijd TdW ift .tnii blayifr '^Icr J^k?:;-- 

arbdt> K.ons«rv‘^g?f!!SJ-fi.. -für und 

.6 PS 7.U deiv büniihmiill<^D j^i^l jew.bv-iM'^fÄ:ff:-rT^' und 

Zmsfek^l ■■•^nd' TL'it fcsllbprifltrn; iil■W^>f^^^5; ■ .^m^lk5iyckdl^^^ ■ ; 

Jivfif’^ TöijTjifcöHd'i:M' n^'m- läti-Jir ertüCf.nt 

•daS.fe tdfüTf^n für dt*sf- r bh’k h:*«^ Ak ■‘Senk 

. d& ■- VüSdö.t i a woU K^_ '- ftds5<he• %ch$rbök' 

duVeh S:Wfefi; indiiS^ne-iuyk de^v 

•.Hünd^ycfk im K'üA&d^‘'r L<id7i|'i.ij^jfiL-*^n lp: i^t 

itfibst ■ Wäif. fiie. düTtb icti^e. Äondr^rjb^f %m: - Sti^ü !<^i>rb?Hm' fiv 

üWt K ijq D.S;^t^r y.rtd r 

St« pn^f -.-li^fL. ücid iiii.?virEt: diip^tb 

\ erlr tx m. £s «rn m v: a^■l^,■‘^i.• ’ diHi d:iri: '.:-W??ti'IfüTjj:, Ü p: . .'VoTtii.'dss- 

Hindwtrks :ü-nd tkf lft4usl:i'''i'C';*i^^t:. dtti j[;iVTf<i>i.si;bi?D 
dfin dtjf Büf^jt-f fdbi4-.t, dffr't 

föfd^^'.ek'n l'iijT dt^if Hcindn^ber ^leciw 


^ 1 - Atf^isi bis Jwfj!;^jTib*ci'^. A iril sr p e n dntvfnatjun^kf K,ong>‘eö 

tm In N ü r nii i f iE A^efbandtJ tüf iniÄi'n^tio^iak 

September (I Vinifl j äft D » li^ £ j ct des Vefbänds^ 

TTii^injjrrr'iind Fkis^bb^ 

Septümbtf ^ lii L>V^ i i ^ dfe» Zcnfrajvtf^fbftiTdüs 

deutfcfo/ind^itif^Sirr'üiid der X.Prnt^ftjwbÄAde^ 

. f^kb'?.' ■ ■:■ •: 

Ijti Sirplemb^Ti Tn N c-w'V t ündCb:i.ha f.olni*fei5t'kf)^di^Jf/|Aiii^Tktt«?Ti?ß. 

K—:5,' $Gpt^^^i^bü[■; ln T fb a-k ^ 

■ kiunÄiVrQv ' ' . ■ ■ '. . 

StptfiETitsifci"- IniC fri n ^iivd 

- 6 ; Scfütefiiber i iir-: f ^ n -\ ft g t- n ■ ■ Tht . PK küri.^/-ef!f. 

2 , - ■$. in W i 11) .Z»cirP.*s.t£niiQAg^ii • 

J, J■ i H G J?-.fl't TCnnj^pt^ der.' isilf^^n atiü^ftlen VVf g;.sü'' 

5,- & in C/P b.y-d t: Üi'y^Tw^rsaöuÄoa Vtd:HiJüd<?&- d^-utr-dvjf 

'3, ■ 7.-.^&:iipt3ejt>Lb<;Ti.f»ii H ft d« 

■ dnd ■ ■ ' ' 

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./i^pbtbtkcF. ■ ■• ,-•;■ • , ; 

■ S.' — )\- SepUfjjb^' \n H .4 ^■ 1 :^;^^.;Är ff'..f4.■ Hit 3 plVfirs;afi[VTi:GiV(;.;der- m n 

EuA*ebäi^-^tsjth^rMi'<r^5! fotfeD*-; 

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MiHt' SefjUfribefi; ini T li^.t-U'i Rt-g « n. Ja,hj'^;v<rrs:i«(yiHH 

CftsitdiirKta'i nii ■ 

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e'^AFE^liicb'tirE^esUnfretheR-Mission•■•■..•■ ■. 
l■ .In' .£.d .b .i' ^ €.!•: 4 ■ ^ ’^bütrtd&ti• tkf Gijidsc-Hrnkd*' ’und 

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Se^yHpiWif!- ijc( Mft'f K u r ^ 84 'L- HaüptvtmjfVtyflWi^. D^'.dsm’hn.y 
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Sf^pVc-tiil?^ bi'5 I- Otttüber' ln B'^. f I Vn 4 K^iüg-fa*iP.ikT’ XJuVt'ifrKe.n■Gl"'- 
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! S t ti H g ^ r 4 GfnlGe: ^.un^tinssieJtung ncucJ'bftüUu 
',■ KumTgtliÄeideT. . '. . ; 

^iiv^^ÖkvAcrt ln; B f e s 1 4 y Hisüijriicb« pnd; Gaftenba;;-AüiaUlIijng* yer^ 
■■ bund^^i;.. Jxik 4^^ rr:idiekiik.rirge».. ■• 

JVjdf--■QTfP^oby/- T'J ■ Mdi TS. t b ■« :n rriteftv Kj4n;s,tiys5t'e^lun p -.. 

' Ia I< t' rp.3f ' r.g:'1niGTRä^-k>mde. • 

25/|(iaf bis (i S^simrbcf v lji G n s s t71 peyiscbff KyAÄiöu^;i*Iliing/ 

2.1. Junj bis y S« ^iefl(ibe4 ■;:. le F 4' fl: e' ?: b o- r'-ß Gev^erbe^i Indu^ff le- xrnd - 
, aijÄ^uDun^/ 

JiLtir— Aogy.st> Its E ^ ^ n CtJwti besdifty: (^tissidKatig lilf Hand 
indastm nnd K\irftö> / : > 

8. —10, N'Syamiiet:: !n B a r ra e n 16, Allgemeine Wuppef lftkf 

AüWieliüpg, . ■ 


,de-i Deitt^icfie.-v k^3=rifin^ ÜfFr:^' 


Kongresse u. Versammlungen 


25,^28, August: fn fCiel OmlKbef ApoBiekerlag, 

25, "“26, August: In T r je f dvs Detiiidien Pprslveftim- 

25^ 30- Au^si7 Tn B n H ä 1 p Ijürrfuikitidef K^^ngrd] ilif turf't, 

30, ' 3L Aüsus.iJ Id ^ d fvta; ^ A li^r 

ItömiriA Ti'iofj-16r56- 

31. AüSJ^'t ünd L Sirptf<:irvbt'r/Tri._B f''ft'.v/ m >.< "e- ? S dr,^ Ösuf^irbt.^T 

irmüngs- und 

51, Augmt bi* 5, Scjplcmlkff'/'lp^ Bid'.'da'yi & Sl:''t^ 
kaßfmä'ni^lscbffs BdduTi^;5ivi^W^..: 


Schokolade 


Kakao 















416 


DEUTSCHLAND iBee e eecg» 0e eeee0 €»Gococo em Nr.8 


Zeitangaben der in Leipzig stattfindenden Tagungen und 
Veranstaltungen. 

Außerhalb der Ausstellung: 

31. Aug. bis 3. Sept.: Deutsche Schuh- und Ledermesse, Leipzig, Leplay- 
straße. 

28.—^31. Aug.: Radrennen, Weltmeisterschaft auf dem Sportplatz. 

31. Aug. bis 6. Sept.: Michaelis-Messe, Engros-Messe. 

21. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn. 

27. —28. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn. 

28. Sept.: Radrennen, Preis von Europa. Verein Sportplatz. 

12. Oktober: Allgemeiner Deutscher Automobil-Klub, Sternfahrt zur Ein¬ 
weihung des Völkerschlacht-Denkmals. 

12. Oktober: Radrennen, zwei Steherrennen auf dem Sportplatz. 

16., 18., 19, Oktober: Deutsch-Akademisches Olympia. 

18. Oktober: Einweihung des Völkerschlacht-Denkmals. 

18. Oktober: Stafettenlauf zur Einweihung des Völkerschlacht-Denkmals. 

19. Oktober: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn. 

26. Oktober: Leipziger Verein für Luftschiffahrt, die nationale Ballon- 
Wettfahrt. 

26. Oktober: Deutscher Luftfahrertag. 


Verzeichnis der Vereinigungen, die für 1913 ihre Tagung in 
Breslau abzuhalten beabsichtigen. 

19.—26. August: „Germania-Ring“, Verband deutscher Postwertzeichen¬ 
sammler* 

Im September: Bund der deutschen Kanzleibeamten. 

2.-5. September: Deutscher Bergmannstag. 

5.-6. September: Verein der deutschen Revisionsingenieure. 

5.—6. September: Internationale Guttemplerloge. 

5^—5. September: Gesamtverband preußisch-deutscher Vororte. 

5.-9- September: Alldeutscher Verband. 

12.—13. September: Deutscher Medizinalbeamtenverein. 

12.—13. September: Deutscher Anwaltsverein. 

12.-15. September: Automobilistlsche Veranstaltungen des Schlesischen 
und des Gaues 9a des Allgemeinen Deutschen Automobilklubs. 

15. September: Verein der Zellstoff- und Papierchemiker 

18. —21. September: Verein deutscher Handelsmüller. 

19. —22. September: Verein deutscher Freimaurer. 

20. u. 21. September: Aufführung der 8. Mahlerschen Symphonie. 

24. September: Reger-Konzert. 

2.—3. Oktober: Verein für Knabenhandwerk. 

4.—Oktober: Verband der Stenographenvereine der Schule Stolze-Schrey. 
4.-6. Oktober: Bund für Schulreform. 



Die Vorteile des Fremdenverkehrs. 

In den „Basler Nachrichten“ findet sich der nachstehende Inter^ante 
Artikel: Die materiellen Vorteile des Fremdenverkehrs sind ln die 
Augen springend. Wenn sich auch nicht genau berechnen läßt, ob die Unter¬ 
bilanz unseres schweizerischen Auslandshandels, wie einige behaupten, tat¬ 
sächlich durch die Einnahmen aus dem Reiseverkehr aufgewogen werde, so 
darf man diese doch in einem Mltteljahre getrost auf 300 bis 400 Millionen 
veranschlagen. Was aber diese gewaltige Summe in unserer Nationalwirtschaft 
bedeutet, kann nur der ermessen, der weiß, wie teuer das bare Geld nachgerade 
geworden ist. Und man fragt sich, was zum Beispiel unsere zahlreichen In¬ 
dustrien, die Gewerbe, der Handel und die Handwerker machen würden, 
wenn die Millionen der Fremden, die durch Hunderte von Kanälen in alle 
Bevölkerungsschichten abfließen, einmal ein ganzes Jahr ausblieben, Wie 
sollten die Transportanstalten, vorab die Bundesbahnen, ohne die Einnahme¬ 
quelle des Fremdenverkehrs existieren, wie die Post- und Telegraphen Verwal¬ 
tungen alljährlich steigende Überschüsse erzielen? Warum_gedeihen die zahl¬ 


reichen Nebenbahnen, die bald das letzte Krähwinkel an die internationalen 
Transitlinien anschließen und dadurch zur materiellen Entwicklung der länd¬ 
lichen Bezirke soviel beigetragen haben? Infolge der Tourisdk, des Reise¬ 
verkehrs, der alljährlich Hunderttausende fremder Gäste nach der Schweiz 
führt, damit sie in unserer Hochalpennatur Erholung, Gesundheit und neue 
Lebenskraft finden. Haben auch unsere größeren Städte '■'urch den Einfluß 
des Fremdenverkehrs in welng Dezennien eine glänzende Entwicklung erlebt, 
so äußern sich dessen Segnungen vor allem auf dem Lande und im Gebirge. 
Wo früher ein primitives, ja ärmliches Leben an der Tagesordnung war, herrscht 
heute ein reger Verkehr; der Wohlstand der Einwohner hebt sich, Handel und 
Wandel blühen und gedeihen. Überall erstehen Hotels, lassen sich Kaufleute 
nieder, und es erstarkt auch die einheimische Industrie. Jeder Handwerker 
bezieht direkt oder indirekt vom Fremdenverkehr seine Revenuen, jede Fabrik, 
jede Industrie verkauft dem Fremden oder den mit dem Reiseverkehr Hielten 
Unternehmen ihre Erzeugnisse, und der Landwirt, der Bauer wie der Senne 
erzielen durch den raschen und bequemen Absatz ihrer Produkte stets wachsende 
Gewinne. Deshalb soll auch die Bauernschaft mit dem Fremdenverkehr zu¬ 
frieden sein, wenn auch der Hotelier hier und da der Ausbeutung der Fremden 
durch die einheimische Bevölkerung einen Riegel vorschiebt. Die allgemeine 
Teuerung Ist bekanntlich nicht auf die Schweiz beschränkt und kann daher 
nicht dem Fremdenverkehr oder der Hotel Industrie in die Schuhe geschoben 
werden. Die unnatürliche Steigerung der Lebensmittelpreise ist eine Er¬ 
scheinung des Weltmarktes, der man momentan in allen Industriestaaten der 
Erde begegnet. Selbstverständlich auch in der Schweiz, die als vorwiegend 
Industrielles Land auf den Import eines Großteiles seiner Nahrungsmittel an¬ 
gewiesen ist. Wird nun die Teuerung mehr und mehr auch in den Bergtälem 
verspürt, so kommen dabei vor allem die allgemeine Weltmarktlage und zum 
Beispiel die hohen Einfuhrzölle ln Betracht, für deren Schaffung aber nicht 
die Hoteliers, sondern die Bauern verantwortlich zu machen sind. Selbst wenn 
aber der manchmal außerordentliche Bedarf der Hotelindustrie hier und da 
verteuernd auf den Markt einwirken sollte, so würde der allgemeine Nutzen 
des Reiseverkehrs gewaltig überwiegen. 

Das kulturelle Moment der Wechselbeziehungen fremden und ein¬ 
heimischen Wesens äußert sich vor allem darin, daß uns durch den Verkehr 
mit Fremden vielfach nützlicher Unterricht, Belehrung zuteil wird. Der Ver¬ 
kehr mit Ausländern erweitert stets den Horizont, man lernt die Dinge von 
einer höheren Warte aus betrachten, wird unbewußt mehr oder weniger „Welt¬ 
bürger“. Die Notwendigkeit, fremde Sprachen zu erlernen, der tägliche Ver¬ 
kehr mit den Vertretern aller Kulturvölker, die Bekanntschaft mit ihren Sitten, 
Tugenden und Lebensgewohnheiten haben schon manche rauhe Ecke unseres 
Nationalcharakters abgeschliffen und das geistige Niveau der Bevölkerung 
gehoben. Auch die Allgemeinbildung hat sich seit Aufblühen der Touristik 
erweitert. Wir Schweizer haben den fremden Gästen und ihrem Einfluß manche 
Belehrung und nützliche Anregung zu verdanken. Es mag ja sein, daß dabei 
auch moralische Nachteile mitlaufen; aber soviel man beobachtet, ist davon 
unser gesunder Volkscharakter, sind die guten alten Sitten nicht umgekrempelt 
worden. An das Schreckensgespenst der Sittenverderbnis vermögen wir ein¬ 
fach nicht zu glauben; wohl rollt der heutigen Generation der Taler leichter 
durch die Finger als vielleicht den Vorfahren, wohl macht sich überall mehr 
Luxus und Komfort breit, während die echte Bescheidenheit mehr und mehr 
zurückweicht. Aber es wäre ein Trugschluß, den Fremdenverkehr für alle 
sozialen Übel verantwortlich zu machen. Was man demnach für den Fremden¬ 
verkehr von der Öffentlichkeit und vor allem von der Presse verlangen muß, 
ist: mehr Gerechtigkeit! Zwar soll der Fremde nicht als „Gebild aus Himmels- 
höhen“ betrachtet werden; aber was der Fremdenverkehr unserem Lande 
an kulturellen Werten und wirtschaftlicher Entwicklung gebracht hat,, das 
dürfen sich die beteiligten Kreise, vorab die Hotelindustrie, nie und nimmer 
schmälern lassen. 

DleKönlgliche Eisenbahndirektion in Berlin wird, 
wie die ,,Frankf. Ztg.“ berichtet, demnächst ein Muster für Verträge mit Gast¬ 
hofbesitzern über denVerkauf von Fahrkarten und die Abfertigung von Gepäck 
ln den Gasthöfen versenden. Dieses Muster soll kein starres Schema sein, 
sondern nur die Richtlinien angeben, die bei dem Abschluß derartiger Ver¬ 
träge einzuhalten sind. Für das reisende Publikum, insbesondere das aus¬ 
ländische, ist es von hohem Werte, wenn solche Einrichtungen in den Gast¬ 
höfen tunlichst häufig getroffen werden. Die Eisenbahndirektionen wollen 
deshalb bemüht sein, in geeigneten Gasthöfen solche Einrichtungen zu treten* 


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Nr. 8 


DEUTSCHLAND 


417 


Fernsprecher 30314 Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e.V.) Ferasprecher 205x4 

Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse a8. 

(Die Geichäflsstelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseangelegenheiten und versendet auf 
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und Landschaften.) 


Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle. 

Deutsches Verkchrsbureau in Paris. 

Die amtlicheAuskunftsstelle der deutschen Staats¬ 
bahnen in Paris, rue Scribe 2, ist am 1. August eröffnet worden. Eis 
werden daselbst Auskünfte erteilt über deutsche Verkehrsverhältnisse, 
Kur- und Badeorte, über die Sehenswürdigkeiten deutscher Städte und Land¬ 
schaften u. a. m. Die Druckschriften der Bundesmitglieder gelangen 
zur Abgabe an das Publikum. 

Die Geschäftsstelle des Bundes versieht das Bureau fortlaufend mit Sammel- 
sendungen der Druckschriften und bittet um Zustellung geeigneter Schriften, 
namentlich fremdsprachlicher. Soweit fremdsprachl ichesMaterlal 
noch nicht vorhanden ist, wird den betreffenden Bundesmitgliedern dringend 
geraten, solches zu beschaffen. 

Die Auskunftsstelle in Paris erfreut sich eines außerordentlich starken 
Zuspruchs seitens des Publikums. Eis sind bereits an einzelnen Tagen 200 Aus¬ 
künfte verlangt worden. 

Eisenbahn-Bilderschmuck. 

Zur Ausstattung des Restes der von der Preußisch-Hessischen Elsenbahn¬ 
verwaltung zur Verfügung gestellten Rahmen wird der Bund in diesem Monat 
noch ein drittes Preisausschreiben zur Erlangung von 
Entwürfen für farbige S t e i n z e i c h n u n g e n für die 
Eisenbahnwagen veröffentlichen. Als äußerster Anmeldetermin ist 
für die Bundesmitglieder der 25. August festgesetzt worden. 

Wir empfehlen den Mitgliedern, sich diese vorzügliche Propaganda nutz¬ 
bar zu machen und sich recht zahlreich daran zu beteiligen. 

Auf absehbare Zeit wird nach Erledigung dieses dritten Ausschreibens 
eine Beteiligung an dem Eisenbahn-Bildschmuck nicht möglich sein. Es müßte 
die Eisenbahnverwaltung zuvor erst eine weitere Anzahl von Rahmen be¬ 
willigen und den Aushang weiterer Bilder genehmigen. Darum legen wir 
unseren Mitgliedern die Beteiligung hiermit nochmals nahe. 

Photographischer Wettbewerb. 

Am 31. Oktober ist der letzte Termin für die Einreichung von Photo¬ 
graphien für unseren Wettbewerb ,,D eutsches Land und 
deutsche Art in der Photographie.“ 

Eine Anzahl Bundesmitglieder haben für gute Photographien aus ihrem 
Gebiet neben den Preisen des Bundes Sonderpreise zur Verfügung 
gestellt, so z. B. der Rheinische Verkehrs-Verein in Coblenz 
200 Mk. für die besten Bilder vom Rhein. Auch von Städten liegen Sonder¬ 
preise vor. 

Wir empfehlen hiermit den Mitgliedern nochmals die Stiftung weiterer 
Sonderpreise im Interesse der Erlangung guten Bildmaterials für die Fremden¬ 
verkehrspropaganda . 

Tagung von Verkehrs-Verbänden. 

Am 6. und 7. September tagt der Verband mitteldeutscher 
Verkehrs-Vereine (Sitz Magdeburg) in Eilenburg und der Ver¬ 
band der V e r k e h r s - V e r e i n e Westfalens und an¬ 
grenzender Gebiete (Sitz Dortmund) in Paderborn. 


I. Zweiter Wettbewerb zur Erlangung künstlerischen Bildschxnucks 
für die Eisenbahnabteile der Preuß.-Hessischen Staatseisenbahnen. 

Das vom Bunde Deutscher Verkehrs Vereine in Verbindung mit R. Voigt¬ 
landers Verlag veranlaßte zweite Preisausschreiben zur Erlangung von Ent¬ 
würfen für farbige Steinzeichnungen, die als Bildschmuck in den Eisenbahn¬ 
wagen dienen sollen, hatte sich einer sehr regen Beteiligung zu erfreuen. Der 
Beurteilung des am 11. Juli d. J. in der König!. Akademie für graphische Künste 
in Leipzig tagenden Preisgerichts unterlagen diesmal 710 Entwürfe, an deren 
Herstellung sich 333 Künstler beteiligt hatten. Von diesen Bildern erwarb die 
Jury unter dem Vorsitz von Herrn Direktor Professor Seliger, Leipzig, 34 Ent¬ 
würfe zum Ankauf und zur Ausführung, während außerdem noch 15 Preise 
auf die besten Bilder verteilt wurden. 

Es wurden angekauft von Marinebildern der Entwurf von Poppe- 
Folkerts, Norderney, „S. M. S. Lothringen“; der Entwurf von Paul Schneider, 
Leipzig, „Unterseeboote“ sowie von Friedrich Krösche-Apel, Leipzig, „Deut¬ 
sche Hochseeflotte bei schwerem Wetter“, letzterer erhielt außerdem noch 
einen Preis. 

Für das Rheingebiet (Rheinischer Verkehrs-Verein, Koblenz) wurden 
angekauft: „Der Mäuseturm bei Bingen“; Entwurf von Lotte Liebing, Bad 
Sachsa. 

Bonn: „Beethovens Geburtshaus in Bonn a. Rh.“ Angekauft: Entwurf von 
A. Hohenstein in Düsseldorf, der gleichzeitig einen Preis erhielt. 
Braunlage; „Gesamtansicht mit Wurmberg und Achtermannshöhe“. 
Angekauft: Entwurf von Paul Schneider, Leipzig. Lobend erwähnt Entwurf 
von Walter Buhe, Friedenau, 


Bremen: a) „Rathaus in Bremen“. Angekauft: Entwurf von Walter Buhe 
Friedenau. — b) „Lloyddampfer am Rotesandleuchtturm“. Angekauft: 
Entwurf von W. Suhling, Bremen.— c) „Wallanlagen in Bremen“. Ange¬ 
kauft: Entwurf von R. Albitz, Berlin. Lobend erwähnt die Entwürfe von 
Paul Schneider, Leipzig. 

Frankfurt a. M.: a)„Gesamtansicht“. Angekauft und einen Preis: Entwurf 
von Eduard Bäumer, Frankfurt a. M. Lobend erwähnt: Entwurf von Karl 
Sinkwitz, Niederlößnitz. — b) ,,Der Osthafen in Frankfurt a. M.“ Ange¬ 
kauft und einen Preis: Entwurf von Hans Schlegel, L.-Schönefeld. Lobend 
erwähnt: Entwurf von Hedwig Schäffer, Beilstein. 

Ha 1 le a. S.: „Burg Giebichenstein bei Halle“. Angekauft und einen Preis: 
Entwurf von Walter Buhe, Friedenau. Lobend erwähnt: Entwurf von 
Willi Schumann, Leipzig. 

Hamburg: a) ,,An der Alster in Hamburg“. Angekauft und einen Preis: 
Entwurf von Elrnst Eitner, Hummelsbüttefb. Hamburg. Lobend erwähnt: 
Entwürfe von U. Hübner, Travemünde und F. Stengel, Marburg, b) 
„Bismarckdenkmal in Hamburg“. Angekauft und einen Preis: Entwurf 
von J. Magerfleisch, Altona. Lobend erwähnt: Entwürfe von Ernst Eitner, 
Hamburg, und Paul Schneider, Leipzig. 

Hannoversch Münden: Angekauft: Entwurf von A. Metzger, Hann* 
Münden. Lobend erwähnt: Entwurf von H. Schäfer-Kirschberg. 

Heiligendamm: Angekauft: Entwurf von Walter Buhe, Friedenau. 

Kiel: „Gesamtansicht vom Hafen aus gesehen“. Angekauft und einen Preis: 
Entwurf von A. Liedtke, Potsdam. 

K ö 1 n a. Rh.: a) ,,Gesamtansicht vom Rhein aus“. Angekauft und einen Preis: 
Entwurf von M. Schiestl, München. Lobend erwähnt: Entwürfe von 
Theo Blum, Köln, und Walter Buhe, Berlin. — b) ,,Der Dom in Köln a. Rh.“ 
Angekauft: Entwurf von M. Schiestl, München. Lobend erwähnt: Ent¬ 
wurf von F. Höhle, Düsseldorf. 

Leipzig: a) ,,Das alte Rathaus in Leipzig“. Angekauft und einen Preis: 
Entwurf von W. Matthes, Leipzig. Lobend erwähnt: Entwurf von Paul 
Schneider, Leipzig. — b) „Das Völkerschlacht-Denkmal in Leipzig“. An¬ 
gekauft und einen Preis: Entwurf von Paul Schneider, Leipzig. 

Lübeck: ,,Am Sand in Lüneburg“. Angekauft: Entwurf von Ernst Peticrh, 
Berlin-Steglitz. Lobend erwähnt: Entwürfe von Franz Franke, Offenbach 
und J. Magerfleisch, Altona. 

Magdeburg: „Alter Markt in Magdeburg“. Angekauft: Entwurf von 
Walter Günther, Magdeburg. 

Mannheim: ,,Friedrichsplatz und Rosengarten in Mannheim“. Angekauft: 
Entwurf von Karl Sinlcwitz, Niederlößnitz. 

Posen: „Rathaus in Posen“. Angekauft und einen Preis: Entwurf von Paul 
Prött, Hagen. 

Potsdam: „Stadtschloß in Potsdam“. Angekauft: Entwurf von A. Liedtke, 
Potsdam. Lobend erwähnt: Entwurf von G. Eichhorn, Charlottenburg. 

Rostock: a) ,,Kröpellner Tor“. Angekauft: Entwurf von H- Dollberg, 
Barkow. Lobend erwähnt: Entwürfe von Franz Franke, Offenbach, und 
Ullrich Hübner, Travemünde. — b) „Hafeneinfahrt von Warnemünde“. 
Angekaufl: Entwurf von A. Liedtke, Potsdam. Lobend erwähnt: Entwurf 
von W. Bahrlng, Meißen. 

Segeberg: „Solbad Segeberg“. Angekauft: Entwurf von W. Buhe, Berlin. 

Warnemünde: „An der Westmole bei Warnemünde“. Angekauft und einen 
Preis: Entwurf von Fr. Preuß, Weißenburg. Lobend erwähnt: Entwurf 
von W. Bahrlng, Meißen. 

Weimar: a) „Schiller- und Goethe-Denkmal mit Hoftheater“. Angekauft 
und einen Preis: Entwurf von A. Seifert, Sonneberg. — b) „Goethes 
Gartenhaus in Weimar“. Angekauft und einen Preis: Entwurf von Otto 
Engelhardt, Burg b. Magdeburg. Lobend erwähnt: Entwurf von Paul 
Fischer, Leipzig. 

Zeitz: „Das Rathaus in Zeitz“. Angekauft: Entwurf von Franz Franke, 
Offenbach. Lobend erwähnt: Entwurf von Joseph Glöckner, Leipzig. 


Badner Land 


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418 ^ 


DEUTSCHLAND i§Be ee ee ee ee eooeoeoooeoc€»eq i Nr. 8 


II. Bundesarchiv. 

Der Bund hat bereits seit längerer Zeit die Vorarbeiten für die Ein¬ 
richtung eines reichhaltigen und wohlgeordneten Bundesarchivs und einer 
Bibliothek von Verkehrsschriften begonnen. Das Archiv setzt sich zusammen 
aus einer Sammlung von Zeitungsausschnitten, aus dem Aktenmaterial des 
Bundes, den Jahresberichten, Satzungen und Veröffentlichungen der Bundes¬ 
mitglieder und den \on den Mitgliedern herausgegebenen Werbeschriften 
und Plakaten. 

Trotzdem wir mehrfach um die Einsendung der Veröffentlichungen der 
Mitglieder gebeten haben, so sind uns dieselben jedoch bisher nur in recht 
geringem Umfange zugegangen. Unter Bezugnahme auf § 3a der Bundes¬ 
satzungen bitten wir hierdurch die körperschaftlichen Mitglieder nochmals, 
je zwei Exemplare ihrer Satzungen sowie der von ihnen herausgegebenen 
Drucksachen (Jahresberichte, ^X'erbcschriften, Führer, Plakate und, soweit 
tunlich, aller an Verkehrsbehörden gerichteten Eingaben) mit der Bezeichnung: 
„Für das Bundesarchiv“ an die Geschäftsstelle des Bundes einzusenden. 

III. Sonderpreise für den photographischen Wettbewerb. 

Die Frist für die Einreichung von photographischen Aufnahmen für den 
vom Bund ausgeschriebenen W'etlbewerb für Photographien läuft am 31. Ok¬ 
tober d. J. ab. Wir möchten den Verkehrs-Verbänden und den örtlichen 
Vereinen sowie den Stadt- und Badeverwaltungen im Interesse der Erlangung 
guten Bildmaterials dringend empfehlen, für gute Bilder aus ihrem Bezirk 
Sonderpreise neben den vom Bund zur Verteilung gelangenden Auszeichnungen 
zur Verfügung zu stellen. Es liegt auf der Hand, daß durch derartige Sonder¬ 
preise der Anreiz zur Einsendung guter und für die einzelnen Gegenden 
besonders charakteristischer Bilder noch erhöht wird. Bei dem Mangel an 
wirklich gutem Bildmaterial für die Ausstattung der Werbeschriften wäre 
daher die Stiftung von Sonderpreisen dringend erwünscht, die im Einvernehmen 
mit den Ortsvereinen oder Stadt- und Badeverwaltungen verliehen werden. 

IV. Private Reise- und Verkehrsbureaus. 

Die privaten Reise- und Verkehrsbureaus wenden sich vielfach an die 
V'crkehrs-Verbände und -Vereine mit der Bitte um Übersendung von deren 
Druckschriften. Auf vielfachen W'unsch der Bundcsmltgllcder bitten wir, 
vor Übersendung von Propagandamatcrlal an private Unternehmungen zunächst 
bei dem betreffenden Verein anzufragen, ob er die Zustellung der Schriften 
befürworten kann. 

Soweit sich ausländische Reise- und Verkehrsbureaus erbieten, die Druck¬ 
schriften der Bundesmitglieder zur Verteilung zu bringen, raten wir dringend, 
zunächst bei der Bundesleitung Erkundigung über die betreffenden Unter¬ 
nehmungen einzuziehen. 

V. Amtliche Auskunftstellen in Paris und London. 

Wir haben bereits durch ein besonderes Rundschreiben auf die bevor¬ 
stehende Eröffnung amtlicher deutscher Verkehrsbureaus in Paris und London 
hingewiesen und um Einsendung von fremdsprachlichem Propagandamatcrlal 
gebeten. W'ir möchten hiermit nochmals die Anschaffung namentlich fran¬ 
zösischer und englischer Druckschriften dringend empfehlen. Soweit solches 
Material vorhanden ist, unserer Geschäftsstelle für Paris und London aber 
noch nicht zugestellt wurde, bitten wir, die Übersendung baldigst zu ver¬ 
anlassen. 

Gleichzeitig möchten wir ersuchen, alle für unsere Auskunftsstellen im 
Auslande bestimmten Druckschriften nicht direkt dahin zu senden, sondern 
an die Geschäftsstelle des Bundes, welche fortlaufend mit den ausländischen 
Bureaus ln Verbindung steht und Sammelladungen dahin befördert. Es ist 
verschiedentlich vorgekommen, daß Mitglieder Sendungen direkt expediert 
haben, jedoch mit mangelhafter Adresse, so daß eine Verzögerung der Be¬ 
stellung clngetreten ist. Es empfiehlt sich daher, alle Sendungen durch den 
Bund gehen zu lassen. 

VI. Beteiligung der Bundesmitglieder an Ausstellungen. 

Unter Hinweis auf unser Rundschielben vom 8. Juli d. J., betreffend 
die Sonderausstellung „Deutschland im Bild“ auf der internationalen .\ur- 
stellung für Buchgewerbe und Graphik im Jahre 1914 in Lilpz.lg, bitten wir 
diejenigen Mitglieder, die nicht einzeln ausstellen wollen, sondern die Be¬ 
teiligung an einer Sammelausstellung ihres Verbandes vorziehen, sich halcligsl 
mit dem Vorstand des zuständigen Landesverbandes ln Verbindung zu setzen. 

Bezüglich der ebenfalls auf der Hauptversammlung in Breslau be¬ 
schlossenen Beteiligung an der Verkehr s-.\btellung der Großen .Ausstellung 
ln Düssehlorf 1915 werde.! wir demnächst besondere Mitteilung machen. 


Uebertreibungen in den Propagandaschriften. 

Ein Herr X. in einer rheinischen Stadt hatte sich von der Badeverwallung 
elmsOrtcs, wie das Zentralbl. fürKur-, Penslons- und Logierhäiiscr berichtet, 
einen Prospekt kommen lassen, und da darin die X'orzüge dieses Bades als 
Sommeraufenthalt in den schönsten Farben ccschildert wurden, s:hl >15 er 
mit einem Bauernhofbesitzer einen Mietvertrag für ein Zimmer für die Zell 
vorn 1. Juni bis 1. JuH ab. Der Mietpreis betrug 40 Mk. .Als er ln dem frag¬ 
lichen Ort ankam. war er so enttäuscht, daß er schon nach einigen Tagen wieder 
abfuhr. Die Miete bezahlte er nicht, und der Vermieter verklagte ihn daher. 
In seiner Klagebcantwcrtung führte X. aus, die \’orzuee, die der Ort nach 
dem ihm übersandten Prospekt haben sollte, seien ln keiner Wuse vc^rhanden 
gewesen. Der Ort Hege nicht eine Kalbe Stunde von einem Walde entfernt. 


sondern anderthalb bis zwei Stunden; Laubwald sei gar nicht vorhanden; 
auch liege er nicht unmittelbar an der See usw. Allein seine Einrede half nicht, 
er wurde verurteilt. Beachtenswert sind die Urteilsausführungen des Vor¬ 
sitzenden Geh. Justizrats Brandes: Der Einwand des Beklagten, der Prospekt 
der Badeverwaltung, im Vertrauen auf dessen Richtigkeit er gemietet habe, 
enthalte gänzlich unwahre Angaben, brauche nicht zum Gegenstand des Be¬ 
weises gemacht zu werden; denn es könne dahingestellt bleiben, ob die Angaben 
in dem Prospekt ganz oder zum Teil — wie tatsächlich ist (I) — unzutreffend 
seien. Wenn er im Vertrauen auf die Richtigkeit die Reise unternommen 
und gemietet habe, so habe er recht unvorsichtig gehandelt und müsse 
sich die Folgen seiner Handlungsweise selbst zuschreiben. Denn als ge¬ 
bildeter Mann hätte er wissen müssen, daß in Bade¬ 
prospekten Übertreibungen üblich sind und daß speziell Pro¬ 
spekte von Badeorten, die sich selbst erst entdeckt haben, im Herausstreichen 
das Menschenmöglichste leisten. Wenn er einen Blick auf eine genauere Karte 
geworfen hätte, bevor er mietete, so hätte er die Lage des Ortes genau fest¬ 
stellen können. 

Ob der betreffende Herr Berufung eingelegt hat, ist nicht bekannt. 

Es ist verständlich und recht erfreulich, wenn die deutschen Stadt- und 
Badeverwaltungen, die Verkehrs-Verbände und -Vereine sich der Vorzüge 
ihres Ortes oder ihrer Gegend bewußt werden und dieselben beim großen 
Publikum in das richtige Licht zu setzen bemüht sind. Doch vor Übertreibungen 
und gar vor Anpreisung von Einrichtungen und Veranstaltungen, die den 
Tatsachen nicht entsprechen, möchten wir dringend warnen. Es wäre schlimm 
um unsere deutsche Verkehrspropaganda bestellt, wenn im Publikum all¬ 
gemeiner die Ansicht verbreitet würde, daß in den Prospekten der Bade- 
verwaltungen und Verkehrs-Korporationen Übertreibungen üblich seien. 

Bei völliger Berechtigung der Hervorhebung der Vorzüge der landschaft¬ 
lichen Lage, der vorhandenen hygienischen und sonstigen Einrichtungen, 
ist anderseits dringend anzuraten, in den Prospekten auf dem Boden der 
Wirklichkeit zu bleiben. Der Bund deutscher Verkehrs-Vereine, die Verkehrs- 
Verbände und -Vereine haben immer in diesem Sinne auf ihre Mitglieder ein¬ 
zuwirken gesucht. Man kann auch im allgemeinen sagen, daß die deutschen 
Stadt- und Badeverwaltungen, die Verkehrs-Verbände und -Vereine rein sach¬ 
liche Führer und Prospekte herausgeben, denen sich das Publikum durchaus 
anvertrauen kann. Wo sich Übertreibungen finden, handelt es sich zumeist 
um junge, erst im Entstehen begriffene Bade- und Sommerfrischen-Orte oder 
um solche, welche der Organisation des Bundes, seiner Verbände und Vereine 
noch fernslehen. und welche infolgedessen noch keine Erfahrung auf dem 
Gebiet der Verkehrspropaganda gesammelt haben. 

Die größeren Fremdenverkehrsplätze wissen sehr gut, daß eine Propaganda, 
die den Tatsachen nicht entspricht, völlig in der Luft hängt. Sie wissen, daß 
e i n enttäuschter Kurgast, der auf eine Irreführung hineingefallen ist, für die 
Fremdenfrequenz viel weniger einträglich ist als eine sachgemäße Reklame. 
Jeder Ort, der Interesse daran hat, den Fremdenverkehr zu heben, sollte daher 
das ihm Eigentümliche hervorheben. Ein kleiner ländlicher ürl, 
dem es an den entsprechenden Unterkunftsmöglichkeiten fehlt, wird niemals 
ein internationales Publikum dauernd heranziehen können. Er würde sich 
schaden, wenn er dies durch eine unzutreffende Reklame versuchen würde. 
Dagegen gibt es genug Liebhaber ruhiger, idyllischer, ländlicher Natur aus 
allen Kreisen des Fremdenpublikums, die gerade eine bescheidene, aber 
gute Verpflegung schätzen und die durch eine entsprechende Propaganda 
gewonnen werden können. Möchten also die deutschen Fremdenverkehrs- 
Korporationen stets In diesem Sinne Propaganda treiben, damit sie das Ver¬ 
trauen des reisenden Publikums genießen. Alle andere Propaganda 
ist schädlich. 


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$abrforten ouf allen 
größeren 

€{fenbal)npotfonen 

nündfaf)rracten xu tu 
mäl^igten Preifen 

nähere ^uofunft und 
^ru(frad)cn 

ttorddeutf^er 

^loydettmett 

u. feine De rtretungen 







Nr. 8 wx > 0QQ0QGG0Q00QQQ00üoQ 9898ffii DEUTSCHLAND ia eeeeoe eegeeee eeB0000ooeooog § 4i9 


|j| Aus den Bundes-Vereinen 

Der Kölner Verkehrs-Verein 

hat in Voraussicht des großen Verkehrs, welchen die Werkbundausstel¬ 
lung im Jahre 1914 bringen wird, sich an die Kgl. Eisenbahndirektion gewendet 
mit der Bitte, ausnahmsweise im allgemeinen Verkehrsinteresse und mit Rück¬ 
sicht auf die besondern Verkehrsanforderungen während der Dauer der Aus¬ 
stellung ein Verkehrshäuschen auf dem Bahnhofsvorplatz errichten 
zu dürfen. Es liegt die Absicht vor, die bedeutenderen Kölner Hotels als 
Nebenstellen unmittelbar mit diesem Häuschen in Verbindung zu setzen, so 
daß für die Unterbringung der Fremden schon am Bahnhof durch den Verkehrs¬ 
verein gesorgt werden kann. Außerdem wird die Stelle als eine Neben¬ 
auskunftsstelle des Verkehrsvereins, dessen augenblickliche Unterkunftsräume 
versteckt in der Bischofsgartenstraße liegen, ausgebildet' werden. Die Kgl. 
Eisenbahndirektion hat diesem Anträge grundsätzlich ihre Zustimmung erteilt. 

Vom Eifelverein» 

Die vom Eifelverein am 2. August in Blankenheim abgehaltene Versamm¬ 
lung war von vielen Vertretern der Ortsgruppen aus allen Teilen der Rhein¬ 
provinz besucht und nahm unter der Leitung des Landrats Dr. Kaufmann 
aus Euskirchen einen sehr anregenden Verlauf. Der Vorsitzende Heß zunächst 
einige Änderungen des Etats genehmigen und regte dann eine Verein¬ 
fachung des alljährlich s t a 11 f i n d e n d e n Eifelfestes 
an, damit den Fcstorten und Teilnehmern weniger Kosten erwüchsen. Wie 
die Maare bei Daun sollen auch die berühmten Krater auf dem 
Mosenberg unter Naturschutz gestellt werden. Viele Naturfreunde sehen 
in den dortigen Tannenpflanzungen eine Beeinträchtigung der herben Schön¬ 
heit unserer vulkanischen Eifel. Die Anschauungen, die noch vor wenigen 
Jahren zur Aufforstung der Umgebung des Pulvermaares unter Beihilfen des 
Staates und des Eifelvereins führten, haben sich eben rasch geändert. Eigen¬ 
tümer der fraglichen Grundstücke auf dem Mosenberg ist die Gemeinde 
Bettenfeld; sie ist zwar nicht gewillt, die Grundstücke billig abzugeben, aber 
doch damit einverstanden, daß die jungen Tannen allmählich zu Weihnachts¬ 
bäumen Verwendung finden und die so abgeholzten Gelände nicht wieder 
aufgeforstet werden, sondern als Weideland dienen sollen. Die Entnahme 
von Lavasand und Lavablöcken wird untersagt. Auf Vorschlag des Vor¬ 
sitzenden wird bezüglich der Übernahme des Verlags des Eifel¬ 
führers ein Wettbewerb ausgeschrieben und die Vergebung einem besondern 
Ausschuß übertragen. Der zunehmende Fremdenzustrom £us den im Westen 
die Eifel begrenzenden Ländern macht die Anfertigung einer mit Bildschmuck 
und Wanderbeschreibungen versehenen Reklameschrift in fran- 
zösi scher Sprache erforderlich; die Kesten hle’'zu werden bewilligt. 
Die in 12 000 Elxemplaren herausgegebene Festschrift des Vereins 
hatte ein gutes finanzielles Ergebnis; alle Bücher wurden an die Ortsgruppen 
rbgesetzt, und cs ist ein Überschuß von 503 Mark erzielt worden. Ein Antrag, 
eine zweite Auflage der Festschrift herauszugeben, wurde abgelehnt. Bürger¬ 
meister Grebben ln Neuerburg hat dem Eifelverein eine Jubiläumsgabe 
in Gestalt eines Sparkassenbuches von 840 Mark überreicht. Die Stifter sind 
mehrere Gemeinden der Südeifel. Das Geschenk soll zu Vereinszwecken ver¬ 
wendet werden. Beschlossen wird die Herausgabe einer Bibliographie 
der Eifel, welche die gesamte Eifelliteratur, auch Einzelschriften und 
Zeitungsaufsätze von wissenschaftlichem Werte umfassen soll. Auf Anregung 
des Lehrers Panko aus.Düsseldorf beschließt die Versammlung, die Jugend¬ 
pflege noch mehr als bisher zur Vereinsaufgabe zu machen, und zwar durch 
Förderung der Gründung von Jugendherbergen, ln denen 
besonders Elcmentarschüler gegen geringes Entgelt Quartier erhalten. Land¬ 
gerichtsrat Schnitzler aus Köln berichtet über seine Verhandlungen, die einen 
Antrag der Ortsgruppe Nettersheim auf Bewilligung einer Beihilfe zur Instand¬ 
setzung der römischen Tempelanlagen in Nettershel.m 
betreffen. Der Provinzialkonservator hatte entschieden abgeraten, mit kleinen 
Mitteln an die Sache heranzutreten, da die ohne teuren Schutz gesicherte", 
bloßgelegten Reste erfahrungsgemäß leicht zum Tummelplatz der Kinder und 
*ls Fundstellen für Touristen dienen. Die Versammlung war der Ansicht, 
^ß solche Ausgrabungen schon durch den Zutritt der Luft dem raschen 
Verfall ausgesetzt seien und besser zugeschüttet würden. Demgemäß wurde 
Antrag abgelehnt. Dagegen ist der Verein bereit, für den bessern Schutz 


der gut erhaltenen und sehr wertvollen römischen Bäder in 
Blankenheim Mittel herzugeben. Für die Instandsetzung der dem 
Eifelverein zugehörigen Burg Niedermanderscheid sind die 
erforderlichen Mittel vorhanden. Mit der Ausführung wurde ein Spezialist auf 
diesem Gebiete, Baumeister Krause, betraut, der auch die Herstellungsarbeiten 
an der Kasselburg bei Gerolstein und an der Klosterruine in Himmerod leitet. 

Der Pfälzische Verkehrs-Verband 

hielt am 26. Juli in Neustadt a. d. Hdt. eine Ausschußsitzung ab. Der Vor¬ 
sitzende Rechtsrat Dr. Müller, Ludwigshafen, konnte zum Beginn berichten, 
daß durch den Beitritt der Stadt Homburg und des Distriktes Grünstadt die 
Zahl 100 der Mitglieder erreicht ist und bereits ein neues Mitglied mit |00 Mark 
Jahresbeitrag sich angemeldet hatte. Der Verband umfaßt somit heute allein 
72 Vereinigungen. Der diesjährige Verbandstag wurde nach Landau gelegt, 
da diese Stadt von Anfang an den Verband in seinen Bestrebungen sehr unter¬ 
stützte und auch eine Anzahl korporativer Mitglieder stellt. Als Tag wurde 
Sonntag, der 28. September, bestimmt. Mit dem Verbandstag ist eine Reihe 
interessanter aktueller Referate verbunden und auch eine Ausstellung alter 
pfälzischer Stiche soll damit verknüpft werden. Zu der vom Bunde deutscher 
Verkehrs-Vereine in Angriff genommenen Propaganda für die deutschen Mittel¬ 
gebirge soll entsprechendes literarisches Material geliefert werden. Die von 
der Mannheimer Handelskammer angeregte neue Verbindung mit Belgien 
über Ludwigshafen—Neustadt—Kaiserslautern — Kusel — Hermeskeil—Brüssel 
findet allseitigen Beifall. 

Der Verband fcergischer Verkehrs-Vereine 

hielt am 26. Juli in Hilden seine diesjährige Hauptversammlung ab. Den Vor¬ 
sitz führte Kaufmann Wilhelm Schlösser-Elherfeld, der in seinen Begrüßungs¬ 
worten betonte, daß das Bestreben des Verbandes und der ihm angeschlossenen 
Vereine darauf gerichtet sei, aus dem Aschenbrödel, als welches das Bergische 
Land lange Zeit im Fremdenverkehr gegolten habe, ein begehrtes, umworbenes 
schönes Kind zu machen. In einem eingehenden Jahresbericht entrollte der 
Schriftführer des Verbandes, Redakteur Karl Sir-Elberfeld, ein Bild über die 
vielseitige und lebhafte Tätigkeit des Verbandes im vergangenen Jahre. Für 
eine illustrierte Propagandaschrift über das Bergische Land, die unentgeltlich 
verteilt werden soll, wurden bis zu 500 Mark bewilligt. Geplant ist ferner 
für das kommende Frühjahr eine Sondernummer der Zeitschrift Deutsch¬ 
land „Bergisch Land“. Die einzelnen Vereine sollen für weitere Mittel 
hierfür angegangen werden. Di^ Herausgabe eines Plakates mit mar¬ 
kanten Bildern aus dem Bergischen Lande soll erst nach Beendigung 
des vom Bunde deutscher Verkehrs-Vereine ausgeschriebenen Wettbewerbs 
zur Erlangung künstlerischer und charakteristischer Bilder für alle Gegenden 
Deutschlands verwirklicht werden. Einmütig sprach sich die Versammlung 
für die Förderung der nunmehr im Jahre 1917 stattfindenden Bergischen 
Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Elberfeld aus und stellte dafür einst¬ 
weilen 300 Mark bereit. Die Kasse des Verbandes, dem 40 Gemeinden und 
Korporationen angehören, schloß mit einem Überschuß von 2582,97 Mark 
ab. Als Ort der nächstjährigen Versammlung wurde Velbert bestimmt. 


1 

Bücherschau 




„Das Waldenburger Bergland“ betitelt sich ein Büchlein, 
das vom Verkehrs-Verband für das Waldenburger Bergland herausgegeben 
wDrden ist und ln packenden Schilderungen die Vorzüge dieses hochroman¬ 
tischen schlesischen Gebirges als Reiseziel preist. In dieser geschmackvoll 
ausgestatteten Werbeschrift — geschmückt mit zahlreichen reizenden Land¬ 
schafts- und Städtebildern — hat der Verkehrs-Verband ein sehr brauchbares 
Buch geschaffen, das durch seine Gliederung, seine Übersichtlichkeit sowie 
durch trefflichen Inhalt in hohem Maße geeignet ist, das schöne noch viel zu 
wenig bereiste Waldenburger Gebirge immer mehr bekanntzumachen und ihm 
viele neue FreundeSzuzuführen. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich durch 
das Internationale öffentliche Verkehrs-Bureau in Berlin, Unter den Linden 14. 

Die Wochenschrift des Internationalen Hotel¬ 
besitzervereins hat mit ihrer ersten Julinummer den von der Nürn¬ 
berger Generalversammlung genehmigten neuen Titel ..Das Hotel“ an¬ 
genommen. Wie die Redaktion selbst mitteilt, sprach zugunsten der neuen 
Bezeichnung, daß sie durchaus erschöpfend und dabei doch kurz und lapidar 


Werbe-Druckschriften 

wie illustrierte Führer, Prospekte, Plakate u. s. w., liefert in wirkungsvoller Russtattung die 

DÜSSELDORFER VERLRQSRMSTRLT, Rkt.-Qes.; 







420 


DEUTSCHLAND ®ee e <jwMüee o cees8 se e eGooocst^ Nr. 8 


>* 1 ^ kflum 4!inc atvJ«rc »iA% gutmi vo?^ der Z«»txthfiri lirhanich« FacK- «nci 
Berufsgch)«^ uftUr tUf vtnett Jic ZcilscKrift 

<ltn ailcn Uini zu bfeiiaen 1*04 *)^*'« W«cnwrt unverändert ?u «rhallen. 

Sie w»li auch weiierKin rin iachfoufnAlUtischcr PürtprecKer, Vertretef und 
WrEVk-eiser des modernen sein- 

Ein f u 4 514C h« rPöik rer d« rt b Fra nk f« ft am Main 
und die umhegenden Badeorrte i\\ tum f^ewe vpn I Mark.l»ej Artur Meyerowiii* 
Berlin, ervKienen: Der Fttbre» teicKnet sich nicirt nur durch gediegenen 
l/ihab. «omiern vor afleiti. >«?K durdpj vornehrne Au^tatlung und pfächtige» 
Bildermatecial au«;, er keru> Jur njan<hen d»?«t^l<rjs pöhfei Vorbild ««a» 

Ein Führer du^tf h Bonn i*t vOfl» SiadMach«! Vt^kehfabureau 
datfibst lüfMutgcgeben >v<>nierw & f>bt eine güle Übwwbt öber die G<^KlMch^« 
det Stadt wod untcrnchiei danA k;fwrppv aW auai^e^k^nei über Bontrt 
SehenswUrdigkinien. reidTe EildjA^eria) g4>l eme vort/dfibebe An¬ 
schauung V3n der malefischen Eigentumbdhbeit dw wb^en «bcA RhemsJt^dt, 

„Wu rtti^ mKt r g und Ho b ent olje /n*' neinor akh rin von dtf 
WürittmbcfgiscIvHohenxollerü^hcü Vewn^udg iüf Frcmdeiwerkchr Öitt 
tn Stuttgart) Kemjagev^'bene/ «Kmuriiff Reiiebegledcf. Das mit ptächtignn 
Farbenphidographien dusgiestÄtteW' ßueWei» «vird sicher vieh? FreuRdc lindeA, 
aumaf der vöift umerm M)Urlxiier Gustav Stf<d*n|e)d g«<;h?ieb€fW'Test! üto 
dir* grumlvf.rKJuede«m Lsnd^a/tsgtfhttftg. wie. sie «t seltener Marmiglaldgk^ 
jteräde in ^^ürUrmbeig und HoWrLjcoUtrn »ich z^ÄWOefifmdm, trc^fhfh 
untemebt«!* 

F u h r 1 1 durch Vt' r ä I p r e ü ß c n. her»u»ce^b^fi smi Verketvcs* 
Vn|vir4 V(-<»ipr€«ßfn. WWg A W lü^cH.^nn, G mVb. 4F» DaA2)g 
50 F lg. Da» ßi#ch will n (ür n den^0s .die dxt Fro nftZ W i vt-pr^üßen tttittr ßesoeb 
sbsiatteu wollen» fin roverUssigser Fühfcr 4md treuer Berater ?ndn» Danr-W 
SchrdutsclIrP wie Prof. Sinrw:«et. Pioh Df^ Sc?notatf. Pii>f. Dr.d’ng- Ödr^ 
Df. C*nins^*3n U. a, lyhren m.dir Ceathichte »K^r Provw. ihre B«deTiß<nt«ltunc. 
ihre. VVdcfhfS' und Erwf.fbfcveid4nJtAissc em, Au»gdi«f»d son der Prövwial- 
hauptj({adt Dan^tg wifd det Pirt-ntde d\pvh dn' SrhenswiirdigKcitrn und dw? 

ich^rich Ci<geAd«T!| der jtefuhrr. Bald surbt et die /illehrwürdigen 

BÄudcAkmäb-f 4^ .0fd-?nsbturi?eii wn Bilde an vr^iWeichert, Iwtid ^ührt 

ihri daS^Bucbyip di*: d der DÄt*«fc vmd des Hafis, m die 

prächtigrrt Eauh' und IV1if^h^aldc< der prc>*ti!v«, vorbei an^ drm großen $rcn- 
9thm und ührt dir Hügelkette, in. die Hndelaudschaflert- Rtisewege: Länder- 
und Aoli-iricbdtnuirn sind an allen Slcllfm cing^-streut, cm besu^rdercr Abschn’tt 
nenn! dit haiiptSi^cblwh-Öen Vertthrs- und .VwdJuijijstHfgt für Krahlähr^eugr. 
Hotel' urid Wrlmung'ivftfhiSllnisäc' sind Änecgebeii,. auch* die Stirlt«n; wn d*^f 
Ffimde Zerstreuung fcndei. Em SficHwottvet'JteithrviN und eme »Ule Karte 
der Pfov/ivy erleichtern tlen Ctbraueb elicätv ^^rdigmlvo^m Huchw. da» m 
allen Bur.h)^*«odluAcc»> 

Fü h f «I du ttt K Sc h l «»> i e *Hol s t V i nr - E a p e fi b ü T ® » 
ß ä d e t. u «d So m m« r fr irac hc n. Ocf Verband Schje»wig‘Hol*t<ürt' 

LoucAburgiithtt' Bader uftrj Souim^dri.^'rWn Fat emen neuen, nirl »ahlreKhen 

Abbildun^eA dlwstwrfen Fdhter h««o*gtrgchent drr aul Seilen tme FüHi: 
iiiveflä;»$>5t?< .ÄjfigÄbeCT w »irtithcbe dem Vcfband angescKlo&scwn BadcArle 
und SwiTrAveffrtTi:heA der Provinz «ntyit. Die Vtelen, nach künstletisohem 
GcsicKtfcpuoklen am-gefcMahÜen Ahbiidufi^cn erbdhen den Wen def Füffvrs.' - 
Der Führer in den Bxtreäus aller größefen Verkehrs-Vereme AUa Uäd (st 
durch die GeschÄKwtfJlf; Ki-^k VUmnsiiaintn 28.^)6, zu hezieheÄv - 

..Die besten Schne|Eeug«-Vcrbindungtnuntf>ffrt: 
i nter>vai'ia04.|eifv At!iächry»»e nach K o n s t a n'c i ä n dir m 
B odeosee ünd jturuck^ »n»t besonderer Bcriiek6 ichVivj 
g u n g der Ba^d i s i,b« n S c h wa r z >v a Id ba h n*' rrcnnl ein 
hobarKcJ. vo«n Kur* tind VcfkeKfiMrefein Konstant WauJi-jegebenes Kur?.^ 
büchleitf, fri»t ftr«« am KhneJbten und rn^lichu d*?eki von ß<.f lmv 

Hiwnlnirg:* B.rtinien. Königfbergi vom Rheiuldtid Wr. Vt>o MÄgdebmg, Leir<?ie» 
Dresden ysw , ytm Eogiftad, HuiUini» VOA Par« uiv»-. nach ih'in 

Schvcatiwaldr an dem ilr5*j<!rrt!W<". nach Ko^^U■fvt und zurück^ Dier alles in* 
wmnwnruRuchi^ t>ct3arf ti, bekannt lieh »tdhs^i (Ur denjenigen.; dii:f sich »n fbrn 
Kutsbüehi^ äurtichtzrdindeiy weiB, Wacä fpfinlithen SUidiurns. bn octivn 
XonsUnzer Kirrsbti/ddein limfel fi d^c* s^rinstjcsten Strecken und *«:h 3 ?tci|»trn 
Züge mit ihren An«Hla»sm ührfsKfvtb.cl» ruiammengestcUl. Der BtTFnrf p.. B. 
nicht mchi nur auf den cr^rfen'Bliebv^nf tvelchem B^fjühof und m wylehc^L ZiiC 
er elnjfiwtrigen hai, sonderp er wei0 auch gfeid*. oh dic»t?f I. hv» KFn.W 
auf wricheo Strecken nwf l . und 2^ und wir weit dfv difjfc|!rVt ^3t'4etPi 4^* 


Syeisc- und Schlafwitgen lactlm. die AnacKlüsae lie^n und «n welchen 

Nreiaimgsatatlonen tnngeslicfscn wtfiden muß* Für iedert eiAzeipeTi ZtBR »t 

all« di« in b«oadrfen Ssieiwtkwngen deutlich ange^gehen^ einscKtteÖhcK 
Fahrwilt und Preis, js^cia urüer auf die betreffenden Seiten dei Sei^s* 

kursbuches. Ein irbmic^^tl^h« Sirecken- und Siationcnverceichnb mit Rauten* 
karte cfleichtert die Benutzung di«*« originellen Kufshüchlona, in dtm «ine 
gjnße Arbeit stecki utid da» «riniutglcichen noch iticKt haben dürficL D*» ßtich* 
Icin isl erhäbiieh im Verkehfshufeau Konstanz. 


Geschäftliches 


Der Flügel «l» ideale» H^t^srnatru ment. Wenn im 
Konzeftiml die gewalligen Klänge ein« SteinwAy^KonrerTlIöfeliH 'non Skater-“ 
lamd verfÄ^ischv dad iwd die H<^en nöch im Banne fenet befütkenden 

Toowifbiftgen., die Kttnst^lJe verlassen;, so wird mancher Musikffeund, der 
di« erhÄbenäer? Momente iin Gmte noch «Rmal durchlebt, mit diesem Emp- 
bndfn tcin Bedatiem vmü«,n»^ d^ e» ihm nicht möglich i«> in imnea Wohn- 
i-äMmen (eitmn »v>fch<A gföften Stefftw^y-OrtheatarfitigeJ äufzuisteUcn. dessen 
vollendete Jjwiiicbe <}«*hta)ett Bewtmdcrung und Erstaunen bei ihm beryot* 
riefen* Und doch i%t dem Kiavicrlrcunde di« Möglichkeit gegeben, die vollen 
Kliinge dw Konzerisaal« tm eigmen Heim m ihrer urrprüngltchen kiTsiallcnen 
KUrheit «mi edtw Eiebhchkirtt wieder fT«ieb«n jfw lassen durch die von der 
btrüh<Tiiert fhü« 5t«lnw»y & geh^iatcn Idcnwn sog* Stutzflügei. Die 
m der Web jemzig däsf#h«:t7d« geniale Kort»ttvktion, yereinigi mll einer von 
den afhpvmemcn Methoden d«* KU^Cfhaijt;» «n vielen Dingen abweichenden, 
ilber^is ädtgfähigen Hrr%tvlUugsw?ise^.gihi d«ni W*thh«t|»e der Klavieripduttrie 
die Mittel an diaHand^ auch ihren StüizniigiAnTri Längi^ vort l<80 und l,8S m 
den brzaubernden W'^lkUng zti v«rlcihfi>> den di« Musikweh beute at» den 
Tw) der höthsten VoDemfishg kerw^ und al* Sietnway^Ton eWakUrrtiert. 
pc ist telbiJtvexitiKndliüht daß die Topfülte der StuteHögtl nicht «rt ietie der 
großen Kontert^ und OrcKestefflügel jheniorctciiCft kann. Da* i^ber ist fW das 
cifettf ÜBrn Ä<örh gar nicht nötig* W'/dil Abeir iSxid dkTonqUalitSteA ein« ,,Stein- 
way‘*vom kfeh»lefl ^anhVö bis züm RteiemllMiSef dur^iÄus gleichwertig. Hierin 
liegt def Srijvvefpütifct def Siciavvay$c.hejn KIavIcrkuo».l. Hieriti wt aber auch 
d«f Gruwl ä\}. finden for die itmfastertde Verhrer-tuiMt. für die in »«-bem Wachten 
birgWIlünit und Beltebd^ der Slejnw«y*Kbtvlerei So bietet 

si^h der Sternways^StuiTffh^ difn müsikliebenden Familienkretaen dUf «U 
das uniih^rtröffeWv jjdeKte Erihei^i» seiner dos m teerten «chUolten, 

A‘nschmitf^ndcf\ Pocinvm ifi mittleren Wohix/Kurneri .AufstePung finden 

kann Ün4 Tq?H<;|\ot<c \a itfich birj^. diö zu htbeo einen tmvi^ifKlec'richen imd 
OAver^ahttbeben nrnvilrahschett Genuß liedcutct- FiJrwabf, da» ideal« In* 
SlrumenT jedes Uäulen Helms, in dem die hidrk PrJiv? Mrtsika Verehrung findet, 
Intcre&seoten i^dvalteTi DruckschTiften vipd nalvjre Aüfklarutigcn unvafbindfieh 
üi?d fcusU'nlos durch dir. deuiscKe Zentral« Steinway & Sonst Hambpff Vl, 

Schluß de» fedAktioaeßc« Teib. .' 

m . . . mi i ii i .^ i n ii t i i.< p ■ ii wj i m iii 

SchnfiteÜjpf ‘Mfiö vcrantwojltic.h für HäA Frt« d f. C o 51 «tl« 

in Dusscidorf? hir den wirtecharftikhön mrd Amlllchi^o TviJ ü«r ftimdaa- 
naicht irhien? jö^efSchumachor, Geschäfisrührer des Bimde» D^itscher 
vrerkebfKveraine ln Leipzig r für den Anzeigenteil :Brun<iKoTh 
d4»ff. Druck u. Verlag der Düsseldorfer Ver togs-AnstQfl Akfc^^O««* 

♦ W,. GirAtdciL Düsseldorf. Berliner Redekilonibureou urvd 
Gesc’HHftsst eile: Verlag W.GirAfdet, Berlin NW,7,UnrteCdenLinden5Qa- 
Zntr\ Abdruck bestimmte Beitrage wolle man nhno .weirere Äfufabon 
richten c An die Fedakriori der »Deutschland*', nüsseldöiE l^ostfocn 444 


Steckenpferd- 
Lilienmilch'Seife 


för zarte weisse Haut 
und hiendend sdionenTmt 



Rodium- 


Efwffming lieg proß- 
«Tl igfii von Proft^ssiir 
E. V. StJidl. «riiRiitvTJ 
’—Karhaüdw, 


Cnihnrl ßlÄnzend« Prfedg« 
jUtUUÜ olcht. Uhtti- 
ninttöinn»^ SkfaD»' 

los«, 11* ^zkrankh.v FrÄtion- 
luitl KUiücrkrnnkbdftOfi. 

Kreuznocli 


BtdUohii, 4at &»fzi«v»rctflt aaä Fro^ptgta üarei 

—^--——'— il» SorviJVtltMa.--- 



ffir Mse und ErholungsbedOrttlie. 


Da« K;»axe Jmhr ^eUfTnet. 


Aorttl. Leituni: 

Dr. med. StAahly. 


Kau/m&OD. L«itno(t | 

Direktor Butin. 








































DEUTSCHLAND 

Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 


Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen □ Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher 
Verkehrs-Vereine □ Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e.V., Köln 


i Der Bezufirspreis betrag: t 
t I. Quartal 2.40 M., U. bis TV. : 
I Quartal je 1.20 M., direkt durch X 
I Kreuzband nach dem Auslande X 
$ 10.— M. pro Jahr — Erscheint X 
X Mitte eines jeden Monats (im X 
X April, Mai und Juni je zweimal) X 
•«♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦•♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦* 


Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins, 
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes, 
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine 
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens. 

Druck und Verlagf: 

Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldorf 


X Anzeigenpreis 60 Pfeni^ | 
I die viergespaitene Kolonelzeile X 
X Reklamen 2.00 M. . t 

{ - die doppelte Breite- X 

X Auf der Umschlagseite erhöhte X 
X Preise — Bei Wiederholungen X 
X eine entsprechende Ermälzigung | 


Nr. 9 


Düsseldorf • September-Ausgabe 1913 IV. Jahrg. 


Das tausendjährige Cassel. 

Von Richard Spangenberg. 


In diesem Jahr der Erinnerung an eine große Zeit, die auch 
in Cassels Vergangenheit hinüberspielt, begeht die Residenz 
an der Fulda festlich das Gedächtnis ihres tausendjährigen 
Bestehens. Eng verbunden mit den Geschicken des 
deutschen Vaterlandes ist das Werden und Wachsen der Fulda- 
Metropole, die sechs Jahrhunderte hindurch die Hauptstadt 
eines zwar kleinen, aber wichtigen Staatengliedes des Reiches 
gewesen ist. Früh schon sehen wir die Chatten, die sich später 
Hessen nannten, in die vaterländische Geschichte eingreifen, 
indem sie an der Seite Hermanns des Befreiers die Legionen des 
Varus vernichten halfen. Am Widerstand der Chatten, deren 
kriegerische Tugenden Tacitus nicht genug zu rühmen weiß, 
brach sich die Macht der Cäsaren, die in chattischem Gebiet 
nie festen Fuß zu fassen vermochten. Daher ist denn die aus 
sprachlichen Anklängen gefolgerte Vermutung, daß ein römisches 
Kastell den Ursprung von Cassel gebildet habe, zu den ge¬ 
schichtlichen Legenden zu verweisen. Vielmehr erhob sich vor 
tausend Jahren an der Stelle des heutigen Justizpalastes ein 
Konradinischer Königshof, dessen Name Chassala sich von dem 
niedersächsischen Lehnwort Chassal ableitet, was soviel wie 
steinernes Haus, Burgsitz bedeutet. 

Um diese Fürstenburg kristallisierten sich weitere An¬ 
siedlungen, und es entstand eine Ortschaft, deren Stadtrechte 
zuerst im vierten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts erwähnt 
werden. Damals stand Hessen unter der Herrschaft des thü¬ 
ringischen Landgrafen, und Cassel war zu jener Zeit ein kleines, 
unbedeutendes Landstädtchen. Dies änderte sich indessen, 
als nach dem Erlöschen des Mannesstammes des thüringischen 
Fürstenhauses ein Enkel der heiligen Elisabeth, Heinrich I., 
das ,,Kind von Brabant“, als erster hessischer Landgraf die 
Stadt zu seiner Residenz erkor. Hinfort wurde Cassel der Sitz 
eines begabten, kunstliebenden Fürstengeschlechtes, das sich 
mit Liebe und Verständnis die Erweiterung und Verschönerung 
seiner Hauptstadt angelegen sein ließ. Der ursprünglichen Alt¬ 
stadt gliederten sich im 13. und 14. Jahrhundert die ,,Freiheit“ 
und die rechts der Fulda gelegene „Neustadt“, spätere ,,Unter¬ 
neustadt“, an. Früh schon waren die hessischen Fürsten auf 
den Schutz ihrer Hauptstadt durch starke Mauern bedacht. 
Jene großzügigen Befestigungen, die Cassel im Dreißigjährigen 
Krieg den Ruf einer uneinnehmbaren Festung einbrachten, 
verdanken ihren Ursprung Philipp dem Großmütigen, jenem 
tatkräftigsten und staatsmännisch hervorragendsten der 
hessischen Landgrafen, der als Vorkämpfer der Reformation 
Cassel zu einem der Ausgangspunkte dieser gewaltigen Geistes¬ 
bewegung machte. 


Unter seinen Nachfolgern glänzt der Name Moritz des 
Gelehrten. Der von den Zeitgenossen als ein zweiter Perikies 
gefeierte Fürst erhob Cassel zu einer Pflanzstätte von Kunst und 
Wissenschaft, bis der mit dem Hessischen Erbstreit verflochtene 
große Glaubenskrieg gleich einer Katastrophe über das Land 
hereinbrach. Wohl betrat keines Feindes Fuß die Hauptstadt, 
aber Cassel wurde gleichwohl wirtschaftlich und kulturell 
schwer geschädigt. Indessen erstand es gleich dem Phönix 
aus der Asche wenige Jahrzehnte später unter dem Landgrafen 
Karl zu schönster Blüte. Von allen hessischen Regenten, mit 
deren Geschichte die der Stadt untrennbar verknüpft ist, 
hat Cassel diesem Landgrafen am meisten zu verdanken. Auf 
Schritt und Tritt begegnet man noch heute den Spuren seiner 
rastlosen Tätigkeit. Er schuf einen neuen, wegen seiner regel¬ 
mäßigen Anlage bemerkenswerten Stadtteil, die Oberneustadt, 
in der er den flüchtigen Hugenotten ein Asyl bot. Seine beiden 
Großtaten sind die Schöpfung der berühmten Parkanlagen, 
jener Wunderwerke der mit der Architektur vermählten Garten¬ 
baukunst, die als Karlsaue und Wilhelmshöhe weltbekannt sind. 
In diesen Parks besitzt Ca sei sicherlich Sehenswürdigkeiten 
einzig dastehender Art. 

Die Karlsaue birgt das Marmorbad mit den bewunderungs¬ 
würdigen Plastiken Monnota sowie das zieratreiche Orangerie¬ 
schloß, das im Jubeljahr einer in den Rahmen der tausend¬ 
jährigen Erinnerungsfeier einbezogenen deutschen Kunstaus¬ 
stellung als Stätte dient. Von der Wilhelmshöhe schaut 
das den Gipfel krönende Oktogon - Riesenschloß mit der 
kupfernen Herkulesstatue als ein charakteristisches Wahrzeichen 
in die Lande. Auf halber Höhe des Berges, im Laubgrün ver¬ 
steckt, träumt die Löwenburg vom Glanz versunkener Ritter¬ 
herrlichkeit. Im Vordergründe winkt das säulengeschmückte 
imposante Schloß, die Sommerresidenz unseres Kaiserpaares, 
geschichtlich bedeutsam, weil dort der dritte Napoleon als Ge¬ 
fangener den Zusammenbruch seiner Kaiserherrlichkeit ver¬ 
winden mußte. Auf schimmernden Seen schweben lautlos die 
weißen Schwäne dahin. Seltsame ausländische Laubarten 
heben sich wirksam von üppigen heimischen Baumgruppen ab. 
Wundervoll wirken in diesem zauberhaft schönen Rahmen 
die genial angelegten Wasserkünste. In der Wilhelmshöhe 
hat sich Landgraf Karl, unter dessen Nachfolgern sich 
namentlich Friedrich II. und Kurfürst Wilhelm I. die Aus¬ 
gestaltung der Anlagen angelegen sein ließen, ein unver¬ 
gängliches Denkmal gesetzt. 

Schwer zu leiden hatte Cassel während des Siebenjährigen 
Krieges, in dem sich seine Befestigungen der neuzeitlichen 











422 DEUTSCHLAND m 


Nr. 9 




Kriegskunst nicht mehr gewachsen zeigten. Damals sah Hessen- 
Cassel, das treu zu Friedrich dem Großen hielt, oft die Franzosen 
als ungebetene Gäste. Neuen Glanz gewann die Stadt unter 
Friedrich II., der die Festungswerke schleifen ließ und seine 
Residenz verschönerte und erweiterte. Das angehende 19. Jahr¬ 
hundert brachte der Landeshauptstadt die Freude der Erhebung 
des Landgrafen Wilhelms IX. zur Kurfürstenwürde, ein Ereignis, 
welchem allerdings 
wenige Jahre später 
dieVertreibung der 
hessischen Fürsten 
durch den Korsen 
folgte. Aus der kur¬ 
fürstlichen Resi¬ 
denz wurde nun 
die Hauptstadt des 
Königreichs West¬ 
falen — eine an 
tragischen wie an 
heiteren Zwischen¬ 
fällen reiche Epi¬ 
sode, welche im 
Jahre 1813 mit der 
Verjagung Jeromes 
durch Tschnerni- 
scheffs Kosaken 
endete. Im Jahre 
1866 verlor Hessen 
seine Jahrhunderte 
behauptete Selb¬ 
ständigkeit; Cassel 
wurde die Haupt¬ 
stadt der preu¬ 
ßischen Provinz 
Hessen-Nassau. 

Die preußische 
Verwaltung ist stets 
bemüht gewesen, 
das überkommene 
reiche Kulturerbe 
aus der hessischen 
Zeit zu erhalten 
und zu mehren 
und zugleich die 
wirtschaftlicheEnt- 
wicklung Cassels 
zu fördern. Heute 
ist Cassel zu einer 
modernen, leb¬ 
haften Großstadt 
von 155 000 Ein¬ 
wohnern herange¬ 
wachsen, und wenn 
es jetzt sein Jubi¬ 
läum feiert, so darf 
es stolz auf eine 
aufwärtsführende 
1000 jährige Ent¬ 
wicklung zurück¬ 
blicken. Dank der Vorzüge seiner Lage und Anlage 
hat Cassel auch unter den^ neuzeitlichen^ Verhältnissen 
den vornehmen Charakter beibehalten, der ihm aus seiner 
Vergangenheit als landgräfliche und kurfürstliche Residenz 
anhaftet; besondere Pflege läßt man den künstlerischen und 
wissenschaftlichen Sammlungen angedeihen. 

Unter den von den hessischen Fürsten gesammelten Kunst¬ 
schätzen beansprucht die Gemäldegalerie an der Schönen Aus¬ 
sicht den ersten Rang. In ihren Originalen der flämischen und 


niederländischen Schule, ihren Gemälden von Rembrandt, 
Franz Hals, Rubens und van Dyk besitzt sie wahre Kleinodien 
der Malerei. Ein würdiges Gegenstück dazu stellen die Samm¬ 
lungen des Museums Fridericianum dar, die in das neuerbaute 
hessische Landesmuseum übergeführt worden sind. Besonders 
aber bilden die Plastiken aus der griechisch-römischen Zeit, 
darunter Originale von unschätzbarem Wert, den Stolz des 

neuen Museums, 
das übrigens auch 
dem Kunstgewerbe 
als Ausstellungs¬ 
mittelpunkt dienen 
soll. — Kunstge¬ 
werbliche Museen 
bilden gleichsam 
die beiden König¬ 
lichen Palais am 
Friedrichsplatz,die 
an Pracht und 
Prunk der Innen¬ 
ausstattung mitVer- 
sailles wetteifern. 
Altersehrwürdige 
Handschriften und 
Drucke— darunter 
Bruchstücke des 
Hildebrandliedes — 
weist die Landes¬ 
bibliothek auf, die 
in neuerer Zeit 
in der städtischen 
Murhardbibliothek 
im Hanaupark eine 
Ergänzung gefunden 
hat. Für das auf 
eine ruhmreiche 
Geschichte zurück¬ 
schauende Hof¬ 
theater, an dem 
einst Louis Spohr 
als Kapellmeister 
wirkte, wurde 1909 
nach den Karst- 
schen Entwürfen 
ein prächtiges neues 
Heim am Fried¬ 
richsplatz erbaut. 
DieKunstakademie 
die einst die Namen 
eines Nahl und 
Tischbein zu den 
ihren zählte, hat in 
der Menzelstraße 
eine neue würdige 
Stätte erhalten. Vor 
wenigen Jahren 
wurde in derKönig- 
straße, nach den 
Plänen des Archi¬ 
tekten Roth, das neue Rathaus errichtet als machtvolles Zeugnis 
des erstarkten Bürgertums. 

Die malerische Altstadt Cassels hat ihre ursprüngliche 
Eigenart in einer Einheitlichkeit gewahrt, wie man sie nur in 
wenigen Städten findet. Dort blüht die Poesie des stillen Winkels; 
in den engen Gäßchen und den gekrümmten Straßenzügen 
offenbart sich manche Schönheit der mittelalterlichen Bau¬ 
weise, manch stolzes Patrizierhaus erinnert an die große Zeit 
der Renaissance. Demgegenüber zeigen die neueren Stadtteile 


Cassel: Blick auf Wilhelmshöhe (Hofphot. Eberth, Cassel) 


Cassel: Schöne Aussicht (Hofphot. Eberth, (3assel) 












Nr.Q DEUTSCHLAND 


423 



mit ihren breiten Straßen, den baumbepflanzten Promenaden, 
den mit Schmuckanlagen und Denkmälern gezierten Plätzen 
ein erfreuliches Bild moderner deutscher Städtekultur. Nament¬ 
lich nach dem Westen hin hat sich die Stadt in den letzten Jahr¬ 
zehnten ausgedehnt, und das dort entstandene Hohenzollern- 
viertel mit seinen 
Villenstraßen zeigt 
die Vorzüge der 
heutigenStädtebau- 
kunst mit ihrer un¬ 
gehemmten Luft- 
und Lichtzufuhr. 

In dem Florapark 
ist die neue Stadt- 
und Kongreßhalle 
erbaut worden,deren 
Einrichtungen da¬ 
von zeugen, daß 
die Stadtverwaltung 
in großzügigerWeise 
den Großstadtbe¬ 
dürfnissen Cassels 
gerecht zu werden 
sucht. 

Außer seinen 
oben geschilderten 
alten Parkanlagen 
besitzt Cassel be¬ 
kanntlich eineReihe 
schöner moderner 
Grünplätze, dar¬ 
unter den Schön- 
fei der Park, welcher 
in jüngster Zeit 
zu einer ungemein 
reizvollen Schöp¬ 
fung neuzeitlicher 
Gartenbaukunst ge¬ 
staltet worden ist. 

Weiter sind das 
, ,Tannen Wäldchen* * 
und der Aschrott¬ 
park als angenehme 
Erholungsorte her¬ 
vorzuheben. 

Cassel rüstet 
sich, sein tausend¬ 
jähriges Bestehen 
festlich zu begehen. 

Die Hauptfesttage 
sind auf den 27. bis 
29. September ge¬ 
legt. Indessen haben 
das bedeutsame Er¬ 
eignis durch die 
Deutsche Kunst¬ 


ausstellung und die Einweihung des Landesmuseums seine 
Schatten vorausgeworfen. Ebenso werden die im Juli und August 
erfolgten 100 jährigen Gründungsfeste der ehemals kurhessischen 
Regimenter in die Veranstaltungen eingerechnet. Man hat 
darauf Bedacht genommen, das Festprogramm in einem vor¬ 
nehmen, künstle¬ 
rischen und zugleich 
y volkstümlichenRah- 

men zu halten.Einen 
besonderen Reiz 
wird das geplante 
hessische Heimat¬ 
fest ausüben, bei dem 
jene malerischen 
Volkstrachten zur 
Geltung kommen 
sollten, die sich 
in vielen Teilen 
Hessens noch immer 
behaupten und so¬ 
viel Poesie über 
Land undLeute aus¬ 
strahlen. Im Mittel¬ 
punkte des Festes 
werden die Fest¬ 
spiel-Aufführungen 
und der große hi¬ 
storische Festzug 
stehen, der be¬ 
sonders das kultur¬ 
geschichtliche Mo¬ 
ment betont. Im 
farbigen Abglanz, 
in prächtigen male¬ 
rischen Bildern wird 
sichCassels reichbe¬ 
wegte Geschichte 
hierbei abspie¬ 
geln. Vom Zau¬ 
ber tausendjähriger 
Erinnerung um¬ 
woben, von der 
Sonne der Fest¬ 
freude umstrahlt, 
wird die Residenz¬ 
stadt Cassel in 
denSeptembertage n 
Feierschmuck an- 
legen,und die schöne 
Stadt an der Fulda, 
ohnehin schon von 
Kunst und Natur 
so reich begünstigt, 
wird imGlanze ihres 
Jubiläums doppelt 
reizvoll erscheinen. 


Gissel: Friedenskirche (Hofphot. Ebcrth, Ousel) 


Das neue hessische Landesmuseum in Cassel. 

Von Paul Heidelbach. 

Trotzdem sie erst in der zweiten Hälfte des September Kunstausstellung, die ein nahezu lückenloses Bild des 
ihr tausendjähriges Bestehen feiern wird, sind der alten kur- zeitgenössischen Kunstschaffens bot, mußte leider schon 
hessischen Residenz Cassel schon jetzt wertvolle Geburtstags- am 1. September ihre Tore schließen, weil die alten 
gaben geworden. Die in den Räumen des heiteren Barock- Orangen-, Myrten- und Lorbeerbäume durchaus nicht 
Schlößchens der Casseler Orangerie veranstaltete Deutsche mehr im Freien stehen wollten. Emen zweiten Auftakt 
















424 DEUTSCHLAND Nr. 9 


zu den kommenden Festtagen und ein Angebinde von dauern¬ 
dem Gewinn stellt die am 23. August erfolgte Weihe des 
hessi-schen Landesmuseums dar, das den unzählbaren 
Casseler Kunstsammlungen endlich eine ihrer würdige 
Unterkunft bietet. 

Das hessische Landesmuseum also ist, trotz der zahlreichen 
Neuerwerbungen der letzten Jahre, keineswegs eine Neu¬ 
gründung. Es bildet die Fortsetzung und Weiterentwicklung 
des 1779 von Landgraf Friedrich II., dem verdienstvollen 
Förderer von Kunst und Wissenschaft in hessischen Landen, 
begründeten Museum Fridericianum, das seinerseits wieder 
auf dem von seinen Vorfahren in der Renaissancezeit er¬ 
richteten Raritätenkabinett fußte. In der zweiten Hälfte des 
16. Jahrhunderts, der Blütezeit der großen fürstlichen Kunst- 
und Wunderkammern Deutschlands, betätigte sich Sammel¬ 
lust und Kunstliebhaberei wie an andern so auch am hessischen 
Hofe. Man sammelte nicht nur kostbare Gefäße in Halbedel¬ 
stein, die von jeher die fürstlichen Schatzkammern zierten, 
sei es im Auftrag des Landesherrn geschaffen oder als Geschenke 
eines befreundeten Hofes gewonnen, sondern auch allerhand 
Kuriositäten und schwer erreichbare Dinge, wie ja diese Zeit 
voll der sonderlichsten Schrullen und Grillen war. Neben der 
falschen Kunst und Wissenschaft ging aber auch die echte 
einher, und gerade der Casseler Hof bezeugte den hohen wissen¬ 
schaftlichen Wert, den seine Bestrebungen auf diesem Gebiete 
hatten. War doch Landgraf Wilhelm der Weise, der älteste 
Sohn des 1567 verstorbenen Philipp des Großmütigen, nächst 
Tycho Brahe, den er an seinen Hof berief, der bedeutendste 
Astronom seiner Zeit. Einen großen Teil seiner Zeit verbrachte 
er auf seiner Sternwarte — der ersten der Welt seit der Be¬ 
gründung der modernen Astronomie durch Kopernikus — , 
und an den nicht minder berühmten Schweizer Jobst Burgi, 
den Erfinder des Proportionalzirkels und des Triangular- 
instruments, der gleichfalls gemeinsam mit Wilhelm dem 
Weisen astronomische und mathematische Studien von höchster 
wissenschaftlicher Bedeutung betrieb und gleichzeitig Hof¬ 
uhrmacher des Landgrafen war, erinnert noch heute manch 


kostbares Stück der Casseler Sammlungen. Eine starke Be¬ 
reicherung nach der wissenschaftlichen Seite hin erfuhren sie 
auch unter Landgraf Karl, der selbst mit Vorliebe naturwissen¬ 
schaftlichen Arbeiten oblag und u. a. auch Dionys Papin — den 
Erfinder der Dampfmaschine — nach Cassel rief, wie denn 
überhaupt drei Jahrhunderte hindurch die Landgrafen zu 
Hessen an der Entwicklung der exakten Wissenschaften rühm¬ 
lichen Anteil gehabt haben. 

So sammelten sich seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche 
naturwissenschaftlich wertvolle Instrumente im Besitz der 
hessischen Fürsten, die neben ihrem Kunstwert Zeugnis gaben 
von menschlichem Scharfsinn und menschlicher Geschicklich¬ 
keit. Daneben füllte sich ihre Kunstkammer mit seltsamen 
Mineralien, Abnormitäten, geschnittenen Steinen, kostbarem 
Gold- und Silberschmuck, Schnitzereien aus Bernstein und 
Elfenbein, die namentlich im 18. Jahrhundert zu der beliebtesten 
Kleinplastik an Fürstenhöfen gehörten. Hinzu kamen Ge¬ 
schenke, die den Landgrafen vom päpstlichen Stuhle zu Rom 
wurden, kostbare Waffenbeute, in Wachs bossierte Porträts, 
Keramik, ausgestopfte Tiere, musikalische Instrumente — alles 
Dinge, wie sie auch in den übrigen fürstlichen Raritäten¬ 
kabinetten der Zeit anzutreffen waren. Da bedeutete die Errich¬ 
tung eines modernen Museums, das Friedrich II. durch seinen 
Baumeister Du Ry am Friedrichsplatz als eines der ersten 
deutschen Museen errichten ließ, eine Tat. Wie das 1753 
eröffnete britische Museum, eine Schöpfung der englischen 
Nation, wurde es von Anfang an der Öffentlichkeit freigegeben. 
Und was hatten die Casselaner in dem stolzen Monumentalbau 
alles neu zu sehen! Da war vor allem die von Friedrich an¬ 
gelegte Sammlung antiker Skulpturen und Bronzen, die noch 
heute dem Museum seinen Rang sichert, und alles, was von dem 
unzählbaren Silberschatz der fürstlichen Schatzkammer an 
Goldschmiedearbeiten des 16. bis 18. Jahrhunderts noch vor¬ 
handen war. Von weither kam man gereist, um all die neuen 
Kostbarkeiten anzustaunen, und Fürst wie Stadt freuten sich 
der neuen Schöpfung. Leider sollte sie nicht im Sinne des 
Stifters fortgesetzt werden. Sein Sohn, Kurfürst Wilhelm I., 



















Nr. Q 


1=1 DEUTSCHLAND 


425 


war zwar der Bankier Europas, sein gewaltiges Vermögen griff 
dieser sonst recht knickrige Herr aber nur an, um seiner weit¬ 
gehenden Baulust zu fröhnen, die freilich der nach ihm be¬ 
nannten Wilhelmshöhe Weltruhm sicherte, das Bestehende 
aber und mit ihm das Casseler Museum verkümmern ließ. 
Vollends zugesetzt wurde diesen Kunstschätzen während der 
napoleonischen Fremdherrschaft, die ja auch in andern Ländern 
eifrig beflissen war, möglichst viel geraubtes Kunstgut in Paris 
aufzustapeln. Wie vorurteilslos man in dieser Zeit war, zeigt 
ein Besuch Lätitias, der Mutter Napoleons und Jeromes, im 
Casseler Museum, das schon vorher fast all seiner wertvollen 
Gemmen beraubt worden war. Ihr Benjamin, König „Lustik“, 
führte sie eines Tages durch die Räume des Museums, und 
als sie angesichts der hier aufgestellten Schätze in die Worte 
ausbrach: „Hier muß man stehlen!“, ergriff Jerome eine in 
Silber gefaßte Achatdose und überreichte sie galant der „Madame 
Mere“. Und bei dieser Achatdose blieb es nicht. Die letzten 
hessischen Fürsten sicherten dann freilich den Bestand des 
Museums, legten aber dessen öffentliche Benutzung in höchst 
beengende Schranken. Eine Neubelebung des Museums¬ 
gedankens brachte dann auch für Hessen erst die Zeit nach der 
Begründung des Deutschen Reiches. Aber erst den jahre¬ 
langen Bemühungen 
des Museumsdirek¬ 
tors Dr. Boehlau ge¬ 
lang es, einen Ersatz 
für das längst unzu¬ 
länglich gewordene 
alte Museum zu er¬ 
wirken, das zudem 
noch einen erheb¬ 
lichen Teil seiner 
Räume mit der um¬ 
fangreichen Landes¬ 
bibliothek zu teilen 
hatte. 

Jetzt steht der 
Bau nach fast drei¬ 
jähriger Bauzeit fertig 
da, ein Werk des be¬ 
kannten Münchener 
Architekten Prof. Dr. 

Th. Fischer, geför¬ 
dert vom Deutschen 
Kaiser, der Kultus¬ 
verwaltung, der Stadt Cassel, die den Grund und Boden und 
ihre Sammlungen hergab und einen erheblichen jährlichen 
Zuschuß leistet, gefördert auch von privaten Stiftern, und 
außer der städtischen Sammlung um diejenige der Gewerbehalle 
und des hessischen Geschichtsvereins bereichert. 

Der Bau selbst trägt ein durchaus eigenes, durch seine 
Bestimmung gegebenes Gepräge, wenn auch hessische Bau¬ 
denkmäler der Spätrenaissance anregend gewirkt haben mögen. 
Mit Rücksicht auf die bei Museumsbauten hochwichtige Licht¬ 
quellenfrage ging der Erbauer auf das Breitfenster zurück, das 
fast durchweg angewandt wurde. Lediglich der Ehrensaal im 
Obergeschoß erhielt barocke Palastfenster. Der neue Bau 
steht am Wilhelmshöher Platz, der die zur kaiserlichen Sommer¬ 
residenz führende Wilhelmshöhcr Allee mit der Hauptstraße 
Cassels, der Königsstraße, verbindet, die durch den kräftig 
aufstrebenden Mittelturm des Museums fortab in bedeutsamer 
Weise abgeschlossen und beherrscht wird. Der Grundriß des 
Gebäudes zeigt zwei durch eine Basilika miteinander verbundene 
Seitenflügel, und eine äußerst geschickte Raumausnutzung hat 
es ermöglicht, daß der Besucher alle Räume passieren muß, 
um dann wieder zur Basilika zurückzukehren. Diese enthält 
die kostbare Antikensammlung und erhielt gleich dem Kirchen¬ 
raum und der Ehrenhalle einen besonders feierlichen Charakter. 


Die übrigen Räume sind durchweg kleiner, zeitlos gehalten 
und weisen höchstens durch dezente Schablonenmalerei an den 
Wänden auf ihren Inhalt hin. Stimmungsvoll ist die in ge¬ 
dämpftem Licht gehaltene Vorhalle, die mit zwei überlebens¬ 
großen, vom Kultusministerium geschenkten Sandsteinfiguren 
von Klimsch geziert ist und durch eine niedere Tonne in den 
Antikensaal führt, dessen Architektur in geradezu grandioser 
Weise mit den darin aufgestellten Statuen, Büsten und Reliefs 
in Einklang gebracht ist. 

Ihm schließt sich der Raum für antike Kleinkunst an; die 
weiteren Zimmer enthalten die mathematischen, physikalischen 
und astronomischen Instrumente; so zeigt die Ehrenkammer 
allerhand Kuriositäten, wie etwa die Augsburger Prunkuhr 
von 1696 mit beweglichen Figuren in silbernem Gehäuse, an 
Ketten hängende Kugeluhren, durch ihre eigene Schwere in 
Gang gehalten, ein Perpetuum mobile, eine Pallasfigur, die 
auf der Brust eine Uhr trägt, deren Wecker durch Abfeuern 
der Pistole in der ausgestreckten Rechte der Göttin ein Licht 
anzündet usw. Technisch wie künstlerisch außerordentlich 
bedeutend ist die Sammlung von Tisch- und Taschenuhren 
des 16. bis 18. Jahrhunderts, ,,Nürnberger Eiern“, Sonnen¬ 
uhren aller Typen und die große astronomische Uhr, die 

nach Berechnungen 
Wilhelms des Weisen 
angefertigt wurde. 
Himmelsgloben aus 
getriebenem Silber 
mit eigenartigenMon- 
tierungen finden sich 
im Wilhelmszimmer, 
das auch noch die 
mathematischen Be¬ 
stecke des Fürsten 
zeigt. Weiter sehen 
wir Luftpumpen, von 
Papin einen Luft¬ 
mörser zum Werfen 
glühender Kugeln 
mit komprimierter 
Luft, einen sphäri¬ 
schen Metallspiegel 
von I Vs Meter 
Durchmesser, der 
Gold- und andere 
Metalle schmilzt, ein 
von Landgraf Karl 1700 aus Rom mitgebrachtes Fernrohr 
von 5^2 Meter Länge, die ältesten Elektrisiermaschinen, einen 
Hufeisenmagneten, der eine zentnerschwere Hohlkugel — wie 
lange wohl schon? — trägt, und den berühmten Magneten 
von Haselnußgröße, der 1716 hundert rheinische Gold¬ 
gulden kostete. Der Ehrensaal hält die Erinnerung an 
die ruhmreiche Geschichte der hessischen Armee fest, deren 
jetzt hier aufgehängte Fahnen auf fast allen Schlachtfeldern 
des Kontinents flatterten. Ist es doch bekannt, daß der für 
Friedrich den Großen günstige Verlauf des Siebenjährigen 
Krieges ohne die unerschütterliche Bundestreue der Hessen 
höchst zweifelhaft gewesen wäre. Prächtig vertreten ist dann 
das mittelalterlicheKunstgewerbe.Einer der aufgestelltenSchränke 
umschließt allein einen Wert von einigen Millionen. In ihm 
steht u. a. die fälschlich sobenannte „Ziegenhainer Kanne“, 
der aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende Katzen- 
elnbogische Willkomm, eins der hervorragendsten Stücke deut¬ 
scher Goldschmiedearbeit aus gotischer Zeit, weiter die un¬ 
vergleichliche Paladonschale aus dem ältesten chinesischen 
Porzellan (15. Jahrhundert) und syrische Gläser mit Schmelz¬ 
malerei des 14. Jahrhunderts — man sah es den verlangenden 
Blicken der auswärtigen Museumsdirektoren an, was hier an 
Kostbarkeiten hinter den Glasscheiben prunkt. Gleiche Schätze 



Cassel; Hessisches Landesmuseum (Hofphoi. Eberth, Cassel) 










426 DEUTSCHLAND 


Nr. 9 




bietet der Goldsaal mit seinen Straußeneipokalen, Münz¬ 
humpen, darunter einem Becher, den August der Starke bei 
seinem Besuch in Cassel zusammengedrückt haben soll, ferner 
den Tierfiguren, die als 
Trinkgeschirre dienten, den 
Scherzbechern, die auf einen 
Zug geleert werden mußten, 
und zwar ehe das angebrachte 
Räderwerk zum Stillstand 
kam. Neben dem Gustav- 
Adolph-Becher fesselt vor 
allem auch der Sickingen¬ 
becher, den Philipp der 
Großmütige 1523 als Beute 
heimbrachte, nachdem die 
Burg des trutzigen Ritters 
gebrochen war. Figuren aus 
Elfenbein und Bernstein, 

Gefäße aus Bergkristall, Pet¬ 
schafte, Ringe und andere 
Kleinodien reihen sich an. 

Möbel der Renaissance, des 
Barocks, Rokokos und Bieder¬ 
meiers verteilen sich auf 
mehrere Räume, Gläser, 

Keramik, Fayencen, Textilien, 
vorgeschichtliche Altertümer, 
eine Sammlung farben¬ 
prächtiger hessischerTrachten, 

Jagdaltertümer, die türkische 
Beute der Hessen, die 1717 
mit dem Prinzen Eugen 
Belgrad stürmten, füllen eine 
ganze Flucht von Räumen. 

Sehr ansprechen wird auch 


Die „Ziegenhainer Kanne“ (um 1450) 


die Eisensammlung (Grabkreuze, Oberlichtgitter, Wetter¬ 
fahnen, Herbergsschilder, Kunstschlösser) und vollständig ein¬ 
gerichtete Schwalmer Bauernstube, die über dem Durch¬ 
bruch zum Schlaf¬ 
zimmer die be¬ 
herzigenswerte In¬ 
schrift trägt: 

Viel schöner kräht des 
Hauses Hahn, 

Wenn er seine Pflicht 
getan. 

Längst nicht ist 
alles aufgezählt, 
was die neuen 
stattlichen Räume 
enthalten; auch 
auf die hier auf¬ 
gestellte größte 
hessische Münz¬ 
sammlung sei nur 
kurz hingewiesen. 

DasneueLan- 
desmuseum hat am 
31. August seine 
Pforten geöffnet. 

Die Weihe am 23. 

August erfolgte vor 
einer kleinen Schar 
geladener Gäste. 

Nachdem Beet¬ 
hovens Streich¬ 
quartett in F-Dur feierlich verklungen, gab Museumsdirektor Dr. 
Boehlau einen fesselnden Rückblick auf die Geschichte des 
Museums, das auch im neuen Hause als „Museum Fridericianum“ 


den Namen des unvergeßlichen Stifters fortführen werde. Elr 
gedachte sodann der hochherzigen Entschließung des Deutschen 
Kaisers, der eine ganze Anzahl kostbarster Altertümer aus der 

Löwenburg als dauernde 
Leihgabe überwiesen habe, 
weiter der Stadt Cassel, 
des Geschichtsvereins, des 
Handels- und Gewerbevereins 
und aller derer, die das 
Werk gefördert. Stadtsyndikus 
Stadtrat Brunner übergab 
dem Kultusminister eine 
Stiftungsurkunde, laut deren 
der Handels- und Gewerbe¬ 
verein dem Landesmuseum 
eine Summe von zunächst 
5000 Mk. übergibt, die jungen 
Handwerkern Bildungsreisen 
ermöglichen soll. Kultus¬ 
minister Exzellenz von Trott 
zu Solz gab seiner besonderen 
Freude darüber Ausdruck, als 
Sohn des Hessenlandes dieser 
Feier beiwohnen zu können. 
Nachdem die Casseler Kunst¬ 
akademie ein neues Heim 
erlangt, die Gemäldegalerie 
neu geordnet, werde nunmehr 
mit Errichtung des neuen 
Landesmuseums die alte, 
bereits im 18. Jahrhundert 
begründete Dreiheit dieser 
Casseler Kunstinstitute wieder 
zu neuer Blüte gelangen 
können. Möge diese Dreiheit 


Cassel: Hessisches Landesmuseum — Vorhalle (Hofphot. Eberth, (üasscl) 


wieder den edlen Geschmack und das feine Kunstverständnis 
früherer Zeiten heraufführen, von denen uns ein Jahrhundert 
politischer und kriegerischer Kämpfe getrennt haben, so daß die 

Gegenwart durch 
die stolze Vergan¬ 
genheit desCasseler 
Museums an das 
alte Wort Fischarts 
gemahnt werde: 
Arbeit und Fleiß, sie 
sind die Flügel, 

Die führen über Strom 
und Hügel. 

Ein neuer Bau, 
ein neuer Inhalt, 
neue Aufgaben! 
Bestanden die alten 
Aufgaben darin, 
den alten, künst¬ 
lerisch wertvollen 
Bestand zu wahren 
als dauerndesZeug- 
nis für die kunst¬ 
geschichtliche Ent¬ 
wicklung Hessens 
und weiter die 
ruhmreiche Tra¬ 
dition der hes¬ 
sischen Geschichte 
festzuhalten, so 
tritt jetzt die neue 
Aufgabe hinzu, tätig einzugreifen in das schaffende Leben 
durch Förderung des Handwerks. Das alte Kunsthandwerk 
kann Anregung und Vorbild geben; die Sammlung des 













Nr. 9 DEUTSCHLAND m 


427 


Vorhandenen aber soll ergänzt werden durch die"" metho¬ 
dische Vorführung moderner kunstgewerblicher Erzeugnisse. 
In einem besonderen Hörsaal wird der Ausstellung sorg¬ 
fältig gewählter Vorbilder das lebendige Wort zu Hilfe 
kommen, um Wert und Bedeutung der Sammlung zu zeigen. 
Schließlich soll nach Stuttgarter Muster versuchsweise auch 
ein Exportmuseum angegliedert werden — wahrlich Aufgaben, 
die neben dem Hochhalten der alten Tradition^ einen ver¬ 
heißungsvollen Ausblick gewähren. 


Eins steht schon jetzt fest: die alte Residenzstadt Cassel, 
die schon heute unzählige Reisende durch ihre reichen Schätze 
von Kunst und Natur zum Verweilen lockt, hat sich in dem 
neuen hessischen Landesmuseum, das sich den übrigen Kunst¬ 
sammlungen Deutschlands getrost zur Seite stellen darf, eine 
neue und nachhaltige Anziehungskraft gesichert. So ist denn 
diese Neuschöpfung auch im Verkehrsinteresse der trotz ihren 
tausend Jahren noch frisch und jugendlich aufstrebenden 
Residenz im Lande der alten Chatten freudig zu gönnen. 


Zum 40jährig*en Bestehen der Schwarzwaldbahn. 

Von J. de Pellegrini (Triberg). 


Das Kursbuch bezeichnet als ,,Badische Schwarzwaldbahn 
die Eisenbahnstrecke, welche das badische Rheintal bei Offen¬ 
burg mit dem Bodensee bei Konstanz, die badische Hauptbahn 
(Mannheim—Basel) mit der Bahnlinie Basel—Konstanz und 
mit der Bodenseegürtelbahn verbindet. Die Schwarzwaldbahn 
Offenburg — Triberg — Villingen — Donaueschingen — Singen 
—Radolfzell—Konstanz ist als großartigste Gebirgsbahn Deutsch¬ 
lands weltbekannt. Tausende und aber Tausende gelangen mit 
ihrer Hilfe in die malerischen Täler und auf die entzückenden 
Höhen, zu den reizenden Kur- und Badeorten eines der 
schönsten Teile des wundervollen Schwarzwaldes, 
zu den idyllischen Städtchen und Dörfern der 
kornreichen Baar und des burgengeschmückten 
Hegaus, an die lieblichen Gestade des 
Schwäbischen Meeres. Ein mächtiger 
Fremdenstrom ergießt sich von Jahr 
zu Jahr über die einzigartige, ab¬ 
wechslungsreiche Landschaft, da 
und dort rastend und ihre un¬ 
erschöpflichen Schönheiten ko¬ 
stend, zieht weiter gegen Süden 
zur Schweiz, nach Italien und 
Tirol, kehrt von diesen Ländern 
den gleichen Weg wieder zu¬ 
rück nach dem heimatlichen 
Norden. Von mindestens 
ebenso großer Bedeutung wie 
die Personenbeförderung ist 
der Güterverkehr auf der 
Schwarz Waldbahn. Alle in dieser 
Richtung gehegten Erwartungen 
sind durch die ungeahnte Ent¬ 
wicklung der Industrie weit über¬ 
troffen worden. Die Industrie aber 
konnte dieseEntwicklung nur erreichen 
durch die Schwarzwaldbahn, wie auch 
der Fremdenverkehr ohne sie nicht zu 
der großen volkswirtschaftlichen Bedeutung 
für unsere Gegend hätte werden können, 
die er heute für uns erlangt hat. —Es sind nahe¬ 
zu 50 Jahre her, seit die ersten Teilstrecken Offen- 
bürg—Hausach und Singen—Engen (1866), Engen 
—Donaueschingen (1868), Donaueschingen— 

Villingen (1869) dem Betrieb übergeben wurden. 40 Jahre sind 
in wenigen Monaten verflossen, seit auf dem eigentlichen Gebirgs- 
übergang Hausach—Villingen der erste Eisenbahnzug fuhr. 

Wenn solche Erinnerungstage an uns herantreten, blicken 
wir gerne in die Zeiten des Werdens und Gedeihens zurück, 
um uns dann um so mehr des Erreichten zu erfreuen. 

Die erste Tätigkeit der badischen Gesetzgebung auf dem 
Gebiet des Eisenbahnwesens geschah durch Erlassung des 
Gesetzes vom 29. März 1838, welches bestimmte, es solle auf 


Staatskosten von Mannheim über Heidelberg, Karlsruhe, 
Offenburg, Freiburg bis zur Schweizer Grenze eine Eisenbahn 
erbaut werden. Schon am 12. September 1840 konnte die 
Strecke Mannheim—Heidelberg, die erste Eisenbahnlinie 
Badens, eröffnet werden. 1843 folgte die Strecke Heidelberg— 
Karlsruhe, 1844 jene Karlsruhe—Offenburg. Dazu kamen 
1845 Offenburg—Freiburg, 1847/51 Freiburg—Basel. 

Damit war die Hauptbahn, das Fundament des badischen 
Eisenbahnnetzes, die Hauptverkehrslinie von Norden nach dem 
Süden entlang des Rheins, der Anschluß an den Weltverkehr 
geschaffen. Das Jahrzehnt 1851—1860 brachte neben 
andern Eisenbahnstrecken den Ausbau der 
oberen Rheintalbahn von Basel bis Konstanz, 
die Verbindung des Rheinknies bei Basel 
mit dem Bodensee (1863). — Schon 
in den 1830er Jahren, bevor das 
erste badische Eisenbahngesetz er¬ 
lassen war, wurde die Notwendig¬ 
keit einer Bahn durch das Kinzig¬ 
tal über Villingen an den Boden¬ 
see, die einer alten Handelsstraße 
folgen sollte, erkannt. Diese 
Handelsstraße ging von Offen¬ 
burg über Villingen, Donau¬ 
eschingen nachKonstanz einer¬ 
seits und Schaffhausen ander¬ 
seits. Sie war der Haupt¬ 

handelsweg zwischen dem 
nordwestlichen Deutschland, 
den Hansestädten, Straßburg 
und dem Bodensee, zwischen 
Holland und der Ostschweiz, 

Österreich und Italien. — Um 

dem lebensvollen Verkehr einen 
erleichterten Übergang über das 

Gebirge zu ermöglichen, hatte gerade 
in jener Zeit die badische Regierung 
die kunstvolle, durch tiefe Taleinschnitte 
und über aussichtsreiche Höhen empor¬ 
gewundene Fahrstraße von Hornberg über 

Triberg, Sommerau, St. Georgen nach 

Peterzell angelegt. — Auf dem badischen 

Landtag 1838 wurde gleichzeitig mit dem 
Vorhaben der Erstellung einer Bahnlinie von Mannheim 

nach Basel die ebenso große Wichtigkeit einer Bahnverbindung 
von Offenburg durch das Kinzigtal an das Bodenseebecken 
betont. Die Furcht vor den anscheinend übergroßen tech¬ 
nischen Schwierigkeiten dieser Eisenbahnlinie hatte jedoch 
abschreckend gewirkt und deshalb zunächst für den viel leichtern 
Bau durch die Rheinebene nach Basel entschieden. 

In der Errichtung und Betriebsführung der Hauptbahn 
erblickten die an der alten Schwarzwaldverkehrsstraße gelegenen 





Nr. 9 


428 


DEUTSCHLAND 


Ortschaften eine schwere Gefährdung ihrer Lebensbedingungen. 
Als gar Württemberg durch Erstellung der Bahnlinie Bruchsal — 
Mühlacker — Ulm — Friedrichshafen den ganzen Verkehr des 
Nordens und Nordwestens an den Bodensee an sich zu reißen 
bestrebt und in der Lage war, trat das Bedürfnis nach einer 
Schwarzwaldbahn immer gebieterischer zutage. Aber wiederum 
waren die technischen 
Schwierigkeiten ein 
Hinderungsgrund, an 
denBau heranzutreten. 

Die Regierung ent¬ 
schloß sich lieber zur 
Erstellung der schon 
erwähnten Bahn durch 
das obere Rheintal von 
Basel über Waldshut 
nach Konstanz. — In 
der von zweiSeiten ein¬ 
getretenen Umgehung 
des Schwarzwald-Ge¬ 
bietes mußte die da¬ 
von betroffeneLandes- 
gegend eine völlige 
Vernichtung ihres bis¬ 
herigen Wohlergehens 
voraussehen .Lebendig 
schildern die beteilig¬ 
ten Gemeinden des 
unteren Kinzigtales in 
einer an die Abgeordnetenkammer gerichteten Eingabe dieses 
bisherige Wohlergehen und das Vorahnen des befürchteten 
Untergangs, wenn nicht für Abhilfe gesorgt würde. Mehr 
und mehr sei die Güter- und Personenbewegung auf der 
Kinzigtalstraße im Zunehmen begriffen gewesen. Trotz 
der von einer Privatgesellschaft betriebenen Omnibusfahrten 
habe die Großh. Regierung die Eilpostwagenkurse zu ver¬ 
doppeln gehabt, und trotz einer achtmaligen täglichen Ver¬ 
bindung seien die 
Wagen stets so mit 
Reisenden überfüllt ge¬ 
wesen, daß jeweils Bei¬ 
wagen hätten gestellt 
und auf den Zwischen¬ 
stationen Reisende 
abgewiesen werden 
müssen. — Während 
der Sommermonate 
hätten die Badegäste, 
welche Rippoldsau und 
die Renchbäder be¬ 
suchten, wesentlich 
zum Verkehr beige¬ 
tragen, 80 daß für diese 
noch besondere Reise- 
gelegenheit,sogenannte 
Badwagen, zur Ver¬ 
fügung zu stellen ge¬ 
wesen seien. Außer¬ 
dem sei den ganzen 
Tag die Straße von 
Equipagen und Milch¬ 
fuhrwerken belebt. 

Noch bedeutender sei der Gütertransport. Ohne der Masse 
von Schnittwaren und Scheiterholz zu gedenken, die der 
Rheinebene zugeführt werde, ohne die großartige Ausfuhr von 
Rindvieh und Schafen nach Frankreich anzuführen, falle schon 
die Fracht an Früchten aus dem württembergischen Schwarz¬ 
walde, die Versendung von Porzellan-, Baum^wollen-, Stroh-, 


Uhren- und Eisenfabrikaten, Obst, Salz und chemischen 
Präparaten schwer in die Wagschale, wohingegen der Bezug 
von Wein, Steinkohlen, Erzen und andern Rohstoffen wie 
auch Kolonialwaren für den ganzen badischen und württem¬ 
bergischen Schwarzwald, die Baar- und Seegegend einen 
äußerst lebhaften Verkehr aufwärts unterhalte. 

Die Großh. Regie¬ 
rung hatte zwar im 
September 1846 ein 
Gesetz erlassen, nach 
welchem dieErbauung 
einer Bahn von Offen¬ 
burg bis Konstanz 
einem Privatunter¬ 
nehmer überlassen 
werden konnte. Sie 
hatte auch eine be¬ 
trächtliche finanzielle 
Beihilfe des Staates 
in Aussicht gestellt 
und durch weitere 
Gesetze in den Jahren 
1856 und 1858 

die Konzessionsbe¬ 
dingungen mehr und 
mehr erleichtert. — 
Niemand fand jedoch 
den Mut, das Unter¬ 
nehmen zu wagen. 
Selbst die Regierung, von den beteiligten Gemeinden aufs 
ärgste bedrängt und von den Landständen bestürmt, das Bahn- 
untemehmen selbst durchzuführen, getraute sich nicht dazu. 
Sie gab in einem dem Landtag 1858 erstatteten Gutachten zu, 
,,daß die Bahn im Interesse der durch sie berührten Gegend 
wie auch des Handels überhaupt äußerst wünschenswert sei, 
daß aber die Ausführung mit derartigen technischen Schwierig¬ 
keiten zu kämpfen habe, daß man wahrhaft davor zurück¬ 
schrecken müsse, und 
das um so mehr, als 
überdies der Betrieb 
einer solchen Bahn 
in den hohen Lagen 
des Schwarzwaldes — 
der Schneelagerungen 
wegen — in der Regel 
wohl jeden Winter ins 
Stocken geraten müsse 
und hier jede Vor¬ 
kehrung dagegen nutz¬ 
los sein würde,wenn die 
Bahn nicht vollstän¬ 
dig gegen dieses Übel 
durch Überbau ge¬ 
sichert werden wolle* . 

Als sich aber etliche 
Jahre darauf ein eng- 
lischesBankhaus umEr- 
teilung derKonzession 
zur Errichtung der 
Bahn bewarb, ent¬ 
schloß sich die Re¬ 
gierung dennoch, die 
Bahn selbst zu bauen und als Staatsbahn zu betreiben. Welch 
großzügigeGedanken die badischeRegierung damals bei dieser Ab¬ 
sicht leiteten, welch hoheAufgabe der neuen Bahn im Durchgangs¬ 
verkehr zufallen sollte, konnte aus der Begründung zum Ent¬ 
wurf des Gesetzes vom 24. Juli 1862 entnommen werden. Die 
Großh. Regierung sagt wörtlich: „Die Kinzigtalstraße, die 



Schwarzwaldhäuser Im Gutachtal bei Triberg (Phot.: Giwt. Carle, Triberg) 





Gengenbach: Kinzig^vehr (Phot.: Gg. Berne, Gengenbach) 










Nr.Q DEUTSCHLAND 429 


jahrhundertelang einen blühenden Durchgangsverkehr von 
der Nordsee, von Holland und Belgien nach Italien, Tirol, in 
die südöstliche Schweiz und umgekehrt vermittelt habe, hätte 
diesen völlig an die Bahn von Bruchsal nach Friedrichshafen 
und an die linksrheinischen Bahnen verloren. Mit der Kinzig¬ 
talbahn werde das anders werden. Durch diese werde die kürzeste 
Verbindung zwischen der Nordsee und dem Adriatischen Meere, 
zwischen England und seinen großen Besitzungen in Ost¬ 
indien hergestellt sein. Die Bahn von Offenburg nach Konstanz 
stelle die kürzeste Linie dar zwischen Straßburg und dem 
Bodensee und eigne sich deshalb am besten für den Verkehr 
zwischen dem nördlichen Frankreich und den südöstlich 
gelegenen Ländern, soweit dieser Verkehr über Straßburg 
gehe. Aber sie werde 'aus dem gleichen Grunde auch 
den Verkehr zwischen Belgien, den holländischen Handels¬ 
plätzen, Bremen und Hamburg und dem Adriatischen Meere 


Hausach — Villingen wurden über 200 Bittschriften eingereicht. 
In einer Denkschrift des im Namen der für die Sommeraulinie 
petitionierenden Gemeinden und Vereinen handelnden Aus¬ 
schusses der Städte Hornberg, Triberg, St. Georgen und 
Villingen sind die damaligen volkswirtschaftlichen Verhältnisse 
im hohen Schwarzwald recht anschaulich dargestellt. Zwischen 
Villingen und Homberg fand in jener Zeit eine Verkehrs¬ 
bewegung von jährlich 1 762 171 Zentner statt. Der eigene 
Verkehr Villingens wurde zu 600 000 Zentner angeschlagen. 
20 000 Zentner Mehl und Früchte gingen von dort in der 
Richtung nach Hornberg. St. Georgen gab seinen Verkehr zu 
82543 Zentner (45 118 Zentner Einfuhr, 37425 Zentner Aus¬ 
fuhr) und den Wert der dort zur Verladung kommenden 
Industrieerzeugnisse zu 350000 Gulden an. Triberg machte 
240000 Zentner Rohbezüge Versendungen für sich geltend, 
ohne den Zufluß aus den um Triberg herumliegendcn 




♦♦♦♦ 


Triberg: Marktplatz (Phot.: Gust. Carle, Triberg) 



vermitteln, sie werde im Anschluß an die Italienischen 
Bahnen ihre südlichen Endpunkte in Mailand, in Venedig, 
in Genua finden.“ 

Durch das erwähnte Gesetz vom 24. Juli 1862 und ein 
weiteres vom 11. August 1863 war der Bau und Betrieb der 
Bahn auf Staatskosten beschlossene Sache. Noch war die 
genaue Linienführung unentschieden. Der Wege gab es manche. 
Sollte man von Offenburg über Hornberg—Triberg nach 
Villingen, oder von der Hauptbahn her durch das Elztal, Prech- 
tal, Bregtal nach Donaueschingen, oder von Freiburg durch 
das Höllental nach Donaueschingen? 

Regierung und Landstände wurden aus allen Gegenden 
des Schwarzwaldes mit Denkschriften überschwemmt. Die 
einen wollten unbedingt die Bahn durchs Höllental über Neu¬ 
stadt, Löffingen gebaut wissen, die andern meinten, die Bahn 
müsse unter allen Umständen von Freiburg über Furtwangen 
und Vöhrenbach und die Dritten wollten gar die Kinzigtal- 
bahnlinle über Wolfach und Schramberg, zum Teil durchs 
Württembergische, gelegt haben. Allein für die Linie 


Industrieorten, die der Triberger Verkehrszahl noch zu über¬ 
treffen vermochte, Hornberg rechnete mit einem Versand 
und Bezug von 250000 Zentner, Haslach, Hausach, Gutach, 
versandten eine große Menge Produkte, namentlich Obst. 
Das aus den Forstbezirken Wolfach, Triberg, Villingen, Donau¬ 
eschingen und Neustadt alljährlich nach Kehl in den 
Handel zu bringende, bis zum Turm bei Hausach auf der 
Achse zu führende und von da bis Kehl in die Kinzig zu 
flößende Holz wurde auf 2030000 Kubikfuß = 49200 Klafter 
berechnet. Bezeichnend für die damalige industrielle Bedeutung 
unseres Schwarzwaldgebietes sind besonders die Angaben über 
die Zahl der in den gewerblichen Geschäften arbeitenden 
Personen. Hornberg beschäftigte 500 Personen in einer Steingut¬ 
fabrik, einer Blusenfabrik, einer Großbrauerei und zwei Gro߬ 
gerbereien. In Triberg mit ausgebreiteter Uhrenindustrie und 
den vielerlei damit zusammenhängenden Gewerben waren in 
einer großen Uhrenräderfabrik mit Gießerei, einem Drahtzug 
mit Stiftenfabrikation, einer Strohhutfabrlk 650 Arbeiter tätig. 
Im ganzen Amtsbezirk Triberg arbeiteten in kleineren Uhren- 










1 


430 DEUTSCHLAND 


Nr. 9 



Werkstätten 2322 Personen. Im 
Kirchspiel St. Georgen widmeten 
sich ungefähr 500 Personen der 
Uhrmacherei. St. Georgen selbst 
hatte außerdem eine Strohhut¬ 
fabrik, ein schwunghaft betrie¬ 
benes Emailgeschäft und eine 
Werkzeug- und Maschinenfabrik. 

Von allen die Uhrmacherei be¬ 
treibenden Orten war ein großer 
Teil der Angehörigen in Handels¬ 
geschäften über die ganze Welt 
zerstreut und es bestanden leb¬ 
hafte Beziehungen zu der Heimat, 
die namentlich einen lebhaften 
Personenverkehr veranlaßten. Das 
auf die Schwarzwaldbahn ange¬ 
wiesene badische Gebiet zwischen 
Hausach und Villingen zählte 
etwa 50 000 Einwohner mit 
22 Millionen Gulden umlage¬ 
pflichtigem Steuerkapital und 
2 Millionen Gulden Gemeinde¬ 
vermögen. 

An der Sommeraulinie mün¬ 
deten ein die Straßen : I. von 
Waldkirch, Elzach und Prechtal 
nach Hornberg, 2. von Schram¬ 
berg und Lauterbach nach Horn¬ 
berg, 3. von Villingen über 
Langenschiltach nach Hornberg, 

4. von Oberprechtal und Schonach nach Triberg, 5. von Furt- 
wangen nach Triberg, 6. von Oberkirnach nach Triberg, 7. von 
Bngach nach St. Georgen, 8. von Königsfeld nach Peterzell. 


Regierung und Landtag ent¬ 
schieden sich I866 endgültig für 
die Zugsrichtung durch das 
Gutachtal über Triberg und die 
Sommerau nach dem von Großh. 
Oberbaurat Robert Gerwig vor¬ 
gelegten Projektentwurf. Gerwig, 
der mit der Leitung und Aus¬ 
führung der Bahnanlage betraut 
wurde, begann I865 mit den 
Vermessungs- und Absteckungs¬ 
arbeiten. Am 22. Juni 1867 
wurde mit der eigentlichen Bau¬ 
ausführung auf der an tech¬ 
nischen Schwierigkeiten über¬ 
reichen Strecke Hausach — 
Villingen begonnen. 

Inzwischen konnten I866 die 
Teilstrecken Offenburg—Hausach 
(I3,I8 Kilometer) und Singen — 
Engen (14,52 Kilometer) eröffnet 
werden. Im Jahre I868 folgte 
danach die Inbetriebnahme der 
Strecke Engen—Donaueschingen 
(34,92 Kilometer), 1869 jener von 
Donaueschingen bis Villingen 
(I3,87 Kilometer). 

Am 9. November I873, einem 
großen Freudentage für unsere 
Schwarz Waldgegend, fuhr der 
erste festlich geschmückte 
Sonderzug von Hausach nach Villingen, am Tage darauf wurde 
der Personenverkehr eröffnet. Die Aufnahme des Güter¬ 
verkehrs hatte schon am l. November I873 erfolgen können. 


Gengenbach: Stadtmauer und Schwedenturm, mit Blick aufs ,,Bergle“ 



Schwarzwaldbahn: Oberkippensbacher Tunnel (Phot.: Schultheiß, St. Georgen) 








Nr. 9 gB000^B0B8B^^^0^^^0^ DEUTSCHLAND 


431 



ßaudirektor Gerwig, der während des ganzen Bahnbaues 
seinen Sitz in Triberg hatte, durfte auf die Vollbringung eines 
wahrhaft genialen Werkes zurückblicken. Die Bauzeit hatte 
6 Jahre 4^ Monate gedauert. Von Hausach bis zur Sommerau, 
dem höchsten Punkte der Bahn (832 Meter), waren 589 Meter 
Steigung zu erreichen. Der eigentliche, durch Granit und 
Porphyrgestein zu sprengende Gebirgsübergang Hornberg — 
Triberg—St. Georgen mußte bei einer Länge von 28,6 Kilo¬ 
meter 448 Meter Steigung mit einem durchschnittlichen 
Steigungsgrade von 

1 : 55 überwinden. 

Etliche Male be¬ 
schreibt die Bahn¬ 
linie, im Urgestein 
derBerge sich empor¬ 
schraubend, einen 
vollkommenenKreis. 

Von den genannten 
28,6 Streckenkilo¬ 
meter liegen nahezu 
die Hälfte (14,3 Kilo¬ 
meter) in Kurven. 

Die engste Kurve hat 
einen Radius von 
nur 300 Meter. Die 
Strecke besitzt 38 
Tunnels mit einer 
Gesamtlänge von 
9475 Meter. Der 
Sommerautunnel mit 
1697 Meter ist der 
längste von allen. 

Sechs größere Via¬ 
dukte und 132 
kleinere Brücken 
werden befahren. 

Die Strecke Hau¬ 
sach—Villingen erfor¬ 
derte einen Kosten¬ 
aufwand von 24 Mil¬ 
lionen Mark. Von 
dieser Summe nahm 
der Gebirgsübergang 
Hornberg —Triberg 
— St. Georgen allein 
19180000 Mark in 
Anspruch. 

Es muß davon 
abgesehen werden, 
die Schönheiten der 
Bahn, die an ihr 
liegenden Städte und 
Orte zu schildern. 

Dies ist in früheren 
in der ,,Deutsch¬ 
land“ veröffentlichten 
Aufsätzen geschehen. 

Einige kurze Hinweise auf die Entwicklung der Bahn 
und der an ihr gelegenen Orte sollen jedoch nicht unterbleiben. 
Nach der Eröffnung im Jahre 1874 verkehrten auf der Bahn 

2 Schnellzüge, 8 Personenzüge und 4 Güterzüge. Heute gehen 
über sie 6 Schnell- und 11 Eilzüge, 20 Personenzüge und über 
50 Güter- und Maschinenzüge. Auf den zwischen Offenburg 
und Singen gelegenen Stationen Gengenbach, Biberach-Zell, 
Haslach, Hausach, Hornberg, Triberg, St. Georgen, Peterzell- 
Königsfeld, Villingen, Donaueschingen, Immendingen und 
Engen sind 1912 über 1 ^4 Million Fahrkarten ausgegeben worden. 
Der Güterempfang und -Versand auf diesen Stationen erreichte 


Triberg: Altes Mesnerhäuschen (Phot.; Gust. Carle, Triberg) 


nahezu ^2 Million Tonnen. Der Güterverkehr betrug in Horn¬ 
berg rund 700 000, in Triberg rund I Million, in St. Georgen 
rund 600 000, in Villingen etwas über 1 Million Zentner. 

Die 180 Kilometer lange Strecke von Offenburg bis 
Konstanz wird mit dem Schnellzug ln 3 Stunden durch¬ 
fahren. Der Übergang über das Gebirge Hausach—Villingen 
dauert I Stunde. Man erreicht Triberg, den Mittel¬ 
punkt der Bahn, von Frankfurt in 5 Stunden, von Mann¬ 
heim in 3^4 Stunden, von 'Straßburg in kaum 2 Stunden. 

An die Schwarz¬ 
waldbahn schließen 
nun zahlreiche andre 
Bahnen an, so die 
Nebenbahn Biberach 
—Ober harmersbach, 
die Linie Hausach 
— Wolfach — Schil- 
tach—Freudenstadt— 
(Stuttgart), die Bahn 
Villingen—Rottweil, 
die Nebenbahn Vil¬ 
lingen — Dürrheim, 
die Bregtalbahn 
Donaueschingen— 
Furtwangen, die 
Höllentalbahn Do¬ 
naueschingen—Neu¬ 
stadt—Freiburg i.B., 
die sogenannte strate¬ 
gische Bahn Immen- 
dingen — Weizen — 
Waldshut, die Linie 
Immendingen—Tutt¬ 
lingen — Rottweil — 
Horb—Stuttgart so¬ 
wie jene Immen¬ 
dingen—Donautal— 
Sigmaringen. Bei 
Radolfzell mündet 
die Bodenseegürtel¬ 
bahn ein. 

Die Einwohner¬ 
zahl des betroffenen 
Schwarzwaldgebiets 
hat sich mehr als 
verdoppelt, und das 
Steuerkapital der 
beteiligten Orte ist 
mächtig angewach¬ 
sen. Industrie, Ge¬ 
werbe und Handel 
blühen, und der 
Fremdenverkehr läßt 
viel Geld im Lande. 
Wohl sind nicht 
alle hochfliegenden 
Pläne, auch nicht die 

der Großh. Regierung, in Erfüllung gegangen, und bis auf 
den heutigen Tag nehmen die Bittschriften um Ver¬ 
besserung der Verhältnisse auf den Bahnhöfen der Schwarz¬ 
waldbahn, um günstigere Internationale Zugverbindungen, 
um Einstellung weiterer direkter Wagen, Speisewagen, 
Schlafwagen kein Ende. 

Die Dankbarkeit für das bisher Erreichte ist darum nicht 
minder groß. In diesem Erinnerungsjahre haben darum 
die Vertreter der Orte aus dem Kinzig- und Gutachtal, 
von den Höhen der Waldberge, aus der Baar, der Hegau- 
und der Seegegend ein Fest der Freude gefeiert. Sie haben 









432 DEUTSCHLAND Nf. 9 


sich um die noch lebenden Mitarbeiter Gerwigs geschart. 
Erinnerungen an eine Zeit schwerer Kämpfe und harter 
Arbeit austauschen. 

Am 7. September hat die Feier in Triberg stattgefunden. 
Dort hat am Eingang zur Stadt, nahe der Bahnlinie, das aus 
mächtigen Granitblöcken und Erz geschaffene Denkmal Gerwigs 
seinen Platz. Zu dessen Füßen haben am Tage des Festes die 


Bürgermeister von Hausach, Triberg und Villingen im Namen 
aller andern einen Kranz aus Schwarzwaldtanne, Heide¬ 
kraut, Stechpalme, Silberdistel und Vogelbeeren nieder¬ 
gelegt, zum Zeichen der Dankbarkeit gegen einen Mann, 
dessen Andenken im Herzen der Schwarzwälder so un¬ 
wandelbar haftet wie die unverrückbaren Berge der ewig 
schönen Heimat. 


Die Bürgten des Harzes 

Von Archivrat D. Dr. Ed. 


Eine der schönsten Zierden des Harzes, zumal für das mit 
dem verständnisvollen Blick in die Geschichte begabte mensch¬ 
liche Auge, sind die fast alle auf den erhabenen Randhöhen des 
Gebirges gelegenen Schlösser und Burgen. Sie reichen zwar 
in eine höhere Vorzeit zurück, aber nicht in die Frühzeit der 
harzischen Siedelung. Sehen wir von den Wall- oder Volks¬ 
burgen ab, wie der sogenannten Winzenburg und Homburg 
bei der Roßtrappe, 
die überhaupt keine 
eigentlichen Siede¬ 
lungen oderBurgen, 
sondern nur Berge¬ 
stätten, geschützte 
Lager waren, so 
gab es auf der Höhe 
des Harzes nur feste 
Jagdhäuser, Höfe 
und Burgen der 
deutschen Könige 
und Kaiser, wie die 
zu Hasselfelde, Bot- 
felde, Ilsenburg u. a. 

Dagegen lagen 
die Schlösser und 
Pfalzen der Könige, 
wie zuWerla, Qued¬ 
linburg und Nord¬ 
hausen, ebenso wie 
die der Grafen 
und Edelherren im 
Lande. Es waren 
Wasserburgen, je nach den Umständen etwas erhöht, aber an 
Flüssen oder Teichen gelegen. Auf dem beschränkten Raumeder 
Grafschaft Wernigerode sind uns davon wenigstens drei bezeugt: 
zu Langeln, Wasserleben, von denen die erste schon im 13. Jahr¬ 
hundert wüst lag, die zu Veckenstedt noch bis zu Ende des 
Mittelalters bestand und von der wir einen Rundturm in den 
siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sahen. — Die auf den 
Randhöhen erbauten Burgen und Schlösser samt der in 
dem weniger hohen Unterharz mitten im Gebirge gelegenen 
Burg Mansfeld reichen nicht über das elfte Jahrhundert zurück^ 

Als Kaiser Heinrich IV. in den ersten siebziger Jahren 
des elften Jahrhunderts im Sachsenlande und besonders im 
Harz eine Reihe von Burgen erbaute, von denen für uns zu¬ 
nächst die Harzburg, die Heimburg und der Sachsenstein, 
nicht weit von Sachsa, in Betracht kommen, erschien das den 
Zeitgenossen als etwas Neues, und man dachte wohl an eine 
besondere Vorliebe, einen Kunst- und Natursinn des könig¬ 
lichen Erbauers. Man könnte meinen, die Jahrbuchschreiber 
hätten sich darin geirrt: gab es doch seit ein bis zwei Jahr¬ 
hunderten am Harz bereits verschiedene Schlösser und feste 
Häuser von Königen, Fürsten und Edelherren, so die von 
König Heinrich gebauten Pfalzen zu Quedlinburg und Nord¬ 
hausen, die Pfalzen zu Werla und Tilleda und im elften Jahr¬ 
hundert die zu Goslar. Bestimmt reichen in das elfte Jahrhundert 


Jacobs (Wernigerode). 

zurück die Konradsburg bei Ermsleben und Schloß Ballen¬ 
stedt. Aber obwohl auf festem Gestein und auf etwas erhöhtem 
Boden, lagen sie, wie auch die Burg Ascharion, entweder etwas 
seitab oder am Fuß des Gebirges; es waren aber nicht „betürmte 
Schlösser, von Majestät auf des Berges Felsenstirn erhöht“. 

Als Felsenschloß, wenn auch als mäßig hochgelegenes, 
wird gegen den Anfang des zwölften Jahrhunderts die Burg 

Anhalt vom Grafen 
Otto von Ballen¬ 
stedt im Unterharz 
im Bau begonnen 
und von dessen 
Sohn, Markgraf 
Al brecht demBären, 
mächtiger ausge¬ 
baut. Um 1120 
legt ein Edler von 
Konradsburg den 
Grund zu dem 
Felsenschloß des 
Falkensteins, und 
um das Jahr 1135 
gründete der Edle 
Walther von Arn- 
stedt die Burg Arn¬ 
stein, den Adler¬ 
fels. Der Mitte 
des zwölften Jahr¬ 
hunderts gehört die 
Lauen-oder Löwen - 
bürg über Thale 
an; dann folgen weiter westlich vor dem nördlichen Harze die 
geschichtlich hervorragenden Grafenschlösser Blankenburg, 
Regenstein und Wernigerode. Auf den hochragenden Höhen 
der beiden letzteren hatten jedenfalls schon in vorchristlicher 
Zeit die Umwohner Stätten ihrer Götterverehrung, die 
Blankenburg bestand schon 1122, der Name der Burg Wer¬ 
nigerode wird ein Jahr früher bezeugt; beide Schlösser ent¬ 
standen jedenfalls nicht lange vorher, die Burg Regenstein auch 
im zwölften Jahrhundert, aber wohl etwas später als die 
Blankenburg und Schloß Wernigerode. 

ln der nach letzterem Schlosse genannten Grafschaft liegt 
noch die Ilsenburg, deren wir als einer wohl schon in die frän¬ 
kische Zeit zurückreichenden Bewehrung des harzischen Reichs¬ 
bannforsts schon gedachten, sodann aber weiter westlich an der 
Ecker der Alerdestein, jetzt als Ruine die Ahlsburg genannt. 
Da sie nach den Adalharden oder Alerden von Burgdorf genannt 
wurde, denen diese Feste zum Schutz des Goslarer Bergwerks 
anvertraut war, und jener Rufname bis in die Mitte des zwölften 
Jahrhunderts zurückreicht, so werden wir den Ursprung dieser 
Burg auch so weit zurück ansetzen können.— Auf dem Stein¬ 
berge über Goslar war eine Befestigung schon um das Jahr 1070 
(1076) vorhanden; das ritterliche Geschlecht v. Steinberg, 
das von der auf der Höhe befindlichen Burg seinen Ursprung 
herleitet, beginnt seine Stammreihe erst mit dem Jahre 1232. 



Schloß Quedlinburg (Phot.; Rose, Wernigerode) 








Schloß Ballenstedt (Pliot. Bernhard, BallensteoO 


Burg Falkenstein (Phot. Rose, Wernigerode) 







434 DEUTSCHLAND m^^^^^eeeeidBeeeeeeseem Nr.9 


Auch auf den hohen Abhängen des Westharzes begann der 
Burgenbau im zwölften Jahrhundert. Durch den Namen eines 
dortigen Dienstmanns ist die auf einer ansehnlichen Vorhöhe 
über Gittelde gelegene Staufenburg schon 1131 bezeugt; das 
Alter der Seesener Burg ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen; 
die Burg Schildberg an der Nordweststrecke des Gebirges 
wurde seit 1148 gebaut, die Hindenburg über Badenhausen 
gelegentlich zum Jahre 1152 genannt. Etwas später, aber wohl 
auch noch im zwölften Jahrhundert, wird die Burg Windhausen 
entstanden sein. Von den Schlössern am südwestlichen Harze 
wird Lutterberg oder Lauterberg erst bei der Teilung der 
Söhne Heinrichs des Löwen im Jahre 1203 genannt; es wird 
also in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts entstanden 
sein. Dagegen reicht Scharzfeld etwa ein Jahrhundert weiter 
zurück. Im Jahre 1157 kam es von Kaiser Friedrich I. und dem 
Reich an Heinrich den Löwen, ebenso wie Schloß Hirzes 
(Hertes) oder Herzberg. Sehr wenig wissen wir von dem wahr¬ 
scheinlich noch im zwölften Jahrhundert gebauten Schlosse 
Clettenberg, zu 
dessen Trutz die 
Grafen von Hohn¬ 
stein 1242 auf 
dem gegenüber¬ 
liegenden Staufen¬ 
berge ein Schloß 
Bistop aufführten. 

Eins der an¬ 
sehnlichsten Harz¬ 
schlösser und noch 
gegenwärtig wohl 
die schönste der¬ 
artige Ruine war 
die Burg Hohen¬ 
stein, die gegen 
1125 von Konrad, 
dem Enkel des 
thüringischenGra- 
fen Ludwigs des 
Bärtigen, erbaut 
wurde. Ganz ins 
Ende des zwölften 
Jahrhunderts fällt 
noch der Bau der 
landgräflich thü¬ 
ringischen Ebers¬ 
burg über Her¬ 
mannsacker. Die Erbauung einer Burg über Ilfeld fällt in 
den Anfang des zwölften Jahrhunderts. 

Von den an den Abhängen des südlichen Harzes gelegenen 
Burgen haben wir noch im mansfeldischen Südosten Morungen 
— Alt- und Neu-Morungen — zu nennen. Zwar war die alte 
Burg schon im elften Jahrhundert vorhanden; das darunter 
gelegene DorFwird aber schon im neunten urkundlich bezeugt; 
aber wie ,,die Aue“, von der der Dichter Hartmann (um 1170 
geb.)^sagt, er_sei dort (wohl zu Obernau bei Roltenburg am 
Neckar) Dienstmann gewesen, nur dadurch einen weiten Ruf 
beim deutschen Volke gewonnen hat, daß sich nach ihr jener be¬ 
kannte schwäbische Dichter nannte, so klingt auch das harzische 
Morungen wenigstens den Gebildeten in deutschen Landen 
nur deshalb vertrauter, weil sich nach ihm ein Dienstmannen¬ 
geschlecht nannte, dessen erster bekannter Sproß der begabte 
Minnesänger Heinrich v. M. war (seit 1217 erwähnt). 


Mit der Burg Morungen sind wir zu den niedrigeren Er¬ 
hebungen des östlichen Unterharzes gelangt, auf dem, wie bei 
den übrigen menschlichen Pflanzungen, die Entstehungszeit 
eine frühere zu sein pflegt als inmitten des westlichen hohen 
Harzwaldes. So reicht denn auch hier mitten im Gebirge nicht 
nur das altgräfliche Haus Mansfeld bis ins elfte Jahrhundert 
zurück, sondern auch das nicht einem so hohen Stamme an- 
gehörige Haus Erichsburg nordöstlich von Günthersberge 
wenigstens bis ins zwölfte. 

Sonst können wir auch am Rande des Gebirges, von den 
bisher angeführten älteren abgesehen, die Bergschlösser nur bis 
ins dreizehnte, teilweise erst vierzehnte Jahrhundert zurück ver¬ 
folgen. Noch auf der Grenze der älteren Zeit steht die schon 
ums Jahr 1201 von dem Könige Otto IV. erbaute, durch Heinrich 
Roslas Herlingsberga allgemein bekannte Burg Herlingsberg 
bei Vienenburg. Die übrigen Randburgen nennen wir mit 
kurzer Andeutung der bekannten oder zu vermutenden Ent¬ 
stehungszeit: Burg Kirchberg bei Ildehausen 1223, Lichtenstein 

bei Osterode erstes 
Viertel des vier¬ 
zehnten Jahrhun¬ 
derts, die Beich¬ 
lingen - Rothen¬ 
burgische Burg 
Questenberg um 
1300, Grillenberg 
1254,Stecklenburg 
14. Jahrhundert. 

Von den Burgen 
des inneren hohen 
Harzes ist — von 
einer vorüber¬ 
gehenden derarti¬ 
gen Anlage bei 
dem Kloster Zella 
abgesehen — die 
Burg zu Elbinge¬ 
rode, jener durch 
außerordentliche 
Umstände früh 
hier oben ange¬ 
legten Siedelung, 
in der zweiten 
Hälfte des drei¬ 
zehnten Jahrhun¬ 
derts entstanden ; 
die übrigen entstanden zur Befriedigung des hohen Harzes 
erst in der fehdereichen Zeit des vierzehnten Jahrhunderts, 
wobei Bischof Albrecht von Halberstadt um 1313 mit dem 
Bau der Burg Königshof jm Amt Elbingerode den Anfang 
machte. ' Die Burg Benneckenstein, Berckefeld, und was 
sonst noch von kurzlebigen festen Schutzhäusern im Innern 
des Gebirges errichtet wurde, folgten nach. Nur ein berühmter, 
für unsere Harzer Geschichte hochbedeutsamer Schloß- und 
Ortsname ist zu nennen, der unserer Annahme zu wider¬ 
sprechen scheint, daß die Burgen mitten im Harze, abgesehen 
vom weniger hohen Ostharze, erst dem vierzehnten Jahrhundert 
angehören. Aber der Stolberg ist dem früh besiedelten süd¬ 
lichen Abhang des Gebirges so nahe gerückt und von dem¬ 
selben aus so leicht zugänglich, daß es nicht auffallend erscheint, 
daß sich ein Graf aus einer Zweiglinie der Hohensteiner hier 
zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts ein festes Haus baute 



Burg Regenstein bei Blankenburg (Phot.: Rose, Wernigerode) 


(Aus: „In den Harz“, herausgegeben vom Verband der Hotelindustriellen des Harzes und der umliegenden Gebiete.) 













Nr.9 DEUTSCHLAND 435 


Der Mannheimer Hafen. 

Von H. M. Fuchs-Barial (London). 


Eine Stadt an einem großen, schiffbaren Flusse liegt gerade 
wie eine Stadt am Meere, mitten in der Welt. Wo Schiffe 
landen können, stapeln sich Waren aus aller Herren Ländern, 
und mit den Schiffen, die das Wasser durchschneiden, dehnt 
sich das Gebiet, wo eine Stadt Einfluß und Bedeutung hat, 
ins Unendliche. Ein Hafen kann wichtiger als die politische 
Hauptstadt eines Landes sein. Er ist immer ein Ausgang und ein 
Durchgang vieler Dinge, und von ihm gehen Leben, Bewegung, 
Macht und Reichtum aus. 

Deutschland lag ein paar Jahrhunderte lang ganz verloren 
mitten in Europa und schien nicht zu wissen wo, daß es Küsten 
hatte, daß auch seine Häfen von einschneidender Bedeutung 
werden konnten. Die Zeit der Hansa, die auch das deutsche Land 
an den Welthandel und an den Weltverkehr angeschlossen hatte, 
ging vorüber, und auch die paar Häfen im deutschen Norden, 
die einst Bedeutung gehabt hatten, wurden stiller, verödeten ein 
wenig und schliefen einen Dornröschenschlaf, über den 
man sich in Eng¬ 
land nicht wenig 
freute. 

Dann kamen 
die Tage des 
neuen Reiches, 
und mit ihnen 
nahm Deutsch¬ 
land seinen fast 
einzig dastehen¬ 
den wirtschaft¬ 
lichen Auf¬ 
schwung, und die 
Häfen am Meere 
wurden schnell 
wichtiger und be¬ 
deutender, als sie 
es jemals zur Zeit 
der Hansa ge¬ 
wesen waren. 

Und nun er¬ 
innerte man sich 
auch daran, daß 
Deutschland von 
großen Strömen und Flüssen durchzogen ist, die den Schiffen 
die natürlichsten Straßen wiesen. Auch im Binnenlande wuchsen 
an den Flüssen die Häfen. Und so wurden Städte, die dem 
Meere sehr fernliegen, wichtige Handelsplätze. Von den 
Städten, die diese Entwicklung durchgemacht haben, ist Mann¬ 
heim an erster Stelle zu nennen. Diese Stadt, die noch vor 
hundert Jahren eine kleine verträumte und verlassene Residenz 
gewesen ist, hat sich in wenigen Jahrzehnten aus eigener Kraft, 
dank dem Wagemute ihres Bürgertums, so ausgedehnt, so ge¬ 
weitet, daß sie heute eine der größten Binnenhafenanlagen in 
ganz Europa besitzt. 

Ein Blick auf alte Karten und Pläne Mannheims ist überaus 
lehrreich. Die Stadt war ursprünglich als Festung gedacht 
und angelegt; sie liegt in einem Gelände, das einst als Übergang 
nach Frankreich und als Deckpunkt eines großen Stückes deut¬ 
schen Landes gleich wichtig war. Zwischen zwei Flüssen, 
zwischen Neckar und Rhein, hat Fürstenwille sie aufgebaut 
in jener Regelmäßigkeit, die alle kennen, auch wenn sie sonst 
nichts von dieser Stadt wissen. Teile der Altstadt liegen unter 
dem Hochwassergebiet, und einst mußten Wälle die Stadt vor 
den Wasserfluten der wilden Ströme schützen. Auch hatten 
die Flüsse früher andern Lauf und andere Betten als heute; 
fast das ganze Gebiet des Mannheimer Hafens haben fleißige 


Hände dem Wasser abringen müssen. Wo jetzt Wasser ist, 
war einst Land, und wo heute Land ist, flutete einst das Wasser. 
Nur der Lauf des Industriehafens und der mächtige Arm des 
Altrheins zeigen noch an, wie einst der Rhein geflossen ist. 

Seit einigen Jahren kann man, wie in Hamburg, auf flinken 
kleinen Schiffen eine Rundfahrt durch die einzelnen Häfen 
machen: niemand wird es bereuen, für diese Wasserfahrt zwei 
Stunden aufgewandt zu haben, denn diese Fahrt durch den 
Mannheimer Hafen ist eine Reise mit tausend Überraschungen, 
mit einer Fülle von schönen und interessanten Bildern. Nur 
muß man es verstehen, auch dort Schönheit zu finden, wo 

sich das Leben brausend und tätig regt. 

♦ ♦ 

* 

Einer Schleuse nicht fern, dicht bei der großen, weithin 
sichtbaren Pegeluhr, lag das Schiff, das uns durch den Hafen 
bringen sollte. Es war noch am frühen Morgen, und das Leben 
fing gerade an zu erwachen. Überall eilten Arbeiter zu 

ihren Arbeits¬ 
plätzen, und die 
großen Schlote 
und Essen rauch¬ 
ten mit neuer 
Gewalt. 

Wir fingen un¬ 
sere Rundfahrt 
mit einem Be¬ 
such des „Ver¬ 
bindungskanals “ 
an.DasistderTeil 
des Hafens, der 
den Neckar mit 
dem Mühlau- 
hafen verbindet. 
Große Schlepp¬ 
kähne lagen an 
den Kais, und 
die Kräne und 
Elevatoren be¬ 
gannen ihre Ar¬ 
beit. Hier sind 
großeLagerplätze 
von Holz und Eisenwaren, hier stehen mächtige Getreidespeicher, 
in denen sich der Weizen aus Amerika, aus Rußland und Indien 
sammelt, und wir schauten eine Weile zu, wie ein Elevator 
aus einem Fruchtschiffe die Körner auf saugt und sie durch 
allerlei Röhren dem Silo zuführt. Wir wandern auch schnell 
durch dieses große Haus, wo das Getreide gereinigt, gewogen 
und aufgespeichert wird, bis es in die nahe Mühle wandert, 
und wir staunen, wie wenig Menschen, wie wenig Handgriffe 
nötig sind, so große Massen, so viel Arbeit zu bewältigen. Die 
Maschine, die Technik ist hier die Herrscherin, und man hat 
manchmal die Empfindung, als führten die Maschinen ihr ganz 
eigenes, von allen Zusammenhängen mit dem Menschen los¬ 
gelöstes Leben. 

Drehbrücken vor uns öffnen sich undjmachen großen 
Schiffen einen freien Weg. Ein Schleppzug Holz kommt an uns 
vorbei, und auf dem höchstbeladenen der Kähne springt mit 
wütendem Gebell ein kleiner Hund hin und her. Dicht neben 
uns rudert langsam ein flaches Boot, und sein Insasse ruft mit 
melancholischer Stimme seine Waren aus. Er bringt Fleisch 
und allerlei Lebensmittel, und überall, wo er erscheint, kommt 
Leben auf die Schiffe, und die Schifferfrauen treten aus Kojen 
und Kabinen und machen ihre Einkäufe. So reichen sich 
kleines und großes Leben die Hand. 




Mannheim: Partie aus dem Mühlauhafen 




























436 DEUTSCHLAND ^ü^^^^s^^eeeeeGö^eseeee® Nr.9 


Nack k*vwr Fahrt sitid wir im N<ic)car, auf. Hessen braunem 
Wä 5 ^ser‘ di^ Sctnne ^litzeFt. Vor uiti spanoi ein«? Brüeit? ihren 
kührtgeschwüngent’.n Rogcri über den Ftufi, dte Jungbtiftch^ 
briii^kfcf. dccef. Mitieibi>gcn die ansekmkrbfc Weit^ von 115 Meter 
hat. Hier lagern Hie Schiffe, die für Neckar auL 

nehmen, die von hier mAnchmal iitt$ Heilbfönn ffiißaufwarts- 
gezogen werden. Dem Salznmscbiag dient der Nectcijfhafen 
in erster Linie, aber wir sehen aüch Lagerplätze von Kohkrt und 
andern RohprcHJuLten am und in kasemaUenähnlichcn 

JCellcrn, die einst «V ^ü^bewahningsraunie für Pelrokum ge¬ 
dient ha l>en. lagefti }etzt Gifte und (eucrgefährlitke Stoffe. 

Wii fahren icKneH vorüber und biegen in den Binnenhaien 
ein, den die weißen Tank§ der Petrokumgesellsckaftejj be¬ 
herrschen. Dieser Hafen i^t in Huleisenforrn Eingelegt, imd 
Holz und Kohlen haben hier tkf Reith. Emmal macht uuf der 
Führer auf einen kleinen Schornstein aufmerksami der gehört 
zu einer Gcwürzmühle; urid es i$t woinderlich* zu denken, daß 
sich dort, zrwiseken Kohlen nnd andern Dingen, dm Gevs'iirze 
aus d^:n fetteten Laftdern ein Stelldichein geben. Sa führen 
vcMi bj^r Wege .mich Indien und Java^ und. wenn man diesen 


Stelle beginnt. Hier überschritten in der Nenjahrsnacht des 
Jahres I8}4 die ßlacjiers Ifnkcn Flügel bildenden Russen übler 
Frdvfurtg des. Generals Sacken den Rhein, um den bei Leipzig 
geschlagenen Kaiser der Franzosen volIetKL nlederzur.ingen> 
Auch König Fricdr ich Wilhelm IIL von Preußen hat mit seinen 
Söhnen hier geweilt, und die EWnnerunf an diese Zeit wird 
noch in dert Narn^n Preußenkal. Rüssenkäi und Fran^osenkai 
gehalten. Nichts zeigt besser die Entwicklung eines 
Jahrhunderts als das Gedenken ab diesen RheiriUbet^gang*. 

<Ltnals fi/lBnnheims Handel kaum mehr als lokale Bkv 
d(^hing, SU ist die Stadt heute zu einem der wichtigstciri Haodels- 
»nd Industrieplätze Europas geworden. Und daß sie Sich imrber 
weiter entwickelt, \^idankt sie nicht zum mindesten ihrer iiieh 
ständig vergrößernden Industrie. 

Hier begmnt also jenfs Gebiet, das für Mannheim de-ft 
besten Feil seiner Zukunft bedeuU t. Imd wemi man die großen 
Multlenwerkc und FabrikaoUgcn siebt, die sich an den Üferrr 
des IndustTiehafens ei heberiv wnU es emeni fast unwahrstheinheh 
erscheinen, daß diese ganze Anlage im jahre fß97 mchts Wexter 
als ein Plan war, ein' Plan auf dem geduldigen Papier. Aber 






MAftoKtim mit HafcnLnlagcji unJ Ni^cU.i 


kleinen Schornslein eiebl. muß man an Tropen^^'alder denken. 
m bUue Meere und an braune Menschen. 

Noch tinfnal fahren wir ein Stück auf dem Neckar* ehe 
wir in die Schleusenkammer vor denv.Indu^lriehafea cinhiegen. 
Es dauert >Hje W^eiie, ehe wb die großen Türm offnen und 
(>is wir io diesen Ted des Hafens emlöbrm können, der am 
besten be^v^ijst. wie grcißt.üglg. mit welch weitem Bhck für dir 

ZuküTift di^e St«dt arbeif^t.. 

Daß st€ etr» Platz für den Höndel war„ lag klaT zuUigir. 
Aber es war auch sclmelt erleuchtend, daß der Entw'ickluo >2 
des SupelpLtze§ und ÜrnsthUghä(en$ Mannheim durch die 
(öTtsebreitende Schiffbarmacbimg des Obenheins ein Hemmnis» 
geschaffen war, Da galt es a&o voi'sofgcn, daß auch in einer 
ferneren Zukunft der Stadt nicht die Einnahmequellen . 

Wöii aber verspricht beute sicherere Einnahmen aL die ln- 
dustnC> Es war also die vorrifcbmste Aufgabe einer weitbtkken- 
den Verw'ahung* die Torhandene Indusbic zu sdiülzen und 
2 \i fördern, aber cs war vielleicht noch wichligef» neue Industrie 
herzuziehenr 

Diesen großen Zwecken soll der industriehalcn dienen, 
der, nebenbei gesagt, an emer histori.sch bedeutungsvollen 


iene Männer- die hier lametid EnlwicklungsmÖglichkeiten 
vorau^ft.dieUi haben rcGhl behaitea: mit großer .Scbqenigkeit 
hat sich die Indnstric die rtcuerschlos&erien Gebiete efobert, 
und nur wenige Jahre vverden noch verhoben, bis auch die 
.hinderte luute noch freien Stollen am Ufer dem Schaffen 
chcpitbar gemacht vind. 

Mühlen- und Konlmwefka. fvehen wir heim Beginn unserer 
Emfahrt. gevvaltfge HIevntorfvn und o»Heb tige Krane aiil weit- 
.au^holmdtm La^febtück^ hier den ganzen Tag an iler 

Arbeit . Mehr ncxih als der Handekliafm ist dieser Industnc- 
hakm d<i§ eigentlich^' Herz der Stadt, lurd wenn wir wissen wolJeny 
welche Möglichkeiten der Entwiirklung hkr noch geboten sißd* 
niüsscu wir den durchweg t^chiffbaren Aftrbcnn die dirdkUi 
Fortsetzung des Industrichafens, durchfahren. 

Hier liaben wir nier*( das fesselnde Schauspiel großer 
Flößc; die bjK hierher vom Neckar komtnen und hier zu 
neuen, nocli viel grÖfk*reu Flößen gebundcri vverden, wie 
$ie den Rhein herunterfAhrm. .MAOcbmÄl $<;bw hier 
viele Tausende von Stämmen, wd ist fast lustig zu 
beobachten* mit weichet Leichtl^kcit die uirgcfügen Massen 
verarbettet und gelcinkt werden. 









■... 1 

li 


















Nr.Q DEUTSCHLAND 437 


Hier haben wir die Stadt und das Gebiet der künstlichen 
Auffüllungen verlassen, und wir befinden uns nun in der freien 
Rheinlandschaft, die aber durchaus nicht so öde und lang¬ 
weilig ist, wie die wissen wollen, die nur den Rhein zwischen 
Mainz und Bonn kennen. Zur rechten Hand liegt zunächst, 
fast hinter alten Bäumen versteckt, die berühmte Spiegelfabrik 
Waldhof, eine französische Gründung und sogar heute noch 
ein Französisch sprechendes Fleckchen Erde im deutschen 
Land. Chemische Fabriken schließen sich an, und vor dem 
größten Werke am Altrhein, vor der Zellstoffabrik Waldhof, 
fesseln viele Schleppkähne mit russischem Holz unsere Auf¬ 
merksamkeit. Nur natürlich ist es, daß sich in der Nähe dieser 
Fabrik ein großes Papierwerk befindet. 

Aber dann kommen große, noch freie Strecken. Doch wach¬ 
sen schon Straßen und Kaimauern aus der Erde, und es wird 
sicher nicht mehr lange dauern, bis auch hier Maschinen an der 
Arbeit sein werden. Im Hinterlande dieses Gebietes liegt der Ort 
Sandhofen, der erst im vergangenen Jahre von Mannheim ein¬ 
gemeindet ist. Sandhofen auf der einen Seite, die Rheinau auf 


sich kaum denken, daß dieser vom Kurfürsten Karl Theodor 
gebaute Kanal einmal eine wichtige Wasserstraße werden sollte. 

Wir kehren um und nähern uns nun der Stadt, die von 
hier aus fast hinter einem Walde von Schornsteinen ver¬ 
schwunden ist. Einmal steigen aus der Ebene Reste einer 
schönen alten Pappelallee auf und erzählen davon, daß hier 
einst eine große und wichtige Straße das Land durchschnitt. 
Aber wir haben gar keine Zeit, der Vergangenheit nachzu¬ 
sinnen, denn die Gegenwart fesselt uns genug. 

Diesmal ist es besonders die Seite von Ludwigshafen, 
die unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Dort erheben 
sich die vielen Schornsteine der Anilin- und Sodafabrik, und 
eine zierliche Hochbahn reckt sich weit ins Land, um die 
Ofen des gewaltigen Werkes mit Kohlen zu versorgen. 
Wie ein Spielzeug sieht diese Anlage trotz aller Mächtigkeit 
aus, und es hat beinahe etwas Spukhaftes, zu sehen, wie 
sich die schwebenden Wagen mit den Kohlen, von einer 
geheimnisvollen Kraft getrieben, in der Luft bewegen, wie 
sie sich wenden, wie sie ihre Ladung nehmen und ausschütten. 


••• 


••• 

Mannheim: Lagerhäuser und Kranenanlagen am Rhein 




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1 \ 





der andern: das bedeutet eine Strecke von mehr als 20 Kilo¬ 
meter Wasserfront. Und ob man will oder nicht, man muß 
eine Stadt bewundern, die sich so entschlossen zeigt, alle Mög¬ 
lichkeiten ihrer Lage auszunützen. 

Sandhofen gegenüber liegt eine flache Insel im Hoch¬ 
wassergebiet. Spärliche Gärten, kärgliche Äcker breiten sich 
heute noch aus, aber auch hier sind schon für neue Werke die 
Plätze abgesteckt, und ehe ein paar Jahre ins Land gegangen 
sein werden, recken sich auch hier die Schlote der neuen 
Fabriken zum Himmel. 

Aber heute ist hier noch, je näher wir der Rheinmündung 
kommen, die schöne grüne Einsamkeit, und wenn wir endlich 
den Rhein erreicht haben, so werden wir durch den idyllischen, 
versonnenen Frankenthaler Kanal, der fast gegenüber ein¬ 
mündet, an jene Zeiten erinnert, wo Handel und Wandel noch 
still und beschaulich hingingen. Wir überqueren den Strom 
und gehen bei der Schleuse an der Kanalmündung für eine 
kleine Weile an Land. Schnurgerade zieht der Kanal sein 
schwarzes träumendes Wasser in die Pfalz. Ganz hinten ver¬ 
schwindet ein Schiff, und am Himmel erscheint die Silhouette 
eines Dörfleins mit seinem spitzen Kirchturm. Man kann 


Über diesem Bilde, das wohl auch der schön und fesselnd 
finden muß, dem die Schönheit der Maschine und ihrer Welt 
sonst ein verschlossenes Buch ist, vergißt man fast, das schöne 
grüne Wasser des Rheins zu betrachten, das breit und in 
gelassener Kraft daherströmt. Ganz scharf unterscheidet sich 
an der Mündungsstelle das braune Wasser des Neckars, und 
es dauert eine ganze Weile, bis sich die verschiedenfarbigen 
Fluten vermischt haben. 

Aber wir verlassen den Rhein noch einmal, um den Mühlau- 
hafen zu durchfahren, der sich mit seiner ganzen Länge von 
zwei Kilometer nach links, nach der Stadt zu hinzieht. Dieser 
Hafen ist in den Jahren 1870—1873 angelegt — französische 
Kriegsgefangene mußten mithelfen, ihn zu graben. Trotz 
seines Alters genügt er auch heute noch den Ansprüchen des 
lebhaften Verkehrs, der sich hier entwickelt. Hier drängt sich 
Schiff an Schiff, Kahn an Kahn, und auf den Kais und in den 
mächtigen Lagerhäusern stapeln sich Waren im Werte vieler 
Millionen. Hier ist niemals Stille und Ruhe. Hier ist ewig Leben 
und Bewegung. Man stelle sich vor, daß allein an diesem Hafen 38 
große Kräne und 6 Getreideelevatoren arbeiten, und man wird sich 
einen Begriff von dem Leben machen können, das hier herrscht. 




















438 


DEUTSCHLAND 


Nr.Q 


Wir wenden, fahren langsam am Kai entlang und haben 
bald den Rhein wieder erreicht. Unser kleines Schiff muß 
sich gewaltig anstrengen, um stromaufwärts voranzukommen. 
Wir halten uns auch hier wieder dicht am Ufer, um die ganze 
Größe der Schiffe auf uns wirken zu lassen, die hier liegen. 
Es sind meistens Getreideschiffe, und in den Lagerhäusern 
am Ufer liegt manchmal doppelt soviel Getreide als im ganzen 
übrigen Deutschen Reiche zusammen. 

Aber hier lagern auch die großen Dampfer, die dem 
Personenverkehr dienen; da sind die schönen Schiffe der Nieder¬ 
ländischen Dampfergesellschaft, die bis Rotterdam durch¬ 
gehen, da sind die weißen Schiffe der Köln-Düsseldorfer Gesell¬ 
schaft, die mehr den Touristenverkehr auf dem Rhein bestreiten. 
Sicher nimmt man sich beim Anblick dieser Schiffe vor, daß 
man seine nächste Rheinreise in Mannheim beginnen lassen will. 

Weiter geht die Fahrt rheinaufwärts. Am Ufer dehnen 
sich Gartenanlagen und schöne Parke, und man ist erstaunt, 
bei der Industriestadt Mannheim so viel freundliches Grün 
zu finden. Es gibt jetzt Blicke auf die Stadt mit ihrem Schloß 
und ihren Türmen und der stattlichen Kuppel der Jesuiten¬ 
kirche, die von überraschender Schönheit sind. Es geht an 
der sogenannten Reißinsel vorbei, die wie ein schönes Stück 
Wildnis daliegt, und nun wird die Gegend immer ländlicher 
und freier. Man sieht auf die Kette der Bergstraße mit ihren 
Wäldern und mit ihren weithin 
leuchtenden Steinbrüchen, 
und man spürt plötzlich, daß 
Mannheim durchaus nicht in 
so öder Gegend liegt, wie 
man sich‘s immer gedacht hat. 

Hier hat sich die Industrie 
noch nicht die Ufer erobert, 
aber man ist auf beiden 
Seiten des Flusses eifrig 
dabei, ihr den Weg zu 
bereiten, namentlich auf der 
pfälzischen Seite macht man 
große Anstrengungen, und 
schon wachsen ausgedehnte 
Kaimauern aus dem Boden. 

Wer die nächsten Jahre in 
dieser Stadt leben wird, kann das seltene Schauspiel genießen, 
wie dort aus dem Nichts eine ganz neue Welt entsteht. 

Bislang gibt es hier keine andere Industrie als Ziegel¬ 
brennereien. Aber ihre Tage sind gezählt, und bald werden sie 
andern Betrieben Platz machen müssen, denn die neue Zeit 
schreitet mit ungestümen Schritten heran. Sie hat sich hier 
draußen sogar schon ein Gebiet erobert, den Rheinauhafen, dem 
wir uns jetzt schnell nähern. 

Dies ist die neueste Anlage in Mannheims umfangreichem 
Hafen, und auf den ersten Blick scheint es, als hätte in den drei 
Becken dieses Hafens die Kohle ihr ganz besonderes Reich. 
Riesengroße Ladebrücken, die sich hoch und frei mit ihren 
Eisenkonstruktionen in die Luft recken, geben dem Rheinau¬ 


hafen sein Gepräge. Und wenn man die Becken durchfährt, 
so sieht man nichts als Kohlen, als Kohlen überall. Fabriken, 
die auch nicht fehlen, bauen sich erst hinter den Kohlenlagern 
auf, und unter diesen Fabriken ist eine chemische Fabrik die 
wichtigste. Unter ihren vielen Schornsteinen ist einer, der zu 
den höchsten Essen in ganz Deutschland gehört, und er ist 
weit und breit als ein Wahrzeichen der Gegend zu sehen. 

Hier draußen entsteht jetzt gerade im Dienst der Firma 
Thyssen ein ganz neues Hafenbecken, das tief in das Land 
einschneidet. Noch ist alles in den Anfängen, aber ein paar 
Jahre noch, und auch hier werden sich Kohlenlager dehnen, 
auch hier werden sich Kräne drehen. 

Unser Schiff wendet sich, und wir fahren wieder der Stadt 
zu. Das Grün des Ufers lockt uns, auszusteigen, und wir legen 
vor Altrip auf der pfälzischen Seite an. Das Land ist flach und 
eben, und es liegt so tief unter Hochwassergebiet, daß ein Deich 
den Ort schützen muß. Wir gehen zum Dorfe hinab, das mit 
seinen kleinen Häusern friedlich wie ein zusammengeschobenes 
Kinderspielzeug unter einem alten romanischen Kirchturm 
liegt, und ein Denkmal vor der Kirche, das jüngst dem ersten 
Geschichtsschreiber der Deutschen, dem zu Altrip geborenen 
und 915 zu Trier gestorbenen Regino gesetzt ist, erinnert uns 
daran, daß wir uns auf althistorischem Boden befinden. Bis 
zu Römerzeiten läßt sich die Geschichte der Gegend verfolgen, 

und als man den Rheinau¬ 
hafen anlegte, mußte man 
mächtige Mauern eines alten 
Römerkastells sprengen, die 
bis weit in den Rhein hinein¬ 
ragten und bei Niederwasser 
zum Vorschein kamen. So 
reichen sich Altes und Neues 
ewig die Hände, und man 
spürt, wie sich die Zeiten ein¬ 
ander schließen wie dieGlieder 
einer Kette, die von Ewigkeit 
zu Ewigkeit gespannt ist. 

Nach kurzer Rast brechen 
wir wieder auf, und unser 
Schiff treibt nun schnell rhein- 
abwärts, Mannheim entgegen. 
Ein Tag ist im Sehen und Schauen hingegangen, und die Sonne, 
die uns den ganzen Tag freundlich begleitet hat, schickt sich an, 
zur Rüste zu gehen. Über der Stadt liegt eine feine silbrige 
Luft, aber der Westhimmel schmückt sich mit wahren Farben¬ 
wundern, und ein wogendes Meer von roten Tönen will die 
sinkende Sonne aufnehmen. Der Abend kommt und mit ihm 
die Stille. Eine Fabrik läßt irgendwo ein Nebelhorn ertönen, 
das den Feierabend gebietet. Über das Wasser schwingen 
sich Glockentöne. Die Wellen singen an unserm Schiffe ihr 
murmelndes Lied. Die große Brücke nähert sich und die 
Stadt. Wir legen an, wir gehen an Land, reicher geworden 
um die Kenntnis einer Welt des Wassers und der Arbeit, die 
hier mitten im Binnenlande niemand vermutete. 



Mannheim: Rheinkal (Leichtern von Schiffen) 


Einiges über Radium und seine Anwendung. 

Von Dr. Karl Aschoff (Bad Kreuznach). 


Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit die Entdeckung 
des französischen Physikers Becquerel und des Ehepaares Curie 
in Paris uns die ersten Mitteilungen über die womderbaren Eigen¬ 
schaften des Radiums brachten, die manches Staunen und 
Kopfschütteln hervorriefen. Eine Substanz sollte andauernd 
Strahlen aussenden, feste Körper durchdringen und allerlei 
Wirkungen auf die photographische Platte usw. ausüben, ohne 
daß man an der Ursubstanz selber Veränderungen wahrnahm. 
Heute haben uns eingehende Untersuchungen Aufklärung 


über diese Erscheinungen gegeben, wir haben die Lebens¬ 
schicksale des Radiums, sein Entstehen und Vergehen kennen 
gelernt, so daß dies neue ,,vergängliche“ Element jetzt be¬ 
kannter ist als manche andern Grundstoffe, deren Existenz 
die Chemiker schon vor vielen Jahrzehnten nachgewiesen 
haben. Hat sich doch inzwischen gezeigt, daß wir im Radium 
ein Heilmittel für mancherlei Krankheiten besitzen, und ist 
mit ihm der alte Brunnengeist, den Liebig ahnte, ohne ihn 
finden zu können, aus den Heilquellen leibhaftig ans Tageslicht 










Nr. 9 DEUTSCHLAND 439 


gestiegen.— Nur an wenigen Orten findet sich das Radium in 
Mineralien in so großer Menge, daß sich seine Herstellung 
lohnt. Der Hauptfundort ist bis jetzt Joachimsthal in Böhmen, 
wo aus Bergwerken das schwarze Uranpecherz gefördert wird. 
Aus ihm wird nach einer schwierigen 
und langwierigen Methode die ge¬ 
heimnisvolle Radiumsubstanz ge¬ 
wonnen. Auch Deutschland hat einen 
Fundort von Radiumsalzen, Bad 
Kreuznach, wo die Solquellen sie aus 
den Tiefen des Porphyrs mitbringen. 

In einem besonderen Laboratorium 
werden hier Radiumsalze aus der 
Sole gewonnen; sie dienen z. T. zur 
Herstellung von allerlei Radium¬ 
präparaten zu Heilzwecken, während 
die Hauptmenge im Kreuznacher 
Badebetriebe Verwendung findet. 

— Äußerlich betrachtet verraten die 
Radiumsalze nichts von den ihnen 
innewohnenden Kräften; sie bilden 
unscheinbare, weiße oder gelbliche 
Salzkörnchen. Bringt man aber 
eine photographische Platte in ihre 
Nähe, so wird diese, auch wenn sie 
in Papier gehüllt ist oder in einer 
Kassette steckt, geschwärzt. Der 
Leuchtschirm, der uns die Röntgen¬ 
strahlen zeigt, leuchtet gleichfalls hell 
auf, wenn man Radiumverbindungen 
in seine Nähe bringt; im Dunkeln kann man schon bei den 
Radiumsalzen selbst ein schwaches Leuchten bemerken. Auf¬ 
fallend sind weiter die Wirkungen auf das Elektroskop; dies 
kleine Instrument besteht aus zwei dünnen Aluminiumblättchen, 
welche an einem isolierten Ständer befestigt sind; sie ent¬ 
fernen sich voneinander, sobald man eine elektrische Ladung 
zuführt, um wieder zusammen¬ 
zufallen, wenn diese Ladung ab¬ 
geleitet wird. Bringt man eine 
Radiumverbindung in die Nähe des 
Eiektroskopes, so findet diese Ent¬ 
ladung sofort statt, da die Radium¬ 
strahlen die Luft ,,ionisieren“, d. h. 
zu einem Leiter der Elektrizität 
machen und sie befähigen, die elek¬ 
trische Ladung des Eiektroskopes 
abzuleiten. Dies Instrument zeigt 
uns die Anwesenheit auch kleinster 
Spuren Radium und ist für die 
Untersuchung der Erscheinungen 
der Radioaktivität von allergrößtem 
Wert. Aber noch weitere wunder¬ 
bare Eigenschaften besitzt das 
Radium; außer den beobachteten 
Strahlen, die die photographische 
Platte schwärzen, senden die Radium¬ 
salze andauernd einen gasförmigen 
Körper aus, die Radiumemanation, 
die aber auch ihrerseits nicht be¬ 
ständig ist, sondern sich weiter 
zersetzt und nach und nach in 
Helium übergeht, ein gasförmiges 
Element, das man sowohl in der 
Sonnenatmosphäre als auch in der 
die Erde umgebenden Lufthülle gefunden hat. — Wie erklärt 
man sich nun diese merkwürdigen Erscheinungen des Radiums? 
Nach den bisherigen Untersuchungen muß man annehmen, 
daß die Muttersubstanz des Radiums das Element Uran ist. 


der Hauptbestandteil des obengenannten Uranpecherzes. 
Entgegen der bisherigen Anschauung von der Unveränderlich¬ 
keit der Elemente scheinen einige derselben, so das Uran, 
in einem allmählichen Zerfalle begriffen zu sein, indem 

sich ihre kleinsten Teilchen, ihre 
Atome, unter Freiwerden großer 
Energiemengen nach und nach in 
andere Körper verwandeln. Eine 
Zwischenstufe dieses Verwandlungs¬ 
prozesses ist das Radium; man muß 
annehmen, daß das gesamte heute 
auf der Erde vorhandene Uran in 
vielen Millionen von Jahren ver¬ 
schwunden sein wird. Aber das 
Radium stellt bei diesem wunder¬ 
baren Verwandlungsprozeß nur 
eine Zwischenstufe dar; es zerfällt 
unter Abgabe großer Energie¬ 
mengen weiter, indem andauernd 
eine bestimmte Anzahl seiner 
Atome explosionsartig zerlegt wird. 
Dabei entstehen in seiner Umgebung 
heftige Erschütterungen des Licht¬ 
äthers, jener hypothetischen, das 
ganze Weltall erfüllenden Substanz, 
deren Schwingungen die Über¬ 
tragung des Lichtes vermitteln. 
Die hierbei entstehenden ,,Licht¬ 
strahlen“, die unser Auge aller¬ 
dings nicht als Licht empfindet, 
sind die sog. y-Strahlen, deren Schwingungen so klein sind, 
daß diese Strahlen selbst Metallplatten zu durchdringen ver¬ 
mögen. Eine weitere bei diesem AtomzerfeJl entstehende 
Strahlenart sind die /^-Strahlen, die aus negativ geladenen 
Elektronen, also den negativ geladenen Teilchen der Atome 
bestehen und gleichfalls Papier und dünne Metallplättchen zu 

durchdringen vermögen, während die 
dritte Strahlenart, die a-Strahlen, aus 
abgeschleuderten Teilchen materi¬ 
eller Natur bestehen, nämlich aus 
Atomen des schon obenerwähnten 
Gases Helium. Das Hauptprodukt 
dieses Atomzerfalls ist aber die gas¬ 
förmige Radiumemanation, die nun 
ihrerseits wieder Heliumteilchen 
abschleudert und stufenweise in 
neue feste Körper, das Radium 
A, B, C, D, E, F usw. übergeht. 
Alle diese festen Substanzen haben 
gleichfalls eine nur beschränkte 
Lebensdauer; sie zersetzen sich, 
teilweise unter Bildung von a-, /5- 
und y-Strahlen weiter, bis endlich 
außer dem entstandenen Helium 
wahrscheinlich noch Blei übngbleibt. 
Wir hätten hier also ein Beispiel der 
Umwandlung eines Elementes, des 
Urans, in zwei andere Elemente, 
Helium und Blei, eine Erscheinung, 
die uns ganz neue Anschauungen 
über den Bestand der Elemente 
bringt, die wir noch bis vor 
kurzem als ewig unveränderliche 
Grundstoffe angesehen haben. — 
Außer dem Radium hat man noch weitere radioaktive Stoffe 
aufgefunden, so vor allem das Radiothor, das ein Zerfalls¬ 
produkt des Elementes Thor sein dürfte und eine ähnliche 
Umwandlungsreihe bildet, wie sie beim Radium beschrieben 



Ul\AA/ Uß«A/X 
rmococoo j2V<cj£: 
Jhhhe 



cy 


Äumdumvi ÄHPm. 
1£5T0\DIUM5 2m 
2 jmRR 

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pp/ /o 

Innmrm Mmnfl Mm/fB ßw/u/iC 

/V/EPEHSCHLRC 

J^3T/fcr /^//vi/rrA/3S/f/\/U7: 


T\mm D Mwmz mmi, nmmF Mm C 
___ (Pmnml 

MrimNiFmjmÜM 

‘)STnctL xmcs i 03 T»CE 


Die Bildung des Radiums aus dem Uran und der weitere Zerfall 
des Radiums 









440 DEUTSCHLAND Nr. Q 


ist. Nachdem man gelernt hat, Radiothor aus den Neben¬ 
produkten der Glühstrumpffabrikation herzustellen, hat auch 
dieser Körper eine große Bedeutung gewonnen. Als dritte 
Radiumsubstanz sei das Aktinium genannt, dessen Lebens¬ 
schicksale aber noch weniger erforscht sind als die seiner 
beiden Genossen. 

Hat die Radiumforschung also schon äußerst interessante 
Aufschlüsse über den Bestand unserer Elemente gebracht, 
so ist die Bedeutung der Radiumverbindungen als Heilmittel 
von nicht geringerer Wichtig¬ 
keit geworden. Die Ähnlichkeit 
der Radiumstrahlen mit den 
schon länger bekanntenRöntgen- 
strahlen hat schon früh zu Ver¬ 
suchen geführt, auch ihre Heil¬ 
wirkung zu erproben. Heute be¬ 
sitzen wir in den verschiedenen 
radioaktiven Stoffen sehr wert¬ 
volle Hilfsmittel bei der Be¬ 
kämpfung von mancherlei 
Krankheiten. Man läßt die 
Strahlen starker Radiumpräpa¬ 
rate beispielsweise auf bösartige 
Geschwülste einwirken und hat 
beiBerücksichtigung der nötigen 
Vorsichtsmaßregeln in vielen 


Fällen vorzügliche Heilerfolge Photograph. Platte, durch Schreiben 
erzielt; unter lebhafter Bildung 

von neuem Bindegewebe konnte man ein Absterben der bös¬ 
artigen Geschwulstzellen beobachten. Gerade die Versuche der 
allerletzten Zeit, die mit sehr starken Präparaten unter Aus¬ 
schaltung der a- und /5-Strahlen durch Bleifilter vorgenommen 
wurden, haben teilweise ganz vorzügliche Ergebnisse gezeitigt. 
Schwächere Radiumsalze werden in Form von Kompressen bei 
der Behandlung von Gelenkentzündungen, Gicht, Rheumatis¬ 
mus, Drüsen usw. angewandt und zeichnen sich in dieser 
Form u. a. durch ihre eminent schmerzstillende Wirkung aus. 
Auch Injektionen löslicher 
und unlöslicher Radiumsalze 
werden bei Geschwülsten usw. 
vorgenommen, um eine Radium¬ 
wirkung im Innern des Körpers 
zu erzielen. — Noch weit aus¬ 
gedehnter ist die Anwendung 
der von den Radiumsalzen aus¬ 
geströmten gasförmigen Sub¬ 
stanz, der Emanation geworden, 
und zwar dadurch, daß man 
sie in vielen unserer altbe- 
kanntenHeilquellen aufgefunden 
hat. Das Vorkommen der Ema¬ 
nation in Heilquellen erscheint 
nicht wunderbar, wenn man 
bedenkt, daß sich kleine 
Mengen Uran und Thor in 
vielen in der Tiefe unserer 
Erde lagernden Gesteinen 
befinden. Natürlich findet 
auch hier andauernd der Zerfall 

dieser Elemente und mit ihm die Bildung von Radium und 
Emanation statt. Die aus der Tiefe solcher Gesteine hervor¬ 
tretenden Heilquellen lösen auf ihrem Wege diese Emanation 
auf und bringen sie mit an die Erdoberfläche. Zweifellos dürfen 
wir heute annehmen, daß ein Teil der Wirkung mancher Heil¬ 
quellen, so z. B. der Wildbäder, ihrem Emanationsgehalte zu¬ 
zuschreiben ist, eine Erkenntnis, die uns zugleich die bessere 
Wirkung dieser Heilwässer am Orte ihrer Herkunft erklärt. 
Müssen wir doch bedenken, daß die Emanation ein vergäng¬ 


licher Körper ist, der in einigen Tagen weiter zerfällt und ver¬ 
schwindet. Ist nun die Zusammensetzung einer Mineralquelle 
eine solche, daß sie auf ihrem Wege außer der Emanation auch 
radioaktive Stoffe selbst den Gesteinen zu entziehen vermag, 
so bringt sie auch diese aus dem Erdinnern mit und bleibt dann 
dauernd radioaktiv. Nur Quellen, denen die schwefelsauern 
Salze fehlen, sind hierzu in der Lage, da das schwefelsaure 
Radium einen fast vollkommen unlöslichen Körper darstellt. 
Tatsächlich hat man bis heute nur in wenigen Heilquellen 

außer Radiumemanation auch 
Radiumsalze selbst in einiger¬ 
maßen größerer Menge gefun¬ 
den. Zu diesen Quellen gehören 
vor allem die des Bades Kreuz¬ 
nach, aus denen, wie erwähnt, 
Radiumsalze in größerem 
Maßstabe gewonnen werden 
können. — Diese Tatsachen 
sind für die ganze Balneologie 
höchst wichtig, da sich die 
Radiumemanation als ein bei 
vielen Erkrankungen äußerst 
günstig wirkendes Heilmittel 
erwiesen hat. Es wurde fest¬ 
gestellt, daß die Emanation, 
in die Blutbahn gebracht, 
die Körperfermente, Pepsin, 
Trypsin usw., zu lebhafterer 





mit einem Radiumkörnchen geschwärzt 



Elektroskop nach Elster und Geltel 


Tätigkeit anregt, also einen günstigen Einfluß auf den Stoff¬ 
wechsel ausübt. Weiter zeigt es sich, daß ihr eine harnsäure¬ 
lösende Wirkung zukommt und im Körper abgelagerte Harn¬ 
säuredepots, Gichtknoten, bei geeigneter Emanationsbehandlung 
zur Verkleinerung resp. zum Verschwinden gebracht werden 
können, alles Tatsachen, die von äußerster Wichtigkeit sind. 
Diese Versuche wurden z. T. in der Weise ausgeführt, daß 
man die von Radiumsalzen ausgestrahlte Emanation auf Wasser 
übertrug und dies Radiumemanationswasser zu Trinkkuren, 

Badekuren und Kompressen 
verwandte. Auch in gas¬ 
förmigem Zustande wurde 
sie durch Einatmung dem 
Blute zugeführt. Da nun 
zahlreiche Heilquellen natür¬ 
liche derartige Emanations¬ 
lösungen darstellen, ist ihre 
Verwendung zu solchen Kuren 
besonders gegeben, und tat¬ 
sächlich sind heute bereits in 
einigen Badeorten Einrich¬ 
tungen getroffen, welche die 
Emanationsanwendung in mög¬ 
lichst vollendeter Weise er¬ 
möglichen. Nachstehend seien 
die verschiedenen Anwendungs¬ 
weisen der Emanation kurz 
besprochen. Zur Radium¬ 
trinkkur müssen dem Körper 
täglich 1000 — 3000 Macheein¬ 
heiten, d. h. die für Radium¬ 
emanation vereinbarten Maßeinheiten, in wässeriger Lösung 
zugeführt werden. Da die natürlichen radioaktiven Heilquellen 
im Liter Wasser meist nur 50—200 Macheeinheiten enthalten 
und nur bei vereinzelten Wässern der Emanationsgehalt auf 
2000 und mehr Macheeinheiten steigt, müßten dem Körper hier¬ 
bei täglich unmögliche Wassermengen zugeführt werden, so daß 
zu eigentlichen Emanationstrinkkuren meist künstlich mit 
Emanation beladene Wässer verwandt werden. Es ist ratsam, 
die einzelnen Trinkportionen nach dem Essen zu nehmen, da 

















Nr.Q DEUTSCHLAND 441 


sonst eine rehr rasche Aufnahme der Emanation in das Blut 
und eine schnelle Abgabe derselben durch die Lunge erfolgt. 
Gebraucht man dagegen die Vorsicht, das Emanationswasser 
in den gefüllten Magen zu bringen, so gelingt es, dem Blute 
stundenlang einen Emanationsgehalt von mehreren Mache¬ 
einheiten zu verleihen, und es ist einleuchtend, daß bei einer 
solchen Durchwanderung der Emanation durch die Organe 
eine Aktivierung der Fermente erzielt wird und außer¬ 
dem die Emanation auch ihre harnsäurelösende Wirkung 
ausüben kann. Weiter muß man sich vorstellen, daß die im 
Blute kreisende Emanation z. T. in einem dauernden Zerfalle 
begriffen ist, wobei die Emanationsmoleküle unter explosions¬ 
artigen Erscheinungen a-Heliumteilchen verlieren und feste 
Zerfallsprodukte bilden, die auch nach dem Verschwinden 
der Emanation noch lange Zeit im Blut ihre Wirkung aus¬ 
üben. In Kreuznach wird zu solchen dort mit großem Erfolge 
vorgenommenen Radiumtrinkkuren die aus den Kreuznacher 


(= 0,31). Oder aber man führte einem größeren abgeschlossenen 
Raume eine bestimmte Emanationsmenge zu und ließ sich 
die Patienten ein bis zwei Stunden in einem solchen Gesell- 
schaftsinhalatorium auf halten. Natürlich müssen hier Vor¬ 
richtungen getroffen werden, durch welche die ausgeatmete 
Kohlensäure gebunden und der verbrauchte Sauerstoff ersetzt 
wird. Solche Radiuminhalatorien oder Emanatorien sind in 
zahlreichen Städten errichtet worden; die Emanation wird ihnen 
aus einer Lösung von Radiumsalzen zugeführt, ihr Emanations¬ 
gehalt pflegt aber im allgemeinen recht gering zu sein, meist 
nur ca. 2 Macheeinheiten im Liter Luft. Sehr ökonomisch 
sind solche Einrichtungen trotzdem nicht, da bei der An¬ 
wendung der gleichen Gesamt-Emanationsmenge in Form von 
Trinkkuren weit größere Effekte erzielt werden könnten. Ganz 
anders liegen die Verhältnisse in solchen Kurorten, deren 
Heilquellen emanationsreich sind, und die diese Emanation 
zur Speisung ihrer Radiuminhalatorien benutzen; voraus- 



Das Radlumlnhalatorium ln Bad Kreuznach 


Radiumsalzen erhaltene Radiumemanation verwandt, und zwar 
in einer Stärke von 10 000 Macheeinheiten im Liter Wasser. 
Die Tagesmenge beträgt meist 1000—3000 Macheeinheiten. 
Auch zahlreiche künstliche Produkte sind im Handel erschienen: 
Gelatinekapseln, Tabletten usw., die Radiumsalze in geringer 
Menge enthalten und zu Radiumtrinkkuren Verwendung finden. 

Neben dieser Radiumtrinkkur hat auch die Radium¬ 
inhalation eine weitverbreitete Anwendung gefunden. Man 
ging hierbei von der Tatsache aus, daß die Emanation des 
Blutes rasch durch die Lunge ausgeschieden wird, was ver¬ 
mieden wird, wenn man die betr. Person andauernd wieder 
von neuem Emanation einatmen läßt. Es wurden zu diesem 
Zweck Einzelinhalationsapparate konstruiert, die dem Patienten 
mit jedem Atemzuge eine gewisse Emanationsmenge zuführen, 
und so wurde erreicht, daß das Blut des Patienten während der 
Inhalationsdauer eine Emanationsmenge behielt, die dem Absorp¬ 
tionskoeffizienten des Blutes für Radiumemanation entsprach 


gesetzt ist, daß die Menge des Quellwassers und sein Emanations¬ 
gehalt so groß ist, daß er ausreicht, den Inhalatorien dauernd 
einen möglichst hohen Emanationsgehalt zu verleihen. Solche 
Einrichtungen sind beispielsweise in Teplitz und Baden- 
Baden getroffen. Münster a. Stein speist sein Inhalatorium 
mit seinen radioaktiven Quellgasen, die aus seinen Quellen 
ausströmen. Bad Kreuznach hat eine andere, bisher einzig¬ 
artige Anlage geschaffen. Hier wird Emanation, die aus den 
Spalten eines ca. 300 m tiefen Porphyrstollens austritt, durch 
ein Hochdruckgebläse dem Radiuminhalatorium zugeführt. 
Der Emanationsgehalt ist etwas abhängig vom Steigen und 
Sinken des Luftdrucks; bei fallendem Barometer wurden in 
1 Liter der Stollenluft über 200 Macheeinheiten festgestellt. 

Zur Kontrolle des Emanationsgehaltes des Blutes bei 
solchen Inhalations- und Trinkkuren sind mehrfach Blut¬ 
untersuchungen ausgeführt worden; diese wurden in der 
Weise vorgenommen, daß den betr. Versuchspersonen Blut 

























442 DEUTSCHLAND 


Nr. 9 


unter Vermeidung einer Entgasung desselben entnommen und 
sein Emanationsgehalt in üblicher Weise bestimmt wurde. 

Als dritte und ursprünglichste Anwendungsform der 
Emanation seien die 
Radiumbäder behandelt. 

Diese Bäder kommen vor 
allem für die Kurorte in 
Betracht, deren Heil¬ 
quellen emanationsreich 
sind. Trotzdem gerade die 
zunächst bei Bädern er¬ 
probte Emanationstherapie 
recht gute Erfolge gezeigt 
hatte, schien diese An¬ 
wendungsform eine Zeit¬ 
lang überwunden zu sein, 
da man ihre Wirkung nur 
der Einatmung der Ema¬ 
nation zuschreiben zu 
müssen glaubte,die während 
des Bades aus dem Bade¬ 
wasser in den Raum der 
Badezelle ausströmt. Heute 
haben mehrfache Versuche 
gezeigt, daß dem nicht 
so ist. In der Ausatmungs¬ 
luft solcher Personen, 
die während des Ema¬ 
nationsbades emanations¬ 
freie Außenluft geatmet 
hatten, konnte Emanation 
nachgewiesen werden; 
diese Emanation konnte 
nur durch die Haut des 
Badenden hindurch in 
den Körper gedrungen 
sein. Blutuntersuchungen, 
die neuerdings unter den¬ 
selben Vorsichtsmaßregeln 
ausgeführt worden sind, 
haben gleichfalls nach einem einstündigen Radiumbad mehrere 
Macheeinheiten Emanation im Liter Blut ergeben; ebenso konnten 
nach einstündigen Emanationswasserkompressen, die nach außen 
durchGummistoff abgeschlossen waren, im Blute der betr.Personen 
recht erhebliche Ema¬ 
nationsmengen nach- 
ge\vnesen werden. 

Man muß hiernach 
als enviesen ansehen, 
daß die Elmanation 
aus dem Radiumbade 
durch die Haut des 
Badenden hindurch in 
so erheblicher Menge 
aufgenommen wird, 
daß hierdurch die 
Wirkung der Radium¬ 
bäder vollauf erklärt 
werden kann, eine 
für unsere Heilbäder 
äußerst wichtige Tat¬ 
sache. Aber nicht 
allein hierin dürfte die 
Wirkung der Radium- 
bäder zu suchen sein; 
während des Bades 
schlagen sich recht 
erhebliche Mengen 


der festen Zerfallprodukte der Emanation auf dem Körper 
des Badenden nieder; sie bleiben auch nach dem Bade dort 
haften und können durch die von ihnen ausgehenden Strahlen 

gleichfalls eine therapeu¬ 
tische Wirkung ausüben. 
Dazu kommt in Heil¬ 
quellen, welche, wie z. B. 
in Kreuznach, Radiumsalze 
selbst enthalten, auch 
deren Strahlenwirkung. 
Hier sei noch eine Ein¬ 
richtung erwähnt, welche 
zur Erzeugung eines mög¬ 
lichst reichlichen radio¬ 
aktiven Niederschlages auf 
der Körperoberfläche des 
Patienten bestimmt ist, 
das seit Jahresfrist in 
Kreuznach eingerichtete 
radioelektrische Luftbad. 
Der wesentliche Teil 
dieser Anlage besteht 
darin, daß die Patienten 
in einem Emanation ent¬ 
haltenden Raume auf 
isolierten Stühlen ohne 
Kleidung negativ elektrisch 
aufgeladen werden, um 
auf ihrer Körperober¬ 
fläche die elektropositiven 
Zersetzungsprodukte der 
Emanation in großer 
Menge anzusammeln; 
auch das Blut der betr. 
Personen scheint mehr 
Emanation aufzunehmen, 
als dies ohne die elek¬ 
trische Aufladung der 
Fall ist. 

Schließlich sei noch 
erwähnt, daß auch die von Aktinium und Thor aus¬ 
gestrahlte Emanation bereits eine ziemlich ausgedehnte 
Anwendung gefunden hat, und zwar in der Hauptsache 
in Form von Injektionen. Große Dosen dieser Stoffe 

scheinen bei Leu¬ 
kämie und perniziöser 
Anämie eine Ver¬ 
minderung der Leu- 
kocyten zu bewirken, 
was die Bedeutung 
der Emanationenbe¬ 
handlung noch ver¬ 
größern dürfte. Jeden¬ 
falls kann sich heute 
wohl niemand mehr 
der Wichtigkeit und 
der Bedeutung der 
Radiumtherapie ver¬ 
schließen, und es 
ist mit Bestimmtheit 
zu envarten, daß die 
zahlreichenauf diesem 
Gebiete fortwährend 
ausgeführten Unter¬ 
suchungen bald noch 
weitere wichtige Be¬ 
obachtungen zeitigen 
werden. 




Ph>-sikalisch-Racllologisches Institut der Universität Heidelberg (Phot.: Emst Gattmann. Heidelberg) 






































Nr.9 DEUTSCHLAND 


443 


überlandzentralen und Heimatschutz. 

Von Dr. jur. Hesseler (Wanne). 


Wie ist man dem Landschaftsbilde in Land und Stadt 
zu Leibe gerückt die letzten Jahrzehnte! Der wirtschaft¬ 
liche Aufschwung einer Gegend, die Heranziehung neuer 
Industrien und Verwertung moderner Kulturerrungenschaften, 
sie haben alle ihr Teil dazu beigetragen, manch herrliches 
Fleckchen heimatlicher Landschaft zu veröden, zu verunstalten. 
Man hat es jahrzehntelang vergessen und unterlassen, bei Nutz¬ 
bauten und industriellen Anlagen den berechtigten Forderungen 
eines liebevoll warnenden und sorgenvoll mahnenden Heimat¬ 
schutzgedankens Rechnung zu tragen. Man hat mit rauher 
Hand ideelle Werte zerstört, die erhalten bleiben konnten; man 
hat gemeint, bei Nutzbauten und Industrieanlagen in unan¬ 
gebrachter Sparsamkeit einige hundert Mark sparen zu müssen, 
und hat dadurch landschaftliche und architektonische Schön- 


entgegentreten und uns notgedrungen die Frage zur Be¬ 
antwortung vorlegen, ob wir mit ihnen zufrieden sind vom 
Gesichtspunkte des Heimatschutzes aus. 

Sicherlich ist es vom rein ästhetischen Standpunkte aus 
kein erfreuliches Bild, wenn sich lange, starre Drahtleitungen 
nicht an die natürlichen oder langgewohnten Durchschneidungen 
der Landschaft, an Flußläufe, Wege und Kanäle halten, sondern 
sich in nüchternen Graden ihren neuen Weg selbst suchen; 
wenn die stille, malerische Straßenflucht der niedersächsischen 
Dörfer durchquert wird von dem Drahtgewirr und Gestänge; 
wenn nüchterne Lampen, Dutzendware, an dünnen Drähten 
hängend, und mennigrot gestrichene T- oder U-Eisen, deren 
ganze Struktur und statischen Maße auf Horizontalträger hin¬ 
deuten, sich frech vor einen prächtigen Fachwerkgiebel mit 



beiten zerstört, die sich heute manche Gegend, wo sie den Ver¬ 
lust merkt und schmerzlich empfindet, mit Tausenden gern 
zurückkaufen würde. 

Frühere Jahrhunderte verstanden es besser. Nutzbauten 
der Gegend anzupassen, sie nicht als Fremdkörper störend wirken 
zu lassen. Ich erinnere nur an die malerische Gruppierung der 
Lager- und Stapelhäuser an den Häfen unserer nordischen 
Handelsstädte, an die Anlagen großer Sägewerke, Eisen- und 
Erzhütten in den Tälern Mittel- und Süddeutschlands, an die 
romantischen Wassermühlen, 01- und Walkmühlen, die das 
Lied der Arbeit harmonisch erklingen lassen mit dem Rauschen 
des Mühlbaches und dem Plätschern der über die Räder ge¬ 
triebenen Wassermenge. Ich denke an die Windmühlen, die 
sich erst im spätem Mittelalter in deutschen Landen Heimat¬ 
recht erworben und doch das Landschaftsbild gehoben und eine 
anmutige Abwechslung in die ruhigen Linien der Flach¬ 
landschaft gebracht haben und ihr zur Zierde gereichen. 

Die moderne Versorgung weiter Strecken und ganzer Kreise 
durch elektrische Energie hat neue Nutzbauten und Anlagen 
gefordert, die uns mitten in ländlichen Gegenden als Neulinge 


alter Holzschnitzerei stellen, den malerischen Durchblick hindern 
und dem gesamten Dorfbild den Reiz der Poesie nehmen. 

Hierin ist viel gesündigt worden und wird noch weiter 
gefehlt werden, bis es zu spät ist. Hätte sich nicht in vielen 
Fällen die Stromzuführung von der Hinterseite der Häuser er¬ 
möglichen lassen, um so das Straßenbild zu schonen? Hätte 
man nicht eine massivere Kette spannen können, an der der 
Beleuchtungskörper, in einfacher schmiedeeiserner Arbeit 
ausgeführt, passend zum ländlichen Dorf bilde, befestigt ist? 

Vergleichen wir heute die feinfühlige, künstlerische An¬ 
bringung der Beleuchtungskörper im Innern neuer Wohnungen, 
ihre Anpassung an alte Dekorationen früherer Jahrhunderte 
mit der plumpen, unvermittelten Art und Weise, wie sich das 
elektrische Licht zunächst Eingang verschaffte in unsere Woh¬ 
nungen, so müssen wir gestehen, daß man bei der Anbringung 
der Beleuchtung im Dorf- und Landschaftsbilde nicht mit den 
Errungenschaften gearbeitet hat, die uns die Innendekoration 
bereits verschafft hatte. 

Eine größere Rücksichtnahme auf den Charakter der 
Landschaft ist bei der Errichtung der Umformer und Trans- 






444 DEUTSCHLAND Nr. Q 




formatoren größtenteils erfolgt. Die Transformatoren am 
Niederrhein, in den Kreisen Kleve, Mörs und Rees, die ich 
vielfach von Ansehen kenne, und die von dem Rheinisch-West¬ 
fälischen Elektrizitätswerk er¬ 
richtet sind, tragen diesen Er¬ 
fordernissen in anzuerkennender 
Weise Rechnung. Sie passen in 
dieCegend, in das Landschafts¬ 
bild und beleben es. 

Lugt so ein Transformator 
mit seinem leuchtend roten 
Ziegeldache aus dem Grün der 
Bäume und dem Gewirr der 
Dächer hervor, so meint man 
einen mittelalterlichen Wacht- 
oder Wartturm vor sich zu 
haben, den man neu auf¬ 
geputzt hat aus seinem ver¬ 
fallenen Zustande. 

Zierlich flankiert der runde 
Treppenturm den wuchtigen 
Hauptbau, wie am Trans¬ 
formator zwischen Wesel und 
Brünen; angebaut ist ein 
kleiner Unterbringungsraum für 
Material und Werkzeuge; rei¬ 
zend wirkt das Gesamtbild, 
das fast an eine nordische 
Schifferkirche erinnert, die, auf 
hohem, leuchtendem Dünensand 
erbaut, weithin ein typisches 
Zeichen der Gegend ist. 

Der Umformer bei Dons¬ 
brüggen am Wege nach Mehr 
steht wohlgelungen in ein¬ 
facherer Ausführung am 
Schnittpunkt mehrerer Wege; 
die Perspektive der den 
Vorderweg einzäunenden Hecken läuft dort zusammen und 
läßt ihn als gegebenen, natürlichen Mittelpunkt erscheinen. 

