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FRANKLIN TFMPLl: INGRMIAM
CLASS OF 1914
SECONO LIEUTENANT
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MAY 2 3.1891 APRIL 11.1918
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Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen
Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine
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lakaltsverzeichnis des vierten Jahrganges
April bis Dezember 1913.*
Nr. 1.
Heimatliebe. Von Dr. Paul Meynen (Leipzig) . . . 1—2
Die Hamburger Jubiläumsfeier. Von Alexander Zinn
(Hamburg).2—4
Dag Kalser-Friedrich-Bad in Wiesbaden.4—8
.Wiesbadens neuer Oberbürgermeister. 8
Frankfurt am Main. Von Julius Eibau (Frankfurt a.M.) 10—12
Die Betrelungshalle bei Kelheim. 18
Eine fröhliche Schülerwanderung durch Spessart, Rhön,
Hnnll, Vogelsberg. Von Prof. Rud. Kissinger
(Darmstadt).14—18
'Moderne Säuglingsfürsorge. Von Ada Battke . . , 18—19
Das Deutsche Haus in New York. Von Dr. Friedr.
Schoenemann (Middletown, Gönn. U. S, A.) . . . 19—20
Auf der Bilderjagd. Von Arthur Rehbein.20—22
Uraufführung des Musikdramas „Die drei Masken*^
von Isidore de Lara. Von A. Eccarius-Sieber . 23
Die Bedeutung der neuen Lötsehbergbahn im inter¬
nationalen Eisenbahnverkehr. Von A. Nistler. . 24—26
Das neue bayerische Verkehrs-Ministerium zu München 27
Die Entwicklung des Verkehrs in Frankfurt am Main . 28—29
Zur Mitternachtssonne.30—31
’Wrtschaftllcher Teil.32—46
Natur- und Heimatschutz. — Wissenschaftliches. —
Deutschland und das Ausland. — Dies und Las. — Eisen¬
bahnwesen. — Schiffahrt. — Luftschiffahrt. — Theater,
festliche und sportliche Veranstaltungen. — Ausstellungen.
— Kongresse und Versammlungen. — Bäder und Sommer¬
frischen. — Aus dem Hotelwesen. — Verkehrspropa¬
ganda (Aufgaben der Verkehrsorganisationen von
Dr. med. Erwin Jaeger, Leipzig). — Mitteilungen des
Bundes Deutscher Verkehrsvereine. — Aus den Bundes¬
vereinen. — Bücherschau.
Nr. 2.
Du Sauerland als Touristen- und Erholungsgebiet. Von
Professor Dr. F. Schemann.47—50
Die Erschließung des Sauerlandes. Von H. Kracht
(Katernberg).50—52
Hagen, die Eingangspforte des Sauerlandes. Von
Waldemar Perker.52—53
Im Buhrtal. Von Karl Prümer.54—57
Arnsberg und Umgebung. Von Prof. Feaux de Lacroix. 57—58
fin Lennetal. Von Ludwig Schröder (Iserlohn) . . 59—62
Du Hönnetal. Von Ludwig Schröder (Iserlohn) . . 62—63
WesfUches Sauerland. Von H. Großjohann (Lüden¬
scheid) ..64—68
Im östlichen Sauerland. Von Wilh. Klein (Essen-
Bredeney) .68—69
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Septemberdage imme Siuerlanne. Von Christine Koch
(Bracht, Sauerland) .69—70
Gedichte. Von Johanna BUltz, Karl Prümer und
F. W. Grimme.70—71
Burgen und Schlösser des Sauerlandes. Von Karl
Prümer.72—76
Im Wittgensteiner Lande. Von Hermann Ritter . . 77—79
Das Siegerland. Von Dr. Hans Kruse (Siegen) . . 80—83
Saueriändische Talsperren. Von Erich Feldhaus . . 83—86
Die Tropfsteinhöhlen des Sauerlandes. Von Julius
Schult (Essen a. d. Ruhr).86—89
Kunst und Kunstgewerbe inT^auerland. Von Meyer-
Schönbrunn .89 —92
Die Sauerland-Aussteliung in Essen.92—
Frühlingssitten im Sauerland. Von Franz Joseph Koch
(Essen).94—95
Das Sauerland als Wintersportgebiet. Von H. Gro߬
johann (Lüdenscheid).96—97
Wirtschaftlicher Teil.98—114
Natur- und Heimatschutz. — Dies und Das. — Eisenbahn¬
wesen. — Luftschiffahrt. — Theater, festliche und sport¬
liche Veranstaltungen. — Ausstellungen. — Kongresse
und Versammlungen. — Bäder und Sommerfrischen. —
Verkehrspropaganda (Aufgaben der Verkehrsorgani¬
sationen. Von Dr. med. Erwin Jaeger, Leipzig, Schluß).
— Mitteilungen des Bundes Deutscher Verkehrsvereine. —
Aus den Bundesvereinen. — Bücherschau.
Nr. 3.
Zum 25jährigen Jubiläum des Eifelvereins. Von Her¬
mann Ritter.115—119
Schwarzkittel. Von einem Eifelfreund.119—121
Auf Scheffels Spuren. Von Paul Grabein .... 121—124
Zur Ehrung von Karl Immermann. Von Gottfried
Stommel.124—125
Kiel und unsere Kriegsflotte.126—128
Von der Kölner Erzdiözese.129 —Ij l
Eine sagenhafte Geschichte auf Kellersberg. Von
Peter Schiffer (Kellersberg).131— 133
Ferdinand Kellers Wandgemälde ln der König-Karl-
Halle des Gewerbemuseums zu Stuttgart . . . 133—136
Die Halligen und ihre Bewohner. Von Dr. J. Wiese
(Friedenau).136—140
Ein Idyll im Obotritenland.140—141
Geheimrat tto March . 142
Eine neue Eifelbahn. 143
Eine Lust zu reisen. Von A. Nistler.143—147
Wirtschaftlicher Teil.148—162
Natur- und Heimatschutz. — Wissenschaftliches. —
Deutschland und das Ausland. — Dies und Das. — Eisen¬
bahnwesen (Die Verkehrsbeziehungen zwischen Belgien
2
und Deutschland). — Schiffahrt. — Luftschiffahrt (Braun¬
schweig als Mittelpunkt des deutschen Luftschiffverkehrs).
— Automobilwesen. — Theater, festliche und sportliche
Veranstaltungen. — Kongresse und Versammlungen. —
Ausstellungen. — Bäder und Sommerfrischen. — Aus dem
Hotelwesen. — Verkehrspropaganda. — Bund Deutscher
Verkehrs vereine: Aus den Bundesvereinen. — Büchor-
schau. — Geschäftliches.
Nr. 4.
Schlesiens Hundertjahrfeier. (Ansprache des Oher-
präsidenten Dr. von Guenlher.). 103
Breslau 1013. Von Fritz Ernst .104—100
Schlesiens Sehlaehtfelder und die Zeit der Freiheits¬
kriege in Schlesien. Von Professor Dr. P. IIab(*l 100—109
Breslau. Von Profe.ssor Dr. P. Habel.170—172
Das Turnen in Schlesien. Von Wilhelm Riidkowski 173—17 4
Das Waldenburger Bergland. Von Prof('ssor
Dr. P. Habel.17.5—178
Die Grafschaft Glatz. Plauderei von Dr. Paul Futter 178—182
Das iesen- und Isergebirge. Von Walther Dreßler
(Hirschberg i. Schl.).182—187
Die schlesischen Bäder im letzten Jahrhundert.
ktM Skizze von SaniLätsrat Dr. Siebelt (Bad Flins-
berg).188—189
Görlitz und die schlesische Lausitz. Von Ludwig
Feyerabend.190—194
Der deutsche Osten.HU—195
Das Jahrhundertfestspiel. Von Gerhart Haupt¬
mann . 190
Friedrich Hebbel. Von Dr. Friodr. Castelle . . . 190—198
Zur Entwicklung des Verkehrs ini 19. Jahrhundert.
Von Professor Dr. von Wenckstern (Breslaii). 198—200
Wirtschaftlicher Teil.201—210
Natur- und HeimatschuLz (Die Eisenbahndj'unme und der
Naturschutz). — Wissenschaftliches. — Deutschland und
das Ausland. — Dies und Das. — Eisenbahnwesen. —
Schiffahrt. — Luftfahrt. — Theater, f(*stliche und sport¬
liche Veranstaltungen. — Kongre.sse und V«*rsaminlung(*n.
— Ausstellungen. — Bäder und Sommerfrischen. — Aus
dem Ilotelwesen (Generalvorsaminlung des Internationalen
Hotelbositzervereins). — Verkehrspropaganda. — Bund
Deutscher Verkehrsvereine (Haui)tversaninilung (h‘s
Bundes Deutscher Verkehrs vereine; aus den Bundes¬
vereinen). — Bücherschau. — Geschäftliches.
Nr. 5.
Clausthal im Oberharz. Von A. Friedrich .... 217—220
Deutsche. Ozeaiiricsen. 220—223
Ausstf^iiting „Alt- und Ncu-Kölii, Köln 1913“. Von
^^•*Dr. jur. et rer. pol. Georg Franck. 223—225
^Bnrg Rlicinstcin. Von Prof. Dr. J. Nover (Mainzi. 225—229
Mannheim : Die Ausstellung des Deutschen Künstler¬
bundes. Von Dr. Paul F. Schmidt. 229—231
Betrachtungen zum IV. Internationalen KongreB für
Physiotherapie in Berlin. Von Dr. Max Hirsch
(Bad Salzschlirf) .. . . . . 231—233
Braunschw'eig, die schöne alte Weifenresidenz. Von
A. Sattler (Braunschweig). 233—230
Kloster Locciim. Von Dr. Hesseler (Wanne) . . 230—238
Eduard von Gebhardt. Von Dr. Friedrich Castelle. 239—242
Kommerzienrat Wilhelm GirardetfZum 75. Geburts¬
tage) .
Richard W'agner. 243—244
Das W^estfälische Musikfest zu 31ünster. 244—246
Der Panama-Kanal und Deutschlands Handel. Von
E. Fitger (Bremen).. 240—249
Der Hangarstein. Von Wilhelm Muhr (Kassel) 249
Der Guckkasten, eine schlesische Dorfgeschichte.
Von Paul Keller . 250—252
Wirtschaftlicher Teil. 253—266
Natur- und Ilcimatschutz (WVrdandibund und Heimat¬
schutz. Verkehrsinteressen und Vogelschutz). — Wissen¬
schaftliches. — Deutschland und das Ausland. — Dies
und Das. — Eisenbahnwesen. — Luftfahrt. — Theater,
festliche und sportliche Veranstaltungen. — Kongre.sse un<l
Versammlungen. — Ausstellungen. — Bäder und Sommer¬
frischen. — Verkehrspropaganda. — Bund Deutscher Ver¬
kehrsvereine. — Aus den Bundesvereinen. — Bücherschau.
Nr. 6.
Kalscrjiibiläum. Von Dr. Paul Liman. 267—268
Das Verkehrswesen und seine Entwicklung im letzten
Vierteljahrhundert. Von Dr. Alfred von der
Leyen. 270—276
Der Triumph der deutschen Seeschiffahrt unter Wil¬
helm II. Von .Vlbert Ballin, Generaldirektor der
Hamburg-Amerika-Linio. 277—280
Die Fntwickliing des Sports unter der Regierung
Kaiser Wilhelms II. Von Professor Dr. Weißbein 281—284
Fünfundzwanzig Jahre deutscher Kunst. Von
Dr. Max üsborn . 286—293
Der Kaiser und die Seinen. Von Josef Buchhorn. 293—298
Die llauptresidenzstädte des Kaisers: Berlin und
Potsdam. Von Wilhelm Konrad Gomoll. . . 299—302
Der Kaiser und die Verkehrs Propaganda. 303—304
Der Kaiser im Urteil des Auslandes. 304—305
Werbearbeit für die deutschen Verkehrsinteressen.
Von Justizrat Lebrecht. 306
Wirtschaftlicher Teil. 307—322
Die Fremdenunterkunft bei Ausstellungen und sonstigen
Veranstaltungen. — Natur- und Heimatsehutz. —
Forschen und Wissen. — Buntt» Chronik. — Eisenbahn-
w’esen (Zum Projekt der neuen Harzbahn. Alkohol und
Verkehrssicherheit). — Automobilwesen. — Luftfahrt
(Zeppelins Ehrentag). — Sport und Spiel. — Kongresse
und Versammlungen. — Ausstellungen. — Die schönen
Künste (Musik. Malerei). — Bäder uml Sommerfrischen. —
Verkehrspropaganda. Bund Deutscher Verkehrsvereine.
Aus den Bundesvereimm. — Bücherschau.
Nr. 7.
Kobiirg. Von A. Trinius . 323—326
Die W'artburg. Von Professor Dr. R. Flex . . . 327—331
Das neue W^eimar. Von Johannes Schlaf .... 331—335
Staat und Wissenschaft als Förderer der Thüringer
Kurorte. Von Dr. Walter Sclnvarz. 335—336
Klassische Stätten in und um Ilmenau. Von Karl
Sonnekalb . 337—339
Auf dem Kiekelliahn. Von Friedrich Licnhard . 339—340
Die große Kunstausstellung Düsseldorf 1913. Von
G. Howv. 341—346
Der Märchenbrunnen im Friedrichshain zu Berlin.
Von Geh. Baurat Archit(‘kt Ludwig Hoffmann 347—349
Rennstiegwanderung. Von Wilhelm von Scholz . . 349
Kreuz und quer durcli Stadl und Land:
Die Festspi(*le des Rlnunischen Goethe-
Vereins 1913 350—351
Hannover.sche Fest- und Sportwoche. 351—352
Das neue Kurhaus in Bad Kreuznach .... 352
Das Handwcrkererholungslieim bei Traben-
Trarbach . 353
Geheinu'r ()b(*rregierungsrat Prof. Dr.-lng.
Julius Raschdorff. 353—354
Jos. Schumacln*!’, Dir(‘klor des Bundes Deutscher
Verkehrsvt*n*ine. 354
Eine Erinmuanig an das Kaiserjubiläum auf
Rügen... 354
Wirtschaftlicher Teil. 355—370
Die glückliche Gefangennahme. Von Wilhelm Arminius.
— Deutsrher Stil im Kunsthandwerk. — Genußreiche
Ferienreisen — Hordenreisen? — Natur- und Heimat¬
schutz. — Die schönen Künste (Theater, Musik, Malerei,
Baukunst). — Bunte (dironik. — Deutschland und das
Ausland. — Eisenbahnwesen. — Schiffahrt. — Luft¬
fahrt. — Automobilw(*sen. — Sport und Spiel. — Kon¬
gresse und V(*rsammlung(*n. — Aussttdlungeii. — Bäder
und Sommerfrischen. — Verkehrspropagamla. — Bund
Deutscher Verkehrsvereine. — Aus den Bundesvereinen.
— Bücherschau.
Nr. 8.
Das Eilenburg der Gegenwart und seine W'^ünsche für
die Zukunft. Von Dr. Belian, Erstem Bürger¬
meister der Stadt Eilenburg. 371—374
Franz Abt und anderes aus der Geschichte der Studt
Eilenburg. Von Willi. Grigel, Rektor der Mittel¬
schule in Eilenburg. 374—378
Die Schwäbische Alb. Von Gustav Ströhmfeld. . 378—384
Posen. Von Dr. Hermann Dreyhaus. 385—388
Internationale Baufachausstellung Leipzig 191B . . 388—392
1
3
25 Jahre Westerwaldklub. Von O. Runkel (Dierdorf) 392—395
Bad Oeynhausen. Von Ferdinand Teetz .... 395—397
Augenblicksbilder von der Kieler Woche. Von
Oswald V. Aibling. 397—399
Krem und quer durch Stadt und Land:
Die St. Andreasberger Zahnradbahn. Von Max
Heidorn. 399—400
Die Verschandelung des Hegaus. Von Dr. Bode 400—401
Der neue Bahnhof in Wanne. Von Dr. Heßeier 401—402
Die Zoppoter Waldoper. Von Fritz Droop. . 402
Ble große Trommel, eine Schwarzwaldgeschichte.
Von August Ganther. 403—405
Wirtschaftlicher Teil. 406—420
Erfahrungsaustausch unter Verkehrspraktikern. — Natur-
und Heimatschutz. — Forschen und Wissen. — Die
schönen Künste. — Bunte Chronik. — Die Welt der
FYau. — Deutschland und das Ausland. — Eisenbahn¬
wesen. — Luftfahrt. — Sport und Spiel. — Ausstellungen.
— Kongresse und Versammlungen. — Verkelirspropa-
ganda. — Bundesnachricliten. — Bücherschau.
Nr. 9.
Bas tausendjährige Cassel. Von Richard Spangen¬
berg . 421—423
Bas neue hessische Landesmuseum in Cassel. Von
Paul Heidelbach. 423—427
Zum 40jährigen Bestehen der Sehwarzwaldbahn.
Von J. de Pellegrini. 427—432
Bie Burgen des Harzes. Von Arohivrai D. Dr. Ed.
Jacobs . 432—434
Ber Mannheimer Hafen. Von H. M. Fuchs-Barial. 435—438
Einiges über Radium und seine Anwendung. Von
Dr. Karl Aschoff. 438—442
Überlandzentralen und Heimatschutz. Von Dr. jur.
Hesseler . 443—444
Herbsttage im Riesengebirge. Von G. Krause . . 445
Eremdenhcim und Kunstgewerbe. Von Dr. J. Popp. 445—447
Krem und uer durch Stadt und Land:
Der Jäger aus Churpfalz. Von Louise Sehulzc-
Brück. 447—448
Der Funkenturm im Toten Moor. Von Max
A. Tönjes.418—449
Der Hildesheimer Katzenbrunnen. Von Henry
Cassel. 449
Das Taunusobservatoriuin auf dem kleinen Feld¬
berg. Von F. Moeneh. 449—450
Schutz der Pliensaubrüeke in Eßlingen . . . 450
Ber Tod des A Pro. Novelle von Ernst Zahn . . 451—455
Wirtschaftlicher Teil. 456—46(3
Der Deutsche W'erkbund und die Deutsche Werkl)und-
ausstellung Köln 1914. — Natur- und H(*iinatschutz. —
Forschen und Wissen. — Die schönen Künste. — Bunte
Chronik. — Deutschland und das Ausland. — Eistui-
bahnwesen. — Luftfahrt. — Sport und Si)iel. — Aus¬
stellungen. — Kongresse und Versaininlungen. — Bundes¬
nachrichten. — Aus dem 1 loteiwesen. — Büclierschau. —
Geschäftliches.
Nr. 10/11.
MBeutscher Wein und deutscher Sang . . . 467
Wein und Geselligkeit. Eine Plauderei von
Alexander von Gleichen-Rußwurm. 468—470
Christus ln der Kelter. Von Dr. phil. Ludwig
Burchard. 470—474
Bentscher Wein im deutschen Lied. Von Dr. Paul
Landau. 474—479
Weingericht. Von Johannes Trojan. 479
Ber Wein in der bildenden Kunst. Von Dr. Pani
F. Schmidt. 480—484
Ein Kapitel vom Moselwein. Von A. Trinius . . 484—488
Bas deutsche Weinglas. Eine Skizze von Gustav
B. Pazaurek. 488—192
Bas elsässische Rebland und seine Erzeugnisse. Von
Redakteur L. Hausherr. 492—496
Berühmte Weinfässer. Von Dr. W. M. Schmid. . 496—498
Ptllser Wein. Von Wilhelm Michel. 499—500
Ber deutsche Rotwein und seine Herstellung. Von
W. Röder . 501—503
Bn Klosterkcller Eberbaoii. Eine Rheinsage, erzählt
von W. Schäfer. 503
Slelnberger Kabinett 1865. Von Carl Busse . . . 503
>Veinwanderungen im Rheingau. Skizze von W''alther
Schulte vom Brühl. 504—506
Bas Weiiiinuseum in Speyer am Rhein. Von Emil
Heuser.*. 506—608
Weinbau an der Nahe. Von Karl Voigtländer . . 508—510
Badische Weine. Eine Plauderei von ökonomierat
Dr. Müller.511—513
Der Weinbau im Königreich Sachsen. Von Dr.
Horst Hofer .513—516
Wein und Gesang. Von Lebrecht Treu.517—518
Vom Frankenwciii — und Stciiiwcin. Von Dr. J.
B. Kittel.519—520
Studenten und Wein. Eine kulturhistorische Plau¬
derei von Rektor Haminelrath. 520—522
Die sonnige Pfalz am Rhein und ihr köstlieher Wein.
Von llauptmann a. D, v. Winning. 522—525
Die Zeeher von Bullay. Von Leonore Niessen-
Deiters.'. 525
Was vom Wein. Von Fritz Müller. 526—527
Der erste Kongreß des Deutschen Weinbauverbaiides
zu Mainz (27. Deutscher Weinbau-Kongreß).
Von Hans Ludwig Linkenbach. 527—529
Wirtschaftlicher Teil. 530—534
Volks- und Bürgerschuliinterricht über Wesen und Be¬
deutung des Fremdenverkehrs. — Die schönen Künste. —
Bunte Chronik. — Eisenbahnwesen. — Luftfahrt. —
Ausstellungen. — Verkehrspropaganda. — Bnndesnach-
richten. — Biieherschau.
Nr. 12/13.
Skiwanderungen dureh deutsche Wintersportgebiete :
Ilaiiptstalten des Wintersports in Thüringen.
Von E. W. Rohde . 535—538
Winterfahrten in den Vogesen. Von Adrian
Mayer. 538—540
Schneeschnhwandernngen im westlichen Sauer¬
land. Von H. Großjohann. 540—544
Nach der ersten Bergfahrt. Von G(»ttfried K<‘ller 544
Vom Waiider-, Wände- und Wintersport. Eine
Spätherbstplaiiderei von Max Rohrer .... 546—549
Altniederlündisches Winterleben. Eim» kunst-
geschichtliche Betrachtung über den Winter in
(1er altniederländisehen Malerei von Dr. E.
Pii(itzsch. 550—553
Der Photograph iiii Schnee. Von Dr. Knhfahl . . 553—555
Deutsehlaiids Denkmal der VölkersehlaClit. Von
Dr. Friedr. Castelle. 555—559
Römische (wrabsteine in Deutschland. Von Dr. G.
Behrens . 559—561
Fürst Fürstenberg und seine Residenz Donau-
esehingen. Von l^roh^ssor Otto Iltünrich . . 562—564
Die Karwendelbahn. Von Ant. Roitzsch .... 564—566
Kreuz und <|uer durch Stadt und Land:
Sill)crjui)iläuin des Schwäbischen Alhvereins.
Von Gustav Slröhmfeld. 566—568
Von Cassels Tausendjahrfeier. Von Paul
IIei(l(‘lbaeh. 568—569
Das KronguL Villa Sarabodis in der Eifel . . 570
Ein Landheim des „Altwandervogcls“. Von
Wilhelm Muhr. 571
Schiilzenknüppel. Von Lothar Wende . . . 571—572
Alte tüesehiehteii. Von Friedr. Wilh. Weber . . . 572
Snob iin Schnee. Von Fritz Müller. 573—574
Wirtschaftiieher Teil. 575—584
Der 22. Allgemeine Deutsche Bäder tag in Baden weiler
am 29. und 30. September 1913. Von Dr. Max Hirsch. —
Kisenbahnbehörde und Winti*rsp(»rt verkehr. — Be-
spn*chiing hei der Kimiglieheii Eisenbahndirektion Essen.
— Natur- und Ileiinatsehutz. — Forschen und VVi.sscn. —
Eis(*nbatinwesen. — Luftfahrt. — Ausstellungen. — Ver-
k(‘hrspropagan(ia. — Mitteilungen des Bundes Deutscher
V(‘rk«*hrsvereine. — Aus den Bundesvereinen.
Nr. 14/15.
Skiwaiideruiigen durch deutsche Wiiitersportgebiete :
I. Skilauf im Sehwarzwald, Von Rechtsanwalt
L. Freund. 585—587
II. Anmar.schwege zu den Hauptskigebieten des
Harzes. 587—590
III. Winter^)ort iin bayerischen Hochland.
Von .Max^Rohrer . . '. 591—596
4
Weihnachten im Schnee des Thüringer Waldes.
Von E. W. Rohde . 596—598
Dezember. Gedicht von Wilhelm Uhlmann (Bixter-
heide). 598
Über die Bedeutung des militärischen Skilaufes.
Von Dr. med. Erwin Jaeger. 599—600
Die Entdeckung des Wintersportes in Deutschland.
Von Dr. Paul Landau. 600—607
Wintersport auf dem Dorfe. Plauderei aus Niedcr-
deutschland von Karl Wagenfeld. 608—609
^^Stllle Nacht, heilige Nacht ... Von Ernst
Boerschel.610—612
Weihnachten. Gedicht von Joseph Freiherr v.Eichen¬
dorff . 612
Alte deutsche Weihnachtskrippen. Von Dr. W. M.
Schmid.614—618P
100 Jahre Grimmscher Märchen. Von Stadtschulrat
Dr. Schmitz .618—621
Adolf Eolping. Zu seinem 100. Geburtstage aih
8. Dezember 1913. Von Rektor Hammelrath 621—624
Um die Weihnachtszeit. Erzählung von Charlotte
Niese. 625—630
Wirtschaftlicher j^Teil . 630—643:
Natur- und Heimatschutz. — Forschen und Wissen. —
Bunte Chronik. — Deutschland und das Ausland. —
Eisenbahnwesen. — Schiffahrt. — Automobilwesen. —
Kongresse und Versammlungen. — Ausstellungen. —
Wintersportplätze in Deutschland. — Bäder und Sommer¬
frischen. — Verkehrspropaganda. — Aus den Bundes¬
vereinen. — Bücherschau.
Sach- und Ortsverzeichnis.
Beim Aufsuchen von Artikeln beachte inan die Saminelrubnkon:
Ausstellungen,
Automobihvesen,
Bäder und Sommerfrischen,
Bücherschau,
Bundes vereine,
Bund Deutscher Verkehrs vereine,
Bunte Chronik,
Deutschland und das Ausland,
Eisenbahnwesen,
Ilotehvesen,
Luftschiff- und Flugwesen,
Natur- und Heimatschutz,
Schiffahrtswesen,
Theater, festliche und sportliche Veranstaltungen, Kongresse usw.,
Verkehrs-Propaganda,
Wintersport,
Wissenschaflliches.
Abkürzungen: A = Aufsatz
Aussch. -= Ausschuß
Ausst. — Ausstellung
Yr. “ Fremden
Geb. == Gebirge
V. -= Verein
Verb. = Verband
Verk. Verkehr.
Die Schwäbische Alb A 378
Alte Geschichten A 572
Burg Altena 73
Arnsberg i. W. u. Umgebung 57
Burg Arnsberg 76
Ausstellungen:
Barmen, 16. Allgemeine Wui)perialer
Geflügel-Ausst. *261
Berlin, Intern. Automobil-Ausst. 578
•— Fachausst. f. Desinfektion u. Un¬
geziefer-Vertilgung 104
— Große Kunstausst. 37, 104
— Fachausst. d. Verb. d. Ledertreib¬
riemenfabrikanten Deutschl. 578
— Fachausst. d. Papicu*- und Druck¬
industrie 38
Bern, Schweizerische Landesausst. 1014
37, 206, 635
Breslau, Jahrhundertfeier d. Freiheits¬
kriege, verbunden mit historischer
und Gartenbau-Ausst. 104
Cassel, Deutsche Kunstausst. 104
Chemnitz, Mitteldeutsche Spielwaren-
Ausst. 578
Coburg, Thüring. Ausst. f. d. Gastwirts¬
gewerbe, Hotel wesen usw. 38
Daressalam, Allgem. Deutsch-Ostafrik.
Landesausst. 319, 578
Darmstadt, Ausst. namhafter Privat-
GemjUdesammlungcm 104
— Kunstausst. 1914 104
Dresden, Ausst. Das deutsche Handwerk
578
Dortmund, Deutscher Venudn gegen
den Mißbrauch geistiger (h*lranke,
Wander- Ausst. 38
— Provinzial-Pferdesch.au 104
Düsseldorf, Ausst. 1015 460, 578
— Große Kunstausst. 1013 37, 38, 156
Duisburg, Kochkunst- und G(*werbe-
Ausst. d. rhein. Zone d. «leutschen
Gastwirte- Verb. 104
— Kunstausst. 260, 261
Elberfeld, Bergische Ausst. ‘206
Essen, Gewerbeschau 103, 367 ,
— Sauerland-Aiisst. 38, 02
Florenz, Ausst. 1013/14 104
Gent, Deutsche Ausst. 318
— Weltausst. 37, 103, 261
Hildesheim, Kochkunst- und Nahrungs¬
mittel-Ausst. 104
Höhr, Industrie- u. Handwerker-Ausst.
Holland, Jubiläums-Ausstellungen 307
Karlsriiln*, Große Kunstausst. 1015 104
Kiel, Gastwirte- u. Kochkunst-Ausst. 38
Koblenz, Gedächtnisausst. Koblenz und
hjhrenbreitstein vor 10() Jahren 578
Köln, Ausst. All- u. Neu-Köln 104, 155
— Der Deutsche Werkbund und die
Deutsclie Werkbundausst. 1014 455
Königsberg, LainlwirlschafM. Provin-
zialausst. 104
L(*ipzig, Intern. Baufach-.\ussl. 37, 38,
155, *206, 261
— Buchgewt*rbe-Au.sst. 1014 578, 635
— Der preuß. Staat auf der I. B. A.
103
Lima (Peru), Intern. Hygi»‘n(‘-Ausst. 461
London, Motoren- u. Motorboot-Ausst.
Mannheim, Deutsche Künstlerbund-
Ausst. 104 , . ,
Marseille-Paris, Kampf um die Kolomal-
Ausst. 310
Minden ^Westf.), Gewerbe- u. Industrie-
Aiisst. 635
München, Ausst. „Bureau u. Geschäfts¬
haus“ 104
— Sinldeutschc Drogisten-bachaiisst.
206
— Fachausst. f. Gaserzeugung und
Gasverwertung 578
— Hunde.ausst. 38
Nassau a. <1. Lahn, Stein-Gedächtnis-
ausst. 261
New York, Intern. Unfallverhutungs-
und Gewerbehygiene-Ausst. 461
Paderborn, Gewerbe-, Industrie- und
Kunst-Ausst. 104, 206, 260
Paris, Große intern. Kunstgewerbe-
ausst. 358
— Intern. Luftfahrzeug-Ausst. 578
Saarbrücken, Kolonialausst. 38
Sonderburg, Düppel-Gedächtnis-Ausst.
. .
Ständige Ausstellungskommi.ssion 37
Straßburg, 26. Wanderausstellung der
deutschen Landwirtschafts-Gesellsch,
Stuttgart, Schwab.^ Albverein, Jubi-
läumsausst. 38, 156
— Frühjahrs- u. Gartenbau-.Vusst. 38
— Ausst. f. Ge.sundheitspflege 578
— Kunstausst. 38
_ Fachausst. f. Papier- und Schreib¬
waren 104 .
Toronto, ,,Canadian National Exhibi¬
tion“ 37
Trier, Eifelausst. 38
Zwickau, Ausst. v. vorbildl. Arbeiter¬
wohnungseinrichtungen 38
A u t o m o b i 1 w e s e n:
Allgemeiner Deutscher Automobilklub,
10. Stiftungsfest 365
Einführung staatl. Kraftwagenlinicn in
Bad(*n 635
Kartell curop. Had- (Motor-) Fahrer und
Automobilisten-Verbände c. V. 316
Taunusrundfahrten 152
Bäder und Sommerfrischen:
Aachen, Reform des Kurwesens 157, 640
Assmannshausen, ein angefochtenes
Kurhausprojekt 320
Badenweiler, 22. Allgem. Deutscher
Bäder tag A 574
Bavern, die Sommerfrischen des Baye¬
rischen Waldes 108
Harzer Jungborn 108, 466
Militärgenesiuigsheiin im Taunus 320
t
6
Ostseebäder 158
’ Schlesiens Bäder 207
Die schlesischen Bäder im letzten Jahr¬
hundert A 188
Frühling im württemb. Neckartal 39
Altheide 187. Bad Elster 107, 207, 262,
640. Bad Ems 207, 261. Bad Gott¬
leuba 262, 368. Bad Ilmenau (Thü¬
ringen) 367. Bad' Köstritz (Thü¬
ringen) 262. Bad Kudowa 180. Bad
Nauheim 158, 261. Bad Oeynhausen
39, 107, 158, 207, 261, A 395, 640.
Bad Salzbrunn 188, 262. Ostseebad
Binz 262, 320. Brunshaupten-Arend-
see 140. Dürkheim (Rheinpfalz) 107,
261. Flinsberg 187, 188. Friedrichs-
rodal07, 320. Kreuznach 39. Münster
am Stein 207. Nahetal 207. Pyrmont
39. Reinerz 188. Schreiberhau im
Riesengebirge 207. Vierwaldstätter¬
see 262. Vogesen 207. Warmbrunn
188. Westerland (Sylt) 39. Wies¬
baden 39, 158. Wildbad 207. Wyk
auf Föhr (Nordseebad) 158, 262.
Zoppot 195, 207
Berleburg 74
Berlin und Potsdam, die Hauptresidenz¬
städte des Kaisers A 299
— der Märchenbrunnen im Friedrichs¬
hain A 347
— Betrachtungen z. IV. Internat.
Kongreß für Physiotherapie A 231
Biedenkopf 76
Auf der Bilderjagd, ein Vorfrühlings¬
waldgang A 20
Bilstein 74
Braunschweig, die schöne alte Weifen¬
residenz A 233
Breckerfeld 66
Breslau, Jahrhunderthalle 164
Brilon 68
Bücherschau:
Das Algäu 215
„AJt-Westfalen“ 113
■ „BadnerJand“ 215, 466
„Das Badnerland im Winter“ 643
Bonn, Führer 420
, — Stadtplan 466
• Was ist Braunschweig? 113
Ein englischer Führer durch Braun¬
schweig 265
Breslau, Jahrhundert-Ausst. 161
Cleve, Führer 215
Danzig als Hochschulstadt 46
Führer durch Düsseldorf und Um¬
gegend 265
Eifel-Festschrift 214
Für jede Familie ein Eigenheim statt
der Mietwohnung 45
Die deutsche Kolonie in England 322
„Die englische Ostküste“ 162
Karte von Zentral-Europa 215
Frankfurt a. M., ein russischer Führer
420
■ Reliefkarte Freiburgs u. d. südlichen
Schwarzwaldes 370
Fremde Sprachen und ihre Erlernung
466
„Finsterbergen — ein Thüringer Wald-
idyU“ 265
„Geographische Bausteine“ 322
Geographischer Bilderatlas aller Länder
der Erde 534
Handbuch des Deutschen Touring-Club
e. V., Sitz München 265
Bad Harzburg, Gebirgsluftkurort und
Solbad 46
Harzführer 162
Heimat und Fremde 215
„Das Hotel“, Wochenschrift des intern.
Hotelbesitzer-V. 419
Kaiser Wilhelm II. als Denker 322
Führer durch Karlsruhe und Umgebung
370
„Klein, 150 Ausflüge“ 162
Führer für Klingenthal und Voigtland
215
Leipzig, Führer durch die Musterlager¬
messen in spanischer Sprache 643
— Meßadreßbuch 114
Mannheim, Führer 114
„An die Ostsee!“ 216
Preußens Geschichte 161
Reisepläne für den Württembergischen
Schwärzwald und die Schwäbische
Alb 265
,,Die rote Erde“ 113
Rügen, Ostseebad Saßnitz und Rügen
216
Rügens Schönheiten 162, 265
,,Die Sächsische Schweiz 1913“ 215
Sauerland-Liieratur 113
Führer durch Schleswig-Holstein-Lauen-
burgs Bäder und Sommerfrischen 420
„Die besten Schnellzugsverbindungen
und die intern. Anschlüsse nach
Konstanz, an den Bodensee und
zurück, mit besonderer Berücksichti¬
gung der Badischen Schwarzwald¬
bahn“ 420
„Sylt, die Königin der Nordsee“ 114
Thüringen 46
,,Thüringen im Sommer“ 215
Vogels Karte des Deutschen Reiches
und der Alpenländer 322
,,Das Waldenburger Bergland“ 419
,,Wernigerode und Umgegend“ 162
Die Weser in Geschichte und Sage 465
Führer durch Westpreußen 420
Wetter, Klima, Reisen 466
Winter in München und im bayerischen
Hochland 643
Winter in Norwegen 643
,,Württemberg und Hohenzollern“ 420
Wuppertaler Wanderbuch 265
Ostseebad Zoppot 162
Bundesvereine :
Augsburger Fr.-Verk.-V. 212, 465
Bayern, Landes - Fremdenverkehrsrat
321
Verb, bergischer Verk.-V. 419
Verk.-Aussch. d. Bergstraße, die Berg¬
straße im Bilde 462
Bonner Eifel-V., 25jähr. Bestehen 582
Bonn, neues Mitgl. d. Bundes Deutscher
Verk.-V. 370
Chemnitz, V. f. Fr.-Verk. 44
Darmstadt, Verk.-V. 161
Dresden, V. z. Förderung Dresdens
und des Fr.-V. 321
Düsseldorf, Verk.-V. 370
Eifel-V. 112, 213, 419, 642
Ehrung des Eifelvereins-Vorsitzenden
45
Verk.-V. Fichtelberg- und Keilberg¬
gebiet 212
Freiburg i. Br., Verk.-V. 161
Verb, deutsch. Geb.- u. Wander.-V. 463
Hamburg, V. z. Ford. d. Fr.-V. 112
Harzer Verk.-Verb. 560
Harzldub 463
Hessischer Verb. d. Verk.-V. 211, 462,
581
Hildesheim, V. z. Hebung d. Fr.-V. 214
Honnefer Verk.-V. 45
Karlsruhe, Verk.-V. 534
Kiel, Verk.-V. 45
Koblenz, V. z. Hebung d. Fr.-V. 112
Kölner Eifel-V., 25jähr. Bestehen
370, 534
— Verk.-V. 44, 419
Leipzig, Verk.-V. 112, 641
Lübeck, Verk.-V. 274
Magdeburg, Verk.-V. 44
Mainz, Verk.-V. 45
Marburg, Verk.-V. 213
Mecklenburgischer Verb. 533
Verb, mitteldeutscher Verk.-V. 462, 464
Allgem. Mosel-V. 45, 370
München, V. z. Förd. d. Fr.-V. in
München und im bayerischen Hoch¬
land 161
Bund Niederrhein 265
Oberhausen, Verk.-V. 213
Pfälzischer Verk.-Verb. 212, 419
Rheinischer Verk.-V. 213, 321, 582 ■
Verk.-Verb. für Pommern und die Insel
Rügen, Morgen verbin düng von Stettin
nach Breslau 112
. Sächsischer Verk.-Verb. 263
Stuttgart, Deutscher Ski-Verb.-Tag 583
— V. f. Fr.-Verk. 642
Südwestdeutscher Verk.-Verb. 160
Staatliche Unterstützung von Verk.-V.
in Thüringen 580
Usedom, Inselklub 45
Weser-Geb.-V. 464
Westerwaldklub, 25jähr. Bestehen 370
Verb. d. Verk.-Vereine Westfalens und
angrenzender Gebiete 44, 160, 264,
464
Westpreußischer Verk.-Verb. 582
Württembergisch-HohenzollernscheVer-
einigung f. Fremdenverkehr 212, 641
Bund Deutscher Verkehrs¬
vereine :
Adreßbuch-Aus tausch 112
Amtliche Auskunftstellen in Paris und
London 418
Beteiligung des Bundes an Ausstellungen
211, 369, 418
Bildschmuck in den Eisenbahnwagen
43, 210, 321, 369, 417
Breslau, Hauptversammlung 42, 111,
210
Bundesarchiv u. -bibliothek 321, 418
Zeitschrift ,,Deutschland“,Werbeheft 43
Einsendung von Geschäftsberichten und
Satzungen 112
Besprechungen der Eisenbahndirek¬
tionen mit den Verkehrs-Vereinen
462, 580
Leipzig, Ausst. ,»Deutschland im Bild“
321
— Tagung des Hauptvorstandes und
des Großen Ausschusses 579
Neue Mitglieder 210
Paris, Deutsches Verkehrs-Bureau 417
Photographischer Wettbewerb 42, 321,
417, 418
Private Reise- und Verk.-Bureaus 418
Sammelsendung von Propaganda¬
schriften 263
Übertreibungen in den Propaganda¬
schriften 418
Auskunft in Reklamefragen 368
Verkehrs-Reklame auf den Ausstellun¬
gen 43
Rostow a. Don (Rußland), neue Aus¬
kunftsstelle des Bundes 44
Innere Bundes-Statistik 321
Tsingtau, Verein zur Hebung des
Fremdenverkehrs 462
Usedom, Inselklub 44
Verkehrskartei des Deutschen Reiches
43, 211
Warnung 369
Warschau, Auskunftsstelle des Bundes
D. Verk.-V. 263
Werbetätigkeit im Auslande 321
Bunte Chronik:
Zur Geschichte des Alpenkostüms 361
Amerikareklame der schweizerischen
Bundesbahnen 631
Eine unheimliche Automobilfahrt durch
den Park von Fontainebleau 33
Aus alten Badeordnungen 361
Beethoven und die deutsche Sprache
in der Musik 532
Berlin, 4 Millionen Einwohner in Gro߬
berlin 100
— das deutsche Musikfest 319
— -Siegelmarken 631
Die Bibliotheken der Sommerfrischen
361.
Binz (Rügen), Freilichttheater 359
Wie Blücher promovieren half 457
Blücher als Sänger 313
Was Blumenschlachten kosten 33
Durch den Bosporus 256
„Bräune dich zu Hause“ 256
Eine Statistik der unbemittelten Bräute
256
Buberls Weltlied 409
Eine Neubelebung Calderonscher
Bühnenkunst 530
Der St. Laurentiusmarkl (Pferdemarkt)
in Crange und die Emscherbruch-
pferde 407
Man spricht Deutsch 203
Das Dolomitengespenst 408
Düsseldorfs Einwohnerzahl 100
Der Frauenbund zur Ehrung rheinl.
Dichter 314
Eifel, Ausgrabung der Ruinen des
römischen Tempels auf dem Addig
bei Pesch 149
Eisenbahnfahrpreise und -fahr Zeiten
vor 60 Jahren 31*4
Elberfeld, Musik fest 359
In dreieinhalb Tagen von England
nach Amerika 635
Was Europa für Ferienreisen verbraucht
533
Europareise amerikanischer Hoteliers
631
Europäische Eindrücke des amerikani¬
schen Thealerkönigs 631
Abänderung der Pfingslferien in Rhein¬
land und Westfalen 100
Der Flügel als ideales Ilaiisinstrunient
420
Frankfurt a. M., Kaiserpreissingen 149
Es muß französisch sein 407
. Lesende P'rauen 409
Über Frauen auf der Sommer reise 360
Friedrich der Große und seine Künstler
457
Ein Führer für Reisende vor 200 Jahren
255
Ein Gedicht in einem Satz 458
Die glückliche Gefangennahme A 355
Gesundheitsschädliche Frauenberufe 409
Ein Gemälde Goyas für eine halbe
Million Mark löl
Guben, das erste deutsche Genossen¬
schaftstheater 359
Muß man den richtigen Namen auf den
Meldezettel im Hotel schreiben? 458
Internationales Institut für das Ilotel-
bildungswesen 583
Hotelpreise vor einem Vierteljahr¬
tausend 458
Ilberstedt bei Rernburg, ein (*ig(*narliges
Denkmal 409
„Imperator“, die Vorräte eiiu's scliwim-
nienden Hotelpalastes 33
Turnvater Jahns „Dachtel“ 360
Jahreskurse zur Fortbildung der Ju¬
risten 457
Kaiser Wilhelms Geschenk an Nor¬
wegen 312
Der Kaiser und das llunsrücker
Bäuerlein 457
Der Kaiser beim „Jäger aus Kurpfalz“
203
Reform des Kinodramas 100
Robert-Koch-Denkmal 100
Köln, Städtische Handelshochschule 360
— Hochschule für kommunale und
soziale Verwaltung 407, 457
Bad Kreuznach, neues Kurhaus 531
Krisis im Sonderbund westdeutscher
Kunstfreunde 101
Der Kronprinz und der Herr Orts¬
gendarm 457
Reise des Kronprinzen nach Deutsch-
Ostafrika 256
Deutscher Stil im Kunsthandwerk 357
Die staatl. Kunstschätze Italiens als
Einnahmequelle 583
Der Jäger aus Kurpfalz 407
Das rheinische katholische Lehrerheim
bei Honnef 203
Förderung des Männergesanges 101
Ein neuer Mammutfund 408
Mauthäusl, Die Wirtin zum Mauthäusl
101
Eine Stadt auf dorn Meeresgrund 101
Meteore als Schiffsgäste 532
Ein kleines Mißverständnis 256
Mutterliebe eines Vogels 361
Die niederländischen Staatsbahnen im
Rechnungsjahr 1912 584
Förderung der Obstbaum pflege 149
Oeynhausen, das neue Kiirtheater 457
Paradebilder von Franz Krüger 319
Ein fröhliches Postamt 314
Ernst-Ludwig-Preis d. Verb. d. Kunst¬
freunde in den Ländern am Rhein 320
Der Professor als Dienstmann 203
Süße Rache 409
Die älteste Rebe der Welt 531
Regensburg, Aufstellung der Büste
Richard Wagners in der Walhalla 100
„Von der Reise“ 314
Reiseandenken 313, 408
Wieviel ßilhdte gebraucht man zur
Reise um die Welt 457
Wie man vor 75 Jahren von Pr.-Holland
nach Königsberg reiste 631
Max Liebermann über Rembrandt 531
Renntierzucht in Deutschland 360
Woher stammt das Wort Reslaurant?
631
Der Uheindfimpfer als Sommerfrische
408
Sachs(*-()f)er 407
Sandstein bau teil in Industrii'gegenden
360
Schauspiel(‘r als Sänger 313
Sclieffeldenkmal am \U nnsteig 532
Ein(‘ all römische Schlafwagengesell¬
schaft 409
Schlafzimmer in einem Vulkan zu ver¬
mieten 34
SoldatenlielM'ude Ti(*re 409
Eine alle römische Speisekarte' 256
,,n(*r Herr im Speäse'wagen“ 313
.,Fine schwere' Sprak * 313
Stapellauf, Gedicht von Detlev von
Liliencron 312
Ein echter Steinway 46(5
Ein deutsches Dorf ohne Steuern
(Langenaubach) 533
Ein Tedegramm rund um die* Erde 533
Thüringisches blyll 360
Eine m'ue* Tropfsleinhöhh' in der
Schwäbischen .Mb 583
Eine poetische* Warn.ungslafe'l für .\ute)-
me)bile* 34
Der We'g\\e*iser 34
De^r Weinbau in ele*r Mark Branehuiburg
531
Ein We*tlbe*vve*rl) eler eleulsehen Re'-
gie'rung (Be)tse hafle*r - Palais in
Washingte)!!) 100
Wie*n. Arbe*ite*r-Bilelungsve*rein, Stu-
elienre'ise 407
Wie'sbaeh'U. De'utsehe Ge'sedlsehaft für
Kaufmanns-Erhe)Iungsheime* lol, 149
Wie elie* gre)l.»e*n Keunite'e*s ausl. Zritunge'ii
zustaneh' ke)mme*n. 631
Cassel, das neue hessische Landesmuseum
A 423
Von Cassels Tausendjahrfeier A 568
Das tausendjährige Cassel A 421 . ’ ■ &L
Christus in eler Kelter A 470
Clausthal iin Oberharz A 217
Dahlerbrück 66
Deutschland u n el das Ausl a'n'd:
Ein deutsch-amerikanisches Fest 255
Deutschlandreise der amerikanischen
Ingenieure 32
Deutscher Sprachunterricht in Nebraska
(Amerika) 148
Amerikanische Universitäten 362]
Ansiedelung von deutschen Rückwande¬
rern 410
Die deutsche Grup[)e im Antwerpener
Svndikat für die deutschen Diaman¬
ten 255
Eine vorbildliche deutsche Auslands¬
schule (Asuncion) 632
Buenos Aires, deutsche Kunstausstel¬
lung 203
Das neue Bulgarien 33
Englandn'isen der I'erienheimgesell-
schaft 148
Studienreise nach England der Mit¬
glieder des Deutsch-nationalen Hand-
lungsgehilfeii-Verbandes 410
Di'ulsch-Französischer Verein zur För¬
derung des intern. Reisewesens 33 .“J
Internationale Schülerreisen in die
französische Schweiz 202
Studienreise französischer Kaufleute
nach Deutschland 33
Ein deutscher Lesesaal in Honolulu 362
Deutsche Kunst im Ausland 33
Die deutschen Kolonien in Palästina
410
Sieg der deutschen Industrie am
Panamakanal 458
Reklaim* für Paris 410
Remscheid, Gründung eim'r Ort.sgruppe
des Vi'H'ins fiir das Deutschtirm 362
Ein russisches I rleil über Frankreich
und Deutschlaml 632
Deutsche Schule auf Teneriffa 32
Deutsche Tlu'aterkunst im Ausland 202
Verein für das Deutschtum im Ausland,
Gesellschaftsreisen nach Holland und
Belgien 202
Deutsche Deiikmalkunst in den Ver¬
einigten Staat(‘ii 32
Di'utschlands Denkmal der Völker¬
schlacht A 555
Deutscher Wein und deutscher Sang
A 467
,,Deutschland“, V(*rkehrszeitschrift 45
Dezember, Gedi< ht von Wilhelm Uhl-
mann-Bixterheide 59S
Düsseldorf, die gn* 1 Kunstausstellung
1913 A 311
Im Kluslerkeller Eberbach, eine Rhein¬
sage A 503 j
Eine lu'iu' Eih'Ibahn A 143
Das Krongut Villa Sarabixiis in der
Eih*l A 570
Zum 25jähr. Jubiläum des Eifel-V.
.V 115
Franz Abt und anden*s aus der Ge¬
schichte' der Stadt Eilenburg A 374
Das Kilenburg <ler Gegt'uwarl und seine
Wunsche für di»' Zukunft A 371
F] i s »• II b a h n w »• s e n:
.XaclK'ii—Tongern uml L»">w»*ii (Belgien)
149
.Mkolud uml Verk»*hr.<si< h»*rheil 315
Wamh'rimg»*!! und Rumlreisoii im An-
s» hluß an die ba«lis» h»*n Ferieiisonder-
ziig»* nach (äissel, S< haffhausen und
Konstanz 257
Verkehrsbeziehungen zwischen Belgien
und Deutschland 149
Belgische Bahnverwaltung und Presse
204
Bequemes Reisen 101
Berliner Stadtbahn, Elektrisierung 101
Besprechung bei der Königl. Eisenbahn¬
direktion 576
Kann ETile des Umsteigens einen ,,Be¬
triebsunfall“ herbeiführen? 410
Brüssel—Mainz und Frankfurt a. M.
149
Dirschau, Eisenbahnbrücke 246
Eine neue Verbindung zwischen Dresden
und der Schweiz 257
Diebessicherheit in D-Zügen 257
Streit um die Fenster im Gange des
D-Zuges- 412
„D-Zug-Kultur“ 362
Erleichterung im Gepäckverkehr 412
Frankfurt a. M.—Berlin, Blitzzug 364
Hamburg, Hauptbahnhof 274
Hamburg—Fehmarn—Kopenhagen,
Verk.-Projekt 101
Zum Projekt der neuen Harzbahn 314
Holländische Eisenbahn - Gesellschaft,
Karte von Holland 204
Homburg v. d. Höhe, der neue Haupt¬
bahnhof 271
Hutnadelverbot für die Eisenbahnen
Europas 315
Eisenbahnwagen für Kinder 412
Intern. Eisenbahnkongreßverband 458
Eine Bahn über die Kurische Nehrung
635
Fehler im Kursbuch 364
Leipzig, Verb.-Tag deutscher Bahnärzto
633
Fahrpreisermäßigungen z. Besuch der
I. B. A., Leipzig 32
Leipzig, der neue Hauptbahnhof 270
Lötschbergtunnel 315
Bergbahn auf den Merkurhügel bei
Baden-Baden 459
Müngsten, Kaiser-Wilhelm-Brücke 277
.'Neue Rifelbahn Ahrdorf—Blankenheim
(Wald) 143
Eine neue Bahn im Thüringer Wald 364
Neue Schnellzugverbindung von London
über Vlissingen 150
Schlafwagen III. Klasse in Norwegen
34
Wichtigste Ostseebäder-Verbindungen
im Eisenbahndirektionsbezirk Stettin
während der Monate Juli und August
1913 von Berlin und Stettin 363
Die Platzfrage im D-Zug 315, 412
Preisaufgaben über Verkehrsfragen 578
Verkauf von ,,Reklameheften“ durch
Bahnhofsautomaten 257
Reisegepäckverkehr 203, 315
Die neue Rhein-Main-Bahn gesichert
634
Die neuen Schlafwagen 204
Keine Schlafwagen III. Klasse 459
Die schnellsten Eisenbahnzüge in
Deutschland 315
Sonderzüge, Feriensonderzüge von Ber¬
lin und Hamburg 264
— Pfingstsonderfahrten 101
— nach dem Sauerland 150, 204
Sonntagsfahrkarten 677
— Düsseldorf-Aprath 257
Tarifermäßigung der Speisewagen der
Intern. Schlafwagengesellschaft 364
Über den Gebrauch fremder Sprachem
innerhalb Deutschlands durch die
Intern. Schlafwagengesellschaft 578
Die steilste Schmalspurbahn Deutsch¬
lands 364
Stettin—Breslau, . Morgen Verbindung
112
Bisenbahntriebwagen 458
Über eine Erfindung zur Verhütung'
von Eisenbahn-Unfällen 411
Verzollung des Reisegepäcks nach der
Schvreiz 634
Behebung des Wagen mangels, Preis¬
ausschreiben 257
Wiesbaden, Hauptbahnhof 270
Wintersporlsonderzüge 632
Berliner Wintersportzüge nach München
633
Wintersportsonderzüge nach dem Harz
634
— nach Oberstdorf 633
Die besten Zugverbindungen nach den
Wintersporlplätzen des badischen
Schwärzwaldes: Hundseck, Ruhstein,
Triberg und Feldberg 633
Die besten Zugverbindungen nach den
, Wintersportplätzen des württem-
bergischen Schwarzwaldes: Wildbad,
Herrenalb, Freudenstadt und Baiers-
bronn mit Ruhstein 634
Die günstigsten Rciseverbindungen nach
den Wintersportplätzen des Harzes
633
Die Wohlfahrtscinrichtungen der preuß.-
hess. Staatsbahnen im Jahre 1911 34
Schutz der Pliensaubrücke in Eßlingen
A 450
Genußreiche Ferienreisen — H erden-
reisen? A 358
Frankfurt a. M., zum Kaiserpreissingen
A 10
— Entwicklung des Verkehrs A 28
Fremdenheim u. Kunstgewerbe A 445
Die Fremdenunterkunft bei Ausstellungen
und sonstigen Veranstaltungen A 311
Fröndenberg 63
Fürst Fürstenberg und seine Residenz
Donaueschingen A 562
Eduard von Gebhardt A 239
Gimborn 76
Komm.-Rat Wilhelm Girardet zum
75. Geburtstage 243
Grafschaft Glatz A 178
Görlitz und die schlesische Lausitz A 190
Die Festspiele des Rhein. Goethe-V. 1913
A 350
Der Guckkasten, eine schlesische Dorf¬
geschichte A 250
100 Jahre Grimmscher Märchen A 618
Die Halligen und ihre Bewohner A 13G
Halver, das schönste Dorf Westfalens 66
Hamburg, Jubiläumsfeier A 2
Der Hangarstein A 249
Hannoversche Fest- und Sportwoche
A 351
Die Burgen des Harzes A 432
Das Jahrhundertfestspiel von Gerhart
Hauptmann A 196
Friedrich Hebbel A 196
Die Verschandelung des Hegaus A 400
Heimatliebe A 1
Herdecke 54
Schloß Herdringen 76
Der Hildesheimer Katzenbrunnen A 449
Das Hönnetal A 62
Hohenlimburg 72
Hohensyburg 56
Hohkönigsburg 285, 286
Hotel wesen:
Hotelier-Hochschule in Düsseldorf 208
Fremdsprachliches im deutschen llotel-
wesen 209
Geschäftsergebnisse der deutschen Ak¬
tiengesellschaften des Gast- und
Schankwirtschafts - Gewerbes i. J.
1911/12 465
Hannover, ein moderner Hotelbau
(Pala.sthotel Rheinischer Hof) 308
Intern. Institut für das Hotelbildungs¬
wesen 39, 158
Intern. Hotelbesitzer-V., Mitglieder¬
verzeichnis 209
Nürnberg, 42. Gen.-Vers. d. Intern.
Hotelbesitzer-V.
Ilmenau, Klassische Stätten in und um
Ilmenau A 337
Zur Ehrung von Karl Immermann A 124
Iserlohn 63
Kahle Astenberg 57
Kaiserjubiläum A 217
Der Triumph der deutschen Seeschiffahrt
unter Kaiser Wilhelm II. A 277
Der Kaiser und die Seinen A 293
Die Entwicklung des Sports unter der
Regierung Kaiser Wilhelms II. A 281
Der Kaiser und die Verk.-Propaganda
A 303
Der Kaiser im Urteil des Auslandes A 304
Die Karwendelbahn A 564
Eine sagenhafte Geschichte auf Kellers¬
berg A 131
Auf dem Kickeihahn A 339
Kiel, Augenblicksbilder von der Kieler
Woche A 397
Kiel und unsere Kriegsflotte A 126
Klusenstein 73
Koburg A 323
Köln, Ausst. Alt- u. Neu-Köln 1913 A 223
— Von der Kölner Erzdiözese A 129
Adolf Kolping, zu seinem 100. Geburts¬
tage am 8. Dez. 1913 A 621
Das neue Kurhaus in Bad Kreuznach
A 352
25 Jahre deutscher Kunst A 286
Der Jäger aus Kurpfalz A 447
Laasphe 74
Ein Landheim des Altwandervogels A 571
Internationale Baufach-Ausstellung Leip¬
zig 1913 A 388
Im Lennetal A 59
Kloster Loccum A 236
Lötschbergbahn, seine Bedeutung im
intern. Eisenbahn-Verk. A 24
Lüdenscheid 66
Luftschiff- und Flugwesen:
Luftfahrzeug - Abkommen zwischen
Deutsclüand und Frankreich 364, 412
Flug über die Berner Alpen nach Mai¬
land 365
Amundsens Nordpol-Expedition 102
Eine Besichtigungsreise im Flugzeug
317
Bodensee-Wasserflug 364
Braunschweig, als Mittelpunkt des
deutschen Luftschiff Verkehrs 151
Distanzflug-Weltrekord deutscher Flie¬
geroffiziere 36
Von Dover nach Köln im Flugzeug 101
D üsseldorf—Gent, Luftschiffverbindung
102
Luftreise durch Europa 317
Ein Flug von 2000 km 533
Gordon-Bennett-Rennen der Frei¬
ballons 317
Idee des lenkbaren Luftschiffes 460
Koburg, Luftschiffbauwerft 258
Vernichtung des deutschen Marineluft¬
schiffes 459
National-Flugspende, Wettbewerb 35
Ein neuer deutscher Dauerrekord des
Fliegers Oelerich in Leipzig 364
Flug Paris—W^arschau 204
Der erste ,,Luftverkehrsplan“ 35
Stephan über den Luftpostverkehr 413
Prinz-Heinrich-Flug 101
— die Sieger 152
Entdeckung eines Römerlagers vom
Ballon aus 36
Paljrt des Zeppelinschiffes „Sachsen“
näch Wien 204
^joi ahveites Luftschiff Schütte-Lanz 2Q4
/Mn*' nationaler studentischer Luft-
i ilpttenverein 317
Pas-„unversinkbare“ Flugzeug 459
> peutecheF Luftflottenverein 317
5 *, ' Fliegerkunststücke der Vögel 578
: Zeppelins Ehrentag (75. Geburtstag) 316
I Hannheimer Hafen A 435
'Manüheim; Ausst. d. Deutschen Künstler-
■ bundes A 229
•: March, Otto, Geheimrat A 142
Marsberg 68
„Die drei Masken“, Musikdrama von
Isidore de Lara A 23
; Meschede 57
* .Zur; Mitternachtssonne A 30
1 Ein Kapitel vom Moselwein A 484
MüiK^en, das neue bayerische Verkehrs¬
ministerium A 27
Münster, Westfälisches Musikfest A 244
/K'atur- und Heimatschutz:
f'v. Zur Alisoforschung -630
S Heimatschutz im badischen Schwärz-
^ wald 31
^ 7^' >-Bahnstreckenreklame 577
Barbarossahöhle bei Frankenhausen 359
* ^ BerMches Komitee für Naturdenkmal-
! pflege 31
. Von den aussterbenden Bibern 630
- Burgr a. d. Wupper, Schloßbau-V. 100
Vereinigung zur Erhaltung deutscher
. Burgen E. V. 202
Bin gefährdetes Dorf (Aschera im
. Unterengadin) 630
• ’ Dresden, Museum für sächsische Volks-
künde 100
vf?! "Naturschutz des Edelmarders 359
"Über Natur- und Heimatschutz im
Eisenbahnbau 406
Die Eisenbahndämme und der Natur-
schütz 201
Erwachen der Heimatkunst-
■ f .* forschung in Frankreich 253
]/ Heimatmuseum 32
^ Heimatschutz u. Naturdenkmalpflege
* fC' Intern^ Naturschutz 456
Naturdenkmalpflege in Japan 254
Kolberg, Renovierung des historischen
^ ' Rathauses 359
. Bund Niederrhein 31
Entstellung von Ortsnamen 311
^ - Pfahlbaufunde im Züricher See 254
Deutsches Land u. deutsche Art in der
• Photographie 311
Ein interessanter Naturschutzprozeß
um Reklametafeln 577
* Ein Riesenefeu an der Kirche zu
=<;. Vissum 253
Mesengebirgs-Museum 32
, . Schutz der Saalburg 312
Die Heimatschutzbewegung in Sachsen
311
frv Sächsische Schweiz, Naturdenkmal-
- /.i pflege 202
; ‘^ 7 : DoT Kampf gegen die geplante Schnee-
^ r koppenbahn 406
> ^' Verb. deutscher Schulgeographen 32
' Stiftung für Schülerwanderungen 253
V Natursoiutz für einen deutschen Ur-
wald 253
'Vog^chutz 577
-^Verkehrsinteressen und Vogelschutz 252
i)io Wälder der Erde 359
Werdandibund und Heimatschutz 252
Naturschutzpark im württember-
gischen Schwarzwald 100
'Verein. „Naturschutzpark“, 50 000 Mk.
/'v, Zuwendung von S. M. Kaiser Wil-
heim II. 263
Neheim 56
New York, das deutsche Haus A 19
Ein Idyll im Obotritenland A 140
Bad Oeynhausen A 396
De olle und de nigge Orpheus 71
Der deutsche Osten A 194
Deutsche Ozeanriesen A 220
Der Panamakanal und Deutschlands
Handel A 246
Der Photograph im Schnee A 553
Posen A 385
Potsdam als Fremdenstadt A 307
Pungelscheid 74
Einiges über Radium und seine An¬
wendung A 438
Eine Lust zu reisen A 143
Rennstieg-Wanderung A 349
Burg Rheinstein A 225
Herbsttage im Riesengebirge A 445
Riesen- und Isergebirge A 182
Römische Grabsteine in Deutschland
A 559
Eine Erinnerung an das Kaiserjubiläum
auf Rügen A 354
Im Rulirtal A 54
Der Weinbau im Königreich Sachsen
A 513
Moderne Säuglingsfürsorge A 18
Sauerland, Ansproke an den Astenbiärg
am Dag der Sunnenwende 1884 71
— Berge 70
— Burgen und Schlösser A 73
-Hohensyburg 72
— die Erschließung des Sauerlandes
A 50
— Frühlingssitten A 94
— Gebiet der Alme, Hoppecke und
Diemel A 68
— Hagen, die Eingangspforte des Sauer¬
landes A 52
— Kunst und Gewerbe im Sauerland
A 89
— im östlichen Saucrland A 68
— Septemberdage imme Siuerlanne A 69
— Sauerländische Talsperren A 83
7 - das Sauerland als Touristen- und Er¬
holungsgebiet A 47
— Tropfsteinhöhlen A 86
— Westliches Sauerland:
I. Das Volmegebiet A 64
II. Von Lüdenscheid nach Atten¬
dorn A 67
Auf Scheffels Spuren A 121
Schiffahrts wesen:
Braeunlich J. F., Stettiner Dampf-
schiffahrts-Gesellschaft 101, 216
Emdens Einbeziehung in den regel¬
mäßigen Dampferdienst des Nord¬
deutschen Lloyd 35
Die fremde Flagge neben deutschen
Kriegsschiffen 364
Grünthal, Brücke über den Kaiser-
Wilhelm-Kanal 276
„Imperator“ 220, 278
Kanaldampfer Ostende—Dover 150
Kaiserjubiläums-Wettfahrt der Motor¬
boote 151
Dampferlinien des Norddeutschen Lloyd
im Jahre 1912 35
Masurische Dampferkompagnie 35
Neue Dampffähre der Linie Saßnitz-
Trelleborg 635
50 Jahre Rügenlinie 204
„Vaterland“, Turbinen-Schnelldampfer
der Hapag 221
Freiheitskriege in Schlesien A 166
Schlesiens Hundertjahrfeier A 163
Turnen in Schlesien A 173
Schnellenberg 74
Schülerwanderung durch Spessart, Rhön,
Knüll und Vogelsberg A 14
Schulzenknüppel A 571
Schwäbischer Alb-Verein, Silberjubiläum
A 566
Schwarzenberg 74
Schwarzldttel A 119
Schwarzwaldbahn, 40jähriges Bestehen
A 427
Die große Trommel, eine Schwarzwald¬
geschichte A 403
Schwerte 56
Siegen 76
Das Siegerland A 80
Speyer, Weinmuseum A 506
Staat und Wissenschaft als Förderer der
Thüringer Kurorte A 335
Die St. Andreasberger Zahnradbahn A 399
Stille Nacht, heilige Nacht A 610
Stuttgart, Ferdinand Kellers Wand¬
gemälde in der König-Karl-Halle des
Landesgewerbemuseums A 133
Das Taunus-Observatorium auf dem
kleinen Feldberg A 449
Theater, festliche und sportliche
Veranstaltungen, Kongresse usw.
Aachen, Gen.-Vers. d. deutschen Den-
drologischen Gesellschaft 259
— Tag d, deutschen V. für öffentl.
Gesundheitspflege 415
Antwerpen, Intern. Kongr.fürWohnungs-
hygiene 367
Augsburg, Kongr, f. Denkmalspfl. 106
— Kongr. d. V. Kreditreform 106
— Verb.-Tag bayer. Bauinnungen 106
-d. bayer. Gastwirte-Verb. 106
— Lechgaufest d. bayer. Geb.-Trach-
ten-Erhaltungs-Vereine 153
— Anwesenheit d. Pankgrafen von
Berlin 103
— Sch wäb.-Bayer. Sängerbundesfest
153
— Bayer. Schuhmacher tag, verb. mit
Ausst. 206
— Tennis-Turnier 153
Baden-Baden, Musikfest 36
— Große intern. Pferderennen 36, 205
— Tanzsport 207
— Tennis-Turnier 205
— Theater-Festspielwoche 414
Barmen, 5. Rhein.-Westf. Gaukegeln 103
— Deutscher Verb, kaufm. Vereine u.
deutscher Vortrags-Verb., Verb.-
Tag 38
— 16. deutscher Bundestag für Natio¬
nalstenographie 415
— V. f. wissenschaftl. Pädagogik
Deutschlands, Kongr. 38
— Pferderennen 205
— Radrennen 153, 414
— Rennen d. Berg.-Märk. Reiter-V.
414 .
— Städte Wettkampf d. Turnerschaft
103
— Festspiele im Stadttheater 37
Bautzen, Oberlausitzische Gesellsch. d.
Wissenschaften, Hauptvers. 38
Berlin, Kongr. f. Ästhetik u. allgem.
Kunstwissenschaft 461
— Intern. Kongr. f. Leicht-Athletik
106
— Ein Husarenstreich 258
— Festvorst, im Königl. Opern- und
Schauspielhaus 152
— Konf. deutscher Photographen-V,
415, 461
— Reichs-Verb, deutscher Städte 38
— Deutscher Frauen-V. vom Roten
Kreuz f. d. Kolonien, Haupt-Vers.
38
— Einweihung d. Stadions 152
10
Berlin,Intern.Tuberkulose- Konf. 415,462
— Deutsche Turnerschaft u. Kaiser¬
jubiläumsfeier 102
.— ‘4. Kongr. d. deutschen Gesellschaft
f. Urologie 415
Bernburg, Sparkassen-Verb. Sachsen-
Thüringen-Anhalt 38
Bielefeld, Westdeutscher Spiel-Verb. 414
Bingen, Enthüllung d. Denkmals Lud¬
wigs IV., Großherzogs von Hessen
205
— Einweihungsfeier d. neuen Fest¬
halle 205
— Haupt-Vers. d. hess. Verkehrs-
Vereine 461
Bad Blankenburg, im Freilichttheater
auf d. Burgruine Greifenstein erste
Aufführung d. Festspiels Graf Gün¬
thers von Schwarzburg Kaisers Wahl
und Tod 205
— 34. ordentl. Haupt-Vers. d. Thü¬
ringerwald-V. 367
Blüchers Übergang über den Rhein,
JaJ^rhundertfeier 460
Bonn, Blumenkorso 103
— Rhein, historische Festspiele 102
— 50jähr. Jubelfest d. Feuerwehr 153
— Rhein. Imker tag 105
— Rhein.-Westf. Rabattspar-V. 106
— Intern. Tennis-Turnier 102
Braunschweig, Blumentag 205
— Tag. d. deutschen Innungs- und
Handwerker-Verb. 415
— Große Jahrhundertfeier 414
— Jahresvers. d. allgem. evang.-
protestantischen Missions-V. 415
Bremen, Tag. d. Deutschen Flotten-V.
106
— 40. Tag. d. Deutschen Gastwirte-
Verb. 106
— Konferenz d. Statistiker des Reiches
und der Bundesstaaten 38
— Deutsche Zool. Gesellschaft 38
Breslau, Alldeutscher Verb. 416
— Deutscher Anwalt-V. 416
-Archivtag 367
— Deutsche Athletik-Meisterschaften
367
— Automobilistische Veranstaltungen
d. Schles. u. d. Gaues 9a d. Allgem.
Deutschen Automobilklubs 416
— Verb, deutscher Bahnmeister 367
— Deutscher Bergmannstag 416
-Blumenhändlertag 367
— Deutsche BunsengeseUschaft 367
— Verb. d. Eisenbahn-Vermessungs¬
techniker d. Preuß.-Hess. Staats¬
bahnen 367
— Deutscher Fahrschulen-Verb. 367
— V. Deutscher Freimaurer 416
— Gesamt-V. d. deutschen Geschichts-
u. Altertums-Vereine 367
— Intern. Guttemplerloge 416
— V. deutscher Handelsmüller 416
— Verb, deutscher Handlungsgehilfen
154
— Deutscher Kongr. f. Jugendbildung
und Jugendkunde 461
— Bund d. deutschen Kanzleibeamten
416
— Verb, deutscher Kartoffel-Inter¬
essenten 367
— V. f. Knabenhandwerk 416
— Deutsche Kolonialgesellschaft 106
— A,ufführung der 8. Mahlerschen
Symphonie 416
— Deutscher Medizinalbeamten-V. 416
— Zentralverb. d. deutschen Orts¬
krankenkassen 367
— Germania-Ring, Verb, deutscher
. Postwertzeichensammler 367
— Reger-Konzert 416
— V. d. deutschen Revisionsingenieure
416
Breslau, Deutscher V. f. Schulgesund¬
heitspflege 38
— Bund f. Schulreform 416
— Preußischer Städtetag 461
— Verb. d. Stenographen-Vereine d.
Schule Stolze-Sehre y 416
— Musik f. d. Jahrhundertfestspiel
V. Richard Strauß 102
— Bund Deutscher Verk.-V. 38
— Gesamtverb, preuß.-deutscher Vor¬
orte 416
— V. d. Zellstoff- u. Papierchemiker
416
Brüssel, I. intern. Jugendschutzkongr.
259
Budapest, Intern. Kongr. f. kaufm.
Bildungswesen 367
Buffalo, Intern. Kongr. für Schulhygiene
367
Cassel, Verb. d. Vereine Kreditreform
106
— Verb. d. Lederhändler Deutsch¬
lands 38
— Verb. d. Rechtsanwalt- u. Notar¬
beamten 206
— Deutsch-Evang. Schulkongr. 38
— Tausendjahrfeier der Residenz
Cassel 414
— Deutsch. V. f. Volkshygiene 106
Coblenz, Verb. Deutscher Beamten-
Vereine 153
— Beleuchtung d. Ehrenbreitsteins
103
— Fliegertag u. Rheinfest 37
— Provinzial-Verb. Deutscher Flotten¬
vereine f. d. Rheinprov. 38
— V. f. Luftfahrt u. Automobilklub
460
— Schlachthoftierärzte d. Rheinprov.
38
Coburg, Festspiele im Herzogi. Hof¬
theater 37
— Verb. Deutscher Geb.- u. Wander-
V. 415
— Kongr. d. im ,,Coburger L. C.‘‘ ver.
Landmannschaften auf deutschen
Hochschulen 37
— 8. Lehrgang f. landwirtschaftl.
Wanderlehrer von Deutschland 36
Crailsheim, Fränkisches Volksfest 414
Danzig, Verb. Deutscher Apotheker 415
— Verb. Preuß. Trichinen- u. P'leisch-
beschauer 415
Darmstadt, Verb. d. deutschen Kranken¬
pflegeanstalten vom Roten Kreuz
u. d. deutschen Frauen-Vereine
vom Roten Kreuz 415
— Richard Wagners Festspiele 36
Detmold, Neubau d. Hoftheaters 102
Dortmund, Verb. d. deutschen Bau¬
genossenschaften 38
— Verb, reisender Kaufleute 38
— Provinzial-Pferdeschau 36
— Schneider-Verb.-Tag Rheinl.-Westf.
u. Hessen-Nassau 154
— Kongr. f. Volkswolilfahrt 106
Dresden, Gemeins. Kongreß f. Denkmal¬
pflege u. Heimatschutz 259, 461
— Pferderennen 36, 103, 205, 414, 460
— Radrennen 36, 103, 152
— Ruderregatten 103
— Vogelwiese 205
Duisburg, V. f. d. Deutschtum im Aus¬
lande 105
— Pferderennen 36
— Allgem.deutscher Realschulmänner-
V. u. V. f. Schulreform 106
Düsseldorf, Besuch der American-
Society of Mechanical Engineers
106
— V. Deutscher Eisenhüttenleute 38
— Verb.-Fest d. evangl. Gesellen¬
vereine Rheinl. u. Westf. 154
— Festspiele d. Rhein. Goethe-V. 103
Düsseldorf, Reichs-Verb. d. Hutdetail¬
listen Deutschlands 153
— 5. Verb.-Tag d. Verb. d. Kaufleute-
Beisitzer d. Kaufmannsgerichte ■
Deutschlands 105
— Kommunale Woche, Rhein. Ge¬
meindetag 38
— Verb, rhein.-westf. Landgemeinden
154
— Naturhistorischer V. f. Rheinl. u. .
Westfalen 38
— Pferderennen 103
— V. d. Pioniere u. Verk.-Truppen 38
— Reichsverb, deutscher Presse 38^
153
— Deutscher u. österr. Rechtsschutz-
Verb. für Frauen 106
— Rennen d. Reiter- u. Renn.-V. 37,
414
— Gesellschaft f. soziale Reform 38
— Richard -Wagner - Jahrhundertfeier
36
— Richard-Wagner-Zyklus 37
Elberfeld, Deutscher Ärzte tag 154
— Bergfest 414
— Verb.-Tag d. Goldschmiede- und
Uhrmacherinnung 415
Essen, Gebirgsfest d. Sauerländischen
Gebirgs-V. 37
Frankfurt a. M., Kaiser-Gesangwett¬
streit 36
— Intern. Kongr. f. Luftrecht 461
Fulda, Volkswohlfahrt im Schloßgarten
103
Geldern, Kaiserbesuch d. 200jähr. Feier
d. Herzogt. Geldern 152
Gent, Kongr. d. Intern. Vereinigung
zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
415
— Intern. Kongr. f. Lebensrettung
367
Godesberg, Nation. Gesangwettstreit
153
— Turnsportl. Veranstaltungen 103
Goslar, Verb, deutscher Juweliere, Gold-
und Silberschmiede 366
Gotha, Verb. d. Turnerschaften auf
deutschen Hochschulen, Tagung der
V. C. 38
Groningen, Intern. Physiologenkongr.
415
Haag-Scheveningen, Intern. Kongr. für
Pharmazie 461
Halle a. S., H.-V. d. Reichs-V. der
liberalen Arbeiter u. Angestellten 415
— Verbandstag d. Verb. d. deutschen
Barbier-, Friseur- u. Perücken¬
macher-Innungen 206
— Blumenkorso 103
— Verb.-Tag deutscher Cafetiers 105,
106
— Deutsche Gesellschaft für Gynäko¬
logie 105
— 14. Deutscher Handwerks- und
Gewerbekammertag 206
— Pferderennen 205, 414
— Regatta auf der Saale 103
— Verb.-Tag deutscher Sattler-Innun¬
gen, verbunden mit Ausst. 206
Hamburg, Astronomentag 366
Hannover, Sport- u. Festwoche 103
Heidelberg, Blumenboot-Korso 205
— Historische Schloßfeste 152
Heilbronn, Allgem. Deutscher Automo¬
bilklub Gau XII Württemberg und
Ilohenzollern 106
— V. f. vaterländ. Naturkunde in
Württemberg 106
— Süddeutscher Zeichenlehrer-Verb.-
Tag 38
Hellerauer Schulfeste 36
Hildesheim, Kochkunst- u. Nahrungs¬
mittel-Ausst. 415
h
V
Hildesheim, Bund deutscher Militäran¬
wärter, Provinzial- Verb. Hannover 38
— Volksfest 153
Hirschberg, Schlesischer Provinzial-
Bundesschü tzen tag 103
Ilmenau (Thür.), Tagung der Forst¬
wirte 106
— Thüring. Turnlehrer tag 105
— Gauta^ d. Thür. Wandervögel 106
Iserlohn, Distriktsitzung d. Dislr. XIII
von Deutschlands Großloge II d.
Guttemplerdrdens 106
Ithaka (Staat New York), Intern.
Studentenkongr. 415
Kaiserbesuch am Niederrhein 102
Karlsruhe. Prinz - Heinrich - Flug und
Schauflüge 37
— Regatta auf dem Rhein 103
— Eröffnung d. Uheinhafennord-
beckens 103
Kiel, Deutscher Apothekertag 206
— Zusammenkunft der Hessischen
Landesgruppe des Deutschen Flot-
ten-V. (Mainz) 153
— Flugwoche 153
— Deutsches Gustav-Adolf-Fest 414
— Tag d. Verb. d. Haus- u. Grun<l-
bes.-Vereine Deutschlands sowie
Tagung d. Verb, deutscher Färbc*-
rei- u. ehern. Wäschereibesitzer 10()
— Bund deutscher Jugend-Vereine 88
— Deutscher Werkmeister-Verb. 38,
106
— Kieler Woche 1018
— Inter.soziale Bedeutung d. Kieler
W’^oche 365
Köln, Kongr. d. Heizungs- u. Lüftungs¬
fabrikanten 106
— 2. Fortbildungskursus d. Hoch¬
schule f. kommunale u. soziale
Verwaltung 206
— Verb. Preuß. Katasterassistenten
367
— Niederrhein. Musik fest 102
— Tag. d. deutschen Schulschiff-V.
106
— Tag. d. Solar-Tnion 206
— Kongr. d. Straßen- u. Kleinbahn-
verwal tungen 415
Krefeld, lOOjähr. Feier d, 2. Westf.
Husaren-Regt. Nr. 11 108
— Pferderennen 1U8, 158
— neue Rennbahn 258
Landheim für Wandervogel 866
Leipzig, Deutsch-Akademisches Olym¬
pia 260 ^
— Arbeitgeber-Schulzverb. f. d. d(‘ut-
sche Holzgewerlx* 88
— Allgem. deutscher Automobilklub,
Sternfahrt zur Einweihung des
Völkerschlacht den km als 260
— Leipziger Automobilklub 8S
— Eröffnung der Internalionah*n Bau¬
fach-Ausst. 38
— Verb. d. Vereinigten Baunialeria-
lienhändler Deut schlau« Is 88
— Beleuchtungstechnische (le.soll-
schaft 88
— Deutscher B«*ton-V. 88
— Verb. Deutscher Buhnenlechniker
38
— Concurs Hippique Sporli»latz 88
— Eisenbahntechniker-V., L(*i[)zig 88
— Verb. DeutscIuT Fabrikanten von
Eisen- und Midallwaivn, Werk¬
zeugen, Haus- u. Kücheng«'rälen,
Kunst- u. Luxuswaren 8s
— Verb. Deutscher Eisenwarenhäml-
1er 38
— Verb. Sachs. Feuerb«*slallungs-
Vereine 260
— 18. Deutscher Reichsfcu«*rwehrlag
mit Sonderausst. auf dem M«dlplatz
260
Leipzig, Deutsche Fischhändler 38
— Deutsche Fleischerei-Berufsgenos¬
senschaft. Mainz 260
— Deutscher Verband kaufm. Be¬
amten im Gas- u. Elektrizitätsfach,
Detmold 260
— V. d. Deutschen Gas- und Wasser¬
fachmänner 38
— Haupt-Verb. Sachs. Gewerbl. Ge¬
nossenschaften 38
— Deutscher Gewerbeschul-Verb. 38
— Verbindung Go thaischer Oew(*rbe-
V(‘reine u. Verb. Deutscher Fein¬
talgschmelzen, Leipzig 260
— Landesverb. Deutscher Gewerk-
Ver(‘ine 38
— Verband der Meckhuiburgischon
(iew(‘rbe-Vereine 88
— Gewerbe-Vereine \ordb«‘)hmens 88
— Kongr. d. Sächs. Hausbesitzer 38
— Lamlesverb. v. Handwerker-Genos-
s(‘nschaften im Königreich Sach¬
sen 88
— Verb. Deutscher lläuteverwiTlungs-
Vereinigungen. Frankfurt a. M. 260
— Deutscher Reichsverb. z. Bidcämp-
fiing der Impfung 260
— Deutscher Industrie-Schutz verb.,
Dresden 260
— Verein beratender Ingenieure 38
— — deutscher Ingenieuni 88
— ()sterr. Ingenieur- u. Architekten-
V. 88
— V. d. Ingenieure d. k. k. österr.
Staatsbahnen 88
— IhTufsorganisation der Kranken¬
pflegerinnen Deutschi. 88
— Bund der Landwirte 88
— V. (1. ehemiü. Schüler d. landWirt¬
schaft!. Winterschule zu M(‘rseburg
88
— Deutscher Luftfahrertag 260
— Leipziger V. f. Luftschiffahrt, «lie
nationale Ballonwettfahrt 2(50
— Demtscher Met allarbeit er-Verb. 88
— Michaelismesse—Engrosim^sse 2(50
— Lamlesverb. Sachsen d. D«‘utsehen
V. g«*gen d«»n Mißbrauch g«‘istiger
(i«*lränke 88
— Pf(*r«l«*rennen vom L«*ipziger Renn-
khib Rennbahn 2(5o
— Orls-V. (1. Deutsclien Philatelislen-
Vt*rbandes, Dresden 2(50
— Verb. D«*utscher Privatgärtner,
Leipzig 260
— Radrennen, Preis von Europa 260
— -• zwei Sleherreiimm 260
— Ra<lrennen, W(*llim*islerschafl 260
Land«*s-Verb. SächsisduT Ih'dak-
t«*ur«* u. B«*rufsschriflst(*lh*r 88
— V. Sä«*hs. Richt«'r u. Staatsanwälte
88
— I)euls< her Si'hlo.'^serlag 88
— I)<Mils« he Schuh-u. Lt*<lermi*sse 260
— S« h\\immfest 88, 2(5o
Zuschuß z. Sla«ltth«*at«*r loj
D«‘utscher Te«-hnik«*r-Verband 88
— V«'rb. d. Deuts«*hen Ti«'fbauunler-
m'hm«*r u. Deuts« he Tiefbau-IhTufs-
genoss«*nschaft 88
— Verbau«l d. Arb«*itg«‘b«*r «h*s Toi)fer-
u. ()fensetz-Gewerl)es 2(5(1
— Xll. D<*utsches Turnf«-sl 260
--- l'hnweihung <h\s V«)lk«*rsehlacht-
«h'iikmals 260
— l)«*utsche Ges«'llschaft für Ver-
bndtung von V«>lksbil«lung 88
— Deul'a luT Wehr-V. 8s
— Deutsrher W«Tkbun«l 8s
-- V«‘rb. «leuls< h«*r Zahnärzt«* 88
— (h*m«*insamer K«»ngr. «1. Z«*ntr.-
V«*rb. Dfulsiher Imlu'^tri«*!!«*!* un«l
<l«*s Z«*ntr.-Verb. «1. ln«lustri«*llen
(KstfiTcichs 415
London, Intern. Ärztekongr. 366
— Intern. Kongr. d. Intern. Vereini¬
gung d. Post-, Telegraphen- und
Telephonpersonals 461
— Schwimmen um den engl. Königs¬
preis 818
Ludwigshafen, Parkfest 153
Madrid, Intern. Kongr. f. Hydrologie,
Klimatologie u. Geologie 462
Magdeburg, Intern, leichtathletische
Wettkämpfe 108
— Kronprinzenpreis u. Aulostern fahrt
d. Automobilklubs nach dem Renn¬
platz 205
— Flachrennen 87
— V. f. Handlungskommis von 1858
415
— Pfadfin«l(‘rtag 102
— Pferderennen 86. 108, 153, 205,
414
— Groß«' Ruderregatta 205
— Schwimmfest 8(5. 158, 414
Mailand, Italienisch«‘r Kongr. für medi¬
zinische Ra«liol«)gi«' 4(51
Mcünz, Ruderregatta 108
— Verbandsschi(*ß«*n 158
Mannheim, Deuts< hlandfahrt der Ameri¬
can Societv of Mevhanical Engineers
158
— F>st Vorstellungen im Hof- und
Nalionallh«*al«‘r 108
— Mai fest 8(5, 108
— Pfi'rd(*r«‘nn«'n 108
— Oberrheinische R(*galta 158
— 0. Ba«lischi‘s Säng«*rbiindfest 103
Marburg. Haupt-V«‘rs. d. Deutschen
Germanis t«*nv«'rb. 115
— Hauptvers. d. Deutschen Gym¬
nasial-V. 415
— lOOjähr. Jubiläiimsh'ier deskurhess.
Jäg«*rbataillons Nr. II 205
— Deutsch(‘r Philologenlag 415
Meining(*n, 28. Kongr. d. .Mlgem. Rad-
fahnu’-rnion 20(5
Mülludm (Ruhr), Soll)ad Raffelberg,
Pferd(*rennen 205
München, D«'h'gierl«*ntag d. Kartells
europäiscluT Motorradfahrer- und
Aulomobilisl«*n-V(*rbände 205
— SinhliMitsch«*!* Drogislenlag 366
— Vorführ. v. Krank«*n-Transport-
Man<.)vern d. Bayer. Landes-Hilfs-
V. vom Roten Kreuz 37
— Künslh*rlheater 86
— Hauptvers. d. Deutschen Photo-
grai)hen-V. 415
— Festv«)rslellungen im Königl. Prinz-
r«^gent(*nth(*ater u. Residenztheater
158
Münst«'r, V(‘rs. d. (8iaritas-Verb. f. d.
katholisch«' Deutschland 415
— lOOjähr. Jubiläum «les Inftr.-Regt.
Herwarth v. Bitt«*nf«'ld 153
— Verb.-Tag «1. Rhein.-W«'stf. Steno-
grapht*n-Verb. 158. 206
Nassau a. d. Lahn, Ems-Nassauer Stein-
Festspi«*!«* 258
Neuß, Pf«T«l«*rennen 250
Nt'ustrelilz, Tagung d. Märkischen
Forst-V. 10(5
— Lan«lesschutzenf«*st 108
— Rheinis«h«*s Bundesschießen 133
N«‘w York u. ('hikago. Intern. Kälte-
kongr. 415
N«)rdhausen, Harz«*r V«Tk.-V«?rb. 462
Nürnb«'rg, D«*utsch«T Anthropologen-
kongr. 2 (m;
— Verb.-l’ag d. deutschen Buchbinder-
innung«*n 20(5
— Verb.-Tag «l. deutsi hen Buchh.änd-
h'rinnung 154
— V«*rb.-Tag d. deutschen Bürsten
u. Pinselfabrikanten 206
Nürnberg, Tag. d. V. zur Erhaltung d.
deutschen Burgen 106
— 14. Haupt-Vers. d. Allgern. Evange¬
lisch-Lutherischen KonhTenz 415
— Verb.-Tag d. bayer. Fachschul¬
männer 415
— Tag. d. bayer. Fortbildung.sschulen
105
— Kongr. d. Intern. Il(>lelbe.sitzer-V.
106
— Verb.-Tag cl. elektrolcchn. Instal-
lation.sfirmen Deutschlands 106
— Tag. d. Verb, jetziger und ehern.
Studierender d. deutschen Kunst¬
gewerbeschulen 105
— Besuch d. Techn. I.ehrerinnen-
seminars in Dortmund 106
— Süd den tscherMessei’schnn»*de-Verb.
106
— Süddeutscher Müllerkongreß 105
— Bayer. Musikfest 37
— Verb, der Rechtsauskunftsstellen
106
— Deutscher Spediteur-V. 105
— Tag. d. Verb, für intern. Vci’ständi-
gung 41.') , .
Das Kriegsnnnisieriuin und die olym¬
pischen Spiele 3()6
Die meistaufgeführten Opern im letzten
deutschen Theaterjahr 102
Paderborn, Westf. Städtetag 154
Paris, Wettschwimmen quer dui’ch Paris
366
Posen, 54. Genossenschaftstag des Allg.
Verb. d. auf Selbsthilfe beruhenden
deutschen Erwerbs- und Wirtschafts-
genossensohaften 206
— Posener Sparkassenv(*rband 38
Rheinfahrt d. Motorjachtkliibs von
Deutschland 103
Rinteln, Haupt-Vers. d. Sparkassen-
Verb. Hessen-Nassau-Wald(‘ck 415
Rottweil, Verb.-Tag Württemb. Ge-
meindeunterbeamten 154
— Württemb. V. für Knabenhand¬
arbeit 38
Rudolstadt, Festspiele im Fürstlichen
Theater 205
Saarbrücken, Rhein.-W(*stf. Sparkassen-
Verb. 106
Schwelm, Pferderennen 153, 414
Schwerin, 100jährige Jjjbelfeier der
mecklenb. Artillerie 37
— Sportl. Weltkämpfe 103
^ Tennis-Weltkamj)f 103
Deutscher Schwimmsport und das Aus¬
land 413
Singen, Hohentwiel-Festspiele 152
Spandau, Brandenburg. Städtelag 461
Stettin, Feuerwehr-Kongr. 106
— V. f. Jugendspiele, Kongr. 106
Straßburg i. E., Verb.-Tag d. Bundes
deutscher Bodenreformer 461
— Verb. d. Dentisten im Deutschen
Reich 105
— Deutscher Hochschullehrertag 462
— Süddeutscher Maler- und Tüncher¬
meister-Verb. 461
— Verb, katholischer Studenten-Ver-
eine 105
— Verkehrs- und Verkaufswoche 36
Stuttgart, Süddeutsche Buchhändler¬
messe 106
— Festspiele im Königl. Hoftheater 36
— Verb. d. Journalisten- u. Schrift¬
steller-Vereine 106
— Verb. Deutscher Kunstvereine 106
— Landes-V. Württ(*mberg des
deutschen Lehrer-V. für Natur¬
kunde 38
— Militärische Erkundigungsfahrt für
Motorräder 205
— 25. Württ. Landes- u. Jubiläums-
Schießen 103
12
St ul Igarl,Deutsche Ski-Verbandstagung
und Bundesvers. d. Schwäbischen
Schneeschuhbundes 415
— Schwimmfest 37
— Sommerfest im Schützenhaus 153
— Württ. Vülksschullehrer-V. 38
-Wein bau-V. 38, 105
Thorn, Verb.-Tag der ostdeutschen
Bürgervereine 2(M)
— Pferderennen 36
— Westpreiiß. Slädtetag 106
Triberg, Eröffnung d. Geb.-t'^bergangs
d(‘r Schwarz Waldbahn 205, 414
Trier, Vereinigung d. Elektrizitätswerke
106
— Tag. d. deutschen Forst-V. 206
— Bundestag d. Bundes deutscher
Gastwirte 106
— F(*ier d. lOOjähr. Bestelnms des
Inf.-Reg. Nr. 29 205
— Ruderregatta 103
— Verb.-Tag d. Sanitätskolonnen d.
Rlieinprovinz 106
Travemünde, Wettfahrlen d. Lübecker
und Norddeiitscli(‘n Regatta-V. 153
Turn- uml Sportauszeichnung 366
Tutllingen, Jahr(‘svers. <1. Bodensce-
g(‘schichts-V. 415
Ulm, Bauw(‘rkmeister-Verb. Württem-
IxTgs 38
— V(‘rb.-Tag d. Wirte Württembergs
38
Volkskraft in Zahlen 414
Wanderpreis des Kronprinzen für die
Berliner Geiucindesclndc» 152
Warnemünde, Regatta d. Großherzogl.
Meckl(*nburg. Jachtklubs 153
Weil, Pf(‘rd(‘rennen 37
W(*rnigerod(‘, ApologetiscJies Scuninar
461
— Haui)t-Vers. d. Christi. Hilfs-V.
d. Provinz Sachsen 462
— 60. Versammlung d. Gas- u. Wasser-
fachmäniKT Sachs«‘ns u. Thüringens
105
— Slädtetag d. Prov. Sachsen und des
11 er zog (ums Anhalt 153
Wien, Zionistenkongreß 413
Wi(*sbad(‘n, Aufführ. v. H(*rb(*rt Eulen-
bi‘rgs Liebessttick ,,Belind(‘“ 102
— Fluglage 37
— Kaiser läge lo2
— Deutscher Kongr. f. innere Medizin
38
— Motorjachtfahrl 103
Zoppot, Sportwoche 153
I)(*r To<l des A Pro A 451
Der Funken türm im Toten Moor .V 448
Das Handwerker-Erholungsh(dm lad
Traben-Trarbach A 353
rberlandz(‘nlralen und Heimatschutz
A 443
V (J r k (* h r s - P r o p a g a n d a:
Aufgaben der Verkehrs-Grganisationen
A 30, A 108
Ehnmvolle Ausz(‘ichnung des Leiü'rs
(h*s Städtischen Verkehrsamtes in
Cass(*l, H(*rrn M. Weber 578
B(*rlin. Deutsidi-Nordischer Touristen-
Verband e. V. 209
— FerienvcTkehr 368
— Frennlenverkehr 320
— und Münch(‘n, Fr(‘md(‘n-Verkehrs¬
best nduingen 200
— Muster für Verträge mit Gasthof-
l)esilz(*rn 416
— V»‘rkehrspropaganda in (hu* Iteichs-
hauplstadt 110
— Zenlralsl(‘lh‘ für d(‘n Fr.-V(‘rk.
Groß-B(*rlins 42
Fr.-Verk. in Bayern 42
ITopaganda lür Bayern 209
-Marken ,,Bayern“ 533
Briefvorschlußmarkcn 42
Deutsche Pflichten bei Sommerreisen
in den Sprachgrenzlanden 159
Die industrielle Entwicklung der Süd-
Eifel 641
Eisleben, Gründung eines Verk.-V. 320
Erfahrungsaustausch unter Vorkehrs-
praktik(*rn 406
Köln, Reklame-Ansichtspostkarten 160
Kraftwagen für den P(*rsonen-Verk. 368
D(*r Kronprinz als FördenT der Ferien¬
fahrten 111
Industriepropaganda für Mannheim 42
Mannh(‘im, Rundreis(*n und Wande¬
rungen 368
Fremdenverkehr und Nationalwirtschaft
41
Neue Formen der Verkehrs- und Städte-
reklanm 641
Fremdenverk(‘hr in (’lsterreich 111, 262
Zwei Tage in Potsdam 209
I < ügen- Brief V erseh lu ß m arken 160
Ein Kammweg von der Schneekoppe
bis zur Wartburg 368
Ein Schwarzwaldverein in Berlin 209
Schwiuzer Fr.-V(‘rk. 262
Tel(‘row, Gründung eim^s Verk.-V. 209
Vorbereitungskurse für Touristen nach
Dänemark und Schwedim 159
Die Vort(*ile des Fremdenverk(‘hrs 416
Warnung vor mimhu'wtu’liger Frenuien-
ve r keh r s- Pr () p aga n d a 111
Zur Entwicklung des Verkehrs im
19. Jahrhundert A 198
Das Verkelirsw(*sen und seine Ent¬
wicklung im letzten Vierteljahr-
humhu’t A 270
Volks- und Bürgerschulunt(‘rricht über
W(‘sen und Bed(*utung des Fremden-
v(‘rk(*hrs A 530
Richard Wagner A 243
Waldenburger Bergland A 175
Wanne, der neue Bahnhof A 401
Die Wartburg A 327
Weihnachtiui A 612
l'ni die W(‘ihnachtszeit A 625
Alle deutsche Weihnaclitskrippen A 614
W(*ihna(^hleu im ScIhkm' des Thüringer
Wald(‘s A 596
Das neue Weimar A 331
Badische Weine .V 511
W(*inl)au an der Nahe A 508
Der erste Kongreß d(‘s Deutschen Wein¬
bau-V<*rban(les zu Mainz, 27. Deutsch.
Wein bau-Kongreß .V 527
W(*in, die Z(‘(.:her von Bullay A 525
Deutscher \V(‘in im deutschen Land
A 474
Wein, das (dsässische Rebland und s('ine
Erzeugnisse A 492
Berühmte Weinfässi*r .V 496
Vom Frankeii-Wt'in und Steinwein
A 519
Weingericht A 479
Wein und G(\sang A 517
W(*in und Geselligk(‘it A 468
Das (h‘UIsche W(*inglas A 488
D(U* deutsche W(*in und seine Her-
sl(‘llung A 501
Der Wein in d(‘r bildenden Kunst .V 480
Pfälzer Wein A 499
Die sonnige Pfalz am Rhein und ihr
köstlicher Wein A 522
Steinberger Kabinett 1865 A 503
Slud(Mil(‘n und Wein A 520
W(‘inwanderungen im Rheingau A 504
Was vom W(‘in A 526
Werb(‘arl)«*it für die deutschen Ver¬
kehrsin t(‘ressen A 3o6
25 Jahr«* Westerwaldklub A 392
Westfal«‘n-Treue 70
Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Bad A 4
Wiesbadens neuer ()berl)ürg(U’meister
A 8
13
"Winter s p 'd'V t:
Altniederländisohes Winterleben A 550
Winteraport im bayer. Hochland A 591
Bayer, Rodelmeisterschalt 637
Nach der ersten Berrfahrt A 544
Bobsleightoeistersohaft von Deutsch¬
land 639
Wintersportyerband Eifel 638
Eisenbhnnbi^börde und Wintersportver-
kehr^ 575
Winter^portvereinigung Bad Flinsberg
63a
Wintörsporlklub Furtwangen 638
Anmarschwege zu den Hauptskigebieten
des Harzes A 587
Wintersport im Harz 638
Töuristenhaus auf der Hornisgrinde 638
Wiatiarsport-V. Ilmenau 638
Wintersportprogramm des Skiklubs
Imnienstadt 637
Intern, ächlittensportverband 640
Wintersport in Krummhübel 637
Wintersport-V. Oberhof 638
Eine Bobsleighbahn am Rhein 639
Deutscher Rodelbund 640
Die deutsche Rodelmeisterschaft 1914
639
Schheeschuhwanderungen im westlichen
Sauerland A 540
Das Sauerland als Wintersportgebiet
A 96
Schlesischer Skiverband 638
SMlaul im Schwarzwald A 585
■Übel* die Bedeutung des Militär-Skilaufes
A 599
Snob im Schnee A 573
Wintersport und Straßenbahnen 640
Das Wintersportprogramm 1913/14 des
deutschen Touring-Clubs 639
Dobsleighklub Schwarzwald — Bobbahn
Triberg 638
^ntersportverein Triberg 638
Hauptstätten des Wintersports in Thü-
' ringen A 535'
Wmterfahrten in den Vogesen 538
,Yöm Wander-, Wände- und Wintersport
^ V A 646
IB^iptersport auf dem Dorfe A 608
Die Entdeckung des Wintersportes in
Deutschland A 600
Wintersportzüge siehe unter Eisenbahn¬
wesen.
WintersportlicheVeranstal-
tungen: S. 635—637
Adenau, Agnetendorf, Alexisbad, Alt¬
astenberg, Altenau, Altenberg, St. An¬
dreasberg, Annaberg, Aue, Augustus-
burg, Aurach, Ballenstedt, Bärenfels,
Barenberg, Bayrischzell, Bennecken-
stein, Berchtesgaden, Birkenstein, Blan¬
kenburg, St. Blasien, Bleicherode, Blu-
menthsd, Bodenschneid, Brannenburg,
Braunlage, Breitenbrunn, Brilon,
Brocken, Brotterode, Brückenberg,
Brunndöbra, Buchholz, Buntenbock,
Call, Carlsfeld, Chemnitz, Daubenscheid,
Daun, Deisenhofen, Diessen, Donau-
eschingen, Dreiannen-Hohne, Eben¬
hausen (Isartal), Eibenstock, Elend,
Elster Bad, Falkenberg, Feldafing, Feld¬
berg, Fischhausen, Flinsberg Bad, Frau¬
enstein, Fredeburg, Freudenstadt, Fried¬
richroda, Fürstenfeldbruck, Füssen,
Garmisch-Partenkirchen, Gehlberg, Gei¬
sing, Geitau, Gemünd, Georgen thal.
Gernrode, Goslar, Gottleuba, Groß-
Tabarz, Grünwald, Grund Bad, Hahnen-
klee-Bockwiese, Hain, Harzburg Bad,
Harzgerode, Hasselfelde, Hasserode,
Heimbach, Hellen thal, Hermsdorf-Ky-
nast, Hindelang, Hirschberg, Höhen¬
schwand, Hohes Venn, Hohenleye,
Hollerath, Icking, Ilmenau, Ilsenburg,
Immenstadt, Isny, Jagdhaus beim Händ¬
ler (Sauerland), Johanneser Kurhaus,
Johanngeorgenstadt, Josefstal, Kalte
Feld, Kempten, Kiefersfelden, Kipsdorf,
Klingenthal, Kniebis, Kochel, Rodel¬
bahn, Kohlgrub Bad, Königstein,
Krummhübel, Kudowa, Landeck,Lands¬
berg, Langenau-Lichtenwalde, Lauscha,
Lautenthd, Lauterberg Bad, Burg Lich¬
tenstein, Lohstein, Lüdenscheid, Lützel,
Mägdesprung, Manebach, Marienthal-
Batzdorf, Marquartstein, Masserberg,
Meißner, Menzenschwand, Mittelberg,
Mittelwalde, Mitlenwald, Montjoie,
Münsingen, Münstereifel, Murnau, Neu¬
haus am Rennweg, Neustadt, Ober¬
ammergau, Oberhof, Skiwettrennen,
Oberstdorf, Oberwarngau, Oberwiesen-,
thal, Osterhofen, Paustenbach, Peißen--
berg-Sulz, Ramsbeck, Reichenhall Bad,
Reichenstein, Reifferscheid, Reinerz,
Reitzenhain, Rescheid, Reutlingen, Rot¬
wandhaus, Rübeland, Ruhla, Sachsa,
Schierke (Harz), Schleiden, Schliersee,
Schluchsee, Schmallenberg, Schmiede¬
berg, Schmiedefeld, Schneisei, Schön¬
eck, Schönwald, Schreiberhau, Schüller,
Schwarzen Grat, Sebnitz, Seitenberg-
Wilhelmsthal, Sonneberg, Sonthofen,
Starnberg, Stöberhai, Suderode Bad,
Suhl, Thale Bad, Tegernsee, Todtmoos,
Tölz Bad, Traunstein, Triberg, Tutzing,
Unterwiesenthal, Vossenack, Waldheim
Bad, Warmbrunn, Weilheim, Wernige¬
rode, Wildbad, Wilhelmshöhe bei Cassel,
Willemann, Willingen, Winterberg,
Wölfeisgrund, Wolfrathshausen, Zeller¬
feld, Zittau, Zöblitz, Zwönitz.
Wissenschaftliches:
Dr. Dresemann, Otto 630
Düsseldorf, Akademie für kommunale
Verwaltung 32
Essen, Geophysikalische Warte 32
Feldberg-Obscrvatorium 312
Germanische Kultur im 8. Jahrhundert
V. Chr. 202
Herzen, Alexander 361
Neuere Untersuchungen über die Höhen¬
krankheit 312
Köln, Hochschule für kommunale und
soziale Verwaltung 32, 148
Der Malström 254
Versteigerung der Sammlung Nemes 255
Ostwald, Wilhelm 456
Die Bedeutung der Presse 202
Eine interessante Promotion 312
Kohlensäure Sprudel 254
Ein telegraphischer Verkehr ohne Draht
254
Eine Reise ins Ungewisse 254
Dr. Wülfing, Johann Ernst 577
Die Schäden des Zweikindersystems 406
Wittgensteiner Land A 77
Die Zoppoter Waldoper A 402.
Verzeichnis der Bilder.
Vorbemerkungen: Orlsnamen und — bei Abbildungen von Kunstwerken— Künstlernamen sind nach alphabetischer
Reihenfolge geordnet; innerhalb dies(*r Namen folgen die Illustrationen nach der Seitenzahl der
Zeitschrift. Winterbilder siehe auch unter W.
St. Andreasberg, Das Stationsgebäude der
St. Andreasberger Zahnradbahn 399
— Die St. Andreasberger Zahnradbahn,
aus dem Ilalseinschnitt kommend 399
— Die Zahnradbahn, aus einem liefen
Einschnitt kommend 400
Arendsee, Strandpromenade am Damen¬
bad 139
Bayern, Mädelegruppe von Schlapi)ülds-
kopf (Algäu) o91
— Blick vom Söllerkopf ins kleine Wal¬
sertal, Ilochifen und Gottesacker-
wändl (Algäu) 592
— Am h^ingang ins Schinderkar (Te-
gerns(‘er Gruppe) 593
— Am Siidende des Spitzingsees (Rot¬
wandgruppe) 595
Berg. X(;ukirchen, Frühling im Bergischen
Land 1
Berlin. Außenansicht des Säuglings¬
krankenhauses Berlin-Weißensee 19
— Entwurf zum Stadion von Geheimrat
Otto March 142, 281
— Die Jubiläumsmedaille der .\kademie
der schönen Künste 291
— Königliches Schloß 294
— Reichstagsgebäude 295
— Der Dom 301
— Märchenbrunnen im Friedrichshain
347, 348
— Märchenbrunnen: Ignatius Taschner
(Berlin): Hans im Glück 348
-Ignatius Taschner (Berlin):
Aschenbrödel 348
-Richard Wrba: Rübezahl 349
Blankenheim in der Eifel 144, 145
Braubacli a. Rh., Die Marxburg 288
Braunschweig, Burg Dankwarderode,
Heft V, Titelblatt
— Das neue Rathaus 233
— Katharinen-Brunnen 234
— Till-Eulenspiegel-Brunnen 234
V. Breilenbach, j)reuß. Eisenbahnniinister
273
Breslau, Rathaus, Heft IV, Titelblatt
— Blücherdenkmal 104
— Jahrhundertausst(‘llung: Blick auf
Jahrhunderthalle, Wasserbecken und
Pergola, kulturhistoriscln* Aus-
stellung^ Partie am japanischen Gar¬
ten 105
— Aus der kulturhistorischen Aus¬
stellung: Die Schlacht an der Katz-
bach 107
-Aufruf An mein Volk, Freiwillige
von 1813 vor König Friedrich
Wilhelm III. zu Breslau 108
-Professor Steffens begeistert in
Breslau 1813 zur Volkserhebung
109
— Elisabethkirchturm 170
— Stein-Denkmal im Rathaus 171
— Königliches Schloß 172
— Turnhalle des Turnvereins ,,Vor¬
wärts“, E. V. 173, 174
Brunshaupten 140, 141
V. Budde, preuß. Eisenbahnminister 272
Cassel, Der Hangarstein 249
— Königl. Hoftheater von der Außen¬
seite 298
— Wilhelmshöhe 310
— Das neue Rathaus, Heft IX, Titelblatt
— Blic.k auf Wilhelmsliöhe 422
Cassel, Schöne Aussicht 422
— Friedenskircho 423
— Blick von der Fulda aus 424
— Hessisches Landosmuseurn 425
-Die ,,Ziegenliainer Kanne“ 420
-Vorhalle 420
— Tausendjahrfeier: Alles Rathaus im
Festzuge 509
Churpfalz, Dcnikmal des Jägers aus Chur-
I)falz 447
Cöln, Vom Einzug de.s neuen Erzbischofs
Dr. F(*lix von Hartrnann: Die Pro¬
zession auf dem Wege vom Bahnhof
zum Dom 129
— Dom (Inneres) 130
— Ausstellung Alt- und Neu-Cölii: Aus¬
stellungshalle 223
-H. F. Gabriel von Groote, Bürger¬
ineis t(‘r 224
— Oberbürgermeister Wallraf 225
— Ausstellung Alt- und Xcu-Cöln: Aus¬
stellungshalle, Inneres 220
-Frühstücksgewährung an bedürf¬
tige Schulkinder 1908—1911;
Aufwendungen der Stadt Cöln für
Aussendung armer kranker Kinder
in den Jahren 1902, 1905, 1908,
1911 227
— Gesellenzimmer im Kolpinghause 624
Danzig 195
,,Deutschland“ im Salut 280
Dirschau, Eisenbahnbrücke 270
Donaueschingen, fürstliches Schloß 503
— Städtisches Solbad ,,Irmabad“ 503
— Gretelbrunnen im Rathaus 504
Dr. Dronk«*, Gymnasialdirektor 115
Düsseldorf, grof3e Kunstausstellung 1913:
Albin Egger-Lienz (Weimar): Die
Enh* 341
-Waller Corde (Düsseldorf): Pieta
341
-Fritz Macktmsen (Weimar): Moor¬
frau 342
-Franz (diarlet (Briisscd): Hollän¬
dische Familie 343
-Ernst Ilardl (Düsseldorf): März-
slirnmung 344
-Franz Metzner (B(*rlin): Rüdinger
345
-Architekt Wehner (Düsseldorf):
Kamin im Speisezimmer 340
— Die Makkabäer: Lea und Xaemi,
Die Nibelungen: Hagen uml
Kriendiild 350
Eifelbilder von Jobs. Gehrts 119, 120
Eilenburg, Schloß und Sorbmiburg, Heft
VIIl, Tilciblall
— Dr. Jur. .\Ifr(‘d Belian, 1. Bürger¬
meister 371
— Aus d(*r Vogelschau 372
— Xikolauskirc h(‘ 373
— Im Stadl park 375
— Am Sta<llgraben 375
— Mark([>lalz und Rathaus 370
— Wandgmmilde von Prof. S<*hlal)itz
(Charloll<*nburg) in der Aula dc*s Real¬
gymnasiums: Prediger Martin Rin-
ckarl trägt in <ler Schwedennot <lem
Allerln)chslen das Leid der Genndnde
vor 370
— Franz-Abl-D(‘nkmal 377
— Realgymnasium 378
— Seminar 378
Eisenach, Die Wartburg 327
-Gesamtansicht 327
-Erster Burghof 328
-Lutherstube 329
-Sängerkrieg 330
Engelhardt, W., Nürnberg 544
Eßlingen, Pliensaubrücke 450
Frankfurt a. M., Totalansicht, Heft I,
Titelblatt
— Städtische Festhalle für das Kaiser¬
preissingen 10
— Städtische Festhalle (Innenansicht)!!
— Am Römerberg 12
— Frankfurter Hof 28
-Der große PVslsaal 28
-Salon S. K. H. des Kronprinzen 29
-Im Restaurant ,.Ritz“ 29
— vSchlitlenfahrt auf dem Liebfrauen-
b(‘rg 001
Schloß I'riedrichshof 287
Friedrichsroda im Winter 537
— W'intersporlfest: Militärpatrouille am
Start 599
Friedrichsruh, Bismarckturm 289
Funkenturm im Tot(*n Moor 448
Fürst FürsUmberg 502
Garmisch - Partenkirchen, Wetterstein-
g(‘birge 504
von Gebhardt, Eduard: Bei der Korrek¬
tur 240
— in seimun Atelier 240
— Porträt 241
Gerolstein, lOrlöserkirche 570
Gerwig, Robert, Baudirektor 427
Girardet, Willi., Kommerzienrat, zum
75. Geburtslage 242
Grafschaft Glatz: Olatz, Totalansicht 179
— Oberes Bielelal 179
— Ilabelschw(Tdt 180
— Wolfelsgruml — Glatzcr Schnee¬
gebirge 181
— Silbiu’borg: Fort S{)itzberg und Via¬
dukt der Zahnradbahn 181
— Wölfeisfall, Glatzer Schneegebirge 182:
Görlitz, Xeißefcst 190
— Ralhaustrepp(‘ 190
— Haus in der Xeißeslraße 191
— Braut portal der Peter.<kirche 191
von der Goltz, Generalfeld marschall 281
Grimm, Jakob und Willndm 018
— Das Wohnhaus der Familie Grimm
in Cassel 019
— Die Märchenfrau 619
— Rotkäppclnm von Arpad Schmid¬
ham mer 020
Oruber, Franz Xaver (>10
Grünthaler Brück(‘ über dem Kaiser-
Wilhelm-Kanal 270
Dr. von Guenther, ()b(‘rpräsident der Pro¬
vinz Schlesitm 103
Halligem, Halligwohidiäuser auf künst¬
licher Enlcrhöhung (Werft), Ge-
kriiminie Einbrüche* eles .Mee'res mit
Zugangsbriieke* 1.37
— Ilalligwe»hnhäuse*r uml -Vorrats¬
häuser: Vie*hwe*ide‘ 137
Hamburg, Jubiläumsfe*ie*r. ehe Spitze des
Zuges 2
— Jubiläumsf(*ier,Einzugd(*r Franzosen 3
— Jubiläumsfe‘ie*r.spani.se he* Kavallerie 4
— Turbinen-Schnollelampfe*!* ,,Valer-
lanel“ 220, 221
^ Der „Imperator“ aus der Vogel¬
er ^ schau gesehen 222
.Hauptbahnhof 274
* Kunsthalle — Max Liebermann: Die
Netzflickerinnen 291
Hannover, „Palasthotel Rheinischer Hof“
. 308, 309
— Das neue Rathaus 361
,Harz, Aus Clausthal: Heimweg der
Herde 218
.— Partie aus dem Spiegeltal bei Claus¬
thal im Oberharz 219 •
— Schloß Quedlinburg 432
— Burg Falkenstein 433
~ Schloß Ballenstedt 433
'— Bui^ Regenstein bei Blankenburg 434
— Schierke: Rauhreifpartie bei der
Kirche 587
— Wernigerode: Stadt und Schloß 588
— Braunlage: Start an der Rodelbahn
689
— Teilnehmer an einem Skikursus 590
Hanptmann, Gerhart 196
|T\>JSebbel, Friedrich 197
Ä , Blick auf den Hohenstoffel 400
rand, Adolf: A. Böcklin 290
Hildesheim, Katzenbrunnen 449
jÄ>Dr. His, Geh. Medizinalrat, Prof., Berlin
*231
•. Hohentwiel 123
^— Der Hohentwiel vor seiner Zerstörung
.124
igi^^Hohkönigsburg, Das große Bollwerk, süd-
lieber Turm 285
— Gesamtansicht; Zimmer des Kaisers
286
Homburg v. d. Höhe, Der neue Bahn-
V ■ hof 271
r^Schloß Homburg 287
..Ilmenau, Gesamtansicht 335
■ — Der Turm auf d. Kickeihahn 336
— Gk)ethe auf d. Kickeihahn-Berg 337
T . — Goethe-Häuschen auf d. Kickelhahh-
bwg 339
Immermann, Karl 125
„Iinperator“ 278
iEaiser Wilhelm II. Heft VI, Titelblatt
— Die Jubiläumsmedaille der Akademie
der schönen Künste 267
— in Admiralsuniform 279
^vS^'lanienschiff „Kaiser“ 280
' • ■ JKaiser Wilhelm II., Bootshaus S. M. des
. Kaisers 282
— Der Kaiser mit seinem Gefolge wäh¬
rend der Kieler Woche 282
— in seinem Arbeitszimmer auf der
„Hohenzollern“ 283
— Der Kaiser bei den Ausgrabungen auf
Korfu 284
— Das Achilleion auf Korfu 284
— Der Kaiser mit seinem Enkel 292
■— Kaisermanöver des 3., 4., 12. und
vi ’M Ev, . 19, Armeekorps 1912 302
— Die Frithjof- Statue (Geschenk des
fe • . Deutschen Kaisers für Balholm) 305
Ij. ^Kaiserin Auguste Viktoria 269
^Karwendelbahn, Vorbergviadukt 565
^ ^. — Ehrwald 565
f— Alpspitze 566
Kaufmann, Landrat, Euskirchen 116
>*K^eim in Bayern, Befreiungshalle 13
. ^ — Das Donautal mit der Befreiungshalle
' - . der Höhe 13
KdUorsberg, Das ehemalige Haus Kellers-
j _ borg 132
' V Vom Kieler Hafen: Auslaufen der
- V Kriegsflotte, Heft III, Titelblatt
Hattiaus 126
V Panorama 127
S. M. Großer Kreuzer „Goeben“ 128
Hochseetorpedoboot „G. 7“ 128
Kiel, Kieler Woche: Jacht „Wendula“ 397
-Die „Hansa“ über den Jachten 398
-Die Mannschaft v. S. M. S.
„Kaiser“ paradiert vor S. M. dem
Deutschen Kaiser 398
Koburg, Veste, Heft VII, Titelblatt
— Herzog Karl Eduard zu Sachsen-
Koburg und Gotha 323
— Ketschentor mit Eingang zum Sal¬
vator-Friedhof 324
— Ehrenburg (Residenzschloß); Koburg
mit Veste (Gesamtansicht) 325
— Markt mit Rathaus und Moritzkirche;
— Markt mit Regierungsgebäude 326
Königsberg, Kaiser-Wilhelm-Platz mit
Schloß 195
Kolping, Adolf 622
Bad Kreuznach, Das neue Kurhaus 352
de Lara, Isidore, „Die drei Masken“ 23, 24
Lauban, Rathaus 189
Leipzig, Der neue Hauptbahnhof 270, 271
— ,,Iba“: Leipzig vor 100 Jahren 388
-Blick V. Haupteing. auf die Straße
des 18. Oktober 389
-aufgenommen v. einem V.-F.-W.-
Eindecker aus 700 m Höhe 389
-Der Dorffriedhof mit Dorfkirche
390
— — Blick durch d. Säulenportal d. Ver¬
waltungsgebäudes auf d. Beton¬
halle 391
-Die Betonhalle 391
-Peterstor mit Pleißenburg 392
— Der Napoleonstein 556
— Das Völkerschlachtdenkmal 557
-Durchschnitt 558
-Trauernde Krieger 558
Erste deutsche Lokomotive vom Jahre
1858 275
Heißluft-Tender-Lokomotive 275
Erste Lokomotive (englischer Herkunft)
auf deutschem Boden: Nürnberg-
Fürth 1838
Schnellbahn-Lokomotive für 120 km
Stundengeschwindigkeit auf der
Strecke Marienfelde—Zossen 275
Lötschbergbahn, Blick auf das Doldenhorn
25
— Viadukt bei der Ruine Felsenburg und
die Birre 25
Lüdenscheid, Christmette in der Christus¬
kirche 612
Burg Ludwigstein 571
Mannheim, Ausstellung des Deutschen
Künstlerbundes: Bildersaal 230
— Partie aus dem Mühlauhafen 435
— Mannheim mit Hafenanlagen und
Neckarmündung 436
— Lagerhäuser und Kranenanlagen am
Rhein 437
— Rheinkai 438
March, Otto, Geheimrat 142
Marienburg-Bayenthal,Kirche (nach einem
Entwurf von Geheimrat Otto March)
143
Marienwerder, von der Niederung aus ge¬
sehen 194
V. Mavbach, preuß. Eisenbahnminister
272
München, Königl. Bayrisches Verkehrs¬
ministerium, Süd- und Hauptfront 27
— Königl. Bayrisches Verkehrsministe¬
rium, der Torturm 27
Müngsten, Kaiser-Wilhelm-Brücke 277
Münster, Geh. Kriegsrat Dr. Siemon 245
— Der große Schützenhofsaal 245
— Universitätsmusikdirektor Dr. Nießen
245
Muskau in Schlesien, Schloß 192
Neuwied a. Rh., Innenhof des Gesellen¬
hauses 623
New York, Deutsches Haus 20
— Deutsches Haus, akademische Aus¬
kunftsstelle 21
— Dr. Tombo, Rudolf, jun., Professor,
Direktor des Deutschen Hauses 21
Niedersachsen, Kloster Loccum: Gesamt¬
ansicht, Kreuzgang 236
-Wandgemälde von Eduard v. Geb¬
hardt: Die Austreibung aus dem
Tempel 236
-Wandgemälde von Eduard v. Geb¬
hardt: Die Hochzeit zu Kana 237
-Wandgemälde von Eduard v. Geb¬
hardt: Der Zähler (Studie zur
Austreibung aus dem Tempel) 238
-Wandgemälde von Eduard v. Geb¬
hardt: Frau Bunnermann (Studie
zu der Hochzeit zu Kana) 239
Nordpolargegend, Zur Mitternachtssonne*
Lappenlager am Lyngseidet 30
-Brönnösund, im Hintergrund Torg-
hatten 31
Oberhof, Bob in der Kurve 535
— Schneepflug 536
— Schneeschuhläufer auf der Gabel¬
wiese 538
— Winterbild: Vater und Sohn 596
— Die Postkutsche von Oberhof mit
Kufen an den Rädern im Winter 597
— Handschlitten im Anhänge eines
Pferdeschlittens 598
Oenneking, Bauernhaus 542
Bad Oeynhausen, Das Kurhaus 395
— Aus dem Kurgarten 395
— Waldweg 396
— Wandelhalle im neuen Kurhaus 397
Panamakanal, Schleusenseite unterhalb
Miraflores 246
— Ansicht von Gat em Pam 247
— Durchschnitt bei Bas Obispo 247
Partenkirchen, Das Fremdenheim in der
Landschaft 446
— Alpspitze, Zugspitze und Waxenstein
545
Offener Personenwagen vom Jahre 1843
274
Posen, Rathaus 193
— Blick auf Stadttheater und Ansie¬
delungskommission 385
— Königl. Residenzschloß 386
— Akademie-Festsaal 387
Potsdam, Neues Palais 296
— Marmor-Palais 297
— Gesamtansicht 298
— Sanssouci 299
— Charlottenhof 300
— Rathaus 307
Prinz und Prinzessin Ernst August von
Cumberland 293
Radium, Die Bildung des Radiums aus
dem .Uran und der weitere Zerfall
des Radiums 439
— Die vom Radium ausgehenden
Strahlen und die Einwirkung eines
Magneten auf die Richtung derselben
439
— Photograph. Platte durch Schreiben
mit einem Radiumkörnchen ge¬
schwärzt; Elektroskop nach Elster
und Geitel 440
— Das Radiuminhalatorium in Bad
Kreuznach 441
— Radiumhöhle im Kreuznacher KuTr
park 442
— Physikalisch-Radiologisches Institut
der Universität Heidelberg 442
Raschdorff, Dr.-lng., Geh. Rat, Prof. 353
Ratibor u. Corvey, Karl, Prinz von, Ober¬
präsident von Westfalen, Heft II,
Titelblatt (Rückseite)
Ravensberg i. Württ., Gesellenhaus 624
16
Regensburg, Walhalla 243
Reifferscheid in der Eifel: Stammburg
der Fürsten Salm-Reifferscheid-Dyck
117
Rheinstein, Burg 228
Riesen- und Isergebirge, Schneegruben¬
baude 183
— Blick auf die Schneekoppe 184
— Alte Mühle im Isermoor 184
— Der Zackelf all 185
— Bad Altheide 187
— Weißwassergrund 187
Riesengebirge, Schreiberhau mit Hoch¬
stein: Herbststimmung 445
Römische Grabsteine in Deutschland:
Grabstein des Schiffers Blussus 559
-des Reiters Bassus 560
-des Adlerträgers Musius 560
-des Marsakers Lucius 561
-des Töchterchens der Telesphoris
561
-des Hirten Jucundus 561
Rolandseck, Blick auf das Siebengebirge
22
Rügen, Kaiserdenkmal 354
Bad Salzbrunn 188
Sauerland, Iserlohn, Obere Stadtkirche
47
-Kloster Grafschaft 48
— Partie im Leißetal bei Fredeburg 49
— Lennetal bei Oberkirchen 49
— Kohlenmeiler und Köhlerhütte 51
— Hagen 52
— Hagen, Krematorium 53
--Waldliist gegen den Goldberg 53
— Motiv aus dem Nuhnetal: Die Dauber¬
mühle 54
— Ruhrtal unterhalb Meschede 55
— Die Bruchhauser Steine 55
— Körbecke a. d. Möhne: Inneres der
Pfarrkirche 56
— Abtei Weddinghausen 57
— Arnsberg, Kaiserpförtchen 58
-Schloßruine 58
— Im Lennetal bei Einsal 59
— Iserlohn: In der Läger 59
— Latrop 59
— Nordenau, vom Hohen Astenberg
aus gesehen 60
— Altena i. W., Drahtrolle 60
— Oberkirchen mit Blick ins Lenne tal 61
Altena i. W. 61
— Rochuskapeile bei Olpe 62
— Uhufelsen im Hönnetal 63
— Steile Felspartien im Felsenmeer bei
Sundwig 63
— Alte Steinbrücke über die Hönne 64
— Mintenbeck bei Lüdenscheid 65
— Blick ins Volmetal von den Höhen bei
Schalksmühle 65
— Reckhammer in Oberbrügge 65
— Mühle in Dahlerbrück 65
— Halver 66
— Blick auf Lüdenscheid 67
— Lüdenscheid, Herzogstraße 67
— Brilon, Südportal der Pfarrkirche 68
— Marktplatz in Brilon 69
— Ober-Marsberg, Eingang zur Burg 69
— Bildnis des Dichters Grimme 71
— Schloß Neuenhof bei Lüdenscheid 72
— Im Schloßhof von Hohenlimburg 72
— Schloß Schnellenberg bei Attendorn
73
— Schloß Gimborn im Aggertal 74
— Berleburg: Schloß 75
— Schloß Bilstein 75
— Schloß Herdringen 76
— Panorama von Laasphe 77
— Alte Häuser in Laa^he 77
— Felsterrasse auf der Bilsburg bei Aue
IRothaargebirge) 78
— Siegerländer Bauerngehöft in Dahl¬
bruch 79
Sauerland, Alt-Siegen 80
— Siegen: Nikolaikirche 81
— Kiefern am freien Stuhl im Dollen¬
bruch 82
— Im Hauberg beim Loheschälen 82
— Hönnetalsperre bei Meschede 84
— Möhnetalsperre, Viadukt bei Dclecke
85
— Möhnetalsperre 85
— Dechenhöhle: Gnomensäule 86
— Attendorner Tropfsteinhöhle 87
— Dechenhöhle 87
— Reckenhöhle im Hönnetal 88
— Museum Folkw'ang in Hagen: Ein¬
gangshalle mit Brunnen von Georges
Minne 89
— Ein Türklopfer aus Breckerfeld 89
— Haus Harkorten bei Hagen 90
— Bauernhaus zu Oedingen 91
— H. van de Velde: Haus Hohenhof,
Hagen 92
— Peter Behrens: Wohnhaus von Ober¬
bürgermeister Dr. Cuno in Eppen¬
hausen bei Hagen 92
— Altena: Partie in der Nette 93
— Wohnstube eines sauerländischen
Bauernhauses 94
— Bauerntyp aus der Gegend von
Lüdenscheid 95
— Winterlandschaft 541
Scheffel-Denkmal beim Heidelberger
Schloß 121
— Relief ,,Jung-Werner“ 122
Schülerwanderung durch Spessart, Rhön,
Knüll, Vogelsberg, die Wander¬
genossen 14
— Eine Schneiderwerkstätte in der Rhön
15
— Ein Freibad 15
— Brautpaar aus dem Schwalmgrund 16
— Alsfeld, Rathaus 17
— Ortenberg 18
Schulzenknüppel oder Klucken 572
Schumacher, Direktor des Bundes Deut¬
scher Verkehrsvereine 354
Schreiberhau-Marien tal 188
Schwäbische Alb, An der Zwiefalter Aach
379
— Hohenneuffen 380
— Ruine Hohenrechberg 380
— Schloß Grafeneck 381
— Der Wackerstein 381
— Hauff-Denkmal 382
— Ruine Recliberg 382
— Hohenzollern 383
— Honau 384
— Der Jubiläumsturm auf dem Hohen
Roßberg 567
Schwarzwald, Kirschbaumblüte im Schnee
146
— Schwarzwaldhäuser im Gutachtal bei
Triberg 428
— Gengenbach: Kinzigwehr 428
— Triberg: Marktplatz 429
— Gengenbach: Stadtmauern.Schweden¬
turm mit Blick aufs ,,Bergle“ 430
— Schwarzwaldbahn: Oberkippens-
bacher Tunnel 430
— Triberg: Altes Mesnerhäuschen 431
— Am Feldberg 585
— Blick vom Leebuck (Feldberg) in
Wiesental 586
— Schwarzwald-Jungmannschaft 587
Straßburg, Rodelbahn Struthof des Kodel-
klubs Straßburg 539
Stuttgart, Wandgemälde im Kgl.Württem-
bergischen Landes-Gewerbemuseum:
Die Grafen und die Herzöge Württem¬
bergs von 1227—1674 133
-Die Zeit der Ilerzöge und der
Könige Württembergs seit 1674
134, 135
Taunus, Observatorium auf dem kleinen
Feldberg 450
Thielen, v., preuß. Eisenbahnminister 272:
Thieme, Clemens, Der Erbauer des Völker¬
schlachtdenkmals in Leipzig 556
Thüringen, Im Ungeheuren Grund 338
Traben-Trarbach, Handwerker-Erholungs¬
heim 353
Trier a. d. Mosel: Dom und Liebfrauen¬
kirche 118
— Ruine des ehern, römischen Kaiser¬
palastes 118
Ueberlandzentralen, bei Donsbrüggen am
Wege nach Mehr 443
— zwischen Wesel und Brünen 444
— bei Asperder Mühle a. d. Niers 444-
Vogesen: Donon-Tempel 539
— Weißer See 540
Vogt, von, Generalmajor z. D. 116
Wagner-Büste von Prof. Bleeker 244
Waldenburg, Schlesiertal: Kynsburg 175,.
176
— Görbersdorf 176
— Schloß Fürstenstein 175
— Katholische Kirche in Erlenbusch
176
— Lehmwasser bei Bad Charlottenbrunn.
177
— Nach dem Schneeberge 178
Wanne, Der neue Bahnhof 401
Weihnachtskrippen, Anbetung der Hirten,
Bozener Krippe 614
— Hirten auf der Weide 615
— Opferung der Hirten, Münchener-
Krippe 615
— Anbetung der 3 Könige, Münchener-
Krippe 616
— Trabanten der 3 Könige, Ursu-
linerinnen-Krippe zu Innsbruck 616*
— Haus Nazareth, Münchener Krippe 617’
Weimar, Residenzschloß 331
— Gesamtansicht 332
— Shakespeare-Denkmal 332
— Schloß Tiefurt 333
— Goethes Gartenhaus 333
— Schillerhaus 334
— Das neue Hoftheater 334
Westerwald, Landrat Robert Koecher-
Büchting (Limburg) 392
— Römische Befestigungsanlage auf dem.
Pulverberg bei Sayn 393
— Dillenburg 393
— Grenzau 394
— Lahn tal-Diez 394
Wein, ,,Deutscher Wein und Deutscher-
Sang“ Heft X/XI, Titelblatt
— Wirtschaftszeichen eines Weinhänd¬
lers in Köln, Weyerstr. 102 über der-
Haustür 467
— Adolf Schrödter: Triumphzug des-
Königs Wein 468
— Ludwig Richter: Bürgerstunde 468
— Christus in der Kelter, von Dr. phil..
Ludwig Burchard (Berlin) 470—473
— Ludwig Richter: ,,Gestern, Brüder,.
könnt ihr’s glauben?“ 474
-,,Am Rhein, am Rhein, da wachsen
unsere Reben.“ 475
-,,Der Schatz, der mir am liebsten
ist“ usw. 476
-,,Was für ein schief Gesicht“ usw..
477
-,,Im kühlen Keller“ usw. 477
-,,Bringt mir Blut der edlen
Reben“ usw. 478
-,,Nur fröhliche Leute“ usw. 478
— Diego Velazquez: Die Trinker 480
— Gabriel Metsu: Herr und Dame am.
Spinett 481
— Anselm Feuerbach: Gastmahl des.
Plato 482
Wein, Adolf ScMcÖdter: Die Weinprobe 483
— Chr. Ed. fibltcher: Abend am Rhein
484 . ■ ‘ .
— Ediger Pfarrgut 484
— Der ertragreichste Weinberg bei Pies¬
port 486
-— Beilstein a. d. Mosel 486
-^ Garden a. d. Mosel 487
—Das deutsche Weinglas 488—491
Der Rebmann, Becher aus dem
Germanischen Museum zu Nürnberg
; 492
Rappoltsweiler, Gesamtansicht 493
— Kolmar: Das Kopfhaus 494
-,-Der Rebmann am Rathaus 494
. _ Weinlese am Barrer Rebberg 495
— Das erste große Heidelberger Faß
. von 1589 496
—r Medaille von dem zweiten großen
- Heidelberger Faß 496
Das dritte, jetzt noch erhaltene
Heidelberger Faß 497
_ Das große Faß von Groningen 498
— Das große Faß in Königstein (Sachsen)
. ' 498
- 7 ^ Pfälzer Winzertypen 499
.. Deidesheim und seine besten Wein¬
bergslagen 499
.ihl, "V^nzerhaus am „Schwarzen Herrgott“
■ % bei ZeU 500
• — Neustadt a. d. Haardt: Am Haardter
Schlößchen 500
— Seine Herstellung: Kombinierte
C. Gärung, Stütze zum Befestigen des
. >•' Senkbodens, Senkboden 501
-Offene Gärung, Geschlossene
^ Gärung, Wirzrohr 502
^ Ehemaliges Kloster Eberbach, jetzt
: Königl. Weinbaudomäne 503
— Schloßruine „Ehrenfels“ bei Rüdes-
heim a. Rh. 504
^— Königl. Domäne zu Eltville, Kelter¬
haus der Domäne zu Eltville 505
j,.:— Ludwig Richter: Rheinwein — köst-
^ liehe Blume 505
Das Historische Museum der Pfalz
in Speyer 506
-— Glasamphora mit römischem Wein im
V Weinmuseum zu Speyer 507
> Münster am Stein 508
Wein, Burg Klopp und Bingen 509
— Bingen: Rebengelände und Drusus-
brücke 510
— Küfer Wappen an dem Fachwerkhaus
Hochstr. 7 in Rhens a. Rh. 510
— Blankenhornsberg, Müller (Karls¬
ruhe): Markgräflerin 511
— Meersburg mit Schloß 512
— Schloßberg bei Staufen 513
— Die „Katzentreppe“ mit Winzerhaus
im Gräfl. Lippeschen Weinberg zu
Proschwitz 514
— Weingelände bei Meißen 515
— Jokobsstein 516
— Albert Schrödter: ■ Triumphzug des
Königs Wein 517
— Rüdesheim: Tor zum Felsenkeller
im Rüdesheimer Weinberg 518
— Würzburg: Alter Torstein vom Julius¬
spital von 1576 519
-Vierrohrenbrunnen 520
-Ein ,,alter Herr“ (mit altfränki¬
schem Römer aus der Spessart¬
glashütte Einsiedeln) 520
— L. Richter: Fiducit; Studenten in
Godesberg 521
— Die älteste Weinrebe Europas 522
— Weinlese 523
— Oppenheim: Blick von Landskrone 524
— Niersteiner Glöck 524
— — Weinlage am Kaiser-Ruprecht-
Turm 525
Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Bad 4 u. 5
— von George Bauard 6
— Kaiser-Friedrich-Bad, Vorderansicht
mit Vorplatz 7
-Schwimmhalle 7
— Kurhaus 8
— Oberbürgermeister Geh. Oberfinanz¬
rat Karl Glässing 8
— Partie im Kurgarten 9
— Hauptbahnhof 270
Winterbilder, Ein guter Sprung, Heft
XII/XIII, Titelblatt
_ Sauerland im Winter: Motiv aus dem
Latroptal 96
— Blick auf den* Härdler von Schanze
aus 96
— Sauerland im Winter: Momentbild
vom Wintersportfest des Skiklubs
Sauerland am Fuße des Hohen Asten-
bergs 97
Winterbilder, Winterlicher Wald 537
— Spuren im Schnee 543
— Bergauf 546
— Sonnenaufgang 547
— Am Schrankopf 548
— Tiefer Winterschnee 548
— Ski-Heil 549
— Belustigung auf dem Eise (H. vaac
Averkamp) 550
— Winterlandschaft (van der Neer) 55t
— Winter (Hans de Vries) 551 .
— Belustigung auf dem Eise (Esaias
van de Velde) 552
_Winterlandschaft (Rembrandt) 553
— Eisgrotesken 554
— Schneeschmelze an der Schneekopp^,
im Riesengebirge 554
— Abziehender Schneesturm im Riesen-^
gebirge auf 1200 m Seehöhe 554
— Augenblicksaufnahme im Hochwald!,
zur Weihnachtszeit 555
— Christbäume, Heft XIV/XV, Titel¬
blatt . s
^— Weihnachtsabend, Heft XIV/XV^
Titelblatt (Rückseite) v
— Die Schlittenfahrer um 1720 von
Christoph Weigel 600
— Schlittschuhlaufendes Paar v. J. E. .
Nilson 602
— Wintervergnügen auf dem Eise v,
J. E. Nilson 603
— Belustigungen auf dem Eise v. A. J*
von Prenner 604
— Schlittenfahrt des Kaiserl. Hofes
auf dem neuen Mehlmarkt in Wiea^
um 1730 605
— Wintervergnügen auf dem Dutzend¬
teich bei Nürnberg v. J. A. Delsen-
bach 606
— Wintervergnügen v. Mettenleiter 607
— Schneemann 608
— Auf dem Eise 609
— Schellengeläute 609
— „Stille Nacht, heilige Nacht“ 61()
— Winterstille 613
Zoppoter Waldoper: Die Maienkönigin;
Der Zigeunerbaron 402
Persönlichkeiten und Mitarbeiter.
Abt, Franz, Kilenburg 374
von Achten, Aachen 118
von Aibling, Oswald 397
Albert, Bürgermeister, Rüd(*sheim 321
Alberti, Senator, Goslar oHl
Althoff, Ministerialdirektor 232
Dr. Andrea, Burgbrohl 110
Andresen, J. II., Dozent 159
Arminius, Wilhelm 355
Aschaffenburg, Professor 457
Dr. Aschoff, Karl 43<S
Ausmann,Geh. Reg.-Uat,Straßburgi.E. 315
Backs, Geheimrat 210
Dr. Ballers tedt 149
Ballin, Albert, Gen.-Dir. d. Hamburg-
Amerika-Linie 277
Dr. Baltz, Reg.-Präs., Trier 041
Baltz, Johanna, Arnsberg 70
Bamberg, Komm.-Rat, Berlin 111
Dr. Bamberger, Mandelskammer-Prä¬
sident, Mainz 149
Battke, Ada 18
Dr. Bauer, Oberfinanzrat, Dresden 210,
264, 579
Baum, Josef, Wiesbaden 149
Dr. Baum, Marie 32, 148
Dr. Becker, Präsident d. Ausst. in Gent 318
Becker, G., Generalmajor z. I). 316
Becker, Oberleutnant z. See 256
Dr. Behrens, J. 559
Belasco, David, amerik. Theaterdirektor
631
Dr. Belian, 1. Bürgermeister v. Eihmburg
371, 464
Dr. Bender, Franz, Oberlehrer, Köln 32
Dr. Bender, Georg, Oberbiirgerrneister
V. Breslau 172
Berg, Landrat, Geh. Reg.-Ral, St. Goars¬
hausen 322
Berliner, Hans, Ingenieur, Berlin 317
Bernstorff, Graf, Botschafter 255
Dr. Besteimeyer, Professor, Dresden 259
Dr. Beutler,* Geheimrat, Oberbürger¬
meister, Dresden 311
Bieder, Oskar, Schweiz(‘r Flieger 365
Biesenbach, Ed., Düsseldorf 319
Bigge, Generalmajor z. D., Koblenz 210,
321
Dr. Bock, Professor, Leipzig 262
Dr. Bode 400
Dr. Buehlau, Museumsdirektor, Cassel 425
Böhmer, Flieger 152
Boers.chel, Ernst 610
Dr. von Bötlinger, Geheimrat 206
Dr. med. Bonne, Klein-Flottbeck 259
Bottke, Eisenbahndireklor, Köln 642
Dr. Braun, Neudorf 212
V. Breitenbach, i)reuß. Eisenbahnminister
273
Dr. Brieger, Professor, Geheimrat 232
Brindejonc, Flieger 317
Dr. Bröckelmann, Berlin 317
Broelmann, Johann, Oberbürgermeister
V. Köln 223
von Brühl, Graf, Landrat (Daun) 116
Brunner, Professor 100
Buchhorn, Josef 293
V. Budde, preuß. Eisenbahnminister 272
Büchting, Geheimrat, Landrat, Limburg
370
Bütow, O., Oberingenieur, Braunschweig
314
Dr. Burchard, Ludwig 470
Busse, Carl 503
Canter, Leutnant, Flieger 152
Carganico, Flieger 152
Caspari, Walter, München 360
Cass(‘l, Henry 449
Cassimir, Oberreg.-Rat, München 259
Dr. Castelle, Friedrich 196, 239, 555
(Uarenbach, Maler, Düsseldorf 101
Dr. Coerper 456
Dr. Cohen, Walter, Kunsthistoriker,
Bonn 101
Dr. Conlag, Bürgermeister 580
Dr. (üonwentz, Profe.<iSor, Geh. Reg.-Rat
111, 148, 253, 254
Coonunann, Staat.‘•Sekretär 318
Coubillier, Profe.'^sor, Düsseldorf 156
(ä)X, IL, I)ir(*ktor, ('annstatt 37
Dr. Cranier, Prov.-Sdiulrat, Münster 215
Dr. Creutz 101
de Danilowicz, C. 253
Dannstädter, Stadtrat, Mannheim 322
Deiisser, Maler, Dü.'^sehlorf 101
Dicks, Pfarrer und Definitor 265
Dr. Dieckmann, Biirg(*rmeister 464
Dietrich, Richard Hermann, Fabrik¬
besitzer, Dresden 262
Dietzel, Geheimrat, Bonn 457
Dr. Dorrenberg, ()., Geheimrat 630
Domines, Major a. I)., Badekoinmissar in
Harzburg 581
Dr. Dresernann, Otto 630
Dreßler, Walter, Hirschberg i. Schl. 182
Dr. Dreyhaus 385
Dr. Dronke, Gvmnasialdirektor, Trier IIG,
213
Droop, Fritz 402
Ducloux, E., Stadtrat 263
Dumont, Stadlral, Danzig 583
Dumoulin, Ligneuville 118
Dybwad, Baurat, Architekt, Leipzig 578
Ebeling, 1. Bürgermeister, Warnemunde 580
Ebhardt, Bodo, Professor 102
Kc< ariiis-Sieb(T, A. 23
Eck, rniversitäts-Reklor, Gießen 14!)
1‘^ckert, Professor 457
Dr. Eckiirdt, W. R. 466
Dr. Edelmann, Otto, Oberingenieur 411
v. Egan-Krieger, Leutnant 258
V. Egidy, E. 365
Dr. Ehrlicher, Ob(*rbürgerm<‘isl(‘r 214
von Eichendorff, Josef. Freiherr 612
Eichhorn, Postsekretär 642
Eidlitz, Direktor, Berlin 111
EI bau, Julius, Frankfurt a. M. 10
van El(*wyk, Ilamhdskammer-Präsident,
Brüssel 149
Dr. Elias, Berlin 317
Eliot, Charles, Professor 255
Dr. Engel, Theodor 379
Dr. ErnIan. IL, Professor, Geh. Justizrat,
Münster i. W. 631
Ernst August, Herzog von Braunschweig
233, 293
Ernst, Fritz, Breslau 164
von Ernsthausen, Major a. D.. BiirgiT-
rneister, Lauterberg 581
Dr. Etzold, Syndikus, Graudiuiz 583
Euting, Julius, Professor 203
Euting, Rudolf, Profe.ssor, Straß bürg loo
Fehr-Flach, Handelskammer-Präsident,
Wiesbaden 149
Feinhals 101
FVldhaus, Erich 83
Feyt'rabend, Ludwig 190
Dr. Einsen, Profes.sor, Kopimhagen 231
Fischer, Komm.-Rat, Mannheim 317
Dr. Fischer, Th., Profe.’-sor, Architekt,
München 425
Fischmann, Oberingimieur, Düsseldorf 206
Fitger, E., Bremen 246
Flechtheini, Alfred, Dü.'sseldorf 101, 457
FleLschhauer, Justizrat, Kleve 265
Dr. Flex, R., Professor 327
Dr. Follmann, Professor, Koblenz 118
Dr. iur. et rer. pol. Franck, Georg 223
Francke, Kuno, Professor 255
Dr. Frankfurter, Emil, Berlin 111
Freund, L., Rechtsanwalt 585
FricMlrich, Landgerichtsrat a. D. 457
Friedrich, Lehrer, Xeiidorf 212
Fromberg, Georg, Gi*h. Kommerzienrat,
Berlin 42, 110
Fuchs-Barial, H. M. 435
Füllner, Geh. Konfm.-Rat, Herischdorf 32
Fürst Fürstenberg, Donaueschingen 562
Dr. Futter, Paul 178
Gaa, Carlos, Direktor, .Mannheim 37
Gad(*gast, General 211
Gant her, August 403
Gensel, Stadtrat, p]rfurt 580
Geiizmer, Profe.ssor, Architekt 102
Dr. Gerbing, Walter 534
Gerhard!, Ida, Malerin, Lüdenscheid i. W.
320
Gerwig, Robert, Baudirektor 427
Geßner, Fabrikbesitzer, Niederschlag 212
Geusen, Beigeordneter, Düsseldorf 322
Gey(*r, Flieger 152
Girardet, Wilhelm, Kommerzienrat 243
Glanz, Eisenbahndirektor, Blankenburg
463, 581
Gleichen-Itußwurm, Alexander 4()8
Dr. Go(*ttelmann, Oberbürgermeister,
Mainz 149
V. Goldschinidt-Rothschild, K. K. Gene¬
ralkonsul, Frankfurt a. M. 11
von der Goltz, Freiherr, Generalfeld¬
marschall 281, 283
(Joinoll, Wilhelm Konrad 299
Gontanl, Vors. d. Bund(‘S D. Verkehrs¬
vereine I eipzig 210, 579, 583
Gosebruch, Museumsclirektor, Essen 101
Grabein, Ihml 121
Grabowski. Direktor 211
Dr. Gradmann, Eugen, Stuttgart 379
Dr. Gradinann, Rob(*rt 379
Dr. Grantoff 153
GrcgtT, Fräulein 213
Grigc'l, Wilh»*lm, Rektor, Eilenburg 374
Grimme, Frie<Irich Willndm 71
von Groote, Gabriel, Bürgermeister von
Kohl 224
Grootens, Bürgermeister, Büttgen 32
Groß, Lehrer 370
Großjohann, IL. Ludtuischeid 64, 96, 113,
540
Grund. St ad trat 210
Dr. von Ginuither 163
Gugiuiheiin, Fritz, Komm.-Rat, Berlin 42
Guillery, C., Baurat 458
Dr. Gurlitt. Cornelius, Prof(‘ssor und Geh.
Hofrat 259
Dr. Haack. Hermann, Gotha 32
Haas«‘lau, Oberreg.-Rat, Berlin 111
Dr. Habel, P., Prof(*ssor, Breslau 170, 175
Dr. IL'ktH, Kissingen 575
Dr. Hagelstange, Kidn 101
Dr. Hag<*n, Geh. Reg.-Rat 537
von Haller, Freih(*rr, Flieger 152
Hainnnürath, Ridvtor, Düsseldorf 215,
520. 621
von Haminerstein, I'reiherr, Landrat,
Cochem 45, 370
Hanck, Erich, Maler 531
Dr. llaniKunüller, Rechtsanwalt 463
Hanow, Regierungsrat, Danzig 533
Wilhelm’ Seminarlehrer 173
^l^artmann, Felix, Erzbischof vonKöln 129
^^auptmann, Gerhart 196
F'Hauser, Oskar 263
Hausherr, L., Redakteur 492
Hddelbadi, Paul 423, 568
Heidorn, Max 399
H^ann, Oskar, Berlin 111
Heinrich, Otto, Professor 562
Hdnrich, Prinz von Preußen 226
de Hemptinne 318
Hentzen, Oberbaurat, Berlin 533
Dt. Herkenrath 316
Vf Herkomer, Hubert, Maler 100
Dr. Hermann, Alfred, Bonn 112
Dt. Hermes 153
Herold, Professor, Beigeordneter,
Düsseldorf 159, 208, 583
Pr. Herrmann, Alfred, Privatdozent,
N . Bonn 213, 215
Hertz, Hermann, Köln 101
Herzen, Alexander 631
Herzog, Rudolf 161
Heß, Adolf, Professor, Reg.-Rat 583
Dr. Hesseler, Wanne 236, 401, 443
Heuser, Emil 506
Heymann, Philipp, Oberhausen 213
Hibben, John G. 255
y.- Hiddessen, Flieger 152
Dr. Hildebrand, Professor, Geheimrat 336
■ Dr. Hirsch, Max, Arzt in Bad Salzschlirf
231, 574
Dr. His, W., Geh. Medizinalrat 231
Hochbei^, Graf, Exzellenz 194
Dr. Höfer, Horst 513
Hoesch, Komm.-Rat, Düren 119
Dr. Hoffmann, Geh. Oberreg.-Rat 148
Hoffmann, Baurat, Wiesbaden 227
Hoffmann, Ludwig, Geh. Baurat,
Architekt 347
Kissinger, Rudolf, Großh. Kreisschul¬
inspektor, Darmstadt 14
Dr. Kittel, J. B. 519
Klein, Wilhelm, Essen-Bredeney 68
Klingelhöfer, Postdirektor, Frankfurt a. M.
321
Dr. Klisserath 45
Dr. Klose 210
Dr. Knapmann 208
Knopff, G. M. 576
Koch, Bankbeamter, Bonn 370
Dr. Koch, Assessor, Meiningen 463
Koch, Christine, Bracht (Sauerland) 69
Koch, Franz Josef, Essen 94
Koecher-Büchting, Robert, Landrat, Lim¬
burg 392
Dr. Köhler, Sanitätsrat, Bad Elster 207
Dr. Koetschau,Museumsdirektor,Berlin 259
Dr. Kohut, Adolf, Königl. Rat 322
Kolping, Adolf 622
Dr. Koppel, Berlin 110
Kracht, H., Katernberg 50
Krause, Baumeister 419
Krause, G. 445
Krauß, Walter, Architekt, Augsburg 212
Dr. Kreutzberg, Landrat, Schleiden 143
Dr. Krone, Sooden a. d. Werra 576
Dr. Krückmann, Professor, Münster 32
Krüger, Verkehrsinspektor, Köln 315
Krupp von Bohlen und Haibach 316
Dr. Kruse, Reg.-Präsident, Düsseldorf
129, 213
Dr. Kruse, Hans, Siegen 80
Kubale, Oberstleutnant a. D., Rüdes-
heim 322
Dr. iur. Kuckuck, Dortmund 160, 210, 465
Dr. Kuhfahl 553
Kuhlmann, Otto, Professor 102
Kuntze, Komm.-Rat, Chemnitz 149
. Hofmann, Stadtrat, Leipzig 579
Hoitz, Köln 118
Honoi, Finanzrat 641
Hom, Pfarrer, Ludwigsburg 265
Howe, G. 341
JHoyer, Otto, Köln 44, 158, 208
' Hflrten, Professor, Münstereifel 118
Hufeland, C. W. 231
H .
Idel, Wilhelm 215
Dr. Immelmann 232
Indra, Aachen 208
Dr. med. Jaegers, Erwin, Leipzig 39, 108,
■ 111, 210, 212, 599
Jaegers, Albert, Bildhauer, New York 32
Dr. Jaeschke 32
Dr. Jakobs, Archivrat 432
Jentzsch, Alfred 313
Johann Albrecht, Herzog, Regent von
Braunschweig 233
Joly, Flieger 152
Just, Otto, Ministerialdirektor a. D. 316
Dr. Kästner, Regierungsamtmann, Zittau
264
Kaiserin Auguste Viktoria 269
S. M. Kaiser Wilhelm II. 266, 279, 292
Kanmf, A., Professor 161
• Dt, Kaufmann, Geheimrat, Präsident des
Reichs-Vers.-Amts 148
Dr. Kaufmann, Landrat, Euskirchen 45,
116, 213, 419, 642
.Kaulen, Hugo, Elberfeld 317
Kaumanns, Notar, Mayen 116
kDr. Kehler, Zürich 263
Kdler, Ferdinand, Professor 135
Keller, Gottfried 544
KeUer, Paul 250
-Kern, Karl, Musikdirektor, Frankfurt
a. M. 149
Dr. Kes, Oberleutnant 312
Dj^ phil. Kind, Leipzig 463
Bnii Marie, Malerin, Bonn 215
Lack, Postmeister a. D., Potsdam 210, 307
de Lacroix, Feaux, Professor 57
Lanciani, Professor 409
Landau, Eugen, Generalkonsul, Berlin 42
Landau J., Chefredakteur 110
Dr. Landau, Paul 474, 600
Landsberg, Regierungs-Assessor, Trier 116
Landsee, Karl, Hotelier, Innsbruck 208
Lange, Reg.-Präsident, Dessau 202
Langensc)ieidt, G., Professor, Berlin-
Schöneberg 466
Dr. Langer, Amtsrichter, Oberwiesenthal
212
Langhaus, Paul, Professor 322
Dr. Lanz, Karl, Mannheim 317
Lebrecht, Justizrat, Leipzig 210, 306, 579
Lechner, Theodor, Baurat, München 406
Lehr, Geh. Reg.-Rat, Oberbürgermeister,
Duisburg 260
Leimkugel, Essen 317
Leiser, Stadtrat, Metz 149
Dr. Leist, Professor, Charlottenburg 258
Lennarz, G., Seminarlehrer, Kempen
a. Rh. 32
Leopold zur Lippe, Fürst 102
Letort, französischer Flieger 365
von Leyden, Ernst 232
Dr. von der Leyen, Exzellenz 270, 579
Liebenow, W., Professor 215
Dr. Liebermann, Max, Professor 101, 531
Lienhard, Friedrich 339
von Liliencron, Detlev 312
Dr. Liman, Paul 267
Dr. Limmer, F., Professor 202
Linkenbach, Hans Ludwig, Mainz 252, 527
Dr. Linneborn, Professor, Paderborn 465
Lohe, Justizrat, Düsseldorf 360
Dr. Lohmeier, Beigeordneter a. D. 32
Lorey, A., Oberlehrer, Frankfurt a. M. 148
Louvrier, G., Charlottenburg 33
Lowell Lawrence, Präsident der Harvard-
Universität 362
Lübke, Oberbürgermeister, Homburg v. d.
Höhe 575
von Lücken, Landrat, Zellerfeld 581
Lueg, Geheimrat, Düsseldorf 156
Dr. von Luschan, Geheimrat 406
Luxenberg, Frl., wissenschaftl. Hilfs¬
arbeiterin des Bundes D. Verkehrs¬
vereine 211
Dr. Maase 101
Macmillan, D. L., Professor 255
March, Otto, Geheimrat 142
Marschall von Bieberstein, Landrat, Mon¬
tabaur 370
Martini, Eisenbahndirektionspräsident,
Köln 143
v. Maybach, preuß. Eisenbahnminister 272
Mayer, Adrian 538
Meier, Stadtrat, Wiesbaden 149
Dr. Mendelson, Direktor, Aachen 457
Meyer, Alfred, Kaufmann, Dortmund 44,
160
Dr. Meyer, Hans, Professor 534
Meyer, Senator, Hameln 464
Meyer, Gymnasialdirektor, Münstereifel
118
Meyer-Schönbrunn 89
Dr. Meynen, Paul, Leipzig 1
Miller, Stadtverordneter, Magdeburg 464
Dr. von Miller, Reichsrat, München 460
Michel, Wilhelm 499
Möckel, Hermann, Seminaroberlehrer,
Dresden 463
Moench, F. 449
Dr. Mohr 153
Moldenhauer, Professor 148
Molthan, Komm.-Rat, Mainz 581
Morano, Wilhelm, Kunstmaler, Mann¬
heim 42
Morel, Leutnant 459
Dr. Morris 318
Dr. Most, Beigeordneter u. Dir. d. Stat.
Amts Düsseldorf 265
von Müffling, General 630
Müller, Fritz 526, 573
Dr. Müller, Rechtsrat 212
Dr. Müller, Ökonomierat, Karlsruhe 511
Müller, Geh. Justizrat, Koblenz 322
Dr. Müller, Rechtsrat, Ludwigshafen 419
Münsterberg, Hugo, Professor 255
Dr. Mugdan, Sanitätsrat 148
Muhl, Regierungsrat, Mainz 321
Muhr, Wilhelm, Cassel 249, 571
v. Nasse, Oberpräsident 119
zur Nedden, Regierungspräsident a. D.
213
Neff, Bürgermeister, Bingen 581
Dr. Neuhaus, Direktor, Köln 457
Neumann, Geh. Oberpostrat 210
Niemax, Direktor, Engers 370
Niemeyer, Rechtsanwalt 71, 101
Niese, Charlotte 625
Dr. Niessen, Universitätsmusikdirektor,
Münster 245
Niessen-Deiters, Leonore 525
Nistler, A. 24
Dr. Nover, J., Professor, Mainz 225
Dr. Oehler, Oberbürgermeister, Düssel¬
dorf 208
V. Oertzen, Oberregierungsrat, Berlin 111
Dr. Osborn, Max 286
Ostwald, Wilhelm 456
V. Othegraven, Köln 149
Ottmar, Hofbaurat 235
Otto, Lehrer, Köln 265
Pan zer, Akademierektor, Frankfurt a.M. 149
Parmentier, Geograph 254
Dr. Paulus, Gymnasialdirektor, Trier 642
Pauly, Oberpfarrer, Montjoie 117
Pazaurek, Gustav, E. 488
Pegoud, französischer Flieger 459
de Pellegrini, Triberg 427
Perker, Waldemar 52
FTWTlBr
20
Petri, Regierungs- und Baurat, Wies¬
baden 6, 8
Dr. V. Petri, Geh. Kommerzienrat, Nürn¬
berg 37
Petruschky, Konteradmiral z, D., Kiel 45
von Pfyffer, Oberst, Luzern 263
Plaßinann, Oberbürgermeister, Paderborn
264
Dr. Plietzsch, E. 550, 600
V. Podbielski, Staatssekretär, Berlin 42
Pöschel, Aachen 118
V. Pohl, Freilierr, Hamburg 317
Pohle, Professor, Düsseldorf 156
Dr. Pollnow, Geh. Sanilätsrat. ('diarlotlen-
burg 533
Dr. Prinzing, Sanitäl.srat, Ulm 533
Prümer, Karl 52, 70, 72
Pschorr, Handels kam merpräsident. Mün¬
chen 149
Queck, Bürgermeister, Braunlage 581
Dr.-Tng. Rasehdorff, Julius, Professor,
Geh. Ob(»rregierungsrat 353
Dr. iur. Prinz zu Hatibor und Corvey,
Durchlaucht, Oberpräsident von West
falen 206, 2()0
Dr. Reben, Frau 149
Dr. Redlich, U(*gierungsrat, Biu’lin 111, 579
Rehbein, Arthur 20
Dr. Reiche, Barmen 101
Dr. Reichelt, PIau<*n 149
Reisinger, Hugo, (leheimrat 255
Dr. von RenvtTs, Landeshauptmann der
Rheinprovinz 213
Dr. V. Rheinbaben, Freiherr, Oberpriis.
der Rheinprovinz 112. 129, 156, 213
Rinteln, Landral, Bernkast(*l 116
Rippler 153
Ritter, Hermann 77, 115
Ritterlinge, Professor, Frankfurt a. M. 256
Roeber, Fritz, Akademie<lirektor, Düssel¬
dorf 460
Röder, W. 5(»1
Dr. Roepke, (Chefarzt, Melsungen 533
Rohde, E. W. 535, 596
Rohrer, Max 546, 591
Roitzsch, Anton 564
Dr. Roth, Professor, Leipzig 211, 264,
579, 641
Rudkowsky, Wilhelm, Schlesit*!! 173
Rüdlin, Eisenbahndirektionspräsiden l,
Berlin 579
Runkel, ()., Dierdorf 392
Ru.ser, Kommodore 220
Dr. V. Sandt, UegiiM-ungspräsidont, Aachen
129, 143
Dr. Sara.sin, Paul 45(;
Sassen, Justizrat, Bonn 118
Sattler, A., Schulinspektor, Braunschweig
152, 210, 233, 265, 580
V. Schad, Baron, Bensheiin 211
Schäfer, Wilhelm, J)ichter 314, 503
Schaffgotsch, Graf, Warmbrunn 406
Schaltenbrand, Direktor, Düsseldorf 206
Schaumann, Sladlbaurat, Frankfurt a. M.
259
Dr. Scheibe, Stehen 575
Schellen, Königl. Baiirat 210
Dr. Schemann, F., IVofessor 47
Scherenberg,Regierungspräsident, Koblenz
129
Scheurich, Paul, Maler 631
Schiele, Magdeburg 318
Schilling, Konsul 5/9
Schilling, Stadtbaurat 213
Schlaf, «Tohannes 331
Schlegel, Flieger 152
Dr. Schmid, W. M. 496, 614
Dr. Schmidt, Paul, F. 229, 480
Dr. Schmitz, Stadtschulrat 618
Schmitz, Bruno, Professor, Charlott«*n-
burg 556
Schneider, Albert, Geh. Baurat, Blanken¬
burg 463
Schoeller, Guido, Frau, Düren 31
Dr. Schoenemann, Friedrich, Middletown,
Gönn, U. S. A. 19
Dr. Schoningh, Paderborn 465
V. Scholz, Wilhelm 349
Schreiber, Forstrat, Blankenburg 463
Schröder, Ludwig, Iserlohn 59, 62
Dr. Schuchardt, Profe.ssor 202
Schürrnann, Professor, Düren 213
Dr. V. Schuh, Ritter, Oberbürgermeister
208
Schult, Julius, E.'^sen 86
S(!hulte vom Brühl 504
Schulten, Emil 265
Schulz, Direktor. Berlin 111
Schulze-Brück, Luise 447
Schumacher, Josej)!!, Direktor d. Bundes
Deutscher Verkehrs vereine 210, 211,
322, 354, 464, 465, 579, 580, 581, 641
Schumacher, G., Professor 465
Schurth, Professor, Karlsndie 135
Schwartz, Professor. Köln 149
Dr. Schwarz, Waller 335
Seil Wechten, Ilofarchitekt, Berlin 387
Dr. Schweighoffer, Regierungsrat a. D.,
(leschäftsführer des /(»ntralVerbundes
Dmitscher Induslriidler 148
Schweiz(*r, J., Olto, Bildhauer, Philadel-
jihia 32
Dr. Seckt, Magistratsrat, Berlin 111
Seelmann, Oberst a. D., Binz 265
Dr. Se(*sselberg, Frieilricli, Professor 252
V. Seidl, Emanucl, Profe.ssor. München 352
S(‘liger, Professor, Akademiedirektor,
Leipzig 579
Sellmann, Professor, Hagen lOt)
Dr. SeyfcTt, Oesrhäftsführer 210
Dr. Sielxd, Amtsrichter 260
Dr. Siebelt, Sanitätsrat, Bad Flinsberg
188
Si(‘ben, Auerbach 211
Si«‘gi*rt, Major, Metz 317
Dr. SieiiHin, Geh. Kriegsrat. Munster 245
Simon, Dii>li)ming(‘nieur 316
V. Socltni, Fnnherr. Minister des Innern
36)5
Sommer, (Veheiiiirat, Giel.i«*n 457
Soiimdcalb, Karl 337 ,
Dr. Spahn jun. 153
Spangenberg. Richard 421
Spitdiiageii, Geh. oberr(‘gierungsrat 148
Dr. Spielinann, Ilofrat, Wiesbaden 460
Dr. Spilzner, AlfiN‘d, Schuldirektor 556
StauffiT, Wilhelm, Frankfurt a. M. 464
Dr. Steeg, Geh. Regi»*rungsrat. Bingen 581
St(‘ffens, Henrik, rniversitäts-Professor
173
Dr. Steg»*mann, Geh. I Regier ung.srat.
Braunschweig 15.s, 2n,s
Steingött(*r, Hermann 158
Dr. Steinmeister, Rt*gierungspräsident,
Köln 129
Stemmer, Sta<ltverordneter, Darmstadt
161
St(‘nbock. Fennot, Graf 408
Stier-vSornlo, Profess<ir 148. 457
Stoffers 153
Dr. Stolzenb**rg, Burgt*rmeister, Graudenz
5 82
Stoiunud, Gottfried 124
Strohin fehl, Gustav 378, 566
Sttibler, Adolf, Gemeinderat, Stuttgart
212, 642
Dr. Sturm, M(*<lizinalrat, Kostritz 262
Sydow, llandclsininister 149
Tarnsfeldt, Oberstleutnant 149
Teedz, l’erdinnnd 395
Thelcmaiin, oImtsI, Stettin 210
Thielen, Bürgermeister, Mamlerscheid 116
v. Thieh n, preuMi’^< h«T Eisimbahnminister
272
Thieme, Clemens, Geh. Hofrat 556, 641
V. Thuena, Freiherr 152
Thurwieser, Peter Karl, Professor 361
Tobias, Forsirat, Trier 643
Dr. Tobler, Stadtrat 210
Tönjes, Max, A. 448
Dr. Toeplitz, Sanitätsrat 174
Tokugawa, Marquis 254
Dr. Toinlo, Rudolf jun., Professor, New
York 19
Treu, Lebrecht 517
Trinius, A. 323, 484
Trojan, Johannes 458, 479
Tuaillon, Professor. Bildhauer, Berlin 100
Türk, Oberlehrer, Seeheim 211
Uhlmann, Wilhelm, Bixterheide 113, 598
Unger, Direktor, Hannover 258, 312
Voeh, Ingenieur und Konstrukteur 316
Veit, Hermann, Stuttgart 366
V. Veith, General 630’
Vetterlein, Professor 161
\5)igt, (Oberbürgermeister, Frankfurt a. M.
149
V. Voigt, Generalmajor z. D. 116
Voigtländ(‘r, Karl 508
Volbehr. Professor, Magdeburg 464
Vollrath, (lliefivdakteur, Berlin 111
V. Wäljen, Geh. Hegierungsrat, Düssel¬
dorf 366
Wagenfeld, Karl 608
Wallraf, Oberbürgermeister, Köln 223
Wan<i<*l, Justizrat, Dir<*ktor von Fried.
Krupp A.G., Essen 148
Weber, Geh. Kommerzienrat, Duisburg
260
Weber, Friedrich Wilhelm 572’
Weber. .M., Verkebr.sinspektor, Cassel 406,
578
Weber. Profe.‘;sor 457
V. Wedelstä<lt. Bürgerimdstor, Gelsen-
kirclnTi 264
Dr. Weeg, Sanit.itsrat, Honnef 45
Wegtder. Komimu’zienrat, Koblenz 112
W**ißmiiller, Landrat, Daun 119, 360
Weiß. J'eter 117
Dr. Weißbidii, Profe.<isor 281
Dr. V. Wenckstern, rniversitäts-Professor,-
Breslau 111, 216, 264
Wemle, Lothar 571
W(‘rner, Ib‘rford 264
Wickop, Gelieimral 577
Dr. Wiese, J., Friedenau 136
D . . Wese und Kai'^ervWiddau 32
Wieser, Pfarrer, Gerolstein 116
Dr. Wilden, Syiulikus, Dinsehlorf 31, 265
V. Willi*, Fritz. Professor, Düssehlorf 359
V. Willes, F. 215
Dr. Wilius, Ol)erbürgerm(*ister, Posen 210
Wink. Burg«*rineisti*r, Rengsdorf 370
V. Winniiig, liauptmann a. D. 522
Winter, Fr., G»*h. Regierungsrat, Berlin
111
Dr. Winternitz, Profosor, Hofrat 231
Dr. Wittenst»*in, Hern*nflieger 316
Witting, G»*h. Itegierungsrat, Berlin 42
Witz«*l, Forst- und (h*hi‘imrat, Trier 116
Dr. Witzei, Bibliotlu'kar 457
Wolf, (.liemnit/ 2l(i
Wriglit, Graliani, Flieg<*r 258
Dr. Wülfing, .loliann lOrnst 577
Dr. Wunstorf 32
Zahn, ICrnst 451
Zander, Rechtsanwalt, Danzig 582
Dr. Zeitlin, Bi*rlin 111
Zender, R»*kt(»r, B<»nn 215
Zej)j)elin, Graf 31(i
Zinn, .Alexamler, Hamburg 2
Dr. Zoepf, Gottfried, ITofessor, Berlin 312
Frankfurt am Main
EimcHLAn
^ ZeltscliriR fflr Heimiitkunde und Helmotlielie ^ =
Orion (Or die dentschen Oerkehrs-Interessen * =
Süclierej;
KnisfianaSS
Zugverbindungen naehu. von Berlin. T p^iockhoimaz
Zusammengestellt vonder Ifönigl. Ki^enhagenmlO 1 / ..
Eisenbahndirektion Berlin. T f Tf'^llsborglO
GJedserdk 1
Norderney 11^ • l /fe/e/’j
ßorki/m//^''--..^\ .„,/_V mu;^,c\&rmasdfS _ /- m
Zusammengeslellt von der liönigl.
Eisenbahndirektion Berlin.
'rrälleborglO
) Sassnitz 6
PetersburoEi
Borkum 1!
damburgi
LeerJi
Oidenbui^
'^Stettins
Bremens
WirschauS
BrombergS
HarwichlS
Holland H
Ynitann^rrm,
JrankfurtiOder)
~l'/K —
Posen‘I
AmsterdamW
N ßadOynhausen^ \ ' m'iiI i'ii'm ' j-hn
Osnabrück 6 Hannover^
^Z^^-HollZUdri ff^^. V Jg&^E \
londq^ET^RotterdamlOMünjleijj fBielSf'^^'^/l / \\ \
H/fenbekendVe A\ \so/nmerEeld3
Y V
\^Stendel 5 / / y^mcM'k^T 'iX\D'^den 3 \
^"^^^rüssellS / / GiessenO^ ^x m ^ f \
/ H IcölnSlTelzlarS^unauheijn^/ Af kBreslaub
Thom6
RHenbekenßVz
Moskaus?
Warschau U
\SommerFeld3
LüNichin
* Paris 16
Aachens
Coblenz Hl
WesbadenB
^fyd/fissi^ j/byheuth? yj^itmeritz
Nrakaull
/ * ^^^Frankhirtiniin) / \.
/ MainzB^j^^’"^^/^WürzburgS /
MetztS .^i'I^Z'W^eidelbergSf'^''''^ L
, / ^Sakn/ & />ml«rgsy.i^
OtienborgitJjf / v / i
Mülh ausenl^ freZw^^^ ^ Friedrichshafeoy^ f \
Beltort w jr<^^~^^y^umisdi^rlenlL
/ Basell 3 m^'''^^J/^^..^^ndaul‘l *'^vj
/ l^^-'^ZürichlS dnnshruckM
/ Bern0^f\ /\
/ ^ VeronaßX
ipde/he/gS
ißrünmil
'kegensburgd
\ Landshut 8 \
ünchenO
^8 \
Sillein j 10
OalantalS
fSalzbuigll
Wien 12^
BudapestIB
TriestZO
Lyon 20 \
6 enF 2 l
Luzernß
\Chiasso22^
MailandZZj
Marseille^- - -'Nizza 29
GenuaES
VenedigZZ
^ Florenz 26
► Rom 3!
Die hei den Stationsnamen vermerkten Zahlen stellen die kürzeste Fahrzeit in Stunden zwischen diesen Stationen und Berlin dar.
Da/4 Kurzeit 1. Mai bis I. Oktober.
1- Iwl dl.dU Großer Flaschenversand. ’
Magen- Darm- ItSr
Gicht, Niereu- W "t %
BusÄaen, «rankueue»: Lullusbrunneii
Großer Flaschenversand.
gegen
Gicht, Niereu-
iiiid
Blasenleiden,
Zuckerkrankheit
Gallensteine,
Fettleibigkeit,
Krauklieiteu:
DEUTSCHLAND
Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe
Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen q Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher
Verkehrs-Vereine q Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln
« ♦
t Bezugspreis für Deutschland X
X und Oesterreich-Ungarn 6 M., X
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Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins,
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes,
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und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens.
Druck und Verlag:
Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldorf
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Nr. 1
Düsseldorf • Erste April-Ausgabe 1913 IV. Jahrg.
^ Heimatliebe.
Von Dr. Paul Meynen (Leipzig).
Ein Kind, das zum erstenmal das Vaterhaus verläßt,
um einige Ferienwochen bei Verwandten zuzubringen,
kennt, wenn es beim Anblick von fremden Menschen
und fremden Wänden in Tränen ausbricht und schluch¬
zend nach Hause verlangt, noch nicht die eigentliche
Liebe zur Heimat. Es sträubt sich nur instinktiv gegen
das Ungewöhnliche. Es ahnt nicht, daß am nächsten
Tage im fremden Garten dieselbe Sonne wie daheim über
blühendenBlumen ihreLichter
spielen läßt, — daß „morgen
alles wunderleicht, was heuT
kein Herz kann tragen".
Die Heimatliebe ist ge¬
bundenen bestimmte Lebens¬
alter. Es ist schon not¬
wendig, daß man ein Stück
Weges zurückgelegt habe,
wenn man dies Gefühl in
seiner Eigenart würdigen und
verstehen will.
„Heimat" ist ein Klang
besonderer Art. Das Wort
schon ist Musik, unendlich
weiche Musik. Kann es da
wundernehmen, daß diesem
Wort, dem man nur selten in
der Sprache des Alltags be¬
gegnet, ein besonderesGefühl
zugrunde liegt? Ein Gefühl,
dessen Reinheit nie in Frage
gestellt werden kann, ebenso
wie das Gefühl der Mutter¬
liebe von jeher unantastbar
war und bleiben wird, so¬
lange Menschen das Licht
der Sonno schauen dürfen.
Die Liebe zur heimat¬
lichen Erdekeimtkaum empor
in den Herzen der Tausende
und aber Tausende, denen
das Geschick bestimmte, an
der Scholle zu kleben Zeit
ihres Lebens. Das dumpfe
Dahinleben im Joch drückender Arbeitslast, das nur für
wenige Stunden dem Körper zum Schlafe Ruhe gönnt,
läßt vielen unserer Mitmenschen keine Muße, darüber
nachzusinnen, was andere als Heimatliebe bezeichnen.
Und auch diejenigen sind nur in die Vorhalle des
erhabenen Begriffs eingedrungen, welche die alljähr¬
liche Sommerreise die materiellen Annehmlichkeiten
ihres Heims und ihrer Umgebung für einige Wochen
entbehren läßt und die sich
unbändig freuen, wenn der
D-Zug sie glücklich wieder
zurückbringt in die Regel¬
mäßigkeit des Lebens in
Vaterhaus und Vaterstadt.
Es mag nicht ganz einfach
sein, den Begriff der Heimat¬
liebe in seinen feinsten Ver¬
ästelungen bloßzulegen, aber
so viel scheint sicher, daß nur
solche Menschen für sie in
Frage kommen, die das Leben
ein wenig härter anfaßte.
Man muß in die Heimat
zurück gewollt und ent-
gegenstehendeKräfte müssen
diesen Wunsch häufig ge¬
hemmt haben, — ein ge¬
wisser S ch m e r z muß irgend¬
wie wirksam gewesen sein,
wenn das Gefühl der Sehn¬
sucht nach der Heimat ganz
erschöpft sein will. — Es
gilt ja auch sonst, daß nur
der die echte Liebe kennt,
dem auch der Schmerz nicht
fremd geblieben. Und ein
rätselhaftes Geschick hat
dafür gesorgt, daß die Tiefe
der Liebe abhängig ist von
der Tiefe des Schmerzes.
Sie gehen Hand in Hand,
Heimatliebe und schmerz¬
liches Heimatverlangen, wie
Frühling im Bergischen Land: Motiv aus Berg. Neukirchen
(Phot.: Dr. Erwin Quedenfeldt, Düsseldorf)
2 DEUTSCHLAND (»B^^^^^ 8 ^^e^ee 808 e 6 @ Nr. i
zwei getreue Kameraden, die einander nicht missen
wollen und nicht missen können. Und ob es so viel¬
leicht nicht gut sein mag? —
Es gibt, wie man weiß, viele Menschen, die nach
dem Spruch „ubi bene, ibi patria" leben und die sich
anscheinend wohl dabei befinden. Dieser Standpunkt
braucht nicht in jedem Fall moralisch bedenklich zu
sein, denn häufig spendet die Fremde das, was die
Heimat nicht bieten kann. Auch braucht nicht immer
die Liebe zur heimatlichen Scholle verloren zu gehen,
wenn anderswo das Leben auch lebenswert erscheint.
Aber wir wissen, daß vielen häufig genug mit dem
Wohnungswechsel auch das Zusammengehörigkeits¬
bewußtsein mit der Heimat schwindet. Und an diesen
erfüllt sich das Wort der Iphigenie:
„Weh" dem, der fern von Eltern und Geschwistern
Ein einsam Leben führt. Ihm zehrt der Gram
Das nächste Glück vor seinen Lippen weg."
Die Heimatliebe lebt ein abgeschlossenes Leben. Sie
redet nicht in großen Worten. „Sie blähet sich nicht."
Sie kann lange Zeit schlummern, bis sie durch einen
Zufall aus ihrem Dornröschenschlaf aufgeschreckt wird.
Sie kann aufleuchten bei gleichgültigen Worten,
die ein gleichgültiger Mensch spricht, wenn diese
Worte nur die bezeichnende Klangfarbe der heimischen
Sprache tragen. Sie kann verborgen liegen in der
Melodie eines Liedes, das man bis dahin noch nie
gehört.
Der Heimatliebe sind die Tränen nicht fremd, aber
sie werden im stillen geweint.
Aber ihr ist auch das Glück nicht fremd, wenn
den Wanderer nach langer, mühseliger Pilgerfahrt das
trauliche Städtchen wieder umfängt, auf dem der
Sonnenschein der Kinderjahre glänzt, und er für kurze
Zeit wieder Kind wird, voll von naiver Lebensfreude
und überströmendem Glücksgefühl: Daheim!
Die Hamburger Jubiläumsfeier.
Von Alexander Zinn (Hamburg).
Am 23. März 1813 schoß man in Berlin Salut, um
die Befreiung Hamburgs von der Franzosenherrschaft
gebührend zu feiern. Wenige Tage vorher war nämlich
der russische General
Tettenborn unter fest¬
lichen Ovationen in
die alte Hansastadt
eingezogen und hatte
die Hoffnung gestärkt,
daß nun alle Not vor¬
über sei. Den ersten
graubärtigen Kosaken,
welcher seine Ankunft
meldete, haben die
jungenHamburgerinnen
in ihrer überschwäng¬
lichen Freude beinahe
von seinem kleinen
Steppenpferdchen her¬
untergerissen. — Wer
konnte in jenen fest-
lichenTagen ahnen, daß
alles Unheil der voraus¬
gegangenen Wochen
nichts bedeutete gegen
das Elend, das kommen
sollte! Was die Ham¬
burger unter der sich
bis in den Beginn
des Jahres 1814 er¬
streckenden Herrschaft
Da vouts erduldet haben,
das ist heute noch in
mündlichen Berichten
grausenvoll lebendig.
Es war, als ob Deutsch¬
land Hamburg ver¬
gessen hätte. Wenn
darum nun gerade diese
Stadt die Erinnerung an das große Jahr 1813 mit
solch festlichem Aufwand gefeiert hat, so ist das der
beste Beweis dafür, wie tief der nationale Gedanke im
hamburgischen Wesen
verwurzelt ist.
Was die Hamburger
einmal anfassen, das
machen sie gründlich
und ohne Kleinigkeits¬
krämerei. So haben
sie es denn auch ver¬
standen, ein Volksfest
zu feiern, das wirklich
alle Kreise umspannte.
Patriotische Feiern und
Versammlungen gingen
dem Haupttag voraus.
Am Ostermontag be¬
ging man in allen
Kirchen von der Kanzel
aus die Erinnerung an
die deutsche Befreiung,
und um die Mittags¬
zeit war alles auf den
Beinen, was Beine hatte,
um den gewaltigen und
imposanten Festzug zu
sehen. In künstle¬
rischer Beziehung bot
dies glänzende Schau¬
spiel insofern ein
besonders glückliches
Ergebnis, weil man
vollkommen darauf ver¬
zichtet hatte, mit alle¬
gorischen Gruppen zu
operieren. Der Ham¬
burger Maler Arthur
Illies wollte bei seinen
Die Spitze des Zuges (Phot.; Otto Reich, Hamburgs)
Nr.l
DEUTSCHLAND 3
Entwürfen zu den Festzugsbildern vor allem die be¬
wegte Zeit in ihren charakteristischen Erscheinungen
lebendig werden lassen. Das malerische Moment
war darüber nicht vergessen worden und die Farbe
feierte festliche Triumphe. Rotröckige Herolde und
Gestalten aus der fredericianischen Zeit eröffneten
den Zug. Dann sah man typische Figuren aus dem
alten Hamburg in zwangloser Folge vorüberziehen
und verspürte den Reiz der bürgerlichen Behaglich¬
keit, der die alte Hansastadt um die Wende des
vorigen Jahrhunderts auszeichnete. Es folgte mit
blitzenden Uniformen und flatternden Fahnen die Napo-
leonische Garde, bei deren Anblick man die hypnotische
Wirkung ahnen konnte, die diese Elitetruppe auf die
Soldaten, Hamburger Bürger, die zwangsweise zu einem
Ball geführt wurden, und Gestalten, die an das Elend
jener furchtbaren Tage erinnerten. Wer sich damals
nicht auf sechs Monate verproviantieren konnte, mußte
die Stadt verlassen, und die französischen Gewalthaber
führten diese drakonische Maßregel mit unerbittlicher
Gewalttätigkeit durch. Tausende und aber Tausende
wurden ausgetrieben und mitten im Winter dem jämmer¬
lichsten Elend preisgegeben. Die Bürger Altonas haben
damals so viele der Ausgewiesenen aufgenommen, als
sie nur vermochten, und sich durch diese menschen¬
freundliche Tat den dauernden Dank der Hamburger
verdient. Es gab noch jetzt, nach hundert Jahren,
manchen alten Hamburger und manche alte Hamburgerin,
Einzug der Franzosen (Phot.: Otto Reich, Hamburg)
geängstigten Herzen einer besetzten Stadt besaß.
Spanische Reiter und ihr bunter Troß schlossen sich
an. Gefangene Blücherhusaren wurden von gewaltigen
Kürassieren eskortiert und mahnten durch ihren Anblick
an die Zeit der tiefsten Demütigung Deutschlands.
Dann sah man den historischen ersten Kosaken, um¬
jauchzt von hübschen Hamburgerinnen, die ihren Gro߬
müttern bezüglich der rosigen Frische und der herzhaften
Fröhlichkeit sicher nichts nachgegeben haben. Tetten¬
born ritt, umgeben von einer glänzenden Suite, mit
seinen Reitern und seinem schweren Fußvolk ein.
Dänische Kavallerie schloß sich an, und die Repräsen¬
tanten der hanseatischen Legion folgten. Dann kamen
die Franzosen noch einmal. Voran Davout im grauen
Ueberrock und goldgestickten Generalshut. Hinter
ihm Infanterie, Artillerie und Fußvolk, fouragierende
die diese Schreckenszeit aus den Erzählungen ihrer
Eltern kannten und mit nassen Augen auf die Gruppen
sahen, in denen sie verkörpert war. Die Zeit der
endgültigen Befreiung, die für Hamburg erst in das
Jahr 1814 fällt, war mit besonderer Liebe im Zuge
veranschaulicht. Man sah u. a. auch die heimkehrenden
Hamburger Jäger und den Einzug der hanseatischen
Truppen des Befreiungskampfes, Turner, Studenten und
am Schluß des Zuges das Bürgermilitär in seinen letzten
Repräsentanten, die zum Teil in Wagen fuhren, zum
Teil aber auch noch tapfer zu Fuß die große Strecke
der Feststraße abmarschierten und natürlich mit ganz
besonderer Herzlichkeit begrüßt wurden.
Gegen zwei Stunden währte der Vorbeimarsch des
Zuges, das Auge immer wieder durch den Reichtum
seiner Farben erfreuend. Ganz vortrefflich war in
4 DEUTSCHLAND Nr. 1
allen seinen Teilen
das Typische herausge¬
arbeitet worden. Diese
Kosaken oder französi¬
schen Gardisten sahen
wirklich nicht nach
Theater aus. Alles Kit¬
schige war vermieden,
so daß also das ganze,
gewaltige Unternehmen
zugleich eine Demon¬
stration für den künst¬
lerischen Sinn Ham¬
burgs geworden ist.
Der Fremdenzustrom
war natürlich riesen¬
groß, und für Fenster
und Baikone an den
Feststraßen sind statt¬
liche Summen bezahlt
worden. Den höchsten
Preis gab eine Film¬
fabrik mit 600 Mark
für einen günstig ge¬
legenen Balkon. — Am
Abend fanden auf allen
größeren Plätzen Kon¬
zerte und in zahl¬
reichen Sälen und in
der Börse patriotische
Feiern statt. Hamburg
selbst hatte illuminiert,
und besonders die
Gebäude am inneren
Alsterbecken funkelten
Spanische Kavallerie (Phot.: Otto Reich, Hamburg^)
nach Einbruch der
Dunkelheit in glitzern¬
den Lichterketten. Wo¬
hin man an diesem
Tage kam, überall war
ein Klang von einem
vaterländischen Lied in
der Luft, und als der
Schreiber dieser Zeilen
am Nachmittag durch
eine sehr belebte Ham¬
burger Straße ging, sah
er, wie betagte Ham¬
burger Bürger, die sonst
wahrlich nicht gern ihre
gesellschaftliche Re¬
serve aufgeben, recht
fröhlich mitsangen, als
heranrückendeWander-
vögel f/Die Wacht
am Rhein" in den
hellen Ostertag hinaus¬
schmetterten. Gerade in
solchen kleinen Dingen
aber beweist sich viel¬
leicht am besten, daß
diese nationale Feier
wirklich aus dem Herzen
Hamburgs herausge¬
wachsen ist und ihren
Zweck erfüllt hat: den
nationalen Gedanken
durch die Erinnerung
an eine schwere und
große Zeit zu stärken.
Das Kaiser-Friedrich-Bad in Wiesbaden.
Das Prinzip des „Gewordenen", des langsam
Gewordenen, das die ganze Entwicklungsgeschichte der
Natur durchdringt, läßt sich auch auf das Badewesen
anwenden. Welch eine jahrhunderttausendlange Bade-
Entwickelungs-Geschichte zwischen
dem Urmenschen, dem freundlichen
Pithecanthropus alalus, der zuerst
das Bedürfnis empfand, sein dünn¬
haariges Fell von Sand und Lehm
durch ein Wasserbad zu reinigen,
und dem Kulturmenschen, der
weniger sein äußeres, wohlkonser¬
viertes Ich in der lauen Flut der
Wiesbadener Therme zwischen den
Marmor- oder Kachelwandungen
einer Zelle des neueröffneten Wies¬
badener Kaiser - Friedrich - Bades
reinigen will, als vielmehr seine
tiefste Innerlichkeit von gesundheitsstörenden Schlacken
zu befreien strebt. Einstweilen scheint in den oft
so komplizierten und raffinierten Einrichtungen dieses
wohl größten Badehauses der Welt der Höhepunkt
der „balneologischen" Entwicklung erreicht. Und
doch: der Hauptfaktor an dieser Stätte bildet noch
immer die Therme, wie sie die Natur seit Urzeiten
in diesem gebenedeiten Talkessel unermüdlich, un¬
erschöpflich gespendet. Es ist schließlich gleich¬
gültig, ob wir nach jahrtausend-
langer Benutzung jetzt erst nach
und nach dahinter kommen, wie
diese wohltätigen heißen Wasser aus
dem Bauch der Erde chemisch zu¬
sammengesetzt sind und was uns
die chemische Wissenschaft, die ja
erst ganz kürzlich als allerneuestes
die radioaktiven Elemente in ihr
ahnte oder entdeckte, noch neues
über die mattiakischen Quellen er¬
zählt. Es genügt vollkommen, daß
die alte und doch ewig junge Quell¬
nymphe des Gichtikers oder Rheu¬
matikers Leiden aufhebt oder lindert, noch manchem
Gebrest erfolgreich zu Leibe rückt und am Ende gar
noch alte Weiber wieder jung macht.
Mögen sich vordem schon ureingesessene Kelten
und nachfolgende germanische Urväter in den heiligen
nillllllllllllllllllllilllllllllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllli=
Nr. 1
DEUTSCHLAND 5
Fluten gepuddelt haben — Ernst von Wolzogen hat
in seinem Freiluftstück ^Die Maibraut" ja schon ein
germanisches Heiligtum mit dem braven Koch- oder
Brühbrunnen verbunden — die alten Römer waren es,
die der Angelegenheit erst die rechte Fassung gaben
und die die Bedeutung der heißen Wasser voll erkannten.
Körperkultur mit Sport, Massage, Salbungen, Bädern war
ihnen ja nichts Neues mehr, als sie sich hier fest¬
setzten, und jener römischen Kaiserin, die auf ihren
Reisen ganze Eselinnenbataillone mit sich führte, um
ihren sündigen Körper durch Eselsmilchbäder ver¬
schönen zu können, tat längst kein Zahn mehr weh,
als hier im Schutze
eines starken Kastells,
wenige Meilen von den
hinter der Schutzwehr,
dem „Limes", drohen¬
den feindlichen Ger¬
manen, ein reges, römi¬
sches Badeleben, dem
der Luxus nicht er¬
mangelte, entstand.
Beweise davon geben
die beim Neubau des
Palasthotels neben dem
Kochbrunnen aufge¬
deckten Fundamente
einer sehr wohl ein¬
gerichteten, römischen
Badeanlage mit einem
stattlichen Allgemein¬
bad und mit einer
Anzahl von Einzel¬
zellen und einem ver¬
zweigten Röhrennetz.
Aber auch auf dem
Terrain des älteren
städtischen Badhauses,
auf dem Schützenhof-
Grundstück,fanden sich,
inFelsgehauen,Bassins
einer römischen Bade¬
anlage, unfern eines
Tempels, einer römi¬
schen Heilgottheit ge¬
weiht. Daß die Römer
überhaupt sehr wohl
unsere Taunusbäder zu
schätzen wußten und
sich den Göttern dank¬
bar dafür erwiesen, davon redet heute noch der Um¬
stand, daß als Nachkommen jener Ahnen, welche sie
als dem Aeskulap heilig einführten, im benachbarten
Schlangenbad die römische Natter vorkommt. Zwei¬
beinige römische Nattern mögen damals hier dem
üppigen Badeleben einen gewissen, pikanten Einschlag
gegeben haben. Wie üppig dies war, davon gibt das
Riesengemälde von Roeßlers im Stadtverordnetensaal
zu Wiesbaden einen Begriff. Es dürfte sich wohl
nicht zu weit von der Wahrheit entfernen. Uebrigens
diente es nicht nur dem Luxus und der lasterhaften
Brgötzlichkeit. Eine Anzahl ausgegrabener Votivsteine,
dankbar den Göttern geweiht, bekunden, daß kranke
Römer hier ernstlich Heilung suchten und fanden.
Die alte Badekultur wurde zerstört, als die Römer¬
herrschaft zu Fall kam. Die alten Deutschen, hier
Alemannen und nachmals Franken, waren noch zu
urwüchsig, um so etwas für nötig zu finden, und auf
die geldbringende Badeindustrie und die Fabrikation
der mattiakischen Seifenkugeln aus Kochbrunnensinter,
mit dem sich die Römerinnen ihre Haare blond färbten,
verstanden sie sich nicht. Sie dachten vielleicht, wie
jener Galizier: „Man wäscht sich wohl mitunter die
Hand, aber doch niemals die Fieß", und das Badewesen
verschwand in Wies¬
baden dermaßen, daß
Eginhard, Karls des
Großen Kanzler und
Schwiegersohn, wohl
die Stadt, das „Castrum
Wisibada", die er be¬
suchte, erwähnt, aber
vonihrenQuellschätzen
und deren Anwendung
offenbar nichts erfuhr,
weil das außer Ge¬
brauch gekommen war.
Erst gegen Ende des
14. Jahrhunderts taucht
Wiesbaden wieder als
Badeort in der Ge¬
schichte auf. Ein Ge¬
lehrter von der Pariser
Universität, ein Deut¬
scher, Heinrich von
Langenstein,erwähnt es
und zeigtsichmoralisch
entrüstet über die Un¬
sittlichkeit des Bade¬
lebens, wie sie sich
damals breit machte.
Männlein und Weiblein
tummelten sich gemein¬
sam sowohl in dem
teichartigen, molligen
Massenbad, wie im bal-
neologischen Chambre
separee. Eine alte
Illustration, die wir der
Sammlung des Herrn
Geheimrats Dr. Pfeiffer
in Wiesbaden ver¬
danken, die aber nicht für Wiesbaden allein gültig,
sondern wohl für alle Heilbäder dieser Zeit und etlicher
folgender Jahrhunderte, läßt die staunende Nachwelt
ahnen, wie es vielfach in den Bädern zuging. Auf
die Verhältnisse ließ sich da wohl ein Zeilchen eines
bekannten Gassenhauers variieren:
„In dem Bad geht's lustig zu."
Jedenfalls verknüpfte man häufig und sehr bedeutend
das Angenehme mit dem Nützlichen, und fielen hier
oft nach langer und beschwerlicher Reise reiche Leute,
Edelherren und Fürsten mit Pferden und Dienern ein,
so war es ihnen nicht immer nur allein um die Wohl-
6 DEUTSCHLAND Nr. 1
taten des Brühbrunnens und um die meist sehr primi¬
tiven Badegelegenheiten des kleinen, dürftigen Städtchens
zu tun. Spiel und Liebe gehörten dazu. So ging's, oft
mit üblen Unterbrechungen durch zerstörende Kriege,
durch die Jahrhunderte hin. Immer mehr verbesserten
sich die äußeren Verhältnisse des Bades; ein Kurhaus
als gesellschaftlicher Vereinigungspunkt wurde erbaut,
ansehnliche Bade- und Gasthäuser entstanden an Stelle
der ursprünglich bescheidenen Unterkunftsräume. Eine
Zeichnung von George Bauard gewährt uns einen
Blick in eine dampfende Badezelle im Englischen Hof,
dem früheren Badhaus
zum „Rindsfuß". Das
sieht schon ganz anders
aus, als das Massen¬
bad, wie man es auf
dem hier gleichfalls
veröffentlichten Titel¬
blatt einer älterenWies-
badener Badeschrift er¬
schaut.
Wiesbaden wurde
dann immer mehr zum
Luxus- als zum Heilbad,
ja, es wurde zum Spiel¬
bad, in dem das Gold
rollte wie die Wasser
der Heilquellen, und die
eleganten Spieler und
die eleganten Mon-
dainen und Demi-
mondainen aus aller
Welt gaben seinem
Gesellschaftsleben jahr¬
zehntelang das Haupt¬
gepräge, bis mit der
preußischen Herrschaft
die Herrschaft des
Spiels ihr Ende fand.
Wenn nun auch
heute noch der Luxus¬
kurgast eine ständige
Erscheinung ist, dem
Heil kurgast wird doch
mehr Rechnung ge¬
tragen als je zuvor. An
die 400 Aerzte sind um
sein Wohl bemüht, und
nun ist durch das neue
Kaiser - Friedrich - Bad
die uralte Geschichte
des Wiesbadener Badewesens, die wir hier einleitend in
kurzen Zügen skizzierten, in geradezu großartiger, einzig
dastehender Weise auf lange Zeit hinaus gekrönt worden.
♦ *
*
Wiesbadens glänzende Entwicklung zur Welt kur¬
stad t duldet keinen Stillstand. Das beweisen die in
den letzten Tagen des Monats März der Benutzung über¬
gebenen Einrichtungen des Kaiser-Friedrich-Bades.
Mit einem Kostenpunkt von rund 3 Millionen Mark ist
hier ein Badehaus geschaffen worden, das sich alle
Fortschritte zunutze gemacht hat, die Wissenschaft und
Technik aufzuweisen haben, das aber gleichzeitig in
seiner äußeren und inneren architektonischen Aus¬
gestaltung eine Sehenswürdigkeit Wiesbadens bedeutet.
Dem prächtigen Kurhaus kann nun ein nicht minder
groß und mit feinem künstlerischem Geschmack an¬
gelegtes Badehaus zur Seite gestellt werden.
Für eine Anzahl geladener Gäste, darunter auch
die Vertreter der Presse, waren die Anlagen am 19. März
einer Vorbesichtigung freigegeben worden, wobei Herr
Regierungs- und Baurat Petri die Teilnehmer im
Namen der Stadt begrüßte und Bau und Einrichtungen
eingehend erläuterte.
Der umfangreiche
Bau, zwischen zwei
Straßenzügen an einem
großen gärtnerischen
Vorplatz gelegen, er¬
hält im Aeußeren durch
die gegebenen Terrain¬
verhältnisse und die An¬
lehnung an den Römer¬
torbogen eine äußerst
malerische Gruppie¬
rung. Der Hauptzugang
erfolgt von dem schon
erwähnten Vorplatz, der
von der Coulinstraße
und der Langgasse, der
Haupt - Verkehrsstraße
der Stadt Wiesbaden,
zugänglich ist. Der
Vorplatz mit Garten¬
anlagen und Ruhe¬
sitzen wird außer von
dem Badhaus von einer
Trinkhalle,anschließend
an den Quellentempel,
begrenzt.
Um das wertvolle
Thermalwasser auszu¬
nutzen, sind die Haupt¬
kurfaktoren des Bade¬
hauses selbstverständ¬
lich die Thermalbäder.
Es sind 50 Stück vor¬
gesehen, von denen
die Hälfte besondere
Ruheräume erhielten,
so daß diese Bäder da¬
durch den vornehmsten
Hotelbädernmindestens
gleichwertig sind, da es möglich ist, eine halbe
bis eine Stunde nach dem Bade ungestört zu ruhen.
Neben diesen Thermalbädern sind im Badehause alle
übrigen modernen Bäderarten vertreten, so, um nur
einige anzuführen, eine Reihe von Moorbädern, Kohlen¬
säurebäder, eine Abteilung für Elektro- und Wärme¬
therapie, eine Abteilung für Fangobehandlung; auch
die Hydrotherapie ist umfangreich vertreten und
hat getrennte Abteilungen für Herren und Damen.
Die größte Räumlichkeit beanspruchten die römisch¬
irische Abteilung und das russische Dampfbad mit
DIE, BAOCHALIE ENC,LISCHER HOF
Wiesbaden (Nach einer Zeichnung von George Bauard)
Nr. 1
m DEUTSCHLAND
etwa 25 Auskleide-
und Ruhezellen,
Heißluft - Dampf -
bad, Massage- und
Dusche - Raumen,
Thermal-Wildbad,
Schwimmbad und
behaglichen Ruhe¬
räumen.
GediegeneRuhe-
und Warteräume,
auch ein größerer
Erfrischungs-Raum
sind in den ver¬
schiedenen Teilen
der Anlage ange¬
ordnet, so daß den
Anforderungen des
modernen Korn¬
größen Teil auch in
glücklicher Weise,
zur Anwendung ge¬
langt, namentlich
in derHaupttreppe,
die im I. Ober¬
geschoß vor einem
Vestibül mit den¬
selben Abmessun¬
gen wie das Haupt¬
vestibül des Erd¬
geschosses endigt.
Hier ist jedoch
ein wohnlicherer
Charakter ange¬
schlagen, der mehr
zum Verweilen an-
regt.Weiches Lino¬
leum, warme, gold-
Wiesbaden: Vorderansicht des Kaiser-Friedrich-Bades mit Vorplatz
forts in weitgehendstem Maße Rechnung getragen ist. braune Nußbaumholzvertäfelung, darüber ein Bilderfries
Wie schon erwähnt, ist der Hauptzugang zum des Kunstmalers Kaltwasser und die Ausstattung
Kaiser-Friedrich-Bad von der bekannten Langgasse mit bequemen Polstermöbeln, Klubsesseln geben dem
aus, nicht weit vom Kochbrunnen, und zwar führt eine Raum einen behaglicheren Charakter,
kurze Nebenstraße an der Quelle vorbei durch hallen- An dieses Vestibül grenzt ein besonderer Er-
umsäumte Gartenanlagen nach den> Hauptportal in frischungsraum in ähnlicher behaglicher Ausstattung mit
Form einer pro¬
pyläenartigen dori¬
schen Säulenhalle.
Der Eingang —
gleichzeitig Billett¬
ausgabe — wurde
mit Cadiner Majo¬
lika ausgestattet.
Das daran folgende
Haupt-Vestibül
dürfte durch seine
zentrale Lage der
Mittelpunkt für die
Orientierung im
ganzen Hause sein.
Diesem Zweck ent¬
sprechend ist die
Ausstattung auch
aufs Höchste ge¬
steigert. Farbiger
Marmorfußboden,
Marmorwand - Ver¬
kleidung, dunkel
eingelegte Türen
und ein an allen vier
Wänden sich hin¬
ziehender wunder¬
barer figürlicher
Fries von dem
Kunstmaler Hans
Voelcker geben
der Raumstim -
mung die höchste
Weihe.Kunst und
Kun s tgewerbe
sind überhaupt in
reichem Maße, zum
Wiesbaden: Die Schwimmhalle im neuen Kaiser-Friedrich-Bad (Fhot.; Gebr.Plüsch)
lustiger Decken¬
malerei. Hohe,
lichte Fenster so¬
wie Türen führen
auf eine Terrasse
mit Blick auf die
Gartenanlagen und
Säulenhallen des
Vorplatzes.
Die übrigen
Räume des I. Ober¬
geschosses bilden
in der Hauptsache
die Thermalbäder
mit besonderen
Ruheräumen,soge-
nannteSalonbäder.
Ein besonders
reich ausgestat¬
tetes Bad, ein so-
genanntesFürsten-
bad, hat reiche
Majolika - Ausstat¬
tung von derGroßh.
Manufaktur Karls¬
ruhe, die verschie¬
densten Duschen
und auch Massage¬
gelegenheit. Der
Ruheraum ist hier
in der Art eines
sehr vornehmen
Ankleide-Zimmers
mit Teppichen,
polierter Ahornver¬
täfelung, Marmor¬
waschtisch und
8 DEUTSCHLAND Nr. 1
eleganten Möbeln
ausgestattet.
Auch die be-
sondereAbteilung
für Fangopackun¬
gen mit drei
größerenRäumen,
einem Ruhe- und
Auskleide - Raum
mit sieben Ka¬
binen, einem Be-
handlungs - Raum
und einem Bade-
Raum ist in dieser
Etage unterge¬
bracht. — ln den
eigentlichenBade-
räumen ist das
hygienische und
dauerhafte keramische Material zur Bekleidung von
Fußböden, Wänden und Decken in größtem Umfange
und zum Teil in höchst künstlerischer Vollendung
verwendet.
Für die Ausgestaltung des Aeußeren stellte der
sehr unregelmäßige Bauplatz an den verschiedenen
Straßenzügen mit den verschiedenen Höhenlagen
große Anforderungen, die jedoch im großen und
ganzen als gelöst bezeichnet werden können. Die
Architektur bewegt sich dabei in einfachen Formen,
zum Teil an römische Traditionen angelehnt, zum Teil
jedoch in ganz modernen Lösungen. In letzterem Sinne
sind besonders bemerkenswert die reicheren Architektur¬
teile von einigen Fensterpartien und Portalen mit ornamen¬
tiertem Schmuck
der Frankfurter
Bildhauer E. und
W. Ohly, sowie
des Wiesbadener
W. von Heider,
der die neun figür¬
lichen Reliefs an
der Hauptfassade
geschaffen. Das
Material für die
Außenseiten ist
Muschelkalk und
gelblicher Tuff
nebenPutzflächen
in natürlichem
Ton. Die großen
Schiefer - Dächer
stellen auf dem
vielgestalteten Grundriß eine gewisse Ruhe wieder her.
An den Rundgang durch das Kaiser-Friedrich-Bad
schloß eine kurze Besichtigung des benachbarten Hotels
„Zum Adler" an, das Mitbesitzer der Adlerquelle ist,
über deren Ausnutzung und architektonische Ueber-
bauung die Besitzer sich freundnachbarlich verständigt
haben. Das Hotel erhielt auf diese Weise einen neuen,
künstlerisch ausgeschmückten Speisesaal, der an die
alte Quelle stößt. — Der Besichtigung folgte ein
Frühstück im „Ratskeller", wo der städtische Bei¬
geordnete Herr Regierungs- und Baurat Petri die
Gäste und im besonderen die Presse begrüßte, in
deren Namen verschiedene Vertreter das Weltbad
Wiesbaden und dessen städtische Verwaltung feierten.
Wiesbadens neuer Oberbürgermeister.
Am 31. März hat Oberbürger¬
meister Dr. von Ibell nach
30jähriger Tätigkeit sein an
Mühen und Erfolgen reiches Amt
als Oberbürgermeister von Wies¬
baden niedergelegt. Sein Nach¬
folger wurde der bisherige zweite
Bürgermeister Geh. Oberfinanzrat
Karl Glässing. Bei der vom
Regierungspräsidenten Dr. von
Meister vorgenommenen Ein¬
führung übernahm Geheimrat
Glässing sein Amt mit folgenden
beachtenswerten Worten:
„Ich habe heute gelobt, mein
Amt mit Treue, Eifer und Ge¬
wissenhaftigkeit zu führen; ich
wiederhole dieses Gelöbnis und
füge hinzu, daß ich dieses Ver¬
sprechen nicht stelle auf die
nackte kalte Pflicht; ich will mit
der Erfüllung meiner Pflicht auch
Idealismus verbinden, der die
Arbeit vergoldet, ihr Leben und
Seele gibt; ich will den Begriff
der harten Pflicht verknüpfen mit
der Liebe zu der anvertrauten
Aufgabe; ich will der Arbeit ein
Wiesbadens neuer Oberbürgermeister:
Geheimer Oberfindnzrat Karl Glässing
Stück Liebe, ein Stück Herz mit
auf den Weg geben. Heute den
Weg, den die zukünftige Ent¬
wicklung der Stadt nehmen wird,
auch nur andeutungsweise fest¬
zulegen, erscheint mir nicht tun¬
lich; in dem Augenblick, in dem
ich mein Amt antrete, würde die
Verkündung bestimmter Richt¬
linien die Grenzen überschreiten
lassen, die durch bescheidenes
und taktisches Empfinden gesetzt
sind. Auch schafft ja jeder Tag
eines gesunden Gemeinwesens
neue Ziele; die Geschichte einer
Stadt ist eine ewige Kette von
Plänen und Schaffen, die eine
vorzeitige Stellungnahme nicht
gestatten. Wohl aber möchte ich
den Wunsch äußern, daß es mir
mit Ihrer Hilfe gelingen möge,
nicht nur ein Bürgermeister des
Sparens zu sein, sondern auch
ein Bürgermeister des frucht¬
baren Gestalten s." —
DemOberbürgermeister v.Ibe 11
wurde dasEhrenbürgerrecht
der Stadt Wiesbaden verliehen.
BL' 1 f
[jShhh
ipIBS
(Phot, der Neuen Phot. Gesellschaft, Berlin)
Wiesbaden: Partie im Kurgarten
1
=7
10 DEUTSCHLAND Nr. 1
Frankfurt am Main.
Von Julius Eibau (Frankfurt a. M.)
(Zum Kaiserpreissingen am 6. bis 8. Mai.)
Das nationale Unglück der Deutschen, das unsere Ge¬
schichte verdarb und unser Land zum Schlachtfeld Europas
machte, war die Viel- und Kleinstaaterei, die es fertig brachte,
daß die unendlich reichen Volkskräfte der deutschen Nation
in der Weltpolitik nichts galten. Aber einen Vorzug hatte
die Zersplitterung doch: sie bewirkte, daß eine Fülle kräftigen
Lebens sich rings im Lande nach eigener Art entfaltete. Das
wirkt noch heute, wo die Anziehungskraft der Reichshaupt¬
stadt auf alle wirtschaftlichen und geistigen Kräfte ungeheuer
groß ist, segensreich nach und ermöglicht, daß die deutschen
Großstädte ein eigenes Gesicht behalten und nicht gleich
ihren englischen,französischen und amerikanischen Schwestern
zu Provinzstädten herabsinken. Die vielbewunderte Leistungs¬
fähigkeit der deutschen Kommunalverwaltung ist zum guten
Teil mit verursacht durch den edlen Ehrgeiz, den altererbten
Ruf der Heimatstadt im Wettkampf mit gleichstrebenden
Gemeinwesen und auch gegenüber dem übermächtigen Einfluß
Berlins kraftvoll zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Mit an erster Stelle in diesem, für die Gesamtheit er¬
freulichen Wettbewerb steht die alte Kaiserstadt am Main,
die bei aller Bevorzugung durch ihre Lage im Herzen Deutsch¬
lands und im Mittelpunkt des dichtesten Verkehrsnetzes alle
Kräfte regen muß, wenn sie nicht Zurückbleiben will. Die
Aera Adickes, die jetzt abgeschlossen ist, ließ in dieser
Beziehung gewiß nichts zu wünschen übrig, ja es fehlt nicht
an Stimmen, die von einer „Ueberspannung des Bogens"
reden und für die Zukunft ein ruhigeres Tempo in der
städtischen Verwaltung wünschen. Jedenfalls aber bietet die
Stadt Frankfurt dem genauen Kenner ihrer Verhältnisse, wie
dem flüchtigen Besucher das Bild einer nach außen und
innen gleich kraftvollen Entwicklung, die den überlieferten
Charakter Frankfurts als einer Stadt der Kaufherren, des
Börsenhandels, der Handwerker und Gärtner von Grund auf
wandelte, die alten Vorrechte der geborenen Frankfurter
beseitigte und den engen Zunftgeist austrieb. Das alte
Frankfurtertum, dessen hochmütig-liebenswürdiger Spruch
war: „Wie kann nor en Mensch net von Frankfort sei", ist
untergegangen in dem gewaltigen Zustrom der Neubürger aus
allen Teilen des Reiches. Auch die „Dynastie Rothschild",
die durch die Familie Goldschmidt-Rothschild fortgesetzt
wird, ruht nur noch auf zwei Augen. Von den alten Frank¬
furter Familien ist neuerdings das Geschlecht der Holzhausen
ausgestorben, deren Allodbesitz, die „Oede", in Bauland ver¬
wandelt wurde, so daß in Zukunft nur ein kleiner Parkrest
mit dem alten Schlößchen an die schöne, grüne Wildnis
mitten im Häusermeer erinnert. Aber wenn auch manche
Tradition der „guten alten Zeit" untergegangen ist, so blieb
doch ein starker Bürgersinn und ein demokratischer Gemein-
Nr. 1 DEUTSCHLAND 11
geist erhalten, der aus der Masse der Zugewanderten bald gute
Frankfurter Bürger macht, die ihre schöne Heimat lieben und
mit Stolz von der „Vaterstadt" sprechen. Auch auf Aus¬
länder übt Frankfurt durch seinen Glanz und die vornehme
Lebensart seiner Bewohner eine starke Anziehungskraft aus.
Zahlreich sind die Kolonien der Engländer, Amerikaner,
Franzosen, Schweizer, Niederländer und vor allem der
Oesterreich-Ungarn, die sich in der alten Bundes-Hauptstadt
besonders wohl fühlen. Bekannt ist, daß Frankfurt eine
verhältnismäßig sehr große Zahl reicher Leute zu seinen
Bürgern zählt. Der größte Steuerzahler ist der K. K. General¬
konsul V. Goldschmidt-Rothschild. Und wenn auch die Börse
nicht mehr wie einst im Mittelpunkt der Frankfurter Interessen
steht, so rangiert sie doch immer noch nach Berlin und
Hamburg an dritter Stelle im Reich.
Ein sehr großer Teil der Steuerbeträge, die es Frank-
urt gestatten, wenn es not tut, „vierspännig" zu fahren,
entstammt aber neuerdings der Industrie, die sich main-
auf und mainab in gewaltigem Maß entwickelt hat und
die durch das riesenhafte Ostbahn-Unternehmen der
Stadt noch weitere
Förderung erfährt.
Der Reichtum ver¬
hältnismäßig weiter
Kreise derBevölkerung
zusammen mit dem
gewaltigen Fremden¬
verkehr, der alljähr¬
lich die Ziffer 500000
übersteigt, gibt einer
Reihe von Luxus-
Geschäften ersten
Ranges, von Pracht¬
hotels und vornehmen
Vergnügungsstätten,
darunter dem Schu¬
mann-Theater mit
5000 Sitzplätzen und
dem weltberühmten
Palmen - Garte n,
die nötige materielle
Grundlage. Aber auch
Sport und Spiel
aller Art wird in
Frankfurt mit Leiden¬
schaft betrieben. Die
Pferderennen am Forsthaus und die großen Regatten,
die auch aus dem Ausland beschickt werden, gleichen Volks¬
festen großen Stils. Das exklusive Polospiel findet ebenso
eifrige Vertreter, wie der populäre Fußballsport. Und
die Zahl der Wandervereine, die den Besuch der benach¬
barten Gebirge — Taunus, Spessart Odenwald, Rhön,
Vogelsberg — erleichtern, ist Legion.
Frankfurts Gemarkung berührt in ihrem nördlichen Teil
den Fuß des Taunusgebirges, dessen mächtig aufsteigender
Wall einst die Grenze des römischen Reiches gegen die
nordischen Barbaren bildete und der auch heute noch dem
Maingebiet Schutz vor den Nordstürmen gewährt und das
Land zu einer südlichen Oase macht, in der die Edelkastanie
reift und der Winter kaum zu kurzem Besuch einkehrt. Der
südliche Stadtteil Sachsenhausen wird umrahmt von dem
großen, prächtigen Stadtwald, der einst zu dem alten
Königsforst „Zur Dreieich" gehörte und noch heute in seiner
Verbindung mit den Nachbarwäldern zu den größten Wald¬
komplexen in der Nähe einer Großstadt zählt. In diesem
weiten Stadtgebiet — es umfaßt 13000 Hektar — ist in
neuerer Zeit mit Bedacht dafür gesorgt worden, daß in
besonders bevorzugten Lagen Gelände für vornehme Villen¬
bauten reserviert wurde. In den Stadtwald hinein schmiegen
sich die vornehmen Villen der Herren v. Weinberg, der be¬
kannten Rennstallbesitzer, die als Teilhaber des mächtigen
Farbwerk-Konzerns von Fechenheim und Höchst genug
verdienen, um auch magere Rennjahre verschmerzen zu
können. Und am nördlichen Rand der Stadt, mit dem
Blick auf die hochragende Taunuskette, ist ein wunder¬
schönes Villenquartier entstanden, in dem auch der
neue Oberbürgermeister Voigt Wohnung genommen hat.
Diese Sorge der Stadtverwaltung für bevorzugte Wohn-
gelegenheiten ist nicht, wie wohl in früheren Zeiten, wo das
Stadtregiment zugunsten weniger Privilegierter ausgeübt
worden sein mag, auf eine besondere „Vorliebe für die reichen
Leute" zurückzuführen, sondern auf die realpolitische Er¬
wägung, daß die Nähe der schönen Taunusorte Kronberg,
Königstein und weiterhin auch Wiesbadens, die den Sonn¬
tagswanderungen der Frankfurter so angenehme Ziele
bieten, auch ihre Schattenseite hat, da sie leicht zu
dauernder Ansiedlung verlockt. Deshalb war das Streben
der Stadtverwaltung mit Recht darauf gerichtet, Frankfurt
nicht nur auf indu¬
striellem Gebiet
vorwärts zu bringen,
sondern auch durch
Neuschaffung künst¬
lerischer und geisti¬
ger Anziehungspunkte
dafür zu sorgen,
daß steuerkräftige Be¬
wohner hier festge¬
halten und angezogen
werden. Für die alt¬
berühmten Stadt¬
theater, die sich
der besonderen Für¬
sorge der Bürger¬
schaft erfreuen, ist
die städtische Sub¬
vention neuerdings auf
eine halbe Million
erhöht worden. Nam¬
hafte Opfer wurden
auch für die Entwick¬
lung der Museen
gebracht, von denen
die Städelsche Ge¬
mälde-Galerie einen Weltruf genießt. Ihr wurde eine
städtische Sammlung angegliedert und ferner im Anschluß an
eine Schenkung des böhmischen Großindustriellen von Liebieg,
der es vom armen Glasschleifersohn zum vielfachen Millionär
brachte, eine wertvolle Skulplurensammlung. Nicht minder
bedeutsam ist das Städtische Historische Museum, das
entsprechend der wichtigen Rolle, die Frankfurt in der Ge¬
schichte des Heiligen Römischen Reiches und des Deutschen
Bundes spielte, die Stellung eines Reichsmuseums verdient und
nach dem zu erwartenden Neubau wohl auch einnehmen wird.
Dem Museum für Völkerkunde sind in letzter Zeit, vor
allem durch die Forschungsreise des Herzogs Adolf Friedrich
von Mecklenburg, außerordentlich wertvolle Schenkungen
zugefallen, und nicht minder gilt das von dem Sencken-
bergischen Naturhistorischen Museum, dessen präch¬
tiger Neubau sich bereits jetzt, nach zehn Jahren, als unzuläng¬
lich erweist. Diesem modernsten Naturmuseum des Reiches
sind die alten Beziehungen zugute gekommen, die Frankfurt
aus der Zeit, da es an der Spitze des deutschen Handels stand,
mit allen Kulturzentren verbindet. So sind ihm namentlich
auch aus New York, durch die Vermittlung des Bankiers
Schiff, äußerst wertvolle Zuwendungen gemacht worden.
Frankfurt a. M.: Städtische Festhalle (Innenansicht)
12 180808809^^0^098^^^0^0© DEUTSCHLAND Nr. 1
Das Senckenbergische Museum wird einen Teil der
Universität bilden, die als Krönung der Lebensarbeit des
Oberbürgermeisters Adickes die mannigfachen wissenschaft¬
lichen Einrichtungen der Stadt, die zum großen Teil ihren
Ursprung fast hundert Jahre zurückleiten können, vereinigen
soll. Bei der Schaffung der Universität hat sich der opfer¬
willige Bürgergeist der Frankfurter in besonders glänzender
Weise gezeigt, denn zu den vielen vorausgegangenen
Stiftungen, welche den reichen Ausbau des Physikalischen
Vereins, der Handelsakademie, der Senckenbergischen An¬
stalten ermöglichten, sind in wenigen Jahren weitere
7 V 2 Millionen geschenkt worden. Zusammen mit dem
städtischen Krankenhaus und den bedeutsamen ärztlichen
Forschungsinstituten, an denen Geheimrat Ehrlich wirkt,
wird die Frankfurter Universität im Herbst 1914 in einem
Umfang und einer Ausgestaltung ins Leben treten, die sie
würdig neben die größten ihresgleichen im Reich stellt.
besteht in Frankfurter Bürgerkreisen der dringende Wunsch,
bald wieder einmal eine Ausstellung größten Stils
zu erleben, wie sie im Jahre 1891 das Organisationstalent
Leopold Sonnemanns geschaffen hat. Das 25jährige
Jubiläum der Elektrischen Ausstellung wird dazu wohl
Gelegenheit geben.
Dem gewaltigen Wachstum Frankfurts trägt allmählich
auch die Eisenbahnverwaltung Rechnung, indem sie nicht
nur den Hauptbahnhof, der bei seiner Eröffnung wegen
seiner gewaltigen Größe viel bewundert wurde, von drei auf
fünf Hallen vergrößern, sondern auch die Nebenbahnhöfe
im Osten und Süden ausgestalten läßt. Der am 1. April
neueröffnete Personenbahnhof Frankfurt-Ost, der sich
neben seinem unscheinbaren Vorgänger höchst monumental
ausnimmt, ist durch eine neue Eisenbahnbrücke mit dem
Bahnhof Frankfurt-Süd verbunden worden, dessen Neubau
am 1. Juli eröffnet wird. Durch diese Verbindung der
Die Universitätsbauten erheben sich an dem prächtigen
äußeren Promenadenring, der die jetzt hundertjährigen
Anlagen Guiolletts in weitem Umkreis umgibt. Nur wenige
Schritte davon steht ein anderes Zeugnis großzügigster
Kommunalpolitik, die Ausstellungs- und Fes t ha 11 e,
die vom 6. bis 8. Mai 8000 deutschen Sängern Gelegenheit
geben wird, vor dem Kaiser um dessen Wanderpreis in fried¬
lichem Sängerkrieg sich zu messen. Der Kaiser-Gesang¬
wettstreit findet bereits zum drittenmal in Frankfurt statt
und bereits zum zweitenmal in der gewaltigen Festhalle, die
18000 Personen faßt und auch dem Deutschen Turnerfest
und dem Schützenfest den stolzesten Rahmen gab. Der
Besitz einer solchen Halle legt den maßgebenden Kreisen
die Verpflichtung auf, immer erneut für eine großzügige
Verwendung des Bauwerkes zu sorgen. Dem Gesangwett¬
streit voraus geht eine Ausstellung für Geschäfts¬
bedarf und Reklame, die sicherlich wie ihre Vor¬
gängerin nicht nur die beteiligten Kreise anziehen wird.
Weitere Ausstellungen kleinerer Art sind geplant, doch
beiden Mainufer wird ein ganz neuer Verkehrsweg zwischen
Norden und Süden erschlossen. Vor allem wird beab¬
sichtigt, die Verbindung vom Süden nach Berlin über die
neue Strecke zu leiten und so für die Reise Frankfurt—Berlin,
die durch die Umgehung von Elm und Bebra demnächst
eine Abkürzung erfährt, eine Fahrzeit von nur 6^4 Stunden
zu ermöglichen.
So regt sich überall stürmisch und jugendfrisch ein
neues, blühendes Leben, das die alten Stadttore, die Reste
der gefallenen Mauern überspringt und auch in der inneren
Stadt mannigfache Veränderungen und Erneuerungen bewirkt.
Aber trotz allem Eifer, auch der Altstadt Licht und Luft
und neuen Verkehr zuzuführen, war man pietätvoll bestrebt,
das Beste vom guten Alten treulich zu erhalten und so
kommenden Geschlechtern Merk- und Denkmäler zu hinter¬
lassen an das Frankfurt der Kaiserkürung und Kaiserkrönung,
an die Stadt Goethes und der Paulskirche, an eine stolze
Vergangenheit, die nicht nur jedem Frankfurter, sondern
jedem Deutschen ehrlich ans Herz gewachsen ist.
Nr. 1 DEUTSCHLAND ^^ ^)OOBOÜOO€G0€€ß€CCCCßC0ÜÜW 13
Die Befreiungshalle bei Kelheim^
in der am 25, August auf Veranlassung des Prinz¬
regenten Ludwig eine bayrische Hundertjahrfeier der
Freiheitskriege staltfinden wird. An der Feier werden
sämtliche deutsche Bundesfürsten, die Vertreter der
Freien Städte und der Erzherzog-Thronfolger von
Oesterreich-Ungarn teilnehmen. Die gewaltige, CÖMeter
hohe Befreiungshalle liegt auf dem Michaelsberg mit
prächtigem Blick auf die Donau. Sie wurde im Jahre
1863 zur Erinnerung an die Befreiungskriege von 1813
errichtet. Der Innenraum ist mit farbigem Marmor
bekleidet und enthält 34 Siegesgöttinnen, die 17 aus
erbeuteten französischen Kanonen gegossene Bronze¬
schilde mit den Namen der gewonnenen Schlachten
halten. Auf weißen Marmortafeln über den Arkaden¬
bogen stehen die Namen von 16 deutschen Heerführern;
darunter die Namen von 16 eroberten Festungen.
Das Donautal bei Kelheiro in Bayern mit der Befreiungshalle auf der Höhe
14
DEUTSCHLAND
Nr. 1
Eine fröhliche Schülerwanderung durch Spessart, Rhön, KnülhVogelsberg
Von Prof. Rud. Kissinger, Grossh. Kreisschulinspektor in Darmstadt.
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Weltl“
So summten wir fröhlich vor uns hin, als wir in der
Frühe eines Augustmorgens dem Bahnhof zueilten, wo
eine kleine, aber wanderlustige Schar sich bald zusammen¬
fand. Es waren meist erprobte Wandergesellcn, die schon
mehrfach sich zu gemeinsamer Ausfahrt zusammengetan.
Derbe Nagelschuhe an den F’üssen, den Rucksack von
Muttern gut ausgestattet, die umfangreiche F'eldflasche
mit Kaffee und Tee gefüllt, in bequemer Kleidung, die
auch ein Lager auf freier Erde nicht ängstlich zu scheuen
brauchte, so traten sie an und meldeten sich mit blitzenden
Augen beim Führer zur Stelle. Alles schien in Ordnung: der
berühmte Stehumlegkragen moderner Jugend war daheim
geblieben, weiche Wolle umschloss den Hals. Da stellte
sich im letzten Augenblick noch ein neuer Geführte ein,
der wohl viel Wander¬
lust hatte, aber im
übrigen gar sehr von
uns sich abhob, trug
er doch hohen Kragen,
Manschetten sogar und
— enge Stiefel. Er
lachte zu unseren Be¬
denken, aber später
sollte er es schon
büssen, sich gegen die
Wanderregel so ver¬
gangen zu haben.
Ein Zug lief ein,
viele Leute stiegen
aus, rasch galt es in
4. Klasse einen Sitz¬
platz zu sichern, denn
wandern sollten und
wollten wir an diesem
Tage noch genug. Den
Plan, in Parlenslein
den Marsch anziitreten,
mussten wir fallen
lassen, denn der Zug,
den wir von AschalTenburg benutzen konnten, hielt nur
in Heigenbrücken und Lohr. Also heisst es, acht haben auf
die rechte Haltestelle. Wir konnten nicht zusammenfahren,
sondern mussten uns in den langen Zug verteilen. Wir
fuhren in heilerer Stimmung in den lachenden Sommer¬
morgen hinein und sahen wehmülig ernst hinüber
nach den Hessengräbern bei Fronhofen. Der Zug hält,
„1 Minute Aufenthalt“, also heisst es rasch heraus. Die
verschiedenen Wagenlüren öffnen sich, rüstige Wander¬
stiefel knirschen im Sand. „Fertig!“ Wir sind fertig, der
Zug setzt sich in Bewegung. Der Führer ändert des
Dichters Wort, „er zählt die Häupter seiner Lieben, und
— einer ist zurückgeblieben“. Na, der Tag fängt gut an;
herzhaftes Gelächter ob dieses Missgeschicks — doch
trösten wir uns, der Sitzengebliebene ist ein erfahrener
Pennäler, der findet sich schon zurecht! So marschieren
wir denn los, von der Höhe begrüsst durch den Zuruf
ferienfroher Mainzer Lehrerinnen. Hinter dem kleinen
Dörfchen im Tale des Lohrbaches meldet sich schon
die Esslust. Das erste Frühstück war schon vor 5 Uhr
genommen, jetzt schlug es im Dörfchen 10 Uhr. Die
Jugend hatte immerhin schon ein Recht auf Hunger,
und so begannen wir denn unsere Wanderung mit einer
Frühstücksrast. Dann aber ward mit unserem gern und
oft gesungenen Liede „Wohlauf die Luft geht frisch und
rein“ der Gang angelreten. Durch das weitgeslreckte
Wiesental links vom kalten Grund schritten wir rüstig
dahin, ein kühner Sprung schwang uns über das lustig
murmelnde Bächlein, in dem nur ein Fuss ein rasches
Bad nahm, und auf prächtigen Waldwegen, über deren
Blumen sich bunte Schmetterlinge in grosser Fülle
tummelten, zogen wir frohgeslimmt im hellen Sonnen¬
schein nach dem im tiefen Einschnitt gelegenen, von
Sleinbrüchen umsäumfen Wiestal. Bald ging es den ersten
Spessarlberg hinauf; heiss glühte die Sonne, als wir die
alte Kapelle droben beim heiligen Kreuz erreichten, wo sich
uns ein prächtiger Ausblick über die Waldungen des öst¬
lichen und südlichen Spessarts bis nach Rohrbrunn hin bot.
Drunten in Frammersbach, dem langgestreckten Dorfe,
wurden d ie Flaschen an
den wenigen Brunnen
gefüllt, an denen wir
vorüber kamen, und
in der mückenreichen
Gaststube kehrten wir
ein zu einem Glase
Milch. Nur „Heribald.
derKühne“ —derSchule
längst entwachsen —
meinte welterfahren,
„in Bayern trinkt man
Bier“ und bestellte —
der Heiner passt sich in
seiner Sprachkennlnis
auch fremdeiiDialekten
leicht an — in bayri-
scherMundart „a Moas“
Zwar ermässigte er auf
unser Zureden dies auf
„a Halbi“ — aber als
es dann den sonnen¬
beschienenen steilen
Aufstieg um 11 Uhr in
glühenderHitze hinauf¬
ging, da hat er auch die Halbe bereut. Der Weg nach der
bayrischen Schanze war lang. Tannenwald ist nicht
kühl, das Wasser in der Flasche war längst getrunken,
wir erzählten uns zum Trost von dem Durst unserer
braven Truppen in Afrika und jubelten, als endlich ein
Waldarbeiter wissen wollte, einige Kilometer weiter sei
vor Jahren eine Quelle gewesen. Wir fanden sie auch,
aber versumpft. Ein dicker Frosch hielt seinen Miltags¬
schlaf auf einem hervorragenden Steine, und ringsum
Schlamm Damit war es also nichts. Weiler der Schanze
zu! Dort treffen wir ja wohl unsern verlorenen Kame¬
raden. Still lag die Schanze, ein ehemaliges Wacht- und
Zollhaus an der Landesgrenze; was half es, dass der
Spessartführer in seinem Berichte erzählt: „Hier ist zur
Zeit des Scheibenschiessens auch eine Wirtschaft er¬
richtet, und es entwickelt sich dann auf den waldigen
Höhen bei der Kegelbahn und den Schiessständen
ein munteres Leben.“ Die Keller waren geschlossen.
— „Drin liegt Bier und Wasser“, meinte ein Spessart¬
bewohner, der im Walde sich nach Streu umsah, —
was half das uns, wir lagen draussen und vergassen
den Durst, so gut es ging. Unser Kamerad war da¬
gewesen, an einem Baume hing ein Papier, auf dem
Nr. 1 DEUTSCHLAND
15
er schrieb: „1 Uhr hier von Lohr, ich gehe voraus
nach Burgsinn.“ — Wir mussten rasten und machten
es uns bequem, so gut es ging. Hier und da drückte
ein Stiefel, besonders bei dem Mann mit der eleganten
Schuhbekleidung, die er dort bald vom Fusse hatte.
Weiter ging’s über die Halden mit schöner Fernsicht
hin. Durch Heidekraut zog sich der Weg zum Hochwald.
Willkommen waren manchem da die Himbeeren, die wir
dort fanden. Endlich kommen wir kurz vor 7 Uhr nach
Burgsinn. Ein Gewitter drohte, als wir an der alten
Wasserburg der Herren von Tliüngen den Brunnen be¬
setzten. Noch 27« Stunden aufwärts wandern — das war
unmöglich. Also hiess es:
Sucht Quartier I Meine Ge¬
sellschaft kam gut unter
— allzu viel wollten und
brauchten wir nicht zu
zahlen, und bald sass ein
Teil in der Abend kühle am
Rand der Sinn, um sich im
frischen Wasser zu kühlen.
Wie schmeckte uns dann
die reichliche Mahlzeit.
Am zweiten Tage be¬
durften einige Füssc der
Schonung. Darum fuhren
wir mit der Bahn über
JossaBrückenauzu. Unter¬
wegs in Zeitlofs tauchle
auch unser Kamerad
wieder auf. Nach ein-
stündiger Fahrt kamen
die Berge des im roman¬
tischen Tale der vorderen
Sinn gelegenen Bades
Brückenau in Sicht,
zu dessen wohlgekiesten
Pfaden wir freilich nicht
so recht passen wollten.
Nach der Besicht igimg
der schönen, mit Wasser
schlürfenden, geputzten
Menschen angefüllten An¬
lagen ging es weiter zur
Stadt Brückenau, hinter
der wir lagerten. Ver¬
schiedene Einkäufe waren
bei Bäcker und Metzger
vollzogen, die Bratpfanne
wurde über das Feuer ge¬
setzt, Fi|)S hing die Füsse
in das Wasser und hielt
so seine Frühstücksrast.
Die andern sassen und
lagen im Grase. — Nachdem Unter-Riedberg genommen
war, setzte in Ober-Bach ein Regen ein; wir waren in
der Rhön. Unwirtlich sah es aus, ärmlich die Hüllen,
ärmlich die Verhältnisse der Leute. Aber freundlich
nötigten sie uns einzutreten.
Durch herrlichen Hochwald stiegen wir aufwärts zum
Kreuzberg. Droben auf den oft sumpfigen Bergwiesen zeigten
hohe Stangen uns den Pfad; weithin ging unser Blick über
die langgestreckten Mallen und die dahinter auflauchenden
Bergkuppen. Schellengeläut aus der Ferne liess uns die
dort weidenden Kühe auFsuchen, und hier und da trafen
wir einzelne Familien bei der Heuernte. Droben am
Kloster galt es eine List. Bruder Anselm hatte auf vor¬
herige Anfrage, ob wir auf einer Schülerwanderung dort
wohl Unterkommen könnten, geschrieben, es sei kein
Platz vorhanden, da sich viele Wallfahrer angesagt hätten.
Er fürchtete von uns wahrscheinlich viel Lärm und wenig
Bezahlung. Nun waren wir da und mussten die Unter¬
kunft versuchen. Um den vorsichtigen Pförtner zu über¬
rumpeln, sandte ich meine Leute immer je zwei und
zwei; als ich dachte, dass sie wohl alle Aufnahme ge¬
funden, rückte ich ein zu seiner Ueberraschung. Zwar
meinte er auf meine lachende Frage: „Nun können Sie
uns doch brauchen?“ „Brauchen nit, aber dableiben
können’s!“ Bald halten wir uns vom Wanderstaub ge¬
reinigt und unsere Klosterzelle zur Trockenhalle iimge-
ordnet, dann sassen wir
drunten in der Gaststube
am kräftigen Mahl. Wieder
kam Bruder Anselm mit
seiner väterlichen Für¬
sorge: „Jetzt kriegt Ihr
kan Bier meh ; geht erst
rauf zum Kreuz, nach¬
her könnt Ihr noch ans
trinken.“ So geschah’s
denn auch. ln unsern
Hausschuhen stiegen wir
hinauf auf die Bergkuppe,
genossen in der Abend¬
slille aus der Höhe von
lOOOMetern einen wunder¬
baren Rundblick und
sahen in unsere Mäntel
gehüllt in Gruppen im
Grase gelagert dem Unter¬
gang der Sonne zu. Am
andern Morgen ging es
über die Halde hinab ins
Tal und wieder hinauf
zur lange verschütteten
Osterburg, wo gerade
Ausgrabungen stattfanden.
Heule hallen wir wenig
zu marschieren und viel
zu rasten, was besonders
den Füssen Heribalds zu¬
gute kam; drum lagerten
wir im hellen Schein der
Morgensonne gerne und
lange auf dieser Höhe,
von der aus wir die Berge
Eierhauk und Wasser¬
kuppe grössten.
Hinter Franken heim,
wo wir dem Flachsbrechen
zusahen, pilgerten wir
über die Berg wiesen des
Himmeldunks dem an der bayrisch-preussischen Grenze
gelegenen Rhönhäuschen zu. Der Sohn des dort die
Gastwirtschaft führenden Strassenwarls enlgegnete uns
auf unsere Frage nach Milch: „’s ist frisch angesteckt“;
der bayrische Unteroffizier konnte nicht verstehen, dass
wir für seine lockende Anpreisung so gar kein Verständnis
hatten. So füllten wir denn Kochtopf und Flaschen mit
Wasser und suchten uns im Erlengebüsch eine bequeme
Lagerstätte zum Abkochen. Am Millag wanderten wir
auf schmalem Pfad durch das rote Moor hin zur Fulda¬
quelle, bei deren sturmgepeilschten Anlage wir noch¬
mals ein Lagerfeuer entzündeten. Dann hiess es aufwärts
über die grasbewachsene Halde zur Wasserkuppe, deren
Wirtin leider für eine Schülerwanderung wenig Ver-
Ein Freibad
Eine Schneiderwerkstätte in der Rhön
16 DEUTSCHLAND Nr. 1
standnis halle. Das Unterkunflshaus isl freilich nicht
gross, einzelne Touristen mit grösserem Geldbeutel waren
ihr lieber, und so hiess sie uns weiter ziehen. Wir
wären freilich gerne die Nacht droben geblieben, denn
die herrliche Aussicht über Spessart, Taunus und Vogels¬
berg, Knüll, Thüringer Wald und die einzelnen Höhen¬
züge der Rhön war unvergleichlich schön, aber drunten
in Abtsroda fanden wir ein gar behagliches Quartier.
Bei ziemlich kühlem Weiter brachen wir in der Frühe
des folgenden Tages zur weithin sichtbaren Milseburg
auf, einer prähistorischen Befestigung, die heute noch die
Spuren eines festen Ringwalles trägt. Jetzt ist dort eine
vielbesuchte Wallfahrtskapelle. Auf der Kuppe der
„Totenlade“ — wie der Volksmund sagt — ragt ein ge¬
waltiges Kreuz, neben dem die Gestalten der Maria und
des Johannes sich erheben. Am Gedenkstein des ver¬
storbenen langjährigen Vorsitzenden des Rhönklubs,
Schneider, hielten wir Rast, ehe wir nach der Station
hinabstiegen, von wo uns die Bahn an dem schönen Er¬
ziehungsheim Bieberstein vorüber nach Fulda bringen
sollte. Dort war
Vieh markt gehalten
worden, und dem¬
entsprechend eigen¬
artig war das Emp¬
fangs-Komitee, das
uns begrüsste. Dann
schritten wir in die
Stadt hinein, deren
Sehenswürdigkeiten
wir besichtigten. Der
Wagen 4. Klasse war
längst vor Abgang des
Zuges besetzt, als wir
dort einen Stehplatz
suchten. Es ging leb¬
haft zu; es wurde
weitergehandelt. Die
Männer des Handels
kommen kreuz und
quer in der Heimat
umher; sie sind
nicht allzu schüchtern
und haben vielseitiges
Interesse. Uns kannten sie schon: „Sie sind der Herr
Professor aus Darmstadt“, meinte ein Handelsmann aus
Romrod, „und wollen heute in Grebenau übernachten“.
Es war richtig, er war gut unterrichtet. Zunächst ver-
liessen wir den Zug in Salzschlirf. Im Bad müssen
auch wir baden — wo kann dies geschehen? war die erste
Frage, die uns bewegte. Man zeigte uns den Weg, man
gab uns den Schlüssel zu einer etwas einfachen Hütte,
und bald tauchten wir in die kühlen Fluten ein. Dann
sonnte sich eine übermütige Schar im Grase und geno.ss
im leichten Kostüm die dem Rucksack entnommene
Mitlagsmahlzeit Nachträglich erfuhren wir, dass wir bei
einer Privalbadegesellschaft zu Gaste gewesen waren.
Fahrende Schüler sind auch dafür am liebsten in der
Gesinnung dankbar. Als wir noch die Kuranlagen
durchschlendert und im Städtchen uns umgesehen hatten,
fuhren wir weiter durchs Schützer Land. Die Gegend
von Schlitz ist landschaftlich sehr ansprechend. Inter¬
essant aber ist die Volkstracht, die sich hier im Schützer
Land noch erhalten hat. Mit fröhlichem Sang stiegen
wir durch die engen, winkeligen Gassen das Städtchen
hinan. Im Mittelpunkt der altertümlichen Gebäudegruppe
steht die Sladtkirche. Im Innern der Kirche sind ver¬
schiedene beachtenswerte Grabdenkmäler der gräflichen
Familie, darunter eines Grafen, der 1719 als schwedischer
Minister enthauptet wurde. Im Hofe der weilangelegten
Burgbauten rasteten wir einige Zeit. — Dann stiegen wir
nach Besichtigung des mit kunstvollem Astwerkrelief
gezierten Marktbriinnens am hochgelegenen Friedhof vor¬
über durch die Kornfelder, wo allenthalben die Leute in
Tätigkeit waren, in die Lande hinaus. Mit Einbrechen
des Abends gelangten wir nach Grebenau, der Stadt, die
fieiüch den städtischen Eindruck ganz vermissen Hess.
Aber gut aufgenommen und behaglich iintergebracht waren
wir dort in einer Gastwirtschaft.
Früh brachen wir auf, den weiter nördlich gelegenen
Herzberg zuletzt in steilem Anstieg zu erklimmen. In
den weiten Räumen des alten, der Familie der Freiherrn
von Dörenberg gehörigen Schlosses hielten wir lange Aus¬
schau nach dem Vogelsberg.
Vom Herzberg führte uns der Weg hinab in das Tal
nach Gehaus. Der Lehrer des Dörfleins, dessen Bewohner
im Ausheben und Anlernen der DompfalTen gewandt und
bekannt sind, begleitete uns einige Zeit mit fesseln¬
der Unterhaltung die
Höhe hinan. Drunten
zwischen Görzhan
und Weissenfels riefen
die Schnitter uns zu:
„Schafft Ihr in Ober¬
aula?“ und wunderten
sich, dass solche
Kerle in dieser Ernte¬
zeit nichts schaffen
wollten. Am Wald¬
rand, am kleinen Bäch¬
lein,sollte inzwischen
Erbswurst im ge¬
meinsamen Kochtopf
gekocht werden. Ein¬
käufeverschiedenster
Art waren von der in
Unterabteilungen zer¬
streuten Wanderschar
besorgt worden, auch
nach Eiern und Milch
hatten sie Umschau
gehalten. Hochbe¬
packt zogen die letzten aus der Stadt. Wir lagerten
einige Stunden, kochten ab und verzehrten die im
Flecken erworbenen Lebensmittel; dann kam eine lange
behagliche Ruhe gegenüber den vor uns hoch aus dem
Wald emporragenden Hohenwiesen. Bald stiegen wir
langsam, aber stetig den Hauptschwender Fusspfad
hinauf zu den eben erwähnten Hohenwiesen. Ein
prachtvolles Bild breitete sich vor uns aus bis hinaus
zum Vogclsberg; auch die Fernsicht nach der Rhön ist
sehr ergiebig Durch Wald ging es dann später über das
Knüllköpfchen zum Knüllleich. Als der Führer dort als
letzter anlangte, wie er denn gewöhnlich, um keinen
Wandergesellen zurückzulassen,die Marschordnungschloss,
sass fast die ganze Gesellschaft bereits im Wasser, das
in der Tat lockte zum Bad. Ein fröhliches Treiben ent¬
wickelte sich rasch am Wasser, selbst Indianerkämpfe
wurden ausgeführt, und spät erst schlichen wir in den
Hausschuhen — denn der sonst im Quartier übliche
Wechsel der Wäsche und Stiefel war bei dieser Bade¬
gelegenheit vorgenommen worden — der Knüllwirtschaft
zu. Mil den Klängen einer Ziehharmonika stiegen wir
im Dämmern hinauf zum Knüllkopf, wo wir den Anbruch
der Nacht erwarteten. Drunten im Tanzsaal suchten
wir im Strohlager unsere Ruhestätten, so gut es ging.
Brautpaar aus dem Schwalmgrund
Nr. 1 DEUTSCHLAND 17
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Kaum graute der Tag, so waren wir wieder auf den
Beinen; im Freien frübstückten wir, dann stiegen wir
2 um Schwalmgrund hinab.
Der in kulturhistorischer Beziehung so interessante
Schwalmgrund ist sehr fruchtbar, und seine Bewohner
sind durchweg wohlhabend. Sie bilden einen besonderen,
nicht zu verkennenden Volksstamm, der sich mit ganz
■eigenen Sitten und Gebräuchen rein erhalten hat. Der
Schwälmer ist sich dessen wohl bewusst und setzt auf
die weitere Erhaltung alles dessen, was ihn kennzeichnet
seinen Stolz. Er unterscheidet sich auch wesentlich von
den Bewohnern der Umgegend, so dass z. B. mit der
Landesgrenze auch die Tracht aufhört. (Vergleiche auch
den Artikel „Brauch und Glaube auf der Schwalm“ von
Dr.Wilh. Lange in Nr. 6, Jahrg. 1912/13 der „Deutschland“.
Unser Weg führte uns
über Hauptschwenda und
Christerode nach Asterode
hinab. In Hattendorf
hielten wir Einkehr in
einem schönen, grossen
Bauernhof und labten uns
an Buttermilch, die der
biedere Schwälmer uns
gern für geringes Entgelt
überliess. Aber als er sich
mit uns und seinen Haus¬
genossen wollte photo¬
graphieren lassen, da sah
plötzlich der Kopf der
Grossmutter zum kleinen
Fenster heraus, und nicht
allzu höflich klang ihr
Urteil: „Dau midist lauter
olberne Denge“ (Du machst
lauter alberne Dinge), und
augenblicklich verschwand
der Grossbauer von der
Bildfläche.
Kurz hinter dem Dorfe
hielten die Ermüdeten
grössere Rast; vor uns
Jag in der Ferne Alsfeld.
Wenige Leute störten die
Stille; bald schliefen wir.
Die Schwalm lockte einige
zum Bad, ehe wir in Als¬
feld einzogen. Da das
Quartier dank der Liebens¬
würdigkeit eines dortigen
Herrn im voraus geordnet war, konnte es sofort bezogen
werden, nachdem jeder sein Paket mit frischer Wäsche
an der Post abgeholt hatte. Die Stadt bot uns manches
Interessante, besonders am Marktplatz mit seinen ver¬
schiedenen monumentalen öffentlichen Bauten. Wir haben
viel Schönes dort gesehen und viel Freundlichkeit er¬
fahren. Besonders freundlich zeigte sich der Bürger-
nieister, der bereits um 6 Uhr des andern Morgens uns
dem Rathaus zur Besichtigung der dort vorhandenen
Schätze erwartete. Mit fröhlichen Liedern zogen wir in
noch regennassen Wälder auf Romrod zu. Es war
Sonntag. Stille lag auf den Feldern, und der Zauber des
Sonntagmorgens machte sich geltend. Noch sassen nicht
^De Romröder am Kaffeetisch, als wir am Brunnen in
Nähe des Schlosses unsere Wasserflaschen füllten,
weiter ging es auf die Totenkirche in Meiches zu, von
man eine entzückende Fernsicht auf die Rhön und
Thüringer Wald hat. Nach längerer Rast gelangten
wir nach U1 ri ch s t e i n. Das Schloss von Ulrichstein
hat eine alte, interessante Geschichte; auch Blücher hat
hier einmal gewohnt. Nach dem alten Bilde aus 1645
sah es stattlich aus; vor hundert Jahren noch fanden
hier heldenmütige Kämpfe statt, dann ward ein Stein¬
bruch daraus, jetzt stehen die Reste unter Denkmal¬
schutz, und ein Schlossbau-Verein will die Fehler der
Alten wieder gutmachen. Das Städtchen hat manche
ländliche Eigentümlichkeiten. Nach einiger Zeit sass ich
im Ausgang des Städtchens für mich allein. Die Jugend
kochte in einer benachbarten Schlucht; leise murmelten
die Wasser des Brunnens, leise summten die Bienen im
schattigen Lindenbaum, unter dem ich auf breitem Holz¬
stamme lagerte. Durch den Wiesenhof ging es weiter
auf langgestreckten Wegen über Weideland und Wald
die Höhe hinauf zum
H o h e r o d s k o p f, wo wir
alle im Klubhause unter-
kamen. Mit dem Wasser
musste man droben vor¬
sichtig umgehen, aber sonst
war der Abend recht schön,
und das Hereinbrechen der
sternhellen Nacht hielt uns
lange draussen im Freien.
Ueber die Herchenhainer
Höhe stiegen wir zum Dorfe
hinab. Auch Herchen-
hain hatte früher Stadt¬
rechte. Jetzt erinnert nichts
mehr an die Stadt Herchen-
hain als der grosse Vieh¬
marktauf Johanni, von dem
man spottweise berichtet,
es sei an ihm einmal ein
Handelsmann erfroren.
Lange rasteten wir auf
sonniger Heide. Dann
stiegen wir in der Nähe des
grossen Sees nach Gedern
hinab. In tiefer Ruhe lag
das Schloss in greller
Sonnenhitze, während der
Schlossgarten mit präch¬
tigen Baumgruppen zum
Träumen einlud. Dann
schritten wir dem Niddertal
zu. In Merken fri tz er¬
warben wir Milch, um im
nahen Walde Kakao zu
kochen; ein lustiges Lagerleben begann. Draussen an
der Strasse brannte das Feuer, daran lagen zwei recht
leicht bekleidete Gesellen; die andern ruhten im Schatten
verborgen. In Hirzenhain erwartete uns zur Nach¬
mittagsstunde ein Ortenberger Herr, der kopfschüttelnd
darüber quittierte, dass wir nicht mit ihm erst einen
Schoppen trinken wollten. Er fügte sich schliesslich
unserer Art und zeigte uns die alte Wallfahrtskapelle des
früheren Augustinerklosters. Hochinteressant war aber
für uns auch der Besuch der Buderusschen Eisengiesserei,
in der wir alle Betriebe in Tätigkeit fanden, so dass wir
die Entstehung eines Ofens von Anfang an bis zu seiner
Verpackung beobachten konnten. In flottem Marschtempo
zogen wir mit einem Liede in Ortenberg ein. Die
Gartenhütte des Kasinos wurde zum Toilettezimmer, und
bald sassen wir in fröhlicher Runde. Ein vierstimmiger
gemischter Chor erfreute uns durch zahlreiche Lieder,
wofür wir mit unseren Wanderliedern dankten.
18 DEUTSCHLAND Nr. 1
Der Abmarsch erfolgte am anderen Morgen reichlich
drei Stunden später als wir es sonst gewohnt waren, da
es galt, erst das Schloss und Städtchen bei Tageslicht zu
besichtigen. Wir stiegen zur Gla u h u rg, der bedeutendsten
Befestigungsanlage Oberhessens aus vorgeschichtlicher
Zeit, auf einer mit Wald bedekten, die Gegend beherr¬
schenden Bergkuppe hinan, die von einem stellenweise
12 Meter hohen Bollwerk umschlossen wird, das diese
Anlage in gefährlichen Zeiten um so mehr zu einer Zu¬
fluchtsstätte geeignet machte, als innerhalb des zweiten
Walles ein Weiher mit nie versagender Quelle sich aus¬
dehnt. Die Reichsburg Glauburg freilich ist vollständig
verschwunden, sie lebt nur noch in der Sage des Volkes.
Ohne Pfad stiegen wir aus dem dichten Gewirr über die
Aecker nach L i n d h e i m hinab. Im Hofe des Pfarrhauses,
das an den Volksschriftsteller Oeser-Glaubrecht erinnert,
erquickten wir uns an zahlreichen Flaschen Sauerbrunn.
Dann besichtigten wir den Hexenturm und die Kirche,
deren Turm sechs Meter von ihr entfernt steht. Das letzte
Nachtquartier sollte im alten, an Sehenswürdigkeiten so
reichen Büdingen sein; was aber uns zuerst fesselte, das
war die draussen vor
der Stadt liegende
Badeanstalt, in der
wir vor dem Abend¬
essen uns von den
Spuren des beissen
Marsches befreien
wollten. Die Läden
der meisten Häuser
waren noch ge¬
schlossen, als wir in
der Frühe des letzten
Wandertages unser
Quartier verlitssen.
Ueber Herrnbag,
der einstigen Kolonie
der Herrnhuter, er¬
reichten wir die weit¬
hin ins Land ragende
hochgelegene Bonne
bürg, die aus alter
Zeit dem Kundigen
viel von den hier stattgehabten Kämpfen zu sagen weiss
und der die neue Zeit hotTentlich bald einen gründlichen
Schutz gegen die Baufälligkeit bringt; sie verdient es
wirklich. Hier veranstaltete die Dankbarkeit der jungen
Wandergenossen eine kleine Abschiedsfeier. Dann ging’s in
strammem Marsche auf glühend heisser Strasse auf GJeln-
hausen zu, dessen spitze Türme uns schon von weitem
entgegenblinkten. Malerisch aufgebaut lag die Stadt vor
uns, wie sie weithin mit dem stolzen Prachtbau der
Marienkirche die ganze Gegend beherrscht. An die moderne
Zeit erinnert die an Geschichte so reiche Stadt mit dem
in der Nähe des romanischen Hauses stehenden Denkmal
des im Jahre 1834 zu Gelnhausen geborenen Erfinders des
Telephons. Fein ausgeführt sind die Steinhauerarbeilen am
Portal der Marienkirche. Idyllische Plätzchen aber innerhalb
des Städtebildes schalTt die unmittelbare Nähe der Kinzig;
aber am meisten fesselt uns trotz aller Verwüstungen, die
dieseWasserburg erlitten, die Kaiserpfalz. Sie bietet in ihren
Ueberresten noch eine solche Fülle von interessanten Archi¬
tekturteilen — ich brauche beispielsweise nur den Kamin¬
bau im Pallas herauszugreifen — und noch einen solchen
Formenreichlum,dass
sie wohl mit unter
die architektonisch
schönsten Burgen
Deutschlands einge¬
reiht zu werden
verdient. Nach ein¬
gehender Besichti¬
gung wanderten wir
durchs alte Tor dem
Bahnhofe und damit
der Heimat zu mit
dem Bewusstsein,viel
Schönes gesehen und
frohe Tage miteinan¬
der verlebt zu haben,
welche dem Führer
wie den jugend¬
lichen Teilnehmern
wohl stets in freund¬
licher Erinnerung,
bleiben werden.
Ortenberg
Moderne Säuglingsfürsorge.
Von Ada ßattke.
Es ist eine trübe, aber leider nicht zu leugnende Tatsache,
daß die Bekämpfung der hohen Sterblichkeit der Kinder im
zartesten Alter im Leben der zivilisierten Nationen ein noch
immer ungelöstes Problem ist. England, Frankreich, Skan¬
dinavien und selbst das „unzivilisierte" Rußland weisen
niedrigere Sterblichkeitsziffern auf als gerade Deutschland —
Rußland wohl zumeist deshalb, weil dort noch am häufigsten
die Mutter ihr Kind selbst nährt und nicht auf künstlichem
Wege, also mit der Flasche, großzieht. Gerade die Er¬
nährungsfrage ist für das erste Kindesalter von hervor¬
ragender Bedeutung. Und alle Maßnahmen auf dem schwierigen
Gebiet der Säuglingsfürsorge sind von diesem Gesichtspunkte
aus zu betrachten. Solange nicht Verhältnisse geschaffen
werden, die es ermöglichen, daß die Frau des Volkes ihren
Kindern wenigstens im ersten Halbjahr nach der Geburt
leben kann, ohne für den Unterhalt der Familie mitarbeiten
zu müssen, solange es immer noch Leute gibt, die leicht¬
herzige Mütter in ihrer Absicht, ihr Kind nicht selbst zu
stillen, unterstützen, so lange ist endgültige Besserung des
Uebels kaum zu erwarten. Auffallen muß, wie wenig die Schule
tut, an dem Kulturwerk der Säuglingsfürsorge wenigstens in
direkt mitzuwirken. Da den älteren Geschwistern häufig die
Sorge um das Wohl und Wehe der jüngeren und jüngsten
für einen großen Teil des Tages überlassen bleibt, steht
solch ein dreizehnjähriges Mädchen, von der Mutter oft nur
mangelhaft unterwiesen, hilflos vor einer Aufgabe, an der
sogar Erfahrene scheitern. Immerhin muß anerkannt werden,,
daß man am Werk ist. Großzügige und kleinere Unter¬
nehmen haben die Belehrung über die Säuglingspflege zu
einem wichtigen Teil ihrer Aufgaben gemacht. Und was
vor zwei Jahrzehnten nicht einmal die Mehrzahl der Aerzte-
schaft als Notwendigkeit erkannte, die Kinderheilkunde als
eine Sonderdisziplin aufzufassen, nimmt heute einen breiten
Raum in den öffentlichen sanitären Vorkehrungen aller
Kulturstaaten ein; Säuglingsfürsorge in gesonderten Anstalten
für kranke Säuglinge mit Beratungsstellen für die Mütter und
Unterricht in der Säuglingspflege für alle, die sich dafür
interessieren. Groß-Berlin hat zwei Musterinstitute, von
denen das im Westen errichtete „Kaiserin-Auguste-Viktoria-^
Haus zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit" mit seinea
Nr. 1 DEUTSCHLAND IQ
Waldschulen und Krippen, seinen Säuglingsheimen und seiner
Jugendfürsorge, trotzdem es auch kranke Säuglinge auf¬
nimmt, im besonderen eine Forschungsanstalt für Säuglings¬
ernährung ist, während im Nordosten durch die Initiative der
Gemeinde Weißensee und ihres Bürgermeisters Dr. Woelck
das erste Säuglingskrankenhaus Preußens erstand. Eine
Musteranstalt im wahren Sinne des Wortes, die ihre ganz
besondere Stellung unter den Säuglingsheilanstalten den
Einrichtungen verdankt, durch die sie den Charakter eines
allgemeinen Krankenhauses für Säuglinge gewinnt. Es nimmt
seine kleinen Patienten nach Notwendigkeit in die verschie¬
densten, von Fach-Autoritäten geleiteten Spezialabteilungen
auf, z. B. für Augen-, Haut-, Hals-, Ohren-, ansteckende und
chirurgische Krankheiten, ohne daß dabei die für die Er¬
nährungsweise und für die Berücksichtigung der kindlichen
Eigentümlichkeiten ausschlaggebende Stellung des Kinder¬
arztes, also die Allgemeinbehandlung, beeinträchtigt wird.
Gleichzeitig aber erhält die Anstalt gemeinnützige Bedeutung
dadurch, daß Frauen auch schon vor der Geburt ihres Kindes
Aufnahme finden, und daß eine Nahrungsbereitungs-Anstalt
und ein Muster-Kuhstall, eine Fürsorgestelle, die eine Müiter-
Beratungsstelle ist, eine Freiluftkrippe und Stillstuben, ein
Ammenvermiltlungsamt und ein Aufsichlsamt für das Halte-
und Pflegekinderwesen, auch gesunde Säuglinge berück¬
sichtigen und in Schutz nehmen. Allerdings scheint es
schwierig zu sein, einfachen Frauen die Bedeutung einer
Mütterberatungsstelle klar zu machen. Die Verwechslung
der zur vorbeugenden Ueberwachung der Säuglinge ge¬
schaffenen Einrichtung mit einem poliklinischen Institute ist
eine gewöhnliche Erscheinung, die üble Nachteile zeitigt.
Häufig kommen die Mütter erst, wenn die Kleinen bereits
erkrankt sind, anstatt für die Behandlung ihrer gesunden
Kinder Rat zu holen. Aber auch darin wird Wandel ein-
treten, sobald die moderne Säuglingsfürsorge nicht auf
großstädtische Musteranstalten, auf die Krankenhauspflege
beschränkt bleibt, sondern auch im kleinsten Gemein¬
wesen die Fürsorge schon bei den gesunden Säuglingenr
ja bei dem noch nicht geborenen Kinde einsetzt und
neben anderen Schutzmaßnahmen für Mutter und Kind
auch Beratungsstellen in solcher Zahl eingerichtet werden,
daß es für die an Zeitmangel leidende Arbeiterin keinen
Zeitverlust bedeutet, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das Deutsche Haus in New York.
Von Dr. Friedrich Schoenemann (Middletown, Conn. U. S. A.).
Das Deutsche Haus in New York liegt nur wenige
Minuten von den stattlichen Gebäuden der New Yorker
Columbia-Universität entfernt und ist das Geschenk
eines hochherzigen Amerikaners an die Universität.
Ein tüchtiger Columbia-Professor für moderne deutsche
Literatur, Rudolf Tombo jun., ist sein energischer
Leiter und ständiger Verwalter. Es ist der Hauptsitz der
Germanistischen Gesellschaft von Amerika (Germanistic
Society of America), zugleich das schönste Symbol der
großartigen Tätigkeit dieser 1904 gegründeten Gesell¬
schaft, die dem geistigen Austausch zwischen Deutsch¬
land und Amerika dient und unermüdlich Vorträge über
alle Gebiete der modernen deutschen Kultur sowie
Kunst- undMu sikabende für ganz Amerika veranstaltet.
Ihr „korrespondierender Sekretär", eben ProfessorTombo,
ist nun der treibende, planende und ausführende Geist.
Für die Mittel zur Erhaltung des Deutschen Hauses treten
hauptsächlich Deutschamerikaner ein und daneben nicht
wenige Amerikaner nichtdeutscher Abkunft; fast alle sind
Mitglieder der erwähnten Germanistischen Gesellschaft.
Außenansicht des Säuglingskrankenhauses Berlin-Weißensee, das von Gemeindebaurat Bühring erbaut wurde
(Zu nebenstehendem Artikel)
20 DEUTSCHLAND Nr. 1
Das würdig ausgestattete Deutsche Haus dient viel¬
seitigen praktischen Zwecken. Neben einer akademi¬
schen Auskunft stelle, die von Prof. Tombo gleich
nach der Gründung des Hauses 1910/11 eingerichtet
worden ist und mit
der Auskunftstelle der
Berliner Universität
erfolgreich zusammen¬
arbeitet, beherbergt
das Haus eine schon
mehr als 2000 Bände
starke Bücher-Samm-
lung der modernsten
deutschen Literatur
seit 1870, womit etwas
in Deutschland und
in Amerika ganz Ein¬
zigartiges geschaffen
worden ist. Außer der
schöngeistigen Lite¬
ratur finden sich hier
noch die wichtigsten
Werke über dieDichter
und ihre Dichtungen,
über Aesthetik, Kunst¬
geschichte, Heimat¬
kunde u. a. m., die
besten deutschen Zeit¬
schriften und Zeitun¬
gen, eine hübsche
Sammlung von Erst¬
drucken und vonPhoto-
graphien der Zeitge¬
nossen und endlich:
eine Art Sammelstelle
für all das sonst ver¬
loren gehende kri¬
tische Material zur
zeitgenössischen Lite¬
ratur, d. h. für die
vielen zerstreuten Auf¬
sätze und Artikel in
Zeitschriften und Zei¬
tungen. — So ist zum
Studium der modem¬
deutschen Literatur und Kultur und zur allgemeinen
Orientierung auf diesem Gebiet die denkbar beste
Gelegenheit geboten. Die schöne Lage und allge¬
meine geschmackvolle Innenausstattung des Deutschen
Hauses, die noch durch
einige gute Kunst¬
werke und Kunst¬
gegenstände erhöhten
Wert erhält, verbinden
zudem das Praktische
mit dem Angenehmen.
Sie machen das Haus
hervorragend geeignet
für seinen weiteren
Zweck, nämlich als
sozialer Mittelpunkt
der Germanistischen
Gesellschaft und ihrer
zahlreichen Freunde
und Gäste zu dienen.
Auch die deutschen
Austauschprofessoren
finden in den Gast¬
räumen des Hauses
für die Zeit ihres
NewYorker Aufenthalts
eine angenehme und
bequeme Wohnung.
Das Deutsche Haus
ist ein vielversprechen¬
der Anfang, dessen
vorzügliche Weiterent¬
wicklung auch durch die
Persönlichkeit seines
Direktors, des als Do¬
zent und Organisator
rühmlich bekannten
ProfessorsTombo, ver¬
bürgt ist. Beide ver¬
dienen hüben wie
drüben allseitige Be¬
achtung und Anerken¬
nung und die treueste,
fleißigste Mitarbeit von
Presse und Publikum.
Deutsches Haus in New York
Auf der Bilderjagd
Ein Vorfrühlingswaldgang am Rhein.
Zu keiner Zeit des Jahres erscheint der Wald so ge¬
heimnisvoll und so voll Heimlichkeit, wie im Vorfrühling,
wenn die Schnepfe streicht. Dann geht, wenn der Abend
aus den Gründen heraufwächst, so ein Ahnen und Fragen
und Flüstern durchs Gesträuch, als ob allerhand Gnomen
und Elfen aus dem Winterschlaf erwachten und sich wispernd
und tuschelnd für den Frühling einrichteten. Auch im
Menschenherzen drin regt sich was, ein seltsam-süßes Sehnen
und Bangen wie eine Sekundanerliebe.
Das ist die rechte Zeit für die Bilderjagd, denn in dieser
erwartungsvollen Stimmung sieht man alles in besonderer
Beleuchtung.
Bilderjagd? Kleist hat das Wort geprägt und'Goethe
teilt es in „Dichtung und Wahrheit" mit. Wenn ich im
Von Arthur Rehbein.
März auf die Höhen steige, hat es doppelte Bedeutung für
mich, ist es doch das wirkliche Weidwerk, das mir zur
Bilderjagd wird.
Und in diesem Jahre war die Jagd, die wirkliche und
die poetische, recht ergiebig.
Freilich sah ich auch mit vier Augen. Hatte mir einen
Jagdgehilfen mitgenommen, in dessen großen Blicken alle
Schönheit, sich spiegelnd, an Tiefe unendlich gewann.
O, du liebes, schwarzlockiges Mädchen von Köln, ich
werde, das weiß ich, keinen Lenz mehr erleben, in dem nicht
die Erinnerung an dich in mir aufsteigt, wie die Triebkraft im
Gezweig; der Hauch deines Wesens wird mich umwittem, und
wie einem zuweilen aus dem leisen Duft eines reifen Apfels der
Blütenrausch eines rosig und weiß überschneiten Pfingstgartens
i Nr.l Nr/I DEUTSCHLAND 21
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1
in die Sinne flutet, so werd' ich
nach vielen, vielen Jahren noch
in heißer Sehnsucht diesen ver¬
schollenen Zauber neu empfinden,
wenn ich um die Osterzeit durch die
erwachenden Wälder schreite.-
In Rolandseck hatte ich sie ab¬
geholt. Wie ein lichter Schmetter¬
ling, der eben aus der braunen
Hülle seines engen Winterkerkers
schlüpft, so entfaltete sich ihre
strahlende Jugend aus dem Dunkel
der Fahrzelle, und ich nahm sie
vom freundlichen Geschick, wie
man einen Strauß frischer Blumen
entgegennimmt.
Frühling I Frühling I Frühling I
jauchzte meine Seele. Meine
Augen jubelten wohl auch, das
merkte ich an dem aus Erstaunen
und ermutigender Milfreude ge¬
mischten Gesichtsausdruck des
Bahnsteigschaffners.
Schon waren wir ein gehörig
Stück den Rhein entlang ge¬
schritten, schon hatten wir uns
ans andere Ufer kahnen lassen,
schon kletterten wir hinter Rhein¬
breitbach die Weinberge hinan
und hatten fast noch kein Wort
gesprochen. Mit den Lippen
nicht; Augen und Hände erzählten dafür in einem fort.
Nun blieben wir zum erstenmal stehen und schauten ins
Tal hinab. Welch ein BildI Die heiteren Berge drüben und
hüben, dazwischen der feierliche
Glanz des ehrwürdigen Stromes,
nah unter uns die durcheinander¬
gewürfelten Dächer des Dörfchens,
aus denen die Türme der kleinen
Kirche, der oberen und der unteren
Burg herausragen, und das alles
in einem braunen Ton gleich einem
Kupferdruck, von der sinkenden
Sonne mit feiner Goldglasur über¬
haucht. Und dort im Norden in
duftigen blauen Schleiern die
sieben Prinzessinnen, welche des
Drachenfelsen Krone mit hoch¬
erhobenen Armen emporrecken.
Ueber uns kreist hellbraun ein
Sperber; am Rande des Gehölzes
einigt sich ein Hasenpaar über
den Hochzeitstag, und irgendwo
tönt das Kirwitt eines freienden
Rebhahnes. Frühling I Frühling I
Im Walde selbst dann schon
tausend Stimmen und Stimmchen.
Ich führe meinen braunäugigen
Kameraden behutsam bis unter
den Eichenast, auf dem der Specht
mit wildem Eifer hämmert. Mit
welcher Kraft und Schnelligkeit
er den kleinen Schädel bewegt I
Nun sind wir schon recht hoch.
Am Auge Gottes, einer kleinen
Hütte mit schlichtem Heiligenbild. Hier machen die Jäger
von Unkel, Rheinbreitbach und Honnef allemal Rast, wenn
sie auf die Höhen steigen. Drum setzen auch wir uns auf
□ Professor Dr. Rudolf Tombo jun., □
□ Direktor des Deutschen Hauses □
Deutsches Haus in New York: Akademische Auskunftstelle
22 DEUTSCHLAND Nr. 1
die Holzbank, und ich erzähle der kleinen Ada von meinen
sonstigen Jagdkumpanen. Ach, einer, der sonst immer sofort
hinaufstieg, wenn er im Tal die graue Bachstelze oder das
erste Hausrotschwänzchen, die Schnepfenmelder, sah, er
liegt jetzt unten neben der Kirche; der Jäger Tod hat ihn
im Winter zur Strecke gebracht.
Just bericht ich's, da raschelt's seitwärts im Gebüsch,
daß meine Freundin erschrocken zusammenfährt — im
nächsten Augenblick spür' ich selbst ein leises Frösteln im
Nacken: da steht schnuppernd der alte Wotan, des Ver¬
storbenen stichelhaariger Vorstehhund I Das Tier muß ge¬
fühlt haben, daß die Zeit da war, wo sonst sein Herr mit
ihm den ersten Jagdgang machte, und da er es nicht holte
und es ihn nirgend fand, ist es den weiten Weg — wir sind
fast zwei Stunden überm Ort — allein gelaufen und sucht
nun weiter an der Stelle, wo der alte Flohr sonst rastete.
Da werden noch mehr wehmütige Erinnerungen wach.
Muß eines anderen Freundes gedenken, der gerade in dem
wächst vor mir aus dem dichten Dunkel des Unterholzes,
und nun seh' ich gewiß und wirklich ein schweres schwarzes
Kreuz auf goldenem Grunde. Auch sie sieht's und drängt
sich zitternd an mich. Nur eine Sekunde freilich dauert
die Vision, dann wissen wir, daß es der Mond ist, welcher
dort auftaucht und für einen Augenblick hinter einem
seltsam regelmäßigen Astgebälk stand. Aber wir können
uns jetzt erklären, wie Sankt Hubertus zu seiner Er¬
scheinung kam, und können uns vorstellen, wie sie ihn in
die Knie zwang. —
Oooack-oooack — da kommen siel Paßt auf, paßt auf,
ihr OculiI
Der Balzlaut des Schnepfs bohrt sich sozusagen in die
Dunkelheit hinein; wer ihn als Jäger einmal kennt, den durch¬
zuckt es, wenn er ihn zum erstenmal im Jahre wieder hört.
ststst — wo ? dal
„Eine Fledermaus I" ruft mein Kamerad, aber schon
knallt's, und die „Fledermaus" wirbelt stracks herunter.
:
••••••
Blick auf das Siebengebirge von Rolandseck aus
Augenblick von dem Stärkeren ereilt wurde, als er im Juni¬
grün auf einen Rehbock im Anschlag lag und just den Finger
zum Schuß krümmen wollte. Totentanz I Als wir dann drei
Tage später auf dem Pantaleonsberg — dem Kirchhofshügel
dicht am Rhein — neben seinem offenen Grabe standen, da
schmetterte aus dem dichten Laub der Kirchenlinde eine
Nachtigall so inbrünstig in die Predigt des Pfarrers hinein,
daß uns allen das Herz bebte. —
Abenddämmerung. Ich und mein Trautgeselle stehen
oben hoch überm Rhein am Asenberg und warten auf den
Brautzug des Ostervogels. Wie mit der Schere ausgeschnitten
steht das Geäst der Bäume gegen den abendrotüberglühten
Himmel. Immer weniger werden der Stimmen um uns her,
je mehr das Rot verblaßt — schließlich schweigt der Tag —
eine kurze Pause — und mit einem hohlen Käuzchenschrei
beginnt die unheimlichere Musik der Nacht.
Da auf einmal — ein Wunder! Herrgott, wird durch
die Gegenwart meiner braunen Fee die Welt um mich her
wahrhaftig zu einem Märchen?! Ein geheimnisvoller Glanz
Ha, ha — Halalli, da liegt die Schnepfe! Wenn wir sie
nur erst hätten! Schade, daß wir Wotan nicht bei uns
behalten konnten!
ststst — oooack — aufgepaßt! Zwei Riesenschmetter¬
linge torkeln durch die Luft. Bumm — nun torkelt der eine
nicht mehr. Hurra!
Früher hab’ ich oft weidlich geflucht beim Schnepfen¬
suchen ohne Hund; heut' abend merk' ich, daß das doch
seine Reize hat, wenn — zwei Mädchenaugen suchen helfen
und zwei schlanke Hände mit den groben Jägerfäusten vereint
das Heidekraut durchpirschen.
So schön ist's, daß ich fein schweige, als ich die zweite
Schnepfe finde, sie rasch in die Tasche stopfe und eifrig
weiter suche.
Ewig können wir freilich nicht suchen, und so hab' ich
ihr denn schließlich meine List gestanden und die Buße
dafür — oder waren's der Busserl mehr? — ehrlich bezahlt
auf dem traumhaft schönen Heimweg aus dem weichen
Schwarz des Waldes hinunter in das Lichterbeet des Rheintals.
Nr.I DEUTSCHLAND 23
Uraufführung des Musikdramas „Die drei Masken" von Jsidore de Lara.
Von A. Eccarius-Sieber.
Nach verschiedenen Neueinstudierungen bekannter
und unbekannter Werke, der Erstaufführung von „Oberst
Chabert", der Uraufführung von „Theodor Körner" von
Alfred Kaiser wurde das Musikdrama „Die drei Masken"
von Jsidore de Lara am 6. März im Düsseldorfer
Stadttheater zur allerersten deutschen Inszenierung
gebracht.
Die Dichtung Meres, von Otto Neitzel sinn¬
gemäß ins Deutsche übertragen, schildert die Liebe
des jungen Korsen Paolo della Corba zu der Tochter
Viola des wenig geachteten Vescotelli. Der stolze
Vater Paolas widersetzt sich der Heirat und überschüttet
die Angehörigen des Mädchens mit Hohn und Ver¬
achtung. Das fordert Rache. Während des ausge¬
lassenen Karnevaltreibens, an welchem sich auch das
Liebespaar, die bevorstehende Trennung auf Stunden
vergessend, beteiligt, verschaffen sich die drei Brüder
der Viola, als Arlekin, Dicker August und Mönch ver¬
kleidet, Eintritt in das Haus des alten Prati della Corba.
Sie schleppen einen sinnlos betrunken erscheinenden
Pierrot mit sich und belustigen durch ihre Späße den
Alten und seine Haushälterin Mancecca. Doch schlie߬
lich steigern die Anspielungen der geheimnisvollen
Gäste Pratis Sorge um den immer noch nicht zurück¬
kehrenden Sohn. Er weist den Fremden die Tür. Sie
aber lassen ihren Pierrot sitzen, in dem Prati die Leiche
seines Sohnes Paola erkennt. Verzweifelnd wirft sich
der Alte auf den Ermordeten, und als nun Viola er¬
scheint, um ihren Geliebten zu suchen, den sie im
Faschingstreiben verlor, will sie Prati töten. Doch
Mancecca versöhnt ihn mit der Unglücklichen: ihr
Sohn soll wie der Ermordete Paolo heißen. . . . Harm¬
lose Kinderszenen, wüstes Karnevalstreiben, Gewitter¬
szene, lyrische Liebesepisoden wechseln, oft ineinander¬
greifend, miteinander ab. Die Handlung ist bühnen¬
wirksam und klar gegliedert. Die Musik aber entbehrt
des bedeutenden Untergrundes, einer kraftvollen Er¬
findung und Gestaltung. Infolgedessen kommen die
nicht ungeschickt gewählten Leitmotive ebensowenig
zur Geltung, wie die gut getroffenen Detailschilderungen.
Die Instrumentierung weist manchen interessanten,
grotesk wirkenden Einfall auf. Am besten gerieten
die Liebesszenen, der Schluß des zweiten, Einzelheiten
des dritten Aktes, während der dramatisch fesselnde
Schlußakt durch die Mattigkeit der musikalischen Er¬
findung beeinträchtigt wird. Die Wiedergabe des Musik¬
dramas war sehr anerkennenswert. Die Orchesterpartie
brachte Alfred Fröhlich vorzüglich heraus, in den
Partien des Prati, des Paolo, der Viola zeichneten sich
Richard Hedler, Jacques Sorreze, Agnes
Wed ekind-Klebe besonders aus. Auch die Mancecca
von Magda Spiegel war eine charakteristisch und
gesanglich vornehme Leistung. Den Vescotelli gab H e r-
mannWucherpfennig mit Energie und Kraft, die drei
Masken fanden in Gustav Waschow, Eugen Albert
und Hubert Mertens geeignete Vertreter. Werk
und Aufführung wairden recht beifällig aufgenommen,
ohne jedoch einen dauernden Erfolg zu verheißen.
II
„Die drei Masken", Musikdrama von Isidore de Lara — Deutsche Uraufführung im Düsseldorfer Stadttheater
Von links nach rechts: Der dicke August (E. Albert), Paolo (J. Sorreze), Prati (R. Hedler), Der Arlekin (G. Waschow),
Der Mönch (H. Mertens), Mancecca (M. Spiegel) (Phot.: W. Frohsinn, Düsseldorf)
24 DEUTSCHLAND Nr. 1
Die Bedeutung der neuen Lötschbergbahn im intern. Eisenbahnverkehr.
Von A. N i st 1er.
Wer die Eisenbahnkarte betrachtet, der wird finden, daß
die Schweiz trotz ihres dichten Verkehrsnetzes und trotz der
Gotthard- und Simplonlinie gegen Italien bisher einer
Eisenbahnlinie entbehrte, die aus dem Herzen der Schweiz
über die östlichen Gebirgswälle hinweg eine unmittelbare
Verbindung mit dem Wallis und mit Italien herstellt.
Wenn auch die Gotthardbahn den gesamten Verkehr, der
ihr aus der Nordschweiz und aus Süd- und Westdeutschland
zufließt, und die Simplonlinie den Verkehr der Südost-Schweiz
und aus Frankreich nach Italien leiten, so blieb doch die
Zentralschweiz bisher ohne eine derartige direkte Verbindung,
da sowohl die Gotthard- als auch die Simplonlinie das
Berner Gebiet umgehen.
Die Bestrebungen des Kantons Bern mußten deshalb von
jeher darauf gerichtet sein, sich von diesen beiden Linien,
die seinen Verkehrsinteressen wenig zu nützen vermochten,
möglichst unabhängig zu machen. Wenn die Stadt und der
Kanton Bern die Erbauung der Gotthard- und auch der
Simplonlinie trotzdem moralisch und auch finanziell auf das
tatkräftigste fördern halfen, so taten sie es aus dem Grunde,
um die der Schweiz so überaus wichtigen beiden Alpen¬
bahnen zur Ausführung zu bringen, von denen man
eine bedeutende Verkehrssteigerung erhoffte, und in der
sicheren Erwartung, daß mit dem zunehmenden Fremden¬
verkehr zwischen diesen beiden Alpenbahnen eine dritte
notwendig werden würde — eine Berner Alpenbahn mit
dem Anschlüsse an die Simplonbahn, die direkt mit dem
Wallis und mit Italien verbindet.
Diese auch für den internationalen Verkehr sehr wichtige
Bahn ist nun durch die Lötschbergbahn geschaffen
worden, die nicht nur die landschaftlich schönste, sondern
auch die technisch interessanteste Bahn der Schweiz bildet.
Das Projekt einer Berner Alpenbahn tauchte bereits 1852
auf. Damals war die Grimsel als die Verbindungslinie
mit Italien ausersehen. Dieses Projekt trat eine Zeitlang in
ernstliche Konkurrenz mit dem Gotthardprojekt. 1866 leistete
aber der große Rat von Bern auf das Grimselprojekt Verzicht
in der Voraussetzung, daß, wenn späterhin einmal die
Simplonlinie gebaut werden würde, Bern durch die Gemmi
an dieselbe Anschluß finden würde. So ist der Gedanke
einer Verbindungsbahn zum Simplon vom Kanton Bern
40 Jahre lang getreulich festgehalten worden, bis endlich
die Lötschbergbahn seine Verwirklichung brachte.
Der Lötschberg bildete schon in früheren Jahrhunderten
einen wohlbekannten und viel begangenen Alpenpaß und
vermittelte den Verkehr zwischen Bern und dem Wallis. So
konnte es kaum überraschen, daß für eine Berner Alpenbahn
zum Simplon in erster Linie eine Bahn durch den Lötsch-
berg geeignet erschien. Es erschien zwar auch eine Bahn
durch die Gemmi, eine Wildstrubel- und Grimsel-
bahn dem Berner Gebiete außerordentlich vorteilhaft. Doch
nach dem übereinstimmenden Urteile der Sachverständigen
bot die Ausführung des Lötschbergprojektes gegenüber den
anderen genannten Projekten überwiegende Vorteile mancherlei
Art, so daß man sich schließlich auf das Lötschberg-
projekt einigte. Die sorgfältigsten Vorstudien und Unter¬
suchungen wurden eingeleitet und fortgeführt. Schließlich
war man so weit, auf der Grundlage des so gewonnenen
Materials ein detailliertes Projekt der beiden Ingenieure
Hittmann und Greulich als das geeignetste auswählen und
als das offizielle Lötschbergprojekt annehmen zu können.
Dieses Projekt ist auch mit einigen Abänderungen zur Aus-
(Zum Artikel auf vorstehender Seite)
„Die drei Masken", Musikdrama von Isidore de Lara — Deutsche Uraufführung im Düsseldorfer Stadttheater
Von links nach rechts, sitzend: Mancecca (Magrda Spiegel), Viola (Agnes Wedekind-Klebe), der Komponist: Isidore de Lara;
stehend: Oberregisseur.Robert Leffler, Prati (R.Hedler), Paolo (J.Sorreze), Kapellmeister Alfred Fröhlich, Der Mönch (H.Mertens),
Der Arlekin (G. Waschow), Der dicke August (E. Albert), Direktor Ludwig Zimmermann (Phot.: W. Frohsinn, DüsseldorO
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Von der Lölschbergbahn: Links Viadukt bei der Ruine Felsenburg und die Birre
Von der Lötschbergbahn: Blick auf das Doldenhorn
26 ÜB
DEUTSCHLAND Nr. 1
führung“ gebracht worden. Da die Ausführung der Lötsch-
bergbahn den schweizerischen Verkehrsinteressen außer¬
ordentlich von Vorteil sein wird, so stand die Bundesregierung
nicht an, dieses bedeutende nationale Werk mit einer Sub¬
vention von 17,5 Millionen Franken zu fördern. Am
27. Juli 1906 konnte sich schon die „Berner Alpen-
bahngesellschaft'' mit einem Kapital von 45 Millionen
Franken konstituieren. Für die Baukosten der Linie von
Frutigen nach Brig waren einschließlich der Land¬
erwerbungen, des Rollmaterials und der elektrischen Aus¬
rüstungen 83 Millionen Franken vorgesehen. Davon entfielen
auf den großen Lötschbergtunnel allein 37 Millionen. Die
Bahn durchfährt ein an entzückenden Naturbildern reiches
Gebiet und bildet mit ihren zahlreichen kunstvollen Brücken
und Viadukten, besonders aber mit ihren großen Tunnels
ein Meisterwerk der modernen Gebirgsbahnbaukunst. Der
erste Teil der neuen Berner Alpenbahn hat seinen Ausgangs¬
punkt in Frutigen, das mit Bern bereits durch eine Lokal¬
bahn verbunden war. Unmittelbar nach Frutigen über¬
schreitet die Bahn den Engstligen-Bach und bei
KanderbrückedieKander. Die Maximalsteigung von
27 7uo beginnt gleich bei Frutigen. Auf Frutigen folgen die
sehr idyllisch gelegenen Stationen Mittholz, Felsen¬
burg und Kandersteg; letztere liegt 2 Kilometer vor
dem nördlichen Ausgange des großen Tunnels, der eine
Länge von 13735 Meter besitzt. Die Durchbohrung des
Lötschberges in dieser beträchtlichen Länge bot natürlich
große technische Schwierigkeiten an und für sich. Dazu
kam noch, daß am 24. Juni 1888 entgegen aller Berechnung
das Gasterental, das bis in diese Tiefe reicht, angeschlossen
wurde und sich ungeheure Schuttmassen in den Tunnel er¬
gossen, was 25 Arbeitern das Leben kostete. Dieser un¬
vorhergesehene Zwischenfall in der Ausführung des projek¬
tierten Tunnelbaues machte eine Fortsetzung der Arbeiten
drei Monate lang unmöglich und den Bau einer Umgehungs-
trace notwendig, welche die ursprüngliche Tunnellänge um
800 Meter verlängerte.
Direkt am Südausgange des Tunnels liegt die Station
Goppenstein. Nach dieser Station übersetzt die Bahn die
Lonza, durchfährt dann in mehreren Tunnels die schwierige
Berglehne und erreicht 440 Meter über der Talsohle das
Rhonetal und diesem folgend teils offen, teils in Tunnels
die Stationen Giesch, St. German, Lalden, Briger-
bad und Brig, wo die direkten Wagen von der Simplon-
linie weitergeführt werden. Die kleineren Tunnels haben
eine Gesamtlänge von 10300 Meter, der Kehrtunnel bei Mitt¬
holz ist 1850 Meter, die Tunnels zwischen Goppenstein und
Giesch sind zusammen 6400 Meter lang, lieber dieEngst-
ligen bei Frutigen, die Kander bei Kanderbrücke, die
Lonza bei Goppenstein, den Marchgr aben im Lötschen-
tal, die Schluchten der Jolli und des Baltschieder-
B ach es, ebenso über die Rhone bei Brig führen Viadukte.
Der Kulminationspunkt der Lötschberglinie liegt 1245 Meter
über dem Meere. Der Betrieb wird elektrisch. Die Energie
liefern die vereinigten Kander- und Hageneckwerke,
auf der Südseite die Lonzawerke.
Vermöge ihrer verkehrstechnischen Bedeutung wird die
neue Lötschbergbahn im europäischen Eisenbahnnetze einen
wichtigen neuen Bestandteil bilden, der geeignet ist, einen
Teil des Auslandverkehrs nach der Schweiz zu lenken. Die
Verkehrszone der Lötschbergbahn umfaßt einen sehr großen
Teil der Schweiz, dann Frankreich und Norditalien, ein¬
schließlich seiner Seehäfen, und im Osten Südösterreich.
Die Abkürzung, welche die Lötschbergbahn beispielsweise
der Strecke Spiez—Brig gegenüber einer Fahrt mit der
Simplonlinie bringt, beträgt 189 Kilometer, das sind sieben
Fahrstunden. Der Montcenis-Verkehr wird der Lötschberg¬
linie wegen ihrer direkten Verbindung Frankreichs mit Italien
einen namhaften Verkehr abgeben müssen. Durch die An¬
näherung der Zentral- und Ostschweiz an das Wallis und
an Italien werden die Kantone Bern, Solothurn, Basel,
Neuenburg und Freiburg eine starke Belebung des
wirtschaftlichen, politischen, geistigen und gesellschaftlichen
Lebens erfahren. Im Wallis, das bisher von dem größeren
Teile der Schweiz abgeschlossen war und deshalb an dem
regen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwünge der
Schweiz keinen direkten Anteil nehmen konnte, wird die
Lötschbergbahn den Absatz der landwirtschaftlichen und in¬
dustriellen Erzeugnisse wesentlich erleichtern und eine starke
Belebung des Fremdenverkehrs herbeiführen. Der mit enormen
Kosten erbauten Simplonlinie, die nur eine Hauptader aus
Mittelfrankreich über Vallorbe und Lausanne besitzt, wird
durch die neue Lötschbergbahn ein bedeutender Zufluß an
Verkehr erwachsen. Da jede Verbesserung im Verkehrs¬
wesen eines Landes, die eine lebhaftere Zirkulation zur
Folge hat, allenthalben Aufschwung und Entwickelung bringt,
so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die für die Lötsch¬
bergbahn gebrachten nationalen Opfer allen Gebieten der
Schweiz reiche Früchte bringen werden.
Die Schweiz muß als ein Industrieland ersten Ranges,
das in erster Linie auf eine Steigerung seines Fremdenver¬
kehrs angewiesen ist, naturgemäß ein großes Interesse daran
haben, aus dem Auslande möglichst viel Verkehr durch ihr
Gebiet zu leiten. Je länger die in der Schweiz durchfahrenen
Strecken sind, desto mehr nimmt die Schweiz an dem
internationalen Verkehr direkt Anteil, desto mehr steigert
sich aber auch der Verkehr im Lande selbst. Es ist von großem
Interesse, dem nach den Grundsätzen einer großzügigen
Verkehrspolitik planmäßigerfolgenden Ausbau des schweizeri¬
schen Eisenbahnnetzes zu folgen. Man könnte davon manches
lernen, vor allem, wie man Sonderbestrebungen den all¬
gemeinen Interessen unterordnen soll, um das Verkehrs¬
wesen zur höchsten Entwickelung zu bringen. Die Schweizer
Kantone wissen ganz gut, daß ihren Verkehrsinteressen durch
den Bau einer wichtigen internationalen Linie besser genützt
wird, als wenn eine Bahn von nur lokaler Bedeutung gebaut
würde. In Oesterreich und besonders in Tirol denkt man
darüber wesentlich anders. Da will jeder Bezirk, ja jeder
Ort von einiger Bedeutung sein eigenes „Bähnle" haben und
macht Zugeständnisse allgemeiner Art von der Erfüllung der¬
artiger Forderungen abhängig. Daß sich bei einer solchen
Auffassung der Verkehrspolitik dieselbe unmöglich zur Voll¬
kommenheit der schweizerischen Verkehrsverhältnisse ent¬
wickeln kann, bedarf keines besonderen Hinweises.
So bildet die durch die nationale Solidarität und Opfer¬
willigkeit mit großen Opfern und Schwierigkeiten erbaute
Lötschbergbahn einen Fortschritt im schweizerischen Verkehrs¬
und Wirtschaftsleben, auf den die Schweiz mit Recht stolz
sein kann. Daß die Schweiz mit der Vervollkommnung
ihres Verkehrs-, Kurorte-, Sport- und Hotelwesens den
richtigen Weg geht, die Naturschätze des damit reich geseg¬
neten Landes rationell auszunützen, das ersehen wir aus
dem beispiellosen Aufschwünge, der uns in der Schweiz
allenthalben gegenübertritt und von dem die sehr umfang¬
reiche Schweizer Landesausstellung in Bern im kommenden
Jahre ein sehr interessantes Bild geben wird.
Nr. 1 DEUTSCHLAND 27
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Das neue bayrische Verkehrs-Ministerium zu München.
Nach 7 V 2 jähriger Bauzeit steht das imposante Münchener
Bauwerk nördlich an der Einfahrt zum Hauptbahnhof voll¬
endet da. Das Verkehrsministerium erhält durch den Neubau
ein repräsentables Heim und das Zentralbriefpostamt für seine
alljährlich wachsenden
Aufgaben ausreichende
Räume. Karl Hocheder,
Professor an der Tech¬
nischen Hochschule zu
München, ist der Er¬
bauer des im Barock¬
stil aufgeführten Monu¬
mentalwerkes. Tech¬
nisch interessiert an
dem Bauwerk vor allem
der Kuppelbau, eine
der größten bisher auf¬
geführten Eisenbeton-
Kuppeln, hergeslellt
aus 24 Vertikalrippen
und 5 Horizontalringen.
Auch die Fundierung
des Torbaues über der
Arnulfstraße mitPfählen
erheischte schwierige
Arbeit. Die aufge¬
wendete Bausumme be¬
trägt 9,9Millionen Mark.
Das Verkehrsmini¬
sterialgebäude wurde
am 29. März d. J. vom
Prinzregenten Ludwig
von Bayern besichtigt.
Aus diesem Anlasse war
die Kuppel des Gebäudes beflaggt und der Haupteingeng,
die Vorhalle und die Kuppelhalle mit Blattpflanzen und
Blumen reich geschmückt. Der Prinzregent wurde in der
Vorhalle von dem Staatsminister für Verkehrsangelegen¬
heiten, den Abteilungsvorständen und dem Baumeister des
Hauses, Professor Hocheder, empfangen und unter Posthorn¬
klängen in den Festsaal geleitet, wo die höheren Beamten
und Bureauvorstände des Ministeriums und der zentralen
Aemter Aufstellung ge¬
nommen hatten. Pro¬
fessor Hocheder er¬
stattete hier in einem
Vortrage Bericht über
den baulichen Werde¬
gang des Gebäudes.
Der Prinzregent über¬
gab hierauf als Zeichen
Allerhöchster Anerken¬
nung ihres verdienst¬
vollen Wirkens dem
Professor Hocheder das
Ehrenkreuz des Ver¬
dienstordens vom heil.
Michael und dem Di¬
rektionsrat Straub als
Vorstand des staat¬
lichen Baubureaus den
Verdienstorden vom
heil. Michael IV. Klasse.
Hieran schloß sich ein
Rundgang durch das
Gebäude, den Festsaal,
die Bibliothek, die Plan-
und Modellsammlung,
die Untergrundbahn,
den Briefträgersaal und
den großen Hof. Auch
die Kuppel wurde be¬
stiegen. Nach Beendigung des Rundganges dankte der
Staatsminister für den Besuch und für das lebhafte Interesse,
das der Prinzregent an dem Gebäude und seinen Ein¬
richtungen genommen hat.
Der Torturm des königl. bayrischen Verkehrs-Ministeriums zu München
in der Arnulfstraße
Die Süd- und Hauptfront des in den Jahren 1905 bis 1912 erbauten königl. bayrischen Verkehrs-Ministeriums zu Müncherx
28 DEUTSCHLAND Nr. 1
Die Entwickelung des Verkehrs in Frankfurt am Main.
Wenn ein „alter Antiquar ins“ einst Frankfurt a. Main
die „Kreuz-, Post-und Querstrasse von Mitteleuropa und Mercurii
beliebten Transito-Mittelpunkt“ genannt hat, so hat er damit
richtig bezeichnet, worauf die Bedeutung dieser Stadt zu allen
Zeiten beruht hat. Die alte Kaiserstadt verdankt den Vorrang,
den sie im Verlauf ihrer Geschichte vor den übrigen deutschen
Städten besessen hat, vornehmlich ihrer überaus günstigen Lage.
Inmitten der gesegneten Gefilde, die sich, vom Taunus wallartig
gegen nördliche rauhe Winde geschützt, um den unteren Main
ausbreiten, ruht die schöne Stadt
am schiffbaren Flusse, und die
Aufgeschlossenheit der Gegend er¬
möglicht es, dass von allen Seiten
Landstrassen und Eisenbahnen zu
ihr heraufführen können. Nicht mit
Unrecht wurde sic daher gern als
das„HerzDeutschlands“bezeichnet.
ln früheren Zeiten, als der
Mensch die Kraft des gewaltigen
Riesen, des Dampfes, noch nicht
bezwungen und der Kultur dienst¬
bar gemacht hatte, zogen alljähr¬
lich zweimal auf den Strassen von
Ost und West, von Süd und Nord
grosse Warenzüge heran, die von
nah und fern unzählige Baken und
Fässer voll von Waren in Hülle und
Fülle zu den Frankfurter Messen
brachten. Mit ihnen kamen zu¬
gleich Tausende wagemutiger,
unternehmungslustiger Kaufleute,
die zu Frankfurt ihr Glück machen
wollten. Denn jahrhundertelang
ist die Stadt am Main der Mittel¬
punkt für den Handel Europas gewesen, so dass sie vor 400 Jahren
ein französischer König, Franz 1., den blühendsten Handelsplatz
fast des ganzen Erdenrundes nennen konnte. Vor allem nahm der
Weinhandel in Frankfurt einen bedeutenden Raum ein. Es hat
Zeiten gegeben, wo das Sprichwort die Wahrheit sagte: „ln Frank¬
furt ist mehr Wein in den Kellern als Wasser in den Brunnen“.
Doch auch der Tuchhandel und nicht minder der Handel mit
Pferden haben auf den Messen eine grosse Rolle gespielt. Letztere
standen auf dem „Rossebühel“, dem heutigen Liebfrauenberge,
zum Verkauf, und der Adel der Umgegend wie die reichen Bürger
der deutschen Städte deckten dort ihren Bedarf an edlen Rossen.
Aber auch alles andere, was Auge und Herz erfreuen konnte, traf
man auf den beiden grossen Frankfurter Märkten an. Im Mittel-
alter begegneten sich dort die Hanseaten und die Venediger, und
als nach der Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ost¬
indien Europa sein Gesicht nach Westen wandte, als die West¬
mächte, namentlich die Niederlande, England und Frankreich,,
einen gewaltigen kulturellen Aufschwung nahmen, wurde Frank¬
furt der wie tige Markt für ihre
Erzeugnisse und Handelswaren.
Die Gasthöfe und Herbergen
waren in den Messzeiten voll
Fremder; aber auch viele andere
Häuser, namentlich die im
Mcssviertel, um den Dom, den
Römerberg und den Liebfraucn-
berg, wurden von den Messkauf¬
leuten und ihren Waren mit Be¬
schlag belegt. So hielten die
Frankfurter Börger in den Mess¬
wochen eine reiche Ernte, denn
die Mieten und der Lebensunter¬
halt der ,,Gäste“ Hessen manchen
Gulden in ihre Taschen gleiten.
Die Messstadt Frankfurt war
demnach recht eigentlich eine
Fremdenstadt. Sie, die Vermittlerin
des Handels für weite Gebiete, der
Schauplatz der meisten Wechsel¬
geschäfte, hat daher früh grosses
Gewicht darauf legen müssen, für
eine gute Unterkunft der Fremden
zu sorgen. Mit der fortschreitenden
Entwickelung des Verkehrs wurden dann die Gasthöfe vermehrt
und verbessert, da die alten, durch Umbau von Wo hnhäusern
entstandenen Herbergen der „Altstadt“ doch nicht auf die Dauer
den Ansprüchen genügten, die man an behaglichen Komfort zu
stellen gelernt hatte, ln der ,,Neustadt“, diezwischen der Hohen-
staufischen Mauer am Wollgraben, Baugrabeu, Holzgraben und
Hirschgraben und der neuen Ringmauer an den heutigen Prome¬
naden sich ausdehnle, entstanden nun grosse Gebäude, die den
Fremden gastliche Aufnahme gewährten, so namentlich an der
Der grosse Festsaal des Grand Hotel Frankfurter Hof
V
Nr.l DEUTSCHLAND 29
Ziel, wo das „Rote Haus“ an der Stelle der heutigen Hauptpost,
später der „Römische Kaiser“ und der „Russische Hof“, ferner
am Rossmarkte, wo der „Englische Hof“, und am „Steinwege“,
wo der „Weidenbusch“ und der „Schwan“ errichtet wurden.
Im „Weidenhof“ auf der Zeil war es, wo Goethes Grossmutter den
Grossvater nahm, den aus Thüringen zugewanderten Schneider;
und im „Schwarzen Bock“,
dem späteren „Pariser Hof“,
istSchiller einst abgestiegen,
als er, schon als berühmter
Dichter gefeiert und von
den Frankfurtern begeistert
begrüsst, der Aufführung
von „Kabale und Liebe“
- beiwohnte. Weithin drang
damals der Ruhm der
Frankfurter Gasthöfe; man
war nirgends so gut auf¬
gehoben und man speiste
nirgends so gut wie in
ihnen, wie man denn durch
die Jahrhunderte verfolgen
kann, dass die Frankfurter
gut und reichlich zu essen
und zu trinken pflegten.
Die Stadtgegend, wo die be¬
deutendsten Gasthöfe lagen,
war so recht der Ort, wo die
Stadt Prunk und Pracht ent¬
faltete, denn dort erhoben
sich herrliche Paläste, wie
der dem Landgrafen von
Hessen gehörige „Darm¬
städter Hof“, weiterhin das
Schweizersche Palais (der
spätere „Russische Hof“),
das Mummsche und das
Rolhschildsche Haus, so¬
dann das Barckhausensche
Besitztum, in dem Maria Theresias Gegenkaiser, der unglück¬
liche Wittelsbacher, Kaiser Karl VIII., eine Zeitlang residiert hat.
Als mit dem Bau von Eisenbahnen eine neue Zeit an¬
brach, wuchs die Bedeutung jener Gegend noch mehr, lagen
doch die Bahnhöfe zumeist im Westen der Stadt, so dass die
Gallusstrasse die Ankommenden zuerst auf den Rossmarkt
führte. Zu gleicher Zeit begann der Rückgang der Messen, und
das Wirtschaftsleben vieler Bürger war nun noch mehr auf den
Fremdenverkehr angewiesen. Jetzt waren es vor allem Ver¬
gnügungsreisende, namentlich Engländer, die rheinaufwärts kamen,
um die sehenswürdige Kaiserstadt in Augenschein zu nehmen.
Grosse, schöne Läden entstanden, deren geschmackvolle Auslagen
die Käufer anlockten. Das neue Gaslicht mit seiner wie ein
Wunder angestauntenHellig-
keit liess die herrlichen
Dinge doppelt schön und be¬
gehrenswert erscheinen. Da
der deutsche Bundestag in
Frankfurt seinen Sitz hatte,
war das Strassenbild belebt
und interessant; denn die
fremden Diplomaten fuhren
in prächtigen Equipagen,
wobei sie einander in
der Entfaltung von Glanz
und Prunk zu überbieten
suchten, i-im ihre Staaten
würdig zu vertreten. Und
mancher von den reichen
Frankfurter Bürgern war
bestrebt, mit ihnen gleichen
Schritt zu halten; auch
ihre Gespanne erregten Auf¬
sehen, und ihre Diners wett¬
eiferten miteinander an
Ueppigkeit undErlesenheit.
Das Gesamtbild der
Stadt war freilich noch
nicht verlockend, da sich
ihrer Entwickelung manche
Schranke entgegenstellte. Bestand doch sogar die alte zünftige
Engherzigkeit noch fort! Erst kurz vor dem Verlust der
politischen Freiheit gelangten im Gewerbe die neuen Ideen
zum Siege, die Gewerbefreiheit und damit die lebenbringende
Konkurrenz. Bald darauf, unmittelbar nach dem Französischen
Kriege, begann dann eine lebhafte Entwickelung einzusetzeu.
Im Restaurant „Ritz“ des Frankfurter Hof
Im „Frankfurter Hof“, Salon S.K. H. des Kronprinzen
die nicht wieder abebben sollte. Dadurch, dass an Stelle der
kleinen Bahnhöfe der gewaltige Hauptbahnhof geschaffen wurde,
wuchs die Stadt aus dem engen Rahmen heraus. Die neue
Strasse, die zu ihm hinausführte, die Kaiserstrasse, erschien
der Zeit wie ein Wunder der Baukunst. Grosse, hohe Häuser
mit wuchtigen Fassaden fassten sic bald ein. Und am Kaiser¬
platz, an der Ecke der Beth-
mann-und Friedensstrasse,
wo früher schöne Gärten
sich ausgedehnt hatten,über
die der sehnsuchtsvolle
Blick des jungen Goethe
von seinem Giebelstübchen
aus oft hiuausgeschweift
war, weit hinaus zu den
blauen Höhen des Taunus,
entstand in den Jahren 1875
und 1876 ein imposanter
Bau, der noch heute macht¬
voll seinen Platz behauptet,
der „F r a n k f u r t e r H o r‘,
gleichsam ein Denkmal der
grosszügigen Entwickelung,
in die Frankfurt nun ein¬
getreten war. In seinem
vornehmen, reichen Re¬
naissancebau ist er noch
heute eine Zierde der Stadt,
und in seinen prächtigen,
mit allem modernen Kom¬
fort ausgestatteten Räumen
findet selbst der ver¬
wöhnteste Geschmack, was
er wünscht.
Der Begriff „moderner
Komfort“ hat seit der Er¬
öffnung des „Frankfurter
Hofs“ im Jahre 1876 ganz
wesentliche Wandlungen
erfahren. Damals stellte der ,,Frankfurter Hof“ das Vollendetste
eines modernen Hotels dar. Der Einlluss Englands und Amerikas,
speziell bezüglich der sanitären Anlagen sowie in der Verbesserung
der Möblierung und der Innendekoration, bewirkte, dass die
Hotels mit Neuerungen und Einrichtungen versehen werden
mussten, an die unsere Väter nie gedacht hatten. Dank dem
ausgezeichneten Bau des Hauses durch die Architekten M^dius
und Bliintschli war es im Jahre 1901, zirka 25 Jahre nach der
Inbetriebsetzung dieses grosszügig angelegten Hotels, möglich,
eine gründliche Renovierung und Modernisierung, allerdings mit
einem Kostenaufwand von über drei Millionen Mark, mit bestem
Erfolg durchzuführen. Seit diesem grossen Umbau ist der
„Frankfurter Hof“ eines der schönsten Hotels Deutschlands. Er
kann sich hinsichtlich
moderner Einrichtungen
und Komfort mit jedem
neuerbauten Hotel messen.
Ein Restaurant mit einer
Terrasse nach dem Garten
wurde errichtet. Die Fest¬
säle und die Repräsen¬
tationsräume wurden sämt¬
lich umgebaut und frisch
dekoriert, alle Apparte¬
ments sind neu möbliert,
achtzig Privatbadezimmer
wurden eingerichtet, und
dergleichen mehr. Es
würde zu weit führen, alle
Neuerungen der letzten
zehn Jahre einzeln auf¬
zuzählen.
Zum Schlüsse sollen nur
noch die unvergleichlich
schönen Feste Erwähnung
finden, die sich im „Frank¬
furter Hof* nach dem
Preisreiten im Februar
und März, wenn 1. K. H.
der Kronprinz und die
Kronprinzessin dort wohnen, sowie an den Frankfurter Renn¬
tagen hier überhaupt abspielen. Ein solches elegantes Bild
in einem derartig stimmungsvollen Rahmen, verschönt durch
die prachtvollen Toiletten der Damen und die Uniformen
der Offiziere mit S. K. H. dem Kronprinzen an der Spitze,
sucht wohl seinesgleichen.
30 DEUTSCHLAND Nr. 1
Zur Mitternachtssonne.
Eine Fahrt an das Nord-Kap ist in den letzten
Jahren sozusagen Mode geworden, nicht zuletzt infolge
der zweimaligen Besuche unseres Kaisers. Tausende
von Lesern stehen aber allem, was Mode heißt oder
von der Mode kommt, nur mit großem Mißtrauen
gegenüber. Dieses Mißtrauen ist ja auch oft genug
berechtigt, aber was wissen die meisten von den un¬
vergleichlichen Schönheiten, die uns eine Nordlandfahrt
bis an das Nord-Kap gewährt? Ebenso große Unwissen¬
heit besteht noch in weiten Kreisen darüber, in wie
überraschend kurzer Zeit, mit welch großer Bequem¬
lichkeit eine solche Reise heutzutage gemacht werden
kann, und daß auch ihre Kosten nicht mehr den Geld¬
beutel eines Millionärs voraussetzen.
Die Vesteraalens Dampfschiffsgesellschaft veran¬
staltet im Sommer allwöchentlich Gesellschaftsfahrten
von Trondhjem zum Nord-Kap, die hin und zurück nur
eine Woche Zeit beanspruchen. Man fährt dabei mit
dem elegant, aber keineswegs luxuriös ausgestatteten
Dampfer „Andenaes", der den Vorzug hat, daß er bloß
eine bescheidene Zahl von Passagieren aufnimmt, also
ein gemütliches Beisammensein an Bord bietet, und
der infolge seiner Bauart auch in die kleineren Fjorde,
die von den großen Gesellschaftsdampfern nicht befahren
werden können, eindringen kann. Welche Genüsse die
Fahrt gewährt, kann hier nur in kurzen Zügen an¬
gedeutet werden.
Es ist nicht bloß die Sensation, die das Erleben
hellsten Tageslichts die ganze Nacht hindurch und der
Anblick des um Mitternacht über dem Wasser schwe¬
benden Sonnenballs in uns bewirkt, sondern es ist
auch ein unbeschreiblich schönes Naturschauspiel, das
die Sonne auf dem Meer in wunderbaren Stimmungen
von den zartesten Farbennuancen in reichem Wechsel
uns bereitet.
Ebenso anziehend sind die Hochgebirgslandschaften^
die sich von Tag zu Tag in ihrer Pracht steigern. Ent¬
zücken uns schon nach kurzer Fahrt die abenteuerlichen
Felsgestalten des Lekamöen, der sieben Schwestern,
des Hestmandö, der Lovunden usw., so ruft der Anblick,
des 70 Kilometer langen, in wunderbarem Blau er-
schimmernden Svartisen-Gletschers, der fast an das
Meer herabkommt, noch mehr unser Erstaunen hervor..
Gelangen wir sodann in den Lyngenfjord nach Lyngs-
eidet, wo liebliche grüne Matten und Wälder den
Rahmen für hochalpine Landschaftsbilder bilden, so«
können wir kaum glauben, daß diese Eindrücke noch
einer Steigerung fähig sind. Und doch ergibt sich
eine solche auf der Fahrt durch den Raftsund, an dem
berühmten Digermulkollen vorbei, nach dem Troldfjord
(Lofoten) — Bilder unvergleichlicher Schönheit, nicht
getrübt durch Hotelbauten, Bergbahnen usw. Weit und
breit ist kein menschliches Wesen, geschweige denn
eine menschliche Niederlassung zu erblicken. Die Ein¬
samkeit der Landschaft ist es, die unserer Reise den
Stempel aufdrückt und die uns so wohltuend berührt
gegenüber dem Fremdentrubel der Schweiz und selbst
der südlichen Fjorde Norwegens.
Die ganze Reise ist dazu angetan, uns einen Ein¬
blick in das oft schaurig einsame Leben der nörd¬
lichsten Bewohner Europas zu geben, und mit besonderem
Interesse besuchen wir nicht bloß die alte Bischofsstadt
Zur Mitternachtssonne: Lappenlager am Lyngseidet (Phot.: L. Marienborg)
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Nr.l DEUTSCHLAND 31
Zur Mitternachtssonne: Brönnösund, im Hintergrund Torghatten (Phot.: L. Marienborg)
Tromsö, die nördlichste Stadt Europas: Hammerfest,
sondern vor allem auch ein Lappenlager mit seinen
bis zur Unglaublichkeit häßlichen Bewohnern mongoli¬
scher Abkunft und den stattlichen Renntierherden. Nach
ihrer Kleidung, ihrer Lebensweise usw. möchten wir
glauben, daß die Jahrhunderte bis auf den heutigen
Tag spurlos an diesen Lappen vorbeigegangen sind,
sähen wir nicht in einer der elenden Hütten eine Näh¬
maschine. Bewundern müssen wir aber, wie der Nor¬
weger selbst rührig und strebsam ist und sich alle
Fortschritte der Menschheit zunutze macht, wie die
entlegensten Inseln noch durch Telegraphenkabel mit
dem Festlande verbunden sind, wie ganz alte Fischer¬
boote mit kleinen Motoren ausgerüstet sind, wie unser
Schiff, kaum im Hafen angekommen, Telephonanschluß
an Land bekommt, und vieles andere mehr. Ueberall
gewahren wir Kultur, aber ohne häßliche Nebenseiten.
Und so dürfen wir sagen, daß Norwegen eines der
wenigen Länder ist, das man ohne jede Mißstimmung
bereisen und voll guter Eindrücke wieder verlassen wird.
m -
Nr 1-1
H
Nrl«!
Natur- und Heimatschutz
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geh
H
Heimatschutz im badischen Schwarzwald. Mit
der fortschreitenden Zunahme der Industrie mehren sich in
Baden die BemUhungen, das an Naturschönheiten und geschicht¬
lichen Denkmälern so reich ausgestattete Erholungsgebiet des
Schwarzwaldes vor Verschandelung bzw. Zerstörung zu be¬
wahren. Die besonderen Reize des Schwarzwaldes, die ihm
■o viele begeisterte Freunde und Verehrer zugeführt haben, die
grosse Mannigfaltigkeit von romantischen Schluchten, Felspartien
und Wasserfällen, von Wiesen und Wäldern, die wetterfest drein¬
schauenden charakteristischen Schwarzwaldhäuser sollen in ihrer
vollen Schönheit bzw. Eigenart erhaben werden. Ein Verein
Badische Heimat widmet sich ausschliesslich der Förderung
dieser Bestrebungen; eine besondere Vereinigung tritt für die
Brlialtung der Volkstrachten im Schwarzwald ein. Der ge¬
fiederten Sänger des Schwarzwaldes nimmt sich eine staatlich
empfohlene Vogelschutzstelle an, wie denn überhaupt die Re¬
gierung diesen Bestrebungen allseits ihre Unterstützung leiht.
Die staatlichen Gebäude im Schwarzwaldgebiet, so die Bahn¬
höfe, Brücken und Viadukte, werden je^veils eng dem Land¬
schaftscharakter der betreffenden Gegend angepasst. Die Forst-
verwaltung hat u. a. angeordnet, dass schöne Baumgruppen
uod einzelne Stämme, die eine Zierde der Landschaft bilden,
gesclxont werden. Die neueste Ausgabe der illustrierten Wochen¬
zeitschrift „Badnerland“, das amtliche Organ des badischen
F*remdenverkehrsverbandes, enthält eine Anzahl von reizenden
Af^otiven aus dem Schwarzwald, die durch die schlichte Er-
hahenheit der Natur und ihre Unberührtheit fesseln. (Ein
Exemplar obiger Zeitschrift ist auf Wunsch kostenlos erhältlich
durch das Internationale öffentliche Verkehrsbureau, Abieüung
Baden, in Berlin W 8 , Unter den Linden 14 .)
Mitteilungen des Bergischen Komitees für
Nat u r d e nk m a l p f 1 e ge. D*s erste Hsft der Mitteilungen,
die dazu bestimmt sind, einen Ueberblick über die Tätigkeit
des Komitees zu geben und zugleich das Bergische Komitee
für Nsturdenkmalpflage in engste Fühlung mit den Bewohnern
seines Arbeitsgebiets zu bringen, ist im Verlag von B. Hart¬
mann in Elberfeld erschienen. Uener die Flora und Fauna des
Bergischen Landes, über seine Moore und Hiiden und über
alles, was dom Bergischen Land seine traute Eigenart gibt,
sollen die Mitteilungen berichten. Allen Freunden des Bergi¬
schen Landes, den Sönnen und Töchtern seiner Städte und
Dörfer, wie auch den Zugewanderten und freundlich Auf¬
genommenen, wird das schön illustrierte Heft eine willkommene
Gabe sein.
Der BundNiederrh'ei'n hielt im Rathaussaal zuKrefel d
eine Sitzung seines Beirates ab, in welcher der Vorsitzende,
Dr. Wilden (D Issel dorf), Uber die günstige Entwickelung des
Bundes berichtete. Zahlreiche Gemeinden und andere Verein©
mit ähnlichen Bestrebungen sind dem Bunde bereits bei¬
getreten. Gemeinsam mit dem Rheinischen Verein für Denkmal¬
pflege und Heimatschutz ist der Bund für die Erhaltung der
Schnellenburg bei Düsseldorf und von Wandgemälden im
Kempener Hof zu Kempen eingetreten. Auch die Erhaltung
32 DEUTSCHLAND Nr. 1
des Rittergutes Schmitthausen bei Cleve lässt er sich ange¬
legen sein. Die öffentliche Aufmerksamkeit soll besonders
darauf gelenkt werden, dem Handel mit Altertümern vom
Niederrhein und der völligen Zerstörung der Süchtelner
Höhen Einhalt zu tun. Zur Frage der Heimatmuseen
sprach Herr Bürgermeister Grootens (Büttgen), der die Ein¬
richtung kleinerer Museen mit Gegenständen aus der Geschichte
der Heimat angelegentlich empfahl.
Für den Bau des Riesengebirgs-Museums, der
II2 500 Mk. Kosten verursacht, fehlen jetzt noch ig 345 Mk.
Nachdem Geh. Kommerzienrat Füllner (Herischdorf) für den
Bau des Patrizierhauses 5000 Mk. gespendet, soll in diesem
Frühjahr mit dem Bau dieses Hauses begonnen werden. Wegen
den Bereich der meteorologischen Observatorien. So sollen
z. B. regelmässige Messungen des Staubgehalts der Luft und
der Beschaffenheit dieses Staubes, über die Polarisations¬
verhältnisse des Himmels und photometrische Bestimmungen
der Tageshelligkeit angestellt werden. Ferner werden Richtung
und Stärke des Windes in grossen Höhen durch Pilot¬
ballonaufstiege regelmässig bestimmt. Dann sollen auch die
Ventilationsverhältnisse für Heizungszwecke bei Kranken¬
häusern usw. bestimmt werden, sowie neue Untersuchungen
Uber die Beziehungen der Schlagwetter zu den Luftstärke-
verhältnissen. Ein weiteres Gebiet des Studiums stellt der
Einfluss der Feuerungskamine und industriellen Anlagen
auf die Beschaffenheit der Luft dar. In Verbindung mit
der Maschinenbauschule sollen auch Lehrkurse für Luft¬
schiffer eingerichtet werden; Wetterprognosen für das rheinisch¬
westfälische Industriegebiet und das untere Sauerland werden
nicht fehlen. Zuletzt ist auch die Gründung einer Gesell¬
schaft rür Volksbildung nach dem Muster der Berliner Urania
ins Auge gefasst.
Ho ch sch ule für kommunale und soziale Ver¬
waltung, Köln. An dem ersten Fortbildungskursus, den die
Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung, Köln, in
den Tagen vom 24. Februar bis i. März veranstaltete, nahmen
insgesamt 512 Personen teil. Davon haben 376 Teilnehmer¬
karten für den ganzen Fortbildungskursus und 136 Tageskarten
gelöst. — Der nächste Kursus, dem das Gesamtthema „Die
neuen Aufgaben der Sozialversicherung in der Praxis“ (Reichs¬
versicherungsordnung und Angestelltenversicherungsgesetz) zu¬
grunde liegt, findet vom 28. Juli bis 2. August d. J. statt.
Akademie für kommunale Verwaltung in Düssel-
d o r f. Die Akademie hat mit dem 28. Februar ihr drittes
Semester beendet. Etwa 25 Hörer unterziehen sich zurzeit nach
Absolvierung der Studien der Diplomprüfung. Das neue Semester,
zu dem bereits eine erhebliche Zahl von Neuanmeldungen vor¬
liegen, beginnt am 14. April. Das Programm der Hochschule
für das Sommersemester 1913 bewegt sich mit Vorlesungen,
Uebungen und Besichtigungen in dem Rahmen der voran¬
gegangenen Semester, die gezeigt haben, welche Unterrichta-
bedUrfnisse bestehen, so dass eine vorläufige Konsolidierung
des Lehrplanes erfolgen konnte. Als nebenamtlicher Dozent
für Bürgerliches Recht ist in den Lehrkörper der ordentliche
Professor an der Universität Münster, Dr. KrÜckmann, ein¬
getreten. Eine Erweiterung erhalten haben namentlich die die
regelmässigen Vorlesungen ergänzenden Vorträge, für die als Vor¬
tragende gewonnen sind: Beigeordneter a. D. Dr. Lohmeier
(Das Dezernat in der Gemeindeverwaltung), Direktor der
städtischen Bücher- und Lesehallen Dr. Jaeschke (Volks¬
bildungspflege), Dr. Marie Baum (Kommunale und freie
Wohlfahrtspflege in kleineren Gemeinden mit besonderer Be¬
rücksichtigung des kindlichen Lebensalters), Landesgeologe
Dr. Wunstorf (Die geologischen Grundlagen für die Wasser¬
versorgung der Gemeinden). Professor Dr. von Wiese und
Kaiserswaldau ist von seiner Weltreise zurückgekehrt und
nimmt die Vorlesungen und Uebungen ebenfalls mit Beginn
des Sommersemesters wieder auf. Gegen Ende des vergangenen
Semesters ist an der Akademie eine staatswissenschaftliche Ver¬
einigung von Studierenden entstanden.
Der Verband Deuts ch er Schulgeographen
(Geschäftsführer Dr. Herrn. Haack in Gotha) veröffentlicht im
Januarheft des Verbandsorgans, des Geographischen Anzeigers,
seinen — auch gesondert erschienenen und kostenlos zu be¬
ziehenden — ersten Jahresbericht. Danach zählt der Verein,
der „den geographischen Unterricht an allen deutschen Schulen
des In- und Auslandes mit allen Mitteln zu fördern, im
besonderen die Stellung des Faches in den Lehrplänen zu
heben und die geographische Methode nach jeder Richtung zu
pflegen und auszubauen“ bestrebt ist, schon etwa 2000 Mit¬
glieder ; sämtliche Bildungsanstalten von der Universität bis
zur Volksschule sind durch Fachleute vertreten. Als Vertreter
für die Rheinprovinz sind bestellt die Herren: Oberlehrer
Dr. Franz Bender vom Städtischen Gymnasium und Real¬
gymnasium in der Kreuzgasse in Köln und Seminarlehrer
G. Lennarz zu Kempen a. Rhein, die beide gern jede ge¬
wünschte Auskunft erteilen.
E
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IS
1 Deutschland und das Ausland
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Deuts che Denkmalkunst in den Vereinigten
Staaten. In Uebereinstimmung mit dem hierfür eingesetzten
Prüfungsausschuss hat der amerikanische Kriegssekretär Stimson
das von dem New Yorker Bildhauer Albert Jägers ein¬
gereichte Modell für ein Pastorius-Denkmal zur Erinne¬
rung an die im Jahre 1683 erfolgte erste deutsche Niederlassung
zu Germantown in den Vereinigten Staaten gutgeheissen. Der
Kongress bewilligte hierfür den Betrag von 25 000 Dollars; den
gleichen Betrag brachte auf Anregung des deutsch-amerikanischen
Nationalbundes das Deutschtum der Vereinigten Staaten auf.
Das Pastorius-Denkmal wird voraussichtlich am 6. Oktober 1914
enthüllt werden. Albert Jägers ist auch der Schöpfer des in
Washington errichteten Steuben-Denkmals sowie der Nachbildung
von diesem, die der Kongress der Union dem Deutschen Reich
zum Geschenk gemacht hat und die im Sommer 1911 durch den
Kaiser in Potsdam enthüllt wurde. Die vom deutsch-amerikani¬
schen Nationalbund eingesetzte Kommission für das Pastorius-
Denkmal hatte den Jägersschen Entwurf mit dem 2. Preis ge¬
krönt und den ersten dem Entwurf des deutsch-amerikanischen
Bildhauers J. Otto Schweizer in Philadelphia zugesprochen, der
auch das MÜhlenberg-Denkmal in Philadelphia geschaffen hat.
Den dritten Preis hatte der Entwurf des Bildhauers Hans
Schüler in Baltimore erhalten.
Deutschlandreise der amerikanischen Ingenieure.
Auf Einladung des Vereins deutscher Ingenieure wird die
American Society of Mechanical Engineers, eine der ältesten
und angesehensten Ingenieurgesellschaften der Vereinigten
Staaten, seiner diesjährigen Hauptversammlung in Leipzig
beiwohnen. Die Amerikaner kommen am ig. Juni in Hamburg
an und fahren nach einem zweitägigen Aufenthalt nach Leipzig
weiter. An die Hauptversammlung schliesst sich eine vierzehn¬
tägige Reise durch Deutschland an, bei der die Amerikaner
aus Dresden, Berlin, das rheinisch-westfälische Industriegebiet,
besonders Düsseldorf, Köln, dann ferner Frankfurt a. M.,
Mannheim und Heidelberg kennen lernen. Von hier
geht es weiter nach München, wo besonders das deutsche
Museum auf das grosse Interesse der Amerikaner rechnen kann.
Ueberall, wohin Amerikas Ingenieure kommen, werden sie von
den Städten und ihren deutschen Berufsgenossenschaften gast¬
freundlich aufgenommen werden. Nach den getroffenen Vor¬
bereitungen wird die Reise den Teilnehmern ein gutes Bild
von der gewaltigen industriellen Entwicklung Deutschlands,
aber auch vom Stande seiner gesamten Kultur geben und so
dazu beitragen, die gegenseitige Achtung der beiden vorwärts¬
strebenden Völker vor einander zu erhöhen.
Eine deutsche Schule auf Teneriffa. Die vielfach
aufgestellte Behauptung, dass gerade der Deutsche vor anderen
Nationen geneigt sei, im Ausland seine deutsche Art und Sprache
leichtfertig preiszugeben, wird am besten durch die oft rührende
Treue und bewunderungswürdige Opferwilligkeit widerlegt, mit
der auch die kleinsten und vereinzeltsten Aussenposten deutschen
Volkstums in der Fremde bemüht sind, ihren Kindern die
Segnungen deutschen Schulunterrichts zu schaffen. Von einem
solchen Beispiele berichten die „Mitteilungen des Vereins für
das Deutsctum im Ausland“ aus Teneriffa. Dort hat sich am
Nordrand dieser „glücklichen“ Insel, in Puerto Orotava, eine
kleine Kolonie von Reichsdeutschen und Deutschschweizern ent¬
wickelt, die vorwiegend kaufmännische und Hotelgeschäfte
treiben. Die Leute sind meist nur mässig begütert. Trotzdem
haben sie mit grossen Opfern eine eigene deutsche Schule be¬
gründet, die im ersten Jahr von 12, im zweiten von 15 Kindern
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besucht wurde und von einem tüchtigen, aus Deutschland
berufenen Lehrer geleitet wird. Das Schulgeld beträgt 30 Pesetas
im Monat, ausserdem gewährt ein Mitglied für eine geringe
Entschädigung die Schulräume, ein anderes Wohnung und
Verpflegung. Puerto Orotava wird immer mehr zum Mittelpunkt
des reirhsdeutschen Reiseverkehrs nach Teneriffa. Von seinen
drei Hotels sind zwei in deutschem Besitz und deutsch geleitet.
Bei der Bedeutung, die Teneriffa aU Station deutscher Schiffahrts¬
linien der deutschen Ueberseekabel nach den afrikanischen
Kolonien und nach Südamerika hat, wäre es von grösstem Wert,
wenn diese Schule imstande wäre, sich zu behaupten und auch
spanische Kinder zur Erlernung der deutschen Sprache aufzu-
nebmen. Wohlhabende Deutsche, die als Touristen diesen
herrlichen Erdenfleck kennen und lieben gelernt haben, werden
gewiss gern bereit sein, den wackeren Landsleuten in Puerto
Orotava zu diesem Ziele behilflich zu sein. Die Kassenstelle
des Vereins für das Deutschtum im Ausland, Direktion der
Diskontogesellschaft Depositenkasse, Berlin, Kleiststrasse 23,
wird gern jede Gabe zu diesem Zwecke in Empfang nehmen.
Deutsch-Französischer Verein zur Förderung
des internationalen Reisewesens. Unter diesem
Namen wurde in Berlin ein Verein gegründet, der sich zur
Aufgabe gestellt hat, das internationale Reisewesen zu fördern.
Als erste Veranstaltung organisiert der Verein zu Pfingsten
eine einwöchentliche Sonderreise nach Paris. Die Teil¬
nahme an dieser Reise, deren Bedingungen besonders vorteil¬
haft sind, ist jedem zugänglich. Mit dieser Veranstaltung will
der Verein unter Ausschaltung jedes politischen Gedankens
den Beweis erbringen, dass es für beide Nationen eine Not¬
wendigkeit ist, sich besser kennen zu lernen. Auskunft
erteilt der Vorsitzende G. Louvrier (Berlin - Churlottenburg),
Kaiserdamm 17.
Eine Studienreise französischer Kaufleute nach
Deutschland wird, wie der „Confectionair** mitteilt, unter der
Leitung des Deutsch-Französischen Wirtschaftsvereins stattflnden.
Sie wird von der Pariser Zeitung „Mon Bureau“ organisiert
und soll die hauptsächlichsten Handelsstädte des Deut'«eben
Reiches berühren, Frankfurt a. M., Nürnberg, Hamburg, Köln
und Berlin, wo sich die Reisegesellschaft am 19. u.vd ao. April
aufhalten wird. Der Leiter der Reise, die vom 14. April bis
24. April dauern wird, ist M. Lucien Coquet, der Generalsek etär
des Pariser Komitees des Deutsch-F'ianzösischen Wirtschafts¬
vereins. Unter seiner Führung werden die Teilnehmer in jeder
Stadt die bekanntesten indus*riellen Unternehmen und Fabriken
in Augenschein nehmen; auch der Besuch technischer Hoch¬
schulen, berühmter Sammlungen, grosser Warenhäuser usw. ist
vorgesehen. Am aa. April erfolgt die Rückreise nach Paris.
Deutsche Kunst im Ausland. Das Düsseldorfer
Schauspielhaus gastierte kürzlich in Brüssel und brachte
dort das Röslersche Lustspiel „Die fünf Frankfurter“ zur Auf¬
führung. Das Gastspiel erzielte einen durchschlagenden Erfolg.
Das ausveikaufte Haus quittierte über die glänzende AuffUh«‘ung
mit Beifallskundgebungen, die kein Ende nehmen wollten.
Das neue Bulgarien, das Gebiet des grossen und
wertvollen Landeszuwachses, den der Balkankrieg den Bulgaren
gebracht hat, ist jetzt fast entvölkert. Die Schätze dieses
Gebiets warten der fleissigen Hände, sie za heben. Sobald der
Friede geschlossen sein wird, ist in den nächsten Jahrzehnten
eine starke Auswanderung aus den Städten Altbulgariens nach
Macedonien zu erwarten, um die neugewonnenen gewaltigen
Flächen zu bebauen. Die Folge wird eine bedeutende Aus¬
dehnung des Absatzmarktes für gewerbliche Erzeugnisse
vieler Art sein. Heute steht Oesterreich - Ungarn noch an
erster, Bngland an zweiter, Deutschland an dritter Stelle, nach¬
dem die frühere Vorherrschaft der französischen Waren zurUck-
gedrängt worden ist. Ein wesentlicher Verdienst an diesem
Erfolge haben nach den Mitteilungen des Vereins für das
Deuts ch tumim Ausland die Verbreitung deutscher Sprache
und deutscher Kultur in Bulgarien. Unsere Schulen dort sind
die Wegbereiter für unseren Handel und unsere Industrie. Sie
erhalten nicht nur unsere Stammesgenossen bei dem deutschen
Volkstum, sondern werden auch von vielen Bulgaren besucht,
die dadurch befähigt und angeregt werden, in Deutschland
seihst auf i-ioch- und Handelsschulen ihre Ausbildung fort-
zusetzen, unsere Leistungsfähigkeit aus eigener Anschauung
kennen zu lernen und die Erzeugnisse unseres Gewerbflsisses
zu schützen. Ein Beispiel für die Entwicklung des deutschen
Schulwesens in Bulgarien bietet die Stadt Rustschuck. Die
dort im Jahre igii nach sehr schweren Rückschlägen und
unter schwierigen Umständen neu gegründete deutsche Schule
umfasste im Gründungsjahr 3a, im Jahre 191a bereits 67 Schüler.
Hei dieser Entwicklung hilfreichen Beistand zu leisten, ist für
das Mutterland eine nationale Aufgabe von Bedeutung.
Noch weit überraschender als ein Blick in die Vorratskammern
unserer erstklassigen Hotels auf dem Festlande ist die Ver¬
pflegung an Bord eines grossen Dampfers, weil mitten auf dem
Ozean Tausende von Menschen beköstigt werden und während
der Fahrt jede Möglichkeit für Nachbeschaffung von Proviant
ausgeschlossen ist. Ein Riesenschiff wie der Hapagdampfer
„Imperator“ muss sich beispielsweise zu einer einzigen Reise
mit Vorratsmengen ausrüsten, von denen ganze Familien jahr¬
zehntelang leben könnten. Dieses Palasthotel des Ozeans nimmt
allein für die siebentägige Reise von Hamburg nach New York
22000 Kilogramm frisches Fleisch, 48000 Eier und 55000 Kilo¬
gramm Kartoffeln mit. Neben 12500 Kilogramm frischem Ge¬
müse wird für 6000 Konservendosen gesorgt, während Wild
uni Geflügel nur die bescheidene Höhe von 4700 Kilogramm
erreicht und Fische und Schaltiere für die Ausreise nur rund
4000 Kilogramm wiegen. An Dauerproviant, d. h. für Aus- und
Heimreise, sind dann etliche andere höchst appetitanregende
Dinge in Aussicht genommen: auf den Börtern der Vorrats¬
räume stehen 800 Dosen wohlschmeckende Pilze, 4000 Dosen
mit eingemachten Früchten, zahlreiche Töpfe mit 1000 Pfund
Frühstücksmarmelade, 1500 Pfund Kakes, Zwieback und Waffeln.
Von dem Inhalt des RiesengewUrzschrankes auf dem „Imperator“
seien nur 600 Pfund Mandeln, 500 Pfund Senf und 150 Pfund
Pfeffer erwähnt. Neben dem ansehnlichen Proviant von
6500 Litern Milch und Rahm sind 5200 Dosen mit kondensierter
Milch vorhanden. Das Schiff wird mit nahezu 3000 Kilogramm
Kaffee, 180 Kilogramm Tee und 200 Kilogramm Schokolade
und Kakao versehen.
Was Blumenschlachten kosten. Die letzte der dies¬
jährigen Blumenschlachten auf der Promenade des Anglais in
Nizza hat stattgefunden. Regelmässig erscheinen überall die
von märchenhafter Pracht erzählen ien Berichte über diese
Blumenfeste an der Riviera, selten aber hört man, welche märchen¬
haften Summen deren Veranstaltung koiten. Eine französische
Zeitschrift ve rät nun einiges in bezug darauf. Das Festkomitee,
dem das Arrangement sämtlicher Festlichkeiten während der
Saison obliegt, zählt nahezu aoo Mitglieder. Es sind meist
Bewohner von Nizza, doch beteiligen sich auch Besucher. Jedes
Mitglied zahlt einen Beitrag von aoo Frank, wodurch etwa
40 000 Frank Zusammenkommen. Zu dieser Summe legt die
städtische Verwaltung gleichfalls 40 000 Frank und die Kasino-
Gesellschaft von Monte Carlo weitere 30 000 Frank dazu. Die
Erträge aus den verschiedenen festlichen Veranstaltungen
belaufen sich auf etwa 200 000 Frank; trotzdem ist aber noch
ein grosses Defizit zu decken, da mindestens 450 000 Frank zu
den Blumenschlachten gebraucht werden. Für die noch fehlen¬
den 140 000 Frank kommen die Steuerzahler Nizzas auf. Zehn
Prozent der genannten Summe von fast einer halben Million
Frank finden für Preise Verwendung.
Eine unheimliche Automobilfahrt durch den
Park von Fontainebleau. Ueber die Gefahren des Films
ist schon viel geredet und geschrieben worden, aber über eine
Art von Gefahr wohl kaum Sie ist, wie „Der Tag“ berichtet,
jüngst im Walde von F'ontainebleau in Gestalt eines echten
afrikanischen Löwen und eines Panthers in die Erscheinung
getreten. Ein Ehepaar fuhr in aller Gemütsruhe im Automobil
durch den herrlichen Wald, um die milde Frühlingsluft zu
geniessen, als auf einmal aus dem Dickicht ein gewaltiger,
lebensgrosser Löwe auftauchte, das Auto erstaunt musterte und
dann ein rauhes „Kriegsgeheul“ anstimmte. Der das Automobil
lenkende Herr setzte unverzüglich die vierte Geschwindigkeit
ein und raste davon, als auf einmal von der anderen Seite ein
Panther zum Vorscheine kam. Die Dame fiel in Ohnmacht,
während ihr Gatte das Gefährt aufs Geratewohl in einen Seiten¬
weg lenkte, um dieser „entfesselten Menagerie“ zu entgehen.
Nach einer kleinen Weile stiessen die Ausflügler auf eine Gruppe
wunderlich gekleideter Leute, die lange, wallende Gewänder
trugen, wie sie vor rund zwei Jahrtausenden in Italien ,,neueste
Mode“ waren. In dem Glauben, einer Halluzination zum Opfer
gefallen zu sein, blieb das Automobilistenpaar wie gebannt stehen.
Die Leute waren aber Christen, „Filmchristen“, wenn man so
sagen darf, und sie waren im Begriffe, eine antike römische
Raubtierfütterung mit Christen im Zirkus zu mimen und zu
filmen. Der Häuptling der „Bande“ fragte denn auch in unver¬
fälschtem VorstadttranzÖsisch, ob die Fahrer nicht etwa ihr
„Vieh“ gesehen hätten, und nun klärte sich alles auf. Löwe
und Panther waren in die Waldesgrüade von Fontainebleau
34
DEUTSCHLAND iBBB ü «b8jüee« 3e0e« j eegK»eeee 6ii Nr.i
losgelassen worden, nachdem man die Tiere zuvor mit Mor¬
phium präpariert hatte. Sie waren aber allmählich zu sich
gekommen und den Kinoleuten entsprungen. Man fing sie
später wieder ein, so dass der berühmte Wald gegenwärtig
wieder völlig löwenfrei ist.
Schlafzimmer i n‘ ei n e m ,V u 1 ka n zu vermieten!
VergnUgungsreisende, die eine Neigung zu unheimlichen Aben¬
teuern oder zumindest zu unheimlichen Gefühlserlebnissen
haben, werden binnen kurzem auf Sizilien die seltene Sensation
geniessen können, in einem Schlafzimmer zu nächtigen, das im
Krater eines Vulkanes liegt. Der Vulkan ist zwar erloschen,
aber man weiss, wie diese Vulkane sind, manchmal wachen
sie auch wieder auf. Jedenfalls aber hat die Phantasie freien
Spielraum, und man darf auf angenehme Träume rechnen.
Diese seltsamen Genüsse aber werden die Reisenden dem
Unternehmungsgeist eines amerikanischen Hoteliers verdanken,
der bereits den Gipfel jenes Vulkans gekauft hat und dort ein
Hotel erbaut. Die Kraterhöhlung wird durch eine Asbestwand
geschlossen und aut ihr werden die Schlafzimmer ruhen, so
dass man daheim wird erzählen können, dass man im Krater
eines Vulkans geschlafen hat.
Der W e g w e i s e r. Ein verirrter Wandersmann schreibt
in der Münchener „Jugend“: Im vergangenen Sommer hielt
ich mich einige Tage in einem Städtchen der Nieder-Dausitz
auf und machte in seiner waldreichen, schönen Umgebung des
öfteren grössere Spaziergänge. Eines Tages hatte ich mich
dabei in der mir unbekannten Ge ;end verlaufen und wusste
den Rückweg in die Stadt nicht gleich zu finden. Endlich
kam ich an einen Kelsblock, der eine säuberliche Aufschrift
trug, und ich 1 offte den langgesuchten Wegweiser gefunden zu
haben. Da las ich: „Ein guter Mensch in seinem dunkeln
Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst. Der Ver¬
kehrs- und Verschönerungs-Verein.“
Eine poetische Warnungstafel für Automobile.
Einen originellen Weg zur Bekämpfung der „Autoplage“ hat
die in Unterfranken liegende Gemeinde Höchberg ein¬
geschlagen. An der Landstrasse, die von den Automobilen
sehr stark befahren wird, prangt seit kurzem eine Warnungs¬
tafel mit folgender Aufschrift:
„Lieber Autler! Mit Verlaub,
Mach’ uns doch nicht zu viel Staub I
Schau’ auf Berg und Burg entzückt.
Ras’ vorbei nicht wie verrückt!“
Ob dieser poetische Erguss von Erfolg war, darüber sind
sich die Gemeindeangehörigen von Höchberg allerdings bisher
noch nicht im klaren.
Die Wohlfahrtseinrichtungen der preussisch-
hessischen Staatsbahnen im Jahre 1911.
Die kürzlich im Aufträge des preussischen Finanzministers
verfasste Schrift „Zur finanziellen Beurteilung der preussisch-
hessischen Staatseisenbahnen (Etatsjahr 191z)“ enthält auch eine
Darstellung der Wohlfahrtseinrichtungen der Staatsbahnen zu
gunsten der Beamten und Arbeiter, der die folgenden An¬
gaben entnommen seien.
[Die Wohlfahrtseinrichtungen der preussisch-hessischen Eisen¬
bahnbetriebsgemeinschaft sind zum Teil auf Grund gesetzlicher
Verpflichtungen, zum Teil darüber hinaus freiwillig geschaffen
worden. Zu den auf gesetzlicher Verpflichtung be¬
ruhenden Wohlfahrtseinrichtungen gehören die Beamten¬
pensionskassen, die Krankenversicherung, die Unfallversicherung
und die Invalidenversicherung.
Zu den Beamtenpensionskassen hatten die Beamten
auf Grund der Satzungen im Jahre 1911: 713005 Mk. zu zahlen.
Die Leistungen der Kassen stellten sich auf 13 763 513 Mk. Die
durch Beiträge der Mitglieder nicht gedeckten Leistungen
wurden auf den Eisenbahnbelriebsfonds übernommen Für
jeden der 21 Eisenbahndirektionsbezirke besteht eine auf Grund
des Kassenversicherungsgesetzes errichtete Betriebskranken¬
kasse, die sämtliche ausserhalb des Staatsbeamten Verhältnisses
beschäftigten Eisenbahnbediensteten mit Ausnahme des in
besonderen Krankenkassen versicherten Neubaupersonals umfasst.
Die Gesamtaufwendungen dieser Krankenkassen betrugen im
Jahre 1911 13224604 Mk. Von den im Jahre 1911 zu den
Betriebskrankenkassen entrichteten Beiträgen leistete die Eisen¬
bahnverwaltung 4192937 Mk. — Die Jahresausgabe auf Grund
des Unfallversicherungsgesetzes ist im Jahre 1911 auf 7670053 Mk.
gestiegen.
Die* .bei der preussisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft
beschäftigten, nach dem Invalidenversicherungsgesetze
versicherungspflichtigen Bediensteten genügen der Versicherungs¬
pflicht durch die Mitgliedschaft bei der Abteilung A der
Pensionskasse für die Arbeiter der preussisch-hessischen
Eisenbahngemeinschaft. Am Ende des Rechnungsjahres xgn
gehörten der Abteilung A 340786 Mitglieder an. An laufenden
Beiträgen hat die Eisenbahn Verwaltung im Kalenderjahr zgzx
2413 822 Mk.'gezahlt. Die Abteilung A besitzt drei Invaliden¬
heime: in Jenkau bei Danzig, Birkenwerder (Mark) und Herz¬
berg (Harz), und^ zwei Lungenheilstätten: in Stadtwald
bei'Melsungen und Moltkefels bei Schreiberhau.
Neben den gesetzlichen Verpflichtungen hat aber die Ver¬
waltung der preussisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft noch
eine Reihe freiwilliger Leistungen ihren Angestellten
gegenüber übernommen. Wie wir der Zeitung des Vereins
Deutscher Eisenbahnverwaltungen entnehmen, sorgt die Ab¬
teilung B der Arbeiterpensionskasse für eine Zusatz¬
versicherung, die den Versicherten eine über die gesetzlichen
Leistungen^ hinausgehende Fürsorge im Falle der Erwerbs¬
unfähigkeit sichert. Der Zuschuss der Verwaltung zu den
laufenden Beiträgen stellte sich im Kalenderjahre xgiz auf
6 628 600 Mk. Zu diesen statutmässigen Beiträgen kommen
noch freiwillige Leistungen der Verwaltung in Höhe von
2 309 989^ Mk. Den im Betriebsdienst angestellten mittleren und
unteren Beamten sowie deren Angehörigen gewährt die Ver¬
waltung durch angestellte Bahnärzte freie Arzthilfe. Im
Berichtsjahre waren 2668 Bahnärzte bestellt, deren Bezüge sich
auf rund 2 375 900 Mk. beliefen.
Besonders lässt sich die Verwaltung angelegen sein, die
Wohnungsverhältnisse zu bessern. Am Schlüsse des Jahres xgn
waren im ganzen 55 089 Beamten und Arbeitern staatseigene
Wohnungen als Dienst- oder Mietwohnungen überwiesen. An
Orten, an denen eine besonders grosse Zahl von Bediensteten
stationiert sind, hat die Verwaltung Arbeiterkolonien errichtet.
Die Verwaltung fördert sowohl ausj eigenen Mitteln wie aus
denen der Pensionskasse den Bau von eigenen Wohnungen.
Insgesamt sind von der Arbeiterpensionskasse an Baugenossen¬
schaften seit dem Jahre 1892 bis zum Schlüsse des letzten
Geschäftsjahres Darlehen im Betrage von rund 24 200 000 Mk.
bewilligt. Zum Bau eigener Wohnungen sind ferner Angestellten
bis zum Ende des Jahres X911 rund x 434 600 Mk. Staats¬
darlehen zu 3*/-..prozentiger Verzinsung und ,.27>.jProzentiger
Tilgung zugesagt. - Zur Bekämpfung der Tuberkulose
wurden im Laufe des Jahres 1911 rund 164600 Mk. ausgegeben.
Der allgemeine Verband der Eisenbahnvereine der preussisch-
hessischen Staatsbahnen und der Reichsbahnen hat die Auf¬
gabe, die Zusammengehörigkeit der Eisenbahnvereine zu pflegen
und die gemeinsamen Zwecke der Vereine zu fördern, ins¬
besondere auch durch Schaffung gemeinsamer Einrichtungen,
deren Bedeutung über die Kräfte der einzelnen Vereine hinaus¬
geht. Zu diesen Aufgaben gehört in erster Linie die Errichtung
von Hilfskassen zur Ergänzung der Pensionsbezüge, der
Alters- und Invalidenrenten, der Krankengelder, der Witwen-
und Waisenbezüge, sowie die Gewährung von Beihilfen in
Sterbefällen.
Fahrpreisermässigungen zum Besuch der Inter¬
nationalen Baufachausstellung Leipzig. Nach einem
Erlass des preussischen Eisenbahnministers ist in Aussicht ge¬
nommen, zum Besuch der Ausstellung den Arbeitnehmern die
gleichen Fahrpreisermässigungen auf den Staatsbahnen zuteil
werden zu lassen, die zum Besuch der Hygieneausstellung in
Dresden gewährt worden sind. Auch können Verwaltungs¬
sonderzüge zu ermässigten Preisen eingelegt werden, soweit die
allgemeinen Voraussetzungen hierzu vorliegen.
Schlafwagen dritter Klasse in Norwegen. FUr
die Linie Christiania - Bergen hat die norwegische Eisen¬
bahnverwaltung Schlafwagen dritter Klasse eingestellt, die sich
eines grossen Zuspruchs erfreuen. In jedem halben Abteil be¬
finden sich drei Liegeplätze übereinander. Sie sind mit Sprung¬
federn versehen und mit Rosshaar gepolstert, der Ueberzug
besteht aus Pergamoid. Hierauf werden zum Schlafen eine
Decke und ein weisses Laken gelegt. Als Oberbett dient eine
doppelte, weissbezogene wollene Decke und ein kleines, weiss-
bezogenes Kopfkissen. Waschgelegenheit ist in jedem Abteil,
ebenso Spiegel und Wasserflasche mit Gläsern. Für die Heizung
dient ein mit einer Frischluftklappe verbundener Dampfheiz¬
körper unter dem untersten Bette. Die Breite der Lagerstatt
beträgt 65 Zentimeter, der freie Raum neben dem Bett 57 Zenti¬
meter, die Länge jedes Bettes X92 Zentimeter, der Zwischenraum
zwischen je zwei übereinanderliegenden Lagerplätzen 65 Zenti¬
meter im Lichten. Im ganzen birgt der 35 Tonnen schwere
Wagen 36 Schlafplätze gegenüber 48 Tagesplätzen.
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Die Oampferlinien des Norddeutschen Lloyd
im Jahre 1912.
Die Gewinn- und Verlustrechnung des Norddeutschen Lloyd
ffir das Geschäftsjahr zgii weist für die verschiedenen Linien
der Gesellschaft, die sich über alle Meere erstrecken, einen
Betriebsgewinn von rd. 51^4 Millionen Mark aus. Der Gewinn der
Linien nach Nord-, Mittel-, Südamerika, Aegypten, der Levante,
der Prachtdampferlinie nach Australien, der Ostindischen KUsten-
linien, der Nordseebäder-Linien, des Flussdampfer- und Leichter¬
betriebes usw., der Vergnügungsfahrten sowie der Assekuranz-
Abteilung bezifferte sich auf insgesamt 36991191.75 Mk. (gegen
28472556.95 Mk. i. Vorj.), während die Reichspostdampferlinien
ntchOstasien, Australien, Japan—Australien und Singapore—Neu
Guinea einen Betriebsgewinn von 7 036 211 95 Mk. (6 905 561.40 Mk.
i. Vorj.) zu verzeichnen hatten. Ferner wurden erzielt aus den
Nebenbetrieben aus Zinsen, Beteiligungen an anderen Gesell¬
schaften usw. 4462847.50 Mk. (2250902.40 Mk. i. Vorj.), und
Prämienüberschüsse der Selbstversicherung 3350181.55 Mk. gegen
3907938.70 Mk. i. Vorj. Wie im Jahre 1911 war auch im letzten
Geschäftsjahre das Frachtgeschäft ausschlaggebend für den
erfreulichen Abschluss des Norddeutschen Lloyd, womit indessen
nicht gesagt sein soll, dass das Passagiergeschäft unbefriedigt
gewesen wäre. Beide, Fracht- und Passagiergeschäft, haben
eine nicht unbedeutende Steigerung zu verzeichnen. So be¬
förderte der Norddeutsche Lloyd auf seinen transatlantischen
Linien 558671 Passagiere gegen 514272 im Jahre 1911 und
37x0739 Frachttons gegen 3586x78 i. Vorj. Danach hat also
der Passagier verkehr eine Steigerung um 44399 Personen, der
Frachtverkehr eine Zunahme um 124561 Prachttons erfahren.
Die von den Lloyddampfern im letzten Jahre durchlaufenen
Entfernungen betrugen bei 955 Rundreisen etwa 5827600 See¬
meilen etwa 270 mal den Umfang der Erde.
Die Masurische Dampferkompagnie hat soeben
ihren Fahrplan für 1913 veröffentlicht. Die Tourfahrten werden
am 8. Mai beginnen und am 9. September auf der Seenstrecke
Angerburg—Lötzen—Rudczanny—Niedersee endigen. Auf der
Strecke Rhein — Nikolaiken hören sie am 18. August auf. Dem
Wunsche der besonders eiligen Touristen, die am Dienstag oder
Sonnabend mit dem Frühzuge in Angerburg ankommen und
um XO.05 Uhr vom Hafen aus dis reizvolle Seenfahrt beginnen,
um in ununterbrochener Zeitfolge bis zum Niedersee zu ge-
gelangen, dennoch Gelegenheit zu haben, auch etwas von der
idyllischen Insel Upalten zu sehen, wird insoweit Rechnung ge¬
tragen werden, dass der Dampfer an der Insel von 10.50—ii.io Uhr
hält. — Diejenigen Reisenden, welche Sonntags um 9.05 Uhr
die Dampferfahrt in Rhein beginnen und vom Niedersee Uber
Lötzen im Anschluss an den Abendzug endigen wollen, müssen
in Nikolaiken auf den Lötzener Dampfer übergehen. Der
Dampfer aus Rhein bleibt Sonntags bis 2 Uhr in Nikolaiken
liegen. Touristen, welche in Rhein übernachten wollen, erhalten
60 Gelegenheit, sich die schöne Umgebnng Nikolaikens (Schützen¬
platz, Kaiserhöhe) anzusehen, ln Rhein trifft der Dampfer dann
8.00 Uhr abends ein. Auskunft erteilen: Der Verkehrs-Verein
Ostpreussen, Königsberg i. Pr., Münzstr. ii, und die Masurische
Dampferkompagnie in Lötzen.
Bmdens Einbeziehung in den regelmässigen
Dampferdienst des Norddeutschen Lloyd ist endgültig für
den z. Oktober d. Js. in Aussicht genommen, und zwar soll
von diesem Tage ab ein von Bremen oder Hamburg aus-
gehenöcr vierwöchentlicher Frachtdampferdienst über Emden
nacli Ostasien, ein vierwöchentlicher F'rachtdampferdienst
Uber Smcden nach Amerika und ein vierwöchentlicher Fracht-
dampferdJenst über Emden nach Australien eingerichtet
werden. Vom i. April 1914 ab wird dann eine w e ite r e regel-
mässig^e Dampfschiffslinie für die Beförderung von
Passag’ieren und Gütern von Bremen oder Hamburg über
Eznden, die zunächst i4tägig betrieben werden soll, folgen. Für
den Dienst nach Südamerika, Ostasien und Australien werden
moderne Frachtdampfer verwandt werden. Den Dienst nach
Nordamerika wird der Lloyd mit Dampfern der „Barbarossa“-
und „Neckarklasse**, die Hapag mit Dampfern der „Patrizia-
klasse** betreiben. Die Vorarbeiten für die nötigen Anlagen
sind auraeit im Gange.
Der erste „Luftverkehrsplan“.
Die Hamburg-Amerika-Linie, die das Monopol für den Fahr¬
kartenvertrieb der Deutschen Luftschiffahrt-Aktiengesellschaft
(Delag) besitzt, hat jetzt ihren ersten „Luftverkehrsplan** heraus¬
gegeben. Dieser Plan, der dazu bestimmt ist, für die Fahrten
der Delag-Luftschiffe im Auslande Propaganda zu machen, gibt
ein ausgezeichnetes Bild für den heute schon recht bedeutenden
Umfang des deutschen Luftverkehrs. Nach diesem Plan bestehen
gegenwärtig in Deutschland acht Luftschiffhäfen, die der Delag
für ihre Luftschiffe zur Verfügung stehen. Es sind dies die
Häfen von Potsdam, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt a. M.,
Baden-Baden, Friedrichshafen, Gotha und Leipzig. Von diesen
wird der Luftschiffhafen in Leipzig in aller Kürze fertiggestellt
sein. Weitere acht Luftschiffhäfen sind für das Jahr 1913
projektiert. Sieben dieser Häfen werden in Deutschland errichtet,
und zwar in Emden, Bremen, Hannover, Braunschweig, Dresden,
München und Stuttgart, der achte im Auslande, in Kopenhagen.
Nach der Fertigstellung dieser acht Luftschiffhäfen wird die
Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft zwischen dem Netz
von 16 Stationen einen regelmässigen Dienst einrichten können.
Im Zentrum des Netzes wird Braunschweig liegen. Eine Fahrt
von Kopenhagen nach Friedrichshafen wird entweder über
Hamburg - Braunschweig oder Potsdam - Braunschweig oder
Potsdam - Leipzig, Gotha — Stuttgart führen. Ein Flug von Düssel¬
dorf nach Potsdam würde Braunschweig berühren. Eine Luft¬
schiffahrt von Dresden nach Friedrichshafen würde über
München gehen, nach Baden-Baden über Stuttgart. Hamburg
wird von Dresden aus über Leipzig und Braunschweig, Emden
über Leipzig, Braunschweig, Hannover, Bremen erreicht usw.
Die Delag-Luftschiffe werden also schon Ende dieses Jahres
nicht mehr bei grösseren Fahrten denselben Gefahren ausgesetzt
sein, wie heute. In der Regel wird ein Luftschiff mit Leichtig¬
keit bei Unwettergefahr einen der zahlreichen Luftschiffhäfen
aufsuchen können. Da die meisten der Hallen für die Aufnahme
von zwei Luftschiffen eingerichtet sind, während nur eins
dauernd in ihnen stationiert ist, kann ein Luftschiff, das eine
Notlandung vornehmen muss, jederzeit Unterkunft finden.
Dieses Netz von Luftschiffhäfen dürfte in aller Kürze noch
eine Erweiterung erfahren, besonders nach Osten hin, da auch
dort, z. B. in Breslau, einige Luftschiffhäfen errichtet werden
sollen. Für den Fall der Gefahr kommen dann selbstverständlich
auch noch die Militär-Luftschiff häfen in Frage, deren Zahl
heute schon recht bedeutend ist.
Die Wettbewerbe der National-Flugspende
haben in Fliegerkreisen allgemeine Anerkennung gefunden.
Wäre das Wetter etwas günstiger gewesen, so hätten schon
die ersten Tage des März ein allgemeines Starten um diese
Preise gesehen. Um Irrtümer zu vermeiden, sei deshalb noch
einmal darauf hingewiesen, dass jeder Bewerber zuvor ver¬
sichert sein muss, sowie in folgendem das System an einigen
Beispielen erläutert. Die Flugleistungen können bestehen:
1. in einem gewöhnlichen Fluge auf dem Flugplatz, bei dem
lediglich die Zeitdauer des ununterbrochenen Fluges für
jede Stunde mit 1000 Mk. gewertet wird,
2. in einem Passagierfluge, der 30 Kilometer vom Flugplätze
sich entfernen muss und mit 1500 Mk. für jede Stunde
ununterbrochenen Fluges gewertet wird,
3. in einem Passagierfiuge über Land innerhalb 24 Stunden
mit beliebigen Zwischenlandungen. Bei letzterem Fluge
wird eine Rente für den Inhaber des jeweiligen Rekords
bei einer Mindeststrecke von 500 Kilometer bezahlt.
Sämtliche Flüge können derart miteinander verbunden werden,
dass deijenige, der z. B. 500 Kilometer mit Passagier über Land
fliegt und dabei 6 Stunden ununterbrochen in der Luft bleibt, erhält:
1. 6 * 1500 Mk. 9000 Mk.
2. Rente für Zeit bis zu 10 000 Mk.
3. „ „ Strecke bis zu 15000 Mk.
Wird er überboten, so fällt die betreffende Rente von
diesem Zeitpunkt an demjenigen zu, der eine längere Zeit in
der Luft bleibt oder eine längere Strecke durchfliegt. Die
Rente kann jeder sich auch cm zweites Mal erfliegen, während
die Stundenpreise für jede Stunde nur einmal gezahlt werden.
Fliegt ein anderer also 550 Kilometer in ununterbrochenem
7stündigem Fluge, so erhält dieser:
1. 7 X *500 Mk. • 10500 Mk.
2. Rente für Zeit bis zu 10 000 Mk.
3. „ „ Strecke bis zu 15000 Mk.
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36
Fliegt darauf der im ersten Beispiel genannte 600 Kilo¬
meter in SstUndigem ununterbrochenem Fluge, so erhält er:
1. Zusatzprämie für 2 Stunden =: 3000 Mk.
2. Rente für Zeit bis zu xo 000 Mk.
3. „ „ Strecke bis zu 15 000 Mk.
Um UnglUcksfälle bei den Bewerbungen um die Preise der
National-Flugspende nach Möglichkeit zu vermeiden, sind die
Sportzeugen durch Vermittlung des Deutschen Luftfahrer¬
verbandes ersucht worden, ihre Tätigkeit als Sportzeugen in
allen Fällen abzulehnen, in denen Flugzeuge verwendet werden
sollen, die den an ihre Sicherheit zu stellenden Anforderungen
nicht entsprechen. Die Flugplatzverwaltungen sind gebeten
worden, derartige Flugzeuge nach Möglichkeit auszuschliessen.
Ferner hat der Deutsche Luftfahrer verband auf Veran¬
lassung der National-Flugspende Formulare zur Aufzeichnung
über die Flugleistungen bei Bewerbungen um Preise der
Naticnal-Fugspende drucken und an die Heimatvereine verteilen
lassen. Die Sportzeugen müssen diese der betreffenden Flug¬
leistung entsprechend ausfüllen, unterzeichnen und ihre Unter¬
schriften vom Heimatvereine beglaubigen lassen. Der Heimat¬
verein gibt das Formular dem Luftfahrerverbande weiter, der
es bei der Geschäftsstelle der National-Flugspende einreicht.
Diese gibt dann dem Bankhaus Mendelssohn, Berlin W. 56,
Jägerstrasse 49/50, Anweisung, den betreffenden Betrag dem
Berechtigten auszuzahlen.
Distanzflug - Weltrekord deutscher Flieger¬
offiziere. Die Fliegeroffiziere Ganter und Böhmer der Militär-
fiiegertruppe Döberitz durchflogen auf einem Taube-Eindecker
die 595 Kilometer lange Strecke Jüterbog-Berlin-Lübeck-Ploen-
Malente in 6 Stunden 9 Minuten ohne Zwischenlandung. Die
Landung in Malente erfolgte glatt. Mit dieser Leistung schlugen
die Flieger die bestehenden Weltrekorde. Der aufgestellte
Rekord übertrifft die bisherigen um ein bedeutendes. Der
Dauerrekord für Flüge mit einem Mitfahrer wurde bisher von
dem Engländer Barrington gehalten, der am 14. Februar
4 Stunden 51 Minuten in der Luft blieb und 402 Kilometer
zurUcklegte. Den Distanzrekord hielt bis jetzt der Franzose
Guillaux, der am i. Februar dieses Jahres auf dem Flugfelde
von Etampes 410 Kilometer mit einem Clement-Bayard-Ein-
decker durchflog, dafür aber nur 4 Stunden 10 Minuten
Sekunden brauchte. Leutnant Ganter gehört bereits seit mehreren
Jahren dem deutschen Offizierfliegerkorps an und zeichnete
sich besonders während der Kaisermanöver von 1911 durch
mehrere Flüge aus, die für die Manöverlage von grosser Be¬
deutung wurden.
DieEntdeckung eines Römerlagers vom Ballon
aus ist sicherlich das Neueste, das uns die Luftschiffahrt ge¬
bracht hat. Ein Frankfurter Luftfahrer erkannte, wie die
„Köln. Ztg.“ mitteilt, im vergangenen Herbst bei einer Frei¬
ballonfahrt durch Oberhessen am Ufer der Nidda gegenüber
einem bekannten Hof die Umrisse eines römischen Lagers.
Darauf wurden wintersüber nach erteilter Genehmigung der
hessischen Denkmalpflege Ausgrabungen vorgenommen, die ein
Herrenhaus und grosse Teile der Umfassungsmauern einer
Villa rustica freilegten. Da sich noch andere Reste von
römischen Bauten vorfanden, scheint es sich um eine Nieder¬
lassung zu handeln, die an der römischen Strasse zwischen der
altrömischen Stadt novus vicus, dem heutigen Frankfurter
Vorort Heddenheim, und dem Kastell bei dem oberhessischen
Ort Okarben lag.
Theater, festliche und sport¬
liche Veranstaltungen
9
Die HellerauerSch ulfeste der Dalcrozeschule finden
in diesem Jahre Mitte Juni statt. Zur Aufführung gelangt ein
ganzes Opernwerk, und zwar „Orpheus“ von Gluck. Das
genaue Programm wird Mitte April zur Versendung gelangen. —
Ausser dem Dalcroze-Schulfest bereitet sich in Hellerau nun
noch ein anderes künstlerisches Ereignis vor. Es werden
nämlich dramatische Aufführungen geplant, die sich
allerdings von den üblichen Darstellungen im Theater wesentlich
unterscheiden. Sie sollen der Entwickelung eines monumen¬
talen dramatischen Spiels dienen. Die ersten dramatischen
Spiele werden noch in diesem Jahre stattfinden, und zwar soll
zuerst Paul Glaudels Mysterium „Die Verkündigung“ auf-
gefUhrt werden.
Anlässlich der Richard- Wagner-Jahrhundertfeier
im Mai d. J. finden in Düsseldorf zehn Festaufführungen
statt, welche folgende Werke umfassen werden: Rienzi, Holländer,
Lohengrin, Tannhäuser, Tristan, Meistersinger, Ring des Nibe¬
lungen. Ausstattung und Kostüme sind neu. Von Gästen
wirken u. a. mit: die Damen v. Mildenburg, Boehm-van Endert,
Hafgreen-Waag, v. d. Osten, Mottl-Fassbender, Maude Fay,
die Herren William Miller, Ernst Kraus, Ed. Habich, Friedrich
Plaschke, Walter Soomer, Paul Bender, Braun-Grosser, Ejnar
Forchhammer, Professor Andreas Moers.
Maifeste in Mannheim. In den 1830er Jahren fanden
in Mannheim regelmässige Maifeste statt, welche nach der Dar¬
stellung im Geschichtswerk der Rhein-Neckarstadt aus volksfest¬
artigen Darbietungen, musikalischen Veranstaltungen, kleineren
Ausstellungen und landwirtschaftlichen Märkten bestanden. Im
Anschluss an diese Maifeste ist die Entstehung der berühmten
Mannheimer Pferderennen und des historischen Maimarktes
erfolgt. Der Verkehrs-Verein beabsichtigt nun mit Unter¬
stützung der Stadtverwaltung und weiteren Kreisen, ein
Mannheimer Malfest als ständige, alljährlich regelmässig wieder¬
kehrende Einrichtung zu schaffen und diese Festwoche, die
dieses Jahr vom 4 bis 13. Mai stattfindet, sowohl mit volks¬
tümlichen und sportlichen, als auch künstlerischen Darbietungen
in reichem Masse auszustatten.
Die grossen Internationalen Rennen zu Baden-
Baden finden in diesem Jahre am 22., 24., 26., 28., 30. und
31. August statt. Der Gesamtbetrag der zur Verteilung ge¬
langenden Preise hat eine beträchtliche Erhöhung erfahren und
beträgt jetzt 615 000 Mk., ausserdem sind wiederum zahlreiche
wertvolle Ehrenpreise vorgesehen, so u. a. ein Goldpokal des
Grossherzogs von Baden.
Strassburger Verkehrs- und Verkaufs w o che.
In der Zeit vom 27. April bis einschl. 4. Mai findet, wie bereits
mitgeteilt, in Strassburg i. Eis. eine von der Stadt veran¬
staltete Verkehrs- und Verkaufswoche statt. Ein Plakat und
Siegelmarken, die Erwins Dom, Strassburgs Wahrzeichen, einen
Planwagen und einen Aeroplan aufweisen und von dem Kunst¬
maler Renatus Allenbach entworfen sind, werden auf diese
Festwoche hinweisen. Besondere Aufführungen des Stadttheaters,
Konzerte und sonstige Darbietungen, Schützenfest und Pferde¬
rennen, die Gastwirteausstellung und die Ausstellung für Gewerbe-
und Fortbildungsschulen für Mädchen des Vaterländischen
Frauenvereins, die nur alle drei Jahre stattfindet, werden in
diese Festwoche gelegt werden. — Der Besuch vieler aus¬
wärtiger Vereine steht in Aussicht, und aeronautische Dar¬
bietungen grösster Art sind geplant. — Das Festprogramm
weist einen Umfang von rund 100 Seiten auf. Hoffentlich wird
diese erste städtische Festwoche ein reges Treiben nach Strass¬
burg bringen und aus dieser Woche eine stets wiederkehrende
Einrichtung werden, wie wir eine solche in München in den
Oktoberfesten und in Mannheim in dem Maifeste verkörpert
finden. Die Strassburger Stadtverwaltung ist die Unternehmerin.
Sie hört die wirtschaftlichen Korporationen gutachtlich und
führt sämtliche Veranstaltungen im vollsten Einverständnis
mit den Gewerbe- und Handeltreibenden durch.
Eine grössere Pr o vi nzial - Pf erdeschau findet
vom 4. bis 6. Juli d. J. in den Anlagen des neuen Mager¬
viehhofes der Stadt Dortmund statt, die von der Land¬
wirtschaftskammer für die Provinz Westfalen in Münster ver¬
anstaltet wird.
Veranstaltungen in den Monaten April-Mai.
lo.—16. April: In Goburg 8. Lehrgang für landwirtschaftliche
Wanderlehrer von Deutschland.
16. April: In Duisburg Pferderennen.
19. u. 20. April: In Magdeburg Internationales Wettschwimmen
(Schwimmklub von 1896).
20. April und 18. Mai: In Dresden Grosse Radrennen.
27. April bis 4. Mai: In Strassburg Städtische Verkaufs- und
Verkehrswoche.
27. April und 3. August: In Thorn Pferderennen.
April—Mai: In Darmstadt Frühlingsfestspiele zur Erinnerung
an den 100. Geburtstag Richard Wagners im Grossh.
Hoftheater.
Anfang Mai: In München Eröffnung der Veranstaltungen im
Münchener Künstlertheater (Spielsaison Mai —September).
Im Mai: In Baden-Baden Grosses Musikfest unter Mit¬
wirkung hervorragender solistischer Künstler.
Im Mai: In Stuttgart: Maifestspiele im Kgl. Hoftheater mit
,,Tristan und Isolde“, ,,Die Trojaner“ und „Florian Geyer“.
— Anfang Oktober ebenda dreimaliges Garuso-Gastspiel.
I. und 4. Mai: In Dresden Pferderennen.
4.-8. Mai: In Frankfurt Kaiser-Gesangwettstreit.
4. Mai: In Magdeburg Pferderennen.
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■ - .
ln Schwerin (Mecklb.) xoojährige Jubelfeier der
•V- ’ . mecklenburgischen Artillerie, an der Se. Kgl. Hoheit der
' Groseherzog teilnehmen wird.
'8., xo. xa. Mai: In Weil Pferderennen des Württ. Rennvereins,
g. — XX. Mai’: In Wiesbaden Plugtage.
; . ■ Pfingsten 19x3: In Coburg: Kongress der im „Coburger L. C.“
vereinigten Landsmannschaften auf deutschen Hochschulen.
XX. u. xa. Mai: In Nürnberg Bayerisches Musikfest,
la., X3.1 X4. April: In B a r m e n Basar und Festspiele im Stadttheater,
xa. u. X4. Mai: In Düsseldorf Grosse Rennen des Düssel-
. doifer Reiter- und Rennvereins,
xa.—14. Mai: In Coblenz Fliegertag gelegentlich des Prinz-
Heinrich-Fluges. Rheinfest mit Beleuchtung des Bhren-
breitsteins und des Astersteines.
Mai: In Karlsruhe Prinz-Heinrich-Flug und Schauflüge.
15.—ao. Mai: In Coburg: Bühnenfestspiele im Herzoglichen
Hoftheater.
17.—x8. Mai: In Stuttgart: Internationales Schwimmfest des
. Schwimmerbundes Schwaben im Stuttgarter Schwimmbad.
X8. Mai: In München Vorführungen von Kranken-Transport-
Manövem des Bayerischen Landes-HilfsVereins vom Roten
Kreuz.
aa. Mai: In Düsseldorf Richard-Wagner-Zyklus im Stadt¬
theater, zum Gedenken an. den 100. Geburtstag.
a5. Mai: In Magdeburg Flachrennen um den Grossen Preis
von Magdeburg.
a8. Mai bis a. Juni: In B o n n Rheinisch-historisches Festspiel
im Rahmen einer Blumenwoche.
3X. Mai und x. Juni: In E s s e n Gebirgsfest des Sauerländischen
Gebirgsvereins, anschliessend an die Ausstellung „Das
Sauerland in Wort und Bild“.
Ausstellungen
'v>,-
Internationale Städtebau-Ausstellung in Gent.
Auf der Weltausstellung in Gent wird in den Räumen
der deutschen Halle eine höchst beachtenswerte Ausstellung
des modernen Städtebaus zu sehen sein, die im gewissen Sinne
eine Erweiterung der nationalen Düsseldorfer Ausstellung zu
einer internationalen Veranstaltung ist. Deutschland
hat .in Düsseldorf den einheimischen Kreisen gezeigt, was es
auf diesem Gebiete zu leisten vermag; jetzt bemühen sich andere
Staaten, insbesondere Frankreich, durch umfangreiche Schau¬
stellungen ihm den Rang wenn möglich abzulaufen. Es erscheint
daher angesichts dieser ausländischen Anstrengungen sicher
geboten, dass die deutschen Stadtverwaltungen und alle sonst
in Frage kommenden Korporationen die Gelegenheit benutzen,
die meist von Düsseldorf her noch vorhandenen Ausstellungs¬
gegenstände in Gent einem internationalen Interessentenkreis
vorzufUhren. Dies ist um so wünschenswerter, als ein Dominieren
Frankreichs in dieser zwar nicht organisch, aber doch räumlich
mit der deutschen Ausstellung zusammenhängenden Schau den
denkbar ungünstigsten Eindruck hervorrufen müsste. Nähere
Auskünfte über diese Abteilung erteilt sowohl das Präsidium
des Komitees Deutscher Aussteller auf der Weltausstellung in
Gent (Frankfurt a. M., Weissfrauenstrasse 10), als auch die
Genter Ausstellungsleitung selbst. — Die Ausstellungsarbeiten und
ihre Einrichtung sind auch schon so weit vorgeschritten, dass
die Ausstellung bestimmt am 26. April durch Se. Majestät den
König der Belgier eröffnet werden wird.
Die Eröffnung der Grossen Berliner Kunst¬
ausstellung findet, wie nunmehr feststeht^ am 10. Mai statt.
Der Kaiser wird der Eröffnung beiwohnen.
In den Vorstand der „Ständigen Ausstellungs¬
kommission für die deutsche Industrie“ haben der
Verband Deutscher Elektrotechniker und die Vereinigung
Deutscher Elektrizitätsfirmen neu delegiert die Herren Geheimen
Kommerzienrat Dr. v. Petri (Generaldirektor der Elektrizitäts-
Aktiengesellschaft vormals Schuckert & Co.), Nürnberg, Direktor
H. Cox (Maschinenfabrik Esslingen), Cannstatt, und Direktor
Carlos Gaa (Brown, Boveri &Cie. Aktiengesellschaft), Mannheim.
Grosse Kunstausstellung Düsseldorf 1913. Am
3« Mai wird die Grosse Kunstausstellung 1913 im Ausstellungs¬
palast ihre Pforten öffnen, die aufs neue Zeugnis nicht nur
von dem ehrenvollen Kunstschaffen Düsseldorfs ablegen,
sondern auch einen Ueberblick Uber das Kunstwirken und die
Kunatbestrebungen anderer Kunststädte gewähren soll. Eine
Anzahl hervorragender Künstler haben Kollektivausstellungen
geschickt Nebenbei sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, dass
die Ausstellung durch Vorträge Uber Kunst- und Kultur¬
fragen eine wertvolle Bereicherung erfahren soll. — Mit der
Eröffnung der Ausstellung ist gleichzeitig die Einweihung der
Brunnenanlage vor dem Kunstpalast verbunden.
Die Ausstellung hervorragender Park- und
Gartenanlagen auf der Internationalen Baufach-
Ausstellung Leipzig 19x3. Das Bestreben aller Gressstädte
des In- und Auslandes geht dahin, in grösserem Massstabe als dies
bisher der Fall gewesen ist, für ausreichende Grünanlagen in
allen Stadtteilen zu sorgen. Ganz besonders kommen diese für
die Volksgesundheit so ungeheuer wichtigen Bestrebungen bei
den Stadterweiterungsplänen zum Ausdruck. Auf der Inter¬
nationalen Baufach-Ausstellung Leipzig 1913 werden solche
Anlagen (Parks, öffentliche Gärten, Wiesen) in reicher und
vorbildlicher Auswahl in Modellen uni Bildern zur Darstellung
gelangen. Alle deutschen Städte, die die Ausstellung beschicken,
werden Wert darauf legen, dass das Publikum ein klares Bild
Uber die Fortschritte und die Entwicklungsmöglichkeiten dieses
Sorgenkindes im modernen Städtebau erhält. Leipzig, Hamburg,
Frankfurt a. M., Düsseldorf, Dortmund, Mannheim, Mainz,
Potsdam, um nur einige Städte zu nennen, bringen besonders
interessante Objekte. Von ausländischen Ausstellern seien an
erster Stelle amerikanische Städte genannt. In diesen hat man
schon früher als in Europa dafür gesorgt dass zahlreiche
Plätze der Bepflanzung von Bäumen und Sträuchern, sowie der
Anlage von Spielwiesen und Sportplätzen Vorbehalten bleiben.
Chicago, das im ganzen 63 grössere Grünplätze besitzt, wird
seine schönsten auf der Ausstellung zeigen. Philadelphia,
Baltimore, Boston und San Francisco schliessen sich an.
England ist durch London vertreten, Schweden durch Helsingfors
und Gothenburg, die Schweiz durch Zürich, Russland durch
Petersburg. Aus dem fernen Osten kommt Manila. Ohne
Zweifel werden sich aus einem kritischen Vergleich der Pläne
und Projekte manche Anregungen für die einzelnen Stadt¬
verwaltungen ergeben.
n.— Die Schweizerische Landesausstellung 1914
(Mai—Oktober). Man ist in der Schweiz schon seit längerem
eifrigst an der Arbeit, die sehr umfangreichen Vorarbeiten für
die im Frühjahr des kommenden Jahres in der Bundeshaupt¬
stadt Bern zur Eröffnung gelangende Landesausstellung zum
Abschluss zu bringen, die ein Bild der gesamten Kultur¬
entwickelung der Schweiz auf allen Gebieten aes geistigen und
wirtschaftlichen Lebens geben soll. Das Ausstellungsterrain
macht für die Ausstellungshallen Beschränkungen nicht not¬
wendig. Die Ausstellung wird 58 sehr reichhaltige Gruppen
umfassen, welche in sieben Hauptabteilungen gegliedert sind.
Auf eine symmetrische und ästhetische Wirkung der Aus¬
stellungsgebäude wird besonderes Gewicht gelegt werden. Die
sieben Hauptabteilungen bringen in überaus reichhaltiger
Gruppierung die Urproduktion des Landes, die Entwicklung
der Landwirtschaft, des Feld-, Obst- und Weinbaues, der
Tierzucht, Milchwirtschaft, des Forst-, Jagd- und Fischerei¬
wesens und des Bergbaues, ferner des Gewerbes, der Industrie
und Technik, des Handels und Verkehrs, des Sportes
und der Touristik, des Wehrwesens, der Künste und Wissen¬
schaften und endlich der Verbindungen der Schweiz
mit dem Auslande zur Darstellung. Die Anmeldungen für
diese Landesausstellung, welcher der Bund und die Kantone
und alle schweizerischen Organisationen weitgehendste mo¬
ralische und materielle Förderung angedeihen lassen, sind
sowohl aus der Schweiz als auch aus dem Auslande bereits
sehr zahlreich erfolgt. Die Ausstellung wird nach ihrer Voll¬
endung den Reichtum der Schweiz an Kulturwerten der mannig¬
fachsten Art und an nach Entfaltung ringenden Kräften erkennen
lassen und den Besucher besonders mit der hochentwickelten
Industrie und dem mustergültigen schweizerischen
Verkehrs- und Hotelwesen vertraut machen. Auf der
prachtvollen Sportarena werden während der Ausstellung
volkstümliche Spiele und Sportübungen aller Art stattfinden.
Die Entwickelung des Hotelgewerbes in der Schweiz seit
dem Ende des 18. Jahrhunderts wird durch ein Musterrestaurant
im Betrieb gezeigt werden.
Canadian National Exhibition Toronto Z 9 I 3 *
Wie in den Vorjahren findet auch im Herbst d. Js. in Toronto
eine „Canadian National Exhibition“ statt, deren Leiter, wie die
„Ständige Ausstellungskommission für die deutsche Industrie“
bekannt gibt, es besonders begrüssen würden, wenn die Ver¬
anstaltung aus Deutschland mit Artikeln „typisch deutschenUr-
Sprunge s“, insbesondere mit Kunstgegenständen. Gemälden usw.
beschickt werden würde. Die Behörden haben sich bereit er¬
klärt, Transport und Versicherung sowie insbesondere den
Verkauf aller Kunstgegenstände zu den angesetzten Preisen
zu übernehmen, und der Kaiserlich Deutsche Konsulatsverweser
38 i BQQ0QQaQ Q08Q 0 Q Q Q Q QC X3 8a^eeaaBi DEUTSCHLAND igBeeeeeocoeeeeece eeeeeeeee c i i Nr.i
hat sich heimischen Ausstellern ausdrUcklich in jedem Betracht
zur Verfügung gestellt. Erwähnt sei, dass die vorjährige Aus¬
stellung trotz der ungünstigen Witterung von rund einer Million
zahlender Besucher besichtigt wurde. Weitere Mitteilungen
bleiben Vorbehalten.
6.—20. April: In Dortmund Wanderausstellung des Deutschen
Vereins gegen den Missbrauch geistiger Getränke.
19. April bis 13. Mai: In Saarbrücken Kolonial-Ausstellung.
25. April bis 4. Mai: In Coburg Grosse Thüringische Aus¬
stellung für das Gastwirtsgewerbe, Hotelwesen, Kochkunst,
nebst einschlägigen Erzeugnissen heimischer Industrie.
3.—X2. Mai: In Stuttgart Grosse Frühjahrs- und Gartenbau-
Ausstellung.
3. Mai bis 12. Oktober: ln Düsseldorf Grosse Kunstaus¬
stellung im Städtischen Ausstcllungspalast.
3.—14. Mai: In Berlin Fachausstellung der Papier- und Druck¬
industrie.
II. —30. Mai: ln Stuttgart Jubiläums-Ausstellung des Schwäbi¬
schen Albvereins.
15. Mai bis 15. Juni: In Zwickau (Sachsen) Ausstellung von
vorbildlichen Arbeiter-Wobnungs-Einrichtungen.
16. —x8. Mai: In München Internationale Ausstellung von
Hunden aller Rassen.
x8. Mai bis 2. Juni: In Trier Eifelausstellung in der neuen
Kunstgewerbeschule.
24. Mai bis 8. Juni: ln Kiel Gastwirte- und Kochkunstausstellung.
Mai—Juni: In Essen im städtischen Kunstpalast Ausstellung
„Das Sauerland in Wort und Bild**.
Mai—Oktober: In Stuttgart Grosse Kunstausstellung mit Er¬
öffnung des neuerbauten Kunstgebäudes am 8. Mai.
Mai bis Oktober: In L e i p zi g Internationale BaufachAusstellung.
i
m
Kongresse u. Versammlungen [
i
Die Verkehrs-Vereine und Verwallnngen hillen wir um rechtzeitige
Angal)e <ler jeweilig» slaltlindendeii »nisseren Veranstaltungen Die Ued.
15.—18. April: In Wiesbaden 30. Deutscher Kongress für
innere Medizin.
30. April: In Rottweil Landes-Versammlung und Ausstellung
des Württembergischen Vereins für Knabenhandarbsit.
Anfang Mai: In Berlin Haupt-Versammlung des Deutschen
Frauenvereins vom Roten Kreuz für die Kolonien.
X. - 4. Mai: In Dortmund Generalversammlung des Verb andes
reisender Kaufleute.
4. Mai: In Düsseldorf Haupt-Versammlung des Vereins
Deutscher Eisenhüttenleute.
4. Mai: In Ulm Landesversammlung des Bauwerkmeister¬
vereins W ürttembergs.
X2. —13. Mai: In Stuttgart Haupt-Versammlung des Württem¬
bergischen V olksschullehrervereins.
X2. —14. Mai: InHeilbronn Verbandstag Süddeutscher Zeichen¬
lehrervereine.
X2.- 17. Mai: In B r em e n Tagung der Deutschen Zool. Gesellschaft.
13. Mai: In Stuttgart Haupt-Versammluug des Landes Vereins
Württemberg des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde.
13.—14. Mai: In Barmen Kongress des Vereins für wissen¬
schaftliche Pädagogik Deutschlands.
13.—15. Mai: In Breslau Haupt-Versammlung des Deutschen
Vereins für Schulgesundheitspflege.
13.—15. Mai: In Breslau Haupt-Versammlung des Bundes
Deutscher Verkehrs-Vereine.
13.—x6. Mai: In G o t h a Tagung der V. C. des Verbandes der Turner-
schaften auf deutschen Hochschulen, verbunden mit Turnfest.
13. —17. Mai: In Düsseldorf Kommunale Woche, Rheinischer
Gemeindetag (Bezirksverband Düsseldorf) und Tagung des
Rheinischen Städtebundes.
14. Mai: In Bautzen 220. Haupt-Versammlung der Ober-
lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften.
14.-18. Mai: In Ulm Verbandstag der Wirte Württembergs,
verbunden mit einer Ausstellung für das Hotel- und
Wirtschaftswesen (xo. - 19. Mai).
X5.~x 8. Mai: In Düsseldorf Hauptversammlung des Natur¬
historischen Vereins für Rheinland und Westfalen.
17.—x8. Mai: In Cassel Haupt-Versammlung des Verbandes
der Lederhändler Deutschlands.
17. —x8. Mai: In Düsseldorf Verbands- und Delegiertentage
für Rheinland und Westfalen des Vereins der Pioniere und
Verkehrstruppen.
17. —20. Mai: In Berlin Sitzung des Reichsverbandes deutscher
Städte.
18. Mai: In Co b lenz Hauptversammlung des Provinzial¬
verbandes Deutscher Flottenvereine für die Rheinprovinz.
18.-21. Mai: In Kiel 4. Jahres-Versammlung des Bundes
Deutscher Jugendvereine.
X9. Mai: In Posen Haupt-Versammlung des Posenschen Spar¬
kassenverbandes.
24. Mai: In Bernburg Haupt-Versammlung des Sparkassen-
Verbandes Sachsen-Thüringen-Anhalt.
24. -25. Mai: In Hildesheim Versammlung des Bundes
Deutscher Militäranwärter, Provinzialverband Hannover.
25. Mai: In Stuttgart General-Versammlung des Württem¬
bergischen Weinbauvereins.
25. -28. Mai: In Dortmund Kongress für Volks Wohlfahrt.
26. Mai: In Kiel Tagung des Deutschen Werkmeisterverbandes.
29. Mai bis x. Juni: In Coblenz Tagung des Verbandes
Deutscher Beamtenvereine.
29.—31. Mai: In Bremen Konferenz der Statistiker des Reiches
und der Bundesstaaten.
29. —3x. Mai: In Düsseldorf Generalversammlung der Ge¬
sellschaft für soziale Reform.
30. Mai bis x. Juni: In Dortmund Verbandstag des Ver¬
bandes der deutschen Baugenossenschaften.
31. Mai bis 3. Juni: In Düsseldorf Tagung des Reichs¬
verbandes deutscher Presse.
Im Mai: In C o b 1 e n z Versammlung der Schlachthoftierärzte
der Rheinprovinz.
Im Mai: In Cassel Deutsch-Evangelischer Schulkongress.
Im Mai: In Barmen Verbandstag des Deutschen Verbandes
kaufm. Vereine und Deutschen Vortragsverbandes.
In Bremen: Tagung des Deutschen Flottenvereins.
Zeitangaben der im Mai und Juni 1913 in Leipzig
stattfindenden Tagungen und Veranstaltungen.
; Eröffnung der Internationalen Baufach-Ausstellung.
Verband Deutscher Zahnärzte.
Concours Hippique, Sportplatz.
Landes-Verband Deutscher Gewerk-Vereine, gern.
Besuch.
Deutscher Gewerbeschul-Verband.
Landes-Verband Sächsischer Redakteure und
Berufschriftsieller.
Deutscher Wehr-Verein.
Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutsch¬
lands.
Verein der Ingenieure der k. k. österreichischen
Staatsbahnen, gern. Besuch.
Verband Deutscher Fabrikanten von Eisen- und
Metallwaren, Werkzeugen, Haus- und Küchen¬
geräten, Kunst- und Luxuswaren.
Verband Deutscher Eisenwarenhändler.
Leipziger Automobil-Klub.
I. Juni: Verein beratender Ingenieure.
; Beleuchtungstechnische Gesellschaft.
: Eisenbahntechniker-Verein, Leipzig.
Nationales Schwimmfest.
Kongress der Sächsischen Hausbesitzer.
Deutscher Werkbund.
Oesterreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein,
gern. Besuch.
Deutscher Techniker-Verband.
Deutscher Metallarbeiter-Verband, gern. Besuch.
Deutsche Fischhändler.
Deutsche Gesellsch. für Verbreitung von Volksbilung.
Deutscher Schlossertag.
Gewerbe-Vereine Nordböhmens, gern. Besuch.
Verband der Mecklenburgischen Gewerbe-Vereine.
Hauptverband Sächs. Gewerbl. Genossenschaften.
Landes-Verband von Handwerker-Genossenschaften
im Königreich Sachsen.
Verband der Vereinigten Baumaterialienhändler
Deutschlands.
Bund der Landwirte.
Verband der Deutschen Tiefbau-Unternehmer und
Deutsche Tiefbau-Berufs-Genossenschaft.
Verein der ehemaligen Schüler der landwirtschaft¬
lichen Winterschule zu Merseburg.
Verband Deutscher Bühnentechniker.
Verein Sächsischer Richter und Staatsanwälte.
Verein Deutscher Ingenieure.
Arbeitgeber-Schutzverband für das Deutsche Holz¬
gewerbe.
Deutscher Beton-Verein.
Landes-Verband Sachsen des Deutschen Vereins
gegen den Missbrauch geistiger Getränke.
Verein der Deutschen Gas- und Wasserfachmänner,
gern. Besuch.
3 -
Mai:
lo. 13.
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II.
13.-15-
14.--16.
Mitte
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17. u. 18.
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-
23.U.24.
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23. - 26.
25.
„
30. Mai
bis
31.
Mai:
I.
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I.
I. - 3 .
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5. u. 6.
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19.
99
20.
2 I.U. 22 .
24.U.25.
26. 28.
26. 30.
28.U.29.
30.
99
Nr.l DEUTSCHLAND
39
ll Bäder und Sommerfrischen
Fremdenverkehr in Wiesbaden. Bis zum 31. März
d. J. waren in Wiesbaden 32x29 Fremde gemeldet, 3230 mehr als
in dem ersten Vierteljahr 1912. Unter ersterer Zahl befinden sich
XXX51 Kurgäste und 20978 Passanten; es haben erstere gegen
Januar/März 1912 zugenommen um 730 und diese um 2500. Der
Monat März allein hat 13179 Fremde gebracht, gegen 1912 ein
Mehr von 2729. Kurgäste waren in diesem Monat gemeldet
4795 gegen 4134 im Vorjahre (ein Mehr von 661) und Passanten
waren mit 8384 mehr 2068 als im Jahre 1912, das im März
63x6 Passanten herbrachte.
Kurtaxe in Kreuznach. Die Satzung über die Er¬
hebung einer Kurtaxe wurde in der Stadtverordnetensitzung vom
14. März endgültig genehmigt. Die Kurtaxe wird somit mit dem
I. Mai allgemein eingeführt, und zwar beträgt sie 20 Mark für
jede Einzelperson oder für jede Hauptkarte. Die Beikarten
kosten 6 und 3 Mark. Da bisher 40 Prozent der Kurgäste sich
keine Kurkarten lösten, wird durch deren obligatorische Ein¬
führung auf 40 000 Mark Mehreinnahme gerechnet, voraus¬
gesetzt, dass die Frequenz nicht unter dem Zwang leidet.
40 Prozent der Einnahmen fliessen der Stadt zu, die diesen
Betrag indes nur zu Zwecken des Bades verwenden wird.
Bad Pyrmont. Die Fürstlich Waldecksche Kurverwaltung
teilt mit, dass die Vorkurzeit in diesem Jahr vom 15. bis 30. April,
die Hauptkurzeit vom i. Mai bis 30. September und die Nach¬
kurzeit vom r. bis 31. Oktober festgelegt ist.
Bad Oeynhausen. Obschon die Sommersaison erst am
I. Mai beginnt, sind doch schon zahlreiche Kurgäste hier einge-
troffen, so dass sich die Badeverwaltung veranlasst gesehen hat,
drei Badehäuser dem Verkehr zu übergeben. Fast 300 Bäder sind
schon täglich zu verabreichen. •— Im letzten Geschäftsjahre, das
mit dem x. April sein Ende erreichte, wurden 16987 Kurgäste
und X4XX9 Passanten gezählt, 2^1481 Bäder wurden verabreicht.
Westerland (Sylt). Die Stadtverordneten genehmigten
die Abrechnung der Jahresrechnung 1911. Die Einnahmen
betrugen im Ordinarium 830 926.61 Mk., die Ausgaben 775 975.09 Mk.,
so dass am Jahresschluss ein Bestand von 54951.52 Mk. vor¬
handen war. Die Mehreinnahmen sind auf die Erhöhung des
Steuersolls bei gleichen zur Erhebung gelangten Prozentsätzen
und im wesentlichen auf höhere Einnahmen der städtischen
Badeverwaltung zurückzuführen. Die Kurtaxe allein erbrachte
27480.50 Mk. gegen 100000 Mk. des Voranschlags. Die
Strandbäder ergaben 79 634.65 Mk. gegenüber 59 000 Mk. des Vor¬
anschlags. Auch die anderen Badeeinnahmen stiegen in der
günstigen Badezeit 1911 erheblich. Durch den erhöhten Betrieb
waren allerdings auch 13 443 79 Mk. Mehrausgaben, als veran¬
schlagt, für das Bad notwendig. Die Gesamteinnahme des
Bades betrug 319 824.43 Mk., die Gesamtausgabe 282 327.79 Mk.
Der Ueberschuss des Bades betrug also 37496.64 Mk. Es ist
dies das erstemal, dass das Bad Ueberschüsse erbracht hat.
In früheren Jahren mussten immer aus Mitteln der allgemeinen
städtischen Verwaltung Zuschüsse geleistet werden. Die Ueber¬
schüsse sollen in einem Ausgleichfonds belegt werden, um für
spätere Jahre bei etwaigen Mindereinnahmen als Ausgleich
dienen zu können. Im Extraordinarium betrugen die Ein¬
nahmen 575164.43 Mk., die Ausgaben 287310.47 Mk.
Frühling im Württembergischen Neckartal. Mit
all seinen Herrlichkeiten hat der Frühling seinen Einzug in das
Neckartal gehalten, und der Prinz von Wales, der gegen Ende
März in Stuttgart eintraf, hatte mithin für seine Oster¬
reise eine glückliche Wahl getroffen. Er wird hier sicher den
besten Eindruck von einem deutschen Frühling erhalten haben.
Die Gegenden von Heilbronn, Lauffen am Neckar und Stuttgart,
Cannstatt, Esslingen am Neckar stehen bezüglich des Klimas,
der Wärmeverhältnisse und des Eintritts des physiologischen
Frühlings in Deutschland in erster Reihe und dem südlich der
Alpen zeitlich näher, als vielen späten und nördlicheren deutschen
Gegenden. Dazu kommt, dass die Blüte in den Obstgärten, in
den Tälern und an den Hängen in einer Ueppigkeit und Lieb¬
lichkeit sich entfaltet, dass er von vielen dem Italiens vorgezogen
wird. Besonders die Täler und Höhen Stuttgarts, die durch
Strassen- und Zahnradbahnen bequem erreichbar sind, zeigen
sich in herrlichster Frühlingspracht. Eine Drucksache über diese
Gegend ist kostenlos vom Internationalen öffentlichen Verkehrs-
Bureau, Abt. Württemberg, Berlin W. 8, Unter den Linden 14,
erhältlich.
E
i
m
Aus dem Hotelwesen
Internationales Institut für das Hotelgewerbe.
Der Bildungsausschuss für das Hotel- und Gastwirtsgewerbe wählte
in seiner Sitzung vom 19. März zu Berlin die Stadt Düsseldorf
als Sitz der zu errichtenden internationalen Lehranstalt für die
Hotelindustrie. Ueber dieses unter Führung des Internationalen
Hotelbesitzervereins zu Cöln zustande gekommene Unternehmen
werden wir in der nächsten Nummer ausführlich berichten.
V erkehrs-Propaganda
Aufgaben der Verkehrs-Organisationen.
Von Dr. lued. Er \v in .1 a(»ger (Leipzig'.
Förderung des Fremdenverkehrs kann seitens eines
Vereins oder einer Körjierscdiaft nach zwei Hiohtungen hin
geschehen; einmal kann er im Interesse des vermehrien
Zuzugs Fremder von aubou nach dem hotreffendmi Ort oder
Gegend zu vorübergehendem oder auch dauerndem Aufenthalt
handeln, zum andern aber kann es ilnn auch darum zu tun
sein, den am Ort Wohnenden, die Fremden eing«*schlos^**n,
durcli Veranstaltungen aller .\rt vN'ortriige, Konzerte. Tlii att-r
den Aufenthalt angenehmer und reizvoller zu gestalten
und sie in Reiseangelegenheiten zu beraten. Die letztme
Tätigkeit kann wiederum in dem Sinne gemeinnützig sein,
daß die Beratung im Interesse deutscher (Jegenden, deren
Verkehr gehoben werden soll, geschieht, oder in dem Sinne,
daß sie ohne Rücksicht auf solche beachtliche Zu*le nur den
Wünschen der Reisenden entsprechend, also unter rin^tämlen
auch für Reisen ins .\usland erfolgt. Soli den • hen skizzierten
Aufgaben Erfüllung geschehen, dann ist ein umfänglicher
Apparat nötig: Bureaus, Beamte. Broschüren, Flugschriften
uaw. I3nd das kostet Geld. Da aber, wie im folguiden
ausgefUbrt werden soll, die Bemühungen um die F«»rderung
des Fremdenverkehrs in Zukunft verstärkt werden müssen
infolge der immer größer werdenden Reiselust sclieinen
die Verhältnisse für solches Streben zurzeit hesolld(*r>^
günstig zu liegen —, so ist es nötig, künftig für die Hebung
des Fremdenverkehrs noch molir Mittel aufzubringen als
bisher. Zum Beispiel erscheint es dringend nötig, daß
nunmehr eine jährliche Zahlung von Mark io. als der
Minde.stbeitrag. der von (xemoiiiden, Sanatorien, Hotels uaw.
an den Verband zu zahlen ist, aufgefaßt wird. Neben diesem
I>eitrng ist dann noch der für die Vcrbandszeitscbrift, die
in jedem Verband die „Deutschland“ sein sollte, anfzubringen.
Das oben skizzierte Arbeitsgebiet wird am besten so
bewältigt, daß die F^ropaganda mehr den Verkehrszentralen,
den Verlamden. die Sorge um die anwesmiden Fremden und
um ilie Reiselust der Nachfragenden den einzelnen ürts-
VertMiien zukommi. Beide Teile müssen trotz der Arbeitsteilung
miteinander in Fühlung bleiben, das gegenseitige Interesse
an alh*n eiiigeleiteten Unternehmungen ist zu steigern. Als
.\usdruck gemeinsamer Arbeit empfiehlt sich wegen der
damit verbundenen Erleichterung für die Fremden die
m^>glioh‘^l gl eich artige Einrichtung der Verkehrs¬
bureaus au «len verschiedenen Orten, der Hinweis auf die
au^w.irtigen Bureaus, sowie das Streben. «Be Hinweise auf
irg«-nd wehdie Verkehrseinriclilungen, wie Ei.st*nbahn,
Klekirisehe usw. außerhalb der Verkebrsburoaus in allen
‘h'ten in nn»glichsl gleicher Weise zu bescliaffen.
Die Arbeitsteilung darf aber nicht so betrieben
wenleii. <laß man die Zentrale seitens der Vereine als
I*eliti«»n.<niascliine betrachtet, die allen ausgesprochene
Wün«>chen nachdrücklichste Verfolgung angedeihen lassen
niiiß, wenn sie nicht für die Vereine angeblich wortlos werden
si>ll. Wünsche dürfen nicht nur, sondern sollen sogar
geäußert wenlen. aber die Vereine sind an den (Tedanken
zu gewotiiiüii, daß die Zentrale iufolg»* ihrer eingehenderen
40 DEUTSCH LAND
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Sohwftii.gibt obwohl sie'da-
dürob ganjis-falaoh cKarafcte-' '
Hsiört w^rdenv XüB Sehweis'
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Art unserer Miitolgebirge. mS ; ^ ^ _ t ,
ußterßohiedfeö, daß ich .mvr; - iBI .. ~
eri^psreo,. kÄDn.,;'4^ Wider'
«dOfidge dör. gowiihUeöL Ee- ../■/. .
Äoiobüm^g ‘Weiter auazo- M g .
fahre ü.! U nflOt Vattötlan d; ist - V ^ i /
sin ift n da ob ftf tl i c-b ö o Ws^ ^ ^ ^
ttO ü b err e i ob i: wen a i bnhb: ‘ y,
Äbdh oftmAle dio OroßarLvgt "
koit anderer Oo^jtodoö febU> IBEB
dfti3 -;-W ' 'd^l toh'! jSOtöb '''f^ ■ iH K w '•
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W ördigttojg ' fi'öttßt.i!.- :Bs. -.wiitd. ■ ’ ’ ,.,
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bracht, Äbgo^cbbß Vöö. äeai JBK - ;■ ^v:
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merk* man sich';’ , -SK^vy’! |
^bahligeRögangeo «n^bs^b^ :;; -t
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Ob J ök ti vität gewinnt die •.^’-'^V
Fremden, well ms dadurch
Veertranou aur m chlioboa Bebandiaug dnjrbb 4 te Terk e h rä-
orgab« gewinnen.
Wcö'h wir nuÄ im fol^ di« Attfgabö% weiche den
Verkehr»« OrganisfaLiohao a m oi g n h e n 0 r t erwaobs^ö,
hetraobton wdilan, «o abi ^aunticmst darauf biageViOaen*
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5 ''V r ubachten, daß eich Inlotgfi“
Aeea ea . a nöb ,, and ^tsr V ©r-
■ ■ köbtf' ä» ■4i^een- B^'rMsiohen
mftu zun it^fh.ai-. • gar -- ■ ■ ö ieht
godacht biiii entwteköH; dev A utamoMlVOTkoht^ da©
AnfiiacKeb solcher Ortö tdut Nachkur owW* Erat ädio.
b i?:)T4brton Ei n r ich t angen für die An fn abffijef d»er ^ Freuten
] iahen 4 se^ B rach et nun g erm öglieb t. W ähren 4; oÄmb oh b iaher
di^ BOgonhnnte Sala^on^in^den höher g6legeriie& OTten imi^^
DEUTSCHLAND
Mittelgebirge infolge der härteren Witterung kürzer als in
nie^ger gelegenen Orten war und deshalb Fremdenverkehrs-
nntemehjntuigen vorzüglicher Art nur an bevorzugten
-Plätzen gestattete, fängt dieses Yerhältnis an, sich neuerdings
. änigünsten der ersteren auszu gleichen. Damit ist dem Unter-
'nenmongsgeist auch in diesen Orten ein recht weites Feld
grünet. Möge an Orten, die durch ihre Höhenlage zu
Wintersportolätzen wirklich geeignet sind, davon recht
ergiebiger Oebrauch gemacht werden! Mögen aber auch
in solchen Gegenden Verkehrs-Vereine entstehen, nicht nur
um das Kapital zur Niederlassung zu ermutigen; sondern
um ihm auch durch ihre Tätigkeit die Verzinsung zu sichern.
Die eigentliche Tätigkeit der Fremden-Verkehrsvereine
kann nun, abgesehen von den den Fremden und Reiselustigen
direkt zu widmenden Diensten nicht etwa in eigenen Unter¬
nehmungen, sondern im Gegenteil nur in sorgfältig erwogenen
Satsohlägen bestehen. Obwohl das Hoteiwesen sicherlich
immer ein Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit sein wird,
will ich es hier doch übergehen, weil gerade darüber in
letzter Zeit sehr viel gesprochen und geschrieben worden ist
xmd, was voll Freude hervorgehoben werden kann, mit
gronem Erfolg. Für neue Unternehmungen beherzige man
die guten Ratschläge der heimatlichen Bauweise, die die
Yer^ie zur Pflege des Heimatschutzes gern erteilen. Man
nehme sie nur recht häufig in Anspruch. Nicht am
Architektenhonorar sparen wollen! Das ist der falsche Platz.
Das grofie Kunstverständnis, das die Mitglieder des Bundes
Deutscher Architekten offenbar besitzen, sollte für unsere
Erholungsorte recht oft nutzbar gemacht werden, nicht nur
für Neubauten, sondern vor allem auch zur Auffrischung
der vorhandenen Baulichkeiten, die manchmal unter falsch
angebrachtem Putz späterer Zeiten architektonische Linien
von B^tener Schönheit verstecken.
Ih jedem Orte sollte sich eine gut geleitete und leicht
erreichbare Wohnungsauskunft befinden, damit man dort
Fremdenverkehr und Nationalwirtschaft.
Die „Prankf. Ztg.*‘ lässt sich aus Rom berichten: In der
letzten Nummer der „Nuove Antologia** veröffentlicht ihr Schrift¬
leiter, der Abg. Maggiorino Ferraris einen Artikel über die
Bedeutung des Frem denverkehrs für das italienische
Wirtschaftsleben und macht darin einige Vorschläge, wie diese
ausserordentlich wichtige Quelle des Nationalreichtums er¬
giebiger gemacht werden könnte. Nach ungelähren Berech¬
nungen stellt der Fremdenverkehr für Italien eine jährliche
Rente von etwa 500 Millionen Lire dar, wovon etwa 100 Millionen
direkt an den Staat und an staatliche Betriebe z. B. in Form
von Bisenbahnkarten, Post- und Telegraphengebübren oder
von Abgaben usw. gehen. Aus diesen Ziffern wird es klar,
dass der Fremdenverkehr für die italienische Wirtschaftsbilanz
von etwa so grossem Einfluss ist, wie für andere Länder die
Wälder und der Erzreicbtum. Daraus folgert Maggiorino
Ferraris die ^Notwendigkeit der staatlichen Pflege
dieses Zweiges der Wirtschaftspolitik, die aus dem
primitiven Stadium der Individualwirtschaft zur höheren Form
der organisierten und kollektiven Wirtschaft gehoben werden
müsse. Eine Verdoppelung der Einnahme, d. h. die Erzielung
einer jährlichen Rente von einer Milliarde wäre dadurch zu
erreichen, was durch den Erfolg der Schweiz und Frankreichs
bewiesen werde. Pie Schweiz nehme, obgleich sie nur ein
jederzeit mündlich, schriftlich oder auch telephonisch über
die Zahl der in Hotels und Privathäusern zur Verfügung
stehenden Zimmer sowie über ihre Art und ihren Preis
Auskunft erhalten, unter Umständen auch Bestellungen
aufgeben kann. Liegt der Bahnhof zentral, so ist ihm das
Verkehrsbureau anzugliedern. Mindestens muß aber am
Bahnhof und an den Eingängen zum Ort durch auffällige
Bekanntmachungen auf das Verkehrs-Bureau hingewiesen
werden. In der Auskunftei erleichtert man den Fremden
den Ueberblick über freie Wohnungen dadurch, daß eine
große Wohnungstafel angebracht wird (etwa 36x60 cm).
Die Tafel (vergl. nebenstehende Figur) besteht aus einer
Holzplatte, die ebensoviel Rundlöcher enthält, als Hotels,
Pensionen und Villen usw. am Ort vorhanden und in die
Wohnungsliste eingetragen sind. Oberhalb dieser Löcher
befinden sich fortlaufende Nummern, die mit denen der
Wohnungsliste übereinstimmen und somit indirekt die
Namen der in der Wohnungsliste auf geführten Vermieter
anzeigen. In diese Löcher werden kleine Holzklötzchen
gesteckt, die die Zahl der noch freistehenden Zimmer tragen.
Besetzte Häuser werden am besten durch andersfarbige Holz¬
klötzchen kenntlich gemacht. (Systemdes Ortsverschönerungs-,
Kur- und Fremden-Verkehrsvereins Bad Tölz.)
Je sorgfältiger die Wohnungslisten geführt werden,
um so mehr eignen sie sich als Unterlagen zur Fremden¬
verkehrs-Statistik, die für jeden Ort wichtig ist (vergl. neben¬
stehende Meldekarte Bad Tölz). Sie allein vermittelt ihm
die genaue Kenntnis der Zahl seiner Besucher, ihrer Her¬
kunft, ihres Standes usw. und wird daher allein geeignet
sein, ihm Fingerzeige zu geben, in welcher Art er seine Be¬
mühungen zu gestalten hat, um den Zuzug der Fremden zu
fördern. Sie ist aber weiterhin auch ein vorzüglicherWegweiser
für die Zentrale, um auch dieser anzugeben, in welcher Art sie
dem einzelnen Orte beispringen kann, und sollte dieser daher
regelmäßig am Ende des Jahres zugängig gemacht werden.
(Schluß folgt.)
Zehntel Italiens umfasst, jährlich etwa 300 Millionen, Frank¬
reich zwei und eine halbe Milliarde ein. Gleiche Resultate
könnte Italien erzielen, wenn es seinen Reichtum an Natur,
Schönheit, Hygiene und Kunst von den Alpen bis nach
Sizilien und Libyen klug ausnutze. Maggiorino Ferraris
empfiehlt zu diesem Zwecke gemeine chaftlich es Vor¬
gehen der Hoteliers und Gastwirte z. B. im Inseratenwesen
und. in der Benützung der ausländischen Presse, der Zeit¬
schrift des Kinomatographen usw. zur Reklame und Auf¬
klärung, und fordert die Errichtung einer Amtsstelle bei
der Generaldirektion der Eisenbahnen, die nach Art der
„Tourist Office“ oder des „Tourist Department“ bei den eng¬
lischen Bahnen den gesamten Fremdenverkehr aktiv kontrollieren
sollen. Maggiorino Ferraris, der einer der bedeutendsten Wirt¬
schaftspolitiker der italienischen Kammer ist, erhebt diese Vor¬
schläge zu einer höheren politischen Tendenz, indem er auf
die sozialen und wirtschaftlichen Pflichten verweist, die Italien
z. B. im Schulwesen, in der Hygiene, in der Wohlfahrt der
niederen Klassen, in der Steuerreform und sozialen Gesetz¬
gebung zu erfüllen hat und die nur erfüllt werden können,
wenn der Staat die Mittel auf eine Art und Weise herein¬
wirtschaftet, die die drückenden öffentlichen Lasten nicht noch
vergrössert. — (Was hier über die Bedeutung des Fremden¬
verkehrs für das Wirtschaftsleben Italiens gesagt wird, gplt
auch für die deutschen Verkehrsinteressen. Die Anregungen
43 DElilTSCHLANP
Nr.l
^eckani *icb tl«m Arbetts^^rogramiti, das sieb
d<^r Öünd Peu'^chet VorkebrÄ-V^ftinft in Verbindung :;?jij[ dem
Aua^cbbvf^ jür Filrderung d«;s Kei&everkehr« auf den deutschen
Bfthöeja geötetb ba(> Die Red.)
i a du i^ragmnda für MaiinheiRi* Den früher
atiege^henets k u n s M e r i s ch e u A n 5 i cb t s p o 31 k a f t ^ n fUr
lüdusUiidpT^^^tigafjda hät der ^annhe Verkehr^-im
Aufträge StadtverViraitung: «dne M?feUeTfc Serie faJgeh iasaei^-
Die wohlgelonennen Zeichntün^eij iu diesett fCartea rülire?^ v^d
einem einheimiBcheß KUuSiiier her, Kar^&trDaier Wuh*&lin fi/töranftf,
und si eilen drei int er easa nie MtatiVe aiis den ManöhÄitdef .
atilagen dart eine Partie au$ dem MÜJUiattb^ien, eme Panie #\ii:
dem Kti 5 er-Wühifimis--Herön flisdu^mihal’caj und etue Partie aus
dem Edü^hafefs. Sciiif fiff,K Kt aflep!t Speich er beIt btü dte Bilder
uu 6 g e- b CU ei ö e «mdru ti ksvöll^ Vevrst ei 1 u ng des H afe n v er kc br»
der RtwUu-H«ckäf«udt ; gwrjaQnten; Motiven sSpd
je drfct Se r drü.ck:t,' ööd■ ^;im'. .iraüi2en 5d nö.n Foai;k'^it uu -herv •
gestellt TVflrden,, t>if! an Pnmeö tum Private
unemeeltlich c^bgegeheu^^^
3 ! eu if a la ie 11 * für den Fremd etivttr kehr Gross-
Bi^tUnu. Für die in der Grütjcluftg bflrgnfjeue 2entralsteÜe
F!if: den Fremdenverkehr Grdes-BerUua hs-t sich, .nunmehr daa
P>SÄidium gebildet, das jiu$ f^i|eeT(^d-itit> .tietreii besteht:
Oftheini tr K örh m er^ie n rat G t or g K r b m b e r ,. K u tn m era len r at
Ffity G u gc n h e I nif Generaikruishl ^ugifeu * h d « n, Staajs^
aekretar a. D. v P o d e f a k s, dfcheimeT Wi tt£ng.
J 5 vjtm liicsraf isclieo Beirat wiuf d© Che.ffedakliptif J. D »ja d ^ u
ge wlA hlt; Xu einer fd 1 Ahfu ug- Apr 13 vorgeaebeiren Siuuug soll
4i;e KoueUtUtefubg elnefc öÄbeh dem ^^fäaidium au etnehtenden
Vof»i3;ndea ärfdlgeA+ Itiawischen wird die ZeotraltJteile ^tr»
r. Apnl jhre tfliJgtcit mit der SrdflTttuiig eine» A u^ku-of tbu r^ÄUR
SkUimUixiitvi^ dA^ VuT-^ den Lhiden 14 in dem von dcfi deut^en
Stäiiiha un veri u ng^eo eitigeri cht^teo ^ ,1 htt rnkhonhlek öSfent-
Ijchen V^^rkehrfihitire^u^ jerrieht^i wird* Die VefWküuä^tsbufean
der Äe ntrftl^tell c hi^än d et ^i;ch bis au f weiwkö j
Ke ae Sri«f v er1 uaerkefi. Südhen A?hd von
der bay e tiaeöen W hh V^teln iint dem
Amdicheu. BaycfischeJr R!e.iöel>iire*u ne^e ^iegditiJ^sk&n hftir-
Ai t. sg*5 h w otdeüi di^. u. iau dechÄfilich fcn^öodens bater“
essÄ&ie Funkte 4 e^ bajrfris^ben Hoch lindes im M ihr fstrhen druck
darsieiien. Die Marken;: werdßh ^Än Intei esse Uten kosten l de «b -
gegeben vom InternÄtiohÄlen i£jWeutlinu en Vdrkelxfahur^u in
Beruht Unter den 1^1
, Ftemdenverkebr inBayern» Dae Ihtfcmßtionäle iHf eni-
13 ehe Verkehrsbureau in Berlih. Ürrlifrr den 1% aehreibs
UTiÄ ; O ie das Fichtel gobifgft d wchiE iii: den de , '.staatliche Moidr^
Wögenverbiddung BuyTcuth—Wü]nsi^dHiji--MKrkircdwitz' Wird in
diesem jahnf »thon Äb n Mei und ble bj- Ä täglich hetjricbeii*
DDDOa
Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e^V.)
Geschäfte^tellei L-eip^ig/ ThomaEhisstrasae aa, Fernsprecher a0^14,
Oüüüa
(Uie tje'j;i:hür(!^Äl,eU<i.j^ibi Auikhuitc UbRr deutsch« VejrlfChr^vve^en irnd He:iaetint^elet;cniie(tcij iipil
verAvPiiiiei üul VeHangefi Eulii er (VoM*?kte Ub^r l>ur- miuI ÜudBörie. Sn’tdt^ iiitd l^;indwhi 3 ftehd
AmtHche Mitteilungen der ZentraisteHe.
Die diesjährige
Hauptversamtnlung
findet, wie bereits mitiTerieiltj am und Mai in
B T es 1 a d stati. Am 13. .Mai* nach mittag'3 ^ Uhr, i>i '
Sitzung des OösanfitVbfSiarjd®^ ib Aufsicht genbitfifn^n, Am
14. Mai, vormittags ns Ühfv whd Oerffetiiliche HauptVCfSSmtn'
lung und am 15. wtai, ; vhmmug^ g Uhr^ dje geH^chius^enV
Mitf 1 iedei-v ers a m sta HÜ n t tu A n sc hl uss ah di p Ta? ü n ^
wird eiji Ausflug nach der SUdi F o en und die
von Anaiedclungen in der ProVin* Po^eu
wäre daher schon jetet cfWÜnBcht, nusere Mügiiedei
lih Verb i n 4 I i ch da Von ünierricMe^ten, ob sit an Sse^Uith,
PoGjebis werden.
Wettbewerb für Photographien
W;tf Wifffetl i^uf die Zweckmässigkeit der : ;^bo
fi ö a dCFp re isöh ^iO unseren WctibewcTb für Fhotoftlü.phieb
Sehens d et Lahnes verbände und Ürlsvtreine te die
adduiungigri und Ankäufe von Bddero aus tbrer ferhgitie^i
Hbimat hin. Wir dehkerL uo» die dei Sonderprei^te
dütJirt, dass dre Ortsvj^fkiftft hftd LirjdeäVETbäridc dieselberi tiem
FtTeisgcrichl zur Verieifung f^ach bcsilmmieo Gesicht^tpunkien
, ifUf Vmfüguhi^^^ s UDd Jür die BeutmUitig der für ihr
Öebi^t in Frage Wmrtietldeii Fbotographion einen Vertreier
in Idas Pf eiagericht ebtaehderi.
Aut döf vorjähriigeiQ Hauptvefoammlung de<t Bundes io
Ct^ael wurd^dlt! Abiegiihg^e^tfbcnvdass die G esch ä Hä ftib fer
iäef Verbände sich hm und wieder jsu
Kbiii erbix^e iU^bmib.bnhndeti möchten, um gegenscitigie AUan.
spifA&heö iibbf Vefkeht^ngenhe i ten h erb^jjufhhren* per
Butid Anr^ und schlägt vor*; fibteh^
.;. bii :Gele.get!ttejt:. .d^t .Bundestegungdh,; .viöHelcIif tna
Tage vörher, anzüberaumeh, Oie Bumie^Vereine wefdeii daher
gebeten, ihren Beamten Gelegenheit su g^hen, dw hMcichaetea
Versammlungea besuchen zu köbUiSfi,
Weiter wurde kt Cassel der Wunseb auKg:eepfoi;h<h:>i di«
Bundesleitübg möge die Anregung-^u eineih z^ilweiligth Au«-
t a u sch der Beamten der einztjhje n Btindiftsverejue gebetif damit
sich, dieselben über die Bureauejociohtungeti ur^d deh Geschäfla-^
b e t T i eh hei a.n der eu Verkehrs- V^r u n terrkht«ö können.
Ein d^tarhgttr Au^taiiscK wüti 3 o jedfenf^lU AushS^ldting:
Petsunata lordemi, MhT die W^itfere VetfolgUiag dtt Au-
;■ gdegenheit Dnieriag^t. "j!fH ;erba^^ tiiiten 'iibr 4ähiftf. •■die
; FJ u n J ?:;sm i i g jiedei ^ welche B are a üa ivi ix Rcamic u upisr.hadteö,
utn geü, BeantWörtutig d?i fearhsiehenden rri(|^eü, Wir be¬
merken dazu, d^s die BurjidestRiiimir gefü hweit . i^i, d«ii
GipsrhätLsftibretti d g0n Besmleti 4^*“ V«rbiäß 4 b und
. V lü :'-dtFGeai!c;häft«-
».teHe des Hunde* mu-' g-ebeb.', '
i BeäfJiälbEeo S-j^ In iWem Bureau mätmliche oder weib-
Ul Iht Bnted.d Sommer iind VV'mfcer geöfiToei?
3 h bn djiastloe SioHtitags gieöifhet^ . : ; ^
ü| -Ji:'-'.
kfef . ■
neun; deutj^tr ^aaerub
Ott i&cititmfdiaft mit bcdciifcnflcn liunfilmt Ijaben mit bc|liinmft
Brbtdsart£nf ,!?la&t ncrrnia üirfl 6dmit cihPTuEfinfa-
lidte DfKbiiligühö IBir )kfbcR mit ^itfchi
jmed'öjfnbdtcn uriö fdibnen prcUiDtrfch ßdusrat:.
oadi ehitm öcutrdic« + öoe ^rgcbiira l-x^ldhrigtr Pchcii jeigt
tmfee «itttiä preUbüdt m 15^ Bdöttn, pede
ntüfir Öd)rip (ptiU 5^ pftlimg) Dcf deiitf^c 6dt
^ ^ ^ buit$<^c JDcrtflätte«
^«Itfcaii hrs:$^Asn {Rüncheti bertln fiannopcr
V fcel löltt 4 l«äcj*-PU «»cUtPiiedr.K f^ 6 n)flTtro!^e 37 fl
X \t W'il ^ ^tu T .v’:; v ■ r . .11 €l«^*^k«ppf^^^bchü^tUng9F»rpeii>^6actenm$l>el
'TOOQQOoooooQoogoQoooooQoe t H i DBUTSCHI.AND m ee eee ee e eoeeoeoeoo oe oo oeci o aii 43
4. Wi«vic 3 Attvlkthifte wej\fen im &urcluk:hn4t eiigtfch erteilt?
5. Worüber dÜie Aueltünfie bftuptsäcblicb entJlt?
Cu Wetdeo du AuskÜoite eods in Spfstchen ,
erteilt, g^egebetMm^lfls in welch«!.7
7. ht welchen Monxten hcdet der etjärksi«, ih welchen der
•cbwdchBte Verkehr itm BureAtt iUatt 7
A Wird dem Per&hoa) Hrholimgeurlaub gewährt« evenfl.
wann tmd wie lenge?
9» Beeitrt d«e Pereonal Peoeionsbetecbtigtin^ ?
10^ Würde der Veret» einen Austausch der Beamten der
Bundeevereioe helürworteci und würde er hereit eei/i^
die Fahrt und Heisespesen aus der Veielnskasse ru
Vergüten^
Sio Bundeaverein hat sich bereits erklärt« die Reisekosten
für eilte seiner engestellten Damen Zwecke des Aus«
tausches itu tragen.
Sitefschmuck in den Eisenbahnwagen.
Für da« .aweife FreiBatieschreiben iur ßrUngung von Ent¬
würfen für den EUeabahnbüdschmuck können BesieUnngen
noch bie Ende April angenommen werden. Wir hiueo
die geehTten Bondeemitglieder ich Gebiet der preuasiscfa-hessi-
«Cheo Biaatabtahnen, recht aahUeicb diese gUnsiige Gelegenheit
jrti argrel^eix, Bilder ihres örtes oder thres Bezirkes, weilen
KrehM des reisenden PubüktiiDS vor Augen *0 führeru Die
für die Beschämung und Vervielfältigrung aüfzuwendenden
Koaten von ^oo Mk. kSnncn durch den Verkauf von Ezem-
plarm de» BUdes wieder eingebraebt werden. Denn es
werden nach aaseren Bedingungen etwa »50 Eaemplare jedes
Bildet dem beateUenden Bundesmitgliede Überwiesen., das sie
anm Frefae von Kto Mk^ ^uDgerahmt) an das Publikum ver¬
kaufen ttikd dadurch seine Unkosten decken kann. Es handelt
»loh demnach nicht nur um eine überaus werivoile. sondern
auch «fne b^ige Fropagandägelegenheit, deren Benutzung wir
driafa&td onapfebUo.
Für die AttskuoftateUen im Auslands kommt in
der Baupuaehe our rremdspracbliehes Druckactuiftep-Materiar
in Betracht, da deutsche Drucksachen für den Ausländer meist
nicht hanutahat aind. WJr empfehlen daher un.aeret! Hundes-
mitgliedero wtederhoit, lür Hetaiellung fremdapracblicben Propa-
gandatpateriala, das in Inhalt und Ausstattung gleich voraügbch
■ein muasv mit tunlkhster Beschleunigung zu sorgen und uns
baldzubglichat aoaugeben, #ann wir auf Fertigstellung rechnen
kÖDuen. Es ist duichsus nolwendiig« d»s6 wir den Auskunfi-
stellfto möglichst viel gutes Material zuseoden können.
Verkehrs-Reklame aüf den Ausstellungen
DicIoternationaleBuu tsch-Aussten ung 1913 Und
die Inter s ati o n ale Ausstellung für Buchgewerbe
U &4 Graphik 1914 In Leipzig trsgen internationalen
Charakter und versprechen schob jetat einen grossertigen Erfolg.
Die IBA, die Iniernationale Baufach-Ausstellung 19x3.
bericht« bereit» von einer Emnahme an Platzmicte von
Über Unionen Mark, die sich von Tag zu Tag. besonders
aeiedam di« Aussichten aur Etbaliung des Friedens bessere
geworden ilnd, erhöhen. De/ Bund hat bei der IBA 1913 von
einer^ Kollektivausstellung abgeseiieni Und muss-diefenigen seiner
Miigtleder,. die auf dieser Air!i.tTenung für sich ve/treten «ein
woIUmä dazu kann bei der Bedeutung de& glanzen
Unieroehmeea nur gc-aten werden bitiea, sich Jtrekx an tbc
AUBstoltuogaieiniDg zu wenden. Der Bund wird aber auch be?
der IBA okht unvertreten sem^ insofern als er in- Verbiudupg
mit deto irfejpeVger Verkehrs-Veretu uod dem $dchÄi 3 c.hf»*
Verkehxs-Verbaad tu dem AussteUungakiosk des Leipsigt
Vcrkebis-Verein» eine Anskunttslelle für «Ile Mitglieder det.
Bunde» etnrichtec Bei der Sinrichtung und Schmückung diese»
Kic&ks »oüeo möglichst -T“ event. durch Abwechslung von
Monat zu Monat — alle Verbände berücksichtigt werden. Wir
bitten dazu um Einsendung von .geeigneten Plakzteo und
Bildern. Die Anbringung geschieht, soweit PUtz lat, koaten-
Iret, aber erst nach dem Gutachten eines Aufnahme-Ausschusaes.
Bei der „Bugra^, der loteroattonaleu Ausstellnag
für Buchgewerbe und Graphik 1914, beabsichtigen wtr
den Bund in befvorrageoder Weise vertreten zu Issseo. Nach
einleiteoden Vorbesprechungen eines Komitees ist bereits «b
Gebäude hierfür gesichert, und zwar das Gebäude, das auf der
IBA 1913 vom Sächsischen Verband für Hetmatachutz errichtet
wird, Entsprechend det Bedeutung d«i „Bugra*\ die steh zu
einer Weirk ul tut au ssivt 1 itng entwickeln und ein auaser-
ordentlich lebendigtcs und Vielgestaltiges Bild der gesamten
Kultnreniwickeluiig der Schrift, de» Buches und der gr;aphtschen
KUnsfe ergeben wird, »oU die geplante Auasi:elluDg, bei der der
Bund nur ein ganz geringes Hiaiko auf sich zu nehmen hat«
in künstlerisch vollendeter Form „DeutschUnd itn Bild“ dar¬
stellen. Es sind etwa 900 Quadratmeter Ausstelluagsraum vor¬
handen, von denen 300 Qutdrztmeier sn einer lonenhalle zu
einer einheulichcn Darstellung de« ,,schönen Deutschland“ ver-
weridec werden soUen^ während die restlichen 600 Quadrat¬
meter m Seitenräumen zunächst fÜT Mifghedei des Bundes zu
einem billigen Pfctse zuir VeHüguog iitehan. Auch hier Boll
die Aufnahme dem Urteil eines Preisrichierkollegiums Unterliegen.
Weitere MiUetjungen folgen.
Betreffs der Grossen Ausstellung Düsseldorf 1915
verweisen w*vr auf den ausfOhrüchen Bericht in der vorigen
Hümmer unseres Organs :,,Detitsi;hIand"*. Seit« 861 und Äüö-
Werbeheft „Deutschland’'.
Der Bund gibt soeben ein Verkehraheft „Deutschland“
heraaa, Pzs^ialbe wird hsmentJich iin Auslände Verbreitung
Ürsden. Als Gegeiüleiatung Ihr die Verteilung an das Poblikujn
haben bin und wieder ausUndisebe Eiscobahnverwaltungeo,
ScbiffahrtsgeselDiChaften usw, die Verbreitung ihres MateriaU
durch die deutschen Verkehis-Vereme gefordert. Wir bitten
die verehfheban Öundeswiitghedcr, denen au&ländischea propi-
gandamateriai zugehen sollte, um zweckentsprechende Ver¬
wendung dessetban. Da» Heft gelangt mit der nächsten
Sammelsendung auch an die Verbände und Vereine des Bundes
Deutscher Verkehrs-Vereine.
Verkehrs-'Kartei.
Hierdurch machen wir unsere Mitglieder erneut auf unsere
Verk c hrskariei des Deutschen Reiches (NachschUge-
werk für AUakuniteteüen) aufmerksam, wovon aurselt Hessen-
Nassau und Schlesien abgescfalosseo sind und gedruckt werden.
Die Beteiligung auf dem Gebiete Schlesien ist bereits eine sehr
rege, und es steht zu erwarten, dass auch die Ortschaften,
deren Rückiusserung noch fehlt, den hohen Wert unsere»
Auskunftmitteis zUr Hebung des Fremdenverkehrs erkennen
und sich an unserer vaterländischen Sache beieihgen werden.
Weil durchaus wünschenswert ist, die Auskunf xerteilung
Über das Deutsche Reich ifh Tn- und Auslande ein¬
heitlich zu gestalten, hat deC Harid die Ausarbeitung der
Verkchiskartei Ubötnotirimen utid Äojgt geeignecc Kräfte
für mögfienst schnelle Eüedigung;> i W alle Verbände
und Verkehrs-Vereine« die eiri Jaierefse daran haben, ihr
Gebiet bald feniggestellt eu seheu^ deswegerv ah uns zu
Beste Antiirncit-Kohlen
von
Zeche ^^Carl Friedrich bei Aacheii‘‘
OENERAL-VEKTRIEet
PAUL THYSSEN, AACHEN
Kohlen-Qroßhandlung Bahohuf A^hen^West
Bureau;
Kiitecheratraöe 20
T‘‘l**phnn 717
44 m
DEUTSCHLAND
Nr.l
wenden, damit wir diesen Wünschen so bald als möglich ent¬
sprechen können. Auch die Anmeldung von Ortschaften zur
Bearbeitung, wie sie erfreulicherweise schon aus allen Gebieten
vorlieger, werden entgegengenommen. Wir lassen unsere Gebiets¬
einteilung nochmals folgen: Baden, Bayern, Branden¬
burg, Braunschweig, Elsass-Lothringen, Han¬
nover, Hessen, Mecklenburg, Oldenburg, Posen,
Pommern, Ost - und Westpreussen, Rheinprovinz,
Provinz Sachsen, Königreich Sachsen, Schlesien,
Schleswig-Holstein und Freie Reichsstädte,
Thüringen, Westfalen, Württemberg. Für alle
Gebiete sind die Vorarbeiten bereits gemacht, so dass mit der
Ausarbeitung neuer Teile begonnen werden kann.
Wie erinnerlich, hatte der Bund auf der Internationalen
Reiseausstellung in Berlin 1911 zwei Wandkarten ausgestellt,
von denen die eine die Stärke des Fremdenverkehrs in den
verschiedenen Orten, die andere die Mitgliederzahl der einzelnen
Bundes-Vereine zur Dar^tellurg brachte. Wir beabsichtigen,
die Karten - - nach dem Stande von 1912 ergänzt - wieder auf
der Internationalen Baufach-Ausstellung und auf der Internatio¬
nalen Ausstellung lür Buchgewerbe uni Graphik in Leipzig
zum Aushang zu bringen. Zur Ergänzung der Karten bedürfen
wir der Unterstützung unserer Mitglieder. Wir bitten dieselben,
soweit dies noch nicht gescneben ist, uns baldigst, so genau
wie möglich, die Zahl der imjahre 1912111 Gasthäusern
und Pensionen angemeldeten Fremden ihres Ortes
anzugeben, sowie die Mitgliederzahl ihres Vereins im Jahre 1912.
ln Rostow a. Don (Russland) ist eine neue Auskunft¬
stelle des Bundes errichtet worden.
Der Inselklub Usedom hat eine Lichtbilder-Serie der
Insel Usedom herausgegeben, die er Schulen, Vereinen und
Privaten kostenlos zur Verfügung stellt. Wir bitten Inter¬
essenten, sich direkt mit dem Inselklub in Verbindung zu setzen.
ä
Aus den Bundes-Vereinen ^
m
Verband der Verkehrs-Vereine Westfalens
und angrenzender Gebiete.
Der5. ordentlicheVerbandstag findet am Samstag
den 26. April, nachmittags 4’ ^ Uhr, im Hotel „Zum römischen
Kaiser“ in Dortmund, Brückstrasse 4 6, statt. Auf der Tages¬
ordnung steht u. a.: Die Erstattung des Jahresberichts und ein
aktueller Vortrag: „Ueber die projektierten Eisenbahnstrecken in
unserem Interessengebiet“, von Herrn Alfred Meyer (Dortmund).
Auch die Mitglieder von Veikehrs-Vereinen, die nicht dem
Verbände angehöien, können als Gäste teilnehmen.
Der Verein für Fremdenverkehr in Chemnitz
hatte an die städtischen Kollegien ein Gesuch um Erhöhung
seiner Beihilfe gerichtet. Der Rat hat beschlossen, diese Bei¬
hilfe, die bis jetzt 3000 Mark jährlich betrug, vom Beginne
dieses Jahres an auf 9000 Mark unter der Bedingung zu er¬
höhen, dass der Verein seine Haushaltpläne und Rechnungs¬
abschlüsse dem Rate zur Prüfung vorlegt. Ausserdem wurden
dem Verein in einem städtischen Grundstücke am Jakobikirch-
platze Räume tür eine Geschäftsstelle unentgeltlich zur Ver¬
fügung gestellt und zur Einrichtung dieser Geschäftsstelle eine
einmalige Beihüfe von 1000 Mark gewährt. (Den Verein für
Fremdenverkehr in Chemnitz kann man zu seinem Erfolg, wie
nicht minder zu dem grossen Verständnis, das er für seine
Bestrebungen beim Rat der Stadt Chemnitz findet, von Herzen
beglückwünschen und dies Vorgehen anderen Städten zur Nach¬
ahmung empfehlen. Die Red.)
Der Magdeburger Verkehrs-Verein
hat im Geschäftsjahr 1912 eine umfang- und in vielfacher Hin¬
sicht erfolgreiche Arbeit geleistet. Cie Mitgliederzahl betrug 728.
Die Jahreseinnahme betrug 10 171.70 Mk., die Ausgabe 8723.52 Mk.,
so dass ein Bestand von 1448.18 Mk. verblieb. Der von der
Stadt vorläufig auf drei Jahre bewilligte Zuschuss von jährlich
3000 Mk., der nur für Magdeburg zu verwenden ist, ermöglicht
für die in Frage kommende Zeit eine intensivere Arbeit. Der
im Mai in 15000 Exemplaren gedruckte „Grosse Führer durch
Magdeburg“ wurde bis auf etwa 4500 Stück verbraucht. Von
dem kleinen „Automatenführer“ musste ebenfalls eine Neuauflage
von 20000 beschlossen werden.
Der Kölner Verkehrs-Verein
hielt im Gürzenich seine diesjährige ordentliche Jahreshaupt¬
versammlung ab. Der Vorsitzende, Kgl. Baurat Schellen,
besprach das Arbeitsprogramm für das Jahr 1913, als
dessen Hauptaufgabe er u. a. die Erhöhung der Mitgliederzahl
bezeichnete, damit dem Verkehrs-Verein die erforderlichen
Geldmittel zufliessen. An die Besprechung der vom Verein
beabsichtigten Reklame für Köln knüpfte sich eine lebhafte
Aussprache. Die Versammlung war einstimmig der Ueber-
zeugung, dass ein Zusammenarbeiten mit c’em Rheinischen
Verkehrs-Verein in Coblenz zu erstreben sei. Herr Otto
Hoyer, gleichzeitig Beirat des Kölner Veikehrs-Vereins und
Vorstandsmitglied des Rheinischen Verkehrs-Vereins, übernahm
es, Verhandlungen der beiden Vereine einzuleiten. In den
Reihen der hiesigen Buchhändler und Papier- und Schreib¬
materialienhändler erblickt man in der Herausgabe von Führern,
Postkarten usw. durch den Verkehrs-Verein eine Konkurrenz.
Der Vorsitzende berichtete, dass Bestrebungen dieser Branchen
eingeieiiet seien, die dahin z elen, dass der Verkehrs-Verein
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kt dee VerethTiSÄUrsixii^ Ätn&dr’Ödtjich festgelegte Hauptaufgabe
aidit vei'^chteiSi da . ^ödstige ^ahrei material über Köln
adcbf &uam<^end Per vom Visido heraosgregebene Führer
Mi einer dei^ vb^litStödjgatisp SEädtetUhrer und jedes Knpitei
von etn^ Pat^limartn heatbeitet/ Oer Führer sei nicht /u
natbehion» per GeachSflfiführ^^ de» VereihB ferläütefte die
Jmbresre^bnu^g fUr die teiöflEimm% genehmigl ^urde.!
Pi« twlk dam l'näfnuß aüMttteideiüdeh/MUglii^der BeirnttÄ
werden di« Klutmarrn^
S|i(tdi«i^dlfekmr £ dk &/1 ^ OiieiiOT - ies städtischen V(Krkebr^-'
«tote« Df* ^tchtaa^owaH ft^divejcrdne^^^ BernWd
F k» K«afEä«hp Anfeör V f a n ^k « n u tid Baigeor d oetfer D ;
Fuch» «^ixfdert heugew^hUi lijät« iehbafter Zustimmtme epmeb
Heir Hem d«tn emen Vot^iUendeti Baurat Seb eilen den
Damk «iw föT sein* üBarih^dliihev Verein und flär öte
Stadt Köln an ae^anarev^b* dar Versammiune;
wurde eine EeÖie vori : WÖo^liiQ. und Anregungen aus-
geaprachen> 0*5r im DfuiiW vötifagettde J a h f e s b c r i cb t hebt
in beaandei^iti IM^asse 4 le. Wäthfll^tigkcit der BundeszeUsebräft
«ute^länhftrvnif^vs ü. ^ beigst;
^ ir L iiDehtB^hiaad’*^ bat sich, m kurzT^ ;^it unter
vonÜglla^her tlidtung st» tlptr. Z«itschnft entwickeU* die
i n der 'G bid-i« c«'b h •••-^ <« s ■ ■ T'-.'fr ic te s ’ ubid der k ü. o s.v
1 ÄT 1 'vi ^-'■■•V o r n e hTrt-e'p'■ ■ A' r t - 1 h r'« r . A n ^ s i11 a n.g niirht
Idläbt Ihf«sgle jch trifft- PIä , meislffp N urntn tr n siq d ak
SeodOfhdft« fik «iözelnfr LSndrr,
Stkdie hmabflgeg^be^ Ihr* LeJcitire lehrt VieJa^ welche
dio l«»3 d^'Chafilichen Sch^ p h e it«n d«£t£ eig &n en V an des
nchch SU wenig wljrdigen^ arideis danken uns{ 4 y Änisuit irta
Auatauitd «ti fieiteen, einmal im t,sndt bi^ben> wö ev noch
ao tn&n«heÄ. ÄcJifjQe Stjick ^^rde gibt/: dass es^;^-p imraer
ofitig dm Hhkeg^ld d«m Ausl-mde lassen/ ,
Dl© Attfgabe d«r «Dehtsc-btand^*, HeimotkUnde
tu veri^refien iied Heimatlieb« ^tj w eck © a y sulUe
Verapliuti^uiig gcbeö, eie in Schulen und Öifentjlichejj i-eae^
haUcn aUgsmein «äcurufUb r« a- Un seren M itg Uedern era p feh len
Wir angelegoDilkb^ ^«tif dieses Heft, das in keinem
deutmdhk^ä Hä lise fehlen soHte, au abonniereii*^ -. -
O&r Ho^f'^fer Varkehrs^^Verein
hielt unter deea Vorsitze Jea Herjeh. Sanitätsrats Dr. W ee g irt>
Hotel DelÜ «emo ordemUche GinÄf^veraammluag ab, .biÄ
OMsmieinOahEuefi hukmg^n 56/10.57 TWk-i die Ausgahen 15^7.65 iMk:
Für SeecfaaÄtiog von WegätaffrlUi Anfertigung von Schildfltö usw.
wurden 3^95 Mtk; auagegetehv Die Kosten für ZeituDg^reäiiauift
uöd HciÜJKtue^PJftkate Wk. Das VtrrfntSg^jh
de« Yereiu« kt diif M Für das Jahr
ist dt© HwÄoagahe ©me^ äaeüeii Führipr^ ine Auge gefasst Die
Äuaecbeidepd^^oVorataivdsmLtgltedef Saniiätsrai Dr We«g. K- Krebd,.
Öftumeiiier und wüi d eri wied er g e w ähih
Aligemciner Mcsel-Verem.
La Qt5^ Ä m am »;ä- M ärjE im Union-Hotel ein«, zahl-
reich bemdbi^ ■ V orsSÄud uhg : d «!&: H ä opiv orsto ödes des All -
g©m ei nen MoaeWerelUjS urifer 4 V Q rsi des:. L drats Pfbr >
. y p H ^ m Ul ©' r s 1 e I n am :Co c;htnu ', Uft-. ■■ S chnftfji h're '.
Dr^ KiiKÄaräth* berichtete Üh^r die Schü^ibt^rber^^b
ijiau Vtsu den acht Hcfbetgea fet nmmehr die dHv¥?
l[i» Trei») in algeu* Hegic: de^ VdreiRS genipujjmeß-:..’ Dk Aua-
^©huung des Hähebwau der Wegs Längs 4*?? CobJenz
ÜHa Trier wird vor BegioA -.kombiebdeö/ bercn^fea/
«©iU, buichaeitif wird ein W’jindiKrbucii; heiäüsgeecbeb werdert,
Oie «wdfce» erheblich vertnehrte Anll^gc des McaeSjfÜhrers des
Verein» „Durch dea rom»htisch* Modelt»befindet 1;ich iuriceit
Im Druck. . Der AHgemeine Mo^dvereib ist dem Verbiatide
deutechet Dehit':gs- und Wand«rvereine beigetreteti- Im kom¬
menden Sommer soll wiedemm ^in MoaeUeai .^lattimden.
Oer Verkehrs^y^rein Mafn«
versendet soeben aeiV^u D^ebäftsbeHcht für da^ j*hr 191 a. Ihm
ist zu entnehmen, dass 4 k .l^ßg^atue «her Ent Wicklung
de TO Ver ei n a uch in^ Beri chuf ^hr tre u geüti dtreti kt, N kht nUTt
dass in. weiteren MÄmjscr Geschäfts- urid privateu Kreisen die
ErkcTiTitnis vön der: Nolwvhdigkeil und NÜtÄftchk«!^ de« Ver&ioa
sich durch gesetzt bat; äbcb dife ftÄitgf Jeder äiähl Von tgj äuT
Mb fhi Verkehrs-'Bureau wurden, aoooo Peraaf^en
bbgfcfÄrlieV: die KussenyerhäUakW des Veroih« la«aen
kbdh djesTOÄl iO wünschen übrig. Bet Verein hat 16674 Mk.
^inkomrocoTdÄfUpter 3000 Mk. als Zuschuss der Stadt^ während
seine Verbiddhchkitiien 11007 Mk, betrugen.
Oer Kieler VerkehrsWerein
hielt EhdelWärÄ »m 0e>eilac4a.ftshauäe frei wilUger Ar men freunde
eine g tit .heT^hchie aüsii*rbr4et>ti?chb P * n e f a 1 v; e r s« m m 1 u h g
ib, um eine euwnh 1 dßö Väifajtuenden m
Stelle dis mfolfet^ ^sdber Wahl Jüm -iStidträi ■ mit Arbeit über¬
häuften und desÖÄl b ÄUTÜckipei^ödeu konterädinirahi D, Flachte
vummehmen. Deiii : Vorsclhiägftf bUhengeu erktea Var-
si tzea d eh eistspre c h ^rh d w4hl dk Vera am m lu n g einsti m mig
Kotiteradihirai zt, 0; Pe Jrtiach ty zu seinem NaifMdlger- Schnft-
. iü hrer Drv Pt?l e r s e n s prac h d em Sch^l dt n den Ira H a ft»*n dfe*
Ver k e b r Vei eins uh d des V q rita et deö e ei den Da uk tür di* dem
.Vofehi gelektek Arbeit aus.