Still träumt der massige Umformer am ruhigen Gestade 
des alten Rheins, als sei er erbaut worden, um auszu¬ 
lugen von seiner Höhe weit über die Lande und den Strom, 
auszuspähen nach Schiffer 
und Schiff. Eine schöne, 
sinnige Auffassung! Aller¬ 
dings zeigt von seiner Höhe 
kein blinkendes Leucht¬ 
feuer verirrten Schiffen 
Weg und Richtung, aber 
so weit das Auge reicht, 
reichtauch der Landstrich, 
der sein Licht von hier be¬ 
zieht. Die lauschige Bogen¬ 
halle zu ebener Erde ge- 
währtUnterkunft beiSturm 
und Regenschauer. 

Lang gestreckt zieht 
sich der Damm durch 
die niederrheinische Tief¬ 
ebene zwischen Zyfflich 
und Wyler, Einhalt ge¬ 
bietend denWassermassen, 
wenn das Wyler Meer 
über die Ufer tritt. Wie 


ein Wehrturm schmiegt sich der Umformer an seine Böschung, 
Schutz suchend in seinem Schutze, weit ausschauend 
über das träumende Wyler Meer hin zur alten hoch¬ 
ragenden Stifts - Kirche von 
Zyfflich und zum romanischen 
Kirchturme von Wyler, die die 
Pappelallee im Hintergründe 
verbindet. 

Wieder einen andern Cha¬ 
rakter zeigt der Transformator 
an der Asperder Mühle, 
die zwischen Asperden und 
Kleve an der Niers schon die 
Jahrhunderte rauscht. Wenn 
der Wanderer den Reichswald 
durchquert hat und sich der 
alten Siedelung nähert, erinnert 
ihn am Umformer das vor¬ 
gebaute Fachwerkgeschoß an 
den Mühlenvorbau und das 
runde weite Tor an die alte 
Mühleneinfahrt darunter. Ist 
es nicht, als ob der Müller 
in seiner weißen Jacke jeden 
Augenblick am Fenster er¬ 
scheinen müßte, den Fremden 
zu begrüßen? 

Wie früher die Bauern und 
Bürger zur Bann- und Zwangs¬ 
mühle kamen, weither aus dem 
ganzen Bannbezirk, so strömt 
jetzt umgekehrt von hier aus 
elektrische Licht- und Kraft¬ 
energie weit in die Lande, der 
lange Weg ist ihnen gespart. 
Mancher Bauer hat seinen 
eigenen Mahlgang mit elektri¬ 
schem Antriebe, und das von 
hier ausgehende Licht leuchtet bis in die kleinste Katstelle. 

Veränderte Zeiten, veränderte Verkehrswege. Aufgabe 
unserer Ingenieure und Baumeister ist es, zu lernen bei den 
Baukünstlern früherer Jahrhunderte, die es verstanden haben. 
Nutzbauten der Gegend anzupassen, die Gegend durch sie zu 

heben und zu beleben. 
DasRheinisch-Westfälische 
Elektrizitätswerk ist mit 
gutem Beispiele vorange¬ 
gangen. Es hat Hun¬ 
derte von Transformatoren 
geschaffen, die in der 
Landschaft zu sehen auch 
dem Freunde der Heimat¬ 
kunde und dem Ver¬ 
fechter des Heimatschutzes 
eine Freude ist und ihn 
aussöhnt mit so manchem, 
was moderne Kultur¬ 
errungenschaften ihm ver¬ 
dorben und verschandelten 
an dem ihm liebgewor¬ 
denen Landschaftsbilde, 
das zu schützen jedes 
Freundes deutscher Art 
und deutschen Landes vor¬ 
nehmste Pflicht sein soll. 


Zwischen Wesel und Brünen 


Bei Asperder Mühle an der Niers 


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Nr. 9 DEUTSCHLAND 445 


Herbsttage im Riesengebirge. 

Von G. Krause (Glogau). 


Mit dem Schlüsse der Sommerferien wird es stiller in 
unsern Tälern. Das bunte frohe Leben in den Wochen des 
Hauptreiseverkehrs nimmt ab, und das Gebirge fängt an, wieder 
sich selbst zu gehören und den Wenigen, die jetzt zu ihm 
kommen, um Stunden weihevoller Andacht, Stunden reinsten 
Naturgenusses in ihm zu verleben. Die Gäste, die jetzt unser 
Gebirge aufsuchen, haben andere Wünsche als der große 
Fremdenstrom, der sich im Sommer in unsere Täler wälzt. 
Jetzt kommen die Freunde der Stille, die Freunde unberührter 
Natur. Und ihre Wünsche werden ihnen voll und ganz erfüllt. 
Sie haben jetzt, gerade jetzt, die rechte Zeit für ihre Wanderung 
oder für ihren Erholungsaufenthalt gewählt. Die Hitze des 
Sommers ist gewichen. Die Kühle des Herbstes und die größere 
Beständigkeit des Wetters machen das Wandern angenehmer. 
Die klare Luft gestattet uneingeschränkte Fernblicke. Dazu 
kommt die große Ruhe, die sich über den herbstlichen Gebirgs- 
wald gelegt hat, seitdem die johlenden und singenden sommer¬ 
lichen Wanderscharen dem Gebirge den Rücken gekehrt 
Laben. Von ganz eigen¬ 
artiger Schönheit ist ein 
Herbstmorgen im Gebirgs- 
walde. Bläuliche Nebel 
winden sich aus taufrischen 
Tälern. Dicke Strahlen¬ 
bündel der aufgehenden 
Sonne brechen durch die 
flechtenbedeckten feuchten 
Stämme der Waldriesen. 

Der unabsehbare blau- 
grüne Fichtenwald, der 
unsere Berghänge deckt, 
wird wohltuend unter¬ 
brochen durch das dunkle, 
satte Rot und das leuch¬ 
tende Gelb herbstlicher 
Buchen,Birken undAhome. 

DerWald hat sein schönstes 
Kleid angezogen. Seine 
leuchtenden Farbensin¬ 
fonien bieten dem Natur¬ 
freunde eine Augenweide köstlichster Art. Meterhoch stehen die 
Farne und Waldgräser, die im Winde fluten und schwanken und 
ihre Tautropfen in leuchtenden Farben auf blitzen lassen. Leise 
rieseln die Nadeln der Lärchenbäume zur Erde. Eine heilige 
Stille durchzieht die grünen Hallen. Ganz aus der Ferne hallt 
der Axtschlag der Holzfäller. Zirpende Meisen schlüpfen durch 
die Baumkronen, Drosseln durchstreifen den Wald auf der 
Suche nach Ebereschenbeeren, und ab und zu schallt der 
Trommelschlag des Spechtes durch die rauschenden Wipfel. 
Am gegenüberliegenden Hange schwelt der blaue Rauch eines 
Kohlenmeilers durch die dunkle Baumflut. Aus tiefliegenden 
Ortschaften tönt vereinzelt ein Ruf, ein Schall zu dem Wanderer 


hinauf. 0 dann ist unser Wald, unser Gebirge schön! Am 
Abend dröhnt der laute Ruf des Königs unserer Bergwälder, 
des Hirsches, durch die Stille und läßt das Herz des Natur¬ 
freundes höher schlagen. In einsamer Baude sammeln sich die 
Herbstwanderer um des Lichts gesellige Flamme, um am andern 
Tage neuer Freude, neuem Naturgenusse zuzustreben. 

Das Hauptstandquartier der Herbstwanderer im Riesen¬ 
gebirge ist Oberschreiberhau mit seinen ausgedehnten Berg¬ 
wäldern und seiner bevorzugten Höhenlage. Bis zu 900 Meter 
steigen seine Häuschen an den Berghängen empor. Schützende 
Gebirgszüge schließen den Ort von allen Seiten ein. Während 
im Süden der gewaltige Hauptkamm des Riesengebirges ansteigt, 
lagern im Norden die Waldhöhen des Isergebirges, das im Hoch¬ 
stein fast 1100 Meter erreicht. Gutgehaltene, gänzlich ungefähr¬ 
liche Promenadenwege ermöglichen Spaziergänge jeglicher Art. 
Auch Wagenfahrten lassen die Schönheiten herbstlicher Gebirgs- 
reise genießen, und die nach Österreich führende alte Zollstraße 
erschließt überaus prächtige Blicke in die Täler und Hänge des 

Gebirges. So kann auch 
der Bequemste des auser¬ 
lesenen Genusses teilhaftig 
werden. Oberschreiberhau 
ist die Haupteingangs¬ 
pforte des Gebirges und 
Standquartier der Führer, 
Träger, Reitpferde und 
Reisewagen. Seine sani¬ 
tären Einrichtungen sind 
musterhaft. Mehrere Sana¬ 
torien, Ärzte und Apo¬ 
theken stehen dem Er¬ 
holungsbedürftigen zur 
Verfügung. Vier Bahnhöfe 
geben die Möglichkeit, 
nach beendeter Tagestour 
immer wieder in das Stand¬ 
quartier zurückzukehren. 
Der zentrale Bahnhof in 
unmittelbarer Nähe der 
Hotels und Logierhäuser 
ist der Bahnhof Oberschreiberhau, worauf bei Forderung der 
Fahrkarten zu achten ist. Hier befindet sich auch das Verkehrs¬ 
und Auskunfts-Bureau, welches kostenlos mit Anweisung 
und Rat zur Seite steht. Daß Oberschreiberhau über Post, 
Telegraph, elektrische Straßen- und Hausbeleuchtung, Wasser¬ 
leitung und ähnliche Einrichtungen modernen Komforts 
verfügt, braucht im Hinblick auf die starke Besuchsziffer dieses 
Touristenstandquartiers nicht besonders erwähnt zu werden. 
So vereinigt Oberschreiberhau in sich weltstädtischen Komfort 
mit unberührter Waldeinsamkeit. Möchte der freundliche Wald¬ 
ort auch im beginnenden Herbste wieder das Ziel zahlreicher 
wanderfroher Naturfreunde sein! 



Schreiberhau mit Hochstein: Herbststimmung 


Fremdenheim und Kunstgewerbe. 

Von Dr. J. Popp. 


Unsere neuzeitliche Architektur baut wieder von innen 
nach außen und kehrt zur guten alten Tradition zurück; ja, sie 
übertrifft diese an Konsequenz, indem sie jede Bauaufgabe 
möglichst einheitlich durchgestaltet. Ausgehend vom jeweiligen 
Zweck, schafft sie diesem aus gediegenem Material und sorg¬ 
fältiger Arbeit die brauchbarste Form von charakteristischer 
Eigenart. Nicht ein äußerliches Gefallen und noch weniger 
ein bloßes Auffallen erstrebt das moderne Baugebilde, sondern 


eine sinnvolle Form, die sich beim Gebrauch bewährt und durch 
ihre organische Durchbildung gefällt. Noch lange nicht sind 
alle Architekten für diese gesunde und wahrhaft schöne Art 
des Bauens gewonnen, noch viel seltener die Bauherrn. Um so 
erfreulicher ist es, wenn aus dem Zusammenwirken beider 
ein treffliches Werk ersteht, das zugleich ein Muster seiner 
Gattung ist; wenn eine Zeitschrift, die für modernes Reise¬ 
wesen wirkt, durch Wort und Bild eine solche Leistung 





446 DEUTSCHLAND 


Nr.Q 


weiteren Kreisen zugänglich macht, um damit allgemein 
erziehlich zu wirken. Es handelt sich um eine Pension des 
oberbayrischen Berglandes. 

Die Pension ist ein städtisches Gebilde, das sich aus der 
Mietswohnung mit Verpflegung entwickelt hat und Ersatz 
fürs Gasthauswesen, ein Surrogat des Haushalts sein will. 
Als solches hat sie sich vielfach bewährt, auch für den, der nur 
vorübergehend an einem Ort verweilt. So kam der Pensions¬ 
betrieb als eine für den längeren Aufenthalt besonders geeignete 
Wohn- und Verpflegungsform auch aufs Land. Hier hat die 
Pension als eigenes Haus sogar eine besondere Bauform ge¬ 
schaffen — allerdings bis jetzt meist nur eine Art kleineren 
Hotels von internationalem Geschmack, das sich gern Villa 
nennt. Damit ergab sich der verkümmerte italienische Palazzo 
oder irgendeine Form des vergrößerten Schweizerhauses. 
Beides ist eine willkürlich charakterlose Anlage, der im Inneren 
und Äußeren alles fehlt, was wir von dem Geist und der be¬ 
sonderen Stimmung einer richtig geführten Pension erwarten: 
das Vermeiden alles hotelmäßig Schematischen, des für den 
vorübergehenden schnellen Gebrauch Bestimmten, des un¬ 
ruhvoll Wechselnden mit seiner nervösen Hast. Wir suchen 
statt dessen schon im Äußeren eine gewisse Geruhsamkeit, 


erscheinung sympathisch und fügt sich harmonisch in 
die Landschaft. Das Haus gibt sich wie das komfortable 
Landhaus eines begüterten Städters — es vermeidet jede ge¬ 
schäftliche Aufschrift. Die durchlaufenden Altanen verleihen 
dem schöngefügten, stattlichen Bau einen ländlich wohligen 
Einschlag, der sich von allem Bäuerlichen fernhält. Zugleich 
zieht das Naturhafte des Holzes das Haus in die Landschaft 
und dörfliche Umgebung hinein. Nach allen Seiten freiliegend 
gewährt die Pension von jedem Zimmer aus den Genuß einer 
köstlichen Nah- und Fernsicht: nach Osten bewaldete Höhen¬ 
züge mit dem einsiedlerischen Kirchlein St. Anton, nach Norden 
mächtige Berge, wie den Kramer, nach Südwest den Waxen- 
stein, die Zugspitze und Riffel wände, nach Süden dasWetterstein- 
gebirge. Ein Garten, den die bekannten Münchener Künstler 
Möhl und Schnitzlein angelegt, ermöglicht den allseitigen 
Genuß der Landschaft. Der vorgewölbte Eingang ist diskret 
gehalten, während die Erker mit den gedrehten Säulen etwas 
lustig Einladendes haben. Vom Parterre bis hinauf zum freund¬ 
lichen Dachgeschoß erweckt die gute Verteilung der Fenster 
und Wandflächen einen geräumigen und lichtvollen Eindruck, 
den das Innere vollauf bestätigt. Schon in der Diele, die 
sich unmittelbar an den kleinen Vorraum anschließt, um- 



Das Fremdenheim in der Landschaft 


fürs Innere eine Behaglichkeit und Geborgenheit, die im Zimmer 
zu möglichster Gemütlichkeit wird; deshalb eine beschränkte 
Anzahl von Gästen ähnlicher Gesinnung. So ersteht für die 
Gesamtheit und den einzelnen ein Heim, in dem man sich 
wohl fühlt, auch fern dem eigenen. 

Das alles kann erreicht werden, aber auch nur erreicht 
werden, wenn schon in der Bauanlage diese Forderungen be¬ 
rücksichtigt sind. Deshalb hat die moderne Pension ihren eigenen 
Stil; soll er sich einem vorhandenen Gebäudetypus nähern, 
so am ehesten dem komfortablen Familienhaus und für exklu¬ 
sive Ansprüche dem Herrschaftshaus. Die Anbiederung an 
irgendeine bäuerliche Bauweise halte ich für ebenso geschmack¬ 
los wie das Tragen der Burschen- und Deandelkostüme. Man 
kann und soll sich das Bequeme derart auf seine städtische 
Weise zu eigen machen. Daher ist es allein rationell, eine Pension 
nach den Anforderungen des modernen Komforts zu bauen 
und das auch äußerlich zu zeigen. Was sich nach der Be¬ 
sonderheit der Lage empfiehlt, kann aus der ländlichen Ge¬ 
wohnheit herübergenommen werden, wie die Altane, um 
sich möglichst der Landschaft zu erfreuen. 

Unter all den Gesichtspunkten ist die Pension Kustermann 
in Partenkirchen eine vortreffliche Schöpfung des Münchener 
Architekten Josef Gerhart, der auch die Innenausstattung 
übernommen hat. Schon das Äußere wirkt in seiner Gesamt¬ 


fängt uns ein heller Raum von häuslicher Geborgenheit. Seine 
hübsch profilierte Decke, die leicht geschwungenen Bogen und 
die übersichtlich eingefügte Treppe schaffen mit der Täfelung 
und den Teppichen, den Korbmöbeln und Blumen eine be¬ 
hagliche Atmosphäre. Ein ähnlicher Platz, einfacher, aber noch 
intimer, findet sich im 1. Stock. Das Erdgeschoß enthält ein 
großes luftiges Speisezimmer mit sauberer Wandfüllung in 
Lärchenholz; die dunklen Kirschbaumstühle ergeben hierzu 
einen wirksamen Kontrast. Der geschickt eingebaute Aufzug 
besorgt die Verbindung mit der Küche und ermöglicht eine 
schnelle Bedienung, ohne daß der Speisengeruch stört. An 
ein trauliches Gesellschafts- und Schreibzimmer, dessen 
Polstermöbel gar einladend anmuten, schließt sich ein 
Erkerstübchen, das für Spiel- und Rauchgelegenheit dient. 
Die ganze Anlage wirkt mit ein paar benachbarten Wohn- und 
Schlafzimmern wie die Etage eines wohlhabenden Bürger¬ 
hauses, das Gastlichkeit liebt und übt. Die 24 Zimmer 
sind durchweg geräumig und von wohlproportionierter Form, 
der sich die Möbel gut einpassen. Immer wieder ist aus der 
Verschiedenheit des einzelnen Raumes eine andere Art der 
farbigen Behandlung und Einrichtung gewonnen. So ergab 
sich eine erstaunliche Vielseitigkeit wohlabgestimmter Ein¬ 
richtungen, wie ich sie in ähnlicher Fülle auf zahlreichen Reisen 
im In- und Auslande nie gesehen. Dabei handelt es sich nicht 























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um eine billige Stimmungsmache mit wenig Mitteln, sondern 
um eine liebevoll durchdachte, bis in die kleinsten Einzel¬ 
heiten hinein erwogene Ausstattung von bedeutendem Wert. 
Wir finden Zimmer m Mahagoni, geflammter Birke, Nu߬ 
baum, heller Eiche, Rüster u. a. Stets sind die Vorhänge und 
Fußbeläge, die Überzüge und Bilder entsprechend dazu¬ 
gewählt. Aber auch in den Heiz- und Leuchtkörpern, in 
Türen- und Fensterverschlüssen zeigt sich eine gute Form und 
exakte Arbeit. Es ist überall darauf gesehen, bis zur echten 
Roßhaarmatratze, daß nur beste Qualität in trefflicher Form 


zur Geltung kommt. Das zeigt in knapper, aber anschau¬ 
licher Weise auch das ausgezeichnete Badezimmer. Das Haus 
Kustermann ist ein schöner Erweis dessen, was Geschmack 
und jahrzehntelange Erfahrung bei opferfreudigem Sinn ver¬ 
mögen. So wird es wohl bald den zahlreichen Sommer- und 
Wintergästen Partenkirchens ein liebes Heim werden. Darüber 
hinaus aber hat es Bedeutung als der wohlgelungene Versuch, 
eine Pension im Bau und in der Ausstattung so zu halten, daß 
sich ein charakteristisches Gebilde mit eigener Stimmung er¬ 
gibt, eine wahrhaft moderne Schöpfung. 


Kreuz und quer durch Stadt und Land. 


Der Jäger aus Churpfalz 


Unter rauschenden Soonwaldbuchen, auf rostrot und grün 
gemustertem Waldteppich, fern von allem Geräusch der Welt 
hat man ihn aufgestellt, den Denkstein für den Jäger aus Chur¬ 
pfalz. Als der Kaiser dem edlen Weidwerk zu Ehren bei seiner 
Enthüllung zugegen war, umstanden ihn Hunderte von Männern 
der grünen Farbe, stramm, 
aufrecht, kernfest, fühlten sich 
alle geehrt in der Ehre, die 
der Kaiser ihnen und dem 
gewaltigen Nimrod des Soon- 
waldes erwies. 

Friedrich Wilhelm Utsch 
hieß er im Leben, der Jäger 
von Churpfalz. Aus altein¬ 
gesessener, hochangesehener 
Hunsrücker Familie stammte 
er, war Besitzer der noch heute 
blühenden Rheinböller Hütte, 
die jetzt der Familie Purizelli 
gehört, und sorgte durch 
14 Kinder dafür, daß sein 
Name nicht sobald auslöschte. 

Dafür war bei der Enthüllung 
der allerliebste lebende Be¬ 
weis am Fuß des Denksteins 
aufgereiht, die Modelle der 
vier Putten, die ihn krönen, 
reizende Kerlchen von etwa 
6, 5, 4, 3 Jahren, die Söhne 
des Malers Utsch in München, 

Urururenkel des Jägers. Auch 
dieGattin desLandwirtschafts- 
ministers Frhr. von Schor- 
lemer-Lieser, eine geborene 
Purizelli, ist eine Urenkelin. 

Geboren war Utsch 1732 
auf der Rheinböller Hütte, 
gestorben ist er 1795 auf 
seinem Erbforsthause Enten¬ 
pfuhl, in dem alten Hause, 
das noch wenige Schritte vom 
Denkmal steht. Und begraben 
ist er an der herrlichsten 
Stätte, die sich ein Weidmann wünschen kann, an der tausend¬ 
jährigen Gesinkirche nahe Rehbach, in tiefster und vollster 
Waldeinsamkeit. Man hat dem Jäger ja den Ruhm absprechen 
wollen, der Held des Jägerliedes zu sein. Aber abgesehen 
davon, daß kaum nachzuweisen sein wird, ob das Jägerlied 
schon vor ihm gesungen wurde, sagt die Hunsrücktradition, 
daß Pater Martin es dichtete, sein getreuer Hauskaplan, ein 
ebenso großes Original als er selber; vom Jäger und vom 


Kaplan erzählt man sich noch heute prächtige Stücklein auf 
dem Hunsrück, und die bekannten ,,ältesten Leute“ erinnern 
sich jetzt an das, was Vater und Großvater von ihm 
wußten. Von seinem trockenen Humor, seiner wackeren 
Trinkfestigkeit, seinem strengen Regiment und von seinem 

Mannesmut in jenen schweren 
Kriegsjahren. So sprengt er 
auch auf dem Denkstein 
stramm durch den Forst, 
keck flattert sein Zöpflein 
im Hunsrücksturm, der ihn 
so oft durchgeblasen hat. 

Ja, der Hunsrücksturm! 
Der braust durch die Buchen 
um seinen Denkstein, die er 
vielleicht noch selbst ge¬ 
pflanzt, um das alte Haus 
mit dem hohen Dach, darin 
Kinderschar und Hunde ihr 
Wesen treiben, die stunden¬ 
weite Waldeinsamkeit des 
hohen Soon, darinnen man 
auch heute noch kaum einem 
Menschen begegnet. Schwarz¬ 
zackig stehen die himmel¬ 
hohen, schweigenden Tannen, 
saftgrün die knorrigen Eichen, 
die schlanken Buchen. Auf 
den Waldwiesen leuchtet es 
rot von purpurnem Finger¬ 
hut,Weidenröschen lassen ihre 
seidigen silbernen Federchen 
wehen, hohe Farne wachsen am 
Saum. Und schleicht man leise 
auf weichem Waldboden, so 
mag man am frühen Morgen 
oder in der Dämmerung noch 
den stolzenHirsch belauschen, 
der hier sein geheiligtes Reich 
hat. Dumpf durchdröhnt sein 
Brunstgeschrei in den Sep¬ 
tembernächten denSoon,über¬ 
tönt auch den Hunsrücksturm. 
Da wird‘s wohl den Jäger in seinem einsamen Waldgrabe 
auch nicht rasten lassen! Ob er nicht aufsteht und die getreue 
Büchse schultert und dem hohen Weidwerk nachgeht in solchen 
Abenddämmerungen, an solchen Frühmorgen? 

Ob ihm das stille Schlummerbett nicht zu eng wird? 

Wie ein Märchen ist die Ruine der Gesinkirche in den Forst 
eingesponnen. Auf tausend Jahre schaut sie zurück. Ums 
Jahr tausend baute sie Willigis, der gewaltige Bischof von Mainz, 


















448 DEUTSCHLAND 


Nr.Q 


der Stellmachersohn, dem seine Widersacher ein Rad um seine 
Residenz malten mit der höhnischen Mahnung: „Willigis, 
Willigis, denk’, woher du kommen bist.“ Als Antwort darauf 
nahm Willigis das rote Rad ins Wappen, das noch heute Mainzer 
Stadtwappen ist. Auch an der Gesinkirche findet es sich noch, 
wenn auch der alte Willigisbau schon zu Anfang des 15. Jahr¬ 
hunderts zerstört und an seiner Stelle ein reiner gotischer Bau 
errichtet wurde. Auch er ist schon im Dreißigjährigen Kriege 
zerstört worden und lag seit der Zeit in Ruinen, ganz um¬ 
wuchert von wilden Rosen und allerhand Schlinggewächs — 
überragt und umrauscht von uralten Bäumen. Jetzt hat man 
— 1912 — den Chor der Kirche stilgerecht erneuert und im 
Kirchlein geschmackvolle Geräte aufgestellt. Gleich am Ein¬ 
gang ist das Grab des Jägers aus Churpfalz. 

Wer zum Jägerstein und dabei die machtvolle Einsamkeit 
des Hunsrückwaldes genießen will, der fahre von Bingerbrück 
mit der Bahn bis Stromberg. Hier empfängt ihn schon die 
hebe Romantik. Wie dies Stromberg sich hineingeschachtelt 
hat in die enge Schlucht zwischen Fustenburg und Gollenlels. 
Der Wald kommt schier bis in die Straßen des traulichen Nestes, 


wo die hohen Giebelhäuser so bunt von Blumen sind. Durch 
herrlichen Eichenbestand steigt man zur waldeingesenkten 
Fustenburg, wo die Sommergäste unter den mächtigen Kastanien 
des Schloßhofes Kaffee trinken oder beschaulich auf den 
Baikonen der reizenden Blockhäuser weit über die Lande 
und tief in die Straßen des Städtchens schauen. Die Block¬ 
häuser haben fürsorglich ein kluger Bürgermeister und einsichtige 
Stadtväter ihnen hingestellt, damit sich ihre Gäste wohlfühlen. 
Von da zieht man auf Schusters Rappen in den Soon. Durch 
herrliche Waldtäler, über weite Hochflächen, an weißglänzenden 
Dörfern vorbei, die in Wiesen ganz eingebettet sind. Und 
taucht dann unter für Stunden in die grüne, weltverlorene 
Einsamkeit des Soon. Das ist ein herrlich Wandern für alle, 
die das Wandern verstehen. Und fröhlich drängt sich‘s auf die 
Lippen, den Jäger aus Churpfalz zu ehren : 

,,Der Jäger aus Churpfalz, der reitet durch den grünen Wald. 

Ja, lustig ist die Jägerei, allhier auf grüner Heid, allhier 
auf grüner Heid “ 

Louise Schulze-Brück (Lehmen) 


Der Funkenturm im Toten Moor 


Steigt man bei Neustadt am Rübenberge am linken Ufer 
der Leine aufwärts, so kommt man zunächst durch prächtige 
Weiden und Wiesen, die der Fluß in den Jahrtausenden von den 
Bergen hierher auf den sandigen Grund getragen hat. Schreitet 
man weiter, so gelangt man auf die hohe Geest, der der Schweiß 
eines zähenBauerngeschlechtes eine 
nicht allzu reichliche Kornernte, 
aber um so mehr Kartoffeln ab- 
ringt. Hinter der Geest dehnen sich 
schier endloseFlächen tiefenMoores 

Das Tote Moor nennen es die 
Anwohner, denn es ist tief und 
nur an wenigen Stellen, die man 
kennen muß, zu durchschreiten. 

Im Frühjahr läßt das Wollgras seine 
weißen Fahnen über dem Moore 
flattern, und im Sommer ist es von 
der blühenden Heide in violetten 
Schimmer getaucht. Kiebitze 
schaukeln und flattern über das 
Moor, und Schmetterlinge, in allen 
Farben schillernd, nippen aus den 
Glocken und Rispen der beiden 
Heidearten den süßen Honigtrank. 

Kümmerliche Birken und Kiefern 
deuten auf etwas trockenere 
Stellen hin, die dem Fuß einigen 
Halt bieten. 

Quer durch das Moor, das den 
großen Binnensee, das Steinhuder 
Meer, schuf, zieht sich die Land¬ 
straße, die einstmals dem Verkehr 
von Bremen nach Hannover und 
Süddeutschland diente. Während 
bisher die Bauern aus dem Moore 
nur den Torf holten, mit dem 
sie heizen, oder den sie in die 
benachbarten Städte bis zu dem 
nahezu 30 Kilometer entfernten 
Hannover hinbringen, um dafür einiges' Bargeld zu lösen, wird 
jetzt von Neustadt am Rbg. aus mit kilometerlangen Drahtseil¬ 
bahnen der Torf aus dem Moore geholt und maschinell zu 
Torfstreu verarbeitet, damit an Stelle des unwirtlichen und 
unfruchtbaren Bruches allmählich trockenes Ackerland trete. 
— Hoch über diese Fläche, die bisher nur Naturfreunden und 


Malern freudige Blicke eröffnete, reckt sich wie eine riesengroße 
Nadel der Funkenturm von Eilvese. Er ist ein im Grundriß drei¬ 
eckiges, nach den Erfahrungen und Errungenschaften der mo¬ 
dernen Technik konstruiertes Eisengerüst. Dieser Turm, der 
mit seinen 250 Meter das höchste Bauwerk Deutschlands ist, 

macht aus der Ferne den Ein¬ 
druck, als werde er von einem Riesen 
auf der Hand balanciert. Erst wenn 
man näher hinzukommt, bemerkt 
man die schweren Trossen, die in 
schweren Betonblöcken verankert 
den Turm halten. Das schlanke 
Eisengerüst ruht mit einer halb¬ 
kugelförmig abgerundeten Spitze 
auf einem Betonfundament. Der 
spitze Fuß ermöglichte die leichte 
Konstruktion, denn hierdurch kann 
der Turm selbst den Kräften 
des Windes und der Sonnen¬ 
erwärmung nachgeben, ohne daß 
jene Momente oder Spannungen 
auf treten, die ein Abknicken 
herbeiführen könnten. 

Diesem Turm, den man meilen¬ 
weit sehen kann, verdankt das etwa 
3 Kilometer entfernte Dörfchen 
Eilvese seine gleichsam über Nacht 
gewordene Berühmtheit, die es in 
gleiche Linie mit Nauen, Nord¬ 
deich, Clifden, Glace-Bay usw. 
stellt. Gelang es doch mit Hilfe 
dieses Turmes, die 6600 Kilometer 
weite Entfernung bis Tuckerton in 
den Vereinigten Staaten drahtlos 
zu überbrücken. Diese Nachricht, 
die kürzlich durch die Presse ging, 
fand kaum die richtige Beachtung, 
denn die Technik schafft beinahe 
täglich Glanzleistungen, so daß es 
dem gewöhnlichen Sterblichen kaum möglich ist, neue Rekorde 
sofort als solche zu erkennen. 

Bei der Funkenstation von Eilvese handelt es sich um die 
erste Anwendung eines völlig neuen Systems von drahtloser 
Telegraphie. Ausgehend von dem Gedanken, daß die Reich¬ 
weite bisher, abgesehen von gelegentlichen und mehr zufällig 










Nr. 9 DEUTSCHLAND 449 


erreichten größeren Entfernungen, Clifden—Glace-Bay 3200 Kilo¬ 
meter, im wesentlichen von der vorhandenen elektrischen Energie 
abhängt, ging Professor Goldschmidt dazu über, die Energie 
durch Dynamomaschinen zu erzeugen. Diese Erfindung von 
Prof. Goldschmidt ermöglicht es, Energiemengen wenigstens 
nach bisheriger Erfahrung in unbegrenzter Größe herzustellen. 
Die Beschreibung des Systems Goldschmidt, das, soweit die 
Erlangung der Patente eine Veröffentlichung nicht erforderte, 
geheimgehalten wird, würde eine eingehende Abhandlung 
über drahtlose Telegraphie überhaupt erfordern. Es genügt 
aber wohl festzustellen, daß die Station Eilvese bei ihren ersten 
Versuchen mit einer Energie von 150 Kilowatt und einer 
Frequenz von 60 000 arbeitete, während beispielsweise Marconi 
zwischen Clifden und Glace-Bay nur mit 30 Kilowatt — neuer¬ 
dings will er 60 Kilowatt erzielt haben — operierte. Auf Grund 
dieser größeren Energiemenge gelang denn auch die drahtlose 
Übertragung nach Tuckerton, wo übrigens zur Zeit der Versuche 
der Turm erst bis zu einer Höhe von 150 Meter gediehen war. 


Der Zweck der Station Eilvese, die der hervorragenden 
Erdleitung wegen in das Moor gelegt wurde, ist, Deutschland 
von den im wesentlichen in englischem Besitz befindlichen 
Kabellinien unabhängig zu machen. Sobald die Station in 
Amerika fertig ist, was voraussichtlich im November der Fall 
sein dürfte, wird wahrscheinlich der größte Teil des tele¬ 
graphischen Überseeverkehrs über Eilvese geleitet werden, 
schon weil die drahtlose Telegraphie erheblich billiger ist 
als die Kabeltelegraphie. 

Von besonderem Interesse dürfte die Feststellung sein, 
daß unsere sämtlichen afrikanischen Kolonien innerhalb der 
Reichweite des Funkenturmes von Eilvese liegen, so daß 
Deutschland eine bedeutend bessere Verbindung mit Afrika 
erhält, als sie bisher bestand. Da die Energiemenge, wie die Ver¬ 
suche gelehrt haben, groß genug ist, daß auch das Sonnenlicht, 
das sonst die elektrischen Wellen leicht absorbiert, die drahtlose 
Verbindung nicht unterbrechen kann, so liegt die Bedeutung 
des Funkenturmes im Toten Moor klar auf der Hand. 

- Max A. Tönjes (Hannover) 


Der Hildesheimer Katzenbrunnen. 


Vor einiger Zeit zierte 
der Edelsinn eines Bürgers 
die Wallpromenaden der 
alten Bischofsstadt Hildes¬ 
heim mit einem anmutigen 
Kunstwerk in Form eines 
,,Julius -Wolff-Brunnens“. 
Nun ist diesem jetzt infolge 
einer gleich rühmlichen 
Schenkung ein poesievolles 
Brunnendenkmal auf der 
Neustadt an die Seite ge¬ 
stellt worden, das eine alte 
Hildesheimer Sage illu¬ 
striert, nach der ,,Katzen 
auch einmal den Nacht¬ 
wächter holen“. Stifter des 
neuen Brunnens ist Geh. 
Kommerzienrat M. Leeser, 
Schöpfer Prof. Ferd. See- 
boeck, Rom; Aufstellungs¬ 
ort der Platz vor der als 
Holzbau bewundertenNeu- 
städter Schenke aus dem 
J. 1601 (an einer Schwelle 
steht auch die Zahl 1550), 
der sog. Neustädter Markt. 

Bei Betrachtung des 
Kunstwerkes blicken wir 
zunächst in ein mächtiges 
▼ierschenkliges Dolomit¬ 
gefüge von lOMetorDurch- 
messer, um dessen Schaft 
der Katzensteg mit den 
vier schlanken Leibern der 
Katzen führt; über den 
Sockel empor bis zu 6 Meter 
ragt die vorzüglich ge¬ 



lungene Figur des Wächters, 
die auch in ihren Einzel¬ 
heiten, Horn, Laterne usw., 
Muster derKleinkunst zeigt. 
In voller Berufspflicht steht 
der Mann da, während die 
Tiere ihn anfauchen und 
feindlich Wasser gegen Ihn 
sprudeln, das dann in Lauf¬ 
becken hinabplätschert. 
Nach der Sage soll nun ein 
solcher Katzenkrawall, wo 
alles giftige Vieh gegen den 
Mann des Gesetzes und 
der Ordnung zuhaufge¬ 
kommen, ihn das Leben 
gekostet haben. — Alle 
Freunde der alten Hildesia 
freuen sich mit ihr des 
hochherzigen, sehr kost¬ 
baren Geschenkes, das eine 
wertvolle Bereicherung der 
Kunstschätze Hildesheims 
ist. Wünschen wir, daß in 
Hildesheim auch aus diesem 
neuen symbolischenKunst- 
werk nicht nur ein Ehr¬ 
gewinn, sondern auch eine 
Schutzbereicherung der 
,»allgemeinen mittelalter¬ 
lichen Schatzkammer“, als 
welche man die Stadt be¬ 
zeichnen könnte, zuteil 
geworden sein möge. 

Daß der Katzen schele, scharfe Art 
besser bei der Maid hier sei gespart; 
daß sie mildiglich hier offenbar, 
wie sie immer hold und heilig war. 

Henry Cassel (Hildesheim). 


Das Taunus-Observatorium 

In aller Stille hat sich auf dem zweithöchsten Gipfel eines 
unserer besuchtesten Höhenzüge (Taunus) eine bedeutsame 
Veränderung vollzogen. Auf dem kleinen Feldberg (826 Meter) 
ist der schöne hohe Fichtenbestand durchbrochen worden, 
und eine wissenschaftliche Kolonie hat sich hier niedergelassen. 
Unterstützt durch Frankfurter Bürger ist es dem physikalischen 
Verein zu Frankfurt a. M. gelungen, in dieser Höhe seiner 


auf dem kleinen Feldberg. 

gecphysikalischen Abteilung ein neues Heim zu gründen. 
Hier registrieren nun die Seismographen der vor einigen Jahren 
gestifteten v. Reinachschen Erdbebenwarte unbeirrt durch 
die Störungen des Großstadtverkehrs und unbeschadet durch 
die sehr störenden Einflüsse industrieller Tätigkeit. So ist es 
möglich, die geheimsten Regungen unserer scheinbar festen 
Erde zu beobachten. Instrumente ganz verschiedener Bauart 





























450 DEUTSCHLAND 


Nr.Q 



haben Aufstellung gefunden und in einer Anzahl, welche das 
neue Institut unsern best eingerichteten Erdbebenwarten an die 
Seite stellt. Während sich nun diese Abteilung hauptsächlich 
mit unserm Planeten selbst beschäftigt, ist es Aufgabe der beiden 
andern, die den Erdkörper umgebende Atmosphäre zu erforschen. 

Die luftelektrisch-meteorologische Abteilung beschäftigt 
sich in der Hauptsache mit den in der Atmosphäre auftretenden 
Spannungen und den Zusammenhängen zwischen Atmosphäre 
und Elektrizität. Ferner wird die dritte Abteilung des Instituts 
mittels Drachens 
und Fesselballons 
in die hohem 
Schichten der irdi¬ 
schen Lufthülle 
eindringen und 
deshalb gerade dem 
Luftschiffer eine 
wertvolle Aufklä¬ 
rung bieten können 
über die atmo¬ 
sphärischen Ver¬ 
hältnisse. 

Betritt man 
durch das massige 
Eingangstor das 
Gelände desObser- 
vatoriums (etwa 12 
Hektar), so zeigen 
sich rechts und links 
des Wegs zunächst 
die Wohnhäuser der Beamten, rechts dieWohnung des Verwalters, 
links das Hauptgebäude mit den Bureau- und Laboratoriums¬ 
räumlichkeiten und den Wohnräumen der wissenschaftlichen 
Beamten. Schon durch sein Äußeres sich von der übrigen Um¬ 
gebung abhebend, erscheint dann der feste Bau der v. Reinach- 
schen Erdbebenwarte. Bei der hohen Empfindlichkeit der darin 
aufgestellten Instrumente ist es erklärlich, daß man schon beim 
Bau für eine möglichst stömngsfreie Aufstellung der Instrumente 
Sorge getragen hat. Um jede Störung durch Winddruck oder 
sonstige äußere Einflüsse zu vermeiden, ist das Haus in allen 
Teilen doppelt gebaut; d. h. es stehen zwei vollständig getrennte 


Häuser übereinander. Auf diese Weise ist gleichzeitig erreicht, 
daß die Temperaturänderungen im Innern des Instrumenten¬ 
raumes von verschwindender und nicht mehr störender Größe 
sind. Unmittelbar neben der Erdbebenwarte ist ein 30 Meter 
hoher eiserner Turm errichtet, welcher eine einwandfreie 
Aufstellung der Meßinstrumente für Windstärke und -richtung 
gestattet und außerdem auf seiner Spitze auch noch eine Ther¬ 
mometerstation trägt, um über den Verlauf der Temperaturwerte 
in dieser Höhe orientiert zu sein. Dieser Turm soll auch als Mast 

verwendet werden 
für die zu errich¬ 
tende drahtlose 
Empfangs-Station, 
und hier können 
dann täglich die 
von den großen 
Funkstationen aus¬ 
gehenden Zeit¬ 
signale auf gefangen 
werden, so daß die 
Uhren des Obser¬ 
vatoriums unter 
ständigerKontrolle 
und in dauernder 
Verbindung mit 
denen der übrigen 
Observatorien und 
wissenschaftlichen 
Institute stehen. 
Gegenüber dieser 
Anlage befindet sich die große Halle, die den Fesselballonen und 
Drachen Unterkunft bieten soll, endlich auf freier Höhe zeigt 
sich die kleine Hütte, die luftelektrischen Beobachtungen dient. 

Auf der Höhe des Taunus geht also ein wissenschaftliches 
Institut seiner Vollendung entgegen, welches sich mit den 
neuesten Forschungen beschäftigt, mit der Erforschung der 
Erde und der sie umgebenden Lufthülle. So haben wir denn 
im Taunus einerseits das bedeutende Museum der Saal bürg 
mit seinen Zeugen früherer Kultur und anderseits das Feld¬ 
berg-Observatorium, ausgestattet mit den feinsten Erzeugnissen 
unserer heutigen Zeit. F. Moench. 


Schutz der Pliensaubrücke in Eßlingen 


Der Pliensaubrücke in Eßlingen droht durch die Not¬ 
wendigkeit, die Straßen künftig nicht mehr in Gleishöhe über 
die Bahn hinüberzuführen, Gefahr. Wenn die Eisenbahn in 
der jetzigen tiefen I^ge 
bleibt, so wird die Stadt 
in zwei scharf getrennte 
Teile zerschnitten, und 
es werden umständ¬ 
liche Hochführungen 
der Straßen auf großen 
Rampen notwendig. 

Durch die hochgeführte 
Straße würde der 
Pliensauturm m der 
Mitte durchbrochen 
und durch die Gehwege 
auf beiden Seiten völlig 
entstellt werden. Die 
Brücke aber, deren 
Linie jetzt symmetrisch 
mit feingeschwiingener Erhöhung m der Mitte verläuft, müßte 
einseitig hochgelegt werden und darr.it würde ihre Bildwirkung 
völlig zerstört. Wird aber die Bahn — wogegen bahntechnisch 
kein Bedenken besteht — auf einen Damm hochgelegt, so 


bleiben Straßen, Brücken und Torturm in ihrer heutigen Form 
stehen. Diese gute Lösung, die nach den Gutachten der 
Sachverständigen durchaus möglich ist, verlangt lediglich 

eine geringe Erhöhung 
der Bausumme, die 
sich gerade hier durch 
glattere und übersicht- 
lichereVerkehrsverhält- 
nisse verzinsen würde. 
Es decken sich also hier 
durchaus die Rück¬ 
sichten desVerkehrs und 
des Heimatschutzes, 
weshalb dringend die 
Höherlegung der Bahn 
zur Erhaltung der alten 
Brücke gewünscht 
werden muß.Außerdem 
müßte man auf das 
frühere Zugeständnis 
zurückkommen: die neuen Gehwege an der Brücke durch 
Verbreiterung der Gewölbe zu schaffen. Der jetzige Plan, 
sie durch einfache Auskragungen herzustellen, würde 
von der kraftvollen Brücke nur ein Zerrbild übriglassen. 









Nr. 9 m8GGsx3 e a9a ß &3^&8i^&eeai^m DEUTSCHLAND 


451 


Der Tod des A Pro. 

Novelle von Ernst Zahn. 


Der Ritter Johannes A Pro saß in seinem Stuhl mit den 
Armlehnen aus Hartholz, die zwei Löwenpranken bildeten, 
und dem Polstersitz aus rotem Samt. Über seinen Knien 
lag eine Decke aus langhaarigen weißen Ziegenfellen. Sein 
Bart war schwarz wie sein samten Wams und sein Gesicht 
weiß wie die Felle auf seinen Knien. Die Züge waren einge¬ 
fallen und siech. Die tiefliegenden schwarzen Augen hatten 
einen fiebrigen Glanz. Manchmal stahlen sich zwei lange 
totenfarbene Hände unter der Decke hervor, umklammerten 
die Lehnen, und die Arme zu Stützen machend, zog der Ritter 
die zusammengesunkene mächtige Gestalt mühsam ein wenig 
in die Höhe. Dabei wurde das Weiße des Auges sichtbar, und 
A Pro verbiß vor wütendem Schmerz die Zähne, daß sie 
knirschten. 

A Pro war wund. Im Streit mit den Mailändern hatten 
sie ihn geschlagen, daß er am Letzten war. Die Knechte hatten 
ihn über den Gotthard zurückgeschleppt. Und weil er fühlte, 
daß er nicht weiter konnte, hatte er sich das kleine Schloß zu 
Seedorf, das sonst einem im Ausland ansässigen Bruder ge¬ 
hörte, auftun lassen. Da lag er und wußte, daß er vielleicht 
liegen bleiben würde. 

Das Zimmer hatte dunkel vertäfelte Wände. Jetzt, zur 
Nachtzeit, sahen sie schwarz aus. Der ganze Raum war voll 
finsterer Schatten. Nur eines der tiefen, nischenartigen Fenster 
hatte einen weißen Glanz. Da suchte der Mond einen Zuweg. 
Außer dem Schwarz der Nacht, dem Weiß des Mondes und 
der Totenblässe auf dem Antlitz des Verwundeten war noch 
eine andere Farbe im Gemach, die zu den zwei übrigen in 
seltsamem Gegensatz stand. Ein geheimnisvolles Rot. Es lohte 
im Kamin, wo über schwere Klötze von Holz die Flammen 
züngelten; der Kienspan sprühte es aus, der auf schwarz¬ 
eisernem Ständer brannte, und der Boden aus gebrannten 
Steinen leuchtete rot, als ob er mit Blut gewaschen sei. 

Das Gemach war kalt; nur aus dem Holzfeuer, in dessen 
Nähe der Ritter saß, stiegen Wellen von Wärme. Aber die 
nördliche Wand strömte eine lästige, frostige Feuchtigkeit aus. 
An dieser Seite des Schlosses stießen sich alle Unwetter die 
Schädel an. 

Der Ritter wendete mühsam den Kopf. Er spähte in diese 
und jene Ecke. Ein unwirtlicher Aufenthalt, wenig Gerät in 
dem kalten Loche, ein schwerer Tisch, ein paar Stühle, Truhe 
und Spind! Der Bruder hatte lange nicht da gehaust! Kein 
Wunder! Um die Mauern sang der Wind, und manchmal trug 
er ein Rauschen wie von flüsterndem Schilf herauf. Dicht 
hinter dem Schlosse begann der Sumpfboden, der es vom 
See schied. 

Aus den Gemachecken stierte die Einsamkeit nach Johannes 
A Pro. 

Das Weib kam lange nicht wieder, sann er. Es saß da 
von des Bruders Willen eine alte Bäuerin in einer Erdgescho߬ 
stube, die Beschließer- und Verwalterdienste in dem alten 
Bauwerk tat, eine lahme, an Geist und Körper schwache Person, 
die über die unerwarteten Gäste halb verdrießlich, halb ängst¬ 
lich war. A Pro hatte sie hinübergeschickt nach dem Kloster, 
die Oberin zu bitten, daß sie eine der pflegekundigen Nonnen 
ins Schloß gehen lasse. 

Der Ritter Johannes A Pro war nicht alt, aber sein langer, 
dünner schwarzer Bart hatte graue Streifen, und sein Haar 
war unterm Druck des Helms spärlich geworden; es verdeckte 
die roten Schrammen und Narben, die er sich in zwanzig 
Schlachten geholt, nicht mehr. A Pro war nie in seinem Leben 
allein gewesen wie jetzt. Darum hatte die Einsamkeit für ihn 
glotzende Augen und redete. Er war den Lärm gewöhnt, Waffen- 


klirren und Klingen von Bechern, Stampfen der Pferde, Johlen 
der Knechte, Lachen von Weibern. Darum hatte die Stille 
Wesen für ihn und faßte seine Seele mit fremden Händen an, 
daß er etwas empfand, was er niemals gefühlt hatte, und daß 
er sich auf sich selbst besann, während er sein Leben lang in 
den Tag hinein gelebt, gehauen und gepoltert hatte. Sein Bruder 
war ein feiner Diplomat, der viel an fremden Höfen verkehrt 
hatte; er selber hatte nie etwas anderes gekannt und geliebt 
als das Kriegshandwerk. Nie? Hm! Es hieß, die A Pro hätten 
alle im Grunde etwas Weiches, mehr dem Frieden als dem 
Streit, mehr der Ruhe als dem Herumziehen Zuneigendes. 
Er hatte das — nicht gespürt. Und doch — manchmal, wenn 
er in irgendeiner Burg Gast gewesen, wenn er nachts allein 
in sein Gemach trat und alles — still war, war etwas wie ein 
Wunsch gewesen: Da möchtest du sitzenbleiben. 

A Pro schlug die Finger um die Lehnen; die Schmerzen 
wurden ärger. Gleich flüssigem Feuer floß es durch seine 
Glieder. Er lehnte sich mühsam zurecht. Dann, wie von Schwäche 
oder Fieber übermannt, versank er abermals in Dämmern 
und Sinnen. 

Manchmal atmete er rasch. Seine lange GestcJt lag mehr im 

Stuhl als sie saß. Manchmal wiegte und nickte der schwarze Kopf. 
* * 

* 

Vor seinem Geiste gaukelte eine Vergangenheit. 

♦ * 

Ein Garten lag zu Giornico in Livinen, durch eine hohe 
Mauer vom Staub der Landstraße geschieden. An steinernen 
Gerüsten rankte der Wein. Unkraut wuchert in den Beeten, 
aber hundert Stämmchen von Rosen blühten zum zweitenmal 
im Jahr. Drüben stand das weiße Haus des Statthalters Bal- 
dassare de Fava, des Geschichtsschreibers, mit seinen Loggien 
und dem schwarzen Dach aus rohen, dünnen Schief ersteinplatten. 
Eine Granittreppe mit gemauertem Geländer führte in den 
Garten hinab, und oben die Haustür hatte einen schönen 
Bogen, über dem, in Stein gehauen, das Wappen der Fava stand. 

Der Herbst atmete durch das Tal von Livinen. Er hatte 
einen heißen, schlaff machenden Hauch, wenn er auch die 
Glut des Sommers nicht mehr besaß. Die Rosen und anderes 
Blütenzeug dufteten, Insekten sangen. Es war zum Schlafen. 

Der Ritter Johannes A Pro saß auf einer schweren, breiten 
steinernen Bank, über welche eine Weide ihr Trauerhaar hing 
und die mit den Greifenkrallen, zu welchen der Steinhauer 
ihre Füße geschlagen, im Grase stand. Droben im Hause bei 
Baldassare, dem Statthalter, tafelten die übrigen Hauptleute 
noch, während die Knechtshaufen oben an der Kirche im Freien 
lagerten. Sie waren alle auf dem Zuge nach Süden. 

Über die Stufen der Steintreppe rauschte jetzt eine Seiden¬ 
schleppe. 

Der Ritter wendete sich um. Geschah das anfänglich 
fast mechanisch und ohne Interesse, so nahm er gleich darauf 
eine beobachtende Stellung ein, wie der Nüchterne und Kühl¬ 
gewordene vielleicht getan hätte, um die Gänge eines plötzlich 
vor seinem Blick auftauchenden edlen Pferdes zu betrachten. 

Über das steinerne Treppengeländer glitt mit Bewegungen 
von spielender Anmut eine schlanke, schöne Hand. Sie gehörte 
Bianca de Fava, der Statthalterstochter, welche langsam und 
in aufrechter Haltung der jungen und zarten Gestalt die Treppe 
herunterstieg. Bianca ging in schimmernder weißer Seide. 
Die Ärmel ihres Kleides waren lang und eng und bedeckten 
einen Teil der Hände, aber es war, als gewännen im Schutz 
des die Gelenke bedeckenden kostbaren Stoffes die Finger, 
die im Spiel die Mauer streiften, an rosiger Durchsichtigkeit. 
Wo sich das festliche Gewand, knapp über der jungen Brust 



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sich spannend, zum Halse hob, hatte es einen tiefen Aus¬ 
schnitt, aus dem in edlen Linien ein weißer Nacken stieg. 
Des Mädchens schönes Haupt wiegte sich leise und voll un¬ 
bewußter Würde, während der Fuß Stufe um Stufe über¬ 
schwebte. Die Sonne machte das blonde Haar glänzen und 
zeigte scharf den Gegensatz, den schwarze Brauen und Wimpern 
zu dem Blond des Hauptes bildeten. 

Bianca schaute weder zur Rechten noch zur Linken. Herr 
A Pro ahnte nicht, daß der Besuch ihm gelte. 

Der unbeholfene Bär blieb sitzen, als sich das Fräulein 
ihm näherte. Er trug den schwarzen Harnisch. An seiner Seite 
hing das Breitschwert. Auf dieses stützte er die Linke, und 
durch die Finger der Rechten ließ er die langen Fäden seines 
dünnen Bartes laufen. 

Bianca lächelte, und mit einem leisen Neigen des Kopfes 
grüßend, sagte sie: „Der Vater schickt mich, nach Euch zu 
sehen, Herr Feldhauptmann. Man vermißt Euch im Saale.“ 

„Eures Vaters Wein war mir zu dick,“ antwortete A Pro 
unhöflich mit rauher Stimme. „Ich bin das Weißgewächs von 
den welschen Seen gewöhnt, nicht aber Euere Liviner Blut¬ 
brühe. Ich will mich ein wenig verkühlen, Fräulein.“ 

Gleich darauf verlachte er sich selber: „Freilich, viel 
Kühle darf man hier und wohin wir ziehen, nicht erwarten.“ 

Bianca widersprach, daß doch gerade im Hause es kühler 
sei, und mit schleppendem Kleide schritt sie über den Weg, 
betrachtete die Rosen und haschte mit wiegender Anmut nach 
Schmetterlingen. 

Johannes A Pro konnte den Blick nicht von ihr wenden. 
Ihre Schönheit hatte etwas Fremdländisches, Niegesehenes. 

„Wollt Ihr Euch nicht setzen, Fräulein?“ fragte er und 
rückte auf der Bank. 

Da kam sie heran, griff in die Trauerweiden zweige und 
ließ sich neben ihm nieder. 

A Pro war wie verzaubert. Ihr Gesicht war ihm ganz nah. 
Es hatte eine Farbe wie edelster Marmor. 

„Ihr seid nicht wie die Livinerinnen sonst,“ sagte er. 

Sie lachte. ,,Meine Mutter war eine Böhmin,“ sagte sie. 
Dann blickte sie vor sich nieder und wurde still. Da.s Blut 
spielte unter der feinen Haut ihres Halses. Ein Gedanke schien 
ihr die Farbe der Scham oder Befangenheit langsam in die 
Wangen zu treiben. Jetzt tat sie einen Seufzer; sie spielte mit 
den Fingern an der Bank. „Ihr zieht noch heute abend weiter, 
Herr Feldhauptmann?“ fragte sie zögernd. 

„Ja, wir haben Eile,“ gab A Pro zurück. 

Wieder schwieg sie, und wieder hob sie mit Überwindung 
an: „Ihr habt einen Verweuidten von mir zum Führer eines 
Fähnleins?“ 

,,Freilich, ja —“ antwortete der Ritter nach kurzem Be¬ 
sinnen, „Guiseppe Bullo, Euern Vetter. Euer Vater wollte, 
daß ich ihn in meiner Nähe halte. Es schien ihm viel an dem 
Jüngling zu liegen. Ah —“ unterbrach er sich selber. ,,Ich meine 
zu verstehen. Euer Vater sagte mir nichts davon — aber —“ 

„Wir sind einander versprochen,“ flüsterte das Fräulein. 
Sie erhob jetzt die Augen zu dem Ritter, und eine heiße Ver¬ 
wirrung sprach aus ihren Zügen. 

Dem A Pro fuhr es über den Rücken wie eine kalte Klinge. 
Hatte er sich selber an dem blutjungen Kinde gefreut und 
empfand es übel, daß schon ein anderer im Neste saß? 

„Der Vater sieht es nicht allzu gern,“ gestand Bianca halb 
widerstrebend, halb wie von einem Zwang, zu vertrauen, 
geleitet. „Giuseppe ist ein wenig wild, ein wenig — er 
ist so stark, und die Kraft reißt ihn fort. Ihr solltet sehen, 
wie er über die Berge läuft, als sei ihm der steilste und 
rauheste Weg der beste, und wie er die Armbrust spannt, 
und wie er reitet.“ 

Der Ritter verzog die knappen, schmalen Lippen; es 
deuchte ihn, daß des Mädchens Mund so geschäftig im Rühmen 
sei, weil das Herz Zweifel hätte. 


„Wenn wir in die mailändische Ebene kommen, kann er 
zeigen, was er ist,“ sagte er trocken. 

„Ihr — Ihr werdet ihn viel um Euch haben?“ fragte Bianca. 

Er sah, daß sie ein Anliegen verbarg. „Ich halte dergleichen 
junges Volk gern unter meinen Augen,“ beschied er sie. 

Da erhob sich das Mädchen jäh. Sie war so erregt, daß 
sie zitterte. „Seid ihm nicht zu streng, Herr Feldhauptmann. 
Er kennt sich manchmal selbst nicht, ist wie ein schäumender 
Bach. Aber er ist gut, zahm wie ein Kind, wenn-“ 

„Wenn er etwas zu bereuen oder zu büßen hat. Ich kenne 
das,“ unterbrach A Pro sie verdrießlich. 

Der Bianca kamen Tränen. Ihr feiner, bewegsamer Mund 
zuckte. 

Das berührte ihn seltsam. 

„Ich will ihn befreunden, so gut das geht,“ beruhigte er sie. 

„Er wird in der Schlacht keine Vorsicht kennen,“ sagte 
das zitternde Kind. 

„Dafür ist er ein Mann,“ antwortete der Ritter; aber fast 
wider Willen verbesserte er sich: ,,Seid ruhig, ich halte ihn 
im Zaum.“ 

Das schöne Mädchen aber verlor sich völlig. A Pro er¬ 
kannte, daß in diesem zarten Leibe eine Gewalt lebendig war, 
die jeden Nerv durchbebte und größer war als selbst die Lebens¬ 
kraft. Wieder faßte den wegfahrenden Mann etwas wie Neid 
und Groll, darum, daß ein anderer an dem Wunder teil hatte, 
das in des Fräuleins Seele blühte. 

„Ich bin in großer Not,“ flüsterte Bianca. „Und ich will 
Euch so danken, wenn Ihr Euch seiner annehmen wollt. Sie 
rühmten Euch als einen, der hinter Rauheit einen weichen 
Sinn verbirijt.“ 

Noch ehe A Pro erwidern konnte, hatte sie sich vor ihm 
in ein Knie gesenkt und drückte den Mund auf seine noch 
immer den Schwertknauf umspannende Hand. 

Dem Ritter wurde das Gesicht heiß. Er stand auf, steif, 
so ungelenk als unwillig zu höfischer Sitte. Ein Windlein 
kam und wehte ihm den dünnen, grauschwarzen Langbart 
über die gepanzerte Schulter. 

Bianca wußte nicfit, ob er zürnte. Auch sie erhob sich 
betroffen. 

Er aber tat einen tiefen, sonderbar unsicheren Atemzug, 
und ein Stücklein von ihr abstehend, sagte er: „Giuseppe 
Bullo, Euer Vetter, ist ein glücklicher Mann, Signorina Bianca; 
er hat in seinem Leben einen Wert, um den es sich wohl lohnt, 
brav und tapfer und klug zu sein.“ 

Das Fräulein verstand ihn nicht recht, aber sie sah, daß 
er ihr wohl wollte. Ihre Augen leuchteten. 

ln diesem Augenblick erschien oben an der Gartentreppe 
ein junger Mann in reicher Tracht. Eine weiße Feder hing 
ihm vom Barett und streifte seine braune Wange. Sein Haar 
war schwarz und lockig. Sein Gesicht und seine Augen trugen 
den Ausdruck heißer Lebensfreude; um seinen Mund jedoch, 
den ein kleiner, eitler Schnurrbart nicht verdeckte, zuckte ein 
Zug von Unruhe und Unbeständigkeit. 

Bianca eilte auf ihn zu, und der Ritter hörte, wie er mit 
schlecht verhehlter Ungeduld fragte, wo sie bleibe. Als sie 
aber auf ihn, A Pro, hinwies, riß er sein Barett vom Kopfe 
und stand einen Augenblick in unterwürfiger Haltimg, den 
Wink des andern erwartend, der ihm sich zu entfernen gestattete. 

A Pro hob die Hand, und den Arm um die schlanke Hüfte 
der Bianca de Pava gelegt, stieg der junge Edelmann die Treppe 
zum Saale wieder hinan. 

Ein Scheit im Kamin stürzte ins Feuer, daß Funken stoben. 
Da waren auch die Schmerzen wieder. A Pro biß die Zähne 
zusammen. Eine Weile rang er mit der Qual. Dann lag er im 
Stuhl wie ein Toter. Die Lider sanken gleich Bleideckeln über 
die Augen. Aber seine Gedanken arbeiteten noch immer. Sie 
übersprangen Zeit und Raum. Er sah seinen Untergebenen, 
den Giuseppe Bullo, im Lager unten in der mailändischen 



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Ebene. In seinem, des Feldhauptmanns Zelte selbst. Bullös 
schönes braunes Gesicht war fahl, der unruhige Mund, der 
immer so aussah, als ob er jedes Wort, das er sprach, zur Lüge 
lächelte, hatte einen Ausdruck halb des Hohns, halb der Be¬ 
sorgnis. 

Niemand sonst war da, niemand als sie beide. 

Pfui Teufel! Der Ritter stöhnte, und seine Hand zuckte 
unwillkürlich nach der Seite, wo sonst das Schwert hing. Gott 
strafe den Buben! Er, A Pro, hatte eine schwere Aufgabe über¬ 
nommen, als er den Bullo im Auge zu behalten versprach. 
Stark und kühn, waghalsig, wild, das alles war er. Aber auch 
streitsüchtig, falsch, dem Spiel und den Weibern hold. Drei¬ 
mal auf dem Zuge nach Süden hatte er ihn aus schlimmen 
Händeln befreit, wider eigenes Empfinden ihn losgelöst, dem — 
dem kleinen Fräulein zu Schirniß zuliebe. Dem kleinen Fräu¬ 
lein! In des Ritters Johannes A Pro Seele hing seit jenem Abend 
im Garten des Statthalters ein silbernes Glöckleln, das Tag 
und Nacht den Namen der Bianca de Fava gar lieblich läutete, 
und manchmal trat in seine Gedanken aus Wolken und Schatten 
eine junge Gestalt mit blonden, über ein schimmernd weißes 
Kleid wallenden Locken. Sie ging durch seine nächtlichen 
und durch seine wachen Träume wie ein Geheimnis. Alles, 
was bisher ln seinem Leben gewesen war, erschien dagegen roh 
und laut und gemein. Der Erscheinung der Bianca haftete 
etwas Heiliges und Überirdisches an. Wenn er an sie dachte, 
kam ihn immer eine Weichheit und Andacht an, als ob er das 
Haupt entblößen und das Kreuz schlagen müßte! 

Und Giuseppe Bullo stand im Zelte des A Pro. 

Aus Wolken und Schatten kam wieder Bianca de Fava 
geschritten. Sie stellte sich neben den Liviner wie zum Schutze, 
als wollte sie bittend die Hände heben, sobald A Pro sprechen 
würde. Es war gut, daß sie kam! Sonst- 

Der Ritter schüttelte sich. Es war eine weiche, schwüle 
Luft im Zelte, die ihm die Kraft einschläferte. Er haßte diese 
weiche, südliche Luft. Er hätte zurückkehren mögen in die 
Berge. Es war, als — als habe dort auch die Erinnerung an 
Bianca de Fava weniger Gewalt über ihn. 

„Ihr habt mich rufen lassen, Feldhauptmann,“ begann 
Bullo. Er gab seinen Worten Sorglosigkeit, aber man hörte 
aus ihnen heraus, daß er nicht ohne Unruhe war. 

„Habt Ihr Euch umgesehen, ob niemand nahe ist, der uns 
belauscht?“ fragte A Pro. Er hatte Mühe, die Worte aus der 
Brust herauszubringen; der Zorn, den er in sich erstickte, hielt 
sie ihm wie mit Eisenklammern zurück. 

Bullo wie A Pro waren gepanzert. Aber die Rüstung des 
Feldhauptmanns war alt und zerhauen und schmucklos, und 
jener trug die seine wie zum Feste, sie schimmerte silbern. A Pro 
saß steif, eckig, fast starr auf seinem armseligen Lager, indessen 
der junge Liviner nicht an der Stelle zu verharren vermochte 
und mit der Gelenkigkeit der Jugend und des Höflings bald da, 
bald dorthin trat wie einer, der sich am Orte etwas erlauben darf. 

Ein dämmeriges Licht lag im Zelte. Ein paar schwere 
Stühle standen herum und ein Tisch, der mit Waffen und Per¬ 
gamenten belegt war. 

„Es ist niemand ln der Nähe,“ sagte Giuseppe. 

„So geht dennoch noch einmal und achtet, ob wir allein 
sind!“ befahl der Ritter. 

Bullo warf einen scheuen Blick auf ihn. Dann ging er 
hinaus und kam wieder: ,,Ich sagte es. Es ist niemand ln der 
Nähe, Feldhauptmann,“ berichtete er. 

,,Gut für Euch,“ antwortete der andere. 

Bullo errötete und spielte den Gekränkten. „Das klingt 
wie Schelte,“ sagte er, „das sieht aus wie Gericht.“ 

„Gericht s*oll es sein,“ herrschte A Pro. „Und seid froh, 
daß ich allein zu Gericht sitze.“ 

Der Liviner warf den Rotkopf auf und wandte sich dem 
Ausgang zu. 

„Ich rate Euch, bleibt,“ sagte A Pro. 


Das Wort und der Ton hielten ihn fest. 

A Pro stützte die Hand auf sein Bett und neigte sich vor, 
daß die dünnen Bartsträhnen beinahe seine Knie streiften. Der 
Grimm machte seinen Unterkiefer zittern. „Ihr habt es der 
Tochter des Statthalters de Fava zu danken. Euerer Braut, 
wenn‘ - 

„Braut?“ fiel ihm Bullo erregt ins Wort. „Der Statthalter 
hat sein Wort nicht herausgeben wollen.“ 

„Er wird es nicht verweigern, benehmt Ihr Euch so, wie 
er es von seinem Eidam verlangen muß. Oder sind Euch seine 
Bedenken Freibriefe, zu tun, als ob Ihr keine Pflichten hättet?“ 
Der Liviner zuckte mit der Schulter. 

Mit zäher Kraft bezwang A Pro sich. „Bianca de Fava,“ 
sagte er mit leiser, fremder Stimme, „ist wie der Pfirsichblust, 
der rot in den Schnee der Berge hinaufleuchtet. Wenn da oben 
zu Schirniß, wo der Winter harte Fäuste hat, eine Blume blüht, 
fo ist sie holder denn irgendwo. So ist Bianca de Fava, Herr 
Giuseppe. Ich muß Euch das wohl nicht erst sagen und was 
für ein glücklicher Mann Ihr seid.“ 

„Man könnte meinen, Ihr beneidet mich, Feldhauptmann,“ 
sagte der andere mit einem Grinsen. 

Da war es, als schüttle A Pro einen Taumel ab. Bianca 
de Fava stand nicht mehr ln Wolken und Schatten neben dem 
Liviner. Des Ritters Stimme veränderte sich und klang jetzt 
wie draußen im Feld, wenn er, der Kriegsmann, am Feind 
war und Elsen auf Eisen traf. Drohend sprach er jetzt. „Ihr 
seid ehrlos und ihrer nicht wert. Merkt auf, was ich frage. 
Antwortet kurz und — lügt nicht. Ihr verkehrt in der Schenke 
der roten Hexe, der Angiolina, die ihren Namen durch ihr 
Leben belügt und mehr ein Teufel ist.“ 

„Ein schöner Teufel,“ stieß Giuseppe heraus. Sein Gesicht 
war heiß wie von schwerem Wein, als er das sagte, und sein 
Blick flackerte trunken. 

„Verkehrt Ihr dort oder nicht?“ bestand A Pro barsch 
auf seiner Frage. 

„Nun — ja — ich war dort,“ gab der andere zu. 

„Trotz des Verbotes?“ 

„Trotz des Verbotes.“ 

„Ihr habt mit der Angiolina — Ihr rühmt Euch ihrer ganz 
besonderen Gunst?“ 

Wieder lächelte Giuseppe halb eitel, halb höhnisch. 
„Trotzdem —“ knurrte der Ritter, aber sich selbst unter¬ 
brechend, fuhr er laut weiter: „Man hat Euch in der Schenke 
nächtlicherweise mit Mailändischen zusammengesehen.“ 

Nun erbleichte der Liviner. „Das ist nicht wahr,“ keuchte er. 
„Es ist wahr,“ sagte A Pro. Er stand auf. Panzer und 
Schienen rasselten. Er war ein gewaltiger Mann, als er so 
stand. „Leugnet nicht,“ sagte er. „Ich weiß mehr als Ihr denkt. 

Und wäre es nicht um-“ 

Giuseppe Bullo hatte sich abgewendet. Seine Gedanken 
arbeiteten. Wußte er — wußte er alles, der andere? 

„Wäre es nicht um Bianca de Fava, Giuseppe, Ihr läget 
jetzt in zwei Stücken draußen auf dem Felde, und die Raben 
hätten ihre Freude an Euch, dem — dem Verräter. 

A Pros Stimme rollte und grollte, als kämen Steine aus 
seinem geschienten Körper heraufgepoltert. 

Der andere stand gebeugt. Die Gedanken jagten sich. 
Er wußte — er wußte! 

Er, Bullo, hatte Schulden, Schulden, daß er darin ersoff. 
Und der Herzog von Mailand versprach Geld, und die Angio¬ 
lina — Teufel, was für ein Weib! Die Seele verkaufte man, 
wenn sie einen so ansah - so - - da hatte er es getan, hatte 
mit dem Mailänder unterhandelt und — 

Plötzlich fuhr er mit der Hand nach dem Dolche, der 
ihm an silberner Kette neben dem Schwerte hing. Wie eine 
Katze sprang er den Ritter an. 

A Pro mochte den Ansturm nicht erwartet haben. Er 
wankte so lang und hoch er gestanden. Aber er erhaschte die 





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Hand, welche den Dolch hielt. Einen Augenblick rangen sie. 
Des Ritters hageres Gesicht war grau. Die Lippen saßen schmal 
wie ein Strich aufeinander. An Gewandtheit und Wildheit 
stand er dem andern nach, aber seine Muskeln, wenn sie lang¬ 
sam waren, waren hart. Es war, als ob der Liviner Granit zu 
brechen suchte. Die Arme des Jüngeren erlahmten. Er tat einen 
ungeschickten Schritt. Da hatte A Pro ihn am Halse. Er riß 
ihn vorwärts. Schwer schlug Bullo zu Boden. 

Der Schwarzbart dachte an Bianca de Fava, aber anders 
als sonst. Er packte sein Schwert, das drüben auf dem Stuhle 
lag, und ehe sich der andere wieder erhob, spaltete ihm die 
breite Waffe das Haupt. 

Und der Schwarzbart dachte an Bianca de Fava. Der da 
hatte sie weggeworfen um einer Dirne willen! Der da hatte 
mit dem Feinde paktiert. Er, A Pro, hätte ihn dem Spruch der 
Hauptleute überliefern sollen. Er hatte ihn zu schonen gedacht 
um — um der Kleinen im Garten zu Schimiß und seines Ver¬ 
sprechens willen. Nun lag er da — erschlagen — von seiner 
Hand. Er seufzte ein wenig. Aber sein Gesicht zuckte nicht. 
Er schritt vor sein Zelt hinaus. Drüben standen Landsknechte. 
Er rief sie an. Und als sie zu ihm traten, schlug er die Zelttür 
auf und befahl: ,,Schafft diesen Mann hinweg und begrabt ihn. 
Und sagt den Hauptleuten von Schwyz und denen von Luzern 
und von Zürich, daß ich zu Abend Rechenschaft ablegen will, 

wie der Liviner gestorben ist.“ 

♦ * 

* 

Das Feuer im Kamin glühte. Rot zuckte sein Schein über 
die Rotziegel des Bodens. Drüben am Fenster floß das weiße 
Bächlein des Mondlichts, unhörbar, weiß und kühl. A Pro 
hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt. Wie lange die Magd, 
die Vettel, ausblieb! 

Der Wind sang draußen an der Mauer, und das Schilf 
wehte. Haha, redete es schon? Redete es? „Droben in der 
Stube stirbt einer. Hu, wißt, stirbt einer!“ 

Im Flur ein Geräusch! Leise Schritte, fast so heimlich 
wie der Wind. Sie hielten an, und ein anderer tölpischer Tritt 
holte sie ein. 

„Wartet, ich will es ihm sagen,“ sprach draußen die Magd. 

Dann kam sie herein, eine kleine Person in einem Bündel 
von Röcken, mit spärlichem Haar auf dem alten Kopfe. „Die 
Schwester ist da,“ berichtete sie. „Es wollte keine kommen; 
denn die pflegenden sind alle fort, lauter Betschwestern im 
Kloster.“ 

In der offen gebliebenen Tür erschien eine Nonne. Sie 
kam herein, noch während der Ritter die Magd anwies, sie 
hereinzuführen. Sie sah nicht nach dem Verwundeten, sondern 
schritt, nachdem sie durch ein stummes Nicken gegrüßt, mit 
gesenktem Kopf zu dem Tisch hinüber, schlug ein Tüchlein 
auseinander, das sie unter dem Gewände getragen, und breitete 
das darin enthaltene Verbandzeug zurecht. Inzwischen schlurfte 
die Magd hinaus. Die Tür fiel zu. 

„Ich grüße Euch, ehrwürdige Schwester,“ sagte A Pro. 
„Ich sollte drüben im Nebengemach auf dem Lager liegen, 
denn Ihr werdet hier ein unbequemes Verbinden haben. Aber 
die Schwäche hält mich hier auf dem Stuhle fest. Und Ihr 
müßt mir nachher wohl den Gefallen tun, ein paar Knechte 
zu rufen, die-“ 

Er konnte nicht weiter reden. Die Schmerzen kamen 
wieder, und er rang mit ihnen wie seit langem. 

Die Nonne hatte sich umgewendet. Sie hielt sich mit 
zarten kleinen Händen am Tisch und blickte nach A Pro hinüber. 
Ihre weite schwarze Tracht und die Haube hatten diesem 
bisher sowohl die Formen ihrer Gestalt als auch ihr Gesicht 
verborgen. Nun erhob sie das Antlitz, das bleich und schmal 
war und schwarze Brauen hatte. „Ihr seid es, Herr Feld¬ 
hauptmann?“ fragte sie mit blankem Staunen. 

A Pro tat die schweren Augen auf. Sein fast erstorbener 
Blick gewann Leben und Feuer zurück. Er suchte unter der 


Nonnenhaube nach blondem Haar, und es war ihm, als sdieine 
ein Streif von Gold über der Stirn. 

„Bianca de Fava?“ sagte er. „Wie kommt Ihr zu dieser 
Tracht, edles Fräulein?“ 

Noch während er das fragte, wußte er selber die Antwort. 
Sie hatte Giuseppe Bullös Tod erfahren. Sie hatte ihr Leben 
an ihn gegeben. Nun er es nicht mehr halten konnte, gab sie 
es dem Klosterdunkel. — Wie schmal ihr Gesicht war! Und 
der Mund war wie von einem Frost von Schmerz umstarrt. 
Er blickte sie an und an, und in seinem Innern, das eine stein¬ 
harte Schale hatte, sangen weiche und süße Lieder. Er saß 
im Garten zu Schimiß, und das Fräulein kam. Sie war schön 
und zart-er war wie verzaubert. 

Sie stand noch immer an den Tisch gelehnt. „Ich habe 

Euch nicht mehr gesehen, seit-“ sagte sie niit leiser, müder 

Stimme und konnte dann nicht weiter. Tränen nahmen ihr 
die Stimme. Sie füllten ihre Augen. Es war wunderbar, wie 
sie darin aufquollen und als zwei schwere, lautere, schimmernde 
Tropfen an den langen Wimpern hingen. 

Plötzlich schien sie sich ihres Amtes zu erinnern. „Ver¬ 
zeiht,“ sagte sie, „Ihr leidet. Ich soll Euch Euere Wunde neu 
verbinden.“ 

A Pro rührte sich nicht. Ihre Erscheinung stand ihm in 
Nebeln. Und die Lieder sangen in ihm. Es duftete der Garten 
zu Giornico. 

In seinem Körper war ein dumpfes Brennen. 

Bianca de Fava kam heran. „Wo sitzt die Wunde?“ 
fragte sie. 

Der Ritter öffnete mechanisch sein Wams. Ihre kleinen 
weißen Hände halfen. Aber da sie das Unterkleid lösten, wich 
sie schaudernd zurück. Es war getränkt von Blut. 

Da war es, als erwache A Pro. Er sah das Blut. „Ich dachte 
es mir,“ sagte er mit seiner starken Stimme. „Es ging da so 
wie eine Quelle im Grund. Erschreckt nicht, Schwester. Reicht 
mir neues Verbandzeug. Ich helfe mir selber.“ 

Sie ging zum Tisch hinüber. 

A Pro löste die Binde an seiner Seite, wo die Lanze ge¬ 
troffen hatte. 

Das Mondlicht lag weiß auf dem Flur. Der Wind sang 
um das Haus, und noch immer rauschte das Schilf unterm 
Turme. 

,,Welch ein Greuel ist der Krieg,“ seufzte Bianca. Es 
klang wie ein Weinen durch das Gemach, wie das trostlose 
Weinen eines Kindes. „Da Hegt Ihr so schwer wund — so 

— und —-und so mag er gelegen haben, den — ich nie 

mehr sah.“ 

Der Ritter packte die Stuhllehnen. Es war, als habe er 
einen Schlag erhalten oder sei ihm der Spieß neu zwischen 
die Rippen gefahren. Wie ein Blitz leuchtete die Wirklichkeit 
vor ihm auf. 

Und er war ein rauher Gesell, aber gerade wie sein breites 
Schwert, und er war hart und gerecht wie zur Stunde, da er 
den Bullo erschlug. Die — die dort mit ihren weichen weißen 
Händen wollte ihm Liebe tun. Aber sie wußte nicht, was — 
was er ihr angetan hatte. Es mußte saubere Rechnung sein 
zwischen ihr und ihm. Das — das verlangte die Ehre, das! — 

Hei, wie schwül die Luft war im Garten zu Schimiß imd 
wie weich und gütig die kleinen Hände dort und — bei Gott —. 

Der Ritter ächzte — die Wunde brannte und glühte. 

Mit Gewalt riß er sich aus den Träumen vom Garten zu 
Giornico. Mit Gewalt riß er sich aus der leiblichen Qual. 

„Wißt Ihr, wie Giuseppe, Euer Verlobter, gestorben ist?“ 
fragte er mit heiserer Stimme und so plötzlich und unvermittelt, 
als breche er mit dem Worte durch Wälle und Wände. 

Bianca hielt die Binden in Händen und war auf dem Wege 
zu ihm. Nun stand sie still. Sein Ton setzte sie in Erstaunen. 

„Ich habe niemand gesehen, der es mir hätte erzählen 
können,“ klagte sie mit ihrer leisen, zerbrochenen Stimme. 







Nr. 9 


DEUTSCHLAND 455 


Der Vater sprach nicht davon. Sie wußten zu Schimiß nur 
alle, daß er tot war. Da wurde mir das Leben leid und — und — 
so sehr sie mich zu hindern suchten, ich flüchtete zu den Schwe¬ 
stern von Seedorf. Aber Ihr — Ihr werdet es wissen. Ich bat 
Euch um Euern Schutz für ihn, so — so sagt mir —“ 

Sie war ein Bild verkörperten Schmerzes, während sie so 
sprach, aber eines kraftlosen Schmerzes. Sie glich der Blüte, 
die sich in wundersamer Schönheit eben aufzubrechen anschickte 
und über welche eine Frostnacht kam, so daß die Knospe müde 
hing und nie mehr sich zu öffnen vermochte. Aber so sehr 
das Leid sie beschweren mochte, sie hatte noch Mitleid in 
ihrer Seele, und sie tat einen Schritt auf den Ritter zu, wie 
aus ihrem Kummer geschreckt. „Mein Gott, seht das Blut,“ 
stammelte sie. 

Vor A Pros Augen dunkelte es. Er fühlte, wie das Leben 
von ihm rann. Aber er hielt die Lehne mit starren Fingern, 
als müßte er sie zerbrechen. ,,Ich habe den Bullo erschlagen,“ 
sagte er stark und laut, als ob er einen Befehl über seine Kriegs¬ 
schar riefe. 

„Ihr — Ihr habt —“ stammelte Bianca. Sie machte eine 
so plötzliche Bewegung, daß sich die Haube nach hinten schob, 
und da sie sie hinderte, riß sie sich dieselbe ab, daß das blonde, 
der Locken beraubte Haupt nackt war. „Und ich bat Euch 
um Schutz für ihn!“ 

Wie sie so stand, wankend wie von einem Sturme hin- 
und hergeschlagen, jetzt bleich und jetzt das Gesicht von Blut 
überloht, packte A Pro die Erkenntnis, daß er mehr sagen mußte. 
Sie mußte wissen, wie und warum es geschah. Und da schien 
es ihini wie feig, daß er sich verteidigen sollte. Und es schien 
ihm wie eine List, ihr die Wahrheit zu sagen, eine List, um sich 
ihre Hilfe zu sichern. Und dann wieder deuchte ihn, daß er 
diesem zerbrochenen feinen Kinde nicht zeigen dürfe, an 
welchen Unwürdigen sie sich verschwendet hatte. Es wäre, 
als würfe er einen Stein nach dem lieblichen jungen Geschöpf. 

„Ihr — Ihr habt ihn erschlagen?“ stammelte Bianca de 
Fava zum zweitenmal. Sie verstand nicht. Ihre Augen waren 
groß, und das Entsetzen leuchtete darin. 

„Warum? — Wie — wie habt Ihr das tun können?“ 

„Weil ich Euch liebte,“ sagte der Ritter hart und verbissen. 
Keine Klausel dabei, keine Entschuldigung, keine Erklärung. 
Er wollte ihr nicht den Glauben zerschlagen, wie ihr das Glück 
zerschlagen war. Und es war, als ob ein Steinblock rollte, 
weil er einmal im Rollen war. ,,Aus Neid habe ich ihn er¬ 
schlagen,“ fügte er hinzu. 

Bianca de Fava stieß einen kleinen Schrei aus. Die Binden 


entfielen ihrer Hand. Sie starrte ihn an, als ob er pestkrank 
wäre, statt wund. Dazu sprach sie, leise, heiser, immer leiser 
und heiserer: „Das beichtet Ihr jetzt, well Ihr den Tod fühlt, 
Feldhauptmann! Well Ihr Angst habt — Gewissensangst. 
Das habt Ihr getan! Gott verzeihe es Euch — ich — ich kann 
nicht. Ich — ich kann Euch nicht helfen, kann Euch nicht mehr 
berühren, ich —“ 

Sie schlich bei diesen Worten rückwärts, näher der Tür, 
immer näher. Mit Schritten, die niemand hörte. Jetzt stand 
sie im Türrahmen, immer das entsetzte Gesicht dem Ritter 
zugewendet. 

„Gott — verzeih es Euch,“ wiederholte sie noch einmal, 
dann war sie verschwunden, die Tür Heß sie offen. 

Wie ein Hauch blieb das „Gott verzeih es Euch“ ihrer 
welchen, schluchzenden Stirrme im Gemach zurück. 

Der Ritter Johannes A Pro hörte diese Stimme, aber er 
verstand die Worte nicht mehr. Sein Kopf sank tiefer, tiefer 
noch. Das Blut sickerte unter seinem Wams. Er aber spürte 
keine Schmerzen. Er lag in einem Traum, der Schwäche und 
Bewußtlosigkeit und Sterben war. 

Ha, wie der Garten duftete zu Schirniß! Weich und schwer 
die Luft und süß! Und Bianca de Fava verließ die Bank, wo 
sie neben ihm gesessen. Ihr Kleid aus schimmernder Seide 
rauschte. Die Sonne spielte in ihren Locken, wie Gold auf 
Gold blitzt. Sie war jung und zart wie eine schwanke Birke 
und trug das Haupt gleich einer Königin. 

Nun schritt sie dort, nun dort an der Treppe — nun — 
war sie verschwunden! 

Des Ritters Arme verließen ihren Halt, seine Gestalt fiel 
in sich zusammen. 

Noch waren die beiden scharfen Farben im Gemach, das 
Dunket der nächtlichen Wände und das Schwarz am Wamse 
des Ritters, wie daraus herausgeschnitten aber das harte Weiß 
eines Totengesichts und das andere des Mondscheins am 
Fenster. Dieses andere aber war leise und zart wie Spinn¬ 
web und war am Erlöschen. Noch aber glomm auch die dritte 
Farbe ln die beiden andern hinein, nur gedämpfter, dunkelnd. 
Der Kienspan schwelte, das Feuer im Kamin war nicht mehr 
Flamme, nur noch Glut, und wie sprühende Rosen lag es 
zwischen dem Schwarz der Scheite. 

Aber auf den roten Fliesen des Bodens glänzte ein tieferes 
Rot, war nicht wie Glut und nicht wie matter Stein, schimmerte 
seltsam und tief wie ein schleichendes Bächlein, das unsicht¬ 
bare rote Algen färben. Es suchte sich einen Weg zwischen 
den Platten des Bodens. Da versickerte das Leben des A Pro. 


Der DeutscheWerkbund und di e Deutsche Werkbundausstellung Köln 1Q14. 


,»Qualität und Form“ ist das Ziel des Deutschen Werkbundes. Über die 
Wirtschaftlichkeit der Qualitätsarbeit überhaupt und die Notwendigkeit solcher 
qualitativ-intensiver Arbeit, insbesondere auch für uns Deutsche, ist heute 
kaum mehr ein Wort zu verlieren. Unser Mangel an Rohstoffen und unser 
Reichtum an geistiger Kraft haben uns von selbst dazu geführt, daß wir die 
besten Methoden zur Erzielung des höchstmöglichen Arbeitsergebnisses ent¬ 
wickelten. Aus der kleinsten Quantität die größte Qualität herauszuholen, ist 
das klar erkannte und vielfach schon erreichte Ziel unserer technisch-wissen¬ 
schaftlichen Qualitätsarbeit. 

Der Qualität der Arbeit aber muß sich noch die gute Form zugesellen, und 
wo diese nicht von selbst aus jener hervorwächst, da muß der Künstler helfend 
eingreifen. Erst wenn sich so Qualität und Form harmonisch vereinigen, ist 
aus dem gegebenen Rohstoff auch der größte wirtschaftliche Wert zu gewinnen. 
Das gilt für unsere nationale Arbeit im ganzen, wie für jedes ihrer Erzeugnisse, 
das sich im ästhetischen Sinne formen und gestalten läßt. 

Wenn wir unsern „Warenhunger“ überwinden und nicht mehr nach 
jenen unzähligen überflüssigen und minderwertigen Massenerzeugnissen ver¬ 
langen. zu deren Herstellung ein unerhörter Aufwand an menschlich wert¬ 
loser Lohnarbeit schmählich vertan wird, dann gewinnen wir überreichlich 
Zeit zu quantitativ begrenzter und qualitativ unbegrenzter Arbeitsleistung 
und vermehren unser Nationalvermögen mindestens ebenso rasch und weit 
sicherer, als wenn wir uns in einer minderwertigen Massenproduktion ab- 
mühen, die von den geistig-moralischen und technisch-künstlerischen Kräften 


im deutschen Volke nicht den rechten, ausreichenden Gebrauch macht. 

Es ist gewiß nicht zu erwarten, aus kapital-wirtschaftlichen wie zum Teil 
auch aus sozial-wirtschaftlichen Gründen, daß Deutschland ausschließlich 
zur Qualitätsproduktion übergeht. Aber die Entwicklung zwingt die deutsche 
Volkswirtschaft gleichwohl immer mehr in die Richtung der Qualilätsproduk- 
tion, und diese Entwicklung zu fördern, ist eine der wichtigsten volkswirtschaft¬ 
lichen Aufgaben für die deutsche Gegenwart und Zukunft, aber auch ein wesent¬ 
liches und wirksames Moment unserer gesamten nationalen Entwicklung. 

Denn es gilt, aus dem Wesen unserer Zeit die Form und die Formen zu 
entwickeln, die imstande sind, die verwirrende Vielfältigkeit und erdrückende 
Massenhaftigkeit ihrer Erscheinungen zu einer organischen Einheit zu ver¬ 
binden und uns über die materielle und intellektuelle Befriedigung hinaus 
inneren Halt und äußere Haltung zu verleihen. In der ganzen zivilisierten Welt 
ist dieses Massenproblem im Grunde das gleiche, und es kommt darauf an. 
bei welchem Volke der stärkste Wille und die höchste Kraft zur Lesung dieses 
Problems am Werke ist. So ist es neben und in Verbindung mit dem wirt¬ 
schaftlichen und politischen Wettstreite mehr und mehr auch zu einem heißen 
Ringen um die beste Qualität und Form für unsere Zeit zwischen den Kultur¬ 
völkern gekommen, und zweifellos wird das Volk seine politische und wirt¬ 
schaftliche Weltstellung am sichersten begründet haben, das aus seinem Wesen 
heraus den Erscheinungen dieser Zeit den stärksten und sinnfälligsten Aus¬ 
druck zu schaffen vermag. Denn seine Werke werden seinen Geist zur Herr¬ 
schaft in der Welt bringen. 






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Diesem, dem deutschen Gedanken in der Welt will der Deutsche Werk¬ 
bund dienen, und er will alle die technischen, wirtschaftlichen und künst¬ 
lerischen Kräfte in sich zusammenfassen, die diesen Gedanken erfaßt haben 
und ihn zu fördern fähig und bereit sind. Wie weit wir uns dem hohen Ziele 
bereits genähert haben, soll die Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln 1914 
zeigen. Sie soll im deutschen Volke das Verständnis für die Bedeutung des 
Qualitätsproblems wecken und dem Konsumenten die Augen für Qualität 
und Form öffnen. Wie die Ausstellung dieses ihr Programm verwirklichen 
will, mag ein Überblick über ihre einzelnen Abteilungen und Gruppen dartun. 

Die erste Abteilung soll „auserlesene Einzelstücke“ alter und neuer Zeit 
in vorbildlichen Sammlungsräumen enthalten und durch diese Gegenüber¬ 
stellung dartun, wie nahe bereits die besten deutschen Arbeiten an die guten 
alten herankommen. Zugleich aber wird durch den wirksamsten Vergleich 
deutlich gemacht, was das Wesentliche und charakteristisch Eigene und Unter¬ 
scheidende der neuen Werkkunst gegenüber der alten ist, und so das Ver¬ 
ständnis für die eigentümliche Schönheit der heutigen Arbeit geweckt und ge¬ 
fördert. Während also in der ersten Abteilung von den zur Herausbildung des 
neuen deutschen Stiles zusammenwirkenden Faktoren das historisch-tradi¬ 
tionelle Element zur Darstellung gelangt, soll in der zw'eitcn Abteilung in 
„Sonderausstellungen“ einzelner Werkkünstler das persönliche Element des 
mitschaffenden Künstlers nachdrücklich zur Geltung kommen, und es soll 
durch diese Stellung der Künstlerpersönlichkeit an der Spitze des Programms 
zum Ausdruck gebracht werden, daß auch in der Gewerbekunst stets der Künstler 
die Führung gehabt hat und haben muß. Demnach sollen in dieser Abteilung 
die hervorragendsten Werkkünstler der Gegenwart - - die Bahnbrecher und 
Führer der neuen deutschen Werkkunst - jeder in einer in sich abgeschlossenen 
Sondcrausstellung eine Übersicht über ihr Gesamtwerk bieten. Die dritte 
Abteilung: „Kunst in Handwerk und Industrie“, wird als Hauptabteilung 
das Ergebnis des Zusammenwirkens von Kunst, Handwerk und Industrie zur 


Veredelung der gewerblichen Arbeit in einer systematisch geordneten Über¬ 
sicht über die deutsche Werkkunst mit Einschluß der Raumkunst zusammen- 
fassen. ln zwei Unterabteilungen wird sie 1. die Erzeugnisse verschiedener 
Gewerbe und 2. die Raumkunst zur Darstellung bringen. Sie wird als Ganzes 
in der Haupthalle untergebracht werden, in der sich jedoch nicht (in der bei 
Ausstellungen sonst üblichen Form) die einzelnen Ausstellungsgruppen unver¬ 
mittelt aneinander anschließen werden, sondern jede einzelne Gruppe einen in 
sich geschlossenen architektonischen Zusammenhang von einem oder mehreren 
Räumen bilden soll, der die Eigenart der betreffenden Warengruppen in typischer 
Weise zum Ausdruck bringt. Die so wirkungsvoll voneinander unterschiedenen 
einzelnen Warengruppen sollen durch Raumkunstgruppen, sei es von einzelnen 
Wohnräurnen und Wohnungen, sei es durch Repräsentationsräume in organischer 
Verbindung mit Werken der freien Kunst, auf interessante Weise unterbrochen 
werden, so daß der Beschauer von Raum zu Raum immer neue und wechselnde 
Eindrücke und von der werkkünstlerischen Bedeutung jeder einzelnen Aus¬ 
stellungsgruppe ein charakteristisches Bild erhält. In der vierten Abteilung: 
„Einzelgebiete der Werkkunst“, soll die Einwirkung der Werkkunst auf wichtige 
Lebens- und Arbeitsgebiete mit Einschluß des Handels programmatisch in 
räumlich geschlossenen Gruppen zur Darstellung gebracht werden; sie bietet 
gleichsam die Anwendung der Werkkunst auf einzelne größere Gebiete des 
Gegenwartslebens und Schaffens. „Künstlerische Erziehungsmethode** wird 
die fünfte Abteilung betitelt, in der vorgeführt werden soll, was in den Schulen 
aller Stufen für die Erziehung zu künstlerischem Geschmack und zu künst¬ 
lerischer Produktion geschieht. Und endlich soll ein österreichisches Haus 
einen Überblick über den Anteil der Österreicher an der neuen Werkkunst 
geben. Gelingt es, das vorstehend skizzierte Programm zur Durchführung 
zu bringen, so wird die Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln 1914 einen 
Markstein in der Entwicklung der neuen deutschen Werkkunst bilden. 

Dr. Coerper. 



Internationaler Naturschutz. 

In den letzten Jahren hat man auch in der Schw'eiz der Bewegung, die 
sich den Schutz der Natur, die Erhaltung merkwürdiger Naturdenkmäler 
zum Zwecke setzt, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Ein Naturpark, 
der eine wilde und in einzelnen Teilen völlig unberührte Gebirgsgegend um¬ 
faßt, ist im Unterengadin, an der Ostgrenze des Landes, in Vorbereitung; 
die Eidgenossenschaft hat die Be.strebungen zur Schaffung dieser ..Natur¬ 
reservation“ mit einer namhaften Summe unterstützt. Auch im Westen der 
Schweiz ist ein Naturpark in Vorbereitung, der die Eigentümlichkeiten des 
Juragcbiels erhalten soll. Nun denkt indes der schweizerische Bundesrat 
daran, den Gedanken des Naturschutzes auf internationalen Boden zu über¬ 
tragen. Auf Anregung des Baseler Forschers Dr. Paul S a r a s i n, der 
sich um die Förderung dieser Bestrebungen große Verdienste erworben 
hat, wurde die schweizerische Regierung durch den internationalen Zoologen¬ 
kongreß in Graz gebeten, sich der Sache anzunehmen, und nun hat der 
schweizerische Bundesrat bei den europäischen Staaten anfragen lassen, wie 
sie sich zu dem Gedanken stellen würden, eine internationale Zusammen¬ 
kunft zur Beratung dieser Fragen einzuherufen. Die schweizerische Regierung 
weist darauf hin, daß eine große Anzahl von wichtigen und interessanten 
Arten des Tier- und Pflanzenreichs Gefahr laufen, vernichtet zu werden. 
Dieser Gefahr entgegenzutreten, sei auch eine staatliche .Aufgabe, ,,sei es 
mittels Aufstellung internationaler Salzungen, die unmittelbar Recht schaffen. 


sei es durch gegenseitige Verpflichtung zur Aufstellung von zweckdienlichen 
innerstaatlichen Normen, oder sei es auf irgendeine andere Weise, wäre es 
auch nur so, daß einer hohen sittlichen Forderung oder einem Gebot der Kultur 
durch gemeinsamen Beschluß der Staaten die äußere Weihe verliehen werde**. 
Schon allein von einer internationalen Aussprache über den Naturschutz 
verspricht sich der schweizerische Bundesrat viel Nutzen; sie werde zur 
Klärung der Frage beitragen, auf welche Naturgebicte (nur Fauna und Flora 
oder auch bedeutende andere Naturgegenstände, wie Wasserfälle usw.) und 
auf w'elche Arten und Einzelerscheinungen innerhalb der verschiedenen Natur¬ 
gebiete sich der Weltnaturschutz zu erstrecken habe. Vorerst hätte eine inter¬ 
nationale Zusammenkunft nach der Auffassung des schweizerischen Bundes¬ 
rats sich darauf zu beschränken, einen internationalen Fach-Ausschuß zu 
bestellen, jeder Staat hätte sich in diesem Ausschuß vertreten zu lassen, und 
die Aufgabe dieser Mitglieder wäre, alles, was auf dem Gebiet des Naturschutzes 
geschieht, zur allgemeinen Kenntnis zu bringen, auf Gefahren aufmerksam 
zu machen und die Bildung von freien Naturschutz Vereinigungen in den ein¬ 
zelnen Staaten zu fördern. Das Ziel dieser Bestrebungen wäre also nach dieser 
Auffassung eine freie Naturschutzvereinigung ln jedem Staat, ein internationaler 
Zusammenschluß dieser Vereinigungen und der internationale Ausschuß 
als Ausdruck dieser Bestrebungen. Man darf gespannt sein darauf, wie weit 
die Anfrage der schweizerischen Regierung bei den europäischen Staaten 
Interesse zu finden vermag: in den Vereinigten Staaten erfährt, wie man weiß, 
die Naturschutz-Bewegung staatlich und privat sehr starke Förderung. 



H 

Forschen und Wissen 



Wilhelm Ostwald. 

Eine der markantesten Persönlichkeiten ln der deutschen Gelehrtcnwell, 
Wilhelm Ostwald, hat am 2. September den sechzigsten Geburtstag gefeiert. 
Zwar gibt <s nur ein Gebiet, auf dem Oslwald unbestritten als hervorragender 
Kenner anerkannt wird. Auf dem Gebiete der physikalischen Chemie. Ein 
Beweis für die internationale Anerkennung ist die Verleihung des Nobelpreises 
an Oslwald. Die Zahl seiner wissenschaftlichen Werke auf chemischem 
Gebiete ist groß. Ostwald, der am 2. September 1853 ln Riga geboren ist. in 
Riga und Dorpat studierte, sich 1878 ln Dorpat auch habilitierte, veröffent¬ 
lichte zuerst eine Reihe von .Abhandlungen ln Fachzeitschriften. .Als er dann 
1882 als Professor nach Riga an das Baltische Polytechnikum kam und 1887 
als Ordinarius für physikalische Chemie nach Leipzig berufen wurde, ging er 
an die Herausgabe größerer Werke. 1891 erschien sein Lehrbuch der all¬ 
gemeinen Chemie. 1899 sein Grundriß der allgemeinen Chemie. Und diesen 
Werken schloß sich noch eine stattliche .Anzahl bedeutungsvoller Bücher aus 
dem Gebiete der Chemie an, alles Arbeiten, die von bleibendem, zum Teil 
vo.i grundlegendem Werte sind. 


In der großen Allgemeinheit wurde der Name Ostwald aber durch andere 
Arbeiten und Bücher bekannt. Bei Ostwald ist eine Erscheinung gegeben, die 
sich in vollkommenem Gegensatz zu dem Typus des Fachgelehrten zeigt, der 
sich ganz in die engen Kreise seines Spezialstudiums einspinnt. Ottwald strebt 
zur Universalität. Und so verließ er das Reich der Chemie, um in die Welt 
der Philosophie, um zu den Fragen der Gesamtkultur vorzudringen, um sich 
mit dem Problem der Weltanschauung zu beschäftigen. 

1906 gab er sogar seinen Lehrstuhl an der Leipziger Universität auf, um 
fortan, zurückgezogen ln einem abgelegenen Vorort Leipzigs (Groß-Bothen). 
ganz seinen organisatorischen und kulturellen Aufgaben zu leben. Von Einfluß 
auf seine .Arbeiten wurde das Jahr, das er in Amerika als Austauschprofessor 
zubrachte. Dort wurde er zu manchen seiner praktischen, auf die Erleichterung 
und Vereinfachung der internationalen wissenschaftlichen Arbeit abzielenden 
Ideen angeregt. .Mit unserer gegenwärtigen Kultur ist Ostwald nicht zufrieden. 
Das beweist name.itllch sein Kampf gegen unseren Schulbetrieb, von dem 
er eine gründliche Reform verlangt. Seine Veröffentlichungen auf diesem 
Gebiet haben croßes .Aufsehen erregt; Zustimmung und Gegnerschaft wurden 
ihm zuteil. Gleichsam historisch begründet hat Ostwald das nach seiner 
Meinung Verkehrte ln unserer Schulerziehung in seinem Buche über „Große 
Männer“ (1909), worin er zeigte, daß die großen Männer in unsern Schulen 
meist nichts gegolten hätten. .Mit seinen Reformbestrebungen im Schulbetrieb 
häneen auch seine Bestrebungen zur Förderung einer Weltsprache zusammen. 
Nach seiner ganze.i pcrsj.ilichen Wcltauffassung ist es erklärlich, daß er sieb 


J 












Nr .9 BB 0Q009Q0Q0 Q QQ039 999988999aBi DEUTSCHLAND uBeeeeee e eeeeeeeseoe o eeeooeegB 457 


mit Temperament der die Loslösung von der christlichen Kirche bezweckenden 
monistischen Weltanschauung zuwandte. Als Präsident steht er zurzeit 
an der Spitze des Deutschen Monistenbundes, in dessen Sinne er schrift¬ 
stellerisch eifrig tätig ist. Seit 1911 gibt er „Monistische Sonntagspredigten“ 
heraus, deren Hefte er allein schreibt und worin er alle Fragen zu erörtern 
bemüht ist, die den Monismus betreffen, namentlich solche, die Bedeutung 
für das praktische Leben haben. 


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f 

Die schönen Künste | 

1 




Theater 

Das neue Kurtheater in Oeynhausen ist in Angriff ge¬ 
nommen worden. Der Neubau wird sich an der Stelle erheben, wo bis vor 
wenigen Jahren das früheren Besuchern Oeynhausens wohlbekannte alte Kur¬ 
haus stand. Dieser bevorzugten Lage entsprechend soll der Bau in edelsten 
Formen unter Verwendung echten Materials aufgeführt werden. Bemerkens¬ 
wert wird die Einrichtung des für 4C0 Personen berechneten Zuschauerraumes. 
Um den Besuchern die denkbar größte Bequemlichkeit zu bieten, erhält der 
größere Teil des Parketts statt der sonst üblichen Reihenplätze mit Klappsitzen 
feste Einzel- und Doppelsessel. Auch werden im Parkett in größerer Zahl 
Logen eingebaut für Gäste, die an den Rollstuhl gefesselt sind, eine Einrichtung, 
wie sie kein anderes Theater aufweisen dürfte. Das Bühnenhaus wird mit 
den neuesten Errungenschaften der Bühnentechnik, unter andern mit verschieb¬ 
barer Seiten- und Hinterbühne ausgestattet. Es wird beabsichtigt, den Bau 
bis zum 1. Mai 1915 zu vollenden. Die Leitung liegt in den Händen des Re¬ 
gierungsbaumeisters Nommensen. 



Verwaltung. Das Vorlesungsverzeichnis der Hochschule für kommunale 
und soziale Verwaltung für das Wintersemester 1913/14 ist erschienen. Die 
Unterrichtsorganisation ist auch diesmal weiter ausgebaut worden. Insgesamt 
umfaßt der Stundenplan nunmehr 80 Vorlesungen und Übungen. Davon ent¬ 
fallen auf Wirtschaftslehre und Kulturpflege 35 Lehrkurse mit 46 Wochen¬ 
stunden; auf Rechtslehre 25 mit 42 Wochenstunden; auf Versichcrungslehrc 11 
mit 18 Stunden; auf die technischen Fächer 9 Lehrkurse mit 13 Stunden. 
Außerdem können die immatrikulierten Studierenden der Verwaltungshcch- 
schule die Vorlesungen an der Handelshochschule unentgeltlich belegen. An 
den vereinigten Kölner Hochschulen wirken zurzeit 104 Dozenten. — Vom 
kommenden Wintersemester ab gedenkt die Hochschule auch der Heran¬ 
bildung von Statistikern besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es wird zu 
dem Zwecke ein Seminar für Statistik eingerichtet, das einen l‘ 2 iährlgen 
Lehrgang vorsieht. Lehraufträge für Statistik haben erhalten die Herren 
Dr. Neuhaus, Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Köln. Dr. Mendelson, 
Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Aachen, Bibliothekar Dr. Witzei 
(früher tätig bei dem Statistischen Amt der Stadt Frankfurt). — Über die 
Neueinrichtungen der Hochschule und dergl. unterrichten die gedruckten, 
Interessenten unentgeltlich zur Verfügung stehenden ,,Mitteilungen“, deren 
Nr. 2 soeben erschienen ist. Die Vorlesungen und Übungen beginnen am 
21. Oktober. 

Jahreskurse zur Fortbildung der Juristen. Eine 
umfassende Organisation zur volkswirtschaftlichen, juristischen und psycholo¬ 
gischen Fortbildung der Juristen tritt im nächsten Winter an der flochschule 
für kommunale und soziale Verwaltung ln Köln a. Rh. ins Leben. Sie ist ln 
erster Linie für Justiz- und Regierungs-Assessoren bestimmt, aber auch Richtern, 
Staats- und Rechtsanwälten sowie höheren juristischen Verwaltungsbeamten, 
von Fall zu Fall auch Referendaren und Doktoren der Rechte oder der Staats¬ 
wissenschaften zugänglich. Sie begreift nicht nur die fakultative Teilnahme an 
den Übungert und Vorlesungen der Kölner Hochschulen überhaupt ln sich, 
sondern der Fortbildungszweck wird vor allem durch die Errichtung eines 
Fortbildungsseminars für Recht und Verwaltung erstrebt, das mit Ausnahme 
von einführenden Vorträgen der Abteilungsleiter die selbsttätige Mitarbeit 
der Teilnehmer in Diskussionen über vorher bestimmte Themen und Leit¬ 
sätze zur grundlegenden Methode macht. Diese Aussprachen sollen im An¬ 
schluß an kurze Referate erfolgen, für die außer den an den Kölner Hochschulen 
tätigen Professoren und Dozenten hervorragende Gelehrte gewonnen werden 
sollen; für das Winter-Semester 1913/14 haben Gehelmrat Dietzel in Bonn und 
Geheimrat Sommer in Gießen ihre Mitwirkung zugesagt. Besichtigungen, 
Experimente, Demonstrationen und — im ersten Semester sozialpolitische, 
im zweiten wirtschaftliche— Exkursionen sollen das Studienmaterial ergänzen. 
Der Prospekt für das erste Semester der Jahreskurse, der auch ein Verzeichnis 
der für praktische Juristen zum Zwecke ihrer Fortbildung in Betracht kommen¬ 
den Übungen und Vorlesungen der Kölner Hochschulen enthält, kann unent¬ 
geltlich vom Sekretariat der Hochschulen bezogen werden. Abteilungsleiter 
des Fortbildungsseminars (dessen Teilseminare auch einzeln besucht werden 
können)^ sind: Für Volkswirtschaft die Professoren Eckert und Weber, für 


Jurisprudenz" die*^ Professoren*^ Rechtsanwalt Flechthelm und Stier-Somlo, für 
Psychologie die Professoren Aschaffenburg und Landgerichtsrat a. D. Friedrich, 
welch letzterer auch zu jeder Auskunftserteilung bereit ist; Anfragen sind unter 
seine Adresse an die Verwaltungs-Hochschule zu richten. 

WievielBilletts gebraucht man zurReise um dieWclt? 
Wer so glücklich ist, heutzutage eine Reise um die Welt machen zu können, 
hat dazu nicht mehr als fünf Fahrkarten nötig. So einfach hat sich in der Zeit 
des Verkehrs das Reisen auf riesigen internationalen Strecken bereits gestaltet. 
Nehmen wir z. B. an, der Ausgangspunkt einer Weltreise wäre Hamburg, 
so nimmt man dort ein Billett für die Fahrt von Hamburg nach New York, ein 
zweites führt uns von New York nach Vancouvert, das dritte von Vancouvert 
nach Hongkong, das vierte lautet für die Strecke von Hongkong nach Genua 
und das fünfte Billett ist für den Rest der Reise von Genua nach Hamburg zu 
lösen. Natürlich hat der Reisende die Berechtigung, die Fahrt beliebig unter¬ 
brechen zu können, um nach allen Orten, die er besuchen will, Abstecher zu 
machen. Die Fahrkarten, die dem glücklichen Reisenden den Schienen- und 
Schiffahrtsweg um die ganze Erde erschließen, haben in Anbetracht der großen 
Entfernungen, auf die sic lauten, ein zierliches Format; sie erreichen bis auf 
eins nur die Größe einer halben deutschen Reichspostkarte, können also bequem 
in einer Westentasche untergebracht werden. Man sicht, wie spielend leicht 
demjenigen, der das nötige Kleingeld besitzt, heutzutage das Reisen gemacht wird. 

Der Kaiser und das Hunsrücker Bäuerlein. Bei der 
Parade der Veteranen und Kriegerverclnler vor dem Kaiser bei der Einweihung 
des Denkmals des Jägers aus Churpfalz hat sich nach der „Köln.Volksztg.“ 
folgende Episode zugetragen: Der Kaiser sprach einen biederen, mit dem 
Eisernen Kreuz geschmückten Bauern vom Hunsrück an und frug ihn, wo er 
gedient habe. Der Veteran, der anscheinend schwerhörig war, verstand den 
Kaiser nicht und meinte landläufig: ,,He?“ Auf die zweite Frage erfolgte dann 
die Antwort: ,,Was?“ Erst als der schwerhörige Veteran aufgeklärt war, er¬ 
widerte er: ,,Ei bei de Auguschta“. (Er meinte das Koblenzer Gardereglment- 
Kaiserin Augusta.) Der Kaiser, dem die Sache großen Spaß machte, frug den 
Veteran weiter, wo er den Orden her habe. Diesmal erwiderte der Brave in 
seinem Hunsrücker] Deutsch : ,,Ei vun Ihne.“ 

Der Kronprinz und der Herr Ortsgendarm. Inden 
„Münchener Neuesten Nachrichten“ wird folgende lustige Geschichte erzählt: 
Es war zur Sommerszeit auf einem mecklenburgischen Rittergut. Nach einer 
fröhlichen Jagd, an der auch Kronprinz Friedrich Wilhelm teilnahm, ließ man 
die Jugend des Dorfes kommen und bewirtete sie. Der Kronprinz ließ einen 
großen Korb voll Orangen mitten in die Kinderschar stellen. Alles drängte sich 
heran, um möglichst viel von der köstlichen Frucht zu erhaschen. Da naht der 
Gendarm im Glanze seiner besten Uniform und mit dem blinkenden Helm 
auf dem Haupte. Hastig drängt er sich durch die Kinderschar, um zu ver¬ 
hindern, daß Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit gar zu sehr bedrängt 
werden. Diese behördliche Einmischung war dem Kronprinzen aber gar nicht 
recht. Um seinem Mißvergnügen sichtbaren Ausdruck zu geben, griff er in den 
Korb, nahm eine große Orange heraus und drückte sie blitzschnell auf die in 
der Sonne glänzende Spitze der Pickelhaube des Herrn Gendarmen, der unter 
dem Hallo der Kinder und dem herzlichen Lachen des fürstlichen Beamten¬ 
beleidigers mit seiner Orange auf dem Kopf den Schauplatz seiner vermeint¬ 
lichen Heldentat verließ. 

Friedrich der Große und seine Künstler, (..'her die 
Theaterverhältnisse im 18. Jahrhundert geben folgende Äußerungen Fried¬ 
richs des Großen Zeugnis. Der König schrieb an seinen Schatzmeister Freders¬ 
dorf: ,,Dlc Opernleute selndt solche Canaillenbagage, daß ich sie Thausend- 
mahl müde bin .... Ich jage sie zum Teufel und solche Canaille kriegt man 
doch wider, ich muß das Geld zu Kanonen ausgeben und kann nicht so vihl 
vohr Haselanten verthun. Die Astrua und Carlstlni fordern den .Abschiet, 
cs ist Teufels Crop, ich wollte, daß sie der 1 eufel alle holte, die Canaillen 
bezahlt man zum Plaisir, um nicht Frlsirerei von ihnen zu haben.“ Dem 
Schauspieler Baron von Arnim schrieb er als Regel vor: „Ihr müsset mit den 
Komödianten nicht so viel Complimente machen, sondern die sich ungebühr¬ 
lich betragen, bestrafen.“ Auch mit den Tänzern hatte der Könl«? seine Not. 
„Zulagen kann ich weder an Denis geben, noch an einen .Anderen, dazu bl.i 
ich weder reich genug, noch seindt sle’s mehr Werth. W'cnn sie durchaus vor 
ihr Tractement nicht bleiben wollen, muß man andere kommen lassen, die 
gut seindt und vor demselbigen Preis Caprioien schneiden.“ 

WieBlücherpromo vieren half. Nach dem Tage von Ralkau 
war Blücher mit seinen beiden Söhnen auf Ehrenwort nach Hamburg entlassen. 
Er bat bei dem König dringend um baldige Auswcchshme. die seinen Freunden 
Scharnhorst und Goltz schon zuteil geworden war, während Yi rk zii «einer 
Familie nach Mittenwalde zurückkehren durfte. Dc*ch mußte er «ich ein Viertel¬ 
jahr gedulden. Die Erholung, die ihm nach den aufreibenden W'oehen nolla*, 
suchte er auf altgewohnten Wegen. \X’enn des Abends in der B'irscnhalle die 
Whistpartie ihr Ende hatte, ging es ln den italienischen Keller, wo die „Gestern“ 
bekriegt wurden. Daß der Humor dabei nicht stockte, dafür sorgte außer ihm 
selbst ein neugewonnener Freund, der Leutnant von Eisenhart, den wir hinfort 
in seiner Umgebung sehen. Er hatte sich in Lübeck zu ihm gefunde.i und zu¬ 
erst sein W^ühlgcfallen gefunden, als es ihm gelungen war. die westfälische 
Landeskasse abzufangen. Herv(.rragender aber als seine militärischen erwiesen 
sich seine gesellschnltllchen Talente. Er war der geb» rene Vergnügungsmeister, 
Theaterdirektor, Gclcgenheitsdlchter und Witzbold, der mit jedem gern 
seinen Schabernack anfing und an zahlreichen H 'fen, namentlich den kleinen 




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DEUTSCHLAN D iBe e8 ec? se oee€3C6) e eo eoec>0ä i ö^ jNr. 9 


mitteldeutschen, eine sehr beliebte Person war. In Hamburg machte er sich 
auch dadurch besonders beliebt, daß er sich und dem immer geldarmen Blücher 
eine neue Geldquelle aufschloß. Die Sache ist wunderbar genug, um wieder¬ 
erzählt zu werden. Durch Vermittlung des Fürsten von Rudolstadt hatte Eisen¬ 
hart nämlich das Komotiv als Kaiserlicher Hof- und Pfalzgraf erhalten, das 
seinem Besitzer in Österreich und dem außer preußischen Deutschland noch 
allerhand seltsame Privilegien einbrachtc. Das seltsamste war es wohl, daß 
derselbe das Recht hatte, unter gewissen Voraussetzungen die Doktorwürde 
zu erteilen. Sol>ald das bekannt war, wurde sein Zimmer von Aspiranten nicht 
leer, zumal die Doktoren in Hamburg volle Abgabenfreiheit genossen. Man 
wird cs ihm glauben, wenn er in seiner Selbstbiographie versichert, er würde 
in kürzester Zeit leicht ein ganzes Bataillon von Promovierten haben aufstellen 
können, falls er gewollt hätte. Da es sich fast immer um den philosophischen 
Doktorgrad handelte, so beruhigte er auch sein Gewissen bald, „well diese 
Herren kaum den geringsten Schaden verursachen können, wenn ihre Gelehr¬ 
samkeit auch nicht Vorhalten sollte“. Wenn er gleichviel behauptet, sich „nur 
auf ganz würdige Subjekte“ beschränkt zu haben, so muß er doch selbst schon 
eine .Ausnahme zugeben. Bel einem Diner, nämlich, das der pieußlsche Gesandte 
Graf Grothe dem General Blücher gab, verwandte sich der erstere sehr lebhaft 
für einen der mitanwesenden Herren, der zwar ein guter preußischer Patriot 
und dazu gern promoviert werden wollte, aber sicher das vorgcschrlebene 
Rlgorosum vor drei Graduierten nicht bestanden haben würde. Als Eisenhart 
deshalb Bedenken äußerte, warf Blücher sogleich seine wohlbegründete Für¬ 
sprache dazwischen: ..Pfalzgraf! Sei er kein Narr! Mache er den braven Mann 
zum Doktor, ich will es verantworten; er hat sehr guten alten Wein, und der 
gibt mehr Verstand, als alle die gelehrten Federhelden haben. Morgen wollen 
wir weiter darüber ie:lc:i, und ich werde schon sorgen, wie es sich am besten 
machen läßt.“ Darauf nahm er das Glas zur Hand und forderte die Gesell¬ 
schaft auf, auf des neuen Doktors Gesundheit zu trinken. Den folgenden Tag 
mußte das Examen bei ihm vorgenommen werden; doch hatte er die Herren 
Examinatoren sowohl als auch den Aspiranten bereits so zugestutzt, daß cs dem 
letzteren nicht allzu schwer fallen konnte, die kritischen Fragen richtig zu beant¬ 
worten und den Doktorgrad zu gewinnen. So mußten die Trümmer der alten 
deutschen Reichsherrlichkeit wenigstens den preußischen Patriotismus be¬ 
lohnen helfen. 

Muß man den richtigen Namen auf den Melde¬ 
zettel im Hotel schreiben? In Deutschland wird ln den Hotels, 
Pensionen usw. die polizeiliche Meldung der Fremden verlangt. Viele Reisende 
erblicken darin eine Belästigung und tragen sich, obwohl sie keinen Grund 
haben, ihren Namen zu verschweigen, dennoch falsch auf dem Meldezettel ein. 
Eine Urkundenfälschung liegt hierin nicht; das würde allerdings dann der Fall 
sein, wenn zum Beispiel ein Hochstapler oder ein Zechpreller, der von vorn¬ 
herein nicht die Mittel hat, die Hotelrechnung zu bezahlen, einen falschen 
Namen elnlrägt. Allein man macht sich einer Übertretung schuldig. Irrig ist 
freilich die Ansicht, daß durch die fälschliche Eintragung ein Legitimations¬ 
papier zum Zweck des besseren Fortkommens gefälscht wurde. Solche Melde¬ 
zettel legitimieren den Aussteller nicht und er kommt durch deren falsche 
Anfertigung nicht besser fort; auch unter seinem wirklichen Namen wäre er 
ebenso ,, fort gekommen“. Aber er macht sich nach § 360 Absatz 8 des Straf¬ 
gesetzbuches strafbar (,,Mlt Geldstrafe oder mit Haft wird bestraft, wer sich 
eines ihm nicht zukommenden Namens einem zuständigen Beamten gegenüber 
bedient“). Den Gastwirten kann durch polizeiliche Anordnung zum Zwecke 
der polizeilichen Kontrolllerung des Fremdenverkehrs die Verpflichtung zur 
Anmeldung der von ihnen beherbergten Gäste auferlegt werden. Deshalb legen 
sie dem Ankömmling Meldezettel, zuweilen das Fremdenbuch vor. Der Gast, 
der einen falschen Namen einträgt, wird sich schwerlich damit entschuldigen 
können, er habe geglaubt, er solle nur dem Wirt seinen Namen nennen. Es ist 
allgemein bekannt, daß dieser die Meldung nicht seinetwegen verlangt, sondern 
um sie an die Polizei abzugeben. Jedermann ist sich also bewußt, daß er, wenn 
er ln den Meldezettel oder das Fremdenbuch einen falschen Namen einschreibt, 
sich eines ihm nicht zukommenden Namens demjenigen Polizelbeamlen gegen¬ 
über bedient, dem die Fremdenkontrolle obliegt. 

Hotelpreise vor einem Viertel Jahrtausend. Das 
älteste, wirklich als Reisehandbuch zu bezeichnende Werk ist, was kaum be¬ 
kannt, holländischen Ursprungs. Es bietet ungemein viel Interessantes; das 
Interessanteste in diesem „Reysboek“ sind aber die Angaben über die Herbergen 
und Logementen. Häufig begnügt sich der Verfasser mit der Angabe, daß 
man Wohnung und Beköstigung ,,voor een civlle prljs“ bekommen könne, 
nennt aber den zivilen Preis nicht. Für das berühmte Spaa aber berechnet er 
die täglichen Kosten für Zimmer und Bett, wenn man nicht unmittelbar am 
Markte wohnen wolle und nicht gerade Hochsaison sei, auf ,,twee Schillingen“, 
das sind etwa 85 Pfennig. Das ist nicht teuer, und auch in Paris, von dessen 
Glanz der sonst recht nüchterne Autor schwärmt, kann man, wenn man „chambre 
garnie“ wohnt und ln einem der vielen hunderten Restaurants (gargottes) 
speist, billig wegkommen. Eine Mahlzeit, bestehend aus Suppe und Fleisch 
und Brot nach Belieben, sowie eine halbe Pinte Wein kostet 4^ \ Stüber, also 
38 Pfennig. Genaue Angaben über die Table-d’höte-Preise finden sich nur 
für die Gasthöfe in Brüssel. Hier in dieser reichen Stadt war gleichwohl für 
alle Börsen gesorgt. Im ,,Gasthause zum schwarzen Pferde“ aß man, ohne 
Wein, für 3 Stuivers, das sind 25 Pfennig, ln den „grave van Egmond“ mußte 
man schon 8 Stuivers, das sind 66 Pfennig, zahlen, ln „S. Antonius van Padua“ 
18 Stuivers, das sind 1,50 Mark, aber „mit den wljn“ und ,,ln de Kalzerin“ 
gar 36 Stuivers, also 3 Mark. Vergleicht man den damaligen Geldwert mit dem 
heutigen, und was an Bequemlichkeiten geboten wurde mit dem, was jetzt 


geleistet wird, so muß man zugeben, daß auch, abgesehen von den 
Fahrkosten, das Reisen — billiger geworden ist. 

Ein Gedicht in einem Satz hat der Rostocker Ehrendoktor 
Johannes Trojan, der in dem Ostseebad Warnemünde seine Muße mit 
Würde genießt, dem. nach einem Seebade allgemein beliebten pommeirschen 
Spickaal geweiht: „Wer nie den Spickaal— Am Meeresstrand — Im Badeorte-^ 
Im Pommerland — Nach einem Seebad — Frisch, froh, frei — Sich sdhit ge¬ 
holt — Aus der Räucherei, — Wo er gehangen — Schön glänzend bruin, — 
So lieblich duftend, — So hold zu schau’n, — Dann nach der Düne — Ihn trag 
geschwind, — Wo blaugrün Gras weht — Im feuchten Wind, — Wo ihm zu 
Füßen — Die Welle braust,— Dort ihn verzehrt hat— Aus freier Faust— Bit 
ganz zu Ende — Ihn dort verspeist: — Wie soll der wissen, — Was Spidoal 
heißt?“ 



Deutschland und das Ausland 



Sieg der deutschen Industrie am Panamakana I. Das 
amerikanische Kriegsministerium, dem die Istmian Canal Commission unter* 
stellt ist, hatte einen Wettbewerb für die Lieferung großer Krane ausgeschrieben, 
an dem sich englische, holländische und deutsche Firmen beteiligten. Aut 
dieser Konkurrenz ist die Maschinenfabrik A.-G. Duisburg siegreich hervw- 
gegangen und es wurde ihr die Lieferung von zwei schiffbaren 250-Tonnen** 
Kranen übertragen. Die Vergebung dieses Auftrages an die deutsche Firma 
erfolgte nicht nur wegen der größeren Solidität und besseren Verwendbarkeit 
ihres Erzeugnisses, die vom amerikanischen Kriegsministerium ausdrücklich 
rühmend hervorgehoben wurde, sondern auch wegen der größeren Billigkeit 
des deutschen Fabrikates. Die Hebekraft eines solches Kranes beträgt 672 000 
Pfund, die Tragfläche an Deck hat einen Undang von 1200 Quadratfuß. Der 
Kran geglättet die Mitführung von Lasten bis zu 2000 Pfund pro QuadratfuO. 


Eisenbahnwesen 


Tagung des Internationalen Eisenbahnkongreßverbandes. 

Die nächste (11.) Tagung des Internationalen Eisenbahnkongreßverbandes 
wird im Jahre 1915 in Berlin staltfinden. Für die Konferenz sind die er¬ 
forderlichen Vorbereitungen von den beteiligten Behörden bereits eingeleitet 
worden. Dem Verbände gehören fast sämtliche Staaten der Welt an, die über 
ein Eisenbahnnetz verfügen. Die internationale Konferenz des Kongresses, 
die einige Wochen in Anspruch nehmen dürfte, verfolgt den Zweck, den Aus¬ 
bau und die neuzeitlichen Einrichtungen des internationalen Eisenbahnwesens 
und die ln den einzelnen Ländern von den Elsenbahnverwaltungen gemachten 
Erfahrungen mit den neuesten Erfindungen auf allen Gebieten des Eisen¬ 
bahnbetriebes zu besprechen. Im Anschluß an die Konferenz in Berlin werden 
sich verschiedene Besichtigungen in deutschen Städten anschließen; u. a. ist 
auch ein Besuch der großen Düsseldorfer Ausstellung 1915 in Aussicht ge¬ 
nommen, wo die verschiedenen Abteilungen der Gruppe „Verkehr und 
Verkehrspropaganda“ den Teilnehmern manches Interessante zu bieten in 
der Lage sind. 

Die Geschichte der Eisenbahntriebwagen behandelt 
Baurat C. Gulllery in einem lesenswerten Aufsatz in den „Mitteilungen des 
Vereins für die Förderung des Lokalbahn- und Straßenbahnwesens“. In dem 
Aufsatze gibt der Verfasser zunächst einen Überblick über die Entwicklung 
der Eisenbahntriebwagen, wobei er die allgemein verbreitete Ansicht, daß der 
,,Enfield“ getaufte Dampfwagen von Adams aus den Jahren 1848/49 als der 
erste Elsenbahntriebwagen zu gelten habe, als weder geschichtlich richtig, 
noch als an sich wahrscheinlich bezeichnet, well dieser Dampfwagen weiter 
nichts als die Vereinigung einer zweiachsigen Lokomotive mit einem zwei¬ 
achsigen Wagen innerhalb durchlaufender gemeinsamer Längsrahmen, unter 
Fortlassung der zwischenliegenden Pufferbohlen, war. Der „Enfield“ ist 
deshalb überhaupt kein richtiger Triebwagen. Einen ganz selbständigen Ge¬ 
danken zeigt dagegen der zweite von Adams 1849 unter Mitwirkung von 
Samuel erbaute, ,,Falrfield“ benannte Dampfwagen, bei dem eine einachsige, 
für sich allein nicht betriebsfähige Lokomotive mit einem zweiachsigen Wagen 
trennbar verbunden ist. Technisch bemerkenswert ist bei diesem Wagen die 
Übertragung der Bewegung von der Triebmaschine auf die Triebräder des 
Dampfwagens mittels der in der Geschichte der Lokomotive später eine so 
große Rolle spielenden Blindwelle. Adams erster Dampfwagen hatte übrigens 
noch einen Vorgänger in der von Samuel 1847 erbauten „Expreßmaschinc* . 
die Sitzplätze für 7 Reisende bot und eine regelmäßige Fahrgeschwindigkeit 
von 48 km/St., vorübergehend eine solche bis zu 82 km/Std. erreichte. Als 
erster Triebwagen seiner ganzen Bauart nach und als das unmittelbare Vorbild 
zu der Samuelschen Expreßmaschine ist Erlcssons „Novelty“ (1829) zu 
betrachten, die vom Erbauer selbst allerdings irrigerweise als Lokomotive 
bezeichnet wurde. Die Zwischenglieder von Samuels Expreßmaschine zu den 
neuesten ungarischen und englischen Triebwagen bilden zwei Dampfwagen 
von Fairlie, von denen der erste in Gemeinschaft mit dem Erfinder Samuel. 
Oberingenieur der Ostbahn, 1868/69 gebaut und das Vorbild der heutigen, 
auch in Oberitalien eingeführten großen vierachsigen großbritannischen und 








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DEUTSCHLAND 


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irischen Dampfwagen wurde. Der zweite Dampfwagen von Fairlie ist äußerlich 
das Vorbild der spateren zweistöckigen Dampfwagen von Brunner, Krauß & Co. 
und Thomas geworden. Den Anfang der neuen Bewegungen in der ersten 
Hälfte des verflossenen Jahrzehnts bezeichnete in Großbritannien ein leichter 
vierachsiger Dampfwagen der London und Südwestbahn, der 1903 auf der 
Strecke Fratton-Southsea in Betrieb kam. 1904/5 folgten die Große Westbahn 
mit einem Bj (2/4)-Triebwagen und die Taff Valebahn mit A 3 -Wagen. 1901 
begannen in Arad die umfassendsten Versuche mit Triebwagen mit einem 
Daimler- und Serpolletwagen. Aus der Zeit von 1870 bis 1900 ist Rowan als 
erfolgreicher Erbauer von Triebwagen zu erwähnen, dessen Wagen sich u. a. 
bei der Hoyaer Eisenbahn und bei den belgischen Vizinalbahnen bis heute 
behauptet haben. Der Verfasser geht dann auf die Frage ein, ob die jetzigen 
Triebwagen wohl das Schicksal ihrer Vorgänger teilei> und wieder aus dem 
Betriebe verschwinden werden. Bei einigen ist dies schon der Fall. Der Ver¬ 
fasser nennt hier den Daimlerwagen, der durch Erschütterung und Geräusch 
nicht angenehm ist, und den Serpolletwagen, bei dem die Unterhaltung des 
Kessels zu. teuer wird. Dagegen machen die in Großbritannien und Irland ein¬ 
geführten Dampfwagen einen durchaus zuverlässigen und dauerhaften Eindruck, 
in Arad ist der Betrieb mit den benzinelektrischen Wagen auf absehbare 
Zeit gesichert, und die italienischen Staatsbahnen sind mit den dreiachsigen 
Triebwagen von Maffei und Borsig sehr zufrieden. Eigenartige Motorwagen 
sind im Gebiet der Pacifiebahnen im Betrieb. Sie werden mit Gasolin gespeist, 
die Übertragung der Bewegung erfolgt mittels einer bei voller Fahrt einrück¬ 
baren Reibungskupplung und Kette. Ganz in Stahl und Eisen, zwecks Ver¬ 
meidung von Erschütterungen und Geräusch, gebaut, sind diese Wagen innen 
und außen höchst gediegen und ansprechend ausgestattet und deshalb allgemein 
beliebt. In Frankreich hört man wenig von Triebwagen, am besten hält sich 
hier das bekannte, an der Grenze zwischen Lokomotivzug und Triebwagen 
stehende dreiteilige Fahrzeug der Nordbahn, eine gewöhnliche kleine Loko¬ 
motive, früher Verbund, jetzt Zwilling, mit erhöhtem Führerstand zwischen 
zwei damit kurz gekuppelten Wagen mit ungleich umrissenem Querschnitt. — 
Etwas auffällig muß es, so bemerkt die „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen¬ 
bahnverwaltungen“ hierzu, erscheinen, daß der Verfasser bei dieser Gelegen¬ 
heit nicht der Zunahme des Triebwagenverkehrs innerhalb Deutschlands 
gedenkt. In Baden, Württemberg, Sachsen und ganz besonders bei den 
preußisch-hessischen Staatsbahnen finden doch Triebwagenzüge der ver¬ 
schiedensten Bauarten für den Nahverkehr in steigendem Maße und mit 
wachsendem Erfolge Verwendung. Am angenehmsten für die Reisenden ist, 
wie der Verfasser hervorhebt, der rein elektrische Betrieb, der in allen Fällen 
der beste ist, wo der Strom billig und für gute Unterhaltung der Speicher¬ 
platten gesorgt ist. 

Keine Schlafwagen 3. Klasse. Die Oberpfälzische Handels¬ 
kammer hat, wie die „Frankf. Ztg.“ mitteilt, bei der Verwaltung der bayerischen 
Staatseisenbahnen die probeweise Einstellung von Schlafwagen dritter Klasse 
auf einigen Hauptstrecken beantragt unter Hinweis darauf, daß bei unserm 
lebhaften Verkehr die Einführung einen finanziellen Mißerfolg ausschließe, 
sofern man angemessene Preise festsetze. Nach dem von der Verkehrsverwaltung 
nunmehr ergangenen Bescheid dürfte auf Verwirklichung dieses Antrages nicht 
zu rechnen sein, da, wie mitgeteilt wird. Versuche mit Schlafwagen dritter Klasse 
nur gemeinsam mit den andern deutschen Eisenbahnverwaltungen aus¬ 
geführt werden können und die preußische Verwaltung sich bereits mit Be¬ 
stimmtheit gegen die Führung dieser Wagen erklärt habe. 

DieBergbahn auf denMerkurhügelbeiBaden-Baden, 
einen der herrlichsten Aussichtspunkte Deutschlands, ist am 16. August dem 
Verkehr übergeben worden. Die neue Bahn, eine elektrische Drahtseilbahn, 
hat in der Steigerung gemessen eine Länge von 1200 Meter; der Höhen¬ 
unterschied zwischen den Endstationen beträgt 370 Meter. Die größte Steigung 
der Bergbahn wird mit 54 Grad, die mittlere mit 39 Grad angegeben. Das 
Fassungsvermögen der Wagen ist auf je 56 Personen berechnet; die Geschwin¬ 
digkeit der Wagen beträgt 2 Meter in der Sekunde, die Gesamlfahrzeit etwa 
10 Minuten. Die Wagen sind mit Zangenbremsen ausgerüstet, welche den 
Schienenkopf auch während der Fahrt dauernd lose umfassen, derart, daß 
ein Abheben des Wagens von den Schienen oder ein Entgleisen nicht ein- 
treten kann. Mit Hilfe dieser Bremsen kann der Wagen vom Führer selbst 
bei der größten vorkommenden Geschwindigkeit und auf der stärksten Steigung 
auf wenige Meter zum Stillstand gebracht werden. Eine Gefahr für den Betrieb 
ist selbst im Falle eines Seilbruchs, der bei der gewählten Stärke des Draht¬ 
seils (Durchmesser 34 Millimeter) und dem für dasselbe zur Verwendung 
kommenden Material kaum denkbar ist, nicht vorhanden, da bei eintretendem 
Seilbruch die Zangenbremsen sich automatisch an die Schienen anklammern 
würden, wodurch die Wagen sofort zum Halten gebracht werden. — Herr¬ 
liche Rundblicke hat der Besucher des Merkurhügels oben von der Platte des 
Aussichtsturmes. Gegen Westen und Norden schweift der Blick über die ruinen¬ 
geschmückten Vorberge des Schwarzwaldes und über rebenbehangenes Hügel¬ 
land hinweg in die weiten Gefilde der vom Silberband des Rheinstroms durch¬ 
zogenen Ebene. Drüben im Südwesten» zwischen der auf stolzer Warte thronen¬ 
den Yburg und dem behäbigen Rücken des Fremersberges ragt aus der von 
zahllosen Dörfern belebten Rheinebene der schlanke Bau des Straßburger 
Münsters empor. Traumhaft verblassend zeichnen sich im Hintergründe die 
Konturen der majestätischen Vogesenkette in ihrer ganzen Ausdehnung vom 
Großen Belchen bis zu den Bergen in der Pfalz ab. Zwischen dem felsgepan¬ 
zerten Hattert, dessen Südabhang die sagenumwobenen Ruinen der Burg 
Hohenbaden schmücken, und der trotzig ins weite Land schauenden Eberburg 
sehen wir Rastatt liegen, und weiter nördlich am Rhein erkennen wir bei klarer 


Witterung den Dom von Speyer; breit legt sich im Norden das massige Häuser¬ 
meer der badischen Residenz über die Ebene, und an hellsichtigen Tagen er¬ 
scheinen im Hintergründe die Berge des Odenwaldes unterhalb Heidelbergs. 
Ebenso sind dem Auge die prächtigen landschaftlichen Reize des Murgtales 
erschlossen. 


Luftfahrt 


Die Vernichtung des deutschen 
Marineluftschiffes. 

am 9. September vor Helgoland ist in der Reihe der schweren Schicksals¬ 
schläge, die das erfolgreiche Werk Zeppelins von Anfang an begleitet haben, 
der größte, da bei der Zerstörung dieses Luftkreuzers — es ist der neunte, 
der schwierigen Witterungsverhältnissen oder sonstigen Unfällen zum Opfer 
gefallen ist — zum erstenmal Menschenleben in größerer Anzahl gefordert 
worden sind. Von den zwanzig Personen, die an Bord Waren, fanden vierzehn 
den Tod in den Wellen. So erschütternd diese Katastrophe auch ist — sie 
bleibt doch eines jener Elementarereignisse, gegen die auch festgefügte See¬ 
schiffe nicht gefeit sind. Gewiß wird man aus dem schweren Unglück lernen; 
es ist aber unbillig, zu verlangen, daß man die Erfahrungen, die so teuer auf 
einem ganz neuen Gebiet erkauft werden müssen, schon vorweg haben sollte. 
Um wieviel fester sind Ozeandampfer als ein leichtes Luftschiff — und welche 
Katastrophen bereiten sie uns immer wieder! Da zählen die Toten nicht nach 
Dutzenden, sondern nach Hunderten und Tausenden. Man erinnere sich 
nur der Titanic! Gegen das Zeppelinsche System ist hier wahrlich nichts zu 
sagen. Es darf auch nicht übersehen werden, daß kein anderes Luftschiff 
auf See als Wettbewerber auftritt; ein Vergleich mit andern Systemen ist also 
einstweilen überhaupt gar nicht möglich. Dagegen drängt sich allerdings der 
Vergleich mit den Flugdrachen auf. Im übrigen aber ist ja schon der zweite 
Marineluftkreuzer fertiggestellt. Seine Größen Verhältnisse sichern ihm eine 
erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen die tückischen Unbilden des Wetters. 
Neun weitere Kreuzer dieser Art sind vorgesehen. Man wird bei ihnen zweifel¬ 
los die Erfahrungen aus der Helgoländer Katastrophe verwerten, im übrigen 
aber an dem starren System nicht irre werden, sondern mit erhöhter deutscher 
Zähigkeit und Opferfreudigkeit alles aufbieten, Mängel und die dem System 
noch anhaftenden Fehler immer mehr zu beseitigen. 


Das „unversinkbare“ Flugzeug. Im Flugwesen hat sich in den 
ersten Septembertagen eine Umwälzung vollzogen, die man anfänglich für ein 
Spiel mit dem Leben gehalten hat, die aber ln Wirklichkeit einen bedeutsamen 
neuen Abschnitt in der Entwicklung des Luftfahrens darzustellen scheint: Auf 
dem Flugfelde der Bleriot-Werke bei Paris ließ sich der Flieger Pegoud auf 
einem von Bleriot, dem ersten Kanalflieger, gebauten neuen Eindecker aus 
tausend Meter Höhe abstürzen, das Flugzeug überschlagen, fuhr dann, während 
die Räder des Eindeckers nach oben gerichtet waren und er selbst auf dem 
Kopf unter der Maschine hing, einige hundert Meter geradeaus, brachte den Ein¬ 
decker dann wieder ln die aufrechte Gleichgewichtslage und landete glatt. 
Mehrere Tage hintereinander hat Pegoud diesen Sturz in der Formeines liegenden 
lateinischen in ausgeführt, immer mit der gleichen Sicherheit. Es werden nun 
bald andere Flieger die gleichen Versuche unternehmen, und zweifellos werden 
diese Versuche noch Todesstürze im Gefolge haben, aber im Grunde ist durch 
Pegouds Versuche ein Problem gelöst, das bis heute dem Flieger ein grauen¬ 
volles Rätsel war: Kippte sein Flugzeug, dann war er ln den meisten Fällen 
verloren. Allerdings sind früher schon unfreiwillige Stürze dieser Art glücklich 
ausgegangen. So überschlug sich im vorigen Jahre das Flugzeug des fran¬ 
zösischen Leutnants Morel ln der Luft, aber Morel kam in normaler Lage, wenn 
auch etwas unsanft, auf den Boden zurück. Bald darauf wurde der französische 
Korporal Badon von einem Gewittersturm umgeschlagen. Er klammerte 
sich während eines Sturzes von 100 Meter an seinen Sitz, riß unwillkürlich 
am Tiefensteuer und vermochte das Gleichgewicht noch ln einiger Höhe über 
dem Boden zurückzugewinnen. Pegouds Versuche hingegen lassen hoffen, 
daß es möglich sein wird, derartige Gefahren prinzipiell zu bestehen. 

Der technische Mitarbeiter des „Tag“ meint zu den Versuchen Pegouds: 
„Zweifellos stellen derartige Flüge in S-Form oder in Form vollkommener 
Schleifen einen wichtigen Fortschritt dar. Sie haben zur Voraussetzung, daß 
die Maschinerie so angelegt ist, daß sie ein vollkommenes Auf-den-Kopf- 
Stellen verträgt. Es darf beispielsweise kein Benzin und öl ausfließen, und 
wenn diese Forderung ganz allgemein bei Flugmaschinen durchgeführt wird, 
so wird bereits dadurch wahrscheinlich mancher gefährliche Zwischenfall 
vermieden werden. — Es ist nun die Frage, welche praktische Bedeutung 
der ganze Versuch hat. Diese Bedeutung darf nicht überschätzt werden. Es 
geht aus den Berichten klar hervor, daß der Flieger eine Höhe von mehr als 
tausend Meter erreichte, bevor er zur Ausführung des Versuches schritt. Es 
scheint ferner hervorzugehen, daß dieser Raum noch reichlich knapp war, 
da er erst kurz vor dem Erdboden die Maschine wieder in richtiger Lage und 
in voller Gewalt hatte. Daraus folgt also, wenn ein Unfall dicht an der Erde 
passiert — nur 50 oder wenige hundert Meter vom Erdboden entfernt —, so 
wird auch das neue Manöver den Flieger nicht vor dem verderblichen Sture 
retten können. Es ergibt sich auch nach diesen Versuchen die Richtigkeit 
der alten Lehre, daß die Region dicht über dem Erdboden die gefährlichste 
für den Flieger ist, daß dagegen Gleichgewichtsstörungen, die in größeren 
Höhen Vorkommen, fast ifnmer noch rechtzeitig ausgeglichen werden können. 






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Nr.g 


Die Idee des lenkbaren Luftschiffes ist, was wohl 
kaum bekannt sein dürfte, von einer Frau vorausgeahnt worden, deren dichte¬ 
rischer Schwung sich an dem Anblick der Luftballons der Brüder Montgolfier 
entzündet hatte. Die als Schriftstellerin längst vergessene Gräfin Charlotte 
Henriette von Castell, die dem alteingesessenen fränkischen Grafengeschlecht 
derer von Castell entstammte, hat wenige Jahre vor ihrem (1792 erfolgten) 
Tode ein „Göttergespräch“ geschrieben, in dem sie die Bewohner des Olymp 
sich über die neuesten Erfindungen der Menschen unterhalten läßt. Während 
die Götter noch miteinander reden, dringt ein Freudengeschrei von der Erde 
zu ihnen empor, und Hermes wird auf die Erde geschickt, um sich nach dem 
Grunde des ,,Geschreys‘* zu erkundigen. Als Hermes zurückkehrt, und Momus 
ihn verdrießlich fragt, welche neue ,,Spielerey“ die Freude hervorgerufen habe, 
erwidert Hermes: ..Spielereyen? Wenn wir die Schöpfung eines neuen Planeten 
auch Spielerey nennen, dann lasse ich den Ausdruck gelten, aber . .„Planeten? 
Wer schafft denn Planeten unter den Sterblichen?“ unterbricht ihn Momus 
zum zweiten Male. ,,Das können nun Hunderte,“ sagt Hermes, „seitdem Monl- 
golficr den ersten geschaffen hat. Leicht hebt sich diese tafftene Sphäre über die 
Wolken; Hammel, Pudel und menschliche Waghälse schiffen mit ihr durch die 
Lüfte, und ich stehe nicht dafür ein, ob sich nicht ehestens einer niedcrlassen 
wird am Throne der Götter!“ ,,Haben sie das wirklich vor?“ fragt Juno ganz 
beleidigt durch die Frechheit ihrer Untertanen. ,,0b sie es Vorhaben, weiß ich 
nicht,“ erwidert Hermes, „aber das weiß ich, daß ihnen noch heute die Kunst 
fehlt, ihren neuen Planeten zu lenken.“ „Und wenn ihnen einst diese Erfindung 
gelingen sollte,“ sprach Momus, „wozu würden sie ihren Planeten wohl nützen?“ 
„Wahrscheinlich wie die Nachahmung meiner Blitze und Donner mehr zum 
Verderben als zum Nutzen der Menschheit,“ spricht Jupiter. ,,Indes sey dem^ 
jenigen, der den neuerfundenen Planeten zum allgemeinen Vorteil ausrüsten 
wird, ein Platz unter den Gestirnen zunächst am Fuhrmann bestimmt, den aber, 
der ihn zum Schaden seiner Mitgeschöpfe anwenden wird, treffe das strafende 
Geschick des verwegenen Ikarus.“ Besonders bemerkenswert ist, daß die 
Dichterin nicht nur die Möglichkeit der Erfindung eines lenkbaren Luftschiffes 
voraussah, sondern auch zugleich ankündigte, daß diese Erfindung von der 
Menschheit zunächst kriegerischen Zwecken dienstbar gemacht werde. 



über den Rhein findet vom 21. bis 28. September 1913 in Caub statt. 
Neben öffentlichen Darbietungen, wie Festakt am Blücherdenkmal, Festfahrt 
auf dem Rhein, wird ein Festspiel von dem bekannten rheinischen Dichter 
Hofrat Dr, Spielmann (Wiesbaden) aufgeführt, und zwar am 21., 22., 23. und 
28. September, nachmittags 3 Uhr. 

Der Koblenzer Verein für Luftfahrt und der 
Koblenzer .Automobilklub veranstalten am Sonntag, den 28. Sep¬ 
tember 1913, vormittags 10 Uhr, am städtischen Gaswerk in Koblenz eine 
Ballonwettfahrt (Fuchsiagd mit Automobilverfolgung). Bei schlechtem Wetter 
wird die Fahrt auf Sonntag, den 12. Oktober 1913, veischoben. 


27.—29. September: In Cassel Tausendjahrfeier der Residenz Cassel. 

Im September (zweite Hälfte): In Baden-Baden Theater-Festspiel woche. 
Im September (zweite Hälfte): In Crailsheim Fränkisches Volksfest. 
5. Oktober: In B a r m e n Schlußrennen auf der Radrennbahn. 

5. Oktober: In Magdeburg Pferderennen (Herbst-Steeple-Chase). 

5. u. 8. Oktober: In Düsseldorf große Rennen des Düsseldorfer Rciter- 
und Rennvereins. 

5. und 31. Oktober, 2. November: In Dresden Pferderennen. 


11. u, 12. Oktober; In Magdeburg Internationales Wettschwimmen des 
Schwimmsportklubs Hellas. 

18. Oktober: In Braunschweig große Jahrhundertfeier. 

19. Oktober: In Barmen Rennen des Bergisch-Märkischen Reitervereins. 
19. Oktober: In Schwelm Pferderennen. 


Ausstellungen 


Die Ausstellung Düsseldorf 1915 und das 
Deutsche Museum. 


Durch ein Abkommen mit dem Deutschen Museum in München ist die 
Große Ausstellung Düsseldorf 1915 in ihrem rückblickenden und geschichtlichen 
Teil auf eine den Erfolg vollkommen sichernde Grundlage gestellt und seine 
Durchführung in einer glänzenden Form gesichert. Das Deutsche Museum 
hat satzungsgemäß den Zweck, ,,als ein Museum von Meisterwerken der Natur« 
Wissenschaft und Technik die historische Entwicklung der naturwissenschaft¬ 
lichen Forschung der Technik und der Industrie in ihrer Wechselwirkung 
darzustellen und ihre wichtige Stellung durch hervorragende und typische 
Meisterwerke zu veranschaulichen.“ Es ist, wie die Satzungen sagen, eine 
deutsche Nationalanstalt, bestimmt, dem gesamten deutschen Volk zu Ehr 
und Vorbild zu dienen. Die bisher z.usammengebrachten Sammlungen sollten 
nun mit den bis Anfang des nächsten Jahres noch eingehenden Stücken in 
einem gewaltigen Neubau untergebracht werden, der auf der Museumsinsel 
in München errichtet wird und zu dessen Grundsteinlegung der Kaiser eigens 
nach München gekommen ist. Es war geplant, diesen Bau und damit das Deutsche 
Museum in seiner endgültigen Gestalt 1915 zu eröffnen; durch das Abkommen 
mit der Düsseldorfer Ausstellung ist die Eröffnung auf den Herbst 1916 vertagt 
worden, um einen Wettbewerb der beiden Unternehmungen zu vermeiden. 
Denn die Düsseldorfer Ausstellung will ja bekanntlich nicht nur die Erzeug¬ 
nisse der Industrie, der gewerblichen und künstlerischen Tätigkeit in ihrer 
heutigen vollendeten und bis zur möglichsten Vervollkommnung ausgebildeten 
Form zeigen, sondern sie will diese an die Spitze von hundertjährigen Ent¬ 
wicklungsreihen stellen, so daß dem Besucher der Ausstellung gezeigt wird, 
wie Menschengeist und Tatkraft in den letzten hundert Jahren an der Voll¬ 
endung und Vervollkommnung dieser Erzeugnisse gearbeitet haben. In diesem 
Sinne wird ja auch die Düsseldorfer Ausstellung 1915 ein großes Museum 
sein, und cs hätte sich bei gegenseitigem Wettbewerb leicht ereignen können, 
daß die Interessen der beiden großen Unternehmungen zusammengestoßen 
wären. Das ist nun durch das zwischen der Düsseldorfer Ausstellung und 
dem Deutschen Museum getroffene Übereinkommen glücklich vermieden 
worden. Die .Ausstellung wird offiziell heißen: „Große Ausstellung Düssel¬ 
dorf 1915, Aus hundert Jahren Kultur und Kunst. Unter Mitwirkung des 
Deutschen Museums in München.“ Das Zusammenarbeiten der beiden wich¬ 
tigen Unternehmungen wird äußerlich auch dadurch zum Ausdruck gebracht, 
daß Akademicdircktor Fritz Roeber (Düsseldorf) in den Vorstandsrat des 
Deutschen Museums und Reichsrat Dr. v. Miller (.München) in den Ehren¬ 
ausschuß der Düsseldorfer .Ausstellung eintritt. Das Deutsche Museum wird 
der Düsseldorfer Ausstellung durch Raterteilung und durch Überlassung 
der für die Ausgestaltung der Münchener Sammlungen ausgearbeiteten Listen, 
Pläne usw. helfen und ihr auch Hilfskräfte zur Verfügung stellen. Auch wird 
das Deutsche Museum der Düsseldorfer Ausstellung historische Objekte, 
Modelle, Pläne usw. überlassen und so den geschichtlichen Überblick der 
Düsseldorfer Ausstellung vervollständigen. Anderseits wird die Düsseldorfer 
.Ausstellung alle Modelle, Originale. Pläne usw., die sich auf die Entwicklung 
der Naturwissenschaft und Technik beziehen und die 1915 zur Ausstellung 
gelangen sollen, soweit als möglich im Einvernehmen mit dem Deutschen 
Museum beschaffen und sie werden später dem Deutschen Museum auf Wunsch 
kostenlos überlassen und so ln jeder Welse das Deutsche Museum fördern. 


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Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens. 




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Sowohl für die ^oße Ausstellung Düsseldorf 1915 wie für das Deutsche 
Museum ist das Übereinkommen von größter Wichtigkeit, und es wird beiden 
Unternehmungen zum Vorteil gereichen, ln diesem Sinne ist es auch von 
der Allgemeinheit dankbar zu begrüßen. Die Anmeldungen zur Düsseldorfer 
Ausstellung, deren Gruppen Vorsitzende die Arbeit seit Monaten lebhaft 
betreiben, sind schon so zahlreich cingelaufen, daß das Unternehmen gleich 
der Vorgängerin von 1902 einen vollen Erfolg verspricht. Mit den Bauten 
wird im Herbst begonnen werden. 


Bit 12. Oktober: In Düsseldorf Große Kunstausstellung im Städtischen 
Ausstellungspalast. * 

Mai—Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) „Deutsche Künstlerbund- 
Ausstellung** mit über 2000 Kunstwerken. 

Mai—Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln. 

Mai—Oktober: ln Stuttgart Große Kunstausstellung im ncuerbauten 
Kunstgebäude. 

Mai—Oktober: In Breslau Historische und Gartenbau-Ausstellung, ver¬ 
bunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege. 

Mai—Oktober: In München Intern. Kunstausstellung. 

Mai—Oktober: ln Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung. 

2. November bis 31. Dezember: In Lima (Peru) Internationale Hygiene- 
Ausstellung. 

8.-10. November: In Barmen 16. Allgemeine Wuppertaler Geflügel- 
Ausstellung. 

20.—27. November: In London Motoren- und Motorboot-Ausstellung. 

11.—20. Dezember: In New York Internationale Unfallverhütungs¬ 
und Gewerbehygiene-Ausstellung. 


|| Kongresse u. Versammlungen 

i 



15. —20. September: In Elberfeld Verbandstag der Goldschmiede- und 

Uhrmacherinnung. 

16. —20. September: In Aachen Tagung des Deutschen Vereins für öffent¬ 

liche Gesundheitspflege. 


17.— 21. September: In Haag-Scheveningen Internationaler Kongreß 
für Pharmazie. 

21. September: In Berlin Konferenz deutscher Photographenvereine. 

21. September: In Straßburg i. Eis. Generalversammlung des Süd¬ 
deutschen Maler- und Tünchermeister-Verbandes, e. V., Landesverband 
Elsaß-Lothrin gen. 

22. — 23. September: In Spandau Brandenburgischer Städtetag. 

24. -28. September: In Dresden Gemeinsamer Kongreß für Denkmal¬ 

pflege und Heimatschutz. 

25. -27. September: In F r a n k f u r t a. M. Internationaler Kongreß für 

Luflrecht. 

26. -27. September: In London Internationaler Kongreß der Inter¬ 
nationalen Vereinigung des Post-, Telegraphen- und Telephonpersonals. 

26.—29. September: In Straßburg i. Eis. Verbandstag des Bundes 
deutscher Bodenreformer. 

28. September: In Bingen a. Rh. Hauptversammlung der hessischen 
Verkehrs-Vereine. 

28. -29. September: In M a r b u r g a. L. Hauptversammlung des Deutschen 

Germanistenverbandes 

29. September bis 10. Oktober: In Werni gerode (Harz) Apologetisches 

Seminar, 5. Tagung. 

29. September: In Marburg a. L. Hauptversammlung des Deutschen 
Gy mnaslalverel ns. 

29. September bis 1. Oktober: In Berlin 4. Kongreß der Deutschen Ge¬ 
sellschaft für Urologie. 

29. September bis 2. Oktober: InMarburg Deutscher Philologentag. 

Im Oktober: ln Mailand Italienischer Kongreß für medizinische Radiologie. 
Im Oktober: In Darmstadt Tagung des Verbandes der deutschen Kranken¬ 
pflegeanstalten vom Roten Kreuz und der deutschen Frauenvereine 
vom Roten Kreuz. 

4. -6. Oktober: In Breslau Deutscher Kongreß für Jugendbildung und 

Jugendkunde. 

5. -7. Oktober: In Barmen 16. Deutscher Bundestag für Nationalsteno¬ 

graphie. 

6. -7. Oktober: In Br es lau Preußischer Städtetag. 

7. -9. Oktober: In Berlin Kongreß für Ästhetik und allgemeine Kunst¬ 

wissenschaft. 

11.—12. Oktober: In Nürnberg Verbandstag der bayerischen Fachschul¬ 
männer. 


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11.-13. Oktober: In Nürnberg Tagung des Verbandes für internationale 
Verständigung. 

13.—14. Oktober: In Straßburg Deutscher Hochschullehrertag. 

15.—22. Oktober: In Madrid Internationaler Kongreß für Hydrologie, 
Klimatologie und Geologie. 

18.—19. Oktober: In Nordhausen Hauptversammlung des Harzer Ver¬ 
kehrs-Verbandes. 

Ab 20. Oktober: In Münster Versammlung des Charitasverbandes für das 
katholische Deutschland. 

22. —26. Oktober: In Berlin Internationaler Tuberkulose-Kongreß. 

22. —26. Oktober: In Berlin Internationale Tuberkulose-Konferenz. 

23. —24. Oktober; In Wernigerode (Harz) Hauptversammlung des 

Christi. Hilfsvereins der Provinz Sachsen. 

24. -25. Oktober: In Stuttgart Deutsche Skl-Verbandstagung und Bundes¬ 

versammlung des Schwäbischen Schneeschuhbundes. 

Zeitangaben der in Leipzig stattfindenden Tagungen und 
Veranstaltungen. 

Außerhalb der Ausstellung: 

21. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn. 

27.—28. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn. 


28. Sept.: Radrennen, Preis von Europa. Verein Sportplatz. 

12. Oktober: Allgemeiner Deutscher AutomobiLKlub, Sternfahrt zur Ein¬ 
weihung des Völkerschlacht-Denkmals. 

12. Oktober: Radrennen, zwei Steherrennen auf dem Sportplatz. 

16., 18., 19, Oktober: Deutsch-Akademisches Olympia. 

18. Oktober: Einweihung des Völkerschlacht-Denkmals. 

18. Oktober: Stafettenlauf zur Einweihung des Völkerschlacht-Dmkmals. 

19. Oktober: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn. 

26. Oktober: Leipziger Verein für Luftschiffahrt, die nationale ß^on* 
Wettfahrt. 

26. Oktober: Deutscher Luftfahrertag. 


Verzeichnis der Vereinigungen, die für 1913 ihre Tagung in 
Breslau abzuhalten beabsichtigen. 

18. —21. September: Verein deutscher Handelsmüller, 

19. —22. September: Verein deutscher Freimaurer. 

20. u. 21. September: Aufführung der 8. Mahlerschen Symphonie. 

24. September: Reger-Konzert. 

2.—3. Oktober: Verein für Knabenhandwerk. 

4.—6. Oktober; Verband der Stenographenvereine der Schule Stolze-Schrey. 
4.—6. Oktober: Bund für Schulreform. 


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Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e.V.) 

Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse a8. 


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(Die Geschäftsstelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseangelegenheiten und versendet 
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und Landschaften.) 


auf 


Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle. 


Besprechungen der Eisenbahndirektionen mit den Verkehrs-Vereinen. 

In früheren Berichten der Bundeszeltschrift ,.Deutschland“ ist wiederholt 
darauf hingewiesen worden, daß einzelne Eisenbahndirektionen in letzter Zeit 
immer häufiger die] Verkehrs-Verbände und -Vereine zu Besprechungen etwa 
vorzunehmender Verkehrsverbesserungen und Erleichterungen zu Rate ziehen. 
So haben namentlich auch die von der Königlichen Eisenbahndirektion Magde¬ 
burg elnberufenen Besprechungen manche interessante Aussprache gezeitigt. 
Anscheinend ist die genannte Direktion von dem Verlauf dieser Verhand¬ 
lungen befriedigt gewesen, und für Ende dieses Monats ist wiederum eine 
solche Besprechung in zwangloser Form zu Magdeburg in Aussicht genommen, 
für die sich die genannte Direktion etwaige Anträge bis Mitte September er¬ 
beten hat. 

Unseres Erachtens dürfte diese Art des Zusammcnarheltens zwischen 
den Elsenbahnverwaltungen und den Verkehrs-Verbänden und -Vereinen von 
«lußerordentlich großem Werte für beide Telle sein. Die mündliche 
Aussprache wird manche schriftliche Eingabe überflüssig machen, und 
der Gedankenaustausch zwischen den Vertretern der Elsenbahnverwaltungen 
und den Verkehrs-Korporationen wird nicht nur manche schätzenswerte 
Anregung im Gefolge haben, sondern auch die Anschauungen über die bestehen¬ 
den Einrichtungen und die Vorschläge zu Verbesserungen besser zur Geltung 
bringen als das geschriebene Wort. 


Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs ln 
Tsingtau trat dem Bund Deutscher Verkehrs-Vereine als Mitglied bei. 
Der Verein zählt 154 Mitglieder, welche sich aus den Kreisen der dort Handel 
und Gewerbe treibenden Deutschen, aus deutschen Beamten und Offizieren 
und andern Einzelpersonen sowie auch aus einigen Ausländern und einer 
Anzahl von Geschäftsunternehmungen zusammensetzen. 



Aus den Bundes-Vereinen 



Der Verband mitteldeutscher Verkehrs-Vereine (Silz Magdeburg) 

hielt vom 6. bis 8. September seine 5. Mitgliederversammlung in Eilenburg 
ab. Am ersten Tage fand nachmittags im Stadtverordnetensaale des Rathauses 
eine Versammlung statt, in der neben Geschäfts- und Kassenbericht ein Be¬ 


richt erstattet wurde über die eifrige Propagandatätigkeit des Verbandes und 
der ihm angeschlossenen Vereine. Die Haupttätigkeit des Verbandes galt der 
Verbesserung der Verkehrsverhäitnisse im Bereiche der einzelnen Vereine 
sowie auf den großen Elsenbalinlinlen. Insgesamt richtete der Verband, dem 
letzt, nach dem Eintritt der Magistrate in Calbe a. S., Dessau, Eckartsberga, 
Eisleben (Verkehrs-Verein), Neiihaldensleben, Seehausen (Kreis Wänzlebcn) 
und Wanzleben 68 Mitglieder ohne die des Harzer Verkehrs-Verbandes ange¬ 
hören, ?1 große Eingaben mit 63 verschiedenen Anträgen an Behörden, u. a. 
an die Oberpostdlrekllon Magdeburg, den Minister der öffentlichen Arbeiten, 
den Landeshauptmann der Provinz Sachsen und die drei Eisenbahndirektionen 
seines Bezirkes. 

Der Verband hessischer Verkehrs-Vereine 

hielt am \4. August in Darmstadl eine Arbeilssltzung ab, zu der sich Vertreter 
aus den 3 Provinzen clngefunden liallen. Der Vorsitzende Siebener (Auerbach) 
berichtete über seine Verhandlungen mit den Verbandsmitgliedcm betr. deren 
Zugehörigkeit zum Bund Deutscher Verkehrs-Vereine in Leipzig. Die bevor¬ 
stehende Generalversammlung des Verbandes in Bingen im Monat September 
wird Gelegenheit bieten, diese neuen Verhandlungen in ihren Einzelheiten 
ausführlich bekanntzugeben. Fs erfolgte weiter die Festsetzung der Tages¬ 
ordnung der Generalversammlung in Bingen. Diese soll mit Rücksicht auf den 
in der Zeit vom 6 . bis 14. Septembei in Mainz statt findenden Deutschen Wein¬ 
baukongreß am Sonntag, den 28. September, in Bingen stattfinden. Die Sitzung 
findet im Bahnhofssaal statt. Hieran schließt sich ein Spaziergang über die Burg 
Klopp nach der Festhalle, wo das gemeinschaftliche Mittagessen eingenommen 
wird. Anschließend daran Rheinfahrt nach Aßmannshausen nnd Rheinstein. 
Kaffee im Schweizerhaus. Die Rückfahrt nach Bingen erfolgt so zeitig, daß 
die Abendzüge bequem erreicht werden können.— Das vorliegende Aufnahme¬ 
gesuch des Verkehrs-Vereins Offenbach a. M. wurde angenommen. 

Die Bergstraße im Bilde. 

Zur Erlangung guten Bildermaterials hat der Verkehrs-Ausschuß der Berg¬ 
straße einen Wettbewerb für Photographien, Schwarz-Weiß-Zeichnung«i, 
Aquarelle und Gemälde ausgeschrieben. 

Es wird damit bezweckt, den Berufs- und Liebhaberphotographen, Künst¬ 
lern und Dilettanten Anregung zur Herstellung künstlerischer und charak¬ 
teristischer Bilder von den dem Verbände des Verkehrs-Ausschusses der 
Bergstraße angeschlossenen Orten, und zwar: Auerbach, Bensheim, Darm¬ 
stadt, Heppenheim, Jugenheim, Seeheim, Weinhelm, Zwingenberg und von 
dem dem Verkehrs-Ausschüsse der Bergstraße angegliederten Lindenfels im 
Odenwald zu geben und brauchbares Bildermaterial für die Tätigkeit des 



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Verkehrs-Ausschusses und der Ihm angeschlossenen Verwaltungen, Verkehrs¬ 
und Verschönerungs-Vereine zu Illustrationen der Werbeschriften, zur Ver¬ 
wendung bei illustrierten Aufsätzen in illustrierten Zeitungen oder zu sonstigen 
Zwecken des Verkehrs-Ausschusses zu gewinnen. Das eingegangene Material 
soll in einer Ausstellung weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden. 

Das Ausschreiben, zu dem die Einsendungen spätestens bis zum 15. Ok¬ 
tober an den Vorsitzenden des Verkehrs-Ausschusses der Bergstraße in Auer¬ 
bach kostenfrei erfolgen müssen, hat auch in der Künstlerwelt freudigen 
Anklang gefunden. So hat, wie der Vorsitzende des Verkehrs-Ausschusses, 
Rentner Sieben, in der Sitzung des engeren Ausschusses am 29. August mit- 
teilen konnte, die ,,Freie Vereinigung Darmstädter Künstler“, der die 40 ersten 
Künstler Hessens angehören, beschlossen, sich an dem Wettbewerb zu be¬ 
teiligen. Durch diese Beteiligung der vorerwähnten angesehenen Darmstädter 
Vereinigung gewinnt der Wettbewerb noch mehr den Charakter einer durchaus 
ernsten, künstlerischen Veranstaltung, so daß sich einzelne Orte veranlaßt 
gesehen haben, die angesetzten Preise für Bilder ihres Ortes zu erhöhen. Es 
stehen rund ca. 2000 Mark an Preisen zur Verfügung. 

Die Generalversammlung des Verkehrs-Ausschusses findet am Samstag, 
den 25. Oktober, in Heppenheim statt. 

Sommer-Haupttagung des Harzklubs. 

Der Harzklub, der in diesem Jahre auf eine 25jährige Wirksamkeit zurück¬ 
blickt und jetzt über 111 Zweigvereine mit 18 324 Mitgliedern verfügt, hielt 
am 16. und 17. August seine Sommer-Hauptversammlung im lieblichen Blanken¬ 
burg ab, da einem seiner Gründer, Geheimem Baurat Alb.Schneider aus Blanken¬ 
burg, dem unlängst Verstorbenen, in Brannesumpf nahe Blankenburg ein Ge¬ 
denkstein enthüllt werden sollte. Der Tagung ging am 16. August die 62. Sitzung 
des Zentral Vorstandes in Blankenburg voran und abends ein Kommers, auf 
dem Rechtsanwalt Dr. Hannemüller die Begrüßungsansprache hielt. Am 
Sonntagvormittag wurde der Zentralvorstand des Harzklubs beim Herzog¬ 
regenten von Braunschweig, der zurzeit im Blankenburger Schlosse Sommer- 
residenz hält, in Audienz empfangen. Der Denkstein für Baurat Albert Schneider 
ist auf einem von der herzoglichen Kammer von Braunschweig käuflich er¬ 
worbenen 13 Ar großen Waldplatz auf der Ziegenkopfhöhe in Form eines 
schlichten Granitblocks, mit einer Bronzeplatte Schneiders an der Vorder¬ 
seite, errichtet. Forstrat Schreiber (Blankenburg) übergab das Denkmal dem 
Vorsitzenden des Zentralvorstandes, Oberforstrat Reuß (Dessau), der es dem 
Vorsitzenden des Zweigvereins Blankenburg, Eisenbahndirektor Glanz, in 
Obhut gab. Ein .Sonderzug brachte die Teilnehmer nach Blankenburg zurück. 
Leider war die Hauptversammlung mittags Infolge des anhaltenden Gebirgs- 
regens nicht so besucht wie sonst. Aber die Tagung verlief unter Leitung des 
Oberforstrates Reuß (Dessau) sehr anregend und lebhaft. Die Rechnung pro 
1912 weist 37 598 Mark Einnahmen, 35 307 Mark Ausgaben, ein Vermögen 
von insgesamt 46 667 Mark aul. Mit 33 Zvveigvereinen begann vor 25 Jahren 
der Harzklub. Die meisten MItgl eder hat heute Magdeburg: 1293, Nordhausen: 
735, dann Braunschweig: 515, Bremen: 487, Hannover: 477. An kleinen Orten 
hat Wernigerode: 580, Quedlinburg: 564. Als Ort der nächsten Hauptversamm¬ 
lung 1914 wurde Magdeburg gewählt. Auf Antrag des Hauptvorstandss wurde 


zum Bau von Fußwegen neben den autobelasteten Chausseen eine neue Rate 
von 3000 Mark bewilligt. Zur Unterstützung gemeinschaftlicher Wanderungen 
von Volksschülern, Mittelschülern, gewerblichen Fortbildungsschülem wurde, 
wie im Vorjahr, eine Rate von 500 Mark zur Überweisung an den Schüler¬ 
herbergenausschuß bewilligt und diesmal dauernd in den Etat eingestellt. 
Mehrere Zweigvereine erhielten die beantragten Unterstützungen zu Wege¬ 
bauten usw., dagegen'wurde es abgelehnt, daß die Kurtaxe im Fachorgan „Der 
Harz“ nicht mehr aufgeführt werden solle, da man die befürchtete Schädigung 
der Harzkurorte verneinte. Die Wünsche des Regenten von Braunschweig 
betreffend den Schutz der Ruhe und der Naturschönheiten im Harze wurden 
von der Hauptversammlung in vollem Umfange berücksichtigt. Zu der fest¬ 
lichen Tagung des Harzklubs hat die ,,Blankenburger Harz-Zeitung“ unter dem 
Titel „Das goldene Buch des Harzes“ eine zwanzig Blatt umfassende Fest¬ 
ausgabe gemacht. Zu diesen Blättern ist alles aufgesammelt und mit feinem 
Geschmack zusammengetragen worden, was von deutschen Dichtern und 
großen Männern, von Naturfreunden und Gelehrten über den Harz und seine 
Schönheiten gesagt worden ist. Die in Faksimile wiedergegebenen Unter¬ 
schriften zahlreicher dieser hervorragenden Mitarbeiter erhöhen den Reiz 
dieses ,.goldenen Harzbuches“, das in seiner Gediegenheit bleibenden Wert 
behält. 

26. Deutscher Wandertag. 

Vom 5. bis 8. September tagte in Koburg der Verband deutscher Gebirgs- 
und Wandervereine. Nach Eröffnung einer Ausstellung von Erzeugnissen 
der heimischen Industrie und von touristischem Material fand am Freitag¬ 
nachmittag unter dem Vorsitze von Herrn Pfarrer F.H. Löscher (Zwönitz i. S.) 
eine Sitzung für Jugendwandem. statt. Pfarrer Löscher berichtete eingeh end 
über den heutigen Stand des Jugendwanderns und der Jugendherbergen. 
Derartige Herbergen sind z. Z. außer im Sauerlande, dem Ausgangspunkt 
der Bewegung, vor allem im Odenwald, im bergischen Land, in Hessen-Nassau, 
in Waldeck, im Teutoburger Wald und im Wesergebirge geschaffen. Überall 
wird heute der Jugendwanderbewegung großes Interesse entgegengebracht, 
deshalb soll auch die Beilage zum Verbandsorgan „Deutsches Jugend¬ 
wandern“ weiter ausgestaltet werden. Für die verschiedenen Arten der 
Herbergen vsoirden folgende vier Namen festgelevt: Schüler- und Studenten¬ 
herbergen für alle der Zentrale Hohenelbe angeschlossenen. Jugendherbergen 
für die nach dem System Schirrmann (Altena) errichteten Herbergen, Lehrlings¬ 
herbergen und endlich Herbergsnachweise für Bleiben zu ermäßigtem Preise. 
Es wurde als wünschenswert bezeichnet, daß sich der Gesamtverband dem 
Bunde Jungdeutschland anschließt. Der im Anschluß an die Verhandlungen 
von Dr. phil. Kind (Leipzig) gehaltene Lichtbildervortrag über die Praxis 
auf den Ferienwanderungen mit Volksschülem erntete reichen Beifall. Der 
beim nachfolgenden Begrüßungsabend vom Assessor Dr. Koch (Meiningen), 
dem Geschäftsführer des Bundes für Heimatschutz, gehaltene Lichtbilder¬ 
vortrag über die gemeinsamen Bestrebungen seines Bundes und des Verbandes 
der Wander- und Gebirgsvereine fesselte besonders durch die wirksamen 
Beispiele und Gegenbeispiele für heimische Bauweise und Verschandelung. 
Am Samstagnachmittag eröffnete der Vorsitzende des Gesamt-Verbandes 
Seminaroberlehrer i. R. Herrn. M ö c k e 1 (Dresden) die Hauptversammlung 


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464 iB(»»3 90O0»B09OQ(M 6 »Q 9 39 99 9 aB DEUTSCHLAND i B?eeeeooeoooo0O00Ooee0e0 e oe i Nr. 9 


und begrüßte die Vertreter der Staatsregierung, der Stadtverwaltung und des 
Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine. Aus dem Jahresbericht ist 7u entnehmen, 
daß 7. Z. 78 Gebirgs- und Wandervereine mit 2876 Zweigvereinen und 264 477 
Mitgliedern dem Gesamt verbände angehören. Der Vorsitzende des Verkehrs- 
auschusscs, Wilhelm Stauffer (Frankfurt a. M.), legte sein Amt nieder; Frsatz 
wurde noch nicht bestimmt. Als Ort für den Verbandstag 1914 wählte die Ver¬ 
sammlung Köln. Für 1915 soll eventuell Düsseldorf ins Auge gefaßt werden. 
Auf einen .Antrag des Sauerländischen Gebirgsvereins hin wurde beschlossen, 
den Vertrag mit dem Verlag des Verbandsorgans zu kündigen und mit diesem 
einen neuen günstigem Vertrag abzuschließen oder mit andern Verlagsfirmen 
in Verbindung zu treten Nachdem außer geringfügigen Angelegenheiten noch 
die Bewilligung von je 500 Mk. für den Ausschuß zur Förderung des jugend- 
wanderns und für die Sammlung von Typen zu Aussichtstürmen und Schutz¬ 
hütten beschlossen wurde, fand die Sitzung ihr Ende. Das Herzogliche Hof- 
iheater bot am Abend als Festvorstellung das Lustspiel ,.Wieselchen“ von Leo 
Lenz, Besichtigungen industrieller Anlagen der Stadt, der im Bau begriffenen 
Feste Koburg, des herzoglichen Schlosses Ehrenhurg und Ausflüge ln die 
herrliche Umgebung bis hin zum „heiligen Veit von Slaffelstein“ — der 
Scheffelsche Veit lebt allerdings nicht mehr und sein Nachfolger hat sein Ge¬ 
schäft vor kurzem nach dem Kapellcnbcrg bei Zell verlegt — füllten die übrige 
Zeit der schönen Koburger Festtage aus. 

Jahresversammlung des Verbandes mitteldeutscher Verkehrs-Vereine. 

Der Verband mitteldeutscher Verkehrs-Vereine hielt seine Jahresversammlung 
am 6. und 7. September in der in Nr. 8 der „Deutschland“ durch Wort und Bild 
geschilderten, freudig und erfolgreich aufstrebenden Stadt E i 1 e n b u r g ab. 
In der Begriißungsvcrsammlung am 6. September erörterte der Magdeburger 
Museumsleiter Professor V o 1 b e h r den Plan der Provinzial-Ausstellung 
Magdeburg 1916, die ein l.edculsames Kulturereignis zu werden verspricht. 
Der Direktor des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine, S ch u m a ch e r (Leipzig), 
betonte in seiner Begrüßung u. a. die Notwendigkeit der Förderung des 
Inlandverkehrs durch die Verkehrs-Vereine und -Verbände, die Pflege der 
Heimatkunde und Helmatliebe, die Bevorzugung des eigenen Vaterlandes 
für Erholungsreisen getreu dem Wahlspruch: „Deutscher, bevor du dir 
das Ausland ansiehst, lerne zunächst dein eigenes Vaterland kennen!“ 
Die Mitgliederversammlung fand Sonntagvormittag ln dem schönen Festsaal 
des Realgymnasiums statt. Der Vorsitzende des Verbandes, .Stadtverordneter 
Miller (Magdeburg), gab in seiner Eröffnungsansprache der Freude Aus¬ 
druck über die rege Beteiligung. Nach dem von ihm erstatteten Geschäftsbericht 
sind im Geschäftsjahr 1912/13 die Magistrate ln Calbe a. S., Dessau, Eckarts¬ 
berga, Eisleben (Verkehrs-Verein), Neuhaldensleben, Seehausen (Kreis W'anz- 
leben) und Wanzlcbcn in den Verband eingetreten. Dieser zählt jetzt 68 Mit¬ 
glieder ohne die des Harzer Verkehrs-Verbandes. Den Festvortrag hielt der Erste 
Bürgermeister von Ellenburg Dr. B c 11 a n über die ungemein wichtige Frage: 
,.Warum müssen die Städte Verkehrs-Vereine oder Verkehrs-Kommissionen 
gründen und diese sich den Verkehrs-Verbänden anschließen?“ Verkehrs- 
orcanlsatloncn haben, so führte der Redner unter lebhaftem Beifall der Zu¬ 
hörer aus, nur dann eine Existenzberechtigung, wenn sie ihre .Aufgaben aus den 
örtlichen Verhältnissen heraus empfangen. Eine Erziehung zum Verkehr muß 
von klein auf beginnen. Die Schule kann und muß hierbei eifrig mltarbellen. 
Es ist eine bekannte Tatsache, daß viele Bewohner schöner Gegenden gar keine 
Verstellung davon haben, w’ie schön sie wohnen. Noch schwerer ist cs für die 
breite Masse des Publikums, den Wert altertümlicher Gegenstände und Bauten 
711 erkennen. Es ist eine sehr wichtige Aufgabe des örtlichen Verkehrspolitikers, 
dafür zu sorgen, daß die ortseingesessene Bevölkerung mit dem Verkehr zu 
arbeiten lernt. Schon diese Grundlage einer gesunden Verkehrspolitik bedingen 
die Notwendigkeit für eine Organisation für Hebung des Fremdenverkehrs 
und für Förderung der örtlichen Verkehrsfragen. Die Größe der yXufgaben 
einer solchen Organisation werde nach den örtlichen Verhältnissen sehr ver¬ 
schieden sein. Vielen Orten w'lrd es nicht beschleden sein, damit zu rechnen, 
daß sich ihnen der internationale Verkehr zuwendet. Oft wird der Kreis derer 
verhältnismäßig gering sein, die das Verkehrsbureau zu Auslandsreisen in An¬ 
spruch nehmen. Cbcrall aber wird es möglich sein, dafür zu arbeiten, daß der 
örtliche und Inlands verkehr erleichtert und gefördert werde. Eine Fülle von 
Aufgaben bietet sich für jede Verkehrsorganisation: Förderung der Bestrebungen 
des Helmatschutzcs. Schaffung guter Verkehrsstraßen, brauchbarer Gasthöfe, 
günstiger Bahnverbindungen. Anfertigung \on Ortsplänen. Prospekten und 
Fremdenführern, ln denen eine jeder Bauernfängerei abholde, ehrliche Reklame 
für den Ort getrieben wird. Eine gut arbeitende Verkehrsorganlsatlon, deren 
Tätigkeit der Sicherheit, Schnelligkeit, Bequemlichkeit und Annehmlichkeit 


des Verkehrs gewidmet ist, kann und wird es erreichen, daß dem Einheimischen 
die Heimat lieb, und dem Fremden der Ort besuchenswert erscheint, daß je 
nach der Lage des Ortes der Geschäftsreisende oder der Erholungsuchäide 
oder beide gerne erscheinen, und daß der vorübergehende Besuch manche 
dauernde Industrielle oder Handelsniederlassung, manche Seßhaftmachung 
Ruhesuchender zur Folge hat. Der Redner faßte schließlich die Aufgaben eines 
Verkehrs-Verbandes ln folgenden Leitsätzen zusamm'^n: I. Raterteilung in 
Verkehrsfragen und Reklameangelegenhelten, 2. Gemeinsame Propaganda 
durch Prospekte, Führer, Kollektivinserate, Lichtbilder-Vorführungen und 
-Vorträge, 3. Versorgung der etwa vorhandenen öffentlichen Auskunftsstellen 
mit den Drucksachen der Bundesmitglieder, 4. Mittelbare Mitgliedschaft des 
Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine (Leipzig), 5. Teilnahme an allen gro߬ 
deutschen Propaganda-Unternehmungen des Bundes, 6. Auskunftserteilung in 
Fragen, die die Schönheit der Stadt- und der Landgemeinden betreffen, nament¬ 
lich über Städtebau, Erhaltung des Städtebildes, Schutz der NaturdenkmiÜer, 
Gartenanlagen und praktische Städtekultur. Nächster Tagungsort ist Stendal. 

Verbandstag des Wesergebirgsvereins. 

Der Wesergebirgsvereln hielt am 7. September in Höx er unter dem 
Vorsitze des Senators Meyer (Hameln) seine Hauptversammli ng ab. Aus dem 
Jahresbericht ist zu erv\'ähncn, daß der Verein 126 Mitglieder zählt mit einem 
Jahresbeitrag von 2495 Mk. Der mustergültige Dieckhoffsche Weserführcr 
muß schon im nächsten Jahre neu gedruckt werden. Zum Ausbau von Aus- 
sichtslürmen wurden mehrere Beihilfen bewilligt. Es wurde dann weiter ge¬ 
wünscht, mehr und bessere Fußwege im Vereinsgebiet, namentlich in dem 
noch immer nicht genug erschlossenen Solling anzulegen, durchgehende Wege 
von der Weser bis zur Leine zu bezeichnen, für die Oberwesertalbahn und eine 
Linie Bremen-Paderborn einzutreten. Endlich trat Bürgermeister Dr. Dieck¬ 
mann sehr energisch für die Dampferverbindung Hameln-Minden ein und 
erreichte, daß der Verein einen Antrag auf Unterstützung dieser Bestrebungen 
einstimmig annahm. Nach Vollendung der Eddertalsperre will Senator Meyer 
diese Verbindung einrichten. Die nächste Versammlung findet in Minden statt. 

Verband der Verkehrs-Vereine Westfalens und angrenzender Gebiete. 

ln der alten Bischofsstadt an der Pader, dem durch seine architektonischen 
und städtebaulichen Schönheiten weltberühmten Paderborn, fanden aiA 6. 
und 7. September die Verkehrstage des Verbandes der Verkehrs-Vereine West¬ 
falens und angrenzender Gebiete statt. Diese Verkehrstage, die in der Haupt¬ 
sache den Zweck verfolgen, die dem Verbände angeschlossenen Vereine, 
Gemeinden und Städte ln engere Fühlung miteinander zu bringen, in den 
Versammlungen und im geselligen Beisammensein Anregungen für die wichtige 
Verkehrstätigkeit zu geben, nahmen einen glänzenden und fruchtbaren Verlauf. 

Ein erfreuliches Bild von der Entwicklung des westfälischen Verkehrs- 
Verbandes gibt schon der Geschäftsbericht über das 5. Geschäftsjahr vom 
27. April 1912 bis zum 26. April 1913. Zwischen dem Vorstande und den 
Mitgliedern herrscht ein überaus reger Verkehr; namentlich betrachtete es 
der Vorstand als seine vornehmste Aufgabe, zwischen den Einzelinteressen 
zu vermitteln und aus ihnen die allgemeinen Bedürfnisse herauszuschälen, 
[.ebhaft war das Arbeiten des Vorstandes mit den Behörden, namentlich mit 
der Elscnbahnverwaltung. In den Bereich des westfälischen Verkehrs-Verbandes 
gehören die wichtigen Eisenbahnlinien des westfälischen Industriebezirks, und 
wenn man einmal die ln dem Geschäftsbericht aufgezählten 54 Anträge an 
die Eisenbahnverwaltung prüft, dann sieht man recht deutlich, wieviel weit¬ 
verzweigte und wichtige Kleinarbeit hier geleistet worden ist. Der Geschäfts¬ 
bericht enthält dann u. a. noch eine Aufstellung über den heutigen Stand des 
Verbandes. Ihm gehören an: 43 Verkehrs-Vereine usw., 2Verkehrs-Verbände, 
76 Gemeinden, 7 Kreise, 31 Ämter, 26 Gesellschaften, Anstalten und Einzei- 
I>ersonen. Die Mltgllcderzahl ist im Geschäftsjahr 1912/13 von 131 auf 185 
Korporationen gestiegen - ein glänzender Erfolg. Außerdem sind im laufenden 
Geschäftsjahr noch 6 Verkehrs-Vereine, 1 Amt und 1 Gesellschaft beigetreten. 

Des weiteren brachte die Versammlung, zu der aus allen Teilen West¬ 
falens Vertreter nach Paderborn gekommen waren, z. B. aus Bochum, Bünde. 
Buer, Dissen, Dortmund, Fredeburg, Gclsenkirchen, Geseke, Hagen, Hamm, 
Herne, Hörde, Langendreer, Letmathe, Lübbecke, Lüdenscheid, Münster, 
Oberhausen, Recklinghausen, Schwerte, Soest, Wanne, vor allen Dingen die 
Besprechung über die Eisenbahnverbindung Berlin—Aachen über Kreiensen— 
Schwerte mit Anschlüssen nach Hamm und Dortmund, den Zusammenschluß 
von D 166 Holland—Oberhausen mit E 135 Oberhausen—Dortmund und die 
Ausgestaltung der Strecke Kassel—Warburg—Altenbeken—Herford zur 
Sprache. Da die Neubaustrecke Dortmund—Schwerte vom 1. Oktober ab 
zweigleisig wird, werden der Elscnbahnverwaltung auch zur Ausgestaltung 




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üppsfidiig« durch dk bi^rviici^FiL dts TWobyij|:'-f V^^-vD^ 

den EiiSpirisIcia'rkr vfei>irviEte Stbbii^ T^f^fune €^»:etcbi Man 

trennte iich Ko^Wfit4igL d(?r derr^ W?iTw:bN diiß die FEUb- 

ifthrÄaWiT^jk'C^kibft >1 j : :?^ ^ttns^r h W; f:jncjj n>vh 

^roßer^ft Aifert fCreidt^vdif^ l?icK iür Vt-iki hp a- 

•..verbcs*! -br Wöriialeti' Jitad. «nticTp- n in tet esäii-n^n, 

4indcb '>aä^^^' -:- . 

Dät VfcHriMUd 4^ VtjkehM-Vei’^iie aij^en?eud^r' 

■ ■ ‘Gelii«tt^ VtF.rfiift Üoktwwid,' ' . • ', ' ' 

vetsendH^'st:iikyi- ■ ^4 rk . pTr:.' 

umfangr4Tb.<»4^ir;b^ ^thU wk Vtxt KflbHj*=a dd^ %'fkKts i^b^er^ 

dci,’Vetb^nJes ' 

StbibJ:W:^i-j4 -mft.'k vcm-dem. Vfefbahd^Ä: ükd SeifiÄ!t ^;f^c4^-■ 

-rcicbcnl-.Ä^fee^:3-;, .d'k' .biri-sic-b^%E: der £-W4*^baT ■ 

anträ^jft in Tabe^knlcffEn ab^rticbdkVi ■ 

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stocl(viO|p:*^^*i ^ Vt^baf(d^i!r*bUt .der /kT xliTies 

Vtrtelk'vVitjb^nds^'. Ö ' arid ^ <■ ■•rVn f?;. Üfer • iikr . . ^: 

EisenJ^akpil ppe kk ' la :■ Iflie-t'iJ'B-s kt■ ■; ;., 

E?a- Vcfbs^r.viiibcfiL'tit :'AWfki^-r.- : Vka 

sländtf' rii,. 4i)ß ■uticiv 4|'ir; ■yor^f^^.^E^^.k■.,.B^^^r4'1' ' 

aller üilitn das'Intefcsse.. Äim yierfcebf^süt'S^fx ^Ltiik-.d^n ArW*^*n- .4^TAV/k^V&'- - - 
V'efciTje-iFx'beb^ii 'unti d-cn’.yirtkej^-iSibtfeitbc-rtW /iabj'ke.n -.'vdfd*-, ■ 

SiÄdt-ck; Gy.awiV.ki*. AnHififn; JC¥Fii¥^ und iinri&rij^en 
Ko^öf^tiäri^^r (nüt^H GifJZelpWiOii'PtO^ 4'?^ nrt Mi?4kdvrvrT;tfkb«i? ^ . 

ÖefichtTj Aw.b. • rtk'.'bi' darnj^egeFea.'.^iHd., iij^/ An^^f-hWi Hin 4^T yEi4?^hd- TtaJ'' ' 

aäfe y^äfTi^ÄiC" der ts-v 4*r 

VcfWntr dndaV^i ^ber Yim so 

Wer ; j?iES-' dem ^Beticbt tkb brim 

Scbnftitfbw de* tjt. jiir. {Dc^to^andb läf t» b 

anfordenn* 

l>er FreiiideartdcjTSiyrjiA^^erti» m Augtborg . 
crsUuei seni<n\hbi^^Wkl£(it;p 4enf 2^,, f^r A^s V ^^eH- 

!krc»jl and DUt^bf iitgead dt* TMli^keil diäsr VcrktKiSr*Vereins tst. gdit v .ir jilkai 


mxs dyx. Vtektfc^büT^itiij;.berwtir. Es ^arclk rpm E'.Jn.nuör ij« 

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Ttä - -.ühÄfyyhch'.- {y:; daß. ■ nÄ?dH. .. R<f«Tötuis ■' iej' Au^^bwrg ■ • ^hid 

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Bhfini* Bfüfttaa; ^la^fdij^äfj^y Ko^ci. .t^ii's^hiDfiEH' 

W^, t;^-fe ^TUfdeti. tlU kft«!TJt>rqcki^h' tdckbJId^iTj^rkn.'d'-^ 

TUT VkliSbriinc gd^raibt Äacb 

cesfeigettea Ihi^jse fiir djcTiliakdl d*s Vsreiri* f^tidscrt* Er 

Ende 4 ^ Veff*jc^ibte$ J4& Dw feridii esf mit ran« Änböi 

schmii^'ker ^Ider 4as Aüg^bairg ^ Ei/w nacbnHmciiswerte Brtf^ 



Die Gcscb^ftxergelbnisse der deifUehexi Alt^eageseBscEaftkn 
and Jöbre 

■ • . •.;:*;Dfl.^ ,Ho( el"', die Woc henscHri ft des; IniCtirrJUema |ejT: Hy'td.bcsii^ei-, 
•.tvfihil in-.dtf NumJner \am %. Sqiten.itbcr einen iVfUTma-pit^ifi fk.bf 'über dir 

W.irtk*hARbcbc. Ia^v d^r AktiGn^eseBsrkilk^^L.iai is? ^hk^FtJi^ 

in trf5.e!ie^f djtß'iS'irK dk. dfiC Ak(kJT^es<f.ö?qli^fka iiift 1$15 4ul 

;^y- bfiiq'l .-mit.: qifi^:; Afd ■' liTidh 'J«v Kifö s , -r^ii-^^i) blt Pti 

e ^ ib^jc- t>3 ^24S: MiilR-nit ft IVTfc^ Dja^ Afifäh t tiilai H t'jii kn 

H(JCfJgciyetb«r t$S #ikbt ^Uaemd ihqiii-iji^F^iraiß Vvk 

^adt^Ti di:e AtiWibl un'i. dk tmg>?£5ibiti'ft 

n}^. ■ düJ>-h . ■K^rp^^ÄhTb^i^i^l^^^ 4'yiiclaftii;;£t.:' .Ntiit^/ViTidknÄiffiS - - 
Konfti;.i:rse.: Tti[4tK?fi.en:, bite t ? un sjen 4u#iv f^cif^ iu rrt kj'rn smd , 

Ajhn.Iich *chW<ttit;w(l dk Ht'bTi dirr in d'Sn cini'ctaf.rt j<jbfen.[ge^ 
^cäeriqT. KjpiLali'q-r^-kt. ssocj'i dfi’H'üby der itfJi'irdÄn 
dir.-iit’b '..Ä,!^'. idq!> div'idtff^dwW^cbtif?tr-rs.. .kn4 tfeiit'. j^chs'yii: 

dirr b.r^.fsori 

iüEth^ny 4.'4r4i£s;clbe^ ijri parcWbmU keinen 

■ EäbiCk;,.ij?v4: daß'IS^tisstündu pgesi .rn hl .Kt>)i*.rjfT. Ka n ^ttht■ ^A'-AWt 

50--daß ^ich Älj&'4if ,^^L■^i.■ff^i.^;?:5^.^Ehch^^^i aU Ün#.p-fnffbcm^r^^5|!fiff?¥...'i(t>E^'c>ly1is,vkvrb 
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raschende Tal der vielgewundenen Weser ist eines der interessantesten deut¬ 
schen Kulturgebiete. Der Alltagsreisende freilich fährt auf den schmucken 
Weserdampfem an manchem ehrwürdigen Denkmal großer Zeiten vielleicht 
flüchtig vorbei und liest höchstens in seinem Führer die kargen Mitteilungen 
über die Vergangenheit dieses Landstriches. Für die Weser bestand, wie kaum 
für ein anderes deutsches Gebiet, das Bedürfnis nach einer volkstümlichen 
Schrift über die Geschichte der denkwürdigen Stätten, die den' Lauf des 
schönen Flusses begleiten. Diese Schrift hat nun der rührige Weserland- 
Verlag durch den bekannten Historiker G. Schumacher in Höxter schreiben 
lassen; und es ist ein prächtiges Büchlein geworden. Schumacher gibt nicht 
nur eine fesselnde Darstellung der bedeutendsten geschichtlichen Ereignisse, 
sondern er weiß auch all die kleinen, der großen Masse unbekannten und doch 
gerade ihr so willkommenen Zufälligkeiten der Kulturentwicklung — Papins 
Versuche mit der ersten Dampfmaschine, Doktor Eisenbart, Erfindung des 
Zichorienkaffees usw. — geschickt einzuflechten. Das ganze Büchlein aber ist 
flott und lebendig hingeplaudert und bereitet dem Leser eine Stunde schönen, 
edlen Genusses. C. 

Wetter, Klima, Reisen. Von Dr. W. R. E c k a r d t. (Sozial- 
Studienfahrten 8. Band.) kl. 8^’ (86) M.Gladbach 1913, Volksvereins-Verlag, 
Geb. 1 Mk. Das Büchlein hält mehr, wie sein schlichter Titel zunächst zu ver¬ 
sprechen scheint. Über die Grenzen der nächsten Umgebung hinausgreifend, 
behandelt es mit gleicher Sachkunde Witterungsverhältnisse in den Tropen 
und das Akklimatisationsproblem der weißen Rasse, wie das Klima der Wüste 
der Mittelmeerländer und des außertropischen Nordamerikas. Von großem 
unmittelbar praktischem Wert sind die Winke und Weisungen, die in dem 
ausgiebigen Kapitel „Die Jahreszeiten und das Reisen“ zum Ausdruck kommen. 
Das mit sehr gutem Sachregister ausgestattete Werkchen dürfte besonders 
jedem Wanderlustigen Freude und Nutzen bringen. 

Die Zeitschrift „Badner Lan d“, amtliches Organ des 
Badischen Landesverbandes zur Hebung des Fremdenverkehrs, die vom 
Badischen Verlag, G. m. b. H., in Freiburg i. Br. herausgegeben wird und 
für das Vierteljahr nur 90 Pf. kostet, erscheint in der vielseitigen, mit guten 
Bildern reich ausgestatteten Nummer 35 des 25. Jahrganges in einem neuen, 
geschmackvollen Umschlag, der in charakteristischer Titelschrift unter dem 
streng heraldisch gehaltenen badischen Wappen in wenigen Worten dem 
Leser Zweck und Ziele des „Badner Land“ bekannt gibt. — Es ist freudig zu 
begrüßen, daß auch die für engere Gaue bestimmten Heimatzeitschriften 
mehr und mehr auf eine gediegene Ausstattung bedacht sind. „Weserland“, 
die aus den unscheinbarsten Anfängen in Jahresfrist zu einem ln weiten Kreisen 
beachteten Organ herangewachsene Zeitschrift des Wesergeblrgs-Verbandes, 
hat den Anfang gemacht. „Badner Land“ folgt jetzt ln der gleichen Weise. 

Fremde Sprachen und ihre Erlernung. Sprachen 
beherrschen muß jeder, der auf geschäftlichem wie gesellschaftlichem Gebiete 
vorwärtskommen will. Das Erlernen von Sprachen festigt die Energie, bessert 
den Stil, fördert die Gesamtbildung und gewährt nach Überwindung der ersten 
Schwierigkeiten einen dauernden Genuß.j Zu alledem gelangt man durch die 
bekannten Unterrichtsbriefe nach der Methode Toussaint-Langenscheldt. 
Die Methode Toussalnt-Langenscheidt lehrt den Schüler an der Hand eines 
spannenden Romans oder einer packenden Erzählung nicht nur die Sprache, 
sie spricht sie ihm gewissermaßen vor, wie ihr Hauptwert vornehmlich in der 
Gediegenheit ihrer Aussprachebezeichnung besteht, erklärt ihm die Sitten, 
Einrichtungen, Gebräuche und Eigentümlichkeiten des Landes und macht 
ihn mit den schönsten literarischen Schätzen bekannt. Sie ersetzt mit einem 
Worte den besten Lehrer. Wenn Sie sich über die Methode Toussaint-Langen- 
scheidt informieren wollen, so verlangen Sie sofort kostenlos einen Prospekt 
und eine Unterrichtsprobe in der Sprache, für die Sie besonderes Interesse 
haben, von der Langenscheldtschen Verlagsbuchhandlung (Prof. G. Langen- 
scheidt), Berlln-Schöneberg. 