Oer insellkiüb Usedom
hi dt: «in e S ii s unrg d es fe f w eil e rsc h H aüpt V o^rstarsd e» t m f f okl
„ÄtfaadpT^Th^hade-^ io Zipnowitz ab. Ve»treien WÄreo die
Ortsgruppen $ i nM n Sw i t 7^ K o s e r 0 .w , Car 1 s h a g * ra i
B a Ti ES i n , U e, ck e T i 17 im 4 Z e m p i n f T r*st»e nheide hafte
kernen Verfr^eter eatVBUdi, : 0ie vom Hauptvorstand zusamitieh-
geatellte tj3.c.btbil4era'erie. nebai Vörirag wurde vargelü.h.ti. uqd
f .nd aii.gt^melheb Heitaü Die Serie soll Vereinen» Schulen usw,
ii b£:r a i I k 9 stflinJ tia zur V etilig uög geatelU wc r den. Der ynn
Batisifi bis PurefitmÜnde fa^ii stähdtg dargh Buchen- und
Ta.tit>eriWäld 41^ Sirande hnuang füfareüdh Windetweg soü Ver¬
se h icdftt? tUch gebeäbm wetde n üo d wurden dtc Vöraj beiten
der W^geVötomiBslöb ISbtrWle^^^ Fttr daa varaüa&tcLtlicb im
Monat Mai jjtur Ausgabe gebn^eiaiti* WÄfidßrbücis für Pommern^
he^ Melyeß vntn Verbende piäösfneTscfeejr; Vfikehrs-Vereine,
wird der. ih^ieikjob;/ »eehs. '';Seit*u ^. die Aus¬
arbeitung dfefi Textes dem Hauptvftrsitz^n Jen Hradhe (Zinuawik)
Überträgen. Dk AuschÄ^uhg von Vcremsabreichen Wffü
Ih -Erwägung gesögenv Dtet Vorsitzende de» V^rkehm^Au«-.
Obusses, P pal Verwalter M arwitz f Zjnno witzf, leijfe mit, ü iaa
die Kgh EiseubahodirekiiPn Stettin auf Antrag des Haiipt-^
vpirsiaodeÄ itif den 9, und Mat und während dar
munate juü und AugüBl den täglich verkehrenden Abebdzug 407^
fttj Henngadoff n.eü, an Zinnowitz IT5S «mgelegt hat.. Hfiex-
dureh 5^iräf Arieehfu^-s. geschutTetj «n den D/Zug 39; der Berlin
aben cJä v^i-jassT : fh He^rihgsdurf erdtrifTt .
■ . ^ i -n e-''. ’b r h ■ ti -g- 4 e Ä ■ ■ H i-(> I v'w rüi i ii i V ü-i s i 1 7 e n d 0 n/
Die Sta d tytifd h«teh iit P f Ü m f ^ i dem: fao g-
Jährig-'eti'.VQt-aif.7epd4ttJ' de^ Eireiyereihs, 'L^njäirat’Ör, üC-atif man4 .
ii n Eüök it eh e Uj. ä n l^ssif : 4e& ä üb era si n Eife tvi rein a-J u bU äü mi
. E h re n b Q r g *r r c eh t zu verleihehi
Bücherschau
F Ö r j e de F a m iÜe ©im E igenh ei m 4 t fl ii d Ef M i et-
wd b TL U n g. Das Einaelwöhnhaua hi naturgemäss die beete
und wirtschafllich auch stete zu erctrebende Wohnuogrfi^i^
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die FÖtle VöJfiügti^h^i- ; Mbs^iJerbiispieJ^ wofl ersten KUnsi-leTn
cütworJenCf- und :H^ 3 «e der Bau-
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,»D a n ? 1 gf als H orb s tb U1 i t n d l*% ; Dfe tm Vej Jage de r
Diti^nfiger VftfkebrsienUÄle eTicbicriene SebHFt anebsn tu
jv Auflage (f37>- 4t. TausenJI henvu^gegcbeiri worden. In Vftr*
ändettftm öewand gibt die tSrö-aehUie eine kurBes^ebr^fbun^
der Und des Lebrbftiriel'fts vu den - b AbteLlungeiv der
Uijtririge'*' Te^hnisft-bjeTY TioftjäSCbUic. i^tu- iiludlcre'ndeT . wefderj
d atin Übftr dVe EinriftiiV jj ngsn. des* ud Intn a in dftn vci^cbl^dehftn
Abiftitungftft Fatüchta*se irtftiit s4d dt e Lv be n^Ji ufe küf i; dAr-
gestellt» iu denep d ewiefifien Ableiinngeo be rec^iuigen, Efi
sind dtes; ArebVfektur* Bauingetneuk w^sen, Muschinenihgcoieiiir-
wftfieftiv Eickifoti^JtniJti Schi.ffs- und Setuffam itucbpjeitibiru, C^rernie
und olVeemftJoft Maibennatik* Pbyüikv Mifteraiogjer
V crlkawiTtsftis afiAle hr e. b ö bft r e. P o sila uJf bib n * K u o at g esc h i cUte.
Hjoau irtlt fcißft kuric DftrüLftTlung der Yor^U^e der O^uilger
Hoftbsiibüle. Ds’s V/erk Ul mH guten Bddcip ausgestaitei^
Stüdehiisfn isöd Abiitinftftteft erhaben d|^ Scbriii uuentgeltjicn
von dftt; Vftrkebl^ftntrale, SUdtgraben 5^:
öad H^riburg, Gebi r g s iu t i k u tftri, U n d Snlbad.
Untiftt dies^ebi: ^hcJ U\ eoeb'^n yuiri iiäd%
kommisj^riii der iicsjahrige t^ührer heratrsgftigeben W0tdeto + d öt
sicbr öhjabriith, Wieder durch' bft-ryofftigüad. b.ü|j|^ Au;a>
Sftineägleicbftrti id&^tiJchneb Hesönd^rs^ kt^f^^ille^« 9 b
wb keu öie aAbifeichen pjfbclktvojjftn Bilder: sic ge tieri inv Verein
mit dem mriffis&eijden i>neo anschauUehen BeijTiM Vöft
bftbllcb«?? Bede^rl. dei in glücklkbtii» Oomieeb tnii der
b:^f b ^::n ;^bd'ibft H ■ 4 ^ v.HWr^ir.a alle''W^ihTae-iche a deffi., vo :-j:i eto eh
ICtir dfift« ti n 4 jtciTgdmäsien 5ojbades in ^ sieb yntTtdvti^ Ein e
irffjf feVö e E rgltn^u i> g i5 ca fa iibs cbetj bil idbr d a^ emiltbh«
ia gijjt Ahiifknhit üWer
^4 f ;y« r-: un d N-:tc h a a i so n * ho dea s Jit der sich äcJj ft ft : dft heith ein
Öü )4 kAhfir wie hoch die iCftatöin eines KUtau fitutb aIis
in Harifcarg sind. Beidtr BuÄbftr iiftWit tm QftspJ^n wetdeu «n
unaerü; L^eset aüi uö.iscb yum Herrogliftben BAdeköihmisseriat
.■■;iu -'Önd'. Hhrjbw > Steiaeburftau. der ^eiwebHf’■
} aud*.^ ■ Jöbs'S^J d ^tiy -: ,KA ifti ■uehä.tftins«' ^ fei'. a bt- -
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' Wahl' ■ ■' . S ftjtt.i n ö'fffiiscb-*?* '4n d.- H (ten suWce'. b e.l ■ d öU ^rn d er
Afts^yd^ung »h Thüringen. Mit 149 Abbltiiuht«^
UftbörskiUsVaney heriusgegebeft VPP^ T]hÜT?*^B*ät Veit kehr a-
y ft r b a ft d. Ö i I i 0 ö l h ; In r vorÄÜglisU a^i^^ekbltteien
Werbegehnft : geschmückl ipit eißbrn hsniiebeö bähten TUct-
u CHS eh U gb Üd uftij ^ h i #f s 140 ; pr^thtlgitii T^tabbrldun gen
■ .UhdsebHhUcbftp SchönJiiiiieh ih l^bdnk^u^ hari 'dft^ lersi
küf ibeh gegrÜTide tfe Thüringer : Verk^^t B: > VerbAnd ein «ehr
br ü MC bb&feti B üch ges cb h ffiin j ; d üttb; teine Gii ed erUß g,
sejöc Heheisichiliciikeh io wie dutch"iretOiwtiep IhhBU in: hohem
E^reigöei fstt da^ scboiTt, nftiib Viel iu Wattig bereiste
,'TbüriUgii^ iiTiftief mehr Wkatuvt KO macbch uRd IböJ Yieie
jifru e. de : 9 ur 4 fÜhI*n. 0 ak Thüiingcr Verk«hrshuch iai
will d a ni, ■ kü 1 o ^ r bür io. I^fgv s» n d f ü r V e r&e ödh ö |[ B
üiajHürjg bfriafoUüg^fcft I ' durch ' dith ^iiÜnnE^ VetkebrS'Vktbdndr
Sit^OftihA, wie dürftb 4 i»ö thierttkUöftiiie VeTkehfäfcure^u
tJn^r deh Bihdeo^ *u',b®eiyheftv'
ychrMtlöiti&T untl TftriitJiWfttuitijU nir dfto ^ 5 ^ 6 i>ifR^TtiUVJ &,frkf 4 tkiiBaAeü*r in
ÜUfHftitiorr; fiird«0 teddflf
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fOr HenSse lutS ErholunailiedQiftise.
■ Iltis* irtknAf' «iRlfF -
Lr-ifrifu^: :. . KÄulmünir LidUrUe:
Or, mect^ Direktor Butin*
Ux{\f hj Wy nh■ I ^ ü >. i■> ; db h\ i^yinx ^■■*I ii rn 11 f: ua fin ^f kiinm
tii H-.jU'H IviJtou. .d lii-r <hn;.:Vih-drunLbi:H4grn|ibift
• timi * h! '.•’>V-n ■ .1 l;r jut^■ UIL .7.bifSVr' ■,J Jtlfn ■ I\ U Ü.hJ ■' älUT. ÜH ^ i Hl? * gHti*
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,d 'u vJiT’. . AitUt'. dt'l^ ,^Aj5tf:i"d'"\brp£iekv
dt incU di I UieSynt
jijtiui'n d’U ASA'U Asiefn^.r ’im f^lugr vfobeft,
SONDER'NUMMER
DAS
SAUERLÄND
unter dem Protektorate Sr. Durchlaucht des
Herrn Oberpräsidenten der Provinz Westfalen
Dr.Karl Prinz von Ratibor und Corvey
DEUTSCHLAND
Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe
Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen □ Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher
Verkehrs-Vereine a Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln
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Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins,
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und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens.
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Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldorf
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Nr. 2
Düsseldorf • Zweite April-Ausgabe 1913 IV. Jahrg.
Das Sauerland als Touristen- und Erholungsgebiet.
Von Professor Dr. F. Schemann.
Mit dem Namen Sauerland, d. i. Süderland, bezeichnet
die erdkundliche Wissenschaft bekanntlich den Teil des
Rheinischen Schiefergebirges, der, zwischen Ruhr und Sieg
gelegen, im Süden mit dem Westerwald, im Norden mit dem
Haarstrang grenzt. Noch vor wenigen Jahrzehnten war dieses
Gebiet für sehr viele unserer Volksgenossen sogar dem
Namen nach eine „terra incognita".
Man konnte es auf Reisen erleben,
daß, wenn man sich als Bewohner
des Sauerlandes vorstellte, man er¬
staunt gefragt wurde: „Wo liegt
denn Ihre Heimat? Wie gelangt
man dorthin?" Wie anders heuteI
Heute ist der Name weit und breit
im deutschen Lande bekannt, heute
durchwandern alljährlich Tausende
frohgestimmter Touristen, um die
landschaftlichen Schönheiten unserer
engeren Heimat kennen zu lernen,
ihre stillen Wälder und romantischen
Täler; heute nehmen in Sommer¬
frischen und Gasthöfen zahlreiche
Familien mehrwöchigen Aufenthalt
und kehren gekräftigt an Leib und
Seele und hochbefriedigt von allem,
was sie gesehen und erlebt, an den
häuslichen Herd zurück mit dem
festen Vorsatz, im nächsten Jahre
jene Stätten der Erholung wiederum
aufzusuchen. Doch woher dieser auf¬
fällige Wandel in der Wertschätzung
des Sauerlandes?
Das Schicksal, lange verkannt
zu werden und unbeachtet zu bleiben,
hat es, wie ein geschichtlicher Rück¬
blick beweist, mit dem ganzen west¬
falischen Reichsgebiet seit alters ge¬
teilt. Schon Tacitus kennzeichnete
Westfalen, in dessen Wäldern und
Sümpferv die Legionen des Varus
zugrunde gingen, als „paludibus horrida", und jenes Urteil
des römischen Historikers über die Unwegsamkeit dieses
Landes wurde noch bis ins 18. Jahrhundert hinein durch
die Klagen angesehener, gebildeter Männer, die auf seinen
entsetzlich schlechten Straßen zu leiden gehabt hatten, be¬
stätigt, wie denn z. B. der berühmte Niederländer Justus
Lipsius auf einer 1586 durch Westfalen unternommenen
Reise in den Jammerruf ausbrach: „Nulla barbaria tarn
barbara quam Westphalia". Das harte Wort galt auch von
den Bewohnern. Denn auch diese wurden als roh, ungebildet,
ungeschliffen und rückständig in jeder Beziehung geschildert.
Aller Einspruch westfälischer Schriftsteller gegen diese Ver¬
unglimpfung fruchtete nichts. Jene
Anklagen, namentlich wenn sie bos¬
haft oder gar witzig waren, wurden
gern gelesen, belacht und geglaubt,
die V^erteidigung dagegen unbe¬
achtet gelassen.
Dazu kam, daß der südliche Teil
der heutigen Provinz Westfalen jahr¬
hundertelang von allem Weltverkehr
abgeschnitten und, allein derTüchtig-
keit und Kraft seiner Bewohner über¬
lassen, fast vergessen dalag. Auch
die Vereinigung der Grafschaft Mark
mit Brandenburg brachte zunächst
keinen Wandel. Zwar ließ der
Große Kurfürst auch diesem neu-
gewonnenenTerritorium seine landes¬
väterliche Fürsorge zuteil werden
und förderte nach Kräften durch
Unterstützung einiger Zweige der
gewerblichen Tätigkeit die Volks¬
wohlfahrt. Friedrich der Große
jedoch liebte das Land nicht und
besuchte es trotz aller Bewunderung,
die man ihm dort entgegenbrachte,
niemals. Begreiflich erscheint daher
der aufrichtige Jubel der Sauer¬
länder, als zu Anfang Juni 1788
Friedrich Wilhelm 11., begleitet von
seinem Thronfolger, in der Mark er¬
schien. Der hochverdiente Minister
von Heinitz, den man mit Recht
ihren Wohltäter nannte, hatte ihn,
wie ein zeitgenössischer Schriftsteller
meldet, zu bewegen vermocht, „die Provinz zu bereisen und
sich in die rauhen, unwegsamen Gebürge bis Altena zu
wagen". Dieser königliche Besuch ist von dem Pfarrer von
Elsey, Möller, in einer interessanten Festschrift: „Die west¬
fälische Mark" beschrieben worden. In der ihm eigenen
schwungvollen, öfters hochpoetischen Sprache schildert der
48 DEUTSCHLAND Nr.2
treffliche Mann begeistert die Vorzüge und Eigentümlichkeiten
des Landes und hebt mit berechtigtem Stolz die Werke nütz¬
licher Kunst und nährenden Menschenfleißes hervor. Seine
klassische Schilderung des damaligen gewerblichen Lebens
seiner geliebten Heimat ist noch jetzt unübertroffen. Seit¬
dem hat die industrielle Entwicklung des Süderlandes dank
der Fürsorge und Tätigkeit einsichtiger und wagemutiger
Männer, eines Heinitz, Stein, Vincke, Fritz Harkort u. a.,
einen Aufschwung genommen, der das Staunen und die Be¬
wunderung aller urteilsfähigen Kenner erregt, und mit Recht
gilt heute das Land, „wo der Märker Eisen reckt", als einer
der volkswirtschaftlich am bedeutsamsten hervorragenden
Bezirke unseres Vaterlandes. So hat denn das 19. Jahr¬
hundert durch die Anerkennung der Tatsache, daß an körper¬
licher und geistiger Gesundheit, an Kraft, Fleiß und sittlicher
Tüchtigkeit die Bewohner des südlichen Westfalens keinem
anderen deutschen Stamme nachstehen, die Vergeltung für die
in der Vergangenheit erduldete schiefe Beurteilung gebracht.
zugleich eine Aenderung der Lebensführung und Lebensweise
verbunden war. Bis zum äußersten wird in dem rastlosen
Getriebe der Gegenwart die menschliche Tätigkeit in An¬
spruch genommen. Der Kampf ums Dasein ist schwer, die
eigene Unterhaltung und gar die einer Familie erfordert
kluge Ausnutzung der Zeit und möglichste Anspannung der
Arbeitskraft. Karg bemessen sind die Stunden der Erholung,
die man am zweckmäßigsten in der freien Natur sucht oder
suchen möchte. Denn in Wirklichkeit ist es damit schlecht
bestellt, wie jeder, der die großen Fabrikstädte oder Zentren
des Kohlenbergbaues des rheinisch-westfälischen Industrie¬
bezirks besucht hat, bestätigen kann. Eine ungesunde Boden¬
spekulation hat die großen Mietskasernen erstehen lassen,
deren Wohnungen in ihren kleinen Ausmessungen des nötigen
Lichtes und der erforderlichen Menge gesunder Luft ermangeln.
Aus gleicher Ursache schwinden, was sehr zu bedauern ist,
die weiten, freien Plätze, die man so treffend die Lungen
der Städte nennt, immer mehr. Hat aber der Bewohner einer
Kloster Grafschaft
Auch noch in anderer Beziehung aber hat man das
Sauerland in jüngster Vergangenheit schätzen gelernt. Mit
dem so erfreulichen Aufblühen von Industrie, Gewerbe,
Handel und Verkehr ging Hand in Hand eine Entwicklung
auf sozialem Gebiete, die begründete Bedenken und ernste
Sorgen bei dem Volksfreunde hervorrufen mußte. Die An¬
lage immer neuer Fabriken und Bergwerke brachte es mit
sich, daß ein Zusammenströmen der Bevölkerung, die
nebenbei noch starken Zuzug aus der Fremde erhielt, nach
einigen Industriezentren stattfand. Aus Dörfern wurden
Städte, aus Städten Großstädte, die ihr Weichbild immer
weiter vorschoben und die ehemaligen Wiesen und Felder
als Bauland benutzten. Immer mehr schwand der länd¬
liche Charakter der Gegend, und mancher Bauer, der in der
Nähe einer Zeche oder eines großen Werkes wohnte, gab
für eine gute Abfindung Haus und Hof hin, um zugleich
seinem Beruf untreu zu werden. Mit einem Worte: die
Industrie drückte gewissen Bezirken ihr Gepräge auf, womit
Großstadt des industriellen Westens sich etwa Sonntags
hinausbegeben in die nächste Umgebung des Ortes, so
kommt er auch hier meist nicht zu seinem Rechte, da sich
ihm dasselbe Bild darbietet wie daheim: hohe Schornsteine,
häßliche, umfangreiche Halden, vom Kohlenruß geschwärzte
Straßen und Häuser, und er atmet die nämliche schlechte Luft
wie zu Hause. Ein durchaus notwendiger Ersatz der in an¬
gestrengter Wochenarbeit geschwundenen Kraft ist damit
ausgeschlossen, und es ist keine Frage, daß die Volksgesund¬
heit unter solchen Verhältnissen schwer gelitten hat und noch
jetzt leidet.*
mmer häufiger erging daher von allen, die es wohl
meinen mit unserem Volke, denen sein Wohl am Herzen
liegt, die Mahnung: „Zurück zur Natur!", und zwar
hier im wahrsten Sinne des Wortes. Sie ist der Jungbrunnen
in dem sich die Kräftigung vollzieht, in dem die Erneuerung
der Lebens- und damit der Arbeitskraft stattfindet. Das
Wandern und, wenn möglich, ein längerer Aufenthalt in reiner.
50
DEUTSCHLAND 16668688666896666800086 66 881 Nr. 2
durch keinen Rauch der Essen oder durch schädliche Dünste
verunreinigten Luft sind die Heilmittel in solcher Not. Mit
Genugtuung ist es zu begrüßen, daß diese Erkenntnis, wie
die zahlreichen auf Förderung derartiger hoher Ziele ge¬
richteten Bestrebungen und Betätigungen bezeugen, in immer
weiteren Kreisen Eingang findet. „H i n a u s i n s F r e i e I" so muß
namentlich für den Großstädter fortan noch mehr als jetzt
— der Anfang ist erfreulicherweise ja gemacht — die Parole
lauten, und wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg, und dieser
Weg führt die Bewohner jener an Natur leider so armen
Industriegegend in das Sauerland, das gleichsam aus dem
Dornröschenschlaf erwacht ist und in seiner ganzen so lieb¬
lichen wie auch erhabenen Schönheit jedem, der mit sehenden
Augen kommt, sich erschließt.
Die hauptsächlichsten Forderungen, die man an ein Er-
holungs- und Touristengebiet stellt, sind erfüllt. Von allen
Seiten ist es dank des weitverzweigten Eisenbahnnetzes leicht
zugänglich, und schon eine kurze Fahrt bringt den Ruhe¬
bedürftigen oder Wanderlustigen aus dem Lärm und der
Unruhe der Stadt in die friedliche Stille und wohltuende
Einsamkeit der sauerländischen Berge und Täler mit ihrer
so reichen Abwechslung. Denn hier findet ein jeder das,
wozu er am meisten neigt. Wer es liebt, begleitet vom
rauschenden Fluß oder murmelnden Bache, in den Niederungen
zu wandern, zieht auf guter Straße dahin durch die betrieb¬
samen Täler der Ruhr, Lenne, Volme, Ennepe, Hönne, Verse,
Bigge, Sieg und erfreut sein Auge an den anmutigen Land¬
schaftsbildern oder lenkt seine Schritte zu den so idyl¬
lisch gelegenen Talsperren, in denen sich die umgebenden
grünen Hänge spiegeln. Wer es aber vorzieht, die Höhen
zu ersteigen, den führen bequeme, gezeichnete Pfade durch
Wald und Feld, und zum Lohn für die Mühen des Anstiegs
entschädigen ihn weite Rundblicke von oft seltener Schön¬
heit. Ragende Aussichtstürme zieren als Wahrzeichen der
Gegend die höchsten Erhebungen. Schlösser und Burgen
erregen das Interesse des mit historischem Sinne begabten
Wanderers, und auch der, der tiefer einzudringen strebt in
die Geheimnisse der schaffenden Kräfte der Natur, findet
beim Besuch der zahlreichen Höhlen, der merkwürdigen Fels¬
bildungen und des einzigartigen Felsenmeeres bei Sundwig
volle Befriedigung.
Noch tiefere Eindrücke aber von dem eigentümlichen Reiz
der Landschaft empfängt der, der zu längerem Aufenthalt
die Sommerfrischen, deren Zahl sich alljährlich vermehrt,
aufsucht. Die täglichen Spaziergänge oder weitere Touren,
von denen er zu seinem Standquartier abends heimkehrt,
führen ihn zu immer neuen Aussichtspunkten oder durch
Geschichte und Sage denkwürdigen Stätten und lassen ihn
lehrreiche Einblicke tun in die Eigenheit und das Wesen von
Land und Leuten.
Doch noch ein anderer Vorzug des Sauerlandes als
eines empfehlenswerten Gebietes der Touristik darf nicht
unerwähnt bleiben: die verhältnismäßig geringen finanziellen
Aufwendungen, die eine Wanderung oder eine Erholungszeit
beanspruchen. Wenn auch heute, wie natürlich, infolge der
Verteuerung aller Lebensbedürfnisse die Preise für Bekösti¬
gung und Wohnung im Vergleich zu früher erhöht sind, so
werden doch nicht die hohen Anforderungen an den Geld¬
beutel des Fremden gestellt, wie etwa in anderen bevorzugten
Touristengebieten, z. B. am Rhein oder im Harz, und es ist
sowohl im Interesse der Allgemeinheit wie auch der Besitzer
von Gasthöfen und Sommerfrischen zu wünschen, daß der
befriedigende Zustand erhalten bleibt, um so mehr, als von
Jahr zu Jahr die Zahl derer, die das Sauerland zwecks Aus¬
spannung und Erholung besuchen, wächst. Besondere An¬
erkennung verdienen in dieser Hinsicht die eifrigen Be¬
mühungen, auch Minderbemittelten, namentlich der Volks¬
schuljugend, das Wandern in diesem von der Natur so be¬
günstigten Gebiete zu ermöglichen und sie damit durch
Erweiterung ihres Gesichtskreises, durch Abhärtung ihres
Körpers, durch Ablenkung von anderen, manchmal frag¬
würdigen Vergnügungen zu wappnen und zu stählen für den
Kampf des Lebens, ein Dienst geleistet zugleich Alldeutsch¬
land, dessen glückliche Zukunft auf einer geistig und körper¬
lich gesunden Jugend beruht.
Diese wird, wenn erwachsen, um so bereitwilliger in
ruhiger oder stürmischer Zeit ihre Pflicht erfüllen, je mehr
durch Pflege des Heimatsinnes auch die Liebe zum Vater¬
lande in ihr gestärkt wird. Daß dieser ideale Wert des
Wanderns nicht verkannt wird, beweisen eben die dahin
abzielenden Bestrebungen des „Sauerländischen Gebirgs-
V er eins", dem wir in erster Linie die Erschließung unserer
Heimat verdanken, der uns zunächst in die Enge führt,
um uns für die Schönheiten der Weite empfänglich zu
machen, und uns das Wort beherzigen lehrt: „Warum
in die Ferne schweifen? Sieh', das Gute liegt so nah'I^
Die Erschließung des Sauerlandes.
Von H. Kracht (Katernberg).
Noch vor wenigen Dezennien lag unser herrliches
Sauerland, dem Dornröschen gleich, verborgen, und
nur einige wußten von seiner Schönheit zu berichten.
Wer einmal durch Zufall in diese Täler kam, der war
wie vom Zauberspruch einer Fee gebannt und konnte
sich nicht losreißen. Den zog es immer wieder zu den
Bergen zwischen Ruhr und Lahn hin.
Wie war es denn nur möglich, so fragst du, lieber
Leser, daß diese Gebirgsmassen so lange fernab vom
Fremdenverkehr blieben, wo doch gleich in ihrer
Nähe Millionen wohnen und das Leben und der Ver¬
kehr gerade dort so pulsiert, wie kaum an einer anderen
Stelle unseres Vaterlandes? Dieses Rätsels Lösung ist
sehr einfach. Einmal gibt es im ganzen Sauerlande
keine Großstädte, die Handel und Verkehr heben.
Dann aber fehlt es auch an bedeutenden historischen
Stätten, die die gebildete Welt anlocken würden. Große
geschichtliche Ereignisse haben sich im ganzen Gebiete
überhaupt nicht abgespielt. Die Heere mieden von
jeher dieses wilde und unwirtliche Gebirge mit seinen
engen, verschlungenen Kreuz- und Quertälern, seinen
hohen, gewaltigen Höhenrücken. Eisenbahnen gab es
bis vor 30 Jahren im eigentlichen Sauerlande über¬
haupt nicht. Nur zwei Hauptstrecken waren vorhanden,
und von diesen ging nur eine durch das vorbenannte
Gebiet, die Strecke Hagen—Siegen. Die Bahn Hagen—
Kassel führt doch nur am Nordrande vorbei, und erst
von Arnsberg an tritt sie tiefer in die Gebirgsmasse
hinein. Als nach dem großen Kriege gegen unsern
Erbfeind die Industrie überall einen ungeahnten Auf¬
schwung nahm, da blühte sie auch an sehr vielen Orten
des Sauerlandes in großartiger Weise auf und Volme-,
ßi&ge-, Lahn- und das obere Lennetal wurden durch
Bahnen erschlossen. Mit Anbruch des neuen Jahr¬
hunderts verging kein Jahr, das uns nicht irgendeine
neue Bahnverbindung gebracht hätte. Die Maschen
Nr.2 DEUTSCHLAND
51
des Eisenbahnnetzes wurden immer enger, und wo noch
eine Verbindung fehlt, da wird die nächste Zukunft
sie uns gewiß bringen, denn gewaltige Erzläger, Kalk-
und Sandsteinbrüche harren noch ihrer Erschließung
und Verwertung. Ungeheurer Holzreichtum deckt die
Höhen, und auf den saftigen, grünen Wiesen der Täler
zieht der Bauer große Rinderherden, die er gerne auf
bequemere Weise im Industriegebiet absetzen möchte.
Doch nun zu dem Verein, der es sich zur Auf¬
gabe setzte, das Sauerland dem Touristenverkehr zu er¬
schließen. Es ist der Sauerländische Gebirgsverein.
Auf Veranlassung des verstorbenen Regierungs- und
Forstrats Ehmsen traten im Frühjahre 1890 in Arns¬
berg Männer zusammen, die beseelt von Heimatliebe
beschlossen, durch Wort und Schrift auf die Schönheiten
des Sauerlandes hinzuweisen und in den schönsten
Teilen des Gebietes die Wege mit Farbzeichen zu
versehen. In dem vorbenannten Herrn hatte der junge
Verein einen Mann, der mit heiliger Begeisterung das
Werk angriff, und mit großer Genugtuung durfte er
sehen, daß sein Unternehmen mit glänzendem Erfolg
gekrönt wurde. Schon nach einem Jahre hatte der
Sauerländische Gebirgsverein an über 50 Orten Ab¬
teilungen, und immer größer und größer wurde die
Zahl der Freunde des Sauerlandes. Leider sollte dem
jungen Verein der Gründer und 1. Vorsitzende sehr
bald genommen werden. 1893 mußten die Freunde
des Sauerländischen Gebirgsvereins ihn zu Grabe tragen.
Aber was der Verstorbene gesät und gepflanzt, es trug
überreiche Früchte. Heute zählt der Verein 175 Ab¬
teilungen mit fast 19000 Mitgliedern. Noch einmal
sollte der Sauerländische Gebirgsverein von schwerem
Schlage getroffen werden. In seinen Reihen stand ein
Mann, der mit idealer Begeisterung für die Sache des
Vereins arbeitete und durch das ganze Gebiet ein
Haupt-Wegenetz schuf, das in seiner einfachen und
doch so genauen Bezeichnung wohl einzig dasteht.
Ingenieur Rob. Kolb war es, der dem Verein dieses
Vermächtnis hinterließ. Leider sollte auch er sein
Werk nicht vollendet sehen. Noch in den besten
Jahren stehend, wurde er plötzlich von tückischer
Krankheit hinweggerafft. Das Wegenetz, das er uns
schuf und das eine Länge von 2500 Kilometer hat,
wird ständig von einer besonderen Kommission revidiert
und so in Ordnung gehalten, daß sich der Wanderer
unbedingt zurechtfinden muß.
Um aber auch der Jugend aller Volksschichten das
Sauerland zu erschließen und ihr das Wandern in dem¬
selben zu ermöglichen, richtete der Verein 15 Schüler-
und über 55 Jugendherbergen ein. Während in ersteren
nur Knaben höherer Schulen und Studenten Aufnahme
finden, können die Jugendherbergen von Knaben und
Mädchen jeglichen Alters sowie auch von Lehrlingen
benutzt werden. Auf die weiteren inneren Einrichtungen
Kohlenmeiler und Köhlerhütte im Sauerland Phot.: Jos. Grobbel, F'redeburgr iAV.
52 DEUTSCHLAND Nr.2
möchte ich hier nicht eingehen, aber stolz kann der
Sauerländische Gebirgsverein darauf sein, daß die An¬
regung zur Gründung von Jugendherbergen aus seinen
Reihen hervorging. Alle Gebirgsvereine Westdeutsch¬
lands sind dem Beispiel des Sauerländischen Gebirgs-
vereins gefolgt, und heute haben wir in deren Gebieten
über 120 solcher Herbergen. Wie sehr wir da dem
Wunsche der Jugend entgegengekommen sind, beweist
wohl am besten, daß allein im Sauerlande im ver¬
gangenen Jahre 10 700 Knaben und Mädchen in den
Jugendherbergen Aufnahme fanden. Die Zahl zeigt
so recht, daß in der deutschen Jugend wieder alte,
echte Wanderlust erwacht ist. Sie müssen wir weiter
fördern, denn damit pflanzen wir in die Herzen unserer
Jugend den Keim zur Heimat- und Vaterlandsliebe, und
reiche Frucht wird einst diese Saat tragen.
Von mancher kleineren Einrichtung des Sauer**
ländischen Gebirgsvereins könnte ich noch berichten,,
die alle der einen Sache, der Erschließung des Sauer¬
landes, dienen, so dem Verkehrsausschuß, dem Nach¬
richtenbureau, dem Wetternachrichtenamt für den Winter**
Sport, aber es sei genug.
Was Forstrat Ehmsen einst begonnen und uns
als kleines Erbe hinterließ, wir haben es weiter ge¬
fördert, und weiter wird unsere Sache auch wachsen
und blühen. Gilt es doch eins der schönsten und
waldreichsten Mittelgebirge unseres Vaterlandes dem
Volke immer mehr zugängig zu machen.
Hagen, die Eingangspforte des Sauerlandes.
Von Waldemar Perker.
Goldiger Sonnenschein erhellt die dämmrige Ein¬
gangshalle des Hagener Hauptbahnhofes. Es ist ein
Sommer-Sonnabendnachmittag. Von den Bahnsteigen
flutet der Strom
der Reisenden an
den Schalterreihen
vorbei ins Freie.
Wanderer sind es
zum großen Teil,
der Rucksack, der
grüne Hut, den,
Lodenmantel und^
der kräftige Stock
sind ihre Wahr¬
zeichen. Sind wir
doch in einem der
Mittelpunkte des
Touristenverkehrs,
der herrlich ge¬
legenen Eingangs¬
pforte des Sauer¬
landes, angelangt.
Da wachsen sie
schon zur Rechten
empor, wenn wir
vor dem Bahnhofsplatz die Kölner Straße hinauf¬
schauen, die baumbestandenen Wächter des Volme-
und des Ennepetals, und grüßen uns beim Näher¬
kommen: der Goldberg, gekrönt von der Bismarcksäule,
im Hintergründe der Deerth, vor uns der Alte Dreisch
mit dem Eugen-Richter-Denkmal und in der Ferne die
Hestert-Hardt, bewacht von der schlanken Säule des
Kaiser-Friedrich-Turmes. Und über diesen durch den
Drei-Türme-Weg verbundenen Höhen und ihren ver¬
schwiegenen Tälern rauschen die Wipfel des Stadt¬
waldes, des grünen, stillen Haines der Erholung für die
Bewohner der betriebsamen Stadt. An den Ufern der
Ennepe und Volme dröhnen die Dampfhämmer, senden
die Schlote der Kleineisen- und der Textilindustrie ihre
Rauchschlangen in das heitere Blau des Himmels, er¬
heben sich Elektrizitäts-, Stahl- und Gußstahlwerke, die
Tausenden von Arbeitern das tägliche Brot geben; doch
in den Wäldern jener Höhen, von denen murmelnde
Bächlein ihren Weg ins Tal suchen, wohnt die Ruhe.
Still lauscht der Wanderer dem Gesang der Vögel,
sieht dem Spiel des Damwildes im idyllisch gelegenen
Wildpark zu und
blickt aus dunklem
Tann staunend hin¬
über auf die ruhig¬
stolze Bergwelt der
Hinnenwiese und
des Selbecketals.
— Hier entfaltet
das Sauerland an
seinem Eingangbe-
reits die schönsten
BlütenseinerPracht.
Nicht jedem sind
die kostbaren Bril¬
lanten im Diadem
derAussichtspunkte
des Hagener Stadt¬
waldes bekannt.
Noch ist erst ein
Teil jenerWege er¬
schlossen, die der¬
einst das Entzücken
der Besucher bilden werden. Doch wer Lust hat, dort
oben zu forschen, der wird aus den gütigen Händen
der Natur das ungeahnte Geschenk manchen Blicks
in ihre Reichtümer mit hinunternehmen ins Getriebe
der werdenden Großstadt.
Der Sommernachmittag ist entschlafen. Wir sind
von den Strahlen der untergehenden Sonne vom Stadt¬
wald zum Goldberg begleitet worden und schauen hin¬
über nach Norden zu den Höhen, die das Hohensyburg-
denkmal tragen. Unten hat bereits der Lärm des Tages
der Ruhe des Vorabends Platz gemacht. Noch ver¬
goldet die Sonne die Spitzen der höchsten Bauwerke
und haftet an den Türmen der Pauluskirche dort im
Westen, der Luther- und der St. Josephskirche im
Norden, der St. Marien- und der Johanniskirche in¬
mitten der Stadt, der Christuskirche in Eilpe und der
fernen Eppenhauser Kirche an der Landstraße nach
Hohenlimburg. Wir lassen unsern Blick durch die Täler
Hagen i. W.
Nr. 2
m DEUTSCHLAND 53
gleiten und grüßen die Zinnen des Rathauses. Dort
rechts auf jenen Höhen hinter der Volme hält der
Ernster Wasserturm die [Wacht ^und 'schaut auf die
Gartenvorstadt Emst hinab, deren Giebel hier und da aus
ihrer Waldnachbarschaft auftauchen. Darunter, an den
Hang geschmiegt, blinkt das Krematorium von Behrens
in leuchtendem Weiß
durch die Dämmerung.
Da klingen leise
Töne an unser Ohr.
Ist es nicht der Laut
der Geigen und Klari¬
netten, der durch die
ruhige Abendluft traum¬
verloren zu uns herüber¬
zittert? Langsam be¬
ginnen wir den Abstieg.
Das Tal desWehring-
hauser Bachs mit der
laubverborgenen Wald¬
lust ist schon in Dunkel
gehüllt, und vom Bahn¬
hof her dringt das Licht¬
meer der Nacht zu den
Bergen herauf. Wir ^
nähern uns dem Park¬
haus. Da werden die
Hagen: Krematorium
Geigenklänge stärker, der Laut der Oboen und Klari¬
netten hörbarer. Rote LichtblütenTschmücken die nächt¬
lichen Kronen der Bäume. Parkfest im Stadtgarten! Ein
Märchenabend, in das tausendfache Rot der Lampions
gehüllt, die sich ums Parkhaus schlingen, die Rosen¬
beete einfassen und in das Blätterdach hineinklettern.
Und über den stillen Teich, dessen Ufer blaßgrüne
Lampions in magi¬
schem Schimmer um¬
kränzen, schweben die
Klänge des städtischen
Orchesters.
Da sind wir bei der
Kunst angelangt, die
in Hagen eine gleich¬
wertige Zeitgenossin
der Arbeit schon seit
langem geworden ist.
Die 12 großen Konzerte
im Winter, deren Ver¬
anstalter die Konzert¬
gesellschaft Hagen und
dasstädtischeOrchester
je zur Hälfte sind,
haben weit über Hägens
Mauern hinaus einen
Ruf erlangt. Das neue
„Städtische Schauspiel¬
bildet. Das Deutsche Museum für Kunst in Handel
und Gewerbe, welches eine immer allgemeinere Be¬
deutung erlangt, steht inmitten einer bemerkenswerten
Entwicklung.
Wo die Kunst waltet, darf die Wissenschaft nicht
fehlen, und da hat sich die Stadt besonders durch ihr
blühendes Schulwesen
einen Ruf erworben. —
Ein Sportfreund wird
nicht an dem neuen
Tattersaal Vorbeigehen
und gern von den
Fußballwettspielen auf
dem großen Sportplatz
in Emst und von den
nicht unbedeutenden
Tennis-Tournieren auf
den städtischen Tennis¬
plätzen im Stadtgarten
hören.
Der Abend weicht
nun bald der Nacht.
Die Sterne i jahnen zur
Ruhe. Wo soll das Ziel
des nächsten Tages
sein? Sollen wir uns
einer der drei von Hagen
Hagen: Waldlust gegen den Goldberg
ausgehenden Hauptwanderstrecken anvertrauen? Nach
Brilon, Wildungen, Biedenkopf führen sie in mehreren
Tagemärschen. Oder wollen wir eine der vielen Halb¬
tagswanderungen in die nähere Umgebung der Stadt
unternehmen? Haben doch die Berge und die Flu߬
täler ringsum, die wir vom Goldberge aus erblickten,
verführerisch zu uns herübergewinkt. Oder soll uns
endlich die Wande¬
rung nach voller Aus¬
nutzung des Tages
wieder zum Standort
Hagen zurückbringen?
Es locken dieanmutigen
Täler der Ruhr und
der Lenne mit ihren
verfallenen Burgen, das
Gebiet der Volme
mit den einsam-ver¬
schwiegenen Waldun¬
gen des Ebbegebirges,
das nahe Ennepetal
mit seinen Schönheiten,
die prächtigen Tropf¬
steinhöhlen und die
Talsperren mit ihrem
bootbelebten Wasser¬
spiegel. Wir wissen,
daß uns eine kurze
haus", in den Jahren 1910 und 1911 von Vetterlein
erbaut, pflegt Schauspiel, Oper und Operette. Das
Museum Folkwang, Hägens berühmte Kunststätte,
birgt eine Sammlung von Schätzen, die das Ziel der
Reisen von Kunstkennern aus aller Herren Ländern
Bahnfahrt mitten hineinbringt in die schönsten Täler des
Sauerlandes. Da ist die Wahl nicht leicht, der Möglich¬
keiten sind zu viele. So rechtfertigt die bergumgebene
Stadt den Titel, von dem uns die Ueberschrift dieser
Zeilen erzählt, als die Eingangspforte des Sauerlandes*
□□□OODO□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□
54 DEUTSCHLAND Nr.2
^ Im Ruhrtal. ^
Von Karl Prümer.
Der Ruhrstrom, der den Kelten seinen Namen verdankt,
ist mit den Westfalen verwachsen und ein Bild des Volkes
der roten Erde. Schüchtern und unbeholfen tritt das hoch«
geborene Naturkind ins Leben und frondet, kaum zutage
getreten, schon den Menschen. Aber kaum seiner Kraft
bewußt, wirft er sich kühn in den Kampf des Lebens. Schon
frühzeitig stellen sich ihm die Riesenkinder der Berge in den
Weg, um ihm halt zu gebieten, aber er achtet des Wider¬
standes nicht und, in echt westfälischer Zähigkeit, bahnte er
sich durch Jahrtausende sein heutiges Bett. Hier zieht er
an ernsten Steinhäuptern vorbei, dort durch lachende Fluren,
wo blonde Westfalenkinder die Weidenflöte blasen und sich
das Haar mit Maßliebchenkränzen schmücken, oder wo
einsam der Schäfer seine Herde weidet. In den Weich¬
bildern der Städte wird er aufgefangen in Gräben und abge¬
leitet in die Arbeitsstätten der Menschen. Er dient ihnen, in
urwüchsiger Kraft, ein ge¬
fesselter Riese, und aus
den Treibrädern, welche
das Wasser verspritzen,
klingt mächtig das uralte
Evangelium der Arbeit
und des Segens. Geduldig
trägt er Lasten aller Art,
überflutet Wiesen und
Felder in ungezähmter
Kraft, tränkt hier Hundert¬
tausende von Menschen,
Tieren und Pflanzen, und
dort zieht er, wie alters¬
schwach, einem kümmer¬
lichen Rinnsal gleich,
durch sein Kiesbett, um
sich endlich, nach einem
wechselvollen Schicksal,
dem Vater Rhein in die
Arme zu werfen, der ihn
mit kräftigen Armen zum
lustigen Wellentanz emp¬
fängt und mit ihm den
Kehraus tanzt bis zum
Schoße des Meeres. Was aber kam noch von jenem
jungen Riesen, den die Berggeister des Sauerlandes, am
Ruhrkopf, wiegten, bis zum Vater Rhein?
Geben wir der Ruhr von Hagen aus das Wandergeleite,
von der Stätte des Sauerlandes aus, wo die Ennepe in die
Volme mündet und wo von der Enneperstraße her die
Truppen des fränkischen Eroberers und in friedlichem Zeiten
unzählige Handelsleute in das heutige Sauerland und in die
Mark zogen.
Wo die Flußtäler der Lenne, Ennepe, Volme und Ruhr
Zusammenstößen und der Märker Eisen reckt, liegt die ge-
werbreiche Stadt, zur Seite sagenumwobener Berge. Die
rastlose Industrie hat aus dem ehemaligen eingehegten Haupt¬
hofe, Hagen genannt, eine mächtige Industriestadt geschaffen,
aus der die Wege ins Herz der Mark, des Bergischen und
Sieger-Landes und durch das Lenne- und Volmetal nach
Mittel- und Süddeutschland führen. Vermöge dieser guten
Verkehrswege, im Anschluß an die zähe Arbeitskraft ihrer
Bewohner, und durch die Einwanderung tüchtiger Arbeits¬
kräfte aus den Niederlanden und dem Bergischen konnte sich
die Stadt, unter den Segnungen langer Friedensjahre, bis zu
ihrer heutigen Höhe entwickeln. Zunächst unter der Schutz¬
herrschaft der kurkölnischen Grafen von Volmarstein, wurde
der Ort im Jahre 1392 an die Mark abgetreten und durch
Friedrich Wilhelm I. von Preußen zur Stadt erhoben. Wie
manche Schätze natürlicher Schöne bietet die Stadt in ihren
Anlagen und in ihrer Umgebung: in dem Stadtgarten, dem
Stadtwald, den Funckeschen Anlagen, der Waldlust, dem
Goldberg mit der Bismarcksäule u. a. Wie viele prächtige
Ausflüge gestattet Hagen in das Herz des SauerlandesI Die
hervorragendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt selbst bilden
das Folkwang-Museum, dessen verdienstvoller Begründer
Karl Ernst Osthaus ist, ferner das Rathaus mit seinem
mächtigen Turm, die Königliche Maschinenbauschule, das
Gymnasium, das neue Bahnhofsgebäude, die Arbeiterkolonie
der Textilindustrie, die Gartenstadt und das außerhalb der
Stadt liegende, vielumstrittene Krematorium.
Von Hagen führt uns der Weg über Vorhalle an
die Ufer der Ruhr. Hoch herab vom „alten Stamm" tritt
uns '^das Ehrenmal des
tapfern Kämpen und
Bahnbrechers unserer In¬
dustrie, Fritz Harkorts,
des alten Fritz von West¬
falen, entgegen. Und
zu Füßen dieses Höhen¬
zuges stehen noch trutzig
und altersgrau die Burg¬
trümmer mit dem Wehr¬
fester der Burg, der alten,
tapfern Kampfhähne, der
Grafen von der Mark, die
nach dem Pfarrer von
Elsey, Möller, ebenso Be¬
deutendes geleistet haben
wie die Schmiede der
preußischen Monarchie.
Hier war auch die „Werk¬
stätte" FriedrichHarkorts.
Auf der ehemaligen
Burg der „Freiheit
Wetter" waltete auch
der nachmalige gewal¬
tige Minister vom Stein,
als Leiter der westfälischen Bergämter und der Mindenschen
Bergwerks-Kommission, und schrieb über diesen Aufenthalt in
Wetter an den evangelischen Bischof Eylert: „Da habe ich in
einer schönen Gegend die Seligkeit der Einsamkeit genossen.
Ein Stachel der Sehnsucht dahin ist mir geblieben, ich hänge
daran mit Liebe." Gehörte doch sein Herz Jahrzehnte hindurch
den Westfalen und ihrem Lande. Und Westfalentreue war es
auch, die ihm das erste Denkmal errichtete, und zwar zwischen
Wetter und Herdecke, auf des Kaisbergs Höhe, einen 30 Meter
hohen Turm, in dessen unterer Halle die Büsten von Stein,
Harkort, Natorp und Diesterweg Aufstellung gefunden haben.
An saftigen Weiden entlang zieht der Ruhrstrom durch
ein liebliches, breites Tal, das einst ganz und gar von Wasser
überströmt gewesen sein mag, von dem noch die abgespülten
Hänge der Berge künden. Unter dem malerischen, leicht
gebogenen Eisenbahnviadukt hinweg führt uns der Weg nach
H erdecke, einer alten Niederlassung, die einst ein reiches, frei¬
weltliches adeliges Damenstift barg, das, als Kloster, angeblich
von Frederuna, einer Verwandten Karls des Großen, gestiftet
sein soll. Außer dem hochgelegenen Lehrerseminar und
der alten Stiftskirche bietet das freundliche Landstädtchen
wenig Sehenswertes, aber seine Umgegend ist überaus reizvoll
und ladet zur Ansiedlung ein.
Motiv aus dem Nuhnetal: Die Daubermühle
(Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.)
Ruhrtal unterhalb Meschede
Die Bruchhauser Steine (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburgr i. W.
56 DEUTSCHLAND Nr. 2
Weiter des Wegs, an der Funkenburg entlang, tritt
uns von weitem schon die Kuppe des Ardeygebirges ent¬
gegen, auf der die alte Sachsenfeste Sigibürg , das heutige
Hohensyburg, liegt. Von dort winken uns das mächtige
Kaiser-Wilhelm-Denkmal, der Stolz der Westfalen, der
schlanke Ehrenturm des volkstümlichen Oberpräsidenten
v.Vincke, die mittelalterliche Burgruine, das alte Kirchlein, das
an die Stelle eines heidnischen Heiligtums getreten sein soll.
Welchen reizvollen Ausblick bietet der Hohensyburg-
Hügel. Eine lachende Landschaft tritt uns entgegen, durch
welche sich die Silberbänder der Ruhr und der Lenne ziehen.
Saftig-grüne Matten mit prächtigem Weidevieh, freundliche
Dörfchen, industrielle Anlagen, rasselnde Eisenbahnwagen,
klein, wie Kinderspielzeug, und im Hintergründe ernste Berge,
die in der Ferne verblauen, das alles liegt als herrliches Blatt
aus dem großen Buche der
Natur vor uns aufgeschlagen
und ruft uns zu: Betrachtet
mich mit den Augen der
Liebe, und ich beglücke euchl
Am Hause Husen, einem
alten Edelsitz, vorüber, ge¬
langen wir zum ehemaligen
fränkischen ReichshofeW e s t-
hofen, dem auch Hohen¬
syburg zugeteilt war, und von
hier nach Schwerte, einem
sehr alten, früher Isenberg-
schen Besitz, den Graf Adolf
von der Mark schon im
Jahre 1242 mit Mauern um¬
geben ließ. Das Städtchen
gehörte schon zur Hansa, aber
lange Zeit hindurch blieb es
ein schlafendes Dornröschen,
das erst die Industrie wieder
zu neuem Leben erweckte.
Durch fruchtbare, friedsame
Gefilde wandernd, in welchen
uns hier und dort behäbige
Dörfer mit kleinen Waldun-,
gen entgegentreten, erreichen
wir allgemach die spärlichen
Spuren der alten Burg
Ardey, der Herren de Ardeia,
deren Geschlecht schon 1300
ausstarb und aus deren
Schenkungen das Prämon-
stratenser - Kloster S ch e d a
entstand, das hernach, durch
Kauf von der preußischen
Regierung, in den Besitz des
Freiherrn vom Stein überging.
Gar bald ist das Städtchen F rön de nb erg erreicht, bei
dem sich die muntere Hönne in die Ruhr ergießt, an der
Grenzscheide des märkischen und kölnischen Sauerlandes.
Hier wurde im Jahre 1230 ein Zisterzienser-Kloster errichtet,
wozu die Edelleute von Mark und Altena Stiftungen gaben.
Aus ihm entwickelte sich ein adeliges, freiweltliches Damen¬
stift für beide Konfessionen. Die gotische Kirche ist im
13. Jahrhundert errichtet. Hier ruhen verschiedene Grafen
von der Mark. U. a. auch der kriegsgewaltige Graf Engel¬
bert III. von der Mark, der über fünfzig Jahre im Harnisch
gesteckt hatte und dessen Leiche seine Mannen noch auf
dem Wege zur letzten Ruhestätte des Grafen aus der Feinde
Troß heraushauen mußten.
Am rechten Ufer, ruhraufwärts, tritt uns aus der Idylle
der Ruhrlandschaft wieder die laute Industrie in Wickede
entgegen, die sich erst recht bei Neheim und Hüsten in
den Vordergrund drängt. Der einzig nennenswerte Nebenfluß,
den das Ardey- und Haargebirge der Ruhr auf dem rechten
Ufer gestatten, die muntere Möhne, fließt ihr hier zu.
Neheim, heute der Sitz der Metallwaren- und Lampen¬
fabrikanten, ist ebenfalls ein alter Ort, der einer Burg sein
Dasein verdankt und 1263 Stadtrechte erhielt. Sein Schutz¬
herr war der letzte Graf von Arnsberg, der die Stadt im
Kampfe mit dem Grafen von der Mark eroberte, wobei sie
zerstört wurde. Der Sieger sorgte dafür, daß sie bald wieder
aufgebaut wurde. Später wurde die Stadt kurkölnisch und
blieb es bis 1803. Von da ab hessisch-darmstädtisch, kam
sie 1816 unter Preußens Krone. — Hier befinden wir uns am
westlichen Ausläufer des Arnsberger Waldes. Nur
mäßig fruchtbar ist der Boden des Ruhrtals, aber saftige,
prächtige Wiesen finden sich
auch hier. Auf dem linken
Ufer der Ruhr, am Einfluß des
Wasser- und fischreichenRöhr-
baches, finden wir die alte
Freiheit Hüsten und seit¬
wärts, an der Röhr, das stolze
Schloß der Grafen Fürsten-
berg-Herdringen(sieheBurgen
und Schlösser). Waldfrisch
ist hier allerwärts die Luft.
Das Tal wird enger, höher
steigen die Berge empor. Vor
dem Dorfe M ü s ch e d e stehen
wir am Sofienhammer, einer
Gründung des berühmten
Kaspar Dietrich Piepenstock.
Wir verfolgen nun den
Weg bergwärts, über Haus
Wicheln, durchwandern einen
Teil des Arnsberger Waldes
und gelangen an eine weitere
Perle Westfalens, in die
Regierungsstadt Arnsberg,
die — entsprechend ihrem
Namen Adlerberg — einen
Adler im Wappen trägt.
Nach zweimaligem Durch¬
bruch durch das Gebirge
hat hier die Ruhr eins ihrer
reizvollsten Täler geschaffen.
Liebevoll legt sie ihren
Silberarm um die schmucke
Bergstadt. Schützend um¬
steht sie der 450 Kilometer
umfassende stolze und wild¬
reiche Arnsberger Wald, der
nur von zwei Landstraßen
durchzogen wird. Mürrisch und altersgrau schauen die
Burgtrümmer der Werl-Arnsberger Grafen ins Land und
dürfen noch träumen von den lebenslustigen Kölner Erz¬
bischöfen, die hier in dulci jubilo, mit Hussa und Horido,
in servitio Bacchi et Veneris, zur Zeit der schönen Gertrude
von Plettenberg ihre Tage verbrachten, aber auch von jenen
landesväterlichen Grafen, denen das Kölner Erzstift immer
näher seine Grenzfesten gerückt hatte, wie der geschickte
Schachspieler die Figuren, bis der letzte der Arnsberger
Grafen, der Angriffe und Plackereien seitens der Kölner
überdrüssig, sein Land dem Erzbistum Köln überwies, wofür
ihm eine Ruhestätte im Kölner Dom vergönnt wurde.
Die Stadt selbst bietet an Sehenswürdigkeiten: den
Fürstensaal im Rathause, das Hirschberger Tor mit den Bild¬
werken der Hirschjagd und Sauhatz, und etwa die eine oder
Nr.2 DEUTSCHLAND 57
andere Kirche. Wer von der Stadt Abschied nehmen
will, steige hinauf zur Felskanzel des Ehmsendenk«
mals und schaue hinab in die Tiefe, wo die Wellen der
Ruhr rauschen, überschaue den Viadukt, die freundliche
Stadt mit ihrer von Bäumen umstandenen, zerstückten,
altersgrauen Krone und lasse sich grüßen von den lachen¬
den Fluren, den grünen Matten und den Höhen des ernsten
Arnsberger Waldes. Dann wird die Stadt ihm ein freund¬
liches Lebewohl zunicken.
Die Ruhr als Begleiterin, im Schutze des Arnsberger
Waldes, wandern wir durch ein breites Tal, aus dessen Schoß
freundliche Dörfer hervorlugen, nach dem von Wald um¬
kränzten Oeventrop mit seinem prächtigen Missionshaus.
Jenseits der Ruhr liegt die starke altgermanische Wallburg,
welche von zwei Wällen gebildet wird und im Volksmunde
als Hünen bürg bezeichnet wird. Eine weitere Wegestrecke
bietet uns herrliche Ausblicke auf die Ruhr und auf den
von Eisenbahnern durchbrochenen Hügel, der die Freiheit
Freienohl trägt. In der Umrahmung prächtiger bewaldeter
Höhen liegt sie da, vom Arm der Ruhr umschlungen. Ent¬
lang der Piaster Kapelle und dem mit Tannen gekrönten
Wallenstein führt uns der Weg über Wennemen,
vorbei an dem prächtig gelegenen Gräflich Westphalenschen
Schloß Laer mit herr¬
lichen Parkanlagen, der
Hängebrücke und dem
Wasserfall, nach dem
lebensfrohen M e s ch e d e,
das einem Frauenkloster
seine Entstehung ver¬
dankt, welches von sächsi¬
schen Kaisern mit Bene-
fizien bedacht war und
dessen Stiftskirche noch
heute steht, an die sich
ein Kreuzgang reiht. Wer
die Stadt überschauen
will, steige hinauf zum
Tannenwäldchen, zum
Hagen oder zur Klause,
und schaue von dort auf
das Ruhrtal, die Tal¬
sperre und das Stadtbild.
Vom rechten Ruhrufer
grüßt uns von einem steil
aufstrebenden Hügel der Ort Eversberg mit einer ver¬
fallenen, im 13. Jahrhundert vom Grafen von Arnsberg er¬
bauten Burg, dessen vielbesuchte Plattform einen reizenden
Ausblick ins Ruhrtal gewährt.
Eine Höhe des benachbarten Velmede hat die Sage
mit ihren Fäden umsponnen. In ihrer geheimnisvollen Tiefe
hauste die Drude Veleda. Jahrelang zog eine Prozession in
die Höhle, deren kirchenähnliche Halle von Gebeten und
Litaneien widerhallte.
Die Ruhr führt uns nun in das Gebiet der Erz- und
Schiefergruben, nach Bestwig und Nuttlar, und darüber
hinaus nach Bigge und Olsberg. Hier, am Treffpunkt
von drei Tälern, entwickelt die Ruhr ein überaus freundliches
landschaftliches Bild. In das malerische Tal schauen hohe
Bergköpfe, wie u. a. der über 700 Meter hohe schön be¬
waldete Olsberg, von dessen Aussichtsturm der Blick weit
ins Sauerland und darüber hinaus geht. Wir schauen die
Fluren des Hellwegs, den Arnsberger Wald, die Bergköpfe
Brilons, einen Teil des Eggegebirges und die wunderbaren
Bruchhäuser Steine, sieben Porphyrfelsen, welche bis
87 Meter hoch, wie gewaltige Zähne der Mutter Erde, aus
dem Boden hervorragen.
Auf der Wanderung zur Quelle der Ruh»- schlagen wir
jetzt den Weg nach Süden ein. Scharf treten hier die dicht
bewaldeten Berge an die Ruhr heran und engen das friedliche
Tal ein. Frisch und stahlscharf weht hier die Luft. Allgemach
aber wird die Vegetation dürftiger. Von der Steinhelle
aus erreichen wir Assinghausen, wo wir die ehemalige
Heimstätte, das Geburtshaus und Ehrenmal des Sauerländer
Dichters Friedrich Wilhelm Grimme begrüßen, und gelangen
von dort nach Nieders¬
feld. Von ferne grüßt
des Sauerlandes höchster
Berg, der seinen Gipfel
843 Meter hoch empor¬
reckt, der Langenberg.
Auf dem Wege zur
Wohnstätte jenes weltbe¬
kannten eifrigenHausierer-
völkchens der Winter¬
berg e r, zu ihrem freund¬
lichen Städtchen,gelangen
wir an die erste Mühle,
die der hier nochschwache
Ruhrstrom treibt, und
nach mühsamer Berg¬
wanderung entdecken wir
die Ruhrquelle, welche,
von Tannen umstanden,
aus einer gefaßten Quelle
hervorsprudelt. Ein Trunk
daraus soll uns stärken.
Wir können nicht umhin, auch noch dem benachbarten
Kahlen Astenberge einen Besuch abzustatten, der seit
Jahren auf frisch-fröhlichen Wintersport schaut. Von seinem
Aussichtsturm herab schwenken wir den Hut ins Land, den
Bergen entgegen, die von allen Seiten auf uns einzustürmen
scheinen, und rufen freudig bewegt in die Weite: „Alles ist
unser, alles die Heimat I"
Abtei Weddinghausen
Arnsberg* i. W. und Umgebung.
Von Professor Feaux de Lacroix.
Ein sinniger Mythus erzählt, daß Engel, die auf
Geheiß Gottes das Paradies fort durch die Lüfte trugen,
beim Anblick der gewaltigen Schneehäupter des Berner
Oberlandes in der Schweiz so entzückt waren, daß sie
ein Stück des Paradieses vor den Bergen ausbreiteten
an der Stelle des heutigen Interlaken. Dieser schönen
Sage muß ich oft gedenken, wenn ich von weiten Reisen
und Wanderungen in fremden Ländern in die heimat¬
lichen Gaue zurückkehre. Dann begrüße ich Arnsbergs
Fluren jedesmal wieder als ein Stück Paradies. Wie
freundlich schauen vom welligen Hügel die schmucken
Häuser ins Grün. Welch üppiger Wiesenteppich dehnt
sich aus an beiden Ufern der Ruhr, die in weitem Bogen
die Stadt und das an sie heranreichende und die letzten
Häuser mit seinem Blattwerk schützende Eichholz um¬
zieht! Welch schöner Kranz von Bergen und Wäldern
schließt das anziehende Bild von allen Seiten ab, den
Wanderer lockend in den Schatten des Waldes und auf
aussichtsreiche Höhen! Aus versteckten Talgründen
kommen plätschernde Bäche hervor; auf stolzer Höhe
DEUTSCHLAND Nr. 2
58
raget die Kapelle, vergoldet vom Abendsonnenschein;
hier lagert man neben Ruinen, die von Rittern und
Tagen alten Glanzes zu erzählen wissen; dort am
Waldessaum zeichnen sich alte, graue Gebäude ab, in
denen viele Jahrhunderte fleißige Mönche ein beschau¬
liches und doch betriebsames Leben führten. Es weitet
sich die Brust bei dem Anhauche der köstlichen,
würzigen Bergluft; eine weihevolle Stimmung ergreift das
Gemüt unter der Einwirkung so reizvoller Landschafts¬
bilder, so sprechender Zeugen der Vergangenheit. Wie
gern hemmt der Fremde hier den eilenden Fuß, um
zu weilen in diesem kleinen Eden, hier schauend und
genießend einige glückliche Tage zu verbringen und
neue Kräfte und frischen Lebensmut mit in die Heimat
zurückzunehmen. Wie fesselt ihn der Schloßberg mit
seinem wunderlichen Panorama und den schwermütigen
Ruinen des Grafenschlosses, der einstigen Residenz
der Grafen von Arnsberg (bis 1369) und später der
Kurfürsten von Köln (bis 1762, in welchem Jahre das
Schloß eingeschossen wurde), die hier große Feste
veranstalteten und durch bunte Jagdzüge die einsamen
Gründe des Arnsberger Waldes (im Norden der Stadt)
belebten. Und am sonnigen Westabhange des Schlo߬
berges, wo vordem Wein gezogen wurde, die weihevolle
Stätte der alten Arnsberger Fehme, des einzigen Ober-
fehmgerichtes in Deutschland, dessen Entscheidungen
und Beschlüsse eine Zeitlang ganz Deutschland mit
Spannung erwartete. Wie angenehm sitzt es sich auf
der Terrasse des Kurhauses auf dem Klosterberge, dem
Schloßberge gegenüber, wo man über den hochwipfligen
Bäumen der Promenade hinweg das schönste Panorama
von der Stadt genießt! Wie erquickend ist ein Gang
durch das Eichholz mit seinen vielverschlungenen
Pfaden und schönen Ruhepunkten 1 Wie einzig schön
stellt sich das waldumrahmte Seufzertal dar! Eine Fülle
hervorragender Aussichtspunkte macht das Wandern in
der Umgebung abwechslungsreich: so der Hasenwinkels¬
kopf, die Visbecker-Egge, der Hohe Nacken, die Kanzel
auf der Haar und viele andere Punkte. Zu willkommener
Rast laden manche Gartenwirtschaften in der Nähe ein;
so die Teutenburg am schönen Tal der Weißen Schlade;
die Schefferei, in deren Umgebung die 1000jährige
Dicke Eiche liegt; das Waldhaus Kapune an der aus¬
sichtsreichen Wicheler Höhe inmitten herrlichster Wal¬
dungen u. a.
Arnsberg selbst ist ein freundliches und sauberes
Städtchen von 10 500 Einwohnern, ist Sitz einer Regie¬
rung, eines Landgerichts und anderer Behörden, besitzt
ein Königliches Gymnasium, Lehrer- und Lehrerinnen¬
seminar, zwei höhere Töchterschulen usw. Schon seit
alters her war Arnsberg wegen seiner romantischen
Lage geschätzt, und mancher rief hier mit dem Dichter
aus: Ille terrarum mihi praeter omnes augulus ridet,
„dieser Erdenwinkel lacht mir mehr denn andere".
Die alte Königseiche sah zu mehreren Malen den König
Friedrich Wilhelm IV., der hier das Wort prägte: „Hier
ist ein schönes Fleckchen Erde"; sie sah auch den
späteren Kaiser Wilhelm I. und seinen großen Kanzler.
Möge denn Arnsberg mehr und mehr, wie es
seine Schönheit verdient, bekannt und das Wander¬
ziel vieler schönheitsfroher Menschen werden, ins¬
besondere aller derer, die jeglichen Sport in der freien
Natur auf ihr Panier geschrieben haben — zur Pflege
leiblicher Gesundheit und lebensfroher Stimmung.
Arnsberg: Schloßruine
Arnsberg: Kaiserpförtchen
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Nr. 2 DEUTSCHLAND 59
Iserlohn: ln der Läger (Phot.: E. Bischoff, Iserlohn)
Im Lennetal bei Einsal (Phot.: E. Bischoff, Iserlohn)
Im Lennetal. ^
Von Ludwig Schröder (Iserlohn).
Im September 1907 war's, wenige Tage vor der Ein¬
weihung des Grimme-Denkmals zu Assinghausen. Ich hatte
es eingehend betrachtet, sollte ich doch eine Schilderung
von ihm entwerfen, und stand nun auf dem Kirchenhügel
hinter dem Denkmal, um Abschied zu nehmen von dem
schönen Fleckchen Erde. Als ich aber den herzerfreuenden
Blick genoß auf das liebliche Tal zu meinen Füßen und auf
ferne Höhenzüge, auf Berge
des Sauerlandes, das der
Dichter Friedrich Wilhelm
Grimme so sehr geliebt
hat, das er „durch Hecken
und Dorn" durchwanderte,
dessen Poesie er in seine
zahlreichen Schriften hinein¬
zauberte, von dessen Be¬
wohnern er uns so manch
lustiges Stücklein erzählt hat,
da kam die alte Wanderlust
der Westfalen über mich, und
in meinem Herzen jubelte es:
„Auf zum Kahlen Asten¬
berg el" Im Wirtshause fand
ich einen fremden Wanders¬
mann, der mir während des
Mittagessens erzählte, er
habe dasselbe Ziel, und bald
führte uns das Bähnchen
bis Niedersfeld. Dort griffen
wir wieder zum Wanderstabe, und fort ging's rüstig aus¬
schreitend nach Winterberg, das wir so früh erreichten, daß wir
noch daran denken konnten, den Kahlen Astenberg zu besteigen.
Glück muß der Mensch haben I Wie mancher Wanderer
hatte mir schon seufzend bekannt, daß er noch niemals gute
Aussicht gehabt habe; der Kahle Asten sei ein ganz ver¬
trackter, launischer Geselle, der sich gerade dann die Nebel¬
kappe über die Ohren ziehe, wenn man ihm voll Hoffnung
nahe. Wir genossen dankbar einen wundervollen Rundblick
und konnten uns lange, lange nicht losreißen. Und als wir
in den Frieden des Städtchens zurückkehrten, da hörten wir
das Geläute einer heimziehenden Rinderherde, der bald ein
Haufen munterer Ziegen folgte. Ein reizendes Idyll I
Vor dem Zubettgehen schaute ich noch einmal zum
Astenberge hinüber, um Hoffnung für den kommenden
Wandertag zu schöpfen: er lag da in zartem Dämmerlicht,
und über dem hochragenden Aussichtsturme auf seinem
Rücken schimmerte tröstlich der Abendstern . . .
Der Lennequelle, die nahe beim Aussichtsturme liegt,
hatten wir am Spätnachmittage schon einen kurzen Besuch
abgestattet. Mit lachenden Augen blickten wir am andern
Morgen nach den fernen Bergen hin; — wir durften auf einen
schönen Wandertag rechnen, und vor uns lag einer der herr¬
lichsten Teile des Sauerlandes.
In das von hohen, schön bewaldeten Bergen einge¬
schlossene N uh net al durften wir diesmal nur hineinschauen,
seine vielgepriesenen Herrlichkeiten ahnend. Wir grüßten
Alt-Astenberg, dessen
Name heute das Herz eines
jeden Wintersportfreundes
schneller schlagen läßt, er¬
innert er ihn doch an Tage
köstlichen Genusses, und
wanderten an der einsamen
Kapelle in der blühenden
Heide vorbei, in deren Nähe
die sogen. Schwedenschanzen
liegen, auf Nordenau zu. Bald
umfing uns stiller Waldes¬
frieden, und tief atmeten wir
die erquickende, reine Luft
der Berge. Unser Gespräch
war schon lange verstummt.
Als wir auf einer kleinen Lich¬
tung rasteten, über uns, um
uns ernsten deutschen Wald,
in dessen Wipfeln es ge¬
heimnisvoll rauschte, wie in
den Saiten einer Riesenharfe,
da sah ich im Geiste den toten Dichter Peter Hille im Waldes¬
dunkel,sein unsterbliches Gedicht „Waldesstimme" empfindend:
Wie deine grüngoldnen Augen funkeln,
Wald, du moosiger Träumerl
Wie deine Gedanken dunkeln,
Einsiedel, schwer von Leben,
Saftseufzender Tagesversäumerl
Ueber der Wipfel Hin- und Wiederschweben,
Wie's Atem holt und voller wogt und braust
Und weiter zieht — und stille wird — und saust.
Ueber der Wipfel Hin- und Wiederschweben
Hoch droben steht ein ernster Ton,
Dem lauschten tausend Jahre schon
Und werden tausend Jahre lauschen . . .
Und immer dieses starke, donnerdunkle Rauschen.
Die durch die Erinnerung an den wenige Jahre vorher
dahingegangenen Freund hervorgerufene ernste Stimmung
hatte sich auch meinem Wandergefährten mitgeteilt. In laute
Rufe des Entzückens aber brachen wir aus, als wir beim
Latrop (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburgi.W.)
60 DEUTSCHLAND Nr,2
Heraustreten aus dem Walde Nordenau und den Wilzen¬
berg vor uns liegen sahen.
In dem Dörflein, das anmutig an einem Bergabhange
ruht, machten wir kurze Rast, erstiegen vor dem Abschied
von der traulichen Stätte aber noch den steilen Felsen in der
Mitte des Ortes. Man
nennt ihn den Rappel¬
stein ; er trägt die
Trümmer einer Burg,
die schon vor Jahr¬
hunderten zerfallen ist.
— Neue und schöne
Eindrücke, die wir in
dem lieblichenN e s s el-
b a ch t a 1 e auf dem
Wege nach Ober¬
kirchen empfingen,
entrissen uns gar
bald den Träumen von
der Vergänglichkeit
alles Irdischen. Wir
empfanden das Be¬
glückende des wonni¬
gen Seins auf dieser
schönen Erde.
In Oberkirchen
fanden wir bei Tische
viele Sommerfrischler
aus dem Industrie-
gebiet,Männlein, Weib¬
lein und fröhliche
Kinder. Und es ist wahrlich kein Wunder, daß sich an
dieser Stelle die Erholungsbedürftigen zusammenfinden. Die
Lage des Dorfes (428 Meter ü. M.) ist angenehm, weil die
hohen bewaldeten Berge ringsum Schutz gegen die rauhen
Nord- und Ostwinde bieten, und dann ist Oberkirchen ein
wichtiger Ausgangspunkt für kurze und weitere Wanderungen.
Den schönsten Blick
ins Lennetal genießt
man von der Hardt
aus; wandert man nach
dem Orte Grafschaft,
so hat man auch bald
eine schöne Aussicht;
das Schönste aber auf
diesem Wege ist der
Rückblick auf den breit
hingelagerten Kahlen
Astenberg und den
spitzenHohenKnochen.
Weiter locken West-
f e 1 d im oberen Lenne¬
tal, Winkhausen am
Fuße des Wilzenberges
und am Zusammen¬
flüsse von Lenne und
Sorpe, und noch viele
andere Punkte, von
denen jeder seine be¬
sondere Schönheit hat.
Wir wanderten nach
langer, wohliger Rast
dem Wilzenberge zu, grüßten im Tal die ehemalige Bene¬
diktinerabtei Grafschaft mit dem gleichnamigen Orte und
erstiegen erwartungsvoll den Berg. Die Kapelle auf seinem
Gipfel, den im frühen Mittelalter eine Burg gekrönt hat,
machte in dem stillen Waldesfrieden einen stimmungsvollen
Eindruck, konnte uns aber doch nicht lange fesseln, weil
Nordenau, vom Hohen Astenberg aus gesehen
Altena i. W., Drahtrolle (Phot.: Alma Meyer, Düsseldorf)
wir auf den vielgerühmten Rundblick verzichten mußten.
Eine Tafel warnte vor dem Besteigen des eisernen Aussichts-
lurmes, dessen Bretterbelag morsch war. (Heute ist die Aus¬
sicht ganz verwachsen.) Reichlich entschädigt aber wurden
wir durch die herrliche Wanderung nach Schmallenberg;
sie wird mir unverge߬
lich bleiben. Und dann
der angenehme Aufent¬
halt in dem alten Städt¬
chen, wo sich unsere
Wege trennten, weil
mein guter Kamerad
andere Wanderpläne
hatte als ich.Schmallen-
berg liegt wunder¬
hübsch auf einem von
der Lenne umflossenen
Bergvorsprunge und
ist gleich Oberkirchen
ein günstig gelegener
Mittelpunkt für zahl¬
reiche lohnende Aus¬
flüge. Das gilt aber
auch von dem nahen
Bergstädtchen Frede-
bürg, das von drei
Hauptwanderstrecken
des Sauerländischen
Gebirgsvereins berührt
wird und durch seine
hübsche Lage im
Schoße hoher, bewaldeterBerge dasHerz des Wandrers entzückt.
Folgen wir von Schmallenberg bis Altenhundem, einer
Station der Bahnstrecke' Hagen—Betzdorf, der den Lauf des
Flüßchens begleitenden Landstraße, so sehen wir viel Schönes,
besonders bei F1 e ck e n bje r g, zwischen Lenne und Saal¬
hausen, und bei Langenei, denn das Lennetal ist hier fast
überall von hohen
Bergen eingeschlossen;
viel schöner aber wan¬
dert sich's doch auf den
verschiedenen Haupt¬
wanderstrecken, die
das Tal einigemal
kreuzen, im übrigen
aber zu den landschaft¬
lichen Kostbarkeiten
führen, die nah und
ferner auf beiden
Seiten locken: das an¬
mutige Latroptal, Jagd¬
haus, der Härdler,
Oberhundem mit dem
Schlosse Adolfsburg
sowie das Gleiertal und
der Hohe Lehnberg.
Bei Altenhundem
ändert der Fluß seinen
Lauf und fließt nun in
so zahlreicher Win¬
dungen nach Nord¬
westen, daß die Ruhr-
Sieg-Bahn ihn unmöglich begleiten konnte: bis Letmathe
fährt sie achtmal durch den dunkeln Schoß der Berge. Auch
der Wandrer folgt dem Lauf der Lenne nicht — er sucht
die Höhen mit ihren herrlichen Fernsichten, die Wälder
mit ihren Heimlichkeiten, die abseits liegenden gastlichen
Dörfer, Flecken und Städtchen. Von Altenhundem an sehen
Altena i. W. (Phot.: Ufermann)
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62 DEUTSCHLAND Nr. 2
wir an der Lenne viele industrielle Anlagfen, so bei Meggen
und Grevenbrück, nach Finnentrop zu auch schon bedeutende
Kalksteinbrüche und Kalkbrennereien, und je weiter wir flu߬
abwärts gelangen, desto mehr können wir beobachten, welch
gewaltigen Einfluß die Erbauung der Ruhr-Sieg-Bahn (T859
bis 1861) gehabt hat, vor allem in Plettenberg, Werdohl,
Altena, Nachrodt, Letmathe, Hohenlimburg, Halden und
Kabel, sowie in manchen Seitentälern der Lenne, die durch
Nebenbahnen erschlossen wurden. Es würde jedoch viel zu
weit führen, wollte ich hier näher auf die Bedeutung der
Industrie im Lennegebiet eingehen, deren Entwicklung von der
Tüchtigkeit des hier lebenden und strebenden Menschenschlages
zeugt, der vor keinem Hindernis zurückschreckt und alle Vor¬
teile klug auszunutzen weiß.
Während auf dem rechten
Ufer das Gebirge fast überall
nahe an den Fluß herantritt
und nur wenigen Bächen ge¬
stattet, ihr Wasser nach
kurzem Lauf mit dem der
Lenne zu vereinigen, ist das
Gebiet auf dem linken Ufer
reich an anmutigen Tälern,
unter denen das Biggetal
jetzt die meiste Anziehungs¬
kraft ausübt. Die alte Hanse¬
stadt Attendorn besitzt in
derim Jahre T907 entdeckten
und aufgeschlossenen großen
Tropfsteinhöhle aber
auch einen Schatz von unver¬
gänglichem Werte und ward
dadurch zugleich zum Knoten¬
punkte für mehrere Haupt¬
wanderstrecken, da das Ebbe-
Gebirge, Bilstein und viele
andere Zielpunkte von Atten¬
dorn aus gut zu erreichen sind.
Unter den Orten am
Mittellauf der Lenne ge¬
bührt Werdohl und Altena
die Krone. Wer einmal auf
dem Remmelshagen, einem
Bergrücken nördlich vonWer-
dohl, stand und den Zauber
der Landschaft genoß, vergißt
den überwältigendenEindruck
nie,und Altena mit seiner be¬
rühmten Burg, deren Wieder¬
aufbau seiner Vollendung
entgegengeht, verdient den
Ehrennamen Heidelberg an der Lenne, den ihm begeisterte
Besucher beigelegt haben, mit demselben Rechte wie das
weiter flußabwärts liegende, idyllischer anmutende Hohen¬
limburg. — Sehr genußreich ist die Wanderung von Altena über
Einsal nach Nahrodt, das seine Entwicklung dem Puddel-
und Walzwerk Phoenix, Abt. Westf. Union, verdankt, und
weiter bis Letmathe. Einige weniger interessante Teile des
Weges kann man durch Benutzung der elektrischen Straßen¬
bahn vermeiden. Wer eine Anstrengung nicht zu scheuen
braucht, nehme sich aber auch die Zeit und wandere am
seltener begangenen, weil steileren rechten Lenneufer entlang,—
da gibfs noch viel Herrlicheres zu schauen als drunten im Tal.
Letmathe liegt vor uns mit den rauchenden Schloten
seiner Zinkhütte und großer Kalköfen und Fabriken, mit den
steilen, nackten Felswänden seiner gewaltigen Kalkstein¬
brüche. Wer den Wald und seine Wunder liebt, möchte
entsetzt von dannen eilen, wenn er das Dröhnen der Spreng-
schüsse vernimmt und den Qualm aus den zahlreichen
Schornsteinen emporsteigen sieht. Und doch gilt auch hier
das alte Mahnwort: Wanderer, weile I In der Nähe Letmathes
liegt das alte Kleinod des Sauerlandes,die Dechenhöhle, eine der
schönsten Tropfsteinhöhlen
Deutschlands, und unter den
zahlreichen Wanderungen,
die hier ihren Anfang nehmen
können, gehört neben denen
lenneaufwärts und über Iser¬
lohn zum Felsenmeer und
ins Hönnetal die über den
Hirschberg nach Wibling¬
werde und Altena mit zu
den schönsten im märkischen
Sauerlande.
Vom Hirschberge, dessen
Aussichtsturm einen sehr
lohnenden Rundblick ge¬
währt, steigen wir nach
Hohenlimburg hinab,das
aber auch mit der Bahn,
ohne Umwege, zu erreichen
ist. Nach Hohenlimburg
führe ich alle, die ich lieb
habe und denen ich deshalb
eine ganz besondere Freude
bereiten möchte. Dort grüße
ich auch den Frühling, wenn
er zwei Wochen eher als in
dem höher gelegenen und
rauheren Iserlohn mit
Lerchenjubel und grünen,
blütenübersäten Standarten
seinen Einzug hält. Unter
den prächtigen alten Bäumen
des Bentheimer Hofes ver¬
lebte ich mit guten Menschen
schon manche glückliche
Stunde, und wie oft schaute
ich von der Terrasse des
auf hoher, bewaldeter Berg¬
kuppe breit und wuchtig hingelagerten alten Schlosses über
das weite untere Lennetal hin bis zu den blauen Bergen jenseits
der Ruhr. Am Fuße des Bergrückens, über dem sich die Sil¬
houette des Hohensyburg-Denkmals vom Himmel ab¬
hebt, wirft sich die Lenne nach langerWanderung in die Arme
derfrischen,sauerländischen Nachbarstochter, um nun vereint
mit ihr dem Vater Rhein zuzueilen und ihm einen fröhlichen
Gruß aus unserer schönen westfälischen Heimat zu bringen.
' Das Hönnetal.
Von Ludwig Schröder (Iserlohn).
Fahren wir mit der Bahn von Hagen im Lennetale auf¬
wärts, so beobachten wir bei Hohenlimburg schon, noch mehr
aber bei Letmathe, wie man ganze Felswände abbaut, um den
unentbehrlichen Kalkstein zu gewinnen. Leider wird die eigen¬
artige Schönheit des Kalkgebirges, von der bei Letmathe in
der Felsgruppe Pater und Nonne nur noch eine Andeutung
übrig blieb, durch die hohen Gewinn bringende Industrie ver¬
nichtet, und wir müssen schon Seitenwege einschlagen, wenn wir
die schönsten Teile des höhlenreichen sauerländischen Kalk¬
gebirges schauen wollen. Sie liegen am Mittellauf der Hönne.
Nr.2 DEUTSCHLAND 63
Durch den Bau einer
Eisenbahn von Menden nach
Neuenrade, die ihm leider
seinen idyllischen Frieden
und auch manches von seiner
lange unberührten Schön¬
heit geraubt hat, ist den
Fremden der Besuch des
romantischen Hönnetales un-
gemein erleichtert worden.
Wer Muße hat, wird es
aber nach wie vor im An¬
schluß an eine Besichtigung
der Dechenhöhle aufsuchen,
also von Letmathe über Iser¬
lohn seinen Weg nehmen.
Die schon im Mittelalter
bedeutende Industrie- und
Handelsstadt Iserlohn hatin
nächsterNähe so viel Schönes
aufzuweisen, daß kein Wanderer sie durchhasten sollte, wie
das leider oft zu beobachten ist. Man gönne sich wenigstens
den Genuß einer Wanderung durch den Siadtwald und bei
klarem Wetter auch den entzückenden Rundblick vom Danz-
turm. Staatsbahn und elektrische Straßenbahn kürzen den
Weg nach Sundwig ab, das in der schon im Anfänge des
19. Jahrhunderts entdeckten, aber erst vor einigen Jahren
wirklich erschlossenen Heinrichshöhle und in dem Felsen¬
meere ein paar Kostbarkeiten besitzt, die ihm für immer
das Interesse der Naturfreunde sichern. Je öfter man das
Felsenmeer besucht und seinen Zauber auf sich einwirken läßt,
desto tiefer sinkt die Hoffnung, seiner Großartigkeit gerecht
werden zu können. Selbst die begeisterten Schilderungen
dichterisch begabter Schrift¬
steller wirken nüchtern im
Vergleich zu der Natur,
die dem Wanderer hier ent¬
gegentritt, mächtig, groß,
niederdrückend und doch
auch erhebend, wenn Früh¬
ling und Sommer über dem
Felsengewirr ihre grünen
Fahnen schwingen, oder der
Herbst die hohen Buchen mit
bunten Farben schmückt.
Nach kurzer Wanderung
erreichen wir nach dem Ver¬
lassen des Felsenmeeres das
freundliche Dorf Deiling¬
hofen, und dann führt uns ein
sanft absteigender Weg zum
Hönnetal. Weiß leuchten
die hohen Felsen herüber aus
dunklemGrün. Immer schöner
wird der anfangs recht ein¬
tönige Weg, links und rechts
treten bewaldete Höhen an
die Landstraße heran, und
nun, nachdemlleberschreiten
der steinernen Brücke, die
über das muntere, klare Berg¬
flüßchen führt, sind wir im
Hönnetale, und zwar im
schönsten Teile desselben,
wenn seine Schönheit durch
die Bahn auch gelitten hat.
Vom schroffen Uhu¬
felsen, dessen Riesenleib
jetzt durchtunnelt ist, wan¬
dern wir talaufwärts. Da
grüßt uns hoch oben Klusen¬
stein, dann sehen wir über¬
rascht das Flußbett trocken
vor uns liegen. Bei hohem
Wasserstandeist die Strecke,
welche jetzt nur an dem
Felsgeröll als Flußbett zu
erkennen ist, mit Wasser
gefüllt; gewöhnlich aber
fließt die Hönne hier nur
unterirdisch. Weiter auf¬
wärts verschwand sie plötz¬
lich in den Zerklüftungen
des Bodens. Am Siurzfelsen
vorbei, dessen Spitze, wie fast
alle Felsen des Tales, grünes
Strauchwerk überwimpelt,
gelangen wir nach Binolen,
das durch seine im Jahre 1888 entdeckte Höhle bekannt
geworden ist. Sie ist nicht so groß und reich wie die
Dechenhöhle; aber doch sollte kein Wanderer die mit
schneeig schimmernden Tropfsteingebilden geschmückte
Reckenhöhle unbesucht lassen. Weiter aufwärts verliert
das immer noch schön bleibende Tal seinen hochromantischen
Charakter. Wer deshalb keinen Wert darauf legt, im Gast¬
hause Sanssouci, schon seines lockenden Namens wegen,
Rast zu machen und auch Balve mit seiner stattlichen Höhle
zu besuchen, der kehre um, schaue noch einmal des Tales
ganze Herrlichkeit und raste am Fuße des Uhufelsens.
Da das Tal flußabwärts nicht mehr besonders anmutig
ist, besuchen wir nur noch die nahegelegene schöne, grüne
QuelleGrevenborn und fahren
dann von der Haltestelle
Klusenstein nach Menden, das
in landschaftlich schöner,
waldreicher Umgebung liegt
und von den Besuchern des
Hönnetales mit Recht immer
mehr geschätzt wird.
Es lohnt sich nicht, dem
Lauf derHönne noch weiter zu
folgen. Dem Orte Frönden¬
berg gegenüber mündet sie
in die Ruhr. — Wir wandern
lieber auf schönem, schatti¬
gem Wege nach Hemer oder
Iserlohn, wenn wir es nicht
vorziehen, nach so köstlicher
Schau mit der Bahn heim¬
zufahren.
Von der vorgeschicht¬
lichen Bedeutung des Hönne¬
tales, den reichen Funden
in der Balver Höhle und
in der Binoler Kulturhöhle,
sowie vom Hönnetal als
der alten Grenze zwischen
dem Herzogtum Westfalen,
das zu Kurköln gehörte,
und der Grafschaft Mark
konnte ich im engen Rahmen
dieser Arbeit nichts er¬
zählen; ich mußte mich
damit begnügen, im Leser
Sehnsucht zu wecken nach
dem schönen Hönnetal. —
Uhufelsen im Hönnetal (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.)
Steile Felspartien im Felsenmeer bei Sundwig-
(Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.)
Nr. 2
64 DEUTSCHLAND
Westliches Sauerland.
Von H. Großjohann (Lüdenscheid.)
I. Das Volmegebiet.
Wer in einem der West und Ost unseres Vaterlandes
verbindenden Durchg-ang-szüge die Stadt Hagen berührt,
nimmt aus dem Anblick, den ihm die Umgebung des Bahn¬
hofs bietet, und aus den langen Reihen der Schlote, welche
die ein- und auslaufenden Eisenbahnlinien begleiten, den
Eindruck mit, es mit einer rußigen, rauchigen Industriestadt
zu tun zu haben, die dem fremden Reisenden nichts bieten
kann. Er ahnt nicht im mindesten, daß im unmittelbaren
Anschluß an die Stadt Hagen sich eines der reizvollsten und
landschaftlich hervorragendsten Flußtäler des Sauerlandes
auftut, dessen Besuch auch den verwöhnten Naturfreund voll¬
auf befriedigt: das Volmetal. Es ist ein Durchbruchstal, das
sich von dem mächtigen Gebirgsstocke des Ebbe in einer
Länge von etwa 30 Kilometer nach Süden hinzieht. Beson¬
ders in seinem mittleren Teile sind die Naturschönheiten so
dicht aneinandergereiht, daß sie nur in einem häufiger wieder¬
holten Besuch gewürdigt werden können. Da drängen sich
die steilen Hänge der den Fluß begleitenden Gebirgszüge so
eng zusammen, daß oft kaum Platz
für Fluß, Straße und Schienenweg
bleibt; hier und da treten aus
den Hängen mächtige Felsriffe zu¬
tage, die oft haushoch aus dem
Grün des Waldes in die Luft ragen.
Brausend wälzt der Fluß seine
rauschenden Wogen über die zahl¬
reichen Wehre, von denen aus die
Obergräben die Stauweiher füllen;
denn die Volme ist ein sehr fleißiges
Gewässer, das infolge des starken
Gefälles von der Quelle bis zur
Mündung in ununterbrochener Folge
die Räder der zahlreichen Hammer¬
werke in Bewegung setzen muß.
Ohne die Hämmer, die mit gleich¬
mäßigem Pochen die Luft erfüllen, kann man sich das
Volmetal nicht vorstellen. Vielfach haben sich die ehemaligen
Hammerwerke zu großen gewerblichen Anlagen entwickelt,
und die früher schwachen Siedlungen sind zu größeren Ort¬
schaften herangewachsen, wobei leider nicht immer, wie es
bei unsern Vätern selbstverständlich war, auf die Landwirt¬
schaft Rücksicht genommen wurde, so daß dadurch manches
liebliche Bild für ewig zerstört worden ist.
Eine neue Schönheit hat aber die wachsende Gewerbe¬
tätigkeit der Landschaft eingefügt: die Talsperren. Eingebettet
in enge Schluchten oder in weitgedehnte Auen, verleihen sie
den Seitentälern der Volme einen eigenen Reiz, wie denn
überhaupt die Seitentäler das Haupttal in landschaftlicher
Schönheit vielfach weit übertreffen, schon deshalb, weil in
ihnen die ursprüngliche Natur noch nirgends vernichtet
wurde. Die Perle unter ihnen bildet das schluchtartige Tal
der Saueren Epscheid, das sich von der bei Priorei mündenden
Süßen Epscheid etwa 20 Minuten oberhalb abzweigt. So eng
ist die Talsohle oft, daß sich der Weg nur im Bachbette
aufwärts winden kann. Dabei weit und breit kein Haus, kein
Zeichen der Kultur, nur Vogelzwitschern, Waldesrauschen und
das muntere Plätschern der Wellen; man wähnt sich weitab
vom Getriebe des Tages, von aller Unrast und Geschäftig¬
keit, und doch ist die Eisenbahn nur 20 Minuten entfernt.
Ein charakteristisches Stück des Volmegebiets bilden die
zahlreichen strohgedeckten Bauernhäuser, fast immer von
uralten Eichen oder Linden umrahmt. Jedes Haus hat ein
Stück heimatlicher Eigenart, die auf jeden Fremden eine
große Anziehungskraft ausübt. Ebenso zweckmäßig wie
malerisch ist ihre Lage. Gern wurden sie in schützende
Täler gebettet, oder man baute sie am Berghang oder auf
der Höhe, wo der Blick weit hinaus ins Land schweift. Auf
jeder Stelle ist Haus und Landschaft innig miteinander ver¬
wachsen, und erst beide zusammen geben einen vollen Klang.
So ein in gleicherweise behäbiger, gemütlicher und schöner
Bauernsitz erweckt unwillkürlich das Verlangen, auch einen
Blick in sein Inneres zu werfen; du darfst es getrost wagen,
denn der sauerländische Bauer ist noch ein Mann von echtem
Schrot und Korn. Er hat die Eigenschaften, die schon Tacitus
den alten Deutschen nachrühmte, liebevoll bewahrt: Treue,
Gastfreundschaft und Biedersinn sind bei ihm durch Jahr¬
hunderte hindurch unverändert geblieben. Freundlich heißt
dich der Landmann willkommen. Vielfach ist in der Küche
noch der Rauchfang erhalten, mit Würsten und Schinken in
stattlicher Zahl behängen. Du gewinnst des Bauern ganzes
Herz, wenn du etwas Verständnis zeigst für seine Arbeit,
seine Sorgen und Mühen^ denn sein Tagewerk ist hart und
mühevoll. Der Boden bringt nicht
viel auf, nur Weiden und Wiesen sind
gut. Aber die Gewerbetätigkeit im Tal
hat auch sein Los leichter gestaltet,
weil sie ihm die Möglichkeit gibt,
seine Erzeugnisse zu guten Preisen
in der Nähe absetzen zu können.
Diese enge Verbindung von Land¬
wirtschaft und Gewerbe ist im Ge¬
biet der Volme uralt. Früher stand
fast bei jedem Bauernhause eine
Schmiede, in welcher der Besitzer
mit seinen Gehilfen allerlei kleine
Eisenwaren herstellte, wie Hämmer,
Hacken, Schaufeln, Federn, Schellen,
Löffel und viele andere Dinge. Das
waren noch gute Zeiten. Zwar
mußte das Eisen aus dem Siegerlande, die Kohlen in drei¬
tägiger Wagenfahrt aus damals noch ganz kleinen Zechen
von den Höhen zwischen Witten und Dortmund geholt werden;
aber die Preise und der Absatz waren gut, und überall in
Stadt und Land herrschte eine gewisse Wohlhabenheit und
bürgerliche Behäbigkeit. Du siehst dort jenes gar stattliche
Bauernhaus, dessen weißgefügten Wände weit ins Land hin¬
aus leuchten. Vor seiner Tür halten zwei stattliche Eiben¬
bäume, wohl die einzigen des Sauerlandes, Wacht. Wirfst
du einen Blick in des Hauses Innere, so erblickst du ge¬
schnitzte Türen, Schränke, Truhen, eine wundervolle Hausuhr,
einen reich geschnitzten Rauchfang. Unter ihm loderte auf
gemauertem Herde einstmals das flackernde Holzfeuer.
Stattlich wie die einzelnen Häuser sind auch die Gehöfte
und Dörfer im Volmetal und auf den angrenzenden Höhen.
Die Orte des Tales haben sämtlich eine bevorzugte Lage,
umspült von den Wellen des Flusses, hingelagert zwischen
grüne Matten und rauschende Wälder, haben sie sich fast
alle zu besuchten Ausflugsorten und Sommerfrischen ent¬
wickelt, die trotz des großen Verkehrs doch genug Stille und
Muße bieten, weil sie auf allen Seiten von stundenweiten
Waldungen umgeben sind, in welche das Geräusch des Tages
nicht hineindringt. Wer kennt nicht Dahl, die Perle des
Tales, wie es sich mit Stolz nennt? Wer hätte nicht schon
unter der riesenhaften Priori inde gesessen oder sich nicht
in Reckhammer, wo Wald, Wiese und Wasser zu einer
Einheit verschmelzen, Kraft geholt zum neuen Tagewerk?
66 DEUTSCHLAND Nr.2
Auch Rummenohl besitzt seine besonderen Schön¬
heiten, die den Kreis seiner Freunde stetig- vergrößern. Um
eins können es die anderen Orte des Tales beneiden, um
das stille Tal- und Waldgebiet, das sich von dort nach
Hohenlimburg und Hülscheid hinzieht, aber noch viel zu
wenig bekannt ist. Rummenohl bildet gewissermaßen den
Mittelpunkt des unteren Tales. Nach allen Seiten bieten sich
von dort die schönsten Wanderungen.
Dahlerbrück besitzt als Sommerfrische alten Ruf. Die
nahe Glörtalsperre hat ihn festigen und vermehren helfen.
Schalksmühle, Brügge und Oberbrügge zeigen mehr
gewerblichen Charakter, doch kommt auch bei ihnen der
Naturfreund auf seine Rechnung. Der Weg von Schalks¬
mühle nach Lüdenscheid über Blocksberg, Lauenscheid und
Golsberg gehört zu den schönsten Höhenwanderungen des
Volmegebiets. Brügge und Oberbrügge sind zwei wichtige
Ausgangspunkte zu den Lüdenscheider Höhen. Von Brügge
wandern sehr viele durch das Elspetal zum Neuenhof;
von Oberbrügge führt der Weg durch das Gebiet des Hirsch¬
bergs zur hochragenden Homert. Von Bollwerk geht es
nach Kierspe und zum Wehrhahn mit seinen riesigen
Eichenforsten; Volme hat seine Jubach sperre. Im
oberen Tal kommt dann noch Kierspe-Bahnhof (von hier
geht's nach Kierspe-Dorf, Rönsahl und zur Versesperre)
und Meinerzhagen in Betracht. Letzteres liegt schon im
Bannkreis des Ebbes, das im Sommer mit seiner frischen
Höhenluft stets für angenehme Kühlung sorgt, im Winter
mit seinen hohen Schneemassen aber Gelegenheit zur Aus¬
übung des Wintersports bietet. Kierspe liegt auf einem
breiten Höhenrücken, von dem aus in die nahen Täler sehr
empfehlenswerte Wanderungen hinabführen.
Auf den das Volmetal begrenzenden Höhen gibt es eine
Anzahl Städte und Dörfer, die ohne Ausnahme viel älter
sind als die Siedelungen des Tales. Manche von ihnen waren
früher blühende Handelsstädte. Die Menschen dort oben sind
rasch im Entschluß, mutig und wagend, kein Wunder, daß sie
schon seit frühen Zeiten ausgebreiteten Handel treiben und heute
bekannte Städte der Gewerbetätigkeit bilden. Breckerfeld
war ehemals der Mittelpunkt des Stahlhandels, und seine Bürger
zogen bis auf die Messen von Nischny-Nowgorod. Ungünstige
Verbindungen verhinderten ein weiteres Aufblühen des Ortes,
der erst jetzt nach erfolgter Anschließung an das Eisenbahnnetz
zu erneutem Fluge ausholt. Das ganze Stadtbild aber zeigt
alte Kultur. Manches stattliche Patrizierhaus zeugt von ent¬
schwundener Herrlichkeit, mancher malerische Straßenwinkel
bildet das Entzücken jedes Freundes bodenständiger Baukunst.
Ganz in der Nähe von Breckerfeld liegt die Enneper
Talsperre, weitaus die größte der ganzen Gegend. Vom
Wengeberg, auf dem ehemals ein optischer Telegraph stand,
schweift der Blick bis weit ins Bergische Land. Auf dem
gleichen Höhenzuge liegt auch Halver, von dem der Ober¬
präsident Vincke sagte, es sei das schönste Dorf Westfalens.
Auch heute noch macht es mit seinen sauberen Häusern und
freundlichen Bewohnern einen anheimelnden Eindruck. Herrlich
ist die Aussicht, die man vom Osterberg aus genießt, der
mit einem stattlichen Turm gekrönt ist. In Halver befand sich
früher ein angesehener Freistuhl der heiligen Fehme, vor dem
mehrere berühmte Rechtsstreitigkeiten ausgetragen wurden.
Und endlich die größte Stadt des ganzen Gebiets:
Lüdenscheid, die Hauptstadt des westfälischen Sauerlandes.
Von Brügge aus erklimmt die Eisenbahn die steilen Höhen, und
es wird dem Dampfroß oft schwer genug, hinaufzukommen.
Lüdenscheid blickt auf ein hohes Alter zurück. Seine Ent¬
wickelung setzte mit dem Beginn des T9. Jahrhunderts ein,
als man dort anfing, allerlei Metalle zu verarbeiten. Die
Metallbearbeitung ist auch heute noch die Hauptbeschäftigung
seiner Bewohner, und es gibt kaum einen Gegenstand in
Metallkurzwaren, der nicht in Lüdenscheid hergestellt würde.
Aber die bedeutendste Industrie macht sich nicht unangenehm
bemerkbar, weil es sich eben um Fertigfabrikate handelt.
Die Stadt besitzt einen ausgedehnten Stadtwald mit
herrlichen, alten Beständen; sein Stadtpark mit dem
Parkhaus, das einen prächtigen Blick auf Stadt und Gebirge
gewährt, ist weit und breit bekannt. Der Park ist land¬
schaftlich von hervorragender Schönheit.
Lüdenscheid bildet gleich Meinerzhagen das Eingangs¬
tor zum Ebbe mit seinen ausgedehnten Waldungen und seiner
traumhaften Stille. Eine prächtige Höhenwanderung über die
Homert und die Versesperre führt mitten hinein ins Ebbegebiet.
Das ganze Gebiet zwischen Lüdenscheid und Meinerz¬
hagen (auch Halver und Breckerfeld nicht ausgenommen)
bildet im Winter ein viel besuchtes Schneeschuhgebiet.
Seine Nähe zum Industriegebiet und zu den großen
Städten des Niederrheins ist neben der Fülle seiner land¬
schaftlichen Reize der größte Vorzug, welchen das Volme-
gebiet besitzt. Für Erschließung einer großen Anzahl
Wanderwege sorgt der rührige Sauerländische Gebirgs-
verein. Mehrere Hauptwanderstrecken, welche bis an die
Tore Cassels, bis an den Rhein, bis nach Dillenburg und
Siegen leiten, durchziehen das Gebiet. Auch die Wander¬
wege der einzelnen Ortsabteilungen des Gebirgsvereins
bieten eine reiche Auswahl für kürzere und längere Touren.
Halver (Phot.: Architekt F. W. Haase, Münster i. W.)
Nr.2 DEUTSCHLAND 07
Blick auf Lüdenscheid (von Westen)
II. Von Lüdenscheid nach Attendorn.
Seit Schaffung- der billigen Sonderzüge ins Hönnetal und
ins östliche Sauerland hat es den Anschein, als bevorzugten
die zahlreichen Sauerlandfahrer noch mehr als früher das
sogenannte Kölnische Sauerland, so genannt nach seiner
früheren Zugehörigkeit zum Erzbistum Köln. Es mag deshalb
angebracht erscheinen, die Besucher des Sauerlandes einmal
im Geiste zu einer Wanderfahrt ins westliche Sauerland einzu¬
laden, die landschaftlich zu dem lohnendsten gehört, was die
sauerländischen Gebirge zu bieten vermögen.
Bald nach Sonnenaufgang ging es von Lüdenscheid aus
dem Süden zu. Wir durchquerten den ausgedehnten Lüden-
scheider Stadtwald und erreichten durch die mit herrlichem
Hochwald bestandene Schlucht
des Hillebrand das Rittergut
Neuenhof im Elspetal. Das
Schloß, eine stattliche Wasser¬
burg, stammt aus dem Ende des
18. Jahrhunderts. Bemerkens¬
wert sind die Kunstschmiede¬
arbeiten der Gitter und Tore, wie
auch die reichen Schnitzereien
am Mittelgiebel der Vorderseite.
Das Innere zeigt bemerkenswerte
Möbeln, Kamine und Intarsien
aus der Barockzeit.
In wunderbarer Weise ist
das Schloß mit der es um¬
gebenden herrlichen Landschaft
zu einer harmonischen Einheit
verschmolzen, deren tiefer Wir¬
kung sich kein Naturfreund ent¬
ziehen kann. Sonderbarerweise
ist diese Perle der Landschaft in
weiteren Kreisen kaum bekannt.
Durch ausgedehnte Wal¬
dungen führt uns der Weg all¬
mählich zur Homert hinan. An
den Hängen sieht man hier
und da stattliche, mit Stroh ge¬
deckte Bauernhäuser aufragen.
von einem Kranze mächtiger Eichen beschützt. Auf manchen
Höfen fallen kleine Nebengebäude auf, deren Langwände ganz
mit Fenstern besetzt sind. Das sind die ehemaligen Schmiede¬
werkstätten, in denen allerlei Kleineisenwaren hergestellt
wurden. Wir befinden uns nämlich in dem Mittelpunkte
des Gebietes, in dem „der Märker Eisen reckt".
Zwar bot das Sauerland selbst keine Erzlager, der Eisen¬
stein mußte vielmehr mit Saumpferden aus dem Siegerland
herbeigeführt werden. Dafür bargen aber die ausgedehnten
Waldungen Holz in Hülle und Fülle, und an Holzkohlen zum
Verhütten des Erzes, das in kleinen Handschmieden erfolgte,
war kein Mangel. Das Erzeugnis jener Tage, ein vortreff¬
liches Stabeisen, Osemund genannt, besaß weit und breit
guten Ruf. Später verlegte man die Schmieden ans Wasser,
indem man die Kraft der Gefälle
ausnutzte. Immer noch blühte
aber auf den einsamen Höfen
der Höhen die Handschmiederei,
der erst die mit Ausnutzung des
Dampfes einsetzende neue Zeit
ein Ende machte.
Nach einstündigem Anstieg,
wobei uns auch Gelegenheit ge¬
boten ist, den reichen Wild¬
bestand der Gegend zu beob¬
achten, wird die Homert erreicht.
Ein Blick vom Aussichtsturm des
Sauerländischen Gebirgsvereins
(540 Meter ü. M.) rollt noch
einmal die durchwanderte Strecke
vor uns auf, während wir südlich
das Ebbe in schon erreichbarer
Nähe vor uns aufsteigen sehen.
Tief unten schneidet scharf das
Jubachtal ein, der Spiegel der
Jubachsperre schimmert silber¬
hell aus den dunkeln Tannen
hervor. Ganz weit im Westen
fliegt der Blick über Halver,
Kreuzberg und St. Agatha bis
zu den Türmen des Kölner Doms
und den sieben Bergen am Rhein,
Lüdenscheid, Herzogstraße (Phot.: Stille, Lüdenscheid)
68 DEUTSCHLAND Nr. 2
während östlich Hohe Molmert, Heiligenstuhl und Schömberg
(Wilde Wiese) sich behaglich im Morgensonnenliclit dehnen.
Nun rasch hinab und über den Griesing, einer kahlen, hin
und wieder mitWacholder und zerzausten Wetterkiefern bestan¬
denen Hochebene, zur Versesperre, die sich unmittelbar an den
Fuß des Ebbes anlegt. Unvergleichlich ist der Ausblick, den die
Nordterrasse auf die große, von Wald und saftgrünen Almen
begrenzte Wasserfläche bietet. Schon mancher, der hier zum
ersten Male weilte, war erstaunt über den starken Rhythmus
der Landschaft, in welcher Wald und Wasser, Höhe und Hang,
Bauernhaus und Hammerwerk zusammenklingen. Er ist immer
wiedergekommen und hat sich Leib und
Seele gesund gebadet an diesem herr¬
lichen Fleckchen Erde, das ein gütiges
Geschick in so verschwenderischerFülle
mit Schönheiten aller Art ausstattete.
Am Seerande entlang und an be¬
haglich daliegenden uralten Gehöften
vorbei geht es den Nordhang des Ge¬
birges hinauf. Die Bewohner dieser
weltabgeschiedenen Gegend zeigen
noch ein Stück Urgermanentum, und
in den jetzt leider immer mehr dahin¬
gehenden Alten waren noch vielfach
Stücke der altgermanischen Gottes¬
verehrung lebendig, die das Christen¬
tum auch in jahrhundertelanger Arbeit
nicht ganz auszutilgen vermochte.
Unterdes ist die Kammhöhe des
Gebirges erstiegen, und erstaunt bleiben
meine Wegegenossen stehen, um sich
zu weiden an der prächtigen Fernsicht.
Im Süden Bergkamm an Bergkamm
bis zum Tal der Sieg hinüber, im
Westen die bergischen Höhen, ganz
weit das Siebengebirge und die Hohe
Acht, nördlich Lüdenscheid, breit und behaglich hingelagert
auf mehreren Bergkuppen, dahinter die Lenneberge und ganz
am Horizont die weite Ebene des Münsterlandes.
Auf dem Kamm führt unsere Wanderung nach Osten
weiter. Hier und da zeigen schon junge Schonungen den
Erfolg der fiskalischen Waldpflege. Ueberall aber ein freier,
ungehinderter Ausblick. Ueber die höchste Kuppe des Ge¬
birges, die Nordhelle (663 Meter hoch), die in Kürze ein
stattlicher Aussichtsturm (zu Ehren Robert Kolbs gesetzt vom
Sauerländischen Gebirgsverein) krönen wird, geht es an Reh¬
berg und Ruenhard vorbei zum gastlichen Forsthaus Ebbe, der
letzten Rast vor Attendorn. Dann den
Südhang in allmählicher Senkung hinab.
Bald öffnet sich unten das Bigge¬
tal, in dem das Städtchen Attendorn
liegt. Gegenüber auf steilem Berghang
ragt das malerisch gelegene Schloß
Schnellenberg aus dichtem Grün hervor.
Am Ziel unserer Wanderung, in
Attendorn angelangt, lenken wir
unsere Schritte noch zur märchenhaft
schönen Attendorner Tropfsteinhöhle,
um einmal wieder die wunderbare
Pracht ihrer Tropfsteingebilde auf uns
wirken zu lassen. Der Tag war am
Verdämmern, als wir die Höhle ver¬
ließen. Die Unterhaltung wollte nicht
mehr recht in Gang kommen, wir alle
standen noch zu sehr im Banne der
Höhlenherrlichkeit.
Nach kurzer Rast im Städtchen trug
uns die Eisenbahn in unsere Heimat
zurück. Die nächsten freien Tage
werden uns wieder auf dem Wege
zum Ebbe finden, das wir dann von
Meinerzhagen aus erreichen wollen.
□ Brilon: Südportal der Pfarrkirche □
□ (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg-i. W.) □
Im Östlichen Sauerland.
Von Wilh. Klein
Gebiet der Alme, Hoppecke und Diemel.
Wenn wir, mit der oberen Ruhrtalbahn von Arnsberg
kommend, bei der Station Olsberg angelangt sind, bietet
sich unserem Auge ein großartiges Landschaftsbild dar.
Noch sind wir im Anblick des schönen Bildes versunken, da,
plötzlich ist alles verschwunden. Wir sind in den 1400 Meter
langen Elleringhäuser Tunnel eingefahren und befinden uns
auf der Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Gleich
hinter dem Tunnel halten wir auf der im bewaldeten Hoppecke¬
tal liegenden Station Brilon-Wald. IV 2 Wegstunden vom
Bahnhofe Brilon-Wald entfernt, liegt die alte Stadt
Brilon,
Brilon wird 973 zuerst urkundlich erwähnt; 1220 ging
die „Villa"' Brilon in den Besitz der Kölner Erzbischöfe
über. Der einzige Ueberrest der alten Befestigung ist
das Derkertor. Die Briloner Wehrordnung war einst für
andere Städte vorbildlich. Die Stadt gehörte auch zur
Hansa und hatte nicht unbedeutenden Handelsverkehr.
Hiervon legt das alte gotische Rathaus mit seinen großen
Verkaufshallen im Erdgeschoß noch Zeugnis ab. Ihrem
Sohne, dem ehemaligen ersten Vorsitzenden der Kommission
zur Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuches, Pape, hat
die Stadt neben dem Marktbrunnen ein Denkmal gesetzt.
Hinter dem Rathause erblicken wir die alte Pfarrkirche mit
ihrem hohen Turm. An Stelle dieser frühgotischen Kirche
stand eine romanische Basilika, von der das alte Südportal
(Essen-Bredeney.)
noch vorhanden ist. Von einem in alter Zeit geübten Brauch —
Besichtigung der Grenz- oder Schnadesteine und Umzug durch
das Gebiet — herrührend, findet in Brilon alle zwei Jahre
am Johannistag ein großes Volksfest, der Schnadezug, statt.
Hinter dem Bahnhof Brilon-Wald, zwischen Hoppecke
und Messinghausen, beginnt die Schönheit des Tales.
Bei dem Dorfe Beringhausen sehen wir rechts vor uns auf
einem hohen Bergkegel den Ort Padberg mit den Ruinen der
Burg der Ritter von Padberg, einstens in ganz Westfalen
gefürchteter Raubgesellen. Nachdem wir das ehemalige Kloster
Bredelar (heute Domäne) hinter uns haben, erblicken wir da, wo
sich das Tal erweitert und die Hoppecke sich mit der Diemel
vereinigt, den Eresberg und die Häuser von Obermarsberg
sowie den dahinterliegenden Bilstein mit seiner hohen Warte,
zwischen denen sich Niedermarsberg malerisch ausbreitet.
Marsbergr
bestehend aus zwei getrennt verwaltetenStädten,Obermarsberg
mit 1500 Einwohnern und Niedermarsberg, früher Stedtberge,
mit 4300 Einwohnern, eignet sich wegen seiner reizenden
und geschützten Lage ganz besonders zur Sommerfrische.
In etwa 25 Minuten erreicht man Obermarsberg. Hier auf
dem nach allen Seiten steil abfallenden Berg betreten wir
uralten Kulturboden, denn wir befinden uns auf dem Plateau,
auf dem einst die Eresburg stand, die in den Kämpfen
zwischen Franken und Sachsen eine so große Rolle spielte.
Die Eresburg ist die alte Cheruskerburg gewesen, in der im
Jahre 15 n. Ch. Segestes von seinem Schwiegersöhne Arminius
Nr. 2 DEUTSCHLAND 69
belagert wurde und
zu deren Entsatz Ger-
manikus auf des
Segestes Anrufen vom
Rhein herbeieilte und
bei welchem Kampfe
desArminius Gemahlin
Thusnelda in die Hände
des Germanikus fiel.
Daß die Eresburg im
8. Jahrhundert eine
Sachsenfeste war und
von Karl dem Großen
im Juli 772 erobert
wurde, bei welcher
Gelegenheit Karl die
dort befindliche Irmen-
säule zerstörte und
sich der vorhandenen
Schätze bemächtigte,
erfahren wir durchEgin-
hard, der das Leben
Karls beschrieben.
Durch das inter¬
essante Benediktustor
(erneuert 1659), betreten wir den Kirchplatz, auf dem uns
eine uralte, verwitterte Steinfigur auffällt; sie ist eine der
ältesten Rolandfiguren; der Sage nach ein Ersatz der Irmen-
säule. Von der alten romanischen Kirche ist nichts mehr
vorhanden, denn sie ist im Laufe der Jahrhunderte mehrmals
zerstört, immer wieder umgebaut worden. An die alte
Stiftskirche knüpft sich noch die Erinnerung an ein blutiges
Vorkommnis der deutschen Geschichte. Im Jahre 938
wurde Thankmar, welcher sich gegen seinen Stiefbruder, den
Kaiser Otto I., empört hatte und sich in der Eresburg fest¬
gesetzt hatte, von diesem belagert, wobei Thankmar von
einem der Stürmen¬
den in der Kirche er¬
schlagen wurde. In
eine alte, gottlob ver¬
schwundene Kultur¬
periode werden wir
zurückversetzt, wenn
wir bei dem alten Rat¬
haus den noch wohl
erhaltenen Pranger
oder Kak erblicken.
Die Bewohner der alten
karolingischen „Villa“
Horhufen, am Fuße des
Eresberges, die von
Kaiser Otto 1. Stadt¬
rechteerhielt und auch
das Münzrecht besaß,
wanderten anfangs des
13. Jahrhunderts, weil
sie sich im Tale nicht
mehr für sicher hielten,
nach der Höhe aus
und befestigten diese;
damals soll Obermars¬
berg bis zu 5000 Bewohner gezählt haben. Nachdem 1646
der Ort aber von schwedischer und hessischer Soldateska
ausgeraubt und fast zerstört worden war, erfolgte wiederum
eine Abwanderung in das Tal, das heutige Niedermarsberg.
Zum Abschied machen wir noch einen Rundgang um
das Plateau; wir genießen dabei eine Fernsicht, die zu den
schönsten im Sauerland gehört. Nun hinab ins Tall Es
harrt unser dort noch ein herrlicher Spaziergang. Zu diesem
Zweck gehen wir bis zu den Kaskaden und der Paulinen-
quelle, von hier aus immer durch schönen Hochwald über
Eremitage nach dem Bilstein und von da zur Stadt zurück.
Marktplatz in Brilon (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.)
Septemberdage imme Siuerlanne.
Von Christine Koch (Bracht, Sauerland).
Septemberdage imme Siuerlanne I ase wann t Uewerräste wören
De Himel sau blo äset dunkelste Vergißmeinicht imme iärem seydenen Mantel, diän
Wiesengrunne; de Luft klor un raine, jede Mundvull mäket beym Siägensgange diär de
de Buast weyt, et Hiäte
lichter. Un de Spinne-
wiäwen flaiget van
Baum te Baum, van
Hius te Hius; hinget
do ne seydenen Slaier
viär en lachend Kinner-
gesichte, flaiget do
me schoinen jungen
Miäken tüsker briune
Flechten, ase wann't
greyse Hoor härr
kriegen üwer Nacht
un't wäit doch nau nix
van Suargen un Naut
un Hiärtenleid, wäit
nix, ase dät de Welt
schoin un iät selver
junk is un nümmer-
mehr alt un greys
weren kann. Un bo se
flaiget un pladdert, de
witten Bänne, do is nix
ase Lust un Sunnen-
scheyn. Et is gerade, Ober-Marsberg: Eingang zur Burg (Phot. : W. Klein, Essen-Bredeney)
van user laiwen Mutterguares
se terrieten un verslieten hiät
Feiler. Wüßte nit, brümme
dät se süß sau glück¬
lich maken können,
wüßte nit, brümme se
süß Marienfäden heti
Un bo se de luftige
Brügge bugget tüsker
twäi Huisern, do lachet
iärk de Luie ahn un
verteilet iärk vam
schoinen Hiärwestwiär,
wören se iärk ok nau
sau boise wiäst et
ganze Johr. Jo, wann de
Spinnewiäwen flaiget
im Septembersunnen-
scheyne, dann is et
schoin im Siuerlanne,
schoiner ase't im Mai
jemols weren kann.
Ne graute, hailige
Rugge liet üwer Biärg
un Dahl. De Wiesen
un Feiler het avliewert,
wat et Froijohr wach
raip un de Summer-
Glauthitze reypen lait. Niu liät se in stiller Rast un genütt
Sunnenscheyn un Nachtdau ase wualverdaint Gnadenbräut.
Muntere Jungens tüt met iären Rindern üwer de Stoppel¬
feller. Se singet nit mehr „Helohe, bo mag dai fiule
Häiere gohn, lät seyne Kogge te Scharen gohn'^ se singet
„Freiheit, die ich meine'^ denn Wiesen un Lanner sind frey.
Septembersunne hiät eigenen Glanz. Bo se hinscheynt,
suit alles fröntlek iut. Jeder Appel am Baume — un wör
hai ok van diär Surte, dai äis gelt, wann dai andern oppe
sind — hiät en fröntlek Gesichte. Muget se giäle oder raue,
briune oder graine Backen hewen, rund, spitz, lank oder
puckelig seyn, lachen daut se emme all an, un vull Schelmen-
stücke sind se auk. Diän klainen Miäkskes fallet se am
laiwesten in de Schiäte un diän klainen Jungens oppen Kopp.
Septembersunne smitt Hänne vull Gold in de Welt.
Wuat blit hangen oppen lesten Hiärwestblaumen, dai üwer'n
Gorentiun rüwerkuket, wuat opp fröntleken Schiewerdiäkern
un in blanken Finsterscheywen, wuat säumet 'n grauten bloen
Himelsmantel met me giälen Range, wuat makeret Wiesen-
wäterken taum güldenen Spaigel. Aeine Handvull fället opp
de Kwätskenboime im Goren un hänget ase Duft un Schimmer
an diän bloen Sammetröckskes van diän dicken Hiärwest-
pliumen. Aeine Handvull biwert un kruiselt sik in all diäm
Flaßhoor siuerländesker Kinner, un äine Handvull dailt sik in
diusend gülene Strohlen, un jeder Strohl brieket sik imme
Menskenäuge, un dann hett all de Luie im Siuerlanne blanken
Sunnenscheyn im Gesichte. Diän ganzen Räst van Glanz
un Scheyn awer smit de Sunne in de bloen Biärge, heyhin
un dohin, recht ase'n üwermaitig Kind. Bo diu hinsuist, is
Glanz, bo deyn Faut hintriet, liet Gold; gülene Blar hanget
annen Boimen, un't is en Flimmern un en Schimmern op
diän äinsamen Waldwiägen un en häimlek Lustern im
fallenden Läuwe, dät dey ganz stille ümme't Hiärte wert un
diut ganze Getöse in der Welt biuten vergietest.
Un am Waldrange, do blögget de Häit, wit un blo un
raut un briun. Sunnenvuile, Immen un Hummelken flaiget
rümme un fiert iäre Fäsle, un all dai briunen Struiker sind
Sliäter un Lusthuiser un Kiärken un Kapellen. Niu gäit en
Luftzug iutem Gebüsk üwert Häitfeld un roiert jedes Struikelken
an. Dann is en Gebimmel un en Gebammel un en erensthaft
Luien, ase wan't Sundag wÖr. Un richtig: ne graute
Hummelke seilet sik ant Järgel un tüt alle Register uap;
dann briuset ne vieldiusendstemmegen Choral üwer de Haide.
Un't is ne graute, graute Fier. Denn de briune Haide well
Afschäid niämen van der laiwen Septembersunne, un se lät
sik un all iäre klainen Blaumenkinner nau äin- und viel
hundertmol küssen un striepen.-— Do stäist diu niu,
diu Sunndageskind, mirren op der Haide, hörst un suihst un
versläis alles un kanns nit anders, diu most deyne Hänne
fallen un metfieren düt Afschäidfäst van Ere und Sunne.
Westfalen-Treue.
Johanna Baltz (Arnsberg).
Es gehet ein Raunen, das wächst zum Strom
In den sauerländischen Bergen:
Habt acht! es dräuen die Schergen
Des Bonaparte, des Königs Jerome I
Sie wollen das Schwert uns zwingen
In die starre Westfalenhand,
Wir sollen den Untergang bringen
Dem eigenen Vaterland!
Hoch bäumt sich empor der alte Trutz,
Der Wittekind einst durchglühte;
Doch, ob man drängend sich mühte.
Ach, nirgends Hilfe, und nirgends Schutz!
Sie fingen die Wackern in Scharen,
Da brach manch tapferes Herz;
Französische Siegesfanfaren
Verhöhnten den brennenden Schmerz. —
Drei Jünglinge aber, aus altem Geschlecht,
Sich bargen im Höhlenschlunde:
Viel lieber im Erdengrunde,
Als kämpfen wider Ehre und Recht!
Sie haben den Hunger ertragen
In atemerstickender Nacht —
Gott! einmal das Höchste zu wagen!
Gott! einmal hinaus in die Schlacht!
Die Tage, sie schleichen in Not und Qual,
Und keinerlei Hoffnung, keine!
Ringsum beengende Steine,
Die Höhle — ein Totenmal!
Und doch: ihr Mut ist geblieben:
Einst werden wir siegen! Ja!
Und in den Felsen sie schrieben:
„Vivat Germania!" — —
Und wieder durchs Land ein Raunen lief;
Wie Frühlingsgewitter ein Rauschen.
Horch! — Die Begrabenen lauschen —
Horch! — „Breslau!" raunt's,und: „DerKönig rief!"
Hei! auf zum Befreiungsstreite —
Der Fels ihren Schritten wich.
Und jauchzend stürmten ins Weite:
Haxthausen, Brenken, Metternich!*)
Vor hundert Jahren ist es geschehen!
Daß sich das Gedenken erneue
An altwestfälische Treue
Im Felsen noch ihre Namen steh n! —
Wir lesen mit heiligem Schauer
Die steinerne Inschrift da —
O, Worte von ewiger Dauer:
„Vivat Germania!"
An die Südwand der Kulturhöhle (unweit der Bilstein-Höhle bei Warstein) findet man die Worte geschrieben:
„F, August von Haxthausen, Fr. Carl von Brenken, Theodor von Metternich. Vivat Germania. 14. Märtz 1813."
In jener düstern Zeit, welche Napoleon über unsre deutschen Gauen heraufbeschworen, standen diese drei westfälischen
Adligen treu zu ihrem Vaterlande. Dr. Emil Carthaus.
Alle drei kämpften nachher gegen Frankreich, bis das deutsche Vaterland frei war. August von Haxthausen
war der Onkel Annettes von Droste-H ülsh off, die ihn nachher mit dem bekannten Gedicht „Das befreite Ger¬
manien" empfing.
Sauerlands Berge.
Karl Prümer.
Auf deinen Bergen wohnt der Frieden, Von Tannenfrische rings umgeben. Hier, wo die Silberquellen springen
In deinen Tälern schlichte Lust, Erweckt ihr froh des Herzens Schlag Aus unsrer Heimat Berge Schoß,
Glückselig, dem sie noch hinieclen Und wandelt unser Alltagsleben Wo Lieder durch die Seele dringen.
Beseligen die wunde Brust. In einen schönen Feiertag. Da sind wir stark, da sind wir groß.
Nr.2 DEUTSCHLAND 71
De olle un de nigge Orpheus*^
Et was en Musikante in grummeDgryiser Tyit,
De kam met boisen Fräulen in ennen laigen Stryit.
De Menske bette Orpheus un spielte sau wualopp,
Dat Stainer, Beim' un Bäister sik talmeden richtopp.
Do kamen boise Wyiwer, Bacchanten tau>benannt,
Dai mochten dat nit lyien, het flauket, spigget, schannt;
Un kräigen myi diän Orpheus byi Kopp unBalg un Bäin,
Un rieten — (wat 'ne BausheitI) — diän ganzen Keerl iutäin;
Sai schmieten oppet Water diän armen, dunen Tropp —
Doch oppem Water sank nau syin affgeriet'ne Kopp.
Frönd Niggemegger, schreck dik byi dür Historrje nit!
Hyi gitt et keine Wyiwer, dai dik in Floosken ritt —
Diu biusest tworrens wahne op Üärgel un Spinett,
Dat vaken Stäul un Diske un Gliäser danzet hett —
Doch dann wier dussamänte, sau sainig un sau mill,
Dat US de Ohm im Bossmen stont rantekante still;
Un dat wyi äinsmols meinten, et schiene nau de Mond,
As hauge amme Hiäwen de läiwe Sunne stont! —
Spiel födder, läiwe Orpheus! nau lange, lange Johr!
Un wann diu dann mol dautgäist, is myi dat äine klor:
Dann wippelt dyine Finger nau ümmer, ümmer tau,
Un trampelt Minuetto de Täiwen imme Schau;
Un Sente Züge'*) segget: Kumm hiär, myin Musikant!
Diu pässest in myin Kauer im äiw'gen Vatterland!
1) St. Cäcilie.
*) Dem Musikus furibundus, Herrn Rechtsanwalt Niemeyer, zur Erinnerung an schöne Stunden I
Heiligenstadl, am St. Cäcilientage 1882. Fried r. Wi 1 h. Grimm e.
Ansproke an den Astenbiärg am Dag der Sonnenwende 1884.
Van syime Strunzerdehler Kompier F. W. Grimme.
Diu olle, griyse Astenbiärg,
Bai härr' dat dann wuall dacht,
Dat diu't in dyime Liäwen härrst
Tau sülken Ehren bracht?
Diu kanntest keine Haufohrt nit
Niu saste stolte weeren?
Un bläggen dik und miätten dik
Met Sunne, Mon' un Steeren??
Ik saih't dyi an: van Dage bist
Diu ganz op dyinem Schick —
Jo, sett de Niwelkoppe af
Un kyik mol ümme dik:
Van allen Kanten kummet se
In Kuttsken un op Leddern,
Viel Heerens iut der wyien Welt
Un dyine äignen Veddern.
Süs kam wuallmol en Sproke-
En Köttenkeerel^» hiär [Schäiz,i»
Un käik hyi iut der Vugelsicht
Verbyistert^^ in det Wiär.
Van Dage awer, jöß Marjau!
Viel hundert fyine Luie —
Me soll sau meinen, 't wören hyi
Ment Hüter Bruim' un Bruie;
Bildnis des Dichters Grimme
Sai buselt dyi in dyinen Häid
ne wanen grauten Stäin
Un hätt derunner, fyin gemohlt,
En störig Pergemäin;
Doroppe stäit van Kaiser Wilm
Un vamme duitsken Ryike,
De Johrtahl auk un sau derhiär,
Un ok van us teglyike.
Dat sali do leggen Johr op Johr
Bit an den jüngsten Dag,
Bo Guatt der Heer de Biärge schlätt
Tau Mulm met äinem Schlag:
Dann finnet hai dät Schryiwens auk
Hyi manker diäm Gekrümmel
Und segget: „Engel Gabriel,
Dat drieg' myi in den Himmel!"
Un Geldgeschäfte mäkeste
Van Dage, diu Filiu?
Un enne ganze Lotteryi
Dai maikest diu dyi schmiu?^'
Dann weerste balle prängesk stöhn
Met Schmyisken, Kraun' und Kragen
Un Seggen: „Tigen micke sind
Dai andern Biärge Blagen."
Un saiket keine Heilwerten
Un kein Isländer Moß,
Un gott ok mettem Puister nit
Op Biärkhahn, Moord^) un Voß.
Sai weit dyi oppen haugen Kopp,
Denk! nau'ne höchtern puatten—ö)
Dann säst diu kyiken feer in't Land
Op Schlüätter, Hüaw un Kuatten;
Säst wenken bit in't Kölske Land:
„Gurrn Muargen, Vatter Rhyin!
He, schick myi füär dai Heerens hyi
Mol glyik ne Tunne Wyin!"
Säst kryigen dyi im Kattenland
Diän Herkules byim Wickel,
Un raupen bit no Mönster: „Praust
Tau ugem Pumpernickel!"
En Huisken sali wuall auk derbyi:
Do kämm' in't Schure gohn.
Wann diu mol dyine Nuppen^) krist,
Un drinken sik 'ne Troon.^>
Un dat dai Troon wat Guddes is,
Do lot den Mül 1er suargen —
Dai tappet us füär wennig Geld —
Viellichte dait' ok buargen.
Niu goh dyi 't gutt, diu olle Heer!
Niu biste g'naugen prohlt;
Süs segget mannig wyise Mann:
„O — syin Kompier dai droolt."
Vyi awer raupet taum Beschliut:
„De Astenbiärg sali liäwen
Un syine trüggen Frönne hyi
Tehaupe all derniäwen!!!"
- _ t‘ Holzwarenhändler. — 2) Vagabundierender Kesselflicker. — 3) verblüfft. — 4) Preisselbeeren. — 5) Marder. — 6) pflanzen, propfen. —
7) Zu Nutzen. — 8) Launen. — 9; Eine Träne, ein Tropfen. — 10) Bekanntes Gasthaus in Alt-Astenberg.
72 DEUTSCHLAND
Nr. 2
Burgen und Schlösser des Sauerlandes.
Von Karl Prümer.
Im engem Gebiet des märkischen und kölnischen Sauer¬
landes finden sich — im Gegensatz zum Münsterlande —
nur wenige Schlösser oder Burgen, die in architektonischer
Beziehung oder in
der künstlerischen
Art der Ausstattung
der Erwähnung be¬
sonders wert wären.
Von ihren Herren
sind sie vielfach, in
Jahren, wo noch
manches zu retten
gewesen wäre, als
Stiefkinder behan¬
delt und in ihrer
Vereinsamung sich
selbst oder einer
mangelhaften Auf¬
sicht überlassen, bis
Brandschäden und
die allmächtige Zeit
so gründlich ihr Zer¬
störungswerk voll¬
endeten, daß den
Eigentümern ganz
und gar die Lust
verging, noch kost¬
spielige Um- und
Neubauten zu ver¬
anstalten. Bedauer¬
lich ist dies auch
um der schönen
Lage willen,die selbst
jene alten Burg¬
trümmer noch ver¬
klärt, welche uns —
als stumme Zeugen
einer bewegten Ver¬
gangenheit — laut
und eindringlich das
Evangelium derVer-
gänglichkeit predi¬
gen. Halten wir
einen kurzen Aus¬
blick danach.
Hohensyburg.
Unfern der Stätte
im alten Sachsen¬
lande, wo Ruhr und
Lenne sich einen,
finden wir die alt¬
sächsische Sigiburg,
eine jener Wall¬
burgen, welche sich
von hier aus bis
zur Eresburg er¬
streckten. Die alte
Wallburg auf dem
Ardeyberge sollte
den Uebergang über Ruhr und Lenne decken und eine Ver¬
ständigung mit den Stammgenossen der Nachbarberge herbei¬
führen. Noch heute sieht man dort einen Teil der Haupt¬
burg und Vorburgen. Aufgefundene, rund geschliffene Stein¬
platten lassen die Annahme zu, daß diese den den Berg
stürmenden Feinden entgegengeschleudert wurden. Daß die
Sigiburg, welche dem Ansturm der Franken im Jahre 775
erlag, eine Besitzung Wittekinds gewesen sei, ist mit ziem¬
licher Sicherheit in
das Reich der Sage
zu verweisen. In¬
mitten dieser Wall¬
burg wurde, ver¬
mutlich zu Anfang
des 13.Jahrhunderts,
eine Steinburg er¬
richtet, von welcher
noch Mauern in einer
Stärke bis zu vier
Meter und ein Teil
des viereckigenBerg-
frieds stehen. Diese
Burg war vom Erz¬
stift Köln den Mini¬
sterialen von Siberg
als Burglehen über¬
tragen. Da sie als
erzbischöfliche Be¬
sitzung die Macht
der Märker bedrohte,
zerstörte sie Graf
von der Mark gegen
Ende des 13. Jahr¬
hunderts, und nicht
wie Stangefol wenig
glaubwürdig angibt,
schon im JahreT2ö7.
Die letzte Erbtochter
derer von Siberg
heiratete den volks-
tümlichenOberpräsi-
denten von Vincke,
der auf dem benach¬
barten „Haus Busch"
an der Lenne die
letzte Ruhestätte ge¬
funden hat.
Hohenlimburg.
Auf dem Gipfel
eines bewaldeten
Hügels am Ufer der
Lenne thront das
Schloß Hohenlim¬
burg und schaut,teil¬
weise von Bäumen
bedeckt, weit ins
Land hinaus. Seine
Galerie bietet dem
Wanderer mannig-
facheFernblickeüber
Berge, Flüsse und
T äler bis nachHohen-
syburg hin. Halb
verrostete eiserne
Kanonen auf dem Schloßhofe künden von dem Niedergange
alter, wehrfester Herrlichkeit. Ein mächtiges Eingangstor
nimmt den Wanderer auf. Das geschmiedete Brunnenhäuschen
auf dem Innenhofe zeugt von alter Kunst. Das Schloß, aus
mehreren Gebäuden zusammengesetzt, läßt wenig Sehens-
Schloß Neuenhof b. Lüdenscheid — Stammhaus des Königs Peter von Korsika
Im Schloßhof von Hohenlimburg (rechts: Altertümlicher Brunnen)
Nr.2 DEUTSCHLAND 73
wertes schauen. Von seinen Besitzern lange Zeit wenig
berücksichtigt, wird es erst in neuerer Zeit wieder von einem
Angehörigen der fürstlichen Familie von Bentheim-Tecklen**
burg-Rheda bewohnt, und zwar nur der Teil, der um die Mitte des
18. Jahrhunderts vom Grafen Moritz Kasimir erbaut wurde. In
bewegter Zeit entstand die Burg, nämlich als im 13. Jahrhundert
Graf Friedrich von Isenburg den Erzbischof Engelbert er¬
mordet hatte, der bestrebt war, seine Herzoggewalt in West¬
falen immer mehr zu erweitern und durch den sich der
Isenburger in seinen Rechten beeinflußt sah. In maßloser
Habgier fielen die benachbarten Dynasten über die Länder
des Isenburgers her und suchten alles Land an sich zu
reißen. Der Kinder des hingerichteten Isenburgers nahm
sich aber ihr Onkel, der Herzog von Limburg und Berg, an
und erbaute, trotz der Angriffe des Erzbischofs von Köln
und des Grafen von der Mark, die Burg Limburg an der
Lenne für seinen Neffen Dietrich. In einer zehnjährigen Fehde
riß der Graf von der Mark einen gioßen Teil des Isenburger
Besitzes an sich, und aus dem Rest wurde das Herzogtum
Limburg geschaffen. Die Erbtochter Margarete heiratete den
Grafen von Nuwenahr, aus dessen Familie die Erbtochter
Magdalene einen Arnold von Tecklenburg ehelichte, wodurch
Schloß und Herrschaft in den Besitz der Fürsten von Tecklen¬
burg-Rheda gelangten, deren Eigentum sie noch heute sind,
während das Land unter brandenburgische Oberhoheit kam.
Klusenstein.
Im malerischen Hönnetal finden wir die Trümmer einer
allen Burg, aus denen ein Wohnhaus hervorschaut. Dicht
am Rande einer schwindelnden Tiefe ist sie vielleicht um die
Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und im Jahre 1353 von
dem getreuen märkischen Drosten Gerhard von Plettenberg
befestigt. Um das Jahr 1275 gehörte sie einer Gräfin
Mathilde von Isenburg, der nachmaligen Aebtissin. Die
Sage erzählt von einem Ritter Eberhard von Klusenstein, der
während der Kreuzzüge von den Sarazenen gefangen war und
dessen Tod der schwarze Ritter Bruno fälschlich meldete, um
des Klusensteiners Gemahlin Mathilde zu erringen. Aber
diese entfloh, und Bruno nahm von der Burg Besitz. Plötzlich
aber erschien Eberhard, überwältigte den Eindringling und
schleuderte ihn den steilen Hönnefelsen hinab.
Burg Altena.
Aus der malerisch gelegenen Lennestadt führt der Weg
bergwärts zur Burg. Die Sage klammert sich an ihre Grün¬
dung und bringt sie mit zwei Brüdern aus edlem Römerblut
in Verbindung. Ein von Efeu umranktes Eingangstor, ein
Turm, ein Wohnhaus, das von den Johannitern als Kranken¬
haus benutzt wird, eine Art Krypta mit alten Urnen und
einzelne Trümmer waren lange Zeit hindurch die letzten
Ueberbleibsel alter Herrlichkeit. Erst die Neuzeit hat, nach
heftigem Widerstreit der Meinungen, Wandel geschaffen und
mit dem Wiederaufbau der verfallenen Burg begonnen.
Mehrere Jahrhunderte hindurch residierten hier die Grafen
von Altena. Die Burg war eine Grenzfeste der fränkischen
Vögte von Berg gegen die Sachsen. Aus ihrem Ge¬
schlecht entwickelten sich die Grafen von der Mark, von
denen der westfälische Geschichtsschreiber Pfarrer Möller
sagt: „Kein deutsches Fürstenhaus hatte im Mittelalter
größere Männer aufzuweisen als das Haus Altena-Mark.
Schloß Schnellenberg bei Attendorn (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburgr i.W.)
74 DEUTSCHLAND M
Nr. 2
Pungelscheid.
Zwischen Lenne und Hesse, auf einem Hügel bei Wer¬
dohl, liegen noch die Ueberbleibsel des Hauses Pungelscheid,
Reste der Ringmauern, das Eingangstor und unterirdische
Gewölbe. An einem benachbarten Bauernhause, das zum
Herrenhause gehörte, ist noch das Wappen der Besitzer von
Pungelscheid, der Ritter von Neuhoff, zu sehen: Hängende
schwarze Kettenglieder im silbernen Feld. Aus jener Familie
stammt der abenteuerliche Theodor von Neuhoff, der, im
JahreT694in Metz geboren,von 1736—1738 König von Korsika
war und im Jahre 1756 arm und verlassen in London starb und
„dem das Leben ein Königreich gab und das Brot versagte".
Schwarzenberg.
Von Plettenberg führt
uns der Weg zu den
Trümmern des einst male¬
risch schönen Schlosses
Schwarzenberg, dessen
Burghügel vom Lennefluß
umspült wird. Nach der
Riefstahlschen Zeichnung
muß es eins der schönsten
Schlösser Westfalens ge¬
wesensein. Ein mächtiger
Brand hat das herrliche
Bauwerk, das märchenhaft
ins Land geschaut hat, in
Trümmer gelegt. Inmitten
einer dunklen Waldes-
pracht blicken wir bis zur
Homerthöhe und hinab in
die Tiefe, aus der uns
siebenmal das Silber des
Lenneflusses entgegen¬
leuchtet. Auch grüßt uns
freundlich, von Wiesen
und Obstbäumen um¬
geben, das Dörfchen Pasel.
Zu Anfang des 14. Jahr¬
hunderts wurde die Burg
durch Rufger von Altena,
dem allzeit getreuen
Drosten des Grafen Eber¬
hard II. von der Mark,
als Grenzfeste erbaut und
von dem spätem Drosten
Gerhard von Pletten¬
berg baulich erweitert
sowie stärker befestigt.
Hier auf dem Engel¬
bertstuhl, einer Felsnische,
saß häufig der kriegsgewaltige Graf Engelbert III. von der
Mark und ruhte von blutigen Fehden aus; dann ließ er
seinen Blick schweifen über die friedsame, lachende Land¬
schaft, die nichts wußte von Fehden und Kriegsgeschrei.
Schnellenberg.
Durch das von zahlreichen Kalkfelsen besetzte Biggetal
gelangt man, über Attendorn, nach dem acht Kilometer ent¬
fernten Schloß Schnellenberg, einem der schönstgelegenen
Schlösser Westfalens. Die Burg ließ der Erzbischof Siegfried
von Köln durch seinen Marschall Johann von Plettenbracht
gegen Ende des 13. Jahrhunderts erbauen und durch ver¬
schiedene Burgmänner verwalten. Als reichsunmittelbare Burg
prangt über ihrer Pforte der Reichsadler. Zu Ausgang des
16. Jahrhunderts kaufte der Droste Kaspar von Fürstenberg
die Rechte der Burgmänner auf, ließ die Burg niederreißen
und daselbst ein schönes Schloß erbauen, das aber, durch
mangelhafte Verwaltung und einen Brand arg mitgenommen.
fast zur Ruine herabgesunken ist. Der hervorragende, kunst¬
liebende Erbauer starb als Landdrost von Westfalen im
Jahre 1618. In den Räumen des Schlosses weilte auch ums
Jahr 1583 der der neuen Lehre zugetane Erzbischof Gebhard
Truchseß von Waldenburg und verlebte hier mit seiner Ge¬
liebten, der schönen Agnes von Mansfeld, genußreiche Tage.
Das Schloß ist noch Eigentum der Familie Fürstenberg-
Herdringen, allein von der ehemaligen Herrlichkeit ist nur
noch wenig zu schauen. Ein Teil des Schlosses zerstörte
im Jahre 1889 ein Brand; um den Wiederaufbau kümmerte
sich bisher niemand. Nur im Tal schlummert noch die
Schönheit, und das Echo der Berge hallt darüber hinweg.
Bilstein.
Auf einem steilabfallen¬
den Felsen oberhalb des
Städtchens Bilstein liegt
im Tal der Veischede die
Burg gleichen Namens,
umringt von bewaldeten
Bergen. Die Burg ist zu
Anfang des 13. Jahr¬
hunderts — angeblich
von den Edelherren von
Bilstein — erbaut. In sie
soll sich der Erzbischof
Gebhard Truchseß von
Waldenburg geflüchtet
haben, als er wegen seines
Abfalls vom römisch-
katholischen Glauben von
den Attendornern verfolgt
wurde Auch den Grafen
von der Mark und den
Erzbischöfen von Köln
war schon die Burg zu
eigen. Im Jahre 1815
wurde sie den preußi¬
schen Domänen zugeteilt,
und seit dieser Zeit wird
sie von einem preußischen
Revierförster bewohnt und
verwaltet.
Berleburg.
Aus dem Gebiet der
Lenne gelangen wir in
das der Eger. Dort
am Odebornbach liegt
Berleburg, die Hauptstadt
des Fürstentums Sayn-
Wittgenstein - Berleburg.
Von stolzer Höhe herab
schaut auf das freundliche Hügelstädtchen und auf ein
prächtiges Bergland, in welchem noch der Auerhahn balzt
und der stolze Hirsch, als Leittier, seiner Herde voran¬
schreitet, das ansehnliche Schloß. Früher Klosterbesitz, ist
es von den Wittgensteinern käuflich erworben und diente ihnen
als Jagdschloß, worin sich eine Rüstkammer und ein Ahnensaal
befindet. Im Jahre 1733 wurde der Mittelbau im Renaissance-
Stil ausgebaut, wodurch das Aeußere des Schlosses wesentlich
gewonnen hat. Der Schloßpark, mit altem, prächtigem
Baumbestand, ist eine Zierde der Stadt, deren Bürgern der
Park offen steht.
Laasphe.
Im Süden von Berleburg, im Gebiet der Lahn, liegt
malerisch, im Schoße der Berge, umzogen von einem Gürtel
von Obstbäumen, liebevoll umschlungen von Laasphebach
und Lahn, das Städtchen Laasphe, eine Perle des Wittgen¬
steiner Landes. Fernab vom Schloßberg schaut die alte
Schloß Gimborn im Aggertal (Phot.: F. W. Haase, Münster i. W.)
76 DEUTSCHLAND Nr. 2
Burg- Wittgenstein, die angeblich in ihren Anfängen aus
dem 9. Jahrhundert stammt. Im Laufe der Jahre sind ver¬
schiedene Bauten der Zeit und dem Brande zum Opfer
gefallen. Heute tritt uns ein ernstes Bauwerk mit Neben¬
gebäuden aus Bruchsteinen entgegen. Es birgt in seinem
Frieden eine Schloßkapelle und einen Bildersaal. Besonders
bemerkenswert ist seine Umgebung, mit prächtigen gärtneri¬
schen Anlagen und friedsamen Waldwegen.
Biedenkopf.
Benachbart Laasphe, auch an der Lahn, liegt das ehemalig
hessische Städtchen Biedenkopf. Von seinem bewaldeten
Bergkegel schaut noch die alte Burg mit ihrem runden Berg¬
fried trutzig ins Land. Ihr Panzer, die zinnengekrönte Ring¬
mauer, hält noch den Stürmen stand. Burg und Städtchen
mit ihrer Umgebung bieten ein überaus malerisches Bild.
Siegen.
Siegen, das „Krönchen" des Landes, trägt auf seinem
Hügel das sogenannte obere oder alte Schloß. Das Jahr
seiner Erbauung ist unbekannt. Baulich ist das Schloß von
mäßiger Bedeutung.
Nicht mehr erklingt
hier Speer und
Schild, nicht mehr
Horido und Hussa.
Die Freimaurerloge,
das Anna-Helenen¬
stift für Waisen
und das Siegerländer
Museum haben hier
eine Unterkunft ge¬
funden. Von hier
aus beherrscht der
Blick ein schönes
Fleckchen Erde. —
Das untere Schloß,
auf dem Schlo߬
platz, birgt heute das
Amtsgericht. ImErd-
geschoß des Mittel¬
baues befindet sich
die Fürstengruft.
Durch ein reichver¬
ziertes Tor gelangt
man zur geweihten
Stätte des Friedens,
welche Fürst Johann Moritz errichten ließ, unstreitig der
bedeutendste und volkstümlichste Fürst des Hauses Nassau-
Oranien. Als Held aus dem 30jährigen Kriege berief ihn der
große Kurfürst zum Statthalter von Cleve, Mark und Ravens¬
berg. Johann Moritz war auch Heermeister des Johanniter¬
ordens und starb in Cleve im Jahre 1679. Sein Katafalk
und seine Büste sind in der Fürstengruft zu sehen, woselbst
auch noch zahlreiche andere Nassau - Oranier, nach den
Stürmen des Lebens, die letzte Ruhestätte gefunden haben.
Gimborn.
Auf der Wanderstrecke Lüdenscheid, Marienheide, Rün¬
deroth, liegt, unweit der Leppe, Gimborn, von mächtigem
Hochwald umgeben. Bemerkenswert ist das malerisch ge¬
legene Schloß des Grafen von Fürstenberg und die anmutige
Umgebung des Orts.
Kehren wir zu den Gestaden der Ruhr zurück.
Schloß Herdringen,
bei Hüsten, im Tal der Röhr gelegen, ist wohl das schönste
und best erhaltene Schloß Westfalens und Eigentum der
Familie Fürstenberg-Herdringen. Inmitten eines prächtigen
Parkes gelegen, schaut es stolz mit seinen Türmen auf den
Wanderer herab. Nach den stürmischen Tagen der Revolution
ist es innerhalb vier Jahren erbaut und im Jahre 1852 vollendet
worden. Der Baumeister des prächtigen gotischen Baues
ist der Kölner Dombaumeister Zwirner. Beim Anblick des
Schlosses soll Friedrich Wilhelm IV. gesagt haben: „Solch ein
Haus kann ich mir nicht bauen". Es enthält kostbare Kunst¬
schätze, u. a. die weithin berühmten silbernen Kunstschmiede¬
arbeiten des Warburger Meisters Eisenhoit, deren Wert auf
eine Million Mark geschätzt wird. Das Schloß ist an Stelle
des alten Edelsitzes Herdringen errichtet, eine geschichtliche
Vergangenheit hat es nicht. Sehenswert sind auch der
Marstall, der Wagenpark und die Treibhäuser.
Burg Arnsberg.
Von der höchsten Höhe eines lang gestreckten Berg¬
rückens des Arnsberger Waldes, vom Schloßberg herab,
von Bäumen und Buschwerk umstanden, schauen noch die
Ruinen einer einst gewaltigen Burg auf ein von der Natur
vielfach gesegnetes
Stückchen Erde. Am
westlichen Abhange
des Schloßberges ist
noch im Obsthof
der Standort des
obersten Freistuhls
von Westfalen zu
sehen, dessen Stuhl¬
herr, als Reichs¬
verweser, der Erz¬
bischof von Köln
war. — Das mächtige
Schloß wurde ums
Jahr 1077 von dem
Grafen Konrad 11.
von Werl erbaut,
dessenNachkommen
sich nach diesem
Schloß Grafen von
Arnsberg nannten.
Es waren tapfere
und landesväterliche
Leute, diese Grafen.
Allerdings wird be¬
richtet, daß Graf
Heinrich I. seinen Bruder ins Burgverließ habe werfen
und dort verhungern lassen. Zur Sühne habe er im
Jahre IT70 das Kloster Weddinghausen erbauen lassen.
Die Grafen von Arnsberg haben hier drei Jahrhunderte
hindurch residiert. Bei den Kriegen des Kaisers zwischen
Rhein und Weser trugen die Grafen das Reichsbanner.
Vom Erzstift Köln, welches schon lange nach der Graf¬
schaft Arnsberg lüstern war, hart bedrängt, „verkaufte"
der letzte Graf Gottfried IV., der Angriffe müde, das
25 Quadratmeilen große Land gegen eine lächerlich
geringe Summe an das Erzstift, dessen Erzbischöfe hier
hernach glänzende Tage verlebten. Im Jahre 1762 be¬
lagerte Ferdinand von Braunschweig die Stadt, da die
Franzosen — mit Willen des Erzbischofs von Köln — das
Schloß besetzt hatten, und sprengte es in die Luft. Arns¬
berg kam dann im Jahre 802 unter hessische und im
Jahre 1816 unter preußische Herrschaft. Aus den gewal¬
tigen Trümmern des stolzen Schlosses baute die preußische
Regierung — ein Zuchthaus. Sic transit gloria mundi I —
Schloß Herdringen (Phot.: .Tos. Grobbel, Fredeburg-i. w.)
Nr. 2 DEUTSCHLAND
77
Panorama von Laasphe
Im Wittgensteiner Lande.
Von Hermann Ritter.
Die natürliche Grenze des Westfalenlandes wird nach
Süden hin von einem Gebirgsrieg^el g-ebildet, der sich als
Wasserscheide zwischen den Quellbächen von Ruhr und
Lenne einerseits und von Eder, Lahn und Sieg andererseits
darstellt. Bis zu diesem Riegel hin reicht von Norden her
das niederdeutsche Sprachgebiet. Südlich von dieser Wasser¬
scheide ist zwar der Karte nach auch noch Westfalen, man
singt auch dort noch begeistert das kräftig-schöne West¬
falenlied und hält das Umarmen der Mädchen für eine glück¬
selig machende Beschäftigung. Allein zum Land der roten
Erde, zum Volke der so gern die „Skinken des geslachteten
Sweines" verzehrenden Niedersachsen gehört die Gegend
nicht mehr. Hier sitzen an den nach Osten und Süden
springenden Bergwassem Franken, die einst sieg- und lahn-
wärts bis zu dem natürlichen Grenzwall des Sachsenvolkes
vordrangen. Die Bevölkerung des Siegerlandes spricht die
„Kölner Platt" genannte Mundart des ripuarischen oder mittel¬
fränkischen Dialektes, wie er im ganzen Siegtale zuhause ist,
nach oben hin freilich immer
mehr vermischt mit der zum
oberdeutschen Sprachgebiet
gehörigen Mundart, deren
Sprachgebiet sofort jenseits
der Berge beginnt, welche
die Wasserscheide zwischen
Sieg und Lahn bedeuten.
Das Wittgensteiner Land,
das Gebiet an der oberen
Lahn und Eder, ist durch
diese Wasserscheide scharf
vom Siegerlande geschieden
und stellt sich als ein nach
drei Seiten von natürlichem
Grenzwall umzogenes Berg¬
land dar, in welches durch
die einzigen Einfalltore des
Lahn- und Edertales einst
eine fränkische Bevölkerung mit oberdeutscher Mundart bis
zum Stocke des Kahlen Astens vordrang. Von Süden und
Südosten stößt an das Wittgensteiner Land das Katten- oder
Hessengebiet. Seine Bevölkerung hat neben augenfälligen
Eigenheiten doch viele Charakterzüge mit den Wittgen-
steinem gemeinsam. Ursprünglich wird wohl die kattische
Bevölkerung in dünnen Siedlungen das ganze Gebiet bis
zur Sachsengrenze innegehabt haben und ist dann an der
oberen Lahn und Eder von einem starken Strom verwandter
oberfränkischer Einwanderer aus der unteren Lahngegend,
welche vielleicht das Gebot eines Herrschers heraufführte,
durchsetzt worden.
Man wird in der Vermutung, daß die Wittgensteiner
ursprünglich Grenzkolonisten an der Südgrenze des Sachsen¬
landes und Bewohner einer fränkischen Mark waren, bestärkt,
wenn man vom oberen Lennetal her in das Ländchen wandert.
Auf dem Sattel des öden Astengebirges liegt als letzter Ort
des westfälischen Sprachgebietes das Dorf Neuastenberg.
Von hier läuft die Landstraße durch ein trübseliges Gebiet,
vorbei an nackten Berglenden in feucht-kalter Einsamkeit bis
zu dem ersten Wittgensteiner Dorf Girkhausen, wo sofort der
oberdeutsche Dialekt einsetzt. Die Kirche des Oertchens ist
ein Zeuge aus jener fernen Zeit, in welcher die Wittgensteiner
als Grenzwehr dienten gegen die Einfälle des unbändigen
Heidenvolkes der Sachsen. Der Turm der Kirche ist augen¬
scheinlich eine alte Grenz¬
warte. Keilförmig steigt
sein massiver Bau bis zu
dem niedrigen Dache auf.
Dicht unter dem Dache unter¬
brechen seine Flächen kleine
Rundbogenfenster, die Schall¬
löcher der Glocken sind
Merkmale einer kirchlichen
Benutzung des Bauwerkes,
während sonst die gewal¬
tigen Mauern keine andere
Oeffnung als schmale Schie߬
scharten zeigen. In Anbe¬
tracht seines Alters und
seiner historischen Denk¬
würdigkeit hat die Regie¬
rung dem steinernen Grenz¬
wächter eine Restauration
angedeihen lassen, so daß er jetzt von seinem Felsen schier
spaßhaft majestätisch über das arme Girkhausen aufragt.
Seit alten Zeiten haben die Bewohner des Kahlen Astens
eine bescheidene Holzwarenindustrie betrieben; auch Girk¬
hausen nährt sich in der Hauptsache durch diese. Die Dreher
schneiden die Buchenstämme in Rollen von der Länge ihres
Durchmessers und spalten sie in Stücke entsprechend der
Alte Häuser in Laasphe (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.)
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Art Reck xind rd m) j^ einei ttl ewen 5 ^ ;ufj\d dflrori 1 ^ Hrtgenden
Trdüjf&tiö« b^Id riacB batd niäth Imks halb «m seine
, Äc(Uentfn^<!Wj&rfe tu wäbreiid dsr f o r Ibni stehervde DreI^
pi<s HflUEttsehen^Wjrrdigkeii ß^ri^fbfltr^s br neiürßcB das
. StKioiJ, ein von t wei Netiengebäädert flankterler * 410 !tlicHer
und vi0Kän^tHg*:'r fööu^^i^ Mdb^ardenstir^ Bs
fidlb ^11 inerte S üdi ml ä ngen, b esü n d e r^, eia e s el t en
y eilä täTf ^ ^ tio n vö n Sebru fl w:af fetw in ehr ere t v oi lev
den vöa W^Uf öm vön Bschenbach, ein -
ga^^vW^rtvofl fsnjTTtbtjch äns dem <1 JebrWnrUn y^iw.
mii eSiiem Ittag^än; dessen StieV ieia^ir Schtditej , VVi&'ab leb d^ch nnfdaö döfn?ds hei ß<^stkh des
nib iv Span : üni Spnn aus dem ß^d^k ao.^sjfinlcyt oder ‘^dteb t* $tedtchens ■ itn &-bl oßhof riiebt ^ifimd^bt werden durf^.^£^ und
, WerlvoUfeb als diese ist die- Ahorn-?X^ßreii Auch nös Ahorn daS die Mtmerr seines P^tV^es tnü Wappentfe-eif «ua Siirid^l^in
dr«bt tnnn große ßuUerscKüssetln^ die haltbä^ simh daÖ man heSetst ifft- sn gl/jubc Ich d^s Auifnllägst?, was dieses^ O-efcaTjde
me txv, f heiß m Ofställert k ahW ■ ■ b b ne 0 tiren Springe n b^r r e in en d ur cjb re iseneJ^n: 1F r emden bie te j v is?rfthnt au haben ^
ftiirth te n z u in ü s sei>.; H öup ch di e a t d as Ah ö 1 nhöi^ 4*^4 Pe r k tirzeÄte', ^ : vd t* ß® rle h virg n a th Ernteb riic k tauft
Zwecken der f?rf^h^^iörev dnd wd>iir über öd® BeoTgydekirn und Kdhen/bietet nber dem.
scKlägerti, Quirlen Uiui Hhhljfihen SiUedieren Kot^l(wytklEf?äjt»V?ny
Wie auch tum Sc-bnÜreh jier|iher Kochlöffel bejiut^r^
fend die Dre hha nkl? hu il Tritt biret in Bewe g un g g t U
werden^ tiHiti tnnn für den Betnefe der rjfrechslerei diV Kraft
der kleinen tölnby/äfliTS &türit<^ridcn Bergwesser ouüir wodirnch
dieser Betrieb sitjh stis dem t^eKmen der Hauifihdu^lrid Aif^
geinö lK in de n k l eiuer Eö bt lken erwei tart ^ l>rahorei in
dor vorher erwäfinteu: Fortn wüd läusscKließlich 1m
bfitrieben. Dann kehren dkr Männe** welche ittr Sommer
di:nuß«^n als AdstrvfcWri
Maurer, !2iimmeVletue ihr
ßj^t tferdienfen^ ituyhck ;?u:
i h f esn F a m i li en * di* Un te r-^
4^53en die kargen Aecker
fcssteliten. Und gemeiAscKaft^
lieh hegen dflmt alle Fanüliien-
gfteder dom iherg^fhTachten
HolfWhrengflscKdfte öb. Denn
ialU sjiÄi in der Nacht noch
iTtdiey=i?rscl>nejten purlgas^terr:
viefhitftgur ^ (J,cM5ii:hrmwiei>
und iasl. ovTs je>lem der
i^rmikhen Häuser tont das
monötüriie Geräusch der Dreh^^
balken uhd Trittbretter
Als eine Kultilrstätte
er*jteri Ranges und Sitz
kä glichen W 9 WIeWns ■ Vf
^ch^mt d^m: Fremden nach
d^m öden KRhi^n Asten und
Kahlen Asten ui>d dhm unterer) ßdermle hin rächt eindfUck*^
vöOe Fernskhtßn. Als Stumpfe Kegel tütmen sich die Berge
überemunder in der in ihren ttninssen imm*t
vet'wischl durch den Nobeldunst, der dort schläierärtlg hetab-
häng 1 Tönntmivä 1 dev tanft-n gleie:h dutik &in Raupen m deu
Häitgeb der i?riftuchtbn^:ärf Hölien aufweilErntebnick tsl
ein Par venu uhtHerd Hsuptorten und hat
nichts Geringcreis ah mit den beiden eluwhrdtgej^
denzsftidten d&y und Lö^iÄpht^ m ärjn>t-
geiTieinte wiHschafihcVte Kon^^
kurre&i
beditsgtihgen für die
der fceldun StödfO des Xari-d™:
chen^ warän die Seiilbs^r !
biVArx die. Ty rsten* • . ode^: ’ Wift •
rnan dorr sagb die ^tFörschte**x
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Or t ersit d üc ch dip h n
etwas gewofd^Px
Der schd n&te T VU d ös
WiUgehstftinef Landes ist
unstreitig das LöhngvK^L om ;
von un zöh 1 j geti W eibtiäjarn
m i f m u rrn elndeny spnri gbnd
ra u sch fen d eiö' Q y el 1 b Sch eh g'O'^
sp öl l en es R äVjeT hö heti
berge. Von aUeti hlauö^eh^
gegen den her ^hlähgethÄich
dil^ kaJien, klartm Wässeitdb eri
zur .femne ' deTX?hn* Vehlm:
Pölst^t^asse Äul der ßil^sburg b^ivAp^: {Rolhöäfgehirgi?^
tPfKli. H Ch PrhbtL ■ ..
den dürf ü pBdeben der Hohe die Stadt ßetitburg* . dh^, Frische üher 5 \ üI nfr» ynter Erlenbüseheri und
fesideft^ dät :Fl^r$t6lV Sayii^^^ DßS Geiwii^cbi'r 4er Waldsdnger w^iterhüpFt-,
ältere Tßti d«^ Slödtchens thront tmd hängt aiif eihäm ftfr.g'
rücken* dessen Oipfelpanki des ScbloBr mft unfliegtiindbtft
parke einiUTnifv £; das neuere Vte rtel 1 e ufl an o j f i h r g u t eo,
braiiep Sitraße parallel mil jeriem öm- Faßa d^ Hohe dürth
das Tq 1 d«s Od&bornes h Al l es in ainäch t das Städteheti
einen guten, önheimdndert Eindruyfc ^ 3 ^ mFpfge:
Residenzcheräkters weit: vornehinero oIä sie sich andere
WKJd* ^'Tesß, öu^i diäs&n drei Oruridförbep ^e%zi
^kh dftÄ Rhd Wfttgensitvinflr Lhode^s zu.samiFtän* und
jedb d fee r F a rb en t^rtith rrhft ln alleb nur den kb a ten A b-
ihriubgen, iie/firi allein oder gemisicHt mit änderen
poeti^bhe - Stitnm ungsbilde^v lünd^xch 5 flikhe Szenerien* wi:e
man ^le in >Sölr;het Ftilfe, LidbUchkeft -und Abwechslung
T^idh^l läicht wieder fl r ^ t * W i f 1 rn a^n da s W} tP^'’Pnstäm ur Lbo 4
kleine Orte leisten MUben iüetpt gute Unter“ mft ^fftyr ^ndöreb dertTschey Geilend5C^ drängi^^i^
kunft und Verpflegutigf kiüri, ,fe^I (feh Ftämdi^n m vtdär dnwdikiirifth Bilder au5 TT fl ringen in die Erihnörung:-
Beri^sihvmg aufs ang«n«?hmsTv ia FreiUdi habeh Aife cm Waid- u von sdlcliBfr ymlg^stöhigk>e^^^^
dort neben dem fürsthchtn Heiie auch noch ändere* für Krei*» :uud tfauBcKär Abgeschlossenlieit liridef X^di dörf k^um,- BSh
und l.end wich füge Psktoren ihren Wohn*' imd AmfN'fiiiz auh tiisLäW ob luerdäsdeutsdte Mittelgebirge emSch;&it^^^^
g^sriiJagf’riL; Es gibt dort Labd^aitfl^ / Amtsgeriv;hlx Oberr alter ihm rnnglfeanRißfegelieiefr* als ob die chdtpkfeH^^^Kh 9 ■
försti&fei^n und trhie gönze Reihe anderer Minderet und iiöheryr 4etTt?^iche "'^t^aldlEmdschaft hidr Huf der Oränze dfeiärGyrtnönen:-
Gäfeiteti Ubd OäweBhnb^^ Troft‘ dk'säs engert Bdieiniinder*^ ^tÖTOme <d(er älirfe eiyidruck^Voife Sebem^^
woho^dey sd viäiär tUelinhftber glaube ich das heilen ge>::ebelfe htsb^.'; ähl hergverstäcktes Land d^v-
Iiche d^s Stadlchetis ah >tn a nge-neh mbvi e\ ebne a p e, 1 n dessth:): Schlsürchien und Wald«cn ] edes feine £m
zu döffeh. Der EintluB des Fdtsten macbi steh, wie-:iü sichelnt* flnden dey genbönischen örnndtes etrie irherschbpnicbe
in wohl tätiger fuhlhäri An der MvmterkeU; ■ Nähn^ineile lindst man hier weift fliid wandert, auf weit-
sprächigk«a 5e:m€^: Beiyöhn^^r merkt: m ebeo 'sif sehj\mjt:-'^ in den gewaltigen XVafdern. in denen noch
öb der Sprache/4*43 im Vv’^irigrehstefet L^ ein ifthderer der Hk.^cb aut den KegelspiUen der Berge, wo der
Germttnbn^ptm ah jenseits 4vf Berge hatrsL ’ S Kutn: di.*rpb dfe Bhünie schnaubt und W o tan mr t dem m Iden
Nr. 2 DEUTSCHLAND
79
Heer auf tiefjag-enden Wolken heranreitet, überall fühlt man
sich wohl und beglückt in seinem germanischen Empfinden,
als sei man bei der Urmutter seines Stammes zu Gaste.
Wie das Land, so ist das Volk, ein Menschenschlag, an
Gemüt tief wie seine Wälder, fröhlich, wie die Wässerlein,
die von den Bergen springen, sangeslustig, wie die Vögel im
Baumwipfel. Es ist reich an eigenartigen Individuen, an
spintisierenden oder schalkhaften Köpfen, an Originalen, die
ja naturgemäß prächtig gedeihen müssen in einer Landschaft
voll origineller Launen, einem Gebiet, das so vielen seiner
Bewohner gestattet, mit Haus, Hütte, Lebensgewohnheiten und
Tun ungehindert vom großen Haufen abzurücken.
Vom großen Haufen zu reden ist im Wittgensteiner
Lande eigentlich eine Uebertreibung. Einen großen Haufen
gibt es nur bei den Waldbäumen, eine riesige Armee sogar,
lieber die Hälfte des Kreises Wittgenstein ist mit Wald
bedeckt, und davon entfällt auf den im südlichen Teil liegen¬
den Besitz der fürstlichen Familie Wittgenstein-Hohenstein
allein ein Komplex von 56000 Morgen Wälder, in deren
Verwaltung sich fünf Oberförstereien teilen. Neben
diesen geschlossenen Forsten, die von Bergeshöhen mit
etwa 650 Meter bis zu den tiefen Talsohlen niederreichen,
spielt das offene Wiesen- und Ackerland nur eine geringe
Rolle. Es drückt sich bescheiden an die Berghänge und
dringt in schmalen Talzipfeln aufwärts in die Forsten. In
seinem Gebiet liegen die verhält¬
nismäßig spärlichen Siedlungen
der Bewohner, die zu Dörfern
und Dörflein zusammengedrängten
schwarz-weißen oder schiefer¬
schuppigen Fachwerkhäuser der
Bauern und das Gemeinwesen,
das der Wittgensteiner kurz und
stolz als die Stadt bezeichnet, das
Städtchen Laasphe, der Haupt-
und Residenzort des südlichen
Ländchens. In Laasphe merkt
man, wenn man nicht zufällig das
Firmenschild eines Hof-Schusters
oder -Schneiders entdeckt, vor¬
läufig noch nichts von der Nähe
einer fürstlichen Residenz. Ein
regsames Städtchen von altem Schrot und Korn ist der in
eine an die Lahn anstoßende Talmulde gebettete Ort.
Sieben Täler treffen unmittelbar bei Laasphe zusammen.
Zwischen jedes dieser stets andere liebliche Szenerien bietenden
sieben Täler schiebt und türmt sich waldreiches Gebirge mit
einer Unmenge verschiedenartig geformter Kuppen. Alle diese
Kuppen neigen ihre Häupter hinab zur Stadt Laasphe. So
liegt die „Perle des Wittgensteiner Landes" mitten im Herzen
einer ganz eigenartigen, hervorragend schönen Gebirgs- und
Waldlandschaft eingebettet.
Laasphe, die Hauptstadt der ehemaligen Grafschaft
Wittgenstein-Wittgenstein, kann wohl auf ein Alter von
1100 Jahren zurückblicken. Von den früheren Festungsmauern
und -türmen sind nur noch wenige Reste erhalten geblieben.
Als ältester Zeuge der Vergangenheit erhebt sich oberhalb
Laasphes mitten in weiten Buchenhallen das Stammschloß
der Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. In der Nähe
steht das Kneebusch-Denkmal, zum Andenken an den Er-
schließer des Sauerlandes und den Herausgeber des ersten
— übrigens heute noch beliebten — Sauerlandführers, vom
Sauerländischen Gebirgs-Verein gesetzt. Ein reizender Spazier¬
weg führt aufwärts. Zuerst sieht man rückblickend die Stadt
mit ihren zu dichter Masse zusammengepreßten Schiefer¬
dächern und dem einem Löschhom täuschend ähnlichen Kirch¬
turm vor sich. Nicht allein vom Schloßberg aus genießt
man herrliche Fernsichten, nein, alle die vielen Höhen, die
Laasphe so herrlich umkränzen, bieten unvergleichliche Aus¬
blicke. Wohin man den Fuß lenkt, überall umfängt den
Wanderer schier endloser, abwechslungsreicher Hochwald, da¬
zwischen sind saftig-grüne, einsame Wiesengründe — Aesungs-
plätze für die Hirsche und vielen Rehe — eingestreut. Als
Standquartier für Touristen eignet sich daher die saubere Stadt
nicht minder, als für Ausspannung suchende Großstädter.
Das entzückende Ilsetal, das wundervolle Lahntal, das liebliche
Laasphetal, um nur einige zu nennen, bieten neben den vielen
aussichtsreichen Höhen Gelegenheit zu mehr oder minder
genußreichen Wanderungen (Edertal, Hatzfeld, Sackpfeife usw.).
Die am Schloß gelegenen Wälder und Gartenanlagen
bieten den Laasphern wundervolle Spazierwege. Vom Schloß
aus führen unter anderen herrliche Waldwege zum hoch¬
gelegenen Stünzelplatz und zum Dorfe Saßmannshausen,
einer weiteren Wittgensteiner Merkwürdigkeit. Dort haust
seit Jahrhunderten ein Trüppchen Zigeuner, und zwar mit
hoher obrigkeitlicher Konzession als ehemalige Fürstlich
Wittgensteinsche Staatszigeuner. Ein Graf aus dem alten
Geschlecht brachte dieselben einst mit aus der Fremde und
siedelte die braunen Spitzbuben im romantischen Lahntale
an. Die Sage will, die Zigeuner hätten dem Grafen einst
im Siegerland das Leben gerettet und seien aus Dankbarkeit
in Saßmannshausen angesiedelt worden. Einer prosaischen
Ueberlieferung nach haben die Fürsten die „Heiden" als
Botenläufer und Spione benutzt.
Jedenfalls sind die einstigen
Untertanen niemals sehr entzückt
von der Gesellschaft gewesen, und
erst in unsem Tagen bequemen sich
die Zigeuner, wahrscheinlich infolge
fortgesetzter Vermischung mit
einheimischen Korbflechtern und
Hausierern, sogen. „Mäckessern",
dazu, bei Bauern und in Fabriken
regelmäßige Arbeit anzunehmen.
Die spaßhafte Seite der alten
Verhältnisse ist dem munteren
Sinne der Bevölkerung am ge¬
läufigsten geblieben. Unzählige
Schnurren weiß man zu erzählen,
für deren Fortsetzung bis in die
neueste Zeit die Bürger von Laasphe oder „Lose" eifrig
sorgen. Eins der schönsten Ereignisse aus den letzten Jahr¬
zehnten ist die Schlacht in und bei Biedenkopf. AJs stramme
preußische Patrioten wurden die Laaspher durch die Sieges¬
nachrichten 1866 in einen Taumel der Begeisterung versetzt.
Sie zogen eines schönen Tages, Musik an der Spitze, in
starken Haufen und mit der Melodie „Ich bin ein Preuße" in
die hessen-darmstädtische Nachbarstadt Biedenkopf ein.
Allein die mutige Besitzergreifung mißlang gänzlich. Die in
patriotischem Schmerz rasenden Biedenköpfer, Männlein und
Weiblein, schlugen wütend auf die Eindringlinge und jagten
sie aus der Stadt zurück über die Grenze. Es ist zum Tränen
lachen, wenn ein alter Laaspher im Dialekt diesen Argo¬
nautenzug schildert. Etwas Gemütlich-Humoristisches liegt
nämlich schon in der Mundart des Ländchens. Wie traulich¬
herzerwärmend hört es sich beispielsweise an, wenn eine im
Kartoffelfeld arbeitende Bauernfrau mit ihrem rot-weißen
Kühchen spricht, das mit dem Wagen am Straßengraben hält
und verdrießlich muht I „Ei, du mei' Klanes, mei Bleßche, ich
hon ach noch gor net met der geschwätzt on noh der geguckt I"
Will man Laasphe und die Laaspher in der Glorie ihrer
ganzen fröhlichen Gemütlichkeit sehen, so muß man sie zum
Schützenfest besuchen, muß die majestätische Parade an-
sehen, den Zug durch die Stadt, den Festplatz, und vor allen
Dingen muß man tanzen auf dem grünen Rasen und die vielen
hübschen, fröhlichen „Märercher" der Stadt kennen lernen.
Siegerländer Bauemgehöft im Dahlbruch
80
DEUTSCHLAND Nr.2
Das Sieg^erland.
Von Dr. Hans Kruse, Siegen.
Es ist eine Laune der Geschichte, daß das Siegerland
mit dem Sauerlande in einem Atemzuge genannt wird, daß
der Sauerländische Gebirgsverein sein Arbeitsfeld auch im
Siegerlande suchen kann. „Siegen liegt im südlichen West¬
falen", so lernt man im erdkundlichen Unterrichte, und das
südliche Westfalen ist gleichbedeutend mit Sauer- oder
Süderland. Da wundern wir uns nicht, wenn man von
Fremden gar zu hören bekommt: „Siegen liegt im Sauer¬
lande". Schuld daran sind die Diplomaten des Wiener
Kongresses, die vor nun bald hundert Jahren das ehemalige
nassau-oranische Fürstentum Siegen zu Preußen schlugen.
Preußen teilte das Siegerland dann der Provinz Westfalen
zu, ohne Rücksicht auf seinen geschichtlichen Werdegang
und auf die Stammeszugehörigkeit seiner Bewohner zu nehmen.
Aber der Sauerländische Gebirgsverein kann den Herren des
Wiener Kongresses dankbar für ihre Willkür sein, ist doch
das Siegener Land ein ebenso eigenartiges als schönes Gebiet.
Der Sprachforscher weiß, daß er hier von Norden
kommend den Boden der mitteldeutschen Mundart betritt.
Im Sauerlande haben wir die südlichsten Vorposten der alten
Sachsen, im Siegerlande wohnen Rheinfranken, und zwar
deren östlichste Siedler. Davon legen Sprache, Sitten und Ge¬
bräuche der Siegerländer noch heute Zeugnis ab. Hört man in
Welschenennest, dem „Ende der Welschen", wie der Name viel¬
leicht zu deuten ist, der letzten Station im alten Sachsenlande,
noch: Tahl, eten, hoapen, maken usw., so lauten diese Worte
jenseits der Wasserscheide zwischen Lenne und Sieg: Zahl,
esse, hoffe, mache. Es liegt hier die das Niederdeutsche von
dem Mitteldeutschen scheidende Konsonantenverschiebung vor.
Und wer offenen Auges zum Fenster der Bahn hinausschaut.
der beobachtet, daß die im Fluge vorbeieilenden ersten
Siegerländer Dörfer ein anderes Aussehen haben, als die im
Sauerlande. Geschlossener gruppieren sich die Häuser an¬
einander, wenn auch jedes noch mit Garten und Hof umgeben
ist; das hochgiebelige Haus ist noch vorherrschend, aber
ohne die Toreinfahrt an der Giebelseite. Vieles erinnert
namentlich im Norden des Landes an die westfälische Bauart,
aber je weiter wir nach Süden kommen, um so mehr gewinnt
die fränkisch-hessische Bauart an Boden.
Seit dem 13. Jahrhundert gehört Stadt und Land Siegen
den Grafen von Nassau, die von der Lahn aus vordringend
in langen Kämpfen mit dem benachbarten Adel, vor allem
mit den Kölner Erzbischöfen, um den Besitz des Sieger¬
landes haben streiten müssen. An der glänzenden Geschichte
des Hauses Nassau-Oranien hat das Siegerland lebhaften
Anteil genommen, vor allem auch an der Befreiung der
Niederlande. Von der nördlichen Grenzhöhe des Sieger¬
landes sind die Heere ausgezogen, die Wilhelm der Schweiger
in der Heimat gegen die Spanier gesammelt hatte. Eine
bewegte, politische, religiöse, vor allem auch wirtschaftliche
Geschichte hat das Siegerland. Selten werden sich in einem
so kleinen Territorium die großen Dinge der vaterländischen
Geschichte mit solcher Klarheit widergespiegelt haben, als
im Siegener Lande. Das gilt besonders von den wirtschaft¬
lichen Fragen.
Das Siegerland kann als die Wiege der westdeu tschen
Eisenindustrie gelten. Schon alte keltische Siedlungen be¬
weisen die frühe Ausnutzung der reichen Eisenerzlager der
Siegerländer Berge. Die Ueberlieferung läßt Wieland, den
Schmied, aus der Stadt Siegen stammen. Schon im 15. Jahr-
Alt-Siegen (Nach dem Gemälde von J. Scheiner)
Nr. 2 DEUTSCHLAND 81
hundert wurden im Siegerlande über 40 Hütten« und Hammer¬
werke betrieben. Hier ist der erste Hochofen gebaut worden, und
Siegener Berg« und Hüttenleute sind schon im 12. Jahrhundert
an der Erschließung der Erzlager im Sächsischen Erzgebirge
beteiligt gewesen. Das Siegerland ist die Heimat jenes vorzüg«
liehen Stahles, der die Solinger und Remscheider Fabrikate bis
in alle Welt hinein bekannt gemacht hat. Aus dem Stahlberg
zu Müsen, der 1313 zum ersten Male erwähnt wird, hat man
jahrhundertelang das Eisenerz gefördert, auf das der Ruhm
des Siegener Eisens sich gründet. Hat das Siegerland zu«
nächst das Eisen seiner Berge bis zum kleinsten Verbrauchs«
gegenstände weiter ver¬
arbeitet, so hat es
später sich mehr und
mehr auf die Ge«
winnung von Roh«
eisen und Rohstahl
beschränkt und die
Weiterverarbeitung an
die benachbarten Ge¬
biete, an das Kölnische
Herzogtum Westfalen,
die Grafschaft Mark
und das Bergische Land
weitergegeben. Berg«
bau und Eisenindustrie
sind heute noch mehr
als früher die Haupt«
erwerbsquellen des
Landes. In langerReihe
begleiten Hochofen-
werlce, Gießereien, Ma«
schinenfabriken, Blech¬
walzwerke, Walzen«
gießereien die dasLand
von NOrden nach Süden
durchquerende Ruhr«
Sieg - Bahn, während
die oft hoch auf
den Bergen liegenden
Förderschächte der
Eisengruben von der
Betriebsamkeit unter
der Erde zeugen.
Verdient nun dieses
Land von Eisen und
Stahl mit seinen rau«
chenden Schloten an
dieser Stelle erwähnt
zu werden, kann es
den Wanderstab des
Fremden anlocken ?
Oder tut der nach Luft,
Natur und Romantik
hungernde Großstadt«
mansch, der Sauer¬
ländische Gebirgsvereinler aus dem Industriebezirk, nicht
besser daran, kehrt zu machen, wenn er an die Grenzpfähle
des SiegCTlandes kommt? Wir möchten ihm ein lautes
Neinl entgegenrufen. Das Siegerland ist reich an all dem,
was er sucht. Wir laden ihn zunächst zu einem kurzen
Besuch der alten Bergstadt Siegen ein. Im Bädeker freilich
hat Siegen keinen Stern, und selbst der Kneebusch be¬
handelt die Stadt recht stiefmütterlich. Was wir von der
Bahn aus sehen, ist allerdings wenig versprechend; da ist es
Siegen ergangen wie so mancher mittelalterlichen Stadt. Die
Neuzeit mit ihrem entsetzlich nüchternen Baustil, mit ihrem
völligen Unverständnis für die Schönheit unserer alten Kultur¬
Siegen; Nikolaikirche (Phot.: W. Scheiner, Köln-Deutz)
landschaft hat auch das Stadtbild von Siegen, das einst das
Auge und die Zier der Nassau genannt wurde, empfindlich
beeinträchtigt. Aber man steige auf die umliegenden Berge und
wandere durch die Straßen der Altstadt und man wird dieses
charakteristische Städtebild, wenn man überhaupt Verständnis
für die Schönheit einer mittelalterlichen Stadt hat, auch heute
noch besonders liebgewinnen. Eins freilich fehlt diesem Bilde,
die Farbenlebendigkeit. In ihrem überreichen Schiefergewande
hat die Stadt etwas Ernstes, Düsteres, als wolle sie die schwere
Arbeit im Dunkel der Erde oder vor den glühenden Eisen¬
massen der Schmelzöfen, die ihre Bewohner nun schon von
jeher gepflogen, ver¬
sinnbildlichen. Kaum
aber wird eine Stadt
eine schönere Sil¬
houette haben als das
alte Siegen. Wie
eine vielgezackteKrone
liegt die Stadt auf
dem Siegberge. Das
„Krönchen" heißt sie
darum im Volksmunde.
Und mancher Edel¬
stein schmückt diese
Krone. Am Ende
der kurzen Bahnhof¬
straße, jenseits der
mit Berg« und Hütten¬
mann geschmückten
Siegbrücke, betreten
wir das Gebiet der
Altstadt. Da zeigt
der wuchtige Bau
des unteren Schlosses
mit der vorgelagerten
Martinikirche,daß einst
hier ein stolzer Herren¬
sitz gewesen ist.
Das einfach schlichte
Schloß mit der Gruft
der Oranier ist erbaut
von Johann Moritz von
Nassau « Siegen, dem
Brasilianer, welcher
Brasilien für die west¬
indische Kompagnie
den Portugiesen abge¬
nommen hat, dem
kunstsinnigen Fürsten,
nach dessen Plänen die
Berliner Straße „Unter
den Linden" angelegt
ist, dem ersten Statt¬
halter der preußischen
Lande an Ruhr und
Rhein. Das Siegener
den Anlagen, welche
Schloß kann sich nicht messen mit
holländische Künstler für ihn in Cleve, in Sonnenburg in der
Mark, dem Sitz des Johanniterordens, dessen Meister er war,
oder im Haag im Moritz-Haus geschaffen haben. Aber was
es für das alte Städtebild bedeutete, zeigt das nebenstehend
wiedergegebene Scheinersche Gemälde. Wie ein wuchtiger
Riegel scheint es das auf den steilen Hang des Siegberges
gelagerte Häusergewirr vor dem Herabgleiten zu bewahren.
Mit den beiden der Stadt zugewandten Flügeln rahmt das
Gebäude einen Platz von seltener Schönheit und feiner
Stimmung ein. Fast noch stärkere Wirkung als der Platz
vor dem Schloß übt der höher gelegene Marktplatz. Hat
82 DEUTSCHLAND Nr. 2
dort fürstlicher Absolutismus etwas Großes g-eschaffen, so ist
es hier freier, selbstbewußter Bürgfersinn gewesen. In langer
Reihe umrahmen stattliche alte Patrizierhäuser diesen Platz;
ein Giebel grüßt den andern. Die Fronten der Häuser, heute
meist verschiefert, sind eher ernst als schön zu nennen;
aber hinter dem Schiefergewande mag bei manchem Haus
noch wertvolle Holzschnitzerei verborgen sein, wie bei dem
kürzlich freigelegten Spickermannschen Hause, das mit seinen
reichen Renaissanceschnitzereien ebenso gut in Hildesheim
oder Nürnberg stehen könnte. Der Platz wird beherrscht
von der Nikolaikirche, einem romanischen Sechseckbau,
dessen gewaltiger vier¬
eckiger Turm aus dem
15. Jahrhundert stammt.
Mit seiner kunstvollen,
schmiedeeisernen Krone
ist dieser Turm das Wahr¬
zeichen des Stadtbildes.
Von den meisten Straßen
der Altstadt aus wird er
gesehen, alle umliegen¬
den Höhen scheint er zu
überragen und bildet in
der feinen Silhouette der
Stadt den Mittelpunkt.
Von seiner Galerie aus
sieht man die alte Berg¬
stadt wie aus der Vogel¬
schau. Wer aufmerksam
schaut, sieht, wie in
diesem Häusergewirr doch
Sinn und Ordnung ist. Da
ist keine einzige Straße,
die in schnurgerader Linie
den Berg hinaufführte,
alle schmiegen sie sich
in feingekrümmter Linie
dem Gelände an, so daß
jedes Haus, jeder Giebel
zur Geltung kommt. Da
liegen um den Markt
herum, an der Kölner-
und Marburgerstraße, die
Häuser der Kaufleute,
durch einen Hof von
ihnen getrennt an der
Hinterstraße die Lager¬
und Wirtschaftshäuser.
An der Südseite des
Marktes, in der Höh-
slraße, der Hundgasse, der
Metzgergasse und ihren
Seitengäßchen standen die
Wohnungen der kleinen
Leute, und weiter unter¬
halb in der Schlossergasse, der Löhrstraße, am Pfuhl, am
Kohlbett, da hatten die vornehmsten Gewerbe der Stadt
ihren Sitz. Noch erinnern die Namen der Straßen daran.
Was wir heute in unsern modernen Städten so ersehnen, die
mittelalterlichen Städte haben es schon gehabt, die Trennung
von Wohn- und Industriestadt. In dem gewerbereichen
Siegen hat sich dieses Bedürfnis schon früh herausgestellt,
sagt doch eine Verordnung aus dem Jahre T561, daß die
Handwerker, „so mit stettigem fewer und großem gedhummel
und schlagen umbgehen, als schmid, Schlosser, Pfannen¬
schlager, desgleichen Metzler und Loerhandwerk gestanks
halben, so durchs schlachten und das lohen gemacht werden,
in eine sondere gaßen geordnet werden und mitten in der
Stadt ein Handwerk zu treiben nit gestattet werde". Die Spitze
des Siegberges krönt das obere Schloß oder richtiger die
Burg Siegen, durch Zwinger und Graben noch deutlich als
mittelalterliche Burg erkennbar. Von weiten Gärten umgeben,
birgt der Bau inmitten der alten Befestigungsreste viel
Romantik, seine weiten Räume dienen als Waisenhaus und
beherbergen die Sammlungen des Siegerländer Museums.
Im Schatten dieser Burg hat Peter Paul Rubens seine erste
Kindheit verbracht. Von ihren Mauern hat man manch
schönen Ausblick auf das neuzeitliche Siegen, das vom Kranz
der Wälder umrahmt auf den den Siegberg umgebenden Bergen
hinaufwächst. Hier haben
die letzten Jahre unter
dem Einfluß des Heimat¬
schutzes manch schönes
Haus erstehen lassen.
Der Freund romantischer
Schönheit, der Städte¬
bauer, sie beide kommen
in Siegen auf ihre Kosten.
An der Ostseite des
Schlosses vom Krebs —
den Grundmauern eines
alten Befestig^ungsturmes,
aus, hat man einen weiten
Lug ins Land. Da schweift
der Blick das Hüttental
hinauf nach Sieghütte,
Weidenau und Geisweid;
wohl hundert Essen senden
ihre Rauchwolken gen
Himmel. Wer noch nichts
von der Poesie der Arbeit
verspürt hat,dersteige auf
diesen Punkt nicht nur bei
Tage, auch zur Nachtzeit,
wenn das Feuer aus den
Essen loht und das rot-
glühendeEisen die dunklen
Schatten der Berge in
Purpur taucht. Und dieses
Bild der Arbeit ist um¬
rahmt von einer friedlichen
Landschaft. Kulissenartig
schieben sich die Berge
des Landes ineinander, die
stillen Täler, denen die In¬
dustrie noch fern geblieben
ist, mit ihren freundlichen
Dörfern verdeckend. Im
Norden schließen Kindels
berg und Martinshardt mit
ihren charakteristischen
Formen, das Wellenmeer
der Berglandschaft hoch
überragend, das Bild ab, jene sagenumwobenen Berge, aus
deren Schoß der Siegerländer Bergmann schon seit einem
Jahrtausend die Schätze der Erde herausholt.
Und wandern wir nun hinaus in dieses Land, in seine
Täler und Berge, so sehen wir, wie seine Bewohner es in
seltener Weise verstanden haben, die Natur in ihren Dienst
zu stellen. Der Kreis Siegen ist einer der waldreichsten
Kreise der preußischen Monarchie — und doch findet der
Wanderer hier nur selten schattige Buchen- und Eichen¬
wälder. Das Siegerland ist die Heimat der Hauberge. Ehe
Steinkohle aus dem Ruhrbezirk nach Siegen gebracht wurde,
war die Siegensche Eisenindustrie auf Holzkohle angewiesen.
Zur Gewinnung guter Holzkohle eignete sich das Holz junger
Kiefern am freien Stuhl im Dollenbruch
Im Hauberg beim Loheschälen (Phot.: P. Weller, Betzdorf»
Nr. 2
18—20jähriger Stämme besser als das gespaltene Holz dicker
Stämme; die Kohle bleibt fester und zerbröckelt nicht. So
zog man den Niederwald dem Hochwald vor, trieb ihn alle
18—20 Jahre ab und säte in den abgeholzten Schlag, nach¬
dem er ausgeräumt und gebrannt war, Roggen; hoch auf
den Bergen finden wir daher wogende Roggenfelder. Da der
Hauberg meist Eichenbestockung hat, bot die Rinde der
jungen Eichen eine treffliche Gerberlohe; so entstand im
Siegerlande schon früh eine große Sohllederindustrie, die
heute allerdings immer mehr an Bedeutung verliert, da
sie den Konkurrenzkampf mit den mit ausländischen Gerb¬
stoffen arbeitenden Schnellgerbereien nicht bestehen kann.
Aber noch immer sehen wir im Frühjahr Frauen und Kinder
in den Hauberg wandern, den Berg zu räumen, d. h. ihn
vom Unterholz frei machen, im Juni die Männer die Lohe
schälen, und im Herbst vor der Roggenaussaat den Brasen
brennen. An den Grenzhöhen trifft man wohl auch noch
Kohlenmeiler und wird dadurch an das ehemals im Sieger¬
land so verbreitete Köhlergewerbe erinnert. Die Haubergs¬
wirtschaft hat den Wohlstand des Landes sehr gefördert, indem
sie seinen beiden Erwerbsquellen, der Industrie wie der Land¬
wirtschaft, in gleicher Weise diente. Sie gibt dem Siegerlande
auch heute noch, trotz der zunehmenden Fichtenaufforstung,
sein landschaftliches Gepräge. Der Niederwald läßt die
Formen der Berge klarer hervortreten als der Hochwald, und
stets hat der Wanderer einen weiten Blick über die Berg¬
kuppen bis zu den mannigfach geschwungenen Horizontlinien,
oder in die saftigen Wiesengründe, an deren frischem Grün
das Auge sich labt. Auch in den Wiesentälern zeigt sich der
praktische Sinn des Siegerländers. Die Siegener Kunstwiese,
mit ihrem den Graswuchs so fördernden Bewässerungssystem,
ist wie der Hauberg gleichfalls ein Ergebnis der besonderen
wirtschaftlichen Verhältnisse des Landes. Die steilen Berg¬
83
hänge und die schmalen Täler bieten wenig Ackerboden.
Darum hat man in dem stark bevölkerten Lande schon frühe
der Viehzucht besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der
Hauberg bot dem Vieh guten Weidgang, und durch die künst¬
liche Bewässerung der Wiesen wurde der Graswuchs bedeutend
gefördert. Noch heute sendet die Siegener Wiesenbauschule
ihre Zöglinge als Wiesenbaumeister in alle Welt hinein.
Also nur getrost den Wanderstab in das Siegerland
hineingesetzt, ohne Scheu vor dem Lärm und Rauch seiner
Industrie. Nicht nur zu kurzer Wanderung. Es gibt der Orte
viel, wo es sich lohnt, auch längere Rast zu nehmen, sei es
in Siegen selbst, auf der luftigen Höhe des nahen Rödgen, im
Schatten der Hochwälder, an den Quellen von Lahn, Sieg
und Eder, im Waldheim unter den Klostermauern von Stift
Keppel, oder in der Stille der Landstädtchen Hilchenbach und
Freudenberg. Und wer das Land und seine Bewohner lieb
gewinnen und verstehen will, der nehme Jung-Stillings Jugend¬
geschichte zur Hand, die Jugenddichtung und Selbstbiographie
des großen Siegerländers, die Goethe so entzückte und von
der Freiligrath gesungen hat:
Als Knabe schon von Berg- und Hüttenmännem
Hab' ich entzückt ein kleines Buch gelesen.
Es führte mich zu frommen Kohlenbrennern
Und ist ein herzig's kleines Buch gewesen.
Ein rechter Spiegel alter Bauerntugend,
Mit Name hieß es Heinrich Stillings Jugend.
Das war die erste deutsche Dorfgeschichte,
Die hat mit Lied, mit Märchen und mit Sage,
Die hat in Einfalt und in eitler Pflicht
Das Gold im Volke treu geschürft zutage.
Die ließ mich schau'n durch ihrer Meiler Schwelen
Im festen Umriß starke, mut'ge Seelen.
DEUTSCHLAND
Sauerländische Talsperren.
Von Erich Feldhaus.
Der blauen Augen in den Landkarten des deutschen
Westens sind wenige. Was der Norden und Süden in
Fülle hat, müssen die fluß- und gebirgsreichen Lande
am Rhein und in Westfalen entbehren. Was sind am
Ende die paar Eifelmaare, die in zwei ganzen Provinzen
die einzigen stehenden Gewässer natürlichen Ursprungs
von Belang repräsentieren! Das ist nun freilich anders
geworden seit einigen Jahren. Der Mensch erkannte
den Mangel und bemühte sich um Ersatz. Freilich:
ihm ging es nicht um Schönheit, sie fiel nur als ein
nicht unwillkommenes Stücklein Beigabe ins Werk der
Nützlichkeit. Und doch ist eben sie es, die uns diese
künstlichen Seen, die Talsperren, an denen das
Sauerland so reich ist, so gar lieb und vertraut macht.
Diese Schönheit prunkt nicht durch Größe, weder nach
Fläche, noch nach Ausdehnung. Sie überwältigt nicht
durch gewaltige Höhen. Aber dafür gibt sie eins:
sie schenkt uns verschwiegene, vergessene Geborgen¬
heit, sie schenkt uns Frieden.
Allerdings: solche hohe Güter wollen errungen
sein. Und so führt denn der Weg seitwärts von den
Stätten der Vielen, aufwärts durch das enge Tal zwischen
hohen Waldbergen, durch die ein Flüßlein oder ein
Bächlein hindurchtänzelt. Bald schon sind die letzten
Siedlungen, die noch von Gegenwartskultur eine oft
allzu beredte Sprache führen, von dem letzten Berg¬
vorsprung verdeckt. Was sich dem „Wandersbursch
mit dem Stab in der Hand", den kein Bähnchen, und
sei es noch so klein, zur Bequemlichkeit verführt, von
nun an entgegenstellt, das ist die Vergangenheit. Die
macht sich breit mit lustigem Schwarz-Weiß in den
Giebeln der zerstreut liegenden „Höfe", mit matt-
silbrig glänzendem Schieferkleid alter „Hämmer", über
deren Tor ein verschnörkeltes Rokokoschnitzwerk aus
des Bauerntischlers bester Zeit im lichten Weiß glänzt.
Ein wenig Landwirtschaft, die ihre Aecker und Felder
irgendwo hinterm Berg pflügt, und hier unten im Tal
den Bach durch die Wiesen springen läßt, um ihnen
stets die saftige Fülle zu geben, ein wenig Handwerk
nach Urväter Art, das noch dankbar ist für die kleine
Kraft des Wasserrades, die sich unmittelbar auf den
schweren Gesenkschmiedehammer überträgt — das sind
die beiden Zeichen, die sich in die Natur dieser Ein¬
siedelei prägen.
Verweilen wir einen Augenblick noch bei dem
stillen GewässerdesHammerteichs, dessen grüne
Wellen mit zierlichem Gekräusel das langgestreckte
Dreieck erfüllen. An der äußersten Spitze fließt ein
Seitenlauf des Talbaches ein. Hohe Dämme um¬
spannen die Wassermassen, die hier in ihrem Speicher
ruhen. Zur Linken unten zischt der weiße Sprudel
unterm Schütt her, den Ueberschuß an Kraft weisend,
die nicht vom Hammerrad gebraucht wird. Wie köstlich
stehen die drei Giebel der Werkstatt vor dem Kopf¬
ende des Wasserspiegels! Nur ihr Obergeschoß ist
dem Wandersmann noch sichtbar, denn mit den Mauern
des Erdgeschosses stehen sie am Fuße des Dammes.
Klar spiegelt sich das saubere Bildlein, spiegelt sich
der blaue Rauch, der aus dem gedrungenen Kamin
aufwirbelt, in der gleißenden Fläche. — Dies kleine
84 DEUTSCHLAND Nr. 2
Gewässer: es ist eine Talsperre. Es erfüllt ihren
Zweck, es zeigt ihre Merkmale. Freilich: wir würden's
nicht so nennen. Es gibt ihrer Dutzende in den
gewerbreichen Tälern, etwa der Ennepe, oder des
Hasperbaches. Sie schmücken die Einsamkeit, die
trotzdem hier herrscht. Und diese Einsamkeit wird
groß, wird vollkommen, wenn man so an die zwei
Stunden aufwärts gepilgert ist, wenn der wechselnden
Kuppen immer und immer neue auftauchen, wenn man
ganz das Gefühl verloren hat dafür, daß es überm
Berge auch noch Menschen gibt, wenn man zu glauben
beginnt, daß die kleinen Wegelein, die hier und da
aus einem schmalen Seitentälchen aufwärts biegen,
in die Vergessenheit führen müssen. Dann — eine
letzte Wegbiegung liegt hinter uns, da steht auf einmal
ein gewaltiges rauhes Etwas mit breiten Füßen mitten
im Grün von Wald und Wiese, stemmt sich mit
grauem, breitem Rücken eines Riesen stumm und starr
gegen ein Unsichtbares. Und oben über das graue
Gefels rauscht und
rinnt es in langen
weißenSträhnen —
einWasserfall I Wir
wissen nun, diese
Mauer ist die
Sperrmauer, da¬
hinter staut sich
eine große Wasser¬
masse, welche der
Mensch hiergegen
den Willen der
Natur in seine Ge¬
walt gebracht hat
und nach seinem
Willen zwingt.
Ein Weg führt
hinauf auf die
Höhe, führt zur
Krone des Mauer¬
werks, dessen rot-
gedachteTürmchen
gegen den blauen
Himmel leuchten.
Der Wandersmann
schreitet das glatte,
breite Band ab, das sich über dem leichtgeschwungenen
Bogen der Mauer spannt. Sein Auge ruht entzückt auf
der weiten Fläche eines Gebirgssees, dessen Wellen der
Wind leise streichelt, in dessen Wasser sich belaubte
Höhen als Spiegelbild versenken und über dem jene
Ruhe steht, die das Sehnen des Städters ist. Zwar, nicht
alle Talsperren des Sauerlandes kennen diese feierliche
Stille, oder doch nicht zu jeder Zeit. Haben schon
die meisten ihr mehr oder weniger großes Gasthaus
am Ufer, so sind manche denn auch zu Ausflugstätten
geworden, und das Wasser der einen oder anderen
hallt wider von Gesang oder fröhlichem Jauchzen,
wenn die Kähne oder Motorboote ihre Furchen ziehen.
Warum das so verschieden ist? Das bringt uns zu
der Frage nach der Entstehung der Talsperren. Es
war die Jahrhunderte hindurch so: Im Sommer, da
war der Bach störrisch und wollte bald kein Wasser
mehr hergeben, und die Hammerteiche liefen leer.
Dann gab es stille Tage; denn die Dampfkraft war
damals noch nicht gefesselt und ist auch später nicht
mit ins Gebirge hinaufgeklettert, wo ihr die Kohle
fehlte zum täglichen Fraß. Im Winter aber, wenn der
Schnee schmolz, oder im Frühjahr, wenn der Regen
die Wochen hindurch fiel, dann gab's Wassernot. Das
Tal wurde zum Flußbett. Der wechselnden Sorge galt
es zu steuern. Inzwischen waren auch die Städte auf
die Suche nach neuen Trinkwassergelegenheiten
gezogen. Sie wurden größer, und ihre Brunnen wollten
nichts mehr hergeben. So zogen sie über Land, fanden
da stille Täler, und die erste unter ihnen, Remscheid,
ging mutig voran und baute das erste Sammelbecken
im Eschbachtal im Bergischen Land, das noch heute als
eines der drei bergischen Weltwunder mit Schloß Burg
und der Müngstener Brücke allsonntäglich überlaufen
wird. Was die Berger konnten, haben die Märker immer
gekonnt I Und alsbald entstanden kleinere und mittlere
Sammelbecken im Füelbecketal, in der Heilen-
becke, im Haspetal. Und die Pläne zu anderen jagten
sich nun. Mit dem Erfolg wuchs der Mut. Hatte man
bislang sich über einen Fassungsraum von 2 Millionen
Kubikmeter nicht hinausgewagt, so wurde nun mit der
Ennepetalsperre die zehnte Million überschritten.
Und dieses Sperr¬
becken, eines der
vier im Jahr 1Q04
vollendeten, war für
kurze Zeit das
größte Deutsch¬
lands und für ein
Jahr auch das
größte Westfalens.
Diesen Rang mußte
es dann an die
Hennetalsperre
bei Meschede ab¬
treten, die noch
700000 Kubik¬
meter mehrWasser
enthält.
Mit der Wen¬
dung zu dem Bau
großer Talsperren
hat es seine beson¬
dere Bewandtnis
gehabt. Die Trieb¬
werkstättenbesitzer
und die einzelnen
Städte würden ihrer
nicht bedurft haben. Aber man erkannte nun, nachdem
sich der Talsperrengedanke einmal durchgesetzt hatte,
daß mit ihm Größeres zu erreichen sei, daß auch
die Regelung der S tromverhältnisse eines
ganzen Flusses von Rang möglich sei. Die Ruhr,
Westfalens Hauptgewässer, litt schon lange in den
heißen Sommermonaten an Auszehrung. Die Städte
des Industriegebiets und die großen Werke hatten sich
in ihrem Tale mit mächtigen Pumpstationen eingenistet
und, als die Ausbeute an Wasser in die Hunderte Millionen
stieg, mußte freilich der Wasserstand der Ruhr darunter
leiden. Ihn zu regeln, schienen die Talsperren berufen,
die zu unterstützen, schuf man den Ruhrtalsperren¬
verein. Die Ruhr fürderhin vom Schmutz der Kanäle
freizuhalten, tat sich die Emschergenossenschaft zu¬
sammen, und es wurde der Grundsatz aufgestellt: die
Ruhr ein Trinkwasserfluß, die Emscher ein Schmutz¬
wasserfluß. Ein Leitmotiv von außergewöhnlicher Größe,
dessen Klangstärke noch durch die später gegründete
Ruhrgenossenschaft unterstrichen wurde, eine Vereini¬
gung, die sich der Reinhaltung der Ruhr dort widmen
will, wo Schmutzwasser unbedingt in sie abgeführt
werden müssen.
Hennetalsperre bei Meschede (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i.W.)
Nr. 2
m DEUTSCHLAND 85
So war ein ganzer Fluß organisiert, korrigiert. Und
es galt nur noch, ihm die gewaltigen Reserven zu
schaffen, die die neun bisherigen Talsperren (außer
den schon genannten noch die im Verse-, Glör-,
Jubach- und Oestertal) zusammen nicht leisten
konnten. Denn sie fassen
doch ;,nur'* 32,4 Millionen
Kubikmeter, während die
eine Urfttalsperre in der
Eifel allein bereits 45 Mil¬
lionen enthält. So s ch i e n
es nur ein gewaltiger
Sprung für den an große
Abmessungen noch nicht
Gewöhnten, als der Ruhrtal¬
sperrenverein imJahrel908
den Bau eines Riesen¬
beckens auf eigene Rech¬
nung beschloß, eines Be¬
hälters von etwa 130 Mil¬
lionen Fassungsfähigkeit,
dieTalsperre imMöhne-
tal. Sie ist heute vollendet und soll in diesen Wochen
ihre Weihe empfangen. Eine Weihe, von der man
hofft, daß sie durch die Anwesenheit des Kaisers
gekrönt werden wird. Ist sie doch nun für eine Zeit¬
lang Deutschlands größte, bis ihr die schon begonnene
Edersperre an Westfalens Grenze diesen Rang streitig
machen wird. Bei der „Möhne" zu weilen, an ihr zu
studieren, wie die Menschen die Natur zu ihren Gunsten
verändern, lohnt.
Talsperren zu bauen, hat uns Meister Intze gelehrt,
dessen Denkmal die Hennesperre ziert und in dessen
Sinne seine Schüler heute schaffen. Der Bau erfordert
viel Vorstudien. Die Wasserläufe müssen auf ihre
Menge in verschiedenen Zeitabschnitten geprüft werden,
das geeignetste Gebirgstal mit möglichst engen, hohen
Wänden, mit sicherem Felsgrund und womöglich fern
von den Stätten der Menschen, die den Boden verteuern,
muß gefunden werden. Und wenn dann der Bau be¬
schlossen ist, wenn die Transportbahn mit ihrem
Geschrei und Gekreische das Tal erfüllt, dann kommen
mit ihr Bruder Italiano oder Kroat und tragen ein
Lagerleben für drei oder vier Jahre in einen Land¬
strich, der derlei, wenn je, so gewiß nicht seit den
wilden Kriegen der Vergangenheit gesehen hat. Alles,
was nun kommt, nimmt Riesenabmessungen an. Die
wühlenden Menschen reißen ein gewaltiges Loch in
die Erde, die Baugrube, bohren einen Tunnel in eine
Seitenwand des Gebirges,
um den Strom des Wassers
zeitweilig vom Bauwerk ab¬
zuhalten, und schaffen
damit den sogenannten U m-
laufstollen. Und dann
wächst jahraus, jahrein das
Mauerwerk von der Sohle
auf, die oft fast so breit wie
die Mauern in der Höhe
mißt. Stein für Stein wird
sorgfältig gepflegt, nur
Baustoffe höchsten Wertes
können angewandt werden,
denn es handelt sich um
ein Werk, dessen Mängel
schwere Gefahr bringen
würden. Endlich ist dann die Krone erreicht und mit
ihr hat man sich der einzigen Zier zugewandt, die
solch eine Wand von Stein verträgt. Die ersten Mauern
waren da noch etwas unbeholfen, bei der „Möhne"
und neuerdings bei der Listertalsperre mit ihren
22 Millionen Kubikmeter zog man den Künstler zu Rat,
der die Bogen des Ueberlaufswehrs und die Dächer der
Schieberhäuschen formte und der Mauermasse so etwas
von ihrer Kälte und Härte nahm, ohne ihr doch die
ruhige Wucht zu rauben.
Bei der „Möhne" (die ihre überschüssige Wasser¬
kraft, wie die meisten Sperren, einem Elektrizitätswerk
zuführt) gab es nun weitere Aufgaben zu lösen. War
sie doch so groß geworden, daß es ausgeschlossen war,
menschliche Siedlungen zu umgehen. Es mußten
größere Plätze verlegt werden; eine Reihe von Straßen,
die einst das Tal durchquerten, mußten nun über
den See geführt werden. So erlebt man hier zum
erstenmal, daß die weite Wasserfläche von langen
Viadukten überspannt wird. Bauwerke von einer
eigenartigen Schönheit, die sich gleich alten Römer¬
brücken ins Wasser stellen. Trotz dieser Steigerung
Möhnetalsperre, Viadukt bei Delecke
(Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i. W.)
86 DEUTSCHLAND Nr. 2
der Schwierigkeiten und trotzdem diese Sperre mit
21 Millionen Mark mehr kostet als alle anderen Sauer-
ländischen Talsperren zusammen, stellt sich dennoch
der Aufstau des Wassers in ihr am billigsten, kostet
nur 16,2 Pfg. pro Kubikmeter gegen 70 Pfg. zum Bei¬
spiel bei der Hasper Talsperre. — Solch technische
Dinge allerdings sind für die Mehrzahl unter uns
Aeußerlichkeiten, Beiwerk. Und doch möchte man
wünschen, daß, wer für die Folge den Reizen der
Sperrseen des Sauerlandes wandernd nachstrebt, beides,
Schönheit und Hochgefühl für die Taten einer Zeit
gewinnen möge, die Bauwerke für die Ewigkeit hin¬
setzte. Schöpfungen, den Pyramiden gleich. Wer
beides erfaßt, mag froh sein und stolz zugleich.
Die Tropfsteinhöhlen des Sauerlandes.
Von Julius Schult (Essen a. d. Ruhr).
In der Natur ist ein
ewiges Leben, Werden
und Bewegen. Nicht nur
auf der Erde sehen wir
diesen Goetheschen Satz
bewahrheitet, auch tief
im Schoße unseres Pla¬
neten wirkt und schafft
die Allmutter Natur in
stiller Bescheidenheit.
Viel jahrtausendlanges
unterirdischesWirken hat
Wunderwerke höchster
Vollendung in den Tropf¬
steinhöhlen geschaffen.
Ungestört und unbe¬
achtet wuchsen dort
unten unendlich mannig¬
fache Tropfsteingebilde,
so herrlich und kunstvoll,
daß wohl keinesMenschen
Phantasie Schöneres zu
ersinnen vermag. — —
Risse und Spalten in Kalkfelsen wurden vor undenkbaren
Zeiten von fließendem Wasser ausgehöhlt, der Wasserspiegel
sank nach und nach, und schließlich trat er ganz zurück,
eigentümlich geformte, wild zerklüftete Schluchten und Höhlen
hinter sich lassend. Durch den harten Kalkfelsen sickerte
nun das Wasser unter Lösung winziger Mengen kohlen¬
sauren Kalkes bis zu den Höhlungen. An einzelnen Stellen
sammelten sich die Tropfen. Waren sie leicht, blieben sie
an der Decke hängen, verdunsteten und setzten unmeßbar
kleine, kristallisierte Kalkteilchen an. Aus unzähligen Teilchen
wurden wundervolle, hängende Gebilde, wie Zapfen, Vorhänge
und Gardinen, die sich wild durcheinander zu phantastischen
Bildern gruppierten. Die schwereren Tropfen aber fielen
von irgendeinem Vorsprunge oder den in der Bildung be¬
griffenen Stalaktiten hernieder, ganz gleichmäßig, immer auf
dieselben Stellen; so entstanden in vielen zehntausenden
Jahren die aufstrebenden Säulen, die Stalagmiten.
Wachsen sich auf diese Art zwei Säulen von oben und
unten aus entgegen, dann denkt man unwillkürlich an zwei
Liebenden, die einander zustreben. Es gehört eine ewige
Liebe, eine undenkbar lange Geduld dazu, bis die Tropfstein^
gebilde, oft nach Hunderttausenden von Jahren erst, zur
endgültigen Vereinigung gelangen. Hat jedoch der Kalk¬
felsen seine Feuchtigkeit verloren, dann hören eines Tages
die Tropfen auf, und die Liebenden harren vergebens des
ersehnten Vereintseins; sie grämen sich, sterben und ver¬
wittern allmählich. Stellt man sich einmal vor, wie lange
die Natur gebraucht hat, um die oft bezaubernd schönen
Säulengebilde zu schaffen, dann kommt man zu Vergleichen
mit den Ewigkeitszahlen der Astronomie. In der gleichen
Zeit, in welcher der ewige Jude bei Annahme von täglich
40 Kilometer Wegleistung die Entfernung zwischen Erde
und Sonne hin und zurück durchwandern könnte, schuf die
Künstlerin Natur ein nicht zu starkes Tropfsteingebilde von
der Höhe eines Menschen.
In Deutschland kann man das Sauerland als das Land
der Tropfsteinhöhlen bezeichnen. Ein halbes Dutzend
mehr oder weniger schöner Höhlen sind bereits erschlossen;
wie viele mögen noch in seinen ausgebreiteten Kalkfelsen
des ersten Besuches menschlicher Wesen harren?
Wandert man durch den herrlichen Arnsberger Wald
auf Warstein zu, dann wird der Schritt gehemmt beim Anblick
eines schroff aus einer Wiesenfläche emporsteigenden Berg¬
kegels von etwa 35 Meter Höhe, des Bilstein. Vor mehr
denn 25 Jahren guckten neugierige Jungen einmal etwas
tief in die Klüfte und Höhlen dieses Felsens und entdeckten
dort Tropfsteingebilde. Nach der Erschließung zeigte sich
eine Höhle, die in Verbindung mit drei Hohlräumen steht.
Während man im eingeschlammten Lehm der Kulturhöhlen
Reste aus der Steinzeit, Waffen, Feuersteingeräte, Bernstein¬
schmuckstücke, Rennlier- und andere Knochen fand und an
einer Felswand die Aufschrift „Theodor von Metternich,
August von Haxthausen, F. Carl von Brenken 14. III. 1813
Vivat Germania" (s. das Gedicht von Johanna Baltz in vorl.
Nummer), erfreute sich das Auge in der Tropfsteinhöhle
besonders der wild zerklüfteten, wechselvollen Schlucht¬
gestaltungen. Wirr durcheinander lagern riesige Kalkstein¬
blöcke auf dem Boden umher und erschweren den Durchgang
durch die bis zu 18 Meter hohen Tropfsteinhallen.
Nicht sehr weit von der Bilsteinhöhle ist vor wenigen
Wochen eine weitere Tropfsteinhöhle entdeckt worden. Hinter
Brilon liegt im lieblichen Hoppecketal Messinghausen,
umgeben von mehreren Kalkfelsen. Einer dieser enthält die
noch unerschlossene Höhle. Beim Durchgehen und -klettern
erkennt man deutlich einen lebensgroßen Elefantenkopf;
drei herrliche weiße Säulen stehen kerzengerade in einer
Reihe, gleichmäßig abgestuft, und dahinter erstrecken sich
lange, schmale und hohe Spalten mit kristallisierten Tropfstein¬
säulen und kleineren Gebilden. Auch hier lagern mitten in
den großen Räumen hohe Steinblöcke wild durcheinander,
als wenn soeben erst ein heißer Kampf von Giganten getobt
hätte. Zahlreiche Tropfsteingletscher rinnen aus den Seiten¬
schluchten und warten auf die bewundernden Blicke der Menge.
Neben diesen beiden Tropfsteinhöhlen im östlichen Sauer¬
land zählt das westliche vier zu den größten Sehenswürdig¬
keiten. Nahe bei Binolen im freundlichen Hönnetal liegt die
vor 25 Jahren entdeckte Reckenhöhle. Beim Eintritt in diese
Höhle fallen die scharfen Ränder auf, die den früheren, 8 Meter
höheren Wasserstand der Hönne anzeigen. Aus dem Absatz
von Sickerwasser ist hier die reichste und unerschöpflichste
Mannigfaltigkeit hervorgezaubert. Die Vorhalle mit dem
Kohlgarten, die Säulenhalle mit einer Riesensäule, die Zauber¬
halle, die Kanzelgrotte, die Kapelle, die Kristall- und Gletscher¬
grotten sind die hervorragendsten Abteilungen in dieser an
eigenartigen Tropfsteingebilden reichen Höhle.
Aus dem Hönnetal führt ein angenehmer Weg am hoch¬
romantischen Felsenmeer vorbei zum Dorfe Sundwig, das
einst die älteste Eisenhütte Westfalens besaß. Unmittelbar
an den Ort schließt sich die 1817 entdeckte, aber erst vor
Dechenhöhle: Gnomensäule
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Attendorner Tropfsteinhöhle
Die Dechenhöhle
88 DEUTSCHLAND m^^^^^^^e^i^eeeeeem Nr .2
10 Jahren erschlossene Heinrichshöhle an. Funde zahl¬
reicher Knochenreste, aus denen man u. a. mehrere Höhlen¬
bärenskelette zusammengestellt hat — eins davon beim
Höhlenbesitzer — beweisen, daß die Höhle in grauer Vor¬
zeit als Unterschlupf für diese Tiere gedient hat. In den
verschiedenen Lehmschichten der Höhle steckt noch eine
Unmasse von Knochen vorzeitlicher Tiere. Das gleiche
Interesse als hierfür darf aber die Höhle beanspruchen. Die
sehenswertesten Teile darin sind die Kegelgrotte, die Säulen¬
halle, die Dolomiten und
der Gletschergang mit
fiedermaus- und burg¬
ähnlichen Gebilden. Ein
reizender Bienenkorb und
ein Leuchtturm lassen
das Auge staunen über
die Vielgestaltigkeit des
Tropfsteins. Und weiter be¬
wundern wir die Elefanten¬
grotte, die Moschee, den
hohen Dom und den be¬
zaubernd schönen Thron¬
saal. An der Decke zeigen
sich Versteinerungen und
winzige Tropfsteinzäck¬
chen, wie an Hirsch-
Geweihen. Dazwischen
gähnen überall tiefe
Schluchten und Spalten
aus dem Dunkel heraus.
Rasch noch ein Blick zu¬
rück in die unteridirsche
Prachtfülle, und dann
wiederhinein in den Früh¬
lingsonnenschein.
Iserlohn mit seiner
prächtigen Umgebung und
das liebliche Grünetal
durchwandernd, gelangt
man bald zur Dechen¬
höhle. Beim Eisenbahn¬
bau im Jahre 1868 ist die
Höhle zufällig entdeckt
und später nach dem Berg-
haupimann von Dechen,
ihrem ersten Erforscher,
benannt worden. Bald
wird die etwa 300 Meter
lange Höhle um weitere in
neuerer Zeit erschlossene
Gänge vergrößert. Doch
wir begeben uns hinein:
Ha, welche Pracht I Schau' nach der Decke droben I
Ein Domgewölb' von funkelndem Kristall,
Ein Schleier dort, von der Natur gewoben.
Ein Palmenwald, dort eine Orgel gar.
Und hier ein Wasserbecken, silberklar
Darin die Flut und silberklar die Säulen,
Die sie umstehn I Und hier von blankem Kalk —
O, schaut nur — eines Bischofs Katafalk!
Und dort — o seht — sind es nicht Riesenkeulen?
(E. Rittershaus.)
Großartig und erhaben, überraschend und zauberhaft
schön sind die vielen, unzählig vielen Tropfsteingebilde
dieser Höhle. Dort, wo helles Wasser eingesickert ist und
es ungestört hat walten können, ist die Formbildung am
reichsten gewesen, sind die Farbenreflexe am reinsten und
die kristallinischen Gefüge am klarsten geworden. Ver¬
schiedene Färbungen hat der Zusatz von Eisen oder anderer
Bestandteile ergeben. Erderschütterungen haben dasHerunter-
stürzen gewaltiger hängender Tropfsteinsäulen bewirkt, die
nun chaotisch durcheinander liegen. Und so bietet sich uns
denn ein Bild von unvergeßlicher, märchenhafter Schönheit
im Scheine der verschiedenfarbigen Beleuchtung. Ueber uns
hängen zierliche Kronleuchter aus blendendweißem Tropfstein,
vor uns bewundern wir sich aus dem Wasser auskristalli¬
sierende Kalkspatkristalle in herrlichen Formen, neben uns
sehen wir dünne Gardinen, die wie mit Stickereien durchwebt
sind, und in der Ferne
häuft sich Vorhang auf
Vorhang; ein Zauber¬
gemach umgibt uns.
Einige Schritte weiter
aber erstaunen wir noch
mehr beim Anblick der
Alhambra, eines gewal¬
tigen, mit unzähligen
Säulen, Zacken undZapfen
angefülltenWundersaales.
Die Phantasie schweift
in weite, weite Fernen
und findet sich nicht eher
zurück zur Wirklichkeit,
als bis wir den Ausgang
der Höhle erreicht und das
vor uns sich ausbreitende
schöne Landschaftsbild
im hellen Sonnenlicht
daliegen sehen. Der Blick
schweift gen Süden, dort¬
hin, wo die schönste
Tropfsteinhöhle Deutsch¬
lands liegt.
In herrlicher Umgebung,
zu Füßen des Schlosses
Schnellenberg breitet sich
Attendorn, die alte
Hansastadt, aus. Lange
wenig beachtet, wurde
die lindenumkränzte Stadt
erst durch die 1907 durch
einen Sprengschuß ent¬
deckte Tropfsteinhöhle
weiteren Kreisen bekannt.