Ein Plan der Stadt Bonn ist vom städtischen Verkehrsburcau 
in Bonn im Maßstabe 1 : 10 000, nach dem neuesten Stande vom städtischen 
Vermessungsamt bearbeitet, herausgegeben worden. Mit großer Genauigkeit 
sind alle öffentlichen Gebäude, Sehenswürdigkeiten, Unterrichts- und 
Krankenanstalten, Gasthöfe usw. eingezeichnet und durch Buchstaben gekenn¬ 
zeichnet. Freies Bauland, bebaute Grundstücke, gärtnerische Anlagen usw. 
sind bunt hervorgehoben, so daß der Plan, der zum Schutz in einen braunen 
Umschlag geheftet und im Taschenformat zusammengefaltet ist, für die 
Orientierung gute Dienste leistet. Er ist durch das städtische Verkehrsbureau 
und die Buchhandlungen für 0,50 Mark erhältlich. 



Jungborn im Harz. Der Sommer neigt sich seinem Ende zu und 
die kühlere Jahreszeit macht sich nach und nach bemerkbar. Da treten bei 
den meisten Menschen, deren Körper nicht genügend oder wenig abgehärtet 
ist, Erkältungskrankheiten auf, die oft dauernde Krankheitserscheinungen im 
Gefolge haben. Hier vorzubeugen ist besonders wichtig. Aus dem Grunde 
sind die im Jungborn seit Jahren mit bestem Erfolge ausgeführten Abhärtungi« 
kuren außerordentlich beliebt Deiartige .Abhärtungskuren lassen sieb am 
besten im Herbst bei kühlerem Wetter ausüben. Man kann danach neuge¬ 
stärkt und mit frischem gesunden Blut den Gefahren des Winters entgegen¬ 
sehen. Der Harz bietet auch gerade im Herbst durch seine herrlich gefärbten 
Tannen- und Buchenwaldungen, der reinen und kräftigen Waldluft und seiner 
Idyllischen Ruhe die beste Gelegenheit zur Stärkung und Erholung. Der 
Jungborn hat seit Jahren immer wieder bewiesen, wie segensreich seine Herbst¬ 
kuren wirken, die einen sichern Damm gegen Erkrankungen im Winter bilden. 
Ausführlichen Prospekt mit den „Jungbornblättern“, die kostenlos abgegeben 
werden und alles Nähere enthalten, sendet Rudolf Justs Kuranstalt, Jung¬ 
born im Harz. 

EinechterStelnway. Es ist vielleicht noch nicht genügend betont 
worden oder dem Musikliebenden zu wenig geläufig, daß es sich bei den auf 
dem europäischen Markte befindlichen Stelnway-Instrumenten durchaus 
um deutsche Erzeugnisse handelt, denen allerdings die einzigartige, jahrzehnte¬ 
lange Erfahrung und die durch eine große Reihe von Patenten geschützten Ver¬ 
besserungen und Erfindungen des amerikanischen Stammhauses zugute kommen. 
Die Raumbeschränkung ln neuzeitlichen Wohnungen verbieten dein Musik¬ 
liebhaber oft den Besitz eines Flügels, denn ein solcher darf nicht in gar zu 
bescheidenen Abmessungen gehalten sein, wenn er wirklich die Tonfülle eines 
Flügels besitzen und von Pianlnos nicht ln den Schatten gestellt werden soll. 
Die berühmte Kla\ lerfirma .Slelnway & Sons bringt ein kleines Pianino auf den 
Markt, das nach jeder Richtung hin ein echter Steinway ist, da es den Steinway- 
Ton und alle andern Vorzüge der Steinway & Snns-Instrumente besitzt. Es 
kann ln den beiden ständigen Ausstellungen dieser Firma in Hamburg, Jungfem¬ 
stieg 34, und Berlin, Königgrätzer Straße 6, sowie bei sämtlichen Vertretern 
derselben geprüft und für 1350 Mark gekauft werden. Kein Flügel und kein 
Pianino in dieser Preislage kommen an dauernder Fülle und Schönheit des Tones 
diesem Pianino gleich. Interessenten erhalten die Spezialbroschüre T aul Wunsch 
bereitwilligst zugesandt durch Steinway & Sons, Hamburg 6. 

Schluß des redaktionellen Teils. 


Schriftleiter und verantwortlich fiir den allgem.Teil: Dr. Friedr. Castelle 
in Düsseldorf; für den wirtschaftlichen und amtlichen Teil der Bundes- 
n achrichten: JosefSchumacher, Geschäftsführer des Bundes Deutscher 
Verkehrsvereine in Leipzig; für den Anzeigenteil; BrunoKorb in Düssel¬ 
dorf. Druck u. Verlag der D üs s eldor f er Ver lags-Anstalt Akt.-Ges. 
(W. Girardet), Düsseldorf. Berliner Redaktionsbureau und 
Ge schaftsstelle: Verlag W. Girardet, Berlin NW 7, Unter den Linden 59a. 
Zum Abdruck bestimmte Beiträge wolle man ohne weitere Angaben 
richten; An die Redaktion der „Deutschland", Düsseldorf, Postfach 444. 


Hinweis. Für unsere Leser Hegt der heutigen Nummer ein Prospekt 
betreffend die Original-Unterrichtsbriefe zur Erlernung fremder Sprachen 
nach der Methode Toussaint-Langenscheidt bei, worauf wir alle diejenigen 
aufmerksam machen, die sich die Kenntnis dieser Sprachen sicher, bequem 
und ohne große Kosten durch Selbststudium (ohne Lehrer) aneignen wollen. — 
Die Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung (Prof. G. Langenscheidt), Berlin- 
Schöneberg, Bahnstraße 29/30, sendet auf Wunsch ausführliche Prospekte 
kostenlos zur Ansicht. Bei Benutzung der obigem Prospekte beigefügten Bestell¬ 
karte bitten wir den Titel unserer Zeitung anzugeben. 



fOr Heivöse und ErholungsbedOrHlge. 


- Das Jahr {geöffnet. ■ 

Aerztl. Leitung: Kaufmänn. Leitung: 

Dr. med. Staehly. Direktor Butin« 


^leckenp^srd.'- 

jQäierunUchr^^ri/e 

toeiM^efyiut 











DEUTSCHLAND 


Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 


Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen □ Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher 
Verkehrs-Vereine □ Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln 


■ lllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllla 

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Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins, 
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes, 
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine 
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens. 

Druck und Verlag-: 

Düsseldorfer Verlag-s-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldorf. 


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E- die doppelte Breite -E 

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E eine entsprechende Ermäßigung E 

■lllllllllllllllllllllllllllillllllllllilllllllllllllllB 


Nr. 10/11 Düsseldorf ♦ Oktober^Ausgabe 1913 IV. Jahrg. 


„Deutscher Wein und deutscher Sang*.. 


In den Augustt^lgen des Jahres 1841 weilte ein sonder¬ 
barer Fremdling auf der vielbesuchten, damals englischen 
Insel Helgoland: ein hochgewachsener, breitschultriger Nieder¬ 
sachse aus dem kleinen lüneburgischen Flecken Fallersleben. 
Die langwallende Mähne kennzeichnete ihn als einen jener 
deutschen Dichter, die aus dem kleinkrämerischen Zank 
der deutschen Vielstaaterei nach Befreiung und Einigung 
verlangten und ihren Unmut über die verworrenen deutschen 
Verhältnisse in wilde Verse ausströmen ließen. Auch unser 
einsamer Badegast hatte ein Jahr vorher „Unpolitische Lieder“ 
erscheinen lassen und durch den scharfen Ton des Spottes 
all jene wahren Patrioten beleidigt, die mit den Zuständen 
des Vaterlandes zufrieden waren. 

In unstetem Wanderleben kam 
der Dichter 1841 nach Helgo¬ 
land. Aus den Erinnerungen 
an die Drangsale der letzten 
Jahre, aus dem beschämenden 
Gefühl, daß diese alte ger¬ 
manische Frieseninsel, dieser 
mächtige Riegel an Deutsch¬ 
lands Meerestoren, in fremden 
Händen war, aus der Einsam¬ 
keit und Sehnsucht nach dem 
schönen Vaterlande entstand am 
26. August 1841 auf einsamer 
Klippenwanderung Hoffmanns 
von Fallersleben ,»Deutschland, 

Deutschland über alles“, jenes 
Lied, das sich der einfach- 
feierlichen Sangweise des echte¬ 
sten aller deutschen Tonschöpfer, Haydn, so demütig anpaßte 
und das wirklich werden sollte und geworden ist, was der 
Dichter selbst in dem Titel erhofft und gewünscht hatte: 
,,Das Lied der Deutschen.“ 

Wie eine zornige Meereswoge gegen die schroffen roten 
Klippen der Insel, so braust die erste Strophe des Liedes breit 
und majestätisch heran, und vor den Seheraugen des Dichters 
lieg das weite Vaterland „von der Maas bis an die Memel, 
von der Etsch bis an den Belt“ zerrissen und entzweit in un¬ 
seligem Bruderhader. Aber dann sänftigt sich die Stimmung, 
und in wundersamer melodischer Fülle tönt die Mittelstrophe 
zu uns her» die Lobpreisung jener Kräfte, die stets unser Herz 
und unser starkes Volksbewußtsein hoch erhoben haben über allen 
Lärm und Zank der Welt, die uns stets gestärkt und verjüngt 
haben in trüben Zeiten, die uns auch wieder zur Vaterlands¬ 


freude und zu edlen Taten begeistert haben in jenen Zeiten, 
die der Dichter ersehnte und voraussah: „Deutsche Frauen, 
deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang!“ 

Deutsche Frauen, deutsche Treue sind der Inbegriff 
alles echten germanischen Wesens, sind die höchste Würde 
und der größte Stolz unseres Volkes. Unsere deutschen Frauen 
umwerben wir mit jener unverbrüchlichen Treue, die sich 
freizuhalten weiß von all den krankhaften Einwirkungen 
anderer Völker. Sie sind die Krone unseres Hauses und der 
Mittelpunkt unseres Familienlebens. Und wenn wir sie um¬ 
werben, wenn in festlicher Stunde die goldenen Ringe zum 
ersten Male an jungen Händen blinken, dann funkelt deutscher 

Wein in edlen Gläsern, dann 
steigt ein deutsches Lied im 
Feierklang aus tiefster Seele. 
Denn so rein wie die Treue, 
so rein ist auch der Wein und 
unser Lied. Wo Fälschung und 
wo Mißton aufzutreten wagen, 
erheben wir einmütig warnend 
und verbietend Hand und 
Stimme, 

Deutscher Wein und deut¬ 
scher Sang sind aber vor allem 
unsere Genossen und Gefährten, 
wenn wir den Glanz und die 
Größe unseres heutigen eini¬ 
gen Deutschlands feiern, wenn 
wir uns stärken und stählen 
in kampfdurchtobten, unheil¬ 
drohenden Sturmeszeiten, wenn 
wir uns zu Festen des Vaterlandes froh zusammenscharen, oder 
wenn von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an 
den Belt sich Wandergenossen zusammenfinden und auf deut¬ 
schen Strömen durch die Lande fahren, deren Berge grün und 
golden leuchten in der Pracht des deutschen Edelweingewächses. 

In dieser Gesinnung ward auch dieses Heft geschaffen. 
Die Schönheit deutscher Weinlande will es besingen, die Herzen 
erheben zu ernster, freudiger Heimatbegeisterung, daß wir 
es als Glück empfinden, Deutsche zu sein, und daß auch so in 
unsern Tagen noch immer reicher der Wunsch in Erfüllung 
geht, den von den Klippen Helgolands der Dichter in froher 
Zuversicht auf jene großen, von uns heute miterlebten Zeiten 
übers deutsche Meer hinüberrief: 

„Blüh’ im Glanze dieses Glückes, 

Blühe, deutsches Vaterlandl“ C. 



WirtschaftszelcKen eines Weinhändlers in Köln, Weyerstraße 102, 
über der Haustür (Phot. Dr. Erwin QuedenfelJt, DüsseldorO 
















468 DEUTSCHLAND Nr.10 



Adolf Sclirödter: Triumphzug des Königs Wein (Phoi. F. Bmckmann, München) 


Wein und Geselligkeit. 

Eine Plauderei von Alexander von Gleichen-Rußwurm (München). 


ln dem Wort des Psalmisten, „daß der Wein des Menschen 
Herz erfreue“, liegt eine tiefe Wahrheit, gegen die eine moderne 
Abstinenzbewegung nur schwer anzukämpfen vermag. Es 
webt und wohnt ein geheimnisvoller Geist im Saft der Traube. 
Die Alten sahen das göttliche Wirken des Gottes Dionysos 
darin und jubelten ihm als ,»Sorgenbrecher“ zu. 

Dionysos, der erste Pflanzer des Weinstocks und Lehrer 
in der Kunst den Wein zu bereiten, schafft Lebensgenuß, fördert 
Liebe und Gesang. Er führt gesellige Bildung ein und erhält 
ein freudig dargebrachtes Opfer bei gemeinsamem Trinken. 
Da im Wein aber auch eine aufregende, begeisternde und 
schließlich be- 
rauschendeKraft 
wohnt, wird er 
zum Gott ge¬ 
heimen Wissens 
undVerkündens. 

Mit feierlichem 
Ernst verehrt 
man jene Weis¬ 
heit in den An¬ 
fangszeiten der 
Kultur, die im 
Lauf der Jahr¬ 
hunderte immer 
leichter und lusti¬ 
ger durch die 
Dichtkunst klin¬ 
gen sollte: 

,,Im Wein ist Wahr¬ 
heit nur allein.“ 

Wer kann sich 

die geistvoll übermütigen Tischgespräche, bei denen sich 
ein Sokrates, ein Platon auszeichnete, ohne den berauschen¬ 
den, belebenden Trank vorstellen? Und jene seltsamen 
Gefäße, in den Museumsschränken heute aufgestapelt, mit 
hoch aufsteigenden oder tief herabfallenden Henkeln, sie 
dienten vielleicht den Zeitgenossen der Philosophen, sie haben 
wohl auch manchen edlen Sänger, der seine Lieder beim Gelage 
sprach, mit ihrem feurigen Inhalt begeistert. 

Dem Symposiarchen, der bei der antiken Männergesellig¬ 
keit eine strenge Herrschaft ausübte, fiel vor allem die Auf¬ 
gabe zu, allzu starker Trunkenheit einen Damm zu setzen oder 
wenigstens daraus folgende Streitigkeiten zu verhüten. Deshalb 
wünscht Plutarch von ihm, daß er ein gewiegter Menschenkenner 
sei und genau die Wirkung der Weine auf jeden einzelnen Gast 
zu beurteilen vermöge. Er hatte das Trinken einzuteilen, wie 
ein geschickter Musikmeister seine Instrumente kennt und leitet. 


Wie schon ihre Trinkgefäße beweisen, neigten die Griechen 
zur Weinlaune. Einige dieser Gefäße sind sehr groß, andere 
konnten gar nicht stehen, wie die Ambix, von den Römern 
später Obba genannt. Man mußte sie, ohne die Lippen 
abzusetzen, in einem Zug leeren. Manchmal galt es, ein 
derartiges Gefäß auszutrinken, während die andern Zecher 
irgendeine bestimmte Strophe absangen. 

Zu den zarteren Trinksitten gehörte, Blumen aus dem 
Kranz, den man auf der Stirne trug, in eine Schale zu ent¬ 
blättern und dem Freund solchen Trunk anzubieten. Dieses 
Kranztrinken, wie die Athener sagten, blieb lange üblich und 

verbreitete sich 
mit der griechi¬ 
schen Sitte in der 
internationalen, 
eleganten Welt 
des Altertums. 

Man liebte 
den Wein in 
Rom, wie man 
ihn bei den 
Griechen geliebt 
hatte, und eine 
Geselligkeit ohne 
die edle Gabe des 
Dionysos oder 
Bacchus läßt sich 
im klassischen 
Altertum gar 
nicht denken. 
Antiphanes, ein 
feucht-fröhlicher 
Philosoph, dialogisiert die Weisheit, die er aus der Traube 
gewann, in zierlich gefaßtem Sprüchlein: 

A: Sag’ mir, was Leben heißt? 

B: Trinken heißt Leben, Freund. 

Sieh’ nur den Baum dort am Ufer des Wassers, 

Wie steht er gesund und kräftig im Land! 

Schau’ dann auf jenen am trockenen Felsen, 

Dürstend geht er ln Dürre zugrund.* 

Von den Aussprüchen der Trinkphilosophen sind manche 
sehr anmutig vorgebracht. Einer mahnt spöttisch den Tyrannen 
von Korinth, vorsichtig mit dem Wein umzugehen: „Sonst 
könntest du leicht erscheinen wie du bist, statt wie du zu 
scheinen wünschest.“ Ein anderer rät, man möge den Wein 
so gebrauchen, daß er uns lieb sei während des Trinkens, aber 


* Vergl. Gleichen-Rußwurm ..Elegantlae“. 



Ludwig Richter: Bürgerstunde (Verlag Hegel & Schade, Leipzig) 






























ebenso am nächsten Morgen. Alkaeus empfiehlt, lieber als 
jedes andere Gewächs die Rebe zu pflanzen, und feiert sie als 
die geselligste Gabe der Götter. Von ihm hat Horaz Anregung 
für seine fröhlichen Weinlieder empfangen, die uns in jene Welt 
heiterer Anmut einführen, wo ein kräftiger Trunk im Kreis 
der Freunde noch nicht für ungesund und verwerflich galt. 

Ovid, der etwas feinere, höfische Dichter, rät den Frauen, wie 
sie sich dem 
Wein gegenüber y 
verhalten sollen. 

Denn ln der ^ x v^tfe 

Kaiserzelt wird /t ^ ^ ^ 

auch den Schö- ^ 

nen ein Becher 

gegönnt.der einst ^ 

den römischen 
Damen streng 

verboten war. Es -- 

ging mit dem 
Wein, wie im a>^. ^ 

vorigen Jahr- 

hundert mit der • 

S?:rw.,°i: : f^, ^ 

einernmal auch q/C 

den r rauen ge- ^ ^ 

stattet. Da be- 

lehrt Ovid in V ^ ^ 

der „Kunst zu Th 

sehenden: r"//^ ^ 

„Nicht verschmähe ^ Cyt' 

den Wein, 

Amor und Bacchus ^ hf 2.—— 

sind Freunde, T yj ^ 4 ^ 

Doch laß durch 
süßen Trank 

Nie deine Sinne . .^ru 

betören.“ ^ 

Als die Römer Teile von Germanien 2 

erobert hatten und zu kolonisieren be- 0 ' ^ 

gannen, pflanzten sie an den Ufern 
des Rheines die ersten Reben. ^ 

Seltsamer Wandel der Zeit! *wV-i*yt 

Die ersten Weingärten am breiten 
germanischen Strom galten für un- ^ 

patriotisch, fremder Weichlichkeit und 

Genußsucht dienend. Und wie viele j , 

deutschpatriotische Gesänge hat der ^ . 

Rheinwein seither angefeuchtet! ^ ui^ / 

Wir können uns kaum ln die Zeit ^ ^ ^ 

der Antike und des Mittelalters zurück- y ^ 

versetzen, wo die größte Anstrengung rx 0 - ^ 

des geselligen Lebens oftmals im 
Trinken bestand, und wo nicht nur 
der witzigste Plauderer, sondern auch 
der stärkste Held vor dem Becher 

gesellschaftliche Bedeutung hatte. - -- 

Aber trotzdem Weinlied von Hoffi 

kommt es mir h-_-■ 


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•yt. 

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j-^ 

a jjh v*»^ • 


Weinlied von Hoffmann v. Fallersleben 


die mit dem Wahnsinn des Askese gegen den schönen Kult 
die Keule schwingen, auf den Trümmern der Bacchusaltäre 
das Spital für den Normalmenschen errichten*.“ 

Der Verfechter einer lustig-freien Lebensanschauung sieht 
sich um, ob sich kein neuer Prophet erhebe, das Otterngezücht 
aus dem Tempel zu jagen und wieder mit dem klugen Sirach 
der Bibel zu sprechen: „Was ist das Leben, da kein Wein ist?“ 

Wer erinnert 

■■ - sich aber noch 

heute eines 
Papstes, der im 

^ ^ Kreise froher, 

' geistvoll plau- 

, . dernder Ge- 

nossen, wie es 
BenediktXlI.tat, 
ausrief: „Biba- 

- mus papaliter!“ 

Die Meister un- 

^ ‘ff dff 

der Menschheit, 
1 die Meister unter 

^ ^ Wort den guten 

JiioC Tropf en zu 

• f schätzen. Dante 

01-/ das „dolce ber“ 

*/ ^ gepriesen 3 hake- 

IXyyT speare nie den 

rr Wein „ein gut 

genannt, Goethe 
keinen „Erlöser 

- --— Menschheit 

von ihren Sor- 

, gen“ darin gefeiert und Schiller 

niemals gerufen: 

X ,.Trink Ihn aus, den Trank der Labe, 

Balsam fürs zerrissene Herz. 

/cr»^ y Wundervoll ist Bacchus Gabe, 

^ Tötet allen Erdenschmerz.“ 

^J. Man soll heute, wo man 

wieder einmal zur Natur zurück- 
kehren will, nicht vergessen, daß 
Rousseau gelehrt hat, der Wein 
mache die Menschen nicht nur 
^ gut, aufrichtig und gerecht, son- 

^ dem stifte auch edle Freund- 

H schäften. Man soll auch daran 

p denken, während man eine allzu 

ausgeklügelte Gesundheitslehre an 
die Spitze seiner Grundsätze zu 
< 3 /^ stellen versucht, daß Bismarck 

- - seinen schwerfälligen Landsleuten täg- 

ann v. Fallersleben lieh ,,elne Pulle 

_ _ _ - _ ^ Sekt“ wünschte. 


wie eine bittere j Nach der Handschrift im Fremde 

Übertreibung ■ 
vor, wenn Otto 

Erich Hartleben im Freundesbrief schreibt: ,,Die Zeiten für 
den Dionysoskult, einst Träger des Unsterblichkeitsgedankens, 
des goldenen Zeitalters der hellenischen Kultur, sind trübe. 
Ein Geschlecht von seelisch Impotenten, von Homunkuli ist 
herangewachsen, das von der Poesie, der Beseligung des Trunkes, 
keine Ahnung hat — ein Geschlecht von Untermenschen, 


Nach der Handschrift im Fremdenbuch von Fritz Reuter (Rüdesheim) 


ich von Fritz Reuter (Rüdesheim) j sie aus ihrer 

— ■ — Lethargie aufzu¬ 

wecken. 

Aus dem „Zuviel“^ ist die ganze Feindschaft von 
Moralisten, Pietisten und Hygienikern gegen das geselligste 
aller Getränke entstanden. Sie wehren sich dagegen mit War¬ 
nungen oder Verboten, während man sich einst mit Witz 

* St. Barth „Osteria“. 



470 


m DEUTSCHLAND 


Nr. 10 


dagegen gewappnet hatte. So erzählt der Talmud eine Parabel, 
deren Sinn die Gegner leicht versöhnt. Satan, der dem 
Vater Noah bei der Pflanzung des ersten Weines geholfen, 
habe die Rebe mit dem Blut eines Lammes, eines Löwen 
und eines Schweines getränkt. Als Noah nun den Teufel 
um die Ursache fragte, erteilte ihm dieser die Antwort: 
„Trinkst du einen Becher, wirst du froh und harmlos 
wie ein Lamm, trinkst du zwei, wirst du mutig 
und stark wie ein Löwe, trinkst du aber drei oder vier, wirst 
du dich wie ein Schwein im Schlamme wälzen.“ Ein englischer 
Philosoph des 18. Jahrhunderts nahm das Gleichnis auf und 
erlaubte jedem Trinker drei Gläser, eins für sich, eins für 
seine Freunde, das dritte aber für seine Feinde. 

Dichter dieser galanten Zeit, in der Diplomaten und 
Frauen im geselligen Kreis die Geschäfte Europas ab und zu 
besorgten, nannten den Wein den ,,charge d’affaires der Musen“, 
und ein deutsches Verslein besagte damals: 

Bel jedem Feste 
Tut Wein das Beste, 

Er macht reden von Dingen, 

Die zum Lachen bringen. 

Geselligkeit ohne Wein kann man sich erst seit jenen 
Zeiten denken, in denen die warmen Getränke: Schokolade, 
Kaffee und Tee bei uns eingeführt sind. Auch sie laden zum 
gemütlichen Verweilen ein, zum Plaudern und Erzählen — aber 
sie sind modern, sie lösen keine Begeisterung aus, sie züchten 
wohl die Medisance, doch nicht den Witz, sie verhalten sich 
zur Gabe des Dionysos, wie sich der Damenhut des Five- 
o’clock zum Kranz auf dem Haupte des Jünglings beim Gast¬ 
mahl der Weisen verhält. — In unserer Geselligkeit beschränkt 


sich der Wein auf die Stunde, in der man wirklich bei Tisch 
sitzt. Zum Lunch, zum Diner, zum Souper werden nach strengen 
Regeln zu den Speisen abgestimmt die verschiedenen Sorten 
gereicht vom herbstarken Südwein bis zum Champagner und 
dem Gläschen süßen Dessertweins, mit dem die Mahlzeit endet. 

Wahl und Einteilung sind zu einer Kunst geworden, mit 
der sich Tafelliebhaber und Hofmarschälle schon lange sehr 
ernst und gewichtig beschäftigen. Leider wird dabei allzuoft 
die gute alte Regel außer acht gelassen, die Brillat-Savarin an 
die Spitze seines Werkes ,,Physiologie des Geschmacks“ stellte: 
,,Die Ordnung der Speisen geht vom Schweren zum Leichten, 
die Ordnung der Getränke geht vom Leichten zum Schweren.“ 

Mancher Weinkenner behauptet zwar, man solle die 
Sorte nicht ändern und auch während eines Diners bei dem 
Wein bleiben, der einem besonders schmeckt, allein die Ver¬ 
schiedenheit der Speisen verlangt auch Wechsel in der Marke 
und — wie Brillat-Savarin behauptet — „nach dem dritten 
Glas ist der Geschmack für den besten Wein abgestumpft“. 

Unsere Vorfahren liebten, bei einem Gastmahl des Guten 
gern zu viel zu tun, und niemand sah ein Arges darin. Im Lauf 
der Jahrhunderte wurde die Welt zivilisierter, nicht mehr 
zum Berauschen dient der Wein bei elegantem Gastmahl, 
nur zum Anregen. Er soll jene behaglich-heitere Stimmung 
erzeugen, die Steifheit nimmt, ohne der feinen Form zu 
schaden, und den Geist freimacht von den Hemmungen allzu 
strenger Konvention. 

Wohin wir blicken, in welche Zeiten und Gegenden der 
europäischen Geselligkeit, niemand wollte den Wein missen, wenn 
er Lust und Zeit hatte, im Kreise der Freunde fröhlich zu sein. 


Christus in der Kelter. 


Von Dr. phil. Ludwig Burchard (Berlin). 



Der Wein verleiht Kraft und Freude; aber die Traube, 
aus der der Wein quillt, wird gepreßt und ausgedrückt. Es 
muß Leid geschehen, damit der Freudenspender entstehe. 
Wer menschlich fühlt und wer 
in den sichtbaren Vorgängen der 
Natur nach Gleichnissen des 
Lebens sucht, der kann in der 
Entstehung des Weines einen 
Sinn finden, der nachdenklich 
macht, weil er von dem ewigen 
Zusammenhang von Leid und 
Freude spricht. Und so werden 
wir auch heute noch von der 
Denkweise vergangener Zeiten 
ergriffen, die in der Traube ein 
Symbol für die Leidensquelle 
der Freude sahen. Manches an 
solchen alten Symbolen ist uns 
Nachgeborenen naturgemäß 
nicht mehr verständlich; auch 
haben sich die Vorstellungen von 
dem Sinn des Lebens immer 
wieder gewandelt und sind nie 
zu einem Stillstand gekommen. 

Aber welche Überzeugungen ein 
Mensch von Schuld und Buße, 
von Tod und Ewigkeit haben 
mag, er wird die Anschau¬ 
ungen auch der vergangensten 
Zeit mit Ergriffenheit über¬ 
denken, wenn er spürt, daß ein 
großer und leidenschaftlicher 
Sinn diese Anschauungen ge¬ 
tragen hat. 


Das Symbol von dem leidenden Christus in der Wein¬ 
presse führt uns mitten in eine Zeit, die von der Frage nach der 
Erlösung aufs tiefste erregt war. Die mannigfachen Formen, 

unter denen das Sinnbild auftrat, 
sind mit wichtigen Fragen der 
Menschlichkeit verknüpft. Es 
wird also keiner Mißdeutung 
begegnen können, wenn hier 
von diesem Glaubens-Symbol 
gesprochen wird, das der Gegen¬ 
wart fremd geworden ist, das 
aber jeden, der menschliches 
Gefühl hat, mit Achtung und 
Ernst erfüllen muß. 

Schon im frühen Mittelalter 
benutzte man die Traube und 
ihren blutroten Saft als ein 
Symbol des Leibes und Blutes 
Christi: Deshalb hält z. B. 

auf vielen Muttergottesbildern 
der kleine Heiland eine Traube 
in der Hand; und deshalb stellte 
man in den Bilderbibeln die 
Kreuztragung Christi der Szene 
des Alten Testamentes gegen¬ 
über, in der die beiden Kund¬ 
schafter die Weintraube am 
Stecken tragen. Der Saft des 
roten Weines vertrat in den 
Kulthandlungen die Stelle des 
entsühnenden Blutes Christi. 
Es erklärt sich von selbst, daß ein 
Symbol, wie das des Christus 
in der Weinkelter, gerade 


(Abbildung I) 





































Nr. 10 


DEUTSCHLAND 


in einer Zeit besonders häufig benutzt werden konnte, in der 
das Sakrament des Abendmahles so heftig umstritten wurde, 
wie es um das Jahr 1500 unserer Zeitrechnung der Fall 
war, wo sich der Zweifel Luthers gegen die Orthodoxie der 
Kirche erhob. In der Tat entstammen die meisten Bildwerke, 
die Christus in der Kelter darstellen, dem 16. Jahrhundert 
und insbesondere solchen Gebieten, die der katholischen Lehre 
treu blieben; die Mehrzahl stammt aus Frankreich; und von 
deutschen Darstellungen entfallen die meisten auf das von 
den Reformationen unberührt gebliebene Bayern. 

Bevor wir nun an die Betrachtung der einzelnen Bild¬ 
werke, denen diese Zeilen zur Erläuterung dienen, gehen 
können, müssen wir zuerst auf die Quellen eingehen, aus denen 
das Sinnbild entstanden ist; denn, wie bereits betont, ist das 
Sinnbild derart an geschichtliche Bedingungen geknüpft, daß 


(Abbildung 2) 

es nie in einheitlicher Gestalt gebildet worden ist, und daß 
die Verschiedenheiten uns Heutigen nur erklärlich werden, 
wenn die Grundlagen erkannt sind, auf denen das ganze Sinn¬ 
bild beruht. Nun weiß man aus den ausführlichen Beischriften, 
die einzelne der Kelterbilder tragen, sehr gut, wie das Sinn¬ 
bild zustande kam. Und ganz im Gegensatz zu andern reli¬ 
giösen Symbolen, deren Sinn uns nur erratbar, aber nicht 
sicher erkennbar ist, können wir die Bestandteile des Kelter- 
Symboles bis ins einzelste zurückverfolgen. Man hat also 
schon seit langem festgestellt, daß die Vorstellung von dem 
leidenden Christus in der Kelter auf eine Stelle des Propheten 
Jesaias zurückgeht. Und die Feststellung ist darum besonders 
wertvoll, weil sie zeigt, daß hier eine an sich wundervolle Vor¬ 
stellung von der Kraft des Glaubens so gänzlich umgestaltet 
worden ist, daß man in dem Fertigen das Ursprüngliche kaum 
noch erkennt. Der ^ Grund, der diese Umgestaltung be¬ 
günstigte, liegt darin, daß die Art der Weinbereitung zur Zeit 


des Jesaias eine ganz andere war, als zur Zeit des christlichen 
Mittelalters. Denn im Orient und zur Zeit des Jesaias gab es 
keine Pressen, sondern die Trauben wurden in der Kelter 
getreten. Und zwar ergibt sich aus den verschiedenen Stellen 
des Alten Testamentes, daß die Hebräer den Wein folgender¬ 
maßen kelterten: Außerhalb der Stadt in den Weinbergen 
wurden die Trauben in Felsenhöhlungen oder ausgemauerte 
Erdvertiefungen geschüttet, und Männer traten mit den Füßen 
den Saft aus, der durch ein Gitter in eine Kufe floß. Dieser 
Vorgang schwebte also dem Propheten vor Augen, als er seine 
Verse von der Rache des Herrn schrieb, der wie ein Kelter¬ 
treter das Volk zertritt. Die Verse haben wohl nicht nur des¬ 
halb so weit in die Zukunft gewirkt, weil man in christlicher 
Zeit den roten Wein als Symbol des Blutes Christi ständig 
im Kultus verwendete, sondern vor allem darum, weil die 
Verse die Lehre von dem Gott der Rache 
mit einer solchen Kraft ausdrücken, daß sie 
auch den Christen im Gedächtnis bleiben 
mußten, die an Stelle des rächenden Gottes 
den leidenden und erlösenden gesetzt hatten. 
Die Verse des Jesaias, die in Form eines 
Wechselgespräches gehalten sind, lauten (in 
der Übersetzung Luthers Kapitel 63 Vers 1 — - 6 ) 
folgendermaßen: 

Das Volk: 

Wer ist der, so von Edom kommt, 

Mit rötlichen Kleidern von Bazra? 

Der so geschmückt ist in seinen Kleidern, 

Und einhertritt in seiner großen Kraft? 

Jehova: 

Ich bin es, der Gerechtigkeit lehret 
Und ein Meister bin zu helfen. 

Das Volk: 

Weirum ist denn dein Gewand so rotfarb? 

Und dein Kleid wie eines Keltertreters? 

Jehova: 

Ich trete die Kelter allein. 

Und ist niemand unter den Völkern mit mir. — 

Ich habe sie gekeltert in meinem Zorn j 
Und zertreten in meinem Grimm. — 

Daher ist ihr Vermögen auf meine Kleider gespritzet. 
Und ich habe alle mein Gewand besudelt. — 

Denn ich habe einen Tag der Rache mir vorgenommen; 
Das Jahr, die Meinen zu erlösen, ist gekommen. — 
Denn ich sähe mich um, und da war kein Helfer; 

Und ich war im Schrecken, und niemand enthielt mich. — 
Sondern mein Arm mußte mir helfen 
Und mein Zorn enthielt mich. — 

Darum habe ich die Völker zertreten in meinem Zorn, 
Und habe sie trunken gemacht ln meinem Grimm, 

Und ihr Vermögen zu Boden gestoßen. — 

Wie sieht nun aber das Sinnbild von 
dem Christus in der Kelter aus? Be¬ 
trachten wir gleich die schönste bildliche 
Darstellung, die uns von dem Sinnbild erhalten ist. Abbildung I 
gibt einen Holzschnitt wieder, von dem nur ein einziger Ab¬ 
druck im Germanischen Museum zu Nürnberg erhalten ist. 
Die Art der künstlerischen Ausführung, die bloß in Umrissen 
ohne Schraffur gestaltet ist, zeigt, daß der Holzschnitt im An¬ 
fang des 15. Jahrhunderts entstand, in jener Zeit, die trotz 
Dürer, Cranach, Baidung und Holbein als die edelste Zeit des 
deutschen Holzschnittes anzusehen ist. Wer den Holzschnitt 
gezeichnet hat, ist uns unbekannt; denn alle Holzschnitte dieser 
frühen Zeit sind anonym. Sie waren als Andachtsblätter ge¬ 
dacht, die von einfachen Künstlern ohne persönlichen Stolz 
oder persönliche Eigenartigkeit, rein um der Schönheit und 
des Glaubens willen geschaffen waren. Wenn sich also dieser 
Holzschnitt mit den späteren Darstellungen weder an theolo¬ 
gischer noch an dramatischer Gewaltsamkeit messen kann, 
so atmet er dafür eine Milde und Süßigkeit, die im besten 
Sinne der christlichen Lehre von der Erlösung durch das 





472 DEUTSCHLAND m 


Nr. 10 


Leiden entspricht. Diese Reinheit und schmerzvolle Schön¬ 
heit beruht vor allem darauf, daß auf den Akt der Marter nicht 
das Hauptgewicht gelegt ist, sondern auf die Ergebenheit, 
mit der Christus die Qualen erträgt. Die Gegenstände der 
Marter sind wohl deutlich und groß wiedergegeben, sie sind 
aber nicht in Tätigkeit begriffen, sondern mehr attributiv auf 
dem Blatte verteilt. Die Bestandteile der Marter sind nun 
folgende: » Unten sieht man den rechteckigen Kelterkasten. 
Links ragt eine Säule mit Schraubengewinde empor, rechts 
eine Leiter mit Sprossen, deren eine dem Deckel des Kelter¬ 
kastens als Stütze dient. 

Oben an dem Schrauben¬ 
gewinde sieht man eine 
vierarmige Schrauben¬ 
mutter. Der Vorgang 
des Fressens ist also 
folgendermaßen zu den¬ 
ken : Als Hebelpunkt 
für das Brett dient die 
Sprosse der Leiter. 

Der Rücken Christi wird 
niedergedrückt, und der 
Druck wird dadurch aus¬ 
geübt, daß die Schrau- 
benspindel nach unten 
drehbar ist. War das Brett 
so weit niedergedrückt, 
daß es wagerecht lag, 
dann wurde es gegen die 
nächstuntere Sprosse der 
Leiter geklemmt, bis es 
wieder wagerecht herab¬ 
geschraubt war, und so 
weiter. Obwohl also der 
Vorgang hier nicht in 
seiner ganzen Härte vor- 
sichgehend dargestellt 
ist, läßt er sich aus den 
Bestandteilen des Bildes 
sehr wohl erkennen: 

Christus vertritt die 
Stelle der Traube in 
der Weinpresse. Und 
wie der Wem aus den 
Trauben gewonnen wird, 
so wird hier das Blut 
Christi ausgepreßt. Und 
daß das Blut des Er¬ 
lösers gemeint sei, er¬ 
hellt erstens aus dem 
Abendmahls-Kelch, in 
den das Blut durch die 
Rinne abläuft, und zwei¬ 
tens aus dem Kreuze, das im Hintergründe aufragt, dem Kreuz, 
das aussagt, daß die Marter der Kelterung hier als ein Sinn¬ 
bild für die Marter des Kreuzes stehen soll. Noch ist zu 
bemerken, daß der Holzschnitt dadurch, daß seine farbige 
Ausmalung nicht vollständig ist, an Deutlichkeit verloren 
hat. Denn das Blut, das vom Leibe Christi niederrinnt, 
sich in der Kufe sammelt und in den Kelch abfließt, v.ar durch 
Bemalung aufzutragen und ist auf dem vorliegenden Drucke 
entweder beim Ausmalen vergessen worden oder mit der 
Zeit ausgeblichen. 

Wir haben also in diesem Holzschnitt des Germanischen 
Museums das edelste Beispiel des Christus in der Kelter. 
Aber man käme schwerlich darauf, daß die vorgenannten 
Verse des Jesaias die Quelle für dieses Sinnbild abgegeben haben, 
wenn nicht andere Darstellungen dieses selben Sinnbildes 


die Verse beigeschrieben trügen, und wenn nicht auf manchen, 
wie z. B. der in Abbildung 2 im Umriß wiedergegebenen 
Buchmalerei der Herrad von Landsperg, eben Christus als 
Keltertreter in der mit Trauben gefüllten Kufe abgebildet 
wäre. An sich könnten nämlich auch andere Stellen der Bibel 
die Anregung zu der Erfindung des Sinnbildes gegeben haben; 
denn die Kelter kommt symbolisch sowohl im Alten als auch im 
Neuen Testamente mehrfach vor, immer jedoch in dem Sinne, 
daß das Keltertreten ein Akt des rächenden Gottes bedeutet, 
der die Sünder zertritt. Ich erwähne als Beispiel nur die zwei 

Stellen aus der Offen¬ 
barung Johannis, einmal 
Kap. 14 Vers 18 bis 20. 
wo der Engel mit der 
Hippe die Trauben der 
Erde in die Zornes¬ 
kelter wirft und wo bei 
der Kelterung das Blut 
bis an die Zäume der 
Pferde geht. Zum an¬ 
dern aber die Stelle in 
Kap. 19 Vers 15, wo 
von dem Reiter auf dem 
weißen Rosse mit dem 
blutbesprengten Kleide 
gesagt wird: 

Und er tritt die Kelter 
des Weines des grim¬ 
migen Zornes des allmäch¬ 
tigen Gottes. 

Daß aber die Verse 
bei Jesaias durch den 
Tiefsinn des Glaubens 
nicht nur in allgemeiner 
Weise umzubilden waren, 
sondern auch im einzel¬ 
nen ausgedeutet werden 
konnten, das bezeugt ein 
Gemälde m Ansbach 
(Abb. 3), das auf den 
Nürnberger Maler Al- 
brecht Dürer zurückgeht. 
Uber das seltsame Bild 
ist in neuerer Zeit 
manche wissenschaftliche 
Untersuchung angestellt 
worden. Da hier nur 
das Inhaltliche des Ge¬ 
mäldes in Frage steht, 
so können über Dürers 
Anteil an dem Bilde die 
folgenden Andeutungen 
genügen. In einem Sam¬ 
melbande des British Museum zu London, der eigenhändige 
Handschriften von Dürer enthält, findet sich ein Zettel, auf 
dem folgende Zeilen stehen: 

Xps [Christus] soll in clr kaltr [K:Iterl sten 
Maria soll zu der rechtn seitn sten 
Dy engell zu der linken seitn 
Dr korhr [Chorherr] for maria knielt 
pelrus unden. 

Torcular calcauit dns [dominus] 

Virginis filii Juda trenorum pmo 
(d. h. Jeremias, threnorum primo], 

Redimisti me dne [domine] 

In sanguine tuo misere mei. 

Außerdem finden sich auf dem Zettel noch ein Wappen, 
das aus zwei Äxten mit einem Stern darüber besteht, und 



(Abbildung 3) 








Nr.lO DEUTSCHLAND 473 




war, sondern die Teilnehmer des ,.geistlichen Schauspiels“ 
sprechen jeder einen Teil der Verse; und wo die Jesaiasverse 
nicht paßten, sind den Personen Texte anderer Herkunft in 
den Mund gelegt. Des besseren Verständnisses halber geben 
wir die lateinischen Beischriften des Bildes in Übersetzung 
wieder. 

Die Taube des Hl. Geistes spricht in der Höhe 
gewissermaßen den Prolog mit den Worten: 

Der Herr hat der Jungfrauen Tochter Juda eine Kelter treten lassen. 

[Klagelieder Jerem. I, Vers 15.] 

Maria, die schmerzensreiche, fragt: 

Warum, o Sohn, ist dein Gewand so rotfarb? [Jesaias 63, 2.) 

Der Chor der Engel wiederholt: 

Warum ist denn dein Gewand so rotfarb und sind deine Kleider 

wie die von Keltertretern? [Jesaias 63, 2.] 

Chris tus antwortet: 

Die Kelter trat ich allein, und von den Völkern war keiner mit mir. 

[Jesaias 63, 2.] 

Gottvater, der die Schraubenspindel anzieht, sagt 
zur Rechtfertigung der Marter: 

Wegen der Missetat meines Vo[kes habe ich ihn zerschlagen. 

[Jesaias 53, 8.] 

Soweit die göttlichen Personen des Dramas. — Die Worte, 
die aus dem Munde des Chorherrn zu dem Gemarterten 
gehen, lauten: 

Du hast uns, o Herr, freigekauft in deinem Blute. Miserere mei. 

[Apocalypse 5, 9.] 

P e t r u s als der erste Papst fängt in der Kelter das Blut auf, das 
sich in Hostien verwandelt hat; der Schlüssel des Himmels, der 
ihm gegeben ist, hängt an seiner Seite. Bei ihm steht geschrieben: 

Dieser tat das Tor des Lebens auf, aus dem die Sakramente fließen. 

[St. Augustinus, Tractatus 120 in Johannem.j 

Hiermit ist nun der theologische Tiefsinn von Dürers 
Komposition noch nicht erschöpft. Zu ergänzen wäre etwa 
folgendes: Die fünf Schwerter, die in die Brust der Mutter 
Gottes gebohrt sind, stehen als Sinnbild für die fünf Wund- 


(Abbildung 4) 


Anmerkungen über die Kolorierung der einzelnen 
Wappenteile. — Nun besitzt weiter das Berliner 
Kupferstichkabinett von Dürers Hand eine Zeichnung 
(ca. 1502 entstanden), die den Angaben der genannten 
Notiz ziemlich genau entspricht; nur enthält die 
Zeichnung noch die Gestalten Gottvaters und des Hl. 
Geistes, und der Chorherr kniet ganz unten in der 
Ecke unterhalb der Maria. Wappenschild und Schrift¬ 
bänder sind auf der Zeichnung leer geblieben. Es 
ist also anzunehmen, daß hier ein Auftrag vorliegt, 
den Dürer ca. 1502 erhielt, daß Dürer zunächst 
Notizen über das herzustellende Gemälde niederschrieb, 
dann eine Skizze zeichnete und nach dieser in seiner 
Werkstatt das Gemälde fertigstellen ließ, das sich noch 
heute an seinem ursprünglichen Ort, der Georgs¬ 
kapelle in der Stiftskirche (St.-Gumbertus-Kirche) zu 
Ansbach befindet. Wir bilden bloß das Gemälde 
ab und gehen gleich zu der inhaltlichen Erklärung 
der Komposition über. Nur sei zuvor noch mit¬ 
geteilt, daß der kniende Kanonikus, dessen Wappen¬ 
schild hinter ihm zu sehen ist, den 1475 ver¬ 
storbenen Matthias von Gulpen darstellt, der in 
derselben Georgskapelle beigesetzt ist. Das Dürer¬ 
gemälde ist also zur Erinnerung an diesen Chorherrn 
gestiftet worden. 

Die Texte, die auf den großen Schriftbändern 
stehen, sind, wie schon mehrfach angedeutet, dem 
63. Kapitel des Jesaias entnommen. Aber dem 
dramatischen Sinne Dürers und seiner Zeit ent¬ 
sprechend sind die Verse nicht bloß auf zwei Sprecher 
verteilt, wie das ursprünglich bei Jesaias gedacht 


(Abbildung 5) 





474 


DEUTSCHLAND [iBeee0eeee8eee ee e 0e ö e 0e€»G€ii Nrio 


male des Gekreuzigten. Daß Maria den leidenden Christus 
am Arm stützt, hat darin seinen Grund, daß der Text des 
Jesaias, der Christus in den Mund gelegt ist, genau genommen 
aussfigt, daß von den Völkern kein Mann mit ihm war (et de 
gentibus non est vir mecum). Maria aber, als Frau, stand dem 
Herrn im Kreuzestode bei. Endlich ist noch bemerkenswert, 
daß der Hintergrund des Bildes ganz mit Trauben angefüllt 
ist, ähnlich wie das auch auf andern Kelterbildern vorkommt. 

Nach diesen beiden Beispielen des Christus in der Kelter, 
dem Holzschnitt, der die lyrisch-religiöse Seite des Sinnbildes 
so vollkommen ausdrückte, und dem Dürerbilde, das den 
dramatisch-dogmatischen Sinn so fruchtbar verwertete, fällt 
es schwer, auf andere Beispiele des Christus in der Kelter 
noch einzugehen; denn was sonst an deutschen Denkmälern 
derart erhalten ist, steht auf viel niedrigerer Stufe. Da jedoch 
die übrigen Abbildungen noch Einzelheiten enthalten, die auf 
den beiden genauer besprochenen Denkmälern nicht Vor¬ 
kommen, so sei auf diese Einzelheiten kurz hingewiesen. 

Kelterbild des Hortus deliciarum v. Herrad v. Landsperg. 
Auf dem Kelterbalken steht (in unserer Abb. 2 nicht wieder¬ 
gegeben): ,,Die Kelter ist das hl. Kreuz“ (torcular est sancta 
crux). Das Christus hier gar nicht selber als gepreßt dargestellt 
ist, wurde bereits betont. Bemerkenswert ist hier noch die 
mittelalterlich epische Häufung der Teilnehmer an dem Vor¬ 
gang: Links oben die hl. Männer, die Trauben schneiden und 
in Körben herbeitragen. Rechts oben die hl. Frauen, die, 
ebenso wie die Apostel unten, die Körbe in den Kelter¬ 
trog ausgießen. Dann unten die Erklärung des Wertes 
der Keltermarter: Links der Erlöser, der der Heiden¬ 
kirche, der Synagoge, die Hand reicht, und rechts die Jünger, 


die den Heiden und Juden die frohe Botschaft lehren. 
— Holzschnitzerei in Speyer, um 1500 entstanden (Abb. 4). 
Hier hat Dr. jur. Friedr. Bassermann-Jordan in seiner Schrift 
„Ein plastisches Kelterbild im historischen Weinmuseum 
zu Speyer. 1912** darauf aufmerksam gemacht, daß die Dar¬ 
stellung für die Geschichte der Kelterpresse in Deutsch¬ 
land aufschlußreich ist; denn die Schnitzerei, bei der die 
Schrauben auch tatsächlich drehbar sind, stellt eine Doppel¬ 
schraubenniederdruckkelter dar, bei der die Schraubengewinde 
beide in verschiedenem Sinne geschnitten sind. 

Das Bild des Bayerischen Nationalmuseums aus dem 
16. Jahrhundert endlich (Abb. 5) ist dadurch beachtens¬ 
wert, daß bei ihm an die Stelle des Kelterbrettes der Kreuz¬ 
stamm getreten ist, um den symbolischen Sinn der Kelterung 
möglichst handgreiflich zu machen (man vergl. dagegen die 
Anbringung des Kreuzes auf dem Nürnberger Holzschnitt!). 
Aber auch im ganzen zeigt diese späte Bauern-Malerei, 
wie wenig innerlich das Symbol in dieser Zeit verstanden 
wurde; denn auf dem Bilde wird die Kelterung dazu 
benutzt, um ein kindisches Idyll aus den Weinbergen vor¬ 
zuführen. Die ganze untere Hälfte des Bildes wird nämlich von 
Vorgängen eingenommen, wie dem Umfüllen des Weines in 
ein Faß und dem Hinunterseilen des Fasses in den Keller, 
alles Dinge, die mit der Kelterung als dem Sinnbilde des Opfer- 
todes Christi nichts zu tun haben. So zeigen also die Ausläufer 
jener herrlichen frühen Schöpfungen, daß selbst die größten 
Gegenstände von kleinen Geistern verflacht werden können, 
und lassen durch ihre Mängel deutlich erkennen, daß die hohen 
Schöpfungen des Geistes nur einem Empfinden gelingen, 
das leidenschaftlich und groß gesinnt ist. 


Deutscher Wein im deutschen Lied*. 

Von Dr. Paul Landau (Berlin). 


Das ,»innere Feuchtigkeitsbedürfnis“, das ein Gelehrter 
den Germanen als Waldbewohnern zuerkannte, hat sie von 
Anfang an besonders empfänglich gemacht für die herrliche 
Bacchusgabe, die ihnen römische und gallische Händler brach¬ 
ten, und diese besondere Wertschätzung, mit der sie die Rebe 
aufnahmen, zeigt sich dann 
in ihrer ganzen Wein¬ 
kultur, in der Sorgfalt 
der Anpflanzung und Be¬ 
handlung wie in der Aus¬ 
dehnung des Anbaus. In 
den Weistümern wird den 
Lehnsleuten die beste 
Pflege anbefohlen, Strafe 
den Lässigen, Belohnung 
den Fleißigen verkündet, 
und die allsommerliche 
Rebenschau war ein 
strenges Gericht. Nur so 
war es aber auch möglich, 
daß sich der Weinbau im 
ersten Jahrtausend in ganz 
Norddeutschland aus¬ 
breitete und sogar noch 
ln Mecklenburg, Kurland 
und Holstein gepflegt 
wurde. Der Wein von 
Thorn z. B. genoß hohen Ruhm; von Oderberg bis Guben 
ward ein geschätzter Tropfen gezogen. Erst nach dem 15. Jahr¬ 
hundert wich die Rebe allmählich aus Norddeutschland zurück 
und beschränkte sich etwa auf die heutigen Weingegenden. 

Ein mit solcher Liebe und Sorgfalt gehegter und gepflegter, 
mit Lust und Leidenschaft genossener Trank ist denn auch 


vom Anbeginn dankbar gepriesen und gefeiert worden, und 
schon die prächtigen Hexameter des ersten Moselliedes, das 
der Römer Ausonius im 4. Jahrhundert n. Chr. sang, hallen 
wider vom Lob der rebengeschmückten Ufer und der köst¬ 
lichen Weine, deren feines Aroma der Sohn Bordeaux* dem 

Gewächs der Heimat 
gleichstellt. Ein Jahr¬ 
hundert später ersteht 
ein Sänger des Mosel¬ 
und Rheinweins in dem 
frommen Venantlus Fortu- 
natus, und so tönt 
der Preis des deutschen 
Weines in der geschmei¬ 
digeren lateinischenZunge, 
aber mit einem deutlich 
vernehmbaren deutschen 
Unterton, bis in die Lieder 
der fahrenden Schüler, 
jener Goliarden, die uns 
die ersten Strophen ger¬ 
manischer Weinpoesie ge¬ 
sungen haben. Nicht nur 
das Bekenntnis des genial 
liederlichen „Erzpoeten“: 
Mihi est propositum in 
taberna morl“ (nach 
Bürgers Übersetzung: „Ich will einst bei ja und nein vor 
dem Zapfen sterben“), sondern auch andere Carmina, z. T. 
in Goethes freier Umdichtung, sind in unser Kommersbuch 
eingegangen; in den dröhnenden Reimen dieser kecken, ver¬ 
bummelten Vaganten des frühen Mittelalters ist mit des Basses 
Grundgewalt der Ton unserer Weinpoesie eingeschlagen, wie 



Ludwig Richter: „Gestern Brüder, könnt Ihr’s glauben?“ 


Die Richterschen Bilder zu diesem Artikel entstammen mit Ausnahme des Bildes auf Seite 476 dem Verlag Hegel & Schade in Leipzig. 


















Ni 


DEUTSCHLAND 475 



er durch die Jahrhunderte klingt: die Verherrlichung des 
,,Vinum forte, vinum purum“, der wahre Wunder tut, mit 
dem steten Refrain: 

„Bacchus, hochwillkommner Gast, 

Trauter, benedeiter. 

Deine heilge Götterkraft 
Macht die Herzen weiter. 

Solch ein Wein, ein Schluck vom Besten, 

Ist der rechte Segen! . . 

Nur langsam beginnt sich das fröhliche Zecherlied der 
Studenten und Fahrenden von den Fesseln der fremden Sprache 
zu befreien; lau¬ 
ter und heller 
aber klopfen doch 
die deutschen 
Rhythmen her¬ 
vor, und nach¬ 
dem sich im 
Mmnegesang das 
deutsche Liebes¬ 
lied zum leuch¬ 
tenden jungen 
Fluge aufge¬ 
schwungen, 
taumeln auch dem 
begeisterten 
Zecher die Laute 
der Mutter¬ 
sprache mitten 
hinein ln die 
fremdartigen 
Verse.Lateinische 
Brocken bleiben 
noch lange im 
deutschen Trink- 
lied,und die ersten 
eigenen Versuche 
kleiden sich in 
das Gewand der 
Parodie, indem sie 
die Formen der 
,,hohen Lyrik“ 
komisch nach¬ 
ahmen. Die Ver- 
ulkung eines 
Minneliedes ist 
eins der ältesten 
und wohl das be¬ 
rühmteste Wein¬ 
lied, das wir be¬ 
sitzen. Es lautet 
ln der ältesten 
Fassung: 

„Den liebsten Buhlen, den Ich han, Sein Nam heißt Wein, schenk dapfer ein! 
Der ist mit Reifen bunden So wird die Stimm baß klingen; 

Und hat ein hölzes Röckleln an. Ein starken Trunk ln einem Funk 
Frischt Kranken und Gesunden, Will ich mel’m Bruder bringen. 

In ähnlicher Weise ahmen die beliebten Weingrüße die Marien¬ 
grüße nach, und dem Sehnsuchtsruf des ritterlichen Sängers 
nach dem Maien setzt der Trinker ein markig kontrastierendes 
Lob der edlen Reben entgegen: 

„Nu bis mir gott willkommen, Last mir mein Gemüt nicht sinken 
Du edler Rebensaft! Und stärkst das Herze mein. 

Ich hab gar wohl vernommen, Darumb wöll’n wir dich trinken 
Du bringst mir süße Kraft, Und alle fröhlich sein.“ 

Vielstimmig erschallt in diesen Volksliedern der Jubel 
über die köstliche Gabe: 

,,So drlnken wir alle Ist aller Wein ein Fürste; 

Dlsen Wein mit Schalle! Drink, mein lieber Dieterlein, 

Dlser Wein für ander Wein So wird dich nimmer dürsten, 

Drinks gar auß, drlnks gar auß!“ 


Mit unendlichen Kosenamen schmeichelt der Schlemmer 
seinem Buhlen. „Ach, du lieber Stallbruder mein, krauseminte,“ 
so redet er ihn an oder ,,Rebhans im Mäntelein“ und mit 
Fischartscher Redseligkeit: ,,0 Erdenblut; mein Lungen¬ 
schwamm; 0 Kragenspülerle; Ach Himmeltau, durchfeucht 
meines Herzens Au; Du mein liebes Rebenbrünnlein; Gaumen¬ 
kitzel; Wendunmut usw.“ 


„Frisch auf, gutGsell, 
laß rummer gähn! 
Tummel dich, guts 
Weinlein! 

DasGläsleln soll nicht 
stille stahn, 

Tummel dich, tummel 
dich, guts Weinlein!“ 

Solch große 
Übung bildet 
feine Weinzungen 
aus, und so wer¬ 
den denn im lan¬ 
gen Lied die 
Weinarten gewür¬ 
digt: Laudenbur- 
ger, Niersteiner, 
Elsässer, „will ge¬ 
trunken sein mit 
Züchten“; „der 
Heinzerock stößt 
mir einen Bock“; 
,,Wein zu Heims¬ 
bach macht ziemlich schwach, so man zu grob tut saufen“; der 
beste ist der Fürstenberger, ,,derselbig wächst zu Bacherach, 
Gott woir ihn wohl bewahren!“ Sogar im mittelhochdeutschen 
Epos werden einzelne Weine gepriesen: in den Nibelungen 
der Rheinwein, von dem Siegfried vom besten auf die Fahrt nach 
Island mitnimmt, der „guote Botzenaere“ in der Geschichte 
vom Übeln Weibe, im Biterolf der „fränkische Win“ usw. 
Nur der bayrische Wein erfährt im „Renner“ bittern Spott. . . 

,,Eln guter Wein Ist lobenswert 
Vor anderm Ding auf dieser Erd,“ 

das ist der Weisheit letzter Schluß im Weinlied, und „so trunken 
sie die liebe lange Nacht, biß daß der helle Morgen anbrach“. 
Zum Rundtrunk singt jeder sein Sprüchlein, und beim letzten, 
dem „Schlaftrunk“, grölen sie alle: 

„Ich dürmel (taumel) wie ein Gans herein. Das schafft allein der gute Wein, 
Daß mir der Schädel kracht. Aide zu guter Nacht!“ 


„Welnerleln, daherein! Wann wir nimmer sein? 

Was soll uns der Pfenning, Klrlelelson, klrielelson!“ 

Im „geistlichen Ton“ singt so der Zecher, und der Chor fällt 

ein: ,,Und hastu 
Gugel und wiltu 
Gugel und hastu 
Gugel funden?“, 
wobei unter dem 
rätselhaften „Gu¬ 
gel“ wohl nur das 
Glucksen des 
Weins in der 
Kehle bei einem 
langen Schluck 
verstanden wer¬ 
den kann. Der 
,,Tummler“ geht 
um, der riesige 
Humpen,den kein 
ehrlicher 
,,Schlemmer“ un- 
geleert von der 
Lippe setzt: 


Ludwig Richter: ,,Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben“ 


















476 DEUTSCHLAND Nr.TO 


Eis ist kein Ton der Trinkpoesie, der nicht in dem weiten 
Bereich des mittelalterlichen Volks-Weinlledes angeschlagen 
würde. Der Saufaus klagt, der seinen letzten Heller durch 
die Gurgel gejagt; in einem wunderlichen Gesang lallt gar ein 
Berauschter dunkle Worte; Noah wird, wie später von Wilhelm 
Müller und Kopisch, als Vater und Erfinder des Weins gefeiert. 
Sogar geistlich umgedichtet erscheint das Weinlied als Gesang 
frommer Lebenskünstler, die auch im Trunk ,,Jesu Wein“ 
andächtig genießen: 

„Setzt das Gläschen an den Mund 

In den Rosen, 

Und trinkt es aus bis auf den Grund, 

Da findt ihr den heilgen Geist zur Stund 

In den Rosen.“ 

Als eine Medizin gegen edles Trauern verordnet den Rebensaft 
ein Sang aus dem Liederbuch 
der Klara Haetzlerin: 

„Wein, Wein von dem Rhein, 

Lauter, klar und fein. 

Dein Färb gibt gar lichten Schein 
Als Kristall und Rubin.“ 

„Wir haben ein Schifflem 
mit Wein beladen, darmlt wollen 
wir nach Engelland fahren“, so 
hebt ein Lied an, das eine gute 
Zechergesellschaft ins ,,Engel¬ 
land“, ins Paradies des Rausches, 
führt, wie es uns so unnach¬ 
ahmlich ein größeres Gedicht 
vom Ausgang des 13. Jahrhun¬ 
derts, „Die Wiener Meerfahrt“, 
schildert. In ihrer Trunkenheit 
bilden sich die Kumpane ein, 
sie seien auf einer Pilgerfahrt zu 
Schiff nach Akkon; was kann es 
anders als ein schlimmer Sturm 
sein, der ihnen so taumlig und 
übel macht? Schließlich schmei¬ 
ßen sie einen über Bord, d. h. 
zum Fenster hinaus, daß er Hals 
und Beine bricht . . . Aus den 
Phantasien solch ungefüger 
wilder Gelage steigt riesengroß 
und übermenschlich, vom Wein¬ 
dunst umwoben, wie ein ge¬ 
waltiges Symbol des deutschen 
Durstes, der mythische Held 
einer andern Dichtung aus dem 
14. Jahrhundert: „Der Wein¬ 
schwelg“. Ein einsamer Trin¬ 
ker vollbringt hier Ungeheures 
auf der Zechbank vor dem Wein¬ 
faß: ,,D6 huob er üf unde träne ein trunc von zweinzec Schlün¬ 
den“, so rollt immer wieder das feuchte Leitmotiv durch die be¬ 
häbigen Verse, und dann lobt er den guten Tropfen, spricht 
verächtlich von denen, die aus Bechern undNäpfen trinken. Immer 
häufiger leert er die Kanne, immer mächtiger werden die Züge. 
Er weicht und wankt nicht, bis der ganze Inhalt des Fasses mit 
seinem Leibe Vermählung gefeiert. Und als sich die andern schon 
vor Staunen über seine Leistung nicht zu halten wissen, da fängt 
er erst zu trinken an und grüßt den Herzerquicker: ,,Wein, ich 
falle dir zu Füßen!“ Und beim nächsten Schluck: „Dem Wein, 
der mich verjüngt, dem will ich springen einen Sprung. Und 
dreimal schnellt er in die Höhe. Er trinkt, bis die Bank zer¬ 
kracht; er trinkt, bis ihm der Gürtel platzt; er trinkt, bis ihm 
das Hemd zerreißt. Da zieht er einen hirschledernen Koller an 
und einen eisernen Panzer darüber und ist nun selbst, geschützt 
gegen des Weines Drang, zum Faß geworden, gefüllt mit 


dem Besten, was ihm hoch über allen andern Gütern der Welt 
steht. „Do huob er üf unde träne . . . .“ 

Neben der Urgestalt dieses Trinkerriesen erscheint der 
Redner eines andern Gedichts: „Der Weinschlund“, der in 
mühsamer Verteidigung das Trinken gegen alle Anschuldigungen 
rechtfertigt, schon als Vertreter des meistersingerlich morali¬ 
sierenden Geistes. Ähnliches klingt in den langen Streitreden 
zwischen Wein und Wasser an. Aus einem echten, gemütvollen 
Zecherbrauch aber sind dieWeingrüße und Weinsegen geboren, die 
besonders die Nürnberger Meistersinger Hans Rosenplüt und 
Hans Folz anmutig gesungen. Bevor man trank, grüßte man 
den Wein, und hatte man geendet, sprach man den Weinsegen. 
„Nu grüße dich Gott, du edles Getränk! 

Frisch mir mein Leber, sie ist krank, 

Mit deinem gesunden, heilsamen Tropfen 1“ 

So etwa hebt ein solcher Gruß 
an und fährt dann fort: 

„Selig sei der, der dich rufet aus, 

Selig sei der Wirt, der schenken erdacht. 
Selig sei der Bot, der dich hergebracht. 
Selig sei der, der dich hat ein geschenkt!** 

Und ein Weinsegen des Rosen¬ 
plüt lautet folgendermaßen: 

„Nun gesegn dichGott.du lieberEidgeselll 
Mit rechter Lieb und Treue ich nach 
dir stell. 

Bis daß wir wieder Zusammenkommen; 
Dein Nam, der heißt Kitzelgaumen, 

Du bist meiner Zunge eine süße Naschung 
Und bist meiner Kehle eine reine 
Waschung, 

Du bist meinem Herzen ein edel Zufließen 
Und bist meinen Gliedern ein heilsam 
Begießen, 

Und schmeckest mir besser als alle 
Brunnen, 

Die aus den Felsen je sind gerunnen. 
Denn ich die Enten nicht leiden mag. 
Behüt dich Gott vor St. Urbans Plag 
(dem Podagra) 

Und beschirm mich auch vor dem 
Strauchen, 

Wenn ich die Stiege hinab muß tauchen. 
Daß ich auf meinen Füßen bleib 
Und fröhlich heimgeh zu meinem Weib 
Und alles wisse, was sie mich frag, 

Nun behüt mich Gott vor Niederlag!“ 

Was sonst im 15. und 16. Jahr¬ 
hundert von den Humanisten, 
wie Eobanus Hesse, oder Se¬ 
bastian Brant und Hans Sachs 
vom Wein gesungen wurde, das 
gipfelt alles in einem einzig¬ 
artigen Meisterwerk, dem Höhepunkt aller deutschen Trink¬ 
poesie des Mittelalters: in Fischarts ,,Trunkener Litanei , dem 
8. Kapitel seines „Gargantua“. Eine großartige Orgie entfaltet 
sich hier, ein Bacchanal in den blühendsten Farben des Rubens, 
ein einziger Hymnus auf den Wein, anhebend mit dem Rasseln 
der Kannen, dem Klirren der Becher, dem Klingen der Gläser, 
von drolligem Geplauder und wunderlich tiefsinnigen Reden 
begleitet, geschmückt und ausgeziert mit den schönsten Volks¬ 
liedern, die sich gleichsam wie ein früchteschwerer Kranz durch 
das Ganze hinziehen. Und je stärker der Geist des Weins die 
Gemüter beseligt, die Köpfe durchglüht, die Augen erleuchtet» 
desto brausender bricht der Jubel los, steigert sich das Stimmen¬ 
gewirr zum verzückten Gestammel, aus dem die Worte tief¬ 
sinniger Tollheit und weisen Unsinns wie bunte Kugeln auf¬ 
steigen. Das Vorsichhinsummen des einzelnen, das abgerissene 
Einfallen in die Melodie, vom Jauchzen über den guten Trunk» 




























Nr.lO 1 


DEUTSCHLAND 477 


Ludwig Richter: 
„Was für ein schief Gesicht 


vom behaglichen Gebrumm des Schlemmers unterbrochen, 
schwillt an zum vielstimmigen Chor, zum bacchantischen 
Fortissimo dieser Weinsinfonie, deren sprühender Übermut, 
deren ausgelassenes Toben keine Grenzen kennt, bis der 
Rausch in Lallen entartet, die schwere Müdigkeit alles in 
purpurne Schatten taucht, die Köpfe sinken und 
die Litanei in kurzen Schreien, in mühsam her¬ 
ausgestoßenen Worten indem dunkeln Traum- 
reich des dumpfen Weinschlafes verebbt . . . 

Im Jahrhundert des Großen Krieges lebt 
noch etwas von Fischarts weintrunkener Selig¬ 
keit weiter, aber das große Lachen, die gesunde 
Unbefangenheit, sie fehlen; wilde, wüste, grelle 
Töne mischen sich ein und verzerren das har¬ 
monische Bild ins Unheimlich-Zerrissene. Die 
schöne Zeit, da jeder sein treffliches Weinchen 
trank, ist ja nun vorbei. Die ,,Klagred’ Bacchi“, 
der Wein sei „adlig geworden“, besagt, daß er 
teuer geworden und nur noch etwas für die 
Vornehmen, für gewisse Stände ist. Die meisten 
Poetendes 17. Jahrhunderts haben ganz andere 
Sachen zu besingen: Hochzeiten und Todes¬ 
fälle, Gottes Güte und der Welt Grauen. 

Nur drei Dichter ragen heraus aus der Masse 
der Trübsalbläser und Stubenhocker; der 
Hofmann, der Soldat, der Student. Georg 
Rudolf Weckherlin verherrlicht die galanten 
Lustbarkeiten feiner höfischer Kreise durch 
manche „Saufode“, in der das Feuer echter Trunkenheit rast: 
„Wann ich mit guter Gesellschaft 
Frisch zechend an dem Tisch gesessen, 

Macht mich der süße Rebensaft 
Des Leids und Unmuts bald vergessen! 

Ich will stets springen an den Danz, 

Gekrönet mit dem Efeukranz!“ 

Moscherosch hat im sechsten Gesicht seines „Philander 
von Sittewald“, da er in grausig grandiosen Bildern das Sol¬ 
datenleben des Dreißigjährigen Krieges malt, auch der Wein¬ 
poesie nicht vergessen, die im Lager das Gerassel der Säbel 
und Pistolen begleitete: 

„Alle Welt schreyt: Zu den Waffen! 

Ich schrey: Juch, zum Wein!“ 

Mögen die Lieder nun derbunflätig oder im modisch-süßen 
Schäferton erschallen, stets gilt 
das Merkwort: „Trunkenheit 
macht vergessene Leut.“ Um 
sich zu betäuben, huldigt man 
dem Rebensaft und singt: 

,,Solang ich leb, lieb ich den Wein, 

Denn er vertreibet Forcht und Pein, 

Verjagt Melancholie und Schmerzen. 

Das Wasser bringet Traurigkeit, 

Macht weh im Magen und im Herzen, 

Darumb, so flieh ich’s allezeit.“ 

Der Student in diesem Trium¬ 
virat, Christian Günther, ist 
der genialste unter ihnen; er 
zeigt das Heraufkommen des 
Studiosen in der Trinkpoesie, 
der von nun an lebendigsten An¬ 
teil auch am Weinlied nehmen 
sollte. „Das Haupt bekränzt. 



„Aus den Reben 
Fleußt das Leben, 
Das ist offenbar. 



das Glas gefüllt“, singt er seine heißerlebten Lieder, stcirmelt 
wohl auch „im dichten Rausch“ melancholische Strcphen. 
Aber wie sein Leben zerrinnt, verwehen seine Verse. Seine 
steife und engherzige Zeit bekreuzt sich vor diesem Jünger 
des Bacchus, und das Weinhed verstummt . . . 

Erst in der Anakreontik wagt es sich wieder hervor, zeigt 
sich schüchtern und mäßig, flüstert leise und geziert, bis es auf 


den Flügeln der sonnenanstrebenden neuen Dichtung in stolze, 
nie vorher geahnte Höhen steigt. Nach der Weise ihrer hohen 
Vorbilder Anakreon und Horaz predigen die neuen Poeten Mäßig¬ 
keit, und der gute Gleim, der bei den nächtlichen Gelagen in der 
Rosenlaube dem durstigen Klopstock und den andernKumpanen 
nur ungern die zweite Flasche bewilligte, unter- 
^ scheidet sehr genau ,,die Säufer und die Trinker“; 

die ,,weisen Trinker rasen mit Vernunft“, und 
nach Uz verscheuchen ,,die sanften Grazien die 
kühneVöllerey“, der allein die rauhen Skythen und 
Barbaren huldigen. „Nur der ihn ehrt, den 
Wein, den soll er laben; nie sei er durch Un¬ 
mäßigkeit entweiht“. Die ganze anakreontische 
Weinphilosophie hat Hagedorn in seinem langen 
,,Hymnus auf den Wein“ entwickelt; lustiger 
ist die Tonart der neuen Dichtung in seinem 
frischen Liedchen angeschlagen: 

Ihr, der Trauben Kenner, 
Weingelehrte Männer! 

Macht dies Sprichwort wahr!“ 

Im Wein liegt Weisheit. „Trinkt Wein! So 
lernt ihr weise sein“, ruft Weiße, und für Gleim 
ist der Trinker klüger als der Mathematiker 
Euler, „der der Welten Größe mißt“. Pedanten 
und Grillenfänger trinken nicht; allein der 
wahre Philosoph würdigt „des Kummers Gegen¬ 
gift“ (Hagedorn), den „Lebensbalsam, der uns 
die tausend Plagen leicht und gelassen tragen 
lehrt“ (Ebert). Nur beim Wein gedeiht die echte Freundschaft: 
„Gesellt euch! Stillt mit angeerbtem Triebe den Durst nach 
Küssen und nach Wein“, rät Hagedorn den Freunden, und 
Klopstock begrüßt in der Freundschaftsode „Wingolf“ den 
Meister als den mit Reben und Weinlaubstab geschmückten 
Führer zum Bacchusfest. Klopstocks spätere Ode „Der Rhein¬ 
wein“ („0 du, der Traube Sohn, der im Golde blinkt!“) stellt 
die Krönung und Überwindung der ganzen anakreontischen 
Richtung dar. Mit herrlichem Pathos erhebt sie sich über 
irdisches Behagen und die Wonne der Freundschaft zu dem 
heiligen Rausch unsterblicher Jugend und ewigen Ruhmes. 

Lessings zahlreiche Weinlieder stehen zwischen dieser 
tändelnd gefühlvollen und einer mehr derb-burschikosen, 
gemütlichen Art, der des herannahenden ,,Sturm und Drangs“, 

mitten inne. Im Wein tröstet 
sich der Dichter über die Un¬ 
treue der Geliebten, beim Wein 
fürchtet er sich nicht vorm 
Donner; der Wein ist sein 
bester Arzt, und seine schönste 
Musik das Klirren des Pa߬ 
glases. Beim Saft der Trauben 
überwindet er sogar den Tod 
und jubelt zuletzt: 

„Ewig muß ich also leben. 

Ewig! Denn, beim Gott der Reben, 
Ewig soll mich Lieb’ und Wein, 
Ewig Wein und Lieb’ erfreu’n!“ 

Bürger besingt dann im Leier¬ 
kastenton ,,Bacchus, den braven 
Mann“, der viel mehr wert ist 
als Apoll, undJ.H. Voß preist 
den goldenen Rheinwein mit 


Ludwig Richter: „Im kühlen Keller . . .“ 

dem spießbürgerlichen Anfangsvers seines Chorgesanges: 


,,lhr habt doch Wein genug im Hause? 
Mir ist so wohl! 

Doch guten Wein zum guten Schmause 
Von Winterkohl! 

Steht irgendwo verpicht im Keller 
Ein Ehrenwein, ein Herzensschweller: 
Hinab und hol .“ 















478 DEUTSCHLAND ^^^^^s^^^eeeeeeeseeem Nr.io 




Ludwig Richter: „Bringt m’r Blut der edlen Reben . . .“ 


Höltys Trinklied von 1776 ,,Ein Leben wie im Paradies gewährt 
uns Vater Rhein“ ist ins Kommersbuch aufgenommen worden; 
leichter und heller noch klingt sein „Trinklied im May“: 
„Bekränzet die Tonnen Der May ist begonnen. 

Und zapfet mir Wein, Wir müssen uns freu’n!“ 

All die andern Sänger des „Hains“ und des „Sturm und 
Drangs“, die sich in den Musenalmanachen zusammenfanden, 
aber hat Matthias Claudius weit hinter sich gelassen mit seinem 
unsterblichen, zum ech¬ 
testen Volkslied ge¬ 
wordenen ..Rheinwein¬ 
lied“: ,»Bekränzt mit 
Laub den lieben vollen 
Becher und trinkt ihn 
freudig leer.“ Die 
idyllische Seelenmelo¬ 
dik dieses Liedes, die 
er in seinen andern 
Trinkliedern nie wieder 
erreichte, ist vielleicht 
überhaupt nur noch ein¬ 
mal getroffen worden: 
in Hebels wunder¬ 
schönem „Abendlied, 
wenn man aus dem Wirtshaus geht“: 

„Jetzt schwingen wir den Hut; 

Der Wein, der Wein war gut. 

Der Kaiser trinkt Burgunderwein, 

Sein schönster Junker schenkt ihm ein. 

Und schmeckt ihm doch nicht besser, nicht besser . . 

Goethes Weinpoesie, mag sie vagantenhaft das ,,himm¬ 
lische Behagen“ der Zecher preisen, gesellig den Rundgesang 
anstimmen oder hafisisch schwärmen, umfaßt alles Hohe und 
Tiefe der Trinklyrik und leitet über zu der Romantik, die neue 
mystische Geheimnisse im Rebenblut entdeckte. Hatte schon 
Hölderlin in seinem Hymnus ,,Brot und Wein“ — ganz anders 
als später Uhland, der beides so schlicht und innig als Gaben 
der Flur nebeneinander stellt — die Spende des Bacchus als 
das Helle, Heilige, Göttliche verehrt, so wird dem sinnlich¬ 
übersinnlichen Priester der Romantik die Geburt und die 
Kraft des Weines zu einem Mysterium, wie einst den ver¬ 
zückten Jüngern des Dionysos. Der früh dem Tode geweihte, 
allem Irdischen so glühend hingegebene Novalis hatte zuerst 
Trink- und Winzerlieder im altväterischen Biedermannston 
gedichtet, so: ,,Wie schmeckt das Gläschen Wein so süß“ und 
,,Zur Weinlese“ (1799): ,,Wir haben Weinmond, lieben Leute.“ 
Im,,Heinrich vonOfter- 
dingen“ jedoch singt 
dann der Magier Kling- 
sor das Lob des Weins 
als einer wundersamen 
göttlichen Macht: 

„Auf grünen Bergen wird 
geboren 

Der Gott, der uns in 
Himmel bringt, 

Die Sonne hat ihn sich 
erkoren. 

Daß sie mit Flammen ihn 
durchdringt.“ 

Hymnen haft feierlich 
hallen nun die Wein- 
lieder, mit fast religi- ■■N“'’ 

öser Andacht naht man dem Wunder der Rebe, so von Mörickes 
verzückter,,Herbstfeier“ bis zu Hebbels Gebet ,,Vor dem Wein“: 

,.Dunkler, heiliger Wein! Das bist du, o Natur, 

Sieh, ich dürfte dich trinken. Deiner gewaltigen Kräfte, 

Doch in dein mystisches Blinken Deiner verborgensten Säfte 
Schau ich mit Andacht hinein. Uberfließende Spur . . 

An Novalis knüpfen übrigens auch die zahlreichen Gedichte 


an, die in platterer Form den Lebenslauf des Rebstockes schildern 
und von denen nur an zwei der bekanntesten erinnert sei,’an 
KarlKöchys: „Ich bin der Sohn des Lichts“ und an K. F. 
Haitaus’: 

„Aus der Traube ln die Tonne, 

Aus der Tonne in das Faß, 

Aus dem Fasse dann, o Wonne, 

In die Flasche und ins Glas. 

Aus dem Glase in die Kehle . . .“ 

Unterdessen aber 
kamen in der Roman¬ 
tik auch wieder schlich¬ 
tere, naivere Töne 
herauf. Arnim-Brcn- 
tano hatten in „Des 
Knaben Wunderhorn“ 
gestoßen und ihm die 
fröhlichen alten Wein¬ 
lieder entlockt, die sie 
mit Behagen neu dich¬ 
teten. Andere fielen 
ein, noch ein wenig im 
Sinne der Claudius und 
Hebel: Mahlmann mit 
seinem vielgesungenen 
„Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“, dann Emst Moritz 
Arndt mit seinem edel schwungvollen Trinklied: 

„Bringt mir Blut der edlen Reben, 

Bringt mir Wein! 

Wie ein Frühlingsvogel schweben 
ln den Lüften soll mein Leben 
In dem Wein“, 

und dem ,.Paradiesischen Weinlied (,,Von der Sonne geboren, 
glüht Licht des Lebens im Pokale ). Noch zu seinem 79. Ge¬ 
burtstag hat sich der greise Zecher ein gemütvolles Weinlied 
gesungen. Die gleiche begeisterte Lebensfreude atmen die 
Trinklieder der Schwaben, Uhlands: ,,Wir sind nicht mehr 
beim ersten Glas“ und des Weinsberger Sängers Justinus 
Kerner: ,,Wohlauf noch getrunken“, dem kein anderes seiner 
vielen Weinlieder zur Seite gestellt werden kann. Eine Blüte 
der Weinpoesie entfaltet sich nun wie me zuvor. Dem Preis 
der Rebe widmen manche Dichter ganze Sammlungen, so Wilhelm 
Müller seine ,,Tafellieder“, die von dem Wasserverächter Noah 
singen und von dem bis in den Tod weingetreuen Ritter mit 
dem Grabspruch: ,,Est, est“, von der Kräfte entbindenden 
Freiheit im Wein und der Festmusik des Gläserklangs; so 
Wilhelm Wackernagel sein treffliches ,»Weinbüchlein und 

Hoffmann von Fallers¬ 
leben gar mehrere 
Bändchen, von denen 
das beste,,Unser Wein¬ 
baus“ ist. Kinkel dich¬ 
tet seinen Zyklus ,,Die 
Weine“, Gust. Pfarrius 
besingt das Nahetal in 
feuchten Liedern, und 
Friedrich Hornfeckgibt 
sein ,,Schenkenbuch“, 
aus dem viele populäre 
Lieder herstammen. Es 
gibt kaum einen Poeten 
aus dieser Zeit der ab- 
frohhche Leute . . . ‘ sinkenden Romantik, 

dem nicht als fahrendem Schüler oder schwärmendem Gassen¬ 
philosophen ein schönes Weinlied gelungen. Rückert und Simrock, 
Kugler und Ludwig Eichrodt seien genannt. Der prächtige 
Kopisch schafft, Scheffel vorausahnend, eine ganze Mythologie 
des Weins. Die politischen Dichter deuten ihn für ihre Zwecke 
aus, wie Herwegh, der in seinem Rheinweinlied den deutschen 
Rhein und die wahre Freiheit feiert, und philosophische Poeten, 





















Nr. 10 


DEUTSCHLAND ü B eee se eeeeeeeeeoe öooGOQoee eai 479 


wie Friedrich von Sallet, vergleichen den Dichter und den 
Rebstock als die Phantasie-Elemente der Welt. 

Die Trinkpoesie der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts 
um Scheffel und Baumbach bedeutet ein schönes Wiederauf¬ 
leben dieser Lyrik der Spätromantik. Einen melodischen 
Vorklang bringen die Sänger der Münchner Dichterschule, 
die Geibel und Bodenstedt, Roquette und Leuthold; besonders 
der letztere hat in seinen Trinkliedern schäumende Weineslust 
in die edelste Form gebannt. Scheffels Lieder, die zum Brevier 
des deutschen Zechers geworden sind, fesseln weniger durch 
ihre archäologische Vermummung als durch ihren urwüchsigen 
Humor; alle seine Nachahmer, die Baumbach, Jul. Wolff, 
Jos. Lauff, so Heiter-Anmutiges sie geschaffen, erscheinen 
daneben doch viel blässer und matter. Als „echtestes Gewächs“ 
aber wird man die feurigen Rheinweinlieder von Wilhelm 
Jordan und Emil Rittershaus gelten lassen, und ihnen schließt 
sich ein köstlicher, viel zu wenig gekannter moderner Weinpoet 
an: Johannes Trojan. Ein gründlicher Botanicus der „Keller¬ 
gewächse“, kann er nie genug staunen über die Herrlichkeit 
des Traubenbluts: 

„Wie doch nur in die Tonne 
Das alles kommen mag: 

Die duft’ge Frühlingswonne, 

Die Rosen und die Sonne 
Und Nachtigallenschlag!" 

Und weil er den Wein so liebt, richtet er bittere Schmähgedichte 
gegen die Weinpantscher und Weinfälscher, gegen die schon 
Fischart so heftig gewettert. 

Drei große Meister der Lyrik stehen abseits mit ihren 
Weingedichten von dieser letzten allgemeinen Blüte des Wein¬ 


gesanges, die uns die populärsten Tafellieder geschenkt: Gott¬ 
fried Keller, C. F. Meyer und Theodor Storm. Der Dichter 
der „Leute von Seldwyla“, ein trinkfester und trinkfreudiger 
Mann, hat so manch tiefsinnig seliges Gedicht „beim Rhein¬ 
wein“ angestimmt, den selbstgezogenen „Landwein“ des 
alten Bauersmannes besungen, der der Erde höchste Weisheit im 
Glase schimmern sieht, die Lust der kelternden Winzerin darge¬ 
stellt, deren Schönheit der Traube gleicht, und jubelnd gerufen: 
„Sehet! Unbändig schwellen die Trauben, 

Rüstet die Kelter und rüstet den Krug! — 

Jegliche Beer’ eine sonnige Klause, 

Drinnen ein Glutelf brauet die Flut!" 

Auch C. F. Meyer ahnt in der Traube schon „Evoe und Winzer¬ 
reigen“ und rühmt Bacchus voll romanischer Glut, während 
der Norddeutsche Storm sich durch ihn den trüben Herbsttag 
erhellen läßt: 

„Der Nebel steigt, es fällt das Laub; 

Schenk* * ein den Wein, den holden! 

Wir wollen uns den grauen Tag 
Vergolden, ja vergolden . . 

Damit schließen wir unsere mehr als tausendjährige Wan¬ 
derung durch die deutsche Weindichtung. Die jüngste Lyrik 
hat ihr trotz der frischen Töne manch feuchtfröhlicher Sänger, 
wie Liliencron, Bierbaum und Otto Erich Hartleben, nichts 
Ebenbürtiges zur Seite stellen können, es sei denn die dunkle 
Symbolik des verzückten Rausches in Dehmels Trinklied: 
„Singt mir das Lied vom Tode und vom Leben 
Dagloni gleia glühlala! 

Klingklang, seht; schon knicken die Reben, 

Aber sie haben uns Trauben gegeben. 

Hei! —" 




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In ernster Sitzung sind wir hier, 
Gedenken wir der Pflichten! 

Beim gold’nen Rheinwein sitzen wir, 
Die böse Welt zu richten. 

So manchem sonst gelehrten Mann 
Blieb, was sie birgt, verriegelt. 

Er sah nicht so die Welt sich an. 
Wie sie im Wein sich spiegelt. 


Weingericht. 

Von Johannes Trojan. 

Doch well ln vlno veritas. 

Well ln dem Wein die Wahrheit, 
Schau’n wir einmal recht tief ins Glas 
Und kommen bald zur Klarheit. 

Die Welt ist gut, die Zeit ist gut. 

Es wird der Mensch nicht schlimmer. 
Wer nicht der Freude wehren tut, 

Der freut sich auch noch immer. 


Es funkeln noch durch jede Nacht 
Die Sternlein all, die holden; 

Es leuchtet noch in ew’ger Pracht 
Der Sonne Glanz so golden. 

Der Frühling kommt noch jedes Jahr 
Mit seinen tausend Blüten; 

Noch immer kommt die Vogelschar, 
In Wald und Busch zu brüten. 


Man sieht den Wein noch allezeit 
In vollen Gläsern blinken; 

Es gibt noch Menschen, die gescheit 
Genug sind, ihn zu trinken. 

Es gibt noch Herzen, die in Treu’ 

Und Lust und Liebe schlagen. 

Noch Menschen gibt’s, die ohne Scheu 
Das Rechte tun und sagen. 


Und also, weil die Welt so gut 
Und nichts dran auszusetzen, 

So wollen wir mit frischem Mut 
Uns freu’n und uns ergötzen. 

Und sieht uns hier ein Engelcln, 
Soll oben es bestellen: 

Da sitzen auf der Erd’ beim Wein 
Grundehrliche Gesellen. 




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480 nnUTSClILAND Nr.lO 



Adolf Schrödter: Triumphzug des Königs Wein (Phot. F. Bruckmann. München) 


Der Wein in der bildenden Kunst. 

Von Dr. Paul F. Schmidt (Offenbach). 


Seit uralten Zelten ist der Ruhm des Weins nicht bloß 
von Dichtern gesungen, sondern auch von Malern und Bild¬ 
hauern verewigt worden. In den Reliefs der altassyrischen 
Paläste sitzt der gewaltige König mit seiner Gemahlin in der 
Weinlaube und trinkt; auf frühen griechischen Vasen sehen wir 
Jünglinge und Hetären beim Zechgelage, und geschickt weiß 
der Zutrinkende den Rest aus seinem Becher mit abgewandtem 
Gesicht auf das Ziel zu spritzen, indem er den Namen seiner 
Angebeteten nennt. Ja, der ganze Ideenkreis bacchlscher 
Darstellungen, die im Mittelpunkt des abendländischen Wein¬ 
kultus stehen, stammt aus grauem Altertum. Den Griechen 
kam er auf sagenhaften Wegen von Indien her, aber sie erst, 
die gelehrigen Schüler der Orientalen, haben Bacchus und 
seinem ausgelassenen Gefolge von Satyrn und Mänaden die 
bildnerische Form verliehen, die allen nachfolgenden Zeiten 
Gesetz wurde. Von der stillen Hoheit des Gottes Bacchus bis 
zum trunken sich 
rekelnden schla- 
fendenFaun reichte 
die bildnerische 
Kraft ihrer Phan¬ 
tasie. 

Betrachtet man 
nun die fast un¬ 
übersehbare Fülle 
aller Darstellungen 
der neueren Zeit, 
die dem Wein und 
seiner Wirkung 
gelten, so spalten 
sich von selber ver¬ 
schiedene Mög¬ 
lichkeiten ab, ihm 
künstlerisch nahe¬ 
zukommen. Da 
sind die äußere 
Gestalt der Rebe 
und ihrer Frucht, 
das frohe Treiben 
des Weinberges 
und das Stilleben 
in doppelter Ge¬ 
stalt: Traube und Wein im Glas. Da nimmt den breitesten 
Raum ein, wie s sich gebührt, der Trunk des einfachen 
und des vornehmen Mannes, in Gesellschaft und in verständiger 
Einsamkeit, daheim und im Gasthaus; und endlich hat der 
deutsche Genius aus seinen Weinen Symbole und Illustra¬ 
tionen geschaffen, die von tiefem Verständnis für die „wunder¬ 
volle Gabe“ des Bacchus zeugen, von alter Freundschaft des 
Künstlers mit dem laubbekränzten Gott. 


Der Weinbau, als eine profane Betätigung, bedurfte im 
frommen Mittelalter der Bestätigung durch biblische Historie, 
und so sehen wir ihn noch in der Renaissance Italiens gelegent¬ 
lich der Geschichte Noahs vorgetragen. Bernozzo Gozzoli 
schilderte in seinen ausgedehnten Fresken des C£anpo Santo 
zu Pisa die Weinernte des Patriarchen in umständlicher Weise, 
vergaß keine der erfreulichen Hantierungen zu malen und 
auch nicht die Trunkenheit des Alten, die für ihn so schmählich 
auslief. Michelangelo, der ausgesponnene Erzählungen nicht 
schätzte und sein Kunstbekenntnis nur auf dem nackten mensch¬ 
lichen Körper aufbaute, gab in der Sixtinischen Decke lediglich 
den Rausch des Noah und seine Verspottung. Wunderlicher¬ 
weise war nun das frühe Mittelalter viel vorurteilsvoller in der 
künstlerischen Darstellung des Profanen und verewigte an 
seinen gotischen Domen Wein und Weinbau in unbefangen 
fröhlichen Reliefs: so besonders an der Kathedrale zu Reims, 

der Hauptstadt der 
gesegneten Cham¬ 
pagne, und an 
einem zierlich ge¬ 
meißelten Pfört- 
chen des Magde¬ 
burger Doms. 

Die Kapitelle 
und Reliefs an den 
gotischen Bauten 
boten überhaupt 
der frischen Natur¬ 
liebe jener Bild¬ 
hauer des 13. Jahr¬ 
hunderts mannig¬ 
fache Gelegen¬ 
heiten; und wenn 
wir von den 
streng stilisierten 
Weinranken an alt¬ 
christlichen Sarko¬ 
phagen absehen, 
die lediglich christ¬ 
liche Symbole be¬ 
deuten sollen, so 
findet sich die 
erste stillebenartige Darstellung der Rebe und der Traube 
an gotischen Kapitellen: damals erwachte m den Menschen 
der Staufenzeit zum ersten Male die reine Freude an der 
Natur. Es dauerte recht lange, bis sich die Malerei zur 
gleichen Unbefangenheit aufschwingen durfte. Noch im 
16. Jahrhundert wagten die Niederländer Lucas van Leyden 
und Pieter Aertsen ihre Traubenstilleben nur als Zugaben 
neben Madonnen und biblischen Szenen zu malen. Erst das 



Diego Velazquez: Die Trinker (Phot. F. Bruckmann, München) 














Nr.lO DEUTSCHLAND 481 


17. Jahrhundert befreite den Künstlergeist von der Vor¬ 
mundschaft des Religiösen völlig, und seit Rubens’ herrlichem 
Früchtekranz (in der Münchener Pinakothek) werden die 
niederländischen Maler nicht müde, den sanften durchsichtigen 
Glanz, den matten Reif dieser edelsten aller Früchte nach¬ 
zubilden: G.Dou, Davids de Heem, Galle u. a. gesellen sich zu 
jenen Meistern des StUlebens, denen wir auch Murillo mit 
seinen berühmten Gassenbuben (in München) zurechnen 
können. Ihm ist vor allem der ganz versunkene Genuß im 
Traubenessen wahrhaft verführerisch gelungen. 

Der funkelnde Wein im Glas hat die Freude der Maler 
früher gereizt. Schon um 1420 gibt das rheinische „Paradies- 
gärtlein“ der Mutter Gottes mit ihren Hofdamen einen Tisch 
mit Wein und guten Speisen im Garten zur Labung, und die 
Abendmahlszenen der Altniederländer Dirk Bouts und Josse 
van Gent lassen sich die Gelegenheit des Abendmahls nicht 
entgehen, ohne die gefüllten Weingläser und die Zinnkannen 
im Kühlgefäß mit stiller Genug¬ 
tuung hervorzuheben. Doch 
sind es auch hier erst die 
Holländer des 17. Jahrhunderts, 
die in reinen Stilleben dem 
glühenden Farbenspiel des Wein¬ 
glases nachgehen: allen voran der 
genialeWillem Claesz Heda, dann 
van Aelst, Pieter Clausz u. m. a.; 
während unter den modernen 
Künstlern fast nur Karl Schuch 
und der Neo - Impressionist 
Kurt Herrmann diesem blin¬ 
kenden Lichterspiel gerecht 
werden. 

In jeder Beziehung am lehr¬ 
reichsten und fesselndsten ist 
aber die Weise, in der sich die 
Kunst der verschiedenen Zeiten 
mit dem Problem des Wein¬ 
trinkens auseinandergesetzt hat. 

Und zwar ist hier von vorn¬ 
herein zu bemerken, daß die 
Epochen am fruchtbarsten in 
gemalten Gelagen waren, deren 
Lebensdurst und malerischer 
Realismus gleich stark ent¬ 
wickelt waren: die Barock¬ 
zeit der ersten Hälfte des 
17. Jahrhunderts, die Bieder¬ 
meierepoche um 1840 und der 
moderne Impressionismus. Ganz besonders aber die Barock¬ 
zeit: die Vitalität durfte sich damals im Leben und im Kunst¬ 
schaffen ungebunden austoben. 

Einen großen Raum in diesen Darstellungen nimmt der 
bacchische Ideenkreis ein. Die Renaissance erweckt ihn wieder 
zu saftigem Leben: Michelangelo meißelt seinen trunkenen 
Bacchus (beiläufig die einzige Statue des Gottes von Bedeutung, 
welche ihn selber benebelt zeigt), Sansovino den schwungvoll 
befeuerten idealen Jünglingsgott, und Tizians herrliche Gemälde 
zeigen uns Bacchus und Ariadne, zeigen uns Bacchanalien voll 
von edelster Trunkenheit. Die gehaltene Schönheit des 
venezianischen Meisters genügt aber der folgenden Zeit nicht 
mehr, und sie beginnt mit dem Bolognesen Annibale Carraci 
jene Bacchantenzüge voll strotzender Lebensfülle, voll derben 
Genießens und einer lärmenden Trunkenheit, die in Rubens’ 
bekannten Bildern dieser Art ihren Höhepunkt findet. Bei 
Rubens ist alles Animalität und höchste Lebensbejahung, mit 
der Freude sinnlicher Ekstase gegeben. Am lebhaftesten spricht 
vielleicht für die Macht des Weines sein ,,Trunkener Herakles“: 
der gewaltige Held selber torkelt und muß gestützt werden! 


Verwandt, wenn auch mit gedämpfterem Jubel, wirken die 
Bacchanalien des vornehmen Franzosen Poussin; und vollends 
auf andere Wege gerät Velazquez. Die Nüchternheit dieses 
großen Hofmalers steht an der Grenze gegen den burlesken 
Naturalismus Rembrandts: Velazquez nimmt Bacchus nicht 
ernst. Er malt ihn in Gestalt eines jungen fetten Taugenichts, 
und seine Zechbrüder sind Trunkenbolde und Vagabunden, 
die ihrem „Gotte“ eine ebenso devote wie vertrauliche Ver¬ 
ehrung bezeugen. Velazquez sah wohl täglich die Wirkungen 
des starken spanischen Weines im Volke, und er glaubte an 
keinen Heidengott, dessen Jünger sich so wenig zeremoniös 
betrugen. 

Im 19. Jahrhundert fand die rauschende Lebensfülle des 
Rubens einen Widerhall im Schaffen der Franzosen Delacroix 
und Gericault. Ihre Bacchanalien sind ebenso wie die ihres 
Meisters Ekstasen der Farbe. Jetzt aber tritt die deutsche 
Kunst an die erste Stelle. Wir sehen sie dem trunkenen Farben¬ 
rausch der Franzosen die nüchter¬ 
nen Linien des akademischen 
Griechentums entgegensetzen: 
Max Klinger wie Otto Greiner 
und Stuck suchen antike Form, 
griechische Trunkenheit wieder 
zu beleben. Vergebens! Ihre 
frostigen Akte vermögen uns nicht 
das pulsierende Leben vorzu¬ 
täuschen, und Feuerbach ist der 
einzige, der mit einer ihm eige¬ 
nen Tiefe der Auffassung der 
Wirkung des Weins folgt. 

In drei Stufen erhebt sich 
Feuerbachs Hymnus auf den 
Wein. Zunächst gibt er in „Hafis 
vor der Schenke“ die reine 
Lebensfreude; es ist der Dichter, 
kein gewöhnlicher Sterblicher, 
vom Weine befeuert, in dionysi¬ 
scher Genügsamkeit. Dann im 
,,Tod des Aretino“ den grausigen 
Kontrast des Todes, der den 
Genußmenschen mitten in seiner 
Schwelgerei packt, der wie 
ein Blitz einschlägt. Und am 
stärksten steigert sich Feuerbach 
in dem Gegensatz, der in „Platos 
Gastmahl“ vom Weine selber 
ausgeht: die Weisen, die ruhe¬ 
vollen Geister beim Becher die 
höchsten Lebensfragen besprechend, und die hereinbrechende 
Horde lärmender Zecher um Alkibiades, die lediglich ihrem 
jugendlichen Übermut die Zügel schießen läßt. 

Nach diesem vollendeten und wahrhaft monumentalen 
Dreigestirn tiefsinniger Deutungen blieb originellen Geistern 
fast nur noch Lustspielartiges übrig. Leo Putz malte in phan¬ 
tastischer Erotik ein Bacchanal zwischen Weibern und Raub¬ 
tieren, und Böcklin travestierte ein antikes Weinfest in seiner 
derben schweizerischen Art, die die römischen Herrschaften 
in angeheiterter Stimmung sieht und ihnen mancherlei un¬ 
passende Sachen für ihr ehrwürdiges Alter vom „Vinum novum“ 
(zu Deutsch „Federweiß“) diktieren läßt. 

Wenn man auf den Boden der Wirklichkeit zurückkehrt, 
d. h. die aus der Beobachtung zeitgenössischen Lebens ent¬ 
standenen Kunstwerke betrachtet, so muß man vom Mittelalter 
und größtenteils auch von der Renaissance absehen. Diese 
Zeiten wagten noch nicht, die Festfreude an sich zu geben 
und brauchten bis zu den grandiosen Prunkstücken Paolo 
Veronses — die nichts waren als üppige Festmähler aus dem 
Venedig das Cinquecento — biblische Vorwände: das Abend- 



Gabriel Metsu: Herr und Dzime am Spinett (Phot. F. Bruckmann, München) 





8 DEUTSCHLAND 


niflhl, die Hgchzeii m Käfiia. das Pressen des SoWes tmJien ßauenirmWu de-^ ä6. jEfirhunderts* bei Pieter Atits^ti 

öder Loih und seine Tochter^ dne öcscHkhte. di^ schon und dem jlterefr Br^u^hel auf. Aber erst bei den jdl<tbtigen 

bei dumj deutschen Kup^e)f>rechtr de$: 1?^ J^hrhdmiefisk EauentmaS^rni^ d^ den ßi^uw^iri Üs^udej. 

y*MeitstCf P' W,^.\ fedit tij^uWmg xu rinem Animicrgela^e Tcniets, DusäfH:. etfcht^h,'w die gante PfAcbt dieset- defben 

wird» bei dem die beiden ru%"en Damcft dem aken Lebernann R^sse. die Im Wirtshaus hockt und $äuft undl sieh 

jmredefts* nur nicht tu aparen. ^ wäfje ja des edlen Rcb<m-' fufehtbar veiptdgelt; es Ist die malerische Anschatnuig der 2eH* 

saftet da^ .pef mte/der jcsigenthcb eine ;^tÄus^e!a^ene GeselJ:- die im Bauern nur das verkommene SchenkenÄübjekt 

schflfP' bisch aus seiner Zeit pialL ist der Mardc'fi&l Sanders und wdeher Rtibens wieder höchstAtistfnjcJc viericihl^i 
van Hemessen um des 16^ jshrhunderts* Aber er Sc^ine „iCirmeß** itri Louvre kt einfr Eau^norgie von gaiu töÖiCip 

triflt noch niciit recht dtn To/i der guten Welpb^nc» und ij&bcnsgier: v/ie das un^t uod inni^ -ünd ra ijeht sefen blkr 

müsi^n wk itns schem sn die Hoitänder de? 17^ JahfbandM^ das normale hiriSüi^* , 

hflherii wenn ivir ga^rhehe Geb^e sehen vvolJen, Darid kt nahmen Nacbk)a;iKg;:d^^^ n^dt^re dewt^W Bildern 

besoiKim Dirk groß, der jungefe Bmder des berühmten Ludwig Richkr^ und Zumbasefe friedlich sich ihre^ Lebens 
Ffam' Halsi und dann in 'euruckkdfender Weise freiiende BäuerJeir^ 

Mnkl er der. bbrget h ch en CIcn f ^ rneef vap De H t, y uVad r I a dk":^ n Zusa nuneri hang ge holt jan Steen. de r das bürget> 

T^irborch* Pietei de Hcuch, IVlieris Und Doö. Ls ist merk' itehe Casthau^ilebeh eirdetitilcber äL difi; 

wiifdigT tbß her ihnen m^äst die Damen trinken und: die Merrca Bronw^fsdienHuhlcn* aber von AtlLber l.cbrnslList -^tf^zend. 
göbnie Rcd^n führen. Dä$ Trinken geschieht auch hier erat Die burschikbsj? TruMichfcii des^^ Malern und 




% v\nse!m Feuürbach.. Giastniahl des Pbtn iMfl GtnehmVffutta iä^r G Ö/rMiil 

^miMilfl|tlTir8Mlfl^IMlk»n»rM||{ihjri|IMmilJnilK.. PllltlflMllMlirllHjll'kDlllfl{f|{DHRF4l]t]iliinillllllMl^itl}|lMnKli|i|t|lMkl>IIIHHKlilHllM>jllHHIJil]im 


eigernilith eon öÜJöre und bietet Anbß zu J?5eriichen Bewegungen: 
wie-vdie D^tmeö ihtGlas^ b^Jis^ri o nippen* wie die jungen 
Helten in Wehem Wein dnzuschenktn wissen.; 

da.s z^ügt Von güte r^ Er^i elmilig. Wi r befi nden uns bei i hnCfi 
Siels m gVwlihher Gfedkchaft* ^ber der Wem gehört gut 
datu w^ia eilt bißchen Musik- 

in WÄtt^au fanden diese; Holländer ihre Fortsetzung; mit 
vuHeTid^tet Grandezza \jris&cn bofocheii Gestaiten AVein 
anznbitmd zü trifihtn., Pan n hört man Wertig irieja vun 
soicii ef an geneh aiep B esc hüfttg ü n g der ü nmik ra Usc he n We \ U 
un d m der Kim $t u nsc rer Zel t | ebt sie ei g en 11 ich n w noc h i a 
Tier Sfltvrc d« Slmph^iäsimus, wo die Seklgclage der feudalen 
Korps, das und Ahnbr/he Tbchblut^ verulkt 

werdarr eine demokrattscher^e^ Zeit hat das Bier an Stelle dev 
\Vdn& als atigem^mes Getränk beraufgebr^^^^ 

Bei Sandern aber beherr*dit äueb bei den BÄuerrj 

nu c H der Wci ri da s; Feld, wenn e r a uch aii s ich reÄ 1 iche n 1 00 : 

gefaßefii gtscli^nkt ün J mitunter auch geiruitketi wirdi Zediej)de 

ßaucffi keant .schun H 'S:BeKam; aporadiKh treten bei d^ 


Castwbts in cimTr steckt an, und man ist vai wund 

daß sjeh naib ihm die Wirtshauspocsic erst wieder im P? Jahr^ 
hundert ihf Recht auf VVewigLing sichert- Sfe findet c* bei 
den bedachtigtm Maliern der BieLLfmelerreiL Humm«! ujid 
Catel zeigen ans fdn>jsehe ipEtcfien daitiaU w^ Italien 
Trumpf ühdscibsit dereTt^^5le Han& von Maree malt römische 
V'igncn, Sedher sind die M<ifer ^(Uch bei ?icK dalieim eing^kehrt: 
iManct ging in Paris voran und efttdecktn den GaTierj des Pere 
LäI h u i 1 le iifäid die Bai iJ er F rg^ res f ü r die Ma 1 ere i, 
Tou 1 Duse Lautree unJ Stej hLjU stiegeri in dSpcluakeo der 
Piolctarier hinabi und uh^eTi? jüngsten Deuts chm betracht irifV 
die bcs^ojid eit? Ci 0 ß stad tpoe&t^ der möfenefi Wei ri- u nd BaJL 
iiöMIe tih ergiebige rnalcriö^^che Fundgmbe: NJok^e und Hecke!,, 

Stilde ah off ^ i nd Pcc bütein ^ h^örjäer s w ild aber de*' Futu r 

Sevcfmi. der aVl i der Gelenkigkeit erne> I taI leners den Cbfimr 
pagnerduft und Ghaoif>egTn;"rr6u$c^^ d^si Munico iaUf dein 

1 na rire m seinem T^ otd^ntlic h at menri läf jL 

Dem: Wifishmidebirn gegenübui muß der biirg^rWcfc 
Fa.rnihVntrunk riatuflieh ^turücktdeib^'ßi Zwar ralicht er siihöi> 






































Nr.io DEUTSCHLAND 483 


mit gevatternhafter Urgemütlichkelt in Dürers Holzschnitten 
(Geburt Mariä) auf, und Rembrandt, der sonst so düstere, 
steigert seine Herzlichkeit zu einem wahren Symbol von Jugend 
und Liebesglück in dem berühmten Selbstbildnis mit Saskia 


Plärren in einer grandiosen Karikatur. Und nur die Wieder¬ 
holung der Biedermeier-Trinkpoesie durch R. M. Eichler- 
Zumbusch, Paul Hey u. a. bringt einen etwas sentimentalen 
neuen Ton hervor, dem Leo Putz in seinem sehr frisch emp- 



auf dem Schoß. Jordaens feiert ihn nach derber flämischer 
Manier in seinen ,,Bohnenfesten“ mit geräuschvoller Heiterkeit, 
und die gleiche Ungeniertheit macht sich auch in Jan Steens 
Familiengelagen breit. Aber die Neueren wissen nicht viel 
mit ihm anzufangen. Manets und Monets Frühstückszenen, 
mit französischem Komfort ausgestattet, behandeln den Wein 
nebensächlich, Daumier verhöhnt die ,,Trinker“ und ihr 


fundenen Picknick im Freien mit der köstlichen Glasbowle 
eine leichte Wendung zum Unverheirateten gibt. 

Den eigentlichen Sinn und Kern der Trinkerei, den Genuß 
der Bacchusgaben lebendig darzustellen, blieb der Neuzeit 
fast ganz Vorbehalten. Nur der sich in sein Glas versenkende 
Trinkerkopf von Frans Hals steht hier einsam voran. Erst die 
Biedermeierzeit von 1840 fand den rechten Ton und das Ver- 










484 DEUTSCHLAND Nr. 10 


ständnis für den Weinkenner. Blieb ihr doch in den Zeiten 
trauriger Knebelung der Geister und politischer Unfreiheit 
auch nur übrig, ihren Unmut im Wem zu ertränken, und das 
besorgte sie ausgiebig. Eine unendliche Fülle anmutiger und 
schalkhafter Erfindungen, die sich alle auf den Wein, seine 
Herkunft, sein Bündnis mit Amor, seine trostreichen Eigen¬ 
schaften beziehen, ergoß sich in Holzschnitt und Lithographie, 
in Radierung und Gemälden über das hocherfreute Volk der 
geruhigen Kleinbürger und Studenten. Als ein unübertreffliches 
Stück glänzt Hasenclevers,,Wein¬ 
probe“ voran: dieser bittere Ernst, 
mit dem die Philister den neuen 
Wein auf der Zunge proben, 
dieses intime Verständnis, das der 
Maler so meisterlich nach den ein¬ 
zelnen Charakteren zu variieren 
gewußt hat, spricht deutlicher 
und anschaulicher als alle ge¬ 
druckten Kulturdokumente von 
der Geistesverfassung einer Zeit, 
der ein solcher Moment die 
wichtigste Stunde des Jahres be¬ 
deutete. Daneben bleibt Courbets 
einsamer Genießer m bäuerlicher 
Einfachheit zurück, wie es über¬ 
haupt die Deutschen sind, welche 
die gute Zunge zu rühmen wissen: in Bildnissen von Böcklin 
und Leibi erscheint das vornehm, was sich in Ed. Ritters 
,,Weinkeller“, in Hosemanns Trinkgesellschaften und vor allem 
in den Mönchen von Ed. Grützner mit schmatzender Behag¬ 
lichkeit breit macht. 

Den guten Geist der Zeit von 1840 spürt man aber vor 
allem in den heiteren dekorativen Phantasien eines Schrödter, 
eines Schwind, Neureuther und Veit. Schrödter insbesondere 
wird nicht müde, in immer neuen geistreichen Varianten den 


gesegneten Wein zu preisen. Er schildert in balladenhafter 
Breite die deutschen Weine, er umrahmt mit Reben und Ranken 
seine lieblichen Einfälle von Weinlesern und Zechbrüdern, 
Liedern und Kämpfen: er ist der feurigste und erfolgreichste 
Sänger des deutschen Weins. Und ihm folgen in jüngster Zeit 
die weinfrohen Zeichner der „Jugend“, die Christiansen, Münzer, 
Jank, Leo Putz, Witzei, die einmal eine ganze, heitertolle „Bacchus- 
Nummer“ der Jugend zusammengedichtet und gezeichnet 
haben. Ihre Illustrationen haben etwas ähnlich Dekoratives 

wie die Lithographien und Aqua¬ 
relle Schrödters: Weinlaub und 
Ornamente schlingen sich durch 
ihre lustigen Szenen, und lieber 
als mit Darstellungen des Lebens 
feiern sie Bacchus mit leicht ver¬ 
ständlichen Symbolen: so wenn 
Leo Putz Amor im Weinglase 
zeigt oder Dannenberg ein keckes 
Mädel auf einer Sektflasche 
durch den Äther reiten läßt. 

Auch die Verbrüderung von 
Kunst und Handel in unserer 
ausgezeichneten Reklamekunst 
ist am Wein nicht spurlos 
vorbeigegangen, und unter den 
besten Plakaten finden wir alle¬ 
zeit solche für deutschen Sekt. Die Eindringlichkeit, mit der 
hier der perlende Wein als köstlichstes Labsal gepriesen wird, 
soll freilich immer einer besonderen Marke zugute kommen. 
Aber mit der Schwungkraft, die künstlerische Darstellung allem 
verleiht, was sie erfaßt, predigen diese Plakate (und nicht minder 
die phantasievollen Etiketten, die Gerstung durch Künstler wie 
Hupp, Koch und Niemeyer für edle Gewächse zeichnen läßt) 
von der ungebrochenen Heiterkeit und Lebensbejahung, mit 
der wir immer noch einen guten Trunk willkommen heißen. 



Chr. Ed. Böttcher: Abend am Rhein (Wallraf-Richartz-Museum, Köln) 


Ein Kapitel vom Moselwein. 

Von A. T r i n i u s (Waltershausen). 



Leider stimmt es allerdings, und ich suche es auch gar nicht 
zu leugnen, daß ich dieses Kapitel unter dem Ausschluß einer 
schönen Parteilosigkeit schreiben werde. Die Helden müssen 
noch geboren werden, welche dem geliebten Gegenstände ihrer 
herzlichsten Neigung 
gegenüber mit ihren 
Empfindungen zurück¬ 
halten, sachlich kühl 
das zu erörtern, was 
ihnen das Blut rascher 
und zärtlicher durch 
die Adern treibt. Ein¬ 
fach und klar heraus: 

Ich liebe die Jungfrau 
Mosella! Noch mehr: 

Ich bin ihr treu ge¬ 
bheben, was ja nicht 
jeder gegenüber seiner 
Liebe behaupten, ge¬ 
schweige eidlich er¬ 
härten dürfte. Zwanzig 
Jahre habe ich ihr be¬ 
reits die Treue gehalten 
und darf kühnlich 
sagen, daß in diesem 
langen Zwischenräume 
meine tiefe Zuneigung 


auch nicht einen Tag irre oder gar erschüttert ward. Im 
Gegenteil! Die Liebe wuchs, die Sehnsucht blieb. Und wie ich 
sie im ersten Rosenrot unserer Liebe besang, so hat bei der Treue 
unseres völlig moralisch gebliebenen Verhältnisses der Sturm 

meiner Empfindungen 
ihr im Laufe der Jahre 
noch manches Lied 
eingetragen. — 

In den neunziger 
Jahren des vorigen 
Jahrhunderts sah ich 
ihr zum ersten Male in 
die dunkeln Augen, 
die so lebensfroh und 
doch auch wieder so 
leise melancholisch zu 
blicken wissen. Anders 
als die Augen am welt¬ 
lauten Rheinstrome. 
Stille Innigkeit ruht in 
diesen Blicken. Doch in 
Stunden verschwiege¬ 
nen Glückes offenbarte 
sie mir ihre ganze Seele. 
Da hat sie mich geküßt, 
,,als zög’ sie Küsse mit 
den Wurzeln aus“. Da 


Ediger Pfarrgut (Phot. Curt Donath, Leipzig) 















i 


Nr.lO DEUTSCHLAND 485 


hat sie mir den Hut mit Heckenrosen geschmückt und hat mir 
noch lange nachgeschaut, da es weiter über Berg und Tal ging. 
Glocken läuteten auf und ab des grünen Stromes, doch tief 
drinnen klang ein Silberglöckl^in nach, dessen süßer Schall 
mich begleitet hat, wohin mich auch Wanderlust und Schicksal 
all die Jahre trieb. 

Es waren damals Weinjahre, wie solche die Mosel Jahr¬ 
zehnte nicht erlebt hatte und dann auch wieder lange nicht mehr 
feiern durfte. ,,Vinum bonum, vinum bonum!“ so ging es durch 
die Gemüter der Moselaner. Freude jauchzte aus aller Augen, 
Dank ruhte auf jeder Lippe. Wo man zusammen kam, da stieg 
das alte, liebe Mosellied, das der Pfarrer Reck dem Tale einst 
geschenkt hatte, da kreisten die Becher und fanden sich im 
hellen, melodischen Klingklang. Es flog wie Feuerfunken von 
Haus zu Haus, von Ort zu Ort, es riß auch den mit, der als ein 
Fremdling zum ersten Male längs der Rebhügel frommen Sinnes 
pilgerte und im Geiste jede Bergwand, jede Lay mit abgezogenem 
Hute grüßte, deren edle Kreszenz ihn zur Andacht stimmte. 
Da habe ich zu¬ 
erst erfahren, daß 
der Moselwein 
ein echter Trink¬ 
wein ist, für die 
Lippen, nicht 
allzulange für 
den Keller be¬ 
stimmt, daß jener 
Sänger nur allzu 
recht hatte, der 
weise pries: 

,,Vinum mosellanum 
Est omni tempore 
sanum!** 

An Eichschäl¬ 
waldungen und 
sonnbestrahlten 
Rebhügeln hin 
zog ich sorglos 
auf und nieder. 

Der süße Hauch 
reifender Prü- 
nellen und Him- 
beergesträuche 
ging durch die 
weiche Luft. 

Rosen dufteten 
und leuchteten 
über die Mauern 
der Gärten, glühten am Busen hübscher Mädchen; aus Lauben 
und von umbuschten und zerbröckelten Stadtbefestigunen 
hallten Sang und Becherklang. Langsam triebzuweilen ein Kahn 
mit Weinfässern den Fluß entlang, während zwischen Huns¬ 
rück und Eifel die große, volle Sonne sieghaft weiterrollte. 

Aus jedem Glase lachte mir die Welt entgegen; aus den 
goldenen Wellen des Weins trank ich Glück und Vergessen. 
Da schwirrte es mir durch die Harfe wohl: 

,Mlt Rosenkranz und Reis am Hut, Wie lacht die Sonn auf Berg und Strom, 
Den Wanderfreund zur Seite, Ein Jauchzen rings und Klingen! 

Durch Rebenduft und Sommerglut O grüne Welt, o Himmelsdom, 

Geht’s fröhlich in die Weite. Nun muß mein Herz auch singen. 

In Ürzig war s, im grünumsponnenen Mönchhofe, da saßen 
der Freund und ich bei einem tapferen, deutschen Manne unter 
dem Bildnis des Großen aus dem Sachsenwalde, Otto von 
Bismarcks. Alter Wem funkelte m den Gläsern. Weit standen 
die Fenster auf. Erste Abendnebel zogen über dem Wasser 
herauf, dessen leise Wellen uns Lieder aus Ewigkeiten schienen 
in das dämmrige Zimmer zu singen. Und dann sprangen wir 
alle drei plötzlich auf. ,,Dem Schmied des Deutschen Reiches! 
des endlich geeinten deutschen Vaterlandes! 


Ach, wie fest hielt mich damals Jahr um Jahr das gastliche 
Haus der „Drei Könige“ zu Bernkastel! Mutter Gassen hantierte 
damals noch, und wohl fühlte sich auch der fremde Mann. 
Jetzt steht ein glänzender Neubau drüben am Ufer zu Cues. 
Da hängt noch mein Bild mit der Warnung darunter: 

,,Hütc dich vor der ,,Drei Könige“ Haus! 

Du kommst hinein, doch nicht hinaus. 

Ist noch so weit dein Ziel bemessen: 

Hier lernst du’s Wandern bald vergessen!“ 

Auch bei einem der ersten Weingewaltigen drüben in Cues, 
unweit des ehrwürdigen Hospitals, ging ich bald ein und aus. 
Und eines Abends waren der Freund und ich zu einem feier¬ 
lichen Bacchanal geladen. Gute und getreue Ortsnachbarn 
waren ebenfalls erschienen, und die blumengeschmückte Tafel 
schütterte leise unter der Fülle des Gebotenen. Mit einem 
köstlichen Ehrentrunk hob die schwere Sitzung an und endete 
mit Kreszenzen, die zwei Doppelkronen kosteten. Als ich dann 
gegen Morgen den Hamburger Freund über die Eisenbrücke 

geleitete, die Cues 
mit Bernkastel 
i verbindet, blieb 
er plötzlich un¬ 
sicher stehen und 
hielt mir einen 
ernst gemeinten 
Vortrag über die 
Sorglosigkeit mo- 
dernerlngenieure, 
die es wagten, 
solche Brücken zu 
bauen,deren Kon¬ 
struktion an Ge¬ 
fährlichkeit nichts 
zu wünschen übrig 
Heß. Brücken 
dürften keine 
Schaukelbewe¬ 
gungen machen, 
behauptete er 
wiederholt. Das 
sei unsolide, ge¬ 
meingefährlich, 
gewissenlos. 
Unter diesen 
I ^Betrachtungen 
suchte er dann 
seine Bettstatt auf. 

Auch beim nun verstorbenen damaligen Bürgermeister zu 
Bernkastel war ich gar manchmal zu Gaste. Die Hälfte jenes 
Rebstreifens, der den ,,Doktor“ trägt, zählte er ja sein. Da 
wurden die Tropfen zu Noten, des Bechers Inhalt zu Jubel¬ 
weisen. Da floß edelster Firnewein über die Lippen, der nie 
in den Handel gebracht wurde. In einer solchen Weihestunde 
griff ich zur Harfe und sang in Begeisterung: 

,,In einem Keller, kühl und tief, da war ich jüngst zum Proben, 

Und was dem Faß mir dort entlief — Beigott, das muß ich loben! 

Seit ich „Bernkastler Doktor“ trank, da ist’s um mich geschehen. 

Ich führ der Moselblume Duft mich überall umwehen. 

Wie Zauber hat’s mich angerührt voll Glanz und Kraft und Glücke, 

Nun träumt mein Herz sich Tag und Nacht heimlich nach dir zurücke. 

An deinen Ufern, deinem Strom, welch frohgesellig Leben! 

Sei mir gegrüßt. Bernkastel, du! Gott segne deine Reben! 

Damals ist mir das Moselland'"wirklich ein Stückchen 
Heimat geworden. Wo habe ich als Gast nicht allüberall ge¬ 
sessen, mit Andacht das flüssige Gold zu trinken, das der Sonne 
wärmender Kuß an dem Geschiefer der steilen Wände kochte! 
Zur Sedanfeier im romantischen Bad Bertrich, im Josephshof 
und in verwaisten Klosterzellen, unter starkem Wipfelrauschen 



Der ertragreichste Weinberg bei Piesport (Phot. Dr. Erwin Quedenfeldt, Düsseldorf) 





486 DEUTSCHLAND 


Nr. 10 


uralter Nußbäume und in magisch erhellten Kellereien, hoch 
im Bergrevier der Bernkastler Schweiz, auf leis schwankendem 
Nachen. Heute bei Schelmenlachen blühender Mädchen, morgen 
einsam in dicht umwucherter Laube am Hange, den Blick still 
hinaus gerichtet zu den von der sinkenden Sonne in Glut ge¬ 
setzten Kuppen und Kratern der Eifel. Jahr um Jahr kam ich 
m das Tal, der Mosel tiefer in die Augen zu schauen. Und 
nie hat sie unwillig die Lippen geschürzt, wenn ich ihr unter 
anderm begeistert entgegen sang: 

Wieviel ich auch im Wandern Laß sie von Sünde sagen. 

Sah deutsche Mägdlein fein, Mir schafft es nicht Verdruß, 

Du bleibst vor allen andern Ich will die Bußfahrt wagen 

Mir doch die Liebste mein. Bis zu des Lebens Schluß, 

Schau ich dein Bild auf gold ner Welle, Und wenn die letzten Tropfen winken. 
Lacht mir das Leben doppelt helle. — Beseligt ln den Himmel sinken. — 

Wer hätte je dem Moselweine vor ein paar Jahrzehnten 
weissagen wollen, daß er sich noch einmal zu einem wirklich 


sauer muß, wie gesagt, der Krampen gewesen sein. Damals 
war ein hartes Verbot erlassen, sich Sonntags während des 
Gottesdienstes dem Weingenuß in öffentlichen Schenken hin¬ 
zugeben. Da waren aber zwei arme halb verdurstete Schelme 
doch in ein Wirtshaus eingefallen, wo man sie dann festnahm 
und vor den Richter führte. Dieser fuhr sie gar strenge an. 
Doch als er aus ihrem Munde hörte, daß sie Krampen getrunken 
hätten, erschrak er über alle Maßen. Mitleid kroch über seine 
Seele. So entließ er die Missetäter, indem er weise und mensch¬ 
lich verkündete, daß, wer von diesem Weine getrunken habe, 
genugsam bestraft sei. — 

Ich entsinne mich noch deutlich der Tage, da man beim 
Namen Moselwein geringschätzig die Achseln zuckte. In einem 
Atem diesen überhaupt mit Wein zu nennen, erschien fast als 
eine Ungeheuerlichkeit. Moselwein: Bowlenwein! So ging 
allgemein nur die Rede. Das war ein Gesetz geworden. Daran 


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Beilstein an der Mosel (Phot. Dr. Erwin Quedenfeldt, DüsseldorO 


nicht ungefährlichen Nebenbuhler des Rheinweins könne aus- 
wachsen? Gewiß bleibt der Rheinwein immer der König 
deutscher Weine. Unbestritten! Aber seine Königin nennt sich 
heute die Mosel. Und wie die zartere Mosel dem muskelstarken 
Vater Rhein entgegenfließt, daß er sie bei der Hand nehme 
und nun hinaus in das offene Meer führe, in das brausende 
Leben, in die Urewigkeit .... ebenso werden beide Hand in 
Hand über alle Lande und Meere ihren Siegeszug fürderhin 
nehmen, den Ruf deutschen Weines zu verkünden. 

Mancher Säuerling hat auch an der Mosel unverhohlenen 
Spott über sich ergehen lassen müssen. Ich erinnere nur an den 
„Kochemer Krampen“. War ja Kochern überhaupt gleich 
Abdera, Schilda, Wasungen, Krähwinkel die Zielscheibe orts- 
nachbarlicher Neckereien. Eine Fülle köstlichster Scherze ist 
damals der hübschen Stadt angedichtet worden. Da sie aber 
stets in das helle Lachen mit einstimmte, so konnte man ihrem 
Ansehen keinen Abbruch tun. Sie stand über der Sache. Bitter¬ 


gab’s nichts zu rütteln. Wollte man einmal zärtlicheren Emp¬ 
findungen Raum geben, so sprach und druckte man auf das ge¬ 
duldige Etikett „Moselblümchen“. Die aber an der Mosel 
herum saßen, pflanzten, hegten und pflegten, herbsteten und 
kelterten, diese lachten heimlich dazu. Auf und ab im Mosel¬ 
tale kannte niemand etwas von Moselblümchen. So hießen 
hierzulande nur die kurzen, hellen Schaumwellen auf dem 
Heimatstrome. 

Dann aber bereitete sich ein ungeahnter, unerhörter Auf¬ 
schwung vor. Ja, es hat sogar Jahre gegeben, wo Tausende 
plötzlich dem Rheinwein den Rücken kehrten, um als Apostel 
für den Mosel mit feurigen Zungen zu predigen. Sauer hat 
es sich der Moselaner in der Tat werden lassen, dem Erzeugnis 
seiner Rebanlagen draußen endlich die wohlverdiente Achtung 
zu erzwingen. Dieses Sauerwerden hat aber nicht etwa auf seinen 
Wein abgefärbt. Das Erdige und zugleich eigenartige Saure 
am Mosel gibt ihm den Charakter, aber auch die herrliche Gabe 










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Nr.lO DEUTSCHLAND 


487 


für die Gesundheit. Er ist ein echter Trinkerwein, der echte 
Weinbeißer sieht bei den besseren Kreszenzen den Himmel 
offen, ein wackerer Trinker aber vermag ohne Reue und Haar¬ 
weh ganz andere Maße der Kehle einzuverleiben als beim 
Rheinwein. Diese seltsame Säure, welche auch die feinsten 
Moselweine einschließlich der in Charakter und Güte gleich¬ 
wertigen Weine der unteren Saar kennzeichnet, mag wohl auch 
der Grund sein, daß gewisse Krankheiten überhaupt längs der 
Mosel nicht bekannt sind, daß man sich im allgemeinen eines 
prächtigen Gesundheitszustandes an der Mosel erfreut. 

Vasallen, Grafen, Fürsten und Könige an der Mosel zeigen 
diesen Säuregehalt. Aber während die minderwertigeren Sorten 
als gemeine Soldaten hinaus in die Welt regimenterweise gesandt 
werden, erobern sich die feineren und allerersten Kreszenzen 
heute noch, ohne zurückzuweichen, die Gunst und die Herzen 


und Genuß. Wenn der Pfropfen knallt, dann rieselt es dem 
Weine durch das goldige Blut. Alle guten Geister stehen in 
ihm auf und schweben empor. Balsamischer Duft füllt den 
Raum. Märchen werden lebendig, Rosen wunder vollziehen 
sich. Irgendwo erklingt ein frommes Glöcklein, der Himmel 
lacht in seliger Bläue, und in der Tiefe führt zwischen burgen¬ 
gekrönten Hügeln der seit den Römern immer wieder besungene 
Strom seine grünen Wellen dahin. — 

Mit billigen Weinen hat einst das Moselland den ernsten 
Kampf um das Dasein begonnen. Dann führte man immer 
bessere Sorten in das Gefecht. Als endlich die Welt der Kenner 
begann aufzumerken, zu prüfen und zu kosten, da rückten 
auch die köstlichsten Kreszenzen ins Feld. Das gab ein 
Staunen! Wie ich bereits anfangs andeutete, kann man zwei 
Doppelkronen für eine Flasche anlegen; und das Allerbeste, 




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Garden an der Mosel (Phot. Dr. Erwin Quedenfeldt. DüsselJorO 


der Menschheit. Bei diesen wird der leise, feine säuerliche 
Gehalt zum Vorzüge. Er erst gibt ihnen jenen wundersamen 
Duft, das Zartgeistige, Prickelnde, Spritzige, das im Verein 
mit dem Erdrauchigen den unverkennbaren Charakter des 
Moselweins ausmacht. 

Was bei Rheinwein nicht der Fall ist, das gewährt uns der 
Mosel: man vermag mit ihm wirklich den Durst zu löschen. 
Er regt immer zu neuem Trinken an, und jedes neue Glas facht 
die Sehnsucht nach dem nächsten bereits wieder an. Darum 
ist es auch nicht angetan, den Mosel allzulange auf Lager zu 
lassen. Er will getrunken sein. Was ihm das Besondere ver¬ 
leiht, der flüchtige Hauch, das fast Unbeschreibliche, das uns 
gewebt erscheint wie aus Sonnenschein, Blumenduft und lieber 
Mägdlein Süße . . . das verliert im Warten und Zurückhalten. 
Alles im Moselweine drängt nach Tageslicht, nach Freude 


Letzte, Heiligste der heimatlichen Rebhügel . . . das bleibt 
überhaupt daheim. Dessen erfreut man sich in Feierstunden, 
die Sonne preisend und den, der sie aussandte, daß sie Gutes 
und Großes vollbringen. — 

Der Geschichte und Entwicklung des Moselweines soll 
hier nicht nachgegangen werden. Der Weinstock an sich muß 
älter sein als die Menschheit. Hat man doch in den Tertiär¬ 
schichten des deutschen Bodens bereits Abdrücke und ver¬ 
steinerte Reste von Blättern, Trauben und Samen der Rebe 
gefunden. Der wackere Kommersbuch-Liederdichter irrt 
daher im Dunkeln, wenn er den alten Noah als jenen Ersten 
feiert, der der nachfolgenden Menschheit den Rebstock ver¬ 
mittelte. Auch die Römer werden kaum die Traube im Mosel¬ 
tale eingeführt haben. Diese fanden sie wohl schon von den 
Trevirern angepflanzt und veredelt. Mutmaßlich ist wohl auch 






488 


DEUTSCHLAND Nr.lO 


der älteste Weinbau an der Mosel zu suchen, wie Deutschland 
überhaupt die nördlichste Grenze für den Weinbau auf der 
gesamten Erde darstellt. Aber Fleiß, Geschick und Geduld 
haben den deutschen Wein auch zu einem Ehrenwein der Welt 
gemacht. Und im ersten Gliede marschiert da stolz mit: unser 
Moselwein. — 

Er ,,lockelt“, wie der Moselaner von seinem Weine sagt. 
Man werfe einen Blick auf eine Karte der Mosel, welche die 
Flut feinster Kreszenzen anführt, und Bewunderung und auch 
Stolz überkommt uns. Dem gewiegten Weinkenner und -beißer 
aber wird es gar fromm zumute. Andächtig lüpft er den Hut. 
Dann sitzt er nieder und läßt den zarten, wundersamen Duft 
aus dem schlanken Halse der geöffneten Flasche wie eine un¬ 
sichtbare Weihrauchwolke durch das Zimmer andächtig schwe¬ 
ben. Perlend, prickelnd, Silbersternchen gegen die Glas¬ 
wandung schleudernd, funkelt der Edelwein im Becher. Und 


der einsame Zecher springt auf. Hoch schwingt er das Glas 
in seiner Rechten. Und tief im Herzen singt’s: 

Dank, Mosel, dir! Ich faß’ den Becher 
Und heb’ Ihn hoch zum Sternenheer, 

Und trink’, ein frohbewegter Zecher, 

In einem Zuge dir Ihn leer. 

Gott segne ferner deine Reben 
Und halte seine milde Hand 
Auf jedem Haus und jedem Leben, 

Das Heimat nennt dich, Moselland! 

Und was aus deiner Keller Tonnen 
Zum Lichte steigt aus Dämmemacht, 

Entzünde Freude, wecke Wonnen 
Und mehre deines Ruhmes Macht. 

Vom Thünngland zu deinem Strome 
Erkling’ mein Gruß dir, Moselland! 

Ein Himmel wölbt sich uns zum Dome, 

Und Lieb’ kennt nur ein Vaterland!- 


Das deutsche Weinglas. 

Eine Skizze von Gustav E. Pazaurek (Stuttgart). 


In Jost Ammans Kartenspielbuch (1588) findet sich unter 
anderm das Sprüchlein: 

,,Wer nicht mag sauffen jeder Frist, 

Derselb kein rechter Teutscher Ist.“ 

Wenn wir solcher Spruchweisheit, die auch in 
älteren Fassungen ähnlich klingt und anderseits bis 
zum heutigen Tage 
in zahllosen Abände¬ 
rungen wiederkehrt, all¬ 
zusehr Glauben schenken 
wollten, so müßten wir 
uns immer noch wie zu 
weiland des alten Tacitus 
Zeiten auf den Bären¬ 
häuten herumwälzen und 
ein alkoholschweres Kuh¬ 
horn nach dem andern 
dem aufgedunsenen 

Bauche einverleiben. Nun 
gewiß, es gibt manche 
,,rechte Teutschen“, die 
,,allezeit und immerdar 
,,unentwegt“, „voll und 
ganz“ ,,immer noch eins“ 
zu genehmigen bereit 
sind, aber unser Volk be¬ 
steht gewiß ebensowenig 
aus lediglich solchen Per¬ 
sönlichkeiten, wie etwa aus 
lauter Sauerkrautessern. 

An Stelle brutaler Quan¬ 
tität ist längst nach Tun¬ 
lichkeit Qualitätsemp¬ 
finden getreten. Wer kein 
brummiger Philister oder 
misogyner Prinzipienreiter 
ist, weiß zur rechten Zeit 
den Wert eines guten 
Tropfens zu würdigen. 

Und zweifellos erhöht sich 
der Genuß, wenn Inhalt 
und Form zusammen¬ 
stimmen, wenn ein geeignetes Gefäß die Vorzüge des Getränkes 
zu steigern vermag. 

Die Kultur des klassischen Altertums hat uns zwar den 
Wein bauen und pflegen gelehrt, aber die klassischen Trink¬ 


gefäßformen noch nicht beschert. Lederne Schläuche und 
bemalte, flache Tonschalen — ein solch Erbteil ist nicht 
sonderlich stolz; wie ungleich vornehmer ist da doch das Edel¬ 
metall, das nicht nur gelegentlich als erbeutetes Tempelgold 
herangezogen wurde, sondern in der bekannten Minervaschale 
des Hildesheimer Silberfundes den höchsten Grad von Raffi¬ 
nement eines Rotwein¬ 
gefäßes überhaupt er¬ 
reichte, dessen Relief¬ 
schmuck sich in ver¬ 
schiedener Höhe aus der 
Rubinfarbe des Weines 
wie aus Transluzid-Email 
heraushob. Solchen Aus¬ 
nahmen gegenüber steht 
die Regel der schlichtesten 
Trinkgefäße aus ver¬ 
schiedenen Metallen, aus 
Keramik, aus Holz und — 
seit der Einführung der 
Glasmacherpfeife ungleich 
häufiger als früher — 
aus Glas. 

Für ungeklärte, trübe 
Getränke — und dazu 
zählte in alten Zeiten nicht 
nur der Most, sondern 
auch das Bier — sind 
gewiß undurchsichtige Be¬ 
hältnisse ganz angezeigt. 
Ein klarer, in der Sonne 
funkelnder Trank dagegen 
gehört am besten in ein 
klares, durchsichtiges Ge¬ 
fäß, das auch die Farbe 
des Inhaltes nicht be¬ 
einträchtigen darf. Aber 
Bergkristallbecher und 
-schalen stehen nicht jeder¬ 
mann zur Verfügung, und 
das Glas war noch in der 
deutschen Renaissancezeit 
grünlich (nicht entfärbt) und unrein. Nur in den Lagunen von 
Venedig, in Murano, hatte man es bereits durch Reinheit 
der Rohstoffe und sorgfältige Hüttentechnik erreicht, ein ganz 
farbloses, ziemlich fehlerfreies dünnwandiges Glas herzu- 



(Abbildung I) 

















Nr.lO 


DEUTSCHLAND 


489 


stellen, das in Karaffen-, 
Pokal- oder Stengelglasform 
die Granatfarbe der südlichen 
Weine in ihrer ganzen Schön¬ 
heit unbeeinflußt ließ, und 
somit durch Jahrhunderte ein 
Weltmonopol erlangt, das erst 
durch die widerstandsfähi¬ 
geren geschliffenen und ge¬ 
schnittenen deutschböhmi¬ 
schen Pokale m den Tagen 
des Sonnenkönigs erschüttert 
wurde. 

Auch diesseits der Alpen 
bleibt für den Rotwein das 
leichte, elegante venetianische 
Stengelglas bevorzugt. Man 
sieht zwar ab und zu auf 
alten Stilleben-Bildern den 
Rotwein auch in einem grün¬ 
lichen nordischen Waldglas, 
aber selten; daß die Farbe 
des Weines durch die Kom¬ 
plementärfarbe des Glases 
leiden muß, hat man schon in 
alterZeit ganz richtig gefühlt*. 

Für den Weißwein je¬ 
doch, die charakteristischsten 
Kreszenzen des Rheins und 
der Mosel, da brauchte man 
keine welsche Anleihe. Die 
verschiedenartigen grünlichen 



(Abbildung 2) 


deutschen Glastöne konnten 
hier sogar eine Effektsteige¬ 
rung bewirken. Und schlie߬ 
lich wollte man doch auch 
in der Formgebung unab¬ 
hängig sein ,*die überzierlichen, 
durch angefügte ,,Flügel“ 
und Blumen allzu gebrech¬ 
lichen venetianischen Wein¬ 
gläser waren mitunter zu 
schwindsüchtig für derbere 
deutsche Fäuste. Und so ent¬ 
stand schon im späterenMittel- 
alter das deutscheste aller 
Weingläser mit dem zu¬ 
nächst irreführenden Namen: 
,,Roemer“. 

WelcheT rinkgefäßformen 
waren unmittelbar voraus¬ 
gegangen? — Während für 
das noch ganz trübe Bier 
außer Holz — meist gebun¬ 
dene und ausgepichteKannen, 
Vorgänger unserer Jenenser 
,,Ziegenhainer“ — hauptsäch- 
lichZinn- undSteinzeug üblich 
war, trank man in den Wein¬ 
gegenden, also zunächst im 
Rheinland, inSchwaben und in 
Franken, Most und Wein, wie 
Pfarrer Mathesius versichert, 
,,auß Kreußlein“. Leider 


* Der alte Joachimsthaler Pfarrer Mathesius sagt (1562): „Nun Ist’s war, ein roter wein stehet warlich schön ln einem weißen und klaren 
Venedischen glase,“ dagegen ,,eln blancken [weißer] wein durch ein grün glaß seine Farben glbet, wie ein regenbogen“. Ja, weil das Grün dem Weißwein 
,,eln lustige färbe gibt“, wird dieses ursprünglich nur schlecht entfärbte Glas durch Hammerschlag in der Färbung noch künstlich gesteigert. 



(Abbildung 3) 



(Abbildung 4) 












490 DEUTSCHLAND Nr.lO 




Konrad Witz diese Form überhaupt seiner Kon- 
stanzer Heimat entlehnt, denn in Ulrich Richentals 
Chronik, also schon um 1417 können wir sie auch 
schon sehen. Noch älter aber ist die Darstellung 
im Wappen auf dem Grabstein des Johann Leitgeb 
(t 1403) an der Landshuter St.-Martins-Kirche (Abb. 5), 
wo ebenfalls auf dem Zylinderteil eine halbkugel¬ 
förmige Cuppa aufsitzt. Die Heimat des Roemers ist 
also auf alle Fälle in Süddeutschland zu suchen**. 

Wie Gottfried Semper*** die Form als „wahr¬ 
scheinlich von den Römern entlehnt“ bezeichnen 
konnte, ist schleierhaft; gerade er mußte es besser 
als andere wissen, daß das ganze Altertum ein solches 
Trinkgefäß gar nicht gekannt hat. Der Name, der 
uns aber erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahr¬ 
hunderts begegnet, also zu einer Zeit, da „schier ein 
jeder seinem gefeß ein sondern namen erdichtet“ 
(Mathesius), mag zu solchen und ähnlichen unhalt¬ 
baren Vermutungen Anlaß gegeben haben. Wenn in 
Köln schon 1459 ganz allgemein ,,roemsche glaessere“ 
den ,,ghemeynen glaesseren“ gegenübergestellt 
wurden, so ist damit nur das gute italienische (besser: 
venetianische) Glas mit dem schlechten deutschen 
verglichen. Ein Zusammenhang mit rumeynschen 
Weinsorten oder mit dem russischen Worte für Wein¬ 
glas ,,Riumka“ ist ebenso gequält wie mit dem 
,,Heiligen Römischen Reich“, das nur für den bemalten 
Bier-Willkomm-Humpen herangezogen wurde. Ebenso 
* Andere, ebenfalls sehr alte fußlose Roemerformen, bei denen 
die nuppenbesetzte Hülse auch die Hauptsache Ist, die jedoch oben 
nicht halbkuglig, sondern geradwandig abgeschlossen sind, bewahrt 
die Lannasammlung des Prager Kunstgewerbemuseums und die 
Sammlung des Prof. E, Grützner ln München; auch auf der 
Münchner Auktion Seltz (1912 N. 200) und Im Schweriner 
Museum sind ähnliche Glasformen zu verfolgen. 

** Das schon von Mathesius erwähnte „Glaß Sante Elysabeth“ 
Im Wittenberger Helllgtumsbuch von Lukas Cranach d. A. 1509 
(Hlrth-Ausgabe. Abb. 1) zeigt nur eine mit Stachelwarzen besetzte 
Zylinderhülse, die oben und unten eine Edelmetall-Montierung, 
aber keine Erweiterung nach oben aufweist. 

♦♦♦ Der Stil II. S. 77. 


ist dieser Angabe so gut wie nichts zu entnehmen, denn gerade unter „Krause“ 
lassen sich die verschiedensten, voneinander ganz abweichenden Formen 
feststellen, die nicht einmal aus Glas zu sein brauchen. Wenn wir uns 
aber die Gemälde des ausgehenden Mittelalters näher betrachten, so finden 
wir als die gläsernen Durchschnittsgefäße für Wein ganz besonders zwei 
Formen, wie sie z. B. auf dem Passahfest von Dierick Bouts (f 1475) 
im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum nebeneinander abgebildet sind 
(Abb. 1), u. zw. das „striemichte“, d. h. spiralgerippte ,,Maigelein“ mit 
dem sehr spitzig eingestochenen Boden — in unserm Falle leicht konisch, 
sonst ebenso häufig gewölbt und niedriger — und anderseits das ,,knörzigte“ 
oder ,,kröpfigte“, leicht gewölbte Warzenglas oder der ,,Krautstrunk“, wie es 
seines Aussehens wegen schon damals genannt wurde. Beide Formen haben 
sich uns neben vielen andern in zahlreichen Exemplaren, die Warzengläser auch 
als Reliquienbehälter mit Wachsdeckeln, in unsern Sammlungen erhalten. 

Während die aus dem Zylinder oder umgestürzten abgestumpften 
Kegel abgeleitete Becherform aber mit der Zeit immer weniger für den 
Wein in Betracht kommt, bildet sich aus dem Krautstrunk durch Erweiterung 
des Lippenrandes zur Halbkugel- oder Kegelform allmählich der Roemer 
heraus. Dies geschah aber nicht erst im 16. Jahrhundert, wie man früher 
annahm, sondern bedeutend früher. 

Als die Basler 1901 zum vierhundertjährigen Jubiläum ihrer Zu¬ 
gehörigkeit zur Eidgenossenschaft eine vornehm illustrierte Festschrift 
herausgaben, wurde man in weiteren Kreisen auf das Gemälde von 
Konrad Witz (f 1447 in Basel) aufmerksam, auf dem der sagenhafte Benaja 
dem König David Wasser darbringt (Abb. 2); er tut dies in einem fußlosen 
gelbgrünen Roemer, dessen Zylinderteil mit kleinen Stachelknöpfchen besetzt 
ist. Genau ein solches Exemplar, das aus einem oberschwäbischen Altar 
ans Tageslicht kam, dabei aber beschädigt wurde und gekittet werden 
mußte, ist in meiner Privatsammlung erhalten (Abb. 3)*. —Vielleicht hat 


(Abbildung 5) 


(Abbildung 6) 








Nr.lO DEUTSCHLAND 4Q1 



unmöglich ist die Ansicht, 
daß es sich um solche 
Gläser handele, die aus 
Scherben altrömischer 
Gläser erzeugt worden 
sind; ja selbst die Hypo¬ 
these, daß wir wegen einer 
ungefähren Übereinstim¬ 
mung mit den frühmittel¬ 
alterlichen silbernen Me߬ 
kelchen das ,,römische“ 
Kirchenzeremoniell als 
Taufpaten anrufen sollen, 
ist unhaltbar. Die meiste 
Zustimmung hat daher 
mein Erklärungsvorschlag* 
gefunden, der davon 
ausgeht, daß der Roemer 
seit der Mitte des 16. Jahr¬ 
hunderts nirgends eine 
so ausschließliche Gel¬ 
tung gewonnen hat wie in 
Holland. Da heißt nun 
, ,roemen‘ ‘ soviel wie jemand 
preisen; es bedeutet daher 
ein ,,Roemer“ ein Toast¬ 
glas, mit dem ein Wohl 


von 1646 in der Schweriner Galerie oder von 1651 in der Wiener 
Liechtensteingalerie usw.), J. de Heem (von 1628 in Gotha; 
Abb. 8), Pieter Claesz (von 1637 in der Auktion Düster, Köln, 
N. 155 oder von 1638 in der Galerie von Kassel oder von 1640 
in der Universitätssammlung in Würzburg und in der Auktion 
Weber, Hamburg, N. 236 oder von 1645 im Rijksmuseum von 
Amsterdam usw.) und auf zahlreichen andern Bildern der¬ 
selben Meister sowie von J. van der Velde (1658, Amsterdam), 
W. Kalf (1658 oder 1663, beide in Schwerin), N. v. Gelder 
(1672, Kopenhagen), W. van Aelst (1679, Basel), Barend Ver¬ 
meer (1690, Frankfurt, Jacobi-Auktion N. 70), W. v. Mieris 
(1699, Dresden) wächst die Größe sehr bedeutend. Die meist 
kugelige oder eiförmige Cuppa bildet aber immer noch mit 
der zylindrischen, mit Fladenwarzen oder Beerennuppen be¬ 
setzten Hülse einen ungeteilten, zur Aufnahme des Weißweins 
dienenden Hohlraum. Aber zum Unterschiede von den ähnlich 
gebauten Bier-Igeln, wie sie im Norden, z. B. im Schweidnitzer 
Keller von Breslau üblich waren, bleibt der holländische Roemer 
ein Weinglas, das nur deshalb einen gewaltigeren Fassungsraum 
erhielt, weil man im 17. Jahrhundert mit besonderer Vorliebe 
nicht nur Zitronenschalen, sondern auch ganze geschälte 
Zitronen nebst Zucker in den Wein gab, also eine Bowle be¬ 
reitete. Auch dies läßt sich auf zahlreichen Bildern deutlich 
verfolgen, wie auf dem von Pieter de Ring (in Schleißheim 
N. 924), oder von Herman Luyding (in Kassel N. 448), oder in 
der Petersburger Eremitage auf den Gemälden von W. Kalf 
(1369) und A. van Beijern (1362). Einer der größten Roemer, 


(Abbildung 7) 

ausgebracht wird. Wir haben somit im 
Roemer (und englischen ,,rummer“) das 
sprachliche Gegenstück zum ebenfalls 
germanischen ,, Willkomm“, dessen 
Name und (sehr verschiedenartige) 
Fornn auch keinen inneren Zusammen¬ 
hangs miteinander aufweisen. 

An den Rhein und vor allem nach 
Holl^ind muß man gehen, um die weitere 
Entwicklung dieses schönsten Weißwein¬ 
glases sowie die verschiedenen Varianten 
genau kennen zu lernen. Dies läßt sich 
nicht nur im Amsterdamer Rijksmuseum 
an Originalen verfolgen; ein noch viel 
reicheres Material liefern uns die zahl¬ 
losen holländischen und flämischen 
Stillebenbilder. 

Zunächst bleibt der Roemer — wie 
etwa auf dem Bilde von F. Pourbus im 
herzoglichen Museum von Braunschweig 
von 1575 (Abb. 6) oder auf dem Raven¬ 
steinbild im Haag von 1618 — noch 
ohne ausgesprochenen Fußteil und 
recht klein. Allmählich bekommt das 
noch immer recht kleine Glas einen 
meist gesponnenen kleinen Fuß, wie 
uns die Bilder von B. v. d. Ast 
(von 1622 in Gotha), A. Palamedeß 
(von 1624 in Hannover, Prov.-Mus.) 
bezeugen. Schon auf den Gemälden von 
W. Claesz Heda (von 1625 in der Auktion 
Dr. F. Clemm, Berlin, N. 237 oder von 
1631 in der Dresdner Galerie oder 


* Pazaurek: ,,Die Gläsersammlung des 

Nordböhmiscben Gewerbemuseums“ (Leipzig 

i 902 ) s. 5. 



(Abbildung 8) 






4Q2 DEUTSCHLAND Nr.lO 


dessen Cuppa größer ist als der Kopf des erwachsenen Trinkers, 
ist z. B. auf dem Bilde von Cornelis Dusart (Auktion Graf 
Brunsvik, Wien, 1902 N. 95) zu sehen. 

Aber alle diese Gläser haben sich uns auch in Originalen 
erhalten; das größte Exemplar wohl im Stadtmuseum im Haag 
(N. 124). Von den datierten, oft noch durch Schnitt, Diamant¬ 
reißen oder Vergoldung, seltener durch Emailmalerei deko¬ 
rierten Stücken führe ich nur noch als Beispiele einige an ln 
den Museen von Hamburg (1642, früher Thewalt-Auktion 
[Abb. 4], und von 1689), Crefeld (1643), Schwerin (1659), 
Leipzig (1664), Breslau (1678) oder London (Victoria and 
Albert-Museum, 1683). 

Im 18. Jahrhundert degeneriert der Roemer, der inzwischen 
auch von der deutschen Goldschmiedekunst nachempfunden 
worden war. Während sich die besseren alten Stücke noch 
ab und zu auf späten Frühstücksbildern wie auf dem von 
Kath. Trey von 1776 in der Augsburger Galerie erhalten, 
zeigen z. B. die recht plumpen, farblosen Abkömmlinge von 
1758 oder 1760 im Museum von Lübeck nichts mehr von 
der alten Eleganz im Aufbau, die auch den recht großen 
Roemern des 17. Jahrhunderts fast ausnahmslos zu eigen war. 

Und wenn wir gar etwa die grünen ,,Roemer“ des aus¬ 
gehenden 18. Jahrhunderts betrachten, wie sie z. B. in Marbach 
aus dem Besitze Schillers gezeigt werden, vermissen wir in dem 
umsponnenen massiven Stengelfuß, der nur in alter Remi¬ 
niszenz noch mit Nuppen besetzt ist, jegliches Verständnis 
für die ehemalige Grazie. 

Dem 19. Jahrhundert ist die Poesie des Roemers, wenn wir 
von den mehr oder weniger getreuen Kopien der alten Stücke 
aus der Köln-Ehrenfelder Hütte absehen, gänzlich abhanden 
gekommen. Selbst besondere Paradestücke wie etwa der 
Grundsteinlegungs-Roemer von der Niederwalddenkmal-Feier 
1877 im Berliner Hohenzollernmuseum (Abb. 7) bedeutet 


keine selbständige künstlerische Weiterentwicklung des schönsten 
deutschen Weinglastyps, wie wir sie durch vier Jahrhunderte, 
von rund 1400 bis 1800, schrittweise verfolgen konnten. 

Und was nennt sich ln der Glasindustrie der Gegenwart 
„Roemer“? — Hochstielige Stengelgläser mit verschiedenartig 
profilierten und dekorierten dünnen Schäften, auf denen eine 
kugelige Cuppa auf sitzt. Also die leichte Zerbrechlichkeit der 
Venetianer Flügelgläser, die der alte Roemer vermeiden wollte, 
ist gerade wieder zum Modeprinzip geworden ln Verbindung 
mit einer noch weitergehenden Höherlegung des Schwerpunktes, 
die gerade der alte Rcemer, der den Wein auch ln die zylin¬ 
drische Hülse aufgenommen, so geschickt vermieden hatte. 
Dazu treten mitunter noch rote und blaue Überfangfarben, die 
dem Weißwein keineswegs zum Vorteile gereichen. 

Nun sagt zwar der wiederholt zitierte Pfarrer Mathesius: 
,,Das gefesse ist nicht vil Schatzes werd, aber das darinn ist, 
das ist edel, thewer und köstlich.“ Aber gerade beim besten 
Wein kann es uns durchaus nicht gleichgültig sein, ob wir 
den Genuß durch die Wahl des entsprechenden Gefäßes heben 
oder beeinträchtigen. Der Hauptfehler, der seit dem 18. Jahr¬ 
hundert begangen wurde, scheint mir darin zu liegen, daß 
man immer mehr bestrebt war, das Weißweinglas und das 
Rotweinglas einander nahezubringen, ja beide, wie wir es 
heute beheben, in einem Service aufgehen zu lassen. 
Kulturgeschichtliche Momente sind hierbei auch ins Wasser 
gefallen. Aber ebenso, wie wir in der Porzellanindustrie 
die auf Westasien zurückgehenden Kaffeetassen von den ost¬ 
asiatischen Vorbildern nachempfundenen Teetassen trennen, 
dürfte es sich empfehlen, für den Rotwein die Richtung bei¬ 
zubehalten, die durch die Stengelgläser von Venedig oder 
Deutschböhmen vorgezeichnet ist, während man bei den Wei߬ 
weingläsern vernünftige Reminiszenzen an den guten alten 
Roemer nicht gewaltsam unterdrücken müßte. 


Das elsässische Rebland und seine Erzeugnisse. 

Von Redakteur L. Hausherr (Kolmar i. Eis.). 


Un was sinn nit d’Wyn so guet! 
Sinn dies Kopfyfyrer, 

Elschersler, Dirkabluet, 

Bebler und Rappschwyrer, 
Strohwyn, Kläwner, Fnkawyn 
Duen wi Gold im Becher 
Kydderle un Rangewy’n 
D’ ärgste Wadabrecher, 
Helljasteiner, Muschkadeller, 
Volxemer un Kitterle, 

Richawirer, Berger, Zeller, 

Lütter gueti Wynla! 

Vivat ’s Elsaß, unser Landla, 

Wo so gueti Wynla het! 

So besingt der elsässische 
Dialektdichter Stöber einige hervor¬ 
ragende Gewächse des südwest¬ 
lichsten, des weitaus größten deut¬ 
schen Weinlandes. Ohne Lothringen 
26 000, mit Lothringen etwa 32 000 
Hektar Rebgelände bedecken von 
Weißenburg beim Geisberg ange¬ 
fangen bis über Thann im Ober¬ 
elsaß hinaus das Reichsland. Reben, 
die wegen ihrer sonnigen Lagen, 
der frühen Reife ihrer Trauben 
und der Ertragsfähigkeit nicht nur 
mit jedem andern deutschen Wein¬ 
baugebiete, sondern sogar mit vielen 
südlicher gelegenen ausländischen 
Pflanzungen mit Erfolg in Wett- 



Der Rebmann — Becher aus dem Germanischen Museum 
zu Nürnberg (Phot. Chr. Müller, Nürnberg) 


bewerb treten können. Man braucht 
nur die Geschichte des Landes 
nachzuschlagen, um zu sehen, welche 
Bedeutung der Weinbau von jeher 
im Elsaß hatte. Schon Tacitus 
sagte: ,,Die dem Rheinufer an¬ 
wohnenden Germanen erhandelten 
auch Wein.“ Dann finden wir wieder 
den Erlaß des Kaisers Probus und 
um 270 n. Chr. das Edikt Domi¬ 
tians u. a. m., die sich alle schon 
auf den elsässischen Weinbau be¬ 
zogen. 650—950 n. Chr. sind in 
den elsässischen Urkunden schon 
119 und um das Jahr 1300 schon 
172 Rebdörfer erwähnt. Heute 
sind in Elsaß-Lothringen nach 
Oberlin von 1696 Gemeinden 1407 
am Weinbau beteiligt. Davon 95 
Gemeinden mit mehr als 50 Hektar, 
79 mit mehr als 100 Hektar und 37 
mit mehr als 200 bis fast 600 Hek¬ 
tar Rebgelände. 

Für die Weinkultur ist das 
Klima des Landes besonders günstig. 
Das Rebgelände, meistens Gebirgs¬ 
lagen, ist vor rauhenWinden fast aus¬ 
schließlich geschützt. Die meisten 
Lagen neigen sich gegen Ost, Süd 









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Nr.lO 


DEUTSCHLAND 


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Ost. 


oder Südwest. Die durchschnittliche Höhe der Weinberge 
beträgt im Unterelsaß 226 und im Oberelsaß 340 Meter 
über dem Meeresspiegel. Vorwiegend sehr nährstoffreiche 
Bodenarten bedingen einen viel längeren Rebschnitt, als wir 
ihn sonst m Deutschland gewohnt sind. ^ 

Wenn auch bis in die neuesten Zeiten hinein das elsässische 
Rebland, wie alle Rebgegenden, nicht von Mißjahren verschont 
blieb, so zeigen die jetzt noch vorhandenen Aufzeichnungen, 
die bis in die Zeiten, wo die Hunnen das Land durchstreiften, 
zurückgehen, doch, daß der elsässische Weinbau noch zu dem 
von der Natur begünstigten zählen darf, wenn ihn nicht mangel¬ 
hafte Kultur oder einengende Gesetze an der Entfaltung seiner 
ganzen Entwicklungsmöglichkeit hindern. Welche Fülle von 
Wein das Elsaß liefern kann, ist aus den Niederschriften der 
Thanner Franziskanermönche ersichtlich. Nach diesen waren 
besonders reiche Weinjahre 1431, 1483, 1530, 1584. Mit dem 
1431er soll an der Thanner Kirche der Mörtel angemacht worden 
sein. 1483 wurde der 1482er ebenfalls zu diesem Zwecke ver¬ 
wandt, um dem neuen Platz zu machen; ebenso 1530 und 1584, 
wo man ,,aus Mangel an Gefässen viel von dem alten Wein 
ausschüttete oder den Mörtel damit anmachte**. 1505 war so viel 


Nach verschiedenen Quellen gab es von 1199 bis zum Be¬ 
ginn der französischen Revolution aber auch nicht weniger 
als 214 schlechte Weinjahre. Davon haben Kälte und Frost 96, 
Krieg 14, Hagel und Sturm 28, Nässe und ungenügende Wärme 
33 und nicht angegebene Wirkungen 40 verursacht. 1485 be¬ 
richtet der Thanner Franziskaner „sind in einer Nacht 
auf den St. Lorenzistag (10. August) alle Trauben von den 
Stöcken gefallen, niemand kunnte sich’s erklären**. 1565 ist 
nach dem ,,Kolmarer Wunderbuch** in Kolmar ,,nicht so viel 
Wein gewachsen, daß ein Pfaff hätte können damit Messe 
lesen**. 1571—1575 waren fünf aufeinanderfolgende schlechte 
Jahre, daher große Not und Teuerung. 1606 gab es nach der¬ 
selben Quelle geringen, aber teuem Wein. Ein Fuder wurde in 
Sulzbach gegen eine Kuh verhandelt. 1621—1625 erfroren 
jedes Jahr die Reben, 1732 sogar vor der Reife. 1736 nahm nach 
Billings Chronik ein Frost im Juni alles weg. 1793 gab’s am 
2. Juni ein Himmelsgefröst, wodurch die Reben der Kol- 
marer Aue und der niederliegenden Teile des Gebirges ver¬ 
nichtet wurden. 

Aber immer, trotz wiederkehrender Mißjahre, haben sich 
die biederen Bewohner des Landes mit ihrem Lose wieder aus¬ 



Rappoltsweller: Gesamtansicht 


gewachsen, daß man an vielen Orten den Wein umsonst weggab. 
1539 noch mehr. Der Chronist schreibt: ,,. . . dan ob man 
fast alle Fässer gelährt, konnte man doch zu Herbstzeiten 
kaum Fässer genug bekommen, daherr man die verlegene 
und in vielen Jahren ungebrauchte müßte herfür suchen. 
Etliche gaben ihre Trauben umbs Halbe abzulesen und wann 
die Straßburger und andere Stätt im untern Elsaß nicht wären 
zu Hilf gekommen, so hätte man an vielen Orten die Trauben 
an den Reben müssen hangen und gleichsam verderben lassen.** 
1217, 1218 und 1219 war ,,zwey oder drey Jahr her eine große 
Quantität Wein im Elsaß durchgehends gewachsen, also daß 
man ein Fuder um einen rauhen Gulden haben konnte**. 1376 
bis Ende des 14. Jahrhunderts wuchs laut den ,,Collectaneen 
Speckling’s** so viel Wein, ,,daß es ihrer viele verdroß**. 1481 gab 
es so viel, daß man für einen Ohmen (50 Liter) ein Ei gab. Des¬ 
gleichen 1484. 1296 und 1297 wurde der Wein umsonst verzapft. 
1483 gab man ein leeres Faß um den Inhalt. Im Jahre 1775 
wurden nach der ,,Kolmarer kleinen Chronik von Bilhng** an 
manchem Schatz (450—520 Quadratmeter) 10 und mehr 
Bottiche geerntet. 1788 wurde fast alles zu Most, so daß jeder 
Bottich 3 Ohm gab. Jahre, in denen die Fässer dreimal soviel 
galten als der Wein, sind nicht selten. 1584 waren die Fässer 
sogar siebenmal teurer als der Wein. 


gesöhnt. Sie haben über einem guten Weinjahre alles Ungemach 
vergessen, und wer heute noch, als Nichtelsässer, das Rebland 
bereist, wird sich wundem ob der fröhlichen Gesichter und ob 
der schlichten Gastfreundschaft, die ihm von den Bewohnern 
der Weinbaugemeinden entgegengebracht wird. Folgende 
treffliche Worte über die Bewohner des Elsaßlandes hat Herr 
Dr. Peters (Kolmar) in einem Flugblatte des ,,Elsässischen 
Weinbauverbandes** den Besuchern der diesjährigen Wander¬ 
ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zu 
Straßburg zugerufen: 


Schilt mir das Volk nicht, 

Das an der Westgrenze des Reichs 
Eigenen Wein trinkt! 

Lern erst den Wein kennen, 

So kennst du das Volk! 

Aufrichtig, gastlich und frei 
Trotzt es der Willkür, 

Wahrt es den Stolz. 


Blumig und feurig 
Mundet der Wein. 

Launische Rebe! 

Alles, vom Stock bis zum Faß, 
Ist edel an dir! 

So die Bewohner des Lands. 

Sonnendurchglüht 

Ist Wein und Volk! 


Ja, wirklich sonnendurchglüht ist alles, freundlich lächelnd 
das Volk, lieblich und feurig seine Weine. Fangen wir gleich im 
Norden in Weißenburg an, dort, wo uns schon der auch ge¬ 
schichtlich bekannte Geisberg entgegenlacht. Er ist schon eine 
recht würdige erste Probe. Ihm halten aber der Wangener Riesling 















4Q4 DEUTSCHLAND 


Nr.lO 


und der Marlenheimer Rote doch ganz vortrefflich die Stange, 
ersterer mit seinem ganz fein spritzigen Trauben Bukett, letzterer 
mit seiner angenehmen milchartigen Milde zwei Vorboten von 
dem, was in dem weiten, sich von hier aus 
noch auf eine Länge von 160 Kilometer nach 
Süden hinstreckenden Rebgelände wartet. 

Bin der Weingeist vom Gelände 
Zwischen Oberbronn und Rothbach, 

Dessen rot und weiße Tränklein 
Du einst schlürftest, nicht nachlässig! 

So läßt Stöber die Geister dieser Unter¬ 
elsässer Weine drohen. In Wolxheim, im 
reizenden Breuschtale, am Fuße von prächtig 
gelegenen, sonnigen, vielfach mit Edelge¬ 
wächsen bepflanzten Rebhügeln, besänftigt 
er sie aber bald wieder mit dem Lobliede: 

Dieser hier, ein duftig Breuschkind, 

Hält in Wolxheim seinen Hofhalt, 

Tut nicht wenig sich zugut, 

D2d3 ein Kaiser ihn vorzüglich 
Seiner Gnade hat gewürdigt. 

Die nun folgenden Orte, Dorlisheim, Sulz¬ 
bad, Avolsheim, Molsheim mit seinem 
Finkenwein, Bischofsheim, Rosheim u. a. 
besitzen von den besten Ertragsreben des 
Landes. Hier hat sich aber die Reblaus 
leider so eingenistet, daß sie nur mit reb¬ 
lauswiderstandsfähigen Reben bekämpft 
werden kann. 4 Kilometer entfernt von 
Rosheim stoßen wir auf Oberehnheim, das 
den trefflichen Pistolenwein liefert; eine 
Benennung, die von einem Besuche des 
Kaisers Maximilian 1. vom Jahre 1516 her¬ 
datieren soll (nach einer andern Version 
war es Kaiser Ferdinand I. Anno 1562, beide 
Besuche sind historisch), der des Lobes über 
den ihm Vorgesetzten Wein nicht ermüdete. 

,,Das wissen wir Majestät,“ sagte ein an¬ 
wesender Rebbauer, ,,daß er gut ist und wir 
haben auch besseren, den trinken wir aber 
selbst!“ Der Kaiser lachte über diese naive Grobheit, ließ dem 
Bauern zwei mit Silber beschlagene Pistolen geben zum Andenken 
an seinen derben Bescheid und sprach: ,,Der beste Oberehnheimer 
Wein muß von nun an ,Pistolenwein* heißen!“ Von Oberehnheim 
aus führt eine Straßenbahn an dem niedlichen Weinsorte Boersch 
vorbei nach Ottrott. Dort wird aus einer 
ganz eigenartigen Pinottraube ein Rot¬ 
wein gewonnen, der zum besten Deutsch¬ 
lands gehört. In seinem bekannten Liede 
auf die Elsässer Weine feiert ihn Stadt¬ 
sekretär Stephan als den ,,starken Held 
Burgund“. 

An dem sagenumwobenen Odilienberg 
vorbei, wo nach der Geschichte um das 
y.Jahrhundert der finstere Ritter Eticho 1 
seine blindgeborene Tochter, die spätere 
heilige Odilia verstieß,über St. Nabor und 
Andlau mit seinen sehr wertvollen steilen 
Rebhügeln und nordöstlich Mittelberg¬ 
heim zu mit ganz ausgezeichneten Lagen, 
führt eine Straße nach Barr, einem der 
Hauptweinorte vom Unterelsaß. Auf dem 
nach Süden zu gekehrten Kirchberg und 
weiter zurück in Heiligenstein wurde von 
jeher viel auf Qualitätsbau gehalten. 

Klevner, Gewürztraminer, Traminer und 
auch Sylvaner liefern dort einen feinen 
Tropfen. Wer hat schon Barr passiert 
und nicht ein ,,Gänsbrönner* und viel¬ 
leicht auch dazu gar einen Gewürz¬ 


traminer und Traminer getrunken? Den Dreimännerwein hat 
ihn das Volk genannt, weil er so stark ist, daß zum Trinken 
3 Männer nötig sind, ,»einer, der trinkt, einer, der den Trinkenden 
hält, und einer, der einschüttet“. Von Barr 
aus wird die mit Reben bepflanzte Fläche 
immer breiter. Außerhalb Epfig, dessen 
Gemarkung unglaubliche Mengen Wein 
liefert, wird neben einer Reihe anderer Reb- 
dörfer bald Dambach, die größte Rebge- 
markung des Landes, sichtbar. Hier stand 
der Weinbau von jeher in größter Blüte. Das 
alte Gasthaus „Zur Krone“ (gegründet 1563), 
das Küferfest an Martini (12. November) 
legen noch Zeugnis ab von den alten schönen 
Zeiten. Die Weinkeller Dambachs, ganz 
abgesehen von den dortigen großen Kellereien 
der Elsässischen Zentral-Winzergenossen- 
schaft, sind in guten Jahren fast nicht auszu¬ 
schöpfen. Mit dem benachbarten Diefental 
eröffnet Dambach, infolge früher Trauben¬ 
reife, alljährlich den Herbstreigen. Das 
4 Kilometer von da entfernte Scherweiler 
liefert viel Rieslingweine. Rechts beginnt 
das ebenfalls recht stark Weinbau treibende 
Weilertal. dessen Erzeugnisse ihrer hohen 
Säure wegen viel Ähnlichkeit mit manchen 
Gewächsen der Mosel haben sollen. Der 
„Wendewi“ nennt der Dichter den Weiler¬ 
täler Wein, weil er so sauer sein kann, daß 
man sich nachts wenden muß, damit er den 
Magen nicht auf einer Seite durchbrennt. 
Doch ist sehr oft auch der Weilertäler Wein 
weitaus besser als sein Ruf. Weiter südlich 
kommt Kestenholz und Kinzheim, lauter 
am Fuße der restaurierten Hohkönigsburg, 
nächst der Grenze vom Ober- und Unter¬ 
elsaß gelegene Orte mit umfangreichem 
Weinbau. 

Die nördlichsten Orte im Oberelsaß sind das anmutige 
St. Pilt und seine Nachbarorte Rodern und Rohrschweier. 
Sie haben ziemlich bedeutenden Rotweinbau. Der St. Pilter 
Rote behauptet trotz der Konkurrenz der ausländischen Rot¬ 
weine noch immer seinen Platz: ,,Roter von St. Pilt, o wie mild!“ 
Nun wird man aber bald den Unter¬ 
schied zwischen den Unter- und Ober¬ 
elsässer Weinen gewahren. Während 
sich die Unterelsässer durch feinspritziges 
Bukett ganz einladend präsentieren, zeich¬ 
nen sich die Oberelsässer, und unter 
ihnen wieder namentlich die Edelweine, 
durch viel Körper und Feuer und eine 
duftende würzige Blume aus. Riesling¬ 
buketts, wie sie in einigen Gemarkungen 
des Kreises Rappoltsweiler, in Rappolts- 
weiler, Hunaweier, Reichenweier, Beblen- 
heim,Mittelweier und auch im Kaysers- 
bergertale zu finden sind, werden kaum 
von einem Rheinweine übertroffen. Über¬ 
haupt haben wir es nun im Oberelsaß 
außer mit Gutedel, Elbling, Räuschling, 
Knipperle und Sylvaner, die die guten 
und sehr kuranten ,,Zwickerweine“ geben, 
viel mit Rieslingen, Muskatellern und 
andern Edelgewächsen zu tun. Zwicker¬ 
wein ist ein Wein aus einem Gemisch 
verschiedener Traubensorten, unter dem 
meistens mehr oder weniger große 
Mengen Edelgewächse sind. 



Kolmar: Das Kopfhaus 
(Phot. J. Christoph, Kolmar) 



Kolmar: Der Rebmann am Rathaus 
(Phot. J. Christoph, Kolmar) 
























Nr.lO DEUTSCHLAND 


m 495 


Aber auch der Tokaier (das neue Weingesetz will dem 
Grauklevner, der seit Jahrhunderten damit gemeint ist, diesen 
ehrlichen Namen jetzt abstreiten), der von dem berühmten 
Kolmarer Helden und Feldhauptmann Lazarus Schwendi 
während seiner Kriegszüge aus Ungarn nach dem Elsaß gebracht 
wurde, ist eine edle Traube. Wer diesen Wein einmal gekostet hat, 
zumal noch einen 1911er, der vergißt ihn nie mehr. InKolmar, 
der Metropole des elsässischen Weinbaus, wurde Schwendi 
hinter dem Kaufhause aus Dankbarkeit ein Denkmal errichtet. 
Eine Traube hat ihm Bartholdi, der Schöpfer des Denkmals, 
in die Hand gegeben, als Symbol seiner Verdienste um den 
elsässischen Weinbau. Auf unserer Wanderung von St. Pilt 
landauf landen wir zuerst in Bergheim, wo die Geschichte 
die ersten Spuren des elsässischen Weinbaus hinlegt. Dann 
noch ein Anlauf und wir stehen in Rappoltsweiler. Ein Gläschen 
Rappoltsweiler macht schon das Herz schneller schlagen, 
es braucht nicht einmal gerade ein Zahnacker zu sein. Reichen¬ 
weier, etwa4 Kilometer südlich von Rappoltsweiler, ist eine Wein¬ 
stadt im wahren Sinne des Wortes. Auch der Zellenberger 
,,Mantelkragen“ und der Hunaweirer Mühlforst sind köstliche 
Tropfen. Reicher 
behangene Stöcke 
als in dieser Ge¬ 
gend gibt es denn 
auch kaum noch 
irgendwo. Auch 
das naheliegende 
Mittelweier und 
Beblenheim 
liefern hochfeine 
Zwicker-, To¬ 
kaier-, Traminer- 
undRieslingweine. 

Und so geht es 
weiter durch das 
Kaysersberger Tal 
über Sigolsheim, 

Kienzheim und 
Kaysersberg, wo 
die Trauben an 
hohen, steilen und 
sonnigen Abhän¬ 
gen buchstäblich 
gekocht werden. 

Dann wieder über 
Ammerschweler, 
einen der Hauptweinorte des Landes mit seinem ,,Käferkopf“, 
gelangen wir dem Gebirge entlang nach Katzental und Nieder¬ 
morschweier, zwei hochgelegenen Gebirgsdörfern, von denen 
aus man eine sehr prächtige Aussicht auf das sich vor einem 
ausbreitende Rebgelände und in die Rheinebene hat. Nördlich 
und südlich sehen wir keinen Anfang und kein Ende der Reben. 
Östlich breiten sie sich bis über Kolmar etwa 8 bis 10 Kilometer 
weit aus. Ein wahres Rebenmeer liegt zu unsern Füßen. Bald 
erblicken wir die alte freie Reichsstadt Türkheim, deren 
,,Türkenbrand“ von alters her höchlichst gepriesen wurde. 

Doch es eilt, wir müssen in Kolmar, der Hauptstadt des 
elsässischen Weinlandes, mit ihren zahlreichen von der Ge¬ 
schichte des alten elsässischen Weinbaus erzählenden alt¬ 
historischen Gebäuden, Denkmälern und Inschriften, noch 
schnell das Weinbauinstitut Oberhn besichtigen und fahren 
dann recht befriedigt von dem Gesehenen mit dem „Bahnla“ 
Winzenheim zu. Von hier aus über Wettolsheim nach Egisheim 
treffen wir fast lauter herrliche Gebirgslagen mit Kalkböden, 
die für den Quahtätsbau ausgezeichnet passen. Winzenheimer 
Hengst, Wettolsheimer Steingrübler, Egisheimer Pfirsichberg 
oder Sundei und noch viele andere sind Lagen, die sich sehen 
lassen dürfen. Vorbei an den sagenumwobenen Ruinen 


Hohlandsberg, Hageneck und Drei-Exen treffen wir noch 
verschiedene zwar kleinere, aber doch recht bedeutende Wein¬ 
orte, wie Häusern, Vöklinshofen, Obermorschweier, Hattstatt. 
Dann folgt Geberschweier, das von jeher bekannt war wegen 
seiner guten kräftigen Muskatellerweine. 

Durch Pfaffenheim, einem Ort mit kräftigen Ertragsreben, 
kommen wir bald nach Rufach; von jeher waren die Weine 
des dortigen Schlosses Isenburg und der ,,Hauler“ bei den 
Weintrinkern sehr beliebt. 

Durch die Gemarkungen Westhalten und Sulzmatt, die 
nicht nur große Erträge, sondern auch schöne Weine erzeugen, 
gehen wir über das Klostergut „Hexenkapelle“, den Bollenberg, 
wo ein musterhaft fortschrittlicher Weinbau betrieben wird, 
und dann weiter durch Orschweier, Bergholz-Zell und Bergholz, 
lauter Ortschaften mit fast unerschöpflichen Weinlagern, 
gelangen wir nach Gebweiler, der Hauptstadt des schönen 
Blumentales, wo neben einer ganzen Reihe anderer Größen 
der vielbesungene „Kitterle“ wächst. Uber den Ursprung 
des Namens Kitterle herrschen die verschiedensten Meinungen. 
Einige wollen es von Gütterle (Schnapssäufer) herleiten, andere 

leiten ihn auf einen 
Bürger namens 
,,Kutter“, welcher 
den Berg gerodet 
und mit Reben 
bepflanzt haben 
soll. Andere neh¬ 
men zur Lösung 
das deutsche Wör¬ 
terbuch zur Hand. 

Nach Grimms 
Wörterbuch heißt 
es nämlich Vogel¬ 
gezwitscher. Sei 
dem wie es will, 
der ,,Gebweiler 

Kitterle“ ist eine 
feine Marke. 

Noch einen 
Blick werfen wir 
auf die herrlichen 
hohen, ganz strack 
abfallenden Reb- 
hügel, und über 
Sulz,Jungholz und 
Wünheim kom¬ 
men wir bald nach der altberühmten Wein- und Badestadt Watt¬ 
weiler, wo der wackere Verteidiger der Winzerinteressen, der 
Landtagsabgeordnete Remy, Bürgermeister ist. Noch eine kurze 
Strecke und wir sind in Thann angelangt. Der Thanner 
,,Rangen“ ist schon seit Beginn des elsässischen Weinbaus stets 
mit dabei, wenn die besten Weine aufgezählt werden. Neben 
dem vorwiegenden Edelgewächs verdankt er seine Güte auch 
der trefflichen Lage des Rangenberges. Wie ein gewaltiger 
Riese erhebt sich der Rangenberg, gleichsam schirmend über 
der Stadt. Wie sorgsam die Qualität des Rangenweins von jeher 
gehütet wurde, zeigt eine Stadtverordnung von 1548. Es heißt 
da unter anderm: „Und soll hinfürder, weder fremder, noch 
heimischer, im Rangen etwas von unedlem Gewechs pflanzen 
und sezzen. Usserhalben am ersten Steeg in den Weegen. 
Wer darwieder thuet, soll nicht allein umbs gelt gestrofft, 
sondern die unedlen Stöckh herusser geschnitten werden.“ 

Noch weiter nach Süden und nach Osten wird ziemlich 
bedeutender Weinbau getrieben, aber wir setzen hier unserer 
Reise ein Ziel. Wir haben das schöne elsässische Rebland 
kennen gelernt, wir wissen jetzt, was es erzeugt, haben gesehen 
und gefühlt, was es zu leisten vermag und wie gut seine 
Leistungen bekommen. Derjenige, der das Land, seine Leute 




AQö DEUTSCHLAND m 


Nr. TO 


und seine Weine von früher kannte, der wußte es auch zu 
schätzen. Aber der Ausfall der Prämiierung der Deutschen 
Landwirtschafts-Gesellschaft, die dies Jahr zu Straßburg 
stattfand, wird dazu beitragen, den Ruf der Elsässer Weine 
in allen deutschen Gauen zu verbreiten. Das aus den Reben 
Gewonnene soll eben nicht bloß in den Kellern hegen bleiben, 
das ,,Gold‘‘ soll auch gemünzt werden. 

ln engster Verbindung mit dem Weinbau steht der meistens 
selbst über große Rebgüter verfügende Weinhandel, der getreu 
einer fast ein Jahrtausend alten Überlieferung einen regen 
Handel mit dem übrigen Deutschland unterhält. Absatz¬ 
möglichkeit und Geschmacksrichtung haben im Laufe der 


Jahrhunderte vielfach gewechselt. Aber immer wieder hat 
es der elsässische Wein dank seiner vorzüglichen Charakter¬ 
eigenschaften verstanden, sich neue Märkte zu erobern. Er nimmt 
den Wettbewerb mit allen andern deutschen Weinen sehr 
wohl auf. Der Frankfurter Frieden hat das Wirtschaftsgebiet 
geändert. Aber die elsässischen Weine sind nicht nur dieselben 
gebheben, die Kellerwirtschaft hat sich der fortschreitenden 
Kellertechnik angepaßt und erzielt Weine, genau wie sie der 
deutsche Geschmack bevorzugt, die aber noch dazu den Vorzug 
einer sonst nirgends gebotenen Billigkeit haben. Möge diese 
Schatzkammer deutschen Weins auch von allen Kennern 
Altdeutschlands genügend gekannt und gewürdigt werden. 


Berühmte Weinfässer. 

Von Dr. W. M. Schm Id (München). 




Für seine inneren Werte muß der Wein leider die 
Eigenschaftswörter mit vielen andern edlen und hoch¬ 
gemuten Dingen teilen. Als greifbare Bezeichnungen für 
den köstlichen 
Rebensaft stehen 
wenigstens die der 
Gefäße und Ge¬ 
mäße zur Verfü¬ 
gung: Humpen, 

Krug, Becher, 

Flasche, Römer 
usw. Aber wie 
schwach klingen 
alle diese Wörter, 
wie gering ist das 
geistige und kör- 
perlicheFassungs. 
vermögen der in 
ihnen vertretenen 
Begriffe! Den 

wahren sicht¬ 
baren Ausdruck 
findet des Weins 
Siegesstärke 
schließlich doch 

bloß im Faß. erste große Heidelberger Faß von 

ln diesem kurzen 

und doch wohllautenden Worte geben sich mit einem Schlag 
all die vielgestaltigen Beziehungen zwischen dem Wein und 
dem Trinker kund. Und wenn Mirza Schaffy rät: Kauft euch 
der Flasche Weisheitsbuch! so wird ein strebsamer Mann sein 
Trachten auf den Besitz einer ganzen solchen Bibliothek in 
einem schönen runden, mit festen Reifen 
gebundenen Schrank richten. 

Trotz der herrlichen Trinklieder des 
Anakreon und Horaz denkt der Kenner 
deutschen Weins mit Schaudern an 
die Bockfellschläuche und tönernen 
Amphoren der Alten. Als die Römer den 
Weinbau an den Rhein und die Mosel 
verpflanzt und die alten Deutschen diese 
Gabe Gottes über Bier und Met ein¬ 
zuschätzen gelernt hatten, erfanden 
diese auch die einzig passende Hülle 
für den göttlichen Saft, und die Bäume 
ihrer heiligen Haine waren gerade gut 
genug, ihn sorgsam zu ,,fassen“. 

Schon Karl der Große widmete 
auf seinen Mustergütern dem Faß- Medaille von dem zweiten 


bau besondere Aufmerksamkeit, und in den Klöstern, 
diesen alten Hochschulen des Weinbaus, zeichnete man nicht 
nur den beziehungsreichen Rebgarten neben die passenden 

Texte der Bibel, 
sondern man 
sorgte auch für 
genügendes Ma¬ 
terial, das dem 
Miniaturmaler 
als Modell dienen 
und ihn zu neuem 
künstlerischem 
Schaffen begei¬ 
stern konnte. 

Eine gern ge¬ 
sehene Schen¬ 
kung waren daher 
die von Kaisern, 
Königen und 
frommen Ade¬ 
ligen den Gottes¬ 
häusern und Stif¬ 
ten so häufig 
verliehenenWein- 
gärten. Mit ihrer 
Zahl wuchs na¬ 
türlich auch das 
Bedürfnis nach den mächtigen Kellern, deren Gewölbe 
wir heute noch bewundern. Bischöfe und Domkapitel 
standen hinter den Klöstern nicht zurück; im Passauer 
Hofkeller z. B. leerten 1713 fast 10 000 Hektoliter Wein. Und 
die früher so freigebigen weltlichen Fürsten hüteten jetzt ihren 
Schatz an Weinbergen recht bedachtsam. 
War doch, besonders im trinkfreudigen 

und trinkfesten 16. Jahrhundert, als 

auch dem zartesten Hoffräulein 2 Maß 
zum Schlaftrunk ausgemacht waren, der 
Bedarf an ,,Deputatwein“ an den Höfen 
recht bedeutend. Dazu kam noch der 
,,Bestallungswein“ für die fürstlichen 
Beamten und Diener; so verbrauchte 
die Hofkellerei in Würzburg 1782 allein 
2132 Hektoliter an „Beamten wein“. 
Glückliche Zeiten, wo Gehälter noch in 
Wein ausbezahlt wurden! Freilich mußte 
der Jahrgang auch was taugen. 

Damit nun bei der Verteilung Klagen 
über ungleiche Sorten nicht aufkommen 
großen Heidelberger Faß konnten, sammelte. man den Wein in 


1589 (Aus Merian: Palatinitus Rheni 1645) 


Die Druckstöcke zu dem Artikel ,,Berühmte Weinfässer“ sind von dem Verfasser der „Geschichte des Weinbaus“ (3 Bände, Verlag von 
He rrich Keller m Frankfurt a. M.) Dr. Bassermann-Jordan (Deidesheim) freundlichst zur Verfügung gestellt worden. 
































Nr.lO DEUTSCHLAND 4Q7 


großen Lagerfässern. Wo der aus den verschiedensten Lagen 
stammende Zehentwem nun in vielen Fudern angeliefert wurde, 
da wuchs das Maß der Fässer ins Riesenhafte. Und der Besitz 
solcher wär der Stolz ihrer Eigentümer, ein Symbol ihres 
mächtigen Grundbesitzes. Denn in früherer Zeit hielt man 
mehr auf Quantitätsbau beim Wem, während der Qualitätsbau 
erst zu Ende des 18. Jahrhunderts in den Vordergrund trat. 

Ein Riesenfaß zu bauen war nicht jedes Küfers Sache; 
dazu gehörte schon eine tiefgehende Handwerkserfahrung, und 
oft mußten die Meister von weither berufen werden. Daß sich 
Hofbildhauer nicht zu gut dünkten, solch ein Faß mit Bild¬ 
schnitzarbeiten zu zieren, 
ist begreiflich in einer Zeit, 
wo Kunst und Handwerk 
so innig zusammengingen 
und wo auch den kleineren 
Lagerfässern künst¬ 
lerischer Schmuck zuteil 
ward. Das in seiner Art 
einzig dastehende Wein¬ 
museum, das im Histo¬ 
rischen Museum der Pfalz 
in Speyer einen ausge¬ 
zeichneten Überblick über 
alle Beziehungen des Wein¬ 
baus gibt, bietet auch 
musterhafte Beispiele über 
die Verbindung von 
Schnitzkunst und Faßbau. 

Gern war der Oberteil 
des Faßbodens mit dem 
Wappen oder Namenszug 
des Besitzers geziert. Vom 
figürlichen Schmuck wird 
in späterer Zeit der 
Bacchus seltener, dafür 
treten die dem Weinbau 
günstigen Heiligen mehr 
hervor. In der Pfalz ist 
übrigens nicht St. Urban 
oder St. Kilian, sondern 
St. Cyriakus der besondere 
Patron der Winzer. Die 
Darstellung der Jahres¬ 
zeiten wechselt mit Jagd- 
und Trinkszenen, und eine 
Serie von Faßböden gibt 
die geschnitzten Bildnisse 
der in den Befreiungs¬ 
kriegen 1813—15 auftre¬ 
tenden Fürsten und ihrer 
Generale: Napoleon, Frie¬ 
drich Wilhelm III., Alex¬ 
ander I., Blücher usw. Die 
Sprießen (Querstreben vor 
dem Faßboden) tragen meist den traditionellen Schmuck von 
Weinlaub und Trauben, die sie verbindenden Docken dagegen 
Engelsköpfe, Masken usw. Die das Türchen verschließenden 
Faßriegel zeigen in einer Reihe von mehreren hundert Stück 
Meerweibchen, Fisch, Delphin, Fuchs, Hund, Eber usw., 
teils stilisiert, teils naturalistisch ausgearbeitet. Manche Einzel¬ 
heiten der Zieraten sind auch durch Farbe oder Gold betont. 

Mit solch künstlerischem Schmuck versehene Riesen¬ 
fässer bildeten naturgemäß eine Sehenswürdigkeit der Schlösser 
und Klöster, und es herrschte ein förmlicher Wetteifer in ihrem 
Bau bei den weltlichen und geistlichen Herrschaften. Aus 
den verschiedensten Gründen ist aber die Mehrzahl der in 
alter Zeit so berühmten Fässer verloren gegangen, und in ihren 


Schicksalen spiegelt sich, wie schon ihr besonderer Kenner, 
Viktor von Scheffel, sagt, ein Stück Kulturgeschichte wider. 

Fraglich bleibt, ob die Nachricht, daß schon 1343 für den 
Heidelberger Hofkeller ein Riesenfaß gebaut worden sei, den 
Tatsachen entspricht. Im allgemeinen setzte der Bau solcher 
,,Schatzkästen“ erst mit dem Ende des Mittelalters ein. Eines 
der ältesten lag im Kloster Eberbach, 400 Ohm, etwa gleich 
530 Hektoliter fassend; es wurde 1525 von den aufständischen 
Bauern in dreiWochen leer getrunken und dann zerstört. Neben¬ 
bei bemerkt ist die Umrechnung des Rauminhaltes der alten 
Fässer in die modernen Maßeinheiten oft mit Schwierigkeiten 

verbunden, da in der guten 
alten Zeit der deutschen 
Klein- und Kleinststaaterei 
derNormalschoppen eben¬ 
so verschieden war wie der 
Münzfuß. So wechseln 
das Dresdener, Mainzer, 
Wormser undHeidelberger 
Fuder von 7,9 bis 9,6 
Hektoliter. 

Ein ebenfalls noch ins 
Mittelalter zurückgehen¬ 
des Faß mit 100 Fuder 
(= 800 Hektoliter) hatte der 
Fürstbischof von Speyer 
auf der Kestenburg bei 
Hambach aufstellen lassen; 
auch dieses wurde 1525 
von den Bauern ,,trocken¬ 
gelegt“ und wenn nicht 
schon damals, dann sicher 
1552 im Krieg zerstört. 
Nicht so groß, aber ,,aufs 
köstlichste ausgemacht“, 
d. h. geschnitzt, waren die 
24 Fässer zu je 30 Fuder, 
die in der Schadenspezi¬ 
fikation von 1689 über den 
Hofkellerder bischöflichen 
Pfalz angeführt werden. 
Sie waren bei der Ein¬ 
äscherung der Stadt durch 
die Franzosen zerstört 
worden. 625 Fuder waren 
damals allein aus fürst¬ 
lichem Besitz durch die 
Gurgeln der Kriegsleute 
oder direkt auf die Straße 
gelaufen. Dazu kam noch 
der Bestand in den Kellern 
des Domkapitels, der ein¬ 
zelnen Domherren, der 
Stadt und der Weinhänd- 
1er. Ältere Fässer von 
ansehnlichen Dimensionen (440 Hektoliter) lagern auch noch 
im Kgl. Hofkeller zu Würzburg; ein kunstreich geschnitztes 
von 1683 enthielt nach einer Inschrift den hochedlen 1540er. 
In diesem gottgesegneten Jahr war die Hitze so groß, daß der 
Rhein ,,schier ausgetrocknet“ war und man am 24. August in 
der Pfalz mit der Weinlese begann. Die durch die übermäßige 
Hitze vertrockneten Trauben quollen später im Regen wieder 
auf, und man gewann einen zweiten Herbst, noch besser als der 
erste! Auch das vorhergehende Jahr 1539 war so fruchtbar, daß 
die Fässer mehr kosteten als der Wein. Das Bamberger Weinbuch 
berichtet gleich gar, daß 1540 Wasser teurer war als Wein! Heute 
noch entzückt die Blume jenes Jahrgangs den Kenner, wenn man 
den Spund des schon längst geleerten Würzburger Fasses öffnet. 


Das dritte jetzt noch erhaltene Heidelberger Faß 















4Q8 DEUTSCHLAND Nr.lO 


Für die Feste Asperg wurde 1546 ein 40 Fuder haltendes 
Faß angefertigt, und für den Schloßkeller in Tübingen 1548 
von dem gleichen Küfermeister ein solches, das 85 Fuder faßte 
und noch erhalten ist. Herzog Eberhard III. ließ dann 1719/20 
für den Keller in Ludwigsburg ein 300-Eimer-Faß (etwa 770 
Hektoliter) bauen und von dem Hofbildhauer Seefried mit 
reichster Schnitzerei verzieren. 20 Eichenstämme, 5 Stämme 
Hagebuchen und ein Birnstamm wurden dazu verwendet. Noch 
1847 ward es mit Most gefüllt; leider ist es sehr schwer zu¬ 
gänglich. 

Daß die Kurfürsten der Pfalz echte Freunde des Weins 
waren, ist sehr begreiflich, waren ja die beiühmtesten alten 
Weinorte wie Bacharach, Caub, Nierstein, Kreuznach u. a. 
ehemals kurpfälzisch. So setzte man auch in Heidelberg seinen 
Ehrgeiz dann, mit Riesenfässern zu prunken. Pfalzgraf Johann 
Kasimir ließ 1589/91 ein solches erbauen, das 132 Fuder = 1 280 
Hektoliter hielt. Da 
es aber während 
des Dreißig¬ 
jährigen Krieges 
infolge der Mi߬ 
ernte zu lange 
trocken stand, fiel 
es zusammen; nur 
in Merians Palati- 
nusRhein,gedruckt 
um 1645, ist eine 
Abbildung davon 
erhalten. Kur¬ 
fürst Karl Ludwig 
mußte also 1664 
ein neuse Riesen¬ 
faß erbauen lassen, 
das auch we¬ 
sentlich größeren 
Rauminhalt, näm¬ 
lich 204 Fuder 
= 1970 Hektoliter 
hatte. . i 

Auf 50 Staffeln 
stieg man zu einem 
,,Altan“ über dem 
Faß, worauf sechs Personen gemächlich tanzen konnten. Der 
Faßboden zeigte das von zwei Löwen gehaltene kurpfälzische 
Wappen, die Sprießen und Docken waren reich geziert. In 
vollrunder Schnitzerei sah man auf dem Fasse reitend den 
Bacchus, begleitet von Satyren, in dem Rankenwerk von Wein¬ 
laub und Trauben noch Szenen von allerhand ,,versoffenen 
Leuten“. Das Faß war ob seiner Größe und kostbaren Aus¬ 
stattung das berühmteste seiner Zeit, und auf seine Erbauung 
wurden 1667 sogar silberne und goldene Medaillen geschlagen. 
Da es aber nachher fast 40 Jahre leer lag und verfiel, ließ es 
Kurfürst Karl Philipp 1727 erneuern, wobei der Raumgehalt 
gleichblieb, die äußere Form aber wesentlich verändert wurde. 
Gott segne dise Pfalz bey Ralhn ] Daß dieses Faß und anderer meer 
Von Jahr zu Jahr mit gutem Wein Nicht wie das alte werden leer 

lautete seine wohlgemeinte Inschrift. Aber schon 
1750 ließ Karl Theodor das dritte und größte 
Heidelberger Faß bauen, das heute noch die viel¬ 
besuchte Sehenswürdigkeit des Schlosses ist. 236 
Fuder = 2279 Hektoliter oder fast 304000 Flaschen 
faßt es; seine Länge mißt 9 Meter, der Durch¬ 
messer 6,9 Meter, und die einzelnen Dauben 
sind 26 Zentimeter dick. Vom Kellerboden 
erreicht es eine Höhe von 8 Meter. An Schmuck 
trägt es bloß eine Kartusche mit den Initialen 
seines fürstlichen Erbauers. Um diesen und 
seine Vorfahren übrigens nicht in falschen Ver¬ 


dacht kommen zu lassen, ist es notwendig, die Anmerkung 
der Pfalzgräfin Lise Lotte über die Heidelberger Riesenfässer 
anzuführen: ,,Alle Kurfürsten, so nicht getrunken, haben sie 
gebaut, und die, so viel getrunken, haben keine gemacht.“ 
1752 wurde das Faß zum ersten Male gefüllt, dann noch 
dreimal, da insbesondere die Jahre 1759—62 vortreffliche 
Herbste brachten; seit 1769 steht es leer, so daß auch des viel¬ 
besungenen Zwerges und Hofnarren Perkeo Wächteramt nichts 
mehr bedeutet. An der Vertilgung des Faßinhalts hat dieser 
übrigens mit seinen 15 Flaschen täglichen Deputats selbst 
kräftig mitgewirkt. 

Der Ruf des ältesten Heidelberger Fasses ließ den Fürst¬ 
bischof von Halberstadt nicht schlafen, und so berief er dessen 
kundigen Erbauer, den Küfer Michael Werner von Landau,, 
um auch für das Residenzschloß zu Gröningen ein solches 
herzustellen. Es war nach dem Abbruch des Schlosses um 

1750 verschollen 
und galt als zer¬ 
stört. Erst in 
neuester Zeit hat 
sich herausgestellt,, 
daß es der Halber¬ 
städter Domherr 
von Spiegel geret¬ 
tet und auf seinem 
Jagdschloß Spie¬ 
gelberg in einem 
eigens erbauten 
Keller etwa 1769 
wieder aufgestellt 
hat. Sind die Zie¬ 
raten auch ver- 
schwunden,so zeigt 
doch seine Bau¬ 
art, daß es ganz 
gleich mit dem 
ältesten Heidel¬ 
berger Faß ange¬ 
legt ist, auch der 
Rauminhalt mit 
128 700 Liter ist 
nur wenig größer. 
Zur Verproviantierung ihrer Feste Königstein haben auch 
die Kurfürsten von Sachsen riesige Fässer bauen lassen. Das 
erste wurde 1624 mit 1533 Hektoliter von einem böhmischen 
Küfer hergestellt, das zweite 1680 mit 2290 Hektoliter von dem 
Bindermeister Schüßler aus Eßlingen. 1721—25 aber wurde 
von einem Nürnberger Meister das größte erbaut, das mit 
seinen 3709 Eimern = 2529 Hektoliter noch 25 000 Liter 
mehr faßte als der Heidelberger Riese! Wappen, Bacchus¬ 
figur und sonstige Zier waren aufs reichste geschmückt und 
teilweise vergoldet. Da es später nicht mehr benutzt wurde^ 
wurde es baufällig und mußte 1818 abgebrochen werden. — Ihren 
pfälzischen Vettern suchten es die bayerischen Wittelsbacher 
gleichzutun; denn auch ln ihrer Burg Trausnitz ob Landshut lag 
ein Riesenfaß, über das wir aber nicht weiter unterrichtet sind. 