Heute hat ihr Name
besonderen Klang. Zehn¬
tausende pilgern alljähr¬
lich zur Attendorner
Tropfsteinhöhle und
staunen immer wieder
über diese besondere
Sehenswürdigkeit des Sauerlandes. Nicht im Durchlaufen in
großen Scharen, nein, im stillen Genießen offenbaren sich
die unendlich vielen Reize und die tausenden Wunderwerke
der fleißigen Natur. Der Stürzenberg, ein weißleuchtender
hoher Kalkfelsen, birgt die reichen Schätze der Attahöhle.
Treten wir ein in das Zauberreich. Jeder Schritt erschließt
dem staunenden Auge neue Schönheiten und entlockt dem
Munde neue Rufe des Entzückens und Wohlgefallens.
Der Blick drängt in geheimnisvolle Tiefen,
Die weiten sich bis zur Unendlichkeit —
Und horch I es klingt, als ob uns Stimmen riefen
Aus fernem Lande der Vergangenheit. (Johanna Baltz.)
In 43 Abteilungen zerfällt die weite Höhle. Wir wandeln
hindurch wie in einem Märchenlande. Um uns tiefe, geister¬
hafte Stille; leise nur, in gleichmäßigen Abständen tropft es
von der Decke. Nur die Natur spricht zu uns in ihrem
Nr. 2
DEUTSCHLAND 89
Schaffen und ihrer Kunst, in ihrer Größe
und Schönheit. Wird auch zuerst das Herz
beklommen, bald ist man an die fremd¬
artige Umgebung, in der „alles fließt^,
gewöhnt und atmet wieder frei. Aber von
Bewunderung voll, gehen wir nur langsam
durch die Fülle unschätzbarer Herrlich¬
keiten; dort, wo ganz hervorragende Bilder
sich dem Blicke bieten, wie in der Giganten¬
halle mit ihren mächtigen Felsblöcken,
in der Brückenhalle, beim großen Tropf¬
steinwasserfall, in der Kerzenhalle oder in
der prächtigen Alhambragrotte verweilt
unser Fuß gar zu gerne. Die gewaltige
Zentralhalle mit wer weiß wie vielen
kristallklaren Säulen, Säulchen, Zapfen und
Zäpfchen, mit zahlreichen schneeweißen,
bis zu 5 Meter langen Gardinen, mit
einem besonders hübschen Kronleuchter
und einem Palmenhain, der Feensaal
mit tausend und abertausend feinster
Stalaktiten in stets wechselnder Form,
Anordnung und Farbe, die Wolkenhalle,
an deren Decke die Tropfsteine schweren
Gewitterwolken gleich sich gebildet
haben, alle diese Abteilungen fesseln uns
lange; und doch ist dies nicht alles,
nicht das schönste in der Höhle. Eine
zierliche altdeutsche Ritterburg, ja ein ganzes Schweizerdorf
und eine Alpenlandschaft hat die Natur hier unten hervor¬
gezaubert. Bis zu 4 Meter hohe, schlanke, schneeweiße
Säulen, wie von Künstlerhand durchwirkte, gleichmäßig
gefranste Gardinen, majestätisch herabwallende Gletscher in
Ein Türklopfer aus Breckerfeld
(Phot.:
allen Farbenschattierungen, perlen- und
muschelartige Gebilde, zierlichen Reh¬
kronen ähnliche Gestaltungen, unver¬
gleichlich schöne Deckenkristalle, der Kopf
eines gewaltigen Höhlendrachen, diese und
noch viele andere herrliche Tropfstein¬
bildungen imponieren uns durch ihre eigen¬
artigen Formen und Farben. Wohl die
prächtigsten Hallen sind aber die blaue
Grotte, die sich weit in den Berg hinein¬
schiebt, der Kristallpalast mit unzähligen
Bodenkristallen, die im Lichte wunderbar
erstrahlen, und mit einem kunstvollen
Glockenspiel, und endlich der Thronsaal
der Fürstin Atta, dessen Hintergrund in
bedeutender Höhe wie ein riesiges
Landschaftsgemälde von wundervoller
Plastik erscheint.
Nur schwer kann man sich von dem An¬
blick dieser Märchenwunder trennen; über¬
wältigend und unvergänglich sind die Ein¬
drücke, die man auf der Wanderung durch
die unvergleichlich schöne Tropfstein¬
höhle empfangen hat. Ewigkeitsgedanken
wurden im Innersten geweckt. Eine Stunde
des reinsten Genusses, der reichsten
Empfindungen liegt hinter uns. Wir
sprechen, nein, wir fühlen es nur nach,
was W. Uhlmann (Bixterheide) so schön ausgesprochen hat:
„Mich faßt ein Sehnen, ernst und namenlos.
Schon ist der letzte, fernste Klang verrauscht.
Und ich bin rein und ich bin tief und groß.
Und meine Seele schweigt und lauscht — und lauscht."
Köster, Hagen)
Kunst und Kunstgewerbe im Sauerland.
Von Meyer-Schönbrunn.
Das Sauerland, das Touristengebiet von Hagen bis Brilon ferner in dem schön gelegenen und städtebaulich interessanten
und südlich bis zur hessischen Grenze, ist ein herbes bergiges Arnsberg das Hirschberger Tor von Joh. Conr. Schlaun.
Stück Erde, dessen Schönheit und
Charakter für den aus den Städten
flüchtenden Menschen die Wald¬
einsamkeit bedeutet, die noch keines
Menschen Hand entweiht hat. Diese
Abgeschlossenheit und Unberührtheit
hat die Landschaft jedoch in alter
Zeit nie ganz in künstlerischem Wett¬
bewerb mit dem reichen Münsterlande
und den Städten Soest und Paderborn
treten lassen.
Die Grafen von Altena (von der
Mark) verlegten, als sie mächtiger
wurden, ihren Sitz in das reichere
Tiefland nach Hamm. Erst in späterer
Zeit hat sich ein bescheidener fürstlicher
Luxus in den umgebauten Burgen
Schnellenberg und Hohenlim¬
burg, sowie im fürstlichen Schloß zu
Berleburg entwickelt. Als einzig¬
artige Ausnahme muß allerdings der
kostbare Schatz der Fürstenberger auf
Herdringen hervorgehoben werden, der
in dem berühmten Kirchensilber des
Anton Eisenhoit gipfelt. Von
Architekturen seien noch erwähnt das
Rathaus und die Pfarrkirche in
Brilon und das Derkertor daselbst;
□ Museum Folkwang in Hagen: □
Eingangshalle mit Brunnen von Georges Minne
der in Münster das Residenzschloß
erbaut hat. Eine Ausnahme ist auch
der vorgeschobene Posten reicher
Jesuitenkultur, den wir an dem Torso
der Stiftskirche von Büren be¬
wundern. Indes stehen alle Bau¬
denkmäler der Renaissance und des
Barock hinter den gleichzeitigen
Bauten des benachbarten Rheintales
und Münsterlandes erheblich zurück.
Eisenhoit war übrigens Warburger und,
so viel wir beurteilen können, ein weißer
Rabe unter den Handwerkern des Sauer¬
landes; seine Technik stellt ihn neben
die ersten Meister der Renaissance.
Es versteht sich, daß die künst¬
lerischen Anregungen, von denen das
Sauerland im übrigen zehrte, aus
den Städten der umliegenden Ebene
eindrangen, insbesondere von Soest
und von Köln. Erst später in der
Renaissance macht sich besonders
der Einfluß Aldegrevers in der Holz¬
schnitzerei der nördlichen Gegenden
des Sauerlandes bemerkbar. Im
18. Jahrhundert griffen die Einflüsse
aus weiter Ferne in das handwerkliche
Leben hinein. Pigage, der französische
QO
DEUTSCHLAND
Nr. 2
Architekt, baute damals das Schloß Benrath bei Düsseldorf.
In seinen Diensten stand Eberhard Haarmann aus Hag*en,
der dann die Formen des kultiviertesten Rokoko in die
märkische Heimat trug und dort das Haus Hark orten baute.
Es steigert in kühnen Umrissen und in der Wohlabgewogen-
heit seiner grün-schwarz-weißen Farben und leicht gewellten
Linien das bergische Haus zu einem stolzen Bürgerbau. Die
herrlichen eingelegten und geschnitzten Schränke, die diesen
Stil zeigen, entstammen wahrscheinlich einer Schnitzer¬
schule der alten Hansestadt Breckerfeld, in der auch Haar¬
mann seine erste Ausbildung empfing. Die schönsten Beispiele
findet man in Neuenhof bei Lüdenscheid und im Hause
Harkorten bei Hagen.
Der Wanderer, der
bei seinenTouren durch
das Sauerland mit der
Bevölkerung inFühlung
zu kommen weiß, wird
hin und wieder auf
alten Bauernhöfen noch
Truhen, Schränke und
Betten auffinden, die
bis in das 16. Jahr¬
hundert hinaufreichen.
Das meiste allerdings
ist zerstört und vieles
davongetragen; einiges
in die Museen von
Dortmund und
Hagen gerettet. Da¬
selbst findet man
auch die wenigen
Werke der Kleinkunst,
die uns aus früheren
Jahrhunderten erhalten
sind. Keramik und Glas
aus heimischer Arbeit
gibt es nicht, wohl
aber Metallgerät der
mannigfachsten Art.
Gehören die Sensen
und Klingen, die Feilen
und Messer, die man in
den Tälern der Volme
und Lenne fertigte,
auch nicht dem Kunst¬
gewerbe an, so tragen
doch kunstreicheGitter
von ausgeschmiedetem
Eisen und Türklopfer
aus Messing das Ge¬
präge eines oft hochent¬
wickelten Geschmacks.
Der schönste Türklopfer, welcher der Wirtschaft Böing in
Breckerfeld entstammt, befindet sich jetzt im Folkwang zu
Hagen. Das Museum hat ihn durch eine getreue, in der
Fachschule zu Iserlohn gefertigte Kopie ersetzen lassen.
Im 19. Jahrhundert hat sowohl die Baukunst als auch
das Kunstgewerbe jegliche Tradition verloren. Der üble
Einfluß der Technischen Hochschulen und Baugewerkschulen,
an denen das Studium entlegener Stile den Sinn für boden¬
ständige Kultur ersetzen mußte, hat in wenigen Jahrzehnten
das Bild aller jener Städte, Dörfer und Täler gründlich zer¬
stört, die an dem wirtschaftlichen Aufschwünge der Zeit
Anteil hatten. Es wird vieler Liebe und manches Jahr¬
zehntes bedürfen, um diese Schändung der Heimat zu
tilgen. Der Sauerländische Gebirgsverein erblickt eine seiner
vornehmsten Aufgaben darin, die Natur vor dieser Zerstörung
durch Winkelarchitekturen zu bewahren. Natürlich kommt
es hierbei nicht auf eine Kopie überlebter Formen an,
sondern auf bewußte Pflege und Ausbildung des Sinnes für
Schönheit und Harmonie. Auch mit dem Materiale der
Neuzeit, mit Beton, Glas und Eisen, und ohne die Zwecke der
Neuzeit zu schmälern, lassen sich Bauten aufrichten, die in
reinstem Einklänge mit der Natur und der Tradition der Ver¬
gangenheit stehen.
Die Stadt Hagen vor allen ist seit 12 Jahren ein Schau¬
platz solcher Versuche geworden. Die großen deutschen Bau¬
künstler der Gegenwart: Peter Behrens, Riemerschmid,
van de Velde, Lauweriks, Schumacher haben hier
Vorbilder sowohl für
das reiche Haus des
Fabrikanten wie das
schlichte Heim des
Arbeiters geschaffen.
Sie haben gezeigt,
wie der wirtschaftliche
Zweck des Fabrikbaues
und die kaufmännische
Bestimmung von Läden
und Bureaugebäuden
den Ausdruck reicher
Schönheit nicht aus¬
zuschließen braucht.
Von den mustergülti¬
gen Geschäfts- und
Fabrik - Bauten seien
hier erwähnt das Tur¬
binenhaus Ha-rkort
in Wetter (Architekt
Taut, Berlin), das Ma¬
schinenbaus V o r s t e r
(Architekt van de
Velde), das Speditions¬
haus Lenkering in
W ehringhausen( Archi¬
tekten Gebr. Ludwigs),
das Bank - Gebäude
O s t h a u s (Architekten
Lauweriks und Keidel),
die Laden-Einrichtung
von Joseph Klein
(Architekt Professor
Peter Behrens) und
der Sitzungssaal der
Hagener T extil-
Industrie (van de
Velde).
Sehenswert ist auch
die von Professor
Riemerschmid ge¬
schaffene Arbeiterkolonie dieser Textilwerke, die in blauen
Steinen mit Schieferdachung sich sehr harmonisch in die grün¬
graue Landschaft des wasserlosen Tales bei Hagen einfügt.
Dieser Kolonie schließt sich jetzt die Gartenstadt Emst
an. Unter Leitung von Regierungsbaumeister Marx und Stadt¬
baurat Figge wird hier den üblen Mietkasernen ungebildeter,
gieriger Unternehmer eine in hygienischer und städtebaulicher
Hinsicht lobenswerte Siedlung gegenübergestellt. Zwischen
den in einheitlichen Materialien aufgeführten Häusern sind
unbebaubar erklärte Grundflächen und Wald eingestreut. Die
ausgesparten Sportplätze sind von der Großstadtjugend
sofort mit Beschlag belegt worden. Der Ausbau einer Renn¬
bahn und eines Stadions ist für später in Aussicht genommen.
Etwa 15 Minuten vor der Stadt Hagen, inmitten der noch
unverdorbenen sauerländischen Landschaft, weit fort vom
Haus Harkorten bei Hagen i. W. — Nach einer Radierung von H. Reifferscheid
□ Aus der von K. E. Osthaus herausgegebenen Mappe Hagener Bauten □
Nr. 2 ÜB
DEUTSCHLAND
91
Rauch und Staub der Industrie, hat Karl Ernst Osthaus im
Verein mit führenden deutschen Architekten, wie Professor
Peter Behrens und Professor van de Velde, die Musterkolonie
Hohenhagen in Angriff genommen, die durch klarste Organi¬
sation der Häuserblöcke und Gartenflächen eine künstlerische
Einheit zu werden verspricht, die mit Stadt- und Dorfbildern
alter Zeit in Wettbewerb treten kann.
In höher gestimmten Gebäuden, wie dem Folkwang
und dem Krematorium in Delstern sind Werke eines ganz
modernen und doch sakralen Stils geschaffen. In diesem
von Peter Behrens erbauten Krematorium befindet sich
ein großes Goldmosaik von E. R. Weiß. Diese Mauer-Intarsia
farbiger Glasstifte mit
eingeschmolzener Gold¬
schicht zeigt drei kniende
Jünglinge (einen segnen¬
den zwischen einem er¬
wachenden und einem
entschlafenden),dieSym-
bole des Werdens und
Vergehens. In großen
Lettern steht darüber
das Goethewort: „Alles
Vergängliche ist nur ein
Gleichnis".
Als der wichtigste
Konzentrations-undAus-
gangspunkt all dieser
modernen architektoni¬
schen und bildnerischen
Bestrebungen ist das von
Karl Ernst Osthaus
geschaffene und von van
de V«lde ausgestattete
Museum Folkwang
zu nennen, das neben
antiken, asiatischen und
exotischen Kunstwerken
und solchen der Heimat
besonders ein Sammel-
und Stützpunkt der mo¬
dernen bildenden Kunst
inDeutschland geworden
ist. Dem Fremden will
es manchmal bedünken,
daß das Museum mit
seinen Schätzen in dieser
Fabrikanten-Gegend, in
diesen sehr materiell
gesonnenen Städten an
einem Platze steht, wo
es nicht in dem Maße
zur Geltung kommen
kann, wie in den Brennpunkten des geistigen Lebens,
in Städten: wie München, Dresden, Berlin und anderswo.
Es gehört der ganze Optimismus und der Glaube an die
kulturelle Zukunft dieses arbeitsreichen Landes dazu, trotz
kindischer Anfeindungen und biedermännischen Mißverstehens
moderner Kunstbestrebungen auf diesem Posten auszuharren
und immer wieder durch Wort und Tat diesen Städten er¬
schreckender Häßlichkeit und anarchischen Städtebaues ein
Führer zu Schönheit und Organisation zu werden.
Von den Kostbarkeiten des Museums Folkwang, das
jährlich Tausende von Fremden in diese Stadt zieht, seien
hier kurz einige wichtige Künstler erwähnt, die selbst in
den hauptstädtischen Galerien zu den Auserwählten gehören.
Es sind vertreten an Bildhauern: Rodin, Meunier, Minne,
Hoetger, Haller, Maillol und von Malern Feuerbach, Daumier,
Millet, Manet, Matisse, Renoir, Signac, Croß, van Gogh,
Gauguin, Hodler,Trübner, Schuch, Rohlfs, Nolde und Bötticher.
Diese letzten drei haben viel im Sauerlande gemalt.
Ferner hat der Folkwang im Deutschen Museum für
Kunst in Handel und Gewerbe das Organ der neuen
deutschen Kunstbewegung geschaffen. Es sammelt die Erzeug¬
nisse der künstlerisch befruchteten Qualitätsarbeit unsererTage:
Drucksachen, Plakate, Metallarbeiten, Holz, Glas, Keramik,
Textilik usw. In den zwei Jahren seines Bestehens hat es
bereits über T 20 Ausstellungen im In- und Auslande veranstaltet.
Ferner hat das Museum eine Silberschmiede er¬
richtet, aus der an Stelle der geschleckten oder überdekorierten
Stanzarbeiten aus Mate¬
rial undZweck heraus ge¬
schaffene Treibarbeiten
hervorgehen.
Als moderne Werke
im Sauerland sind noch
hervorzuheben das Haus
von Dr. Löhnberg bei
Brilon (Arch. H e i n r i ch
Vogeler, Worpswede),
dann der Robert-Kolb-
Turm auf der Nordhelle
bei Lüdenscheid, den
Georg Metzendorf,
der Baumeister der
großen Beamten- und
Arbeiter - Kolonien von
Krupp, errichtet. Im
Rathause von Lüden¬
scheid hängt ein ganz
modernes Gemälde: die
von Walter Bötticher
gemalte Gesamtansicht
dieser schön gelegenen
Bergstadt. Ferner haben
die Architekten Schön¬
berg und E h r 1 i ch
ein Arbeiterdorf bei
Hohenlimburg entworfen,
das gleichfalls in er¬
freulichem Gegensatz zu
der üblichen Architektur
des Landes steht.
Auch der Heimat-
schutz hat hier und
da schon einflußreiche
Gönner gefunden. So hat
u. a. der Landrat von
Fredeburg bestimmt, daß
die traditionelleSchiefer-
deckung in diesem
Städtchen beibehalten und die unschön herausfallende, rote
Pfannendeckung und dergleichen vermieden wird. Heimats¬
und Landschaftsschutz tut diesen von schlechten Industrie¬
gebäuden und Mietkasernen bedrohten Tälern bitter not.
Es wäre nun zu wünschen, daß im ganzen Sauerlande
die anarchisch darauf los bauende Winkel-Architektur durch
einen großzügigen Städtebau ersetzt würde, um so wieder
Möglichkeiten für eine Stadt- und Dorfkultur zu schaffen,
wie diese die deutsche Nation bis etwa zu den 70er Jahren
besessen hat. Gerade das Sauerland könnte hierin Großes
leisten, da das von Naturschönheiten so reich bedachte
Land nicht wie das von Fremden schon seit Jahrzehnten
überflutete Rheintal durch die historisierende „Renaissance-
Barock-Gotik" ä la 1880 gelitten und erst seit wenigen
Jahren die Touristik und der Wintersport dieses Gebiet
Bauernhaus zu Oedingen, Bes. Wacker (Phot.: Blume, Bilstein)
nlllllllllliilllllllillllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllin^^^
92 DEUTSCHLAND Nr.2
H. van de Velde: Haus Hohenhof, Hagen i. W. (1907 —T90Ö)
erobert hat. Man sollte sich nicht damit begnügen,
alte Kunst zu sammeln und romantisch die schönen
Architekturen und harmonischen Städtebilder
der Vergangenheit, wie die von Soest und Nürnberg,
zu bewundern, sondern versuchen, aus der Gegen¬
wart heraus den modernen Stil ohne sklavische Kopie
alter Bauarten zu schaffen, und so die schöne Land¬
schaft durch Akzente menschlicher Schönheit in ihrem Werte
zu erhöhen, anstatt sie durch die üblichen rohen Brand¬
mauern und geschmacklosen Reklamen zu verschmutzen.
Die Sauerland-Ausstellung in Essen.
Gebirge sind Modekinder. Wer da weiß, wie viel
liebe Berge und Täler im deutschen Vaterlande träumen,
während wenige enge Bezirke vom Fremdenstrom um¬
spült werden, der kennt auch die Macht der Massen¬
suggestion, die jahraus, jahrein den Menschen zu
bestimmten Plätzen, auf bestimmte Berge führt. Vieles
hat ja da die Propaganda der Gebirgsvereine gebessert.
Landschaften, die man sonst nicht der Mühe wert
Peter Behrens: Wohnhaus von Oberbürgermeister Dr. Cuno in Eppenhausen bei Hagen i. W. (1909 —1912)
(„Avis der Arrhitektur des XX. Jahrhunderts", mit besonderer Genehmigung^ der Verlog-shandlung Ernst Wasmuth, A.-G., Berlin)
Nr. 2
DEUTSCHLAND
Q3
erachtete, um ihnen selbst nur einen vorübergehenden
Besuch zu widmen, beginnen den Segen der Reklame
zu empfinden. Gesellt sich zu ihm das Glück, daß
dem Lande oder Gebirge ein Dichter oder ein Maler
beschieden wird, so beginnt freilich hohe Zeit für die
Gegend. So ist z. B. die Eifel aus einem Lande an¬
geblicher Unwirtlichkeit ein Fremdenziel geworden,
seitdem Düsseldorfer, wie ein Fritz von Wille, ihre
Schönheiten auf die Leinwand bannten, oder eine Klara
Viebig im Buche das Lied vom Reiz der Eifellande und
der Schwermut im Hohen Venn sang.
So glücklich war das Sauerland, das westfälische
Gegenstück zur Eifel, bislang nicht. Kann es sich an
Schönheit und Vielgestaltigkeit mit der rheinischen
Schwester wohl messen, steht es an geschichtlichen
Erinnerungen zum mindesten
nicht hinter den Gebirgslanden
außerhalb der Rheinlande zu¬
rück, so fehlte ihm doch bis¬
lang der Maler und der Sänger.
Ihn schaffen, steht außerhalb
menschlicher Macht, ihm die
Wege weisen, konnte eine
Aufgabe des Sauerländischen
Gebirgsvereins sein. Dessen
Leitung wußte, daß es vor
allem notwendig ist, einmal im
Lichtbilde zu zeigen, was denn
überhaupt an reifen Früchten
landschaftlicher Schönheit im
Sauerlande gewachsen ist. So
beschloß der Verein aus Anlaß
seines Essener Gebirgsfestes
ein Preisausschreiben für Fach-
und Liebhaber-Photographen
„Das Sauerland im Bilde".
Das Preisausschreiben umfaßte
das sehr weite Gebiet inner¬
halb der Hauptwanderstrecken
des „Sauerländischen Gebirgs¬
vereins". Ein Stück deutscher
Erde, das geographisch nicht
immer mit dem engeren Begriff
vom Sauerland zusammenfällt,
das z. B. schon in den Ruhr¬
landen beginnt und erst im Siegerlande und in Hessen
endet. Die Wahl der Motive war freigestellt. Es
hieß in den Bedingungen: Landschafts-Aufnahmen,
Architekturstücke (Charakteristische Ansichten von
Dörfern und Städten, Plätzen, Kirchen, Bauernhäusern,
Hämmern, Ruinen, Burgen usw.) und Figurenbildern
(Volkstypen und Trachten) sollen in gleicher Weise
willkommen sein. Besonderer Wert wird indessen
auf Aufnahmen gelegt, die altertümliche Formen aus
der Architektur und dem Kunstgewerbe, Haustüren,
Treppenaufgänge, Brunnen, schmiedeeiserne Gitter,
Grabmäler und ähnliches aus vergangener Zeit im
Bilde festzuhalten suchen. Für die Einsender wurden
Preise in Höhe von 1000 Mk. ausgesetzt, darunter
500 Mk. vom Essener Kunstverein, ferner ein Ehren¬
preis der Stadt Essen. Die Ausstellung ist nun im
Kunstmuseum der Stadt Essen untergebracht worden,
wo sie eine Reihe von Sälen füllt. Sie hinterläßt in
glücklicher Weise ein Gesamtbild vom Wesen des
Sauerlandes, führt in seine intimsten Feinheiten. Sie
wird manchem, der von diesem stillen Waldgebirge
bisher wenig gehört hat, die Augen öffnen.
War es nicht möglich, etwa ebenfalls in Form
eines Preisausschreibens, auch die Maler heranzuziehen,
so hat man doch den Versuch gemacht, im gleichen
Rahmen wenigstens das zu vereinen, was bisher an
Schöpfungen von Künstlern, die das Sauerland zum
Gebiet ihres Studiums gemacht haben, bekannt geworden
ist. Neben vereinzelten Namen der Düsseldorfer Schule
begegnet man einer besonderen Kollektion des Alt¬
meisters Eugen Bracht, der
namentlich die Beziehungen
zwischen Industrie und Land¬
schaft in den Ruhrbergen
studiert hat und in der schlafen¬
den Einsamkeit dieser einst
industriereicheren Landschaft
köstliche Motive fand, an denen
erden Zusammenhang zwischen
Arbeit und Natur illustriert.
Das Sauerland hat aus
seiner Abgeschiedenheit keinen
Gewaltigen geboren, weder
an Macht noch an Geist;
immerhin hat es seine Dichter
und Sänger. Eines von ihnen
zu gedenken, will auch diese
Ausstellung berufen sein.
F. W. Grimme, gebürtig aus
Assinghausen im Sauerland,
der verstorbene liebenswürdige
Verfasser von Dichtungen in
sauerländischer Mundart, ist
in der Ausstellung durch ein
eigenes Grimmezimmer geehrt,
das erfüllt ist von Bildern,
Manuskripten und Hausrat des
Dichters.
Es hätte eines ganzen
Museumsbaues für sich er¬
fordert, um das aufzuzeigen, was an Kunsthandwerk,
namentlich an alten Möbeln und Geräten in sauer¬
ländischen Sammlungen und Privatbesitz sich verstreut
findet. Immerhin hat man den Versuch gemacht, an
einzelnen besonderen Stücken — Truhen, Waffen und
dergl. — Beispiele zu geben, was Kunsthandwerker der
vergangenen Tage im Sauerlande an Eigenart zu geben
wußten. — Eine besondere Abteilung an anderer
Stätte schließlich, jedoch im Rahmen der gleichen
Veranstaltung, bilden die Fundstücke geologischen
Charakters, an denen das Sauerland mit seinen be¬
merkenswerten Formationen so reich ist. Weiß doch
auch, um einen Sonderfall zu erwähnen, der Laie schon,
daß sich hier im Zuge des Kalksteingebirges einige
der bedeutendsten Tropfsteinhöhlen befinden. E. F.
Altena: Partie in der Nette
□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□
94 igB 3QQCK)Q e9 e8 8 8 fe ^ 3aag30c g^Q (g3(aii DEUTSCHLAND EB^e£ ^)eee€g3€3tjeeet^»eoeee c c ni Nr. 2
Frühlingssitten im Sauerland.
Von Franz Joseph Koch (Essen).
Eine kleine, feine Doktorsfrau machte mich einmal
darauf aufmerksam, daß im Sauerlande jene Blumen,
die der Landschaft den bunten Charakter gäben, mit
der Jahreszeit immer in der Farbe wechselten. Im
ersten Frühjahr erschienen die weißen Blumen: Schnee¬
glöckchen, Milchglöckchen, Marienblümchen, Wind¬
röschen. Auch überzögen sich dann der Schlehdorn
und der Weißdorn mit Blütenschnee. Daran schlössen
sich die gelben Blumen: Primeln, Löwenzahn, Huf¬
lattich, Frühlingsmorgenstern, Goldregen und gegen
Pfingsten der alles übergüldende Ginster. Mit der
höchsten Sonnenwärme flammten der rote Fingerhut
und das purpurne Weidenröschen an allen Waldhügeln
und Heidehängen auf. In den Feldern gäbe dann der
Roktlee und der Klatschmohn den Ton an. Gegen
Herbst würden die roten Blumen von blauen abgelöst,
von Glockenblumen, Flockenblumen, Kornblumen, Korn¬
raden, Wegwarten, Astern und Enzianen. In ähnlicher
Weise wechseln die her¬
gebrachten Volkssilten und
Volksgebräuche des Sauer¬
landes, vorwiegend im An¬
schluß an die drei Hauptfeste
des kirchlichen Jahres: Weih¬
nachten, Ostern, Pfingsten. —
Das hat seinen Grund darin,
daß die christliche Kirche
die altheidnischen Gebräuche,
denen die Sachsen mit un¬
gewöhnlicher Zähigkeit an¬
hingen, christlich umdeuteten
und die Lehre des Heilandes,
ohne deren Charakter zu ver¬
wischen, der angestammten
Denkart der Sachsen an¬
paßte. Ein köstliches Beispiel
dafür bietet der altsächsische
Heliand, jene gewaltige Evangelienharmonie, die wahr¬
scheinlich ein Mönch der Essen nahegelegenen Abtei
Werden niedergeschrieben hat. Mit der Zeit sind die
vorgenannten Volksgebräuche mit ihren Liedern und
Umzügen mehr und mehr von den Erwachsenen in
die Kreise der Kinder übergegangen. Wenn nun in
dieser Ausführung eine Schilderung der sauerländischen
Frühlingssitten gegeben werden soll, wird es in der
Art geschehen, daß der Verfasser kurz berichtet, wie
er vor etwa zwei Jahrzehnten selbst in seiner sauer¬
ländischen Bergheimat die volkstümlichen Sitten im
lebendigsten Sinne miterlebt hat.
Sonnenvogelsingen:
„Hörst du nicht den Hammerschlag ?
Morgen ist St. Peterstag.
Böser Winter, wirst verbannt I
Schöner Sommer, zieh' ins Land I
Heijaja, Hopsasa I
Morgen ist Sankt Peterstag." (Sömer.)
Mit dem Sonnenvogelsingen hat sich ein Rest alter
Sonnenverehrung erhalten. Es entspricht dem Winteraus¬
treiben in anderndeutschenLandschaften. Am 2. Februar,
dem Feste des hl. Petrus, wird der Sonnenvogel gejagt.
Schon Wochen vorher machte sich ein jeder von uns
Knaben einen großen Sonnenvogel oder Schmetterling
aus Pappe, bemalte ihn mit bunten Farben und nagelte
ihn oben an einen Besenstiel oder eine Bohnenstange.
Jeder Junge mußte sich auch ein kleines Holzhämmerchen
anfertigen. War der festliche Tag gekommen, so zog eine
jauchzende Kinderschar von Hof zu Hof, von Haus zu
Haus. Mit dem hölzernen Hämmerchen wurde taktmäßig
ans Deelentor geklopft und lauthals dazu gesungen:
Riut, riut Sunnenviuel I Kleine Mius, graute Mius,
Sente Peiter is do. All et Unglück tem Hiuse riut I
Sente Tigges kümmet derno. Glücke drin. Glücke drinl
Für ihre Bemühungen wurden die kleinen Sänger
mit Leckerbissen oder mit Nickelmünzen abgespeist.
Darüber sagt ein alter Reim:
„Heer Sünte Peiter, blos in din HörentkenI
Alle gurren Luie giät uns en Körentken."
Palmsonntag:
„Singt dem König Freuden¬
psalmen,
Kommet alle Völker her,
Salem, streu' ihm deine Palmen,
Sieh', dein Friedensfürst ist er!"
So scholl es, wenn wir am
Passionssonntage in derKirche
die Palmen segnen ließen.
Tagelang vorher durchstreiften
wir Feld und Wiesen, um
lange, schwanke Weidenruten
zu schneiden. Sie mußten
goldbraun sein und noch voll¬
ständig geschlosseneKnospen
haben. Etwa 30 bis 40 Ruten
wurden zusammengelegt und
stramm mit weißen Hasel¬
schienen umzogen. Unten
wurde das Bündel glatt ab¬
geschnitten. Oben wurde das Palmbund mit grünem
Buchsbaum besteckt. Manche Hausmütter banden auch
ein paar Aepfel mit hinein. — Bei Gewitterwetter steckt
man im Sauerlande die Palmreiser kreuzweise vor die
Fensterscheiben. Am Ostermorgen wird mit den vor¬
jährigen Palmen in jedem Hause das Feuer angelegt. In
einigen Dörfern nimmt man statt der Weidenreiser Buchs¬
baumsträußchen oder Zweige von der Hülsenkrabbe.
Ostern:
„Jetzt grünet, was nur grünen kann.
Die Bäume fangen zu blühen an.
Wacht auf, stimmt an ihr Vögel all.
Singt Gottes Lob durch Berg und Tall Alleluja I"
Kaum war mit diesen letzten Strophen des uralten
Osterliedes, das alle Kennzeichen eines echten Volks¬
liedes aufweist, das Hochamt beschlossen, so rannten wir
Buben schleunig heim, um alte Buxen und Jacken anzu¬
ziehen. Dann zogen wir von Haus zu Haus, um Stroh für das
Poizkefuier(Osterfeuer) zu sammeln mit dem Heischreim:
„Strauh, Strauh, Strauh,
Süs kümmet de Franzause un niemert aul"
Wohnstube eines sauerländischen Bauernhauses
(Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg-i.W.)
Nr. 2 1908^^^0008^08^^^^^^ DEUTSCHLAND 95
Mitten im Dorfe wurden die Strohbauschen zu¬
sammengetragen und auf einen Leiterwagen geladen.
Ein kinderfreundlicher Hausvater spannte sein Rößlein
an und fuhr das Stroh bergwärts. Das Osterfeuer wurde
damit durchsetzt und umlegt, daß die Birkenreiser lohe
brannten. Während die „großen Jungen" mit dem Aufbau
des Osterfeuers beschäftigt waren, wanderten die kleinen
Geschwister mit ins Feld, um beim Roggenpälmen zu
helfen. Sie mußten die gesegneten Palmreiser und ein
Fläschchen mit Weihwasser tragen. An allen vier Ecken
des Kornfeldes wurden Palmenzweige gekreuzt in den
Boden gesteckt, eine Eier¬
schale mit Weihwasser wurde
darein gestellt; dann kniete die
fromme Gesellschaft nieder
und betete neben einem Vater¬
unser den frommen Spruch:
„Ich pälme dich am heiligen
Ostertag,
Gott bewahre dich vor Wetter
und Hagelschlag I"
Die Sitte des Ostereier¬
suchens war in unsermHeimat-
dorf nicht bekannt. Wenn die
Mutter mit dem Vater vom
Felde heimkam, kochte sie
den Osterbrei, Milchreis mit
vielen Eiern, und buck den
noch beliebteren Osterpfanne¬
kuchen. War das Abend¬
brot verzehrt und die Dunkel¬
heit hereingebrochen, wurde
das Osterfeuer angezündet.
Jauchzend umtanzten wir
Knaben die Flammen und
freuten uns, wenn der mitten
im Feuer stehende Judas, ein
mit Stroh bewickelter Tannen¬
baum, ächzend aufloderte.
Brennende Teerfässer wurden
zu Tal gerollt, Fackeln ge¬
schwungen. Freudenschüsse
riefen das Echo wach, und statt
der Heidenweisen von Balder
und Wodan, die zur Zeit der
alten Sachsen beim Abbrennen
des Frühlingsfeuers ertönten, klang es christlich¬
fromm von den Lippen der begeisterten Knaben:
„Auferstanden, Auferstanden ist der Held,
Auferstanden ist der starke Held,
Des freut sich die Christenwelt
Und singt, Alleluja I"
Pfingsten:
Pfingsten, das liebliche Fest, ist in allen Gegenden
reich an althergebrachten Volksbräuchen und fröh¬
lichen Kindersitten. So begann auch in unserm Dorfe
schon am frühen Pfmgstmorgen das Wettaustreiben
der Kuhhirten. Wer am ersten die Herde draußen
hatte, war der Held des Tages und bekam den Namen
Nachtspuk. Die nachlässigsten Hirten erhielten die
Namen Nachtwächter, Schneckensucher, Schnecken¬
filler und Schneckenfresser oder Pfingsthammel. Letzt¬
genannter wurde nachmittags von der Dorfjugend in
einen Sack gesteckt, welchen er mit Hilfe der ausge¬
streckten Arme oder zweier gekreuzter Stäbe aufrecht zu
halten hatte. Nachdem ihm dann noch eine Schelle
umgehängt war, banden die Kameraden ihn an einen
Strick, führten ihn von Haus zu Haus und sangen:
„Hi is dät Dingen, De Housvaer maint,
Dätt de Kuiken sluiket De Katte här et don;
Un de Aegger iutsuipeti De Housvaer werd be-
Et stieget noh dem Stall druagen,
Un saiket üwerall. De Katte werd beluagen.
Die Schülerinnen schmückten
ein kleines Mädchen, das
noch auf dem Arm getragen
wurde, als Maibräutchen, Triä-
metze (Trag-mädchen) ge¬
nannt und sangen einen Reim,
dessen sprachliche Formen
auf eine sehr alte Zeit zu¬
rückweisen. Er lautet:
„Schaune, schaune Triämetze,
Wat se kitt, dät niemet se.
Himelrik is uapen don,
Bo ie sollt herinner gohn."
Wer ein Freund des sauer¬
ländischen Volkstums ist und
die Kinder liebt, der möge
zur Pfingstzeit hinaufwandern
in das grüne Bergland, in
die weltfernen Höhendörfer.
Wenn er Glück hat, kann
er dort singende Knaben
und Mädchen bei den Jahr¬
tausend alten Umzügen be¬
obachten. Wenn er aber
wider Erwarten vergeblich
Ausschau hält nach kleinen
Volkssängern mit frisch¬
roten Wangen und silber¬
klarer Stimme, seine Wander¬
fahrt wird ihn dennoch
nicht gereuen. Zur Pfingst¬
zeit zeigt sich die sauer¬
ländische Bergnatur in ihrer
lieblichsten und sonnigsten
Schönheit. Junges Grün
überall, auf Wiesen, an Hügeln, an Hängen. Der
Ginster, welcher die Wegesufer, die steilen Graben¬
ränder, die Brachfelder, die Heideflächen und die
Heisterwälder überwuchert, öffnet alle Blütenknospen
und flammt golden auf, als ob der Pfingstgeist sich
segnend auf alles herabgelassen, was da keimt und
sprießt. Die Lerche steigt himmelan und mit ihr das
fröhliche Wanderherz.
Wenn der Heimat Berge glänzen
Von des Ginsters Feuergold,
Mir das Blut in Freudentänzen
Heiß vom Kopf zum Herzen rollt.
Höhenluft belebt die Glieder,
Leicht beflügelt sich der Fuß,
Donnernd in das Tal hernieder
Klingt der alte Wandergruß:
Frisch auf!
Bauerntyp aus der Gegend von Lüdenscheid
(Phot.: F. W. Haase, Münster i.W.)
96 DEUTSCHLAND Nr. 2
Das Sauerland als Wintersport gebiet.
Von H. Grossjohann (Lüdenscheid).
Schön sind unsere Berge im Frühling, wenn sie im
blauen Duft der jungen Knospen schimmern, schöner
noch im Sommer, wenn Wald und Feld im grünen Fest¬
kleide prangen; herrlich ist die Vielfarbigkeit des Herbstes,
die infolge der Höhenlage fast regelmässig bis in die
Mitte des Novembers anhält; bezaubernd und berückend
aber erscheinen die
Kuppen, Lehnen und
Hänge im Winter,
wenn der schim¬
mernde Schnee alles
in seinen Mantel
einhüllt und die
Tannen sich unter
derschwerenSchnee-
last zur Erde beugen.
Und nun erst der
Rauhreif, bei dem
Baum und Strauch
glitzern, als wären sie
mit tausend und aber¬
tausend Diamanten
übersäet!
Eine solche Rauh¬
reif-Landschaft im
Ebbe bleibt mir
unvergesslich. Bei
leichter Schneelage
war starker Frost
eingetreten, so dass
man die grossen Eis¬
flächen der Tal¬
sperren zu Fuss
überqueren konnte.
Ueber die Jubach-
und Versesperre ging
es dem Ebbe zu, je
höher hinauf, um so
dichter der Schnee,
mit dem sich je
länger je mehr die
wunderbaren Rauh¬
reifgebilde mischten.
Auf dem Kamm des
Ebbeswar der lichte
Birkenbestand vom
Rauhreif ganz ein¬
gehüllt. Durch die
Stämme hindurch
sandte die sinkende
Wintersonne ihre
letzten Strahlen, die
im Rauhreif in allen
Farben aufblitzten.
Es war wie im Märchenlande. Dazu tiefe Stille weit
und breit. Unwillkürlich hemmte man seine Schritte,
um den Zauber der Stunde ganz in sich aufzunehmen.
Auf einmal erklangen im fernen Meinerzhagen die
Glocken, um dem scheidenden Jahre den Abschiedsgruss
zu singen. Die untergehende Sonne tauchte das ganze
Firmament in glutrote Tinten, von denen das Auge sich
nicht trennen konnte. So ging’s im Dämmern nach
Meinerzhagen hinab, wo die Schulkinder nach alter Sitte
mit Gesang von Haus zu Haus zogen.
Ja, der Winter ist der grösste Zauberer der Land¬
schaft, und man kann es begreifen, dass er auf die Stadt¬
bewohner eine fast noch grössere Anziehungskraft ausübt,
als der Sommer. Nur so ist der ungeheure Aufschwung
zu erklären, den der Winterverkehr im Sauerland ge¬
nommen hat, und der bei guten Schneeverhältnissen all-
sonntäglichTausende
aus den grossen
Städten Westfalens
und desNiederrheins
in die sauerländi¬
schen Berge bringt.
Der Winterverkehr
wird dazu ausser¬
ordentlich begünstigt
durch die schnellen
und billigen Winter¬
sportzüge, die von
Düsseldorf,Duisburg,
Dortmund usw. nach
Winterberg, PTede-
burg-Schmallenberg
und Lüdenscheid-
Meinerzhagen ver¬
kehren.
^ So hat sich denn
das Sauerland in ver¬
hältnismässig kurzer
Zeit einen festenPlatz
unter den deutschen
Wintersporlgebieten
erworben.
Den Mittelpunkt
des sauerländischen
Wintersportbetriebs
bildet das schmucke
Winterberg und
seine nähere Um¬
gebung. Dort findet
der Sportfreund alle
Vorzüge vereint, die
er an ein Sport¬
gebiet stellen kann:
hochragende Kuppen
mit steileren und
fiacheren Abfahrten,
stundenlange, gut-
hezeichnete Skiwege
über Berg und Tal,
wobei die Rückkehr
auf Wunsch immer
mit der Eisenbahn
erfolgen kann, eine
einwandfreie, land¬
schaftlich ganz hervorragend gelegene Bobsleighrennbahn,
eine Rodelschlittenbahn, eine musterhaft angelegte Sprung¬
schanze, gute Bahnverbindungen nach Süden, Norden,
Osten und Westen und, nicht zu vergessen, eine freund¬
liche, biedere, zuvorkommende Bevölkerung und gute
Gasthöfe und Hotels, die den sowohl einfachen, wie auch
verwöhnten Ansprüchen entsprechen. Bodenständig ist
in Winterberg alles: Bevölkerung, Hausbaukunst und
Landschaft, so dass ein Sportaufenthalt im Bannkreis des
Asten (842 Meter), des Königs der westfälischen Berge, zu
Blick auf den Hürdler von Schanze aus (Phot.: Glade, Schmallenberg)
Sauerland im Winter: Motiv aus dem Latroptal (Phot. : Jos. Grobbel, Fredeburg i.W.)
Nr. 2 DEUTSCHLAND 97
einem Jungbrunnen für jeden Naturfreund wird. Dazu
herrscht auf den Höhen eine frische, klare Winterluft,
die im Verein mit dem lachenden Sonnenschein die
Wangen bräunt und die Augen frischer erglänzen macht.
Gar nicht weit von Winterberg liegt ein zweiter
Wintersportplatz des Sauerlandes: Willingen, das
Tätigkeitsfeld des Brilon-Willinger Schneeschuh Vereins,
von der Schnellzugsstation Brilon-Wald aus schnell und
bequem erreichbar. Auf dem Etzelsberg, der sich un¬
mittelbar an das schmucke Dörfchen anlehnt, bietet sich
ein sehr gutes Uebungsgelände, auch eine Bobsleighbahn
und eine Sprungschanze findet man dort.
Sehr beliebt sind Wanderungen auf den flinken
Scheiten von Winterberg nach Willingen und umgekehrt.
Das regste Leben herrscht in Winterberg zur Zeit
der grossen Sportfeste, die der „Skiklub Sauerland“ all¬
winterlich dort veranstaltet und bei denen alle Arten des
Schneeschuhsports auf ihre Rechnung kommen. Dann
wimmelt es auf allen Hängen von fröhlichen Menschen,
Schlitten klingeln in unaufhörlicher Folge durch die
Strassen des Städtchens, und dicht gedrängt umsteht eine
schaulustige Menge den Sprunghügel am Rauchloch, die
mit jubelndem Zuruf jeden gelungenen Sprung begrüssl.
Ein ebenso bewegtes Treiben zeigen die vom Bob¬
sleighklub für Westfalen, Rheinland und Hessen einge¬
richteten Bobrenntage, auf denen sich stets eine grössere
Anzahl auserlesener Mannschaften zum Weltkampf ein-
findet. Da werden die behaglichen Räume des in tiefem
Forst auf der Kappe eingebetteten Klubhauses gar oft zu
klein, und hin und her wogen die grossen Scharen der
Besucher von nah und fern.
Auch der eigentliche Schneeschuhwanderer kommt
in Winterberg auf seine Rechnung, da sich ihm die ver¬
schiedensten, lohnendsten Ziele darbieten, von welchen aus
man natürlich auch seine Wanderungen in der Richtung
auf Winterberg zu beginnen kann. Neben dem schon
genannten Willingen kommen vor allem in Betracht
Züschen, Siedlinghausen (zurück mit der Bahn), Berle¬
burg im waldreichen Wittgensteiner Land, Hoheleye und
Jagdhaus auf dem Kamm des Rothaars, Nordenau (Duis¬
burger Hütte) und Oberkirchen; im obern Lennegebiet
Fredeburg und Schmallenberg. Nach Fredeburg führt
eine wundervolle Wanderung über Alt - Asienberg und
die Hunau (Essener Hütte), während man Schmallenberg
am besten über Schanze oder Jagdhaus erreicht.
Neben Winlerberg und Willingen kommen noch eine
Reihe anderer Orte als Winlersporlplätze in Betracht, die
freilich wegen ihrer geringeren Höhenlage nicht so gute
Schneeverhältnisse aufweisen als Winterberg. Im Sieger¬
land (in der Nähe des Ederkopfes) findet man Lützel, wo
die Hilchenbacher und Siegener mit Vorliebe ihre Breiter
tummeln. Auch Lützel hat grosse landschaftliche Reize,
zahlreiche Abfahrten und eine Sprungschanze.
Im westlichen Sauerlande, für die Bewohner des
Industriegebiets am schnellsten und billigsten erreichbar,
treten dann noch Lüdenscheid und Meinerzhagen
auf den Plan. Lüdenscheid, Preussens höchstgelegener
Stadtkreis, hat eine ganz prächtige landschaftliche Lage.
Da die Bahn dort eine Höhe von 450 Metern erklimmt,
kann man, gute Schneeverhältnisse vorausgesetzt, vom
Bahnhofe aus in wenigen Minuten lohnende Abfahrten
erreichen. Eine etwa 1000 Meter lange Rodelbahn im
herrlichen Stadtpark, die an dem bei allen Saiierland-
freunden wegen seiner herrlichen Aussicht bekannten
Parkhaus beginnt, hat sich in den kurzen Jahren ihres
Bestehens zahlreiche Freunde erworben, die bei guter
Schneelage immer wiederkehren. Mitten im 750000 Quadrat¬
meter grossen Stadtwalde liegt eine Uebiingsbahn für
Schneeschuhfahrer mit Sprungschanzen und dergleichen,
an welche sich, von dichtem Wald umrahmt, ein 10000
Quadratmeter grosser allgemeiner Spiel- und Sportplatz
in glücklichster Weise anschliessl.
Auch Meinerzhagen geniessl wegen seiner Höhen¬
lage einen guten Ruf, In ganz kurzer Zeit erreicht man
die nahegelegenen Kuppen mit mannigfachen Abfahrten,
die Rodelbahn und eine sehr gute Sprung-Schanze.
Sauerland im Winter: Momentbild vom Wintersportfest des Skiklubs Sauerland am Fuße des 842 Meter
hohen Astenberg (Phot.: Jos. Grobbel, Fredeburg i.W.)
98 l§B^g3998Q^^^g3»3CB 3 QQQQC ^ eg| DEUTSCHLAND
Nr. 2
12000 (EintD 0 l)ner, am ^uUe bes (itflorifdien Kapellen- un6 —
Rotl)enberoe$, an Qönne nnb ®efe gelegen, bilbet ben Z
= Cingang in das romantische l>önnetal. = Z
Die £age ift eine ber gefunbeften im Sauerlanbe, meil bie Z
Z Horb: unb (Ditminbe bnrd) bie l^oben Berge snrudge^alten merben. (£$ finb 2500 morgen Z
~ ftabtifdie IBalbungen mit I)errlid)en, meit ausgebe^nten unb molilgepflegten $pa5iermegen ~
— oor^anben. Bie malbungen auj|ert)alb be$ Stabtgebieles erftreden fidf ftunbenmeit. Z
Z PradftooIIe Hu$fid)ten oon oerfdfiebenen tfodf gelegenen punften in ber Hälfe ber Stabt. Z
— Bo^n burdf bas Qönnetal nad) Baloe» Heuenrabe. ®a$, IDafferleitung, (Eleftri$itöt. — —
— Hnsfiinfte erteilen bas Bfirgermeifteramt unb bie Hbteilung bes Sauerlönbifdfen ®ebirgs:Bereins. —
^iiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiim
Ratsivirtscbaft i
Inb.: $rit 2 Köster • Craiteur |
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miMiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiimiiiiiHiiiiiiiim^
Restaurant
Nr .2 DEUTSCHLAND 99
Kreuz Stromwerk, G. m. b. H., Hagen i. w.,
Abt. Sa.
Einer Industrie, die bisher nur vereinzelt in der näheren und weiteren Umgebung Hägens anzutreffen
war, nämlich der Armaturenindustrie, ist vor wenigen Jahren in dem Kreuzstromwerk eine neue Vertreterin
entstanden. Trotz der kurzen Zeit seines Bestehens hat sich dieses Werk kräftig entwickelt, was wohl in der
Hauptsache dem Umstande zu verdanken ist, daß es fast nur Spezialitäten aus dem Armaturenbau fabriziert.
In erster Linie sind dies die aus den hier wiedergegebenen Abbildungen näher ersichtlichen Apparate,
„.die Kreuzstrom^^Kondenswasserableiter D. R. P.", die sich in einer nunmehr 8 Jahre währenden Betriebs¬
dauer glänzend bewährt haben. Bis zum April 1913 sind annähernd 150000 dieser Kondenswasser^-
ableiter im Betrieb, und der Umsatz ist noch in ständiger Steigung begriffen. Eine Reihe der größten
industriellen und städtischen Unternehmungen, sowie eine sehr große Anzahl anderer Dampfbetriebe
haben die Vorteile, die die Kreuzstrom-Kondenswasserableiter allen anderen Konstruktionen gegenüber
haben, erkannt und machen sie sich seit Jahren zunutze. Diese Vorteile bestehen neben der absoluten
Betriebssicherheit darin, daß diese
Apparate
keine beweglichen Teile besitzen, in¬
folgedessen
keiner Abnutzung unterworfen sind, und
dadurch wieder
große Dampfersparnis erzielen. Ferner
ist hervorzuheben die
kontinuierliche Wirkungsweise,
gute Entlüftung und dauernd
tadellose Funktion bei überhitztem
Dampf.
Die Kreuzstrom - Kondenswasser¬
ableiter beruhen auf einem durchaus
einfachen und übersichtlichen Prinzip,
durch welches ein mechanischer Ab¬
schluß gänzlich vermieden wird. Der
Dampf besorgt dadurch, daß er in ent¬
gegengesetzt um einen Konus gewun¬
denen Kanälen an den Kreuzungs¬
stellen aufeinander prallt, seine Ab¬
sperrung selbst. Dagegen bieten diese
Kreuzungsstellen dem sie passieren¬
den Wasser wie auch der Luft sehr
wenigen Widerstand.
Es ist ohne weiteres einleuchtend,
daß bei dieser Konstruktion die Uebel-
stände, welche den mit Ventilen und
beweglichen Teilen ausgestatteten
Kondenswasserableitern anhaften, gänz¬
lich fortfallen. Der beste Beweis
für die Ueberlegenheit der „Kreuz-
strom-Kondenswasserableiter'" anderen
Systemen gegenüber ist eben die rege
Nachfrage von allen Seiten.
Interessenten wollen gefl. Ihre
Anfragen an die oben aufgeführte
Firma richten; Broschüren, in denen
die Kreuzstrom - Kondenswasserableiter
ausführlich beschrieben sind, sowie
Tabellen, Preislisten und Spezial¬
offerten stehen jederzeit zur Verfügung.
100 I ffliQQQQOQaXaQQQQQQQaOQQQQQQ aaai DEUTSCHLAND
Nr. 2
Natur- und Heimatschutz
Schlossbauverein Burg a. d. Wupper.
Der vom Schlossbauverein Burg a. d. Wupper heraus¬
gegebene Jahresbericht für 1912/13 bringt an erster Stelle
Mitteilungen des Dombaumeisters Arntz Über die Bautätig¬
keit auf der Burg. Im zweiten Halbjahr konnte unter der
Gunst des Wetters die Wiederherstellung der süd¬
lichen Ringmauer wesentlich gefördert werden insofern,
als der an den Grabenhof anschliessende Mauerzug auf eine
Strecke von etwa 85 Metern und bis zu einer mittleren Höhe
von 5 bis 6 Metern gesichert und ergänzt worden ist. Bei der
Freilegung der Mauer ergab sich, dass sie am Puss in rück¬
sichtsloser Weise zur Gewinnung von Bruchsteinen (die ein
ganz vorzügliches Material darstellen) zerstört und teilweise
ganz beseitigt worden ist. Das Mauerwerk musste deshalb
streckenweise in ganzer Stärke erneuert werden. Fürs nächste
ist eine Wiederherstellung der grösstenteils auf fiskalischem
Gelände stehenden nördlichen Ringmauer vorbereitet,
die nach dieser Seite einst den Burgbesitz des Jobanniterordeus
umschloss. Gleichzeitig soll das danebenliegende Johanniter¬
tor wieder ausgeräumt und nutzbar gemacht werden. Erwogen
wird die Durchführung der alten Tordurchfahrt bis zum Pfarr¬
garten. Die Schulden des Vereins haben sich gegen das Vor¬
jahr von 75 457 Mk. auf 63 269 Mk. verringert. Die Mitglieder¬
zahl stieg von 395 auf 430. Von dem Führer durch das Schloss,
den Geheimrat Prof. Clemen verfasst hat, war eine zweite Auf-
lage (5000 Stück) erforderlich. Im Anschluss an das Verzeichnis
der wiederum reichlich eingegangenen Geschenke für das
Museum wird über dessen weiteren Ausbau berichtet. Zwei
Museumsräume sind für die Aufnahme einer Erinnerungs-
ausstcllung der Befreiungskriege hergerichtet worden.
Als die Hauptaufgabe des neuen Baujahres ist die Wieder¬
herstellung des Batterieturmes an der Westseite des
Schlosses zu bezeichnen.
Ein Naturschutzpark im württembergischen
S ch w a r z w a 1 d. In 900 Meter Meereshöhe, inmitten unab¬
sehbarer, prächtiger Tannenwälder, hat die württembergische
Forstverwaltung ein mehr als 70 Hektar grosses Gebiet als
„Banngebiet'* bezeichnet, das von nun an vor jedem Kultur¬
betrieb und den Eingriffen menschlicher Tätigkeit geschützt
sein wird. Dort wird also, wie es teilweise seither schon
der Fall war, die Natur sich selbst überlassen bleiben, und wie
im Urwalde wird die junge Tanne die alte begraben. Dort
schaut wie ein unergründliches melancholisches Auge der
poesieumrauschte Wildsee aus der Tiefe herauf. Er ist einer
jener aus Urweltzeiten übrig gebliebener Karseen und gehört
zum Schönsten, was der Wanderer im Schwarzwald findet.
Dort wird in diesen Frühlingstagen der im verflossenen Winter
in Strassburg verstorbene Professor Rudolf Euting, ein echter
Sohn und Verehrer seiner württembergischen Heimat an der von
ihm selbst gewählten Stelle, 150 Meter über dem See, im Frieden
der herrlichen Natur seine letzte endgültige Ruhestätte erhalten.
Museum für sächsische Volkskunde. Der Verein
für sächsische Volkskunde hegt den Plan, inDresden ein Museum
für sächische Volkskunde zu errichten. Der Plan geht auch
bereits seiner Verwirklichung entgegen. Darüber macht der
Jahresbericht des genannten Vereins einige interessante Mit¬
teilungen. Das Museum, das jetzt nur teilweise im Palais des
Grossen Gartens in Dresden aufgestellt ist, soll Aufnahme in
dem neu hergerichteten alten Jägerhof in Dresden-Neustadt
finden. Es wird das bedeutendste derartige Museum in Deutsch¬
land sein. Noch in diesem Monat soll mit der Ueberführung
der Museumsgegenstände begonnen werden. Anfang September
soll sodann das neue Landesmuseum eröffnet werden. Damit
wird die schöne sächsische Residenz eine neue Sehenswürdig¬
keit erhalten, die sicher eine grosse Zugkraft ausüben wird.
H
H
H
H
B
Dies und Das
Reform des Kinodramas.
In einer zu Düsseldorf stattgefundenen Versammlung
von Vertretern der in der Jugendpflege und Erziehung tätigen
Vereine, der auch ein Vertreter der Regierung beiwohnte, wurde
die Schaffung einer ganz Deutshhland umfassenden Vereini¬
gung für die Kinoreformbewegung erörtert. Professor
Brunner, der Berliner Filmzensor, hielt eine solche Einrichtung
besonders im Hinblick auf die geplanten gesetzgeberischen
Massnahmen auf diesem Gebiete für notwendig. Amtmann
Berkemeier (Wanne) wies auf die für Westfalen schon ge¬
schaffene Einrichtung für Kinoreform hin; leider fänden die
Landgemeinden nicht die nötige Unterstützung der grossen
Städte. Er wandte sich dagegen, dass vereinzelt die Städte
die Kinosteuer mit zur Deckung der Fehlbeträge bei den Stadt¬
theatern verwendeten. Richtiger würde es sein, diese Summen
zur Unterstützung der Kinoreformbestrebungen zu verwenden.
Professor Sellmann (Hagen) wandte sich gegen die vorgeschlagene
Heranziehung der Kinobesitzer bei der Reform des Kinos; im
gleichen Sinne äusserte sich Professor Brunner. Die neue
Einrichtung ist so gedacht, dass eine Zentralstelle in Berlin,
mit Bezirksverbänden für die einzelnen Regierungsbezirke ge¬
schaffen werde; die örtlichen Vereine sollen dann in den
Bezirksverbänden Fühlung nehmen. — Das Kinodrama zu refor¬
mieren und den Film auf eine künstlerische Höhe zu heben,
hat sich auch der berühmte englische Maler Sir
Hubert v. Herkomer zur Aufgabe gestellt. Der Vier-
undsechzigjährige, der sich in einem Interview mit jugendlichem
Feuer über seine Ideen äusserte, wird seine Films, die er in
eigener Fabrik herstellt, in seinem eigenen Theater aufführen
und selbst als Kinoschauspieler auftreten. „Theaterspielen ist
stets meine Hauptleidenschaft gewesen/* sagte er, „und in den
Films, die ich aufführe, sind eine Menge prächtiger Rollen für
alte Männer. Mein Ideal ist, Films vom rein künstlerischen
Standpunkt aus darzustellen. Was ich will, ist weniger Realismus
und mehr Kunst. Was man zumeist sieht, ist zum Weinen.
Ein Künstler tut not, der hier eingreift. Ich werde jede Szene
selbst arrangieren und die Schauspieler aus wählen. Ich habe
schon von einigen der grössten Schauspieler und Schauspielerinnen
unserer Zeit die Zusicherung ihrer Mitwirkung erhalten.**
Vier Millionen Einwohner in Gross-Berlin. Die
Bevölkerung von Gross-Berlin, d. h. von Berlin und seinen 86 Vor¬
orten, hat jetzt die Zahl von 4 Millionen Seelen überschritten.
Auf Berlin entfällt genau die Hälfte, nämlich rund 2,1 Millionen
Einwohner. Die Zunahme der Bevölkerung in den Vororten
ist genau zehnmal so gross wie in Berlin. Sie betrug in Berlin
bei dem letzten Umzugstermin rund 4000 und in den Vororten
rund 40000 Seelen.
Düsseldorfs Einwohnerzahl hat das vierte Hundert¬
tausend überschritten. Das erste Hunderttausend Übersprang
Düsseldorf im Jahre 1882, das zweite 1899, das dritte 1909, das
vierte am ai. April d. Js.
Abänderung der Pfingstferien in Rheinland
und Westfalen. Für Rheinland und Westfalen, wo im
Gegensatz zu anderen Provinzen der Tag der Landtags¬
wahl (16. Mai) in die Ferien, soweit sie bis jetzt fest¬
gesetzt waren, fallen würde, ist von den Provinzialschul¬
kollegien im Einverständnis mit dem Herrn Minister folgende
Abänderung getroffen worden: Der Schulschluss wird auf den
8. Mai, mittags 12 Uhr, und der Wiederbeginn des Unterrichts
auf den 16. Mai, also den Tag der Wahl, festgesetzt. Dafür
beginnen die Herbstferien wie bisher am 5. August, endigen
aber erst am 16. September, an welchem Tage der Unterricht
wieder beginnt; sie werden also um fünf Tage verlängert.
Für den Fall, dass am 16. Mai der Unterricht ganz oder zum
Teil an höheren Schulen ausfallen muss, damit den Lehrern
die Ausübung des Wahlrechts ermöglicht wird, gilt die Be¬
stimmung, dass dieser Tag auf keinen Fall mehr als Ferientag
angesehen werden soll, die Lehrer also zur Anwesenheit an
ihrem Amtsorte gehalten sind.
Ein Wettbewerb der deutschen Regierung. Für
die Erbauung eines neuen deutschen Botschafterpalais in
Washington wird die deutsche Regierung einen allgemeinen Wett¬
bewerb unter den deutschen Architekten ausschreiben. Die Ver¬
öffentlichung der Konkurrenz soll noch in diesem Monat erfolgen.
Für die Aufstellung der Büste Richard Wagners
in der Walhalla bei Regensburg wurde der 29. Mai
bestimmt. Bei der Feier wird Prinz Rupprecht den Prinz¬
regenten vertreten. Einladungen zu der Feier wird nur die
Familie Wagner erhalten.
Der Entwurf zum Robert-Koch- Denkmal, der
von dem Berliner Bildhauer Professor Tuaillon im Aufträge
des Denkmalkomitees fertiggestellt worden ist, hat — mit einer
Nr 2 | gW0aQÜOQ l &3OQt3a(g g^^jefej8B98gnl DEUTSCHLAND 101
gerin||[en Aenderung - die Zustimmung des Kaisers erhalten.
Auch die Wahl des Luisenplatzes in Berlin fUr die Auf¬
stellung des Monuments ist vom Kaiser gebilligt worden.
K i n G e m ä 1 d e G o y a s für ei ne h a 1 b e M i 11 i o n M a r k
erwarb ein Pariser Kunsthändler in einem Dorfe bei Bilbao
(Nordspanien). Das Gemälde stellt das Porträt der Gräfin Carpio
dar und stammt aus der Blütezeit des spanischen Malers, der
im Jahie 1746 in Aragonien geboren wurde und am 16. April
x8a8 in Bordeaux starb.
Der Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns-
Erholungsheime in Wiesbaden sind in der letzten Zeit
u. a. wieder folgende Stiftungen zugegangen: Höchster Farb¬
werke, vorm. Meister Lucius & Brüning in Höchst a. M.,
aoooo Mk.« Geh. Kommerzienrat Adolf Krafft in'Offenbach a. M.,
Deutsche Gussstahlkugel- und Maschinenfabrik X.-G. in Schwein-
furt, Vereinigte Fränkische Schuhfabiiken; vorm. Max Brust, vorm.
B. Berneis in Nürnberg und Eintracht in Neu-Wetzow je 5000 Mk.
Förderung des Männergesanges. Der Minister
der öffentlichen Arbeiten hat durch besonderen Erlass bestimmt,
dass den Beamten, Hilfsbeamten und Arbeitern der
Staats- und Reichseisenbahnen, welche anlässlich des
vielten Wettstreites deutscher Männergesangvereine um den
vom Kaiser gestifteten Wanderpreis als Mitglieder eines der
zugelassenen Vereine am 6., 7. und 8. Mai in Frankfurt am
Wettsingen teilnehmen, soweit dienstliche Rücksichten nicht
entgegenstehen, auf Ansuchen Urlaub und freie Fahrt bewilligt
werden kann. Auch können den Hilfsbeamten und Arbeitern,
soweit ihre Teilnahme am Wettsingen besonders wünschenswert
ist, für die Zeit der Beurlaubung die Lohnbezüge belassen weiden.
Krisis im Sonderbund westdeutscher Kunst¬
freunde. Aus dem Vorstand des Sonderbundes westdeutscher
Kunstfreunde sind die Museumsdiiekioren Gosebruch (Lsaen),
Dr. Hagelstange (Köln), Dr. Reiche (Barmen), der Kunsthistoriker
Dr. Walter Cohen (Bonn) sowie die Herren Alfred Flechtheim
(Düsseldorf) und Hermann Hertz (Köln) ausgetreten. Gleich¬
zeitig erklärten xao Stifter und Mitglieder, auch das Ehren¬
mitglied Professor Dr. Max Liebermann, ihren Austritt aus dem
Sonderbund, der jetzt von den Düsseldorfer Malern Clarenbach
und Deusser sowie von den Herren Feinhals, Dr. Maase,
Dr. Creutz und Dr. Niemeyer geleitet wird. Ueber diese Kriais
hat Dr. Reiche, der Direktor der Ruhmeshalle in Barmen, eine
Broschüre veröffentlicht.
Eine Stadt auf dem Meeresgrund. Der griechische
Manneminister teilt mit, der Schiffsleutnant Bakopulos hatte bei
Beobachtungen in seinem regelmässigen Schiffsdienst ganz zu¬
fällig auf dem Meeresgründe östlich von der Insel Lemnos auf
den Riffen, welche auf der englischen Admiralitätskaxte als
Chaios-Bank bezeichnet sind, in Tiefen zwischen 5 und 25 Meter
alte Ruinen entdeckt, die gut sichtbar sind und die Existenz
einer Stadt von drei Seemeilen Umfang dartun. Der Minister
hat eine wissenschaftliche Untersuchung der Stelle angeordnet.
Die Wirtin zum Mauthäusl. In dem AusHugsoit
Mauthäusl bei Bad Reichenhall starb die ehemalige Wiitstochter
Helene Niederberger. Die Gastwirtin zum Mauthäusl galt in
ihren Jugendjahren als Schönheit. Im Jahre X872 kehrten Bis¬
marck und Moltke im Mauthäusl ein. Die Wirtin war weithin
bekannt, da in weitem Umkreis keine zu finden wa!, die so
schön w.e das „Lenerl vom Mauthäusl“ jodeln konnte.
Eisenbahnwesen
Pfmgstsonderfahrten.
Die Stettiner Dampfschiff - Gesellschaft J. F. Braeunlich,
G. m. b. H., in Stettin veranstaltet zu Pfingsten Damplschiff-
sonderfahrten, und zwar:
1. Am g. und 10. Mai 19x3 im Anschluss an den Schnell¬
zug D 21 (ab Berlin Stett. Bhf. 8.24), am xo. Mai auch
im Anschluss an Eilzug 45 (ab^Berlin Stett. Bhf. 7.59)
von Stettin nach Rügen (Göhren, Sellin, Binz und
Sassnitz) — ab Stettin xi.oo , am 9. Mai mit Dampfer
„Imperator“, am xo. Mai mit Dampfer „Hertha“.
2. Am IX. und X2. Mai X9X3 im Anschluss an die Sonderzüge
von Berlin nach Stettin (ab Berlin Stett. Bhf. 12.24 abends)
nur nach Sassnitz — ab Stettin 3.30 morgens mit
Dampfer „Odin“, am xa. Mai auch mit Landung in Sellin.
Am XX. Mai ausserdem ab Stettin 3.30 morgens mit
Dampfer „Imperator“ nach Göhren, Sellin, Binz, Sassnitz
und weiter nach Kopenhagen.
Zu den Fahrten nach Rügen werden zusammengestellte
Eisenbahn- und Dampfschiffahrtkarten II. und III. Klasse Eisen¬
bahn und I. Platz Schiff in Heftform am g und 10. Mai zu
allen Zügen — bei Benutzung von Schnellzügeu zugleich mit
den tarifmässigen Schnellzug-Zuschlagkarten unbeschränkt,
am II. und 12. Mai nur zu dem Sonderzuge (ab B e r 1 i n Stett.
Bhf. X2.24 abends, ausgegeben. Die Fahrpreise Berlin Stett.
Bhf —Rügen und zurück über S tettin (Wasserweg) betragen
II. Klasse 21.20 Mk., III. Klasse i 5 . 6 o Mk.
Die Fahrscheinhefte haben auf der Strecke Berlin
Stettin 45 Tage Gültigkeit und berechtigen zur Rückfahrt für
die Eil-, Personen- und Sonderzüge. Auf den Schiffstrecken
gelten sie nur vom 9. bis 14 Mai. Die Anschlüsse Tdr Bahn
und Schiff sind auf der Innenseite der Fahrkarten angegeben.
Die in Berlin Stett. Bhf. aufliegenden Rückfahrkarten
mit wahlfreier Gültigkeit über Land- und Wasserwege nach den
von der Stettirer Datnpfbchiff-Gesellscbafi J. F. Braeimlich be¬
dienten Ostseebädern berechtigen auch zur Fah^t mit den
Sonder zögen und den Sonderdampfern der genannten Gesellschaft.
Di e E 1 e k tr is ie r u n g der Berliner Stadtbahn. Die
Mehrheit des Abgeordnetenhauses - X92 gegen 143 Stimmen —
hat sich für die Elektrisierung der Berliner Stadtbahn aus¬
gesprochen und dem Eisenbahnminister 25 Millionen Mark für
diese Zwecke zur Verfügung gestellt. Die Mehrheit des Hauses
wagte nicht, die Verantwortung für die unhaltbaren Zustände
auf der Berliner Stadtbahn zu übernehmen. Allerdings hat man
die Regierungsvorlage, in der auch die Elektrisierung der Vor¬
ortbahnen vorgesehen war, um die Hälfte gekürzt, so dass also
vorderhand nur auf der Berliner Stadt- und Ringbahn der
elektrische Betrieb eingeführt werden wird.
Verkehrsprojekt Hamburg — Fehmarn - Kopen¬
hagen. In der Sitzung der Budgetkommission des Abgeordneten¬
hauses vom 4. d. Mts.erklärte sich bei Beratung des Entwurfes eines
Eisenbahnanleihegesetzes der preussische Eisenbahnminister mit
grosser Bestimmtheit gegen das Projekt einer neuen Eisenbahn-
und Fährverbindung Hamburg —Fehmarn —Kopenhagen.
Bequemes Reisen. Der Zug, mit dem der Präsident
von Mexiko seine häufigen Reisen durch das Land macht,
ist mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet. Einer der Waggons
weist eine regelrechte Veranda auf, die einen überaus an¬
genehmen Aufenthalt auf der Reise durch die tropischen Gegen¬
den eriröglicht. Der Eisenbahnzug des indischen Vizekönigs
besteht aus acht Wagen, über deren Decke sich Wasserbehälter
befinden, die eine sehr bedeutende Menge Wasser enthalten.
Auf diese Weise bleibt die Temperatur in den Wagen angenehm
kühl. In Russland gehört zu allen Zügen, die lange Strecken
zurücklegen, ein Waggon, der mit einem kleinen Glockenturm
versehen und ganz wie eine Kapelle eingerichtet ist. Auch ein
griechisch-katholischer Priester fehlt nicht, so dass auf der Fahrt
Gottesdienst abgehalten werden kann. Die amerikani.schen
Eisenbahnen weisen eine ähnliche Einrichtung auf, jedoch mit
dem Unterschiede, dass es zumeist alte, ausrangierte Wagen
sind, die zu Misaionskapellen umgebaut werden; man versieht
sie auch nicht, wie in Russland, mit Türmen und Glockenspiel.
In dem Eisenbahnzuge, den der deutsche Kaiser benutzt, ist ein
Wagen als Vorraum zu den übrigen Gemächern eingerichtet
und mit einer Anzahl hübscher Statuen ausgest .ttet.
Luftschiffahrt
Der Prinz-Heinrich-Flug im Mai dieses Jahres ist
nach Beschluss dts Arbeitsausschusses um 100 Kilometer ver¬
längert worden, und zwar auf der dritten Teilstrecke Coblenz —
Karlsruhe. Es sind auf dieser Etappe drei Kontrollstationen
geschaffen worden, und zwar der Rennplatz Bad Kreuznach,
der Mainzer Flugplatz Grosser Sand und der Flugplatz Frank¬
furt a. M. Durch Berührung dieser Kontrollstationen werden
die Flieger statt 200 Kilometer 300 zurückzulegen haben.
Von Dover nach Köln im. Flugzeug. Dem eng¬
lischen Flieger Hamei ist es gelungen, die Strecke Dover- Köln
am X7. April ohne Zwischenlandung zurückzulegen. Hamei, der
sich in Begleitung des Journalisten Frank Dupree befand, ist
mittags um 12 Uhr 35 englischer Zeit in Dover aufgestiegen,
hat den Kanal überflogen und dann die Richtung über Belgien
eingescblagen, bis er den Rheinstrom entdeckte. In der Gegend
von Emmerich wandte er sich dann rheinaufwärts. Nachdem
Köln gesichtet war, ging der Flieger kurz vor 6 Uhr nachmittags
in eleganten Spiralen auf dem Kölner Flugplätze nieder. Der
grossartige Flug, bei dem es zum ersten Male ein Engländer
102 1 000000 8 0 8 0 8 0000003000000008 ® DEUTSCHLAND B ooee e eeoeooogceeee e eeee e ffl i >ir.2
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Für eine vornehme illnstrierte Monatsschrift, die
hanptBäohlich daa Gebiet der Heimatkunde, Yerkehrs-
undStädte-Propaganda, Reisen und Wandern, Sport und
Jugendpflege behandelt, wird zum baldigen Eintritt ein
Redakteur
gesucht, der über entsprechende Allgemeinbildung und
journalistische Routine verfügt, in Schrift und Wort
durchaus gewandt ist und sich auch für die Feuilleton-
Redaktion illustrierter Zeitschriften eignet. Erfahrene
repräsentative Persönlichkeiten, die ähnliche Stellungen
bereits mit Erfolg bekleidet haben, werden bevorzugt.
Angebote mit Zeugnis-Abschriften, Bild, Lebenslauf
und Gehalts-Anspr. unter Nr. 1942 an die Expedition.i
unternommen hat, von England nach Deutschland zu fliegen,
war kein Preisflug. Der Flieger hat vielmehr bloss die von
ihm seit einiger Zeit gehegte Absicht, Köln auf dem Luftwege
zu erreichen, ausgeführt.
Eine Luftschiffverbindung zwischen Düssel¬
dorf und Gent wird während der Genter Weltausstellung
von der Luftschiffabteilung der Hamburg-Amerika-Linie geplant.
Im August soll zum ersten Male bei günstiger Witterung ein
Zeppelinballon, wahrscheinlich die „Viktoria Luise*', von Düssel¬
dorf nach Gent fahren, dort übernachten und morgens nach
Düsseldorf zurückkehren.
Amundsens Nordpol-Expedition. Für die Nord-
polar-Expedidon bereitet Amundsen eine vollständige Aus¬
rüstung von Aeroplanen vor. Ausser Amundsen selbst
wird sein Begleiter Hansen sich im März, April und Mai 1914
in San Franzisko ausbilden, desgleichen der Führer der „Fram",
Leutnant Nielsen, sobald er seine Studien auf der deutschen
Seewarte Rügen abgeschlossen haben wird.
Theater, festliche und sport-
|:| liehe Veranstaltungen
m
Kaisertage in Wiesbaden. Zu den diesjährigen
Kaisertagen in Wiesbaden trifft der Kaiser am Sonntag, den
4. Mai, vormittags nach 8 Uhr, auf dem Bahnhofe ein. Wäh¬
rend des Aufenthalts des Kaisers in Wiesbaden Anden im
Königlichen Theater Festvorstellungen statt. Von hier aus
besucht der Kaiser auch den Gesangwettstreit in Frankfurt a. M.
Die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise treffen am a. Mai
in Wiesbaden ein. Die Abreise der kaiserlichen Familie erfolgt
am 8. Mai.
Kaiserbesuch am Niederrhein. Wie nach der
Niederrh. Landesztg. verlautet, wird der Kaiser zur Z w e i -
hundertjahrfeier des Herzogtums Geldern entgegen den
bisherigen Dispositionen, wonach Mitte August in Aussicht
genommen war, bereits am 4. Juni in Geldern eintreffen. Die
Vorbereitungen der Jubiläumsfeier müssen infolgedessen in
beschleunigtem Masse zu Ende geführt werden.
Deuts che Turners chaft und Kaiserjubiläums¬
feier am 8. Juni 1913. Die Deutsche Turnerschaft beteiligt
sich sehr stark an den Feierlichkeiten zur Einweihung des
neuen Stadions im Grunewald am 8. Juni, und wenn
auch die Turnerscharen, die dabei mitwirken, etwa 15 000 Mann,
bei weitem nicht heranreichen an die 80000 beim Deutschen
Turnfest auftretenden Turner, so bildet doch diese Feier eine
prächtige Vorprobe für das vom 12.—16. Juli ds. Js in Leipzig
stattAndende Deutsche Turnfest. Mit der Eröffnung soll die
Feier des Regierungsjubiläums des Kaisers verbunden werden.
Unserm Kaiser, dem Gönner und Förderer unserer Bestrebungen,
werden die Turner, ferner die Sport treibenden Verbände in
einem Festzuge im Stadion huldigen. Darauf Andet eine Vor¬
führung auserwählter Mannschaften des Gardekorps statt, dem
solche der Turner, Leichtathletik und der Schwimmer folgen.
Die rheinisch-historischen Festspiele in Bonn,
die ursprünglich für den 31. Mai bis 3. Juni geplant waren.
sind auf den la., 13. und 14. Juli verschoben worden, da die
umfassenden Vorbereitungen zu den Pestspielen nicht eher
fertig werden.
Das 89. Niederrheinische Musikfest Andet in
diesem Jahre in Köln statt, und zwar in den Tagen vom 8. bis
10. Juni im Opernhause unter Leitung des Generalmusikdirektors
Fritz Steinbach. Am ersten Tage gelangt zur Aufführung das
Sanctus aus der H-moll-Messe von Bach, das Violinkonzert
von Mendelssohn und die achte Symphonie von Gustav Mahler.
Der zweite Tag ist L. v. Beethoven gewidmet: Ouvertüre
Leonore Nr. 3, Klavierkonzert Es-dur, Liederzyklus „An die
ferne Geliebte" und die neunte Symphonie. Für den dritten
Tag sind in Aussicht genommen von Brahms das Parzenlied,
das Klavierkonzert B-dur und die erste Symphonie, und von
R. Wagner fünf Gesänge (instrumentiert von Felix MotÜ). Das
„Parsifal"-Vorspiel, die „Schlussszene aus der „Götterdämme¬
rung" und der Kaisermarsch. Die Gesamtzahl der Mitwirkenden
beträgt rund 1000.
Internationales Tennis-Turnier in Bonn.' Das
diesjährige „Internationale Turnier" Andet am 3. Juli und folgende
Tage statt. Ihre Königl. Hoheit, Frau Prinzessin Adolf zu
Schaumburg-Lippe, Viktoria, Prinzessin von Preussen, hat das
Protektorat übernommen und ihr hohes Interesse durch Stiftung
eines kostbaren Preises bekundet. Als Oberschiedsrichter wird
der bekannte deutsche Sportsmann Dr. O. Behrens, der vor
kurzem die Delegierten - Versammlung der neubegründaten
Föderation Internationale de Tennis in Paris leitete, fungieren.
Die Leitung hat, wie alljährlich^ Albert Brewer (Bonn) Über¬
nommen. Eine grosse Anzahl kostbarer Ehrenpreise winken
den glücklichen Siegern entgegen. Der Wanderpreis Seiner
Hochfürstlichen Duichlaucht des Fürsten Adolf von Schaum¬
burg-Lippe wird von O. Kreuzer (Frankfurt) verteidigt. Die
Spiele Anden auf dem städtischen Sportplätze „Bonner Eisklub"
statt und bilden sportlich und gesellschaftlich den Höhepunkt
des Bonner Sportlebens.
Der diesjährige Pfadfindertag Andet vom zo. bis
12. Mai in Magdeburg statt. Das Programm lautet: Ankunft
in Magdeburg am 10. Mai und Empfang durch die Magdeburger
Kameraden. Am ii. Mai grosses PfadAnderspiel; nachmittags
Besichtigung der Stadt unter Führung der Magdeburger Pfad-
Ander. Am Abend gemeinsames Essen der geladenen Vertreter
und anschliessend Generalversammlung. Am 11. Mai Reise in
den Harz über Wernigerode, wobei die im Harz ansässigen
PfadAnder die Führung unterstützen.
Neubau des Hoftheaters in Detmold. Die Frage
des Neubaues ist jetzt zum Abschluss gekommen. An den Be¬
ratungen haben ausser dem Fürsten Leopold zur Lippe die
Architekten Professor Genzmer, Professor Bodo Ebhardt und
Professor Otto Kuhlmann, ein gebürtiger Detmolder, teil¬
genommen. Die beiden letztgenannten Künstler, für deren
Entwürfe sich der Fürst entschieden hat, werden gemeinsam
einen neuen Entwurf ausarbeiten. Die gesamte Durchführung
der Pläne erfolgt von beiden Architekten gemeinsam, während
die Leitung des Baues Professor Kuhlmann unterstellt ist. Mit
dem Neubau soll noch im Laufe des Sommers begonnen werden.
Die vier Säulen des alten, vor einem Jahre verbrannten Theaters
sollen wieder Verwendung Anden. Der Zuschauerraum wird
900 Plätze enthalten. Die Kosten werden sich auf eine Million
Mark belaufen.
Zuschuss der Stadt Leipzig zum Stadttheater.
Auf 600000 M k. ist der Zuschuss veranschlagt worden, den
die Stadt Leipzig im laufenden Jahre 1913 für die jetzt von
Geheim rat Martersteig als städtischem Intendanten geleiteten
Städtischen Theater aufwenden muss. Es ist das mehr
als das Doppelte des Zuschusses, der in den letzten Jahren
unter der Direktion Volkner erforderlich war.
Herbert Eulenbergs Liebesstück „B e 1 i n d e" ist un¬
längst mit starkem Erfolg in Wiesbaden und Bern in
Szene gegangen.
Die Musik für das J ahrhu n dertfestspiel in
Breslau. Wie aus Breslau gemeldet wird, hat Richard
S trau SS einen Festmarsch für das Gerhart Hauptmannsche
Jahrhunderfestspiel komponiert, das Ende Mai von Max Reinhard^
zur Aufführung gebracht wird. Der Festmarsch wird von
Kapellmeister Prüwer dirigiert werden, während die musikalische
Leitung des Festspiels selbst in den Händen des Kapellmeisters
des Deutschen Theaters, Nielson, liegt, der die zugehörigen
Kompositionen geschrieben hat.
Die meistaufgefUhrten Opern waren im letzten
deutschen Theaterjahr^ nach einer vom „Theater- und KÜnst-
spiegel" gegebenen Zusammenstellung: Strauss' „Rosenkavalier"
Nr. 2
BXXiQ(Koa co Q Q QQ QQ QGOQQe30QQa B) DEUTSCHLAND i§Beeeee8 6e€>eeoeec3Goooceeeetfe 8i 103
(516 Auffühningen), Bizets „Carttien** (426), Wagners „Lohen-
grio“'( 394 )» Thomas „Mignon^* ( 377 )» Wagners „Tannhäuser“
(363), d'Alberts „Tiefland“ (309), Webers „Freischütz“ (308),
Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ (301), Verdis „Troubadour“
(aga), Humperdincks. „Königskinder“ (274)*
Veranstaltungen in den Monaten Mai-Juni.
4. u. 6. Mai: In Mannheim Pferderennen.
7. n. 9. Mai: In Mannheim Festvorstellungen im Grossb.
Hof- und Nationaltheater mit Frau Hafgren-Waag und
Herrn Robert Hutt als Gästen.
. 4.—13. Mai: In Mannheim Maifest, veranstaltet vom Verkehrs-
Verein und der Stadt-Verwaltung,
zo.— Z 3 * Mai: In Mannheim g. Badisches Sängerbundesfest.
u. u. Z2. Mai: In Nürnberg Bayerisches Musikfest,
la. u. 14. Mai: In Düsseldorf Grosse Rennen des Düssel-
- doifer Reiter- und Rennvereins,
xa,—14. Jdai: In Coblenz Fliegertag gelegentlich des Prinz-
Heinrich-Fluges. Rheinfest mit Beleuchtung des Ehren¬
breitsteins und des Astersteines.
Z5. Mai: in Karlsruhe Prinz-Heinrich-Flug und Schauflüge.
z5.~ao. Mai: In Coburg: Bühnenfestspiele im Herzoglichen
Holtheater.
27.—z8. Mai: In Stuttgart: Internationales Schwimmfest.
x8.—ao. Mai: In Trier 25jähriges Stiftungsfest des Eifelvereins.
aa.Mai: In- Düsseldorf Richard-Wagner-Zyklus im Stadt¬
theater, zum Gedenken an den 100. Geburtstag.
35. Mai: In Magdeburg Flachrennen um den Grossen Preis
von Magdeburg.
32. Mai und. 2. Juni: In E s s e n Gebirgsfest des Sauerländischen
Qebirgsvereins, anschliessend an die Ausstellung „Das
Sauerland in Wort und Bild“.
32. Mai bis 2. Juni: In Bad Godesberg Turnsportliche Ver¬
anstaltungen des I. Bezirks des Sieg-Rheingaues (Kreis VIII b)
der Deutschen Turnerschaft.
Im Juni: In Barmen Städtewettkampf der Turnerschaft.
2. Juni (statt 32. Mai): In Coblenz Beleuchtung des Ehren¬
breitsteins.
2. Juzii: In Dresden Pferderennen.
X.'—4. Juni: ln Neustrelitz Landesschützenfest.
7. Juni: In B o nn Grosser Blumenkorso, bengalische Beleuchtung
der Poppelsdorfer Allee, des Kreuzberges, der Münsterkirche.
7, u. 8. Juni: In S ch w e r i n Sportliche Wettkämpfe ver¬
schiedenster Art um wertvolle Preise.
7.-9. Juni: InCrefeld loojährige Feier des 2. Westf. Husaren-
Regiments Nr. zz.
7.—9. Juzii: In Wiesbaden Motorjachtfahrt mit Blumenkorso.
7. —22. Juni: In Hirschberg Schlesischer Provinzial-Bundes-
schützentag.
7*—22. Juni: Rheinfahrt des Motorjachtklubs von Deutschland:
Mannheim—Biebrich (Wiesbaden)—Coblenz—B onn
K Ö 1 n—D üsseldorf.
8. Juzii: In T r i e r Ruderregatta des Saar-Mosel-Regatta-Verbandes.
8. Juni: In Dresden Radrennen.
9. — 23 . Juni: In Schwerin Tennis-Wettkampf.
n. u. 15. Juni: In Crefeld Eröffnungsrennen auf der neu¬
erbauten Pferderennbahn.
24.—27. Juni: lu Stuttgart 25. Württ. Landes-und Jubiläums¬
schiessen 29x3.
24. —29. Juni: In Barmen 5. Rhein.-Westf. Gaukegeln.
25. Juni: In Magdeburg Pferderennen (Sächsisch-Thüringi¬
scher Reiterverein).
25. Juni: In Halle a. S. Regatta auf der Saale.
25.—x6. Juni: In Mainz Ruderregatten.
27.—32. Juni: In Hannover Sport- und Festwoche.
29.-37. Juni: In Augsburg Anwesenheit der Pankgrafen von
Berlin.
32. Juni: In Magdeburg Internationale leichtathletische Wett¬
kämpfe.
32 . u. 25. Juni: In Düsseldorf Grosse Rennen des Düssel¬
dorfer Reiter- und Rennvereins.
Mitte Juni: In Dresden Ruderregatten.
Mitte Juni: In Fulda Volksfest im Schlossgarten.
22. Juni: In Halle a. S. Blumenkorso auf der Saale, ver¬
anstaltet vom Verkehrs-Verein Halle.
24. Juni: In Karlsruhe Feier der Eröffnung des Rheinhafen¬
nordbeckens in Verbindung mit der Jahres-Versammlung
des Vereins der Rheinschiffahrtsinteressenten.
27. Juni bis 3. Juli: In Kiel Kieler Woche 19x3.
29. Juni; In Karlsruhe Regatta auf dem Rheinhafen.
99. Juni bis 27. Juli: In Düsseldorf Festspiele des Rheinischen
Qoethe-Vereins im Stadttheater.
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Jüngerer, sprachgewandter
Auskunfts- Beamter
mit entsprechender Allgemeinbildung und Kenntnis
des deutschen Verkehrswesens für ein Verkehrs¬
bureau zunächst aushilfsweise gesucht. Spätere
Anstellung nicht ausgeschlossen. — Offerten mit
Angabe der Gehaltsansprüche unter Nr. 1961 an
die Geschäftsstelle dieser Zeitschrift erbeten.
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Ausstellungen
Der preussische Staat auf der Internationalen
Baufach-Ausstellung Leipzig 1913.
Das preussische Ministerium der öffentlichen Ar¬
beiten hat für seine zahlreichen und wertvollen Ausstellungs¬
gegenstände in geschlossenen Räumen und im Freien insgesamt
2x50 Quadratmeter Grundfläche belegt. In der Abteilung
für Wasserbau sind 20 Modelle von Talsperren, Brücken¬
kanälen, Seefähranlagen usw. ausgestellt, von denen das der
Waldecker Talsperre mit seinen respektablen Abmessungen
von 5,zo Meter Länge und 4,50 Meter Breite besonders erwähnt
sei. Ferner bringt die Abteilung einige Wandbilder über
Verkehrs Verhältnisse auf deutschen Wasserstrassen in den Jahren
Z879— zgxo, Darstellungen der Niedrigwasser^Reg^lierungsarbsiten
an der Elbe u. a. m. Die Hochbau-Abteilung zeigt
öffentliche Bauwerke in zi künstlerisch ausgeführten Modellen,
die eine Grundfläche von 0,6—6,5 Quadratmeter aufweisen.
Ausserdem sind in der Abteilung eine grosse Anzahl Aquarelle,
Zeichnungen und Photographien zu sehen, die wissenschaft¬
liche Institute, Kirchen und Dome, Gerichts-, Regierungs- und
Verwaltungsgebäude, Schulen und Seminare darstellen. Die
Eisenbahn-Abteilung schliesslich hat auf dem Platze
neben der Betonhalle eine vollständige Stellwerksanlage errichtet,
an der drei Gleise neuester Form, zwei Weichenanlagen mit
elektrischem und mechanischem Antrieb das Eisenbahnsiche¬
rungswesen veranschaulichen. Das Stellwerksgebäude selbst
enthält verschiedene Apparate der modernsten Eisenbahnsiche¬
rung, z. B. ein mechanisches und ein elektrisches Stell- und
Block werk, laultönende Fernsprecher (Empfänger) usw. In der
nebsnliegenden Stationsdienstbude flndet man ein achtteiliges
Blockwerk, eine Fahrgeschwindigkeitskontrolle u. a. m. Auch
sonst sind auf dem Platze noch verschiedene Sicherheits¬
vorrichtungen zu sehen. In der Betonhalle sind Modelle kom¬
plizierter Bahnanlagen, von Eisenbahnhochbauten und Sicher¬
heitsvorrichtungen, ferner farbige Schaubilder von Empfangs¬
gebäuden, Pläne grösserer Bahnhöfe, Zeichnungen von Brücken
und Tunnels u. a. m. ausgestellt.
Die Genter Ausstellung. Einige Zahlen über die
Grössenverhältnisse der Ausstellungsanlagen von Gent seien hier
mitgeteilt, die von der Grossartigkeit des Unternehmens Zeugnis
geben. Das ganze Ausstellungsgelände ist Z40 Hektar gross,
während die Brüsseler Ausstellung von zgio nur 93 Hektar
hatte. Von diesen Z40 Hektar sind 220000 Quadratmeter mit
Hallen bebaut, gegen 150 000 in Brüssel igzo. Die französische
Abteilung in Gent, die die weitaus grösste ist, umfasst 55000
Quadratmeter (34000 in Brüssel), die englische Z7200 Quadrat¬
meter (in Brüssel 24820), die deutsche 25000 (in Brüssel
28250), die Maschinenheille 29500 (in Brüssel 26992), die Eisen¬
bahnhalle 6200 (in Brüssel 5592), die belgische Abteilung 45 000
Quadratmeter (also 20 000 weniger als die französische!), die
internationale Halle für die nicht selbständig ausstellenden
Länder zo 900 Quadratmeter. Insgesamt sind 25 Länder in Gent
vertreten. Von den Palästen bedeckt der Kolonialpalast 9000
Quadratmeter, der Palast für dekorative Kunst und Photo¬
graphie 22900 Quadratmeter Bodenfläche, der Festpalast 31000,
weit mehr als der Londoner Kristallpalast Der Raum der
Floralien ist 20 000 Quadratmeter gross, wovon 6000 Quadrat¬
meter Warm gewächshalle sind.
Gewerbes ch au in Essen. Im Juli und August findet in
Essen unter dem Titel Gewerbeschau eine Ausstellung statt, für
die eine Dauer von etwa sechs Wochen in Aussicht genommen
104 DEUTSCHLAND
Nr. 2
ist. Die Stadtverwaltung errichtet zu diesem Zweck eine An¬
zahl Ausstellungshallen mit einer Gesamtgrundfläche von etwa
5000 Quadratmeter. Die Trägerin der Ausstellung ist die Essener
Bauinnung. Die Gewerbeschau wird Erzeugnisse jeder Art von
Handwerk, Kunst und Industrie umfassen.
Kunstausstellung 1914 in Darmstadt. Aus Anlass
der 1914 auf der Mathildenhöhe zu Darmstadt staufindenden
Kunstausstellung soll daselbst ein Märchentheater nach
Plänen von Professor Albin Müller erbaut werden.
Ausstellung in Florenz 1913/14. Unter dem hoch¬
tönenden Titel „Esposizione Nazionale Patriottica ed Inter-
nazionale dell’ Arte e del Lavoro“ ist in Florenz für 1913 14
eine Ausstellung geplant, zu der Einladungen bereits in Umlauf
gesetzt sind. Wie die „Ständige Ausstellungskommission für
die deutsche Industrie“ auf Grund zuverlässiger Informationen
bekanntgibt, kann eine Beteiligung nicht empfohlen, werden.
Grosse Kunstausstellung Karlsruhe 1915. Wie
bereits mitgeteilt, wird bei der Feier des 200jährigen Jubiläums
der Stadt Karlsruhe die bildende Kunst durch eine besondere
Ausstellung in einem eigenen Gebäude vertreten sein. Seine
Königliche Hoheit Grossherzog Friedrich von Baden hat gnädigst
geruht, das Protektorat der Ausstellung zu übernehmen. Als
Ehrenpräsident sind Se. Exzellenz Minister Dr. Franz Böhm
und Galeriedirektor Professor Dr. Hans Thoma ernannt
worden. Für die Leitung der Ausstellungsarbeiten ist ein
Hauptausschuss zusammengetreten.
3. Mai bis 12. Oktober: In Düsseldorf Grosse Kunstaus¬
stellung im Städtischen AussUllungspalast.
4. Mai; In Mannheim Eröffnung der „Deutschen Künstler¬
bund-Ausstellung“.
3. — 14. Mai: In Berlin Fachausstellung der Papier- und Druck¬
industrie.
IO. Mai; In Berlin Eröffnung der Grossen Berliner Kunst¬
ausstellung.
ir. — 30. Mai; In S t u 11 g a r t Jubiläums-Ausstellung des Schwäbi¬
schen Albvereins.
15. Mai bis 15. Juni: In Zwickau (Sachsen) Ausstellung von
vorbildlichen Arbeiter-Wohnungs-Einrichtungen.
18. Mai bis 2. Juni: In Trier Eifelausstellung in der neuen
Kunstgewerbeschule.
24. Mai bis 8. Juni; In Kiel Gastwirte- und Kochkunstausstellung.
29. Mai bis 2. Juni: In Königsberg Landwirtschaftliche
Provinzial-Ausstellung.
Frühjahr — Sommer: In Darmstadt Ausstellung namhafter
Privat-Gemäldesammlungen im Städt. Ausstellungsgebäude.
Mai—Juni: In Essen im städtischen Kunstpalast-Ausstellung
„Das Sauerland in Wort und Bild“.
Mai — Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln.
Mai—Oktober; In Stuttgart Grosse Kunstausstellung mit Er¬
öffnung des neuerbauten Kunstgebäudes am 8. Mai.
Mai—Oktober: In Breslau Jahrhundertfeier der Freiheitskriege,
verbunden mit historischer und Gartenbau-Ausstellung.
Mai — Oktober: In Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung.
5.— IO. Juni: In Strassburg 26. Wanderausstellung der
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.
15. Juni bis I. September: In Cassel Deutsche Kunstausstellung.
Mitte Juni bis Mitte Juli: In M ü n ch e n Ausstellung „Bureau
und Geschäftshaus“.
21. Juni bis 21. Sept.: In Paderborn Gewerbe-, Industrie-und
Kunstausstellung.
4. — 6. Juli: In Dortmund Provinzial-Pferdeschau.
13.—16. Juli: In Berlin Fachausstellung für Desinfektion und
Ungeziefervertilgung.
26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für
Papier- und Schreibwaren.
IO. — 15. Septbr.: In Hildesheim Jubiläums-Kochkunst- und
Nahrungsmittel-Ausstellung.
In Duisburg (Zeit unbestimmt): 3. Kochkunst- und Gewerbe-
Ausstellung der rheinischen Zone des Deutschen Gastwirte-
Verbandes.
DORTMUND
NordsternhauB.
Zur Krone. Verkelirs*Barean. Altes RathuuB. (Murktplat/.) StadiUililiothuk.
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250000 Einwohner, Sitz vieler Beliürden, für Indusiriebezirk mäßige Steuern. giit(* und gesunde 'Wohnungs-
verliältuisse, Gartenstadt, Kirchen und Scliulen j(Mler Art. Kanalisation, Wasserleitung. (Jas- uinl elektrisches
Liclit, Knotenpunkt von 12 Eisenbahnlinien, zablrei<die StratHMibabniMi ini Stadt- und Landkreise. Erstklassige
lieiinbalm. Altes Rathaus, Museen. = Im H<UdtiNolieu liiiiiHt- nui\ iiioiverboiiiiiscniii, Ostwall 7,
zahlreiche Altertümer and SeheiiHwürdigkelten aus dem Saiierlaud and dem Itümer-
lagor bei Oberaden* = Konservatoritim. Orchester, Stadttlieater, Hafenanlagen am Dortmund-Ems-
Kanal, hervorragende Eisenindustrie, Hütten- und Walzwerke, Maschinenfabriken und Großbrauereien.
Kaiser-Wilhelm-Hain, Stadtpark Fredenbaum, Schwei terwald und stiidti.sche Fol•r^ten; Au>flüge in das Münster¬
land, großes Schiffshebewerk bei Henrichenburg, Ardeygebirge Kai^erdenkmal auf H<dien>\ bürg) und Sauerland.
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105
Die Verkehrs-Vereine und Verwallungen bitten wir um rechtzeitige
Angabe der jeweilig stattlindenden grösseren Wianstaltuiigen Die Red
Im Mai: ln Barmen Verbandstag des Deutschen Verbandes
kaufm. Vereine und Deutschen Vortragsverbandes.
Im Mai: In Cassel Deutsch-Evangelischer Schulkongress.
Im Mai: In C oblenz Versammlung der Schlachthoftierärzte
der Rheinprovinz.
9—10. Mai; In Ilmenau (Thür.) Thüringer Turnlehrertag.
IX. Mai: In Nürnberg Tagung des Verbandes Jetziger und
ehemaliger Studierender der deutschen Kunstgewerbeschulen.
II. —18. Mai: In Duisburg Kongress des Vereins für das
Deutschtum im Auslande.
xa.—13. Mai: In Stuttgart Haupt-Versammlung des Württem-
berg^schen Volksschullehrervereins.
xa.—13. Mai; In Bonn i. Rheinischer Imkertag, verbunden mit
Eröffnung eines grossen Versuchs- und Lehrbienenstandes.
xa.—14. Mai: InHeilbronn Verbandstag Süddeutscher Zeichen¬
lehrervereine.
xa.—14. Mai: In Nürnberg: Tagung der Bayer. Fortbildungs¬
schulen.
xa.—17. Mai: In B r e m e n Tagung der Deutschen Zool. Gesellschaft.
13. Mai: In Stuttgart Haupt-Versammlung des Landesvereins
Württemberg des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde.
13,—14. Mai; In Barmen Kongress des Vereins für wissen¬
schaftliche Pädagogik Deutschlands.
13.—15. Mai; In Breslau Haupt-Versammlung des Deutschen
Vereins für Schulgesundheitspflege.
13.—15. Mai; In Breslau Haupt-Versammlung des Bundes
Deutscher Verkehrs-Vereine.
13.—x6. Mai: In G o t h a Tagung der V. C. des Verbandes der Turner-
schaften auf deutschen Hochschulen, verbunden mit Turnfest.
13. —19. Mai: In Strassburg General-Versammlung des Ver¬
bandes katholischer Studentenvereine.
14. Mai: In Bautzen 220. Haupt-Versammlung der Ober-
lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften.
14.-xj. Mai: In Halle a. S. Versammlung der Deutschen
Gesellschaft für Gynäkologie.
14. -18. Mai: In Ulm Verbandstag der Wirte Württembergs,
verbunden mit einer Ausstellung für das Hotel- und
Wirtschaftswesen (10.-19. Mai).
15. — 18. Mai: In Düsseldorf Hauptversammlung des Natur¬
historischen Vereins für Rheinland und Westfalen.
17.--x8. Mai: In Cassel Haupt-Versammlung des Verbandes
der Lederhändler Deutschlands.
17. -18. Mai: In Düsseldorf Verbands- und Delegiertentage
für Rheinland und Westfalen des Vereins der Pioniere und
Verkehrstruppen.
17. - 20. Mai: In Berlin Sitzung des Reichsverbandes deutscher
Städte.
18. Mai: In Coblenz Hauptversammlung des Provinzial¬
verbandes Deutscher Flottenvereino für die Rheinprovinz.
18. —21. Mai: In Kiel 4. Jahres-Versammlung des Bundes
Deutscher Jugendvereine.
19. Mai: In P o sen Haupt-Versammlung des Posenschen Spar¬
kassenverbandes.
xg.—24. Mai: In Düsseldorf Kommunale Woche, Rheinischer
Gemeindetag (Bezirksverband Düsseldorf) und Tagung des
Rheinischen Städtebundes.
21. —28. Mai: In Strassburg General-Versammlung des Ver¬
bandes der Dentisten im Deutschen Reich.
22. u. 23. Mai: In Nürnberg Süddeutscher Müller-Kongress.
22. -24. Mai: In Wernigerode 60. Versammlung der Gas-
und Wasserfachmänner Sachsens und Thüringens.
23. —25. Mai: In Düsseldorf Fünfter Verbandstag des Ver¬
bandes der Kaufleute-Beisitzer der Kaufmannsgerichte
Deutschlands (E. V.).
23. — 26. Mai: ln Halle a. S. Kongress der Kaffeehauswirte
Deutschlands.
24. Mai: In Bernburg Haupt-Versammlung des Sparkassen-
Verbandes Sachsen-Thüringen-Anhalt.
24.- 25. Mai: In Hildesheim Versammlung des Bundes
Deutscher Militäranwärter, Provinzialverband Hannover.
24. — 27.Mai: In Nürnberg Haupt-Versammlung des Deutschen
Spediteurvereins.
25. Mai: In Stuttgart General-Versammlung des WÜrttem-
bergischen Weinbauvereins.
ISERLOHN
Nr. 2
25. Mai: In Iserlohn Distriktsitzung des Distrikts XIII (Rein-
provins-Westfalen) von Deutschlands Grossloge II des
Guttemplerordens (I. O. G. T.).
25.-26. Mai: In Bonn Kongress des Rhein.-Westf. Rabatt¬
sparvereins.
25. -28. Mai: In Dortmund Kongress für Volkswohlfahrt.
26. Mai: In K i e 1 Tagung des Deutschen Werkmeisterverbandes.
27. —30. Mai: In Halle a. S. Verbandstag Deutscher Cafötiers.
29. Mai bis i. Juni: In Coblenz Tagung des Verbandes
Deutscher Beamtenvereine.
29. —31. Mai: In Bremen Konferenz der Statistiker des Reiches
und der Bundesstaaten.
30. Mai bis i. Juni: In Dortmund Verbandstag des Ver¬
bandes der deutschen Baugenossenschaften.
30. —31. Mai: In Köln Tagung des Deutschen Schulschiffvereins.
31. Mai bis i. Juni: In Trier Verbandstag der Sanitätskolonnen
der Rheinprovinz.
31. Mai bis 3. Juni: In Düsseldoif Tagung des Reichs¬
verbandes deutscher Presse.
Im Juni: In Stuttgart Kongress des Verbandes Deutscher
Kunstvereine.
Im Juni (voraussichtlich): In Stuttgart Delegiertentag des
Deutschen Verbands der Journalisten- u. Schriftstellervereine.
Im Juni: In Neustrelitz Tagung des Märkischen Forstvereins.
2.—4. Juni: In Breslau Haupt-Versammlung der Deutschen
Kolonialgesellschaft.
4.-6. Juni; In Stettin Feuerwehrkongress.
4.-7. Juni: In Nür nber g Kongress des Internationalen Hotel¬
besitzervereins.
4.-8. Juni: In Berlin Intern. Kongress für Leicht-Athletik.
6.—7. Juni; In Saarbrücken Haupt-Versammlung des Rheinisch-
Westfälischen Sparkassen-Verbandes.
6.—7. Juni: In Nürnberg Haupt-Versammlung des Verbandes
der Rechtsauskunftstellen.
6.-8. Juni: In Cassel Tagung des Deutschen Vereins für
Volkshygiene.
6.— IO. Juni: In Heilbronn Jubiläumstag des Allgemeinen
Deutschen Automobilklubs Gau XII Württemberg und Hohen-
zollern mit automob., flug- und motor-sportl.Veranstaltungen.
8. u. 9. Juni: In Nürnberg Hauptversammlung des SÜdd.
Messerschm ie d-Verb an des.
8.—9. Juni: In Duisburg Kongress des Allgemeinen Deutschen
Realschulmänner-Vereins und des Vereins für Schulreform.
8.— II. Juni: In Nürnberg Verbandstag der elektrotechnischen
Installationsfirmen Deutschlands.
8.—15. Juni: In Ilmenau (Thür.) Tagung der Forstwirte.
9*—13. Juni: In Bremen 40. Tagung des Deutschen Gastwirte¬
verbandes.
12.—14. Juni: In Trier Haupt-Versammlung der Vereinigung
der Elektrizitätswerke.
15*—17* Juni: In Stuttgart Süddeutsche Buchhändlermesse
mit General - Versammlung des Süddeutschen und des
WÜrttembergischen Buchhändlervereins.
16. —20. Juni: In Trier Bundestag des Bundes deutsch. Gastwirte.
17. u. 18. Juni: In Nürnberg Besuch des Techn. Lehrerinnen-
Seminars in Dortmund.
19. —22. Juni: In Düsseldorf 5. Generalversammlung des
Deutschen und Oesterreichischen Rechtsschutzverbandes
für Frauen.
20. Juni: In Nürnberg Tagung des Vereins zur Erhaltung
der deutschen Burgen.
22.—24. Juni: In Thorn Westpreussischer Städtetag.
22. —27. Juni; In Kiel Tagung des Verbandes der Haus-
Grundbesitzer - Vereine Deutschlands, sowie Tagung des
Verbandes Deutscher Färberei- und chemischer Wäscherei¬
besitzer.
24. —25. Juni: In Heilbronn Haupt-Versammlung des Vereins
für vaterländische Naturkunde in Württemberg.
25. -28. Juni: In Köln Kongress der Heizungs- und Lüftungs¬
fabrikanten.
27. — 30. Juni: In Stettin Kongress des Vereins für Jugendspiele.
28. —30. Juni; In Cassel Tagung des Verbandes der Vereine
Kreditreform.
29. —30. Juni: In Düsseldorf Besuch der American Society
of Mechanical Engineers.
In Augsburg (Zeit unbestimmt): Kongress für Denkmal¬
pflege. — Verbandstag Bayer. Bau-Innungen. — Kongress
des Vereins Kreditreform. — Verbandstag des Bayer.
Gastwirte-Verbandes.
In Bremen (Zeit unbestimmt): Tagung des Deutschen Flotten¬
vereins.
In Ilmenau (Zeit unbestimmt): Gautag der Thür. Wandervögel,
Zeitangaben der im Mai und Juni 1913 in Leipzig
stattfindenden Tagungen und Veranstaitungen.
3. Mai: Eröffnung der Internationalen Baufach-Ausstellung.
IO. — 13. „ Verband Deutscher Zahnärzte.
II. „ Concours Hippique, Sportplatz.
13. —15. „ Landes-Verband Deutscher Gewerk-Vereine, gern.
Besuch.
14. —16. „ Deutscher Gewerbeschul-Verband.
Mitte „ Landes-Verband Sächsischer Redakteure und
Berufschriftsteller.
17. U.18. ,, Deutscher Wehr-Verein.
20.U.21. „ Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutsch¬
lands.
23. U.24. „ Verein der Ingenieure der k. k. österreichischen
Staatsbahnen, gern. Besuch.
23.-25. „ Verband Deutscher Fabrikanten von Eisen- und
Metallwaren, Werkzeugen, Haus- und Küchen¬
geräten, Kunst- und Luxus waren.
23.-26. „ Verband Deutscher Eisenwarenhändler.
25. „ Leipziger Automobil-Klub.
30. Mai bis i. Juni: Verein beratender Ingenieure.
31. Mai: Beleuchtungstechnische Gesellschaft.
I. Juni: Eisenbahntechniker-Verein, Leipzig.
I. „ Nationales Schwimmfest.
I*—3' ft Kongress der Sächsischen Hausbesitzer. *
5. u. 6. „ Deutscher Werkbund.
6. „ Oesterreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein,
gern. Besuch.
7. —9. „ Deutscher Techniker-Verband.
8. „ Deutscher Metallarbeiter-Verband, gern. Besuch.
8. u. 9. „ Deutsche Fischhändler.
8. u. 9. „ Deutsche Gesellsch. für Verbreitung von VolksbUung.
8.— IO. „ Deutscher Schlossertag.
9. „ Gewerbe-Vereine Nordböhmens, gern. Besuch.
9. „ Verband der Mecklenburgischen Gewerbe-Vereine.
8.— II. „ Hauptverband Sachs. Gewerbl. Genossenschaften.
8.— II. ,, Landes-Verband von Handwerker-Genossenschaften
im Königreich Sachsen.
lo.u. II. „ Verband der Vereinigten Baumaterialienhändler
Deutschlands.
14. „ Bund der Landwirte.
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Das Vollendetste auf dem Qebiete der modernen
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens.
DEUTSCHLAND ©seö^sf^sseeeeseee^is^eee^ 107
i6# DL 1^* jilöf VcifbÄji^l der 0esiSBcbifeil 'li.d^bäu- Uheernehiner und
; J3ftawcb^s I::iefbaui*;^emf5-Geucjssc^
iSr ; iv der dlbeni Miß üü : Sci^iiZer der lÄpdWirts c bs^ft-
^ ru fiderseburg;:
VefbMid Dfj^tÄCfifea* BÜhiieiirecbiiitcr^
- ^ V^fefli SlÄhMschor Ritbter und Suatsatiwält.e,- ,
^.u,3:^ ^ Verein Peutschfeir lugen reu re.
.)t AfbMtß<^^:^3i^u^^vfirb3iad :f^ 4;^ : ^ HolS'^
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' -•« ■'. DfeutEclier .Beton -l^tjrem.;' .'■'
L^Bdes ■ffVtirb aii df Sa däiiäen B-eutsch e u Ver ein S
. - geg eu. 4ea'- :;.Mtss b raue h. geisü'gor" Getr a bk e. ’
30 ^ ,^: Vereiu dtr BetUsebeb Gasr- tjud V^^issierfachmäiirier,
• .. ■ , ’ Besuch/^ \ .:. --'\V
Böi aus Euroi^ai alieo Teileu der Wslt kamimeu ato
berti ei^ dtffi Wut: d et üb d S qgti (tage n die a er »tdei njßcschlo ssenou
St^li& zu g?6jQiess^nl Hube 'iU sueben, H^üupg für Leib uuil
Seele tU ge^winneu. Mehr denn ao sop ftetuder SumtucTscbwaibcii
Flicgetu Jahrlieh hier eih. Sie wisaea, wäii dieser achier ühübeTJ-
aehbM* WMd 4ü( MeÜeu ihnen bietet nn Krafti an SchSöbeii
Gleicht doch: über den Inselberg
und yetfithwiegen^ Glücke^
fort hia ßflio Eisenach der ThüMüger WMd 3bie^ nut Mnetn
RteaehpaJke, wie ihn eJn kuraxt ftUfMiweiaen haii ünd;
welch ein SchÜnheits^äuWf ist üher deo nachbartlchen SncDther-r
Silit des Herzogs von Coburg—G^he, Park uftd Schlosa RMU'
hatdabtuon,. hu?gegö6sen! Doch auch Prt^4rtchroda selbstf
katih es alles dent bicteüi der nlebt nur
Waldes liebt? Kopierte aller Art, . Spütlpl^e* ei4 tifeffliches
SnAitriertheatftt^ Mne Uu^chtge PrejJichtbÜhner Feste, FeuerWiirte,
W ettre nbe n 44^’ d«rn Bon berge, de t na<ch b at li che Lu fl schiffe
hafen - > ^ Altea 1 An Bädern und SanatoHen ist keib
Mangek Ein gutea BahnoM® verbiüdat heute den Waldort mit
alten HCcblungen der Aussen weit Gesund beit, weht 'von den
Bergen, ^Ch^nbtit ■schwebt Über d.eiü fteundllcli von Waldbergep
,;^ngeöc'b.t<s€rsej:sen .Taikcaael. ■
B¥®d Öfeynhnü^Ari- Nach der graten Kurlisie sind seit
dem: J-. April heieiti .^lo Kurj^ä^te zu verzeichnen und u, ä- hier
jtirige.tröffcti j; Sisa-tsminister Exzellenz von Starck nebax Gemahlin
auf Kittergut Saar bei Casseli StaM*r^t S. v MannstMn, Peters¬
burg, Freiherr von WangenhMm, Intei^datit des BratinSchweiger
Höflhealera. — Die Kö rüg], Bade Verwaltung bat in diesem
Jahre keine Kosten gescheut, um den Hark zu ein cm wahren
Schmuckpiata au Femet hat das Badebaus f eine
loxurioee Austattung eThadteap Die neueKinderheilan^ialt HAuguaiÄ-^
Viktoria-Stift** ofTöct in den n^baton T-agen ihire Pforten.
Arseus nl bftd ptlrkhftini JRheiiipfÄJ iÄ An den
snonigen Abhängeü der H^tardt hM «fcr Frühling io diesem
Jahre besonde^rs frJiiStMrtit ^Mhcö Eln^g: gohalten. Mira und
Bäder und Sommerfrischen
Die Vorbereiinogen für die Sais.dn Mud
datftk *a 4 äuero 4 irünstigen Weiterung weit ’y^rgeschritten.
Da. acit Anfshg ;A^f die lieUniItter des B^[4^a wieder ln vollem
Umfanget; 4uir VertüKUhg .^tehen, haben sich hereiis aabireichfe
Kutg^i^' äiipfgtfutt'A^xi:. Die rege Nachfrage nach Prospekten
lisst .in J»b?e eine gute Saison erwafteh. Sicherem
Vernehooeu nach wird König Friedrich August voti Sachsen
Ende April *ti mehrtägige tu Aufönthali hier ein treffen, um auf
Atiethlhnit tu isgen;
F f i e d r Vch r » 44/ kuckuck ruft, wenn unto^ 4e»
frisch »tt%eibröC.he ntti eben • d'ttt W ftld meister 4 u ffeL Vogel *
sang mit QuÄurauschisn undV^d^^ W<hen der Wipfel Bäch
inlschTf dann istehil Hriedr vor-
bereitet d*, seihe Freuuä* uhd Gälste . m empfangen. Hiebt
Exemplare
Jahrgang,
l ] I i M1 > iiii i >4 ä i h etfi I
Politisch iitassg'M^ende
Tageszeitufig grössten Stils.
2 Ausgaben. ^
P t o be- AbrrrutefTnei it JB t ho^i r dPjv
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L',f f-,y:..: ,_.
,Lr /r- '
r.r-.! -itvtlMrv ■
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108
DEUTSCHLAND Nr. 2
erste Aprilwoche brachten prächtige Frühlingstage mit Tages¬
temperaturen bis C. Die Vegetation ist jetzt Anfang April
in der Entwicklung so weit vorgeschritten, dass der Fremde
glaubt, in südliche Gegenden versetzt zu sein. Kur- und
Obstanlagen zeigen sich im prächtigen Blätter- und BlUten-
schmuck. Bad Dürkheim eignet sich infolge dieser klimatischen
Vorzüge und seiner reizenden Umgebung wie nur wenige
deutsche Kurorte zur Frühlingskur. Auch als Uebergangs-
station vom Süden zum Norden ist es besonders zu empfehlen.
Die Vorsaison hat bereits begonnen. Man verlange Prospekte
und Broschüren von der Kurverwaltung.
Jungborn im Harz. Am 15. April eröffnete, wie all¬
jährlich, der Jungborn den Kurbetrieb (die 18. Saison). Schon
am Eröffnungstage stellte sich eine grössere Anzahl Kurgäste
ein, um mit einer FrUhlingskur im Jungborn zu beginnen. Es
empßehlt sich, die kürzlich erschienenen, neu herausgegebenen
Schriften des Jungborn zu lesen. Die Leitung des Jungborn
hat in diesem Jahre die erste Ausgabe der „Jungborn-Blätter*'
erscheinen lassen. Diese sowohl als auch der neue illustrierte
Prospekt des Jungborn werden von der Verwaltung von Rudolf
Justs Kuranstalt, Jungborn im Harz, kostenlos versandt.
Die Sommerfrischen des bayerischen Waldes.
Der bayerische Wald, den der vielgelesene Schriftsteller Maxi¬
milian Schmidt in der Mehrzahl seiner Werke in begeisterter
Sprache verherrlicht, ist ein Gebiet, das sich als Sommerfrische
besonders für solche eignet, die weniger Wert legen auf über¬
triebenen Luxus und lärmende Zerstreuung, als auf ländliche
Stille und wirkliche Erholung. Ungeheure Wälder, teilweise
noch Urwald, ernste Bergseen und Ruinen wechseln in bunter
Folge mit freundlichen Dörfern und Städtchen, romantischen
Schlössern und lieblichen Tälern. Auch der weniger reich mit
Glücksgütern Gesegnete kann bei den billigen Lebensverhält¬
nissen den bayerischen Wald zum Aufenthalt wählen. Eine
reich illustrierte Broschüre „Die Sommerfrischen des bayerischen
Waldes'* wird von der Amtlichen Auskunftstelle der Kgl.
Bayerischen Staatseisenbahnen im Internationalen öffentlichen
Verkehrsbureau in Berlin, Unter den Linden 14, an Interessenten
kostenlos abgegeben.
V erkehrs-Pr opaganda
Aufgaben der Verkehrs-Organisationen.
Von Dr. ined. Erwin J aoger (Lei])zig).
Den Weg 0 vor h ä 1 tn issen wird ja glückliclierweiso
schon überall viel Aufmerksamkeit gewidmet. Schöne Spazier-
w(=‘ge. die unter N'erineidung der Nähe der Autostraßen für iiie
Fußgänger anzulegen sind, mit Bänken an geeigneten Stellen,
werden von den Fremden als grotle Wcdiltat empfunden.
Auf den Wogetafoln sollten auch Zeichnungen angegeben
sein; sie sind «lern Fremden eine sehr anschauliche Belehrung.
Wenn sich die Ortsbewohner die Zeitangaben zu eigen
machen wollten, die auf den Wogotafeln stelnui, so wäre
das mit Freuden zu begrüßen. Darauf sollten Ortsveroine
immer wieder hinweisen. Es hat sich bewährt, wenn in
den Schulen solcher Gegenden Orts-und Wog(d)escbreibungon
das Thema deutscher Aufsätze sind.
Wegemarkierungen dürfen nicht von oin/elneii Orls-
veroiiien auf eigene Faust und nach eig<*neni (loschmack in
Angriff genommen werden, somlern man muß sich mii
aiiderii zur gemeinsamen Markierung vcnMiiigen, die nnl
weiten Strecken systematisch dnrehzuführen sind. Zoi«*hen,
wie Kreuze, Hinge iisw. bewähren sich besser als Farben,
die nur in frischem Zustand zuverlässig sind. Wenn Wege
aus touristischen Gründen besser an einen Ort v<»rl)cigefülirl
werden als durch ihn hindurch, muß man sich dem ohne
Rücksicht auf Wirte usw. anpassen. Man kjmn ja den geschäft¬
lichen Wünschen der betreffenden Ort<* dadiiivb Heclinung
tragen, «laß man von der Haiiptinarki(‘rung einen Weg nach
dein (>rte ahmarkiert, den man ausdrücklich als Sondorwog
kennzeichnet. Tut man d.as Gegentfil, so bringt man die
Gegend bei den Fremden in scblecbten Ruf; sie wird von
erfahrenen Touristen künftig gemieden.
Aber auch «lie Radfahrer und Automobilisten verdienen
Fürsorge. Bis jetzt ist es .so, daß die sclilochtesten Wege-
(Schluß.)
verliü It nir">e uhmsI ii.nerbalb d<*r Ortschaften sind. Mit
gmiiig«*r Mühe ließ«Mi >ich dort eigom* Radfahrwege
anbringen. wi«‘ das in einzelnen (iegenden Deutschlands
aueh .^elioii gesch(*bc*n ist. Das b(‘deutet nicht nur für die
Radfahrer Aniiebmlicbkcil. sondern auch für die Ortsinsassen
SicberluMt, \\«‘il damit Mö)rnngen des Fußgängerverkehrs
seittms cler Radfahrer so gut wie ausgeschlos.sen sind. Für
die Anloniohilislen dagegen haue man Straßen. Wie oft
ijuält sich (diH' Straße den Berg hinauf in eine Ortschaft
hinein, um auf der andern Seite ebenso steil abwärts zu
führen! S«)lcbe Orte würden mit (dner im Tal bleibenden
Straße, die um den Ort herumführt, sich von der durch die
Autos herbeigeführten Staub])lage befreien und den letzteren
ein h(‘.|uemere^ Fahren (*rim)glichen, denn der Autoführer
spart sich di«‘ ^ein^‘ Aufmerksamkeit stark in Anspruch
nebineiide Fabii durch «lie Ortschafltui. Den Einwürfen, daß
die Aulo> nur \\«*nig Ortschaften Vorteil bringen, weil sie
nndslens vorb«‘isaus«‘n, kann man mit gutem Gewissen mit
«b*ni lIin\v«‘i'^ beg«*gm*n. «laß die Zunahme des Autoverkehrs
fndwibig«* \ind nnfiadwillige Aufenthalte für die Autos in
gleicher VeriiKdirung ‘-«•haffon wird. Außerdem gewinnen
«lic Kraftfalir/«-uge eine sohrhe Bedeutung für die intensivere
(iestaIlling v«'n llainbd und Industrie, daß ihre XJiiter-
stüt/.iing sidbslvm-ständlich sein muß. Es sollte daher aucli
in allen Orten gute rnterkiinft und Er.satzmaterial für die
Autos v«>rbanden sein.
Den Luftverkehr kann ich hier übergehen. Er kommt
bisher nur für wenig Orte in Frage. Aber es muß darauf auf¬
merksam gemacht worden, daß alle Luftfahrer immer das größte
Entgegenkommen finden sollten, wenn sie dessen bedürfen.
vSchad«*!!. d(M* durch sie entsteht, wird stets wieder gut gemacht.
Reise- und Verkehrsbüro |
Rud. Hummel jun., G. m. b. H.| Hagen i. W. 1
133.hnhofstr. 48 O Minute vom Hauplbabnhofi Pcmruf 1492 ■
Abt. l; lioitmcbllro: Agentur der Hollaml-Am'*rika Tnnie: Agentur «b‘r Oanadinn Pacific Railway Co.; Agentur g
der Vlissinger P«»''tr«»iUf nacii Loinlon: .\gt‘ntur «l»‘r « iigl. Gioßm* O-tbabn Zusaniinonstellung und ■
Ausfülir. von .kei>«‘n nach all. rcüen «1. W«*lt: Hinz*!- u. Ges'*U-cbaftsreir^-’ii. Ihgeno Fahrkartenausgabe« 5
Fahrkarten für all«' Vei k«*hr^aiiNiall«‘n ii. nach a b 'r«*il«*n «l. W«‘lt. Fabr|»läne, Kursl)üch«*r, Reiseliteratiir« g
Besorgung V. Fahrkaii'*n na«'b d<*m Aii-land v«*nal! Stat. «1. i bcin.-w«‘^lf;i!. 1 mlii^lriebez. a. Wunscli i. Haus* ■
Abt. 2: Verkehrsbüro: (Ö s-bäfi>'>l«‘llc dc> Hagein*r \'«e kebrs-\\.*reins 0 . V. rnciilgeltlicho Auskunft g
über alle Angeh'genbciien IIagen< und des Sam-rlaml«*-. Auskunft über alle \'(‘rkehrs-Angclegen- ■
beiten. — Ausgabestelle für Bä«ler- iiml Reise-Pr«>sp(*kie. 8
Abt. H: VerHielieriiiiji;: Haiiptag«-iitur der „.Mbingia- V(Msicberungs-.\.-(i. llaiiiburg. - llauptagentur der ■
Karlsruher Lebensvers!cln*rung a. (L - Eur«»päis«*be (i üt^'r-iin«l Reisegepäck-Versichorung-A.-G., Berlin. B
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ö wait tö (4 er* ft xe ü ftit^artet tö t b in tl m
kßltra^iU'öaue, am 3ab ßUol txim > au )>mi
sTödi Jßfttü : Biftönbiitm^Esöii hat
.^ülcn^TköBi ßi^tu t ■. jöd^a': Vbrk e h te - V crjtbie? ii v.: ^ Hi ...
, ge3il?nige Frägfiu iaisnui^^i' iijij nv{t ^
liEtreff&nä&in L Lhi'ö jSi lu^Mi^ütig OatiE
besQÄÖörö FrhfiVüg Astiitg© auf E^ üu-
hautöB BiäietjbiiLhb Haöd^>it «re'ii wm
s^nA Atitci^ismy Sil örjtpfi^hIt aioh isjoltöu f
?a tragen, daß tlt^ in .Finh^ lnieitääe>iiHft .
bfir<3H a intl, Dftä ifln W^egc^r: i \rtJiK .?fjf<göniVhör
iö yiöten PäU^ eliiytjri.
,'' .T i eW pltE, ■ ■ 4fe • *Sb|ÜHIVfr- I^c u(i* . n ttcjtb; W '.
t iin g?Lt dftraö, LAilt<, uI].d LI üiithKd c-sT'. '-b\ itc-b ''.fji. ,•.
weis© 0orrn mhi \der ^ m it?i d t^ ^"t r<si itm . p d möftv;, üi ^äu
SiKinfctitiiB^a: An -iSAhl ^üäd- Eod^^ut-üüyjji';t/.3' dtit-b
nöhmeii, nm
■-PüliUkiim dlß. gLei'Atip iLtiftfrHtiiiiGhkfcit- :
■ frisolxan • 2!tt hiötör^. ■ &■ K p.) a r;d..'- du. tjii'b'F ■
hi^röotidera gcoÖ, V^^iestii stitid. -iii' • .'■
weiter es vörhftüden- ' '^fn nur ä 'utui^lÄ.iikjp.b-
n ü d ,' für • beide ti q sivKi tu' ge Uüxij,) t6 A ii > \ ' u.d d:' AU Vhiifl e-
rftni^e iCr ftöhaifc'ii, flü bbitl rihr B
eia . ii u f t bade ft. g e,^c h, ti e} egsr tthei f .mm \ vv-ueTa e n-
brauciiit 'd"U^^jbflae: n^eIi^ dfuiiit.-vePhi^ 'au'^e^in ßiu.i’k^h-
•taagaa ::to-'VVeaobUii^^U3 ' v^^HijUiudign' ;;i;Siehe' hierzu '
m eiü-ett; Ä ufüiat? i m- J1 tkfeau r'., ■; rg’an ij- i &1 i;)
1> a d&U B H r'gö.r Iit?he. U äweE k h ach; aJ. (ß ■ 11 tUerUeh uj er i i. eft*'
pf 11 olltig ’ tua^h f’t ^0 ' is-i.. fi? .av>t^van ti'j , iwi-hh ’ s \ erch .'yJ^■m!^5[•h,t^“•
rawgeu . ge^en üriaiaweh:nijii’<^lfh^it'eii! iDit4'ge: iläFtpli.kkht. A'U
ftoh ö fcae.n ■ ■ ß! e; • rthi tllbkintg; g1iia W tiger ^r i- r 5ig 0 . Ti' brr ni’e.h'A I e.U
: am beaijiu die Yi^i-l[;niö.te ' ; ;
■ • 'BJa iafc ftöhr ?jtupfehienft<*7örtT detn ; ;
den er ■ es!ätKih m . wil] *• isch<jti. r'; j rher ■ d nia}^ ^*^\y t'iicf.tud e.v'
P r p p Ji g-ft n d'a, ;• wt e ^ * b rU^ i» Pü 'h r't>ri A j> b i p 4>i? t.j;,h r A'U
u&W^ vettr&iit ßii Aßltetn ;G u t e P b t c^r »j ■ b fe n irfft eHi^r
k t'i ii B tl eri H eben Ai^ fui i g <1 q t' w i odv^ f höj 'w i f. i ^ m ■ t ;HfU 1 1,
der iö htigö te Bea tan fi te u di 111 ^ hi jpis ^ hi 0 U?» i i
bo ke ön öü, ü a ö heu te i\ oe h - vfel fUL^h- -d i l v PW-i^- u ■
bii d er ft w er teob n i seb ?ör gl i ob h k{\ ti ^ b tjr fei 1 1 1 de^?, I4i+fU r h .
eefer bSufig DDOb Be Tbehöi? i ait/>u reWohi.
gar? iQidbt| daa Atige jtp Sjt'n:piütiiric^i|T:?r
Ihm wbihtigeiA alii kh^Uhinnäv iivt ttkrli. Wt^nn
Jftli lee ^ etä a tb ml u u.'g*i;jt d iy.ry erh e! n'ji h Aiy' jttii A-ü4J i vi i ge n.
lo.ndAöiijftftücber PiJdei Und Phv^tOjgrÄphicjj VerbiiütUHi wlirdC'n,
. ..wenii, "ifühö.; •. dadiirki.b'.-.'iliiltUi. VAf's^*^btAv^Ub;.A''UidivuB . ■daiJ
'. mak- Pröiife .für >vüi-dTJ. ■■
. ■ Aae ■ V eru 'ii^ . f iVr :■ 4 bf c h si 1 i ii o W i'c da: s-g dbr*' m d '
Ü i\ . äle:..; P-hbt5>grepii.rs^u-.. i- ./m. j rJ b^ ly\ f^^i' d ,
w o rddU ' kü n'U *; wü ^^rül fu. et: i o h d Pikd v';t p fj \i. fi i
tlioscic- Sö.5te -]:Au^j;;j.>e’U'tkyvT. j^.t.Ujg^.nVlee.
aiiftUjier. •vf.ö^e itdö’ht-hildjer^.ib.f *■' v^j, '
■werdet*' giA in ßll A er mm ^bbiedt/- A eh^ r- \ ihy-id. '.■>/'U’ i^hA-K>a •; -
tiies^.'m. 5 iU‘T?ckti •■ J/ivb tbU A-^iy.HAn ju-l rt
' baTteOi '■ .Attcb klik'A.tiier; .'i'Ü‘>. ge■
. falle ituf Auö^Dliurtge^j;.^ilj^;-.IMittvr Heheti .■ i.I h^c ii h d-,• i^:i’i.':
küöa.tltfriöhher’ ■'.G ui^As.fifh-rt ü*^ ' b; kiiu'or- 'r ■
. • sti □ A acd'ito Jk). t: V '• .lAhr :fvi ■ all Lau. • • A n^' 1 j .'h 'i> ^-v .Uyüi .
iVetlbfiwerbt dh'v Li>ii la.-ib-^-ij' :t'UV Ikdbhi'.'.'y11V' ■
VorhinfUD mk- vou gruAAUVAYefj'. -i'iii. teh lAbr'dh-^' ■
XiripIfoUfti'b^ deiike> di^ im Erzgehlrge ber-
ge^tülft rraard^jy flahü hiU daß ea nar der
bird^rft UUi 4er HejYjtelhiug rou D l o r e m q u
• ■■eiUeit^PlÄt!& zU'sIohto
Wfti?f ijUd die Var brUi-t^ n g voix Sohriftee ni\d Bro-
> tvh ^luhi u ^ti. dere h BiJ d aebrn u ek im m e r sin erjt er 0 tel le
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■ ifbi'h? ieebt ■^l'ii^^.■ tuAig^ . vt-ird urid'u^ie
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fCir dbU &U ^Jte 1 iJ eD p I üb de rn G nn üen n n terordUnd av« f
d ifr atgenti Viel drei tung der Röklaniß mU TibuWu^bl; .^luf
d OTö Ver?!chten* Dagöge n eeliei d en die Zeßilöh■ uiji 4 i^
gro lia felUlttHühit' D Fromd ea - Verk e h r^'s er ein ö p tte b: d i? u blöb er
gern ft ei i ten F ri^Lh rnn göü die geeignö t^rt 0 nA e*aiu ■ die
. il i Q Wei tor v-er hrei tung d 1 eiser B roßchü ren d ftdurutt Wv di ö
M ntid xLah mauj d\v ß aie da^a la t&rösaßntafj^ daU tu u
B T xri.^ H ftüMc iiuUsifi i mitg 6 h&o ? t
f’yjrU^rhiii ^iud aber dieser i^ehidfteti aüeh die geetgueteu
i firtJ? rici^oö für ilie küfiU hai/ien fn n4 oh V f rdffrintl i c h un gsn
: itßc , iientrhUn';i di^iao,- kbüön eiö .w^rdeu
ii \<di ■ • k te 1 dtiöret Itearsrh tu n g ■.' ni rPUt-d I küm e rf reu e n, "ev e 11
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■'■ 'gtnßiu-.’ü’dGl fhr döü/Fmitd'ä^-'WlW^n^
wey^cg stbtl, tt-öU jhneh vöti ilaü JU Ffngö köminöüdeu
^ Oitün kfeint ^^der nur ungenügende
^ib^^ngdö: Si&r iBt ijooti -<i Feld ergiebiger.
•. .: fitr •■ di*5.. ..Freui di^'n -Tx^Tk. Aua Klledeui-'
;': B li i?,h • ^ d.iu Nptu'endig.k.eU, die Zentralön
eie dadtiruh iu die
t : V!>ftr.*äat 4 eii,:: U ich' .f ti r . d etu^ g'e p a i u d en Z w e
■ • ■ ■': '-^Vhb-tvli ^h. dÄU i i ■ di 0 Vhi i b. a nA e- b 11 r o lä n.« '^H\i dhr ‘Vo n lii utin
■ lat torndiouicnv'.n 'Rükiame xthd A nfkbTthingdinrdtjf |it£.-c^bTrin]ttx< f
.;.: n .ii r •.' -b f^rtö n 3 (ßf^. \v^ ^h tj ge i 'au ]| te.;'di ^y v^D}-'3.u h ebcjl'i *' .fieibin
' • nkßA:\^imAiii e;' ib'i ö . ■ S btr lolf- lyl'^ö,.'Bes<;bränkliu ^ 11 fiiht
■ kbigvrii:;:..-. .iV.tudy-■hb^ ybift'biai ^ ; den.: '■ auf iliesti-?.- Uhra a-
■ t.oii ':■ '^W f.iw U i dtn bV-tkrtidh'; ä U;- db>^ei,. vf.eö n ' M ß ■ an t ;
■ Wit.de..hi; 'tu> 'f -yi^fh- ■.elUDitvl^ ^.isdhe.u' ■:bcln>- eyi^trn,-
i^.iciiev abu^^..bßi'.^y.b.tytU- ■■/;,weiten .iieawob .'ailGb
■|'. f i egt.M 11 b.n t lu i H 1 rfi.H’ am,«; ^ afr^-',': ;4>e' i b ut' u d nrc h.’. -di^i ■ J i ok i a -m o
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■■■:.wui' IS n turnt j , fi-fU'.b' rtdlutu3y,’.{die thr' wrät ge reifste '.Ftemde
'■■ ■ / (Hl ;41' Um vvhp igbt. Tf>^"Ät"h tlbd'i' dy^^äcl i e, l u en 1 ■= reic nbftliig • ge'S-f n*töt,
: so w i ml d fisl HT1 it dC tu J"' iw11ii f ri n die i >rleij, did
V\'nbJ inUmtig >tv greift dann, llöbov nach einem
■ FHhre!f j.■■LHv.r mb.’f■•ert■ Gu^yt*d.^■..d'yy . ■ 1. h tu ivi c lit sö.feh«
: .n^p h vy i er l^k ^1 .t iH i' ..■ A11 :t5j'r4^ ■ ■ f:^ t.-' ?t'n i n'^' i.-^y••• de r' ;...* 1 '«^1 d-
. * tyf'H b-' ■*. itv.y'i t li 'yrKt-ri.Hs teu' • F r.iw t ii tl i n g'rd-ßf^.iy r ■ >til lA b- -flib.f? r.
;, p u^ib ■. i'H P ' rt' ^ vL ic.^ fAbdy ul lyiy- ' ’F ^ • f«i daher i xu If h : ■• Fft 11
■ borvidH' ig'i'. .ihi.!;' ': tii.ö ■ A üprevft.^jiv.ii^■ ..bih'yd'yrhge'piiuJi-
Ueuor deutlest ^auptor
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j^rbdreortcfiy 4t)a0c unö ilarmcn fc(^öcfriaf unö ^flirut tms mtfcnfce
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T^xjoc^iitnhihcn jrdgrniof cjy fd^enair nn^ (jtcisrociirn ftttisrüt
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Deutschland Nr. 2
Naturschönheiten zum Besuch des Landes aufzufordern.
Will man die Reklame besonders wirksam gestalten, so
empfiehlt es sich, landschaftliche Eigenheiten be¬
sonders zu betonen, also z. B. in Sachsen: die Sächsische
Schweiz, den langgestreckten Kamm des Erzgebirges, die
Härte und Stetigkeit des sächsischen Winters und die daraus
hervorgehenden besonders günstigen Verhältnisse zur Pflege
des Wintersports in den hoch gelegenen Orten dieses
Gebirges.
Zumeist macht es große Schwierigkeit, die Geldmittel
für solche Schriften aufzubringen. Deshalb versucht man,
dadurch künstlich Einnahmen zu schaffen, daß man
Annoncen aufnimmt. Das ist aber falsch. Annoncen haben
in einem Führer wenig Wert. Der Führer wird vom
Publikum benutzt, weil es meint, damit ein unparteiisches
Bild von der betreffenden Gegend zu erhalten. Deshalb
sollten auch die ünterkunftsgelegenheiten in jedem
Führer dort, wo der betreffende Ort behandelt wird, vollzählig,
soweit sie brauchbar und empfehlenswert sind, aufgeführt
werden. In gleicher Weise können andere Einrichtangen,
deren Bekanntgabe wünschenswert erscheint, aufgeführt
werden. Das ist für den Fremden viel wichtiger, als der
andere Weg durch die Annoncen, so lange die Bekanntgabe
im Führer nur bei bekannter Leistungsfähigkeit event. unter
Hinweis auf den anzuweisenden Rang erfolgt. Solche Führer
müssen freiwillig seitens der Wirte, der Handel- und Ge¬
werbetreibenden und schließlich auch seitens der Industriellen
durch Geldbeiträge unterstützt werden. Dann kann
Vorzügliches geschafft werden, das der Gesamtheit wie
dem einzelnen den gewünschten Vorteil bringt. Vor dem
Annoncieren in Führern, die nicht von den Verkehrszentralen
herausgegeben werden, sei nachdrücklich gewarnt.
Es ist wichtig, sich über alles, was die Zeitungen auf
dem Gebiete des Verkehrswesens bringen, auf dem Laufenden
zu erhalten. Dazu nimmt man am besten die Hilfe eines
Zeitungs-Nachrichtenbureaus in Anspruch, dessen Mitarbeit
man sich durch Abonnement sichert.
Von großer Bedeutung scheinen Wetterbe richte zu
sein, die in regelmäßigen Zwischenräumen wiederkehren; recht
zweckmäßig erscheinen sie in der Form einer Karte, die außer
dem Namen der Orte auch deren Höhenangabe enthalten muß.
Wenn dies auch für den Winter ohne weiteres einleuchtet,
so darf doch nicht übersehen werden, daß sie auch im
Sommer ihren Wert haben. Da die verschiedenen Orte
unseres Vaterlandes sich je nach der Höhenlage zur gleichen
Zeit recht verschiedenartiger Witterungsverhältnisse erfreuen,
ja bei großen Höhendifferenzen nie die gleichen Jahres¬
zeiten aufweisen, so wäre ein Hinweis auf die besonderen
Witterungsverhältnisse, z. B. auf das verspätet eintretende
Frühjahr der Gebirgsorte zu einer Zeit, in der andere Orte
sich schon im weniger reizvollen Sommer befinden, der
Anlaß zu Reisen. Nicht nur die Baumblüte ist ein beson¬
deres Reizmittel, sondern auch die Herbstfärbungen der
Wiesen und Matten- hoch gelegener Gebirgsorte usw.
Wetterberichte haben nur Wert, wenn sie nach tele¬
graphischer Vermittelung dem Publikum durch Aushang
wenige Stunden, nachdem sie ergangen sind, bekannt gegeben
werden. Gehen die Wetterberichte, von den Verbands-
leitungen gesammelt, nach auswärts weiter, so müssen sie sich
auf wenig Orte beschränken. Es empfiehlt sich, für Schnee¬
berichte immer Messungen der gleichen Zeit — am besten eine
vom vergangenen Abend 6 Uhr, die andere von dem betreffen den
Morgen 8 Uhr — für alle Orte zu bringen, um dem Publikum
die Selbstorientierung zu erleichtern. Fernsichten bleiben
am besten weg, weil sie naturgemäß wechseln, desgleichen
Wetteraussichten, weil sie die Beteiligten dazu veranlassen,
die Zukunft in rosigstem Lichte zu schauen, und ferner auch
die Barometermessungen, weil das Publikum nicht genügend
mit den durch die verschiedenen Höhenlagen der Orte
bedingten barometrisch normalen Differenzen vertraut ist.
Ferner besagt ein niedriger Barometerstand im Winter ev.
Schneefall, also gutes Wetter, statt schlechtes.
Das Vorangeheu Tirols, im Winter ein eigenes Blatt
herauszugeben, das neben den Wetterberichten auch die
Veranstaltungen der betreffenden Gebiete und empfehlens¬
werte Fahrten bringt, scheint mir sehr beachtlich, und zwar
nicht nur für den Winter, sondern auch für den Sommer.
Zu den günstig wirkenden Reklamemitteln gehören auch
gute Vorträge mit Lichtbildern. Es dürfte sich für jeden
Verband empfehlen, sich eine Zahl guter Redner zu sichern
und dafür zu sorgen, daß sie Gelegenheit zum Reden
bekommen. Dadurch, daß man den betreffenden Herren
Gelegenheit gibt, mehrere Vorträge nacheinander zu halten,
lassen sich die Spesen verringern.
Jede Gegend muß auch auf gutes Kartenmaterial halten,
da dieses häufig erst bei Fremden die Lust hervorruft, ein
fremdes Gebiet zu bereisen, das man sonst lieber meidet. Zu
solchen Unternehmungen ist sicherlich auch Staatsunter¬
stützung zu erhalten.
All die genannten Unternehmungen lassen sich auch
dort, wo ein Verkehrsgebiet durch eine politische Grenze
geteilt wird, nicht so durchführen, daß man an der Grenze
mit der Werbearbeit Halt macht. Ganz abgesehen davon,
daß man auch in den Fällen, in denen der Reisende das
fremdstaatliche Gebiet besucht, doch als Durchgangsort
oder -gegend in der einen oder anderen Weise Vorteil von
dem Verkehr hat, ist es dem Fremden auch meist sehr
gleichgültig, daß die Grenze Naturschönheiten trennt. Ihm
sind nur sie erstrebenswert. Soll also der Fremde das Ver¬
trauen zum Verkehrsorgan bekommen oder behalten, so muß
er über Naturschönheiten und Sehenswertes ohne Rücksicht
auf politische Verhältnisse unterwiesen werden.
Es ergibt sich also, daß die Aufgaben der Verkehrs-
Vereine mannigfaltig sind und niemals eine egoistische
Bearbeitung vertragen. Ihr Wirken hat höhere Ergebnisse
als Eigennutz zu zeitigen. Möge diese Erkenntnis in Zukunft
immer die Tätigkeit aller Verkehrsorgane geleiten und ihnen
dadurch recht viel Freunde, Gönner und Mitarbeiter gewinnen,
damit sie auch auf diesem Gebiete beweisen können, daß
Goethes Schmerz bei dem Gedanken an das deutsche Volk,
das so achtbar im einzelnen und so miserabel im ganzen ist,
in unserer heutigen Zeit nicht mehr Geltung haben kann.
Verkehrspropaganda in der Reichshauptstadt.
Die Zentralstelle für den Fremdenverkehr
Gross-Berlins hielt unter dem Vorsitz des Geheimen
Kommerzienrats Fromberg nach ihrer Reorganisation die
erste Sitzung ab, an der zahlreiche Vertreter von Behörden
und Korporationen teilnahmen. Der literarische Beirat der
Zentralstelle, Chefredakteur J. Landau, berichtete über die
Grtindungstätigkeit der Zentralstelle und ihre nächsten Auf¬
gaben. Er erwähnte vor allem das am i. April eröffnete offi¬
zielle Auskunftbureau Unter den Linden 14, das den
Fremden kostenlos unparteiische Auskunft erteilt. Im Anschluss
hieran teilte er mit, dass die Zentralstelle für die anlässlich des
Regierungsjubiläums des Kaisers im Juni im königlichen Opern-
hause stattfindenden Festspiele die gesamte Propaganda
und den Billettverkauf ausserhalb Berlins übsrnommen
habe. Berichtet wurde ferner Uber den im Werden begriffenen
„Führer“, der in deutscher, französischer und englischer
Sprache erscheinen soll und der, im Unterschiede zu den vor¬
handenen sehr guten Führern, in erster Reihe ein Führer
nach Beilin, in zweiter erst ein Führer durch Berlin sein
soll. Eber.so wurde über das in Aussicht genommene Preis¬
ausschreiben für ein Berlinplakat sowie über weitere
Propagandamittel berichtet. Dann berichtete Dr. Koppel über
die Verhandlungen, die auf Anregung der Zentralstelle und
des Verbandes Berliner Spezialgeschäfte im Magistrat unter
Vorsitz des Bürgermeisters Dr. Reicke geführt wurden, um
eine einheitliche künstlerische Ausschmückung der Haupt¬
strassen Berlins anlässlich des Regierungs Jubiläums
des Kaisers in die Wege zu leiten. Angesichts der reichen
Egl. Preaß. Staatsmedaille
Pianos und Flügel
mit Klangsteg
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von ersten Künstlern gespielt u. empfohlen. Jahresverkauf üb. 1000 Instrumente.
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1tdo«Ufirl»cheo Krtlle, über die Berlin verfügti kenn «uf diesem
Oebiete« Sbnlich wie in Mönchen und Perüs^ imponierend und
künetterisoh WeitvoJles geleistet und eine VerseUetung der
Krilte vermieden werdem Oie Zentralstelle beschloss die l^in-
aetstmg oiDer Kornmiasion 2 ur weiteren Bearbeitung der An
gelegenheib Dann wurden Wahlen ln den Vnrsia.tid
vorgeoowtneb. AU ständige Delegierte wurden gewählt; Pur
die Königlich PreussUeben Stsatseisenhahnen: Regierungsrsitt
Dr, Redlich- Für daä köoiglUhe Polieeiprästdiutn^ Ober*-
regierungsrst Haaseiau. Feroer: Oakar Heimano <Ko»rporäiion
der XanfmannsChart), Kommerzienrat Bamberg (Verein Befllner
Kaofleote und IndusttietUr)« Oberregferungsrat von Ocrizeo
(Berliner Retinverein). Dr- ZeitUn (Verband ßerUncr Spezial-
gcachälte)^ Cbefredaktour Vollraih (Verein Bctliner Presse),
Dr« Emil Frankfurter (AusUndisebe Presse)^ Direktot Schulz
(Vorhand Berliner BÜhneninhaber), Direktor RUthnick (Verein
lOterliner Hotelbesitzer), Bildhäüet S , Werueiinck (Verein Berliner
Kila8tler)(( Direktor Eidlitz (Internationales Verkehrsbüreau)«
Oobeimer Regieningsrat Fr. Winter (GcDeraiintendantur der
köoiglicben Schauspiele). Der MagUirat Berlin, der 'durch
Magiatratarat Dr* Seckt vertreten war, hat^eirje definitive Wahl
noch nicht vorgenonimen.
De r XT o;n p r ijn z a («ö r d cr e r,d e r F c ri e’n f a b rjt e o
Der XroapritTiz beabsichtigt, den grössten Teil des durch deh
Verkauf seines JagdbuChes eingegangenen Geldes«, für ein«
Ferienfabrt von hundert ua bemi itelten Vblks-
schüle/n Berlios zU verwenden, Auf seine Vet^olsssung
hin sollen diese mit eiuigen Lehrern in der KaseTbe de^ ersten
Leibhnsafen-Regiments Sh iMangfuhr untergebfächt. dort beköstigt
werden und «ine etwa dfeiw/?chige Erholung in den Wäldern
und am Btrande der Ostsee hnden^ Der iMagisttat der Stadt
Berlin wird geboten werden, die Auswahl der Knaben im Alter
von zehn bis vierzehn Jahren iu treffen.
Warnung vor minderwertiger Fremdenverkehrs-
Propaganda, Zu Begina der Reisezeit tauchen jetzt wieder
venc^edeo« Untornehtnungen auf, die in dieser oder jener Art
an lotefeaaenten herantreten, um eie zur Aufgabe von Anzeigen
oder atu Teilnahme an minderwertigen Rektame-UnternebmungeQ
>u bewegen.. Der Bund Deutecher Verkehrs-Vereine warnt
neuerlich alle Fremdenverkebrs-lnteree»enten vo-r solchen Unter-
nehmuageti :und erklärt sieb gerne bereit, auf Wunsch Auf-
kiarühgen in aiien Propagandafragen zu geben.
Dtstr Fremdenverkehr in Oe^erreicK.
Im Festsafil des Gremiums der Wiener.OrossVaufmannacbafi
hielt kürzlich Kaiseil Rat Lehr einen Vortrag übet die Ent¬
wicklung de« Fremden-Verkehts in Oesterreich und «eine
Bedeutung fdr den Handel und das Oewerbc. Nach den
Mitteilungen des Vortragenden sind tm Jahte igrr in OesierreicJi
insgesamt ^ ^8743f3 Fersooeh elngetroFen, darunter 3*77645
Oesterreicher, ^04144 Ungarn, *7921 Bosnier und 135370t Aus¬
länden Alte diese Gruppen sind gegen das Vorjahr, d* i. gegen
das Jahr I910, gestiegen. Am meisten die Gruppen der Aua-
iänder, die einf?n Zuwachs voh. mehr als 160000 Personen auf-
zuweisen hatten. Diese Fremden verteiien sich auf 2366 Frcmd-
otte, in denen 14879 Hotels, Gesthbfc, Pensionen für die Beher¬
bergung mit Z457«3 Betten «orgen. Dazu kommen noch *50516
verfögbafe Betten in Privatbäösern, so dass insgesamt 496*39
Betten zur Vertugong »landeov Es sind iingefihr 400 Betriebe
mehr zu verzeichnen atä tth Jahre 2910. Die Einnähmen, die
Oesterreich aus dem Pfemdenverkehr zudicssep, können mit
mindestens 250 Millionen Kronen veranschlagt werden. Nach
der geographischen und wirtschaftHchen Lage der Monatebie
überwiegen die Reichsdeutschen unter den Ausländem
bedeutende Von 1^3701 Ausländern waren 907468 Reichsdeutsche»
d. i. mehr als 67 Prozent. An zweiter Stelle stehen die Russen
mit 122581, das sind etwa 9 Prozent. Rn g 1 ä n d e r und Ameri¬
kaner halten sich die Wage mit Prozent Die Franzosen
partizipieren mit '/j- der Balkan mit etwa Prozcbt,
Italien mit etwa 5 Pro*tht, wobei aTlcrdings Tirol nahezu (Xts
italienischen Verkeh^ hesitzr, nämlich 41000 von 68ooo. Die
Zunahme der Fremdeniretfüenis mag wohl auf dawp Konto der
öBterrcdchischeo Alpen- ndet Tauernbahoen züÄUöchreihen sein.
Im letzten Jahre hat sich bekanntlich auch eine amerikamsche Eiaen-
bahn-GesellBchaft, die „Tactfic-Raiiway-Gesellschaft Canada^'» in
den Dienst der» österreichischen Fremdenverkehrs gestellt und hat
je zwei AussichtBr-Luxuswagen aut den Strecken Wien — Salzburg—
Villach—Triest, Wien -i Innsbruck^- Zürich utrd Wien-SUdbahn —
Senrmering—Triest bei den fahcplanmäsäigen Schnellzügeti gegen
einen Zuschlag vöq 5 Kronen eTngefühxt.
Femapreeber 20524 Bund Deutscher VerkehrsVereine (e.V.) Fe™spr«<*or »osh
Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiussuasze s8.
fDl« Ceschänsstelie gibt ünenigeltliehe Ausküurie über deutiscbes Verkehrswesen und Itei^eangeleRenheiten wmi veiasenilet aut
Verlangen Führer und Prospekte über deulsche Kur- und Badeorte, Städte und Landschafleti >
Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle.
Haupt-Versammlung in Breslau.
Dfb Xll. ordentifchc Haupt-Versammlung des Bunde» hndet;
wie schon mltgeteilt, vom 13. bis 25. Mai d. j, in Brealati
autt* Wir laden unseie Mitgüedej xu dieser Vwaitunlhng
freundifchst ein. Ausser internen Veihandlungen stehen auf der
Tagesordnung auch eine Reihe von Punkten, welche die breite
Oeffentlichkett interessieren werdert.
Wir Tassen nachstehend das vorläuiige ProgFärain folgen;
D ie ns tag:, den 23. Mai, nachmtUae« 5 Uhr: Sitzung des
Gsaamtvorstandes, Abends 8 Uhrt Brnpfängsabeod. Zu
Beginn desselben wird Herr Geheimer Rcgi«Tungsrat Pro¬
fessor Dr. Conwentz, Leiter der StSÄtlicheo Stelle für
Naturdenkmalpflege ln Prevssen, einen l.dcbtbiIdervottrag
halten Qbet „Schulz der LandsebsftS
Mittwoch, den 14. Mal, vtjrmHiags m Uhfi OeffentliChe
Haupt-Versammlung. Auf der Tagesordnung steht u, a,
ein Vottrag des Herrn Univers'läts-Pfolcsspf Dr, von Wenck-
stern über „Die Entwicklung des Verkehrs in den letzten
JOo Jahreft'*, ferner ein Vortrag des Herrn Dx, Jaeger
(Leipzig) Uber „Werbung und Fürsorge für den Fremden-
. verkehr‘% Nachmittags Festessen und Besichtigungen*
Do.tineffitag, 15. Mai, vorm. 9 Uhr; Geschlossene Mitglieder-
Versammlung. Nachm. 4 Uhr aß Min. Abfahrt nach Posen.
Beste flntliriicit-Kolilen
VOfI
Zeche 9, Carl Frledrleh bei Aaelieii‘‘
OBNERAL-VEKTRIEB:
PAUL THYSSEN, AACHEN
Kohlen-Oroßhandlung b.i»i.c/ 4 K».w«.
Bureau;
RtttscherBtraile tO
Telephon 717.
112
asi DEUTSCHLAND
Nr. 2
Freitag, den i6. Mai, vormittags und nachmittags: Be¬
sichtigung der Stadt Posen und der Ansiedlungen.
Der Bund tagt in diesem Jahre zum erstenmal im deutschen
Osten. Es bietet sich hier eine günstige Gelegenheit, die Sehens¬
würdigkeiten ostdeutscher Städte kennen zu lernen.
Adressbuch-Austausch.
Ein Bundesverein hat angeregt, einen Adressbuch-Austausch
unter den Vereinen des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine in
die Wege zu leiten. Wir sind gern bereit, den Austausch zu
vermitteln, und bitten diejenigen Vereine, die Adressbücher ihrer
Stadt gegen solche aus anderen Städten austauschen wollen,
dies unserer Geschäftsstelle anzuzeigen unter Angabe desjenigen
Ortes, von dem sie ein Buch zu erhalten wünschen. Wir werden
dann mit dem jeweilig in Frage kommenden Verein verhandeln,
soweit von dessen Seite hier ein entsprechender Wunsch noch
nicht vorliegt.
Einsendung von Geschäftsberichten und Satzungen.
Nach den auf der vorjährigen Haupt-Versammlung in Cassel
beschlossenen Satzungen sind die körperschaftlichen Bundes¬
mitglieder verpflichtet, je zwei Exemplare ihrer Satzungen und
Jahresber.cbte und sonstigen von ihnen herausgegebenen Druck¬
sachen (Werbeschriften, Führer, und soweit tunlich, aller an
Verkehrsbehörden gerichteten Eingaben) an das Bundesarchiv
abzugeben. Wir gestatten uns, hieran zu erinnern, und sehen
der Einsendung der bezeichneten Schriften entgegen.
i
-H
1 Aus den Bundes-Vereinen g
Verkehrs-Verband für Pommern und die Insel Rügen.
Der Verband erhielt auf seine Eingabe wegen besserer
Verbindung nach Breslau und Königsberg von der Königlichen
Eisenbahndirektion Bromberg den Bescheid, dass vom i. Mai
d. Js. ab eine Morgenverbindung von Stettin nach
Breslau geschaffen wird, und zwar ab Stettin mit Personen-
2Ug 593, um 5.10 früh über Posen, Ankunft in Breslau um 2.02
nachmittags. Ferner wird der um 11.28 abends von Stettin ab¬
gehende Personenzug 721 vom x. Mai ab versuchsweise bis
Kreuz durchgefühlt werden zum Anschluss an den D-Zug nach
Königsberg Insterburg und an den Personenzug 703 nacti
Posen Breslau. D-Zug 3 hält dann in Kreuz. Ein Anschluss
an den Zug D 23 nach Bromberg -Thorn Alexandiowo war
leider nicht zu ermöglichen.
Der Verkehrs-Verein Leipzig
bereitet für dieses Jahr die Herausgabe verschiedener Führer
durch Leipzig vor. In der Auskunftstelle des Vereins werden
seit Januar auch freistehende Privatwohnungen vermittelt. Bisher
sind 8981 Betten in Privatwohnungen angemeldet worden, ausser
den Wohnungsmeldungen der Pensionen. Von diesen Betten
wurden 4807 vermietet. Während der Dauer der Iba wird der
Wohnungsnachweis des Vereins als amtlicher Wohnungsnachweis
anerkannt. Die Acsk'.mftstellen des Vereins wurden besonders
während der Messe stark in Anspruch genommen. In der Iba
wird der Verein eine besondere Auskunftstelle errichten.
Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs
in Cobknz
hat unter dem Vorsitze des Kommerzienrats Wegeier seine
Hauptversammlung abgehalten. Der regen Tätigkeit des Ver¬
eins ist es vor allem zuzuschreiben, dass der Fremdenverkehr in
den letzten Jahren um 50 Prozent zugenommen hat. Der Verein
veranstaltete einen Blumenschmuck-Wettbewerb, während der
Reisezeit an Sonntagen Orgelkonzerte und mehrere Ehrenbreit¬
stein-Beleuchtungen. Der Nutzen, den Coblenz vom Fremden¬
verkehr hat, wird auf 3* , Millionen Mark im Jahre geschätzt.
Die Anlage eines grossen Golfplatzes ist geplant.
Eifelverein.
Den Festlichkeiten, die aus Anlass des silbernen Jubel¬
festes des Eifelvereins am 17, 18. und 19. Mai in Trier
statifinden, wird auch der Landwirtschaftsminister Freiherr von
Schorlemer beiwohnen. Auch die Regierungspräsidenten von
Sandt in Aachen und Dr. Steinmeister in Köln haben ihr Er¬
scheinen zugesagt. Die Eifelausstellung Trier 19x3
wird durch den Protektor, Oberpräsident der Rheinprovinz,
Staatsminister Dr. Freiherr von Rheinbaben selbst eröffnet
werden. Die Jubelfeier wird eingeleitet am Samstag, den 17. Mai,
nachmittag«; 5' . Uhr, durch die Hauptvorstandssitzung
des Eifelvereins im Gartensaal des Zivilkasinos. Daran schliesst
sich die Hauptversammlung mit folgender Tagesordnung:
I Jahresbericht; 2. Jahresrechnung; 3. Prüfung und Genehmi¬
gung des Voranschlags; 4. Wahlen; 5. Verleihen der Licht¬
bilder im Interesse der Jugendpflege; 6. Herausgabe einer Be¬
schreibung des Vulkanweges; 7. Herausgabe einer Eifelnummer
durch die Zeitschrift „Deutschland“; 8. Neuauflage des Lieder¬
buches u. a. Um 7 Uhr am Samstag beginnt das gemeinsame
Abendessen in den Räumen des Zivilkasinos. Daran schliessen
sich ein Festspiel, Liedervorträge und Tanz. Am Sonntag, den
18. Mai, vormittags ii Uhr, erfolgt die Eröffnung der Eifel¬
ausstellung in der Kunst- und Gewerbeschule. Darauf um
12' . Uhr Festversamnilung im grossen Saal der Treviria
unter Mitwirkung der Trierer Liedertafel. Begrüssungen, Pest¬
vortrag des Herrn Dr. Alfred Hermann aus Bonn, Gesang und
Orgelvorträge.
Verein zur Förderung* des Fremdenverkehrs
in Hamburg.
Dem Jahresbericht ist folgendes zu entnehmen; Der Fremden¬
verkehr Hamburgs weist im Jahre 1912 nach der Statistik der
Fremdenpolizei einen Zuwachs von 81115 Personen gegen das
Jahr 1911 auf. Die Zahl der zu vorübergehendem Aufenthalt
gemeldeten Fremden hat sich während des vierzehnjährigen
Bestehens des Vereins mehr als verdoppelt. Sie betrug 275196
im Jahre 1898 und 614 952 im Jahre 1912. Nach der auf Ver¬
anlassung des Vereins bei der Fremdenpolizei gesondert ge¬
führten Hotelstatistik waren unter den 614952 gezählten Fremden
474047 Hotelgäste, die insgesamt 1087249 Tage bezw. Nächte
hier verweilten. Legt man nach Berliner Muster dem täg¬
lichen Verbrauch dieser Hotelgäste den Durchschnittssatz von
20 Mk. zugrunde, so ergibt dies eine Summe von nahezu
22 Millionen Mark, die nicht nur den hiesigen Hotels, Restau¬
rants, Theatern, Vergnügungsstätten, Verkehrsanstalten, Laden¬
inhabern und Gewerbetreibenden aller Art, sondern der ganzen
Stadt zugute kommt. Die Reisekommission des Vereins
widmete in diesem Jahre den Nordseebädern ihre ganz besondere
Aufmerksamkeit, um die fremden Besucher dieser Orte auf
Kaiserhof EsscnRi
I Neu eröffneti Fernruf 72 SI- 729 « Neu eröffnet! |
I Vornehmstes Haus des Industriegebiets. |
8 Direktion Herrn. Bieger, früher Schweizerhof, Luzern. 8
I Ronferenz-Slile. • FOnf-Ulv-Tee mit KOnsUer-Ronzeit • AutODUlNI-QllIOie. |
Nr. 2 1890 0 000 0 080 9 98086^9^9683^ DEUTSCHLAND @866008 0 060000066668668668608 113
ihrem Hin<' oder Rückweg^ 211 einem längeren oder kttrfdfen
Aufeotbaite in Hamburg veraolassen. Die Reisekomtniasion.
tut »Qcb in diesem Jahre wieder wertvoUcs Material für difr
jLhaung der l^rage gesammelte Durch welche Mittel kann der
Fremdenverkehr eines Ortes dauernd erhalten und gefördert
werden?“ t^inea der wirksamsten Mittel, auch für Hamburg,
scheint der Kommission die Schaffung einer grosszügig an¬
gelegten Geath3i{UBt«3ilc rnii Deeehalle /u sein, von
schriftlich und mfindiich das gen^e Jahr hindurch Auskunft
Ober alle AGgetegenheiien des Ortes erteilt und eine weit¬
gehende Werbetäcigkeit ausgeöbt wird. Hieriu gehören jedoch
grössere Mittel, als sie dem Verein in seinem bescheidenen
Jahresbudget *iir Verfügung stebett^ Pie beantragte «taailiche
Beihilfe ist leider vom ISenst abgelehnt worden. Es ist jedoch
jru hoffen, dass die Bürgerschaft einem solchen Anträge Ent¬
gegenkommen ieigen witA; Die öe^chäfisatcHe des Veieins,
die von Heim Caesar Ehlers, Bornktrasse 6 , geleitet wird, er¬
ledigte tm Berichtsjahre hingehende und etwa 8ooq aus>^
gebende Schreiben, die aum größten Teil Anfragen Über
hiesige Vcrkehis-» Steuer-, Woboungs- und Schulverhältoisse
bebandflten. Stwa ja 000 . „Führer und Wegweiser von Ham¬
burg** wurden verschickt- Die Auskuöftsfeilc, Alsierdam 39 ,
lö der hauptakcbUch die vielen mÜndUchen Atjffagen erledigt
werden, halte eich wiederuöt der Unterstützung der Dtfekünn
und der Angestellten de& Cookechen WeUreli»ebiifeauÄ eu et-
freuen. Die MitgUederzahi betrug am Ende des Jahres 778
gegen 79 a im Vorjahre. ErfreulichcrweXse «md neuefdmgs
einige BÜTgervereine als Icorporattve Mitglieder elngetreten.
Hbdarat wünschenswert wäre die Mitgliedschaft sämtlicher
Tricatef^ der kleinen und großen Bankinstitute^ die in anderen
Slkdten für die Förderung des Fremdenverkehrs recht erheb¬
liche Beiträge leisten. — Das Reise-Agitationsbureau des
Vereins, das unter der Peitung des Herrn Th, W. Brandt,
Ferdinendstrasse 39 , steht, versandte etwa aoooo kleine uod
mUtiere deutsche „Führer durch Hamburg** und 3000 eogHscbe
„Guide to Hamburg*' sowie 135 Anschreiben an auswärtige
Vereine und Gesellschaften. Es wurden hierdurch viele
Gesellschaften uod Schulen mit etwa 8000 Personen etir Keise
nach Hamburg angeregt.
Saiieflaud*P)teratur. Der Verlag Hans Hornung
iHagen •* W,), befasst sich ganz besonders mit dec Herausgabe
von PHeratur Uber das Sauerlaod. 'Von neueren Werken
dieses Verlages liegen uns zur Besprechung von Kheebusch,
Sauerlaad, Siegerland, Wajdeck, Ober h essen, Be r gi¬
sch esLand,Ruh rgehi e i u nd 1 n d ua tf ieb ca i rk. Anhang:
Die Hauptwazidersireckeu des Sauerlätidiseben Gebirgs-Vereins.
Unter Mitwirkung der Ortsabteilungen des Sauerlandiseben
Gebxrgs-Vereins neu bearbeitet von. H-Gfossjohann, elfte Auflage,
X913, Preis a Mk, Der M^tnecbusch*** von dem bereira die elfte
Auflage vorliegt. Ist das älteste und bewährteste Rcisehcndbucb
unseres Gebietes. Es umfasst nicht nur das engere Ssuerland,
sondern auch die benachbarten Gebiete zwischen Rhein Und
Weser, so dass auch der Tourist, der über die Grenzen des
engeren Sauerlandea hinaus das Siegerknd, Waldcck, Ober*
hessen» das Bergisebe Pand, das Ruhrgebiet und den Industrie-
bezirk bereist, in dem Buche einen au'/wlässigcn Führer ftndet.
Das belgcgebene Kartenmaterial Ui sehr wertvoll. — Führer
durch das Haupt wegenatz des Sauerlä ndiachen
Oebi tg 8 - Ve r eios. ä5 Haupiwanderstrecfcea von insgesamt
ajoö Kilometer Pänge. Herausgegeben vön der Hauptwega¬
kommission des Sauer ländischen Gebirgs-Vereins tgxo, Preis
50 Pfg., mit Karte 80 Pfg. Der Führer durch (Jas Hauptwege¬
netz, der io der Hauptsache von dem Vorsiuenden der Haupt-
wegekommissloü des Sauerländtschem Gebirgs-Vereins^ Herrn
Karl Ewald in Hagen, bearbeitet ist. enthält eine kurae^
praktische Darstellung der gezeichneten Wanderstt*eckch in
Tabeilcnform. Mit Hilfe dieses Führers ii&t es leithi, c^iöe
Wanderung durch das Sauerland zusatnmehffUÄieiieö und die
Äeitdauet und Beschaffenheit der gepl*ut«n Wege geaBu au
ermitteln. — Hornungs Sauerlau d ^ Kar te x:5c poo mii
eingezeichnelen Hauptwaaderstreckph des SauetländIschen Gp-
birgs-Vereins, Herausgegeben vom SauerJändtscheh Gebirgs-
Verein, bearbeitet von der Hauptweg^ckörnthjssiQn- Jedes ÖlaH
» Mk,^ aufgezogen 3 Mk. Dieses gro$s angelegte Kartenwerk
ist auf zwölf Sektionen berechnet, Bisher aind die Blatter S
(HagenVI (Auendornj^. VII ^^Materbergji heriusgekommeis*
Sektion 11 f Arnsberg) wird demnächst fölgenv Uhd die übrigen
Blätter werden sich bald anschliessen. Die vorliegendeo drei
Karten sind sehr sorgrälttg nach den MeäSiiaCbblaltern des
Qeneralsiabs faearbeiut. Jeder kleine Fussweg, jeder Bach,
jedes rmzelstehende Haus, überhaupt alles,, waa für den
Tuutistcn von Bedeutung ist, wordeÄUfgenhihmän. Ho ro unga
Uehei Sichtskarte des Sauerlandea und benach-
bartex Gebiete mit eitigeacichneteri Jptwanderstireckeiö,
3 BUtt, i : sein 6öo, Preis 80 Pfg-, aufgcaßigen 2.30 Mk., >9ta.
Die beiden Blätter (östliche und we-stlich« Hälfte) bieten dem,
der sich über gidssaie Gehiele des Saueriündtschfeo Geblfgs-
iandes orientieren wdly eine klare Ueberaicht. Dem Wanderer,
der sich xm weaeotlicheii ön die geaeichneien Wege hält, wird
die Karte genügen. - W es tf abin t ah r t e n> Zeit- und Wander-
bildcr aus Mark und Slideri»uti von Wilhelm Uhlmann,
Bixtefbeide, Preis T.8d Mk. Das Bucli erzählt von Hohensyborg
ausgehend in acht fesselnden,^ summungsreichen Wanderungen
die geschichtliche und kuUürgeschichliiche VergaDgeoheit des
Lennetals, des Bigge- und des oberen und mittleren Ruhrtals.
Mit der Schollengeschichte isi das volkskundlich Wertvolle in
eigenartig-künstlerischer Form geschickt verwoben.
Die rote Erde- Ein Heimaibuch für Westfalen, Heraus¬
gegeben von Wilhelm UhlmAnn (Bixterfaeide). Mit fünf
Künstbeilägen nach Werken westfälischer Meister und Zeich¬
nungen voxi Frida Trubfer, Verlag votv Friedrich Brandstetter
in Deip«g, Vltl und 384 Seiten. Gebunden 3,50 Matk^ -v
Freiligratha Dichtung „Freistuhl su Dortmund**,^ die das alte gute
Buch ^.Das maietische und romantische Westfalen“ wirkungsvoll
einieitete, stellte der Herausgeber mit vollem Recht auch vor
den bunten Reigen der Beiträge in diesem schönen Heimat-
buche, in dem er nach Möglichkeit der/ poetischen Erzähler, den
Dichtet vor den anregenden Dari$UlUr und SchUderer aus Ver¬
gangenheit Uod Gegenwarl treten licss. Die MikarheUer, denen
das Buch Originalbefträge verdankt^ können sich neben den
vortteffjichen alten $lchriftefeUe?n« aus deren Werken der Heraus¬
geber mit glückiicber H-tnU manchen vergessenen Schati hob,
wohl sehen lassen, und so lUgten iSrich die Prosastöckö und
Gedichte xu einem MoaaikbUdc von heimatlicher Erd» and
bwmatUcher Art, att dem jeder Eeaer, oh er pUh die rote Erde
sieine Heimat nennt öder nicht, Freude haben wird. Ganz
besonder« habe ich tmeh gelicut übet die Aufnahme de» Bruch-
siückcÄ^ aus der Hefmannsschlacbi von Grabbe und der West-
lalenart mtistefbaft zeichne«deo Sxene aus Peter Hilles Drama
„Der Sohn des PUionikfrfs'V Die EiniÜgung solcher Stücke
ist für den feinfühlenden Leser ein starker Beweis für den
guten Geschmack des Heraasgebers, Auch der Buchschmock ist
zu lobeni die vier Tiefdrücke <^ind sogar etwas gane Köstliches.
XsertohCT Ludwig Schröder.
.-r.“ -.■--Trrn'nr-.nmv» ,, AT t * W C S t f Ä J I? fl . Dlft
Prflclitige Bilder IMchmuth
KftasUsraappea nnd Saamlingei Vuet**t
iit fsorner Avswahl aus .lern (iebieto der kladsl*
>vi>rir Iviin<r. rortrilfs, LandticiTaflrn, Stildtebibicr Us-*«,
in v«iirnolnii>rer - Plk.dc»^rjrplit>. Pro-^pekff
kiitst».‘nrri*i, AuäfUhrTivhor Katalo/::, 3U0 Soil*?iK mMI Abi»,
und eine Oinal-Phut<»i;'faphi»' l.r>ü Mnrk fntiiko.
s ntoi! PMogiapliisde MM ML - Steglitz 11 =
Alfsstt tt&A irOflt» Asstait ftr Botall«BS*BroiiiiUb8r-PhQt»Braplil».
westnibsch^ Bauern wiirkluhg
seit der Rfinaissance von
Freiherr von Kerckerinck und
Richard Klapheck'V Verlag
von Julius Hoffmann, Stuttgart.
Preis 30 Mark. Auf dieses mit
einem ausserordentlich wen-
vollen Bildschmuck versehene
Werk werden wir in einci
der Qäch&ten Ausgaben nahsr
eingehen.
Was ist Braunscbweig?
D<j Verkehrs-Verein Braun-r
schweig hat emen neuen
Werbe Prospekt in vier
Sprachen herauagageben —
ii4 BS8aa0e09^ eoo ( aK !CMü o c i^^ PBUTSCH LAND Nr. 3
dou ts dh, b ö 113 n dj Sfch^ u n 4 jrrig!is£& d<ff i a kn app tt.
VoiTd dl« Sctibob«U«n und Anu^4n:i)iii;t^k«äs^£i d«r idi^n H«i20g-
^iadt;.Hie.Ttidtbfi diitrö;.i,iswen. ^
1:.. e £ p z i g: l M «a ‘ Avd r s ft ^ b b cb; : lias vam M«»'Ausir
-Schuss der Harrd^VskÄrhrnk^ X^elpiig
g egcibssu c ^'Q Ji^ip4ig<:r - A lifesftbUth' '* 4 e? 55 « n t«t(r
^OOU AüsfiicIHfT^iftU:*h Vöö keTatfaf>isiCb*p^ Glös*,
riöljt-N,: 1Ledffr-ji Qunjifn*^^. Kfttb-t Kur^-f, Gfltan'
tifrtjfr*^ und Spi®jwbJf#n, lni&ti-utn«öicö, Appatöt^ÄJ: ühd ^
sishUfdtuistttii doa tler«ti Artikeln yctvz^i c hntt, ^ir d vd r fö d tf
MuiitifJlsfgij^hiftaste ßtund «iiiea Jehjflkh aiÄtuai -im Mhfiui;
A p t, 11 car^Ahdten e n b. .e u äh gamVidifteh Id ■
E itiM tif&f k w » 3 B u Ji ö a V & p h T a i t« h D «tilanjgen ihti^r ten r
dVc d^t> jttJit ^ttn H f n i? ä u ia r -1?: r a g ab ^ g, eh |üf
di« igq dhd Oataf-V^niiessÄ 1914 Jiifeht ^zy.
hsültea hat? t ti SijilJ U ö* wkd aimp fehJ c ii, behiT IM e ^ a ^ ■ A ti s sbh u s »
d c t Ii a n d «J» k th m e r L BI p z i g haldigisl dämm natb^U-
öu chea;; i> ^« M i c b a e ^ 1 ■ - M e 5 i e <913 h « K»nnl S ah h m g,
4 e n; : 3 t^■•A,ü e^hVf,-^^-
F ti h r f 4 u 1 ch M a n u h «i y e rk«h f s - V e rafi M abd-
he (rn h>»l In 4 rkteif V ob ijid ^ <5? p tarijn e i n«u ®Udi-
i übrer - h*c^usge g tb tu* ■ ■ • Uausiga bt u ü scb^i 4 ■'
vi« . ö u d FT h • lldhr exW; : d^^^urc h^ . da sk der :^u Itoi «hias :■■
FftpUr ■■ «kd •■:■ 4 ifr • 54 IdüÄtrÄHQuep ’' auf :V-KÜ'ii^>(r.":’
dru^kp apitr «in gijscba u^t: tf in d* Detit, 9 2 Sc i 1 cn uwi n den;
FUbrsr, Ufdebör nach Au^wärti^ gj«s*n Ein**n 4 u.njg: v«rt ,4h Pig.
franko vef^ÄUd* wird. iWt «in l*if nuuestd't ;B^^rkirb&wü^jis^
bejgeg^ü.eit^v ., ■
V Y. K ö ö ig i n; d e r N o r _d-ü-« a-Ki b Fiiis rir. du)^ ■
dJ« WftatiJlÄhd uu d- W^naingeltdi iuf: dftf im«}
Sy U iki vpti dbr fiiädriöcfc^ Ead«^twshuh^ in W»st 4 :rlatid ln
färb«npriU:hhj^4r AusvsTiittuTig hAf4uii^«js^eben wörd«n ^ dar ; in
eeiuer Vbii^tändigk^it und 3 ^
«itrÄHupeii einem Jeden Beöutder d«^' bcnliehen grössten deuUehen
H<>fd 5 eein 3 «t; eih W und Ralgeuur sein wird*
Die ilrdsc btl r« bietet e» ti intef «seä n tfs Bil d y<Hn Badelcbön au
Ü dew vielen/ th« früher scbori eihhial
• 4 f« h itTTh c^ht;; Har dstemäti btkb cht ha ben,' ■. w ird ■ JSte ■'• • erüt;;. .■ an -
^U^bthe: Er jn U^rhiig .ah, ’ ^d!xi>U t Tag * -. tei n / , Oer ;. ■ Füb f fcr ■.'. wir d
koM« n t öfi V'dift der ßa 4 w«rW ^il fuug abgifg« b«n *
SchluBS des redaktinnelleu Todst
Geschäftliches
lliü'; ity K \ tH* e der jt auf, y rlur »(pü V l!i:i n f re i n n ^ u* \ eni v n
Lif 1 jn pfi; 1 Jcf jwütf; ft*n<1 : >11 iti t-, ^-1^/21 ela u L Üt;UJi
üur tnnV giiljftidlt'^U: iiöutj diii durch Hader uhd A^'jiättiuitgrn
abjgc ha rtet u i‘ de* i sf t iih il e, i»ic li f d r ü H c b t' J xfu u t f- üd il liru 11 fe-
hfiiii«rfcgar aiu thi i^iud^slrrtfi / hh öiit durdt kö^■|^^^1^-
lichi^ tVrbejt\ feuiijdtirb ath-H tkj.fvh Sport und .Spiel adöl^t'-Srh'wtW^
iidd tkiUfih Et^udi! v d i d Ls: Hfiüt t «i ig ti ei t h ^■ bVidn t1 m v: u 4,
so ist ta U nsi f IC»rj 11'Inits 3 etr. Ge 1 >ol iJe 1 Jvu Hur, ftl r th i e ,g<?ielie
liy^^ene 4 er Jliiid ziv Vf.‘( ^ölk'ti Dmgeifi H^;aiiU6 iunif
na ir e(o> a 1 c eit'c^ ,»lci d uH11W führt üc htie 1 Jer ^i i ai tr" 1 e, um
^sund Ußii >sdioii zu bcju, hH üet
echUn hlecktd*i>lcrd4JüeiiUdkhsriiü, dU dufcl3 htdrhbrheh
Borojigehat l Jieif ü nd aui' alte 1 ta üi ünr i 'in 11idikctk‘si av irki uij4
elö« zarte, weisser SiimmHWp|trhe Huvil sE,r^i?^
T^oden« «nd Hport-Utdctetdnns-
Eä N r . f jA t 1/« 4 Jtrt*!-» v ■ 4 ' ii ff,. i|rfU i»+h'>4*
w uhlfeftit' . itu >^ui n . z u q k ^n^sy.. - ^<aU . ,iiil4i ^
^♦tnger üttl £>*5 "^fa jiü \Vtiu*r.- ilfiini pKywJi^hwq'
R^faoaek^U^rt ■ AtiiiaiU.hkJi Iß- afas^'Kujfii .it.üf w-iiirr »jAtnif^-ir^ar;-: ).UL?i
Verv^^tlAh ijpftfRf.jfcl'fiit'.asi utjuij-. s« rtiJji.Jifli!n^Ä' ''iHiu,
m^a *ast«£ii®Ä.' >16« .ii.<!Lfta^j|^’i -,whf.kts^ 'ki'^£ti>'*o aliie-JvrifiLttüng 'fr<?dtHk -
-.tHHv 4chUm kritnji?« ■k'‘kt'*:i'
tlxli.. tt&a ' kaD* aer «Ina
&i£:j« 4 ^ WüU Ufidhß^ßs ^rwfhd«
■■*w&i 6 k 4 j( 4 ;g,., -..-. _...__ .-.._ ,.
- aiaatiBTahiiii «rfklfik dtirSE
■ ßfj#- ita^,-';t^t-;<^^^r4öL kiftmufieu. ifii akkr
fifL '- jibä^.. .'(tt.i3i-tt>T bh^hfr’ :.Kjijfi>!BT ^ »ireit*- • 'ÖeÄüjf; . 'yisß>;ti^4e4 tu
,■: ^äfir-.; '■^- id!*' Abh-yrt*.a 4 : 435 i;'at 1 i^ük.■ «Ähyit *fU■ ■%so
wrungftii
4 'o^r, d** Kkrport
■■■ iia;wVr--ii4s;iF^Kik?dh|4;HftVj' .*11^»« ' lit
■■■>tFrt>«. üHf K '■■Aiirrii. ■«■friii.ohV frfrtjädö» ' 4io:JH'
f ; w (fl b fl “»? H' kB« - :u 'Ftilik.ir ■ “wÄr « *> 4«m
ü*:'Mi.v-yAK öbifjriikteVitfe,, ii 4 <^
'ivrj'.k.■■.'!*r «T»«a'
; dY^snjfthi^jö- -wbi:
in hyitiiXß, ä§A i^r
;' 'uti*.-:A n ■ ■ jfcinep;.. ■-^ ij H ;■ hß m' ■■ iitm ö*«fliiid.bÄ« «tc är
, ^Ä. • .ivhu ■ hl li ffftj- ••• rr.tü.kü.i^((fh' vr jfrlU«. •' SÜe . 'WI!
Ftihritiiijiii, öliifil^KiÄ^eiirleeli^v
ly rtt^r* v* aAsh*'4if lil^tr l/iudeh^ hitd t4jHit^lihh1i|«öl4iwg
it» ii>th?rhiflitn#ti'u; 4 fh ifli htltM» a?*p KfJtiUliGinajt \ 1 J >4 ^«rs^ödat öÄr ehit-
Jfliwawge 9uiU.urtfl’* Ul WT^rtkl&igea, Fftr ti:4«ttde«a fttu
nötl iitai-dTirifl Ari*fH ^iiriS g 4 r*Jiit!Wi< üdd k«t 6«iit^irn|t Tkk ’WflttBr-
Itif 4 } * Ab &;;■ % w ilo HtiOti coei lÄÄg *i Hi^tüdkrkitaawdh«,
O.KtrwiM it*K H*^«r it«ii wir« Mah
■flÄi t lUtew«PliA., ,()f a» ..i-’aI; it ; ütfetfht ‘ai,ni..■: •' Öi« rkje h ijUHArlftr^« PTdiaUBt«
iJ tr,. ■ rtftn ^v-.y i jiiruii e.'a: A FilM'lHhstf«,. «ijitLtt Ut «ü H fckA • a^r' ?s orgfUd t
Ziiiiii. in lü^ä ^f^j;. ■■ fItfitliti' tt' Si,\i «j« ' l^atf*«B d«r S ioff
AT»f«riiyu«g iro» Antttgtii
; sjtri,^--Oi* ' Ul.Ud«. B^-
fAb:!4'' jk* . At« -i k.« n j(^*e ^ s.f, äiiaift ts Ada b g u ur «mpfäkU’iSi
■■. .ü ¥ict >f4:rk»i^Artl[Vefe. ^^if if iü ftllg'ate. Tad t-J » *'f ö « h « ä ke h • risi
T'*iM*r 3 Saodttiia 44 i?iehfe*ttr -
Br. 3? ti r.i^-'.iiai^imühAllilifJW!:': jißt' Snaii«a DirftiBe-itflr • Verk«lin(»V«rat»«- m
■;■ Wrf ;; dSri|-.^ a r e iO ■ ö € b - T^s BliM«! derf.• Otiiek iiä 4 ‘V«Hw£'
a«r Ir t & « fli li q r Mit V« r U f e d p « rkfl fW; ÖHirdeth iJ iw *f 14 o r f,
b e r U ji Q r Ji ■ {(^ U U d n »li u 1 -«im t| pA U du eh k ^tssi i« U *;V*rt« W»9tr^«t,
ß ü F11 p SW. ttpLar ddp t|p 4 *B Att ■. ; ,
Wa^i?ß,
J*uc!c »r.
Otfench tif Umtgö tfjl5^*ic0 atl^B fl&tuit itoj^näoiy
flnT^
Rhenser Mlneralbrunnen
am König^stuH) iru ItHaa»
htiMii
Nr Henfise and Erliolung$bedfirftl$i
‘*0i
RU.
Oft» irnüse «fahr geflffnet*
A arttl. tum g" K au f ra ä n d. Ijet tu n g ’
Df, mid. Staawyv Dlrektot* Butin.
ryiiie lierrliclic Kei»e nacb dem
Mittelmear
\nii Am rd rtTU u'4c 13 tithö*npt<tü Ih&ei
W h t - fit k h n 11 t' t n tr:ii — T’eT A i gl*if
und GennfL fhr nnr: ;
AluHHr Min ö^>, ApriSi lU, Tc. ^ 3 ; Mai; 1 Ai. :df, Jaiii
Hö w , Aui^Iidirtich'^ F‘roitrHinine koEteslp® ;4^rch j-
Lehnkering lai;; Ouisbürg W.
DEUTSCHLAND
Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe
Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen o Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher
Verkehrs-Vereine a Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln
«♦♦♦•♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦
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X und Oesterreich-Ungarn 6 M., I
X vierteljährlich 1.50 M., für das X
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Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins,
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes,
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens.
Druck und Verlag:
Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseidort
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X Anzeigen - Preis 60 Pfennig
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♦ i
Nr. 3
Düsseldorf ■ Erste Mai-Ausgabe 1913 IV. Jahrg.
Zum 25jährigen Jubiläum des Eifelvereins.
Von Hermann Ritter.
Fünfundzwanzig Jahre — eine ansehnliche Zeitspanne,
die mir aber in diesem Falle und angesichts des Jubelfestes,
das der Eifelverein im Mai d. J. begeht, außerordentlich
kurz erscheinen will. Einmal ist's ein Stück des eigenen,
rasch dahinfließenden Lebens, das in diesen 25 Jahren
steckt, bedeuten diese 25 Jahre Eifeier Geschichte zu einem
großen Teil ein Selbst- oder Miterlebnis. Dann aber ist
die Zeit des Eifelvereins
so erfüllt von weitwirken¬
den Taten und Gescheh¬
nissen, sah sie eine solche
Entwicklung der Eifel,
daß man fast ungläubig
lächelnd zweifeln möchte
an der Jugend einer
Organisation, die einem
seit Menschengedenken
mißachteten und wenig
gekannten Gebirgslande
eine derartig allgemeine
Wertschätzung und radi¬
kale Aenderung zum
Besseren gebracht hat.
Wir wollen nicht an
dieser Stelle das vor
25 Jahren noch voll¬
berechtigte Eifeier Klage¬
lied nach altüberlieferter
Melodie wiederholen, jenes
Leitmotiv für Aufsätze
und Reden all der uner¬
müdlichen Eifelapostel,
welche der Eifelverein zu
planmäßiger Werbe- und
Aufklärungsarbeit ver¬
band. Wir wollen uns
darauf beschränken, zu
sagen, daß vor 25 Jahren
nur wenige Naturfreunde
und -kenner die seltenen
und so ungemein abwechs¬
lungsreichen Reize des
Gebirges zu würdigen
wußten und die große
Masse mit Achselzucken
von der „armen Eifel"
sprach, daß heute aber
kaum ein zweites deutsches Gebirgsland eine größere, rascher
gewachsene Zahl begeisterter Besucher und Verehrer als die
Eifel hat und das Klagelied von der „armen Eifel" gänzlich
in Vergessenheit geraten ist.
Unrecht wäre es freilich, wollte man angesichts dieser
radikalen und einzig dastehenden Wandlung übersehen, daß
die Tätigkeit des Eifelvereins während der verflossenen
25 Jahre von einigen wich¬
tigen, gleichzeitig wirk¬
samen Faktoren in glück¬
lichster Weise unterstützt
und beeinflußt worden ist.
Das Gebirge wurde in
wachsendem Maße durch
Bahnen erschlossen, deren
Netz noch weiter aus¬
gebaut werden soll. Die
wirtschaftliche Hebung
wurde durch den Eifel¬
fonds von 300000 Mk.
jährlich derart gefördert,
daß große Flächen öder
Heiden für den Grasbau
gewonnen werden konnten
und arme Höhendörfer,
in denen vor 25 Jahren
noch ein Fenster mit
durchweg heilen Scheiben
eine Seltenheit war, sich
heute eines in die Augen
fallenden Wohlstandes
erfreuen. Bedingt wurde
natürlich diese wirtschaft¬
liche Hebung des Hoch¬
landes vor allem durch die
wachsendeRentabilität der
Viehzucht, deren rasches
Wachstum hier durch die
großen Weideländereien
ausgedehnter Dorfgemar¬
kungen begünstigt war.
Der Entwicklung der
Touristik, des Winter¬
sportes kamen der all¬
gemeine Zeitgeist zu
Hilfe, die in den großen
städtischen Siedlungen
Gymnasialdirektor Dr. Dronke f
116 DEUTSCHLAND @
Nr. 3
mit elementarer Gewalt auf¬
lodernde altg-ermanische Liebe
für die Natur, die wieder auf¬
lebende Wanderfröhlichkeit, die
Leidenschaft für Touristik und
Sport. Aber alle diese Verhält¬
nisse und Zeitströmungen wären
nur in geringem Maße für die
Eifel wirksam geworden ohne
die organisatorische Arbeit und
Werbetätigkeit des Eifelvereins.
Jedenfalls hätte ihr allgemeines
Vorhandensein nicht für die
Eifel jene beispiellose, radikale
Aenderung in der kurzen Zeit
von 25 Jahren bewirkt. Ledig¬
lich der Tätigkeit des Eifel¬
vereins ist es zu verdanken,
wenn auf wirtschaftlichem Ge¬
biete alles geschehen ist, was
zurzeit möglich war, wenn auf
touristischem Gebiete das
Gebirge heute in einer Weise
erschlossen ist, die man als
vorbildlich bezeichnen darf, und
das Wort „Eifel" statt altüber¬
lieferter, halb mitleidiger Gering¬
schätzung heute ein Gefühl
ehrlicher Begeisterung und
Bewunderung auslöst.
In Gemünd soll der erste
Ideenaustausch über die Not¬
wendigkeit und Nützlichkeit
eines Eifelvereins zwischen dem
nachherigen „Eifelvater", Gymnasialdirektor Dr. Dronke aus
Trier, und dem Bürgermeister Klein von Gemünd stattge¬
funden haben. Jedenfalls tagte auf Anregung von Dr. Dronke
die erste beratende Versammlung am 18. März 1888 in
Gerolstein. Hier legte man die leitenden Gesichtspunkte
fest für die konstituierende Ver¬
sammlung, welche am 22. Mai
bei ungeahnt reger Beteiligung
in Bertrich stattfand. Dort
gründete man den Eifelverein
unter demVorsitz von Dr.Dronke.
Zweiter Vorsitzender wurde
Bürgermeister Thielen (Mander¬
scheid), der sich besonders in
der Werbetätigkeit unvergleich¬
liche Verdienste erwarb und der
später abgelöst wurde durch
Dr. Andreä (Burgbrohl), der
heute noch in alter Unermüd¬
lichkeit für den Verein tätig ist.
Zum ersten Vorstande gehörten
außer den beiden Erstgenannten
Landrat Graf von Brühl (Daun),
Regierungs-Assessor Landsberg
(Trier), Pfarrer Wieser (Gerol¬
stein), Landrat Rinteln (Bern¬
kastel, Notar Kaumanns (Mayen)
und Forstmeister — späterer
Forst- und Geheimrat — Witzei
(Trier). Letzterer ist heute
der einzig Ueberlebende aus
der Schar jener verdienstvollen
ersten Vereinsführer und Bahn¬
brecher. Die beabsichtigte Tätig¬
keit des Vereins wurde in § 3
des Statutentwurfes dahin ge¬
kennzeichnet, daß Erweiterung
und Verallgemeinerung der
Kenntnis der Eifel in geschicht¬
lichem und naturwissenschaft¬
lichem Sinne, Aufsuchen und
Zugänglichmachen bedeutsamer
Orte und Aussichtspunkte, Ver¬
besserung der Verkehrs- und
Unterkunftsverhältnisse, Hebung
des Fremdenverkehrs durch
Verbreitung von Druckschriften
und Bildern, Abhalten von
Vorträgen usw. Schaffung von
Wegebezeichnungen Vereins¬
zweck seien. Der Verein sollte
bestehen aus Ortsgruppen und
Einzelmitgliedern. Jede Orts¬
gruppe bis zu 50 Mitgliedern
erhielt das Recht, einen Ver¬
treter zu den Generalversamm¬
lungen zu entsenden. Jede
weiteren 50 Mitglieder schufen
das Recht zur Entsendung eines
weiteren Vertreters. Der Jahres¬
beitrag wurde auf 2 Mk. fest¬
gesetzt (beträgt heute 3 Mk.).
Zehn Jahre lang konnte Gym¬
nasialdirektor Dr. Dronke an
der Entwicklung des Eifelvereins
arbeiten und sich so den Ehren¬
titel „Eifelvater" und die Dank¬
barkeit der Eifelbewohner und
-freunde erwerben, von der das Dronkedenkmal auf dem
Mäuseberg bei Daun und die Dronkehöhe am Kockeisberg
bei Trier noch kommenden Geschlechtern reden werden.
36 Ortsgruppen hatte bei seinem Tode am 10. Juni 1898
der Eifelverein, von denen die Kölner Ortsgruppe unter
ihrem verdienstvollen Vor¬
sitzenden Kröffges sowie bei
der Rührigkeit ihrer Mitglieder
und besonders des Eisenbahn¬
direktors Rennen es zur höchsten
Mitgliederzahl gebracht hatte.
Besondere Schwierigkeiten über¬
wand Direktor Dr. Dronke, als
er für den Eifelverein die Rechte
einer juristischen Person erwarb.
Ein stetes Augenmerk richtete
er auf die Neubelebung der
Eifeier Fischzucht. Er ließ Eifel¬
gewässer häufig mit frischer
Brut besetzen und schuf in
den Manderscheider Weihern
Fischanlagen größeren Stiles.
Die so von ihm sofort mit ins
Auge gefaßte und energisch be¬
triebene wirtschaftliche Hebung
des Gebirges auf direktem
Wege mußte nach seinem Tode
etwas außer acht gelassen
werden, weil Kraft und finan¬
zielle Mittel zunächst geschlossen
der touristischen Erschließung
der Eifel dienstbar gemacht
werden sollten. Ehe aber von
dieser unter Dronkes Nachfolger
Generalmajor z. D. von Voigt f
Landrat Dr. Kaufmann, Euskirchen
Nr.3 DEUTSCHLAND 117
energfisch in die Hand genommenen Arbeit geredet werden
kann, muß von den ersten Förderern Eifeier Touristik ge¬
sprochen werden, deren bahnbrechende und die Gründung
des Eifelvereins überhaupt beeinflussende Tätigkeit leider
heute in Eifelvereinskreisen, weil weniger in den Rahmen
der ersten Vereinstätigkeit fallend, oft völlig vergessen wird.
Vor Dronkes Schöpfung fällt die Veröffentlichung der
ersten der Touristik dienenden Eifelschriften, kleiner Büchlein
mit hübschen Illustrationen und einem Texte, der an literari¬
schem Werte weit den der später in Mengen erzeugten
Spezialführer übertrifft. Es sind das die von dem heute in
Berlin lebenden, aus Aachen stammenden bekannten Reise¬
schriftsteller Hermann Siegfried Rehm verfaßten Werkchen:
„Malmedy und das Tal der Warche", „Montjoie und das
Rurtal", „Nideggen und das untere Rurtal". Einstimmig
betonte nach deren Erscheinen die große Presse, daß Rehm
das Verdienst habe, Gegenden bekannt zu machen, die weiten
Kreisen bis dahin ebenso unbekannt waren „wie Siebenbürgen
oder die Walachei". Der Kühne, welcher den Verlag dieser
Büchlein übernahm, war kein großstädtischer Buchändler,
sondern ein schlichter Eifeier Zeitungsverleger, Peter Weiß in
Montjoie, der dann auch noch TÖ89—189T ein dreibändiges
Werk Rehms über die Gesamteifel herausgab, das erste, litera¬
risch wertvolle und bis heute noch ausführlichste Wanderbuch,
in dem das Gebirge historisch, topographisch, landschaftlich
und in bezug auf Sage, Kultur und Volksleben geschildert
ist. Peter Weiß gründete dann noch mit Rehm und unter
meiner Mitwirkung das erste Eifeier Touristenblatt „Eifelland"
das ebenfalls auf literarische Werte Anspruch erheben durfte,
dessen Ernennung zum offiziellen Organe des Eifelvereins
trotz dessen im Süden des Gebirges und in Trier liegenden
Schwerpunktes in sicherer Aussicht stand, als der tapfere
Verleger durch einen Unglücksfall jäh aus dem Leben gerissen
wurde. Manche schöne Hoffnung begruben wir wehmutsvoll
mit den irdischen Resten des wackeren Eifelpioniers, sanken
mit in die Gruft, an der unser Freund, der Förderer unserer
Bestrebungen, Oberpfarrer Pauly in Montjoie, eine herz¬
bewegende Grabrede hielt.
Nach dem Eingehen des in Montjoie erscheinenden
Organs hat der Eifelverein sich das heute in großer Auflage
erscheinende Eifelvereinsblatt geschaffen, das inhaltlich be¬
sonders während der Amtsführung des jetzigen Vorsitzenden
des Vereins und unter der Leitung von Rektor Zender (Bonn)
eine erfreuliche Ausgestaltung erfuhr.
Zum Nachfolger Dr. Dronkes wählte der Eifelverein am
3. Juli 1898 den Generalmajor z. D. v. Voigt in Trier, einen
Herrn, der für die großzügige Inangriffnahme der touristischen
Erschließung der Eifel einen Schatz von Erfahrungen mit-
Reifferscheid in der Eifel: Stammburg der Fürsten Salm-Reifferscheid-Dyck (Nach einem Gemälde von Prof.Fritz von Wille)
118 DEUTSCHLAND Nr. 3
Trier a. d. Mosel: Dom und Liebfrauenkirche
brachte, den er sich als rüstig'er Wanderer und Naturfreund
in der Umgebung- wechselnder Garnisonen und auf zahl¬
reichen Reisen nach der Schweiz, Italien, Ungarn, Rumänien,
Rußland, Frankreich, Spanien und nach dem Orient erworben
hatte. Mit der fröhlichen Schneid, die den Offizier während
seiner ganzen Lauf¬
bahn auszeichnete
und ihn in den
Tagen des 25.
und 26. Juli 1870
den Feldzug durch
das erste Gefecht
auf französischem
Boden mit seinen
Ulanen eröffnen
ließ, ordnete von
Voigt zunächst die
inneren Verhält¬
nisse des Vereins
und organisierte
dann dienoch gänz¬
lich fehlendeWege-
bezeichnung. Zu¬
statten kam ihm bei
dieser Arbeit der
vorhandene treff¬
liche Eifel-Führer,
dem Prof. Rauff (an
der geologischen
Landes-Anstalt in
Berlin) die vorzügliche grundlegende Gestaltung gegeben halte,
der dann später in den Herren Gymnasialdirektor Meyer
(Münstereifel) und Hoitz (Köln) ebenso wander- und arbeits¬
frohe wie sachkundige Bearbeiter fand. Zur Seite stand in rast¬
loser Mitarbeit v. Voigt und später seinem Nachfolger eine er¬
fahrene Garde von Eifelfreunden, zu denen außer Vorgenannten
u. a. gehörten: Prof. Dr. Follman in Coblenz, der vor kurzem
die prächtige Monographie der Eifel (reich illustriert er¬
schienen bei Vel-
hagen & Klasing) =
herausgegeben hat,
der ausgezeichnete
Kenner besonders
der geologischen
Verhältnisse des
Gebirges und Or¬
ganisator des Licht¬
bilder - Vortrags-
Wesens, ferner Pro¬
fessor Seiwert in
Trier, welchen die
Mühen seines Be¬
rufes und Schrift¬
führeramtes nicht
hinderten, selbst
mit dem Farbtopfe
in die Wälder zu
ziehen und bunte
Zeichen auf den
Stämmen zu malen,
der ebenso uner¬
müdliche Wegebe-
zeichner,Versamm- Trier: Ruine des ehern, römischen Kaiserpalastes
lungsbesucher und Damenredner Pöschel (Aachen), der das
nicht immer erfreuliche Kassiereramt lange Jahre verwaltende
von Achten (Aachen), der nie versagende Justizrat Sassen
(Bonn), der vorerwähnte Dr. Andreä (Burgbrohl), Dumoulin
(Ligneuville), der Schöpfer und Leiter eines trotz seiner welt¬
fernen Lage in der Wallonie weitbekannten, modernsten An¬
sprüchen genügenden internationalen Gasthauses, Professor
Hürten (Münstereifel) u. a. m. Besondere Verdienste erwarb
sich von Voigt neben den der Wegebezeichnung noch durch
Aufdeckung Eifeier Römerstraßen. Leider zwangen Familien¬
rücksichten den
eifrigen und be¬
liebten Herrn nach
einer verhältnis¬
mäßig kurzen Zeit
zur Uebersiede-
lung nach Honnef
und hiermit auch
zur Niederlegung
seines Amtes.
Zu seinem Nach¬
folger wählte man
im Jahre 1905 in
Wittlich Landrat
Kaufmann, da¬
mals in Malmedy
und heute in Eus¬
kirchen, der bis zur
Stunde mit steigen¬
dem, außerordent-
lichemErfolg seines
Amtes waltet, unter
dessen Leitung die
Mitgliederzahl von
rund 4000 in den
Jahren von 1888 bis 1905 auf 20000 gestiegen ist. Seine Wohl
geschah s. Z. in Wittlich unter glücklichen Auspizien, gelegent¬
lich einer Generalversammlung, an der sich das Großherzogtum
Luxemburg zum erstenmal offiziell durch Herrn Dondelinger,
Ingenieur en chef des mines, beteiligte. Mit dieser Beteiligung
begann das Zusammenarbeiten preußischer und luxem-
burger Vereine, das in der schönen Echternacher Gegend schon
durch die Herren Dondelinger, Professor Jos. Speck, Ossyra
und Bürgermeister
= Faßbender in glück-
= liebster Weise vor-
= bereitetwordenwar.
Nebenbei bemerkt,
sind die luxem-
burger V ereine jetzt
nicht mehr die
einzigen ausländi¬
schen Ortsgruppen
des Eifelvereins. In
Brüssel vereinten
sich unter äußerst
geschickterLeitung
der Herren Siebe¬
rath und Moesch
eine große Zahl von
Eifelfreunden, und
selbst in Chicago
hat der Eifelverein
eine Ortsgruppe.
Die Verdienste
des Landrats Kauf¬
mann um den Eifel¬
verein sind zu zahl¬
reich, um im Rahmen eines knappen Aufsatzes erschöpfend
behandelt werden zu können. Die gewaltig gestiegene
Mitgliederzahl beleuchtet sie eigentlich auch schon zur
Genüge. Besonders in die Augen fallend ist der Beitritt zahl¬
reicher korporativer Mitglieder, die Veiroehrung der Orts-
3
Nr. 3 DEUTSCHLAND 119
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gruppen außerhalb des Gebirges
bis weit hinunter ins Flach¬
land. Außerordentlich viel ist
während seiner Amtsführung an
Propaganda geleistet worden,
die von Hoitz begründeten
Eifelherbergen fanden plan¬
mäßige Unterstützung und Ver¬
mehrung, die von demselben
Herrn eifrigst geförderte Wege¬
bezeichnung erfuhr reichsteAus-
gestaltung. Spendungen und
Stiftungen einer Anzahl hoch¬
herziger Gönner vermehrten die
Vereinsmittel. So spendete
Se. Majestät der Kaiser nach
seiner Eifelreise 2000 Mark
für Schüler- und Studenten-
Herbergen, erhielt der Verein
von Kommerzienrat Hösch
(Düren) ein Geschenk von 20000 Mark, erwirkte Landrat Weißmüller (Daun)
von der Provinz die Mittel zum Schutz der Eifelmaare.
Nachdem der Verein auf dem Gebiete touristischer Erschließung Vortreff¬
liches geschaffen, kann er jetzt wieder die von Dr. Dronke sofort ins Auge
gefaßte Arbeit direkter wirtschaftlicher Hebung in Angriff nehmen. Die wert¬
vollste Hilfe auf diesem Gebiete hat der leider eingegangene Eifelfonds geleistet,
den die Regierung schuf infolge unaufhörlicher Vorstellungen des verdienstvollen
Präsidenten v. Nasse. Der Verein hat jetzt mit bestem Erfolge begonnen, die
Ansiedlung von Industrien, welche Land und Leuten angepaßt sind und die noch
immer starke Abwanderung jugendlicher Arbeitskräfte verhindern sollen, in die
Wege zu leiten. Auch wenn auf diesem schwierigen Gebiete unter Berücksichti¬
gung der Eifeier Landschaft und Bevölkerung die im Bereiche der Möglichkeit
liegenden Erfolge erreicht werden sollten, wird dem Eifelverein ein weites Feld
für dauernde Tätigkeit offen bleiben. Seinen Ortsgruppen bleibt dauernd die
dankenswerte Arbeit des Naturschutzes, der Schaffung von Naturparks, der schön-
heitlichen Ausgestaltung der engeren Heimat, der wirtschaftlichen Hebung der
Einzelgemeinden, der Erhöhung des lokalen Bildungsniveaus und der Pflege der
Heimatliebe besonders auch durch Bekanntmachen mit den Werken der ersten
Eifelschriftsteller, die aus Liebe zur Eifel und den Ei feiern geschaffen wurden.
Schwarzkittel.
Von einem Eifelfreund.
Rrrr-rasselte der Wecker, hart und erbarmunglos,
bis ich schlaftrunken aufspringe und das Scheusal tief, tief
in die — Federn werfe, um das blecherne Geplärr schall-
und lautdicht unterzubringen.
Damit stellten sich auch die Begriffe der Wirklichkeit
sachte wieder ein: ich war in einem gastlichen Bauernhause,
dahintenweit in der Eifel, wo sich Fuchs und Wolf Gutenacht
sagen, und wollte durch den Wecker schon drei Uhr früh
aus Morpheus Armen gerissen werden, um wieder 'mal auf
Sauen anzusitzen. Der tödlichen Sicherheit halber hatte ich
am Abend zuvor den Wecker in die Waschschüssel und
diese ganz parlamentarisch auf den Tisch des Hauses ge¬
stellt, denn nur so machten Wecker, Tisch und Schüssel
vereint den erforderlichen Höllenlärm, um mich aus den
Federn und zur Besinnung zu bringen. Und das war nötig;
denn wer pflegt normalerweise mitten in der Nacht aufzu¬
stehen und noch dazu aus solch' lieblichem Etui, das mit
mehr Federn den Schläfer mollig festhält, wie alle Betten
eines modernen Stadihotels zusammengenommen enthalten.
Ein- und Ausgang einer solch' altväterlichen, hochgetürmten
Postkutsche verlangen Können und Behendigkeit; also mußte
in jeder Art vorgesorgt weiden.
Nun war ich draußen, auch bald munter und stapfte
am Waldessaum dem Ansitz zu, der hart an einem Halei-
stück lag, das sich seit mehreren Nächten schon eine Rotte
Korah alias Sauen als Tummelplatz auserwählte. Schlimm
sah's aus, wie ich es tags zuvor schon festgestellt hatte.
Die Schwarzkittel hatten darin gekesselt mit Erfolg, wie ihn
Hagelschloßen von Kokosnußgröße nicht schöner erzielen
konnten. Flächenweise lagen Aehr' und Halm geknickt
danieder in einem wüsten Chaos, dessen Anblick Verständnis
erweckt, warum der Eifel-Landmann so gar keine Liebe
empfindet für die wilden Artgenossen seiner rosigen, kugel¬
rund gepflegten Hauswutzchen.
Bis zum Büchsenlicht in der leisen Morgendämmerung
langt's noch eine gute Weile, und so heißt es Geduld und
die Kugel dauernd bereit haben. Auch an die Finsternis
sucht man sich in etwa zu gewöhnen: man schärft die Seher,
spitzt die Lauscher und lernt nebenbei das Gruseln. Es ist
so eine eigene Sache um den Ansitz zur nächtlichen Stunde.
In die ernsten Eifelforsten mit ihren uralter, gemischten
Beständen, mit ihrer heiligen Stille tritt man schon bei Tage,
frei nach Schiller, mit frommem Schauder ein, und nun erst
dos Gefühl, das nachts auch manch' beherzten Mann packt.
Dort stellt sich uns ein gigantisch wilder Jäger mit funkelnden
Augen in den Weg, um in der Nähe zu einem harmlosen
Wacholderstrauch einzuschrumpfen; plötzlich raschelt's
hinter uns im Forst: ist es ein schnürender Fuchs oder ein
120
DEUTSCHLAND (n^^^^ }0^^^08 8^0^ 0 0600600gB Nr. 3
heimlicher Bock
— nein, nach dem
harten Brechen zu
urteilen, muß es
ein Stück Rotwild sein, das noch übers Feld ins Nachbar¬
holz ziehen will. Plötzlich aber macht es halt, sichert; nun
ahn' ich es und fühle es — der Hirsch wird sich die Bahn
frei machen, jetzt senkt er das Geweih und wird ausgfe-
rechnet mich elend zu Tode forkein. Wie überrieselt da
die berühmte Gänsehaut den tapferen Männerrücken, man
spürt es schon, wie die haarscharfen Geweihenden kitzeln
und das Durch- und Durchbohren sachte begfinnen. Endlich
preßt sich ruckweise der verhaltene Atem durch das Gehegte
meiner Zähne, etwas leichter wird das Herz, und behutsam
werden Hals und Kopf gewendet, um der Gefahr endlich ins
Auge zu schauen, sie zu bannen; jedoch nicht vorsichtig
genug: der sichernde Hirsch hat's vernommen und ver¬
wandelt jäh sich in eine — harmlose Feldmaus, die mit ver¬
meintlichem Hohnlächeln von dannen huscht.
Ha, diese Erleichterung und der dann wiederkehrende
Mut, die jenes Prickeln in Hand und Fuß auslösen, wie
perlender Sekt schmeckt, bis es wieder kracht — ein Sturm¬
wind durchheult den Forst, und mit Donnergetöse fahren
prasselnd, alles und auch mich im nächsten Augenblick
zerschmetternd, junge Baumriesen, sowie knorrige Veteranen
in Gestalt — — dürrer Zweiglein und Blätter herab, die das
frische Morgenlüftchen widerstandslos gefunden. Bildschön
ist der Aerger über den zur Maus gewordenen Geweihten
und den säuselnden Zephir aus dem Westen, den wir zuvor
erschreckt als Orkan angesprochen; und dennoch spielt die
Phantasie noch viel mehr solcher Streiche, und sogar kleine
Sünden, die jeder ehrbare Mensch mehr oder weniger auf
dem Kerbholz hat, wachsen sich in dieser Stunde und Ein¬
samkeit zu riesengroßen Verbrechen aus — — — man hat
irgendwo ein schweres Verbrechen begangen
und harrt seit Stunden in Qual und Bangen
des Henkers, der mit blutigem Beil trennt des
Körpers Oberteil. Man sieht sich schwanken,
sieht sich taumeln, sieht überall die Stricke
baumeln, die den Sünder bald umschlingen
und ruckweis ins bessere Jenseits bringen.
Da plötzlich — endlich sind es reale Laute,
schmatzend, ähnlich jener Kuh, die in dem
bekannten Roman den Hinterfuß aus zähem
Sumpfe zieht. Das pulsierende Jägerblut hat
rascher die Nähe des Schwarzwildes erfaßt,
wie der durchgruselte Kopf, und instinktiv
schon dringen die Augen in die
Dämmerung, um den schwersten
Keiler auszumachen. „Alles
hilft eh nix, da kan ma nix
machen", würde der gemütliche
steierische Jaga sagen, denn,
um locale termini technici an¬
zuwenden, erblicke ich bald ein
Klavier, bald eine Kommode
usw. — so pflegt der Ureifier
seine Sauen zu taxieren. Also
binden wir uns das Klavier vor
— leise, ganz leise, klingt's
durch den R-, so summt's
unwillkürlich aus dem Walzer¬
traum im fiebernden Jägerhirn
— — leise also die Büchse
hoch, und nun das Herzklopfen
in der Kehle unterdrückt —
näher, 60 Gänge, 50, 40,-
schon gelöst und so tadellos
abgekommen, daß der schwere Keiler den Knall nicht gehört
hat. Die übrigen Sauen hatten sich jäh zu Holz geschoben,
wie Kegelkugeln. Aufgeregt aber war ich, wie es natürlich
andere Waidmänner nicht wären; stolz war ich aber auch,
beinah so stolz, wie es immer die anderen sein würden.
Wie oft sitzt der Jäger spätabends oder frühmorgens
selbst im besten Revier vergeblich an; auch ich hatte so
selten „Schwein", wiewohl ich gar oft in der schönen, wild-
reichen Eifel auf Sauen an¬
gesessen und mit oder ohne
Glas sogar Familientage be¬
obachtet habe. Aber schuß-
gerecht kommen die Schwarz¬
kittel nie, stets trollen sie
in umgekehrter
Richtung unseres
heißen Verlangens
ab. Auch wenn bei
der„Neuen" (Neu¬
schnee) Telegraph
undTelephon
„Sauen fest"
melden,trifft
noch lange
nicht jede
Kugel ihren
Mann.
Nr. 3
11 DEUTSCHLAND i2i
Drum ward mein Stolz erklärlich, und im Triumph wurde
das Keiler-Klavier über Flur und Feld und weiter in stunden¬
langer Wagenfahrt nach Kyllburg zum Eifler Hof geschafft.
Inzwischen hatte die Sonne die Gespensterdämmerung
aus Wiese und Wald und auch aus dem Jägerschädel ver¬
scheucht; Natur und Waidmannsherz freuten sich des schönen
Morgens und seiner Gaben, und Frohsinn und goldiger
Sonnenschein gaben dem Triumphzug die beste Begleitung.
Die bewundernden, vielleicht auch neidischen Augen der hoch¬
sommerfrischenden Kyllburger Gäste legten dann Zeugnis ab,
daß so eine Saujagd in den bergigen Eifelforsten mit Grusel¬
betrieb doch ganz was „Besonderes" ist. — WeidmannsheilI
Auf Scheffels Spuren.
Von Paul Grabein.
„Wohlauf, die Luft geht frisch und rein.
Wer langte sitzt, mutz rosten I"
Wieder einmal kommt der Lenz in die Lande, die weißen
Wolken ziehen lockend droben am blauen Himmelsdom,
und lichtes Grün spinnt sich um Baum und Strauch. Dann
ist's Zeit zu wandern, dann
weitet die deutsche Brust
ein starkes Sehnen, mit Wind
und Wolken als wackeren,
frischen Weggesellen um die
Wette durch die Lande zu
streifen. Und gäb's da wohl
einen kundigeren Führer, dem
wir lieber folgen möchten, als
den unvergessenen Sänger
des herrlichsten deutschen
Wanderliedes, das wir uns
zum Motto unserer Wander¬
fahrt durch deutsche Gaue
erkoren haben? Also wohlan
denn: Auf Scheffels Spuren
— das sei die Losung I
Nach dem Süden des
deutschen Vaterlandes geht's,
wo unseres Dichters Wiege
gestanden, wo er sich als
Mann Haus und Herd erbaut
hat. Ueber das grüne Wald¬
meer der Thüringer Berge
zieht unsere Straße, hinweg
über den uralten Grenzweg,
.den Rennstieg, von dem
Scheffel singt:
Du sprichst mit Fug, steigst
du auf diesem Raine:
Hie Deutschlands Süd — hie
Deutschlands NordI
Und nun tut sich vor
unseren Blicken ein weites,
gesegnetes Land auf, voll
grüner Fluren und sanften
Höhen — auf bayerischem
Boden schreiten wir dahin,
von Lichtenfels aus, dem Ort,
da das schnaufende Stahlroß kurz rastet vom windschnellen
Lauf, hinauf zu dem sanft ansteigenden Bergrücken, der eine
stattliche Kirche trägt mit schlanken, weithin leuchtenden
Türmen — die Wallfahrtskirche der 14 Heiligen ist's, zu
der im Scheffelliede mit fliegenden Standarten und weit¬
schallendem Choral sich der fromme Pilgerzug hinaufzieht
auf der breiten, ausgetretenen Prozessionsstraße mit alters¬
grauen Bildstöckeln.
Aber uns gelüstet's mehr, uns auch als „räudig Schäflein"
seitwärts durch den Wald zu schlagen und dann hinauf, auf
steiniger Halde und Berggrat zu der kahlen Kuppe rechts
des Klosters Vierzehnheiligen. Dort steht weltverloren ein
schmuckloses, winziges Häuslein und daneben eine Kapelle —
zu Gast sind wir hier beim Heiligen Veit von Staffelsteinl
Hoiho I die Pforte brech' ich ein I
Im Laufschritt geht's mit durstiger Kehle hin zur Eremiten¬
klause. Was mag ihr Keller heuer für einen Jahrgang bergen ?
Die Frage füllt uns ganz aus.
Aber wir haben es nicht nötig,
die Pforten einzuschlagen,
wie Scheffels wilder fahrender
Scholar, denn am Eingang
der Klause erwartet uns
schon der Einsiedelmann —
Bruder Jwo, dermalen der
fromme Hüter des Kirchleins
vom Heiligen Veit.
Mit traulichem „GrüßGott I"
und herzlichem Handschlag
heißt uns der Wackere will¬
kommen und führt uns ins
Innere der Klause. Wohl¬
tuend berührt uns das trotz
aller Einsiedlerschaft vor¬
handene Verständnis für
unsern Durst, mit dem uns
Bruder Jwo alsbald einen
goldfunkelnden Frankenwein
herzuträgt und ohne viel
Zieren gern auch ein Glas
für sich selber mitbringt.
So — gesegn's Gott I Ein
erster andächtiger, langer
Schluck: Dir,Meister Scheffel,
in Treue dargebracht I Dann
blicken wir uns im Klausner¬
stübchen um.
Schaut hier just aus wie
in einem Raritätenkabinett.