In Deutschland hat man auch m neuerer 
Zelt riesige Fässer für Weinkellereien, z. B. in 
Rüdesheim und Hattenheim, hergestellt, und 
in Amerika sind wahre Ungeheuer entstanden. 
Diese mögen nun als technische Berühmt¬ 
heiten gelten, aber schon das Material, das jetzt 
Verwendung findet — Zement und Glas — ver¬ 
bietet, daß ein Dichter sie besingt, wie das 
Heidelberger Burgfaß, und sie besitzen so wenig 
kulturelle Beziehungen, daß sie den Ruf der 
wenigen erhaltenen altberühmten Riesenfässer nie 
werden verdunkeln können. 



Das große Faß von Gröningen (1594) (Phot. Köhler & Saemann, Halherstadt) 


\ 



Das große Faß in Königstein 
(Sachsen) 









Nr.io DEUTSCHLAND 499 



Pfälzer VJ'inzcrtypen 


Pfälzer Wein. 

Von Wilhelm Michel. 


Kam ich da jüngst im hohen Norden Deutschlands in 
ein Kabarett. ,,Sekt? Wein?“ fragte der befrackte dienende 
Knabe mit dem Unterton: Du wirst dich doch nicht unter¬ 
stehen, an dieser vornehmen Stätte Wein zu trinken? — Ein 
Mensch, der ohne Gesellschaft Sekt trinkt, ist in meinen 
Augen ein Rohling, ein besserer Cowboy. Also Wein, Pfälzer 
natürlich. (0 heiliges Königsbach! Gesegnete Hänge von 
Deidesheim, wo er nach Siegellack schmeckt! Sonnen¬ 
brütende Busenfalten der Mutter Erde um Wachenheim 
und Forst!) Mein Auge spazierte schon durstig über die 
Karte. ,,Wo ist der Pfälzer?“ — ,,Pfälzer? Bedaure, den 
führen wir nicht.“ 

Ein Gottesglück, daß der alte Pfälzer Winzer nicht in der 
Nähe war, der mir in einem Gasthaus einmal, ohne mich zu 
kennen, fast drohenden Tones empfahl: ,,Herr Nochber, zu 


dem Wei’ raacht mer awer kee Zigaar!“ Er kannte mich 
nicht, wie gesagt, es lag ihm an mir gar nichts, auch nicht daran, 
daß ich mir den Geschmack am Wein durch eine Zigarre trübte. 
Aber am Wein lag ihm, daß der sich auf meiner Zunge frei und 
ungehemmt ausleben dürfte. Ein Gottesglück, sage ich, daß 
der Alte mit seiner Ballonmütze nicht in der Nähe war; Zeugen¬ 
gebühren in einer Beleidigungsklage wären mir sicher gewesen. 

Also, Pfälzer gab’s keinen da oben, will sagen: Die Wein¬ 
karte eines vornehmen Lokals versagte sich die edelsten Blumen 
des deutschen Weingartens, die charaktervollsten, stärksten, 
lebendigsten Gaben der Heimatsonne. Und ich mußte mich 
trösten mit einem Trunk von der Marke des ehrenfesten Herrn 
von Beaujolais und mit Heines Bosheit: 

ln Naturaliensammlungen fehlt 

Oft unter den Fischen der Walfisch. 



Deidesheim und seine besten Weinbergslagen, von den ,.Heldenlöchern“ (gallische Niederlassung) gesehen 

















503 DEUTSCHLAND Nr.lO 


Wenige Ausnahmen abgerechnet, steht’s so im ganzen 
Norden. Rhein und Mosel beherrschen alles und, versteht 
sich, Burgund und Bordeaux. Von diesen ausländischen 
Sachen trinkt man sogar die weißen Marken — und da fängt 
der lächerliche Fall an traurig, sogar bitter zu werden. 
Denn, sind sie 

auch nicht unan- ' ~ 

genehm, die weißen 
Franzosen, so sind 
sie doch stumpf und 
klotzig und, wie wir 
Pfälzer sagen, „grad- 
hinaus“, das heißt: 
ohne Scherz, ohne 
Hintergedanken,ohne 
Geist und Vieldeutig¬ 
keit, ohne jene 
erstaunliche allmäh¬ 
liche Entfaltung auf 
Zunge und Gaumen, 
die uns bei einem 
Schluck Pfälzer schier 
betroffen auf die 
Offenbarungen des 
Geschmackssinnes 
aufmerken läßt. Fran¬ 
zösischer Weißwein 
in Deutschland — 
das ist, als wollte 
einer von München 
nach Paris fahren, 

um einmal einen Krug guten Biers zu 

Gewiß, dem Rhein und der Mosel soll ihr wohler¬ 
worbener Ruf bleiben. Obschon ja bekannt ist, daß die besten 
Etiketten des Rheins manches decken, was an den Hängen 
der Haardt gereift ist. Und obschon der Mosel von vielen 
Weinunkundigen lediglich deshalb bevorzugt wird, weil er 
Zunge und Gaumen 


Neu^adt an der Haardt: Am Haardter Schlößchen 


durchprobt; an allen Ausschankstellen der Winzervereine in 
dem ganzen gesegneten Landstriche von Hambach bis nach 
Wachenheim und Deidesheim habe ich sie versucht und dabei 
für mich jedenfalls den Grundsatz gewonnen, andern als Pfälzer 
Wein nur im Notfälle zu wählen. Ganz zu schweigen von den 

alten edlen Sachen, 
die dem inneren 
Menschen mit ihrer 
Edelsüße wohltun 
wie alter Malaga, 
so muß man nur 
erproben, was selbst 
aus den Ergebnissen 
des schlechten Jahres 
1912 in der Pfalz bei 
guter Behandlung ge¬ 
worden ist: ein 

höchstcharakter¬ 
voller, fruchtiger, 
kerniger und lebhafter 
Wein, der für manche 
Stimmungen sogar 
dem Elfer vorzu- 
zichen ist. Der Elfer 
war ja überall ein 
beispielloses Ereignis; 
ich kam nicht zu 
ausgiebiger Ver¬ 
gleichung mit den Er¬ 
zeugnissen anderer 
Gebiete, weiß aber 
Königsbach, 


ob seines spritzigen 
Wesens ziemlich derb 
karessiert. Daß aber 
die Pfälzer Edelweine 
das reichste und 
stärkste Gaumen-Or¬ 
chester spielen, diese 
Tatsache sollte doch 
allmählich durch¬ 
dringen. Durch die 
Tätigkeit der Winzer¬ 
vereine erfreut sich 
die Pfalz heute ganz 
allgemein einer Wein¬ 
kennerschaft, die 
jeden Versuch un¬ 
redlicher Herstellung 
oder gar der Ver¬ 
fälschung von vorn¬ 
herein unmöglich 
macht. Und die 
Weine selbst sind 
von einem Reichtum 
der Geschmacksab¬ 
stufungen, von einer 
Fülle der Eigenart, 


die von keinem andern deutschen 
Weinbaugebiet auch nur annähernd erreicht werden. In be¬ 
rühmten Kellereien habe ich sie im Kreise guter Freunde 


trinken. jedenfalls, daß man in Deidesheim, m Königsbach, in 

Hambach schon im vorigen Jahre einen Elfer trank, der die 
Eigenschaften eines großen Flaschenweins hatte, Eigenschaften, 
die zu seinem Preise in keinem Verhältnisse standen. 

Allen, die den Pfalzwein kennen lernen wollen, muß ge¬ 
raten werden, ihn an der Quelle zu kosten oder sich nur 

an vertrauenswürdige 
empfohlene Häuser 
im Lande zu wenden. 
Auswärts wird mit 
den Pfalzetiketten 
immer noch großer 
Unfug getrieben, 
leider auch in der 
Landeshauptstadt 
München. Nur auf 
diese Weise, durch 
Kennen lernen an der 
Quelle, kann der un¬ 
würdige empörende 
Zustand beseitigt 
werden, der in 
Sachen des Pfalz¬ 
weins herrscht, der 
ein einzigartiges Bei¬ 
spiel dafür bildet, daß 
ein erstklassiges, über¬ 
legenes Erzeugnis 
jahrzehntelang ver¬ 
geblich um seine 
marktmäßige Aner¬ 
kennung zu kämpfen 
hat. Kein anderes Handelsgebiet kennt einen ähnlichen 
Fall; er bildet für Deutschlands Weinkennerschaft eine 
Schande, die so bald wie möglich ausgemerzt werden muß. 


Winzerhaus am „Schwarzen Herrgott“ bei Zell — Die hervorragenden Jahrgänge sind am Haus 
aufgeschrieben (Hofphot. Chr. Herbst, Worms) 














Nr.lO DEUTSCHLAND 501 

Der deutsche Rotwein und seine Herstellung. 

Von W. Röder, Weinbaulehrer an der Provlnzial-Wein- und Obstbauschule zu Ahrweiler. 


,,Deutsch der Strom und deutsch der Wein, 
Deutsche Sprach’ und deutsche Sitte, 

Von dem Throne bis zur Hütte! 

Brüder, schenkt noch einmal ein! 

Deutsch der Strom und deutsch der Wein! 

(Schreiber-Sichler.) 

Wenn der Deutsche die Worte des Dichters doch nur auch 
in bezug auf den deutschen Rotwein beherzigen wollte! Wie 
befremdet es, wenn man selbst bei patriotischen Feiern oft 
keinen einzigen deutschen Rotwein auf der Tafel sieht. Und 
doch sind meine Behauptungen leider allzuwahr. Wozu hat 
denn unser Vaterland seine Rotweinbaugebiete, in denen ein 
so schöner, aromatischer, würziger und feuriger Rotwein erzeugt 
wird, wie ihn der verwöhnteste Geschmack nur suchen mag? 
Daß solche deutsche Rotweine natürlich nicht für 80 Pf. die 
Flasche erhältlich sind, sollte man als bekannte Tatsache überall 
vorausschicken 
können. Aber 
leider ist dies 
gar nicht so 
selbstverständ¬ 
lich. Den deut¬ 
schen Rotwein 
glaubt man viel¬ 
fach fast umsonst 
zu bekommen, 
während man für 
den ausländischen 
ohne Zögern 
viel Geld ausgibt. 

Meine Worte 
sollen aber nicht 
allen denjenigen, 
die dem auslän¬ 
dischen Erzeug¬ 
nisse huldigen, 
als Vorwurf 
dienen, sondern 
vielfach verhält 
es sich so, daß 
gute deutsche 
Rotweine eben 
nicht genügend 
bekannt sind. 

Daß auch unter 
den deutschen Rotweinen kleine Konsumweine zu finden 
sind, kann als Tatsache nicht in Abrede gestellt werden; 
auch solche verlangt der Handel. Meist begeht der 
Käufer den Fehler, daß er den deutschen Rotwein von zweifel¬ 
haften Lieferanten bezieht. Gewiß wird der reelle Weinhandel 
an allen Plätzen auch einen guten deutschen Rotwein liefern. 
Diejenigen, die aber ganz sicher gehen wollen, ein vollwertiges 
deutsches Erzeugnis zu erhalten, mögen sich gleich in das 
Ursprungsgebiet selbst begeben und hier eine gute Firma aus¬ 
findig machen. So hat Deutschland besonders an der Ahr ein 
Rotweinbaugebiet, das heute vorzugsweise Qualitätsrotwein 
erzeugt. Die Weinbau treibende Ahr erstreckt sich von Boden¬ 
dorf bis Kreuzberg. Mit Bodendorf beginnend folgen die 
Gemarkungen Heimersheim mit Lohrsdorf und Heppingen, 
Neuenahr mit Hemmessen, Ahrweiler mit Walporzheim und 
Bachem, Dernau mit Marienthal, Rech, Mayschoß mit Laach 
und Reimerzhoven, Altenahr und zum Schluß Kreuzberg. 
Auch gegenüber der Mündung der Ahr von Linz rheinabwärts 
bis Oberdollendorf findet man Rotweinbau. Gehen wir weiter 
rheinaufwärts, so finden wir inmitten des Weißweinbaugebiets 


in Aßmannshausen und Ingelheim wieder ausgedehnten Rotwein¬ 
bau. Während Aßmannshausen gleich der Ahr nur Qualitäts¬ 
bau betreibt, finden wir in Ingelheim hierneben auch ziemlich 
Quantitätsbau. Auch das Bühlertal in Baden erzeugt Rotweine, 

von denen der Affentaler der bekannteste ist. 

♦ * 

♦ 

Der Rotwein nimmt eine Sonderstellung in der ganzen 
Weinkultur ein. Die Kultur der Reben, die Gewinnung der 
Trauben und endlich die Bereitung des Weins sind grund¬ 
verschieden von der Weißweinbereitung. Und ebenso grund¬ 
verschieden sind die Ansichten über seine Herstellung; ja, es 
gibt noch heute Leute, die ihn für gefärbten Weißwein halten. 
Als Traubensorte kommt für die Rotweingewinnung vorwiegend 
der Spätblaue Burgunder (Pineau), eine aus der Burgund 
stammende Traubensorte in Betracht. Neben dieser findet 

man dann auch 
noch vereinzelt 
den Frühblauen 
Burgunder und 
den Portugieser. 
Als Qualitäts¬ 
traubegilt eigent¬ 
lich nur die erst¬ 
genannte Sorte. 
Während nun die 
weißen Trauben 
desto feiner und 
edler werden, je 
länger sie unter 
geeigneten Um¬ 
ständen am Reb¬ 
stocke verbleiben 
können, so gibt 
es bei den roten 
Trauben ein be¬ 
stimmtes Sta¬ 
dium, in welchem 
sich diese am 
besten zur Rot¬ 
weinbereitung 
eignen. Es ist 
dies das Stadium 
der Vollreife, 
jenes Stadium, 
welches der Edelreife (besonders bei den Weißweinen) 
vorangeht. Auch bei der roten Traube tritt nunmehr die 
Edelreife ein, und auch sie wird durch die Wasserverdunstung 
relativ süßer, aber — es geht auf der andern Seite der 
Farbstoff, ein wichtiger Bestandteil der roten Traube, ver¬ 
loren. Von einem guten Rotwein wird aber verlangt, daß 
er neben einem feinen, würzigen Geschmack auch eine schön 
gedeckte, rubinrote Farbe aufweist. Diesen Farbstoff erzeugt 
die Beere selbst, und dieser in den Beerenhäuten ruhende Farb¬ 
stoff gibt durch geeignete Behandlung dem ziemlich farblosen 
Safte des Fruchtfleisches die Farbe des Rotweins. In der Voll¬ 
reife geht deshalb der Ahrwinzer in den Weinberg und holt 
behende die gereiften, purpurnen Trauben nach Hause. 

Sie kommen in die Traubenmühle und dann in ein Faß, 
wo sie mit den Beerenhäuten, den Kernen und eventuell auch 
den Rappen (Kämmen) 4 bis 6 Wochen stehenbleiben. Die 
Fässer, die zur Aufnahme dieser sogenannten Rotweinmaische 
dienen, stehen aufrecht; sie hegen nicht, wie die zur Weißwein¬ 
bereitung gebräuchlichen Fässer. Die als Gärfässer dienenden 
Fässer werden einige Zeit vor der Lese ,,aufgeschlagen , d. h. 








































































DEUTSCHLAND Kn 10 


m wird i'in Bodtn atis dem genomm^'f* und Fa.W *iuf 

den äiideafl Bpdi5;n ln soid^trn sct^f^najcmkn ,;Sun.<J- 

fämrnr jstefit dfe MtUScbe nim $o laU^e^ bis afkf F^Äs^Jüff 
äni deri &*ffenbaiiten auSgelaiigt weilches in dem eben 
fia^^nien Da rn diesem 

aber nicht nar die ; dcii tläuteti lind JCe^nj^^ 

\veIc lie^r s|n Xt ah d teismd, 1 st, drn /(tueh 

ij*Ite r cfi ^ gmsig^en B(?iti:anditt^ ile: der ^Kin en Kä mm e ödef fe p£j en 
exijilliltlrl werden^ i<i: tfer>ni fnstt dscäe von den ßcefen du^^^h 
^w. so^enaunten Abbe^ r ^ odkr Enirappmöse Kineri ^cjje .Traüben 
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ueniitrliibert wuSfde Vü;p:defiV Bföden def (dtpfcli di^^ 

Pi pvinz. m j:%iSv mht. : ebiWein^^ ^mA Ob^i km >u te 
eib^^fchirr 'imd Abr gehandhabt 

Wenn m^n .aiteJt feel^^ fi>t0 die. Wcjn^ dadüicK 

geths;fbllä«nef wÖTdA^()ii .haben : di? ^:h?ml5cben Unter- 
äf^ Pi>*^4i:bb'.Hrad.e.fl.v'''der 


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■RappelntrrfofiavhbdrfVdie Rappen sehr- 
V^enig Cerbsrptf, ^oK! :aber ,>dt;i EiRe^ EritbieUeri^ Tivesh?ilb 
h nbär aücb m vk) Tinab^'trjnEhpj bitter .^cb medt<mdt^ Rot^Vi^h 
derr^ m den ßt^rren ^^h^X i*^b^;r getvdg Cü^rb- 

■ -5 fö [ E eri ihä] !:e;'rt j m -die jT>-’/db iTt R(:> i-we nt 

-gestmd Kej i\ cdn^j: .Wir-i:u. • wvi?hf ti n* • di e ß W t e rstöß'tf dtire h ■■■ 
EnirüpjiFe:^! ab^cr-c-ü't.^ Abi' btasle it jin^raH-fft- 
weiUn^ der mridfipi^rb,. voll-und'an^pneKm ist. Das. Ent.- 

rappc^vge^hlic.K^ 3fA'fefb.ii!T^diin^^^ ant dem ÄiirrlcS entern derTmubem. 

ln det^ bkibt tJip RMtWxriniaisclie nun nieht 

u TI bea ti f?iii: b t%t . sön-dertj nmi^: des- oh ern; j e n acb 

hr i T&cKeTider TempmfSftoßen. i}^den. damit die 

mit der Flüä^ii^g^at m b 


p n^mir 1 iefe Organjsrm cri)^ d ie Jjn ; W^mbe st'ten A^d den 
Trauben Kht^ni. begin den ihm Tätigkeit; 
dekiiivi Iderbeji den Zuctr-r der h> fet g!dt:he 

Teile AlfeoW u^ Köhten^äüfe ^:emS{i der Gleiche r^g; 

■ ■ • ^ c, H,:, o,. ^ ca:^ .3 c, h, oh* - 

d. jh 1 'ISO- O.fsupifs - Zu'cät^^.'r heiern.’ Gr 0 mm-.KoHSensäure', d nd . 

AEköfoh'..D^f;Aiköbo! t^.iit.;’'i.ich.d^r^garend.e^Elussi^f 
fcal:::-m:<. -di-c:. K^d>hriEäJj.re; -b-Iierb^d' ,hebv.;di^?. 


Knbjcusäüri& die Beeren an die Oberffebe, wo ste bald au^ 
tfcclmfii würden. Ukd 'd^ bfei dem teirhten Ll^ 

iiUtUi esiigstichjg wefd.ep kdunen^ wodMi'cb dÄpft später 
kranke Weini? er4steber.r Dieser nach oben steigende 
Vf>n Beetenhäijten urid Kemed^^ ^ wieder ! 

. ViitdeTiL Um dib^e Arbeät erlUchtetn, versieht man 
gleich nacb Üktt:Stoffen : mlt:; ^pent,.Senkboden^Ei fet 

die^ ein durebJnyVeTto ßteHferfe tk^- etwa 30 Zenluhetei'. 
nöfer div Fiöä.s(^k;eit^obgrll^h*jf: ip ;3täf*dfa!S gebracht iind 
ducck SlütTen, wdehe-f« d. h . die Nute, m Welcher . 

tsonst der Boden htdesitigt Weit J&idi die dufcb die 
Kohlen s^'y te atd^tö^ebfeiv h^^ieit ßeitsridteile; der Maische flber 
nm dM £eit gegen Am Senfedeti wurden und thinn * 
mrhi rnthir rtusgeLugt werden 2ert iu ZeJL 

nt^stens sthfT bi^: zwi:;iimi tätlich dc:r Serlikboden *ßtfcnit . 
tind . die Maist:bc gut dp öljeti we t den.. Die 

Sündfiiisser dnd oben dureh euie btiSond^<r:fe 7;u diesem Z^vecke 
her^&sfelhe runtfa Strobma?te gegen diß iJufjere Lii ft ab^e-^ , 
fchtpssen. In Gfpßljeiri&beti reichen m Junten Herbsten di^ E^^snr. 

tn'^hiaus^nni^lfcMsrsclicaüfe Hier hot roan desfolb^; 

iber: äueb. um-'-.däs; .Aufscf-ija-geh der Fjkm' m tnp&rm, große bii! 

I (H)0O Liter 3cf;ierilbel^ gebaut, die auch 1 breji Senk ^ i 


Gätung'\ w'clcbe dadurch zustandetst, dajl man die 
1 n man eben der i. Tüoeh ^. g^tir|uc bS ic he n Met hpd eh ^ 

. mHen eu' * u od .* bl ok sep en G^ru n^- ;?ü sann men vereinigl ' hsU 

N a cb 4 VtÄ 6 Woi;h m is t p un alle r FArbstoff aus den H^di^ 

ausgelaugt und ^leichariJiir hat d^e MeS^iche ihre H 

dufc hgernaÄ' ht. Am d e r au M aisc he mi ei ne meh r 

^bMckg^VU FlusÄ'igkeif, deu junge- 1^ 

Be^ländleiie häbai ^ ^teb. >.U: BWd*m gesetzt und die 
hi^ii klar: Flti^i gk^ib der Wem. jiChwlnuni ob eu. v Diese r wi rd 
nkn dürth ein Wi rzmhF'^ ein etwa:J ^50 bteet läu^s und 
S\} Kütwii unt^ zugiispit^tes, siebattig durchlocbtes* 

Ruhr y^tf #wa |0 ZenUm'rter Durctehwer m ein Faß 
öbgepijtmj:>t V wt> er ddir^hmacb 11 Di« lösten 
ße^andtLufev diie AAfh:dt%. L^erpUrbpea;de;d:F^^ in diesem 
verbleiben, Auf. dk Kcbef lind werden abgepreßt 

ufid l^^>Uu^e^i(fe W^ tr * kommt ;Jrx> dem andern m das F 4 Ö < 



OHtfie Garung 



: g'ilRroJiT 



-:S^litüS5ic;ne. Gärun ^ 















































Nr.lO DEUTSCHLAND m 


503 


Bei der Rotweinbereitung läuft also kein süßer Most, wie bei 
der Weißweingewinnung, von der Kelter, sondern Jungwein 
von einer ganz anders wirkenden Art als der harmlos süße Most 
der weißen Trauben. 

ln dem Fasse macht der Jungwein nunmehr noch eine kleine 
Nachgärung durch, wobei er immer mehr blank wird und Boden¬ 
satz bildet. Von diesem Bodensatz, ,,Geläge“ (meist Hefen), 
wird der Wein jährlich zwei- bis dreimal ,,abgestochen“, bis 


endlich aus dem vorerst mehr oder weniger trüben Jungwein 
ein flaschenreifer Rotwein geworden ist, der vor dem Abfüllen 
höchstens noch eine kleine Glanzschönung oder Glanzfiltration 
bekommt und dann erst unter günstigen Verhältnissen in die 
Hände des frohen Zechers gelangt. Manchmal geht es aber 
nicht so glatt ab und der Wein muß wiederholt behandelt werden, 
ehe er gebrauchsfähig ist und jene reine Güte erlangt hat, die 
ihn auszeichnet und zu einem so köstlichen Getränk macht. 


Im Klosterkeller Eberbach. 

Eine Rheinsage, erzählt von Wilhelm Schäfer. 


Der Küchenbruder kam zu Eberbach an einem Morgen 
in den Keller und fand den Bruder Kellermeister betrübt vor 
einem Fäßchen sitzen, darin ein edler Steinwein der letzten 
Reife wartete. Weil er den Spund gehoben hatte, war der Duft 
des Weins herrlich in dem Keller. Doch schien der Trunk, den er 
in dünnen Zügen über die Zungenspitze laufen ließ, ihm weniger 
zu behagen, denn sorgenvoll wie ein Vater, dem ein Kind mißriet, 
sah er in seinen Becher und schüttelte den grauen Kopf, so daß der 
Bruder Küchenmeister schon meinte, der Wein sei ganz verdorben. 

Der Wein ist gut gepflegt und wäre ohne Tadel, wenn er 
nur nicht — und dabei trank er wieder und schüttelte von neuem 
den Kopf und sah den Küchenmeister mißmutig an — nach 
Leder schmeckte. Der 
aber war ein Schalk wie 
er und meinte augen¬ 
zwinkernd: Wenn der 
Geschmack nur nicht 
vom letzten Braten käme! 

Weil jener aber mißmutig 
blieb, so fing er selber 
an zu kosten; und so er¬ 
ging es ihm nicht besser 
als dem andern: erst fiel 
ein Geleucht in sein Ge¬ 
sicht vom Duft und von 
der Kraft des Weins, 
bis sich dann beim Nach¬ 
geschmack die kahlen 
Mundwinkel nach unten 
zogen und er dem 
Kellerbruder, gleich weh¬ 
mütig, in die Augen sah. — So saßen denn die beiden Alten bei 
dem Fäßchen und waren recht betrübt, daß solch ein edler Stein¬ 
berger Riesling einen Makel hätte. Doch leckte sich der Küchen¬ 
bruder noch ein paarmal die Lippen: ,,Das ist kein Leder, 
Bruder Kellermeister!“ und nahm noch einen Spritzer auf die 
Zunge: ,,Das wär nicht schlimm, wenn er nach Leder ein 
wenig bitter schmeckte!“ und trank den Rest zornmütig aus: 
,,Er schmeckt nach Eisen, Bruder Kellermeister!“ 

Darüber gab es einen seltsamen Streit; der Kellermeister 
wollte wohl auf seinem Wein, doch auf der Zunge keinen Tadel 
sitzen lassen. Sie probten beide noch einmal, nicht so bedächtig 
wie zuvor, und standen auf und sprachen jeder vor sich hin: 
,,Er schmeckt nach Leder!“ ,,Nach Eisen schmeckt er!“ Und 
probten noch einmal, blieben getrennter Meinung und gingen 


zornmütig voneinander. Doch weil sie vordem gute Freundschaft 
hielten und keiner sonst im Kloster war, dem sie in solcher Kenner¬ 
schaft ernsthaft ein Urteil zugestanden hätten, so kamen sie am 
Abend überein, in Ruhe noch einmal zu schmecken, und blieben 
jeder doch dabei: ,,Er schmeckt nach Eisen!“ ,,Nein, nach Leder!“ 
Dann mieden sie das Fäßchen ein paar Tage und probten an den 
andern herum; doch weil sie sonst in allem einig waren, bekam der 
Kellermeister Zweifel an seiner eigenen Zunge und machte — recht 
gewillt, das Eisen auch zu entdecken — allein die Probe und 
schmeckte gar nicht mehr den starken Wein, nur immer mehr das 
Leder und begriff nicht, wie der Küchenbruder ihm darin 
widersprechen konnte. Der aber tat heimlich desgleichen. 

Und so geschah es 
eines Tages, daß in dem 
Fäßchen nichts mehr zu 
proben war; und wie sie 
da fast fröhlich beiein¬ 
ander standen, daß nun 
die Quelle ihres Streites 
verronnen wäre, da 
wollten sie das Fäßchen 
schwenken und hörten 
etwas drin klirren, das 
nicht von Leder war. Der 
Kellermeister wurde blaß 
und ließ den Sieger das 
Fäßchen schütteln, bis 
aus dem Spundloch 
ein Schlüsselchen von 
Eisen auf die Platten 
klirrte: rot verrostet. 
Doch als der Küchenbruder es ihm zeigen wollte, hing auch 
ein feines Lederriemchen dran, tiefschwarz von alter Nässe. 

Da standen beide wie in eins verklärt mit ihrer Meinung 
und sanken sich als Freunde in die Arme und rochen an dem 
Schlüsselchen und rochen an dem Riemchen und gingen rasch, 
als ob sie einen Schatz gehoben hätten — auch wohl, weil sie 
das leere Faß gestehen mußten —, hinauf zum Abt und zeigten 
dem das Wunder an. Der aber war ein feiner Greis bei alten 
Büchern. Er drohte schalkhaft mit dem Finger, weil er die alten 
Freunde kannte, davon ihm jeder lieb mit seinen Kenntnissen 
war, und ließ sie schleunigst den Schlüssel mit dem Riemchen 
zum Gartenbruder tragen, daß er ihn tief vergrübe; denn, 
sagte er, und lächelte in sein Pergamente, er möchte sonst 
noch manchmal in ein Fäßchen fallen und euch entzweien. 



Steinberger Kabinett 1865. 

Von Carl Busse. kJ 


Als dieser Wein mal am Stocke gereift — : ' 

Schulmädel war meine Mutter noch! 

Am Weinberg ist sie entlang gestreift 
Und raubte die letzten Beeren noch! ; ! 

Dann hat sie sich selig mit Zöpfen blond 
An der Gartenmauer gesonnt, gesonnt . . . 
o sie sang ln die Welt, sie sprang ln die Welt 
Mit wehendem Rock — 

Und die Backen prall wie die Trauben am Stock! 


Nun trink’ ich als Zecher denselben Wein, 

Und die Jahre, sie flogen wie Spreu, wie Spreu. 
Meine fröhliche Mutter gruben sie ein. 

Doch die Welt bleibt jung und die Welt bleibt neu! 
Schulmädel ist nun mein eigenes Kind, 

Trägt blonde Zöpfe durch Sonn’ und Wind . . . 
0 das singt in die Welt, das springt ln die Welt 
Mit wehendem Rock — 

Und die Backen prall wie die Trauben am Stock! 


Und wieder ist heuer gesegnet der Wein: 

Da kochten die Trauben im sonnigen Strahl. 

Der Elfer wird gut, der Elfer wird fein — 

Wer nippt von der goldigen Flut einmal? 
Vielleicht, vielleicht meiner Tochter Sohn, 
Schulmädel blühen auch ihm dann schon — 

Das springt so weiter mit Zöpfen blond. 

Mit wehendem Rock — 

Und die Backen prall wie die Trauben am Stock! 












504 180^00^0^90000000909000®^ DEUTSCHLAND 


Nr.lO 


Weinwanderungen im Rheingau. 

Skizze von Walther Schulte vom Brühl. 


Die unbestrittene Vorherrschaft im Bundesstaate des deut¬ 
schen Weinbaus hat der Rheingau, so klein sein Gebiet auch 
ist: ein schmaler Uferstreifen rechts des Rheins von Walluf 
bis Lorch, kaum 30 Kilometer lang. Aber hier gedeihen die 
kostbarsten Marken, gediehen wohl schon zu den Zeiten der 
Römer und fühlten sich besonders wohl unter der Herrschaft 
des Mainzer Krummstabs. Kurmainzisch war einst dies sonnige 
Gebiet, das Taunus und Rheingaugebirge liebend vor rauhen 
Nord- und Ostwinden schützen. 

Der Rhein- und Weingau sendet seine Vorposten in be¬ 
nachbartes Gebiet aus. Die ersten stehen im ehemaligen 
Königshundertgau, stehen in Wiesbaden, am Südhange des 
Nerobergs, und wenn es auch 
keine Elitetruppen sind, so ist 
der „Neroberger“ doch — in 
guten Jahren — ein wackeres 
Weinchen. Die Weltkurstadt hat 
recht daran getan, sich den 
,,Wingert“ in der Hauptsache zu 
erhalten, als ihn der Fiskus 
aufgab, der nur auf ,,Hochweine“ 
ausgeht. Er war nötig, um vor 
aller Welt und vor zweihundert¬ 
tausend Gästen im Jahr deutlich 
zu machen, wie eng die Stadt 
mit dem Wein und mit seinem 
Hauptgebiet verbrüdert ist. Ist 
doch auch hier der Sitz des größten 
Rheingauer Weinherrn, des preu¬ 
ßischen Weindomänenfiskus, der 
in diesem Strich an die 400 
Morgen der besten Lagen sein 
eigen nennt. 400 Morgen ist das 
Areal eines bescheidenen Ritter¬ 
gütchens, aber in diesem gebe- 
nedeiten Weinreich bedeutet das 
einen mächtigen Großgrund¬ 
besitz. In Wiesbaden haupt¬ 
sächlich hausen auch die Glück¬ 
lichen haufenweise, die sich ihren 
Keller mit dem edelsten Naß 
füllen können und einen edlen 
Sport darin suchen, solches zu 
tun. Und dann die vielen Wein¬ 
wanderer mit ihren mehr oder 
weniger feinen Weinzungen, die 
im Rheingau vielfach besser zu 
Hause sind, sich m seinen Örtchen mit den verschwiegenen 
Gäßchen und Kneipchen besser auskennen als in ihrer eigenen 
Stadt. Dazu kommt, daß hier ein lebhafter Weinhandel blüht, 
und daß es unter den vielen vornehmen Restaurants und Wein¬ 
stuben etwelche gibt, die Marken zu dreißig Mark oder weit 
mehr noch für die Flasche edlen Kabinettweins auf ihre Karte 
setzen können, ohne sich dadurch lächerlich zu machen. 

Ich bin seit einem Vierteljahrhundert in Wiesbaden ansässig, 
bin weder eine berühmte Weinzunge, noch erkenne ich die 
Alleinherrschaft des Bacchus an, aber ich war immer dabei, 
wenn mir irgendein guter Freund eine Weinwanderung durch 
liebliche Täler, Wälder und Berge nach irgendeinem idyllischen 
Nest vorschlug, wo er irgendeinen vorzüglichen Tropfen und 
womöglich eine recht hübsche Schenkin dazu entdeckt habe. 
Ein nettes, braunes, lustiges Rheingauer Mädel gehört zum 
Wein. Aber schließlich nimmt man auch statt ihrer mit der 
Gesellschaft eines gemütlichen ,,Heckenwirts“ vorlieb, der 


seinen eigenen guten Tropfen schenkt und der einem mit 
andächtiger Beredsamkeit von den Vorzügen des Letztjährigen 
berichtet, oder einen mit seiner Sorge um das Schicksal des 
eben noch auf dem Stock wachsenden Weins ansteckt. Mit¬ 
fühlendere Herzen als das eines rechten Wiesbadeners kann 
der Rheingauer Winzer in seinen Sorgen und Nöten in der 
ganzen Welt nicht finden. Und die Sorgen sind wahrhaftig 
größer und ständiger als seine Freuden. Wie viele Hoffnungen, 
Hoffnungen, die mit Sein oder Nichtsein verknüpft sind, müssen 
da in schlechten Jahren oft zu Grabe getragen werden. Und 
die schlechten Jahre sind weitaus in der Überzahl. Ein Edelwein, 
wie etwa der 1911er, kommt nur alle Jubeljahre einmal vor. 

Der muß denn viele mageren 
ödes Mittelemten wieder heraus¬ 
reißen, und das tut er auch 
einigermaßen, indem dann die 
Preise oft eine bedeutende 
Höhe erreichen. Für Erstlagen 
ist die Bewertung dann oft 
eine geradezu fabelhafte. Ich 
weiß im Augenblick nicht, 
welche Preise bei den Elfer 
Kabinettsweinen erzielt wurden, 
aber beim Sechser, der jenem 
doch lange nicht gleichkam, 
wurde beispielsweise im 
Kloster Eberbach, wo die be¬ 
rühmtesten Weinversteigerungen 
stattfinden, für ein Viertelstück 
1893er Steinberger Trockenbeer¬ 
auslese, also für 300 Liter oder 
400 Flaschen 17 410 Mk. 
bezahlt, d. i. für die Flasche 
über 44 Mk. Und das ist noch 
lange nicht der höchste Preis, 
der bei solchen Eliteverstei¬ 
gerungen gezahlt wurde. Wenn 
eine solche Flasche dann andert¬ 
halb Jahrzehnte gelagert hat, 
ist sie durch Zins und Zinses¬ 
zins schon das Doppelte wert, 
und schließlich will doch auch 
der Weinhändler, der das teure 
Faß steigerte, seinen ehrlichen 
Verdienst haben, so daß man 
sich gar nicht wundern braucht, 
wenn ein Krösus schließlich 
so’n Pullchen mit einem blauen Lappen bezahlen muß. Die 
schwindelnde Höhe solcher Preise wird erst klar, wenn man 
sich vergegenwärtigt, daß man einen ganz leidlichen Rheingau¬ 
wein im Stück (1200 Liter) schon für eine Mark das Liter 
haben kann. Der schmeckt nach einer stundenweiten Wanderung 
auch ganz gut, und ebenso deucht einen ein Mainzer Handkäs 
dann ein Götterbissen. Ich kann es aber keinem Menschen 
verdenken, wenn er etwa von Wiesbaden über Dotzheim und 
Frauenstein nach Rauenthal gelaufen ist, um dort ein paar 
Schoppen des Edelweins zu stechen, wenn er sich für den 
mehrstündigen Marsch durch eine der ,»besseren Lagen“ belohnt. 
Und das kostet allemal Geld. Wenn ich früher von trinkbaren 
Freunden zu derartigen Wanderungen aufgefordert wurde, 
äugelte ich zunächst immer m den Geldbeutel, ob der Inhalt 
wohl einen tüchtigen Puff aushalten könne. 

Naive Leute, die nach Wiesbaden kommen und natürlich 
auch den Besuch eines Rheingauer Weinorts auf ihr Programm 













Nr.lO DEUTSCHLAND 50b 


stellen, meinen, in dieser Gegend, wo der edle Wem wachse, 
müsse er doch fast so billig sein wie Wasser. Haben die eine 
Ahnung! Die Beruhigung aber dürfen sie haben, daß die fünf 
Mark, die sie für einen Tropfen Hochweins immerhin anlegen 
müssen, in einer guten Weinstube nicht verschleudert sind, 
sondern daß sie einen wirklich reinen und edlen Stoff dafür 
bekommen. Freilich, um ihn voll würdigen zu können, dazu 
gehört schon ein wenig Weinverständnis, gehört — Zunge. Den 
Weindurst zu stillen, die Gurgel zu netzen, das kann man ja, 
wie gesagt, bedeutend billiger haben, aber was da von Wiesbaden 
so hinauspilgert, nach Hochheim am Main, dem Geburtsort 
des von den Engländern so hochgepriesenen Hock, nach 


sondern auch kunstgeschichtlich von großem Interesse, was 
den preußischen Fiskus, praktisch, nüchtern, poesielos, wie er 
ist, nicht hinderte, daß er diese architektonische Perle und den 
Hort der edelsten Weine — zumal der berühmte Steinberg 
gehört dazu — zu einem — Gefängnis benutzte. In den Kellern 
die herrlichsten Hochgewächse,im ehemaligen Dormitorium und in 
andern Räumen wie Raubtiere gehütete Schwerverbrecher. Kann 
es einen größeren Gegensatz geben? Neuerdings ist das Kloster 
aus einem Gefängnis zu einem Unteroffizier-Erholungsheim um¬ 
gewandelt worden. Das kann man sich schon eher gefallen lassen. 

Die Wallfahrt der ,»Zungen“ zu den Proben ist eine große 
und feierliche Sache. Da sitzen keine Zecher beieinander. 




Neubau der Königl. Domäne zu Eltville 


Kelterbaus der Könlgl. Domäne zu Eltville 














Schierstein mit seiner vorzüglichen Lage der Schiersteiner Hölle, 
oder direkt in den Rheingau hinein, nach Kiedrich, Eltville, 
Hallgarten, Hattenheim, Dorf Johannisberg, Oestrich, Rüdes- 
heim, Aßmannshausen mit seinem berühmten ,,Roten“ (der 
dort gebaute Weiße ist auch nicht zu verachten), oder sonst 
nach einem der alten traulichen Weinnester mit ihrer alten 
Geschichte, ihren alten Türmen und den malerischen Edel¬ 
höfen, das pirscht meist auf einen Edeltrunk. Wiesbaden hat 
viele gute Zungen, berufsmäßige und liebhabernde. Die Wein¬ 
zunge muß gepflegt und entwickelt werden. Neulich war ich 
Zeuge, wie einer unserer ersten Restaurateure seinem sich dem 
gleichen lukrativen Berufe widmenden Filio den Marsch blies, 
weil er zuviel Zigaretten rauche, denn das ,,verdürbe die Zunge* . 
Und die Zunge spielt nicht nur beim Weingenuß, sondern auch 
beim Weingeschäft, vor allem bei den Weinversteigerungen 
eine sehr große Rolle. Wer nur nach der renommierten Lage 
kauft — und meist handelt es sich dann doch um beträchtliche 
Summen —, der kann sich bös verrechnen. Der Wein hat 
nämlich seine Launen. In einem Jahre kann etwa der Steinberger 
obenan sein und seinen Nebenbuhler, den Schloß Johannis¬ 
berger, überflügeln, und in einem andern Jahre, bei gleichen 
Wachstumsbedingungen, ist es wieder umgekehrt. Der Geist 
ist’s, der da lebendig macht, und die Zunge, nicht die Unter¬ 
suchungen des Weinchemikers, ist’s, die das Urteil fällt. Und 
so ist denn eine berühmte Versteigerung oder mehr noch die 
vorgängige Probe eine bedeutende 
Sache. Die berühmteste dieser Ver¬ 
steigerungen findet in der Hochburg 
der KöniglichenWeindominialverwaltung, 
in der ehemaligen Abtei Eberbach, 
statt. Dies Kloster, von dem aus für 
den Rheingauer Weinbau so unendlich 
viel geschehen, wurde im Jahre 1123 
von dem heiligen Bernhard von Clair¬ 
vaux gegründet und nach vielerlei Schick¬ 
salen etwa 700 Jahre später säkularisiert. 

Versteckt in einem lauschigen Tale, ist 
das weite Gebäude nicht nur historisch. 


wenn auch manches rote Näschen und glitzernde Weinäugelein 
dies vermuten ließen, da sitzen vielmehr die hohen Richter 
des Weins. Nur ein ganz kleines Schlückchen nehmen sie, 
quetschen es, die Lippen gespitzt, zwischen Zunge und Gaumen 
und suchen sich über Rasse, Süße, Bukett, Schmalz, Feuer 
und alle die Eigenschaften, die ein edler Wein nur haben kann, 
klar zu werden. Es ist fast wie eine Botschafterkonferenz in 
einer weltbewegenden Frage. Eigentlich getrunken wird kaum. 
Das geschieht nach der Probe, bei der der menschliche Ge¬ 
schmackssinn wohl vor die schwierigsten Aufgaben gestellt 
wird und seine höchsten Triumphe feiert. Man kennt die 
bezeichnende Anekdote von den beiden Mönchen, die ein 
Stückfaß probierten. Sie konnten sich nicht einigen. Der eine 
fand, daß der Wein etwas nach Eisen, der andere, daß er nach 
Leder schmecke. Und jeder hatte recht, denn als zu seiner 
Zeit das große Faß leer getrunken war, fand man auf dem Grunde 
ein kleines Schlüsselchen an einem Lederbändchen. 

Unkundigen kann es bei Weinproben übel ergehen. Ich 
erinnere mich da mit Behagen an eine Probe, die der Fiskus 
in Eberbach dem in Wiesbaden tagenden deutschen Schrift- 
stellerverbande in seiner neuen Versteigerungshalle gab. Nich^ 
weniger als neunzehn der edelsten 1911er wurden probiert. 
Die Küfer schenkten ein, je ein paar Fingerhüte voll in jedes 
Glas, und die Gäste, zumal auch die Damen, glaubten, das alles 
ehrlich austrinken zu müssen. Sie probten eben nicht, sondern 
tranken. Der Erfolg läßt sich denken. 
Eine lustigere Weinprobe hat der Rhein¬ 
gau gewiß noch nicht gesehen. Später 
sah man viele Weinleichen auf dem Wege 
von Eberbach zur Station Hattenheim. 
Mitleidig wurden etliche auf Wagen ge¬ 
laden und in Sicherheit gebracht. 

Aber, wie gesagt, sonst ist eine Rhein¬ 
gauer Weinprobe, auch wenn sie nicht 
in Eberbach abgehalten wird, eine ernste 
Angelegenheit. Das gewonnene Resultat 
kommt bei der Versteigerung erst zur Er¬ 
scheinung. Da geht gar oft ein Wein in 



Ludwig Richter: Rheinwein — köstliche Blume 
(Verlag von Hegel & Schade, Leipzig) 

































Nr.lO 


die Höhe, dem man noch Wochen vorher kein gutes Prognostikon Blüte wissen, was die Ernte bringen wird. Als Napoleon 

stellte, und es fehlt nie an Überraschungen. Die ganze Stimmung seiner Zeit das berühmte Weingut Johannisberg annektierte 

hat etwas wie beim Turf. Es ist eine aufregende Sache. Sind und es seinem General Kellermann schenkte, glaubte dieser 

doch die Magnaten des Weinhandels und die Besitzer der Tapfere ein gutes Geschäft zu machen, als er die ganze 

besten Keller unter den Bietenden. Schon das gibt diesen Ver- Kreszens auf dem Stocke dem Weinhause Mumm für 

anstaltungen, dieser Versteigerung von Hochweinen, ihre Be- 32 000 Gulden verkaufte. Aber der Elfer wuchs sich zum 

deutung. großartigsten Wein des ganzen Jahrhunderts aus. Mumm 

Der Weinbau, trotzdem er mit so viel Wissenschaftlichkeit, erntete 50 Stück Wein, und ein einziges davon brachte ihm 

so viel Hingebung, so viel Kosten und Mühe betrieben wird, allein schon 11 000 Gulden ein. Ja ja, auch beim Wein 

bleibt eine Zufallssache, ein Glücksspiel. Nie kann man bei der kommt es oft ganz ganz anders, als man denkt. 


Das Weinmuseum in Speyer am Rhein. 

Von Emil Heuser (Speyer). 

Als sich zu Anfang des Jahres 1909 der Neubau des für ein Weinmuseum vorgesehenen sechs Hallen gefüllt, son- 
Historischen Museums der Pfalz in Speyer seiner Vollendung dem man hatte sogar noch andere Räume zur Aufstellung 
näherte, geschahen die ersten Schritte, um im neuen Hause der Gegenstände verwenden müssen. Dem Weinmuseum sind 
ein Weinmuseum einzurichten, eine Sammlung, würdig der ferner hinzuzurechnen: Die Weinbergsterrassen mit Reben- 
Geschichte und Bedeutung des Weinbaus in der Pfalz. (Im pflanzungen auf fünferlei Art samt einem niedlichen, durch 
Durchschnitt der Jahre 1908—1912 betmg der Wert des Wein- Malerei geschmückten Weinbergshäuschen in den Museums¬ 
erträgnisses in der Pfalz jährlich 20,8 Millionen Mark. Mit anlagen, die sich auf der Südseite des großen Baus erstrecken, 
dieser Summe steht die Pfalz an der Spitze aller übrigen Wein- Die Hauptbestände des Weinmuseums sind dargestellt 

baugebiete Deutschlands. Elsaß 18,1, Mosel und Saar 16,7, durch 30 große und 40 kleinere Lagerfässer (die meisten mit 
Rheinhessen 14,8, Baden 12,9, Württemberg 8,6, Rheingau 3,2, Schnitzwerk geziert, alle wegen Besonderheiten künstlerischer 
Franken 2,3, Nahe 2,1, Rheintal und Ahr 2,1, sonstige 5,2.) oder kulturgeschichtlicher Art bemerkenswert), dazu durch 

70 geschnitzte Faßböden, 12 
große und 6 kleine Keltern, etwa 
250 geschnitzte Faßriegel, 330 
Stück ältere Küferwerkzeuge; 
ferner sind vorhanden, und zwar 
in Menge: Humpen, Gläser,Wein¬ 
maße, Siegelstempel, Urkunden, 
Weinkarten und -etiketten, Bilder 
und Druckwerke, Wirtsschilder, 
auch Stein- und Holzplastiken, 
die zum Wein und Weinbau in 
Beziehung stehen, alles aus ver¬ 
gangenen Jahrhunderten. 

Ein ganz besonderes Stück 
ist eine vollrunde, bemalte 
Holzskulptur spätgotischen Stils: 
Christus in einer Kelter mit 
Doppelspindel, ein seltenes 
kleines Kunstwerk, das Reichs¬ 
rat F. Buhl (Deidesheim) dem 
Museum gestiftet hat (der An¬ 
kaufspreis betrug 5000 Mk). 

Zwei der verzierten großen 
Spindelkeltern haben die Jahres¬ 
zahlen 1401 und 1665, eine andere 
mit langem Ausguß ist von 1687. 
Eine sehr gediegen gearbeitete und 
gezierte Spindelkelter trägt die In¬ 
schrift: ,,Diese Kelter hat machen 
Der Konservator des Historischen Museums, Regierungsrat lassen Franciscus Antonius Bleslng, churpfälzischer Regierungs- 

Berthold, verfaßte im Auftrag des Museumsvorstandes, Seiner rath, Anno 1721“. Eine riesige Baumkelter von 1727, ge- 

Exzellenz des Regierungspräsidenten v. Neuffer, einen Aufruf stiftet durch Kommerzienrat Fritz Eckel in Deidesheim, 

an die Bevölkerung des pfälzischen Weingebiets. Man erbat mußte wegen ihres Umfangs im Museumshofe aufgestellt 

sich damit Gegenstände für ein pfälzisches Weinmuseum. werden. Wein, der vielleicht aus solch schwerfälligen Keltern 

Der Erfolg dieses Aufrufs war sehr groß. Bald hatte sich unserer Vorfahren geflossen ist, kann im Weinmuseum in 

zu dem Grundstock, wie er sich aus bisherigen Beständen mehreren Proben besichtigt werden, nämlich Weißwein ln 

ausscheiden ließ, ein solcher Zuwachs ergeben, daß das Zu- zierlichen Glasfläschchen, der in Grundsteinen alter Bauten 

standekommen eines besonderen pfälzischen Museums des angetroffen wurde und sich so bis auf unsere Tage erhalten 

Weins außer Frage stand. hat. Die älteste dieser Proben stammt aus dem Grundstein 

Als am 22. Mal 1910 das neue Historische Museum er- einer um 1700 in Freinsheim erbauten lutherischen Kirche, 
öffnet wurde, waren nicht nur die vom Architekten des Baus die vor etwa dreißig Jahren abgebrochen worden ist, die 







Nr,IO 


näci»stä Iteste Probe ward 1895 bei rti Umbau der kat hbl Ische/v 
St,-Ärxna’f\;ipeite bei GJmw^ler % : feinsm’ Grurid^teifl an^e- 
t^offen\ der 1765; war^ Ab^t dier feitier^Jert 

befmd^i sieb ini Spbyerer Weiumpi^pm. Damit bat esi fotzende 
Bewabdtfiis:' ■■ ■'" ■,. - ■■: : ■ 

Bfti WasserWitun^arbeitea ini Jahre 1867 wurde in nächster 
Nähe yo» Speyer ein Rö^h^Ergräb auf gedeckt, das äU Beigabe 
^in e ^emi i^b große, m it ei h er eipg edi eKten gelben h iS brau n ^ 
Kebeo Flüssigkeit Gtasafnphöra enthirft^ Eine .vor^ 

siebti^ m i t ei h^m Rnhftbbn ä Lis der Ti en tn ömmeae P rbb e 
de;4 InbaUi der AmpKom bei der ehemiseben tJhtap 

sije]iu0g dufeh Pfofessöf DfHalcTiFe die Anweserthefl %föu’' 

StolTcn» wie ;&»e im Wöh enthalten Vind^ sogar noch Spuren 
von Aljkoboln .M^n ha t e$ da fipt Wem zu tua, der nach altfm 
Brauch durdtv eine dicke Ölscbicht abgeschlössen war^ mit 
Wein e|wä aha der Zeit Kj^n^taMihs 3eä Großen (306-^?3^7). 
Da die Römer pberen Gemtaniens ihren Wem im Lande 
^elb st bauten» so : witf *S3 schvt'erllt: h- eingefüh rter W'e i r». dert 
man dem Toten mit ins Gnib gj^ben bab wahrscjbemhi^h 
«in vOa den Hügel n links .des Rheins. gegenuher 

von Spey^fi ähö gut^ Pfäker^ Das .stilvolle GU.^gefäß mit : 
dem wein, dos ufiYerscbrte Erbahim^: de^r Sieiökbte 

yerdaiikic-ih die ^StelH mag etwa 5 Liter (siehe 

die. .Ab bi 1 d ung)-; ■: ' 

Auch W ein ge rate der Rö ni e r b at da^ W eiom u sebnt a ol' 
zuWeis^^ so eine; AnEa!il Dol mi fgroße Wcingefaßc) ip^d Spit 
aio ph oreti aii^ gebrahnlern To n, We i nfil tet (coL) aus : Brph , 
Winzerhicssert baücbigej b^rbch irisierende Glasfiaschen; : 
Wa nbeiiboT ait s ■ TOa rnü Tnn ki n sc h d(teh * i p a C; rn e A^ei n - 
fäßchen, FaßLihben aus CUs, sb^ar die. Dauben idnes Kolzeenen 

Wein fa sse4, di e: rm .B rirnn en dev rotnLsc heh , Kastei R b ej H hol 
zal^efh (Pfalz) ge fn n deri wu fde n ! urid sich : '^: vreno a h tni ? 
vnl ik^mrneti wieder iu einem ;Fa sfi^e zUäänTmenseizeTi bdkhi; 

Zu den : bemerkea^w!d:rtesten 
.3chn*tzwefk. 'v-efxterten'- F-ä?f'ser ^chprea-^sy'.t'i: 
je 5'bis 6;Euder::}Tali^^ La^eid^On 'die- die 
Ei gentu ms rtidA mä i ev W i Ih e IttiR ( X, vc?tt 

He^Scn-Kassel tragen ^ Däs eine davon zeigt 
am vorder^ Faßboden das Alliarice-Wappen 
von Hessen und Dänehmrk und 
Ümschrift; Wilhelm Lähdgrsf von Hessen^ 

Graf zii Hä ^ W.^S hetminh Karol 1 ria ge h, 

Röh. Pf, ;,iu Dätiithi r': an .Stelle: 

Annö !77£ Das zweite Faß hat statt des. 

Wappens em W^ ümschlmioen 

vom HosenbandofdenK und außen herit in 
dji^ Sch cd l: , ,,W it he^ f n IX ^ . Lan d g ra [ zu 
Hessen, Graf zu M^nan 1791 ■ ■ Pi<ise zwei 
ich önm {.^ gerfässer ; Icamen vor mehr a U 
hu ri de 1 1 j a b reh; a d.er K<d W^i dc^s Fn rs t - 
pTzmää Dalbe/g: ui;n 
fcwrj Hanau nach Kdui^^bacK tn dtf Pfalz Und 
von da aus dem Buockschen KcÜer inä 
Weihtnu^üim'' ;•. ■.• 

Zwei gredje nctlte Kiss^r am Deidesheim 
Itaben Zwist bäh dM verzierten SpHelk^rt 
Werne ßobä her mit duf^hbrochen gearbeiteten 
Ttifeben ^ UT Au fna b nie d sogho sTm 

Räubers* ei? klemtn ZäpfI\aKn&. Ein bfclii- 
^ tci efcf^iß aU-'? dc'fti Rlie in la nd ,i . vor v zwpif^ 

^ c:L:;kjgef Fpfm, ddb*;d gewölbte Leibuhg. 
cuicb diii R^iftsn smd im Zwöäfek u^ekotcicL 
Öer vordere Boden dieses Faises T^eigt das 
, IdtgafeiyefiSebeW^fjphn in orharntHi taler 

Uirrr darfjber d ie AngaFedes^ ei nshger^ 

Bes jti e rt r Efev i ä .An to n Loe wen beini, 

KurförStfefief R m Rötjn|en-.; Cbsai^gaWia' mii 

dß h ] nter . nüc h ' d i e Ja I vres zah 1 ! 7Q6. 



Dß r. t^bef Iperkim t tz i e FEißrieg^l an di'ssem gekü nsteltwn Fa s se 

hat an beiden Enden Draphön köpfe. Es liät ,em kurkolhjsidjifes 

pÄßi. dft^ W^appen Et Kurfürsten urid Erzbischofs 

Joseph Klemen^s vein Bayern. 

Ein großer Faßboden äU§ Speyer selbst >dgt, in der Mitte 
das Alliancewappen von Haneu-Lirfitenberf und Säeh^ 
zwischen Twei Löwen eJs Schtlshiaäfern hebst der jahfes* 
?ähJ .l7lT Zv^ei pUstEche Lövvertköpfe smdi fechts und links 
eh den F^tjboden äp gesetxt; der ;?ur iech fceti Sdte EV hdhh 
sö daß Ar Verateck für dem Zapfhahn und ^iie Sh- wm 
gL s d ie n eh ko nn f e, Einc^ vieisagen de Um strhtif t um 
- ist dem hf fysch a ft 1 ic h a n Fasse auch zuteil . dö^k 

beäteht sie nur aUs dep Aufang^bucfistabetj ^ 

Auffe Fürstenund AdeUwapptri 'ttdft mäh auf den 
Faß böd en auch öfte r s Ha usmafken i n söi gsa m a uigt? fü Krtei: 
ScHhitza fb ei t ahv M anh i g fach sl hd die ■. D&r^te! 1 uttg^eh äh derer 
Art; Da gibt ca Kellerizrm^fi^ ZeebgK^^ä. äünh Sn^xhe bufger^ 
liehe. Z^eWr ln dtr Trächt : der Ze;>E Ti^fstilcke^ Atleghrien*, 
selbst Darstslhingen äus der ^VlythpiQgie,^ B. eine sehr fern 
geschukztfi und b^e^Fnaltiq Sät y ffam ilie-. Ferner ko ui i iiieri vieL. 
ReJ^: F^Fu*" Vor, zumSst »h kunstWriieh^r 

Au^fuhä^jtu^. z. B. $iv Bci>asEuiv MiehaeL 

Fczdmsftduä^. Efebet.h, Dorothea, auch Christus selbst, und 
zwäf ümräUFt v^ RokokoschnörWiwerL Behebt sind Reiter- 
h^rgn; so: man möhrfech den ,,Kpn% Fre^ißen" 

{deü Alten Fritz und Ft-j^dricK WdhebTi UL) , dann; Nap'öfeom.. 
Viipi ßlüt her. Eririerzög KäfL Kaiser Alekändef | .i Ka isef 
Franz und äüc h unbezeich nytc FümUn p-nd Generale; Pferd; 
Die jAbresz^iicn sind durch reizöJid ^e^schnit^te Darstenungen 
mehrfach Vertretern' und zwar: ln der WmeLdsfi auf emem 
Faß b ödü n n n r otn e der; yi ut aMego r i sc h en )fen if R 

srhe-int. Es gt^höften ajsö imtnci' vier gltidiaTtig^ Fabier zn- 
n\mert. Mancfie der sonstigen Darätel 1 lihgerj: w 

erdachte 5 die riach emeEpöJdisc.R'rd:' 
ÄnEspichmg wenn map sich Unter 

der hlali pthgu ri einsrn Fuchs, dm Kaiser 
N^tp ole ön -5e ]V>ät; yprätet le n vvd 1 * : u nd, a^wär 
\vi e er den gal l IschM Hafei U hldt * f etn 

^roßitm Hahn ü\z t äfs 'Rcitef ein, Fiic-hslefn, 
das Cmc eitcu teK- Gäh sl :nndöhjrt Unte;r 
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K tt rp L! I d/i rgeiit elU> wie er dm van btu nden 
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dichtchen iin itr diesm saußer in erhabener 
Al heit aus dimri Eicheribolz herau^gg- 
sebriifzien Bildwerken hebt an nfit deit 
Vefseh V * 4 Ge-^phWn ist das Roß, w-omuf ick 
ietz 0 rv i l:' * Eiü en : besortd ern E1 n fai 1 ha 1 1 e 
eiri kli nst!>eft 1et Küfer,: der ;^emen Faß^r 
bodep mit tunef: Srene: bedäikb^v ^ 
er Gött Bacchus; den Tcidel iitid m äfms 
Weib auft reten laßt. Das üblithe Gedieht 
beginnt higfi, Jch,Baeclms,mt dii^hFtetmdU 
tut guten \Veia nicht sparen/' 

Groß jä^t die IVLinntgfaltigkdt det^ ^ 
schrjitzteri Faßt iegcl.. d, in jener QustHökerj- 
die d^JisTü/'cht^n der Lager fas SCI vets^Libi^efyL 
Die spät CM en der kunsl ve rzie rten FäB/l^el 
ge hen n fehl v lef üb er d ie M J t te de^ v ö r ige rx 
JahirbiindcHs:-Seitdem scheint die 
b dddef b ; K^ h st da r: HülzkU fe r vet Io ran 
gegimge ü: tu Be t den Faß riegeln i m 

Mu.seüm ist die Da rsleflüüg von Fischeir ünd 
Seeuhgetuiti e rs.,Vof heerscheDdilhe f pt Irat 
die: TrenVo-li am m^isien .zur . G^stalhmg 
dieses Gerätes beigesteuE/1 / .Eä smd noch 
JüfniscWi Vt'^ . vertn'iCT; Löwe/EUf, Stier. Hurj^ 
i•^v^u SprEW- mu und ohne Maus, Ziegen bock., Schwan, 



508 DEUTSCHLAND Nr.lO 


Adler, Hahn u. a., daneben viele Fabeltiere. Beliebt sind Fisch¬ 
weiber, aber auch normale menschliche Gestalten, Brustbilder 
und Köpfe kommen vor; ferner trifft man Faßriegel, die mit 
Trauben und Weinlaub geziert sind, oder solche, die nur die 
Ornamentik des Zeitstils wiedergeben. Auch auf den Werk¬ 
zeugen der Küfer kann man hübsche Zierate beobachten. 

Ein über 2 Meter langer Stein zeigt prächtig ausgemeißeltes 
Gewinde von fruchttragenden Reben; es ist ein Torsturz aus 
Neustadt an der Haardt mit der Jahreszahl 1434. Auch die 
Zeit, da Speyer als freie Reichsstadt noch über einen Rats¬ 
keller verfügte, ist durch ein Erinnerungsstück von Stein im 
Weinmuseum vertreten, nämlich durch den großen Schlu߬ 
stein des Kellertores. Der Stein hat eine gereimte Inschrift, 
die sich auf die Vergrößerung des Kellers bezieht und die 
Namen der zwei Bürgermeister, des Kellermeisters und des 
Erbauers nennt. Die sauber ausgemeißelte Schrift beginnt; 
,,Anno MDLXXXacht ist der vordere Keller gemacht“. 

Einer der sechs Hauptsäle des Weinmuseums, der Rund- 
saah ist durch den berühmten Heraldik-Maler Otto Hupp 
(Schleißheim) reich ausgemalt worden. Der deutsche Reichs¬ 
adler an der Decke breitet seine Fittiche über die Wappen 
der pfälzischen Weingemeinden, und auch die Wappen der 
in der Pfalz ehedem herrschenden Fürsten- und Adels¬ 
geschlechter zieren die Wandflächen. 

Mit den Beständen, die es jetzt birgt, wird das Wein¬ 
museum der Pfalz (und Mittelrheingegend) im großen und 
ganzen als abgeschlossen gelten können. Was etwa noch hinzu¬ 
kommen mag, wird nicht mehr von Bedeutung sein; denn die 
Keller und Speicher der pfälzischen und benachbarten Wein¬ 
gebiete sind abgesucht, zumal in neuerer Zeit auch andere 
Museen ihr Augenmerk auf solche Sammelgegenstände ge¬ 
richtet hielten. So ist im städtischen Museum zu Würzburg 


eine Kammer mit Sachen angefüllt, die auf den Frankenwein 
Bezug haben. In Mainz indessen, wo im Römisch-Germanischen 
Museum so manches auf die römische Weinkultur des Rhein¬ 
gebietes bezügliche wichtige Stück bewahrt wird, hat man 
es aufgegeben, ein eigenes Weinmuseum zu bilden, weil wohl 
nicht mehr genügend museumswürdige Sachen dafür zu er¬ 
langen wären. Übrigens soll sogar in Sachsen, nämlich in 
Oberlößnitz bei Dresden, ein Museum für Weinbau im Ent¬ 
stehen sein. Auch für die Pfalz war es hohe Zeit, die noch 
zerstreut vorhandenen, kulturgeschichtlich wichtigen alten 
Weingeräte zu sammeln und an sicherem Ort zu vereinigen; 
denn in Privathänden mochten die Sachen leicht zugrunde 
gehen, wie leider schon viele solcher alter kunstverzierter 
Gegenstände, wenn sie ihren Dienst nicht mehr versehen 
konnten, zerschlagen und verbrannt worden sind oder Wurm 
und Moder anheimfielen. Nun aber darf man es wohl aus¬ 
sprechen, daß die Geschichte des Rheinweins, namentlich 
seines pfälzischen Gliedes, durch das Weinmuseum von Speyer 
für die drei Jahrhunderte, die hinter der Gegenwart liegen, 
und selbst für die Römerzeit in würdiger Weise verkörpert ist. 

Auch ein gedruckter Führer durchs Weinmuseum, eine 
mit Abbildungen ausgestattete Broschüre von 48 Seiten, ver¬ 
faßt durch den bekannten weinbaukundigen Schriftsteller 
Dr. jur. Friedr. Bassermann-Jordan in Deidesheim, ist vor¬ 
handen und vom Historischen Museum in Speyer zu be¬ 
ziehen (50 Pfennig). Aber selbst wer an der Hand dieses Büchleins 
das Weinmuseum besucht, wird seine Erwartungen noch über¬ 
troffen finden. Nimmt ihn — wenn er ein besonderer Gast ist — im 
Weinkeller des Museums jene gemütliche Ecke auf, wo der alter¬ 
tümliche Probiertisch und der Flaschenschrank stehen, so wird 
er sich doppelt angezogen fühlen; denn das Kosten eines 
erlesenen Pfälzer Tropfens ist dann die unausbleibliche Folge. 


Weinbau an der Nahe. 

Von Karl Voigtländer. 


Der Weinbau im Kreise Kreuznach, welcher sämtliche 
55 Weinbau treibenden Orte des linken Naheufers umfaßt, 
bedeckt eine Fläche von rund 3500 Hektar oder 14 000 
preußischen Morgen, also mehr als in den Moselweinkreisen 
Trier (1125 Hektar) und Bernkastel (1239 Hektar) zusammen¬ 
genommen und beträchtlich mehr als im Rheingaukreise 
(1765 Hektar). 

Der Kreis Kreuznach ist, was auswärts noch wenig bekannt 
sein dürfte, der größte 
Weinbau treibende Kreis 
Deutschlands. Dazu kom¬ 
men noch die hessischen 
(11) und pfälzischen (9) 

Grenzorte auf dem rechten 
Naheufer mit zusammen 
ungefähr 1400 Hektar 
und die am gleichen Ufer 
liegenden (5) Weinorte des 
Kreises Meisenheim mit 
ungefähr 200 Hektar, so 
daß das Naheweingebiet 
(von Rheinhessen und 
der Nordpfalz wie gesagt 
nur die nächsten Grenz¬ 
orte mitgerechnet) eine 
Gesamtweinbaufläche von 

5100 Hektar oder 20 400 
preußischen Morgen be¬ 
deckt, worauf durchschnitt¬ 
lich jährlich 18 000 bis 


20 000 Stück Wein, das Stück zu 1200 Liter, erzielt werden. 
— Das vorherrschende Gestein an dem unteren zum Wein¬ 
bau benutzten Nahelauf ist teils roter oder weißer leicht ver¬ 
witternder Sandstein, teils Porphyr und Tonschiefer, lauter 
Gesteinsarten, aus denen die tiefwurzelnde Rebe jene köst¬ 
liche Nahrung saugt, die Kraft, Feuer, Aroma und Bukett 
im fertigen Weine hervorzaubert. Die steilen gegen Mittag 
gerichteten felsigen Hänge liefern köstliche, den besten Rhein- 

und Moselweinen in der 
Güte gleichkommende, 
feinblumige, rassige Ge¬ 
wächse. 

Es ist hier der ge¬ 
eignete Ort, um dem 
weitverbreiteten, aber ganz 
unberechtigten Vorurteil 
zu begegnen, als sei der 
Nahewein schwerer oder, 
was dasselbe sagen will, 
er gehe mehr ins Blut 
als andere, namentlich 
Rheinweine. Die Schwere 
des Weins hängt von 
dem Alkoholgehalte des¬ 
selben ab, und dieser 
ist um so höher, je 
zuckerreicher der Most 
war, durch dessen Gärung 
der Wein gebildet ist. 
Bekanntlich zerfällt bei 



Münster am Stein 




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Nr.lO DEUTSCHLAND 509 



Burg Klopp und Bingen 


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der weingeistigen Gärung des Mostes der in den Trauben 
während des Reifens gebildete Zucker in Kohlensäure und 
Alkohol, und zwar wird aus einem Gewichtsteile Zucker an¬ 
nähernd genau ein halber Gewichtsteil Alkohol gebildet. Man 
kann demnach schon im Herbste beim Keltern des Mostes 
vorher wissen, welche Stärke der Wein haben wird. Je wärmer 
der Sommer war und je besser die Lage des Weinberges ist, 
um so niedriger ist der Gehalt des Mostes an Säure und um 
so höher das spezifische Gewicht, d. h. der Zuckergehalt 
desselben. 

Wenn das Klima des Nahetals nun ja auch das Reifen der 
Trauben außerordentlich begünstigt, so wird man doch zu¬ 
gestehen müssen, daß beispielsweise der Rheingau mit seinen 
weltbekannten vorzüglichen Lagen mindestens ebenso be¬ 
günstigt ist und also mindestens ebenso süße Moste erzeugt 
wie das Nahetal, daß also die Naheweine hinsichtlich ihres 
Alkoholgehaltes die Rheinweine nicht übertreffen, wohl aber 
ihnen nahestehen. 

Der Haupthandels- und Stapelplatz für Naheweine ist 
Kreuznach. Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Versandes 
ist zur Ausfuhr nach England, Amerika und andern über¬ 
seeischen Ländern bestimmt, und es mag der Nahe zum Ruhme 
gereichen, daß seit einer Reihe von Jahren zwei einheimische 
Firmen an der deutschen Weinausfuhr nach Amerika stets 
mit den größten Ziffern beteiligt sind. 

Treten wir vom Rhein aus in das Gebiet der Nahe, befinden 
wir uns zunächst an dem Scharlachberg. Der Name ,,Schar¬ 
lachberg“ hat für den Weinkenner einen zauberischen Klang. 
Liefert doch dieser „rötlichschimmernde Berg“ an seiner lang¬ 
gestreckten Südseite ein Hochgewächs, um welches sich Rhein 
und Nahe von alters her streiten. Die Lage „Scharlachberg“, 
in hohen Terrassen bis zum Gipfel des Berges sich ziehend, 
umfaßt 11V 2 Hektar Weinberge, welche zur Gemarkung der 
sonnig am Südfuße des Berges gelegenen Gemeinde Büdes¬ 
heim gehören. Insgesamt bebaut dieser saubere und wohl¬ 
habende Ort etwa 300 Hektar Weinland bester Qualität, treibt 
auch lebhaften Weinhandel. 

Das benachbarte Bingerbrück bebaut etwa 74 Hektar, 
das benachbarte hochgelegene Weiler 30 Hektar Weinberge. 

Doch treten wir jetzt heraus aus der engen ,,Brautkammer 
der Nahe“ in lachende Fluren, die links vom Laurentius¬ 
berg und dem sich ihm anreihenden hessischen Höhenzuge 
begrenzt sind. Wir befinden uns bereits auf der Gemarkung 
von Münster bei Bingerbrück, das mit dem nachbarlichen 
Sarmsheim etwa 235 Hektar vorzüglicher Weinberge besitzt, 
und dessen feurige Produkte mit denen des Scharlachberges 
erfolgreich wetteifern. 


Bald öffnet sich rechts von unserer Straße bei der „Troll¬ 
mühle“ ein durch mächtige, jäh hervortretende schwarze Fels¬ 
blöcke etwas düster dreinschauendes Tälchen, vom Trollbach 
durchflossen und die hervorragenden Sarmsheimer, Dorsheimer 
und Burg Layer Lagen ,,Mühlberg“, „Burgberg“, „Goldloch“ 
und „Honigberg“ dem Auge verbergend. 

Von der Trollmühle, wo die Verwaltung des Kreises 
Kreuznach eine Kosthalle für Naheweine eingerichtet hat, 
weiter naheaufwärts gelangen wir bald nach Lauben heim 
(120 Hektar), einem der bekanntesten Weinorte der Nahe mit 
den Hauptlagen ,,Sponsheimer Berg“, „Schützenkopf“, „Hörn¬ 
chen“, ,,Karthäuser“, ,,Platte“ usw. Es folgt Langenlonsheim 
mit 250 Hektar Weinland, nächst Kreuznach der bedeutendste 
Weinort der Nahe, der auf seinem schweren Kies- und Lett- 
boden eine große Menge feiner und Mittelqualitäten erzielt. 
In die Reihe erstklassiger Gewächse treten diejenigen der 
Lagen ,,Löhr“, ,,Ried“, „Grems“ und ,,Rothenberg“. 

Von Langenlonsheim stromaufwärts weiterziehend kreuzen 
wir bei Kloningers Mühle den Guldenbach und gelangen bald 
nach dem stattlichen Bretzenheim (90 Hektar Weinberge) und 
dem benachbarten Winzenheim (58 Hektar). Die beste Lage 
Winzenheims und gleichzeitig die hervorragendste dieser Gegend 
ist der „Berg“, fast ausschließlich mit Riesling bebaut und ein 
allbekanntes Edelgewächs liefernd, ferner die „Rosenheck“. 
Auf dem andern Ufer der Nahe erblicken wir Planig (88 Hektar) 
und Bosenheim (65 Hektar), dessen von früh bis spät von der 
Sonne umkreister ,,Berg“ mit dem Winzenheimer Berg um die 
Siegespalme ringt. 

Inzwischen sind wir bis nahe an die Tore von Kreuznach 
gelangt, der „Stadt der Rosen und Nachtigallen“, der eleganten 
Badestadt, der festfrohen Stadt, der Weinstadt. 

Seine Weinberge nehmen den stattlichen Raum von 
800 Hektar ein. Da glänzt uns vor allem die schönste Perle 
der Nahe entgegen, der „Kauzenberg“, gekrönt von den Ruinen 
der alten sponheimischen Feste. Der edle Tropfen, der an den 
roten Felsen des Kauzenbergs wächst, ist in der ganzen Welt 
bekannt. Der Nordseite des Kauzenbergs gegenüber liegen der 
,,Kronenberg“, ,,Hinkelstein“, „Forst“, etwas tiefer der 
„Kahlenberg“ und daran anschließend ,,Kapellenpfad“, 
„Schönefeld“, ,,Narrenkapp“, „Mönchberg“ und zu dessen 
Füßen,, St. Martin“ und ,,Brückes“. Nach Süden setzt sich 
der Kauzenberg fort in dem ebenfalls vorzüglichen ,,Belz“, 
während sich gegenüber auf dem rechten Naheufer die Lage 
„Monau“, „Hasenrech“, „Tempelberg“ und der ausgedehnte 
„Galgenberg“ aneinanderreihen. 

Wie bei der Obstzucht, so ist man auch im Weinbau mehr 
und mehr zu der Erkenntnis gekommen, daß durch eine 


510 DEUTSCHLAND Mr. lo 


geeignete Auswahl der Früchte der Wert der Ernte erheblich 
gesteigert werden kann. Bessere Lagen werden daher mühsam 
,»ausgelesen“, bevor die allgemeine Ernte beginnt. Die Riesling¬ 
trauben vor allem bleiben, wenn irgend möglich, recht lange 
am Stock hängen, und manchmal hat schon der erste November¬ 
schnee die Leser an den Hängen des Kauzenbergs überrascht. 

Kreuznach besitzt auch einige sehr bedeutende Schaum¬ 
weinkellereien, deren Absatz, seitdem sich das Publikum 
mehr und mehr den deutschen Schaumweinen zuwendet, von 
Jahr zu Jahr im Wachsen begriffen ist. 

Bevor wir naheaufwärts unsere Wanderung fortsetzen, 
unternehmen wir noch einen Abstecher in die Täler des Fisch¬ 
bachs und des Gräfenbachs. Beide Täler zeichnen sich durch 
lebhaften Weinbau und manche treffliche Lage aus. Der nächste 
Ort im Fischbachtal ist Rüdeshelm bei Kreuznach mit 20 Hektar 
Weinland, dann folgt Weinsheim mit 50 Hektar, etwas seitlich 
Mandel mit 69 
Hektar, Sponheim 
mit 24 Hektar und 
Burgsponheim mit 
etwa ebensoviel. 

Der letzte Wein¬ 
bau treibende Ort 
im Fischbachtal 
ist Bockenau mit 
35 Hektar. 

Im benach- 
bartenGräfenbach- 
tal hegt als erster 
Weinort Harges¬ 
heim (32 Hektar), 
dann etwas links 
seitlich Roxheim 
mit 84 Hektar, 
darunter eine ganze 
Reihe hervorragen¬ 
der Berglagen, die 
ein vortreffliches 
Produkt liefern. 

Wir kehren 
nun aus den 
Tälern wieder 
nach Kreuznach 
zurück und wandern über die altehrwürdige steinerne Stadt¬ 
brücke und am neuen Kurhaus vorüber dem Salinentale zu. 
Hier beginnt das Nahetal interessanter zu werden. Wir kommen 
an den der Stadt Kreuznach gehörigen Salinen Karls- und 
Theodorshalle mit der von der Stadt eingerichteten Radium¬ 
fabrik vorbei. Plötzlich erschließt sich dem entzückten Blick 
das Münsterer Tal mit dem Rheingrafenstein links und der 
Ebernburg im Hintergründe, und sofort ergreift auch die Rebe 
wieder Besitz von den in der Sonne glühenden Felshängen. 
Münster am Stein besitzt etwa 20 Hektar Weinberge, darunter 
die bevorzugten Lagen ,,Steinfels“ (Felseneck), ,,Langgasse“ 
und vor allem ,,Rotenfels“. Der Rotenfels gehört teils zu 

Münster am Stein, teils zu dem hoch¬ 
gelegenen Traisen (31,50 Hektar) und bildet 
den Anfang einer ununterbrochenen Reihe 
der hervorragendsten Weinlagen an dem 
sich unaufhörlich windenden Flusse. Am 
Fuße der Ebernburg liegt das gleichnamige 
Dorf mit etwa 50 Hektar trefflicherWeinberge. 

Bald gelangen wir nach Norheim, das 
mit 83 Hektar Weinland einen der ersten 



Bingen; Rebengelände und Drususbrücke (Hofphot. CImstian Herbst, Worms a. Rh.) 



Plätze unter den Weinorten der Nahe einnimmt. Wir sehen 
da den vollmundigen „Götzenfels“, den stahligen „Kafels“, 
das elegante ,,Dellchen“ und die pikante „Kirschheck“. Ein 
kurzes Stück Weg trennt uns nur noch von Niederhausen, 
dessen edle rassige Erzeugnisse ebenfalls viel zum Ruhme 
des Naheweins beigetragen haben. Der Ort bebaut etwa 110 
Hektar Weinland. Hier sind als staatliches Mustergut an der 
Nahe die Weinbergsanlagen der Königlichen Domäne zu er¬ 
wähnen. Aus zerklüftetem Porphyrgestein ist hier mit 
Ungeheuern Mühen ein fruchtbares Weinbergland geschaffen 
worden. Die Lagen von Niederhausen sind fast ausschließlich 
beste Steillagen. Die berühmtesten Lagen heißen „Steiger“, 
„Steinberg“, Hermannsberg“ und „Hermannshöhle“, zwischen 
denen zahlreiche Lagen von fast gleicher Güte zerstreut liegen. 

Von Niederhausen führt zu den das nächste Ziel unserer 
Wanderung bildenden hervorragenden Weinbergen von Schloß 

Böckelheim nur 
ein schmaler Fu߬ 
weg, zuerst an der 
Nahe entlang, dann 
unter dem Bahn¬ 
damm durch den 
Berghang hinauf. 
An den vorzüg¬ 
lichen Weinlagen 
„Felsenberg“, 

,»Mühlberg“ u. a., 
die die heißen 
Berghänge hier 
bieten, sind die 
beiden kleinen 
Gemeinden Thal- 
und Schloßböckel¬ 
heim mit zu¬ 
sammen etwa 60 
Hektar beteiligt. 
Mehr und ebenfalls 
guten, teilweise 
erstklassigen Wein 
erzieht das land¬ 
einwärts gelegene 
Waldböckelheim 
mit 80 Hektar; 
Hauptlage der „Königsberg“. — Das nun folgende freundliche 
Städtchen Sobernheim hat 29 Hektar Weinberge, darunter 
die bevorzugten Lagen „Rosenberg“, Auf’m Mäuerchen“ u. a. 
Das letzte Weingebiet der Nahe ist Monzingen. Die 
Monzinger Weine sind durch ihre Kraft und Fülle von alters her 
bekannt und berühmt (96 Hektar Weinland, darunter die Lagen 
„Niederberg“,,,Elberich“ ,,,Harlenberg“, ,,Fuchsloch“ u.a. m.). 

Noch können wir erwähnen Martinstein mit seinem „Schlo߬ 
berg“ und Slmmern unter ,,Dhaun“, zu Füßen der schönsten 
und größten Burgruine der Nahe. Auch das hochgelegene 
malerische Johannisberg und die weiter flußaufwärts hegende 
Industriestadt Kirn haben noch etwas Weinbau; namentlich 
Kirn (6 Hektar) erzieht an den Abhängen 
seines im Seitentälchen gelegenen sonnigen 
,»Schloßbergs“ eine ansehnliche Menge 
Wein. 

So schließen wir denn unsere Wande¬ 
rung ins Naheweingebiet mit dem 
Wunsche, daß die Naheweine immer 
mehr die ihnen zukommende Bedeutung 
erlangen mögen. 


Küferwappen an dem Fachwerkhaus 
Hochslr. 7 in Rhens am Rhein 

(Phot. Dr. Erwin Quedenfeldt, DüsseldorO 


















Nr. 10 


DEUTSCHLAND ffieeees s eooeoee s eetjees e e ü oeeei 5ii 


Badische Weine. 

Eine Plauderei von Ökonomierat Dr. Müller (Karlsruhe). 


„Du,“ sagte vor einigen Tagen im Vorübergehen mein 
Schwager zu mir, „i hab’ di vor’gschlage “ „Ja — sehr nett! 
Aber zu was denn?“ Da beichtete er denn, er habe den Auf¬ 
trag erhalten, jemand ausfindig zu machen, der eine Plauderei 
über badische Weine für eine größere Zeitschrift schreiben 
würde. Da habe er an mich gedacht. Das war eine schöne Ge¬ 
schichte! Zwei Tage später lag schon ein Brief vom Verlag da, 
der mir seinen verbindlichsten Dark für die sehr freundliche 
Zusage aussprach und mich nur noch bat, das Manuskript 
bis zum 10. September 
zu senden. Es war 
schon 4. September 
und für den 6. bis 
9. September war ich 
bereits als Vertreter 
zum Deutschen Wein¬ 
baukongreß nach 
Mainz angemeldet. 

Den Schwager Lügen 
strafen und die badi¬ 
schen Weine im Stiche 
lassen, die sich schon 
auf ihre Vorstellung 
in guten Kreisen durch 
die Zeitschrift gefreut 
hatten — das ging 
rieht. So fuhr ich denn 
zunächst nach Mainz 
zum Weinbaukongreß. 

Dort traf ich ernste 
Arbeit neben frohen 
Festen. Und so kam es, 
daß ich die leeren Manuskriptbogen, die ich in guter Absicht 
mitgenommen hatte — unbeschrieben wieder heimbrachte. 
Die armen badischen Weine und der nicht weniger Beneidens¬ 
werte, der sie nun im Galopp besingen sollte! Spät abends und 
müde von der soeben zurückgelegten Heimreise war an ein 
Beginnen des Manuskripts heute nicht mehr zu denken — und 
morgen war der 10.! So stellte ich denn auf sehr früh morgens 
den Wecker und legte mich nieder. 

Aber der Schlaf wollte nicht kommen. Meine Situation 
war doch recht unbefriedigend. In aller Frühe aufstehen! 
Und dann, man konnte sich doch nicht gerade hinsetzen und 
einfach drauflosschreiben. Man mußte doch erst wissen, was 
und wie man wenigstens ungefähr schreiben wollte. Über die 
badischen Weine wußte ich ja manches. Wenn man aber nur 
eine Disposition oder einen Anfang gehabt hätte! Ganz richtig, 
einen Anfang. Das wäre eine Erleichterung. 

Es galt Badens Weinbau hervorzuheben. Der 
war bedeutend. Baden besitzt 15 604 Hektar 
Rebland; diese ergaben 1911 364 914 Hektoliter 
Wein mit einem Gesamtwert von 21 664 910 Mk. 

Es steht im Durchschnitt an dritter Stelle im 
Reich hinter Elsaß-Lothringen und Bayern. — 

Doch halt! Das geht nicht. Mit Zahlen darf 
ich nicht kommen. Es sollte ja eine ,,Plau¬ 
derei“ werden! Aber um die große Bedeu¬ 
tung des badischen Weinbaus konnte und 
durfte ich doch nicht herumgehen. Das 
war es ja gerade, daß die badischen Weine 
trotz ihrer großen Produktion und ihrer 
Qualitätsvorzüge außerhalb Badens so wenig 
bekannt waren. In einem alten Volksliede 
heißt es: 


Bin Ich schon nit am Maine Sein dennoch andre Reben 
Zu Würzburg an dem Steine, Die auch gut Säftlein geben, 

Noch dieses Mal am Rhein, Lieblich und edle Wein’. 

Das ganze Land entlang am Odenwald und Schwarzwald 
hin prangt jeder Hang und Hügel in grünem Rebenschmuck, 
und zwischen den Rebenhügeln schauen die Dörfchen und 
Städtchen versteckt heraus. Darüber das Gebirge, das die Sonne 
widerstrahlt und ihre Kraft verstärkt. Fast jedes Örtchen hat 
seinen Wein, seinen eigenen guten Wein. Und wer ihn trinken 

will, bekommt ihn echt 
und rein. Wenn ein 
Fremder hinkommt, 
wird es ihm ange¬ 
nehm auf fallen, daß 
er überall den Wein 
offen im „Viertele“ 
erhält, und zwar nicht 
nur wie am Rhein den 
gewöhnlichen „Kut¬ 
scher“, nein, auch die 
feineren Erzeugnisse 
in guter Auswahl und 
sowohl im großen 
Hotel wie im kleinen 
Gasthaus Man trinkt 
so den Wein nicht nur 
bequem, sondern auch 
billig. Das ist eine 
badische Spezialität, 
die hervorgehoben 
werden muß. Daneben 
aber und zum Ver¬ 
trieb nach außen werden auch hier die besten Weine auf Flaschen 
gefüllt, so daß, wer Flaschenweine trinken will, auch auf seine 
Rechnung kommt. Doch, da wäre ich glücklich schon wieder 
im Kathederton! 

Auf die andere Seite mich legend, gedachte ich nun der 
schönen Zeit, wo ich als junger Dachs oder richtiger als ein¬ 
gefleischter Konstanzer Seehase nach Worms an den Rhein 
kam und dort viele Jahre Gelegenheit hatte, die rheinischen 
Weinverhältnisse kennen zu lernen. Ich lasse den Rheinweinen 
gern ihre Vorzüge und ihren edlen Gewächsen auch den Vor¬ 
rang. Aber es schlich sich doch oft Bedauern und Verstimmung 
darüber ein, daß man dort von der Existenz unserer lieben 
badischen Weine so wenig kannte und noch weniger sah. Zwar 
konnte man mit dem Wort Affenthaler, Durbacher Klevner 
oder Ihringer Blankenhornsberg bei Kennern einen aufblitzenden 
Achtungsausdruck herauslocken. Wenn ich aber, 
der engeren Heimat gedenkend, es wagte, neben 
dem Markgräfler gar die Vorzüge der Seeweine 
hervorzuheben, dann hatte ich einen schweren 
Stand. Dort war man eben damals die schweren, 
schmalzigen Landweine gewöhnt. Für mich aber, 
der ich keine Zeit hatte, nach dem Mittagessen 
auszuruhen, war und blieb ein Wein wie der leichte 
Markgräfler und selbst ein saurer, aber erfrischen¬ 
der Seewein das Ideal eines Tischweines. Als 
sie mich eines Abends in fideler Gesellschaft 
mit dem Seewein gröblich hänselten, schrieb 
ich in heiliger Entrüstung in selbiger Stund’ eine 
Postkarte an den damaligen Domänenver¬ 
walter Crecelius in Meersburg und bat ihn, 
einige Flaschen Meersburger Roten zur Be¬ 
kehrung der Zweifler zu senden. Leider 



Blankenhornsberg 



Müller (Karlsruhe): Markgräflerin 








512 DEUTSCHLAND 


Nr.lO 


wurde nichts daraus. Besser ging es mir in Heidelberg. Dorthin 
hatte ich mit einigen auf ihre rheinischen Weine fest einge¬ 
schworenen Herren einen Ausflug gemacht. Wir tranken zum 
Mittagessen einen wunderbar blumigen Gräfl. Berckheimschen 
Riesling aus Weinheim an der Bergstraße und einen ganz gro߬ 
artigen Mauerwein von Schloß Neuweier bei Baden-Baden. 
Diesmal legte ich Ehre ein. Die Freunde schnalzten mit den 
Zungen, rochen eifrig am Glas und schauten immer wieder 
die Etikette an, ob es denn möglich sei. In gehobener Stimmung 
stiegen wir zum Schloß hinauf. Dort stand auf der großen 
Terrasse der alte Scheffel und sah mit uns von seinem Stein¬ 
sockel herab auf das schöne Heidelberg. Ein Führer geleitete uns 
durch die Ruinen zum großen Faß, von dem ein altes Lied singt: 

Iz rinnit nich ein Iropha mer, 

Der Win Ist vortgehupflt. 

Ou we, min grozaz vaz stat !er, 

Si hä’nt mlrz uzgesupfit. 

Im Otto-Heinrichs-Bau beim achteckigen Thurm angelangt 
sahen wir nochmals auf das herrliche Landschaftsbild herab, 
das bereits die Abendsonne zu vergolden begann, und wie wenn 
es so sein müßte, klang von der Musik im Schloßgarten herüber: 

Alt Heidelberg, du feine, du Stadt an Ehren reich. 

Am Neckar und am Rheine, kein’ andre kommt dir gleich 1 

Noch ganz unter dem 
Eindruck des schöne n 
Augenblicks wandten wir 
uns zurück, als ein ganz 
leises ,,Pst“ an unser Ohr 
schlug. Es war schon 
dämmerig im alten Ge¬ 
mäuer und niemand zu 
sehen. Wir horchten auf, 
und wie ein geheimnis¬ 
volles Echo klang es 
deutlich aus der Tiefe 
nach: ,,kein andre kommt 
dir gleich!“ Neben uns 
aber stand jetzt ein f reund- 
hches Männlein mit 
schwach leuchtender roter 
Laterne und drückte leise 
auf eine alte Tür in der 
Mauer. Da sahen wir hin¬ 
ab in eine große Keller¬ 
stube, besetzt an den 
Wänden mit ehrwürdigen geschnitzten Fässern. Inder Mitte stand 
ein riesiger Tisch aus eichenem Holze; rund herum aber unter 
Qualm und Weinduft verschleiert saß eine stattliche Zahl von 
wackeren Zechern, und kräftig klangeben noch der Schluß: ,,Blau 
Äuglein blitzen drein, Blauäuglein blitzen drein.“ Doch voraus 
mit dem roten Lichtlein führt uns am Ärmel zupfend Perkeo vor¬ 
bei zu einer grünen Gartenhalle. Dort zieht er rasch einen Vor¬ 
hang hoch und auf tut sich ein herrliches Landschaftsbild. Silber¬ 
glänzend der Main mit dem schönen Wertheim und davor das 
grüne Taubertal mit all den vielen Rebenhügeln. Hell glänzen 
die alten Burgen am Main in der Sonne und an der Tauber ent¬ 
lang die Dörfer und Städtchen. Fleißig schaffen die Winzer im 
Berg. Doch so viel sie sich mühen und ringen, es will fast nimmer 
gelingen. Da tritt ein Rebmann hervor und bietet an das Beste, 
was er bieten kann: Rotes Gewächs von Marbach und Beckstein 
und als Feinstes tiefroten Burgunder von Freudenberg am Main, 
dann weißen Main- und Tauberwein von Wertheim, Beckstein, 
Gerlachsheim, Baibach und Tauberbischofsheim. Mild munden 
die Weine und sind an jedem Tisch geschätzt. Nebenan aber 
singen sie in der Kellerstube: „Ich will zur guten Sommerszeit 
ins Land der Franken fahren, valleri, vallera, valleri, vallera, 
ins Land der Franken fahren.“ 

Und wieder geht der Vorhang auf. Ein neues Bild von noch 
größerer Pracht. Da liegt der blaue Bodensee mit Kon^^tanz, 


der alten, ehrwürdigen Stadt, und drüben die Rebenufer von 
Kirchberg, Hagnau, Meersburg, bis hinten zum Haldenhof 
und Spittelberg, im Vordergrund die Mainau mit dem Schloß 
unseres geliebten Fürstenhauses; nach der andern Seite der 
Untersee mit der Insel Reichenau und den rebenbepflanzten 
Hängen des Schienerberges, im Hintergrund, violett und scharf 
vom Abendhimmel sich abhebend, der Hohentwiel und die 
andern Hegauberge, über edlem aber im Süden goldleuchtend 
in der Abendsonne die schneebedeckten Häupter der Alpen 
mit ihrem grünen, reich mit Dörfern geschmücktem Vorlande. 
Fürwahr, ein prächtig Bild zu schauen! Frisch weht „der Luft“ 
vom See herauf, und wie er, so sind auch seine Weine von 
kräftiger Frische und doch leicht. In manchen Jahren aber 
gilt der Spruch: 

Am Bodensee, da wachst en Wi, 

Er könnt a bizzli süeßer si. 

Aber nun tritt heraus aus der Kellerstube der alte Scheffel 
selbst. Er kennt am See die Reben, kennt die Weine. Zuerst 
läßt er verschmitzt jetzt „Rachenputzer“ reichen. Doch sagt 
er nicht woher. Als dann ein Reichenauer wird kredenzt, da 
weichen schnell die sauren Mienen und volles Lob erfährt 
der Öhninger Rote und Kattenhorns Traminer. Selbst Scheffel, 

der gern etwas Feines 
trank, meint: „Das ist 
der best!“ „Ka’scht 
denke,“ ruft neidig da 
ein echter Seehase und 
reicht roten Burgunder 
von den markgräflichen 
Reben in Maurach und 
der Domäne in Meers¬ 
burg; den Schluß aber 
macht ein stolzes Ge¬ 
wächs, ein 11 er Meers¬ 
burger Ruländer, hoch¬ 
farbig und fein. Drinnen 
aber sang der Chor der 
Zecher wild: „Konstanz 
liegt am Bode-, Bodesee, 
wer’s nit glaubt, geh hin 
und seh!“ 

Doch von der an¬ 
dern Seite drang jetzt 
eine liebliche Weise 
durch, von zartem Frauenchor gesungen, das schöne Hebellied: 
Ne Trunk ln Ehre, 

Wer wlll’s verwehre? 

Trinkt’s Blümll nit sein Morgentau? 

Trinkt nit der Vogt sei Schöppli au? 

Und wer am Werchtag schafft. 

Dem bringt der Rebesaft 
Am Suntig neue Chrafft. 

Und als Perkeo nun die Schnur zog, schwangen sich lustige 
Markgräfler Winzerinnen in ihrer duftigen Tracht im Kreise. 
Das Bild war geändert. Ernste, düstere Schwarzwaldhöhen 
vom Blauen zum Belchen, Feldberg und Kandel; an den Hängen 
zur Ebene sich neigend, aber in schier endloser Folge die Reb¬ 
berge des Markgräfler Landes und des Breisgaues von Grenzach 
bis weithin über Kenzingen in duftige Ferne hinaus. Inmitten 
grüßt Freiburg mit seinem stolzen Münster herüber. Zur Linken 
der Tuniberg und der sonnenhelle Kaiserstuhl, wie eine Reben¬ 
insel anzuschauen, und deutlich zieht das Silberband des Rheins 
dahin. Schon brachten sie echte Markgiäfler von Auggen, 
Staufen und Laufen, hellgelb blinkend, fruchtig und fein, und 
ein besonders nettes Maidle reicht gold’nen ,,Edelwein“. 
Ein Freiburger Vers aber sagt: 

D’ Markgräfler hen mit Recht a Stolz 
Uf d’ Frucht von ihrem Rebeholz, 

Doch Ebrlnger und Bazeberger 
Sind au zwei guete Gliederstärker. 









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Edel"*' 


Nr. 10 


DEUTSCHLAND 


513 


Vom Breisgau wird jetzt Kenzinger Rothenberger und 
Bleichheimer gereicht. Doch selbst Perkeo mahnt zur Vorsicht 
dann, als Glotterthäler aufgetragen kam. 

Der Glotterthäler ist gar stark und süeß, 

Macht helle Köpf’, doch schwere Füeß.“ 

Da kracht ein Böllerschuß und alles schaut zum Kaiserstuhl. 
Dort winken Fahnen im Pulverrauch herunter von Blankenhoms- 
berg bei Ihringen und kräftig schallt’s herüber: 

Der Kaiserstuhl hätt’ bessre Wi, 

Isch früher au ganz füerig gsi. 

Schon wird Schloß Lilienhöfer, Ihringer Winkler, Ach- 
karrer Roter, Bickensohler 
und Oberrothweiler, auch 
Sasbacher und Endinger 
geschenkt; als Edelstes aber 
reicht Professor Blanken¬ 
born selbst eine Riesling- 
Auslese vom eigenen Berg. 

Noch einmal tut sich der 
Vorhang auf. Wieder ein 
anderes Bild. Die Ortenau 
ist’s und das Bühler Land. 

Vornan die Städte Offen¬ 
burg, Achern und Bühl, 
hinten hochragend die 
Hornisgrinde und die Ba¬ 
dener Höh! Dazwischen 
Ort an Ort und Burg an 
Burg wetteifernd in des 
Weines Ruf und Adel. Ein 
guter Kenner nimmt die 
Führung. Der alteNeßerl 
ist’s im weißen Bart; er 
weiß die Namen, weiß die 
Art. Zuerst die Roten stellt 
er vor — sie sind von echt 
Burgunder Blut — von 
Ortenberg und Zell, von 
Fessenbach, Waldulm, und 

als das edelste Gewächs den Affenthaler Wein, 
was man von ihm singt: 

Ein kühler Klosterkeller stand Vom Ave stammt das Avethal? 

Vor Zeiten in dem Tal. Ein anderer glaube das! 

Das Ave klang ins weite Land Ich denke ans Schlaraffental 

Vom Berg im Abendstrahl. Und schütte voll mein Glas. 

Aus Durbach schenkt er dann den Weißherbst ein 
und schwer und elegant zugleich den edlen Klevnerwein. 
Auch Oberkirch und Ringelbach vergißt er nicht, wo warm 
und würzig wächst der feine Klingelberger. Schon ist der 
Gaumen stark verwöhnt, doch Neßler, der gibt keine Ruh*, 
führt uns noch rasch der Yburg zu: da müßt ihr noch herunter¬ 
schauen, auf Umweg Varnhalt und Neuweier, wo in reinem 


Satz der Riesling wächst. Und praktisch, wie er war, reicht 
er zwei Proben hurtig dar. Ein Mauerwein von Schloß 
Neuweier und eine Ausles* war*s vom Fremersberger Klostergut. 
Das war ein Wein, das war ein Duft, vom edelsten an Jahr und 
Art! Und als im Westen jetzt die Sonne purpurn sank und 
drüben die Windeck flammend stand, vom Staufenberg die 
Fenster glänzten, da klang es wie aus einer Kehl* und Brust: 
„Dieses schöne Land Ist das Badner Land, 

Ist mein liebes, teures Heimatland.“ 

Drinnen aber in der Kellerstube, da wird es laut und 
lauter. Es will einer eine Rede halten; er spricht von heutigen 


Schloßberg bei Staufen 

ihr, Zeiten, wie am Rhein und an der Mosel die Preise stark gestiegen, 
dieweil die Badener Weine noch sehr preiswert blieben, man 
werde mehr und mehr nach ihnen fragen, die Winzer sollen nicht 
verzagen. Groß ist der Lärm, man versteht nur halb, und Scheffel, 
der präsidierende Meister, kann dem Toben nicht wehren, so sehr 
er auch klingelt und schreit. Schon stimmt der ganze Chorus an: 
,,Am Präsidium sitzt ein Greis, der sich nicht zu helfen weiß.“ 
Da haut wutentbrannt der Alte auf den Tisch, daß die Gläser 
zerschellen und brüllt: Silentium! indem er endlos die Tisch¬ 
klingel dreht, daß sie schnarrend durch Mark und Bein uns 
geht. — Das half. Es wird ganz still und plötzlich hell, Kellerstub’ 
und Wein* verschwinden schnell. Mich aber faßt mein Weib am 
Arm und spricht: „Karl, hörtest du denn den Wecker nicht?!* 



Der Weinbau im Königreich Sachsen. 

Von Dr. Horst Höfer (Meißen). 


Irgend jemand hat Sachsen einen Mikrokosmos genannt, 
einen Mikrokosmos, der vor allem, bis in kleine Züge hinein, 
das große Deutsche Reich widerspiegelt. Wenn auch Behaup¬ 
tungen solch allgemeiner Art meist sehr übertreiben, in unserm 
Fall stimmt der Vergleich ziemlich genau. Man könnte in 
Sachsen von einem Ost-Elbien und West-Elbien sprechen. 
Das Gebiet östlich der Elbe ist dünner bevölkert und weit 
mehr agrarisch wie die westlichen Teile, in denen die Gro߬ 
industrie ungezählte Essen rauchen läßt, wo sich allein die 
Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern vorfinden, wo Stein¬ 
kohlen und Erze gefördert werden. Sachsen hat ganz wie das 
Deutsche Reich seine weiten Gebiete weniger fruchtbaren 


Sandbodens, wo Roggen und Kartoffeln die Hauptfrüchte sind, 
wo im Spätsommer gelbblühende Lupinenfelder resedaähnlichen 
Duft bis in die Wagen der Eisenbahnzüge senden, die sie durch¬ 
eilen, wo stille Kiefernwälder und Seen Szenerien schaffen, 
wie sie einen Leistikow in der Mark Brandenburg begeistert 
haben. Daneben rühmt es sich aber auch mit Recht, um 
Lommatzsch und Pegau geviertmeilengroße Gebiete reichsten 
Bodens zu besitzen, wie sich dessen im größeren Reiche die 
Magdeburger Börde, die Goldene Aue und die Wetterau er¬ 
freuen. Im Norden breiten sich Ebenen mit wechselnder 
Fruchtbarkeit, ganz wie im Großen zwischen Memel und dem 
Niederrhein. Dann steigt das Land nach Süden zu an, wird 







514 DEUTSCHLAND Nr. 30 


gejbifgigtr ynd wsldr«chef üji(i erteTcht^ 1^ FicKtelbtr^ em^. 
Höfe, äie irwM ntcfe -jf?Ä dt'i: der Dciäj^l^la^ 

bocKstem Berg, >vetttifeinx ^fef g^sserinaßen als 

ihrEfenhlld kan^v., In drujr wit^en Hinsicfe hi tl^; 

i^öd innerfelb Gren^pfahW «riW Dewtsc bland 

jiti kkineti- & fot seme .'R&ß|cionde an seinriai Flnß, der Elfe, 
wie Ca Ei? '‘DeijtscbWhidl seinem Fli.iß, Rfetnv 

Das säcfeiscbe Refeefeet fesf>br©,nkl sieb ^uE-da^ Elb^ 
in einer Langspösdehnung Vön eb^'ä EiO K iloöleiEef^ aHei''- 
dihgs dtjfeb feoßc Stfeefen ^ durch die S(fldi ßiresden: seifet^ 
t^UTfefjchen wSld.^^ E ist ein Geiäridestri^ihi. fer Jthmddseh wi^ 
fem.^-zweitfe; ia-'-MitteMeutschiand 

Kofenit fef Reisende vorn Süden, eüvä von ^fen und Pr^g 
ber -mj.l'Öresd^n' fev tVHft- e'r dic:&rsteJi' W^fefe'rK^-.;^enn:;Äruch'. 
g^nftgerer Au^dehnün^ > fei Wahlen.:: E^; das ein kielncs 
StödRhen; KWlbwegs ^w^ischen :fer :feKmisehen Grenze nnd 
Dresden/das .Rlr seine Häuser am Str<^me gerade Pl4t7- Kndet 
und tiri fefennti^ &^ndqualtife fer die 

sandsteingeferge ittv \ 

Nähe rt sic h der Be^iu t h er voh Sachsas Hauptstadt ^on 
Horden h^* so gewahrt er^ pschyejd 4*^ 

iCiefernwElcler der Mark fefah ren die erstwi vöfgescfefeTien 

W et nb et ge d a, wn Säich d le B^K ri in s FJbta 1 senkt. Den Lei pari ge 
der d)ö Eheste ^ößem ;detit?cbe EisenfehnUrije üfer Rj^is 
fetlOtCt^ begiiißen; die ^ 
fisten RefetBcfe tinwett 
dis ^Jöße^ Tunnels fei 
Ofe^;tii.: :; & allxU 
Wffefefedfe ^r- he'uie beT;:' 
iär h te Vdf^i cb t L b (t - 
»cliach 1 e ?^tien! fek Wti f 
mit dem Z>rge Vöri : 

^len he r^ afe: von 
Bayern über Hüf >nd 
PUtiexi im Vogtland a ul 
Dr e^de n; ^uVo mm t ^ m u K 
efe 0 :iter Be- 
ofechter sem* weiin 
er; ■ ■.. ■ vöm.' ;. .Zug It n>ier.' ■ 

^gs ptw'äs ' vom sach- 
^i^rhen :Wemfeu wiahr- 
nehmen will, Dfe 
Sänefegg fet mm lef sten Male m Ffeifefe, d^r afeu äBi^rgstadt, 
gehalten,, er bt üfer die hohe Bnicife fei Muifenhütte gtTöttert* 
öllwQ diejenigen deufeehen^Übernen undgo]denenSöc.fen'rÖrizeri 
geprägt feeifen, die fen Kopl Wetü Regenten If^igen,. eV ifil 
mit Bremsen däs Tnlt Schwar^hölii fesUndene Tai 

der wilden Weiferiti hcTUMergefol!t 4 vorfei Thör andt^ dessen 

Trautes Klrchieio;emfe fewalfeten Bergabhang a^itjah^hUn dorten 
kröntV Jetzt ist derZqgnr.de.ö Pä^ Gfönd ernir&ti'^feni 

wo, von naher Stemköblerilörder^^ begünstigt, xJie Iridiistne:: 

1 a 0serüdc vütv Arbeheim fosehäftigt und Milljütien nad aber 
ATpionert >^00 Werten efeeutjiLHicbtelbuweit von Dresden tiiefen 
dife SycoilM^eri drchtapeinahdeir heran4 so daß FSüßi StaätssCräfe 
und Bähnlmie Piati findfe. pa hänge« noch am iW'ci 
ofet' d'^^i Stellern, feim Dörfe Döfeschen auf d&r Hahe, von zufe 
Teil efegelüfeien PJanerfnauöin urngefeiiv iifef schroffen 
Sleirferuichfe, der Mittagssonne ^ngöfehil^ yeiriere Wefer:; 
fedie ^cste änsged^hiriteror Rf'bgärtcn früferei" Zeiten 
piL schlesi^ehc BÄhniinie^^^ vi^n Dstün kommend» 
nach dem Pausieren der XVesden^ Hafe den hfeupifehüfef: 
mvt sein^tn dfiei großen Hallen irtil den w^ett hcf^rcj eben Öen 
„GIsÄSchürzcn ohne daß sich fächstädier Wembau auch nur 
in dtiein kblnen Rebgairten vprgesteUt fette^ Wo er sich ür>$ 
auf Füß Wanderungen und Dam p f sc hi f f ährten am bes Le n; • 
prägen beit* werdfe wir später ;seheri, 

Zunächst Fm Wehfe G<^5chicMe! Der Sage nafe >öflen : 
berjöits die Sorben imd Wenfe^j deren. Efeeugi^j^se^ fce^oß;^ 




ker^tnrösefet Arti ömen wertvollen BesiFndtjeil der dVlusc^^ 

P rcisdeiis ^ Ut^d fer ProVj uü ausmac heti, d! ^ Hefe fe , 1^! bgebfet 
eingfetdul haben. Das^ kÜngt ntcht unwahrKheinlicfe d^n 
daß erst die Röm^ fen.^ W nact; DeMTjschland gebfÄcht 

hat en; jst öjpö: nieh t mehr haItbaro An^h^u un^, 0 b nun def 
Siavit oder ob d^t Gefetano, dev im 9v öaehchnsttiieheTi Jahc" 
hundert altf,^ .fe :m unsefm Gebiet ■ 

den mten Rcfelock der Prähfeonker 

en c fe ideti. W*"! v h ah en - gtiS" än df^ ß ew: h i cti tl ic het? B ^ lege, 
die die mäßige Duelfeifeftfeii^dtWF^eförfe^^ hat^ Denach;- 
hÄt izw^'üfcllos Konfe IVfeißen omvea eiiti^r: 

zum :A rtu msiritJ seu nfi ■ 3 Uefi Pm xiska fex^ : 

kircht; in berechtigter Ifehkfevked ßc seViUv erfolg'^- ; 
reiche Anregungen mm Rif bfeü im Eibfebiei ^egefen. Bischof : 
Benno \nn Mei fen, den die; K rrefe^ hali^iKesprot: h c n h at, whr 
glekhfafe ein Fötderür dt^. iutn \ :|00F Noch heute 

W.ird in diesem Zusaöimcnferi^ N^ame vom Volfemund*. 
g^inannt und Äuß für mivuehe und Wi? tshafe-* 

bf^eichnung herhAtten:. Der etstc Nachweis, der Schwan ^uf weiiS 
für den hc i ntl sehen W ci n ha u c r h r ac h l w^^hde 0 kann, fu Ht üii; ; 
H 4 upta rchiv X u D/csdeh> ■ Et ;cr rE b U ü CI 5 Von ei 0 eru .Weinfer^;: 
hei fvl nßen, d jsi n Ka pl ah d H , B ti tggmfen Hvri tun nn a ni?ei^: 

hriiiev piksen, WFnfeT^üjeignete'hDü^ der Reiche der Kapelfe; 

St. Egidi i zu Meiffen- / Dei f i:he- vci blieb also. waa ' 'Sife 

i h reX: Diener in sa ärer 
Arfeät ;erstfefffe^ h^ 
Sobhe^: gfsöh^b : W 
Urfenfe Ahpö. 11 öl,; 

; DfeKtestfeüijd Stift 

W^fi^nx Wit atideriä^ 
w»Q 3ucb+ Fofdäfef dfesi 
Wemfeü^. 

sie doch sein Er^iigF. 
nh^ den Wein, iiicht ;: 
ialiefe tu Geiriifev " 
sondern Buch iö Kulfe 
^rvccki^n -; Kein Wuhd^r 
-äIsö^ daß der näcfetfc 
ßericht der sä'cfei^cbön:; 
Wein fe lichromk A.fe^h 
mals irh Zusamrrtfe^ 
hang mit g*&islljchen..; 
An ge legsrhh eiten sifefe SVUrfef^f Dietnuh der Sedf^i^te 
(f J?21)* der treue A^ihdui^ fer H>;>hen Staufen 
Kloster Leofefifetg sfeneri Wein Er feji ^ich ihn ankrcnfeiT,. 
bis schlicßfeh di^^ Schüld 300 Mark Silfer^b^^^ Da mafefe 
ihr) dai Kinsfefj ifeirt feifeger W^nfeudWi und w e« such; . 
thi K lost ef. vv ü idö und köfmfe m. a m achen. Die Gesch ic h t e 

melfet w Fite.t ^ ckE\ der Matfer^l oder: w^oh 1 ^ein Kämmerer • ; 

ganz einfath fefeu^plefe schon beiiähll: ru hüben- Efe fe^ 

; fen nter p i ufeper JCn iBv mit :: de rn man v t e 1 fefei damds : rwefi . 
efer zu seihi^rn Zi^^ie; kam feüfeüh'W fe^ Zyfeher geordneter 
Buchfübrong;. JedetfevlL Hat er im feil de^ Markgmfeii dem 
:■ .Efgebn ts -. füh ^ t ^.. da fi Üxe' Möncfe .vöti’ :■ • l. .ou teTiib ^ r^ 1 hrcsni ' 
fü ml IC Hern Schuld ucr d-en ßehäg- fClf ,i40 Karretth Wfen" 
edicBen, böehirlwahr^chcinbcb noleöa vcjku^;. mit tüfeaujretti 
Gesicht. Uhd W'ej woJlie lelÄteies^^ ihxren ‘vcifenkm^ Daß die: 
GescHühie übrifefis fern w^ckemn Diciv icI; den Bcfeiamen 
,feer ßed^oufeF^ gab; Hat rrih dfe^er !eid.igehWefefehuld feefes 
zu tünl Ihn umdriiiilefegere Bedfengni? ab die Mahnforfeiunigien " 

-■.■inoncHiscKfe• Gläubfew.',.■', . , " , . : 

SArz de? weuerea berichtfei fe^ß Enfe des 0 h jAbr-; ■ 
KuFidzrts ein BtscKoF WflhJgö f . von Meißfe dfe; pTe.sdcm;eir 
mahn U dcfci:h ihren Wtaiizelinten abzufübrer?; und feß in el w.ä 
iöLfender^lbert Zeit iwFf Wanberi^'fr fei Kotz obrofe: {Kötcschfei- 
feodaj; un d fefe Wfenfe^j^ fe ,, Ly ferve^ ke ' bei Nieder 'wartbaj; / 
■fehefe .Hefee vielb^fehten Weiu^cHönk fed prächtiger AuÄ^icfeti 
efe'ähhF w^ .. .... 



Die „KAlzefitrqppp“' iTÜt WimcifHtiüS lirr aft; PoT^feit? 







Nr.IO DEUTSCHLAND 515 


Ein recht Interessantes Bild von früheren Weinpreisen 
gibt eine Rechnung von 1478, die das Stadtarchiv von Pirna 
birgt. Aus ihr geht hervor, daß der Rat dieser Stadt seinen 
Wein selbst einlegt, ihn aber den Bürgern zum Verschenken 
überläßt, und zwar das „Kennichen“ (= Kännchen) zu 3 Heller 
bis 6 Pfennig. Man kann den Preis nicht hoch nennen, da 
Met 3 bis 4 Pfennig kostete. 

Von nun an häufen sich die vorhandenen Urkunden, die 
uns irgend etwas vom sächsischen Wein erzählen: Da bekommt 
der Stadtrat von Leipzig 1474 vom Landesherrn eine strenge 
Verordnung wider die Weinpantscherei, die arg eingerissen 
gewesen sein muß. Das Jahr 1578 muß einen quantitativ 
guten Herbst gebracht haben, 
denn laut Bericht langten 
Gefäße und Fässer nicht zu. 

In den kurfürstlichen Keller 
des Schlosses Dresden 
wurden damals nicht weniger 
als 1351 Eimer Wein ein¬ 
geliefert, davon waren 215 
im Dresdener Gebiet ge¬ 
keltert. Im Schloß zu 
Leipzig strömte noch mehr 
Wein zusammen, nament¬ 
lich aus Freiburg und Pforta, 
d. s. Domänen, die heute 
noch etwas Wein liefern, 
aber preußisch sind. 

Nach dem Dreißigjährigen 
Kriege werden württem- 
bergische Winzer in die 
Hoflößnitz berufen. Ebenda 
wird 1717 der erste Versuch 
gemacht, aus sächsischen 
Weinen Champagner herzu¬ 
stellen. Der Erfolg ist un¬ 
bekannt. Die etwa 100 
Jahre später gegründete 
Sektkellerei Bussard blüht 
und gedeiht noch heute 
und hat erst neuerdings 
ihren Betrieb wieder er¬ 
weitert. 

Der Höhepunkt aber 
des sächsischen Weinbaus 
fällt in die erste Hälfte des 
vorigen Jahrhunderts, viel¬ 
leicht noch bis in die 
60er Jahre. Die ,,Sächsische 
Weinbaugesellschaft“, die 
1800 gegründet wurde, 
stellte für das Jahr 1827 
folgende uns heute fast 
unglaublich klingende Er¬ 
gebnisse für das Königreich Sachsen fest: 4640 Scheffel 
(zu etwa Hektar) Landeswaren mit Reben bepflanzt; 
7220 Personen lebten vom Weinbau, der 107 000 Eimer 
Wein ergab. 

Heute, fast 100 Jahre später, ist der sächsische Weinbau 
bei weitem nicht mehr von dieser eminent wirtschaftlichen 
Bedeutung. Was von ihm geblieben ist, wollen wir in einem 
Gang durch seine Gebiete im folgenden kennen lernen. 

Vom Städtchen Wehlen an der Elbe war schon die Rede. 
Wenn man ein Stündchen von da aus am rechten Ufer stromab 
marschiert, immer vorbei an Sandsteinbruchshalden, deren 
einstige Nacktheit die gütige Natur schon längst wieder mit 
einer üppigen Vegetation von Jungbirken, goldgelbem Besen¬ 
strauch, Wildrosen und Brombeergesträuch bedeckt hat, kommt 


man an die ersten Häuser des Ortes Posta. Es ist kein Dorf im 
üblichen Sinne. Es wird nicht einmal von einer regelrechten 
Fahrstraße durchlaufen, und einen Bauern, der ein Pferd 
im Stalle stehen hätte, würde man vergebens in Posta suchen. 
Wirtschaften nennen sich die Betriebe, und ihre Besitzer 
sind froh, wenn sie ein paar Schweine fett machen können, 
wenn einige Ziegen satt werden oder wenn gar ein oder 
zwei Kühe durchgehalten werden können. Arme Leute 
sind es deshalb keineswegs, die die sauberen Häuschen 
zu Posta an der Elbe bewohnen. Der Familienvater ist 
Fischer oder Schiffer, ja selbst Schiffseigner. Die 
übrigen Mitglieder der Familie bebauen den Garten 

und hinter dem Garten 
den Weinberg, der in mit 
Sandsteinhorzeln gefügten 
Terrassenmauern bis hin¬ 
auf zur „Wand“ steigt, 
in der zahllose Elstern in 
unzugänglichen Löchern 
horsten. Einige Häusler 
haben das Recht des Wein¬ 
ausschankes. Trifft man es 
gerade gut, so kann man 
sich zu seinem Trunk haus¬ 
gekelterten Weins noch ein 
Gericht frischgebackener 
,,Okeln“ bestellen, Elb¬ 
fische von der Größe 
einer Sprotte. Ich liebe dies 
Pjsta, wo mit der Poesie der 
Rebe die Poesie stiller länd¬ 
licher Traulichkeit verbun¬ 
den ist, wo kein Haus dem 
andern gleicht und doch 
alle die Häuschen einer 
Art unbewußter und zweck¬ 
mäßiger Schönheit sind, wo 
die Fensterchen schön ver¬ 
deckt sind von Geranien und 
Verbenen, Begonien und 
Nelken, wo schon im 
Februar unter den noch 
schwarzkahlen Kirsch- i 
bäumen Schneeglöckchen 
wie Wildpflanzen zu Hun¬ 
derten stehen, wo es im 
Frühling allerwegs nach 
Veilchen duftet, wo in 
ganzen Beeten Aurlkeln, 
gelbe und rote, Stiefmütter¬ 
chen und Narzissen blühen, 
wo schwere Rosen, vom 
Besitzer selbst ,,gut“ ge¬ 
macht, über den niedrigen 
Holzzaun hängen, und wo das Blumenjahr mit Astern aller 
Farben und hochbuschigen Georginen oft erst gegen Weih¬ 
nachten hin zu Ende geht. Wenn du doch bewahrt bliebst 
vor Entdeckung und Erschließung, und wenn es doch haltlose 
Rederei wäre, daß man dich mit einer hochflutfreien Auto¬ 
mobilstraße beglücken will! — 

Wir können beim Weiterwandem auf dem rechten Flu߬ 
ufer bleiben. Drüben liegt Pirna. Hinter hohem Eisenbahn¬ 
damm, auf dem gerade der Bäderzug nach Teplitz, Karlsbad 
und Marienbad rast, drängen sich hochgiebelige Häuser um 
eine steildachige Kirche. Es ist das Pirna, wo Anno 1478 das 
„Kennichen“ Wein schon von 3 Heller an zu haben war. Das 
vielfenstrige Schloß über Kirche und Stadt dient traurigen 
Zwecken : Es ist Landesirrenanstalt. 



Weingelände bei Meißen mit Blick auf die Albrechtsburg 


5t Q DEUTSCÄAH 


Nr,XO 


GroßerK Rebbestande treffe wieder eine Stunde -'üafe } feblt's nicht. Auch in-fielen 

elba^?walts^ W Sr^hloll "Bäck^^efe ^cheulet man Wein, W^r von den besten Sorten 

an dei' Elbe^ seine Frtutrepp'ui werden Vp dm piqUeff^n \vilb der greife zum .iDömpfobst" oder .JVfartins- 

SlTomcs bfeült und ttiu. seiner ^Ift^mn^n PatinsLfedä^fe^ .- .ife versiw:h"s m^f mit d^m >£chberg * oder ,>Ra^teri- 

wÜt &u:-b woW nk etwas und Bes^nd^r^es 4Mik<P^ berg^v auch einen 

Die KIfezer auf halb«: Bt^rgfedhc d«^f ..Katzenspaing'- uftd die ^fete Pmse'' sind auch 

nicht ybel und d^r y.EaiirnrSnti^phe*^ von Harchsche?'^ 

a ü s Beuß litz sin d . wah rii c h n i c ht :z\i verac hteh, Ma n .probier e 

aber ]a niflht ^ ^ eä «ineip auch 

heuer ' werden; denn Jefet nicht, die Mpiß^ner 

K es ch^;erp fet ein. an, 

riuen Nehroiög au i den Bacheifcheri Weinbau zu: scKrdbepV auf 

-.-J ^Lv X A lä l-iT^ 1 n ^ 1 1. J-Ü ’P^XI jixiTKK l“« ■fcTTI "^iTWfc. *^5^.W ■ ^ ß ' t " j gf-1>^ rlji^ ^ ’■*!. 


früber rin gs vb it Wc i li hci’ge o u rni^ebeny A btr geuade Hi^X h^t 
die Reblaus l>päen Schädeb: gem^cbi;.^ Obwhl der Ort PStltüt-Z 
in feuTZCT 2eit: fUtt: der r:lettTi]scb?rt Stfaßa^^ vors Dresdgt^ 
Zu erreichen ist^ hat: ^: sich hbi: h; hkht m C rofkt^tvpforl 
utnmodelh las^n, und büdwigKicbfe, der hier so ^ern zciclv;' : 

wurde apch. ^enng tjndbP v 


nete und CPslte,. 


Etwas-and^^rs steht Asa miteinst auch dem dpr Etbiahrt balabwäits vqn Melßm bt^ hin zuSefeREfh' 
Bacchus heb und weit war. ist Köughjintr^t von man ob: dieser Idee/ Dä h^t zunlicbst der Bst Von M 



eingdügt, Cnüfrigid iind Theodör. Jvfjmcr , ^<iwie Friedi tch brs dkhl an dk Eli>e heran. D^a, T^^oh mächttsen Linden 

^.vLUfi.^v- t. ak ta-*,^4r ftili : . KökiVt^iti l jti'irlKüJi's jiWi 


SchUfer e h rehd. Schi Her hat hier auf 
dtm Landsib Kbrnefs sein ,,Lied ad 
die .Freudt^" gedkliieiy 

Das Uaefete Wembaug^bict . 

eHmbwdrtB Ifet wli^der fe&citir, 

Dresden. Es beißt fefehthtri die ,X<Vß- 
niu'L .Sk .btfz^lclinet Mch .äuch mit 
•^jSfeh^fKch,^Hi:ZZä^* ■ ihreÄ .milden 

XlhnaTji, A’feg derartige;n HenRnUühgt^n 

Freijdt hsfef>. wer wi Ih Ith fmrk, sic 

vemkd''' n. .Sto h rü >d; e m .. 

k&ancii dbs, W^rrt*^^ Si*cnai;t. ich höi? 
d rt tm itut! b, nie ht. rn > l E [ blfe^c! z' fü r 
D.rä?dl?fi n rid b Öäcb^ tfec Si^ h'W l ' fü r 
Bl b 5?an d stßi e b t r iu.n A b^d f uch:» der 

d i e ^ögt a ph i äth e L^ss:^ b. und. d liiU ^tofe i - 

scti en C h a fÄkter d nrr^ts--- cü sq 

tjTcf fend wkdergibi. Dk feßn ]Xi i st ini£ 
den umikgf^flden Olisch^ffe ln den 

I etztcn Ja h r^ch n te n pin ^to ßer Vi 11 11 

gcwcifden, uDdrlieViJfe Kabpu udt itiTcu 
Gerten eirien fiüH f> TcJ! 4^x.- alteu Wein- 
bcT’grc. ib Be^ätÄ gi?,noudrd,^U/ Ab^’V noch 
I st iLr feß iVkz da$:G ep i agers.h ei t re ben- 

frohen Eibj^läritdcs fehl gadi vcflarep, 
sc hrm de^iajb rm ht v w'ei \ in aikb t i^ t! Ic- 
Ti 5 c he5 W ln 5 erlw m' ufe i^ianches Gc- 
bände aus feer Zeit ^^rhellen ist* isachatäthe KurfufeU^^ 
Södder^; Ai.igUTifl der Starke, hier ßacctiusaufzii^c und ^dufföte 
Feste feicrtifu und auch Hof hh.dffttiw Die ^ogejciiinnic 


A 

7:"h 



jöktibsttjeinf. 


behüteife zn^ehÖnge Landbaus oben fei: 
Becgfände hat marjchen. Msfe zn 
iger Arbeit g'clockt, upd rriancher Xöfelfe 
der Meißerrer PötzelhtoißanutäktuF ver>^ 
dankt ihnreinri ghicfelkhe Hiug?ebunig 
d Sch a ffen / Bei der wfei^reu Fab £1 
teautert^n skkzunachst durch fe vielen 
Steinfekhe MiJ/eii b$KenV »jie hi gra- 

nitische Urgestein g^scBageu 5ihA Man 
gfeötbvl ühpffekl an dä.5 Bd4 und 
ver steht, H blcht iifi gern dazüf dle 
i f lii c Ke m hei len hletrlk i n derfei neu Lan d- 
sc haft sogar fü r mEaleriscb m etWären * : 
na rtientikh gegen Abend:, wo die 
gelegt cnGcsi emsmassen ri^chefer 

ieuchlen und ?ich wüudefsam in 
. brau nge tbe i ^ Wa sser dt?r Elbe t>pfeefe 
Tief emgestinken sieben vörderi Brüebfen 
volLbeladcTie Kkhnc: ln de/■ ßfei Auf 
&ehvvankern Br ett kd Ffe^^n kräfiig& Arbejt^^^^^ 
die? It rzte ni Sterne zuf; Ladlingl Dann 
^hwimnuen die föhflcdaüllö^^^^^m def 
StroTTiij ng lalabv eto Syiteckeu aber Rad- . 
dampfe/: dte be»n> Segfeeii ihr Tempo 
verUog^mea. miis^en, Die 

tvk-ird&a dfe T^ltüvkarial hinein nafe 
Befei gc-feleppt 
lt> Dkslrar heißt i ausytfeenv An fe Mauer dder Garteihv 
Wirtschaft hi zu desen „Sachi^isehi? Rlvktvh Die 
EUid schon an der Arbeit* die^c GesclunätyoslgkcU 


HöflößmU zeilgj henoch davon, fe Weinbergsefeft auf ms löschen. Das ^-ichänc^ Dvefear braucht kä-ine Entlehnung zu 

Tal vorspi irrgender Anhoiier mit LofitLiren, D^feurkferi^^ seinem Lob- Seut^Klz ir.{ üji^f . Den bfcftea Ausgang 

bra&thaniijche PWntasie’. ogcl darstclfed^ Davon zeugt das . emcfe viyr Etb.R Tni^Tfeud^rv schntak^: Seftont^Jes füllt Riu^rgüt 
witterte Rundtifttnehen, der jakobsgteirt» ife jk^cL vorr üridten yrid ySchlöß gLfth^n Ich feüfte Edelsitze 

; Wfe^töcfen rjms^ben ist (^nd dtij^ zm Zeit: fern Sachfes, die :sicb ln rK^c^ Läge- aüd in ihren Baididbkeiten 

Zu koUned feubtt, äL ^kfurrtEd^hify?! febb^lfitdriüm diCRle, A rnif Scül/lltz uk^sfe k^bnon^: Selbst das Ümschaltehäastbcrt 

dfe KapeHc rn >iWacke*bfehÄß[dfe f täfevürrfecr^& IfeGcr i^hktrischarr und Kr^fd-I^irting vom Werk'^i LaUefi^ 

lande tin^ die Kspjtik gebörtdem FMd rnarsc 1 laii Kü'oi^s; . 2 hamme r* das^ dich t »n deni tfeuga7Tg. postkrt ist, Kal slcK ; 

des Stötkeuy naroTfn^ Wcickerbiife;^ Dk Geschicfei berKtbf tHV t^^ d^^: Hat mbrik Ösnzen ^ngcpaßl:; Ufidr daß der Wein^ 4^xv 
ersfeen herrlichenEHrsfe.fe yir:d es.dfelbst ^«nicht fekuer■* ■ tihg?: die Eer^ij^nge : die Seußlitz KhdfeTid um- 

femon, mit dem bfefe ^^^h^ift, das häteu Wft: lichGiv ln 
AJeilfen E det Jotzte .größere W 

iacKii^^chen Refeebki, der von Sr hlo(i S<iüßf \vUn d ieft: iierm' 
i HII d cn schii 1 Ateh * Voh depe^n v dk ü m gebt i eben ;Stndi 

. Wir sind am Eridc von Saehser}^ Weinfed. cIäs^^ 

was er TiiJi Aug^e fed fedsfe hat, m^t dm fefeicht* 
waii; R hei n urtd Mdsel blet^ü- und danach seifi Ufteif a uBt 

5 ip rechen w ilJ / 3fe »! 0 d die Gq h cioTrti^e 4kt i 

schlössen. Jäiei L^hfe Gharakter und ureigfe? Boden- 
erzeiignrs s i nd an sich vol 1 k orn mm -: ; 


tvä.U' nicht dk' Köbofderks Wviü^ Wäfonrdie VAckeren 
Feldm^rschäll rmt Näineh Wack^rba* th etw^^ vcaspukj^ö? 

Sh-ht man: von d^h Bil geri .der Löfimtz aus nofdwkslfVait'?^ 
50 gewahrt’ man am\Hou^onte rechts voO ckrt SpäafW^gcUi 
in denep noch ma Tich : fleitU W iniQt m hafft.^ fe beiden 
sd 1 Sanken gö tiscb eti -Tü r rne d es Ooi nes vo n ft 

der Bahn nahfe wir; un^; ihnmufi^sch. Elie wir abpf in Meißen 
seibfeC unWeit des Pio^i^ifegös: den Dampfer belitdgcri,. gilt 
1 ^. auch eininai ufe \Vem zu kosten; aE weEGfe 

im weitefen Smnt: aiieL;^dbii^her Elbwein ver^Ltaiid^d W^dett 





Nr 10. DEUTSCHLAND 517 


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Adolf Schrödter : Triumphzug des Königs Wein (Phot. F. Bmckmann, München) 


Wein und Gesang. 

Von Lebrecht Treu (Essen). 


Wein und Gesang, ihrer Wesensart nach so unterschiedliche 
Begriffe, und doch so zusammengehörig wie Lenz und Liebe. 
Denn wie am wonnigen Maientag Finkenschlag und Drosselsang 
die Fluren durchjauchzen, Liebe kündend aller Kreatur, wie sich 
das Menschenherz gehoben fühlt aus Alltagsstimmung zu 
warmem Glücksgefühl der Wunderherrlichkeit blumen¬ 
leuchtender Fluren, also auch öffnet der Wein des Menschen 
Herz, um es mit Frohsinn und sonnigem Behagen zu durch¬ 
leuchten. Höher macht der Wein die Pulse schlagen, mit Zauber¬ 
gewalt entreißt er den glücklichen Zecher aus den Niederungen 
des Alltagsdaseins mit seinen kleinlichen Beschwerden und 
führt ihn empor. Das Auge sieht den Himmel offen, in dem 
Gott Bacchus thront und über Gerechte und Ungerechte, so 
sie sich zu ihm bekennen, sein fröhliches Szepter schwingt. 

Also wird der Becher zum Sorgenbrecher, und schwellende 
Gefühle bemächtigen sich Herzens und Mundes; das vorher 
gesprochene nüchterne Wort wird zum tönenden Lied. Ge¬ 
denken wir darum in Dankbarkeit des frommen, gottesfürchtigen 
braven Noah, in dem wir gleichzeitig den weisen Lebens-' 
künstler zu verehren haben. Nachdem er dem Herrn ein Dank¬ 
opfer gebracht zur Errettung aus Wassersgefahr, pflanzte er 
in weiser Vorsicht den Weinstock, Segen spendend den Un¬ 
zähligen seiner Nachgeborenen, die er begeisterte zu herrlichen 
Liedern in Wort und Gesang. Welch überreichlichen Stoff 
vererbte er zunächst Dichtern und Sängern, deren Phantasie 
sich nicht genug tun konnte, all die Wonnen des Weins er¬ 
schöpfend auszumalen. Der Wein erfreut des Menschen Herz, sagt 
mit schlicht überzeugenden Worten der Psalmist, eingehender 
aber besingt ihn schon Vater Homer, der in Dingen des Weins sehr 
erfahrene Horaz, der alte Fischart bis zum jüngsten Poeten, sie 
alle stimmen ein in das Lob des Weins; und fürwahr, „das müßt’ 
ein schlechter Dichter sein, der nie besungen hätt* den Wein“. 

Aber was nutzt dem Zecher das Gedicht, wenn es nicht 
gesungen werden kann? Dichter und Komponist mußten sich 
daher ergänzen, spielen sich in die Hände. Wenn Mirza Schaffy 
in schwungvollem Rhythmus mit wenigen Worten allumfassend 
den Wein preist : „Trinkt Wein, das ist mein alter Spruch 
und soll auch stets mein neuer sein; kauft euch der Flasche 
Weisheitsbuch, und sollt es noch so teuer sein“, welch un¬ 
begrenzte Weiten eröffnen sich da der Phantasie selbst des 
trockensten Philisters! „Und sollt’ er noch so teuer sein“, da 
steckt’s drin. Richtig fühlt er heraus, schier unbezahlbare 
Genüsse verheißt ihm der Wein für geringen Obolus; und er 
geht hin, sich diese Genüsse zu erkaufen. Hier stoßen wir 
auf den praktischen Unterschied von Dichtung und Gesang 
in seiner Anwendung auf den Weingenuß. Die Dichtung in 
Form von Sage und gereimtem Vers regt stark an zum Besuch 
der Quellen, welche den Wein verheißen; sicher nicht die 
schönste Melodie des prächtigsten Weinliedes. Immer ist es zu¬ 
nächst das gedanklich Überlegende, das Vorausschauende des 


kommenedn Genusses, welches zum Wein lockt. Als Folge¬ 
erscheinung des Weingenusses tritt als gehobene Gefühlsäußerung 
das gesungene Lied in seine Rechte. Der Gesang wird zum natür¬ 
lichen. zwanglosen Ausdeuter des sich regenden Frohempfindens. 

Noch einen zweiten Unterschied zwischen Dichtkunst 
und Gesang im weitesten, auch instrumentalen Sinne gedacht, 
vermögen wir zu erkennen. Viel enger begrenzt ist stofflich 
das Gebiet der Dichtkunst zum Wein; denn es kann sich nur 
in den Schranken bewegen, welche direkt den Wein verherr¬ 
lichen, will es seine Bedeutung als Weinlied beibehalten. Ganz 
anders beim Liede, das bei dem Tafelgelage erklingt. Ist erst 
die richtige Stimmung erweckt, die so unvergleichlich schön 
und treffend der Dichter in die Worte kleidet: ,,Seid um¬ 
schlungen Millionen, diesen Kuß der ganzen Welt“ — da 
wird im weitesten Sinne alles zum Weinlied, was Schönes und 
Edles auf Erden der Gesang zu verherrlichen vermag. Sei es 
der Frauen Preis, die Pracht der Natur, und was auch immer in 
den Herzen der Sänger, gezeugt aus den Flammen des Weins, 
als Ausdruck des Jubels der Kehle des Sängers entströmt, es 
wird ein echtes Weinlied, wenn es nur aus freudeschwellender 
Brust, getragen von den Geistern des Weins, empor jauchzt. 
Nicht das Materielle des Inhalts ist hier entscheidend. Wie 
unzählig viele Lieder launigen Inhalts, deren Text des Weins 
mit keinem Worte gedenkt, sind so zu Liedern fröhlicher 
Tafelrunde geworden und werden sich erhalten, solange sich fröh¬ 
liche Zecher an den Wonnen des Weins laben. Längst wären 
ihrer viele untergegangen, wenn sie nicht dem Bacchusverehrer 
zum unentbehrlichen Gegenstand des Ausdrucks seiner Froh¬ 
laune geworden wären. — Aber ganz so einfach liegt die Sache 
doch nicht, denn immerhin ist zu unterscheiden zwischen 
Zechliedern allgemeiner Natur und dem Weinlied im besondern 
Wird beispielsweise ganz allgemein der Rausch im Liede 
behandelt, so wird das ästhetische Gefühl Unterscheidungs¬ 
merkmale dafür zu finden haben, ob das Lied vor das Forum 
des biertrinkenden Kommerssängers oder besser zur Zuständig¬ 
keit des von köstlicher Blume umdufteten seligen Weintrinkers 
gehört. Schwierige Frage das, deren restlose Lösung einer 
ganzen Fakultät unruhige Stunden bereiten dürfte. 

Aber versuchen wir, die Unterscheidungsmerkmale zu er¬ 
gründen, um zu einer möglichst einwandfreien Lösung zu ge¬ 
langen. Die Wirkung der frohen Laune des zechenden Sängers ist 
physiologisch ^durch^die Wirkung des Alkohols und seiner 
Zusammensetzung zu den sonstigen Bestandteilen des Trunkes 
zu erklären. In seiner rohesten Form tritt uns da der Brannt¬ 
wein entgegen, von Bismarck in einer verunglückten Rede¬ 
wendung Kartoffelblut genannt. Die hier aus sinnverwirrender 
Alkoholglut erweckten Lieder zeigen zweierlei ekele Eigen¬ 
schaften. Der Text bewegt sich auf schlüpfrigem Boden; 
möglichst freche rhythmische Wendungen der Melodie weisen 
dem Lied seine Stellung unter den Gassenhauern niedrigster 












516 |)jgUTSCHLAN D 


[Nr. 10 



Aa^ äT5t- Diis BkrtrETiklTpd Steht dagegen scbijn erntet tii^.V?! 
^^kKh>iK h öhe re n Stüie . Es hält, sii:h Ub i e^enä tt?i TQpe 4^® 

jk'<feläfi^^l^ 7 n üifiie r Bevöfig dt^i MitBc h t em pm, Di e 

Hau^^^^äche feti d^ß d^ JängeivTafelnünä^ fcqht Mfngt 
Ufiii iäia! Itv We^i ig er Cewichf wird at ■ d iö [ g^ld^nk en m h^h h< 
yrttfjrbgr: In B^^^iehyßg >.um Bi<,^r gek^i> Dk. KofnTnfMslkd^r^ 
viel f=ach v&^^ pr H'i chf i getts * h intei ßen d b u r-^h! hü Sem U b er m u t 
^rfäilt brauchen, ih im!eh d^ircyus .mchl de:n edein Gersten¬ 
saft ^d, pi^'l^eiK Snwohi der de/ Baittersehnaps 

iim SchwaYten W^iihicjt Eii Äskalöirii. antdv der AX^etn. Mieten 

dem Sie rIkd deit: ti rwü eh &igs ten St©If. - • Wn i &t ri uW aber h\ 
musikalkchem Sinne: die CK'Ti2*v der Ucikrschied zwischen 
und fodet^r wenn er mdit di^cK den 

geg;e!;^ri mtr wetin wfr ^xkenn^i^i Lieder^ ■ivek:heged2Frjk> 

Jich>ded': W Whandfl.fc; #{> surigesproerh^^ne Bjeiikde?^ dpr-^ 
st elfen - Gersati abrusit uidkfe nd’^, G ranzen g vbt es nVt h t - ünd doc h 
findeii sieh vieSfäcbei ^ierktnaki die dem Liede. mehf ' dcr> 
ß erq f des ß ier “ öder des Wisijalredei 
rtiwei^n, Ä?j^ßert Unt^jinde weise ti 
kier vlelWU ,4^n Weg^y 

Sind die B*e rt f mher ^ d e nep 

viel .iStoif -aL ’ Schriftdci*ts^k=5 v^>r 
Angerv schwebt, cledes:^ 
heilem Genulidie Sinnmu^tg hn Uede. 
dann akh mich gki.ch h/äibg aus der 
Kehle drmgt^ Denv Weintrhiter, zu- 
irieist in kVipef Ges^iläsekält; fammt es 
w etdg ^ r ft u i k r me:h d m, n n. 

S^ine Sirine werden schon vorn Düfte 
d er B iutn^ z ari u nd pri c ke! nd re g ü . 

D^s ihn Ikrücketide kosdkLvBehft^ 
verlftTrtgt meLr naeh Be- 

f ri edigüng V Nicht führt ihn d^k an 

dieSt^tle der gro fiten VvCIiise/ * sonder ft 
wo dfr,n iismsten ,,Tr&pfen'" ^ibt, da. 
läßt ^ sk b rvffeder. Er UTid. seJn Wel ft 
genügeti ^Irrh selber, erveirt' sieh daher 
im Lied ip direkte Betkhüng rq 
ihm, Wit wird dte h die h wal n frohe 

Launi? ?gew'?ckt; *. J eh' u rt d mci rt Piäsch' 
cHcn ^^irid inimer bekarnnveri'' von dem 
Kcb^- alten L^kgbeini Oder Wenn 
dch'sk>Ort ferne sehtr teüchiend ln 4^=h 
Schrin'*. kühlen Keffer sitz" 

^iefe hier auf einan Fa fl vqH 
Oder dä’!' von qnsern Voreltern g«- 
:?ungenf? f ischarLst.he l^iedi ,.NnTi bist 
mbr/ecidwillkömmen,. du edfer Reben^ 
saft^ ich ^.r wohl vernonunen. du 
bringst: mW süße Kr&fC-' sind die echten Wejrdied^f^ iü i 


Emporstreben der SfcimtnLger weJeh zarte Lyrik im. Mtttelsatscv 
enlsprechend den du!tSgen Nebefn ^ flie der Wein i t\ die an 
Sinn«: hä neinzaubert. Wfe in dj^r Beton üng vetfehfc 
dagegeri d^s B das, anstatt deb funkelnden 

Wc:tn rnusikahsch heir^usrt^ die Silben *,keri*^ :iJ£nci ,,dcn^. ' 
iß den W^öftm ^jetrühken und Liefern hervorhebt:. Aber äu^efe; 
trotz de^ für viele Strophen so ungeeigrjeten Juvfeallera ein 
treffhehe? LLed für Iderdeogesapg. 

Haben w^f ^d^isVefh^ltnfedesWans ium Gesang beleuchtet. 
Sö in richten wi/Ppth WorteR der eigen tfehen ßed^-* 

tung des Wiflns srm Tonkunst; gedenkenist &j5, d>is deni Wejn 
die Macht in seiner Efe^virktji^tg süf den Tongedänken^ 








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T F^h’-epfe^llcf .it'fj Riife^c-Utier WtiiDhcr^ 


den^rj .der 5ängef Intini mit ^jciner Flasche plauiftirt und 
/äön^t: ini der Welt vergibt. ^^. Der Vortrag.:;'5teht vietocb.iriq^i*-■.■; 
kaliach c^üf höherer [ Stufe, sdhufi weil beinr Becher d^rEmzeb 
ng be vorZ u gt wird und weni g cf ^ abgeiseh en fe t] i che-n 

Vefah^f^dningch den Charakter: als H cf de ab ed trägt.. 

Wir n schQn fru her> 4^^ das l-fed ^ueb die Efeepüyiaft 
ab fechäfm^: Weiolfed h^beiv köiine^ ahne daß sich dlft \X-Ort ^ 
unterläge aus$cldfeßbcfe mit dem Wein befasse. Eiir Bebplel 


kannte: schult: der der; steh e.ntschu]dfei?nd weeca 

rei^hlkhcfi X^feinßehvisscs;erk!äne r W^epn! Ich dn Glas :gOtfunken 
habe, v/erde Ich: gleich jeln anfeöj Mensch ^ und /wafturri soll ei« 
snde.ff^ Menkh .nicht iauch sein Giäs*; 
€ he u tti^l ken du rfe n ? I n d er Tat. der ; 
MtUm höt rechh: er wkd von neuen Gej-V 
ftih is^ch v¥ I n gim gen beselt, d ie sich 5 p ,i' 
rhythmf^che Empfjnd ungen umseUeii - 
je t^ach der Person des I rinhefs vofe : 
£Wezerlei W^xrkung, Pem Tofid ichier ' 
wi r d d ie rn us i kab sc h c Gestai tun^sfctafe 
erw^kt “— Snsptfätion; pie meisten : 
Koftz'trt! rriprövisaferea-: ^ ein« seit 
vielen J^hrzchnleri y<^rferen gegangene 
Konzertersefteinun^ tfzibken vor deiii ■ 
AuEtrtten ein Gfesch^- 
Wunder lit?d verdankt semo Entateh üü^ ;' 
einem fi defe u W pipab^id; d eir; br^yc • ;; 
S^hikä neder zog teichl WEt 7 ^msen (v 

den Moz^ri gespendeten Weinflas^lt^l 
Der süße 0üfedes Rebensäfte hat sieb: 
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das gebotene KoUirrterS“, also ßferlrcd, wie es Von zahlrdcben 
krüft feen Kehlen weithfe bk zur entfmireu Slraßencckc schal fl, 
Aber wfe. ganz aifeefev feipe^r^ auagearbeiteteT dfe Vfe/:* 
lonung desselben Gedichts dqi^h Robert Sthiitenm Wie 
tfe molt er den ,|füf)fefeden Weirt- durph^ 


um lins den Wehrten des feuagen Georg Herwegh anzuschließen: 

Ifokfe Stößt : 4 irl St<>Gl an E Dcf' Rhpm, 

W'fl»n aöi;h VUij s\6.f^ nur um tich Wöfh- 

Dk i'^' *-L. .‘. . ii 1. .•• • ■ ■-M -i. 


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Nr. 10 


DEUTSCHLAND 519 


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Vom Frankenwein — und Steinwein. 

Von Dr. J B. Kittel (Würzburg). 


Wenn man von deutschen Spitzenweinen spricht, so muß 
man auch den Stemwein aus Frankens sonnigem Maintal 
nennen, und wenn ein Weinkeller wohleingerichtet, eine fest¬ 
liche Tafel wohlbestellt sein soll, da muß neben den andern 
Flaschen auch der originelle Bocksbeutel paradieren. Uralt 
und wahrhaft ehrwürdig ist der Ruhm der Frankenweine, und 
auch heute noch wird der Kenner die Liebe unserer Altvordern 
für den edlen, kraftvollen Trank vom Frankenlande bestätigen. 

Nahezu den ganzen Main entlang wachsen die Reben. 
Freilich hat der fränkische Weinbau heute nicht mehr die 
Ausdehnung wie im Mittelalter, wo das ganze Frankenland vom 
Fichtelgebirge bis zum Spessart ein großer Rebengarten war. 
Der Massenbau hat sich vor dem Wettbewerb des bayerischen 
Biers, das gerade auch in den fränkischen Provinzen (Würzburg, 
Nürnberg, Kulmbach, Erlangen, Kitzingen, Schweinfurt usw.) 
hervorragende Braustätten hat, zurückziehen müssen. Aber 
in den bevorzugten Lagen des Maintals und in den Seitentälern 
der fränkischen Saale und 
der Tauber sowie am 
warmen Abhang des 
Steigerwaldgebirges grünt 
noch immer die Rebe, 
und der Weinbau wird 
dort hoffentlich immerdar 
florieren — trotz Mi߬ 
ernten und Rebschäd- 
lingen, trotz Antialkoholis¬ 
mus und sonstiger Zeiten 
Mißgunst, die den Winzer¬ 
stand ohne dessen sprich¬ 
wörtlichen Optimismus 
wahrhaft verzweifeln lassen 
möchten. Allein mit jedem 
neuen Lenz grünt auch 
neue Hoffnung auf ein 
endlich einmal wieder ge¬ 
segnetes Weinjahr. 

Wenn man den 
Frankenwein mit wenigen 
knappen Worten charak¬ 
terisieren soll, so ist das 
nicht ganz leicht, denn es 
sind vielfach verschledeneTypen, die im Mainland wachsen. Eins 
ist freilich wohl allen Frankenweinen eigen, das feste, harmo¬ 
nische und gesunde Wesen. Diese treffliche Art bedingt auch, 
daß Franken — abgesehen von den erstklassigen Spitzen und 
Hochgewächsen, wie sie bei Würzburg und einigen andern 
Mainorten gedeihen — namentlich in Mittelweinen besonders 
leistungsfähig ist. Charakterlose, nichtssagende Massenweine 
sind in fränkischen Weinorten kaum zu treffen; wohl überall 
erheben sich die Qualitäten durch Eigenart, kräftigen Typ 
und energischen Geschmack über das Niveau gewöhnlicher 
Konsumweine. 

Das gilt schon für die Kreszenzen vom Obermain, z. B. 
für die feinen Weine von der „Mainleite“ bei Schweinfurt, 
die so ausgezeichnet zu der landesüblichen ,,Schlachtschüssel“, 
dem Liebhabergericht aller fränkischer Volks-Gourmets, 
schmecken. Mainabwärts bei Volkach, im alten „Volksfeldgau“, 
ist eine der ersten Qualitätsgegenden des fränkischen Wein¬ 
baus: Escherndorf heißt der gesegnetste Ort des Bezirks, 
dessen vollmundige, feuer- und gewürzreiche Weine manch¬ 
mal sogar die Edelweine Würzburgs in diesen Eigenschaften 
übertreffen. Auch Sommerach, Nordheim und Dettel- 
bach sind bekannte Weinorte des Maintals. Um Kitzingen, 


einem Haupthandelsplatz, liegen die guten Weinorte Buch¬ 
brunn, Repperndorf, Mainstockheim und Sulzfeld, namentlich 
aber auch die Weinbaustätten am sonnenbeglänzten Abhang 
des Steigerwalds, Rödelsee und Iphofen, beide am Fuß der 
alten Karolingerburg auf dem Schwanberg. Diese Steiger¬ 
wälder Weine zeichnen sich besonders durch ihren feinrassigen 
Geschmack aus. Im Maintal folgen als bedeutende Weinbau¬ 
plätze Marktbreit, Frickenhausen, Ochsenfurt und Sommer¬ 
hausen, lauter Stätten echter altfränkischer Weinpoesie, übrigens 
auch als Orts- und Landschaftsbilder von entzückendem Reiz. 
Randersacker, das vor den Toren Würzburgs Hegt, zählt wein¬ 
baulich bereits zu der fränkischen Weinmetropole. Die be¬ 
kanntesten Lagen des gesegneten Vororts sind „Pfülben“, „Spiel¬ 
berg“, „Hohbug“ und „Teufelskeller“ — Namen, die auch außer¬ 
halb des fränkischen Weinbaugebiets einen guten Klang haben. 

Würzburg — der Name der alten Main- und Musenstadt — 
glüht schon wie der Wein der gesegneten Hügel, die den 


Talkessel Würzburgs umgeben. Da wächst am langgestreckten, 
kalkgrauen Berghang der Wein, der Frankens Stolz und 
höchsten Ruhm bedeutet: der Steinwein. Es ist kein poesie¬ 
loser Ort, wo dieser ,,König“ der Frankenweine thront. Ent¬ 
zückt schweift das Auge des Besuchers, der den Berg erstieg, 
vom Bismarckturm oder von der Steinburg aus über den wohl¬ 
gepflegten steilen Rebenhang hinab zu der vieltürmigen Stadt, 
deren berühmte ,,Würzburger Glöckli“ ihren Schall herauf¬ 
senden. Ein prachtvoller Platz und Blick! Als Unterabteilungen 
des herrlichen Rebenhangs am Steinberg schließen sich, gleich¬ 
sam als Trabanten des königlichen „Steins“, zwei gleichfalls 
hervorragende Lagen an, der „Schalksberg“ und die „Harfe“. 
— Drüben aber, wo jenseits des Mains das zwölfhundert¬ 
jährige Herzogsschloß Frankens, die alte Feste Marienberg 
thront, da wohnt die ebenbürtige Gemahlin des Frankenwein¬ 
königs „Stein“, die Königin „Leiste“ — eine herrliche Wein¬ 
lage zwischen den Imposanten Bastionen und Wällen des alten 
Bergschlosses; und herrlich ist auch der Leistenwein, ver¬ 
gleichbar einer anmutsvollen Schönen, so lieblich und reizend! 

Würzburg ist der Mittelpunkt des fränkischen Weinbaus, 
zugleich auch die Zentrale des Handels und Verkehrs für das 
fränkische Rebenprodukt. Neben dem privaten Weinbau und 



Würzburg: Alter Torstein vom Juliusspital von 1576 (Hofphot. K. Gundermann, Würzburg) 


520 DEUTSCHLAND Nr. 10 



Würzburg: Vierröhrenbrunnen 


Weinhandel ragen auch drei öffentliche Mustergüter für Frankens 
Weinbau hervor: die Kgl. Hofkellerei, ein staatlicher Weinguts¬ 
und Kellereibetrieb, der in der großartigen „Unterwelt“ 
des stolzen Würzburger Residenzschlosses — wohl einem 
der mächtigsten und ehrwürdigsten Keller Deutschlands — 
seinen Sitz hat, dann das Weingut des Kgl. Juliusspitals, der 
hervorragenden Wohltätigkeitsstiftung, die seit alters den Weinbau 
zu ihren bedeutsamsten wirtschaftlichen Aufgaben zählt, und 
endlich das Bürgerspital zum Hl. Geist, das unter städtischer 
Ägide ebenfalls ein ausgedehntes Weingut trefflich verwaltet. — 
Neben diesen Großgütern und ihren berühmten Kellerei- und 
Ausschankstätten sei aber auch der traulichen Weinkneipen 
nicht vergessen, an denen die Studentenstadt am Main so reich 
ist: Die ,,Kette“ und der ,,St. Kilian“, der ,»Stachel“ und der 
,,Dinkl“, das „Lämmle“ und die »»Drei Kronen“, und wie sie 
alle noch heißen, das sind köstliche Winkel frohen Wein¬ 
genusses — nicht zu vergessen die diversen ,,Bäcken“, die 
neben ihrem Brot- und Weckenladen auch regelmäßig eine 
famose Weinstube haben, wo sich’s lustig und friedlich (wie 
man’s haben will) zechen läßt. Da fließen treffliche ,,Schoppen“, 


d. h. offene Ausschankweine in Konsumqualitäten. Aber auch 
der ,,Bocksbeutel“, die sonderbare „platt-kugelige“ Flasche mit 
den Qualitätsprodukten Frankens spendet ihren famosen Tropfen. 

Woher wohl der Name „Bocksbeutel“ stammen mag? 
An prüde Deutungen, z. B. als „Bugsbeutel“, wie sie die frommen 
Mönche ehedem am Gürtel trugen, oder als „Buchbeutel“, 
wegen der Ähnlichkeit mit der ehedem für das Gebetbuch 
bestimmten Schutzhülle, mag glauben wer will. Die richtige 
Deutung, einfach nach dem Namen und Aussehen, liegt viel 
näher und ist auch „natürlicher“; Felix Dahn, der Würzburger 
Weinpoet, übersetzte darum in einer Gaudeamusstrophe den 
Namen ganz richtig mit „capri saculus“. — Nebenbei bemerkt, 
weil wir doch einmal beim Namendeuten sind, soll auch die 
Bezeichnung ,»Schorlemorle“ oder ,,Schurlemurle“ vom Würz¬ 
burger Weinboden stammen. Der napoleonische Marschall 
Augereau, der just vor einem Jahrhundert in Würzburg wohnte 
und gern den Frankenwein mit Sauerwasser mischte, um sich 
den französischen Champagner zu ersetzen, soll der Autor 
dieses ,.geflügelten Wortes“ gewesen sein; ,,toujour Tamour“ 
war der fidele Trinkspruch, mit dem der durstige Marschall 
den schelmischen „Würzburger Mädli“ zutrank, und diese 
gaben ihm und seinem Lieblingsgetränk davon den Spitz¬ 
namen ,,Schurlemurle“. Wer’s nicht glaubt, trinke selbst davon! 

Unterhalb Würzburgs wächst auch noch manch guter 
Tropfen am Main und in den Seitentälern. Veitshöchheim, 
Thüngersheim, Retzbach und Karlstadt, dann Hammelburg, 
die Saalestadt mit Schloß Saaleck, Homburg mit seinem nu߬ 
artigen „Kallmuth“, Wertheim mit den eigenartigen Tauber¬ 
weinen, die Rotweinorte Miltenberg und Klingenberg, endlich 
die aparte Weinbauenklave Hörstein am' westlichen Spessart¬ 
hang — das sind lauter gute Namen von Ruf. 



Ein „alter Herr“ (mit altfränkischem Römer aus der 
Spessartglashütte, Elnsledeln) 


Studenten und Wein. 

Eine kulturhistorische Plauderei von Rektor Hammelrath (Düsseldorf). 


Weniges wird mit so viel Vorurteil, ja Unverstand, be¬ 
trachtet als das Verhältnis des Studenten zum Wein. Fürs 
erste Student und Studententum. Was ist das: ein Student? 
In seiner ,»Waldmeisters Brautfahrt“ gibt Otto Roauette zur 
Antwort: 

Nehmt Jugend, Hoffnung, Lust und Scherz, 

Nehmt glüh’nden Sinn, ein freies Herz, 

Nehmt Blütenkränze und Gesänge 
Von Freud und Leid, ein bunt Gedränge, 

Gießt wacker drauf kristallne Flut, 

Das treibt das Blut, das schürt den Mut — 

VieLAnspruch nehmt und viel Genügen, 

Bei wenig Geld und groß Vergnügen — 


Nehmt Narreteidung, goldne Träume, 

Verstand und Torheit mischt zusammen. 

Und setzt es, daß es tüchtig schäume. 

Dann auf der Lieb’ und Freundschaft Flammen — 

Laßt’s glühn und sprühn, und seid gewärtig: 

Mein herrlich Meisterstück ist fertig. 

Die Stellung des Studenten zum Wein bezeichnet nichts 
besser als der Weisheitsspruch des immer wahren Mirza 
Schaff y: 

In Gemeinheit tief versunken 

Liegt der Tor, vom Rausch bem^lstert. 

Wenn er trinkt, wird er betrunken: 

Trinken wir — sind wir begeistert. 
















Nr. DEUTSCHLAND \E^^^^&eeeeeGee&&e&&e&seeem 52i 


Es ist wahr, dem Studenten geht’s wie dem Elsässer, von 
dem ein gründlicher Kenner meint: ,,Der Elsässer trinkt, 
wenn er Durst hat, und es passiert ihm oft, daß er durstig ist.“ 
Allein, wer hat ihn nicht besungen, den 
goldklaren Rebensaft im Lenze seiner Jahre? 

Wem hat der Sorgenbrecher durch seine 
Zauberkraft nicht die Mühen des Tages 
rosig verklärt? Wer hinwiederum hat nicht 
bange die mächtigen Geister kommen 
sehen, die, vom Zecher beschworen, in 
langen Zügen dem Römer entstiegen, die ihm 
Herz und Sinn betörten, die ihm den ver¬ 
borgenen Schrein manch süßen Ge¬ 
heimnisses geräuschvoll aufschlossen und 
dem ungefügen Erdensohne Flügel zu fernen 
Gestaden verliehen? Und wer ist noch nicht 
jählings erwacht aus all dem süßen Zauber, 
schauend den grauenden Morgen und 
schauend mit Grauen die Geleerten, denen 
vor Stunden noch die mächtigen Geister ent¬ 
stiegen? ,,Da schreibt mit finsterm Angesicht 
der eine Relationen, der andere seufzt beim 
Unterricht, und der macht Rezensionen, der schilt die sünd ge 
Seele aus und der flickt ihr verfallenes Haus.“ Ihnen allen ist 
der Wein der Gott gewesen, der „uns den Himmel bringt , 
den ,,die Sonne sich erkoren, daß sie mit Flammen ihn durch¬ 
dringt“. ,,Aus Feuer ward der Geist geschaffen, der Trauben 
süßes Sonnenblut, das Wunder glaubt und Wunder tut. 
Ein Blick in seine Lieder lehrt uns, was dem deutschen 
Studenten der Wein ist. „Alles ist sein, hat er nur Wein.* 
Er ,,möchte nicht geboren sein, wüchsen keine Reben. Auch 
der König auf dem Thron wär* ein armer Schächer, winkt 
ihm nicht der Minne Lohn, noch der Wein im Becher“. Wein 
gibt ihm Heldenfeuer, Heldenkraft, ja „Dichtergedanken, 


wie sie nie gekommen, kommen wie Fischlein im Meere ge¬ 
schwommen.“ „Solch ein Wein macht Toren klug und zu Narren 
Weise. Alte macht er jünglingsfroh und zum Mann den Knaben.“ 
Der Student weiß die Qualität wohl zu 
schätzen, ob schwer oder leicht, mit erdigem 
Beigeschmack der Tropfen oder ein duftendes 
Bukett sein eigen. Er preist den 
Bacharacher Riesling, den Bemkasteler 
Doktor, die Hochheimer Dompräsenz wie 
den Affenthaler im Badner Land. ,,Der 
Aßmannshäuser am Rhein, fürwahr, ist 
köstliches Traubenblut, doch auch an dem 
rauschenden Ufer der Ahr der Walporz- 
heimer ist gut.“ „Der schönste Wein, da¬ 
von er weiß, läßt sich den roten heißen, 
doch einen schönem weiß er noch, den 
nennt man nur den weißen.“ ,.Selbst auf 
Schlesiens Bergen, da wächst ein Wein, der 
braucht nicht Hitze, nicht Sonnenschein; 
obs Jahr ist schlecht, obs Jahr ist gut, 
da trinkt man fröhlich der Traube Blut.“ 
Doch das Köstlichste auf Erden, das wissen 
die Studenten auch in Jena und Halle, gedeiht am Rhein. 
,,In ganz Europia, ihr Herren Zecher, ist solch ein Wein nicht 
mehr!“ Das ist die „Blume der Ritterschaft“, ,,der Nibelungen¬ 
hort“, ein ,,Held von seltener Art“. Dorthin, zu des Rheines 
Strand, ruft der Studente auf die Völkerscharen. „Mit Stab 
und Ordenskleid der fahrenden Scholaren“ will er „zu guter 
Sommerzeit ins Land der Franken fahren.“ Schöner „kann’s 
Leben im Himmel nicht sein“ als beim Veit von Staffelstein, 
beim heil’gen Peter in Walporzheim, am Schloßberg zu den 
Füßen der feindlichen Brüder Liebenstein und Sternberg 
oder zu Bacharach am Rhein, wo wohnt ,,die Zauberin, die 
war so schön und feine, riß viele Herzen hin“. 





L. Richter: Fiducit (Verl. Hegel & Schade, Leipzig) 


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Studenten in Godesberg 















522 DEUTSCHLAND Nr.lO 





Vaterlandsliebe, Treue und Freund¬ 
schaft besiegelt der Wein. Bis in ein 
hohes Altertum hinauf, zu Griechen und 
Römern, zu Germanen und Gilden 
zurück reichen die noch im Studenten- 
tum der heutigen Tage beobachteten 
Trinksitten. Vor- und Nachtrinken, 
das sich bis zum Trinkwettkampf 
ausgestaltete, das Trinken auf die 
Gesundheit anderer, der Trunk zur 
Besiegelung der Freundschaft sowie 
der Straftrunk sind Reste uralten 
Volkstums. Eine Menge phantastischer, 
aber auch sinnvoller Regeln und 
Bräuche kam dafür auf und gab 
den studentischen Trinkgelagen einen 
poetischen Reiz. 

In Anlehnung an den herr¬ 
schenden Zeitgeist nahmen nach den 
Freiheitskriegen zu Beginn des vorigen 
Jahrhunderts die bisher zwanglosen 
Kneipereien auf den Studentenbuden 
feste, auch feierlichere Formen in 
regelmäßig besuchten 
Kneipen an. Als ,,Stoff“ 
diente, wie auch heute 
noch meist, das billigere 
Bier. ,,Weinhaarige Bur¬ 
schen“ jedoch richteten 
sich nach den Bestim¬ 
mungen eines Wein¬ 
komments, der als Grade 
des Weintouches ein 
halbes Glas, d. i. den 
„Gelehrten“, ein ganzes, 
d. i. den ,,Doktor“, 
zwei ganze als ,,Papst“ 
festsetzte. Gerstensaft 
statt Wein zu küren 

ist heute unerhört, 

wenn die Kommerse 

in einem Orte statt¬ 
finden, welcher wegen 


seines edlen Rebensaftes bekannt ist. 
Weinfrohe Orte des Rhein-, Mosel-, 
Ahr- und Nahetals bis zum Elsaß 
hinauf, dem ehemaligen „Weinkeller 
Deutschlands“, sehen daher häufig 
die festlichen Trinkgelage fröhlicher 
Studenten bei sich. Nach der 
„Entdeckungsreise“ einiger Kund¬ 
schafter und ,,der Präparierung der 
notwendigen Pecunia“ geht diesen 
,,Kommersen“ ein potentes Mittags¬ 
mahl voraus. In ,,schändlich fideler 
Laune“, geschmückt durch Eintracht 
und Frohsinn, bringt man bei 
Becherklang und Liedersang das Wohl 
des Landesherm, der Scheidenden 
oder der Gäste, der „anständigen 
Kamele“, aus. 

Dann schlägt der erste Chargierte, 
dem es in seinem Wichs bereits zu 
enge wird und dessen Quarten und 
Terzen dunkler im blühenden Gesichte 
brennen, energisch mit dem Schläger 
auf den Tisch. „Silen¬ 
tium! Wir singen jetzt 
das schöne Lied: Wie 
glüht er im Glase, 
wie flammt er so hold! 
Die Hauskapelle gibt 
eine Strophe vor! Silen¬ 
tium für den ersten 
Vers.“ 

Begeistert klingt des 
Weines Lob aus froher 
Burschen Kehlen: „Ge¬ 
schliffenem Topase ver¬ 
gleich ich sein Gold!“ 

,.Schönes Lied fällt 
mit dem 3. Verse! —“ 
,,Lied ex! —“ ,,Silen¬ 
tium ex!“ — 

,,Ein Schmollis dem 
Wem!“ 


Die älteste Weinrebe Europas — vgl. „Bunte Chronik“ (Phot, Chr. Herbst. Worms) 


Die sonnige Pfalz am Rhein und ihr köstlicher Wein. 

Von Hauptmann a. D. v. Winning (Deidesheim). 


Ob diese Überschrift wohl paßt bei dem draußen un¬ 
aufhörlich herabrieselnden kalten Herbstregen? Man möchte 
es beinahe bezweifeln! — Doch denken wir lieber an das Jahr 
1911, in dem eine wahrhaft tropische Hitze unsere südländischen 
Früchte, den Wein, die Mandeln, Feigen und Kastanien, zu 
herrlicher Reife brachte. 

Viele werden hier ungläubig den Kopf schütteln. Es ist 
ja auch leider zu wenig bekannt, daß unter dem Einfluß eines 
wunderbar milden Klimas, geschützt vor Nord- und West¬ 
stürmen, in der Rheinpfalz die herrlichsten Weine wachsen, 
darunter die großen, süßen, aber doch charaktervollen Edel¬ 
weine, die der französische Weinfachmann — leider immer 
noch der erste auf dem Weltweinmarkt — allein für gleich¬ 
wertig erachtet seinen Spitzen aus der Sauternes. Auch wissen 
die wenigsten, welch wundervolles Obst hier gedeiht. 

Es ist ein herrlicher Landstrich, das Weinbaugebiet der 
Vorderpfalz. Es liegt auf den westlichen Vorhügeln des Haardt¬ 
gebirges. Von der Waldzone leitet ein Haingürtel aus Edel¬ 


kastanien zu den Weingärten — Wingerten — über, während 
letztere von den Feldern und Wiesen vielfach durch größere 
Tafelobstanlagen getrennt sind. 

Dieses Weinbaugebiet zerfällt in drei Hauptteile. Das 
Oberland von der elsässischen Grenze bis südlich Neustadt; 
das Unterland von Dürkheim bis zur hessischen Grenze; da¬ 
zwischen die Mittelhaardt mit dem Qualitätszentrum Deidesheim- 
Forst-Ruppertsberg. Es gibt dann noch Nebengebiete am 
Rhein, im Zeller-, Alsens- und Bliestal. 

Das Oberland treibt Massenanbau mit hoher Erziehung 
des Rebstocks im Kammertbau. Es pflanzt Sylvaner, Gutedel, 
Traminer, auch Portugieser. Das Unterland und die Neben¬ 
gebiete legen mehr Wert auf Qualität; sie haben daher niederere 
Stockerziehung; man pflanzt Sylvaner und Portugieser. In 
diesen Gebieten herrscht der Kleinwinzer vor, und es gibt nur ver¬ 
einzelt größere Güter. An der Mittelhaardt dagegen wird in erster 
Linie Qualität gebaut; die Stockerziehung ist eine sehr niedere; 
der Rieslingbau herrscht vor; auch nimmt der Gewürztraminer 








DEUTSCHLAND 523 



eine größere Fläche ein; hier findet man Kleinbesitz, mittleren 
Besitz und zahlreiche große Güter; diese widmen dem Qualitäts¬ 
und Rieslingbau die größte Sorgfalt: hier sind auch die größten 
Weingüter Deutschlands im Eigenbesitz. Hervorzuheben ist, 
daß diese nicht, wie oft in andern Gebieten, klösterlichen 
Urspmngs sind. 

Uber die Größe des Gebiets mag die folgende Zusammen¬ 
stellung Aufschluß geben: 

Aus der Reichsstatistik für 1911. 

Rheinpfalz: I. Qualitätsbezirk 5975,8 Hektar, 245800 Hektoliter; 
II. „ 6388,2 „ 320547 

III. „ 2837,6 „ 95330 

Summe: 15 201,6 Hektar, 661 677 Hektoliter; 


Rheingau: 
Mosel-Saar-Ruwer: 
Preußen im ganzen: 
Hessen: 

Baden: 

Württemberg: 

Elsaß: 


2 157,7 Hektar, 57 060 Hektoliter; 


6877,8 

17099,6 

12899,0 

15604,0 

15223,8 

23607,0 


362996 

537197 

387625 

364914 

165597 

236841 


Es wird hier überraschen, daß die Pfalz nicht nur die 
größte Gesamtemte aufzuweisen hat, daß auch ihr 1. Quahtäts- 
bezirk viermal so viel erzeugte als der Rheingau. 

Die in vorstehender Zusammenstellung aufgeführten Wein¬ 
mengen werden nun keineswegs so leicht gewonnen, wie sie 
getrunken werden. Das Los des Winzers ist sehr hart. 
Nur ein unbegrenztes Gottvertrauen, eine heiße Liebe zur 
heimatlichen Scholle und eine große Genügsamkeit machen 
es erklärlich, daß der Winzer unverdrossen seiner schweren 
Arbeit nachgeht. Mancher Schweißtropfen war nötig, um das 
goldene Naß zu gewinnen, das in fröhlicher Tafelrunde so leicht 
über die Lippen fließt. 

Kaum ist die Ernte 
geborgen, die nur zu oft 
kärglich genug ausfällt, so 
muß der Winzer hinaus, 
den Boden für den Winter 
umzubrechen. Deinn folgt 
das mühsame Düngen; 
mühsam, denn der Dung 
muß an Ort getragen, dort 
gebreitet und unterge¬ 
bracht werden. Nebenher 
gehen vielfach die Ar¬ 
beiten für Neuanlagen und 
die Winterbekämpfung der 
Puppen des Heu- und 
Sauerwurms. 

So geht der Winter 
rasch vorüber und kaum 
weichen die Winterstürme 
dem jungen Lenz, so muß 
der Boden fürs Frühjahr 
gerichtet werden. Ihm 
folgt das Schneiden der 
Reben, das Heften der 
Schnittruten an die hier 
allgemein üblichen Draht¬ 
spaliere. Bald sproßt das 
junge Grün, und mit ihm 
kommen leider die vielen 
Schädlinge, die neben der 
Ungunst der Witterung 
dazu beitragen, den Winzer 
oft, leider allzu oft, um den 
köstlichen Lohn seiner 
mühevollen Arbeit zu 


Weinlese (Phot. Dr. Erwin Quedenieldt. Düsseldorf) 


bringen. Sind dann die jungen Triebe geheftet, so muß den früh 
auftretenden Pilzkrankheiten entgegengetreten werden. Hier 
wird gegen die Blattfallkrankheit (Peronospora) Kupferkalkbrühe 
verspritzt, dort wird gegen den Mehltau (Oidium) viel Schwefel, 
bei fehlender Sonne oft wirkungslos, verstäubt. Daneben wird 
gegen die Motten und Würmer des Heu- und Sauerwurms 
zu Felde gezogen. Es sind malerische Bilder, wenn die Scharen 
der Arbeiter mit den blanken Spritzen im Weinberg arbeiten; 
aber es ist mühevoll und kostspielig. Nebenher sind wiederholte 
Bodenarbeiten nötig, um den festgetretenen Boden zu lockern 
und Unkraut nicht aufkommen zu lassen. 

So vergehen unter vielen Mühen Frühjahr und Sommer. 
Dann folgt der Herbst. Ist er gut, so weckt er unbezähmbare 
Fröhlichkeit. Emsig werden die Bütten, Zuber, Keltern und 
Fässer gerichtet. 

Die Ernte wird vom Kleinwinzer meist gleich vom Stock 
weg verkauft, vielfach an die in fast allen bedeutenden Orten 
bestehenden Winzergenossenschaften. 

Aber auch viele kleinere sowie die mittleren und größeren 
Besitzer legen ihre Ernte in eigene Keller, um die Weine dort 
vergären zu lassen und später auszubauen. Bei der Lese ist. 
besonders im Qualitätsgebiet, peinlichste Sorgfalt und Aufsicht 
nötig. Nur dadurch lassen sich die kostbaren Edelweine oder 
gar Beerenauslesen gewinnen. 

Bald geht der Most in Gärung über, und beim Schlußfest 
wird meist schon der „Neue“ versucht. Seine Wirkung zeigt 
treffend Woll: 

„So neuer Bitzler hot die Krenk, Er laaft so lieblich dorch de Hals — 
Do kammer sich versohle; Mer hockt wie angeworzelt — 

Do fallt mer glei vun Stuhl un Bank, Mer leppert als un leppert als, 

Des soll der Deiwel hole. Uf ämol — bauf! — geborzelt.“ 

Bei munterem Tanz und Gläserklang werden hier die 

Sorgen vergessen und 
bessere Ernte im nächsten 
Jahr erhofft. Manch 
witzig Wort wird hier 
dem Mund entlockt: 

,,W111 man von edlen Weinen 
reden, kann’s nicht mit trock¬ 
nen Worten sein. 

Es macht den Trinker zum Poeten 
der Traube Sonnenkind, der 
Wein!“ 

Dieser entwickelt sich 
nach den einzelnen Ge¬ 
bieten und Traubensorten 
verschieden. 

Die Kultur des Wein¬ 
baus der Rheinpfalz ist 
sehr alt. Seit Römerzeiten 
wird er betrieben. Davon 
zeugen viele Zeichen in dem 
künstlerisch zusammen¬ 
gestellten Weinmuseum zu 
Speyer. Aber auch das 
Weinbaugebiet und das 
daran anstoßende Gebirge 
mit seinen herrlichen 
Waldungen sind eines 
Besuches wohl wert. Er¬ 
wähnt seien die Nord¬ 
vogesen mit ihrem dolo- 
mitenartigen Gepräge, die 
Dahner Schlösser, Bär¬ 
wartstein, Madenburg und 
die Annweiler Burgen, die 
Scheffel zu dem Sang be¬ 
geisterten: 





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Nr.lO 


Annwellers Berge seh’ ich wieder Und hier als dritter Im Vereine 
Und Ihre Burgdreifaltigkeit, Der Reichspfalz Trifels Steinkoloß. 

In Ehren alt, vernarbt und bieder, Ihr Turm mit der Kapelle Erker, 
Kriegszeugen deutscher Kaiserzelt. — Der einst die Relchsklelnodlen barg, 
Dort Scharffenberg, die schlanke, feine. Des Löwenherzen Richard Kerker, 
Vor Ihr der Felsklotz Anebos. Wächst mächtig aus des Felsens Mark. 

Anschließend folgt nach Norden das Haardtgebirge, das 
gerade in diesem Teil bei Johanniskreuz und weiter nörd¬ 
lich beim sagenumwobenen 
Drachenfels die kostbarsten 
Waldungen birgt, die jedem 
deutschen Wald ebenbürtig zur 
Seite treten können. Weiter 
nördlich erinnern die Ruinen 
der Abtei Limburg, Harden¬ 
burg, ,,Murr mir nicht viel“, 

,,Kehr dich an nichts“, ,.Schau 
dich nicht um“ sowie Alt- 
Leiningen an die traurige Ge¬ 
schichte deutscherZerrissenheit. 

Wer in diesen wunder¬ 
vollen Gebieten wandert, findet 
in jedem Rasthaus einen köst¬ 
lichen Schoppen Pfälzer Natur¬ 
weins. Und wer von eines 
Berges Gipfel den Blick 
schweifen läßt über die frucht¬ 
bare Ebene, bis er am Horizont 
haften bleibt, dort, wo sich des Rheins Silberstreifen hinter 
dem Massiv des Speyerer Kaiserdoms und dem schlanken 
Turm der Protestationskirche hinzieht, der wird Weiß recht 
geben, daß er schon 1840 also sang: 

,,Da lieget ausgebreitet ln stets'verjüngter Pracht 
Ein weiter Gottesgarten, vom Himmel reich bedacht. 

Was nur das Herz ergötzet, was nur den Blick erfreut. 

Das findest du hier alles ln Fülle ausgestreut. 

Ringsum die Berge gürtet der Wälder grüner Kranz, 

Und drüber schwebt die Sonne ln Ihrem hellsten Glanz. 

Die lust’gen Rebenhügel, der Ahrenfelder Flur, 

Sie zeugen von der Liebe der schaffenden Natur. 

Wo findet sich auf Erden so heimlich trauter Ort? 

Wo klingt so süß zum Herzen das biedre deutsche Wort? 

Wo woget auf den Fluren der Segen ohne Zahl? 

Wo ist zu Nutz und Wonne geschmücket Berg und Tal? 

Wo fügt sich alles Schöne zum lieblichsten Verein? 

Sag’ an des Landes Namen! — Das Ist die Pfalz am Rhein!“ 

Aus Weiß, Die malerische und romantische Pfalz, Neustadt a. H.1840. 

Das Oberland, 
das die höchsten 
Ernten Deutsch¬ 
lands vom Hektar 
erzielt (16000 Liter 
vom Hektar sind 
keine Seltenheit), 
bringt in besseren 
Jahren außer den 
Schoppenweinen 
recht gute,leichtere 
süffige Tisch weine 
auf den Markt. 

Das Unterland hat 
geringere Ernten, 
erzeugt daherauch 
bessere Schoppen- 
und bessere Tisch¬ 
weine. 

Ganz anders 
liegen die Ver¬ 
hältnisse an der 
Mittelhaardt. Hier 
nimmt die Ernte¬ 
menge nicht ganz 


im selben Verhältnis ab, wie die Güte zunimmt. Es gibt kein 
anderes deutsches Weinbaugebiet, das selbst in geringen Jahren 
so viel reife, süße Weine auf den Markt bringt. Und selbst 
in Fehljahren bedarf der Wein keinerlei Verbesserung durch 
Zuckerzusatz. Das beweist die große Fläche, die sich in 
Händen der Mitglieder des Vereins der Naturweinversteiger 
befindet (706 Hektar, davon 238 Hektar im Besitz von Winzer¬ 
genossenschaften, die ihre Ernte 
satzungsgemäß naturrein lassen 
müssen). Hier werden nur 
Flaschenweine erzeugt. Die 
bisher erzielten Höchstpreise 
auf öffentlicher Versteigerung 
von 15000, 17000 und 18000 
Mark für 1000 Liter konnten 
beim 1911er durch zwei Halb¬ 
stücke zum 1000-Liter-Preis 
von 19 000 und 20030 Mark 
übertroffen werden. 

Beide Fässer gingen in die 
Hände des tüchtigen Rhein¬ 
pfälzer Weinhandels über. Die 
erwähnten Preise können natür¬ 
lich nicht verglichen werden 
mit den wenigen hochpreisigen 
Auslesen der großen Güter 
und Domänen am Rhein. 
Diese liegen an der mächtigen internationalen Heerstraße, dem 
sagenumwobenen liederfrohen Rhein, während das Qualitäts¬ 
gebiet der Pfalz abseits liegt und nicht auf eine so klare Ver¬ 
gangenheit zurückblicken kann. Rhein wein gibt es schon seit 
vielen hundert Jahren; einen Rheinpfalz wein konnte es nicht 
geben, weil die Rheinpfalz noch nicht einmal 100 Jahre als 
solche besteht. Die Zerrissenheit des Gebiets brachte es mit 
sich, daß es sich nicht durchsetzen konnte; so wanderten seine 
köstlichen Weine unter falscher Flagge. 

Erst in letzter Zeit gelang es dem Rheinpfalzwein, sich den 
eigenen Namen zu sichern. Es ist dies ein großer Erfolg des 
letzten Weingesetzes. Leider stand die Pfalz vor etwa 10 Jahren 
im Ruf großer Weinfabrikation. Das kam daher, daß eine 
mustergültige Kontrolle, die erste in Deutschland, mit Feuer 
und Schwert, einem sachkundigen Staatsanwalt und verständnis¬ 
vollen Richtern arbeitete. Leider dauerte es sehr lange, bis das 

Vertrauen bei der 
weintrinkenden 
Menschheit zu¬ 
rückkehrte. Es 
ist dies geradezu 
unverständlich. 

Die Qualität des 
Rheinpfalzweins 
hat vortrefflich 
Viktor V. Scheffel 
in seinem Gaude¬ 
amus gepriesen: 

,,Doch nähert sich solch 
einem Schoppen mein 
Herz.... dann über- 
vvallt’s . . 

s’ Is halt c verflucht 
feiner Troppen, ich 
segne die Hügel der 
Pfalz!“ 

Dies galt dem 
edelsten 1865er. 
Daß aber auch die 
kleineren Weine, 
sogaraus geringem 
Jahrgängen, der 



Oppenheim: Blick von Landskrone (Phot. Cl>r. Herbst, Worms) 



Niersteiner Glöck (Phot. Chr. Herbst, Worms) 










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Nr.lO DEUTSCHLAND 525 


vollsten Beachtung wert sind, beweist die Tatsache, daß am 
26. September d. J. Sr. Königlichen Hoheit Prinzregenten Ludwig 
von Bayern in der Traubenweinkosthalle der Ausstellung des 
Zentrallandwirtschaftsfestes in München neben den Spitzen 
aus Deidesheim und Forst ein 1912 Rhodter Riesling (Ober¬ 
länder) und ein 1911 Großbockenheimer (Unterländer), beides 
naturreine Weine kleiner Winzer, angeboten werden konnten 
und die Allerhöchste Anerkennung fanden. 

Der Rheinpfalzwein will und soll die andern deutschen 
Weine nicht verdrängen; alle haben ihre Vorzüge und Be¬ 
rechtigung. Der Pfalzwein beansprucht nur den Platz auf den 
Weinkarten, der ihm seiner Menge nach gebührt und den ihm 
die hellstrahlende Sonne zweifellos zugedacht hat. Die Rhein¬ 


pfalz kann mit ihren Weinen nicht nur jeder Geschmacks¬ 
richtung, sondern auch jedem Geldbeutel gerecht werden; 
dies wird jeder zugeben, den sein Weg einmal in dies Paradies 
führte. Mögen viele diesen Weg finden. Er ist für den wahren 
Naturfreund gerade so lohnend wie ein Ausflug in die Gefilde 
Italiens; nur darf der Wanderer weder Temperänzler noch 
Abstinenzler sein. 

Zu erwähnen wäre noch, daß Bayern einen Pflanzen¬ 
züchter, wieder den ersten in Deutschland, mit dem Sitz in 
Neustadt a. d. Haardt angestellt hat, dem die züchterische Be¬ 
handlung der Reben obliegt. Man will dadurch bessere und 
gleichmäßigere Ernten erzielen. Möge dies schnell und gut 
gelingen. Fröhlich Pfalz, Gott erhalt’s! 



Oppenheim: Weinlage am Kaiser-Ruprecht-Turm (Phot. Chr. Herbst, Worms) 


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Zu Bullay an der Mosel 
Ward allzeit scharf gezecht, 

Und wenn sie Kirchweih hatten. 

Dann zechten sie erst recht. 

Das Trinken gehörte zur Moselehr’, 
Und schaden tat es ja weiter nicht sehr: 
Denn: Vinum mosellanum 
Est omni tempore sanum! 

Da wollte einst sich brüsten 
Der Hattstein von der Lahn, 

Der hob ein volles Ohmfaß 
Und setzt’ das Spundloch an: 

,.Schaut her! Ich trinke — trinke, 

Ich trinke euch allen zum Hohn! 

Eis leb’ der römische Kaiser 
Von deutscher Nation!“ 


Die Zecher von Bullay. 

Von Leonore Niessen-Deiters. 

Das konnten zwei nicht anseh’n 
Von Neef und Aldegund: 

,,So prahl’ du und der Teufel ! 

Wir trinken dich in Grund!“ 

Der Erste griff zum Fasse: 

,,Ich trink’ mich ehrlich durch. 

Aufs Wohl der Frau Aebtissin 
Von der Marlenburg !“ 

Der Zweite, ihm zur Seite : 

,,So schlagen wir ihn doch! 

Zwei Fässer für die Mosel ! 

Der Kurfürst lebe hoch !“ 


Ein jeder schwang sein Ohmfaß, 

Vom Spundloch floß der Wein, 

Er floß den wackern Zechern 
Stracks in den Mund hinein. 

Sie tranken — tranken — tranken 
Für Mosel und Moselehr’, 

Und tranken — tranken — tranken 
Zwei Fässer völlig leer. 

Zu Bullay an der Mosel 
Ward immer scharf gezecht. 

Doch als sie Kirchweih hatten. 

Da zechten sie erst recht. 

Sie retteten trinkend die Moselehr’, 
Geschadet hat’s ihnen weiter nicht sehr. 
Denn : Vinum mosellanum 
Est omni tempore sanum ! 


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526 DEUTSCHLAND ^ 


Nr. 10 


Was vom Wein. 

Von ihm selbst erzählt. 


Spaßige Leute da droben über meinem Keller: Meinen, 
ich, der Wein, sei ihretwegen da. Und derweilen sind sie 
meinetwegen da. 

Gestern ist einer heruntergestiegen, der sagte einem andern, 
ich gehöre ihm. Und der andere hat ernsthaft Ja genickt. Nein, 
so wasDumm’s: Ich gehörte ihm — wo er doch mir gehört. 

Und heute früh war einer da, hat an mein rundes Haus 
aus Holz geklopft und voll Stolz versichert, er habe mich in 
Aßmannshausen wachsen lassen. Haha, er hat mich wachsen 
lassen! Zum Donnerwetter auch, ich denke doch, ich wachse 
von alleine. Was kann er dafür, daß meine Reben Nektar aus 
der harten Erde ziehen? Ist es sein Verdienst, daß meine 
Trauben mit der Sonne Freund sind und ihre Feuerbotschaft 
auf die Erde übertragen? 

Diese überhebliche Gesellschaft! Wenn ich mich in ihrem 
Kauderwelsch verständlich machen könnte: 

,,Heda, gute Leute,“ würd’ ich ihnen sagen, ,,stellt mal 
eine meiner Reben — nein, nur eine von meinen Trauben — 
nein, nein, ein Zellchen nur von meiner Hülle — stellt mal das 
in euern Retorten her — ich geb’ euch hundert Jahre Zeit — 
hundertmal will ich derweilen blühen, reifen und die Fässer 
füllen und zum hunderteinten Male euch in die Retorten 
gucken: Na, was ist? Schon fertig mit der Rebe, mit der 
Traube, mit dem Schalenzellchen? Wie? Noch nicht — schön, 
dann will ich wieder hundert Jahre setzen — adieu derweil, 
ihr, meine Herren . . . Meine Herren! Haha, ein guter Witz — 
ihr, die ihr mir das ganze Jahr durch dient, wie jemals ordentliche 
Diener einem Herrn dienten. 

Oder wühltet ihr nicht mir zuliebe sorgsam alles Erdreich 
um, aus dem ich wachse? Düngtet mich auf mein Geheiß? 
Beschnittet meine Reben auf den Tag genau, wann ich es sag* 
und brauche? 

Oder schautet ihr nicht in der Blütezeit besorgt nach 
meinen Blüten aus? Und stäubtet mich mit Schwefelstaub 
und Kupfervitriol, damit nur ja kein Schaden an mich komme? 
Ach, wie habt ihr euch geplagt, die Lasten alle meinen Berg 
h erau fzuschleppen. 

Oder gucktet ihr nicht in derReifezeit des Tages vielmals mir 
in die runden Augen und laset ab an ihnen, was mir immer fehle? 

Und wenn’s mir schlecht ging, wart ihr da nicht auch be¬ 
trübt, wie jemals brave Diener waren, wenn die Herrschaft 
Sorgen hatte? Und wenn’s mir gut ging und wenn meine prallen 
Augen glänzten in der Sonne, haben da nicht eure auch ge¬ 
glänzt, wie s braven Dienern zukommt? Ihr habt gelacht mit 
mir und habt geweint mit mir — ich bin mit euch zufrieden, 
ihr getreuen Diener. Nur um eines bltt’ ich euch recht herzlich: 
Uberhebt euch nicht. Und sagt nicht mehr, daß ihr die Herren 
seid. Ich müßte gar zuviel sonst lachen. Die Augen lachte ich 
mir aus, daß sie vor der Zeit den Berg hinunterkollerten. 

Vor meiner Zeit, natürlich. O, wie wußtet ihr es gut, 
wann meine Zeit war. Alt und jung kam da herbei zu mir — 
leer standen eure Häuser — und schnitt so sorgsam meine Reben. 
Auf die Stunde und den Tag genau, wann ich es nötig hatte. 
Wie lagt ihr arbeitsam zu meinen Füßen. 

Und wenn das Werk, zu dem ich euch gerufen hatte, dann 
gelungen war — wie schallten eure Lobgesänge durch die Lüfte. 
Wie führtet ihr mich im Triumphe heim — ja, so geleiten Völker 
ihre Großen. 

Und dann zu Hause — wie habt ihr mich gedrückt mit 
eurer Liebe. Nun, da wollt’ ich auch nicht so sein und füllte 
eure Fässer mit dem besten Herzblut, das ich zu vergeben hatte. 
Und wie habt ihr meine neue Wohnung vorher ordentlich be¬ 
handelt, damit mir’s wohlig sei darin. Damit mein Süßes 
reifen konnte, um ein guter Wein zu werden. 


Und dann ward ich guter Wein. 

Aber, sagt ihr mir, von jetzt ab hättet ihr zu herrschen 
angefangen über mich. 

Daß ich nicht lache. Umgekehrt, ihr guten Leute, um¬ 
gekehrt. Hatte ich euch auch vorher immerhin noch nötig 
um zu meinem Ziel zu kommen — jetzt war ich der unum¬ 
schränkte Herrscher. Von jetzt an brauchte ich euch nicht mal 
mehr als Diener. Von jetzt an spielte ich mit euch nach Laune 
und nach Willkür. Absolut regierte ich, und ihr gehorchtet. 

Was sagt ihr da? Ich hätte euch gedient? Ihr hättet mich 
getrunken, weil ihr fröhlich wart? 

Ach, ihr großen Kinder, ihr habt mich auch getrunken, 
weil ihr traurig wart. Ihr trankt mich, weil ihr eine Taufe 
hattet. Ihr trankt mich, weil ihr jemand auf den Friedhof trugt. 
Ihr trankt mich, um euch Mut zu machen. Ihr trankt mich, 
weil ihr einen andern übertölpeln wolltet. Ihr trankt mich, 
weil euch künstlerische Hochgedanken kommen sollten. Ihr 
trankt mich, weil ihr nichts mehr denken wolltet. Zu euern 
Siegen habt ihr mich getrunken, und eure Niederlagen habt ihr 
auch in mir ersäuft. 0, ihr sonderbaren Heiligen, ich weiß 
auf Erden keinen Grund, bei dem ihr nicht nach mir gegriffen 
hättet. 

Und, o, wie habe ich oft lachen können, wenn ihr tiefsinnig 
in eure Gläser schautet und priestergleich behauptetet; 

Der Wein erfreut des Menschen Herz. 

Der Wein zermürbt des Menschen Herz. 

Und aus dem Weine steigt die höchste Fröhlichkeit auf Erden. 

Und aus dem Weine käme so viel Leid. 

Der Wein, der sei die Wahrheit. 

Ein Bündel Lügen sei der Wein. 

Goldig blinke göttliches Gelächter aus dem Weine. 

Aus Tränen sei der Wein gemischt. 

Der Wein sei gut. 

Der Wein sei schlecht. 

Ach, ihr Kinder ihr: Nicht der Wein ist gut und schlecht — 
nicht der Wein ist Lüge und ist Wahrheit — nicht aus dem 
Weine steigt die Fröhlichkeit und steigt das Leid — nein, ihr 
selber seid es, die ihr gut seid oder schlecht, wahrhaftig oder 
lügnerisch, fröhlich oder traurig. 

Nicht aus dem Weine wächst das Schwert zu großen Taten 
und wächst die Keule, die euch niederschlägt — nein, Kinder, 
darin trautet ihr mir wirklich zuviel zu. Ich bin nicht eures¬ 
gleichen, ich menge mich in eure Händel nicht, in eure guten 
Dinge nicht und eure schlechten. 

Ich bin der Wein und will als Wein verstanden sein. 

Nur eure Seelen blättere ich ein wenig an und schaue nach, 
was wohl darunter liegt. 

Manchmal ist es kaum der Mühe wert — Wind blättere 
ich an und leere Seiten, weiter nichts. Und manchmal blättere 
ich Seiten auf mit Stockflecken, oder zerbröckelndes Holz¬ 
papier, oder den Wurm. Aber manches Mal ein helles Lied, 
und da und dort ein Heldenepos auf vergilbten Selten. 

Mein helles oder dunkles Auge schlag’ ich auf und blitze über 
eure Seelen, daß sie heiß erschauern oder frösteln — je nachdem. 

Gewiß, ihr interessiert mich. Dann und wann verlangt es 
mich zu wissen, was in euern Herzen wohnt — doch im Grunde 
bin ich eures Wesens nicht. 

Ich bin der Wein — ich bin ein Kind der Erde. Mit ihr 
verbunden bin ich, mit ihr verbunden bleib’ ich. Nie kann ich 
unnatürlich werden, niemals wurzellocker, wie Ihr’s oftmals 
seid. Ich bin ein Stück Natur und will nichts anderes sein. 

Ich hab mein eigen Reich, in dem ich heimisch bin — was 
gehn mich eure Taten und Gedanken an? Im Grunde nichts. 
Mir fällt nicht ein, ein Menschenhirn zu lenken oder einen 
Menschenarm. 





Nr. 10 




Hebt sich von selbst dein Arm, den Bruder zu erschlagen — Choräle kann ich auf euch spielen, wenn Choräle in euch 

schlag zu, schlag zu. stecken. Und Gassenhauer, wenn die Gassenhauer in euch 

Und hebt sich dein Herz von selber in die Höhe — flieg zu, stecken, 
flieg zu. Den Deckel auf von euerm Flügel! Horcht, was in euch 

Willst du ein Tier sein — sei ein Tier. Willst du ein Held steckt! Horcht, ob es eine Melodie gibt. Horcht zu, ob ihr ver- 

sein — sei ein Held. stimmt seid, ob ein Sprung durch euch hindurchgeht — das ist 

Und nur eins ist es, was ich, der Wein, euch Menschen alles, was der Wein mit euch zu tun hat. 

lehren könnte: Horcht, wenn ich auf euch spiele: Ich bin ein Und wenn ihr glaubt, das sei der Mühe wert — gut, so 

Musiker und ihr seid meine Instrumente. Ach, ich bin ein alter nehmt die Gläser — kling und klang, stoßt an: 

Spieler auf euch Instrumenten. „Auf eine gute Melodie!“ Fritz Müller (Cannero). 


Der erste Kongreß des Deutschen Weinbau-Verbandes zu Mainz. 

(27. Deutscher Weinbau-Kongreß.) 


* Von Hans Lud 

Die Arbeit ist getan, die Feste sind verrauscht, und der 
Alltag fordert wieder sein Recht. 

Ein bedeutsames Elreignis liegt hinter uns, der erste Kongreß 
des Deutschen Weinbau-Verbandes, und mit voller Befriedigung 
darf die gastgebende Stadt auf die Veranstaltung zurückblicken, 
die durch das glückliche Zusammenwirken der verschiedensten 
Faktoren einen eindrucksvollen, von keinem Mißklang ge¬ 
störten Verlauf nahm. 

Mainz, die Metropole des Mittelrheins, der Hauptsitz 
des deutschen Weinhandels, hat seinen Ruf als Kongreßort 
gewahrt und aufs neue gezeigt, daß es auch eine echte Fest¬ 
stadt ist. 

Mit weitschauendem Blick, rührig und ohne Engherzig¬ 
keit haben die städtischen Behörden und die einzelnen Aus¬ 
schüsse die notwendigen Vorbereitungen getroffen, die wohl¬ 
gelungene Ausstellung, eingerichtet, das reichhaltige Unter¬ 
haltungsprogramm zusammengestellt und durchgeführt und 
die ganze Fülle von Kleinarbeit besorgt, die ein derartiges 
Unternehmen erfordert. 

Und das Werk kam zustande, schöner und großartiger 
als mancher erwartete. Alles glückte aufs beste; das ist die 
einmütige Ansicht derer, die an der Tagung teilgenommen haben. 

Die freundliche Gastgeberin darf stolz auf dieses Ergebnis 
sein, darf sich den guten Ausfall der Kongreßwoche zur be¬ 
sonderen Ehre anrechnen. Denn das ist sicher: wenn auch der 
Kongreß selber in erster Linie die Interessen der Berufsgenossen 
berührte, die der Weinbauer und Weinhändler, so fand er doch 
weit über den Kreis der Fachleute hinaus Widerhall und zog 
für eine Weile auch die Aufmerksamkeit der gebildeten Laien 
auf sich und die alte Stadt, in deren Mauern er tagte. 

Dieser Umstand mag es rechtfertigen, daß wir an dieser 
Stelle von ihm Notiz nehmen und eine kurze Übersicht über 
die verschiedenen Veranstaltungen geben, die das sorgsam aus¬ 
gearbeitete Programm aufwies. 

Ernste wirtschaftliche Fragen lagen der Tagung zugrunde, 
wichtige Beratungen wurden gepflogen und weittragende Be¬ 
schlüsse gefaßt, denn die Winzer und Weinhändler haben keinen 
allzu leichten Stand in unserer Zeit, und die hohen nationalen 
Werte, die sie zu vertreten haben, erfordern ganze Hingabe, 
zähe Ausdauer und unermüdliche Tätigkeit. Jene, die dazu 
ausersehen sind, andern lautere Freuden zu verschaffen, müssen 
wacker auf dem Posten sein, um dem unbarmherzigen Kampf 
ums Dasein erfolgreich die Stirne bieten zu können, müssen 
einmütig Zusammenhalten, um sich günstigere Lebensverhält¬ 
nisse, ausgiebigere Arbeitsmöglichkeiten zu erwirken. 

Die wenig beneidenswerte Lage des Winzerstandes, aber 
auch der feste Wille, durchzuhalten und gemeinsam einer 
glücklicheren Zukunft entgegenzugehen, die Not der Zeit, 
^er auch die frohe Hoffnung auf kommende Tage, all diese 
Tatsachen, Empfindungen und Wünsche spiegelten die ein- 


Linkenbach. 

zelnen Sitzungen wider und nicht minder die Vorträge, die 
im Mittelpunkt der Debatte standen. 

Wenn man deren Themata hört, so kann man sich ein 
ungefähres Bild von der Reichhaltigkeit des Stoffgebiets 
machen, das den Kongreß beschäftigte, von der Fülle praktischer 
Erfahrunger\ und theoretischer Erwägungen, die notwendig 
sind, um den Sorgenbrecher Wein der Welt zu spenden. So 
sprachen zunächst der Vorsitzende des hessischen Weinbau- 
Verbandes, Herr Karl S i 11 m a n n (Oppenheim) über „Die 
Bedeutung des hessischen Weinbaus und Weinhandels“ und 
Herr Professor Dr. K r a e m e r (Geisenheim) über ».Neuere 
Forschungen über das Wurzelwachstum der Reben und seine 
Bedeutung für die Bodenbearbeitung und Düngung der Wein¬ 
berge“. 

In der zweiten Sitzung referierte Herr Professor Dr. 
K u 1 i s c h (Kolmar) über ,,Die Anwendung der schwefligen 
Säure in der Kellerwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung 
der jetzt für die Beurteilung der Weine geltenden Grundsätze“. 
Des weiteren verbreiteten sich Herr Hofrat Dem (Neu¬ 
stadt a.H.) über „Die züchterische Behandlung der Reben“ und 
Herr Forstassessor C. Hänel (Bamberg) über ,,Vogelschutz im 
Weinbaugebiet“. Auch in der dritten Sitzung wurden zwei 
Interessante Themata behandelt: „Der Malzwein“ von Herrn 
Bürgermeister Dr. Hecker (Barr I. E.) und „Der gegen¬ 
wärtige Stand der Abstinenzbewegung“ von Herrn Oberlehrer 
Löckermann (Geisenheim). 

Die mancherlei Anregungen, die durch diese Vorträge 
gegeben wurden, und die wichtigen Kenntnisse, die sie ver¬ 
mittelten, wurden noch verstärkt durch die hervorragend 
schöne Ausstellung in der Stadthalle, die mit liebevoller Sorg¬ 
falt eingerichtet war. 

Die Mainzer Stadthalle bietet ja für derartige Sonder¬ 
ausstellungen geradezu ideale Möglichkeiten, weil sie infolge 
ihrer ganzen Anlage sowie ihrer Größenverhältnisse eine durch¬ 
aus übersichtliche Einteilung und Anordnung erlaubt. Aber 
selbst ihre großen Räume reichten bei weitem nicht aus, das 
reiche Material aufzunehmen, und so mußten fünf ausgedehnte 
Zelthallen vor ihr errichtet werden, in denen die Gesamtschau 
ihre Fortsetzung fand. 

Der Nichtfachmann, der das Wort „Weinbauausstellung“ 
hört, kann sich wohl kaum einen rechten Begriff davon machen, 
was alles unter diesem schlichten Titel zusammengefaßt werden 
mußte und zusammengefaßt worden ist. Aber selbst auch der 
Kenner war, sobald er diese Ausstellung besuchte, überrascht 
von der Fülle der Erscheinungen, die ihm hier entgegentraten, 
von der Unsumme von gewerblichen und wirtschaftlichen 
Kräften, die hier vor seinem geistigen Auge auf lebten. Mit 
Staunen erkannte er, welche großen Aufgaben das scheinbar so 
eng umgrenzte Gebiet des Weinbaus und des Weinhandels der 
Technik und Industrie wie auch der Wissenschaft stellt. Ein 




528 DEUTSCHLAND ogBeeee88e eeee0eeeo«X)CCO B e qi Nr.io 


Stück moderner Kulturarbeit offenbarte sich dem Besucher 
und fesselte sein Interesse in hohem Maße, weil es ihm neue 
Einblicke gewährte und ihm Fragen vorlegtc, an denen er 
bisher vielleicht achtlos vorüberging, und die doch eine be¬ 
sondere Rolle im Wirtschaftsleben des Vaterlandes spielen. 

Daß dieses Interesse nicht erlahme, dafür hatte die Aus¬ 
stellungsleitung weise gesorgt. Unter ganz bestimmten Gesichts¬ 
punkten hatte sie den Ausstellern ihre Plätze zugcteilt und 
dadurch eine höchst geschmackvolle Anordnung und Grui)pierung 
erreicht. Alles Überflüssige wurde streng vermieden und im 
Gegensatz zu der bei andern Ausstellungen oft so aufdring¬ 
lichen Staffage war eine feindezente Dekoration gewählt, die 
wesentlich zu dem vornehmen Eindruck beitrug, den die ganze 
Schau atmete. 

Die Aussteller, unter denen sich in- und ausländische 
Firmen von Weltruf befanden, hatten dabei das ihre getan, 
die Sondergruppen schön und würdig herzurichten, die ein¬ 
zelnen Bilder wirkungsvoll zu gestalten und bei alledem die 
Harmonie des Ganzen nicht zu beeinträchtigen. 

Bei den günstigen Vorbedingungen, die auf diese Weise 
gegeben waren, bol ein Gang durch die Ausstellung für jeder¬ 
mann ein reizvolles Beginnen, und die an Anregungen und 
Unterhaltungen reichen Stunden, die man hier verbrachte, 
wird man gewiß nicht zu den verlorenen rechnen wollen. 

Alle nur denkbaren Gerätschaften und W'erkzeuge, deren 
sich der Winzer bei seiner mühevollen Arbeit l>edient, die für 
die Weinbehandlung und in der Kellerwirtschaft notwendigen 
Maschinen und .Apparate, die vielerlei beim Weinversand ge¬ 
bräuchlichen .Artikel, Weine, Schaumweine, Liköre, Ge¬ 
brauchs- und Luxusgegenstände aus Glas und Kristall, Chemi¬ 
kalien und andere Mittel zur Bekämpfung der Rebschädlingc, 
all das zog in bunter Folge an uns vorüber und fesselte unsere 
Aufmerksamkeit. 

Besonders interessant, weil von allgemeinem Interesse, 
waren die tadellos arrangierten Sonderausstcllungen des Mainzer 
Tierschutzvcrcins und der staatlichen Obst- und Weinbau- 
schulen zu Oppenheim und Geisenheim, nicht zuletzt aber die 
grandiose Schau, die die beiden hervorragenden Mainzer 
Museen, das Städtische .Altcrtumsmuseum und das Römisch- 
Germanische Zentralmuseum, boten. 

Diese historische .Abteilung war eingehender Bcsiclitigung 
wert, und selbst der genaue Kenner der beiden genannten .An¬ 
stalten war überrascht von der stattlichen .Auswahl w’ertvollcr 
Kulturdokumentc, die jene allein auf dem fraglichen Spezial¬ 
gebiet zu zeigen vermögen. Wir sahen da Weinbergsgeiäte, 
deren sich die alten Römer bedienten, ja ein Weinfaß, das einst 
den Söhnen der ewigen Roma Trank und Labe spendete. Und 
wir konnten angesichts der wertvollen Fundslücke des .Alter¬ 
tumsmuseums oder der Originale und Nachbildungen des 
Zentralmusoums die lange Reihe der Entwicklung verfolgen, 
die Technik und Kunstgewerbe von den Tagen der Römer 
über das Mittelalter hinaus bis auf unsere Zeit genommen 
haben. 

Zu dem unterhaltenden Teil der Konsrei »Veranstaltungen 
leitete die große Kostprobe hessischer Weine hinüber, die am 
Dienstag, dem 9. September, mittags 12 Uhr, in d( r Stadt¬ 
halle begann und bis in den späten Abend hinein dauerte. 

Die Hessenweine erfreuten sich ja von jeher besonderer 
Wertschätzung und wurden mit Ehren neben den Rheingauern 
genannt. Aber die Welt will durch Zahlen überzeugt sein, und 
das Ansehen eines Produktes wächst mit der Höhe der Preise. 
Hierin freilich konnte es die milde, minnis'e, seluneiehlei isch- 
schöne Jungfrau vom hes>ischen Hütielland dem lrurii*-^taiken 
Bruder aus den rheinischen Bergen lani’e Zeit nicht ülncl tun. 
bis endlich das herrliche Sonneniahr 1911 (i>clil'. n und iluen 
wahren Wert auch ziffernmäßig fe^tstelltc. Prei<e, die man 
bislang für kaum möglich gehalten hatte, wuidtn da für rht in- 
hessische Weine gefordert und glatt bezahlt, und der Ruhm 


der köstlichen Kreszenzen von Bingen, Ingelheim, Worms, 
Nierstein, Oppenheim und Nackenheim, und wie sie alle heißen 
mögen die freundlichen reben umkränzten Städtchen des Landes, 
stieg von Tag zu Tag. 

Daß dieser Ruf ehrlich verdient war, daß das Hessenland 
in der Tat wahre Perlen edler Weine hervorbringt, das eben 
sollte die in Rede stehende Kostprobe zeigen. Und sie zeigte 
es rastlos. Staunen und freudige Überraschung, stille Zu¬ 
friedenheit und helle Begeisterung konnte man von den Ge¬ 
sichtern derer lesen, die da prüfend und wägend, schnuppernd 
und schlürfend um lange Tische saßen, an denen flinke Hände 
den köstlichen Trank kredenzten. 

Selbst die einfachsten Konsumweine fanden volle Billigung, 
als aber erst die höchsten Spitzen verschenkt wurden, von 
denen das Stück die märchenhaften Preise von 25 000 Mark 
bis 30 000 Mark repräsentierte, als die wundervollen Nier¬ 
steiner Gewächse und der herrliche 1897 Nackenheimer Roten¬ 
berg in den Gläsern leuchteten, da kannte der Jubel kein Ende 
mehr, und aus Hunderten feuchtfröhlicher Kehlen scholl plötz¬ 
lich unaufgefordert das deutsche Lied „Deutschland, Deutsch¬ 
land über alles“ in den sinkenden Abend hinaus. 

273 Proben wollten gewertet sein. Das war nicht nur Ver¬ 
gnügen, das war auch Arbeit, aber eine Arbeit, die man gern 
tat, an die man sich stets mit Freuden erinnert. 

Wer jedoch vermeinte, diese Kostprobe sei der Höhe¬ 
punkt des Kongresses gewesen, der irrte sich. Ein kleines Wein- 
örlchen brachte das Wunder fertig, sie noch zu übertrumpfen. 
Unvergeßlich wird deshalb allen Teilnehmern der 10. September 
bleiben, d(‘r die Fahrt nach Nierstein und Oppenheim brachte 
und diesen beiden freundlichen Städtchen Gelegenheit gab, 
sich rühmlichst hervorzutun. 

Soll ich von der schönen Rheinfahrt stromaufwärts er¬ 
zählen? Soll ich berichten, wie sich nach einem nebligen Morgen 
die Wolk(?nschleier lichteten, wie die strahlende Herbstsonne 
die Herrschaft antrat und ihren vollen Glanz über das bunt- 
bewimpelte Feslschiff goß? Ich müßte zu weit ausholen, um 
auch nur einigermaßen die Stimmung wiederzugeben, die über 
dieser ganzen Veranstaltung lag, und ich w'ürde mich vielleicht 
zu sehr in lyrische Malerei verlieren. Denn, so sonderbar es 
auch schein(‘n mag, die so wenig von Rheinreisenden besuchte 
Strecke zwischen Mainz und Worms ist mir besonders ans 
Herz gewachsen, und ich weiß kaum, w'em ich den Preis zuer¬ 
kennen sollte, der rheinischen Romantik oder der rheinischen 
Idylle. So großartig jene sein mag. so reizvoll die Uferpartien 
des Stroms zwischen Bingen und Koblenz sind, die Flach¬ 
landschaft, die uns von Mainz zu Berg begleitet, ist nicht minder 
schön, wenn auch so ganz anderer Art. Ein stiller Friede um¬ 
schwebt sie, und ein flimmernder Zauber umspinnt die trau¬ 
lichen Ortschaften, die aus dem Grün der Weinberge hervor- 
liigen. Und Nierstein und Oppenheim sind die Perlen dieser 
Landschaft. 

.An diesem Page hatten sie sich besonders festlich heraus¬ 
geputzt und alles darangesetzt, ihren Gästen lautere Freude 
zu bereiten. Blank und wohlgepflegt im Mittagssonnenschein 
lagen die Weinberge Niersteins, und als der Dampfer leise vor¬ 
überglitt, empfingen die Teilnehmer schon den ersten Gruß 
der rührigen Gemeinde. ln allen Gemarkungen prangten 
unaufdringlich und doch klar und übersichtlich die genauen 
Bezeichnungen in großen weißen Holzbuchstaben und boten 
ein willkommenes Bild über sämtliche Lagen. 

Eine hübsch<; Idee der dortigen Winzer. Aber ihr folgte 
eine noch hübschere. Denn nachdem man einen kurzen Gang 
durch die \X Cinbeig«* gemacht hatte und im Rheinischen Hof 
beim Frühstück und W’einglab saß, da wurde plötzlich bekannt- 
g< geben, naß eine kleine, aber erlesene Kostprobe der gestrengen 
Rk h.ter harre, und schon waren reizende junge Niersteinerinnen 
dabei, die Gläser zu füllen und die herrliche Gottesgabe auf¬ 
zutischen. Und diese Kostprobe, die das Beste repräsentierte. 




Nr. 10 DEUTSCHLAND 52Q 


was die Jahrgänge 1903 bis 1906 auf Niersteiner Boden zeitigten, 
gipfelte in einem 1893er Niersteiner Rohr, Edelbeer-Auslese, 
der allem die Krone aufsetzte. Für eine Flasche Wein zu dem 
hübschen Preis von 40 Mark kann man ja allerdings was ver¬ 
langen, aber daß es überhaupt möglich ist, einen solchen Tropfen 
zu gewinnen, hier bei uns im freundlichen Hessenland, das 
muß uns mit stolzer Freude erfüllen und uns dankbar stimmen 
gegen den Himmel, der sein reines Sonnenfeuer sandte, um 
diesen Trank werden zu lassen. 

Nach der unübertrefflichen Gastfreundschaft, die man in 
Nierstein gonossen hatte, hatten die Oppenheimer einen schweren 
Stand und mußten sich wacker anstrengen, wenn sie mit ihrem 
Willkommengruß nicht zu sehr abstechen wollten. Aber auch 
sie zeigten sich der Situation gewachsen, und wenn auch der 
auf dem Markt zu Oppenheim kredenzte Festtrunk — übrigens 
ein brillanter Elfer — gegen die Niersteiner Spitzen naturgemäß 
etwas abfiel, so wurden doch die Gäste so freundlich aufge¬ 
nommen, war doch das Unterhaltungsprogramm so vielseitig 
und schön, daß die gehobene Stimmung in keinem Augen¬ 
blick nachließ. 

Uber den altertümlichen Häusern, die den Oppenheimer 
Marktplatz einsäumen, strahlte der blaue Septemberhimmel 
und beleuchtete ein Bild von malerischem Reiz, das noch belebt 
und erhöht wurde, als die 30 in schmucker Tracht steckenden 
Küfergesellen den alten Innungsbrauch, den sogen. „Küfer¬ 
schlag“ aufführten. 

Nur zögernd nahm die Gesellschaft Abschied von dieser 
gastlichen Stätte und von den vollen Humpen, die die Küfer 
in nie erlahmendem Eifer darreichten. Aber die herrliche 
Katharinenkirche sollte noch besichtigt und der Großherzog¬ 
lichen Weinbauschule ein Besuch abgestattet werden. Droben 
aber auf der alten Landskrone wartete das Mittagessen, zu dem 
sich alle gegen 5 Uhr zusammenfanden. 

Leise kam der Abend gegangen, und ein frischer Wind 
wehte vom Rhein herüber. Aber trotz der Kühle schlichen die 
Gäste immer wieder vom Saal hinaus ins Freie, um das unbe¬ 
schreiblich schöne Panorama zu genießen, das sich zu Füßen 
der Burg ausdehnt. Die scheidende Sonne tauchte die ganze 
Landschaft in ein Meer von Glanz und zauberte Farbentöne 
von unerhörter Pracht hervor. Drüben, jenseits des Stroms, 
schimmerten die Taunusberge und die Höhen des Odenwalds 
ln silberblauem Duft, und über den Pappeln und Erlen der 
Ebene, über den klargrünen Wassern und den zwischen den 
Feldern verstreuten Ortschaften war ein feiner goldener Schleier 
gewoben, der alle Härten milderte, alle Gegensätze auf hob. 
Wolken von bizarren Formen segelten am Abendhimmel hin, 
der alle Schattierungen vom hellsten Rot bis zum tiefsten 
Ultraviolett, vom leuchtenden Orange bis zum düsteren Schwarz¬ 
blau trug. 

Erst als die Nacht lange hereingebrochen war. verließ 
man wieder Oppenheim und kehrte nach Mainz zurück, um 
sich für den nächsten Tag zu rüsten, der die Fcstfahrt nach 
der Loreley bringen sollte. 

An 900 Personen nahmen daran teil, so daß zwei Dampfer 
die Fahrt antreten mußten, zu der wieder der Himmel sein 
freundlichstes Sonnenlicht gesandt hatte. Tücherschwenken 
und frohe Zurufe, Böllerschüsse vom Ufer her. und unter den 
Klängen der Militärkapellen setzten sich die weißen Schiffs¬ 
leiber in Bewegung und steuerten zu Tal. Die frohe Stimmung 
des vorigen Tages glitt langsam hinüber zu diesem und steigerte 
sich von Stunde zu Stunde. 

Jubelnd stieg zum Niederwalddenkmal ..Die Wacht am 
Rhein“ empor, und Heines schwermütig-schönes, ewig junges 
Volkslied grüßte zur Loreley hinauf. 


Bei St. Goar wurde gewendet und die Fahrt ging zurück 
bis Bingen, wo der Gäste neue Überraschungen harrten. Im 
flotten Marschtempo zog die Gesellschaft zur Burg Klopp, 
jener herrlich gelegenen alten Grenzwarte zwischen Rhein und 
Nahe. Und dort stand wieder ein kühler Festtrunk bereit, 
der sich allerdings, da er sein Dasein der kühlen Sonne des 
Jahres 1912 verdankte, nicht der gleichen Wertschätzung er¬ 
freute wie die köstlichen Elfer Niersteins und Oppenheims, 
deren Würze noch immer die Gaumen kitzelte. 

Für die Inhaber von Festkarten, die Honoratioren und 
sonstige Glückliche wurde indessen im Sitzungssaal der Stadt¬ 
verordneten ein Pröbchen ausgezeichneter Binger Kreszenzen 
gereicht, herrlicher Büdesheimer und Scharlachberger, die 
den verwöhntesten Ansprüchen gerecht wurden. 

Nach etwa einstündlgem Aufenthalt zog man wieder bergab, 
um noch eine Weile in der neuen Festhalle am Rhein zusammen¬ 
zubleiben und dann um 7|4 Uhr die Rückfahrt nach Mainz 
anzutreten. 

Und wieder senkte sich ein unvergeßlich schöner Abend 
über den Rhein. Scharf Umrissen hoben sich vom rötlich 
getönten Horizont die Türme und Häuser Rüdesheims, das 
Nationaldenkmal und die düsteren Ruinen der Burg Ehrenfels 
ab. Und zwischen diesen charaktervollen Hauptpunkten der 
Landschaft dehnte sich von goldenem Schimmer umflossen 
das weite Rebgelände, in dem nun bald wieder ein fröhliches 
Herbsten anheben wird. 

Allmählich verblühten die lichten Farben des Abends, 
als die Schiffe unter Hochrufen und Böllerschüssen die gast¬ 
liche Stadt verließen, und die Nacht brach herein. 

Drüben über den Hügelwellen des Hessenlands stieg der 
Mond empor und baute seine goldene Brücke über die Wasser 
und weckte mit seinem Glanz das Märchen auf, auf daß es sein 
ureigenstes Reich segne. Und es kam und grüßte die fröhlichen 
Rheinfahrer und wob sein Zaubernetz von einem zum andern 
Ufer. 

Und dann plötzlich prasselte es auf, glühgoldene Strahlen 
sprangen empor, grüne und rote Lichter blitzten hüben und 
drüben. Die Städtchen und Dörfer am Rhein entboten ihren 
leuchtenden Willkomm. 

Keins wollte hinter dem andern Zurückbleiben, alle ohne 
Ausnahme brachten ihre Huldigung dar, eine Huldigung wie 
man sie nur hier am Rhein kennt, wie sie nirgends reizvoller 
und sinniger gedacht werden kann. 

Raketen und Leuchtkugeln durchbrachen das nächtliche 
Dunkel, lodernde Holzstöße schickten helle Flammen ins 
Land hinaus, und im bunten bengalischen Licht tauchten ge¬ 
schmackvolle Turnerpyramiden auf, schimmerten Kirchen 
und Türme, Villen und Hütten. 

Das ganze Gebiet zwischen Rüdesheim und Mainz war 
erfüllt von magischem Schein, und diese großartige, unüber¬ 
troffene Illumination fand ihren würdigen Abschluß in Mainz 
selbst. Von der Ingelheimer Au grüßten helle Freudenfeuer 
her, die städtischen Gebäude trugen funkelnden Feuerschmuck 
und drüben, wie eine geheimnisvolle Stadt aus Tausendund¬ 
einer Nacht. lag die Amöneburg: ein Bild von fesselnder Schön¬ 
heit. Und dann kam die Straßenbrücke in Sicht, die im Schein 
von Hunderten roter und grüner Lichter erstrahlte und von der 
ein lichter Wasserfall seine sprühenden Funken in den nächt¬ 
lichen Rhein ergoß. 

Hier endete die Fahrt und damit auch die Reihe der Kongreß- 
vcranstaltungen. Sie waren reich an Gewinn, an innerem und 
äußerem, und die Erinnerung daran wird noch lange lebendig 
bleiben und im Herzen der Teilnehmer auch der alten Rhein- 
und Weinstadt Mainz ein dankbares Gedenken sichern. 


Nr. 10 




530 li9e$3$^9^e888889O^»»)908@88@ DEUTSCHLAND 

Volks- und Bürgerschulunterricht über Wesen und Bedeutung dl^s 

Fremdenverkehrs. 


Der österreichische Unlerrichtsminister hat an sämtliche Landesschul- 
bchörden nachstehenden äußerst erfreulichen Erlaß gerichtet: 

In Würdigung der hohen Bedeutung, welche dem Fremdenverkehr für 
die Hebung des Landes in wirtschaftlicher und kultureller Beziehung beige¬ 
messen werden muß, erachte ich es für erforderlich, daß den Bestrebungen 
zur Förderung des Fremdenverkehrs auch seitens der Schule Beachtung ge¬ 
schenkt und insbesondere die Volks- und Bürgerschuljugend in zweckent¬ 
sprechender Weise über das Wesen und die Bedeutung des Fremdenverkehrs 
unterwiesen werde, insoweit eine derartige Belehrung überhaupt in den Rahmen 
des Volks- und Bürgerschulunterrichts eingefügt werden kann. Gelegenheit 
zu diesen Belehrungen wird sich bei zahlreichen Unterrichtsfächern, so beim 
geographischen und geschichtlichen, beim Anschauungs- und Rechenunterricht, 
insbesondere aber beim heimatkundlichen Unterricht vielfach bieten. Ohne 
die materielle Seite der bezüglichen Bestrebungen zu sehr in den Vordergrund 
zu stellen, wodurch den allgemein erziehlichen Tendenzen der Volksschule 
Abbruch getan würde, werden die Lehrkräfte doch mit Takt und Einsicht an 
der Hand entsprechender Lesestücke, Anschauungsobjekte oder dergleichen 
durch passende Hinweise und Vergleiche mit andern Ländern und Gegenden 
die Aufmerksamkeit der Schulkinder auf die mannigfachen Vorteile zu richten 
wissen, welche der Bevölkerung aus einem regen Fremdenverkehr erwachsen. 
Im Zusammenhang mit diesen Belehrungen wird in der Jugend der Sinn für 


die Naturschönheiten der Heimat, die Wertschätzung heimatlicher Völks- 
gebräuche, Kunsterzeugnisse usw. zu wecken, auch werden die Kinder zur 
Höflichkeit und Dienstfertigkeit gegenüber den Fremden anzuhalten sein. 
Speziell aus Anlaß von Schülerausflügen werden sich mannigfache Gelegenheiten 
ergeben, die Kinder auf landschaftlich, geographisch oder historisch hervor¬ 
ragende Punkte der Umgebung ihres Heimatsorts, dann auf Wegmarkierungen. 
Wegtafeln und dergleichen aufmerksam zu machen, sie über Entfernungen, 
Höhendifferenzen und anderes zu belehren und sie dadurch zu befähigen, 
auch den Fremden hierüber richtige Auskunft zu geben. 

Eis bleibt dem Ermessen der k. k. Landesschulräte überlassen, eventuelle, 
je nach den örtlichen Verhältnissen erforderliche detaillierte Weisungen im 
Gegenstand selbständig zu erlassen. Gleichzeitig wird den k. k. Landesschul¬ 
räten nahegelegt, geeignete Veranlassungen zu treffen, damit auch in der Lehrer¬ 
schaft selbst sowie in Elternkreisen ein regeres Interesse für die Unterstützung 
der auf die Förderung des Fremdenverkehrs hinzielenden Bestrebüngen 
geweckt werde, zu welchem Zweck eventuell Besprechungen einschlägiger 
Themen bei den Bezirkslehrerkonferenzen sowie bei den etwa veranstalteten 
Elternabenden dienen könnten. Die Landesschulräte werden sohin im Ein¬ 
vernehmen mit dem Ministerium für öffentliche Arbeiten eingeladen, die nacli 
deren Ermessen erforderlich und zweckentsprechend erscheinenden Vcr*i 
fügungen im Gegenstand zu treffen. 



Theater 


Eine Neubelebung Calderonscher Bühnenkunst. 

bür die in den letzten Jahren immer zahlreicher auftretenden Versuche, 
die tiefe christliche Kunst des spanischen Dramatikers Calderon, des ge¬ 
waltigen Menschen- und Mysteriendichters, auf der deutschen Bühne wieder 
lebendig zu machen und ihr die Gleichberechtigung mit den Meister¬ 
schöpfungen der Weltliteratur zu erobern,- hat das Düsseldorfer Schauspiel¬ 
haus endlich die überzeugende, praktische Lösung gefunden. Es hat diese 
Lösung an dem ,,Richter von Zalamea“ erprobt, gerade an jenem Drama, 
das dem deutschen Theaterpublikum noch das vertrauteste ist. — In den 
streng stilisierten Rahmen spanischer Spitzbogenarchitektur stellte der 
Schöpfer der szenischen Einrichtung, Kurt Ström, Bilder von höchster süd¬ 
licher Farbenfreude und von übermütigster Lebendigkeit. Dadurch erhielt 
dieses aus dem volkstümlichsten Komödien- oder vielmehr Marionettenspiel, 
möchte man fast sagen, jäh zur erschütterndsten Tragödie emporwachsende 
Bauerndrama die große Linie. Auch in der ganzen Anordnung des Zusammen¬ 
spiels war diese Linie wiederum glücklich gewahrt: alle kurzen Szenen spielten 
auf der Vorderbühne vor dem rotbraunen Vorhang, so daß die Umbauten 
auf der Hauptbühne ln der Zwischenzeit ohne Mühe und Aufenthalt bewerk¬ 
stelligt werden konnten. Auf diese Weise griffen, was bei der Auffühaing 
des ,,Richters von Zalamea“ so überaus wichtig ist, die drei ersten Akte mit 
ihrer überschäumenden Lebenslust und ihrem grotesken Doppelspiel zwischen 
dem gichtigen General Don Lope und dem kerngesunden alten Bauern Pedro 
Crespo, mit dem verhängnisvoll werdenden Liebesgetändel der rohen Soldaten 
und der ergötzlichen Don Qulchoterle des abgerissenen und doch so vornehm 


gesinnten Ritters von der traurigen Gestalt frisch und fröhlich inernartder, 
bis der Raub der Bauerntochter durch den Hauptmann plötzlich all die Räd^r 
stocken macht. Das Wiedersehen des in der Wildnis an den Baum gebundenen 
alten Bauern mit der geschändeten Tochter, jene große Szene des vierten 
Aktes, die zu den gewaltigsten Offenbarungen dramatischer Kunst gehört, 
gab der ergreifenden Tragödie den innerlichen Ausklang. Geschickt hatte 
der feinfühlige Spielleiter, Fritz Holl, es vermieden, vor dem erhängten 
Hauptmann noch die übliche große Theaterszene aufführen zu lassen; viel¬ 
mehr gab er die äußere Lösung ganz schlicht und einfach, gab sie wiederum 
als reines Spiel, aus dem der Darsteller des Crespo, Georg Koch, ein Bühnen¬ 
künstler von schlichtester Überzeugungstreue, ohne Zwang wieder heraus-' 
treten und für den Dichter der „wahrhaften“ Geschichte um Nachsicht für 
die Mängel seines Werks bitten konnte. 

Die Aufführung des Calderonschen Dramas hat aufs neue den Beweis 
erbracht, welch ein bedeutsames Kunstinstitut das Düsseldorfer Schau¬ 
spielhaus im Laufe der Jahre geworden ist. Trotz allem Experimentieren 
mit literarischen Minderwertigkeiten, zu denen es der ungünstigen finanziellen 
Verhältnisse wegen leider oft hat greifen müssen, nimmt es heute unter allen 
deutschen Theatern eine vornehme Sonderstellung ein. Die mit dem Schau¬ 
spielhaus verbundene Akademie hat allmählich einen Kreis von Künstlern 
herangebildet, der in sich fest geschlossen ist und zusammengeschweißt wird 
durch den starken Willen der Leitung. Diese Leitung, deren Seele das 
Künstlerehepaar Georg Lindemann und Luise Dumont ist, kennt keine 
,.Stars“ und ..Fächer“, sondern nur Menschen, die sich willig in den Dienst 
der Kunst und jeder, auch der kleinsten Rolle stellen. Daher die stets voD- 
endete Harmonie des Zusammenspiels, die Ausdeutung der tiefsten seelischen 
Gründe eines Kunstwerks, die edle geschlossene Wirkung, selbst in Auf¬ 
führungen von Stücken, denen man aus Regungen persönlichen oder 
literarischen Widerspruchs seine Zustimmung versagen muß. Verliert Düssel¬ 
dorf die beiden Leiter seines Schauspielhauses — und die Gefahr bestdit 
bekanntlich seit einiger Zeit —, dann ist eine Bühne in Gefahr, die in ganz 
Deutschland Achtung und Ansehen genießt und von der starke Anregungen 
ausgehen auf die gesamte deutsche Theaterkunst! C. 


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HOTEL ETOLAHADE 

Das Vollendetste auf dem Qebiete der modernen 
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens. 



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Baukunst 

Das neue Kurhaus in Bad Kreuznach. 

Unter dieser Überschrift enthielt die Nummer 7 der Zeitschrift „Deutsch¬ 
land** einen Artikel über das neue Kurhaus in Bad Kreuznach, woselbst es 
unter anderm heißt: 

In der kurzen Zeit von 7 Monaten haben Herr Professor Emanuel von 
Seidl und sein wackerer Mitarbeiter Herr Theodor Schaffer, Kreuznach, 
das Werk fertig^estellt. 

Diese Darstellung ist geeignet, eine den Tatsachen nicht entsprechende 
Vontellung von Art und Weise zu erwecken, wie sich die Arbeit auf die ver¬ 
schiedenen Mitarbeiter verteilte. 

Es ist richtig, daß in der kurzen Zeit von zirka 7 Monaten der Kurhaus¬ 
neubau fertiggestellt wurde. Dem Architekten Professor Emanuel von Seidl 
(München) und seinem Assistenten-Architekten Th. Schaffer in München 
lag die künstlerische Projektierung und künstlerische Oberleitung des Baus 
ob, während die gesamte örtliche Bauleitung und Bauausführung in den 
Händen des Stadtbaumeisters Regierungsbaumeistei Völker lag, der hierzu 
besonders durch den Bauherrn beauftragt war. 

Die Tätigkeit des Stadtbaumeisters Völker bezog sich nicht allein auf die 
Bauleitung und gesamte konstruktive Durchbildung der Entwürfe des 
Architekten und seines künstlerischen Mitarbeiters, sondern auch auf die 
selbständige Bearbeitung der spezialtechnischen Bauangelegenheiten, wie 
Heizung, Lüftung. Aufzüge, Maßnahmen zur Schallisolierung und dergleichen 
Fragen, die bei einem neuzeitlichen Hotel nicht minder wichtige Rolle spielen 
wie die Architektur des Hauses selbst. Völker. 



Die älteste Rebe der Welt. In Neckarau bei Mannheim steht 
ein kleines einstöckiges Wohnhaus, aus dessen Hausgang eine jetzt 190 Jahre 
alte Rebe hinauswächst. Ihre Ruten und Zweige bedecken auf einem Draht- 
und Lattengerüste außerhalb des Hauses eine Fläche von mehr als 80 qm und 
bringen jährlich eine Menge gesunder Trauben zur Reife. Der Grund, weshalb 
die Rebe innerhalb des Hausgangs ihren Standort hat, dort ein .Stück nach 
rückwärts gewachsen ist und erst über der Haustür durch eine besondere 
Öffnung ins Freie tritt, ist folgender: Bis zur Rebe stand früher nur das hintere 
zweifenstrige kleine Häuschen. Als im Jahre 1798 das Haus nach vorn ver¬ 
größert werden sollte, hatte der Besitzer Herz genug, den damals schon großen 
Weinstock zu schonen, was er dadurch erreichte, daß er bei der Rebe den 
Hauseingang und über der Tür ein Loch anbrachte, durch das er die Pflanze 
ins Freie leitete. Ja, er ging in seiner Rücksicht für die Rebe so weit, daß er den 
Anbau zum Verdruß des jetzigen Besitzers nicht unterkellerte, um die Wurzeln 
der Rebe nicht zu verletzen. Sie dankt diese Rücksicht durch reiche Erträge 
und gesundes und üppiges Wachstum. Das Durchschnittsergebnis des einen 
Stockes sind 125 Kilo Trauben in einem Jahr, die teils verzehrt, teils zu Wein 
verarbeitet werden. Die Sorte ist die dortzulande viel als Hausrebe ange¬ 
pflanzte Trolingersorte. Dank dem guten Schutz im Hause leidet die Rebe nie 
durch Kälte.’ Selbst in dem strengen Winter 1879/89, wo fast alle Hausreben 
erfroren sind, hat der alte Stock, der unten einen Umfang von 112 Zentimeter 
hat, nicht gelitten. — In Heusenstamm bei Offenbach ist eine Hausrebe vor¬ 
handen, deren Alter 170 Jahre-sein soll. 

Der Weinbau in der Mark Brandenburg. „Die Mark 
hat viel Weinwuchs, sonderlich in der Mittelmark, um Brandenburg, Berlin 
und Kölln, Frankfurt a. d. 0., Drossen, im Lande zu Sternberg, zu Beeskow', 
in Niederlausitz und Krossen." Liest man das. wähnt man möglicherweise, 
ein Märchen aufgetischt zu erhalten. Das ist jedoch nicht der Fall; denn Jobst 
berichtet so Wort für Wort in seiner im Jahre 1572 erschienenen Beschreibung 
der Mark Brandenburg, und die erste Er\vähnung des märkischen Weinbaus 
findet sich sogar bereits in einer im Jahre 1173 vom Bischof Siegfried von 
Brandenburg, dem Sohne Albrechts des Bären, ausgestellten Urkunde, in der 
er dem Domkapitel dessen Güter bestätigt, zu denen die Marienkirche auf dem 
Harlunger Berge mit dem Drittel des Zehnten von den in der Umgebung von 
aus den Rheinlanden berufenen Kolonisten angelegten Weinberge gehörte. 
Solche in der Nähe zu besitzen, trugen die Bischöfe und Äbte ln erster Reihe 


deshalb Sorge, damit die IGrchen nicht infolge der damaligen schlechten, un¬ 
sicheren Verkehrsverhältnisse wegen des von ihnen zur Feier des heiligen 
Abendmahls benötigten Weins in Verlegenheit kämen. Dieses Bestreben 
wurde durch den Umstand gefördert, daß sich unabhängig von ihm die Geist¬ 
lichkeit neben ihrer Amtstätigkeit vielfach in den Mußestunden mit der Land¬ 
wirtschaft beschäftigte und naturgemäß ihre Aufmerksamkeit vor allem der 
Kultur von Pflanzen zuwandte, die, wie der Wein, geeignet waren, die Ein¬ 
nahmen der ihrer Obhut anvertrauten Kirchengüter zu vermehren. Da man 
damals in Norddeutschland Bier noch nicht braute, war ferner der Wein das 
Feiertagsgetränk für Mann und Weib. Deshalb wohl bedang sich das Spandauer 
Jungfrauenkloster, als es im Jahre 1588 seine Besitzungen an Kurfürst Joachim II. 
gegen ein Jahresdeputat abtrat, daß ihm neben anderm dafür als Entgelt 
jährlich sechs Tonnen ,Wein, das sind 620 Liter, aus dem Klosterweinberg 
geliefert würden. Ungefähr im 13. Jahrhundert begann die Blütezeit des mär¬ 
kischen Weinbaus. Sein Ausdehnen zu fördern und ihn zu erhalten, ließen 
sich Behörden wie der Staat angelegen sein. 1612 verbot der Rat von Rathenow 
noch, Weinberge in Kartoffelfelder umzuwandeln. Namentlich ln den letzten 
zwanzig Jahren, wo er im Lande gehaust, hatte der Dreißigjährige Krieg die 
Landwirtschaft schwer geschädigt. In ihnen war der Ackerbau derart vernach¬ 
lässigt worden, daß man danach gewissermaßen die Regeln einer sachgemäßen 
Bearbeitung erst wieder neu erlernen mußte, und die Besitzer von Weinbergen 
waren froh, falls Ihre Reben ihnen vorerst nur einen Haustrunk lieferten. Ob¬ 
wohl noch der Große Kurfürst bemüht war, den Weinbau in seinem Lande zu 
heben, ging dieser doch dort bald nach seinem Tode erheblich zurück, denn 
weder König Friedrich I. noch König Friedrich Wilhelm II. bezeigten für ihn 
besonderes Interesse. Dazu kam noch, daß im ausnehmend strengen, bis tief 
ins Frühjahr dauernden Winter von 1739 bis 1740 die Reben bis auf die Wurzeln 
erfroren und infolge davon die Weinberge in Chorin, Rathenow, Neuwedel, 
Sahrow, Liepe, FahrlanJ und andern Orten noch vollständig verheert wurden. 
Dieses Naturereignis fand kurz vor dem Regierungsantritt Friedrichs des 
Großen statt und mag ihn in seiner Ansicht, Wein in der Mark zu bauen sei 
ein Unding, bestärkt haben. In einem Schreiben lieh er ihr so Worte: „Allhier 
ist der Weinbau kein sonderliches Objekt der Wirtschaft, indem man sich lieber 
mit dem Getreidebau abgibt, und eben daher auch keine ganze Gegenden zum 
Weinbau exploriert werden können." Trotzdem wurde später da und dort 
in der Mark die Anlage neuer Weinberge versucht. So waren diesen zum 
Beispiel im Jahre 1822: 712 Hektar, 1M2: 1030 Hektar und 1862: 1146 Hektar 
eingeräumt. Von da an schwanden sie jedoch wieder nach und nach, und im 
Jahre 1902 nahmen sie in der Provinz Brandenburg nur noch 424 Hektar ein, 
von denen 53 Hektar keinen Ertrag brachten. Die Liebhaber eines guten] 
Tropfens Wein werden darüber wahrscheinlich nicht sonderlich betrübt sein; 
denn zweifelsohne weist der „Märker" nicht die Eigenschaft auf, die der Fran¬ 
zose von einem guten Wein verlangt, nämlich, wie eine Elle Samt die Kehle 
hinabzugleiten, und ganz mit Unrecht wird wohl der alte Vers nicht auf ihn 
gemünzt gewesen sein: 

„Vlnum de marchia terra 

Transit guttur tamquam serra," 

d. i.: „Märkischer Wein gleitet gleich einer Säge durch den Hals." 

Max Liebe rmann über Rembrandt. In einem Aufsatz 
der Zeitschrift „Kunst und Künstler" teilt der Maler Erich Hanck von einigen 
gemeinsam mit Max Liebermann in Amsterdam verbrachten Tagen, in denen 
der Berliner Maler mit ihm d 2 is Rembrandt-Haus und das Reichsmuseum 
besuchte, einige Interessante Urteile Liebermanns über seinen „größeren 
Kollegen“ mit. Der moderne Impressionist fühlt sein eigenes Schaffen der 
Kunst von Franz Hals näher verwandt. ,,Wenn man Franz Hals sieht," meinte 
er, als sie von der ,,Nachtwache" fortgingen, „bekommt man Lust zum Malen; 
wenn man Rembrandt sieht, möchte man es aufgeben." Rembrandts ,,Nacht¬ 
wache" gilt ihm als ,,der größte Effort der niederländischen Kunst". „Rem¬ 
brandt sei dabei bis zum Äußersten gegangen und habe doch den Vordergrund 
nicht bewältigen können. Die beiden Offiziere seien leblos, die Hand des Haupt¬ 
manns sogar miserabel. Das Ergreifende an dem Bilde sei das ungeheure 
Wollen.“ Die „Stalmesters" machten dagegen weniger Eindruck auf Lieber¬ 
mann. Er meinte: „Je älter man wird, desto mehr zieht man die ,Nachtwache‘ 
vor. Durch die .Nachtwache* hat Rembrandt seine Karriere vernichtet, darum 
nahm er sich bei diesem neuen wichtigen Aufträge in acht, seinen Auftraggebern 
durch Kühnheit zu mißfallen.“ Zu Liebermanns Lieblingsbildern gehört die 
„Judenbraut“. Das Porträt der „Frau Bas“ hielt er nicht für echt; ebensowenig 
den Franz Hals zugeschriebenen berühmten „Narren". Außer für Rembrandt 




Photo - Papiere und Chemikalien 

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hl 4.v^ S^Lb,f? bicT^'m. als (rrh? Srrlj^^t'jicF 1‘oiicrsififiltn .3 tu G'i;v>fb?ta^r, ^}^iT'^■yf^i 
und ittfj Vös5‘-il'^rt unsi^r Kf^3 fFjj ■ 

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Tkjrriyi^fe'. ^hrA^lttrmsTiiihvsi- -Edi^KtWtf^nVjkr: Tm^rrjpEilprfi SArnetfef- 

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J'digTY' *'■• PiüUfV^ciis rdr> .'S^cyik vön..,t'Uvfi. cflSj- P^'^ 

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, bcfübj.tku ^Ar^i^'dc der ,.Stk:’-?cJi!r^>rn'’' von Jj>f Sc"tii?!Td?i!^dgeraeiride,^,' /';‘,:£'ijy''y'' 

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Nr. 10 


DEUTSCHLAND 533 


WasEuropafürFerien reisenverbraucht. Ein Rechen¬ 
künstler, der ersichtlich viel Zeit übrig hat und mit dieser nichts Rechtes an¬ 
zufangen weiß, hat es für angezeigt erachtet, die Summen zu berechnen, die 
der europäische Touristenverkehr in der Hauptreisesaison annähernd ins 
Rollen bringt. Er ist dabei, wie der „Gaulois“ mitzuteilen weiß, auf den 
hübschen Betrag von 640 Millionen Mark gekommen. Davon entfällt der 
Löwenanteil auf die Schweiz, die von 3 Millionen Besuchern rund 150 Millionen 
Mark einheimst. Die Riviera, Spanien und Italien haben zwar eine kleinere 
Besucherzahl, immerhin lassen die Gäste aber auch hier an die 250 Millionen 
Mark im Lande. Die Summen, die die Million Provinzbewohner und Fremde 
in Paris, die 600 000 in London, die 5C0 CCO in Berlin und die 350 CCO in V^ien 
auf der Durchreise ausgeben, glaubt der erwähnte Statistiker auf 180 Millionen 
schätzen zu dürfen, wobei aber die von den Besuchern gemachten Käufe außer 
Ansatz bleiben, w'ährend Badeorte, Seebäder und Sommerfrischen auf dem 
Ausgabeetat des europäischen Reiseverkehrs mit dem bescheidenen Betrage 
von 64 Millionen Mark figurieren. 

EinTelegrammrundumdieErde, In Amerika wurde kürz¬ 
lich ein Versuch gemacht, um einmal feslzustellen, in welcher Zelt eine Nach¬ 
richt um die Erde telegraphiert werden kann. Ausgangspunkt des Telegramms 
war die Redaktion der New York Times, der Inhalt bestand ln neun, den 
Zw'eck dieser Depesche genügend erklärenden Worten. Das Telegramm um¬ 
kreiste die nördliche Hemisphäre vollständig, und zwar wurde es zunächst 
nach Honolulu geschickt, von da nach Manila, dann nach Hongkong, Slnga- 
pore und Bombay, von hier aus flog die telegraphische Mitteilung nach Suez, 
dann weiter nach Gibraltar, berührte die zur Gruppe der Azoren gehörige 
Insel Fayal, von wo aus sie dann wieder ln die Redaktion der New York Times 
zurückkehrte. Die Depesche halte einen Weg von 52 000 Kilometer zurück¬ 
gelegt, 16 Durchgangsstationen passiert, und obwohl absichtlich gar keine 
Vorkehrungen getroffen worden waren, den Draht für dieses Rekord¬ 
telegramm freizuhalten, so lief sie doch nach sechzehn und einer halben Minute 
wieder an der Ausgangsstelle ein. Das Durchschnittstempo w'ar somit mehr 
als 1700 Meilen pro Minute. Trotzdem kann diese Geschwindigkeit nicht als 
Rekordtempo angesehen werden, denn die kürzeste Zelt, in der ein Telegramm 
um die Erde befördert wurde, war die Dauer von neun und einer halben 
Minute. Allerdings geschah dies bei der feierlichen Eröffnung des Pazifik¬ 
kabels im Jahre 1900. Damals w'urden aus diesem Anlaß alle Linien frei- 
gehalten. Der gegenwärtige Versuch aber ist Insofern von größerem Interesse 
und Wert, als das Telegramm als ganz gewöhnliche Depesche und ohne be¬ 
sondere Rücksichtnahme befördert worden war. 

Ein deutsches Dorf ohne Steuern. Das Dorf Langenau¬ 
bach im Regierungsbezirk Wiesbaden kann sich eines Vorteils rühmen, der 
von besonderem Interesse ist. Die Einwohner haben nämlich bis zum heutigen 
Tage noch niemals Gemeindesteuern bezahlt und werden auch in nächster 
Zelt nicht in die unangenehme Lage komm.en, Steuern zahlen zu müssen. 
Das Dorf, das 780 Einwohner zählt, besitzt nämlich 500 Hektar Wald, aus 
dem es jährlich 40 000—50 000 Mark Elnnahm.e erzielt. Außerdem verfügt 
das Dorf über Kalksteinbrüche, die den Bewohnern ebenfalls Einnahmen 
verbürgen. So kommt es, daß dies Dorf über ein bares Vermögen von 
200 000 Mark verfügt. Die Gemeinde weiß aber damit vorzüglich umzugehen. 
Es wurde hier eine elektrische Anlage gebaut, von der aus die elektrische 
Energie jedem Bew'ohner frei ins Haus geführt wurde. Auch eine Hochdruck¬ 
wasserleitung hat dieses ideale Dorf. 


der körperlichen Tauglichkeit für den Eisenbahndienst“, Sanitätsrat Dr. 
Prinzlng (Ulm) über „Säuglingssterblichkeit und Wohnungsfürsorge der 
Elsenbahnverw'altungen“, Chefarzt Dr. Roepke (Melsungen) über „Tuber¬ 
kulosebekämpfung im Mittelstände“, Oberbaurat Hentzen (Berlin) über „Ver¬ 
schiedene Arten von Blcckslcherungen für Elsenbahnzüge“, Dr. Malade 
(Treptow) über den ,,serbischen Sanitätszug I im Balkankriege auf Grund 
persönlicher Erfahrungen“. 



EinFlug von 2000 Kilometer. Die glänzenden Leistungen deutscher 
Flieger in den Monaten September und Oktober sind am 14. Oktober gekrönt 
worden durch den Weltrekordflug von 2000 Kilometer, mit dem der Flieger 
Stöffler den Rekord Brindejoncs gebrochen hat. Dieser hatte bekanntlich auf 
seinem Flug Paris—Berlin—Warschau 1382 Kilometer zurückgelegt. Stöffler 
hat diese Leistung bei weitem überboten und ist somit bis jetzt der erste An¬ 
wärter auf den 100 000-Mark-Preis der Nationalflugspende. Stöffler war um 
12 Uhr 6 Minuten nachts ln Johannisthal aufgestiegen und nach Posen ge¬ 
flogen, wo ei um 2 Uhr 55 Minuten landete. Dann flog er nach Berlin zurück, 
wo er um 6 Uhr 5 Minuten wieder eintraf. Um 6 Uhr 55 Minuten flog er weiter, 
um nun den größten Teil seines Fluges, die 7(X) Kilometer lange Strecke nach 
Mülhausen i. E. zurückzulegen. Es glückte ihm, dort um 1 Uhr 20 Minuten 
zu landen, nachdem er eine Strecke von 1150 Kilometer erledigt hatte. Stöffler 
flog dann weiter nach Darmstadt, wo er um 5 Uhr 55 Minuten landete. Hier 
hatte er bereits den Weltrekord erreicht, da die zurückgelegte Strecke über 
1400 Kilometer betrug. Nach einem Aufenthalt von 2 Minuten im Darm¬ 
städter Militärfliegerlager stieg Stöffler wieder auf und flog nach Mülhausen 
zurück. Dort traf er um 7 Uhr 30 Minuten bei völliger Dunkelheit wieder ein. 
Über dem Flugplatz gab Stöffler mit seiner elektrischen Taschenlaterne drei 
Signale, daß alles an dem Flugzeug ln Ordnung sei. Außerdem gab er durch 
Aufblitzen der Lampe nach den Morsezeichen den vor der Fabrik versammelten 
Fliegern und Ingenieuren bekannt, daß er nicht früher landen wolle, als bis er 
2000 Kilcmeter in der Luft zurückgelegt habe. Er flog dann abermals nach 
Darmstadl und zurück und landete kurz nach 12 Uhr auf dem Mülhausener 
Flugplatz. 


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Ausstellungen 


D ü p p e 1 - G e dä c h t n i s - A u s s t e 11 u n g 1914 in Sonder¬ 
burg. In Sonderburg auf Alsen veranstalten die Kriegsteilnehmer von 1864 
im Jahre 1914 eine Gedächtnisausstellung zur 50jährigen Erinnerung an die 
ersten Einigungssiege von Düppel und Alsen. Dem Veteranenausschuß der 
Ausstellung gehören als Ehrenvorsitzende an: Generalfeldmarschall Graf 
V. Haeseler, 1864 Adjutant des Prinzen Friedrich Karl, General der Infanterie 
v. Leszynski, der einzige noch lebende Ritter des Ordens pour le merite von 
1864, Generalfeldmarschall v. Bock und Polach, der am 18. April 1864 in der 
Sturmkolonne 5 mitstürmte, General v. Podbielski, der erste Dekorierte Im 
Kriege 1864. 




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1 

Eisenbahnwesen 



Verbandstag deutscher Bahnärzte in Leipzig. 

Die deutschen Bahnärzte haben ihren 10. Verbandstag am 17. und 
18. September in Leipzig abgehalten. Es sprachen Sanitätsrat Dr. Sonnen¬ 
kalb (Leipzig) über ,.Beiträge zur Untersuchung und Begutachtung Unfall¬ 
verletzter mit Demonstrationen und Lichtbildern“, Regierungsrat Harow 
(Danzig) über ,,Die Eisenbahn vom Verkehrs- und sozialpolitischen Gesichts¬ 
punkte aus betrachtet“, Geh. Sanitätsrat Dr. Pollnow (Charlottenburg) über 
,,ünterlelbsbrüche, Bruchanlagen und die Vorschriften betr. Feststellung 


^^3 


V erkehrs-Pr opaganda 


Propagandamarken ,.Bayern“. Der Landes-Fremden- 
verkehrsrat für Bayern hat nach dem schönen Plakat, das er durch Ludw g 
Hohlwcin hat anfert.gen lassen — es stellt bekanntlich einen reitenden 
bayerischen Postillon in seiner schmucken Uniform dar —, Propagandamarken 
herausgegeben, die n'cht zuletzt dank des Vorwurfs zu den künstlerisch 
besten und wirkungsvollsten Reklamcmarken gezählt werden dürfen. Die 
Marke ist in drei Ausführungen erschienen und wird ausschließlich zu Propa¬ 
gandazwecken ausserhalb Bayerns verw'cndet. An einzelne Sammler wird 
sie nicht abgegeben. 


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VsTSbasideSir 

r^r .A't?ci:knbufgijc:b^^^ \-rM‘W^f!ä'’V*ifl]and Kit'U äm. \4/ Scpl/^U^Vr^ 
Hütet SiAdt. ■ b ((re tn Wair«! .r-inen . V.r:t t^’n ;. 'utr. 

itn dwti. -diTr' Ma,T2fjsJrate -yd^ir- 

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/fiüviricr ü^icbwaaiit NeMiti^btTv N!eijlMtrtiTditcrdiivir'^> 

tr^v, ^.FFid SitTeiiit ■ (Ah). Aui?? dtn> tfcm. dem 
hrihflJie*;iV^r SiPjäri^ritrifj <Röit<Jrk) mtstJ.fttfln ;B^nfil^^' übfi- 

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Se.vjnc /Vt^ferr.vaTiTi in dj^t) fttT.i-iF l5 keutiaen 

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■ ciT?e •''r^^T^^ Gift.ikraitf fv-0i.4ri4r6Tt^ifit#Vvej:brtvid.''ari ?7^brj^fe*i: . 

. iVmiidi'^iekkr wr VVmbUFjrtt^n, . för. HÄfe: 

■. FfTtH^r fijTHfrs DuvJivhüfikd^fefi, 4fif?l^?rt-? 

wiG^n riiTVf ^'ntni^tsafTicri 

und F'.i^cfürurbl xi-fiiI C/i'<kfli5r> '<^‘irrd<rT t-^.--d^ 

lät-ho-htri, ließt A) “Jitlfjetiytiicu fßf EitV;tefi'ru.g:diisNe tftf 

P^^^^^^■d^‘.‘r Tntifiinfe' ^vöfdj^ t/4t {^5- er^crpi^tih ni d^; Ha^d '^ft-erpj.mnktv*:./- 

h^fZ 15/ ittv /jib^ di^r VeWiRSt-vt^ndiefurj^^ voti-H iTi>:v¥;^f"Tp>.b-t':bnii^rf^ 
and-2fi^-i AtJid Vi iriit l733 T<'UTi^bixitxo,, 

und -über '-daif’ Va-ri-rii-'tintjet' 

Land :mnd 25<^ Kduraitetiir Wr^r ^TrJfkFP^l /ß.ntq ri-^Äjji '^rll^■K^'>l^r^f■•':>h^if! 

Vöfn iftv,' ’■ Oi^M^ T^?eSif-;A- .^:Wd<:A^ 

n3liiirt(i;^,'i dii? ftlirr. dwxii di'^ 

. ■ai£,‘f@citc‘,jcM :'vi?fdrfn kiinnlswv-. - Aifpfif 

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VpfSti^fiiEvdfcr iJififd. StWiU'^kbn^f liijp 1 '^3 dtr 2^(/r ■.F^V"«kr.y.^^-- 

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Bücherschau 


, ■ C: ec* 0 f u pt h i t c, h r B ! ä tt e fru t j ^ri. üj-t^'r La n tit: -/.tl;« r.E;f Ü tr./Herau*^ 
pe(;:ebeTi wn Pi'iL ßr. bjans und Dr^ WakcT CerBitlg.... Eltto' TtfU i. 
|}et»t^e)il$rnd m ISOBddefTh ;!utenjrrtn^e£Tr1k und vt>ti 

fn Lenj^^n Picbtmden 2 Müfk 73 Vetkii- ßihH<i0'itphf.K^ 

. ili Jy /id . Wiert, mehren sielt die Bücbtf ^ 

ijt- ,-.■ ■ 3' ^ .. {ii^,. Ui■ theDr^ii^lj betfiebene Heimst- 

■ ^..'u-ri^W‘ . -Fr^ 1ch'T■ ■ rij. • V' Lh^' .Af>st}skuiing d er ■ La ndsclwhen, tfie 

Vrrij^.bjbj;t;.^n dte p^ tüvE^lefeß Landcsteile sindl Orund- 

i^p.- -tJ^: .PfJegc der Hcimatbinde slL 

':t.ö-L. ■ iüf EW'dtcrung der pr^ittiacben 

Hf ri^-ft^t^ßndß .gfwiVfdfat, und seMcffi F#cb- 

ktiifij/ y.pjr^' h^i[>örh^gc^d^:^ i3^ir ihrer HiJCc die 

fittfftifi'/L y>:feöchetj\ sFc-v^r iJa^v Aü^j^t'd^'. intJU ftfritdcir? 

hjihf*xi siyh di»i AiiscliiiiJiin^MFi d^^ cr^rnifltchs^ WesW3 der Hcitnalleiitwk 
;iV«t|v-?ifid-Efa-cA Wk srb^'3.dfe& nlcbi- blc^ Lindichafiyen 

■hi’ii,i i^M'ki'|blv.;dic R,ejileiniff3ic.h ^chöB ‘ Le jeiybrmt A^dicn^ 

dfi^j^'^'kiWi^rrs- 'iirEd der Pflege, wer« daß 'ted^- 'Litödsüricb setcx 

•i^.B?'. AL^^rUi<h't{iclich: Silihrihcitrn bEirfiit7.t^.; dt^rp°;ft' Lihrdtuf?^ noinvWKjJge PFIlcltl 
ifit^ Lütf ?*^.yTi'o/;ir j:L^f;ridi>- E>itdrXv.ri|i>,^ dm prarktkehe nun- 

„fRehr -dar^.L drl^ dw 

IViaits-icy A^-v tind.. Df,i, • 

(;i^gebrn ifdWf, , D^t »fw vöiflA-tthde ^:r^Jr Tdl ift - ^ 

tVK/jik^rT Hynn^i seifte 

u.'t^ E'f/kdrii. Tüfi d sjjF^er^pKkyrkwTF L^ibf r lind Htf uiittTrtOtJOnk 

ahrr auclt 

Jäfün> vötdbhiL Buc auch tfj dieser & 1* m 

wi^iy/H.SiUiF d-^n^;^^i*i!crlu:.ri Se^ftrtbiinf.et^dk^Rt*.recht .cKhdf^Jdyj<h:7!!cr^fohien 
. r^'ftfdcii-. :Dcir Vr.^TÜR^'cr: f]ie-5Gi.eif.sf.?pn "iViL:- Df - ߥni^ 

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VchjeTr.^ Am dit?. I^ßh?,'ijk-r.j«n iief pilsseldhrf»; Po^tfeeJ» 4^4'^ 

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.RV> iw ti.üh B¥2\r^.Vmwiu>d^ryW. 

■ -i-ri F d^Anf ii\'5if>afiietT: än^sr^:-^ imtJufi’^Vihf'r 

■.■Wt^'ftft tidTki-. j^ttS: nnÄ lei^eLd^hejf Für .jEidithwt .yifej 

■■ He^rdseu'-' dcWtihyh .■yvW^ SsW 

■ ■;: iA'iKv 0^131 sc ^3 t^ji, t'ä-^v V>>dß^^ -hkhi - ^bötsen 

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DEUTSCHLAND 

Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 


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Nr. 12/13 Düsseldorf ♦ November^Ausgabe 1913 IV. Jahrg. 


Skiwanderungen durch deutsche Wintersportgebiete. 


Hauptstätten des Wintersports in Thüringen. 

Von E. W. Rohde (Gotha). 


Wenn der Sommer zur Rüste geht und nicht nur die 
Schatten, sondern auch die Abende länger werden, tritt für die 
bis dahin durchweg recht belebten Kurorte des Thüringer 
Waldes eine Zeit der Ruhe ein. Mit den fallenden Blättern 
verschwinden die letzten Sommergäste, und nur noch der 
naturfrohe Wandersmann — auf deutsch Tourist geheißen — 
hält hier und da Einkehr und wird nunmehr selbst an solchen 
Stätten der Beachtung für wert gehalten, an denen ihn in der 
Hauptgeschäftszeit höchstens ein mitleidiger Blick des Herrn 
„Ober“ streift. Überall aber benutzt man diese Zeit des Über¬ 
gangs vom Sommer zum Winter zur Vorbereitung auf letzteren, 
denn nicht mehr wie ehemals ist dieser für die Orte des 
Thüringer Waldes eine Zeit behaglicher Ruhe, da man von 
dem zehrte, was der Sommer gebracht, sondern heutzutage 
ist auch der Winter für viele Orte eine Zeit des Geldverdienens 
geworden. Denn auch da, wo im Sommer nur der Schlag der 
Axt durch die Stille des Waldes klang, wo Häher und Specht 
die Mittagsruhe des 
Hochwildes mit 
schrillem Krächzen 
oder mit emsigem 
Hämmern störten, 
eilen, sobald der 
erste Schnee eine 
halbwegs brauch¬ 
bare Decke gibt, 

Wintersportler bei¬ 
derlei Geschlechts 
und jedes Alters 
die weiten Halden 
entlang oder tal¬ 
wärts die Hänge 
hinab, den Freuden 
des Winters huldi¬ 
gend. Und seitdem 
wir Deutschen uns 
daran gewöhnten, 
auch den Winter 
unter die Zeiten 
zu rechnen, die uns 


Angenehmes zu bieten haben, sind die Thüringer zur Betäti¬ 
gung des Wintersports übergegangen. Naturgemäß waren 
dies zuerst die Bewohner des Thüringer Waldes, die ja 
schon von Hause aus durch den zeitweise recht strengen 

Winter und durch hohen Schnee gezwungen wurden, Verkehrs¬ 
möglichkeiten zu ersinnen, welche der Jahreszeit angepaßt 
waren und welche von selbst dazu veranlaßten, sich ihrer 
auch zum bloßen Vergnügen zu bedienen. Zögernd nur 

folgten die Bewohner der Ebene. Müssen sie doch, wenn 

ihnen der Schnee fembleibt, den Winter in den Bergen 

aufsuchen und eine längere Bahnfahrt daran wenden, um 
dem winterlichen Vergnügen huldigen zu können. 

Es dauerte aber nicht lange, da kamen auch aus größerer 
Entfernung sport- und naturfreudige Menschen herbei, um 
sich während des Winters auf längere oder kürzere Zeit im 
Thüringer Walde niederzulassen. Und so ergriffen die 
Thüringer die Gelegenheit, hier ihrem Walde ein neues 

Glied seiner man¬ 
nigfachen Reize 
einzufügen. Erst 
waren es die durch 
Lage und gleich¬ 
mäßiges Winter¬ 
klima bevorzugten 
Orte, die auch die 
sonst im Winter ge¬ 
schlossenen Unter- 
kunfts-, Verpfle- 
gungs- und Unter¬ 
haltungsstätten den 
Winter hindurch 
offen hielten, bald 
aber folgten die 
übrigenOrtschaften, 
Weiler und einzeln 
gelegenen Gast¬ 
stätten nach, und 
so ist heute über 
den ganzen Thü¬ 
ringer Wald ein 



Oberhof: Bob in der Kurve (Aufn. von Gebr. Haeckel, Berlin) 



















536 DEUTSCHLAND («900000000090000000000000® Nr. 12/13 


Netz von Wintersportorten gebreitet, welches die Ausübung 
jeder Art dieses Sports gestattet. Ob hinsichtlich Ver¬ 
pflegung und Unterhaltung nicht hier und da eine allzu 
große Anpassung an die Gewohnheiten der Großstadt geübt 
wird, sei dahingestellt. Es will aber zuweilen scheinen, als 
ob stellenweise eine größere Betonung des Natürlichen der 
Gesundheit des einzelnen und auch dem, was den Sport 
volkstümlich erhält, besser frommen wollte. 

Mag man den Thüringer Wald zur Winterzeit der Länge 
oder der Breite nach durchstreifen, m^ln wird überall Unter¬ 
kunft und verständnisvolle Aufnahme finden. Obenan unter 
den Wintersportorten steht, durch Höhenlage und Klima 
begünstigt, Oberhof, dieses noch vor 20 Jahren im Winter 
kaum aufzufindende ehemalige Holzarbeiternest. Hier ist ver- 


bezahlen. Anderseits kommt aber auch der bescheidenere 
Ansprüche Stellende bei schmalerer Börse auf seine Kosten. 
Die Sportgelegenheiten sind die allerbesten. Ein meilenweitcr 
Wald gibt nach allen Seiten hin genügend günstiges Gelände 
für den Skilauf, eine lange Rodelbahn veranlaßt zur Ausübung 
des Schiitteins, zwei Bobbahnen sind dem Bobsleighsport ge¬ 
widmet, und der unter dem Protektorat des Herzogs Karl 
Eduard von Koburg und Gotha stehende Herzogliche Bobsleigh¬ 
klub hat seinen Mitgliedern und Gästen im vergangenen Winter 
ein eigenes Klubhaus erbaut, das in jeder Hinsicht der Be¬ 
quemlichkeit gewidmet ist. Natürlich fehlt auch eine Eisbahn 
nicht, auf welcher sich alt und jung tummeln kann. Wie 
Oberhof ursprünglich eine Sommerfrische war, so hat sich 
auch der altbekannte Kurort Friedrichroda schon vor einer 



einigt, was der Sport nur irgendwie erfordert. Neben einer 
Reihe von guten Hotels ist auch für genügende Unterkunft 
in Privathäusem gesorgt, denn der ganze Ort hat sich seiner 
Bestimmung, hier oben der Hauptträger des Wintersports zu 
sein, angepaßt. So findet denn auch der durchfrorene und er¬ 
müdete Wandersmann überall wohlig durchwärmte Zimmer 
und angenehme Aufnahme, und den Grad seiner übrigen Be¬ 
dürfnisse kann er seinen Ansprüchen und Mitteln anpassen. 
Unberechtigterweise hängt Oberhof seit einiger Zeit der Ruf an, 
ein teures Fleckchen Erde zu sein. Natürlich muß derjenige, 
welcher nun einmal nicht auf jede Bequemlichkeit von Haus 
aus verzichten will, der wünscht, daß ihm alles zur Verfügung 
steht, was ihm an andern Orten das Leben lebenswert macht, 
hier oben auch angemessene Preise für solche Annehmlichkeiten 


Reihe von Jahren, wenn auch anfangs zögernd, dazu ent¬ 
schlossen, nicht nur ein bevorzugter Sommerkurort zu sein, 
sondern auch dem Wintersport eine Stätte zu bieten. Und so 
ging man auch hier in den letzten Jahren frisch daran, sich 
Sportbahnen zu bauen, die neben die besten treten können, 
wenn seine tiefere und gegen Kälte geschütztere Lage natur¬ 
gemäß auch nicht einen solchen Winterbetrieb hervorrufen 
konnte, wie ihn Oberhof aufzuweisen hat. Dennoch aber kehren 
in Friedrichroda neben den alten Gästen, die den Ort im Sommer 
schätzen lernten, bei gutem Schnee allwinterlich immer mehr 
Sportfreunde ein, um sich winterlicher Naturfreude hinzugeben. 
Sprunghügel, Bob- und Rodelbahnen und das meistens sanft 
abfallende Skigelände lassen jeden finden, was er sucht. Von 
ähnlich günstiger Lage ist die alte, durch Goethe bekannte 









Nr. 12/13 


DEUTSCHLAND 


m 537 




Bergstadt Ilmenau. Auch hier ist dem Wintersport eine Heim¬ 
stätte bereitet, an der es ihm wohl sein kann. Vom Gabelbach 
herab, vom Geiste Scheffels und Goethes umwoben, führen 
die Sportbahnen talwärts, daneben reichen andere Täler bis in 
die Nähe der Stadt und geben ihr mit ihrem sportlichen 
Leben zur Winter¬ 
zeit ein Gepräge, 
das an manche 
Stadt des Harzes 
erinnert. Vor allem 
ist es hier die 
Jugend, welche dem 
Orte das charakte¬ 
ristische Gepräge 
gibt. Seitdem auf 
dem Kickeihahn, 
nicht sehr weit 
von Goethes altem 
Bretter - Häuschen, 
ein vorzügliches 
Berghotel errichtet 
wurde, braucht kein 
Wandersmann, der 
den alten Rennsteig 
entlang läuft, mehr 
zur Stadt im Tale 
hinabzusteigen, er 
kann hier oben aus¬ 
ruhen und dann 

weiter seine Pfade i? • j • l j • w/ . r 

. , T-. . r riedrichroda im Winter (Aufn. 

Ziehen. hrinnerte 

ich vorhin daran, daß gerade in Ilmenau die Jugend unter den 
Wintersportlem auffällt, so muß hier eines noch weit größeren 
Gebiets gedacht werden, in welchem die Jugend der Bevölke¬ 
rung zeigt, daß es nicht mehr für gesund gehalten werden darf, 
im Winter Türen 
und Fenster gegen 
frische Luft abzu¬ 
schließen und sich 
dem Winterschlaf 
hinzugeben. Es ist 
der ganze Kreis 
Schmalkalden, in 
den diese Jugend¬ 
bewegung hinein¬ 
getragen wurde, 
und zwar von kei¬ 
nem Geringeren als 
von seinem Land¬ 
rat, dem um die 
Jugendsache in aller 
Stille so hochver¬ 
dient gewordenen 
Geh. Regierungsrat 
Dr. Hag en. Es 
dürfte wohl einzig 
in Deutschland da¬ 
stehen, was hier 
geschaffen wurde: 
ln allen Ortschaften 
des Kreises Jugend¬ 
gruppen, die, straff Winterlicher Wald (Aufn. von 

organisiert, allen 

Arten des Wintersports obliegen, wenngleich natürlicherweise 
Skilauf und Rodel im Vordergründe stehen. Bedürftigen 
Werden aus öffentlichen Mitteln die Sportgeräte gekauft oder 
geliehen, wodurch der billige Ein wand hinfällig wird, daß 
oie Ausübung des Wintersports zu teuer sei. Der Hauptmittel¬ 


punkt des Kreises in sportlicher Hinsicht ist die aus der Asche 
neuerstandene Stadt Brotterode, deren bergige Umgebung sich 
allmählich bis zum Inselsberge hinaufzieht. An Städten, deren 
Lage zum winterlichen Sport geradezu herausfordert, seien 
noch kurz Eisenach und Ruhla genannt, welche daher auch 

seit Jahren in der 
Reihe der Sport¬ 
orte stehen. 

Daß es aber 
durchaus nicht im¬ 
mer ein städtisches 
Gemeinwesen mit 
großen Mitteln zu 
sein braucht, wel¬ 
ches dem Winter¬ 
sport Tür und 
Tor öffnen kann, 
das beweisen viele 
kleinere Orte des 
Thüringer Waldes, 
welche zum Teil 
sogar direkt vom 
größeren Verkehr 
abgelegen sind und 
doch dem Sport 
gute Heimstätten 
geworden sind. 
Von einigen unter 
ihnen ging die 
erste Blütezeit des- 

^’on Willy ZicRenhorn, FrieclrichroHa) ii l* I . 

selben sogar direkt 

aus. Es sei hier nur an Orte wie Igelshieb, Neuhaus, Emst¬ 
thal erinnert, welche die noch heute als beste Mannschaften 
anerkannten Läufer- und Springerreihen stellten. Sandte 
doch Ernstthal seinen Besten, Karl Böhm-Hennes, mehrfach 

ins Ausland, um 
dort die deutschen 
Farben zu ver¬ 
treten, im ver¬ 
gangenen Winter 
nach Kristiania 
zum Holmenkol- 
Rennen. Seitwärts 
vom großenVerkehr 
gelegen und daher 
zur Ausübung 
wahren Sports wie 
geschaffen, liegen 
so manche Orte im 
Thüringer Walde, 
die zu nennen hier 
der Raum mangelt. 
Erinnert sei nur 
an Gehlberg und 
Gräfenthal, welch 
letzteres in diesem 
Jahre die Haupt¬ 
versammlung des 
Thüringer Winter¬ 
sport-Verbandes 
aufnehmen wird. 
Wer Ruhe sucht 
und dabei Gelegen¬ 
heit haben möchte, Skilauf und andere Sportarten ausüben 
zu können, der sei gerade auf solch kleinere Orte hinge¬ 
wiesen, welche sich ihre thüringische Ursprünglichkeit 
noch am meisten bewahrt haben. Muß man dabei natur¬ 
gemäß auch auf manches verzichten, was an anderer Stelle 


Willy Ziegenhom, Friedrichroda) ■ 


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erwünscht ist, so erhöht das den 
Reiz der Sache und kann der 
Stählung und Gesundung des 
Körpers nur förderlich sein. 
Für gute Unterkunft ist heut¬ 
zutage überall gesorgt. Auf zwei 
Stätten soll hier zum Schluß 
noch hingewiesen werden, die 
einsam gelegen und doch 
leicht zu erreichen sind. Das 
sind zwischen Kickeihahn und 
Oberhof an breiter Landstraße 
die altbekannte Schmücke und 
zehn Kilometer weiter von 
dieser, unweit des Adlersberges, 
das Stutenhaus. Beide bieten 
das Köstlichste, was uns der 
Winter bringen kann: Erholung 
inmitten der Stille unseres 
einzigartigen deutschen Hoch¬ 
waldes. Wer sie sucht und 
dabei dem Sport in winterlich 
reiner Luft leben möchte, der 
sei neben andern Stätten 
auf sie nicht zuletzt hinge¬ 
wiesen. 

So regt es sich überall 
geschäftig auf dem Thüringer 
Walde, um den Wintersportlern 
ein freundliches Willkommen 
bieten zu können, wenn der erste 



Oberhof: Schneeschuhläufer auf der Gabelwiese 


reichliche Schnee sie den Höhen 
unseres Mittelgebirges zutreibt. 
Es konnte nicht der Zweck 
dieser Ausführungen sein, hier 
alle Orte aufzuzählen, welche 
den Wintersport in ihren Be¬ 
reich gezogen haben. Es ist mir 
wohlbekannt, daß ihre Zahl weit 
größer ist, denn heutzutage ist 
gerade dieser Sport zu einer 
Volkssache der Gebirgsbewohner 
geworden. Auch am Süd- 
abhange des Thüringer Waldes 
und nach Osten hin liegen 
genügend Ortschaften mit gün¬ 
stigem Sportgelände. Wer daher 
für die Wintermonate eine Stätte 
sucht, an der er bei körper¬ 
licher Betätigung seiner Erholung 
leben möchte, der kann kaum in 
Verlegenheit bei der Auswahl 
dieses Ortes kommen, es bieten 
sich ihm wenigstens genügend 
viele an. Darum ein Ski-Heil 
allen, die in den nächsten 
Monaten unsere Thüringer 
Hänge und Täler entlang eilen 
werden auf Ski, Rodel oder Bob. 
Mögen alle finden, was sie 
suchen, und mit neuem Lebens¬ 
mut an ihre Arbeit zurückkehren 


Winterfahrten in den Vogesen. 

Von Adrian Mayer (Straßburg). 


Unsere elsässische Bergwelt bietet namentlich im Winter 
ein nahezu alpines Bild, das vor dem Hochgebirge noch den 
Schmuck des großartigen, ursprünglich wilden Tannenwaldes 
voraus hat. Gegenüber andern Wander- und Sportgebieten ist 
sie aber immer noch weniger gekannt, und gewisse nationale 
Einwirkungen, die für den Fremden kaum jemals hervor¬ 
treten, hatten den Besuch in den letzten Jahren nicht gerade 
mehren helfen. In einer vor kurzem erschienenen Schrift 
,,Vogesenzauber“ eines schweizerischen Gebirgswanderers äußert 
sich der Verfasser sehr sachlich gerade über diese Seite der 
Frage, doch verdient auch das, was er über die Landschaft 
selbst sagt, alle Aufmerksamkeit. Seine Freunde hatten ihn, 
den rüstigen Alpenwanderer, von dem lange geplanten Besuche 
der Vogesen zurückhalten wollen, „jener niedrigen Gegend, 
wo nichts an unsere Alpen erinnere. Die so sprachen,“ so schreibt 
er nach zurückgelegter Wanderung, „hatten keine Ahnung vom 
Vogesenzauber, und ich glaube nicht, daß, die Alpen aus¬ 
genommen, irgendein anderes Gebiet auf den Wanderer einen 
solch nachhaltigen Eindruck hervorbringt.“ 

Dieses Urteil des schweizerischen Vogesenwanderers wird 
für den Wintersport in vollem Umfange ergänzt durch das, was 
vor Jahren schon einer der frühesten Skiwanderer der Vogesen 
in einer Münchener Zeitschrift schrieb: ,,Mehr wie in andern 
deutschen Mittelgebirgen bietet sich die Möglichkeit zu aus¬ 
gedehnten Touren, auf denen man aller Genüsse der Winterwelt 
ohne besondere Anstrengung teilhaftig wird. Eine auf die 
Hochvogesen beschränkte Erscheinung, die geschlossene Kamm¬ 
bildung, bietet Gelegenheit, stunden- ja tagelang in abwechseln¬ 
dem An- und Absteigen ohne bedeutende Höhenunterschiede 
dahinzugleiten, bei klarem Wetter angesichts der Hochalpen 
vom Montblanc bis zum Säntis, ein Umstand, der jeden, der 
im Skilauf nicht nur den Sport, sondern auch die Vermittlung 


winterlicher Schönheit sucht, veranlassen sollte, diesem Ge¬ 
biete deutscher Natur sein Augenmerk zuzuwenden. Die 
Fahrt bietet Bilder, die an Erhabenheit ihresgleichen suchen — 
wer das einmal gesehen, der vergißt es nicht.“ 

Es muß ergänzend bemerkt sein, daß diese Eigenschaften 
der alpinen Vogesen des südlichen Elsaß dafür auch Anforde¬ 
rungen an den Wanderer und Sportfreund stellen. Denn die 
Aufstiege und Abfahrten zu und von den meist in 1000 bis 
1300 Meter Meereshöhe liegenden Kammflächen sind nicht so 
bequem und sanft, wie in Gebirgen von weichem Plateau¬ 
charakter. Vielfach fällt insbesondere der Haupt- und Grenz¬ 
kamm der Vogesen steil gegen die elsässischen Täler ab, während 
er nach der französischen Westseite langsam in das Hügelland 
übergeht. Durch diese stark ausgeprägte Gliederung aber 
bieten wiederum die Vogesen zu allen Jahreszeiten Landschafts¬ 
bilder von großer Schönheit, vor allem im Winter, wenn 
auf dem Schneegebiet in klarer Luft über den Nebelregionen 
der Tiefe bis zum fernen Alpenkranz im Süden über das 
Rheintal zum Schwarzwald und weit nach Frankreich hinein 
der Blick reicht. Doch auch die Nahebilder sind sowohl vom 
Hauptkamm als auch den Gipfeln der zahlreich in das Elsaß und 
nach Frankreich ausstrahlenden seitlichen Bergketten durchweg 
malerischer und eindrucksvoller als in andern Mittelgebirgen. 

Die Anfänge des Wintersports in den Vogesen reichen 
schon etwa 20 Jahre zurück, doch hat er sich eigentlich erst 
im letzten Jahrzehnt besonders entwickelt, wenn schon die 
beiden jüngsten Winter 1911/13 wie allgemein so auch bei uns 
ziemlich schneearm waren. Neben unsern älteren Winter¬ 
sportvereinen, dem Skiklub Vogesen in Straßburg und Mül¬ 
hausen und dem Schneeschuhverein Hochvogesen in Kolmar, 
hat sich seither eine große Anzahl von Ortsvereinen gebildet, 
denen sich auch die akademischen Klubs anreihen, die sich 











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besonders der Pflege des Schneeschuhsports widmen und all¬ 
jährlich aus Deutschland, Frankreich und den Nordländern 
besuchte Rennen und Winterfeste veranstalten. Was die Unter¬ 
kunftsverhältnisse angeht, 
so möge in Betracht ge¬ 
zogen werden, daß durch 
den schon hervorgeho¬ 
benen alpinen Charakter 
die Vogesen nicht mit an¬ 
dern Mittelgebirgen hin¬ 
sichtlich der zu stellenden 
Ansprüche auf eine Stufe 
gestellt werden dürfen, wie 
dies so vielfach in Un¬ 
kenntnis der besonderen 
Verhältnisse geschieht. Die 
Gasthäuser auf den Höhen 
sind bei dem Hochgebirgs- 
charakter der Vogesen 
nahezu allein auf den 
touristischen und sport- 
lichenVerkehr angewiesen ,* 
sie entbehren in diesem, 
von Ortschaften oder 

größeren Höfen fast gar 
nicht besiedelten Hochlande vollkommen der Grundlagen 
des Ortsverkehrs, wie es z. B. in dem auf seiner ganzen 
Hochfläche bis an den Hauptkamm fast überall stark 
bewohnten Schwarzwald der Fall ist. Daher konnten die 
Gasthäuser in den Vogesen zunächst nur langsam der 
Entwicklung und den Anforderungen des Wintersports 
folgen, haben sich dem aber dann immer mehr mit ihren 
Einrichtungen angepaßt. 


Eine Anzahl von Sport- und Wandervereinen ist nun ferner 
dazu übergegangen, in Ergänzung der vorhandenen Berghotels 
auf für den Wintersport geeigneten Höhen eigene Klubhütten 

zu bauen, wie am Gro߬ 
mann, Hochfeld, Breit¬ 
first, Nonselkopf, Mark¬ 
stein und auf Hüs-Wasen 
nahe dem Herrenberg¬ 
sattel, oder aber sie haben 
in den südlichen Hoch¬ 
vogesen gelegene Senne- 
reien, die im Sommer von 
April bis Oktober durch 
die Melker und Rinder¬ 
herden bezogen sind, für 
den Winter gemietet und 
zu Sportzwecken herge¬ 
richtet. Auch in dieser 
Entwicklung des Hütten¬ 
systems sind also unsere 
Vogesen ihrem größeren 
Vorbilde, den Alpen, in 
ganz natürlicher Weise 
gefolgt. Den elsässischen 
Donon-Tempel (Aufn. von Julius Manias & Co., Siiaßburg i. E.) Vereinen hat sich femer 

derTouring-Club de France (mit Sitz in Paris) durch Errichtung 
von Unterkunftshäusem am Grenzkamm der Vogesen, beim 
Tanneck, Rainkopf, Grand-Ventron und Bärenkopf auf fran¬ 
zösischem Gebiete angeschlossen. 

Neu ist in den letzten Jahren sodann auch der Rodelsport 
dazugekommen, der zuvor nur gewissermaßen wild auf Straßen 
und Hängen gepflegt wurde. Den Ansporn dazu hat der vor 
drei Jahren begründete Rodelklub Straßburg gegeben durch 



Rodelbahn Struthof des Rodelkluhs Straßburg (Aufn. von G. Schmidt, Schirmeck i. E.) 









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Weißer See (1055 m) 


die mit Unterstützung der Forstverwaltung, des Vogesenklubs 
und der Gemeinden des Breuschtals an der Höhe des Louisen¬ 
felsens bei Schirmeck-Rothau kunstvoll angelegte große Rodel¬ 
bahn, die eine überaus schöne, aussichtsfreie Lage besitzt und 
zu einem bevorzugten Mittelpunkt winterlichen Sportlebens 
für Straßburg und weite Teile des Elsaß geworden ist, zumal 
die Umgebung der Bahn auch gutes Skigelände aufweist. 
Weitere Bahnen sind daraufhin durch den Wintersportverein 
Markirch an den Hängen der St.-Didler-Höhe, ferner durch 
Vereine und Gemeinden bei Münster, auf Drei-Ähren, am 
Weißen See und bei Kurhaus St. Anna im Belchengebiete 
sowie in den Nordvogesen bei Niederbronn, Bitsch und 
Zabern, schließlich im Elsässischen Jura bei Altkirch und 
Pfirt angelegt worden. 

Über die für den Schneeschuhlauf besonders geeigneten 
Gebiete mögen die nachfolgenden Angaben unterrichten: 

Breuschtal Nordseite: Vom Narion und Donon über Noll— 
Großmann (Hütte des Akademischen Touristenklubs Straßburg) 
—Hengst—Schneeberg gegen Wangenburg und Dagsburg. 
Höhen bis zu 1000 Meter. Breuschtal Südseite: Hochfeld 
Hütte der Vosges-Trotters, Straßburg) und Vorberge gegen 


Grendelbruch—Struthof—Schirmeck—Rothau—St. Blaise sowie 
gegen Hohwald—Barr. Höhen bis zu 1100 Meter. In den Süd¬ 
vogesen: Markirch und Umgebung gegen den Grenzkamm 
und Brezouard, 1200 Meter. Beim Münstertal: Drei-Ähren 
sowie Münster, Hohrodberg, Metzeral und Landersen oberhalb 
Sondernach, 500 bis 1000 Meter. In den eigentlichen Hoch¬ 
vogesen: Weißer See und Umgebung mit dem Grenzkamm 
(Internationale Skirennen des Skiklubs Vogesen). Schlucht, 
anschließend Grenzkamm und französisches Gebiet bei Ferme 
Montabey (Rennen des Skiklubs Hochvogesen). Grenzkamm 
Schlucht—Hohneck—Rainkopf, weiter über Rotenbacherkopf— 
Breitfirst (Hütte des Skiklubs Vogesen, Straßburg); Metzeral 
(Hütte des Skiklubs Hochvogesen, Kolmar, am Nonselkopf); 
Herrenberg (Hütte des Skiklubs Mülhausen)—Kamm; Breit¬ 
first—Kahler Wasen (Rennen der Vosges-Trotters, Kolmar), 
oder Markstein—Großer Belchen (Vosges -Trotters, Mülhausen). 
Großer Belchen: Nord- und Osthänge gegen Lautenbach— 
Gebweiler—St. Anna, Südhang gegen St. Amarin, Lauchensee 
und Umgebung. Roßberg gegen Thann—St. Amarin und 
Wesserling. Grenzkamm—Welscher Belchen (Ballon d’Alsace) 
—Bärenkopf—Masmünster. Höhen von 800 bis 1400 Meter. 


Schneeschuhwanderungen im westlichen Sauerland. 

Von H. Großjohann (Lüdenscheid). 


I. Von Dahl nach Lüdenscheid. 

Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl derer, die bei guten Schnee¬ 
verhältnissen allsonntäglich hinausziehen nach dem bekanntesten 
Wmtersportplatz des Sauerlands, nach Winterberg, um in der 
Umgebung des Kahlen Asten die flinken Hölzer zu tummeln 
oder auf sausendem Bob hinabzufahren von der Kuppe der 
Kappe ins enggewundene Nuhnetal. Welcher Wandel hat sich 


hier im Verlauf von wenig mehr als einem Jahrzehnt vollzogen! 
Noch vor kaum einem Menschenalter galt Winterberg als un¬ 
wirtschaftlichster Ort in ganz Westfalen, den ohne zwingenden 
Grund, zumal im Winter, niemand aufsuchte. Gespenstisch 
ragten zu jener Zeit die als Wegemarken dienenden Holzkreuze 
aus dem Schnee heraus; bei andauerndem Schneesturm wurden 
auch sie noch gar oft verweht, und mehr als ein Menschenleben 
hat damals in strengen, schneereichen Wintern im tiefen Schnee 










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DEUTSCHLAND 


sein stilles Ende gefunden, und die Mär davon war nur zu gut 
geeignet, die wenigen Wanderlustigen des Winters gänzlich 
von diesen Gebieten femzuhalten. 

Auch die nach Begründung des Sauerländischen Gebirgs- 
vereins einsetzende rege Werbetätigkeit, die darauf abzielte, den 
Verkehr im Sauerlande zu heben, vermochte für die Winter¬ 
monate keine Besserung zu erzielen. Das wurde mit einem 
Schlage anders, als sich der Wintersport auch im Sauerlande 
auszubreiten begann, wobei die inzwischen in Betrieb gesetzte 
Bahn Bestwig—Winterberg in ihrem Teile in günstigster Weise 
dazu beitmg, das geradezu ideale Winterberger Skigelände in 
erreichbarere Nähe zu rücken. Schon die ersten Wintersportfeste 
übten eine große Anziehungskraft aus, die sich von Jahr zu 
Jahr in erheblichem Maße steigerte. Und hätten nicht die letzten 
schneearmen Winter den Wintersport in starkem Maße gehemmt, 
Winterberg wäre noch in viel höherem Maße, als es jetzt 
schon der Fall ist, der Mittelpunkt des gesamten nordwest¬ 
deutschen Wintersports geworden. 

Sein Name ist heute in aller Munde; seine Anziehungskraft 
wächst von Winter zu Winter. Wenn ihm nun auch niemand 
seinen Rang, der König der sauerländischen Wintersportplätze 
zu sein, streitig machen wird, so kommen doch neben ihm eine 
Anzahl anderer Gebiete in Betracht, die sich, gute Schnee¬ 
verhältnisse vorausgesetzt, ebenfalls sehr gut für den Winter¬ 
sport aller Art eignen, und die ihre oft minder guten Schnee¬ 
verhältnisse durch ihre schnelle und bequeme Erreichbarkeit 
zum Teil ausgleichen. 

Denn Zeit und Geld spielen immerhin bei der Mehrzahl 
der Wintersportsleute eine große Rolle, und wessen Zeit gemessen 
und wessen Beutel nicht allzusehr gespickt ist, dem wird es 
zweifellos angenehm sein, zu hören, daß vom Niederrhein und 
vom Industriebezirk aus die bis zu 666 Meter ansteigenden 
Höhen des westlichen Sauerlands, die in der Hälfte der Zeit 
und mit der Hälfte der Kosten zu erreichen sind, an vielen 


Wintertagen alle Anforderungen erfüllen, die man an ein gutes 
Schneeschuhgebiet stellt. 

Das trifft z. B. in hohem Maße auf die Umgebung Lüden¬ 
scheids, Preußens höchstgelegenen Stadtkreis, zu. Die Bahn¬ 
linie, auf der auch Sportsonderzüge mit um 40 Prozent ermäßig¬ 
ten Fahrpreisen verkehren, erklimmt dort eine Höhe von 
450 Meter; ein kurzer Marsch durch die Stadt, gleichviel, nach 
welcher Richtung, und überall ist Gelegenheit geboten zu 
tadellosen Abfahrten, zu Schneeschuhwanderungen, zum Hand¬ 
schlittenfahren auf wohlgepflegten, von der Stadt unterhaltenen 
Bahnen, zum Schlittschuhlaufen, wozu die Eisplätze in der 
Stadt wie vor allem die ausgedehnten spiegelglatten Eisflächen 
der Talsperren einladen. Daß auch eine besonders angelegte 
Übungsbahn für Schneeschuhläufer mit Sprungschanzen vor¬ 
handen ist, sei nur nebenbei erwähnt. 

Besonders hervorzuheben ist die außerordentlich mannig¬ 
faltige Schönheit des landschaftlichen Rahmens, der Lüden¬ 
scheid umgibt. Da sich die Stadt über mehrere Bergkuppen 
(die höchste davon ist 500 Meter hoch) ausdehnt, die durch 
schmale Bergrücken miteinander verbunden sind, so eilen nach 
allen Seiten rasche Bergflüßchen zu Tal, deren Talgründe 
miteinander an Schönheit wetteifern. An stillen Teichen liegen 
einsame Hämmer und verträumte Wasserburgen, der Kolibri 
des Nordens, der flinke Eisvogel, belebt noch alle Gewässer. 
Auch Möwen, Wildenten, Taucher und Fischreiher werden 
von den seeartigen Talsperren angelockt. 

Der geübte Schneeschuhwanderer braucht nicht einmal 
die kurze Bahnfahrt nach Lüdenscheid auf sich zu nehmen, er 
wird sich die Stadt zum Ziel setzen und auf einem der vielen 
Bahnhöfe des Volmetals, etwa in Dahl, den Zug verlassen und 
nach kurzem Anstieg seine Füße mit den flinken Hölzern gürten, 
um den ganz in der Ferne winkenden Türmen Lüdenscheids über 
den langgestreckten nördlichen Höhenzug hinweg zuzustreben. 
— Wir kennen eine Reihe von Schneeschuhläufern, die all- 





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winterlich diese außergewöhnlich lohnende und dabei nicht 
allzusehr anstrengende Wanderung unternehmen. Lieber Leser, 
begleite uns im Geiste auf einer solchen Tagesfahrt, vielleicht 
wird deine Sehnsucht wach, und du versuchst auch einmal, 
einem schönen Wintertag durch solche Winterfahrt den rechten 
Inhalt und die rechte Weihe zu geben.- 

Die letzten Sterne standen noch am Himmel, als wir im 
Winter 1912 an einem der wenigen guten Schneetage in Dahl 
den Zug verließen, um den Kamm von Bölling zu erreichen. 
Schneidende Kälte herrschte im Tal, das noch im Halbdunkel 
lag; aber je höher wir hinaufkamen, um so erträglicher wurde 
die Temperatur, und ein heller Jauchzer stieg zum Himmel, 
als der Sonne erste Strahlen die vor uns aufragenden Berg¬ 
kämme vergoldeten. Bald standen wir unter der Böllinger 
Riesenlinde, einem ehrwürdigen Baum, der sicherlich auf 
mehrere Jahrhunderte zurückblickt. Die danebenliegende Weide 
bot Gelegenheit, die Hölzer anzuschnallen, und nun ging’s auf 
dem nur wenig bewegten Gelände gen Süden; vorbei an tief¬ 
verschneiten, uralten, strohgedeckten Bauernhäusern und groß- 
fenstrigen Schmieden, vorbei an schimmernden Wäldern. Tief 
unten, zur Rechten, der schmale Einschnitt des Volmetals, in 
dem die Sonne noch immer mit dem Nebel um die Herrschaft 
kämpfte, während uns auf der Höhe schon längst der volle 
Sonnenschein umspielte. Es dauerte gar nicht lange, so wurde 
uns der Umhang lästig; wir rollten ihn auf und befestigten ihn 
am Rucksack, und weiter ging s in scharfem Gleiten über die 
endlose Schneefläche, in deren blendendes Weiß sich hier und 
da violette Reflexe mischten. 

Unser nächstes Ziel war der Lohhagen bei Wiblingwerde, 
dem höchstgelegenen Kirchdorf der ganzen Gegend. In 
ruhigem Behagen ließ er seine runde Kuppe von der Morgen¬ 
sonne bescheinen, während der Turm des etwas tiefer gelegenen 
D orfes nicht sichtbar war. Bevor wir ihn erreichten, galt es 
das tiefgefurchte Nahmertal zu durchqueren. Sobald wir eine 


Nr.l2/I3 

geeignete Abfahrt gefunden hatten, ging’s in sausender Fahrt 
hinab zur Talsohle. Da die Abfahrt durch Niederwald führte, 
war sie nicht so ganz einfach; es lief aber gut ab, bis auf Freund 
Benno, der beim Stolpern über eine aufragende Fichten¬ 
wurzel etwas plötzlich sein Gleichgewicht verlor und dabei 
die Spitze seines linken Holzes beschädigte, so daß sich ein 
unfreiwilliger Aufenthalt zur Ausbesserung des Schadens 
ergab, währenddessen Freund Gerd am gegenüberliegenden 
Kahlhang die verwegensten Telemarkschwünge zeigte. 

Bergauf, in mühsamem Stapfschritt den Lohhagen hinan, 
dessen Kuppenaussicht reichen Lohn bot. Nordwestlich der 
rauchgeschwängerte Industriebezirk, an der dicken Rauch¬ 
schicht, die die Sonne vergeblich zu durchdringen suchte, ganz 
deutlich erkennbar. Ein Gefühl hoher Freude, diesem Dunst¬ 
kessel entflohen zu sein, erfüllte uns mit wohligem Behagen, 
geeignet, dem einfachen Rucksackfrühstück erhöhte Schmack¬ 
haftigkeit zu verleihen. 

Wir wandten unsere Blicke nach Süden, und keiner der 
Teilnehmer wird das Bild, das sich in dieser Richtung bot, 
je wieder vergessen. So weit das Auge reichte, schob sich Bergzug 
vor Bergzug, folgte Kuppe auf Kuppe. Die höchsten Rücken schon 
im strahlenden Sonnenschein, die niedrigeren soeben in ihren 
Umrissen durch den wallenden Morgennebel sichtbar, der das 
weithin übersehbare Lennetal noch ganz erfüllte. Ein unend¬ 
liches, weites, wogendes Nebelmeer, aus dem sich langsam ein 
Gebirgszug nach dem andern hervorhob. Zur Linken, steil 
am Talrande auf steigend, der Wixberg bei Altena, weiter zurück 
die Hohe Molmert und die Nordhelle mit dem mächtigen 
Ebbekamm. — 

Nach Wiblingwerde hinab und dann weiter, auf dem 
Hülscheider Walde entlang, auf Lüdenscheid zu. Zur Linken 
beständig der wechselnde Kampf zwischen Sonne und Nebel 
bei dem die Sonne, je länger, je mehr, Siegerin blieb. Auf 
einmal hemmte Freund Egon, der ein Stück vorauf war 



Bauernhaus in önneking (Der Hof ist schon vor 1595 im Besit 2 der Familie Noelle, der er auch heute noch gehört) 






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DEUTSCHLAND 543 



Spuren im Schnee (Aufn. vcn E. Still;, Lüdenscheid) 


seinen Lauf, um uns durch jauchzenden Zuruf bemerkbar zu 
machen, daß etwas ganz Besonderes in seinen Gesichtskreis 
getreten sei. Im Augenblick waren wir bei ihm, um in seinen 
Jubel einzustimmen. Was war die Veranlassung: Auf einem 
schmalen Grat vor uns, jenseits der Lenne, tauchte gerade der 
stolze Bergfried der Burg Altena aus dem Nebel auf, ihm folgten 
die Umrisse der Dächer, und fast zugleich gab der Nebel die 
ganze Burganlage mit ihrer für unsem Standort so charak¬ 
teristischen Ansicht frei. Gleichzeitig drangen feierliche Glocken¬ 
klänge von den Kirchtürmen Altenas zu unsern Höhen herauf. 

Noch einmal unterbrachen wir im Hülscheider Walde die 
Weitörfahrt, als nach kurzer Zeit die scharfumrissene, gegen 
weißschimmemde, hochragende Gebirgsrücken gelehnte Sil¬ 
houette Lüdenscheids in fast greifbarer Nähe auftauchte. Die 
Winterluft war nämlich von so hochgebirgsartiger Klarheit, 
daß die Stadt, obwohl noch 10 Kilometer Luftlinie entfernt, 
in unmittelbare Nähe gerückt erschien. 

Da die Schneelage ganz außergewöhnlich günstig war, so 
beschlossen wir, den Kamm des Hülscheider Waldes zu ver¬ 
lassen und am Hang des Krummelscheids, der sich in etwa 
3 Kilometer Länge zum Rahmedetal hinabsenkt, eine Abfahrt 
zu wagen. Einige Fährlichkeiten, feuchte Bruchstellen, niedrige 
Krüppelholzbestände, wurden glücklich überwunden, und je 
länger, je schneller ging es den sanftgeneigten Hang hinab. Es 
ist doch etwas Herrliches um solche prächtige Abfahrt, auf der 
man an Bäumen und Sträuchern lautlos vorbeigleitet. In 
feinstem Staub fliegt der Schnee zur Seite, weit und breit kein 
Laut als das eigentümliche leise und doch scharfe Klingen, das 
durch das Gleiten der Hölzer über den Schnee hervorgerufen 
Wird, eine Musik, die in dem Schneeschuhwanderer die Fahrten¬ 
erinnerungen früherer Zeiten mit großer Deutlichkeit wieder 
über die Schwelle des Bewußtseins emporhebt. 

Vom Rahmedetal nach Lüdenscheid benutzten wir dann 
die Bahn, um den Aufstieg zu vermeiden. Wir wollten unsere 
Kräfte für den Nachmittag schonen. 

Im Lüdenscheider Parkhause, aus dessen Fenstern man 
einen unvergleichlich schönen, noch lange nicht genug ge¬ 
würdigten Blick auf Stadt und Gebirge genießt, hielten wir 


längere Zeit Rast, ergötzten uns dann noch eine Weile durch 
die Beobachtung des Menschengewimmels auf der Parkschlitten¬ 
bahn, die in musterhafter Weise die Schlittler auf einer etwa 
1 Kilometer langen, gewundenen Strecke durch Tannen- und 
Eichenforst zu Tal führt, warfen noch einen Blick auf die 
benachbarten Schlittenbahnen der Westfalenstraße, erreichten 
in kurzer Abfahrt das Luisental und schlugen uns dann das 
Volksfeld aufwärts zur Schneeschuhbahn im Stadtwalde, wo 
wir noch einige Sprünge wagten, um dann südwärts der Homert 
zuzustreben, die noch zu guter Zeit erreicht wurde. Drüben 
winkte und lockte das Ebbe, dem der nächste Tag gelten sollte. 

Um rechtzeitig in Lüdenscheid ins Quartier zu kommen, 
wandten wir uns auf der Homert links, glitten schnell hinab ins 
Versetal, erklommen die Gasmert und wanderten auf der Höhe 
über Wenninghausen, Wigginghausen und Borbet nach 
Augustental, von dort mit der Bahn wieder zur Lüdenscheider 
Höhe empor. 

Als wir von Borbet aus durch den Wald abwärts zu 
ziehen begannen, schickte sich der Sonnenball gerade an, 
unter den Horizont hinabzutauchen. Glutrot fielen seine 
letzten Strahlen auf das uns gegenüberliegende Lüdenscheid, 
wo sie in den Tausenden von Fenstern ebenso viele Blinkfeuer 
entzündeten. Langsam kroch die Dunkelheit an den Hängen 
herauf; nur die weiße Schneehülle gleißte und schimmerte in un¬ 
verändertem Glanz, so daß wir den Weg nicht verfehlen konnten. 

II. Von Lüdenscheid über die Nordhelle 
nach Attendorn. 

Weil sich die Schneeverhältnisse im Versegebiet so außer¬ 
ordentlich günstig gezeigt hatten, beschlossen wir am Morgen, 
den gestrigen Weg in umgekehrter Richtung noch einmal zu 
machen, um dann weiter über Herscheid zur Nordhelle vor¬ 
zudringen. 

Als wir das Gasthaus verließen, herrschte scharfer Frost, 
der alle Fußgänger in großen Schritten durch die Straßen eilen 
ließ. Das Knirschen der Fußtritte im Schnee gab uns die 
Gewißheit, einen herrlichen Wintertag vor uns zu haben. 
Nach kurzer Zeit erreichten wir den höchsten Punkt des Stadt- 














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DEUTSCHLAND (leQQeBeee QQQQ QCOXOQQ QBaa gl Nr.l2/I3 



kreises, die Höhberke, 500 Meter ü. M. ln flotter Abfahrt 
an den gespenstischen Buchen von Hellersen vorbei und am Kräh- 
nocken, auf dem Tausende von Krähen ihre Morgenberatung ab¬ 
hielten, entlang, ging’s zur Schlittenbach hinab und dann hinüber 
über die Kalver Kuppe, an Sonderfeld vorbei durch dunkeln 
Tannenforst nach Brüninghausen. Im tiefen Talgrunde war 
die herrschende Kälte noch stärker spürbar. Wir erklommen 
deshalb sofort die jenseitige Höhe und strebten über Wigging- 
und Wenninghausen dem Ahetal zu, in das wir bei der Her¬ 
scheider Mühle hineinkamen. Dort fanden wir schon eine 
Gesellschaft aus Dortmund versammelt, die dem gleichen 
Ziele, der Nordhelle, zustrebte. Über die Haardt ging’s nach 
Herscheid, einem stattlichen Kirchdorf am Fuße des Ebbes, 
dessen Straßen infolge hoher Schneewehen nur mit großen 
Schwierigkeiten zu passieren waren. Die im Bau begriffene 
Eisenbahn Lüdenscheid—Herscheid—Plettenberg wird binnen 
kurzem den Wintersportfreunden dieses prächtige Schneeschuh- 
und Schlittengebiet in erreichbare Nähe rücken. Heute sind es 
erst wenige Eingeweihte, die den stillen Zauber dieser Land¬ 
schaft kennen, die sich zwischen schwarzer und weißer Ahe 
bei Rärin, Wellin und Grimminghausen ausdehnt. 

ln Herscheid Kaffeerast beim gastfreundlichen Pfarrer, der 
sich freute, zu sehen, daß auch einmal fremde Schneeschuh¬ 
wanderer den von ihm über alles geliebten Ebbebergen einen 
Besuch machen wollten. 

Zusammen mit den Sportsleuten aus Dortmund begann 
dann der Anstieg zum Ebbekamm, der uns schon den ganzen 
Morgen gelockt und gegrüßt hatte. Je höher hinauf, um so 
tiefer und gleichmäßiger die Schneelage; der Wind hatte auch 
die kleinste Unebenheit ausgeglichen, so daß wir die Steigung 
kaum empfanden. Neuschnee auf Harsch, was will das Herz 
des Schneeschuhwanderers mehr! 

Endlich oben auf der Nordhelle, 666 Meter ü. M., der 
höchsten Kuppe des westlichen Sauerlands. Bei dem frostklaren 
Winterwetter schweifte der Blick vom stattlichen S.G.V.-Turm 
ungehindert in die Runde: im Norden die Bergstadt Lüdenscheid, 


die sich auf ihren sieben Hügeln behaglich in der Sonne ausdehnt. 
Dahinter der Hülscheider Wald mit dem Lohhagen. Westlich 
bergisches und oberbergisches Land und das Siebengebirge; 
glitzernd spiegelte sich die Sonne in den großen Hotel bauten. 
Im Süden das Siegerland, wo ein Bergzug über den andern 
emporragte. Ringsum tiefster Friede, durch keinen Laut 
gestört. Das ist die Weihe eines echten, rechten Wintertags, 
die Weihe der Einsamkeit und der stillen Größe. 

Lange noch wirkte derEindnick nach, und schwer konnten 
wir uns trennen von den herrlichen Bildern, die sich dem 
Auge von allen Seiten darboten. 

Aber die Sonne hatte längst ihren Höhepunkt überschritten, 
und so mußten wir denn an die Weiterwanderung denken. 
Gen Osten ging’s, dem fast ebenen Kamme des Gebirges nach, 
über Rüenhardt und Rehberg dem stattlichen Brockhausschen 
Forsthause zu. Wie in einem Panorama glitten die Einzel¬ 
heiten der Landschaft an uns vorüber. Wir sahen u. a. weit 
zurück im Grunde die Türme Attendorns, beschützt von der 
hochragenden Burg Schnellenberg, wir erblickten auch den 
glatten Eisspiegel der Östersperre bei Plettenberg. Nach etwa 
einstündigem Gleiten ging’s in scharfer Biegung vom Kamm 
nach Süden, dem Biggetal zu. Auf dem nicht allzu stark 
fallenden Gelände gab es eine lange, prächtige Abfahrt, die 
auch dem weniger Geübten Gelegenheit bot, Attendorn zu 
erreichen, ohne mit dem tiefen Schnee nähere Bekanntschaft 
zu machen. 

Ein Besuch der an Wundern und Märchen der Unterwelt 
überreichen Attendorner Tropfsteinhöhle bildete den Schluß 
der zweitägigen Streife durch das westliche Sauerland. 

Noch oft wird uns der Winter in Lüdenscheid sehen, 
um von dort aus auf den flinken Scheiten auch nach andern 
Richtungen vorzudringen, zumal die schnellen und billigen 
Wintersportzüge eine vorzügliche Fahrgelegenheit darstellen und 
das abwechslungsreiche Gelände gerade für den Schneeschuh¬ 
wanderer so viel Freuden besonderer Art bietet, wie kaum 
ein zweites Gebiet im weiten Sauerlande. 



Aufnahme von W. Engelhardt (Nürnberg) 


Nach der ersten Bergfahrt. 

Liebes Kind, du bist gemagert, bist verbrannt von 
Mittagssonnen, 

Deine Wangen blühen frischer, wuschest dich an 
kühlen Bronnen, 

Wie du schreitest, schlank und kräftig, über deines 
Gärtchens Stufen! 

Deine Stimme wurde voller, die das Echo wach¬ 
gerufen, 

ln dem klaren Herdgeläute wurde deine Stimme 
heller. 

Deine wegeskund’gen Blicke kreisen rascher, streifen 
schneller. 

Deine Lippen wurden stiller, edler wurde deine 
Stirne, 

Und dein Auge, groß geöffnet, es betrachtet noch 
die Firne. 

Gottfried Keller. 











Partenkirchen (Alpspitze, Zugspitze und Waxenstein) 

(Aufnahme von B. Johannes, Partenkirchen) 









546 


DEUTSCHLAND laaaeaaaaeQQ QQ QOo QQQOO O QQOti i Nr. 12/13 


Vom Wander«;, Wänden und Wintersport. 

Eine Spätherbstplauderel von Max Rohrer ^München). 


Noch einmal geht der Herbst mit mir durchs Moos. Aber 
er geht grimmig, ganz in einen grauen Mantel eingehüllt, mit 
hochgestülptem Kragen. Und indes er hintrottet, streift seine 
schlanke Hand die letzten gelben und roten Blätter von den 
Birkenbäumchen, jagt mit einem Wisch den letzten bunten 
Vogel aus der Luft. So stolpert er an mir vorbei und nach dem 
Süden hin zum grauen Horizont. 

Ich wandere einsam zwischen Torf und leeren Feldern, 
durch einen kleinen Kiefernschüppel, und wieder über kahle 
Flächen fort. Über mir ist wenig Blau, und das schaut müde 
und trüb aus seinen Augen und ist fast völlig zugedeckt von 
Wolkenfetzen, weißen und grauen, gleich wie Würmern und 
Schnecken, die auf einem verzuckenden Stück Leben sind. 

Und ehe der Herbst mir aus dem Blickfeld scheidet, dreht 
er sich noch einmal um, holt mit einem Faustgriff seinen 
Mantel vom Leibe und schmeißt ihn — klatsch!! — mitten 
m den Himmel 
hinein. Da hängt 
er: groß,schwarz- 
faltig, grau. 

Vom Flüß- 
lein drüben am 
Hügelsaum heben 
sich zwei — drei 
große schwarze 
Vögel her .... 

Geh heim! Geh 
heim! 

„Die Krähen schreln 
Und ziehen schwir¬ 
ren Flugs zur 
Stadt — 

Bald wird es 
schneln — 

Weh dem, der keine 
Heimat hatl“ 

Es ist nicht 
mehr gut im 
Flachland wan¬ 
dern, wenn die 
Natur schon so 
melancholisch 

geworden ist und Bergauf! (Aufn. vo„ 

SO laut ihre 

Schwermut in die Menschenseele ruft. Das Häuflein von 
jungen „Wandervögeln“, das vorhin an mir vorbeigezogen ist, 
hat sie freilich nicht gehört: mit Gitarren und Jugendliedern 
hat es sie überschrien. 

Wenn ich so einen Schwarm von Jungen oder Mädeln 
sehe, dann überkommt mich heute noch eine Sehnsucht, mit 
ihnen zu ziehen. Ach, hätten wir Buben doch auch so wandern 
dürfen, anstatt die schönen Sonntagnachmittage zwischen 
tadelnden Onkeln und mahnenden Tanten im Stadtgarten 
versitzen zu müssen, voll Angst, den „schönen“ Anzug zu 
lädieren. Aber damals war das Wandern nicht modern! Es 
gab höchstens Familienausflüge nach Orten, die als schön 
allgemein anerkannt, wegen guter Hendeln und Kaffeegebäcks 
altbeliebt und deshalb als Ausflugsorte geheiligt waren. 
Aber nun — Gott sei Dank! — nun wandert man wieder! 
Männer wandern wieder und auch Frauen, vor allem aber 
die Jugend! Mädchen und Knaben laufen sich die Beine unter 
dem Himmel müde, lernen Schönheit schauen und lernen 
erkennen, daß der nicht verdient, ein Deutscher zu heißen, 
welcher dieses reiche, bunte Land nicht liebt. Freilich: nicht 
immer ist es das rechte Wandern; die in singenden Scharen 


ziehen, erwandern nicht die tiefsten Wunder der Welt, son¬ 
dern nur Frohsinn (aber schon das ist viel) und manche Eitel¬ 
keit (es gibt allezeit Toren). Wohl ist bei der Wallfahrt durch 
die Natur ein helles Lied das beste Vaterunser; aber der ist 
kein guter Pilger, der immer nur Gebete murmelt und der nicht 
manchenorts stehenbleibt und still wird, aufgelöst in Gott. 
Man sollte das noch manchem lärmenden Wanderhäuflein 
sagen. Und man sollte ihnen vielleicht auch sagen: Sucht 
noch mehr die alten heimischen Siedlungen und Städtchen 
auf, werdet nicht zu wilden Wald- und Wiesenfanatikern, 
die sich in Städten gefangen fühlen. Lernt in den alten Nestern, 
wie die Art unserer Ahnen war, wie gesund und innerlich 
ihr Leben, wie kernecht und edel ihr Geschmack! — Aber 
vor allem andern bleibt doch das zu sagen: Gottlob, daß 
ihr wandert, denn im Wandern wandelt sich der Mensch 
— und so wird sich manches günstig wandeln in Volk und 

Land! . . . 

Ich kehre mich 
um. Hinterm 
fernen Fichten¬ 
saum, von dem 
ich kam, ist die 
Sonne in den 
letzten Zügen. 
Ihr Sterben war 
ohne Prunk — 
wie sich ein alter, 
müder Hund ver¬ 
kriecht, hinlegt 
und verendet. 
Nur ein dünnes 
bißchen Gold hat 
sie dem grauen 
Himmel über¬ 
lassen. vor dem 
die Wolken 
stumpf und trüb 
wie Klageweiber 
hocken. Aber der 
Himmel ist matt, 
er läßt das Gold 

C. J. Luther. München) verrieseln. Doch 

da — das Bächlein 

neben meinen Füßen — das kleine Bächlein — welch edles, 
blendendes Geschmeide, der Sonne entfallen, hat sich das 
bewahrt! Mit schwerem, echtem Glanze liegt es auf dem 
selig schaudernden, violetten Wasser — sprüht silberne 
Strahlen, lauteres Silber und Gold! Wohl dem, der beim 
Anblick der Natur so ganz voll Welt ist, wie dieses Wasser 
jetzt voll Sonne, selber Sonne ist! Der ist der rechte Wanderer. 
Der im Haufen vorüberläuft, „Schön!“ sagt zwischen der 
zweiten und dritten Liederstrophe oder zwischen zwei Sätzen 
eines Gesprächs und dann weiterzieht — der ist doch nur 
ein Wandersportler. Wer aber vorüberrennt und sagt: „Wir 
machen leicht noch 14 Kilometer!“ — der ist ein Wanderfex. 
Auch das sollte man den Wanderfrohen zu sagen nicht ver¬ 
gessen in einer Zeit, wo alle Sparten des Lebens zu Sporten 
werden und die Sporte nur zu leicht zur Fexerei. 

Schnell stürzt der Abend über das Moos und wälzt seine 
kühlen, feuchten Glieder auf einer Nebeldecke. Keinen Stern 
zündet er an, in lauter Grau und Feuchtigkeit legt er sich hin. 
„D e Krähen Schrein 

Und ziehen schwirrend flugs zur Stadt — 

Bald wird es schnein — 

Wohl dem, der jetzt noch — Heimat hatl“ 






Leb wohl, mein Moos! Wir nehmen Abschied bis zum 
Frühling, wenn du die ersten Blumen an der Brust und lustige 
Lämmerwölklein an der Stirne trägst. Nun ist’s besser, als 
deinen Schlaf zu stören, die Skier zu ölen und in die Berge 
zu ziehen! 

ln die Bergwelt zu wandern — für die Monate des Sommers 
habe ich es ja ohnedies verlernt! Denn wer gewöhnt ist, ganz 
tief in ihr heiliges Gesicht zu schauen, wer allein — all-einig 
mit ihr — auf einem Gipfel lag im Sonnenschein, wer mit 
einem stillen Gefährten durch ihre Wälder schritt und dies 
große Schweigen fühlte, oder im Mondschein saß in einem 
nackten Felsenkar — dem ist, er schaue dieses Gesicht 
verzerrt und entwürdigt, wenn er zwischen schwätzenden, 
schwitzenden, witzelnden und wimmernden Menschenhaufen 
zu ihm kommt. Und vielleicht ist die Sehnsucht, sich die Ein¬ 
samkeit und Stille der Bergwelt als ihr bestes Teil zu erhalten 


jagd, das Sammeln von Erstbesteigungen und neuen Routen 
unausbleiblich. Nun mußten diese Zeiten kommen, wo man 
sich abends in überfüllten Hütten mit den Worten begrüßt: 
Wie viele Gipfel hast du heute gemacht? („Wieviel“ — das 
Modewort unserer Tage!) Wie viele neue Touren hast du 
heuer? Wieviel Mauer hacken hast du verbraucht? Und da 
sie hierauf möglichst hohe Zahlen hört, denkt im Hintergründe 
die bescheidene ,,Hüttenwanze“: Donnerwetter! Das ist ein 
Hochtourist! . . . Nein, das ist ein Wändesportler. Und für 
alles andere als für Elxposition und Schwierigkeitsgrade eines 
Wandstücks ist er wahrscheinlich blind. 

Eins gefällt mir am modernsten Klettersportsmann: Nicht 
daß er Eisenstifte i n die Felsen klopfen und Griffe, welclic 
die Tour allzusehr erleichtern, aus den Felsen klopfen kann — 
aber seine Hochschätzung des führerlosen Steigens. Eine 
Tour mit fremden, um Geld gedungenen Kräften gilt ihm 



Sonnenaufgang (Aufn. von C. J. Luther, München) 


— die Sehnsucht, ein weihevolles Engtal durchgehen zu 
können, ohne Wortströme des Staunens zu hören, allein auf 
einem Gipfel zu liegen, ohne die Frage zu befürchten, wie 
„gietigst“ der Gipfel ganz links da hinten heißt — vielleicht 
ist diese Sehnsucht der Hauptgrund gewesen, welcher einen 
Hermann von Barth von den leicht gangbaren und viel¬ 
begangenen Bergen weg nach Höhen trieb, die sich trotziger 
verwahrten, welche den Klettertouristen schuf, der über 
nackte Wände, durch Felsenrisse und über Grate geht. Frei¬ 
lich waren da auch andere Gründe — namentlich wohl die 
Freude an der körperlichen Überwindung von Hindernissen, 
am Ringen mit Naturgewalten —, welche bei der Entstehung 
der Klettertouristik mitwirkten und sie bald ausbildeten zum 
Klettersport. Das Naturgefühl und Einsamkeitsbedürfnis 
konnten nicht mehr die stärksten Triebfedern des Alpinisten 
sein, sobald viele begannen, selbständige Höhenwege zu gehen. 
Nun war das Aufstellen von Rekordleistungen, die Gipfel- 


nicht als vollwertig. Man hat viel für und gegen den Führer 
geschrieben. Ich persönlich unterlasse eine Bergbesteigung, 
wenn ich ihr nicht selbständig in jeder Beziehung gewachsen 
bin, und mache lieber eine leichtere auf eigene Verantwortung 
und mit eigenen Kräften. Trotzdem gilt nur denjenigen unter 
den Führertouristen meine Mißachtung, welche sich’s hundert, ja 
tausend Franken, Kronen oder Mark kosten lassen, mühselig 
und kläglich auf einen berühmten Gipfel oder durch eine 
berüchtigte Wand gezogen zu werden, die man gemacht haben 
muß, um als vollkommener Hochtourist zu gelten. Und nicht 
viel höher steht meine Einschätzung jener Alpinisten, welche 
mit allen Mitteln und um jeden Preis ihre ,,erstklassige“ neue 
Tour mit Hilfe gedungener Kräfte heimbringen müssen. 

Ich rede nicht einem frechen Alleingängertum. Die Seil¬ 
sicherung kann bei schwierigen Eis- und Klettertouren sehr 
oft ein Lebensretter sein. Doch möchte ich nicht das Seil 
in den Händen eines kühlen Berufsmenschen, sondern höch- 









548 DEUTSCHLAND SÖ00000001»B0000^B00000000^ Nr.12/13 


stens in denen eines Freundes wissen, der sowohl die Freude 
der sportlichen Tätigkeit als auch den Genuß der Umgebung, 
die Gipfelrast und den Fernblick oder auch die Strapazen 
eines Freilagers in den Wänden, die Gefahren eines Gipfel¬ 
wetters fühlend mit mir teilt. Ob sich der Hochtourist mit 
Frauen am Seile binden soll, ist eine Frage, die ich nicht ent¬ 
scheiden kann. Daß sich das weibliche Geschlecht dieses Ge¬ 
biet mit seiner hohen Möglichkeit, den Ehrgeiz zu befriedigen, 
ungewöhnlich zu sein, nicht entgehen lassen würde, war 
vorauszusehen. Mit ernsten Mienen hat man dann gesagt, 
die Frau sei der Ruin des Alpinismus. Man hätte vielleicht — 
und mit etwas mehr Recht — auch sagen können: der Alpinis¬ 
mus sei der Ruin der (betreffenden) Frau . . . wenn nicht 
beides übertrieben wäre. 

Nun, es klettert jeder, wie es ihm Genuß bereitet; sei es 
sportlicher oder ästhetischer Genuß . . . wäre er nur immer 
echt und edel. Zögen lediglich die in die Berge, welche eines 


ringt — oder mitten in der Wand auf kleinen Tritten zu rasten, 
steil, fast senkrecht über Kar und Tälern . . . ein Stein löst 
sich unter meinem Fuße, fällt, spät erst klatscht er drunten 
am Schneefleck auf, rollt und hüpft hin in das Schuttfeld . . 
ich aber kehre mich weiter, der Höhe zu.. 

Fast noch reizvoller ist es, einen Grat zu überklettern. 
Vor wenig Stunden noch sah ich ihn lang hingestreckt, mit 
kahlen Türmen, mit Kuppen, Spitzen, Klüften und Zacken — 
und nun steht nichts vor mir als eine mäßig hohe, starre Wand, 
Aber wie ich sie überwinde, da sind drei, vier neue, scheinbar 
wie Tafeln übereinandergesetzt, vor mir. Doch schon von der 
zweiten trennt mich ein Spalt, durch den ich hinunter und hinüber 
muß. Zwischen den beiden nächsten mag’s noch schlimmer 
sein! Aber nein — über einen begrünten Rücken laufe ich in 
wenig Sekunden hinüber. Ein andermal geht es umgekehrt. 
Namentlich wenn der Gipfel schon so nahe hinter einem 
letzten Turm winkt, kommt gern noch eine Enttäuschung. 



Am Schrankopf Tiefer Wlnlerschnee 

Aufnahmen von W. Engelhardt (Nürnberg) 


wahren Genusses fähig sind — so würde es einsamer und 
schöner dort sein. So wie es jetzt steht, muß man im frühesten 
Sommer oder im Herbst zu ihnen kommen, wenn man ihre 
letzten und tiefsten Reize genießen will. 

Dann freilich warten meiner wunderbare Genüsse. Steil 
und glatt bäumt sich vor mir die Felsenwand, die ich durch¬ 
klettern will, tief in den Himmel hinein, immer trotziger, je 
näher ich komme. Und oft erst, wenn ich über dem Einstieg 
bin, wird sie etwas nachgiebiger, milder: zeigt ihre Schichtung, 
teilt sich in Platten, deren Kanten in Griffe und Tritte ge¬ 
splittert sind, offenbart einen Riß, eine Spalte, in denen sich’s 
aufwärtsklimmen läßt, bietet dem Fuße schmale Bänder, den 
Händen Wülste und Simse dar. Diese Hilfen zu erspähen, 
zur Route zu einen ist eine kaum ermüdende reizvolle Tätig¬ 
keit des Gehirns, sie auszunutzen, nach und nach zu über¬ 
winden, um immer wieder Neues vor sich zu sehen, eine herr¬ 
liche Tätigkeit des Körpers. Und Gefühle, denen wenige 
gleichkommen: mit einem letzten Klimmzug, einem letzten 
Schritt plötzlich auf den Gipfel zu treten, vom Himmel um- 


Denn hinter dem Turm schieben sich unvermutet noch sechs, 
sieben kleinere freche Zacken vor das Ziel. Und eine nackte 
Wand bricht zu ihnen hinab. Erst ein Seilmanöver oder ein 
weiter Umweg führt zu ihnen — zum letzten Kampf. Und 
dann liege ich auf dem Gipfel, schaue in eine zerrissene Felsen¬ 
wildnis, in grüne Täler, auf starre Bergmassive, nach blinken¬ 
den Gletschern hin, schaue ein paar spielenden Dohlen nach, 
in den blauen Himmel hinein oder auf ein schwanenweißes 
Wölkchen — ohne Laut, ohne tiefe Gedanken im Hirn . . . 
und doch aller Rätsel Urgrund näher als der Weiseste hinter 
seinem dicken Buch. 

Ja, auch ich liebe den Wändesport — aber nur dann, 
wenn ich allein oder mit einem guten Gefährten beisammen 
bin. Darum klettere ich im Hochsommer nur noch in sehr 
fernen, einsamen Gegenden (aber wo sind die heute noch?), 
weil mir die Freude verdorben ist, wenn von oben Steine um 
mich stürzen, von Vorauskletternden leichtsinnig gelöst, wenn 
von unten nachkommende Partien mahnen: ,,Sie! Net gar so 
langweilig — wir möchten auch noch rauf!**, wenn am Gipfel 











Nr. 12/13 


DEUTSCHLAND 


549 


ein buntes Dutzend fressender, schwätzender, streitender 
Menschen hockt. Köstlich ist*s in den Bergen Ende Mai und 
im Juni oder an den klarsten, aber kurzen und kühlen Tagen: 
Ende September und im Oktober. Noch köstlicher ist es 
lediglich im Winter! 

Erhabener als im Winter sind die Berge nie. Groß und 
machtvoll sind die Linien herausgearbeitet, alles Kleine ist 
zugedeckt, hingeflossen in die gewaltige Monotonie. Fast 
zu gewaltig würde das Winterbild der Alpen für uns sein, 
wäre eins nicht, ein gemeinsam Vertrautes, was die Höhen 
und Weiten und den Menschensinn verbindet: der liebe, 
köstliche Schnee! Ein neues Element ist sozusagen in der 
Welt: bald als weiche, weiße, flockige Masse, bald als glasiger, 
gleißender Harsch, ein pappiger, feuchter, boshafter Matsch oder 
harter, splitternder Grund. Heute kleben gefährliche dicke 
„Bretter“ an den Hängen — und morgen ist rings die ganze 
Welt mit prächtigen, großen weißen Körnern überstreut. 
Dann wieder liegen die Flächen zerfressen da wie Wasser¬ 
spiegel mit erstarrten Wogen und Kämmen und wieder wie 
funkelnde, blitzende Strecken aus glattem, weißem Kristall. 
Der Himmel ist blau und staunt über diese Pracht und blickt 
voll Entzücken herab. Oder er muß sich bescheiden zurück¬ 
ziehen vor dem neuen Element, das dann schwebt, fällt, tanzt, 
hinsinkt ringsum und sich reckt. Das aus den Wolken kommt 
in großen, zartzarten Sternen, in kleinen, molligen Federn, 
in blitzenden Körnchen, in langen, schmalen Tropfen — 
heute so und übermorgen so. Das ist des Skiläufers Element, 
mit dem er lebt, das ist des Skiläufers Welt, in der er 
lebt! Und zwei lange, schmale Bretteln sind das Organ, das 
ihn in diese Welt einfügt. 

Das Meer ist dem Menschen fremd; doch er steigt 
auf ein Schiff — und durchfurcht es nun wie die 
Fische, wird heimisch mitten im Meer. Und fremd ist 
ihm die Winterweite der Berge, doch er schnallt die 
Schneeschuhe an die Füße 
und treibt nun in ihr als 
ein Organismus, der ihr an¬ 
gehört. 

Auch der Skilauf ist Sport, 
aber inniger als jeder andere 
ist er verknüpft und ver¬ 
knüpft er mit der Natur. 

Denn meine Glieder, die Skier 
und der Schnee, sind eine 
Einheit, und der Schnee 
muß mir vertraut sein als 
ein Stück von mir. Nach 
ihm muß ich die Bewegung 
meiner Glieder, die Behandlung 
meiner Skier richten, Papp¬ 
schnee, Salzschnee, Harsch, 
nach ihm muß ich mich richten 
wie nach den Fähigkeiten meiner 
inneren Organe. Vielmehr noch 
als der Kletterer muß der Ski¬ 
läufer die Natur verstehen; 

Frost, Lawinen und Schnee¬ 
bretter sind die wichtigsten 
seiner Feinde, die er kennen 
muß, um sie zu besiegen. So 
wächst der Skilauf des Alpini¬ 
sten weit über den Sport hinaus. 

Freilich, es gibt auch 
Menschen, denen das Schnee- 
schuhfahren großenteils oder 


fast völlig Sportfrage ist. Die an der Sprungschanze und beim 
Wettlauf oder bei ,,Schußfahrt“ und Slaloman wohlbekannten, 
gefahrlosen Hängen die letzte Erfüllung ihrer Tätigkeit sehen. 
Und in ihrer Nähe tummeln sich die vielen Vielzuvielen, 
die alle Hauptgipfel der Mittelgebirge, besonders aber die 
Höhen des Alpenvorlands geradezu furchtbar machen. Mit 
Sportzügen strömen sie an Sonntagen zur Dämmer¬ 
stunde den Bergen zu, steigen einen Hang empor und 
gleiten oder fallen ihn hinab, steigen wieder hinauf und gleiten 
wieder herunter. Sie fahren die Wege aus, daß der nackte 
Boden daraus hervorschaut und seinen Schmutz verspritzt, 
sie spannen ein dichtes Netz von Spuren um alle harmlosen 
Gipfel herum, und viele Löcher sind darin als dicke 
Maschen, sie schmücken die Welt mit Flaschentrümmem und 
Orangenschalen, sie rennen einander um, sich gegenseitig 
mit niedrigeren Lebewesen vergleichend, sie bilden sich 
fluchend zu Handequilibristen, Parterreakrobaten und Knock- 
Abouts aus. Sie haben mich vertrieben aus den Voralpen 
und aus manchem schönen Fleck des Hochgebirges. Und 
doch bin ich ihnen nicht böse — sie treiben wenigstens einen 
Sport — und den schönsten und gesündesten obendrein. 

Aber das Beste gibt der Skilauf doch dort, wo er weit 
über die Konkurrenz des Rodeins und Reitens und Ruderns 
hinauswächst, wo die Tätigkeit an sich, zugleich Erfül¬ 
lung, doch wieder nur Mittel zum Zweck — zum tiefsten 
Naturdurchdringen ist: in den einsamen Höhen der 
Alpen! Wo er uns Riesenbilder aus Tannendunkel, Fels 
und Schnee und Himmelsbläue, wo er uns weiße flim¬ 
mernde Stürme und Stemennächte aus Blau und Weiß 
und Silber zeigt. Wo er uns auf Gipfel führt, über welchen 
das Schweigen schwebt mit weitgespannten Schwingen, und 
uns in Täler gleiten läßt, in denen die Einsamkeit lehnt mit 
großen, hehren Augen . . . 

Noch ist in den Bergen eine traurige Zeit: Die Gipfel 

tragen erst eine dünne weiße 
Schicht, die Täler sind kahl und 
öde; die Seen schauen trüb und 
trostlos drein — sie dürfen keine 
warme Sonne mehr schlucken 
und noch nicht schlafen 
unterm schönen Kristall. 
Aber bald werden sie Wolken 
spiegeln, die Flocken hemieder¬ 
schütteln und das weiße Zauber¬ 
tuch weben von den Gipfeln 
bis in das tiefste Tal. Dann 
werden die blanken Skier 
geschultert und der Rucksack 
geschnallt. In ein Bergtal 
geht es hinein und hinauf auf 
weite, steilumhelmte Höhen. 
Die werden erobert, Gleis 
um Gleis. Der Schnee wird 
leise krachen unter den Bret¬ 
tern, und wenn wir nieder¬ 
sausen, wird er stäuben und 
sich um unsere Körper bäumen, 
als ob Fahnen wehen. Da 
wird des Tags ein Blinken von 
Weiß und Blau und Silber 
sein, und der Himmel wird 
wuchern von Sternen in der 
Nacht. Der Ski führt uns ein 
in ein verschlossenes, wunder¬ 
volles Reich. Heil dem Skilauf! 











550 i3e00G0Ge 0eeeo00Oooeeoe e0e0SB DEUTSCHLAND 


Nr.12/13 


Altniederländisches Winterleben. 

Eine kunstgeschichtliche Betrachtung über den Winter in der altniederländischen Malerei von Dr. E. Plietzsch (Berlin). 



Die malerische Schönheit des Winters wurde in den Nieder¬ 
landen entdeckt. Hier leben von der Mitte des 16. Jahrhunderts 
an Künstler, die fast ausschließlich Winterbilder schaffen. 
Sie malen dämmerige Landschaften, über deren kahlen weißen 
Feldern schwere Schneewolken hängen, sie malen stimmungs¬ 
volle Kanalbilder, deren Eisfläche den Glanz des rosig be¬ 
schienenen Himmels widerspiegelt, und sie stellen das fröh¬ 
liche bunte Getümmel der Schlittschuhläufer auf Teichen und 
Flüssen in bunten, fröhlichen und anmutigen 
Bildern dar. Als sich in der ersten Hälfte 
des 16. Jahrhunderts die Landschafts¬ 
malerei von den religiösen Dar¬ 
stellungen loslöst, als man daran 
geht, die Natur ohne 
religiöse Staffage um 
ihrer selbst willen zu 
malen, da stellt 
sich auch bald 
die Winterland¬ 
schaft ein.Und 
zwar sind die 
frühesten gu- 
tenWinter- 
bilder zu¬ 
gleich die 
hervor- 
ragend- 
sten,die 
jemals 
die nie¬ 
derlän¬ 
dische 
Kunst 
hervorge¬ 
bracht hat. 

Es sind die 
Werke Pieter 
Brueghels des 
Alteren. — 

Pieter Brueghel 
d. A. (geb. um 
1525, gest. 1569), 
der sog. Bauern- 
brueghel, ist der geniale 
Schilderer des Volkslebens 
«einer Zeit. Er hat in gran¬ 
diosen Gemälden, deren Mehrzahl 
den stolzesten Besitz des Wiener 
Hofmuseums ausmachen, die Kinderspiele 
des 16. Jahrhunderts, flämische Dorfkirmessen, 
symbolische Maskeraden und dergleichen Volks¬ 
belustigungen festgehalten, und er hat biblische 
Vorgänge gemalt, die er in eine niederländische 
Landschaft versetzt und deren Figuren er die Tracht und 
Haltung seiner Zeitgenossen verleiht. So bietet ihm die Dar¬ 
stellung des bethlehemitischen Kindermordes den willkommenen 
Anlaß, eine flämische Siedlung im Winter darzustellen, das treue 
Abbild eines verschneiten Dorfes zur Weihnachtszeit zu geben. 
Die trauliche Stimmung, die von der im Winterschlaf daliegen- 
<len Natur, von den verschneiten Hütten, aus denen Rauch 
üufsteigt, ausgeht, ist so stark, daß sie die grausigen Einzel¬ 
heiten des Kindermordes für den Betrachter mildert und ab¬ 
schwächt. Brueghel hat auch mehrere anspruchslose nieder- 
Jändische Winterlandschaften ohne religiöse oder anekdotische 


Vorgänge geschaffen, die uns zumeist nur durch Kopien seines 
Sohnes und Nachahmers Pieter Brueghel d. J. bekanntge¬ 
worden sind. Sie zeigen welliges Gelände mit hohen kahlen 
Bäumen, um die Krähen flattern; man sieht zugefrorene Weiher 
und Kanäle, deren grünliche Eisfläche die Einförmigkeit der 
weißen Felder unterbricht, und allenthalben sind Menschen 
angebracht, die sich als scharfumrissene Silhouette schwarz 
und eindrucksvoll von den verschneiten Wegen und Feldern 
abheben. Für die Einsamkeit und bedrückende 
Melancholie des Winters fand Pieter 
Brueghel d. A. in seiner großen 
Schneelandschaft des Wiener Hof- 
iseums den machtvollsten 
Ausdruck. Dieses Bild ist 
keineswegs menschen¬ 
leer: vom kehren drei 
Jäger mit der 
Hundemeute von 
der Jagd heim, 
man zündet 
einen Holz- 
Stoß an, die 
Wege sind 
belebt, und 
auf dem 
Elise tum¬ 
meln sich 
Schlitt¬ 
schuh¬ 
läufer. 
Der dü- 
fstereEin- 
druckder 
groß ge¬ 
schauten 
und ein- 
dmcksvoli 
gestalteten er¬ 
starrten Natur 
ist trotz dieser 
vielen Begeben¬ 
heiten vorherr¬ 
schend ;dicStimmung 
des Gesamtbildes ist 
melancholisch, frostig und 
voller Trauer. Dieses stim¬ 
mungsgewaltige, malerisch hoch¬ 
bedeutende Werk, dessen feine 
Charakterisiemng der duftigen Feme und 
der hellen klaren Winterluft von der scharfen 
Beobachtungsgabe seines Schöpfers glänzendes 
Zeugnis ablegt, wurde später gelegentlich von 
den Werken anderer niederländischer Künstler 
erreicht; übertroffen wurde es niemals. 

Zunächst tritt ein kleineres Künstlergeschlecht auf den 
Plan. Die niederländischen Winterlandschaften, die um die 
Wende des 16. Jahrhunderts entstehen, wollen keine Natur¬ 
stimmung wiedergeben; ihre Schöpfer haben allein die Ab¬ 
sicht, von den Freuden des Winters zu erzählen. Die malerische 
Bedeutung dieser Bilder ist recht ungleichwertig und oft 
gering, ihr anekdotischer Inhalt jedoch ist immer lebendig, 
reich an Abwechslung und ergötzlich. Die Maler gehen hinaus 
vor die Tore der Stadt und beobachten das Treiben auf dem 
Wallgraben, dessen spiegelnde Eisfläche Kinder und Erwachsene, 


H. van Averkamp: Belustigung 
auf dem Eise [Sammlung Habich] 

(Aufn. von F. Hanfstaengel, München) 











Nr.12/13 DEUTSCHLAND 551 


bis 

jaoig 

fii 

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Van der Neer: Winieilandscnah U\u.n. von F. H-nisu»cn„'ei, M neuen; 


Handwerker und vornehme Leute in dichten Scharen beleben. 
Die Kleidung der Schlittschuhläufer ist höchst unzweck¬ 
mäßig: die Frauen tragen ihre gewöhnlichen weiten bauschigen 
Röcke, die Männer, soweit sie nicht Arbeitstracht anhaben, 
sind mit hohem spitzen Hut, mit einer faltenreichen langen 
Pelerine, mit weiten Hosen und großen Stulpenstiefeln be¬ 
kleidet und haben oft sogar den Degen an der Seite. Der Winter¬ 
sport, der sich in den Niederlanden auf Schlittschuhlaufen 
und Spiele auf dem Eise beschränkte, wurde noch nicht sach¬ 


gemäß ausgeübt. Man bewegt sich auf der Eisfläche wie auf 
der Straße. Und in der Tat dienten ja auch im Winter die 
zahlreichen Kanäle, mit denen Holland durchzogen ist, als 
Landstraßen, die den raschen Verkehr zwischen allen Punkten 
ermöglichten. Infolgedessen sieht man auf diesen Winterbildem 
zwischen müßigen Schlittschuhläufern auch Bauemschlitten, die 
mit einem Schimmel bespannt sind, Landleute und Hand¬ 
werker mit ihren Waren über die Eisfläche gleiten. Der be¬ 
gabteste Schilderer des winterlichen Lebens und Treibens 



Hans de Vries : Winter lAutn. von F. Hantsuicn^d. M_ncnen) 










552 


DEUTSCHLAND [ä999^e9 eQQQQQQQQQQQQQQQQ 0i Nr. 12/13 


auf dem Eise ist in Holland Hendrick Avercamp (1585—1663). 
Mit schier unermüdlicher Phantasie versteht er seine Eislauf¬ 
bilder zu beleben. Am Ufer der Kanäle stehen Zuschauer, 
die das Leben auf dem Eise beobachten: man vergnügt sich 
hier beim Kalfspiel, treibt allerhand Schabernack und sucht 
sich gegenseitig zu fangen. Vornehme Paare begrüßen sich 
höflich, und ein Herr fährt eine Dame im Stoßschlitten oder 
schnallt ihr die Schlittschuhe an. Daneben fehlt es nicht an 
lustigen Einzelheiten, an hingefallenen Frauen, deren Röcke 
sich auf bauschen, und dergleichen mehr. So ist das ganze 
Bild, dessen flache Ufer sich weit in die Tiefe erstrecken, bis 
zur äußersten Ferne hin mit lebhaft bewegten Figurengruppen 
angefüllt, die scharf und fest gezeichnet und mit zähem, spitzem 
Pinsel ausgeführt sind. Besser als andere gleichzeitige Maler 
von Winterlandschaften, deren Bilder oft allzu bunt und 
unruhig wirken, versteht es Avercamp, das bunte Vielerlei 
der Erscheinungen durch einen hellen bläulichen Luftton 
harmonisch zusammenzuhalten und mit bemerkenswertem 
Geschick malt er den feinen Duft der unbestimmt verschwimmen¬ 
den Ferne. Eine starke Naturstimmung vermag Avercamp 
freilich ebensowenig wie die andern gleichstrebenden Künstler, 
von denen Winterbilder existieren, zu geben. Neben seinen 


untergehenden Sonnenball oder einen hell und zart beleuchteten 
wolkigen Himmel, von dem ein rosiger Widerschein auf der 
spiegelglatten Eisfläche liegt. Wie Avercamp und wie Esaias 
van de Velde gibt auch Aert van der Neer das lebhafte Treiben 
auf den zugefrorenen Kanälen wieder. Aber die Schilderung 
dieser Vorgänge ist bei ihm nicht mehr die Hauptsache. Auf 
seinen Bildern bewegen sich verhältnismäßig wenig Menschen 
auf dem Eise, die er locker über die ganze Fläche verteilt. 
Er suchte vor allem ein winterliches Stimmungsbild zu schaffen, 
und es glückt ihm immer, den Eindruck einer schlichten 
holländischen Landschaft, in der sich ein breiter Kanal in 
die Tiefe zieht, an dessen Ufer im Mittelgründe eine Stadt 
oder ein paar Hütten und eine Windmühle liegen, stimmungs¬ 
voll festzuhalten. Besonders seine in kleinem Format ge¬ 
haltenen Kanallandschaften sind in der festen, sicheren Zeichnung 
der feinen Figuren, in der weichen, duftigen Wiedergabe der 
klaren Winterluft und in ihrem harmonisch abgestimmten 
Kolorit entzückende Meisterwerke. In ähnlicher Weise be^ 
mühen sich Isack van Ostade (1621—1649), Adriaen van de 
Velde (1636-1672) und Jan van Goyen (1596—1656) mit 
Erfolg, Winterbilder zu schaffen, aus denen die Freude an den 
Begebenheiten auf dem Eise un dzugl eichein starker Natur- 



Esaias van die Velde: Belustigung auf dem Else (Aufn. von Hanfsuengel, München) 



Werken sind in Holland die winterlichen Kanäle von Esaias 
van de Velde (1590—1630) und Adriaen van de Venne (1589 bis 
1662) hervorzuheben — bunte, fröhliche Landschaften, die 
durch die frische Beobachtungsgabe ihrer Schöpfer und durch 
die kecke, naive Art der Darstellung anziehend und amüsant 
wirken. In den südlichen Niederlanden stellen Lucas van 
Valckenborch (1540[?]—1625p]), Joos de Momper (1564 bis 
1635) und andere gelegentlich in breitgemalten kräftigen Bildern 
den Winter dar. Die Winterlandschaft, die Lucas van Valcken¬ 
borch im Jahre 1586 schuf (Wien, Hofmuseum), ist dadurch 
bemerkenswert, daß auf ihr ein Schneetreiben dargestellt ist. 
Der Eindruck des fallenden Schnees, dessen weiche breite 
Flocken lautlos auf die Erde herabrieseln und durch die sich 
sorgsam eingehüllte Menschen hindurchkämpfen, ist außer¬ 
ordentlich wirkungsvoll wiedergegeben. In derselben Galerie 
hängt von einem Meister der Winterlandschaft, von Aert van 
der Neer (1603—1677), gleichfalls ein Bild mit fallenden Schnee¬ 
flocken — wohl das einzige unter den zahlreichen Winter- 
bildem des Künstlers, das ein Schneegestöber darstellt. Van 
der Neer, einer der feinsten und begabtesten holländischen 
Landschaftsmaler, schildert in seinen Werken mit Vorliebe 
Lichteffekte in der Natur — Mondscheinleuidschaften, Sonnen¬ 
untergänge oder nächtliche Feuersbrünste —, und so zeigen 
auch viele seiner herrlichen Schneelandschaften den roten 


eindruck spricht. Jan van Goyen beginnt zunächst in der Art 
seines Lehrers Esaias van de Velde mit sehr bunten, hart und 
fest gezeichneten Kanallandansichten, die lediglich durch 
anekdotische Einzelheiten zu interessieren vermögen. Sehr 
beJd aber findet er auch für seine Winterlandschaften einen 
persönlichen Stil. Das Hin- und Hergewoge der schlittschuh¬ 
laufenden Menge hält er in impressionistischer Weise fest; 
locker, weich, zerfließend und flüssig malt er die duftige Winter¬ 
luft, die von matten Sonnenstrahlen schwach erwärmt wird. 
Isack van Ostade belebt seine Kanallandschaften, deren Ufer 
mit Hütten und Bäumen besetzt sind, mit Vorliebe durch 
Wege und Schlitten, die von Schimmeln gezogen werden, und 
er versteht es, aus ganz simplen Naturausschnitten, aus dem 
Zusammenklang des weißen Schnees, der bunten Figuren und 
dem duftigen Blau des Himmels feine malerische Wirkungen 
herauszuholen. 

Rembrandt hat nur einmal ein Winterbild gemalt: die 
farbig äußerst pikante und frische kleine Kanallandschaft der 
Kasseler Galerie, die im Jahre 1646 entstand. Der unter seinem 
Einfluß stehende große Amsterdamer Marinemaler Jan van 
de Gipelle (1624—1679) schuf einige Kanäle im Winter, die 
seinen Marinen in nichts nachstehen. Von dem Hauptmeister 
der holländischen Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert 
Jacob van Ruisdael (1628—1682) existieren gleichfalls Schnee- 













Nr. 12/13 


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landschaften. Es sind nicht viele. Aber diese wenigen Werke 
verdienen, den größten Leistungen Pieter Brueghels d. A. auf 
diesem Gebiete würdig zur Seite gestellt zu werden. Ruisdael, 
der pathetische und melancholische Landschaften schuf, läßt 
auch in seinen Winterbildem trotz ihres einfachen Motivs 
einen düsteren und gewaltigen Ton auf klingen. Der Abend 
senkt sich auf die erstarrte Erde nieder, deren Schneedecke 
einen dunkeln Ton erhält, am Himmel hängen dräuend und 


groß schwere Schneewolken, und ein schneidend scharfer Hauch 
weht durch das Bild. Die zwei, drei Menschen, die der Künstler 
klein und unscheinbar im Bilde anbringt, tragen nur dazu bei, 
den Eindruck des eisigen Schweigens und der Einsamkeit zu 
erhöhen. Ruisdael erzählt nicht, er gibt einen tief empfundenen 
Natureindruck stark, machtvoll und eindringlich wieder. In 
diesen Stimmungsbildern erreicht die Darstellung des Winters 
in der niederländischen Kunst ihren Höhepunkt. 



Rembrandt: Winterlandschaft (Aufn. der Photoer. Gesellschaft, Berlin) 


Der Photograph im Schnee. 

Von Dr. K u h f a h 1 (Dresden). 


Die rasche Ausbreitung des Wintersports unter der deut¬ 
schen Jugend ist allbekannt, aber alljährlich wächst auch 
die Zahl der älteren Stadtbewohner, die sich an Stelle oder 
neben ihrer sommerlichen Erholungsreise während der kalten 
Jahreszeit gleichfalls einmal auf Tage und Wochen freimachen 
und — ohne Sport im engeren Sinne treiben zu wollen — ins 
Gebirge ziehen. Sie alle sind begeisterte Freunde der Winter¬ 
landschaft geworden und pflegen selbst bei häufigerem Besuche 
der beschneiten Wälder und Berge die eigenartigen Seiten 
des Bildes, die von dem Anblick der übrigen drei Jahreszeiten 
für unser Auge so grundverschieden sind, immer wieder mit 
Staunen und Bewunderung zu betrachten. Selbst gegenüber 
den wohlbekannten Gegenden der engeren Heimat, die sonst 
das Interesse nicht sonderlich mehr berühren, taucht dann der 
Wunsch auf, sie bildlich in ihrem besonderen Kleide von Rauh- 
reif und Schnee, von Wintersonne oder Nebelschleiern mit 
der Kamera festzuhalten. 

Viele Erscheinungen des Verkehrs oder der Natur, die 


man im Sommer kaum noch beachtet, reizen uns in ihrer 
winterlichen Seltenheit oder Seltsamkeit zu einer wahren Ver¬ 
schwendung photographischen Materials. Ein klingelnder 
Schlittenzug, rodelnde Kinder, eine Gruppe Skiläufer oder 
die tiefverschneiten Häuschen eines Dorfes, die bereiften 
Bäume neben der Straße und der Blick über das endlos weite 
weiße Land, alles erscheint wert, zur eigenen Erinnerung 
oder zur Freude der Heimgebliebenen im Bilde mitgenommen 
zu werden. 

Die photographische Technik macht das selbst dem An¬ 
fänger heute überaus leicht, und die frühere Ansicht, daß die 
Photographie im Winter besondere Schwierigkeiten böte, 
erscheint nicht mehr zutreffend. Gerade das Gegenteil ist 
der Fall, denn die Hindernisse, die bei der gewöhnlichen Land¬ 
schaftsphotographie im Fehlen der bunten Farbe und in der 
Widerspenstigkeit von Grün, Gelb und Dunkelrot liegen, er¬ 
ledigen sich gegenüber der beschneiten Gegend und ihrer 
großzügigen Schwarzweißwirkung ganz von selbst. Natürlich 










554 DEUTSCHLAND 


Nr. 12/13 



werden, wenn z. B. bei raschbewegten Gegenständen, die 
nur durch kürzeste Augenblicksaufnahmen scharf zu er¬ 
halten sind, eine beliebige Verlängerung der Belichtung 
ausgeschlossen erscheint und anderseits die Lichtstärke des 
Objektivs nebst der Plattenempfindlichkeit nicht ausreicht, 
um auf ein durchgezeichnetes Negativ hoffen zu lassen; 
solche Aufnahmen müssen dann wegen Lichtmangels ein¬ 
fach ganz unterbleiben. Da der helleuchtende Schnee¬ 
belag aber seinerseits wiederum eine Abkürzung der 
Winteraufnahme bis auf ein Drittel oder ein Viertel der 
gewöhnlichen Zeiten gebietet, so dürfte jener Fall immerhin 
die Ausnahme bilden. Nur bei Skisprüngen mit ihrer 
rapiden Anfahrgeschwindigkeit und Fallbewegung wird es 
in unsem Breiten und ihren geringen Höhenlagen stets 
am Licht fehlen, zumal die großen Sprunghügel gewöhn¬ 
lich nach Norden gerichtet und von dunkeim Nadelwald 
eingerahmt sind. Die höhere und freiere Lage ober¬ 
bayerischer Sportplätze mit ihrer aktinisch wirksameren 
Bestrahlung bietet dafür bessere Gelegenheiten. 

Mit der allgemeinen Verlängerung der Belichtung 
verringert sich ferner die Möglichkeit von Augenblicks¬ 
aufnahmen aus der Hand, und die Mitnahme des Drei- 


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besitzt auch die winterliche Photo¬ 
graphie einige Klippen, mit denen selbst 
der Fortgeschrittene oft noch zu rechnen 
hat, aber sie lassen sich bei geringer 
Aufmerksamkeit bald überwinden. 

Die Hauptmerkmale des deutschen 
Winters: schwache Sonnen wirkung, nie¬ 
drige Temperatur und Einhüllung der 
Landschaft in Reif und Schnee, ma I en 
sich bei der photographischen Aufnahme¬ 
tätigkeit im Freien verschiedentlich be¬ 
merkbar. 

Am einfachsten überwindet der Land¬ 
schaftsphotograph, dem diese Zeilen in 
der Hauptsache gelten sollen, das Nach¬ 
lassen der aktinischen Helligkeit. Ihr 
Wirkungsgrad läßt sich natürlich auch 
für die Winterzeit genau messen und 
durch e itsprechende Ausdehnung der 
Belichtungsdauer berücksichtigen. Aller¬ 
dings kann das im Einzelfal e zwecklos 


Schneeschmelze an der Schneekoppe im Riesengebirge 

(Perutzsilbereosinplatte, Voigllinder Korr.prnsaticnsfllter, Anfqn^ Mai vor¬ 
mittags, 1400 m Sichöhe, Blinde f 23, ^/2 Silcunde) 

beins wird bei allen ernsten Aufgaben zur Regel. 
Freilich versinken die dünnen Stativbeine im weichen 
Schnee ohne Anwendung besonderer Kunstgriffe oft 
metertief und setzen für die Verwendung schwerer 
Aufnahmeapparate schon dadurch eine Schranke. Zu 
den Kameras mittlerer Größe kann man von daheim 
drei Papptafeln als Unterlage mitnehmen oder sich an 
Ort und Stelle mit Brettern, Leitern, Schneeschuhen 
usw. behelfen. Für kleine Apparate genügen auch 
schon fingerlange Holzspreizen, die dauernd an den 
Stativspitzen mit kurzen Faden befestigt werden; sie 
legen sich von selbst auf die Schneefläche auf und 
setzen namentlich bei dünnem Harsch dem Einsinken 
der Beine genügend Widerstand entgegen. 

Kälte und Sturm lassen das Hantieren mit um¬ 
ständlichen Ausrüstungsgegenständen recht ungemüt¬ 
lich erscheinen. Ausgebreitete Packtaschen sind 
überdies niemals vor anhaftendem oder herein¬ 
gewehtem Schnee zu schützen, sondern stets samt 
ihrem wertvollen verletzlichen Inhalt der Durch- 



Abziehender Schneesturm im R esengeb rge auf 1200 m See .öhe 
(Anfang April am Spatnachmittag, mittlere Platunm pfindlichkeiL Bltnde f 6.^. ^ 25 Sekunde) 
















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Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig 

(Aufnahme von Hermann Walter, Leipzig) 


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Nr. 12/13 DEUTSCHLAND 55Q 


hier die Erfüllung jenes Wunsches, den schon 1814 der glühende 
rheinische Patriot Joseph v. Görres aussprach, daß dieses 
Nationaldenkmal ein Mittelpunkt sein solle, „an den die 
deutsche Kunst ihre Gebilde anknüpft, in dem sie die Werke 
ihres sinnig strebenden Bildungstriebs niederlegen mag 
— denn die Kunst ist mehr als die Wissenschaft bedürftig 
einer Heimat, eines Tempels, einer sonnenwarmen, licht¬ 
beschienenen Stelle, wo sie die Begeisterung pflegen und ihrer 

Schöpfung obliegen kann“. 

♦ * 

* 

Auf der breiten Straße des 18. Oktober, an deren fernstem 
Ende sich die dunkle Masse der geschäftigen, freundlichen 
Lindenstadt Leipzig hindehnt, wird es lebendig. Helmbüsche 
wehen. Reiterschwärme fliegen heran, schwenken in weitem 
Bogen. Durch die unübersehbaren Menschenmengen, die vom 
Denkmal bis zum Eingang der deutschen Kampfbahn alle Wälle 
und Vorsprünge besetzt halten, geht eine Woge der Bewegung 
und Begeisterung, tausend und aber tausend Studentenrappiere 
klirren blitzend aus blinkenden Stahlscheiden, bunte Fahnen 
entfalten sich, und dann braust ein einziger vieltausendstimmiger 
Jubelruf über das weite Blachfeld: der Deutsche Kaiser ist 
mit den Paladinen des Reichs angekommen. Langsam bewegt 
sich der glänzende Zug von Königen und Fürsten dem Denkmal 
zu. Unter den feierlichen Klängen der Glocken und Posaunen 
der Gralsmusik aus Richard Wagners feierlichster deutscher 
Schöpfung, dem inbrünstigen Bühnenweihfestspiel „Parzival“, 
kommt er die große Freitreppe empor. Neuer, stürmischer 


Jubel! Dann spricht der unermüdliche Vorkämpfer des Denk¬ 
mals, Geheimer Hofrat Clemens Thieme, die Weiheworte. 
Man fühlt es, aus dem Mann schlägt heute lodernde Begeisterung 
und tiefste, dankbarste Herzensfreude, daß das schwere Werk 
endlich so herrlich vollendet dasteht, „das sichtbare Zeichen der 
Dankbarkeit gegen Gott und unsere Heldenväter, den gefallenen 
Helden ein Ehrenmal, dem deutschen Volke ein Ruhmesmal, 
kommenden Geschlechtern ein Mahnzeichen, hoch und hehr 
wie die Taten der Mütter und Väter, die Gut und Blut ein¬ 
setzten für die Rettung des Vaterlandes“! 

♦ * 

* 

Verrauscht ist das glänzende Schauspiel, das ein Erlebnis 
geworden ist in der Geschichte des deutschenVolks, unvergänglich 
und unvergeßlich für alle Zeiten. Und so wird dieser 18. Oktober 
weiter leben im Herzen der Nation als ein Ruhmestag so herrlich, 
wie das Ringen der europäischen Völker auf Leipzigs blutge¬ 
tränkten Fluren, wird weiter leben als die glorreiche Erfüllung 
jener ernsten Mahnung, die der Freiheitssänger Eichendorff 1815 
in den letzten Versen des Gedichtes, dessen Eingangsworte über 
diesen Erinnerungsblättem stehen, „An die Freunde“ richtete: 

„So laßt uns unser Deutschlanrl denn umstellen. 
Bewachend bn derlich in treuer Hut, 

Mit Lehren, Rat und Sang die Herzen schwellen, 

Daß sie bewahren rein die heil’ge Glut, 

Den Emst, den sie erkämpft in Bluteswellen, 

Der Ehre Hort, Eintracht und frcud’gen Mut! 

Friede dem Herd und ew’ger Krieg dem Bösen, — 

So mag uns Gott von aller Schmach erlösen!“ 


Römische Grabsteine in Deutschland. 


Wenn wir auf einem unserer 
heutigen Friedhöfe die Gräber¬ 
reihen durchwandeln, so freuen 
wir uns über ein geschmack¬ 
volles Grabmal oder über sorg¬ 
fältig gepflegte Blumen und Baum¬ 
gruppen. Der hier ruhende Tote 
aber erweckt kein Interesse, wenn 
wir nicht von vornherein in 
irgendeiner Beziehung zu ihm 
standen. Denn die Aufschriften 
der Steine oder Kreuze sagen 
uns meist nichts, was uns 
den hier Bestatteten menschlich 
näherbrächte: außer Name, Ge- 
burts- und Todestag steht höch¬ 
stens noch ein Bibelspruch oder 
das stereotype ,,Ruhe sanft“ auf 
dem Grabmal, also nichts, was 
unsere Teilnahme für den Ver¬ 
storbenen und sein Schicksal 
erregen könnte. Die Vergangen¬ 
heit war darin viel redseliger. 
Man lese nur einmal in einer 
alten Kirche, wo Grabplatten des 
16., 17. und auch noch 18. Jahr¬ 
hunderts aufgestellt sind, deren 
Inschriften. In welch langatmigen 
Lamentationen ergehen sie sich 
oft. — Und wie steht es nun 
mit den ältesten Grabschriften 
auf deutschem Boden, den 
römischen? Ein Gang durch ein 
römisches Museum, etwa in Köln, 
Bonn, Trier oder Mainz, zeigt 
es beim ersten Blick. Die Mehr- 


Von Dr. G. Behrens (Mainz). 



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Abb. 1 — Grabstein des Schiffers BIussus (Mus. Mainz) — Nach 
dem ergänzten und bemalten Abguß des Zentralmuseums in Mainz 


zahl sind Steine von Soldaten, 
denen selten jemand im Leben 
so nahe stand, daß die Gefühls¬ 
äußerung eines Hinterbliebenen 
in der Aufschrift zu erwarten 
wäre. Und dessen war sich 
jeder bewußt, darum sorgte man 
in seinem Testamente für einen 
würdigen Grabstein. Unendlich 
oft lesen wir auf diesem: „Der 
Erbe ließ ihn dem Testament 
gemäß errichten.“ Was die In¬ 
schrift sonst noch meldet, ist: 
Name, Herkunft, Truppenteil, 
Alter und Zahl der Dienstjahre, 
stets in dieser Reihenfolge und mit 
vielen stehenden Abkürzungen. 
Doppeltes Interesse bieten aber 
die Steine, die außer der Inschrift 
noch eine bildliche Darstellung 
zeigen. Meist ist der Verstorbene 
selbst dargestellt, und zwar 
seltener als Brustbild, gewöhnlich 
in ganzer Figur. Als Beispiel geben 
wir in Abb. 3 einen Stein des 
Mainzer städtischenMuseums,und 
zwar nicht nach dem Original, son¬ 
dern nach einem Gipsabguß des 
römisch-germanischen Zentral¬ 
museums in Mainz mit ergänzter 
Bemalung. Denn daß wir uns die 
Steine bemalt vorzustellen haben, 
zeigen uns viele Beispiele von 
Resten der ursprünglichen Bema¬ 
lung. Es ist der Grabstein des 
Cneius Musius, eines Adlerträgers 















560 DEUTSCHLAND (^^Be QQOQOOQOGQaOQQOQQQQQ M Nr.I2/13 




der 14. Legion, die in Mainz bis zum Jahre 
43 nach Christi Geburt lag. Der Stein ge¬ 
hört also in die ersten Jahrzehnte des 
ersten nachchristlichen Jahrhunderts. Die 
Darstellung ist roh und ungeschickt, aber 
interessant durch die genaue Angabe aller 
Einzelheiten der Bewaffnung und Kleidung. 
In einer Nische zwischen 2 Säulen stehend, 
hält er in der linken Hand seinen Schild, 
in der rechten den Legionsadler. Die 
Brust ist mit Orden geschmückt, oben 
2 Torques, darunter 9Phalerae, am rechten 
Unterarm trägt er Armillae, was uns bei 
diesem 32jährigen Manne nicht wunder¬ 
nehmen darf, da er schon 15 Dienstjahre 
hatte und die römischen Orden immer 
in der Mehrzahl verliehen wurden. 

Abb. 2 zeigt einen Reitergrabstein 
aus Köln, ebenfalls nach einem kolorierten 
Gipsabguß des Zentralmuseums in Mainz, 
der die reichen Einzelheiten deutlicher her¬ 
vortreten läßt. Titus Flavius Bassus 
ist in der typischen Stellung eines 
mit geschwungener Lanze nach 
rechts sprengenden Reiters darge¬ 
stellt, wie er schon auf grie¬ 
chischen Reitergrabsteinen vor¬ 
kommt. Unter dem Pferd liegt 
ein gestürzter Gegner, also wohl 
ein Germane, hinter ihm seinTroß- 
knecht mit 2 Reservelanzen. Be¬ 
achtenswert ist u. a. der reiche 
Schmuck des Pferdes, auch ihm 
wurden ln römischer Zeit Orden 
angehängt. Dieser und viele ähn¬ 
liche Grabsteine sind uns auch 
dadurch wichtig und lehrreich, daß 
sie uns authentische und sicher 
nicht geschmeichelte Bilder der 
Germanen des ersten nachchrist¬ 
lichen Jahrhunderts geben, auf 
denen Aussehen, Kleidung und 
Bewaffnung aufs getreulichste, 
wenn auch etwas ungeschickt, 
wiedergegeben sind. 

Eine ganz andere Situation 
bringt uns Abb. 4 vor Augen. Es 
ist ebenfalls ein Reiter, aber nicht 
im Kampfe begriffen, sondern beim 
Totenmahle liegend zeigt ihn die 
Darstellung. An seine Eigenschaft 
als Reiter erinnert außer der 
Inschrift das unter dieser darge¬ 
stellte Pferd samt Troßknecht. 

Diese unserm Empfinden etwas 
ferner stehende Vorstellung des im 
bessern Jenseits sorglos schmau¬ 
senden Toten ist natürlich erst 
recht dem Kulturkreis der östlichen 
Mittelmeerländer entlehnt. 

Viel leichter verständlich ist 
uns die Situation, in der sich der 
biedere Schiffer Blussus mit seiner 
Familie präsentiert (Abb. I). In 
Photographierstellung dasitzend hat 
jeder das in der Hand, was ihm im 
Leben das wichtigste war bzw. ist, 
denn |nur Blussus selbst war ge¬ 


storben: der Sohn den Ball, der Vater den 
Geldbeutel und die Frau die Spindel, 
wobei freilich nicht zu übersehen ist, daß 
Hals und Arme reichen Schmuck tragen 
und auf ihrem Schoß ein Hündchen sitzt. 

Alle bisher besprochenen Steine 
zeigen die stereotypen Aufschriften, nur 
leicht und unwesentlich untereinander 
variierend. Und so steht es, wie oben 
schon gesagt, mit der Mehrzahl der uns 
erhaltenen Grabdenkmäler aus römischer 
Zeit. Um so wichtiger und interessanter 
sind uns die wenigen, die etwas gesprächiger 
sind. Diese Zusätze sind, antikem Stil¬ 
gefühl entsprechend, in Versen abgefaßt, 
meist in Hexametern oder Distichen, aber 
auch in andern Maßen, was bei den gleich 
anzuführenden Beispielen jedesmal ver¬ 
merkt werden wird. Am ehesten haben 
wohl Eltern, deren Kind gestorben ist, das 
Bedürfnis, ihrer Trauer auch auf dem 
Grabstein Ausdruck zu verleihen. 
So auf einem Stein des städtischen 
Museums in Mainz (Abb. 5), den 
Frau Telesphoris und ihr Gatte 
ihrem kleinen Töchterchen gesetzt 
haben; unter dem Relief des mit 
Blumen spielenden Kindes und 
kurzen Eingangsworten stehen 
jambische Trimeter in 2 Strophen, 
von denen jede aus 2 Skazonten 
und einem reinen Trimeter bestellt. 
Die Übersetzung dieses und der 
folgenden Beispiele, die hier zum 
erstenmal im Druck erscheint, ist 
weder wörtlich noch im „Versmaß 
der Urschrift“, da beides ein Nach¬ 
empfinden der Gefühlswerte der 
Verse unmöglich macht. Sie lauten: 
,,Um dich, du süßes Mädchen, gilt*i 
zu klagen, 

0 hätte nie die Erde dich getragen. 

Da zu der Eltern großem Herzeleid 
Des harten Schicksals Unabwendbarkeit 
Beschlossen, dich, dieLieblichstc von allen. 
Zurückzuholen in die dunklen Hallen, 
Von wo die Schönheit uns gekommen war. 
Das Mädchen lebte kaum ein halbesjahr; 
Zur Zeit der Rosen ist es aufgeblüht. 
Und bald darauf es wieder von uns schied. 

Wie man bei einem Mädchen 
die Schönheit preist, so bei einem 
Jungen den Verstand. Auf einem 
jetzt verlorenen Stein aus Köln 
steht ein Gedicht aus jambischen 
Dimetern mit glykonischem Ab¬ 
schluß, in dem der Knabe Xanthias 
beklagt wird: 

,,Der’s schon verstand, mit schnellem Stift 
So viele Wörter festzuhalten. 

Wie nur die Zung’ Vorbringen kann.** 
Von Erwachsenen rühmt mein 
die Tüchtigkeit in ihrem Beruf, 
so z. B. auf dem jetzt verschollenen 
Trierer Grabstein des Schnelläufers 
Augustus in Hexametern: 

„Das Leben konnte zwar der Tod ihm 
nehmen. 

Doch überlebend bleibt sein Ruhm bestehn; 
Sein Körper mag zu nicht*gem Staub 
zerfallen. 

Sein Name wird durch aller Munde gehn.** 


, TFL AVIvS-BASSvS-MCaM 
F-DANSALAEQ:ALAE'NoR' 
CORVTVRFABl-PYDEN‘1 S 
AN:XXXy/ISTP-XX/IHF<' 


Abb. 2 — Grabstein des Reiters Bassus 
(Mus. Köln) 


CN'MVS1VS*TF| 

GAL'VELElAS’ANl 
XXXlI'STlPiXV 

ACWILIF.LEC'XIIII’CEM'I 
MiM^SXFRÄTER’PQSVIT' 


Abb. 3 — Grabstein des Adlerträgers Muslus (Mus. Mainz) 














Nr,12/13 13000098000000800000^0^^ DEUTSCHLAND Bi^^^^ »»e0e000eöGe00OOO a 561 




Abb. 5 — Grabstein des Töchterchens 
der Telesphorls (Mus. Mainz) 


Abb. 6 — Grabstein des Hirten 
Jucundus (Mus. Mainz) 


Bel den bisher erwähnten Bei¬ 
spielen waren der oder die Hinter¬ 
bliebenen als sprechend gedacht. 
Das ist keineswegs die Regel. Oft 
spricht auch der Verstorbene durch 
den Stein zu uns und erzählt uns 
sein Leben und seinen Tod. 

Der Hirte Jucundus aus Mainz, 
dem sein Patron den Stein (Abb. 6) 
gesetzt hat, berichtet uns in Distichen 
seine Leidensgeschichte: 

„Der du vorübergehend dieses liest. 

Halt ein, o Wandrer, deinen Schritt, 

Daß, Schaudern in der Brust, du allhier 
siehst. 

Wie Grauenhaftes ich erlitt; 

Nur 30 Jahre war es mir bestimmt. 

Die Sonn’ zu schaun auf Erden hier. 

Da ist’s geschehn: mein Sklave nimmt 
Auf rohe Art das Leben mir. 

Und der stürzt sein verruchtes Leben 
Kopfüber in den Strom hinein: 

Was seinem Herrn geraubt er eben. 

Das raubt ihm selber jetzt der Main.“ 

Wenn man so als Gestorbener 
auf sein Leben zurückblickt, kann man 
natürlich den noch Lebenden manche 
gute Lehre und Lebenserfahrung Zu¬ 
rufen, und wenn es auch nur der alte 
Spruch ist: 

„Freut euch des Lebens - “ 

der für Soldaten in erster Linie 
ganz besonders paßt. So hat um die 
Mitte des ersten nachchristlichen 
Jahrhunderts Lucius Sempronius 
Auso, ein Soldat der 4. Legion 
in Mainz, seinem Kameraden Titus 
Caecilius Ausonius einen Grabstein 
gesetzt und dem Toten die in 


Der Umstand, daß die Gräber nicht 
in umzäunten Friedhöfen Schutz 
fanden, sondern längs der Haupt¬ 
straßen außerhalb der Tore lagen — 
ich brauche nur an die Gräberstraße 
in Pompei zu erinnern — erklärt den 
Gedanken des folgenden Steins: 

„Es bittet euch die einz’ge Schwester 

Des teuem Bruders ohnegleichen. 

Haltet die Hand vom Frevel fern 

Und schonet dieses Grabes Zeichen.“ 

Dieser Stein des Bonner Museums 
gehört keinem Soldaten, sondern dem 
mit 30 Jahren bei Xanten verstorbenen 
Treverer Silvanus, dessen trauernde 
Schwester obiges Distichon den 
Wanderern zuruft. 

Diese durch die aufgezählten Bei¬ 
spiele genügend illustrierte Sitte der 
Alten hält sich bis in die frühchristliche 
Zeit und noch viel länger. Das 
Trierer Museum besitzt einen Stein 
frühestens aus dem 5. nachchrist¬ 
lichen Jahrhundert, auf dem in Hexa¬ 
metern zu lesen ist: 

„In diesem Hügel ruht Subdlacon Urslnian, 

Der es verdient, der Hell’gen Gräber bel- 
gesellt zu werden. 

Ihm wird der Tartarus nicht das geringste 
schaden können. 

Dies Mal hat Ihm die Gattin Ludula ln 
Lieb’ errichtet.“ 

Der Stein ist in zweierlei Hin¬ 
sicht ein kulturhistorisch interessantes 
Dokument: einmal, daß die Priester 
in der Frühzeit verheiratet sind, was 
auch anderweitig bezeugt ist; dann 
aber, daß man von der Hölle immer 


Hexametern abgefaßten Worte in 
den Mund gelegt: 

,,Lebet glücklich, die das Leben 
Ihr genießen dürft; 

Mir war’s nicht vergönnt, auf Erden 
glücklich zu verweilen. 

Denn Ich Hege hier jetzt, von dem 
Schicksal jäh zerschlagen 
usw.“ 

Von gleicher Fundstelle stammt 
der Stein des Gaius Gavius Geier, 
auf dem wieder mal der Tote 
angeredet wird: 

„Ein treues Leben hast du stets geführt. 

Und keine Sünde hat dich je erreicht; 

Was Ich dir wünsch’, wie slch’s 
gebührt. 

Ist dies: Die Erde sei dir leicht.“ 

Der Gedanke dieses Distichons 
entspricht so sehr allgemein 
menschlicher Empfindung, daß er 
ebensogut noch heute auf ein 
Grabmal gesetzt werden könnte. 


noch eine sich an das Antike 
anlehnende Vorstellung hat, so 
daß man sie Tartarus nennen 
kann. 

Zum Schluß noch 2 Hexa¬ 
meter, die nicht auf dem Grab¬ 
stein selbst stehen, sondern auf 
einer Säule der im 12. Jahr¬ 
hundert gegründeten Abtei¬ 
kirche in Neuweiler und hier 
angeschlossen werden, weil sie 
trotz ihres jungen Ursprungs 
noch antiken Geist atmen: 

„Ihr, die euch der Weg vorüber¬ 
führt. 

Denket stets an uns ln künft’gen 
Jahren: 

Was wir sind, das werdet Ihr einst 
werden, 

Ihr seid heut’, was wir vor Zeiten 
waren.“ 


Abb. 4 — Grabstein des Marsakers Lucius (Mus. Köln) 

























Fürst Fürstenberg* und seine Residenz Donaueschingen. 

Von Professor Otto Heinrich. 


Jedes Jahr, nachdem die griechische Sonne das kaiserliche 
Antlitz gebräunt hat, weilt Wilhelm II. im berühmten Jagd¬ 
gebiet zu Donaueschingen bei seinem Freund, dem Fürsten 
Max Egon zu Fürstenberg. Eine echte, enge Freund¬ 
schaft ist im Lauf der Jahre zwischen den beiden Männern 
erwachsen. Eine Erholung von den politischen Geschäften 
dürfte der Donaueschinger Aufenthalt jedesmal für den Kaiser 
bedeuten, wenn es im Spätherbst in die oft schon verschneiten 
Wälder der Baar hinausgeht zur Fuchsjagd oder, wenn im Früh¬ 
jahr auf den hohen Schwarzwaldtannen der Auerhahn balzt, 
und wenn dann nach fröhlichem 
Halali daheim im fürstlichen Schloß 
der Kaiser teilnimmt an dem schönen 
Familienleben des Fürsten. 

In Donaueschingen war es, wo 
Graf Zeppelin sein Luftschiff Z. I, 

Seine Kaiserliche Hoheit den Kron¬ 
prinzen Wilhelm an Bord, zum ersten¬ 
mal am 7. November 1908 dem Kaiser 
vorführte. Eine schlichte Tafel am 
Schloß erinnert an diesen unverge߬ 
lichen Augenblick. 

Den von Bildhauer Sauer in 
Karlsruhe gefertigten Dianabrunnen 
ließ der Fürst errichten zur Erinne¬ 
rung an die Jagdbesuche S. M. des 
Kaisers und an die Anwesenheit I. M. 
der Kaiserin mit der Prinzessin 
Viktoria Luise im Jahre 1904. Da¬ 
mals fand zu Ehren des Kaisers und 
der Kaiserin ein Trachtenhuldigungs¬ 
zug der Landbevölkerung der ehemals 
Fürstenbergischen Lande statt, mit 
deren Bewohnern das Fürstenhaus 
durch das alte gegenseitige Band un¬ 
verändert verbunden geblieben ist. 

Besonders die Hauptstadt des medi- 
atisierten schwäbischen Reichsfürsten¬ 
tums Fürstenberg, Donaueschingen, 
darf sich der besonderen Gunst und 
Fürsorge des Fürsten Max Egon er¬ 
freuen. Einstens war diese Haupt¬ 
stadt der geistige und kulturelle Mittel¬ 
punkt der Lande von den Abhängen 
des Schwarzwaldes bis hinunter zum 
Bodensee. Ein reges Theater- und 
Musikleben blühte daselbst schon im 
18. Jahrhundert; der junge Mozart 
konzertierte da 1766, Konradin Kreut¬ 
zer und Joseph Wenzel Kalliwoda 
wirkten als fürstliche Hofkapellmeister in Donaueschingen, und 
das älteste deutsche Lessingdenkmal im fürstlichen Park, er¬ 
richtet 1792, legt Zeugnis ab von dem großen Verständnis, das 
die Fürsten der neuen deutschen Literatur entgegenbrachten. 

An diese alten Traditionen knüpfte Fürst Max Egon be¬ 
wußt an, um seine Vaterstadt und Residenz auch jetzt wieder 
zum geistigen und kulturellen Mittelpunkt zu machen; wert¬ 
volle, bisher unbekannte oder vergessene Musikschätze der 
fürstlichen Hofbibliothek, Werke von Haydn, Dittersdorf 
und Kreutzer werden in mustergültigen Konzerten in Donau¬ 
eschingen aufgeführt. 

Seiner Hofbibliothek und seinen Sammlungen bringt der 
Fürst das regste Interesse entgegen. Die Bibliothek birgt 
mannigfachen und schönen Inhalt: sie zählt etwa 120 000 Druck¬ 


bände, 1160 Handschriften, ca. 1500 Musikhandschriften und 
ungefähr 500 Inkunabeln. Sie wird nach den liberalsten Grund¬ 
sätzen geleitet. Obwohl aus den Mitteln des Fürsten verwaltet 
und fortgeführt, hat sie nach dem Willen ihres fürstlichen 
Herrn den ausgesprochenen Zweck, nach Möglichkeit alle Auf¬ 
gaben eines öffentlichen Instituts zu erfüllen. Oft hilft sie 
Historikern aus, wenn die näher gelegenen staatlichen An¬ 
stalten versagen, und schwerlich werden in den Kreisen der 
germanistischen Forscher allzuviele Bibliotheken häufiger 
genannt als die Donaueschinger um ihrer altdeutschen Schätze 
willen (wir erinnern nur an die be¬ 
rühmte Laßbergsche Nibelungen hand- 
schrift). Aber so hoch ein jeder 
neue Beitrag zur Forschung und 
Wissenschaft, der hier erhoben wird, 
anzuschlagen ist, nicht mindere Freude 
gewährt es dem Fürsten, den idealen 
Nutzen und die das tägliche Leben 
verschönende Wirksamkeit zu beob¬ 
achten und womöglich noch zu stei¬ 
gern, welche die Bibliothek in ihrem 
mehr lokalen Umkreise entfaltet. Jeder 
einzelne Forstmann draußen im Walde 
oder der Lehrer auf dem Dorfe, für 
den gute Bücher eingepackt werden, 
jeder Kurgast, der an trüben Regen¬ 
tagen das Lesezimmer besucht, freut 
und interessiert den Fürsten ebenso 
wie der Gelehrte, der an irgend¬ 
einem Zipfel eines hochakademischen 
Unternehmens mitarbeitet. 

Ein Bestandteil der Bibliothek ist 
die alte Schloßbibliothek der Meß- 
kircher Linie des Hauses Fürstenberg. 
Mit dieser Bibliothek kamen am 
Ausgang des 18. Jahrhunderts auch 
die Repositorien herüber, in denen 
sie dort aufgestellt war, eine äußerst 
achtbare Leistung damaliger Kunst¬ 
tischlerei: in wechselnden Tönen fur¬ 
niert und mit reichem Schnitrwerk 
versehen, zeigen sie Stilformen, die 
noch dem Barock angehören, aber 
auch schon die leichte Anmut des 
Rokokos atmen. Diese ganze schöne 
Einrichtung, zu der auch Supraporten 
und Arbeitstische gehören, wurde den 
Gewölben und Pfeilern im Oberstock 
des Donauesef inger Archivs sehr ge¬ 
schickt angepaßt. Lange Zeit lagen 
dort Akten, bis Fürst Max Egon den Entschluß faßte, diesen 
Saal mit diesen kunstgewerblich so hochstehenden Repositorien 
zu einem kleinen Schmuckkästchen umzugestalten, das die 
erlesensten Schätze der fürstlichen Sammlungen, der Bibliothek 
und des Archivs enthalten und allen Kunstfreunden vor Augen 
führen soll. Dieser Max-Egon-Saal zeigt jetzt die schönsten 
Handschriften und Miniaturen, die ältesten und wertvollsten 
Archivalien, die kostbarsten Frühdrucke, die Fürstenbergischen 
Münzen und Medaillen, Bücher, die vermöge ihres Inhalts, 
ihrer Ausstattung und ihres Einbandes die Freude der Bücher¬ 
freunde erregen, Noten-Autogrrphen und Briefe aus der musika¬ 
lischen Glanzperiode am fürstlichen Hofe, einen Ordens¬ 
schrank des Hauses Fürstenberg, Ringe und Gemmen und 
schließlich aus der modernsten Zeit auf die persönliche 








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Anregung Seiner Durchlaucht des Fürsten Max Egon hin eine 
Sammlung von Münzen und Medaillen S. M. des Kaisers 
Wilhelm II.. der SO oft und gern als Gast des Fürsten an den 
Quellen der Do¬ 
nau und in den 
sie umgeben¬ 
den J agd gebieten 
weilt und der 
so regen und 
freudigen Anteil 
nimmt an dem 
kulturellen und 
wirtschaftlichen 
Aufschwung des 
Städtchens. 

Die Samm¬ 
lungen des Für¬ 
sten Max Egon 
bergen herrliche 
Schätze. Da ist 
zunächst im 
Hochparterre 
des Bibliotheks¬ 
gebäudes das 
Kupferstichka¬ 
binett mit seinen 
Blättern alter 

und neuer gra¬ 
phischer Kunst, 
gegenüber das 
Münzkabinett 

mit einem Bestand von ca. 40 000 Münzen. Der Karlsbau 
enthält als Glanzpunkt aller Sammlungen eine stattliche Reihe 
von Bildern und Holzskulpturen altdeutscher Meister. Wir 
weisen nur darauf hin, daß sich 12 Bilder des alten Holbein 
dort befinden, ein Basler Meister, der zur Schule des Konrad 
Witz gehört, 
und eine statt¬ 
liche Reihe ober¬ 
deutscher und 
schwäbischer 
Meister aus dem 
Ausgang des 15. 

Jahrhunderts. 

Dann ist hier 
der namenlose 
Meister von 
Meßkirch, der in 
der Geschichte 
Aes deutschen 
Kolorismus eine 
Jiöchst eigentüm¬ 
liche und bemer¬ 
kenswerte Stelle 
•einnimmt, und 
dessen schönste 
Arbeiten hier 
vereint sind. Ne¬ 
ben ihm finden 
sich Namen wie 
Pencz, Strigel 
und Burgkmair. 

Diese ganze 
Kunst ist hier 
bodenständig,denn die meisten Bilder stammen aus altem Fürsten- 
bergischem Besitz und sind im Aufträge früherer Fürstenberger 
und mit ihnen verwandter oberdeutscher Adelsgeschlechter 
gemalt. Die Niederländer sind mit 18 Bildern vertreten 


Das Fürstliche Schloß mit der Donauquelle in Donaueschingen 


Städtisches Solbad ..Irmabad“ zu Donaueschingen 


Wenn auch die Galerie bei den modernen Meistern nicht 
systematisch ausgebaut wurde, so enthält sie doch auch hier 
manche Bilder von einiger Qualität, z. B. von Schalch, Ellen¬ 
rieder, Volmar, 
Weitsch, Reich, 
Frommei u.a.m., 
besonders auch 
einige köstliche 
Bilder von dem 
Mannheimer 
Wilhelm Kobell, 
der gerade jetzt 
wieder sehr ge¬ 
schätzt wird. 

Gegenwärtig 
vollzieht der 
Fürst Max Egon 
eine hervorra¬ 
gende Kulturtat 
dadurch, daß er 
seine vereinigten 
Sammlungen 
nach den Grund¬ 
sätzen modern¬ 
ster Museums¬ 
verwaltung reor¬ 
ganisieren läßt; 
die altdeutschen 
Meister werden 
konserviert und 
restauriert, und 
die ganze Gemäldegalerie wird neu gehängt in einer Weise, 
bei der das Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin als Vor¬ 
bild dient. 

Die naturwissenschaftlichen und geschichtlichen Samm¬ 
lungen werden auf heimatlicher Grundlage neugeordnet und 

ausgebaut, sie 
sollen so ein 
Bild geben von 
der Beschaffen¬ 
heit der ehe- 
malsFürstenber- 
gischen Lande 
und ihrer Ge¬ 
schichte. 

An den Ge¬ 
schicken sei¬ 
ner Vaterstadt 
Donaueschingen 
nimmt der Fürst 
den regsten An¬ 
teil. Nach dem 
großen Brande 
im Jahre 1908 
war er mit Rat 
und Tat überall 
zur Stelle. 

Zum Bau der 
neuen evange¬ 
lischen Kirche 
stellte er seinen 
Bauinspektor 
zur Verfügung. 
Anläßlich der 
Hochzeit seiner Tochter, der Prinzessin Lotti, stiftete 
er für das Rathaus den Gretelebrunnen; das neue 
städtische Solbad trägt den Namen der Fürstin Irma 
(Irmabad). 









Arbeitsgelegenheit und Verdienst bringt für die Stadt 
Donaueschingen die fürstliche Brauerei, die das Tafelgetränk des 
Kaisers in ganz Deutschland und nach allen Weltteilen versendet. 

Am 13. Oktober dieses Jahres 
feierte Fürst Max Egon zu Fürsten¬ 
berg seinen 50. Geburtstag. Maxi¬ 
milian Egon, Fürst zu Fürstenberg, 

Landgraf in der Baar und zu Stüh- 
lingen, Graf zu Heiligenberg und 
Werdenberg, wurde am 13. Oktober 
1863 in Böhmen geboren als der 
Sproß eines alten Adelsgeschlechts, 
das seinen Stammbaum mit Stolz 
bis in das 12. Jahrhundert und noch 
früher auf einen Paladin Karls des 
Großen zurückführt. Die Fürsten¬ 
berger des Mittelalters lebten im 
Schwarzwalde. Sie erhielten den 
Fürstentitel im Jahre 1664. Ge¬ 
nerationen auf Generationen gingen 
aus ihrer Familie glänzende Staats¬ 
männer und Soldaten hervor, so 
daß sich der jetzige Fürst würdig 
der Familientradition anschließt; er 
ist das Haupt des fürstlichen Ge¬ 
samthauses Fürstenberg, erbliches 
Mitglied des preußischen Herren¬ 
hauses, der württembergischen und 
badischen I. Kammer, erbliches Mit¬ 
glied und Vizepräsident des Herren¬ 
hauses des österreichischen Reichs¬ 
rates, Kgl. Preußischer Oberst¬ 


marschall und Oberst ä la suite der Armee mit der Uniform der 
Gardedukorps und ä la suite des II. Seebataillons, Major i.d.E. 
des 5. Landwehrulanenregiments, Ritter des österreichischen 

Ordens vom Goldenen Vlies, des 
Schwarzen Adlerordens, Ehren¬ 
ritter des souveränen Malteser¬ 
ritterordens. 

Der Fürst ist ein grundehrlicher 
Charakter, dem jede Heimlichkeit 
verhaßt ist. Er ist ein eifriger Soldat, 
Jäger und Sportsmann; um die Ver¬ 
waltung der Standesherrschaft und 
seiner finanziellen Unternehmungen 
kümmert er sich selbst; seine großen 
Waldungen zählen zu den forstwirt¬ 
schaftlich am besten geleiteten in 
Deutschland. Er sieht es als ein 
„nobile officium“ an, den ererbten 
Reichtum vor allem sozialen und 
kulturellen Zwecken dienstbar zu 
machen; er ist ein Mann von um¬ 
fassendem Wissen, bei dem Kunst 
und Wissenschaft jederzeit eine 
Stätte finden. So ist Fürst Max 
Egon zu Fürstenberg vermöge seiner 
Herkunft, seines großen Besitzes 
und seiner Freundschaft zum Kaiser, 
vor allem aber wegen seiner per¬ 
sönlichen Anlagen und Eigenschaf¬ 
ten eine der markantesten und 
mächtigsten Gestalten des mo¬ 
dernen Europas. 


Gretelebrunnen im Rathaus zu Donaueschingen 


Die Karwendelbahn. 

Von Ant. Roitzsch (München). 



Der gigantische Wall der nördlichen Kalkalpen war bislang 
die Sperrmauer zwischen Bayern und Tirol-Vorarlberg. Auf 
der ganzen fast 200 Kilometer langen Strecke von Kufstein 
bis an den Bodensee wurde er bisher von keiner Bahn über¬ 
quert. Die Gebirgswelt Nordtirols, die Gebiete der Lechtaler 
Alpen, des Wetter¬ 
steins, der Zugspitze 
und des Karwen- 
dels waren infolge¬ 
dessen dem großen 
Fremdenverkehr ver¬ 
schlossen. Erst durch 
den Bau der elek- 
trischenVollbahn von 

Garmisch nach 
Reutte einerseits und 
von Garmisch-Mit- 
tenwald nach Inns¬ 
bruck anderseits ist 
hier Wandel geschaf¬ 
fen und zugleich eine 
neue, weit kürzere 
Verbindung der 
bayerischen Lande 
mit der Haupt¬ 
stadt Tirols erreicht 
worden. 

Der Hauptteil der 
Bahn, die eigentliche 

Karwendelbahn 


von Mittenwald bis Innsbruck, ist im Oktober vorigen Jahres 
eröffnet worden. Auf verwegenen Kunstbauten führt sie sanft 
und mühelos durch die düsteren Schönheiten der Hochgebirgs- 
welt dahin. Langsam und sicher klimmt sie unter dem gleich¬ 
mäßigen lauten Herzschlag der großen elektrischen Maschine 

an den steilen Wän¬ 
den hinan. Immer 
mehr versinkt die 
Welt da drunten 
mit ihren Seen und 
sanft gerundeten 
Vorbergen, bald ist 
bei Schamitz die 
erste Tiroler Station 
erreicht, und rasch 
geht’s jetzt der 
Wasserscheide 
zwischen Isar und 
Inn entgegen, die 
bei Seefeld in Höhe 
von 1176 Meter 
überquert wird. 
Mächtig erhebt sich 
zur Linken der Wet¬ 
terstein, an dessen 
Hochfläche das kleine 
Reith klebt. 

Jetzt beginnt der 
interessanteste Teil 
der Karwendelbahn- 


Wettersteingebirge bei Garmisch-Partenkirchen 













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Über den 90 Meter langen Gurglbach-Viadukt geht’s in den 
80 Meter langen Leithener Tunnel, dem bis Innsbruck noch 
sechzehn weitere folgen. Immer aufs neue wechseln Tag und 
Nacht, immer andere Land¬ 
schaftsbilder und Talblicke 
treten in rascher Folge vor das 
Auge. Welche Schwierigkeiten 
die Bahn auf dieser Strecke 
bis zu der Station Hochzirl zu 
überwinden hat, ahnt der Rei¬ 
sende nicht, der in dem behag¬ 
lichen Aussichtswagen einher¬ 
fährt. Um diese zu ermessen, 
muß man die alte Heerstraße 
Seefeld—Reitt—Tirol gewandert 
sein. Dann erst erlebt man stau¬ 
nenden Sinnes all die genialen 
Werke moderner Bergbaukunst, 

Schöpfungen, wie den in unserm 
Bilde gezeigten Vorbergviadukt, 
der in 30 Meter Höhe auf drei 
Bogen mit je 22 Meter Weite 
den wilden Schloßbach über¬ 
spannt und sich doch so schlicht 
und zierlich in die Landschaft 
einfügt, daß er ihre natürliche 
Schönheit gar nicht stört. Von 
Hochzirl geht s dann bald in den 
längsten, 1787 Meter langen Mar¬ 
tinswandtunnel, und kaum ist er 
durchfahren, da eröffnet sich von 
der steilen Martinswand herab ein 
wundervoller Blick auf Innsbruck 
und das Inntal, ein Blick, der 
bisher nur den Bergsteigern ver¬ 
gönnt war, und den nun jeder in voller Muße genießen kann. 

Einen ganz andern, lieblicheren Teil Tirols erschließt 
die im Mai dieses Jahres eröffnete Strecke Garmisch—Reutte, 
das Außerfem, das bisher fernab lag vom Verkehr. Und doch 
ist s althistorischer Boden und einer der schönsten Landstriche 
Tirols, umrahmt von stattlichen Bergen: dem Säuling, dem 
Thannheimer Gebirge mit 
Köllespitz, Gimpel und Gacht- 
spitz, den schneeigen Hängen 
des Thaneller, der sich wie ein 
Riegel vor das durch den 
Knittelkarspitz eingeengte 
Rotlechtal schiebt, dem grünen 
Fempaß, Tirols schönstem 
Alpenübergang, dem Zwiesel¬ 
berg und Tauern. Inmitten 
der stoIzenFarbenpracht leuch¬ 
tend grüner blumendurch- 
wirkterAlmenund rauschender 
Bergwälder, aus deren dun- 
kelm Schoße nackte braune 
Felsbrüste mit tausendjährigen 
Schroffen und Schründen und 
demantblanken Firnscheiteln 
sich emporrecken, liegt Reutte, 
der Hauptplatz des Außerfern, 
der lieblichste Markt im untern 
Tiroler Lechtal. Vor wenigen 
Jahren noch nur durch Post- und unbequeme Stellwagen nach 
Füssen und Plansee—Linderhof—Oberau an den Verkehr 
angeschlossen, erhielt es zuerst durch die Lokalbahn Kemp¬ 
ten Pfronten—Reutte eine wenn auch umständliche Verbin¬ 
dung mit München, Augsburg und Lindau. 


Das ist nun alles anders. Schon von Garmisch-Partenkirchen 
an, der Perle des „Werdenfelser Landls“, wo die mit dem 
fettigen Ruß der Dampflokomotive überzogenen Eisenbahn¬ 
wagen mit den luftigen, elegcmten 
Aussichtswagen der elektrischen 
Fernbahn vertauscht werden^ 
führt die Bahn durch blumen- 
übersäte Hochtalauen. Schmucke 
Landhäuser lugen durch das 
dichte Grün zahlloser Obst¬ 
und Zierbäume, bis bei der 
Haltestelle Schmölz (Riessersee), 
wo die Trace aus ihrer bis¬ 
herigen südwestlichen Richtung 
geradeswegs nach Westen ein¬ 
biegt, auch der landschaftliche 
Charakter herber wird. Bei 
der Station Grainau schiebt 
sich zur Linken der Waxenstein 
immer näher herein. Von Unter¬ 
grainau bis Griesen mußte die 
Loisach aus ihrem alten Bett 
verlegt werden; es dient nach 
Vornahme starker Befestigungs¬ 
arbeiten als Unterbau der Bahn¬ 
linie, die kurz nach der baye¬ 
rischen Zoll- und Grenzstation 
Griesen die direkte Nord-Süd¬ 
richtung einschlägt, in die das 
zur Rechten vorspringende ge¬ 
waltige Massiv der Upsspitze 
auch die Loisach gedrängt hat. 
Hinter der ersten Tiroler 
Haltestelle Schanz weitet sich 
allmählich das Tal nach links, 
bis es bei der Tiroler Zollstation Ehrwald in einen prächtigen 
Talkessel einmündet, der in weitem Bogen von dem mächtigen 
Wettersteinmassiv mit Zugspitze, Alpspitze, Gartnerwand, dem 
Sonnspitz und dem Wampeten Schroffen und den schneidigen 
Gipfeln der Mieminger Kette, Hochplatte und Hoher Gries¬ 
spitz umsäumt wird. Schnee- und eisgekrönte Berge, rauschende 

dunkle Wälder, wildschäu¬ 
mende Bergwasser und licht¬ 
grün glänzende Almen — das 
ist der farbenprächtigeRahmen, 
der Ehrwald, das trauliche 
Tiroler Dorf, zu einem aus¬ 
erwählten Touristenstand¬ 
quartier macht. An reizvoller 
Schönheit wetteifert mit 
ihm das durch prächtigen. 
Fernblick nach allen Seiten 
hin ausgezeichnete Lermoos. 
Von weitem schimmern 
zur Linken das Wanneck 
und die grünen Hänge des 
Fernpaß herüber, ln rechtem- 
Winkel biegt hier die Bahn 
nach Westen um und erreicht 
hinter der Station Lähn 
(der dazugehörige Ort wurde 
durch furchtbare Lawinen¬ 
stürze zweimal vollständig 
zerstört) die Wasserscheide zwischen Lech und Isar in einer 
Höhe von 1128 Meter. Von Garmisch bis hirler Lähn steigt 
die Bahn stetig von 1 : 50 bis I : 30 in einer Länge von rund 
27 Kilometer, um von hier in 15 Kilometer langem Gefäll nach 
Reutte mit 849 Meter Höhe hinabzugleiten. Bei Bichlbach mit 


Karwendelbahn: Vorbergviadukt 


Ehrwald (Nach einem Gemälde von E. A. Weber, DüsseldorO 






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einem letzten Blick auf die Wettersteingruppe und dem Eingang 
in das vielbesuchte Berwangertal zur Linken zieht sich die Bahn 
wieder nach Nordwesten, berührt Heiterwang mit einem pracht¬ 
vollen Blick auf den Heiterwanger See zur Rechten, der mit 
dem Plansee durch einen schiffbaren Kanal verbunden 
ist, und schwenkt vor dem Ehrenberger Tunnel 
(500 Meter Länge) nach Nordosten. Bei der 
Ausfahrt aus dem Tunnel bietet sich ein 
schöner Blick auf die Ruine Ehrenberg 
mit der Ehrenberger Klause (links) 
sowie auf Reutte, das in einer riesigen 
Schleife mit herrlichem Panorama 
auf die schneeglitzernden Lechtaler 
Alpen erreicht wird. 