An den Wänden ringsum
allerlei ausgestopftes Getier,
seltsame Versteinerungen,
buntschillernde Käfer und
Schmetterlinge, Bronzen aus
den Zeiten, wo auf diesem
hochragenden Felsen Ur¬
menschen hinter schützendem Burgwall gehaust haben, alte
Stiche von geschichtlichen Ereignissen und vieles sonst noch
— aber für uns als wertvollstes Stück der buntscheckigen
Sammlung, dicht neben dem Bildnisse des Papstes, Photo¬
graphie und Autogramm Scheffels, dem damaligen Einsiedel¬
mann zu seinem 60. Geburtstage verehrt.
Unter diesem Zeichen ist gut Frankenwein trinken,
zumal stark auf Absolution durch Sankt Veiten zu hoffen ist,
sollte es selbst einmal ein bißchen zu viel des Guten werden.
So bleibt's denn auch nicht beim ersten Glas, und Bruder
Jwo entpuppt sich als ein wackerer, trinkfester Mann; nicht
umsonst zwinkern die klugen Aeuglein so lustig und ver-
Scheffel-Denkmal beim Heidelberger Schloß
122 DEUTSCHLAND Nr. 3
ständnisvoll unter buschig-en, grauen Brauen den Gast an;
man merkt, hier weht einen Scheffelscher Geist an. St. Veit
hat einen würdigen Hüter seiner weltberühmten Klause, der
„— aus des Lebens Stürmen
Zu kontemplativer Trinkung
Sich allhier zurückgezogen."
So gehen denn hier oben die Stunden nur allzu¬
schnell dahin, und daß es eine rechtschaffene Sitzung war,
während drunten im Tal sich Nebel zusammenbrauten und
dräuend den Staffelstein umzogen, das bekundet allen
kommenden Geschlechtern ein Gedichtlein, so der Schreiber
dieser Zeilen dazumal ins Fremdenbuch eingetragen hat*
Irren wir nicht, so schloß es mit dem unter solchen Um¬
ständen wohl begreiflichen Stoßgebet zu Sankt Veiten:
„Daß ich nach Haus
komm' — nebelfrei,
Laß, heil’ger Veit mich
hoffen I"
Und der gute Heilige
hat geholfen, was
ihm hiermit gern be¬
zeugt sei.
Am Main entlang
mögen wir nun unsere
Straße ziehn,überWürz-
burg, die alte Musen¬
stadt im Frankenlande,
für die Scheffel sein
köstlichesUniversitäts-
Jubiläumslied von dem
„Würzburger Glöckli"
schuf und wo auch der
Komponist desWander-
liedes, V. E. Becker,
weilte, und dann weiter
hinab den Main, bis
er sich in den Rhein
ergießt; dann sind wir
bald wieder auf Scheffel
geweihtem Boden. Ein
Stück hinauf den
deutschesten Strom,
und die Höhen des
Odenwaldes tauchen in
der Ferne auf, wo der
Herr von Rodenstein
sein wildes Wesen ge-
trieben,und mit dem un¬
gestümen Reiter halten
wir unsern Einzug in Alt
Heidelberg, die Feine.
Vergeblich Bemühen, der vielgepriesenen Stadt, der ein
Scheffel solch unvergängliches Denkmal errichtet hat, hier
mit dürren Worten gerecht zu werden I Was das Herz
empfindet, wenn es am blinkenden Neckar, zwischen Wald¬
bergen wonnesam gebettet, die trauteste aller deutschen
Städte erschaut mit dem sie hoch überragenden, ewig schönen
Wahrzeichen der herrlichsten deutschen Ruine — das kann
man nur ausströmen lassen im jauchzenden Liede, beim
Römer funkelnden Rheinweins, oder das wogt einem wie
hehre Andacht in der Brust, wenn man droben von der Altane
des Schlosses hinabschaut in das paradiesische Neckartal, zu
Füßen des Scheffeldenkmals. Wahrhaftig, kein Dichter der
Welt hat einen idealeren Denkmalsplatz als hier unser
Scheffel, an der Stätte, wohin das Sehnen und Träumen der
deutschen Brust am liebsten fliegt.
Im Banne feuchtfröhlicher Erinnerung steht der Besucher
hier droben auf dem Schlosse wie drunten im Städtlein.
In dunkler Kellergruft wird ihm das ehrwürdige Monument
des Riesenfasses gezeigt, an dem Perkeo, das fromm Ge-
zwerge, sein Lebenswerk vollbracht hat. Vor dem fein¬
durchbrochenen Spitzbogenwerk des Schloßhofes überkommt
einen das Erinnern an die schöne Kurfürstin Leonore, der
Jung-Werner als keckes Heidelberger Studentlein seine
übermütige Huldigung dargebracht; drunten im „Hirschen"
sehen wir den Rodensteiner als „spätes Gast" mit seinem
verflossenen Stabstrompeter auf Rheinwein pürschen — der
Pfalzgraf bei Rheine mit seinem Kanzler Mückenhäuser tut
sich herzu, und das zähnefletschende Enderle von Ketsch
kommt über uns. Genug, genug — ein üppig ausgelassen
Gelichter, nichts für ehrbare Philisterseelen. Aber wie sagt
doch „Meister Josephus vom dürren Ast" selber?
„Es war halt nit anders
zu machen.
Der Genius loci Alt¬
heidelbergs ist feucht V*
Und er mußte es
doch wohl wissen;
hatte er doch seine
schönsten Jahre in der
lieblichen Neckarstadt
zugebracht, wo aus
dem „Engem"" die
meisten seiner herr¬
lichen Studentenlieder,
seine Bergpsalmen und
Gaudeamuslieder hin¬
aus ins Weite ge¬
klungen sind.
Aber nun weiter hin¬
auf den Rheinstrom, an
Basel vorbei und noch
ein Stück bis dahin, wo
an seine Ufer heran¬
tritt des Schwarzwalds
„— letztes Häuflein
seiner Berggetreuen,
und bewehrt imTannen-
harnisch, trotzig fest
nach Süden schauend.
Grenzwacht hält am
jungen Rhein". . . . ^
Säckingen ist erreicht,
die heitre Stadt des
heiligen Fridolin, die
Trompeterstadt.
Friedlich und freund¬
lich liegt sie da und
vor ihren Toren mitten
im Rhein jene inselförmige Kiesbank — „scherzend heißt
der Mann am Rheine sie den Acker Fridolini" — von wo
aus Jung-Werner sein nächtliches Ständchen dem Edel¬
fräulein drüben im Schlosse darbrachte. Noch heute steht
ganz wie damals im alten Städtchen das Münster, aus dem
die Fridolinsprozession wallte, ebenso das Wirtshaus zum
„Güldenen Knopf", in dem der Trompeter wie sein Dichter
als junger Jurist sein Schöpplein trank, — aber vorbei treibt's
doch an all dem den Besucher zum Schlosse hin.
Freilich, heute haust darin kein Freiherr v. Schönau mehr,
auch kein Nachkomme Werner Kirchhoffs und der schönen
Margarete — nein, ein ehrsamer Seidenfabiikant nennt das
berühmte Schlößlein am Rhein sein eigen. Aber noch
rauschen um seine Giebel die alten ehrwürdigen Edel¬
kastanien und flüstern im Abenddämmern oder noch besser
in stillen Mondnächten, wenn nur der rauschende Strom sein
dunkles Lied vom Ufer her singt, von alten Zeiten und dem
Relief „Jung-Werner" am Scheffel-Denkmal in Heidelberg
ü:
Nr.3 DEUTSCHLAND n
123
Qf verschwiegenen Liebesglück des Freiherrntöchterleins und
1^ des jungen Trompeters.
^ Wer aber noch ein einsameres poesieumträumtes Scheffel-
j. fleckchen genießen will, der wandle zur Abendstunde hinaus
jj durch den schweigenden, erdunkelnden Tannenwald zum
^ Bergsee, wo einst jener denkwürdige Fischzug stattgefunden
^ hat und jetzt eine Inschrift am Felsen an den „Trompeter
von Säckingen" und seinen Poeten erinnert,
j Nicht allzuweit noch ein Stück den Rhein hinauf, und
etwas nordwärts von dem jungen Strom erhebt sich ein
^ malerisch geformtes Hügelland mit einer Anzahl kühn auf-
^ gesetzter Kegel und Kuppen, der Hegau, und recht wie ein
Herrscher steht da massig und trutzig ein altersgrauer, ver¬
witterter Gesell mit burggekröntem Scheitel: der Hohentwiel —
wir sind im Bannbereich des Eckehard.
„EckehardI" Neben dem „Trompeter" der zweite Liebling
^ der deutschen Jugend, des deutschen Volkes — wer kennt
ihn nicht? Wer hat sich nicht an seiner wundervoll lebens¬
wahren Schilderung altdeutscher Vorzeit und an seinem
tiefinnerlichen, alles verklärenden Humor einmal das Herz
erfrischt? Wen zieht's nicht hin, die Stätte der stolz-strengen
Frau Hedwig und ihres jungen Lehrers einstens zu schauen ?
Ein frischer Lenzmorgen ist’s. Drunten im Tal, über
dem freundlichen Städtchen Singen an der klarströmenden
Ach wogt's noch von Nebeln. Aber da kämpft sich der
J erste Sonnenschimmer durch, und droben aus dem weiß-
^ grauen Schleier erhebt sich ein dunkles, massiges Berghaupt
— es lockt uns der Hohentwiel zu sich hinauf.
^ Und er trügt uns nicht. Auf halber Höhe schon, ein
Stückchen hinter dem alten, grünbewucherten Friedhofe, wird
b
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iC
i:
r
ü
uns ein strahlender Sonnenblick zuteil, hinaus auf das be¬
leuchtete, grüne, weite Land des Hegaus und seine dunkel¬
blauen fernen Höhen. Wenige Minuten dann noch, und
wir stehen vor mächtigen, steinernen Befestigungswerken;
der tiefe Schlund eines tunnelartigen Eingangstores gähnt
uns an. Freilich, was wir hier an Gemäuer sehen, selbst
droben auf dem höchsten Gipfel, wo die alte Herzogsburg
stand, es entstammt nicht mehr den Zeiten der Frau Hedwig.
Es sind schon moderne Anlagen, etwa aus der Zeit des
Dreißigjährigen Krieges. Von jenem allerältesten Teil der
Burg stehen vielleicht nur noch die Grundmauern, in Gestalt
der Fundamente des sogenannten Fürstenhaus, der wohl
auch „Hedwigsschloß" genannt wird.
Der Besucher muß sich also an seiner Phantasie genug
sein lassen und sich die grasbestandenen Schloßhöfe, die Hallen
und Gänge mit den altvertrauten Gestalten der hohen Frau,
des Eckehard, des dicken Kämmerers Spazzo, des Ziegenhirten
Audifax und des Gänsemädchens Hadumoth beleben. Aber
was dem Berg treu geblieben ist in all den Jahrhunderten,
das ist die wahrhaft gewaltige Aussicht von seinem Scheitel.
Da fliegt der Blick hinüber zu dem dunkelbewaldeten,
noch heute unwirtlichen Felskegel des Hohenkrähen, wo
einst die unheimliche alte Waldfrau hauste und beim Eichen¬
brand die noch halbheidnischen Mannen Roßopfer brachten
und Met tranken, und fliegt weiter den Weg gen Untersee
und Radolfszell, den Eckehard mit dem rauhen Jäger in der
Mönchskutte Moengal gezogen, bis ihn Herr Spazzo mit
seinen Reisigen überfiel. Da blaut der Bodensee auf mit
den Heidenlöchern, wo der „Alte aus der Heidenhöhle" zur
Hunnenschlacht herübergeritten kam und Konstanz liegt.
i
Hohentwiel
124 DEUTSCHLAND
Nr. 3
Der Hohentwiel vor seiner Zerstörung-
durch das Eckehard zum Twiel wanderte — noch steht dort
manch Tor und Turm wie damals — aber weiter, noch viel
weiter fliegt der entzückte, schauselige Blick bis hin zu den
fernen, blauduftigen Alpenbergen, wo der Säntis sein stolzes
Haupt im Silberdiadem der Firnen erhebt, die Stätte, da
hoch erhaben über menschlichem Irren und Wähnen Eckehard
sich wieder zu sich selber zurückfand und von sich
sprechen konnte: Selig der Mann, der die Prüfung bestanden I
Das alles zeigt sich dem Blick noch heute; wenn auch
freilich die Gestalten jener grauen Tage längst in die
schweigenden Grüfte gesunken sind. Aber, von des Dichters
Genius beschworen, leben und weben sie noch heute auf
jenem trutzig-stolzen, verwitterten Berge und erscheinen in
stillen Stunden dem Wandrer, der dort träumend zwischen
wucherndem Gras und morschen Trümmern rastet — ein
getreuer Gefolge auf Scheffels Spuren.
Zur Ehrung von Karl Immermann.
Von Gottfried Stommel.
In Alldeutschland hat man die großen Verdienste
nicht vergessen, die sich Immermann von 1832 bis
1837, wo er die Leitung des Düsseldorfer Stadttheaters
inne hatte, erworben hat. Neben seiner Berufstätigkeit
als preußischer Gerichtsassessor schuf er, ein Prome¬
theus der deutschenTheatergeschichte, eineMusterbühne,
auf die wir heute noch mit Stolz zurückblicken dürfen.
Wir waren damals klein und arm und ließen ihn
ohne Hilfe. Wir verstanden seine Ideale nicht. Heute
sind wir groß und reich geworden und, reif in historischer
Würdigung der Dinge und der Menschen, verstehen
wir seine damaligen Ideen, Taten und Bekümmernisse.
Heute wissen wir, daß dem deutschen Theater nur
großzügig geholfen werden kann, damit es zu
dem wird, wozu es seinem innern Trieb und Wert nach
berufen ist: Eine Bildungs- und Veredelungsstätte der
breiten Volksmassen zu werden, ohne deren Erhebung,
aus der Nichtigkeit des Materialismus in die ideale und
religiöse Lebens- und Pflichtauffassung, die Quelle
verstopft wird, aus welcher die immerwährende Er¬
neuerung deutschen Volkstums fließt.
Man unterschätze die Sache nicht; alle wahrhafte
Kunst ist Lehrmeisterin des Volkes, das wußten die
Griechen schon und handelten danach; aber das Drama
die Kunst der handelnden Menschen ist die bedeutendste.
Immermann hat im Leben weder als Dichter, noch als
grundlegender Neuerer in der Schauspiel- und Bühnen¬
kunst die Anerkennung gefunden, die er verdiente.
Er gleicht darin Kleist. Seinem männlich-herben
Geiste war die süße Lyrik der Romantik versagt, aber
dafür hatte er, wie Kleist, das was eben jener Romantik
gänzlich fehlte: Gestaltungskraft, sittlichen Ernst und
religiöse Tiefe; dazu seine niedersächsische Treue,
Beharrlichkeit und Willensstärke. Ihm war das Theater
lebenslang eine heilige Stätte, und nicht eher werden
wir aus der glänzenden Verrohung unseres Theater¬
wesens im ganzen zur gesunden Kraft und Reife ge¬
langen, bis Deutschland begriffen hat, daß die Blüte
der ernsten Bühne nicht minder bedeutend für das
Wohl eines Volkes und seine staatliche Erziehung ist,
als unser Militarismus und Schulwesen. Das sonst ein¬
wandfreie Prinzip der Gewerbefreiheit hat das deutsche
Theater zerstört: die Kunst ist zum Gewerbe geworden,
ohne die sittliche Grundlage und finanzielle Unter¬
stützung ernsten Gewerbebetriebes gewonnen zu haben.
Es herrschen heute schlimmere und verwickeltere Zu¬
stände als die, welche Lessing als solche bezeichnete, die
jede Veredelung der dramatischen Kunst ausschlössen.
Sobald aber einmal die Erkenntnis von dem unerme߬
lichen sittlichen Einfluß künstlerisch geleiteter Bühnen
weitere Kreise ergriffen haben wird, dann wird man das
Theater, geradeso wie die Schule, als staatliche
Nr.3 DEUTSCHLAND
125
Anstalt betrachten und behandeln, und vor allem
den Gesichtspunkt des Gelderwerbs wie bei den Schulen
nicht gerade ausschließen, aber ihm doch die zweite
Stelle anweisen müssen. Mögen diese Gedanken aufs
neue hinausgehen und ihre Wirkung tun.
Immermann folgte Goethe und der weimarischen
Theaterschule, ohne deren übertriebene Rhetorik nach¬
zuahmen. In ihm war zu viel schauspielerisches Genie,
um nicht intuitiv zu begreifen, daß die Wahrheit für
die Darstellung in der vollkommenen Durchdringung
der Rezitation mit der Mimik liegt. Es ist geschichtlich
interessant, wie sich diese Stufe der schauspielerischen
Entwicklung praktisch langsam Geltung verschafft hat.
Belehrend ist dafür der
umfangreiche Briefwechsel
in dieser Frage zwischen
Immermann und Eduard
Devrient. Während ersterer
etwas zu sehr den Nach¬
druck auf das gesprochene
Wort legte, übertrieb
Devrient die Bedeutung
des Spiels fast bis zu dem
Grade, als ob der Schau¬
spieler durch seine Kunst
den Dichter korrigieren
oder gar etwas Besonderes
in die Dichtung hinein¬
tragen sollte.
Wir stehen heute auf
einer höheren Warte des
Verständnisses und be¬
greifen, daß dies in Wirk¬
lichkeit nur ausnahms¬
weise Vorkommen kann, wo
der Schauspieler die Ge¬
stalt besser sieht, als der
Dichter sie hat anschauen
können. Wir wissen heute,
daß die dramatische Kunst
im Wesen eine Kunst ener¬
gischer Traumanschauung
der Gestalt ist, und aus
solcher Anschauung auch
die Sprache der Gestalt,
die „dramatische Sprache"
fließt, und daß die eigent¬
liche Kunst des Schau¬
spielers — von seinem
Kunsthandwerk und seiner
Technik abgesehen — die geniale Befähigung ist, aus
den Imponderabilien dieser „dramatischen Sprache"
des Dichters, mit einer dem Dichter ähnlichen Kraft
der Anschauung, dessen Gestalten zu sehen und dieses
^Gesicht" auf der Bühne, nach Rede, Gebärde und
Bewegung, bis ins einzelne richtig wiederzugeben. Wer
das völlig begriffen hat, dem ist damit die Grundlage
gegeben zu einer objektiv - wahren Darstellungs- und
Inszenierungskunst.
Aus diesem Gesichtspunkt ergibt sich, daß der
Dramatiker der Zukunft — im direkten Widerspruch zu
dem Regelzwang der steifen Alexandriner, der fran¬
zösischen Klassiker und ebenso zu dem monotonen
Jambentrab der deutschen klassischen Epigonen —
über alle Formen der Redeweise verfügen darf, vom
Dialekt bis zum Dithyrambus, wenn damit nur die
Hauptsache, die „dramatische Sprache" erfüllt
wird, welche die handelnden Personen — vom Tier¬
menschen bis zum Gott — künstlerisch wahr reden sollen.
Immermann war auf dem richtigen Wege zu dieser
Entwicklung, die über Laube führt; dieser sagt: „Der
Schauspieler soll so sprechen, daß die Rede erkennbar
einem vollen Verständnisse der Worte entspringt, durch
dieses Verständnis wird das unwahre Pathos entfernt.
Haltung und Bewegung sollen nicht wie ein aparter
Selbstzweck auftreten, son¬
dern sich unterordnen und
anpassen. Die innere Be¬
wegung ist die mächtigere,
die äußere muß ihr folgen.
Sie soll ihr nicht un¬
schön folgen, aber auch
nicht absichtlich schön,
nicht ohne Zusammen¬
hang mit der Seele der
Situation, also nicht künst¬
lich schön. Letzteres ge¬
schah in Weimar." Laube
war nicht Dichter genug,
um das oben deutlich ge¬
machte Phänomen an sich
selber erlebt zu haben,
aber auch für ihn ist
die Hauptsache der inner¬
liche Vorgang; Immer¬
mann aber hat, als der
größere Dichter, das, was
Laube hier kritisch sagt, in
seiner ganzen dramaturgi¬
schen Laufbahn in Taten
umgesetzt und intuitiv ver¬
wirklicht. So schuf er uns
für wenige, aber reich ge¬
segnete Jahre eine Muster¬
bühne für die höchsten
Werke der dramatischen
Kunst und mit unleugbar
tiefen Wirkungen auf das
Publikum,wenn dieses auch
nur ein naives Genießen
seinem Verständnis und
seinem Idealismus ent¬
gegenbrachte. Emilia Galotti, die erste Vorstellung, er¬
regte gleich einen Sturm der Begeisterung. Der standhafte
Prinz, Friedrich von Homburg, Faust, Wallenstein, die
Jungfrau von Orleans, Hamlet, Macbeth, Lear, Julius
Caesar, Romeo, Calderon, Lope, Gastspiel Seydelmann,
Immermanns Andreas Hofer, Alexis usw. waren die
Etappen dieser künstlerischen Taten, auf die wir heute
noch mit Dank und Bewunderung zurückblicken.
Als der geniale Friedrich Wilhelm IV. 1840 Immer¬
mann zum Intendanten in Berlin machen wollte, da
trugen die Genien schon den toten Dichter zu Grabe.
Er ist nur 44 Jahre alt geworden.
126 DEUTSCHLAND löl
Nr. 3
Kiel und unsere Kriegsflotte
Die Stadt Kiel hat in den letzten Jahren, seit durch
die Aufklärung des Deutschen Flottenvereins Ver¬
ständnis für die Seegeltung des deutschen Volkes
auch in die weitentlegensten Dörfer und Täler des
deutschen Vaterlandes getragen ist, eine sehr volks¬
tümliche Bedeutung erlangt. Zeugnis hierfür legen die
zahlreichen Besucher ab, die alljährlich die Schön¬
heiten des Kieler Hafens mit seinen interessanten
Kriegsfahrzeugen mit empfänglichen Sinnen in sich
aufnehmen und ihrerseits wieder in ihrer Heimat
von den an der deutschen „Waterkant" erhaltenen
Eindrücken berichten. Heute ist Kiel vor allem als
Marinestadt anzusehen, deren Anzeichen sich dem
Besucher auf Schritt
und Tritt entgegen¬
stellen, sei es in
Gestalt der ragen¬
den Anlagen der ver¬
schiedenen Werften,
die sich am östlichen
Ufer der Kieler Förde
erstrecken und die
das Interesse des
Ankömmlings gleich
am Bahnhof schon
lebhaft in Anspruch
nehmen, sei es in
den Straßen der
Stadt, wo die „blauen
Jungens" dem Ver¬
kehr ein charakte¬
ristisches Gepräge
verleihen, oder sei
es bei einem Spa¬
ziergang am Hafen
entlang durch die
Düsternbrooker Allee, die schon Seume vor über
100 Jahren als den schönsten Spaziergang Nordeuropas
bezeichnete, und in weiterer Fortsetzung durch die
Strandpromenade, die ein belebtes und in Deutschland
einziges Hafenbild mit den verschiedenen Arten von
Fahrzeugen der deutschen Kriegsmarine bietet.
Aber wenn auch Kiel heute in erster Linie als
deutsche Marinestadt sich repräsentiert, so wurzelt die
Stadt doch mit vielen Erinnerungen, deren Anzeichen
dem aufmerksamen Besucher mehrfach entgegentreten,
in dem Lande, in dem sie belegen ist, und in seiner
Geschichte. Gleichwie heute der Ruhm Kiels als
Reichskriegshafen anerkannt dasteht, so hatten einst
in Deutschland die Klänge des Schleswig-Holstein-
Liedes einen volkstümlichen Klang. Die ältere Gene¬
ration in Deutschland, deren Zahl sich nun zwar
schon mehr und mehr lichtet, wird teils noch aus
eigener Erinnerung, mehr aber aus den Erzählungen
ihrer Väter und Großväter an jene große Zeit der
schleswig-holsteinischen und deutschen Geschichte zu¬
rückdenken, da in begeisterungsvollem Freiheitskampfe
die freiheitliebenden Bewohner der meerumschlungenen
Elbherzogtümer aufstanden gegen die fremde Staats¬
gewalt, die das uralte Recht in Unrecht verkehren und
alt-deutsche Lande dem Vaterlande entfremden wollten.
Als damals unter dem schwarz-rot-goldenen Banner
die deutschen Turner und Studenten auszogen, um für
deutsche Art und deutsches Recht zu kämpfen, als „vom
Fels zum Meer" die Wogen der Begeisterung trotz aller
Kleinstaaterei Deutschland durchbrausten, da war auch
der Name „Schleswig-Holstein" überall in deutschen
Landen volkstümlich, und mit ihm die Stadt Kiel, der
geistige und zeitweise auch politische Mittelpunkt von
Schleswig-Holstein. An diese patriotische Bewegung,
die ein Teil jenes großen und jedem Deutschen wohl
vertrauten Abschnittes der Geschichte seines Vater¬
landes ist, erinnert in
Kiel noch mancher¬
lei. Das altersgraue
massige Schloß, der
Sitz der provisori¬
schen Regierung in
den Jahren 1848—50,
das unscheinbare
Rathaus, geheiligt
durch die Prokla¬
mation der Unab¬
hängigkeit Schles¬
wig-Holsteins von
der dänischenFremd-
herrschaft, mehrere
Denkmäler, die u. a.
das Gedächtnis an
die kühnen und nur
der Uebermacht er¬
legenen Freiheits¬
kämpfer und an
den Herzog von
Augustenburg, den
Vater der gegenwärtigen deutschen Kaiserin, wach
halten, und endlich die historische Landeshalle, reich
an Gedenkstücken verschiedenster Art.
Wie nun die große Bewegung, welche zur Wieder¬
aufrichtung des Deutschen Reiches führte, im Schleswig-
Holsteinischen Freiheitskampfe ihren Anfang nahm und
aus diesem Kraft und Begeisterung schöpfte, so hat der
ruhmreiche Zusammenschluß der deutschen Stämme
unter Kaiser Wilhelm I. wie allen deutschen Landen
auch Schleswig-Holstein große Vorteile ideeller und
materieller Natur gebracht. Besonders aber Kiel ist
vor vielen deutschen Städten dadurch ausgezeichnet
worden, daß es zum Reichskriegshafen erhoben
wurde. Nicht allein durch seine Lage in einer Provinz,
deren Bevölkerung zum großen Teil auf den Schiffer¬
beruf angewiesen ist, an der Stelle der Ostsee, die der
Nordsee am nächsten liegt, so daß hier am günstigsten
ein Kanal für Kriegsfahrzeuge zwischen den beiden
Meeren hergestellt werden konnte, sondern vor allem
auch durch seinen vorzüglichen, gut geschützten und
doch für größte Schiffe zugänglichen Hafen — der
herrlichen „Kieler Förde" — ist Kiel zu seiner
Bedeutung als Kriegshalen gelangt. Zwar dienen noch
Kiel: Rathaus (Neue Phot. Ges., Steglitz-Berlin)
Ni. 3 DEUTSCHLAND 127
andere Plätze dem Reiche als Stützpunkte seiner
Seemacht, aber hier in Kiel sind doch besser als
anderswo die Verhältnisse der deutschen Marine
kennen zu lernen. Wer sich ein Bild machen will von
den Fortschritten in der Marine, der komme nach
Kiel und sehe sich die neuesten Schiffe der Flotte an.
Dem Binnenländer wird beim Besuche des Hafens und
der Schiffe mancherlei klar werden, was ihm bis dahin
dunkel geblieben ist.
Er wird sich gern belehren lassen, wie das Schiff
seinen Weg über See findet, wie es die Klippen und
Sandbänke bei Tage, Nacht und Nebel vermeidet, wie
der Ort des Schiffes zu jeder Zeit in Sicht von Land
und auf hoher See festgestellt werden kann, wie die
Schiffe sich vor dem Zusammenstoß mit anderen in
dunkler Nacht oder bei Nebel zu hüten wissen, wie
die Folgen einer Kollision abgeschwächt werden können.
Die Besucher werden staunen, wenn sie Gelegenheit haben
zu beobachten, mit welcher Schnelligkeit die Schiffe
untereinander durch Flaggensignale, Semaphore, elek¬
trische Signalapparate, Leuchtkugeln, Scheinwerfer und
Funkentelegraphie sich verständigen.
In den letzten Jahren hat man häufig genug gehört,
daß uns bitter not tut eine starke Flotte. Wir alle
bringen für die Marine große Opfer. Wir zahlen jährlich
pro Kopf der Bevölkerung etwa 7 Mk. (England 20 Mk.).
Ein modernes Linienschiff kostet 40 bis 50 Millionen
Mark. Die Bedeutung unserer Marine ist aber auch im
letzten Jahrzehnt in bisher ungeahnter Weise gestiegen;
dieser Erkenntnis kann sich heute niemand mehr ver¬
schließen. „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser." Aus
dieser Erkenntnis entspringt die Pflicht für jeden Ge¬
bildeten, sich eine Vorstellung von dem Kriegsschiff und
seinem Wirken, von den Aufgaben der Marine zu machen.
Niemand kann erwarten, daß der kurze Besuch
eines Kriegsschiffes zum vollen Verständnis des
äußerst komplizierten Apparates oder gar zu einem
Urteil über die Leistungsfähigkeit unserer Flotte führen
könne. Aber selbst der flüchtige Besuch wird viele
unklare Anschauungen beseitigen, manche Frage beant¬
worten, vor allem Anregung zu weiterem Studium geben.
Wer vor etwa 20 Jahren den Kieler Hafen besucht
hat, der erinnert sich, daß damals die vier Schlacht¬
schiffe der Sachsenklasse mit je 7376 Tonnen Wasser¬
verdrängung (Eigengewicht des Schiffes; 1 Tonne =
20 Zentner) und 475 Mann Besatzung den Kern und
den Stolz unserer Flotte bildeten. Wie ganz anders
sieht heute die Flotte und das moderne Schlachtschiff
aus! Die Hochseeflotte zählt heute 17 Linien¬
schiffe und 8 Aufklärungsschiffe. Die neuesten in
Dienst befindlichen Schlachtschiffe (Dreadnoughts) sind
mehr als dreimal so groß wie die der Sachsen¬
klasse (24700 Tonnen Wasserverdrängung, also rund
500000 Zentner Gewicht), haben eine Besatzung von
1100 Mann, sind unter anderen mit 10- bis 30,5-
Zentimeter-Geschützen und 6 Torpedorohren armiert.
Kiel: Panorama (Neue Phot. Ges , Steglitz-Berlin)
128 DEUTSCHLAND Nr.3
Mächtige Turbinenmaschinen treiben die drei Schiffs¬
schrauben und können dem Schiffe eine Geschwindigkeit
von 23,6 Seemeilen geben; Wasserrohrkessel liefern den
Dampf dazu. Die neuesten Kreuzer laufen über 28 See¬
meilen, die Torpedoboote über 35 Seemeilen in der
Stunde (1 Knoten
= 1 Seemeile = 1,8
Kilometer). Die
Geschütze in
ihren Drehtürmen
haben eine Rohr¬
länge von 15 Meter;
diese verfeuern
mannshohe Ge¬
schosse im Ge¬
wicht von mehr als
7 Zentnern. Die
Schußweite dieser
Geschütze beträgt
20000 Meter—das
ist eine Distanz, die
etwa demWege von
Kiel nach Eckern¬
förde entspricht; —
auf die größten Ent¬
fernungen werden
schon Treffer ver¬
langt; auf viele tausend Meter durchschlagen dieGeschosse
bei senkrechtem Aufschläge die stärksten Panzerplatten.
Ganz unklare Vorstellungen findet man immer
noch über die Torpedos. Es sind dies Unterwasser¬
geschosse, die den Boden des feindlichen Schiffes
mit ihrer Sprengladung aufreißen sollen; sie bewegen
sich nach der Ausstoßung aus den Torpedorohren der
Torpedoboote in
bestimmter Rich¬
tung und Wasser¬
tiefe mit eigener
Kraft und besitzen '
zur Fortbewegung
Schrauben, welche
durch kompri¬
mierte Luft ihren
Antrieb erhalten.
Man kann das
Gruseln lernen,
wenn man in den
engenRäumen des
Schiffes steht und
sich in das Ge-
woge der Schlacht
versetzt, sich vor¬
stellt, wie im
Kampf die Spreng¬
geschosse der Ar¬
tillerie, die Tor¬
pedos, die Minen verheerend zu wirken vermögen.
Unsere Besatzungen kennen die Wirkung und Gefahr.
Sie fürchten sich nicht. Es sind Männer.
Die Leitung des Schiffes, der Maschinen, der ver¬
schiedenen Waffen im Gefechte geschieht von einer
Stelle aus. In dem stark gepanzerten Kommandoturm hat
der Kommandant, der Navigationsoffizier, der Artillerie¬
offizier, der Torpedooffizier seinen Stand. Die Befehle
werden durch Sprachrohre, elektrische, telephonische,
optische Vermittlung an die verschiedenen Stellen
gegeben. Es wird dem Laien schier unmöglich,
sich hier zurechtzu¬
finden; der Appa¬
rate sind gar zu
viele. Hier, wie an
andrerStelle bedarf
es langer, gründ¬
licher Schulung.
Viel Arbeit, ernstes
Nachdenken, treue
Pflicht - Erfüllung
begleiten den See¬
offizier in seiner
Laufbahn zumKom«»
mandanten oder
zum Admiral. Ge¬
sunder Menschen¬
verstand, eiserne
Ruhe und kräftige
Nerven sind un¬
erläßliche Eigen¬
schaften für ihn.
Das wird bei der
Besichtigung eines Schiffes bald einleuchten. Ueberall
im Schiffe findet man Maschinen, die die frühere Hand¬
arbeit ersetzen. Aber die Maschine arbeitet nur dann,
wenn der Mann, der Kopf dahinter steht. Ohne den
Mann, ohne die Persönlichkeit geht es auch heute
nicht, wird es nie gehen. Hoffen wir, daß wir im
Ernstfälle an jeder Stelle den rechten Mann haben!
Wem es von
den Besuchern der
Kriegsschiffe an
Verständnis oder
Interesse für die
Technik mangelt,
der wird trotzdem
nicht unbefriedigt
von dannenziehen.
Er wird sich mit
den Räumen, dem
Leben undTreiben,
mit den Menschen
an Bord beschäfti¬
gen. Man sehe sich
unsere frischen
Blaujacken, unser
Maschinenpersonal
an, wie sie nach
getaner, harter
Arbeit fröhlich und
zufrieden blicken.
Man wird ganz gewiß den Eindruck mit nach Hause
nehmen, daß auf unseren Schiffen überall Ordnung und
Disziplin — diese Grundbedingungen für eine gedeihliche
Weiterentwicklung und für den sicheren Erfolg im zu¬
künftigen Kriege — herrschen. Man wird mit der Gewißheit
heimziehen, daß unsere Marine treue Wacht zur See hält.
S. M. Großer Kreuzer „Goeben" (Phot.: A. Renard, Kiel)
Hochseetorpedoboot „G. 7"
Nr.3 DEUTSCHLAND 129
Von der Kölner Erzdiözese.
Der Kölner Erzbischofstuhl, der mit dem Tode des
Kardinals Dr. Anton Fischer am 30. Juli 1Q12 verwaist
war, ist am 29. Oktober durch die Wahl des Bischofs
Felix von Hartmann in Münster i. W. neu besetzt
worden. Hartmann ist unter den 78*) Kölner Erz¬
bischöfen seit Clemens August Droste zu Vischering
(f 1845) der erste Inhaber des Erzstuhls, der aus dem
Adel hervorgegangen ist, während die Erzbischöfe bis
dahin so gut wie ausschließlich aus herzoglichen, gräf¬
lichen oder freiherrlichen Familien ausgewählt wurden.
Manche gab es sogar, bei denen die geistliche Würde
von dem Kurfürstenhut so sehr in den Hintergrund
gedrängt war, daß sie nicht einmal die Weihen er¬
halten hatten.
Felix von Hartmann, der 1851 zu Münster geboren
wurde, gehört einer altangesehenen Juristenfamilie an;
sein sehr frommer Vater starb als Oberregierungsrat
•) Nach dem ,,Handbuch der Erzdiözese" ist Hartmann allerdings
der Ql. Erzbischof, aber sie sind nicht alle geschichtlich nachweisbar.
Die alten Bischofskataloge haben eine heillose Verwirrung gestiftet.
1865 in Münster. 1874 zum Priester geweiht, wurde
Felix am 6. Juni 1911 zum Bischof von Münster ge¬
wählt. Die Inthronisation in Köln vollzog sich am
9. April 1913 unter den üblichen Feierlichkeiten. Um
8 Uhr morgens bewegte sich eine große Festprozession,
gebildet von einer sehr großen Zahl von katholischen Ver¬
einen, katholischen Studentenverbindungen, Krieger¬
vereinen, Innungen, Gesangvereinen usw. vom Dom zu
dem nahen erzbischöflichen Palais an der Gereonstraße.
Hinter dem, unter dem Traghimmel schreitenden Erz¬
bischof in vollem Ornat hatten sich die Vertreter des
rheinischen und westfälischen Adels, Mitglieder des Mal¬
teser- und Johanniterordens, Vertreter der evangelischen
GemeindenundSynagogengemeindenangeschlossen. Im
Dom, dessen Chor in elektrischer Beleuchtung erstrahlte,
vollzog sich später die eigentliche Inthronisationsfeier
im Beisein des Oberpräsidenten Freiherrn von Rhein¬
baben, der Regierungspräsidenten Dr. Steinmeister (Köln),
Dr. Kruse (Düsseldorf), von Sandt (Aachen), Scheren¬
berg (Koblenz), mehrerer Oberbürgermeister, desGouver-
Vom Einzug des neuen Erzbischofs Dr. Felix von Hertmann in Köln am 8. April 1913:
Die Prozession auf dem Wege vom Bahnhof zum Dom — (Phot.: Jean Esser, Düsseldorf)
130 DEUTSCHLAND
Nr. 3
neurs u. a. m. Der Erzbischof hielt zwei Ansprachen,
eine an den Klerus, den er zum Eifer anspornte, und,
nach dem Evangelium des Hochamtes, an die Gläubigen,
denen er ein guter Hirt zu sein versprach. Mehrere
weltliche Festlichkeiten folgten dieser geistlichen.
Von alters her nahm der Kölner Bischofsluhl eine
hervorragende Stellung in der Kirche Deutschlands in
Anspruch, nur eine Zeitlang vom Mainzer Stuhl über¬
ragt. War doch Köln anscheinend eine der ersten
Christengemeinden Deutschlands. Wenn man von Köln
als dem Stuhle des hl. Maternus spricht, so verbindet
sich auch damit der Gedanke an den legendarischen
ersten Bischof dieses Namens, der kein Geringerer war,
als der von Christus
auferweckte Jüng¬
ling zu Naim, ein
Schüler desApostels
Petrus. Der Mönch
Eberhard von Sankt
Mathias bei Trier
erzählt von ihm
i. J. 909 ferner, daß
Maternus auf einer
Reise, die er ge¬
meinsam mit dem
Bischof Eucharius
und dem Diakon
Valerius von Rom
nach Deutschland
unternommen habe,
zu Elegia im Elsaß
gestorben sei. Seine
Gefährten seien da¬
raufhin nach Rom
zurückgeeilt, und
mit dem Bischofstab
des hl. Petrus, den
sie zu dem Toten
mitbrachten, hätten
sie diesen zu neuem
Leben erweckt. Bis
zum 10. Jahrhundert
wurde der Wunder¬
stab in Köln auf¬
bewahrt, dann teilte
ihn, gemäß der Auf¬
schrift auf dem Stab
in Limburg, 990
Bischof Warinus
und überließ die Hälfte dem Bischof Ekbert von Trier,
angeblich, weil dieser die Absetzung des Warinus
verhindert hatte. In Köln zeigt man im Domschatz
noch die obere Hälfte des Stabes, welche einen ein¬
fachen Elfenbeinknopf aufweist.
In Wirklichkeit ist der erste geschichtliche Bischof
von Köln unter Konstantin dem Großen. In den Akten
des Donatistenstreites (313 u. 314) wird er Maternus
genannt. In den folgenden Jahrhunderten zierten öfter
hervorragende Staatsmänner den Kölner Bischofstuhl,
die manchmal bestimmend eingriffen in die Geschicke
Deutschlands. Unter Karl dem Großen wurde Köln,
das bis dahin in kirchlicher Beziehung unter dem Erz¬
bischof von Mainz stand, zum Erzbistum erhoben.
Ihm wurden die alten Diözesen Utrecht und Lüttich
(später Tongern und Mastricht) und die neugegründeten
sächsischen Bistümer Münster, Minden, Bremen und
Osnabrück unterstellt. Damals, 799, scheint auch
schon die 90 Quadratmeilen umfassende Abgrenzung
der Diözese stattgefunden zu haben, wie sie das ganze
Mittelalter hindurch bestehen geblieben ist.
Mit des Kaiser Karls Gunst bedacht, wuchsen die
Besitztümer der Kölner Kirche rasch. Hildebold erhielt
von ihm, wahrscheinlich bei Gelegenheit seiner Er¬
hebung zum Metropoliten, den alten fränkischen Königs¬
palast am Domhof, an dessen Stelle Hildebold seine
dem heil. Petrus
geweihte Bischofs-
kirche,seinen Palast
mit Kapelle er¬
richten ließ.
In der Folgezeit
sind die Geschicke
der Kölner Kirche
mit der Geschichte
des hl. römischen
Reiches deutscher
Nation vielfach aufs
engste verknüpft.
Viele Kölner Erz¬
bischöfe sindKanzler
des Reiches ge¬
wesen, und schon
953wird ein Königs¬
sohn Erzbischof von
Köln. Kaiser Otto
der Große erhob
seinenBruderBruno
auf den KölnerStuhl
und ernannte ihn
zum „Erzherzog des
Westens". In seine
Hände wurden auch
mit der Grafen¬
gewalt zum ersten¬
mal die hoheit¬
lichen Befugnisse
der Rechtsprechung
und Zollerhebung
gelegt. Bruno war
in der Folge der ein¬
flußreichste Mann
im Reiche. Auf diese seine Eigenschaft als Herzog
von Lothringen gründeten die Kölner Erzbischöfe jahr¬
hundertelang ihre Ansprüche auf die bischöflicheLandes-
hoheit über die Stadt Köln, während es sich bei Bruno
aber nicht um eine erbliche Würde gehandelt hatte,
sondern nur um ein dem Bruder verliehenes kaiserliches
Amt, das er noch vor seinem Tode freiwillig nieder¬
gelegt hat. Wohl aber ging das Recht der Königs¬
krönung in Aachen, das seit 936 von Mainz ausgeübt
worden war, unter Erzbischof Pilgrim (1021—1036) auf
Köln über. Die Erzkanzlerwürde für Italien kommt mit
1031 ebenfalls an das Kölner Erzstift; alle Urkunden
für Italien, auch die in Deutschland ausgestellten,
Köln: Dom (Inneres)
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mußten vom Erzbischof von Köln oder in seinem Namen von den kleinen Fürsten ; er brachte sich und seine
rekognosziert werden. -", Schätze bei Annäherung der Franzosen 17Q4 in Sicher-
lieber einen wichtigen Vorgang in der Geschichte heit und starb 1801 in Hetzendori bei Wien. Wohl
des Kölner Erzbistums ist noch immer nicht genügend wählte nach seinem Tode das Kölner Domkapitel, das
Klarheit geschaffen. Papst Leo IX., der ehemalige Bischof nach Arnsberg i. W. geflohen war, als Nachfolger den
Bruno von Toul, hielt sich bei seinem Besuche Deutsch- Erzherzog Anton Viktor von Oesterreich, aber dieser
lands 1049 vielleicht Monate in Köln auf, prunkvoll verzichtete auf die Annahme eines Amtes. Denn schon
empfangen. Bei dieser Gelegenheit soll er dem damaligen hatte sich das Gespenst der Säkularisation der
Erzbischof Hermann verschiedene Privilegien erteilt geistlichen Kurfürstentümer sehr deutlich gezeigt,
haben, deren wichtigstes war, daß er Hermann für sich Es ist ein dunkles Blatt in der deutschen Geschichte,
und seine Nachfolger zum ersten Erzkanzler des auf dem die Aufteilung der geistlichen Gebiete verzeichnet
römischen Stuhles ernannte. Die Kölner Erz- ist. Bei der in Paris stattfindenden Länderauktion, deren
bischöfe sollten also in der Kirche dieselbe hohe Ergebnisse in dem berühmten Regensburger Reichs-
Stellung bekleiden, die die Mainzer im Reiche inne- deputationshauptschluß verkündet wurde, haben sich die
hatten. Mit dieser päpstlichen Würde war die Ver- deutschen Kleinfürsten nicht mit Ruhm bedeckt, und
leihung der Kardinalswürde verbunden. Die Urkunde Preußen und Bayern hatten sich schon im Mai 1801
der Privilegien ist nicht erhalten, wohl aber eine Be- durch Separatverträge mit Frankreich ihren Anteil ge-
stätigung von 1052. Gleichwohl ist das Amt, wohl infolge sichert, der als „Entschädigung" galt für die linksrheini-
des Investiturstreites und der Unkirchlichkeit späterer, sehen Besitzungen, nachdem man den Rhein zu Basel
mit dem Banne belegter Erzbischöfe, wieder eingegangen. 1795 (in dem Vertrag zwischen Preußen und Frankreich)
Einer der gewaltigsten und merkwürdigsten Gestalten und 1801 zu Luneville als Grenze festgesetzt hatte,
des Kölner Erzstuhls war der Nachfolger dieses Her- Noch am Schlüsse des letztgenannten Jahres erließ
mann, Anno II., den die Kirche trotz der Schatten, dann Papst Pius VII. eine Zirkumskriptionsbulle, die den
die seinem Charakterbilde anhaften, unter die Heiligen neuen Verhältnissen Rechnung trug. Als Suffragan-
aufgenommen hat. Seine Bedeutung ist in der Profan- bistum von Mecheln wurde das Bistum Aachen ge-
geschichte verzeichnet, aber im besonderen für die Kölner gründet, dem das Roer- und das Departement Rhein und
Kirche hat er sich die größten Verdienste erworben durch Mosel zugewiesen wurde. Zu dem Roerdepartement
Vermehrung des Besitzes und Erhöhung des Ansehens, gehörte auch Köln. Unterm 25. Juli 1802 übernahm
Unter ihm waren schon der Pfalzgraf, der Graf Sicco von der erste Bischof Berdolet die Regierung des Bistums.
Bonn und Ahrgau und ein Graf Konrad Kölner Vasallen. Zwanzig Jahre lang war in Köln die Kirche des
Es hat etwas Wunderliches, daß derjenige bedeutende hl. Petrus verwaist, da errichtete eine neue Bulle Pius VII.
Erzbischof, der der Kölner Kirche ein nachhaltiges am 16. Juli 1821 „De salute animarum" die alte Erz-
Uebergewicht verliehen hat und von den Kölnern ver- diözese wieder, und zwar mit den Suffragankirchen von
göttert wurde, wegen seiner Parteinahme in dem Streit Trier, Münster und Paderborn.
der verwirrten Papstwahlen mit dem römischen Banne Die Kölner Erzdiözese umfaßt jetzt rund 10927 Qua-
belastet war: Reinald von Dassel, der drei Jahre vor dratkilometer, und zwar: die ganzen Regierungsbezirke
seinem Tode, 1164, die Gebeine der hl. Dreikönige von Aachen und Köln und vom Regierungsbezirk Düssei-
Mailand nach Köln überbrachte und damit die Stadt jahr- dorf die Stadtkreise Barmen, Krefeld, Düsseldorf, Elber-
hundertelang zu einem der dedeutendsten Wallfahrtsorte feld, Essen, M. Gladbach, Remscheid und Solingen,
Europas machte. Dem Besitz dieser Reliquien verdankt ferner die Landkreise Krefeld, Düsseldorf, M. Gladbach;
Köln auch seinen Dom, der (im 13. Jahrhundert) von einem Grevenbroich, Lennep, Mettmann, Neuß und Solingen,
großen Geiste erdacht, eine würdige Aufbewahrungsstätte vom Landkreis Essen fast sämtliche Bürgermeistereien,
dafür werden sollte. Der große, kampflustige Konrad Im Regierungsbezirk Coblenz gehören zur Erzdiözese vom
vonHostaden hat 1248 den Grunastein dazu gelegt. Kreise Altenkirchen die Bürgermeistereien Altenkirchen,
Ansehen und Macht des Kölner Erststiftes mehrten Friesenhagen, Hamm, Weyerbusch, Wissen und (zum
sich fortgesetzt in den nächsten Jahrhunderten. Unge- größten Teil) Flammersfeld. Vom Kreise Neuwied die
achtet einiger Schwierigkeiten kam man auch über die Bürgermeistereien Asbach und Unkel; vom Kreise
Glaubensspaltung hinweg, bis dann die Einwirkung der Ahrweiler die Gemeinden Kalenborn und Rolandswert
französischen Revolution den alten geistlichen Staat (mit Ausschluß der Insel Nonnenwert, die zu Trier gehört),
zusammenbrechen ließ. Sonderbar ist, daß auch im Regierungsbezirk Trier die
Der letzte Kölner Kurfürst Maximilian Franz, der Bürgermeistereien Hallschlag und Steifein (letztere eine
jüngste Sohn der Maria Theresia, machte keine Ausnahme völlige Enklave) im Kreise Prüm zu Köln gehören.
Eine sagenhafte Geschichte auf Kellersberg.
Von Peter Schiffer (Kellersberg).
Im mittleren Broichtal, das sich in schwachem Wasserburg, die, vom Zahne der Zeit schon arg zernagt,
Bogen nach Norden von Südost nach Nordost zwischen im Jahre 1895 ein Raub der Flammen wurde und
den Provinzialstraßen Aachen—Jülich und Aachen— nach und nach vom Erdboden gänzlich verschwand.
Roermond oder von Linden—Neusen bis Afden—Her- Der Name des Erbauers der Burg ist in tiefes
zogenrath, im nördlichen Aachener Hügelland erstreckt, Dunkel gehüllt. Im Jahre 1603 erscheint die Herrschaft
erhob sich inmitten wildromantischer Umgebung eine Kellersberg als ein Domprobsteilehn im Besitz des
132 DEUTSCHLAND Nr.3
Werner von Gronsfeld gen. Nievelstein; sie ver¬
blieb bis in die letzte Hälfte des 18. Jahrhunderts im
Besitz dieser Familie. Ihren Stamm, Kellersberg, ent¬
lehnte die Burg einem weiten, kellerartigen Gewölbe¬
bau in einem nahen Hügel oder Berg, der durch einen
unterirdischen Gang mit dem Herrenhaus in Verbindung
stand. Wegen des Wasserreichtums der sumpfigen
Talsohle konnte unter dem Burghof ein Keller nicht
ausgebaut werden, vielmehr wurde dieser in dem an¬
stoßenden Berg angelegt.
Der Bau des Edelsitzes bildete einen großen, statt¬
lichen, vierflügeligen Ziegelbau mit weitem Hofraum.
Zwei stark befestigte Türme flankierten den Eingang
zu dem weitläufigen Gebäude. Das Ganze >\ar von
einem Graben umzogen, dessen Fluten das feste
Gemäuer bespülten. Eine Zugbrücke führte über den
Graben hin zu dem mächtigen Torbau, der außen
und innen mit einem Staffelgiebel überhöht war. Das
langgestreckte, zweigeschossige Herrenhaus hatte zwölf
Achsen mit großen, in Haustein gefaßten Rechteck¬
fenstern. Aus dem niedern, südlichen Turm führte
eine schachtartige Vertiefung zu einem langen, gewölbten
Gang, der in den geräumigen Keller mit mehreren Ab¬
teilen einmündete. Von besonderer Bedeutung waren
in demselben der kühle Weinkeller und ein anstoßendes
Gemach, in dem nicht selten beim Ampelschein fröhliche
Gelage gehalten wurden. Geheime, im Walde ver¬
steckte Luftschächte ermöglichten eine stete Zufuhr
frischer Luft.
Die Nachkommen des klugen Erbauers von Kellers¬
berg trugen große Sorge um die Befestigung und
Verschönerung der Burg, wie auch um die Vermehrung
des Familienbesitzes. Ritter ohne Furcht und Tadel
gingen aus ihren Reihen hervor, bewährt in ritter¬
lichem Tournier und blutiger Fehde. Alle aber über¬
ragte Ritter Bruno von Kellersberg. Seine stattliche
Erscheinung, sein heller Verstand und sein gutes
Gemüt machten ihn zu einem Edelmann in des Wortes
wahrster Bedeutung. Es gelang ihm, die reiche, schöne,
feinsinnige und vielumworbene Erbtochter Berta von
der Frankenburg als Gattin heimzuführen. Das konnten
ihm manche seiner Nebenbuhler nicht vergessen, und
sie beschlossen, blutige Rache an ihm zu nehmen.
Unter dem Zeichen erheuchelter Freundschaft luden
sie ihn zu einem Gastn\ahl nach Aachen ein. Mitten
im fröhlichen Gelage in mitternächtlicher Stunde mußte
Bruno von Kellersberg sein junges Leben unter den
Schwerthieben seiner feindlichen Stammesgenossen
lassen. Ergreifend war die Klage seiner Gattin Berta,
als man ihr am andern Tage den erschlagenen Leich¬
nam ihres Gemahls nach Kellersberg brachte. In
großer Trauer und treuer Erinnerung an den Ent¬
schlafenen wies sie alle späteren Bewerber entschieden
zurück. Ihre ganze Liebe und Sorgfalt wandte sie
ihrem Söhnchen Edgar zu, dessen Erziehung in allen
ritterlichen Tugenden sie ernsthaft überwachte, damit
er einst ein würdiger Nachkomme seines unglücklichen
Vaters auf Kellersberg werde.
Jahre vergingen, und auf Kellersberg erbten die
Söhne das schöne Besitztum ihrer Väter. Der letzte,
der sich dessen vor etwa 150 Jahren zu erfreuen hatte,
war der Edelmann Kurt von Kellersberg. Verkehrte
Erziehung und der Einfluß böser Gesellschaften machten
aus ihm einen entarteten Nachkommen seiner treff¬
lichen Vorfahren. Müßiggang, Trunksucht und ganz
besonders leidenschaftliche Spielwut beherrschten den
unglücklichen Mann. In dem unterirdischen Gemach
beherbergte er zu häufig eine große Gesellschaft gleich-
Das ehemalige Haus Kellersberg (Photogr. Aufnahme nach einem älteren Bilde von L. Werden, Schaufenberg bei Alsdorf)
Nr. 3 DEUTSCHLAND 133
Die Grafen und die Herzögfe Würtlemberg-s von 1227 bis 1674
Wandgemälde von Prof. Ferdinand Keller (Karlsruhe) in der König-Karl-Halle des Kgl.Württembergischen Landes-Gewerbemuseums zu Stuttgart
gesinnter Freunde, die beim perlenden Wein um
hohe Summen dem Glücksspiel frönten. Anfangs
begünstigte die Glücksgöttin den Kurt von Kellersberg
beim gewagten Spiel. Gar mancher seiner Gesinnungs¬
genossen verließ das unterirdische Gemach mit schwerem
Kopf und leerer Börse, deren Inhalt Kiiit ihm ab¬
genommen hatte. Da brachte eines Tages einer seiner
Freunde einen Fremden mit. Seine äußere Erscheinung
und seine Sprache verrieten den ehemaligen öster¬
reichischen Offizier. Bald perlte der Wein und rollten
die Würfel. Kurt hatte sich den Fremden zu seinem
Partner im Spiel ausersehen, seinem bisherigen Glück
vertrauend. Doch dieses hatte ihn heute verlassen.
Immer höher wurden die Summen, die Kurt einsetzte.
und immer höher das Spiel, aber alles umsonst. Vom
Wein berauscht, setzte Kurt zuletzt sein ganzesBesitztum
auf eine Karte und — verlor. Beim Morgengrauen
verließ der Unglückliche sein verjubeltes Erbe und
ward nicht mehr gesehen. Der Oesterreicher brachte
das so leicht erworbene Kellersberg durch Verkauf
schon bald in andere Hände. Von da ab wechselte
das Haus Kellersberg mehrere Male seine Besitzer, bis
es im Jahre 1867 durch Kauf an den Freiherrn von
Blanckart überging. Nach dem Brand erwarb der Esch-
weiler Bergwerks-Verein das Terrain.
Heute können wir auf dieses einst so ritterliche
Haus Chamissos Worte anwenden: „Du bist von der
Erde verschwunden, der Pflug geht über dich hin."
Ferdinand Kellers Wandgemälde in der König-Karl-Halle
des Landes-Gewerbemuseums zu Stuttgart.
Einer unserer namhaftesten Historienmaler ist ohne
Frage Professor Ferdinand Keller in Karlsruhe, der
sich auch als Bildnis- und Landschaftsmaler hervor¬
getan hat. Er ist am 5. August 1842 in Karlsruhe,
der Hauptstadt Badens, geboren, erhielt seinen ersten
Unterricht auf dem dortigen Lyzeum und ging 1857 mit
seinem Vater Joseph Keller und seinem Bruder Franz
Keller, die einen Ruf als Straßen- und Brückenerbauer
nach Brasilien erhalten hatten, nach der Neuen Welt,
wo er im brasilianischen Urwald seine ersten land¬
schaftlichen Studien machte. 1862 kehrte Keller nach
Europa und in seine Vaterstadt zurück, wo er Schüler
der dortigen Kunstakademie unter J. W. Schirmer und
Canon wurde. Während der Jahre 1863 bis 1867 weilte er
in Rom, wo er besonders Feuerbach auf sich wirken ließ.
Zuerst erregte Keller Aufmerksamkeit durch sein
auf der Pariser Weltausstellung 1867 ausgestelltes
Gemälde ^Tod König Philipps II. von Spanien". Ebenso
bekannt wurde „Nero beim Brande Roms" (1873, Wiener
Ausstellung). Die Kunsthalle zu Karlsruhe besitzt des
Meisters „Sieg des Markgrafen Ludwig Wilhelm von
Baden über die Türken bei Salankemen", die Akademie
zu Wien „Hero findet die Leiche Leanders" (1880), die
Nationalgalerie zu Berlin die monumentale Allegorie
auf Kaiser Wilhelm 1. als Gründer des neuen Deutschen
Reiches (1888) und die Apotheose Kaiser Friedrichs
(1890), die Aula der Universität Heidelberg die Gründung
dieser Hochschule.
Glänzenden Erfolg errang Ferdinand Keller auch
als Bildnismaler (Porträts der Kaiser Wilhelm 1. und
Wilhelm II., des Großherzogs Friedrich 1. von Baden,
Großherzogin Luise von Baden in Trauer, Großherzogin
von Oldenburg mit Tochter u. a.); unter den Land¬
schaftsbildern würden in erster Linie zu nennen sein
„In Arkadien", „Hain des Poseidon", „Seulzerallee",
„Böcklins GralD".
Bereits 1870 hatte Keller in der Jesuiten-Kirche zu
Heidelberg eine „Himmelfahrt Mariae" a fresco gemalt,
1875 folgte in Karlsruhe das Wandgemälde „Die Ver¬
treter von Kunst und Wissenschaft im Altertum"; zu
des Meisters bedeutendsten Schöpfungen auf diesem
Gebiet gehören die Wandgemälde in der König-Karl-
Halle des 1896 eingeweihten Königlich Württembergi¬
schen Landes-Gewerbemuseums zu Stuttgart.
134 DEUTSCHLAND
Nr. 3
Diese großen Wandgemälde entrollen dem Beschauer
in großartiger Weise ein Bild der Herrschergestalten des
württembergischen Fürstenhauses, umgeben von hervor¬
ragenden Zeitgenossen aus dem Volke und in Verbindung
mit reichbelebten Gruppen idealer Huldigungszüge.
Im Mittelbild König Karl, aufrecht stehend, den
Plan der ihm geweihten Halle in der Hand haltend, zu
seinen Füßen die allegorischen Gestalten der Furcht¬
losigkeit und der Treue.
Herolde; im Vordergrund und in der Mitte: das Mittel-
alter als geharnischte weibliche Figur mit Turnierlanze.
Auf dem'^Gemälde zur Rechten erscheinen (nicht in
chronologischer Reihenfolge, vgl. untenstehende Ab¬
bildung): Eberhard Ludwig, Karl Alexander, Karl Eugen,
Ludwig Eugen, König Friedrich, König Wilhelm I.,
Friedrich Eugen, Wilhelm Ludwig, Ferdinand Wilhelm,
und wieder von den bedeutendsten Männern aus dem
Volke: B. Bilfinger, J. J. Moser, Fr. Schiller, L. Uhland,
Die Zeit der Herzoge und der
(Wandgemälde von Professor Ferdinand Keller (Karlsruhe) in der König-Karl-Halle
Links vom Königsbild werden die Grafen und die
Herzöge bis gegen das Ende des 17. Jahrhunderts (1674)
dargestellt (vgl. Abb. S. 133), und zwar: Ulrich der Stifter,
Eberhard der Erlauchte^ Eberhard der Greiner, Ulrich
der Vielgeliebte, Eberhard im Bart, Ulrich, Christoph,
Ludwig, Friedrich I., Johann Friedrich und Eberhard IIL,
dabei hervorragende Zeitgenossen: J. Kepler, J. Brenz,
J. K. Varnbüler, J. Val. Andreä und K. Wiederhold.
Den Fürsten huldigen die Zünfte, an deren Spitze zwei
W. Hauff, E. Mörike und J. H. Dannecker. Württem-
bergia mit der Reichssturmfahne legt einen Lorbeer¬
kranz nieder mit Landwirtschaft, Gewerbe, Poesie, Kunst
und Wissenschaft. Als Gegenstück endlich zur mittel¬
alterlichen Figur rauscht hier die Neuzeit vorüber, eine
allegorische Frauengestalt mit geflügeltem Rad und
elektrischem Licht.
Die den historischen Bilderzyklus ergänzenden vier
großen Viktorien in den Vouten der Halle (in Oel-
Nr 3
HE DEUTSCHLAND
135
malerei) rühren ebenfalls von Prof. Ferdinand Keller unter
Mitwirkung von Prof. Schurth in Karlsruhe her.
Diese Malerei wie die vier Bronzegruppen sind Wid¬
mungen der Württembergischen Stände zum 25jährigen
Regierungsjubiläum König Karls (1889).
Die durch drei Stockwerke gehende König-Karl-
Halle ist der glänzendste Raum des Landesmuseums
zu Stuttgart. Schon die Abmessungen der Halle, im
Erdgeschoß 26 Meter lang und 26,3 Meter breit, im
sich ein prächtiger Blick nach den großen Wand¬
gemälden von Professor Keller.
Die Bildwand, die vierte Wand der Halle, hat eine
imposante Ausgestaltung erfahren. Im untern Teil der¬
selben, einige Stufen erhöht, liegt eine Prachttür, um¬
rahmt von einem in Marmor hergestellten Säulenportikus.
Rechts und links davon führt die Freitreppe zur Galerie.
Bronzekandelaber (modelliert vom Bildhauer Schön in
Frankfurt a. M.,) auf den zwei unteren Treppenposta-
Könige Württembergs seit 1674
des Königlich Württembergischen Landes-Gewerbemuseums zu Stuttgart)
ersten Geschoß 34,7 Meter lang und 26,3 Meter breit bei
einer Höhe von 26 Metern wirken gewaltig. Im Erd¬
geschoß und ersten Obergeschoß wird sie auf drei
Seiten von Säulenstellungen mit horizontalem Gebälk,
im zweiten Obergeschoß auf vier Seiten von Pfeiler¬
stellungen mit halbkreisförmigem Bogen darüber be¬
grenzt. Im ersten Obergeschoß ist die Säulenreihe
rechts und links zurückgesetzt, wodurch sich dort freie
Galerien mit Brüstung ergeben. Von diesen aus bietet
menten, Gruppen auf den mittleren und oberen Posta¬
menten schmücken die 2,7 Meter breite Treppe, über
welcher in der ganzen Wandbreite und bis zum Haupt¬
gesims des ersten Obergeschosses reichend, die monu¬
mentalen Wandgemälde von Ferdinand Keller sich
erstrecken. Die zwei Gruppen auf dem mittlern Absatz,
rechts „Das in Frieden ruhende kraftvolle Land", links
„Reichtum und Fruchtbarkeit des Landes" sind von
Professor G. Eberlein in Berlin, die oberen Gruppen
136 m
„Gewerbe und Handel", von Professor E. Hundrieser Gebäude der württembergischen Hauptstadt, zerfällt in
in Berlin modelliert. zwei Teile, welche auch nach außen charakteristisch zur
Die ganze in ihren Fassaden die Formen der Geltung gebracht sind, nämlich in den Hauptbau (mit der
italienischen Renaissance aufweisende Baumasse des König-Karl-Halle), flankiert von mächtigen Kuppelbauten,
nach Plänen der Architekten Härtel und Nickelmann auf- und in die einzelnen Flügelbauten, die die eigentlichen
geführten Landes-Gewerbemuseums, eins der schönsten Museumssäle und die Kanzleien aufgenommen haben.
Die Halligen und ihre Be\vohner.
Von Dr. J. Wi
An der Westküste des Herzogtums Schleswig liegen,
umflutet von den Wogen der ruhigen Nordsee, außer den
als Badeörtern bekannten Inseln Föhr und Sylt und den
weniger oft erwähnten Marschinseln Nordstrand und Pell-
worn die Halligen. Gar freundlich blicken sie aus dem
grauen Wattenmeer mit ihrem lieblichen Grün hervor;
„Augen (Oogen) des Meeres", so nannten die alten Friesen
diese Inselreste, wie z. B. Norderoog, Wangeroog usw. Ihrer
Zahl nach sind es dreizehn, unter denen Hooge, Nordmarsch-
Langeneß und Oland an Größe und Ansehen voranstehen.
Da Hamburger Hallig und Pohnshallig mit dem Festlande
durch Dämme verbunden worden sind und infolgedessen ihre
Inselnatur eingebüßt haben, so bleiben nur elf echte Insel¬
halligen übrig. Es gehört nämlich zu dem Begriff Hallig, daß
die mit diesem Namen bezeichnete Insel klein, daß sie weder
durch Dünen noch durch Teiche und Dämme gegen die Fluten
geschützt ist. Die bedeutendsten dieser Halligen sind noch
keine halbe Quadratmeile groß, die kleineren oft nur von einer
Familie bewohnt, kaum ein paar hundert Fuß lang und breit.
Zunächst interessiert uns die Frage: Wie sind diese
Halligen entstanden? Mit dem Durchbruche des Isthmus
zwischen Frankreich und England begann für die Küsten der
Nordsee eine unruhevolle, katastrophenreiche Zeit. Für die
Marschlandköge, das Wattenmeer und die Halligen, waren
damit die Bedingungen ihres Entstehens gegeben. Eine
Hallige ist der insulare Rest des durch Sturmfluten, Eisgang
und Gezeitenströmungen zerrissenen Marschlandes, das das
Meer auf dem moorigen und sumpfigen Untergründe zwischen
der Dünenkette Jütlands und dem Geestrücken abgelagert
hatte. Sie steigt mit stark zerklüfteten, senkrechten Wänden
aus dem Wattenplateau empor. Fruchtbare Lehmschichten
decken ihren Boden und tragen ein dichtes Graskleid, das
in der Eigenart seiner Lebensbedingungen an die regel¬
mäßigen Salzwasserüberschwemmungen gebunden ist. Durch¬
schnitten sind sämtliche Halligen von einem mehr oder
minder dichten Netz von Gräben, die unter dem Namen
von Gröpeln, Schloten und Prielen das Land entwässern.
Ursprünglich hat Menschenhand diese Adern künstlich
geschaffen, aber das fließende Wasser setzt seitdem nagend
und unterspülend in vielfach bedrohlicher Weise die Arbeit
fort. Der Bahn der Prielen folgend, dringt das Wasser bei
Flutzeiten landeinwärts, um es mit dem Ebbestrom wieder
zu verlassen. Nur wenige Stege führen über das Graben¬
gewirr, von denen die größeren mit einseitigem Geländer
versehen sind. Der Verkehr ist daher an ganz bestimmte
Pfade geknüpft und mit mancherlei Schwierigkeiten und
Gefahren verbunden. Unterbrochen wird die einheitliche
Grasnarbe hier und da von rundlichen, zumeist mit Wasser
ausgefüllten Depressionen, über deren ursächliche Natur sich
noch keine übereinstimmende Meinung herausgebildet hat,
und von Sand- und Muschelablagerungen, die sich besonders
in der Nähe des Strandes finden und dort das Gras ersticken.
Auch sonst fehlt es nicht an Feinden des Graswuchses, unter
denen vor allem der silberschimmernde Wermuth und die
zahlreichen Ameisenkolonien zu nennen sind.
Trotz dieser störenden Einzelheiten aber wäre es dennoch
höchst verkehrt, mit dem Bilde der Halligen Vorstellungen
se (Friedenau).
von Oede und Trostlosigkeit zu verknüpfen. Man kann sich
im Gegenteil kaum ein lieblicheres Landschaftsgemälde
denken. Besonders im Juni, kurz vor der Heuernte, wo die
Grasflur in vollster Entwicklung prangt und Millionen duften¬
der Blüten und Blümchen aus ihr hervorlugen, bietet uns
die Hallig einen wahrhaft herzerfreuenden Anblick dar. Zu
dem vegetativen Bilde gesellt sich dann noch eine reizende
Staffage aus der Tierwelt. Stattliche Rinder dehnen sich im
Grase, muntere Lämmer führen ebendort ihre Sprünge auf.
An den Rändern der Gräben huschen flinke Strandläufer hin
und her, und darüber schweben schöne silberweiße Lach¬
möwen, Seeschwalben und die hübsch gezeichneten Austem-
fischer. Alles atmet Lust und Leben, ob auch die stahlgrauen
Meeresfluten das kleine Eiland lustig umschaukeln. In dieses
reizvolle Gesamtbild aber fügt sich endlich auch der Mensch
noch mit seinen Wohnstätten harmonisch ein.
Dauernder Besiedelung sind die Halligen lediglich mit
Hilfe künstlicher Hügel fähig, die, aus dem lehmigen Erd¬
reich ihrer Umgebung aufgeworfen, sorgfältig mit Rasen ab¬
geböscht werden und unter dem Namen der Werften oder
Wurthen einzelne oder mehrere Höfe tragen. Die Häuser
der Siedelungen auf den Werften stellen in mannigfacher
Hinsicht eine hübsche, originelle Entwicklung des deutschen
Hauses dar. Maßgebend für ihre Eigenart sind wie immer
die besonderen Lebensbedingungen gewesen. Das feuchte
und stürmische Seeklima hat die durchgängige Orientiertheit
nach Süden, die Kostspieligkeit und Beschränktheit der Bau¬
plätze, die Zusammendrängung von Wohnräumen, Ställen
und Erntegelaß unter einem Dach, das Vorbild der Schiffs¬
kojen endlich die eigentümliche Einrichtung der Schlafstätten
mit ihren charakteristischen Wandbetten zuwege gebracht
Auch das Brennmaterial ist durch die Eigenart der Lebens¬
bedingungen bestimmt: es besteht bei der Abwesenheit
anderer Materialien aus getrocknetem Dünger. Quellen gibt
es auf den Halligen nicht. Die Bewohner sind daher auf
Regenwasser angewiesen, das in gemauerten Zisternen vom
Rohrdach her aufgefangen wird, wie wir es beispielsweise
auch von Helgoland her kennen.
Ein reizender Schmuck der Halligwerften sind die netten
Gärtchen. Da der Weststurm hier mit ungebrochener Wucht
daherbraust, so legt der Halligmann seinen meistens nur
1 Ar großen Garten an der Ost- und Südseite seines Hauses
an. Hier baut er seine Nutz- und Zierpflanzen, und man
muß sich wundern, daß diese hier noch so gut gedeihen
wie es wirklich der Fall ist. Auf der 70 Hektar großen
Hallig Süderoog wohnt nur eine Familie, und diese Familie
darf sich rühmen, den schönsten der Halliggärten zu besitzen.
Er ist eingefriedigt von einer hohen Hecke aus blühendem
Bocksdorn, von dem auch die Laube dos Gartens gebildet
ist. Auch steht in diesem Garten eine Roßkastanie (der
einzige Baum dieser Gattung auf den Halligen.) Dieser
Baum hat aber noch nie eine völlig entwickelte Frucht ge¬
tragen, denn, trotzdem man ihm einen möglichst geschützt
liegenden Platz gegeben hat, werden doch die Früchte immer
dann schon vom Winde heruntergeworfen, wenn sie die
Größe einer Erbse oder höchstens die einer Bohne erreicht
haben. Man hat hier auch den Versuch mit dem Anbau
II.)
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Im Hintergründe: Halligwohnhäuser auf künstlicher Erderhöhung (Werft)
Im Vordergründe: Gekrümmte Einbrüche des Meeres mit Zugangsbrücke
Hallig-Wohnhäuser und -Vorratshäuser; im Vordergründe: Viehweide
138 DEUTSCHLAND Nr. 3
von Fruchtbäumen und Fruchtsträuchern gemacht. Apfel»-
und Birnbaum, Kirsche und Pflaume, Stachel*- und Johannis¬
beeren hat man angepflanzt. Die zuletzt genannten beiden
Sträucher pflegen meistens gute Früchte zu tragen. Dagegen
setzen die Kern- und Steinobstbäume wohl Früchte an,
bringen sie aber meistens nicht zur Reife, da der Wind sie
vorzeitig abschüttelt. P. Knuth bemerkt über diesen Garten:
„Von Zierkräutern bemerke ich Levkoje, Goldlack, Bart- und
Federnelke, Aster, Tausendschön, Immergrün, Löwenmaul^
Narzisse, Tulpe, Bandgras. Nutzpflanzen sind: Kartoffeln,
Wurzeln, Grünkohl, Bohnen, Gurken, Rote Beete, Zwiebeln,
Püree, Schalotte und Schnittlauch."
Rechnen wir jene Roßkastanie ab, so kann gesagt werden,
daß sich dieselben Nutz- und Zierpflanzen auch auf den
anderen Halligen finden. Das gilt namentlich von der Hallig
Hooge (17 Häuser und 57 Einwohner).
Da sieht man noch Schneebaum, Goldregen, Buchsbaum,
Esche, Ulme (dieser stattliche Baum ist offenbar der älteste
Baum unserer Halligen), graue und Balsam-Pappel, Weide
und eine (kümmerliche) Fichte. Auf den Halligen findet man
an Zierpflanzen noch Bauernrose, Aurikel, blaues Speerkraut.
Endlich sind an Nutzpflanzen noch zu nennen: Salat, Mai¬
rüben, Runkelrüben, Kohlrabi, Petersilie, Sauerampfer, Meer¬
rettich (auch verwildert), Erdbeere und Erbse.
Es gibt aber auch unter den Halligen einige, auf denen
man kaum von der Einrichtung von Hausgärten sprechen
kann. Da ist zunächst Langeneß zu nennen, woselbst nicht
einmal bei dem Pastorate Zierpflanzen zu finden sind. Rosen,
Georginen und Schwertlilien hat der Ortsvorsteher aber doch
angepflanzt. So gibt es denn auch auf einigen Halligen
manche Werften, um deren Häuser eine völlige Wildnis
herrscht, da keine Spur von Gartenanlage sich vorfindet.
Die Halligenbewohner sind rein germanischer Abstam¬
mung, ein kräftiger, stattlicher Menschenschlag; sichere Hal¬
tung und ruhiges Benehmen kennzeichnen sie. Ein maßvoll
temperiertes Wesen bleibt ihnen in allen Lebenslagen eigen.
Sie sind geborene Seeleute, aufgewachsen und gestählt im
Kampf mit den Elementen, immer besonnen und kaltblütig
entschlossen, stets bereit, der Gefahr die Stirn zu bieten.
Und dieser Gefahren drohen ihnen eine ganze Zahl. Sehr
anschaulich schildert sie Christoph Biernatzki in „Die Hallig"
oder „Die Schiffbrüchigen auf dem Eiland in der Nordsee".
Zur Gewohnheit sind für die Bewohner der Halligen die
Ueberschwemmungen geworden, die, alles flache Land über¬
wogend, an die Werfte hinaufsteigen und an die Mauern Und
Fenster der Hütten mit ihrem weißen Schaum anschlagen.
Da blicken denn diese Wohnungen aus der weiten, um¬
rollenden Wasserfülle nur noch als Strohdächer hervor, von
denen man nicht glaubt, daß sie menschliche Wesen bergen,
daß Greise, Männer, Frauen und Kinder unterdessen vielleicht
um ihren Teetisch hersitzen und kaum einen flüchtigen Blick
auf den umdrängenden Ozean werfen. Manch ein fremdes,
aus seiner Bahn verschlagenes Schiff segelte schon in solchen
Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig weg, und die
erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei umgeben,
wenn sie auf einmal neben sich ein freundliches Kerzenlicht
durch die hellen Fenster einer Stube schimmern sahen, die,
halb von den Wellen bedeckt, keinen anderen Grund als diese
Wellen zu haben schien. Aber es bricht der Sturm zugleich
mit der Flut auf das bange Eiland ein. Die Wasser steigen
gegen 20 Fuß über ihren gewöhnlichen Stand hinauf. Die
Wogen dehnen sich zu Berg und Tal, und das Meer sendet
in immer neuen, langen Zügen seine volle, breite Gewalt
gegen die vollen, einzelnen Werften, um sie aus seiner Bahn
wegzuschieben. Der Erdhügel, der nur eine Zeitlang zitternd
widerstand, gibt nach; bei den unausgesetzten Angriffen
bricht ein Stück nach dem andern ab und schießt hinunter.
Die Pfosten des Hauses, welche die Vorsicht ebenso tief in
die Werfte hineinsenkte, als sie darüber hervorstehen, werden
dadurch entblößt; das Meer faßt sie und rüttelt sie. Der
erschreckte Bewohner des Hauses rettet seine besten Schafe
hinauf auf den Boden, dann flieht er selbst nach. — Und
hohe Zeit war es I Denn schon stürzen die Mauern, und nur
noch einzelne Ständer halten den schwankenden Dachboden,
die letzte Zuflucht. Mit furchtbarem Siegesübermut schalten
nun die Wogen in dem unteren Teil des Hauses; sie werfen
Schränke, Kisten, Betten, Wiegen mit wildem Spiel durch¬
einander, schlagen sich immer freieren Durchgang, um alles
hinauszureißen auf den weiten Tummelplatz ihrer unbändigen
Kraft, und die Anzahl der Stützpunkte des Daches wird
immer weniger, des Daches, dessen Niedersturz rettungslos
einer noch vor wenigen Stunden in häuslicher Geschäftigkeit
miteinander wirkenden oder im sanften Arme des Schlummers
nebeneinander ruhenden Familie ein schäumendes Grab be¬
reitet. Aengstlich lauscht das Ohr, ob nicht das Brausen
des Sturmes abnehme, ängstlich pocht das Herz bei jeder
Erschütterung; immer enger drängen die Unglücklichen zu¬
sammen. In der Finsternis sieht keiner das entsetzlich
bleiche Antlitz des andern, — im Donnergeroll der tobenden
Wogen verhallt das bange Gestöhn; aber jeder kann an
seiner eigenen Qual die marternde Angst seiner Lieben er¬
messen. Der Mann preßt das Weib, die Mutter ihre Kinder
mit Verzweiflung voller Todesgewißheit an sich; die Bretter
unter ihren Füßen werden von der drängenden Flut gehoben,
aus allen Fugen quellen die Wasser auf; das Dach wird
durchlöchert vom Wogenslurz; ein irrender Mondstrahl
dringt durch die zerrissenen Wolken, fällt hinein auf die
Jammerszene, die, von seinem bleichen, zuckenden Lichte
beleuchtet, in all ihrer Furchtbarkeit erscheint und die angst¬
verzerrten Gesichter einander spiegelt. Da kracht ein Balken.
Ein furchtbarer Schreckrufi Noch eine martervolle Minute I
Noch einel Der Dachboden senkt sich nach einer Seite;
ein neuer Flutenberg schäumt herauf, und — im Sturmgeheul
verhallt der letzte Todesschrei. Die triumphierenden Wogen
schleudern einander Trümmer und Leichen zu.-
Die Sprache der Halligbewohner ist die friesische, und
zwar ein besonderer Dialekt derselben. Die drei Mundarten
der Inselfriesen sind nämlich die Sylter, die Föhringer und
die Halliger Mundart. Das Kind lernt von der Mutter diese, in
Schule und Kirche aber auch leicht die hochdeutsche Sprache.
Mancher alte Brauch hat sich auf der Hallig erhalten.
So besteht noch heute der Unterschied in der Tracht der
jungen Halligmädchen und der Halligfrauen darin, daß letztere
unter dem Kopftuch, das auch die Mädchen tragen, einen
roten Lappen mit einem Bande am Hinterkopfe befestigt
haben. Der junge Halligbewohner bringt noch heute wie
früher seine Werbung direkt bei dem Mädchen an. Nach
erhaltenem Jawort findet bei den Eltern der Braut eine Ver¬
lobungsfeier statt, zu deren Verherrlichung Mastbäume auf¬
gerichtet werden, von denen eine Flagge weht; ebenso führen
an dem Tage die Schiffe, die bei der Hallig liegen, Flaggen.
Von dem Tage an zeigen sich Braut und Bräutigam öffent¬
lich. Am Vorabend der Hochzeit, die „Koost" genannt wird
(auf Föhr und Amrum Bradlap, auf Sylt BrÖllep, auf dem
friesischen Festlande Koost), werden außer in dem Hochzeits¬
hause auch von den jungen Leuten Vorbereitungen getroffen.
Wie bei der Verlobung richtet man Mastbäume mit Fahnen
auf, ohne daß man sonst Polterabende abhält. Als Hoch¬
zeitsbitter hat der Bräutigam, in dessen Elternhause man
Hochzeit feiert, fungiert. Auf kleineren Halligen, wie auf
Oland, werden sämtliche Einwohner eingeladen, auch Freunde
und Bekannte von benachbarten Eilanden. Am Freitage ver¬
sammeln sich die Gäste zu der Festlichkeit, die bis Mitter¬
nacht die Aufwärterinnen zu ordnen haben; von der Zeit an
übernimmt der Bräutigam diese Aufgabe. Im Hochzeitshause
angekommen, werden die Gäste durch Erfrischungen gelabt,
Nr. 3
BH DEUTSCHLAND 139
und die Gesellschaft begibt sich alsdann zur Kirche. Zur
Linken des Bräutigams geht, angetan mit ihrem besten bunten
Kleide, die Brautjungfer, zu seiner Rechten im Brautkranze
die festlich geschmückte Braut. In der Kirche nimmt die
Brautjungfer ihren Platz zur Linken der Braut ein, im Hoch«
zeitshause wieder zur Linken des Bräutigams. Der Trauungs«
akt bietet nichts Eigentümliches, seitdem auch hier das
Wechseln der Trauringe während desselben außer Gebrauch
gekommen ist. Beim Austritt des jungen Paares aus der
Kirche hört man noch hier und da Ehrenschüsse, dagegen
ist die Sitte, das Paar alsdann mit Musik zu empfangen, auf
Oland abgeschafft. Auswärtige Gäste und Verwandte nehmen
im Hause an einer Mittagsmahlzeit teil, für alle Gäste wird
dagegen ein Abendschmaus aufgetragen. Von nun an wechseln
Tanz und Gesang in heiterer Folge, leider aber sind in der
neueren Zeit die alten Tänze abgeschafft und haben den
modernen Platz gemacht.
So vergeht im Jubel die Nacht, und nachdem der jungen
Frau der rote Lappen aufs Kopftuch befestigt ist, führt erst
die frühe Morgenstunde die Gäste heim. Einige Tage nach
der Hochzeit erhält die junge Frau ihre Mitgift ausgezahlt.
Geschmückt werden nur Kinderleichen, eingesargt ausgestellt
dagegen keine. Die Trauerkleider der Halligbewohner sind
schwarz; alles hat sich jetzt, um mit Dr. Element zu sprechen,
in Dunkelheit gesteckt. Als Begräbnistage sind Freitag und
Dienstag gebräuchlich; Montag wird vermieden. In dem
Sterbehause findet eine Feier statt, ehe sich der Zug in
Bewegung setzt, und zwar wird meistens gesungen und ge¬
betet. Hinter dem Sarg geht zunächst der Prediger mit den
Kindern, die singen, und dann folgt das Leichengefolge, das
aus den Verwandten des verstorbenen Gliedes und den er¬
wachsenen Einwohnern der Insel besteht.
Familiengrüfte gibt es nicht; das Grab erhält eine Tiefe
von sechs Fuß und wird fast immer von einer bestimmten
Person gegraben, die aber nicht angestellt ist. Während des
Einsenkens der Leiche in die Gruft wird ein Gesang an¬
gestimmt; alsdann nimmt der Prediger den Spaten zur Hand,
wirft dreimal ein wenig Erde auf den Sarg und begleitet seine
Tätigkeit mit den Worten: „Erde zur Erde, Asche zur
Asche, Staub zum Staube" usw., worauf er den Toten ein¬
segnet. Grabesbeilagen kennt man auf der Hallig nicht,
obwohl man an manchen Orten des übrigen Friesland den
Arendsee: Strandpromenade am Damenbad (Zu nachstehendem Artikel)
die früher stets am Freitag vor derselben ausgezahlt wurde.
Ehekontrakte werden nicht geschlossen.
Jene aus der Vergangenheit mitgeteilte Sitte, vor die
Wohnung der jungen Verlobten ein Boot zu tragen, wenn
der Verlobte auf einer anderen Hallig wohnte, kennt man
noch heute. Man ziert ein kleines Boot mit brennenden
Laternen, läßt einen Musikanten in demselben Platz nehmen
und trägt es am Freitag vor der am Sonntage stattfindenden
öffentlichen Verlobung vor das Haus. Hier werden die
jungen Leute bewirtet und teilt der Bräutigam außerdem
Geschenke unter sie aus, wofür sie später ein Fest, Gilde
genannt, anrichten, an dem alle teilnehmen und das auch
abgehalten wird, „wenn die Mädchen einen Kranz für ein
neugebautes Haus verehren".
Stirbt heute jemand auf der Hallig, so wird von dem
Todesfall zunächst dem Prediger die Nachricht überbracht,
worauf dann am Mittage der folgenden Tage eine halbe
Stunde die Kirchenglocke geläutet wird, bis schließlich am
Beerdigungstage mit dreimaligem viertelstündigem Läuten
die Glocke ihre Totenklage beschließt. Man hält das Sterben
eines Gemeindemitgliedes für eine Erlösung. Solange man
den Sarg über der Leiche noch nicht geschlossen, wachen
zwei Personen, und man läßt zwei Kerzen dabei brennen.
Glauben verbreitet findet, daß man Frauen, die kurz vor
ihrer Niederkunft oder als Wöchnerinnen sterben, einen
Knäuel Zwirn, eine Nadel, etwas Leinenzeug und eine Schere
mit ins Grab geben müsse, „damit sie sich selbst helfen
können", denn sonst würden sie im Grabe keine Ruhe finden,
als „Gonger" wiederkehren und das Erwähnte abfordern.
Bringt man ihnen diese Gegenstände im letzteren Falle auf
das Grab, so verschwinden dieselben in der folgenden Nacht,
die Toten erscheinen dann nicht wieder. Abschiednehmend
vom Grabe, versammelt sich die Gemeinde in ihrem Gottes¬
hause zu einem Trauergottesdienste, worauf am Nachmittage
das Grab von Männern aus dem Gefolge zugeschüttet wird.
Auch auf der Hallig ist die sonst in Friesland übliche Weise
heimisch, der Kirche beim Tode eines wohlhabenden Familien¬
gliedes eine oder zwei Wachskerzen zu schenken, die dann,
vor dem Altäre stehend, bei feierlichen Gelegenheiten,
namentlich aber an hohen Festtagen angezündet werden.
Eine mit schwarzen Florbändern an denselben befestigte
Gedächtnistafel sagt uns den Namen und den Todestag der
Verstorbenen. Die Lichter des zuletzt Verstorbenen finden
vor der Mitte des Altars ihren Platz. Spuksichtige Leute,
so wird auf dem friesischen Festlande erzählt, sehen an
diesen Tafeln, welches Menschen Leichenbegängnis das von
140 DEUTSCHLAND ni
Nr. 3
ihnen gesehene sein wird, und sagen danach, wenn sie nahe
genug herangekommen, sogar Todestag und Todesjahr voraus.
Mit allen Fasern seiner Seele liebt der Halligbewohner
seine Heimat. Stets baut er, wenn das Unwetter das Haus
zerstört hat, sich wieder auf demselben Fleck an. Und
mancher Halligbewohner, der als reicher Mann aus der
Fremde heimkehrt, beschließt seine Tage auf dem gefahr¬
vollsten Fleck der Erde, auf dem trostlosen Boden, der aber
für ihn die geliebte Heimat bedeutet und sein ganzes Denken
und Sinnen ausfüllt. Seit einiger Zeit haben aber auch
Private, Genossenschaften und nicht zuletzt die Regierung
den Kampf gegen das Meer aufgenommen. Mitte der 90er
Jahre wurde vom Festlande aus der erste Damm in das
Wattenmeer gebaut. Man verband durch einen Damm von
4,6 Kilometer die Hamburger Hallig mit der Küste und
führte dieses Werk auch glücklich zu Ende, obwohl tausend
Meter von einer Sturmflut zerstört wurden. An diesen Damm
setzt sich der fruchtbare Marschboden an, so daß neues
Land gewonnen wird, das mit jedem Jahre an Ausdehnung
wächst. In den letzten Jahren sind die Inseln Aland, Langeneß,
Nordland durch Dämme untereinander und mit dem Fest¬
lande verbunden worden. Sie stellen jetzt einen mehr als
15 Kilometer ins Wattenmeer reichenden Fangarm dar, der
die Bildung neuen Landes sehr begünstigt. Der Wert dieser
ins Meer gebauten Dämme für die Landgewinnung wurde
schon vor Jahrzehnten anerkannt. Es fehlte nur an dem¬
jenigen, der die Kosten vorstreckte; denn daß sie schnell
durch das gewonnene Land gedeckt werden, zeigt sich jetzt
mit voller Klarheit. Nach langem Zögern hat der preußische
Staat sich der Sache angenommen. Die vorgenannten Dämme
wurden bereits durch ihn erbaut. Der jetzt nach Nordstrand
zu bauende wird nur 3 Kilometer lang; dieses Werk wird
nicht allzu schwierig sein, denn die zurzeit vorhandene, zur
Flutzeit nur für flachgehende Schiffe befahrbare Wasserstraße
ist bei tiefer Ebbe bequem zu durchwaten. Durch jeden
Damm werden im Wattenmeer sogenannte „tote Buchten"
geschaffen, d. h. Flächen, an denen die Flut die von ihr mit¬
geführten Senkstoffe absetzen kann. Es ist erklärlich, daß
durch die Dämme die Kraft des Flutstromes gebrochen wird
und Land sich nur da bilden kann, wo die Wellen kraftlos
an den Strand schlagen. Jeder neue Damm bringt Gewinn,
und je eifriger daran gearbeitet wird, dem Meere an der
schleswigschen Westküste Halt zu gebieten, desto größer
wird der Erfolg sein. Nur in der Ruhe kann das neue Land
entstehen. Wenn die vorhanden, wächst es gleichsam aus
dem Wasser empor. Tausende von Hektar des fettesten
Marschlandes sind hier zu gewinnen in friedlicher Arbeit.
Wenn irgendwo, dann handelt es sich hier um die Erfüllung¬
einer Kulturaufgabe von grösster Bedeutung, denn das ganze
Wattengebiet läßt sich dem Meere abringen, gleichsam ein
neuer Landesteil, dessen Fruchtbarkeit es mit jedem Land¬
strich aufnehmen kann.
Ein Idyll im Obotritenland.
Zu den Seebädern, die, ohne die Reklametrommel
gerührt zu haben, heute bereits an der Spitze der Kon¬
kurrenz marschieren, gehören zweifelsohne Bruns-
haupten-Arendsee an der mecklenburgischen Ostsee¬
küste. Eng aneinanderliegend, etwa wie Berlin und
Schöneberg, bilden diese Orte zwar zwei verschiedene
und unabhängig von einander verwaltete Gemeinden,
sind im übrigen aber als ein Ganzes zu betrachten.
Jeder Ort hat seine eigene Kurverwaltung, eigenes
Kurhaus, eigenen Bahnhof, eigene Bäder und Aerzte usw.
usw., beide aber mancherlei Einrichtungen gemeinsam.
— Von Berlin oder Hamburg erreicht man Bruns-
haupten-Arendsee in ungefähr 4 Stunden. Man gelangt
ohne umzusteigen bis Rostock, auf einzelnen Strecken
sogar bis Doberan. Von Doberan führt ein Zügele,
eine allerliebste Wald- und Strandbahn, in 40 Minuten
über Heiligendamm nach Brunshaupten und in weiteren
8 Minuten nach Arendsee. Vor wenigen Jahren betrug
die Zahl der Kurgäste in beiden Orten zusammen nur
500; 1912 bereits 28000! Diese Ziffern reden eine
_ beredte Sprache
und unwillkürlich
fragt man: Wie ist
dieser gewaltige
Aufschwung zu
erklären ? Es mag
paradox klingen,
immerhin sei's ge¬
sagt: Weil Bruns¬
haupten - Arend¬
see kein Mode¬
oder Luxusbad ist
und auch nicht
werden will, aber
trotzdem alle Vor¬
züge eines sol¬
chen besitzt, viel¬
leicht noch einige
mehr. Schon die
Lage muß als über¬
aus günstig be¬
zeichnet werden;
die Orte liegen
nämlich nach drei
Richtungen hin
Brunshaupten
1
Nr.3 DEUTSCHLAND
141
Brunshaupten
vollkommen frei an der
See, wodurch ein auf¬
fallend starker Wellen¬
schlag erzeugt wird. Die
Häuser selbst liegen sämt¬
lich im Walde, der sich
unmittelbar an den Strand
anschließt. Ein herrlicher
Kiefernwald ist mitten in
die Orte hineingebettet;
sobald man aus der Haus¬
tür tritt, ist man unter
Bäumen. Ein Spaziergang
auf den stets trockenen
Waldwegen, die sich fast
5 Kilometer längs des
Strandes hinziehen, ist
von ganz eigenem Reize,
weil das Landschaftsbild
ständig wechselt; hier
stehen z. B. jung-grüne
Tannen von kaum zwei
Meter Höhe, dann folgt der
laubenähnliche, mehrere
100 Meter lange Niemann¬
steig; kommt man dann
weiter in die Mitte des Waldes, in die Nähe des Blocks¬
berges und Helenenweges, so erhebt man bewundernd
seine Blicke zu den hochragenden, mächtigen Kiefern, die
hier geradezu imposant wirken. Ganz eigenartig wirkt der
Wald jenseits von Arendsee durch die kleinen Boden¬
erhebungen, die Berg und Tal en miniature darstellen.
Unterbrochen wird der Wald durch breite Schneisen und
liebliche, immergrüne Wiesen, auf denen friedlich zierliche
Rehe grasen. Wer Lust hat, weiter zu wandern, wird in
einer halben Stunde einen, Kühlung genannten, Laub¬
wald erreichen, der zu den schönsten Mecklenburgs ge¬
zählt werden kann. Hier hat die Natur verschwenderisch
gewirtschaftet, tiefe Schluchten wechseln mit Erhebungen
bis zu 128 Meter Höhe ab. Der Blick von hier auf die
beiden Orte und das Meer ist von unvergleichlicher
Schönheit und nimmt Herz und Sinne gefangen. Durch
die Wälder ist Brunshaupten-Arendsee trotz seiner
exponierten Lage vor Winden und Zugluft geschützt;
der Wald ist das Wahrzeichen von Brunshaupten-
Arendsee und drückt ihm seinen Stempel auf; der
Wald ist das köstlichste Gut dieser Orte und ist, ver¬
bunden mit der Seeluft, der mächtigste Heilfaktor und
für empfindlichere Naturen geradezu unentbehrlich.
Beide Orte haben dieselben Einrichtungen, wie eine
moderne Stadt. Jedes Haus hat Wasserspülung und
Klärgruben und ist von einem Garten umgeben. Da
kann es nicht wundernehmen, daß hier eine Luft ver¬
zapft wird, die nirgends besser sein kann und in
hygienischer Beziehung auch die schärfsten Forderungen
erfüllt sind. Dann noch ein ganz besonders wichtiger
Vorteil: Die Mücken, die einem den schönsten Ort
verleiden können, kennt man hier nicht, dafür aber
eine große Schar verschiedenartiger Vögel.
Die mecklenburgische Küche zu loben, hieße Eulen
nach Athen tragen. In Hamburg und New York wird
auch nicht schlecht gespeist, aber das Portemonnaie
seufzt dabei. Die Weitläufigkeit in der Bebauung —
von dem äußersten Ende Arendsees bis zum letzten
Haus von Brunshaupten braucht man über eine Stunde —
hat den großen Vorteil, daß jedermann tun und lassen
kann, was er will. Er wird nie auffallen. Wer seidene
Kleider und Brillanten mitbringen will, soll es tun.
Er kann damit in den beiden Kurhäusern glänzen. Wer
einen waschechten Kleiderrock anzieht, den Hut daheim
läßt und ein leichtes Tuch um den Kopf bindet, ist besser
dran; überall kann er sich ins grüne Moos und den
weißen Sand werfen. Sehr angenehm berührt ferner, daß
weder Obrigkeit noch Polizei in den Vordergrund tritt,
sondern scheinbar gar nicht vorhanden ist. Rauschende
Feste wird man allerdings vergeblich in Brunshaupten-
Arendsee suchen, dafür findet man aber Ruhe und Frieden.
Von großer Wichtigkeit ist dann noch der Umstand,
daß die beiden Orte, was Preise anbetrifft, jedem
Geldbeutel gerecht werden; auch in dieser Beziehung
ist Brunshaupten-Arendsee ein Eldorado. In der vor¬
nehmsten Gegend, dem Bülowweg und dessen Verlänge¬
rung bis zum Hansahaus in Arendsee, sind zwar die Preise
entsprechend höher, aber selbst hier findet man zu einem
Preise Aufnahme, der als recht mäßig bezeichnet werden
kann. Ausflüge in die Umgebung, z. B. nach Heiligen¬
damm, Doberan, Kröpelin, Rostock usw. sind äußerst
lohnend und leicht zu bewerkstelligen. Autobesitzer wird
es interessieren zu erfahren, daß Brunshaupten binnen
Jahresfrist mit Heiligendamm durch eine Chaussee ver¬
bunden sein wird. Da Heiligendamm mit Rostock bereits
durch eine prächtige Chaussee verbunden ist, so ist
demnächst Gelegenheit geboten, die ganze Strecke in
30 Minuten zurücklegen zu können. Was die Bewohner
von Brunshaupten-Arendsee jetzt täglich auf die Beine
bringt, ist der Bau des neuen Familienbades, der seiner
Vollendung entgegengeht. Ein gar imposantes Gebäude,
das dem Bade sicherlich viele Freunde zuführen wird.
M. A.
142 DEUTSCHLAND
Nr. 3
Entwurf zum Berliner Stadion von Geheimrat Otto March
Geheimrat Otto March f.
Der Geheime Baurat Otto March ist zu früh ge¬
storben. Er stand gerade vor der Vollendung eines
seiner größten Werke. Er hatte noch den Triumph,
dem Kaiser den Entwurf und die Skizzen des Stadions
zu zeigen, aber er sah sein größtes Lebenswerk nicht
mehr auferstehen. Die Krankheit raffte ihn jäh dahin,
als er in letzten Hoffnungen die letzten Pläne seines
Werkes entwarf.
Otto March ist eine kraftvolle Persönlichkeit ge¬
wesen. Er hatte an den Alten gelernt, war bei dem
alten Strack in Berlin zur Schule gegangen und hatte
von Ferstel, dem leidenschaftlichen Wiener Künstler,
die höchsten Eindrücke empfangen. Er hatte noch den
Klassizismus des Schinkelschen Stils und stand schon
unter dem vorwärtsdrängenden Geiste der Moderne.
Aber er blieb schöpferisch
vor seiner Zeit. Er war über
sich hinausgewachsen mit
seinem lebendigen künst¬
lerischen Impuls, der Be¬
weglichkeit seiner Ideen,
der Kraft seiner Empfin¬
dung und der Sicherheit
seines Könnens, lieber
das Problematische des
wirren Chaos, das die
Moderne in die abenteuer¬
lichsten Stilexperimente
jagte, fand er die Rein¬
heit der Linie, die das
Schinkelsche Ideal ver¬
körperte, und den Rhyth¬
mus der machtvoll empor¬
steigenden Entwicklung^
welcher das aufblühende
Deutschland hochtrug. Er
schuf das gewaltigste
Spiegelbild seiner Zeit
mit der Gründung der
Deutschen Städtebau-Aus¬
stellung, die vorbildlich
für ganz Deutschland
geworden ist, er zeigte
die neue Richtung der
stürmisch gesteigerten
Kultur, er zwang ihre
Unruhe in harmonisch
geschlossener Gliederung
zu einem neuen Stil, der
das epikureische Idyll heiteren, frohen Lebensgenusses
in ruhiger, vornehmer Formgebung fand.
Jahrelang hat diese Formel die Kunst Otto Marchs
beherrscht. Mit glücklicher Künstlerschaft baute er in
den Rahmen heiterer, üppiger Landschaften vornehme
und ruhige Herrensitze, er schuf stille, reine Gottes¬
häuser in ruhiger Geschlossenheit des Aufbaues. Im
Rheinland stehen zwei der besten, in Köln-Marienburg
und in Bayenthal. Seine selbstsichere Kraft hat in
diesem Ausklang ruhiger Bewegung die Meisterschaft
erreicht. Sie gab die Grundlage der neuen Reife und
der neuen Ziele. Aus der Stille des Traumbildes, das
seine vielen Entwürfe suchten, wuchs die heitere Har¬
monie der Gartenstädte. Das Kompositionsproblem^
vor das ihn die architektonische Lösung des Städte¬
baues gestellt, faßte er mit
künstlerischer Sicherheit
an. Eine Reihe der ori¬
ginellsten Entwürfe stellte
er aus. In Berlin errang
er die Meisterschaft mit
der Grunewaldrennbahn,
und er übertraf sich noch
mit der Anlegung des
prachtvollen Stadions. In
dem Wettbewerb um die
neue Königliche Oper
blieb er zunächst der
erste, obwohl die Kraft
seiner Lösung mehr in der
klugen Gruppierung und
der harmonischen Sym¬
metrie des Gesamtbildes
lag. Eine künstlerisch -
glücklichere Lösung hatte
er jedenfalls mit der
Wormser Festspielhalle
gefunden, sie ist heute
als der maßgebende Typ
des Theaters der Fünf¬
tausend vom Professor
Reinhard angenommen.
Heute soll es in Berlin
neu auferstehen, neben
dem gewaltigen Stadion
das letzte Denkmal des
toten Otto March, das
bereits in einem früheren
Artikel gewürdigt wurde.
Geheimrat Otto March f
Nr.3 DEUTSCHLAND («I
143
Eine neue
Die Eröffnung derEisenbahn Ahrdorf—Blanken¬
heim (Wald) hat am 1. Mai stattgefunden. Zu der
Feier in Blankenheim hatten sich, wie die „Köln. Ztg."
mitteilt, der Eisenbahndirektionspräsident Martini von
Köln, der Regierungspräsident Dr. v. Sandt von Aachen
und der Landrat Dr. Kreutzberg von Schleiden nebst
den Mitgliedern des Kreistages und Kreisausschusses
von Schleiden ein¬
gefunden. Auf der
Station Ahrdorf
wurden die Ver¬
treter der Behörden
von dem Land -
rat Dr. Kreutzberg,
dem Regierungs-
baumeisterSteinert
und dem Bürger¬
meister Darius von
Blankenheim be¬
grüßt und zum
Sonderzug geleitet.
Der mit Waldes-
grün geschmückte
Festzug fuhr nun
über die neue
Strecke; vorbei
an den hübsch
bekränzten Bahn¬
höfen Dollendorf,
Freilingen, Mül¬
heim, Blankenheim
ging die Fahrt
durch die roman¬
tische Landschaft
des obern Ahrtals.
An den Bahnhöfen
hatte sich die an¬
wohnen deBevölke-
rung recht zahl¬
reich eingefunden
und begrüßte den
Festzug. In dem
historischen Eifelflecken Blankenheim versammelten
sich die Festteilnehmer zu einem Frühstück im Hotel
Kölner Hof. Der Regierungspräsident Dr. v. Sandt
leitete ein Hoch auf den Landesherrn ein und wies
darauf hin, daß die neue Bahn zwar manche Ver¬
änderungen und Umgestaltungen mit sich bringen
werde, aber eins werde unverändert bleiben: die Treue
Eifelbahn.
und Liebe der Eifelbewohner zu Kaiser und Reich.
Im Namen der Bevölkerung des oberen Ahrtals dankte
der Landrat Dr. Kreutzberg den Behörden für das
Zustandekommen der neuen Eisenbahn. Bürgermeister
Darius aus Blankenheim hob hervor, daß die inter¬
essierten Gemeinden die wirtschaftliche und industrielle
Erschließung dieser Gegend durch die Bahn erhofften.
Der Eisenbahn -
direktionspräsident
Martini drückte den
Dank der Gäste für
die Einladung und
die Freude der
Eisenbahn Verwal¬
tung über das er-
folgreicheGelingen
dieses Werkes aus,
welches mit der
Ueberwindung so
außerordentlicher
Schwierigkeiten in
einer Verhältnis -
mäßig kurzen Zeit
vollendet worden
sei. Die 25 km
lange Strecke habe
in dem felsigen, ge¬
birgigen Gelände
hohe Dämme, tiefe
Einschnitte und
lange Tunnels not¬
wendig gemacht
und einen Kosten¬
aufwand von acht
Millionen Mark er¬
fordert. — Mit der
neuen Eiser\bahn
sind die Gemein¬
den Ahrdorf, Ahr¬
hütte, Uedelhofen,
Lommersdorf,Frei¬
lingen, Dollendorf,
Hüngersdorf, Ripsdorf, Reetz, Mülheim, Tondorf, Rohr,
Blankenheim und Blankenheimerdorf an den Verkehr
angeschlossen worden. In Blankenheim (Wald) mündet
die Ahrtalbahn in die Köln-Trierer Strecke. Außer der
wirtschaftlichen Hebung dürfte diese neue Verbindung
auch eine beträchtliche Hebung des Fremdenverkehrs
für diese interessante Eifelgegend mit sich bringen.
Kirche Marienburg — Bayenthal (Nach einem Entwurf von Geheirorat Otto March)
(Zu vorstehendem Artikel)
Eine Lust zu reisen.
Von A. N i s 11 e r.
Man nennt unser Jahrhundert das des Verkehrs. Und
das nicht mit Unrecht. Die Reiselust, die Sehnsucht nach
Neuem, Fremdem hat die Massen mit einer Heftigkeit
ergriffen, von der man sich früher hätte keine Vorstellung
machen können. Dem Drange, dem unsere Persönlich¬
keit einengenden Alltage zu entfliehen und neue Verhält¬
nisse, neue Menschen kennen zu lernen, entspringt die
Reiselust. Niehls bildet so sehr wie das Reisen. Oder
wäre es zu leugnen, dass ein Mensch, der wenig reist,
der an seiner Scholle klebt, die Verhältnisse und Menschen
einseitiger beurteilt als ein Mensch, der die Welt kennen
gelernt hat und mit ihr seine eigene, eng begrenzte Welt
144 DEUTSCHLAND
Nr. 3
vergleichen kann? Er erhält dadurch die Fähigkeit, den
Zusammenhang der Dinge zu erkennen und sich nicht
an das Kleinliche zu hängen. Das Reisen vermag uns
mit fremden Ländern und Völkern und ihrer Eigenart
besser vertraut zu machen, als dies Bücher vermöchten.
Jene Kenntnisse über ein Land, welche wir Büchern ent¬
nehmen, können nicht den unmittelbaren Eindruck er¬
setzen, den uns eine Reise vermittelt.
Die wenigsten Menschen verstehen es, mit Genuss zu
reisen. Die Kunst zu reisen ist eine gar grosse, eine viel
grössere, als man glauben möchte. Sie will wohl gelernt
und verstanden sein. Nehmen wir die Art des Reisens
an, wie sie Goethe und andere bedeutende Geister geübt
haben, die die Fähigkeit besassen, sich in die neuen
Verhältnisse einzulebcn und sie zu erfassen. Nichts war
ihnen zu unbedeutend, um es nicht als Schlüssel zum
Verständnis des besuchten Landes und Volkes zu be¬
nützen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass diese
grossen Reisenden
es nicht versäumt
haben, sich schon
vor Antritt ihrer
Reise über die
fremden Gebiete,
ihreKulturentwick-
lung, ihre wirt¬
schaftlichen und
Lebensverhältnisse
eingehend zu unter¬
richten. Damit ge¬
wannen sie eine
Art der Anschauung
und Beobachtung,
die ihre Reisen zum
wahren Genüsse
machte und ihr
Wissen bereicherte.
Vergleichen wir da¬
mit die Art und
Weise, wie die
meisten Menschen
gedankenlos in die
Welt hineinreisen,
ohne eigene Selb¬
ständigkeit jene
Orte aufsuchen, in
welche sie durch
die Mode und Nach¬
ahmung hindirigiert werden, und sich dort mehr auf das
Hotel und das gesellige Leben beschränken, als Land und
Volk näher zu studieren. Es ist dies zum grössten Teile
bei den Sommerreisenden und bei den Besuchern der
Kurorte zutreffend. Wer Gelegenheit hat, das reisende
Publikum in seiner Oberflächlichkeit zu beobachten, der
wird finden, dass unter der grossen Masse nur wenige an¬
zutreffen sind, die innerlich so reich sind, um sich von
den Menschen unabhängig zu machen und die Natur und
die Menschen, unter denen sie weilen, näher kennen zu
lernen. Eine rühmliche Ausnahme bilden die Touristen
und die Alpinisten, die nicht der Hotels und der
Menschen wegen wandern und reisen, sondern um die
Reize und Schönheiten der Natur auf einsamen Wande¬
rungen voll auszukosten.
Das Reisen war früher wegen der hohen Kosten und
des grossen Zeitverlustes, der bei den mangelnden Ver-
kehrsverhällnissen damit verbunden war, ein Vorrecht
der Reichen gewesen. In unserer Zeit, da durch die Ver¬
billigung der Verkehrsmittel und durch die Raschheit
der Beförderung auch dem Unbemittelten kürzere Reisen
möglich geworden sind, ist das Reisen als ein Gemeingut
der Massen demokratisiert worden. Niemand wird dies
zu bedauern haben, als höchstens die, welche durch die
Ueberflutung der bevorzugten Reisegebiete, durch die
Prostituierung der erhabenen Natur, durch die Zerstörung
der Idyllen, als begeisterte Naturfreunde kaum noch Ge¬
biete finden können, in denen sie den Reisemassen aus
dem Wege gehen können. Hotelkolonien mit ihrem
lauten, lärmenden Publikum, Bergbahnen und Alpenhotels
können zur Erhöhung der Wirkung der Natur auf emp¬
fängliche Gemüter wohl kaum beitragen. Es darf aber
dabei nicht übersehen werden, dass die gesteigerte Reise¬
lust, dass der noch immer zunehmende Fremdenverkehr
aucli seine guten Seilen hat, indem er den mit Natur¬
schönheiten ausgezeichneten Ländern grossen wirtschaft¬
lichen Aufschwung gibt. So stehen sich wie überall im
Leben einseitiger Idealismus und skrupelloser Geschäfts¬
sinn schroff gegen¬
über, und es ist
Sache des Lebens,
diese beiden ein¬
ander feindlichen
Elemente durch
einen Kompromiss
zu verbinden, nach
welchem sowohl
die wirtschaftlichen
Interessen eines
Landes und Volkes,
als auch die Natur¬
begeisterung, der
Heimat- und Denk¬
malschutz zu ihrem
Rechte kommen.
Was auf Reisen
besonders auffällt,
das ist die nervöse
Hast und Unruhe
der Reisenden. Da
ist der nervöse
Reisende, welcher
schon wochenlang
vor Antritt seiner
Reise das Kurs¬
buch, einige Reise¬
handbücher und
eine Unmenge von
anderen Behelfen durchstudiert, auf der Reise selbst
aber aus seiner Nervosität nicht herauskommt. Er ver¬
gleicht fortgesetzt das Kursbuch mit den auf den Bahn¬
höfen ausgehängten Fahrplänen, ob auch die Abfahrzeiten
stimmen und nicht etwa verdruckt sind. Er nimmt sich,
obwohl er noch eine Stunde bis zum Abgänge des Zuges
Zeit hat, dennoch nicht die Zeit, ruhig zu essen, sondern
steht schon lange vor der Schalteröffnung auf dem Bahn¬
hofe und lange vor Eintreffen des Zuges auf dem Perron.
Diese Reisenden sind der Schrecken der Schaffner und
der Schrecken der Mitreisenden, da sie unausgesetzt
fragen, ob dies auch der rechte Zug nach Z. sei. Diese
Reisenden sind in fortwährender Aufregung, ob nicht
ihre oder eine andere Uhr zu spät gehe und ob der Zug
nicht einmal durch irgend eine Zufälligkeit vor seiner
fahrplanmässigen Ankunft eintreffen und ohne sie ab¬
fahren könne. Im Gegensatz zu diesen mit dem Reise¬
fieber behafteten Reisedilettanten stehen die phleg¬
matischen Reisenden, die nichts aus ihrer Ruhe bringen
kann. Sie sind, wenn sie sich wecken lassen, nicht aus
Blankenheim in der Eifel (Partie von Südost) (Phot.: Karl Wingeleit)
(Zu vorstehendem Artikel)
Nt.3 DEUTSCHLAND loi
1) 145
dem Bette und aus dem Zimmer zu bringen. Sie essen
in aller Gemütsruhe weiter, wenn sie auch darauf auf¬
merksam gemacht werden, dass der Zug in wenigen
Minuten abgehe. Sie kommen gemütlich zum Bahnhof
und haben, wenn sie nicht Glück haben, das zweifelhafte
Vergnügen, den Zug eben abfahren zu sehen. Ist dies
nicht der Fall, so steigen sie ohne viel Ueberlegung, ohne
die Aufschrift der einzelnen Perrons zu lesen und ohne
zu fragen, in den ersten besten Zug und fahren mit ihm
sorglos und heiter in die Welt, bis ein Mitreisender im
Gespräch oder ein kontrollierender Schaffner sie darauf
aufmerksam macht, dass sie sich in entgegengesetzter
Richtung ihres Reisezieles befinden. Das regt aber den
Reisephlegmatiker nicht sonderlich auf. Gleichmütig ver¬
lässt er den Zug und fährt mit dem nächsten in aller
Gemütsruhe zu seiner Abfahrtsstation zurück und ist
froh, wenn er mit erheblicher Verspätung seinen richtigen
Zug erwischt. Diese Reisenden sind um ihren durch nichts
zu erschütternden Gleichmut eigentlich zu beneiden.
Man soll es ihnen aber doch nicht nachmachen, da wirklich
nicht viel dazu gehört, sich in unserem bestens geord¬
neten Verkehrswesen zurecht zu finden. Eine andere
Art bilden dieParforcereisenden, die einen gewissen
Stolz dareinsetzen, die grössten Strecken, auch wenn dies
nicht notwendig ist, in einer Fahrt zurückzulegen. Sie
fahren in einem Atem von Paris nach Konstantinopel
und von Hamburg nach Neapel, als oh es dazwischen
nicht viel zu sehen gäbe. Ganz abgesehen von den
physischen und psychischen Abspannungen, die eine so
lange Reise mit sich bringen muss. Naturschönheiten
und Denkmäler finden bei dieser Art des Reisens kaum
eine flüchtige Beachtung.
Werreist? Mehr oder minder alles. Wenigstens
einmal im Jahre vermag, wenn auch nur auf kurze Zeit,
wohl jeder ein neues Stück Erde kennen zu lernen. Und
weshalb reisen wir? Die einen, um durch das Reisen
eine neue Art des Vergnügens und des Lebensgenusses
zu finden, die anderen ihrer Gesundheit wegen, wieder
andere in einer unstillbaren Sehnsucht nach Neuem,
Fremdem, andere wieder, um ihr Wissen zu bereichern
oder der Geschäfte halber. Eine Reise reisst uns aus
der gewohnten Umgebung und bringt uns in neue Ver¬
hältnisse, unter fremde Menschen. Es hat dies seine
grossen Reize. Wir sind auf uns selbst gestellt und
müssen für uns sorgen. Jeder Tag bringt uns neue Ein¬
drücke und neue Ueberraschungen, mit denen wir uns
innerlich auseinander zu setzen haben. Das Reisen ver¬
langt von uns die Fähigkeit, uns in neue, ungewohnte
Verhältnisse zu fügen und uns mit neuen Lebensformen
abzufinden. Freilich, der Durchschnittsreisende, der auf
den breiten Heerstrassen des internationalen Reise¬
verkehrs mit den anderen einherzieht, findet in den nach
internationalem Muster geführten Hotels und in den
internationalen Kurorten kaum etwas Neues. Diese Art
der Reisenden bleibt sich in der Hauptsache in der
ganzen Welt gleich. Verlässt so ein Reisender das Hotel
und die Kurpromenade und versucht Land und Volk auf
eigene Faust kennen zu lernen, so zeigt es sich bald,
dass er nicht die Fähigkeit besitzt, die neue Umgebung
geistig und seelisch zu erfassen und äusserlich zu
I
Blankenheim in der Eifel (Ostseite) tPhot.: Karl Wingeleit)
(Zu vorstehendem Artikel)
146 DEUTSCHLAND Nr.3
beherrschen. Ohne die Herde und ohne Fremdenführer
steht er als ein echter Reisedilettant den fremden Ver¬
hältnissen unselbständig gegenüber, verliert sein seelisches
Gleichgewicht und wird vom Strome steuerlos getrieben.
Für den echten Reisekünstler besieht der Reisegenuss in
dem Reize des Neuen, Eigenartigen. Er begegnet den
Ueberraschungen mit Ruhe, während für den Reise¬
dilettanten alles Ungewohnte zur Qual wird. Seine frohe
Reisestimmung von allen Zufälligkeiten unabhängig zu
machen, das ist auf der Reise wichtiger wie 10 Koller.
Nicht zu vergessen, dass der Reisekünstler jeder Situation
seinen Reiz abzugewinnen vermag. Er fühlt sich in einem
einfachen Gasthofe, in einer primitiven Bauernwirtschaft
glücklicher, als der Luxusreisende beim opulenten Diner
im Grandhotel. Eine reizvolle Baumgruppe, eine aparte
Stimmung, eine malerische Strassenperspektive, Volks¬
gruppen und dergleichen entzücken sein künstlerisch
schauendes Auge mehr als Hotelgeplauder und Zigeuner¬
kapellen. Aus Ueberreslen einer fernen Kulturepoche
spricht zu ihm die Geschichte eine ernste Sprache, und
er vermag sich über alle Zufälligkeiten der Gegenwart
hinweg in die Gesetzmässigkeit aller Entwicklung zu ver¬
tiefen. Der Reisekünstler verliert nie seine persönliche
Selbständigkeit und wird deshalb auch nicht das Opfer
der Massensuggestion, das Opfer der Fremdenverkehrs-
Spekulalion, weil er sich auf seinen Reisen von allem,
was andere unter Reisegenuss verstehen, unabhängig zu
machen weiss. Deshalb reist er wie ein König.
Man kann auf Reisen die Beobachtung machen, dass
die meisten die Hauptsache zur Nebensache und umge¬
kehrt machen. Sie vergessen nicht, für jede Tageszeit
einen anderen Anzug bereit zu hallen. Aber das Wich¬
tigste vergessen sie. Was begegnen wdr da oft in den
Bergen Touristen und besonders Damen in für die Berge
keineswegs geeigneter Ausrüstung, mit leichten Schuhen,
hohen Absätzen, mit Korsett und einem Hut so gross
wie ein Wagenrad. Aber ohne Rucksack und Bergstock,
ohne Lodenmantel und Proviant. Wie viele Unglücke in
den Bergen sind auf diesen Leichtsinn zurückzuführen.
Slösst ihnen etwas zu, so sind sie hilfloser wde Kinder.
Sie bedenken vor Antritt ihrer Reise nicht ihren Gesund¬
heitszustand und ihre Kraft, nicht die Jahreszeit; machen
untrainiert die grössten Touren, als ob sie es von jeher
gewöhnt wären, sind gebildete und in ihrem Beruf
tüchtige Menschen, werden aber auf der Reise der Spiel¬
ball der Mitreisenden, des Gepäckträgers, Kutschers und
des Hotelpersonals, weil sie keine persönliche Selbständig¬
keit haben und sich in den neuen Verhältnissen nicht
zurechtfinden. Man sieht sie täglich ankommen, ver¬
staubt, verrusst und verschwitzt, mit hilflos suchenden
Augen, die sich an den erstbesten Kutscher und Hotel¬
diener als Retter in der Not klammern. Sie lassen sich
in das ihnen empfohlene Hotel schleppen, sich das erste
beste Essen vorsetzen und ihr schönes Geld widerstands¬
los aus dem Beutel locken. Diese Art von Reisenden
gleicht einer Herde unselbständig getriebener Menschen.
So wie das Reisen Selbständigkeit von uns erfordert,
so ist es auch notwendig, uns von unseren Mitreisenden
unabhängig zu machen. Das vermag aber nicht jeder.
Man kann auf Bahnen und Schiffen die häufige Beob¬
achtung machen, dass sich der Reisedilettant ohne weiteres
Menschen, mit denen ihn der Zufall zusammenführt, an-
schliessl und sich ihnen auf Gnade und Ungnade aus¬
liefert. Wo jene wohnen, da will auch er wohnen, wo
jene hingehen, da schliesst auch er sich an. Er besucht
die Sehenswürdigkeiten, die andere besuchen, er richtet
sich in allem sklavisch nach den anderen. Die Wahl der
Reiseroute, des Aufenthaltsortes, des Hotels, die Wahl
der Jahreszeit, das alles sind Dinge, über die der Reise¬
dilettant leichtfertig hinweggeht und die ihm hinlernach
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Nr. 3 iBQQ QQQGQ389e99 9 98 9 (S39Q 898ail DEUTSCHLAND m
viele Unannehmlichkeiten bringen. Jeder erlebt da seine
Enlläuschungen und Hereinfülle. So sehr sich die Herden¬
reisenden im allgemeinen auch gleichen, so hat doch
jeder seine besonderen Voraussetzungen und Ansprüche.
Die Lage der Wohnung, die Beschaffenheit des Bettes und
die Art der Verpflegung, davon hangt auf Reisen zum
grossen Teile unser Wohl und Wehe ab. Die erhabenste
Natur kann uns verleidet werden, wenn wir ein miserables
Essen bekommen und ein schlechtes Bett haben. Der
Ilereingefallenen gibt es mehr, als man glauben sollte.
.Man erfahrt es nur zu wenig, weil sich die Leute, so gut
es eben gehen will, behelfen und stille schweigen, obwohl
es für sie und ihre bedauernswerten Nachfolger weit
besser wäre, bei offenkundigen Missständen und Mängeln
auf Abhilfe zu dringen. Schweigen ist da nicht immer
am Platze. Man soll auf dem bestehen, worauf man als
Reisender Anspruch hat. Wer soll denn dem Fremden¬
verkehr die oft so notwendigen Verbesserungen geben,
wenn nicht die Fremden die Bevölkerung dazu veran¬
lassen? An ein einfaches Landgasthaus kann man natür¬
lich nicht die Ansprüche stellen, wie an ein erstes Hotel.
Wenn man oft sehen muss, wie sich allzu gutmütige
Leute auf der Reise unter Verhältnissen abquälen, die
sie leicht bei einiger Entschiedenheit abändern könnten,
so muss man sich kopfschüttelnd fragen: Ja, hat
denn da der Bauer, der um teures (leid seine mehr als
primitive Sommerwohnung vermietet, und der Bauern¬
wirt, der es auch an dem Notwendigsten fehlen lasst,
nicht recht, wenn er die „Sladtfrücke“ ordenllich
.»wurzt?“
Ein Mensch von Kultur ist in seinen Stimmungen nicht
unabhängig von seinem Milieu und hat auch auf der
Reise das Bedürfnis, eine gewisse Bequemlichkeit zu
haben. Auf der Reise wird der Mensch ein ganz anderer.
Viele werden dünkelhaft, hochmütig, anspruchsvoll und
können es nicht unterlassen, immerzu Vergleiche zu
ziehen mit den Verhältnissen, unter denen sie zuhause
leben. Natürlich fallen diese Vergleiche immer zugunsten
der Heimat aus. Die ungeschickten Leute verderben sich
und andern dadurch Jeden Reisegenuss. Sie schreien in
den albanischen Bergen nach Berliner Schiilzleuten und
sind unglücklich, wenn sic in Cattaro nichl Münchener
Weisswürste oder Wiener Salzbrelzeln haben können.
Auf Reisen kann man die Eigentümlichkeiten der einzelnen
Nationen gut kennen lernen. Der Deutsche, Engländer,
Amerikaner, der Rus.se, Italiener und Franzose sind in
der ganzen Welt leicht zu erkennen. Man kann auch
erraten, welcher sozialen Stellung die meisten Mitreisenden
angehören. Der Lehrer, Beamte, Offizier, Kaufmann,
Künstler lässt sich nie verleugnen, .\ucli die be.son(lere
(.harakterveranlagung der einzelnen tritt zutage. Der
147
aufmerksame Beobachter wei.ss gar bald, was er von
seinen Reisegeno.ssen zu halten hat.
Viele rei.sen ohne eigentliches inneres Bedürfnis. Sie
reivSen, weil andere reisen, weil es die Mode erfordert,
da und dort gewesen zu sein, um milsprechen zu können.
Sie be.suchen auf ihren Rei.sen nur das, was ihnen ihr
Rei.sehandbuch als besuchenswert vorschlagt. So kommt
es, dass viele von ihren gro.ssen Reisen nichl viel mehr
zu sagen wissen, als dass sie in dem Hotel N. N. gewohnt
haben. Sie wis.sen von München nicht viel mehr, als da.ss
es ein gutes Bier dort gibt, und von der Schweiz nicht
viel mehr, als dass sie dort mit die.ser oder jener Berg¬
bahn gefahren, in St. Moritz gerodelt und am (ienfer-
oder Vierwaldstättersee eine Dampferfahrt gemacht ha])en.
Auf der Reise sind wir der Willkür rücksicht.sloser
Menschen mehr ausgesetzt als zuhause. Rücksicht gegen
die Mitreisenden ist Sache des Gefühls und des Taktes.
An der wünschen.swerlen Rücksicht lassen es leider auf
der Reise sehr viele fehlen. Man mu.ss während der
Reisezeit auf gro.ssen Bahnhöfen nur den Ansturm auf
die überfüllten Züge und das Verhalten der Reisenden
gegeneinander während der Fahrt sehen, um die Uner-
zogenheit eines gro.s.sen Teiles des Rci.sepublikums kennen
zu lernen. Es mu.ss den romanischen Völkern, besonders
den Franzosen und Italienern nachgerühml werden, dass
sie auf Reisen die Rücksicht auf andere, und besonders
auf Damen, selten au.sser acht lassen. Es fällt auf fran¬
zösischen und italienischen Bahnhöfen angenehm auf,
dass die Herren gegen Frauen, xMädchen und Kinder, auch
wenn sie den niederen Volksklas.sen ani^ehören, höflich
Rücksicht nehmen und ihnen ihren Platz anbielen, wenn
jene gezwungen sein sollten, zu stehen. .Manche andere
Nationen lassen es auf der Reise an dieser eigentlich
selbstversländlichen Rücksicht Damen gegenüber oft
fehlen. Die gleiche Wahrnehmung können wir auch in
Hotels und in Kurorten maclien.
Gewiss hat Jeder der geschätzten Leser auf seinen
Reisen schon die gleichen Beobachtungen gemacht —
vielleicht aber auch schon selbst seinen Reisegeno.ssen
einen unliebenswürdigen und ungefälligen (iefährten ab¬
gegeben, der einige Kolfer mit in das (^oupe .schleppte,
bei Platzmangel durch alle möglichen Tricks nnd Manöver
Einsleigenden Schwierigkeiten machte, wegen dem Oetlnen
und Schlie.s.sen der Fenster Streit anüng, und wie diese
unangenehmen Dinge weiter sind. Wenn deshalb auf der
Reise Jeder einzelne zu seinen Mitreisenden so sein würde,
wie er wünscht, da.ss sie gegen ihn sind, dann, glaube
ich, würde mancher mit mehr r.usl reisen. Schlie.sslich
müssen wir in allem, was uns verbe.sserungsbedürflig er¬
scheint, bei uns sei bst beginnen und nicht an andere An¬
sprüche stellen,die wirselb.st zu erfüllen nichl gesonnen sind.
sind die
SRMMEL-
wirksamste und die
billigste Form der Ankündigung
für Verkehrsvereine sowie Kur* und Bade¬
verwaltungen. Jedwede weitere Auskunft
erteilt bereitwilligst die Qeschäftssteile der
Bundeszeitschrift ;Deutschland'
Düsseldorf, Postfach
_ llr.444. _
mSERRTE
148 ü QQQQQ Q QOQ o oB e Q QQQc a e^eeeeeai DEUTSCHLAND iB eeeeo e ecooceccccKgoeeeee qp
Heimatschutz und Naturdenkmalpflege.
Die Bestrebungen zum Schutz heimatlicher Eigenart stehen
im engen Zusammenhang mit der Förderung des Verkehrs.
Während man früher in falsch verstandenem Verkehrsinteresse
oft unschätzbare überkommene Werte vernichtete, hat sich jetzt
die Erkenntnis Bahn gebrochen, dass die Erhaltung der heimat¬
lichen 1/andschaft und bodenständiger, geschichtlich, künstlerisch
und naturgeschichtlich wertvoller Denkmäler nicht nur eine
Kulturaufgabe bildet, sondern auch für die Anziehungskraft
eines Ortes oder Landesteils von besonderer Bedeutung ist.
Durch Gesetze oder behördliche Anordnungen, durch Wort und
Schrift sind diese Bestrebungen gefördert worden; davon aber,
dass sie der Allgemeinheit klar zum Bewusstsein gekommen
und zum Bestandteil des Volksempündens geworden wären,
sind wir noch weit entfernt. Teils Gleichgültigkeit, teils wider¬
strebende Interessen stellen sich hindernd in den Weg. Hier
bietet sich für die Verkehrs-Verbände und -Vereine Gelegen¬
heit, aufklärend und ausgleichend zu wirken. Bereits hat eine
Reihe von Verkehrs-, Verschönerungs- und Touristen-Vereinen
Massnahmen zur Erhaltung von Natur- und Kunstdenkmälern
getroffen. Der Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine
hat in seiner Hauptversammlung 191a einstimmig beschlossen,
den Schutz der Natur- und Kulturdenkmäler in seine Satzungen
aufzunehmen und das gleiche auch allen ihm angeschlossenen
Vereinen zu empfehlen. Auch der Bund Deutscher Verkehrs-
Vereine hat von Anfang an dem Heimatschutz und der Nator-
denkmalpüege seine Aufmerksamkeit zugewendet und sich mit
den berufenen Organen dieser Bestrebungen im Einvernehmen
erhalten; der staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Berlin
und ihrem Leiter, Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Conwents,
verdankt er mannigfache Anregungen. Auf diesem bisherigen
Wege fortschreitend, empfehlen wir den uns angeschlossenen
Verbänden und Vereinen angelegentlichst, die Förderung des
Heimatschutzes, der Natur- und Kulturdenkmalpflege in ihre
Satzungen aufzunehmen und zum Gegenstand von Vorträgen
und beständiger Fürsorge zu machen. Die Verbände udd Ver¬
eine werden auf diesem Gebiete je nach den örtlichen Verhält¬
nissen in verschiedenster Weise anregend und vorbildlich wirken
können, indem sie auf den Schutz der heimischen Landschaft)
des Städte- und Ortsbildes, der Bodengestaltung und Pflanzen¬
welt, der überlieferten bürgerlichen und ländlichen Bauweise
hinwirken und auf Volkskunst, Sitten, Gebräuche, Feste und
Trachten ihr Augenmerk richten. Sie erhöhen und erhidten
damit den Reiz der Heimat und stärken die Heimatliebe)
eine der kräftigsten Triebfedern gemeinnütziger Arbeit. Die
Heimatscbutzvereine haben sich dem Bund gegenüber bereit
erklärt, ihm Hilfe durch Rat und Tat zur Verfügung zu
stellen. Desgleichen können wir uns der Unterstützung
durch die Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege (Berlin-
Schöneberg, Grunewaldstrasse 6—7) und weiterer staatlicher
Organe versichert halten.
j
Wissenschaftliches H
Die Hochschule für kommunale und soziale Ver¬
waltung in Köln veranstaltet in der Zeit vom 28. Juli bis
2. August ds. Js. ihren II. Fortbildungskursus, dem das
Gesamtthema: .„Die neuen Aufgaben der Sozialver¬
sicherung in der Praxis** zugrunde liegt. Vorträge werden
halten: der Präsident des Reichsversicherungsamts Geheimrat
Dr. Kaufmann, Geheimer Oberregierungsrat Dr. Hoffmann,
Geheimer Oberregierungsrat Spielhagen, die Landräte Schell-
mann und Schmittmann von der Landesversicherungsanstalt,
Verwaltungsdirektor Lohmar, Syndikus der Freien Vereinigung
im Rheinlande tätiger berufsgenossenschaftlicher Verwaltungen,
der Geschäftsführer der grössten Kölner Ortskrankenkasse,
Eisenhuth; aus den Kreisen der Industrie werden Justizrat
Wandel, Direktor von Fried. Krupp A.-G., und der Geschäfts¬
führer des Zentral verbau des der Industriellen, Regierungsrat a. D.
Dr. Schweighoffer, sprechen. Ferner wirken mit die Professoren
Moldenhauer und Stier-Somlo, Fräulein Dr. Marie Baum und
endlich die Parlamentarier Giesberts und Sanitätsrat Dr. Mugdan.
Die Vorträge werden durch Besichtigungen ergänzt. Die Teil¬
nahme steht Herren und Damen gegen Lösung einer Teil¬
nehmerkarte zum Preise von 10 Mark offen.
Deutschland und das Ausland 1
E
1
Englandreisen der Ferienheimgesellschaft.
Der Geschäftsführer der Ferienheimgesellschaft, Oberlehrer
A. Lorey, Frankfurt a. M., der kürzlich eine Serie von Licht¬
bilder-Vorträgen über die englische „Co-operative Holidays
Association** halten Hess, übersandte der Presse einen Artikel,
dem wir folgendes entnehmen: Wie in früheren Jahren, ver¬
anstaltet die F. H. G. auch in diesem Juli wieder Reisen
nach England in die Ferienheime der „Co-operative Holidays
Association** (C. H. A.). Die Ferienheime (im ganzen etwa 18)
befinden sich in den landschaftlich schönsten Teilen von Eng¬
land, Wales, Schottland und Irland. Man trifft dort im all¬
gemeinen mit etwa 50 bis 100 Engländern und Engländerinnen
der verschiedensten Berufe und Gesellschaftsklassen zusammen.
Das Leben in den Ferienheimen ist sehr gesund, anregend
und abwechslungsreich. An vier Wochentagen werden unter
der Leitung sachkundiger Führer Ausflüge in die Umgebung
gemacht. Abends versammelt man sich in einem gemütlich
ausgestatteten Saal zum Spiel, Gesang und froher Unterhaltung.
Die Verpflegung ist reichHch und gut. Jedermann, ob arm
oder reich, hoch oder niedrig, ist herzlich willkommen. Soziale
Unterschiede irgendwelcher Art gibt es in den Ferienheimen
nicht. Solange man im Ferienheim weilt, soll jeder in seiner
Weise danach streben, sich den andern Gästen nützlich und
hilfreich zu erweisen. Wer sich als Mensch freundlich und
höflich zeigen kann und will, ist gerne gesehen. Auf Titel
wird keine Rücksicht genommen, auf den Adel der Persönlidi-
keit kommt es an. Im vorigen Jahre hielten sich in den
Ferienheimen der C. H. A. etwa x8 000 Personen auf. Da es
sehr gewünscht wird, - dass möglichst jedermann an den
wirklich schönen Ausflügen teilnimmt, so sollten sich nur
solche Damen und Herren melden, die gut zu Fass sind und
denen es Freude macht, eine Reihe von Tagen hintereinander
auf längeren Ausflügen im Freien sich aufzuhalten. Die Kosten
sind in Anbetracht des Gebotenen als sehr niedrig zu bezeichnen.
Es liegt dies ganz in der Absicht der beiden Gesellschaften)
deren Hauptziel es ist, auch weniger Bemittelten einen frohen
und genussreichen Ferienaufenthalt zu verschaffen. In diesem
Jahre finden vier Reisen statt: Erste Reise (14 Tage). Je acht¬
tägiger Aufenthalt in den Ferienheimen Matlock Bath (Derbyshire)
und London. Die Kosten für Hin- und Rückfahrt von Frank¬
furt a. M. 2. Klasse, einschliessHch Dampfer z. Klasse Salon)
Reisen in England, Aufenthalt, Verpflegung und Ausflüge in
den Ferienheimen betragen 200 Mk. — Zweite Reise (3 Wochen).
Je 8 tägiger Aufenthalt in London, Matlock Bath und Bangor
(Nord Wales). Kosten 265 Mk. — Dritte Reise (3 Wochen).
8 Tage in Whitby (Nordostküste Englands) und 14 Tage in
Row (am Gareloch), westlich von Glasgow im schottisdhen
Hochland. Kosten 320 Mk. — Vierte Reise (14 Tage). Je
8 Tage in Row und Whitby. Kosten 270 Mk. — So sehr wir
das Bestreben schätzen, die Einrichtungen des Auslandes,
Land und Leute näher kennen zu lernen, ist doch die Frage
berechtigt, wie viele von diesen ins Ausland Reisenden mögen
nur einen bescheidenen Bruchteil der Naturschönheiten des
eigenen Vaterlandes kennen? Sollte das Ferienheimwesen nicht
auch für Deuts chland ausgestaltungsfähig sein ? Es ist
bedauerlich, dass Deutschland mit seiner Fülle an landschaftlich
schönen und gesunden Gebieten für Tausende seiner Bewohner
billigen Ferienaufenthalt immer noch im Ausland sucht.
Deutscher Sprachunterricht in Nebraska. Das
Schulkomitee des Staatsverbandes Nebraska im deutsch-amerika¬
nischen Nationalbunde hat die Annahme eines Gesetzes in
Nebraska durchgesetzt, das die Einführung des Unterrichts in
modernen europäischen Sprachen an den öffentlichen
Schulen des Staates überall da vorsieht, wo es von den Eltern
einer bestimmten Anzahl von Schülern gefordert wird. Be¬
sondere Bedeutung hat nach den Mitteilungen des Vereins für
das Deutschtum im Ausland das Gesetz wohl nur für die
deutsche Sprache, da der Staat Nebraska eine starke deutsch-
amerikanische Bevölkerung aufweist, gegen welche die An¬
gehörigen anderer europäischer Sprachgebiete zurückstehen.
) 8880388080 @ DEUTSCHLAND
149
Nr.3
Vom Kaiserpreis-Wettsingen in Frankfurt a. M.
Die Höhepunkte bei dem diesmaligen Gesangwettstreit-waren
unsweifelhaft das erste Auftreten des Kölner Männer-Gesang-
vereins und die Preisverteilung. In beiden Fällen war
das Interesse der Zuhörerschaft aufs äusserste gespannt, die
Pesthalle weit über' das sonst als aulässig befundene Mass
besetst, und man kann die gewaltige Zahl auf ao ooo Menschen
angeben, ohne Gefahr zu laufen, wesentlich übers Ziel zu
schiessen. Mit derPreisverteilung war wieder ein Festkonzert
verbunden, das diesmal von der Frankfurter Sänger Vereinigung
unter der Leitung dea Musikdirektors Karl Kern gegeben wurde.
Ehe jedoch das Preisrichterkollegium seine Entscheidung ge¬
troffen hatte, konnten die längst schon auf dem Podium ver¬
sammelten looo Sänger nicht beginnen. Alles schaute daher
auf die schwere Eichentür, die das Konklave von dem Fest¬
raum trennte. Als sie sich dann endlich öffnete und einer der
zehn Preisrichter dem Kaiser das Ergebnis überreichte,
da erreichte die Spannung den höchsten Grad. Noch aber
musste man Geduld üben, erst kam der Mozartsche Chor:
„O weile, Geist des Friedens** zum Vortrag. Dann aber traten
acht mittelalterliche Fanfarenbläser auf, in ihrer Mitte der
kaiserliche Herold (Herr Pfeil vom Schauspielhaus), und ver¬
schafften mit dem weithin tönenden Klange ihrer Instrumente
dem Uebermitüer des Urteüsspruches der Richter Ruhe und
Gehör. Als der Berliner Lehrer-Gesangverein nun
zum Kaiserpreissieger ausgerufen worden war, ertönte
lauter Jubel in der Halle, der sich noch steigerte, als der Präsi¬
dent und der Dirigent dieses Vereins von zwei Pagen zur
Kaiserloge geleitet wurden, wo sie der Kaiser begrüsste und die
Prinzessin Friedrich Karl von Hessen ihnen die Kaiserkette
überreichte. Aber auch die Sympathien, die in der Versamm¬
lung für den Kölner Männer-Gesangverein vorhanden
waren, kamen zum Durchbruch, als die Verleihung des ersten
Ehrenpreises an diesen Verein verkündet wurde. Während
dann Herr v. Othegraven, der 85jährige Präsident, und Professor
Schwarte, der Dirigent des Kölner Männer-Gesangvereins, zur
Kaiserloge schritten, wurden wieder und wieder reiche Beifalls¬
rufe laut. Ausser dem Kölner Männer-Gesangverein erhielten
Ehrenpreise: Konkordia, Essen; Männer-Gesang¬
verein, Essen; Wiesbadener Man ner-Gesangver-
ein;Xfiedertafel, M.- Gladbach; Schlägel und Eisen,
Bochum; Potsdamer Männer-Gesangverein; Sans¬
souci, Essen. Die Hymne „Mit Gott für Kaiser und Reich**
und eine Ansprache des Oberbürgermeisters Voigt beschlossen
die Feier. Der Oberbürgermeister sprach im Aufträge des
Kaisers und im Namen der Ortskommission und der Stadt allen
Vereinen und jedem einzelnen Sänger den herzlichsten Dank
aus für die Summe von Fleiss und Kunst, die sie für den
Wettstreit aufgewandt hätten. Er schloss mit einem Hoch auf
Kaiser Wilhelm II. Herzlich verabschiedete sich danach der
Kaiser vom Oberbürgermeister und den übrigen Herren des
Komitees. — Der den Sängern aufgegebene S t u n d e n ch o r ist
ein fast durchweg in C-dur ziemlich leicht gehendes Werk des
Berliner Musikdirektors Eduard Behn, „Wanderlied** betitelt. Der
Text stammt von Professor RÜbel. Er hat folgenden Wortlaut:
Lustig wandr* ich querfeldein
Durch die deutschen Gauen,
Springe über Stock und Stein,
Will begeistert schauen,
Wie der Aar im deutschen Land
Ueber Tal und Berge spannt
Seine stolzen Schwingen.
Und wird mir der Wog zu weit.
Mir ein lustig Liedei:
Sing' von deutscher Herrlichkeit
Mir ein lustig Liedei:
Deutscher Sinn und deutsches Blut,
Deutsche Treu' und deutschen Mut
Soll mein Lied besingen.
D.aB dritteHeim derDeutseben Gesellschaft für
Kaufmanns-Erholungsheime, ln Wiesbaden fand
am z. Mai unter ungeheurer Beteiligung aus dem ganzen Reiche
die feierliche Einweihung des dritten Heimes der Deutschen
Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime bei Wiesbaden
mitten in den herrlichsten Taunuswaldungen mit wunderbarem
Blick auf die Rheinebene, den Odenwald, den Taunus und den
Hunsrück statt Nach der Begrüssungsansprache des Handels-
kanuneiprilsidenten Fehr-Flach hielt der Präsident der Ge¬
sellschaft, Joseph Baum (Wiesbaden), die Weiherede. Eine
Ansprache hielt auch Handelsminister Sydow, der im Namen
der Reichsregierung und der preussischen Staatsregierung sein
wärmstes Interesse an diesen für die Volksgesundheit überaus
wertvollen Bestrebungen aussprach und die Ernennung dos
Schöpfers der Gesellschaft, des Präsidenten Baum, zum könig¬
lichen Kommerzienrat bekanntgab. Zahlreiche weitere Ansprachen
folgten, darunter von Oberbürgermeister Voigt (Biebrich), Ober¬
bürgermeister Dr. Goettelmann (Mainz), Stadtrat Meier (Wies¬
baden), Rektor Eck von der Universität Giessen, Rektor Panzer
von der Akademie in Frankfurt a. M., Oberstleutnant Tarnsfeldt,
Handelskammerpräsident Pschorr (München), Handelskammer¬
präsident Dr. Bamberger (Mainz), Frau Dr. Reben im Namen
des Damenkomitees, Stadtrat Leiser (Metz), Kommerzienrat
Kuntze (Chemnitz), Dr. Reichelt (Plauen).
Aus der Eifel. Die Ruinen des römischen Tempels
auf dem Addig bei Pesch in der Eifel werden zurzeit auf Ver¬
anlassung des Bonner Provinzial-Museums ausgegraben. Das
eigentliche Tempelgebäude ist, nach einer Mitteilung des Nach¬
richtenamts des Eifelvereins in Düsseldorf, bis zum Sockel noch
erhalten, weist gutes, geschichtetes Mauerwerk auf und zeigt
im freigelegten Innenraum drei mächtige Säulenreste. Neben
den Ruinen* des Tempels sind noch die freigelegten Grund¬
mauern blossgelegt. In der Nähe liegt ein Brunnen, der „Heiden¬
pütz**, der sicher zu den Tempelgebäuden gehört hat. Leider
haben in früherer Zeit bereits unberufene Schatzgräber das ganze
Gebiet durchwühlt und auch Funde verschleppt.
Förderung der Obstbaumpflege. Der preussische
Eisenbahnminister will zum i. Oktober d. J. einem Berichte
der Königlichen Eisenbahndirektionen darüber entgegensehen,
welche Erfolge mit der weiteren Pflege der Obstbaum¬
anpflanzungen an eisenbahnfiskalischen Böschungen
und Nebenländereien erzielt wurden, und in welchem
Umfange die mit einem Erlass vom 9. Oktober 1908 angeregte
Teilnahme geeigneter Bahnmeister oder Bahnwärter und Bahn¬
unterhaltungsarbeiter an Obstbau- und Obstverwertungskursen
durchgeführt werden konnte. Zugleich sieht der Minister Vor¬
schlägen entgegen, auf welche Weise das Interesse für den
Obstbau bei den Beamten geweckt und wach erhalten werden
kann. Er vertraue, dass die Königlichen Eisenbahndirektionen
dieser Angelegenheit fortgesetzt ihre Aufmerksamkeit zuwenden
und bemüht sind, auch die einzelnen Beamten in ihren auf
die Förderung der Obstkultur gerichteten Bestrebungen nach
Möglichkeit zu unterstützen.
i
Eisenbahnwesen
i
Die Verkehrsbeziehungen zwischen Belgien
und Deutschland.
Ein langjähriger Befürworter der Verbesserung der deutsch¬
belgischen Eisenbahnverbindungen schreibt uns: Die Zeitung
des Vereins der Deutschen Eisenbahnverwaltungen nimmt in
ihrer Nr. 34 durch einen Aufsatz von Dr. Ballerstedt ein
altes Verkehrsthema wieder auf, wozu die Auffrischung einer
belgischen Denkschrift den Anlass gegeben hat. Diese im
Jahre 1905 von dem damaligen Vizepräsidenten, jetzigen Prä¬
sidenten der Brüsseler Handelskammer, Van Elewyk verfasste
Denkschrift behandelt die Verbesserung und Vermehrung der
Verkehrsverbindungen zwischen Belgien und Deutschland, und
zwar vom damaligen Standpunkt aus. Inzwischen haben sich
die Verhältnisse immerhin in einer Weise verschoben, dass
man die unveränderte Benutzung besagter Denkschrift zum
Zwecke der Agitation für den besagten Zweck als nicht mehr
ganz zeitgemäss bezeichnen muss.
Wenn in der Denkschrift die Rede ist von der Verbesserung
der preussisch-belgischen Verbindung über Herbesthal nach
Antwerpen, so bleibt dabei unberücksichtigt, dass es den Be¬
mühungen der belgischen Staatsbahn inzwischen gelungen ist,
die preussische Staatsbahnverwaltung für ihr ursprüngliches
und ebenso natürliches wie historisches Projekt zu gewinnen:
die direkte Strecke von Aachen über Bleiberg—Vis6 nach
Tongern und Löwen. Nur durch den Bau dieser Strecke ist
wirklich ein Zeitgewinn zu erzielen, nicht aber durch Fest¬
halten an Herbesthal als einzig möglicher Uebergangsstation
für Preussen, als welche es lange angesehen wurde.
Die erwähnte Denkschrift legt nun freilich nur Wert auf
den Ausbau einer ganz neuen grossen Eifellinie, die von
Brüssel über Huy, St. Vith durch die Eifel über die
Mosel, durch den Hunsrück nach Mainz und Frankfurt
führen soll. Von diesem Projekt ist schon seit manchem
150 133^8886)000^8^^8880883^330^ DEUTSCHLAND
Jahrzehnt die Rede. Nichts ist einfacher als mit dem Lineal
über die Karte zu fahren und über Berg und Tal eine Bahn¬
trasse vorzuzeichnen. So hat es auch der Autokrat Nikolaus I.
gemacht, als er eine Bahn von Petersburg nach Moskau in
geradester Linie haben wollte. Dem Zaren kam dabei der
Zufall zugute, dass die Bodengestaltung keine besondere
Schwierigkeit bot. Anderseits ist aber, so oft wieder einmal
der Plan einer Bahn Brüssel—Mainz durch die Eifel und den
Hunsrück auftauchte, auf die Geländeschwierigkeiten und vor
allem darauf hingewiesen worden, dass die Steigungsverhält¬
nisse und die durch sie bedingten Transportkosten die
erträumten Vorteile an Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit der
allerdings auf der Karte kürzeren Linie mindestens aufwiegen
würden. Es gibt in der Tat kaum einen schlagenderen Gegen¬
beweis für den Satz, dass der geradeste Weg der kürzeste ist,
als die jetzt wieder einmal angeregte neue Eisenbahnlinie, auf der
ja wohl zwischen Mainz und Brüssel eine Streckenverkürzung
von 77 Kilometer erzielt werden könnte, gegenüber dem Wege
über Köln, aber der Ersparnis an Kilometern würde kaum eine
Ersparnis an Minuten zur Seite stehen, oder wenn doch, so
würde sie durch die Betriebskosten wieder aufgewogen werden.
Will man die deutsch-belgische Eisenbahnverbindung wirklich
verbessern, so muss man für die Verwirklichung jenes Planes
eintreten, der so alt ist wie die Geschichte der belgisch-
preussischen Eisenbabnbeziehungen überhaupt. Dieser Plan
betrifft den Ausbau der Linie Aachen—Tongeren usw. als
kürzester Verbindung mit unseren Nachbarn. Der belgische
Eisenbahnminister Helleputte hat sich jahrelang vergeblich
bemüht, die preussische Eisenbahnverwaltung für diese alt¬
neue Bahn zu erwärmen; sie hielt an Herbesthal als Grenz¬
station fest. Endlich aber gelang es doch, Preussen für die
Linie Aachen—Bleiberg—Vise—Tongern zu gewinnen, wobei
sich Belgien bereit erklärte, an der Grenze die wichtigsten
Bauten — vor allem den notwendigen neuen Tunnel — auf
seine Kosten herzustellen.
Gewiss batten Lüttich und Verviers von vornherein Ein
Spruch gegen diese Abkürzung der preusisch-belgischen Ver¬
bindung erhoben, die für die Fahrt Köln—Brüssel, Antwerpen
und Ostende einen Zeitgewinn von etwa i\.^ Stunden herbei¬
führen würde. Aber die Dinge liegen doch nicht so, als ob
nun die genannten Städte einfach aus dem internationalen Verkehr
ausgeschaltet werden sollten und könnten. Wenn die Stadt
Mons im Interesse der schnellen Verbindung zwischen Ant¬
werpen und Paris die von Brüssel-Süd kommenden Expresszüge
an sich vorüber lässt, so gibt sie damit ein Beispiel, welches auch
von Lüttich und Verviers im Interesse der grossen internationalen
Verkehrsverbindungen beachtet werden sollte. Was haben diese
Städte überhaupt zu verlieren, wenn einige durchweg neue
Schnellverbindungen auf einer neuen Strecke Aachen—Brüssel —
Ostende geschaffen werden? Zunächst bleibt ihnen unverkürzt
der Verkehr von Köln—Aachen nach Paris und zurück. Ihre
Beziehungen zu Brüssel, die mit denjenigen nach Köln hm gar
nicht zu vergleichen sind, werden nach wie vor durch eine
grosse, auf ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnittene Zahl
von Schnellzügen berücksichtigt, die nicht einmal in Löwen
halten. Der Einspruch von dieser Seite gegen eine ganz
unerlässliche Neuschöpfung auf dem Gebiete des rheinisch-
belgischen Verkehrs ist nach Lage der Dinge also nur eine
Frage der Eifersucht auf eine reine Aeusaerlichkeit; man
will die grossen, allgemeinen Verkehrsinteressen behindern,
lediglich, weil man nicht die Ehre hat, einige neue, für die
eigenen Bedürfnisse entbehrliche, mittels anderer Züge aus¬
kömmlich ersetzte Züge durch den eigenen Bahnhof fahren zu
sehen. Man versteigt sich desfalls sogar zu innerpolitischen
Drohungen, wie denn die leidige Politik bei unsern Nachbarn
sich anspruchsvoll an alle möglichen und unmöglichen Fragen
hängt. Man sollte meinen: hierauf hinweisen hiesse auch schon
jenen Widerstand entwaffnen. Aber es hat durchaus den Anschein,
als sollte dieser Widerspruch trotz allem Recht behalten. Auf
jeden Fall sind heute die Rollen in der Frage der neuen rheinisch¬
belgischen Verbindung vertauscht: Preussen ist geneigt, den be¬
treffenden Vertrag zu unterzeichnen, Belgien, das früher zur Ueber-
windung der starken preussischen Widerstände so grossen Eifer
entwickelte, lässt im Gegensatz die Sache ruhen. Das ist sehr
bedauerlich, da die Verwirklichung eines so lange vorbereiteten
und so wichtigen Planes nunmehr, wo die grössten Schwierig¬
keiten überwunden schienen, in unabsehbarer Weise stockt.
Nur dieser Umstand scheint auch zur Wiederaufnahme des
alten Projekts Brüssel— Mainz ermutigt zu haben, da die Aus¬
führung des vorhin besprochenen Plans auf lange Zeit alles
Interesse für sich in Anspruch genommen haben würde. Der
Mut der Befürworter des Projekts Brüssel-- Mainz ist schon
so gestiegen, dass sie zu beweisen suchen, mit der Strecke
Aachen—Tongern sei nicht viel gewonnen. Nachdem aber
einmal die preussische Eisenbahnverwaltung sich vom Gegenteil
getreten ist, der den alten Plan wieder aufgenommen, ist doch
noch zu hoffen, dass eine sozusagen beschlossene Sache nicht
zugunsten einer Luftlinie einfach aufgegeben wird. Zudem
schreit die Linie über Verviers-LÜttich nach Entlastung, da sie
den rheinisch-belgischen Güterverkehr nicht mehr fassen kann,
weshalb doch ein neuer Uebergangspunkt geschaffen werden muss.
Der aber lässt sich eben nur im Zuge Aachen—Tongern finden.
Neue Sonderzüge nach dem Sauerland. Die
Eisenbahndirektionen Essen, Elberfeld und Münster haben ein
Pahrplanheftchen der Sonderzüge nach und vom Sauerland
heraus gegeben, die an den Sonntagen: 8. Juni, 6. Juli, 3., xo.,
17., 24. und 31. August verkehren. Zu diesen Sonderzügen
werden Sonderzugfahrkarten 3. Klasse zu etwa 40 Prozent er-
mässigten Preisen ausgegeben. Von Düsseldorf über Elberfeld-
Hagen fährt ein Sonderzug um 5.53 Uhr ab, in Schmallenberg
an 9.45 Uhr; ab Schmallenberg 6.33 Uhr, in Düsseldorf Hbf. an
10.48 Uhr. Von Duisburg über Essen, Bochum, Schwerte 5.43
(Essen ab 6.10), an Schmallenberg* 9.45, ab Schmallenberg 6.33,
an Duisburg 11.21 (Essen 10.48). Ab Oberhausen über Gelsen¬
kirchen, Wanne, Dortmund 5.47 (Altenessen 5.59, Dortmund 6.ag),
an Schmallenberg 9.45; ab Schmallenberg 6.33, an Oberhausen
10.39 (an Dortmund 9.36, Altenessen 10.26).
Neue Schnellzugverbindung von London über
Vlissingen. Mit dem neuen Sommerfahrplan wurde zwischen
Vlissingen und Deutschland neben den bereits bestehenden
Verbindungen eine neue Schnellzug Verbindung mit direkten
Wagen geschaffen. Für Reisende mit dem Nachtdampfer
Folkestone-Vlissingen werden ab 1. Mai ds. Js. in dem Zuge
ab Vlissingen 7.20 morgens direkte Wagen 1 .—III. Klasse
Vlissingen—Goch- Oberhausen - Essen—Hagen eingestellt. Diese
neue Verbindung ist sehr bequem für diejenigen Reisenden,
welche sich bis 7 Uhr in Vlissingen an Bord des Dampfers
aufhalten wollen. Der Zug wird in Rosendaal den Anschluss
von Paris, Brüssel und Antwerpen (Abfahrt Paris 11.15 abends
bezw. Brüssel (Midi) 6.00 und Antwerpen 7.10) aufnehmen. In
Goch (deutsche Grenzstation) wird der Anschluss nach Krefeld,
Köln und Süddeutschland erreicht, während in Oberhausen für
Reisende I.—III. Klasse Anschluss an eine direkte Verbindung
nach Dortmund, Hannover—Berlin (Ankunft 3.0a resp. 6.33 abends
bezw. 10.52 abends) und in Essen für Reisende I.—II. Klasse
Anschluss nach obengenannten Stationen geboten wird (Han¬
nover Ankunft 5.56 resp. Berlin Fr. Str. 9.28 abends). Von
Essen verkehrt der Zug über Bochum, Witten nach Hagen
(Ankunft 2.58) und hat weiter Anschluss nach Kassel, Thüringen,
Leipzig. In umgekehrter Richtung ist der Anschluss ab Berlin
Fr. Str. 8.59 moigens, Hannover 12.45, Eissen Ankunft 4.23, Ab¬
fahrt 4.36, Goch Ankunft 6.40 abends, wo der Anschluss von
Süddeutschland und Köln (ab 4.54) aufgenommen wird; An¬
kunft Vlissingen 10.59 abends.
H
H
Schiffahrt
1
Kanaldampfer. Abermals stellt die Belgische Regierung
neue Schnelldampfer für den Kanaldienst Ostende—Dover ein.
Es sind die „Stadt Antwerpen'* und die „Ville de Li^ge*'; der
erstere dieser Dampfer hat die Heilige von Hoboken an der
Schelde am 4. März d. J. verlassen und wird so rasch instand
gesetzt, dass er schon im kommenden Sommer eingestellt
werden kann, während der andere in kurzer Frist folgen wird.
Es ist schon hervorgehoben worden, dass diese Turbinendampfer
im Kanalverkehr als die ersten erscheinen, die mit Vorrichtungen
versehen sind, welche das Schlingern so gut wie ganz aufhören
lassen. Durch die Annahme dieser trefflichen Erfindung des
Ingenieurs Frahin hat die Belgische Regierung abermals dar¬
getan, dass sie den Forderungen des Fortschrittes bereitwillig
nachgibt. Es sei auch daran erinnert, dass die Dampfer der
Linie Ostende—Dover die schnellsten sind, die im Kanalverkehr
fahren, und dass durch die vorerwähnten neuen Schiffe die
Zahl der mehr als 24 Knoten leistenden Dampfer der Linie auf
fünf steigen wird. Im Jahre 1903 ging der belgische Staat den
anderen Linien voran, indem er auf seiner Kanallinie funken¬
telegraphische Stationen einrichten Hess, die gegenwärtig voll¬
ständig erneuert werden und namentlich die Vorrichtung zum
beständigen Hören erhalten, so dass sie den höchsten Ansprüchen
des Schiffsverkehrs genügen werden. In bezug auf Sicherheit
werden die neuen Dampfer vorzügliche Einrichtungen erhalten:
die Schotten sind zahlreich und die wasserdichten Tttren
arbeiten nach dem Stoneschen System dergestalt, dass sie
Nr.3 iDQQQQQ Q Q OOQQ0Q ( ^ ^eg^^^gill DEUTSCHLAND
gleichreitig durch einen Apparat von der Kommandobrücke aus
geschlossen werden können. Die auf den Decks angebrachten
Rettungsboote der Linie waren stets so angebracht, dass sie den
Anforderungen des britischen Handelsamtes entsprachen; auf
den neuen Dampfern wird die Tragfähigkeit der Boote um 30" ^
vermehrt. Kurzum, die Reisenden, die im Kanalverkehr die
neuen belgischen Turbinendampfer benutzen werden, finden
dort Verhältnisse in bezug auf Sicherheit und Bequemlichkeit,
wie sie bisher noch nicht geboten wurden. Im Monat März d. J.
haben die Dampfer der Linie Ostende- -Dover 10746 Reisende
befördert gegen 5714 im März v. J. Während der drei ersten
Monate d. J. waren es 22529 Reisende gegen 15760 in dem
gleichen Zeitraum vorigen Jahres.
Kaiserjubiläumswettfahrt der Motorboote. Der
Kaiserliche Automobilklub, der Kaiserliche Jachtklub, der
Deutsche Motorklub und der Motorjachtklub von Deutschland, die
gemeinsam die Kaiserjubiläumswettfahrt der Motorboote am 13.
und 14. September auf dem Müggelsee veranstalten, veröffentlichen
jetzt die Ausschreibung für die Wettfahrten. Das Programm ist
auf zwei Tage ausgedehnt worden, da gleichzeitig wegen
Ausfalls der diesjährigen Bodenseewoche der Wettbewerb um
den Lanzpreis auf der Müggel zum Austrag gelangt. Ausser
den üblichen Klassenkämpfen und Handikaps werden die Wett¬
fahrt um den Lanzpreis sowie der Kampf um die Kaiser¬
jubiläumspreise den Mittelpunkt der Veranstaltung bilden.
Die Jubiläumspreise sind Geldpreise im Gesamtbeträge von
5000 Mk., die vom Kaiserlichen Automobilklub und Kaiser¬
lichen Jachtklub gestiftet worden sind. Es ist damit einem in
manchen Kreisen der Motorbootbesitzer längst gehegten Wunsch
nach Geldpreisen Rechnung getragen worden.
Braunschweig als Mittelpunkt des deutschen
Luftschiffverkehrs,
Seit Graf Zeppelin den ersten Beweis von der Lenkbarkeit
seiner Luftschiffe erbracht und die Gebrüder Wright die ersten
Erfolge mit ihren aus eigener Kraft sich erhebenden Flugzeugen
erzielt haben, ist die Luft¬
fahrt aus dem jahrhunderte¬
langen Stadium der theo¬
retischen Versuche in das
der praktischen Entwicke¬
lung getreten. Sie ist von
Jahr zu Jahr weiter vervoll¬
kommnet worden und mit
überraschender Schnelligkeit
dem Ziele, eine gefürchtete
Kriegswaffe und ein
schnellesVerk ehrsm ittel
XU werden, zu gesteuert. Nun
gilt es, die Errungenschaften
auf diesem Gebiete unserem
Vaterlande so schnell wie
möglich und in tunlichst
umfassender Weise nutzbar
XU machen.
Der weitere Ausbau der
deutschen Luftschiffflotte ist
davon abhängig, dass an
den Hauptverkehrspunkten
LiUftschiffhallen errichtet
werden, die den Luftschiffen
eine vor Wind und Wetter
g^eachützte Unterkunft ge¬
währen. Es sind daher ausser
der Halle in Friedrichshafen
bereits solche in Baden-
Baden, Frankfurt a. M.,
Düsseldorf,Ham bürg,
Potsdam, Leipzig und
Gotha errichtet, andere, wie
die in Dresden, München,
Stuttgart, Hannover,
Bremen und Emden sind
entweder bereits im Bau,
oder ihr Bau ist vorgesehen
und wird in allernächster
Zeit ausgeführt. Zu diesen
Hallen kommt nun auch die
in Braunschweig, deren
Bau binnen Jahresfrist nun so gut wie gesichert ist. Der
Luftschiffhafen Braunschweig wird, dank der günstigen Lage
der Stadt, bei dem sich mehr und mehr entwickelnden Luft¬
schiffverkehr eine ganz besondere Bedeutung erlangen. Die
Wege von Berlin zum Rhein (Düsseldorf, Frankfurt a. M.),
vom Süden über Mitteldeutschland (Leipzig), nach dem Norden
(Hamburg), von Berlin zur Nordsee (Bremen, Emden, auch
Hamburg) kreuzen das Herzogtum; so ist Braunschweig wie
geschaffen, ein Kreuzpunkt aller wichtigen deutschen Luft-
schiffnhrtwege zu werden.
Deutlicher, als dies viele Worte vermögen, zeigt die unten¬
stehende Karte, welche hervorragende Stellung Braunschweig
im deutschen Luftschiffverkehr einnehmen wird. Diese Karte ist
eine verkleinerte Nachbildung des Plakats, das die Hamburg-
Amerika-Linie in die Welt versendet, um Reklame für
das neue Unternehmen zu machen. Bekanntlich hat die Ham¬
burg-Amerika-Linie den alleinigen Vertrieb der Fahrkarten für
den Luftschiffverkehr der Deutschen Luftschiffahrts-
Aktien-Gesellschaft in Frankfurt a. M. übernommen
und ist mit den übrigen deutschen Schiffahrtsgesellschaften
lebhaft an einer Ausgestaltung des Luflschiffvorkehrswesens
interessiert, das insbesondere eine grosse Anziehung auf die
ausländischen Reisenden ausüben dürfte. Braunschweig ist von
fertigen Luftschiffhallen kreisförmig umgeben, während in der
Peripherie dieses Kreises noch eine weitere Anzahl von Hallen
für das Jahr 1913 geplant ist. Es sind dies die mit eiförmigen
Zeichen versehenen Städte.
Die Stadt Braunschweig nimmt sich auf der Karte aus wie
eine Spinne in ihrem Netze. Die schwarzen starken Linien
geben die bislang schon bestehenden Verkehrswege wieder;
die punktierten Linien kennzeichnen die neuhinzutretenden
Linien dieses und des nächsten Jahres, wie sie von der Deutschen
Luftschiffahrts-Aktien-Gesellschaft (Delag) in der Voraussetzung
einer rechtzeitigen Fertigstellung der vorgesehenen neuen Hallen
festgesetzt sind. Danach kreuzen Braunschweig in den aller¬
nächsten Jahren nicht weniger als 8 F e r n 1 i n i e n, und es wird
die Stadt dadurch zum unbestrittenen Zentrum aller Haupt¬
linien in Deutschland. Dabei ist in dem mit der Delag abge¬
schlossenen Vertrage vorgesehen, dass auch alle künftigen
Luftverkehrslinien über Braunschweig geleitet werden müssen,
wenn die direkte Luftlinie zwischen Ausgangs- und Zielort
Braunschweig oder seine Umgebung in einem Umkreise von
152 (iDQQQQ«x> (»QQQQQQQOQQ ^99089S) DEUTSCHLAND @K3e8t«ee eoooeGeeooooeeeee gi
loo Kilometern schneidet. Dieser Umkreis reicht noch Uber
Magdeburg erheblich hinaus, umkreist in weitem Bogen Han¬
nover (55 Kilometer von Braunschweig), den Harz usw. und
sichert für die weite Zukunft von 30 Jahren Stadt und Land
Braunschweig in einzigartiger Weise.
In dem mit dem Braunschweiger Verein für Luft-
schiffahrt abgeschlossenen Vertrag verpflichtet sich die Delag
auf allen Fahrten, die zwischen Frankfurt a. M. und Hamburg,
zwischen Berlin und Düsseldorf, zwischen Leipzig und Hamburg,
zwischen Berlin und Bremen, zwischen Emden und Berlin
unternommen werden. Braunschweig als Zwischenhafen
anzulaufen. Eine Ausnahme findet nur statt, wenn Mitfahrende
von oder nach Braunschweig sich nicht gemeldet haben und
gleichzeitig ungünstiges Wetter oder Bedenken technischer
Art eine direkte Durchführung der Fahrt ohne Zwischenlandung
wünschenswert erscheinen lassen.
Ferner wird die Delag zum ständigen Aufstellen
eines Luftschiffes in der Braunschweiger Luftschiffhalle
auf eine Gesamtdauer von jährlich 30 Tagen bereit sein, um
von dort aus Fahrten in die nähere und weitere Umgegend
(z. B. nach dem Harz) und zurück zu veranstalten. Sie ist
hierbei die Verpflichtung eingegangen, die Fahrten so zu wählen,
dass die verschiedenen Kreise des Herzogtums
alljährlich davon berührt werden.
Die Aufbringung der Kosten für den Bau der Halle und die
Herrichtung eines Flugplatzes, der Braunschweig auch zu einem
Flugstützpunkte macht, soll durch Gründung einer
Gesellechaft auf gemeinnütziger Grundlage erfolgen.
Geplant ist eine drehbare Halle, denen man jetzt eine
Länge von i6a Metern, eine Breite von 30 Metern und eine
Höhe von 25 Metern gibt. Von den gegenwärtigen Luftschiffen
hat die „H a n s a** eine Länge von 150 Metern und einen Durch¬
messer von 14 Metern, die im Bau begriffene „Sachsen“ eine
Länge von 140 Metern und einen Durchmesser von 16 Metern.
Die Marineluftschiffe neuesten Typs weisen eine Länge von
160 Metern und einen Durchmesser von 15 Metern auf. Eine
solche Halle kostet etwa 540000 Mark, dazu kommt noch die
Maschinen-AusrUstung und die innere Einrichtung, die etwa
240 000 Mark kosten dürfte.
Für die Errichtung des Braunschweiger Luftschiffhafens
hat man ein sehr geeignetes Gelände im Norden der Stadt
gefunden, das sog. Aerkeröder Feld, das dem Kloster- und
Studienfonds des Herzogtums gehört. Es ist 47 Hektar gross,
liegt zwischen dem städt. Wasserwerke und dem sog. Dowesee
und hat unter starken Bodenwinden nicht zu leiden. Das
Gelände wird durch einen der Stadt gehörenden Geländestreifen
noch vergrössert.
Staat und Stadt kann man beglückwünschen, dass sie durch
ihr weitherziges, grosszügiges Entgegenkommen die Verwirk¬
lichung einer Aufgabe ermöglicht haben, die dem Lande
Braunschweig und der Landeshauptstadt neue Bahnen der
Entwicklung eröffnen. A. Sattler (Braunschweig).
Die Sieger im Prinz-Heinrich-Flug. Der Prinz
Heinrich-Flug brachte folgendes Ergebnis: Den Kaiserpreis
erhielt Leutnant Canter, ausserdem den Prinz-Heinrich-Preis
der Lüfte, den ersten Zuverlässigkeitspreis erhielt v. Hiddessen,
den zweiten Zuverlässigkeitspreis Canter, den dritten S ch 1 e g e 1,
den vierten J o 1 y, den fünften Carganico; den zweiten Prinz-
Heinrich-Preis der Lüfte erhielt Ganters Beobachter, Böhmer,
den dritten Geyer; den Ehrenpreis des Statthalters erhielt
Freiherr von Thuena, den Ehrenpreis des Prinzen Anton von
Hohenzollern Freiherr von Haller.
-H
Automobilwesen. H
__=H
Taunus-Rundfahrten. Der Besuch des Taunusgebirges
in bequemen Auto-Omnibussen wird Einheimischen und Fremden
auch in diesem Jahr durch den Frankfurter Verkehrs-Verein zu
verhältnismässig billigem Preis ermöglicht. Gerade in diesen
ersten Frühlingstagen sind solche Fahrten, die in wenigen
Stunden die ganze Schönheit des Taunusgebirges erschliessen,
von besonderem Reiz. Eine Versuchstour führte über Höchst,
Hofheim, Eppstein, Jdstein, Neu-Weilnau, Usingen, Saalburg
und Homburg nach Frankfurt zurück, bergauf und bergab, durch
frische Wälder, grünende Täler und blühende Alleen. Vorerst
steht für diese Fahrten ein 35pferdiger Omnibus zur Verfügung,
der für die Verbindung Bullay-Bad Bertrich bestimmt ist
und 19 Personen Sitzgelegenheit bietet. Fortan sollen solche
Fahrten, soweit das die Nachfrage ergibt, täglich unternommen
worden, namentlich auch während der Zeit des Sängerfests.
Theater, festliche und sport¬
liche Veranstaltungen
Der Kronprinz hat auf Antrag der Tumvereinigung
Berliner Lehrer die Beschaffung eines Wanderpreises für
die besten Leistungen der Gemeindeknabenschulen bei den
Wettkämpfen im Barlauf, Schlagballspiel und Eilbotenlauf auf
den Spielfesten der Vereinigung beschlossen.
Veranstaltungen in den Monaten Juni-Juli.
31. Mai und i. Juni: In E s s e n Gebirgsfest des Sauerländisdien
Gebirgsvereins, anschliessend an die Ausstellung »Das
Sauerland in Wort und Bild“.
31. Mai bis i. Juni: In Bad Godesberg Turnsportliche Ver¬
anstaltungen des X. Bezirks des Sieg-Rheingaues (Kreis VUlb)
der Deutschen Turnerschaft.
Im Juni: In Barmen Städtewettkampf der Turnerschaft.
I. Juni (statt 31. Mai): In Coblenz Beleuchtung des Bhren-
breitsteins.
I. Juni: In D r e s d e n Pferderennen.
I. und 4. Juni, g. und 13. Juli: ln Mülheim (Ruhr) Pferderennen.
I. — 4. Juni: In Neustrelitz Landesschützenfest.
3. —13. Juni: In Berlin Festvorstellungen im Königl. Opern¬
haus und im Königl. Schauspielhaus mit auserwähltem
Programm.
4. Juni: In Geldern Kaiserbesuch aus Anlass der Zwei¬
hundertjahrfeier des Herzogtums Geldern.
6. Juni, 17. Juli, 7. August und 9, September: In Dresden
Grosse Radrennen.
7. Juni: ln B o n n Grosser Blumenkorso, bengalische Beleuchtung
der Poppelsdorfer Allee, des Kreuzberges, der MÜnsterldrche.
7. u. 8. Juni: In Schwerin Sportliche Wettkämpfe ver¬
schiedenster Art um wertvolle Preise.
7.-9. Juni: In C r e f e 1 d loojährige Feier des 2. Westf. Husaren-
Regiments Nr. ii.
7.—9. Juni: In Wiesbaden Motorjachtfahrt mit Blumenkorso.
7. —II. Juni: In Hirschberg Schlesischer Provinzial-Bundes-
schützentag.
8. —IO. Juni: In Köln 89. Niederrheinisches Musikfest.
6.—II. Juni: Rheinfahrt des Motorjachtklubs von Deutschland:
Man nheim—Bie b rieh (Wiesbaden)—C ob lenz — Bonn
K ö 1 n—Düsseldorf.
8. Juni: ln Berlin Einweihung des neuen Stadions, imter
bedeutender Beteiligung der Deutschen Turnerschaft.
8. Juni: ln T r i e r Ruderregatta des Saar-Mosel-Regatta-Verbandes.
8. Juni: In Dresden Radrennen.
9. —12. Juni: In Schwerin Tennis-Wettkampf.
II. Juni, 6. Juli, 4. August: In Heidelberg Schlossbeleuchtungen.
II. u. 15. Jimi: In Crefeld Eröfifnungsrexmen auf der neu¬
erbauten Pferderennbahn.
14.—17. Juni: In Stuttgart 25. Württ. Landes- undjubüäums-
schiessen 1913.
14. —19. Juni: In Barmen 5. Rhein.-Westf. Gaukegeln.
15. Juni: In Magdeburg Pferderennen (Sächsisch-Thüringi¬
scher Reiterverein).
15. Juni: ln Halle a. S. Regatta auf. der Saale.
15.—16. Juni: In M a i n z Ruderregatten.
17.-22. Juni: In Hannover Sport- und Festwoche.
19. —21. Juni: In Augsburg Anwesenheit der Pankgrafen von
Berlin,
22. Juni: In Magdeburg Internationale leichtathletische Wett¬
kämpfe.
22. u. 25. Juni: In Düsseldorf Grosse Rennen des Dttssel-
doifer Reiter- und Rennvereins.
22. Juni bis 31. August: In S i n g e n (Hohentwiel) jeden Sonntag,
nachmittags 3 Uhr, Hohentwiel-Festspiele. Zur Aufführung
gelangen: „Die Lützowerin“, „Die versunkene Glocke" und
„Wilhelm Teil“.
Mitte Juni: In Dresden Ruderregatten.
Mitte Juni: In Fulda Volksfest im Schlossgarten.
22. Juni: In Halle a. S. Blumenkorso auf der Saale, ver¬
anstaltet vom Verkehrs-Verein Halle.
24. Juni: In Karlsruhe Feier der Eröffnung des Rheinhafen¬
nordbeckens in Verbindung mit der Jahres-Versammlung
des Vereins der Rheinschiffahrtsinteressenten.
27. Juni bis 3. Juli: In Kiel Kieler Woche 19x3.
29. Juni: In Karlsruhe Regatta auf dem Rheinhafen.
29. Juni bis 17. Juli: In Düsseldorf Festspiele des Rheinischen
Goethe-Vereins im Stadttheater.
30. Juni bis 5. Juli: In Heidelberg Historische Sdiloasfeate
mit Ritterturnieren.
Nr.3 IB 39 e 88Q QQ098Q 9 3 38 9 98 38989 g a DEUTSCHLAND
fl.—4. Juli: In Münster xoojähriges Jubiläum des Inf.-Reg.
Herwarth von Bittenfeld Nr. 13.
Ab 3. Juli: In Bonn Internationales Tennis-Turnier.
4. -7. Juli: In Bonn 5ojähriges Jubelfest der Feuerwehr mit
reichhaltigem Programm.
5. und6. Juli: In M a g debur g Kreischwimmfest des Kreises III
(Mitteldeutschland).
5.—7. Juli: ln Mannheim Deutschlandfahrt der ,,American
Society of Mechanical Bngeneers*'.
5.-8. Juli: ln Stuttgart Sommerfest und Sommerschiessen
im Schützenhaus.
5.—8. Juli: In Ludwigshafen Parkfest, hervorragendes
pfälzisches Volksfest.
5. —xo. Juli: ln Neuwied 27. Rheinisches Bundesschiessen.
6. Juli: In Mannheim Oberrheinische Regatta.
6. Juli: In S ch w e 1 m Pferderennen.
6. Juli: In Barmen Radrennen.
6.—g. Juli; In Travemünde Wettfahrten des Lübecker
und Norddeutschen Regatta-Vereins, anschliessend an die
Kieler Woche.
6.—X3. Juli: In Zoppot (Ostseebad) Sportwoche mit äusserst
reichhaltigem sportlichem Programm.
6.—X3. Juli: In Mainz Verbandsschiessen des Mittelrheinischen
und Pfälzischen SchUtzenbundes; 29. Juni bis 5. Juli ebenda
Vorwoche zu dem Verbandsschiessen.
XO. Juli: ln Warnemünde Regatta des Grossherzoglich
Mecklenburgischen Jachtklubs.
XO.—X3. Juli: In Augsburg Allgemeines Tennis-Turnier.
xo.—X7. Juli: In Kiel Flugwoche.
xfl.—14. Juli: ln Godesberg Nationaler Gesang Wettstreit um
wertvolle Preise.
12.—14. Juli: In Augsburg Schwäbisch-Bayrisches Sänger¬
bundesfest.
X2.—14. Juli: In Bonn Rheinisch-Historische Festspiele mit
xooo Mitwirkenden in historischen Kostümen.
X3. Juli: In Magdeburg Pferderennen (See-Jagd-Rennen).
17.—x8. Juli: In Kiel Zusammenkunft der Hessischen Landes¬
gruppe des Deutschen Flottenvereins Mainz.
20.—21. Juli: In Augsburg 6. Lechgaufest der bayr. Gebirgs-
trachten-Erhaltungsvereine.
flo. u. 23. Juli, sowie 14. September: In Krefeld Pferderennen.
20.-27. Hildesheim Volksfest mit historischem
Festzug (4. Juli).
30. Juli bis x6. September: In M U n ch e n Festvorstellungen im
Königl. Prinzregententbeater und im Residenztheater.
Kongresse u. Versammlungen
Die Verkehrs-Vereine und Verwaltungen bitten wir um rechtzeitige
Angabe der jeweilig stattfindenden grösseren Veranstaltungen. Die Iled.
Tagung des Reichs verban des der Deutschen
Presse. Die Delegiertenversammlung des Reichsverbandes der
Deutschen Presse findet bekanntlich in der Zeit vom 31. Mai
bis zum 3. Juni in Düsseldorf statt. Bingeleitet wird die
Tagung am 31. Mai mit einem vom Verein Düsseldorfer Presse
veranstalteten Begrüssungsabend in der Tonhalle. Am i. Juni
gibt die Stadt zu Ehren des Verbandes im Kaisersaal der Ton¬
halle ein Festessen. Bei den Verhandlungen werden sprechen:
Dr. Hermes Über „Die Aufgaben der Presse in Krisenzeiten**,
Rippler und Dr. Grantoff über die „Behandlung von militärischen
Nachrichten durch die Presse**, Dr. Spahn jun. Uber das Reichs¬
zeitungsmuseum, Dr. Mohr Uber die Vorbildung der Journalisten
und StoiTers über paritätische Schiedsgerichte. Es sind Anträge
gestellt auf Errichtung eines Erholungsheims, Einrichtung einer
UnterstUtzungskasse für Stellenlose und einer Sterbekasse.
21. —28. Mai: In Strassburg General-Versammlung des Ver¬
bandes der Dentisten im Deutschen Reich.
22. u. 23. Mai: In Nürnberg Süddeutscher Müller-Kongress.
22. -24. Mai: In Wernigerode 60. Versammlung der Gas-
und Wasserfachmänner Sachsens und Thüringens.
23. -25. Mai: In Düsseldorf Fünfter Verbandstag des Ver¬
bandes der Kaufleute-Beisitzer der Kaufmannsgerichte
Deutschlands (E. V.).
23. —26. Mai: In Halle a. S. Kongress der Kaffeehauswirte
Deutschlands.
24. Mai: In Bernburg Haupt-Versammlung des Sparkassen-
V erban des Sachsen- Thür in gen - Anhalt.
24.-25. Mai: In Hildesheim Versammlung des Bundes
Deutscher Militäranwärter, Provinzialverband Hannover.
24. - 27. Mai: In N ü r n b e r g Haupt-Versammlung des Deutschen
Spediteur Vereins.
25. Mai: In Stuttgart General-Versammlung des Württem-
bergischen Weinbauvereins.
25. Mai: In Iserlohn Distriktsitzung des Distrikts XIII (Rein¬
provinz-Westfalen) von Deutschlands Grossloge II des
Guttemplerordens (I. O. G. T.).
25.-26. Mai: In Bonn Kongress des Rhein.-Westf. Rabatt¬
sparvereins.
25.-27. Mai: In Düsseldorf Gen.-Vers. des Reichsverbandes
der Hutdetaillisten Deutschlands, verbunden mit Moden¬
wahl und Fachausstellung.
25. -28. Mai: In Dortmund Kongress für Volkswohlfahrt.
26. Mai: In K i e 1 Tagung des Deutschen Werkmeisterverbandes.
27. —30. Mai: In Halle a. S. Verbandstag Deutscher Cafötiers.
29. Mai: In Coblenz Tagung des Rheinischen Bauernvereins
im Verein mit dem Verband rheinischer Genossenschaften.
29.—31. Mai: In B remen Konferenz der Statistiker des Reiches
und der Bundesstaaten.
29.—31. Mai: In Düsseldorf General-Versammlung der
Gesellschaft für soziale Reform.
29.—31. Mai; In Wernigerode (Harz) Städtetag der Provinz
Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
29. Mai bis x. Juni: In Coblenz Tagung des Verbandes
Deutscher Beamtenvereine.
30. Mai bis i. Juni: In Dortmund Verbandstag des Ver¬
bandes der deutschen Baugenossenschaften.
30. --31. Mai: In Köln Tagung des Deutschen Schulschiffvereins.
31. Mai bis i. Juni: In T rier Verbandstag der Sanitätskolonnen
der Rheinprovinz.
31. Mai bis 2. Juni: In MÜnste r Verbandstag des Rhein.-Westf.
Stenographen-Verbandes (System Gabelsberger).
Im Juni: In Stuttgart Kongress des Verbandes Deutscher
Kunstvereine.
Im Juni (voraussichtlich): In Stuttgart Delegiertentag des
Deutschen Verbands der Journalisten- u. Schriftstellervereine.
Im Juni: In Neustrelitz Tagung des Märkischen Forstvereins.
2.-4. Juni: In Breslau Haupt-Versammlung der Deutschen
Kolonialgesellschaft.
Mitte Juni: In Wyk a. Föhr Schleswig-Holsteinischer Städtetag.
4.-6. Juni; In Stettin Feuerwehrkongress.
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HOTEL ETPLAHADE
Das Vollendetste auf dem üebiete der modernen
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens.
7. Juni: In Nürnberg 42. ordentliche General-Versamm-
lung des Internationalen Hotelbesitzervereins.
8. Juni: In Berlin Intern. Kongress für Leicht-Athletik.
1.-7. Juni: In Saarbrücken Haupt-Versammlung des Rheinisch-
Westfiilischen Sparkassen-Verbandes.
I.—7. Juni: In Nürnberg Haupt-Versammlung des Verbandes
der Rechtsauskunftstellen.
.— 8. Juni: In Cassel Tagung des Deutschen Vereins für
Volkshygiene.
i.— IO. Juni: In Heilbronn Jubiläumstag des Allgemeinen
Deutschen Automobilklubs Gau XII Württemberg und Hohen-
zollein mit automob., flug- und motor-sportl.Veranstaltungen.
. u. 9. Juni: In Nürnberg Hauptversammlung des Südd.
Messerschmied-Verbandes.
.—9. Juni: In Duisburg Kongress des Allgemeinen Deutschen
Realschulmänner-Vereins und des Vereins für Schulreform.
.—II. Juni: In Nürnberg Verbandstag der elektrotechnischen
Installationsfirmen Deutschlands.
.—15. Juni: In Ilmenau (Thür.) Tagung der Forstwirte.
1. —13. Juni: In Bremen 40. Tagung des Deutschen Gastwirte¬
verbandes.
2. —14. Juni: In Trier Haupt-Versammlung der Vereinigung
der Elektrizitätswerke.
5 -—17« Juni: In Stuttgart Süddeutsche Buchhändlermesse
mit General - Versammlung des Süddeutschen und des
WUrttembergischen Buchhändlervereins.
5 .—20. Juni: In Trier Bundestag des Bundes deutsch. Gastwirte,
u. 18. Juni: In Nürnberg Besuch des Techn. Lehrerinnen-
Seminars in Dortmund.
h —22. Juni: In Düsseldorf 5. Generalversammlung des
Deutschen und Oesterreichischen Rechtsschutzverbandes
für Frauen.
o. Juni: In Nürnberg Tagung des Vereins zur Erhaltung
der deutschen Burgen.
2.—24. Juni: In T h o r n Westpreussischer Städtetag.
2. —27. Juni; In Kiel Tagung des Verbandes der Haus- und
Grundbesitzer-Vereine Deutschlands, sowie Tagung des Ver¬
bandes Deutscher Färberei-und chemischerWäschereibesitzer.
4-—25. Juni: In Heilbronn Haupt-Versammlung des Vereins
für vaterländische Naturkunde in Württemberg.
5.-28. Juni; In Köln Kongress der Heizungs- und Lüftungs¬
fabrikanten.
7*—30- Juni: In Stettin Kongress des Vereins für Jugendspiele.
8. —30. Juni: In Cassel Tagung des Verbandes der Vereine
Kreditreform.
9. —30* Juni: In Düsseldorf Besuch der American Society
of Mechanical Engineers.
.— 4. Juli: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Buch¬
händler-Innung.
.—5. Juli; In Elberfeld Tagung des Deutschen Aerztetages.
•— 5 * Juli (voraussichtlich); In Düsseldorf Tagung des
Verbandes Rheinisch-Westfälischer Landgemeinden.
.—6. Juli: In Paderborn Westfälischer Städtetag.
. Juli: In Düsseldorf Verbandsfest der evangel. Gesellen-
Vereine Rheinlands und Westfalens.
|. Juli: In Rottweil Verbandstag der Württembergischen
Gemeindeunterbeamten.
).—22. Juli: In Breslau Haupt-Versammlung des Verbandes
Deutscher Handlungsgehilfen (Sitz Leipzig).
3. -22. Juli: In Dortmund Schneider-Verbandstag von Rhein¬
land, Westfalen und Hessen-Nassau, verbunden mit
Lehrlingsausstellung.
Zeitangaben der im Mai und Juni 1913 In Leipzig
stattfindenden Tagungen und Veranstaltungen.
23. u. 24. Mai Verein der Ingenieure der k. k. ÖaterreichiBchen
Staatsbahnen, gern. Besuch. ^
23.-25. „ Verband Deutscher Fabrikanten^^'^_9n Eisen- und
Metallwaren, Werkzeugen, Haus- und Küc^n-
geräten, Kunst- und Luxuswaren.
23. -26. „ Verband Deutscher Eisen Warenhändler.
25. „ Leipziger Automobil-Klub.
30. Mai bis i. Juni: Verein beratender Ingenieure.
31. Mai: Beleuchtungstechnische Gesellschaft.
I. Juni: Eisenbahntechniker-Verein, Leipzig.
I. „ Nationales Schwimmfest.
1. —3. „ Kongress der Sächsischen Hausbesitzer.
5. u. 6. „ Deutscher Werkbund. ■'
6. „ Oesterreichischer Ingenieur-und Architekten-Verein,
gern. Besuch.
7. -9. „ Deutscher Techniker-Verband.
8. „ Deutscher Metallarbeiter-Verband, gern. Besuche- ::
8. u. 9. Juni Deutsche Fischhändler.
8. u. 9. „ Deutsche Gesellsch. für Verbreitung vonVolksbildungd'
8.—10. „ Deutscher Schlossertag.
9. „ Gewerbe-Vereine Nordböhmens, gern. Besuch.
9. „ Verband der Mecklenburgischen Gewerbe-Vereine«
8.— II. „ Hauptverband Sächs. Gewerbl. Genossenschaften.
8.— II. „ Landes-Verband von Handwerker-Genossenschallen
im Königreich Sachsen.
lo.u. II. „ Verband der Vereinigten Baumaterialienhändler
Deutschlands.
14. „ Bund der Landwirte.
16. u. 17. „ Verband der Deutschen Tiefbau-Unternehmer und
Deutsche Tiefbau-Berufs-GenossenschafL
19. „ Verein der ehemaligen Schüler der landwirtschaft¬
lichen Winterschule zu Merseburg.
20. „ Verband Deutscher Bühnentechniker.
21.U.22. „ Verein Sächsischer Richter und Staatsanwälte^ '
24. U.25. „ Verein Deutscher Ingenieure.
26.-28. „ Arbeitgeber-Schutzverband für das Deutsche Hol»-,
gewerbe.
26.—30. „ Deutscher Beton-Verein.
28.U.29. „ Landes-Verband Sachsen des Deutschen Vereins
gegen den Missbrauch geistiger Getränke. •-
30. „ Verein der Deutschen Gas- und Wasserfachmänner,
gern. Besuch.
20.
21.U.22.
24.U.25.
26.-28.
26.—30.
28.U.29.
Ausstellungen
Gleichwie der wachsende Nationalwohlstand in hohem Masse
fördernd auf den Reiseverkehr eingewirkt hat, so ist auch das
Ausstellungswesen in den letzten Jahren derart in Blüte geraten,
dass die Fülle der Veranstaltungen fast beängstigend wirkt;
beängstigend, weil einmal Bedenken auftauchen ob des wirt¬
schaftlichen Erfolges und anderesteils, weil die grosse Zahl der ■
Darbietungen eine gewisse Verflachung befürchten lässt. Ab^.
gesehen von wenigen Ausnahmen sind diese Befürchtungen.,
nicht eingetroffen. Neben dem günstigen Einfluss des steigeor -
den Volkswohlstandes auf den Verkehr und das Ausstellungs-'
wesen bietet sich uns aber noch eine andere erfreuliche. Brv
Kaiserhof EssenKI
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ai:Uf idfriti. üiA» der Eririntr^ng 3n J^süe ^uhm’fQUen Tage
Vör töo irt alle ^ukuDit gc^B-eLiit bleibe p mrd, im An-
gealcixt des Rtibime^maleä des gewaltigen am die
deutsche TTreüseii gegen die Sklaverei dcÄ KOTsetir d«s Leipsigsrr
1 achtden itmaTs.
MaCb def ^fsien grosseü Facb-Weti^au^gij^Juag, der Drcsde-oer
IHygiene-Aüftstelltiiig im Jahre lat; Fach-
■ Weltauasiehting ajn 3 - JMarim Beisein ^^>5^ Königs von ääcEitSt*rj
f«j^lick cröffTiel wörd^-
I«i Zyge der neuep PtachistfAsse d©*' Ökt^befi: die vom
InneTn der Stadt aacb dem VdlkerEchla^ihtdep^mal führt
liegt der Haupteiügang ep der Erna f Kilpriheter
dier neuen Sttassa leitetj, sphnh feriij^gasteUt Ptid. um poch des
belebeudep Eapmsfhtnaakes eptbehrendr ««1 dl* Stellung zti.
RücIdi^Hrta gewaiidt ^ehl man die j^iicis^e der HaJb-
milUonenatadl in ihrefl kSbafaktötisdächah HiSh cp unkten, unter
denen das Wahra^eichen daa neuen dfer Räihaufiturm,
WahA ua vo tr agt , i m H alb krei se au äg ehf ^dr: Rech ta n t agi i n
der Kahe die npeh im Sau bcfindilchö fdesigebe Gedächtnis'
hhehe aüL Na^h Vom sbhli^äjs^t. di^ mdastge upd dach eUganie
P^axnide de^ Völker&chtachtdfestkmals das Bild* Zwle’Ch^üt : 4 eh
T»il dntischea Säulen ge^ie^ten SchmaJfrantep der KlhgiftPgSf-
gebäude,, wdeise die Feuerwebr-t Polieei- tfctd Sanitär^^racbe
so wit 4^13 klein an Vd / tr agssAil b eher b« rg e n, und * wfli : ■ ffon
Löwea gekriinten Pö&tementen betreten wir das AueweTlunea^
galäpda* Bin wehar^i duakkr Äyprassenhain rnfthnt mit aTnat^-
Willkotnxpehsgrüsfi sinnvoll d^aft+ dass wir ans auf dbm :Hu^
gatränkten Geftlde der Leip^i^er VÖIker^chlAhht' beenden. Doch
SO fö tt f ü hre n uns ^wai ^ grostä Bl U m augä^rtep ttiii üp*p i g erp
HlUtapdor, die einen T^eiJ.hhtspirihghriinhati' ttmrahtp^hi wiad#r
ins bltSheube Laben jEprUckL
V Doch nun weiter dai StTi^se das :tia> ÖkSObar. Da etehen
imks und rechts vop; :dam LepuhtapHhgbium^ sweV Haupt-
. i^bäudö der Ausstellhhfir -^P 4»s piäcbtig^v weitgedeiliAla
HaiipnegtAurant mit s<i&äh*P 'TarrasiPeopläta«:n, recht# dm Haupt*
BUsstellungshQlIe^ die die Baukunst, RaumkUDSt, die Bausto^e;,
Kunatgawerbe und Indcfltria iftigen wird. Auf da^n grpssahy
fredeh VprpUts aistehl ein prachtvoller Rosarigarien- Eine wane,
Tund* 2 ^ RepTäftcnrntionshälle tnit prunkander und doch picMiöhtar
Ol'asdackung io den Leipziger Farben leitet in die AusatalUUigA"
baulicbkeiten ein* t 3 gletchiäUs in den Leipziger Farbao bamaita
mächtige dorische Säulen tragen tifls Rund^: 5p dati dahinteir
liegahdax;, Indusiriehallie* biidaii dte tuachttgah^ hadgtÜutjri
iwöjbebagen zii dam H^ilbraun Seitauwähde gasaÄiriswk-
vollifrp FarbapkonirÄsVL Ein groas^Ä, buntes.ölaafepstar nilt dem
(ila Walikdgat trägaudai^ dar In-dtu^-ttüe gibt
' r 6t,n ■;vH fK uhgtivolle n A bhchi4Ä & • dai;;'; H alle.,'
: '.:■ W.ifi ■ traten än.. .. .Rtk^eUii\,.{grossLeh: ..'indu^iriehA.na-.;
wieder hiäi Frei«. Da, rsigv d“4S wohl eigahdttigsta Bauwerk der
Ausstellung auf, einWiaiirEaicimu Technikt das vom
deutecheo Stahlwerksyerbaöd arrii;htete grandiose ;^,MoDumetii
des. Eiseas'^ Es tat -in '4rei 'St.uökwerkao ganz aas bis zU
ä MöSer hohen Eisen-T-Tragaiti UptlE Glas gebaut und tr^ägt oben
eine vergoldete Kugel Vdö ; 9 l 4 etcc Durchpicäser* Dahtnter
lagern #ich breit di« beld*ti grossen Masebtoeo hallen, in derien
die ; eiaeftien Sklaven unsere» iptitdetpen KeitÄltera bei ihrer
Arbeit vorgeführl werdea Weher .schreitend gelangen
mr jrü d etn ölanap u nkf d fr A li ssicll u Pg| :4*r ji^ross ö,b Betp nh ai le,
Kip aussed über de a ^ ulet br b^iri 0 er un 4 leh^htser
wirkender Aufbau trägt das mächtig*, ktsppötrhn^/ ;Bio Brunnen
jß der Mitte sprudelt KübJUngT ^^päter i&ph gewaltige
Kuppelbau d^r Stadt L*ip4g als #lao 4 ig^# Ai^i^^iiellangsgehäudc
vcheMtUogi* n&islichdais groi&ae loti^esse« das auch upsere breiten
"VniltWmaaiep an dieBen Veranetaliungeur nehmen* Manche Ab 3 '
*fiel)ihhgeti der jüogeieti ^eil haben g:ei:eigt, dass-es nicht immer
4*r stÄgepaunte VergnU gungEru mtp el tu aein brau cht, de t d iö
gr^eoe jidhe^e «njheht> , im Oegedteil, Ünternehmungeo,^ wie die
|>;^depeif Hygieoe^lAii&atellung und die Düsseldptfei; Städte-
An&atcilung^ welch lettkere B. .ohne jedwedes Beiwerk üpier*.
haltender A« veranataltet wurd-ftvftugeo vpn dem gesund;^u
31Q o des V oS k e öf das tJO' 4*^beh Ausetemungeo A nx e; gj ü ihg'
und Belebfhh 4 «u«hh So erwartet wtrdeoj^dasi die io
diesem Jatsre he»bJtdera ;Äftb 1 rsi efaeb Äus^&teliungaunternehmungeo
io DeutschlaJid oacit der wi ttsöltÄftlichtm uh d id^elleu Sei te h 1 n
von. Erfolg sein wefdeu*
Fhr heute müssen wir darauf besjchr^fpkehf T^ber die
ErötSQuog der wichlig&tcsp AueBtelluiageti pur kors Jtu
henchten*
r^össleÖliing Ait* uod^ N
Habh einer yorbfedchiigungf du rieh die Freaee wurde diewe
Ausstellung am Ausst^lUngshane am Aachener
1*01 eröffnet, th tfeh Räutöeini tthi: Jahre der
HS<mdtrbimd.-AusateUung^' aum gfoas&a idisrsbehagen so mahther
Kölner gewidmet waren* Es ist eioe Städte-Ausattllung^ die
eueschÜesailich die Sntwickltmg der Stadt Köln vom r5m rischeo
Köln bis jcuna beutigeti n)ipderoeo Köln zeigen splL Diese
Auettellung ial einer Anregung de& Oberhürgermeiatefa Wallraf
xn verdanken. Der Kölner Oberbürgemief ater bsd der Ith
Jahre der ffDeutschland** bera.u 5 gegebenep . Sondet-
uumnier folgende^ Geleitsauf den Weg gegeben :
i,Die Eigenart Kßlo# Jlb^f iw Berührung peuzeidi^^
£i 3 twlckliuig mit uralteif Geschichtet Teae EhtWicktupg *
' ■■!:.'■ ^CU!^€ttL und dabei die ^phreh fcirtet grösseo Velgartgenheit
z Pffibhf Siad|vefwahuBg*^;
pETeobart Äueh th der mit Geschick uQd
goihm Gesefabftck zuaatnipebgestöllldü AüssicUupg j^Altp und
0 Nett-K^lti *^4 Voo den 3 * Aassiftfltmgs^^eß be^athsjprbcht das
HAUptlp^erease die histotfeche Gl^uppe des feiet heb gestimmten
BhWfirjOfgalt». Vph der Decke g?ü^s <50 die aalä&slich des letzten
KJaiaefbaaticlifls hergesleliten prächtigen Flaggen, ln den Nischen
aind BÜdniase der KÜlhei Bürgermeister von 1500 an bi^:
ha 4 '® i^üzeit unterg.ebfachti Beaohdera interessäblö SchäU*
£d^k€ -äinö d« s M odell dee ^n Köln und d aä R ats^ilb er
dur $cu4i.
Ab*r auch die verech jeden dp G ru p pen, wel che die Ent-:;
Wicklung des TOOdernen Stadt veränschaulichep^ bieten eine FÖHJe.
voo Anregung io guter Aüfmaehüng* Seihst: die atatistischen
Angahen hat man durch bildliche Darfetelluogen für die breite
M«r»c ach m ackhall gemaefai t -- Bih illÜBtr^iier Aaisät* Wfid
linaare Xaic/ mh den weiteren EthzcDieiteh bekannt tn^chepi
Ote iiHernatlo^ale Baufac^t*Au$stä)lung Leipzig 19!3*
^Vorhcrichi*)
im fiatipOakG GedCOkjahrC ; wo die Geßlde Leipzigs
SchmtfeefsacriphCruogftn äo den grausigen Zerstörer j^der
H^ulichch HpitutiedeTting t,in greifbarer Lebcpdigkeit
wieder ' herauf führte kr^nole . hier ah der Siätie des blutigen
Klogcoa der Völkai^ vor roo Jahren kitnn packebdercr OPdiuke
Io d^fl Wfrklichk^^r atogfi&em werdem al« in cinw gre^aeo
ImtafiaftlionBlep Au&tttllung aUe3 das v^remigt vorztifiikreUj waa
der IWabsehtnifeist erfundeti hat, üm die Stalteo, tu d^tteu sich
isö* FflbiScb t,eb*4 jedes elb*einen wje dbr tneöschlichco
■ ip ali : Ihren■; lauaenufachen. • :JUcbeb^uae’e'^^*togeo •: .ab-
a^kdt^'icinpiäi- m *tbafTeti. ' Äo eotitahÜ die -.S ^ t e r.ib a 11 o' -
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dicn^D* :f^i^ die Leipziger
Jahreekutjsli0ii&5te,lluüg Jand die AiisstelluDjf von Kunst und
Wissen sc Jr*ft angegliedty!^! ^iäd, ap i^fde sich auch in
kÜnfiig:en Jahreti jewciü^ enisp^^^cheode Nuti' und Scnder-
zweckhauteu aQ-achUeissetK.’■' ■/ '. ■
Rfe ch t e r Hjai) tj vo iri £ itigB ng > du r ch das V er^ al tung^ag: ob ä u li c
liegt ,,Ari-Leiprig Urtl der Ausatidluug» der ausser
dem später sp besprechendem ,tDörfchflu^^ URd dem Vergnügtings-
park Wöbl das: Ifll^rtes« pei deiu grösser ^^ubliküm
er^^v’fckeri wird. Der Linpsigißtf Arcbiteki ^Viti Dfecbslef bat
hier :ei'i> Sitd der Wphn^sHrfae unserer Aitvördern geaebafferi,
es in t^pbctiss^4irhäJv d^litUcbeV ; ala Abhilduugen
und Beacbrdbupjgfru vor AUg:e gesauberi Grimm ätache:^
Tor^ Feterstur, die FauUniiiFkitcbei daa atiachlieseud« OominikaneF'
kJoater ^jetzt UniVer^tät)^ Tbomatkarebej dib bislbriscbe Fleissbri^
burg: mit dem Vorbild* des J1 *ü ilge d RjitbauatürmWaH urtd
Graben uhd andet c bi^iorische S täJtteb ‘vöii A ii- Leiprig sind hier
mit Nawiretae lind biÄtnriS£:hejf 'A/ahrbeit ; wieder epaUnd^m
Grosse KtinstauisteDung t>ü&s^ldorf^L
Die DüsseidbrtAf KbTi^^tau?sste^iutlg«b sind seit ihrem üebn-
iäiit ip^n 0psittJlien Jjbf: bi he.r ata m dige n, i n 2 eitr^utheTi . V 6 n ei
;3 abi?tn wi ed^ tlte.br d c* g ge war d e h« d c pt V? eat^p
Di^ut^ciil^ods aitfd der GrirdTne^säf' d^3 kUnsti^nscbeii
ll^ünatpjaTaiatiiS K^Vae i -^SyilheXui-Fark g es Latten es der Kütistffer*
■Schbift;i-d*^ "Rabmftd, ibf träi'b^i?hlttingen recht Weit MA sp anneb».
*(»• weit,'dii£di. 'sd€..iieifait'spW'bhb.M^ ^üch-4icBii Gaai* g;*Ude^^^u■
KtJnäder ausgiebig zu Worte kdin men kdnnJtm Die Beteiiigüng
von auswärts lässt efs im,mkr klarer feervbrtrt^te^^ dass DüsseL
dotf iich icU: emem gern beaucblcn Flat« entwickelt hat, aut
Reiches, TCftret^b Of^r Auastellung^rttalfSffCift Herr
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Jahrc ig*3 salbr' cs keinem deutseben P^trS'Otco, der
eifle Rednentibüne «ü besteigen sieb veranlasst sieht« verdenken«
wenn er der grossen Zeii vor iob j^hren eingedenk iaL Vor
iQt? Jahren haben wir daiÄ Jotb der Knecbischaft abgeiscbüUeh,
^ber leider nicht in äaeben der Kirnst, gelbst der glorreiche
Krieg Mdu 1870 71 batj dies nicht iertig gebradtt, ^md lange
Jahre haben die Ffäüzoaeo aiif dem Gebiete dkt Kunst una
geistig ernährt, Unsere Besten gingen binüher nach Paria und
bolt^ sich Anregung und verfeinertezi ihren Geschmack und
br^ebte^n ihre Errungedschäften mit den deutschetl^ ihnen
angebeteueh p^ben TfettPischendf ei^ ganz btobndarak Kunat^
■, m VC a u iustatj ^ yAtÖiatn, .-sher ' dift- Ä bftU.i*.? ■ • öewiaa
geben i mm er rJödlt' d autsebä Ku nel jlingiihgc tiftcfa FariH., A ber
was bringen kühnen em äiitü ah(!3k auf dieser
AnsTsteliung ieh- m nlebt darüber
ich mb eilte bi er: W uo^ch AuÄdruck gebeh, es
uns vetgboni .s^h ipa Jahre nach dar Befi^iung
: vom p p 111 i s tii e n ioebe^ cniliich ^aueb die Befreiung vom
k S b i| t i F, i s ch e h J PSihi: zh ^rteh en, Dass eine 50 I che Befriedung
irn Gän ge Ist,: uc.b : 4 kb hb ch ^te A^n m anchem BeispiM auf
dieser Ä^ssteiluhg Büdner kam dann nochmals
däs Jahr jgjJ yiihd unsere heutige politische Läge aurbck^,; ^
: Im AhschiUk^ äh die Gröffttu ng dcf AussteHung: fand pt#c 3 i
eiher AhspragheV yoo DUsseldor:fi:;hr^phbUrg^r tjehfliiiirat L U ft g ^
4em ve^^iiönijtVall^h L eiter der Dilsseldorihzr AuasteUuhg rgoft^
djie K u th.Ü n u n g d e s A u s s te U u n g s h r unne no stsltf der
den tjttberschlls&en dea gossen Aus&teliungeauleruehmesis
^ 1 . , * , „ - .. __ gestiftet WÜtde. Der Brunnetiv eine Vcrherriicliung Jndu^
Jeicbt ent- y Werk d« Da^oldarf« Bildiiatiers C aiiittUUr..
?h^t' k ti sssi*'** ** I? ” r*'i **'****’ » ® *° ^ der au«: An.iass der EulhläMung aura Proffess&r «rosuiEit wanie.
fiichthcbfcO S&leu dos Kunalpalastcs llftgen, in denen sich die „i- a ^ n j ^ -k 1 1
„ _ . - V. V,. j . X. ^ (Auf die Auseteilung und das öeuknaal werdfco wir noch Itt
Kunstwerke so prächtig pfasientiejc.ny oder an. dem weitgehenden ^ ^ n ^ *-ir » \
i * . ötT j TU .1 I Einern besonderen lUusmerten Auf salze naher eiogehen.)
IptÄrepBu der Rbcirijan^ftt fut künstlerische Dmge mit der nicht ; -
>U verachtebdeti EeglejlftrSGbsihung äussichuireicher Verkaufs- : d6S Bchyyäbj^ChGP
ehwesn. s«ttsiver»»ätniUch itSnoen ui^d wollen die Oiijsei-; v Äibv'ereins {AlbgemäldeaussteHungj fn Stuttgart,
« ff'fl-flv“’";, : drsi^Seh.^^ er«««»o doowebe Heim.iv«eln,
t“®*“ «*11^7 : ais EiniWidffs seiner Ve rar« Lol in« geh zu Ehjea seine* ^«hrieep
fif , *“ beweg«. v^. ÄusatellunESgebäude des WÜrtWihbl KaSlvoreto.
Dt* AusateUung rst an angc^otduet . worden, dass tn dem
nfteh dem Kais^t - Wili^clm^^F4T k gehsgcoeii Vorderbaullugel
rechts Und links vöG dei:K di^ D^^ldprfeif Kün
untefgehfäicht wordea u mt rechten FfÜgtl ,iAws-
stellervcrbaud^V y,DüsJseitdiwfei:
BlidbÄuer'\ ühd s^büsseidpffe ATcbii*kter^^e im gegenüber-
ilegenden linken i^lÜgeL^^W di* VereiöJgüug'V. die
,,Friedfertigen'^ üGd dW ^Kü sowie öi« Khnttlt^:,
die krintfr Korpotatipn ^ngehSreri^ die aogtnanuten 'Wilde 11 + die
Kroot&äJe zu ihrer Verfügung, Aueserdem sind hier mehrere
Kabinette für Graphiker und für Wechselnde Monatsau«titellungeo
Dlisseldorier Küuatlifr ftingefkhtef WpFden^ Anschfiessend an
die Flügel des Vorderbäues foljgen nach rückwärts die deuvschen
und die siisländischen Säle^ - Eine dem ganzen KvmslpslasLe
auf der Rückseite Vorgelagerte zeigt in respektabler Aus-
debnUiig die von DÜESeldorfer Atchttekien veranstaltete Aus-
■sttl'i'hhg.,rlir Rauhikuhst.';.:
Die fetpffhui^ Mäi 4h Gegfrnwart des ObcN
prä^ideptäfi d^iL Rheißproviuif, E^^elleriz Ficib^rtn von Rh ai
bitben , siftr den Frh d^h Krortprih^ dev Deutschen
efngeiricblet wurde am rdv Mai uhter. Anweaeriheit d«®
Königs eröffirat Stei: bis äp Mai geöffnet Metbeb itod
gewährt nicht nur dem Khc$tlftr^ sphd^p auch dertt J^ÄtoriftfetMid
heraerqujckEudc Genüsse uhd ^mbheke »3 die gunaft
de r Sc hwäbischftu Alb, Däh 3 d^eaes Gtbir ge» vof dPBftew Stell-
j-and wie Wächter die Regel berge dea Hohen^itfen und
HohenzoHern stc^bfth Up4 bia Lichtehateid ine ttef* zchautr
ein Wandergebbge ist voll Lust uod .Wohnen Wifd j^dtm
B^suebftrldsr Ani^teUung deutiieb, dftti ÜÜnstler aber weial ftift
höch aui w«he MögUchkehtn künialeri^dher Ausbctite. Wer
ef ß 6h khi-i. ap W eg weiset d ui^t h dSd S thinf ä biachft Alb wümcht,
erhält thn k-ustentos durch InterGarioKalc äffentücftft Vipr-
k^hr^bureaui Abteilung Würiitfuiberg; W 3, Uatw den
Lind&h fügt ^^ich gut» das« die feiä Okthber wählende
G r b B K u 11 ä t 4 u äs s te 11 il n r bn dem archliekiöniscih tnerk-
würdigen u eue n R u ns t g e b 4 u de mit 4ll ihrei Reichhaltig'^
keit ihre Pioneu ebenfalis geöffnet hat, die der König bei ddT
Kinweihung des Gebäudes am 3. Mai als Wendepunkt im
Kuh stieben der Stadt und des Lande? gefeiert hat.
Nr. 3 ^08099000^0800^^8808908® DEUTSCHLAND
157
Bis za. Oktober: In Düsseldorf Grosse Kunstausstellung
im Städtischen Ausstellungspalast.
Mai — Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) ,,DeutscheKünstler-
bund-Ausstellung** mit über aooo Kunstwerken.
IO. Mai: In Berlin Eröffnung der Grossen Berliner Kunst¬
ausstellung.
ZI. — 30. Mai: In S tu tt g art Jubiläums-Ausstellung des Schwäbi¬
schen Albvereins.
15. Mai bis 15. Juni: In Zwickau (Sachsen) Ausstellung von
vorbildlichen Arbeiter-Wohnungs-Einrichtungen.
z8. Mai bis a. Juni: In Trier Eifelausstellung in der neuen
Kunstgewerbeschule.
24. Mai bis 8. Juni: In Kiel Gastwirte- und Kochkunstausstellung.
ag. Mai bis a. Juni: In Königsberg Landwirtschaftliche
Provinsial-Ausstellung.
Frühjahr—Sommer: In Darmstadt Ausstellung namhafter
Privat-Gemäldesammlungen im Stadt. Ausstellungsgebäude.
Mai—Juni: In Essen im städtischen Kunstpalast-Ausstellung
„Das Sauerland in Wort und Bild“.
Mai—Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln.
Mai — Oktober: In Stuttgart Grosse Kunstausstellung im
neuerbauten Kunstgebäude.
Mai — Oktober: In Breslau Historische und Gartenbau-Aus-
Stellung, verbunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege.
Mai — Oktober: In Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung.
5. — 10. Juni: In Strassburg 26. Wanderausstellung der
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.
15. Juni bis I. September: In Cassel Deutsche Kunstausstellung.
Mitte Juni bis Mitte Juli: ln M ü n ch e n Ausstellung „Bureau
und Geschäftshaus“.
21. Juni bis 21. Sept.: In Paderborn Gewerbe-, Industrie- und
Kunstausstellung.
4. — 6. Juli: In Dortmund Provinzial-Pferdeschau.
13.—16. Juli: In Berlin Fachausstellung für Desinfektion und
Ungeziefervertilgung.
Juli—August: In E ss en Gewerbeschau (Ausstellung für Hand¬
werk, Industrie und Kunst).
26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für
Papier- und Schreibwaren.
m= T ... — ^ ■ ■ ■ . a-pi
rm rrn
H Bäder und Sommerfrischen H
EtH - : - ■ ■ ■ - ■ , ■ ■ EEB
Die Reform des Aachener Kurwesens. Die Stadt-
verordneten-Versammlung hat in geheimer Sitzung der Ver¬
pachtung des städtischen Kur- und Badewesens
an eine Privatgesellschaft grundsätzlich zugestimmt
und die baldige Aufstellung eines Projektes zur Reorgani¬
sation des Bades Aachen beschlossen. — Von zuständiger
Stelle verlautet in Ergänzung der vorstehenden Ausführungen,
dass das Projekt der Umgestaltung des Aachener städtischen
Kur- und Badewesens eine greifbare Gestalt anzunehmen
beginnt. Es ist in Aussicht genommen, im Stadtgarten ein
den Anforderungen der Neuzeit entsprechendes Kurhaus, ein
modernes Logier- und Badehaus sowie eine Trinkhalle zu
errichten. Der genannte Garten eignet sich infolge seiner
Lage hervorragend für die Errichtung derartiger Anlagen,
welche an dieser Stelle errichtet, den Einrichtungen modernster
Bäder wie z. B. Wiesbaden, Baden-Baden usw. nicht nach¬
stehen dürften. Die grosse Ausdehnung des Stadtgartenterrains,
welches nach dem Abbruch des an anderer Stelle durch einen
Neubau zu ersetzenden Mariahilfhospitals eine noch grössere
Ausdehnung gewinnt, wird den bisherigen Freunden und
Besuchern des Stadtgartens keine empfindliche Beschränkung
auferlegen. Die Durchführung des Projekts, verbunden mit der
Errichtung der Neubauten, soll in der Weise geschehen, dass
an eine zu gründende Gesellschaft das gesamte Kur- und
Badewesen einschliesslich der städtischen Badehäuser ver¬
pachtet wird. Die Stadt wird sich an der Durchführung der
Finanzierung durch Uebernahme der Garantie eines ent¬
sprechenden Darlehns an Stelle der Hypothek beteiligen. Die
Gesellschaft verzinst und amortisiert dieses Darlehen und
gewährt der Stadt dahingehende Sicherheiten, dass sie sofort
nach Fertigstellung der Bauten der Stadt das unbeschränkte
Eigentumsrecht derselben einräumt. Ueber einen Pachtvertrag
und die Höhe der Pachtsumme schweben noch Verhandlungen.
Durch die beabsichtigten Massnahmen soll eine Besserung und
ein neues Aufblühen des Bades erzielt werden und ist zu er¬
warten, dass diese Absicht auch erreicht wird.
^eidelßera
'Singangsfor in Schwarzwald und Schweiz.
ffistorJsche
Schlossfeste mit
Ritterturnieren
Jjuldigungszug, t(eigenspiele,
Uurnierreiien im Sch/osshof,
abendliche Schlossfeste
30. Juni bis 5. Juli
Xortenverkauf und Prospekte für die Schlossfeste
durch das Badische Heise-Bureau in Ipeidelberg.
BiumenbooU
fCorso
Juti
Schloss-
heieuchtungen
1913 :
//. Juni, 6. JuU, Jlugust.
Jede Jiuskunft erteilt kostenlos das
Städtische Verkehrs-Bureau,
DEUTSCHLAND a eeeeoooceeeo e o e ooo e eoBQsq ii-
Bad Nauheim. Das Kurtheater öffnete Anfang Mai
seine Pforten mit einem sehr reichhaltigen Spielplan. Eine
Reihe von Gastspielen ersten Ranges ist geplant. Ausserdem
finden mehrere Kammerspielabende statt. Der Direktor des
Grossherzoglichen Kurtheatep^ und der Vereinigten Stadttheater
Giessen-Marburg, Hermann Steingötter, blickt in diesem
Jahre auf eine 25jährige erfolgreiche Bühnentätigkeit zurück, in
der zehn Sommer auf die Leitung des Kurtheaters entfallen.
Wiesbaden. Das neue Jahr und die einsetzende Haupt¬
saison lassen sich ausserordentlich gut an. Die Fremden¬
ziffer ist in beständigem Vorsprung gegen die Vorjahre, sie
beträgt bereits 46000. Der Aufenthalt in den im ersten Früh¬
lingsgrün prangenden Taunuswäldern ist von bestechendem Reiz,
und die Kurverwaltung bietet auch reichlich Gelegenheit, ihn
gründlich auszukosten. Täglich fahren die vollbesetzten Mail¬
coachs in die Umgebung, auch die Autofahrten mit Luxuswagen
durch die Bergstrasse nach dem Heidelberger Schloss erfreuen
sich zunehmender Beliebtheit. Neu aufgenommen werden nun
auch nach dem Beispiel anderer Badeorte die Auto-Omnibus¬
fahrten durch den Taunus und den Rheingau, so dass die
Ausnutzung der herrlichen Wiesbadener Umgebung als eines
wertvollen Kurfaktors eine recht gründliche ist.
Bad Oeynhausen. Ein Spaziergang durch den gegen¬
wärtig im schönsten Blütenflor prangenden Kurpark lässt über¬
raschende Verbesserungen und Aenderungen zutage treten.
Die Fremdenziffer steigt beträchtlich. Weit über 4000 Kurgäste
sind schon eingetroffen, die vorjährige Passantenzahl ist schon
um mehr als das Sechsfache überholt worden. Die feierliche
Eröffnung des neuen Augusta-Viktoria-Kinderheims findet am
21. Mai statt. Uober roo Kinder aller Konfessionen haben schon
Aufnahme gefunden.
Dass chmucke Nordseebad Wyk aufFöhr wirft sich
in sein Festtagsgewand, um seine Gäste würdig zu begrüssen.
.Allenthalben regen sich fleissige Hände, um alles aufzuräumen,
was an den Winter erinnert, und um die schon sprichwörtlich
gewordene friesische Sauberkeit wieder zur Geltung und zu
Ehren zu bringen. Und die Natur hilft den Menschen bei ihrem
Beginnen. Die Sonne sendet leuchtende Strahlen hernieder, in
klarem Blau zeigt sich der Himmel. Bäume und Sträucher
streifen ihre hässlichen WinterhUllen ab und strecken ihre hell¬
grünen Blättlein und Blüten der kosenden und locken¬
den Sonne entgegen. Ein leuchtender, duftiger Schimmer
liegt Uber allem. FrUhlingsahnen, FrUhlingssehnsucht und
Frühlingsgewissheit erfüllen Herz und Sinn. Lange dauert
es auch nicht mehr und das neue, von den bekannten Berliner
Architekten Jürgensen & Bachmann erbaute Wyker Kurhaus,
das Zeugnis ablegt für den tatkräftigen und fortschrittlichen
Sinn der Wyker Bürgerschaft, wird seine Pforten öffnen. Der
Schleswig-Holsteinische Städtetag, der Mitte Juni in Wyk tagt
und Uber das Wohl der Provinz berät,' wird wohl den Reigen
derer eröffnen, die sich im Laufe der nächsten Jahre zu fröh¬
lichem Tun oder zu ernsten Beratungen im Kurhause ein¬
finden werden.