Die ganze Mittenwaldbahn hat 
eine Länge von 105 Kilometer, 
davon entfallen auf die Vollbahn 
Garmisch—Innsbruck 59,8 Kilo¬ 
meter, auf die Lokalbahn Garmisch— 

Reutte 45,2 Kilometer. Die Tiroler 
Strecken Innsbruck—Scharnitz—Lan¬ 
desgrenze (36,2 Kilometer) und Reutte 
Schanz—Landesgrenze (30,4 Kilometer), 
insgesamt 66,6 Kilometer, wurden von Öster¬ 
reich mit einem Kostenaufwand von rund 31 Milli¬ 
onen Kronen erbaut, die von Bayern erbauten 
Strecken Landesgrenze—Griesen—Garmisch (14,8 (Federzeichnung von 
Kilometer) und Garmisch—Mittenwald—Landesgrenze DüsseldorO 

(23,6 Kilometer), zusammen 38,4 Kilometer, kosteten rund 
6^2 Millionen Mark. Die beiden bayerischen Strecken sind als 
Vollbahnen ausgebaut, die österreichischen nur als Lokalbahnen; 
die höheren Kosten für die letzteren sind auf die zahlreichen 
Kunstbauten (Tunnels, Viadukte usw.) zurückzuführen. Die 
Versorgung mit Strom erfolgt für die ganze Strecke, vorläufig 



bis zurFertigstellung desWalchenseewerks auch für die bayerische, 
durch das Ruezwerk bei Innsbruck, das einen Einwellen-Wech- 
selstrom von 50 000 Volt liefert. Dieser wird bei Reith für die 
Innsbrucker Strecke und bei Schanz für die Reutter Flügel¬ 
bahn in eine Stromstärke von 12—15 000 Volt umgeformt. 
Für Abrechnungszwecke zwischen Österreich und 
Bayern sind in Mittenwald und Griesen Zähler¬ 
stationen errichtet. Beide Staaten haben sich 
darüber verständigt, daß der Betrieb der 
Strecke Garmisch—Innsbruck unter 
bayerischer Leitung steht. Bayern hat 
deshalb für den Betrieb auf letzterer 
Strecke 5 elektrische Lokomotiven 
mit einem Eigengewicht von je 
79 Tonnen zum Preise von je 
120 000 Mark, 14 Personenwagen 
mit einem Eigengewicht von je 15 
Tonnen und 4 Packwagen beschafft. 
Der gesamte Wagenpark wurde vom 
Maffeiwerk bezogen. Bisher sind 
auf der Flügelbahn Garmisch—Reutte 
6 Paar durchgehende Züge für den Perso¬ 
nenverkehr vorgesehen; bei nennenswertem 
Bedürfnis werden noch kleine Zwischenfahrten 
von Garmisch bis Ehrwald und Lermoos einge¬ 
schoben. Für den Güterverkehr ist in jeder Richtung 
nur ein Bedarfsgüterzug vorgesehen; der Verkehr ist 
indes so stark, daß täglich mindestens ein Güterzugpaar 
gefahren werden muß. Der durchgehende Güterverkehr umfaßt 
außer der Lebensmittelzufuhr für die Tiroler Stationen haupt¬ 
sächlich Holz, Tiroler Wein und Produkte der Vilser Zement¬ 
werke. Für großen Personenverkehr nach dem Riessersee 
und dem Höllental sind die beiden kleinen Bedarfshaltepunktc 
Riessersee und Obergrainau vorgesehen. 



Kreuz und quer durch Stadt und Land 




Silberjubiläum des Schwäbischen Albvereins. 

Von Gustav Ströhmfeld. 


Mit nahezu 42 000 Mitgliedern steht der Schwäbische Alb- 
verein, der im Jahre 1888 auf Veranlassung von Dr. med. Val. 
Salzmann zu Eßlingen a. N. gegründet worden ist, weitaus an 
der Spitze aller deutschen Mittelgebirgsvereine. 

Die Bedeutung dieses Vereins für das Land seiner Wirk¬ 
samkeit ist unverkennbar großartig, wie es schon die Ur- 
bestimmungen über den Zweck des Vereins ermöglichten. 
Nach seinen Satzungen stellte sich der Schwäbische Albverein, 
der als das Gebiet seiner Tätigkeit ursprünglich nur die ganze 
Schwäbische Alb betrachtete, seit dem Jahr 1912 satzungs¬ 
gemäß aber auch das Albvorland in Nord und Süd entsprechend 
berücksichtigt, die Aufgabe, für dieses Gebiet alle diejenigen 
Einrichtungen zu treffen und zu fördern, welche geeignet sind, 
Wanderungen zu erleichtern und deren Genuß zu erhöhen, 
insbesondere die Kenntnisse des Gebiets nach den ver¬ 
schiedensten Beziehungen zu verbreiten und zu vertiefen 
und den Fremdenverkehr darin zu heben. Dies alles sollte 
geschehen: I. durch Arbeiten (Wegbau und Bezeichnung, 
Turm-, Hütten- und Brückenbauten, Verkehrserleichterungen 
usw.); 2. durch die Presse (Zeitschrift,Touristenkarten, Literatur); 
3. durch eine Büchersammlung; 4. durch Veranstaltung von 
Zusammenkünften, Wanderungen und Festfahrten; 5. durch 
Verkehr mit verwandten Vereinen. Dabei war der Verein nach 
Maßgabe seiner Satzungen bestrebt, alle seine Schöpfungen 
und die Unternehmungen, bei denen er sich beteiligt, sowie 
sämtliche Naturschönheiten innerhalb seines Gebiets für die 


Mitglieder unentgeltlich zugänglich zu machen. Der Verein 
hält bei der Verfolgung seiner Ziele den Grundsatz besonnenen 
Maßhaltens aufrecht und verwirft alle Übertreibungen, nament¬ 
lich Verunstaltungen der Landschaft. Seine Vereinigungen sucht 
er möglichst einfach, volkstümlich und gehaltvoll zu gestalten. 

Der Jahresbeitrag ist 2 Mark, wozu an größeren Orten ein 
kleiner Ortszuschlag für örtliche Bedürfnisse (Zustellung der 
Zeitschrift u. dgl.) kommt. Dafür erhält das Mitglied die all¬ 
monatlich erscheinende illustrierte Zeitschrift (geleitet seit 
25 Jahren von Professor Eugen Nägele in Tübingen) und all¬ 
jährlich eine Touristenkarte unentgeltlich zugestellt. 

An der Spitze des Vereins steht der dreiköpfige Vorstand*. 
Die drei Vorstandsmitglieder haben nicht nur jeder seines eigenen 
Geschäftskreises zu warten, sondern häufig genug auch zu 
gemeinsamer Beratung zusammenzutreten, während sich der 
schriftliche Verkehr zwischen ihnen in den letzten Jahren zu 
einem täglichen, ja täglich mehrfachen entwickelt hat. 

* Anmerkung der Schriftleitung. Eine wohl nicht leicht wiederkehrende 
Tatsache ist, daß die drei Vorstandsmitglieder (Rechtsanwalt Ernst Camerer 
in Eßlingen a. N., zuerst als Schriftführer, nach Df. Salzmanns Tod als Vor¬ 
sitzender, Professor Eugen Nägele in Tübingen als stellvertretender Vorsitzender 
und Schriftleiter der Zeitschiift, Kanzleirat Gustav Ströhmfeld in Stuttgart 
als Schriftführer und Rechner) seit Bestehen des Vereins an dessen Spitze stehen. 
Aus Anlaß des 25jährigen Jubiläums verlieh Se. Majestät der König von Württem¬ 
berg diesen Männern ehrende Auszeichnungen: dem Vorsitzenden Camerer 
die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft, den beiden andern Herren 
den Friedrichsorden. 














Nr. 12/13 DEUTSCHLAND 567 


Die Verwaltung ist in finanzieller Hinsicht zentral; in 
Beziehung auf die Arbeitsleistung draußen im Gebiete dezen¬ 
tralisiert. Der Vereinsrechner zieht alle Beiträge ein, und 
die Mitgliederversammlung beschließt alle Jahre den ihr ge¬ 
druckt vorzulegenden umfangreichen Haushalt bis auf die 
Einzelheiten. Ersparnisse an einzelnen Kosten (z. B. an einem 
Wegbau oder einer zur Bezeichnung vorgeschlagenen Linie) 
fallen in die Hauptkasse zurück. Das Arbeitsgebiet der Schwä¬ 
bischen Alb ist eingeteilt in 11 Gaue, das Albvorland des Nordens 
ln 6, des Südens in 2 Ortsgruppenverbände. Damit ist das 
Königreich Württemberg samt den von ihm zum größten Teil 
umschlossenen Hohenzollemschen Landen und angrenzenden 
Gebietstrichen von Baden und Bayern (Junge Pfalz) vom 
Schwäbischen Albverein für seine Arbeitszwecke planmäßig auf¬ 
geteilt. Und das alles unter den Augen, ja gewissermaßen mit 
Zustimmung der Behörden. Und 
überdiesesArbeitsgebiet hier, vom 
Wörnitzdurchbruch bei Har¬ 
burg—Donauwörth bis an den 
Schwarzwald und vom Tauber¬ 
grund bis an das Schwäbische 
Meer, zieht das ausgedehnte 
Wegnetz des Vereins Linien, auf 
denen Tausende und aber Tau¬ 
sende frohgemuterWanderer jahr¬ 
aus, jahrein ihre Wanderziele 
suchen. Das System dieser Weg¬ 
bezeichnung ist einfach und klar. 

Für die Farbzeichen werden nur 
die drei Grundfarben Rot, Blau 
und Gelb verwendet. Und es 
gibt sowohl für das Urgebiet der 
Schwäbischen Alb als auch für das 
Albvorland nur je vierWegzeichen; 
für die Alb: das Dreieck, den 
Dreiblock, die Raute und den 
Zweiblock; für das Albvorland: 
den wagrechten Strich, den wag¬ 
rechten Strich mit Quadrat in 
der Mitte, die Scheibe und das 
Hufeisen. Die Wegbezeichnung 
geschieht an Kreuzungspunkten 
durch Wegzeiger unter Anbrin¬ 
gung der Farbmarke, im übrigen 
durch farbige Wegmarken, die 
mitdemPinselangebracht werden. 

(Bedruckte Zinktäfelchen sind 
wegen ihrer geringen Lebensdauer 
und anderer Mängel, z. B. Her¬ 
ausforderung der Zerstörungs¬ 
lust, aufgegeben worden.) Für die Wegtafeln wird Eichenholz 
verwendet, wovon der Wegausschuß bei seiner Materialver¬ 
waltungsstelle stets gut trockene und dreifach weiß gnindierte 
Ware in mehrerlei Größen lagern hat. Diese Tafeln werden 
von Sägewerken zugeschnitten in größeren Posten bezogen und 
gegen Anrechnung der Selbstkosten des Vereins an die Be¬ 
steller (Gaue, Verbände, Ortsgruppen) abgegeben. 

In der Jubiläumsnummer der ,,Blätter des Schwäbischen 
Albvereins“ (Tübingen), August 1913, sind die umfassenden 
Leistungen des Schwäbischen Albvereins in eingehender Weise 
statistisch und geschichtlich dargcstellt. An dieser Stelle 
können ja aus räumlichen Gründen nur einige der wichtigsten 
Tatsachen hervorgehoben werden. In dem Abschnitt ,,Dle 
Arbeiten“ ist unter dem Kapitel ,.Bauten aller Art“ gesagt: 

„Bel einem Vergleich mit andern Gebirgsvereinen fällt 
die große Zahl der Unternehmungen des Gesamtvereins auf. 
Sie hat vor allem ihren Grund in der einheitlichen Verwaltung 
und darin, daß der Verein richtigerweise immer mehr zu eigener 


Ausführung übergegangen ist. Nur in ganz wenigen Fällen ist 
der frühere Grundsatz, bloß Beiträge zu geben, noch angezeigt 
und beibehalten. Nicht minder wichtig ist der Grundsatz, 
bauliche Ausführungen, wenn Mittel hierzu als völliger Besitz 
des Vereins (also nicht etwa als Darlehen, auch nicht als unver¬ 
zinsliches) vorhanden sind. Damit ist, im Gegensatz zu der sonst 
geltenden Einjährigkelt des Haushalts und der Unmöglichkeit 
einer Bindung auf spätere Jahre, für größere Unternehmungen 
die Notwendigkeit, das Recht und die Pflicht der langsamen 
Ansammlung eines Grundstocks gegeben. Das ist kein Fehler. 
Ein solcher Betrieb gibt dem Verein eine Stetigkeit des Wirkens 
und ist das einzige Mittel, größere Pläne je zu ihrer Zelt aus¬ 
zuführen.“ 

Aus dem Abschnitt „Tätigkeit für Wandern, Jugendpflege, 
Fremdenverkehr“ mögen folgende, für unsere Spalten besonders 

interessante Stellen hervorge¬ 
hoben sein: 

„Förderung des Wanderns in 
Schwaben war der Zweck der 
meisten baulichen Schöpfungen, 
der ganzen Wegbezeichnung, der 
inneren Einrichtungen und Veran - 
staltungen; das Wandern zu ver¬ 
allgemeinern, zu heben und zu 
vertiefen, die Hauptaufgabe der 
meisten Veröffentlichungen und 
der unentgeltlichen Verbreitung 
unserer Karten. 

Einzelne kundige Männer stell¬ 
ten sich anfangs an dieSpltze klei¬ 
nerer und größerer Gruppen; mit 
Überzeugung wurde der Grund¬ 
satz, keinerlei Unterschiede der 
Lebensverhältnisse oder derWelt - 
anschauung gelten zu lassen, ver¬ 
treten und durchgeführt, und 
.alle, alle kamen*. Wohl wurde 
manchem allmählich das Massen- 
wanderns fast zu viel, auch fehlte 
cs nicht an Ausschreitungen und 
Übertreibungen aller Art, 
übrigens nicht im Verein selbst, 
sondern durch dieSportbewegung 
und durch Prlvatfexerei hineinge¬ 
tragen; um so wichtiger bleibt die 
Aufgabe, mitzuwirken an der Be¬ 
seitigung und Bekämpfung aller 
Auswüchse, an derSelbsterzlehung 
desVolks. - Mehr und mehr er¬ 
kannte man auch bei uns die Für¬ 
sorge für das Jugendwandern als eineAufgabe derGebirgsvereine. 

Zurzeit verfügt der Verein über zwei große bleibende 
Einrichtungen für Jugend wandern: I. die auf einer Stiftung 
vom t Otto Staib beruhenden unentgeltlichen Wanderungeil 
Stuttgarter Schüler, die ,Staibschen SchüleWanderungen', 
die seit 1911 jährlich rd. 300 Stuttgarter Schüler unter Leitung 
von Lehrern 1—3 Tage über Berg und Tal führen; 2. Studenten- 
und Schülerherbergen nach der Einrichtung von Hohenelbe. 
Diesem derzeit über 600 Punkte zwischen Ostsee und Adria 
ausgedehnten mitteleuropäischen Herbergennetz (Übernachten 
und Frühstück für Ausweisinhaber unentgeltlich) ist der 
Albverein seit 1907, derzeit mit 34 Herbergen angeschlossen. — 

Schon in diesem Herbergenwesen liegt ein Stück Fremden¬ 
verkehrsarbeit. Noch wichtiger ist die Förderung des eigent¬ 
lichen Fremdenverkehrs. Daß sich der Verein diese mit Ent¬ 
schiedenheit zur Aufgabe machen mußte, wurde überall ver¬ 
standen, wenn auch nicht ausnahmslos gebilligt. Daß diese 
Arbeit zu großen Erfolgen geführt hat, kann niemand bc- 



Der Jubilaumsturm auf dem Hohen Roßberg 













568 


® DEUTSCHLAND 


Nr. 12/13 


zweifeln. Den Anfang bildeten wohl die Wanderfreunde aus 
den Brudervereinen, das Werbemittel waren hauptsächlich 
unsere Blätter und allerlei Kundgebungen; dem Albverein 
überreichte man bei der Generalversammlung in Stuttgart 
eine Festgabe, und 150 Sektionen erhalten monatlich die Vereins¬ 
zeitschrift. In allen diesen Kreisen war die Schwäbische Alb 
Neuland; und wenn nun die Wanderfreunde kamen, so fanden 
sie jetzt, was sie früher nicht gefunden hätten, alles wohl zu¬ 
bereitet, zu den natürlichen Reizen die Erleichterungen durch 
die Vereinsschöpfungen, fanden Anschluß und Verständnis, 
verhältnismäßig billige Preise und mancherlei Vorzüge schwä¬ 
bischen Lebens, mehr und mehr auch neuzeitliche Unterkunfts¬ 
gelegenheiten neben alter Einfachheit; kurz, eine Ausstattung 
des Vereinsgebiets, wie sie ein gehobener Fremdenverkehr 
verlangen kann. Der Verein bildete so die sichere Grundlage 
und die wachsame Leitung des neuentstandenen Wander- und 
Reiseverkehrs in der Alb und im Vorland. Er erfüllte damit 
Pflichten, die für die Allgemeinheit entstanden waren, u. zw. 
ganz aus eigener Kraft. Freilich tat er, nachdem in den .Blättern* 
schon Zusammenstellungen über Fremdenaufenthalt gemacht 
waren, den letzten Schritt nicht; er gab kein Verzeichnis seiner 
Sommerfrischen, Fremdenplätze und Höhenluftkurorte heraus.“ 
(Das geschah inzwischen seitens des neu entstandenen Württem- 
bergisch-Hohenzollerischen Verbandes für Fremdenverkehr, 
dessen körperschaftliches Mitglied der Schwäbische Albverein 
von Anfang ist.) 

Das wichtigste in einem Verein ist neben dem idealen 
Sinn seiner Mitglieder der Nervus rerum, das Geld. Es sei 
gestattet, hier einige Zahlen über die Albvereinstätigkeit reden 
zu lassen. In dem Vierteljahrhundert 1888/1913 hatte der 
Verein fast 1 Million Einnahme, darunter Mitgliederbeiträge 
I Million 115 929 Mark, Beiträge von Gemeinden und Amts¬ 
körperschaften 10 191 Mark, von Gönnern und Stiftern 44 311 
Mark, Gewinn aus Verlag, Vertrieb und Lizenzen 31 939 Mark, 
Zinsen 12 074 Mark. Die Ausgaben betrugen I Million 200 000 
Mark und verteilen sich in den wichtigsten Posten auf Zeitschrift 
418381 Mark, Touristenkarten 184227 Mark, Wegeanlagen, 
Unterhaltung, Bezeichnung 250000 Mark, Turmbauten 78 000 
Mark, Schutzhütten 22 455 Mark, Höhlenerschließung 3000 Mark. 

Aus der Gründungszeit (1888) stehen von den damaligen 
6—700 Vereinsgründern heute noch treu zum Verein 209 Mit¬ 
glieder, die vom Verein durch Ehrenzeichen und Ehrenurkunden 
ausgezeichnet wurden. 

Die Zunahme der Mitgliederzahl im Jubiläumsjahr hat 
über 5000 Mitglieder oder 12®/^ betragen, ein Wachstum von 
großer vaterländischer Bedeutung. Dem Verein gehören alle 
Schichten des württembergischen Volkes an, vom Könige bis 
zum einfachen Mann. Mit Recht hebt der Schriftleiter, Prof. 
Nägele, im Schlußwort seiner Festnummer hervor, daß der 
Verein seinen Aufgaben der Zukunft mit Ruhe entgegensehen 
könne. ,,Denn sein bester Besitzstand ist die Anteilnahme, 
wir dürfen fast sagen, die Liebe des Schwäbischen Volkes, die 
sich auch in diesen Jubiläumstagen in so reichem Maße kund¬ 
gibt.“ Und das war auch zutreffend bei der Einweihung des 
Jubiläumsturms auf dem Hohen Roßberg (870 m über dem Meere) 
und der damit verbundenen 25jährigen Jubiläumsfeier, zu der 
wohl mehr als 15 000 Menschen herbeigeströmt waren. Eigen¬ 
artig und reizvoll, schreibt eine württembergische Zeitung, 
steht der Turm zwischen den wetterharten Buchen, ein neuer 
Beweis, daß die Architekten es gelernt haben, die ihnen ge¬ 


stellte Aufgabe in Formen zu lösen, die von der harten Nüchtern¬ 
heit mancher älteren Türme so weit abstehen wie die schmucken 
neuen Bahnhöfe im Land draußen von den alten Backstein¬ 
bauten. Wuchtig und dabei sich doch frei aufschwingend 
erscheint mit den charakteristischen, sich verjüngenden Strebe¬ 
pfeilern der breite, 30 m hohe Turm, den über einer luftigen 
Plattform ein glänzendes Kupferdach krönt. Wohl gelungen 
ist auch die Verbindung von Turm und Unterkunftshaus, 
die sonst manchmal bei den abnormen Größen Verhältnissen 
zu Gebilden führte, die mehr „bösartigen Wucherungen“ als 
einladenden Schutzräumen glichen. Das zweigeschossige 
Unterkunftshaus, dessen Holztäfelung mit der gefälligen Dach¬ 
konstruktion und den breiten Fenstern schon von außen den 
Eindruck behaglicher Gemütlichkeit macht und innen im Vor¬ 
raum, in Wirtschaftszimmern, Küche und Keller durchaus hält, 
was es verspricht, wird gewiß die Anziehungskraft des Ro߬ 
berges noch erhöhen, zumal die in den Turm eingebauten, an 
einzelne Ortsgruppen zu vergebenden heizbaren Unterkunft¬ 
stuben auch zum Übernachtbleiben verlocken. Die tief in den 
Felsgrund eingelassenen Pfeilerfüße werden auch den beruhigen, 
der da oben beim Rauschen der Buchen auf das benachbarte 
Erdbebengebiet ängstlich hinüberzuschauen geneigt wäre. 
Von dem geschlossenen Aussichtsraum im obersten Geschoß 
oder gar von der Plattform darüber aber zeigt sich die immer 
wieder überwältigende Aussicht des Roßberges, in der Herbst¬ 
färbung des Buchenwaldes besonders entzückend in der Nähe, 
während andere Tage mehr als der dunstige Festtag von der 
Ferne bis zu den Alpen enthüllen werden. 

Der Turm wurde in Eisenbeton nach dem Entwurf des 
Architekten Karl Schweizer in Stuttgart und von der Firma 
für Beton und Eisenbeton L. Bauer in Kannstatt erbaut. Auch 
die Bauzeit stellt eine hervorragende Leistung dar: am 13. Mai 
1913 wurde mit den Grabungen begonnen, am 10. August war 
der Rohbau fertig, und jetzt konnte der Turm auch im Innern 
bis auf die Einrichtung der Turmstuben vollendet festlich ein¬ 
geweiht werden. 

Auf den Gipfel des Berges mußte ein eigener Weg in die 
Felsen gebrochen werden, dessen Ausbruchmaterial Futter für 
die Quetschmaschine des Eisenbetonbaues abgab, und der 
Schwäbische Albverein hat mit diesem vorbildlichen Bau 
für eine modernere Bauart, den Eisenbeton, Bahn gebrochen! 

Die Gesamtkosten für Weg- und Turmbau mit Unter¬ 
kunftsraum werden auf etwa 50 000 Mark zu stehen kommen. 

Die Einweihungs- und Jubiläumsfeier, die sehr würdig 
verlief, wollen wir hier nicht des weiteren verfolgen. An beidem 
hatte nur ein verschwindender Bruchteil der Festgenossen teil¬ 
nehmen können. Weiter schreibt der Festberichterstatter einer 
württembergischen Zeitung: 

„Auf dem weiten Roßfeld und im Wald um den Roßberg 
ließen sich die Tausende von Festbesuchem gastlich nieder, 
obwohl sich die Sonne den ganzen Tag nicht blicken ließ. 
Und als es dann gegen Abend der Heimat zuging, da strebten 
die Menschen nach allen Richtungen auseinander: den Frieden 
im Herzen und auf den Lippen ein fröhliches Volkslied, wie 
sich’s den Mitgliedern des Schwäbischen Albvereins ziemt. 
Der Jubiläumsturm auf dem erhabenen Roßberg aber bildet 
einen Markstein in seiner tatenreichen Geschichte, der Jahr¬ 
hunderte zeugen wird von dem Geist gemeinsamen Strebens 
zum Wohle des Volksganzen und zur höheren Ehre alles Wahren, 
Schönen und Guten. Berg-Heil!“ 


Von Kassels Tausendjahrfeier. 

Von Paul Heidelbach (Kassel). 

Sie wünschen von der Tausendjahrfeier der alten Katten- Kränze zu Boden rieselt. Auch ich bin noch voll der Eindrücke 
Stadt am Fuldastrand zu hören. Mit Wehmut holen wir zögernd dieser unvergeßlichen Tage, wie sie die alte Residenz seit 
die Fahnen und Wimpel wieder herein, indes Nadel um Nadel ihrer Entstehung kaum je in solchem Glanze gesehen hat, und 
aus dem Fichtengrün der bandumschlungenen Girlanden und es wird mir bei der Fülle der Ereignisse schwer, einen Anfang 



Nr.l2/T3 


DEUTSCHLAND iBsee^ssseseeeeeeeeeeeee^^ 56Q 



in meinem Bericht zu finden. Ist es doch ohnehin unmöglich, 
alles einzeln aufzuzählen, was Fremden und Einheimischen 
in diesem Festzyklus vom 26. bis 30. September geboten wurde. 
Wenn ich zunächst den wichtigsten Faktor, den goldenen 
Herbstsonnenschein, erwähne, der mit wohlwollendem, gleich¬ 
sam mitfeiemdem Lächeln von Anfang bis zu Ende über dem 
Fest und den geschmückten Menschen und Häusern lag und 
alles in seine satten Gluten tauchte, so hätte ich damit schon 
die Staffage gegeben, von der sich das bunte, frohe Treiben 
der festlich gestimmten Massen abhob. Rund 100 000 Gäste 
sollen in der von Harzduft erfüllten und von den ehernen 
Glockengrüßen der Kirchtürme überwehten jubilierenden 
Stadt geweilt haben; wenn wir aber hören, daß am Festsonntag 
63 000 Personen allein am Oberstadtbahnhof eintrafen, also 
ohne die Ankömmlinge auf den übrigen Bahnhöfen, zu Wagen, 
im Auto, zu Rad und zu Fuß, und daß schon seit Tagen zahllose 
Fremde in den Bürgerquartieren Gastfreundschaft genossen, 
so wird diese Ziffer noch zu gering bemessen sein. Über die 
über alle Beschreibung schöne einheitliche Ausschmückung 
der Stadt ließe sich ein Buch schreiben; hier hatte der Millionär 
wie der schlichte Tagelöhner in gleicher Weise seine Liebe 
zur Vaterstadt zum 
Ausdruck gebracht. 

Vornehm, gediegen 
glänzte das West¬ 
viertel in prunken¬ 
dem Schmuck, 
schlicht,herzlich und 
doch auch wieder 
gediegen die Altstadt 
mit ihren köstlichen, 
behäbigen Patrizier¬ 
häusern im Fichten¬ 
grün, mit den 
wiedererstandenen 
alten Brunnen und 
Wachthäuschen, die 
die alte Zeit so täu¬ 
schend wieder auf¬ 
leben ließen. 

Aus dem Pro¬ 
gramm hebe ich die 
beidenUraufführun- 
gen von Emil Jacobis 
,,Chassalla“ auf der 
Königlichen Hof¬ 


Altes Rathaus von Kassel Im Festzuge (Aufn. von Gebr. Hjeckel, Berlin) 


bühne undBenno von Franckens preisgekröntemFestspiel ,,1385“ 
in der monumentalen neuen Stadthalle hervor, die bei diesem 
Anlaß zum erstenmal ihre Portale öffnete; weiter die Massen¬ 
chöre von 2500 Schulkindern, elegante Radfahrerreigen, Fackel¬ 
zug und Serenade des Kurhessischen Sängerbundes vor dem 
Riesenstandbild der „Chassalla“ auf dem mächtigen Friedrichs¬ 
platz, Festgottesdienste, Turn- und Spielveranstaltungen der 
Schüler und Schülerinnen, olympische Spiele der Turner, 
Athleten und Radfahrer, die entzückende Huldigungsfahrt der 
Kasseler Rudervereine auf der Fulda, ein buntbewegtes Heimats¬ 
fest auf dem weitgedehnten Bowlinggreen des Orangerieschlosses 
in der weltberühmten Karlsaue mit all seinem bunten Trubel und 
vor allem den grandiosen, kulturhistorischen, von über 3000 
Bürgern gestellten Festzug, der die Kräfte der Gegenwart vor¬ 
führte und in zwanzig umfangreichen, lebensprühenden Gruppen 
prächtige Kulturbilder aus der tausendjährigen Geschichte der 
Stadt bot. Er war — auch nach dem Urteil der weither ge¬ 
kommenen auswärtigen Pressevertreter — in seiner beweglichen 
Mannigfaltigkeit und historischen Treue von überwältigender 
Wirkung. — Im engeren Kreis spielte sich naturgemäß der 


hatte seinen Sohn August Wilhelm als Vertreter entsandt, der 
Großherzog von Hessen den Oberkammerherrn von Riedesel 
Freiherm zu Eisenbach; weitere Würdenträger vertraten den 
Landgrafen Alexander Friedrich von Hessen und den Prinzen 
Friedrich Karl von Hessen. (Am nächsten Tag erschienen 
dann noch persönlich der Fürst von Waldeck, Landgraf Chlod¬ 
wig von Hessen und Prinz Reuß XXXIII. mit Gemahlin.) Nach 
einer kernigen Begrüßungsansprache des demnächst nach 
Charlottenburg übersiedelnden Oberbürgermeisters Dr. Scholz 
entwickelte der bekannte Kulturhistoriker und Direktor der 
Stadtbibliothek Professor Dr. Steinhausen ein Bild von der 
Entwicklung der Stadt, wie es in dieser prägnanten Gründlichkeit 
und tiefgründigen Gediegenheit bisher noch nirgends geboten 
wurde. Ein von der Stadt gegebenes Frühstück, an dem auch 
der Hohenzollernprinz teilnahm, schloß sich an, und als dann 
im glanzvollen Festsaal der Kaffee gereicht wurde, sah man 
im festlichen Gewoge der Ehrengäste interessante Gruppen, 
die „Spitzen“ der Militär- und Zivilbehörden, die Oberbürger¬ 
meister und Bürgermeister als Vertreter des deutschen, 
preußischen und hessischen Städtetags, die Vertreter der 
Landesuniversität Marburg, diejenigen der auswärtigen und der 

Kasseler Presse und 
schließlich die be¬ 
kanntesten Persön¬ 
lichkeiten des gei¬ 
stigen und künstleri¬ 
schen Kassel. Den 
Vertretern derKunst 
und Presse gab übri¬ 
gens der Magistrat 
in derRatstrinkstube 
noch ein besonderes 
Fest, das überaus an¬ 
regend verlief. Man 
hat eben in Kassel 
gelernt, die Presse 
als einen gewichtigen 
Faktor des deutschen 
Kulturlebens zu be¬ 
trachten . DieHerren 
von auswärts werden 
denn auch nicht ver¬ 
fehlen, den Ruhm 
der gastfreien Stadt, 
die solche von dem 
opferfreudigen 


Willen der gesamten Bürgerschaft getragenen Feste zu feiern 
versteht, in alle Winde zu tragen; sie gaben schon in Kassel 
ihrer Begeisterung über eine derart großzügige Jahrtausendfeier 
unverhohlen Ausdruck. Außerdem waren während der Festtage 
auch 35 Photographen und 12 Kinovertreter in Kassel tätig. 
Tausend Faktoren mußten Zusammenwirken, um ein glück¬ 
liches Gelingen zu sichern; allein zwölf große Ausschüsse 
hatten seit Monaten unermüdlich gearbeitet; sie alle aber über¬ 
traf an Arbeitsleistung das vom Verkehrsinspektor (und nun¬ 
mehr in Anerkennung seiner Verdienste zum Verkehrsdirektor 
ernannten) M. Weber geleitete Stadtverkehrsamt, in dem alle 
großen und kleinen Fäden des riesigen Vorbereitungsapparats 
zusammenliefen und das sich seiner schwierigen Aufgabe, wie die 
gesamte Presse einmütig anerkannte, in glänzender Weise er¬ 
ledigte. Seiner rührigen und sachkundigen Propaganda ist es 
auch in erster Linie zu danken, daß so außerordentlich zahl¬ 
reiche fremde Gäste, nicht zuletzt aus dem fernen Amerika, zu 
dieser Feier herbeigeeilt waren. Und so hat das Fest der Bürger 
noch den schönen Nebenzweck erfüllt, der alten Kurfürsten¬ 
residenz und jetzigen Residenz des Deutschen Kaisers einen 


Festakt im großen Stadtverordnetensaal des Rathauses ab, zu dem ^ Fremdenverkehr zuzuführen, der hoffentlich auch für die^fol- 
eine illustre Versammlung geladen war. Der Deutsche Kaiser gende Zeit seine Nachwirkung verspüren lassen wird. 














570 i30R55?«»eeeB8eeeeeeee€S^«e®i DEUTSCHLAND i? 


Nr. 12/13 


Das Krongut Villa Sarabodis in der Eifel. 


Der Evangelische Kirchenbau-Verein in Berlin hat zum 
15. Juni d. J. dem Kaiser ein einzigartiges, historisch alt- 
ehrwürdiges Geschenk als Jubiläumsgabe dargebracht. Es ist 
dies eine alte römische Niederlassung, die Villa Sarabodis bei 
Gerolstein in der Eifel, wo von dem Vereine eine am 15. Oktober 
im Beisein des Kaisers eingeweihte Kirche mit Hauswarthaus 
und Museum erbaut worden ist. Auf Allerhöchsten Befehl wird 
dieses neue Krongut seinen alten Namen Villa Sarabodis 
wieder führen. 

Die von dem Kirchenbau-Verein seit 1904 angekauften 
Gmndstückc weisen eine fast 2000jährige Geschichte auf. 
Bei der Untersuchung des Baugrundes entdeckte man römische 
Fundamente. Der kleine 
zu Gerolstein gehörige 
Vorort Sarresdorf führt 
seinen Namen von einer 
römischen Villa Sarabodis. 

Wie die Ausgrabungen 
ergaben, hatte man die 
alte römische Nieder¬ 
lassung entdeckt, deren 
Reste auf fast 6 Morgen 
umfassenden Feldern blo߬ 
gelegt wurden. Die am 
besten erhaltenen, südlich 
der Kirche, wurden von 
dem Kirchenbau-Verein 
wiederhergestellt, die sehr 
interessanten und ausge¬ 
dehnten Badeanlagen, die 
der Verein trotz aller Be¬ 
mühungen vergeblich zu 
erhalten suchte, lagen auf 
Nachbargriindstücken und 
wurden im Jahre 1911 zer¬ 
stört und zum Bau eines 
Bauernhauses verwendet. 

Vorher konnte wenigstens 
noch ein genaues Modell 
der Bäder angefertigt 
werden, das in dem zu der 
Kirche gehörigen Museum 
aufgestellt ist. 

Die römische Nieder¬ 
lassung Villa Sarabodis 
fand ihren Untergang wohl 
erst in den Kämpfen der 
Franken und Alemannen; 
denn in ihrem Innern wurden unter dem Brandschutl zahlreiche 
Gräber germanischer Krieger aufgedeckt, alles junge Leute von 
2 Meter Größe und mehr, mit herrlichen Zähnen und schweren 
Beilhieben an Köpfen und Schultern. Bei den Skeletten lagen 
nur wenige Waffen und einzelne Krüge. Die Merowingerkönige 
traten den verödeten römischen Besitz in dem reichen Kylltale 
an. Er erblühte langsam wieder unter der Leitung der mero- 
wingischen Hausmeier, der Pippine, und vor allem war es der 
Einführung des Christentums bei den Germanen, mit der die 
Begründung großer Klöster Hand in Hand ging, zu verdanken, 
daß wieder eine neue Kultur, die deutsche, erstand, allerdings 
zunächst hinter der römischen weit zurückstehend. 

Das verfallende Merowingerreich erhob sich zu neuer 
Macht und Ansehen, als 680 Pippin von Heristall alleiniger Haus¬ 
meier ^vurde und sein Enkel Pippin der Kleine sich 751 zum 
Könige der Franken wählen ließ, ln dieser Zeit (720) wurde 
von Pippins Tante Bertrada die Benediktinerabtei in Prüm 


begründet, die allmählich zur mächtigsten Abtei in der Eifel 
und in den Rheinlanden erblühte. Pippin und seine Gemahlin, 
die ebenfalls Bertrada hieß, machten durch Urkunde vom 
13. August 762 die Villa Sarabodis mit ihren Ländereien der 
Abtei zum Geschenke. Unter den zahlreichen Fürsten, Erz¬ 
bischöfen und Edlen, die die Urkunde Unterzeichneten, befindet 
sich auch der Sohn Pippins, Karl, der nachherige Kaiser Karl 
der Große. Spätere Kaiser bestätigten wiederholt dieses 
Geschenk, und so findet sich vom Ende des 9. Jahrhunderts 
anstatt des Namens Villa Sarabodis die Bezeichnung Saresdorph, 
woraus in neuester Zeit Sarresdorf entstand. 

Die Abtei blieb im Besitze dieses Gutes bis zur französischen 

Revolution, wo es von 
der Republik eingezogen, 
parzelliert und verkauft 
wurde. So hatte der 
Ki rchenbau - Verein 1904 
das Glück, gerade ein 
Stück zu erwerben, auf 
dem die am besten er¬ 
haltenen Reste der alten 
römischen Niederlassung 
ausgegraben vvnirden. 

Innerhalb derselben er¬ 
hebt sich die Erlöserkirche, 
zu welcher der Grundstein 
am Himmelfahrtstage, dem 
25. Mai 1911, gelegt 
wurde, ein romanischer 
Bau, nach alten Motiven 
aus dem 5., 6. und 7. Jahr¬ 
hundert, wie sie sich bei 
der Kirche St. Fosca 
in Venedig und andern 
Bauten, namentlich in 
Ravenna und Konstanti¬ 
nopel aus der Zeit des 
Kaisers Justinian finden. 
Karl der Große hatte eine 
besondere Vorliebe für 
diese Bauten und ließ den 
Dom in Aachen nach 
dem Vorbilde des Domes 
St. Vitale in Ravenna er¬ 
bauen, wozu er reiches 
Material von dort nach 
Deutschland bringen ließ. 
Die Entwürfe derKirche 
in Gerolstein fertigte der Geheime Baurat Professor Schwechten 
an, der Erbauer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin 
und der schönen Erlöserkirche in Homburg. Die Ausführung 
geschah durch die Firma Holzmann in Frankfurt a. M. in röt¬ 
lichem Mainsandstein. Die ernsten, gedrungenen Formen des 
Baues fügen sich in schönster Weise in die romantischen Fels¬ 
gebirge des von der alten Burg Gerolstein überragten Kylltales ein. 

Der Grundriß der Kirche ist ein einfaches romanisches 
Kreuz mit kurzen Seitenarmen und dem in einer runden Apsis 
auslaufenden Chorarm. Über der Vierung des Kreuzes erhebt 
sich ein Oktogon, neben dem Chor steht der Hauptturm mit 
seinen Glocken Karl der Große, Wilhelm II. I. R., Auguste 
Viktoria 1. R. Von der Südseite des Chores führt eine Säulen¬ 
galerie nach dem Hauswarthause und dem Museum, welches 
die Funde aus der Villa Sarabodis und zahlreiche Geschenke 
einzelner Freunde, namentlich an Eifler Ausgrabungen aus 
römischer Zeit enthält. 















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Ein Landheim des „Altwandervogels". 

Von Wilhelm Muhr (Kassel), 


Wer von Göttingen mit der Bahn nach Bebra fährt, erblickt 
kurz hinter Eichenberg zur Rechten auf einem steilabfallenden 
Bergvorsprung die hessische Burg Ludwigstein. Gar 
weit blickt sie in das von der Natur mit so vielen Reizen aus¬ 
gestattete Werratal hinein, und ein unvergleichlich schönes Land¬ 
schaftsbild entrollt sich von ihrem hohen, stolzen Bergfried dem 
Beschauer, wenn er seinen Blick über das waldgrüne Tal hin¬ 
über zu der malerischen Burgruine des Hansteines schweifen 
läßt. Schon manchem Sturme haben ihre starken, noch 
unversehrt dastehenden Mauern getrotzt; kann die Burg 
doch auf eine fast fünf hundert jährige Vergangenheit zurück¬ 
blicken. Landgraf Lud¬ 
wig 1. von Hessen grün¬ 
dete sie im Jahre 1415 
zur Sicherung der Ost¬ 
grenze seines Landes und 
zum Schutze gegen die 
räuberischen Überfälle der 
Hansteiner. Der Sage nach 
soll der Teufel beim Baue 
geholfen haben, weil in 
der unglaublich kurzen 
Zeit von vierzehn Tagen 
die Burg vollendet dastand. 

In Wirklichkeit aber wurde 
ihr Bau unter dem Schutze 
eines Heeres begonnen, 
und Tag und Nacht wurde 
mit solchem Fleiße ge¬ 
arbeitet, daß die Bergfeste 
überraschend schnell auf¬ 
gerichtet war. Hans von 
Dörnberg und Georg von 
Buttlar waren die bedeu¬ 
tendsten ihrer Amtsleute. 

Landgraf Philipp von 
Hessen schenkte sie dem 
Kammerdiener Hülsing 
zur Mitgift, als dieser die 
Schwester der Margarete 
von der Saal zur Frau 
nahm. Später wurde der 
Ludwigstein der ,,Roten- 
burger Quart“ zuerteilt; 
so nannte man bekanntlich 
den viertenTeil desHessen- 
landes mit der Hauptstadt 


Rotenburg an der Fulda, den Moritz der Gelehrte für die Kinde r 
seiner zweiten Ehe bestimmt hatte. Gegenwärtig gehört die Burg 
zur Königlichen Staatsdomäne Wendershausen, doch ist sie wegen 
ihrer steilen Lage für landwirtschaftliche Zwecke ungeeignet. 

So steht sie nun schon jahrzehntelang öde und verlassen 
da, und ihre Mauern, vom Wetter und dem Sturme zernagt, 
drohen dem Verfalle entgegenzugehen. Da muß es als ein 
besonders glücklicher Umstand bezeichnet werden, daß sich 
jetzt die Leitung des „Altwandervogels“ ihrer annehmen will, 
um sie der wanderfrohen deutschen Jugend als eine bleibende 
Heimstätte zu erhalten. Inmitten der deutschen Gaue gelegen, 

soll sie als „Landheim“ 
des Altwandervogels, vor 
allem aber als Versamm¬ 
lungsort für die cilljährlich 
stattfindenden Führerver¬ 
sammlungen ausersehen 
sein. Eine von vielen 
Hunderten von „Wander¬ 
vögeln“ Unterzeichnete 
Bittschrift ist bereits der 
Königlichen Regierung zu 
Kasseleingereicht worden, 
und es steht zu erwarten, 
daß man der für die 
Jugendbestrebungen so 
wichtigen Angelegenheit 
das größteWohlwollen ent¬ 
gegenbringt. Wenigstens 
ist gewiß, daß man bereits 
inErwägung zieht, die Burg 
auf Kosten des Staates 
einem gründlichen Ausbau 
zu unterziehen, um ihre 
Räume für Wohnzwecke 
herzurichten und gegen 
einen mäßigen Pachtzins 
den deutschen ,,Wander¬ 
vögeln“ als eine bleibende 
Heimstätte zu überlassen. 
Sicherlich wird dann die 
Freude in deutschen Lan¬ 
den überaus groß sein, 
wenn mit dem 500jährigen 
Jubiläum der alten Berg¬ 
feste die deutsche Jugend 
dort ihren Einzug hält. 



Schulzenknüppel. 

Von Lothar Wende. 


Noch in vielen Gegenden, so namentlich an der Wasser¬ 
kante, in Ost- und Westpreußen, in Posen und Schlesien ist 
es eine weitverzweigte Sitte, daß der Dorfschulze, wenn eine 
Gemeindeversammlung stattfinden soll, bei den Bauern einen 
Stock herumschickt. Jeder Bauer, dem der Stock überbracht 
wird, ist verpflichtet, ihn sofort dem Nachbar zuzustellen. 
Zur Beschleunigung der Nachricht werden oft auch mehrere 
Schulzenknüppel gleichzeitig verwandt; der eine wird dann 
vom Schulzen rechts, der andere links im Dorfe herumgeschickt. 

Der eigentümliche Name für diese Stöcke, meist ihrer 
Form angepaßt, ist Schulzenzeichen, Dorfknüttel, Bock, Schul¬ 
zenkeule, Krummstab, Knagel, Knaggel, Krücke, Kriegei, 
Krakule, Klucke oder Kluck. Er besteht aus bepiitztem Stock¬ 


ausschlag oder recht krumm gewachsenen Baumwurzeln; es 
werden dazu die bizarrsten Formen ausgewählt. Ihre Größe 
ist verschieden und geht bis zu 85 Zentimeter. In früheren Zeiten, 
als die Kenntnis des Lesens und Schreibens nicht so allgemein 
im Deutschen Reiche verbreitet war wie heute und oft nur der 
Schulze im Dorfe diese Fertigkeiten besaß, mußte es ein Zeichen 
geben, durch das die älteren männlichen Dorfbewohner zur 
sofortigen Mitteilung einer wichtigen Sache oder zur Beratung 
ins Amt zum Schulzen gerufen wurden. Dies war wohl der 
eigentliche Grund zu dieser Sitte, und deshalb wurde wohl 
auch dem Schulzenzeichen eine so auffallende Form gegeben, 
um ihn sofort als Amtsboten zu erkennen. Abseits der großen 
Landstraße verrichten die Schulzenknüppel auch jetzt noch 







572 


DEUTSCHLAND [MMQQOQO Q QQO9 0 Q00 QQQQQOQ9 @) Nr.T2/T3 


in Landgemeinderi Ihre Rolle. Da die Lesefertigkeit verbreitet 
ist, finden wir jetzt den hölzernen Amtsboten einen Zettel an¬ 
geheftet, worauf die je nach Umständen zu verbreitende Mit¬ 
teilung geschrieben ist. — Der Nachbar bringt das Zeichen 
weiter zum Nachbar, meldet es mit dem Ausruf: „Bock!“ 
oder „Da ist die Kluckl“, lehnt es an die Wand, wirft es in 
den Hausflur oder bringt es in die Stube. Der Letztbedachte 
bringt das Zeichen zum Schulzen 
zurück. Es finden sich Schulzen¬ 
zeichen, in denen Jahreszahlen 
eingeschnitten sind, die bis 
zum Anfang des 18. Jahr¬ 
hunderts zurückgehen. Eins 
ist bekannt, das 190 Jahre im 
Gebrauch ist. ln Ostpreußen, 
in der Tilsiter Gegend, wird 
noch heute eine junge Eiche, die 
später mal die Ehre haben soll, 

Schulzenknüppel zu werden, 
jung auf den Stamm geflochten 
oder geknotet. Hat sie später 
die nötige Stärke erlangt, dann 
wird sie unten und in etwa 
I V 2 Meter Höhe abgeschnitten 
und, so wie sie ist, als Schulzen¬ 
knüppel benutzt. Keulenförmige 
Eichenknüppel, vielfach mit 
Schlingpflanzen, Jelängerjelieber, Efeu umwachsen, waren und 
sind noch heute gebräuchlich. 

Die Sitte, Bekanntmachungen durch Übersendung eines 
Schulzenknüppels zu veröffentlichen, ist schon in die Zeit 
vor dem Dreißigjährigen Kriege zu verlegen. Der Knüppel 
bedeutet nichts weniger als den Stab, den im Mittelalter die 
Herolde und Boten zu tragen pflegten. J. Grimm hat in seinen 


„Deutschen Reichsaltertümem“ die Belege für diesen Brauch 
zusammengetragen, darunter einen aus dem Jahre 1559, der 
erkennen läßt, daß der Fehdebrief an einem weißen Stock 
befestigt dem Befehdeten überantwortet wurde. Gleichzeitig 
aber erinnert das Umhersenden des Schulzenknüppels an den 
nordischen Brauch des Heerpfeiles. „Brach der Feind ins 
Land, geschah ein Raub oder Mord,“ liest man bei J. Grimm, 

„so wurde schnell ein Pfeil 
herumgeschickt und allem Volk 
entboten, sich zu versammeln 
und dem Täter nachzueilen.“ 
Eine Reihe von Zeugnissen 
der isländischen Sagas läßt 
erkennen, wie häufig man 
den Heerpfeil schnitt, d. h. 
aussendete. Der Geschichts¬ 
schreiber Dänemarks, Saxo 
Grammaticus, bemerkt aus¬ 
drücklich, daß der hölzerne 
Pfeil die Stelle eines Boten 
vertreten habe. — Nicht nur 
für den Kulturhistoriker ist es 
erfreulich, zu sehen, daß noch 
nicht aller Brauch der Ver¬ 
gangenheit m unserm nüch¬ 
ternen Zeitalter, dessen Waffen 
Papier und Druckerschwärze 
sind, erstickt und vergessen ist. Denn noch unter den 
heutigen Verhältnissen ist der Schulzenknüppel ein recht 
zweckmäßiges Benachrichtigungsmittel. Die Landbewohner sind 
nicht immer zu Hause; Briefkasten an der Wohnung kennen 
nur ganz wenige. Wer nicht zu Hause ist, dem wird der 
Schulzenknüppel an den Türdrücker gehängt, und nach seiner 
Rückkehr weiß der Besitzer, was los ist, was er zu tun hat. 



Schulzenknüppel oder Klucken 


Alte Geschichten.* 

Von Friedr. Wllh. Weber (geb. 26. Dezember 1813). 

Der Abend dämmert, es wirbelt der Wind den Schnee von des Landhofs Dache, 
Großmütterchen sitzt am warmen Kamm mit den Kleinen im warmen Gemache, 

,,Erzähl uns nun, Großmütterlem!“ — ,,Recht gern ihr närrischen Dinger, 

Ihr müßt nur brav und bescheiden sein,“ und mahnend hebt sie den Finger. 

Dann fängt sie an ,,Es war einmal“ — und die Kinder, sie lauschen und lauschen; 
Sie hören das Bellen des Hofhunds nicht und des Sturmes Zischen und Rauschen, 
Und nicht das Schlagen der Schwarzwalduhr und der Stunde rasches Verrinnen, 

Sie sitzen und horchen mit Mund und Ohr, versenkt in Träumen und Sinnen. 
Großmutter weiß der Geschichten viel aus fernen, vergangenen Tagen, 

Von Riesen und Zwergen, von Burgen und Seen seltsame Märchen und Sagen, 

Von Nixen und Elben, von Rübezahl, Musikanten und Lumpengesindel, 

Und wie Dornröschen in Schlaf versank, gestochen von giftiger Spindel, 

Vom Weibe, das tanzt’ in feurigen Schuh’n, von sieben Raben und Schwaben, 

Vom Aschenbrödel und Drosselbart und Hans, dem glücklichen Knaben; 

Von der großen Stadt tief unter der See, Vineta, der schlummernden Leiche, 

Auch wohl zum Schlüsse vom Meister Till schalkhafte lustige Streiche. 

Großmutter weiß der Geschichten so viel, als Blätter auf Büschen und Bäumen, 

Die Kinder lauschen mit Ohr und Mund, versenkt in Sinnen und Träumen, 

Und die kleine Marie, sie lächelt und — schläft. Still wird es im trauten Gemache, 
Und der Wind schläft auch, und die Sterne stehn hell über des Landhofs Dache. 

* Aus der Sammlung ..Gedichte“ von Frledr. Wilh. Weber (Verlag von Ferd. Schönlngh, Paderborn). Preis 6 Mark. 


















Nr. 12/13 DEUTSCHLAND 573 


Snob im Schnee. 

Von Fritz Müller. 


Als ich nach St. Ibidum fuhr, saß er im Zug. Der Snob 
nämlich. Und selbstverständlich erster Klasse. Mich, der ich 
wegen Überfüllung in die Erste eingeschoben wurde, sah er 
zweifelnd an. 

„Schaffner,“ sagte er mit Winterkälte, „Schaffner, hat 
der Mann hier Erster — was?“ 

Der Schaffner brummelte was von Überfüllung. Ich selber 
bin nicht eine Spur beleidigt, sondern nehme ruhig seine Tasche 
fort vom Sitzplatz, lege sie ins Netz und setze mich gemütlich. 
Ich hatte mir am Morgen vorgenommen, mich den ganzen Tag 
nicht zu ärgern. 

Snob ist starr. Snob wartet immer noch auf einen Blitz¬ 
strahl durch den Schaffner. Snob wirft sich tief empört in seine 
Polsterecke. Snob streckt seine Füße, bis sie meine Knöchel 
treffen. Entschlossen greife ich den einen Stiefel, hebe ihn 
energisch, schaue sachverständig aus und wende mich ans Urteil 
aller Fahrlgenossen: 

„Amerikanische Machart — breite Ränder — erster Klasse,“ 
sage ich bedächtig und lasse den wild zuckenden Stiefel wieder 
los. Das Abteil lacht. Snob schäumt und brüllt nach dem 
Schaffner. Der kommt nicht. Natürlich — denn er steht hinter 
der Tür und hält sich den Schweizer Bauch vor Lachen. 

„Tätliche Beleidigung, Herr!“ schreit Snob, „ich stelle 
Strafantrag! Sie kommen ins Gefängnis!“ 

„Erster Klasse?“ schalte ich fragend ein. 

Das Abteil schmunzelt. Snob schäumt stumm. Die Luft 
wird dick. Ich fühle langsam meinen Vorrat vorgenommener 
guter Laune schmelzen. 

Aber da schaut der Winter durchs Fenster. Mit einem 
harten Knöchel klopft er an die Scheiben. Eine Kurve tut 
ihm den Gefallen und klirrt die eine Fensterscheibe auf. 
Majestätisch streicht des Winters blütenweißer Fittich in das 
dumpfe Abteil und macht uns alle ruhig. Sogar den Snob. 

Das war die erste Snoberfahrung, die ich auf dem Wege 
nach St. Ibidum machte. Sie blieb nicht die einzige. Denn 
Mister Snob hat sich in einer hübschen Anzahl ausgereifter 
Exemplare ln St. Ibidum eingenistet. Ich hatte etwas Zeit, den 
Snob im Schnee ein wenig zu studieren: 

Ist der Snob ein Deutscher, zählt er selbstverständlich 
englisch: „One, two, three ...“, näselt seine Stimme übern 
Schnee. 

Er tut sich ferner viel zu gut darauf, daß ihm der nordische 
Plural von „Ski“ bekannt ist. 

„Ich habe meine Ski —“, beginnt ein Neuling auf dem 
Sportplatz. 

„Skier!“ verbessert Mister Snob mit Nachdruck auf der 
letzten Silbe. 

Den Hotelhausknecht hat Mister Snob nach seinem Bob¬ 
sleigh (um Gottes willen nicht nach seinem Rodelschlitten) 
gefragt: 

„Ihr Bockschlei steht dahinten,“ sagt der Hausknecht. 

Der Snob wird bleich. Er ringt nach Luft. 

„Denken Sie,“ erzählt er später voll Verachtung einem 
andern Snob, „denken Sie, sagt dieser Mensch Bockschlei — 
Bockschieil“ 

Ich bin dabeigestanden und bemerkte: 

„Bockschlei ist nicht schlecht, verehrte Herren. Es setzt 
sich aus Bock und Schleie zusammen, naturgeschichtlich aller¬ 
dings die sonderbarste Kreuzung, welche —“ 

„Sind Sie Fachmann?“ näselt mich der eine Snob an. 

„Laß ihn,“ sagt der andere, „das ist der Herr, der meinem 
Freunde im Kupee aufs Haar die Stiefel ausgezogen hätte.“ 

„— die sonderbarste Kreuzung,“ fahre ich ruhig fort, 
„welche nur ün Snob ein Gegenbeispiel findet. * 


„Snob?“ sagt der erste, „was ist Snob?“ 

Und er meint die Frage ehrlich. Ist es nicht sonderbar, 
daß der rechte Snob nicht einmal weiß, was Snob ist? Fast 
möchte man ihm wieder gut sein wegen dieser Kindlichkeit. 
Und ich verschlucke meine Antwort, daß der Snob auch so 
eine Kreuzung zwischen Mensch und einem andern Wesen sei, 
das im neuen Brehm auf Seite dreiundsechzig stünde. Denn 
dann hätte Snob sofort gefragt: „Brehm? Wer ist Brehm?“ 
Brehm braucht ein echter Snob im Schnee auch wirklich 
nicht zu kennen. Ein Snob im Schnee kennt alle Schneesport¬ 
wörter — auf englisch, selbstverständlich — hat alle „Rlhkoards“ 
fest im Gedächtnis, weiß die Namen aller „Dschämpjons,“ 
ist bei allen Unglücksfällen — entschuldigen Sie, „Äksidents“ — 
dabei gewesen und immer auf ein Haar dem Tod entronnen. 

„— dem weißen Tod,“ ergänzt er und schaut mit wasser¬ 
blauen Augen heldisch ln die Feme, wenn Damen ln der Nähe 
stehen. 

Eigentümlich bleibt es aber, daß ich Snob bei wirklich 
gefährlichen Kurvenfahrten nie im Schlitten sah. Desto un¬ 
abwendbarer stellt er sich beim Kritisieren ein: 

„Vordermann hatte ’ne miserable Haltung,“ sagt er. 
„Und die andern hatten keine Fühlung mit dem Schlitten,“ 
ergänzt ihn sein Genosse. 

„Fühlung“ ist beliebt beim Snob. Du mußt Fühlung 
haben mit den Skiern, Fühlung mit dem „kupierten Terrain“, 
Fühlung mit der Brise, welche dir entgegenweht, und Fühlung 
überhaupt mit dem, was Snob beim Wintersport mit aufge¬ 
stelztem Daumen und Zeigefinger „un certain je ne sals quoi“ 
nennt. 

Bis zu welchem Grad der Snob „Experte“ ist — er sagt 
auf englisch gern „äxpört“ — habe ich mit hoher Achtung aus 
einem fünfviertelstündigen Snobgespräch entnommen, das sich 
ausschließlich um die Spitze einer Führungsstange — wollte 
sagen, einer „Guide pole“ — beim Schneeschuhfahren drehte. 
Ich habe mich früher oft verwundert, daß im Mittelalter gelehrte 
Streitschriften darüber erschienen, wieviel Engel auf der Spitze 
einer Stecknadel Platz hätten, ohne ins Gedränge zu kommen. 
Jetzt verwundere ich mich nicht mehr darüber; Snob ist den 
Herren aus dem Mittelalter durchaus überlegen. 

Snob weiß alles. Snob hat immer recht. Snobs Haupt¬ 
gefühl ist Mitleid. Reichlich quillt es beim Zusammenstoß 
mit Nichtsnobisten. „Was versteht der arme Teufel davon?“ 
sagt dies mitleidige Achselzucken. „Der Plebejer, der BanauseI“ 
setzt er gern hinzu. Darin hat er sicher recht: Im Schnee 
spricht man vom Schnee und nicht von Gleichungen des dritten 
Grads. Snob aber trägt den Schnee zum Mittagessen und ver¬ 
pulvert jede andere Unterhaltung durch sein Schneegeschiebe: 
„Ich habe heute früh ein gutes Buch gelesen.“ 

„Ja, wenn nur meine Skier bald aus Stockholm kämen.“ 
„Sehen Sie, wie schön die Sonne heute sinkt.“ 

„Gewiß, das federnde Gelenk ist die Hauptsache beim 
Springen.“ 

Im Vorraum unseres Gasthofs hörte ich den Snob mit einem 
angekommenen Fremden sprechen: 

„Äxpört?“ 

„In Schneesachen meinen Sie?“ lächelte der Fremde, 
„gewiß, darin bin ich Fachmann.“ 

„Ihr letztes Bobslelgh-Race, Herr?“ 

„Ich habe nie eins mitgemacht.“ 

„Dann Ihr letztes Ski-Race?“ 

„Nichts dergleichen.“ 

„Ja, was haben Sie denn dann überhaupt mit Schnee zu 
tun, Herr?“ 

„Nicht viel, ich bin Forschungsreisender im Himalaya.“ 




574 DEUTSCHLAND 


Nr. 12/13 


,,Ach so .. .“ 

Der „Reisende“ war für Snob erledigt. Er erklärte dann 
bei Tisch, es sei jammerschade, daß jetzt die Wissenschaft auch 
schon überden Schnee gekommen sei; die Reinheit des ,,Schnee¬ 
glücks“ verlange „Abstinenz von Zweck und Ziel . . 

Ich habe dann am Abend über dieses Schneeglück nach¬ 
gedacht. Die Sonne war schon drunten. Die Dämmerung 
begann, die Decken auszubreiten. Eine nach der andern warf 
sie übern Schnee. Ich konnte es von meinem Felsensitze deutlich 
sehen. Immer schwärzer, immer dicker wurde Decke auf Decke. 
Aber es gelang dem Dunkel nicht, den Schnee zu decken. Er 
leuchtete durch jede Decke siegreich durch. Einmal blau und 
einmal grün und einmal düster glitzernd. Nicht müde wurde er, 
für mich zu glänzen in verschwiegenen Strahlen. Und dann 
erzählte er, wie nur der Schnee erzählen kann. 

Was hatte der nicht alles schon gesehen und erlebt. Um 
die Erde war er schon gereist. Mit allen Lüften war er schon 
gesegelt. Auf allen Bergen hatte er schon Rast gehalten. Alle 


Kinderhände hatte er schon patschen sehen, wenn er erstmals 
kam im Jahre. Der Welt Getreide hatte er den Winter über 
treu behütet. In allen Tannenwipfeln hatte er sich schon ge¬ 
schaukelt. Auf hunderttausend Dächern war er schon gelegen, 
die weißen, weichen Hände übers Heimglück drinnen breitend, 
und mit Tränen frühjahrs Abschied nehmend. 

Gut die Hälfte aller Menschen war ihm schon begegnet, 
und von jedem wußte er was Gutes zu erzählen. Denn ein jeder 
hatte ihn auf seine Weise lieb. Ich konnte ihn getrost nach allen 
meinen Freunden fragen. In eines jeden Leben war es schon 
geschneit, und er verstand es, auf seine stille Art von ihnen 
allen zu berichten. 

„Da kennst du sicher auch den Snob, den Schnee-Snob?“ 
sagte ich. 

Da verdunkelte der Schnee sein Leuchten. 

,,Nein,“ sagte er, „mit diesem hab ich nichts zu schaffen.“ 
Und dann erlosch er und war an diesem Abend nicht mehr zum 
Leuchten zu bewegen. 


Der 22. Allgemeine Deutsche Bädertag in Badenweiler 
am 29. und 30. September 1913. 

Von Dr. Max Hirsch, Arzt in Bad Salzschlirf. 


Sicherlich dürfte wohl die außerordentlich interessente Tagesordnung 
des 22. Allgemeinen Deutschen Bäcertages nicht die einzige Ursache gewesen 
sein, die eine so zahlreiche Schar von Teilnehmern aus allen Gauen unseres 
Vaterlandes in das alte Badenweiler lockte. Zum Teil bildete w'ohl auch einen 
wesentlichen Anziehungspunkt die Aussicht auf den Genuß, den ein mehr¬ 
tägiger Aufenthalt, noch dazu in Festesstimmung, in dem idyllischen Kurorte 
des Markgräfler Landes zu bieten versprach, der in einer Erhebung von un¬ 
gefähr 450 Meter nach Westen hin einen Überblick über das Rheintal nach 
den Vogesen hin gestattet, während ihn nach den andern Seiten hin die hohen 
Berge des Schwarzwaldes mit ihrem prächtigen Tannenbestand vor Sturm 
und Wind schützen und zugleich Gelegenheit zu herrlichen Waldpromenaden 
gewähren, die den Schwarzwald so besonders auszeichnen. Namentlich ist es 
der Hohe Blauen, der dritthöchste Berg des Schwarzwaldes, an dessen Fuß 
Badenweiler liegt, der dem Landschaftsbilde den Charakter aufprägt. Die 
klimatischen Vorzüge Badenweilers sind bekannt. Besonders gerühmt wird 
der milde, sich lang hinausdehnende Herbst, der auch die Veranlassung dazu 
gegeben hat, Badenweiler als eine Übergangsstation zwischen unsern deutschen 
Kurorten und denen des Südens zu schaffen. Die Heilquellen Badenweilers, 
seine milden Thermen, entsprechen so ganz dem Charakter des Klimas und 
haben schon vor Jahrtausenden die Veranlassung dazu gegeben, daß die Römer 
auf ihren Feldzügen nach Deutschland hier gern von den aufreibenden Stra¬ 
pazen und Mühen der Kämpfe ausruhten und die römische Sitte, Heilquellen 
— besonders Thermen — zu prachtvollen Bädern auszubauen, auch hier an¬ 
wandten, wovon noch heute die Reste der alten Römerbäder, die das Interesse 
jedes Kulturfreundes in Anspruch nehmen, Zeugnis ablegen. 

Da der Wettergott dem Feste gnädig war, wurden alle Hoffnungen der 
Teilnehmer auf einen schönen Aufenthalt reichlich erfüllt. Der herzliche 
Willkommengruß und die liebenswürdige Gastlichkeit der braven Mark¬ 
gräfler trugen auch noch das ihrige dazu bei, um den alljährlichen Abschluß 
der Saisontätigkeit für all die Kongreßteilnehmer recht angenehm zu gestalten. 

Die Großherzoglich badische Staatsregierung, die es stets als eine heilige 
Pflicht angesehen hat, jeden Zweiv der Wissenschaft nach Kräften zu fördern, 
die jedes Arbeitsgebiet bereitwilligst unterstützt, das dem Wohle des Landes 
und der Menschheit nützlich sein könnte, hat auch gelegentlich dieser Tagung 
durch den Mund ihrer berufenen Vertreter bewiesen, daß Badens Fürst und 
Volk heute wie allezeit die alte Tradition in Ehren halten. Wir haben aus dem 
Munde des Herrn Geh. Oberregierungsrats Flad, des Herrn Geh. Ober¬ 
medizinalrats Dr. Greiff, des Herrn Landeskommissärs Geheimen Rats 
Pfisterer gehört, wie die großherzogliche Staatsregierung das Ansehen der 
Bäder in ihrem an Heilquellen so reich gesegneten Lande nach Kräften zu 
fördern sich bemüht. Auch die Vertreter des Kurorts Badenweller, Herr 
Geh. Regierungsrat Hebting und Herr Kurkommissär Regierungsassessor 
Dr. Bensinger, begrüßten ihrerseits die Versammlung recht herzlich; nicht 
minder auch der Bürgermeister des lieblichen Schwarzwaldbades Baden weder. 

Der 22. Deutsche Bädertag hat ebenso wie seine Vorgänger wissen¬ 
schaftliche und wirtschaftliche Fragen aller Art zur Besprechung gebracht 
und durch die Vorträge und den Meinungsaustausch viel Belehrendes zutage 
gefördert. Herr Professor Dr. Morawitz aus Freiburg i. Breisgau hielt einen 
Vortrag über den „Einfluß des Höhenklimas auf den Menschen“, der im Hoch¬ 
gebirge vor allem durch den italienischen Gelehrten Professor Mosso (Turin) 
und den deutschen Bahnbrecher auf dem Gebiete der physiologischen Klimato¬ 
logie Ccheimrat Professor Zuntz (Berlin) erforscht wurde. AU ziemlich fest¬ 
stehend gilt ein Einfluß des Höhenklimas auf das Blut, der sich in einer Ver¬ 


mehrung der roten Blutkörperchen und des Hämoglobins zeigt Diese Er¬ 
scheinung ist als eine Reaktion des Körpers gegen die Abnahme des Sauer¬ 
stoffs in der Höhenluft anzusehen. Der Stoffwechsel wird in den Höhen wesent¬ 
lich verändert, wobei die Lichtenergie eine, wenn auch noch nicht genügend 
erforschte große Rolle spielt. Der Einfluß auf die Atmung und die Blutorgane 
ist in der Höhe sehr stark ausgeprägt, was ebenfalls auf die Herabsetzung des 
Sauerstoffgehalts ln der Höhenluft zurückzuführen ist. Infolge des starken 
Einflusses der Höhenluft auf die Kreislauforgane wird auch davor gewarnt, 
Menschen, die an einer Aderverkalkung leiden, in die hochgelegenen Orte 
zu senden. — Auf eine Anfrage des Herrn Dr. Hirsch (Salzschlirf) erklärte der 
Vortragende, daß die Höhen der deutschen Kurorte nicht derart sind, um 
schädliche Erscheinungen Irgendwelcher Art hervorzurufen. Alle Schädi¬ 
gungen des Höhenklimas sind ln den Höhen von ungefähr 4(X)0 Meter erkannt 
worden, während unsere deutschen Kurorte doch alle unter KXX) Meter Höhe 
liegen. 

Einen vorzüglichen Überblick über „Badenweller, seine Kurmittel und 
Indikationen“ gab Herr Hofrat Dr. Schwoerer aus Badenweiler. Die zwei¬ 
tausendjährige Geschichte des Kurorts, der ln den Römerzeiten eine hohe 
Blüte zeigte, im Mittelalter in Vergessenheit geriet und sich erst seit ungefähr 
zwei Jahrhunderten wieder ln aufsteigender Linie befindet, dürfte mit zu dem 
Interessantesten auf dem Gebiete des deutschen Bäderwesens gehören. Die 
Kurmittel von Badenweller, sein Wildbad von 26^0 Grad Wärme, sein herr¬ 
liches Waldklima, seine Lage ln mittlerer Höhe bei gutem Windschutz gegen 
Norden und Osten, wurden ln ihrer balneologischen Bedeutimg gewürdigt 
und eine Beschreibung der prächtigen Bäder und des Quellenemanatoriums 
gegeben. Die Radiumemanation wird aus der Badenweiler (Juelle selbst 
gewonnen. Als Hellanzeigen für Badenweller gibt Vortragender an Herz- 
und Gefäßkrankheiten, Nervenerkrankungen organischer und funktioneller 
Natur, Stoffwechselerkrankungen und chronische Erkrankungen der Luft¬ 
wege, besonders Asthma, Emphysem und Katarrhe der Atmungsorgane. 

In einem geistreichen Vortrage unternahm Professor Dr. Winckler (Nenn- 
dorf) eine Ehrenrettung der „mineralarmen Mineralwässer“. Man hat diese 
Klasse von Bädern immer deshalb sehr gering eingeschätzt, weil ihr Gehalt 
an festen Bestandteilen nicht hoch ist. Daß damit ein großer Fehler begangen 
wird, der einzig und allein auf eine durch nichts gerechtfertigte Überschätzung 
und einseitige Bewertung der chemischen Analyse veranlaßt ist, das beweisen 
jeden Tag aufs neue die klinischen Erforschungen und Beobachtungen an den 
Heilquellen. Es ist nicht die Menge der einzelnen Salzbestandteile, die den 
Wert der Quellen bedingt, sondern viele andere Dinge sind es, die wir nur zum 
Teil kennen. Wir wissen, daß die mineralarmen Mineralwässer den elektrischen 
Strom wesentlich stärker leiten als Brunnenwässer. Wir haben ferner ge¬ 
sehen, daß die Wirkung einer Reihe von Heilquellen aus dieser Gruppe auf 
ihre Radioaktivität zurückzuführen ist. Es ist auch festgestellt worden, daß 
sich die Kieselsäure in diesen Wässern in verhältnismäßig großer Menge findet 
und sicherlich nicht ohne therapeutische Bedeutung ist. In neuerer Zelt ist 
gezeigt worden, daß die mineralarmen Mineralwässer einen Reichtum an 
Stickstoffgas und an Edelgasen enthalten, die in ihrer Wirkung und Bedeutung 
noch zu studieren sind. Wenn sich ein Chemiker dahin geäußert hat, daß die 
kalten mineralarmen Mineralwässer überhaupt nicht die Bezeichnung „Mineral¬ 
quellen“ verdienen, so ist diese Ansicht als unzutreffend zurückzuweisen. 
Klinisch zeigen sie eben besondere Wirkungen, die sicherlich vorhanden sind, 
auch wenn wissenschaftliche Erklärungen dafür zurzeit noch nicht erhraebt 
werden können. Die Ausführungen des Vortragenden sprechoi eben dafür. 




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daß eine nichtssagende chemische Analyse nichts beweist und erst die Er¬ 
fahrung des Brunnenarztes das entscheidende Urteil über mineralarme Wässer 
fällen darf. 

In zwei ausführlichen Referaten wurde die Frage der Kurtaxe besprochen. 
Herr Dr. Krone (Sooden a. d. Werra) nahm zu dem „Angriff auf die Kurtaxe“ 
entschieden Stellung. Er konnte den Beweis erbringen, daß verschiedentlich 
Angriffe schon deshalb unberechtigt waren, als man sich meist gar nicht 
darüber klar war, warum ein Kurort die Kurtaxe erhebt und erheben muß. 
Es ist immer, namentlich von juristischer Seite, zu Unrecht behauptet worden, 
daß es besondere Veranstaltungen sind, aus denen die Kurorte das Recht zur 
Erhebung der Kurtaxe herleiteten. Vielmehr ist, wie in einer Reihe von wert¬ 
vollen Schriften bereits festgelegt ist, Grundbedingung für die Erhebung 
der Kurtaxe, daß ihre Verwendung in öffentlichem Interesse erfolgt. Der 
Kurort soll voi allen Dingen das Recht der Erhebung einer Kurtaxe haben, 
um h>gienisch und technisch eine größere Ansammlung leidender Menschen 
an einem Ort, dessen ständige Einwohnerzahl in keinem Verhältnis steht zu 
der Höhe des Fremdenverkehrs, zu ermöglichen, ohne den einzelnen zu ge¬ 
fährden. Eine Regelung der Kurtaxfrage auf reichsgesetzlichem Wege wäre 
durchaus zu erstreben. 

In dem zweiten Vorträge über dieses Thema sprach Herr Oberbürger¬ 
meister Lübke (Homburg v. d. H.) „über die weitere Ausgestaltung des Rechts 
der preußischen Gemeinden, Kurtaxen zu erheben durch Erweiterung der 
Bestimmungen durch das preußische Kommunalabgabengesetz. Die Ge¬ 
legenheit sei insofern günstig, als jetzt eine Revision dieses Gesetzes bevorstehe. 

Im Anschluß an diese beiden Vorträge wurde der Beschluß gefaßt, an das 
preußische Staatsministerium die Bitte zu richten, das betreffende Gesetz 
dahin abändern zu wollen, daß für die geschuldete Kurtaxe ln erster Linie 
der Fremde und subsidiär der Wirt oder der Vermieter als Gesamtschuldner 
haften. Es sollte ferner jeder Fremde verpflichtet sein, dem Gemeindevorstand 
über die für die Festsetzung der Kurtaxe erheblichen Tatsachen auf Erfordern 
Auskunft zu geben, und der VHrt oder Vermieter sollte verpflichtet sein, dem 
Gemeindevorstand über die Ankunft und Abreise die erforderlichen Mit¬ 
teilungen zu machen. 

Herr Dr. Scheibe (Sieben) betonte in einem Vortrage „die psychologische 
Seite der Balneotherapie“ und zeigte an der Hand einiger praktischer Gesichts¬ 
punkte, worauf diese psychologische Beeinflussung beruht, wie sie angewendet 
wird und wie sie wirkt. Eine richtige Beurteilung der psychologischen Seite 
der badeärztlichen Tätigkeit dürfte das Vertrauen des Publikums zum Heil¬ 
wert der Bäder w'esentllch steigern. 

Herr Dr. Haertl, Vorstand des staatlich bayerischen Laboratoriums in 
Kissingen, dessen erst kürzlich erfolgte Berufung als Begutachter von Heil¬ 
quellen nach Nordamerika zeigte, wie sehr die baineotechnische Tätigkeit, 
die er im Dienste der bayerischen Staatsverwaltung leistet, weit über die 
Grenzen unseres Vaterlandes gewürdigt wird, hielt einen lehrreichen Vortrag über 
„Fassung, Pumpenanlagen, Leitungen, Reservoire und Erwärmungsmethoden 
für kohlensäurereiche Mineralquellen“. An erster Stelle betonte er die Not¬ 
wendigkeit, die Untersuchungen der Heilquellen möglichst wissenschaftlich 
und systematisch zu gestalten, da man nur so eine Gewähr für ihre richtige 
Beurteilung haben könne. Nach diesem Grundsatz sei man in Kissingen voran¬ 
gegangen und hätte dabei theoretisch und vor allen Dingen praktisch wert¬ 
volle Ergebnisse erzielt. Es w'urde namentlich der Punkt bearbeitet, wie man 
einen möglichst geringen Verlust der Kohlensäure erreicht. Als ein äußerst 
günstiges Resultat dieser Arbeiten darf man es bezeichnen, daß der Klsslnger 
Luitpold-Sprudel bei einer 7 Kilometer langen Leitung nur den geringen 
Verlust an Kohlensäure von 0,1 Gramm auf 1 Kilogramm Wasser zeigt. Vor¬ 
tragender demonstrierte an der Hand zahlreicher Zeichnungen und Modelle 
die mustergültige Technik dieser Anlage, die andern Bädern, welche unter 
ähnlichen Verhältnissen auf einen möglichst geringen Verlust der Kohlen¬ 
säure Rücksicht zu nehmen haben, als Vorbild dienen kann. Zum Schluß er¬ 
mahnte Vortragender die Versammlung, doch immer in jedem Falle die gün¬ 
stigen technischen Erfahrungen zu Nutz und Frommen der andern Bäder 


mitzulellen und nicht immer als ein Geheimnis zu hüten, das man der Kon¬ 
kurrenz nicht preisgeben wolle. — Im Anschluß an diese Mahnung beschloß 
die Versammlung auf Anregung des Vorsitzenden, Herrn Oberbergrats Mors¬ 
bach, der Bäder-Verband möge ein Sammelwerk über die neueren baineo¬ 
technischen Fragen erscheinen lassen, und beauftragte mit der Ausführung 
dieser Arbeit Herrn Dr. Haertl und Herrn Professor Dr. Winckler. 

Da die Frage der Krankenkassenorganisation allmählich auch für die 
Kurorte von aktuellem Interesse wird, berichtete Herr Dr. Scherf (Orb) „über 
Vergünstigungen in den deutschen Bädern gegenüber Krankenkassen, Landes¬ 
versicherungsanstalten und Unfallberufsgenossenschaften“. Aus dieser Statistik 
war zu ersehen, daß die Kurorte den genannten sozialen Körperschaften weit¬ 
gehende Vergünstigung gewähren. 

Nachdem Herr Oberbauinspektor Bürgelin einen Überblick über die 
,.Kanalisation und Kläranlagen von Badenweller“ gegeben hatte, berichtete 
Herr Oberbergrat Morsbach (Öynhausen) „über Veranstaltung einer all¬ 
gemeinen deutschen Bäderausstellung am Zoo in Berlin in Verbindung mit 
dem Allgemeinen Deutschen Bäder-Verbände im Frühjahr 1915“ sowie über 
den Plan der großen Ausstellung Düsseldorf 1915 unter dem Gesichts¬ 
punkte „Aus 100 Jahren Kultur und Kunst“ unter Mitwirkung des Bundes 
Deutscher Verkehrs-Vereine eine Ausstellung der deutschen Bäder und Kurorte 
zu veranstalten, was eine lebhafte Erörterung hervorrief. Die Stimmung für 
Berlin war nicht vorhanden, da man auf Grund der alten Erfahrung mehr 
dazu neigte, Düsseldorf als Ausstellungsort zu wählen. Man betonte eben, daß 
Düsseldorf von jeher in seinen Ausstellungen Hervorragendes geleistet hat 
und auch 1915 einen regen Besuch erwarten läßt. Daß eine Düsseldorfer Aus¬ 
stellung gut zu werden verspricht, dafür bürgen die Erfolge der früheren 
Ausstellungen und die Person des Präsidenten, des Herrn Akademieprofessors 
F. Roeber, sowie die ganze Organisation der Ausstellung. Es wurde allerdings 
nicht unerw'ähnt gelassen, daß sich der Allgemeine Deutsche Bäder- 
Verband als solcher nicht an der Ausstellung beteiligen könne und es 
den einzelnen Bädern überlassen müsse, ob sie es für zweckmäßig und 
in ihrem Interesse liegend erachten, die Ausstellung zu beschicken. — Im 
Meinungsaustausch wurde auf ein Moment hingewiesen, das wohl das Interesse 
des Deutschen Bäder-Verbandes beanspruchen dürfte, daß nämlich die Be¬ 
lehrung des Publikums durch eine Ausstellung auch wesentlich dazu bei¬ 
tragen dürfte, das Ansehen und den Wert der Bäder zu heben und eine Förde¬ 
rung der Ausstellung schon aus diesem Grunde im Interesse der Bäder liege. 

Hatte der wissenschaftliche Teil der Tagung nach jeder Richtung hin 
Wesentliches gebracht, so kamen die Teilnehmer der Versammlung auch 
nach der vergnüglichen Seite reichlich auf ihre Kosten. Eine Beleuchtung 
der malerisch im Kurpark auf einer Anhöhe im Schloßpark gelegenen Burg¬ 
ruine, die in ihrem roten und grünen Farbenschein majestätisch über das Grün 
hinausragte, gab ein prächtiges Bild. Am Begrüßungsabend erfreute besonders 
der Gesang von Volksliedern schon deshalb, weil es jeden Deutschen freudig 
stimmen muß, wenn er hört, daß der Pflege des Volksliedes ein Interesse ent¬ 
gegengebracht wird, das sicherlich auf das deutsche Gemüt ansprechender 
einwirkt als die an sich gewiß nicht zu verachtenden Schlager unserer mo¬ 
dernen Operetten. Die l'heateraufführung paßte in Art und Form voll und 
ganz ln den Rahmen der Festlichkeiten. Auf die lukullischen Genüsse, an denen 
es entsprechend dem t,aslfreundlichen Sinne der treuen Badenser nicht fehlte, 
sei hier nicht eingegangen; diese Freude sollen die Teilnehmer des Festes 
für sich behalten. Ausflüge in die Umgebung von Badenweiler wurden, wenn 
auch inoffiziell, so doch recht ausgiebig vorgenommen. Lockte doch diesen 
oder jenen der eine oder andere Punkt des herrlichen ßreisgaues und der weiteren 
Umgebung entweder zu einer angenehmen Wanderung ln den Schwarzwald 
oder zu weiteren Hochtouren ln die nachbarliche Schweiz oder — wie den 
Berichterstatter — in die liebliche Breisgaumetropole Freiburg, um Hebe Er¬ 
innerungen an die schöne Studentenzeit in dieser prächtigen Musenstadt 
wieder wachzurufen und manches Alte unverändert vorzufmden, vielfach 
aber auch Neues und Schönes, wie den stolzen Bau der ehrwürdigen .Alma 
mater Alberto-Ludovica. 


Eisenbahnbehörde und Wintersportverkehr. 


Der große Aufschwung, den der Wintersport in den letzten fünf Jahren in 
Deutschland genommen hat, hat die ungeteilte Aufmerksamkeit des gesamten 
Verkehrswesens auf diese neue Sportart gelenkt. Seitdem das Interesse am 
Wintersport vor allem in die Großstädte des Nordens, Westens, Ostens und 
Südens des Reiches verpflanzt worden ist, haben vor allem die Eisenbahn¬ 
verwaltungen Veranlassung genommen, diese ,»Flucht ins Weiße“ nach allen 
Richtungen hin zu unterstützen. Zunächst w'aren es nur einzelne VWeinigungen 
im Norden und Westen unseres Reichs, die durch Eingaben an die Verkehrs- 
verwaltun^en um fahrende Wlnlersportsonderzüge baten. Diesem Wunsche 
stand man ursprünglich, als man noch nicht wußte, wie sich der Wintersport¬ 
verkehr entwickeln würde, ziemlich skeptisch gegenüber. Ist dcch das Ablassen 
eines Verwaltungssonderzuges immer mit großen Unkosten verknüpft, deren 
Gegenwert, wenn keine festen Verpflichtungen seitens der Anreger bestehen, 
leicht illusorisch werden kann. Bald sah man jedoch ein, daß der Wintersport 
mit aller Energie die Einlegung von besonderen Zügen verlangte und daß das 
Verdienst, was erzielt wurde, nicht unbeträchtlich w'ar. Mil der Zelt verstanden 
sich die Eisenbahndirektionen z. B. ln Magdeburg, Hannover, Kassel und 
Essen bzw. Elberfeld und Köln dazu, Züge für den W intersport zu ermäßigten 
Fahrpreisen mit 3. W’agenklasse einzulegen. Diese Züge, die in der Haupt¬ 


sache am Samstag- und Sonntagmorgen gefahren wurden, rentierten sich sehr 
gut. Die Bahnbehörden nehmen bei Aufstellung der WHnterfahrpläne von 
vornherein auf diese Sonderzüge Rücksicht. 

So hat sich denn der Wintersporlverkehr aus sich selbst heraus entwickelt. 
Es sind schwerwiegende Werte, die in ihm angelegt sind und aus ihm heraus¬ 
geholt werden. Da das Verdienen nicht nur im gewöhnlichen Leben, sondern 
auch bei der Eisenbahnbehörde groß geschrieben wird, hat dieser Faktor ganz 
erheblich dazu beigetragen, den Wintersport verkehr ständig zu vermehren, 
zum Vorteil aller beteiligten Kreise. 

Wer jemals den Ungeheuern Verkehr an schneereichen Sonntagen beob¬ 
achtet hat, der sich in Köln, Düsseldorf, Elberfeld, Hannover, Berlin, Magde¬ 
burg, Halle, Leipzig, Dresden, vor allem aber in München abspielt, der wird 
nicht zögern, anzuerkennen, daß mit dem Wintersport gerechnet w'erden muß. 
Es ist klar, daß bei solchen Gelegenheiten nicht immer alles so klappen kann, 
wie es zu wünschen wäre. In der Tages- und Fachpresse wird dann auf 
mancherlei Unzulrägllchkelten hingewiesen, die sich bei dem großen Verkehr 
an Wintersporttagen abspielen. Besonders die Süddeutschen klagen ln dieser 
Beziehung oft und viel. Sie rühmen die Loyalität und das Entgegenkommen 
der nord-, west- und mitteldeutschen Bahn Verwaltungen, obgleich doch 


576 DEUTSCHLAND C« 


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jedermann, der mit dem Wintersport zu tun hat, weiß, daß die Wiege des 
Schnccsports in Süddeutschland gestanden hat. 

Wir im Westen, Norden und Osten des Reichs sind mit dem, was uns 
für den Wintersport verkehr geboten wird, bisher vollauf zufrieden gewiesen. 
Die vielen oft aiiseinandergehenden Wünsche sind nach Möglichkeit be¬ 
rücksichtigt w'orden. Man fährt in schneller Reise von Hamburg ohne viel 
Aufenthalt in bequemen D-Ziigwagen, sogar mit Speisewagen, in den Harz. 
Man erreicht von Berlin aus ln ein paar Stunden Schierke, Braunlage und 
Wernigerode. Man fährt in zwei Stunden von Düsseldorf oder Köln in die 
Eifel und ins Sauerland. Dem Schnellverkehr ist allerorten Rechnung getragen 
ln Berücksichtigung der kurzen Zeit, die dem verdienenden Großstädter für 
die Erholung am Samstag und Sonntag zur Verfügung steht. Es werden für 
alle diese W'intersportsonderzüge besondere Fahrkarten ausgegeben. An ein¬ 
zelnen Orten, z. B. in Berlin, bestehen besondere Vereinigungen, die Sonntag 
für Sonntag, wenn Schnee liegt, Hunderte in den Harz, ins Riesen- und Erz¬ 
gebirge bringen. Die Kosten für die Bahnfahrt, für Verpflegung, Unterkunft 
usw. sind gleich im Preise mit der Fahrkarte zusammen eingerechnet. Die 
Wintersportler setzen sich ln den Zug, finden am Wintersportplatze ihr Logis 
und am nächsten Morgen ihr Frühstück vor und brauchen nichts mehr an den 
Hotelier zu zahlen. Sie kommen also mit einer verschwindend geringen Summe 
aus. Aber gerade diese billigen Reisen reizen zu wintersportlichen Ausflügen. 
Dieses Schema sollte daher dort Nachahmung finden, wo es bisher noch nicht 
eingeführt ist. Wenn vielleicht dadurch die Hoteliers und die sonstigen 
Wintersportinteressenten in ihrem Verdienste teilweise beschnitten werden, 
so ist dem aber entgegenzuhalten, daß das große Publikum, vor allem 
die reichen Leute, die W^intersporlzüge und den Massenbetrieb nicht lieben. 
Sie fahren allein und zu Zeiten, wo es ihnen gerade paßt. Im Grunde 
verliert also z. B. der auf den Verdienst angewiesene Hotelier nichts. Das 
eine ergänzt sich mit dem andern, zu kurz kommt schließlich niemand. 
Man kann also, wie erwähnt, dem billigen Reisen nur das Wort reden und es 
unterstützen. Und das tun denn die Bahnbehörden auch in jeder Weise, so daß 
wir wohl damit rechnen dürfen, daß sich der Wlntersporlsonderzugverkehr mit 
der Zeit bei günstiger Schneelage zu einem ordnungsmäßigen Verkehr aus- 
wachsen wird, dem die Eisenbahndirektionen ihr ständiges Interesse enlgegen- 
bringen müssen und auch entgegenbringen werden. 

Bel dieser Gelegenheit sei auch auf etw'as für den Wintersport verkehr höchst 
Wichtiges hingewiesen, nämlich auf den Wetterdienst. Wintersport und 
W^etterdlenst gehen Hand ln Hand und müssen Hand ln Hand gehen. Bisher 
war es üblich, sich auf einzelne Persönlichkeiten oder Vereinigungen zu ver¬ 
lassen. So wurden z. B. die Wettermeldungen aus dem Harz, aus Mittel- und 
Westdeutschland größtenteils durch den Wintersportverband Hannover ver¬ 
mittelt, der dafür jährlich etwa lausend Mark verausgaben mußte. Der Eisen- 


bahndircktion Kassel gibt ein Forstbeamter vom Kahlen Astenberg seit Jahren 
die Wettermeldungen für das Sauerland. In Berlin und in Süddeutschland 
sind es in der Regel an dem Besuch der Wintersportplätze finanziell stark be¬ 
teiligte Verkehrsvereinigungen, die oft gefärbte Meldungen in die Tagespresse 
bringen. Vorbildlich für den Wetterdienst sind die schweizerischen Bundes¬ 
bahnen. Auch die sächsischen und badischen Slaatseisenbahnen haben, erstere 
auf Veranlassung des Leipziger Verkehrs-Vereins, Wetterberichterstattung 
während der Schneelage eingeführt. Aber auch hier macht sich die Schwer¬ 
fälligkeit der Deutschen bemerkbar. Während z. B. die schweizerischen Bundes¬ 
bahnen täglich Wettermeldungen verausgaben, senden die sächsischen und 
badischen Bahnen solche nur dann, wenn die Schneelage für Wintersport 
günstig ist, also sehr unregelmäßig. Denn die Witterungsumschläge spielen 
sich oft innerhalb weniger Stunden ab, so daß ein schlechter Bericht oft trotz 
günstiger Schneelage zur Veröffentlichung gelangt, obgleich er bereits veraltet 
ist. Die schweizerischen Bundesbahnen holen jeden Morgen um 7 Uhr aus 
dem ganzen Bereiche ihres Betriebes Wettermeldungen ein. Diese werden in 
Olten gesammelt und gelangen durch Diensttelegramme an einzelne 
Verkehrsbureaus und Interessenten, wo sie veröffentlicht werden. Wäre es nicht 
möglich, daß in ähnlicher Weise auch die preußischen, hessischen und andere 
Staatsbahnverwaltungen, in deren Bezirken Wintersport betrieben werden 
kann, einen regelmäßigen Wetterdienst arrangieren? Eis spielen hierbei die 
Kosten insofern keinerlei Rolle, weil die Depeschen oder Telephonate auf 
dienstlichem Wege, also kostenlos, befördert werden. Auf den Bahnhöfen der 
für den Wintersport in Betracht kommenden Großstädte würden diese Mel¬ 
dungen dann zum Aushang gelangen, nachdem sie an einer Stelle gesammelt 
worden sind. Für das Sauerland z. B. könnte in Hagen i. W. eine Sammel¬ 
stelle sein, für den Harz in Magdeburg oder Hannover, für das Erz- und Riesen¬ 
gebirge in Chemnitz, Dresden oder Leipzig usw. Der Wetterdienst, und zwar 
ein vollkommen zuverlässiger, ist für den Wintersport von höchster Bedeutung. 
Wollen die Eisenbahnen Geld verdienen, so müssen sie in erster Linie dafür 
sorgen, daß die Wettermeldungen überall, ausführlich, schnell und zuverlässig 
bekannt gemacht werden. Die heutige Mode, am Freitagmittag aus den Winter¬ 
sportplätzen zu depeschieren: „Schneelage vorhanden oder nicht vorhanden , 
ist derartig offen, daß sich niemand ein rechtes Bild machen kan n, ob nun ein 
Ausflug lohnt oder nicht. Denn der Großstädter glaubt nicht eher an die Mög¬ 
lichkeit, Wintersport treiben zu können, bevor nicht in den Großstadtstraßen 
das Weiße meterhoch Hegt. 

Eisenbahnbehörde und Wintersportverkehr sind zwei 
Faktoren, die sich nach allen Richtungen hin ergänzen müssen, wollen sie, 
jeder dabei auf die Kosten kommt. Auch hier ist das Publikum nicht für die 
Bahn, sondern die Bahn für das Publikum da. 

G. M. Knöpft. 


Besprechung bei der Königlichen Eisenbahndirektion Essen. 


Das Bestreben des Verljandes der Verkehrs-Vereine Westfalens und 
angrenzender Gebiete, Vorort Dortmund, von den fünf für Westfalen u. a. G. 
in Betracht kommenden Eisenbahndireklionen zu mündlichen Verhandlungen 
über Verkehrsverbesserungen hinzugezogen zu w'erden, hat sich in reichstem 
Maße erfüllt. In den zu diesem Zweck einher ufenen Sitzungen werden nicht 
nur Zugvermehrungen und Anschlußverbesserungen auf den bestehenden 
Strecken besprochen, sondern auch zur Beratung über die Regelung des 
Sommerverkehrs in die Ausfluggegenden durch Verwaltungs- und Fericn- 
sonderzüge und zur Beratung des Fahrplans \on .Neubaustrecken erfolgt die 
Heranziehung. Ganz abweichend von diesen häuligen Einladungen war die¬ 
jenige der Königlichen Eisenbahndircktion Essen an den Verband, die 
Handels- und Landwirlschaftskammern sowie die Vertreter der Großindustrie 
zu einer Sitzung, in der nur Fragen allgemeiner Art, die für Handel und 
Verkehr von Interesse sind, zur Sprache gebracht werden sollten. 

Die Tagesordnung der Sitzung, die am 3. Oktober stattfand, enthielt 
folgende 8 Punkte: 1. Aussprache über die Verkehrslage. 2. Einwirkung auf 
die Verkehrslreihenden, daß sie von Einrichtung, Erweiterung, Einschränkung 
gewerblicher Anlagen, die von Einfluß auf die Abwicklung des Eisenbahn¬ 
betriebes sind, den Organen der Eiscnbahnverwallung .Mitteilung machen. 
3. Einwirkung auf die Interessenten zur Unterstützung der Organe der Eisen¬ 
bahnverwaltung bei Bewältigung des gesteigerten Herbstverkehrs. 4. Aufschluß 
über die Organisation der Elsenbahnverwaltung zAvecks Leitung von Eingaben 
an die zuständige Stelle irn Interesse der beschleunigten Auskunftserteilung. 
5. Allgemeine Fragen der Güterbeförderung, Insbesondere von Milch, Bier und 
Tieren. 6. Beschränkung von Anträgen auf Haltenlassen von D-Zügen, Ein¬ 
stellung von Kursw'agen (.Anregung für die Verkehrs-Vereine). 7. Aufschluß 
über die Grundsätze für die Ausgabe von .Sonntagsfahrkarlcn. 8. Maßnahmen 
gegen mißbräuchliche Benutzung von D- und Ellz.ügen durch Reifende mit 
Sonntagskarten. 

Da die Direktion es den Eingeladenen freigab, diese Tagesordnung noch 
zu ergänzen, bat der Vorstand früh genug, damit die Wünsche noch .Aufnahme 
in die Tagesordnung finden konnten, folgende Punkte außerdem zur Bc’sprcchung 
zu bringen: I. Schwierigkeit bei Ausgestaltung des Personenzugfahrplans 
wegen Bahnhofsumbauten und Güterzugbeförderung. 2. Zugänderungen nach 
dem I. Mal und 1. Oktober sind wegen des Fehlens ln den privaten Fahrplänen 
zu vermelden. 3. \ erteilhaftere Bekanntgabe der Sonntagsfahrkarten in den 
amtlichen Fahrplänen. 4. .Anordnungen über die Benutzung der Frauen- 
abtellc: Einrichtung von xMännerabteüen. 5. Früh-Schalterdienst an best¬ 
und Feiertagen. 6. Erleichterung des Kaufens der Platz- und Zuschlagkarten. 


In der Sitzung verbreitete sich der Präsident der Eisenbahndircktion 
Essen zunächst über die Verkehrslagc und ging Insbesondere auf die Verkehrs¬ 
stockungen des Vorjahrs ein. Unumwunden w'erdcn die Verkehrsstockungen 
des öfteren von dem Vorsitzenden mit „großes Unglück“ bezeichnet, das 
urplötzlich und unvermutet hereingebrochen wäre und großen Schaden an- 
gerichlet hätte. Sache der Elsenbahnverwaltung w'äre es daher gewe-en, dafür 
Sorge zu tragen, daß derartige Ausnahmen, hervorgerufen durch elementare 
Ereignisse, soweit Menschenkraft reiche, nicht w’ledcr elntreten konnten. 
In der Zusammenkunft des Herrn Ministers im vergangenen Jahre mit der 
Großindustrie sei schon darauf hingewiesen worden, daß ungeheure Gleis¬ 
reserven zunächst ein Vorbeugungsmlttel seien; so hat z. B. jetzt Hamm 
ungefähr 7 Kilometer Gleisreserven, ln den 6 Monaten wären neue große 
Rangierstalionen geschaffen und Überholungsgleise auf den einzelnen Stationen 
angelegt w'orden. Für die .Arbeitsleistung sei wohl die Zahl interessant, daß 
die Direktion allein 150 Lokomotiven für Bauzwecke beschäftigt habe. Jedoch 
machten es diese baulichen Ausführungen nicht allein. Eis müßte vor allen 
Dingen ihre organische Eingliederung ln den Betrieb durchgeführt werden. 
Dafür war wieder nötig eine Umgestaltung des ganzen Güterfahrplans, die 
riesige Formen angenommen habe, von denen auch noch in der nächsten 21eit 
die dienstlichen Leistungen beeinflußt werden 

Überleitend zum zweiten Punkte bemerkte der Herr Präsident, daß die* 
Interessenten die Elsenbahnverwaltung in ihrem Vorhaben, Vorbeugungsniiltel 
zu schaffen, in wirksamster Welse unterstützen könnten, w-enn sie der Eisen¬ 
bahnverwaltung Unterlagen für die mutmaßliche Entwicklung des Verkehrs 
be.schaflten: hierhin gehören Abteufungen von Schächten, die mit Mehr¬ 
produktion verbunden sind, Bautätigkeit seitens der Industrie, z. B. von 
Kolonien, und andere Ereignisse, die so früh ge.meldet werden müßten, daß 
die Vorkehrungen hierfür getroffen bzw. geändert werden könnten. Im all¬ 
gemeinen genügte hier nicht eine einmalige Anzeige oder Antworten aut 
Fragen, sondern notwendig wäre hierzu eine fortlaufende Unterrichtung 
Als Interessenten, die diese wertvolle Mitarbeit leisten könnten, kämen u. a. 
das Kohlen-Syndlkat, das Kohlenkontor, die nordwestliche Gruppe der Stahl¬ 
industrie, der Bergbauliche Verein und die staatlichen Bergbehörden, ins¬ 
besondere das Oberbergamt, in Betracht. 

Sehr wertvolle Aufschlüsse gab der Präsident über die Organisation der 
Bct»'lebs- und Verkehrsämter. Die Betrlebsärnter haben den Außenbetrieb 
zu regeln, die V’erkehrsämter dagegen die Fragen, die der Verkehr mit sich 
bringt (z. B. Reklamationen); einzelnen größeren Güterabfertigungen im 
Bezirk ist zur schnelleren Abfertigung der Ersatzansprüche die Berechtigung 








Nr. 12/13 


DEUTSCHLAND BEeeeeeeee ^ggeeeeo ccooRc ee ^ 577 


erteilt, die Schäden bis 30 Mark im preußischen und bis 10 Mark im aus¬ 
wärtigen Verkehr selbständig zu regulieren. Für die Güterbeförderung, ins¬ 
besondere * von Milch, Bier und Tieren, wurden einige interessante Zahlen 
angegeben. Für die Milchabfertigung kommen im Revier täglich 26 000 Kannen 
vom Ursprungs- nach dem Verbrauchsort und ebensoviel leere Kannen wieder 
zurück, zusammen also 52000 in Frage. Diese Aufgabe haben Güterzüge, 
Personenzüge, aber auch sogenannte Milchzüge, weil sie für diesen Zweck 
allein gefahren werden, zu bewältigen. 

Bei der Besprechung der Personenzugbeförderung bat die Eisenbahn¬ 
verwaltung, da die D-Züge Fernzüge seien, .Anträge auf Haltenlassen möglichst 
einzuschränken und von Einstellung von Kurswagen, die in besonders hohem 
Maße die Betriebssicherheit gefährdeten, Abstand zu nehmen. Von der Ver¬ 
tretung des Verbandes Westfälischer Verkehrs-Vereine woirde erwidert, daß 
diese Grundsätze bei den Arbeiten des Verbandes schon seit seinem Bestehen 
beobachtet würden, daß zahlreiche .Anträge bei ihm einliefen, die nach .Auf¬ 
klärung der Interessenten wahrscheinlich gar nicht der Eisenbahn mehr vor¬ 
getragen würden. Anträge in dieser Richtung würden vom Verbände nur weiter 
verfolgt, wenn sie für große Personenkreise wichtig seien. Die Bitte des Ver¬ 
bandes gehe dahin, die Anträge, w'clche auf Anschlüsse von andern Zügen 
an D-Züge auf ihren Haltepunkten hinziclten, einer wohlwollenden Prüfung 
zu unterziehen, was auch zugesagt wurde. 

Es wurden deirauf den Teilnehmern nochmals die Grundsätze für die Aus¬ 
gabe von S onntagsfahr karten bekanntgegeben. Alle neuen Sonntagskarten 
unterliegen der Genehmigung des Ministers, und das erste Jahr ihrer Benutzung 
ist ausschlaggebend für die Frage der Beibehaltung. Für eine genügende 
Benutzung würden z. B. 100 Karten im Jahr angesehen. Auch hier mirde von 
einem Vertrete^ der Verkehrs-Vereine und der Handelskammern erwidert, 
man möge die .Auslegung nicht so eng nehmen und vor allen Dingen auch von 
seiten der Eisenbahnverwaltung für bessere Bekanntgabe der Sonntagskarten 
sorgen. Gegen die mißbräuchliche Benutzung von Zügen mit Karten, die keine 
Berechtigung zu der Fahrt enthalten, müsse die Eisen bahn Verwaltung scharfe 
Abwehrmaßregeln treffen, da diese Unsitte einen großen Umfiing angenommen 
habe. Einzelne Stationen und zahlreiche .Ausfluggegenden hätten in diesem 


Punkte^besonders große Zahlen aufzuweisen: wenn über scharfe Bestrafung 
Klagen laut würden, sei der Grund hierfür in den vorhergehenden Aus¬ 
führungen zu suchen. 

Von den vom Westfälischen Verkehrs-Verbände [noch eingereichten 
Punkten war ‘außer Nummer 3, der bei den Sonntagskarten schon seine 
Erledigung gefunden hatte, besonders der Punkt I interessant: dem Ver¬ 
bände waren Nachrichten zuteil geworden, die in einer Sitzung mit den Eisen¬ 
bahndirektionen in Paderborn ihre Bestätigung gefunden haben, daß über 
bestimmte Strecken neue Züge nicht mehr gelegt werden könnten und ver¬ 
schiedene Bahnhofsumbauten eine Vermehrung des Verkehrs nicht zuließen. 
Diese Mitteilung habe große Befürchtungen hervorgerufen, da die wirtschaft¬ 
liche Entwicklung unseres Gebietes in manchen Gegenden, für welche diese 
Strecken in Betracht kämen, Verbesserungen dringend notwendig machten. 
Der Vertreter der Direktion gab zwar die Schwierigkeiten zu, zerstreute aber 
die Befürchtungen dahin, daß bei durchaus notwendigen Einrichtungen auch 
die Möglichkeit gegeben wäre, sie einzuführen, und daß Umbauten und Neu¬ 
bauten mit allen Kräften beschleunigt würden. 

Nach Erledigung der Tagesordnung wurde von einer Seite noch die Frage 
aufgeworfen, ob es richtig sei, daß bei baulichen Veränderungen im Revier ein 
langsameres Tempo eingeschlagen w'erden solle. Vor einer solchen Maßnahme 
sei dringend zu warnen, da bei stärkerer Anspannung der geschäftlichen 
Tätigkeit ein gegen früher noch stärkeres Anwachsen der Ansprüche an die 
Eisenbahnverwaltung zu erwarten wäre. Gewisse technische Neuerungen 
begründen diese Befürchtungen. Eine Sicherheit der Eisenbahnverwaltung in 
baulicher und betrieblicher Beziehung nach jeder Richtung sei zur Abhilfe 
notwendig: andernfalls würden die Schwierigkeiten in erhöhtem Maße und recht 
bald auftreten. Von der Eisenbahnverwaltung wurde erwidert, daß Gerüchte 
über ein langsameres Tempo in den Bauten nicht den Absichten entsprächen. 

Die Verkehrs-Vereins-Bestrebungen erhalten auf diesem Wege der münd¬ 
lichen Verhandlung eine derartige Förderung, wie sie durch Eingaben nicht zu 
erzielen ist. Sie müssen für solche Sitzungen den Königlichen Eisenbahn¬ 
direktionen Dank wissen und hoffen, daß in allen Gebieten ein derartiges Vor¬ 
gehen Nachahmung findet. Dr. jur. Kuckuck. 



Natur- und Heimatschutz 



Bahnstreckenreklame. Mit dem Begriff der Bahnstrecken¬ 
reklame beschäftigte sich der 9. Senat des preußischen Oberverwaltungsgerichts 
am 10. Juni. Es handelte sich um die Beantwortung der Frage, ob nach dem 
Gesetz betreffend die Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden 
von 1902 die Regierungspräsidenten, wenn sie auf Grund des Gesetzes Ver¬ 
ordnungen zum Schutze des Landschaftsbildes erlassen, endgültig darüber 
zu urteilen berufen sind, ob eine Gegend „landschaftlich hervorragend“ im 
Sinne des Gesetzes ist, oder ob die Nachprüfung dieser Frage dem Richter 
zusteht. In Anbetracht der grundsätzlichen Bedeutung der Entscheidung für 
die Handhabung des Gesetzes durch die Behörden hatte der Minister für Handel 
und Gewerbe einen Kommissar zur Verhandlung entsandt, der sich im ersteren 
Sinne aussprach. Der Gesetzgeber habe die Beurteilung des landschaftlichen 
Charakters einer Gegend endgültig den Regierungspräsidenten anvertrauen 
wollen, das gehe^^aus der Entstehungsgeschichte des Gesetzes hervor. Das 
Oberverwaltungsgericht pflichtete dieser Auffassung nicht bei, entschied viel¬ 
mehr dahin, daß die Nachprüfung der Frage, ob eine durch eine Polizei¬ 
verordnung geschützte Gegend im Sinne des Gesetzes von 1902 ,,landschaft¬ 
lich hervorragend“ sei, dem Richter zustehe. Damit ist das Oberverwaltungs¬ 
gericht dem Kammergericht, der höchsten Instanz für Landesstrafsachen, 
beigetreten, das vor einiger Zeit ebenso entschieden hat. Nun erhebt sich, 
so schreibt dazu die ,,Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen“, 
die interessante Frage: Welche Gegend ist nach dem Willen des Gesetzes als 
„landschaftlich hervorragend“ anzusehen? Dazu hat sich das Kammergericht 
etwa folgendermaßen geäußert; Der Begriff sei im Sinne des gewöhnlichen 
Lebens aufzufassen; es gehörten hierher nur Gegenden von „wirklich hervor¬ 
ragender landschaftlicher Schönheit“, wie die Ausführungsanweisung zum 
Gesetz zutreffend sagt; also solche, welche sich, etwa durch Wechsel von Berg 
und Tal, durch Seen oder Flüsse mit malerischen Ufern oder in anderer Weise 
vor den andern deutschen Gegenden auszeichneten, über diese „hervor¬ 
ragten“. Gegenden, welche den Durchschnittscharakter des norddeutschen 
Flachlandes trügen, wie z B. der größte Teil der Mark, sollten in keinem 
Falle geschützt werden dürfen. — Welchen Umfang die Bahnstreckenreklame 
einnimmt, das mag beispielsweise daraus ersehen werden, daß im Jahre 1908 
eine bekannte Zigarettenfirma an deutschen Bahnstrecken und Automobil¬ 
straßen 1500 Reklameschilder aufstellte. — Noch kürzlich ist ein allgemeines 
Verbot der Bahnstreckenreklame im Regierungsbezirk Arnsberg ergangen. 
(Man wird der Anschauung des Kammergerichts vom heimatschützlerischen 
Standpunkt nicht unbedingt beipflichten können. Es gibt Leute, die auch das 
Flachland, z. B. die weiten Heidestrecken Norddeutschlands, schön finden. 
In diesen Gegenden wirken grelle Plakate an alten Gehöften usw. ebenso störend 
wie in landschaftlich „hervorragenden“ Gegenden. Die Redaktion.) 

Ein interessanterNaturschutzprozeß um Rek lame¬ 
tafeln in landschaftlich schönen Gegenden hat sich in Hessen abgespielt. 


Dort hat man sich für die in erster Linie in Frage kommende Bergstraße ein 
wirksames Mittel geschaffen, die Verschandelung der Landschaft einzuschränken. 
Auf Grund des Art. 35,3 dieses Gesetzes hat der Kreisrat von Bensheim eine 
Verordnung erlassen, die das Aufstellen von Reklametafcln innerhalb 300 Meter 
Entfernung links und rechts der Bahnlinie verbietet. Zwei Kaufleute aus Frank¬ 
furt a. M. und Boxhagen-Rummelsburg weigerten sich, ihre Reklametafeln zu 
entfernen; sie kamen daher vor den Strafrichter, und zwar in mehreren In¬ 
stanzen, die verschieden urteilten. Interessant war, was der Professor der 
Technischen Hochschule in Darmstadt, Geheimrat Wickop, als Sachverständiger 
bekundete. Persönlich steht er auf dem Standpunkt, daß die Beseitigung der 
Außenreklame, die das Landschaftsbild verunziert, dringend zu wünschen sei. 
Zweifellos habe die hier in Frage stehende Gegend hohe landschaftliche Schön¬ 
heiten, die durch die Reklametafeln beeinträchtigt werden. Darunter fallen 
auch die an einer Scheune von Bensheim angebrachten Bilder, denn diese 
Scheune gehöre in das hier romantisch schöne Landschaftsbild hinein, wenn 
sie an sich auch häßlich sei. Da sich die Reklametafeln des einen Angeklagten 
in keiner Weise dem Landschaftsbild einpaßten, würde durch sie der Blick 
in häßlicher Wirkung unterbrochen. Die Tafeln des andern Angeklagten seien 
im Entwurf gefälliger, und in der Farbenzusammenstellung sei ein Einpassen 
in die Landschaft angestrebt worden. Vom Standpunkt der durchschnittlich 
Gebildeten betrachtet, nicht des Durchschnittsreisenden, störe auch diese 
Reklame das Landschaftsbild. Die Strafkammer Darmstadt kam zur Verurteilung 
zu Geldstrafen von 50 bzw. 30 Mark. 

Vogelschutz. In den letzten Jahren sind mehrfach Anträge auf 
erhöhten Schutz des Kampfläufers gestellt worden. Dieser Vogel kommt 
außer im Bremischen Gebiet hauptsächlich in Mecklenburg, Oldenburg und 
Preußen vor und verdient seiner Schönheit und Lebhaftigkeit wegen aus¬ 
gedehnten Schutz in der Brutperiode. In Oldenburg und Mecklenburg, wo 
er unter dem Vogelschutzgesetz steht, läuft seine Schonzeit vom 1. März bis 
1. Oktober. In Preußen und Bremen gehört der Kampfläufer zu den jagd¬ 
baren Vögeln und unterliegt deshalb nicht dem Vogelschutzgesetz. Das zu¬ 
ständige Reichsressort hält es für zweckmäßig, entweder die Schonzeit des 
Kampfläufers über den 30. Juni hinaus angemessen auszudehnen oder aber 
diesen Vogel aus der Liste der jagdbaren Vögel zu streichen und ihn damit den 
Schutzbeslimmungen des Vogelschutzgeselzes zu unterstellen. 



1 

Forschen und Wissen jjl 



Dr. Johann Ernst Wülfing, der bekannte Sprachforscher, 
ist in Bonn am 28. Oktober, 50jährig. plötzlich einem Schlaganfalle erlegen. 
Er war ein geborener Elberfelder und studierte in Bonn, wo er seinen Wohn¬ 
sitz nahm. Dr. Wülfing war Leiter der „Sprachecke“ des Allgemeinen 
Deutschen Sprachvereins, dessen Hauptvorstand er seit dreizehn Jahren 
angehörte. Bekanntlich hat Dr. Wülfing das Sandersche Handbuch der 
deutschen Sprache neubearbeitet und nach dem Tode Konrad Dudens die 







578 


DEUTSCHLAND (i 0MOQQQQQ9OOO9QQQQQQQ(XiQQM Nr. 12/13 


Neuherausgabe der beiden Dudenschen Wörterbücher übernommen, die noch 
in diesem Jahre, zu einem Werke vereinigt, herausgegeben werden sollen. 
Wülfing war einer der eifrigsten und vornehmsten Vorkämpfer für deutsche 
Sprache, deutsche Art und Sitte. Durch seine unermüdlichen Mahnungen in 
der „Sprachecke“ hat er auf weite Kreise eingewirkt und namentlich unser mit 
fremdsprachigen Uberflüssigkeiten gespicktes Geschäfts- und Kaufmanns¬ 
deutsch gründlich gereinigt. Darüber hinaus hat er aber — und das ist ein 
noch größeres Verdienst — in dem Suchen nach den Urformen deutscher 
Worte und Wortwendungen unendlich viel kulturgeschichtliche Entdeckungen 
gemacht und immer wieder gezeigt, wie tief die Sprache im innersten Wesen 
des Volkstums ist und welch ernste Pflicht wir haben, sie mit allen Kräften 
zu schützen und als Deutsche stolz zu sein auf unsere deutsche Muttersprache. 
Und das darf diesem kernigen deutschen Manne niemals vergessen werden! 


Eisenbahnwesen 


Über den Gebrauch fremder Sprachen innerhalb 
Deutschlands durch die Internationale Schlafwagen¬ 
gesellschaft ist schon wiederholt geklagt worden. Auch in der Juni- 
Nummer der Zeitschrift des deutschen Sprachvereins wird auf die französische 
Schreibweise der Ortsnamen hingewiesen, die auf den von der Schlafwagen¬ 
gesellschaft ausgegebenen Fahrtausweisen im Schlafwagen Berlin-Stuttgart 
angeführt sind. Der preußische Eisenbahnminister hat deshalb die Königlichen 
Eisenbahndirektionen und die Generaldirektion der Reichscisenbahnen be¬ 
auftragt, unter Bekanntgabe der Vorgänge die Internationale Schlafwagen¬ 
gesellschaft aufzufordern, sich innerhalb des Gebietes der preußisch-hessischen 
Staatsbahnen und der Reichseisenbahnen in ihren Bekanntmachungen und 
Drucksachen, in den Wagenanschriften, in den Beziehungen an der Dienst¬ 
kleidung usw. der deutschen Sprache zu bedienen. Werden ihr von dritter 
Seite Empfehlungsanzeigen oder andere Drucksachen zur Weitergabe an die 
Reisenden zur Verfügung gestellt, so müssen sie außer in der fremden Sprache 
auch in deutscher Sprache abgefaßt sein. Bei Abänderung bestehender oder 
dem Abschluß neuer Verträge mit der Schlafwagengcsellschaft ist eine ent¬ 
sprechende Bestimmung aufzunehmen. 

Preisaufgaben über Verkehrsfragen. Der stellver” 
tretende Vorsitzende der Berliner Akademie des Bauwesens, Gehelmrat Schroe'ler, 
der zugleich Vorsitzender des Vereins für Eisenbahnkunde ist, hat zusammen 
mit dem preußischen Eisenbahnminister ein allgemeines deutsches Preisaus¬ 
schreiben erlassen, das aus zwei Gründen besonderes Interesse verdient. Einmal 
stehen die Preise ln Höhe von im ganzen 16 000 Mark zur Verfügung, dann 
aber kann diese Konkurrenz für den Bahnverkehr äußerst wertvoll werden. 
Die zu beantwortenden Fragen lauten: 1. Unter welchen Umständen bieten 
Selbstentladewagen für Seiten- oder Bodenentleerung bei der Beförderung von 
Massengütern, wie Kohlen, Koks und Erze, Vorteile zugunsten der Verkehrs¬ 
treibenden und der Eisenbahnvenvaltung gegenüber den offenen Normalw'agen 
des deutschen Staatselsenbahnverbandes? 2. Lassen sich Vorteile für die Ver¬ 
kehrstreibenden und für die Elsenbahnverwaltung davon erwarten, daß das 
.Xuskippen der Güterwagen in den Häfen durch Selbstentladebetrleb unter 
Verwendung von Selbstentladewagen für Selten- oder Bodenentleerung ersetzt 
wird? 3. Inwieweit gestatten Verkehr und Handel, daß die Versender Ladungen 
ln ganzen Zügen oder in größeren Wagengruppen gleichzeitig für dasselbe 
Ziel «lufliefern? In welchem Umfange kann dadurch der Eisenbahnbetrieb unter 
Verminderung der Kosten für das Abfertigen und Verschieben der Wagen und 
unter Verbesserung der Ausnutzung der Betriebsmittel vereinfacht werden? 
Die Abhandlungen sind bis zum 15. Dezember respektive bis zum 15. Januar 1914 
beim Verein für Eisenbahnkunde in Berlin einzureichen. Der Minister der 
öffentlichen Arbeiten hat 8000 Mark für das Ausschreiben bewilligt. 



Fliegerkunststücke der Vögel. Im Zusammenhang mit 
den verwegenen Leistungen des Fliegers Pegoud ist es vem Interesse, auf ähnliche 
Fliegerkunststücke in der Vogelwelt hinzuweisen. Sind doch die jüngsten 
Kunststücke der Menschenflieger im Grunde auf die genaue Beobachtung des 
Fluges der Vögel zurückzuführen, deren Instinkt des Gleichgewichts den Natur¬ 
beobachter immer von neuem wieder staunen läßt. Bereits vor längerer Zeit 
hat man feststellen können, daß gewisse Vögel während des Fluges hals¬ 
brecherische Sprünge in der Luft ausführen, und daß auch bestimmte Insekten 
ln ihrem Fluge das ,,Looping the loop“ machen, ohne ln Gefahr zu geraten 
und dabei ihre Gleichgewichtslage zu verlieren. Der Leiter des Instituts für 
Tierpsychologie in Paris, der bekannte Naturforscher H.ichet-Souplet, hat 
vor einiger Zeit auf das Beispiel gewisser Sprungtauben hingewiesen, die sich 
im Fluge immer wieder mehrfach um sich selbst drehen. Auch für die Einzel¬ 
bewegungen bei den jüngsten Kunststücken der Flieger finden wir in der 
Vogelwelt überall entsprechende Vorbilder; dem senkrechten Herabsausen 
der Flugmaschine entspricht beispielsweise das Verhallen des Falken, der wie 


ein Pfeil senkrecht vom Himmel auf seine Beute herabstürzt und in den Fällent 
ln denen er die Beute verfehlt, die Wucht des eigenen Stoßes dazu benutzt, 
um wieder emporzustelgen; er gleitet in kurzem Bogen ohne Flügelschlag 
blitzschnell wieder ln die Höhe. Das geschieht auf Grund einer einfachen Ver¬ 
legung des Schwergewichts und des Neigungswinkels der Flügel zu dem Luft¬ 
druck, ohne eigene Kraft, nur unter Ausnutzung der durch den eigenen Sturz 
erlangten Wucht der Bewegung. Bei den Libellen sehen wir, daß sie senkrecht 
empor- oder herabfliegen können, wenn es einem Hindernis auszuweichen 
gilt; und ist dies geschehen, dann fallen sie durch eine schnelle Umdrehung um 
sich selbst — sie schießen sozusagen ln der Luft Kobolz — in den gewöhnlichen 
Horizontalflug. Und selbst bei den Heuschrecken können wir beobachten, wie 
sie ihren Sturz durch eine geschickte Volte auszunutzen wissen. Was jetzt 
der Flieger Pegoud unternimmt, ist nur die praktische Übertragung dieses in 
der Tierwelt beobachteten und theoretisch durchaus erklärbaren Verhaltens 
auf die von Menschen geschaffene Flugmaschine. 


Ausstellungen 


„Deutschland im Bilde“ auf der Buchgewerbe¬ 
ausstellung Leipzig 1914. Zu den zahlreichen Sonderausstellungen, 
die im Rahmen der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik 
Leipzig 1914 stattfinden und eine wertvolle Ergänzung der Ausstellung bilden, 
ist jetzt noch die Sünderausstellung ,.Deutschland im Bilde“ gekommen, die 
vom Bunde Deutscher Verkehrs-Vereine veranstaltet wird. Das Gebäude, 
das an der ,.Straße der Nationen“ liegt, enthält einen geschmackvoll aus¬ 
gestatteten Empfangssaal, dahinter ein modern eingerichtetes Wohnzimmer. 
Zu beiden Sellen dieser Räumlichkeiten liegen dann die eigentlichen Aut- 
stellungsräiime. Das Unternehmen bezweckt, allen Ausstellungsbesuchem, 
namentlich aber den ln großer Zahl zu erwartenden Ausländem, die Schön¬ 
heiten und Sehenswürdigkeiten Deutschlands ln guten Bildern vor Augen zu 
führen und damit einen neuen .Anreiz zum Besuch unseres deutschen Vater¬ 
landes zu schaffen. Ein besonderv'r, aus Künstlern, Gelehrten und Mitgliedern 
des Bundesvorstandes gebildeter Aufnahmcausschuß wird das eingereichte 
Material prüfen, und der Leipziger .Architekt Baurat D y b w a d (Leipzy) 
hat es übernommen, die raumkünstlerische Gestaltung der Säle einheitlich 
durchzuführen. Dadurch ist die Gewähr dafür geboten, daß] die Ausstellung 
„Deutschland im Bilde“ in kiinsllericher Hinsicht den höchsten- An¬ 
forderungen entsprechen wird. 


2. November bis 31. Dezember: In Lima (Peru) Internationale Hygieneaus- 
Stellung. 

20.—27. November; ln London Motoren- und Motorbootausstellung. 

22. November bis 10. Dezember: In C h e m n i t z Mitteldeutsche Spielwarcn- 
ausstcllung. 

5.—25. Dezember: In Paris Internationale Luftfahrzeugausstellung. 

11.—20. Dezember: ln New York Internationale Unfallverhütungs- und 
Gewerbehygieneaiisslcllungen. 

Januar 1914: In Koblenz Gedächtnisausstellung ,,Koblenz und Ehrenbreit¬ 
stein vor 100 Jahren“. 

Mai bis Oktober 1914: In Stuttgart Ausstellung für Gesundheitspflege. 

Frühjahr 1914: In Berlin Fachausstellung des Verbandes der Ledertreib- 

.-‘t riemenfnbrikanten Deutschlands. 

August 1914: In Daressalam 2. Allgemeine Deutsch-Ostafrikanische 
Landesausstellung. 

Oktober 1914: In Berlin Internationale Automobilausstellung. 

1914: In München Fachausstellung für Gaserzeugung und Gasverwertung. 

1914: In Leipzig Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und 
Graphik in Verbindung mit verschiedenen Sonderaustellungen. 

Mai bis Oktober 1915: In Dresden Ausstellung „Das deutsche Handwerk“, 

1915: In Düsseldorf Ausstellung ,,Aus hundert Jahren Kultur und Kunst“. 


V erkehrs-Propaganda 


Eine ehrenvolle Auszeichnung ist dem Leiter des 
städtischen Verkehrsamts in Kassel, Herrn M. W e b e r , zuteil geworden. 
Verkehrsinspektor Weber hat dieses städtische Verkehrsamt, seinerzeit die 
erste Institution dieser Art in preußischen Städten, in den vier Jahren des Be¬ 
stehens zu einer mustergültigen Organisation ausgestaltet und auf allen Arbeits¬ 
gebieten durchgreifende Erfolge erzielt. Seine Feuerprobe aber bestand das 
Verkehrsamt anläßlich der Tausendjahrfeier, bei der ihm sowohl durch eine 
großzügige Propaganda als auch durch seine Eigenschaft als Zentrale sämtlicher 
Ausschüsse neue große Aufgaben erwuchsen, die es glänzend bewältigte. Dieter 
Umstand gab den Anstoß zur Verwirklichung des schon längere Zeit gehegten 
Plans, eine neue Amtsbezeichnung für den neuen Vorstand des Verkehfwmtei 
zu schaffen, und zwar Herrn Weber den Titel Verkehrsdirektor zu verleihen. 




















Fernsprecher 20514 


Fernsprecher 205x4 


Fernsprecher 20514 Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e •V«) Fernsprecher 20514 

Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse 28. 

(Die Geschäflsitelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseangelegenheiten und versendet auf 
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und LandschaAen.) 


Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle. 


Vom Bund Deutscher Verkehrs-Vereine. 

Am 19. und 20. Oktober tagten in Leipzig der Hauptvorstand und der 
auf der diesjährigen Hauptversammlung gewählte Große Ausschuß des Bundes 
Deutscher Verkehrs-Vereine unter dem Vorsitz des Präsidenten G 0 n t a r d 
(Leipzig). Beiden Sitzungen wohnte eine Reihe von Ehrengästen bei, von 
denen wir besonders erwähnen: den früheren Vortragenden Rat im preußischen 
Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Exzellenz Dr. von der Leyen 
(Berlin), den der Bund im vergangenen Jahre zum Ehrenmitglied ernannt hat, den 
Eisenbahndirektionspräsidenten R ü d 1 i n und Regierungsrat Dr. Redlich 
von der Königlichen Eisenbahndireklion Berlin, die den Vorsitz des in An¬ 
lehnung an den Bund begründeten Ausschusses zur Förderung des Reise¬ 
verkehrs auf den deutschen Bahnen führt, den Vertreter der Königlichen 
Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen, Oberfinanzrat Dr. Bauer 
(Dresden), Stadtrat Hofmann vom Rat der Stadt Leipzig als Vorsitzender der 
vom Bund geplanten Sonderausstellung ,,Deutschland im Bild“ auf der inter¬ 
nationalen graphischen Ausstellung Leipzig 1914, Prof. Seliger, Direktor der 
Akademie für graphische Künste in Leipzig, usw. — Auf die Begrüßungsworte 
des Vorsitzenden, Herrn Gontard, dankte Exzellenz von der Leyen, 
indem er betonte, daß sich der Bund mit eingehendem Verständnis den großen 
allgemeinen Verkehrsfragen widme und eine umfangreiche Werbearbeit entfalte, 
ohne dabei unerfüllbaren Wünschen nachzugehen. Die aus dem praktischen 
Leben fließenden vielfachen Anregungen des Bundes hätten den Staatseisen¬ 
bahnen manche schätzenswerte Winke geliefert. — Eisenbahndirektionspräsident 
R ü d 1 i n dankte namens der übrigen Ehrengäste und wies darauf hin, daß der 
Bund nach Jahren schwieriger Arbeit heute ein festes Gefüge darslelle und 
die Feuerprobe glänzend bestanden habe. Die Berechtigung der Verkehrs- 
Vereine und ihr erfolgreiches Wirken könne heute niemand mehr bestreiten. 
Ihre Tätigkeit bedeute einesteils eine vortreffliche Schulung des Publikums 
in allen Verkehrsfragen, sie ziehe den Fremdenverkehr aus dem Ausland heran 
und verhüte andernteils, daß der große Strom allzusehr ins Ausland abgelenkt 
werde. Unermüdliche und zielbewußte Arbeit habe den deutschen Verkehrs- 
Vereinen Achtung im In- und Ausland verschafft und die Festigung der Vereine 
im Innern erreicht. Die Interessen der Staatsbahnen seien die gleichen wie 
die des Bundes und die gemeinsame Arbeit bringe gemeinsame Vorteile. 

In eingehenden Darlegungen erstattete hierauf der neue Geschäftsleiler 
des Bundes, Direktor Schumacher, den Bericht über die Tätigkeit im 
letzten Halbjahr, die gewaltig zugenommen hat und eine erfreuliche Ent¬ 
wicklung des Bundes nach jeder Richtung hin bekundet. Die Zahl der Ein¬ 
gänge hat sich mehr als verdoppelt, und auch nach der finanziellen Seite befindet 
sich der Bund in aufsteigender Linie. So ist z. B. auch eine Anzahl größerer 
Städte dem Bund mit namhaften Beiträgen beigetreten, um sich dadurch die in 
Gemeinschaft mit den deutschen Staatseisenbahnen ins Werk gesetzte Werbe¬ 
arbeit im Ausland zunutze zu machen. Der im August dieses Jahres in Paris 
eröffneten amtlichen Auskunftsstelle werden demnächst weitere deutsche 
Verkehrsbureaus in London und in andern wichtigen Verkehrszenlren des 
Auslandes folgen. — Die Verbreitung der deutschen Verkehrshefte, die im 
Frühjahr in einer Auflage von 200 000 erschienen sind, ist sehr weit gediehen 
und die englische Ausgabe bereits vollständig vergriffen, so daß ein Nachdruck 
notwendig wurde. Aus der weiteren Bundeslätigkelt seien noch folgende Arbeiten 


erwähnt: Beschaffung fremdsprachlicher Druckschriften für die Auskunfts¬ 
stellen des Auslandes, Herstellung einer deutschen Verkehrskartei als Auskunfts- 
material, einheitliche Regelung der Druckschriften, .Austausch von Erfahrungen 
der Verkehrspraktiker, worüber Prof. Dr. Roth (Leipzig) interessante Mit¬ 
teilungen machte, Errichtung einer Zentralstelle für Austausch von Lichtbildern, 
Filmen, Photographien usw., drittes Preisausschreiben für den Eisenbahn- 
Bildschmuck, über den Justizrat Lebrecht (Leipzig) berichtete, Wettbewerb 
für Photographien, innere Bundesstatistik, Durchführung von Sammelanzeigen, 
Herausgabe eines deutschen Hotel- und Reiseführers, Rundschreiben an die 
Konsulate des Deutschen Reichs zwecks Errichtung von Auskunfts- und 
Vertrauensstellen für die deutschen Verkehrsinteressen im Ausland. Über 
diesen Gegenstand hielt der Präsident des Bundes, Herr Gontard, einen sehr 
interessanten und beifällig aufgenommenen Vortrag. Von allgemeinem Interesse 
war die Stellungnahme des Bundes zum Ausstellungswesen. Nach einer 
sehr eingehenden Debatte, die eingeleitet wurde durch Berichte von Stadtral 
Hofmann (Leipzig), Konsul Schilling (Berlin) von der deutschen Zentralstelle 
für die Weltausstellung in San Franzisko, und Bundesdirektor Schumacher, 
wurde folgende Beschlußfassung einstimmig angenommen: 

„Der Vorstand und der Große Ausschuß des Bundes Deutscher Verkehrs- 
Vereine betrachten die Ausnutzung gut organisierter Ausstellungen zur Förde¬ 
rung der Verkehrsinteressen als eine der wichtigsten Bundesaufgaben; sie 
können eine sogenannte Ausstellungsmüdigkeit, soweit die Verkehrspropaganda 
ln Frage kommt, nicht anerkennen. Um indes die Bedeutung der vielen Aus¬ 
stellungen und der mannigfachen Angebote sorgfältig prüfen zu können, um 
die jeweilig erforderlichen Maßnahmen straff zu organisieren, eine wirkungs¬ 
volle Gesamtwirkung für den ganzen Bund oder einzelne seiner Landesgebiete 
erfolgversprechend durchzuführen und endlich Zersplitterungen an Geld¬ 
aufwand und Arbeit zu vermeiden, wird der geschäflsführende Ausschuß 
beauftragt, einen ständigen Ausschuß für Ausstellungswesen zu bilden. 

Unter Zustimmung zu dem auf der Breslauer Hauptversammlung ein¬ 
stimmig gefaßten Beschlüsse der Beteiligung an den Sonderausstellungen des 
Bundes „Deutschland im Bild“ auf der internationalen graphischen Ausstellung 
Leipzig 1 91 4 und „Deutschland als Verkehrs- und Reiseland“ auf der großen 
Ausstellung Düsseldorf 1915: „Aus hundert Jahren Kultur und Kunst“ 
betrachtet der Ausschuß es als eine Pflicht der Bundesmitplieder, diesen beiden 
Ausstellungen zu einer wirkungsvollen Ausgestaltung zu verhelfen. Die Ver 
bände und Vereine werden gebeten, soweit nicht die eigenen Mittel zu einer 
eindrucksvollen Beteiligung hinreichen, mit den interessierten Kreisen der 
einzelnen Gebiete durch Bildung von Landesausschüssen unverzüglich in 
Verbindung zu treten und namentlich die staatlichen, provinziellen und 
kommunalen Behörden um Unterstützung und Mitarbeit zu bitten. 

Es wird als wünschenswert bezeichnet, daß auf der Jubiläumsausstellung 
in Karlsruhe, etwa in Anlehnung an die Auskunftsstelle des Badischen Landes- 
Verbandes, eine Druckschriftenausgabe und Auskunftserteilung für die Mit¬ 
glieder des Bundes errichtet wird. Ebenso wird die Errichtung eines deutschen 
Verkehrsbureaus auf der schwedischen Ausstellung in Malmö und die Be¬ 
dienung dieser deutschen Auskunftserteilung durch einen eigenen Beamten 
als erstrebenswert bezeichnet. Für die Provinzialausstellung Magdeburg 1916: 
,,Hei.natstrom und Heimaterde“, soll der ständige Ausschuß für Ausstellungen 
Vorschläge unterbreiten, sobald dieses Unternehmen in seinen endgültigen 
Umrissen vorliegt. h 

Die Angelegneheit betr. Beteiligung an der Ausstellung in San Franzisko 
wird dem ständigen .Ausschuß für Ausstellungswesen zur nochmaligen wohl- 


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wollenden Prüfung überwiesen, uni insbesondere" fcstzustellen. ob und inw'ie- 
wcll ein Zusammengeben mit den deutschen Städten erwünscht sein könnte.“ 
Aus der Besprechung allgemeiner Verkehrsfragen verdient ein Antrag 
von Stadtrat (jensel (Erfurt) besondere Beachtung, der anregte, dafür einzu¬ 
treten, daß die Sonntagsfahrkarten schon zum Sonnabendmittag Gültigkeit 
haben sollten. Zu dieser Frage wie auch zu der wiederholt erörterten Regelung 
der Schulferien stellt der Bund weitere Erhehurgen an. — Der Große Aus¬ 
schuß beschloß einstimmig die Zuw’ahl eines Vertreters der deutschen Presse 
und ermächtigte den Vorstand, die für die \X'ahl erforderlichen Schritte vor¬ 
zunehmen. — Die Befriedigung der Tcilnehrr.er über die überaus anregend 
\erlaufenen Beratungen fand ihren .Ausdruck in der meistens einstimmigen 
Annahme rler Beschlüsse und in herzlichen Dankesworten des Generals Bigge 
(Koblenz) an den Vorsitzenden. 


Besprechung bei der Königlichen Eisenbahndirektion Magdeburg. 

In der vorigen Nummer unserer Zeitschrift hatten wir auf die bevor¬ 
stehende Besprechung bei der Königlichen Elscnbahndlrektion Magdeburg 
hingewiesen, die am 3. Oktober stattgefunden hat. Als Vertreter des Bundes 
Deutscher Verkehrs-Vereine nahm Herr Schulinspektor Sattler daran teil, 
w'elcher zugleich den Verkehrs-Verein Braunschwelg vertrat. Es waren ferner 
vertreten der Verband Mitteldeutscher Verkehrs-Vereine in Magdeburg, der 
Harzer Verkehrs-Verband ln Wernigerode, die Norddeutsche Verkehrs-Kom¬ 
mission des Verbandes reisender Kaufleute und der Magdeburger Vororts- 
Verkehrs-Vereln. Es lagen nicht weniger als 41 Anträge der bezeichneten Ver¬ 
einigungen zur Beratung vor. Sie wurden eingehend besprochen und für einen 
großen Teil von der Königlichen Eisenbahndirektion Abhilfe bzw'. Prüfung 
zugesagt. Für einen Teil wurde von der Elsenbahndirektion zurzeit die Un¬ 
möglichkeit der Durchführung nachgewiesen. Die meisten Wünsche bezogen 
sich auf lokale und provinzielle Angelegenheiten. Es kamen jedoch auch die 
seit langem vom Bund und seinen Mitgliedern verfolgten Anregungen ln bezug 
auf die Vermehrung der Sonntagsfahrkarten und die Verlängerung von deren 
Gültigkeitsdauer (W^ochenendkarten) zur Besprechung. Hierfür erklärte sich 
die Eisenbahndircktion im allgemeinen nicht für zuständig, sondern verw'ies 
die Antragsteller an die Zentralbehörde, da gemeinsame Vereinbarungen der 
deutschen Elsenbahnverwaltungen gegen eine Erweiterung der Sonnlagsfahr¬ 
karten sprechen. Die gegenseitige Aussprache über Verkehrsverbesserungen 
dürfte sowohl die beteiligten Verkehrsinleressenten als auch die Königliche 
Eisenbahndircktion befriedigt und zu einer Würdigung der beiderseitigen 
Stellungnahme geführt haben. Eine allgemeine Einführung solcher Be¬ 
sprechungen bei den übrigen deutschen Elsenbahndlrcktlonen wäre daher irn 
Interesse der Förderung des deutschen Verkehrs sehr zu begrüßen. 


Aus den Bundes-Vereinen 


Staatliche Unterstützung von Verkehrs-Vereinen in Thüringen. 

Dank dem Vorgehen des Thüringer Verkehrs-Verbandes, dem nahezu alle 
Verkehrs-Vereine angeschlossen sind, haben sich jetzt einige thüringische 
Staaten bereit erklärt, erhebliche Staatsmittel zur Hebung des Verkehrsiebers 
bereitzustellen. So hat die Staatsregierung ln Weimar 400 Mark, ln .Altenburg 
\00 Mark, in Gera 100 .Mark, in Sondershausen 50 Mark und in Gotha 300 .Mark 
für das nächste Jahr einzig und allein für diese Zw'ecke gezeichnet. In \’er- 
bindung mit den Mitteln aus Verkehrsintercssentenkreisen, den Zuschüssen 
einzelner Gemeinden und die,sen Staatsbeiträgen wird daher im nächsten Jahre 
zugunsten des ganzen Thüringer Landes eine großzügige Maßnahme getreffen 
werden. Soweit bis jetzt feststeht, soll, um allen Interessenten gerecht zu werden, 
ein Landesverband für diesen Zweck zusammentreten, der aus .Angehörigen 
der einzelnen Regierungen, Gemeinden und Vertretern aus Interessentenkreisen 
besteht und so gewissermaßen unter Aufsicht des Staates eine gleichmäßige 
Verteilung der vorhandenen Mittel auf die einzelnen Landstriche in Thüringen 
vornehmen will. Bemerkenswert ist hierzu, daß von verschiedenen Selten 
angeregt wurde, daß der Staat und die Gemeinden die verfügbaren Mittel 
direkt zur Reklame verwenden sollten. Nach den Äußerungen von erfahrenen 
Praktikern und insbesondere nach den Vorbildern anderer Staaten, welche einen 
ähnlichen W^eg bereits eingeschlagen haben, hat man jedoch hiervon abire^el.ep. 


weil sich hierdurch eine Zersplitterung der Maßnahmen und eine AbichwSchuiig 
des Erfolges ohne weiteres ergeben würde. Nur durch ein einheitliches 
Vorgehen der drei Faktoren. Staat. Gemeinde und Inter 
essenten, erhofft man einen durchschlagenden Erfolg. Je nach den geleisteten- 
Beiträgen soll dann in dem sogenannten Landesverbände auch eine Anzahl Ver¬ 
treter der beteiligten Verbände Sitz und Stimme haben, wie man auch auf Grund 
der gesammeltenErfahrungen dann einer weitcrenAusgestaltung dieserBestrebun- 
gen nähertreten will. Gedacht ist hierbei an die Verkehrsbestrebungen im Aus¬ 
lande, wovon besonders der kleine Kanton Bern und die Schweizer Bundesstaaten 
allen vorangehen. Geben doch die Schw'eizer Bundesstaaten alljährlich 
300 000 Mark zur Hebung des Fremdenverkehrs und der kleine Kanton Bern 
25 000 Mark jährlich aus. In den beteiligten Kreisen gibt man sich daher der 
Hoffnung hin, daß sich ähnlich wie im Auslände auch hier im Ministerium 
vielleicht schon in den nächsten Jahren eine Sonderabteilung für den Fremden¬ 
verkehr bilden wird, die mit staatlichen Organisationen allen Wünschen des 
Thüringer Landes gerecht werden soll. Von dem Landesverband soll dann 
künftig nur eine Propaganda zugunsten des ganzen Thüringer Landes ver¬ 
anstaltet werden, wogegen das reine Reklamcwesen unabhängig von diesem 
Landesverbände den einzelnen Gemeinden und Badekurorten überlassen 
bleiben soll. Durch diese Entlastung hofft man insbesondere dem Landes¬ 
verband sein Prestige als Amateur zu erhalten und das Reklamegeschäft und 
alles auf Gewinn Berechnete den dazu berufenen Interessentenkreisen zugute 
kor men zu lassen. 


Harzer Verkehrs-Verband. 

Der Harzer Verkehrs-Verband hielt seine 11. Hauptversammlung am 
25. und 26. Oktober im Hotel Schneegaß zu Nordhausen ab. Samstag nachmittag 
von 3 Uhr ab fand die Sitzung der literarischen Kommission und von 5 Uhr 
ab die Vorstandssltzung statt. Abends von 9 Uhr ab wurden nach kurzen 
Begrüßungsreden der Herren Oberbürgermeister Dr. Contag und 1. Bürger¬ 
meister Ebeling aus Wernigerode bei geselligem Beisammensein durch Herrn 
Fabrikant von Biedeisee 100 Lichtbilder von Nordhausen und vom Harz vor¬ 
geführt und durch die Herren Verbandssekretär Schulze aus Wernigerode 
und Photograph Schlevveck aus Nordhausen erklärt. 

Der Sonntag begann für die am Verbandstage erschienenen Teilnehmer 
morgens 8 Uhr mit einer Besichtigung der Stadt unter Führung des Herrn 
Oberbürgermeisters Dr. Contag. Die Hauptversammlung, die morgens 9^4 Uhr 
im Hotel Schneegaß begann, eröffnete Herr Bürgermeister Ebeling (Wernige¬ 
rode). Herr Oberbürgermeister Dr. Contag hieß die Versammlung sodann im 
Namen des Verkehrs-Vereins Nordhausen und namens der Bürgerschaft 
Nordhausens herzlich willkommen. Eigentlich war zuerst, so führte er aus, 
geplant, die Sache festlicher zu gestalten, doch habe der Herr Vorsitzende des 
Verkehrs-Verbandes selbst darauf verwiesen, daß die Zusammenkunft der 
ernsten /Vbelt und nicht dem Vergnügen gelten soll, er habe weiter hingewiesen, 
daß sich durch zu festliche Ausgestaltung der Tagung leicht ein Wettbewerb 
für spätere Tagungen heraussteilen würde, der nicht gut wäre. Mit schwerem 
Herzen habe Nordhausen so von festlicher Veranstaltung Abstand genommen, 
und er (Redner) bitte, den guten Willen für die Tat zu nehmen. Der 
Verhandssekretär Schulze (Wernigerode) erstattete den Bericht: a) über das 
laufende Geschäftsjahr (die Zahl der Mitglieder ist auf 63 gestiegen; an die 
Kreisausschüsse sind Aufforderungen zum Beitritt zum Verbände ergangen), 
b) über die Tätigkeit der literarischen Kommission (der Versand der Verbands¬ 
schriften, Prospekte und Bilder ist sehr rege gewesen, und die Nachfragen 
nach ihnen mehre sich von Jahr zu Jahr, auch vom Auslande, wo Auskunfts¬ 
stellen ln Paris und London eingerichtet werden sollen; ln London besteht 
bereits eine Ausstellung von Harzbroschüren zur Propaganda), c) über die 
Tätigkeit der Elsenbahnkoinmlssion (viele Verbesserungen hinsichtlich der Eil¬ 
und Per^sonenzüge nach dem Harze sind erzielt worden, andere werden noch 
angestrebt). Berichtet wurde weiter über eine ln England geplante „Deutsch¬ 
landnummer“ einer Zeitung, an welcher der Verkehrs-Verband seine Be¬ 
teiligung abgelehnt hat. und über einen in Harzburg erschienenen, lediglich 
das Interesse der Hotels vertretenden Führer. 

Der Verbandssekretär erstattete ferner Bericht über die in Eilenburg 
stattgefundene Hauptversammlung des Verbandes mitteldeutscher Verkehrs- 
Vereine, auf welcher u. a. die für das Jahr 1916 geplante Ausstellung für die 
Provinz Sachsen in Magdeburg zur eingehenden Besprechung gelangt ist. 

Direktor Schumacher (Leipzig) sprach sodann über das Thema ,JDer 
Bund Deutscher Verkehrs-Vereine und seine Bedeutung für die allgemeine 




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, hifsonderjen-, .P^STen ’ ■ üw;,.|j^r>d;f$cferd4 vW:kh^* ■ ütS^r 

di&.tJc|)lltjMc.tSÄmioii;t'hK ^rfdftnden ■ 

Hö ribüdcr, :'yc3^-. Sf■öJtbtJJw ■ < • ijnd. n n?/- De.q . 

•fninder^' .{&tte.|5affiki(üiie. •.' 

Ha^iäf ■■ '-.W-ar: ;.df^' ;Sib.ij'hüf-^4rl^T^3tn . Anskyt,: . 

Bfjujrlü^J .Hl-^i dücrVff-; ■ 

'.Wflkün^n;; ViC4ifiit4J:retrG it^Bf:- d^üV- 

Wüiiscfe-diif^'Br) Fafirfi {jifcft.ht rrn ' 

Wifjtcr j tn- (irv;. Scjnnals^'di'^ Mp^' fi'• kt■ ■ 

b) 'Von fe-ndJtb •■£l^J^Jfb ■ willen' 

• ^, ' v/S^idcFii ■; -X^- ■ siiiff' Aii 

, ia^^tCD 'Sd, iVf'^'tcW^cfÄdtir dw :pm;ä(öibfxi.»i des 

HÄr^e$ tdefcv geJiifid »' nfe: idf 'd^J^'s^.. k.jfs- .' 

eine 

B jWg' st KW 'w. <tk ■■ A v* ■ y^O:; 1 ^c'. vüf ^ 

. iiiacKlieds^n; dfl dif ■ : $Äfli!xv.dW „:.'. 

. t r’- ;Mii' ■ |9j 4 ■ ab'.Mkiwßfidiayviri.fir/ f ^md rwar-:auijK-' - 

fiiif dit; Etift teßköhd füKti-'-urid ■ P.räjfjp- . ^tip ^^K^cttlverk^iyps! ■Ifi.f: j djö■' ■ ■■ 

Aisa^iigs.soTidfd^iijadt^ifi HaWsr RTtyaB^bnci>:.:-m:: t^fioKb'.. ' ' 

•y^ü^^nde ^Eirw^d utjd ; .^vei.'deft- . Weiter''ifür-'.-, 

W'dinsdk- ku% dlf ■A?^]Kal^pt^:Kt/.,üj^^v:d■^a^^■i^^^ C^h^r?5d«vHAr?ifertid!S-. 

^^ÄSSiitfeldÄ' W^aöv ttti'i'-fiil^n:' divcn- 'fe.t'ifDJntia;' Büjifi'tai^-. 

üWfJ.. s^i^c. : 

2:yjwrtidis.5t&!JöTi^ ■ .te.';. W1 ^EH^bei-;'-;: oa.cK - Mki'vyofb&fc.tek ■’ 'äiis^-6 JV^yVi.:.'.'.. 

'W'- Aurja^^Ks,;W' 


: ifji ßf4Aitt«tlvw^>gWd ’ diis-N Liiick^n 

Jö 2ef^rfc!dk d^rSürg^ar,«st€^QW^ kt BrMWflagt und Zierfe^ lo^SWtkiCnfeW- 
AU 

: An eicK .m S^ie 

Jife'ibabi^kfikitir (ßUiik^tmfgji itihiit<iic itp' .Hud^p-irr ^v^ivj&tlgiefi 

Herrefi d^r Stadt t^iid ,>kt$r uns^a^ :iAr“rtKrtTrn Heifn OWbüj^^f^ 

rrjpjgtcr Dr^-CanijJ^i den tMfik ^:üt: dj« ireVtitjdfeW! ünd gw^i^kAuWW^s 
wiji’ijni’ mjit kwf erspnpÖfkbßt 2dsaTOmiertivixW 4rf 

HifCttftf: tfti Nan>-?*i W Verkebf;p- Vefban,te dbfifci* 

' \md . bipfb^i cj^ des' VefbajViUjvpf^^^cdd^AHfVl^firrt 'Obpr-.; 

- btSir^.ttrxErkisters' EbWiirtg. gejfefiit*.';, Herjf ' 

Eb^fisif erivMiertE^ irtdei^rpf 4^1 'deX HV^igttr .djft? 

gedacMk'j.'.<Jejven'..tb^'R(4'^s; Au.^keb.P’krti^'. Jö;ir idiff-:1bisiicc.rigi^ .' ti!)^ 
■^.kri^^.^•rt ■'W' A^i^^Wdes ■■■i■u^ a^*.- .Zuletzt -G.i^ii 

■ • (riffibetiiad?) das ' ;W;'.H^:rrrt\-&^ktor >.Ssh4^j(^]iäjv.- 

. Ge'^dfijiUfiÜi^Titrr^ (k5'.Bii’nd;P!i Öwut^äcr fyf .?ei'ße 

': ;■ ^ ij';.dÄniLdp.- ;W w. 4t:s r. V? ¥ritv?ktt!it mht .-• 

.. SlatälrM Her ' ■(6^ja(:’dfi3ä|ii;^f4J;' f;]f44ete 4^; 

"■■Hflfsr&bs: au die 'Fjf^yfcrw^iTtfökgi;.'. 

ßm iü5i;S^ptetWf' V^srJjfci- d«-, ■ifU'^.n fAiierfe.^yHes^a) 

■ .fertl Wje^’%|4|iäf5in|^>.: ppr' 

/■'Oksvtn^W beg'füSt^’. ' .Ary-^ 

■■■^iMcytrL 'er^QkEJ^ ^lOwie. C*^. RyiSfkt^iiigES^'E D^;'. Subi^ 

yiia:-..^’ ^\' ^ t/i . irX.i ö:■ Kti,« fUt:^ •*':-^v. :' 




unridbÖ5^V 'rf/ry/W ■uW^;' / ■;Äes?ae 


:: pvf;it.üt;j|rdü^i4i:'.B^'iyi?a: 4er 

Häuptybräam^ty^k: yi^ÄJlb W^dkp'e.ir;^. daL&dpfl öp' 4^. ' deiK-- ■. • 

Harier WA'ArWdc" ’jiftt¥eFie,fi • iW ■'ArIwitbrs:' •■;■, ■ 

■ ij hd ■ At^^äjbß'n i .d ft' ■■•* 4 ^initB- ' 4 ^^ AvfekEr^vbiik' ■ dra'.-Fbrj ^r ■:■ 

■■'VtriMLndt'f yWaAW'', 

ALm^jklÄLMV 4-il^ir^ viahiLvt-i A*^«!■•.-w.L. J'f4v>■ "-4 ■!:hf Wjr iA_«j'i «h^^l V 4 -^VfLg.. .«.li. j^‘m.' 'Jc .'■ fJ I:i. .n.'u- _u 


Aus5tii.tiüö9;tf*r WC m Ltipiiiig; twvi'4?1'!5^ rn. 
BEdsyitiifjjl flüeix dk BcarbötuTia 'dcf .Äü4^4sp#i4«c. 

io düifV EU^nlleu^tr 
'lA’icks^ vd ^iäirb'.<iic BJW Inlandv^rWh^n-’<tia' 
;?ae i:'; 4*1 ’: ■ o4. ■• dsr ' kt]fkiVt ^;' .■■ fe-.' W ' ijk; .WFIn^s ■ 


iriiEtändÄ fe Der Stöi W Bjr 4 oilh-Kb ii^d rak bl 40 Mk. . 

•balan^ereni, ’ ': Vefkfcbr^^ -,■ 

VerWdtiJi d^n AqsÄiVlIu'ygtf ti m !,. V j^ ü »« ^ ^ ^ Ih JD ^ a ;ti i ck r f (191 , 

■: grid in M 5 1 ?dcb kr ^ $|&U .fe '. ekw^riSht-fi?rr He ■ 

■ r^tiyi g. •■ übr* f ■•'■ ■: Qlr ■ ;■ thP^Ut ^b^-iU:';.4)'t';,A^'eclfrvA h 1 ■ det;' ■ 

BüffgerrncUte^k Bijrlmg:% ;,Wri:nW^de ■ tim : ^h d^'.- BrUkW -, ' 

Senator* AJberfi,dn ödrlekointriissars D, pö^vcne^ io 

bürg, Bürgerrn^Ulrcx^^' MakF^. Efn&lUaus^i./'in '■•.liaui^rbcr^,. B^idj-, 


-..ferki'. '' >;^}jebb«Wi: '■.■''gyEf^^dnblfr .;■ Ei'ßp^fk 

40!ffeK&4cbV--4tiÖ:.' ;.mki - -,^0 - nwfü5^%r ■ayfc.h :: dk.- -ät-adt - .OB^^i>bacb -.dem 
’ b4b«r .Mffpftkiü^ihkeil schenket' 

wsfeV'- ;^Steinnier . ;^DMWta4^)y'' trUt '■■■■b'W;/'AuiWahl ;■ i^iiTer'- 
..'BiJW ■ 4. ^ WW . darEl . lplefeiStftn 

d*r VcricKjvV^:4 lTic' ■'• knehf ÖÜe kjicbi ■ ■ getfii^eyjY'^'eidb'i^* ’ , ■'' -. 

iirh^l fl}t(iDb';'“4^.; .piefefW' •öb^'bütEbitm^Ukrf.' '-^ä. ;te;iS'^..; Bfc.aiity/ejde 


; ’p^kLtfttflV»c iOA 


Oebkl^^^ tn^'ilbpi h b'.iKöry^kÄbKobcii , daß « wobJ 

■kefVi' GicbUt giv.be, das pkbäf 'io .’bc Verl^^ eimbezogen^ 



Hof lief erajnl'-— ii^eiimVi 



i 


Verein, e. V-, 

I Ööjrtijaii^di^ iftüeilt fE id sein^? 
G^e^ohäfe^teßfi. ilarkt 12, 
t um' IV: jfMir 1014 eine 



|»«#| m t 

ruhrerm 

iß'ö ui^ilSvu 

i I tj be t.t ■; 

. dtp ödt. f li -■ 

K Of-rf 441 iu t ■ •:S^w^.>-,. 

in' 4- '- 

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. ScftK''Ji±‘ijd.yie,. ■iftV' M;i[;*eb)Uyt:iy 
'n hf c 4 bcnu..iKiö:i!S¥'nt^:s^ 7 kf^ 

5 ;iah'«^'j?:-tii:i}.ffte^üVi 

{ iui dpu Vorstatid Vtr* 

J kehra^Vereins pOHUtFteb,, 

X von persöRlichef yor^^toHwng 
S dagegen Abstand 


: 

I 

m 

I 









582 


DEUTSCHLAND Nr.12/13 


iwAne and «I« wtitft «ydi inUifcki, für die Hebung des Verfceh« 
wirke, besonder» jd<et ward« (^«daucri, iÄaQ die da» vön ihr «tb»« 

gescimllene Werk« die DtorameriAuvst^llattg m ßÄd Ndubttii:?», wtlcKe im xa(tptTh 
Jahr für die ßer^fAÖfr fotc Erfolge gebfaA.'Kt liäbe, jein vcnaiiclj{iissig«r. 
Redner dÄflkt d«nn AÜen Beböt'deu. wekbe die B«ilrei>ünj|en tmteri&rüttt 
habeiiT dem Arb«iUÄi«SrchwÖ. liem Vor^t^nd des früheren Vexfrrrt«, der Preise 
usw. Dem Vofsiticiidffl Ebre« iiffd stmo DAnk iüf »eine Tätigkeit erboben 
sich die Anwesenden. Dw von Stoti (ßed Niit»beim) vorgeiragene ]<*hrei- 
rcchnung findet die Genebmigunf, der Veftaf7>mbn?:gv. De? Aibedsüusschyß 
wird iaettiMi wiedergewäbit and be»diLf.*ert* deö dWiedlgeD Orte^ weiche 
bisher im iVbeitsauÄcIiuß ruriit '^eftreteiy ^va«;ß, ^on ieta nb einen Ddkqierten 
in den Aw^uß za woden berecKtigJL velefe dem Verband nÄoih^b 
zu TTweben öE über diel äUgkot des Bandes berietevhiei'äuf der Vöfsitrendc.i 
ti scbließen sieb tK^hmaU Äuikfeiwde des Difcktors Sehu- 

mache? (l^cJprig) «n. aus dt^nett hmatgehlr, daß riajrt heebfkhiigb an die Kom¬ 
munen and staatJicben ßebörden um enlspTeth^ Ümerslütrimgeii zar Er-- 
mdglichaog eeeigncleT j^feugigfT rropfl^do, dk in «dkf 

Inlerewe liegt, beranzutnsten- S ioi^ten dann die seb^ lelixrekiien Bcftihi« 
der emzefnen Öezixke Ömjfjen. hrkim., Bad Nöxihfrim^, 

Oppenheim und GToß-Ui?)^|^t <b|e ErfaJimnged, die ein 

yi hr verd ienst voües KTjätftfefcn, Näc b werterer A»ässprf3cKe khfi ein 

Spazier gong nach Büfg KJofm» M^toge^^en, l^iebdahrt 


ferner auf dem Sfeinerberg, atif dem Kölmich und auf dem Wibbekberg fx^iBere 
NatufseWz^bicte ge«<fjÄfkr>, Md dem Erwerb de» W^ächotdersehatsgebitria 
ä«f dem Wibbtkberg ist etit in }uncsicf Zeii begonnen worden. Prao EBm 
WaldxhÄusfrt in K<wu|tswmtcr, die der Bonne/ Umveftitat Kboo wiiykiWIt 
feicbe Zuwigrtduagcn gemacht baf^ KäJ Äüch dem Bwiicict Eiklvcna» 3000 Ma^ 
detr E'Twcrb Va?^ Gf andsfüeken auf derb Wibbebberg gespendet. Mit tb(«er 
\md einer vöp^ Me/cken» gespondeten Summe mr et moglieb» 

bisher des piwehftgen Wachniderbftttsnd!» xu erwerben und dandl 

voc cW retten« Endlich b*l die Ortsgnippe auf 

dem. Enri^'. 3'r ^ni«' Vt^ÄldpftYzelk geschenkt worden kl, 'Ä^ege berriditeii 
und RabebänkR onkwifeit <Üp «W frdte so viel betucht« Eioteil 

wieder zw emem Khbwn Auafbvgsptwikt gcstadiet Woi^ien &» FettbuA^ 
schttiikken die Bilder def btsberigen Vorsitrenden der Ömgrupp^ sjwk lahl- 
reicbe Land«:haf>,*ijufndmxen: »aUs dem Bownef Atbelttgebietv 



Der Rheinisch« V«riwl»pl^V«mn< 

der sichAUS den Stckiten* Cctiteindeu» VwkebtvVWin^n and5fhnkkh«n K«r|Mfr- 
Schäften der Rhein Wie bcireifvi 

einer Reihe von Jahicn isit düreftfws K’-rteni !b:fok die 
ihm verttieieoen l.amktlcde« Ab ein gliicMkHer VX^etI muß der um dem 
Verein in drei ST>rat'htQ WraasgegeW^ TübrervOk Riicjfnkndc’^ lin-chbnti 
werden, ein Wifk, dus bl kwn? gedririid« Eorm iüö(* Wi«cn£>y<rtt nbex dk- 
Rhernkndei xothilki mit mffxein. ßddwialenal du/chselrei ist und m den' xfk 
farbenphotoffisphiseli^n Aufnabwien eine btsondefe 
Auch der nepe^Un Pcopaßandev den ,*BiieN<r«yuÖw»afiwn^y hit skb 
riikftgc VWin rjjjK’ifand und er btingt soeben eine Ajnzahl Vefsctdußmafkcn 
hcrausi die inMg« 4hrw kicosfWkcbefl An tcnvobl in der Zeichftuö¥f ä|s «och 
in d«f FarbeoÄfeir ZU «fern Beaigp i^Kören, wa* l>b.W gexe«t R^e 

VeiKbiuÖrr/4Tfen fSerie J) reigi^ in eW Cfi^ße. von 2«niif;c\ctrr *rwiti>rH? 
versebiedeii« Aosiebicm d«^ RHeingehaet);« und er^feuen das Ange dmr.h die 
leü rhirntkm Fftrhcft <^4 durch di« gi»cKrriackvoffc Art dtt Mobvhcitw 
Es {^t B urn'eTkenfibarv mit Hemnsgöbn der Vcmhljirtmirfc^n 
k<!n$t!er?j»che 7jcle xn mcH’hjsnv eine mit RdcUichi euf »ks 

^^fide minderwe/iific MaieNal. «Iük %ii4» dem IVUrkt bebnfkVr nnr An- 
cfktrmuTfg gexuilt warden tinm^ Di« eihreWn Bilder du/th die 

kiiirsfko’sche; Art der Durebfobrwng ainch auf die feUnnsUn Sa/zwi ikr eine 
eriiehertscht» XVtrkbpg em Cetkb^nivtokt, dÄ: tef 4^; bkfe 

«radueoeneP AWW xri w wtg Die Serien Werden f ohgwetet. 

üiid ihe. Afbek wird sob^hirth^i^ daß »m PfühkhT 1914 4« ^.-Sezre erKbeirti. 


2tJtrftUWrent Jubelifali^ de« Birnncy^E^ 
bat Rdctpr Zend^ im Aufoag de® VorsUncks ä Ec^bueb hcrsiiSftt^Wv 
<ka ;i^c CeachklT*«^ Entwicklung der Ortsgruppe Bonn di<a Eifekmins 
Und ihr« Wi^iiunlceÄ Die Buftäc/ Otisg/pppc. bt mit 

mper Mitgliedcrzahl 1050 dk dfdfgrößte de« Eifelvofcint« Das Fetisch 
schildert, Vrw ^irkram dk dciu Ä Jahren iKrt^ 8^tch^:r,< 

dep* Naitur. hai Dt« 

Ortsgruppe hat ferner m dem Ihr rügevsiic5cneft .Arl^itKs^let, dtni Ceb 
twikbpn AKrtixVundi fCtrss^hngtr TaFv^tt BrbcL 

auf dem Nörkmiekkamm im Jahre l.9Üß nbemombicn und &if dem SuinerbOic 
nn jaihre .1911 rlnc fifsie SchuUhüUe rni!^ .4i0Cl Mart Kodiert gebaut, «ic h«t 


Der WttlpieufliicK« V«j4wHjnt»*V«rbÄnd 

hieJf 2$. bdd 2^ Okt>:!^ef $eine fcpiWig« jahresyers^ in Graudeni 
>h, Der Vorsiuende« Äeck (Danzig), ^begrüßte die Er- 

eiwff 35 Iferfm, ixhd daftldc dabei dem 2 weiten Voriitzenden, 
Bürgermt-istef r>. Sloken^ (Grauaenz)s Jur die Mühewaltung wegen dbtf 
Flötcot- und RekliW«TWfkcö3ii«stellim,f, dxft überraachend achonen 

E.i>jdrtick tmchi, Auadem Jahresbcrtidite fürVlas zweite CeschSftB|ahr 19J2/.13< 
den VömtrcTuie cistsitctt. »si foli^nde» tu entneh^^; Di^ Vebande 
sschürtm 48 Mitjtlicde/ an; int Berichtsiabre amd 9 neu eingeiri^ und 2 «»* 
I^Ä/:hlediKrt. D« i.ahpirsbeür^^ betfngen migeaaml 885 Mark, Die Büreaui 
ikf VerWdee Iftlmdm ßiVb in Danzig, ^idtgraben 5- An mehre^n Abend» 
wii/den Lichtbildet 04« in dem Schdul^ster plitikwt 15« 

Siudtmei^^ und 5rf<üHThed»*TKen in Westpreüßcoy die niit Aiiin*hfn« der 

Znp 0 ?te? Herbcrfic van der Danriger A^rrk^rszeptrak <tu» vcfwaltet werden, 
wiesen einen apge/nes^^en Broich auE £s bertehea 2Ö Hö^befföt. in denen 

ilen xnii Wänderiarlf' verseh^^nta Brwdcnti?n wpd Schök/ft über 16 Jahre Nacht- 

quartiear und M'»r?eoH’pb»iüek ufWT^tgeltbdi vmrd«Mt kt. Neor 

hinzuy^kjommen kt tm ktzien JiiHf e dir Herberge tn Zuckau Iäi Kartl^- 
Wegen CiüadwiTg ÄvciieAr der VerbaAd mit den» Hoteib««tio 

0*Tljichmimn !in Bffrnt de« Försterei NoApenkimpe liei Kulm m Unter- 

hÄndluxtg. bfibgepd rrw’iinsck w^t die Bv4udfimg von Herbefgeo i« CnunJcM 
npd Thörn -vijrtvrc ln TycHcj, 3ehkxhv\u. \ ktu>v und Di.-KrtM)n« Di«? enlatendtfien 
Ufiierhahtmi^kostcn hctfugCn vnitgcaaaU 595.40 M.jflc. Vt?« 
hitöc-k? lU drc CtündyftÄ des fkimatjöamüt« w EWtic Ib 
ijtend« iki Eßniiger Verkehft-Vrtcinit, HatipUpanft a- D, PuduTv p^4idiü|« 
Ht^l igöfchnikn iinb Mu d<^ ser hc|.hftts:mdß![8: germgep Mhteln 1»? d« »Ite 

Zuifflb^iis den upd »k Mtweüm von ihm ausgerBztei 

wwdr^i, We^n dö Erseftb^hnw^rkcli^^ £i8epbahndte«kt»il^ 

in Danzig, veäüöcrt- flal) di« W in bezug ouf ihre Erfullbadcöt 

rlnct ciogcherulcp Pnliung annwgcn weidm,. An dem Bilderschmude im 
fbai^babflW^iV fudwh «ich «cis ^^?c31prel^ß^in mir Danzig und Zoppot beteiligt" 
Die Konten sbvi Vcrhälticäsfiiä^ hc«di Da?! Ergehn» des eralcn Wettbewerha 
^.ht tweifkb mniitk. Die vom VVrbande ausgegangene Pro' 

hb' Mitteln ab crfolgmkh 

bctfkhrieF'vfirdc?!.^^ G des Verbandes an der SonderaussteH««'* 

/ DetitRhlfr^d7ifl ßdd “ auf der L ri p xisc r AuaiteUungfür Bücbft^Vfxbe Uiw 

Ctepbik 19) 4 iiftd der Au sstej hrng le» D Üt s c 1 d ü E (1915 RecfdWj^ 

ZandcYf^Vag) und decV d«» Bundes fei^te^f Vetkeki-Vernix 

Idelt CMiWrd (Lorpzfg)i öcitk resümirr^ien Äich dähin^ daß die ßeKchklv^ 
jkr ^wjgÄtr Aus'jPiltung mit d«8 4‘« ^ 

t5is*cM6rkr Aüsst^fltmg ah und Sooderaussiteßung des Ve^banw* 

b«V j^krtiv Zv\;€?:k >xod E^hdg: häbe,,'AüfiefgeWiixliebes gebot» 
xvurdft; Viifiic^chkgfrn wxi/dcn hcwcglick^ Mö‘Mk der Mancnbccf^^ 
VXVicWh. drten koUcn ^ul etwa AWk, tV ^ 



J 









Nr.l3/I3 


DEUTSCHLAND 583 


Vortttnd wurde beauftngt,wegen BeleilJ^ng von SUdten* Korporatiixncn üsw. 
sowie wegen der Kosten ErKcl>ungen «irusuHeM und Ixstimwte V^f- 
scliUge Rj machen^ Nactidcm Hiiüpimarrn a. D> Ptidor oWf itaS 

Elbinger Heimstmuaeum BertcKl erst,ütet und »ti der Hand se^r 
PHotogrjphien erlauptrl hdite, Herr Z^inder (Danrig) lafV^crejv 

Vortrag idiesr; ,X^le Fordernnji dii^ Fremdtfnvefkefi,rs in Westpreuß^yj 
besonderer Berücksicblisrung d<rr Ueiaefert Ortty * Der Redner tüKrte u. a. aus: 
Die Lage der Frovinr ist dies^to Bcslrebüngcn nicht ubi-fraaß-^ günstig, 300 bis 
400 Kiiomeier von dtr MtWc dcfc Reichs- «ntfcrm^, schwtöge ExistenrKe- 
dingung^aw kapiwls^rhwacJAe Cemeinwese/i ür,i[ jV-ttc entwaiifnvnde Gleich- 
güHigkeit d:et LpSorig des waüberwmdbare ScKwjer)^^ 

keiien entgegen^ Dat»i d*t .htifte Kampf der Deittscheri um den Baden und 
um die Erballung des deutschen V<>ikstHms! Unsere erste gemeinsame Äyfftabe 
«I der Kampf «egen di? V'önifiteiie. dje twch im Hekhe und im Auslande ühex 
die Ostiixavlr lebendig siTvi* Miilitmen von D^iiischeo wastn nichts von den 
großen iandstbaft heben Retina Wesiptetiß^ii, nkjjts von den sagenumwßbeoen 
Burgen «r4 atten Baadenlcrt^iUm, sie glaMhen. tbO hi>?r l.v;i\rits ein <>dt$ Stj?ppea- 
Und tei. Die «rsJe Aufgabe rnuß cs seifte alicn WeMpreidWn, dk; aui Reisen 
geben, cinyopfögen« akh mit ibien ReisegefaKrter» über W«>tprey'ß’$li ru: iintter*“ 
Kahen, Wo sie falsche, Vofttelluugcn artttrifen. isf es ihte POiebt. sie fichti^?- 
zustellen, Aufkiamns- und Beseitigung^ vöa Voturteilon «rf?)dbcfi wir ,ferp,fr> 
wenn w« den %bteÖ>»«:herrA uasew Aufn^rk^amWit ruweindr«* Ab. ititt^s 
Mittel der Aiiiklirurtgditnen 5tud»en(Ährten, Kongresse, VVftm^fgcscifechaRc-n. 
Den VcTfrinsleiiesti eriyaciist hier eine doppelte. Atds^be. Einmal w^tden ^ 
Umschau: baiwn müsjen, welche Kovigressc und St(idiengttfiellsr.HäticA för 
Vcreinsgetttel in Frage kottinw^ja Bei dem Bund« Deut^^hci Vefk^hrs-Vcyri»i: ist 
angeregt wfttdeo. eine K o n |f r e ß i i s l e. berausr agehen, die alte die«!' Uatcrkgfcn 
enthalten soH, ln der ^chlußsitruni» am Sovtotag hearrkßt« cier A^orsiutiidi-. 
Recht«w<v«lt Lander, die AiVwes^idcn msKcscftdefc die Vertreirr d^ 

RegicTungsprÄsid«;nten und des Lvrndtthauptmanus. i£r danklt ier«^ der 
Graudenwr StÄdfbehörde und den» WkeHfsA^ein Craudenr. für che Auf¬ 
nahme und die Vorhereitung der Tag?.ing: ferner begrüßt«, ef die V^rtreher 
auswärtig^er Magistrate, der EisenbahnbeK^den, der PßSt, dftr Handeilskamni^'m, 
des Bundes Deutscher VerkchfS-Vereine, des Pornnrcfachco Vcfiotltr^-Vifffbandtf 
usw- — Bufgemreister Dr, Stokenbe.eg dankt« V\!rFm da:hir, claß er srm<? 
Tagung nach Gfavidenr. verlegt hnhc;, um ru yeigiim. wie er arbehe «nd wie 
Propagandtt gemacht werden /düsse. Der ßeitritt der westpreußbrhen Stadt« 
2um VerbÄ^mjk tiewdse, wie sehr das Bedürfnis der Propaganda des Verkehrs 

ah nötig anerkannt werde, Syndikus Dr. Diold äpfAch Be^üüungswcTle fuf 
die Handelskammer Cramienz. Stadtrat Dumont (tU die Stadt Dünei^r» Herr 
Göntard (Leipzig) für den Bund DeiiitoheT Verkehre-Vi'reine, VVsicrender 
Zander herjchlete uhef di« wef'tpncußiAchcH Studenten- und Srhulefhuda^rgen 
und über diü» ßddsthmu^rk in diwt Enienbaluiwagen. Er iv{e$ auf die ün Saak 
Ausgestellten Hi^lwütie r.wtfet Welthewerhe hin und schiJ/ierte dk Schm^n^* 
keiten» neue Biider ru schattets. Jr» Daiarg m ina^r der Mehmng., daß nwn w 
dem Verein tdierlassen muss«. d»e Kümtler aoituwähle« üru3 daß es nicht 
richtig sei. die Auswahl eimr Zentralmstani ’Z ?4 iiberttagen. Im Kern «d »hc 
Sache gut* und es whte 'wunscKcmwert,. daß sich dw «idcfÄ Verem« eben falls 
rtat Bildern an tW Sarrunlung künstlerischen ßildfchnw.kf m den Eisenbahn¬ 
wagen befeihg«^ möchten, “-' Herr Ciöntard (Leiprlg) spr^jeh die Bitte aus. 
daß sich die Ver^iijc im Osten am Bildsd’Oiucl: stärker bctsiliscn niocbtcn. 
u.. a. teilt« «t nüt, däß «m ßdd von der Marienbufg j^rsdiaffen werden soll« 
— Rechtsanwäh Zunder war der Mciaungi daß rnän vw den Vereinen riichl 
verlangen könne, daß sie rlen kimÄileristhcn Bildschmuck in den Eispnbahft- 
wagen böahlcn, — Herr GorÄarcl «rwjticrft« duraud. <t&ß der Staat nicht geneigt 
sei, die Kosten tu /ahJim^ Privaten könne disr rucht übvrlüsscm werden, weil 
sie eine ttnehvünschte Rekktne dömU wbüult« ^würden, *-r DeJ Zweck der 
Besprechung vi'ar rtui, Anfciifung tu geben- *—•- Es juig^ darauf di« Beratung 
einer großen Aniahl von EiveübahjcivcfkefirjrWUnschen, Mit der Tagung war 
eine AußsteUung vgn Propagandamaterial tur Mebung des Verkehrs verbufiden, 
«rt den Saalwshden ringshenim Katcc man künstlefUch außgehihrtc Land- 
ßchaftflphotographien. Rcklaweyplakate, StÄdtebilder und Rek bmemarken aul> 
geKitngt. 

Deuticber 3ld-Vcrbtimdftag its ShiHgart nm 25^ und %6w Oktc4>et~ 19ii3. 

Die diesjährigiR ffauptv^arnTj-dung d«'> Deutschen SLi*Verbaodes war 
sehr «Uifk voo Delegierten ous allen T<den des Reich» hcscKicIci, 14 wachst 
nicht nur das frrtcTCsse im all^emeirum a<r< Skilänlyr^ isoridcrn vor flilcm sruch 
das an den Bci^trcbunge« de? Detuachen Ski-VerbÄndea, der m dsn h bttii 
Jahren unverketmbar gezeigt daß er iimtÄndc ist, sich mit Erhdis^ tLr 
Skitomistik antunehmen. ohne dculuilb di« rem sperttliehe Seite des Sk:T]4«lt-rt$. 
wie ßie am «Gliärlaten bei den gtußen V^ctbduad^fW'tliMiufsat mit ihren Sj>ring- 
konkuitefuen tum Aufdruck konm\t., vernöcKtoigep tu müssen- Der Dtütsch« 
Ski-Vcrband Ist das bewt;:i$«n die dics-isKrigefj VerhandlLmgen srhb»g«^nd 
auf dem bcßtan Wege, den SkrhfM?crtbwh *u einem unenibehf liehen Trunspoit- 
mittel weitet Kr«tse unserer Berölkming iu machen . Der von ihm rmgeseute 
skitomißtiiche Ausschuß Kat, wit sein Bericht nrd dem D.-Ö Alpcn- 

Verein Fühlung genommean döit w<»iJgeheridt^i Vcfstiw^inis gettjodcf.». 
Infolgedessen werden im külifwm in noch 

größerer Zahl al% schon hisher den Witrfrrtöufisti’ö ruf VerfümmR >s^/>hcn. 
Der Alpen-Vcrein wird auch noch }>cst,iprd«r»‘ VorstliriUcn für dir. V«» 
proviantierung seiner Hütien im h^'riiusgcl^n öruJ ferner ein Ver¬ 

zeichnis der Eingänge zu den Hüiteu im Winter ^ dir bekannttifb sehr öll iiifolgc 
großer Schneemengen schwer zu Enden sind. Das nebeUicherc Markieren 
vnö Skiwcgen mit Blechscfdldertt nach Art der für die Autofahrer auf den 


!*umdirtraßen in vieJeo Teilen Deutschlands bereits üblichen soll nach praktisch 
flUprobten Ratschlagen vörgenommen werd«i Der Ausschuß ist auch bem^t 
Ae Herausgab«' bwondeyer SlalouTenkarten Ärtztircgcxr und be- 
itimmte Gmrtdwtze hi«^r Aufrustenen. Der Heuptverböfidswtltisiil das 
Dcutscheoi Skj'Veffcaftdes in dresrm Winter findet mi Münchener SkigtWet 
am 24. und 25- Janu«r }^?4 statte die nächstjährig« Hauptyfffsammlüng im 
25. und 26, Oktober 1914 in Leipzig- Der Verband zählt Ober 50 000 MiigEeder, 



jT o p f B t c i n h ö b 1« l n der S c h w ä b i s ch « n A f b 
Einwohner von Kölbingen entdeckt, die, nochdtm sie «uf 
eijwcn? Spozirrgifinge einen. Feteispalt gefimden hatten, in slren^iej Bewahrung 
ihrca Ccheirrifi>s^’:s weitere Foi^scKurtgcn unlcmahmen. Sie fanden irine Tropf- 
stcinhöhlr ytm AuOemdentlicher Sebönbeit, die /aich den bereits vorhandenen 
des Gebirges »vüydv? aufttht und iti zwei großen. Halkm «nd einet kleifneren 
Vorhaife «ine ungeräblte Menge mäcKhger TropfetemgebUde in de« tndrmfe- 
faltu?»ten rfh^ntastiseben Fortnen enthält. 

Dirr slaarHchen Kunitschatz«: Italicos alv Eiera«hnf»«- 
qtitr l ie. Millionen von FrenidiiA reisen fllljährlicii nach ftahen, um di« Sebön- 
b«u des G'Sfides, wo die 7.iln><»en btiihcn, zu genieikn, sei « in seinen land- 
^chaflfit.hi’n Kvntiu seV rrs in wmen herrKchtn Kuustvsetkcrt, Der FiiEmden- 
vcrke.Hf With für llafrcnft WiitschÄft seine grt’iöe Bedeutung; vncd doch 

der C^idbetratg. den die ..FotesUeri*^ hier ausgeben, auf 5- bis 60Ö MÜb Lire 
im Jahr« te-ißert uwl AusgfeK der pLMWcfi ffÄculrkhiUnz 

des. Kürtigftichs eine art^ehnhehe Rc.lie, Atiffaifend ist aber die Cenngiugig- 
keit der Skimnievdle der ale Besitzer’der grnfUcn Kunstsammlungen und 
Ansgtabungen ftdiens für deffn Beskhtigun:« duitih Erhebung von Eintritts.- 
g»‘bührcn tfhbltv Ihre Sfumiw Ijdawit weh nämlich laut, der Zeitschrift Bolcttinn 
d Art« auf flicht viel mähr als «ine MdlioM Lire. Am mei'stcn lieferte im Jahr« 
1912^13 riofenz. und ?wör 275 179 Lir«, Die Lagunenotadt stand an zweiter 
Stelle, mit 222548 Lh'e, Pöir^cp brachte 195425., Rom 1936)3 Lire ein. In 
Neapel wurden 88159, In AlaiLnd B2 156 Lire eingenommen. Der Besuch, 
der V)Ji» Adfiana m Tivoli ergab 14417. der der Museen und Nalionaldenk- 
tnäler ^’älen-nos 11277 Lire, Wenn män bedenkt^ daß die Erhaltw/tgB'/Brauf- 
isichiigungv* tittd Ausbesserungsauslegen mnert beträchtheben Teil dwBejr Ein- 
füfhnicn airbehfert. so wäre die direkte Veftmsung des mit rund 200 Millionen 
Linf; ha der iulienbehen SfaatshaüshaKu^igsicrhnüqg angenoirm-jCnen Yer- 
mÖgenJ tfn KuriStJchälzen eine ganz gering^, würde dieser Ausfall niciti durch 
den anderweitigeu Gewinn aus dem Fremdenvefkiihf rtricblicb gulgernscht. 

I n l e T n ji t i ö n;? 1« 5 {nstitut für das H o te Ih i Id u n gs- 
!>; Am Freitage dem 7. Novernbcfi farjd m« Hole) Metropoi zü Wien 
ein« VewT» Hrithsvcrbantl^ dsle^mc.h*scher HoMIctHi cinberufen« Sifziijig wall, 
an drr .»^ch nebenr zaiKbeicKeo Mitgliedern des Rtdehsverhondes vetiebiedene 
Vertreter des ösicfreicfiischwj Minbietiaftis für öffentliche Arbeiten, ferner 
Herr Otin Hoytr. der VofS‘ttcfifd>^ des iHV. und de$ Ausscbuissesiüjrdas Bddangs^ 
wesc'p di?> HoWL und Gttiwirtsüewerbes, IL-rr Beigeofdnetei’ Pfofessor Hsfold 
als Vcrtietc/ der Stadt DüsÄ^ldoff sowie Regiefungsn*» Ptufesjor Ailolf Heß 
^isb Ohvriritrf des osUrfctdü^chrw FachschuiwtseM beteili^ften. H^upteegen- 
stand der Tagcsofdnuri!? w^r d;e SleBung der Ö5t«r.^«cf»ji*chitn .Inlefeiseriteo 
und ößtctrcichiKhen BeHt^rderi »im Jnt.ernMionalen Irui.ifjjt« das Hotel- 
hddiUigJwestTn; Ak «rfreuljehes Ergj^bms der Verbindhtntfco ist vor aHem 
zu bvrichlcih kioß da« gesafirti» düterrrichische Idole her-; und Gaslwjylt-. 



Berggasihau» BiaTnsrekhühe. 

ilolieH$teitt-ErD>stllial, 

an Siell« ü«e sächsiSrU*'U 

ÄlUk'igelürg^.'S> p«i)iebte.s Aiiftflugs- 
ziel Aiu'li i>ii Winter. SklgeUnde. 
W«tdrodf>bähu. Sporthätte. Berg- 
hqteL — Ütuösttig^e KäruficUiei», 
Prp*p, vihfch iJeti Suidtra-t. 


Hlldehelin 

Fremdenplatz!. Ranges 

tuit tpfüi RunfMüiik- 

nK'itf'n.1 «t»s ei'n^f ^OOftvj^trflliseti Vitti^ 
c.'»Tnri*nhcVe: HilftirBhvi'uicr Siihei*' 

fwnii. rocciruü'ch» ri^ioh« 

mjUftJallrrt, lliitzrtrehit^^feHiir ws>W;, 
jr»elinlj*uiU, ü. UtBctiorsiriU. 

öarniiofKitaüi, Rtjhtöitz r. l'ißiicicparc 
und itqntttcr* A »tkutt(t (luicU durch 
1 te tc) d or ch d. Ytd'k ehr -Va r ei Q. 

AV e i U S l u .h « p': am 

Vüm.'ti* KaiMchenk« Im .H^tbäus. 
U « * i ii iw t ft u t Ä %. ffflume« M»rUt- 
Hiraüfe; Tlieatter ^ ßarteu ivorm. 
Iviiaufw Eut>M»?acma«lh fA Meyer, 
Uotot a: Kafserhöfi Motopp»Hotel 
u Europttlschcr Hofs. Hpihahnb.: 
Hotel d'Angleterrc u Wiener Hof 
i.Zcntr.: Rhelnltchef Mof^Koioer- 
strafle; EvEng4 Hoaptx« flöget 














584 


DEUTSCHUVHD Nr, 15/13 


üiirh Üftl?fi>aü itir 4ai Dibwltefi-.r 

hlsrvfjrKJr^iölbff^.. fjäß. 

def ifSli^ i■5^^a^t^Jy^^<s;■.:AE^XHJ<^Y^■ i:i'iiri:K/'S<E; - 

rijic.f. ■: in .jwhl■ xii«.■ tf\ .’'. 

rcicb'iiitV' Be*üchcr t^t-s' |;. 

■■ D.iy ■ n ii\ ^>!: li ^ t ii üji-ji M i' lii H c .r.Ji;.« .jj- t> ^ 

^ f5^5. ^^^>E ^im At tiU; A'i \on( iicr 

GrselWhwi^J {üt ■ ■ 

I95$p3 y'^f* *ltl5-.rkm j^3Ö'n^'■rtVt3^i^oh'^V 

C fr Bi&i Fl .Jv SiM^" tJ*r(n^ ^ S4 .iFf;- ^ai- ■• 

■ Titry^t^ [(WW^:fk 

(4r lifc9 443:.FK^ üiVid JryiNÄbitiT^iftrialiwi'R - 

f:ich■Stj/n(fM^y'p/' yv^M^>^>x'f^Eii4jt^rT.ul1f -^ijijf njv.-ö.iy-H-W'ck"^ 

des JaKreä>i^li- um -3 Ö^'S^jrFT;- ’• 

bclJAjff im ]Bt;ricfit?,(^'^ 3'va'.;f^. 

’ sicti dicr Flc^^^tllml^'. entertWhr^ 

ixp.Va^’fäii^ß. wn, ]0^4:iV3i und im BeticfiLifttKf-i ufr» fl.^U^r^-'^f,-; 
^ü 'difeSci' hdt imffstpiU.'.dk-, ■ 

aiwx dte wek N^^ilffi"^:t■^'^^^^^■ü^J^^^. 

■ GiisBornfüeihriöKjHP stjitgd 

• lieh ■ d«. ^schi^c'' at\'. rlic Kränken-;' ■.PtT^Xf'^fplr^r -Jupd:;: ujssf^i^tsd^ .-^Ä'; 

797 .Fky dt^ 'Wa^x'nrikc^CL>uj.^(i.%'Wtj^.wtstj^iEßi-jft'^sr' 

Ab»rljirijfbiinSt(V^uf;05Jh'it^fy^d^<rV^?^^ lr}iF'^ ';. 

i 44-3^11 

dem, ^0^^ ^}, ^uvijtrfe' «jtf CJ^küii^ 

der kkrirtt .£ta.-i.^^ >730. .Fii»h/oeti;kdiiFrrii^ 

Beimi^t^iüJL^ialvcrR ■ • ■. ' - 

jrr Resm-e^ Ijcsitllt. 

SeWüö des TcdakUonellet) Teils. 

■Kvhriftletteir und vprantwi>jl3ith Rir den üiljp^m, Teil Dr, H r i e d r> C ei str IJ & 
in BüsseTdoTT;. für den wiri^chaftlichm uiid omtlicben T^Ü d^f Buntfes- 
. nftthrrchten,; J o 5e TS c h u m a irh »t, GPSehüftsFdhrer des Bundes Deutle 
VjerkeBrsvereine in LerpJ'Ipr für den Anteig-erdeil: B rti n p ECö irb in Dfeclr 
ddtF» ßrückti. Verlag der DüsseidorferVerleHS'AnstBlt Akt.-Gc^* 
IW, GifMtidetb DüSiSeldtjrf. Bierlincr E ed b k llo n sb u f ea ti und 
G*S?i^SffflStiöUK VerJüg W^Gkördcl. BerUn NW 7, Unterjien Unden 59a^ 
2imF AbdTTic'k bestimmte Beitriige vfolte man ohne weitere Angaben 
richten; An 4^a Redaktion der ^Deittschlünd"^, Düsseidorf, Poslfach 4^4. 

■ ■ ■ II ■ iJ .W'-i. tf ii M» <■■■■'■ h .. M .*.^ . 1 'I * " ■■ I —. . . 


, ^Wt^hniUen :ihtbt wolwi’ .TV^r- den. 

ffcr itujstf Fi ■ k/ircTn. Dw ^5i umi>f(f äjieiilitft. <tn^S^ 

■ « iJse nithr-stlW 'jhtf^i/srÄfit^ Werden 

■.pJii^ -4^: ' ^ü^i'+iiis^encrfjftjcVti die: • na t^^WütcfistrEsdftfi .Fj^rJerrj;'beiden ■ 

: Ave^W’-da^^-ti 

E'iiijt: 

FiiTT^feü inii .d-k'-au 
■ Lnfsirdt .ka^ 

Strauße Wfden V ea. jS(i jlt* t^'ks tki inansei- 

äU'SjE^^cMos^f O/’K'k're.r. .SöfHid .erdl^eftfdTJ An-^ 
1 .Vi^"Tti?yotjii;]i»f. ttutl ■ Gr^iKWi^nfc;) te«? t:iitiMLci;3]!ck jedrr Untef- 

■ ■;. ■ :.Gpuud’ tfe'ser? ■: ajitF ^ Yotikoininieueirt’ivami' 

foreft Dfföt<4fHpg imscte vejrebfte tjaitjcnwell’ 

; :uj^’.?tr|^ injjdeirjh .UfriB.'ijKU'fJ ^1^4. 

btte.ibj’ i^ef iWfci' hs- 

KCbteisleif cPt' und scMe:!? jreklö.tdel^ei Damenweh; 

"'^■- Sic^^^i^s(^^^.>r i^d^-Zeitaiagp.'Dresdet^'■ 

ln 8*4 wT(?en teiger JfstnditKEift’' 

liLbftb.: biVibjt.'iÜM.'.: •: 7.15 _ .b;i¥hi?’ni^m;'':/ AiiireSiürii^spiitifef n Sfd 

..ifF'rin Sofrtü ibf ■: F*?.11'' \!^j\.' bt^ii *hd^r^ '. ■. kr4^jnw?« •• mit ^uynfr dffs 

i^ariatßnuuvfi Ani .ivjMHt'/ö m«^vt'•S^H' S\dsub/('i ’ Von 

uiifj 4ü< i!4n.li?v4f'b>^V Kujrtwiis irt emrni herr- 

. brijtftr K'Hiti->iF7>if.G. nnslßi^wifhE! *»wch nach F!eg^ in gütem 

. ; in der 

'LVifi^Fnn^ir thr't. • Dip‘ HöcbiSliaJif'eJer CäStc 

■ tJiW -e.mc ^treo^ tn4nhkicjKvjfr(^3:nÄcr^i>ÄTfj4 .Kii'ajthfirn 

ftfid,->iiür Iv4> _ Ott i fit. kbcA- Wobittimmer 

dn^l,ä^yriu4'4^itii'o BrfdJi'käb.'iii.üti- 

'wr^undern- ii^rtd be- 

iii 4cin f i^//3^ Du;til W^ndclsScge mit Ibnen 


wii iri t 


SjreiscsäüiJ mit dem 
Ceselkcbiftf- 


Ciilc iw den kurfrei en 

.. dfv /\ral^ «nd Besitze^ tu 


W, Hao 'kiV^^ ■ ,>Vtc U tiiacbi. 1 

■\u9f|jtir^ Ul 4t<' iftlO«' l:'Thüv^WW U'/ikj^ Dit 


rmm geirwJinMme 
gvrädeiTit ifiealen 


.^ifOndm- .fäy TJ:rs<| ■■Ffdbjaifrskv^?^ ' ' D^-'ilfe^t^ipark-^ 

..v'ijrn ^Dr;A/n-: .s-WUi. 


Geschäftliches 


Str^ußetifedenu ^Utr,tLF^b :^n (hr älteilten unii fisripiJWlibrlcn 

Firma H. Hc^ae, DrtsdyR-A^ ^cbt;ffcf?t.vaik 10—12.. So berc.rlifTj^l uiui er t; 
wimstbt die AgilJÜJOjy^c^.ft Ve;>^enJuii¥r von Bäli^en und Fedeffi Von 
Bingvogein^ Rrihtra ond PnimitC^^ auf DamenUUeuT ib Kdtifubuiurk. 

■^to.'.ftk.h.t der y-irt^’^te Äucb-^üf.dii:. fb'- 

niiUbn^ viift SlfEWiß?AtcdtTft.,nrwudffb?^!fi^ ww ijits ip EiigjAnd umd aiicb 
aurfc^; K^nl^nify5;.3Sc$.^hWhF^\p^^^^ gtwmf]<Ti, iV iV^-' 

■jeder ASy.iäe' !ft4u-wi'nkvitfn ’ 

cgüri febfe .^f(^vrnd^s^o .'::^ji..^<tll.4*rftn .ysfimyirt v-'-' Simi’iht^ Uf h t b,it ’ 

In Bt^itisFcih-^JämeykÄ 'md Wn.te ^ 

Sürüifr^lkoförn^ ■■R^'^.iefjtje^^ ' def,' ■LV.Bb ' iiii -.retv-tb.vMW^ir. 

jü hre fl^Ti3 G^i 1 % ej;tMs riicn t di k'- ' E'bduhf r^*H^rh FTicrc A' rJe b bivif i bw t üüIp '^^■ 

.dy tdmb'.iVblh^ho.;Ansj'xdupi?iö'(n.y'.fJjitÜT-rfdei-jh%ii^-li^v 

bkbefij^ . DäV . A-? .^CVe,r weiirdims ■ Vn*?-'. fi';pdcryi^'i 

-also :i TTltl« . nv*f; dtifi-: iondt^n- 4bfb ■ uns.;: f ';' '«Ijy'fT'j i. 

Ay *■ dcf ■ ^vrerden Fif ■ tfiV'o jßO ■ Fji o[,:-7ii Aij <-. 

•lü^uta, 'ibJgX;.' iUl?' c : FVj rii?r?i d^rvfit , ihi\ rt 

•$■ föfie ked^ Üvn so w i & Fe I bst w>.U^ fft^iAd'ivtrf 

Haurlierc gut zu hebp.rid^iAy. Wv kj^bnf-a !rjiiii'tci'jtfiivt^?e ■ 
atieb d'tU FicrÄiiüßpft nur |uLe Federn ^vvonbrci Fütti^a^irte 

$jridFlfW?e tti<bts- JUjivünsciicu ülktp. läßt!'■ DjLr'Ff!|^ifiä<<rjif^Si irt Cb,. ^ ., 



!lllll„bOBfg 

[Qr nervöse und Erholunasbedilrltlge 


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Äeritl 

Dn mcd. St^dMy * 


0 aii! Jahr g^^Wuet, 


Kaufinätin, Leitfmg: 
Direittor Butii^ 



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WioterjOppen und Ski-Iiostüme 

^ Neuer Hauptkatalofr erschienen! 

XhJu r>c V 4 A h\-\ IjJ j^' t ■ H' uiifc 'i 1 , J;j 11 HCIr uFIIi L Aplil 1 U 11 begin(scm]<-n 

EvaDgelischen Soaderfatarten 
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Da&!^}^rl^ Men4eUsj3Knitra6e 9^ 




































W eihnachtsabend 


















DEUTSCHLAND 


Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe 


Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen □ Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher 
Verkehrs-Vereine □ Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln 


• iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiB 

E Der Bezugspreis beträgt: E 
E I. Quartal 2.40 M., II. bis IV. E 
E Quartal je 1.20 M., direkt durch E 
E Kreuzband nach dem Auslande E 
E 10.— M. pro Jahr — Erscheint E 
E Mitte eines jeden Monats (im S 
E April, Mai und Juni je zweimal) E 

■lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllillllä 


Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs «Vereins, 
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes, 
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine 
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens. 

Druck und Verlag: 

Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldorf. 


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E Preise — Bei Wiederholungen E 
E eine entsprechende Ermäßigung E 

■lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllla 


Nr. 14/15 Düsseldorf ♦ Dezember^Ausgabe 1913 IV. Jahrg. 


j 

Skiwanderungen durch deutsche Wintersportgebiete. 


I. Skilauf im Schwarzwald. 

Von Rechtsanwalt L. Freund (Mannheim). 



Es war im Winter des Jahres 1891, als in dem einsamen, 
tief eingeschneiten Schwarzwaldorte Titisee ein Fremder an¬ 
langte, der ein Paar lange Bretter unter dem Lachen und Staunen 
der Bevölkerung an seine Füße schnallte, um damit den hohen 
Feldberg zu besteigen. „Norwegische Ski“ nannte er die ge¬ 
bogenen Hölzer, die sich „wie lange Faßdauben“ ansahen. 
Die Leute spotteten seiner, weil sie es besser wußten, daß ihr ' 
Feldberg im Winter keinen Bummler dulde. Und sie gingen 
heim in ihre warme Stube und schüttelten die Köpfe über den ^ 
Einfall des närrischen Fremden. 

Niemand ahnte damals, daß diese einfachen Bretter be¬ 
stimmt waren, die schlafenden Berge aus ihrer winterlichen , 
Todesruhe zu lichtem Leben zu erwecken und sie dem 
Willen der Menschen ge¬ 
fügig zu machen. Und 
doch gab es ein paar weit¬ 
sichtigere Leute im be¬ 
nachbarten Orte Todtnau, 
die aus Interesse für den 
neuen Sport der Gedanke 
an den Ski nicht ruhen 
ließ, die sich solche Bretter 
aus Norwegen kommen 
ließen, alsdann den ersten 
deutschen Skiklub grün¬ 
deten und systematisch 
den Sport zu pflegen be¬ 
gannen. 