Aus Ostseebädern. In allen Bädern auf Rügen und
auch in den nächsten des Festlandes herrscht rege Tätigkeit im
Landungsbrückenbau. Seitens der Regierungen und Wasser¬
bauinspektionen sind neue Vorschriften für statische Berechnung
aufgestellt und müssen nun in der Praxis durchgefUhrt werden.
Die Umbauten erstrecken sich auf Verringerung der Spann¬
weiten der Joche, Verstärkungen der tragenden Balken und
auf viele Einzelheiten. Vielfach wird seitens der Badever¬
waltungen über zu weitgehende Forderungen der Aufsichts¬
behörden geklagt. Ausgeführt wird aber alles Geforderte und
aus freien Stücken noch manches mehr gebessert. Mit Beginn
der Vorsaison, wenn das Wetter keinen Strich durch die
Rechnung macht, werden alle SeebrUcken nach den neuesten
Bestimmungen fertig sein, so dass Unglücksfällen, soweit es
menschenmöglich ist, vorgebeugt ist.
Das Internat. Institut für das HotelblldungswMen.
Ueber die im vergangenen Monat beschlossen^ B^eätung
einer internationalen Hochschule für das Hotelbiläungsweaen
haben wir in Nr. x der Zeitschrift „Deutschland**' beräis kurz
berichtet. Der „Wochenschrift des Internationalen Hotelbesitzer-
Vereins“ entnehmen wir noch folgende Ausführungen ttbM den
für das Hotelgewerbe sehr bedeutungsvollen Beschluss ;l - Die
Erkenntnis, dass der Aufschwung des Hotelgewerbes in den
letzten Jahrzehnten, die Entwicklung zum Grossbetriebe» die
wachsenden Ansprüche hinsichtlich der Einrichtung des Seferiebes«
die Pflichten des Vollkaufmannes, die wenigstens in be^tlKh-
land den^ Hotelier seit 1900 entsprechend seinem Wünsche
auferlegt worden sind, an den Unternehmer selbst und ah. das
Personal Anforderungen stellen, die eine andere Ausbildung
als früher gebieterisch verlangen, ist nicht .erst jüngeren
Datums. Schon im Jahre 1904 haben der Internationale Hötel-
besitzerverein und der Schweizer Hotelierverein Über gemein¬
same Schritte zur besseren fachlichen Ausbildung des .Personals
besonders nach der Richtung kaufmännischer Brziehung
beraten. Im Jahre 1906 entwarf eine Schulkommissiop .des
IHV. unter Zuziehung von Fachleuten eixi ausfohrUdhes
Programm, das eine systematische fachliche Ausbildung! i'aller
Hotelangestellten verlangte. Seitdem ist fast auf jeder General-
Versammlung des IHV. die Ausbildungsfrage erörtert und ist
über die Schritte berichtet worden, die zur DurchfUhrui^, .des
Programms durch die Leitung des Vereins geschahen« ist
wohl selbstverständlich, dass auf einem so schwierigen' Qebiotey
wie es die Ausbildung des Nachwuchses ist, sich Erfolge laicht
im Handumdrehen einstellten. Welcher zähen, jahrzehnteliuigen
Arbeit hat es nicht bedurft, um die Aufgaben, die sich die
modernen Kulturstaaten selbst hinsichtlich der Berufserziehung
der Bevölkerung gestellt haben, einigermassen zu erfüllen«
Allerdings scheint die Sonne staatlicher Fürsorge xxicht' jedem
Berufe. Der Umstand, dass der Staat gerade bei der Pünorge
für die höhere fachliche Ausbildung der Hotelangesteliten ganz
versagte, während er sie zahlreichen anderen Oewerbezwelgen
in reichlichem Masse zuwendet, wies die Berufsverbände Immer
wieder auf die eigene Initiative in dieser wichtigen Fraget hin.
Diese Notwendigkeit eigener Initiative wurde auch 'in der
Sitzung des Aufsichtsrates des IHV. im Frühjahr x9xa von-dem
Vorsitzenden Herrn Otto Hoyer erneut nachdrücklich bi^nt.
Um in Deutschland ein geschlossenes Vorgehen aller beteiflgten
Berufsverbände anzubahnen, fand auf Anregung des Geheimen
Reg^erungsrats Dr. Stegemann, der schon seit langem in
dankenswerter Weise den Bildungsbestrebungen des Hotelvund
Gastwirtschaftsgewerbes mit Rat und Tat förderlich geu^en
ist, eine Besprechung in Braunschweig statt, die zur Be|jTÜn-
dung des Bildungsausschusses für das Hotel- und Gasfwirt-
schaftsgewerbe mit je einer Abteilung für das Lehrlingsweaen,
für das Fortbildungsschulwesen und für die Errichtung einer
Hotelakademie führte. Für die Begründimg einer Hotel¬
akademie wurden schon in dieser ersten Konferexiz ^von
anwesenden Hotelunternehmern namhafte Beiträge gezeiclinet,
nachdem Herr Geheimrat Stegemann unter lebhafter Zu- ’
Stimmung mit eindringlichen Worten ' die Notwendigkeit
begründet hatte, den fachlichen und allgemeinen Bildungsmnd
des Unternehmers wie des Angestellten im Hotel- und Gaat-
wirtschaftsgewerbe zu heben. Die gleiche Zustimmuxig ~und
Opferwilligkeit fand der Plan, eine Hotelakademie zu begründen,
auf der Generalversammlung in Wien, die einstimmig eine
Summe von 85000 Mk. aus Vereinsmitteln für diesen Zweck
zur Verfügung stellte. Diesen Zeichnungen folgten aiidere
Hotelier verbände, so der Verein Berliner Hotelbesitzer, der
Verband Thüringer Hotelbesitzer, die Westdeutsche Hob^er-
vereinigung, der Rheinische Hotelierverein und ferner Zahl¬
reiche Hotelunternehmer. Das günstigste Angebot für dis
HPG
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WELT MARKE. Bromsllbsr-, Gaslicht-, Matt-Albumin-PAPIERE
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I^r.3 BXM i ( j50 QC i Qn(¥yyw B 0R^^ DEUTSCHLAND
159
' Errichtung des Instituts ging von Düsseldorf aus, dessen
Dexdment für das Schulwesen, Beigeordneter Prof. Dr. Herold,
die schwierigen Verhandlungen mit grossem Geschick geführt
' hat. Diese Stadt wird unter der Bedingung eines jähr¬
lichen Zuschusses von lo ooo Mk. aus dem gesammelten
. Schulfonds bezw. durch den IHV. die Schule auf günstigem
städtischen Gelände bauen und einrichten, die Lehrkräfte an-
stellen pnd das ganze Unternehmen betreiben. Damit ist die
'' Errichtung der Anstalt gesichert. Ihre Eröffnung wird provi-
‘ sorisch in einem zur Verfügung gestellten Gebäude in Düssel¬
dorf im Laufe des Jahres 1914 erfolgen. Sobald sich die
EutWicUung der Schule übersehen lässt, etwa nach drei
Semestern, wird dann ein besonderes Gebäude errichtet werden.
Nachdem so die äusseren Vorbedin^^ungen für die Errichtung
der Schule geschaCTen worden sind, wird sich das Interesse in
verstärktem Masse ihrer Organisation und Ausgestaltung
. zuwenden. Die Aufgaben der Anstalt werden nach einer
' ^chtigen Richtung über die höherer Fachschulen hinaus-
' gehen. Die Anstalt soll ein Mittelpunkt werden für die wissen¬
schaftliche Erfassung und Behandlung aller Fragen, die sich
aus der wirtschaftlichen Entwicklung für das Hotelgewerbe
ergeben. Es braucht hier nur auf die Vielgestaltigkeit der in
' ‘ emem modernen Hotelbetriebe zu schaffenden technischen Ein-
Hchtupgen aller Art, auf die Notwendigkeit wirtschaftlich zweck-
' nöiässiger Organisation des gesamten Betriebes und der Er¬
probung neuer Arbeitsmethoden hingewiesen zu werden, um zu
fühlen, dass die Schaffung einer Zentralstelle für diese tech-
' nischen, betriebsorganisatorischen und kaufmännischen Fragen
des Hotelgewerbes eine heute bestehende Lücke ausfüllen
würde.. Baut sich doch heute noch der Hotelbetrieb im
' wesentlichen auf den- mühsam gesammelten Erfahrungen des
einzelnen Unternehmers auf, während es an einer Be¬
fruchtung der Praxis durch wissenschaftliche Bearbeitung
seiner Grundlagen und Lebensbedingungen fehlt. Neben
dem wirtschaftlichen Zwecke ^der Ausbildung des Nach¬
wuchses und der wissenschaftlichen Aufgabe, wie sie kurz
geschildert wurde, soll die Anstalt auch die Aufgabe erfüllen,
geeignete Lehrkräfte für die fachlichen Klassen der Fortbildungs-
schillen auszubilden, und damit auch auf das niedere Fachschul¬
wesen befruchtend wirken.
Etja;
V erkehrs-Pr opaganda
Deutsche Pflichten bei Sommerreisen
in den Sprachgrenzlanden.
Der Sommer naht und mit ihm rückt auch die Reisezeit
wieder heran. Da gilt es wieder darauf hinzu weisen, dass auch
der Vergnügungsreisende in der Lage ist, viel für sein Volk zu
tun. Leider ist bei uns im Reiche die völkische Not unserer
Brüder in den Sprachgrenzlanden noch immer nicht genügend
bekannt. Wie häuüg geschieht es, dass Reichsdeutsche in Tirol
die italienischen Gasthäuser oder im Böhmerwald die tschechi¬
schen Wirtschaften aufsuchen, während vielleicht gerade
gegenüber ein deutscher Gasthof steht, wo sie besser und
billiger aufgehoben wären. Die Deutschen der Gegend aber
ringen um ihren Bestand und könnten ihn viel eher erreichen,
wenn der deutsche Wanderer ihnen einen festen moralischen
und wirtschaftlichen Rückhalt böte. Wie sehr das nötig ist,
wird nur der ermessen können, der es mit eigenen Augen
gesehen hat, mit welcher rücksichtslosen Energie und Konsequenz
Welsche und Slawen den Deutschen befehden. In den meisten
Fällen mag nicht Lauheit und Gleichgültigkeit die Schuld tragen,
wenn der Reichsdeutsche dem Volksfeinde Verdienst gibt,
sondern die Unkenntnis der Örtlichen Verhältnisse. Um diesem
Uebel abzuhelfen, sind Verzeichnisse deutscher Gaststätten in
den Alpenländern, in Tirol und im Böhmerwalde geschaffen
und werden gegen Einsendung des Porto kostenfrei vom Verein
für das Deutschtum im Ausland, Berlin W. 6a, Kurfürstenstrasse 105,
an jedermann abgegeben. Der Verein ist auch bereit, deutschen
Auslandsreisenden bereitwilligst Auskünfte über örtliche Verhält¬
nisse in den übrigen Sprachgrenzlanden zu erteilen. Der
Deutsche gehe zu dem Deutschen und helfe ihnen!
Vorbereitungskurse für Touristen nach Däne¬
mark und Schweden, die in das gesellschaftliche und in
das kulturelle Leben in den skandinavischen Ländern ein-
fUhren, veranstaltet Dozent J. H. Andresen an der Humboldt-
(Fulsen), OslietlHil o. kliiiatiidict Kurort.
ln herrlichen Kiefern Waldungen an
offener See gelegen. — Kurhaus.
Warmbad. Neue Seebäder, neues
Familienbad. Quellwasserleitung.
Kanalisation. Elektr. Licht. Theater.
Kcnzerte. Arzt. Apotheke. 1912:
17300 Gäste. Bahnstation. Prosp.
durch die Badevcrwaltung;.
Arendsee
Ostseebad.
Breiter schöner Strand, ausgedehnte
Waldungen. Neue Strandpromenade.
Warmbadehaus. Kurhaus. Neues
Herren- u. Damen-Bad. Familienbad.
Konzerte. Theater. Besuchsziffer
1912:10500. Elektr. Licht. Wasser¬
leitung. Kanalisation. Apotheke u.
Arzt im Ort. Bahnstation. Prospekt
durch die Badeverwaltung.
160
DEUTSCHLAND
Nr. 3
akademie im kommenden Lehrquartal. Der schwedische Kursus
begann am 7. April, der dänische Kursus am 8. April in Berlin
in der Lehrstätte Lützowstrasse 84 d. Die Vorbereitungen
fUr die von der Humboldtakademie geplante Studienreise durch
Holland (vom 20. bis 29. Juni) sind fast abgeschlossen. Ausser
der sorgfältigen Auswahl der zu besichtigenden Kunststätten
ist die Leitung mit einigen holländischen Gelehrten in Ver¬
bindung getreten, die bereits Vorträge aus dem wirtschaftlichen
und kulturellen Leben Hollands zugesichert haben. — So
lautet eine kurze Notiz in Berliner Tageszeitungen. Solllte
man in Deutschland nicht einmal daran denken, ähnliche
Kurse und Vorträge im Ausland halten zu lassen, um zum
Besuch Deutschlands anzuregen, ihn zu erleichtern und das
Verständnis für deutsche Art und Kultur zu heben?!
Reklameansichtspostkarten von Köln. Die vom
Kölner Verkehrs-Verein in vorläufig zwei Serien zu je sechs
Stück herausgegebenen Reklamepostkarten von Köln sind in
einer grösseren Auflage neu hergestellt worden und in der
Geschäftsstelle des Verkehrs-Vereins, Bischofsgartenstrasse 12,
zum Preise von 20 Pfg. für jede Serie erhältlich. Auf den
vonehm ausgeführten Ansichtspostkarten befindet sich unter
den Abbildungen von Kölner Sehenswürdigkeiten (künstlerisch
hochstehende PhotogravUren) ein auf die Bedeutung Kölns als
Fremden- und Ansiedlungsstadt hinweisender Reklametext
des Kölner Verkehrs-Vereins, der jeweils der betreffenden
Abbildung besonders angepasst ist. So wird auf
der Karte des Domes z. B. auf die sehenswerten Kölner
Kirchen, auf der Karte des Schillergymnasiums auf das Kölner
Schulwesen usw. aufmerksam gemacht. Der Kölner Verkehrs-
Verein hat in Aussicht genommen, auch in Verbindung mit
dem Verein der Kölner Buchhändler und Papier- und
Scbreibwarenhändler, eine von Kttnstlerhand hergestellte Serie
farbiger Bilder herauszugeben.
Für Sammler! Rügen-Briefverschlussmarken.
Aus der vielseitig ausgeführten Menge der in letzter Zeit er¬
schienenen farbigen Propaganda - Marken zeichnen sich die
neuesten Rügenmarken vorteilhaft aus. Auf Anregung des
Rügenschen Ostseebäder - Verbandes sind drei neue Marken,
nach hervorragenden Entwürfen, in farbiger Ausführung heraus-
gegeben worden. Jede Marke stellt einen Typ für sich dar, es
sind keine sog. „Serienbilder**. Die bisher erschienenen Marken
zeigen die berühmten Kreidefelsen von Stubbenkammer („Königs¬
stuhl“ und „Wissower Klinken**), drei verschiedene Marken,
geöffnete Hünengräber, den Ernst-Moritz-Arndtturm auf dem
Rugard, Jagdschloss Granitz, Entwicklung von Binz, Ansichten
aus Binz, Sassnitz, Sellin, Stralsund usw. Kleinere Mengen
werden, gegen Portoersatz, an Sammler, unter Bezug¬
nahme auf diese Zeitschrift, durch die Geschäftsstelle des
„Rügenschen Ostseebäder-Verbandes** Binz (Rügen) unentgeltlich
abgegeben bzw. versendet.
□ BO
□ BQ
B«B
Fernsprecher »0514 Buud DeutSChcr VerkchrS-Vereine (e.V.) Fernsprecher »0514
B»B
□ BQ
□ BO
B*B
DBC
QBD
Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse 28.
□ BD
□ BD
B«B
(Die (leschäftsslelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseangelegenheiteii und veisendet auf
B*a
□ BD
□ Bd
B«B
□ BQ
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und Landschaften )
□ BD
B*B
□ BD
Aus den Bundes-Vereinen.
5. Jahresversammlung des Verbandes der Verkehrs-
Vereine Westfalens u. a. G.
Die 5. Jahresversammlung des Verbandes der Verkehrs-
Vereine Westfalens u. a. G. fand am 26. April in Dortmund
statt, ln der Begrüssungsrede wies der zweite Vorsitzende
darauf hin, dass der westfälische Provinzialausschuss dem
Verband wieder 500 Mk. überwiesen habe. Da die bei der
Eisenbahnvcrwaltung eingereichten Anträge auf Verkehrsver¬
änderungen sich oft widersprechen, sei die Bildung eines
Zentralausschusses in Aussicht zu nehmen. Aus dem Jahres¬
bericht, den der Schriftführer Dr. jur. Kuckuck erstattete,
ist zu entnehmen, dass die Mitgliederzahl von 131 auf 185
gestiegen ist. Besonders der Verkehrstag der drei west¬
deutschen Verkehrsverbände im Oktober v. J. in Düsseldorf
brachte eine erhebliche Förderung der Verkehrs-Vereinssache.
FUr die Verbandsmitglieder soll eine Lichtbilderserie für die
Veranstaltung von Vorträgen zur Verfügung gestellt werden.
Der Verband stiebt danach, Vertreter im Bezirkseisenbahnbaurat
zu erhalten, um den Anträgen des Verbandes durch persön¬
liche Wahrnehmung grösseren Nachdruck zu verleihen. Der
bisherige Schriftführer erhält die Bezeichnung Geschäftsführer.
Als Vorort für die drei nächsten Jahre wurde Dort¬
mund wiedergewählt. Kaufmann Meyer (Dortmund) sprach
Uber die geplanten Eisenbahnstrecken im Interessengebiet
des Verbandes. Als notwendige Neubaustrecken unterschied
der Redner vier Gruppen: r. Nord-Süd-Linie, 2. Bahnen zur
Erschliessung des nördlichen westfälischen Kohlenreviers, 3. Ab¬
kürzungsstrecken zur Beschleunigung des Wagenumlaufs, 4. Ent-
lasturgsstrecken, die parallel mit den Hauptstrecken anzulegen
sind. Zur Ausführung werden folgende Linien empfohlen:
Essen —Buer-Süd, Gelsenkirchen--Buer-Süd, Buer—Bochum,
Marl - Haltern, Recklinghausen"-—Bochum-Süd, Dortmund-H.B.—
Recklinghausen—Dorsten, Haltern—Ahlen, Schwerte—Letmathe,
Löttringhausen -Schwelm, Schwelm - Lennep (als Fortführung
der im Bau begriffenen Linie Witten—Bommern—Schwelm,
einer Verbindungsbahn Dortmund-H.B. nach der Rheinischen
Bahn bei der Station Brackei). Als Entlastungsstrecken wurden
genannt Münster — Bielefeld und Minden—Vlotho - Lemgo,
Dörenschlucht — Paderborn, für die Köln — Mindener Strecke
Hamm — Hannover, eine Strecke Iserlohn — Balve —Allendorf,
Lenhausen—Finnentrop oder die Fortsetzung der Höhnetalbahn
von Neuenrade—Plettenberg oder der Ausbau einer zweigleisigen
Hauptbahn von Hagen über Brügge nach Kreuztal, für die
Ruhr-Siegstrecke Hagen—Siegen. Auch das Projekt Hamm —
Werl—Neheim—Allendorf-Lenhausen—Finnentrop kann eben¬
falls als Entlastungsstrecke für die Ruhr-Steg-Bahn gelten. Zum
Schluss forderte der Redner den Bau einer direkten, möglichst
geradlinigen Vollbahn aus dem Industriegebiet nach Mittel¬
deutschland, Kassel—Bebra(--Thüringen) zur Beseitigung der
Missstände im Reiseverkehr nach Thüringen und Sachsen. Auf
Antrag des Bürgermeisters von Menden wurde eine Ent-
schliessung angenommen, danach zu streben, dass das Hönnetal
in seiner jetzigen Gestalt erhalten bleibe.
Gründung eines Südwestdeutschen Verkehrs-
Verbandes.
Im Rathaussaale zu Saarbrücken fand am la. April d. J.
die Gründung des Süd westdeutschen Verkehrs-Verbandes unter
dem Vorsitze des i. Beigeordneten Schlosser in Verhinderung
des Oberbürgermeisters Mangold statt. Der Verband erstreckt
sich über die Gebiete an der Saar, Nahe und Blies. Aus den
Satzungen des Verbandes geht hervor, dass sich derselbe ein
umfangreiches Programm gestellt hat. In erster Linie Propaganda
in Wort und Schrift für das Verbandsgebiet in «der weitesten
Photo - Papiere und Chemikalien
ergeben bei einfachster Behandlung stets hervorragend schöne Bilder
Bezug durch alle besseren Photo-Handlungen. — Handbuch gratis.
Nf. 5 ii » 9 Q8QQOOQoa(Mooo 8 Q 08oo o oiM DEUTSCHLAND iBoooo e oüeü e e G eeeeeeeeeeseee^ let
De 9 «nthchkeit, Behandtutig von Verkehrsfr^en, Anregung «ur
Vtrrbesseruog ¥choa bestehende und neu hinüukpmTnender
Vcskehrsmittel tn aeinero Gebiet, HrrbcifiUtiruhg von Mass¬
nahmen jut Hebung der wkrtscbafUxchen Entwicklung. Der
Sitz lies Verbandes Ut Sa^Lrbrdcken und werden die Geschäfte
von dem VcrketrrsnVerein in Saarbrücken erledigt. Der Verband
solidem Bund Deutscher Verkcbf«>Vereine angegUederi
werden. Mit dieser Gründung des Verbandes ist wohl auch der
erste Scbriit getan, um die Aufmerksamkeit der OeffentUchkeit
auf die südwestdeutsche Ecke des Reiches su lenken und
dadurch bekanniaumacheo, weiche Schönheiten gerade in dem
Gebiet dieser drei Flussläufe sich vereinigt finden.
Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs
in München und im Bayerischen Hochland
Se. K. Hohe« der P r i o jt - R c g e n t hat %ich bereit erklärt,
daa Protektorat über den Verein *ur Förderung des Fremden-
vetkehrs fn München und im Bayerischen Hochland, das er
als Prina iange Jahre bereits itmehatte, belau behal ten.
Verkehrs-Verein für Freiburg im Breisgau und den
©chwarzwald.
Der Jahresbericht über die Tätigkeit eines Vereins soll cm
Spiegerbild geben von seiner Arbeit, seinen Erfolgen wie Mus-
erfolgan, aber 4 Uch Von semen Wünschen und Bestrebungen,
so dass man bei einem Rückblick auf das vergangene neue
Lehren« neuen Mot und neu© Kraft für da« aukÜnftige Jahr
daraüa aeböpfeo kann. Was zunächst die wichtigste Tätigkeit
wlhrcnd des verhoasenen Jahres, nämlich die der Reklame
und Propaganda betrüGTt. so sei festgestelU, dass dieselbe im
Vefglelch su früheren jahten eine bedeutend umfangreichere
gewesen Ht. Vor allem war es die durch einen auiser-
ordeotlichen ^uschusu der Stadtverwaltung im Betrags von
3000 Mk* ermöglichte HetsteUung der Relief-Plakate, 5000
grosse Piakste 70/1000 aind bestimmt tür die Eisenbahnstationen
im In- und AusUode, DaropfefhhiOö, Verkehrs- und Auskunfts-
bureaua> bedeutender« Hotels und Pensionen usw. Ausser
diesem grossen Plakate wurden so 000 fÜtiJfarbige Ver-
kietnemDgeo in der Grösse von 35/50 Eeoximetcr hergestellt,
wovon roooo als Beilage für dAi3i Badische Verkehrsbuch
gebraucht wurden, während die Übrigen m der Hauptsache
zur freien Abgabe an Verkehrs- und AuskunfisburOaua wie
etoaelne leemde InteresBenten verwendet werden. Neben dieser
für vma r^euen Art Reklame wat es eine ebenfalls zum ersten
Male versucht«, dabei fedoch nicht weniger wirkungsvolle.
O&znllch die durch kinefnatographische Aufnahmen. Eine sott
iSogerer Zeit ochon angestrebte Propagandamöglichkeit wurde
ilttrcb die VeruaJttlung des L-andosverbandes bei der General-
dptktion der Badischen Staatseisenbahneo in der Weise
erteicht* das« vorerst einmal veraqcho'^eise in den Durchgangs-
der Badischen Bahnen die Bilder vefscbicdcncr badischer
Städte in hubscher Utnrahtnwng «ngebrachi wurden, wobei
FrerbUrg vorläufig mjt dem aus C. Av W«gners Schwarzwald«
owro summenden Bilde vemeten ist. Wenn die Zeitungs
rektame bis jetzt irtfolge einer genauen, nach Naiiodalitäten
geordneten Statistik nicht ganz die jitelbewusste «etn konnte,
Wie es der «igeniUche Zweck erforderte, So Ist bieriÄ Abhilfe
durch Aufslellung einer genauen Slaiistik geschialfen
hiernach ist trotz der schlechten Wjitcrattg emo erffeuiiehe
Vertuebrung von rund ioöoo Personen eiugetroten^- Tai-
»sebe, die nicht aoletzt unseren Bemöhungeo i« A»erdo;nken
sein dürfte.
Der* Verkehrs-Verein Darmstadt
hielt am 19. April |m Füratensoal seine diesjährige Haupt.
Veiaatnmlung abf die auch von zablretchen behördlichen
Vetuetern besucht war. Io den vom Vorslttenden, Herrn
Sudiverordneten Stommor, gegebenen ErVätiterungeo fu dem
gedruckt vorliegenden Jafareabericht betonte dieser vor allem
di« Notwendigkeit besserer .Eisenbahnverbindungen von Darm-
«ladt mit Rheinhessen, brsondets mit Worms und dem Rird
Öer OeachäfUverkehr des Vereins mlri dem Publfkum lui
wiederum eine «ehr staike Erweiterung erfähren, so dass eine
Vfirgröaaerung des öffentlichen Verkehr sbüreaua
auf dem Ernat-Ludwigs-Plati; ettordeiUch erscheint. Nach dem
von Herrn Stadtverordneten Ramdohr «tstatieten Kassenbericht
ktUttgen die Einnahmen de* verflossenen Jahres 3a6o Mk.. die
Ausgaben 518^ Mk. und das Vermögen des Vereins stertte sieb
«dl 7047 Mir. Für das neue Veremsjahr wurden die Einnahmen
Mk., die Ausgaben auf w 900 Mk^ varaftschlagt. Bei
d«r Voretartd&wahl wurde Herr ^Itemwei mit Dank für .«leine
Isogjkhfige verdienstvolle Tätigkeit einsifmnug asum Vorsitzenden
i^edergewähls. Weiter wurde der Voiatand durch die Herren
riaKUKTat Emmerling, Reutner E. Becker« Rentner Höslein und
Kaufmaou Supp ergänzt. JSIachdem eine Anitahl prakhseber
Vorschläge auf Vcrkehr»yerbe 3 r«cruT)ge» u-^w. erörtert warden
waren, hie« Herr Professof Vetterlein einen Vortrag Uber
„Lebensfragen des HoftheÄtet»**; worin der auf dem Gebiete de«
Tbeaierbauwesens weit bekannie lihd gesebäute Architekt erne
grosse Anaahl beachtenswerter Anregungen für Verhcaserufigen
im Iniercasc de« Hofthealcr« gab.
Bücherschau
PreuBscus Geschichte von Rudolt Hejrztog; mit
22 farbigen und iSchWarze» Bildern von Ptofesi&or A. KampL
ln Original band 3,40 Mk. Verlag von Quelle & Meyw i«
Leipzig, Geschichtliche Werke kommen im allgemeinen unter
dieser Rubrik nicht zur Besprechung, obwohl Geschichte und
Landeskunde eng verwachaeoe Wissetxsgebietft «ind. Der
Grund liegt in der Beschrärikung, welche unsere ^eitachrift
sich aufcrlegen muss, um dem ganzen deutschen Lande auf
dem scharf begrenzten Gebiete der durch Wandern und Reisen
zu erwerbenden Landeskunde., der Touristik, gerecht zu werden;
Wenn wir einmal fieufc von unserer Gepf^ogeobeit abwetcheu,
so geschieht «s, weit Rudolf Herzog« Preussischc Geschichte
eine ganz eiözigarlig^ Erscheinung unter den zehgeoösstscheo
Geschieht«werken darsiellt. Sachlich kann sie natürlich auf
377 Sehen kaum etwas Neues bieftn. Ibrc Eigenäff besteht
darin« das« sife ein Dichter geschrieben, nicht etwa, um in
dichterischer t^^eiheU formenschone^ phsti^Mische Ranken um
die nackten geschichtlichen Tatsachen »u winden, »ooderTi» um
mit dem GUn«e seines Etzählertalenles, dem «tarketi Tempe^
ramente« das sei» gauzes Schaffern auszeichuet, seiner Litdj« für
Heimat und Vateiland^ das höchste Ziel iii erreichen, däk der
geschichlUchcn Belehrung gesteckt isi; Vaterlandsliebe, Litbe
zu den grosaeo Führern des Volkes zu erwecken. Das Buch
soll, wie Herzog fm Vorworte sagt, das Preusserilied aingen.
Es singt es nicht in herausforderndem Tone, der leidet auk
manchen anderen fÜf das Volk bercchoelen Geschichtsw«rfcira
klingt. E« singt das stolze Lied in jener herzerwärmendän>
unaufdringlichen und nachhaltigen Weise, deren nur der die
Seele «eines Völkea verstehende Dichter kundig ist. H. R.
j ahrh u nderi^ A US atel l u ng ßre&iau. Die Leitung
der Ausstellung bat Fürsorge getroffch, dass dl« zur Auagabc
gclaugendeo aTUtUcheri Pobfikationcu; ^,FÜ h r ef‘^ „K ata l o g^
sowie .«Tagesprogramm*^ auch auf dem Hauptbahnhof in
der Buchhandlung zu haben sind.
Radium-
Eröffünng des ^roü-
artigen Von
K, V. Äi'Td) erivittifen
^ KttrhÄU«e><, —
Cnihnri IMolg«
hei Cir^htv Hlnm-
iuatisiiiui;, Isehini», f^krofti-
joji«. IU*r5:krtmkiji., Frauon-
uibl lvlnilii^rkf?tnkiti‘M'f^u, —
Kreuznach
Jknäicil»}. Vlittilvai«« des Aeralsvsrtlat aad Frssptkl« dsreli
-di« K 9 tVSrW*|fS»B. -:—-
l^ine heri’licite nacli dem
Mittelmeer
von AmstenUm mich Soathduuptoir — In^el
Wtpht — LlflSÄbon — Cintr« — Tanger ~ Aleler
fim! Genna fllr nur;
AOnMue am Afiril, 10. n. 24 . Mai, 7 . u. :21. hiiii
usw. Auitfüfiriiche Pragmioiüe kosten.loa »lurch:
Letinkering 1 ^;; ; 0 uisb«r§ W.
i
162
DEUTSCHLAND
E c Q ^ n V t ^ i 15 « n li a t ^ f ü ö t «t -, Itönnt* m» u das a
vom atälltiacboti VdrkithtsarDt d«jt; .'^heo Hara:- i 2 D(ä BTflkcktDirtÄdj
Wftpmg^^rode baraüsgegdb^ine BUc.tiIe^; ,^W f( r ä ig air o i c ü a d :
tl TO g e ^ fl li d'^ ‘ ■ fie : Auf; ■ sb ■ Sflit^n • brixjgt . «s .' ^ithi ■ ■; »iti’ •
Wia^ftDÄ-wcries Öb^jr boote Stad^^ sp^defn'; äu^ d^/;
Jöhbeiidstflii SjpaÄiflJTgäogis obd HsJ'iÄOAfiüg«* ÄJjtbä
tbfoägo der i:'ün4tig<di des Qttes kt dteae lSitFChhBjtfgi''
ikcit jpögiieh, 3 » ^erscbdbflti Tw. Aoeb ^mige
Kattcb^^ ^i&hrfsrflTOtd^^ SudtpUa vareolbiapdigen dtw
■ jv 4ut;' 'a5.- g-'- Icfostflndflo: Bli efaiemsV . .
,*Krciö* iji» Aü^fViig’ft^V GTÖa^er Bj^Heibthtit *r)tt€ot
3*Ä:b iib Viflagfl v®n G|rfird«t St SchmeTOabo
sebknepe IPUhrct „Klflkv Tfb Au^diiga^L ji^. das C^^biet dw Jt o br
o öd e: n ti ft f E m a ftti fl f U n d p p ft ^ ab den R b * i o r i J^e
B ft t gj ’S ch e I> « p d öod ip dsis S a ü c f 1 ^ fl d; Pfftls ;
dftr bflwahhestfl Begleiter f|Ür ]ederi TourisleiL Kd öbersicbtliflkflC’
Rflihflflfolge biiflKt et kleinere pud grossere ■Ausflüge' iri das
geaanoie Gebiet, Bflsendcfe RÜcksitbt kt aüf dae Sauerlao d
vcTTvatidt tiod liegt dem FÜbber eiofl Uebcreiishtskarlfl bflii am-
haltetid die vöm -^üftrläbdischen Gebirgaverflin aolgestflKkn
*5 Efaoptwflodflpstjcckflo. Mebferfl Wegflkatteu uod fahlreiftbA
Abbijdurvgeo besonders sefadotr Gegflndeo diflneo dtm Wanderer
^r getrauen Orieot^öfig^^ Der Führer ist dUTcb Jede Bflcfar
bandlflag be^iflitflö.
Ref ^«rHtfl racur> i>R Ü g e o v Stoh 5o he i te auch um-
goditcbt idie „S ch ö n h e i t e n R Ü g fl o kaoD noao es mit
vollem Rochto eooflOi das bTldgescbnsÜclirtfl Werbcltflftchflii, welches
uns der RdgflPsehe OstseebÜdet-ymband tGesebaftsstene ßiuir)
jekt «Ot rePbt^n Zeit in awehir^ Vflrtresserier Auflage aüf den
: gsttsflb 1*gt^ pQa kleihe Wetkdhen enthMit mehr
«W ; SRtnÄpög«vpl|e Ansichten aOB^ Btlg^nscheirt Badei^ften,
Schlbsscin; biälonEchflo Stältflo und Si^dturt; ei vetborrOeht in
Worii: Ui>4 Sfiö difl bOiffbftnweld^gflkröpte Krftide- und Sagen in sek
dk Di^utschUöda grbsgtfl önd schönste Insel,
GepOhkibiKiebb DaiflOt » Reketanen unti kntzfl axi^tHche und
Vftrlfic&r^atigSbflo Arganaefi die flottgeschnebenen Zeilen ans der
Ffldet des iri der Heiaewelt bckaooien Oberst SeelmaDa* Für
Aon^lünder i&X ftlhe für Auslandwerbeawecke ebenfalls gut
«u&gflfltaltetfl Auegflbe it> fi a u ^ ö s! b ch e r S p f ach e exsohiflnen^
IH« Hflftchen kbonefl autn Preise von je 50 Pfg/ (öd Heller)
i^on dftr Gflsflbäftsatflllc des Riigensfthec Oätseebäder-Vetbaade^»
a^t^b durch den Demfechen OatseebSder-Verband,
Bftflin W T i \: n o d d nreh den B und Pft ate^^ei V erkflhrB-yflreinft ^
t'hommBfiu&fltrflsse aB, portofrei berogan Werden,
. OBtsflebad Zoppiti?^ Die. Kurdirtkiifln Ües Oä^ecbad&s
Zoppöt bii( soeben ihren neuen tliustnerien Führer heraa^i
Ifflgftbenf der ao IJitereaaonten durch die KutdireVifön kostenlöji
Abgegeben «irtt
,iD i e fl fl g l iß c h e ^ Ä t k Ü t fl“, $0 la ü tot d er Titel eih er
Von, d ©r flfl ghöVb« ü G P&i A so eh flb he ra Uagegflhenen
ßroarh ürft, fl 4 ^t half^ d Hesc brAibung^ Dehm A bbil d u tigfln in
Sohwafir- soivifl PanidTUJC^it ^ftr lieblichen S^b ad er Ab der eng
l’bohefl OttkUite, • weichfl'^niltteiÄ: der ']^nekv-vati.;;'f^^^
H ii wich und Antwerpen; Schi fiahrtaiSn^/fl£i dii ea er Bah n -
gflseUs^h&ft bei^iiflrb Und brlhg an erreicbeo sind, Hiit doch
dJAifl Bahn 4äfl Einrichfüng gefroffeni daia alle auf dero Feat-
lande getd.stfln Fahrkarten nach London von Har wich ob 4 :ur
Fahrt nach jeder StftUtiTi der etigUachen OHibahn
(mit Auanahmt yön Peterboro) berflchdgten. Mit andeirn
WortflSi und uro die gfliroflflbe Masanähme ifu verknschanliehen 1
Bei LÜdung ftlnei direkten Fahrkarte von einex feadSodiiCben
Station nach Lrondoo Über Har wich hat man schon die Karte
aür Fahrt hoch etnem 4*r in 4er BiDöchüre
ongfiedtien Bad^plüfiate .in dflr Tsjaebfl, Dftno bei Ankuntt in
Har wich braucht: ■:nwn;'fli£h'.Jtur.-an ;. daa-.•■•FÄht'kftrt«jßr«chaUdr -m,
begeben. WO' TO«ß.'dift';Ffl;^rkÄftä
und aer es ^Djgiir; hiniuf; b^ ya^jCKitbi^ ^i^inflr
oder KonstantOJEJ, uip^e^TTUben «rhftih
Nach den atnflichen WcUftrbfltiflhtefl ii 6 li S&iAtflit-
dea wenigsten Regfen und den mefetftn
Biese durchaus günatifflo kÜTOBfifl^hfta V«fMltlihMfl
^ndnicht so bflkattfltf Wie eit Bit
sebeim ej^ns für Maief^ flufd
.iTflbhbäet ■und Somm flrfriflohler^ die ^icb nfleh etärkflfldflf Hube
dnd flrquickAnder Mü 34 fl ^hnflb, gflschaÖ'eb flU ftfli». Ififl
gflctanüitfl: Broflchüre wird v^n dflf Gflnerslvftrtrfltössg dflr öng*
liscbfirt Grosseni Öatbahn ln K pln^ Domho^ 14« und d^ö medflteu
Rflisfttmreaus an Inteiessflnten kostenlos '
ScMuaa deo fedakbonflUen '.■■■ ■.■•;
B Geschäftliches
Oie Damef <lie dureift dft»
und dvirth dl? gasimde Schonh^ii iÖrflS Äoipfltie hfisu
lili’ckfl tiuT 5|?h Icnkh xveifvs gani geitkg, dhis fltr klaftpr '
Tefiti und dtp reinlich riegle rosigi? H^rut oiliffig Uiid
da s ganze freh i 1 1 re r Seiioohfllt li &d EelflgfliiIt «IbiIh Mit
hehci^olIci'. ix Wh;4 : sie ihr läfliehes Bad herflltflö UBt? ?ü
aüexi Hand- ünd Gesteh Ls wrt sch iingen nur efiifl tplldft, otfi(:^a)e
verweridon, AV^^Icht >veder eine zarte, r^l^i
noch Echad ÄfdvdtTh 1 p^eud ah f di^ li'älgdrösflh whd
.fti) f die PuTho tü11gk v}i wivk1 - P)öSe Ejg^^chafl tu bjMf(zt Ier
voh$tflti di^ echte ^ecücehpfftrd-LiJI^tdiflhkflife twad äoütft
rieb ec niernalÄ anf dem Dunio fdldftn<
Scheit füalter ii^<l varsatv arih^t) fbr iltih sligaiiii Thtl i J 0 s « f £ eh um a tib tt in
DC^Bflld 6 rf; fUr 4 fta wLrtiit;bsfil!nh.«ä Till d« BnitdnflMtETieldiEar
Br.3«^r«rt^ääBfa:iA;iAfü!Lm 4^^Civti]i)»flher TvrkBhtpLTfltWtflfl tu
Lalpulg i bir den AtuteigatEUÜ; ft r ^ « ö-Sa r b Bdsasldorft proflk nnAViticc
daTbüflaBidflffsrVartagaiHJPtaH *.ViIQirtrdBitaaflldarf,
. B ST 1 i a e r H q d X k Ua n ^ h li V 4 a 11 tihd 3 a s 6 k S a t e U t: Vsrlflc W, 0^trit4siv
Bsfifa ÜfeUf-3[t& LlSidaö Ma.
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flhenser Mineralbrunnen
am KiSrilf}K*tutil pu Sliaii*
iiiUiiinijii.iiittinu
für Rnvll» nnd EaolungffleillttniSt.
Haa ff«iui« Jmhr celllfiueiU
koT%kh LtitUUg:
Df- iii«ä^ StÄfthly,^
lUralttcir
■^'Dty üö&lirftT hflüljg^ü NüniJiier brigefijgifl aecbflultfgfl
V rb \ d-e-f hkl<ActI^- ütG esfl!l«:hflft, fiir AutUo-
Fkhrlk^itKU;, h.hor ihre ^ri^h‘‘^i^hotö-ArlItellfflr4!fl
U^th iJtxHbjidftr t liifturh n.icht ’OR genug da Wf MuftBerkaum
ge iir4C IJ t w d erf .kytri n, (Ifr»?- 4 # fifti I n ä er A ![»Ät«iirphologrupdii*
h h jti da tu if ii ifl Ft fto d.e ei 1 d fftaflft Öti eA K flukt s^tJl d^ tun I Hitfl
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/l: Htdi.i . dk^seh^ ftUefl, 41ft snlt
,,Agta' ftu-f t noch ^ Ditrohsiclit
«rbi |>if(ih I i* Tt I )e f Fftoiv p e 141 vftr dient hhfli ■ 0 qö h di fl ßoacb t n ng
y|ert? ■ <M- nn d l ö Vqt^ ü g e der ^ Agfh'^*^ArÜkflt ftUs fligeiier Er-
fahröyi;^ beitanrd wind/ wi?il ep Naferrfl» tiKjoi" daft hflUflfatfl
der >rÄgfa^\ dtftF WÄ|fe©
yittoT IV^rrmrt agijndßii Eigflnsfthafltfl dl© ^hsirfttfe^ftia der photct-
•gT&phie fftud en Vif H t sicher • ■ itn Finge. ./ ; /
DEUTSCHLAND
Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe
Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen o Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher
Verkehrs-Vereine a Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e.V., Köln
X Der Bezugspreis beträgt: X
; I. Quartal 2.40 M., II. bis IV. :
X Quartal je 1.20 M., direkt durch X
t Kreuzband nach dem Auslande X
J 10.— M. pro Jahr — Erscheint X
X Mitte eines jeden Monats (im X
X April, Mai und Juni je zweimal) X
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Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins,
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes,
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens.
Druck und Verlag:
Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldori
• *
X Anzeigenpreis 60 Pfennig X
t die viergespaltene Kolonelzeile X
X =: Reklamen 2.00 M. X
X - die doppelte Breite - X
X Auf der Umschlagseite erhöhte ;
X Preise — Bei Wiederholungen X
X eine entsprechende Ermälzigung 1
Nr. 4
Düsseldorf ■ Zweite Mai-Ausgabe 1913 IV. Jahrg.
Schlesiens Hundertjahrfeier.
(Aus der Ansprache des Oberpräsidenten Dr. von Guenther bei dem Fest des 5T. Schlesischen Provinzial-Landtages.)
„Wie Schlesien und die Schlesier 1813 mitgewirkt
und mitgekämpft haben, wird durch die bevorstehenden
Höchsten und Aller¬
höchsten Besuche in
Schlesien vor allerWelt
auf das ehrenvollste
bezeugt, ist auch schon
bei dem Universitäts-
Jubiläum 1911 und
bei anderen Gelegen¬
heiten der letzten
Zeit mehrfach hervor¬
gehoben worden. Wir
begehen hier also
bei dem Jubiläum
von 1813 ein spezi¬
fisches Schlesisches
Heimat-Fest. Der
Heimatsinn ist einer
der idealen Züge, der
in unserem Volke
gottlob noch nicht er¬
storben ist, wie so
manches andere. Er
hat sich im Gegenteil
mächtig entfaltet. Wie
er nach Betätigung
drängt, brauche ich
vor Ihnen, die alle
mehr oder minder
mit der Heimatpflege
nicht nur im engeren,
sondern im weitesten
Begriffe des Wortes
tätig sind, nicht näher
auseinanderzusetzen.
Die Heimatliebe be¬
stimmt vielleicht mehr
von unserm Tun, als
uns selbst bewußt wird,
und zwar im Bösen wie
im Guten. Die Bei¬
spiele des Partikularismus, der Absonderung und Eigen-
brödelei auf den verschiedensten Gebieten liegen so
nahe, daß sich ein
Eingehen darauf wohl
erübrigt. Anderer -
seits bildet die echte
Heimatliebe, vom
kleinsten Kreise aus¬
gehend, den Kern der
Liebe zu Staat und
Reich, zu unserem
himmlischen und irdi¬
schen Herrscher. Sie
ist unzertrennlich von
oder eigentlich iden¬
tisch mit echter Treue.
Sagt doch der Dichter
mit Recht: „Der ist
in tiefster Seele treu,
wer die Heimat so
liebt wie du"'. Und
wer weiß, ob in der
sich jetzt so gewaltig
regenden Heimatliebe
und Heimattreue nicht
auch der Keim zu dem
Heilmittel für weit
mehr enthalten ist,
als wir heute noch
ahnen. Internationale
Strömungen im Volks-
innern, wie wir sie
jetzt ja leider zur
Genüge sehen, stehen
wenigstens in schreien¬
dem Gegensatz dazu.
Gott gebe, daß unsere
Feste in diesem Jahre
als rechte Heimat¬
feste neue Treue
hervorbringen und die
alte wieder bewähren."
164 DEUTSCHLAND Nr. 4
Breslau 1913.
Von Fritz Ernst.
In den Märztagen des Jahres 1813 war Breslau der
Schwerpunkt Europas. Im Jahre 1913 soll es das Ziel der
reisenden Welt werden. Historischer, politischer, national¬
deutscher Art sind die Anlässe, aus denen heraus man in
der alten Hauptstadt an der Oder eine Feier begeht, die in
ihren Dimensionen und dem Material, das ihr zu Gebote
steht, unter den deutschen Ausstellungen einen hervor¬
ragenden Platz einzunehmen verspricht.
Groß und erhebend ist der Gedanke, dem die Feier gilt.
Es ist das pietätvoll dankbare Rückerinnern an die Gro߬
taten unserer Väter, ein
bescheidenes Gedenken
daran, daß wir heute die
Früchte einer Saat ge¬
nießen, die vor einem
Jahrhundert mit dem Blute
unserer Väter gedüngt
wurde. Dieses Hochfest
aller Deutschen zu be¬
gehen, ist Breslau wie
keine zweite deutsche
Stadt berufen und berech¬
tigt ; denn in ihren alten
Straßen hallte zuerst
das Horngeschmetter der
Lützower wider. In ihren
Mauern steht das alte
Gasthaus „Zum goldenen
Zepter", in dem Lützow
seine schwarzen Scharen
warb. Ihren Ring und
das altehrwürdige Rat¬
haus umkränzen die
hochgiebeligen Häuser,
in denen sich die Bürger
in ekstatischer Begeiste¬
rung zum Volks-Opfer
drängten. Auch mit den
wichtigsten politischen
Erscheinungen jener be¬
deutungsvollen Tage ist
Breslau aufs engste ver¬
knüpft. Von dort aus
flatterten die Erlasse
zur Gründung von Frei¬
scharen, zur Einberufung
der Landwehr und des
Landsturms, der mit Span¬
nung erwartete „Aufruf an
mein Volk" in das Land,
und das Bündnis des russischen Zaren, am 28. Februar 1813 zu
Kalisch abgeschlossen, wurde im Schlosse zu Breslau besiegelt.
Doppelt eindringlich muß in solcher Umgebung, die uns
laut die historische Vergangenheit predigt, die Feier wirken,
die unmittelbar vor den Toren der Stadt auf einem prächtig
gelegenen Gelände veranstaltet wird. Ein dauerndes Wahr¬
zeichen der schlesischen Hauptstadt und zugleich einen
stolzen Markstein im Siegesläufe deutscher Technik bildet
die massive Jahrhunderthalle, zu der das Breslauer
Stadtparlament einen Betrag von 2V2 Millionen Mark in
großzügiger Weise bewilligte. Vom Breslauer Stadtbaurat
Berg stammen die Pläne, das städtische Hochbauamt lieferte
die bedeutsamen statischen Berechnungen zu dem riesigen,
in geraden, herben Linien aufsteigenden Rundbau, der mit
seiner Kuppelspannung von 65 Metern die berühmtesten
Gebäudekuppeln der Welt bedeutend übertrifft. Ein Fest¬
spiel Gerhart Hauptmanns, der auch als Deutschlands
gefeiertster Dichter der Gegenwart nie aufgehört hat,
seiner schlesischen Heimat treuer Sohn zu sein, hat, von
Max Reinhardt inszeniert, der Festhalle die Weihe gegeben.
Musikalische Veranstaltungen größten Stils, darunter die
Aufführung der VIII. Mahlerschen Symphonie, große Sport¬
feste und Kongresse werden dann nacheinander in der Halle
stattfinden. Die größte Orgel der Welt, deren Kosten in
Höhe von 80000 Mark
dieStadtverordneten eben¬
falls bewilligten, läßt ihre
gewaltigen Tonmassen in
diesemRiesenraume einem
Zehntausend andächtiger
Hörer zugleich entgegen¬
schleudern.
In nächster Umgebung
dieser kompakten und
doch harmonisch geglie¬
derten Masse erhebt sich
in breitausladender Front
ein Ausstellungsgebäude,
das in etwa 60 Sälen
eine kulturhistorischeAus-
stellung beherbergt, wie
sie bisher an Kostbarkeit
und Reichhaltigkeit des
Materials unübertroffen
dasteht. Die erste der vier
Abteilungen, in welche
die Ausstellung gegliedert
ist, enthält Porträts der
führendenPersönlichkeiten
der Freiheitskriegszeit,
der Fürsten, Heerführer,
Staatsmänner, Dichter,
Künstler und hervorragen¬
den Frauen; wertvolle
Erinnerungen und Auto¬
graphen haben dort eben¬
falls ihren Platz. Neben
den verbündeten Völkern
fehlt auch der Gegner
nicht. Porträts, Büsten,
Miniaturen und Stiche
Napoleons sowie seiner
Generale sind in außer¬
gewöhnlich großer Zahl
vorhanden. Eine hochinteressante Einführung in das Heeres¬
wesen der Jahre 1813—15 bildet die zweite Abteilung
der Ausstellung. Uniform-Figurinen und Festungsmodelle
beleben das Bild. Wie ein großes buntes Bilderbuch wirkt
die dritte Abteilung, in der die Ereignisse vom Feldzuge
nach Rußland bis zum zweiten Frieden zu Paris 1815
zusammengestellt sind. Sonderausstellungen deutscher und
ausländischer Kriegsarchive machen eine Fülle bedeut¬
samen und neuartigen Stoffes zum erstenmal der Oeffent-
lichkeit zugänglich. Ein Kulturbild der Empirezeit stellt
der Vorwurf der vierten Abteilung dar. Plastik, Malerei,
graphische Künste, Karikaturen, Miniaturmalerei, Kostüme,
Textilkunst, Schmuck, Goldschmiedearbeit, Keramik, Münzen
und Orden zaubern, von sachkundiger Hand zu einem
Blücher-Denkmal in Breslau iPhot.; H. Götz [Ed. van Delden], Breslau)
Breslau: Jahrhundertausstellung — Blick auf Jahrhunderthalle, Wasserbecken und Pergola; rechts Kulturhistorische Ausstellung
(Phot.: H. Götz [Ed. van Delden], Breslau)
Breslau: Jahrhundertausstellung — Partie am Japanischen Garten (Phot. Atelier Lilly, Breslau)
Nr. 4
lückenlosen Ganzen zusammengefügt, ein Stück denk- und eine den See vor dem Hauptrestaurant umspannende
würdiger Vergangenheit vor den erstaunten und entzückten Pergola wird wie ein schimmerndes Märchen von dem außer-
Augen der Besucher. Nicht zuletzt durch die Sympathie, ordentlichen Können unserer Gartenkünstler Zeugnis ablegen.
welche der Kaiser der Ausstellung gegenüber zeigt, und Ueberhaupt wird überall auf dem ganzen 75 Hektar um-
durch die Unterstützung des Kronprinzen, der das Pro- spannenden Ausstellungsgelände die gärtnerische Kunst
tektorat der Ausstellung übernommen hat, wurde dem bestätigt, so daß das Auge nicht aufhören wird, sich an der
werbenden Ehrenausschuß, für den Dr. Viktor Herzog von Harmonie von landschaftlicher Naturschönheit und veredelndem
Ratibor als Vorsitzender zeichnet, überall an maßgebender Menschensinn zu weiden.
Stelle gern das bereitwilligste Entgegenkommen zuteil. Daß ein Unternehmen von solcher Größe und Vielseitig-
Fast alle deutschen Fürsten, der Kaiser von Oesterreich, keit neben Schönheit und wissenschaftlicher Belehrung auch
der Zar, mehrere Erzherzöge, die Fürstlich Schwarzen- dem Vergnügen und heiteren Lebensgenuß einen Raum gönnt,
burgsche Familie und viele Nachkommen großer Heerführer bedarf kaum besonderer Erwähnung. Ein Vergnügungspark,
der Befreiungskriege haben kostbare Reliquien aus der für den die ersten internationalen Spezialitäten ihr Erscheinen
napoleonischen Epoche der Breslauer Ausstellungsleitung zugesagt haben, und der in seiner Anlage auch auf das
zur Verfügung gestellt. Es würde den Rahmen eines Artikels vorteilhafteste von dem künstlerischen Geiste, der die ge-
weit überschreiten und zu ungerechten Bevorzugungen Ver- samte Ausstellung regiert, beeinflußt wird, ist, vom seriösen
anlassung geben, wollte man aus der großen Zahl kostbarster Teile der Ausstellung streng getrennt, erstanden.
Erinnerungen die eine oder die andere besonders hervorheben. Weit über die Grenzen Deutschlands hinaus, in Nord-
Näher, als es im ersten Augenblick erscheint, liegt die und Südamerika, in den deutschen Kolonien, kurz überall, wo
Verbindung zwischen dieser historischen und der großen, Deutsche wohnen, rüsten sich Gesellschaften zur Fahrt nach
deutschen Gartenbau-Ausstellung, die sich räumlich aufs der Heimat. Ein Fremdenstrom, wie er dem etwas ungünstig
engste an das Ausstellungsgebäude anschließt. Denn einmal abseits von den großen Straßen der Vergnügungsreisenden
ist Breslau mit seinen im Reiche viel zu wenig bekannten liegenden Breslau sonst leider gar nicht beschieden ist, beginnt
prachtvollen Promenaden — zu denen übrigens der Befehl sich in die Tore der alten gastlichen Oderstadt zu ergießen und
Napoleons, die Wälle der Festung Breslau zu schleifen, den findet dort die Aufnahme, die das Wort von der „schlesischen
Grund legte — eine namhafte Gartenstadt, und ferner liegt Gemütlichkeit" in alle Lande getragen hat. Mehr als 200
die Jahrhunderthalle inmitten des alten Scheitniger Parkes, Kongresse tagen während der Ausstellungszeit in Breslau,
in einer Umgebung, die den Gedanken an eine Gartenbau-Aus- Vertreter von Kunst und Wissenschaft, Männer der Technik
Stellung geradezu herausfordert. Dazu kommt noch, daß in und Forschung werden in Breslau Zusammenkommen, um
Breslau selbst seit vielen Jahren keine nennenswerte Gartenbau- dort im friedlichen Kampf der Geister neue Menschheitswerte
Ausstellung stattfand, und daß zahlreiche Freunde derartiger zu suchen. Eine großartige Sonderkundgebung, ein Hochfest
Veranstaltungen sich in die schlesischen Nachbarstädte der Heimatliebe bereiten die Schlesiervereine Deutschlands
Liegnitz und Görlitz begeben mußten. Gleich der historischen mit dem Bremer Verein an der Spitze vor. Breslau rüstet
Ausstellung wird auch die Gartenbau-Ausstellung von Ende sich, diese Kundgebung treuer Anhänglichkeit an die Heimat
Mai bis Ende Oktober dauern. Ihr Programm enthält eine durch würdige Feste zu erwidern. Studentenschaft und Turner-
Ausstellung historischer Gärten, die in lückenloser Folge Schaft, [Luftschiffahrt und Aviatik in dem Programm eben¬
eine Entwicklung der Gartenbautechnik von den Tagen Karls falls mit glänzenden Veranstaltungen vertreten,
des Großen bis zur Gegenwart zeigt. Eine Abteilung für Die Ausstellung wird — der über alles Erwarten günstige
historische und moderne Friedhofskunst gibt Gelegenheit Verlauf der Bauarbeiten und die Fülle des interessanten
zu interessanten Vergleichen, und das Modell eines Materials schließen jeden Zweifel aus — die von ihren
idyllischen Dorffriedhofs soll gegen den protzigen Kitsch Veranstaltern auf sie gesetzte Erwartungen erfüllen. Freilich
und die barbarische Geschmacklosigkeit vieler Grabdenkmäler sind ein ruhiger politischer Horizont und gutes Wetter dafür
einen mit Freuden zu begrüßenden Feldzug eröffnen. Wissen- unerläßliche Vorbedingungen. Sind diese aber vorhanden,
schaftliche, volkswirtschaftliche und gewerbliche Gartenbau- dann steht zu hoffen, daß die enormen Anstrengungen der
industrie und gärtnerische Fachwissenschaft kommen in ein- schlesischen Hauptstadt und die Unsumme von Mühe und
gehenden Sonderausstellungen zu Worte. Die exotische Flora Arbeit, die ein Heer von Menschen seit Jahren an die Aus-
Ostasiens und die gärtnerischen Erzeugnisse unserer Kolonien Stellung setzt, zwei schöne Errungenschaften im Gefolge
sind ebenfalls in Sonderausstellungen untergebracht. In ver- haben: einen wohlverdienten Erfolg der Ausstellung und die
schwenderischer Fabenpracht flammen auf breiten Flächen endgültige Beseitigung der Geringschätzung, unter der Breslau
Rosenrabatten, im Spätsommer werden dortDahlien leuchten, im Reiche noch immer ungerechtfertigterweise zu leiden hat.
Schlesiens Schlachtfelder und die Zeit der Freiheitskriege in Schlesien.
Von Professor Dr. P. Habel.
Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß die erste und statt, das im Anfänge des 18. Jahrhunderts gebaut wurde,
die letzte Schlacht der schlesischen Kriegsgeschichte in dem heutigen Kadettenhause, stellt ein Altarblatt diese Szene
demselben Flußgebiete geschlagen worden sind, daß derselbe dar. Zu Breslau in der Vincenzkirche, die er gestiftet hat,
Name dem Schlesier die Erinnerung an zwei Befreiungs- steht sein Grabdenkmal aus bunt bemaltem Sandstein; ein
schlachten wachruft: Wahlstatt. Und die beiden Führer, die Mongole liegt ihm zu Füßen. An die andere viel größere
das Land befreiten, haben ihre Denkmäler in der schlesischen Schlacht erinnert ein Bild, das im Refektorium des vor-
Provinzialhauptstadt Breslau. genannten Klosters hängt, das Bild des Fürsten Blücher von
Herzog Heinrich II. von Schlesien wurde durch seinen Wahlstatt, der am 26. August 1813 durch seinen Sieg an
Heldentod im Jahre 1241 der Vorkämpfer Europas gegen der wütenden Neiße (Schlacht an der Katzbach) im Bunde
die Mongolen, die nach Ungarn und Südrußland abzogen. mit den Russen die Franzosen vernichtend zurückwarf und
An der Stelle, wo seine Mutter, die heilige Hedwig, den so der volkstümlichste Held der Schlesier in der Zeit der
Leichnam fand, ließ sie eine Kapelle errichten, um die das Freiheitskriege wurde. Auf dem Blücherplatze in Breslau
Dorf Wahlstatt entstand. Im Benediktinerkloster von Wahl- ragt seit 1827 die Erzstatue des Marschalls Vorwärts, von
Nr, 4 BP (X3QQCXiQCgX3O0GQOOOQ(XagS 8e^ DEUTSCHLAND 167
Rauchs Meisterhand geschaffen, von hohem Sockel aus
schlesischem Granit empor, ein Bild von klassischer Ein¬
fachheit und packender Größe.
In dieser langen Zwischenzeit von fast 6 Jahrhunderten
führt uns die schlesische Kriegsgeschichte zu einem anderen
Schlachtenhelden, der auch immer „mit eisernem Besen
Kehraus gemacht hat", auf Friedrich den Großen. Denn die
Kämpfe der Hussiten, Schweden und Wallensteiner auf
schlesischem Boden können wir bei dieser kurzen Uebersicht
füglich übergehen. Aber des großen Preußenkönigs Feld¬
herrnruhm erstrahlt nirgends heller als in Schlesien. Trotz
der Unerfahrenheit des noch in den alten Regeln des Auf¬
marsches befangenen, aber unerschrockenen neunundzwanzig-
jährigen Königs wird am TO. April T74T der Sieg bei Mollwitz
unweit Brieg errungen. Die Schlacht bei Hohenfriedeberg —
Striegau (4. Juni T745) ist ein Beweis für sein entschlossenes
Vorgehen und seinen Feldherrnblick; nach dem Siege bei
Leuthen (5. Dezember 1757), den Napoleon ein Meisterstück
nannte, war Friedrich 11. unbestritten „der erste Kapitän seiner
Zeit". Beide Schlachten sind durch glänzende preußische
Reiterattacken berühmt geworden; bei Hohenfriedeberg
flochten die Bayreuth-Dragoner unter General Geßler den
Lorbeer des Ruhmes um ihre Standarten, bei Leuthen jagte
Generalleutnant von Driesen die feindliche Reiterei unter
General Lucchesi auf dem rechten österreichischen Flügel
in wilde Flucht. Er überflügelte die Feinde nach links, wie
der König durch ein fortwährendes Nachrechtsabmarschieren
(schräge Schlacht-Ordnung) den linken Flügel des Gegners
aufgerollt hat. Es folgen der rasch gepflückte Sieg bei
Liegnitz über Laudon (15. August T760), den er scherzend
den zweiten Band von Roßbach nannte, die meisterhafte
Verteidigung im Lager von Bunzelwitz (1761), der Sturm auf
die Burkersdorfer Höhen (21. Juli 1762) und das Treffen
von Reichenbach (16. August 1762), fast das letzte des
Siebenjährigen Krieges.
Künstlerhand zeigt den Schlesiern seinen König in den
bedeutendsten Abschnitten seines Lebens auf schlesischem
Boden. In Brieg vor dem Rathause — das Schlachtfeld von
Mollwitz ist nur eine gute Meile von hier entfernt — steht
das Bronzestandbild des jugendlichen Königs (von Sußmann-
Hellborn), der mutig an der Spitze der Seinen den Feinden
entgegengeht.
August Kiß, ein Schüler Rauchs, hat auf den Ring in
Breslau das Reiterdenkmal des kraftvollen Herrschers him
gestellt, der die von ihm eroberte Provinz Schlesien durch
viele schwere Kriegsjahre behauptet hat.
Und die vielen Zeichnungen Menzels zum Leben Friedrichs
des Großen, wie oft spielt der Vorgang auf schlesischem
Boden I So sehen wir ihn hoch zu Roß unter seinen stürmenden
Grenadieren bei Hohenfriedeberg, oder inmitten seiner Stabs¬
offiziere stehend, wie er am 3. Dezember 1757, zwei Tage
vor der Schlacht bei Leuthen, in Parchwitz seine berühmte
Rede hält, sein überraschendes Auftreten im Schlosse zu
Deutsch-Lissa am Abende des Schlachttages, die Nachtszene
mit Zielen im Lager von Bunzelwitz, voll Vertrauen auf den
„Alliierten da oben", wenn der König auch sonst nach seiner
Weltanschauung von der Vorsehung nichts hielt und meinte,
daß der liebe Gott immer mit dem stärksten Bataillon sei.
Am 3. Januar 1741 ritt Friedrich 11. bei Schneegestöber
durch das SchweidnitzerTor in Breslau ein und am 7. November
huldigten ihm im Fürstensaale des Rathauses die schlesischen
Stände. Ein Bild von A. von Menzel, das im Saal I des
Schlesischen Museums der bildenden Künste hängt und durch
den Radierer Professor Boerner vervielfältigt worden ist,
stellt diesen bedeutsamen Vorgang dar. Damit war es mit
der fast reichsstädtischen Selbständigkeit der Stadt Breslau
Die Schlacht an der Katzbach, Kolossalgemälde in der Kulturhistorischen Ausstellung, von Professor Kämpffer, Breslau
168 DEUTSCHLAND
Nr. 4
,
ZU Ende, die Stadt- und die Prozinzialgeschichte ist seitdem mit
der unsres gfroßen Vaterlandes verbunden. Der Zusammen¬
bruch des friderizianischen Staates traf Schlesien schwer.
f
Franzosen und Rheinbundtruppen preßten die Provinz aus
und quälten die Einwohner bis aufs äußerste.
Aber mitten in dem Schimpf und der Schande der feigen
Uebergabe der Festungen kann sich Schlesien rühmen, daß
sich hier drei Plätze gehalten haben, Kosel unter v. Neumann
und V. Puttkamer, Glatz unter dem Grafen Goetzen und
Silberberg unter Schwerin, und daß sich Breslau erst nach vier¬
wöchentlicher Belagerung den Franzosen unter Vandamme
ergeben hat, am 7. Januar 1807. Und wenn irgendwo, so
dachten die Schlesier am wenigsten daran, dem von Berlin aus
gepredigten Grundsätze: „Jetzt ist Ruhe die erste Bürger¬
pflicht"^, zu folgen; aber die allgemeine Volksbewaffnung und
Erhebung wurde von der Regierung gehemmt. Hier in
Schlesien, besonders in Mittelschlesien, wurde schon in dieser
Unglückszeit der Plan der Bildung einer Landwehr zur Ver¬
teidigung des Landes besprochen, damit die ganze Linien¬
armee ins Feld
rücken könne. Der
junge Vizepräsident
der Breslauer Re¬
gierung, Friedrich
Theodor Merkel,
entfaltete für die
Rüstung Schlesiens
zum Befreiungs¬
kämpfe eine außer¬
ordentliche Tätig¬
keit, und 1811
wurde Gneisenau
mit der Leitung der
geheimen Kriegs¬
vorbereitungen in
Schlesien betraut.
Die große Heer¬
fahrt des Kometen¬
jahres 1812 zog
auch durch Schle¬
sien, Bürger und
Bauern quälend.
Am 23. Juni ging
Napoleon über den
Niemen, am 12. De¬
zember fuhr der
besiegte Imperator
unter dem Namen des Herzogs von Vicenza zu Schlitten
in Glogau ein, machte im Königlichen Schlosse, wo er
erkannt wurde, kurze Rast — es entstand später das
Gerücht von einem geplanten Attentat auf den Kaiser in
Glogau — und jagte in der Nacht, einer der kältesten
dieses außergewöhnlich kalten Winters, über Haynau weiter
nach Dresden und Paris. Das 29. Bulletin, das der Moni¬
teur am 17. Dezember brachte, mit dem Eingeständnis der
Niederlage und dem berühmten Schlüsse: „Die Gesund¬
heit Seiner Majestät ist niemals besser gewesen" wurde in
der Schlesischen privilegierten Zeitung am 31. Dezember
abgedruckt, und in den Januartagen des Jahres 1813 sahen
die Schlesier „die Revenants, die sich aus dem schauer¬
lichen Totentänze gelöst hatten", wie Borkowsky in seinem
ungemein fesselnden Buche „Deutscher Frühling" sagt. „Mit
Mann und Roß und Wagen hat sie der Herr geschlagen I"
Aber voller Mitleid nahm man sich der Unglücklichen an;
waren es doch zumeist Deutsche, nur zum kleinen Teile
Franzosen. Das Schlesische Museum für Kunstgewerbe und
Altertümer besitzt ein großes Bild von Artur Kampf, das
den Zug eines solchen Soldatenhaufens durch eine Stadt
□
□
□
□
Aus der Kulturhistorischen Ausstellung: Aufruf an mein Volk
Freiwillige von 1813 vor König Friedrich Wilhelm III. zu Breslau
packend darstellt; jetzt hängt es in der Ausstellungshalle
der Jahrhundertfeier der Freiheitskriege.
Da brach für Breslau die gewaltige Zeit an, die der Stadt
die Berechtigung gegeben hat, die Erinnerung an den Freiheits¬
kampf in großartiger Weise in ihren Mauern zu feiern und
die Augen der Welt auf sich zu lenken, wie einst vor
100 Jahren. Damals konzentrierte sich ganz Preußen in
Breslau, wie Steffens sagt. Die Stadt befand sich im Ueber-
gange von der Festung zur offenen Stadt; überall sah man
demolierte Festungswerke, „ein holpriger, durch Festungs¬
und Mauertrümmer nicht heiter umkränzter Spaziergang" lief
um die Stadt. Bürger und Stadtverwaltung fühlten sich eins
in dem Wunsche, das Festungsgelände, das der König der
durch den Krieg verarmten Stadt geschenkt hatte, in Prome¬
naden umzuwandeln, die der Wallgraben umsäumt. Im
Schlesischen Museum der bildenden Künste befindet sich eine
reichhaltige Sammlung vonFederzeichnungenHeinrichMützels,
die, etwa 10 Jahre später entstanden, den Verfallszustand
der Wälle, Bastionen, Türme und Tore gewissenhaft dar¬
stellt, und der Saal
der Stadt Breslau
in der Jahrhundert-
Ausstellung bringt
ein 6 Meter langes
und etwa 3 Meter
hohes Triptychon
von Wislicenus-
Effenberger,Breslau
im Jahre 1813.
Am 25. Januar
des Jahres 1813
traf der König mit
dem Kronprinzen
von Potsdam her
in Breslau ein; hier
war er dem Be¬
reiche der Fran¬
zosen entzogen, die
Berlin und Spandau
in ihren Händen
hatten, während in
Schlesien fast gar
keine Besatzungen
lagen, und den
Russen nahe. Diese
waren den zurück¬
weichenden Fran¬
zosen unter Führung des Fürsten Kutusoff nach Schlesien ge¬
folgt und überschritten die Oder. Kutusoff erlag am 28. April
dem Typhus in Bunzlau, wo an ihn noch heute ein von König
Friedrich Wilhelm III. durch Schinkel und Schadow errichteter,
von vier ruhenden Löwen umgebener Obelisk erinnert. Auf
dem Denkmal stehen auch die Worte: „Er war es, der den Weg
bahnte zur Befreiung der Völker". Aber für uns Preußen ist
General Yorck der Mann gewesen, der durch die Konvention
von Tauroggen (30. Dez. 1812) das Werk der Befreiung ein¬
leitete. „Jetzt oder nie", schrieb er an seinen König, „ist der
Moment, Freiheit, Unabhängigkeit und Größe wieder zu er¬
langen, ohne zu große und zu blutige Opfer bringen zu müssen."
Breslau war der Sitz der Staatsregierung geworden, die
großen Männer der Zeit weilten in den Mauern der Stadt,
und hier faßte der König endlich nach langem Zaudern unter
dem Einflüsse des Freiherrn vom Stein, der als Vertreter des
Zaren Alexander am 25. Februar in Breslau erschien, den
Entschluß, der zur Befreiung des Vaterlandes führte. Es
n\öge genügen, hier kurz die Erlasse zu erwähnen, die von
Breslau ausgingen. Am 3. Februar erfolgte die Bekannt¬
machung in betreff der zu errichtenden freiwilligen Jäger-
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Nr.4 DEUTSCHLAND 169
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detachements, die sich an die jungen Leute der gebildeten
Stände wandte zur Gewinnung von Unteroffizieren und
Offizieren. Der Erlaß hatte zwei wichtige Folgen, erstens die
begeisternde Rede, die der Professor Henrik Steffens in seinem
übervollen Hörsaale im Konviktgebäude auf der Schmiede«
brücke vor Studenten und Bürgern hielt und in der er es
wagte, „unter den Augen des Königs den Franzosen den
Krieg zu erklären" (Bild von A. Kampf in der National¬
galerie, und jetzt in der Ausstellungshalle in Breslau), dann
die Gründung des Lützowschen Freikorps, dessen Haupt-
werbebureau das Gasthaus zum Goldenen Zepter auf der
Schmiedebrücke war (Bild von Eduard Kämpffer). Hier
meldeten sich bekannte Männer, wie Jahn, Friesen und
Theodor Körner; als Kantonnement wurden den Lützowern die
Stadt Zobten und die benachbarten Dörfer Rogau und Rosenau
angewiesen, von wo sie begeistert durch Körners Lieder nach
der Einsegnung in der Kirche von Rogau am 27. März 1813
ins Feld zogen. Inzwischen war die Verfügung über die
allgemeine Wehrpflicht erfolgt, die nicht überall mit Freuden
begrüßt wurde, und
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Aus der Kulturhistorischen Ausstellung:
Professor Steffens begeistert in Breslau 1813 zur Volkserhebung
hörst und Stein von dessen Notwendigkeit überzeugten. Am
26. Februar wurde das russisch-preußische Waffenbündnis zu
Kalisch abgeschlossen, zu dessen Besiegelung Zar Alexander
nach Breslau kam. In diesen denkwürdigen Märztagen ist der
Haupttag der 17., der Tag der beiden Aufrufe und der Ver¬
ordnung über die Bildung der Landwehr, nachdem der König am
lO. März, dem Geburtstage der Königin Luise, im Stadtschlosse
zu Breslau den Orden des eisernen Kreuzes als schönstes
Zeichen der schweren Zeit gestiftet hatte. Am 16. März waren
dem französischen Gesandten St. Marsan in Breslau seine
Pässe zugestellt worden und am Tage darauf rückten die
schlesischen Truppen unter Blüchers Oberbefehl, der sein
Hauptquartier in Bunzlau hatte, von Breslau aus gegen die
sächsische Grenze ab, zum „heiligen Krieg". Am 11. April 1813
wurde in allen Breslauer Kirchen eine Kriegspredigt gehalten.
Nach der Schlacht bei Bautzen zogen sich die Verbündeten
bis zur Oder zurück, und die Franzosen — aufgehalten durch
das unter Blüchers Führung gelieferte kurze, siegreiche
Kavalleriegefecht bei Haynau am 26. Mai — drangen noch
einmal nach Schlesien vor. Breslau blieb acht Tage besetzt
und wurde infolge des Waffenstillstandes von Pläschwitz am
9. Juni geräumt. Napoleon hielt sich erst in Neumarkt, dann
in Löwenberg auf, während das Hauptquartier der Verbündeten
erst in Trachenberg, dann in Reichenbach war. Es ist bekannt,
daß der Kaiser den Ausbruch eines Volkskrieges durch das
Losschlagen des Landsturmes in Schlesien fürchtete. Uebrigens
ist in diesen Tagen Schlesien von den Feinden milde behandelt
worden; Geld mußte natürlich für die Verpflegung der Truppen
bezahlt werden. Dem Breslauer Magistrat gab der Kaiser
die Versicherung, „daß alle Bürger und Einwohner Breslaus
sowohl in Ansehung ihrer Person als ihres Vermögens sich
Allerhöchst Ihres Schutzes zu erfreuen haben würden", und
die Liegnitzer Zeitung spricht von dem Glück, das die
Liegnitzer hatten, den Kaiser Napoleon, begleitet von seinen
Garden, in ihre Mauern einrücken zu sehen.
Am 26. August schlug Blücher, dem Gneisenau und Yorck
zur Seite standen, im Bunde mit den Russen die Franzosen unter
Macdonald in der mörderischen Schlacht an der wütenden
Neiße, bei strömendem Regen. Schlacht an der Katzbach wird
diese ewig denkwürdige Schlacht genannt; eine Szene daraus
an der Brücke bei.
Nieder-Crayn, un¬
weit der Stelle, wo
die wütende Neiße
sich in die Katz¬
bach ergießt, stellt
ein großes Gemälde
dar, das Professor
Kämpffer für die
Jahrhundertaussteh
lung gemalt hat.
Am 29. August
mußtesich eine fran¬
zösische Division
denRussenbei Plag¬
witz (Löwenberg)
ergeben. In Erinne¬
rung hieran wird
in dem malerischen
Löwenberg bis auf
den heutigen Tag
das Blücherfest ge¬
feiert. „Schlesien ist
vomFeinde befreit",
so begann Blüchers
Tages-Befehl vom
T.September. „Eurer
Tapferkeit, brave
Soldaten der russischen und preußischen Armee unter meinem
Befehl, Eurer Anstrengung und Ausdauer, Eurer Geduld und
Ertragung von Beschwerden und Mangel verdanke ich das
Glück, eine schöne Provinz den Händen eines gierigen Feindes
entrissen zu haben" usw. — In allen Kirchen Schlesiens wurde
ein hohes Sieges- und Dankfest gefeiert. Von nun an war
Schlesien von den Schrecken des Krieges befreit, Wohltätig¬
keit und Barmherzigkeit an den vielen Verwundeten und
Kranken zu üben, das war jetzt die Aufgabe der Schlesier.
Wenn nun im Jahre der Jahrhundertfeier der Freiheitskriege
die Schlesier — und es werden ihnen hoffentlich viele aus den
weiten Gauen unsres großen Vaterlandes folgen — an die
Stätten wandern, mit denen die Erinnerung an die große Zeit
besonders verknüpft ist, so wird dies in erster Linie Breslau
und seine Jahrhundertausstellung sein, dann das Schlachtfeld
an der wütenden Neiße mit der Blücherlinde und dem gotischen
Denkmale bei Bellwitzhof, wo Blücher mit seinem Stabe Aufstel-
lung genommen hatte, und das kleine Museum bei Dohnau am
Zusammenflüsse von Neiße und Katzbach, endlich die Kirche
von Rogau und die Stadt Zobten, wo Ende August das große
Lützower-Denkmal von Theodor v. Gosen enthüllt werden soll.
170 DEUTSCHLAND Nr.4
- Breslau.
Von Professor Dr. Habel.
Der Fremde, der auf dem Hauptbahnhof in Breslau an¬
kommt, sieht sich sofort mitten in das g-roßstädtische Treiben
versetzt. Der Bahnhof ist im Jahre 1856 als erster größerer
Bahnhofsbau in Deutschland im gotischen Schloßstile errichtet
worden, nachdem Schlesien im Jahre 1842 seine erste Eisen¬
bahnlinie von Breslau über Ohlau bis Brieg erhalten hatte;
die Vergrößerung, die erst vor wenigen Jahren vollendet
worden ist, hat dem Gebäude eine geräumige, übersichtliche
Verkehrshalle gebracht, die den Zugang zu den Zügen und
das Abströmen der Ankommenden in bequemster Weise regelt.
Auf dem Platze vor dem
Bahnhofe, der mit grünen
Anlagen geschmückt ist,
drängen sich die Wagen
aller Art; die Linien
der elektrischen Straßen¬
bahn, deren Breslau zwei
Dutzend besitzt, führen
hier nach allen Richtungen
vorbei. Und auf vielen der
Linien sieht man jetzt das
Bild des eisernen Kreuzes
und das Wort „Aus¬
stellung" prangen. Sie
führen hinaus nach dem
75 Hektar großen Aus¬
stellungsgelände mitten
im Scheitniger Parke, dem
schönsten Teile der Stadt,
wo der riesige Zentral¬
kuppelbau der Jahr¬
hunderthalle in Eisen¬
beton errichtet worden
ist und daneben das
Ausstellungsgebäude, das
in seinem Innern ein um¬
fassendes Kulturbild der
Zeit vor TOO Jahren
bietet. Dahin strömen
jetzt die Einheimischen
und die Fremden, um eine
Schöpfung zu sehen, die
über alle Erwartung geht.
Aber auch auf den
breiten Straßen herrscht
reges Leben, und durch
die schönen Schaufenster
eröffnet sich ein Blick auf
Gewerbefleiß und Kunst¬
sinn, auf Handel und Wandel. Im Süden leitet die Umgehungs¬
bahn den Güterverkehr um die Stadt und im Norden der
Großschiffahrtsweg. Hier und auf der Oder, die fast am
Herzen der Stadt vorbeifließt und durch steinerne und eiserne
Brücken überspannt ist — die größte und schönste ist die
1910 vollendete Kaiserbrücke, die weitestgespannte deutsche
Hängebrücke, die die Oder mit einer einzigen Oeffnung von
126,60 Meter von Pfeiler zu Pfeiler überquert und die
Hauptlast des Verkehrs zur Jahrhundertausstellung zu tragen
hat —, entfaltet sich ein Bild echten Hafenlebens und reichen
Schiffsverkehrs, wie es sich mancher, der von den Mündungen
unserer großen Ströme oder von den Ufern des Rheins
kommt, nicht vorgestellt hat.
Ueber die Umgehungsbahn und den Umgehungskanal
ist Breslau längst hinausgewachsen. Der Aufschwung Breslaus
zur Großstadt begann vor 100 Jahren, als der Festungsgürtel
fiel und die Selbstverwaltung eingeführt wurde. Am 7. Januar
1807 mußte sich die Festung Breslau den Franzosen unter
Vandamme ergeben. Auf Befehl Napoleons begann man
sofort mit der Demolierung der Festungswerke; aber Jahr¬
zehnte vergingen, ehe an ihre Stelle unsere herrlichen
Promenaden und der Stadtgraben traten, die heute wie ein
Schmuckgürtel die alte Stadt umkleiden. Liebichshöhe
(Taschenbastion) und Holteihöhe (Ziegelbastion) erinnern
noch an den früheren Zustand. Aber durch die Zerspren¬
gung der Fesseln bekam
die Stadt Luft, die fünf
Vorstädte wurden 1808
nach der Städteordnung
der Stadt einverleibt. Im
Laufe eines halben Jahr¬
hunderts dehnten sich die
Vorstädte bis zur Grenze
des nächsten Dorfes aus,
und seitdem hat sich die
Stadt durch Eingemein¬
dungen immer mehr ver¬
größert, eine Bewegung,
die noch lange nicht zum
Stillstände gekommen ist
und die der Stadt schöne
Villen-Vororte gebracht
hat. So ist das Stadtgebiet
auf über 4900 Hektar
angewachsen und beher¬
bergt 538000 Einwohner,
so daß Breslau unter
den Großstädten Deutsch¬
lands die sechste Stelle
einnimmt.
Lassen wir das archi¬
tektonische Bild der Stadt
auf uns wirken! Mag das
Auge hinweggleiten über
die langweiligen Schein¬
fronten der Straßen, die
um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts und in den
nächsten Jahrzehnten ent¬
standen sind, eintönig und
protzig, so wie anderswo
auch. Sehen wir uns
das Alte an. Gotik und
Renaissance, Barock und
Klassizismus! Unser Prunkstück, das Rathaus auf dem Ringe,
an dem die Gotik und die Renaissance im 14., 15. und
16. Jahrhundert gebaut haben, ist in Abbildungen überall
bekannt. Man nehme sich Zeit, sich in die malerischen und
plastischen Schönheiten dieses herrlichen Backsteinbaues zu
vertiefen, in die Einzelheiten der Giebel, Türmchen, Erker
und Fenster, in die mannigfachen Steingebilde aus der
Menschen-, Tier- und Pflanzenwelt, in die Wappenstücke, in
den gewölbten, reich ornamentierten Remter, in die Formen¬
schönheit des Fürstensaales und der Arbeitszimmer des
Oberbürgermeisters und des Bürgermeisters. Unter dem
Rathause befindet sich der Schweidnitzer Keller, in dem einst
der Rat Schweidnitzer Bier schenkte; neben dem Eingänge
steht der niedliche Bärenbrunnen von Heyger. Und dann
umwandle man die vier Ringseiten, wo noch mehrere alte.
Breslau: Elisabethkirchturm, der höchste Kirchturm Breslaus (91 m)
r
Nr.4 DEUTSCHLAND I7I
formenreiche Patrizierhäuser erhalten sind. Auf dem Ringe
stehen auch die Reiterdenkmäler Friedrichs des Großen und
Friedrich Wilhelms III. von Kiß, während der benachbarte
Blücherplatz mit dem Erzstandbilde des Marschalls Vorwärts
von Rauch geschmückt ist. Herüber grüßen der massige
Turm der Elisabeth« und das Turmpaar der Magdalenen«
kirche; die beiden gotischen Kirchen stammen aus dem
14. Jahrhundert, sind die ältesten evangelischen Haupt«
und Pfarrkirchen und bergen viele Sehenswürdigkeiten.
schmückten Portale in die Straße hineinspringt; erbaut hat
es der ältere Langhans. Sein Sohn schuf auf dem Blücher«
platze die alte Börse im klassischen Stile, das Stadttheater
und die Elftausend«Jungfrauenkirche, während August Stüler,
der bedeutendste Nachfolger Schinkels, dem aus der Zeit
Friedrichs des Großen stammenden und von Langhans dem
Aelteren umgebauten Königlichen Schlosse die jonischen
Kolonnaden und die Rampe anfügte und das Stadthaus auf
dem Ringe erbaute. Von hier führt uns die Schmiedebrücke,
Stein-Denkmal im Rathaus zu Breslau
(Eine Kopie des Originals, das sich im Städtchen Nassau a. d. Lahn, dem Geburtsort des Freiherrn vom Stein, befindet)
Doch es ist unmöglich, hier auf Einzelheiten näher ein«
zugehen. Die Weißgerberohle, wo einst die Ohle in die
Oder mündete, zeigt noch malerische Ueberreste mittelalter«
lieber Holzhäuser und wird von der Stadtverwaltung in diesem
Zustande erhalten, zur Freude der Künstler und Freunde des
Alten. Auf cLer Albrechtstraße, die einst wegen der präch¬
tigen GiebeUronten ihrer vornehmen Wohnhäuser berühmt
war und durch den Blick auf den Turm der Elisabethkirche
und auf die Dominikanerkirche wirkungsvoll abgeschlossen
wird, fällt das Oberpräsidium besonders ins Auge, das mit
einem mächtigen, mit hohen korinthischen Säulen ge«
auf der das von der Stadt neuerdings umgebaute alte Gast¬
haus „Zum Goldenen Zepter", 1813 das Werbebureau der
Lützower, zu freundlichem Verweilen einladet, in das Reich
des Barocks, zur Matthiaskirche und zur Universität, „der
großartigsten Schöpfung des Jesuitenstiles, die Breslau und
Schlesien aufzuweisen haben". Christoph Hackner heißt ihr
Baumeister (1728—1736). Der Musiksaal und die Aula
Leopoldina, beide vor wenigen Jahren farbenprächtig erneuert,
sind Meisterstücke der Barockkunst. 1811 wurde das alte
Jesuitenkollegium zur Universitas litterarum Wratislaviensis
umgewandelt und 1911 in Schlesische Friedrich «Wilhelms«
172 DEUTSCHLAND HH
Universität umgetauft. Der Fechterbrunnen von Hugo Lederer,
der vor ihr steht, ist eine bedeutende künstlerische Leistung.
Den Blick auf die Universität von der Schmiedebrücke aus
haben unsere Maler und Radierer in wohl gelungenen Bildern
festgehalten, und auch von der Oderseite aus macht das
langgestreckte Gebäude einen gewaltigen Eindruck.
Der Oder, die mitten durch Breslau fließt, verdanken
wir unsre schönsten Stadtbilder, so z. B. vom Hause der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur aus und
besonders von der Holteihöhe auf die alten Backsteinbauten
der Sandkirche, Kreuzkirche und des Domes. Hier auf der
Dominsel, dem Mittelpunkte des großen Breslauer Bistums,
das einst das goldene hieß, sind wir dem Drängen und Hasten
der Gegenwart entrückt; weltabgeschieden liegt dieser Stadt¬
teil da, so recht geeignet, sich zu vertiefen in die Geschichte
der alten Wratislavia, die hier vor fast 1000 Jahren als
slawische Siedelung ihren Ursprung nahm, und in die Kunst¬
schätze der Diözese, die für den Geschmack und den Reichtum
der früheren Zeiten einen schönen Beweis liefern.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ringt die Baukunst
nach einem neuen persönlichen Stile; man sehe sich die
öffentlichen Gebäude in den Vorstädten an, wie Kirchen,
Schulen, Staatsgebäude usw. und beobachte, wie die alten
Stile sich neu beleben; man freue sich an den hübschen
Villenkolonien. Welch Reiz der Mannigfaltigkeit im Stadt¬
bilde I Breite Straßen und große Plätze tragen dem Ver¬
langen nach Licht und Luft Rechnung; der Kaiser-Wilhelm-
Platz ist der Sitz der Vornehmheit, und in die Arbeitergegend
der Tschepine bringt die Baugruppe der Pauluskirche einen
künstlerischen Schwung. Vor allem aber fällt das erfolg¬
reiche Streben der Stadtverwaltung wohltuend ins Auge, das
Grün der Natur in die Steinwüste der Häuser hineinzutragen
und die Stadt mit einem Park- und Wiesenschmuck zu um¬
geben. Breslau ist besonders durch die Tätigkeit des vor¬
letzten Oberbürgermeisters Dr. Georg Bender (1891—1912)
I Nr. 4
eine Stadt im Grünen geworden. Mit der Anlage der herr¬
lichen Promenaden (seit 1814), die im Bogen die innere Stadt
im Süden umziehen, begannen die Verschönerungspläne der
Stadtverwaltung, die ihren Höhepunkt in der Schaffung des
großen Scheitniger Parkes erreicht haben; ihm reihen sich
der Südpark und die andern Parkanlagen als Erholungsorte
für jung und alt an.
Daß in der Provinzialhauptstadt Wissenschaft und Kunst
eine hervorragende Rolle spielen, bedarf keiner Erwähnung.
Universität, Technische Hochschule und Akademie für Kunst
und Kunstgewerbe, Bibliotheken, Archive und Museen, Theater
und Konzertsäle drücken dem geistigen Leben ihren Stempel auf.
An die Stelle der mittelalterlichen Blüte der reichen
Handelsstadt, die auch Mitglied der Hansa war, ist der Auf¬
schwung zur modernen Großtadt in all ihren Regungen ge¬
treten. Kaiser Karl IV., der Böhmenkönig, dem Breslau viel
verdankt, übertrug im Jahre 1357 nach dem Tode des letzten
plastischen Herzogs dem Rate der Stadt die Landeshaupt¬
mannschaft über das Fürstentum Breslau. Dieser fast reichs¬
städtischen Selbständigkeit machte Friedrich der Große ein
Ende, als er sich am 7. November 1741 im Fürstensaale des
Rathauses von den Ständen huldigen ließ. Der Magistrat
der Haupt- und Residenzstadt Breslau wurde eine königliche
Verwaltungsbehörde, die der Breslauer Kriegs- und Domänen¬
kammer unterstellt war. So blieb es bis zur Einführung der
Selbstverwaltung, 1808.
Wie die Stadt als Vorkämpferin des Deutschtums den
Hussiten, Ungarn und Polen widerstanden hatte, und im Dreißig¬
jährigen Kriege den Schweden, so in der friderizianischen
Zeit den Oesterreichern, verteidigt durch ihre Bollwerke
und den General Tauentzien. Aber den Franzosen erlag
sie im Januar 1807. Die Februar- und Märztage des
Jahres 1813 sind Breslaus große historische Zeit; sie
waren der Ausgangspunkt der starken Bewegung, die zur
Befreiung des Vaterlandes vom französischen Joche geführt hat!
Nr.4 DEUTSCHLAND
173
Das Turnen in Schlesien.
Von Wilhelm Rudkowski.
Der theologisch gebildete Seminarlehrer Wilhelm Harnisch,
ein intimer Freund Jahns, gründete schon im Jahre 1815 in
Breslau eine private Turnanstalt, für die er neben Seminaristen
besonders Gymnasiasten, später durch die Sympathien des
genialen Philologen Franz Passow auch Studenten gewann.
Durch die Schüler Harnischs und Passows entstanden in den
nächsten 3 Jahren in Schlesien eine so große Zahl von Turn«
anstalten für Knaben und Jünglinge, wie in keiner anderen
deutschen Landschaft, so daß Jahn sich veranlaßt fühlte, die
bedeutendsten, wie die in Hirschberg, in Liegnitz und in
Breslau, im Hochsommer 1818 mit seinem Besuche zu beehren.
Harnisch hatte, wie wir jetzt sagen müssen, politische
Zwecke mit seiner Gründung verfolgt, sich auch um die
Rektoren der Gymnasien nicht weiter gekümmert. Als er
gar den vom Wartburgfest des Oktobers 1817 politisch ar«
rüchigen Schüler Jahns, den Kandidaten H. F. Maßmann, als
Turnlehrer nach Breslau zog, kam es durch dessen Ungeschick
und die Leidenschaft Passows im Sommer und Herbst 1818
zu einem heftigen publizisti¬
schen Streite, der sogen.
Turnfehde, in der vor
anderen der Prorektor des
Elisabet« Gymnasiums, der
Historiker K. A. Menzel, und
etwas weniger persönlich der
von 1813 her berühmte
Universitätsprofessor Henrik
Steffens als Gegner dieses
politischenTurnens auftraten.
Infolge dieses Streites wurde
die Breslauer und die Lieg«
nitzer Turn«Anstalt Ende
Oktober 1818 vorläufig, wie
es hieß, geschlossen. Aber
die Ergebnisse der Unter«
suchung erweckten das Miß«
trauen der Reaktion, und so folgte bald die große Turn«
sperre, die den verheißungsvollen Anfängen des Turnens in
ganz Preußen für ein Menschenalter ein Ende machte.
Wenn es ein Märker gewesen war, der Breslau zur
zweiten Gründungsstätte des Turnens machte, so gebührt
einem Schlesier in gewisser Beziehung das Verdienst, die
Wiedererweckung angeregt zu haben. Es war der Medizinalrat
Lorinser, der im Jahre 1836 in einer medizinischen Zeit«
Schrift übertreibende Vorwürfe gegen die Gymnasien erhob
und die Schädigung der Gesundheit der Schüler durch sie
behauptete, ohne aber die Wiederaufnahme von Leibes«
Übungen zu fordern. Indem seine Behauptungen durch eine
umfassende Umfrage des Ministeriums bei allen Provinzial«
Schulkollegien völlig widerlegt wurden, empfahlen die meisten
Berichte zugleich lebhaft die allgemeine Einführung körper«
lieber Uebungen. Wenige Jahre später, freilich erst unter
Friedrich Wilhelm IV., kam es ja auch zur Aufhebung der
Turnsperre.
Nicht ohne Zusammenhang mit jener freundlichen Auf«
fassung des Wertes guter körperlicher Ausbildung seitens
der Schulbehörden machte in Breslau im Jahre 1837 der
Kandidat Kallenbach mit dem Knaben« und Mädchenturnen
einen Anfang, indem er private Kurse einrichtete. Und als
von Berlin aus zur Einführung des Turnens angeregt wurde,
säumte der Magistrat von Breslau nicht lange, sondern
richtete im Frühjahr 1845 einen schönen Turnplatz im Schieß«
Werder her, wo 1000 Schüler gleichzeitig beschäftigt werden
konnten. Auf Massenturnen berechnet sind auch noch die
beiden gewaltigen Hallen aus den 70er Jahren, die sogen.
Jahnhalle am Märkischen Bahnhof und die Lessing«
halle am Lessingplatz. Dann ging man, denn die Ansichten
hatten sich sehr geändert, grundsätzlich dazu über, jedem
Schulbau eine eigene Turnhalle zu geben, so daß jetzt alle
höheren Schulen mit einer einzigen Ausnahme und die
meisten Volksschulhäuser über eigene Hallen verfügen.
Dieser Zweig des öffentlichen Unterrichts nahm bald solchen
Umfang an und erschien dem Magistrat so wichtig, daß
nach dem Tode von Rödelius im Jahre 1880 ein Oberturn«
lehrer angestellt wurde, der seit 1910 den Amtstitel
„Turninspektor" führt. Wenn auch nur die Volksschulen und
Mittelschulen seiner unmittelbaren Einwirkung unterstehen,
so sorgt neben gelegentlichen öffentlichen Schauturnen der
einzelnen Anstalten ein Schau« und Wetturnen und Spielen
aller Breslauer Schulen in jedem Herbste dafür, daß das
einigende Moment des Turnens auch den Schülern der
verschiedensten Herkunft nicht ganz verloren geht.
Aehnlich wie in Breslau
entwickelte sich das Schul«
turnen in der ganzen Pro«
vinz. Ihren alten Ruhm er«
neuerten bald Hirschberg und
Liegnitz; Görlitz aber hat das
Verdienst, daß zuerst in ganz
Preußen und im Reiche der
Turnlehrer des Gymnasiums
demTurnspiel die gebührende
Stellung einräumte, wenn
dabei auch im Grunde nur
das alte Jahnsche Turnen
wieder aufgenommen wurde.
Darauf konnte natürlich
nur ein Mann kommen, der
auch im Vereinsturnen der
Stadt den festen Grund fand,
von dem aus sich Neues ausführen läßt. Das war in Görlitz
der Fall, denn dort wurde schon im Jahre 1847 der „Tum«
und Rettungsverein" — jetzt „Alter Turnverein" — begründet.
In Breslau kam es dazu erst im Jahre 1858, indem Mit«
glieder eines Turnkränzchens, das Rödelius seit 1845 ab«
hielt, die Begründung eines Turnvereins, des späteren „Alten
Turnvereins", anregten. Unter dem Aufruf standen neben
Männern aus den verschiedensten Kreisen auch die Namen
von drei Universitätsprofessoren, des klassischen Philologen
Haase, damaligen Rektors, des Theologen Raebiger und des
Historikers Roepell. Daß von den sechs Vorsitzenden, die
der „Alte Turnverein" bis jetzt gehabt, nicht weniger als vier
Universitätslehrer waren, ist ein Glück und der Stolz des
Vereins, hat auch für die Sache des Turnens in ganz Schlesien
eine nicht geringe Bedeutung. Richard Roepell wurde der
erste; seine politische Tätigkeit hielt ihn aber von Breslau
so oft fern, daß er den Vorsitz schon 1862 niederlegte.
Doch bewahrte er dem Verein sein Interesse in so hohem
Maße, daß er beim 25. Stiftungsfeste zum Ehrenmitgliede
ernannt wurde. Im Jahre 1863 trat mit Friedrich Haase
ein Mann an die Spitze des „Alten Turnvereins", den dieselbe
überschwengliche Begeisterung für das Turnen beseelte, wie
40 Jahre früher Franz Passow, dessen Lehrstuhl er auch
innehatte. Das erste große Turnfest Schlesiens im Jahre 1865
ließ er in die Worte ausklingen: „Das Turnen ist die Schule,
worin alle die Tugenden gelernt und geübt werden, die dem
einzelnen Bürger wie dem ganzen Volke nötig sind, um seine
höchsten Güter Ehre, Recht und Freiheit zu schützen gegen
Turnverein „Vorwärts" E. V., Breslau: Turnhalle (erbaut 1910/11)
(Hofphot. Paul Fischer, Breslau)
174 DEUTSCHLAND Nr. 4
äußere und innere Feinde. Und was ist die Blüte dieser
Tugenden? Das ist die Kraft der Eintracht." Als Haase
nach wenigen Jahren vom Amte des Vorsitzenden zurück¬
trat, übernahm es der Professor der Mathematik Heinrich
Schröter und führte es in glücklichster und förderlichster
Weise 26 Jahre lang bis an seinen Tod im Jahre 1891.
Den nächsten Vorsitzenden verlor der Verein schon nach
einem Jahre. Seitdem leitet ihn der Geh. Medizinalrat und
Professor der Chirurgie K. Partsch, getragen von Sachkenntnis,
Pflichttreue und Begeisterung. Freilich ist es längst nicht
mehr der „Alte Turnverein", der Breslau zum Mittelpunkt des
turnerischen Lebens der Provinz gemacht hat. Schon im
Jahre 1861 spaltete sich der Turnverein „Vorwärts" ab,
nicht weil die allzugroße Mitgliederzahl des „Alten Turn¬
vereins" dazu aufgefordert
hätte, sondern weil der aus¬
scheidende Teil einer ausge¬
prägteren politischen Rich¬
tung huldigte. Damit hing
wohl auch zusammen, daß
Dr. Stein, Chefredakteur der
Breslauer Zeitung, den die
Sezession des „Alten Turn¬
vereins" zum Vorsitzenden
des Turnvereins „Vorwärts"
gewählt hatte, kaum ein
Jahrzehnt später aus diesem
austrat und den „111. Turn¬
verein" begründete.
Neben dem „AltenTurn-
verein" hat der „Vorwärts"
dadurch seine Bedeutung
erhöht, daß er zur Feier
seines 50. Stiftungsfestes
eine eigene prächtige Turn¬
halle in der Gutenbergstraße
erbaute. Der Verein konnte
das trotz der Opferwilligkeit
seiner Mitglieder doch nicht
ganz aus eigener Kraft,
sondern mit Hilfe einer sehr
niedrig verzinslichen Hypo¬
thek, welche die Stadt mit
Recht in der Einsicht her¬
gab, daß sie damit dem
Vereinsturnen Breslaus und
Schlesiens einen wesentlichen
Dienst leiste. Das ist auch
eingetreten; denn der „Vor¬
wärts" stellt die Halle dem
Gau Breslau und dem
ganzen Turnkreise Schlesien für turnerische Veranstaltungen
jedesmal gern zur Verfügung. Für diese ist die Provinzial¬
hauptstadt nun einmal der gegebene Ort, und ihr gehört
naturgemäß auch der Vertreter des ganzen Turnkreises
an. Ganz abgesehen davon verkörpert der Sanitätsrat
Dr. Toeplitz, der dieses Amt schon seit 1892 bekleidet,
geradezu die Eigenschaften, die es erfordert. Wie er es
seit zwei Jahrzehnten verstanden hat, die Riege der Alten,
die im turnerischen Leben Breslaus von je eine besondere
Rolle spielt, in dauernder Blüte zu erhalten, so ist es unter ihm
auch mit dem Turnkreis stetig vorwärts und aufwärts gegangen.
Sobald sich die deutsche Turnerschaft in „Kreisen" organi¬
sierte, hatte auch die schlesische nicht gezögert, sich anzu¬
schließen. Aus Schlesien und Südposen, das aber nur ein
Zehntel darstellt, wurde vor 50 Jahren der 11. Turnkreis gebildet.
Bald nach dem Amtsantritt von Toeplitz wurde eine
gerechte und notwendige Organisations-Aenderung vor¬
genommen. Im Mittelschlesischen Flachlandgau hatten die
kleinen Vereine außerhalb Breslaus den Wettbewerb mit den
großen Stadtvereinen längst drückend empfunden. Nun
schlossen sich die Breslauer Vereine zu einem eignen Stadtgau
zusammen, während sich die auswärtigen Vereine an die Nach¬
bargaue angliederten. Damals zerfiel der II. Turnkreis in 13
Gaue mit knapp 200 Vereinen; jetzt im 21. Jahre seines
Wirkens vertritt Toeplitz 457 Vereine, die sich auf 15 Gaue
verteilen, den Gau Breslau, den Neißegau, den I. und 11. nieder¬
schlesischen Gau, den Niederschlesisch-Lausitzer Grenzgau, den
Oberlausitzer Gau, den I. und II. oberschlesischen Gau, den
Posen-Schlesischen Gau, den Riesengebirgsgau, den Schlesisch-
Posener Grenzgau, den Waldenburger Gebirgsgau, den Zobten-
gau, den Schlesischen Odergau und den Glatzer Grafschaftsgau.
Das turnerische Leben im
Kreise ist rege, und es gibt
kaum einen Zweig selbst des
Turnsports, der nicht irgend¬
wo betrieben würde. Gau¬
wetturnen werden in allen
Gauen abwechselnd abge¬
halten. Neuen Ansporn bieten
jedesmal die großen deut¬
schen Turnfeste. Zeitig wurde
in den Herzen der schlesi¬
schen Turner der Wunsch
rege, die deutsche Turner¬
schaft bei sich zu vereinigen.
Im Jahre 1868 verhinderte die
politische Lage die Abhaltung
eines deutschen Turnfestes,
1878 waren es die unseligen
Attentate. Einen Ersatz
dafür fanden wenigstens die
Breslauer Turner in dem
imposanten Fackelreigen, den
zu Ehren der Anwesenheit
Kaiser Wilhelms I. während
der Kaisermanöver im Jahre
1882 der „Alte Turnverein",
der „Vorwärts", der „lU.Turn-
verein" und der„ Akademische
Turnverein" abhielten.
Das Jahr 1894 endlich
brachte im VII. deutschen
Turnfest den Höhepunkt des
turnerischen Lebens für
Breslau und Schlesien. Aus
dem glänzenden und nach¬
wirkenden Verlaufe mag nur
hervorgehoben werden, daß
in Breslau zum erstenmal auf einem deutschen Turnfest eine
Damenabteilung auftrat und jubelnden Beifall erntete.
An schönem Fortschreiten, an erhebenden Tagen hat es
seitdem nicht gefehlt. Bei der Jahrhundertfeier bleibt die
Turnerschaft Schlesiens nicht zurück; hat doch der Turn¬
vater seine Popularität im Frühjahr 1813 in Breslau begründet.
An der Eröffnung der Ausstellung durch unsern Kronprinzen
nahmen mittelbar die meisten Turngaue Schlesiens teil, indem
drei gewaltige Eilbotenläufe von der Dreikaiserecke, von der
Schneekoppe und vom Katzbachschlachtfelde aus veranstaltet
wurden, und wenige Tage darauf führte der Turngau Breslau
in einer nach Wort und Tat gleich schönen Festaufführung
die Entwickelung des Turnens von Jahn bis zur Gegenwart vor.
Vor allem aber rüstet sich die schlesische Turnerschaft
zur regsten Teilnahme an dem großen deutschen Turnfest
in Leipzig, um aufs neue zu beweisen, daß Schlesien ein
deutsches Land ist und bleiben will.
Turnverein „Vorwärts" E. V., Breslau: Inneres der Turnhalle
(Phot.: N. von Kreyfelt, Phot. Ges., Breslau)
Turnverein „Vorwärts" E.V., Breslau: Kegelbahnen der Turnhalle
(Hofphot. Paul Fischer, Breslau)
Nr.4 DEUTSCHLAND 175
Das Waldenburger Bergland.
Von Professor Dr. P. Habel.
Das Waldenburger Bergland umfaßt mit 660 Quadrat¬
kilometern den Kreis Waldenburg und einen Teil des Kreises
Landeshut und bildet als ein liebliches Mittelgebirge das
Verbindungsglied zwischen dem Riesengebirge und der Graf¬
schaft Glatz. Der
Bober, der den Landes-
huter Paß durchfließt,
trennt es vom Landes-
huter Kamme, dem
östlichsten Flügel des
Riesengebirges, und
die Weistritz vom
Eulengebirge, das zum
Nordrande der Graf¬
schaft gehört. Ohne
deutlichhervortretende
Kämme löst sich das
Gebirge in eine große
Anzahl flacher, breiter
Kuppen und kegel¬
förmiger Berge auf,
mit dichtem Wald
bedeckt; dazwischen
dehnen sich reich be¬
lebte Taler mit Städten
und Riesendörfern und
anmutige, bewässerte
Gründe. Karbon, Por¬
phyr und Melaphyr, Gneis und Quadersandstein bilden den
Grundstock des Berglandes. Hier hat sich eine überaus leb¬
hafte Industrie entwickelt, während die Landwirtschaft zurück¬
tritt. „Die Fabrikschlote reichen tiefer in die Erde hinein,
als die Wurzeln der Weizenähren", setzt Professor Partsch als
Geleitwort über seine meisterhafte Schilderung des Walden¬
burger Ländchens. Steinkohlenbergbau, Eisenguß und
'Maschinenbau, Herstellung von Porzellan und Glas, be¬
sonders Spiegelglas, Leinenwebereien, Bleichen, Färbereien
und Flachsgarnspinne¬
reien drücken dem
Berglande seinen wirt- ^
schaftlichen Charakter
auf. Zu den ersten Indu¬
striellen des Kreises
gehört auch der Be¬
sitzer einer großen
Standesherrschaft, der
Fürst von Pleß. Das
Fürstentum Pleß in
Oberschlesien erbte
der Graf von Hoch¬
berg im Jahre 1847,
den Fürstentitel erhielt
er 1856. Der stolze
Sitz des Fürsten ist
das wunderschön ge¬
legene Schloß Fürsten¬
stein, während dasVer-
waltungszentrum sich
in Waldenburg, der Kreishauptstadt mit über 20000 Ein¬
wohnern, befindet. Im Mittelalter herrschten in diesem
Berglande die Familien der Boikonen und Czettritze,
deren Burgen (Hornschloß, Freudenburg, Neuhaus, Zeisken-
burg) außer der gut erhaltenen Kynsburg fast völlig ver¬
schwunden sind, während die im benachbarten Kreise Bolken-
hain gelegenen Burgen Bolkoburg und Schweinhaus (Familie
derer von Schweinichen) durch ihre Stattlichkeit und malerische
Lage auch den weitgereisten Wanderer fesseln. Als Sommer¬
frischenort wird das in einem anmutigen Bergwinkel gelegene,
von Wald umsäumte
Charlottenbrunn immer
seine Anziehungskraft
bewahren; es besitzt
einen seit 1697 be¬
kannten Säuerling und
hat sich eine wohl¬
tuende Einfachheit be¬
wahrt. Auch Altwasser
war bis in dieMittedes
19. Jahrhunderts ein
vielbesuchter Badeort,
so daß hier ein Leben
herrschte wie in einer
Residenz; heute ist
es in seiner städti¬
schen Hauptstraße ein
großes und rauchge¬
schwärztes Fabrikdorf.
Dagegen ist Salzbrunn,
dessen Heilkraft schon
über 300 Jahre be¬
kannt ist, durch den
Wert seiner alkali¬
schen Quellen, durch seine Badeeinrichtungen und neuerdings
durch ein prachtvolles Kurhotel weit über die Grenzen Deutsch¬
lands bekannt geworden. Und ebenso Görbersdorf. Hier, in
einem engen, windgeschützten, sonnigen Talwinkel zwischen
steilen, waldigen Porphyrbergen, hat Dr. Hermann Brehmer
im Jahre 1859 seine Heilanstalt für Lungenkranke begründet,
durch die er vorbildlich für ganz Deutschland gewirkt hat.
In das Herz des Waldenburger Gebirges führen drei
Eisenbahnlinien, die Freiburg—Hirschberger Strecke, die vor
50 Jahren nur bis
Waldenburg ging, die
Strecke Dittersbach—
Glatz, durch dieTunnel-
bauten und Viadukte
der schwierigste Bahn¬
bau der Provinz (1876
bis 1880, seit Fertig¬
stellung desl600Meter
langen zweitenOchsen-
kopftunnels im Früh¬
jahr 1911 zweigleisig)
und die Weistritztal-
bahn über Schweidnitz
nach Charlottenbrunn
seit 1904. Dazu kommt
eine verzweigte elek¬
trische Straßenbahn,
die denBahnhofDitters-
bach über Waldenburg
mit den Bahnhöfen
von Altwasser und Nieder-Salzbrunn verbindet und von
Waldenburg aus zwei Abzweigungen nach Hermsdorf und
Bad Salzbrunn hat. So ist dieses Gebirge, abgesehen
vom Zobten, von allen Gebirgen Schlesiens für den Be¬
wohner der Hauptstadt am schnellsten zu erreichen: Bad
Salzbrunn in Bad Charlottenbrunn in 2 Stunden; es
4 ^
Schloß Fürstenstein
Schlesiertal: Kynsburg (Phot.: Georg Schroeder, Dittersbach i. Schl.)
176 DEUTSCHLAND
Nr. 4
eignet sich daher ganz besonders zu Tagesausflügen. —
Auf der Freiburger Linie, der Zweitältesten Schlesiens, er¬
gießt sich der Hauptschwarm der Touristen in das Walden-
burger Gebirge, von Freiburg über Dittersbach bis Friedland
und darüber hinaus ins böhmische Braunauer Ländchen.
Fragt ein Fremder in Breslau, wohin er einen lohnenden
Tagesausflug machen solle, so wird ihm in erster Linie
Fürstenstein genannt, die Perle
in dem reichen, standesherrlichen
Besitze des Fürsten von Pleß.
Man wandert von der Neuen
Schweizerei in dem OrtePolsnitz,
in deren Nähe eine etwa vier¬
hundertjährige Eibe steht, die
älteste von über hundert auf
der Wiese und an den Lehnen
verstreut stehenden Schwestern,
durch den vielgewundenen,roman-
tischen Fürstensteiner Grund am
Hellebach entlang, dem leider
die durchsichtige Klarheit fehlt;
man steigt hinauf zu den
Aussichtspunkten auf Felsvor¬
sprüngen und sieht drüben über dem Grunde auf steilem
Fels aus dem dunklen Grün des alten Waldes den
mächtigen Renaissancebau des Schlosses emportauchen,
das auch eine sehenswerte Bibliothek besitzt. Die nicht
weit davon entfernte alte Burg (mit Gastwirtschaft) ist am
Ende des 18. Jahrhunderts an der Stelle alter Befestigungen
im Stile einer Ruine von dem Grafen Hans Heinrich VI.
von Hochberg erbaut worden und war im Jahre 1800 der
Schauplatz eines glanzvollen Turniers, dem auch Friedrich
Wilhelm III. und die Königin Luise beiwohnten. In 1V 2 Stunden
können wir von hier im weltbekannten Bade Salzbrunn sein
und auf seiner Kurpromenade lustwandeln, angesichts des
leider französisch benannten Grand-Hotels, wohl des vor¬
nehmsten Unterkunftshauses in Schlesien. Wer sich noch
an einer Gebirgsaussicht erfreuen will, der wandere in
Yi Stunden durch schönen Wald auf die Wilhelmshöhe hinauf
oder er besteige den 850 Meter hohen Hochwald, einen be¬
waldeten Porphyrkegel mit Wirts¬
haus als künstlicher Ruine und f ~
Aussichtsturm. Wie mannig- I
faltige Bilder bieten sich von
dieser Höhel In feingeschwun¬
genen Linien zeichnen sich die
Waldenburger Berge ab, bis oben
mit Wäldern bedeckt, kulissen¬
artig schieben sie sich vor
und hinter die engen Täler und
Gründe. In weitem Kranze reihen
sich die Berge auf, vom Zobten
bis zum Bober-Katzbach-Gebirge,
vom Altvater bis zur Schnee¬
koppe, letztere bei klarer Luft
zum Greifen nahe. Und im Tale
die vielen Dörfer und Städte,
am Abend unter wunderbarer Be¬
leuchtung, wenn die roten Feuer
(Fuchsschwänze) aus den vielen
Essen emporschlagen und die
Halden glühen. Am Südfuße des
Hochwaldes liegt Gottesberg
(592 Meter), die höchste Stadt
Preußens, mit etwa 17 000 Ein¬
wohnern. Auf den durch eine
Einsenkung vom Hochwalde ge¬
trennten Sattelwald (779 Meter)
Schlesiertal: Eingang zur Kynsburg
Katholische Kirche in Erlenbusch
(Phot.: Aug. Tauch, Kynau i. Schl.)
gelangt man am besten von der Station Wittgendorf aus.
Die Hauptausgangspunkte aber für Wandertouren sind
Dittersbach und Charlottenbrunn. Beide Ortschaften sind
durch einen Gebirgszug getrennt, der im Großen Ochsen¬
kopf (776J:Meter) gipfelt und den die Bahn in einem über
IV 2 Kilometer langen Tunnel durchschneidet. Der rüstige
Fußgänger wird den Rücken imSchipkapasse übersteigen; auf
der Höhe erfreut ihn eine um¬
fassende Rundsicht und eröffnet
sich eine Kammwanderung über
die Ochsenköpfe und dieKauders-
berge, einen feingeschwungenen
Grat entlang, der wie ein ver¬
kleinertes Abbild des Ziegen¬
rückens aus dem Riesengebirge
aussieht. Die Schar der bequemen
Wanderer aber steigt von Ditters¬
bach bei der Ruine Neuhaus
vorbei zum Neuhauser Sattel
empor, zu dem der Schwarze
Berg (848 Meter) steil abfällt,
um auf der Höhe des Sand¬
gebirges entlang zu wandern;
das Liebesbänkel, die Kleine Hecke, der Fürstenblick und
die Jägerbänke sind beliebte Rast- und Aussichtspunkte.
Nach links zu öffnen sich anmutige Täler, wie der Nessel¬
grund, der Drechslergrund, das Pflaumental und das
Kummertal, die alle in 1—1V 2 Stunden nach Charlotten¬
brunn führen, während man nach rechts ins Reimsbachtal
absteigen kann. Den Kurort Charlottenbrunn nennt Professor
Partsch eine Zierde des Weistritztales und schließt seine
Schilderung mit den Worten: „Es ist die nächstliegende,
den Gesunden lockende Sommerstation für die Familien
der Großstadt und wird immer treue Anhänger finden,
wenn auch der moderne Großverkehr heute manchen in
die Ferne führt, der früher bereit war, seine Mußezeit,
wie einst Garve, Chamisso, Holtei, in diesem anmutigen
Berg Winkel zu verträumen." Wir fügen noch hinzu, daß
sich dem wanderlustigen Fremden von hier aus eine Fülle
stundenlanger, lohnender Touren über Berg und Tal bietet«
So kann man auch das viel¬
besuch te Reimsbachtal vom Bahn¬
hof Charlottenbrunn über die
niedrige Höhe des Kästner, des
letzten Ausläufers des Sand¬
gebirges, erreichen. Der Reims¬
bach ergießt sich am Sand¬
gebirge entlang fließend in die
Weistritz, im oberen westlichen
Ende des Tales liegt das Gebirgs-
dorf Reimswaldau, dessen alte
Holzkirche den Mittelpunkt für
eine herrliche Gebirgsumrandung
bildet. Den Südwall des be¬
sonders nach seinem östlichen
Ende zu engen Reimsbachtales
bildet das breite, vieldurchfurchte,
im Westen von der Steine um¬
flossene Massiv, das im Heidei¬
berge (936 Meter) den Gipfel¬
punkt des ganzen Gebirges und
in der pyramidenartigen Form
des Storchberges (750 Meter) ein
charakteristisches Wahrzeichen
aufweist. Wohl lockt uns der
Heidelberg durch sein einsames
Waldgebiet, dessen Stille durch
den Bau eines Jagdhauses des
178 DEUTSCHLAND Nr.4
Fürsten von Pleß unterbrochen ist, aber der Aussicht ist der
Wald über den Kopf gewachsen. Wollen wir eine wunder¬
volle Rundsicht genießen, dann müssen wir über das felsige
Hornschloß, wo einst Bolko 1., Herzog von Schweidnitz-
Jauer, sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts sein die Gegend
beherrschendes Bergschloß Hornsburg als Bollwerk gegen
die im Steinetal vordringenden Böhmen gebaut hatte, zum
Langen Berge (902 Meter) wandern, der einen Holzturm
trägt. Die meisten lockt der Weg in das Tal der forellen¬
reichen Lomnitz, an der man aufwärts (Dreiwassertal, Gold¬
wassertal) wieder zum Fuße des Heideiberges emporsteigen
kann. Und über den Sattel hinweg leitet einen der Freuden¬
grund oder der Büttnergrund, die besonders im Herbste
farbenprächtige Bilder bieten, westlich nach der im bewal¬
deten Talkessel anmutig gelegenen Heilstätte Görbersdorf,
dessen nächste Bahnstationen Langwaltersdorf und Friedland
sind. Wer ein Freund
der Heimatkunst ist, der
wird es nicht versäumen,
die in einem Dominial-
hause im Fuchswinkel
bei Schmidtsdorf befind¬
liche, von einem Kenner
von Altertümern liebevoll
eingerichtete schlesische
Bauernstube zu besichtigen.
Jenseits der Steine erheben
sich die Hohe Heide und
die Wildberge, die schon
zum Bober entwässern, ein
schönes, wenig besuchtes
Gebiet. Ueber Friedland
und Halbstadt bringt uns
die Bahn nach dem durch die
Schließung der protestanti¬
schen Kirche 1618 bekannt
gewordenen Braunau mit
seiner reichen barocken
Benediktinerkirche und zu
den Felsenstädten von
Weckelsdorf und Aders¬
bach, die durch ihre eigen-
tümlichenQuadersandstein-
gebilde das Staunen der
Besucher erregen und zu
den Wundern der Natur zu
rechnen sind.
Wir kehren noch ein¬
mal nach Charlottenbrunn
zurück, um dasWeistritztal kennen zu lernen. In seinem weniger
schönen oberen Teile liegen die langgestreckten Fabrik¬
dörfer Tannhausen, dessen malerische katholische Holzkirche
mit spitzem Turme ins Tal heruntergrüßt, und Wüstegiers-
dorf. Die nach Südosten weiterziehende Chaussee und die
Bahn überschreiten die Wasserscheide bei Königswalde und
führen im Tale der Walditz nach Neurode in der Graf¬
schaft Glatz; bei Nieder-Wüstegiersdorf zweigt nach Süden
eine andere Straße ab, auf der man über die Weistritzquelle
(Rumpelbrunnen) nach Johannesberg in Böhmen und bald
nach Braunau gelangt. Viel reizvoller ist es, der Weistritz
abwärts zu folgen und das Kynauer- und Schlesiertal zu
durchwandern zwischen den Stationen Kynau und Breiten¬
hain, welche nur 3 Kilometer von einander entfernt sind.
An der engsten Stelle des Tales liegt auf einem Fels¬
vorsprunge im Walde versteckt die um die Mitte des
14. Jahrhunderts zum ersten Male erwähnte Kynsburg,
deren ragender Turm weit über das Tal sichtbar ist.
Heimalliebe und Kunstverständnis haben diesen roman-
tischenBau, dessen moderne
Sgraffitomalereien den Reiz
der Erscheinung erhöhen,
den Schlesiern erhalten.
Vor Breitenhain am Nord¬
ende des Schlesiertales
ist eine Talsperre im Bau,
die hoffentlich die Ruhe
und den Zauber dieses
idyllischen Tales ebenso¬
wenig stören wird wie der
Schienenstrang.
Die sanften. Höhen, die
die Weistritz hier durch¬
bricht, gehören schon zum
Eulengebirge, zu dessen
nordwestlichem Teile, der
von der Hohen Eule (1014
Meter) her zu diesem Flu߬
tale abfällt. Den Zu¬
gang zu diesem Gebirge
bildet von dieser Seite die
Station Hausdorf und das
Tal von Wüstewaltersdorf,
das demnächst eine Bahn¬
linie durchqueren wird,
ferner die Bahnstrecke
Charlottenbrunn—Neurode.
Auf der Nordostseite gibt
uns die von Reichen¬
bach nach Silberberg am
Rande des Gebirges ent¬
lang führende Bahn Ge¬
legenheit zu schönen Wanderungen; dies ist die Gegend der
langgestreckten Weberdörfer, welche durch Gerhart Haupt¬
manns „Weber" in weiten Kreisen bekannt geworden sind.
Nach dem Schneeberge
Die Grafschaft Glatz.
Plauderei von Dr. Paul Futter.
Wenn wir S ch 1 e s i e n als ein „mit allen Errungenschaften
der neuzeitlichen Technik" ausgestattetes, gar wohnlich ein¬
gerichtetes Haus kennen gelernt haben und betrachten nun
dessen nach Südwesten gerichtete Fassade, so werden wir
staunen, wie gar prächtig der schöpferische Baumeister die¬
selbe ausgestaltet hat. Auch den traulichen Erker, der
nun einmal zu jeder behaglichen Heimstätte gehört, hat er
nicht vergessen und mit so viel lieblicher und anmutiger
Architektur ausgestattet, daß er den Erkern am Breslauer
Rathaus in nichts nachgibt — die Grafschaft Glatzl
Schon beim ersten Blick auf eine mitteleuropäische Land¬
karte fällt dieser viereckige Anbau Schlesiens, der frei in
das Habsburger Land hineinragt, auf. Und kein Geringerer
als Preußens größter König, Friedrich II., war es, der mit
sicherem Blick und scharfem Schwert diesen „Balkon" sich
aus Maria Theresias Reich ausschnitt, in erster Reihe geleitet
von feldherrlicher Voraussicht, ergriffen aber auch von dem
wundervollen Zauber der Landschaft, auf der ent¬
zückt sein durchdringendes Auge geruht hatte I
Aehnelt dies nur 30 Quadratmeilen große Ländchen
schon in seiner äußeren Gestalt einem Erker, den vier fast
rechtwinklig aneinanderstoßende Gebirgszüge wie ein Ge-
Nr.4 DEUTSCHLAND 179
Glatz
länder umwehren, so trifft dieser Vergleich um so mehr zu,
als es der Allmeister mit wahrhaft verschwenderischem Aufwand
von färben- und formenreichen Zieraten, Sandsteinbildungen
und Zinnen geschmückt hat. Die Mitte nimmt eine Hoch¬
ebene von 300—400 Metern mittlerer Höhe ein, die durch Fluß-
tälcr und Hügelketten in ebenmäßig gegliederte Felder geteilt
wird. Läßt man von irgend einem Punkte dieses Hochlandes
die Blicke um die Gebirgszüge schweifen, die in einer Höhe
von 800 bis 1400 Metern
das Gesichtsfeld rings
umgrenzen, so ist man
überrascht von den —
durch den verschiedenen
geologischen Aufbau be¬
gründeten — so über¬
auswechselvollen Formen
derselben. Mit Ausnahme
der starren und schroffen
Sandsteinfelsen der Heu¬
scheuer erfreut aber
überall die schön und edel
geschwungene Linie der
Gebirgsketten das für
Schönheitsempfinden ge¬
bildete Auge. Fröhliche
Heiterkeit, herzer¬
freuende Anmut,
sinnenerfrischende
Lieblichkeit — dasist
die Grundstimmung
dieser sonnigenGartenlandschaft,und gerade diese hat der Graf¬
schaft den Namen des nordischen „Arkadiens" eingetragen.
Kein andres Land gleicht Grafschaft dir
An Anmut und an Lieblichkeit.
Und lächelst du so lieb zu mir.
Da wird die Brust mir himmelweit.
Dein lichtes Wesen, frisch und klar.
Scheint tief mir bis ins Herz hinein:
So will ich denn auch immerdar
In Liebe dir ergeben seinl
Also auf zu einem kurzen Besuch dieses kleinen Paradieses I
Erst IV 4 Stunde sitzen wir seit unserer Abfahrt vom Breslauer
Hauptbahnhof im D-Zug Breslau —Wien. Soeben huschte
das am Paßeingang zwischen dichtbewaldetem Berghang und
steilem Felssturz lieblich gelegene Wartha mit seiner
großen, zweitürmigen Wallfahitskirche an uns vorüber, da
wird es plötzlich finster, und donnernd durchrollt der Zug
den Warthaer-Tunnel, die Eingangspforte in die Grafschaft.
An den steilen Abhängen des widerspenstigen Eichberges
dahinrasselnd, läßt er uns Blicke tun in den Engpaß, durch
den sich die Neiße in mannigfachen Bogen und Krümmungen
durchwinden muß, ehe sie
Schlesien und damit das
freie, ebene Land gewinnt.
In kurzer Zeit ist Glatz
(T7 000 Einwohner) er¬
reicht. Schon starren uns
die gradlinigen, massigen
Umrisse der Hauptfestung
entgegen. Sie lassen
nichts mehr ahnen von
dem stattlich - schönen
Schloß und den beiden
Kirchen, die vordem
diesen die Grafschaft
beherrschenden Gipfel
schmückten. Jetzt büßen
englischeund französische
Spione dort oben in
engen Kasematten ihre
verräterische Neugier und
haben — wie einstens die
abenteuerliche Flucht des
Freiherrn von Trenk — Glalz auch in fremden Landen
bekannt gemacht. Die lange von engem Festungsgürtel
eingezwängt gewesene Altstadt birgt manche altertüm¬
liche Sehenswürdigkeiten und interessante Straßenbilder,
während die sich immer mehr ausdehnende Neustadt und
die prachtvollen Anlagen das Auge erfreuen. Glatz ist der
Mittelpunkt des Grafschaften Verkehrs; denn es sitzt wie
eine Spinne — Verzeihung I — im Knotenpunkt der netz¬
artig von hier ausstrahlenden Flußtäler, Straßenzüge und
Eisenbahnstrecken. Die Tausend und Abertausende von Be¬
suchern der zahlreichen Grafschafter Bäder — darunter viele
Russen und Polen —, die in ganzen Familien herbeiströmen¬
den Sommerfrischler, die rucksackbehangenen Touristen
Oberes Bieletal — Grafschaft Glatz (Phoi.: Hagel, Habelschwerdt)
180 DEUTSCHLAND Nr. 4
beiderlei Geschlechts, die lautenschlagenden Wandervögel,
die Wallfahrer, die mit fliegenden Fahnen singend und betend
den marianischen Gnadenstätten zupilgern — darunter große
Prozessionen von Slowaken und Hannaken in ihrer malerischen
Tracht —: sie alle bieten zusammen ein buntbewegtes Bild
Grafschafter Lebens im Sommer, während im Winter die
weiß kostümierten Rodler und Rodlerinnen sowie Skifahrer,
Männlein wie Weiblein, Junge und Alte, in hellen Scharen
den immer mehr in Aufschwung kommenden Wintersport¬
plätzen zueilen.
Von Glatz bringt uns die Bahn nach Mittelsteine,
wo das große Werk seiner Vollendung entgegengeht, das
den schlesischen Gebirgsbahnen die elektrische Betriebskraft
abgeben soll. Von hier rattert uns eine Zahnradbahn — im
Volksmund kurz „die Eule" genannt — auf den Kamm des
Eulengebirges, bis
dicht an den Fuß der von
Friedrich dem Großen
in die Felsen gehauenen
Festung Silberberg
— das schlesische Gi¬
braltar! Staunend stehen
wir vor diesem gewaltigen
Bauwerk, dem 70—90
Meter lief in festes Gestein
gebohrten Brunnen, und
gedenken in der „Reuter-
Zelle" ergriffen jenes
plattdeutschen Dichters,
der hier volle drei
Jahre in Gefangenschaft
schmachten mußte. Vom
Donjon aus erheitert uns
aber die entzückende
Aussicht hinunter in die
vorgelagerte fruchtbare
schlesische Ebene einer¬
seits und in das fast un¬
entwirrbare Kaleidoskop
der prachtvollen Gebirgs-
und Wald - Landschaften
der Grafschaft anderer¬
seits. Zwei der Außen¬
forts — Spitzberg und
Strohhaube — sind durch
kaiserlichen Gnadenakt
unlängst der vaterländi¬
schen Jugendorganisation
zur Benutzung überwiesen
worden. Eine halbtägige
Kammwanderung trägt uns auf die „Hohe Eule" (1014 Meter),
von deren imposanten „Bismarckturm" man eine ähnlich
wunderschöne Aussicht — vom Zobten und Altvater bis zur
Schneekoppe — genießt. Durch das malerische Eulendörfel
geht's hinab zur Bahn nach Neu rode, eine richtige Berg¬
stadt mit schöner, neuer, gotischer Pfarrkirche und künst¬
lerischen Denkmälern. Von hier erreichen wir leicht mit der
Bahn den interessanten Wallfahrtsort Albendorf und
das freundliche Städtchen Wünscheiburg, wegen seiner
gut beleumundeten Kornbrennereien als „schlesisches Nord¬
hausen" zu benamsen, lieber die „Wasserfälle" erklimmen
wir nun die Heuscheuer, deren vierschrötige Form uns
schon lange in die Augen fiel. Phantastische Sandsteingebilde
in Tier- und Menschengestalt, schauerliche Schluchten und
gigantische Felsenmauern reihen sich auf dem Rücken dieses
919 Meter hohen Berges zu einem abenteuerlichen Durch¬
einander zusammen, dessen Grauen und Furcht erregende
Wirkung wir erst oben bei dem herrlichen Ausblick vom „Gro߬
vaterstuhl" wieder abschütteln. Von dem auf der Westseite
der Heuscheuerliegenden BadKudowa aus führt uns eine
Nebenbahn, die mit ihren vielen Windungen und Steigungen,
mit ihren zwei Tunnels, mit ihrem hohen Viadukt bei Lewin
und ihrem Ausblick in tief eingeschnittene, enge Gebirgstäler
die Erinnerung an den Semmering wachruft, nach Bad
Reinerz. Von hier aus steigen wir, nach einem kurzen
Abstecher durch das romantische Höllental nach dem auf¬
blühenden Bad Alt-Heide — durch das waldslille Tal der
Weistritz, das einem Mendelssohn die Melodie zu dem un¬
vergänglichen „Wer hat dich, du schöner Wald" entlockte
— hinauf zur „Hohen Mense" (1084), im Volksmund
bezeichnend „Schaubühne" genannt. Hier bietet sich dem
Auge — fast gerade gegenüber — der ganze Südabhang des
Riesengebirges samt der Schneekoppe, und die lachenden
Gefilde des schönen
Böhmerlandes leuchten zu
uns herauf. Jetzt durch¬
wandern wir das Tal der
braunflutigenErl itz,des
Grenzflusses zwischen der
Grafschaft und Böhmen
600 bis 700 Meter hoch,
zwischen dem Adler-
und Habelschwerdter
Gebirge eng einge¬
bettet, trägt es ganz
alpinen Charakter und
bietet mit seiner heimi¬
schen Glas- und Schachtel¬
industrie, seiner preußisch
und deutsch - böhmisch
gemischten Bevölkerung
und seinen einfachen, aber
gemütlichen und billigen
Gaststätten Gelegenheit
zu recht interessanten
sozialen, völkischen und
bierologischen Studien.
Touristisch ist es fast
noch Neuland.
Von hier aus durch¬
queren wir nun den Süd¬
zipfel der Grafschaft, ent¬
weder über das idyllische
Bad Langenau oder
über Habels chwerdt.
Diese, durch ihre Zünd¬
holz-Industrie bekannte
Kreisstadt baut sich
terrassenartig an den jähen Ufern der Neiße und des Kressen¬
bachs auf und bietet mit ihren altertümlichen Tortürmen, steilen
Straßen und engen Gäßchen ein außerordentlich malerisches
Stadtbild. Habelschwerdt ist unstreitig das „Rothenburg" des
deutschen Ostens und birgt noch manche ungehobene Schätze
an Motiven für Maler und Zeichner. Das in schöner Umgebung
gelegene Grenzstädtchen Mittelwalde müssen wir leider
rechts liegen lassen, um auf geradestem Wege nach W ö 1 f e 1 s-
grund zu gelangen. In diesem unvergleichlich geschützten
Tale des Schneegebirges lernen wir eine Stätte echtester
Gebirgsromantik kennen. Mit prachtvollem Waldbestand
besetzte Hänge rahmen das Bild ein, in dem zwei trauliche
Kirchlein neben schlichten Bauernhäusern, geschmackvollen
Villen und Hotels bunt durcheinander stehen. Zwischen¬
durch rauscht, braust und schäumt als kristallklarer, wasser¬
reicher Bach die W ö 1 f e 1 über Stock und Stein und stürzt
sich schließlich in einem überaus mächtigen Wasserfall
25 Meter tief in einen wildzerrissenen Felsenkessel, aus
Habelschwerdt, Grafschaft Glatz
Wölfeisgrund — Glotzer Schneegebirge (Phot.: A. Groegrer, Habelschwerdt)
Silberberg: Fort Spitzberg und Viadukt der Zahnradbahn
182 DEUTSCHLAND m^^^^^^^^^ee^eeeeeeesi Nr.4
dem ihr nur eine klammartige Schlucht einen Ausweg läßt.
Bald dahinter aber verbaut ihr die gewaltige Mauer der Tal¬
sperre, die T Million Kubikmeter Wasser faßt, wieder den
Weg. Dort oben aber winkt vom „Spitzigen Berg" die Wall¬
fahrtskapelle „Maria Schnee" herab.
In 2 V 2 Stunden ersteigen wir von Wölfeisgrund aus den
Schneeberg (1425 Meter), den König der Glatzer Berge.
Von seinem massiven Kaiser-Wilhelm-Turm eröffnet sich
dem Beschauer ein Panorama von entzückender Pracht. Das
Schneegebirge bildet hier die Wasserscheide zwischen
Nordsee, Ostsee und Schwarzem Meer. Auch reichen sich
hier Böhmen, Mähren und
Schlesien, in deren schöne
Gaue man vom Turm aus
weit hineinschauen kann,
die Hände. Die preußische
Schweizerei und das öster¬
reichische Fürst-Lichtenstein-
Haus bieten gute Unterkunft
und Pflege. Von Jahr zu Jahr
steigt die Zahl der Besucher
dieses wahrhaft kaiserlichen
Berges, und im Winter ist
er ein beliebter Sport- und
Uebungsplatz für „Schnee¬
flöhe" jeder Art geworden.
In freundnachbarlicher Ge¬
selligkeit vereinigen sich hier
Preußen und Oesterreicher
zu treu-deutschem Tun.
Nungeht's hinab durch den
tiefeingeschnittenen, schönen
Kiessengrund. Wer Zeit
hat, versäume nicht, das
waldumsponnene Bielen¬
gebirge mit den urwald¬
artigen Saalwiesen zu be¬
suchen; es bietet hauptsäch¬
lich für den stilleren Natur¬
freund Wald- und Gebirgs-
bilder von sehr intimem Reiz.
Wir wollen aber über Seiten¬
berg und Bad Landeck nach
dem Hohen Heidelberg
(830 Meter) marschieren,
um von dessen Aussichts¬
turm herab noch einmal
der schönen Grafschaft mit ihren grünen Fluren, dunklen
Wäldern, hohen Bergen und freundlichen Dörfern ein „Behüt'
euch Gottl" zuzurufen. Dann geht's weiter hinab in die vor
uns liegende schlesische Ebene, deren Saum wir bei dem
Grenzstädtchen Reichenstein erreichen. Seine pracht¬
volle Lage am Gebirgsabhange haben es schon lange zum
Ziele zahlreicher Touristen gemacht; jetzt aber wächst es
sich immer mehr zur Sommerfrische und zum Luftkurort aus,
durch eine arsenhaltige Quelle vielleicht gar zu einem Bade.
So haben wir denn im Fluge das wundersame Ländchen
durcheilt und uns überzeugt, daß es wieder einen ganz
anderen Gebirgscharakter
zeigt als das Riesengebirge.
Glaube daher niemand, daß
er sich eine genügende und
ausreichende Einsicht und
Uebersicht in bezw. über die
schlesische Gebirgswelt ver¬
schafft, wenn er nur das
Riesengebirge besucht. Die
Sudeten sind in allen ihren
Teilen, insbesondere auch
in der Grafschaft, ver¬
schieden gestaltet. Dazu
kommen noch die Unter¬
schiede in der Sprechweise
und Lebensart der Ein¬
wohner. Der Grafschafter
unterscheidet sich hierin
auch ganz deutlich vom
Schlesier. Einfache Be¬
scheidenheit, ein vielleicht
etwas zu gemächliches Tem¬
perament, zutraulicheFreund-
lichkeit gegen Fremde und
treuherzige Ehrlichkeit und
Frömmigkeit sind seine
Haupt - Eigenschaften. Mit
zäher Liebe hängt er an
seiner schönen Heimat und
fühlt sich erst in zweiter
Reihe als Schlesier, zu aller¬
erst aber als Grafschafter.
So gewinnt ein jeder, der
einmal in der Grafschaft
verweilte, Land und Leute
in gleicher Weise lieb. —
Wölfelsfall, Glatzer Schneegebirge (Phot.: A.Groeger, Habelschwerdt)
Das Riesen- und Isergebirge.
Von Walther Dreßler (Hirschberg i. Schl.).
Riesengebirge und Isergebirge sind ein geographisches
Ganzes; denn das letztere ist ein organisch mit dem Hoch¬
kamm verbundenes Vorgebirge, allerdings von recht be¬
deutendem Umfange und einer gewissen Eigenart. Will man
dem Fremden beide Gebirgszüge zusammen kennzeichnen,
so läßt sich das durch Vergleiche nicht erreichen. Man
könnte höchstens sagen, das Ganze sei weit großartiger als
Harz und Böhmerwald oder Schwarzwald oder Vogesen,
aber es sei natürlich nicht das, was man sich unter den
Alpen vorstellt. Aber damit ist wenig gesagt, denn das
ergibt noch kein Bild. Treten wir also einmal eine Wande¬
rung durch das Gebirge an, um uns durch eigene Anschauung
ein solches Bild zu verschaffen.
Zwei Hauptmethoden gibt es, das Gebirge kennen zu
lernen: den Aufstieg über den gesamten Abfall des Gebirgs-
hanges oder das Eindringen durch einen tiefeingeschnittenen.
waldigen Grund, durch dessen „Talschluß" dann ein plötzlicher
steiler Aufstieg erfolgt.
Wählen wir fürs erste einmal den Aufstieg über den
Nordhang vom Hirschberger Tale aus. Wer irgend
Zeit übrig hat, sollte zunächst diesem Tale selbst einige
Aufmerksamkeit widmen; denn es ist kein ebenes Tal
schlechthin, sondern durchzogen von außerordentlich reiz*
vollen Hügelketten, Waldungen, Felsgruppen und idyllisch
gelegenen Ortschaften. Besonders die nächste Umgebung
von Hirschberg, der eigentlichen Zentrale des Riesen¬
gebirges, ist hier zu betonen. Hirschbergs Reiz als
Stadt liegt — abgesehen von seinem Markt mit den
alten Laubengängen und seiner zentralen Lage zwischen
Riesen-, Iser- und Bober-Katzbach-Gebirge — darin, daß
sich unmittelbar aus der Stadt eine Anzahl bewaldeter kleiner
Berge erheben, von denen der Kavalierberg, der Hausberg
Nr.4 DEUTSCHLAND 183
und der Fischerberg die bedeutendsten sind. Dazu kommt
die nächste Nähe der hochromantischen Sattlerschlucht, des
Ausbruchs des Bobers aus dem Tale, und die des prächtigen,
kleinen, felsigen Gebirgszuges der Abruzzen.
Doch nun sind wir schon im Vorgebirge, in der
eigentlichen Region der Sommerfrischen, zu der wir
auf irgend einer der vier Talbahnen, von denen sich zwei
später in Gebirgsbahnen verwandeln, bequem gelangt sind.
Die Schönheit des Vorgebirges ist charakterisiert durch den
mächtigen B e r g w a 1 d, der, wenn er auch Nutzwald ist,
doch eine solche Fülle von echten Naturschönheiten auf¬
weist, daß man sie auch bei wiederholtem mehrwöchigen
Aufenthalt noch nicht ausgekostet hat. Das Schönste, was
sich hier bietet, sind die wunderbar einsamen, romantisch¬
lieblichen Wald tä 1er. Sie sind nicht, wie die eigentlichen
„Gründe", von denen später die Rede sein wird, tief in das
Herz des Gebirges eingeschnitten, sondern die in ihnen zu
Tale strömenden Wildbäche fließen eigentlich nur über den
Hang ab. Aber trotzdem ist ihre malerische Schönheit von
höchstem poetischem Reiz. Der kristallklare Wildbach mit
seinen Forellen, seinen bemoosten Felsen und seiner Ufer¬
vegetation, die alten Fichten, Tannen und Buchen und die
oft mächtigen, zuweilen hoch über den Wald hinausragenden
Felsgruppen einigen sich zu einem herrlichen Beispiel des
deutschen Waldes. Besondere Zielpunkte der Touristen sind
die eigentlichen Wasserfälle, die sich fast sämtlich in
unmittelbarer Nähe der Ortschaften befinden und sich am
schönsten präsentieren zur Zeit der Schneeschmelze oder
bei einem Hochwasser.
Aus der Vorgebirgsregion gelangen wir auf einen großen
Holzschlag, von dem aus wir frei nach allen Seiten schauen.
Von drunten grüßen das lachende bunte Tal und die kleineren
Vorberge mit den reizend zwischen sie eingestreuten Sommer¬
frischen, und von oben winkt der nackte Kamm des Hoch¬
gebirges mit seinen einzelnen Kuppen, deren höchste, die
liebe alte Schneekoppe, bis zu 1605 Meter ansteigt und damit
die höchste Erhebung der deutschen Mittelgebirge darstellt.
Ehe wir aber den Kamm völlig erklimmen, kommen wir
durch ein in jeder Hinsicht hochinteressantes Waldgebiet.
Das ist der Urwald des Riesengebirges. Er stellt sich dar
als ein breiter Waldgürtel von nicht allzu nahe aneinander
stehenden, oft mehrhundertjährigen Fichten von wilder,
knorriger Eigenart, oft bizarrer Verkrüppelung und struppigem
Astgewirr. Lange Bartflechten hängen von den Zweigen
herab, Moose und Flechten bekleiden die rauhe Rinde. Die
Aeste sind alle nach unten gewachsen, weil sie im Winter
eine ungeheure Schneelast tragen müssen, die sie herabziehi.
Oft sind diese alten Wetterfichten oder „Rautzen" im Winter
derart in Schnee und Eis gebannt, daß sich auch im rasendsten
Schneeslurm nichts an ihnen regt, — höchstens wird der
Eisturm dann im ganzen abgebrochen. Der Boden ist sumpfig
und moorig, und dieser dicke Filz aus abgestorbenen Pflanzen
hält die vom nackten Hochkamm abströmenden Wasser zurück,
bis er vollgesogen ist wie ein Schwamm. In trockenen
Schneegrubenbaude
184 DEUTSCHLAND Nn 4
Jahren kann er dann noch eine Menge Flüssigkeit abgeben,
wenn unten die Bäche zu versiegen drohen. Und anderseits
hält der Urwald, wenn andauernde starke Regengüsse ein
Hochwasser zu veranlassen drohen, eine Menge Schaden¬
wasserzurück. Naturgemäß hat sich durch all dies ein Wald¬
bild von urwüchsiger
Kraft entwickelt, das
jedem, auch dem
blutigsten Laien, auf¬
fallen muß, sobald
er sich ihm nähert.
Daß dieses Gebiet
botanisch, zoologisch
sowie entomologisch
interessant ist, er¬
scheint wohl ohne
weiteres klar.
Immer lichter wird
der Urwald, immer
kleiner, verkrüppelter,
sonderbarer werden
die Wetterfichten, und
auf einmal sind wir in
der Region des Knie¬
holzes , der haupt-
sächlichstenCharakter-
pflanze des Hoch¬
gebirges, der eigent¬
lichen Kammregion.
Das Knieholz bildet
oft dichte und sehr schwer passierbare Wälder, oft bedeckt
es auch die nur mit Berggras, dem „Wolf", überzogene
Fläche des gewaltigen Hochplateaus, von dem das Gebirge
gekrönt ist, in richtigen „Inseln". Zwischen sich birgt es
eine zum großen Teil völlig alpine Flora.
Eben war die Rede von einem Hochplateau. Und in der
Tat, das ist der Charakter des Riesengebirgskammes.
Nur an wenigen Stellen wird der Kamm so schmal, daß man
nach beiden Seiten
hinabzuschauen ver¬
mag. Im übrigen er¬
streckt sich die Hoch¬
fläche breit nach allen
Seiten, so daß ihre
Ueberschreitung oder
Längsbegehung im all¬
gemeinen, von einigen
wenigen Steigungen
abgesehen, eine reine
Promenade bedeutet.
Aber diese Hochfläche
ist nun nicht etwa von
langweiliger Eintönig¬
keit, sondern gerade
ihrer Ausdehnung und
ihrer Uebersichtlich-
keit wegen von impo¬
santer Erhabenheit
und Großzügigkeit. An
Tagen mit schöner
Aussicht bieten sich
vom Kamme in die
Gründe, auf das Vor¬
gebirge, auf das Tal und über den Gebirgskamm selbst die
herrlichsten Blicke, weil eben der Ausblick nirgends ge¬
hemmt ist, weder durch Wald noch durch auf die Dauer ab¬
schließende Höhen. Von dem üblichen Kammweg, der mit
dem Aufstieg von Josefinenhütte zur Neuen Schlesischen
Baude bis Schmiedeberg etwa 12 bis 14 Stunden erfordert,
hat man einen ständigen, ununterbrochenen Blick auf die
schlesische Seite, während sich der Blick ii\ das böhmisdhe
Riesengebirge in voller Pracht in der Regel erst dann bietet,
wenn man vom Kammweg nach rechts etwas abgewichen
ist. Dabei gewahrt män
einen überraschendeh
Reichtum an Gebirgs-
bildern^ alle gewaltig)*,
großzügrig, oft düstdr,
selbst Unheimlich, }e
nach der Witterungf.
Die Lieblichkeit ikt
mehr in den stillen
Waldtälern zurück-
gebliebeh.
Dieses führt uhs
nun zu einem be¬
sonderen Kennzeichen
des Riesen gebirges:
zu seiner alpinen
Größe. Wenn män
nicht wie vorhin über
den Berghang das
Hochgebirge erklimrtit,
sondern durch einen
„Grund", so gewahrt
man an dessen Ende
einen regelrechten
Tal Schluß, wie er
uns aus den Alpentälern bekannt ist. Es öffnet sich ein
weiter Kessel, auf drei Seiten von gewaltigen Steilabstürzen
umgeben, unten ein Talboden, durch den sich der Bach
windet, der sich eben in jähem Sturze aus dem Gebiet der
Hochfläche in die Tiefe geworfen hat. So ist es beim Melzer-
grund, beim Riesengrund, beim Elbgrund, bei den anderen
Gründen in nicht ganz so ausgeprägter, aber doch noch
deutlich erkennbarer Form. Was hier den alpinen Eindruck
besonders bedingt,
das sind die Steil¬
abstürze selbst, ihr
Neigungswinkel, ihre
Höhe und ihre Zer¬
rissenheit. Leicht kann
sich der Leser dar¬
aus entnehmen, daß
sich hier ein sehr
günstiges Gebiet für
Kletter-Touren dar¬
bietet, doch muß man
hinzufügen, daß der
Leichtsinn hier keine
Stätte haben darf, denn
die Klettertouren sind
oft durchaus ernster
Natur. Aber es sind
nicht nur die Tal-
schlü$se,die das alpine
Moment im Riesen¬
gebirgebedingen, son¬
dern noch zwei Bildun¬
gen anderer Art. An
zwei Stellen der Nord¬
seite däs Kammes ist einmal vor Jahrtausenden der Kamm¬
rand eingebrochän, so daß sich tiefe Gruben mit zum Teil
fast senkrechten Wänden bildeten. Das sind die berühmten
Schneegrubenlm West- und die ebenso berühmten Te iche
im Ostflügel des Gebirges. Die Schneegruben sind wohl
Blick auf die Schneekoppe von den Friesensteinen aus
Alle Mühle im Isermoor
186 (OB
DEUTSCHLAND Nr. 4
das am meisten pittoreske Gebilde des Hochgebirges. Fast
300 Meter tief stürzen ihre Wände ab, wild zerrissen und
in viele Grate und Rinnen aufgelöst. Die Sohle dieser
gewaltigen Felsmulden kann man auf nicht ganz leicht find¬
baren Pfaden erreichen, doch sei derjenige, der in die Gruben
hineinsteigt, gebeten, sich hier nicht an der Pflanzen- und
Tierwelt zu versündigen.
Im anderen Flügel des Gebirges haben wir zwei ähnliche
Bildungen: den Großen und den Kleinen Teich. Hier
haben sich auf der Sohle der Mulden zwei echte Bergseen
gestaut, der eine von düsterer Größe, der andere, kleinere,
von bestrickender
Lieblichkeit, trotz
der ringsum ragen¬
den gewaltigen Fels¬
hänge. In denMulden
der Schneegruben
wie in denen der
Teiche — wie auch
sonst in den vor¬
hin erwähnten Tal¬
schlüssen — gingen
einst wirkliche Glet¬
scher zu Tale, der
größte im Riesen¬
grund. Die Krönung
aller alpinen Ein¬
drücke bietet die
Schneekoppe,da sich
ihre Flanken nach
drei Seiten hin in
tiefe Gründe hinab¬
senken, so daß die
Koppe von ihrer
näheren Umgebung
aus noch weit macht¬
voller wirkt als vom
Tale aus.
Kurz wollen wir
noch auf die J ahres-
zeiten und ihren
Wechsel eingehen.
Wenn der Winter
auf dem Kamme
im Schwinden ist,
herrscht im Vor¬
gebirge der Frühling
und im Tale der
Frühsommer. Auch
der Hochsommer
findet vereinzelt noch
Schnee im Hoch¬
gebirge. Prächtig ist
die Frühlingsflora
des Hochgebirges.
Eine Wanderung durch das Gebirge im Frühling ist von
unbeschreiblichem Reiz, nur muß man immer noch mit den
Launen des Berggeistes rechnen, — Wetterstürze, selbst
Schneetreiben, sind nicht selten. Die eigentliche Reise- und
Ferienzeit, der Hochsommer, bietet natürlich ungeheuer viel,
aber einerseits ist das Wetter nicht recht sicher, weshalb man
immer auch auf wärmere Kleidung bedacht sein muß, anderer¬
seits ist in manchen Sommerfrischen die Menge der Sommer¬
frischler zuweilen etwas groß. Für jeden Kenner des Gebirges
ist es im Herbst am schönsten. Die Verfärbung der Buchen,
Ahorne und Ebereschen, die wunderbar klare Luft, die kräftigen
Farben von Berg und Tal, die Hirschbrunft, der Mangel des
Touristenschwarmes und noch vieles andere sind Faktoren,
Weißwassergrund
die für manchen so recht bestimmend sind für den Besuch des
Gebirges. Lange dauert der Herbst, zuweilen bis kurz vor
Weihnachten, — erst dann fängt der Winter an, sich festzu¬
setzen. Nungehen dieFreuden des Winters po rts an, der ja
in dieser Zeitschrift schon oft ausführlich behandelt worden ist.
Ich hoffe, daß man aus vorstehenderSchilderung entnehmen
kann, daß die Eigenart des Riesengebirges in einer nur hier in
dieserWeise zustandegekommenen Mischung von Lieblich¬
keit, Romantik und alpiner Erhabenheit besteht.
Im Anschluß daran müssen wir noch des Isergebirges
gedenken. Es ist mit dem Riesengebirge organisch verbunden
durch einen hoch¬
gelegenen, breiten
Sattel, auf dem der
höchste Punkt der
herrlichen Gebirgs¬
bahn von Hirschberg
über Schreiberhau
und Grüntal nach
Reichenberg liegt.
Im Norden erhebt
sich das Isergebirge
im Hinterberg zu
1126,5 Meter Höhe,
in der Tafelfichte zu
1122 Meter. Beides
sind flache, be¬
waldete Kuppen, wie
alle Erhebungen des
Isergebirges. Aber
gerade diese dichte
Bewaldung gibt dem
Isergebirge sein cha¬
rakteristisches und
zugleich charakter¬
volles Gepräge. Das
ganze weitausge¬
dehnte Bergland ist
ein hochgelegenes
Waldland. Abge¬
sehen von seinen
Rändern ist es von
großartiger Einsam¬
keit, in der frei¬
lich nur der wirk¬
liche Naturfreund
heimisch ist. In¬
dessen ziehen sich
auch belebte Ver¬
kehrsstraßen hin¬
durch. Von ihnen aus
gewinnt man einen
wundervollen Ein¬
blick in dieses zum
großen Teil noch
unberührte Gebiet. Aber noch reizvoller sind die Seiten¬
wege. Freilich, wer sich auf diese einläßt, muß eine gute
Karte und einen guten Ortssinn besitzen, sonst kann er
leicht in die Irre und ins Moor geraten. Denn das Iser¬
gebirge birgt ein echtes ausgedehntes Hochmoor, eine Fund¬
grube für den Botaniker und Entomologen; das Moor zu
durchdringen ist indessen eine Strapaze. Mitten in diesem
ausgedehnten Waldgebirge liegen kleine malerische Ort¬
schaftenreizvolleingebettet, wieGroß-Iser mit der idyllischen
Isermühle und Klein-Iser oder Karlstal, die Gelegenheit zu
billiger, aber recht guter Sommerfrische geben. Hierbei ist
auch die Iserbaude in den Kammhäusern zu erwähnen, die
von Flinsberg aus in leichtem Aufstieg zu erreichen ist.
Nr.4 DEUTSCHLAND
T87
Flinsbergr, von Berlin und Dresden über Görlitz
neuerdings selbst so angenehm mit der Bahn zu erreichen,
ist ja nun ein Ort ganz anderer Art, ein Bad großen,
modernen Stils in wunderbar geschützter Lage. Auch sonst
finden wir am Nord«, West« und Südabhange sehr behagliche
und schön gelegene Sommerfrischen.
Dies führt auf die Sommerfrischenfrage in
beiden Gebirgen überhaupt. Was zunächst die Möglichkeit
betrifft, die Orte des Riesengebirges mit der Bahn zu er«
reichen, so ist dieses Problem im großen und ganzen völlig
befriedigend gelöst. Nach Schreiberhau im Westen des
Riesengebirges, nach Krummhübel, Schmiedeberg und Landes«
hut im Osten führen Bahnstränge, nach Giersdorf am
Fuße des mittleren Teiles des Gebirges eine elektrische
Straßenbahn, die bis 1914 noch höher hinauf bis kurz vor
Hain geführt sein wird, der eigentlichen Gebirgsmitte. In¬
folge dieser guten Verbindungen hat sich in fast allen Ort«
schäften auch bereits ein entsprechender Komfort entwickelt,
der oftmals sogar weiter reicht, als ihn mancher haben
möchte. Jedenfalls braucht niemand um Unterkunft oder
Verpflegung in Sorge zu sein. Ueberall sind Auskunftstellen
eingerichtet, durch die man alles Wünschenswerte erfahren
kann. Für den normalbedürftigen Reisenden oder Sommer«
frischler ist vollkommen gesorgt, besonders auch in den
sehr gut eingerichteten „Bauden", d. h. eigentlich Hotels
des Hochgebirgskammes.
Die Erschließung des Riesengebirges ist dem Riesen-
gebirgsverein, dem R.«G.«V., zu danken. Er hat vor
allem ein ausgezeichnetes Wegenetz sowohl auf schlesischer
wie auf böhmischer Seite über das ganze Gebirge gespannt,
das auch recht bequem veranlagte Naturen befriedigen muß,
und Hand in Hand damit geht eine tadellose Markierung.
Nebenbei aber hat sich der R.«G.«V. auch die Pflege der
heimatlichen Kultur zur Aufgabe gestellt, sowohl die der
Gegenwart wie der Vergangenheit, und eine seiner schönsten
Taten ist das R.«G.«V.«Museum in Hirschberg, das im
laufenden Jahre in einem von Geh. Baurat Großer (Breslau)
entworfenen schönen Bau ein würdiges Heim finden wird.
Die prächtigen Sammlungen, die für den Naturwissenschaftler
wie den Kunstgewerbler wahre Schätze bergen, konnten in
den bisherigen Räumen unmöglich zu Geltung kommen.
Deshalb entfaltete der Hauptvorstand des weitverbreiteten
Vereins eine intensive Propaganda, und die Sympathien für
das Werk waren so groß, daß die etwa 112 000 Mk. be«
tragenden Kosten bis auf einen verhältnismäßig unbedeutenden
Rest gedeckt sind.
Die Museumsanlage wird drei Bauten umfassen: das
eigentliche Museum, einen in aller Einfachheit und Monu«
mentalität schönen und anheimelnden Bau in prächtiger Lage
am Kavalierberge; dahinter zwei Sonderbauten, nämlich den
Typus eines Gebirgsbauernhauses und den eines städtischen
Patrizierhauses aus dem späten Barock. Dabei wird sich auch
ein Garten der charakteristischen Gebirgsblumen befinden.
Der Museurosbau bietet einen besonderen Anreiz zu einem
Besuch der Stadt Hirschberg, wie ich ihn bereits oben
aus anderen Gründen empfohlen habe.
Konnte hier das Riesen« und Isergebirge nur in großen
allgemeinen Zügen geschildert werden, so wird doch der
Reichsdeutsche, der nicht Schlesier ist, eine Vorstellung
bekommen haben, daß ein Besuch unserer Gegend der Mühe
reichlich wert ist. Breslau wird in einem großen Teile des
Reiches für eine „polnische" Stadt gehalten, und vom
übrigen Schlesien und vom Riesengebirge weiß man so
gut wie nichts. Möchte doch dieser Bann endlich ein«
mal gebrochen werden, damit Schlesien und sein schönster
Teil, das Riesengebirge, unter den Reisemöglichkeiten,
die sich in deutschen Landen bieten, diejenige Stelle ein«
nehmen, die beiden gebührt. Und das ist eine der allerersten.
Bad Altheide
188 DEUTSCHLAND na
Nr. 4
Die schlesischen Bäder im letzten Jahrhundert.
Skizze von Sanitätsrat Dr. Sieb eit
Der Satz, es grehöre zu den Kennzeichen eines wirklichen
Kurortes, daß er auf eine langte Geschichte zurückblicken
könne, hat zwar keine unbeschränkte Geltung^. Für die Bäder
Schlesiens indessen wird diese Forderung in weitestem Maße
erfüllt. Die Heilkraft vieler von ihnen war schon in ent¬
legenen Jahrhunderten erkannt
und berühmt; man braucht bloß
an Flinsberg, Reinerz, Salzbrunn,
Warmbrunn u. a. zu erinnern.
Friedrich dem Großen war es
Vorbehalten, die Schätze seiner
neu erworbenen Provinz zu heben
und ihrer Bedeutung entsprechend
zu bewerten. Freilich kann man
nicht gerade sagen, daß die
Entwicklung mit Riesenschritten
vor sich gegangen wäre. Aus
kleinen und bescheidenen An¬
fängen wuchs allmählich eine
gewisse Blüte heraus, deren
Spuren wir noch an manchen
alten Bauten, so der Galerie und dem Theater in Warm¬
brunn, beides Schinkelsche Schöpfungen, verfolgen können.
Etwa um die Mitte des vorigen Jahrhunderts sehen wir die
schlesischen Bäder ziemlich zahlreich besucht, namentlich aus
den östlichen Teilen der preußischen Monarchie und aus den
angrenzenden polnisch-russischen Gebieten. Häufig treten
uns die Namen berühmter Zeitgenossen unter den Besuchern
entgegen, so unter anderen E. T. A. Hoffmann in Warmbrunn,
C. M. V. Weber in Flinsberg, Chopin in Reinerz; man könnte
die Reihe noch um viele verlängern. Da brachte der auf¬
strebende Eisenbahnverkehr eine gründliche Verschiebung
aller Verhältnisse. Auf bequeme Art konnte man jetzt in ebenso-
vielen Stunden, als man früher Tage mühseliger Fahrt auf
(Bad Flinsberg).
der Landstraße gebrauchte, die alten Badestädte des Westens
mit ihrem größeren Komfort, ihrem milderen Klima und ihren
Spielbanken aufsuchen; die Bäder des Ostens verödeten. Das
sechste und siebente Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts
bezeichnen den tiefsten Punkt der Kurve, wenn das auch in
der Besuchsziffer scheinbar nicht
so deutlich in die Erscheinung
tritt. Aber schon war man am
Werke, selbst Hand anzulegen,
um an dem wirtschaftlichen Auf¬
schwünge der Jahre nach dem
großen Kriege, der die deutschen
Stämme endlich einigte und das
Reich wieder erstehen ließ, teilzu¬
nehmen. Es ist das unbestrittene
Verdienst Denglers, des lang¬
jährigen Bürgermeisters von
Reinerz, die Wege, welche ein¬
zuschlagen waren, erkannt zu
haben. Im „Schlesischen Bäder¬
tage" sammelte und befruchtete
er gleichgesinnte und gleichstrebende Männer zu gemein¬
samem Gedankenaustausche, zur Arbeit mit vereinten Kräften.
Zunächst schlug man die Politik der kleinen Mittel ein,
besserte und schaffte, konnte sich aber von dem her¬
gebrachten Schema nicht losreißen, welches in die veränderten
Zeitverhältnisse nicht mehr recht paßte. Es fehlte auch an
dem Wagemute und kaufmännischen Geiste, der kühn vor¬
wärts drängt und der Gefahr des möglichen Verlustes nicht
achtet. Doch der allgemeine Wohlstand hatte sich erheblich
gehoben, die Kinder fühlten sich in den bescheidenen Verhält¬
nissen, in der Umwelt, welche den Eltern einer nüchternen
und ernsten Zeit des Ringens genügt hatten, nicht mehr
recht heimisch, kurz und gut, die Zeit forderte ihr Recht
Schreiberhau-Mariental
Bad Salzbrunn (Atelier E. May, Waldenburg i. Schl.)
Nr.4 DEUTSCHLAND 189
Zum Glück verstand man in den Kurorten Schlesiens die
Zeichen dieser Zeit, ehe es zu spät war, und so begann in den
letzten Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein ungeahnter
Aufschwung. Am 1. Juli 1899 öffneten sich in Bad Flinsberg
die Pforten des neuen Kurhauses, das noch heute, trotzdem
es im wesentlichen ohne Vorbild geschaffen werden mußte,
allenthalben Anerkennung findet. Kudowa, Altheide, Salzbrunn
und zuletzt auch Reinerz folgten mit Neubauten, und so
entspann sich ein friedlicher Wettkampf. Der Ausbau der
Kureinrichtungen wurde nicht vernachlässigt. Die alten Bade¬
häuser wurden zeitgemäß umgestaltet, neue errichtet, die alle
Errungenschaften neuzeitlicher Baukunst aufweisen. Quellen¬
fassungen verbesserte man; neue Bohrungen erschlossen
neue Sprudel, so in Reinerz
und Altheide; in Salzbrunn
waltete der bekannte Quellen¬
techniker Scherrer seines
Amtes und schützte den
Bestand an Heilquellen vor
äußeren Einflüssen durch
umfangreiche und schwierige
Fassungsarbeiten. Zurzeit ist
er in Warmbrunn tätig, um
auch dort die altberühmten
Thermen neuzufassen und
in ihrer Unversehrtheit zu
sichern.
Beachtenswert erscheinen
auch die Fortschritte in hygie¬
nischer Beziehung. Elek¬
trisches Licht hielt allent¬
halben seinen Einzug, wie
auch die elektrische Kraft
mehr und mehr zum Antriebe
der im Badebetriebe not¬
wendigen Maschinen Verwen¬
dung fand. Auch die anderen
Ergebnisse der Hygiene, wie
zentrale Heizungsanlagen und
ähnliche wurden sowohl in
den öffentlichen Gebäuden
der schlesischen Badeorte,
wie auch in vielen ihrer
Privathäuser nutzbringend
verwertet. Wasserleitung
und Kanalisation richtete
man an vielen Orten bereits
ein, an anderen befindet sie
sich im Bau oder in Vor¬
bereitung, so daß auch auf
diesen unendlich wichtigen
Gebieten unsereProvinz hinter
anderen nicht zurückbleibt.
Die Kapitalien, deren man bedurfte, um alle diese Ver¬
besserungen durchzuführen, umfassen viele Millionen, und
die Summe erhöht sich noch ganz beträchtlich, wenn man
die von der privaten Bautätigkeit für zeitgemäße Gast- und
Unterkunftsräume aufgewendeten Beträge mit in Rechnung
stellt. So hat sich durch das Zusammenwirken vieler ver¬
schiedener Kräfte das Bild der schlesischen Bäder außer¬
ordentlich zu seinem Vorteile verändert und weicht nun so
weit von dem früheren ab, daß ein Besucher, der die Orte
vor etwa zwanzig Jahren zuletzt sah, sich heute kaum noch
zurechtfinden würde.
Aber auch die Aerzte der schlesischen Kurorte waren
nicht müßig in der Erforschung und weiteren Ausbildung
Rathaus in Lauban (Phot.: R. Scholz, Görlitz)
der von der Natur gegebenen Heilkräfte. Unter der älteren
Generation wie unter den jüngeren Badeärzten befinden sich
eine ganze Anzahl, deren Name auf dem Gebiete der Bäder¬
wissenschaft einen guten Klang hat und deren Arbeiten eine
wesentliche Förderung der Balneologie als solchen wie auch
der Kurorthygiene bedeuten. Daß im Laufe der Jahre auch
alle die als Hilfswissenschaften der Bäderkunde bezeichneten
Zweige der Heilkunst, vor allem die sogenannten physi¬
kalischen Heilmethoden, welche auf der regelrechten An¬
wendung von Wasser, Licht, Wärme, Elektrizität, Mechanik
beruhen, ihren Weg in unsere Kurorte fanden, mag nebenbei
noch hervorgehoben sein. Die einzelnen Bäder und sonstigen
Orte, denen Kur- und Erholungsbedürftige Zuströmen, hier
zu schildern, liegt nicht im
Rahmen dieserAusführungen,
zumal das erst im vorigen
I Jahre in den vorliegenden
f Blätterngeschehen ist. Jeden-
w falls aber können wir mit
Befriedigung feststellen, daß
im Laufe der letzten hundert
Jahre auch die schlesischen
Kurorte nicht stillgestanden
sind, sondern sich zu wirk-
liehen Heilstätten immer
weiter entwickelten.
X ' Ihr Vorwärtsdrängen und
die großen Anstrengungen,
f.. welche gemacht wurden, um
im Wettbewerbe mit Ehren
bestehen zu können, machten
sich aber auch belohnt. Am
besten erkennt man das aus
dem Steigen der Besuchsziffer
einzelner Orte in den ver¬
flossenen zwölf Jahren. So
verzeichnete Altheide im
Jahre 1900 an wirklichen
Kurgästen 656 Personen
im abgelaufenen Jahre 8713
Bad Flinsberg 3317 : 6899
Görbersdorf 1029 : 3045
Kudowa 4096 :10419; Land¬
eck 3791 :10573; Bad Salz¬
brunn 6597 : 9456. Der
Geldumsatz, welcher durch
den Bäderverkehr nach und
in Schlesien jährlich her¬
beigeführt wird, ist nach
vorsichtiger Schätzung auf
etwa 22 V 2 Millionen Mark
zu berechnen. Aus diesen
trockenen Zahlen erhellt zu¬
gleich, in wie hohem Maße der Unternehmungsgeist, der
die Anlage großer Summen nicht scheute, Erfolg fand. Den
anderen Orten ist nur zu wünschen, daß auch ihnen der
Erwecker geboren werden möge, der sie mit Mut und Kraft
vorwärts führen soll. Die Güte der natürlichen Kurmittel
zusammen mit den Naturschönheiten des schlesischen
Gebirges, in dessen anmutigen Tälern die meisten der
Kurorte geborgen liegen, bildet eine sichere Grundlage,
auf der aufgebaut werden kann. So tragen auch die heimi¬
schen Kurorte im Jubiläumsjahre dazu bei, immer weiteren
Kreisen die Bekanntschaft mit Schlesien zu vermitteln. Sie
erfüllen damit neben ihrer Bestimmung, die Volksgesundheit
heben zu helfen, auch eine wichtige wirtschaftliche Aufgabe.
190 DEUTSCHLAND Nr. 4
Görlitz und die schlesische Lausitz.
Von Ludwig Feyerabend.
Die schlesische Lausitz ist der östliche Teil des allen
Gaues Oberlausitz und gehört erst seit TÖ15 zu Preußen,
seit 1817 zum schlesischen Regierungsbezirk Liegnitz. Sie
umfaßt neben kleinen Teilen
der Kreise Bunzlau und Sagan
die Kreise Görlitz, Rothen¬
burg und Hoyerswerda. Schon
in alten Zeiten schied man
den ganzen Gau in das Land
Bautzen und das Land Görlitz,
und erst unter der Regierung
des Matthias Corvinus (f 1490)
erhielt der Gau — eigentlich zu
Unrecht — den Namen Ober¬
lausitz. Lausitz heißt nämlich
Sumpfland (vgl. das Lehnwort
Lusche), und mit diesem Namen
wurde die heutige Nieder¬
lausitz, besonders nach dem
Spreewalde, genannt, die Länder
Görlitz und Bautzen aber
dann als das Land „ober der
Lausitz" einheitlich bezeichnet.
Die schlesische Oberlausitz ist in ihrem südlichen Teile
ein ausgesprochenes Hügelland mit den letzten Ausläufern
der im Süden vorgelagerten Sudeten und zahlreichen Basalt¬
kuppen, von denen die Landeskrone mit 420 Meter Höhe die
bedeutendste ist, im nördlichen eine weite Ebene mit großen
Wald- und Teichbeständen. Das Land war vor Christi Geburt
von suebischen Völkerschaften, jedenfalls den Semnonen,
im Süden vielleicht auch von Kelten besiedelt, während es
nach der Völkerwanderung von dem slawischen Stamme der
Görlitz: Rathaustreppe
Wenden (eigentlich Sorben) besetzt wurde. Seit den Zeiten
Ottos des Großen (936—973) wurde das Land mehr und
mehr von Deutschen erobert, bevölkert und dem Christentum
zugeführt, doch noch heute
leben in den Kreisen Rothen¬
burg und Hoyerswerda, be¬
sonders auf dem Lande, eine
große Anzahl Wenden, die ihre
Sprache, ihre Sitten und Ge¬
bräuche, und, wenigstens die
Frauen, auch ihre alte Tracht
bis auf den heutigen Tag
gewahrt haben. Die älteste
Besiedelung der Deutschen im
zehnten und elften nachchrist¬
lichen Jahrhundert war sozu¬
sagen eine bäuerliche: deutsche
Dörfer entstanden mit christ¬
lichen Kirchengründungen, und
deutscher Adel gründete feste
Burgenzum Schulze desLandes,
unter denen sich besonders
Tzschocha am Queis aus¬
zeichnet, dessen Turm wie die von den benachbarten Burgen
Friedland und Grafenstein in Böhmen bereits aus dem zehnten
oder elften Jahrhundert stammen dürfte. Die Städlegründungen
und damit die Einwanderungen von Kaufleuten und Hand¬
werkern erfolgten kaum lange vor dem Jahre T2(X). Eine
der ältesten Kirchen der östlichen Oberlausitz, die Peters¬
kirche zu Görlitz, geht auf das Jahr 1225 zurück. Neben
andern Handwerkern waren es besonders die zum Teil aus
Flamland eingewanderten Tuchmacher, die, vornehmlich in
Görlitz, dem Lande Bedeutung und Reichtum brachten, der
durch das Waidmonopol noch gefördert wurde, das Görlitz
im Beginn des 15. Jahrhunderts das alleinige Niederlagsrecht
gab für den Waid, eine Pflanze, die die Tuchmacher zum
Färben ihrer Stoffe nicht entbehren konnten, und der aus
Thüringen eingeführt wurde. Auch der für die Straßen von
Westen nach Osten (via regia) und von Böhmen nach der
Mark, die durch Görlitz führten, gesetzlich geregelte Straßen¬
zwang trug viel dazu bei, daß sich Görlitz bald neben Bautzen
zu der bedeutendsten Stadt der Oberlausitz efnporschwang,
um so mehr, als es von allen seinen Herrschern begünstigt,
gefördert und mit vielen Privilegien ausgestattet wurde.
Die Oberlausitz gehörte seit der Zeit, wo sie von Deutschen
besiedelt wurde, zu Meißen und zur Krone Böhmen bis
1635 — abgesehen von einer Zwischenregierung der Askanier
(1250—1319) und des Herzogs Heinrich von Jauer (1319 bis
1346) — dann zu Sachsen, bis 1815 der östliche Teil an
Preußen kam.
Eines der wichtigsten Ereignisse für die gesamte Ober¬
lausitz war die Gründung des Sechsstädtebundes im Jahre
1346, den die Städte Bautzen, Kamenz, Löbau, Zittau,
Görlitz, Lauban zum Schutze gegen das Raubritterwesen
schlossen, ein Bund, der erst 1815 aufgelöst wurde, und der
die ganze Zeit seines Bestehens einen hervorragenden Einfluß
auf die Bedeutung der zu ihm gehörenden Städte ausgeübt hat.
Die der Gründung folgende Regierungszeit Kaiser Karls IV.
ward wie für alle seine Kronländer, so auch für die Ober¬
lausitz eine Zeit hoher Blüte, die für Görlitz noch dadurch
eine besondere Bedeutung gewann, daß Kaiser Karl seinem
jüngsten Sohne Johann unser Land als selbständiges
Herzogtum überwies. Der sogenannte dicke oder Frauenturm
am Eingänge der Steinstraße ist der letzte Rest des Schlosses,
Görlitz: Neißefest
Nr.4 DEUTSCHLAND 191
das für diesen einzigen Herrscher, der
in Görlitz Hof hielt, erbaut, aber
schon nach 1474 abgebrochen wurde.
Der Hussiten wußten sich die
Sechsstädte tatkräftig zu erwehren,
wenn auch der Stadt Lauban von
ihnen durch Krieg und Brand arger
Schaden geschah. Der Stadt Görlitz
aber wurde vom Kaiser Sigismund
in Anerkennung ihrer Verdienste im
Jahre 1422 ein Wappen durch eine
goldene Bulle verliehen, welches im
Jahre 1477 in Stein gehauen und
mit der Unterschrift versehen wurde:
„Invia virtuti nulla est via", zu
Deutsch: „Für Tüchtigkeit gibt es
überall einen Weg". Dieses Wappen
schmückte einst das Haupttor von
Görlitz, das Frauentor, und ist seit .
dessen Abbruch im Jahre 1836 am
Frauenturm angebracht. — Schwereren
Schaden als die Hussitenkriege und
selbst der Dreißigjährige Krieg, in
dem 1641 Görlitz mit seiner schwedi¬
schen Besatzung von den Kaiserlichen und Sachsen belagert
wurde, brachte den Sechsstädten der Schmalkaldische Krieg.
Sie wurden, trotzdem sie seit etwa 1525 protestantisch
waren, gezwungen, Karl V., Ferdinand und Alba gegen den
Kurfürsten von Sachsen Heeresfolge zu leisten. Ihre lahme
Beteiligung an der Schlacht bei Mühlberg (1547) brachte ihnen
den sog. Poenfall ein, der z. B. der Stadt Görlitz den Besitz
ihrer großen, ertragsreichen Heide und aller Rittergüter nahm,
ihr eine kaum erschwingliche Geldbuße auferlegte und sie
mit wenigen Ausnahmen aller kirchlichen und profanen
Prunkstücke beraubte. Trotz alledem sehen wir, wie sich
bald nach dem Dreißigjährigen Kriege Stadt und Land zu
neuem Wohlstände erhebt, den alten Besitz wiedererringt
und in stetem Streben und ernster Arbeit zu hoher Kultur
und Blüte vordringt, die selbst die schweren Schädigungen
des Siebenjährigen Krieges und des Jahres 1813 nicht auf¬
zuhalten vermochten. Die lange Friedenszeit seit 1815 ließ
Lauban und Görlitz unter preußischer Herrschaft, besonders
seit Erbauung der Eisenbahn, mächtig gedeihen, so daß
Görlitz beispielsweise in wenig mehr als einem halben Jahr¬
hundert seine Bevölkerungzahl verfünffachte.
Was die Baukunst betrifft, so sind aus ältester Zeit
außer den Befestigungsbauten — in Lauban der Brüder-
turro, in Görlitz der prächtige Reichenbacher Turm und
die „Newe Pastei", jetzt „Kaisertrutz" genannt, beide
aus dem Jahre 1490 — nur wenige bedeutsame Reste,
besonders Kirchen, vorhanden, von denen in Görlitz das
prächtige Westportal der Peterskirche aus dem Jahre 1225
und die Dreifaltigkeilskirche aus dem Jahre 1234 genannt
seien. Etwas ganz Eigenartiges zeigt das „heilige Grab",
eine Nachbildung des heiligen Grabes zu Jerusalem in seiner
Gestalt um 1486, wie sie der Bürgermeister George Emerich
von Görlitz, den Luther den König von Görlitz nannte, Ende
des 15. Jahrhunderts dem Vorbilde getreu errichten ließ. —
Die Einführung der Reformation (1525), der Uebergang
der Oberlausitz an das Haus Habsburg (1526) und ein
großer Brand wirkten bei dem damals herrschenden großen
Wohlstände zusammen, um besonders in Görlitz eine Reihe
von Renaissancebauten erstehen zu lassen, mit deren Alter
selbst Augsburg und Nürnberg nicht zu wetteifern vermögen.
Der Schönhof von 1526 ist das älteste Gebäude der Früh¬
renaissance in Deutschland, während das Rathaus zu Görlitz
mit seiner herrlichen Freitreppe von 1537 und seiner reichen
Innenarchitektur neben dem Rathause zu Lauban von 1541
Görlitz: Brautportal der Peterskirche
einzig dasteht. Viele herrliche Bürger¬
häuser schließen sich allmählich an
bis zu dem Prachtbau der Hoch¬
renaissance von 1570, dessen Fassade
berühmte Reliefdarstellungen aus
dem Alten und Neuen Testamente
schmücken (Neißstraße 29). Die
Stadt Görlitz hat mit staatlicher und
ständischer Hilfe dieses einzig schöne
Gebäude wie den Schönhof durch
Ankauf in hochverdienter Weise vor
Verunstaltung oder Abbruch gerettet.
Aber nicht nur die Städte, sondern
auch das Land weist noch Perlen der
Baukunst des 16. Jahrhunderts auf,
von denen hier nur die Sgrafitto-
malereien am Schloß und Wirtschafts¬
gebäuden in Tzschocha undSächsisch-
Haugsdorf, Kreis Lauban, sowie das
reizende Schlößchen in Hennersdorf,
Kreis Görlitz, erwähnt seien.
Von Barockbauten ragen in Gör¬
litz hervor das Polizeigebäude am
Untermarkt mit schönem Portal und
schmiedeeisernem Oberlicht, das Gebäude der Oberlausitzi-
schen Gesellschaft der Wissenschaften (Neißstr.30), die Löwen¬
apotheke und das sog. Nostitzsche Haus am Obermarkt, in dem
1813 Napoleon wohnte und von dessen Balkon aus er die letzte
Parade über seine Garden in der Oberlausitz vor der Schlacht
bei Dresden abhielt. — Ein reizendes Bild einer Kleinstadt aus
dem 17. und 18. Jahrhundert bietet Schönberg, Kreis Lauban,
mit seinen aus Holz gezimmerten Lauben am Marktplatz.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts fielen in Görlitz
Mauern und Tore der alten befestigten Stadt und schufen
Görlitz: Haus in der Neißstraße
192 DEUTSCHLAND
Nr. 4
Raum für eine neue, zeitgemäße Entwicklung, die sich
besonders nach Süden, nach dem später erbauten Bahnhofe
hin, erstreckte, wie es ähnlich auch in Lauban der Fall war.
Die Stadt Görlitz hat das Verdienst dieses Aufschwunges
ihrem ersten Oberbürgermeister Demiari durch Errichtung
eines Standbildes am Marienplatz (1861) gelohnt, das als
Erstlingswerk des großen Johannes Schilling noch besondere
Beachtung verdient.
Im Jahre 1866 sah Görlitz den Prinzen Friedrich Karl
mit dem Stabe der ersten Armee vor seinem Einrücken nach
Böhmen in seinen Mauern (das Andenken daran wird durch
das Denkmal des Prinzen auf dem Blockhause, jenem herr¬
lichen Aussichtspunkte von Görlitz, lebendig erhalten), und
Görlitz war die erste preußische Stadt, die den siegreichen
Heldenkönig Wilhelm I. nach Beendigung des Krieges im
Schmucke der Häuser und der Herzen willkommen heißen
durfte. Auch am Kriege 1870 hat Görlitz und die Ober¬
lausitz insofern einen eigenartigen Anteil, als ihre Söhne,
Krieger des damals in Görlitz stehenden 5. Jägerbataillons,
es waren, die das erste französische Geschütz bei Weißen¬
burg eroberten, das zum Andenken an große Zeit in würdiger
Umrahmung in der Nähe des Kaisertrutzes in Görlitz seine
Aufstellung gefunden hat.
Der große Krieg und der Segen der ihm folgenden
Friedenszeit hat in Stadt und Land zu Wohlstand und Blüte
geführt; Land- und Forstwirtschaft, Vieh- und Fischzucht
haben sich herrlich entfaltet, der Braunkohlenbergbau hat
auch in den früher ärmeren Gegenden des Kreises Hoyerswerda
neue Erwerbsquellen geschaffen, und die Ton-, Glas- und
Porzellanindustrie, wie sie nirgends in Deutschland, statistisch
auf die Quadratmeile berechnet, zahlreicher auftritt, wett¬
eifert mit anderen Industrien, besonders der früher in höchster
Blüte stehenden Tuchmacherei, um den Vorrang.
Allein, so schön die Dörfer der Oberlausitz mit ihrer
zum Teil noch uralten Eigenart in Bau und Tracht, so schön
ihre Landstädte in ihrer stimmungsvollen Bauart sind, so
zielbewußt die Schwestersechsstadt Lauban in ihrer schönen
Lage sich dehnt und wächst, so einzigartig der herrliche
Park mit dem Gräfl. Arnimschen Schlosse in Muskau, die
Schöpfung eines Fürsten Pückler mitten in unfruchtbarer
Sandgegend Auge und Herz erfreut, so ist und bleibt doch
die Perle der Oberlausitz unser schönes, altes, blühendes
Görlitz. Eine Gartenstadt im besten Sinne des Wortes,
geziert von einem herrlichen Park inmitten der Stadt, von
Anlagen, die kilometerweit den Lauf der kahnbelebten Nfeiße
mit ihren malerisch tief eingeschnittenen Ufern begleiten
und immer und immer wieder zu Seitenspaziergängen in
neue, weite Parkanlagen bis weit vor der Stadt einladen,
mit ihrer Landskrone, die, wie einst 1809 den edlen Theodor
Körner, so noch heute durch den lebensvollen, schönen
Ueberblick über die gesegneten Gefilde der engeren Heimat
bis zu dem hohen Bergkamme des Riesen- und Isergebirges
und den Ausläufern der Berge der sächsischen Schweiz
das Auge entzückt I Und kehrt man von solch' einem Aus¬
fluge, der Herz und Geist weitet, heim, so umfängt uns die
Stadt selbst mit ihrem frohen, zwanglosen geselligen Leben,
mit ihren altehrwürdigen Bauten und doch auch mit neuen
herrlichen Villenvierteln in fernsichtreicher Lage, mit ihrer
steten Pflege von Musik und ihren Musikfesten in dem
ihrer würdigen Prunksaale der Stadlhalle, die unter dem
Schloß Muskau in Schlesien
Illllllllllllllllllllllllll
Posen: Rathaus
(Phot.: J. Engelmann, Posen)
ülllll
llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllliillllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllilllllllllllllllllllillllllllllllllllllllllllllllll
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104 DEUTSCHLAND Nr.4
Protektorate Sr. Exzellenz des Herrn Grafen Hochberg- in
g-anz Deutschland Berühmtheit erlangt hatten, und mit
ihrer nie versagenden Hingebung für Kunst und Wissen¬
schaft! Wie wäre es sonst möglich, daß seit länger als
130 Jahren eine Oberlausitzische Gesellschaft der Wissen¬
schaften mit stattlicher Bibliothek und stattlichen Samm¬
lungen immer wieder neue Veröffentlichungen im Interesse
der Heimatgeschichte schaffen könnte, daß die Natur¬
forschende Gesellschaft seit länger als hundert Jahren ihre
köstlichen Sammlungen im eignen Heim stets zu erweitern
und die weitesten Kreise für die Naturwissenschaften zu
begeistern und sie über ihre Erfolge zu belehren weiß,
daß eine Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte
unter reger Anteil¬
nahme derBevölke- ^
rung die Schätze *
ältesterVergangen-
heit der Heimat
sucht, schützt und
Interesse und Ver¬
ständnis für sie in
alle Schichten des
Volkes trägt? Wie
wäre es denkbar
gewesen, daß ohne
Hilfe des Staates
und derStadt, ledig¬
lich aus freiwilligen
Beiträgen der Be¬
wohner der Ober¬
lausitz, ein Mil¬
lionenbau erstand,
die Oberlausitzer
Gedenkhalle mit
Kaiser - Friedrich -
Museum,gewidmet,
wie in mächtigen
Lettern an der
Stirnseite des Bau¬
werks steht, den
Gründern des Deutschen Reiches von der dankbaren Ober¬
lausitz — ein Denkmalsbau und ein Museumsbau, der Kunst
zur Weihe und Pflegestätte I Und das Museum ward nicht bloß
begründet; das Interesse für die Kunst wird stetig durch Kunst-
und Kunstgewerbeverein gehoben und belebt, und Stiftung
reiht sich an Stiftung, welche das Museum nicht nur mit edlem
Inhalte füllen, sondern sogar auf eine reiche Weiterentwick¬
lung mit einem Oberlausitzer Freilichtmuseum hindrängen.
Und zwingt der alte, deutsche Wandertrieb den Görlitzer
hinaus, so sind Berlin und Breslau in etwa 3 Stunden, Dresden
in T V 2 Stunde zu erreichen. Die Schneekoppe mit Umgebung
und eine genußreiche Rodeltour im Riesengebirge erfordern
nur einen Tag, und das herrliche Iser-, Lausitzer und Zittauer
Gebirge mit Flins-
berg. Reichenberg,
Friedland und der
KlosterruineOybin,
das stimmungsvolle
obere Neißetal mit
dem altehrwürdigen
Kloster Marienthal
sind Ausflüge, die
in einem halben
Tage leicht zu
machen sind, neben
den ungezählten
prächtigenSpazier-
gängen,die Heide,
Berg und Wald in
nächster Nähe und
in wundersamer Ab¬
wechselung bieten.
Und doch — so
schön es da draußen
ist: wer seine Ober¬
lausitz, wer sein
Görlitz kennt, er
lernt's von neuem
schätzen, wenn er
heimgekehrt I — —
Marienwerder, von der Niederung aus gesehen
Der deutsche Osten.
Breslau, die Hauptstadt unseres schönen Schlesier¬
landes, lenkt durch die Veranstaltung der Ausstellung
zur Erinnerung an die Befreiungskriege und nicht
zuletzt auch durch die Gartenbau-Ausstellung die Auf¬
merksamkeit weit über die deutschen Grenzen hinaus
auf sich, und mancher Deutsche, der seine Existenz
im fernen Lande gefunden hat, wird gern diese
Gelegenheit ergreifen, um seinem Heimatlande einen
Besuch abzustatten und seinen Landsleuten in der
Ferne, denen es nicht vergönnt war, die Heimat
zu besuchen, von Deutschland zu erzählen.
Ganz besonders aber sei es unseren Landsleuten
aus den Gauen] Mittel-, West- und Süddeutschlands
empfohlen, gelegentlich des Besuches der Breslauer Aus¬
stellung auch die Hauptkulturzentren unseres deutschen
Ostens zu besuchen. Bei der vorzüglichen Eisenbahn¬
verbindung ist es mit wenig Umständlichkeiten und
verhältnismäßig geringen Unkosten ein leichtes, sich
die Gelegenheit, unseren Osten kennen zu lernen,
zunutze zu machen. Unsere ostdeutsche Heimat ist
zwar mit Ausnahme von Schlesien nicht so reich mit
Naturschätzen gesegnet wie der Westen, so daß die
Industrie sich hier nur in bescheidenen Grenzen ent¬
wickeln konnte, aber eines hat sie gemein mit allen
übrigen Stämmen deutscher Zunge, nämlich eine vor¬
wärts strebende, arbeitsame und nie verzagende Be¬
völkerung, die unter schwierigen Verhältnissen auf dem
Gebiete der Landwirtschaft, des Handels, der Technik
Großes leistet und, von einer glühenden Heimatliebe
beseelt, bemüht ist, das von ihren Vätern überkommene
Erbe zu behaupten, getreu dem Dichterwort: ,,Was du
ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen."
Auf dem Gebiete der Hebung des Verkehrs sind
es im Osten neben den zahlreichen Ortsvereinen zur
Hebung des Fremdenverkehrs die Provinzial-Verkehrs-
Organisationen und die Bäderverbände, die sich die
Förderung der Verkehrsinteressen angelegen sein
lassen, und zwar für Ostpreußen der Verkehrs-Verein für
Ostpreußen, Königsberg, für Westpreußen der Ver¬
kehrs-Verein für Westpreußen, Danzig, für Posen der
Verkehrs-Verband der Provinz Posen, für Schlesien der
Schlesische Verkehrs-Verband in Breslau; außerdem der
Schlesische Bädertag in Bad Salzbrunn und der Ver¬
band der ost- und westpreußischen Ostseebäder in Zoppot.
DEUTSCHLAHD eeeseseeeeeseseeeeoo se soe e esi los
Danzig-
196 DEUTSCHLAND ©
Das Jahrhundertfestspiel von Gerhart Hauptmann.
Das Jahrhundertfestspiel von Gerhart Hauptmann,
das am 1. Juni zur Hundertjahrfeier der Freiheitskriege
in Breslau aufgeführt wurde, hat dem deutschen
Volke endlich eine Dichtung beschert, welche der
großen Volks - Erhebung würdiger ist als all die
Gelegenheits - Dichtungen, mit denen die deutsche
Bühne sich bisher bei der Jahrhundertfeier hat be¬
helfen müssen. Hauptmann hat in seinem „Festspiel
in deutschen Reimen", wie er die Dichtung nennt,
den einfachen Stil seines
„Florian Geyer" und des
Wiedertäufer - Fragments
nach langer Zeit wieder
erreicht, ja, ihn noch ge¬
steigert, da er ihn den
Riesenmaßen des pfeiler¬
losen Kuppelbaues der
Breslauer Jahrhunderthalle
anpassen und eingliedern
mußte, ln drei großen Auf¬
takten, die auch äußerlich
durch die Teilung der nach
antikenMustern gestalteten
Orchestra in drei hinter¬
einander aufsteigenden
Bühnen sinnfällig werden,
schildert der Dichter den
Ansturm der Pariser Revo¬
lution, den Feldzug Napo¬
leons nach Rußland und
endlich die jubelnde Er¬
hebung des deutschen
Volkes. All die heroischen
und tragikomischen Ge¬
stalten, die aus diesem
Weltdrama in der Erinne¬
rung des Volkes leben,
werden in echt drama¬
tischen Bildern lebendig
vor den Augen der Zu¬
schauer und wecken eine
starke, eindringlich be¬
zwingende Wirkung. Und
diese Wirkung wurde bei
der Uraufführung am 1. Juni zu lauter Begeisterung
gesteigert durch die oft geradezu überwältigende Größe
der Gesamtdarstellung. Richard Strauß bereitete die
Stimmung mit seinem majestätischen „Königsmarsch"
vor. Dann trat Max Reinhardt, der Meister großer
Massenwirkungen, in den Mittelpunkt. Die Szenen aus
der französischen Revolution, der übermütige Fastnachts¬
popanz, die dumpfe Gleichgültigkeit des deutschen
Pfahlbürgertums, das Erwachen des Volkes und endlich
der endlose Zug der das
Festspiel beschließenden
Friedens-Prozession, in
der rund 2000 Personen
mitwirkten — das alles
waren Bilder von höchster
künstlerischer Treue und
namentlich auch von einer
Größe, wie sie Reinhardt
bisher nicht erreicht hat.
Und dieser laute, stür¬
mische Erfolg, der sich
in unzähligen Hervor¬
rufen des Dichters und
des Spielleiters ungestüm
offenbarte, ist doppelt zu
bewerten, da Hauptmanns
Festspiel auch dem stillen
Leser dichterische Schön¬
heiten in reicher Fülle
vermittelt. — Von den
Mitwirkenden trafen den
antik-heroischen Ton der
Dichtung vor allem Frau
Feldhammer als dämo¬
nische Furie, Marie Dietrich
als gigantische Athene-
Deutschland, Herr Manning
als der derbe Polterer Mar¬
schall Blücher und end¬
lich Herr Hartau in der
durch eisige Starrheit oft
groß wirkenden Gestalt
des korsischen Gewalt¬
herrschers. Dr. C.
Gerhart Hauptmann (Phot.: Boedccker, Berlin W. 35)
Friedrich Hebbel.
Von Dr. F r i e
Der größte Tragiker in der Dichtkunst des 19. Jahr¬
hunderts, Friedrich Hebbel, ist in sich selbst einer der
tragischesten Menschen, die jemals über den Alltag
hinaus mit dem verzehrenden Sehnen aller geistigen
Kräfte nach künstlerischer Befreiung gerungen haben.
Er ist einer jener bis zur Selbstvernichtung unerbitt¬
lichen Wahrheitsucher, von denen das Wort gilt, das
er in seinen Tagebüchern, den reichsten und reinsten
Quellen für sein Lebenund seine dichterische Entwicklung,
sich selber zum Tröste sagt: „Ich habe die Erfahrung
gemacht, daß jeder tüchtige Mensch in einem großen Mann
d r. Castelle.
untergehen muß, wenn er jemals zur Selbsterkenntnis
und zum sicheren Gebrauch seiner Kräfte gelangen
will; ein Prophet tauft den zweiten, und wem diese
Feuertaufe das Haar sengt, der war nicht berufen!"
Freilich! Nicht alle Künstler sind berufen, im
Lichte zu wandeln. Friedrich Hebbel, der arme dith-
marsische Maurerssohn, und Otto Ludwig, der in Wohl¬
behagen aufgewachsene thüringische Patriziersproß —
die beiden nachklassischen Dichter, deren hundertsten
Geburtstag das literarische Deutschland in diesem Jahre
begangen hat und denen daher im Verein mit Kleist, dem
Nr, 4 DEUTSCHLAND
Nachfahien der Klassiker uhd VorMufer der über die
ideale Form hmweg die uiigebrocKene,: starke Kraft
menschlicher Gharökteristlk Jf^chenden Dramatiker^ die
dieÄjähr 1 Fes tsp 1 ei e des Rh e int sehe n Go e t he
V fr r® i ns*) . gfrwi d mst ^ i n d d i es e b e i den M e n sc hen
sind ln Ouhkelhfrlteri seeUscher ühd körptrÜcher Leiden
gewandeäi ihr Lebeh Ujtd Vhr alkm öber Hebbel
hat sich Ms Bnde Himmel wie von
BacksteShfrft gewöibL deT\ Mönd ühd Sterne
nicht mit ihren Strahlen durchdr
Tief in Dttnkeiheiten fdh?rte sch<>n die erste
verschüttet unter dem Geröfl einer edihS^ betriehenen
hrinißriislischen BfSdtirig träge und unbeachtet dahin-
s jckert I n ei gen en d ic hterisc he n V e rsucKe n fe n g er
lange vör semem höfe^inischen Land smsnne Lilie ncron
mit den Ball^denstoff^^^ den Tagen der
sehen Bauömk&nige. ÄtiCh seine Prosaarbeiten/ die
er filr die,, uen Pq tises ; Modablä11er^ der scbön^
gei k ti gen Ain^li.e Schuppe 1 n H ambu rg s ch ri ab, reden
ln Gesitohung vqn der Sehnsucht
2 1 g; eü s dj a m A111 ö g u n d d e r ho 1 s t et n i ^
lqs<ukomth öabei ging es ihm übrigens
zeit Hebbek^ als dem : eine gubniUrg leldUch gut. Hr gehörte sogar nüt PastoL
geleistete Bürgschaft Jas
kleine Eigentum geraubt
wurde* Der Wess«] büren er
Maurer Klaus Fried dch
Kebbelr ein st^rr* mif *
rechter W vfrr-
bitterh-, Wfi:ä bflld ,,nöhtn
die Armut die Steift seänet' !
Seele ■. ■veih*'- > ':4^on ' .dfrr'■
Klippschule des aus d^^jr ,
Fremde . zugewande^t^:
Fräulein SusorVnef X
und riesig gewachsen, mit
ihrer tönernen Pfeife:
Tasse Tee vor sich*', und
von der neuge gründeten
Elementarschule
der elfjahrigeFnednchmit
aufs Gerüst, Steihfe trogen,
Kalk mengen; Aber er war
sa ungfi^chicktj daß mehr
Worte) i^Ine Kleider
kam ak auf die Steine,
Drunt ließ der Vater den
ungeschickten HsridlaBger
daheim^ und der varsüchte
nun diirchBotengänge ein
paar Not|ftosctien ?u ver¬
dienen* Da starh:im Nö-
vember des Jahres T827dier ^
vergrämte Vatet. Der Sarg
mit den Herren von, der
Post urvd Apotheke m
den ;^^Honötätioren^ von
WeissölBei Hans
Hemm, dem porfwirtg be¬
gründete er eine Treb*-
hsberhuhni^; schwelgte in
feelbstverlcrtigten po&sen
und Komödien oder gar
in Hetden!- ufidLiebhaberv
foiien.; Fr trug auch
eine lang ernsthaft
mit dsitt GedöUikenr Sclvöti-^
sjpieler:^ü werden> der er*^
föhreneHanibutgetTheateTr
leiter Lehrun, der spät ör
ein.; SP wackerer Vor^
kampfer f ü r den Df am a tik er
Hebbel geworden ist,.bims
i hm d lese GrHlen; g rün d-
lieh aus* Abef: der junge
Öici d ec fuhltB: wühk
daß et w hto
Kün&l|er,<ie f ifrdlTch
umhegten Enge der vet“
traiitenHeiimatfestgeholien
wird, ^ in Gefahr war;
dos Beste seinesTolehtcs
zu verzeUelni, Er nuißte
1 n. d ö s Leben hi naps, Ttiüßle
e s 11|^ bi 1 1 er er Ent beh nin g
> ^ ^ , FnöüriCb llehb^t
o, *, > fjr . ft' T ■ t-üTpJtatsnftiiinüni doTebdUJi'rüfitI^ jkUcsi fl aiti Beflißt ^ - t_ l ^
mußte mit dem Kartofieb , - ^ . v studieren und steh erobern.
V pr ra t be z oh 11 we rd en ^ de r de K W i nfef f re Je he n s ol f te. Diei^e r Ka m ji f b ego n als Ama i l c Schopp e i h m 1 835
Der Vierzehnjährige kam dutHy V^^ die Möglichkeit verschaffte. In Hanibürg alte Sp
fruhereu Lehrers DethiBfseh bf$ Schteiber zu dem zü sHidierciv und sich für das Studium der Rechte, und
Kirchspietve^t Mohr des Heim Auch jeut auf die Hnivefsität vorzubereiten. Aber m Wirkhehkeiit:
blieb das Leben hoch IvertX: mußte kam Ijehbei zu Hamburg Schule des LebenSi,;,
der Schfeiber in Brettjerverschlag unter der Br woKrüe bei det zehri Jahre älteren Näherin Elise
Treppfr ^IbsL als das Fieckfieber Leasing, und diese gab hur alf ihr SV^ibö^ttinv
bekam* Aber ■ reg^lrn^ßige. Berufstätigkeit ™ und sie hielt den Mittellosen auch über Wasser* Ja^ kie
bestand sie äüch uur in der AusrüBung von ermöglichte dem nach der Welt -der süddeutschen
papiereA für Wanderburschen — gab dem streng auf Kunst ftthgefuden sogar mii; Ihrem kargen Verdienst
Ordnung und Selbstzucht g;encKteten Geiste Richfung den Aufenthöh in Heidelberg und München, Und als
und ZleL ßr las und stediertp mA Heißhunger, Br der Geliebte völlig gebrocheni und krank heimkehrte,
beschäfligld s1cVl«bbaff mit der nordischen Mythologie, da pftegte sie. ihn mit rührender Sorge* bis endlich
und schon Wagner geht ihm die Erkenntnis öuL daß doch die Dichtieirkraft sich Bahn bracb- PlötifAhri läm
hier ein reicher Bfönnengetmariischer Volkspoesie vÖtHg 2* Öktobför eiä^^Jahres lÖJ^/begirmt er an der rK-JvdUh''
i .-i X ; X Ä^rbelten, und in sein Tagebuch trägt er diß:
.Gcwhe^t*SrlÄiSpie|el9t^;:^f?iLVec Mtersieh Klinst.^XJufiV “ »
li, 3^ S%\ J\mij 2.* ^1; Jixlii .»riie Xilrc-
1 unsreUer^üuer *: 11,/tl?., f3‘ Juli r
Makk*P^r;,rjrr$i — Die
em;,; ,^Von meiner Poesie bangt ü^ein Ich v&b; ist jene
ein Irrtum, $q bin icH selbst eiheri"
DEUTSCHLAND UB eeee e e e eeeoGoeeeeooooeeea i Nr.4
Mit diesem Erstlingsdrama steht der siebenund- seine Kunst hemmenden Schicksalen, der nichts, anderes
zwanzigjährige Hebbel fertig vor der Welt. Was nach verlangte, als was der Dreißigjährige in seinem ,',Gebet^'
dem Tode der vereinsamten Elise Lensing in der so innig ausgesprochen hat:
glücklichen Vermählung mit der Wiener Tragödin
Christine Enghaus noch geschaffen wurde: i,Herodes
und Mariamne", „Agnes Bernauer", ;,Gyges und sein
Ring", die „Nibelungen" — alle diese Werke, die sich
heute das deutsche Volk immer sicherer erobern, sie
Die du, über die Sterne weg.
Mit der geleerten Schale
Aufschwebst, um sie am ew'gen Born
Eilig wieder zu füllen:
Einmal schwenke sie noch, (f Glück,
sind die glückliche und glänzende Vollendung dessen. Einmal, lächelnde Göttin I
was die entbehrungsreiche Jugend und die bittere ein einziger Tropfen hängt
Leidenszeit der künstlerischen Entwicklung dem Dichter der einzige Tropfen genügt,
gegeben haben. Eine heroische Gestalt steht in dem Eine himmlische Seele,
Schöpfer dieser gewaltigen Dichtungen vor uns: ein
tiefinbrünstiger Mensch, still, groß, schweigsam, wie
nach Klaus Groths prächtiger Schilderung die weiten
Marschen seiner holsteinischen Heimat, ein Dulder und
Kämpfer, der nur nach Befreiung begehrt hat von den
Die hier unten in Schmerz erstarrt.
Wieder in Wonne zu lösen.
Achl sie weint dir süßeren Dank,
Als die anderen alle.
Die du glücklich und reich gemacht:
Laß ihn fallen, den Tropfen!
Zur Entwicklung des Verkehrs im 19. Jahrhundert.
Von Professor Dr. von Wenckstern (Breslau).
(Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine zu Breslau. Siehe Bericht S. 210/211.)
Immer, wenn ich unter dem Gesichtspunkte des Verkehrs
auf die Entwicklung des 19. Jahrhunderts zurückblicke, heftet
sich meine Aufmerksamkeit auf das Jahr 1832. Goethe starb.
Friedrich List trat das Konsulat der Vereinigten Staaten von
Nordamerika in Leipzig an. Bismarck verliess als Abiturient
das Gymnasium, nahm seinen sehr energischen Eintritt ins
eigengestaltele Leben.
Goethe träumte viel von grosser Entwicklung des Verkehrs.
List entwickelte Pläne, deren nicht sofortiges Verständnis ihn
kränkte und wahrscheinlich in den Tod trieb. Bismarck war
auch auf diesem Gebiet, besonders in der Verstaatlichung der
preussischen Eisenbahnen, der grosse Mann der Tat, der grosse
Vollführer.
Goethe sah im Geist den Rhein-Donau-Kanal, den Suez-
Kanal, den Panama-Kanal voraus und erwartete mit richtiger
Schätzung eine nahe, enge, politische Einigung Deutschlands
durch die Entwickelung der Eisenbahnen. Die Landengen von
Suez und Panama sind durchstochen, und wenn auch an Stelle
des Rhein-Donau-Kanals vielleicht moderne Massengüterbahnen
dieses Verkehrsproblem lösen werden, so würde Goethe als
erster diese Auswechselung in der Technik voll verstehen.
Es hiesse Eulen nach Athen tragen, wenn ich in diesem
Kreise mit den allen Fachleuten geläufigen statistischen Zahlen
ein Bild der Entwicklung entwerfen würde.
Ich will als Redender und Philosoph, als philo¬
sophischer Reisender dfet Entwicklung einige gewichtige Gesichts¬
punkte abzugewinnen suchen, unter Verbindung der mikro¬
kosmischen und makrokosmischen Probleme.
Mikrokosmisch! Welche Umstände, welche Schwierig¬
keiten, welche Qualen mussten die einzelnen Reisenden noch
bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, besonders auf grösseren
Reisen, erdulden! Erschütternd wirken die Darstellungen von
Holtei und Richard Wagner, von Spessart-Romantik und ihrem
nüchternen Hintergrund der kriminell bedingten Unsicherheit
des Reisenden ganz abgesehen — welche ungeheure Zeit-, Kraft-
und Nervenverschwendung war eine Reise! Monate- und jahre¬
lang wurden durch grosse Reisen und ihre Folgen die edelsten
Kräfte brachgelegt. Man hatte das Gelände und das Tier, meistens
das Pferd, als anwendbare Energieform: die menschliche Pro¬
duktivkraft auf der nur animalischen Basis war eine sehr geringe.
Ein ungeheurer Prozentsatz der menschlichen Energie des
Menschen selbst wurde direkt und indirekt auf der Reise ver¬
braucht und seinen eigentlichen Aufgaben entzogen.
Makrokosmisch! Die Ursache der Leiden der einzelnen
war die Unentwickeltheit der Verkehrsmöglichkeiten.
Vielleicht kann man sagen, dass, wenn auch natürlich einige
grosse Strassen gebaut und andere Verkehrsmöglichkeiten, auch
für das Nachrichtenwesen, geschaffen wurden, doch im Hinter¬
grund eine hemmende Vorstellung der energischen Entwicklung
des Verkehrs, selbst auf den Meeren, entgegenarbeitete: das Miss¬
trauen gegen den Verkehrsmann, den Händler, den Handel. „Du
hast mehr Händler, denn Sterne am Himmel sind; aber nun
werden sie sich ausbreiten wie Käfer und davonfliegen“, sagt der
Prophet Nahum von Ninive zu der Zeit, als es Ninive schlecht ging.
Es ist die alte Fassung der noch von List vertretenen Idee, dass
im Gegensatz zum Landwirt und Industriellen der Händler nicht
eigentlich bodenständig, vaterlandstreu, mündelsicher im hatio^
nalcn Sinne ist. Zum wenigsten wollte man den Verkehr in der
eigenen Kontrolle behalten — so in seiner Navigationsakte Eng¬
land. Meist wurde aber der Gedanke übertrieben bis zur Ein¬
schränkung des Verkehrs.
Erst unsere Zeit hat eine richtigere Auffassung gewonnen,
die grundsätzlich die Kulturbedeutung des Verkehrs anerkennt
und allerdings verlangt, dass jeder kräftige Staat, jedes kräftige
Volk seinen Gesamtverkehr, auch den mit der Welt ausserhalb
der Grenzen des eigenen Landes, möglichst unter der eigenen
Kontrolle hält.
Goethe hat wohl in bezug auf Verkehr sein letztes Wort in
der schönen Strophe gesagt:
„Bleibe nicht am Boden heften,
Frisch gewagt und frisch hinaus!
Kopf und Arm mit heit’ren Kräften
Uebcrall sind sie zu Haus.
Wo wir uns der Sonne freuen.
Sind wir jede Sorge los —
Dass wir uns in ihr zerstreuen,
Darum ist die Welt so gross.“
Um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert rangen die
Prinzipien der Wellerschliessung und der nationalen Absonderung
in Theorie und Praxis miteinander. Adam Smith ist durchaus
nicht der ausschliessliche Freihändler, als der er gewöhnlich gilt.
Er ordnete den Staatsmann dem Kaufmann unbedingt über. Im
Sinne der englischen Navigationsakte kann Napoleons Kontinental¬
sperre verstanden werden als auch ein Versuch, durch staats-
männische Regelung die an sich anerkannte Tätigkeit des Kauf¬
mannes und Verkehrs für den Kreis des eigenen staatlichen
Einflusses zu entwickeln. Das Ideal, das den Theoretikern und
Praktikern vorschwebt, ist ein königlicher Kaufmann, der aus
eigener Entschliessung, besonders da, wo er bei Gesetzgebung
und Verwaltung mitbeteiligt ist, seine und des Handels Interessen
mit denen des Staates in Einklang setzt dadurch, dass er sie
ihm unbedingt unterordnet.
Dass im Grunde Napoleon verkehrsfreundlich war, kann
nicht bestritten werden. Niemand hat so wie er tausend Schlag¬
bäume zerschmettert, welche den Verkehr hemmten. Aber er
ordnete alles seiner eigenen französischen imperialistischen Idee
unter. Unsere Vorfahren unter Friedrich Wilhelm III., erleuchtet
von Stein und Hardenberg, verstanden es, rechtzeitig nach dem
Siege auf dem Schlachtfelde über Napoleon den Verkehr im
preusflisch-dentschen Sinne rechtlich zu regeln. Man weitete
den Verkehrsraum aus: diesem Ziel diente der Zollverein. Man
- sorgte, dass man den eigenen Verkehr unbedingt selbst beherrschte;
deshalb schloss Preussen so lange Oesterreich vom Zollverein
ans. Aber Raum und entwicklungsfähige Regelung war da —
nnd nun setzte eine gigantische Technik auf der Basis des
Dampfes ein, auf Scholle und Welle. — We^halb erst jetzt im
Anfang des 19. Jahrhunderts?
Es erscheint so lächerlich, dass nicht die Chinesen und
Griechen die Kraft des Dampfes, der Elektrizität erkannt haben.
Es wird doch immer ein Rätsel bleiben, weshalb erst im 16. Jahr-
. hundert Galilei die Formel der Messung der wirkenden Energie
finden konnte, und warum erst im 19. Jahrhundert die Technik
entstand, welche mit Dampf und Elektrizität diese Formel aus¬
nützte. Ich weise auf dieses Rätsel und Geheimnis nur deshalb
hin, um einen Gedanken abzulehnen, der gelegentlich z. B. von
Professor Julius Wolf behandelt worden ist, dass wir mit unserer
rasenden technischen Entvdeklung uns eigentlich das Grab
graben, weil wir bald am Ende sein werden mit den Grund¬
stoffen, vor allem mit Kohle und Eisen. Die Techniker denken,
ohne phantastische Skizzen zu entwerfen, doch anders über
dieses Problem, z. B. Riedler (Charlottenburg). Nach einigen
hundert oder nach tausend Jahren werden wahrscheinlich so
einfache Kombinationen, wie die von Feuer und Wasser, ge¬
funden worden sein, auf die wir eben noch nicht gekommen
sind, so wenig wie die Griechen auf die Beherrschung des
Dampfes. Jedenfalls liegt kein Anlass vor, in unserer Zeit aus
Besorgnis vor einem Mangel in der Zukunft unsere Verkehrs¬
entwicklung zu hemmen.
Sie ist unter Basierung auf alle verfügbaren Energiequellen
upd Energieformen, innerhalb deren die animalischen auch eine
wichtige Rolle spielen, eine ungeheure Steigerung der Produkt!v-
* kräfte des Menschen, — direkt in der Durchführung aller Ver¬
kehrsakte und, was tausendfach wichtiger ist, indirekt durch
die Freisetzung von Kraft, Zeit, Nerv für alle anderen mensch¬
lichen Aufgaben. So gigantisch der moderne Verkehr gegenüber
dem Verkehr früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte ist, so klein
ist er doch gegenüber dem grossen Ganzen der Wirtschaft und
Kultur, welche er ermöglicht und der er dient.
Vielleicht kann man philosophisch ganz kurz die modernen
Verkehrsorganisationen dadurch charakterisieren, dass man sie
auf das Schema der Kantischen Kategorien einstellt. Wie bequem
und schnell reist der einzelne und wird mit Gütern und Nach¬
richten versehen I Aber nicht bloss der einzelne — die
vielen, ja die grossen Massen, alle sind durch den Segen
des Verkehrs in ganz neue Lebensbedingungen gestellt! Auf der
festen Basis der Tatsache der Energiekräfte bändigt im
Sinne der Begrenzung und Endlichkeit jede Verkehrs¬
organisation alle Kräfte der Natur und der Menschheit für ihren
Dienst und weist mit ihrer riesigen Entwicklung in Unend¬
lichkeiten der Zukunft. Aus der Tatsache der im Verkehr
wurzelnden Menschheit entspringt das wundervolle Spiel von
Folge und Wechselwirkung, das gar nicht erklärt, das
nur konstatiert werden kann. Wo heute Menschen tätig werden,
hebt sich der Verkehr, wo der Verkehr einsetzt, hebt sich Zahl,
Reichtum und Kultur der Menschen. Unsere Zeit hat aus den
Goetheschen Möglichkeiten die moderne Wirklichkeit
gemacht, imd wir erkennen die modernen Verkehrsorganisationen
und ihre Entwicklung rückhaltlos als Notwendigkeit für
allen weiteren Fortschritt.
Unendlich! Wenn man auch dem Pessimismus, dass wir
bald am Ende mit Kohle, Eisen und Humus sind, nicht statt-
glht, so muss man sich doch klar machen, dass eine Vermehrung
der Bevölkerung in dem jetzigen Ausmasse nach tausend Jahren
eine Lage geschaffen haben würde, dass, wenn alle heutigen
Kassen sich vermehren, wir Schulter an Schulter auf unseren
Kontinenten gerade nur stehen könnten, oder wenn man die
anderen Rassen aussterben und nur die weissen sich vermehren
lässt, dass für jeden Menschen ein Quadratmeter Platz bleibt.
Man könnte sagen, dass wir Venedigs auf den Meeren bauen
können, dass wir in Riesenbauwerken in den Schoss der Erde
nnd in die Lüfte uns zu begeben vermögen: das sind doch
Phantastereien.
Wahrscheinlich liegt das Problem anders. So wie es Ratzel
auffksste. Die Menschheit kam später als die Erde war. Sie wird
eher abklingen, als die Erde vergeht. Jetzt sind wir noch im
Aufstieg. Jetzt brauchen wir noch ungeheure Massen, um alle
Naturkräfte, z. B. auch die grossen Ströme, zu bändigen und
den Geheimnissen der Natur auf die Spur zu kommen. Wir
können nicht mit Bewusstsein einzelne Genies züchten. Die
Menschheit muss Millionen und Millionen Kinder gebären, damit
einzelne Genies sich formen, welche die Massen mit grösserer
Produktivkraft aiisstatten durch das, was sie ersinnen. Wenn
immer einst ein Abklingen der Menschheit eintreten mag: heute
muss es noch heissen, mit Volldampf voraus! Für uns ist die
Welt gross, damit wir uns auf ihr zerstreuen!
Unser Interesse ist es, dass unser deutsches Volk als eine
grosse, geschlossene Masse im Herzen Europas und der Welt
siedelt und Millionen Schösslinge in alle Welt zerstreut.
Unsere Auffassung ist, dass jeder Platz der Welt und bei
uns in Deutschland sich verhältnismässig als der erste und
wichtigste Platz der Erde begreift!
Dass jeder Platz sich hereinpasst in die Welt und die Welt
sich anpasst, jeder mit kontrolliert, was immer an Verkehrs¬
entwicklung entsteht!
Jeder Platz, jeder Staat, jedes Volk muss sich fühlen und
bewähren als primus inter pares.
Das ist das grosse, im Grunde friedliche Ringen unserer
Zeit: Technik innerhalb grosser wirtschaftlicher und staatlicher
Organisation, innerhalb deren jede Instanz kräftig ihre Rechte
wahrt.
Deutschland hat das Glück gehabt, an entscheidenden Stellen
frühzeitig diese Bedeutung des Verkehrslebens zu erkennen und
danach handeln zu können. Nordamerika war im 19. Jahr¬
hundert mit seinen Kräften auf seine Entwicklung in seinen
riesigen Landmassen gerichtet und vernachlässigte den Atlantischen
Ozean. Eogland war mit seinen grössten Interessen überwiegend
in seinen Kolonien wirtschaftlich beschäftigt. Frankreich war
durch Napoleon und die Revolution verhällnismäl^sig geschwächt.
So konnte nach kurzem Tasten in dem Eisenbahnwesen des
Kontinents, Westeuropas und im Dampferwesen auf dem Atlan¬
tischen Ozean bis hinüber in den Indischen Ozean und den
Stillen Ozean die deutsche Verwaltung, die deutsche Organisation
entscheidenden Einfluss gewinnen. Der Verein deutscher Eisen¬
bahnverwaltungen hat doch im wesentlichen die Gestaltung des
westeuropäischen Eisenbahnwesens so mitgestalten und so aus¬
nutzen können, dass wir, unserer zentralen Lage entsprechend,
die Hand an der Klinke der Regelung haben.
Die gigantische Organisation der SchifTahrtslinien aber ist
wesentlich der Initiative eines Mannes, ist Ball in zu verdanken,
welcher um die Hamburg-Amerika-Linie und den Norddeutschen
Lloyd im wesentlichen die grossen Schiffahrtsinteressenten
Europas und Amerikas organisiert hat.
Wir behaupten uns friedlich im wesentlichen gegen die
ganze Welt, weil wir rechtzeitig und richtig organisierten. —
Preussen brach 1806 zusammen, weil es nicht mehr richtig
organisiert war. Preussen-Deutschland um 1900 hat die Pflicht
der Organisation, ihre unbedingte Notwendigkeit theoretisch
erkannt, praktisch fest in Angriff genommen. Darin liegt die
sicherste Garantie einer grossen Zukunft für uns.
Innerhalb der Organisationen aller Art sonst hat der Bund
der Verkehrs-Vereine Deutschlands vielgestaltige Aufgaben,
welche sich kurz zusammenfassen lassen, indem man sagt: er
könne seinen Teil dazu beitragen, dass die ganze
Verkehrskraft unserer Zeit auf dem kürzesten
Wege durch Objektivierung aller subjektiven
Wünsche und Möglichkeiten gepflegt und gesteigert
wird — immer mehr im Sinne der Ersparung von
Kraft, direkt durch beste Verkehrsorganisation,
indirekt durch die Kraft, die sie dann freisetzt.
Holtei und Richard Wagner und Goethe, Diplomaten und
Könige mussten sinnen und sich mühen, wie sie die Räume
überwanden, sie selbst oder für die Güter, die sie brauchten,Tür
die Nachrichten, die sie erharrten.
Wir sind heute schon viel weiter mit unserem Briefporto
mit unserem Eisenbahntarif, mit unseren festen Linien, auch
auf See, mit unserer Einrichtung für Zahlung und Kredit, für
Unterkunft, auch an den entlegensten Orten, mit unserem Güter¬
und Nachrichtenverkehr.
DEUTSCHLAND (g^eeeee Go eeee e eee eee e e e ee si Nr.4
200
Aber lausendfälligc Verfeinerung und Ausbreitung ist noch
möglich. Wenn hier immer nur der einzelne Bedürftige ein-
selzl, kann es langsam und ungeschickt vonstalten gehen, wird
oft der eine blind-wütend, feindlich gegen den anderen arbeiten.
Es ist der Segen von Organisationen wie die Ihre, dass sie alle
einzelnen paritätisch fordern kann, jede grosse Stadt, jede schöne
Landschaft, jede Heikjuellc. Es ist der Segen, dass sie auf das
ganze deutsche Volk einwirken können, ganz Deutschland zu
einer Kulturstätte zu machen, an deren letztem Plätzchen der
Deutsche und der Fremde sich leistungsfähig und behaglich
fühlen kann. Sie vermögen verkehrstechnisch und erzieherisch
in den Verkehr auch der anderen Nationen hineinzugreifen.
Sie können dazu beitragen, dass bei uns jedenfalls unharmonisches
Verhalten gegen Fremde nicht mehr aufkommt, und indirekt
daran mitwirken, diese bedauernswerten Ausbrüche von Chau¬
vinismus, wie sie in letzter /eit Frankreich gezeigt hat, schliess¬
lich doch unmöglich zu machen, ln Ihrer Hand und der Ihnen
ähnlichen Organisationen in der Welt liegt cs wesentlich, dass
wir nicht nur gute Telegraphen-, Post- und Eisenbahnlinien
haben, für den Verkehr organisierte Banken, gute Hotels und
alles, was der über die Welt streuende Mensch braucht, sondern
dass jeder Mensch mit dem allergeringsten Kraftaufwand, wo¬
möglich ohne jeden Kraftaufwand, alle diese schönen Ein¬
richtungen sofort voll übersieht und mit Sicherheit sich an
jedem Platz der Welt, insbesondere in Deutschland, so zu Hause
fühlen kann, wie ein Breslauer auf seinem Bing und in der
Schweidnitzerstrasse.
Natürlich bleibt es jedem unbenommen, seine eigenen Wege
zu gehen. Verborgenes zu erspähen und zu erforschen, Europa
als Seume zu durchwandern — aber je weniger die Millionen
Menschen, welche den Verkehr als Mittel /u ihren anderen
Zwecken gebrauchen müssen und wollen, zu denken, zu sinnen,
zu säumen haben, um den \'erkehr an sich sich dienstbar zu
machen, desto grösser kann die Leistung der Menschen sonst
überall sein auf (irund der arbeitsteiligen Leistung der Verkehrs¬
organisationen und innerhalb derselben auch der Arbeit Ihres
Bundes, rngeheure Freisetzung von Kraft durch prompte,
schöne, glänzende \'erkehrsorganisation — das ist die Kultur-
bodeutung Ihrer Arbeit!
Der \'erkehr dient nicht mehr ausschliesslich oder über¬
wiegend einzelnen \\eiligen Bevorzugten. Er dient den Massen.
Er selbst ist Massenorganisation geworden.
Es gibt nun eine Anklage, dass d'eser Massemerkehr mit
seinem Dienst an den .Massen im schlechten Sinne demokrati¬
sierend wirkt.
Nichts ist örichter als diese Auffassung!
Vergegenwärtigen Sie sich einen Lu.xuszug oder einen (niter-
zug, etwa auf der Linie Berlin —Neapel: welch ein Kunstwerk
die Linie selbst, dann der Zug und seine b'ahrt! Die feinste
Intelligenz, die grösste Präzision, die Wissenschaft und Kunst der
ganzen Menschheit sich tributpllichtig machten, sind unmittelbar
in Tätigkeit gesetzt, so gut im I-u.xuszug wie im (lüterzug.
Die letzte Hilfskraft im Dienst der Bahn, des Seeverkehrs
muss notwendig eine durch und durch disziplinierte, präzis
wirkende Persönlichkeit sein. Nur eine hochgezüchtete .Mensch¬
heit konnte durch ihre Elitepersonen Bahnlinien, Lokomotiven,
Dampfer und Telegraphen schafTen, und dieser ganze Dienst,
zusammen mit dem Dienst aller dem Verkehr dienenden Banken,
Hotels. Anstalten aller Art, ist ebenso nur denkbar unter dem
Antrieb geistig hochstehender Pers«>nlichkeiten und züchtet
dauernd an einer Elite von Menschen. Inmitten unserer anderen
Entwicklung ist die Verkehrsentwicklung eine Aristokratisierung,
eine Aufentwicklung desjenigen Teiles der Menschheit, welcher
im Dienst des Verkehrs sich bewährt. Innerhalb der aus¬
gezeichneten Funktionäre aller anderen Nationen, welche beson¬
ders prächtige Typen sind unsere Eisenbahnbeamten, herab bis
zum letzten Bediensteten und die Strassenbahnschaffner und
-Führer unserer grossen Städte — überwiegend alles, was,
Mann und Frau, im Dienst des Verkehrs tätig ist!
Schliesslich wirkt der entwickelte Verkehr auch erzieherisch
auf die Persönlichkeiten, welche nicht in seinem Dienst stehen,
sondern denen der Verkehr dient. Wir können doch von einer
Verfeinerung der Sitte in den letzten Jahrzehnten, ohne uns zu
irren, sprechen, und ein Teil dieser Verfeinerung entfällt auf
die guten Einilüsse des Verkehrs. Es ist doch nicht so, dass
irgend ein Vornehmer oder Gebildeter durch den Massenverkehr
niedergezogen wird! Das ITngekehrte ist der Fall! Die Massen
werden schlieslich zu feineren Verfahrungsweisen, zu feinerer
Sitte durch den Verkehr erzogen. Diese grosse Bahn wird bei
der allgemeinen LTivollkommenheit alles Menschlichen gewiss
hin und wieder durch ITiebenheiten und Unstimmigkeiten noch
gestört. Auch hieran ist es unser aller und die Aufgabe Ihres
Bundes, helfend und heilend mitzuarbeiten. Das Gesamtergebnis
ist: ob wir makrokosmisch oder mikrokosmisch die Entwicklung
des Verkehrs werten, er bedeutet Sieg des Geistes über
die Materie, Aristokratisierung, Aufentwicklung
der Menschheit.
In unsere Hand ist ein grosses Pfund gelegt, mit dem wir
wuchern müssen. P r e u s s e n -1) e u t s ch 1 a n d ist das Herz des
europäischen Kontinents, das das Herz der Kontinente der Welt
ist, und liegt mit seiner Nordsee im Herzen der Meere der
Welt. .Auch der Panama-Kanal ändert nichts an dieser günstigen
Lage. Ballin und unsere grossen SchilYahrtsorganisationcn haben
rcchlzeilig übrigens ihre Interessen in der Benutzung des Panama-
Kanals vertraglich mit Nordamerika zu organisieren gewusst.
Alle unsere Verkehrsorganisalionen funktionieren auf der
Grundlage ihrer weisen Gesamteinrichtung in wundervoller
SlralTheit und mit ausserordentlich viel Spielraum und Freiheit
für alle, welche sie für ihre Person oder für Güter und Nach-
richleii brauchen. Auch der Verkehr geht in Kraft und Schön¬
heit vor\Närts in dem allgemeinen Vorwärtsgehen in Schönheit
und Kraft, welches Deutschland in diesen letzten Jahrzehnten,
im letzten Jahrhiinilert gezeigt hat.
Sorgen wir alle dafür, Ihr Bund an seiner Stelle, wetteifernd
mit uns anderen allen, Deutschland so schön zu machen, dass
jeder Deutsche sein ganzes \’aterland in jedem seiner Teile liebt,
und dass die Fremde gern zu uns kommt. Wir haben das
Zeug dazu, gross, gut zu sein, Liebe und Wärme
a u s z u s t r a h 1 e n. Unsere Nationalität ist z u g 1 e i ch
vornehme I n t e r n a t i o n a 1 i t ä t. Unsere Urbanität
ist Kraft und (i ü t e — im Prinzip wenigstens. Ge¬
stalten w i 1 * das Prinzip in de r W i r k 1 i ch k e i t!
Ich wünsche Ihrem Bunde, dass er auf diesem Kulturgebiet
fröhlich allezeit mitarbeitet am .Siege des Geistes in schöner
Kultur. W'aehsen Sie selbst, gedeihen Sie selbst zum Wohl des
ganzen deutschen Vaterlandes und jedes kleinsten Plätzchens
deutscher lade! Denn so notwendig wie der grosse Verkehr
für die Grundlage des Verkehrs überhaupt ist, ist die mütter¬
liche Pllege jedes kleinsten Plätzchens notwendig für die wirklich
innerlich starke und dauerhafte Gestaltung des Ganzen.
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Nr.4 ■B Oa a OaaGCOGeGÖQGQOQ Q Q QQ Q QaB DEUTSCHLAND
m 201
Die Eisenbahndämme und der Naturschutz.
Von G. He ick (Kerpen).
Die Bisenbahnverwaltung zu Köln hat die bedeutsame Be¬
stimmung getroffen, die Bahndämme zu bepflanzen, um dadurch
das Landschaftsbild zu verschönern. In der Tat bilden solche
Dämme manchmal ein wenig anmutiges Bild. Oft gehen sie
wie ein störender Strich durch das Landschaftsbild und machen
einen Fernblick, der vielleicht von ganz besonderem Reiz ist
und einer sonst etwas eintönigen Gegend ein ganz anderes Aus¬
sehen verleiht, unmöglich. Ist ein solcher Damm mit ver¬
schiedenen Gehölzen malerisch bepflanzt, dann ist damit auch
ein guter Vordergrund geschaffen. Andererseits hindert freilich
das auf den Bahndämmen angepflanzte Gehölz den Reisenden
am Ausblick in die malerische Gegend, so dass es manchmal
angebracht wäre, durch Lichten der Bestände hier umgekehrt
ein Gutes zu schaffen. Die Zöge sollen ja nicht ununterbrochen
wie durch einen Wald fahren.
Nun verordnet die Eisenbahnverwaltung weiter, dass auf
den Bahndämmen alles Unkraut ausgerottet werden soll. Gewiss
gibt es manche Dämme, auf denen eine wenig schöne Pflanzen¬
welt wuchert, richtiges Unkraut, das auch seine Samen auf die
anschliessenden Aecker ausstreut und auch sie verunkrautet.
Hier wird eine der Pflanzung vorhergehende gründliche Um¬
arbeitung des Bodens und Ausrottung des Unkrautes von
grossem Nutzen sein. Immerhin werden aber auch dort manche
unserer wildwachsenden Pflanzen Vorkommen, die in ihrer stillen
Schönheit lieblich anzuschauen sind und sogar solchen Strecken
zur Zierde gereichen. Dann wieder kommen grössere Plätze,
die eine bevorzugte Flora aufweisen, und anderwärts sogar
ganze Strecken, die im Sommer in wahrhaft entzückender
Bltttenschönheit stehen. Soll das nun alles mit ausgerottet
werden ?
Dem Arbeiter zu sagen, dass dies und jenes geschont werden
soll, wird seinen Zweck verfehlen. Denn es werden nicht viele
unter diesen Leuten sein, die einen grossen Unterschied zwischen
Unkraut und wildwachsenden Pflanzen, sofern sie nicht von
ganz besonderer Schönheit sind, machen. Da müsste denn ein
Pflanzenkenner, einer der ein Verständnis für die Schönheit
unserer wildwachsenden Flora hat, die zur Umbearbeitung vor¬
gesehenen Strecken vorher zu verschiedenen Jahreszeiten durch¬
forschen und die zu schützenden Stellen bezeichnen, damit die
ganze Flora nicht mit dem Unkraut untergeht. Wenn es auch
nicht gerade die edelsten Blumen unserer heimischen Flora sind,
die auf den Bahndämmen wachsen, obschon auch seltene und
hervorragend schöne Pflanzen sich manchmal dort recht wohl
und sicher fühlen, so ist es doch herzerfreuend, das bunte
Blühen da zu beschauen, sich an dem Farbenspiel und dem
Naturwalten zu erquicken.
Ganze Hänge sind manchmal in das Rosenrot des blühen¬
den Weidenröschens (Epilöbium angustifölium) getaucht; lange
Flächen in goldenem Gelb ziehen sich an den Schienen vorbei,
so reichlich blüht, wenn auch nicht immer in stattlicher Höhe,
die Nachtkerze (Oenothdra bi^nnis), oder gar die seltenere
O. muricäta; dann umspinnt das weisse Labkraut (Galium
Mollügo) den Hang mit duftigen Blütenschleiern, oder das echte
Labkraut (G. v^iUm) stellt sich in seiner goldgelben, duftenden
Pracht vor; in ihrem lichten Blau hat die Wegwarte (Cichorium
fntybus) die Ausschmückung übernommen; und wo es etwas
feucht ist, stehen die flackernden roten Blütenkerzen des Sumpf-
ziests (Stächys palustris); und die weissen Flocken der Spier¬
staude (Spiräöa ulmaria) flattern zwischen dem bunten Blühen.
Wenn aber eine ganze Wand mit blühendem Ginster bedeckt
ist, dann gleicht diese Blütenpracht flüssigem Golde, das über
den Hang herabfliesst. Was bei all diesem Blühen hervor¬
zuheben ist, das ist der reine, leuchtende Farbenschmelz, der
Uber den Blumen liegt, dazu die Vollkommenheit und die
unzerstöcrten Formen der einzelnen Blüten. Denn obschon
Zug um Zug mit den qualmenden und funkenstiebenden
LokomoHven an diesen Kindern Floras vorbeisaust, so schadet
ihnen das nicht, sie sind ja vor dem Staub der Strassen,
auch vor dem Zerstören durch Menschenhand hier ziemlich
sicher.
Es ist nur ein einfacher Pflanzenwuchs, den ich hier schildere,
der aber in einer Gegend vorkommt, die sich nicht einmal durch
besonderen Artenreichtum auszeichnet. Aber in Wirklichkeit
ist das Blühen noch viel reicher, als es sich in Worten über¬
haupt andeuten lässt.
Auch das auf den Bahndämmen wachsende Gehölz ist in
seinem Bestand wohl zu beachten. Denn was da durch den
vom Winde, von den Vögeln oder sonstwie hingebrachten
Samen aufgewachsen ist, bildet oft so reizvolle und malerische
Bilder, wie sie der Landschaftsgärtner nicht zu schaffen ver¬
möchte. Allerlei Gehölz findet sich da zusammen, von der
Brombeere, die gerade mit ihrem milden, von blühenden
Stauden durchstellten Gestrüpp so erfreuend wirkt, bis zur
knorrigen Eiche, die es nicht zum Baume, aber zu eigenartig
gestaltetem Gesträuch brachte. Und Schlehe und Feldahorn,
allerlei Weiden und Weissbuche, Weissdorn und Wildrosen,
Hartriegel — eine ganze Auslese unserer einheimischen Gehölz¬
arten sind da zu finden.
Das alles müsste bei einer vorgesehenen Anpflanzung,
sofern nicht besondere Gründe eine Ausrottung erfordern
geschützt werden. Die Anpflanzung selbst aber müsste in die
Hand eines erfahrenen Pflanzenkenners gelegt werden, eines
Fachmannes, der freilich nicht nach den Regeln der Garten¬
kunst, sondern nach der Natur zu arbeiten weiss. Denn es soll
ja auf den Dämmen keine Schmuckanlage geschaffen werden,
sondern sie sollen der Verschönerung des Landschaftsbildes
dienen. Zu beachten ist bei der Bepflanzung das Bild, das
sich aus dem Fenster des Wagenabteils vor dem Reisenden
aufrollt und wie es sich für den Spaziergänger und Wanderer
darstellt. Im ersteren Falle werden oft Lücken in bestehendem
Baumwuchs geschlagen werden müssen; ebenso muss die
Wirkung einer Gehölzanpflanzung auf den Dämmen von der
Ferne aus geprüft werden. Das alles wird ein schön Stück
Arbeit sein.
Aber noch einen Hauptwert kann die Bepflanzung mit
Gehölzen und der Schutz der wildwachsenden Pflanzen her¬
vorbringen. Diese Bahndämme könnten zu wirklichen Natur¬
schutzanlagen heranwachsen, sie könnten sich als grüne Natur¬
schutzgürtel durch das Land ziehen. Denn gerade diese
Bahndämme werden von den Zerstörern der Pflanzenwelt, den
Sonntagsausflüglern, den Kindern der nahen Ortschaften, am
wenigsten heimgesucht. Ebenso wird die Vogelwelt und anderes
Getier mehr Schutz und Ruhe dort Anden, als etwa in den
Wäldern. Allerdings, wenn die Jungen und Burschen einmal
herausgefunden haben, dass reichlich Vogelnester da zu Anden
sind, werden sie diesen Schutzanlagen schon gefährlich werden;
da können aber die Bahnwärter gewiss mit gutem Erfolg
Aufsicht ausüben.
Welch köstliche Plätze wären aber den Naturfreunden,
Botanikern und vielen andern geschaffen! Es könnten solche
Anlagen, die Jahr um Jahr an Schönheiten, Eigenart und
Werten zunähmen, geradezu ein Segensquell für unsere und
spätere Zeit werden.
Ausser den Bahndämmen können noch andere Plätze in
diese Anlagen hineingezogen werden; denn oft beAnden sich
neben dem Bahnkörper brach liegende, mehr oder weniger
grosse Vertiefungen, Stellen, aus denen die zum Dammbau
notwendige Erde genommen wurde. Je nach der Art des
Bodens kann man in diesen kleinen Tälern ebenfalls einen
schönen Pflanzenwuchs beobachten, von der Begrünung mit
Gräsern und anderen schlichten Pflanzen bis zur waldartigen,
von reizvollen Farnen durchzogenen Vegetation. Oder auch,
wo sich an vertieften Stellen Wasser angesammelt, hat sich
eine malerische Sumpfflora dort eingefunden. Dass solche
Stellen, der Bepflanzung des Bahndammes anschliessend, zu
reizvollen Landschaftsbildern und fast idealen Naturschutz¬
kleinanlagen umgestaltet werden können, liegt nahe.
Es ist ja auch schon vorgeschlagen worden, die Bahn¬
dämme nutzbringend zu bepflanzen, und könnte ja auch, etwa
bei einer Bepflanzung mit Fichten und schnellwachsenden
Laubhölzern einiger Gewinn erzielt werden. Um so mehr ist
der von der Eisenbahnverwaltung geplante Schritt zu begrüssen,
der zur Verschönerung des Landschaftsbildes und, wenn die
Vorschläge zur Umgestaltung der Anlage in einen Naturschutz¬
gürtel Anklang Anden, zum Naturschutz führt. Das werden
ihr noch viele, viele danken.
Die Vereinigung zur Erhaitung deutscher Burgen E. V.
versendet die Einladungen zu ihrer diesjährigen Burgen¬
fahrt durch das Königreich Bayern, an welcher auch der
Protektor der Vereinigung, Herzog Ernst Günther zu Schleswig-
Holstein, teilnehmen wird. Die Fahrt ßndet in den Tagen vom
xg. bis 23 . Juni 1913 statt; am Abend des 18 . Juni versammeln
sich die Burgenfahrer in Kulm hach, wo eine Lichtbilder-
vorführung durch Professor Dr. P. Limmer statttindet. Mit der
Besichtigung der Plassenburg in Kulmbach nimmt die Fahrt
am Morgen des 19 . Juni ihren Anfang und führt über die
Burgen Thurnau und Wernstein am Abend des ersten Tages
nach Nürnberg. Der nächste Tag bietet nach Besichtigung
von Stadt und Burg Nürnberg noch den Besuch einer der
bedeutendsten der ehemaligen Hohenzollernburgen, der Cadolz-
burg bei Fürth sowie der Willibaldsburg bei Eichstätt. Der
alten Reichsstadt Regensburg mit dem Fürstlich Thurn und
Tsxischen Schlosse und der Stadt Landshut mit ihrer berühmten
Burg Trausnitz ist der dritte Tag gewidmet. Die Fahrt geht
dann weiter nach Oberbayern, wo am vierten Tage die
einzigartige riesige Burganlage der Stadt Burghausen und die
interessante Burgruine Tittmoning besichtigt werden. Von Bad
Reichenhall aus sollen dann am letzten Tage' die Burgen
Staufeneck und Hohenaschau besucht werden.
Naturdenkmalpflege. Die Sächsische Schweiz, geo¬
graphisch mit Elbsandsteingebirge bezeichnet, ist schon manchem
Angriff auf seine Naturdenkmäler erlegen, es kann deshalb nur
begrüsst werden, wenn man ihrer Pflege seit einigen Jahren
erhöhte Aufmerksamkeit schenkt. So soll auch die Schönheit
von Stolpen, dieses viel zu wenig bekannten Platzes der Sächsi¬
schen Schweiz, dem Naturfreund erhalten bleiben. Der Basalt
tritt hier in mächtigen, hoch emporragenden, wie Orgelpfeifen
aneinandergereihten fünf- bis siebenkantigen Säulen zutage
und zeigt Gebilde, die nur noch in der Fingalshöhle auf
der Insel Staffa und auf Schloss Friedland wiederzufinden sind.
Auch die alte Bergfeste Stolpens soll vor weiterem Verfall be¬
wahrt bleiben; sie zählt zu den grössten und schönsten Schloss¬
ruinen Sachsens und ist besonders wegen eines 82 Meter tiefen,
einen interessanten Blick in das Innere eines Basaltfelsens ge¬
währenden Brunnens bemerkenswert.
Germanische Kultur im 8. Jahrhundert v. Chr.
Ueber den Eberswalder Goldfund machte Professor
Dr. Schuchardt vom Museum für Völkerkunde, der als wissen¬
schaftliche Autorität bei der Ueberreichung des Fundes an den
Kaiser zugegen war, in der Gesellschaft für Anthro¬
pologie einige interessante Angaben. Die seltenen Schätze
wurden in einem irdenen Topf von 25 Zentimeter Höhe, einen
Meter tief im gewachsenen Kies steckend, gefunden. Ausser
acht goldenen Schalen, die von verschiedener Grösse und ver¬
schiedener (wenn auch stilgleicher) Ornamentik sind, enthielt der
Topf 33 Doppelspiraliinge und 22 goldene Drahtbänder. Inter¬
essant für die Deutung des Fundes ist die Tatsache, dass auch
mehrere Stücke rohen Goldes aufgefunden wurden. Der Fund
gehört der Hallstadtperiode an. Während aber manche Forscher
(z. B. Montelius) annahmen, dass derartige Funde im Süden
gefertigt wurden, neigt Professor Schuchardt zu der Ansicht,
dass durch das Vorhandensein des Rohmaterials bewiesen werde,
dass hier im Norden die Schmuckstücke angefertigt wurden.
Sie gehören dem „Lausitzer Kulturkreis*' an, entstammen dem
7 . bis 8 . Jahrhundert v. Chr. und gehen nach der Annahme von
Professor Schuchardt auf die Sueben, und zwar auf deren
ältesten und edelsten Stamm, die^ Semnonen, zurück, die seit
uralter Zeit hier gesessen haben. Funde aus dieser Zeit sind
bisher in der Mark spärlich gemacht worden. Es ist dieselbe
Periode, der das Königsgrab von Seddin und die Römerschanze
angehören. Damals herrschte in der Mark und in der Lausitz
eine Feinkeramik, die hier ihren Mittelpunkt hatte. Ebenso war
hier der Brennpunkt des „Burgenbaues**.
Die Bedeutung der Presse. Treffliche Worte über
die Presse, deren Aufgaben und Bedeutung für das moderne
Kulturleben sprach RegierungspräsidentLange in Dessau
anlässlich der Feier des 150 jährigen Jubiläums des „Anhaitischen
Staats-Anzeigers**. Er führte aus, der moderne Staat sei bei
der Erfüllung seiner Aufgaben heute in höherem Masse auf die
bereitwillige Mitwirkung der politischen Presse angewiesen, als
diese der Unterstützung des Staates bedürfe. Die politische
Presse ist für die Staatsbehörden die geradezu unentbehrliche
Gehilfin in den verschiedensten Zweigen staatlicher Tätigkeit
geworden. Die Oeffentlichkeit der Rechtsprechung und der
parlamentarischen Verhandlungen beruht nicht auf den wenigen
Plätzen des Zuhörerraumes, sondern auf der Berichterstattung
der Presse. Ueber die Dienste hinaus, welche die Presse un¬
mittelbar dem Staate bei der Erfüllung seiner mannigfachen
Aufgaben leistet, ist sie selbst eine kulturelle Grossmacht ge¬
worden. Sie gibt nicht nur ein getreues Spiegelbild der gewaltigen
Entwicklung unserer Kultur auf allen Gebieten des wirtschaft¬
lichen, künstlerischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen
Lebens, sondern sie ist selbst ein mächtiger Bildungsfaktor ge¬
worden für alle Kreise der Bevölkerung. Die Zeitung ist
das tägliche Brot des modernen Menschen, sie ist
die Schule des erwachsenen Mannes. Eine staunenswerte Auf-
klärungs- und Bildungsarbeit wird von der Presse alltl^lich
geleistet.
Deutschland und das Ausland
Gesellschaftsreisen des Vereins für das Deutschtum
Im Ausland nach Holland und Belgien.
Der Verein für das Deutschtum im Ausland hat nunmehr
den Reiseplan für die von ihm in Aussicht genommene Gesell¬
schaftsreise nach Holland und Belgien („zu den Denkstätten
niederländischer und vlämischer Kunst**) fertiggestellt. Die Reise,
deren Teilnehmerschaft für deutsche Herren und Damen ohne
Rücksicht auf die Vereinsangehörigkeit offehsteht, soll am
19 . Juli d. J. in Düsseldorf beginnen und am 5 . August
in A a ch e n enden. Sie wird die Teilnehmer zunächst nach
Amsterdam führen, und ihnen dort in dreitägigem Aufent¬
halt Gelegenheit geben, das „nordische Venedig** mit seinen
Grachten und Parks und Baudenkmälern, die unvergleichbaren
Schätze seines Reichsmuseums und die reizvolle Umgebung,
insbesondere die Maler winke! Volendam und Insel Marken
im Zuidersee, kennen zu lernen. Dann folgt ein zwei¬
tägiger Aufenthalt in dem schönen Seebade Scheveningen,
mit Ausflug nach dem Haag und seinen reichen Kunstschätzen,
weiter die Besichtigung Rotterdams mit seinen gewaltigen
Hafenanlagen und eine Seedampferfahrt von dort nach Ant¬
werpen. Für Brüssel mit seinen herrlichen Bauten und reichen
Kunstschätzen, seinen Parks und Königsschlössern ist ein drei¬
tägiger Aufenthalt vorgesehen. Die Weltausstellung in Gent
wird in eintägigem Ausfluge von dem benachbarten Brüssel
besucht. Dann geht es weiter nach Brügge, der vlämischen
„Dornröschen-Stadt**, die wie kaum eine zweite vom Glans
geschichtlicher grosser Erinnerungen und vom Zauber edelster
Kunst umwoben ist. In Ostende werden die Reiseteilnehmer
wie in Scheveningen Zeit zum Ausruhen und zum Baden in
den Fluten des Ozeans finden. Die Rückreise führt über
Brüssel zunächst nach Namur, von dort weiter mit Dampfboot
auf der Maas mit ihren burgengekrönten, malerischen Ufer¬
höhen nach Dinant und Rochefort zu den landschaftlich
schönsten Punkten Belgiens mit der weltberühmten 5 Kilometer
langen Tropfsteinhöhle, der „grotte de Hau**, sodann nach dem
stolz emporgetürmten Lüttich und endet mit der Rückfahrt von
dort nach Aachen. Zwanglose gesellige Zusammenkünfte mit
den deutschen Kolonien der wichtigsten Städte werden die
Teilnehmer mit den auslanddeutschen Volksgenossen in lebendige
Fühlung bringen. Prospekte mit genauem Reiseplan und
näheren Angaben sind von der Geschäftsstelle des Vereins für
das Deutschtum im Ausland, Berlin, Kurfürstenstrasse 105 ,
kostenfrei zu beziehen. Letzter Termin für die Anmeldung ist
der 20 . Juni. Da die Teilnehmerzahl eine begrenzte sein
wird, so ist möglichst baldige Anmeldung erforderlich.
Internationale Schülerreisen.
In Berliner Tageszeitungen lesen wir nachstehende Notiz:
„Schülerreise in die französische Schweiz.*‘ Das
Komitee der internationalen Scl^ülerreisen
in die französische Schweiz, dem in Deutschland verschiedene
namhafte Persönlichkeiten angehören, wird auch in diesem
Sommer für reifere Schüler höherer Lehranstalten und
Studenten von Universitäten und Hochschulen wieder eine
vierwöchige Studienreise in die französische Schweiz veran¬
stalten. Auch die diesjährige Reise ist wieder nach dem System
von Ferienkolonien organisiert, das heisst, die Schüler nehmen
einen mehrwöchigen Aufenthalt am Genfersee. Dort wird dazm
praktische Ausbildung in der französischen Sprache mittels
zwanglosen Konversationsunterrichts durch einheimische Lehr¬
kräfte, Kunstwanderungen, Lichtbildervorträge, Fabrikbesuche
usw. harmonisch mit systematischer Körpererziehung durch
Pflege verschiedenster Sporte verbunden, und überdies werden
Nr. 4 «KI00009 8 a33a0(KJt3OQOejQe(jB ga DEUTSCHLAND
203
die jungen Leute durch zahlreiche Ausflüge mit Land und
Leuten vertraut gemacht. Die Abreise von Berlin ist auf den
xa. Juli festgesetzt. Die Rückkehr erfolgt Samstag, den 9. August.
Die Reisekosten betragen 310 Mark und 8 Mark Einschreibe-
gebUhr. Anmeldungen bis spätestens 15. Juni sind an Herrn
Dir. W. Otto, Charlottenburg, Kantstrasse 56 b, zu richten.“ —
Wir gestatten uns die ergebene Anfrage, ob es in Deutsch¬
land auch ein Komitee für nationale Schülerreisen gibt?
Wir fragen weiter: Haben die jungen Leute auch nur einen
bescheidenen Teil des deutschen Vaterlandes kennen
gelernt, hat man die jungen Leute zunächst mit Land und
Leuten der engeren und weiteren Heimat bekannt gemacht ?
Um gefällige Antwort wird gebeten.
Deutsche Theaterkunst im Ausland. Das Schau¬
spielhaus Düsseldorf (Direktion: Dumont-Lindemann)
gastiert im kommenden Winter in Paris, London und
mehreren englischen Provinzstädten.
Deutsche Kunst im Auslande. In der von der Gesell¬
schaft für deutsche Kunst im Auslande in Buenos Aires
veranstalteten Deutschen Kunstausstellung, die am 18. Mai er¬
öffnet wurde, sind die angesehensten Meister der deutschen
Malerei und Bildhauerkunst vertreten. Besonders nennens¬
werte Werke sind von: Hans von Bartels, Eugen Bracht,
Ludwig Dill, Otto H. Engel, Arthur Kampf, Robert von Haug,
Kallmorgen, Ludwig von Hofmann, Ulrich Huebner, Leo von
König, Max Liebermann, Karl von Marx. Paul Meyerheim,
Franz von Stuck, Hans Thoma, August Gaul, Adolf Bruett,
Adolf Bredow, Tuaillon, Ludwig Manzel und Walter Schott.
s
i
lil Dies und Das
Der Kaiser beim „Jäger aus Kurpfalz“. Der Kaiser
wird gelegentlich seines alljährlich im August stattfindenden
Besuches in Mainz am 13. August nach Stromberg im
Hunsrück fahren, wo das Denkmal für den „Jäger aus Kurpfalz“
eingeweiht wird. In Begleitung des Kaisers wird sich der
Landwirtschaftsminister von Schorlemer-Lieser befinden, auf
dessen Besitzung an der Mosel sich der Kaiser nach der Ein¬
weihung des Denkmals begeben will.
Man spricht Deutsch, ln einem Vorort Berlins hat
sich ein kleiner Modesalon aufgetan mit der Aufschrift: „Modes
de Paris“ und dem Vermerk am Fenster: „Man spricht Deutsch.“
„Soll man darüber lachen oder ärgerlich sein?“ fragt die Kreuz-
Zeitung, und fährt fort: „Man kennt die kleinen Schildchen, die
seitlich an den Schaufenstern besonders „fashionabler“ Barbier-
und Krawattenläden stecken mit der Aufschrift: „English spoken“
oder: „On parle francais.“ Man kann durch Paris, London,
Brüssel, Petersburg gehen und kann sich blind suchen nach
einem ähnlichen Schildchen: „Man spricht Deut.sch“. Aber in
Berlin findet man es, in der internationalen Weltstadt Berlin.
Der kleine Modeladen wirkt mit seiner Ankündigung ja lächerlich.
Sie soll wohl weiter nichts als ein Geschäftstrick sein, der die
Damen des Westens auf die Echtheit der „Modes de Paris“
hineinfallen lassen soll. Tritt man in den Laden, steht wahr¬
scheinlich ein richtiges Berliner Tauentziengirl mit hochgesteckter
Frisur, dünner Taille und koketten Nasenlöchern hinter dem
Ladentisch und möchte am liebsten fragen: „Wat wünschen
Sie ?“ Aber das Schildchen ist immerhin ein neues Symptom
dafür, was bei uns in Berlin an Fremdtümelei gesündigt wird.
Alle Bemühungen der nationalen Vereine, namentlich des All¬
gemeinen deutschen Sprachvereins, nützen da nichts. Bei
Aachinger in der Bierquelle gibt es ,,Consommc ä la reine“.
Bestellt man sich eine Postkarte, so bringt der Kellner eine
„Korrespondenzkarte“, ln einem Kientopp an der Potsdamer
Strasse gibt es am Büfett bis 11 Uhr nachts ,,Five o’clock tea“,
und in einer mehr Rahmen- als BilJerhandlung in der Kurfürsten¬
strasse kann man ein Bismarckbild „ä la Lenbach“ sehen.
Schlägt man aber in den Tageszeitungen erst die Vergnügungs¬
anzeigen auf, so kann einem ganz schlimm werden. Da gibt
es in Berlin überhaupt kein „besseres“ Lokal mehr, das
einen deutschen Namen hat. „Palais de danse“, „Pavillon Mas-
cotte“, „Tabarin“, „Moulin rouge“, „Sanssouci *, „Clou“, „ä la
Brady“, „Boncourt“, „Cines“, „Chat noir“, „Folies caprice“ usw.
Es ist, als wenn der Artistenkomment in den Berliner Lokalen
eingerissen ist. Wer eine „grosse Nummer“ sein will, muss
aus seinem ehrlichen Krause oder Lehmann einen Monsieur
Camembert oder eine Miss Chester machen. „On parle francais“,
„English spoken“. Da ist es eine Wohltat, wenn man auch
mal Deutsch spricht. Nur dass es gerade der Modeladen „Modes
de Paris“ in Berlin einführen will, ist eine zweifelhafte Sache.“
Der Professor als Dienstmann. Von dem kürzlich
verstorbenen Professor Julius Euting, dem vormaligen Direktor
der Strassburger Universitäts- und Landesbibliothek, einem
Stuttgarter von Geburt, erzählt der Schwäbische Merkur eine
hübsche Geschichte. Zwei Herren aus Norddeutschland begegneten
dem unscheinbaren Manne und fragten nach dem Wege in eine
entferntere Strasse. Euting sagte bereitwilligst: „Ich gehe den¬
selben Weg, wenn mir die Herren nur folgen wollen.“ Nach
einer Weile der eine: „Ach, wenn Sie denselben Weg gehen,
so könnten Sie wohl meinen Ueberrock tragen.“ „Recht gern.“
Wieder nach einer Weile: „Möchten Sie nicht so gut sein,
auch diese Handtasche zu nehmen ?“ „Mit Vergnügen.“
Abermals nach einer Weile der andere der Herren: „Ach,
möchten Sie nicht auch meinen Ueberzieher tragen? Heute ist
ja eine afrikanische Hitze.“ „O, warum nicht ? Aber eine afrika¬
nische Hitze ist's noch lange nicht.“ „So? Kennen Sie die
afrikanische Hitze?“ „Ob ich sie kenne, und die arabische
dazu.“ „Wirklich, sind Sie selbst in Arabien gewesen? Was
haben Sie dort getan?“ „O, ich habe dort Inschriften abge¬
klatscht.“ ,,Wie sind Sie dahin gekommen? Sind Sie bei einer
Expedition gewesen ?“ „All dies.“ Die Fremden mit zu¬
nehmendem Erstaunen: „Bei welcher, wenn wir fragen dürfen?“
„Bei meiner eigenen, Geheimrat Euting.“ Mit diesen Worten
überreichte er den Verblüfften seine Karte, entledigte sich seiner
Bürde — sie waren am Ziel angelangt — und wünschte glück¬
liche Reise.
Das rheinische katholische Lehrerheim bei
Honnef. Das neuerbaute Lehrerheim an der Klarastrasse in
Rhöndorf ist Pfingsten eröffnet worden. Das Gebäude steht in
einer landschaftlich schönen Gegend am Fusse des Drachenfels.
In einfachen, schlichten Formen gehalten, repräsentiert es sich
als ein vornehmes, wohnliches und gastliches Heim. Zum
Haupteingange führt eine grosse Gartenterrasse, an der Südseite
sind die gedeckten Liegehallen, und nach Norden mit dem
Blick nach dem Drachenfels befindet sich wiederum eine offene
Terrasse. Durch den Haupteingang gelangt man in die zentrale
Eintritts- bezw. Verkehrshalle, von der man einen Ueberblick
über die gesamte innere Einrichtung hat. Links vom Eingang
befinden sich die Klausurwohnungen der Schwestern und rechts
die Gesellschaftsräume und Logierzimmer. Durch einen Gang
gelangt man zum Speisesaal, Musikzimmer und Wintergarten,
durch den links liegenden Korridor erreicht man die Liegehalle.
Auf der ersten und zweiten Etage befinden sich etwa 40 Fremden-
und Logierzimmer.
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Eisenbahnwesen
Reisegepäck.
Zu Beginn der Reisezeit dürfte es von Nutzen sein, auf
die wesentlichsten Bestimmungen über Reisegepäck hinzuweisen.
Bei normalem Eisenbahnverkehr kommt ein Verschleppen von
Gepäck wohl selten vor, während der Hochflut des Verkehrs,
wenn die Eisenbahnverwaltung zur Einstellung von ungeschultem
Hilfspersonal in die Gepäckabfertigung gezwungen ist, bereitet
die rechtzeitige Auslieferung des Gepäcks oft Schwierigkeiten.
Das Ausbleiben des Gepäcks hat fast stets die grösste Ver¬
legenheit, Aerger und Geldopfer zur Folge und so manche Reise in
die Sommerfrische oder zurück hat dadurch unliebsame Störungen
erfahren. Die Kenntnis und Befolgung der gegebenen Vor¬
schriften wird jedem Reisenden von Vorteil sein. Die Eisen¬
bahn leistet keinen Schadenersatz, wenn Gepäck infolge alter
Beklebezettel verschleppt wird (,^ 31 d. E. V O.). Alte Beklebe¬
zettel sind vor der Auflieferung zu entfernen. Der Frachtpreis
ermässigt sich, wenn Reisegepäck mehrerer zusammengehörender
und nach einer Bestimmungsstation reisender Personen auf
einen Gepäckschein aufgegeben wird. Zwei halbe Fahrkarten
gelten als eine Fahrkarte, eine einzelne halbe Fahrkarte wird
als volle Fahrkarte angesehen. Bei Aufgabe des Gepäcks sind
sämtliche Fahrkarten vorzulegen. Das Gepäck wird gegen
Rückgabe des Gepäckscheins ausgeliefert. Der Inhaber ist
berechtigt, auf der Bestimmungsstation die Auslieferung des
Gepäcks an der Ausgabestelle zu verlangen, sobald nach A -
kunft des Zuges, zu dem es aufgegeben war, die zur Bereit¬
stellung erforderliche Zeit abgelaufen ist. Der Reisende, dem
das Gepäck nicht rechtzeitig ausgeliefert wird, kann verlangen,
dass ihm auf dem Gepäckschein Tag und Stunde der Abforde¬
rung bescheinigt werden. Die Erlangung dieses Anerkenntnisses
von der Gepäckausgabe begegnet oft Schwierigkeiten, ist aber
von grosser Wichtigkeit sowohl zur Vermeidung der Zahlung
von Lagergeld als auch zur beschleunigten Herbeischaffung des
Gepäcks und Geltendmachung von Ersatzansprüchen. Die
Nachforschung nach den als fehlend anerkannten Gepäckstücken
204
DEUTSCHLAND uBeeseee Geeo e eaeeoeoceoooc cBi Nr.4
wird alsdann erfahrenen Beamten übertragen, denen die Herbei¬
schaffung oft in kurzer Zeit gelingt. Das später aufgefundene
Gepäck wird dem Reisenden auf WunscTi durch die Eisenbahn¬
verwaltung kostenfrei in die Wohnung befördert. Bei Ueber-
schreitung der Lieferfrist hat die Eisenbahn den nachgewiesenen
Schaden zu ersetzen, und zwar bei gewöhnlichem Reisegepäck
für je angefangene 24 Stunden der Fristüberschreitung —
höchstens aber für 3 Tage — bis zum Betrage von 20 Pfg.
für jedes Kilogramm des ausgebliebenen Gepäcks, bei Fahr¬
zeugen bis zum Betrage von 30 Mk. für jedes ausgebliebene
Fahrzeug. Ist ein Schaden nicht entstanden oder nicht nach¬
gewiesen, bis zur Hälfte des obigen Betrages. Werden Gepäck¬
stücke nicht innerhalb 24 Stunden, Fahrzeuge nicht innerhalb
2 Stunden nach Ankunft des Zuges abgeholt, so ist das tarif-
massige Lagergeld zu entrichten. Für das den Gepäckträgern
übergebene Gepäck haftet die Eisenbahn wie für das ihr zur
Beförderung übergebene Reisegepäck.
Die neuen Schlafwagen. Auf den preussisch-hessi-
schen Staatsbahnen ist eine Reihe neuer Schlafwagen bereits
im Betrieb, ihre Zahl wird sich mit Beginn des Sommerfahr¬
planes noch vermehren. Die neuen Schlafwagen sind, um
einen sanfteren Gang zu sichern, mit Drehgestellen amerikani¬
scher Art versehen, die Federn aus besonderem Stahl haben.
Die Fussböden sind freitragend gelagert. Die Wagenkasten
sind etwas verlängert, die einzelnen Abteile verbreitert. Das
Kastengerippe ist bei manchen Wagen ganz aus Eisen; zur
Bekleidung dienen vielfach afrikanische Hölzer aus den
deutschen Kolonien. Eiserne Platten sind im Boden und in
den Wänden versuchsweise angebracht, um die Gangart der
sechsachsigen Wagen zu verbessern. Die Lüftungs- und
Heizungsanlagen sind wesentlich verbessert. In den in diesem
Sommer zum ersten Male, u. a. zwischen Berlin und Frankfurt,
verkehrenden Schlafwagenzügen werden die neuen Schlaf¬
wagen vorwiegend Verwendung finden.
Sonderzüge nach dem Sauerland. Ausser den in
Nr. 3 der „Deutschland“ angegebenen Sonderzügen fahren noch
folgende Sommer-Sonderzüge nach und von Lüdenscheid an
den Sonntagen: 6. Juli, 3., lo., 17., 24. und 31. August.
Hinfahrt: Ab ‘Düsseldorf Hbf. Zug Nr. 1805 . 5.53 vorm.
Ab *Duisburg Zug Nr. 1803 . . . 5.43 „
Rückfahrt: Ab ^Lüdenscheid Zug Nr. 1810 . . 8.14 nachm.
Anschlüsse: Ab Cöln Hbf..5.26 vorm.
Ab Remscheid.6.21 „
Ab ^Dortmund Hbf.6.08 „
Ab Gelsenkirchen Hbf.5.18 „
Ab Elberfeld Hbf. mit Pz. 302 . . 10.16 nachm.
Sonderzugkarten werden nur bei den mit gekennzeichneten
Stationen ausgegeben.
Die Holländische Eisenbahn-Gesellschaft ver¬
öffentlicht jetzt, veranlasst durch die bevorstehende Einweihung
des Friedenspalastes in Haag und die allerorts sich daran¬
schliessenden Feierlichkeiten und Ausstellungen in ganz Holland,
eine typographisch genaue, in Farben ausgeführte Karte des
interessantesten Teiles dieses Königreiches, in der Absicht, den
Touristen behilflich zu sein, die in der nächsten Zeit Holland
besuchen wollen. Die hübsch ausgeführte Karte umfasst die
ganze holländische Küstengegend sowie auch Amsterdam, Haag
und Rotterdam. Auf der Rückseite ist eine kurze Beschreibung
der holländischen Nordseebäder sowie der grossen Städte in
der Nähe derselben angegeben, desgleichen die Reiseverbindungen
nach Holland: alles möglichst handlich und bequem für den
Reisenden, der seine Ferien in Holland und am holländischen
Meeresstrande verleben will. Die Karte ist u n e n t g e 1 1 1 i ch zu
beziehen durch die Verwaltung der holländischen Eisenbahn
in Amsterdam, das offizielle Verkehrsbureau in Haag, Lange
Voorhout 45, das offizielle Verkehrsbureau der holländischen
Eisenbahn in Berlin (Al. Peters), Unter den Linden 6 (Bristol-
Hotel), den Verkehrs-Verein Düsseldorf, Graf Adolfstrasse 91, und
das Verkehrsbureau der Zeitschrift „Deutschland“ in Düsseldorf,
Kasernenstrasse 18.
Belgische Bahnverwaltung und Presse. Nachdem
Vorbilde der französischen Eisenbahngesellschaften, welche gegen
die Verpflichtung, umsonst Verkehrsmitteilungen aufzunehmen,
den Zeitungsleuten bestimmte Fahrpreis - Ermässigungen ge¬
währen, hat auch der belgische Eisenbahnminister auf Ersuchen
des belgischen Presseverbandes allen Mitgliedern des Verbandes
auf Antrag Dauerkarten zugesagt, gegen deren Vorzeigung am
Fahrkartenschalter sie eine Preisermässigung von 50 Prozent
in allen Wagenklassen und auf allen Linien der belgischen
Bahnen erhalten. Dagegen verpflichten sich die Blätter zur
kostenlosen Aufnahme kurzer amtlicher Bekanntmachungen der
Bahnverwaltung von allgemeinem Interesse.
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Schiffahrt
3
1
50 Jahre Rügenlinie. Es war im Jahre 1863, als die
Stettiner Reederei Braeunlich die erste Dampfschiffe«
linie nach der Insel Rügen eröffnete: welch eine Wandlung
im Ostseeverkehr innerhalb dieser 50 Jahre! — Damals war die
Ostsee für Badegäste und Touristen noch kaum entdeckt und
geschätzt, die Badeorte spärlich und die Verkehrsmittel knapp
vorhanden. Allmählich trat Wandel ein, Bad reihte sich an
Bad, die Einrichtungen verbesserten sich, und Eisenbahnen und
Dampfschiffe bewältigten den stets wachsenden Verkehr« Von
diesem Aufschwünge kann sich nun die Sassnitz-Linie ohne
Rühmen einen schönen Anteil g^tschreiben. Unermüdlich sind
von bescheidenen Anfängen aus die Linien bis nach Kopen¬
hagen und Bornholm ausgebaut — vielen Bädern dadurch erst
zur Blüte verhelfend; sind die Ostseeschönheiten dem deutschen
Publikum durch wirksame Propaganda bekannt gemacht und
sind neue moderne Dampfer dem Verkehr zur Verfügung gestellt
worden. — In dieser Beziehung glaubt die Rügenlinie ihr Jubiläums¬
jahr nicht besser feiern zu können, als dadurch, dass sie den
Bauauftrag für einen neuen grossen Rügendampfer
für 2500 Personen erteilt hat, der im kommenden Jahre
im Dienste des Verkehrs (nach Rügen ab Stettin u.oo Uhr)
die Wellen der Ostsee teilen wird.
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Luftfahrt
1
Die Fahrt des Zeppelin-Schiffes „Sachsen** nach
Wien am g. Juni ist ein neuer glänzender Erfolg gewesen.
In acht Stunden hat die „Sachsen“ den weiten Weg von der
Halle in Oos bis nach Wien zurückgelegt. Die Fahrt .ging
über Neuburg, Ingolstadt, Landau nach Wien. Dort war man
völlig überrascht. Man glaubte sogar den Extrablättern anfänglich
nicht. Gegen Mittag aber bemächtigte sich der Bevölkerung eine
fieberhafte Erregung, besonders als bekannt wurde, Zeppelin, der
das Luftschiff selber führte, würde dem Kaiser in Schönbrunn
seine Aufwartung machen. Um 1.45 Uhr erschien die „Sachsen**
über Wien und fuhr gleich nach Schönbrunn. Der Kaiser stand auf
dem Balkon des Schlosses und verfolgte die raschen, eleganten
Bewegungen des Luftschiffes, namentlich die tiefe Verbeugung,
mit der es dem greisen Monarchen huldigte, mit dem leb«
haftesten Interesse. Die Landung auf dem Flugfelde Aspem,
wo noch in aller Hast an der Herrichtung der Tribünen
gearbeitet wurde, erfolgte um 2.35 Uhr. Abends war ein grosses
Festmahl im Rathause, und nach diesem, gegen 3 Uhr morgens,
trat die „Sachsen“ die Rückreise nach Deutschland an. Sie fuhr
nach Friedrichshafen, wo sie um 4.10 Uhr nachmittags landete. —
Die vielverbreitete Nachricht, die Fahrt nach Wien sei die erste
grössere Auslandsreise eines Zeppelin-Luftschififes gewesen, ist
irrig. Die erste grössere Fahrt eines Zeppelin-Luftschiffes
überhaupt ging schon ins Ausland. Es war die lastündige
Fahrt des ersten wirklich flugtüchtigen Zeppelin-Luftschiffes von
Friedrichshafen nach Schaffhausen, Luzern, Zürich, Winterthur,
Bregenz und zurück nach Friedrichshafen am x. Juli 1908. Eine
zweite und ebenfalls besonders bemerkenswerte Auslandsfahrt
war die der „Hansa“ im vorigen Jahre von Hamburg nach
Kopenhagen und zurück an einem Tage.
Ein zweites Luftschiff SchÜtte*Lanz. Ueber das
zweite Luftschiff Schütte-Lanz, das bereits in Angriff genommen
ist, werden folgende Einzelheiten bekannt: Das Luftschiff wird
24000 Kubikmeter Gas fassen und 5 Gondeln erhalten, eine
Führergondel und 4 Mannschaftsgondeln. Die Führergondel
wird vorn angehängt, 2 Mannschaftsgondeln werden in der
mittleren Linie vorn und hinten lose angehängt, die beiden
anderen etwas seitlich in der Mitte, starr. 4 Motore von je
200 HP., 3 Maybachmotore und ein Daimlermotor, welche je
2 zweiflügelige Propeller antreiben, werden eingebaut.
Ein Flug Paris—Warschau ist am 10. Juni dem be¬
kannten Bewerber um den Pommery-Pokal, dem französischen
Flieger Brindejonc des Moulinais, geglückt. Er ist früh morgens
i 1 Paris aufgestiegen, hat Zwischenlandungen in Wanne und
Johannisthal gemacht und ist abends noch in Warschau gelandet.
Der Flug bei ausserordentlich ungünstigem Wetter ist eine der
bedeutendsten und kühnsten Flugleistungen, die bisher überhaupt
erzielt worden sind. Die Böen schüttelten den leichten, eleganten
Moräne-Eindecker so heftig, dass der Flieger sich mit einer
Hand an der Karosserie festhalten musste, um nicht von seinem
Sitze geschleudert zu werden. Die reine Flugzeit Paris —Berlin—
Warschau betrug 9 Stunden 35 Minuten. Die letzte Strecke
Nr. 4
Berlin—Warschau durchflog Brindejonc in 3 Stunden 35 Minuten.
Die Luftlinie von Paris bis Berlin ist 910 Kilometer lang, die
von Berlin nach Warschau 520 Kilometer. Brindejonc hat dem¬
nach durchschnittlich 150 Kilometer in der Stunde rurUckgelegt.
Bine ähnliche Flugleistung hatte bisher nur der Flieger Guillaux
anfsuweisen, der im April d. J. von Biarritx nach Kollum in
Holland (1500 Kilometer) geflogen ist
Theater, festliche und sport¬
liche Veranstaltungen
Der Gemeinderat der Stadt Triberg hat be¬
schlossen, zur Erinnerung an die vor 40 Jahren (9. November 1873)
erfolgte Eröffnung des Gebirgsübergangs der
SchwärzWaldbahn von Hausach bis Villingen eine grössere
Feier in hiesiger Stadt zu veranstalten, die am Sonntag, den
7. September d. Js., abgehalten wird. Zur Beteiligung an den
Festlichkeiten sollen alle an der Bahnstrecke liegenden Gemeinden
eingeladen werden. Bei dem reichen Segen, der dem mittleren
und hohen Schwarzwald durch die Erschliessung mittels der
durch ihre technisch und landschaftlich gleich grossartige Anlage
schon längst weltberühmten Schwarzwaldbahn geworden ist,
erscheint die Abhaltung einer solchen Erinnerungsfeier in
hohem Masse angebracht Als Ort dieser Feier ist Triberg in
Aussicht genommen.
Veranstaltungen in den Monaten Juni, Juli, August.
15. Juni: In Bad Blankenburg im Freilichttheater auf der
Burgruine Greifenstein erste AuffUhrung des Festspiels
„Graf Günthers von Schwarzburg Kaiserwahl und Tod**.
15. Juni: In Magdeburg Pferderennen (Sächsisch-Thüringi¬
scher Reiterverein).
15. Juni : In Halle a. S. Regatta auf der Saale.
25. — z6. Juni: In Mainz Ruderregatten.
27.— aa. Juni: In Hannover Sport- und Festwoche.
29.—ar. Juni: ln Augsburg Anwesenheit der Pankgrafen von
Berlin.
‘ aa. Juni: In Magdeburg Internationale leichtathletische Wett¬
kämpfe.
aa. Juni:. In Rudolstadt Festspiel im Fürstlichen Theater,
historischer Umzug und Volksfest auf dem Anger.
aa. u. 25. Juni: In Düsseldorf Grosse Rennen des Düssel¬
dorfer Reiter- und Rennvereins.
aa. Juni bis 31. August: In S i n g e n (Hohentwiel) jeden Sonntag,
nachmittags 3 Uhr, Hohentwiel-Festspiele. Zur Aufführung
gelangen: „Die Lützowerin**, „Die versunkene Glocke** und
„Wilhelm Teil“.
Mitte Juni: In Dresden Ruderregatten.
Mitte Juni: ln Fulda Volksfest im Schlossgarten.
aa. Juni: In Hallo a. S. Blumenkorso auf der Saale, ver¬
anstaltet vom Verkehrs-Verein Halle.
23. Juni: In Braunschweig Blumentag (Margaretentag).
24. Juni: In Karlsruhe Feier der Eröffnung des Rheinhafen¬
nordbeckens in Verbindung mit der Jahres-Versammlung
des Vereins der Rheinschiffahrtsinteressenten.
27. Juni bis 3. Juli: In Kiel Kieler Woche 1913.
ag. Juni: In Karlsruhe Regatta auf dem Rheinhafen.
29. Juni bis 27. Juli: In Düsseldorf Festspiele des Rheinischen
Goethe-Vereins im Stadttheater.
29. Juni: In Magdeburg Grosse Ruderregatta.
22. Juni: In Bingen a. Rh. Einweihungsfeier der neuen
Festhalle.
22. Juni : ln Bi ng e n a. Rh. Enthüllung des Denkmals Sr. Königl.
Hoheit Ludwig IV., Grossherzogs von Hessen.
30. Juni bis 5. Juli: In Heidelberg Historische Schlossfeste
mit Ritterturnieren.
2.—4. Juli: In Münster loojähriges Jubiläum des Inf.-Reg.
Herwarth von Bittenfeld Nr. 13.
Ab 3. Juli : In Bonn Internationales Tennis-Turnier.
4. Juli: ln Heidelberg Blumenboot-Korso.
4«—7. Juli: In Bonn 5ojähriges Jubelfest der Feuerwehr mit
reichlialtigem Programm.
5. und 6. Juli: In Magdeburg Kreischwimmfest des Kreises III
(Mitteldeutschland).
5 *— 7 * Juli: ln Mannheim Deutschlandfahrt der „American
Society of Mechanical Engeneers**.
5« — 8. Juli: In Stuttgart Sommerfest und Sommerschiessen
im Schützenhaus.
5 - — 8. Juli: In Ludwigshafen Parkfest, hervorragendes
pfälzisches Volksfest.
5. —10. Juli: ln Neuwied 27. Rheinisches Bundesschiessen.
6. JuU: In Mannhe im Oberrheinische Regatta.
6. Juli: In Schwelm Pferderennen.
6. Juli: In Barmen Radrennen.
6.—9. Juli: In Travemünde Wettfahrten des Lübecker
und Norddeutschen Regatta-Vereins, anschliessend an die
Kieler Woche.
6.—13. Juli: In Zoppot (Ostseebad) Sportwoche mit äusserst
reichhaltigem Programm.
6.—13. Juli: In M ai n z Verbandsschiessen des Mittelrheinischen
und Pfälzischen Schützenbundes; 29. Juni bis 5. Juli ebenda
Vorwoche zu dem Verbandsschiessen.
6. u. 27. Juli: In Halle a. S. Pferderennen.
9. und 13. Juli: In Mülheim a. d. Ruhr (Solbad Raffelberg)
Pferderennen.
10. Juli: In Warnemünde Regatta des Grossherzoglich
Mecklenburgischen Jachtklubs.
10.—13. Juli: In Augsburg Allgemeines Tennis-Turnier.
10.—17. Juli: In Kiel Flugwoche.
12.—14. Juli: In Godesberg Nationaler Gesangwettstreit um
wertvolle Preise.
12.—14. Juli: In Augsburg Schwäbisch-Bayrisches Sänger¬
bundesfest.
12. — 14. Juli: In Bonn Rheinisch-Historische Festspiele mit
looo Mitwirkenden in historischen Kostümen.
13. Juli: In Magdeburg Pferderennen (See-Jagd-Rennen).
17. —18. Juli: In Kiel Zusammenkunft der Hessischen Landes¬
gruppe des Deutschen Flottenvereins Mainz.
20.—21. Juli: In Augsburg 6. Lechgaufest der bayr. Gebirgs-
trachten-Erhaltungsvereine.
20. u. 23. Juli, sowie 14. September: In Krefeld Pferderennen.
20.—27. Juli; In Hildesheim Volksfest mit historischem
Festzug (4. Juli).
23. Juli bis Mitte August: In Baden-Baden Tennis-Turniere
zwischen erstklassigen Spielern.
27m 30. Juli, 3 August: In Neuss a. Rh. Pferderennen.
30. Juli bis 16. September: In München Festvorstellungen im
Königl. Prinzregententheater und im Residenztheater.
3. August: In Barmen Pferderennen.
3.—10. August: In Dresden Vogelwiese.
9. —XI. August: In Marburg loojährige Jubiläumsfeier des
Kurhessischen Jägerbataillons Nr. ii.
10. August: In Stuttgart Militärische Erkundigungsfahrt für
Motorräder (Allgem. Deutscher Automobilklub Gau XII
Württemberg und Hohenzollern).
15. August: In Magdeburg Pferderennen (Kronprinzenpreis).
17. August: In Magdeburg Kronprinzenpreis und Autostern¬
fahrt des Automobilklubs nach dem Rennplatz.
17.—19. August: ln Trier Feier des loojährigen Bestehens des
Infanterie-Regiments Nr. 29.
22.—31. August: In Baden-Baden Grosse internationale
Pferderennen, verbunden mit Biumenkorso und zahlreichen
anderen gesellschaftlichen Veranstaltungen grossen Stils.
24. u. 31. August: In Dresden Pferderennen.
Die Verkehrs-Vereine und Verwaltungen bitten wir um rechtzeitige
Angabe der jeweilig stattfindenden grösseren Veranstaltungen. Die Red.
15. —17. Juni: In Stuttgart Süddeutsche Buchhändlermesse
mit General - Versammlung des Süddeutschen und des
Württembergischen Buchhändlervereins.
16. —20. Juni: In Trier Bundestag des Bundes deutsch. Gastwirte.
17. u. 18. Juni: In Nürnberg Besuch des Techn. Lehrerinnen-
Seminars in Dortmund.
19. —22. Juni: In Düsseldorf 5. Generalversammlung des
Deutschen und Oesterreichischen Rechtsschutzverbandes
für Frauen.
20. Juni: In Nürnberg Tagung des Vereins zur Erhaltung
der deutschen Burgen.
22.—24. Juni: In Thorn Westpreussischer Städtetag.
22.—27. Juni: In Kiel Tagung des Verbandes der Haus- und
Grundbesitzer-Vereine Deutschlands, sowie Tagung des Ver¬
bandes Deutscher Färberei-und chemischerWäschereibesitzer.
24. —25. Juni: In Heilbronn Haupt-Versammlung des Vereins
für vaterländische Naturkunde in Württemberg.
25. -28. Juni: In Köln Kongress der Heizungs- und Lüftungs¬
fabrikanten.
27. —30. Juni: In Stetti n Kongress des Vereins für Jugendspiele.
28. Juni: In M ü n ch e n x6. Delegiertentag des Kartells europäischer
Rad-(Motor-)Fahrer- und Automobilisten - Verbände, e. V.
28. —30. Juni: In Cassel Tagung des Verbandes der Vereine
Kreditreform.
29. —30. Juni: In Düsseldorf Besuch der American Society
of Mechanical Engineers.
206 ^B9eee98Ba9aaafc8bitM8te8B^Bfcteiee«gl DEÜTSCHLANU iBEtifejfc«jeü6tJ 8Efe6»W0€^ Nr. 4
2. 4. Juli: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Buch¬
händler-Innung.
3. 5. Juli: In Elberfeld Tagung des Deutschen Aerztetages.
4. 5. Juli (voraussichtlich): In Düsseldorf Tagung des
Verbandes Rheinisch-Westfälischer Landgemeinden.
4. 6. Juli: In Paderborn Westfälischer Städtetag.
6. Juli: ln Düsseldorf Verbandsfest der evangel. Gesellen-
Vereine Rheinlands und Westfalens.
13. Juli: In Roitweil Verbandstag der Württembergischen
Gemeindeunterbeamten.
19. -22. Juli: In Breslau Haupt-Versammlung des Verbandes
Deutscher Handlungsgehilfen (Sitz Leipzig).
20. -22. Juli: InDortmund Schneider-Verbandstag von Rhein¬
land , Westfalen und Hessen-Nassau, verbunden mit
Lehrlingsausstellung.
21. 25. Juli: ln Halle a. S. Verbandstag des Verbandes der
deutschen Barbier-, Friseur- und Perückeiiinacher-Innungen.
28. Juli bis 2. August: ln Köln 2. Fortbildungskursus der
Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung.
Im August: In Posen 54. Genossenschaftstag des Allgem.
Verbandes der aut Selbsthilfe beruhenden deutschen
Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschafien.
Im August: In Cassel Tigung des Verbandes der Rechts¬
anwalt- und Notaibeamten.
Im August: In Thorn Veibandstag der ostdeutschen Bürger¬
vereine.
2. August : In Köln Tagung der Solar-Union.
2. 4. August: ln N ür n b er g Verbandstag der deutschen Buch¬
binder-Innungen.
2. -4. August: In Münster Rheinisch-Westfälischer Steno¬
graphentag (System Stolze-Schrey).
3. -8. August: In N ür n be r gDeutscher Anthropologen-Kongress.
8. II. August: In Halle a. S. Kongress der Handwerks- und
Gewerbekammern Deutschlands.
8. 12. August: In Meiningen 28. Kongress der Allgemeinen
Radfahrer-Union.
II.—12. August: In Nürnberg Verbandstag der deutschen
Bürsten- und Pinselfabrikanten.
II. 13. August: In Halle a. S. 14. Deutscher Handwerks- und
Gewerbekammertag.
16.-20. August: In Augsburg Bayr. Schuhmachertag, ver¬
bunden mit Ausstellung.
lö.—21. August: In Halle a. S. Veibandstag deutscher Sattler-
Innungen, verbunden mit Ausstellung.
25. 28. August: In Kiel Deutscher Apothekertag.
25.-28. August: In Trier Tagung des Deutschen Forstvereins.
25.—28. August: In Kiel Haupt-Versammlung des Deutschen
Apothekervereins.
Zeitangaben der im Juni 1913 in Leipzig statt¬
findenden Tagungen und Veranstaltungen.
19. Juni: Verein der ehemaligen Schüler der landwirtschaft¬
lichen Winterschule zu Merseburg.
Verband Deutscher Bühnentechniker.
Verein Sächsischer Richter und Staatsanwälte.
Verein Deutscher Ingenieure.
Arbeitgeber-Schutzverband für das Deutsche Holz¬
gewerbe.
Deutscher Beton-Verein.
Landes-Verband Sachsen des Deutschen Vereins
gegen den Missbrauch geistiger Getränke.
Verein der Deutschen Gas- und Wasserfachmänner,
gern. Besuch.
20.
21.U.22.
24.U.25.
26. 28.
26. 30.
28.U.29.
30.
Bau fach-Ausstellung Leipzig 1913. Für geladene Gäste
fand am 26. Mai eine Besichtigung des vom Deutschen Stahl¬
werksverband und dom Verein Deutscher Brücken- und Eisen¬
baufabriken auf der Internationalen Baufach-Aufstellung neben
der grossen Betonhalle errichteten ei.serncn Palastes, des
„Monuments des Eisens**, statt. Nach einer Begrüssung
der Gäste durch Direktor Schaltenbrand übernahm Ober¬
ingenieur Fi sch mann vom Stahlwerksverb.ind die Führung.
Br zeigte zunächst die Bedeutung von Kohle und Eisen
und machte auf einer grossen Landkarte die Gäste mit den
Gebieten unseres Vaterlandes bekannt, in denen Kohle und Erz
gewonnen wird. Dann wurden Modelle von Hochölen usw.
gezeigt. Weiter bekam man einen Ueberbhe»: über Deutschlands
EisenerzeugnissCi Uber die Bearbeitung des Eisens, über die
verschiedenen Walzformen und konnte sich auch mit den ver¬
schiedenen Arten und Systemen des Aufsteilens der Eisenbau¬
werke bekannt machen. In dem grossen Diaphaniensaal wurden
dann Bilder von ausgeführten Eisenbauten, etwa aus dem letzten
Jahrzehnt, gezeigt, und schliesslich wurde im Lichtbildersaal
des ersten Stockwerkes all das, was man soeben gesehen, in
prächtigen Filmbildern noch einmal, wenn man so sagen darf,
plastisch vorgeführt, ln grossen Films, welche die Siemens-
Schuckert-Werke zur Veifügung gestellt haben, sah man die
ganze Herstellung des Eisens von der Verladung des Erzes,
von der Verhüttung im Hochofen bis zur Gewinnung des Stahls
im Siemens-Martin-Betrieb. Ferner konnte man einen Blick
werfen auf die Bearbeitung des Eisens in der Werkstatt, wohnte
der Aufstellung von grossen Eisenbauwerken bei und sah die
Errichtung der grossen Hallen auf dem Hauptbahnhof in Leipzig.
Eine bergische Ausstellung in Elberfeld. Die
Stadtverordneten beschlossen in ihrer Sitzung vom 27. Mai die
für 1914 geplante Industrie- und Gewerbeausstellung
nunmehr im Jahre 1917 zu veranstalten. Die Stadtverordneten
bewilligten einen Garantiefonds von 200 000 Mk. unter der
Bedingung, dass von anderer Seite die Unterstützung in der¬
selben Höhe zugesagt würde. Der Oberbürgermeister erklärte,
dass sich hervorragende Firmen bereit gefunden hätten, die
Ausstellung zu beschicken. Geheimrat Dr. von Böttinger stellt
zu dieser Ausstellung das Gelände zur Verfügung.
Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung Pader¬
born 1913. Unter dem Protektorate des Herrn Oberpräsidenten
der Provinz Westfalen, Sr. Durchlaucht Dr. jur. Prinz zu Ratibor
und Corvey, Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst findet in Pader¬
born in der Zeit vom 21. Juni bis 5. September eine grosse
Ausstellung statt. Die Ausstellung wird eine Halle für alte
und neue Heimatkunst, grosse Hallen für Gewerbe, Industrie
und Landwirtschaft enthalten und ausserdem viel Unterhaltung
bieten.
Von der Schweizerischen Landesausstellung
in Bern. Aus Bern wird uns geschrieben: Die sehr umfang¬
reichen Vorarbeiten der 58 Gruppen umfassenden Schweizeri¬
schen Landesausstellung, welche ein übersichtliches Bild der
ge>amten Kultur- und wirtschaftlichen Entwickelung der Schweiz
auf allen Gebieten geben soll, schreiten rüstig vorwärts, so dass
nach der ersten Schweizerischen Landesausstellung in Zürich
1883 und der zweiten in Genf 1896 auch die dritte in der
Schweizerischen Bundeshauptstadt nicht nur das Interesse der
Schweiz, sondern auch des Auslandes im höchsten Masse finden
wird. Die Ei Öffnung der für den internationalen Reiseverkehr
sehr wichtigen Lölschburgbahn wird sicherlich nicht wenig dazu
beitragen, der geschichtlich, architektonisch und landschaftlich
sehr interessanten Stadt Bern regen Besuch zu bringen. Die
Zahl der an dem Zustandekommen der Ausstellung Mitwirkenden
beträgt insgesamt nicht weniger als 1200. Die einzelnen Zweige
der Arbeit sind ständigen Komitees zugeteilt, welche die Fragen
der Bauten, der Finanzen, der Organisation, der Publizität und
des Verkehrs im vorbereitenden Sinne beraten. Diese ständigen
Komitees mit ihren zahlreichen Unterkomitees allein umfassen
800 Personen.
Bis 12. Oktober: ln Düsseldorf Grosse Kunstausstellung
im Städtischen Ausstellungspalast.
Mai Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) „Deutsche Künsüer-
bund-Ausstellung“ mit über 2000 Kunstwerken.
Frühjahr - Sommer: In Darmstadt Ausstellung namhafter
Privat-Gemäldesammlungen im Städt. Ausstellungsgebäude.
Mai—Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln.
Mai -Oktober: In Stuttgart Grosse Kunstausstellung im
neuerbauten Kunstgebäude.
Meli -Oktober: In Breslau Historische und Gartenbau-Aus¬
stellung, verbunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege.
Mai Oktober: In München Intern. Kunstausstellung.
Mai Oktober: In L e 1 p zi g Internationale Baufach-Ausstellung.
15. Juni bis I. September : ln Cassel Deutsche Kunstausstellung.
Mitte Juni bis Mitte Juli: In München Ausstellung „Bureau
und Geschäftshaus**.
21. Juni bis 5. Sept.: In Paderborn Gewerbe-, Industrie- und
Kunstausstellung.
4. 6. Juli: In Dortmund Provinzial-Pferdeschau.
13.—16. Juli: In Berlin Fachausstellung für Desinfektion und
Unge/iefervertilgung.
Juli August: In E ss e n Gewerbeschau (Ausstellung fttr Hand¬
werk, Industrie und Kunst).
26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für
Papier- und Schreibwaren.
Mitte Auuust: In München Süddeutsche Drogisten-Fach-
ausstellung, veranstaltet vom Deutschen Drogisten-Verband.
Nr.4 ■ aQQQ0QQQ33a839QQ(^ g^^9aggi DEUTSCHLAND a8ee ^3ceo8coecceGese€»8ee eeeqi 207
Bäder und Sommerfrischen H
Schlesien wird in dieser Saison eine ganz besondere
Ansiehungskraft auf das reisende Publikum ausUben. Wenn
schon die heilkräftigen, wundertätigen schlesischen Bäder
sich mit Recht von Jahr au Jahr eines immer wachsenden Zu¬
spruches erfreuen, so wird anlässlich der diesjährigen Jahr«
hundertfeier der Freiheitskriege in Breslau ein aussergewöhnlich
grosser Fremdenstrom nach diesem deutschen Gau gelenkt
werden. Zahlreiche Kongresse und Verkehrsverbände usw. tagen
in diesem Sommer in der schlesischen Hauptstadt. Bietet schon
die grosszügig angelegte Ausstellung selbst und die schöne
Stadt mit ihren grossen geschichtlichen Erinnerungen eine Fülle
des Sehenswerten und Interessanten, so sollte doch niemand
verabsäumen, eine Wanderung durch die herrlichen schlesischen
Gebirge zu unternehmen. Neben dem hochromantischen W a l-
denburger Bergland ist das Iser- und Riesengebirge,
das Königreich der Schneekoppe, ein bekanntes Keisegebiet.
Eine Gebirgswelt für sich voll eigenartiger Reize ist der G 1 a t z e r
Gebirgskessel im Süden Schlesiens, gebildet vom Eulen¬
gebirge, Reichensteiner-, Habelschwerdter-, Adler- und Heu¬
scheuergebirge und vom Glatzer Schneegebirge mit der
höchsten Erhebung, dem grossen Schneeberg. Ausführliches
illustriertes Prospektmaterial wird kostenlos versandt durch das
Internationale öffentliche Verkehrsbureau in Berlin, Unter den
Linden 14.
Schreiberhau im Riesenge birg e. Der Sominerprospekt
für XQX3 ist erschienen. Er gibt in neuer Ausstattung von etwa
xoo Seiten Aufschluss über die Geschichte des Ortes, seine
Bedeutung als Sommer- und Winter-Luftkurort, über Spazier¬
gänge, Touren usw. Ausserdem enthält der Prospekt ein
vollständiges Wohnungsverzeichnis der Sommerwohnungen des
Ortes und wird vom Verkehrsbureau der Gemeinde Schreiberhau
gegen Erstattung des Portos (10 Pfg.) gratis versandt.
Bad Elster. Bis Ende der ersten Juniwoche sind gegen
5000 Fremde zur Anmeldung gekommen, von denen etwa 2500
noch anwesend sind. Bereits Uber goo Bäder werden tätlich
verabreicht. Entsprechend dem guten Besuch des Bades sind
auch die festlichen Veranstaltungen zahlreich. Das Aerzte-
frauenheim ist auch in diesem Jahre in der Lage, bedürftigen
Witwen und Frauen deutscher Aerzte ganze oder halbe Fre.-
stellen zu gewähren und kann dies jetzt infolge reicher Zu¬
wendungen in erhöhtem Masse gegen früher tun. Anmeldungen
sind an Sanitätsrat Dr. Köhler (Bai Eisler) zu lichten.
Kgl. Bad Oeynhausen. Die Saison entwickelt sich
in zufriedenstellender Weise. Bereits mehr als Gooo Kuri^äste
sind hier eingetroffen, die Bäder haben die Zahl von 50000
nahezu erreicht. Eine Anzahl besonderer Veranstaltungen hat
die Kgl. Badeverwaltung für den laufenden ivion.ii vorgesehen,
und zwar 4 Militärkonzerte, i Doppelkonzert der Badekapcllc
und des Deutschen Männer-Doppelquartetts Luitpold aus Wüiz-
burg und 2 Künstlerkonzerte von Harryde Garmo und Nordewier
Reddingus. Tagesfeuerwerke und Kurhausbäile vervollständigen
das Programm.
Bad Ems. Natur und Kui.st haben auch in die.sem Jahre
gewetteifert, Bad Ems in der vollen Schönheit des luitgen l'rüh-
lings als ein Kronjuwel im nassauischen Lan ie eri^chcinen zu
lassen. Die Fortschritte des Bades in den letzten Jahren sind
ganz augenfällig, es ist in der Tat vieles geschaffen worden.
Von den vielen Neuerungen scheint besonders das Kurhaus bei
den Fremden den denkbar günstigsten Eindruck zu machen, ln
allen Teilen wird dieser moderne Prachtbau mit seiner imposanten
Terrasse und den vielen mit Blumen verzi“iteii Balkons als ein
Werk der Kunst bewundert. Der Kur-saalumbau, seine neue
Terrasse, die jetzt den wetterempfindlichen Personen ISthuiz
bietet, und die neue Kolonnade werden den Stainmgi'.-%le'.. eben¬
falls als eine sehr willkommene Aendeiung erscheinen. Mit
Recht kann man sagen: „Bad Ems aut der Ihihc der Zeii**.
Sehr erfreulich ist es, dass die Neuerungen ::ach iu^nch hin
sich schon durch starken Besuch bemeikbar machen.
Das Nahetal. Wer nicht das Nahetal kennt, wer nie an
dem murmelnden Naheflüsschen spazieren ging, d^in ist ein
Dorado unbekannt, das schon in alter Zeit das Auge eines Kitter-
fräuleins entzückte, wenn es hoch von der Zinne der Burg Khein-
grafenstein Ausschau hielt, ob die Mannen nicht bald zurück¬
kehren, vollauf mit Beute beladen. Am Fusse der Ruine der Burg
Rheingrafenstein liegt das Sol- und Radiumbad Munster am Stein.
Hier findet der leidende Mensch neben der Anwendung der
Radiumemanation die nervenstärkende Ruhe, hier verspürt er
jenen göttlichen Hauch, der den Menschen loslöst vom Alltags¬
leben. Und wer es kennen gelernt hat, dieses Fleckchen Erde,
den sieht das Nahetal wiederkehren, von Jahr zu Jahr. Schon
Kurfürst Philipp von der Pfalz erkannte Ende des vierzehnten
Jahrhunderts die Wirkung der Solbäder und Hess eine „Bade-
steit“ errichten. Von „dazumal“ bis zum heutigen Tage hat
das Bad so manche Wandlung durchgemacht. Die erfreulichste
war wohl die, als man im Jahre igio den Nachweis liefern
konnte, dass Münster am Stein starke Radium-Emanations-Quellen
besitzt. Je tiefer man in die Erde drang, um so stärker ent¬
strömte dem Krdinnern die Emanation der radiokativen Körper.
Als ganz besonders emanationsreich erwiesen sich die Mineral-
und Thermalquellen mit ihren Ablagerungen und Quellsedimenten,
und zwar enthalten sie gasförmige Emanationen und im Wasser
gelöste radiokative Salze. Letzteres dient der Heilkraft besonders
stark, da die Emanation, die eine sehr schnelle Verfallzeit hat,
sich beim Vorhandensein radiokativer Salze im Wasser fort¬
gesetzt erneuern kann. Selbstverständlich hatte die Feststellung
der Radioaktivität zur Folge, dass die Verwaltung die Quellen
neu fassen Hess und wiederum folgerte hieraus ein grosser Auf¬
schwung des Bades. So kann man sagen, dass Münster am
Stein in seiner Heilwirkung bei Gicht, Erkrankungen der Nerven¬
scheiden, bei Neuralgien, Frauenkrankheiten usw. mit eine
souverän^' Rolle spielt. Zum Kurorte ist dieser Fleck Erde wie
geschaffen, die Umgebung ist herrlich, das Klima vortrefflich.
Wer Ausflüge liebt, wird entzückt sein von dieser Gegend.
Für die Kurgäste ist bestens gesorgt, man hat keine Langeweile,
was bei einem Badeoite sehr zu beachten ist. Für den Sport
im Freien ist bestens gesorgt, auch Kahnfahrten auf der Nahe
kann man unternehmen, und wenn an heissen Sommerabenden
die Schifilein mit Lampions vorUberziehen, dann heitern sich
selbst die vergrämtesten Gesichter der Gichtleidenden auf.
Münster am Stein ist eines jener Bäder, die man auch zu längerem
Aufenthalt aufsuchen kann, um sich zu erholen. Es ist hier
nicht jenes nervöse Badeleben, das zum Teil nur aus Toiletten¬
paraden bei der Musik und abends im Kurhaus im Flirt besteht;
hier ist Natur, in der man es sich wohl sein lässt.
Die V o g e s e n , jene mächtige Bergwelt, welche die Grenz-
mauer bildet zwischen Eisass und Frankreich, ist eines der
schönsten und zugleich interessantesten der deutschen Gebirge.
Reiche Felder und Obstanlagen in der Ebene, Reben in unab¬
sehbarer Ausdehnung an den Hängen, ein prachtvoller Hoch¬
wald von Laubbäumen und Edeltannen, stille Bergseen und
hochragende Gipfel verleihen diesem wilden Gebirgszug mit
teilweise alpinem Charakter einen Reiz von seltener Mannig¬
faltigkeit. Zahlreiche Burgruinen, schöne altertümliche Dörfer
und Städte ze-.igen von der bewegten Vergangenheit des Landes.
Hervorragend wirkt die stolze Feste Hohkönigsburg, das
Wahrzeichen deutscher Rittei herrlichkeit im Westen Deutsch¬
lands, däs seine Wiedergeburt dem Kunstsinn des Kaisers zu
danken hat. Die Bevölkerung ist eine durchaus friedliebende
und in gleichem Masse wie die Vogesenwirte selbst bestrebt,
den Besuchern, gleich welcher Nationalität sie angehören, einen
recht angenehmen Aufenthalt zu bieten. Prospektmaterial wird
koste: los versandt durch das Internationale öffentliche Verkehrs-
burcan in ocihn. Unter den Linden 14, und den Verband der
elsabs-lothringischen Verkehrs-Vereine in Slrassburg i. E., Meisen¬
gasse 1.
Tanzsport in Baden-Baden. (Internationales Tanz¬
turnier). Eine eigenartige Anziehung wird das internationale
Tanzturnier bilden, das während der ..Grossen Rennwoche“
Ende Angur.l im Kurhaus von Baden-Baden statttindet. Der
moderne Tanz hat genau wie Tennis oder Golf rein sportliche
Formen angenommen und c»oll in Ba ien-Baden von diesem
Gesichtspunkt aus bewertet werden. Ausser den Preisen des
Baden-Badener Knrkcmitees und des Internationalen Klubs ist
dei Latschari-Wellmeisterschaltspreis für Tango von
Mk. 2000 zu erring«;!!. Der Wettbewerb ist nur für Amateure
(Damen und Herren der Gesellschaft) offen.
VVildhad (Würtl. Schwarzwald). Die Kgl. Badeanstalten
und .»onsligen Kuioinrichlungen mit ihren mustergültigen, kom-
ioiiabien Aiissiailungen sind seil Mo.iatsbeginn wieder in volleni
Umtjiiige in Betiieb. Von den Hotel.^ grUssen lustig flatternde
Fahnen z.iin Zeichen, dass alles für den Empfang der zahl-
«cica einli eilen Je.1 Kurgäste bestens gerüstet ist. Auch die
Kuikapc’.le »Iller L-iitung des K-^l. Musi.-idiicktors Herrn Prem
gibt täglich abv'«'v;chsiungsweise auf dem Kurplatz, 1.1 der Trink-
haili ir.id iv.i Ke: n a .en Konze.ie, die ne 'en Sinton.ekonzerlwn,
Knnmei- und üperciienmusik.ibe:iieri i.n Kursajil vorerst den
Miivclpunkt d.es gesclschaftlichen Baielebens bilden.
Ostscebad Zoppot. Die über die Grenzen der Provinz
hinaus beiiihml gewnrdcne Zoppolei Sportwoche vom 6.-13. Juli
wird auch dieses Mal ein reichhaltiges Progiamm bringen. Ein-
gcloiiet duich Jas mit einem Ehrenpreis S. M. des Kaisers aus-
gestattete Lawn-Tennia-Turnier und die Veranstaltungen des
208 meooßO[ ^ e G e&d QO & Q ^ ^ DEUTSCHLAND
Nr.4
Schiess Vereins Deutscher Jäger, folgen Fussball-Wettkämpfe,
eine Automobil-Sternfahrt, eine Ballon-Fuchsjagd, Pferderennen
an drei Tagen, ein Wagen- und ein Wasser - Blumen - Korso.
Soeben ist der von der Städtischen Badeverwaltung in geschmack¬
voller Ausstattung herausgegebene Prospekt erschienen, der in
seiner Vollständigkeit und Uebersichtlichkeit, sowie durch seine
reichen vorzüglichen Jllustrationen einem jeden Besucher des
herrlichen, zwischen der See und bewaldeten Höhen gelegenen
Bades ein wirklicher Führer sein wird.
i.i i.i
Aus dem Hotelwesen
M
H
m
Internationaler Hotelbesitzer-Verein,
Vom i(. bis 7. Juni hielt der Internationale Hotelbesitzer-
Verein in Nürnberg seine 42. Generalversammlung ab.
Ihm gehören die ersten Häuser der europäischen und aussereuro-
päischen Hoteliere an, deren Weltkongress in Berlin 19U seines
glänzenden Verlaufs wegen noch in aller Erinnerung steht. Im
Vorjahr tagte man in Wien. Im Jahre 1914 ist Paris der Ort des
dritten Weltkongresses, deren erster in Rom abgehalten wurde. Am
Mittwoch, den 4. Juni, hielt der Anfsichsrat seine erste Sitzung
im Württemberger Hof ab. Abends fand die Begrüssung der
Mitglieder und Gäste nebst Damen in dem prächtigen Grand
Hotel (Rudolf Lotz) statt. Am Donnerstag, den 5. Juni, vor¬
mittags, folgte der offizielle Empfang des Kongresses durch die
königlichen und städtischen Behörden im Festsaale des Rat¬
hauses, wobei der Oberbürgermeister Ritter Dr. v. Schuh die
Teilnehmer begrüsste. Am Freitag, den 6. Juni, vormittags
9 Uhr, hielt der Aufsichtsrat im Hotel goldener Adler seine zweite
Sitzung ab. Um loYiUhr wurde die Generalversammlung eröffnet.
Abends folgten Festdiner und Ball im Saalbau „Kulturverein“.
Am Sonnabend, den 7. Juni, begaben sich die Teilnehmer im
Sonderzug nach Rothenburg o. d. Tauber. Nach der Rückkunft
fand in Nürnberg ein bayrisches Bierfest am Dutzendteich mit
Konzert, Jllumination und Feuerwerk statt. Die Leitung der
Verhandlungen lag in Händen des Präsidenten des I. H. V.
Herrn Otto Hoyer (Köln). Ausser ihm gehören folgende Herren
dem Aufsichtsrate an: Karl Landsee (Innsbruck), A. Strack^
(Ostende), Charles Bergarello (Genua), G. Caracciola (Remagen),
E. Demelette (Paris), Albert Döpfner (Interlaken), A. Ellmer
(Heidelberg), J. Friedrich (Köln), Georg Gottlob (Frankfurt a. M.),
Heinr. Häffner (Wiesbaden), Ferd. Hess (Wien), H. Hoffmeister
(Hamburg), H. Martens (Amsterdam), E. Metzger (Berlin), A.
Seiler (Zermatt), Rudolf Sendig (Dresden) und W. Späth (Lindau).
Unter den Beratungsgegenständen der Generalversammlung sind
ausser den Berichten des Präsidenten und des Schatzmeisters
die Referate des Dr. Knapmann über die volkswirtschaftliche
und Versicherungs-Abteilung des I. H. V. sowie des Herrn
Landsee über die Otto-Hoyer-Stiftung und die Wochenschrift
zu erwähnen. Dem Bericht über die 191a zu Wien beschlossene
Errichtung eines Internationalen Bildungsinstituts
für das Hotelwesen (Hotelier-Hochschule) und die
bisherige sehr erfolgreiche Tätigkeit des damit betrauten Aus¬
schusses sah man mit grossem Interesse entgegen. Den Ver¬
handlungen über diesen Punkt entnehmen wir folgendes;
Zunächst berichtete Herr Hotelier Karl Landsee (Innsbruck)
über die zwischen der Stadt Düsseldorf und dem Bildungs¬
ausschuss des Internationalen Hotelbesitzer-Vereins gepflogenen
Verhandlungen, worüber näheres seinerzeit von uns mitgeteilt
worden ist. Der Redner machte über die Angelegenheit auch
einige neue Angaben, woraus folgendes hervorzuheben ist;
„Dem Bildungsausschuss lagen Angebote der Städte Düssel¬
dorf und Köln vor. Die Stadt Düsseldorf erklärte sich bereit,
die „Hotelakademie“ als städtische Anstalt zu errichten und zu
betreiben unter der Bedingung eines jährlichen Zuschusses von
10 000 Mark aus dem Schulfonds des Hotelbesitzervereins. Köln
wollte ebenfalls für die Schule Grund und Boden hergeben und
die Schule bauen. Jedoch wollte Köln die Schule nicht selbst
betreiben, vielmehr sollte sie ein Unternehmen des Internationalen
Hotelbesitzer-Vereins sein, zu dessen laufenden Kosten die Stadt
einen erheblichen Zuschuss zu leisten sich verpflichten wollte.
Bei der Entscheidung zwischen Köln und Düsseldorf handelte
es sich also darum, ob eine Stadt oder der Verein Träger der
Anstalt sein sollte. Die, finanziellen Leistungen beider Städte
waren sich ungefähr gleich. Der Bildungsausschuss hat sich
dahin entschieden, dass eine Stadt Trägerin der Anstalt sein
solle. Daher wurde das Düsseldorfer Angebot gewählt. Die
Gründe für diese Entscheidung waren namentlich folgende:
Eine städtische Anstalt hat als öffentliches Schulunternehmen
mehr Ansehen als die private Schule eines Vereins. Nur eine
Stadt kann die Anstellung erster Lehrkräfte übernehmen und
namentlich ihre Pensionierung sicherstellen. Ein .privater Ver¬
ein ist hierzu nicht in der Lage und würde grosse Schwierig¬
keiten haben, erste Lehrkräfte zu erhalten. Schliesslich ist über¬
haupt eine städtische Schule in ihrem Bestände auf die Dauer
gesicherter, ihre Verwaltung durch städtische Kräfte stetiger als
eine Vereinsschule. Diese Gründe waren so schwerwiegend,
dass der Bildungsausschuss sich für Düsseldorf und damit für
eine städtische Schule entschied. Selbstverständlich wird das
Hotelgewerbe bei der Verwaltung der Schule durch eine aus¬
reichende Vertretung im Kuratorium beteiligt sein. Es bleibt
uns allen nun, abgesehen von dem förmlichen Vertrag mit
Düsseldorf, eine weitere Pflicht gegenüber der neuen Schule
und gegenüber der Stadt Düsseldorf. Ich bin der Auffassung,
dass jeder einzelne unter uns an dem Gedeihen und an der
Entwickelung des internationalen Bildungsinstituts Anteil nehmen
muss, als handle es sich um seine persönliche Angelegenheit.
Es handelt sich in der Tat um eine weittragende und wichtige
Sache unseres ganzen Standes. Sie zu fördern, ist Ehrenpflicht.
Unsere Sache ist es, mit allen Mitteln und durch weitgehende
Propaganda dafür zu sorgen, dass die Schule Besucher erhält,
dass unsere jungen Leute und unser ganzer Stand von dieser
Bildungsstätte den richtigen Nutzen haben. Es sind auch schon
Stipendien für die Schule gestiftet worden. Gewiss darf der
Erwartung Ausdruck gegeben werden, dass der soziale Zweck,
den wir mit der Errichtung der Schule neben dem wirtschaft¬
lichen verfolgen, durch weitere derartige Stiftungen gefördert
werden möge.“ —
Weiterhin berichtete Herr Landsee, dass an dem Institut
für Hotelbildungswesen in Düsseldorf auch Lehrer für gast¬
wirtschaftliche Fachklassen der Fortbildungsschulen ausgebildet
werden sollen. An seine Ausführungen schloss sich eine leb¬
hafte Erörterung an, die von Herrn Beigeordneten Professor
Dr. Herold (Düsseldorf) eröffnet wurde. Er bemerkte, es sei
von jeher sein Standpunkt gewesen, dass es für die Zukunft
sehr von Bedeutung sei, wenn die Anstalt nicht von einem
Vereine, sondern von einem kommunalen Verbände getragen
und geführt werde. Bei der Durchführung des Unternehmens
komme es darauf an, dass das Lehrziel über das hinausgehe,
was bisher von andern Anstalten geleistet wurde. Wenn das
Institut auch nicht nach aussen hin den Charakter einer Hoch¬
schule tragen könne, so müsse es ihn doch wenigstens nach
innen haben. Bezüglich der Einrichtung und des Lehrplanes
habe der vorbereitende Ausschuss noch viel Arbeit zu leisten,
und darum ersuche er die Versammlung, mit recht vielen An¬
trägen und Anregungen an den Ausschuss heranzutreten, dies
aber möglichst bald zu tun, da nur noch kurze Zeit vorhanden
sei. Von den praktischen Fragen behandelte der Redner zu¬
nächst die Zulassungsbedingungen. Er sprach sich für eine
gewisse Altersgrenze, die er allerdings nicht nannte, und für
die Forderung praktischer Vorbildung aus. Als Schulgeld
schlug er 150 Mark für das Semester und 300 Mark für das
Jahr vor. Ein Redner verlangte als Grundbedingung für die
Aufnahme den Einjährigen - Berechtigungsschein. Ausnahmen
sollten nur gemacht werden beim Nachweise entsprechender
Allgemein- und Fachbildung. Der Schulgeldforderung stimmte
er zu. Die Dauer der Schulzeit will er erst festgelegt sehen,
wenn das ganze Lehrziel aufgestellt sei; jedoch solle die Dauer
nicht unter zwei Jahren betragen. Herr Indra (Aachen) trat für
den Eintritt nicht unter 21 Jahren ein. Mit aufklärenden Mit¬
teilungen diente Geh. Regierungsrat Dr. Stege mann (Braun¬
schweig). Er ermahnte dazu, der Anstalt den Hochschulcharaktsr
zu wahren, warnte aber anderseits vor Schematisierung. Als
Norm müsse immer verlangt werden, dass die Schüler ein be¬
stimmtes Mass von Wissen mitbrächten. Dem Anstaltskuratorium
solle man jetzt zunächst die grösste Freiheit gewähren, um sich
einmal einen bestimmten Erfahrungsgrundsatz zu bilden. Der
wichtigste Punkt bei der ganzen Frage sei, dass der Verein
auch seiner Ehrenpflicht der Stadt Düsseldorf gerecht werde,
indem er für genügende Beteiligung sorge. Dies könne haupt¬
sächlich dadurch geschehen, dass von den interessierten Ver¬
bänden Stipendienfonds errichtet würden. — Als Ergebnis der
Verhandlungen beschloss die Versammlung einhellig, der Er¬
richtung des Instituts für Hotelbildungswesen zuzustimmen und
auf zehn Jahre der Stadt Düsseldorf den Betrag von jährlich
10000 Mark für die Anstalt zuzuwenden. Weiterhin wurde in
Aussicht gestellt, dass dieser Beitrag auch noch nach Ablauf
dieser Frist geleistet werde. Zum Schlüsse sprach der Vor¬
sitzende des Vereins Herrn Oberbürgermeister Dr. Oehler, Herrn
Professor Dr. Herold und Herrn Geheimen Regierungsrat Dr.
Stegemann (Braunschweig) für ihre Bemühungen um das Zu¬
standekommen des Instituts den Dank der Versammlung aus.
Der Internationale H ote Ib esitzer-Verein (Sitz
Köln), versendet jetzt das in ganz neuem Gewände erschienene
Mitgliederverzeichnis, das zu einem höchst praktischen Hotel-
Nr;,4^
DEUTSCHLAND
führet erweitert worden ist. Das Verzeichnis enthält in aller bayerischer Postillon in der bekannten schmucken, malerisch-
Kürze die zur Beurteilung des Ranges, der Grösse und der romantischen Uniform reitet auf einem kräftigen Gaul und bläst
Eigenart eines Hotels erforderlichen Angaben und dürfte sich sein Liedlein auf dem Posthorn. Dieses sympathische Motiv
als ein von aller Reklame freier, zuverlässiger Führer erweisen. hat Hohlwein mit künstlerischer Verve behandelt, insbesondere
Der Führer des IHV wird allen grösseren Verkehrs-Vereinen der Gaul, der sich über einen Berghintergrund erhebt, wirkt
zur Verfügung gestellt und kann von diesen unentgeltlich ent- monumental. Auch drucktechnisch ist das Plakat eine bemerkens¬
nommen werden. Soweit der Vorrat reicht, können auch einzelne werte Leistung, denn es ist als Vier-Farbendruck (nicht Litho-
Bzemplare gegen Einsendung von 20 Pfg. Porto allen jenen graphie) in der Druckerei von C. Gerber in München hergestellt
Reiseinteressenten übermittelt werden, die sich an die Geschäfts- worden. Ludwig Hohl wein hat mit diesem Plakat eine seiner
stelle in Köln wenden. besten und wirkungsvollsten Arbeiten geliefert.
Fremdsprachliches im deutschen Hotelwesen.
Von einem Leser unserer Zeitschrift wird uns die Hotel-
Rechnung eines der ersten Hotels Baden-Badens vorgelegt. Die
Aufstellung — für einen deutschen Hotelgast bestimmt —
ist durchweg in französischen Ausdrücken gehalten. Da
heisst es u. a.:
Mai II.: Appartement Mk.
3 Dejeuners „ ....
3 Lunchs „ ....
1 Viande froide,, ....
2 CEufs „ ....
3 Diners „ ....
usw.
Nur zum Schluss heisst es auf Deutsch: „Dankend
erhalten.'* — Das ist doch der Gipfel des Undeutschen. Was
würde wohl ein Franzose sagen, dem man in einem Pariser
Hotel eine Rechnung in deutscher Sprache anbieten würde! —
Es ist früher schon in der Zeitschrift „Deutschland** darauf hin¬
gewiesen worden, dass man vom geschäftlichen Standpunkte
begreiflich findet, wenn grosse deutsche Hotels mit internationalem
Verkehr ihre Speisekarten in deutscher und französischer oder
in deutscher und englischer Sprache abfassen. Aber dem
Deutschen in seinem eigenen Lande die Hotel-Rechnung in
französischer Sprache vorzulegen, ist ein so verwerflicher
Brauch, dass man ihm nicht kräftig genug entgegentreten kann.
Das wirksamste Mittel ist hier, solche französische Schriftstücke
einfach zurückzu weisen.
V erkehrs-Pr opaganda
Fremd en Verke hr s bestrebungen in Berlin und
München. Vor einiger Zeit ist, wie schon mitgeteilt, in Berlin
unter Führung hervorragender amtlicher und kommerzieller
Persönlichkeiten eine Zentralstelle für den Fremdenverkehr Gross-
Berlins gegründet worden, die die Aufgabe hat, die Fremden¬
verkehrspropaganda für Berlin und seine Vororte zu organisieren.
Der Zentralstelle sind, noch bevor sie ihre Tätigkeit ofßziell in
Angriff nahm, aus Interessentenkreisen für die nächsten drei
Jahre bereits je 30 000 Mk. Zuschuss garantiert worden. Nun
beabsichtigt die Stelle durch eine umfassende Agitation die
Behörden, Handels- und Industriellen-Kreise Gross-Berlins für
ihr Unternehmen zu gewinnen, eine Aktion, die die volle Auf¬
merksamkeit aller Verkehrsorganisationen im Reich verdient.
Die Berliner Zentralstelle hat kürzlich eine Kommission von
drei Herren nach München entsandt mit der Aufgabe, die
Arbeitsmethode und Technik des Vereins zur Förderung des
Fremdenverkehrs in München und im bayerischen Hochland zu
studieren. In dem Schreiben an die Vorstandschaft des Münchner
Zentralvereins, in welchem die Ankunft der Kommission an¬
gezeigt wurde, wird der Informationsbesuch damit begründet,
dass „der Münchener Fremdenverkehrs-Verein mustergültig sei
in bezug auf seine ganze Organisation, auf seine Tätigkeit
und seine erfreulichen Erfolge.“
Zwei Tage in Potsdam. Die Wahrnehmung, dass die
mittels Automobils von Unternehmern nach Potsdam geführten
Fremden wegen der Geschwindigkeit, mit welcher diese Gesell¬
schaftswagen die Strassen durchrasen, einen nachhaltigen Ein¬
druck von dem Strassenbilde Potsdams nicht gewinnen können,
weil sie während der Schnellfahrt von den historischen Sehens¬
würdigkeiten nur wenig, von der reizvollen Umgebung der
Stadt noch weniger zu sehen bekommen, ja, dass selbst der
Allein-Reisende ohne sachkundige Führung oft an den inter-
Ein Schwarzwaldverein in Berlin.
Der zu den schönsten deutschen Mittelgebirgen zählende
Schwarzwald hat durch die vor einigen Tagen erfolgte
Gründung eines V e r e i n s der S chwarzwaldfreunde zu
Berlin (E. V.) eine Vertretung in Norddeutschland gefunden.
Der neue Verein will den zahlreichen Freunden des Badner-
landes und insbesondere des Schwarzwaldes, ohne Rücksicht
auf ihre Staatsangehörigkeit, einen Sammelpunkt bieten, eine
genaue Kenntnis von Land und Leuten vermitteln, sowie immer
weitere Kreise für dieses schöne Erholungsgebiet interessieren
und Reiseerleichterungen jeder Art beschaffen.
Propaganda für Bayern. Auf Veranlassung des
Landes-Fremdcnverkehrsrates für Bayern, der vor kurzem die
Ausgabe einer vortrefflichen Werbeschrift besorgte, wird in den
nächsten Wochen an den Litfasssäulen aller grossen Städte
und Kurorte Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz ein
Plakat angeschlagen sein, das in höchst wirkungsvoller Weise
auf Bayern aufmerksam macht. Das Plakat, das Resultat eines
engeren Wettbewerbs, stammt von Ludwig Hohlwein: ein
essantesten und schönsten Bauwerken Potsdams achtlos vorüber¬
geht, hat den Verkehrs-Verein vor Jahresfrist zur Ausgabe der
mit Wegeführung usw. ausgestatteten Gutscheinhefte für einen
Zweitags-Sommerausfiug nach Potsdam geführt. Dem Fremden
gewähren sie nicht nur sichere Wegeleitung und Bequemlich¬
keit, sondern auch volle Gewähr vor unliebsamen Ueber-
raschungen. So ist bestimmt anzunehmen, dass sich diese
Gutscheinhefte in kurzer Zeit als eine gern benutzte Einrichtung
einbürgern werden.
Gründung eines Verkehrs-Vereins in Teterow
(Mecklbg.). ln einer Versammlung von Einwohnern Teterows
wurde beschlossen, hierselbst einen Verkehrs-Verein zu gründen.
Deutsch-Nordischer Touristen- Verband, e. V.
Der Verband, der seit einiger Zeit besteht und in Berlin (Zieten-
strasse 32) seinen Sitz hat, macht es sich zur Aufgabe, seinen
Mitgliedern auf Reisen nach Norwegen, Schweden, Dänemark
und Finland Erleichterungen zu gewähren, sowie durch geeignete
Veranstaltungen und Einrichtungen den Kulturaustausch mit den
nordischen Völkern zu fördern.
BERUM HRMBÜRü
HOTEL ESPLAHAOE
Das Vollendetste auf dem Qebiete der modernen
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens.
210 DEUTSCHLAND H
Nr. 4
Fernsprecher 20514 Buod DCUtSChcr VerkchrS-Vereine (e.V.) Fernsprecher 20514
Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse 28.
(Die Geschällsslelle cibl unenlgell liolie Ausla'infte über deulsches Vcrlvchrswesen und Keiseangelegenheilen und versendet auf
Verlangen Führer und ProvcpeUle über deiils« he Kur- und Jiadeorte. Städte und I.andschafteii.)
Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle.
Dem Bunde traten als Mitglied bei:
Städtisches Verkehrsbureau in Bonn.
Zentralstelle für den Fremdenverkehr Gross-Berlins.
Reise- und Verkehrsbureau Rud. Hummel, Hagen i. W.
Neue Auskunftstellen wurden errichtet in Gent und
in Baku. _
Hauptversammlung des Bundes Deutscher
Verkehrs-Vereine in Breslau, 13. bis 15. Mai.
Der Bund tagte in diesem Jahre zum ersten Male im
deutschen Osten. Leider war die Beteiligung nicht so rege
wie sonst, was zum Teil auf den ungünstigen Zeitpunkt zurilck-
zufUhren ist, der mit den Landtagswahlen in Preussen zu¬
sammenfiel.
Die Breslauer Tagung wurde eingeleitet durch eine
Sitzung des Gesamtvorstandes
in der Loge „Hermann zur Beständigkeit**. Die Beratungen,
denen auch der Vertreter der Sächsischen Staatseisenbahnen
Herr Oberfinanzrat Dr. Bauer (Dresden) beiwohnte, leitete der
Bundesvorsitzende Herr Gontard. Der im Druck vorliegende
Jahresbericht, Kassenbericht und Haushaltplan wurde
genehmigt. Das Hauptinteresse beanspiuchten die der Haupt¬
versammlung vorzulegenden Satzungsänderungen und
die ihnen zugrunde liegende Finanzreform des Bundes. Nach
eingehenden Erörterungen, an denen sich besonders Oberst
Thelemann (Stettin), Justizrat Lebrecht(Leip7ig), Dr. Kuck uck
(Dortmund), Oberbürgermeister Dr. Wilms (Posen), General
Bigge (Coblenz), Postmeister a. D. l./ack (Potsdam), Wolf
(Chemnitz) und S ch u m a ch e r (Düsseldorf) beteiligten, wurden
die Vorschläge des geschäftsfiihrenden Ausschusses mit einem
Zusatz des Herrn Schulinspektors S a 111 e r (Braunschweig) mit
grosser Mehrheit zu Annahme empfohlen.
Die Debatten zeigten übrigens, dass die Ansichten über
den für die Finanzreform aufgestellten Leitsatz: Der Bund soll
sich immer mehr auf die in ihrer Finanzkraft zu stärkenden
Verbände stützen, noch sehr auseinander gehen. In dem
einen Punkte herrschte aber vollkommen Uebereinstimmung,
dass dem Bund für sein gewaltig anwachsendes Arbeitsfeld
reichlichere Mittel zur Verfügung gestellt werden müssen. Bei
dieser Gelegenheit regte Oberbürgermeister Dr. Wilms an, man
solle in Erwägung ziehen, ob nicht die Reklame in den Eisen¬
bahnzügen zu einer weiteren Einnahmequelle für die Bestre¬
bungen des Bundes dienen könne.
Aus den weiteren Beratungen ist hervorzuheben die Er¬
örterung über das Verkehrsheftchen „D e 111 s ch 1 a n d“,
das der Bund in Verbindung mit dem Ausschuss zur Fördeiung
des Reiseverkehrs auf den deutschen Bahnen herausgegeben hat.
Der Anregung, die fremdsprachlichen Ausgaben mit einem
anderen Titelbild zu versehen, kann eine gewisse Berechtigung
nicht abgesprochen werden.
An der B e s p r e ch u n g des Wettbewerbs für d :
Bildschmuck in den Eisenbahnwagen be’.nriijgicn
sich die Herren Oberst Thelemann, Oberbürgerme's;4.-i
Dr. Wilms, Oberst Seelmann, Oberfinanzrat Dr. Bauer, Ji'sti/rr
Lebrecht und Direktor Schumacher. Dem Wunsche, oa> . K:
der weiteren Auswahl von Bildern neben dem kii:istleii^».hen
Wert auch der Propagandazweck der Eild':r ctw.-'i.
berücksichtigt und den beteiligten Verbänden un.' Ve:..-
Gelegenheit gegeben werden soll, bei der Ausvv.dil der Bh : •
mitzuwirken, wird die Bundesleitung nach Möglichi.eit R( chiro* i
tragen.
Zum Schluss der Sitzung überbrach: ■ der Vorsitze.'.de Je
Kölner Verkehrs-Vereins, Herr Kgl. B.urat Schellen,
Namen seines Vereins, namens der Stadt ICöhi » nd c .
Leitung der Deutschen Werkbundaussteilung ei* c m u 'erm.'s
herzlicher Form gehaltene Einladung /ui Aihait-ug • -
H au p t ver s am m 1 u n g I 9 14 in Köln. D Kin.l .J;..
einstimmig und mit Beifall angenomn.-.n. jltw so he.llo-.
nahm die Versammlung Kenntins von dei ’uiv ii c'cn gc -.i."-
führenden Ausschuss in Verbindung mit d r hti>onJ.is ein¬
gesetzten Kommission einstimmig getätigte:. Vv^ahl de.'» Dirchlors
Schumacher, des bisherigen Schriftleiters der Bundes¬
zeitschrift „Deutschland“, zum neuen Direktor des Bundes,
der sein Amt zum i. Juli antreten wird.
Nach der Vorstandssitzung hielt an Stelle des verhinderten
Geheimen Regierungsrats Professor Dr. Conwentz dessen
Assistent an der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in
Preussen, Herr Dr. Klose, einen Vortrag Uber „Schutz
der Landschaft**. Der Vortragende zeigte in einer Serie
von Lichtbildern, in welchem Masse gerade die schönsten
Naturanlagen in Wald und Feld verschandelt werden und
oft der Profitgier zum Opfer fallen. Leider seien alle gesetz¬
lichen Vorschriften gegen die Verunstaltung des Landschafts¬
bildes fast wirkungslos oder unzureichend. Hier kann nur die
rücksichtslose Aeusserung der öffentlichen Meinung Abhilfe
schaffen. Die deutsche Presse habe hierin dankens¬
werte Dienste geleistet. Redner verlangte ferner einen wirk¬
samen Schutz bestimmter Vogelarten, wie für Möwen, Störche
usw., die von un weidmännischen Jägern ausgerottet zu werden
drohen. An den mit Beifall aufgenommenen Vortrag schloss sich
ein gemütlicher Bierabend. Stadtrat Grund, der Vorsitzende
des Breslauer Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs, hielt
eine sehr herzliche Begrüssungsansprache, auf die der Bundes¬
vorsitzende Gontard (Leipzig) ebenso herzlich erwiderte
und den Dank der Gäste dem Breslauer Verein zum Ausdruck
brachte. Weiter sprach dann noch Bürgermeister Kelp aus Zeitz.
Die öffentliche
Hauptversammlung
nahm Mittwoch vormittag im Kongresssaale der Verkehrshalle
auf dem Ausstellungsgelände ihren Anfang. Der Bundes Vorsitzende
Gontard begrüsste zunächst die Teilnehmer, die aus allen
Teilen Deutschlands erschienen waren. An den Kaiser wurde
ein Huldigungsielegramm abgesandt. Geheimrat Backs von der
Königlichen Eisenbahndirektion Breslau Überbrachte die Grüsse
des Ministers der öffentlichen Arbeiten, der den Bestrebungen
des Bundes das grösste Interesse entgegenbringe. Der Verkehr
werde nur dann auf der Höhe bleiben, wenn die Interessenten
des Verkehrs in ständiger Fühlung mit dem Staate bleiben. Ober¬
postdirektor, Geb. Oberpostrat Neumann betonte, dass neben
der Eisenbahn die Post in erster Linie dem Verkehr zu dienen
habe. Jede Erfüllung von Wünschen macht der Behörde
Freude. Sie sind aber nicht nur von der Bewilligung an Geld¬
mitteln abhängig, oft stünden auch konkurrierende Interessen
entgegen. Oberfinanzrat Dr. Bauer (Dresden) wünscht namens
der sächsischen Staatsbahnverwaltung den Verhandlungen
den besten Erfolg und hofft, dass die Teilnehmer recht viele
Anregungen aus den Beratungen gewinnen. Zum Schluss
begrüsste Stadtrat Dr. To bl er den Kongress im Namen der
Stadt Breslau. — Aus dem vom Geschäftsführer Dr. Seyfert
erstatteten G e s ch ä f t s b e r i ch t ist zu entnehmen, dass das ver-
rlossene Geschäftsjahr reich an innerer und äusserer Arbeit für
•lie Bundessache war. Die bedeutsamsten Arbeiten waren der
inneren Organisation des Bundes gewidmet, die den Bund auf
eine breitere finanzielle Grundlage stellen.
Im Anschluss hieran hielt Universitätsprofessor Dr.v. Wenck-
stern (Breslau) einen bedeutsamen und mit grossem Beifall
autgeiiomnienen Vortrag Uber „Die Entwickelung des
Verkehrs in den letzten 100 Jahren“, den wir auf
S. 118 200 iin Wortlaut wiedergeben.
Den zweiten Vortrag hielt Dr. med. Ja eg er (Leipzig) über
..Werbt : g und Fürsorge für den Fremdenverkehr**.
Redner lespiach <Me Bestrebungen der deutschen Fremden¬
verkehr snrganisAUor: n und die Massnahmen, die für die Hebung
■..IS J ‘. tv. h-n I'''cnidpnverkohrs notwendig sind. An diesen
01 trag schlo'>s sich die Besichtigung der historischen Aus-
. t^’.l aig, t’er Gartenbauausstellung und der Festhalle. Für die
K.v’-U .'ili'cl-.-an der Sitzung fand ein von der Frankfurter
C.^L : :...i:b.thn-Ge‘- llschaft dargebotener Dampferausflug nach
rj.. rt.
I'v» d"; K.’.climittags wurden bei einer längeren Rund-
: ii t Ji • i; hüg.'ieii S l.enswürdigkeiten Breslaus besichtigt,
iii.u . c.iii.solicit t.don siwü sämtliche Kongressteilnehmer wieder
•'bl (lc;r I. c ij'! itji c :i, v.'o in den vornehm ausgestatteten
R.iumiu des Schlcsingcr.'c'.icn offiziellen Weinrestaurants „Rhein-
go.d‘- d Festessen sta'tfand. In heiteren und ernsten
Reden wurden nach dein vom Vorsitzenden ausgebrachten
Ka.f.erhoch die Vcreinslcit^r, die Kongressstadt Breslau, die
beiden Herren, die am Vormittag die Vorträge gehalten hatten
Nr, 4 DEUTSCH LAND
■ f«f ixiür. die Dameni^ 4i* Velirs- Vefei'ttes ■ ^^4 ■. -I^i^tjs;' ; ■ ■
gefefisrt,.■ Eid aüäsfti^prdtafetiüd;• '■ ■ <!ca■''
yerfastset be:kaEiriti &^!siaüfcr Kad BihfefiTeid
aohr Äur Hebung der Stirn mb ag btsi. Abeb für ^eftAliVölJe
täiüsikatische Gcpüsse wrgjr- gjess>rgL
Am DoniJerstag : föigie ais Faf.4fct .
'rat«ftgca eilitt'
geschlossene MitgifederversammE^^^
im KöngfCSBs^ d«r Ausstellung. Der VaT5siu^f?de+- Hefir,;
Gorilardi gab amtiäch^ KcriQtrk'is v^n einem
i*öt dem Ämlkabinett dies KaiserÄ auf deh ÄttJ
^bg^M^endten Huldigiing^jgrijsfe der dffeEiiUcben
föng. Ditt bemta in der Siiiung des äeaämtvor^tänd^ be-
ftprocbcnen g«»chäftli«;heft Pdöit^ der Togesor dniing; , c. Jäfctre^^
beriqht^ 2, Reebnungabs^kbt| 3-v i^Äuahalts^ wurdei»
genebmlgi. — Aucb die tiätiptVersammiu/fg begrilsste di«:
dee Herrn S cfa u m a b e r iura B 4 n d q *41 reki pjr. /:' Ubbef
S * m ttt e 1 a nA e i g e n i b a U> 1 S h d i ä ch e n 2 e i t ü m g c n be¬
lichtete Herr Pro'i. Hptb ^Lcjpi Für die®^ Art: 4 er
Propaganda bat sich e;£b ibbbeis trttefesse bemerkbar getrtäcbf-
Die atif zeit noch schwebeßdefi yetlb (tndlürtgen werde d. vorans-
sichtlich bis zum fcommebdeTi thten Abschluss biideo.
OebcF die auf Öe^mtVör^tand izi Düsseldorf
beachJpsaene Einrichttj^g 4"*öef ' Vcrkebrskaitei des
D e u tacbe n H: e f Cbe&lf dfe 4ls. AUskuqftmaierLal f ür die Ver^
kehfshuteatis und AüskuDhsijlllts.n:. dienen soll» benchtete die
wissttl>scbaf.Üiche Hilfaarbeilenh deä Bundes, FrJ. Lilxenbetg
(X>e1palg)i, Die ausgestellte und von Frt Dii^hberg erl^m^Tte
Musierkmrtei iaod die Zustimmung der ButTdeämiigliedcr. —
Herr Direktor Schumacher (Dtisaeldoffl hielt emsit
kiirzfin Vosirag über die Betejligüttg de* Bunde* an
Au s^iel lu ng eü fm allgemeinen und 4eb 1^14 ln Deipitig
nnd TQT^: ln Düseeldotf stattlindend«^n grosse^it Aü&KtelilürjgeD im
besouderei^j. F^jlg^iider Beschluss w^rde eihitittifnijg^ augehommeu:
f /D^e He apiyer sÄmm 1 un g:; Mmmt Renntbis vöjü den ArL^fUhf u
ä fUfet0 u n d ^rhnii. d eö Mlit h «u *
Ö le H 411 ptveJ s ahimlu n g ■ *rki ät je äk b. ihilt tier Ö u n g fb det
. Inter n l ob aleiri' g rap hihcben .,l'l q d|£;,, i u ,ti: e i p_ ts f -j^'■.; ^^14, ;■ ■ 1 h ,
dern, iid ’ ÜhemehmendeH PÄyill öh ü.e«;
veitjsndes füi‘ Htvtm^tscbutz ernytri&tiüdcö. ;>^eraef;!
Beteilig üng ; de* es Ab der V i r beb rSp a b t e v 1:4 0 g;. der
: Gr bsse h D ü i s e i d >0 r f e r A ü b a t e 1L ü n g i 91 s vpfc ti
Er^ieluog Jannchmbatet Bedingubgen beccfalöBserl^ Bei der Se^
deutuog beider UnteiTichinttii ist eine mbghchsi allgemeifre
Bet«iligdag aller Mitgliedet zu erstreben. Der geseb^ftsf Öhren de
AUBsebus* wird «raucht, die Bildung^ vop Sbndeiad&schdss^n
zür Durchfübrutig der Beiediguog in die Wcgje zu leben/* —
; -Sehr'; .elhgehynde u n- g^' vers^lassteri' d ie. S.a i z u. n • g a ■.
ik n d e r4 o jg 4 b ^ die mit ejhem vött den Herren Sanier
und L e b re cid r veif aasten Zus^taantr ag getxebttiigt ' würdip ry.
Bet dj&n Wahlen für den nunmebr atiS tS K^ren besteh4
engeren yor eta n d wurden ausser den bisshef dern; gcsctiiitb&-'
führenden Ausschuss ange hören den Herren und Herrn
det an Steile des auF ^m^Ö Wunseb atiascbeiden^p, F^riti
General Gadegast m den Ausgehusi ^inträtg ge'wbhU;: iBig:g:y;/
Hüters. Si 41 Ha J Dir, F ts cb e r, P t, K üpk U Ckfd i 1 j e fi
O s i elf th S e tt 1 m A n n ( S in g m 4 nri un d pr. W i 1 tu a.
Nach Hfledigung der Tagös0rdn ung dankie der ttpd*
den fefetedlgten Beithrden sjju^ic der Säi^dtHrcHati für
lieb« Au rn ahm &.: A m N ä chüil tiag fü h f e 4 eihe An ä a bl T ednebiu tr'
flui Einladiiüg. des Otperbürgermetiiters Dr^ Wiims nieb PöseiK.
Für die übrige o Eong resstet in ehmhr wurde 41h MÄchmi«i:g
Gang durch den Zoolog rechen G^rtets üuebiFÜ
■G.r;» & hw 0 kf. niiterij ommcd. . ln ■■p i&fn-; begfÜVKte'fHerr Gbit'
•bBT^frrfstej^t^-Pi, Wllina mit den Mft^*tr^ij^yr*ianeö und ihitn
JDUme«; RÄisbellftTp.';. Aul dre freundHetuin
HegirÜT^Üb^siyhrte . erwiderten d^r ';Sündes¥i>Eait«7idttj.‘.' H«t
GßhiariSj .‘nnd ^err Direktor Sebuntfl^eher#^: Mit der 4m Fcelisg
fq|!^n-&n ch ti g ü n g d e>'■'••Efb-Tlclä't n $ . d tit_ A n.-*
*ibd^biungen Tagung: im Osten ihr Enfe:
Aus den Bundes-Vereinen
Ver&jand Hessischer Verkehre-Verelne.
%n der H iru p te r s;z lu ^ g stellte der neufr Vofailzttude,
zugleich Vnm^l^lcnder des Verkebtaausscbusties d^r Befgatrasse,
Herr Sa eben fAuerbachJj. zunächst die beiden neuen Mh-
axbeiter. in der Führung der Geschäfte^ di« Herren Bamn, yoa
^ ch *ti i Bensbciim) als Schatzmeistef und Oberlehrer T Ö T k
]{Seeheirri| als PfototoU fahret vot™, Auf Antrag des neuttn
Vorsitzenden wurde eine Verbeaserting der Organisarion des
Verbandes beratem Herr Siehen Führte aus^ dass von dem
jeweiligem Vorsitzenden nicht or^aH^t iÄf^rdeo khnpe;, das? er
ein Geiii«E iuf ailcn Gebieieo der Tatig^kcd unseres grossen Vtr-
bandtts sein künotti viettnebr eine Arheit^4!nliing ins Auge
zu TaS^sen sei. Das« allK 3 Jahre ein Wechsel Jd d^i* Leitung
d es Ver b a n d es^ in n er h al h d er 3 P iroVi n zen slattfa n d e, fn öge sm n
Gutes h^bttn/jjedocH mössteß hegahte, ^rbc^täfreudlge,. räumheh
ößii peirsiinlieh dem ver^citiftiittöoh ; V^fTVahutigeb unü inatanzen
A^isus^hu&s^Obmätiiie^' iiir Führung der Einael'-
j^eissbahtt ge.wShlt wftrd^^ die diuefhd im Amt bUebeh^ so dass
Krtolge: du* ii®r Taiigk^ir de^ V«rbaud*s dauernd durch die
gleiche H^fod sd/^st/Äben üöd iu ericieiififjo äei^, pie*e Ati'
re^atig; fand : den augeteiöen Et^ifai) AÜwesänd^o yemetef
und wurde ifanlFüs^t di^? Bildüttg von, 3 Ausschüasen beechloiiHtth.
Z um Öhmaa n ■ Au*schusse^r fih den Ver&hr hih dsn
V c r wai tu ngsb ehd rd ejtj ,wü rÜc .Her r rdnet^ ; Sieio tn er
«Dar t F ü n d äu s«in em Mf^^rb ei tet tt e^r D ito dra gs *
Abgeordneter Kßmm'er^i&ntÄV MoJthan tiW^inj:) ghwÄhit. Zum
Obmao® Für den Aüs^chus$ für das Verkehrswesea ^Bi^nhahn"
und Äi 3 tomobil''VßrbiddUtigenJ würde LHerr 8:14dWerdrdntm
Stemmi^r fDaTUist^dH uhd 4 U a^nem Herr Kom-
m ttif zienriit Schm abt f M^inz J i 's ^ V bl sitzeo der d er H a ml ei«'
kammei Mftini, Obniann. d*s gHichtii Ausschüsse*]:;:
bettr ;^chtFflhrL Herr Sthdthaum^Uter keefe gewlthlb.
Um die Wüniehe; ;Pro;vir>zef 3 z;ü sjammeln und
ge?fch iqiss« n 6tw Ai H ui?* y©hr^ge h: xu- kÖ n n en, wür de n für
Obethes^ep. ii^r^ Kntur (FSad Käuheim), Syndikus der
.Hahdelskimmer Fnedbdrgj für Rheinheeseh Herr Sis-dtvef-
Ufdhet^r W^bel (Mairti) und für Starkenbyrg Herr Sieben fAue?-
bachJ gewähfh Zu m 0 bfür den. Aüsschuss tur Rfeklairie
wVfdfi Hen Si^be.h iAtierba^} und zn seineii Mitarbeitern die
Herren VVailmarFb Wüb Koch (Bmgttö][, Herbat
■( WprtnSl und Wvidtrhann { Neu-Jisenburgf gewahtU Ka sqli
äugestrebt w^rdeuLdä^sa dem Verbände Siu und Stimme im löezifks^^
: EisenbahiUfat i^lfsgeräumt Wüd. Die den Verbau tt «ehr Inter-
e^sicTCude: FrSgtt deakcbfcksnla der Pjoramen^Aussiellung der
. Städie pud der BefgSirAase in der T ürnkkuruhiage Vori
Na uh film ward er eingehend bfeaprother]. Hachdein das Gr<sssh-.
MihiitftLbUM ttinachlüden bst^ ddsa idie Adssiellung während der
laufe Ildeu Kuf ir^ it nqch /lft gehahea werden dürfe» das«
4^1« : j6 d cic h 11 A htuia t d e^sel bta euiferUt vre rden m ii w iifd
Beste Anthrocit-Kohlen
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212 1 8800800000000900 090 89390089 81 DEUTSCHLAND iK g 00 e €«eot x)e eee eGe€»oeoe ffl
beschlossen, die Ausstellung für den Rest der Kurzeit dem
Publikum unentgeltlich zur Besichtigung zu öffnen und in be¬
scheidenen Grenzen sowie unter Vermeidung grösserer Unkosten
und unter Aufsicht des Verkehrs-Vereins Bad Nauheim zu
betreiben. Bin Beschluss Uber die spätere Verwendung wurde
nicht gefasst, jedo h stehen günstige Möglichkeiten in Aussicht.
Als Tagungsort für die nächste General-Versammlung des Ver¬
bandes wurde Bingen gewählt.
Der Pfälzische Verkehrs-Verband
hielt anfangs Mai eine Ausschusssitzung ab. Die Organisation
umfasst nunmehr g8 Mitglieder, darunter 70 Korporationen. Der
Vorsitzende, Rechtsrat Dr. Müller, berichtete Uber die letzte
Fremdenverkehrsrats-Sitzung. Danach ist die Ausgabe eines
bayerischen Landesplakates, eines Führers in englischer Sprache
vorgesehen sowie die Ausgabe grosser Photographien im Formate
von 150/240. Vom Staate wurden dem Verband ansehnliche
Zuschüsse bewilligt, die teils für die Reliefkarte, teils in Gemein¬
schaft mit dem Pfälzerwaldverein und dem Pfälzischen Ver¬
schönerungsverein und deren staatlichen Zuschüssen für eine
grosse Kollektivannonce der Pfalz in 16 bedeutenden Zeitungen
benutzt wurden.
Verkehrs-Verein Fichtelberg- und Keilberggebiet.
Welche Masse von Arbeit der Verkehrs-Verein Fichtelberg-
und Keilberggebiet in uneigennütziger Weise für die Allgemein¬
heit leistet in dem Bestreben, durch Verbesserung der Verkehrs¬
und Sportverhältnisse den Fremdenzustrom nach dem obersten
Teil des Erzgebirges zu heben, zeigte sich wieder einmal
recht deutlich während der vierstündigen Verhandlungen der
ordentlichen Mitgliederversammlung in Oberwiesenthal.
Herr Dr. Jaeger (Leipzig), der i. Vorsitzende des Vereins,
eröfifnete die Versammlung und ging dann auf die Aufgaben
des Vereins ein. Er konstatierte, dass seine Bestrebungen, die
Verkehrsmöglichkeiten nach allen Richtungen hin zu erweitern,
erfreulicherweise die gebührende Anerkennung der Fremden
gefunden haben. Die Tätigkeit während des abgelaufenen Jahres
erläuterte Amtsrichter Dr. Langer. Im Berichtsjahre hat der
Verein eine umfassende Reklame entfaltet, um das Verkehrs¬
gebiet immer mehr und weiter bekannt zu machen; durch
Vorträge und sonstige Veranstaltungen wurde auch das Interesse
im Verkehrsgebiet selbst wachgehalten. Wetter- und Sport¬
berichte wurden täglich an mehr als .70 Zeitungen versandt.
Von den Erfolgen des Vereins gab Herr Dr. Jaeger verschiedene
bekannt. So hat sich z. B. die Generaldirektion der Kgl. Sachs.
Staatseisenbahnen beieit erklärt, an den Bahnsteigen in Chemnitz
auch Tafeln anzubiingen, die die Richtung Oberwiesenthal
anzeigen; auch ein Gesuch, das die Verbesserung der Babn-
verhältnisse in Neudorf (Güter-, Post- und Telegraphen-Verkehr)
bezweckt, wird zurzeit einer Prüfung unterzogen. Herr Dr. Braun
(Neudorf) erstattete den Kassenbericht. Herr Fabrikbesitzer
Gessner (Niederschlag) leitete die nun folgende Wahl des
I. und 2. Vorsitzenden. Unter Worten warmer Anerkennung
fUr die viele geleistete Arbeit, der sich besonders Herr Amts¬
richter Dr. Langer unterzogen hat, erfolgte die einstimmige
Wiederwahl der beiden Vorsitzenden, Herren Dr. Jaeger
(Leipzig) und Amtsrichter Dr. Langer (Oberwiesenthal). Der
Verwaltungsausschuss wurde ergänzt durch die Herren Hotel-
direkter Schwarz (Oberwiesenthal) und Lehrer Friedrich (Neu-
doif). Nach lebhafter Aussprache Uber Form und Ausführung
wurde sodann die Herausgabe eines Verzeichnisses der Unter¬
kunftsgelegenheiten (Hotels, Heime, Fremdenpensionen und
Privatwohnungen) beschlossen, dessen Drucklegung in Bälde
erfolgen soll. Ueber den Stand der Verhandlungen in der
Angelegenheit einer Ruschelbahn und eines Fichtelberg-
aufzuges erstattete Herr Dr. Jaeger Bericht. Nach lebhafter
Erörterung der versshiedenen Projekte erklärte die Versammlung,
dass sie auch dem Projekt einer Schwebebahn zustimmen
würde, falls sich eine DurchfUhrungsmöglichkeit bietet. Bekannt¬
lich ist die sächsische Regierung in neuerer Zeit dazu Uber¬
gegangen, staatliche Automobillinien einzufUhren.
Nach einem Bericht des Herrn Gessner haben auch in unserem
Verkehrsgebiet bereits Verhandlungen stattgefunden, die sich
mit einer staatlichen Linie Wiesenbad — Königswalde — Bären¬
stein — Oberwiesenthal befassten. Die Versammlung beauftragte
den Vorstand, die Bestrebungen für diese Einrichtungen durch
Petitionen an den sächsischen Landtag und an die Kgl. General¬
direktion zu unterstützen.
Augsburger Fremden-Verkehrsverein,
Die Generalversammlung des Vereins hatte sich eines
aussergewöhnlich guten Besuches zu erfreuen. Der Vorsitzende
des Vereins, Architekt Walter Kr aus s, begrüsste die Gäste.
Herr Schwarz erstattete den Tätigkeitsbericht. Dem Vereine ist es
erst seit wenigen Jahren gelungen, den Gedanken des Fremden¬
verkehrswesens erfolgreich in die Bürgerschaft zu leiten. Das
Verkehrs-Bureau wurde im Jahre igiz von insgesamt 5943 Per¬
sonen gegen 3654 im Vorjahre in Anspruch genommen. Der
Fremdenverkehr betrug 191a insgesamt 98800 Personen gegen
38400 im Jahre 1880. Im vergangenen Jahre haben in Augsburg
46 Kongresse getagt. Der Verein gab sich alle Mühe, die Ver¬
kehrsverhältnisse der Stadt Augsburg zu bessern, was ihm auch
zum Teil gelungen ist. Das gute Einvernehmen mit der Presse
bewährte sich auch in diesem Jahre; besonders hervorgehoben
wurde, dass nicht nur die Lokalpresse, sondern auch die aus¬
wärtige den Verein unterstützte. Der Mitgliederstand hat sich
erfreulicherweise gebessert, er beträgt zurzeit 745.
Württembergisch-Hohenzollernsche Vereinigung
für Fremdenverkehr.
Den alten Deutschherrnsitz im Taubergrund, Mergentheim
hatte sich die WÜrtt.-Hohenzollernsche Vereinigung für Fremden¬
verkehr zum Ort ihrer 5. Wanderversammlung ausersehen.
Die aufstrebende Bäderstadt ist besonders geeignet zu einer
solchen Veranstaltung, zeigt sie doch an praktischem Beispiel,
gewissermassen am lebenden Modell, welche Aufgaben und
Wirkungen die Bestrebungen zur Hebung des Fremdenverkehrs
haben. Nach den Üblichen BegrUssungsansprachen gab der
Vorsitzende der Vereinigung, Gemeinderat StUbler (Stuttgaxfx) den
Tätigkeitsbericht über die Entwicklung der Vereinigung seit
ihrer Gründung im Jahre 1908. Heute umfasst die Vereinigung
176 Mitglieder, und zwar 3a Amtskörperschaften, 96 Gemeinden,
40 Vereine und Gesellschaften und 8 Einzelpersonen, die im
ganzen rund 6800 Mk. jährlicher Mitgliederbeiträge bezahlen.
Seit 1909 erhält die Vereinigung von der K. Generaldirektion
der Staatseisenbahnen einen Jahresbeitrag von 10000 Mk., so dass
ihr nunmehr jährlich rund 16 800 Mk. zur VerfUgung stehen.
Weiter berichtete der Vorsitzende dann eingehend Uber die
Propagandatätigkeit der Vereinigung, Uber die Veröffentlichungen
in Zeitungen und Zeitschriften, Uber die Förderung des Winter¬
sports auf der Schwäb. Alb, im Schwarzwald und im Württ
Algäu. In Vorbereitung sind und werden in diesem Frühjahr
noch ausgegeben; eine Schrift „Württemberg u. HohenzoUern** mit
Farbenphotographien, in deutscher, englischer und französischer
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ireklftm^ teilte der Vorsitiende mit, da^ die Vtreinirgupg die
kißom^l%>g^rephi^^h^ AttJfnahine der Burgeti und
S cb J * e r W ?i r t te ta h r g is u u d H o U a ö, U e r n s feio'
geleitet h?Mt» um db Film« durch IKlnfetÜÄiugr^i^^ Vorflihren
m iasÄÄO^ An de^i Beriefet ein Vortrag
t^oa KstisleiTat Sfei^hmfeld |Smttgart t) =»:! ideales und
Materieh&i d^er FremdehveffeehrBpHe^e fdL;^U^.t^^ Land'*-
Verkehrs-^yereiin Marburg
ln 4er ö e n e T ä lif s t ä a m tu 1 a n g beriirfeieie der Vo
eitaeude über di^ Vefcluatätigkeit im yoHgeb jähr^ die ib be-
Boodeim Masse der Propaganda gewidmet war. Nach lÖeBcii^feaB
der vorjäbrigOEi Veraamöilüfeg wurde ein küüKtletiadb. aüsgefiihJtca
Plakat nach dem Entwurf Von Fr^u^ein Gregef Die
Verteilung des Plakates an aije Verkebrs-yeretne geeciiah dÜttb
detr Bmä Psbf*<h®t" Verk(s;hrs-VereiTi*j ^ i$seideni übercjabm in
d ter'' .Weis« 11 nsor M it b'ÖTg^t:■ .rB^i.lach in i ^ Str a ck
auf : aftiSfiU Verteil uug. It^i JfbH If^iS erschien eine
Äonder-HuF^bi' dbr iGeitschtift „Deutstblau 4 ’* aja Lahn'Nummer,
welub«t Marburg durcji eioeq g^bsserbo-: Artikel tnit Ab-
litlduög^ ytTtrefteti war, im Laufe des JaLrta-Wüfde der Ver-
kebTS^V^^fcatiil Besaeti-Woideck gegtUndet j diesem bchlosa sich
die SUdti^ciwaitötig Marburg an, während der V^iTkebrV'yk.f^iu
beachlosB, äueb Ferobrbio dem Bund Deolacher Verkehra.i^Veitijie;
direkt eüa Mitebed anrugehöreo, da d^ direkt MbgUtdsejtaft
nach den Mitteldea Bundes mWehe Vorteile gewähren
dfiifle uiid der Verein dureb die Stadtverwaltung yon Veir
gäbgen ltn V^rbsnd i^^easen-Waldeck doth Kenntnfä erbälL Lf;
öeleg-öniych der im Abjüst siaitgehabseii des B^nd«
Detitacher Vcikebta-Vereine ^u Kaeacl wurde vom Verband
Hessen^Waldiäck auch eine Sooder^Nmniner der Verbande-
foitscbrilt ^^OeutBCbl^J’d“ (Hessen-WflJdeck-Numtüer) heraut“
gegobeO> Hicfiaa beteiligten sich die Stadt Verwaltung und uuser
Verein dureb eiueo von Herrn Haiiptlebrei Schneider verfassten
Artikel über Msttbferg,
Rheiotscher Verkehrs-V^rein.
Am ■ai. Mai fÄÄd.Io ä s. Üb är fttne S11 ^ u n e: des Gesamt-
V or5lfk:it^ßtB::'^;^y Der deut Vurstasitde ybrgelegte Jahres¬
bericht Bir ijsti «ti* weitert' gedetbiiciie Entwicklung des
Vareihfi >uf tjod gibt eine gedf^ugte Oebersieht liber dessen
ttiaotligClkhe BetäligüDg auf riefi y^rscbredeustch Gebieten der
Verkeh;®feifderufeg.^^^^\ ueuei, tuit jaahlieicbeTi Järbenphoto-
graphlacbeh ÄfefiiahmeD aUkg^eÄiartete Ebeinfühier m jqia ip
Ainer Auilage von 50 ooq Stück in deutscher;, engbsch&f hßd
f)ra^«$si&cher Sprache berausgebrächt worden. Per Absat* ^esi
Föferors ist sehr befnedJgenii gewesen. Die gesaintefi Ein-'
tiaiittTe^a hoben nieh 1914 süf 5^01.58 Mk. beiiffert; derür>t^ TyaTfiß/
iS^SifG Mk» Milglicderbeiträ^, 3iiod Mk, Zuschuss«: mebreref
f^fepetschaft«^! «n den Kosten dess vom Verein herausgegebeneu
Fffbjrers.jYpiy RheinAua Anzeigen und aua dem Pübref-
verkauf sind 344* Mk^ erlEtSrt wnidtn. Zu den K'äfiten der
SebUietbetbergeh öibd vbü ariderir Seite Mk; beigesteuert
w«rdoii4 Die Aue^Fteiluhg igti in DuÄi^cidörf hat ab Plaiagebiihreh
4 fcih VoT^oin: 95(5 Mk. pntcr den AuBgaben erfscheth^jn
die Küsten des Khainlühtet^ üud des Reklaisiepfospelfitev pit
ra 44a Mk.i die ÄufwendungDen für ZeitungsjekiÄme mit 16 koa Mk.*
die Äiiiagabefe Scüiijerherb^geu und Rheinhbbenwegt mir
58B6 ME Die Beteiligung an der Aü-ssteliubg in Düsseldorf rgu
tmipf«DL iBd SewJüditiil«* bietflf Oyr Ift'G-K niist-
;■ ■ fiv'mm«r itiswakl-'iUtfli- 'lom. .GebielB öer k'lässi-' •■
. ■• k ■ i hf I i • S^T.ftffelog^, 3^) S ft i t TSO "Ab b..
□ml Öi!gma.i-Photti|5Tö-j>hia gegeu L3Ö Mark ffftlikfii
^ M MMhyrMAlft U - SWÜ 77 s
AUflfilt ekd trSfiU AoeieK l#r l«tili0ei^BroBiiillar^FkQt«|reipblk,c
hat Mk. gekbotet. Die Verwaltdugskosteo beirugeh tB ^.97 ^k.
Der vom GeaamtVorataiid gebeiimigfe Atbehsplan für 3 cyt 3 eutfeall
unter atidenn die inzwlacheti bereits eraebienene SarhraieU
an^eige vefscEiieden«(i.: deui Verein an ge höriger Orte, die heraus
gäbe eines Führers , 4 urbh die jfColels, PensTo^ön UÄd Sbmmcr^
frtkehen der Rhein lau de,' die Herst eil ting von HficfviirsithluaS’-
marken mi*: Büderii heiyof ragen der Punkte, der Bhcmlande und
dio VorberettüDgeii tu «inem Wettbewerb fUr
geführte Städte- und Ländsctraffsbifder in feuni und schwäre-
weisk sowie für kliöstlerisctLe Phptugwtptiisbv : fu deb engerea
Vurstand des Vei^ins würden die Hsärr^nBÄUfSfUnd Beigeordneter
Geusen (Dii^seldßrf) und Smdtverorfibfeisr D«rm fMann-
beirh) gewählt. Die die jähtsgb HyUpt>Vet^atnmlung wird
in RüdeehisfTii/ Und ?war äm
im Holet Jung stättnöden.
EifetvefeSn.;
Das jijjährige Jfubelfeat des EifeSvereitis in Tfter t^ar
Äöhlreicb besucht. Der erst« Schritt, der uniernommon wurde,
war ein Abt der Pietät. Landrat Kau f m^o
erschien am Grabe des yerecnsgTÜödisfffl^ d«"*- ^Eifelvaters" Dr.
bronkei und legte einen Eirhenkran» rjiedfyr. Der HaujEii*
vefsammlung wohnten u, a, die RegierungapräsSdeuten von
K§ln; Dü^^ld^rf, Koblcv 2 und Aachen bftL Ferner der Laudes-
haüptTTjann der Pheicrprovm2 Or.' You Keuvers. Der Verein
scählt heutje, futid 130 Oriagruppen mit fä$f *o 60b MitgSiederD.
Für die S chü leih erb ergen wendet der Verein im Jahre laoqa ME
aüf. Per Vürsii^ende gab seinem BcdAuetn darüber AufidrucE
dss«. der Minister des Innern «me tatktSlüge tTnierstürt^ung
dieser: wisb ligen E in r mhtü n g im pieh Ete der J u g eU d p ü ege ab -
. 'geieLdt hÄt,. Der ^thfessi nur iJb' ME: im J^tb^e au. Der
.:F'egietui&gspräsideöt Ypn Kblo. mfefdete sich »um Wbtt tiod
yerkühdeie, dass er deo SchÜlerhefbergeu aus ihfn ihr Vet^
fügung ^ißheodSu Fond« 300b Mki ^u.r ‘Verfügung stelle. Für
iJlie Unteihaltuh^ der Niederbuig, für dffe der Kultusminister
■ ^ipb ME bcwiliigte, stellte db^ Laudeshaiiptmacin wehere
Sop Mki aur VerfüguTig. Der Re^ies^uugsprtt&ident von Aachen
übeiryiGhle dem Prof Schürmanu aus Düren„ der sich um die
Erbältubg de^3 Strohdacbea in der Eifel verdicht gemat^ hat,
im Aufträge des Ministers der ^Fentlicheu ArbeiLeo die vom
Kaiser gE3tiftete Den km üti^e für Verdieuaic auf dem Gebiete
des Bis^u- und Verkehrswesen«. Als letrtei der fÜbf Regie-
rungsprBÄidenten der Rheinprovina würde RegierUDgspräsideiit
Dr. Kruse fDÜ^eldutf^ jfum Ehreumitglied des Verein« er-
nauhl. Dem verdienters Vereinäv&rsitÄeüd^u wurde als Aü^
erkeonuu^ für s^ine ün^rmüdlicjhb T^icigk^ eia irpn Professor
von \ViUfr geschiiL£f*üE# Gümälde dYt Biijgrujne Mabderycfa<M 4
überFfciebL Bef der Vorat^p< 3 sWj^hl wnrdfeu det Vorsitzendfe
und sein SieU Vertreter Re^erüflgsprasi 4 ent a- D: ^ur Ncdden,
wjedergewählb .Wcitgiehefidis findet die Eifel-
au sstell u ug. Zuth Eröffnangsakt warProtektor, Ober-
präeideht der Hbeisprövin*,: Freitterr y o u R h e i ^ ^A ^ ^ ^
erschiene^ Nach einer Ant^pfeeVe dys VbrsrtseudßQ Orts-
- gruppe ^neL Simdtbäuril S efe i 1 Hu g:, ßi ki^ttb der Qberpräsident
die Aus&ieUhng für eföffoeL La io igle eia .Rand gang dV
t eiche u Ehre n gSsrtr, Die Aust tc l i ün & blfttßt «I nen iy ter ess^h ten
Deb«Tb|ick über di« kulturelle EutwiuMdug der Lifel, GrP&a
J (t din Zahl der au^eätelheH Krt^lgemälde. Die bedeutendsteu
Ertelmaler sind : Vtrtreten.v Der, Verem für di^ induslHelle Kut-
w g d äüde ifel hat ein e S 0 h d e rä uüsteU uu g. v er^< o at aUet,
die ; ISiflyh Einblick in da» Witkeh dieses Vereins geatatbit. An
deE ginfssttj: Eciei nahmten Über ,1000 Personen teil* Ip: eeiuer
BegruSSUhiSsyti^pTäche teilte, der Voxaitietidb mit, da^« d«f
Cr sFriV iitsch.atülifc den Schuldhecbergen einün
namhificfl Betrag arugewies^ hat* Anaprachen hielten der
Oberptäaident der RheinproviflÄ, der L^desbauplmnnn und
der OberbhtrgeTmetster von
Trier.* Den Festvoitrag Üit 3 t
Piivtttdosent Dr. Alfred Herr-
mann aue Bonn.
Verkehrs-VeretVi
Oberhauses (f^hld.).
kj der Hauptveraamm-
luog erstattele der f. Vor*
aiuende, Herr Philipp Hey¬
mann , den Jahre» fe« r i eh t*
Die Zahl der Mitgüeder hetrug:
am Schlüsse dea jihres 4^^
Die Stadl hat füt das kummeßdi}.
Geschäft^ahr hliaren BhtirAg
von 3000 Ma^tk gefipehdet^
Erneu gläii2«iidyu, düfdib*
schlagenden Erfolg
214 DEUTSCHLAND
Nr. 4
der Verein mit der Veranstaltuni^ eines Schaufenster-Wett¬
bewerbes und Verkehrstages am 4., 5. und 6. Oktober v. J. Die
Inanspruchnahme unseres Bureaus durch Einheimische wie
Fremde ist wieder sehr gestiegen. Es wurde eine Sammlung
von Plänen und Führern durch Städte, Bade- und Kurorte an¬
gelegt, die sich einer grossen Inanspruchnahme erfreute. Auf
Veranlassung der Stadtverwaltung ging dem Verein von der
Nachrichten-Zentrale G. m. b. H. in Frankfurt a. M. eine Kartothek
deutscher Städte und Kurorte zu, die zu jedermanns Einsicht
aufliegt. Auch in diesem Sommer haben wir durch eine Reihe
von Artikeln in den Zeitungen auf die Schönheit unserer Nord¬
seebäder hingewiesen, sowie eine grosse Anzahl von Prospekten
und Führern verbreitet. Der Erfolg unserer Tätigkeit ist in
stetem Wachstum begriffen, und namentlich in der letzten Saison
konnten wir feststellen, dass weite Kreise unserer Bürgerschaft,
die früher die näherliegenden belgischen Seebäder bevorzugten,
die deutschen Nordseebäder besuchten. Bei der seitens der
Rechnungsprüfer erfolgten Prüfung der Kasse wurde das Ver¬
einsvermögen am Schlüsse des Geschäftsjahres 1912 auf 2509.18 Mk.
festgestellt.
Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs
in Hildesheim
hielt im Sitzungssaale des Rathauses unter dem Vorsitze des
Oberbürgermeisters Dr. Ehrlicher seine ordentliche Haupt-
Versammlung ab. Der Vorsitzende teilte einleitend mit, dass
der Geschäftsführer des Vereins, Herr Mittelschullehrer Cassel,
schwer erkrankt sei, hoffentlich aber bald wieder hergestellt
sein werde. Aus dem erstatteten Jahresbericht über das ver¬
flossene Vereinsjahr ist mitzuteilen, dass der Versand von
Prospekten, Führern und Plakaten in etwa 12000 Exemplaren
erfolgt sei, und zwar „Erinneiung an Hildesheim“ in drei
Sprachen (deutsch, englisch und französisch), ferner der
Casselsche und A. v. Behrsche Führer durch Hildesheim, das
Niedersachsenheft „Hildesheim“ und das Plakat „Hildesheim,
die Perle deutscher Holzbaukunst“, sowie Karten, Pläne und
Siegelmarken. Die Lichtbilderserie des Vereins wurde 4 Monate
auf der Düsseldorfer Ausstellung vorgeführt, ausserdem noch
auf zahlreichen Kongressen. Das im Knochenhauer-Amlshause
eingerichtete Verkeh'sbureau erledigte neben den Arbeiten des
Vereins auch die des Haus- und Grundbesitzervereina. Der
Verein zählt 344 Mitglieder. Am 10. Dezember v. J. konnte der
Verein auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Korporativ
angeschlossen ist der Verein dem Bunde Deutscher Verkehrs-
Vereine, dem Harzer Verkehrs-Verband und dem Nieder¬
sächsischen Verkehrs-Verband, deren Werbearbeit auch der
Stadt Hildesheim zugute kommt.
Verkehrs-Verein Lübeck.
In dem alten, ehemaligen Patrizierhaus Mengstrasse 4 hat
der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs im Erdgeschoss
rechts vom Eingang sein neues Heim bezogen, das zum
Pfingstfest eröffnet worden ist. Aus kleinen Anfängen hat
sich der Verein allmählich zu einer für den Fremdenverkehr
unserer Stadt wichtigen und unentbehrlichen Einrichtung ent¬
wickelt, unterstützt vom Staate und vielen gemeinnützig denken¬
den und handelnden Bürgern. Während die Geschäfte des
Verems bisher im Nebenamte erledigt worden sind, wurde,
dem Beispiele anderer vom Fremdenverkehr bevorzugten Städte
folgend, vor kurzem eine Geschäftsführerin im Hauptamte an¬
gestellt, die Fremden und Einheimischen jede gewünschte Aus¬
kunft in Verkehrsangelegenheiten erteilt.
Die Festschrift des Eifelvereins.
Ein Eifeldenkmal, aere perennius, darf man die
zur 25jährigen Jubelfeier des Eifelvereins erschienene
F e s t s ch r i f t*) nennen. Was den mit seinen 20 000 Mitgliedern
über das ganze Reich und auch in Belgien, Luxemburg und sogar
in Chicago durch Ortsgruppen verbreiteten Eifelverein gross und
stark gemacht hat, das hat auch das Wahrzeichen vorwiegend
rheinischer Gelehrter geschaffen: begeisterte, uneigennützige Liebe,
♦) ICirel-I'esKoln iri. Zur r)j;iliri;;en .liibel-I'cier des lüifelvcreiiis. Im
Aullrago <les IIaui)lv«)rslaiHl(*s licrausgc};t‘bcn von Alfred llerrmanii.
Selbstverlag des ICifelvereins. In Kommission bei (leorgi, Bonn.
l*rois Mark lo—.
©mm
Dresdner Bank
Dresden-
BerUn=
-London
Bremen • Breslau • Cassel • Franlcftirt a, M. • Hamburg • Hannover
Leipzig • Mannheim • München • Küryiherg • Stettin • Sluitgart
Altona, Auijshurgf Bantzfn, B^nthvn Bü^'kehnrg, Bnnzlau, (Jkrinnifz, Cor-
hach, Ih'tmold, Emden. E.srh wf’fie, Eronkfurl a. ()., Ereilfurtf l. Br., Enhln, E'urth, (Heiiritz
(töttin^en, (ireiz, llarhu! tj, Ileidelhenj, Heiihronn, Katton itz, Könitj.'iJiUttr, Leer. Lierfnitz
Lüheck, ^^ei.’^.\'en, Blauen i.V., Sj/andan, Tarvoiritz, Ulm, Wir.shaden, Zit tau, Zwickau.
AktienLapitctl: 200 Millionen Mark = Beserven: 01 Millionen Mark
J)resdner ßank ^ res lau
Ring 28, Schweidnitzer Strasse 1 (Stahlkammer) vom Herbst 1913
ab im iieuoii Baiikj^ebäude am TaiientKieiiplatz
DEPOSITENKASSE A: Neue Schweidnitzepstr. 5, Ecke Gaptenstp. (Stahlkammep)
„ B: Königsplatz 4, Ecke Fpiedpieh WilhelmstP. (Stahlkammep)
„ C: Matthiasstp. 9, Ecke Rosenthalepstp.
„ D: Gpaupenstp. 6 10 (Stahlkammep)
„ E: Kaisep WilhelmstP. 92-94, Ecke Goethestp. (Stahlkammep)
AnMführiiiig (^ämtliclior bank^^^eHcliiiftlit'heii Traii»«aktionen
Jireclitbriefe auf das In- uiiil AuNlaiid = Zirkular-Welt - Kreditbriefe
Vermietung stählerner Schrankfächer Geschäftsstellen.
I
Nf.
0EUTSCHLAND ^se^ee aaa36o e so e eooecoco eeB 215
ti#fscliÜirffeRtSe Tatätraftf t^'ürsoi'gre das Befglaod,
dvxvi Geschitk^WßrsctieT im in er neue Bezüge in f er Zehen
aufdeekt, dein Gcjsilpgeii citt Gebiet ohnegieicheo idi^rÄtcilU das
dem Wlrtschaftspolhiker dankbare Äbsatzmöglicbkeiten erscblieasi,
das dem Waftders^ ein BriiAnqueÜ nnversieglither Wander-
ff^eüden ist. - De; verdie^atyoUe SchrihUiier der EifelVeremii-
ElÄiter^ teklor Zen eröffnet den Reigen der Aui-
fiSiae mii einem »dr Gründung und Entwicklung des
iHlbenubilars, dern das ehemalige ^^rheioifiche Sibirien”^ das
^jlangverkafiiite uiiii doch tfo rciavotle Eiicllontj“ sein Erwachen
ans vfelbundertiIh.Tigem Dnnnröschcn^hJafe verdankt. Jn vor^
nehmfsr genügte d^s Festtagekind einer Ehrer»pßicht an
ewei treue Wegr^eseÜeiJ 3 dcrn „K h e ini* ch cn V er ei n f nt D e n kniidl^
pijege und Hei matsch ut3?‘‘ wd „die staatUcbe und proviajEiate
Deukmalpfiege m der E» biidfiie gewi^^a keine leichte
AnfgiStje;; «iergtündige Beiträge zur Natuiktiade der Fliföl mit
Ihxm 1 ^üi 3 km eir^ threr eigexiartigen Flor a ühÜ , c«örwie
nnd Kiilmrgeschtcbtep Itiren /ihfsr
JäiÄ«n- und Steinindustri^ Leben der BewoÄner in $irtc
und Öfauch in einer Weis© zu schreiben, die Gelebtien
-wie di^Ji Manli aus dem Volke befriedigie. M 4 h mtd ^5
dbtii Herausgeber, dem Bonner PrjyÄtdbiäGtkia
Df. Alfred Herr mannt g^m beaeGgetij dass hichi nur dieses
eirekht isb SOJidern. dai;* ^ 3 LUCh .-rte^h tnbbres geisttges Band di^
Beairäge umschHogb^ ^ Elb pt^hlifict hSezcotmte r Druck
V. Willes „Am tmen zii^t den Emgang des schönen
Werkest mit etwÄ löb Abbildungen ±um TeiLuac^ Feder-
^eichuungm de^ Bbantr Ma^efin. K i n z geschmückt
isL — WÄS o Ltcb SchlüiiWWtfli■ d esj: Proyinziaiiichulrafs
Dr^ Cramei (Milnöiet) in aeinehi BeUrAge RZimer in der
Eifel** von dem gifi# das duttbiisfht a:uch die K^ssL
Schrifti tiKjraftvolies WirtsdiJin^iie.heTs yer bönd sich mit if^mmer
BUt e t c j n sier W t hafV und ■ d e vssehem r* n*'. W cd er
Geishrte hoch Publizistetii Weder n^ächderilcKche Männer des
Erwerbs . tvueh der mnnten W^imHrer wei^en >n dk^em
' tagccid en Ö etikto at d eUtsc her W i s se n $c E* ft ach ii o s Vb rü b e r^eh en.
Rfckto^r Hamme
Karte vöri- FÖr die Zwecke der
Industrie/ düa Hiindek Und de^- Verkehrt; Im Dea*
VcflÄg G. m. bi lictitti W-hi 4 Auflägc 4 k Prof.
W. L i ^ b ^ n o w ht bfritfete nKiift^: vfth Z * ntral etj rop a j t cz^ u o o p' ‘.
Die Karte bringt ip pcihlktkler AüijfühfUbg eine tjebetstcht über
die einecfaiieaslkh de^ Im Bsu PegriRehen und projektierten
Eisenbabft^i der haupt^StChlicbsii^d %!ras5eri und öeWäfeikt i, ^k
ist ykJfarbtg gedruckt, ißk Kurte whd m sw^i Aua'gibcn her-
fiu»gc$eben die jAüsgabie Ä. uhteriidicicjet farbig die Kk^bbahn*
dtrekwonsbertrkir und eignet Heb vgraugsw für BeE-brdFn*
H*Jidekh'^s er i In d ustm 1 k; iS pad ? tc ü r e u«w. fü r den O üte r,vtrtiarid,:
wckfdifr Ausgabe BV afk Eisenfoaibbstrecken uiitertsboid^.
auf en Lh “fK sp ^ Z bg e, $c b ne Hi üg S^bkt.wsg^n ver *
kehnep UÄW, Diese Ausgahe dient dem KcfSenden, Kaufmanne
und Publikum; weil sie mit einem Blkk über die nächsten und
schn&lUten Reise Verbindungen, über Zoilsteilen und dergleichen
orkjbrerl. Dk Kane Wird wegen ihrer UehjerBiehrUchkeit auch
als Örganiiatiqnskurle gute Dien.ste leislem Der Preis für die
rohft Karte mit Mk. g und Mk, i& tür dir aufgezogene Karte
kt angem«särn.
H I m a.i tt n d K t t!; 4 > d G e d i ch i e vdti W 11 h e I m 1J ei
Eth^eld: Veiflag yWv Grütlefiep. Lyrik Ejchlcchthirr
kan»; fihdEb, ithet die Gedichte des
bekannten Dichterjs fdel sind derart bodenafäodig
«nd typisch h^ man sic als blumige Gewächse
dieser Länäschäft; yp^s aiisgßpfägtcr Eigenart betrachten dart;
Das :■ gtli'./nicht ’ den^ri der Dichtf^f
Naturschdinheit^n besixjgt oder bergische Märcben- und Sagen-
stode behahdu!t. Auch in : den übrigen kommt die bergische
Efgensjrt 4 *s Poeten voll zur Geltung^ die stille Anmut^ k|are
Schonh^th und sitdiche Würdet die wie Offenbarungen ah-
bergischen Volksgeistes äuI den l-eser wirken» H. ft,
Führer dübch, tVleye. Del tu Gemeiitschäff rmi dem
GeTneiiwiUuigen Veceih der Stadt GleVe von der VerUigshapd-
lüäg : Bo^h I Wwe» herjau^geg c Iteu e 1 - ührer: durch Cleve kfxA
Dfhgig b li cl ist, iJ b eb en ers c h ie n e B efn, (‘'ühr c r ist heig egtben
em gf>a 5 i 3 etr fjkfhiger. bis auf dtg Gcj^enwart ergäV^^ef PbsrtJtsr
plaß*/ethe KArtis. vom Siernbnsch^ eine Situatiodskaric yon Cleve,
Preis >3os PtihfCTS 50 Pfg,
; In neuer AufUge ist vn|cr d*eat^
soebeh eipe mit reizenden Faynttipbc-totiaphtcn düsgestattete
. Bföacbüre über die basischen R*;|se(;tlVjete d^ Scliwitawald^s,
-OdefiwaldcsT Bödeesee^i,; Obertheineti Und emchieneri.
. Peaüelode Schddeningent ergä1l:JCT^ <fjÄ rahlrcfChbh lühatrationcn
. Und taftcben thh Land ur^d Leiiien des wur den s>chöitaittn. Er-
holohgigebietöh .zlhleti d en Ba d rie d a n d e 5 be k ztn Pt. (>1 teresseiite^
erb aUerj das Heftchen k osten loa au f W unsch üb eraaii dt d u rch
das Itilernatioiiale d^ehiüche yerkebtsbörcaüi Abteil utsg^ Biadea*
Bef Ün W 8, den l^odeo^
i^T k Ü r i p g e n i m S1? ra m t**'V E i ti Ö u ch für To u ri s t« o
und SoTTiTneTfriachler i»i der Thel eines tllustnaneo Reise-
hdtidbücheft» weiches Wieder in seinem fThundheheta grünen
Kleide in dritieft stark vertnehrter AufUga bÄil öftit Verliga-
Ansta 1 1 W i l h e i m L o e w y in E r f d f s. e rseb ieh en (gege^o
Elosendtmg von hü Pfg- fhanka tsn bst^iehen) und alten^ die itn
scböQßQ TbÜrihg^ Lande «in« kteißirh p4*f grösa^e Etbölunga-
jtise Ttniernehftiesj WötUn, ab yieltejiig'or^ band-
licher tind mU und Stadi*-
bildern geschh^llck i«r: Hatgtbec w ann au JS mp
„Die ääcb.ÄVstdie Schweider Titel einer
neu erscbien#:het>, teieh. VlluattiiSf fen . des Gebifgo-
%rerej.f3a die Bchwei«, fu iShersicbÜieher Weis»
hriftgi sie tlhe'./kur^Ee Bft&chteibung ln Befracht kommenden.
Orte und eteht so ein gutiea Auekühft^huch für die Reise dar:
J m Hin blick auf die diesjithrt g n gid &Apn Yeransultn n gen in
LeipiJigy db intmtatlotaie Baufach^Abaeteliung, dars XIL deüuch«
Turufeafc und «iie Weihe ^«^t Vbltef^chlftcIrtdeRkmals^ die Sachsen
in den Vnrdei^tunä des allgemeinen Intereases rÜckea/machen
wir auf diesem Heft aufmerksam, dds koatehlps äUrch die Aini-
liche Auskuriftstetie der Kgl. S äebsiseben Staat^bahhen tiii tnter-
natipnaJen öSfeptitchen Verkßbrsbureau, BerHu W*8j Unter den
Linden 14^ a» beziehen ist.
Fühfer für K l\ nK®^*h^L 1 tn Vbg11ahd- Dos uns
V orli eg^nd e He fich e o d Ge birg»v ereine für KEng enhsaJ und
Ümgegend in seiner aaufeeren Ausfüheunj^ macht einen recht
guten Ein druck, ivK reichheh'B
dem Besucher die^ser achdöert yaglläindisehtn Gefairgsgefee&d
msiichen dankeaswerten Wmk; au dieser Rührer^ der auch
in uuserer Kapeditioh' «ur ,Abgabe Statcpessemen aufUegt,
sicher gute Aufnahme hu:den wird^-
B a a AH R th:, ganat Ort gl hc Her und auch in eeioer
A usst attun g Üg« PröSpekf ;k ömmt ^ d fj^ir
yerteil ung;., trhwr der M trtv“it ku ng des MÜtibhenfcif Ftetti den-
verkehrsvereih^ haheo ziehn wuhtigeten Om; biyeHseben
All gä US ein e h tn«l e kf Äuagefgei?*«,. de r iti gicdr' a agier
textlicher Küf;#;:;.däi'y'gdnse/.'Gebi0^^^^ Öbrl^ea.' ^aber
durch die VV'iedergabe hervhrrage^ lliuairahAneh «u wirken
sucht. Dieser, Ppb^peki ■ be^Jahtei fAr die' Prhpaganda det
einzelner^/ Gebw^e uiistte« Ho ekie n sehr begTbasehwertm:
Fortächtiit: eineröena ist ks in der; Tat din ganz vortfeffli^ih»«:
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Eine Herrliche Reise nach dem
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216
üBUTSCHLAND [g^^e^^ee^ ^ ^^S88 e e6 e eeee ^ Nr. 4
andern gewissermassen gefördert wird» andererseits ermöglicht
der gebietsweise Zusammenschluss einzelner Orte die Herstellung
einer sehr grossen Auflage, und schliesslich wird dieser Prospekt
auch in Form und Ausführung all den Anfofderungen gerecht,
die man an ein gutes Propagandamaterial stellen muss. In dem
Allgäuer Prospekt sind die Orte; Füssen mit Hohenschwangau,
Oberstdorf, Kempten, Lindau, Oberstaufen, Hindelang, Pfronten,
Fischen, Immenstadt, Sonthofen vertreten.
An die Ostsee! Die Stettiner Dampfschiffs-Gesellschaft
J. F. Braeunlich, G. m. b. H. (Sassnitzlinie), die mit ihren
grossen, eleganten Schnelldampfern die Verbindung mit den
bedeutendsten Bädern Pommerns und Rügens ab Stettin unter¬
hält, zeigt die diesjährige Ausgabe ihres bekannten Verkehrs¬
handbuches „An die Ostsee'* an. Die handliche Broschüre
enthält eine reich illustrierte Reisebeschreibung, eine grosse
Anzahl genauester Fahrpläne der Linien der Gesellschaft, sowie
der anschliessenden Schiffs- und Bahnverbindungen und die
betr. Fahrpreise. Die Einrichtungen der direkten Fahrkarten
nach den Bädern, welche für das binnenländische Publikum
besondere Wichtigkeit besitzen, sind mit aller Genauigkeit be¬
handelt und durch ein vollständiges Verzeichnis der Fahrpreise,
Gepäckfrachtsätze usw. für diese Karten ergänzt. Trotz dieser
Fülle des für Reisende nötigen Materials wird die starke
Broschüre unentgeltlich ausgegeben und ist zu haben von der
Gesellschaft in Stettin und allen Reisebureaus.
Ostseebad Sassnitz auf Rügen. Ein alter Bekannter
in neuem Kleide liegt vor uns: der von der Badedirektion heraus¬
gegebene „Amtliche Führer" des Ostseebades Sassnitz a. R.
Das neue Kleid ist vortefflich gewählt. Auf dem Umschläge
befindet sich nämlich eine farbige Wiedergabe des weltbekannten
Königsstuhles auf Stubbenkammer. Und wer diesen berühmten
Kreidefelsen noch nicht gesehen hat, der möge sich durch die
schöne Abbildung auf dem Badeprospekte des Ostseebades
Sassnitz zu einem Besuche einladen lassen. Ueber die Lage
und die Reisewege zu ihm, über seine Entwicklung vom Bauern-
und Fischerdorf zum Ostseebad, über sein Klima, seine Kur-
mittel, seine hygienischen Einrichtungen, sein Badeleben und
die Unterhaltung, die man dort findet, über seine herrliche Um¬
gebung, auch über Unterkunftsverhältnisse, Preise usw. berichtet
der Führer eingehend. Ein besonderer Abschnitt von Sassnitz
redet von dem Badeleben und der Unterhaltung, die den Bade¬
gästen geboten wird. Der Abschnitt „Umgebung von Sassnitz"
stellt eine ganze Reihe von Ausflügen zusammen, darunter den
Ausflug nach dem zuerst erwähnten Stubbenkammeifelsen. —
Der „Amtliche Führer" ist kostenlos zu beziehen durch die
Badedirektion Sassnitz a. R.
Schluss des redaktionellen Teils.
1
w
Geschäftliches g
Unter den Erzeugnissen der so staunenswert hoch ent-
wickelfon modernen Klavierbaulechnik nehmen die Inslrumenlc
der Weltfirma Sleinway & Sons stolz und unbestritten die
Führerstellung ein. Sie sind im Gegensalz zu allen anderen
Klavierfeabrikaten, deren Henoinmce und Absatz sich nur auf
geographisch beschränkte Gebiete erstreckt, über alle Teile des
Globus verbreitet und überall als die vollkoiumcnsten an¬
erkannt. Mit dem Namen Steinway hat sich die musikalische
Kulturwelt seit mehr als einem Menschfnalter daran gewöhnt,
wie selbstverständlich den Begriff absoluter technischer Voll¬
endung, höchster ästhetischer Wohlgeratenheit des äusseren
Gewandes, die N’orstellung einer höchsten musikalischen Er¬
füllung zu verbinden. Die Gründung der Firma Steinway
& Sons fällt in die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Die Per¬
sönlichkeit ihres Schöpfers, der Name Heinrich Engelhardt
Steinw’a\", ist mit der Geschichte des internationalen Klavier¬
baues unlöslich verbunden. Spezifisches Eründertalent, eine
Forscherbegabung, die ihre Methoden selbst erfand, und künst¬
lerisches Empfinden vereinigten sich in diesem seltenen Manne
mit einem kaufmännischen Sonderinstinkt ersten Ranges. Alle
Instrumentenbauer, die nach ihm kamen, stehen auf seinen
Schultern. Ihm und seinen Söhnen verdanken nicht nur die
Steinway-F’lügcl und -Pianos die mannigfachen, durch Patente
oder tradionsw'cise vererbte Familiengeheimnisse geschützten,
auf der Lösung subtilster akustischer Probleme oder auf
genialen konstruktiven Einfällen beruhenden Vervollkommnungen,
auf denen ihre Ueberlegenheit gegenüber anderen Fabrikaten
fusst und deren gehäufte Summe ihre von intim-lyrischer
Aussprache bis zu orchestral gewaltigen Wirkungen reichende
Ausdruckswelt bedingt, ihre unerreichte mechanische Präzision
und ihre Dauerhaftigkeit. Sein ausschliessliches geistiges Eigen¬
tum sind vielmehr auch die meisten technischen Reformen, die
den modernen Klavierbau epochemachend umgestaltet ha^n',
wie die kreuzsailige Flügelbespannung, der moderne Stabl-
rahmen u. a. m. Um die Wende der siebziger Jahre ergab
sich, nicht zuletzt infolge des grossen wirtschaftlichen Auf¬
schwunges, den Deutschland mit der Rcichsgründung genommen
hatte, die Notwendigkeit einer Dezentralisation des Steinwayschen
Fabrikbetriebes. Diesem Bedürfnis wuirde 1880 durch die
Gründung der Hamburger F'abrik Rechnung getragen. Die
New Yorker Werke der Firma Steinway & Sons haben sich
seither darauf beschränkt, der für europäische Begriffe aller¬
dings märchenhaften Nachfrage des nordamerikanischen Marktes
nach Steinway-Instrumenten zu entsprechen, während die
Hamburger F’abrik nicht nur den gesamten europäischen Bedarf
deckt, sondern auch den ganzen internationalen, ausser-
amerikani'chen Exportmarkt mit ihren Erzeugnissen beschickt.
Sie nimmt heute einen Flächenraum von et\va 15 000 Quadrat¬
metern ein und beschäftigt gegen 600 Arbeiter und Beamte."
Die in Hamburg unter reichlicher Verwendung von amerika¬
nischem Rohmaterial hergestellten Steinway-lnstrumentc t nl-
sprcchen in allen technischen Anordnungen und konstruktiven
Details durchaus den in den New Yorker Steinway-Werken
hergeslelllen Klavierfabrikatin. Die äusseie Behandlung der
Gehäuse ist, dem europäischen Klima angemessen, eine von
der amerikanischen abweichende. Es ist vielleicht noch iiicht
genügend betont worden oder den Musikfreunden zu wenig
geläufig, dass es sich bei den auf dem europäischen Markt
befindlichen Steinway-Instrumenten durchaus um deutsche
Erzeugnisse handelt, denen allerdings die einzigartige, jahr¬
zehntelange Erfahrung und die durch eine grosse Reihe von
Patenten geschützten Verbesserungen und Erfindungen des
amerikanischen Stammhauses zugute kommen.
Das Märchen vom Jnnghriuinen wird für den zur Wirk¬
lichkeit, der sich die Mühe nicht verdriessen lässt, seinen Körper
stets in der richtigen Weise zu pflegen. Besonders derjenige, der
der Hautpflege seine Aufmerksamkeit zuwendet, wird stets rosig
und frisch aussehen. Die grössten Feinde des allgemeinen Wohl¬
befindens sind Schmutz, Sclnveiss, Fett und Schuppen, die sich
in den Poren der Haut festsetzen und deren freies Atmen er-
schw^eren. Ein täglich vollzogenes Bad oder eine gründliche
Waschung bewirken Wunder, zumal wenn man sich dabei einer
milden, neutralen Seife bedient, die, wie die Steckenpferd-
Lilienmilchseife, infolge ihres hohen Zusatzes an Borax Schulz
gegen alle Hautunreinigkeiten bietet und eine zarte, weisse,
sammetweiche Haut erzeugt.
Schriftleiter and verantwortlich für den allgem. Teil iJ.osefSchnmaoherin
Düsseldorf; für den wirtschaftlichen nnd amtlichen Teil der Bandesnachrichten:
Dr. Seyfert, Geschäftsführer des Bandes Deatscher Verkehrs-Vereine ln
Leipzig; für den Anzeigenteil :BrnnoEorbln Düsseldorf. Dmek nnd Verlag
der Düsseldorfer Verlagpanptalt Akt.-Ges (W. Qlrardet), 00«’*eldorf.
BerlinerRedaktionsburean nnd Geschäftsst eile:VerlagW.Qirardet,
Berlin NW. 7, Unter den Linden 59a.
für nervöse und Erholungsüedfltfnse.
- Das ganze Jahr ^^eöffhet. ——
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Dp. med. Staehly. Direktor Butin. .
Rhenser Hineralbrunnen
•m Königsstuhl au Misns
DEUTSCHIAND
Zeitschrift fiir Heimatkunde und Heimatliebe
Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen □ Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher
Verkehrs-Vereine □ Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln
I Der Bezugrspreis beträgrt: X
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Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins^
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes,
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens.
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X eine entsprechende Ermälrigwg i
Nr. 5
Düsseldorf ■ Erste Juni-Ausgabe 1913_IV. Jahrg.
Clausthal im Oberharz.
Von A. Friedrich.
„Nicht eisgekrönte Alpenhöhen,
Nicht Palmenpracht im fernen Land,
Nicht Meeresflut und blaue Seen:
Der „Oberharz" hat mich gebannt.
Er ragt empor, mit Grün umwoben.
Die Tanne träumt auf Berg und Plan,
Es rauscht der Wind im Wald da droben.
Im Wald, der mir es angetan."
Unter den Mittelgebirgen Deutschlands gibt es kein
zweites, das so allgemein bekannt und viel besucht,
so oft beschrieben und viel besungen ist als der Harz.
Dies ist nicht zu verwundern, da sich nirgends eine
reichere Fülle von prächtigen Landschaftsbildern, die
unter einander doch so verschieden sind und jedes
doch eine eigenartige Schönheit aufweist, auf einem
so engen Raume zusammendrängt als hier, und schwer
wird es, einer Landschaft einen besonderen Preis zuzu¬
sprechen. Besondere Beachtung schenkt man in den
letzten Jahren dem hohen Harze mit seinem dunklen
Tannenwalde, aus dem hier und da der Spiegel eines
Teiches glänzend hervorleuchtet.
Das wichtigste Gebiet des Oberharzes, das in
obigen Versen auch besungen ist, bildet in gesund¬
heitlicher und touristischer Beziehung unzweifelhaft die
Hochebene von Clausthal mit der gleichnamigen Berg¬
stadt. Clausthal liegt inmitten einer grünenden Wiesen¬
flur auf der rings von prächtigen waldigen Höhenzügen
umrahmten Hochebene, die sich durchschnittlich 600
Meter über dem Meeresspiegel erhebt. Die Claus-
thaler Hochebene stellt eine ganz eigenartige Land¬
schaft von so ursprünglicher Schönheit dar, wie sie der
Harz nicht zum zweiten Male aufzuweisen hat. Weite
frischglänzende Wiesenflächen dehnen sich in flachen
Wellen nach allen Enden aus, so daß man den Ein¬
druck einer reinen Ebene erhält; von grünen Halden
und weiterhin vom dunklen Fichtenwalde breit umsäumt,
blinken die zu Perlenschnüren aneinandergereihten
Teiche herauf, wie in den grünen Teppich gewobene
Blumen sind die Gruben und Zechenhäuser das Tal
hinauf verteilt; rechts und links an allen Enden laufen
dichte, schattige Ahornalleen in den Wald aus. Das
ganze, in seiner schlichten Anmut so wirkungsvolle
Bild wird rings umrahmt von waldgekrönten Höhen¬
zügen mit einer Oeffnung, aus der der Vater Brocken
grüßend herüberblickt. Inmitten dieses prächtigen
Bildes liegt Clausthal, dessen rote Dächer aus schönen
Baumgruppen hervorleuchten. Diese eigenartig schöne
Landschaft wird überstrahlt von einer leuchtenden
Frische; sie atmet eine Klarheit und Gesundheit, die
herzerfreuend wirkt, man wittert die Höhenluft. Außer
der „tannendüsteren Schönheit", von der Heinrich Heine
singt, weist sie in großer Fülle liebliche und freund¬
liche Bilder auf und Partien von malerisch zartem,
idyllischem Reiz.
Es ist eigenartig und kaum verständlich, daß erst
in den letzten Jahren die ruhige Erhabenheit und der
herbe Ernst der Natur dieser Hochebene den Wanderern
die Augen auftat; und wir danken Männern wie dem
vielgereisten Hans Hoffmann und Alfred Lichtwark,
die für ein naturgemäßeres Schönheitsempfinden ein¬
traten und mit eindringlichen und überzeugenden
Worten von der eigenartigen, charaktervollen Schön¬
heit dieses Stückchen Oberharzes sprachen. Nur
wenige wußten wie unser Dichterfürst Goethe, der im
Jahre 1777 zum ersten Male Clausthal besuchte, ihre
anmutende Eigenart voll zu würdigen. Es muß die
Einfachheit und Klarheit der Landschaft gewesen sein,
was Goethe, dessen „Faust" zeigt, wie tief „er die
Harznatur in seine Seele aufgenommen" hat, außer
dem Bergbau derart anzog und dauernd gewann, daß
er seinen Besuch in späteren Jahren noch mehrere
Male wiederholte und 1784 sogar den Herzog Karl
August von Weimar über Goslar heraufführte. Heute
sind alle Vorurteile überwunden, und die Vorzüge der
Clausthaler Hochebene haben überall volle Würdigung
gefunden, so daß man Clausthal als Höhenluftkurort
neben Hahnenklee und Braunlage eine hervorragende
Stelle eingeräumt hat.
Auch die Stadt selbst bietet dem Wanderer manches
Interessante. Die Mitte des mit prächtigen Anlagen
gezierten Marktplatzes nimmt die in den Jahren von
1639—42 erbaute Kirche ein, die als der größte Holz¬
bau Deutschlands bekannt ist und sich ganz dem Stil
der Wohnhäuser anpaßt. Gegenüber an dem Balkon
des Rathauses, eines einfachen aber stattlichen Gebäudes,
k
218 DEUTSCHLAND Nr. 5
befindet sich in schöner Ausführung das Wappen der
Bergstadt. Oberhalb der Kirche steht, die Umgebung
weit überragend, die Königliche Bergakademie, die in
ihren Räumen die bedeutenden und sehr sehenswerten
Modell- und Mineraliensammlungen beherbergt. Die
alte Münze, das Amthaus, das Lyzeum, die neuen
Gebäude der Bibliothek, des Gymnasiums und der
Bergschule, sowie das Römer- und Kriegerdenkmal
nehmen die Aufmerksamkeit der Beschauer noch in
Anspruch.
Die gesundheitliche Bedeutung Clausthals liegt
zunächst in der Höhenlage, deren Mittel Hahnenklee,
Braunlage und Schierke gleichkommt. Der klimatische
Charakter wird besonders durch die große relative,
geringe absolute Feuchtigkeit der Luft bestimmt, die
sich durch Staubfreiheit und große Reinheit auszeichnet.
Die freie Lage der Stadt inmitten der grünenden
Wiesenflur gewährt ihr volle Sonnenbestrahlung, und
die Höhenzüge,
die sie umkränzen,
mindern ganz be¬
deutend die Stärke
des Windes; am
stärksten ist dieser
Schutz im Osten
und Norden, wo
der hohe Brocken
und der wellen¬
artige Bruchberg,
sowie der Bocks-
berg-Kahlebergdie
kalten Ost- und
Nordwinde hem¬
men und ablenken.
Langjährige Er¬
fahrung hat auch
gezeigt, daß das
Klima der Claus-
thaler Hochebene
einen äußerst wirk¬
samen Heilfaktor
für eine mannigfache Reihe von Gesundheitsstörungen
darstellt. Wegen der Gleichmäßigkeit seiner Temperatur-
und Feuchtigkeitsverhältnisse ist es dem Küstenklima
gleich und kann als mächtiges Anregungsmittel für
Nerven und Herz bezeichnet werden. Wohl in den
meisten Fällen wird Clausthal von solchen Erholung¬
suchenden zum Sommeraufenthalt gewählt, die nur einer
Ausspannung von ihren Berufspflichten bedürfen; jedoch
ist auch die Zahl derer nicht gering, die auf ärztliche
Anordnung die Hochebene zur Kur aufsuchen. Nicht
zu unterschätzen ist die Gelegenheit zum Baden und
Schwimmen, wie sie der von drei Seiten von Wald um¬
gebene ,rBafieteich" bei Voigtslust mit seinem spiegel¬
klaren Wasser bietet. Auch der Ruder- und Anglersport
kann hier ausgeübt werden.
Während man von den am Gebirgsrande liegenden
und den in die Täler eingeklemmten Städten und Ort¬
schaften oft beträchtliche Steigungen überwinden muß,
um zum vollen Genüsse der Schönheit und erquicklichen
Stille des Waldes zu gelangen, kann man von dem in
der Mitte der welligen Hochebene belegenen Clausthal
nach allen Seiten stundenweite Wanderungen unter¬
nehmen, die keiner Anstrengung bedürfen: bald auf
einer der wohlgepflegten Harzstraßen, im Schatten des
duftenden Bergahorns, bald auf einem durch Tannen¬
dickicht sich schlängelnden, weichen Waldpfade, an
einer Köte vorüber, oder dem mit dichten Büscheln
der dunklen Farnkräuter besetzten Borde eines Grabens
entlang. Gerade die Grabenwege, die bis in das Bruch¬
berg- und Brockengebiet führen, bilden die schönsten
Promenaden, die man sich denken kann. Stundenlang
geht man auf ihnen, ohne von der ganz allmählichen
Steigung auch nur das geringste zu merken. Dabei
führen sie den Wanderer immer weiter in die großartigste
Waldeinsamkeit hinein. ^Der wundenheilende Waldes¬
frieden schlingt linde seinen Arm um uns und macht
das Herz ruhiger schlagen und glättet die Falten, die
Arbeit und Leben uns unmerklich eingruben, und der
Streifen blauen Himmels dort oben zwischen den
grünen Wipfeln
lächelt holdunszu.
In das geheimnis-
volleRauschenund
Flüstern der präch¬
tigen Fichten klin¬
gen die Töne der
Schwarzdrossel und
ihrer sangeskundi¬
gen Schwestern,
feierlich wie aus
„verlorener Wald¬
kirche" hallt das
harmonische Ge¬
läut der friedlich
weidenden Rinder¬
herden über die
klaren, blinkenden
Teiche herüber."
Dieser Waldes¬
frieden wird nur
selten einmal ge¬
stört durch das
Getrappel flüchtigen Wildes, das, durch die Schritte
des Wanderers aufgeschreckt, in weiten Sätzen abgeht,
oder durch das Plätschern eines Bächleins, das sich von
der Seite her einem größeren Kameraden zugesellt.
Die prächtige Umgebung Clausthals bietet dem
Wanderer und Erholungsuchenden wochenlang reiche
Abwechslung, und es würde zu weit führen, nur an¬
nähernd die Spaziergänge und Touren anzugeben.
Doch sei besonders auf die anziehenden, lieblichen
Täler der näheren Umgebung aufmerksam gemacht,
von denen das Innerstetal, Huttal, Mönchstal, Polster¬
tal, Langetal und Spiegeltal besonders genannt seien.
Gerade das letztere ist eins der lieblichsten Harz¬
täler, das ein Fleckchen Erde darstellt voll innigstem
Waldeszauber und intimster Teichpoesie. In dem
tiefen Einschnitt liegen die beiden Spiegeltaler Teiche,
deren Sperrdamm je ein kleiner Wasserfall bei¬
gegeben ist. Auf dem Teichdamm des unteren
Teiches überrascht der wunderschöne Blick über die
waldumkränzte, stille Wasserfläche hin auf die in
ruhig edlen Linien sich auftürmende Bergwand der
Aus Clausthal im Harz: Heimweg der Herde
Partie aus dem Spiegeltal bei Clausthal im Oberharz
o □
220 DEUTSCHLAND m
Nr. 5
nahen Schalke. Wenn das helle Rauschen und
Plätschern des Wasserfalls zusammentönt mit dem
anschwellenden und wieder verhauchenden Raunen
des Windes in hohen Fichten; wenn die erhabene
Einsamkeit einer weltfernen Landschaft in uns das
Gefühl einer innigen Naturnähe auslöst, dann weitet
sich dem Menschen die Brust und der Sinn, das
Auge hellt sich ihm, das Ohr lernt lauschen, Bilder
prägen sich ihm ein, und Melodien singen in ihm.
Die Bergstadt Clausthal ist von der alten Kaiser¬
stadt Goslar, die Schnellzugsstation ist, in einer Stunde
zu erreichen. Die Bahn führt durch das landschaftlich
höchst malerische Innerstetal, mitten durch pracht¬
vollen Tannenwald. Durch neueingelegte Zugpaare ist
die Verbindung eine recht günstige geworden.
Waldesrauschen,Tannenduft und Höhenluft sind All¬
heilmittel für Leib und Seele, für Körper und Geist. Und
der Oberharz spendet sie freigebig wie ein echter Fürst.
Deutsche Ozeanriesen.
Als der Kommodore Ruser, der mit vier Kapitänen
und einem großen Offizierkorps unter seinem Kommando
den „Imperator'' führt, in der fünften Stunde des
22. April zum erstenmal den Befehl „Los!" von der
Brücke des größten Schiffes der Welt aus erteilte, mag
auch das Herz dieses bewährten Seemanns lauter als
sonst geschlagen haben. Die Verhältnisse waren nicht
günstig, denn der Ostwind hatte viel Wasser aus der
Elbe hinausgetrieben. Als nun auf der Nordsee west¬
liche Winde gemeldet wurden, mußte der Versuch
gemacht werden, das Riesenschiff elbabwärts zu bringen,
da bei anhaltendem Ost die Ausfahrt sonst erheblich
hätte verzögert werden können. Daß dies Wagnis
nicht ohne kleine Zwischenfälle abgehen würde, war
vorauszusehen. Die Riesen-Anker des
„Imperator", von denen jeder etwa 240
Zentner wiegt, lagen klar zum Fallen, als
das schwierige Experiment einen Giganten
von 276 Meter Länge auf dem verhältnis¬
mäßig kleinen Raum zu drehen, zum ersten¬
mal versucht wurde. Zahllose Barkassen
umschwirrten den Riesenleib und be¬
hinderten seine Manövrierfähigkeit außer¬
ordentlich stark. Obwohl der „Imperator"
zwei Drittel seiner 62000 Pferdekräfte
erzeugenden Maschinen in Betrieb hatte,
konnte er doch seine Schrauben nicht
anstellen, da er sonst die Boote, die ihn
begleiteten, ernstlich gefährdet hätte. Als
nun die Schlepper unter Hergabe der letzten
Kraft, die sie besaßen, das gewaltige Schiff
in die Fahrtrichtung gedrückt hatten, ergab
sich, daß man bereits aus dem tiefsten
Wasser herausgekommen war, und da zur
selben Zeit die Ebbe einsetzte, mußte der
Tidenwechsel abgewartet werden. Das
ist der Hergang des von ausländischen
Zeitungen so heftig aufgebauschten Vor¬
ganges, der den „Imperator" zwölf Stunden
länger im Hafen hielt.
Die Nachricht von diesem Ereignis
brachte ganz Hamburg auf die Beine. Es
gab aber auch ein Bild zu sehen, das ganz
unvergeßlich war. Sogar die gewaltigen
Gebäude am Hafen wurden neben den
Formen des Ozeanriesen klein. Als um
6 Uhr abends der tiefste Wasserstand
eintrat, bebten die Hunderttausende, die
jeden Platz besetzt hielten, von dem aus
der „Imperator" sichtbar war, in fiebriger
Erregung. Die Schlepper fanden sich ein,
die Sirene brüllte das Signal „Ich gehe mit
voller Kraft rückwärts", ein Zittern ging
durch den Schiffsleib, und dann schob
er sich, begleitet von einem tausend¬
stimmigen „Hurra I" hinaus auf den freien
Blick in das Mittelschiff des Turbinen-Schnelldampfers
„Vaterland" der Hamburg-Amerika-Linie (TL Juni 1912)
Nr.5 DEUTSCHLAND 221
Elbstrom. Es war sehr seltsam zu sehen, daß sich
die kleinen Schlepper vermaßen, den „Imperator" zu
regieren. Man hatte die Vorstellung, daß ein Kind
einen Elefanten am Bande führe. Sobald das tiefe
Fahrwasser erreicht war, warfen die Schlepper los, und
mit eigener Kraft fuhr das stolze Schiff, an dessen
Bug ein von Professor Kruse in Berlin modellierter
Aar in der Abendsonne glitzerte, der See zu.
Es war, als ob alle, die diese erste Fahrt des
„Imperator" mit ansahen, eine tiefe innerliche Freude
erfüllte. Als ob jeder fühlte, daß er ein Recht
habe, auf die gewaltige Leistung, welche dies Schiff
darstellt, stolz zu sein. Lange wird der „Imperator"
nicht mehr der einzige der deutschen Ozeanriesen
sein. Sein Schwesterschiff „Vaterland" ist bereits
von Stapel gelaufen, und der dritte Sproß dieser
Gigantenfamilie beginnt schon auf der Werft von
Blohm & Voß zu wachsen. Die Größenverhältnisse
werden nur unverhältnismäßige Unterschiede auf¬
weisen, ebenso die Grundidee der inneren Anlage,
Eine Vorstellung von der Arbeits-,
leistung, die ein solches Schiff darstellt
bekommt man, wenn man erfährt, daß
nicht weniger als 3472 Millionen Kilo¬
gramm gewalzter Stahl, 2 Millionen Kilo¬
gramm Gußstahl, 2 Millionen Kilogramm
Gußeisen, I Million Kilogramm Kupfer
und 6 V 2 Millionen Kilogramm Holz zur
Verarbeitung gelangten, und daß durch¬
schnittlich täglich etwa 1800 Arbeiter an
dem Bau tätig waren. Mitschiffs türmen
sich 11 Decks übereinander; 40 Meter
liegt die Kommandobrücke, 60 Meter
die Oberkante der drei Schornsteine und
76 Meter der Flaggenknopf der beiden
Masten über dem Kiel. Das Riesenmäßige
der Maße und Gewichte wiederholt sich
naturgemäß in Einzelheiten des Schiffes.
2 V 2 Kilogramm wiegt der Nietbolzen, von
dem 3 Millionen Stück die Bauteile des
Schiffes miteinanderverbinden,100 Zentner
jede der starken Stahlplatten des Doppel¬
bodens, 600 Zentner jeder der vier die
Antriebswellen aufnehmenden Wellen¬
böcke, 2800 Zentner das Stahlgußstück
des Hinterstevens. Die Fläche des Steuer¬
ruders mißt 40 Quadratmeter.
Die Sicherheitseinrichtungen über¬
treffen alles, was auf diesem Gebiet bisher
geleistet worden ist, und der gebotene
Komfort ist beispiellos. Im vollbesetzten Zu¬
stande faßt ein solcher Riese 700 Passa¬
giere in der ersten, 600 in der zweiten,
1050 in der dritten und 1700 in der
vierten Klasse, insgesamt also 4050 Passa¬
giere. Dazu kommt eine Besatzung von
1200 Köpfen. Man stelle sich vor, daß also
die gesamte Bevölkerung einer deutschen
Kleinstadt gemeinschaftlich über den Ozean
geführt wird. — Die erste Passagierklasse
beherrscht das Mittelschiff; an ihre Räume
schließt sich nach dem Hinterschiff zu die
zweite und dritte Klasse. Die vierte Klasse ist im Vor¬
schiff untergebracht. In den Einrichtungen jeder dieser
vier Beförderungsklassen macht sich die besondere Raum¬
entfaltung, die die mächtigen Verhältnisse des Schiffes
gestatten, angenehm geltend. Nicht weniger als 77700
Kubikmeter Rauminhalt stehen für die Passagier¬
einrichtungen des Schiffes zur Verfügung. Eine archi¬
tektonische Wirkung von außerordentlichem Reiz ist
durch die neuartige Anordnung der großen Gesell¬
schaftsräume der ersten Kajüte in einer zusammen¬
hängenden Flucht erzielt worden. Die nach allen
Seiten großartige Durchblicke gestattende zusammen¬
hängende Reihe der Gesellschaftsräume beginnt mit
dem in Ellipsenform ausgeführten und im strengsten
Empirestil gehaltenen Ritz-Carlton-Restaurant. Eine
offene Plattform und mehrere Stufen führen von hier
zum Wintergarten hinunter, einem etwa 6 V 2 Meter
hohen Raum, den ein reicher Flor von Palmen, Blatt¬
gewächsen und Blumen schmückt. Die Wände tragen
vergoldetes Lattenwerk und Stuckmarmor im Stile
222
DEUTSCHLAND («1
Nr. 5
Louis XVI., und durch große seitliche Fenster flutet
eine Fülle von Licht in den Raum. Durch eine
monumental gehaltene Glastür gelangt man dann auf
den Hauptvorplatz mit seinen Personenaufzügen und
Deckausgängen. Seitlich gelegene Treppenaufgänge
senden ihre schmiedeeisernen, mit Bronzeteilen ver¬
zierten Geländer durch sechs verschiedene Stockwerke.
Hinter dem Vorplatz öffnet sich die mächtige Halle
des Schiffes, ein Raum von 23 Meter Länge, 17 Meter
Breite und 7 Meter Höhe. Der Damensalon schließt
die Flucht der Gesellschaftsräume ab. Oberhalb
dieses Raumes liegt das im Stil eines alten Tudorhauses
gehaltene, mit Eichenholztäfelung usw. geschmückte
Rauchzimmer, dem eine Bar angeschlossen ist. Eine
neuartige Einrichtung, die zweifellos eine besondere
Anziehungskraft auf die Passagiere ausgeübt hat, ist
der auf dem Hauptpromenadendeck eingerichtete, in
Eiche getäfelte Grillraum. Seine gegen das Achterschift
gelegene Längswand ist beinahe ganz in Schiebefenster
aufgelöst. Bei schönem Wetter speist man hier wie
im Freien mit ungehindertem Ausblick auf das Meer.
Von den übrigen den Passagieren der ersten Klasse
zur Verfügung stehenden gemeinsamen Räumen seien
noch der große Speisesaal und das Schwimmbad
erwähnt. Der Speisesaal ist der größte bisher auf
einem Schiff ausgeführte Raum. Er bietet Tischplätze
für mehr als 700 Passagiere. Der Saal, im Stil Louis XIV.,
hat eine Höhe von 8 V 2 Meter und reicht beinahe
durch drei Stockwerke. Wie der Speisesaal, so ist auch
das Schwimmbad durch mehrere Decks durchgebaut.
Pompejanische Mosaiksäulen tragen die Decke, lieber
eine halbovale Treppe erreicht man ein Marmorbecken
von 57 Quadratmeter Grundfläche und einer größten
Tiefe von 2,4 Meter. Badekabinen, hygienische Bäder,
Duschen und Massageräume, sowie eine Halle für
gymnastische Hebungen schließen sich an. Außer
diesen Badegelegenheiten sind 220 Wannenbäder und
eine große Anzahl Duschen über das Schiff verteilt.
Daß natürlich jede einzelne Kabine ein wirkliches
vornehmes Zimmer ist, in dem sich gut wohnen läßt,
braucht nicht erst gesagt zu werden. Der Luxus der
Salonkabinen genügt selbst den Ansprüchen der reisen¬
den Milliardäre. Besonders verwöhnten Herrschaften
stehen sogar private Speisesalons zur Verfügung.
In 8 Küchen wird für Passagiere und Besatzung
gekocht. Was alles auf einer Reise nach Amerika
verzehrt wird, geht aus der folgenden Aufstellung des
mitgeführten Proviants hervor, die sicherlich nicht nur
die Hausfrauen interessieren wird: Frischer Proviant
(nur Ausreise): 45 000 Pfund frisches Fleisch, 8500 Pfund
Der „Imperator'' aus der Vogelschau gesehen
Nr.5 DEUTSCHLAND 223
Ausstellung Alt- und Neu-Cöln I9T3: Ausstellungshalle (Zu untenstehendem Artikel)
Wild und Geflügel, 8000 Pfund frische Fische, Hummer,
Krebse, Austern, 15000 Pfund Brot, 1000 Pfund Hefe,
48000 Stück Eier, 25 000 Pfund frisches Gemüse, 12000
Pfund Früchte, 150 Kisten Zitronen und Apfelsinen, 1500
Schachteln Icecream usw. Ferner Dauerproviant (für
Aus- und Heimreise): 100000 Pfund Kartoffeln, 4000
Pfund Zwiebeln, 350 Fässer Mehl (je 180 Pfund), 1500
Liter Essigsprit, 60 Fässer Salz (je 150 Pfund), 500 Pfund
Senf, 150 Pfund Pfeffer, 1500 Gläser und 300 Pfund
verschiedene Gemüse, 24000 Pfund gesalzenes Fleisch
und Fleisch in Dosen (für Mannschaft und Zwischendeck),
8300 Pfund Schinken, Wurst, Zungen, Speck, 25 Tonnen
Heringe (je 650 Stück), 2000 Dosen und 100 Faß
Fisch-Konserven, 750 Pfund desgleichen geräuchert,
5500 Pfund Käse, 6500 Liter sterilisierte Milch und
Rahm, 5200 Dosen kondensierte Milch, 5000 Pfund
Butter, 5500 Pfund Margarin ‘, 6000 Dosen Gemüse-Kon¬
serven, 800 Dosen Pilze, 2400 Pfund Gurken, Rotebeete,
Pickles, 1200 Pfund getrocknetes Gemüse, 5000 Pfund
Sauerkohl und gesalzene Schneidebohnen, 600 Pfund
Nüsse und Mandeln, 6500 Pfund getrocknete Früchte,
4000 Dosen Kompotte, 2000 Pfund Marmeladen und
Zwetschenmus, 250 Flaschen Fruchtsäfte, 10000 Pfund
Ausstellung ^Alt- tind
Von Dr. iur. et rer.
Die Verwaltung der Stadt Cöln hat eine Ausstellung
veranstaltet, die sich die Aufgabe stellt, in greifbaren
Formen, Modellen, Bildern und zeichnerischen Dar¬
stellungen den Werdegang der alten Metropole des
Rheinlandes von ihren Anfängen zur Römerzeit an bis
zur heutigen Großstadt zu zeigen.
Die ersten Räume der Ausstellung umfassen die
historischen Abteilungen, in den anderen kommt die
neuzeitliche Entwicklung Cölns zum Ausdruck. Der
erste Ausstellungsraum enthält in fast ununterbrochener
Reihenfolge die Porträts der Bürgermeister der Stadt
Zucker, Sirup und Honig, 5100 Pfund Kaffee, 350 Pfund
Tee, 400 Pfund Schokolade und Kakao, 4000 Pfund Reis,
Sago, Gries, Nudeln, Makkaroni, Grütze, Oatmehl usw.
für Kajüte, 18000 Pfund Reis und Hülsenfrüchte für
Mannschaft und Zwischendeck, 1500 Pfund Keeks,
Zwieback, Waffeln usw.
Hinzu kommen an Getränken: 700 Flaschen Früh¬
stückswein, 5000 Flaschen Weißwein, 4500 Flaschen
Rotwein, 3000 Flaschen französischer Champagner,
2100 Flaschen deutscher Champagner, 2200 Flaschen
Liköre, Kognaks usw., 13000 Liter echte und 15000
Liter Hamburger Biere, 3000 Flaschen Hamburger
Bier, 15000 Flaschen Mineralwasser, 3000 Liter Mann¬
schaftswein und Spirituosen.
Die übrigen Unterabteilungen des Betriebes weisen
den gleichen Rekord auf der Höhe der Ziffern auf.
Eine geniale Organisation ist nötig gewesen, um ein
solches Werk zu schaffen und zu erhalten. Die erste
Fahrt des „Imperator"' nach New York ist ein ruhm¬
reiches Zeugnis für deutsche Arbeit und deutsche Tat¬
kraft gewesen. Und wir dürfen stolz behaupten, daß
deutsche Technik und deutscher Handel noch niemals
auf dem Ozean glänzender repräsentiert worden sind.
Neu-Cöln, Cöln 1913".
pol. Georg Franck.
Cöln vom Jahre 1480 bis in die Gegenwart, wie sie
wohl keine andere Stadt aufweisen dürfte. Viele dieser
Porträts entzücken durch Lebendigkeit des Ausdrucks,
Frische der Farben nicht nur den Kenner und Kunst¬
historiker, sondern auch den Laien. Cölns Bürger¬
meister Johann Broelmann, der zweimal die Geschicke
Cölns, im Jahre 1488 und 1491, lenkte, grüßt seinen
Nachfolger in der Gegenwart, den heutigen Ober¬
bürgermeister Wallraf, dessen Porträt sich an der gegen¬
überliegenden Wand befindet. Unter diesen Bildern
sind in zahlreichen Schaukästen alle Urkunden aus-
224 DEUTSCHLAND Nr. 5
gestellt, die die Geschichte der Stadt Cöln betreffen.
Zahlreiche Urkunden sind mit vortrefllich erhaltenen
Siegeln versehen. Sehr beachtet wird die mit den
Siegeln der Stadt versehene Verfassungsurkunde, durch
die der Sieg der Zünfte über die Geschlechter endgültig
besiegelt und zum Stadtgrundgesetz erklärt wurde.
Ferner sind bischöfliche und päpstliche Urkunden vom
Jahre 922 ab und kaiserliche und päpstliche Privilegien
ausgelegt, die ersteren mit Goldbullen versehen. Auch
das Privilegium, durch welches Cöln formell zur Reichs¬
stadt erhoben worden ist,
liegt zurBesichtigungoffen.
In der Mitte desselben
Raumes hat das Modell
des alten römischen Cöln
Aufstellung gefunden. Wir
sehen da die altenFestungs-
mauern mit ihren Mauer¬
kronen, die aus kriegs¬
technischen Gründen breit
angelegten Straßen, den
Kaiserpalast, das römische
Amphitheater, die Kampf¬
stätte römischer Gladia¬
toren und die zum andern
Ufer führende feste Brücke.
So erhält man mit einem
Schlage eine Einsicht in
Verhältnisse, die 2000
Jahre zurückliegen.
Durch ein anderes
Modell werden wir ins
Mittelalter hineingeleitet.
Das Modell ist nach der
von dem Rate der Stadt im
Jahre 1570 durch Arnold
Mercator hergestellten Auf¬
nahme aus der Vogel¬
schau verfertigt worden.
Die breiten Straßen der
Römer-Stadt sind ver¬
schwunden; eng drückt
sich Haus an Haus, schmal
sind die Straßen und klein
die Plätze, und ein gewal¬
tiger Mauerring, von dem
Cöln erst im Jahre 1880
befreit wurde, umgibt die
Stadt. Damals hatte die
Stadt 40000 Einwohner, wodurch sie zu den größten
Städten Deutschlands zählte. Aus dem Modell ersieht
man mit einem Blick, worin die Bedeutung der einstigen
freien Reichsstadt vor allem lag. Eng drängen sich
die Häuser in der Nähe des Rheinufers, und Stapelhaus
und Hafenanlagen sagen uns, daß der Lebensnerv des
Cölner Wirtschaftslebens im Mittelalter Handel und
Verkehr auf dem Rheinstrom waren. Nicht nur bis
England, wo’ die Cölner Kaufleute ein eigenes Handels¬
haus besaßen, ging der Handel, sondern fern nach
Italien und Indien.
Das Bild ändert sich. Wir treten ein in das moderne
Cöln und erhalten einen Einblick in den infolge der
schnellen Fortschritte auf allen Gebieten der Technik
und der Wissenschaft gesteigerten Aufgabenkreis einer
modernen Großtadt. Das organisch ineinandergreifende
gewaltige Rädergetriebe der Verwaltung der Großstadt
Cöln liegt offen vor uns. In systematischer Anordnung
werden die Hauptzweige der städtischen Aufgaben durch
in sich abgeschlossene Abteilungen vorgeführt. Jede
Abteilung gibt ein klares Bild von Größe und Umfang
der zu lösenden großstädtischen Aufgaben und von
der Art, wie die Stadt Cöln die Lösung vollbrachte.
Das Wachsen der Stadt
Cöln, dem Raume und der
Bevölkerungszahl nach,das
im Zusammenhänge mit der
Wirtschaftsentwicklung im
19. Jahrhundert eine der
Hauptschwierigkeiten der
Bewältigung städtischer
Aufgaben bietet, wird in
Plänen bzw. sinnbildlichen
Darstellungen illustriert.
Wie die verschiedenen
Verwaltungsgebiete inein¬
ander übergreifen, welche
Summe von Arbeit und
Organisationsmühe jeder
einzelne Zweig kostet und
wie hoch dieLeistungsfähig-
keit einzelner Abteilungen
angespannt wird, zeigt auch
die Abteilung „Verkehrs¬
wesen". In Plänen, Zeich¬
nungen, Materialien wird
dem Besucher der Entwick¬
lungsgang der städtischen
Bahnen von der i. J. 1900
übernommenenPferdebahn
bis zum gegenwärtigen
vervollkommneten elektri¬
schen Betriebe in seiner
heutigen Ausdehnung und
seiner Arbeitsleistung vor
Augen geführt. Die Zahl
der von den städtischen
Bahnen beförderten Per¬
sonen schnellte von 30
Millionen im Jahre 1901
auf fast 110 Millionen
im Jahre 1911 empor, sie
verdreifachte sich also, während die Bevölkerungszahl
nur um rund 45 Prozent von 370000 auf 540000 in
demselben Zeiträume stieg. Im Zusammenhänge damit
haben sich auch die finanziellen Ergebnisse verdrei¬
facht. Große Probleme, wie die Gürtelbahn und die
Städtebahn Cöln—Düsseldorf harren noch der Lösung.
Lückenlos ist fernerhin die Entwicklung der städti¬
schen Beleuchtung von der primitiven Oellampe ab bis
zur raffinierten technischen Vervollkommnung in der
Gegenwart, der Preßgas- und der elektrischen Bogen¬
lampenbeleuchtung, gegeben. Eingehend ist auch das
niedere, mittlere und höhere Schulwesen in zahlreichen
Modellen, Zeichnungen und Plänen und durch die
Ausstellung Alt- und Neu* Cöln 1913: H. F. Gabriel von Groote,
war 13 mal Bürgermeister der freien Reichsstadt Cöln (1753—89)
Nr. 5
DEUTSCHLAND
225
Gegenüberstellung der Einrichtung eines Unterrichts-
Zimmers früherer Zeit und der Gegenwart behandelt.
Die Bilder bringen eine sinnbildliche Darstellung der
von der Stadt Cöln in der Volksschule den Kindern
gewährten Frühstücksportionen und der Aufwendung,
die die Stadt Cöln für die Aussendung armer kranker
Kinder zu Luft- und Badekuren in den Jahren 1902,
1905, 1908 und 1911 gemacht hat.
Die Hoch- und Tiefbauverwaltung hat diese Gelegen¬
heit nicht versäumt, zu zeigen, wie sie die an sie
gestellten Aufgaben der
Schulbauten, der Hafen-
und Werftanlagen und
der sonstigen öffentlichen
Gebäude dem jeweiligen
Zweck entsprechend ge¬
löst hat. Straßendurch¬
schnitte undStraßenprofile
veranschaulichen uns die
Art der in den letzten
Jahren angelegtenStraßen,
unter denen die in der
Neustadt angelegte Ring¬
straße mit ihrer großen
Mittelallee hervorragt. Um
die Anlage einer neuzeit¬
lichen Straße deutlich zu
demonstrieren, hat man
ein Normalprofil ausge¬
führt, an dem sich die
verschiedenen Arten des
Straßenbelages und der
Pflasterung, sowie die Ver¬
teilung der verschiedenen
Kabelnetze ersehenlassen.
Die Frauen dürfte
ganz besonders die Haus¬
haltungsschule, in der
dreimal wöchentlich Koch¬
unterricht erteilt wird, und
die Gas- und elektrische
Küche anziehen, in denen
nicht nur gezeigt wird, wie
man kocht, sondern auch,
auf welche Art und Weise
die Speisen am wohl-
schmeckendstenund billig¬
sten hergestellt werden.
Viel des Interessanten bieten auch die Abteilungen
der Krankenanstalten und die der hygienischen und
medizinischen Institute. Die eigenen Unternehmungen
der Stadt, die Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke,
bringen den Gegensatz von Einst und Jetzt, wenn
dieses Einst auch noch in die Mitte des 19. Jahr¬
hunderts fällt, deutlich zum Ausdruck. In geradezu
mustergültiger Weise sind die trockenen statistischen
Zahlen der Finanz- und Steuer-Abteilung dem Ver¬
ständnis und der Verdeutlichung durch ganz gelungene
Einfälle näher gerückt. Einen jeden interessiert es
zu erfahren, wie hoch die Einnahmen und Aus¬
gaben der Stadt sich belaufen, woraus dieselben
sich zusammensetzen, was
das Rückgrad der städti¬
schen Finanzen bildet
und wohin eigentlich alle
diese Summen fließen.
Durch die Zerschneidung
und Zerlegung der wesent¬
lichen Finanzfragen in der
Versinnbildlichung wird
ein vorzüglicher Einblick
in die Organisation und
das in alle anderen Ver¬
waltungszweige hinein¬
greifende Arbeitsgebiet
der Finanzabteilung ver¬
mittelt.
Den Abschluß der Aus¬
stellung bietet das weite
Gebiet der sozialen Für¬
sorge der Stadt, wie
Armen-, Waisen- und
Wohlfahrts-, Siechen- und
Obdachlosenpflege, allge¬
meine Arbeits- und Woh¬
nungsnachweise und die
gemeinnützige Rechtsaus¬
kunftstelle. Hieraus ist
zu sehen, was die Stadt
Cöln auf sozialem Gebiet
aus freien Stücken und
mit ganz bedeutenden
Kosten für die Arbeiter¬
schaft leistet.
Organisatorisch hervor¬
ragend in der Anordnung,
vortrefflich in der Voll¬
ständigkeit der einzelnen
Abteilungen, gibt die Aus¬
stellung dem Besucher Aufschluß und Klärung über
das ungeheure Arbeitsgebiet, das die Verwaltung zu
bewältigen und wie sie dasselbe bewältigt hat.
Burg* Rheinstein.
Von Prof. Dr. J. Nover (Mainz).
Eine Hauptzierde unseres schönsten vaterländischen
Stromes sind ohne Zweifel die trotzigen Burgen und die
malerischen Ruinen, die seine waldigen Höhen krönen, auf
deren baulicher Schönheit das Auge nicht nur mit Wohl¬
gefallen ruht, sondern deren Anblick auch die Phantasie
mit anmutenden Bildern der Vergangenheit erfüllt, einer
wildbewegten Zeit, in der noch persönlicher Mut, körperliche
Kraft und Gewandtheit im Nah-, ja zumeist im Zweikampfe
die Entscheidung der Fehde brachten, im Gegensatz zur
heutigen Kriegführung, wo selbst aus dem Hinterhalte und
aus weiter Entfernung die tückische Wirkung eines Feuer¬
rohres den stärksten Helden in den Staub strecken kann.
Von vielen dieser charakteristischen Baudenkmäler des Mittel¬
alters gemahnen zwar heutzutage nur noch einzelne verwitterte
226 DEUTSCHLAND Nr.5
Türme und verfallene Mauerreste an verschwundene Pracht,
andere dagegen haben, zumal in pietätvoller Erneuerung und
stilvoller Ergänzung, noch treu das Gepräge ihrer Zeit und
den Zweck als Raubburgen und widerstandsfähige Verteidi¬
gungsfesten bewahrt. Zu diesen gehört, eine gute Stunde
unterhalb Bingen, Aßmannshausen gegenüber, die auf steilen,
teilweise eisenumklammerten Quarzfelsen majestätisch, unge¬
fähr 60 Meter über dem Wasserspiegel emporragende Burg
Rheinstein, die von altersher bis in die Neuzeit von
Touristen und Ver¬
ehrern rheinischer
Romantik mit Vor¬
liebe besucht ward.
Dicht am Rheine,
„gleichsam aus den
tosenden Wellen des
Stromes", hinter den
Strudeln des „Binger
Lochs" aufsteigend,
erhebt sie sich zu
steiler Höhe. Mag
sie der Beschauer
ins Auge fassen,
von welcher Seite er
will, in ihrer mannig¬
faltig schattierten
Bekleidung von Efeu,
Flechten und Moos,
bei ihren wilden
Rissen und Zacken,
in denen sich das
Gesträuch Nahrung
für seine Wurzeln
sucht, erscheint sie
überall in einer gro߬
artigen Schönheit.
Ihre Unzugänglich¬
keit und Höhe gibt
der Burg den Cha¬
rakter eines Adler¬
horstes, und beides
legt Zeugnis ab so¬
wohl für die Sach¬
kunde des ersten
Erbauers als für den
Schönheitssinn ihres
erhabenen Wieder¬
herstellers. Keine
hervorragende Fels¬
zacke derUmgebung
war unbenutzt für
die Verteidigung der
Burg geblieben, und
noch sind die kleinen
Vorwerke sichtbar
auf der südlichen
Seite der Burg, wo
wahrscheinlich einst
der Burgweg hinaufgeführt hat. Betrachtet man die Burg bei
ihrer vortrefflichen Lage vom Stande der Kriegskunst ihrer
Zeit, so muß sie für uneinnehmbar angesehen werden; auch
erzählt die Geschichte nichts von einer feindlichen Eroberung.
Ursprung, Name und Bestimmung der Burg sind einiger¬
maßen in Dunkel gehüllt. Vermutlich stammt der Rheinstein,
von dem auch die Benennungen „Fautsberg" und „Voitsberg"
(was man von Bonifaiius, aber wohl richtiger von den seit
1148 vorkommenden Voigten von Bingen herleitet) überliefert
werden, aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts und war wohl
von Erzbischof Peter Aspelt von Mainz des Rheinzolles wegen
(gegen die benachbarten Festen Reichenstein und Sooneck)
erbaut, von ihm und den Nachfolgern mit adligen Burg-
männem besetzt.
Nach mannigfachen Schicksalen gelangte die Burg in
den Besitz des Prinzen Friedrich von Preußen, der sie
1825—1829 durch den Architekten Kuhn wiederherstellen
und teilweise ganz neu aufbauen ließ. Von 1863 an
gehörte sie den Prinzen Alexander und Georg von Preußen.
Aus den alten
Fremdenbüchern von
1826 an ersehen
wir, daß der Rhein¬
stein oft hohen fürst¬
lichen Besuch beher¬
bergte. So verweilte
Kaiser Wilhelm 1.
als Prinz fast jedes
Jahr auf der Burg,
und auch die Königin
von England und
die Kaiserin von
Rußland besuchten
denPrinzenFriedrich
auf seiner roman¬
tischen Sommerresi¬
denz. Der Prinz
stattete sein Schloß
mit Kunstschätzen
aus und verweilte
fast alljährlich einige
Monate dort.
Der jetzige Be-
sitzer,Prinz Heinrich,
der Bruder unseres
Kaisers Wilhelm IL,
stellte sich im Herbst
vergangenen Jahres,
begleitet von sehr
launigen Vorkomm¬
nissen,unerwartet zur
Nachtzeit als Eigen¬
tümer dem Burgvogt
Herrmann vor. Zuvor
war er zur Unter¬
stellung seines Auto¬
mobils, von Düssel¬
dorf herkommend,
mit seinem Adju¬
tanten im sog. Fran¬
zosenhaus auf der
Chaussee vor Rhein¬
stein eingekehrt,aber
von den mitten aus
ihrem nächtlichen
Schlummer aufge¬
scheuchten und daher
sehr übelgelaunten
Leuten als „Landstreicher" sehr barsch abgewiesen worden
und hatte dann in dem benachbarten Wirtshause nahe beim
Rheinstein ein Asyl gefunden. Nicht minder überraschend
und mit deutlich erkennbaren Zeichen des Mißtrauens ward
darauf dem Prinzen auf sein mitternächtliches Klopfen an das
Burgtor Einlaß zu seinem Eigentum gewährt. Laut schlugen
die Hunde an, mit einem Revolver bewaffnet hielt sich der
Sohn des Kastellans bereit, den nächtlichen Störenfried und
vermeintlichen Einbrecher über den Haufen zu schießen, da
ließ der inzwischen erwachte Burgvogt seine militärisch-
Ausstellung Alt- und Neu-Cöln 1913: Inneres (Phot.: Hermann Jansen, Cöln)
(Zu vorstehendem Artikel)
Nr. 5
H DEUTSCHLAND 227
schneidige Stimme erschallen: „Wer ist da?" Nach einem
unterdrückten Lachen klang es entgegen: „Der Besitzer der
Burgl" Da stutzte der Burgvogt, näherte sich entschlossen
und öffnete beherzt das Tor. Die heitere Erkennungsszene,
die nun folgte, läßt sich leicht ausmalen.
Doch betreten wir jetzt die Burg selbst zur näheren
Besichtigung.
Wir steigen einen bequemen, schattigen Fußweg hinan,
auf dem auch unterwegs lauschige Ruheplätze zur kurzen
Rast einladen, und ge¬
langen in mäßiger Stei¬
gung über eine Zugbrücke
zu dem mit mächtigem
Fallgitter gesichertenTor,
in den sog. Zwinger oder
Burghof. Rechts liegt die
Wohnung des Burgvogts;
links unten zu Füßen des
gleich hier in schwin¬
delnder Höhe auf hoch¬
ragenden Felsen sich er¬
hebenden Hauptbaues ist
ein einladendes, kühles
Restaurations - Stübchen,
wo man sich an den edel¬
sten Gaben des Rheingaus
erquicken kann. Gegen¬
über befand sich ehedem
ein Bärenzwinger, jetzt der
Aufenthalt einiger Bern¬
hardiner, und links oben
in vergitterten Felsen¬
nischen waren Adler¬
horste. An anmutigen,
wohlgepflegten Blumen¬
banketten vorbei, stets
im imposanten Aufblick
links zu den gewaltigen,
efeuumsponnenen Fels-
mauern, die selbst den
stärksten Belagerungs¬
maschinen, falls man sie
überhaupt hätte anbringen
können, getrotzt haben
würden, gelangt man zu
einem zweiten, durch einen
Turm geschützten Tore,
wo sich die Wohnung
der Dienerschaft und des
prinzlichen Gefolges be¬
fand. Hier löst man sich
auch im unteren Raum,
wo Fremdenbuch und
V erkaufsgegenstände auf¬
liegen, die Einlaßkarte zur
Besichtigung des Innern
(je T.— Mk., Sonntags
50 Pfg., Vereine billiger).
Zunächst betritt man dann den Brunnengarten, in dem
uns eine Miniaturnachbildung des Nürnberger Gänsemännchens
und ein gotischer Springbrunnen in die Augen fallen. Von
den mancherlei Bauresten ringsum interessiert uns besonders
ein alter Sandstein mit Relieffiguren, die das „Urteil des
Paris" darstellen, mit einer darauf bezüglichen Inschrift
Anno 1572 und rechts davon der Eingang zum Burgverlies.
Links liest man auf einer in die Mauer eingefügten TafeL
„Friedrich Ludwig, Prinz von Preußen, Markgraf von Branden¬
burg etc. ließ die Burg Rheinstein 1825—29 wieder auf¬
bauen durch den Baumeister Kuhn." Das zum Teil alte
Gemäuer zeigt noch Kugelspuren und an der Pechnase über
dem Haupteingang alte Tragsteine mit den Wappen von
Mainz, Erbach und Isenburg, den früheren Besitzern.
Nach der ursprünglichen Anlage befanden sich Aufgang
und Zugbrücke an dem Portalturm, wo jetzt die Wohnung
der Dienerschaft liegt, auf der Südseite; doch kann man bei
der beschränkten Räumlichkeit die übliche Einteilung einer
mittelalterlichen Burg, womöglich mit doppelter Ummauerung,
äußerem Burghof und
innerem Zwinger, sowie
überragendem einzelnen
Bergfried und Haupt¬
gebäude samt Palas, Kem-
naten und angrenzenden
Rüst-, Diener- und Stal¬
lungsräumen nicht er¬
kennen. Wir unterscheiden
hier einen etwas tiefer¬
gelegenen Wacht-Turm
mit ausgestrecktem Pech¬
korb und einen von zwei
Haupttürmen flankierten
Mittelbau mit Palas und
darüberliegenden Kem-
naten im zweiten und
dritten Stock. Ehe wir
diese näher besichtigen,
schenken wir gleich rechts
der etwas tieferliegenden
Burgkapelle einige Be¬
achtung, zu der wir durch
ein kleines Portal mit
gotischen Säulen treten.
Sie ward 1844 von Baurat
Hoffmann aus Wiesbaden
erbaut. In der Gruft unter
der Kapelle ruhen seinem
Willen gemäß die sterb¬
lichen Reste des Wieder¬
herstellers und Eigen¬
tümers der Burg, des
Prinzen Friedrich von
Preußen und seiner Ge¬
mahlin; am 9. Mai 1902
ward auch der vorige Be¬
sitzer, Prinz Georg von
Preußen, hier beigesetzt.
Beim Verlassen der
Kapelle aufwärts,dieStein-
treppe hinan, werfen wir
links einen Blick auf das
mit preußischem Adler
geschmückte Hauptportal
der Knappenhalle und auf
das große Kölner Glas¬
gemälde im Innern, das
die in Wolken schwebende
Mutter Gottes mit dem Jesusknaben und zu Füßen den
Geist der Finsternis darstellt (16. Jahrhundert). Aus der¬
selben Zeit sind die ausgestellten sog. Schweizer Rüstungen.