Von dort aus ver¬ 
breitete sich dann der Ruf 
der neuen ,,Erfindung“ 
allmählich in andere Orte 
und begann Anhänger zu 
werben. Die Begeisterung, 
mit der die Jünger des 
Sportes alsbald von der Am Kcidberg o^um. v. 

Pracht der weißen Berge im Winterkleide berichteten, über¬ 
zeugte doch allmählich auch die Ungläubigen, so daß sich — 
wenn auch langsam — der Glaube an den Ski als Sport 
Geltung verschaffte. Als Verkehrsmittel lernte man ihn erst 
später, Anfang dieses Jahrhunderts, schätzen. 


Noch heute kann man in manchem Bauernstübl im Höllen- 
tal vom kundigen Wirt die ,,Mär vom Ski“ erfahren. Und 
an einsamen Winterabenden, wenn sich der lärmende Schwarm 
der Gäste bereits in die warmen Stuben der Hotels ver¬ 
zogen hat, trifft man auf den Höhen des herrlichen Gipfels 
die Veteranen des Sportes aus jenen Tagen, alte weißbärtige 
Gestalten mit langen Stöcken, die dem gleichgesinnten ein¬ 
samen Wanderer erzählen von den schönen Tagen, da sie allein 
die schneebedeckten Auen und weißglitzernden Wälder be¬ 
herrschten, die mit Stolz erzählen, daß sie den Tausenden, 
die sich jetzt so sorglos hier oben tummeln, die Pracht dieser 
Berge erschließen halfen. — Der Verkehr im Schwarzwald hat 
sich durch den Skisport in ganz ungeahnter Weise entwickelt. 

Im Feldberggebiet ist seit 
Anfang dieres Jahrhun¬ 
derts das ganze wirtschaft¬ 
liche Leben hiervon beein¬ 
flußt worden. Der Feld¬ 
bergerhof eröffnete zuerst 
ein modernes Sporthotel, 
das heute für 4—500 Gäste 
Raum bietet. Allüberall 
trug man dem neuen Sport 
Rechnung, man ver¬ 
besserte und vergrößerte 
die Unterkunftsstätten und 
nahm bei allen Neubauten 
Rücksicht auf den Winter¬ 
sport. Neue Gasthäuser 
im Gebiete des Feldberges, 
im nördlichen Schwarz¬ 
wald wurden aufgetan, 
ganze Ortschaften ent¬ 
deckten plötzlich ihre zur 
Ausübung dieses Sportes 
so günstige Lage und 
eröffneten für ihre Bewohner damit ein völlig neues Erwerbs¬ 
gebiet. Der gewaltige Aufschwung, den der Sport in den 
letzten Jahren genommen hatte, mußte natürlich auch in 
verkehrstechnischer Hinsicht berücksichtigt werden. Die 

Bahnen verstärkten ihre Züge, sie lassen an Sonntagen 


L. Freund, Mannheim) 


















Nr.14/15 DEUTSCHLAND 587 



dankt. Im Laufe dieses Jahres wird erstmals ein Winterführer 
durch den Schwarzwald erscheinen, auch werden die topo¬ 
graphischen Karten voraussichtlich in Zukunft die Haupt¬ 
skiwege verzeichnen. 

Eine kleine Statistik über den Besuch des nördlichen 
Schwarzwaldes gibt ein ungefähres Bild des Aufschwunges, 
den jene Gegend durch den 
Wintersport genommen. Die 
Lokalbahn Achern—Ottenhofen, 
welche den einen Zugang zum 
nördlichen Schwarzwald ver¬ 
mittelt, beförderte an Sonn- und 
Feiertagen im Winter 1912 
durchschnittlich 911 Personen m 
die Berge. Die Bahn Bühl— 

Oberthal, welche den zweiten 
Zugang bildet, etwa die gleiche 
Zahl. Dazu kommen noch die 
Skiläufer aus dem württem- 
bergischen Schwarzwald und 
Baden-Baden, welche jene Bahn¬ 
verbindung nicht benutzen. 

Im südlichen Schwarzwald 
ist die Besucherzahl an schnee¬ 
reichen Sonntagen mit 2000 bis 


3000 Personen kaum zu hoch gegriffen. — Diese Zahlen geben 
schon ein ungefähres Bild vom Leben und Treiben im Winter, 
als dessen Folge sich ein ziemlicher wirtschaftlicher Auf¬ 
schwung in denjenigen Gegenden bemerkbar macht, in welche 
der Ski eingedrungen ist. — Es gibt viele Leute, die den 
Schwarzwald im Winter der Schweiz und Tirol vorziehen. 

Und das ist begreiflich! Wer 
einmal an einem schönen 
Wintersonnentage die weiß- 
glitzernden Tannenwälder, die 
in ihrem rauhen Reifgewande 
ein prächtiges Bild dem Auge 
bieten, durchwandert hat, um 
dann im gemütlichen Stühle 
bei Lautenklang heimische 
Lieder zu hören, der wird 
jene alpinen Bergesriesen nicht 
vermissen. Aber oft zur Winter¬ 
zeit wird ihn ein sehnend Ver¬ 
langen erfassen nach den unver¬ 
geßlichen Skifahrten durch 
Schwarzwalds Auen und Wälder 
und nach der bekannten Ge¬ 
mütlichkeit seiner Unterkunfts¬ 
stätten. 


Schwarzwald-Jungrrannschaft G\ufn. 


L. Freund. Mannheim) 


II. Anmarschwege zu den Hauptskigebieten des Harzes. 


König Winter hält seinen Einzug in die Berge des Harzes. 
Wer unserm Winter diesen machtvollen Ehrentitel zuerst ver¬ 
liehen hat, weiß ich nicht, aber er taucht seit Jahren immer 
wieder an allen Ecken der Winterliteratur auf. König Winter 
muß doch wohl 
etwas bedeuten, 
was Tausende, 
vielleicht alle, 
die ihn nicht 
meiden, sondern 
wirklich durch¬ 
leben, im Banne 
dieser Jahreszeit 
empfinden. Früh¬ 
ling, Sommer, 

Herbst werfen 
dem Menschen 
vielerlei Schönes 
mühelos in den 
Schoß, aber ln 
dem Reiche des 
Winters muß man 
sich seinen Platz 
erkämpfen, um 
dann allerdings 
ein wirklich 
bodenständiger, 
glücklicher Bür¬ 
ger darin zu 
werden. Keine 
Jahreszeit wirkt 
dem Menschen 
gegenüber so ein¬ 
heitlich, macht¬ 
voll persönlich wie der Winter im Schnee. Ob sich der 
Winter über die weiten Fjelds in Norwegen breitet, ob er 
im Tieflande Gräben und Hecken schwinden läßt, ob er 
den Hängen einen ausgeglicheneren Schwung und allem 
Gegenständlichen weichere Formen verleiht, überall tritt 


der Eindruck des einzelnen zurück gegenüber der großen Linie, 
überall spürt man den majestätischen Wurf des königlichen 
Hermelins. Empfinde nur einmal das wunderbar beruhigende 
und erhabene Gefühl, das dich durch Beruf und Gesellschaft 

und Kulturleben 
hierhin und dort¬ 
hin Gehetzten 
gegenüber der 
anspruchslosen 
Einfachheit und 
Größe dieses 
Winterfriedens 
mit reiner Ab¬ 
geklärtheit über¬ 
kommt. Hier 
schwinden die 
Unrast des 
Lebens und alle 
unfruchtbareBla- 
siertheit, und 
mit frischer, emp¬ 
fänglicher Seele 
und gestählter 
Spannkraft kehrst 
du heim. 

Wer unsern 
weißen Harz, der 
trutzig ln die 
Norddeutsche 
Tiefebene vor¬ 
springt und wie 
ein Magnet 
immer größere 
Scharen von 
ringsumher anzieht, auf Ski noch nicht kennt, der finde 
im folgenden einige Winke, wie er am besten zu seinen 
Hauptskigebieten gelangt. Die Eisenbahnverbindungen werden 
von Jahr zu Jahr besser, Anschlüsse, die sonst nur im Sommer 
vorhanden waren, werden jetzt auch für den steigenden Winter- 



ScKlerke am Brocken : Rauhreifparlie bei der Kirche (Aufn. v. Fr. Vesterline, Schierke) 





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verkehr offengehalten. Nach St. Andreasberg klimmt in diesem 
Winter der Schienenstrang hinauf, die Bahn von Clausthal 
nach Altenau harrt der Eröffnung, und bald wird durch die 
Verbindung Clausthal—Osterode der Oberharz seine Nord- 
Südquerbahn haben. 

Aber lassen wir heute einmal die Bahn, verschmähen wir 
auch den geheizten Schlitten, den man sich bequem tele¬ 
phonisch zur Bahn bestellen kann, hocken wir den Rucksack 
auf und vertrauen uns den alten heben Weggenossen, unsern 
Schneeschuhen an. Manche Wunde zeugt von dem vorigen 
schneearmen Winter und Harsch und Eis, aber in diesem Jahre 
wird Frau Holle uns hoffentlich gnädiger sein. Freitag abend 
treffen wir uns mit den Zunftgenossen und verabreden eine 
Tour in das Gebiet, wo nach den gerade frisch eingetroffenen 
Wettemachrichten der beste Schnee zu finden sein wird. 


dabei durch den jungen Buchenbestand, dessen blätterlose 
Ästchen am schönsten wirken im ersten von Sonne, Wind und 
Kälte unberührten flockigen Schnee. Noch wenige hundert 
Meter und ein frevelhaft in einen Buchenstamm eingeschnittener 
Buchstabe weist uns seitab in das Tannengrün, an den Anfang 
unserer Schneise. Wir vermeiden so das vielbesuchte Molken¬ 
haus, dessen abgedachte Schneewiese Sonntags von beginnenden, 
dafür aber um so wilderen Anhängern des Skisports in den un¬ 
glaublichsten Stellungen durchpflügt wird. Hier umfängt uns 
die geheimnisvolle Stille der schneewuchtenden mächtigen 
Harztannen, und nur mit ehrfürchtigem Schauer setzen wir die 
Gleithölzer auf das jungfräuliche Weiß, in dem sie leise surrend 
ihre graziöse Spur dahinziehen. Wir erreichen in mäßiger 
Steigung in fast schnurgerader Richtung die Abbesteine und 
von da auf dem uralten Kaiserwege das Torfhaus. Dieser 



Stadt und Schloß Wernigerode a. Harz (Autn. v. E Rose. WemiKerodeJ 


Wir verlassen den flinken Zug in Harzburg und suchen 
schnell dem Fremdengewimmel zu entkommen, das jetzt auch 
im Winter dem Bahnhof morgens entströmt. Wir muten den 
getreuen Hölzern nicht zu, auf dem schmutzigen Schnee der 
Ortsstraße dahinzuklappem, zumal die Tage, wo sich hier unten 
die weiße Decke breitet, zu zählen sind. Starren doch nur 
gar zu oft selbst die steilen Berge um Harzburg in tiefem 
Schwarz statt in blinkendem Weiß. Dann ist es merkwürdig, 
wie sich selbst die guten Harzer über uns lustig machen; sie 
ahnen nicht, daß wenige hundert Meter höher eine brauchbare 
Schneedecke beginnt. Man darf allerdings nicht den Fu߬ 
gängern folgen, die auch im Winter an den Sommerwegen 
haften. Wir wissen uns eine heimliche Schneise, wo der Schnee 
den gierig leckenden Sonnenstrahlen am längsten widersteht, 
und die uns in gerader Richtung an das Harzherz heranführt. 
Am Ettersberg klimmen wir hinan und freuen uns an den 
Klippen, von wo man einen prächtigen Blick auf den Badeort 
genießt, der Höhe, die wir schon gewonnen haben. Wir steigen 


historische Bergstieg ist ein anderer Anmarschweg zu unserm 
eigentlichen Skigebiet. Da wir uns vom Nordrande immer 
erst die höher gelegenen, ursprünglicheren Teile des Harzes 
erarbeiten müssen, so sind wir froh, Abwechslung durch Be¬ 
nutzung verschiedener Strecken zu gewinnen. Neben unserer 
Schneise und dem Kaiserweg führt der Pionierweg in ruhig 
gleichmäßiger Steigung an der prachtvoll vereisten Ecker hinauf 
zum dreieckigen Pfahl und ist die beste gerade Verbindung 
nach dem Achtermann, Wurmberg und Braunlage. Auch dem 
Laufe der Radau kann man folgen, und wer einen Umweg 
nicht scheut, läuft über das Ahrensberger Forsthaus, das er 
auch von Oker aus am Ostrande des berühmten Okertales hin¬ 
auf über den Adenberg erreichen kann. Die Harzburger Chaussee 
wird man sich für die Abfahrt Vorbehalten. 

Wer der Gegend nicht genügend kundig ist und sich einer 
guten Karte und dem Kompaß nicht anvertrauen mag, wird 
sich an einen der nebelsicher bezeichneten Wege halten, die 
ihn trotz des dichtesten Nebels ans Ziel führen. Die Art dieser 








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Markierung wird im Gebiet des Oberharzer Skiklubs jetzt 
immer einheitlicher. Während früher höchst unzweckmäßig 
Zeuglappen oder meist die für die Bergleute und Förster schon 
lange übliche Stangenbezeichnung angewandt wurde, lassen 
im Walde jetzt rote dreieckige Blechfähnchen über dem Wege 
und an zweifelhaften Kreuzungen große rote Buchstaben den 
Skifahrer nie im Stiche. In freiem Gelände folgt man den hohen 
Stangen, an denen entsprechende Drahtbuchstaben, meist 
im Rauhreif deutlich hervortretend, auch dem abgekommenen 
Läufer stets wieder die Richtung angeben. Der ganze Ober¬ 
harz wird jetzt durch ein reichgegliedertes Wegenetz dieser 
Art überspannt, das Hunderte von Kilometern durchmißt und 
von allen Seiten zu den schönsten Skigebieten und durch diese 
hindurch geleitet. Eine Skizze dieser nebelsicher bezeichneten 
Strecken wird in diesem Winter vom Oberharzer Skiklub heraus¬ 
gegeben werden. 

Mit dem Torfhaus haben wir den Sattel des Gebirges 
erreicht und können nun dem eigentlichen Skieldorado zu 
Leibe gehen. Ähnliche Variationen, wie wir von der Strecke 


Der Zauber dieser Gebilde muß uns im nebeldurchwogten 
Mittelgebirge zum Teil die sonnigen Tage der südlichen Berg¬ 
welt ersetzen, wie wir sie meist nur am Ausgange des Winters 
genießen dürfen. 

Am bequemsten ist der Brocken auf der Ilsenburger Chaussee 
zu erreichen, auf die auch der Glashüttenweg von Drei-Annen- 
Hohne stößt. Der Goetheweg vom Torfhaus her ist gleichfalls 
reizvoll und gut zu fahren, dagegen ist der Anstieg von Schierke 
sehr steil, und der Hirtenstieg nach Norden zu eignet sich 
besser zur schnellen Abfahrt, wenn nicht zu viele Fußgänger 
ihre Furche in dem schmalen Weg gezogen haben. Daneben 
kann man sich nach dem Eckertal schöne, sanftere Abfahrten 
durch die lichten Tannen suchen. 

Das herrlichste Schneeschuhgebiet ist aber unzweifelhaft 
der Bruchberg, dessen langer Rücken sich nach Südwesten 
in dem Acker fortsetzt. Seine Höhe gewinnt man in kurzer 
Zeit vom Torfhaus her, von wo der Sommerweg zur Wolfs warte 
gut zu benutzen ist und von von wo eine nebelsicher bezeich- 
nete Strecke nach Forsthaus Sonnenberg hinüberquert. Altenau 


pilllllllllll| 


nllllilllllllllirn 



Start an der Rodelbahn Braunlage 




Hllllllllllllllirr 


Harzburg—Torfhaus aufgezeigt haben, sind bei den noch zu 
nennenden möglich. Unmittelbar bei den guten Hotels lädt 
eine ausgedehnte Wiese zu Übungen ein, und stets findet man 
hier eine Anzahl eifrig schwingender Sportsjünger. Brocken, 
Achtermann, Wurmberg, Bruchberg und Acker, Sonnenberg, 
Rehberg und die Gebiete um Braunlage und St. Andreasberg 
sind leicht von hier zu erreichen, kurz, wir befinden uns hier 
mitten in den Herrlichkeiten der Berge. 

Der Brocken wird, trotzdem er häufig vereist ist und 
die Kuppe nicht unbedingt ideales Skigelände darstellt, auch 
oft stellenweise durch den Sturm von Schnee entblößt ist, 
immer wieder seine Anziehungskraft ausüben. Die Abfahrten, 
die bei klarem Wetter weitgreifende Aussicht und die eigen¬ 
artige Welt der wunderbaren Rauhreifbildungen lassen den 
Menschen nicht wieder los. Diese meterstarken Anraum¬ 
gebilde sind in den Höhengebieten des Harzes wegen der ewig 
ziehenden Nebelschwaden besonders ausgeprägt. Und es gibt 
in unsem Breiten kaum etwas Eigenartigeres als diese phanta¬ 
stischen Formgespenster, in die sich Krüppeltannen, Klippen, 
Pfähle und alles, was sich den Nebelgeistern entgegenstellt, 
unter dem dichten Reif verwandeln. Man glaubt wirklich in 
die Märchenwelt seiner Kinderzeit zurückversetzt zu sein. 


bildet den Angriffspunkt weiter im Westen, hier zweigen zwei 
Aufstiege ab. Auch von Oderbrück, das seiner zentralen Lage 
nach mit dem Torfhaus zu vergleichen ist, führt im Winter 
ein Weg hinauf; im Süden sind die Anstiege von Sonnenberg 
und Stieglitzecke die beliebtesten, und herrlich ist die Abfahrt 
nach Schluft. Natürlich sucht man sich oben gern seine Föhre 
selbst, aber es fällt auch dem hier schon heimischer gewordenen 
Läufer nicht immer leicht, sich sicher zurechtzufinden, zumal 
wenn dichter Nebel und Dunkelheit einfällt; daher ist gerade 
hier die Stangenbezeichnung mit den Drahtbuchstaben mit 
Freuden zu begrüßen. Der Bruchberg läßt immer wieder das 
Herz höher schlagen, ob man nun unter dem weißen Dom der 
unter ihrer flockigen Last fast niederbrechenden Tannen dahin¬ 
zieht, oder der flinke Ski im Nebel über die im Sommer ungäng- 
lichen Moore dahinzieht, oder ob man sich an einem der seltenen 
Sonnentage hier in dem Lichtmeere gesund badet, wenn der 
Blick nach allen Seiten immer von neuen Reizen gebannt wird 
und von dem reinen, klinkenden Weiß das tiefe Blau des nahen 
Himmels packend absticht. 

Im Süden sind die Haupteinfallstore für das höher ge¬ 
legene Skigelände Braunlage und St. Andreasberg; beide durch 
Schienenstränge mit der Außenwelt verbunden. Beide Orte 









590 DEUTSCHLAND Nr. 14/15 


sind vorzüglich als Absteigequartiere geeignet, von trefflichen 
Ubungshängcn umzogen und Tummelplätze für Hunderte von 
Wintergästen. Von Braunlage gelangt man in südlicher Richtung 
leicht nach Hohegeiß und Stöberhai, der schon in den Buchen¬ 
wäldern des Südharzes emporr^gt. Der Wurmberg, von dem 
die vorzügliche Rodelbahn und binnen kurzem die Bobsleigh¬ 
bahn herabziehen, überragt den Ort, der weiße Kegel des Achter¬ 
mann leuchtet nahe herüber, Schierke ist unschwer zu er¬ 
reichen, und lohnende Touren führen zwischen Wiirmberg 
und Achtermann hindurch über den dreieckigen Pfahl nach 
dem Brocken und dem Nordrand des Harzes sowie nach den 
andern Mittelpunkten des Wintersportes. 

St. Andreasberg nimmt schon deswegen einen hervor¬ 
ragenden Platz ein, weil sich nördlich davon die Schneegrube 
des Harzes auftut, wo der nie ermüdende Brettelmann, der 
seine treuen Freunde auch gern einmal eine Strecke auf die 
Schulter nimmt, noch ein Feld der Betätigung findet, wenn 


Clausthal, das durch die Innerstetalbahn mit dem Norden in 
Verbindung steht, als den westlichen Schlüssel des Oberhaizes 
bezeichnen. Im Süden lockt der Acker. Dessen auf dem Höhen¬ 
rücken entlang laufender Fastweg wird entweder von Riefens¬ 
beek aus bei Flanskühnenburg oder von Kamschlacken aus 
weiter nach der Stieglitzecke hin erreicht. Ebenso lockt im 
Osten der Bruchberg, an dessen Wegenetz man über Altenau 
oder bei der Stieglitzecke Anschluß gewinnt. Nach Norden hin 
führen von Clausthal die Schneeschuhspuren nach Schulen¬ 
berg, Schalke, Auerhahn, Bocksberg, Hahnenklee, dem Spiegel¬ 
tal usw. 

Schließen wir nun den Kreis, den wir um unsem Skiharz 
gezogen haben, und wir stoßen in dem altehrwürdigen Goslar 
auf einen Ort, der besonders durch seine vorzügliche Bahn¬ 
verbindung für die Bewohner der Norddeutschen Tiefebene 
nicht weniger wichtig ist als Harzburg und Wernigerode (An¬ 
fangspunkt der Harzquerbahn). Auch Goslar hat einen vor¬ 



nördlich vom Bruchberg längst die dunkle Erde durch die 
weiße Decke lugt und sonst überall der Sport sein Ende findet. 
Um Schluft und Sonnenberg breiten sich diese gesegneten 
Gefilde der Winterherrlichkeit, und hier finden wir auch die 
beiden einzigen Hütten des Harzes mit Schlafgelegenheit. 
An den prächtigen Hängen oberhalb St. Andreasbergs haben 
sich Nordheimer, jetzt Göttinger Studenten, ein Wigwam er¬ 
baut, in dem sie einen großen Teil des Jahres mit Klampfen und 
Frohsinn hausen. Und in der Nähe des Forsthauses Schluft 
steht das Heim des Göttinger akademischen Skiklubs. St. 
Andreasberg ist auch noch als der Ausgangspunkt für den 
prächtigen Rehberg zu nennen, von dessen Höhen der Blick 
weit hinausschweift über den Süden des Harzes zu den Freunden 
im Thüringer Wald. 

Erwähnen wir nun noch schnell Osterode, wo man die 
Längsfahrt vom Bruchberg über den .Acker beschließen kann, 
und eilen in den westlichen Teil des Oberharzes, den wir wahr¬ 
lich nicht vergessen dürfen: das Gebiet, das bestimmt wird 
durch die Orte Clausthal, Hahnenklee, Goslar. Man kann 


züglichen Ubungshang hinter dem Steinberge am Verlorenen 
Berge und eine kühn herabziehende Rodelbahn, und viele 
Straßen ziehen von hier in großer Mannigfaltigkeit in das 
gelobte Land des Skiläufers. Das ganze, schon berührte Ge¬ 
biet nördlich von Clausthal ist auch hier zu erwähnen, und 
vor allem muß der wichtige Skiweg über Schulenberg, 
Dietrichsberg nach Altenau genannt werden, der in den 
letzten Jahren abgesteckt ist und eine Hauptarterie zum 
Winterherzen des Harzes bildet. 

Nur die wichtigsten Wegstrecken habe ich gezogen, auf 
denen die freislichen Recken und hehren Frauen des Königs 
Winter immer wieder beseligt als getreue Gefolgsleute in sein 
Reich einziehen. Die Versuchung ist groß, in begeisterter 
Erinnerung die Schönheiten dieser heiligen weißen Bergwelt 
zu besingen, aber nur unvollkommen klänge auch die Sprache 
des vollsten Herzens. Beschere uns der Wettergott recht bald 
schönen Pulverschnee in Menge, und dann kommt mit hinauf, 
schaut selbst und ihr werdet getreue Ritter unseres Königs 
Winter werden. 














Nr. 14/15 DEUTSCHLAND 591 


III. Wintersport im bayerischen Hochland. 

Von Max Rohrer. 


Schaura-Jagdhütte im Saukaser- 
geblet (Kitzbüheler Alpen). 

Nun ich in großer Bergeinsamkeit hoch in den Kitzbüheler 
Alpen sitze und ein Stück weit durch den Hochwald gehen 
muß, um ein bewohntes Tal schauen zu können, bewußt, von 
keinem menschlichen Auge gesehen zu werden — nun fällt 


voll von Sternen und Wolken, aus denen manchmal der Voll¬ 
mond springt, um einen Kübel milden Scheines auf irgend¬ 
einen Fleck zu leeren. Ich höre wechselweise zwei Rehe 
schreien, und dreimal tönt ein Vogellaut. Vergebens lausche 
ich weiter, an der Pfeife schmauchend; doch! noch einmal 
schreit eines der Rehe. Dann ist’s still wie in einem ver- 



Mädelegruppe von Schlappoldskopf (Algäu) 


(Aufn. V. Alfred Asal. München^ 


es mir schwer, von dem durchlärmten und durchwirrten Winter 
der heimatlichen Hochwelt zu erzählen. 

Mir gegenüber ruht eine Kette mit sechs Gipfeln, bis 
an die Nacken schneeumhüllt, von rotgelben Matten und 
grünem Wald gekleidet. So steigen sie aus dem schmalen 
,,Graben“ des Saukaserbaches, und wo dieser das breitere 
Tal Kitzbühel-Jochberg trifft, steht im rechten Winkel eine 
neue Kette, weiß und rot und gelb und grün — graugrün 
von müden Matten und tiefgrün gefleckt vom Forst. Und 
wenn ich die Hütte verlasse, kann ich außerdem dicht hinter 
mir die schneedurchstickte Felsbrust sehen, die mit Fichten 
verbrämt zur Höhe starrt. Und über allem einen Himmel 


gessenen Tempel. — Und nun soll ich hingehen und er¬ 
zählen von Bayerns Wintersport — „Wintersprot“ sagt 
Michel Pfisterer, der alte Jäger. 

Also zur Sache! Ich vergesse diese Berge und diesen 
Himmel, ich gehe in die Hütte und lege mich auf die Matratze, 
um mich in die bayerische Heimat zurückzudenken. 

Und schon schrillt der Wecker wie an manchem dunkeln 
Sonntagmorgen. Aha! 5 Uhr! ln meinem Hirn kämpfen 
Bewußtsein und Traum einen wüsten Kampf, und die Träg¬ 
heit steht auf wider den Willen. Doch ich bin schon am 
Waschtisch beim Kerzenschein, ich fahre stöhnend in die 
Stiefel, taumle unter meinen Ski aus dem Hause. In den 







592 DEUTSCHLAND ^^ 08^^000080000000000000601 Nr. 14/15 


Straßen ist Kälte und Dunkelheit, meine Schritte klappern 
hart, eine plumpe dumme Störung dieser trübseligen Stunde. 
Am liebsten kehrte ich um und kröche wieder ins warme Bett. 
Aber da und dort stapfen Gestalten her, die alle das Spoits- 
kreuz auf sich geladen; man nimmt aneinander ein aufmunlem- 
des Beispiel und drängt sich am Hauptbahnhof stumm in 
die starre, unter sich wirbelnde Masse der Jünglinge und 
Mägdlein hinein, die, sich suchend, sich begrüßend, von all 
den spitzen Bretterpaaren überragt, die ganze Halle vor den 
Kartenschaltern ausfüllt. Und dann kommt das Drängen 
nach den Bahnsteigen — das Bild ist weltberühmt geworden — 
ein neuer Wald von Dunsinan drängt sich unter dem Gewölbe 
hin. Erkennungspfiffe gellen über das Menschengewimmel, 
patschend stoßen ungeschickt getragene Ski aneinander, 
zeternde Knäuel ballen sich vor allen Wagentüren. Und der 
Schlaf hat noch seine Krallen in den Haaren all dieser 
Menschenkinder, die sich nun mit halbentschleierten Augen 


einigen. Und es muß leider gesagt sein, daß ich das Pech habe, 
in den Münchener Sportzügen manchmal mehr derartige 
weibliche Wesen (mit dem zugehörigen Wortschatz und Ton) 
zu entdecken als anmutige und gebildete Damen. Und wenn 
ich die männlichen Genossen nicht schon anderwärts mit 
meiner Kritik belästigt hätte, so müßte ich hier zeigen, daß 
der Wintersport im bayerischen Hochland kein Vorrecht der 
gesitteten und wohlhabenden Kreise ist. Das ist gewiß er¬ 
freulicher, als wenn die Leute mit Kartenspiel und Wirtshaus¬ 
hocken den Sonntag töten . . . aber — aber ... die Alpen¬ 
natur gewinnt wirklich nicht dabei, und Geist und Gemüt der 
Menschen — so gern ich’s bemerkt hätte — leider auch nicht. 

Der Zug keucht hin, hinter einem ebenso langen Vor¬ 
läufer drein, und die Leute wecken sich allgemach auf. Draußen 
schiebt sich aus dem Grau eines schleimigen Horizontes der Tag. 

Dann, wenn ich aussteige — sei es in Garmisch oder in 
Schliersee oder in Oberammergau oder sonstwo — ist es fast 



Blick vom Söllerkopf ins kleine Walsertal. Hochifen und Gottesackerwände (Algäu) (Auin. v. Alfred Asal. München) 


dicht wie die Heringe nebeneinanderschichten. Endlich 
klettere auch ich in einen Wagen. ,,Doch schon besetzt ist 
jeder Platz — von Leuten mit und ohne Schatz.“ Vergebens 
mache ich mich daran, den langen Zug zu durchschreiten, 
denn alle Plattformen sind mit Rucksäcken, Bretteln, Ski¬ 
stöcken, Rodeln und Menschen ausgestopft, und keine Durch¬ 
gangstür kann ich öffnen, ohne wenigstens zwei Paar ,»Schwart¬ 
linge“ oder einen halbschlafenden Herrn umzustoßen. Also 
lehne ich mich auch irgendwohin, setze ebenfalls meinen 
Halbschlaf fort und bemühe mich dazwischen, meine Fahrt¬ 
genossen zu beobachten, welche da unter einem schnell ent¬ 
standenen zweiten Dach, aus Ski bestehend, beisammen- 
kauem. Etwa ein Drittel bilden jene Wesen, welche die Schrift¬ 
steller ebenso regelmäßig wie höflich ,.unsere schneidigen 
Sportschwestem“ nennen, die mir aber selbst dann nicht 
immer Bewunderung abnötigen, wenn sie des Bruders neueste 
Mihtärreithose und einen sehr knapp sitzenden Sweater mit 
des Bräutigams alter Radlermütze zum feschen Kostüm ver- 


immer derselbe Eindruck: Ein grauer Himmel, patzig zwischen 
starre weiße Bergkolosse gestreckt, knarrender Schnee unter 
den Füßen, lange Reihen von dunkelblauen Sportsmenschen 
rechts, links, hinten, vorn. . . . Kälte in den Gliedern und 
wenig Behagen in der Brust. Ich schnalle die Bretteln an und 
gleite träge einem Berge zu. Allerlei Gedanken schleichen, 
schieben sich, wirbeln in meinem Hirn. Vor mir, mir zur Seite 
bröckeln Menschen ab von unserm Zug. Ich gleite langsam 
aufwärts zwischen meinen Stöcken, bleibe schließlich stehen 
und lasse die in meinem Rücken vorüberziehen. Groß, kalt 
starren die Berge ringsum, der Ort hinter mir sinkt in sich 
selbst zusammen, als ob er sich verschlänge. Bald fahre ich 
weiter — eins! zwei! — und werde unwillkürlich schneller, 
und mein Leib wird warm. Und nach einiger Zeit halte ich 
still und hebe aufatmend die Brust — und da ist nun der 
Winterwald in seiner Julfestpracht, und die Sonne preßt sich 
wie ein Glutbarren durch den Himmel hindurch, und die 
Gipfel breiten ihren glitzernden Schneemantel so lockend zu 








llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllHIIHIIIIUIIIIIIIIIIIIIIIIItllllltllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll^ 







594 DEUTSCHLAND Nr. 14/15 


einem herab — da ist mit einem Male meine Seele ganz wach, 
und in meinem Gehirn steht groß und klar ein Gedanke auf: 
Herrgott! Wie ist die Welt so schön! Wie schön dies 
Stückchen Heimat! 

♦ * 

* 

Ja, schön ist die Welt! Das sah ich heute! Und vielleicht 
am schönsten im Winter! 

Gestern noch habe ich den Herbst der Höhen genossen — 
und als ich diesen Morgen von der Matratze aus durch das 
Hüttenfensterchen lugte, da war es Winter! Das eigen¬ 
tümliche fahle Braun der Halden war verschwunden — die 
Berge waren weiß — und die Fichten trugen still glitzernden 
Belag auf jedem Ast. Und ich hatte Winterstunden, die voll 
Wunder und Schönheit waren. Die ganze Welt war anders 
als gestern; verzaubert war der Wald. Man pflegt den Winter 
mit dem Tode zu vergleichen, man spricht von Starrheit und 
Schlaf. Mir war heute, als sei das Gebirge erwacht aus matter 
Ruhe, als sei ein neues, heiliges Leben über den Hochwald 
gekommen. Und ich staunte, als wandle sich die Wirklich¬ 
keit zum Märchen um. Die Bäume zitterten ganz, ganz leise 
in der Wandlung, die mit ihnen geschah, da von neuem die 
Flocken niedertanzten. Sie empfingen ihre Last in stillem 
Beglücktsein, wie ein steifer Bettler einen Topf Suppe 
empfängt, und standen da in einer ergreifenden Schönheit. 
Es war keine Leere mehr im Walde, kein einsam starrender 
Stamm; alles war übergossen und verschmolzen, alles war 
vereint und verschönt. Und wo ich einen Tritt tat, war kein 
harter Klang, sondern ein Lachen unter meinem Fuße. Ich 
schritt langsam (denn langsam schluckt man kostbaren Wein) 
durch den zauberhaften, weil lautlos regen, Flockenfall. Das 
Hirn, dieser fade Philister, dachte anfangs noch allerlei, träumte 
Unsinn, sann nüchterne Dinge. Endlich aber stand ich doch 
still, riß die Joppe vor der Brust auf — und wußte nicht warum. 
Denn das Hirn schwieg, schaukelte, tanzte den lautlosen 
Flockentanz, und mit den Bäumen stand ich empfangend, 
etwas Köstliches empfangend, das ich nicht faßte, nicht 
begriff. 

Als ich zur Hütte heimwärts stapfte, sank ich bis zu den 
Knien in das weiche, zarte Weiß. Wenn es so weiterschneit, 
werde ich morgen Schneereifen brauchen, um über den Berg 
zu gehen. 

Manchen Wintertag habe ich früher auf den Schnee¬ 
reifen im heimatlichen Gebirge durchwandert, und obgleich 
die Freunde, welche mit Ski auszogen, über mich lachten, 
ich blieb den schwerfälligen Geräten treu, die mir zu ge¬ 
ruhigem Naturgenuß geeigneter schienen als die langen, 
schweren ,,Sportsmöbel“ der Kameraden. Und noch vor 
kurzem war es in den alpinen Vereinen Münchens an der 
Tagesordnung, heiße Fehden nur um die Frage ,,Reifen oder 
Ski“ auszufechten. Und wenngleich die Freunde der Bretteln 
stets in der Überzahl waren, so gaben sich ihre Gegner trotz¬ 
dem niemals als besiegt. Inzwischen habe ich mich, wie die 
meisten ,,Schneereifler“, doch ganz im stillen bekehrt. Wohl 
weiß ich Fälle, in denen der Reifen dem Ski vorzuziehen ist, 
aber ich w'eiß auch, daß viele und wahrscheinlich die höchsten 
Genüsse, welche die winterlichen Berge bieten können, 
lediglich mit dem Ski zu erringen sind. Durchquerungen des 
Berner Oberlandes, Winterbesteigungen des Großglockners, 
Streifzüge in meilenweiter winterlicher Alpeneinsamkeit er¬ 
möglicht uns ausschließlich der Ski. 

Von solchen höchsten Genüssen bieten die bayerischen 
Berge freilich keinen. Tief in der Schweiz oder in etlichen 
Gegenden Tirols müssen wir die Gelegenheit suchen, uns 
dank der schmalen Bretter ganz mit der Alpenw^elt zu ver¬ 
einen, m i t der Natur zu leben. Bayerns Hochland gibt uns 
im allgemeinen nicht mehr Gelegenheit, als i n der Natur — 
als Sportsleute — zu leben. Nur einige heimliche Winkel 
bewahren noch die köstlichste Gabe der Natur: Bergeinscim- 


keit. Im allgemeinen ist unser Hochland eine Serie von sport¬ 
lichen Tummelplätzen, von denen die allermeisten freilich 
gar prächtig sind. Vom „bayerischen Sankt Moritz“, vom 
„süddeutschen Davos“ wissen tüchtige und geschmackvolle 
Skribenten zu erzählen. Als ,,bayerisches Sankt Moritz“ 
wird meines Wissens Schliersee halboffiziell bezeichnet, doch 
legt sich wohl auch Garmisch-Partenkirchen diesen Ehren¬ 
titel bei; und Berchtesgaden wird vielleicht nicht einsehen, 
warum es nicht als Drittes im Bunde erscheinen soll, da ihm 
der schöne Name doch mindestens ebensowenig paßt. Eis 
ist aber auch möglich, daß sich alle drei mittlerweile klar¬ 
geworden sind, daß sie solche Mätzchen nicht nötig haben. 

Garmisch und Partenkirchen haben freilich internatio¬ 
nalen Großbetrieb mit kostümierten Preisrodeln, Schlitten¬ 
rennen u. dgl. Am Rissersee steht der Schlittschuhlauf in hoher 
sportlicher Blüte, Eishockey wird gespielt. Am Hausberg 
vergnügt man sich mit Rodelrennen. Das Kreuzeck, das hoch 
oben vor das schöne, breite Dreieck der Alpspitze hingelagert 
ist, bietet den Skiläufern und solchen, die es werden wollen, 
ein altbeliebtes Standquartier. Tüchtige Alpinisten finden an 
Zugspitze und Alpspitze anstrengende und oft auch gefahr¬ 
volle Arbeit und Stunden einsamen Berggenießens. So kommt, 
wenigstens zum Teil, in diesem Winkel jeder Sports- und 
Bergfreund auf seine Rechnung. 

Weniger vielseitig ist das benachbarte Algäu; dafür gibt 
es am weiten Plateau des Hohen Ifen usw. die großzügigsten 
und durch selten schöne Bergblicke ausgezeichneten Ski¬ 
hochtouren. 

Die meistbesuchte Gegend des bayerischen Hochlandes 
dürften aber wohl Schliersee und das Tal von Bayrischzell 
sein. Das Sudelfeld, der bekannteste Sportplatz der Skiläufer, 
Bodenschneid und Brecherspitze, allsonntäglich von Menschen 
überflutete Gipfel, der Strümpfling und die Rotwand sind 
dem modernen Münchener so vertraut wie das berüchtigte 
Glockenspiel am neuen Rathaus oder das Märzenbier im 
Franziskaner. Die Rotwand ist mir so ziemlich der liebste 
Berg in Bayern. Landschaftlich entzückend ist der Aufstieg 
über die Spitzingstraße mit dem Rückblick auf den berg¬ 
umrahmten Schliersee, mannigfach die Rundsicht vom Gipfel, 
wohlgeeignet für größere Fahrten die Nachbarschaft (Jäger¬ 
kamp, Miesing, Auerspitze usw.), günstig die Hänge als Übungs¬ 
plätze, vortrefflich die Verpflegung im Rotwandhaus und köst¬ 
lich die lange Abfahrt über die Maroldschneid ins Tal von 
Bayrischzell. Und auch noch stillere Wege sind hier zu finden; 
kann man doch dann und wann sogar an einem Sonntag den 
Krottentaler Graben durchziehen oder zum einsamen Forst¬ 
haus Valepp abfahren, ohne einem fremden Menschen zu 
begegnen. 

Den harmloseren und fröhlichen Rodelsport übt man mit 
Vorliebe am Peißenberg, einem der aussichtsreichsten und 
schönsten Vorberge, am Herzogstand bei Kochel, am Hirsch- 
und Wallberg bei Tegernsee, am Wendelstein und Brünn¬ 
stein. Aber auch schon im Isartal, namentlich auf den zwei 
schönen Bahnen von Ebenhausen, wird eifrig gerodelt. 

♦ * 

♦ 

Jochberg bei Kitzbühel. 

Gestern bin ich im Schneesturm über die Almen des 
Steinbergkogels gestapft, die Hutkrempe über den Ohren 
und den Kragen der Windjacke hochgestülpt, und habe 
dabei mancher unvergeßlichen Stunde auf heimatlichen Höhen 
gedacht. Eine Nacht fiel mir ein, in der ich mit einigen 
Freunden, müde des Münchener Faschings, von der Kessel¬ 
bergstraße zum Herzogstande hinaufstieg. Wolken waren ge¬ 
kommen und hatten Mond und Sterne ausgelöscht, als wir 
über dem Walde waren. Von den Gipfeln raste und stob glas¬ 
hart und spitz der Schnee herunter und stach uns ins Gesicht, 
und der Wind zerrte und schüttelte uns und pfiff dazu. Rasche 



Nr. 14/15 DEUTSCHLAND 595 


Schneewellen hatten sich über den Rodelweg geschlagen, 
so daß wir Schritt für Schritt bis über den Leib versanken. 
Und die folgenden acht Tage fielen mir ein, welche wir dort 
droben verlebten, wie wir mit Schneereifen an den Füßen 
alle Gipfel, Fahrnkopf, Martinskopf, Herzogstandgipfel, und 
über den langen, umwächteten Grat den Fleimgarten be¬ 
suchten, die Rodelbahn freischaufelten (dreimal wehte es 
sie zu, dreimal gruben wir sie aus), die steilsten Hänge mit 
Rodelspuren durchfurchten, ob wir gleich jede mit mindestens 
einem Purzelbaum bezahlten und wieder und wieder — hopp! 
hopp! hopp! — durch die Windungen und Kurven des Weges 
zum Kochelsee hinunterrasten. Damals sahen wir Nächte, 
in denen sich die Sterne drängten und wälzten über den weißen, 
gelassenen Höhen, sahen die Seen des Vorlandes unter einem 


wieder innehaltend, um die Finger im Munde zu erwärmen, 
und wie wir auf diese unsere erste Winterkletterei so stolz 
waren, daß wir während des folgenden siebenstündigen Kampfes 
mit Schnee und Wind immer nur lachten und johlten, bis 
wir in Schliersee ankamen. 

Ich erinnerte mich meiner ersten Skifahrt; da war blauer 
Himmel und Schnee und Fels und Fichtenwald. Aber ich hatte 
wenig Zeit, all das zu bewundern, denn ich mußte immerfort 
20 oder 30 Meter hangauf, hangab, bis ich umfiel, und wieder 
hangauf. Dann fuhr ich die Spitzingstraße hinab — Kurve rechts, 
Kurve links, Mulde, Kurve rechts, Kurve links — aber als ich 
unten ankam, bestand mein Ski aus fünf oder sechs Stücken. 

Ich dachte an eine einsame nächtliche Wanderung über 
den gefrorenen Tegernsee. Föhn wölken waren am dunkeln 



Am Südende des Spitzingsees (Rotwandgruppe) (Aufn. v. Alfred Asal, München) 


milden blauen Himmel blitzen wie Fische im Licht, sahen gro߬ 
gewölbte, unendlich zarte Flocken tanzen und sinken vor 
einem Grau, das leise schimmerte, wie unterlegt mit dünnem 
Gold. Und wenn wir auf unsern kleinen Rodelschlitten unter 
den Bäumen weghuschten, sahen wir oft, wie eine Tanne 
bekümmert ein Glied sinken ließ — ,,es ist zuviel!“ —, daß 
die Schneelast niederklatschte, wie sie aber bittend sofort 
den Ast wieder aufwärtsschnellte für eine neue Gabe, eine 
neue Bürde — wie ein Mensch, der immer wieder nach seinem 
Schicksal greift. 

Mir fielen winterliche Klettereien ein, die ich an den 
beiden beliebtesten Schulen der Hochtouristik in den Vor¬ 
alpen, an den Felsgipfeln der Ruchenköpfe und des Plankcn- 
steins vollführte. Noch erinnere ich mich genau, wie wir der¬ 
einst zu zweien im dichtesten, unsichtigsten Schneegestöber 
die Ruchenköpfe überklommen — bei der Gratwanderung 
die Fäuste in den Taschen, und bei der Wandkletterei immer 


Himmel, wie Funken sprangen die Sterne hin und her. Und 
das Eis unter mir stöhnte, gröhlte, krachte und knirschte, 
feine, lange Risse blinkten wie Blitze im Sternenschein, schwarzes 
Wasser tauchte auf und glotzte wie ein großes, totes Auge als 
runder Flecken in die Nacht. Und ich fühlte, wie mir die 
Angst im Herzen saß und nach der Kehle griff — und begann 
zu laufen wie gehetzt durch des Eises fürchterlichen Lärm. 

Und dann sah ich die breite weiße Mulde, die sich von 
der Auerspitze zur Maroldschneid herniederneigt — und 
dann zwei — drei Dutzend von zappelnden, schreienden 
Menschlein: Mädeln in grauen Sportsanzügen, sich von fünf 
zu fünf Metern überschlagend, im Schnee verschwendend, sich 
wälzend, weitergleitend, fallend usw., erstaunliche Akrobaten, 
welche sich gegenseitig überfahren und dafür Bayerns ge¬ 
sammelte Flüche in die Lüfte jodeln, dazwischen eine kleine 
Kette von Leuten, welche elegant in großen Bogen vom Gipfel 
zur Schneid heruntereilen. 


596 DEUTSCHLAND 


Nr. 14/15 


Ich erinnerte mich an das fröhliche Gewirr von Menschen, 
diese Riesenversammlung, welche am Sudelfeld den Spring¬ 
wettkämpfen beizuwohnen pflegt. Da etliche dichtgedrängte 
Gruppen, fast durchweg auf Ski stehend, ein Ausschu߬ 
mitglied mit weißer Armbinde dazwischen, dort ein paar ge¬ 
schäftige Photographen, hier ein Häuflein banger Kandidaten 
für das nächste Springen — jetzt — in der Luft, hoch über 
allen — eine schlanke blaue Gestalt . . . abseits verstreut üben 
kleine Gruppen: Telemark-, Christiania-, Stemmbogenfahren — 
oder das Neueste: den Umsprung. 

Ich denke an einen kalten, grauen Tag, der das Kreuzeck¬ 
haus mit seinem Menschengewimmcl tiefer und tiefer unter 


unserer Kolonne läßt, die sich im Gänsemarsch allmählich 
emporwindet, dem Gipfel der Alpspitze entgegen, sechs Stunden 
lang. Denke des Blickes über eine weitum gebaute wilde und 
anmutig durchschossene Hochgebirgswelt — Schnee und Eis 
und Felsen und dickverschneiten Nadelwald. 

Mannigfaltig sind die Bilder und die Genüsse, welche 
das bayerische Hochland dem Wintersportfreunde gewährt, 
köstlich, wenngleich sie den letzten und höchsten Reiz der 
Skitouristik nicht zu geben vermögen. Nun ist aufs neue der 
M^'inter gekommen, und ich ziehe ab, ihn in den heimatlichen 
Bergen zu begrüßen. Er wird nicht geizen mit seinen Herr¬ 
lichkeiten. 


Weihnachten im Schnee des Thüringer Waldes. 

Von E. W. R o h d e (Gotha). 


Vor einigen Jahren war’s. Seit Wochen schon verschneit 
die weiten Fluren der Thüringer Ebene, im Eise erstarrt Flüsse 
und Bäche, und wenn sich die Dunkelheit auf die weiße 
Landschaft herabsenkte, dann flammte am Himmel Stern 
bei Stern auf, dem einsamen Wandersmann hier unten den 
Weg heimwärts weisend. Schon seit einigen Tagen stand 
mein Plan fest, einmal hinaufzusteigen in die eisige Stille 
auf der Höhe des Thüringer Waldes, auf Schneeschuhen dem 
Winter dort oben in seinem eigensten Reiche einen Besuch 
zu machen. Schließlich nahte das Weihnachtsfest heran, und 
immer noch harrte der Plan seiner Ausführung. Da setzte 
der Frost noch kräftiger ein, und nun stand es fest bei mir, 
daß der Ausflug sofort unternommen werden müßte; so kam 
ich dazu, am Tage vor Weihnachten, an einem Tage also, 
an welchem sonst jeder wenn möglich daheim bleibt, hinaus¬ 
zuwandern. 

Tiefe Finsternis erfüllt noch das Zimmer, als der un¬ 
erbittliche Wecker zum Aufstehen mahnt. Ungemütlich frisch 
ist freilich die Temperatur des Schlafzimmers, aber was hilft’s, 
es heißt hinaus aus dem Bett und in den Sportanzug hinein. 
Bald ist der Rucksack bereit, eine Flasche mit heißem Getränk 
wird noch zwischen den mancherlei Eßvorräten verstaut, 
und bald liegt das ruhig weiterschlafende Heim hinter mir. Ge¬ 
mütlich bummelt 
der Frühzug in 
den grauenden 
Morgen hinein; 
ein Blick durchs 
Fenster ist unmög¬ 
lich, denn das Glas 
ist mit dicken Eis¬ 
blumen verziert. 

Desto gemütlicher 
ist es im mollig 
durchwärmten Wa¬ 
gen, so daß vor¬ 
läufig der Morgen¬ 
schlummer noch et¬ 
was nachgeholt wer¬ 
den kann. Das Äch¬ 
zen und Stöhnen 
der Lokomotive 
erinnert schließlich 
daran, daß wir uns 
dem Gebirge 
nähern. Schon liegt 
Gräfenroda hinter 
uns, zwischen den 
beschneiten Bergen 
taucht das prächtige 


Bild der traumverloren daliegenden Gehlberger Mühle auf, 
und bald ist die Haltestelle Gehlberg erreicht, wo die Fahrt 
für mich ein Ende hat. In langsamem Aufstiege geht es bergf 
auf; vorläufig ist keine Gelegenheit gegeben, die Ski ger 
brauchen zu können, denn der Pfad steigt unaufhörlich; Herr¬ 
lich ist die Natur ringsum. Außer mir erklimmt nur noch ein 
altes Mütterchen den bergigen Weg, der nach Gehlberg 
führt. Wie es mir im Weiterschreiten erzählt, will es seine 
dort wohnenden Kinder und Enkel zum Feste überraschen 
und ist daher so frühzeitig gefahren, daß es sie möglichst noch 
im Bette antrifft. Langsam hellt sich der Tag auf; die Ferne 
ist freilich noch in Dunst gehüllt, auch will die Sonne sö 
recht noch nicht heraus, sie ist sich wohl noch nicht schlüssig 
darüber geworden, ob sie es überhaupt wagen will, oder ob 
sie es besser dem Schnee überläßt, das Wetter für heute zu 
machen. Auf den Fichten und Edeltannen um und über uns 
lastet eine dichte Schneedecke und biegt die Zweige tief herab. 
Der junge Nachwuchs des Waldes verschwindet überhaupt 
beinahe in der weißen Decke. Da lichtet sich der Wald, das 
Dorf taucht auf, und bald läßt meine redselige Weggenossiri 
mich mit einem treuherzigen ,,Fröhliche Feiertage!“ allein 
weiterziehen. Nun können auch die flinken Hölzer an die 
schweren Stiefel geschnallt werden, und schneller als vorhin 

geht es vorwärts. 
Im Dorfe, das 
da hinten zurück¬ 
bleibt, rauchen die 
Schornsteine, das 
einzige Lebens¬ 
zeichen, das wahr¬ 
zunehmen ist. Im 
Hochwalde nimmt 
mich ein tief aus¬ 
gefahrener, jetzt 
aber dicht be¬ 
schneiter Holzweg 
auf und geleitet 
mich weiter berg¬ 
auf. ln sanfter 
Steigung geht es 
vorwärts, immer 
unter den hohen 
Fichten dahin. 
Rings um den ein¬ 
samen Wanders¬ 
mann nur Schnee 
und Bäume, kein 
Lebenszeichen weit 
und breit. Mittler¬ 
weile ist es aber 



Oberl'.of : Vater und Sohn (Aufn. v. Gebr. Haeckel. Berlin) 






Nr.14/15 DEUTSCHLAND 597 


Tag geworden, auch hellt es sich mehr und mehr auf, so daß 
mit Bestimmtheit vorherzusagen ist, daß es ein klarer Winter¬ 
tag werden wird. Aus dem Innern des Waldes erklingt das 
Hämmern eines Spechtes, der an der Arbeit ist, sich das Früh¬ 
stück zu verdienen. Da und dort knarrt ein im Frost er¬ 
schauernder Baum, dann und wann zirpt im Gezweig einer 
Fichte eine Meise, sonst feierliche Stille ringsum. Da lichtet 
sich der Wald abermals, der Weg führt am Waldrande weiter, 
und aus der Ferne herüber grüßt der massige Aussichtsturm 
vom Kickeihahn, den der bergfrohe Schultheiß der Gemeinde 
Gabelbach, Scheffels Freund Schwanitz, so launig andichtete. 
Da tauchen auch schon Häuser auf und mahnen zur Einkehr, 
die gern genommen wird, denn der größte Teil der heutigen 
Fahrt liegt noch vor mir. Die Schmücke ist’s, das schmucke 
Berggasthaus, das sich aus dem heimeligen schindelgedeckten 
Wirtshause des unvergessenen, derb zugeschnittenen seligen 


Knirschend schleift der Ski über den pulvrigen Schnee dahin, 
in der gefrorenen Schicht kaum eine Spur hinterlassend. 
Auf einem Steine am Wege hockt eine Krähe mit hochgezogenen 
Füßen. Sollte Meister Corvinus an Rheumatismus leiden? 
Mit stoischem Gleichmut sieht sie meinem Näherkommen 
entgegen, doch sicher ist sicher, schwerfällig streicht sie schlie߬ 
lich doch ab, aus der Luft herab ihrem Unmut darüber Aus¬ 
druck gebend, daß ausgerechnet gerade am Tage vor Weih¬ 
nachten ein Menschenkind hier oben ihre Kreise stören muß. 
Weiter hinten liegen unter einer Birke die Überreste eines 
Vetters von ihr, daneben die Wegspuren von Meister Reineke; 
sollte ich vorhin der Krähe zum Lebensretter geworden sein? 
Die Spur ist noch ganz frisch! Verhutzelten Männchen gleich 
hocken beiderseits am Wege vom Schnee fast ganz verdeckte 
Fichtenstämmchen, darüber hängen beinahe bis zur Erde die 
schweren, beeisten Äste ihrer Stammeltern. Allmählich wird 



Die Postkutsche von Oberhof mit Kufen an den Rädern im Winter (Aufn. v. Gobr. Haeckel, Berlin) 


Joel entwickelt hat. Das Thermometer draußen zeigt 11 Grad 
Kälte an, desto gemütlicher ist es drinnen, wo beim dampfenden 
Grog bald alle Mühen der Wanderung vergessen sind. 

Doch, geschieden muß sein. Der Rennstieg nimmt mich 
bald auf, und er wird mich auch so bald nicht wieder von sich 
lassen, denn ihm, der alten Völkerscheide zwischen Thüringen 
und Franken, werde ich vorläufig folgen. Stellenweise ist er 
so verwachsen, daß der schmale Pfad kaum zu erkennen ist, 
namentlich im Winter, wenn die dickbemoosten Grenzsteine 
unter dem Schnee verschwinden. Von rechts herüber grüßt 
der Turm des Schneekopfes, der mit dicken Eiszapfen behängen 
ist. Ihm scheint in seiner fast 1000 Meter betragenden Er¬ 
habenheit nicht ganz wohl zu sein, denn täusche ich mich 
nicht, so macht er ein recht verdrossenes Gesicht in seiner 
Einsamkeit. Weiter führt der Rennstieg um den Beerberg 
herum und in eine köstliche Stille hinein. Daß mir auf dieser 
Strecke heute kein Mensch begegnet, dessen bin ich sicher. 


es warm, denn die Sonne hat sich auf den Weg gemacht und 
steht schon verhältnismäßig hoch. Aus der klaren Winter¬ 
luft läßt sie ihre Strahlen herab glänzen, so daß der Schnee 
wie von Tausenden von Diamanten übersät erglänzt, dem Auge 
gerade nicht sehr wohltuend. Die Bäume werfen bläuliche 
Schatten auf den Weg; links öffnet sich eine weite Fernsicht 
bis zum Adlersberge und den übrigen weiteren Bergen ringsum. 
Klar ist die Luft, so daß die Berge zum Greifen deutlich nahe 
erscheinen. Plänkners Aussicht, ein im Sommer gern aufge¬ 
suchter Ruhepunkt, muß nahe sein, doch ist vor lauter Schnee 
von der schönen Bank nichts zu sehen. Weiter und weiter 
geht es über den glänzenden Schnee dahin. Dann und wann 
senkt sich der Pfad ein wenig und gibt Gelegenheit zu einer 
kurzen Abfahrt.* Die aus dem Sweater aufquellende Wärme 
könnte fast dazu verführen, sich der Joppe zu entledigen, doch 
wird lieber etwas ausgeruht und dem Rucksack ein kleiner 
Imbiß entnommen. Dann geht es wieder vorwärts, dem 








598 DEUTSCHLAND Nr.14/15 


vorläufigen Ziele Oberhof entgegen. Noch ein tüchtiges Stück 
des herrlichen Hochwaldes ist zu durchwandern, noch manch 
einem der in den Herbststürmen zusammengebrochenen 
Baumriesen will ausgewichen sein, bis die vom Bahnhof herauf¬ 
führende Landstraße erreicht ist. Bald ist auch der Ort er¬ 
wandert, Sportsleute beiderlei Geschlechts füllen die Straße 
an und beweisen, daß der früher im Winter in Schlaf verfallene 
Ort recht daran getan hat, sich zu einem Winterkurort 
aufzuraffen, den 
nachzumachen in 
Mitteldeutschland 
keinem andernOrte 
gelingen dürfte, da 
Oberhof der einzige 
mit so konstan¬ 
ten Schneeverhält¬ 
nissen neben ver¬ 
hältnismäßig gün¬ 
stiger Bahnverbin¬ 
dung ist. Wie 
mollig ruht es sich 
hinter dem warmen 
Ofen bei dampfen¬ 
der Schüssel, als 
der Ort erreicht ist 
und die Ski, vor¬ 
läufig beurlaubt, 
draußen im Schnee 
abgestellt werden! 

Einige Stunden 
sollen der Ruhe so¬ 
wie dem Besuch 
von lieben Bekann¬ 
ten hier oben ge¬ 
widmet sein, dann 
heißt es wieder: ,,Vorwärts!“ Denn heute ist heiliger 
Abend, und daheim harren die Lieben meiner Rückkehr. 

Es beginnt schon ein wenig dämmerig zu werden, als 
ich schließlich die Ski anschnalle und mich zur Weiter¬ 
fahrt anschicke, die mich allmählich wieder talwärts führen 
soll. Nach nicht allzulanger Wanderung ist die Wegschelde, 
eine schlichte Försterwohnung, erreicht, dann senkt sich der 
Weg und führt bald mehr, bald weniger bergab. Allmählich 
aber kommt man ganz anständig in Schuß, die Bäume fliegen 
immer schneller vorüber. Stand da nicht ein Stück Hoch¬ 
wild am Wege? Zur Seite sehen und einen Schwung ab¬ 
wärts machen, ist eins, pardauz! da liege ich im Schnee und 
rufe mir die alte Regel ins Gedächtnis zurück, daß man nicht 
neugieriger sein soll, als es unbedingt nötig ist. Schnei! auf- 
gerappelt und wieder vorwärts. Da tauchen nach einer scharfen 
Kurve die ersten Häuser von Schwarzwald auf, jetzt heißt 


es gebremst, damit man nicht einer Frau, die einen Weih¬ 
nachtsstollen über die Straße tragen will, die Schienbeine 
beschädigt. Dann bin ich auf der Straße, und die Fahrt hat vor¬ 
läufig ihr Ende erreicht. Unerwartet rasch, denn dort hält 
ein Bekannter mit seinem Schlitten, als ob er nur auf einen 
Fahrtgenossen gewartet hätte. Dem Manne kann geholfen 
werden! Schnell zu ihm in den Schlitten hinein; die langen 
schmalen Bretter zwischen den Knien, so geht es der nicht 

zu fernen Bahn¬ 
station zu. In den 
Häusern zur Seite 
rüstet man sich 
zur Christfeier, 
Kinder stehen und 
lugen an den 
Fenstern; wie im 
Fluge schwinden 
diese Bilder dahin 
und wecken die 
Erinnerung an 
längst entschwun¬ 
dene Kindertage, 
da die Mutter die 
Schlüssellöcher 
auch nicht dicht 
genug verstopfen 
konnte vor den 
neugierigen Blik- 
ken der leuchten¬ 
den Kinderaugen. 
Und dann sind wir 
am Bahnhof, wo 
ich den Zug noch 
eben erreiche. Nun 
erst, im warmen 
Abteil, gewinne ich Zeit, alle die mannigfachen Reize der heutigen 
Fahrt noch einmal an mir vorüberziehen zu lassen. Wie war der 
Tag doch schön mit seiner keuschen Winterkühle! Welch ein 
Gewinn für den inneren Menschen ist solch eine einsame Fahrt 
durch die Pracht des eisstarrenden deutschen Hochwaldes, 
die uns erst durch den Schneesport erschlossen wurde. Da 
draußen senkt sich die Dämmerung allmählich dichter auf 
die Erde herab, m den Häusern flammen die Lichter auf, und 
die erhellten Fenster der Dorfkirchen deuten darauf hin, daß 
man sich dort vorbereitet zur Christfeier, dieser urdeutschen, 
tiefgemütlichen Erinnerung an die Zeit der Wintersonnen¬ 
wende. Dann tauchen die Lichter der Stadt auf, das Hasten 
und Treiben einer aufgeregten Menge umfängt den Wanderer 
und nimmt ihn in ihren Bann, ihn dem heimischen Herd zu¬ 
treibend, wo er gerade recht kommt, um den Kindern den 
Baum anzuzünden. — Und dann kam der Weihnachtsmann! 



Handschlitten im Anhänge eines Pferdeschlittens in Oberhof (Aufn. v. Gebr. Haeckel, Berlin) 


Dezember. 

Schräg liegt die Silbersichel überm Wald, 

Im schweigend-ernsten Schneekleid lauscht der Tann, 
Und selbst des Waldbachs Schwatzen ist verhallt. 
Ein Fuchs nur bellt noch hungrig dann und wann. 


•••••••••••••••••• 


Wo überm Bergkamm weiß die Nebel steigen. 

Ist nun ein heimlich Klingen aufgewacht, 

Drum muß ich stehn in andachltiefem Schweigen: 
Das Christkind wandert durch die Winternacht. — 


•••••••••••••••••• 


Wilhelm Uhlmann-Bixterheide. 













Nr.14/15 DEUTSCHLAND ü^SSSääSSSä^SSSSäSSSSS^Isl 59 9 


über die Bedeutung des militärischen Skilaufes. 

Von Dr. med. Erwin Jaeger (Leipzig). 


Zu den regelmäßigen Teilnehmern an unsern sportlichen 
Veranstaltungen gehört auch das Militär. Patrouillenläufe für 
Mannschaften und lange Läufe für Offiziere finden heute bei 
uns zumeist genügende Beteiligung. In vereinzelten Fällen haben 
sich auch Offiziere an den Sprung- und Langlaufkonkurrenzen 
der Senioren beteiligt. Auch militärische Skikurse werden mehr 
oder weniger regelmäßig in verschiedenen Gegenden abge¬ 
halten. Angesichts dieser Tatsachen dürfte es dann wohl 
interessant sein, zu fragen, ob und welche Bedeutung der Ski¬ 
lauf für unser Militär hat oder haben kann. 

Zunächst dürfte darüber, daß sich im Falle eines Krieges, 
der sich in den Winter hinein erstreckt, skilaufende Soldaten 
mit Vorteil im Gelände bewegen können, kein Zweifel herrschen. 
Man wird mir vielleicht entgegenhalten, daß Kriege künftig 
von kurzer Dauer seien und kaum auch zur Winterzeit statt¬ 
finden würden. Doch wer weiß das genau? Sollte es nicht im 
Gegenteil angesichts der enormen Fortschritte auf dem Ge¬ 
biete der Technik, die den Menschen immer mehr von den 
äußeren Einflüssen der Natur, insbesondere von denen des 
Wetters, unabhängig zu machen imstande sind, einem Heer¬ 
führer, der sein Heer gern dem des Gegners überlegen sein 
lassen möchte, naheliegen, sein Heer nicht nur während der 
schönen Jahreszeit, sondern gerade auch zur Winterzeit schlag¬ 
fertig zu halten? 

An welchem Punkt sich in Zukunft das Übergewicht eines 
Heeres geltend macht, kann dem Sieger gleichgültig sein, es 
kommt nur darauf an, daß es überhaupt Überlegenheit zeigt. 
Es ist wohl denkbar, daß sich ein Heerführer, dessen Heer in 
vorzüglicher Weise für einen Winterkrieg ausgerüstet und 
eingeübt ist, nicht scheuen wird, einen Krieg im Winter zu 
beginnen, zumal wenn er vom Gegner weiß, daß diesem die 
gleiche Kriegsbereitschaft für den Winter fehlt. Dazu gehört 
aber unbedingt die Kenntnis des besten Transportmittels in 
schneebedeckter Landschaft, des Schneeschuhs, denn der 
Skiläufer bewegt sich in einem Gelände mit etwa gleich¬ 
bleibender Steigung und 
Fall durchschnittlich mit 
einer Schnelligkeit von 
6 km in der Stunde 
vorwärts, der Fußgänger 
höchstens mit 4 km, oft¬ 
mals sicher mit weniger. 

Bei tieferem Schnee kann 
es sogar sowohl für Infan¬ 
terie als auch für Kaval¬ 
lerie unmöglich sein, vor¬ 
wärts zu kommen; dann 
sind skilaufende Soldaten 
unbestritten Herren des 
Geländes. Wieweit in der 
Ebene das Skiläufen für 
militärische Zwecke ver¬ 
wertbar ist, kann dahin¬ 
gestellt bleiben, weil hier 
die weittragenden Ge¬ 
schosse ein Vordringen zu Fuß, wenigstens in Kolonnen, wahr¬ 
scheinlich selten ratsam erscheinen lassen, aber im Gebirge, 
wo es sich bei Übergängen meist um nicht befestigte Plätze 
handelt, wo sich ein Vorgehen unter dem Schutze der Ge¬ 
schosse infolge der Unsicherheit der Stellungen oft nicht er¬ 
möglichen läßt, ist der Soldat, der sich sicher auf seinen Ski 
vorwärts zu bewegen weiß, von unschätzbarem Wert. 

Es kann daher nicht wundernehmen, daß man sich in 
den militärischen Kreisen des Auslandes schon seit Jahren 


ernsthaft mit dem Skilaufen beschäftigt, z. B. in Frankreich, 
Italien und Österreich, von Norwegen und Schweden ganz 
abgesehen, die schon lange ganze Truppenkörper auf Ski 
eingeübt haben. In Frankreich beteiligt sich das Militär offiziell 
in erheblich größerem Maße am Skilaufen als bei uns. Wer ein¬ 
mal Gelegenheit gehabt hat, an einem der Wettläufe in den 
Vogesen teilzunehmen, der ist zunächst erstaunt über die sehr 
starke Beteiligung des französischen Militärs. Bei weiterem 
Nachdenken muß man sich aber sagen, daß die französische 
Armee damit den einzig richtigen Weg beschreitet, denn die 
Vogesen als Grenze können im Winter nichtskilaufenden 
Regimentern unüberwindbare Schwierigkeiten bereiten. Von 
der richtigen Erkenntnis ausgehend, daß die Pflege des Ski¬ 
laufes von Sportsleuten ganz besonders sachgemäß geschieht 
und Fortschritte auf diesem Gebiet von ihnen sorgfältig 
beobachtet werden, unterstützt die französische Heeresorganisa¬ 
tion zielbewußt die vom ,,Club alpin“ veranstalteten Wettläufe 
und veranlaßt Mannschaften wie Offiziere zur Teilnahme an 
diesen Wettkämpfen, um auf diese Weise immer einen Überblick 
darüber zu haben, ob die Fortschritte im militärischen Skiläufen 
mit denen der Sportsleute Schritte halten. Dadurch ist der 
Ski natürlich in den Gebirgen Frankreichs, den Vogesen 
und dem Jura, schnell populär geworden. Die französische 
Bevölkerung sieht ein, daß die Kenntnis des Ski von Vorteil 
für den Militärdienst ist, und beschäftigt sich schon aus diesem 
Grunde eifrig mit ihm. 

Die Österreicher und die Italiener bilden in ihren Alpen¬ 
ländern schon seit vielen Jahren regelmäßig Truppen aus, die 
imstande sein sollen, schwierige Alpentouren auszuführen. 
Beide Völker haben auf diesem Gebiete unter der Leitung her¬ 
vorragend tüchtiger Offiziere schon Ausgezeichnetes geleistet. 

Diese Proben mögen genügen, um darzutun, daß man im 
Ausland den taktischen Wert des Skilaufes erkannt hat. Nun 
scheint es aber, als wenn sich in den gleichen militärischen Kreisen 
immer mehr die Überzeugung Bahn bricht, daß die Pflege 

dieses Sportes fürTruppen 
nicht nur die Bedeutung 
hat, ein unter den schwie¬ 
rigen winterlichenVerhält- 
nissen besonders begün¬ 
stigtes Transportmittel 
meistern zu lernen, 
sondern daß dieser Sport 
auch darüber hinaus im¬ 
stande ist, die Mannes¬ 
tüchtigkeit der Soldaten 
in besonderem Maße zu 
fördern, d. h. aber nichts 
anderes, als daß jetzt 
auch von militärischer 
Seite der erzieherische 
Einfluß des Skilaufens, der 
von Sportsleuten schon 
lange auf Grund reicher 
Erfahrungen behauptet 
wurde, anerkannt wird. — Zunächst wäre die Förderung 
der Selbständigkeit des einzelnen Mannes zu erwähnen. 
Da sich nämlich beim Skiläufen nicht wie beim Gehen 
die einzelnen Bewegungsphasen der Beine und damit 
des übrigen Körpers nahezu gleich oder auch ganz gleich 
wiederholen, sondern hier die Unebenheiten der Schnee¬ 
bedeckungen des Bodens sowie ihre verschiedenartige Glätte 
Tempo und Schrittmaß fortwährend ändern und Angriffe 
auf das Gleichgewicht des Körpers auszuüben imstande 



Militärpatrouille am Start — Wintersportfest ln Friedrichroda 





600 DEUTSCHLAND ^ 


sind, so muß der Skiläufer in jedem Augenblick und in immer¬ 
während wechselnder Situation darauf bedacht sein, sich auf¬ 
recht zu halten und doch auch vorwärts zu bewegen. Das 
übt aber die Achtsamkeit und Umsicht des Mannes, die häufige 
Wiederholung solcher Übungen macht ihn selbständig. Das muß 
aber als eine besonders gute Schule für den Soldaten erscheinen. 

Nimmt man nun noch hinzu, daß der Skiläufer nicht nur 
körperliche Anstrengungen, sondern auch die Unbilden des 
Wetters ertragen muß, so ergibt sich, daß durch diese Übung 
neben der für den Krieg notwendigen Abhärtung auch Zähig¬ 
keit und Ausdauer ln ausgezeichnetem Maße gepflegt werden. 

Bei den Wettläufen hat man mit Rücksicht auf militärische 
Erfordernisse für Mannschaften den Patrouillenlauf eingeführt, 
d. h. den Soldaten wird bei ihrem Abmarsch in verschlossenem 
Kuvert eine Aufgabe übergeben, die sie unter Berücksichtigung 
der besonderen Geländeverhältnisse in möglichst kurzer Zeit 
lösen sollen. Die Unabhängigkeit von den gegebenen Straßen- 
und Wegeverhältnissen gibt dem Soldaten die Möglichkeit, seine 
Beobachtungen im Gelände in direkter Fahrt auf seine Richtig¬ 
keit hin zu prüfen. Die Fähigkeit der Orientierung im Gelände 
durch den Soldaten werden wohl kaum bei einer andern Übung 
so schnell auf ihre Exaktheit hin geprüft als bei dieser Art des 
Wettlaufes, denn jeder Fehler bringt Zeitverlust, wenn er es 
nicht sogar unmöglich macht, daß das Ziel überhaupt erreicht 


Nr.l4/I5 

wird. Es ist bekannt, daß die schneebedeckte Landschaft sehr 
leicht denjenigen, der sonst recht gut zu schätzen weiß, täuscht. 
Die durch den Schnee veränderten Lichtverhältnisse sind daran 
schuld. Deshalb sollte ein wohlvorbereitetes Heer auch die 
Orientierung in der schneebedeckten Landscha'^t üben. Das 
geschieht aber niemals besser als beim Skiläufen, weil man 
hierbei gleich selbst prüfen kann, ob man richtig oder falsch 
geschätzt hat. 

Als recht wichtigen Vorteil des Skilaufens für das Militär 
möchte ich noch erwähnen, daß die Übungen des Skilaufens 
von allen Übenden gern ausgeführt werden. Zu unterschätzen 
ist auch nicht ein anderes Moment. Erfahrungsgemäß wird 
nämlich durch die Übung des Skilaufens die Liebe zu unsem 
schönen Gebirgsgegenden erhöht. 

Nach allem möchte man wünschen, daß sich unser 
deutsches Militär der Übung des Skilaufens mehr als bisher 
befleißigen, überall dort, wo es nur irgend möglich ist, Ski¬ 
kommandos einrichten und die großen Wettläufe stets durch 
sie beschicken möge. Davon wird unsere Armee nicht nur 
Vorteil haben, sondern auch unsere Bevölkerung wird infolge¬ 
dessen dem Skilauf noch größere Bedeutung beimessen als 
bisher, so daß der Schneeschuh, dieses wichtige, ja ich möchte 
sagen unersetzliche Verkehrsmittel im Gebirge während des 
Winters den weitesten Kreisen unseres Volkes bekannt wird. 


Die Entdeckung des Wintersportes in Deutschland. 

Von Dr. Paul Landau. 


Die Anfänge dessen, was wir heute unter Wintersport ver¬ 
stehen, sind begraben in ewiger Nacht. Dem Nordländer sind ja 
Schlitten wie Schnee- und Schlittschuh von alters her notwendige 
Fortbewegungsmittel, und sie waren es wohl auch schon dem 
primitiven Menschen der Eiszeit; 
dafür sprechen die Reste von Schlitt¬ 
schuhen aus Knochen und Holz, die 
in prähistorischen, Gräbern ge¬ 
funden wurden. Auf Schneeschuhen 
jagen die Männer der altisländischen 
Sagas, die Helden der finnischen 
Kalewala pfeilschnell über die 
weiten weißen Flächen; auf Eisen¬ 
schuhen läuft der junge Frithjof 
vor König Rings Schlitten einher 
und ritzt mit ihnen in künstlichen 
Runen den Namen der stillverehrten 
Ingeborg auf den glatten Spiegel 
Ganz natürlich entfaltet sich aus 
solchem zuerst aus Not und um 
praktischer Zwecke willen geübten 
Treiben eine kräftige und gesunde 
Freude. Dem altnordischen Helden 
ist das Schrittschuhlaufen — so 
die ursprüngliche Form, das ahd. 
scrltescouha — eine edle ritter¬ 
liche Kunst, wie Fechten, Jagen 
und Schwimmen, und wie hoch er 
sie ehrt, beweist seine Glaubens¬ 
vorstellung, die auch die Götter 
mit solchen Werkzeugen begabt. 

Der winterliche Odin, der in der 
Edda als Ullr oder Skadhi erscheint, 
fährt, in Tierfelle gehüllt, mit dem 
Bogen bewaffnet, Schrittschuhe 
von Knochen unter den Füßen, 
über die Eisfelder dahin. Es war 
dies das poetische Bild des alt¬ 
germanischen Mythus, das den für 


die nordische Götterwelt begeisterten Klopstock so sehr ent¬ 
zückte und dadurch von Einfluß auf die Frühzeit des modernen 
deutschen Wintersportes wurde.—So sind Mongolen und Finnen, 
Lappen und Isländer und all die andern Völker der kalten Zonen, 

auch die Deutschen des Mittel¬ 
alters, wie wir aus spärlichen ge¬ 
legentlichen Erwähnungen wissen, 
Schlitten und Schlittschuh gefahren, 
haben gerodelt und vereinzelt auch 
den Ski gekannt. Stets ist solch 
Wintertreiben eine Lust der Jugend 
gewesen, wovon wir freilich nur 
durch die Verbote hören, die ge¬ 
strenge Behörden und Schullenker 
gegen Eisläufen, Schneeballen und 
,,Schlittern“ erließen. Als eine von 
Großen betriebene Leibesübung 
werden solche Vergnügungen nur 
hier und da erwähnt, so von Fitz¬ 
stephen in seiner Londoner Chronik 
des 12. Jahrhunderts. Richtigem 
Wintersport begegnen wir zuerst im 
fröhlichen Holland des 17. Jahr¬ 
hunderts, wo die vielen, leicht 
zugefrerenen Kanäle zum Eislauf 
lockten, wo das gesunde Natur¬ 
gefühl einer jungen Kultur die 
Reize des Winters entdeckte und 
am Anfang der herrlichen Land¬ 
schaf tsmalerei sogleich Hendrick 
Avercamps prächtiges „Eisver¬ 
gnügen“ des Rijksmuseums steht 
(vgl. die kunsthistorische Betrach¬ 
tung „Altniederländisches Winter¬ 
leben“ von Dr. Eduard Plietzsch 
in Nr. 12/13 der ,,Deutschland ), 
während die klassischen Bilder der 
Ostade und Terborch eine ganz 
moderne Leidenschaft für den 



I AXTTyVR 




mr 

j{' iZv/ ^ uns Jus/ • u7r/i/~ cu/j j'srlis/^ssyjl'/T’ 

uns nu/' 

■Ti't‘r c/'/utirt unsl hJi"' 

ChristopS Weigel: Die Schlittfahrer (um 1720) 





























Nr.H/T5 i eooQQöQ Begas09aB9^ DEUTSCHLAND 


i^ntl sei Lust ofi^^rtb^ran. HatUndi ist so ääs Vaterliud 
des Wtr^ffspöTtes gewöjfdeR^ VöTT dem auch Völker, die bferfeits 
vj eS f lij hif?r dl ^ se }Cör:^mbü^g:^Tj: n t und gepflc;gt ha ttm . 

wie die Eagjärider uhd Skä^dif^äviier. die Mode übernahmen ^ 
ht Enetiändiand def ScWiHschuh seit unter der Rejeiemig 
K^iris ILl von Holland au^ mn^eitihft^^ Aufnahme^ 

und ÄJich ßeufschland ist trr, iast ein jabihuhdejt: 
von: den stammverwandten Nachbarn hex^ehdrUm^ »Oie 
HollMder hebe i^b vor alien sclweibt einmal Kl^jjstoclc;^ 
,»weil sie ihre Tynümerf verjagt hab^^ und die: best^ Eis- 
läüferV'^rhdv^ derim wir diese JCurt^t^ ^lemt häb^*n.'‘ 
Naiurjgtfühl Ijnd Sport sind tv/ev ännig mitein^dejr:. 
schwiBlerte Es muß en=t wumal eme ^eelkirbe Ce- 

fühlsIöKc, ästhetische Ei^geUteran^ gesc hatifn . d^^nit 


anfänge Walthers von der Vogelweidfö schlagen das Leitnrotiv 
an iii r d as; Em phnderi n och lao ger j a h rhwiide fi't nach ihm. 
Wpj^ti sich d^e dann Älimähhch aulscliwingt; das ist da^ 

Kontrastg-eidhl des wättn^ xu der ICÄjt? ds draußen, 

So Ubt etwa Johr: CKr, Gi^rither den Winter; w nun m 
der Stube beim Ifqnk axd Spie! dqppeft gerntithcK ist uiid 
die iangeti Nachte Zeit sEU vie 1 er Lusibarkeil ge^ ahrert^ Der 
er^tc, det tiif die Herflichfeeic des winterlichen: Gewandes 
der Natur em t^ffene.s Auge Kat, ist der Tne^Würdig hdb 
sichtige uud sensible Mamburg*ir Ratsherr und Rit:fßbüti{er 
Gaftenliebhäber ßaithöSd Heinrich Brocke^, der bereits b^i 
i ^blh er sön dorW^ sch Ünen Wi n te r- Lands c h aft' ’ 'i n 

Entzücken ger^t und rn ?.3hireichf^p :^,Widttir~C^dank&fr‘ zarte 
Hel! fgtej t dei' Lu f t. das f unkein de Cj it ZiOT d So rm et) i?lTa hieb ^ 




vSchlSt'er^hK^'t . üelTi; Lk-h}rau^nb«rg- :'i!L-' FriirjijktUrt’ :■“"• 
sich der Mcm&cK rm Gottes, h'eier N^tuj gan^ 

Ufid seine Kräite gebraucht : Die . Entdecb 

:^bJjgs5chöhhfd du rch: iöid Coeth- 

wmdi^e Grtundb^diugün^ vörofnvbcvjir '^ich der 
Wickeln kotinte. So mußte maa dör>n aejeh i 
{iebepi WundtT verstehen und IbhEtm 1 

darangin^H , Jubel und Heri^nslust innrid 

Seiwiee iU tumnieln. Da& Jlebtn'öllr BxnfLichten und Erfassen 
der v,firilerlichtfn Nfttur: mit dem fengsani erwiichendeii 

IriferesKT api \Vim Hand in HÄUdv üftd es daher zu- 

mc hifh a n d L'hn ein ^ten G radm e?j ^er und iß picgd bi 1 d d aH - 

grirpeinerx Ltnpfinden^> an der Lyrik^ :dii^s Erwachen des Sinnen 
für die kalte Jahrc^tzeit zu vfliiolgerif sverni man die Grund-' 
Iftge Uöd GfUridstimmUtig der gan^.en Entwicklung erkennen >vilL 
,,Schade?i bnngrsi; Winter/du un^: nbtndil' und ^Mochte 
:ver^chlafen ini W^^ter dic!^ Zeit?^ ““ Diese beiden Strophen* 


: ■&^l/i'rtoü KJ.cjnü-^Si- tloriercndf^J ri X rnJinMiH'I 


: Hin fl rin. NürralutV-j 


den Sft.nfterx n^kenfalh d^r EisblLxrrien tim Fenster^ 

das fCniriicheri des Sd in ees uKtet^ den KüÖeri u, a. mit 
geschildert hat. B rocket a fwühut auc li int erstem ßähd; sem^f 
grolieiv Gedichf^ammtüng (1721) wohl zum oiptf-rimal ■'itt d^r 
deul^diett Dichtung ^ oebenbej da^ ScKllttscHuhla;üfen aE ein 
Wint^nfergnügen^ daii ihrVi bei den ^;r\gert Bezieliuiigerr htarnburgs 
XU Holla nd n icKt iw tsek^nh t «fein ko nnle. .Abc r \y \e h nen dl ic h 
weil ist döCb der Dichter dctiV .drdisehen VGrgiiüge.ns ifi Gott' 
von Wint^rfre^ Ein i^an> passives uiid 

gedieh nr'fiticic !t rise hv3>. •• ^ t^-i'ta.gen.' i ■ c s, '• xyen ii et.' .ü ugt::. 

.. . • ■ an^er 

:h.H>äTi;kr-'Fcltitr. 

. ' Dat-Wipfd d^r htrEcK.titvf^-t^ W/idcf -.. 

ii,rft*^ec3 uns üesont!re Lvit/ ■ .■'. : ■•■ 

Still WiMci^ergrtügt^n entsteht mit Vo?:iicbtr vom 

aus/ Ahv w'äftrii^ndeD, von FlanVtrr^rq um^pieK^tl fC^rrimi, beim 




.f.‘. <■ /■'.' 









602 


DEUTSCHLAND 


Nr.14/15 


feurigen Glase Wein blickt er interessiert in Kälte und Eis 
hinaus, und ,,Bratäpfelein brummelt im Rohre“, gerade so 
wie später noch beim guten Vater Voß. Und was hält er wohl 
vom Laufen und Springen in der grausen bitteren Kälte? Für 
alle die, die nicht am Ofen bleiben und sich keinen Pelz leisten, 
können, steckt nach Gottes weisem Ratschluß 
,,sogar bloß Im Bewegen 
Ein wohlfeil Mittel, das uns nützet. 

Das auch den Dürftigen beschützet. 

Ihm die zu heftige Gewalt des Frostes mindert 

Und die dadurch ihm sonst erregten Schmerzen lindert.“ 

Stubenpoesie bleibt die Winterlyrik auch bei den meisten. 
Anakreontikern, die mit seinen strengen und spröden Reizen 
liebäugeln. Für einen 
Gleim und Geßner 
wie Wieland und Hölty 
ist der Winter mit 
seinem „traurigen Ge¬ 
wand“ gleich uner¬ 
träglich. Nur durch 
Liebe und Wein kann 
Uz im Winter die 
„trübe Schwermut“ 
verscheuchen, die ihr 
„trauriges Gefieder 
schwingt“, und Za- 
chariae meint den 
,,rauhen Boreas“ allein 
hinter den schützenden 
Mauern der Stadt er¬ 
tragen zu können. Die 
einzige Belustigung, 
die alle diese Poeten 
noch etwa als ,,Zier des 
Winters“ gelten lassen, 
ist eine Schlittenfahrt, 
auf der man, m warme 
Decken eingehüllt und 
dicke Pelze gut ver¬ 
mummt, bei freund¬ 
lichen Schönen das 
,,wohlschmeckende“ 

Schlittenrecht des 
Küssens reichlich aus¬ 
übt. — Schlittenfahrten 
sind die große Mode 
in der ersten Hälfte 
des 18. Jahrhunderts. 

Amaranthes in seinem 
im Jahre 1715 erschie¬ 
nenen Frauenzimmer- 
Lexikon, das ein so 
lebendiges Bild von 
den Vergnügungen und gesellschaftlichen Zeremonien der Zeit 
bietet, erwähnt zwar ,,Schritt-Schuhe“, weiß aber nur von 
ihnen zu berichten, daß in Holland das Frauenzimmer sie 
,,sich an die Füße fest anbindet und darmit über das Eis zu 
Lust und Zeitvertreib zu fahren pfleget“. Desto ausführlicher 
verweilt er bei den Schlittenfahrten: ,,lst ein Divertissement 
und Zeitvertreib vor das Frauenzimmer, da sie sich von einem 
Mannesvclck auf einem mit allerhand Zierraten ausgeputzten 
Schellenschhtten entweder in der Stadt herum oder über 
Land führen und leiten lassen.“ Bei solchen Schlittenfesten, 
die zu den regelmäßigen Wintervergnügungen der Höfe wie 
der Bürger gehörten und sich im Karneval zu großartigen 
Maskeraden gestalteten, waren die Damen aufs feinste geputzt. 
Musikkorps und Vorreiter leiteten den langen Zug ein. Der 
Kavalier thronte häufig hoch über der Dame und lenkte die 


Rosse; die phantastisch gestalteten Schlitten, von denen noch 
so manche erhalten sind, hatten „die Figur von Greiffen, Tieger- 
Thieren, Schwanen, See-Muscheln, Delphinen, Pfauen und 
andern dergleichen artigen Figuren, schön ausgeschnitzt, 
herrlich gemahlet und vergüldet“. Eine rechte Winterlust 
konnte sich bei solchen steif-pompösen Umzügen nicht ent¬ 
falten; das erhellt schon allein aus den Verordnungen am Wiener 
und Berliner Hofe, nach denen die Schlitten nur im Innern 
der Stadt fahren durften und hauptsächlich „zur Ergötzung 
des Volkes“ dienten. August der Starke ließ künstliche 
Schlittenbahnen anlegen, zu denen 300 Bauern mit Zwarigs- 
fuhren Schnee herbeischaffen mußten. Doch hat man in 
späterer Zeit auch die frische Fröhlichkeit dieses Vergnügens 

zu spüren ängefartgen;. 
Elisa von der Recke 
fühlt sich auf einem 
solchen Schli ttenfest in 
den schneebegrabenen 
Gauen Livlands zum 
erstenmal der Natur 
nahe, und für den 
jungen Goethe in 
Straßburg ist das ganze 
tolle Leben eine „klin- 
gelndeSchlittenfahrt*. 

In vielen Bildern 
und ganzen Kupfer¬ 
stichwerken sind solch 
barocke Schlittenfeste 
verewigt worden. Und 
neben diesem beliebten 
Motiv werden dann in 
der deutschen bilden¬ 
den Kunst schon 
andere Winter- und 
Eisspiele dargestellt, 
die darauf hindeuten, 
daß der Schlittschuh, 
auch bevor er in der 
Literatur erwähnt und 
gefeiert wird, bereits 
hier und da seine An¬ 
hänger in Deutschland 
besaß. Gewiß sind die 
ersten deutschen Dar¬ 
stellungen von Schlitt¬ 
schuhläufern noch 
von holländischenVor- 
bildern abhängig oder 
direkt nach ihnen 
gestochen, aber es gibt 
schon überraschend 
früh — im Vergleich 
zu sonstigen Berichten — Bilder, die nur aus der Wirklichkeit 
des deutschen Lebens geschöpft sein können. So erscheint 
auf einem Kupferstich des Augsburgers Christoph Weigel 
(1654—1725) in einem wohl für einen Kalender bestimmten 
Januar-Bilde ein schlittschiihlaufendes Paar, von einem Hünd¬ 
chen umsprungen: er die Hände im Muff, sie sich an seinen 
Rockschößen festhaltend und mit einer Hand die schwarze 
Samtmaske vom Gesicht entfernend, die sie gewiß aus Schick¬ 
lichkeitsgründen zu so kühnem, unerhörtem Tun mitgenommen 
hat, wie ja auch später noch die vornehmen Herrschaften 
„en masque“ fuhren. Darunter stehen die Verse: 

,,Die Welt liegt unter Eis, es stehn die Wasserwogen, 

Und doch gefriert uns hier nicht ein verliebtes Wort. 

Hat uns Cupido nur die Schlittschuh angezogen: 

So fahren wir erhitzt und als geflügelt fort.“ 


^lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllilllllllllllllMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIillilllllllllU 



E J. E. Nilson : Schlittschuh laufendes Paar = 

nilllllllllllllllllllllMlltlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllltlllllllllllllllllllllllllllllllliT 











DEUTSCHLAND 


Die sehr ^eiiau j,&KnltscluiKe" ^ind UfStl Ew^ld Klwt, der San^r des ♦,Frühiing‘\ deni<t a« 

sdclic ,,nic<irigenT btoierj; flachgescl>j; fielen StaKle md langen WiAterü^ijes Gegenstiiclc, Das Falleder 

wie alc in HdlUnd libhdi Wören und wic^5b >|l>äUM^ iKri för diese Pku: Kx>pt bl voü Win^terbdd^rv^ 

hoben bobi^e^chhfftiaen'' nicht schreibt er' tinchah Ufid alfri ersVeiri W^ihnacKt^feif.ftÄ^h 
Ggelhc nach dem Bericht in deyamWit er Nicola* atif eine? Spazierfahrt attiS dem Gedreht 

vor- war ;4m Fnde eme.s Keflcn WiaJerLag^i'^^ 

»:fcr Freund; .^die Abendröshe bückte d^urch die bea^fleiten 
Öä lime d röi: h ete deh Hon zaiM und die benachbajt'i Spree, 

Kleist, gewohnt/dmeh Naturschönhekea schnei! ^nihrt und 
er hcilei't tu werdcri/ icam in rfne Art Enttheken und deUa- 
tnierU: fuit; Inrugkeii aus sernefii aiigefan^iien .Winter" - - 
Erhalten hat 5U:h jeider nichts von diestyn Gedicht. 

J TroU solcherVbrJäWcr, 
die tif^n Sinn und, che Stim¬ 
mung tor das neue GeßiH 
vörbereitetCfi. bt der ei^entr 
1 j d> e Entdecker d er Wi ntcr- 
Ächdnbeit wnd des Winter- 
Sportes btri unsKlopstoek 
word c n ^ der fü r das dciilac i ic 
Volk erst .,dein Fnii Flhg^t! 
erbfid“. Der Dichter des 

*jMessias’^’ harte in seiner 
jyffcrtdreit sehr seltene 
Giück gehabte ein eh Vater 
zu bcsit^tmv der ihnr un¬ 
gebundene rVelheit und 
!aij fl i de K ÖipeKi I >n ngen 
gestattete. Er war m\ kUhnor 
Beiter rnit einer fast narn - 
sehen Liebe /u Pferden^ em 
g\ it er Sc gie r; der gern Boot 
fuhr; ^ich m dn^ . kalteni 
Fluten :i^u Sturzen und m 
schwimmen PI war ihm Ge¬ 
wohnheit seit den KuabaU’ 
jahrcri; me war ihm Iiei 
SpaZicrmrü sehen der ausp- 
tretene Pfad recht; er S!reilte 
<l ucrfcidem ii her Stock un d 
Stein, durch Gestrüpp tmd 
Herfeetu Es war ^Uo nätur- 
tick, däfi ihn auch die von den 
I Joliäuclcni gepflegte Kuu^t 
de^ „Schlittscliiih&'’ rmeu 
Doch ist er erst ver- 
htthr*ismiJf};g spat zu diesem 
Liebfm^sspoJt ge- 


Schnabtflrr 

i^och Klopstock, der die / 
fojdeu mothte, dem iungen 
.yDi^htung und Wahrheit/ernpföhL Etwa cm lahmhnt später 
Ziehen w>rauLemem Kupfer von j, A/DeEenbach (1687—1765} 
ein buntes WinterUeib^n# das dep Duisiindteich bei Nürnberg 
bejebt. Elegante Damen titzen in prachliefetr Sch litte cs mit 
reich angeÄchJrffcn Pterdeu, ^or\ Kavnaljt-ren lusterbah 
Auf dem Eis tummeln sich xahlrciche Läufer/nin Kuaben. 
und in der ist ein i.Schhttenkiriisj&eir drigcnclitett an 

dem sich ' leiclite. Rödd- . 

scMitl^ Jycliea. Gevnü'ver- 
^ügte skivsc hfiuptsachiicli 


^m. 


Dann fdTW.iJOinl di-i Jür^ji- 

linif D><;kt durch 

Flutcfi. 

Dann t'u-f bart^ry, 

ki^ UMifipjir 

Oi« Fi,’t& tttit dOfH SfflM. 

ijfiii li^rt Rnitr^ ^ ^ 

Der an-* cien 

Strrfngt RauiJer in r^einer irn 
Novembet 1744 gedicht^kn 
Ode /.Sehn Sucht nach dem 
WSntec' und gibt damit die 
erste Vefherrlichi 
Scbbttschulus 
Dichtung. l 

das 1748 zuersi gtdfcfckt wurdi 

Kidffistcrck zitiert 

temljer (748 und hat di^durth vic] 
iTfit StahEchuh 
ein Jahrzehnt >pi 
/pVide,^ ul ah^ stet 

Jer« ijüeresssjnvcn Verseil dürchklihg^Tro, 

Gedicht ein neuer Gebt Derl^chafHc und böchsien? 

viom Zimmer au4! neu^derig betrachfJ2tr? W'inhfi. er wird h Itr 
urigcstum in^rbdigc^chhi. UherhaLipt meldet sich in dieser 
ersien HcJdpiVäm d^s Fnediidi unter den BerSiru^r 

Fo^t^n ^ Vorliebe für die nj/iu'tiichste^ 

Der A^thehW Suber empfiehlt 1746 Cotlhp l^u^c 
angeijJgentlichsP, eine Ode Preise des Winiers ?ii schrtub^n. 


seinem 

kommen. Dab er in Dane- 
1 tnark t das seine zwei te Heimat 
; gewordent che alte Tradition 
J noch YötlÄrid, ist wal ir^chei n- 

^ 1 i ch^ <)rbet die Ko pen hö i^entr 

Cesdhehait hat steh erst 
zum iang ver gc&sc neu Eijbi u f beke h reu lasse n. 
PtT/entscheid enden AnstoBb<?tc vv’jhl runaefut die; üesialfen 
der Altnordhchcn GiStterwelt/ in die sirh der Dichter dapiab 
idon sch«it I ich VC rtj che ü ri d d u rc fi d lit er c 5 n c german is^. he Ke?- 
naissanct; der Poesie in Dichmrig und hcraidVüHcsehwfcTi 

hoffle- Seinem junger und Freuudecd^mi W'^iener Denis, dem 
<er vorn a;Sduittschuhlaufcu' voTKhw'armt, muß er mi 
klären, wovon the Redo HC, weit die-^^r keine Ahnung hat. 
worurn e/sith dat^el Emdck Uiid dä nennt er voll Stob ab 
ete Lx^angelium des Fjdatifes die von den /Barden so hüch“ 
ve/d^ltt! Edda: ,,AlsO haben Sie cä auch (wte bedauie icli SSiO) 
nicht verstanden. w«rtu Sn^ iü dä’ Edda, dfeern ältestien C^enk- 
mal ufiseir^ nördfichmri Vörfahrcu, ^^elcsen höben, dah der 
cKie der /eth5chen Götter vornähndich Bogervschuß und 


m unserer 
t5 Cedichfi 


l/;NihQn ■. WiAi^fv^r«rf>AÄ>.:T! .^uf 


:icbtc Aufsehen; 
an liodifiei vom 2L Sep- 

lleicht die B^'köTTuL-cJiäft 
'gemaclit, dcÄiferi hcgeiFtertcr Proplie* er ef 
fät^ weiden Mag äuch das Ho/azis^rhe 

nive .canxllduiit Sof^cte ' anftinghch In Röm^ 
. Ädebt dikh in dreseni 


iii. ln seinem 










604 ^ 


DEUTSCHLAND («3 000 000 000000000 0 0000300 « Nr. 14/15 



im Schlittschuhlaufe vortrefflich gewesen sey; daß dem Tialf 
nur der Geist des Riesenkönigs, dem dieser einen Körper an¬ 
gezaubert hatte, in diesem edlen Wettlaufe hätte zuvorkommen 
können, und daß es König Harald seiner schönen unerbitt¬ 
lichen Elissif unter seinen vorzüglichen Geschicklichkeiten 
genennt habe, daß er stark in dieser Kunst sey. Ich hoffe. Sie 
werden endlich einsehen, wie sehr Sie zu bedauern sind!“ 
Es steckt in diesem Scherz ein Kern von Wahrheit: der Dichter 
glaubte, daß nur der seine Eisoden und seine „teutonische“ 
Kunsterneuerung ganz verstehen könne, der in der ,,Kunst 
Tialfs“ bewandert sei. 

Klopstock ist wohl der erste Deutsche, von dem wir wissen, 
daß er den Winter mit ganzer Seele liebte. Die freudigste 
Zeit des Jahres für ihn war, so berichten seine Freunde, ,,wenn 
der Nachthauch glänzt auf dem stehenden Strom“. Zarte 
und feine Winterstimmungen läßt er in seinen Gedichten 
anklingen, wenn er auch freilich den ganzen Reiz einer Winter¬ 
landschaft noch nicht gemalt hat- Ums Jahr 1760 herum be¬ 
ginnt sein Enthusiasmus für den Schlittschuhsport. Mit Vor- 


A. J. von Prenner: Belustigungen auf dem Else 

^iebe fuhr er auf dem Lyngbyer und Friednchsthaler See, 
deren leicht zugefrorener Verbindungskanal eine besonders gute 
Bahn bot. Hier brach er im Jahre 1762 ein und wurde nur durch 
seinen treuen Begleiter Beindorf, dem er dafür noch in dem 
Spätgedicht „Winterfreuden“ ein Ehrendenkmal gesetzt hat, 
vom Tode errettet. Sehr hübsch hat Peter Helferich Sturz 
uns den Schlittschuhläufer Klopstock geschildert: ,,Kaum 
daß der Reif sichtbar wird, so ist es Pflicht, der Zeit zu genießen 
und eine Bahn oder ein Bähnlein aufzuspüren. Ihm waren 
um Kopenhagen alle kleinen Wasseransammlungen bekannt, 
und er liebte sie nach der Ordnung, wie sie später oder früher 
zufroren. Auf die Verächter der Eisbahn sieht er mit hohem 
Stolze herab. Eine Mondnacht auf dem Eise ist ihm eine Fest¬ 
nacht der Götter. In dem Eisläufe entdeckte sein Scharfsinn 
alle Geheimnisse der Schönheit, Schlangenlinien, gefälliger 
als Hogarths, Schwebungen wie des pythischen Apoll.“ 

,,Es gibt für mich gar keine Leibesbewegung, die meiner 
Gesundheit so vorteilhaft ist als diese,“ schreibt er an Denis, 
und für den so oft leidenden Stubenhocker Gleim hat er ein 
treffliches Rezept bereit: ,,Es ist doch ewig schade, liebster 
Gleim, daß Sie, wenn Sie kränkeln, sich nicht durch Schlitt¬ 


schuhlaufen kurieren können. Es ist eine von den besten Kuren: 
Recipe, drei helle Stunden des Vormittags, zwei des Nach¬ 
mittags, gute Gesellschaft! Viel Frühstück. Item ein wenig 
Nordwind zum Trünke bei der Arznei. Treib dieses acht 
Tage hintereinander! Probatum est!“ Er selbst folgte eifrig 
dieser heilsamen Vorschrift. Seine Briefe an die geliebte 
,,Edone“, an Caecilie Ambrosius, durchklingt wie ein helles 
Läuten seine lebhafte Eisfreude; er fragt sie: ,,ob Sie nicht 
ein holländisches Mädchen und meine Schülerin auf dem 
Eise werden wollen“, und um des „schönen Eises“ willen ver¬ 
gißt er sogar, an sie zu schreiben: „Wie ich aufstand, da war 
so schön Wetter, und ich war so lange nicht auf dem Eise ge¬ 
wesen, und ich hatte auch die Bewegung wieder nöthig, daß 
ich, statt zu schreiben, ausging, bis zu Tische auf dem Eise 
blieb und nach Tische wieder hinausging, und eben erst jetzt, 
es ist nach 6 Uhr, den schönen Mond, Orion und das Eis ver¬ 
lassen habe, nicht, daß ich nicht gern noch geblieben wäre, 
allein, ich wollte Ihnen schreiben, und das ging doch draußen 
nicht an. Und leidenschaftlich wie seine Passion für die 

„Bahn des Kristalls“ war 
auch sein Wunsch, andere 
dafür zu gewinnen. „Eis¬ 
lauf predigt er mit der 
Salbung eines Heiden¬ 
bekehrers,“ erzählt Sturz, 
,,und nicht ohne Wunder 
zu wirken; denn auch 


mich, der ich nicht zum 
Sch Weber gebaut bin, hat er 
auf das Eis argumentiert.* 
Ein großerTeil der Männer 
und Jünglinge, die dann 
als seine Jünger den „Tanz 
auf demWasserkothum“ in 
Deutschland verbreiteten, 
haben von ihm das 
Schlittschuhlaufen gelernt. 
Den ungarischen Grafen 
Batthyani möchte er als 
den Sendboten des Schlitt¬ 
schuhlaufes nach seiner 
Heimat entlassen. Mit 
Mathias Claudius, den 
Stolbergs, dem jüngeren 
Cramer u. a. läuft er zu¬ 
sammen. Mehr aber noch 
als sein Tun und Reden 
wirkte sein Gesang. Nichts hat den „Beflügelungen des Stahls 
so viel begeisterte Anhänger geworben als seine damals so hoch- 
gefeierte Dichtung; die „Eisoden“ hatte jeder auf den Lippen. 

,,Ich erinnere mich ganz genau, daß an einem heiteren Frost¬ 
morgen ich, aus dem Bette springend, mir jene Stellen zurief: 

,.Schon von dem Gefühle der Gesundheit froh, 

Hab’ ich, weit hinab, weiß an dem Gestade gemacht 
Den bedeckenden Kristall . . . 

Wie erhellt des Winters werdender Tag 

Sanft den See! Glänzender Reif, Sternen gleich. 

Streute die Nacht über Ihn aus!“ 


Mein zaudernder und schwankender Entschluß war so¬ 
gleich bestimmt, und ich flog sträcklings dem Orte zu, wo ein 
so alter Anfänger mit einiger Schicklichkeit seine ersten 
Übungen anstellen konnte.“ So legt Goethe in ,,Dichtung und 
Wahrheit“ von dem Enthusiasmus Zeugnis ab, den Klopstocks 
den Schlittschuhlauf verherrlichende Gedichte entfesselten. 
Der Sänger des Messias pries ja den Eislauf auch, weil er 
ihm dichterische Gedanken eingebe und seine Poesie beflügele; 
so hat er seinen Dank den Musen in Versen abgestattet. Eine 
Spanne von mehr als drei Jahrzehnten umfassen die fünf 

















Nr. 14/15 i§BB000^B0000000000000^(^ DEUTSCHLAND («B 80 e^ 0 Q 00 €) 00000006 eeeoe 00 » 605 


Eisoden des Dichters; sie heben 1764 an mit dem berühmten 
„Eislauf“, in dem so künstlerisch verklärt und doch sachkundig 
der Zauber, das Glück und die reizvolle Gefahr des Wintersportes 
dargestellt sind; sie schwingen sich empor zu Hymnen des 
altgermanischen Mythos in den beiden Gesängen „Braga“ und 
„Die Kunst Tialfs“, die „Wittekinds Barden“ in den Mund 
gelegt sind. In dem Symbol des schwebenden Tanzes auf 
glatter Bahn kreuzen und einen sich die heiteren Liedestänze 
der Heldensänger, und die leichte „Bahn des Kristalls“ weitet 
sich zur selig beflügelten Bahn des Lebens. Die trefflichen 
Choriamben, abwechselnd mit ganz freien, feinhörig gebildeten 
Versmaßen, halten den Rhythmus unvergeßlich-eigenartig 
fest. „Der Kamin“, aus dem Dezember 1770, greift das alte 
Motiv der Betrachtung vom Zimmer aus wieder auf, aber der 


Claudius freut sich jedes hellen Dezembertages und singt sein 
Preislied: „Der Winter ist ein rechter Mann, kernfest und 
auf die Dauer“, während bei Voß „Reif im Haupthaar, den 
Bart voller Eis, taumelt der Alte Winter anitzt aus der be- 
nachteten Höhle Grönlands hervor“. Friedrich Leopold 
Stolberg, für Winterfreude und Schlittschuhlauf gleich 
begeistert, singt 1776 sein „Winterlied“, in dem wohl zum 
erstenmal die Schönheit der winterlichen Landschaft rein 
zum Ausdruck kommt: 

„Auch sieht mich alles freundlich an Das Meer, gepanzert, weiß und hart. 
Im Schmuck des Winters angethan. Der krause Wald, der blinkend starrt...“ 

Herder ergötzt sich an Klopstocks „Schlittschuhsilben¬ 
maß“ und „Wintermorgenmusik“ und sucht es ihm nach¬ 
zutun. Am stärksten und modernsten aber kommt, wie jedes 



J. M. Siccrist: Schlittenfahrt des Kaiserlichen Hofes auf dem neuen Mehlmarkt in Wien um 1730 


„Weichling Behager“ bei Feuer und Punsch macht diesmal 
schlechte Figur neben den kühnen Jünglingen, die 
„Unermüdet von dem flüchtigen Tanz 
Schweben so Tage lang." 

Ergreifend ist der Abschied des Greises von dem ,,Kristall 
der Ströme“ in den ,,Winterfreuden“ (1797), ein wehmütiger 
letzter inniger Gruß voll glücklichen Gedenkens an den nun ver¬ 
rosteten ,,Wasserkothurn“, der ihm ,,der Heilenden einer“ war. 

Klopstocks bahnbrechende Begeisterung in Lied und 
Tat riß die Dichter, die nach ihm kamen, wie die Zeitgenossen 
überhaupt, fort. Selbst Anakreontiker machten die Mode 
mit, so j. G. Jacobi, der zuerst mit Gleim und Uz über den 
Winter stöhnt, aber ihm 1768 dann viel Schönheit abgewinnt. 
Für die Sänger des ,,Hains“ und des ,,Sturm und Drang“ 
ist der Messias-Dichter auch hierin vorbildlich. Mathias 


Gefühl, das die Zeit bewegte, auch die Begeisterung für den 
Winter in dem jungen Goethe zum Ausbruch. „Eine mächtige 
Kälte zieht durchs Fenster bis hierher an mein Herz, zu tausend¬ 
facher Ergözung,“ schreibt er Anfang Februar 1774 an Betty 
Jacobi. ,,Ein großer Wiesenplan draußen ist überschwemmt 
und gefroren. Gestern trug’s noch nicht, heut wird gewagt. 
Vor zehn Tagen ohngefähr waren unsre Damen hinausgefahren, 
unsren Pantomimischen Tanz mit anzusehen. Gleich darauf 
thaut es, und jetzt wieder Frost. Hallelujah! Amen!“ 

Da Goethe in Wetzlar wegen seines „Schhttschuhlaufens“ 
bereits Aufsehen erregt, so wird er die edle Kunst, deren 
Erlernung er in ,.Dichtung und Wahrheit“ so schön beschreibt, 
sicherlich während des ersten Frankfurter Winters nach Stra߬ 
burg (1771) auszuüben begonnen haben. In dem tollen 1772 
entstandenen ,»Concerto dramatico“, das auf seine Darmstädter 






























































Ö06 DEUTS CH LAN 


Bf"^ieiyaf^t^eri hinw^ist, «uie Strophe: ,.Au[ Sch litt- 

schiih Wie ßht^e FSüßh bJrtA ^ A //^y iind in den ^p^äteren 

j von S 774 bfs 177Ö wi fd dl caS^Ji fittscimk iitbit im W 

ziim re^idmHßi^e» Abs^:'Klld TageV^ ganz ii^ch 

der Devii^e des terrKtben ^£5-Lt:b^;ni=-LWd^^^ 


Das SchhtUdiiihffthfeü w^ittie niin fiberall m p€uiscK> 
fand Sitte und Yielfsidi ./zu einer fotttauienden Hofvefj^ugüng''. 

] rt Wetmai z. 8^ wai cs setiotv vor üöd:Kn ^4bl \cH~ Der 'RitV 
me ist er von Lichten berg» der früher ln KbillifydiscKefi Diensten 
gedanci^m Und ; etiv Mei^tf^r:: dtt Kunst geworden wan 
Kdt^ e^A<ünL 5 trf 0 btt und JcKrKr'eäA Ende der 70er Jahre üennt 

GodKe ; td i e 5ch nttse i iü hbai m der;; rsa rjn ml un g^c»ft der 
guten GesclUcbäft^f- Aut dem Teich im Baumgaitei war 
Ej ri Ha 145 chen eriri Jitet w*6rd<mj und al Hon ofatii^rfen Kdten 
ZüTfjtb irper Herzog sejKsh^^ t^ ^cltlang fast täglich^^"' 

entihlt Lv'nKer m stm^ Erinn^rungenf i4üch die r^^gie^^trlde 

Her^^ogitAj. df_^ Fr^ri Stejirt tmd^ ,m andere Damen et- 

K^rntrru und: :^r Ffeüde, die 0yrcK!ancKtige Trau 
mit volW m Anstand übe r d?tä Ei s -schweb en x u ücK e r . Di c 
CctTÜrta SeKrötCf Viel Fertigfeit dafln At^aingt ; ihr^ scHdne 
hlgüT fifthim si(Ji daboj vQrts'^zffnctr Mancherlei Frühstücke 
wurden da}>cj teds von teÜa von Arrdern 

Vom Sl^hde gegej^enJ Auf den gefforen'^a Schwan sc wiesen 
w'urdcn große Eh;fe&te veran^iair^t^ F.iH^wiaskeradeö* fes-i denen 
dif' Herrschahert in sonderbaren VefLleidungien, x, B. einmal 


BarJtt• gtl ichv. -hf ■• nj ifjf f'' ■: ^ 

VVj jrt u?r4 br&c bt t Gm l li e 4uc bin 

F f snki o r t d^ß „Sc • > rll t athüh'', ü t duf Klo p ^ 11 c U Mb hü üi^ g 

hm konAcqiienl sö banrue^ lir) fVIüde. htnkooilTiE: in 

h^aSni: und dann «v Wi^hnör, ^chbaSIl er ^Ich di^ IrStÄhle'' 
die Si>)|Kmj Liberall wirbt er Anhäjfrgc^r für :düri;Sp^ 

:7u Ki>ugF 1 odt/ Bore, aa dtn cf sclvreibt: ist wIcd»?r Eis?- 

baKn; ad»cu ihr Mii^orr .öd<^r m hinaus auf di^ Bahr^ wohin 
ihr Klop^tocketi ful.stei J .Zum .^Ew-Tfüchzeittag'* ßVegi er 
hmaus auf die Röd^dWmer Wiesen an der Nidd4: wü ^Ibh 





Nr. 14/15 a gioQeeo a 0eaaaa 0^i^^ DEUTSCH LAND 


607 


GütW erwähnt, demzufolge das Schlittenfahrenf rmr mit elnern 

besöndefefi Erkubul sachein gestattet Noch ! 785 erließ 
Kurf^r^t von Trier t^m Vefhjotp Ek gehen, Es 

War aber aijhl^h dl^s dehn halten' 

Päd^gog^ö ihjTp- Stldune erhöbeB UJi4 W^ncl- 

: lurig..•zu'W;ege-.^i^bracht.... ^ ■ 

: ; Sc h Oft : die ^^mofahstheB Wbehcti^chrtfen"^ vorbngten 

»imjehf Lichu m^hr Luft/ nißbr Be'vyegving''^ für die Kinder. 
Dufcli Roysseaüs ie' utiA die auf dl esen Gmridiät^en 
weiterbaüenden , dmlsc hen * Th i bn f ropm isten'' afe wurd e 
diesen Fbrdetüiigen ztiirt Siege verhol fen. Wie man jede V 
zart^liing und &h^hgung verdamm^i erkannte man au^ 
in d^^iV Leibe^übhn^en em treffliches Mitte} gesunder Er- 
ijiehuBg. \yDIe Kinde f tfeldlg iahfen> ^^ptingcn, 

schritterni Scfdütschuh bufen^.red^ Spielen und kegelnp’" 
?,agt Stuve m seiocm Büch ,TJbef. die korj^jeidicbe Er^Jebüng* 

i 178 J). Basedow und G^mi pG ; emp b btch Wtü ter^^po rt j eder 

Äftf Äiihh für Mädchen. NachdtBckfrch wci^ Vieth 1756 
iiV y,VorWuri^ iiber Schtitirichuhlaufen*' auf dai 

nachÄhrheriKWeTtc Vürtdld^^d^ Holländer hin, und der Aitt 
J/ P. Frank iriH lüir den Bälaut in seinem System riner voih 
ständigen m cd J z Ip ijä chen FpU ze i' ^ (S 79 f) vom hygl eni s chen. 
Stah dph nht a ü s iin b e ind rin gl J c hst e cir^ * ! .0ß> Sch 1 Btsc h u h e 
laufenT sagt er da. ^Mi die aligerneine Ergötzting der holläht^ 
discfeit Jugend Vmd yerdient überall mit Fleiß cingefuhrt /^it 
werden. Das ydibHchc Gcsdilcc^ den Niederlanden 

Kräfte genug, um der Kälte; mit ftinherc} Fu6 Trotz zu bieten;, 
yäh fenddem u n^ire P} rticheh Din gi? r hin tcf dem Ofen 
Fi \ e t stficken 1 * : 0tr. en^h tliche L^;^hre t de r d e u I sc hen J iigend 
auch -im ScHlhtschaMaufcn der ,^GroiL und Erzvater 

de r Tü rnkün Et ‘', der: t reff f tc he G n t sM ut ii s, der; den tu me-- 
rischen und pädagügvsche*=E Weh des Eislaufund dei Ek"" 
spiele hen^örh^bt und 4^^ ScTihh^ehuhlaufen, eine Bewegung 
nennt, ^^die älfes übehnfft, wa^ Bewegung haßt’h in ao 


Schlittschuhe, kutschierte auch den Schiiten nicht mehr 
äclbst, aber der Dicht er Goethe hat noch in seiner Spät zeit 
d i escr Leiden sc halt seine f j ugend - nn ver gl ti chKih schöne 
SchildeAmgen gewidmet/ 

Im /rWerthe.t''' wie nn Ti^Wäihelm Mel^ter\ und ebe^nsü 
iri der ^länzendfen Däfstd des 12. Buches itn IlL Teil von 
»Dichtung und WahdioK bt der Ei^dauf und seine StWimuni^ 
in klassischer Fomi künsticAsch gestali^t, Goetfie hebte es, 
bei m Miindlicht: bis in die späte Nacht hinein sü fahl crt. 
r^Eineh herrlkheB .Sonnentag so auf dem Eise zu verhnngen/ 
gen ügte un^ n t ch t j wi r se t zi en u nse re Be w'^egun g bi s spät ut 
die Nacht fort. C%nn wie andere Anstrcnguitg^n den Leib 
efmüdenv so verleiht Ihm diese eine immer neue Schwnmg- 
kraft/ D^t üluer d-en nschthehen. weiten, xu Eisfeldern übet“ 
fl Öfen en Wiesen au$ dbii Wolkerj heiyOTlretendc VolltiScEnd/ 

(he unsetm Lauf cntgegensäuselnde Nachtliift, des bei ^^bnvJutien" 
deifTT W^ser sich senkenden Ei^iCs eiTüSthäfter Donudf/ünserer 
eigenen/Bewägungöti sondcrbüicr Nathhall verlegenwäTtiglen 
uns Oasianisehc Ss^nen ganz vollkommen^ In den ürtheim" 
liehen N^htbildeim des ,,Wenh^^^ spiegelt sich dies Edehen 
vdder; die klari?x fähig gemessene Schönheit solch nächthdicn 
Laufes aber, wie; sie Goethe in Wämar z>jsammen mit der 

BebhchGn kräftigen' Corüna Sdrroter genöüsenT entlHtSlet 
sich rfem und g In d^m B!H de?f sch!itechuhLu lenden 

Paares Flavlo und HILna au? ..Wilhelm Wande^^ 

jiihfen ^ (2. Buc5, Kap ). Coethe^ der üildt ip seinejni Bätu r-' 
wissenschafthdien BctraciitungeO dc;^ Schbttidxuhffa gedankt 
und an i Ktn z. B. di e physlkälischen tt-, von Fall ond 

Stnß eriätiterl ■ Kat in d i esen We rti g^n bei ton. die abe j zu den. 

M^jistier^ikken (iautscher: Prosta gehören, eine yp II endete Dar^ 

Stellung d«r WuJid^ HeTrVichkcjt des SchlidsiT*Bblaüfe£ 
gtischatfe'm Urn diese Serit wiu der in der biL 

dertden Kuu^t längst belLbtes Motry gworden, 
m Fmtikre K ht HO die j .RotwebteiV" i hn vo r der Rerolui i m 
einfiihrten y.nd der schone St; Geoirg^iS: im^lUcklicheu vieLmv Kat sieh ihm auch dann ü Jählt 

MaA-C Antoinette das. yvardende \Voit L>Cehtbd*^^^ den ELUuf tu wetdim yvirkenden 

mit dem schärKn Stall! aufs EL zelchhet^^^^ Bddern turn“ untef den körpfiihchen OWnigcn auf. die yeder betreiben 


sollte, 


LancirtSv St. Aübin ^ Und Morenu^. soudem aOeh in Deutsch- 
Jarid süf den Kuplom NiUtms und iVo frän-^ 

zößistrhe. Paare fcSegante. Eism^hüete Unzen. 

Wir haben gesehiLm. yy die Freude «wo Wmte ImicMirB 
«üfkeimte und sich aus diieser Bereicht-rung de& Natufgcfühl.^ iJl die andern^ noch Schwer gelitten unter der V^rd^^ 
der WinicfSport entfaiteie, Aber mlf dlisser Entwitklung det SpiH^ Im Fmlen, sp nym elft Kmgyt G 

hängt hoch eite andere aufs engste zusammen, die erst; d^p dä$ GKidk dei freien BGwegi*n^ ühd damit aüch die Lust 

: ■• i . . ■ t ü Ml ■ I . ■ T^. '-■•.■• f- t^. ■ t .I ;• 'fl' . % 1 .f' '. .t“»' it'r h Ji ■ ' 


Die Wirkung sokher Lohiöri äulE Leben bheij fucht au B. 
Hatten die Kinder sus dor Gl^tic^rätiö^n um die Mitte des jahr- 

huodGrts. rler Weite G^ethL Je<in \Päul, F tu Aug. Wdtf upd, 


Sieg dei neuen Idee vullkonurjeiv mai hte. Es. iVt die ReveSutiorf 
in der Pädagogik, die ebcnfälL aus du' so ^eratndeAte .Stellung 
der Natur gegGfiüher gehpien wurde Und wie dö& Landsclmte' 
empfinden letÄen Endv3 Rouss^: au seine Entstehdtig verdankt 
L stets die Hauptetiit^c jGdes Sprte^^ ^cwtüScu: 
wuchs sieAäfst hh Genuß jener Winttrheiidte auL dann konme 
die düAh die. Dichtef ms Leben gerufene Bewegung nicht 

mehr eteIckL werden, mußte &5ch stetig und hben'^^? LA" 

pffan zen. bL? r j age ^ibe r hat te m an Im 17, ja h rhtm dort 
und in Air e rsteu Häi fte des 18* i h k bestes R ech t gera uht : 
kö rperlieh e U bü n gen wären: yi ren g verpönt ^ die Be vvegu h g 
im Fnrite galt all hÖcK^ 

Spiel als iäde:tp^wei1e ÜntäUgkeiK 
der Behbfden und den Geserzen 
der Sch ulen begegyte wir dahte 
auch häufig dein Vertet/ sich -m 
sckaeeballte oder auf?: Eis >u 
geh^ n / Die Ms nM-e Ide r:: BcHnb 

Ordnung von 1 580 t,- B; übt ct 
bei dteagcr St fa fc , ^ jen es unU athr 

liehe, geradez,ti närrischf/Hih-^^^te 

Herlaufen auf Eistlächön'v: SLlt 
vieler anderer Verbote IS f s^*cfi 

das ^tPateru'' des Herzog? Errist \ tm 


dry/Ge^ jede> 

In den Vemrdnungen 


■■ ■• . 


Mellttrihäer; Wjntfirvcr^ügen. 


des Wintern vollauÄkostm dürfen; Der von E)^ 

Arndt wirft man^^hrnd ; absicfithch tet dem Schfirten uirh 
tmd WC h Txi il \ Wen h ith; m Ich au s dejm Schnee he räUswü hknd* 
eine wmbi^ch plius^ende Gebärde gteeigt fügt At'n^dt hiuzm 

Lud wig UKland-i btehsfe^nfcer^^^ Ist das Schilttschuhlauicn, 
,;iin wckhitm zur Viftü<>$h;Mt gebrächt V und des kleinen 
Karl von Rgu mers sehe di chstcr W un i 5h . FHü*ä t tu wcrdeii und 
Schlittschuhe te bekommen''/ ^IDle Säililt^idiiihe ; bekärh Ich 
bald'' < 6r wütd 0 ein 1 e id erts chaftliche r und glärtie rid^ r Layf ^A 
der sicli JiOgnf, um iim Sommer auf das Vergnügen nicht ganz 
vei^ibbl eu te m usste, selb st Roll sc bu he verf ertigte. ,, Aber 
m h er liud. dm Huaai^cn kam ich erst zwanzig Jahre 
Spätet "* E$ ist muht zufällig; drei, die wir als- Bei- 

ipieL heran ^griffen, um da» Be- 
he bi werden des Wintersportes bei 
der Jugend px iliustrieren. Ic< 
.den Befri5fÜinLg?kTie£eu Uhlaud 
Wteigäter!^ Dichter :"■: eme 

RöU a ito&pi e h h a bcrt r wä r die 
Generation^ die vor !00 Jährai 
das Jödi der Fremdherrschaft zer- 
bmh, d Ir >ic.h auch j n de r 

K i ndh eit mi t Lei b und Seele 
dem hmgt^gehep 






608 


DEUTSCHLAND i< i*^ i «t«(XoaQQajQtJüuOLfcjt3Qa ■ Nr.U/15 



Verschneites Dorf (Zeichnung von Anna Fehler) 


Wintersport auf dem Dorfe. 

Plauderei aus Niederdeutschland von Karl Wagenfeld (Münster). 


Hätte vor 35 bis 40 Jahren jemand uns Dorfjungen gefragt, 
ob wir auch Wintersport trieben, er hätte sicher eine Reihe 
verwunderter Augen, viele offene Mäuler und die prächtigsten 
mit Schwarzbrotkrusten polierten Gebisse gesehen, aber — 
so sicher wie 2X2= 4 — eine Antwort hätte er nicht be¬ 
kommen. 

Für das Verständnis der Frage reichte unser Wortschatz 
nicht. Wir waren wohl tadellos in der Beherrschung unseres 
Platt; hatten auch einen für Lehrer und Pastor halbwegs ge¬ 
nügenden hochdeutschen Wortvorrat; verschandelten auch 
allerlei Hinterlassenschaften aus der Franzosenzeit — aber 
Sport? — ,,Nee, das stand in unser Buch nich in“, um in unserm 
derzeitigen Hochdeutsch zu sprechen. — Und ,,treiben“? — 
,,Treiben“ konnte man unseres Wissens nur allerlei Vieh¬ 
zeug, von der Gans bis zum Pferd, und dann natürlich den 
Kreisel. Das zu können einfach Ehrensache war. 

Also nein, wir trieben keinen Sport. 

Aber welche Freude, wenn die weichen, molligen Schnee¬ 
blumen in lustigem Wirbel zur Erde tanzten! Dann fielen für 
uns Bomben und Granaten vom Himmel: die erste Schnee¬ 
ballschlacht wurde geschlagen. — Ja, Schlacht! Siebzig und 
Einundsiebzig lagen eben noch frisch hinter uns, und wir 
wollten würdige Söhne unserer Väter sein. Zur Sedanfeier 
setzte es jedes Jahr 
zur Ehre der Siege 
der Alten blutige 
Köpfe bei uns Jungen. 

Brachte uns dann der 
erste Schnee noch 
die Möglichkeit, die 
Düppeler Schanzen 
in gewaltigen Schnee¬ 
wällen erstehen zu 
lassen, dann feierte 
der Furor teutonicus 
in und um uns seine 
wildesten Triumphe. 

Auf dem sonst so 
stillen Dorfkirchhof 
tobte über den Gräbern ein heißer Kampf, bis die Ge¬ 
schlagenen ihr Heil nach wilder Flucht in der Schule suchten. 
Und das Ende? — Als Friedensengel erschien der alte Lehrer, 
die hohe Seidenmütze auf Sturm, und brachte den Frieden 
mit einem sechsfüßigen Haselstecken, der seinen ehr¬ 
lichen Beruf als Palmstock verfehlt hatte. 500mal: „Ich 
darf nicht mit Schnee in die Schule werfen,“ war der Wort¬ 


laut der von jedem Missetäter höchsteigenhändig auszustellen¬ 
den Friedensurkunde. Da dieser Text aber seit einer Generation 
feststand, zum andern auch schon im Mai feststand, daß bei 
Schnee eine Schlacht mit Flucht in die Schule und Verfolgungs¬ 
gefecht stattfinden werde, so hatte jeder echte Junge schon im 
Sommer für einen Saldovortrag von etlichen tausend Sätzen 
gesorgt. Sieger und Besiegte sahen darum — wenn nur Schnee 
blieb — ohne Sorge dem nächsten Tage mit der nächsten 
Schlacht entgegen. Drehten wohl gar am Schlachtabend schon 
wieder einen frischen Vorrat weißer Handgranaten und über¬ 
gossen die geflickten Schanzen mit Wasser, damit der Nacht¬ 
frost sie um so widerstandsfähiger mache. Bei diesen ,,Be- 
stimmungs“-Schlachten galt es als verboten, gewässerte und 
gefrorene Schneebälle zu verwenden oder einen Stein in die 
weiße Hülle zu bringen, was wohl von Rauhbeinen, nament¬ 
lich im ernsten Streit zwischen Dorf- und Bauernjungen, ge¬ 
macht wurde. 

Ob unsere Schneeplastiken an die heranreichten, die an 
den Hauptpunkten des Wintersportes im Künstlerwettbewerb 
geschaffen werden, will ich nicht entscheiden. Ich bin zu sehr 
Partei, um sachlich sein zu können. Unsere ehrliche Kinder¬ 
freude an dem Schneemann mit der roten Möhrennase und 
den schwarzen Kohlenzähnen, an der Schneekapelle mit 

dem Hahn — weiße 
Riesen w yandottes- 
Reinzucht — stellte 
aber durch die Macht 
ihrer Äußerung die 
feinsinnigsten Aus¬ 
lassungen der ersten 
Ästheten über die 
besten Kunstwerke 
total in den Schatten. 
Und unser Künstler¬ 
stolz? — Einfach 
nicht zu überbieten. 

Bei unserm 
Straßenpflaster, einer 
Sammlung von Find¬ 
lingen verschiedenster Größe und Gestalt, war es durchaus keine 
Kleinigkeit, eine Schiinderbahn zu schaffen, die die Möglichkeit 
bot, Höchstleistungen zu erzielen. Nur bei hohem Schnee 
konnten dies viele Holzschuhe mit niedersächsischer Aus¬ 
dauer erreichen. Mit blau angelaufenen Gesichtem, an 
deren Erkern der Winter Vorstudien zu Eiszapfen trieb, stand 
das kleinste Volk und schaute zähneklappernd zu. Die Hände 



k 






















































































Nr.14/15 19 0 8 03800000 90 89000900001^1 1 DEUTSCHLAND lBee€}e 0e e C?GOOO0e8OM«»» eeg 609 


in irgendeine Seitenöftiung der Hosenbeine vergraben oder 
in die Schürze gewickelt» staunten sie über die Geschicklich¬ 
keit der Größeren. Vorwärts, rückwärts, seitwärts, stehend, 
hockend, ein- und zweibeinig sausten die über die glatte Fläche, 
bis eine Ofenlade voll Asche, einige Schaufeln voll Sand der 
Glätte der Bahn und dem Jubel ein Ende machten. Da mit 
der Asche gewöhnlich Wünsche und Verheißungen ausgestreut 
wurden, deren Erfüllung besonders für unsere Kehrseite eine 
farbenfrohe Zukunft in Aussicht stellte, so verlegte die Sport¬ 
gemeinde, wenn auch nicht ohne — meistens recht unparla¬ 
mentarischen — Einspruch, das Feld ihrer Tätigkeit, bis — ja 
so oft, bis es Regen oder Frost gab. 

Die bodenständige Formel für die Grade des Frostes 
lautete bei uns: „Die Marsch hält, der Kanal hält, alles hält.“ 
„Alles hält!“ brachte den Höhepunkt des Eissportes. Daß ein 


X-Windungen um den Hals gewickelten Schals mögen reden, 
da die Bescheidenheit mich schweigen läßt. 

War das Glück, Schlittschuhe zu haben, auch nur wenigen 
beschieden, so konnte doch fast jede Familie einen kleinen 
Schlitten und zwei Pickel zum Treiben ihr Eigen nennen. Mit „des 
Gedankens Schnelle“ — die übrigens bei uns niederdeutschen 
Jungen nicht zu groß war— „sausten“ die Schlitten, von kräftigen 
Jungenfäusten getrieben oder von einem Schlittschuhläufer 
gezogen, dahin, mit ungezählten Löchern ihre Bahn zeichnend. 

Eine der höchsten Eisfreuden war das Karussell. Nun 
denke man aber nicht an Kunstbauten mit Motor, Musik und 
,,Dekoration“. Eine durchs Eis in den Wiesengrund gesetzte 
Wagenachse, darauf ein Wagenrad mit durchgesteckten Wiese¬ 
bäumen gab einen prächtigen Göpel ab. An die äußeren Enden 
der Bäume hängte groß und klein mit einem Kuhseil seinen 



Auf dem Eise (Zeichnung von Theodor Herrmann) 


erwachsener Dörfler auf anderes Eis gegangen sei als auf Glatteis, 
das ihm der Winter heimtückisch zu Fallversuchen auf die 
Hausschwelle gelegt, wäre unerhört gewesen. Eissport war 
nur für die Jugend, d. h. für die männliche, da zu jener 
Zeit die Reform der Frauenkleidung noch nicht begonnen hatte. 
Glücklich der Junge, der Schlittschuhe hatte. Welche Art 
wir bevorzugten? Das höchst Erreichbare war für uns ein 
Paar von der Form, wie sie vielleicht zur Eiszeit im 
Gebrauch waren. Neue Schlittschuhe habe ich nie gesehen. 
Alle waren alt, hatten kahnförmiges Holz mit Eisenkiel, für 
die Ferse einen Eisen zapfen und für den Fuß und ein 
Ende Bein viel, viel Bindfaden, in besonders günstigen 
Fällen ein Stück Riemen. Eine Kunst für sich war es, 
solche Dinger festzumachen; Lederschuhe gab’s für Eis 
nicht, die waren für die Kirche. Unter Holzschuhen hatte 
der Schlittschuh keinen Halt. Also: Holzschuhe aus, 
dicke Hedesocken an. Unter die Ferse als Schutz 
gegen den Eisenstachel ein Ballen Papier. Hinlegen! 
Dann von hilfsbereiten Händen mit vereinten 
Kräften dem Opferlamm die Schnüre und 
Riemen in ungezählten Windungen und kunst¬ 
vollen Knoten um und in das Fleisch geschnürt 
und Fuß und Schlittschuh in eine nur mit 
dem Messer zu trennende Einheit verwandelt. 

Daß eine Abschnürung eines Körperteiles 
für mehrere Stunden das betreffende Glied 
zum Absterben bringe, ist — sofern es auch 
für die Füße von uns Jungen von dazumal 
gelten sollte — nach meinen Erfahrungen 
einfach ins Reich der Fabel zu verweisen. 

Ob wir auf den Schlittschuhen auch laufen 
konnten? Na, die wallenden und die wehenden 
Blaukittel, die flatternden Enden der in 


Schlitten. Wie bei dem Karussell, das sich zum Schützen¬ 
fest zu uns aufs Dorf verirrte, hatte nur der Anwartschaft 
auf Mitfahrt, der auch drehen half. Drehen und Fahren 
gingen um. Rollenwechsel secundum ordinem dann, wenn 
der letzte Fahrer in weitem Bogen haltlos von seinem Schlitten 
ins Weltall flog und im Streit der in ihm aufgespeicherten 
Kräfte übers Eis gekugelt wurde. 

Daß die Gefahr manchem Sport einen besonderen Reiz 
verleiht, wußten wir Jungen zwar nicht, aber wir handelten 
danach. So erinnere ich mich noch einer Schlittschuhfahrt zur 
Prüfung der Tragfähigkeit des Flußeises. Ein halbes Dutzend 
Waghälse, mit einer Pflugleine nach Alpinistenart angeseilt, 
jeder als Rettungs„ring“ quer vor sich eine Fitzbohnenstange, 
unternahmen wir sie. Knurrend, grollend, polternd, krachend, 
berstend und gurgelnd tobten die Eis- und Wassergeister unter, 
hinter, neben und vor uns, wenn sich die dünne Eisdecke 
unter der Last bog und senkte und dem letzten Läufer das Wasser 
um die Füße spritzte. — Tempi passati! Wir tun nicht mehr mit. 

Unsere Nachfahren laufen auf Patentschlitt¬ 
schuhen, die Polizei schützt sie, verbietet das 
Schneeballwerfen, undWamungstafeln schrecken 
die Jugend vor dem Betreten des Eises. Wir 
durften unser Leben noch straflos aufs Spiel 
setzen, sogar beim Schollentreten, dem letzten 
Sport, den uns der Winter bescherte. Unsere 
Jungen gelten mehr als wir. — Schadet nicht. 
In den stillen Stunden, die das tägliche Glatteis¬ 
laufen und Schollentreten des Lebens lassen, 
wenn der Weg ins Jugendland frei ist, lobe ich 
mir doch die gute alte Zeit. Wir kannten 
keinen Wintersport, aber wir hatten Winter¬ 
freude und Jugendlust ohne Polizei und 
Warnungstafeln, und das gibt’s nie wieder. 











^;,Stille Nacht, heilige Nacht.. 


Von Ernst Boerschel, 


Wie der Duft von Tann und Kerzen durch die Stube 
zieht. Wir atmen ihn tief ein und sammeln mit jedem Atem¬ 
zuge Frieden in der Brust. Es ist alles ruhig geworden im 
Hause, die Lichter des Weihnachtsbaumes sind gelöscht, die 
Kinder liegen zu Bett. Wir sitzen um den runden Tisch herum 
bei der Schale mit Nüssen und Pfefferkuchenzeug. Draußen 
ruht die heilige Nacht. Sie ist stiller als je eine Nacht, doch 
keinem erscheint sie einsam und finster. Der Himmel könnte 
sich wie damals in göttlichem Lichte öffnen, und seine Engel¬ 
scharen könnten herniederströmen und uns die heilige Bot¬ 
schaft künden. Wir würden es glauben.. So seltsam wahr¬ 
haftig ist den Deutschen das Weihnachtsfest ins Herz ge¬ 
schrieben ... — Und jemand erhebt sich von der 
Tafelrunde und schlägt die Tasten an . . . „Stille 
Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam v 
nur das traute, hochheilige Paar; hole 
Knabe in lockigem Haar, schlaf in himm 
lischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh.“ 

Dies schöne schlichte Lied! An keinem 
Weihnachtsabend fehlt es. Wochen¬ 
lang vorher summt es uns im Kopfe 
herum. Selten ist in einem Liede 
die reine Stimmung so klar und 
ruhig ausgedrückt wie in ihm. Fast 
kunstlos jubiliert es unser Fühlen 
und Denken himmelan; es ist, als 
müßte die Melodie in jeder Brust 
von selber schlummern und dann 
so hell und selig erwachen, wie man 
nur an glücklichen Tagen erwacht. 

Wie manch Geistesstern erster 
Größe aus einem unscheinbaren Erden¬ 
winkel aufgestiegen ist, so hat auch 
das schönste deutsche Weihnachtsliedlein 
„Stille Nacht, heilige Nacht“ seinen 
Weg in die weite Welt angetreten aus einem 
abgelegenen Dorfe, das auch heute noch 
nicht trotz Eisenbahn und Telegraph näher 

an die Heerstraße der Menschen heran- „ ^ i iv; i 

.. 1^- TTJJ L- rranz Xaver Gruber, Komponist des Weih- 

geruck ist. Und da es ganz schon ist, na^htsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ 

da mal einen Besuch zu machen, wo der 



Kulturqualm den Quell der Natürlichkeit und gesunden 
Menschlichkeit mit seinem Ruß bislang verschont hat, ganz 
so erquickt es, einem einsamen Lied in die Seele hinein¬ 
zuhorchen und daraus den Odem dessen zu vernehmen, der 
es geschaffen hat. Und gar diesem Lied, das mit jedem Weih¬ 
nachtsfeste neu auf die Welt kommt und dann immer so frisch 


und rotbackig ist wie am ersten Tag. Es ist außerdem eine 
liebenswürdige kleine Geschichte, so schlicht wie das Lied 
selbst und dabei so echt und wahr wie unser Gefühl, wenn 
die Zeit der Weihnachtsbotschaft naht. 

Es war 1818 in Arnsdorf, hart an der bayrisch-öster¬ 
reichischen Grenze. Da klopfte es am Vormittag des heiligen 
Abends an der Tür des Schulhauses. Herein trat der Hilfs¬ 
prediger der St.-Nikola-Pfarre von Oberndorf an der Salzach, 
Herr Joseph Mohr, um den Lehrer von Arnsdorf, Herrn Franz 
Gruber, zu sprechen, der an St. Nikola Organist war. Joseph 
Mohr hatte was auf dem Herzen. Er kam diesmal nicht als 
Pfarrer, sondern als Dichter. Er legte dem Lehrer ein Ge¬ 
dicht von sechs Strophen vor, das er zum Christfest 
gedichtet habe, und das der Lehrer, der Organist, 
also doch Musiker sei, ihm komponieren solle. 
Wenn’s ginge, noch bis zum Gottesdienst 
am Abend in St. Nikola. Leicht war das 
nicht. Denn Mohr wie Gruber wußten 
ganz genau, daß die Orgel in St. Nikola 
total aus den Fugen war und keinen 
richtigen Ton mehr von sich gab. 
Also wozu das Lied komponieren? 
Da wies der Dichter auf seine 
schöne — Gitarre. Der Musiker las 
jetzt den Text des Liedes . . . 
„Stille Nacht, heilige Nacht! Alles 
schläft, einsam wacht nur das traute, 
liochheihge Paar, holder Knabe im 
lockigen Haar, schlaf in himmlischer 
Ruh, schlaf in himmlischer Ruh!“ — 
Er war ergriffen von der Weihe der 
einfachen Worte, die ohne Prunk hier 
eine Stimmung zu erfassen suchten, 
die eben dann nur echt ist, wenn sie 
uns ohne Willkür unbewußt aus dem 
Heizen kommt. In ihm sang und klang 
es bei diesen Worten, und kaum war der 
Pfarrer gegangen, setzte er sich hin und 
schrieb das Lied für Tenor, Baß und Chor 
und für Gitarrebegleitung nieder. Am 
Nachmittag ging er hin nach Oberndorf 
und brachte es dem Dichter. Sie beide sangen es ein 
paarmal durch, und als abends in der stillen Nikolakirche 
zu Oberndorf die Christmette begann, drangen die Töne des 
neuen Weihnachtshedes jubelnd zu den Spitzen der gotischen 
Pfeilerbogen hinan; zögernd, dann immer brausender fiel 
der Chor ein, und die dünnen Töne der Gitarre klangen wie 
















Nr. 14/15 DEUTSCHLAND iBeeeeeeeeee üoooeoereeoeeeG ^ 6ii 


ferne Engleinstimmchen darein. Das alte zerrissene Obern- 
dorf, das in den letzten Jahren die Salzach derart zerwühlt 
hatte, daß die Bewohner den am Wasser gelegenen Stadtteil 
haben räumen müssen, war die Szene der eigenartigen „Pre¬ 
miere eines Volksliedes“ geworden. 


und gewaltiger. Der Orgelbauer Mausacher, der nicht wenig 
von Musik verstand, erbat sich eine Abschrift des Manu¬ 
skriptes und ging damit in seine Heimat ins Zillertal. Da hörte 
es die Familie Straßer, damals eine berühmte und vielum¬ 
worbene Sängergesellschaft. Sie nahm es in ihr Programm 



Originalmanuskript der Slngstlmme des Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“. 


Aber im Jahre 1818 dachte man noch nicht daran, jedes 
frisch entstandene Lied drucken und als ,,Originalkompo¬ 
sition“ in die Welt zu schicken. ,»Stille Nacht, heilige Nacht!“ 
lag zunächst im Pfarrhause von Oberndorf und im Schulhause 
von Arnsdorf ruhig im Schreibtisch. Bis der Orgelbauer Karl 
Mausacher die Orgel von St. Nikola wieder instand brachte 
und nun Franz Gruber und Joseph Mohr ihr Liedchen auch 
mit Orgelbegleitung hören wollten. Da klang es noch voller 


auf und brachte es nach Deutschland, u. a. nach Leipzig. Aber 
wer fragte nach Dichter und Komponisten. Als es der Kantor 
Ascher in Leipzig nach einem Vortrag der Straßer gehört 
hatte, ließ er es niederschreiben und votierte es als Volks¬ 
lied. Als Volkslied ging es 1834 in Gebhardts „Jugendfreund“ 
ein. Danach glaubte man, Michael Haydn (1737—1806), 
der Bruder Joseph Haydns, sei der Komponist. Für so urständig 
und altehrwürdig hielt man das einfache Liedchen. 




612 DEUTSCHLAND 


Nr. 14/15 


Aber niemand hatte die Handschrift gesehen. 1854 wollte 
die königliche Kapelle in Berlin das Lied spielen. Ihrer tüchtigen 
musikalischen Erziehung kam es auf den Ursprung an. Sie 
merkte wohl, daß das Lied durch die musikalisch nicht zu 
kontrollierenden Übertragungen inzwischen verschiedentlich 
verstümmelt worden sei. Gruber hatte das Lied in D-Dur 
mit ^/g-Taktvorzeichnung komponiert, in dem der königlichen 
Kapelle vorliegenden Exemplar stand es in C-Dur mit ^/g-Takt. 
Außerdem war die letzte Phrase ,,schlafe in himmlischer Ruh“ 
durch fehlerhafte Übertragung aus dem Diskant in den Violin¬ 
schlüssel um eine kleine Terz zu hoch gelegt worden, ein Fehler, 
der bei dem Liede noch heute in den Liederbüchern auf¬ 
taucht und nicht herauszubringen ist trotz der Vorstellungen, 
die der um den Ruhm seines Großvaters pietätvoll besorgte 
Enkel Grubers, Franz Xaver Gruber in Meran, deshalb bei 
den Verlegern gemacht hat. Jedoch: die königliche Kapelle 
in Berlin wollte Klarheit haben und schrieb in der Meinung, 
Michael Haydn sei der Komponist gewesen, an den Chor¬ 
inspektor von St. Peter in Salzburg um Auskunft und authen¬ 
tische Lesart des Liedes. 

Der Chorinspektor wußte Bescheid, und da er in seinem 
Chor einen Sohn Franz Grubers als Singknaben hatte, gab 
er ihm den Brief der königlichen Kapelle aus Berlin zur direkten 
Beantwortung an den Vater mit, der zu dieser Zeit Lehrer 
in Hallein bei Salzburg auf der Strecke nach Bad Gastein 
war. Ein moderner Komponist hätte nun sofort eine Ehren¬ 


rettung seines so lange verschwiegenen Namens und seines 
in der Entstehung bisher so unklaren Werkes vorgenommen. 
Er hätte ein langes Schriftstück verfaßt und es gleichzeitig 
in die Zeitungen gegeben, er, der Verkannte und Totgeschwiegene 
— wenn er nicht schon lange vorher für die gebührende und 
klingende Anerkennung seines Namens gesorgt hätte. Doch 
Franz Gruber, der Meister, der der Welt ein Volkslied von 
dauernder Wirkung geschenkt hatte, setzte sich hin, schrieb 
den Berliner Hofmusikern das Lied richtig auf und als Be¬ 
weis, daß es nicht von Michael Haydn, sondern von ihm sei, 
zehn Zeilen über die Veranlassung zur Komposition des Weih¬ 
nachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ hinzu. Für unsere 
redselige Zeit ist dies zehnzeilige Beweisstück eines Künstlers 
für die Echtheit seines inzwischen zum Welteigentum ge¬ 
wordenen Werkes geradezu ein Dokument in sich selbst über¬ 
zeugter Wahrhaftigkeit und Bescheidenheit. Der Dichter 
des Liedes ist 1848 in Wagrain gestorben. Er ist nicht sehr 
alt geworden, und 1818, als er sein Lied dichtete, ist er fünf 
Jahre jünger als Gruber gewesen, und wir können ihn uns 
1818 als Sechsundzwanzigjährigen rüstig und heiter vorstellen. 
Es ist ein eigenes Bild, ihn am Weihnachtsabend 1818 in der 
Kirche mit der Gitarre im Arm sein Gedicht begleiten und ihn 
dazu die erste Stimme singen zu sehen. Ein Bild, über dem 
der Hauch des Patriarchalischen schwebt, des bescheidenen 
Geistes der guten alten Zeit, die in ihrer Demut so glück¬ 
lich war. 



Weihnachten. 

Markt und Straßen stehn ver¬ 
lassen, 

Still erleuchtet jedes Haus, 
Sinnend geh ich durch die 
Gassen, 

Alles sieht so festlich aus. 

An den Fenstern haben Frauen 
Buntes Spielzeug fromm ge¬ 
schmückt, 

Tausend Kindlein stehn und 
schauen. 

Sind so wunderstill beglückt. 

Und ich wandre aus den Mauern, 
Bis hinaus ins freie Feld, 

Hehres Glänzen, heiPges 
Schauern! 

Wie so weit und still die Welt! 

Sterne hoch im Kreise schlingen, 
Aus des Schneees Einsamkeit 
Steigt's wie wunderbaresSingen — 
O du gnadenreiche Zeit! 

Joseph Freiherr v. Eichendorff. 


Lüdenscheid: Christmette in der Christuskirche (Aufn. von Wilh. Lange, Lüdenscheid) 



















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Alte deutsche Weihnachtskrippen. 

Von Dr. \V. M. Schmid (München). 


Wenn der Christbaum im vollen Glanz erstrahlt, der Duft 
der Tannennadeln, der brennenden Kerzen und des frischen 
Festgebäcks durch das Haus zieht und die schön aufgebauten 
reichen Gaben winken, dann gehört zur Vollendung der weih¬ 
nachtlichen Stimmung unbedingt das Lied! Nicht was moderne 
„Kultur“ aus dem Grammophon in der Salonecke ertönen 
läßt, nein, das von den Kindern mit glänzenden Augen und 
höher schlagendem Herzen halb zaghaft gesungene alte Bild, 
das uns in so rührend schlichten Versen von der Geburt des 
Herrn erzählt. Und zum Wort gehört wiederum das Lied, 
gehört, daß im Moos unter dem Christbaum die Weihnachts¬ 
krippe aufgestellt ist: zu beiden Seiten des im Futtertrog liegen¬ 
den Jesuskindes anbetend Maria und Joseph, im Hintergrund 
des verfallenen Stalles Ochs und Esel, darüber die Gloria-Engel 
und der glitzernde Stern von Bethlehem! 

Eigentlich ist die Krippe ja lange, bevor der Christbaum 
seinen Einzug in das deutsche Bürgerhaus gehalten, das Symbol 


übten sie, begleitet von deutschen Gesängen, den größten Ein¬ 
druck auf das einfache Volk aus. In wenig Resten hat sich diese 
Sitte sogar bis auf unsere Tage gerettet: das sind die zu Weih¬ 
nacht und Dreikönig üblichen Umzüge verkleideter Knaben 
oder Burschen — der „Christkindelsänger“ —, die einst vom 
deutschen Süden bis nach Hamburg hin im Schwang waren, 
weiter die aus den Kirchen in die Bauerntheater der Alpen¬ 
gegenden verbannten „Passionsspiele“ zu Oberammergau, 
Erl u. a. 0. 

Eine Zusammensetzung all dieser Szenen aus den Evan¬ 
gelien und eine beziehungsreiche Verbindung mit solchen aus 
dem Alten Testament brachten dann die Fronleichnams¬ 
prozessionen, die im 16. Jahrhundert besonders in München 
und Wien unter Beteiligung des fürstlichen Hofes höchst prunk¬ 
voll abgehalten wurden. 

„Vil heftiger in die Herzen und Gemüeter der alnfaltigen 
Laien sich ainbildet das, so man augenscheinlich fürpildet, 



Anbetung der Hirten — Bozener Krippe 


der Weihnachtsfeier gewesen. Und in ihr leben die ältesten 
Formen kirchlichen Kultes fort. Heute mag uns der Gedanke, 
gewisse Ereignisse der Evangelienberichte in einem Schauspiel 
in der Kirche vorzuführen, fast wie eine Entweihung des Gottes¬ 
hauses erscheinen. Man setze sich aber in jene Zeit zurück, 
wo der allergrößte Teil der kaum bekehrten Christen nicht 
lesen konnte, die Predigt noch wenig gepflegt wurde und, wie 
in den germanischen Ländern, der lateinische Ritus der Messe 
den meisten unverständlich war. Damals war der einzige Weg, 
die Heilswahrheiten dem Volke nachhaltig einzuprägen — das 
Bild. Die Wände der Kirche waren bedeckt mit bunten Wand¬ 
gemälden, die Altäre besetzt mit Statuen, und der Inhalt der 
wechselnden Kirchenfeste wurde den Gläubigen durch Myste¬ 
rien, wie man sie hieß, durch geistliche Schauspiele verständ¬ 
lich gemacht. Diese wurden unter Leitung der Geistlichen 
von den Klosterschülern aufgeführt, an manchen Orten auch 
mit Marionetten dargestellt; Weihnacht, die Anbetung der 
drei Könige, dann das Leiden Christi, seine Auferstehung und 
Himmelfahrt sowie Pfingsten waren die hauptsächlichsten 
Stoffe. Solche Vorführungen würden den heutigen Geschmack 
wohl wie grobe Jahrmarktskomödien anmuten, einstmal aber 


denn das man allain höret.“ — Das hatte die Kirche wohl 

erkannt; drum war für sie in alter Zeit die Kunst nicht 

Selbstzweck oder Erfüllung eines Schmuckbedürfnisses, 

sondern hatte bloß das Ziel, die Gläubigen zu belehren 

und zu erbauen. Als die spätmittelalterliche Kunst den 
Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht und ihre Ausdrucks¬ 
fähigkeit gesteigert hatte, beginnen die geistlichen Schauspiele 
in der Kirche mehr in den Hintergrund zu treten; an ihre Stelle 
treten das farbige Tafelbild und noch mehr die buntgefaßte 
Schnitzerei. Was man — abgesehen von den repräsentativen 
Heiligenfiguren — von biblischen Szenen im plastischen Schmuck 
der gotischen Altäre da und dort noch in alten Kirchen sieht, 
ist nichts anderes als kristallisiertes Schauspiel, erstarrte Er¬ 
zählung. Darum ersetzte man damals auch die Darbietungen 
des lebendigen Spieles häufig durch — oft lebensgroß — in 
Holz geschnitzte Figuren, die zur betreffenden Festzeit in der 
Kirche aufgestellt oder (wie heute noch in München) in der 
Prozession mitgetragen wurden. 

Damit war der Anfang zur Weihnachtskrippe in ihrer 
heutigen Form gemacht. Vorerst blieb diese freilich auf die 
Kirche beschränkt, wo sie von den Andächtigen besucht wurde. 








Nr. 14/15 DEUTSCHLAND Ö15 


Ehemals fand sie sich durch das ganze katholische Deutsch¬ 
land und Österreich, auch in Böhmen, Polen usw., heute nur 
mehr in wenigen Kirchen dieser Länder. 

Die Krippe wanderte — wie der kleine Hausaltar — bald 
auch in das Bürger- und Bauernhaus ein und fand dort ihre 
weitere Entwicklung. Daß sie in den Ländern, wo 
ein natürlicher Sinn für 
die Schnitzkunst hei 
misch ist, leichter 
Eingang fand, 
nimmt nicht wun¬ 
der; aber nicht 
nur in katholischen 
Gegenden gewann 
die Hauskrippe ihre 
weite Verbreitung, 
sondern auch bei 
den Protestanten 
war ihre Aufstellung ein vielgeübter Brauch, den noch Goethe 
kennt und schildert. Während er sich im deutschen Süden 
erhalten hat, scheint er — außer im sächsischen Erzgebirge 
und in Schlesien — jetzt in Norddeutschland ganz abge¬ 
kommen zu sein. 

Im Hause erst konnte sich die Weihnachtskrippe zu einem 
wirklich volkstümlichen Kunst- und Schauwerk ausbilden. 
Da ist es nun merkwürdig zu beobachten, wie das deutsche 
Volk dabei — trotz der durchgreifenden Umwandlung der 
Kunststile durch vier Jahrhunderte — bis heute bei den Kunst¬ 
anschauungen seiner spätmittel¬ 
alterlichen Meister stehenge¬ 
blieben ist. Die Art und Weise, 
wie ein Dürer, Burgkmair, 

Cranach u. a. das Bild der 
Geburt Christi aufgefaßt und 
wiedergegeben haben, war eben 
der vollkommenste Ausdruck 
des deutschen Volksgemütes. 

In gleich naiver Weise wie im 
gotischen Bildwerk wird auch 
in der Krippe das zeitlich Auf¬ 
einanderfolgende ruhig neben¬ 
einander hingestellt. Und die 
malerische Ruine des Stalles 
bildet heute noch ein Haupt¬ 
requisit in der Landschaft 
mit dem unvermeidlichen 
„Krippenberg“ im Hinter¬ 
grund. Wie man einst nur die 
heiligen Personen „antikisch“ 
kleidete, alle andern aber ins 
Zeitkostüm steckte, so spielen 
auch alle Nebendarstellungen 
der Krippe in der Jetztzeit. 

Erst dadurch macht sich das 
Volk den Inhalt ganz zu eigen, 
lebt sich ganz hinein. Wie 
im alten Sittenbild wird die 
mystisch-heilige Szene mitten 
in das Alltagsleben gestellt. 

Hinter dem Stalle baut sich 
die Stadt Bethlehem auf; ihre 
Häuser zeigen die landesübliche 
Bauart, das Stadttor ist gotisch, 
die Kirche hat aber, wenn möglich, schon eine Schlaguhr, und 
vor dem— Wirtshaus steht ein buntbewimpelter Maibaum! Vor 
oder in den Häusern sind die verschiedenen Handwerker eifrig 
tätig, Müller, Schuster, Schneider, Schmied und Zimmermann, 
andere erlustieren sich im Wirtshaus an Speise und Trank oder 


führen gar einen lustigen Tanz auf. Draußen vor der Stadt 
aber lagern die Hirten am Feuer und hüten, unterstützt von 
wackeren Hunden, ihre zahlreiche Herde von Lämmern, Ziegen 
und Rindern. Einige von ihnen, denen der Engel schon die 
frohe Botschaft verkündet, nahen sich mit gebeugtem Knie 
dem Jesuskinde und bringen ihre bescheidenen Gaben 

dar. Auf dem Berge 
hinten aber pirscht 
der Jäger auf den 
Hirsch oder die 
Gemse. Von ferne 
ziehen die drei 
Könige heran, be¬ 
gleitet von Herol¬ 
den, Musikern,Tra¬ 
banten, mit eineni 
zahlreichen Troß, 
der in Kisten und 
Kasten die reichen Weihegaben verladen hat. Auf die prachtvoll 
geschirrten Pferde und die Kamele, die als Reit- und Lasttiere 
dienen, lauert der blutdürstende Löwe unter einer — deutschen 
Fichte, die durch einen Wacholderzweig dargestellt wird. Alles 
voll lebendigster Phantasie und köstlichster Naivität! 

Eine so reiche Ausstattung war freilich nur in Kirchen und 
im besseren Bürgerheim möglich. Aus ihnen entstand die Kunst¬ 
krippe, welche den engsten Anschluß an den Stil der hohen 
Kunst suchte. Die Köpfe, Hände und Füße der beweglichen 
Figuren wurden in charakteristischen Typen meisterhaft ge¬ 
schnitzt. Auf die Bekleidung 
in Stoffen wurde besondere 
Sorgfalt verwendet und, wo 
notwendig, auch prunkvolle 
Goldstickerei nicht gespart. 
Die Tiere wurden in ihrem 
Leben in der Natur genau 
beobachtet und getreulich 
wiedergegeben. So steigerte 
sich die Krippenbildnerei zur 
wirklichen Kunst. In München 
z.B. haben berühmte Bildhauer 
des 18. Jahrhunderts, die für 
die Ausstattung der kurfürst¬ 
lichen Residenzen, der adeligen 
Schlösser und der prunkvollen 
Kirchen tätig waren, es nicht 
verschmäht, ihre Kunst in den 
Dienst der Krippe zu stellen. 
In der einzigartigen Samm¬ 
lung von Krippen im baye¬ 
rischen Nationalmuseum zu 
München sind neben zahl¬ 
reichen geschlossenen Szenen 
viele Hunderte von Einzel¬ 
figuren ausgestellt, welche für 
die durch den Einfluß des 
dekorativen Rokokostiles so ge¬ 
förderte künstlerische Durch¬ 
bildung der Krippe im 18. Jahr¬ 
hundert ein glänzendes Bei¬ 
spiel bieten. 

Mit den Figuren wurden 
damals mehrere Szenen gestellt, 
ln München war als erste im 
Advent die ,,Herbergssuche“ beliebt, bei der Maria und 
Joseph überall abgewiesen wurden. Ein echt volkstümlicher 
Vorwurf, bei derq auch die Satire in der Figur des feisten, 
protzigen Wirtes mit der roten Weste und der grünen 
Schlegelkappe auf ihre Rechnung kam. Zu Weihnacht zeigte 



Hirten auf der Weide — Schnitzereien von Niklas, München (um 1800) 











Ö16 DEUTSCHLAND mQ0909000000QeeQ0 QQ00 9 00 ffli Nr.14/15 


man die Geburt des Herrn, wobei die Wirkung durch 
besondere Beleuchtungseffekte noch gehoben wurde: an dem 
dunkeln Nachthimmel glitzern die Sterne, im Hintergründe 
glüht ein Hirtenfeuer, der volle Glorienschein aber ergießt 
sich über die idyllische Gruppe im Stalle. Die Anbetung 
der drei Könige gab dann Gelegenheit, mit den reichen 
Gewändern der Majestäten und ihres Gefolges zu prunken 


darstellung, der so nebenbei die Gruppe in Bethlehems 
Stall eingefügt ist. Oder die Jdochzeit eines kleinen Land¬ 
pächters, auf der den Makkaroni, Ucelli und dem Nostrano 
auch die Hüter der draußen in romantischer Berglandschaft 
weidenden Herde zusprechen, halb Hirten, halb Banditen. 
Einige von ihnen nahen sich auch der heiligen Gruppe. Auf 
höchste Naturwahrheit ist bei den Menschen- und Tierfiguren, 



und allerhand exotische Tiere einzuführen; hier machte sich 
in der Kostümierung besonders der Einfluß des Rokoko¬ 
theaters geltend. Wiederum im mystischen Dunkel, wie auf 
einem Bilde von Altdorfer, vollzog sich die Flucht nach Ägypten, 
wo Maria mit dem Kinde auf dem von Joseph geführten Esel 
reitet. Den Abschluß bildete gewöhnlich das „Haus Nazareth“: 
Maria bei irgendeiner hausmütterlichen Arbeit, das Jesus¬ 
kindchen spielend bei der Werkstatt des Vaters Joseph, der 
eifrig in seinem Gewerbe als Zimmermann beschäftigt ist. 
Auch hier war wieder der Anschluß an das tägliche Leben ge¬ 
geben, dessen Vorgänge sich in und vor den Häusern des kleinen 
Städtchens abspielten. In manchen Krippen wurde zwar noch 
die Szene dargestellt, wie der 
Jesusknabe im Tempel unter 
den Hohenpriestern und 
Schriftgelehrten sitzt, sie 
konnte aber, als zu scholastisch 
und ohne Beziehung zum All¬ 
tagsleben, nie volkstümlich 
werden. 

Aber nicht nur im Norden 
der Alpen hatte sich die Haus¬ 
krippe eingebürgert, sondern 
auch im Süden derselben; in 
Rom, Neapel und Sizilien hat 
sie einen Höhepunkt der künst¬ 
lerischen Entwicklung erreicht, 
den sie in Deutschland nie 
kannte. Schon die lebhafte 
Natur des Italieners ist mehr 
darauf gerichtet, seinen Emp¬ 
findungen einen plastischen 
Ausdruck zu verleihen. Das Heranziehen des Volks¬ 
lebens in den Presepio geht noch viel weiter. Ein Markt 
mit den vor den Läden der Fleischer und Krämer 
feilschenden Bauern, herumlungemden Lazaroni, mit Mando¬ 
linenklang und Tanz in der weinfrohen Osteria ist die Haupt- 


die in Stellung und Bewegung besonders lebenstreu sind, das 
Hauptgewicht gelegt. Freilich wird diese durch den großen 
Maßstab — die männlichen Typen oft bis 40 Zentimeter hoch 
— unterstützt. Der Hintergrund ist im Sinne der Bühnen¬ 
kunst aufgebaut, in Neapel, wo man die Krippen auf den flachen 
Hausdächem aufstellte, wurde sogar die umgebende Natur, 
das glitzernde Meer und der dampfende Vesuv, zur Wirkung 
mit herangezogen! Neben den Kirchen setzten der Adel und 
die reiche Bürgerschaft im 18. Jahrhundert ihre Ehre darein, 
künstlerisch wertvolle Presepien, oft in mehrere Zimmer ver¬ 
teilt, zu besitzen, die auch der königliche Hof mit seinem Be¬ 
such beehrte. Ihre Herstellung und Leitung war bewährten 

Künstlern, Bildhauern und 
Landschaftsmalern, an vertraut. 
Die meist in Ton modellierten 
und naturgetreu gefaßten sizi- 
lianischen Figuren sind ohne 
weiteres als vollendete Werke 
plastischer Kleinkunst anzu¬ 
sprechen. 

Damit ist auch der Unter¬ 
schied zwischen der deutschen 
und italienischen Krippe ge¬ 
geben. In dieser wurden die 
eigentliche Haupt- und die 
Nebenszenen zu einem ein¬ 
heitlichen Panoramabild zu¬ 
sammengeschmolzen, bei dem 
künstlerische Anordnung und 
Geschlossenheit das Haupt- 
erfordemis waren. Das Ge¬ 
heimnis der heiligen Nacht 
aber stand — sicher unter dem Einfluß der Weihnachts¬ 
lieder — immer im Vordergrund und übergoß mit seiner 
Weihe die nebenbei herangezogenen Bilder des täglichen 
Lebens in der deutschen Krippe, so wie sie sich seit dem 
17. Jahrhundert entwickelt hat. 

















! 


© DEUTSCHLAND 


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Nr. 14/15 ® 

Im schlichten Bauernhaus stand das armselige Kripplein 
auf dem kleinen Hausaltar im Herrgottswinkel, oder die Kinder 
stellten die Figuren in das Moos, das auf den Fensterbänken 
die Winterkälte abhalten sollte. Umfangreichere Darstellungen 
waren natürlich nur in den großen Kloster- und Pfarrkirchen 
anzutreffen und in reichen Bürgerhäusern. Das Überwuchern 
der volkstümlichen Darstellungen brachte zu Ende des ratio¬ 
nalistischen 18. Jahrhunderts die um die Reinheit der Religion 
überbesorgten geistlichen und weltlichen Behörden dahin, die 
Krippen in den Kirchen ganz zu verbieten. Damit wurden 
diese auch in dem Privatbesitz seltener. Die neue Zeit wußte 
den altväterischen Kram trotz seines künstlerischen und kul¬ 
turellen Wertes nicht zu schätzen, und so wurden viele kost- 


Schon das Auspacken der seit der letzten Festzeit weggeräumten 
Figuren, dann das Ausbessem der kleinen Schäden. Da kann 
man so recht ,,basteln“, und wo die eigene Handfertigkeit nicht 
hinreicht, müssen Vater, Mutter und Schwester aushelfen, 
die letzteren besonders, wenn die Bekleidung der Figuren 
nicht mehr schön genug ist. Dann kommt das Aufstellen des 
bergigen Hintergrundes mit seinen drohenden Felsstürzen 
aus — Wurzelknollen, das Ausstaffieren der Landschaft mit 
Tannen- und Wacholderzweigen und mit frischem Moos. 
Wer sich erst gar das alles selbst aus dem Walde holen darf! 
Für das Bächlein, an dem die Schafe getränkt werden, müssen 
Spiegelscherben herhalten. Welch Kopfzerbrechen und Pro¬ 
bieren kostet es, den richtigen Platz für den Stall zu finden^ 



Haus Nazareth — Münchener Krippe (Figuren von Bergei) 


bare Krippen verschleudert. Wenig ist in Kirchenbesitz übrig¬ 
geblieben, anderes wurde in öffentliche Sammlungen (München, 
Wien, Salzburg) gerettet. An Orten, wo die Herstellung der 
Figuren oft handwerksmäßig betrieben wurde, wie in Tölz, 
Berchtesgaden, Bozen, hörte diese ganz auf. Erst die aller- 
neueste Zeit hat ihre Aufmerksamkeit und Gunst wieder der 
Kunstkrippe zugewendet; Max Schmederer, dem das National¬ 
museum in München seine systematisch gesammelten Krippen 
verdankt, darf sich das nicht geringe Verdienst zuschreiben, 
in weiten Kreisen das Interesse an dieser alten Kunst wieder¬ 
erweckt und durch geschmackvolle Aufstellung vorbildlich 
gewirkt zu haben. 

Die Jugend freilich hatte sich durch die behördlichen Vor¬ 
schriften die kleine Hauskrippe niemals ganz nehmen lassen. 
Welche Freude bereitet doch auch der Aufbau des „Kripperls“! 


besonders wenn sich noch Erwachsene mit ihren Vorschlägen 
einmischen! Was man in andern Krippen gesehen, was die 
kindliche Phantasie aus Büchern entnommen oder selbst er¬ 
zeugt hat, das wird da zu Leben geboren. Ob es mit der 
„biblischen Geschichte“ freilich immer übereinstimmt, das ist 
fraglich; aber scharfe Kritiker werden einfach weggewiesen. 
Wenn nun gar einige geschenkte oder gesparte Pfennige er¬ 
lauben, auf dem „Kripperlmarkt“ neue schön gekleidete Figuren 
einzuhandeln oder die Rinderherde um ein paar Stück zu ver¬ 
mehren, so steigt der Wert des Ganzen himmelhoch. Das 
schwierigste ist immer die Beleuchtung des Stalles, daß das 
Kerzenstümpfchen selbst unsichtbar bleibt, seinen Schein aber 
doch voll auf das Jesuskindlein wirft. Manch verbrannter Finger 
oder gar eine Feuersbrunst in Bethlehems Mauern ist da zu 
verzeichnen, bis diese Frage befriedigend gelöst ist. 













618 DEUTSCHLAND Nr. 14/15 


Welch eine Quelle heller, ungehemmter Schaffensfreude 
war diese Zeit von jeher für die Knaben, denn Mädchen dürfen 
an die Krippe nicht heran! Was die moderne Pädagogik erfunden, 
die Spiel- und Arbeitsschule, das war für die traurigen Winter¬ 
wochen, wo das Spiel im Freien unmöglich, schon lange im 
Krippenbau vorgebildet; gar mancher, der später ein tüchtiger 
Künstler geworden ist, hat sich hier die ersten Anregungen geholt. 

Immer wieder wird umgestellt und verbessert, bis schlie߬ 
lich die gute Stube, in der die Krippe steht, wegen der ge¬ 
heimen Vorbereitungen zum Fest verschlossen wird. Wenn 
sich aber dann der Zauber der Weihnacht herabsenkt mit 
Lichterglanz und Liederklang, wie weihevoll wirkt da die 
Krippe, die wir doch selbst gebaut, als eine Offenbarung des 
Geheimnisvollsten, was das Menschenherz bewegen kann. 
Ja, ,,vil heftiger in die Gemüeter der ainfaltigen Laien sich 


ainbildet das, so man augenscheinlich fürpildet“! — Auch 
der Erwachsene kann sich dem Eindruck nicht ent¬ 
ziehen. Tauchen doch traute Erinnerungen an die frohe un¬ 
schuldige Kinderzeit empor, als das schützende Vaterhaus 
noch alle Sorgen und Bedrängnisse des Lebens von uns fem- 
hielt! Die menschlichste aller Heilswahrheiten greift uns 
mächtig ans Herz und erfüllt es mit der Zuversicht, daß auch 
aus der Armseligkeit das Glück erblühen könne und der Friede 
auf Erden. Ist denn die Krippe nicht das hehrste Vor- und Sinn¬ 
bild des echten Familiensinnes, der wahren Mutterliebe und 
Vatersorge? Und wie dies Bild in der Auffassung, die die 
besten alten Meister unserer deutschen Kunst geprägt haben, 
voll Lieblichkeit und Innigkeit uns entgegenblickt, so ent¬ 
spricht es unserm deutschen Volkscharakter, und so ist und 
bleibt es uns lieb und wert. 


100 Jahre Grimmscher Märchen*. 


Von Stadtschulrat Dr. Schmitz (Düsseldorf). 



Es war einmal! Die Freude an dem stofflichen Erleben der 
buntgemischten Welt des Seins und Scheins, die Spiele einer 
fröhlichen Phantasie, die vom Wirklichen bis zum Unmög¬ 
lichen hin- und wiederschwebt und das Unwahrscheinliche 
als ein Wahrhaftes und Zweifelloses vorträgt, tönen in leise 
verhallenden Nachklängen durch unsere Seele. Aus dem feinen 
Gewebe seliger Jugenderinnerungen, die sich wie ein süßer 
Traum um unser ganzes Wesen spinnen, glimmern feine Fäden 
in das weitentlegene Traumland unserer Jugendzeit, hinein in 
die Sonnenwelt einer kindlich-naiven Natur- und Weltbe¬ 
trachtung. Und mit einem Male, wie durch Zauberspruch, 
tut sich diese ganze bunte Welt wieder auf, in der alles quirlt 
und lebt, in der Kobolde, Nixen und mißgestaltete Zwerge ihr 
Spiel treiben, in der verhutzelte Mütterchen Zaubertränke 
brauen und verwunschene Prinzen und Prinzessinnen der Er¬ 
lösung und beseligendem Glück entgegenharren. Zugleich aber 
steigt die Erinnerung an das Elternhaus, an die traute Stube 
auf, wo Mutter, Großmutter oder auch die gute alte Kinder¬ 
frau das Sonnenglück der goldenen Jugend mit dem Diamant¬ 
strahl einer von den Verkehrtheiten des Lebens nicht aus¬ 
gelöschten Phantasie ins Herz senkte. — So ist uns das 
Fühlen ums Volksmärchen 
ans Flerz gebrannt. Nicht 
immer war das so! Durch die 
gewaltigen kriegerischen Er¬ 
schütterungen des 17. und 
18. Jahrhunderts sowie infolge 
einseitigen Rationalismus der 
Gebildeten, der aristokra¬ 
tisch Schranken aufrichtete 
zwischen den individuali- 
stischenPersönlichkeitswerten 
und dem naiv poetischen Sinn 
des Volkes, waren die reichen 
Quellen der deutschen Volks¬ 
poesie verschüttet. Ihr kost¬ 
barer Glanz lag in verfallenen 
Schächten unbeachtet am 
Wege, nur hier und da in 
Haus und Feld von dem 
poetischen Sinn des Volkes 
gehütet. Bis dann die Ro¬ 
mantik am Pulsschlag des 
wahren und echten Volks¬ 
lebens aufhorchend fühlte, aus 
stillen Gründen beglückender 

Trosteinsamkeit das Band der Jakob und Wilhelm Grimm, 

* Die erste Ausgabe enthielt keine Bilder zu den Märchen. Erst 
jüngeren Bruder des MärcKensam.nlers. 


Liebe ums Herz des Volkes wob und die Gräber der alten Zeit 
in das Morgenrot des ewigen Sternenglücks tauchte. Und als 
dann endlich der korsische Riese die deutsche Kraft zu neuem 
Leben emporweckte, zu eben dieser Zeit gelang es auch zwei 
jungen Königssöhnen, den mehrhundertjährigen Dornröschen¬ 
schlaf des Volksmärchens aus Nacht und Not aufzuwecken: 
Vor etwa hundert Jahren erschien der erste Band der ,,Kinder- 
und Hausmärchen, gesammelt durch die Brüder Grimm 
(Berlin), in der Realschulbuchhandlung. 1812“. 

Wie in unserer Vorstellung die Namen der beiden Brüder 
in unlösbarer Verknüpfung zusammenklingen, so waren die 
Brüder selbst ihr ganzes Leben lang in innigster Liebe unzer¬ 
trennlich vereint. Jakob und Wilhelm wurden 1785 bzw. 1786 
zu Hanau als die älteren Söhne des Advokaten Phil. Wilh. 
Grimm geboren. Fast 74 Jahre haben sie zusammen gelebt, 
in der Jugend immer eine Stube bewohnt, in einem Bette ge¬ 
schlafen, und 1805, als Jakob in Paris, Wilhelm in Marburg 
weilte, haben sie, erfüllt von starker, durch Wilhelm in seinen 
Briefen'an den Bruder mit ergreifender Rührung ausgesprochenen 
Sehnsucht, sich gelobt, sich nie im Leben zu trennen, alles 
gemeinsam zu arbeiten und zu besitzen. Das haben sie trotz 

ihrer Wesensverschiedenheit 
treulich gehalten, aus dem 
warmen Gefühl innersten 
Erlebens getrieben, nicht 
durch die Enge der Verhält¬ 
nisse, in die sie der frühe 
Tod des Vaters brachte, be¬ 
stimmt. 

Im Hause Friedrich Karl 
V. Savignys, dessen Vor¬ 
lesungen die Brüder in Mar¬ 
burg hörten, waren sie mit 
dem Romantiker Klemens 
Brentano bekannt geworden; 
letzterer vermittelte 1807 ihre 
Bekanntschaft mit seinem 
Freunde Achim von Arnim, 
dem Gatten der geistreichen 
Bettine von Brentano. Mit 
ihm schlossen sie bald die 
herzlichste Freundschaft. 
Von ihm erhielten sie auch 
die Anregung und Auf¬ 
forderung zur Sammlung 
von Volkssagen und Märchen. 

, 1843 (Nach L. E. Grimm) Bei den Brüdem, die eine tiefe 

die zweite Auflage brachte einige Illustrationen von Ludwig Grimm, einem 







Nr. 14/15 DEUTSCHLAND 619 




Das Wohnhaus der Familie Grimm in Kassel 1805 bis 1814 

Heimat- und Volksliebe, einen genialen Blick für den Geist der 
deutschen Sprache und einen leidenschaftlichen Sammeleifer 
überhaupt besaßen, begegnete diese Anregung dem wärmsten 
Interesse. Und noch zwei weitere Momente wirkten ent¬ 
scheidend auf die Brüder ein. 1803 erschienen die Minnelieder 
aus dem schwäbischen Zeitalter, neubearbeitet und heraus¬ 
gegeben von Ludwig Tieck. Die Zeit der deutschen Vergangen¬ 
heit zog die Brüder in ihren Zauberkreis! Der weitere Antrieb 
zur Sammlung der prosaischen Volksüberlieferung war ihnen 
aus der Wiedergeburt des Volksliedes entstanden, die sich an 
die Namen Herder und Amim-Brentano knüpft. Insbesondere 
übte ,,Des Knaben Wunderhorn“, das 1805 mit dem ersten 
Bande erschienen und ,,Seiner Exzellenz des Herrn Geheimrat 
von Goethe“ gewidmet war, eine tiefgehende Wirkung auf die 
Brüder aus. Von November 1807 bis Januar 1808 weilten 
Arnim und Brentano in Kassel, mit der Fertigstellung des 
2. Bandes des Wunderhorns beschäftigt. Bezeichnend sind die 
Worte, die Arnim den Brüdern beim Abschied ins Stamm¬ 
buch schrieb: ,,Suchet, so werdet ihr finden!“ Welch freudigen 
Widerhall seine Aufforderung zum Sammeln und Forschen 
im Herzen seiner jungen Freunde gefunden hatte, zeigen die 
Worte, die von Wilhelms Hand auf einem Stammbuchblatt 
des Freundes als Abschiedsgruß geschrieben stehen: ,,Ich möchte 
mich der wundersamen Historien, so ich aus zarter Kindheit 
herübergenommen, oder auch, wie sie mir Vorkommen sind 
in meinem Leben, nicht entschlagen, um kein Gold. Luther. 
Kassel am 3. Januar 1808. Zum freundlichen Andenken an 
Wilhelm Karl Grimm.“ 

Den Brüdern, die mit rührendem Eifer an die Sammel¬ 
arbeit gingen, wurde freundlichste Unterstützung namentlich 
durch Mitglieder der Familie von Haxthausen auf dem Edel¬ 
hofe Böckendorf bei Brakei, Kreis Höxter, zuteil. Werner von 


Haxthausen, den Wilhelm Grimm 1809 in Halle kennen gelernt 
hatte, teilt im Jahre 1811 den Seinen die demnächstige Ankunft 
Wilhelms auf Böckendorf mit und empfiehlt ihn dem Hause, 
„unter dessen wirtlichem Dache sich die Romantik häuslich 
niedergelassen hatte“, mit dem Hinweis: Er hat die herrlichste 
Sammlung alter deutscher und anderer Völker Volkslieder, 
Märchen, Sprüche usw. Auf den Spaziergängen erzählte ihm 
Werners Schwester, Auguste von Haxthausen, auf seine Bitten 
Märchen. Von nun an blieb Wilhelm Grimm mit ihr und be¬ 
sonders ihrer Schwester Ludowine von Haxthausen in dauern¬ 
dem schriftlichen und persönlichen Verkehr, dem die Brüder 
viele willkommene Beiträge verdanken. Mit dankbarem Herzen 
schreibt Jakob unter dem 23. März 1824 an die Schwestern: 
„Mit ihren Brüdern sind wir zuerst bekannt geworden, die 
haben aber an dem, was uns zusammenbrachte, die rechte Lust 
verloren und sich andern Neigungen hingegeben. Sie aber 
halten Farbe und freuen Sich noch wie immer an Sagen, Märchen, 
Liedern und Sprüchen und teilen uns mit, was ihnen zukommt.“ 
Und Wilhelm schreibt im Januar 1834 an Auguste von Haxt¬ 
hausen: „Vor 20 Jahren erhielt ich von Ihnen, liebe A., als ich 
in B. weilte, mündliche Beiträge.“ Aus einem späteren Briefe 
Lodowinens erfahren wir, daß Werner und die Schwestern mit 
dem Nichtchen Annette von Droste-Hülshoff die Märchen des 
Paderbomer Landes sammelten und ein in Perlen gesticktes 
Album mit den gesammelten Beiträgen später an Wilhelm 
Grimm verschenkten. Die Beiträge der Familie von Haxt¬ 
hausen fanden, wie wir aus einem Briefe Wilhelms an Auguste 
von Haxthausen vom 29. Mai 1814 wissen, vorzüglich im 
2. Bande der Grimmschen Märchen Verwendung. 

Auch Paul Wigand, Jakobs Freund von der Kasseler 
Schulzeit, von 1809 bis 1833 Landrichter in Höxter, wurde zum 
Sammeln von Märchen usw. aufgefordert und teilte dem Freunde 
mit: Ich habe deine Aufträge nicht vergessen und mich um 
Sagen und Märchen bemüht . . . 

So waren die Brüder mehr als fünf Jahre um die Sammlung 
bemüht. Manches Märchen erzählte ihnen auch Wilhelms Braut 


Die Märchenfrau 

Aus: Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 
(C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, Oskar Beck, München) 











Ö20 DEUTSCHI.AND 


die ihren Märdienschati im Jahre 18N an dem Z Bajid^V all :^e!>eri ru^^ivcHi* Gfert»diere 

da^ktc^ Armm vedufgte nehon >sdiiem Zimmer \varerfi De^r «i^ten 

Uf^resse, ^ Am 18!4 und ko5teii? \ T^^lev IS Gto^che-n/ 

f iii rtvj ^j SejireJbt m if Zu d i beiden: "T t^etbande n <rf tscKi eji 1822 3; :&rit!, 

Lf balvi^ fenig ißad m def das wissa^liQftbcäirkrHisch^!^^ 

Wochen ^beJ den literaluf enilrielt ^ Seiuirm haben die Kinder^ piid HaÜÄmäTä'+efl 

iiai ^eite V^i^itilnp. 

erbugt' ^U ■'d^'.-Cfifemache' 
D^ese' 

■ i i li*■ ■• - ■ . ■ Ti " hu fi^eh dcÄ deutlcferiVbiJt^^ zu 

'■’ ' i Cximi»5ehenMari;KcR'wyr- 

■ i 'ffiWi , j; ■ •■-• . in. dem'Wex'dep'm5&^;^Siä'..^ 

'j • ' ■ ' W ■ y I -Archen U befha ü jenn nicht 

ilf ^'' ■ ""- •'_ ': !. 'dh , Prudukt ■;de.r:; p^ehapfen^cheti 

A " • ^v\- 1 Ph a n Usie ‘ e in es ^' tvn zelrti^; ■ isi'ö d 

AyA;^-■ sic irntstandefi,. ^öndefn 

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. büchr/j. Mfli^li^’fiba’hd 4) , ■: 


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•fegiirf■■ ■iwfeciireiben. ^!-■■''■,f' '‘‘i' 

Iv-ann . . /' £s benih’rt ; V 
symp^Um.cbr riv 

ivfi ; Febriiär.:;. T8! 5 :an -fj 

Lud^i^te S^OTl Hfeit hause IT Aus; R^.y^^itpiihqE von AfTia^^ S;hfni^Ji>a- 

mH v^'aimCr Tednahme 

scbrertbii ,,Die iimie Fr^u Ui in Tagr^iv ^eh ki:#ik ^^'' 

T%esen und fiat viel Unglück ^^rpht, und es? g&ht ihr iunxiccii;/- i 
heb/' Durch dtn kirieg war die guu^ Fijjü ta- bVvgSrK k 
sic w'ard su.ch ur<d starb JaEU ; 17, Novembrr } 8 b>: ^ ! 

Mit meiner ZJt^rhdterr und fernen Sdinb stihodb ^ 


■ii- ■' fp^f f. " KhdM ferl^:bf^:t‘bvichr> ■ 

















Nr. 14/15 


DEUTSCHLAND 


621 


Tugend zu lieben, das Unrecht zu verachten zwingt. Da werden 
in wundersam poetischen Erzählungen rührende Beispiele von 
der Treue und Opferfähigkeit der Frau dargebolen; man denke 
an das Märchen von der Nixe im Teich. Überaus liebliche Züge 
rührender Barmherzigkeit bilden im „Waldhaus“, ähnliche 
Züge erbarmender Mildherzigkeit geben in den „Stemtalem“ 
das Motiv. Von ergreifender Innigkeit erscheint die Liebe der 
Schwester, die die Probe des ausharrenden Suchens bis ans 
Ende der Welt aushalten muß, bis sie die zu Raben verzauberten 
sieben Brüder erlösen kann. Und nun gar das Musterbild 
treuester Geschwisterliebe in „Hänsel und Gretel“. So geht*s 
überhaupt dem Freundlichen, Bescheidenen, Treuen, Hilfs¬ 
bereiten gut, dem Stolzen, Falschen und Tückischen schlecht, 
und jeder erhält den verdienten Lohn. In diesem Sinne äußern 
sich die Brüder: „Die weltliche Klugheit wird gedemütigt und 
der Dümmling von allen verlacht 
und hintangesetzt, aber reines 
Herzens, gewinnt allein das 
Glück . . .“ 

Nie jedoch wird das Grimm¬ 
sche Märchen zur langweiligen 
moralischen Erzählung; in einer 
naturnahen Zeit entstanden, 
sinnt und spricht es ganz in 
der Ausdrucks weise des natur¬ 
nächsten Wesens, des Kindes. 

Diese unmittelbare Wirkung, 
für deren Auffassung die Brüder 
ein feines Organ, das aus dem 
Stoff auch den Klang der 
deutschen Seele fühlte, besaßen, 
wird noch verstärkt durch die 
Schönheit der Form der Grimm¬ 
schen Märchen: Volle Plastik, 
kräftige Sinnlichkeit, Schlicht¬ 
heit und Innigkeit des Ausdrucks, 
feiner Sinn für gemütvollen 
Humor in der Sprache, phonogra- 
phische Treue bei der Wieder¬ 
gabe der Volkssprache, volks¬ 
tümliche Wendungen und Ver¬ 
gleiche, Sprichwörter — geben der Sprache das charakteristische 
Gepräge volksmäßiger Erzählungsart. Die akustische Un¬ 
mittelbarkeit der Grimmschen Sprache beruht namentlich auf 
ihren den mündlichen Erzählungen folgenden Aufzeichnungen. 
Über diese wohlberechnete Absichtlichkeit äußert sich Jakob in 
einem Schreiben an Arnim am 26. September 1812, in dem er 
die in demselben Jahre von Büsching erschienene Sammlung von 
Volkssagen, Märchen und Legenden bespricht: „Seine Neigung 
und Ehrlichkeit ist mir achtbar, allein er hat gar kein Glück 
beim Einsammeln gehabt und keine erforderliche Einsicht 


gezeigt. Unsere Sammlung hat sich, seitdem du hier warst, 
immer aus mündlicher Überlieferung, sehr viel bereichert, 
und ich glaube, es wird ein reiches und anmutiges Buch geben, 
ich sehe immer mehr ein, wie wichtig diese alten Märchen in 
die ganze Geschichte der Poesie eingreifen . . .“ Die letzte 
Bemerkung zeigt übrigens, daß die Brüder — infolge Jakobs 
Einfluß — mit ihren Märchen vorzüglich der Geschichte der 
Poesie dienen wollten. Diese irrtümliche Auffassung wurde 
durch Goethes Einfluß seit seiner Bekanntschaft mit Wilhelm 
im Jahre 1816 zu der allein gültigen Grundanschauung geführt, 
daß die Märchen keinen unmittelbaren didaktischen Zweck 
verfolgen sollen, vielmehr dazu bestimmt sind, durch das 
unschuldig Absichtslose ihrer Gebilde, durch eine lebenswahre 
Darstellung, die nicht billigt, nicht tadelt, die Gesinnungen und 
Handlungen in ihrer Folge zu entwickeln und dadurch zu er¬ 
leuchten und zu belehren. 
Daher sollen die Märchen ein 
Lese- und Erbauungsbuch des 
deutschen Volkes sein. In diesem 
Sinne empfahl Goethe Grimms 
Märchen, nachdem er sie ge¬ 
lesen hatte, der Frau von Stein: 
„Man kommt, verehrte Freundin, 
für lauter gutem Willen oft nicht 
zur Tat, so ist mir’s diesmal 
auch mit dem versprochenen 
Märchen gegangen, das ich gegen¬ 
wärtig um so mehr zu schicken 
versäumt habe, als die Dämonen 
mir allerlei leidige Hausmärchen 
erzählten. Und so schick ich 
denn zur Sühne hier einen 
ganzen Band, den ich mir ge¬ 
legentlich zurück erbitte. Der 
erste Band hat sich vergriffen, 
wird aber bald wieder im Buch¬ 
handel erscheinen. Wenn Sie 
Ihrer Mecklenburger Freundin 
den Titel dieser Sammlung 
überschrieben, so würde sie 
dadurch in den Stand gesetzt, 
auf viele Jahre die kleine Nachkommenschaft glücklich zu 
machen.“ Welche trefflichen und herrlichen Worte! Mögen 
die Grimmschen Märchen auch weiterhin ihre alte Zauber¬ 
kraft bewähren und in unsere treibende, starke, poesielose Zeit 
gar oft das Sonnenglück einer flüchtig-frohen Stunde werfen. 
Mögen aber auch die Großen den Wert dieses Kinderbuches 
recht erkennen: Für sie ist es besonders bestimmt! Aber sie 
sollen daraus erzählen. So wollten es auch die Brüder Grimm! 
Denn erzählt müssen Märchen werden, nicht gelesen, gerade 
wie Volkslieder gesungen werden müssen! 



Aus den von Otto ^Ubbelohde illustrierten Grimmschen Kinder- und 
Hausmärchen. Gesamtausgabe in 3 Geschenk bänden Ji 6,—. Auswahl in 
1 Band gebunden (Turm-Verlag, Leipzig) 


Adolf Kolping. 

Zu seinem 100. Geburtstag am 8. Dezember 1913. 
Von Rektor Hammelrath (Düsseldorf). 


Wer war Adolf Kolping? 

Adolf Kolping war der Gesellen vater, ein schlichter 
Mann aus dem Volke, Handwerksgeselle und Priester hernach — 
doch auch ein geborener Führer, ein großer Organisator und 
ein sozialer Reformator. Tausenden von armen Schluckern von 
der Landstraße gab er Heim und Heimatrecht, ward so auch 
ein Regulator des Verkehrs, und eben deshalb gebührt ihm 
ein Platz in diesen Blättern. Deutsch war zu alledem sein 
Fühlen und Denken, deutsch sein Lebenswerk, so urdeutsch, daß 
es sich auf fremden Boden nur übertragen, nicht eingraben ließ. 


Als dieser Sohn eines Schäfers aus dem kleinen Kerpen 
links des Rheines, seitab vom großen Weltverkehr, in erschüttern¬ 
den Schilderungen die Not des Handwerkers illustrierte, als 
er in Reden voll packender Apostrophen und mit begeisterndem 
Höhenflug zur Hebung des Elends fortriß, da hatte das sog. 
Manchestertum, die Verwirklichung von der Lehre der per¬ 
sönlichen Freiheit, Selbstverantwortlichkeit und Ungebunden¬ 
heit im Wirtschaftsleben, seine Blütezeit erreicht. Die morsch 
und baufällig gewordene Zunftordnung war nach jahrhunderte¬ 
langem Sterben ins Grab gesunken und neues Leben aus diesen 













Nr. 14/15 DEUTSCHLAND ©eseKSE^^e^GeK^GHeoBös^a^if 623 



Im rheinischen Westen bis nach Münster und Hildesheim 
hinauf und hinab gen Mainz hatten sich Gesellenvereine ge¬ 
bildet, die sich bereits 1851 zu einem Bunde mit einem General¬ 
statut als Konstitution zusammenschlossen, das mit ganz 
geringen Änderungen heule noch Geltung besitzt. 

Als Adolf Kolpings Leben 1865 erlosch, da zählte seine 
Schöpfung bereits über 350 Vereine. 1912 umfaßte die Grün¬ 
dung des ,,Gesellenvaters“ nach den der Festschrift „Zur Jahr¬ 
hundertfeier des Geburtstages Adolf Kolpings von Dr. Wilhelm 
Schwer“ beigegebenen Tabellen 1265 Vereine mit rund 

80 000 aktiven und über 130 000 außerordent- _ 

liehen Mitgliedern. • 

Gesellenhause zu Köln 
durch einen Neubau, d 
gewaltigsten aller 
Gesellenhospize, 
ersetzt wurde, 
reihten sich nach 
und nach Hun¬ 
derte an, die be¬ 
deutendsten und 
Stützpunkte unter 
der tätigen, opfer- 
vollenMitsorge des 
Gründers an den 
Verkehrszentren, 
so in Berlin, 

München, Wien, 

Budapest. Drin- 
gendeHilfe tat auch 
not in den auf¬ 
strebenden Indu¬ 
strieorten mit dem 
starken Zustrom 
wandernderGesel- 
len und den trau¬ 
rigen Wohnungs¬ 
verhältnissen. 

Hervorragende 
Baumeister haben 
sich in neuerer 
Zeit im Bau von 
Gesellenhäusern 
betätigt, so hat 
bekanntlich einer 
unserer führenden 
Baukünstler, Peter 
Behrens, das Ge¬ 
sellenhaus in Neuß 
gebaut. 

380 Hospize ge¬ 
währten 5480 Mit¬ 
gliedern ständige 
Unterkunft und 
reisenden Gesellen 
binnen Jahresfrist in rund 100 000 Nächten vorübergehende 
unentgeltliche Aufnahme. 

Welch eine sittlich-ethische Gewinnbilanz! 

Ein Segensstrom an unvergänglichen Werten ergießt sich 
durch den Gesellenverein ins Land auch durch eine gro߬ 
artig organisierte Unterrichtstätigkeit. „In einem engen Schul¬ 
zimmer mit Kerzenstümpfen auf alten Flaschen“ hatte Kolping 
den ersten Unterricht mit sieben Gesellen begonnen. Fünfzig 
Jahre später ließen 498 Vereine in 875 Kursen an fast 14 000 
Teilnehmer Unterricht in Rechnen, Geschäftsaufsatz, Buch¬ 
führung, Wechsellehre, Kalkulation, Stenographie, fremden 
Sprachen und Schreiben erteilen. Mit welchem Erfolge, das 
lehren die vielerorts alljährlich stattfindenden Ausstellungen 


Innenhof des Gesellenhauses zu Neuwied a. Rh. 

wunderbaren 


unserer Gesellenvereine, deren beachtenswerte Leistungen 

auch seitens maßgebender Kreise des Handwerks und des 
Gewerbes Anerkennung finden. 

Bereits 1910 gab es in 197 Vereinen besondere Tum- 
abteilungen mit etwa 5000 Mitgliedern, die einem vernünftig 
betriebenen Sport huldigen. Große Gesellenhäuser wie Köln 
und München besitzen besondere Turnhallen. Zahlreiche 
Hospize haben Bäder im Hause, Spielzimmer, Kegelbahnen, 
Bibliotheken. 

Im Vorjahre bestanden in den Gesellenvereinen 

__ 670 Sparkassen mit einer Jahreseinlage von 

n und einem Gesamt¬ 
en über 6% Millionen. 
2 Krankenkasse zählte 
4000, die Sterbe¬ 
kasse 4600 Mit¬ 
glieder. 

In Brüssel, Lüt¬ 
tich, Paris, Lon¬ 
don, Stockholm, 
Rom, Florenz, 
Neapel bestehende 
Auslandsvereine 
sind eng an die 
deutsche Mission 
angeschlossen. 
Ihre Bedeutung 
als Stützpunkte 
des Deutschtums 
in den fremden 
Großstädten ist 
nicht gering ein¬ 
zuschätzen, sind 
sie doch blühende 
Reiser am deut¬ 
schen Stamm in 
der Fremde. 

Den staunens¬ 
werten Erfolgen 
der Kolping- 
Gründung ist die 
wachsende soziale 
Einsicht breiter 
Schichten des Vol¬ 
kes fördernd zur 
Seite getreten. 
Die Gefährdung 
der Jugend, das 
Wohnungselend, 
die Not desSchlaf- 
und Kostgänger¬ 
wesens fanden in 
dem Gesellenver¬ 
ein eine Organisa¬ 
tion, die in ihrem 
Gefüge eine fast unbegrenzte Entwicklungs¬ 
möglichkeit zur Hebung weitschichtiger Ubelstände in sich 
birgt. Mit der Einsicht in die Zeitnöte ist daher eine kluge, 
erfolgreiche Förderung des Gesellenvereins-Gedankens ver¬ 
bunden gewesen und auch fernerhin zu erhoffen. 

Dieser wechselseitigen Förderung paßt sich als wertvoller 
Bundesgenosse'die Baukunst an, die in den nicht selten schwie¬ 
rigen Aufgaben der Raumausnutzung, der praktischen Ge¬ 
staltung von Logier-, Aufenthalts- Unterrichts- und Wirt¬ 
schaftsräumen, dankbare Probleme fand. 

Fördernd endlich kam der Gesellenvereinssache der allge¬ 
meine Aufstieg zugute, den das alte ehrsame Handwerk trotz 
oder auch wegen des Wettkampfes mit Dampf und Elektrizität 













624 DEUTSCHLAND Nr. 14/15 




nahm. Daß in persönlicher Tüchtigkeit, verbunden mit Ge¬ 
schäftskenntnis, das Geheimnis des Handwerks liegt, diese 
Tradition fand im Gesellenverein in jenen trüben Zeiten eine 
liebevolle Heimstätte, als das Handwerk dem eisernen Gange 
der Maschine zu erliegen drohte. Mit dem Handwerk nahm 
der Gesellenstand 
erneuten Auf¬ 
stieg. Und wenn 
der Geselle von 
heute nicht mehr 
der ,,Ritter der 
Arbeit von der 
Landstraße“ ist— 
werwill ermessen, 
wieviel von seinem 
berechtigten 
Selbstgefühl auf 
Rechnung desGe- 
sellenvereins zu 
setzen ist? 

Den tiefsten 
Grund zum ge¬ 
waltigen Fort¬ 
schritt des Ge- 
sellenverems 
müssen wir jedoch 
in seinemGründer 
erblicken. 

Fortes fortuna 
adjuvat! 

Aber der ge¬ 
rade selbstlose 
Kolping gründete 
sein Werk auf Arbeit und Mühe im rastlosen Kampfe für 
das Glück anderer. 

Gen Norden wie gen Süden bis zum fernen Wien trug er 
persönlich seine Ideen, warb für sie als nimmermüder Almosen¬ 
sammler, stritt um sie wie ein guter 
Hirt, und wohin das tiefgreifende 
Wort, die zwingende Persönlichkeit des 
Menschenfreundes nicht reichte, dort¬ 
hin trugen begeisternde Schriften seine 
packenden originellen Gedanken. Was 
Kolping in seinem ,.Vereinsorgan“ 
mit der ,,Feierstunde“, in seinem 
„Volkskalender“, in den ,.Rheinischen 
Volksblättern für Haus, Familie und 
Handwerk“ durch die meisterhaft 
gezeichneten Figuren, den alten 
Doktor Fliederstrauch und den Land¬ 
boten Stephan an Lebensweisheit 
und gesunder Hausmannskost, an 
sprudelndem Humor aufgespeichert 
hat, das allein hätte genügt, Adolf Kolping zu einem Wohl¬ 
täter des Volkes zu machen. 

Er gab seiner Schöpfung eine solche Organisation, daß 
sie sich, wachsend mit ihren Zielen, unter der treuen Obhut 
seiner Nachfolger noch 50 Jahre nach seinem Tode ebenso 
in die Nöte der Zeit einfügen läßt wie ehedem. 

So ward der Gesellenverein vorbildlich für die Wander¬ 
fürsorge unserer Tage. 


Gesellenzimmer im Kolpinghause zu Köln 


Eine Generation vor der unsrigen genossen die Söhne 
Kolpings einen Arbeitsnachweis, „primitiver gewiß und 
technisch unvollkommener als heutzutage jene mit 
ihren unvergleichlich reicheren Mitteln, aber praktisch 
und seinen Zwecken genügend“. — Kolpings Gesellen- 

häuser wareh die 
ersten Ledigen¬ 
heime. 

Ein tiefgrün¬ 
diger Reformer, 
schuf Kolping in 
den Unterrichts¬ 
kursen die segens¬ 
reich wirkende 
Fortbildungs¬ 
schule fürs Hand¬ 
werk. 

Und mit wel¬ 
chen Zielen seine 
Schöpfung durch 
Charakterbildung 
dem einzelnen 
zur Lebensschule 
werden sollte, 
das kleidete der 
Meister in die 
schönen Worte: 
..Eine fromme, 
frische, fröhliche, 
wackere Jugend, 
die das Herz rein, 
den Kopf klar 
bewahrt, die 

Manne liegt, ist die sicherste, wenn 
Bürgschaft für das ganze künftige 

In der Minoritenkirche zu Köln, in 
Anlagen Schreiners lebenswahres 

Denkmal vom Gesellenvater zum 

Beschauer spricht, ruhen Kolpings 
sterbliche Überreste, das Ziel vieler 

Wandergesellen. 

Und fragt man die Beter: 

,,Ihr wandernden Burschen, 

O saget mir an: 

Was hat der im Grabe 
Fuch Gutes getan? 

Lag’ Vater und Mutter 
Dort unter dem Stein, 

Ihr könntet nicht stiller 
Und dankbarer sein?“ 

SO antworten sie mit den Worten 
desselben Liedes, das sich in allen 
Gesellenhäusern Bürgerrecht erworben: 

,,Und ob wir auch wandern 
Und kommen und gehn. 

Die Liebe, die Treue, 

Sie bleiben bestehn: 

Woher auch des Weges 
Und wohin wir auch ziehn. 

Wir danken hier Kolning 
Und beten für ihn.“ 


Gesellenhaus zu Ravensburg in Württemberg 

reuelos hinter dem 
nicht die einzige 
Lebensglück.“ — 
deren schattigen 




























Nr. 14/15 


DEUTSCHLAND iDGece e ee o oeeeee8e00ee e 8eeeea 625 


Um die Weihnachtszeit. 

Erzählung von Charlotte Niese. 


Erwachsene Leute sprechen oft lange darüber, wieviel 
sie um die Weihnachtszeit zu tun haben, und bedenken gar 
nicht, daß die Kinder noch sehr viel mehr Arbeit und Nach¬ 
denken zum Feste nötig haben als die Großen. Sie haben sich 
erstens so viel zu wünschen und dann auch noch darüber nach¬ 
zugrübeln, wozu sie sie alles, was sie haben möchten, nachher 
verwenden können. 

Große Leute wünschen ja nicht halb soviel wie die Kinder. 
Ihnen gehen eben nicht alle Wünsche in Erfüllung, und weil 
sie dies wissen, w'ünschen sie sich manchmal gar nichts mehr. 
Dies aber kann kein Mensch ändern, und jedenfalls wird es kein 
Kind hindern, sich jeden Tag vor Weihnachten mehr zu wünschen. 

So machten es auch mein Bruder Jürgen und ich, wenn 
wir dem Weihnachtsfeste entgegensahen; und wir lächelten 
mitleidig, wenn uns andere Ansichten entgegentraten. 

„Kinder müssen immer bescheiden sein!“ sagte eine von 
unsern Tanten. Sie hielt es für ihre Pflicht, uns tagtäglich 
zu erziehen, während wir die Notwendigkeit dieser Erziehung 
nicht elnsehen konnten. Wenn sie ihre Weisheit von sich gab, 
dachten wir uns schnell noch einige Wünsche aus, und das 
Dokument, das wir mit dem bescheidenen Namen Wunschzettel 
belegten, vergrößerte sich alle Tage. 

Vor dem Weihnachtsfeste, von dem ich jetzt erzählen will, 
bestand mein Wunschzettel aus verschiedenen zusammen¬ 
gestellten Papierbogen. 

Zuerst hatte ich gar nicht so viele Wünsche, allmählich 
aber, bei eifrigem Nachdenken, kamen sie über mich, und wenn 
ich auch manchmal einen Gegenstand durchstrich, so traten 
an seine Stelle immer zwei andere. 

Mein erster Wunsch, dessen Erfüllung mir sehr am Herzen 
lag, war ein lebendiges Lamm, das aber nicht größer werden 
dürfte. Leider sagte man mir, daß diese Bedingung schwer 
zu erfüllen sei: aus Kindern würden Leute und aus Lämmern 
Schafe. Nach langem Besinnen entschloß ich mich also, diesen 
Wunsch zu streichen und einen sprechenden Papagei an seine 
Stelle zu setzen. Ein mit uns Kindern sehr befreundeter Schiffs¬ 
kapitän besaß nämlich ein solche.^ Tier. Es war grün von Farbe, 
konnte Deutsch und Spanisch sprechen, wie ein Hund bellen 
und wie eine Katze miauen. 

Wir wußten genau, daß ein so begabter Vogel viel zu 
unserm irdischen Glück beitragen würde. Wir wollten ihm 
einen Käfig verschaffen, dann müßte er sich eine Papageiin 
suchen und viele Jungen bekommen, die wir dann verkaufen 
wollten. Auf diese Weise konnten wir mit großer Geschwindig¬ 
keit reich und wahrscheinlich auch berühmt werden. Denn 
eine Papageifamilie von solcher Fruchtbarkeit, wie die unsere 
haben würde, hatte noch kein Mensch auf der ganzen Insel. 

Bei dieser Sache war übrigens viel zu bedenken. Sollte 
der Käfig lackiert oder von Messing sein, und ging es an, daß 
alle kleinen Papageien „Lora“ hießen, wie der große vom 
Kapitän.-^ Diese kragen verdienten, daß man ihnen ernstlich 
näher trat, und wir bedauerten sehr, nicht viel Zeit zum Nach¬ 
denken zu haben. 

Wir hatten nämlich so viel mit unserm Weihnachtsliede 
zu tun! Nicht allein, daß wir es auswendig lernen und arn 
heiligen Abend unserm Vater hersagen mußten: wir waren 
auch genötigt, das Lied abzuschreiben, und zwar so schön 
wie möglich. Der Bogen, auf den geschrieben werden sollte, 
mußte ausgezackt oder mit einem Kranze von Rosen oder 
Vergißmeinnicht verziert sein, und es war nicht immer leicht, 
sich in dieser Hinsicht zu entscheiden. Meistens tauschten 
wir den gewählten Briefbogen noch etliche Male um, ehe wir 
anfingen, auf ihn zu schreiben, und dann kamen fürchterliche 
Augenblicke. Denn wenn dai Lied mit unendlicher Sorgfalt 


und vielem Gestöhn fast ganz abgeschrieben war, dann kam 
„ganz von selbst“ auf der letzten Seite ein großer Tintenklecks. 

Wenn man ihn zuerst erblickte und sich die Haare auf 
dem Kopfe vor Entsetzen sträubten, dann war man fest davon 
überzeugt, niemals wieder im Leben froh werden zu können. 
Darauf leckte man den Klecks ab, radierte ihn energisch aus, 
und wenn nun der Vergißmeinnichtbogen ein kugelrundes Loch 
mit schwärzlicher Umgebung zeigte, dann betaute man das 
ganze Werk mit vielen Tränen. 

Nein, es ist keine Kleinigkeit, ein solches Weihnachtslied 
abzuschreiben, und wenn man außer dieser Arbeit auch noch 
Lernstunden hatte und seine Teilnahme dem Kuchenbacken 
in befreundeten Familien nicht entziehen durfte, so wird jeder 
begreifen, daß unsere Zeit vielfach in Anspruch genommen 
war. Am Morgen empfand man auch große Unruhe beim 
Erwachen. Die Gedanken überstürzten sich, und man konnte 
trotz dringender Wünsche erwachsener Zimmergenossen nicht 
wieder einschlafen. Zuerst dachte man natürlich an das Weih¬ 
nachtslied und sagte es sich leise auf. Es ging dann immer so 
schön, viel besser als nachher vor einem Erwachsenen — aber 
sehr lange beschäftigte man sich nicht damit. 

Um die Weihnachtszeit wurden in der ganzen Stadt Schweine 
geschlachtet, und zwar in der frühesten Morgenstunde. Aber 
so nötig die frischen Würste zum Weihnachtsfeste gehörten, die 
Schweine trugen doch nicht gern zur Weihnachtsfreude bei. Sie 
weckten die ganze Nachbarschaft mit ihrem unvernünftigen 
Geschrei auf und konnten es niemals über sich gewinnen, ihr 
Schicksal etwas freundlicher zu tragen. Nun — einmal wurden 
sie doch still, und wir hatten sie schon vergessen; es war ja 
bald Weihnachten. 

Fünfmal werde ich noch wach, 

Heißa! dann Isi s Weihnachtstag! 

Das Versehen wurde begonnen, als wir noch vierund- 
zwanzigmal wach werden sollten: nun waren wir schon bis 
zur Zahl Fünf gekommen, obgleich wir am 1. Dezember dachten, 
wir würden das Weihnachtsfest nicht mehr erleben, so lange, 
lange schien es noch hin. Nun kam es uns doch so vor, als 
könnte es möglich sein, noch fünf Tage weiter zu leben. 

Dann abei! — Ach, es war kaum auszudenken, was dann 
kommen sollte! Wir drückten den Kopf in die Kissen und 
wollten so gern wieder einschlafen, da so die Zeit schneller 
ginge. Aber es ging nicht, und wir trösteten uns mit dem 
Vorsatze, heute abend recht früh zu Bette gehen zu wollen. 

Es war also noch etliche Tage vor Weihnachten, und unser 
Wunschdokument befand sich schon in den Händen der glück¬ 
lichen Anverwandten, als Jürgen und ich eines späten Nach¬ 
mittags auf der Straße waren. 

Irgendein Kind unserer Freundschaft hatte die Dumm¬ 
heit begangen, eben vor Weihnachten Geburtstag zu feiern, 
und wir mußten natürlich dabei helfen. Jetzt gingen wir nach 
Hause und sprachen andauernd von dem unglücklichen Ge¬ 
burtstagskinde, das gar nichts geschenkt bekommen hatte 
außer Schokolade und Kuchen, weil Weihnachten so nahe 
war, und dann lobten wir uns, weil w'ir unsere Geburtstage 
viel klüger eingerichtet hatten. Unser Städtchen rühmte sich 
keiner Beleuchtung; daher waren die Stral5en sehr dunkel, 
und wir gingen sehr eilig: nicht daß wir bange gewesen wären — 
Gott bewahre! aber wir hatten uns angefaßt und sahen weder 
nach rechts noch nach links — bis wir plötzlich stehenbliebcn 
und vor Angst zitierten. Aus der Ferne erklang dumpfes 
Brummen, von eintönigem Gesang begleitet. 

Was war das? Einen Augenblick dachte ich an alle Ge¬ 
spenster, die in unserer Stadt umgehen sollten — dann lachte 
Jürgen plötzlich. 



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Nr. 14/15 


,,Da ziehen die Rummeltöpfe herum!“ rief er, und darauf 
zog er mich mit sich fort, dem Geräusch entgegen. An der 
Straßenecke beim Bäcker stand eine Knabenschar. Ihre Ge¬ 
sichter waren in der Dunkelheit nicht zu unterscheiden; sie 
halten aber für den Fall, daß etwa aus einer geöffneten Haustür 
ein Lichtstrahl auf sie hätte fallen können, auch dadurch noch 
einer Erkennung vorgebeugt, daß sie ihre Köpfe mit Tüchern 
und sonderbaren Hüten unkenntlich gemacht hatten. Jeder 
von ihnen trug einen länglichen Tonkrug, dessen obere Öffnung 
mit festem Leder verklebt war. ln der Mitte dieses Leders 
war ein gewachstes oder mit Pech bestrichenes Rohrslöckchen 
angebracht, das mit großer Geschwindigkeit auf und nieder 
gezogen wurde und ein dumpfes, zugleich aber sehr durch¬ 
dringendes Geräu:.c!i hervorbrachle. 

Zu diesem ,,Rummeln“ sangen sie: 

Annii chen. inak de Dören apen 

l’nd lal (len Rurnniclpoll ln! 

l'nd wenn de .Scliipper viin tloliaiid kiimmt. 

Denn hell lie yoden Sinn! 

Si liipper wulll «lu wlkcii*. 

Bü('lsinann wulU du sinken 
1 reck d(‘ Segel op und dal, 

L'nd gif 1111 vval in’n Riiniuielpoll; 

r.n, Ivve, die, veer - - 

Und wtnnl ck en lu'lsvin r)aler wcei! 

Alle Jungen hatten mit lauter Stimme gesungen, ohne sich 
vom Heck zu rühren, und dabei rummelten sie so eifrig, daß 
es großartig anzuhören war. A\s sic das Lierl zu Ende gesungui 
hatten, stürzten sie wie auf Kommando m den Hausflur des 
Bäckers, um gleich darauf mit wildem Ge. chrei zurückzulaufen. 
Die Bäckerfrau schien keine Lust zu haben, ihren Wünschen 
nach einem halwen Daler zu entsprechen. Sie mußte schon 
hinter der Tür gestanden und auf die Eindringlinge gewartet 
haben, denn mit einem großen nassen Besen fuhr sie den 
Sängern Ins Gesicht, und dabei schimpfte sie mit einer solchen 
Geläufigkeit, daß sie selbstverständlKh einen glänzenden Sieg 
davontrug. Nach einer Minute befanden sich alle Rummel¬ 
topfbesitzer prustend und lachend m wilder Flucht auf der 
Straße, während die Bäckerfrau siegreich auf der Schwelle ihres 
Hauses stand und noch lange hinter ihnen her drohte und schalt. 

Jürgen und ich hatten uns den Rummlern angeschloss(‘n: 
mehl allein, weil es uns wundervoll erschien, hinausgeworfen 
und ausgescholten zu werden, sondern weil uns auch einige 
(Lsellcn in der lustigen Gesellschaft sehr vertraut vorkamen. 
Wir hatten ältere Brüder und glaubten ihre StirnnK n und 
auch einen alten Hut von Papa erkannt zu haben. Wo aber der 
Hut unseres Vaters war, da durften auch wir sein. 

Die Rummler halten sich durch die aufgeregte Bäckerl rau 
nicht abhallen lassen, einige Häuser weiter ihren Gesang w'ieder 
zu beginnen. Dieses Mal öffnete sich bald ein Fenster, cm Mann 
begann mit ihnen eine scherzhafte Unterhaltung, fragte, ob 
sie auch nötig hätten zu betteln, und reichte ihnen schließlich 
Gebäck und kleine Münze. Beides nahm ein Junge in Empfang, 
der einen großen Korb trug, und dann ging es weiter. 

Jürgen und ich waren mm schon so angenehm angeregt, 
rlaß wir zum drittenmal laut mitsangen, aber diese offene 
Pröhlichkeit gereichte uns zum Verderben. 

Jemand seinen Namen will ich rücksichtsvoll verschweigen 
liat zu uns und schickte uns mit so viel Drohungen, begleit(‘l von 
sc-hr eindrucksvollen Puffen, nach Haus, daf» wir eiligst entflolu n. 

,,lch will ihn verklagen!“ schluchzte ich. ,,Er hat mich 
m den Arm gekniffen, und er darf doch gewiß nicht rummeln! 
Bürgermeisters Christian habe ich auch erkannt!“ 

Der Kummer, daß w'ir an den Freuden des Rummellopfes 
nicht leiln<‘hmen konnten, überwältigte uns eine Z< itlang. 
Dann kam Jürgen auf einen guten CVednnkcn. j] 

Beide .Ausdrücke sind etwas unverständlich, werden aber noch heiil»'^ 
so gesunsjca. Das Lied stammt vermutlich aus dtin .n fil/clinlen Jahihup.d« rt.J 
zu der Zeit, wo die kleinen Ostseein«.-ln cilrij' mit Holland handelten. | ; 


Wir wollen jeder auch einen Rummeltopf haben und ganz 
allein damit herumgehen! Davon brauchen wir keinem Men¬ 
schen etwas zu sagen! 

,,Wenn uns die Leute nun nichts geben, und wenn sie uns 
erkennen?“ fragte ich zaghaft; aber mein Bruder lachte. 

,,Natürlich werden sie uns etwas geben, und erkennen 
sollen sie uns auch nicht. Wenn ich Großvaters alten Drei¬ 
master aufsetze, der oben auf dem Boden liegt, dann sieht 
niemand, wer darunter steckt. Du weißt, das ist der Hut, 
den Großvater in der Hand halten mußte, als er in Plön zum 
König befohlen w'ar. Als er nachher sitzen durfte und das 
Ding zwischen den Knien hielt, weil er sonst keinen Platz 
dafür hatte, da kamen die Diener und brachten etwas zu essen. 
Und Großvater schüttete aus Versehen Heringssalat in seinen 
Hut, weil er meinte, es sei ein Teller. Deshalb trägt er den 
Dreimaster nicht mehr, ich kann ihn aber gut gebrauchen!“ 

Jürgens Vorschlag gefiel mir sehr gut, und da auf Gro߬ 
vaters Boden noch allerhand vakante Kopfbedeckungen um¬ 
herhingen, so war in dieser Beziehung auch für mich gesorgt. 

Viermal werden wir noch wach! mit diesem Gedanken 
<*rwachte ich am nächsten Morgen; als ich mir aber mein Weih- 
nachtslied aiifsagen wollte, da summte es mir in den Ohren: 

Annliscben, mak tie Dören apen 
IJntl Int rien Rurnmelpotl in! 

Ich mußte, ich mußte einen Rummeltopf haben; er erschien 
mir nötiger als der grüne Papagei mit seiner ganzen Nach¬ 
kommenschaft, und ich versuchte also gleich, mir ihn zu ver¬ 
schaffen. Großvaters Kutscher Hinrich hatte Verständnis 
für die Notwendigkeit dieses Besitzes; es dauerte denn auch 
nicht lange, und Jürgen und ich drückten je einen Rummeltopf 
an unser Herz. Dieser Besitz machte uns niclit wenig froh, 
und bald halten w'ir mit unserm Gesang und dem begleitenden 
Gerummel mehrere Erwachsene in eine so leidenschaftliche 
Erregung gebracht, daß sie sogar die Drohung ausstießen, 
uns zu Weihnachten nichts schenken zu wollen. 

Da war cs denn besser, die freie Natur aufzusuchen, um 
dann, nachdem es dämmerig geworden wäre, den ersten Straßen¬ 
rundgang anzutreten. Leider geht nun nicht alles, wie man 
will. Gerade als Jürgen Großvaters Dreimaster gefunden und 
auch ich eine köstliche Mütze erwischt hatte, kam Besuch, der 
Jürgen zu sehen wünschte. Es war eine Tante, die ihm immer 
etwas mitbrachte, und in der Aussicht auf eine wohlschmeckende 
Gabe verschwand er mit seinem Rummeltopf und ließ mich 
im Stich. Er sagte allerdings, ich sollte auf ihn warten — mein 
Lebtag habe ich aber nicht warten mögen, und so beschloß 
ich, allem mit meinem Rummeltopf auszugehen. 

Wenn wir ins Freie wollten, gingen wir eigentlich immer 
zuerst auf den Kirchhof. Er lag mitten in der Stadt, und über 
ihn führte uns immer unser Weg, wenn wir vom Elternhausc 
zu unserm Großvater gingen. Im Sommer saßen wir unter 
seinen großen Linden und machten Ketten aus den langen 
Stengeln des Löwenzahns, und mit dem Totengräber verband 
uns zu allen Jahreszeiten eine innige Freundschaft. Dieser 
hieß Kelling, und wenn wir gerade nichts Besseres anzufangen 
wußten, dann besuchten wir ihn und sahen zu, wie er ein Grab 
grub oder in Ordnung brachte. Auch heule beschloß ich, 
ihm meinen Rummeltopf zu zeigen und ihm „Annlischen“ 
vorzusmgen, das ich viel schneller gelernt hatte als mein Weih- 
nachtslied. 

Vergnügt vor mich hinsummend, lief ich über den breiten 
Kirchhofweg, als ich einen Jungen erblickte, der auf einem 
alten Grabstein safj. Er hatte beide Hände vors Gesicht gelegt 
und weinte. Nicht laut und mit Geheul, sondern leise und 
von Herzen. Seine Kleidung bestand eigentlich nur aus Lumpen, 
und er war außergewöhnlich schmutzig. Ich stand still und 
betrachtete ihn nachdenklich, während ich mich zugleich sehr 
I wunderte. Denn wer konnte in dieser Zeit so traurig sein, 



Nr.14/15 B M33 9 O 9 «»0 Q(^»3a09^Q90gg DEUTSCHLAND 61^686^60^) 0 666008600000 0 0 8 ^ 627 


wo man doch nur viermal noch wach zu werden brauchte, 
um Weihnachten zu erleben? Unwillkürlich fing ich an zu 
rummeln und mit halblauter Stimme zu singen: 

Annlischen, mak de Dören apen 
Und lat den Rummclpott in! 

Der Junge hatte die Hände vom Gesicht genommen. Mit 
großen, tränenschimmernden Augen sah er zu mir auf, und 
als ich nun fortfuhr: 

Und wenn de Schipper vun Holland kümmt — 
da lachte er. 

„Was lachst du?“ fragte ich, mißtrauisch die blanken 
Tropfen betrachtend, die auf seinen schmutzigen Wangen 
helle Straßen gezogen hatten. 

„Ich lach, weil du es nich kannst,“ lautete die Antwort. 
„Du kannst nicht rummeln! — Deerns können so was über¬ 
haupt nich!“ setzte er verächtlich hinzu. 

Ich war immer gekränkt, wenn mich jemand an die betrübende 
Tatsache, daß ich kein Junge sei, erinnerte, und mein Mitleid 
mit dem weinenden Knaben schwand dahin. 

„Du bist ein komischer Junge!“ sagte ich. „Erst weinst 
du, und dann lachst du. — Worüber hast du denn geweint? 
Übermorgen und dann noch ein Tag, dann ist Weihnachts¬ 
abend !“ 

„Weihnachtsabend —“ er sprach mir das hochdeutsche 
Wort nach, dann nickte er. „Ja — der Schulmeister sagt auch 
so was!“ 

„Nun, ist denn das nichts Schönes?“ rief ich eifrig. „Da 
bekommst du etwas geschenkt von deiner Mutter!“ 

„Ich hab keine Mutter!“ 

„Oder von deinem Vater!“ 

„Ich hab kein Vater!“ 

„Du hast keinen Vater und keine Mutter?“ Ich mußte 
mir den Jungen daraufhin noch einmal ansehen. „Hast du 
denn deswegen geweint?“ 

„Nee —,“ sagte er; „da hab ich mir all lang an gewöhnt. 
Weinen tat ich, weil ich keinen Rummelpott hab; und all die 
andern Jungens rummeln, und ich — und ich —“ er fuhr sich 
mit beiden Händen in die Augen, und von neuem begannen 
seine Tränen zu fließen. 

Ich aber sah ihn hilflos an, während ich meinen eigenen 
geliebten Rummeltopf fest an mich drückte und zugleich eine 
bange Ahnung mein Herz beschlich. 

,,Ich will flink nach Hause gehen,“ sagte ich hastig; aber 
schon stand der Junge neben mir. 

„Leih mich dein Rummelpott! Kannst ja doch nix mit 
das Ding anfangen! Soll ich dich mal das Rummeln zeigen? 
So mußt du den Stock anfassen und dann rummeln, daß es 
knarrt!“ 

Er hatte mir den Rummeltopf aus der Hand genommen, 
und während er mit ihm einen wahrhaften Höllenlärm machte, 
sang er dazu mit rauher Stimme: 

Annlischen, mak de Dören apen 
Und lat den Rummelpott in! 

Ehe aber der Schiffer von Holland kam, war der Sänger mit 
lautem Hohngelächter über den Kirchhof gelaufen und samt 
meinem Rummeltopf verschwunden. 

Einige Minuten war ich sprachlos über das mir Wider¬ 
fahrene; dann fiel mir ein, daß trotz aller schlechten Menschen 
doch bald Weihnachten sei, und ich ging zu meinem Freunde 
Kelling. Der hatte gerade ein neues Grab zugeworfen und 
saß jetzt vespernd auf seinem Schubkarren. Ich klagte ihm 
mein Leid, und er hörte mir mit gewohnter Teilnahme zu. 

„Is die Möglichkeit! Hat der Franz dich deinen Rummel¬ 
pott gestohlen! Nu seh doch einer an! Ja, das ist ein wilden 
Jung, der allens haben will! Ich kenne ihm ganz gut. Sein 
Vater is auf See geblieben, und was sein Mutter war, die hab 
ich all lang begraben. Swindsucht. Nu is er bei die Ohlsch; 
Tante Horn heißt sie auch!“ 


„Aber er bekommt doch etwas zu Weihnachten?“ fragte 
ich, und Kelling schnitt sich mit einem großenTaschenmesser 
bedächtig ein Stück Brot ab. „Für Schenken is die Ohlsch 
nich,“ meinte er, „und sie mag hellschen gern hauen!“ 

„Aber, Kelling, Weihnachten kann sie Franz doch nicht 
schlagen!“ rief ich entsetzt; der Alte aber wischte sich den 
Mund und meinte achselzuckend, einige Leute bekämen auch 
Weihnachten Prügel. 

Dann stand er auf und schaufelte noch etwas an dem Grabe 
herum, während ich mich auf den Schubkarren setzte und 
seinem Tun in Nachdenken versunken zusah. 

Viermal muß ich noch wach werden, überlegte ich mir — 
dann kommt Weihnachtsabend. Die Lichter an den großen 
Bäumen werden angezündet, die Klingel ertönt, und wir dürfen 
in den Saal kommen. Dann liest Papa mit seiner tiefen, ruhigen 
Stimme das Weihnachtsevangelium vor, von der Jungfrau 
Maria, dem Jesuskinde, und den Engeln, die da sangen: Friede 
auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. 

Nach dem Lesen durften wir zu unsern Geschenken gehen 
und wenn wir sie noch längst nicht genügend bewundert hatten, 
dann mußten wir unsere Lieder hersagen. 

Ich blieb immer stecken, ich wußte es schon im voraus, 
obgleich ich mir so viel Mühe gab — aber Papa half aus. Er 
hatte es im vorigen Jahre so geduldig getan; auch dieses Mal 
baute ich auf ihn. Er hatte mich auch nicht ausgelacht, wie 
die andern es wohl taten, obgleich er wohl hätte böse werden 
können, wo es doch sein Weihnachtsgeschenk war, das ich 
so schlecht und so stockend aufsagte. — Franz Horn hatte 
keinen Vater, der ihm half, wenn er etwas schlecht machte, 
keine Mutter, die ihm die Tränen trocknete — er bekam nichts 
zu Weihnachten, höchstens Schläge. 

Es war ganz dämmerig geworden; die kahlen Linden 
rauschten über den Gräbern, und vom Kirchturm schlug cs 
halb fünf. In der Ferne aber sang eine trotzige Stimme: 

En, twe, dre, veer — 

Und wennt ok en halwen Daler weer! 

Am andern Morgen, bald nach Beendigung der Schulstunden, 
suchten Jürgen und ich Franz Horn. Er war nicht schwer zu 
finden. Vor einem der elendesten Häuschen des ärmsten Stadt¬ 
teils glitschte er auf einem eben zugefrorenen schmutzigen 
Rinnstein. Dabei hielt er die Trümmer meines Rummeltopfes 
in der Hand und pfiff ein Liedchen. 

Wir waren noch unschlüssig, ob wir ihn für seinen gestrigen 
Raub zuerst gemeinsam durchprügeln und ihm dann die Aus¬ 
sicht auf eine Weihnachtsfreude machen sollten, als Franz 
diesen Zweifeln ohne weiteres ein Ende machte. Er kam auf 
uns zu und hielt mir den zerbrochenen Topf vor die Augen. 

,,Das war ein siechten Rummelpott!“ sagte er gering¬ 
schätzig. „Könnt auch nich das geringste vertragen. Als ich 
mir gestern abend mit Fite Schulz prügelte, smiß ich ihn das 
Ding an’n Kopp, und das ging gleich twei! — So’n siechten Pott 
hab ich lang nich gesehen. Aber ich kauf mich heut einen 
neuen! Acht Bankschillings hab ich mich gestern rangerummelt 
und ein Berg Brot und Kuchen!“ 

Dieser großen Unbefangenheit gegenüber wußten wir uns 
nicht recht zu benehmen und fanden es also richtiger, von der 
Franz zugedachten Bestrafung zu schweigen. Wenn sobald 
Weihnachten ist, dann kann man doch überhaupt keinem 
Menschen lange böse sein. Deshalb bemerkte Jürgen wohl¬ 
wollend, wenn Franz artig sein wollte, so schenkten wir ihm 
trotz seines gestrigen schlechten Betragens vielleicht etwas 
zu Weihnachten. 

,,Was denn?“ fragte der Junge. Er machte den Versuch, 
die blaugefrorenen Hände in seine Hosentaschen zu stecken; 
er hatte aber keine. 

„Ich schenke dir vielleicht eine Hose!“ sagte Jürgen. „Sie 
ist schwarz und weiß kariert und noch ganz fein!“ 

,,Geht sie twei?“ 


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'DEUTSCHLAND 


Nr. 14/15 


,Ja, kaput wird sie wohl einmal gehen — Hosen gehen 
leicht entzwei!“ Und Jürgen seufzte. Er dachte wahrscheinlich 
an das Schicksal einer Sonntagshose, die nach dem Erklettern 
eines Bäumet, auf rätselhafte Weise zerrissen w'ar, und die ihn 
dann in Unannehmlichkeiten mit Mama gebracht hatte. 

„Ich will dir einen Kamm und Seife schenken!“ schob ich 
großmütig ein. „Etwas Geld ist noch in meiner Sparbüchse, 
deshalb wollte Mama durchaus den Schlüssel haben. Wenn 
ich aber ordentlich schüttle und die Ritze etwas größer mache, 
dann wird das Geld schon herausfallen!“ 

Franz hatte uns aufmerksam zugehört. Jetzt spuckte er 
durch die Zähne, wie die Schiffer taten. 

,,Eine Hose, die twei geht, will ich nicht! Wenn da ein 
Loch einkommt, krieg ich bloß Prügel von die Ohlsch. Da 
is mich mein alte lieber!“ 

,,Aber Kamm und Seife —“ sagte ich ermahnenden Tones. 

,,W^as soll ich mit so*n Kram?“ 

Er sah allerdings danach aus, als wenn er den Gebrauch 
von Kamm und Seife durchaus nicht zu schätzen wisse, und 
wir mußten die Richtigkeit seiner Frage im stillen zugeben. 

„Was wünschst du dir denn?“ fragten wir, und Franz spuckte 
wieder aus. 

,,Ich wünsch, daß ich die Ohlsch, was mein Tante is, mal 
tüchtig durchneien* kunnt.“ 

„Magst du sie denn nicht leiden?“ 

Er sah erstaunt aus. 

„Oh — ich mag ihr wohl leiden, was sollte ich ihr nicht 
leiden mögen? Aber ich ärgere mir, daß sie mir immer prügelt, 
und ich ihr nie. Fite Schulz sagt, wenn ich groß bin, denn is 
die Ohlsch aU und swach geworden, denn kann ich ihr über — 
abers denn bin ich nich hier!“ 

„Wo bist du denn?“ 

„Wo ich bin? Natürlich auf See! Vater is auch auf See 
gefahren, und ich will auch Schipper werden! Bloß, daß es 
noch so lang hin ist!“ 

Er seufzte, hob den Kopf und sah den grauen Schnee¬ 
wolken nach, die vom Ostwind über unsere Insel gepeitscht 
wurden. 

Nein, er wünschte sich gar nichts — höchstens einen 
Rummcltopf, der aber unter keinen Umständen entzweigehen 
durfte, und dann glitt er wieder auf dem gefrorenen Rinnstein 
entlang, pfiff schrill und ohne Melodie vor sich hin und 
kümmerte sich gar nicht mehr um uns. Nur als wir fortgingen, 
rief er uns mit einem gewissen Wohlwollen nach, daß er zu 
uns zum „Gratulieren“ kommen wollte. 

Am 23. Dezember begann das Fest der Gratulation. Un¬ 
zählige alte Weiber, mit Riesenkörben an dem einen und Kin¬ 
dern auf dem andern Arme, wuchsen urplötzlich aus der Erde 
und gingen von Haus zu Haus. Woher sie alle kamen, ist 
mir noch heute ein Rätsel geblieben — aber sie waren da, 
standen in dicke Tücher gehüllt schweigend im Hausflur, und 
wenn man sic nach ihrem Begehr fragte, sagten sie, daß sie 
„man bloß ton Wihnachten grattelceren“ wollten. 

Ein großer Korb mit WcilL und Rosinenbrot und eine 
Schale mit Kupfergcld stand schon für die Gratulanten bereit, 
und wir Kinder durften diese Gaben überreichen, was wir 
natürlich mit großem V^ergnügen taten. Auch die Rummler 
wurden jetzt sehr dreist: sie standen nicht michr vor, sondern 
in den Häusern und sangen ihr Lied auf den Vordielen. Zwischen 
ihnen und den gratulierenden Frauen hcnfchte aber, der Kon¬ 
kurrenz wegen, ein gespanntes Verhältnis, und wenn sich beide 
Teile in einem Hause begegneten, dann ging nicht es ohne 
Geschrei und lautes Schelten ab. 

Als wir gerade einer sehr verhüllten und sehr verdrießlichen 
Frau ein Weißbrot und mehrere Geldstücke gegeben hatten, 
steckte Franz Horn den Kopf in die Haustür und brüllte: 

.Annllschen, mak de Dören ?pen! 

• Du’'chprügcln. 


„I, du vermaledeiten Slüngel! Willst mal nah Hus gahnl* 
schrie die Alte, mit geballten Fäusten auf ihn losgehend. 

Er aber schlüpfte unter ihren Armen durch und rettete sich 
zu uns auf die Treppe. 

„Das is mein Ohlsch!“ bemerkte er mit vorstellender 
Handbewegung. „Sie is doll, weil daß sie nich genug kriegt! 
Nich, Tante? Abers sei man still — ich bring dich noch ein 
Weißbrot mit und Geld. Die Kinners hier, die geben mich 
noch was!“ 

Die Ohlsch schalt noch eine ganze Weile zu Franz herauf, 
ehe sie sich zum Fortgehen entschloß. Daß sie in ihren Aus¬ 
drücken nicht wählerisch war, hörten wir mit einem Gemisch 
von Freude und Grauen. Franz aber nickte zufrieden. 

,,Kann sie nich fein fluchen? Wie’n Schipper, ganz wie’n 
Schipper! Na, nu gebt mich man zwei Bröte und nich so knapp 
Bankschillinge, daß ich nach Hause kann!“ 

Er war, wie wir bemerkten, gar nicht bange vor seiner 
fluchenden Tante und lief nachher eilfertig hinter ihr her. 

Am 24. Dezember bettelte cs bei uns den ganzen Tag, 
und das Gratulieren zu Weihnachten nahm kein Ende. Am 
frühen Nachmittage schon kochte ein Topf mit Milchreis auf 
dem Herde, und unsere Köchin bereitete mit hochroten Wangen 
eine Art Schmalzgebäck, das bei uns „PfÖrtchen“ hieß. Dann 
kamen die besitzlosen Hausfreunde mit Töpfen und Tellern 
und erhielten von allem ihr reichlich Teil. 

Einige Auserwählte waren zum Essen in die Küche ge¬ 
laden w'orden, und auch für Franz Horn hatten wir eine Ein¬ 
ladung erwirkt. Er sollte reingewaschen um fünf kommen 
und war schon um drei Uhr da. Sein Gesicht zeigte Spuren 
von Wasser und war schwarz und weiß gestreift; auch trug er 
Jürgens karierte Hose, mit der er sich, obgleich si 3 „twei“ ging, 
wegen ihrer Taschen ausgesöhnt hatte. Darauf fing er sogleich 
an, Milchreis und Pförtchen in solchen Mengen zu verspeisen, 
daß unsere Köchin beinahe weinte. Um vier Uhr kam dann die 
„Ohlsch“. Dieses Mal unverhüllt, glattgekämmt und mit einem 
Ausdruck stillen Friedens in den harten, früh gealterten Zügen. 

Wir waren überrascht, denn unseres Wissens hatte sie 
kein Mensch eingeladen; Franz aber bemerkte mit vollen 
Backen kauend: „Ich hab ihr eingeladen, weil daß sie so gern 
kommen wollt. Sie is ja auch mein Tante und kann fluchen 
w'ie’n Schipperknecht!“ 

So löffelte die Ohlsch bald still und emsig und schien sich 
auf langes Bleiben eingerichtet zu haben. 

Jedermann weiß, daß die Zeit am Weihnachtsabend vor 
der Bescherung entsetzlich langsam vergeht. Zuerst will es 
trotz der kurzen Tage gar nicht Abend werden, und wenn die 
Lampen angezündet sind, dann dauert es doch noch Ewig¬ 
keiten, ehe die köstliche Glocke erschallt. Jede Gelegenheit, 
die Zeit zu vertreiben, wird mit Freuden ergriffen, und des¬ 
halb saßen Jürgen und ich auch auf dem Küchentisch und 
suchten die nähere Bekanntschaft der Ohlsch zu machen. 

Sie aß in Frieden, und unser unverwandtes Anstarren 
schien sie nicht zu stören. Als sie in sehr entschiedener Weise 
den dritten Teller Milchreis und das achte Pförtchen verlangte, 
da benutzten wir diese kleine Pause, um sic zu fragen, wo sie 
das Fluchen gelernt habe. 

Sie sah uns nachdenklich an. 

,,Das Fluchen, Kinners? Ich fluch mein Dag nich!“ 

,.Du fluchst nicht! Oh — gestern hörten wir es doch — 
und weshalb prügelst du Franz? Paß nur auf — wenn er groß 
ist, piü'elt er dich!“ 

Die Ohlsch leckte behaglich die Finger ihrer linken Hand 
ab, die sie zum Essen benutzt hatte. 

,,Ich glaub nich, daß er mir prügeln wird, weil daß ich es 
bloß aus Liebe tue. Kinners müssen Släge haben, sonst werden 
sie nicht groß!“ 

„Aber du mußt ihn nicht so viel schlagen und auch nicht 
so viel schelten!“ 


Nr. 14/15 C 


DEUTSCHLAND 


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Die Alte zuckte die Achseln. 

„Wir sind ein hüschen heftig in unsre Familje — da denken 
wir uns nix bei. Abers — sie erhob ihre Stimme und sah sich 
mit blitzenden Augen um — „was is das hier für’n Wirtschaft? 
Köksch, wo bleibt mein Teller? Willst mir narren? Meinst, 
daß ich hier sitz für nix und wieder nix, und daß ich tothungern 
will bei labendigem Leibe? Köksch! Wenn du mich nich 
flink was gibet, denn slag ich dich die Knochens in Leib tweil“ 

Sie gebrauchte noch einige sehr kräftige Redewendungen 
mehr und beruhigte sich erst, als wieder ein gefüllter Teller 
vor ihr stand, Franz aber sah mich mit strahlenden Augen an. 

„Kann sie nich fein schelten? Ich sag, da kommt kein 
Mann gegen!“ 

Als unsere empörte Köchin mit lauter Stimme sagte, er 
solle nur nicht auch so „eklig“ werden, lachte er verächtlich. 

„Als wenn Weibers da was von verstehn!“ 

Wir hörten der weiteren Unterhaltung nicht mehr zu. 
Es hatte vom Kirchturm fünf geschleigen — nun mußte es 
bald klingeln! Schon waren wir, um die fieberhafte Erregung 
auszutoben, treppauf und treppab gelaufen, dann hatten 
wir unsere Weihnachtslieder aufgesagt, wobei ich zu meiner 
Bestürzung bemerkte, daß ich das von Jürgen besser konnte 
als mein eigenes — ein kleiner Streit war auch entstanden, 
weil jeder voranstehen wollte beim Hineingehen ins Zimmer, 
und dann — ja dann klingelte es wirklich! 

Es war keine Täuschung — es klingelte, wir standen ganz 
still und sahen uns an — war es denn wirklich möglich — 
durften wir das herrliche, einzige Weihnachtsfest wirklich 
erleben ? 

Da w'urden wir gerufen — es kam etwas Feierliches über 
uns; scheu und langsam traten wir näher, und dann sahen wir 
die strahlenden Weihnachtsbäume. 

Dies ist die Nacht, da uns erschienen des großen Gottes 
Herrlichkeit. 

Ja, dies war die Nacht, und wir, die wir diese irdische 
Herrlichkeit sahen, dachten immer, sie könne nur übertroffen 
werden von dem Tage, wo wir an die dunkeln Pforten der 
Ewigkeit klopfen würden und sich die Tür des Himmels 
öffnen würde. 

Als wir nun unter den Weihnachtsbäumen standen, kehrte 
unsere Fassung wieder zurück, wenn wir auch wie auf Rosen¬ 
wolken gingen. Wir hörten das Weihnachtsevangelium, wir 
besahen unsere Geschenke, und ich hatte den grünen Papagei 
so total vergessen, daß seine Abwesenheit gar nicht von mir 
bemerkt wurde. 

Mein Weihnachtslied ging sehr gut. Zweimal nur wußte 
ich nicht weiter, und den dritten Vers überschlug ich aus Ver¬ 
sehen — aber ich war doch außerordentlich mit mir zufrieden, 
denn es hätte viel schlimmer ausfallen können. 

Plötzlich befand sich Franz Horn auch im Weihnachts¬ 
zimmer. Wir hatten ihn gerade holen wollen, er war aber 
schon ohne Aufforderung gekommen und auch ein Zeuge 
unserer Deklamation gewesen. 

„Du kannst dein Gesang man siecht,“ sagte er zu mir. 
,,Hast dich ja woll gar keine Mühe bei gegeben!“ 

Ich war tief gekränkt — er aber steckte die Hände in die 
Taschen, und mit seinen strahlenden Augen unverwandt in 
die Lichter der Bäume blickend, sagte er mein Weihncchtslied 
ohne jeden Anstoß auf und Jürgens Lied gleichfalls. 

Ihn störle gar nichts — weder die ungewohnte, für sein 
Auge doch glänzende Umgebung, noch die fremden großen 
Leute, die um ihn herumstanden und ihn betrachteten. Als er 
geendet hatte, wandte er sich wieder zu Jürgen und zu mir. 

Das hab ich in Schule gelernt und denn bei die Ohlsch 
aufgesagt. Sie kann die Dingers auch! 

Unsere Geschenke erregten kaum seine Neugier, nur 
Kuchen ließ er sich gern schenken, und als sich plötzlich ein 
großer Rummeltopf für ihn fand, da jubelte er vor Vergnügen. 


Dann gingen die Ohlsch und er sehr einträchtig nach Hause, 
und die Prophezeiung der Köchin, daß Tante und Neffe in 
kurzer Zeit an den Folgen des Genusses einer schier unglaub¬ 
lichen Quantität von Milchreis und Pf Örtchen sterben würden, 
erfüllte sich nicht. Im Gegenteil, die Alte sah im Winter sehr 
frisch aus. Sie bewies unserm Hause ein dauerndes Wohl¬ 
wollen dadurch, daß sie seit jenem Weihnachtsabend jede 
Woche einmal kam und sich Essen holte. Wenn sie nach ihrer 
Ansicht nicht genug bekam, schalt sie die Köchin so energisch 
aus, daß diese förmlich Angst vor ihr hatte. 

Franz begleitete sie häufig, und wenn er sich auch manch¬ 
mal noch dringend wünschte, seine Ohlsch durchprügeln zu 
können, so merkten wir doch, daß sich Neffe und Tante auf 
ihre Art sehr liebten. Der Junge wurde groß und stark — 
auch seine Wildheit nahm nicht ab. In der Weihnachtszeit 
bekam er immer einen Rummeltopf von uns, über den er sich 
mehr freute als über den dabei geschenkten Anzug. 

Als er eben dreizehn Jahre geworden war, war er in der 
Frühlingszeit ganz plötzlich verschwunden — er war, wie so 
viele unserer Insulaner, heimlich zur See gegangen, und zwar 
auf einem Schiffe, das nach England segelte. 

Uns regte sein Fortgehen sehr auf. Die Ohlsch aber war 
sehr gleichmütig. „Er kommt all wieder,“ sagte sie; „da hab 
ich kein Angst bei. Was sein Großvater war und sein Vater, 
die sind auch so weggelaufen. Das is so in die Familje. Sie 
kommen nach ein paar Jahrens wieder, und denn haben sie 
ein büschen von die Welt gesehen. Und denn wollt ich auch 
noch sagen, daß ich vergangen Woch gar kein Kartoffeln bei 
mein Essen gekriegt hab, bloß dicken Reis, was für’n labendigen 
Menschen nich genug is und nich wieder Vorkommen darf!“ 

Franz kam nicht wieder, solange wir in der kleinen Stadt 
wohnten, und was aus ihm geworden war, wußte kein Mensch 
zu sagen. 

„Er kommt all wieder!“ sagte die Ohlsch zuversichtlich 
auf unsere Fragen; allmählich aber fragten wir nicht mehr 
nach ihm. 

Dcmn zogen die Eltern fort aus dem Städtchen, und als 
ich einmal um die Weihnachtszeit wieder durch seine Straßen 
ging, lag die Kinderzeit hinter mir, und vieles war anders, 
ganz anders geworden. Äußerlich sahen die kleinen Häuser¬ 
reihen aus wie früher; als es an fing dunkel zu werden, hörte ich 
auch den Rummeltopf brummen, das alte Lied dazu singen 
und die Leute lachen und schelten. Gerade so wie ehemals, 
und doch kam ich mir fremd vor in den dunkelnden Strpß?n. 
Da kam mir eine gebückte Alte entgegen. Sie stützte sich auf 
einen dicken Stock und fluchte und seufzte abwechselnd über 
das kalte Wetter und die schlechten Zeiten. 

Es war die Ohlsch, die mich auch sofort erkannte und in 
ihrer bekannten dringenden Weise eine Weihnachtsgabe ver¬ 
langte. Ich befriedigte ihren Wunsch, und dann fragte ich 
nach Franz. 

Da schüttelte sie den Kopf und stieß mit dem Stock in 
die harte Erde. ,,Das is ein ganzen Dösbaddel gewiesen,“ 
sagte sie finster; „ein furchtbaren Dösbaddel! Da hab ich einen 
slimmen Verdruß von gehabt!“ 

Sie humpelte neben mir her und brauchte allerlei Kraft¬ 
worte, ehe sie weiter erzählte. 

„So’n verdw'arsen Bengel! Daß er nach Engelland fuhr mit 
Schipper Swarz, da war ja nich im geringsten was bei! Das 
haben sein Großvater und Vater auch getan, und was i:i die 
Familje is, das is in die Familje. Abers, er kam von Engelland 
nich wieder. Heuerte auf’n Schiff nach Merika und läßt mich 
sagen, ich sollte mir man nich um ihm quälen, was ich aiicli 
nicht tue. Denn das Seefahren is in die Familje, und in Merika 
sind die beiden annern auch gewesen. Und von da geht er 
nach Schina, wo ich auch nix gegen halt, wenn ich auch nicli 
weiß, wo das alte Land liegt. Abers w^o in so’n slimmen Sturm 
der Steurmann über Bord fällt — daß Franz das einfallcn 



630 :n300ee00G€®6B80^^0€£0eüs^S:»^ DEUTSCHLAND 


Nr. 14/15 


muß, ihn nachzuspringen, das nenn ich einen offenbaren Un¬ 
sinn! Denn er könnt sich denken, daß bei sowas nix Ordent¬ 
liches herauskommt. So is es denn auch gewesen. Als die 
andern Jungens mit’n Boot kommen, kriegt Franz den Steur- 
mann noch herein — denn abers kommt so ne greuliche swarze 
Welle, und von mein Jung is nix mehr zu sehen gewesen. Was 
mir nun nich wundert, weil daß ich das Wasser auch kenne. — 
Der Steurmann hat mich die Geschichte selbst auf engellisch 
geschrieben, und Schipper Swarz übersetzte mich das. Um 
Wihnachten is es auch gerade gewesen, und Franz hatte sich 
gerade ein Rummelpott gemacht und wollte die andre Mann¬ 
schaft zeigen, wie man rummeln sollt. Nu is das allens umsonst 
gewesen, bloß, weil er ein dummen Jung war!“ 

Sie stand still und atmete schwer. Aus der Ferne klang 
cs lustig: 

Anniischen, mak de Dören apen 
Und lat den Ruinmelpoll in! 

Und wenn de Schipper vun Holland kümml, 

Dann hett he goden Sinn! 


„Ich kann das Singen nich mehr hören!“ sagte die Ohlsch. 
„Mein Jung, der verstand es besser — viel besser! — Er hat 
oft gesagt, daß er mir durchneien wollt, wenn er groß war — 
hält mir gern jeden Tag prügeln können, wenn er man bloß 
wiedergekommen war!“ 

Schipper wulll du wlken, 

Bootsmann wullt du strlken, 

Treck de Segel dal und op — 

Und glff ml wat In’n Rummelpoll; 

En. twe, dre, veer — 

Und wennt ok en halwen Dalcr weer! 

So sangen die frischen Stimmen, und die Lippen der alten 
Frau begannen zu zittern. Aber sie wollte nicht weinen — 
das war wohl nicht Brauch in ihrer Familie. 

,,Nu“ — sagte sie halblaut vor sich — „vielleicht nimmt 
uns’ Herrgott meinen Jung sein Dösigkeit nicht übel — nu is 
doch wohl auch Wihnachten in Himmel, und vielleicht darf 
er da ein büschen rummeln!“- 

Ich glaube es beinahe. 


Natur- und Heimatschutz 


Von den a u s s l e r b c n d c n Bibern. Zu den Tieren, die dem 
allmählichen Untergänge geweiht sind, gehört auch der Biber. Seit Jahr¬ 
zehnten Isl ln Preußen und Anhalt dieses schöne und durch seinen schuppigen 
Mschschwanz so überaus merkwürdige Nagetier ln besonderer Obhut der 
Ndlurfreimde und durch strenge Gesetze vor jeder Verfolgung geschützt. Trotz¬ 
dem gibt es auf deutschem Boden nur noch eine Stelle, wo wilde Biber leben. 
Sie befindet sich auf anhalllschem Gebiete zwischen Wittenberg und Magde¬ 
burg an der F.lbe. Dort hausen, nach dem letzten Bericht von Edmund Leu- 
pold, noch tlwa 60 bis 70 Biber, die aber keine der bekannten Biberbauc auf- 
fiihren, sondern nach Art der Dachse ln selbslgegrabenen Erdhöhlen hausen. 
Wahrscheinlich ist dadurch ihr Untergang besiegelt; denn soweit sich nicht 
gewissenlose Schiffer an ihnen vergreifen, gehen sie durch die Über¬ 
schwemmungen zugrunde, durch die sie ln ihren Bauen überrascht werden. 
Jahr für Jahr mindert sich so ihre Zahl, und noch in unserer Generation wird 
der Biber auf deutschem Boden nur mehr ein sagenhaftes Tier sein. Damit 
aber zugleich wahrscheinlich ln ganz Europa. Denn auch die andern Biber- 
baiie, soweit man solche kennt, erweisen sich kaum als lebensfähig. Solche 
gibt e.s jetzt noch im Mündungsgebiet der Rhone, in Rußland ln den Rokltno- 
sümpfen und an der Dwina. Aber auch dort \crmlnderl die Natur ihre Zahl 
von Jahr zu Jahr auch ohne Eingriffe des Menschen. Es scheint nicht ein¬ 
mal bei sorgsamster Pflege ln Tiergärten und Naturschutzparken möglich zu 
sein, den Untergang dieses seltensten deutschen Tieres aufzuhalten oder 
wenigstens zu verlangsamen. 

Zur .\ 11 s ü f o r s c h u n g. Zwischen Lippe, Pader und .Msne, ln 
ilem heutigen Orte Neuhaus bei Paderborn, wo Fürstbischof Theodor 15^0 
eine Burg errichtete, die 1646 von Wrangel erobert wurde, sollte nach 
<lor Versicherung des genannten Fürslblschols das berühmte Römerkastell 
Allsü gestanden haben. Dieser Auffassung folgte General v. Müffllng, 
dann auch General v. Veilh, der sich jedoch aus militärgeographischen Gründen 
bald zu anderer Auffassung entschied. Allein, nachdem selbst Theodor Momm- 
sen im 5. Band seiner römischen Geschichte Aliso im Dorf Elsen bei Pader¬ 
born suchte und ln seinem ebenso gründlich wie populären Werk in die von 
H. Kiej^ert entworfenen Karle auch einzeichnete, ja ln besonderer .An¬ 
merkung hervorhob; daß das Kastell am Zusammenfluß des Luplas und des 
Helison bei Dlo 54,33 gleich sei mit dem öfter genannten .Miso, und daß dies 
an der oberen I .ippe gesucht vver<len mü.s.sc, sei keinem Zweifel unterworfen; 
• laß das römische Winterlager an den Lippequellen (ad caput Lupiae Velleius 
J.I05) ebendort zu suchen, sei wenigstens sehr wahrscheinlich, entschloß sich 
Cehelmral Dr, 0. Dörrenberg, der durch seine vorsichtigen und ausdauernden 
Lokalforschungen bekannte \ erfasser des Buches Rörncr.spuren und Römer¬ 
kriege im nordwestlichen Deutschland, durch die Logik der Schaufel Sicher¬ 
heit zu erzielen. Dörrenberg gewann als Vorarbeiter den bewährtesten .Spalen- 
führer bei den deutschen Reichslimesausgrabungen, welcher ln den letzten 
Jahren auch bei Haltern an der Lippe zur .Aufdeckung der dorlipen augu¬ 
steischen Römerlageranlagen Vorarbeiter war, Fackert, unter der archäolo¬ 
gischen Leitung von Konstantin Kcenen (Godesberg). Da Koenen in Dien'^ten 
v!es Bonner Provinzialmuseums die .Aufdeckung von Novaeslum und andern 
römlsclien Sleinkastellen am Rhein sowie che Erforschung »ier gnißten und be¬ 
deutungsvollsten aller im In- und .\uslande aufuedeckten \ crteidigiing'^anlai.’cn 
aus Erde und Holzplcisten, nämlich der ])rähi.<itorischcn und römischen I ace«" 
von Urmitz am Rhein, wissenschaftlich an Ort und Stelle leitete, auch bei 
Scfultens .Auldeckung Numanllas und der großen rcpub!il:anl‘5ch-römlschcn 
Lager in Spanien die besten Erfolge erzielte, war alles geboten, den Gegenstand 
archäologisch gründlich zu erledigen. .Auch zeigte 'ich sowohl die Schlo߬ 


verwaltung als auch der Gemelnderal von Neuhaus, die über den Grund und 
Boden zu entscheiden hallen, dem wissenschaftlich gemeinnützigen Unter¬ 
nehmen äußerst entgegenkommend. Es wurde Koenen nicht nur gestattet, 
im Schloßhofe lange Gräber zu ziehen, die bis auf den Urboden hinunter¬ 
reichten, sondern durch Gemeinderatsbeschluß erzielte es Koenen sogar, 
vor der Kirche den schönsten Platz des Luftkurortes zu durchgraben. Orts¬ 
bewohner stellten ebenso liebenswürdig unentgeltlich ihre Hausumgebung 
zu Ausgrabezwecken ln den Dienst der Forschung. Das Ergebnis führte unter 
diesen günstigen Umständen, welche Dörrenberg geboten wurden, endlich 
einmal zu zuverlässig sicherer Beantw'orlung der Frage, ob in dem Winkel 
zwischen Lippe und Alsne das Kastell Aliso gelegen hat. Koenen antwortet 
jetzt mit einem entschiedenen Nein! Trotzdem man nämlich an den ent¬ 
scheidenden Stellen den Urboden erreichte, stellenweise sogar, diesen durch¬ 
schneidend, bis ln die Grundwassersohle hineingrub, wurde nirgendwo irgend¬ 
eine Spur von römischen Gräbern oder Pfostenlöchern angetroffen. Auch 
isl bei den ausgedehnten Arbeiten kein römischer Scherben oder ein anderer 
Rest römischer Kultur zum Vorschein gekommen. Damit wird man, dank 
Dörrenbergs frischem Entschluß, diese Sache endgültig als erledigt betrachten. 
Die archäologischen Forschungen werden von Dörrenberg ln der geeigneten 
Jahreszeit zunächst im Dorfe Elsen selbst fortgeführt. Der erste Versuch 
unter Koenens Leitung führte aber bisher auch hier nicht auf Römisches. 
Vielmehr wurden hier schon früher Menschenskelette und ein Elsenschwcrt 
gefunden und von Kcenen als karolingische Gräberreste erkannt unter Hin¬ 
weis auf die .Möglichkeit, hier vielleicht das 786 von Karl dem Großen an 
den Llppcquellen errichtete Castrum zu finden. 

Ein gefährdetes Dorf. Das Bergdorf .Aschera bei Tarasp im 
Unterengadin steht ln Gefahr. Die gegen den Inn vorgeschobenen Terrassen 
sind nach der Frankfurter Ztg. im Begriff, den Hang hinunterzurulschen. Es 
sind über 100000 Kubikmeter Erde ln Bewegung. Wenn die Rutschung ein 
rascheres Tempo annehmen und ein größerer Teil der Erdmasse auf einmal 
ln den Inn hlnunterglellen sollte, so wäre eine Katastrophe für das ganze Unter- 
ensadln unvermeidlich, und cs könnten auch die Heilquellen von Tarasp ge¬ 
fährdet werden. Bekanntlich sind auf der andern Seite die Terrassen, auf 
denen (Us Dorf Fetlan liegt, ebenfalls gefährdet; man hat sie durch Vorbauten 
zu stützen gesucht. 


m— 



H 

m 

Forschen und Wissen 

1 


Dr. Otto Dresemann. Am 12. November waren es 25 Jahre, seit 
Dr. f). Dresemann in die Redaktion der Kölnischen Volkszeitung eingetreten 
ist. Während dieses Vierteljahrhunderts hat er hier als Auslandsredaktcur 
gewirkt, aber seine seltene journalistische Begabung fand in diesem Ressort 
keine Begrenzung, sondern sie ist auch manchmal den übiigen Spalten der 
Zeitung zugute gekommen, insbesondere dem Feuilleton, denn unsere Leser 
wissen aus zahlreichen Beiträgen für unsere Zeitschrift, daß Dr. Dresemann ein 
sehr feinsinniger Feuilletonist und einer unserer besten deutschen Stilkünstlcr 
ist. Es gibt kaum einen Schriftsteller in Deutschland, der in Verkehrs- und 
Reisefragen besser unterrichtet wäre als der Jubilar, und seine engeren Freunde 
kennen ihn als ein wandelndes Kompendium aller einschlägigen Zahlen und 
Daten. Dabei liebt er die deutsche Landschaft, und er hat sie oft mit Be¬ 
geisterung be.schrleben. Sein großer Freundeskreis vereinigt sich in dem 
Wunsche, daß er dem deutschen .Schrlftstellerlum und dem deutschen 
Journalistenstande, der ihn durch Übertragung der höchsten Ehrenämter, 
die er vergeben kann, geehrt hat, noch lange tatkräftiger Wirksamkeit er¬ 
halten bleibe. G. St. 







Nr. 14/15 & 


DEUTSCHLAND BB eeeoetje eeeseeeeeeeeeeeeeegii 651 


Alexander Herzen: Aus Anlaß des hundertsten Geburtstages 
des 1812 in Moskau geborenen Vernichters der russischen Leibeigenschaft 
haben die Nachkommen Alexander Herzens und seine zahlreichen Freunde 
und Verehrer beschlossen, dem großen Volksmann und Menschenfreund ein 
dauerndes Denkmal zu errichten durch eine erschöpfend vollständige Ausgabe 
seiner Schriften und Briefe, die binnen kurzem in Rußland zu erscheinen be¬ 
ginnen wird. Es ist dafür schon unerw'artel viel neues und wichtiges Ma'erial 
vereinigt worden. Um aber Alexander Herzens Lebenswerk so vollständig 
wie möglich wiederzugeben, richten die Veranstalter der Ausgabe die herz¬ 
liche und dringende Bitte an alle die. die Handschriftliches, wie Briefe, Auf¬ 
sätze, Widmungen usw., von Alexander Herzen besitzen oder auf ihn bezüg¬ 
liche unveröffentlichte Briefe und Schriften ihm nahestehender Zeitgenossen, 
wie Malwida von Meysenbug und anderer, diese Schriftstücke freundlichst 
in Deutschland dem Geh. Justizrat Prof. Dr. H. Erman (Münster i. W.). 
dem Ehemann einer Enkelin .Alexander Herzens, zusenden zu wollen, wenn 
möglich im Original. Die anvertrauten Schriften werden nach Ahschriftnahme 
ihren Besitzern wieder zugestellt werden, und die Ausgabe wird für jedes 
Stück seine Herkunft namentlich angeben. 


1 


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Bunte Chronik 




Wie man vor 75 Jahren von Pr.-Holland nach Königs¬ 
berg reiste. Hierüber lesen wir in den ,,Elb. N. N.“ folgendes: Heute 
berührt uns besonders die Umständlichkeit eigentümlich, mit der die Vor¬ 
bereitungen zu einer Reise nach w'eiten Entfernungen getroffen wurden; eine 
Reise von Pr.-Holland nach Königsberg in damaliger Zeit galt meist als ein 
Ereignis fürs ganze Leben. Zu den vielen Vorbereitungen gehörte zahlreiches 
Gepäck und, w'er mit der Post fahren wollte, die Belegung eines Platzes für 
den gewöhnlichen Post- oder Eilwagen mehrere Tage vor der Abfahrt. Manche 
sollen auch bei Antritt einer langen Reise vorher ihr Testament gemacht haben. 
Nun fuhren aber wegen der hohen Kosten nicht alle mit dem königlichen 
Postwagen, sondern warteten auf ..Gelegenheit“. Diese fand sich denn auch, 
wenn Frachtwagen nach Königsberg gingen, oder wenn die Handwerker, und 
davor scheuten sich in jener Zeit auch nicht die Besten, zu den damals noch 
Wert habenden Jahrmärkten reisten. Manche, die nach Danzig oder Königs¬ 
berg wollten, gingen bis an die jetzige „Zufriedenheit“ oder auf die Höhe 
der Königsberger Chaussee und baten einen Führer von Krümperwagen der 
damals in Elbing liegenden Schwadron der schwarzen Husaren, sie gegen 
Entgelt mitzunehmen. Dies taten die braven Reiter gern. Andere Pr.-Holländer 
wieder fuhren oder gingen nach Elbing, wohnten hier einige Tage oder länger 
und benutzten dann zur Fahrt nach Königsberg den Dampfer „Schwalbe“; 
denn Elbing besaß damals schon ein Dampfschiff. Sehr peinlich wurden aller¬ 
dings die Ankunfts- und Abfahrtszeiten bei diesem Dampfer nicht eingehalten, 
weshalb sich der damalige Reisende mit Geduld wappnen mußte. Gasthöfe, 
zwar einfach, aber solid und billig, gab es in dieser Periode sehr viele, und 
so war wenigstens in dieser Hinsicht für die wartenden Reisenden gesorgt. 
.Aber nicht alle Orte waren in der glücklichen Lage, eine Postexpedition mit 
Posthalterei und Wartestube oder öftere Fahrgelegenheit zu besitzen. So 
kam es z. B. vor, daß nach Königsberg reisende Personen, die in Saalfeld, 
Mühlhausen, Rosenberg, Riesenburg oder Christburg wohnten, erst eine 
anstrengende Fußtour nach Elbing machten, um sich dann einem Fuhrwerk 
anzuvertrauen. Elbing und Pr.-Holland lagen in jener Zeit an der großen Post¬ 
straße Berlin—Königsberg und waren wichtige Posthaltereien. Zu einer Reise 
nach Pr.-Holland brauchte man von Pr.-Holland oder andern Orten des Ostens 
bei nicht normalen Verhältnissen vor 75 Jahren oft zwei bis drei Wochen. 

Wie die großen Komitees ausländischer Zeitungen 
zustande kommen! Die Leitung der in Earls Court London 1914 
geplanten ..International Exhibition of Travel and Spo r t“ hat ln 
letzter Zelt ln Reklamen die Namen hochgestellter Männer erwähnt, die ln den 
einzelnen Ländern an der Spitze von Kommissionen stehen sollen, um die Teil¬ 
nahme an dieser Ausstellung zu organisieren. Für die Schweiz wird Herr Lachenal 
in Genf, früher Mitglied des Schweizerischen Hundesrats und Präsident der 
Schweizerischen Eidgenossenschaft, angeführt. Auf unsere Anfrage hin be¬ 
streitet Herr Lachenal die Richtigkeit dieser .Angabe, auch Mitglieder des 
sogenannten schweizerischen Komitees bestreiten die Mitgliedschaft, weshalb 
fcstgcstellt ist, daß für das Unternehmen ln sehr bedauerlicher Welse Un¬ 
richtigkeiten zu Reklamezwecken Verwendung finden. (Die Zeitschrift 
,.Deutschland“ hat schon wiederholt Bedenken erhoben gegen die 1914 ln 
London geplante ,.Internationale Reise- undSportaiisstellung“. 
Die Red.) 

Amerikareklame der schweizerischen Bundes- 
b ahne n. Interessante Mitteilungen, die auch für die deutsche Verkehrs¬ 
propaganda Beachtung verdienen, hat das New Yorker Bureau der schweizerischen 
Bundesbahnen jüngst veröffentlicht, denen wir folgendes entnehmen: Die 
Schwierigkeit der Propagandaarbeit ln Amerika, so heißt cs ln diesen 
Ausführungen, liegt in der Ungeheuern Ausdehnung des Landes und der Größe 
der Bevölkerung. Wir haben es mit 100 Millionen Menschen, 25 0(X) Tages¬ 
zeitungen und über 11 000 Reiseagenturen zu tun. Wir haben dieses Jahr über 
200000 Broschüren verteilt; aber was macht das unter diesen riesigen Ver¬ 
hältnissen? Und da schickt uns irgendein Verkehrs-Verein — zwei ganze Exem¬ 


plare einer Propagandaschrift zur Verteilung; ein Tropfen ins Meer! Der 
Publizitätsdienst der Bundesbahnen ln New York arbeitet mit etw'a 300 Unter¬ 
agenturen, das sollten die Verkehrs-Vereine bei der Sendung von Propaganda- 
material in Berücksichtigung ziehen. Es kommt vor allem darauf an, die guten 
großen Zeitungen auszuwählen und nicht auf die zahllosen kleinen Skandal- 
und Winkelblättchen hereinzufallen, die ihre .Annoncenjäger überall hinschicken, 
aber für die Publizität gänzlich wertlos sind. Das New Yorker Bureau der 
Bundesbahnen ist gern erbötig, ln dieser Hinsicht .Auskunft zu geben. Eine 
Annonce in einem guten Blatte, w'enn sie geschickt abgefaßt ist — z. B. wie 
ein kleiner Führer durch die Schweizer Kurorte —, kann noch nach Monaten 
wirksam sein. So sind nach einer Anzeige ln den New Yorker Times, die im 
Mal erschienen ist, noch im September und Oktober Anfragen elngelaufen. 
Das Bundesbahnbureau veranstaltet im Dezember ln einem großen New Yorker 
Warenhause eine Wintersportausstellung, wozu der Besitzer des Warenhauses 
eine Anzahl von Räumen unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. Es bedarf 
dafür noch einer Anzahl Photographien aus dem Wintersportleben. Es wurde 
bereits ein großer Bobsleigh gekauft, der, mit lebensgroßen Puppen besetzt, 
über eine künstliche Bahn von Zelt zu Zelt in den Ausstellungssaal herunter¬ 
fahren soll. Zuerst wollte der Warenhausmann sogar das ganze Stockwerk 
unter Wasser setzen und gefrieren lassen, um mitten im Warenhaus eine richtige 
Winterlandschaft mit Eisplätzen und Skifeldern herzustellen. (Echt amerikanisch!) 

Europareise amerikanischer Hoteliers. Über die schon 
auf der Wiener Generalversammlung des Internat. Hotelbesitzervereins ange¬ 
kündigte Reise amerikanischer Hotelinhaber nach Europa liegen zurzeit vor¬ 
läufige Mitteilungen vor, denen wir ln der jüngsten Nummer der Wochenschrift 
„Das Hotel“ folgendes entnehmen: Die Reisegesellschaft der amerikanischen 
Hoteliers wird mit Damen im ganzen etwa 200 Personen zählen. Sie verläßt 
Amerika am 16. April mit dem Lloyddampfer George Washington. In Europa 
werden folgende Städte besucht: Plymouth, London, Dover, Ostende, Brüssel, 
Köln, Remagen, Mainz, Wiesbaden, Frankfurt, Berlin, Dresden, Wien, Salz¬ 
burg, Innsbruck, München, Luzern, Interlaken, Paris und Reims. Für Paris 
ist ein Aufenthalt von fünf bis sechs Tagen vorgesehen. Die Dauer der ganzen 
Reise wird sechs Wochen betragen. Die Rückkehr nach New York erfolgt 
am 31. Mai. In Köln trifft die Reisegesellschaft am 29. April, abends 10 Uhr, 
ein und verweilt dort einen Tag und zw'el Nächte, also bis zum Morgen des 
I. Mal. an dem sie nach Remagen und Mainz weiterfährt. Für Berlin sind die 
Tage vom 3. bis 7. Mai in .Aussicht genommen. 

Die Berlin-Siegel marken, von der Zentralstelle für den 
Fremdenverkehr Großberlins herausgegeben, bilden das große Ereignis auf 
dem Gebiete der Werbemarken. Die besondere .Aufmerksamkeit richtet sich 
nicht nur auf die künstlerische Ausführung der beiden vorliegenden Serien durch 
den Maler Paul Scheurlch, sondern auch auf die Tatsache, daß hier die 
offizielle, die amtliche Marke der berufenen Verkehrsorganisation Berlins 
vor Hegt. 

Woher stammt das Wort Restaurant? Im Französischen 
bedeutet das Wort „Restaurant“ ursprünglich nicht einen Gasthof, sondern 
eine kräftige Suppe Die Königin Margarete von Nabarra erzählte: ,,Ich 
schlief ln einer Garderobe, ln der man mich die schönsten Restaurants und 
die besten Fleischgerichte, die ich je genoß, essen ließ.“ Eine Zeltlang gab 
es ein kräftigendes Gericht, das als,.Restaurant dlvin“ berühmt und Mode wurde; 
das Gericht bestand aus feingeschnittenem Rindfleisch und Geflügelfleisch, 
das über einem Feuer mit Trauben aus Damaskus, getrockneten Rosen und 
Perlgraupen gewissermaßen destilliert wurde und als Suppe Liebhaber fand. 
Im 18. Jahrhundert vereinfachte ein .Arzt namens Clärens das Rezept dieser 
„göttlichen Kräftigung“ und begnügte sich damll. gemästetes Geflügel in 
einem aromatischen und stark gewürzten Wasser zu kochen. Das Rezept dieses 
Arztes hatte einen großen Erfoljj, es galt bald als guter Fon, von Zelt zu Zeit 
ein ,,Restaurant“ zu genießen, und im Jahre 1766 eröffnete ein findiger 
Pariser Geschäftsmann ein kleines Unternehmen, dessen Zweck es war, dieses 
Gericht zu vertreiben. An der Tür des Lokals prangte die Inschrift : „Verkauf 
von Restaurants“. Das Lokal lag damals ln der Rue des Poulles, in der jetzigen 
Louvrestraße, und der „Restaurateur“ fügte der Suppe noch Trauben und 
Geflügel bei. Nun enlrtanden bald allerlei Konkurrenzunternehrnungen, 
aber immer stand das ..Restaurant“, die kräftigende Suppe, im Mittelpunkt 
des Geschäftes, und andere Speisen wurden nur auf Verlangen als Ergänzung 
gereicht. Eine zeitgenössische Chronik berichtet: ,,Dle Restaurateure sind 
jene Leute, die die Kunst besitzen, die Suppen zu bereiten, die Restaurants 
genannt werden, und sie genießen dabei das Recht, alle Arten von Suppen 
zu verkaufen: Relssup|)en und Nudelsuppen, frische Trauben usw.“ Diese 
Supjienschankstellen nahmen bald den 7 Itel Restaurant oder Gesundheitshaus 
an, und die Chronik der Zell erzählt, daß „diese Einrichtung den Herren Roza 
und Pourlaille im Jahre 1766 ihr Entstehen verdankt“. 

Europäische Eindrücke des amerikanischen Thealer- 
k ö n 1 g s. David Belasco, der bekannte amerikanische 7 heaterdircktor, 
der durch seine großartigen Unternehmungen und durch seine erfolg¬ 
reichen Dramen im Bühnenleben der Vereinigten Staaten die führende 
Stellung einnimmt, hat eine dreiwöchige „Erholungsreise“ auf europäischem 
Boden unternommen, die ihn von London nach Paris, nach Berlin, Wien 
und einen Tag und eine Nacht nach Ischl führte. Von London hat er 
jetzt wieder die Heimreise nach New York angetreten. Während des kurzen 
.Aufenthaltes in der britischen Hauptstadt gewährte er einem Mitarbeiter der 
„Daily Mall“ eine Unterredung, ln der er ln Interessanter Welse von seinen 



632 j Boco e o e ooetK»ecoooocoe «e0effli DEUTSCHLAND 


Nr. 14/15 


Erfahrungen und Anschauungen erzählte. Belasco hat sich während dieser 
F'erientour, die er angetreten, um der Hitze und dem Lärm New Yorks und 
dem ewigen Telephongebimmel zu entgehen, die Theater der großen Städte 
Europas möglichst genau angesehen und fast jeden .Abend bei einer Aufführung 
verbracht. ..Ich wünschte, die Stücke der Saison zu sehen und die Stimmung 
des Publikums zu beobachten," sagte er, „und ich kann kein Zeichen lür ein 
.Aufleben irgendeiner besonderen Gattung von Stücken entdecken. Stücke mit 
Handlung finden ihr Publikum, und überall will man gute Stücke. Eine ge¬ 
naue Zergliederung dessen, was man unter einem guten Stück versteht, ist 
wohl nicht nötig: die Streitfragen gehen hauptsächlich um die Inszenierung. 
W'r hören jetzt so viel, daß bei einer /\ufführung alles auf die Ausstattung 
ankommt. Europa hegt eine bisweilen sogar bewundernswerte Vorliebe für 
das, was man die neue Schule ln der Regle nennt. Spalten über Spalten voll 
Begeisterung werden der Regle gewidmet, die große Volksinassen auf die 
Bühne stellen kann, aber die Regle auf einer mit Menschen gefüllten Bühne 
ist nicht schwierig und nach meiner Meinung nicht Kunst. Die wahre Kunst 
der Bühne besteht darin, im Publikum den Eindruck zu erwecken, daß riesige 
Massen voll Angst, Erregung. Freude, oder was sie wollen, auf der Szene sind, 
auf der gespielt wird. Wirklich Tausende von Menschen auf die Szene zu 
bringen, ist reine Zirkusarbeit. Meiner .Ansicht nach ist d.isjenige Schau¬ 
spielgenre, das die schwierigsten Anforderungen an eine befriedigende Vor¬ 
führung stellt, ein Lustspiel mit nur wenigen Personen. Das realistische Stück 
stellt an den Regisseur höhere Anforderungen als jedes andere und befriedigt 
ihn, den Verfasser und den Schauspieler mehr, als es ein anderes vermag. Zwei 
Hilfsmittel gibt es für den Regisseur, an die ich glaube: Licht und barbe, 
Maschineneffekte mag ich nicht: ich habe sic oft versucht, aber sie haben mir 
meist nicht genügt. Als ich mein Stück „Peter Grimm" probte, verwandte 
ich drei Monate auf die beste iraschlnelle Darstellung eines Geistes und gab 
sie dann doch auf, um eines einfachen Lichteffektes willen, der bessere Wir¬ 
kung tat." Belasco spricht dann von den vielen erfolgreichen Stücken, die er 
selbst geschrieben, und von seinem Glück im Aufhnden guter Schau<!pieler. 
Er ist der einzige unter den amerikanischen Theaterdlrektorcn, der nicht aut 
der Jagd nach Stars ist, sondern sich seine Stars .selbst heranzlehl. Eine solche 
Entdeckung ist ihm mit seinem Hauptdarsteller David Harheld gelungen. 
,,Ich fand ihn ln einem Variete, und heute hat er keinen Rivalen. Seine Ein¬ 
nahmen belaufen sich auf durchschnittlich 20 COO Mark die W'cche. Diese 
Tatsache allein gibt die Antwort, warum er nicht nach Eurona kommt. Seine 
Stimme und sein Gesicht waren es. die mich fesselten, als ich ihn zum ersten¬ 
mal sah. Es ist ein Timbre ln seinem Organ, das jedem ein Schluch/cn ln 
die Kehle bringt. Sie werden ihn in England sehen, wenn ich hier ein 
Theater aufmache, was man mir oft geraten hat und was durchaus im Bereich 
der Möglichkeit liegt." 



Deutschland und das Ausland 



Ein russisches Urteil über Frankreich und Deutsch¬ 
land. Die Unfreundlichkeiten und W iderwärtigkeiten, denen sich dcul>che 
Reisende und deutsche Fliecer auf französischem Boden ausgesetzt sehen, 
scheinen ihren Grund nicht nur ln dem Haß gegen das Deutschtum, sondern 
auch in einem allgemeinen Rückgänge der französischen Kultur zu hal en. 
Darauf läßt ein russisches Urteil schließen, mit dem uns G. CIclnow ln den neu¬ 
esten ..Grenzboten" bekannt macht. Es Imdtt sich ln dem ven P. P. Kusmlnski 
herausgegebenen ..Russischen Reiseführer durch Europa". Kusmlnski faßt 
hier die von seiner letzten Reise in Frankreich gewonnenen Eindrücke folgender¬ 
maßen zusammen: ,.Nachdem wir Frankreich lange Zeit nicht ge«ehen hatten, 
muß konstatiert werden, daß das Land ln allen Beziehungen zunickgebheben 
ist (,rcgresslrowala‘), daher erweist sich auch eine Reise ln Frankreich. be<;onders 
wenn man vorher in Deutschland gewesen ist, aL wenig anziehend: dleselb« n 
alten schmutzigen Eisenbahnwagen mit Ausschluß der Expreßziig«*, dieselben 
schmutzigen und schlechten Elsenbahnbiifette wie friiher, dieselben mittel¬ 
alterlichen Zollschranken, auf jeden Schritt dieselben kleinlichen N(»rgele:en 
der Zoll-, Eisenbahn- und Postbeamten; dieselben Unbeciuendichkciten in¬ 
folge schlechter Venvaltung. dieselbe \ ( gellrelhelt der Reisenden, mit einem 
Wort: was Annehmlichkeiten anhctrifft, üherhaupt nicht zu vergleichen mit 
Deutschland, das außerordentlich vorargekomrnen ist. Das einzige, wa'« in 
Frankreich in den letzten Jahren hcrtschntte gemacht hat, «ird dl<* Teuerung 
und das Apachentum." Von diesem vvahihalt vernichtenden Urteile hebt ^ich 
auf das glänzendste das Lob ab, das Kusmlnski Deutschland zollt. Er «chrcibt 
nämlich: „Deutschland ist ebenso wie Österreich reich an schonen Cieeenden 
(Oberbayern, Elbe, Rhein. Neckar), doch nimmt es sowohl nach der Zahl der 
Kurorte als auch deren guter Beschaffenheit und Einrichtungen un/wdfeßiaft die 
erste Stelle ein. .Auch die deutschen Städte zeichnen sich <lurch eine ungewöhn¬ 
liche Sauberkeit, durch Ordnung, Bequemlichkeit unrl Billigk« it au««. un<I wa> 
die Eisenbahnverbindungen anbelangt, so steht Deutschland außer jeder Kon¬ 
kurrenz. . . . Ganz allgemein: Deutschland hat sich ln den letzten jahren stark 
entwickelt und verschönt, und man kann es freimütig in l.i/iig aut Kultur 
und Annehmlichkeit des Lebens als das erste Reich in Europa be/eichm n." 
Der ,.Russische Reiseführer durch Europa" ist ln dem<JelLeri V erlage e*schieneri, 
ln dem die deutschfeindliche „Nowoje W remja" gedruckt wird, bei .V. S. Ssu- 
worin (Petersburg). Dieser Umstand darf als ein Vn/elcl en dafür gedten, daß 
jener Petersburger Reiseführer die allgemeine .Vnschauur.g der ru«.si^chcn 
Reisenden widerspiegelt. 


Eine vorbildliche deutsche Auslandschule. Eine 
schöne und würdige Feier hat die deutsche Kolonie InAsuncloi am Tage des 
Regierungsjubiläums unseres Kaisers veranstaltet, indem sie die festliche Ein- 
Weihung des neuen Gebäudes der deutschen Schule vornahm. Im Beisein 
des Präsidenten der Republik und seiner Gemahlin, des Unterrichtsministers 
Dr. .Ayala und des Oberstleutnants Chlrlfe sowie des Kaiserlichen Geschäfts¬ 
trägers Herrn v. Bülow wurde die Feier nach dem Vortrag der paraguayischen 
Nationalhymne durch die Schulkinder mit einer /Vnsprache des ersten Vor¬ 
sitzenden des deutschen V^erelns eröffnet, der die verschiedenen deutschen 
Vereine von Asuncion unter seiner L ahne gesammelt hat und so auch die deutsche 
Schule nach außen vertritt. Die Rede wurde in ihrem zweiten Teil in spa¬ 
nischer Sprache gehalten mit Rücksicht auf die anwesenden paraguayischen 
Würdenträger, obwohl alle drei Deutsch verstehen und die Herren Ayala 
und Chirlfe cs auch recht gut sprechen. Der Begrüßungsrede, die mit drei- 
lachem Hurra auf den Präsidenten endete, schlossen sich deklamatorische 
und musikalische Vorträge der Schulkinder an, die namentlich das schöne 
Lied „Wenn ich den Wanderer frage" sehr ausdrucksvoll vortrugen. Es folgte 
dann eine Ansprache des Schulleiters, der mit beredten Worten hervorhob, 
daß die Schule nicht nur eine Lcrnschule, sondern auch eine Erziehungs¬ 
schule sein solle, um deutsches Wesen und Liebe zur deutschen Kultur auch 
ln den zum Teil schon im Lande geborenen Kinder.n der hier ansässigen Deut¬ 
schen wachzurufen und zu pflegen. Die Rede klang in ein Hoch auf den 
Kaiser aus, worauf die Schulkinder die deutsche Nationalhymne sangen, in 
die die Versammlung freudig einstimmte. Die Feier fand ln der neben der 
Schule stehenden deutschen evangelischen Kirche statt, deren großer Saal 
sonst für Unterrichtszvvecke benutzt wird. Der mit Fahnen und Palmen- 
zvvelgen geschmückte Raum war bis auf den letzten Platz besetzt. Nach Be¬ 
end liriing der Feier wurden die neuen Schulräume durch den Präsidenten 
und dessen Begleiter besichtigt. Sie fanden ihren ungeteilten Beifall, und der 
Präsident sowie auch Dr. Ayala beglückwünschten den Vorstand der Schule 
und sprachen ihre hohe .Vnerkennung für das Geleistete aus mit dem Wunsche 
auf ferneres Gedeihen der Schule. Die drei neuerbauten großen und hellen 
Klassenzimmer sind mit den praktischen Rettlg-Schulbänken, mit Schränken 
und Tafeln ausgeslaltcl. Die Wände schmücken Bilder, die zugleich den 
Zwecken des Unterrichts dienen. Lehrmittel aller Art sind in den Schränken 
und ln den offenen Gestellen untergebracht. Modern eingerichtete Aborte 
vervollständigen den Neubau. Sowohl der Bau als auch die Einrichtung der 
Schule, die von der Firma J. P. Müller ln Charlottenburg geliefert wurde, 
sind jetz.t für Paraguay mustergültig geworden, wie das denn auch der Unter¬ 
richtsminister schon dadurch bekundete, daß er einen zweiten Besuch der 
Schule ln .Aussicht stellte, um sich über die Einzelheiten der Einrichtung ein¬ 
gehender zu unterrichten. Sind auch Umfang und Ziele der Schule der 
einzigen fremdländischen ln Paraguay — noch bescheiden, so ist sie doch 
immer mehr ein wichtiges Mittel für die Erhaltung und Verbreitung deutscher 
Sprache und deutschen Wesens, d. i. für Deutschlands Größe, geworden. 
Unter den 50 Schülern, die in drei Klassen mit vier Stufen unterrichtet 
werden, befinden sich auch Kinder paraguayischer, argentinischer und spani- 
scl’.er Eltern, voran cm Sohn des Präsidenten der Republik, Eduardo Schaerer, 
der als Sohn eines Deutsch-Schweizers und einer Paraguayerin selbst deutscher 
.Vbstammiing ist. I{r wird jetzt noch einen zweiten Knaben ln die Schujc 
geben. Inzwischen hat auch der paraguayische Generalschulinspektor die 
neuen Schulräume besichtigt und ln seinem Bericht die Einrichtung rück¬ 
haltlos zur Nachahmung m den Staatsschulen empfohlen. Außerordentlich 
gefiel ihm das vorzügliche Kartenmaterial der Schule, das ihn u. a. zu der Er¬ 
klärung veranlaßte, die Landesschulen hätten nicht so gute Karten von Para¬ 
guay. \sif sie die deutsche Schule besitze. So kann nach allem die deutsche 
Kolonie siolz auf ihr Werk sein und in der ungeteilten Anerkennung gebildeter 
Paraguayer einen Arvsporn zu eifrigem Weiterarbeiten an dieser deutschesten 
Sache finden. D.e Kosten des Ntubaues nebst L.inrlchtung, die sich auf 
84 (’OO Pajiierj escs ( 23 000 Mark) belaufen, sind zum größten Teil durch 

Spenden aus den Reihen der hiesigen Kolonie aufgebracht worden. Zur 
Deckung d( s Restes hofft man auf Untcr.stützung durch vaterländisch ge¬ 
sinnte .Männer und brauen .n der Heimat. Am Abend des Festtages fand 
in den [)rächtlg geschmückten Räumen des deutschen Klubs ein Ball statt, 
der die zahlreichen Teilnehmer ln schönster Stimmung bis ln den hellen 
.Morgen vereinte. W ie bei der Schulfeier am Vormittag, so trug auch hier 
eine von dem gioßen Deutschenfreund Chlrlfe ln dankenswerter Welse ab- 
kommancücrle Militärkapelle mit ihren lustigen Welsen zur Erhöhung der 
festlichen Stimmung bei. 


Eisenbahnwesen 


\\ 1 n I e r s p o r t s o n d e r z ü g e. \’on Samstag, dem 29. No\ember 
d. 1.. ab werden bis auf weiteres wie im Vorjahr Samstags und Sonntags die 
\\ inter'-i (»rlsonderzi’gi* zu ermäßigten Preisen nach dem Saterland und der 
Life! i'ef.ihien, w« nn cli; Witterungs- und Schnee\erhältnlsse auf den Gc- 
iäm'en bt i \\ interbeig, Frcdebiiirg, Lüdenscheid, Melnerzhagen und Mont- 
js»le zur .\iiMibung des \X Intersports günstig sind Der Fahrplan der Sonder- 
/üge. die Fahrprelsf und die Reförderungsbestlmmungen sind aus einem 
la^clienfahrplan er* Iclitllch. der von den Fahrkartenausgaben unentgeltlich 
an Reisende \ciabfolgt wird. Zur Hinfahrt gehen die Züge von Köln Hbf. 







Nr.T4/T^ DEUTSCHLAND ! P CCOXO€)O€)O€)€)€)€)€3OCCO300OCC^ 633 


ah für das Saucriand am Samslagnachmittag 2,22 Uhr und Sonntags vor^ 
mittags 6 Uhr, und nach der Eifel Sonntags vormittags 6 Uhr. Es ist zu be¬ 
merken, daß die Sonderzüge nach dem Sauerland von Düsseldorf über Elber¬ 
feld und von Duisburg über Essen und Bochum geleitet werden. Kölner 
Touristen erreichen den .Anschluß in Elberfeld. 

BerlinerWintersportzüge nach München. Zum ersten¬ 
mal wird heuer zu Weihnachten ein starker Wintersportsonderzug von Berlin 


nach München bestimmt abgefertigt. Ein späterer zweiter Sonderzug ist auch 
schon so gut wie gesichert. Er soll anläßlich der Deutschen Skimeisterschaft, 
die am 24. und 25. Januar im bayerischen Hochland ausgetragen wird, ein- 
treffen. 

Wintersportzüge nach Oberstdorf. Die Lokalbahn- 
.Aktiengesellschaft München hat auf der Strecke Sonthofen—Oberstdorf für 
die Monate Dezember und Januar nicht bloß für die Sonn- und Feiertage, 


Die günstigsten Reise Verbindungen nach den Wintersportplätzen des Harzes. 

ZusainnK'iigestelll von der Küniglichen P'isonbahiidircktion Magdeburg. 

P'ort.'iftzuiig «les P'abrplnn.s von der zweiten UmschlagHoite. 


C. Von Dresden -Leipzig—Halle (Saale) 

_a) Ubor AH<»liorsl<*l»en._ 


Dresden Hbf. . . . 

Ab 

311 

311 

800 

1036 1118 . . 

. 400 

Leipzig Hbf. . . . 

'1 

512 

657 

1025 

100 

226 

. 612 

HmHc «Saale) . . . 


637 

802 1113 1128 

141 

338 . 

. 712 

Scheinleben . . . 

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738 

1006 1213 

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244 

526 . 

. 811 

Halberstadt .... 

An 

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1053 1245 

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311 

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811 

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Ab 

823. 

1106 


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Wernigerode Slb. 

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WernigerodeN.W.E 

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Drei Annen-Hobne 

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1252 



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1040 

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1059 




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. 924 

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t relicrnaclitung in Wernigerode. 


, 946 113 203 

1034 203 267 

11063 222 316 


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562 .. . 
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T-IOCO r-O^ r-e4 

(DCOI>* a)r-l(M 0)0 





D. Von Brannschweig Hbf. 


Bnumschweig Hbf. . Ab 5ia, 710' 762 93611007 1148 446.711 
Wolfenbütlel StH). . Ab 511 723 812 94811021 1204 459 811 


(io.'^lar.An 

(Joslar.Ab 

Wildemann .... An 
('lausthal-Zellerfeld An 


644 ... 9231 w 

660 ... 946! s* 

740 ... 1034 S 
769 . . 1063 « 


1220 131. 611 821 

113 203i 7111 911 

203 257 8211011 

222 316 8111111 


Hiid Harzbui g . . . An 
Wernigerode Sth. . An 
WernigerodeX.W.P^.Ab 
Drei Annen-Hohne An 

P'lend.An 

Sorge . . ' .... An 
Bruunlugc.An 


630 808 915 1036 |llb6 119; 559 811 
907 1054 »1146 112 250 712 911 

. . . 932| 1202 1 138 430, 811. .. . 

. . . 1020 1262 223 518 82« . . . 

. . . 1040, 106 . 243 548, 911... 

. . . 1059 «ub.Hrndeber^ 302 611 921|. . . 

. . . 1243 DiBsiedl .... 611'1011 . . . 


E. Von Gassei. 


(’assel. 

. . Ab 

222 . . 

636 . 

. . . 1110 . 

. 362 .. . 

Hann. Münden . . 

■ . -f 

311 . . 

700 . 

. . 1136 , 

. 419 .. . 

Heiligeiistndt . . 

. . 1 

42« . . 

746 . 

. . 1063 . 

503 ... 

Leinefelde .... 

• • ^k 

42« . . 

806 . 

. . 1239 . 

. 525 .. . 

Nordhaiisen . . 

. . An 

522 . . 

846 . 

.. 113 . 

621 

Nordliausen . . 

. . .Ai» 

600 . . 

916 . 

. . 130 . 

. 622 .. . 

Sorge. 

. . An 

731 . . 

1100 . 

303 . 

, . 82« . . . 

Braunlage . . . 

. . An 

924 . . 

1243 . 


. 1021 . . . 


Die besten Zugverbindungen nach den Wintersportplätzen des badischen Schwarzwaldes: 

Hundseck„ Ruhstein^ Triberg und Feldberg. 

ZiisainniengeMtcllt von der (Jeneraldirektion der Großli. Badisolicn Stoutseisenbahnen, Karlsruhe. 

(Zur leieliteren Orimtierung Uber die Kabrpliine vergleiche man die Skizze auf der dritten üm.sehlagseite.) 


Von Berlin, 

Leipzi 

K, Dresden und Hamburg-Bremen. 


Berlin Anh.-Bf. . . . 

. Ab 1 

80U 820 

OüT 

33a 822 Ö42 022 lüi2 1022 


Magdeburg. 

. Ab 

1816 914 

914 

|306 92« 922 92« 92« ; 


Halle. 

. Ab 

954 1041 

1109 

539 101« 101« 1022 1211 


Dresden. 

. Ab 

716 716 

800 

118 822 712 712 822 1022 

■ « 

Leipzig. 

. Ab 

911 935 

■1025 

506 1012 x912 912 1162 112 

-t 

p:rfurt. 

. Ab 

1129 1226 

1243 

712 1212 12111121 212 i 

X 

s- = 

n 

O 

P'rankfurt a. M. 

An 

346 

454 

1112 52« 1 607 653 1 

Altuna. 

. Al. 

700 = 

1 

1219 goe 1 , 

Hamburg. 

. Ab 

718 

1 

1236 911 f ' 1 *: = 

S- zr 

Hreineii . 

. Ab 

807 •= ^ 


101 102» ? * 1 1^5 

s» s> 
t; c 

Hannover . 

. Ab 

1024 1 = 


343 122« i- s 1 1 1 ? 

OB (fl 

Cassel. 

. AI. 

1 3 f 

i 

722 ^ ' ' J3 T 


I'^rankfurt n. M . . 

. An 

369 ? 


1012 511 ? 1 1 


P'raiikfnrt a M. 

. Ab 

410 , 

510 

1112 521 638 712 | 


Darinstadc . 

. Ab 

' ; 

540 

1212 ' 708 746 ' 

=5 S 

Mannheim. 

. An 

520 1 


702 . : 1 

X r 

Heidelberg. 

. .An 


612 

9-^ 

00 

o 

o 

CO 

o 

3 X 

Würzburg. 

. .Ab 

r- 504 


. ^ 422 1 1 910 


Heidelberg. 

. .An 

82« 

\ 

-f 750 , 1 1208 

P c* 

Heidelberg. 

. Ab 

F"* 812 

611 

111s'’ 769 811 862 1212 


Karlsruhe. 

. An 

62« 922 

71« 

211 800 844 858 937 101 

c ~ 

Basta tt. 

. Au 

721 llli 

822 

211 842 924 924 1006 125 

-» p 

P"orbach-( Jausbach . . 

. An 

822 -: i228 1012 

708 969 1210 1210 1210 264 

Sri ? 

Baden-Baden . 

. .An 

622 1121 

821 

32« 846 931 946 1024 162 

o • 
s 

BUhl. 

. An 

712 1221 

821 

322 951 951 1034 1034 148 

ri- * 

Obcrtal (lluiiiiscck) . . 

. An 

811 .. . 

'1022 

657 1103 1103 1103 1103 *248 
«437 

? C 

3 

Aehern . 

. .Vn 

712 121« 

921 

4g« 1004 1004 1044 1044 167 

3 

Ottenhüren (Itiilistein; 

. An 

^81« .. . 

102« 

716 1128 1128 1128 1128 »263 

e 

Dffen1)urg. 

. An 

721 1222' 

81« 

312 908 954 1015 1062 220 

3 

Triberg-Schwarzwald) 

. .An 

81« 631 

1011 

631 1110 1110 105 106 447 

»ag 

Freiburg (Broisguu) . . 

. .An 

822 111 

922 

422 1005 ... 1119 1146 329 

n 

Titisee (Fehlberg) . . . 

. An 

V 

«11122 629 !ill09 
•12M 1211 

629 1252 . . 1262 219 506 

7 


Von Basel. Mttlhansen und ColmarT 


Basel Bad. Stb. 

. Ab 

631 

712 

806 1025 

226 

50 U 

61« 

812 


Mü!hau.sen i. E. . . . 

. Ab 

511 


733 934 

130 


503 

622 


Seliöiiaii. 

. An 

■769 

910 +1030 1239 

440 

727 

«911 

1011 


Todtnau (Feldlierg) . 

. An 

*821 

936 +1055 102 

503 

722 

«912 

1122 

i \\ erklags. 

Colmar. 

. Ab 

600 

721 

. . . 1014 


161 

447 

712 

« Sonntags 

Ereibiirg (I>nMsjau> . 

. An 

718 

830 

. . . 1111 


307 

622 

922 

im Monat 

Titisee (Feblborg) . . 

. Au 

859 1027 

. . 1252 


505 

821 

1122 

.Mar/. 


Von Mflnchen und Stuttgart 


München . 

Ab 



.. ■ 1245 


. 1022 

Augsburg. 

Ab 

... 1. 

920 ... 

141 


. 1111 

rim. 

Ab 


1049 . . . 

312 

.. 406 . 

. 522 

liiiinendingcn. 

. An 


304 

548 

8«« 

1031 

Donaueschingen .... 

An 


341 

6^2 

Ü 922 . 

1068 

TitLsce (Felilberg' . . . 

. An 


504 . ' 

717 

159 

Triberg tSebwar/wald• 

. An 


439 . 

911 

; '912 

. 1148 

Stuttgart. 

. Ab 

... 805 

110 

321 



Freudenstadt. 

. .Vn 

... 1027.';. 

365 

549 



Hauseeh. 

. An 

. .. 1146 . . . 

501 ... 

622 



Triberg (Schwar/.wald) 

. An 

.. 105 . . 

541 ... 

812 


, . ... 


Vom Rheinland, von Holland, von London nnd Brüsael 
äber Cftln. 



Ab 

■•liWdiHd'ITKTiril 

922 

, 


Brtts.sel. 

Ab 

62« 1121 . . .! 512 ! 


. . .' 132 132 . 


.Aachen. 

Al. 

1012 731 843 1007 

107 

... 612 612 . 



Al) 

1000 . . . 8121 8121 




Ainsterduni. 

Ab 

822 .t .' 

843 

1010 1226 446,. 


Düssolilorf. 

Ab 

m 838 912;i040! 

146 

266 712 911 . 


Cöln ......... 

Ab 


231 1338 821'1011 . 


Cohlenz. 

Ab 

31« 1109 1137 1251 

4 O 8 

... 922 1221 . 


Wiesbaden. 

Ab 

51111218 1236 208 

518 

7111021' 111 . 


Mainz. 

Al. 

512!1262: 113* 232 

5451 

712 11121 11£< . 


Mannheim. 

An 

645 201 222 346; 

622; 

912 1211 321 . 


KarlhruLc. 

. An 

800! 261 317 4381 

822, 

1021 211 321 . 


Bastat t. 

. An 

842' 411 411 509 ' 

812 

1111 211 412 . 


Forbaeli-tJ. 

. An 

959 531 531 822 


►1212 708 708 . 


Baden-Baden . 

. An 

846 336, 402 531 

811. 

1121 32«. 422 . 


Bühl. 

. .An 

951 350 500 61«! 

821 

1221 322 611 . 


Ohertal (HitmiKecb) . 

PLTil 

1103 437 712 722tl011 

657 657 657 . 


Achern . 

An 

1004 417; 5 I 61 712 

921 

1212 422' 421 . 


Ottenhüfen (Kulmteiii) 

An 

1128 501 tei» -721 

101« 

... 716 716 . 


OtVenburg. 

An 

908 367 427. 568 

91« 

1211 312 521.. 


Triberg (Schwarzw'ald) .Vn 

IIIO 1 541 541 81» 

1211 

... 631 903 . 


Freiburg (Rreisgau) . . 

An 

1005 446 ... 722 


... 411 717 . 


Titisee (Fehlberg) . 

.Vn 

1262 821 .. . t912 tl211 

... 629 859,. 



I Über Niederlahnstein, t Sonn- und Keiertags. 
_» Sonntag auf Montag. ^ Werktags._ 


Von Paris, London, Brüssel über Straßbnrc. 


Pai is. 

. Ah 

516 

—tjUM 

922 

1011 

800 

900 

...1200 

Nancy . 

. AI. 

911 

VI 221 

168 

4121266 

121 . 

.. 443 

London . 

. AI. 

900 

900 


205 

922 

922 


Brüssel L. ... 

. AI. 

1233 

611 : 


1112 

803 

803,. 

. . 1083 

Luxemburg .... 

. AI. 

612 

1211 


521 

128 

128' 

. . 366 

Metz. 

. Ab 

711 

122 , 


813 

226 

225 

.. 458 

Saarbrücken . . . 

. Ab 

91« 



4a 

111 

111 

. . 400 

Saarburg . 

. Ab 

1211 

222 

412 

741 

344 

344 

.. 7a 

Straßl.urg. 

. An 

112 

. 322 

512 

844 

441 

452 

.. 812 

Straßburg . 

. Ab 

111x311 3i« 

52« 623 

900 

467 

522 

.. 8a 

Appenweier. 

. All 


422 

657 

923 


544 

.. 9a 

Oppenau . 

. An 


749 

749 1126 


ea . 

.. 10 a 

Achern . 

. .Vn 


422 

7281021 


ea . 

.. 9a 

Ottenböfeu (UuliKtelii) An 


716 

. 8481128 


♦ea 

t?!!' • 

.. 1021 

Bühl. 

. An 


521 

741 1031 


622 . 

.. ga 

Obertal (lliiiulsiek) 

. An 


667 

8401103 


712 

>ioa 

BadensBaden .... 

. An 

211 

.422 512 

621 8141013 

555 

6a . 

. . 911 

(TFenburg. 

. An 


422 

714 

954 


558 . 

.. 9a 

Trieberg (Seliwar/w.) An 


631 

903 

1110 


8a>. 

.. 12 a 

Freiburg (Breisgau), 

. An 


717 

841 

1119 


7a . 

.. 10 a 

Titisee (Feldberg) . 

. Ad 


869 

1027 

1262 

• tim 

• n2Ji 


Orient-Expreß. • Sonn- und F'eicrtags. t Werktags. 











































































































































































sondern auch für die Vorlage eigene Wintersportzüge vorgesehen. Auf der 
genannten Strecke w'crden ferner auch Dutzendfahrkarten mit 33V;i Prozent 
Fahrpreisermäßigung mit unbeschränkter Gültigkeitsdauer ausgegeben. 

Verzollung des Reisege f)äcks nach der Schweiz. 
Eine Erleichterung des Reiseverkehrs bedeutet ein neues Entgegenkommen 
der Bundesregierungen bei der Verzollung des Reisegepäcks. Dieses wird 
bekanntlich nicht nur an der Grenze, sondern auch an beslimmlen Stellen 
im Inland abgeferligl. Auf Antrag der Eisenbahnverwallung werden jetzt 
alle Eisenbahnzoüstellen ermächtigt, Reisegepäck abzuferligen. Wenn cs das 
Bedürfnis verlangt, sollen dazu auch alle zur Erledigung von Begleitscheinen 
befugten Ämter ermächtigt werden. Für die zollamtliche Behandlung des 
Reisegepäcks \n\ Innern bestehen besondere Einrichtungen. Sonst kann sie 
nur an den ordentlichen .'\mtsslellen für den Güterverkehr und innerhalb 
der Dienststunden vorgenomrnen w'erden. Meist ist nun die gewöhnliche 
Zollslelle vom Personenbahnhof weit entfernt. Es kann so bis zur Über¬ 
führung des Gepäcks nach der Zollslelle oder bis zum Beginn der Dlenst- 
stunden eine geraume Zell vergehen. Um diese Unbequemlichkeiten für die 
Reisenden zu vermelden, hat der preußische Finanzminister empfohlen, 
zutreffendenfalls die Reisenden auf diese Übelsländc ausdrücklich aufmerk¬ 
sam zu machen. 

Die bisher m den sibirischen Expreßzügen (Luxuszügen) laufenden 
Wagen der russischen Slaatsbahnen sind seil I3./28. Oktober 1913 zurück¬ 
gezogen, so daß die an jedem Mittwoch aus Moskau nach Irkutsk und an 
jedem Sonnabend aus Irkutsk nach Moskau verkehrenden sibirischen Expre߬ 
züge ausschließlich aus Wagen der Internationalen Schlafwagengesellschaft 
bestehen. Vom gleichen Zeitpunkte verkehren Kurierzüge zwischen St. Peters¬ 
burg—Irkutsk und Moskau—Irkutsk, die aus russischen Staatsbahnwagen 
gebildet sind und bei denen ermäßigte Gebühren für den Schnelligkeitszuschlag 
und die Platzkarte erhoben werden. Demgemäß bestehen folgende Ver¬ 
bindungen nach dem fernen Osten: Expreßzug ab Moskau Mittwochs, in 
Irkutsk Dienstags durch und an Wladiwostok Freitags. Der Gegenzug ver¬ 
kehrt ab Wladiwostok Mittwochs, ab Mandschuria Mittwochs und an Moskau 


PVellags. Kurierzüge verkehren ab Moskau Montags, ln Irkutsk Sonnabends 
durch und an Wladiwostok Mittwochs, ferner ab St. Petersburg Sonnabends, 
ln Irkutsk Freitags durch und an Wladiwostok Montags. Die Gegenzüge 
verlassen Wladiwostok Montags und Sonnabends, berühren Mandschuria 
Freitags und Montags und treffen in Moskau am Mittwoch, in St. Peters¬ 
burg am Montag ein. 

W i n l e r s p o r l s o n d e r 7. ü g e nach dem Harz. Falls die 
Witterungs- und Schneeverhältnisse zur .Ausübung des Wi‘.tersporles günstig 
sind, werden ln der bcvorsleheudcn Wlntersaison u. a. folgende Sonderzüge 
zu ermäßigten Fahrpreisen nach dem Harz zur .Abla.ssung kommen: Von 
Berlin am 10. Januar nach Braiinlagc, 17. Januar und 14. Februar nach Schierke 
und Elend. Von Magdeburg am 28. Dezember, II. Januar, 8. Februar nach 
Braunlage. 18. Januar und 15. Februar nach Schierke. Von Altona am 17. Januar 
und 14. Februar nach Schierke und Elend. Von Hannover am 4 Januar nach 
Bad Sachsa, II. Januar nach Clausthal, 17. Januar und 14. Februar nach 
Schierke und Elend. 8. Februar nach Braunlage. Von Halle a. S. am 7. Februar 
rach Braunlage. Von Leipzig am 17. Januar nach Schierke und Elend. 

Die neue Rheln-Maln-Bahn gesichert. Das schon 
so lanae schwebende Projekt einer neuen Rheln-Main-Bahn durch Erbauung 
einer direkten Linie Würzburg—Miltenberg—Worms—Ludwigshafen darf 
nunmehr als gesichert betrachtet werden. Als König Ludwig III. vor einigen 
Tagen auf der Jagd zu Rohrbrunn weilte, hatte Rat Roth aus Miltenberg eine 
.Audienz bei ihm, in der das Elsenbahnprojekt besprochen wurde. Der König 
zeigte sich sehr gut orientiert über die Frage und erklärte, daß er schon in der 
ersten Hälfte des kommenden Jahres persönlich zu Schiff nach Miltenberg 
kommen werde, um sich zugleich über den Fortgang der Mainkanalisierung zu 
überzeugen. Die Hauptbedeutung der neuen Bahnstrecke bestehe vor allem 
darin, daß sie eine rasche Verbindung zwischen dem rechts- und linksrheinischen 
Bayern herslelll. Bereits im „Rieder Traktat“ (4. Juni 1814) war Bayern „ein 
das Gebiet am Rhein und das am Main verbindender L.andstrlch“ zugesichert 
worden, bis auf den heutigen Tag aber ist das Königreich getrennt. 


Die besten Zugverbindungen nach den Wintersportplätzen des wörttembergischen Schwarzwaldes; 
Wildbad, Herrenalb, Freudenstadt und Baiersbronn mit Ruhstein. 

Mitgeleilt von der Gencraldirektion der Kgl. Württembergisclieii Staatseist’iil),ihnen, Stuttgart. 

(Zur leichteren Orieiiiierung über die Fabridünc vergleiche man die Skizze auf der dritten rnischhigseite.) 


Von der Pfalz 


Von Berlin, Dresden und Leipzig 


a) über Wurzburg 


b) über Nürnberg 


Herlin Anh. llf. . . AI) 

Halle .\b 

Dresden Ilhf. . . Ab 
Leipzig Hbf. . . . .\b 

Erfurt.\b 

Meiningen.Vb 

Würzburg.Ab 

Heilbronn.An 

Hictigheiin .Vn 

l*forziieiin.Vn 

Neuenbürg .... An 

Herreaalb .... An 

Wildbad.An 

Stuttgart Hbf. . . Au 


. Abrn 8201 SiS Hcrliii Anh. Hf. 


10411105« 
715i 71« 


Leipzig Hl)f. . . . Ab 
Dresden Ilbf.M) 


935' 91« Hof.Ab 

1226'12LL Bavrouth.Vb 

236: 211 Nürnberg Hbf. . . An 
^ Berlin Anh. Bf. . . AI, 
SSo Halle.M, 

.M. 

1000 Hbf. . An 

11*49 908 Nürnberg Hbf. . .Ab 

R 26 752 Crailsheim.\ii 

114a 1027 Bietigheim . . . An 

qi 2 1242 Stuttgart Hbf.\n 

Freudenst.IIbf.t i rAn 
Baiersbronn . j i r An 
auch 627. Stuttgart Hbf. . . An 
Bietigheim .An 

Pforzheim.An 

15. Mftrz: Neuenbürg . . . . \ii 

;8 an 418, llerrenalb.An 

Wildbad.Vn 


730 1050 
940 160 
830 1254 
1257 464 


Freudenst. Hbf. 1 Roh- An IIH 1027 
Baiersbronn . / Mcio Any |.<912 1242 
Zu a) und h) 

X Im Nov., MUrz u. April auch 627. 
I Sonn- und Feiertags. 

►{4 Über Nürdliiigeii. 

Bis 11). Nov. und ab 15. Mftrz: 
.'‘onst Sonn- u. Feiertags an 418, 
Werktag.s 520. 


506 9io 
6il 1111 


Au 8&11251 
All im 823 
All 912 912 
-\n 9il 4«« 
An 911 451 
An 101« 640 
\ii lUl 741 
An . . 1000 
Anv lllS 809 


450 105« 
7«« 112. 

600 1015 
1111 412 
... 5il 
32« 735 
850 p 
1054 
lOil 
122 « 

422 sy 
6J0 768 
939 

. . . 11224q 
1016 1145 
208 355 
|248 441 
1052 . . . 
1121 1131 4 J 
1204 1204 
1244 1244 
Ü168 ijl68 
116 115 


_ Hamburg 

Von Coln, YtanMvat a. M. 


und Mannheim 


Cüln Hbf. . . . 

. . Al, 

122 


522 1003 . . 

1120 12T0 

338 

3381 822 



(’oblcnz .... 

. . Al, 

33 « 



1137 . . 

1261 145 


^ 9^^ 



Mainz. 

. . An 

522 



107 .. . 

222 321 

►r 



“ =-• 

Wiesbaden 

. . Ab 

511 

• 624 

909 1253 . . 

■208 .328 

712 

712 1021 

5 • 

B ^ 

Mainz. 

. AI, 

512 

643 

924 

113 . 

232 348 

712 

730 1125 


z. 

Hamburg . . 

. -Al, 

921 


1121 


718 


920 1236 

r i- 


Bremen . . . 

. . Ab 

1022 


1222 


. 807 


1038 101 



Hannover . . 

. . AI, 

12fi« 


212 


630 1024 


1243 343 



Göttingcii . . 

. . AI, 

112 


412 


816 1158 


307 537 


01 — ^ 

Cassel .... 

. . AI, 


'222 

512 

725 . . 

943 

336 

- 722 


0 ^ . 

Gießen .... 

. . Al, 

e 

426 

810 

956 1126 1203 • 

553 

911 

r; 



Frankfurt a. M. Hbf.An| 511 607 922 1107 1239 114 359 722 822 lOil 


Frankfurt a. M. Hbf.Abl 522 712 1029 

Darmeladt.Vb 520 745 1059 

.Mannheim Hbf. . . Ab 710 825 1126 

Heidelberg.Vb 734 862 1212 

Bruchsal .Vb 806 1003 1250 

Mühlacker.An . . . 1034 129 

Pforzheim.Vn ... 1113 152 

Neuenbürg .Vn 1244 256 

llerrenalb .Vn ... •I'158|118 

Wildbad.Vn . . . " 1 I 6 329 

C’alw.An . . . 164 327 

Freudeastadt IHif.. r. = .Vn ... 365 549 
Baiersbronn . . . li f-.An . . . 441 612 
Bietigheim .... An 852 1054 153 
Stuttgart Hbf . . .An 915 1128 224 
readenStadt Hbf i»An 208 355 549 
aierabronn . . . 1 g »-An |248 441 612. 


158 410 712 812 1012 
236 356 ... 812 1122 

401 524 911 935 1211 
428 513 « 1022 110 

458 { 1012 112 

530 * y 1115 2il 

622 611 1022 1111 31« 
612 822 1121 , . 741 


722 812 llll 
*5811912 1122 
1112 1113 . . . 
i 627 912 . . . 
555 712 .. . 
612 712 
91« 1112 ’ ! 
.1022 1627,912 


1112 . . . 
1212 322 


Metz.Ab j 

Saarbrücken .VI, 

Zweibrückeii .Vl, 

Landau.AI, 

Saarbrücken.Ab 

Kaiserslautern .... Al, 

Neustadt a. d. H.VI, 

Ludwigshal’eii a. Rh. . .VI, 

Mannheim.Ab 

Bruchsal . . . . Ab 

Mühlacker.An 

PforzheiiM. Vn 

Neuenbürg ... .An 

llerrenalb .Vn 

Wildbad.An 

Calw.•.Vn 

Freudenstadt Hbf. \ ^ =An 
Baiersbronn . . . | i T'An 

Bietigheim..An 

Stuttgart Hbf.Vn 

Freudenstadt Hbf. \ ^ » .An 
Baiersbronn . . / i'T" AnS 


München Hbf.Ab^| 

Augsburg.Ab 

riin.An 



Stuttgart Hbf.An 


Von München 


700, 822 1245 
762 920 ' 141; 

903 1037 301 
1042 1216 439 


Freiidonsiadt llbl'.l 

= .Vn 

208 

356 

Baiersbronn . . . f = 

=rAn 

•248 

441 

Bietigheim. 

. An 

1121 

114 

Pfoizliüiiii. 

. An 

1204 

162 

Neuenbürg . 

. ,\n 

1244 

256 

llerrenalb. 

. An 

• 158-A-418 

Wildbad. 

.Vnvk 

116 

329 


1112 - : 
1212 * =• ’ 
109 >r ^ : 


312 = s 
741 

1000 ® “ =s 
809 - 
715 r- 
1027 E-S 
1242 _2. 

421 2 

422 r: >9- 

823 -r ® 

912 s iij; 


strabhurg.Al, 

Acherii.An — _ __ « w ^ 

Ottenhofen JOihsteiii. An 716 848' 1128 501 18721 lQ2»i » 5 5^ 

Metz.Ab 122 s 1091 613 1049, 226 458, 5: ? 7 5 . 

Slraßburg.Ab 31115 52«' 900 122 522 812, F ? r 

Karlsruhe.Ab 5221 r 719 1048' 326 6121012! S »»1 ? » 

llerrenalb.An 80614 1002 102' 622'v821'12i2’ !® 2. 5 * g 

Pforzheim.Vn 5121« 766 1128 42417201021. ® 

llerrenalb.Vn 1000 1000 3 I 68 , .. 1 ,».g g 

Wildbad.An^ 809 9 O 8 115J720, 812,1112; 'S » P 

3Bi8l<‘»./H. und ab sonst Sonn-u. Feiert, an 418, Werktnga 520« 


116 329 722 ^922 1112 809,* 


Von Straßbnrg 


. Al,^ 322 ' 623 935 251' 532 812 

.An 422 728 1021 363i 612 911 

An 716 848' 1128 501,8721'1Q22| 


1111^ «»• 
' 1222.^,=^5 

' 202'J?p“ 

823 , 5 :-.®- 

10®® §3 n CD B 

809,-®^"» 


Außerdem werden bei günstigen Schneeverhältnissen an Sonntagen 
Wiiiter.NportsonderxUg^o ausgefUhrt: 

1. Von Stuttgart nach Freudenstadt und Baiersbronn 


Stuttgart Hl,l.Vb f 522 Ö3ü 

Freudensta«lt Hbf. . , An j 740 847 
B.'iiersl,ronii.Anv 824 936 


2. Von Stuttgart nach Wildbad 
über Calw 


626 :pAbStuttgart Hl,f.An/^ 921 635 I.K 
850 >/AnW’ildbad . . AbJ. 622 713 |']^An Wildbad 


3. Von Pforzheim nach 
Wildbad 


:Vb Pforzheim . . An A 
|>kAn Wildbad . . Ab JK 




































































































Nr. 14/15 




Eine Bahn über die Kurische Nehrung. Über den Bau 
einer Kleinbahn von Cranz nach die Kurische Nehrung von Schwarzort, der 
im nächsten Sommer begonnen werden soll, berichtet die ,,Hartungsche Ztg.“. 
Danach dürfte die Bahnstrecke im allgemeinen der alten Landstraße auf der 
Nehrung folgen. In Cranz soll ein besonderer Bahnhof entstehen; ln Klein- 
Thüringen und Försterei Grenz werden Haltepunkte geschaffen, ln Sarkau 
wiederum ein Bahnhof und in Rossitten ein Bahnhof mit Umschlagstelle nach 
dem Hafen sowie Anschlußgleis nach der See. Der nächste Ort Nldden wird 
eine Kreuzungsstation erhalten, während ln Pilikoppen, das von riesigen, zu¬ 
meist feslgelegten Dünen umkreist wird, ein größerer Ausflugsbahnhof erbaut 
werden soll. Die nächsten Haltestellen werden dann die beiden ärmlichsten 
Fischerdörfer des ganzen Deutschen Reichs, Preil und Perwelt, erhalten, und 
auf dem Bahnhof Schwarzort wird dann die Kleinbahn ihr vorläufiges Ende 
erreichen. Als Bauunlernehmerln kommt eine große Berliner Aktiengesell¬ 
schaft ln Betracht. Die Kosten werden auf Insgesamt 1 700000 Mark ver¬ 
anschlagt: der durchweg fiskalische Grund und Boden wird frei zur Verfügunj 
gestellt. 



Die neue Dampffähre der Linie Saßnit z—T r e 11 e - 
borg. Das neue, vorwiegend für den Güterverkehr bestimmte Fahrzeug 
wird etwas über zwei Millionen Mark kosten, eine Länge von 130 Meter 
und eine Breite von 15,5 Meter sow’e 4,6 Meter Tiefgang erhalten. Se’ne 
Ladefähigkeit soll 850 Tonnen Güterwagenladung, 200 Tonnen Kohlen und 
50 Tonnen andere Ladung betragen. Die Gleislänge wird 256 Meter, verteilt 
auf drei Gleise, betragen, während die jetzigen Fähren 171 Meter Gleislänge 
haben, die auf zwei Gleise verteilt sind. Demnach würde die neue Fähre 
27 Wagen von 9 Meter Durchschnittslänge aufnehmen können. Da das eine 
Gleis mittschiffs geht, hat der Konstrukteur den Schornstein teilen müssen, 
so daß sich die beiden Hälften erst oberhalb des oberen Decks zu einer Röhre 
vereinigen. Außer den erforderlichen Kajüten für Offiziere und Mannschaft 
erhält die Fähre nur zwei Reservekajüten, die bei Bedarf für etwaige Reisende 
benutzt werden können, sowie einen kleineren Salon. Die Absicht, die Fähre 
mit Dieselmotoren zu versehen, ist wieder aufgegeben worden, da diese Mo¬ 
toren die Manövrierfähigkeit der Fähre erschweren würden. Die Maschinen 
.sollen regelmäßig 2200 Pferdestärken entwickeln, die der Fähre 12 Knoten 
Geschwindigkeit (gegen 16 Knoten der jetzigen Fähren) verleihen. 

ln dreieinhalb Tagen von England nach Amerika. 
Die „Pall Mall Gazette“ erfährt, es sei in London der Kontrakt für den Bau 
eines großen Hafens ln ßlacksod Bay im Nordwesten Irlands und einer Eisen¬ 
bahn unterzeichnet worden, die die Verbindung mit den drei Hauptlinien 
Irlands herstellt. Das besonders von Robert Ambrose, früherem Abgeordneten 
des irischen Wahlkreises Westmayo, im englischen Parlament verteidigte 
Projekt ist bekannt als die ,,Allredroute“. Das nötige Geld ist jetzt ln England 
und Massachusetts zusammengebracht worden. Der Hafen soll von dem be¬ 
kannten Bostoner Hafenbauer Henry Long gebaut werden, um die schnellste 
Verbindung zwischen Europa und Amerika herzustellen. Die Dampfer würden 
von Blacksod Bay nach Halifax gehen und nur dreieinhalb Tage brauchen. 
Man hofft durch diese neue Route einen großen Teil des Personen- und Waren¬ 
verkehrs von den kontinentalen Linien nach England abzulenken. 



Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und 
Graphik Leipzig 1914. In Verbindung mit der großen Internationalen 
Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914 soll eine Sonder¬ 
ausstellung ,,Der Student“ stattfinden. Die engen Beziehungen, in denen 
von seinen ersten Anfängen an das Buchgewerbe zu dem wissenschaftlichen 
Leben der Universitäten gestanden hat, rechtfertigen es durchaus, daß mit der 
ersten großen Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik diese Sonder¬ 
ausstellung verbunden wird, die zum erstenmal ein umfassendes Kulturbild 
des studentischen Lebens aller Völker und aller Zeiten bietet. Die Sonder¬ 
ausstellung wird über die Grenzen der Entwicklung des deutschen Studenten- 
I ebens hinausgreifen und sowohl diejältere Geschichte des außerdeutschen 
6endländischen akademischen Lebens bis auf die Jetztzeit verfolgen als auch 
das moderne Studentenleben, wie es sich z. B. in den Vereinigten Staaten von 
Amerika, in Japan usw. entfaltet hat, in Betracht ziehen und zur Darstellung 
bringen. Naturgemäß wird der deutsche Student, sein Entstehen, Werden 
und Sein, im Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Der historische Teil der 
Ausstellung, der die geschichtliche Entwicklung des Studententums in Wort 
und Bild zur Darstellung bringen soll, wird in einer besonderen Ausstellungs¬ 
halle zur Aufstellung gelangen. Hier werden zu sehen sein: Trachtenbilder, 
Stammbücher, Verbindungsabzeichen (Orden), Fahnen, Rezeptionsdecken, 
Depositionswerkzeuge, Waffen, Krüge, Pfeifen, Kommersbücher, Matrikeln, 
Statutenbücher, Komments usw. Graphische und statistische Darstellungen 
sollen als Abschluß hierzu die neueren Bestrebungen, z. B. sozialen Charakters, 
in der Studentenschaft, wie Arbeiterunterrichtskurse, Exkursionen, Studenten¬ 
heime, Antialkoholbewegung usw., schildern. Mit diesem Teil wird eine 
möglichst umfassende Ausstellung der älteren sowohl als auch der modernen 
studentischen Literatur verknüpft sein. 


2. November bis 31. Dezember: In Lima (Peru) Internationale Hygieneaus- 
stellung. 

5.—25. Dezember: In Paris Internationale Luftfahrzeugausstellung. 

Januar 1914: In Koblenz Gedächtnisausstellung „Koblenz und Ehrenbreit¬ 
stein vor 100 Jahren“. 

Mai bis Oktober 1914: In Stuttgart Ausstellung für Gesundheitspflege. 

Frühjahr 1914: In Berlin Fachausstellung des Verbandes der Ledertreib- 
riemenfabrikanten Deutschlands. 

August 1914: In Daressalam 2. Allgemeine Deutsch-Ostafrikanischc 
Landesausstellung. 

Oktober 1914: In Berlin Internationale Automobilausstellung. 

1914: In München Fachausstellung für Gaserzeugung und Gasverwerlung. 

1914: In Leipzig Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und 
Graphik in Verbindung mit verschiedenen Sonderaustellungen. 

Mai bis Oktober 1915: In Dresden Ausstellung „Das deutsche Handwerk“. 

Mai bis Oktober 1914: In Bern dritte schweizerische Landesausstellung. 

1914: In Minden (Weslf.) Gewerbe- und Industrie-.Ausstellung. 

1915: In Düsseldorf Ausstellung „Aus hundert Jahren Kultur und Kunst“. 



Automobilwesen. 


Einführung staatlicher Kraftwagenlinien in 
Baden. Die badische Regierung hat dem seinerzeit tagenden Landtag eine 
Vorlage auf Einführung von staatlichen Kraftwagenlinien unterbreitet, an deren 
Genehmigung nicht zu zweifeln Ist. Zahlreiche Privataulolinien bestanden 
schon, so führten solche nach den beiden höchstgelegenen kursmäßigen Auto¬ 
mobilstationen ln Deutschland, dem Schauinsland, 1286 Meter ü. M., und dem 



Wintersportjplätze 
in Deutschland 


Druckschriften über Wintersportplätze sind, so weit der Vorrat reicht» 
durch die Auskunttstelle der Zeitschrift „Deutschland" zu beziehen, 
deren Inseratenteil eine Reihe von Ankündigungen über Wintersport 
enthält und deshalb als zuverlässiger Führer durch die Wintersportplatze 
gelten kann. 


Feldberg, 1500 Meter ü. M. Die neuen staatlichen Kraftwagenlinien werden 
nicht nur die weitere Erschließung des Schwarzwaldes wesentlich fördern 
sondern sie bieten zusammen mit den Interessanten Gebirgsbahnen des 
Schwarzwaldes auch dem Nichttouristcn eine bequeme Gelegenheit, Rund¬ 
reisen und Vergnügungsfahrten durch die interessantesten Gegenden des 
Schwarzwaldes auszuführen. 


Kongresse u. Versammlungen 


DleVerbindungfürhistorlscheKunst wird Im Juni 1914 
ihre 35. Hauptversammlung in Leipzig abhaltcn, wo ihr für diesen Zweck 
die Räume des Kunstvereins zur Verfügung gestellt worden sind. Mit der 
Hauptversammlung verbunden Ist eine Ausstellung von Gemälden, von denen 
eine Anzahl erworben werden soll. Nach den Tagungen der Hauptversamm¬ 
lung bleibt diese Ausstellung noch einige Zelt für das Publikum geöffnet. 
Während ihres 59jährigen Bestehens sind von der Verbindung für etwa 
850 0(X) Mark Kunstwerke angekauft worden. 


Bayrisches 

ASCRAU bei Prien: Rodeln um die 
Meisterschaft des Chiemgaues am 
II. Januar 1914. Skiwettlauf am 
26. Januar. Skikursus vom 25. bis 

28. Januar. 

B.AD KOHLGRUB: Skifeste, Rodel¬ 
rennen, Bobsleighrennen, Schlitten¬ 
fahrt, Skikurs. 

BAD REICHENHALL: Rodelrennen, 
Skikurse der Relchenhaller Skl- 
verelnlgung. 

BAD TÖLZ: Januar 1914 Roddveran- 
staltungen am Blomberg. Ende 
Januai Sklwettläufe. 
BERCHTESGADEN: Skikurse 25. bis 

29. Dezember und 27.—30. Januar. 
Wintersportfest 31. Januar u. 1. Fe¬ 
bruar 1914. 


Hochland. 

BRANNENBURG: .Auffahrt zu den 
Sportgeländen mit Wendelsteinbahn. 

FÜSSEN: Wlnlersportfest im Januar, 
Skikurs, Schlittenfahrten, Wild¬ 
fütterung. 

GARMISCH und PARTENKIR¬ 
CHEN: 4. Januar: Eröffnungsrennen 
auf der Bobbahn am Rissersee 
6. Januar: Abfahrlslauf und Ski¬ 
springen. 25. Januar: Schlittenpartie. 
1. Februar: Bobrennen um den 
Wanderpreis von Garmisch. Anfang 
Februar: Großes zweitägiges Sport¬ 
fest am Sportplatz Hausberg und 
am Rissersee. 

Ski- und Rodelklub Partenkirchen: 
28. Dezember: Preisrodeln. 2. Janu¬ 
ar: Eisfest. 4. Januar: Skijöring 















636 DEUTSCHLAND Nr. 14/15 


6. Januar: Rodelrennen. 18. Januar: 
Eisfest. 24. Januar: RodelpreisfaK- 
rcn. 25. Januar: Skifest. 5. Februar: 
Rodelrennen. 8. Februar: Winter¬ 
sportfest. 12. Februar: Jugend- 
Skiwettlauf. 19. Februar: Maskiertes 
Rodeln. 

HINDELANG: Preisrodeln. Skikurs 
26.-31. Dezember 1913. 

IMMENSTADT: Skikurs. Sprung¬ 
laufkurs, Jugendwettrennen. 

KEMPTEN i. Algäu: Skikursus vom 
26. bis 31. Dezember; Tour auf den 
Stuiben am 31. Dezember. Eissport, 
Schlittenfahrten. 1 

KIEFERSFELDEN: Rodel- und Ski¬ 
bahnen, Eissport. 

KOCHEL: Rodel- und Skibahnen, 
Eissport. 

MARQUARTSTEIN: Rodel- und Ski¬ 
bahnen, Schlitten- und Taillng- 
fahrten. 

MITTELBERG bei Oy: Rodel- und 
Skibahnen, Eissport. 

MITTENWALD: Rodel-, Ski- und 
Eisbahnen. 

MÜNCHENS UMGEBUNG: Ro¬ 
delbahnen in Grünwald. Eben¬ 
hausen, Icking, Wolfratshausen, Für¬ 
stenfeldbruck, Deisenhofen, Ober¬ 
warngau, Starnberg, Feldafing, Tut¬ 
zing, Wellheim, Pelßenbcrg-Sulz, 
Diessen und Landsberg am Lech. 
Skibahnen ln Icking, Wolfrats¬ 
hausen, Oberwarngau, Starnberg, 
Feldafing, Wellhelm, Pelssenberg- 

Riesen« und 

AGNETENDORF 1. R., 550 m. 

BAD FLINSBERG 1. Schl.. 524 
bis 970 m. 

BRÜCKENBERG 1. R.. 705-1252 m. 
HAIN-GIERSDORF 1. R., 630 m. 
Hauptveranstaltungen am 17., 18., 
24. und 25. Januar. 


Sulz und Landsberg am Lech. Eis- 
b a h n e n :n Fürstenfeldbruck, Dei¬ 
senhofen. Diessen, Starnberg, Tut¬ 
zing, Wellhelm-Pelssenbcrg-Sulz u. 
Landsberg am Lech. 

MURNAU: Rodel-, Ski- und Eis- 
bahnen, Schlittenfahrten. 

OBERAMMIIRGAU: Skikur.se: 26. 

I Dezember bis 1. Januar. 2. bis 7. 
Januar. Skiführungen Im Arnmer- 
ceblrg: 1. und 7. Januar, Rodelbahn, 
Eissport, Schlittenfahrten. 

OBERAUDORF: Rodelmelslerschafl 
von Bayern am 11. Januar. Rodel¬ 
rennen um die Meisterschaft von 
Deutschland am 25. Januar, Rodel¬ 
aufzug. Skikurse, Eissport, Schlitten¬ 
fahrten. 

OBERSTDORF: Skikurs vom 25. bis 
31. Dezember. Rodelbahnen und Ski¬ 
gelände, Elssi>ort, Schlittenfahrten. 

SCHLIERSEE mit Hinterland: (Flsch- 
hausen, Neuhausen, Geltau, Aurach, 
Osterhofen. Bayrischzell). Skikurse. 
Rodelrennen. Elsfestc. 

SONTHOFEN: .Mgäuer Sklverbands- 
wettläufe am 5. und 6. Januar 1914. 
Skikurs an Weihnachten. 

TEGERNSEE mit Umgebung: Sporl- 
züge. Skikurs des Deutschen Tou- 
rlng-Clubs. .Anfang Januar Privat- 
Sklkurse. Eisbahnen. Schllttschiih- 
bahnen, RikIcI- und Elsbahnfcste. 

TRAUNSTFdN: Skikurse. Sklwctt- 
läufe, Eisbahnfeste. 

Isergebirge. 

HERMSDORF-KYNASl’ 1. R., 350 
bis 450 m. 

HIRSCHBERG 1. Schl. 

KRUMMHÜBEL 1. R.. 650-(>80 m. 

SCHMIEDEBERG 1. R., 440 -700 m. 
SCHREIBERHAU 1. R.. 450-900 m. 
WARMBRUNN. 


Grafschaft Glatz. 

FALKENBERG. Kr. Neurode, 600 MARIENTH.\L-BATZDORI-. 540 
bis 890 m. bis 600 m. 

KUDOWA. 385-440 m. MITTELWALDE. 440 m. 

LANDECK 1. Schl., 430-500 m. REICHENSTEIN i.Schl., 350-425 m. 

20. Januar 1914 Beginn eines acht- REINERZ. 538—700 m. 
tägigen Skikurses. SEITENBERG-WILHF.LMSTHAI., 

LANGENAU-LICHTENWALDE. 480-600 m. 

350-690 m. WÖLFELSGRUND. 500-1240 in. 


Schwarzwald. 

BAD RIPPOLDSAU. 839 m. FURTWANGEN, 870-1150 m. 

BAIERSBRONN. 550-600 m. 18.Ja- HÖHENSCHWANDT, 1015 m. 
nuar: Sklwettlauf des Schneeschuh- KNIEBIS, 971 m. 

Vereins Balersbronn. 31. Januar und MENZENSCHWAND, 884 m. 

1. Februar: Bundeslauf des Schwä- NEUSTADT 1. Schw., 830 m. 
bischen Schneeschuhbundes. RUHSTEIN, 1054 m. 

DONAUESCHINGEN. 700-8a) m. ST. BLASIEN i. Schw., 800 m. 
Skikurse, Skirennen, Lichtbilder- SCHLUCHSEE, 952 m. 

Vortrag. SCHÖN WALD. 1000 m. 

FELDBERG. 1494.7 m. TODTMOOS. 841 m. 

FREUDENSTADT. 730 m. TRIBERG 1. Schw., 700-1000 m. 

Skikurse von Weihnachten bis .An- WILDBAD, 423—730 m. 
fang Februar, Sklwettläufe. 


Schwab. Alb und Württ. Algäu. 

BURG LICHTENSTEIN. 817 m. MÜNSINGEN, 705-750 m. 
GROSSHOLZLEUTE. 726 m. OBERLEUNINGEN, 445-800 m. 
ISNY. 697 m. REUTLINGEN. 375-575 m. 

KALTES FELD b. Welsscnsteln. SCHW.ARZER GRAT. 1120 m. 

800 m. URACH, 463-550 m. 

LEUTKIRCH, 654 m. 


Harz. 


ALEXISB.AD. 325 m. 

ALTENAU, 450-500 m. Vom 26.De- 
zember bis Anfang Januar Schnee¬ 
schuhkursus. Mitte bis Ende 
Januar Winterfest. Skigelände, 
Rodelbahn. 

BAD GRUND, 333 rn. 

BAD LAUITRBERG. 300 m. 1. Ja¬ 
nuar: Wettrodeln. 25. Januar: Orls- 
gru’ penfest mit Schneeschuhwett¬ 
laufen. 

B.AD SACHS.A 1. Süd harz, 325 m. 
Rodelkursc vorn 25. Dezember bis 
4. Januar; I. Wlntcrfe.st arn 3. und 
4. Januar: Rennen um die Deutsche 
Rodelmelsterschaft 1914. 5. Januar: 
Rennschlittenfahrl; 11., 18. und 

25. Januar: IL, III. und IV. Winter¬ 
fest: Prelsrodcln, Elsfesl, Rodel¬ 
korso. 

BAD SUDERODE, 189 m. 

BAD THALE. 225 m. 

B.AD W'ALDHEIM. 500 m. 

BALLENS'I'EDT, 220-260 m. 

BARENBERG. 600 m. 

BENNECKENSTEIN, 569 m. 

BL.ANKENBURG. 2(X)-337 m. 

Bel günstigen .Schncevcrhältnissen 
Winterfeste am 11. Januar und 
8. bebruar. 

BLEICHERODE. 280- 315 m. 


BRAUNLAGE. 600-650 m. 

BROCKEN. 1142 m. 

BUNTENBOCK. 550-600 m. 

CLAUSTHAL, 535-606 m. 

DREIANNEN-HOHNE. 542 m. 

ELEND. 520 m. 

GERNRODE, 230 m. Winterspori- 
veranstaltiingen und Festlichkeiten 
im Monat Januar. 

GOSLAR, 280 m. Wintersporlliche 
Veranstaltungen im Januar und 
Februar. 

HAHNENKLEE-BOCKSWIESE. 

560 m. 

HARZGERODE, 400 m. 

HASSELFELDE. 460 m. 

H.ASSERODE s. Wernigerode. 

ILSENBURG. 238 m. 

lOHANNESER KURHAUS, 600 m. 
Lautenthal, 3oo m. 

MÄGDESPRUNG. 292 m. 

RÜBEI^ND, 378 m. 

SCHIERKE. 650-1142 m. W'lnter- 
sportfestcarn 17.. 18. und 19. Januar, 
24., 25. und 26. Januar, 14., 15. und 
16. Februar. 

ST. ANDREASBERG. 570-650 m. 

STÖBERHAI, 719 m. 

WERNIGERODE. 235-317 m. 

W'ILDEMANN. 422 m. 

ZELLERFELD. 534-600 rn. 


BERLIli HAMBÜRC] 

HOTEL ETPLAHADE 

Das Vollendetste auf dem Qebiete der modernen 
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens. 




Nr. 14/15 DEUTSCHLAND 


Thüringen. 


BROTTERODE. 560-620 m. 
FRIEDRICHRODA. 450-700 m. 
GEHLBERG. 734-750 m. 
GEORGEN THAL. 387-450 m. 
GROSS-TABARZ. 380-408 m. 
ILMENAU. 500-862 m. 

LAUSCHA (S.-M.), 550-700 m. 

Skikursus vom 27. bis 30. Dezember. 
M.ASSERBERG bei Oelze (Station 
Katzhütte). 830 m. 

MANEBACH. 550-861 m. 
NEUHAUS am Rennweg. 830 m. 
OBERHOF in Thüringen: Am 11. 
und 12. Januar 1914: Wintersport- 
fest ; 18. Januar : Bobsleigh-Rennen; 
24.. 25. und 26. Januar : Wintersport¬ 
fest. internationale Schnee.schuh-. 
Schlittschuh-, Rodel- und Bobsleighs- 
Rennen. Bildhauer-Konkurrenz; 27. 
Januar : Geburtstagsfeier S. M. des 
Kaisers; 1. bis 4. Februar: Neuntes 


Wintersportfest des Thüring.Winter¬ 
sport-Verbandes ; Rennsteigrennen ; 
Austrag der Meisterschaft von Thü¬ 
ringen im Skirennen ; Wanderpreis 
S. Kgl. Hoheit des Herzogs von 
Sachsen-Coburg-Gotha; Sprung¬ 
rennen ; Internationales Bobsleigh¬ 
rennen um die Meisterschaft von 
Deutschland; 8. Februar : Bobsleigh¬ 
rennen ; 15. Februar: Zweisitzer- 
Lenkrodel-Rennen ; 22. Februar : 

Eiswettspiele oder Eis-Gymkhana ; 
1. März : Ski-.Ausflug. 

RUHL.\. 400-500 m. 
SONNEBERG. 385-638 m. Ski¬ 
kurse vom 27. bis 30. Dezember. 
Ski wett laufe am 11. Januar. Eis¬ 
feste, Rodclrennen. 

SUHL, 430-690 m. 
SCHMIEDEFELD. 720-800 m. 


Königreich Sachsen bzw. Sachs. Erzgebirge. 


ALTENBERG i. Erzg.. 750 m. 
ANNABERG i. Erzg.. 6(K)-832 m. 
Veranstaltung eines Winterfestzuges 
im Monat Januar, verbunden mit 
Wettrodeln. 

AUE i. Erzg., 349 m. 

AUGUS rUSBURG i. Erzg.. 505 m. 

Skikursus. 18. Januar Kostümnxleln. 
I. Februar W^ettrodeln. 

BAD ELS FER. 491 rn. 

BAD GOTTLEUBA, 338 m. 
BÄRENFELS, 700 m. 
BREIFENBRUNN, 700 m. 


BRUNNDÖ3RA i. V.. 600- 900 m.] KIPSDORF. 594 m. 


BUCHOLZ, 694 m. 

CARLSFELD i Erzg., 830 m. 7. und 


KLINGENTHLAL. 555 m; Kamerun¬ 
berg, 720 m. 


8. Februar Ski wett laufe des W'ester- KÖNIGS 1 EIN a. d. Elbe, 
gebirgischen Skiverbandes. OBERWIESENIHAL (Sportzentrum) 

CHEMNI FZ. 308 m. 913-1245 m. 

EIBENSTOCK i. Erzg.. 620-700 m. OYBIN MIT HAIN. 400 -600 m. 
Skikurse vom 27. b s 30. Dezember; REIl ZENHAIN, 778 m. 
Erzgebirgslauf des Leipziger Ski- SEBNIIZ i. S., 520 m. 
kiubs vom 4. bis 6. Januar; Klub- SCHÖNECK, 768 m. 
wettläufe am 22. Februar. Material- UNI ERWIESENTH/\L i. Er/.g., 868 
bcsichtigungen. Lichtbildervorträge, bis 1215 m. 
skitechnische Besprechungen und ZITFAU i. S., 244 m. 

Instruktionen. Stafettenlauf. ZÖBLIIZ, i. Erzg., 6(X) m. 

FRAUENSTEIN i. Erzg., 662 m. ZWÖNFFZ i. Erzg., 250 m (Ziegen- 
GEISING i. Erzg., 6{X} m. berg, 661 m). 

Sauerland. 

ALTAS'FERBERG, 784 m. HOHNLEYE. 

BRILON. 483 m. J.AGDHAUS BEIM HÄNDLER, 

FREDEBURG, 457 m. 643 m. 

LÜDENSCHEID. 450 m. Skikursus R^WISBECK, 366 m. 
irn Januar. Wintersportfest für SCHM.ALLENBERG, 404 r'. 

Rodeln am 31. Januar u. I. Februar. W'ILLINGEN, 550 m. 

LÜFZEL b. Hilchenbach, 570 in. WINFERBERG, 842 m.J 


BÄRENKOPF. 1073 m. 
BR6ZOU.ARD. 1229 m. 
DA(;SBERG. 664 m. 
DO.NON, 1008 m. 


Vogesen. 

DREI ÄHREN. 690 m. 
GR. BELCHEN. 1424 m. 
GROSSM.ANN. 986 m. 
HERRENBERGSATFEL. 


HOCHFELD. 1099 m. 
HOHENECK. 1361 m. 
KAHLER WASEN. 1268 m. 
RAINKOPF. 1298 m. 


ROSSBERG.*^1126 m. 
SCHEEBERG. 961 m. 
SCHWARZER SEE. 1000 m. 
WELSCHER BELCHEN. 1245 m. 


Hessisches Bergland. 

WILHELMSHÖHE b. Cassel. 550 m. MEISSNER, 753 


ADENAU (Hohe Acht, 746 m; 

bürg, 678 m). 
BLUMENTHAL. 380 m. 
CALL. 376 m. 
DAUBENSCHEID, 615 m. 
DAUN, 400 m. 

GEMÜND. 338 m. 
HEIMBACH. 220 m. 
HELLENTHAL, 400 m. 
HOLLERATH. 612 m. 
HOHES VENN. 692 m. 


Eifel. 

Nür- LOHSTEIN. 650 m. 

MONTJOIE, 500 m. 
MÜNSTEREIFEL. 350 m. 
PAUSTENBACH. 540 m. 
REIFFERSCHEID (Kreis Schladen). 
435 m. 

RESCHEID, 630 m. 

SCHLEIDEN. 368 m. 

SCHNEISEL. 670 m. 

SCHÜLLER. 557 m. 

VOSSENACK. 400 m. 


JOHANNGEORGENSTADT i. S.. 
750--900 m. Skikursus vom 27. bis 
30. De/cmber; 31. Dezember: Nach¬ 
mittags-Skitour; 2. Januar: Beginn 
der Skikurse des Akademischen 
Sportklubs Leipzig; 6. Januar: Wett- 
läule; 25. Januar: Nachmittac's- 
Skitour; 7. u. 8. Februar: 1 ‘ 

Skitour nach dem Keilberg mit 
Übernachten daselbst; 15. Februar: 
Jugcndwettläufe; 1. Mäi/: Sprung¬ 
konkurrenz; 29. März: Skitour nach 
dem Pleßherg. 


Bayerische Rodelmeisterschaft. Die bayerische Rodel- 
rneisterschaft, die in den früheren Jahren als die „deutsche“ Rodelmeister¬ 
schaft angesehen wurde, soll am 11. Januar 1914 auf der Brünnsteinbahn, 
auf der 1913 die 2. deutsche Rodelmeisterschaft zum Austrag gelangte, statt- 
linden. Der Wintersportverein Oberaudorf, der die Meisterschaft abhält, 
gehört dem Deutschen Rodelbunde an. Die bayerische Rodelmeisterschalt 
ist eine der beim Deutschen Rodelbunde eingetragenen Meisterschaften, 
die von ihm anerkannt worden sind. 

Winter Programm des Skiklubs Immenstadt (E. V.). 
1. Ein Anfängerkursus für Skiläufer wird, sobald in höheren Lagen genügend 
Schnee vorhanden ist, an drei Sonntagen auf der Alpe Mittag oder im Wilde¬ 
grund stattfinden. Der Kursus ist unentgeltlich. Beginn desselben wird in der 
Zeitung bekanntgegeben. 2. Weiter wird ein Kursus für Fortgeschrittene ab- 
gchalten, der gleichfalls unentgeltlich ist. 3. Zur Einführung und Erweiterung 
der Kenntnisse in der Lauftechnik und im alpinen Skilauf sind einige Licht¬ 
bildervorträge vorgesehen. Bis jetzt sind bestimmt: a) im Dezember: Die 
Technik des Skilaufes, b) im Januar: Ärztliche Winke für den Skiläufer, 
c) im Februar: .Alpine Gefahren des Skilaufes. 4. Durch Abhaltung eines 
Jugendlaufcs soll unter den Jungen die Freude am Skilauf geweckt und 
gefördert werden. 5. Durch einen Klubwettlauf ist unsern Mitgliedern 
Gelegenheit geboten, ihr Können zu zeigen. 6. Gemeinschaftliche Bergfahrten 
unter hochtouristischer Leitung werden unternommen. Vorgesehen sind: 
a) im Dezember: Riedbergerhorn, b) im Januar: Nebelhorn, c) im Februar: 
Hoher Ifen. 

Wintersport in Krummhübel. Am Sonntag, dem 14. Dezember: 
Erölfnungsbobrennen auf der Kronprinzbahn. Mittwoch, den 17. Dezember, 
Eröffnung der Hoferwej:-Doppelrodelbahn. Sonnabend, den 27. Dezember 
(3. Feiertag): Wcihnachtsbobrennen. Sonntag, den 28. Dezember: Eröffnungs¬ 
springen auf der Kopper.schanze. Dienstag, den 30. Dezember: Gästerodeln. 
Donner.'!tag, den I. Janui.r: l'ailingpartie. Freitag, den 2. Januar: Kinderrodeln 
lür Gäste. Sonntag, dtn 4. Januar: Neujahrsbobrennen. Donnerstag, den 
8. Januar: Kinder-Lang- und Sprungläufe auf dem Übungsplatz des Vereins. 
Sonntag, den 11. Januar: Vereinsläufe des Schneeschuhvereins (Damenläufe). 
Mittwoch, den 14.Januar: Mondscheinpartie auf der Schlingelbaude. Sonntag, 
den 18. Januar: Senior- und Juniorsprungläufe auf der Koppenschanze. Donners¬ 
tag, den 22. Januar: Gästerodeln. Sonntag, den 25. Januar: Skikjöring. Beginn 
der großen Krummhübcler Sportwochc. Dienstag, den 27. Januar (Kaisers¬ 
geburtstag): Bobsleighrc men. Mittw'och, den 28. Januar: Tailingpartie nach 
der l’eichmannbaude. Donnerstag, den 29. Januar: Gästerodeln. Freitag, 
den 30. Januar: Eisfest. Sonntag, den 1. Februar: Gymkhanarodeln. Montag, 
den 2. Februar: Hörnerschlittenkorso. Dienstag, den 3. Februar: Meister¬ 
schaftsrodeln von Krum.nhübcl. Mittwoch, den 4. Februar: Allgemeines und 
Damenrodeln. Donnerstag, den 5. Februar: Skikjöring. Freitag, den 6. Februar: 
Hauptbobsleighrennen um die Meisterschaft vom Riesengebirge. Sonnabend, 
den 7. Februar: Senior- und Juniordauerläufe. Sonntag, den 8. Februar; 
Senior- und Juniorsprurgläufe auf der Koppenschanze. Skikursus vom 8. bis 
15. Februar vom Schneeschuhverein Krummhübel. Mittw'och, denjl 1. Februar: 



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638 DEUTSCHLAND 


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Nr, 14/15 DEUTSCHLAND 


26. jfiRjiär Gr?sfe mit jmcrnationate ^ 

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.äm jitnuar “rifi^ :sbw*<^bibi 1 ^^rttkKjr-Pj:ö)üff wnd 

;' -Äi(f‘Afi T«tkfi- fekVii ^rÄfji4-3^r4^tiöfdv'f>*. .D.ti^'Pio{ift'ji.W*i-k^ 

' jb _ Bä 4 'äück^t {^dksi/'fJ ^fftÄltlkb ■ Nü3ii^f AdittiWiitft i^ftri b 

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.,,jC»iC-.ii!B^^^i;?^:Äjrfiu^^^ ,d?.< -.bsschloi’ 

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T>:^ki^’.y:aWd ^k-;?¥ji:'^m;iko!f|.ai£^. Keh^iiÄTi .iyti Üy^ky4t:i-ki;r:f 

■ .ifk'tt ’ ^t:£V--D ct^isdiik ■' ;9i'>ks4ej«H^kiiftii|E?i .dto..- riöf; ;■ Jir r J .tku kc I ' 
‘..'Eälir^r; waÄ :p^^j^;_ct. -^A..; ;.p^ie^lV3eB^e•rs^ba^r 

.. • k t ?■ t tA ■.'^(■‘k äi-; ■ dl? Vjdi’ka.ndty Tir'ikeT'pi^r 

‘ d f«i ■'. -' FiöJjiiJfiykfkdi -. ^?f j-' Ausitf4]^ ;■ üb«?/:-:- 

■vkdfden -vw^i'-, 'drm bctvils neun .Klfdi'^ 

. wnd VOft 

■'■^'•Vfy^icy anwf:st^iHcn B^rfft^rr 

;■ ■ N!^^ ^ .;'d>e' .Ci? iiifidtjnÄ fj<jtthlft9ät- n, 

■. ^ f> ^.jf.-; Alffji 11 1 e f t: ii-r *■> l Ai;^ M fl e s 'D ? ^ ^ t h k »i 

li-p jj r i vrt ky C ? ü k f JiGk, !$? tfi ]f»[ir?H*rpfrLirsrif? 

nkt; ekkv?^ ^yieken 

■ Etr^-^myc.ksA 

Hileieffifl. üjvk «Wf ßet^’ek und dc^ 

..ifiiKb. ■ .EmydAkk ■■ ' ■. .F?k>'.. - TsiN.r- 

dit i'FwrwtBfisthr umk dk Äl^/jVie VieB 

■iPi'friily::Vcramratiimg^i'y •SV.^'^kifitd. 

AiiKiiFfrer li-rtd ‘yRTgtK-hfftten&’-f^ ' 'Tee^raA vMi' 

;.' 2^. Dtfem^y bk;: JätrUasf ijrttM;. ■ W'iiE.msf; .de^..: 

.. Wi^^i ■ ’;WÄ,fRyr ■ Aui; 1 . 4 /knB M, ^ta?. B. ■.' Iki ■ kfigkti^ysfsf f 

für lAük'f-. iwi Geijiir^c RijtWfVrii:!!''MP.d des 

Wimdrkte-jm flddr flft;>i.^»frr .Viffj:-hnk -dir hA t-^.. Febnjaf., 

etft^ .ke^TTRlen-liiiM^erR. C.' DöMyr 

■ nifim 4ü?'.iiftrieiV -&kiliürTSt?' w'aib kk..' 

-.d'^jFt’kkfftr 1H SpiJijdekkübk im Rles^rtgr^bifgc; vnn di^k;^kk|iüd 

P bk 7., Jan tjAir iii v. ■ .yon- di?r' 

• .St'tiidt-xScbfierm.vi^^^^ JapiiEV!' 

.;.:m Sdiiiersct; .yoii..:dyrV:-%%k!^.- äf^i^ 

■ feclr'Vt:^n.2i'bk?T?jbriij&!:-ifi' kJj..e*bv.xt'k'K-. 
SektröD r r¥r'fl kikrl rö-rf^y^jlld,- ■' 
; ’ Sttfkijr$u5.ff*irb ..dbkk?.F 
kk^tbedr 07 Ai^fSkr^ i»i«ikni - 
tems 20: Bk 2A Jf.ft. sMjJ ■ 

yicii^ '■ ■ •j3y-rek>bi!«-;' bk .' 

iiUi i’n- Ob^rAtidor/' >Aiff4.- 0. Täfc' 
Die Ädit !rj(7ig:LT^-|ik-4|^.fiEkß 

■' W-■ Hy/ir:E^ |, ^ä«» 

■ iV-Berfe^. y : Aiiy ■ ■■ 

.fwide. 

;• :';V5;b«kWte'lkn . 

.' ■ ■; 5f.t^ k'.fe ‘-0; iÄ:..C.:.:Mii5tic Pr Axif ie< ^ ■ 

■ ?4t'' yvpip^b?i ■ 4ry. ;. 

wkebyb ■ Wtfikföcfen, 
■■4itd:..Hy^|3?kf üvfFfd'Pn' m. 

■'■■, Witemid!:; :k ■. bj 'k -siEj'f ■ 'dipdii: ■ 

f Atray JE-tf.fid ik de^fi ■ • 

f^j^yFiSttkxk.n# Jiy 

. rklidrifit^r I eci I pjV 
SCüifs^ ßach 

■ ; Dj- .. ^rt.*:^.. S'ffii H-$ (^' ÜMcrA^iii« i. H ..J. 

im Jari^ar kt-..^irt V*.“- 

pW, Aüiü >ab 

vr>lj;if- • 









640 S3e0e0000eBeü»«;«»f DEUTSCHLAND 


I nt ef n a t j onÄ t«r ScKii tIc nsp6ir’c r fei A Ani 8. und 
Nowiniicr )9}| tfWcn iitr if» pjTj«ifn ^^ctittief 

Dculsc?tef> Rodrlfettiüd«, <f«a DcuUcKwi ßi^{^ig|>vitffeÄfide&, ÖaI^^- 
rttchrtcJ*‘'«;n Scfitittirn^3pct\'Aff>Ät»i^ Amd iflrtctfiöiipaelr^i ^ intwrpcrtfcMÄ 
pavos jtusÄmrpiw. »<m dm CtrötHlij^g>iß^f l nl.€ri<alit>naj<?n S;cHHlten- 
yc)rfe)af}d<f5 m die Wilen. D<<^- unte/^ dcrtreffiicHen Lc>lune des 

3^ Vorsitcendeo des Deutscheii Rod^ibtindei, 0x, (Dftsden), 

siatlfindenden ße^'ssujistcA ftaiw-a ctae efif<ru^icW Efj{ebnjs, dett Verhimd ms 
Leben iti Den:^ VerbaDci öblie$rt^ die dem ScbfeiiterttiMjfi in aJWn 

beieiligxen Landein ein eifebc'uKcheiv Jpofi^ sü ^ben tirid 

ihn damil 4w( die apörtHche Hob« üöd xu vXnsobc« hi^inijtfrn, wvleiie 
tf vfrrdrentvr^ unlirr «vdesm vbT; Reich 

oder l^nd i«im Im IwernAiiöfio^^o Verlröi^ nür einew, Rei/fhs* iider 
ijindciverb5f)i(} rt?eieft seiri.; EmüelV^fkÄnde hdnW ’\vi< dtö solcher» I^nd<rfn 
ftufgefjrrfoMen wtrdea, in denen Ä <>v. Sa- 

Wd in tirtem solchen Land dm Eiweivr/Mnde 30 müssen w»? jMch 

zusammenschlieftexi und L^ndecyeiiav^d inlf^;iwuonaie^ VerliAftd 
gegcnül.vet auitreten Jedes iaiitd fwL vkcnn durch einen LAndeswrhand 
vertreftA »äK^ vtW Stimmen (h« /.\l Ky« m emem 

Land) hat ein« Stimme Wc Stimme^ inwf 

leighsvethoodt so(^e-n ijK‘i?hbeh«nd<fU syculen, Dcf YnttlM «3cL?iitcxriiöia)ivilen- 
Verhandw hat alitf wei Jahf« xu we^hselm Di« Cfsh'h xv^i fehris^ fehH 
Vnrsi'ti Ö»1efrc>eJu dann Lnmn\t Df»j't?u::f-,lan/l, Hann dir Schv^w an die Reihe 
usL Dte Bcitr^^ ».vürde^ auf 15 Pre^errt cier fjnnahmm der 
Landesvtarhande («nttfc^cUK Dm VWsdx hihrt I9ljlu l3 Rui^j d« Riedmnum 
(Wien). Dem Vor5t%M ecKCitcr^ ferner an je VtMtrcler dif 
Cründunc^vtrhÄndc- Die cufotHüsche RodcJmcisterschali soll dicÄtifi W^^ter 

auf der Jcsthlrentodflibahn heiKcichrvihcfc in Osicrreifh. ien Wmler 14(4,15' 
in ScKmWhau afeiwha^Ken ssetdnv K>if 0 |JÄmtnsierscha(t im BüKski?,^- 
>«2rWid vergibt 190/14 atd einer noch t^ier lu he^^imnietSThn Balm der 
Deülsthe ßöbsletghverKÄnd. 1914/15 hp4i<^ die nach Ösirjfdwcln 

l9l5/tÄ In dte Schwci?, Die SketrJonmeisIrmW) in dreserit SVintifr /u v-ctv 
anslaltcn, %ir4 def Schweif aufgeifeben. 

[) e «i s c h c f R o 4 elh d n d. Am 8i und 9 NoyemLe< 190 U^U' 
im HoM ..Excehy m Dreien der Detdiche Rodelhvtnd 2 ur'2. oftLmU 
(icKen HeiiplvefMmuihinfir Ah Sulk ^ L V<«r5rtteeftde<t^ l^rrn Fdhfilvvsrt^ 
Kpopd (hLrmmefL fciUie der X VöFSiU>.t)de, Herr Df AYaW Barth h 
(Dresden); dk V^fhaylon^ . Von O Önmlw'crem»i?un<ien waf.en Afr- 
wesend <JJe VerUe^r der Wintefsi>oflis ereitfe Dre^dir»,. I hnwau^ %h,teiVr* 

ha»;0)H(/a\sddr1i, Bad Sach», (2iifnti5ch.,Par(effKinhen..d«^ Siidiy<^tde>it$chen 
RodlervJitbündca^ Siu Triberg, upd d« Ü^l^hen Tüu^inK’^ K!uh#, Sir? 
München, Die Mi^ljcdmÄhl dei Bimdi^r d^ Vrrem^^^^ und Verbinde 
angrliüfcm^ ^5(j gegemiher ?UJ irh Vöir^ahffp. Seifen m 

Ariisichl ^stejlr hoi drf BerUner W'm»ef^^pnr<verelß für C»chk«»l'*hrlf'n Di^r 
vom Stadtverordneten Drc^r (Bad Süch^) ejsiatJtte Rcckiongsljeri^hi. viorde 
giitgefieiOen. Dem jaht^sberkht IäI »n cmnrhww. d[aß fast «Ile Wre»n« 'm- 
vefftösaeneii Wiolec unter der Uni^mst der Wklerunfi ütid dem Manffrl £t« 
Schnee: sehr to levden (urten^ 0<K:h hönntc actj Januar 190 aüC dt^ 
drei Kilwneter Wogen Ekho in OhtTündoil die dirulaclsr Rcdclmrii^tmiivrh 
«Kfgfcfahfen Wtffdeii^ deren Leitnng dem Wimcrsf«orisvf?fcm ()brr4u»‘(vKf und dem 
DfüHchen Touring-Klull übrrträRcn vsäf. Die MrkifWhsdl easint Hu»? 
CfisDer (Ohefauricff), Beschlossen yeufden einige unweseAtSchc AnJertmsVn 
der Sattungen uiftd der Rertr»hcJ4lrnmiJ>rn^n.. Unter Andern» Arijutic rhe HixiKvt;* 
fipufy^jte der Schlitten vcm 45 aid 48 hmaofi^yerJtx; : 

W i n te f a p of k on d S t f « ß e n hrrtd<*r 
dcutscKen Straßenhahncai hrlngcn in dickem JaKfe dem Wlnjterspofi grölkrr« 
Interesa« als bisher entgegen. Nachdem in Wien eine Siciahteilung der Str4ip#;n* 
bahner gegründel ist, will man die Beförderung von WinlersiTortgeratvo' in 
bequemerer Weise gestalten. In Karlsruhe werden den StraOonhahnm, iln* 


tum. Hauptbshnhof ftihrin, bei Einiritl von Schnceweltcr odene Wtgen 
ang^Btigi werden. Tüf den Transport ddes BAJifen SVi oder einet Rodef- 
scMiUcfw ist der gleiche Fahrpreis wie >9ftt pemn ,bü entric Auch 
grd den vpfdrrcn oifetnrn Permnt tkr Atthänfget d^fferi Slu mitgeführt werden. 
Nech cfit.^genVomrm:^d^r. h^it die h.wo\;efs<:Ke Stmßcnbahn gehandelt, 
dk besondere gtscfdosscnc Anhänger für dcn WmtersporlgerlOctraaiport 
fvuits in frtdn.ucn jahr/pVmidhhrt^^^ Aüch Iwi erlaubt, RodeWchlitten 

xrrtd Ski wiivohl in den Motorwaijscn ^ueh In den (Vihüngeha — lowca 
Platz Nnrharkfen — miuuführen. 


Bäder und Sommerfrischen 


Die Nru 0 e>t a 1 1 u:ntf deis Kur' und Badrwnseni in 
aV a e h e n. fine PfTikvchrdt des bür gw meist er seq die Stadtverordneten 

iih'^ ^ inr Neugestaltung A$^;hc^hv^ Kui - <jnd Badlen^sens schlägt die Ver- 
|iAj;hlii»u{ <lcÄ.gc»i»WA K«rv uf»d an eine AktirngescfWchafl 

Aui »Ri Jahre und Verkgun;^ ip rkn Sttidigorien vnr^ wo, sofort In siailti- 
scfufp Brdtz übcfjreheiid, :ew BÄdnhauS, TrinhhaUc ühd 

WAndeljirt We ffiil (unf Mitliöncn Mark KuSV'ft, rrb^iut w-tr^d. wovon eihf Million 
für Imeni.if und Einrichtungen ilnreh 4t< .r\ktieU^gsciWchAf|.i d«r R««.t durth 
ilie Sl.'rdt autgehräcHt v»trcl. l)vc ffaihtei iUiße/ den bc- 

siehcniJcn städtWefren B.pfrhäv*^’r^ <lk Irrt ^kadf.^rten tu erTiihhtniien B*u- 

werfee^^ /^shh Pn^Twt ijot NTuWk«J 53 U Pa^ht «dd verpfllcMct <^ich, in 
rlcTi erilcn Jahrm tufndes»<n^ VtlöfK) MAtk jährlkf» für ReUomc 84 ifcuwen<kn. 
D. 1 S KoduiviH in »Wr K’.^/iVl^^'r^LiiJstraßc vtud v*>n der Vvrpachtung Ausg«' 
qijimmeit «m.d Lmhig aU CcsclWhAhjKnr'* hrw K#»n7ertf«&us dienen. 
I m* ife gcvrimärtig lic^Uhen^ünt fiadchäusi?r Imf die Akhenffcseflschoit de» 
&4»h eine n»»«cTn;estt*nr! i»dwiiefK* Pachtupinmu* rn fehlen. 

B 4 d (f i'V n h Jt vt s v-A. AW die JkaiU der Ruhij kann OtyoKausen mit 
Fug vmd Reiht |>e/^ichyTrt iiveTfdvn. DW In fkiMdtt kommmden Behörden 
hcm.it;;en jede fklrtrcnhvit. utjvdvtt Badeort iiiimer mehr lu elueru angenehmen 
Nii(enthult fiif yh rmtk»nbv und isvn4iigc Fiholungsbgdiirftigc au matdren» 
nruiidinKs ist dw* WuhinÜYtrydnn ciTu-r Revisicin untertogm uod 

ivofdrn, iWiVirt ü'des VieVreade L*ehiUM;‘(i VJfi?i jfewcrbhdfien ATjWg«*»i 

>md iWrrblehen deiiv iMUpetfo‘biv h*6>ei’faUcA wird, Au<K die Vertegong 
rh’^ C'»ütijrl»:ihnl>oi.es .in Stelle wAt ah dim* M>ltfffninkt<r der Stadt «t 
hitffaid rnrhckntffihtenv F.ifxc Anr^hl von st.-iduschen Stral^n wprdcn ttp Laüfe 
riuthstro hdiTf«^ iprr^i-tM'ldbAcrFf l'^Wvlcf vcrrff.hto- Trotz dieser hohen 
lft«tnr«'lWn Aölwvr.thi:nrf<‘n der Hfudi ^mrl die Strucr^uiwhlHge .^hr 

mäthu, unrt dcNhall) ««.t OirVnhau-ert b» Hifisithl ?Jwdr daw^fn 

Ai)h*»ith,t4 ;v>A«> Hrritj-irffT> pfti^Kmlr'rten Ofhtirrvn und Be.>inter» usw-. 
itcwun« htr* AuAiin.h erteilt d^n' Vervchüni*rMöysvcr«»n 

Bad FJrit v r, Während dv< sanrea Wintermonaie kann in 0ad EUter 
tfi\bAdrA /vitffdenV äiKh steii^^ den KurcÄ'*»«»? cIa» WnsVer der QirtrlU^fi rar Ver- 

Idtjung pf. hafexp *ich fk»I.cr, durch diis herffirbt» Herbstw«*Urr verlor 
MYesrivrncn MopJil yahlTVfche Ftmirlc hWr iiuff^Mten wmf vipd dlavon hjMrh 
piwa hündcri rrir/Wl i« dvir» tfvffliVh geWItficn Saodlöftum 

.-ioTj, ^>önC«>‘vf4{ Dr. Kühler 1 nlerkurtfl grlwmfen l»hen Auch dyr Bau^ätig- 

kvll in> Ofto: |vi jtht hierfür gunsllt»«»^'WitlOfortU vehr ZüsfMt ca gekommen. 
Si kunntciT 4»e Ai^Wtren ht*l ilem oriicn. in diesem Johrt^ «cfeiaulen Kurtheati*! 
nahe?« ff7tr![;ec.?feflt uWdr''ni,4lc tf.mrt* JLlhnhöWtr^ <s£ .jspiviltiert wöfdcn. 
tbe ansErylcholcfj AnWy.Mi lK >itt Lomlelttich,. den West nach dcn^ .-»dyl^sch 
CvIvöTinen Wahhia^lh'n-Rcttauraiit hat man in ausgieblpVtef Weff<r füf ^ 
irr,che Betv-urhiuntf einc«*n*:hlet. 


Rieseogebirffe. 

v_,/ PJCl ■ iJLlllllllllJllLfwl MiuiiiHiiiiiitiiiniiiiiMniiiH Min 



Besitzer: Alfred Teichmann. 


S12 m See höhe. 








40 Zimmer. ZerUrolheizung^ und 
elektr. Uchc Mit allen hygienischen 
Einrichtungen der Neuzeit versehen. 

Vorzügliche Wintersportgelegenheit. 

Tetephori: Antt Knimmhübel Nr. 48. 


























Nr. 14/15 DEUTSCHLAND 641 


V erkehr s-Pr opaganda 


Neue Formen der Verkehrs - und Städtereklamcl Die 
Bundeszci»Schrift „Deutschland“ hat des öfteren beachtenswerte Winke für eine 
wirksamere Ausgestaltung des Reklamewesens veröffentlicht, namentlich be¬ 
züglich der Sammelanzeigen in den Zeitungen und Zeitschriften. Eine sehr 
interessante Aussprache über diesen Punkt hat die kürzlich in Aachen in Henrions 
Grand Hotel stattgefundene Herbstversammlung der Vereinigung rheinischer 
Hoteliers gezeitigt. Nach dem Bericht des Hoteliers Intra (Aachen) über die 
gemeinsame Reklame 1913 wurde in einer sehr eingehenden und anregenden 
Aussprache die gemeinsame Insertion für 1914 erörtert. Hierbei regte Herr 
Budde (Köln) an, die .Anzeigen in amerikanischen Zeitungen fortan so zu ge¬ 
stalten, daß nur für das ganze Rheingebiet im allgemeinen Reklame gemacht 
wird, während von einer Nennung einzelner Städte, Ortschaften und Hotels 
völlig abzusehen sei. Im wesentlichen käme es darauf an, die Fremden über¬ 
haupt an den Rhein zu ziehen. Gelänge das, so würde schon jeder Interessent 
davon Vorteil ziehen, auch ohne daß ein Hotel ausdrücklich in den Annoncen 
genannt sei. Die Rcklamekommission wurde demgemäß ermächtigt, die ge¬ 
meinsamen Annoncen für 1914 auszuarbeiten. — Für Sammelanzeigen der 
Verbände w'ürde diese .Art der Propaganda im Ausland das idealste sein, indem 
bei gleicher Wirkung bedeutende Ersparnisse erzielt werden könnten. 

Die industrielle Entwicklung der Südeifel. Im 
Hotel Exzelsior in Köln fand unter dem Vorsitz des Regierungs¬ 
präsidenten Dr. Baltz aus Trier eine Sitzung des Vorstandes und Beirates des 
Vereins zur industriellen Entwicklung der Südeifel e. V. statt. Vorstand und 
Beirat, darunter fast die sämtlichen führenden Persönlichkeiten von Handel 
und Industrie des Saargebietes und des Niederrheins, waren beinahe vollzählig 
erschienen. Der Vorsitzende, Regierungspräsident Dr. Baltz, gab einen kurzen 
Überblick über die Veränderungen und Zusam.m.ensetzung des Vorstandes und 
Beirates sowie über die allgemeine Tätigkeit des Vereins. Er hob besonders 
das ausgesprochene Interesse der Großindustrie an den Zielen des Vereins 
hervor und dankte den bezüglichen Herren für ihre in so reichem Maße 
gewährte Unterstützung und Mitarbeit. Dem vom Direktor des Vereins Heindle 
aus Trier erstatteten Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl 
und insbesondere auch die Beitragsleistungen eine stete Zunahme erfahren 
haben, so daß das finanzielle Ergebnis sehr h.efriedigt. Die Vereinstätigkeit 
im einzelnen ist eine überaus rührige und vielseitige, sie greift in alle Wirt¬ 
schaftsgebiete ein. Den zahlenmäßigen Zusammenstellungen des Berichts ist 
zu entnehm.en, daß durch die Tätigkeit des Vereins im Laufe dieses Jahres rund 
150 000 Mark reine Arbeitslöhne ln die Eifel gckcmm.en sind, ungerechnet die 
durch die Bauarbeiten dem Vereinsgebiete zugeführten Verdienste und die 
sonstigen Erwerbsausdehnungen, die diese Arbeitsgelegenheiten in die Eifel 
brachten. Es ist dies ein beachtenswerter wirtschaftlicher Erfolg, und man 
kann nur wünschen, daß die an die fernere Tätigkeit des Vereins geknüpften 
Hoffnungen voll und ganz erfüllt werden, um so mehr, als durch seine Arbeit 
die innere Kolonisation ln einer zw'eckmäßlgen Welse positiv unterstützt wird, 
wodurch die vielfach beklagte Abwanderung aus der Eifel mit der Zelt von selbst 
verschwinden wird. 



Aus den Bundes-Vereinen 



Verkehrs»Verein Leipzig. 

Der Verkehrs-Verein Leipzig halle am Dienstag, dem 11. November 1913. 
abends, zu einer Gesamtvorstandssitzung eingeladen, die sehr gut besucht war. 
Der Vorsitzende Professor Dr. Roth cröffnele die Versammlung durch Be¬ 
grüßung der Anwesenden, besonders des als Gast anwesenden Geschäfts¬ 
führers des Bundes Herrn Direktors Jos. Schumacher. Geschäftsführer Kirsch 
berichtete über die Arbeiten des Sommers, die durch die Baufachausstellung, 
die Einweihung des Völkerschlachtdenkmals usw'. recht umfangreich waren. 
Der Verein hat zur Bewältigung dieser Arbeiten im Sommer drei Auskunfts¬ 
stellen unterhalten, und zwar in der Hauptgeschäftsstelle am Naschmarkt, 
auf dem Gelände der Internationalen Baufachausstcllung und auf dem Haupt¬ 
bahnhofe. In der Hauptgeschäftsstelle wurden ln den Monaten Juni bis August 
d. J allein 18365 Auskünfte, also täglich über 300, erteilt. Der „Amtliche 
Wohnungsnachweis“, der nach dem Beschluß des Rates auf die ganze Dauer 
der Baufachausstellung ausgedehnt worden ist, hat die Zelt und Arbeitskraft 
der Beamten des Verkehrs-Vereins ungemein in .Anspruch genommen. Infolge 
dieser Arbeitsleistungen war es unmöglich, mit den zur Verfügung stehenden 
und von verschiedenen Seiten bew'illigtcn Mlttil.'. auszukommen, und so mußte 
man an den Rat mit der Bitte um einen auß< iordentlichen Zuschuß von 5000 
Mark herantreten, der auch gern bewilligt w'orden ist. Mit der Bewilligung 
dieser Summe hat der Rat dem Verein seinen besonderen Dank für die uner¬ 
müdliche und ersprießliche Arbeit, die derselbe ln diesem für Leipzig so außer¬ 
ordentlich wichtigen Jahre der Allgemeinheit geleistet hat, bekundet. Cie 
Mitgliederzahl ist um etw'a 200, von 1526 auf 1720 gestiegen. Der Vorsitzende 
teilt weiter mit, daß Geheimer Hofrat Kl. Thiem.e die ihm verliehene Ehier.- 
milgliedschaft mit Dark ar.gcncmm.cn hat. Ferner gab der Vorsitzende nreh 
Einzelheiten über die verschiedenen Aibeiten der vergangenen Monate und 
berichtete dann über die Verhandlungen mit der Internationalen Ausstellung 


für Buchgewerbe und Graphik 1914, die wie die Internationale Baufachaus- 
slellung ebenfalls einen Beltiag von 2500 Mark für den amtlichen Wohnungs¬ 
nachweis bewilligt habe. Es wurde beschlossen, ln dieser großen Ausstellung 
des nächsten Jahres, der „Bugra“, wieder eine Auskunftsstelle in besonderer 
Halle einzurlchlen. Herr Strobel berichtete dann über die Sonderveranstaltungen 
des Winterhalbjahres. Den Kassenbericht erstattete der Schatzmeister Eis- 
felder-Mylius. Über ,,Leipzig im Blumenschmuck“ berichtete Gartendirektor 
Hampel. Der Blumenschmuck hat sich im Gegensatz zu den Erwartungen 
trotz der schlechten Witterung recht günstig gestaltet. Die Druckschrift 
,,Leipziger Konzert-Theater-Woche“, die bisher von der Firma August Pölich 
herausgegeben wurde, soll vom Verkehrs-Verein wieder ins Leben gerufen 
w'erden. Über die geplante Beteiligung des Vereins an der Sonderausstellung 
.,Deutschland im Bild“ auf der „Bugra“ berichtete Herr Schade. Diese Aus¬ 
stellung wird ln dem Gebäude untergebracht werden, das in diesem Jahre 
der Verein für Heimatschutz innehatte. Es w'urde beschlossen, sich an dieser 
Ausstellung mit 10 Quadratmeter zu beteiligen und zugleich zur Bürgschafts¬ 
summe 1000 Mark zu zeichnen. Ferner berichtete Jusllzrot Lebrecht über den 
Wettbewerb des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine für Photographien und 
über Bildschmuck ln Elsenbahnw'agen. Zu besonderen Preisen für den photo¬ 
graphischen Wettbewerb wurden 75 Mark bewilligt. 


Fremdenverkehr'*Verband Württemberg-Hohenzollem. 

Der Sitzung des Landesausschusses unter dem Vorsitz des Herrn Gemeinde¬ 
rats Stüblcr (Stuttgart) wohnte als Vertreter der Kgl. Generaldirektion der 
Staatseisenbahnen Herr Finanzrat Honol bei. Der Ausschuß befaßte sich 
hauptsächlich mit der Aufstellung des Haushalts- und Arbeitsplans für 1914. 
Die Einnahmen des Verbandes sind für 1914 auf 23 000 Mark veranschlagt 
(Beitrag der Kr 1. Generaldirektion der Staatselsenbahnen 13 000 Mark, Mit¬ 
gliederbeiträge 9000 Mark, sonstige Einnahmen 1000 Mark). Von den Aus¬ 
gaben für 1914 sind besonders hervorzuheben: 6000 Mark für Anzeigen in 
Zeitungen und Zeitschriften, 8500 Mark für Herausgabe und Verbreitung 
von Werbeschriften in deutscher, englischer und französischer Sprache, 20(X) 
Mark für Beschickung von Ausstellungen, 1000 Mark für Veranstaltung eines 
Wettbewerbs zur Gewinnung von guten Photographien von Landschaften, 
Städten usw'. Es wurde insbesondere die dringende Notwendigkeit betont, 
die Reklame in Zeitungen und Zeitschriften immer m.ehr auszudehnen und 
nam.entllch auf dleVereinigung der württembergisch-hohenzolIerischenVerkehrs- 
Interessenten zum Zwecke der Aufgabe von Sammelanzelgcn hinzuwirken. An 
der Sonderausstellung des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine ,,Deutschland 
im Bilde“ auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik 
Leipzig 1914 wird sich der Verband beteiligen und demnächst seine Mitglieder 
zur Anmeldung auffordern. Ebenso soll eine gemeinsame Beteiligung der würt- 
temberglsch-hohenzollerischen Kur- und Badeorte an der Ausstellung für 
Gesund hei l.s|-fle ge Stuttgart 1914 in die Wege geleitet werden. AnderGroßen 
Düsseldorfer Ausstellurg 1915 wird sich der Verband auch beteiligen, und zwar 
an der Sonderausslellung ,.Deutschland als Verkehrs- und Reiseland“, die unter 
der Leitung des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine auf dieser Ausstellung 
veranstaltet werden wird. Als ein Mangel wurde bisher vom Verband das 
Fehlen einer jederzeit verfügbaren Sammlung guter photographischer Aufnahmen 
von Städteansichten, Landschaften usw. empfunden, die zur Ausschmückung 
von Beschreibungen des Schwabenlandcs erforderlich sind, und deshalb die 
Ausschreibung eines Wettbewerbes beschlossen, zu dem namentlich auch die 
Liebhaberphotographen herangezogen werden sollen. Diese Aufnahmen sollen 
auch weiterhin zur Vervollständigung der Lichtbilderserien des Verbandes 
dienen. Auf den verkehrsreichsten Bahnhöfen werden zum Zweck der Werbung 
für den Fremdenverkehr zufolge de*s dankenswerten Entgegenkommens der 
K7l.Generaldirektion der Staatselsenbahnen und des Schw’äbischen Alb-Vereins 
die „Blätter des Schwäbischen .Alb-Vereins“ in ganzen Jahrgängen für das 
reisende Publikum aufgelegt w'crden. Es w'urde dabei bedauert, daß sich der 
Württembergische Schwarzwalcl-Verein hierzu nicht auch entschließen konnte. 
Für die künftige Ausgabe von XX'erbeschriften in fremder Sprache wurden auch 
solche in russischer Sprache in .Aussicht genommen, da nach neueren Er- 


flfnicthol im Oberharz. 600m. 

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642 DEUTSCHLAND SB^eesGeKsesGesöeöGßeeaessOTB Nr,tJ 


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tlcr Mil}ijb\?cterlveitf4itc, Kdilid^lkk 4^«' Vfu^divtifge deü Epiwmfe 

Mtt[gHe4eri^eirM»i(i>i«itY^ 4«ii für rremd«nivrr](rbt in 

Sfultfgai:!. 

Aij} Zih 0i*t»>bit3 tart<i Wfi ViJvtöfid di^ ^Tdfri^^nckc Mitelifrücrvcr- 

«ömmlüR« dcif V<?Wi^ für' üint. De< Vni5i(r<'ndc, Hc»t 

Ccrncmdcfiil iVdiilf Stültfcf, der» Jdlp^lKrffciiT iAl>er dfe Töii«t.ett 

des Vcft*)insj ijtK jÄhrfi» J 2, 4«s dim h« vOTLfKt'htm b.i . A^fb dw 

fahr 1912 ihif*« Ve3cif< i^khfirh'c'. CeFölkht/ög sewiiHr 

«jsmdnnüt^igiect «. 5^ tin« hrd^utümgwolier V^^Äri^-vÄv-niü^i 

sutir dicSt«tl>;.4fi feinen gmfor FirfntdeuvifffUrKr Eräch^feft, wie fMfe S^Wkihu^Sfft 

Uinde3Atjr>teFi4n(? fnr Rewr- üftd FrtP^dwtferWhr, £m der K- HöE 

ihcaicT^ d(feSt«v*f?i^'0<‘h<?, da5¥^Ciifint>:C^^ nofi tfip CkifrioH B<.mnffi-r«hfi 
<ifer EilfW’.* fcr»tcf Mpie ifioe groß« AtiXdKi ^oii Kongrti<^n Jü SinÜ^ari, lia»^ 
ab hCoi»«3fP*4:udl ^rolJfer ßchebhdt ex^ffwi. 7ojf SfciJti?tik des- F<fm4feo>yr- 
Itchr« isl ivt füUktrhmtn, daß dir Z«)d drf hupsigifn 

Gaslhöfwt 5CJ0 500 4)3 ins. Jankr )9| f JaEr )9f2 

ciw ^ i'^ipii Afspfthnsc:. ww hfi dtm nofJftalUft-Rci«»?" 
vr.f kcliF V€»:tS W'Kf iSflchl/.jf{i|;efn Einfii^ß wm, Pkiht li^rWiv/iteficb iü- 

N»d»l ohne E^Hfkil^9 ^U»:h tlüs dkrth d<<r 

gerufßi« dmifehert 53{/e|i l<igc. die ooi Hatwiel wd lodioMrk^ jjtad damir 

^i^:h ifwf den VöfJfishr svirite. Oe; Aes^chaft bclnßte lych m icinew 
wn Jahr«t 1912 tnii derFrasJe der SiFwiliins eines rijpüiKhiinS^fnf>hc«i<ehÄix^^^ 
in StnUifayli der EtsleMun« ema LuOs^'hidhaFkv md drim Pr>i>idH d?i 
svafdhili.n, mil der Neoofdnnn? dv.« DfoseMertwi^^en«^ o. a- nt. <2ü^»Iifefddni 
vriffd^n meh(\ire Eirgrrhim gemaelü, so m die K- Gensi'afthrefcliwj 
•“tsenbahnen üm Üherfasuingi eines Raumes iw nfewen Bihnhofs^wwJe y^; 
Etnrictejng etn^r r^fisfrüof|^Mv^ö, r.kii Stwt^gÄfi um ATdeitm*» 

von Para ITclvi^cgett iXt cäftig<‘5X W^W>:ltaiieh;/ utn tinrtccl;* die Si awerganger 
«rtir dtri Befe^i/güti^rv darglv dlT^ 7\wlfat«<»hi)verliJä|n ru stihüiren, anderv^lts 
liy» Iwfeisc Verbot dieser Slfaßfen (br d<?n Aülptoebilvcrkebf 4n den ^^nälng- 
urrd :S^>Rnt4;g<Tr cinschf^inken^^^^^^^^ Mßd uni Bescjti^iiy 


CANADIAM PACIFIC 

An!$Hlcli(8wa^en-Ter kehr 


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,, üiueö die öctxCübl^n VJ^^ji^^öüen \tm 

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Filur^rtii: Kine ZnÄahlun^ yon M.4»80 tKTOneei $*—) auf ein 
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»lcbtinyA«en fü;r di)9 J>Hüer eiucifi T^e» äoI der i?)reckn, für 
w^lp,h* >'Un FAhrkarte ilÄti1#t. iinn h 

Snmtllidic! Bnreftii» von Tbos. Cook dk Sou 
qnd cisKh dift €aii|iai«it Pttcffio Baflway, 

klU'ataerriAg 7» Wien AlMUit&WiS&s& B. HatAbarc 
■ : lod^ir dertfö 


dfia tVFßst^Müi^ def JElxhilarurf^ 4«^ ÄUpläirjR Jn den S Jw 

dfcf 6ch^bfstH«>" LÄ.nd'eraoÄsuktmg FrgmdenvtfJwltf läfe 

Virpin durch ein großes Dintanwii, d[af4i Führet^ Ptospefete, tJrddiili|l(C. 

ücd h<;ai^ De/ Filfvrtrr \erj> Stüdi^Aft wu/de in «iner Auffa^ 
lOüÖil SruvA ri€M htftaösgtiird^ fbeftw dit vor« Stutt««/t, In VoT- 

i^fcrtfein^ .ii^t <feirn w mü lärhi^pHotogiiipKischen tllufttrationen 

»md tfin tfllitbcr iW In Zethingen üüd 

Zeilschriiten wurde eApf leWritfÖc RftUm« 4«rch fnsfe/ate und ilfuicnoui 8#- 
Sf lutihungen icndÄiiet. liod flußerdem mtd fkürch dut PfaW von StohBiri, 
dtircii Uchriildcfvojiräge us^/v. für den BeSüch $tot<9krU «tworb«). Au^ 
»Ive Ämttkhu A^Jisfctuciluslcßc der K. Württ, Staar^bahtK^n im IrtfennAöewijifin 

oßfentlklvcij Verltfhrsbjufcau Be/kn, mit vtclchfe/ der V«fe»h w VerbiüdütV 

steht, üi)lersliir/t dm WerheUtigkeit. (üf ÄtiittgArt m fentgtgfe4\komm«üdtf 
Vind vtisiandncfvoHitr Weafe. Die Taliglcfit der Au^kunftsidcllc dftf V«rei»i 
«immt von J«hr xu Jahr xu. Zum Schluß gibt der fahrCilacriclü tioch ciiMth 
Wien Übeibhck über dife Tätigkeit der Württs^Mohcnir Vereinigung ßjir 
Fferndcöverkehr, der 4HUcb dct Stlitt^Äflcr Vtrein löf Fremdenverkehr idfi 
Mdgiled angehort. Der Bei’idvV vyurde mit lebbaftem Beiftll AufgenomnMn. 
r/ie/oul erstöitete der Ka^werer des V^eins den Katsenbcrichl^ der fiiit 
Mark Eh nohnr'rji umi 17 O?,0d Mark Ansgxben Abschliefit Vpn 
xien Anwesenden Mri^hicdein wnrdi^ htw ve/Kfi^edene Wünsche und An- 
tcfi»’7‘i:*n vcnv,C’hfS!cht. ln der j»n.KW^«idcn Wnstitotcrend^'n Siktmg dm 
H wurden 4?^ 5cdhrri};«n VorslatHlirmiiglicdw wicfleryowShlt 
Dfe /■ ‘E tfy!Iv fe rei n W am 2^- Noyember 39^3 in MUnstereifel ein*! 
VeisimtmhiX^ dfef Orisgrnppw «tark 

Jk’scitht war. L^imhat DE Ktnitmarm \iwi Euiikhrthtn leiHt« die Verh&nd^ 
fegeh: D^ Vt^jMnd Hetrcn ETsephahndirelrtor Boilke eu» 

Cymne«aW^ Paidös un<l For^mt Tobias aus THer eri^n/X. 

yW Einladung dc4 Bh<.inr VcrkdhrsrVereins xiif an seiner SammeV 

Avurdr bestdirf^s^rh, d^ß act in eimgen großen Teget- 

xvjiiingcH AtvJefern vt/odcMlichc« Otvs DfonkerDenkmal m Daun «oll, 
mmeelMut ünd ndt emert Aüwkjüxic/fssse vfefsehen werden. Der Entwurf des 
Baumrisierfc Mülfo' w^iifde'^ynshmfgti^d^ Zuschuß de« Eifelverelna zu dem 
Dfenkmal hiUäüi lOOC* Marfc^ Die gr/Jic Samaduni» von Lichtbildern det EifeJ- 
AWhi^ wjfd durch e%ett<* Äü^itöiihi’ferr 4«^ PcsimA/HSts Eichhorn aus Köln 
cr^n/t und m cin/efrie Scfhm Diese bchAndtin die Höhenvmge«. 

die Hur:$e:n, Kifdien (ind Klister. Der Veit rag über den Verlftg^ dea Eifeiverni» 
wwnic auf fönl Jahre trwjuerf gr;g<'n eiiiiöfn Z^isdhuÄ Vojds .3000 Mark itn däi 
EifeJvrrcim Dos kfem Waodei’teh; IßÖ T^gesw^defunge^ der EihslyoD: 
Han« Hödx soJi in dfüW AuÖs^e- tfijJcheintrL In Pfta wird ein Kneffsr-» und 
ö.ie?Viril-Denkmal f^richr^t- k«änd<ät (geh, W war Freihciuktmplw 

«ni Sfhifheben Pröm. . Er hat «ich emco Nkmen 

Ä-niÄthl dwridf« die HcswivgaW^dni hlxfelwerk» Elll« illostrata. Der lufelverertn 
besc-hlcß, «ielK oo den KcMni?« de* Dtnkmab* ?<i betedigflrn und d«e Höhe 4« 
Be^TÄ«* {«; ^er r<Är.li5lr.n zu iic-ühnmen. EisenbAhndiifektor Boltke 

Ije/icftkölfe ids VcrsHxjftn'der Vr/kehrsau«schü»s<A ube^ die Einehe der 
Kölner Hmdelskammer «üt Eintcguivg em^f neuen, Eil/UgpAAfts utid begt^ridetfe 
the E«nlei£unjf damit, 4 aÖ mehtöre Hil/vs^ in Srhüfrfege umgewimdeljt: worden 
sei*«. Dk die Eingfcfrfe ahgelehnt und die Ab- 

Ichouny mit tb*n CiidiAUlfen cirt K^hrftf lLhi^ begitindet» aber dif Couche 


sollen «Ach Becn-digung ckr Umbauten erneuert werden. 


i 



Bücherschau 



Wirrler In München ivn 4 i m bayerischen Hochland. 
Cnier .flie^em Tdcb fejtchmöckl mit einem von Erich Wilke geschaffenen 
farbigen nrigmeTh UpiÄchJaj^xifd, ist stHjbe« die mfoe Wintcrsp£.rt-Wcfbe« 
Khrift fi«; Mhnchrner erschienen. Die leitilche 

AMS^Sfittonf der Schrift di« IrüKtrren Ausgaben des Vereins nicht 

•,\'fe*e:mih*h ♦.erSindefi" m der Form von Tflb«ncn wWi} feine gute Überweht 
iih^f di« einzelnen Wiirtcri^portgcbhfffe »jnd. 'orte de« Hochlandes, ihre Rodel- 
Inihncn und di-e vcr«chVe(Jen«n Cfehgfenheüctt xur Ausübung de» Skitport« 
«egcbcfj. Dagegen Ist in buthlechniidier Hinsicht «iiic emheitlidhft gfesdunark* 
volle typographische Ausstattung angestfcbt worden, ein Untemchjrtom da* 






















DEUTSCHLAND a43 


i;i^r Art..^iT]sHr;'Lä!i?i'n€ rJr^ -srcue WrFb-?sc}^f:tft .wek ’^ibf),- 

^ ’.w+r sVd'^ , 

fiÄ'' 

^ef D'itcft- irftiM.}:;i¥if?-^ht|j'- ’. Vtrirr^st^^r#^ .■ 

du^cti tl«rt f^^^6m4^^rt■vt^ksb:t.^-y4^^?4^l■ ■^^ü.JC3^;kt^^^ 

■ ■■ ' n-e t L »t) W^ ft tfrom 

• Üwif?Vf^U^ Jisif Si^ «ft ■ 

R^tK^U^i. 4Ji>tcf 'T*wF V^'.Wtri itrjote' 

Wintet'broschi?f^ Vr-tic^c? -^h S^rtit%lfn?t5 'WinJ^rr^ 


ijftKren eine Rejbp gttWr ift 4^;^^ tJ3a^v«plstjieW ust 4 Oebifgeq Kir 
dif. -.^ ^ :ÄWcb;;*if'i.^.üI..!er;-- ■ 

dtai JH 4^^" fd^tnet WwJtcFiüJStiirt t^m & 

. -fecK j.n. ••^läp;■.W?^^nti^Öt^:-:. 

• . -it^ltii? ' i'n Mitte; Feifttdr'' P^e-^Fr^r^iliffc,'j?f 

leostefilij^ iu bcrz>eii*n> 




Pftdii^qKKk? H<bwrB\5, de$ 

' Unf+if 'iemTi'tsj Jas' if’.i L.'S'ipiV' ^ 

Meßiij355<5bw^ irin.^ b f f-t 4 u ^X.h 

die ^T- M« st'm.rji' ÄßäCfi'i js tb'Jtr 

S p r.^'iC !(;•«-■■ b¥^f^u-aSfe^<^n: >töfden-,v ftiicWitfti’' 
:bcr<d£i . waH ■ dfff :■ V^-^^irtstärJtu r^f- ■ en^ Z-djaliraiftii^ft-^' 

■ r^4 .^ür- 5'. .•'ÖeF' fe ■ Bti • ti t;ß'- ^'- de-n--.-.; 

dcf deutsiieji ;. 

■ca bfiüf.y iii iti npthviTfgTtd-!r:' 

■ „0f{ilfl& atif.-derf ■' ' 

Wftreti^rt- ■: 

fSf' d(f&;'EvjSoit rvatK-'- ■ 

beautfa^t mbepL- ’ ' Ös?:' de^ ■ ■ifpitirtistbF.r) ' Bt/iW' .fetciii' 

dfeirs^ dem' ; 

V^ROl^i^Ü:^'. arK;fe';'Ä. Ttl^-' d^C fe' ■Lr'tiCJ^r^T ..■ 

ijrii 'alJ^ß!)ieih.(?Jv ■tn^ • tb’rteB- .t^tif 

X\tm.- Besiisb/de?' . ' 

d'ff.W Adf^'SSCT^'T,'- ■' 

rtrjis^iivnttfe Ttji-i i'^:.;!^r'. EntwieMim.^y: 

■.detiiuug; ■M«2SjieA't ii>T iWÄ;i^iift;cl^t!- 

gdhehdift ■ ^1'f fW'- ttifid ■■ .4b'; '■^4:^''.' 

hj?' ii&*E^5i.^l^^^lft.■fe.^ ?.u üy!ü;'^'fj;-.tjiß;spi(.;,li -'z'ü^p ^ p n 'Mßlti' j>i i n ' 

■ ifesiiitn d^r L^jpti i?fi-. , t'.ft t »-■ Ei n - 

-i..F ^ffen 1 , P^-y ^j^ö.si 

Ttifi «FrfbTylE 'ik'vilsjT eine ^i:^' DiiüVpfeV.-' 

■ i'tf ■ yiift' ?^(rrir-^öi^t'e'a' fi^'fi,' ’d:e*'-Ü'i')ttiac^ik.tet. Aüii^i:wdes:- m ü' iiür -Jipa,' 

•fer'näf' dj* ^ 

■'ä^a-iicft-Ze^WtpiböiH. FÄhfi^fe-ise« ta<'«,-, V*'*'4 

fiiif Beiiie’viüm H^ifif?;vEsü4 ^3.w- 

Eba^dp^'finpbafen bi? 

äaä.;i.u4ftej3^. wifd m 

OiSJ-itijstejnlos wr>-)jidv^ im l.iräe aü. 

t^^:.' K,am:mi^5 icFdärc- 'Pmuf .f^'i? fi. 

Wie Küfls*jk^&s ii>i. Au^l^fTiip-'.-if^v-E !sd^be$ikK. 

'kUasi^^c HpteJ? Eli- ^E>d r / pitf ^ 

keine u^l^ ehvb ^yM etfli 

der .AxdW,tsa*ktfk Becicbtxins m-dtivukd, 

für ■ die-. es teditient • '^t . . . : . ^ ■'! ■ ■ ■ ■ ^ .;.■ ■ -.•..■. :■:. j v ■.'? • ■. _ ■;• ■ :y ., :^. - 

W Ml ^-e-f J p . N- fl-,^'i?:'c- ti,^ ;.'.t.'b^-T:: ■ ■;’ t ’■ 

Norwe^w:h isr iben ■sine - , 

.ßilü die Vöi'i’ü^ nyfi-liselkn 

Verte'jcJiftj's ddf ^.ithb.l^cn. 'l^ii'.. 

(ierp itnrfter iiei^sdeif.' ; fiAfii■ 'dsi;'??!^ ijft difi:ft; .' 


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r Aip iiei- „&(ii]t«thkiriii'^, Ük&sBldon'f, Fasr^dj 444: 


Geschäftliches 

■; : ifefti'ud Alt^veiber^oiiimer .Itiiritien d'C ■mh^nde ■ ' Fsu.he 
.^/frh'riü^iVfh« iiv^:shS5 lästken Erkältuii^sl;f;^iikhelleri'. stdt 

..eitlen tSfhflü'pfcii.:'-sc'h^ w,''dE der Utifrtj^^ sieb- 
'- dji4r:h '■ t^fJ^tpdic ■ kalte • ^ W.i:k l't «i ' ' flb. ■' •. Er iiemi f■st’ ü eme ®ü.te. ■ tw.u?ral«, 

. rnlTcfft ^f-T^K. ’ivi*? di^ diak ihre’f. Wiäir GeMf“ ^ 

■ Borj^t r)je..Cnv’-.Vbr.. Sktrt.-.d^i' jailf» kiibj ik« •' ylp^' S6h'\^i:jß], ■ :^-^hd PF^=TJt 

r^iT'. iMcid ■ ScKrtiyt^ ^l^-rdm^■•;^il> ''>iaft;■d[^t* Hki'i^tei^ ' ^tets 

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