Von dieser Halle führt eine breite Wendeltreppe zu den
oberen Räumen und eine schmälere für die Dienerschaft
zunächst zur Küche und Silberkammer; doch wir wenden
uns nunmehr zum sog. Kanonenplatz. Dort sind auf einer
aussichtsreichen Bastei alte Feldschlangen, Falkonetts, Mörser
und zwei französische Bergkanonen aus 1870/71, sowie alte
Steingeschosse und eiserne Vollkugeln zu sehen. Was uns
Aufwendunßen der Stadt Cöln
für Aussendun^ armer hranker Kinder
zu Lufi=und Badekuren
in den Jahren 1902,1905.1908 u. 1911
1902 1905 1908
Kinderzahh 40 69 129
Ausgaben: 2156 M 4206 M 2263 M
1911
459
24924 M
(Phot.: Herrn. Jansen, Cöln) — (Zu vorstehendem Artikeh
228 @B0600a00000068^^^^^^^^8@i DEUTSCHLAND üBeeeee e oooeeeoeooooooo c eeqgi Nr. 5
hier aber zumeist reizt, ist der prächtige Blick auf den be¬
lebten Strom und seine Umgebung. Rechts im Vordergrund
erblickt man zwei kleine Befestigungen, die Alexander- und
Georgs-Warte und das 1842—44 von schweizer Zimmerleuten
aus schweizer Holz errichtete Schweizerhaus. Unterhalb
an der Rheinchaussee ist das von einem französischen Sol¬
daten Napoleons I. erbaute sog. Franzosenhaus, wohin sich
dieser, seiner deutschen Frau aus Trechtlinghausen zuliebe,
zurückzog. Weiterhin sieht man den Druden- und Rheinberg,
die mit einer Säulenhalle gekrönte Elisenhöhe, das Wilhelms¬
schlößchen in Bingerbrück und das Bingerloch. Gegenüber
ragt die Roßel, eine künstliche Ruine des Niederwaldes, aus
Eichenlaub hervor, und zu Füßen streckt sich malerisch das
durch den Aufenthalt des Dichters Freiligrath („Krone")
seinen vortrefflichen Rotwein und eine heilkräftige Lithion-
Quelle berühmte Aßmannshausen; weiter links der jäh-
stolzige Teufelskaderich und das Bodental. Links am dies¬
seitigen Ufer sieht man die jetzt ganz neu angelegte Burg
Reichenstein (Falkenburg), früher berüchtigte Raubburg, jetzt
im Besitz der Familie Puricelli. Diese und nicht der Rhein¬
stein, wie es fälschlich in manchen Rheinführern steht, ward
von dem 1254 durch den Mainzer Patrizier Arnold Walpod
gegründeten rheinischen Städtebund zerstört. Wiederherge¬
stellt, setzte sie aber ihren alten Unfug fort, so daß 1282
Rudolf von Habsburg gegen sie und die benachbarte Burg
Sooneck zu Felde zog und sie zerstörte. Danach hielt er
strenges Strafgericht an der Stätte der heutigen Clemens-
Kapelle bei Trechtlinghausen und ließ ungefähr 60 Raub¬
ritter des Mittelrheins dort aufknüpfen. Bei der Gelegen¬
heit soll er sich auch auf der Burg Rheinstein aufgehalten
haben. Die Clemens-Kapelle ist übrigens nicht zur Sühne
später von den Familien der Hingerichteten erbaut worden,
sondern stammt wohl aus früherer Zeit.
Ueber eine kleine Treppe außerhalb des Wartturms
kommt man jetzt zum oberen Burghof, von dem ein Eingang
in das untere Turmstübchen führt; dort fallen uns Glas¬
malereien aus dem 15. Jahrhundert und ein altes schönes
Leuchterweibchen ins Auge, sowie in einem Glasschrank
römische Ausgrabungen aus Pompeji und sonstige Altertümer.
Wir wenden uns jetzt dem Hauptbau, dem Palas, zu,
betreten aber zuerst eine Vorhalle, in der außer anderen
Sehenswürdigkeiten eine alte Standuhr mit beweglichen
Figuren aus dem Jahre 1647 unsere Aufmerksamkeit erregt.
Mittelalterliche Rüstungen und Waffen versetzen uns so
recht lebhaft in jene Zeit wilder Kraft und Fehdelust. Dann
treten wir in den wohl ehedem als Speisezimmer dienenden
Rittersaal. Auch hier erregen die spitzbogigen Glasfenster
mit ihren altkölnischen Malereien unsere höchste Aufmerk¬
samkeit; nicht minder die Waffen- und Gerätesammlung,
worunter man einen Helm Franz von Sickingens und einen
Stahlhandschuh Götz von Berlichingens zeigt.
In Verbindung mit dem Rittersaal steht das sogenannte
Kredenzzimmer. Wie der Name besagt, ist hier vorzugsweise
für den echtgermanischen Durst in einer reichhaltigen Samm¬
lung von Krügen und Pokalen gesorgt; denn wie eine Ballade
von Anastasius Grün in einem Nachspiel zu dem Sieg Maxi¬
milians in einem Turniere zu Worms gegen einen großmäuligen
französischen Ritter so launig schildert, waren die mittel-
Burg Rheinstein (Neue Photogr. Gesellschaft, Berlin)
Nr.5 I WKIQOQQQOQCXaGOeoO Q QQC^^ DEUTSCHLAND
229
alterlichen Recken gerade solche Meister im Zechen wie im
Kämpfen. Aber auch für sonstigen damaligen Zeitvertreib
finden sich Belege. Da ist z. B. ein altertümliches Brettspiel^
das an das im Mittelalter beliebte Schachzabel erinnert. Von
den altertümlichen Möbeln, Stichen und Nippsachen zu reden,
würde den Rahmen meiner Skizze überschreiten, hat auch
ohne die Anschauung keinen Wert, und an Ort und Stelle er¬
läutert der Burgvogt, der selbst einen ausführlichen Führer ver¬
faßt hat, oder einer seiner dienenden Geister alles zur Genüge.
Gar viele Merkwürdigkeiten und schätzbare Möbel, beson¬
ders wertvolle Schränke mit Intarsien, bieten die oberenZimmer;
ein großes Himmelbett aus dem 16. Jahrhundert, der von der
Prinzessin Friedrich als Schlafgemach benutzte Raum, sowie
altertümliche Musikinstrumente, Lauten, Mandolinen und ein
sog. Clavicembalo (Hackbrett). Unter den Oelbildern prangen
auch manche angebliche Originale alter Meister, wie von Lucas
Cranach, Albrecht Dürer und Holbein. Interessant sind noch
besonders das Schlaf- und Wohnzimmer des Prinzen Friedrich,
in der Tat kleine Museen der mannigfaltigsten Raritäten.
Im oberen Stübchen des Wartturms befindet sich eine
Bibliothek und eine sehr wertvolle Glasmalerei. Vom Balkon
schaut man 250 Fuß tief auf den Rhein hinab, aber
noch reizt uns ein Blick von der Plattform des Turms,
wo der Pechkorb hängt, in dem bei nächtlichen Angriffen
zur Beleuchtung der Mauerzinnen brennende Pechkränze
geworfen wurden. Und wie diese als wild und barbarisch
verschrieene Zeit des Mittelalters der Romantik nicht ent¬
behrt, so weiß uns auch die „Philomele des Rheins", die
Dichterin Adelheid v. Stolterfoth, eine rührende
Ballade zu singen von einem Burgfräulein des Rheinsteins^
das wider Willen einem verhaßten Werber folgen sollte,
aber schließlich von dem Erwählten ihres Herzens befreit
ward. Man liest sie in S im rock s „Rheinsagen". Wir
aber senden beim Scheiden der stolzen, himmelanstrebenden
Burg auf steiler Felsenhöhe noch einen Abschiedsgruß zu,
indem wir aus der bekannten Kuglerschen Ballade den
Vers vor uns hinsummen:
„Zwar die Ritter sind verschwunden.
Nimmer klingen Speer und Schild;
Doch dem Wandersmann erscheinen
Auf den altbemoosten Steinen
Oft Gestalten, zart und mild." —
?\annheim: Die Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes.
Von Dr. Paul F. Schmidt.
Es war ein glücklicher Gedanke, der diesjährigen
großen Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes ein
Museum zur Verfügung zu stellen. Die ganze Kunst¬
halle zu Mannheim ist ausgeräumt und den Gästen zur
Verfügung gestellt worden, und der Rahmen des
Billingschen Monumentalbaues, funkelnd von edlem
Marmor und Bronze, wirkt höchst günstig und repräsen¬
tativ für die Ausstellung. Es kommt hinzu, daß der
große Oberlichtsaal, der Mittelpunkt des Museums, für
die besten Gemälde aus der Kunsthalle selbst reserviert
wurde. Hier hängen die kostbaren Erwerbungen aus
der kaum dreijährigen Tätigkeit des Direktors Wiehert
als Zeugen seiner Sammelenergie und als Maßstab für
die Qualität des Ausgestellten. Es wirkt mit doppelter
Macht, die 26 schönsten Gemälde des Museums hier
einmal beisammen zu sehen, wie in einer Tribuna:
Deutsche und Franzosen steigern gegenseitig ihren
Wert, und man erkennt klar, mit wie ausgezeichneter
Kennerschaft Wiehert auf malerische Qualität hin
gesammelt hat; aus Liebermann, Thoma, Trübner,
Feuerbach, aus Delacroix, Daumier, Manet, Cezanne
setzt sich ein Bild der Malerei des 19. Jahrhunderts
zusammen, das in diesen wenigen Proben doch das
Wichtigste, die Höhepunkte, zu einer glorreichen Ent¬
wicklungsreihe zusammendrängt.
Eine Ausstellung hat natürlich nicht den gleichen
Vorteil einer Auslese des Allerbesten für sich. Aber
die Kunstschau des Deutschen Künstlerbundes weist
doch zahlreiche Anknüpfungspunkte mit jener Eliteschar
auf und setzt sie entwicklungsgeschichtlich bis zur
extremen Gegenwart fort. Denn wie Liebermann,
Thoma, Hodler und Trübner als noch rüstig
Schaffende mit ihren jüngeren Werken, Trübner sogar
und vor allen Hodler mit ganzen Sonderkollektionen
ihr eigenes Werk fortführen, so schließt sich an sie
eine fast lückenlose Kette der Entwicklung an. Denn
es ist das besondere Verdienst der Künstlerbund-
Ausstellungen, daß sie gewissermaßen einen Durchschnitt
durch die ganze deutsche Malerei und Plastik der Gegen¬
wart bringen, die Anerkannten und Großen ebenso
berücksichtigen wie die Jungen und Jüngsten, und alle
„Richtungen" gleichmäßig, wie es ja auch die Absicht
bei der Gründung des Bundes war. Daß der künstlerische
Nachwuchs hier so stark und hoffnungsvoll vertreten
ist, liegt vor allem an dem Villa-Romana-Preis, für
den diesmal 198 Bewerber ihre Sachen eingeschickt
hatten. Es erhielten ihn Caspar für seine religiösen
Gemälde und Stephani für seine anmutigen, mit
Geschmack bemalten Terrakotten.
Bei den „Anerkannten" überwiegt qualitativ die
Berliner Sezession, von der Corinth mit schönen
Bildnissen und einem fanatischen „Paulus", Slevogt
mit Landschaften, Beckmann mit seiner Amazonen¬
schlacht würdig auftreten. Auch Waldemar Röslers,
Brockhusens, Hübners Landschaften, Max Neu¬
manns,SchockensundMeids Figurenkompositionen
halten sich auf ihrem höchsten Niveau. Von der
Münchner Sezession sind Weißgerbers religiöse Bilder
und Habermanns glänzende Akte besonders hervor¬
zuheben. Ludwig V. Hofmann und Graf Kalckreuth
stehen in der ersten Reihe des Künstlerbunds, und von
Wien hat G. Klimt drei ausgezeichnete Bilder geschickt*
Interessanter für den Freund unserer Kunst, der auf
die Zukunft sein Vertrauen setzt, ist natürlich der Nach¬
wuchs. Und er täuscht dieses Vertrauen nicht; von
allen Richtungen her erscheinen bedeutende Talente
Da sind zunächst die „Wilden", die man auch (meist
falsch) „Expressionisten" zu nennen pflegt, die extremen
Verfechter der starken Farben, des reinen Flächen-
aufbaus: Heckei, Pechstein, E.L. Kirchner; neben
diesen, schon seit vielen Jahren für ihre Ziele kämpfenden
Malern: Hasler, Nölken, Rappapert, die fein-
tonigen Stilleben von Claus, Helene Albiker und
Sophie Wolf, die Landschaften von Erbslöh,
Feigerl, Klemm, Kurt Tuch.
Einen weniger radikalen Bruch mit der Tradition
vollzieht eine andere Gruppe von jüngeren Künstlern,
welche die fruchtbaren Elemente aus dem Impressionismus
herausentwickeln wollen, wie es vor allem Beckmann
und Weißgerber erreichen. Vielleicht sind hier die
stärksten Persönlichkeiten unserer Malerei zu finden
(sieht man von den, leider nicht vertretenen, Nolde
und Kokoschka ab): Dietze, der Landschaften und
Figuren mit großer Kraft des Ausdrucks malt, Krayn
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Saal mit Bildern von Frhr v. Habermann, Robert Sterl, Lovis Corinth, Graf Kalckreuth und Max Liebermann
(Phot : R. Sennecke, Berlin SW. 68)
Blick in den zweiten Plastik-Saal (Phot.: R. Sennecke, Berlin SW. 68)
iiiiiiiii
Nr.5 DEUTSCHLAND 231
ein ungemein selbständiges Talent, Hacken dorf, dessen
Landschaften von einerleidenschaftlichen Seelesprechen;
von monumentalem Gepräge ist der mystisch träumende
Edwin Scharff, der in manchem unreifere Bernais.
Bei der Plastik ist das Ueberwiegen der Jugend
noch auffallender. Aeltere Meister sind fast nur durch
kleinere Arbeiten, meist Bronzen vertreten; namentlich
Tuaillon, Hahn, Peterich; einen seltsamen Riesen¬
marmor steuerte der Architekt H. Bi Hing bei. Von
der Jugend erscheinen Lehmbruck (außer einigen
kleineren Arbeiten auch die bekannte „gotische"
Knieende), Hoetger und Albiker fast wie vollendete
Meister. Namentlich erfreut Albiker durch seine plastische
Reife. Auch Gerstel, Wynand und El kan können
dieser Gruppe zugezählt werden, die die Auflockerung
der Oberflächen und der Gliedmaßen erstrebt; während
Frydag und Milli Steger das Ideal geschlossener
monumentaler Plastik, in der Nachfolge Maillols, ver¬
körpern. Das Interessanteste ist auch an der Plastik
der Reichtum der Bestrebungen.
Betrachtungen zum IV. Internat. Kongreß für Physiotherapie in Berlin.
Von Dr. Max Hirsch (Bad Salzschlirf).
Der IV. Internationale Kon¬
gress für Physiotherapie, der,
wie bereits in einer früheren
Nummer mitgeteilt wurde,
vom 26. bis 30. März unter
dem Protektorate des Prinzen
August Wilhelm von Preußen
in Berlin tagte, dürfte nicht nur
das Interesse der Aerzteschaft
aller Kulturländer, sondern
auch der weitesten Schichten
der Bevölkerung beanspruchen.
DasWort „Physiotherapie"
würde ins Deutsche über¬
tragen „Naturheilkunde" be¬
deuten und ist daher als eine
möglichst ungünstige Bezeich¬
nung anzusehen. Die Physio¬
therapeuten, unter ihnen die
Zierden der medizinischen
Wissenschaft aller Länder,
dürften sich schönstens dafür
bedanken, mit den Vertretern
der sogenannten Naturheil¬
kunde identifiziert zu werden.
Zwischen der Physiotherapie
und der übrigen Medizin be¬
steht kein anderer Unterschied,
als daß die Heilfaktoren der
Physiotherapie aus dem Ge¬
biete der Physik stammen,
während in der übrigen Medizin
die chemischenMittel vor¬
herrschen. Vielleicht waren
es die gewaltigen Fortschritte
der Chemie im TB.und 19. Jahr¬
hundert, die es mit sich ge¬
bracht haben, daß die behandelnde Tätigkeit des Arztes,
der zum Kranken gerufen wurde, ohne das Verschreiben
von Rezepten undenkbar schien, die auf chemischem Wege
in der Apotheke hergestellt wurden. Trotzdem unter
anderen ein so erleuchteter Geist wie C. W. Hufeland
schon vor mehr als 100 Jahren auf die Bedeutung einer
Reihe von physiotherapeutischen Maßnahmen für die
Krankenbehandlung hingewiesen hat, kam man doch erst im
letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts dazu, die Heil¬
mittel, welche die Natur den Menschen in großer Fülle zur
Verfügung stellt, ausgiebiger zur Anwendung zu bringen.
Mitunter waren es bekanntlich Laien, die auf Grund unbeachtet
gebliebener oder nicht genügend ausgearbeiteter ärztlicher
Mitteilungen die Heilkräfte der Natur ausgiebiger in den
Dienst der leidenden Menschheit stellten, wie Prießnitz das
Wasser und Rikli das Sonnenlicht. Es leitete sich daraus
der Irrtum her, der immer
noch hartnäckig propagiert
wird, daß die Physiotherapie
eine Schöpfung von Laien
sei und zu der sogenannten
Schulmedizin in Widerspruch
steht. In Wirklichkeit liegt
aber der Unterschied zwischen
den Laien, welche die physi¬
kalischen Heilfaktoren an¬
wenden, und den Aerzten
darin, daß jene ausschlie߬
lich auf Grund von rein
empirisch gewonnenen An¬
gaben arbeiten, während das
Bestreben der Aerzte, die
Physiotherapie treiben, zu¬
nächst dahin geht, die physi¬
kalischen Heilmethoden hin¬
sichtlich ihres therapeutischen
Wertes wissenschaftlich zu er¬
gründen. So hat der Alt¬
meister der physikalischen
Therapie, der hervorragende
Wiener Gelehrte Hofrat Prof.
Dr. W i n t e r n i t z, der Prießnitz-
schen Wasserbehandlung erst
einen sicheren wissenschaft¬
lichen Boden geschaffen; so
hat der allzufrüh dahinge¬
schiedene Kopenhagener Prof.
Dr. Finsen die Lichtbehand¬
lung von Rikli zu einem stolzen
Werke ausgebaut, dessen Krö¬
nung die Behandlung einer der
entsetzlichstenKrankheiten,des
Lupus, durch kaltes Licht war.
Dieser Unterschied zwischen Arzt und Laienbehandler
gilt übrigens nicht nur für die Physiotherapie, sondern in
gleicher Weise auch für die übrige Medizin. Eine Gruppe
von Naturheilkundigen beschäftigt sich mit der Empfehlung
von Pflanzen, von „Kräutern" als Heilmittel. Aus dem Pflanzen¬
reich stammt aber auch der größte Teil unseres ärztlichen
Heilschatzes. Der Unterschied liegt nur darin, daß der Laie
die Pflanzen vom Patienten oder seiner Umgebung, also von
Laien zubereiten läßt und so die wirksamen und unwirksamen
Bestandteile der Pflanze ohne Auswahl zur Verwendung
bringt; die wissenschaftliche Medizin dagegen hat die
Pflanzenbehandlung insofern verfeinert, als sie aus den
Pflanzen das wirksame Prinzip heraussuchte, es chemisch
rein darstellte und dann erst für die Behandlung in An¬
wendung brachte. Eine weitere Folge dieser wissenschaft¬
lichen Arbeit war das Suchen und Auffinden neuer chemischer
Geh. Medizinalrat Professor Dr. W. His, 1. Vorsitzender des
IV. Internationalen Kongresses für Physiotherapie in Berlin
232 0
DEUTSCHLAND laeeeeoeeeee e eeoo G e eeooeoocB Nr. 5
Arzneimittel in Anlehnung an die aus den Pflanzen gewonnenen
Substanzen. Genau so hat die wissenschaftliche Medizin das
Sonnenlicht, welches die Laien als solches angewandt
haben, in seine Bestandteile zerlegt und zu ergründen ver¬
sucht, welche Strahlenarten für den einzelnen Fall wirksam
und welche schädlich sind, welche Strahlenarten zur An¬
wendung gelangen sollen und welche auszuschalten sind.
Es ist durchaus nicht gleichgültig, ob bei der Lichtbehand¬
lung in dem einen Fall die kurzwelligen Strahlen mit Ver¬
wendung ßnden oder nicht; ebensowenig, ob man in einem
anderen Falle die langwelligen abfiltriert oder nicht. Die
ultravioletten Lichtstrahlen der Sonne sind in dem einen
Falle ein Heilmittel, in dem anderen ein Schädling. Die
weitere Folge der Studien über die Lichtstrahlen war die
Entdeckung der Heilwirkung anderer Strahlenarten wie des
Finsenlichtes, der Röntgenstrahlen, Radiumstrahlung, der
Quarzlampe usw.
Das Denken und Arbeiten der Physiotherapeuten ist in
nichts unterschieden von dem der übrigen Aerzte. Alle
haben sie in gleicher Weise das Bestreben, die aus der
rohen Erfahrung heraus gewonnenen Mittel durch die Wissen¬
schaft zu verfeinern und in möglichst zweckmäßiger Form
zur Anwendung zu bringen. Die Physiotherapie bedeutet
also ebensowenig eine Ablenkung von der wissenschaftlichen
Medizin, wie sie irgend etwas gemeinsam hat mit der Natur¬
heilmethode.
Daß die Physiotherapie in neuerer Zeit mehr in den
Vordergrund getreten ist, verdanken wir nächst den bahn¬
brechenden Arbeiten so bedeutender Forscher wie Winternitz
und Finsen dem Aufblühen der Balneologie als Wissenschaft
und der Hebung des Ansehens unserer Bäder und Kurorte
sowie den epochemachenden Fortschritten der Physik im
vergangenen Jahrhundert. Da trotzdem die Physiotherapie
in der medizinischen Schule immer noch als ein Anhängsel
erschien und im Unterricht des angehenden Arztes nicht
scharf genug hervorgehoben wurde, um in der Praxis die
Würdigung zu erfahren, die ihr zukommt, ist es als ein
großes Verdienst von Dr. Gunzburg in Antwerpen und
Dr. de Munter in Brüssel anzusprechen, daß sie im Jahre
1904 den ersten Kongreß für Physiotherapie in Lüttich
ins Leben gerufen haben, dem im Abstande von je 3 Jahren
Kongresse gleicher Art 1907 in Rom, 1910 in Paris und
zuletzt in Berlin folgten. Jede dieser Versammlungen ließ
das stetig ansteigende Interesse für diesen so wichtigen
Zweig der medizinischen Wissenschaft und Praxis erkennen.
Von dem letzten Kongreß für Physiotherapie dürfen wir
ganz besonders wesentliche Vorteile für Deutschland erwarten.
Ist doch nach dem Dahinscheiden großer Forscher aus
unserer medizinischen Glanzzeit sogar an angesehenen Kliniken
eine Art von therapeutischem Nihilismus in die Erscheinung
getreten, der ja im Laufe der Zeiten so oft der Entwicklung
der Heilkunde hinderlich in den Weg getreten ist. Das
Behandeln der Kranken, die Beeinflussung des jeweiligen
Zustandes ist in dem medizinischen Unterricht zu stark in
den Hintergrund getreten gegenüber einer an sich gewiß
recht zweckmäßigen, aber in geradezu übertrieben komplizierter
Weise gehandhabten Diagnostik. Der Gedanke, den der
unvergeßliche Ernst v. Leyden immer wieder am Kranken¬
bett betonte, daß der Arzt auch dem hoffnungslos danieder¬
liegenden Patienten stets eine Hilfe bringen soll und auch
kann, scheint als „nicht gelehrt genug" in Vergessenheit
geraten zu sein. Aber der junge Mediziner, der in eine
solche nihilistische Schule geraten ist, empfindet das recht
bedenklich; die ungenügende Betonung der Therapie in der
Klinik tritt ihm in seiner Anfängerpraxis auf Schritt und Tritt
hinderlich in den Weg. Das hat der weitblickende Ministerial¬
direktor A1 t h o f f, dessen segensreiches Wirken sich noch über
Generationen hin günstig bemerkbar machen wird, wohl er¬
kannt und für notwendig gehalten, eine Hydrotherapeutische
Anstalt als Pflegestätte für die physikalischen Behandlungs¬
methoden an der Berliner Universität ins Leben zu rufen.
Im Verein mit dem Leiter dieser Anstalt, Geheimrat
Prof. Dr. Brieger, hat Geheimrat Prof. Dr. His, der
Direktor der I. medizinischen Klinik an der Charite, der
ebenso wie sein großer Vorgänger Ernst v. Leyden der
Behandlung der Kranken im Unterricht ein besonders hohes
Interesse entgegenbringt und damit von der Tradition, die
1. medizinische Klinik eine bedeutsame Pflegestätte der
Therapie sein zu lassen, nicht abweicht, den Vorsitz über den
IV. Internationalen Kongreß für Physiotherapie übernommen.
Die mühevolle Arbeit des Generalsekretärs lag in den Händen
des bekannten Röntgenologen Dr. Immelmann.
Der Kongreß zerfiel in 4 Sektionen; Balneotherapie,
Elektrotherapie mit Röntgen- und Radiumstrahlenbehandlung,
Bewegungstherapie und Diätbehandlung. Nach einer gemein¬
samen Tagung aller Sektionen im Sitzungssal des Reichs¬
tages, in der die physikalische und diätetische Behandlung
der Herzkrankheiten von maßgebendster Seite ausführlich
erörtert wurde, kamen die einzelnen Sektionen zu ihrer ernsten
Arbeit in den neuen prächtigen Hörsälen der altehrwürdigen
Charite zusammen. Die Beteiligung am Kongreß war eine
äußerst rege. Fast alle Kulturstaaten hatten offizielle Dele¬
gierte entsandt, die das Interesse ihrer Regierungen an der
Physiotherapie zum Ausdruck brachten; und aus allen Län¬
dern waren die Leuchten der medizinischen Wissenschaft
gekommen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Außer
Deutschland waren namentlich Frankreich, Oesterreich, Eng¬
land, Schweden, Dänemark, Italien durch hervorragende
Gelehrte vertreten. Fassen wir das Endergebnis all der
wissenschaftlichen Vorträge, an die sich vielfach ein inter¬
essanter Meinungsaustausch anschloß, zusammen, so zeigte
sich, daß auf allen Gebieten der Physiotherapie in den
letzten Jahren rege gearbeitet worden ist, und daß diese
Arbeiten einen wesentlichen Fortschritt in der medizinischen
Wissenschaft bedeuten. Von besonderem praktischen Interesse
waren die Referate, Vorträge und Diskussionen über die Frage
der Diät in den Kurorten, die in der gemeinschaftlichen
Sitzung der balneologischen und diätetischen Sektion zur
Sprache kam. Es wurde festgestellt, daß in den Kurorten
Aerzte und Patienten in gleicher Weise von dem Wert der
diätetischen Maßnahmen überzeugt sind, und daß in den Bade¬
orten ausschließlich aus dem Grunde der rationellen Kranken¬
ernährung nicht genügend Rechnung getragen wird, weil die
Gastronomen, wie Dr. Pariser treffend alle diejenigen zu¬
sammen faßte, die von Berufs wegen mit der Zubereitung
und Verabreichung der Nahrungsmittel zu tun haben, aus
diesem oder jenem Grunde nicht genügend mitwirkten, aber
auf deren Mithilfe unmöglich verzichtet werden kann. Die
Versammlung faßte eine Resolution, die dahin ging, die
Hausärzte sollten ihre Patienten nur in solche Kurorte
schicken, in denen das ernste Bestreben herrscht, die kranken
Kurgäste nach den Gesetzen der wissenschaftlichen Diät¬
lehre zu ernähren. Hoffentlich wird diese Maßnahme ein
Ansporn für die Gastronomen sein, aber auch den Bade¬
verwaltungen zeigen, daß es in ihrem Interesse liegt, die
Aerzte in dem Bestreben um eine rationelle Krankendiät in
den Kurorten nach Möglichkeit zu unterstützen.
Mit dem Kongreß war eine Ausstellung verbunden,
die ein reiches Bild von der regen Tätigkeit der Industrie
auf diesem Gebiete gab. Allerdings hätte die Organisation
dieser Ausstellung viel mehr, als es der Fall war, darauf
achten sollen, die einzelnen Ausstellungsobjekte, die lose
nebeneinanderstanden, durch das Band der Wissenschaft zu
einem harmonischen Ganzen zu vereinen.
Die Ergebnisse der Kongreßverhandlungen, über die in
der medizinischen Fachpresse sowie in den Tageszeitungen
Nr. 5 DEUTSCHLAND n^^e^eee^eee^^eeeeeeeeaa 233
ausführlich berichtet wurde, dürften in weitere Schichten
der Nation gedrungen sein und damit auch den Nichtärzten
ainen Ueberblick über die Fortschritte der Physiotherapie
gegeben und gezeigt haben, daß dem Wohle und der Heilung
der Kranken eine große Menge wissenschaftlicher Arbeit
gewidmet wird.
Der Kongreßvorstand hat — besonders dank dem feinen
Verständnis seines kunstsinnigen Vorsitzenden Geheirorat
Prof. Dr. His — ein großes Werk geschaffen, das sicherlich
viel Mühe und Arbeit gemacht hat, das aber dazu angetan
sein dürfte, die Physiotherapie populärer zu machen und zu
zeigen, daß die Verwertung der Heilkräfte, welche uns die
Natur bietet, in ärztlichen Kreisen Gegenstand eifriger Pflege
ist. Die Freude an den Fortschritten der Physiotherapie
wird hoffentlich auch dazu führen, daß man im medizinischen
Unterricht wieder allgemein daran denken wird, daß der
Beruf des Arztes an erster Stelle die Behandlung und Pflege
des Kranken ist und daß der Therapie in der Klinik die erste
Stelle eingeräumt wird, wie es praktisch klar denkende
Kliniker einsehen und handhaben. Mit der besseren Kenntnis
der Therapie in den Kreisen der jungen Aerzteschaft wird
auch das Vertrauen der Patienten zum Arzte wachsen und
damit dem Wohle der kranken Menschheit ein großer Dienst
geleistet werden.
Braunschweig;- die schöne alte Weifenresidenz.
Ein deutsches Zeit- und Städtebild von A. Sattler (Braunschweig).
Braunschweig steht augenblicklich im Mittelpunkte des
Interesses in ganz Deutschland. Die Vermählung des jungen
Herzogs Ernst August mit der einzigen Tochter unseres
Kaisers ist ein geschichtliches Ereignis, das weit mehr, als
OS sonst wohl bei fürstlichen Verbindungen der Fall ist, die
Gemüter erregt. Handelt es sich doch dabei um die hoffentlich
-endgültige Aussöhnung der Hohenzollern mit den Welfen.
Das ist, wie die Verhältnisse nun einmal liegen, ein Ereignis
von geschichtlicher Bedeutung und Tragweite für unser
ganzes deutsches Vaterland.
Für uns Braunschweiger
ist die vollzogene Verbindung
sicher von ganz außerordent¬
licher Bedeutung. Mit auf¬
richtigem Danke muß an¬
erkannt werden, daß der
jetzige Regent des Herzog¬
tums, der Herzog Johann
Albrecht, es verstanden hat,
seiner nicht leichten hohen
Aufgaben in jeder Weise
gerecht zu werden, und sicher
viel dazu beigetragen hat,
die gedeihliche Entwicklung
des Landes in jeder Weise
gewissenhaft zu fördern.
Aber man wird es doch ver¬
stehen, daß der Wunsch nach
festen Verhältnissen im Lande
wohl allgemein besteht,
nachdem nun bereits fast
29 Jahre lang diellnsicherheit
in der Regierungsnachfolge
geherrscht hat.
Seitdem die Berlin-Lehrter
Bahn erbaut wurde, und so
die direkten Züge Berlin—
Köln über Hannover geleitet
werden (nur ein D-Zug geht
von Berlin über Magdeburg,
Braunschweig und Hildes¬
heim nach Köln), hat man
Braunschweig im großen
Verkehr etwas mehr, als für
die Entwicklung der Stadt
gut war, links liegen ge¬
lassen; und so kommt es, daß mancher von der Stadt,
die doch nahezu 145000 Einwohner zählt, nicht mehr weiß
-als den Namen, und daß es dort gute Wurst- und Fleisch¬
waren, berühmte Konserven, ausgezeichneten Spargel, außer¬
dem gutes Bier, kräftige Mumme und leckeren Honigkuchen
gibt. Und doch hat die alte und doch wenig jugendfrische
Stadt so viele eigenartige Schönheiten aufzuweisen, daß es
schon die Mühe lohnt, sie aufzusuchen und kennen zu lernen.
Mit ihren norddeutschen Genossinnen Lübeck und Hildesheim
kann sie unbedenklich den berühmten Städten des Südens,
selbst Nürnberg, zur Seite gestellt werden.
Als Gründungsjahr der Stadt nimmt man das Jahr 861
an. Die älteste vorhandene Urkunde über sie stammt aus
dem Jahre 1030. Heinrich der Löwe legte den Grund zu
ihrer Macht, befestigte sie
-? und verlieh ihr städtische
1 Rechte. Zur Zeit der Hansa
erlangte die Stadt ihre höchste
Blüte, und gegenwärtig ist sie
eine der wichtigsten Handels¬
und Industriestädte Nord¬
deutschlands, wenn auch ihre
beiden Messen die frühere
Bedeutung verloren haben.
Weiche Wandlungen hat die
Stadt in diesem langen Zeit¬
abschnitte durchgemacht I
Viel Neues, Schönes und
Wertvolles hat namentlich die
Neuzeit geschaffen; glück¬
licherweise hat aber Braun¬
schweig es verstanden, da¬
neben bis auf unsere Tage
das Bild fast getreu zu be¬
wahren, das mittelalterliche
Schlichtheit, herbe Tüchtig¬
keit und künstlerische Be¬
gabung ihr verliehen haben.
Noch jetzt sehen lange
Straßenzüge (so die Lange¬
straße, Weberstraße, Reichs¬
straße, Beckenwerkerstraße,
Hagenbrücke, der Meinhards¬
hof usw.) aus, als wäre seit
dem 16. Jahrhundert keine
Zeit vergangen. Noch er¬
innern Hunderte kostbarer
alter Fachwerkbauten und
vornehmer alter Patrizier¬
häuser, herrliche Kirchen
und Profanbauten an die
Glanzzeit der Stadt im Mittelalter: das Gildehaus, das
Gewandhaus, die Alte Wage, das Dannenbaumsche Haus,
das Mummehaus, die Schulen an der Wilhelmstraße und
am Südklink, die Andreaskirche, Martinikirche, Katharinen¬
kirche, Aegidienhalle, Brüdemkirche und vor allem das zierliche
234 DEUTSCHLAND Nr.5
gotische Altstadtrathaus usw. Wer
sich dem Zauber der alten Stadtteile
mit ihren alten Fachwerkbauten und
stillen Winkeln ganz hingeben will, der
muß ihre Straßen durchwandern, wenn
der Mond sein magisches Licht über
all die wunderlich übereinander ge¬
türmten Stockwerke, Giebel und hohen
Dächer ergießt, während die Winkel
im tiefen Schatten liegen. Das ist ein
Bild, so eigenartig anheimelnd und so
stimmungsvoll, daß man sich in jene
Zeit zurückversetzt glaubt, wo aus
diesen Häusern ehrsame Mütter in
ihren mittelalterlichen Trachten und
die schmucken Töchter im Gretchen-
gewande heraustreten, um sittsam
zur nahen Kirche zu gehen, oder
wo am Abend der biedere Handwerks¬
meister, behaglich sein Pfeifchen
rauchend, mit den Seinen ausruht von
des Tages Mühen.
Noch steht der Kern des St.-Blasius-
Domes so da, wie ihn Heinrich der
Löwe in den Jahren 1173 bis 1184
erbaute, als Mittelpunkt der damaligen wie der heutigen
Stadt. Prächtig ist sein Inneres wiederhergestellt. Goldig
scheint die Sonne durch die große Rosette zwischen den
Türmen lang hinein in das
Mittelschiff mit seiner ge¬
waltigen bronzenen Lichter¬
krone und den Grabmälern
Heinrichs des Löwen und
seiner Gemahlin Mathilde
sowie des Kaisers Otto IV.
Stolz erhebt sich jene nur der
romanischen Periode und vor¬
nehmlich Deutschland eigene
Bühne, der hohe Chor, über
der Krypta, die sich hier bis
in die Vierung hinein er¬
streckt und in der der größte
Teil der Welfenherzöge (dar¬
unter auch Karl Wilhelm
Ferdinand und Friedrich
Wilhelm, der „Schwarze
Herzog") ihre letzte Ruhe¬
stätte gefunden haben. Eine
imposante Treppe führt zum
Chor hinauf, dessen Mitte
der von Heinrich dem Löwen
hier aufgestellte gewaltige
siebenarmige Leuchter ein¬
nimmt. Hohe Schranken
trennen den Vierungsraum
von den tieferliegenden Ka¬
pellen der Kreuzarme, die
in ihrer alten bunten Be¬
malung eigenartig wirken,
besonders wenn sich das
volle Sonnenlicht über das
tiefe Blau der Bildergründe
ergießt, die Gewänder der
Figuren in wärmeren Tönen
erleuchten und das Weiß und
das Gold im Schimmer des
Lichtes erglänzen, — ein Bild
von oft zauberischerWirkung.
Noch steht der eherne Löwe, den
Heinrich der Löwe als Zeichen seiner
Macht hier vor seinem Palaste auf¬
richtete. Auch dieses, die Burg Dank-
warderode, ist nach den aufgefundenen
baulichen Resten in alter Herrlichkeit
wiederhergestellt und schließt den
äußerst stimmungsvollenBurgplatz nach
Osten hin wirkungsvoll ab. Dieser
Domplatz I In seiner Umgebung fast
noch ganz den alten Linien folgend,
wie zu Heinrichs Zeit, und doch wieder
ganz anders durch die aus der Not
des harten Lebens hervorgegangenen
Wandlungen, die aber trotzdem zeigen,
wie die Generationen ihr Bestes daran¬
gesetzt haben, in ihrer Art Schönes zu
schaffen. Wie das reich mit Schnitzwerk
verseheneGildehaus, das v. V eltheimsche
Haus und Viewegs gewaltiger Stein¬
palast beweisen, ist er neben dem
herrlichen Altstadtmarkte mit dem
Altstadtrathause, dem zierlichen
gotischen Brunnen und der ihn ab¬
schließenden Martinikirche sowie
dem großen Hagenmarkte mit seinem Heinrichsbrunnen
und der Katharinenkirche im Hintergründe wohl einer der
schönsten Plätze, die man in deutschen Städten findet.
Nach Osten zu bildete die
Oker die natürliche Schutz¬
wehr der Burg. Es war ein
glücklicher Gedanke, beim
Wiederherstellen des alten
Palastes auf dieser Seite ein
Stück des alten Burggrabens
erstehen zu lassen auf dem
Gelände, das heute der Ruh-
fäutchenplatz heißt, ein
Platz, der weder einen aus¬
gesprochenen Mittelpunkt,
noch eine auch nur annähernd
regelmäßige Gestalt hat und
doch für jeden Beschauer
von hohem Reiz ist, trotz¬
dem die Burg in ihren Ab¬
messungen die den Platz be¬
grenzenden Gebäude, das
Deutsche Haus, das stolze
Behördenhaus, das Finanz¬
gebäude und das schöne
neue Rathaus nicht erreicht.
Der Burggraben ist konkav
gestaltet und bildet an der
einspringenden Ecke einen
kleinen Platz, auf welchem
dasReiterstandbild des letzten
Weifenherzogs Wilhelm er¬
richtet ist, ein Denkmal von
hoher Schönheit und in seinen
Abmessungen vorzüglich zu
der efeuumrankten, alters¬
grau angehauchten Burg*
paßt, die den Hintergrund
bildet. Vom nördlichen Ende
des Burggrabens aber genießt
man einen wundervollen
Durchblick zwischen Burg und
Rathaus nach der Dompfarre,
Braunschweig: Katharinen-Brunnen
Braunschweig: Till Eulenspiegel-Brunnen
Nr. 5 DEUTSCHLAND 235
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i^
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„EpÄe
ffetii«^’
rvoll«"
urg»^
,^(arr^'
Kloster Loccum: Gesamtensicht vom Teich aus (Kgl. Melzbildansialt, Berlin)
dem Polizeigebäude und dem Justizgebäude hin, während man
linker Hand nach Süden zu den stets äußerst lebhaften
Verkehr auf der Dankwardstraße und dem Steinweg bis
zum Herzogl. Hoftheater hin verfolgen kann, das hier sehr
wirkungsvoll das Straßen¬
bild abschließt.
Der hoch aufragende
prächtige Rathausturm
lenkt unsere Blicke wieder
auf die Gegenwart, und
unwillkürlich lenken wir
unsere Schritte dem
herzoglichen Residenz¬
schlosse am Bohlwege zu,
der Stätte, die künftig
auch die Wohnung des
jungen Herzogspaares
sein wird. Ein stolzer,
monumentaler Bau, innen
wie außen mit vornehmer
Pracht ausgestattet, einer
derschönstenFürstensitze
des Deutschen Reiches. Es
wurde 1831—1838 im Re¬
naissancestil (griechisch
mit vorherrschend ko¬
rinthischer Architektur)
vom Hofbaurat Ottmar
erbaut und besteht aus
der Hauptfassade und zwei
zurückspringendenSeiten-
flügeln, die einen mit
herrlichen Gartenanlagen versehenen, nach Osten offenen
Platz begrenzen. Auf dem Schloßplatze stehen die Reiter¬
standbilder der Heldenherzöge Karl Wilhelm Ferdinand und
Friedrich Wilhelm. Im Giebelfelde des von gewaltigen
korinthischen Säulen ge¬
bildeten Mittelrisalits be¬
findet sich ein 1868 von
Bläser in Berlin aus¬
geführtes Gruppenbild:
Heinrich der Löwe, wie
er die Huldigung der be¬
siegten Wenden und der
Geistlichkeit entgegen¬
nimmt. Auf dem Mittelbau
thront die 1868 wieder¬
hergestellte über 10 Meter
hohe Quadriga, ein
Meisterwerk Rietschels,
von Professor Howaldt in
Braunschweig in Kupfer
getrieben. Dahinter ragt
die gewaltige Kuppel
empor, welche dieRotunde
an der Rückseite des
Schlosses krönt.
Das Innere desSchlosses
zeigt überall gediegene
Pracht. Die große von
22 dorischen Säulen ge¬
tragene Vorhalle, das
Vestibül, der Gartensaal,
das runde Palisander-
Kloster Loccum: Kreuzgang
(Kgl. Melzbildanslalt, Berlin)
236 DEUTSCHLAND m
Zimmer, das Rokokozimmer, das japanische Zimmer, der
Kuppelsaal, der Ballsaal, der Weiße Saal, der Thronsaal usw.
sind Räume, die bei aller Einfachheit doch durch ihre Schön¬
heit und gediegene Ausstattung entzücken. Wir müssen es
uns hier leider versagen, auf Einzelheiten einzugehen.
Wir werfen noch einen Blick in den entzückenden Schlo߬
garten mit großer Fontäne und prächtigen Blumenanlagen
und wandern dann in die prächtigen Wallanlagen, welche die
ganze Stadt wie ein glänzender Rahmen umgeben, und be¬
steigen dann einen der Aussichtsberge in den Wallanlagen
oder im Bürgerpark oder die Höhe des Nußberges, der den Prinz-
Nr.5
Albrecht-Park und den großen Sportplatz am Stadtpark im Osten
abschließt, und genießen noch einmal den Blick über die Stadt,
über das braunrote Gewimmel der Dächer, aus dem die Kuppeln
und die Riesenleiber der zahlreichen Kirchen emporstreben, über
die herrlichen Villenviertel und Parkanlagen, welche d e Stadt
ringsumgeben, weiterhin nach den nahen Waldgebirgen, dem
Elm, der Asse, den Lichtenbergen und dem herrlichen Harz,
dessen höchster Punkt, der Brocken, bei klarem Wetter stets
sichtbar ist, und dann nehmen wir Abschied von der alten
Weifenstadt mit dem Bewußtsein, eines der schönsten Städte¬
bilder unseres deutschen Vaterlandes geschaut zu haben.
Kloster Loccum.
Von Dr. Hesseler (Wanne).
Zwischen Weser und Steinhuder Meer, mitten im Land
der Niedersachsen, liegt das alte Zisterzienserkloster Loccum,
das Ende Juni in Gegenwart des Kaisers sein 750jähriges
Bestehen feierte. Weltvergessen liegt die alte Kult- und
Kulturstätte in den weiten, einsamen niedersächsischen Landen.
Hohe Eichen, schlanke Tannen und schattige Buchen um¬
wachen treu die Siedelei mit ihren Wirtschaflsräumen, ihrer
stattlichen Kirchenhalle. Und das Ganze spiegelt sich als
malerische Silhouette freundlich wider in einem klaren See.
Durch das „Paradies", eine stattliche Parkanlage, durch
einen dämmerigen Torbogen schreitet der Wanderer die
schlanke Pappelallee entlang, an altersgrauen Gräbern früherer
Jahrhunderte vorbei. Inmitten des prachtvollen Kreuzganges,
der in alter Schönheit und stiller Andacht den träumenden
Klosterhof umschließt, läßt er sich nieder an einladendem
Steintisch. Die Gedanken schweifen zurück in frühere Jahr¬
hunderte, zurück in die Zeit, wo vor 750 Jahren (TI63)
Wulbrand der Alte von Hallermund aus Volkerode, dem
Tochterkloster von Altenkampen, die Zisterziensermönche in
diese unwirtliche Gegend berief, auf daß sie urbar machten
Heide und Wald, trocken legten Sumpf und Moor. Und
welcher Orden war geeigneter für diese schwere Arbeit, als
Nr.5 DEUTSCHLAND 237
der Zisterzienserorden, der berufen war, von fränkischen
Landen her in die sächsischen und wendischen Gaue seine
frommen Kuttenträger auszusenden, daß sie mit Karst und
Spaten, Hacke und Beil schwere Arbeit verrichteten.
Als ersten Abt verzeichnen die Annalen Ekkehard, der
42 Jahre lang, bis 1205, dem Kloster Vorstand. Die junge
Ansiedlung wuchs und gedieh. Laienbrüder und Mönche
zogen allmorgendlich, nachdem sie sich in der Kirche zu
frommer Andachtsübung versammelt hatten, hinaus in die
ausgedehnten Klosterländereien, in tiefem Schweigen, das des
Ordens strenge Regel gebot. Konversen und Familiären
gingen ihnen zur Hand; zinsende Dörfer und Renten von
Mühlen und Backöfen zu haben war ihnen verboten, Betteln
um liegende und fahrende Habe untersagt. Sie wollten keine
Priester sein, die außerhalb des Klosters Seelsorge trieben
und Pfarrerstellen besetzten. Fromme Bauern waren sie, die
abends nach harter Tagesarbeit im eichenen Psalmgestühl
ihr Dankgebet zum Himmel sandten.
Nach den Zeiten der ersten Blüte kamen Zeiten des Ver¬
falls, des Niederganges; Unruhen von außen und Uneinigkeit
im Innern, wechselnder Wohlstand und sich mehrender Reich¬
tum wirkten lähmend und erschlaffend auf das strenge Ordens¬
leben ein. Dann sah der Orden wieder bessere Tage und
erfreute sich hohen Ansehens bei Kaiser und Papst. Schon
hatte die Reformation ringsum von den Ländern und Herr¬
schaften Besitz ergriffen. Nur Loccum war noch katholisch
geblieben und wandte sich, um sich nachbarlicher Bedrängnis
zu erwehren, an den mächtigen Kaiser Karl V. um schirmen¬
den Schutz. Die Reichsunmittelbarkeit wurde dem Kloster
von neuem bestätigt. Hoffte doch der Kaiser, daß das alte
Stift ein starkes Bollwerk des Glaubens sein sollte. Doch
diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Im Jahre 1585 wußte
sich der protestantische Herzog Julius von Hoya die erste
Erbhuldigung durch Exekution zu erzwingen. Von dieser
Zeit an setzten sich reformatorische Ideen fest. Erst langsam
und unter Widerspruch der Ordensgemeinschaft. Schwer
konnten sich die konservativen und niedersächsischen Mönche
von der alten Lehre trennen, von ihrem alten Orden, dem
sie in festem Gefüge schon an die 400 Jahre angehört hatten,
und als schon längst der lateinische Chorgesang den deutschen
Psalmen und des alten Glaubens feierliche Zeremonien ein¬
facher Predigtart gewichen waren, übte dennoch der Zisterzien¬
serorden über das Kloster seine Mutterrechte aus. Noch 1620
ließ sich Loccum auf dem Generalkapitel des Zisterzienser¬
ordens vertreten. In den Wirren des 30jährigen Krieges,
von 1630—1635, zogen wiederum katholische Mönche in
das Kloster ein. Der edle Abt Molan s.tritt und kämpfte von
Loccum aus für die Vereinigung der beiden großen Kirchen.
Nach 1688 machte der katholische Abt von Altenkampen
dem Abte Gerhard von Loccum einen stattlichen Band zum
Geschenke, der des Ordens Regeln, seine Gedenktage und
Vorrechte enthielt. Die heiligen Reliquien, durch die Loccum
berühmt war, wurden noch bis in den Anfang des 18. Jahr¬
hunderts in feierlicher Prozession einhergetragen. —Es lebten
Eduard von Gebhardt: Die Hochzeit zu Kana — Wandgemälde im Kloster Loccum
238 DEUTSCHLAND Nr. 5
in Loccum fortan lutherische Mönche. Von Aebten und
Konventualen wurde Ehelosigkeit verlangt. Abt Molan ist
es gewesen, der dem alten Stamm ein neues Reis auf¬
pflanzte, das bewirkt hat, daß Loccum im Laufe der Jahr¬
hunderte nicht profanen Zwecken zum Opfer gefallen ist,
Kirche und Kloster im alten Zustande erhalten wurden, daß
Loccum geblieben ist, was es war, eine Kulturstätte im
Dienste der Kirche, ein Kunstjuwel in niedersächsischen
Gauen. Aus dem Hospiterium, der alten Klosterherberge,
entstand allmählich ein Predigerseminar, in dem noch heute
jährlich 12 Hospites ihren ernsten Studien obliegen und
noch täglich um 6 Uhr abends im Chorgestühl die Horen
singen. Noch heute trägt der Abt von Loccum bei feier¬
lichen Anlässen Stab und Mitra.
Ist schon die wechselvolle Geschichte des altberühmten
Klosters interessant genug, um einen Besuch zu lohnen, so
verdient die wohlerhaltene mittel¬
alterliche Klosteranlage erst
recht vom kunsthistorischen
Standpunkte aus unsere Auf¬
merksamkeit und Bewunderung.
Es ist eine Genugtuung und
Freude für jeden Freund der
heimatlichen Kunst und Kultur¬
geschichte, zu sehen, wie in
Loccum trotz der Zeiten wech¬
selnden Geschickes, das so
manchem alten Kloster den
Todesstoß versetzte und seine
Kenntnis der Nachwelt entzog,
noch heute so vieles an die
früheren Jahrhunderte erinnert
und alte Zeiten mit ihrem Zauber
wachruft. Um den herrlichen
Kreuzgang mit seinen edlen
Steinmetzarbeiten an Säulen
und Kapitälen gruppieren sich
die einzelnen Klosterräume, der
romanische Kapitalsaal, dessen
neun Wölbungen vier schönge¬
gliederte Säulen tragen, das
Parlatorium, wo des Ordens
strenge Schweigepflicht ein not¬
wendiges Gespräch unter Auf¬
sicht gestaltete, dasDormitorium
oder „Slaphus", in dem heute
der größte Teil der Hospites
schläft, das Calefactorium oder
die Heizkammer, von dem aus
der daneben liegende Remter
geheizt wurde. Die beiden letzten
Räume dienen heute als Biblio¬
thek und bergen unter ihren
30000 Bänden manch seltenen Archivschatz. Die Küche zeig
noch heute die im Mittelalter angelegte Wasserversorgung.
Das daneben liegende Konversenrefektorium ist ebenso wie
die Bibliothek von Eduard von Gebhardt mit tiefempfundenen
Wandgemälden geziert. Hier hat sich in künstlerischer
Weise alte und neue Zeit vereinigt, hier wirken die edlen
biblischen Gestalten, als verkündeten sie von den stillen
Wänden laut und eindringlich das Evangelium des Herrn.
Hier hat der moderne Maler unter Benutzung mittelalter¬
licher Raumwirkung Kunstwerke geschaffen, die zur Andacht
stimmen und zum Herzen reden. Während die Gemälde des Kon-
versenrefektoriums mit den Bitten des Vaterunsers in sinnige
Verbindung gebracht sind, zeigt das Refektorium des Herrn
Wirken und Walten, z. B. die Heilung des Gichtbrüchigen,
die Hochzeit zu Kana, Tempelaustreibung und Bergpredigt.
Die Klosterkirche ist eine typische Zisterzienserkirche,
ohne prunkenden Turmbau, ohne stützende Strebenpfeiler
und Strebenbogen, der Chor geradlinig geschlossen, neben
dem Hauptchor vier Nebenchöre, keine zierenden Galerien
und bunten Wandgemälde. Herb und einfach ist die Formen¬
sprache dieser schlichten Mönche gewesen, und schlicht und
wuchtig wirkt das geräumige Langhaus, majestätisch und
ernst die weite Kirchenhalle, entsprechend dem Charakter
dieser frommen Bauern und arbeitsamen Mönche, der sich
nirgends deutlicher und reine^
ausprägt als hier in den ein¬
fachen, streng konstruktiven
Verhältnissen und der edlen
majestätischen Raumwirkung
ihrer Klosterkirche.
Noch viel des Interessanten
von künstlerischem Werte gibt
es zu schauen und zu be¬
wundern. Das Sakramentshaus
in der Spätgotik zierlichen
Formen, der Marien- und Laien¬
altar mit feingegliedertemPaneel-
werk, edler Holzschnitzerei im
Mittelstück und guterhaltener
Malerei auf den Flügeln, das
romanische Chorgestühl, eine
Perle sächsischer Holzbildnerei,
ernste stille Grabmäler in den
schwulstigenFormen desBarock-
stils, alles stumme Zeugen einer
glaubensstarken Zeit, kalter
Stein und lebloses Holzwerk,
die noch heute Zeugnis ablegen
von früherer Jahrhunderte künst¬
lerischem Schaffen und opfer¬
freudigem Gottesdienste.
Und wie wir durch den däm¬
mernden Kreuzgang wandern,
in dem die Toten uns noch ein¬
mal von den kalten Wänden
grüßen, in dem der Sonne
müde Abendstrahlen durch zier¬
liche Rosetten und Fischblasen¬
muster hindurch scheidend
grüßen, umweht uns feierliche
Stimmung, heiliger Ernst;
der Romantik bestrickender Zauber hält uns umfangen.
Vom Efeu wild umranktes Gemäuer, durch die Jahrhunderte
verwitterte Steine halten ihre stumme Predigt. Noch einmal
leben alle die Gestalten auf, die hier vor Jahrhunderten
wandelten, und raunen uns zu alte Sagen und Legenden von
Heiligen-Erscheinungen und Visionen, von Leid und Freud
und von des alten Reichsstifts Herrlichkeit, von seinem
Wachsen und Entstehen, von seinem Verfall und Niedergang.
Nr.5 DEUTSCHLAND 239
Eduard von Gebhardt.
Von Dr. Friedrich Castelle.
Durch die Kunst unserer Zeit g^eht ein urgewaltiges,
kraftvolles Ringen nach neuen Formen und neuen Werten.
Die Dichtkunst mit dem leichtgeflügelten Wort und dem
bescheidenen Handwerkszeug, dem bescheidensten, das eine
künstlerische Betätigung überhaupt beanspruchen kann,
hat sich die neuen Gebiete am schnellsten erobert. Die
Musik ist ihr rasch gefolgt und hat mit der eindringlichen
Wirkung ihrer naturgemäß die empfänglichsten Sinne des
Menschen erfassenden und fesselnden Ausdrucksmiltel auch
^ie breite Masse der Gebildeten für ihre realistischen
Schöpfungen willfährig gemacht. Schwerer und langsamer
-arbeiten die rein bildenden Künste, insbesondere Bildhauerei
und Malerei. Beide geben dem Beschauer zunächst nur
Form und werden den Laien
in erster Linie auch durch
-die Form fesseln. Diese
Form aber will ernsthaft
erarbeitet sein, und ehe
-der Künstler selbst durch
die widerstrebende Technik
zumharmonischenAusdruck
und Inhalt vorgeschritten
ist, hat sich das Urteil der
Menge schon festgesetzt,
und der Künstler steht
dem Andrang der fremden
Empfindungen und Ein¬
drücke machtlos gegenüber.
Wo aber ein Künstler
ganz seine eigenen Wege
geht, wie der Düsseldorfer
Altmeister Eduard von
Gebhardt, wo er in der
äußeren Form, in der
Technik festhält an der
eigenen, herkömmlichen
Art, nun aber mit allen
Mitteln einer starken Ge¬
dankenkunst neue Inhalts¬
werte sucht, neue Offen¬
barungen gibt, wo er an
das tiefste seelische Gefühl
rührt mit Darstellungen
jener religiösen Vorgänge,
die dem Menschen ver¬
traut sind von Kindheit an, da werden sich Neigung
und Widerspruch am lebhaftesten entgegentreten und den
■ebenen Weg, den so schlichte, einfache Kunst eigentlich
gehen müßte, eine Weile versperren und verbauen. So ist
es auch Gebhardt ergangen. Seine Kunst hat sich in dem
halben Jahrhundert, das Zeitgenosse und Zeuge seiner rast¬
losen Tätigkeit gewesen ist, nicht äußerlich gewandelt. Die
Jugendlichen Versuche: die Studie zur Kreuzigung nach der
Mutter des Künstlers, die prachtvollen bäuerlichen Charakter¬
köpfe aus der estnischen Heimat des Meisters sind ihm
Vorbilder und malerische Erinnerungen geblieben bis zu den
letzten großen Wandgemälden in der Friedenskirche und in
der Friedhofskapelle zu Düsseldorf. Und wie er äußerlich
in der Stadt der Cornelius und Sohn festgewurzelt ist durch
ein langes, reiches Menschenleben, so ist er auch innerlich
ganz sicher und zielbewußt den Weg gegangen, den der
junge Akademiker 1863 mit „Christi Einzug in Jerusalem"/
mit der „Auferweckung von Jairi Töchterlein" und mit dem
1870 vollendeten ersten „Abendmahl" betreten hatte.
Das Neue an seiner Kunst, das selbst die tiefer schauenden
Geister für einige Zeit stutzig und irre machte, war die
überraschende Vermenschlichung der biblischen Vorgänge.
Man hat das gern Naturalismus genannt, hat von Trivialiiät
oder in noch gröberen Worten gesprochen, hat aber über¬
sehen, wie tief germanisch und tief religiös zugleich diese
Kunst Gebhardts ist. Von dem 1866 für den Dom zu Reval
gemalten „Christus am Kreuz" geht sie aus. Dieses Bild
das in der äußeren Form noch die herkömmliche Art der
Kreuzigungsbilder beibehält, ist schon in der Individualisierung
der unter dem Kreuze mitleidenden Menschen von erstaunlich
sicherer Charakteristik. Und aus dem brechenden Auge des
leidenden Gottmenschen klagt ein so unermeßlicher Menschen¬
jammer, daß der Beschauer
tief ergriffen wird. Die
fortschreitende Zeit hat
dieserKunstauffassungGeb-
hardts, die Geschehnisse
der biblischen Erzählungen
zu vermenschlichen, nach
und nach recht gegeben. Wir
Zeitgenossen des greisen,
aber immer noch rüstig
an seinem Lebenswerk
weiter wirkenden Meisters
Gebhardt haben — nicht
zuletzt auch durch ihn —
gelernt, die ganze Passions¬
geschichte nicht bloß als
religiöse Darstellung zu
schauen, sondern in ihr
die gewaltigste Menschen¬
tragödie aller Zeiten mit¬
zuerleben und mitzudurch-
leiden. Wir können uns
heute nicht mehr frei,
machen von der Erkennt¬
nis, daß in dieser Tragödie
nicht die stilvollen orienta¬
lischen Kostüme, nicht
die wirkungsvoll gestellten
Gruppen allein das Wesen
der Passionsgeschichte aus¬
machen. Wir verlangen von
der modernen Kunst — wie
von der modernen Schaubühne —, daß sie uns in der Darstel¬
lung dieser wie aller historischen Vorgänge die rein mensch¬
lichen Erlebnisse fühlen, daß sie uns nicht bloß mit den
äußeren Sinnen sehen, sondern mit der Seele erleben läßt,
was an Jammer und tiefster Not in allen tragischen Ereig¬
nissen verborgen liegt. Erkennen wir die Berechtigung und
Bedeutung einer solchen religiösen Kunst nicht an, dann
dürfen wir auch nicht nach Oberammergau wallfahren und
dort die Leidensgeschichte des Herrn von Bauern und Hand¬
werkern uns Vorspielen lassen, oder dürfen uns wenigstens
nicht ergreifen lassen. Denn was wir dort sehen, sind ja
Menschen von heute, Menschen mit modernem Geist und
mit weisem Bedacht, auf die große Masse der Besucher zu
wirken und auch für die zehn Jahre Zwischenzeit von dem
einen Spiel zum andern das Interesse wach zu erhalten.
Dann weiter können wir die rein germanische Darstellung
des Lebens Christi in dem altsächsischen Epos „Heliand"
und — was im Verhältnis zu Gebhardt besonders nahe
liegt — die berühmte Darstellung des Abendmahls in dem
Eduard von Gebhardt: Frau Bunnermann
Studie zu der Hochzeit zu Kana (Kloster Loccum 1883—881
□ Im Besitz von Prof. Oeder, Düsseldorf □
240 DEUTSCHLAND Nr. 5
Glasfenster der Soester
Wiesenkirche, wo diese
heilig-e Handlung von echt
germanischen Bauern bei
grobemBrot undSchweins«
köpf gefeiert wird, nicht
mehr anerkennen.
Gebhardt hat sich
selbst einmal ausge¬
sprochen über die Be¬
rechtigung seiner Kunst:
„Man hat oft die Frage
an mich gerichtet, warum
ich denn die biblischen
Bilder in altdeutschem
Kostüm male; ja wie
denn? Sollte ich etwa
weitermalen wie die Naza¬
rener? Anfangs dachte
ich auch nicht anders,
abermeinenhausbackenen
Menschen wollten die kon¬
ventionellen Gewänder
partout nicht passen.
Ja, sagten die klugen
Menschen, ich sollte es
doch malen, wie es ge¬
wesen ist, es ist doch im Orient passiert, das ist doch ein
Anachronismus, den ich begehe. Merkwürdig I Noch nie
hat ein Mensch es zustande gebracht, in der Form des
Orientbildes ein andäch¬
tiges Bild zu malen, warum
verlangt man denn das von
mir? Malen wir denn
nicht als Deuts che
für Deutsche?" Hier
liegt das Wesen der
Gebhardtschen Malkunst
begründet und die über¬
zeugende Kraft seiner
Wirkung. Wir wissen, wie
gewissenhaft er arbeitet,
wie er seine Menschen,
schon seine Studien für sie
zu lebendigen sprechen¬
den Charakteren verinner¬
licht, sehen an den Skizzen¬
kartons zu den großen
Gemälden, mit welcher
Liebe und Sorgfalt er
danndieEinzelstudiendem
Gesamtbild, insbesondere
aber auch der Stimmung
des Vorwurfs unterordnet.
Uns interessieren in
diesem Zusammenhang an
erster Stelle die Wand¬
gemälde von Loccum, von denen wir zwei veröffentlichen:
„DieAustreibung aus demTempeL' und „Die Hochzeit zu Kana".
Wie kaum ein anderes Gemälde v. Gebhardts zeigt die
Eduard von Gebhardt bei der Korrektur
(Für die „Deutschland" gezeichnet von Karl Rixkens)
Eduard von Gebhardt in seinem Atelier (Phot.: Josef Henne, Düsseldorf)
piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii^
§ ^iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii 1
Eduard von Gebhardt
(Phot.: Constantin Luck, Düsseldorf)
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iimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin^^^^
242 DEUTSCHLAND Nr. 5
Loccumer Tempelaustreibung- die ungestüme schöpferische
Kraft des Künstlers. Von der Gestalt des erzürnten Christus
geht ein Rhythmus der Bewegung aus, der das ganze Bild
ergreift und jeder der in die Handlung eingegliederten
Gestalten eine lebendige Mitwirkung sichert, bei der aber
wiederum, wie die hier gleichfalls veröffentlichte Studie „Der
Geldzähler" bekundet, niemals die persönliche Charakteristik
außer acht gelassen ist. Und wie sicher und ruhig im
Gegensatz zu dem toll herniederstürmenden Schwall der
Zöllner« und Krämerkreaturen ist der vornehme Tempelgang
der hocherhabenen Pharisäerfamilie. Das ist lebendigste
Menschenkunst, die auch im Erhabenen die feine Künstler¬
hand und den Humor für
die Darstellung mensch¬
licher Schwächen und
Lächerlichkeiten wirken
zu lassen vermag. Ganz
anders, von schönster
poetischer Schlichtheit ist
„Die Hochzeit zu Kana":
Anmut und Lieblichkeit,
frische, gewinnende Herz¬
lichkeit und feierlichstes
Edelmaß in der Ver¬
schmelzung von religiöser
und menschlicher Stim¬
mung. Und wiederum
zeigt die aus dem Bilde
veröffentlichte Studie der
an zweiter Stelle hinter
Christus erscheinenden
alten Frau, wie Geb¬
hardt stets bemüht ist,
das Bodenständige der
Gegend, für welche das
Gemälde bestimmt war,
festzuhalten und wieder¬
zugeben. Wie er in
seiner berühmten Berg¬
predigt den sanften Hang
des Düsseldorfer Grafen¬
berges alslandschafclichen
Hintergrund wählt, wie er
den Direktor der Düssel¬
dorfer Kunstakademie und
sich selbst unter die Zu¬
hörer versetzt, so hat er
für die Loccumer Bilder
mit Vorliebe Menschen
vom Steinhuder Meer oder
aus Loccum selbst ge¬
nommen. Und die präch¬
tige alte Frau mit den
lieben, blanken Augen in
dem treuherzigen nieder¬
deutschen Gesicht ist die Frau Bunnermann aus Loccum,
und diese Skizze ist, wie die Schrift Gebhardts beglaubigt,
dort am 23. September 1888, also in der Zeit, als die
Wandgemälde entworfen und gemalt wurden, entstanden.
Ueber all die Errungenschaften und Eigenarten seiner
künstlerischen Wesensart ist v. Gebhardt zu monumentaler
Größe emporgestiegen in den Wandgemälden für die Düssel¬
dorfer Friedenskirche. Nicht sind hier in erster Linie und allen
die Darstellungen aus dem Leben Christi und des Täufers
Johannes bedeutend. In den Mosesbildern trat eine ganz neue
Aufgabe an den siebzigjährigen Meister heran, und er hat in der
Berufung des Moses eine Charakteristik höchster menschlicher
Ergriffenheit, in dem Tod des von dem Engel der Erde ent¬
führten Moses die Vollendung jener über allen Realismus
sich erhebenden Kunst gegeben, die sein „Christus auf dem
Meere" schon 1887 verhieß.
Eduard v. Gebhardt ist einer jener Künstler, die als
starke, zwingende Persönlichkeiten ihre Art durchsetzen
gegen Abneigung und Widerstand, die ihrer Zeit und
namentlich dem Organismus, den sie zu lenken, zu beseelen
haben, das individuelle Gepräge geben. Es ist ausgeschlossen,
daß ein Künstler von so vollkommener Harmonie und Ab¬
geklärtheit, von so starkem Temperament wie Gebhardt in
dem Wirrwarr der modernen Kunstäußerungen auch das
anscheinend Große und Entwicklungsfähige anerkennen konnte,
weil hier ja alles das zer¬
sprengt und zerschlagen
zu werden schien, was
seiner Natur Vorbedin¬
gung für alle künstlerische
Betätigung war. Ist dieses
Neue wirklich gut und
echt, dann wird es sich
auch neben und trotz
Künstlern von der Art
Gebhardts durchsetzen.
Und es hat sich durchge¬
setzt. Aber um ihn herum
ist im Laufe des letzten
halben Jahrhunderts doch
manche Mode verfallen,
weil sie kraftlos und
wurzellocker war. Er
selbst aber wurzelt uner¬
schütterlich im Boden
seines Wesens und in der
Liebe derjenigen, denen
Kunst nicht äußererSchein,
sondern innerster Gehalt
sein soll: eine unbeugsame,
zielsichere Persönlichkeit,
ein Meister in der Cha¬
rakteristik menschlicher
Empfindungen und selbst
ein Mensch von schlich¬
tester, echtester Ueber-
zeugung, der eben aus
dieser schlichten Echtheit
seiner Sprache heraus
zum I lerzen redet und das
Herz dessengefangen hält,
dem die Kunst mehr ist
alsflüchtigeUnterhaltung,
dem sie Anregung sein
soll und Genuß, den sie
erheben soll über den Lärm
und die drängende Hast
des niederen Alltags in
die feierliche Ruhe stiller, erquickender Herzensfreude —
alles in allem eine jener echten deutschen Naturen, denen
der junge Eichendorff das schöne Wort von der Ewigkeits¬
bedeutung des künstlerischen Schaffens gesagt hat:
Nicht Träume sind's und leere Wahngesichte,
Was von dem Volk den Künstler unterscheidet.
V^as er inbrünstig bildet, liebt und leidet.
Es ist des Lebens wahrhafte Geschichte.
Er fragt nicht viel, wie ihn die Menge richte.
Der eignen Ehr’ nur in der Brust vereidet;
Und wo begeistert er die Blicke weidet.
Grüßt ihn der Weltkreis mit verwandtem Lichtei
Nr.5 DEUTSCHLAND iiiiggggga:gggg:s:gga^g^^^gggs;yag| 243
Kommerzienrat Wilhelm Girardet
(Zum 75. Geburtstage.)
Der Ehrenbürger Honnefs, Kommerzienrat Wilhelm
Girardet, feierte am 14. Juni auf seinem Sommersitz in
dem am Fuße des Siebengebirges gelegenen schmucken
Rheinstädtchen Honnef seinen 75. Geburtstag. Kom¬
merzienrat Girardet ist der Begründer des Verlages
W. Girardet, dem auch die Zeitschrift „Deutschland"
angegliedert ist. Neben dem Stammhause in Essen
bestehen Zweigunternehmungen in Düsseldorf, Elberfeld,
Duisburg, Hamburg und Zürich. — Der 75. Geburtstag,
den der Seniorchef des Hauses Girardet mit einer
seltenen körperlichen und geistigen Frische begehen
konnte, gab den leitenden Persönlichkeiten des Ver¬
lages Anlaß zu einer den Gefeierten sehr überraschenden
Kundgebung. Auch von der Stadtverwaltung in
Essen, von der Essener Museumsverwaltung, von der
Stadtverwaltung in Honnef sowie von den Körper¬
schaften, in denen sich Herr Girardet gemeinnützig
oder künstlerisch betätigt hat, liefen zahlreiche Glück¬
wünsche ein, die Zeugnis davon ablegen, daß sich
der Gefeierte in einem an Mühe und Arbeit, aber auch
an Erfolgen überaus reichen Leben als echter Mann
des bergischen Landes durch den Ernst und die
Schwere der Arbeit nicht den Sinn für das Schöne in
Natur und Kunst hat rauben lassen. Die Gabe, wohl¬
zutun und Kunstsinn zu fördern, ohne öffentlichen
Dank und Glanz zu begehren, sichern ihm nicht nur
die Liebe seiner Angestellten, sondern auch die Wert¬
schätzung der Kreise des deutschen Westens, mit denen
ihn Beruf, künstlerische Neigung und Pflege des Ge¬
meinwohls in Verbindung gebracht haben.
Richard Wagner.
Das musikalische Deutschland setzt dem großen
Schöpfer des modernen Musikdramas, Richard Wagner,
in dem Jahre seines hundertsten Geburtstages und seines
dreißigsten Todestages allüberall Denkmäler seiner
Kunst. An allen Orten, wo sich die Musik liebevoller
Pflege erfreut, werden in Theaterfestspielen und Konzert¬
aufführungen seine bedeutendsten Schöpfungen dem
deutschen Volke dargeboten, und es ist ein bedeut¬
sames Zeichen fortschreitenden Verständnisses für die
Absichten Richard Wagners, daß selbst der Zuhörer,
dem die Musik nur ideale Genußvermitllerin sein kann,
tiefversonnen hinhorcht, wenn die feierlich getragene
Weise des Pilgerchors in der langen Folge andächtiger
Akkorde an ihm vorüber zieht, wenn der Trauermarsch
auf Siegfrieds Tod aus der „Götterdämmerung" sich
leidvoll klagend in seine Seele hämmert; daß er
freudig aufschaut bei dem Frühlingslied des starken
Siegmund, bei dem drastischen Ständchen Beckmessers,
daß sein Herz überfließt vor Freude über all den
herrlichen Wohllaut der prächtigen Wachauf-Weise
auf der Nürnberger Pegnitz-Wiese.
Richard Wagner erobert sich heute die Seele des
deutschen Volkes. Auch die Provinzbühne führt seine
Musikdramen auf, führt sie — dank der unnachsichtigen
Die Walhalla bei Regensburg
244 DEUTSCHLAND Nr. 5
Kritik und strengen Wachsamkeit der Hüter Wagnerscher
Kunstideale — heute würdig und prunkvoll auf, darf
selbst mit Festspielen des „Ringes"', mit „Tristan und
Isolde", dieser tiefsten, ergreifendsten Musiktragödie,
die bis heute geschaffen worden ist, an die breite
Masse herantreten und wird sich deren Anerkennung
erringen, selbst wenn dieser nur das Gefühl in das Bewußt¬
sein steigt, daß sich hier eine große, gewaltige neue Kunst
zu neuen Formen monumental autbaut, so monumental,
daß dem Fernstehenden, gleich dem Gebirgswanderer,
zunächst nur die Erkenntnis überwältigender Größe
gegeben wird, und er erst langsam, in liebevollem Ver¬
senken, die einzelnen
Schönheiten dieserWelt
empfängt.
Auch die bildende
Kunst ringt nach immer
neuen Formen, um das
innerste Wesen dieses
rätselvollen Schöpfers
geheimster musikali¬
scher Ausdrucksmittel
zu erfassen und immer
sinnfälliger darzustellen.
In München ist das
Denkmal des lässig
auf stiller Marmorbank
ruhenden Meisters auf¬
gestellt worden, eine
etwas herkömmliche
Denkmals-Form. Ein
ganz anderes, durch¬
aus persönliches und
eigenes Werk ist die
Wagner-Büste, die der
ausWestfalen (Münster)
stammende Münchener
Bildhauer Prof. Bleeker
für die Walhalla bei
Regensburg geschaffen
hat. Sie hält sich in
der äußeren Durchbil¬
dung der Formen natur¬
gemäß an die besten
überlieferten Vorbilder.
Aber die innere Be¬
seelung ist meisterlich
zum Ausdruck gebracht
in dem wie in freudigem
Hinhorchen auf eine starke musikalische Eingebung
nach links emporgeworfenen Haupt mit den großen,
forschenden Augen und den leicht zuckenden Lippen.
Und endlich ist in dem großen Gedächtnisjahr für
Wagner auch der Grundstein gelegt worden zu dem
Die Wagner-Büste von Professor Bleeker
Leipziger Wagner-Denkmal von Max Klinger, das schon
nach dem Modell als eine der bedeutendsten bild¬
hauerischen Schöpfungen, unserer Zeit zu werten ist
und für Klinger selbst die Krönung seiner Musiker-
Skulpturen Liszt, Beethoven und Brahms bedeuten wird.
Das Denkmal dieses selbst mit dem Wesen der Musik
auf das innigste vertrauten Künstlers ist in mühsamem
Ringen mit dem gewaltigen Wagner-Problem entstanden.
Pietätvoll hat Klinger den ersten Entwurf für ein
Leipziger Wagner-Denkmal, den Wagners Lebensfreund,
der Dichter, Bildhauer und Maler Gustav Kietz geschaffen
hat, beibehalten und auch selbst den „wandernden
Wagner" mit dem weit¬
bauschigen Mantel ge¬
wählt. Aber die Ge¬
stalt ist gewachsen: sie
schreitet einher, wie
Wotan der „Wanderer"
über der Menschheit
Höhen und Tiefen, wie
Wotan der „Wanderer"
im Kampfe mit den
irdischen Mächten der
Sinnlichkeit und Eitel¬
keit, die auch ihm
oft den heiligen Speer
der Kunst zerschlagen
haben in übermütiger
Kraft, und die ihn
doch wieder hinwegge¬
tragen haben in die
entbehrungsreiche Ein¬
samkeit, die nun ein¬
mal des schöpferischen
Menschen letzte und
höchste Bestimmung
ist. So wird diese
monumentale Wagner¬
figur von Ueberlebens-
größe bald auf vier
Meter hohem Sockel,
den Wagner - Motive
schmücken, mitten im
Verkehr der Großstadt
Leipzig stehen, ein
stiller, eindringlicher
Mahner zur Sammlung
aller Menschenkräfte
auf äußere Harmonie
und innere Freiheit, die allein noch dem Menschen
der modernen Welt in dem aufreibenden Hasten des
Alltags helfen können, daß sich wenigstens für die
Stunden der Muße sein Geist erfrischt an den Schöpfungen
großer, edler Kunst. C.
Das Westfälische Musikfest zu Münster.
Das musikalische Leben Westfalens hat sich bis¬
lang zumeist in durchweg gediegenen künstlerischen
Einzelleistungen der führenden Städte offenbart. Alte
Kulturstätten, wie Münster, hatten es leicht, da hier
Musikfreunde von gediegener überlieferter Bildung
reichlich vorhanden zu sein pflegen. Die in das geistige
Leben neu eintretenden jüngeren Städte, namentlich
die des westfälischen Industriegebietes, haben mit
Nr. 5
DEUTSCHLAND 245
den alten Städten
frisch und erfolg¬
reich gewetteifert
und sind ihnen
vielfach, da ihre
Mittel rascher
flössen, zuvorge¬
kommen. Immer
aber fehlte esnoch
an musikalischen
Veranstaltungen
größeren Stils,
die auch nach
außen hin Kunde
gaben von der
Mitarbeit West¬
falens am Musik¬
leben Deutsch¬
lands. Wohl hat
vor Jahren der
Dortmunder Mu¬
sikdirektor Prof.
Jansen den Ver¬
such gemacht,
dort westfälische Musikfeste einzurichten; aber einen
durchdringenden Erfolg haben seine Bemühungen nicht
gehabt. Nun hat sich seit einigen Jahren auf Anregung
des rührigen Leiters des Arnsberger Musikvereins, des
Freiherrn Quadt, ein künstlerisches Freundschafts¬
verhältnis zwischen den führenden musikalischen
Vereinigungen Westfalens herausgebildet. Einige von
ihnen sind dann in Arnsberg und Dortmund zu gemein¬
samen musikali¬
schen Festen zu¬
sammengetreten,
bis jetzt, am
31.Maiundl.Juni,
in der Provin¬
zial - Hauptstadt
Münster das erste
Westfälische Mu¬
sikfest begangen
und der Grund¬
stockgelegt wurde
zu einer nunmehr
wohl dauernd
werdenden Ver¬
anstaltung. Man
wählte Münster,
weil hier zwei der
eifrigsten Führer
des musikalischen
Lebens in West¬
falen wirken:
Geh.KriegsratDr.
Siemon, der Vor¬
sitzende des Musikvereins und Münsterischen Männer¬
chorbundes, sowie Universitätsmusikdirektor Dr. Niessen,
der Leiter des Musikvereinschors und der bald hundert
Jahre alten Liedertafel. Anderseits aber war für die Wahl
Münsters vor allem die Möglichkeit ausschlaggebend, hier
in dem neuen Riesensaale des Schützenhofes mit einem
Massenchor von 600 Sängern vor eine Zuhörerschaft
von mehr als 3000 Personen hintreten zu können.
Münster: Der große Schützenhof-Saal
Geh. Kriegsrat Dr. Siemon (Münster)
(Phot.: Frau Martha Hofmann, Münster i. W.)
Universitätsmusikdirektor Dr. Niessen (Münster)
iPhot.: Neuhaus, Dortmund)
246DEUTSCHLAND Nr. 5
Für das Hauptkonzert hatte man Haydns ^Jahres¬
zeiten^ gewählt. Die Wahl solch eines populären
Werkes war geboten durch die Mitwirkenden: die
Musikvereine aus Hamm, Hörde, Bochum, Arnsberg,
Rheine, die Musikalische Gesellschaft Dortmund, der
Akademische Gesangverein und die Liedertafel Münster.
Diese verschiedenen Elemente konnten von dem Leiter
des Festes, Dr. Niessen, naturgemäß nur in wenigen Ver¬
ständigungsproben zusammengeschweißt werden. Aber
dennoch und gerade wegen der glücklichen Wahl errang
der Chor, den als Solisten Frau Cahnbley-Hinken, der
Münchener Kammersänger Dr. Roemer und der bekannte
Bassist V. Raatz-Brockmann unterstützten, einen stür¬
mischen Erfolg. Vor allem fiel der satte, volle Wohl¬
klang bei den Männer- und die edle Fülle in den
Damenstimmen auf. Auch die mustergültige, geschlossene
Aussprache und der lebendig bewegte Ausdruck, der
sich in dem berühmten „Jagdchor" zu übermütigster
Fröhlichkeit steigerte, zeugten von gediegener musika¬
lischer Durchbildung in den mitwirkenden Vereinen.
Es ist zu hoffen, daß nun endlich auch Westfalen all¬
jährlich, oder doch wenigstens in regelmäßigen Zeit¬
abschnitten, mitMusikfesten an die Oeffentlichkeit tritt, die
das Land der Roten Erde neben den andern Landesteilen
als treue Hüterin und Pflegerin dieser volkstümlichsten
und bedeutsamsten Ausdruckskunst zeigen. C.
Der PanamanKanal und Deutschlands Handel.
Von E. Fitger (Bremen).
Das gewaltigste Wasserstraßen-Unternehmen der
Welt, die Verbindung des Atlantischen mit dem Stillen
Ozean, ist seiner Vollendung nahe, lieber den Er¬
öffnungstermin schwanken noch die Nachrichten, und
der Natur der Sache nach können sie kaum feststehen,
weil in jüngster Zeit wieder starke Erdrutschungen ein¬
getreten sind, die vor der Benutzung beseitigt werden
müssen; so schlimm wie der Laie nach den dabei
genannten hohen Kubikmeterzahlen anzunehmen pflegt,
sind diese Katastrophen meistens nicht, aber man weiß
nicht, ob sie sich nicht wiederholen; wenn erst die
großen Schiffe mit ihren kräftigen Bugwellen an den
Böschungen nagen, kann leicht noch mehr nachstürzen.
Aber auch das wird man beseitigen, und schließlich
wird ein geregelter
Großschiffsverkehr
gesichert werden.
DieBeseitigung
des durch die Land¬
enge von Panama
geschaffenen Ver¬
kehrshindernisses
wird einen mäch¬
tigen Einfluß auf
die Schiffahrt zwi¬
schen den beiden
Ozeanen haben.
Post, Personen
und hochwertige
Güter konnten wohl
die verschiedenen
Eisenbahnen be¬
nutzen, dieMassen-
güter mußten indes
stets den weiten
Weg um die Süd¬
spitze Südamerikas
machen. Nun wird
dieser mit einem
Male abgekürzt, und zwar je nach der Lage der Häfen
um Strecken bis zu Tausenden von Seemeilen. Von
Europa nach allen amerikanischen Häfen nördlich
von Panama macht sie fast 10000 Seemeilen aus.
Solche Verkehrserleichterungen nutzen dem Verkehr
selbstverständlich. Welchen Zweigen des Verkehrs
und in welchem Maße, das ist jedoch eine sehr
unsichere, vielen Abstufungen ausgesetzte und sich hier
und da ins Umgekehrte verwandelnde Sache. Die
Auffindung des Seeweges nach Indien hat der Welt¬
schiffahrt sehr genützt, aber sie hat Venedig ruiniert
und Augsburg und Ulm schwer geschädigt.
Die Vereinigten Staaten haben das ihnen etwa
375 Millionen Dollar kostende Werk nicht aus platoni¬
schem Interesse für den Weltverkehr geschaffen. Daß
es sich durch Gebühren-Einnahme rentiere, ist nach
menschlichem Ermessen ganz ausgeschlossen. Die
Amerikaner versprechen sich also indirekte Vorteile
davon. Diese liegen zum Teil auf politischem Gebiet;
die neue Wasserstraße macht aus der einen amerika¬
nischen Kriegs¬
flotte zwei; was
I z. B. für das Ver¬
hältnis zu Japan
sehr bedeutungs¬
voll ist. Man ver¬
spricht sich auch
im Interesse des
Panamerikanismus,,
das heißt, des Zu¬
sammenschlusses
ganz Amerikas
unter der wirt¬
schaftlichen Vor-
mundschaftderVer-
einigten Staaten,
viel von demKanal,
weil er das von
diesen jetzt völlig^
getrennte pazifi¬
sche Südamerika
den nordamerika-
nischenOststaaten
nahe bringt. Doch
neben dem allem
spielt die Abkürzung des Handelsweges von New York,
Boston, Philadelphia, New Orleans nach dem Stillen
Ozean eine entscheidende Rolle.
Europa, das ist vor allem festzuhalten, gewinnt
durch den Kanal eine Wegersparnis nur nach einem
Teil der Küsten des größten der Weltmeere; freilich
Panama-Kanal: Schleusenseite unterhalb Miraflores
248 DEUTSCHLAND Nr. 5
nach der ganzen Westküste Amerikas, aber diese ist
bei weitem die minder wirtschaftliche des westlichen
Kontinents. Amerikas Antlitz ist nach Osten gewendet,
hier liegen die weiten, fruchtbaren, ergiebigen Ebenen,
hier die schiffbaren Ströme, hier die Wohnstätten der
Völker. Der Westen ist nur der Rücken, das Rück¬
grat; die gewaltige Kordillerenkette liegt nahe an der
salzen See, der Raum für produktive Entwicklung ist
schmal. Immerhin ist die Wegabkürzung von New York
dorthin beträchtlicher als die von Europa. Nach den
weiten, vielgestaltigen Küsten Asiens und Australiens
gewinnt Europa sehr wenig; eigentlich nur etwas nach
Japan und Russisch-Ostasien. Für China, die Philip¬
pinen, Neuseeland, Australien bietet der Suez-Kanal
allen europäischen Häfen einen näheren Weg als der
Panama-Kanal. Der europäische Handel mit diesen
Gebieten wird also der Straße Mittelmeer—Rotes Meer
treu bleiben.
Ganz anders New York. Dieses sandte seine für
Hongkong bestimmten Schiffe bisher durch den Suez-
Kanal, fortan wird es den Panama-Kanal benutzen,
denn hier wird es an Weg, an Zeit, an Kohlen¬
verbrauch, Besatzungslohn, Versicherungskosten große
Ersparnisse machen: ein Vorteil, der also einseitig
dem Handel der nordamerikanischen Ostküste mit
Ostasien und Australien zugute kommt, von dem
Europa jedoch ausgeschlossen bleibt. Die nord-
amerikanische Industrie wird also ihre Waren auf den
chinesischen, hinterindischen, australischen Märkten
viel billiger anbieten können als bisher, die europäische
nicht. Dieser wird also eine weit schärfere Konkurrenz
erwachsen. Auch in Japan; denn wenn auch von
Hamburg oder London nach Yokohama der Panama-
Kanal einen Richtweg bildet, so ist die Ersparnis doch
nur klein, während sie für New York groß ist. Eine
ganz neue Bedeutung für den Handel mit dem Pazifik
wird New Orleans gewinnen; augenblicklich ist diese
gleich Null. In Zukunft wird New Orleans beinahe an
der Mündung des Panama-Kanals liegen und nach
Norden zu gewinnt es Binnenschiffahrts-Verbindungen,
die es bisher gar nicht gehabt hat. Die Vereinigten
Staaten bauen einen Kanal vom Michigan-See nach
dem oberen Mississippi, womit die industriellen Gebiete
von Pennsylvania, New York, Ohio, Illinois, auch Kanada
mit seinen besonderen Erzeugnissen (Holz, Papier,
Butter, Käse, Fischkonserven) einen Wasserweg nach
New Orleans gewinnen. Welchen Umfang dieser Handel
annehmen wird, ist sehr schwer zu sagen, es hängt
von vielen noch sehr unsicheren Umständen ab.
Einer der wichtigsten ist der, ob die Vereinigten
Staaten die Gebührenfreiheit im Panama-Kanal, die
sie der amerikanischen Flagge nach dem jetzigen
Gesetz zugedacht haben, aufrechterhalten, sei es für
alle Schiffe, sei es für die Küstenschiffahrt, unter welch
letzterer der Amerikaner jeden Verkehr zwischen zwei
amerikanischen Häfen versteht, und möge die Ent¬
fernung zwischen ihnen noch so groß sein. Eine
Ersparnis von 1 Dollar 70 Cents auf die Netto-Register-
tonne, also für ein Schiff von 8000 Tonnen 9600 Dollar
oder mehr als 40000 Mk. für jede Einzelreise, macht
natürlich viel aus. Naturgemäß werden die amerika¬
nischen Schiffe in erster Linie den Handel von ihren
eigenen Häfen aus betreiben; je näher der Hafen dem
Panama-Kanal gelegen ist, desto öfter wiederholt
sich der Vorteil der Gebührenfreiheit; daher ist z. B.
New Orleans hitzige Anhängerin der Gebührenfreiheit*
'Ob diese jedoch aufrechterhalten bleibt, ist noch un¬
gewiß, da die englische Einsprache auf Grund des
Hay-Pauncefoto-Vertrages doch Eindruck gemacht und
den Antrag des Senators Root auf Ausmerzung herbei¬
geführt hat.
Die bis jetzt in Aussicht genommene Höhe der
Abgaben im Panama-Kanal ist genau gleich derjenigen
im Suez-Kanal. Es ist jedoch nicht ausgemacht, ob
sie immer gleichbleibt. Bis jetzt leugnet die Suez-
Kanal-Gesellschaft, in der England die entscheidende
Mehrheit besitzt, die Absicht, sich auf einen Gebühren¬
krieg einzulassen. Wenn jedoch auf die eine oder
andere Weise der Panama-Kanal seinem älteren Kon¬
kurrenten die Kundschaft raubt, so ist sehr wohl möglich,
daß sich dieser zur Wehr setzt.
Erst wenn man alle diese Dinge übersieht, wird
man bestimmter sagen können, welchen Einfluß der
Panama-Kanal auf den deutschen Handel haben wird;
und eigentlich muß man erst wissen, wie alle die bis
jetzt noch vorhandenen Unbestimmtheiten ausfallen.
In den Vordergrund gehört die Tatsache, daß der neue
Kanal die Verbindung der nordöstlichen, d. h. der
kulturell und industriell entwickelten Gebiete der Ver¬
einigten Staaten mit allen pazifischen Ländern ganz
ungleich mehr begünstigen wird als diejenige Europas.
Deutschland ist in dieser Beziehung genau so daran
wie England, Belgien, Frankreich, Italien und Oesterreich-
Ungarn. Wird der neue Vorteil, den New York gewinnt,
ausreichen, um den europäischen Industrieländern einen
Teil der Kundschaft zu entreißen? Und wenn dies, wie
sehr wohl wahrscheinlich, eintritt, wird dieser Nachteil
aufgewogen durch den allgemeinen Vorteil an der
Hebung desWeltverkehrs, woran auch Deutschland seinen
Vorteil hat? Das sind sehr große Unbestimmtheiten.
In den Ausfuhren für 1911 verzeichnen die Statistiken
Deutschlands der Verein. Staaten
nach Chile 82,4 Mill. Mk. 65,0 Mill. Mk.
„ Peru 16,1 „ „ 23,1 „ „
„ Ecuador 7,6 „ „ 9,0 „ „
106.1 Mill. Mk. 97,1 Mill. Mk.
Noch ist Deutschlands Ausfuhr nach diesen West¬
küstenländern größer als diejenige der Vereinigten
Staaten. Diese Länder werden durch den Panama-Kanal
auf alle Fälle gewinnen, demgemäß auch ihre Kauf¬
kraft, was ja auch wieder dem Handel Deutschlands zum
Vorteil gereichen wird.
An Einfuhr verzeichnen die Statistiken 1911
Deutschlands der Verein. Staaten
aus Chile 158,4 Mill. Mk. 84,7 Mill. Mk.
„ Peru 20,6 „ „ 42,5 „
„ Ecuador 12,1 „ „ 15,7 „ „
191.1 Mill. Mk. 142,9 Mill. Mk.
In der Einfuhr ist das Uebergewicht Deutschlands
also viel bedeutender, das liegt aber nur an der
großen Bedeutung der Salpetereinfuhr von Chile:
135 Millionen Mark. Diesen Handel können die Ver¬
einigten Staaten uns nicht rauben, weil Deutschland
der bedeutendste Salpeterkonsument der Erde ist. Es
240
K?<5 lB900909B08a90ea@00e^B80^äl DEUTSCHjUANP
i st so gar seh r fra glt tfi, ob es d en Ameri k one rn geii n gt,
die für Europa bestinirniteri Salpeierschiffe für den
Kanal zu gewinnen j bet höben Abgebeh ge will nicht,
denn die Wegabküriiung vön Anlofaga^tö. Iquiqua usw*
nach Europa ist nicht so sehr groß ; obendrein fällt
der Zeitgewinn bei der Ware nur dann ins
wenn tnan nahe vor der Verbrewchssaison für SäI^
stehL Wenn die letztere voröbev rnuß d
beinahe em ganzes Jahr lag^rny Was kpstet
Noch steht 'den A1P^e^il^ah^^h^ mcf\ keine;
reichende Handelsflotte tu Gebote, um durch d ihr
sugedachte GebUhtehfreiheit den tjaridei hach dem
Pazifik an sich zu biingen. Handejs*
flotte ist ihr vielfach überwenn die
Amerikaner die ihrige sehr emporWingeh woilen, sd
haben sie mit Betriebsspesen zu tun, die den Vor
der Gebühren frei heit bts zu eTbebJIcKem, 'TeÜ auf-
wtegen. Fällt aber die Gebührenso
bleibt nur der linterschied in den und
diesen muß der europäische Handel* die europäische
fndufitrfe durch größere Leistunjg^fähigkeit über
Wenn erst europäische Psssagiefdempfär^^^^^
den Fanamo-Kanat nach Westamerika tbhten^ so wird
sich auch die deutsche Auswanderung den dönigen
[^ändern zu wenden, narnentlichhachKayfbmienT Oregon^
Washington^ und das wird auch dem deutschen Handel
mit ihnen zugute kommer>..:Eln ^okhe$Pro fätft doch auch
gegenüber dem mancherlei Kontra sch^^r ins Gewicht.
Bihw yoraDSchUg mii festen Größen kann tnan noch
nicht mache n. Hoffen wir, daß der deutsche HÄudel alle
JMotn^hte dieser weltbewegen UmwaWung: klug und
rasch erfasse und sich ihnen anzuschniiegeri ^isse.
Der Hangarstein.
Von W11 h ft 1 m Müht fCassei)*
ßaS VerkeftT GeJd ins Land bringt, wußten unstete
Nachbarn im schonen Schweiseriand^ ,schon lange. Sie
erkannien auch, daß es ihre vörhehmste Aufgabe seih
müssen das; Was den Fremdenstroni Sb gewöjtig in ihr
Land.hiheinlehfct;^u'er*- : ■
haltenuhd immer mehr
zuggnglich zu machen, ■
Die Wunder der Eerg^
weih schneebedeckte
Fsmen, ■■': ■;:■> ;
W asser fä yi Idröman-
tUche Talsdhlüchtenji
eiasaine Bergseen^ sind
durch kostsptelige An^
lagen von Wegen und
Bergbahnen defftPiernd“
iing und Nfltarfreunde
eröffnet und näher ge¬
bracht worden. Erst
jüngsilsCüuch'in unsern'
d^tscheaLäh jene
Erkf ftbmis erwöchb und
sa bleibt dem deiitscheji
Vfeierlshde wenigstens
einkierhär Bruch teil von
den hfiUi ö nen erh ö 1 ten t
die ölljährhch von Deut¬
schen in jenes Land
getragen werden^ wo
der ^D^utsche*' erfah-'
rtmgsgemaß noch lange
nicht jede Achtung
etwqrhföh"; ' hat.-' - ■■deren.
■sich .der’ ",i;Engländöt'^ ’
oder der. ,/Amerikaner''..
dort •' erfreue.n ; -kön.n.' "'■^-
Gönz vetständUch^ ist
-es daher,' Wenn 'tro'Jlz- ■"
dem immor noch auf
Küstiön des
ziitsjtmms bei unis ge¬
sündigt wird. Tourliten^-
und Verkehfsorgahe
sowie die Vereihfi Jbf
Heimat' und
denkmalschutz haben jb
bereits viele und
artigeEr folge
keit tu verzejchheö^
aber es gibt doch hach
Augenblicke, wo leider ihre Kraft Und Ansireihgung
gegenüber einer fftötexiellen Gewinnsucht versage Des
zeigt sich JefzLwiederu bei einem der hervörrdgendsten
NaturdenktP^Ier Ijeutschiands^ dessen Vorhandensein
, \ ■ ■■""■'•■^' ' fcishef noch :We.nig be¬
kannt .war :■ und; .hur hei
„Kennern^ die ihm ge¬
bührende Würdigung
gefunden hat; Unweit
der beruhigten keiset-
iichet^ominerrest denz,
detnSchlosseWil heims-
hohe/ äh der BaHhlmie
Gsssei:^Zierenbejr:g, er¬
hebt sich der H e n g a r -
s te I n ü ein etwa zwanzig
^4eter hoher ESasalt-
lelsen, an dessen steil
öbfafieuder Nord wand
eine üb&riäxis -r
SchicKiung-';deT'';^
SB ul eh' •■'|h'•fäi'hbr'Är.liger ■
Bildung : ; tritt.
DieLäg.eiU'hg d erschön-^ ^
geibrfnt eu;.;; ■. ■ seohska.n-,
tigert Säuien In dfesei^;;
Art von einer sotchdrt
Reg elm ä ß ig ke i t. daß ske
dieser SchSnhelt
^|. und Ebenmäßigkeit;^
' Europa nach weisbaf
nur noch an den sog^
nenntOrtHumbo!dtfei sw
bäi Aussig (BBhmehJ
au ftritt. Döc b^ wie unser
Bild zeigt. hat slth 4i e
HasöUindustne bereits,
dieses Naturdenkmals
bemächtigt, um es In ab-
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Der Guckkasten.
Eine schlesische Dorfgeschichte von Paul Keiler.
Meine Cousine Berta, die mit mir beim Großvater in
Arnsdorf aufgezogen wurde, hatte zu Weihnachten von ihren
Ellern aus Breslau eine „Guckmäste" bekommen.
„Guckmäste" ist kein schönes Wort, aber eine schöne
Sache. Man guckt durch ein Vergrößerungsglas in einen
Kasten hinein und erschaut alsobald die herrlichsten und
wichtigsten Dinge, als da sind: der Kölner Dom, ein be¬
ladenes Kamel, der Vesuv, die Kaiserparade und der ulkige
Zwerg Nase.
Meine Cousine Berta als Eigentümerin einer Guckmäste
kam mir wie eine reiche Prinzessin vor. Ein solcher Kasten
erschien mir als etwas außerordentlich Kostbares, insonder¬
heit glaubte ich, daß das Vergrößerungsglas von unfaßlichem
Werte sei. In der Schule war einmal eine Frau mit einer
Guckmäste dagewesen, in die hatten wir Kinder gegen Ent¬
richtung von drei Pfennigen hineinschauen dürfen. Und
nun besaßen wir selbst eine Guckmäste — eine Privatguck-
mäste — eine Familienguckmäste.
Ich war stolz, daß ich dieser bevorzugten und begüterten
Familie angehörte, sah ein, daß durch meine kleine Cousine
Ehre und Ansehen über uns alle gekommen sei, und ver¬
fehlte nicht, unseren Ruhm auf der Dorfstraße zu verbreiten.
Leider wurde die Freude bald vermindert: der Familien¬
schatz wurde unter Verschluß gestellt. Der Großvater
behauptete, mein rasend schnelles Umdrehen der Kurbel,
durch die die Bilder gewechselt wurden, sei der Guckmäste
schädlich. Also verschloß er sie ins „Oberstübel" und
steckte den Schlüssel in die Tasche.
Drei Tage lang betrachtete ich die „Stübeltüre" wie die
geschlossene Pforte des Paradieses, machte einige mißlungene
Attacken auf das Herz des Großvaters und griff dann zur
Eigenhilfe, das heißt in diesem Falle: ich griff in Gro߬
vaters Hosentasche. Während er in der Mittagruhe lag,
stibitzte ich ihm den Schlüssel. Zur Belohnung für die
glänzend gelungene „Beschleichung" erhielt ich beim nächsten
Indianerspiel von unserem Häuptling den Ehrentitel „Die
leise Pfote" und durfte fortan im Rate der Alten sitzen und
eine Gänsefeder im Schopfe tragen.
* *
«
Es war am Neujahrsnachmittage, als ich mich mit der
erbeuteten Guckmäste heimlich aus unserem Gehöfte ent¬
fernte und dem Niederdorfe zuwanderte. Ich war in meinen
jungen Jahren ein spekulativer Kopf und hatte also beschlossen,
die Guckmäste wirtschaftlich auszubeuten.
Im alleruntersten Hause trat ich mit meiner Guckmäste
beim Menzelschuster ein. Menzel las im „Neuroder Haus¬
freund", die Menzeln flickte Hosen. Die beiden Leute sahen
mich und meinen Kasten überrascht an.
„Woll'n Sie vielleicht amal in eene Guckmäste seh'n?"
fragte ich. „Es is balde alles zu seh'n, was 's auf der Welt
hat: der Kölner Dom, der Kaiser, der Vesuv, ein Kriegs¬
schiff in voller Fahrt, die Hinrichtung des Schinderhannes
und Arnsdorf bei Nacht. Und es kost' fünf Pfennige."
Menzels staunten. Ueber die Herkunft des Wunder¬
kastens brauchte ich erst keine Aufschlüsse zu geben, da
unser Familienruhm auch schon bis ins Schusterhaus an der
Dorfgrenze gedrungen war.
„Kann ma nicht amal umsonste neinsehn?" fragte die
Menzeln.
„Umsonste ja wull nich," sagte Menzel, „aber a bissei
billiger kann's der Keller-Paul schun machen."
Ich aber hütete mich schön. Ich machte eine halbe
Drehung nach der Tür zu.
„Nu, wenn's Ihn' zu teuer is, da kann ich ja —"
„Halt, halt," schrie Menzel ängstlich. „Nu, Junge, ma
muß sich doch sowas erst a bissei besinnen. Loß mich
amal uff Probe neingucken I"
Darauf ging ich ein. Auch die Menzel guckte Probe.
Sie waren beide entzückt, was auch gar nicht anders sein
konnte, und gelobten fünf Pfennige zu opfern, wenn ich sie
alle Bilder betrachten lasse und auch alles hübsch erkläre.
Bevor aber die Betrachtung begann, legte Menzel pfilfig den
Finger an die Nase:
„Mer könnten eegentlich amal zur Schwiegertochter
nuffschicken, daß se mit a Kindern runderkimmt, da kann
se och gleich mit reinsäh’n, 's is dann een Geld. Paul, renn
doch amal nuff eis Aeberdurf zu inser Schwiegertochter, zur
Lindnerschneidern. Wie lange rennst'n etwanl Und die
Guckmäste konnste ja einstweilen hierlossen."
Dieser Vorschlag deuchte mir gar nicht glänzend, uno
ich ging deshalb nicht auf ihn ein. Für fünf Pfennige dürfter
bloß zwei Leute hineingucken, sagte ich, und für Kinder sei
so ein Kasten überhaupt nichts. Die könnten leicht etwas
zuschanden drehen. Dann müßte ich auch gleich wiedei
weiter zu anderen Leuten. Wir müßten schnell machen.
Gar so schnell ging's nun gerade nicht. Ehe Menzel
und die Menzeln ihre Brillen gründl ch geputzt hatten, ehe
wegen des besseren Lichtes von einem Fensterbrett sämtliche
Blumentöpfe entfernt waren und der Tisch ans Fenster gerückt
war, verging geraume Zeit. Die Menzeln band sich sogai
erst eine reine Schürze um. Endlich begann das Werk. Ich
sah auf die Uhr. Es war ein Viertel auf zwei.
„Das is der Vesuv!" hub ich mit feierlicher Stimme an.
Die Menzeln, die natürlich zuerst in den Kasten guckte,
stieß einen Quieker aus.
„Jeses, Jeses, da is a grußes Johannisfeuerle uff dam
Berge I"
Ich und Menzel lächelten.
„Mutter," sagte Menzel in überlegenem Tone, „dos is
keen Johannisfeuerle nich, dos is Feuer, dos aus'm Berge
rauskummt." __
Die Menzeln, die sich gefoppt glaubte, wandte sich hallT
um und hieß ihren Gemahl einen alten Affen. Also mußte
ich Menzel wissenschaftlichen Beistand leisten und sagte:
ja, er hätte recht. Das Feuer käme aus der Erde. Wahr¬
scheinlich wär' dort drunter die Hölle. Das hätte der
Herr Pfarrer gesagt. Der Herr Pfarrer hatte das zwar nicht
gesagt, aber in diesem Falle fälschte ich einmal die kirch¬
liche Lehre, um die Menzeln leichter zu überzeugen.
Sie wagte keinen Einspruch mehr. Mit Gruseln sah sie
auf den schrecklichen Berg. Menzel gedachte, seine Weisheit
weiter leuchten zu lassen.
„Ja," sagte er, „und der Vesuv steht in den sogenannten
wärmeren Ländern, in Aegypten oder gar in Spanien."
„In Spanien," sagte ich, um der Sache eine präzisere
Fassung zu geben.
Die Menzeln atmete schwer.
„'s eegentlich a recht unchristliches Bild," sagte sie.
„Do lossen Se mich ock schnell weiterdräh'n," sagte ich
eifrig, „da kümmt gleich der Kölner Dom dran."
Doch dagegen protestierte der Schuster. Er wollte den
Vesuv sehen. Er fürchte sich gar nicht, sagte er mutig, er
sehe so was gern.
„Lästere ock nich," mahnte ihn seine Frau, war aber
selbst nur mit Mühe von dem gefährlichen Bilde wegzu¬
bringen.
Als Menzel kaum vor der Linse Platz genommen hatte,
schlug es halb zwei. Und als frühreifer Geschäftsmann, dem
Zeit Geld ist, drehte ich die Kurbel.
„Der Kölner Dom!" verkündete ich.
Da hatte auch schon die Menzeln ihren Mann am
Kragen und zerrte ihn weg. So was Religiöses, sagte sie,
könne sie gar nicht erwarten. Menzel machte ein betrübtes
Gesicht. Aber als guter Kerl sagte er:
„Gell, Mutter, das is scheeni Siehste die Tirme?"
Und um wieder zu zeigen, daß er ein in allen Wissen¬
schaften bewanderter Mann sei, setzte er erklärend hinzu:
„Der Kölner Dom das is nämlich ne große Kirche, und
a ließt in Köln."
Um als berufsmäßiger Erklärer nicht eine ganz über¬
flüssige Rolle zu spielen, fügte ich bei:
„Ja, und Köln liegt bei Frankreich."
Das interessierte aber die Menzeln nicht.
„Nee, is das scheen, is das scheeni" erklärte sie einige
hundertmal. Menzel warf sich in die Bmst.
„Ja, Mutter, und ich hab’ och wos derbeine I Ich hab'
amal mit fünf anderen a Kölner Dombaulos gespielt. Das hat'n
Taler gekost! Gewunn hab' wir nischte nich, aber ma freit
sich doch, wenn se für inser Geld was Feines gebaut haben."
Die Uhr zeigte dreiviertel. Da drehte ich die Kurbel.
„Hinrichtung des Hauptmanns Schinderhannes!"
Menzel fuhr auf. Er hätte ja noch gar nicht den Kölner
Dom gesehen, sagte er. Ja, sagte ich, wenn doch die Frau
immerzu reingucke. Was, sagte die Frau, sie würde wohl
für ihr Geld was sehen können! Zurückdrehen müßte ich,
sagte der Mann. Das ginge nicht, sagte ich wieder. Und
so entstand ein Streit. Um mein Geld nicht zu gefährden,
sagte ich noch, die Hinrichtung des Schinderhannes sei das
Allerfeinste, was es gäbe.
Nr.5 IBOQQOQ6 8899 9 Q6g ^ ^3^^^^a^jjl DEUTSCHLAND 251
Da hatte auch das Weib schon wkder die Nase an der
Linse und kreischte augenblicklich auf:
^Enterschl En ersch I Enterschi Der Scharfrichterl Und
das Bluttl Des Bluttl Da werd' ein ja ganz schlecht! Das
kann ma sich ja gar nich anseh'n."
Sie sah sich's aber doch t n. Ausführlich und bedächtig I
Menzel, der vor Begierde zappelte, versuchte immerfort ver¬
gebens den Platz an der Linse zu erobern. Endlich zog
ich der Menzeln die Gucl mäste vor der Nase weg* und
verhalf dem Familienoberhai pte zu seinem Rechte.
Das nächste Bild, die Kaiserparade, erregte das Interesse
der Frau weniger, dagegen verleitete es den Mann, der es
begierig ansah, seine sämtlichen alten Soldatenerinnerungen
erzählen zu wollen. Ich kann wahrheitsgemäß angeben,
daß ich mit meiner Künstlervorstellung im Menzeischen
Hause höchstwahrscheinlich heute noch nicht fertig wäre,
wenn ich nicht am Ende mit der den Künstlern eigenen
energischen Rücksichtslosigkeit die Sache beschleunigt hätte.
Dabei kam mir zugute, daß in der Guckmäste einige höchst
nebensächliche Ansichten waren: so z. B. „Ufer des Lago
maggiore", von dem die Menzeln erklärte, das sei eben bloß
so ein Wasser mit „Pusch an der Seite", der „Jupitertempel
in Paestum", der Menzel baufällig und wenig wertvoll
erschien, und der „Löwenhof in der Alhambra", von dem ich
als Erklärer nur kurz andeutete, die Löwen seien gar keine
richtige Löwen, sondern bloß ausgestopfte.
Nach einundeinhalb Stunden sagte ich, nun seien wir
am Ende. Mein Publikum wünschte einige Nummern „da
capo": die Menzeln den gruseligen Höllen-Vesuv, Menzel
den Kölner Dom und die Parade und beide die Exekution
des Schinderhannes. Ich aber meinte, nunmehr meine Pflicht
erfüllt zu haben, und heischte meinen Sold.
„Fünf Pfennige sein a bissei reichlich," sagte die Menzeln.
„'s is heute Neujahrsheiligertag," meinte Menzel, „da
kann ma sich ja amal was antun, aber was runderlassen
mußte schon."
Ich war wütend, ich verachtete dieses Schusterpaar;
aber ich war froh, als ich endlich mit Hängen und Würgen
vier Pfennige „auf einem Brette" bar ausgezahlt erhielt.
"Einen Pfennig müsse er sich schon deshalb abziehen sagte
Menzel, weil er doch den Kölner Dom nicht gesehen, habe.
Ich war froh, als ich mit meiner Guckmäste und den
vier Pfennigen verschwinden kormte. Kaum war ich aber
um die Wegbiegung, da kam mir Menzel keuchend nach¬
gerannt.
„Du ... du . . . wir haben . . . wir haben ja noch
nich . . . noch nich Arnsdorf bei Nacht geseh n."
„Arnsdorf bei Nacht" war ein Witz, den ein entfernter
Onkel von mir erfunden hatte. Ich hielt ihn für so glänzend,
daß ich gern mit Menzel umkehrte. Abermals stellte ich
den Guckkasten auf den Schusterlisch, öffnete aber den
Schieber nicht, durch den das Licht eirüdlen sollte. „Arns¬
dorf bei Nacht I" sagte ich.
Die Menzeln guckte aufgeregt durch die Linse.
„Ich seh nischte," sagte sie, rückte hin und her, guckte
abwechselnd mit dem rechten und dem linken Auge und
putzte die Brille. „Ich seh' rein gor nischte 1"
„Laß mich amal, laß mich amal gucken," rief Menzel,
zappelnd vor Neugierde.
„Nee, nee," wehrte die Menzeln, „es könnte ja was
Schenierliches sein."
Und sie strengte ihre Augen wieder maßlos an. Endlich
gab sie es auf und gestattete ihrem Eheherm einen Blick in
den Kasten.
„Daß du's aber gleich sagst, wenn was zu sehen ist —
gleich und sofort I" befahl sie. Und sie hielt ihn mit zwei
Fingern am Rockkragen fest, um ihn im Augenblicke der
Gefahr rasch entfernen zu können.
Menzel gab sich ehrlich Mühe, etwas zu erspähen, aber
auch ihm gelang es nicht. Da klärte ich die beiden endlich
auf, daß es sich hier um ein sehr naturgetreues Bild handele,
deim in Arnsdorf sei in der Nacht, wenn nicht etwa zufällig
der Mond scheine, auch rein gar nichts zu sehen.
„Hm ja, es stimmt I Es ist richtig I" sagte der Schuster
betroffen. Seine Frau war unzufrieden, tröstete sich aber und
sagte: „Na, immerhin haben wir doch das auch noch gesehen,
wo wir doch nu mal bezahlt hatten."
Ich machte Geschäfte. Ueberall, wo ich mit meinem
Wunderkasten erschien, wurde ich mit Freuden aufgenommen,
und ich kann zur Ehre der Arnsdorfer sagen, daß ich auf
keine so umständliche und geizige Familie, wie die Schuster¬
leute waren, mehr stieß. Nur eine Frage, die fast überall
an mich gestellt wurde, war mir unangenehm: „Was sagt
denn eegentlich dein Großvater dazu, daß du so in a Häusern
rumziehst, oder gar dein Vater?" Darauf gab ich immer
ausweichende Antworten. Ins Mitteldorf, wo der Großvater
wohnte, oder gar ins Oberdorf, wo mein gestrenger Vater
residierte, beabsichtigte ich meine Kunstreise ja keineswegs
fortzusetzen.
Von den meisten Leuten wurde ich für einen klugen Kerl
gehalten, denn ich war dahintergekommen, daß es vorteilhaft
sei, bei der Erklärung von Kunstwerken zu schwindeln. Ich
gab die merkwürdigsten geographischen, ethnographischen
und naturwissenschaftlichen Berichte. Aber ich stieß auf
einen Zweifler, und das war der alte Karsubke. Karsubke
hatte sich meine Erklärungen alle schmunzelnd angehört;
als ich aber behauptete, der Walfisch fräße mit Vorliebe
eiserne Schiffe, kriegte er mich an der linken Ohrmuschel.
„Leug ni gar a so sehr," sagte er, „denn ich wecß das
alles besser I" Und er wies auf eine Reihe von Büchern,
die auf einem Eckbrettchen standen.
Ich fühlte mich gedemütigt und wollte mich unter
Verzicht auf meine fünf Pfennige entfernen. Gelehrten
Leuten Guckmästenbilder zu erklären, ist eine peinliche
Arbeit. Doch Karsubke ließ mich nicht fort, ohne mich
vorher noch einmal furchtbar an den Haaren zu ziehen und
dabei zu sagen: „Junge, ich wünschte, du wärst meinerI"
Das wünschte ich nun meinerseits nicht, und als mir der
Mann beim Abschiede ein funkelndes silbernes Zwanzig-
pfennigsiückel schenkte, wurde er mir erst recht rätselhaft.
Ein Stückchen weiter das Dorf hinauf bekam ich eine
edle Regung. Da lebte eine arme Witwe, die hieß Lachnit.
Sie hatte auch wirklich nichts zu lachen. Seit Jahren war
sie gelähmt, stand ganz allein da. Ihr Sohn* war in die
weite Welt gegangen und auf dem Meere ertrunken.
Ich stolperte die dunkle Treppe zur Lachniten hinauf.
Sie erschrak schrecklich über meine Ankunft, wußte auch
noch nichts von unserer Familienguckmäste, was nur bei
ihrer gänzlichen Vereinsamung möglich war.
„Lachniten, Sie könn' ganz umsonst neingucken," sagte
ich und stellte den Guckkasten neben sie aufs Fensterbrett.
Sie schlug die welken Hände zusammen und wußte sich gar
keinen Rat. Ich rückte ihr den Stuhl bequem und erklärte
ihr die Bilder. Sie war ganz außer sich vor Erstaunen und
Dankbarkeit. Da kam ein Bild, dem ich bis jetzt wenig
Aufmerksamkeit geschenkt hatte. „Santa Cruz auf der Insel
Teneriffa", las ich mühsam ab.
Der Lachnitens Auge bekam plötzlich einen stieren
Ausdruck.
„Was? — Was ist das? fragte sie keuchend.
„Santa Cruz auf der Insel Teneriffa", wiederholte ich.
Da faßte sie mich schmerzhaft am Arm.
„Santa Cruz — Teneriffa — das is ja dort, wo — wo
er — wo unser Emil —"
Sie sah hinein auf die blühende Palmenflur, auf das
sonnige Bergeiland und das schimmernde böse Meer.
„Dort — dort — is er — is er ertrunken."
Und sie lehnte den grauen Kopf an den Guckkasten
und weinte bitterlich.
Was hatte ich von Santa Cruz gewußt I Nun stand ich
da und sah die alte Frau weinen. In der Verlegenheit
klimperte ich in der Hosentasche mit meinem Gelde. Ich
hatte das Gefühl, ich müsse es der Frau schenken. Aber
ich schämte mich. Nur das silberne Zwanzigpfennigstück,
das ja so klein war, legte ich leise auf die Kommode der
Lachniten.
Die wischte sich die Augen ab und sah noch einmal
lange auf das Bild. Dann wendete sie sich zu mir um.
„Gelt ja, du, eh' ich sterbe, da kommste noch amal und
zeigst mir noch amal das Bild."
Das versprach ich, und dann machte ich mich schleunigst
davon.
Ich hatte nun gar keine Lust mehr, mit der Guckmäste
weiterzuziehen. Ich mußte immer gegen das Heulen kämpfen.
Erst als das Schlittenbergel auftauchte und mich der Siegelt-
Karl für zwei Bilder, die ich ihn ansehen ließ, fünfmal auf
seinem Schlitten fahren ließ, gewann ich meinen Gleichmut
wieder. Auch die alte Spekulationslust stellte sich rasch
wieder ein. Auf dem Schlittenbergel war auch mein Tod¬
feind aus der Schule, den ich schon längst einmal tüchtig
verprügelt hätte, wenn er nicht leider viel stärker gewesen
wäre als ich. Also warb ich den bärenstarken Reinhold
Anders an, der augenblicklich ohne jede Kriegserklärung
über meinen Feind herfiel, ihn windelweich hieb und dafür
den Kölner Dom und den Schinderhannes sehen durfte.
Damals glaubte ich, mit Hilfe meines Wunderkastens mir
das ganze Dorf botmäßig machen zu können.
Das Ende wäre beinahe tragisch geworden. Es w’ar
mittlerweile Abend geworden, in den meisten Häusern
brannten schon die Lampen. Da landete ich vor dem
252
DEUTSCHLAND BE60e^69 GQO8GO O €)88€X?OOOOOC M Nr. 5
Kretscham. Unschlüssig' blieb ich stehen. Im Kretscham
waren jetzt sicherlich viele Männer. Wenn die alle fünf
Pfennige zahlten, war ich einfach ein gemachter Mann. Aber
ich hatte Angst vor meinen Vorfahren. Meine Familie war
geachtet im Dorfe, und es schwante mir, daß es ihr nicht
sehr erfreulich und ehrend sein würde, wenn ihr jüngster
Sproß im Dorfe auf Fünfpfennigstücke ausging. Doch ich
schlug meine Bedenken in den Wind. Ich kannte die Gewohn¬
heiten meines Vaters und Großvaters und vermutete mit
Sicherheit beide im Gasthause des Oberdorfes.
Also trat ich ein. Lampenlicht und Tabakrauch drangen
mir entgegen, und ich rief mit heller Stimme ins Lokal:
„Guten Abend I WolLn Se vielleichte amal in eene scheene
Guckinäste seh'n? Es kosT für jeden fünf Pfennige. Es ist
alles drin: der Kölner Dom und Santa Cruz und die Parade
und der Schinder —"
„Jiingel“
Ich erschrak so, daß ich mich augenblicklich nebst
meiner Guckmäste auf die Diele setzte. Der Vater I Und
dort saß auch der Großvater.
„Wo kommst du denn her?" fragte mein Vater, rot vor Zorn.
In der Angst gestand ich alles.
„Na da ... da komm amal mit mir nach Hausei"
Ö du liebes Vaterhaus I Ich fing greulich an zu heulen.
Da kamen der Großvater, der Regelbauer, der Fleischer, der
Tischler und noch viele andere, und sie nahmen alle Partei
für mich. Das wäre doch ganz famos, daß ich mit der
Guckmäste kämel Sie redeten alle auf meinen Vater ein
und sagten so viel Gutes urid Achtbares von mir, daß er
sich beschwichtigte und ich tatsächlich mein Wandermuseum
vorführen konnte.
Der Erfolg war durchschlagend. Es regnete Geld „für
die Sparbüchse", und der Regelbauer gab mir sogar einen
Himbeersaft und eine „doppelte Liebe" zum besten, die ich
mit einem leisen Gefühl von Schadenfreude gegen meinen
Vater in würdiger Männergesellschatt auskneipte. Nur als
mich nach einiger Zeit der Vater abermals aulforderte, mit
ihm heimzugehen, kamen mir trotz seines nunmehr ganz
freundlichen Tones wieder lebhafte Bedenken. Da war ja
noch die Mutter, von der ich auch nicht recht wußte, wie
sie die Sache auffassen würde. Und mir das ganze Heer
meiner Zechkumpane als Schutzpatrone mitzunehmen, war
doch nicht möglich.
Der gute Großvater half mir aus der Not. Er sagte,
ich schliefe diese Nacht bei ihm. Also wanderte ich mit
heim. Do cs sehr kalt geworden war, trug er mir die Guck¬
mäste. Ich erzählte ihm alles noch einmal, und er sagte:
„Es is ganz gutt, schon wegen der LachnitenI"
Ehe wir aber in Großvaters Gehöft einbogen, griff er
in meine Hosentasche und sagte:
„Gib amal a Stübbelschlüssel herl Ich hab's heute mittag
recht gut gespürt, wie du mir'n rausgenommen hast.“
Gespürt hat er'sl Ja, ja, der Großvater I Das verrate ich
aber jetzt erst. Denn unser Arnsdorfer Indianerklub hat sich
schon längst aufgelöst, und ich weiß heutzutage mit dem
Ehrentitel „Die leise Pfote" nichts Rechtes mehr anzufangen.
Werdandibund und Heimatschutz.
Am IO. Juni ist auf der Internationalen Baufach-
Ausstellung in Leipzig die Halle des Werdandibundes
eröffnet worden. Professor Dr. Friedrich Seesselberg sprach
als Vorsitzender kurz Uber die Ziele des Bundes und über den
besonderen Zweck der Werdandiausstellung. Er hob hervor,
dass der Bund nach wie vor seine bekannten national-kulturellen
Ziele verfolge, dass er hierbei aber die Kunst als das wesent¬
lichste Kulturförderungsmittel stark betone. Der Werdandibund,
*der seinen Namen nach der Norne „des Werdenden“ führt,
lehne auf dem künstlerischen Gebiete jede Altertümelei und jede
weltfremde Betätigung ab; er wolle ein durchaus modernes
Kunstleben entwickeln helfen und mache hierbei eine klare
Scheidung zwischen dem zu fördernden natürlich-gesunden und
dem zu überwindenden dekadent-angekränkelten. Auch verliere
der Bund nirgend die Bedürfnisse unseres stark wirtschaftlich
gerichteten Zeitalters aus den Augen. Aus diesem Grunde trete
der Werdandibund auf dem Gebiete der Baukunst ganz ebenso
wie der Heimatschutzbund den Verschandelungen der Land-
scbaftsbilder durch hässliche Bauten entgegen. Bei den immer
wachsenden Ansprüchen, die infolge der Notwendigkeit zur
Unterhaltung eines gewaltigen Heeres und einer mächtigen
Flotte und weiterhin auch zur Durchführung der modernen
Sozialpolitik an die Sleuerkraft der Deutschen gestellt werden,
ist es nötig, dass die Mineralien und selbst alle Fabrikations¬
abfallstoffe auf das vorteilhafteste ausgenutzt werden. Diese
Ausnutzung erfolgt aber zu einem sehr wesentlichen Teile gerade
durch die Verarbeitung zu den allerverschiedensten Baustoffen.
Es wäre daher durchaus unsozial und vaterlandswidrig ge¬
handelt, wollte man solche Surrogatstoffe verpönen. Es darf
uns nicht abschrecken, wenn in der Tat mit manchen Baustoffen
in schönheitlicher Hinsicht über die Massen gesündigt worden
ist, denn für diese Verfehlungen ist keineswegs die solche Bau¬
stoffe schaffende Industrie verantwortlich zu machen, sondern
das Bauunternehmertum, das die Stoffe bisher in so unkünst¬
lerischer Weise verwendete. Um da nun zu helfen, erachtet
es der Werdandibund als eine seiner vornehmsten Aufgaben,
die Aesthetisierung der betreffenden Baustoffe in die Hand zu
nehmen. Diesem Zwecke haben bereits grosse, von dem Wer-
dandibunde ausgeschriebene Wettbewerbe gedient, und ebenso
hat nun die Errichtung der Werdandihalle den Sinn, schon
durch die Gebäudeerscheinung selbst die gute Aesthetisierbarkeit
auch vielfach verpönter Baustoffe, wie z. B. des glatten Ver¬
blendziegels und der Dachpappe, zu veranschaulichen. Das
gesamte bildliche und stoffliche Material in den Seitenabteilen,
in denen so bedeutende Werke wie die C. F. Weber Aktien¬
gesellschaft in Leipzig-Plagwitz, Holzmann & Co. in Frank¬
furt a. M., Grube Jlse N.-L., Prüss in Berlin, die Ullersdorfer und
Siegersdorfer Werke, die Werkenthinge Seilschaft Berlin usw
ausstellen, zeige gleichermassen die Verschönheitlichungs-
möglichkeiten für Verblender, Eisen, Eisenbeton, Holz, Teer¬
und Asphaltfabrikate und alle sonstigen Hauptstoffe. Professor
Seesselberg hob zum Schluss ausdrücklich hervor, dass zwischen
dem Werdandibunde und dem Heimatschutzbunde keineswegs
die vielfach vermutetete grundsätzliche Gegnerschaft vorhanden
sei; er ist vielmehr der Ueberzeugung, dass der Werdandibund
unsere Landschaftsbilder ebenso sicher wie der Heimatschutz¬
bund schön und harmonisch gestalten helfe, wenn er die
Daseinsberechtigung aller Baustoffe völlig bejahe, andererseits
aber nachdrücklich auf deren Verschönheitlichung hin wirke.
Wie sehr diese Ideen Anklang fänden, zeige sich in den
Förderungen, die diesen Ausstellungsunternehmen aus eigentlich
allen bedeutenden Industrien zuteil geworden seien. Der Bau
selbst erregt, namentlich durch seine völlig neuartige Kon¬
struktion, mit Recht allgemeines Aufsehen; das Innere sym-
bolisert in seiner ganzen Formenhaltung die Entschiedenheit der
Zielstrebung, die im Werdandibunde herrscht. Die schöne Bücherei,
zu der auch einzelne grosse Verlagsanstalten leihweise Werke
beisteuerten, ist eine Stiftung der Firma Fried. Krupp in Essen.
Es ist zweifellos mit der Errichtung der Werdandihalle
ein grosser, entscheidender Schritt gemacht und eine erfreuliche
Anregung gegeben worden, wie auch die billigen Nutzbauten
aus künstlichen Stoffen geschmackvoll gestaltet werden können.
Der Heimatschutz wird diese Stoffe natürlich fernhalten, wo
sie nicht unbedingt notwendig sind und streng darüber
wachen, dass Zugeständnisse, die einer Verschandelung
des Landschaftsbildes auch nur entfernt nahekommen, nicht
gemacht werden. Seine Aufgabe besteht lediglich darin, das
Hässliche, das bis heute überwog, und das auch einstweilen
trotz der Werdandihalle noch nicht ausgeschaltet werden wird,
fernzuhalten. C.
Verkehrsinteressen und Vogelschutz.
Von Hans Ludw. Linkenbach^(Mainz).
Durch die Presse ging vor einiger Zeit die nachstehende
Notiz:
Vogelmord an der französischen Küste. Wenn
vom Vogelmord die Rede ist, denkt man gewöhnlich an die
Italiener, die tatsächlich zahlreiche Zugvögel fangen. Aber
auch in Frankreich, einem Lande also, das im Gegensatz zu
Italien dem internationalen Vogelschutzbunde im Jahre 190a
beigetreten ist, wird der Vogelmord betrieben, und zwar, wie
ein Bericht der „Revue fran9aise d’ornithologie“ zeiget, in ganz
erschreckendem Massstabe. Zwischen Gironde und Adour
fängt die gesamte Küstenbevölkerung den „Couillic“, wie dort
Nr. 5
DEUTSCHLAND
253
die gelbe Bachstelze genannt wird. Die Jagd wird mit Hilfe
eines Lockvogels und mit Netzen ausgeführt; die durch¬
ziehenden (oder durchziehen wollenden) Bachstelzen lassen
sich zutraulich in der Nähe des Lockvogels nieder, dann wird
das Netz Uber sie geschlagen, und hierauf drücken die Vogel¬
fänger in Eile den gefangenen Tierchen die Köpfe ein. Ein
einzelner Vogelsteller erlegt so im Laufe des Vormittags
ao Dutzend Bachstelzen! Volle vierzehn Tage hindurch,
während der ganzen Dauer des Zuges, widmet sich jedoch
die ganze Bevölkerung diesem mörderischen Vogelfänge, und
es werden so viele Bachstelzen erlegt, dass die Jagdbeute
täglich einen ganzen Eisenbahnwagen füllt. Hiernach ist es
kein Wunder, wenn die Bachstelze und andere nützliche
Vögel selten werden. Ebensowenig erbaulich ist die Fest¬
stellung, die Parier de Larsan über die Schwalben und ihre
Mörder macht: ln der Gegend von M6doc hat er ermittelt,
wie viele gefangene kleine Vögel, hauptsächlich Schwalben,
mit der Eisenbahn befördert werden. Es sind annähernd
a8 Tonnen in einer Saison! Eine grosse Menge aber wird
schon an Ort und Stelle verzehrt! Hier ist hinzuzufügen,
welches Gewicht ein Bachstelzen- oder Schwalbenbraten hat:
eine lebende Schwalbe wiegt rund loo Gramm, und das Gewicht
der Bachstelze dürfte sich von dem der Schwalbe kaum unter¬
scheiden. Wieviel als Braten übrigbleibt, kann sich nun
jeder leicht ausrechnen.
Jedem Naturfreund, der diese leider auf Wahrheit beruhende
Nachricht liest, wird es klar sein, dass hier endlich etwas ge¬
schehen muss, um dem grausamen Vogelmord an der fran¬
zösischen Küste Einhalt zu gebieten, und es wird gewiss nicht
an Stimmen entrüsteten Einspruchs fehlen. Aber es genügt nicht,
dass nur aus rein ästhetischen Gründen gegen den gekenn¬
zeichneten schändlichen Unfug Front gemacht wird, sondern
auch viele wirtschaftliche Vereinigungen haben ein so inniges
Interesse an der Erhaltung der deutschen Vogelwelt, dass sie
mit aller Energie den Kampf gegen die französischen Vogel¬
mörder aufnehmen sollten.
Innerhalb Deutschlands verhindert das Vogelschutzgesetz
die schlimmsten Ausschreitungen auf dem Gebiete der Sing¬
vogelvernichtung; der Staat, die Gemeinden und einsichtige
Privatleute lassen sich in ausgiebigem Masse den Schutz
unserer gefiederten Freunde angelegen sein. Im Ausland aber
fallen die armen, für unser Wirtschaftsleben so unendlich wert¬
vollen Geschöpfe erbarmungslos der Falle oder der Leimrute
zum Opfer, ohne dass ihnen ein tatkräftiger Schützer erstünde.
Der Bachstelzenmord an der Küste Frankreichs gehört
jedenfalls zum Hässlichsten und Widerwärtigsten, das uns die
Annalen der menschlichen Brutalität gegenüber unsern Mit¬
kreaturen erzählen, und deshalb tut Abhilfe dringend not.
Wandel kann aber nur geschaffen werden durch das ein¬
mütige Vorgehen aller, denen der Vogelschutz Herzenssache ist,
oder denen er aus wirtschaftlichen oder sonstigen Gründen
geboten erscheint.
Auch die deutschen Verkehrs-Vereine sollten ganz besondere
Aufmerksamkeit der Frage zuwenden, in welcher Weise am
zweckmässigsten und wirksamsten der Vogelschutz ausserhalb
der Reichsgrenzen durchgeführt werden könnte.
Es liegt ja doch gewisslich im Interesse des Verkehrs, dass
die tapferen Vertilger der Schnaken und Stechmücken weit¬
gehende Schonung erfahren, jene freundlichen Gehilfen des
Menschen in seinem erbitterten Feldzug gegen die kleinen
Blutsauger, die mit ihrer winzigen, aber furchtbaren Waffe harm¬
lose Reisende und Touristen mitunter in die Flucht schlagen.
Der Bund Deutscher Verkehrs-Vereine wird sich gewiss nicht
der Ansicht verschliessen, dass er in kaum geringerem Masse
als die Tierschutz- und ähnliche Verbände dazu berufen ist,
den Schutz der nützlichen Insektenvertilger mit allen ihm zu
Gebote stehenden Mitteln zu erwirken. Mit Hilfe seiner Autorität
und im Anschluss an die Bestrebungen der verschiedenen
Schnakenvertilgungs-Kommissionen wird ihm das sicherlich auch
gelingen. Auf welche Weise dem Vogelmord, namentlich dem
Bachstelzenmord an der französischen Küste am besten gesteuert
wird, das freilich müsste eingehenden Beratungen Vorbehalten
bleiben. Vielleicht aber dient dieser kurze Hinweis dazu,
weitere Kreise davon zu überzeugen, dass es hier eine Mission
zu erfüllen gilt, eine wahrhaft patriotische Mission.
Naturschutz für einen deutschen Urwald.
Die Bestrebungen für den Naturschutz haben in Deutsch¬
land einen neuen schönen Erfolg zu verzeichnen. Wie Geheimrat
Conwentz in den Beiträgen zur Naturdenkmalpflege mitteilt, hat
Fürst Wilhelm von Hohenzollern in seinen grossen Besitzungen
innerhalb des Böhmerwaldes ein Naturschutzgebiet von ansehn¬
licher Grösse geschaffen. Professor Conwentz hat das Gebiet
mit Forstbeamten bereist und seine Abgrenzung begutachtet.
Es handelt sich um ein Gelände von etwa 210 Hektar, das
eine grosse landschaftliche Mannigfaltigkeit aufweist. Es ist
ein echtes Mittelgebirge, dessen Höhe bei rund 1000 Meter
beginnt und bis zum Kamm auf 1343 Meter ansteigt. Dazu
gehört der 19 Hektar grosse Schwarze See, der auf allen Seiten
von steilen Felswänden umgeben ist und zum Stromgebiet der
Moldau gehört. Der benachbarte Teufelssee dagegen sendet
seine Wasser durch den Regen in die Donau. Das Gelände
bildet also einen Teil der intrakontinentalen Wasserscheide
zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. Der Holzbestand
setzt sich durchweg aus Hochwald zusammen, und zwar aus
Fichten, weniger Tannen, und von Laubbäumen aus Buchen,
Bergahornen, Ebereschen, Weiden und Birken. Viele Teile
stellen einen echten Urwald dar, in dem wohl noch niemals
Holz geschlagen worden ist. Die Fichten namentlich zeigen
die Einflüsse des Schneedrucks und der Bergstürme, die ihnen
fast stets den Wipfel abgebrochen haben. Der Boden ist von
Laubmoosen und Heidelbeeren bedeckt. Unter den Vögeln
sind Wanderfalken, Auerhühner und Birkwild bekannt. Wegen
der schweren Zugänglichkeit ist das Gebiet für den Naturschutz
wie geschaffen. Innerhalb des ganzen Bezirks findet sich kein
einziges menschliches Bauwerk, mit Ausnahme einer kleinen
Wirtschaft am Schwarzen See. Die Aussicht erstreckt sich
nach Westen über den ganzen Bayerischen Wald nach Böhmen
hinein bis Pilsen und bei klarer Luft bis zum Erzgebirge. In
diesem ganzen Bereich soll es nun verboten sein, Holz und
Gras zu suchen, Jagd oder Fischerei zu treiben oder sonst die
Natur anzugreifen. Auch die Einführung fremder Pflanzen und
Tiere ist untersagt.
Der Verein „Naturschutzpark“ hat vom Kaiser aus
dem Dispositionsfonds 50 000 Mark für die beiden in Deutsch¬
land geplanten Naturschutzparke erhalten.
Stiftung für Schülerwanderungen. Der Bauunter¬
nehmer Junior aus Frankfurt a. M. stellte dem Regierungs¬
präsidenten Dr. von Meister in Wiesbaden zur Förderung von
Schülerwanderungen die Summe von 13000 Mk. zur Verfügung.
Von dieser Summe sollen allen oberen Knabenklassen der Volks¬
und Mittelschulen in Wiesbaden und Frankfurt je 100 Mk. als
Reisezuschuss für eine zweitägige Wanderung nach Caub, wo
vor 100 Jahren Blücher über den Rhein ging, und dem Nieder¬
walddenkmal gewährt werden.
Ein Riesenefeu. Unter den altmärkiscben Naturdenk¬
mälern nimmt ein riesiger Efeu, der in seiner Heimat „der
grösste Efeu der Welt“ genannt wird, einen hervorragenden
Platz ein. Sein Stamm hat, wie die Zeitschrift „Aus der Natur“
(1913, Nr. 5) mitteilt, einen Durchmesser von 0,58 Meter. Der
Efeu rahmt einen alten Kirchturm von 20 Meter Höhe voll¬
ständig ein. Das Alter dieses Naturwunders ist unbekannt, darf
aber jedenfalls nicht zu hoch angenommen werden. Nach Aus¬
sagen älterer Leute würden es vielleicht 250 Jahre sein. Die
Kirchenchronik berichtet, dass ihn seiner Grösse wegen Friedrich
Wilhelm IV. von Preussen in den fünfziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts besichtigt hat. Der Efeu steht an der Kirche zu
Vissum. Dieser Ort ist ungefähr vier Kilometer von der Station
Kallehne entfernt.
Das Erwachen der Heimatkunstforschung in
F r a n k r e i ch. Auch die französische Kunstwissenschaft beginnt
ausserhalb ihrer traditionellen Bahnen Neuland zu erobern.
Wohl hat man die grossen Maler und Bildhauer, Zeichner,
Möbelkünstler usw. stets gefeiert, aber vergessen hat man „l'art
des humbles“: „Das Volk, die grosse namenlose, in allen
Erdenwinkeln bodenständige Masse, schuf auf allen Kultur¬
stufen unter allen Himmelsstrichen eine Eigenkunst, eine ganz
volkstümliche, seinen Schaffensgrenzen, seinem Entwickelungs¬
fortschritt und überhaupt seinem nationalen Wesen intim an-
gepasste Kunst,“ erklärt C. de Danilowicz in „La Revue“ und
nennt das bisher Uebersehene oder mindestens zu wenig
Beachtete „l'art rustique“, wao bekanntlich nicht nur „Bauern¬
kunst“, sondern ganz in unserm Sinne „Heimatkunst“ bedeutet.
In einer Reihe von Studien sollen alle französischen Land¬
schaften behandelt werden, und wenn alle Publikationen so
erschöpfend und doch fein gesichtet sind wie das bereits aus¬
gegebene Heft über die Kunst der Provence, so wird die all¬
gemeine Volkskunde erheblich gefördert werden. Im Interesse
der Weltkultur wird man die Gründung dieser „Gesellschaft
der Freunde französischer Heimatkunst“ nur begrüssen, denn
wer in die Tiefen des eigenen Volkslebens hinabsteigt, muss
auch vergleichen und das Volkstum in den Nachbarländern
verstehen lernen.
254
DEUTSCHLAND
DieNaturdenkmalpflege in Japan ist, wie Professor
K, Jimbo in Tokio in Band IV der Beiträge zur Naturdenkmal-
pflege mitteilt, auf Grund der von der Staatlichen Stelle für
Naturdenkmalpfiege in Deutschland herausgegebenen Veröffent¬
lichungen organisiert worden. Von Marquis Tokugawa und
andern bekannten Persönlichkeiten wurde ein Verein ins
Leben gerufen, der auf Vorschlag von Professor Conwentz
„Japanische Gesellschaft zum Schutz der Landschaft, ihrer Nalur-
und Kulturdenkmäler“ heisst. Dieser Verein setzt sich zu¬
sammen aus Universitätslehrern, Ministerialräten, Abgeordneten,
Vertretern wissenschaftlicher Anstalten und Vereine, Journalisten
und andern. Auch die Beamten, welche mit der Bearbeitung
der Naturdenkmalpfiege im Ministerium beschäftigt sind, ge¬
hören dem Verein an, so dass er immer in einer gewissen
Fühlung mit der Regierung bleibt. Der Zweck ist hauptsächlich
die Ermittlung, Untersuchung, Bekanntmachung und Erhaltung
der Naturdenkmäler und anderer Denkmäler in Japan.
Kohlensäure Sprudel. Wenn man von Apollinaris,
Roisdorfer, und wie sie alle heissen, spricht, so kommt wohl
einmal auch die Rede auf die Entstehungsweise unserer kohlen¬
sauren Sprudel; dann hört man fast stets die irrtümliche Ansicht,
dass sich solche Quellen in ursächlichem Zusammenhang
mit vulkanischen Erscheinungen befänden. Diese Meinung mag,
so schreibt ein Mitarbeiter der Köln. Zeitung, daher stammen,
dass in der Nähe der rheinischen erloschenen FeuerschlUnde,
wie des alten Laachersee-Kraters, besonders zahlreiche Sprudel
erschlossen sind; und dass an noch tätigen Lavagipfeln An¬
sammlungen von Kohlensäure bekannt sind — ich erinnere
nur an die bekannte Huudsgrotte bei Neapel. Doch auch
Pyrmont hat seine Hundsgrotte, ohne neue oder alte Feuer¬
berge in weitestem Umkreis; und am Niederrhein wie ander¬
wärts auch gibt es sehr starke Kohlensäurequellen, zu Roisdorf und
Selters beispielsweise, gleichfalls ohne Berührung mit Vulkanen.
Das könnte schon genügen, um jene vielverbreitete unrichtige
Auffassung nicht aufkommen zu lassen. Die Kohlensäuremassen
des Wassers sind vielmehr lediglich eine Folge von Zersetzungs¬
erscheinungen der Gesteine in den Tiefen der Erde, in unsern
Gegenden also vorzugsweise der unterdevonischen Grauwacken¬
schiefer. Diese enthalten in frischem Zustande durch manche
Lagen hindurch viele Kalkteilchen eingemengt, die von ehe¬
maligen Meeresschaltieren, Korallenbechern und Seelilienstückchen
hauptsächlich herrühren; diese sind in der Nähe der Erdober¬
fläche meist durch das nach der Tiefe vordringende, schwach
kohlensauer gewordene Regenwasser chemisch aufgelöst und
entfernt, lassen sdso dann kleine Hohlräume im Gestein zurück,
das danach zum Teil seinen Namen bekommen hat; denn
Wacke hiess bei den alten Bergleuten jede Felsart, die gleich
den Wecken oder Brötchen mit solchen Höhlungen oder
Blasenräumen durchsetzt ist. Häufiger findet man nur an der
Mosel auch in zutage getretenen Grauwacken die Kalkteilchen
noch statt der Aushöhlungen vor. In der Tiefe gehen aber
solche und ähnliche Zersetzungsvorgänge in den Gesteinen
überall gleichmässig weiter, hier stärker, dort weniger ausgiebig;
und auf diese Weise wird auch die Kohlensäure der Kalkteilchen
in gewaltigen Mengen frei. Sie wird unter dem hohen Gebirgs-
druck mächtig zusammengepresst und im Wasser der Quell¬
schichten angereichert, die stets aufs neue damit gespeist
werden. Diese Schichten bestehen aus Schieferlagen, die ent¬
weder schwammartig die Feuchtigkeit aufzusaugen befähigt
sind oder, noch häufiger, solchen von plastischem Ton, einem
für Wasser gänzlich undurchlässigen Gebilde, aufruhen. Das
ganze Gebirge aber ist, je tiefer, desto stärker, heftig durch die
krampfhaften Schrumpfungen der immer mehr erkaltenden Erd¬
rinde zusammengepresst und gefaltet, wie wir im Rheintal ja
allgemein an den steil aufsteigenden, einst am Meeresboden
wagerecht als Schlamm abgesetzten Grauwackenbänken erkennen.
So sind auch die Quellschichten bis zu grossen Tiefen ein¬
gefaltet; je tiefer, desto mehr durch die innere Glut der Erde
erwärmt, schiesst der Sprudel aus angebohrten derartigen Lagen
an der Oberfläche heraus; und zwar desto höher, je bedeutender
die aufgerichtete Quellschicht vom Anschnitt aus noch weiter
aufwärts steigt — um so ausgiebiger also der hydrostatische
Druck ist. Aehnlich wirkt die anfängliche Zusammenpressung
der Kohlensäure in dem Sprudellager, die natürlich sehr bald
nachlässt. Das Wasser enthält bei uns stets auch das sehr
gleichmässig durch die Grauwacken fein verteilte Eisenerz in
Menge gelöst; daher die Bezeichnung „Stahlquellen** und der
tintige Geschmack des rohen Sprudelwassers, der durch Aus¬
ziehen der geläuterten Kohlensäure und Fällen oder Nieder«
schlagen des braunen Ockers entfernt wird. Die Kohlensäure
wird dabei künstlich, durch hohen Druck, aus dem gasförmigen
Zustand verflüssigt und zu schneeartiger, sehr kalter Masse
verfestigt. Solche flüssige Kohlensäure wurde zu allererkt
mikroskopisch in Quarz von Graniten entdeckt, die demnach
unter gewaltigem Atmosphärendruck entstanden sein müssen.
Ein telegraphischer Verkehr ohne Draht wird
zwischen Nauen und der Station Sayville auf Long Island bei
New York versucht. Zum erstenmal seit Beginn der drahtlosen
Telegraphie war es möglich, auf eine derartige Entfernung
Mitteilungen über den Ozean zu senden. Der Abstand beträgt
etwa 6500 Kilometer. Diese Leistung der Deutschen Gesellschaft
für drahtlose Telegraphie übertrifft die der Marconi-Gesellschaft
um mehr als das Doppelte.
Pfahlbaufunde imZüricherSee. Man berichtet der
,,Frankf. Ztg.** aus Zürich: Das schweizerische Landesmuseum
liess vor einiger Zeit bei Wollishofen im sogenannten
Haumesser nach Pfahlbauten forschen. Schon vor Jahr¬
zehnten wurde der Mythenkai vor der Tonhalle mit See¬
grund aufgefüllt. Damals schenkte man den prähistorischen
Gegenständen noch wenig Beachtung, und so kommt es, dass
heute unter den städtischen Anlagen mit Erfolg neuerdings
„Entdeckungen** gemacht werden konnten. Die neuesten Aus¬
grabungen förderten neben einer sehr grossen Zahl inter¬
essanter Topfscherben nahezu fünfzig mehr oder weniger
vollständige, schön verzierte Tongefässe zutage. Einige Kuss
unter der lettigen Seekreide liess sich eine deutliche Kultur¬
schicht unterscheiden, in der die meisten Funde gemacht
werden konnten. Haselnüsse, Gerste, Kom und andere Früchte
sind noch sehr gut erhalten, ebenso Teile von Netzen und
Geweben, Schnüre und Stricke, Moos, Knochen, Tierzähne,
Horn usw. Wertvoller sind die Funde aus Bronze: etwa
zwanzig Haar- und Gewandnadeln, darunter eine mit an¬
geschmiedeter Kette, eine Bronzesichel, ein schöner gewundener
Fingerring mit angefügten kleinen Zierriogen, ein prächtiger
Speer, der noch Teile des hölzern Schaftes enthielt, und ein
vollständiger Armring aus feinpoliertem Gagat. Die aus¬
gezogenen Pfähle weisen deutliche Spuren einer Bearbeitung
mit Metallwerkzeugen auf. Die Station befindet sich jetzt in
einer Tiefe von drei bis fünf Meter unter Wasser. Das Niveau
des Züricher Sees scheint demnach heute bedeutend höher zu
liegen als in vorgeschichtlichen Zeiten.
Der Malström. Der Geograph Parmentier beschäftigt
sich in einem Artikel des „Bulletin de la Soci^tö de g^ographie
de Lille“ eingehend mit dem Malström, jener wirbelartigen,
Meeresströmung auf der Höhe der norwegischen Nordküstent
deren furchtbare Macht Romanschriftstellern und Dichtern of
genug Stoff zu mehr oder weniger romantischen Schilderungen
gegeben hat. Der Malström, das heisst die „Strömung, die zer¬
schmettert**, führt in der Wissenschaft einen weit prosaischeren
Namen. Er heisst hier „Moskenström**, die Strömung von
Mosken, die die sogenannten „Malströmen**, einen starken
Meeresstrom, darstellen, der zwischen den Felsmassen von
Mosken, bei der im Süden gelegenen Eöroinsel, und der
äussersten Spitze der Insel hindurchfliesst. Ein Blick auf die
Karte belehrt ohne weiteres über die Natur des Phänomens.
Den Wassern des Eismeers bietet sich, um nach der nor¬
wegischen Küste zu gelangen, kein anderer Weg, als die enge
Passage des Tjelsund. Beim Einfluss in den Westfjörd teilen
sich diese Wasser in zwei Arme: der eine folgt dem Lauf der
norwegischen Küste und endet im Salström, einem andern
gefährlichen, aber minder volkstümlichen Strudel. Der andere
nimmt seinen Weg an der Ostküste der Lofoten entlang,
umfliesst die Spitze am Moskenäso und begegnet hier den
Gezeiten des Ozeans. Hier, wo er zwischen den freiliegenden
Klippen und Riffen hindurchfliesst (die Tiefe des Malströms
übersteigt nicht 60 Meter) bildet er dann einen Wirbelstrudel,
dessen Zentrum der Felsen von Svarvene darstellt. Wenn sich
zu dem Zusammentreffen zwischen Strömung sowie Ebbe und
Flut weiterhin noch ein Nordweststurm hinzugesellt, so werden
die Wasser in eine drehende Bewegung von ausserordentlicher
Heftigkeit versetzt. Der Strudel zieht dann nicht nur Fischer¬
boote, sondern auch Schiffe von ansehnlicher Tonnenzahl in
seine Kreise, zerschmettert sie auf den Spitzen der Riffe und
schleudert die Trümmer in tobendem Rasen, das nichts ver¬
schont, auf die Küste.
Eine Reise ins Ungewisse. Mit der amerikanischen
Expedition nach Crockerland, die im vorigen Jahre infolge des
Todes eines wichtigen Teilnehmers (G. Borup) hatte unterbleiben
müssen, soll es in diesem Sommer Ernst werden. Crockerland
ist ein angenommenes Polarland, das Peary 1906 von Grantland
aus gesehen haben wollte, und Cook muss 1908 in dessen Nähe
DEUTSCHLAND 255
Nr., 5
vorbeigekommen sein, wenn seine Reise zum Nordpol ganz
oder teilweise echt sein sollte. Leiter des Unternehmens ist
Professor D. L. M a c m i 11 a n, ein Gefährte Pearys; es erscheint
finanziell, dank der Unterstützung durch Universitäten und
Behörden, völlig gesichert, und es kann ein recht zahlreicher
Gelehrtenstab mitgenommen werden. Dazu gehören der Schiffs¬
fähnrich F. Green für die Aufnahmen, Erdmagnetismus und
Seismologie, W. B. Ekblaw als Geolog, Botaniker und Ornitholog
und M. C. Tanquary als Zoolog. Ein Arzt nnd einige andere
Mitglieder sollen noch hinzukommen. Das Unternehmen
Macmillans verdient deshalb allgemeineres Interesse, weil sich
ihm eine gewisse Möglichkeit bieten kann, die Behauptungen
Frederick A. Cooks über seinen Nordpolzug nachzuprüfen.
Von geographischem Interesse aber ist es deshalb, weil man
von ihm Aufklärnng über die Frage erwartet, ob es auf der
amerikanischen Seite der Arktis noch unbekanntes Land gibt.
Die Ausreise zu Schiff soll im Juli erfolgen.
Die Versteigerung der Sammlung Nemes. Bei
der in Paris erfolgten Versteigerung der seinerzeit bekanntlich
auch Düsseldorf angebotenen Sammlung Nemes erhielt den
höchsten Preis von 516000 Franken Rembrandts Porträt
seines Vaters. Von den Grecos, die verhältnismässig gute
Preise erzielten, stieg mit 173000 Franken am höchsten die
heilige Familie. Tintoretto, Christus und die Ehebrecherin,
erreichte 240000, Garard Davids heilige Jungfrau 120000, Baidung
Griens Venus 115000, ein Porträt von Frans Hals 290000,
Rubens' Bischof 85000, Raeburns General Campbell 85000,
Corots Frauenkopf 127000, Manets Rue de Berne 70000, Renoirs
Familie Henriot 75000, Cezannes Car9on au gilet rouge 56000
'^Franken. Das Gesamtergebnis mit 5344000 Franken blieb
hinter den Erwartungen zurück.
m
Deutschland und das Ausland H
EB
Ein deutsch-amerikanisches Fest.
Unter Teilnahme einer glänzenden Festversammlung, in der
die deutsche und amerikanische Welt im allgemeinen und die
akademische Welt Amerikas im besondern vertreten war, feierte
die German Publicatio n Society in New York im Hotel
Plaza ihr erstes Jahres-Festessen. Der Hinweis auf das Freund¬
schaftsverhältnis zwischen den beiden Ländern bildete den Grund¬
ton der verschiedenen Festreden. Der Freundschaftsgedanke
wurde durch eine Zusammenstellung deutscher und amerika¬
nischer Flaggen, welche die Wand des Bankettsaales hinter der
Ehrentafel schmückte, versinnbildlicht. Die Gesellschaft ist auf
Anregung des Geheimrats Hugo Reisinger in New York ins
Leben gerufen worden, und zwar besonders zu dem Zweck, ein
ao Bände umfassendes Werk „Die deutschen Klassiker des 19.
und ao. Jahrhunderts** in englischer Sprache herauszugeben. Die
Gründer gingen dabei von dem Gedanken aus, dass die Förderung
engerer Beziehungen zwischen den Nationen und die Förderung
eines bessern gegenseitigen Verständnisses ihres nationalen
Lebens und der politischen Ziele das sicherste Mittel zur
Erhaltung des Friedens bilden. Im vorliegenden Falle verfolgt
die Gesellschaft den Zweck, der Englisch sprechenden Welt die
Kulturarbeit und die Errungenschaften der deutschen Nation
näherzübringen. Professor Calvin Thomas von der Columbia-
Universität brachte den Trinkspruch auf den Deutschen Kaiser
aus« Der deutsche Botschafter Graf Bernstorff folgte mit
einer Ansprache, die in ein Hoch auf den Präsidenten Wilson
ausklang. Geheimrat Hugo Reisinger dankte den Gönnern der
Gesellschaft, unter denen sich Präsident Wilson, Graf Bernstorff,
der frühere Präsident Taft und die Präsidenten sämtlicher
Universitäten befinden, für ihre der Gesellschaft gewährte Unter¬
stützung. Professor Charles Eliot, der frühere Präsident der
Harvard-Universität, behandelte in seiner Festrede das Thema:
,>Was Amerika Deutschland schuldet**. Präsident John G. Hibben
von der Princeton-Universität sprach über die wechselseitigen
Beziehungen der Universitäten Deutschlands und Amerikas.
Pi ofessor Hugo Münsterberg von der Harvard-Universität sprach
über die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Professor Kuno
Francke, der Kurator des Germanischen Museums der Harvard-
Universität, sprach dann über deutsche Literatur. Die literarische
Leitung der Herausgabe des Werkes liegt ausschliesslich in den
Händen des Professors Francke, der die zur Uebersetzung kommen¬
den deutschen Schriftsteller persönlich ausgesucht hat und die
Uebersetzung, die mustergültig sein soll, überwacht.
Die deutsche Gruppe im Antwerpener Syndikat
für die deutschen Diamanten. Wie wir über den Zu¬
schlag von z Million Karat südwestafrikanischer Diamanten er¬
fahren, besteht die deutsche Gruppe, die dem Antwerpener
Händler-Syndikat beigetreten ist, aus den Firmen: N. M. Oppen¬
heim Nachf. (Frankfurt a. M.), J. und S. Ginsberg (Hanau-Berlin)
sowie den Hofjuwelieren Rob.Koch (Frankfurt a. M.) und Eduard
Biesenbach (Düsseldorf). Diese belgisch-deutsche Gruppe hat
den Zuschlag des von ihr abgegebenen Höchstgebotes erhalten.
Ein Führer für Reisende vor 200 Jahren.
Die Fahrt in die Ferne ist heutzutage manchem die grösste
Freude des Jahres. Vor 200 Jahren war das anders. Da war
das Reisen eine Arbeit, die man „zur Vermehrung der Qualitäten**
wohl auf sich nehmen musste, die aber von den massgebenden
Persönlichkeiten durchaus nicht als Vergnügen bewertet wurde.
Den jungen Leuten, die damals auf die „grosse Tour** gingen,
wurde immer wieder eingeschärft, dass sie sich nicht bloss
Lustbarkeiten hingeben dürften, nicht bloss Curiosa, allerlei
Merkwürdigkeiten, sondern Utilia und Necessaria, nützliche und
notwendige Dinge, anschauen und erlernen müssten. Gar
manches Buch bot sich den Reisenden als guter Ratgeber an,
und aus einem der bekanntesten dieser Reiseführer, den
Politisch-Moralischen Maximen des Magisters Johann George
Neukirch, die 1726 zu Braunschweig erschienen, wollen wir
einige wohlmeinende Lehren und Erfahrungen mitteilen, obgleich
anzunehmen ist, dass sie für den heutigen Touristen nicht mehr
brauchbar sein werden, sondern ihm nur die ungeheure Kluft
vor Augen führen, die zwischen der Reisekultur von heute und
damals liegt. Mit beweglichen Worten wendet sich der gelehrte
Professor gegen die schlechten Menschen, „welche einige
tausend Thaler in auswärtigen Staaten verzehren und davor
nicht mehr mit nach Hause bringen, als fremde Sitten, fremde
Moden, fremde Laster, etliche Wörter Französisch, Italienisch
oder Englisch; nicht selten, o theure Wahre, vor so viel Gelt!
einen ungesunden Leib und ein böses Gewissen“. Der rechte
Reisende braucht „einen gesunden und geschärfften Verstand,
damit er bei denen auf Reisen vielfältig vorkommenden Sachen
und Meynungen, das Wahre von dem Falschen, das Nützliche
von dem Schädlichen und das Gute von dem Bösen wohl zu
unterscheiden wisse**, „einen woleingerichteten Willen, damit
er nicht leicht könne verführet werden, weil es auf Reisen viele
Gelegenheiten zum Verleiten giebet, theils durch böse Exempel,
theils durch irrige Lehren und Meynungen*'; er darf auch „kein
Ignorante“ sein, weil er sonst „die Sachen ansiehet, wie die Kuh
das neue Thor**. Wer aber richtig zu reisen versteht, der wird
nicht nur „geschickter in der Conversation, erlernet viele Sprachen
und erhält einen grossen Anwachs in der Gelehrsamkeit**, er
gewinnt auch Nutzen für seine Gesundheit. „Die Erfahrung
ist der beste Zeuge, dass die Veränderung der Luft, deren man
in fremden Ländern geniesset, nicht selten aus den kränklichsten
und schwächlichsten Personen die gesundesten Leute gemacht,
so dass man sie in Betrachtung ihrer vorigen elenden Gestalt
und jetzo wegen ihres munteren und blühenden Wesens kaum
zu kennen vermag; zu geschweigen, dass die erfahrendsten
Meister der Natur dieses als das vornehmste Mittel zur Ver¬
mehrung der Gesundheit und natürlichen Kräffte vorzuschlagen
pflegen**. — Unter den Maximen, die man auf der Reise befolgen
muss, steht in diesem Jahrhundert des Zeremoniells „Höflichkeit,
Ehrerbietung und Leutseeligkeit“ an erster Stelle. „Wer sich
auf Reisen vor anderen was heraus nehmen will, sich klüger,
geschickter, gelehrter und vornehmer zu sein dÜncket, als seine
Mit-Passagier, da er es doch nicht ist, noch davor erkant werden
kan, der bleibe mit seiner unbefugten und ungegründeten
Praetension immer zu Hause, wo er sich nicht muthwillig,
vieler Verdriesslichkeit und Gefahr aussetzen will**. „Rede
wenig!** so lautet die zweite Maxime, „jedoch auch das Wenige
mit Bedacht“. Man kann sich, meint Neukirch, „durch allzu
freyen Discours von Personen von Destinction, von Staats- und
Kriegs-Afifairen und sonderlich von der Religion** die schlimmsten
Unannehmlichkeiten zuziehen. Dagegen beteilige man sich eifrig
an „guten Discoursen“, die andere führen; „wer sich in einen
guten Credit setzen will, der gebe entweder sein Wort dazu,
wann die andern Passagiere von guten Sachen miteinander
reden; oder man bringe selbst vernünftige und gute Discourse
auf die Bahn**. Besonders soll man sich vor dem Ewig-Weiblichen
„auf Posten, in den Quartieren und allenthalben** in acht
nehmen: „Siehe dem Frauenzimmer nicht so tieff in die Augen,
dass dein Hertz nicht gefangen werde, denn ein solcher Magnet
hält offt lang an einem 0 ;t länger auf, als die gesetze Reise-
Zeit und die einlauffende Wechsel verstauen wollen**. Als
Logis wähle man nur ein ,,renommiertes Wirtshaus**, „denn
bey Beziehung eines liederlichen Wirtshauses verliehret man viel
von der guten Opinion und Hochachtung**. Der Besuch bei
ansehnlichen und gelehrten Leuten, das Anschauen merkwürdiger
DEUTSCHLAND ii D8eoeeeeeoeg»ooocc»ooooeoca Nr. 5
256 II
und nützlicher Gegenstände, das Studium in Bibliotheken wird
empfohlen. Vor allem vergesse man nie „die berühmtesten
Buchläden*' aufzusuchen, „worinnen man nicht nur die galantesten
Schriften in allen Künsten und Wissenschaften antrifft, sondern
auch den Sammel-Platz der gelehrsten Leute, die von diesen
und jenen gelehrten Sachen Gespräch halten". Des Nachts
„vagiere nicht auf den Strassen herum, denn aus dem nächt¬
lichen Herumschwärmen auf den Gassen, sonderlich in grossen
volkreichen Städten kann nicht selten grosse Leibes- und Lebens¬
gefahr erwachsen". „Reisen kosten Geld", so lässt sich unser
Weisheitsmann zum Schluss über den auch heute nicht ver¬
alteten Kardinalpunkt vernehmen, „wer sich nicht mit guten
Wechseln versehen kann oder doch bei seinem schönen Ver¬
mögen kein guter Haushalter ist, der stelle sein unzeitiges
Reisen ein". Doch man sei auch nicht zu sparsam. t,Am
wenigsten muss man das Geld allzu lieb haben und die Gulden
zwölffmal in den Händen herumkehren und vor Liebe drücken,
wenn man dafür an Wissenschaften und guten Künsten einen
mercklichen Zufluss erhalten kann“. Vor Dieben, Betrügern
und Räubern wird gewarnt: „£s muss ein Passagier alleine
wissen, dass er Geld habe, nicht aber andere Leute".
Eine Reise des Kronprinzen nach Deuts ch-
Ostafrika? Den wiederholt aufgetauchten Gerüchten, dass
der Kronprinz eine Reise nach Deutsch-Ostafrika unternehmen
wird, liegt bisher nur die Tatsache zugrunde, dass der Kronprinz
das Protektorat über die im nächsten Jahr in Daressalem
geplante Landesausstellung übernommen hat. Ein Plan, diese
Ausstellung persönlich zu besuchen, ist vom Kronprinzen noch
nicht gefasst worden. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass
er die Gelegenheit benutzen könnte, um unsere aussichtsvolle
afrikanische Kolonie durch eigenen Augenschein kennen zu lernen.
Durch den Bosporus ist am 12. Juni der Oberleutnant
zur See Becker von S. M. S. Loreley (deutsches Stationsschiff
in Konstantinopel) in xzo Minuten zwischen Therapia und Beikos
geschwommen. Er hatte dabei die sehr starke Strömung im
Bosporus, die hier von der asiatischen nach der europäischen
Küste gerichtet ist, zu überwinden.
Ein kleines Missverständnis. Aus Wien wird
folgendes amüsante Geschichtchen erzählt: Es ist in der Wiener
Burg ein alter Brauch, dass sich die Gäste nach Schluss der Hof¬
tafel kleine mit feinen Bonbons gefüllte Schachteln mitnehmen
mit der offiziellen Begründung: als Andenken für die Kinder.
Gewöhnlich entsteht da um den Tisch, auf dem die Bonbonnieren
aufgestapelt sind, ein kleines Gedränge, und es bedarf einiger
Geschicklichkeit, wenn man nicht leer ausgehen will. Unlängst
passierte es, wie die Fama erzählt, einem Husarengeneral, dass
er an die SUssigkeiten nicht herankommen konnte. Doch andere,
denen mehr Glück beschieden war, überliessen ihm grossmütig
einen Teil ihrer Beute. Der General hielt gerade drei Schachteln
in der Hand, als Kaiser Franz Joseph, der wie gewöhnlich
lächelnd dem Gedränge um die Bonbonnieren zusab, auf ihn
zukam. „Wieviel Kinder haben Sie, Herr General?“ fragte der
Monarch leutselig. Der General glaubte in seiner Verwirrung,
dass der Kaiser ihn wegen seiner drei Schachteln interpelliere,
und antwortete stotternd: „Drei, Majestät. Von Exzellenz Berch-
thold eins, von Exzellenz Krobatin eins und von Graf Paar
eins." Der Kaiser sah den General erstaunt an, ging kopf¬
schüttelnd weiter und murmelte nur: „Schöne Sachen sind das."
Eine Statistik der unbemittelte n Bräute. Nicht
mehr die reichen Mädchen, sondern die arbeitenden Frauen
haben scheinbar die besten Heiratsaussichten. Interessant ist
eine Statistik der Unbemittelten, die jüngst aufgestellt wurde.
Die kaufmännischen Angestellten, die Schreibmaschinistinnen,
die Korrespondentinnen, die Handlungsgehilfinnen und Ver¬
käuferinnen gehören scheinbar zu denjenigen Heiratskandidatinnen,
die sehr gute Eheaussichten aufweisen können. So behauptet
die Statistik, dass auf 1000 Handlungsgehilflnnen, die ohne
Eheaussichten ihren Beruf ergriffen, die weder verlobt noch
versprochen waren, 600 Bräute im vergangenen Jahre gezählt
wurden. Sofort hinter den kaufmännischen Angestellten kommen
die Hausbeamtinnen, die Wirtschafterinnen, die Stützen, die Dienst¬
mädchen, die Köchinnen. Bei ihnen scheint die Ehe gewisser-
massen der Abschluss ihrer Tätigkeit zu sein, denn die Statistik
rechnet den Durchschnitt der „guten Partie" in diesem Stande
folgendermassen aus: Es kamen auf 600 Hausbeamtinnen 490
Mädchen, die vor der Vollendung des 30. Lebensjahres den Ehe¬
bund eingingen. Die Zahl steht also denen der Handlungs¬
gehilflnnen nicht nach. Und die Mädchen des sogen, dienenden
Standes heiraten durchaus nicht immer in ihren Verhältnissen. Im
Gegenteil, man konnte beobachten, dass sie sehr häufig durch den
Ehebund in eine höhere soziale Schicht kamen. Ebenso er¬
klimmen die Schauspielerinnen, die Künstlerinnen der Bühne und
des Varietös durch ihre Heiraten einen Rang, der in keinem Ver¬
hältnis zu ihrer ursprünglichen gesellschaftlichen Stellung steht.
„Bräune dich zu Hause!" Es wird den Leuten, die de*
„Renommees** halber ihren guten Freunden und Bekannten eine
weite Sommerreise glauben vorspiegeln zu müssen, immer leichter
gemacht. Man hat für sie nicht nur die Möglichkeit geschaffen,
ihre Koffer mit so viel Hotelmarken zu bekleben, dass es aus¬
sieht, als kämen sie von einer Reise um die Welt, sondern
man hat jetzt sogar ein Mittel gefunden, das ihnen erlaubt, den
schönen gebräunten Teint, der auf wundervolle Ferienerlebnisse
schliessen lässt, zu Hause zu erwerben. „Bräune dich zu
Hause 1 * lautet die neueste Parole. „Das neue Schnellbräunungs¬
mittel (gänzlich unschädlich!) erzeugt im Handumdrehen einen
gebräunten Teint, wie man ihn • sonst nur durch mehr¬
wöchigen Aufenthalt an der See erwirbt." Dadurch eröffnen sich
ungeahnte Aussichten. Man teilt seinen guten Freunden mit,
dass man sich auf sechs Wochen ans Mittelmeer begeben werde.
Man bleibt dann höchst vergnügt daheim, freut sich, dass die
guten Bekannten alle fort sind, und verschafft sich die nötige
„Ferienbräune", den unerlässlichen Beweis dafür, dass man die
angebliche grosse Reise wirklich gemacht hat, auf bequemste
Weise mit Hilfe des „wunderbar wirkenden Schnellbräunungs¬
mittels". Während die Freunde, deren Portemonnaie nur für
ein billiges Nord- oder Ostseebad reicht, doit neidisch dessen
gedenken, der tief unten unter afrikanischem Himmel und unter
Palmen wandelt, liegt man zu Hause auf dem eigenen Sofa und
verschafft sich seinen „echten braunen Teint" auf bequemere
Weise. Das neue Mittel ist ein würdiges Gegenstück zu den
mancherlei Erleichterungen, die für die Talmileute unserer Zeit
gefunden worden sind. Es gehört dicht neben die künstliche
Erzeugung von Schmissen und andere traurige Zeichen dieser
Zeit. Dass die Unternehmer in solchen Fällen richtig zu
rechnen pflegen, daran ist wohl nicht zu zweifeln. Ein Bureau,
das auf Wunsch vom angeblichen Absender selbstunterzeichnete
Ansichtskarten aus allen Teilen der Welt verschickt, soll glänzend
florieren. — Im übrigen wissen wir ein noch besseres Mittel,
das zudem unter allen Umständen und bei allen Menschen
wirkt: eine Fusswanderung, bei der man sich die Sonne
ordentlich auf den Pelz scheinen lasst. Das Mittel soll ausser¬
dem noch billiger und — gesunder sein.
Eine alte römische Speisekarte. Die unter der
Leitung von Professor Ritterlinge (Frankfurt am Main) in dem
frührömischen Lager bei Hofheim im Taunus gemachten
Ausgrabungen haben uns einen Blick in die Lebensweise der
Römer tun lassen, die dort in den ersten Jahren unserer Zeit¬
rechnung hausten. Zwar war es keine „M enukarte", die auf
einen Ziegelstein eingebran nt war, sondern allerlei Ueberbleibsel,
die wertvolle Aufschlüsse gaben. So fand man Stücke von
Handmühlen, grössere Teile von Bodensteinen und Laufsteinen
von Getreidemühlen, grosse Mengen angekohlten Weizens und
verkohlte Hülsenfrüchte, die sich bei der Untersuchung als Erbsen
herausstellten. All diese Dinge deuten darauf hin, dass in dem
weit vorgeschobenen Kastell ein ziemlich starker Verbrauch an
Getreiden und Hülsenfrüchten war. Mannigfaltiger als Getreide
und Hülsenfrüchte waren die Ueberbleibsel, die einen Schluss
auf den Genuss des Fleisches ermöglichen. Da ergibt sich nun
das Merkwürdige, dass der grösste Teil der verzehrten Tiere
nicht Haustiere waren, sondern Tiere des Waldes. Knochen
von Rindern und Schweinen fanden sich wohl auch vor, aber
die Mehrzahl war von auf der Jagd erlegten Tieren. In den
Ablagerungsstätten oder Senklöchern entdeckte man auch Pferde¬
knochen, so dass auch die römische Besatzung nach Landes¬
brauch Pferdefleisch genossen haben dürfte. Unter den Haus¬
tieren fehlte auch die Ziege nicht, während Hundeknochen nur
ganz spärlich vertreten sind, was darauf schliessen lässt, dass
nur hier und da ein verendeter Hund in die Senklöcher geworfen
wurde, die von Zeit zu Zeit zugeschüttet wurden. Von den
jagdbaren Tieren waren besonders stark Hirsche und Rehe
vertreten. Eine grosse Zahl von starken Eberzähnen weisen
auf das häufige Vorkommen von Wildschweinen in den Taunus¬
bergen hin. Auffällig ist die Auffindung von vielen Teilen von
Auerochsen (urus). Die Hornzapfen des Tieres wurden in
vielen Dutzenden gefunden, so dass der Nachweis erbracht ist,
dass die Auerochsen in diesem Zeitalter in den Schluchten und
Wäldern noch sehr zahlreich vertreten waren. Die Verfolgung
durch die Römer wird auch die Veranlassung gewesen sein,
dass sich die Auerochsen aus dem Taunus in das freie Germanien
zurückzogen. Vereinzelt fand man auch die angebrannten
Knochen von Bären. Ueberreste von Hühnern, Hasen und Gänsen
fand man hauptsächlich in der Nähe des Hauses des Komman¬
danten und der Offizierswohnhäuser. Auch Muscheln und
Austernschalen fand man in den Senklöchern des Kommandanten¬
hauses. Die Untersuchung ergab, dass die Austern der Nordsee
entstammten, ln der Nähe der Mannschaftswohnhäuser fand
man dagegen zahlreiche Ueberreste von Fischreihern und Eier¬
schalen in grosser Menge.
Nr. 5
Diebessicherheit in 0-Zügen.
Die Handelskammer in Dessau hat bekanntlich dem
Deutschen Handelstag den Wunsch zur Befürwortung vorge¬
tragen, dass in jedem D>Zuge ein besonderer Raum für die
diebessichere Aufbewahrung von Handgepäck
hergerichtet werden möge. Aus dem Anträge ^eht hervor, dass
dabei nicht nur an besonders wertvolles Handgepäck, wie
Kostbarkeiten und dergleichen, gedacht ist, sondern auch an
Gebrauchsgegenstände aller Art, wie Mäntel, Pelze, Stöcke,
Schirme, Handtaschen usw. Die Aufsicht über die Aufbewah¬
rungsstelle soll die Dienstfrau oder der Wagenwärter des Zuges
nebenbei gegen eine der Eisenbahn Verwaltung zufliessende Auf¬
bewahrungsgebühr Übernehmen. Hierzu wi’-d der „Frankf. Ztg.“
von einer mit den . praktischen Erfordernissen des Eisenbahn¬
verkehrs vertrauten Seite geschrieben: Der Antrag entspringt
der zweifellos richtigen Empfindung, dass alles, was möglich
ist, geschehen muss, um den in neuester Zeit auch in Deutsch¬
land leider ziemlich häufig vorkommenden Diebstählen in
D-ZUgen vorzubeugen. Er hat daher auch in der Oeffentlichkeit
eine freundliche Aufnahme gefunden. Es sind auch Stimmen
laut geworden, die es als verwunderlich bezeichneten, dass
unsere Eisenbahn Verwaltungen nicht schon längst auf diesen
naheliegenden Gedanken gekommen wären. Diese Kritiken
vergessen offenbar die Schwierigkeiten, die der Erfüllung des
Dessauer Wunsches entgegenstehen. Zunächst bedenken sie
nicht, dass unsere D-Züge fast durchweg aus Kurswagen bestehen
und dass infolgedessen ihre Zusammensetzung auf den Knoten¬
stationen einem fortgesetzten Wechsel unterworfen ist. Man
würde daher in der Praxis kaum mit einer einzigen Aufbewah¬
rungsstelle im Zuge auskommen. Es sei denn, dass man die
Reisenden abzweigender Kurswagen Gefahr laufen lassen will,
bei ungenauer Kenntnis des Wagenlaufs sich von ihrem Hand-
päck zu trennen. Wäre aber wirklich bloss eine Stelle not¬
wendig, wo soll diese denn eingerichtet werden? Vorn im
Packwagen oder an der einen Seite des mitten im Zuge laufenden
Speisewagens? Und wie gross müsste die Aufbewahrungsstelle
sein? Soll sie Handgepäck aller Art aufnehmen, müsste sie
jedenfalls recht geräumig ausfallen, auch müssten, da Gepäck¬
träger im Zuge nicht verfügbar sind, die Stücke von den
Reisenden selbst auf nicht unerhebliche Entfernungen und zum
Teil durch den Speisewagen hindurch an den Augen minder
ängstlicher Gemüter vor übergetragen werden. Glauben die
Antragsteller wirklich unter diesen Umständen an die Möglichkeit
einer solchen Einrichtung? Kommt man aber zu dem Schlüsse,
dass die Aufbewahrungsstelle nur für kleine Gegenstände von
besonderem Werte einzurichten ist, so kann man den Eisenbahn¬
verwaltungen nicht wohl zumuten, gegen eine geringe Gebühr
die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass diese Gegenstände
der Dienstfrau oder dem Wagenwärter während ihrer Gänge
durch den Zug nicht entwendet werden. Eine solche Ansamm¬
lung von Wertsachen bedürfte besonderer Bewachung. In Er¬
manglung einer solchen würde man lediglich den Eisenbahn¬
dieben die Ausübung ihres Handwerks erleichtern. Unseres
Wissens ist bislang bloss in Russland einmal der Versuch
gemacht worden, richtige „Safes** zur Aufbewahrung von Kost¬
barkeiten in den Speisewagen der Internationalen Schlafwagen¬
gesellschaft einzurichten. Sie sind aber fast gar nicht benutzt
worden, weil es die Reisenden meist vorzogen, ihre Wertsachen,
wenn sie sie doch einmal mitnahmen, unter eigener Obhut zu
behalten. Die ,,Safes** sind daher bald wieder aufgegeben
worden. Es ist also sehr zweifelhaft, ob die Handelskammer
in Dessau mit ihrem Anträge den „Stein des Weisen** gefunden
hat. Uns will vielmehr scheinen, als ob die Eisenbahnver¬
waltungen recht hätten, die sicherlich den gleichen Gedanken
schon vielfach erwogen, aber immer wieder Abstand davon
genommen haben, ihm näherzutreten. Und dann noch eins!
Wenn die oft gehörten Ermahnungen, beim Verlassen des
Abteils Wertsachen an sich zu nehmen, vom reisenden Publikum
immer beachtet würden, wäre die Zahl der Eisenbahndiebe und
damit auch die Zahl der Diebstahlsfälle sicherlich viel geringer!
Man darf nicht vergessen, dass das Gewerbe eines Eisenbahn¬
diebes ein ziemlich Mass an Selbstkosten, insbesondere für
Fahrgeld, erfordert. Schirme, Mäntel usw. lassen sich weit
billiger in Gasthöfen, Theatern, Wirtschaften usw. entwenden.
Das Gewerbe eines Eisenbahndiebes würde ziemlich unrentabel
sein, wenn ihm nicht die Sorglosigkeit mancher Reisenden
immer wieder zustatten käme. Darum klinge diese jetzt zu
Beginn der Reisezeit besonders zeitgemässe Betrachtung in der
Mahnung an alle Reisenden aus, Wertsachen nicht unbeaufsichtigt
im Abteil zurückzulassen, denn wenn auch die Schaffner angehalten
sind, aufzupassen, und die meisten von ihnen sicherlich auch
das Bestreben haben, dies zu tun, ihre Augen können nicht
Überall sein, und für übergrosse Sorglosigkeit ist schliesslich
mit Recht nur der Bestohlene selbst verantwortlich zu machen!
Preisausschreiben zur Behebung des Wagen¬
mangels. Um die zweckmässigsten Massnahmen zur Be¬
schleunigung des Wagenumlaufs zu ermitteln und so dem
Wagemangel abzuhelfen, hat der Verein für Eisenbahnkunde
in Berlin drei Preisausschreiben erlassen. Zu diesem Zwecke
sind 16000 Mk. ausgesetzt, die je zur Hälfte aus den Kreisen
der Bergwerksindustrie und von dem Eisenbahnminister zur
Verfügung gestellt wurden. Der Inhalt der Preisausschreiben
ist folgender: Aufgabe i: Unter welchen Umständen bieten
Selbstentladewagen für Seiten- oder Bodenentleerung bei der
Beförderung von Massengütern, wie Kohle, Koks und Erz,
Vorteile zugunsten der Verkehrstreibenden und der Eisenbahn¬
verwaltung gegenüber den offenen Normalwagen des Deutschen
StaatsbahnwagenVerbandes? — i. Preis 3500 Mk., 2. Preis
1000 Mk. Aufgabe a: Lassen sich Vorteile für die Verkehrs¬
treibenden und die Eisenbahnverwaltung davon erwarten, dass
das Auskippen der Güterwagen in den Häfen durch den Selbst-
entladebetrieb unter Verwendung von Selbstladewagen für
Seiten- oder Bodenentleerung ersetzt wird? — i. Preis 2500 Mk.,
2. Preis 1000 Mk. Aufgabe 3: Inwieweit gestatten Verkehr und
Handel, dass die Versender Ladungen in ganzen Zügen oder
in grösseren Wagengruppen gleichzeitig für dasselbe Ziel auf¬
liefern? In welchem Umfange kann dadurch der Eisenbahn¬
betrieb unter Verminderung der Kosten für das Abfertigen und
Verschieben der Wagen und unter Verbesserung der Ausnutzung
der Betriebsmittel vereinfacht werden? Was kann die Eisenbahn¬
verwaltung tun, um die Versender zur Ansammlung von
Ladungen zu bestimmen? — i. Preis 6000 Mk., 2. Preis 2000 Mk.
Eine neue Verbindung zwischen Dresden und
der Schweiz. In den Verbindungen von der Schweiz und
Lindau her über München—Hof nach Dresden ist mit Ein¬
führung des Sommerfahrplanes eine nennenswerte Verbesserung
eingetreten, durch die u. a. gegen früher die Fahrtdauer von
Genf nach Dresden um mehr als 3 Stunden verkürzt wird.
Der abends ix.20 (früher ii 10) in München abgehende und über
Regensburg—Hof vormittags 8.35 in Dresden Hbf. ankommende
D-Schnellzug hat nämlich im Sommerfahrplane einen neuen
Anschluss von Lindau her (und durch diesen von der Schweiz)
erhalten. Während man früher schon abends 6.06 Lindau ver¬
lassen musste und 9.55 in München eintraf, braucht man jetzt
erst abends 7.38 in Lindau abzufahren, findet in Immenstadt
(Abfahrt 8.55) günstigen Anschluss von Oberstdorf (Abfahrt
abends 7.47) und trifft 11.05 in München ein.
Wanderungen und Rundreisen im Anschluss an die
badischen Feriensonderzüge nach Basel, Schaffhausen
und Konstanz (Bodensee). Für die badischen Ferien¬
sonderzüge von Berlin am 4. und 15. Juli, von Leipzig am
15. Juli, von Hamburg am 9. Juli, von Bremen am 12. Juli,
am 5. August von Dortmund, Essen, Düsseldorf, Hagen, Krefeld,
Köln werden auch in diesem Jahre wahlweise nach mehreren
Endstationen gültige Fahrkarten zu ermässigten Preisen aus¬
gegeben, die den Zweck haben, die Ausführung von Wande¬
rungen und Rundreisen im Schwarzwald und in der Schweiz
zu erleichtern. Mit Fahrkarten nach Freiburg kann die Rückreise
z. B. ab Triberg über die Schwarzwaldbahn angetreten werden.
Fahrkarten nach Basel berechtigen zur Rückfahrt ab Schaf!-
hausen oder Konstanz (Bodensee). Eine Zusammenstellung
von praktischen Vorschlägen für Wanderungen und Rundreisen
im Anschluss an die badischen Feriensonderzüge ist nebst
Fahrplänen der SonderzUge kostenlos durch das Internationale
öffentliche Verkchrsbureau, Abteilung Baden, Berlin W 8, Unter
den Linden 14, erhältlich.
Verkauf von „Re dam heften** durch Bahnhofs¬
automaten. Nach einem Erlass des preussischen Eisenbahn¬
ministers vom 7. April findet sich gegen die Zulassung des
automatischen Verkaufs von Reclamhetten auf allen grösseren
Bahnhöfen mit Buchhandlung insoweit nichts zu erinnern, als
die örtlichen Verhältnisse die Aufstellung eines oder mehrerer
Buchautomaten auf den einzelnen Bahnhöfen zulassen und
eine Verständigung der Firma Philipp Reclain jun. in Leipzig
mit den betreffenden Pächtern des Buchhandels zustande
kommt. Ein Monopol soll hierdurch der Firma Reclam nicht
eingeräumt werden, vielmehr soll auch andern Verlegern auf
Antrag die gleiche Vergünstigung zuteil werden, sofern es sich um
den Vertrieb guter und billiger Bücher handelt. (Hoffentlich auch
für den Verkauf von Führern der Verkehrs-Vereine. DieRed.)
Sonntagskarten werden seit dem i. Juni in Düsseldorf
nach Aprath ausgegeben.
258 1IS£^^^868^0^^889^^9^^1 DEUTSCHLAND
Eine Luftschiffbauwerft in Koburg. Eine Finanz-
gruppe beabsichtigt, unter der Schirmherrschaft des Herzogs
von Sachsen-Koburg-Gotha in Koburg eine Luftschiffbau werft
zu errichten, um ein von Direktor Unger in Hannover erfundenes
Luftschiff zu erbauen. Es handelt sich um ein Stahlluftschiff.
Die Gesamtlänge des Luftschiffs beträgt aoo Meter; es hat
30 000 Kubikmeter Gas bei einer Tragfähigkeit von 50 Fahr¬
gästen unter Abrechnung der ganzen Bemannung und sämt¬
licher Betriebsmaterialien. Die Ballonettanordnung ist dergestalt,
dass keine Kugelballonette, sondern Schlauchballonette ange¬
ordnet sind. Dadurch soll bei Bestrahlung der obern Ballonette
das leichtere Gas automatisch in die untern kühlen Ballonette
Überströmen, wodurch der Gasverlust eingedämpft wird.
Steuerungsflächen sind an dem Luftschiff nicht zu sehen, sondern
nur zwei starre horizontale und eine vertikale Stabilisierungs¬
fläche. Die Steuerung des Luftschiffes erfolgt allein durch die
Einstellbarkeit der vier Seitenschrauben und der Heckschraube.
Das sämtliche Baumaterial ist bereits durch die Firmen Mannes-
mann-Röhrenwerke, Rheinische Metallwarenfabrik, Aktiengesell¬
schaft Metzler, Fahrzeugfabrik Eisenach zur Verfügung gestellt.
Die statische und Gewichtsberechnung, die ein Mindergewicht
von 30 V. H. gegenüber dem Aluminium ergeben hat, wurde
von Professor Dr. Leist von der Technischen Hochschule zu
Charlottenburg begutachtet.
Der Flieger GrahamWright ist am 26. Juni mit seinem
Wasserflugzeug von Paris nach Putney, dem bekannten Londoner
Sportplatz an der Themse, geflogen. Es ist dies der längste
Flug, den bisher ein Wasserflugzeug ausgefUhrt hat. Der
Flieger kam auch die Themse herunter und fuhr auf dem Fluss
durch London.
Die neue Krefslder Rennbahn, die in landschaft¬
lich herrlicher Lage auf einer grossen Waldlichtung, Verberg,
entstanden ist, darf wohl eine der schönsten Bahnen der Neu¬
zeit genannt werden. In erster Linie fallen die architektonisch
feinen massiven Tribünen auf, besonders die erste Tribüne.
Nach rückwärts zu trägt sie eine Veranda, von der man den
„Toto*' beobachten kann. Die ganze Anlage der muster¬
gültigen Rennbahn ist umrahmt von einem schönen Wald¬
gebilde. Der Umfang der Flachbahn beträgt, i Meter von den
Innenkanten gemessen, 1800 Meter. Sie hat überall schöne
Galoppierstrecken und vorzügliche Kurven. Beide Kurven sind
überhöht und so gross, dass sie in voller Geschwindigkeit
zUrückgelegt werden können. Am ii. Juni fanden die ersten
Rennen auf der neuen Bahn statt.
Ein Husarenstreich. Leutnant v. Egan-Krieger
vom I. Leibhusaren - Regiment in Berlin bewies am Sonntag,
15. Juni, eine in ihrer Eigenart bisher unerreichte sportliche
Glanzleistung. Er legte am Morgen den Weg von Berlin
nach Magdeburg durch die Luft in einer von einem Offizierflieger
gesteuerten Rumplertaube zurück, ritt daselbst auf der Herrenkrag-
bahn im ersten Rennen den Jaspis zum Siege, Hess sich dann
mit demselben Flugzeug wieder nach Berlin bringen, und zwar
gleich nach der Grunewaldbahn, wo er in schönem Gleitfluge
neben dem Stadion landete. Unmittelbar hierauf begab er
sich im Laufschritt zur Wage und wurde dann als Reiter des
eigenen Steeplers “Der Dragoner“ für den Preis von Leipzig, die
fünfte Nummer des Programms, ausgewogen. Er gewann, durch¬
weg führend vor Goahead, Hallack und Corbais, nach scharfem
Endgefecht gegen letzteren auch dieses Rennen. Leutnant
V. Egan-Krieger traf im Grunewald erst nach Schluss der Wage
für den Preis von Leipzig ein, als das Feld bereits das Geläuf
betrat und sein Regimentskamerad, Leutnant Freiherr v. Bottlen-
berg, als Reiter für „Der Dragoner“ bereits ausgewogen war.
Ausnahmsweise öffnete der Rennvorstand, zwar entgegen den
Bestimmungen, aber im Einverständnis mit allen Mitbewerbern,
nochmals die Wage und ermöglichte so ein glänzendes Gelingen
dieser aussergewöhnlichen Leistung, für deren Durchführung
grosser Beifall den tüchtigen Herrenreiter lohnte.
29. Juni bis 17. Juli: In Düsseldorf Festspiele des Rheinischen
Goethe-Vereins im Stadttheater.
2.—4. Juli: In Münster loojähriges Jubiläum des Inf.-Reg.
Herwarth von Bittenfeld Nr. 13.
Ab 3. Juli: In Bonn Internationales Tennis-Turnier.
4. Juli: In Heidelberg Blumenboot-Korso.
4. -7. Juli: ln B o n n 5ojähriges Jubelfest der Feuerwehr mit
reichhaltigem Programm.
5. und 6. Juli: In Magdeburg Kreischwimmfest des Kreises 111
(Mitteldeutschland).
5.—7. Juli: In Mannheim Deutschlandfahrt der „American
Society of Mechanical Engineers“.
5.—8. Juli: In Stuttgart Sommerfest und Sommerschiessen
im Schützenhaus.
5.— 8. Juli: In Ludwigshafen Parkfest, hervorragendes
pfälzisches Volksfest.
5. — JO. Juli: In Neuwied 27. Rheinisches Bundesschiessen.
6. Juli: In Mannheim Oberrheinische Regatta.
6. Juli: In Schwelm Pferderennen,
6. Juli: In Barmen Radrennen.
6.—9. Juli: In Travemünde Wettfahrten des Lübecker
und Norddeutschen Regatta-Vereins, anschliessend an die
Kieler Woche.
6., 9., II., 13., 16. und 19. Juli, nachmittags 5 Uhr: In Nassau
a. d. Lahn Ems-Nassauer Stein-Festspiele.
6.—13. Juli: In Zoppot (Ostseebad) Sportwoche mit ^lusserst
reichhaltigem Programm.
6.—13. Juli: In Mainz Verbandsschiessen des Mittelrheinischen
und Pfälzischen SchUtzenbundes; 29. Juni bis 5. Juli ebenda
Vorwoche zu dem Verbandsschiessen.
6. u. 27. Juli: In Halle a. S. Pferderennen.
9. und 13. Juli: In Mülheim a. d. Ruhr (Solbad Raffelberg)
Pferderennen.
10. Juli: ln Warnemünde Regatta des Grossherzoglich
Mecklenburgischen Jachtklubs.
IO. —13. Juli: In Augsburg Allgemeines Tennis-Turnier.
IO.— 17. Juli: In Kiel Flugwoche.
12.—14. Juli: ln Godesberg Nationaler Gesang Wettstreit um
wertvolle Preise,
12.—14. Juli: In Augsburg Schwäbisch-Bayrisches Sänger¬
bundesfest.
a.^X4- Jali: In Bonn Rheinisch-Historische Festspiele mit
zooo Mitwirkenden in historischen Kostümen.
X3. Jnli; In Magdeburg Pferderennen (See-Jagd-Rennen).
17.—z8. Juli: In Kiel Zusammenkunft der Hessischen Landes¬
gruppe des Deutschen Flottenvereins Mainz.
ao.—ai. Juli; In Augsburg 6. Lechgaufest der bayr. Gebirgs-
trachten-Erhaltungsvereine.
ao. u. as. Juli, sowie 14. September: In Krefeld Pferderennen.
ao.—aj. Juli; In Hildesheim Volksfest mit historischem
Festzug.
as- Juli bis Mitte August; In Baden-Baden Tennis-Turniere
zwischen erstklassigen Spielern.
* 7 »» 30. Juli, 3. August; In Neuss a. Rh. Pferderennen.
30, Juli bis i6. September; In München Festvorstellungen im
Königl. Prinzregententheater und im Residenztheater.
3. August: In Barmen Pferderennen.
3.—10. August: In Dresden Vogelwiese.
g. —XI. August: In Marburg loojährige Jubiläumsfeier des
Kurhessischen Jägerbataillons Nr. ii.
10. August: In Stuttgart Militärische Erkundigungsfahrt für
Motorräder (Allgem. Deutscher Automobilklub Gau XII
Württemberg und Hohenzollern).
15. August: In Magdeburg Pferderennen (Kronprinzenpreis).
17, August: In Magdeburg Kronprinzenpreis und Autostern¬
fahrt des Automobilklubs nach dem Rennplatz.
xy,—xg. August: In Trier Feier des loojährigen Bestehens des
Infanterie-Regiments Nr. ag.
aa.—31. August: In Baden-Baden Grosse internationale
Pferderennen, verbunden mit Blumenkorso und zahlreichen
andern gesellschaftlichen Veranstaltungen grossen Stils.
4. u. 31. August: In Dresden Pferderennen.
Kongresse u. Versammlungen
Die Verkehrs-Vereine und Verwaltungen bitten wir um rechtzeitige
Angabe der jeweilig stattfindenden grösseren Veranstaltungen. Die Itcd.
Die zweite gemeinsame Tagung für Denkmal¬
pflege uxxd Heimatschutz findet vom 24. bis 28. September
unter dem Protektorate des Königs von Sachsen in Dresden
statt. Aus dem reichhaltigen Programm sind besonders be¬
achtenswert die Vortragsthemen: „Kunsthandel und Denkmal¬
pflege“, Referent; Geh. Hofrat Professor Dr. Cornelius Gurlitt
(Dresden); Korreferent; Museumsdirektor Dr.Koetschau (Berlin);
„Industriebauten und Heimatschutz'S Referent; Professor Dr.
Bestelmeyer (Dresden); „Der Wasserbau in seinen Beziehungen
zur Denkmalpflege und zum Heimatschutz“, Referent; Stadt
baurat Schaumann (Frankfurt a. M.); Korreferent: Oberregierungs
rat Cassimir (München); „Die Verunreinigung unserer deutschen
Gewässer und ihre Verhütung“, Referent: Dr. med. Bonne
(Klein-Flottbeck).
2.—4. Juli: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Buch¬
händler-Innung.
3*—5- Juli; In Elberfeld Tagung des Deutschen Aerztetages.
4.-5. Juli (voraussichtlich): In Düsseldorf Tagung des
Verbandes Rheinisch-Westfälischer Landgemeinden.
4.-6. Juli; In Paderborn Westfälischer Städtetag.
6. Juli; In Düsseldorf Verbandsfest der evangel. Gesellen-
Vereine Rheinlands und Westfalens.
13. Juli; In Rottweil Verbandstag der Württembergischen
Gemeindeunterbeamten.
19. —22. Juli: In Breslau Haupt-Versammlung des Verbandes
Deutscher Handlungsgehilfen (Sitz Leipzig).
20. -22. Juli; In Dortmund Schneider-Verbandstag von Rhein¬
land , Westfalen und Hessen-Nassau, verbunden mit
Lehrlingsausstellung.
21. —25. Juli: In Halle a. S. Verbandstag des Verbandes der
deutschen Barbier-, Friseur- und Perückenmacher-Innungen.
23.—26. Juli: In Brüssel Erster Internationaler Jugendschutz¬
kongress.
28. Juli bis 2. August: In Köln 2. Fortbildungskursus der
Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung.
Im August; In Posen 54. Genossenschaftstag des Allgem.
Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen
Erwerbs- und Wirtschafisgenossenschaften.
Im August: In K assel Tagung des Verbandes der Rechts¬
anwalt- und Notarbeamten.
Im August: Tn Thorn Verbandstag der ostdeutschen Bürger¬
vereine.
2. August: In Köln Tagung der Solar-Union.
2.-4. August: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Buch¬
binder-Innungen.
2. —4. August; In Münster Rheinisch-Westfälischer Steno¬
graphentag (System Stolze-Schrey).
3. —8. August; In N ür nbe r gDeutscher Anthropologen-Kongress
4. —6. August: In Aachen Generalversammlung der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft.
8. —II. August; In Halle a. S. Kongress der Handwerks- und
Gewerbekammern Deutschlands.
8.-12. August: In Meiningen 28. Kongress der Allgemeinen
Radfahrer-Union.
II.—12. August; In Nürnberg Verbandstag der deutschen
Bürsten- und Pinselfabrikanten.
Disconto • Gesellschaft
BERLIN — BREMEN — ESSEN — FRANKFURT a. M. — LONDON
MAINZ — SAARBRÜCKEN
COSTRIN - FRANKFURT a.O. - HÖCHST a.M. - HOMBURG v.d.H. - OFFENBACHa.M.- POTSDAM-WIESBADEN
Kommandit-Kapital JC 200 000 000 Reserven jfC 81300 000
Wir bringen zur Bequemlichketf des reisenden Publikums
Welt» Kreditbriefe
zur Ausgabe, die ohne vorheriges Avis bei unseren Korrespondenten
in allen für den Handels- und Vergnügungs-Reiseverkehr
zahlbar sind Betracht kommenden Plätzen des In- und Auslandes
Die unseren Welt-Kreditbriefen beigegebene, auf das sorgfältigste zusammengestellte Korrespondenten-Liste
enthält die Adressen von mehr als 2000 unserer Geschäftsfreunde, bei denen den Inhabern unserer Welt-Kreditbriefe
jederzeit entgegenkommendste Aufnahme gesichert ist.
Unsere Welt-Kreditbriefe gelangen zum Verkauf in unseren Niederlassungen sowie
in HAMBURG bei der
Norddeutschen Bank in Hamburg.
Direction der Disconto-Qesellschaft.
a6O @B!®psa9^sseae08sSÄ^^ö0aäs^i DEUTSCHLAND isseseeeajeeeeeeeeeeGeeiaeee®
in Verbin4üng mii dem KutiEtvereia Rbemland un^ Wcai'*
fiiieh. Als Raum für dU Äussf^pUiing: ist ein leetfatcitcad^
Bunkgiebäude gewonnen 'worden» da:i äIcU hfitTiUiMgaoi vorrüg-Ucfa,
eitnei, Diie ijinietn^n Kaume üind mit w^ftVollcn T*cppicb<fn
u D d Au t3EU utigsmö bei n a.u?gesc h tti u cIe t. Das Pr o tckto ra^ li bar
d ie Aü 5 5 f el I u ng habe n die Herren Ober bUxgerm ei^t er Geheimer
Regierungsrat tfChr und d*t PrS&ident der HandelskÄmtnar
Geheimer Kornttieraierirat Weber ÜbertiDmmen- Die E^rÖ^aungs-
rede hiel]l der Vöi^it^ehde des AuE^tellüpg^u&schuaseaT Herr
Amisncbfer Dr, Siebei, führte folgendes ausr Nähe
ÜÜssreldEorfa war bisfier für die Sebaffang einer eigeneiu GdSsÄlde-r
galerie in Duift^burg sehr hindtrlicK Glhithwohl waUleri wir “
wenn snuch beseb^denerQ Rahmen teigem dass die nteder-
fheinisebö X^*nst Unserer Nachbafstadi Dössetd^^rf auch hier
eine Heiiüstatte lu finden in der L,age ist; ferner wollifta, wir
reigen/4^&^ HUch demjenigctit det nkht so glÜckUch ist, wefWolle
Kiin^tschiijii sein eigen xM nennenj. doch etmüglichi werden
kauTt,. €4i:h ihnen zu erfeeueh. wenn man sie öffentifch in
ge^igue^er W zur Schau hreügt und durch volkstümliche
Eifttfittspreise eine Kunstausstellung weiten KTeiseh, xuiiia!
auch uh^er^ Jugend, augStiglich ina.chl»> Di«! Ausstelltiiig hat
ierf ihrer Eröffnung einen grossen Be^ineb ÄUfjuweiaen, Die
Stadt Oaisburg h^t ihr InieteShSe an det Ansstellung dadurch
kund getan; dass säe bcrettwaiigaii auf eine Eingabe hm
4000 Wik. Z^uichuBS ge wahne. Ueber dieAuaisteUun^seibit sei km^
föTgendeÄ bemerkn Neben Gemälden ftndet sich eine etait»
ii^hb Anzahl RadierunglJn* so von Clärent?ach^Vorfrühling, Schnhfi
Und Hoch von Otto ,,Ap fei bäume im Frühling*' üsw.;
von LiEsgeg'jtig „Heimkehr'*. Von deh Gemälden sind HnchoUii
.»Rüraasipre und die ,vAtiatolis4£te Äigeu^krin**
^v. ttwähh^n.. stark ,^usgejJrä|jSe eige^
w«is?V juDg:heiim 4hf* io seinem j,Bftrgriibkeh'GehÜß,"
uti d' im ,,V ocfVöhTlim gertal''. Sehr Au^alienw die
Ar b eit&b V 6 n Clareh bh d; h* H an n a, von Wjlte tfhd. Ötlö^
Es Würde^ jfu wt fuhrttti: äo dl&aer Stehe elneh ausfiihrUchen
Beriabt über die A'äi,s^t^Hhng:- zu geben, doch ieigt die*« iurae
Auszug, dass der Verkehrs* Verein actn Eefites. g^etan bat* Solite
sein Voigehen dam beigeuagen bÄbtc, dass wV «ii^eja ständigen
Knostteiripei für Duisburg erlaheen, so wird ihm der Ü^nk
der Duisburger Bürger nicht vörentbalten bkiben*
Die Paderborner KugsK Gewerbe- lind
' tä, Au^nsii ln Halle n. S, f4, Deutscher Handwerks- und
GewerbekftmmertagK ■ ^
*40^: Äugnfet; In Augsburg Bayr, ^^huhmach^rtag, ver-
btinden biit AussEellnng.
Ahgu^t ^ In H alle a, S* Verbaadsiag deutachcfSatUer-
hiTiungitn^ verbunden mit AüÄSleJlüng^
iS; Aug:uBr: In Kiel Deutscher Apotbekcriagt
aS' Angii 5I: In Trier Tagung des DtütsctiÄn Forstvereirifli.
»S, Augu i r: In K i e 1 Haupt *Vtirsa'mmlnng d es Den tschen
Apotbekttverems
Zeitangaben der in Lei p;2i g s^Ättfindenden
Tagungen und Vßran$taitungeo.
lii her halb der BftufÄ^b^AüssieHung;
3, JuH; Deutscher I.ndhStrie‘'ScIitii2-Verband, Dresden.
5, Juiir Verbarid EefUerbestattüngs-Vereine.
53-Juli f, prUverein dft&DetiijjtbS'Or.BhiUtelisieni-YeTbaridcs, Dresden.
a* Jnhr Verband d^t Atbehg^ber des Töpfer- und Ofensefz-
GeweTbes.
19. - 40. Julii Deuischer Verband kaufmännischer Beamten im
Gns^ und Ekktniität&facb; Detmold.
sg,.j[iib: Verband Dcut^scher Pfivatgsrtner. Deipzlg.
4z. jnli ; Verbindung Gothnisseb^r Ge werbe-Vereine und Verband
Deutscher FeinUJg^cIjmeHeiT, Leipn^.
44. —13. Juli' Verba nd DeutJic her HäuKV^fwrnunga-Vereinigungen,
Frankfurt a. M.
43. Juli; Dentsebe FitischereUBerufsgenosBenschaftv Wsina.
Aukaerbalb der Aus stell ü hg:
3.—ä. JuliSchwimmfcTil.
,, XU/Deutsches TurnfesL
ig.^zo. Imernsfinn^^Ies Schiftfinsinfb&t.
43, - ^9^ tlS/D eutscher Reichsf^Wwöh Mag Wi^ Sonder* ÄiiSr
eicUung auf dem MeespfäU;
30* Juli bb Ä, August; Deutscher KeichätvtrfeaTid zur Bekämpfung
dei BcTJin*Schl*cihtenf*f^f.
jt. Aug. bis 3, Sepli: Deutsche Schuh- uiid Ledtrm^-sse, Dcipzig>
Lepläystrasse.
sB. -31, Radrenuehj 'WeUmetsterschaft aUf dem SpOrtpl^r^.
ji. Aug. birs e. Septr Micbaelis-Messe, Engros^Mess*.
ai. Sept.: Pier der ennea vom Leipzi^r Rennklhb. Rcnfibihn.
47. —48. Sepl.; Plerdetdnneti Vom leipziger Rennkiub. Rfro;;bahn-
48, Sept.i K^drcnncö, Preis von Europa» Verein Spnripl^ti^i
iz L Okt 0 bet i Aitgem ein er D emsc her A utöm obii- K l u b, Si ^hx t
tut, Em«^eirhung des VölkeiscblhcbbÖe^ksnÄls.
li* Oktober; Radfenneni zwei Siebctfehote abf detb Sp^rtpl^^
36,r, 38;/19. Oktober ; Deutsch-Akadefnifechds OJytnpl^.
tS. Oktober; Einweihung des Völk^j$cbla?fbbDi?akmila.
iS. „ S| af eite n la u f zur Ein wetb ti n g di^ V ölk er sc ht iobt-
•■■ Denkmals.
19. ,1 Pferderennen vom Deipziger Rennkldh Refinb^n/
di'e ■iUatJbhsie-'
leipziger Verein für EufiachiffabTt,
Ballon-Wettfahrt.
Deutscher Luftfahreftag*
Ausstellungen
P Uteer ^
©000
Bp-sch^.igt'e
, TFatiriken ,
Nr. 5
DEUTSCHLAND ^
261
Kunz U8W. Die schönste Ausstellung aber ist Paderborn selbst:
der Dom mit seiner Ueberfülle reizvoller Architekturmotive, mit
der Wucht seines mächtigen Turmes, den Winkeln und Gässchen
an den aus mehr als 200 sprudelnden Quellen sich bildenden
Paderarmen, den in malerischer Hofanlage gruppierten Gymnasial¬
gebäuden aus der Jesuitenzeit usw. Wer die Ausstellung besucht,
versäume um keinen Preis eine Wanderung durch die schmucke
alte Bischofsstadt. C.
Zur Weltausstellung in Gent. Auf Ersuchen der
belgischen Gesandtschaft hat der preussische Eisenbahn¬
mini s t e r . genehmigt, dass das Ausstellungsplakat der
Weltausstellung zu Gent auf den wichtigeren Bahnhöfen der
preussisch-hessischen Staatseisenbahnen während der Dauer der
Ausstellung unentgeltlich ausgehängt werden darf. — (Hoffentlich
wird das Ausland mit gleichem Entgegenkommen die Plakate
der wichtigsten de u ts ch e n Veranstaltungen zulassen. Die Red.)
Die offiziellen Marken der Internationalen
Baufach-Ausstellung Leipzig 1913. Das Direktorium
der Internationalen Baufach-Ausstellung gibt eine Serie inter¬
essanter Marken heraus, die nach Entwürfen von Künstlern der
Akademie für graphische Künste in Leipzig hergestellt sind. Die
Marken, die den offiziellen Stempel der Internationalen Baufach-
Ausstellung tragen, behandeln in minutiösen Zeichnungen Ereig¬
nisse aus dem Jahre 1813. Sie werden vor allem auch den
Sammlern willkommen sein, da sie nur je in einer beschränkten
Auflage gedruckt werden.
6.—ig. Juli: Im Schloss zu Nassau a. d. Lahn Stein-Gedächtnis¬
ausstellung.
Bis 14. Juli: In Duisburg Kunstausstellung im Gebäude der
Berg. Märk. Bank.
Bis 12. Oktober: In Düsseldorf Grosse Kunstausstellung
im Städtischen Ausstellungspalast.
Mai—Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) „Deutsche Künstler¬
bund-Ausstellung“ mit über 2000 Kunstwerken.
Frühjahr— Sommer; In Darmstadt Ausstellung namhafter
Privat-Gemäldesammlungen im Städt. Ausstellungsgebäude.
Mai—Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln.
Mai—Oktober: In Stuttgart Grosse Kunstausstellung im
neuerbauten Kunstgebäude.
Mai—Oktober: In Breslau Historische und Gartenbau-Aus¬
stellung, verbunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege.
Mai—Oktober: In München Intern. Kunstausstellung.
Mai—Oktober: In Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung.
15. Juni bis I. September: In Kassel Deutsche Kunstausstellung.
Mitte Juni bis Mitte Juli: In München Ausstellung „Bureau
und Geschäftshaus“.
21. Juni bis 5. Sept.: In Paderborn Gewerbe-, Industrie- und
Kunstausstellung.
4.—6. Juli: In Dortmund Provinzial-Pferdeschau.
13.—16. Juli: In Berlin Fachausstellung für Desinfektion und
Ungeziefervertilgung.
Juli—August: In Ess en Gewerbeschau (Ausstellung für Hand¬
werk, Industiie und Kunst).
26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für
Papier- und Schreibwaren.
Mitte August: In München Süddeutsche Drogisten-Fach¬
ausstellung, veranstaltet vom Deutschen Drogisten-Verband.
8.—xo. November: In Barmen 16. Allgemeine Wuppertaler
Geflügel-Ausstellung.
Bäder und Sommerfrischen
Bad Ems. War schon im M^i ungeachtet misslicher
Witterung der Besuch des Bades ein überaus reger, so hat der
Juni die Erwartungen auf einen starken Fremdenverkehr noch
mehr gerechtfertigt, denn die Fremdenziffer nähert sich bereits
stark dem neunten Tausend und übertrifft die der gleichen Zeit
des Vorjahres um ein beträchtliches. Die grossen Geldopfer,
die der preussische Domänenflskus und die Stadtverwaltung auf
sich genommen haben, um dem Kurpublikum Annehmlichkeiten
und Unterhaltungen aller Art, wie man sie von einem erst¬
klassigen modernen Badeort verlangt, bieten zu können, ver¬
dienen allgemeine Anerkennung. Die an der Schwelle des
neuen Jahrhunderts in Angriff genommenen Neufassungen der
Emser Mineralquellen waren zugleich der Anstoss zu einer
gründlichen Modernisierung des Bades und der Stadt, die heute
in hygienischer und sanitärer Beziehung jeder Grossstadt die
Spitze bieten kann. Mit seinen ausgedehnten Parkanlagen gleicht
Ems einer Gartenstadt, die noch den weiteren Vorzug hat, dass
man in wenigen Minuten auf Promenadenwegen oder mit der
Drahtseilbahn den Hochwald mit seiner erfrischenden, ozon¬
haltigen und neivenberuhigenden Luft aufsuchen kann. Des¬
halb ist Ems auch in der heissen Jahreszeit der bestgeeignete
Aufenthalt für Erholungsuchende und für solche Leidende, die
von dem Gebrauch der altberühmten Emser Thermen ihre
Genesung erhoffen.
Bad Nauheim. Ein grosses Festkonzert unter dem
Protektorate Sr. Kgl. Hoheit des Grossherzogs zur Feier des
25jährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät des Kaisers ver¬
anstalteten die Mitglieder der Grossherzoglichen Hofkapelle am
20. Juni in Darmstadt, des Bad-Nauheimer-Kurorchesters (Winder-
stein-Orchester, Leipzig) sowie Mitglieder der Hofkapellen zu Karls¬
ruhe, Wiesbaden, des Opernhauses und Palmengartenorchesters
zu Frankfurt a. M. und des Städtischen Orchesters zu Baden-
Baden, Freiburg i. B., Bad Homburg, Mainz, Strassburg und
Wiesbaden. Infolge des aufgebotenen gewaltigen Apparates
— 200 Mitwirkende — hatte die Aufführung in allen Teilen
den Charakter eines grosszügigen festlichen Ereignisses.
Arsen-Solbad Dürkheim (Rheinpfalz). Der Fremden¬
zuzug hat recht kräftig eingesetzt, so dass die Saison 1913 recht
erfolgreich zu werden verspricht. Gerade aus Aerztekreisen
wird der berühmten Dürkheimer Maxquelle mit ihrem einzig
dastehenden Arsengehalte immer regeres Interesse entgegen¬
gebracht. Auch das Wasser des früheren Bleichbrunnens,
welcher anlässlich des Besuches Sr. Kgl. Hoheit des Prinz¬
regenten Ludwig \on Bayern in Bad Dürkheim Anfang Mai in
Ludwigsbrunnen umgenannt wurde, erlangt zu Kurzwecken erhöhte
Bedeutung. Das Arsen-Solbad Dürkheim entwickelt sich immer
mehr zu einem Spezialbad gegen Blutarmut und Nervenleiden.
Bad Oeynhausen. Die grossrUgige Entwicklung unseres
Bades wird auch in Zukunft einen Stillstand nicht eintreten
lassen. Für den Bau des neuen Theaters ist das Baubureau
bereits eingerichtet und mit den Vorarbeiten begonnen worden.
Es sind dafür etwa 500000 Mark ausgeworfen. Im nächsten
Jahre stehen noch zwei grosse Verbesserungen in Aussicht: der
Bau einer neuen Konzerthalle uni einer Wandelbahn, um den
Fremden bei ungünstiger Witterung angenehmen Aufenthalt
bieten zu können. — 7500 Badegäste waren bis Mitte Juni
Kaiserhoi • Essen-Riilir
: -► Eröffnet April 1912. «- ■
[ VoriieliniMtei^i Hauis Aen 8
8 In ruhiger Lage. Zimmer von Mk, 4.— an. Fließendes Wasser und Post- 8
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8 Fernruf Nr. 7281—7290. Anto-0»l*»ge. Direktion: Hermann Bieger. 8
262 DEUTSCHLAND
Nr.5
eingetroffen. Die Zahl der verabreichten Bäder betrug an einem
Tage 2524, eine Zahl, welche seit Gründung des Bades noch
nicht erreicht wurde.
Bad Gottleuba. In der letzten Sitzung des Stadt¬
gemeinderates konnte der Vorsitzende, Herr Bürgermeister
Hackebeil, dem Kollegium die hocherfreuliche Mitteilung machen,
dass der kürzlich verstorbene Fabrikbesitzer Richard Hermann
Dietrich in Dresden der Stadtgemeinde ein Legat von 40 000 Mk.
lelztwillig ausgesetzt hat, dessen Zinsen für Zwecke der Orts¬
verschönerung zu verwenden sind. Der Stadtgemeinderat
beschloss einstimmig, diese hochherzige Stiftung anzunehmen.
Bad Elster. Am 16. Juni unterzog der Minister des
Innern Herr Graf Vitzthum von Eckstädt in Begleitung des
Herrn Ministerialdirektors Geheimen Rats Heink die gesamten
Einrichtungen des Bades einer eingehenden Besichtigung. Der
Besuch des Bades ist ein andauernd recht guter. Die Zahl der
Fremden hat am 20. Juni bereits die 6500 überschritten.
Bad Köstritz in Thüringen liegt an einem der
schönsten Punkte des freundlichen Elstertales nahe der fürst¬
lichen Residenzstadt Gera an der Bahnlinie München —Probst-
zella —Gera—Weissenfels - Berlin, 185 Meter über dem Meeres¬
spiegel. — Die Kur- und Badeanstalt daselbst wurde im Jahre
1865 von Professor Dr. Bock in Leipzig und Medizinalrat
Dr. Sturm in Köstritz gegründet. Als besonders wirksames
Kurmittel sind hier warme Sandbäder im Gebrauch, die bei
chronischem Gelenkrheumatismus auch in schweren Fällen oft
noch Heilung oder Linderung bringen, wo alle andern Kur¬
mittel versagen. Von unübertroffener Wirkung sind diese Bäder
ferner auch bei Gicht und chronischen Gelenkentzündungen,
bei Neuralgien, besonders bei hartnäckiger Ischias, sowie bei
einzelnen Formen chronischer Nierenentzündungen, bei denen
Schwitzkuren angezeigt sind. Als weitere Kuren kommen zur
Anwendung: Solbäder, bereitet aus der starken, heilkräftigen
Sole der nahen Saline Heinrichshall; Fichtennadelbäder, aus
frisch hergestellton Dekokts bereitet, künstliche Kohlensäurebäder,
elektrische Wasser- und Glühlichtbäder sowie alle Formen der
Wannenbäder nebst Massage und Diätkuren. Es werden daher
in Köstritz auch Blutarmut und Bleichsucht, Rekonvaleszenz
nach schweren Krankheiten, Nervosität, chronische Frauen¬
krankheiten und Exsudate mit gutem Erfolg behandelt. Bad
Köstritz ist besonders berühmt durch das Köstritzer Schwarz¬
bier, das schon seit 1543 in der Fürstlichen Brauerei gebraut
wird. Das von allen Aerzten empfohlene Köstritzer Schwarzbier
ist auf der ganzen Welt verbreitet und ist ein vorzügliches
Nähr- und Kräftigungsmittel und wird besonders bei Blutarmut,
Bleichsucht, Nervösen, Schwächlichen, Rekonvaleszenten usw.
mit grossem Erfolg angewandt.
Bad Salzbrunn erfreut sich in dieser Saison eines über¬
aus zahlreichen Besuches, eine Folge der vielen Neuerungen
und Verbesserungen, die in letzter Zeit getroffen worden sind.
Wer den heilkräfttigen Kurort in den letzten 10 Jahren nicht
mehr gesehen hat, muss geradezu überrascht sein durch die
glänzende Entwicklung, die Bad Salzbrunn inzwischen erfahren
hat. Eine grosse Anzahl namhafter Kongresse und Körper¬
schaften besichtigten im Anschluss an ihre Breslauer Tagungen
unser Bad. Weitere Anmeldungen liegen bis in den Oktober
hinein vor.
Nordseebad Wyk auf Föhr. Früher und schneller
als sonst gehen wir in diesem Jahre der Hauptsaison entgegen.
Der Strand ist schon mit Zelten und Körben reich besetzt, und
zahlreiche Burgen und flatternde Fahnen geben schon aus der
Ferne Zeugnis von dem regen Leben, das hier herrscht. Die
Kurzeitung weist 3601 Fremde nach, die bis Mitte Juni ein¬
getroffen waren, eine Zahl, die um diese Zeit nie auch nur
annähernd erreicht war. Die Zunahme der Besucher ist erklär¬
lich, wenn man bedenkt, dass die Verwaltung seit Jahien keine
Mühen und Kosten spart, um das Bad konkurrenzfähig zu
machen. Annähernd eine halbe Million Mark hat die Stadt¬
verwaltung seit 1909, also in einem Zeitraum von nur 4 Jahren,
zur Hebung des Bades bewilligt.
Ostseebad Binz. Auch die schöne Ostseeinsel RQgon
hat jetzt ein Kaiserdenkmal. Im bekannten Ostseebad Binji
wurde am 16. Juni unter grosser Beteiligung von Kurgästen
und Vereinen ein Kaiser-Wilhelm-Gedenkstein feierlich geweiht.
Der Gedenkstein besteht aus einem mächtigen, 130 Zentner
schweren Granitündling und trägt das Bronzebildnis des Kaisers
in der Mitte, ein riesiger alter Anker flankiert es. Ein mächtiger,
ausklafternder Adler, auf lorbeerumscblungener Weltkugel
ruhend, den Blick nach der nahen rauschenden See gerichtet,
krönt das Natursteinmal. Die bronzene Votivtafel trägt die
Worte: „Den seegeltenden, heergewaltigen FriedensfÜrsten
Wilhelm II., I. R., preist dieses Urgestein aus Proras Wald
zum 25jährigen Regierungsjubiläum. 15. Juni 1888—1913. Die
Bürger des Ostseebades Binz.“
Vom Vierwaldstädter See. Der Winter hielt die
oberen Regionen der Alpenlandschaft um den Vierwaldstädter
See in Eis und Schnee gefangen. Jetzt, wo sich die Reiselust
Überall regt, beginnen die Bergbahnen wieder ihren Betrieb.
Die Schneebrucharbeiten an der Stanserhorn-Bergbahn, die
dieses Jahr ganz ungeheuer waren, sind beendet, und die
elektrischen Maschinen der Bahn können ihren Dienst wieder
aufnehmen. Die Schneemassen sind zu beiden Seiten der
Bahn etwa 10 Meter hoch aufgetÜrmt, so dass die Reisenden
zwischen Riessn-Schneewänden hindurchfahren. Die Eröffnung
des Betriebes der Stanserhorn-Bahn fand am 18. Mai statt.
Die Fahrt auf das Stanserhorn dürfte jetzt am grossartigsten
und imposantesten sein. Die Stanserhorn-Bahn beginnt ihre
20. Saison; der Verkehr hat sich seit ihrer Errichtung um
etwa 75 Prozent gehoben.
a==---——
H Verkehrs-Propaganda
H==_____
Vom österreichischen Fremdenverkehr.
Der Landesverkehrsrat für Tirol ist bisher die einzige amt¬
liche Organisation auf dem Gebiete des österreichischen Fremden¬
verkehrswesens. Das Budget des Landesverkehrsrates weist
recht stattliche Ziffern aus. Die Ausgaben sind für das Jahr
1913 mit 128760 Kronen (gegen 114144 Kr. im Vorjahre) fest¬
gesetzt. Davon entfallen: auf Reiseentschädigungen der ge¬
wählten Mitglieder des Landesverkehrsrates 3000 Kr., auf die
Kosten des Zentralbureaus in Innsbruck (Gehalte, Miete, Druck¬
kosten, Kanzleierfordernisse usw.) 34856 Kr., auf ein Auskunfts¬
bureau in Innsbruck 1360 Kr., auf ein solches in Bozen 6094 Kr.
und eines in Trient 9700 Kr. Die Subventionierung von Bezirks¬
auskunftsstellen wurde eingestellt, da die Mittel nicht reichen
und immer mehr Bezirke Subventionen anstreben. Für propa¬
gandistische Publikationen und Reklame überhaupt wurde ein
Betrag von 62250 Kr. in Aussicht genommen, für Wander¬
vorträge 500 Kr., für die Bauberatungsslelle, die dem Schutz
der heimischen Bauweise dienen soll, 1000 Kr., für Statistik
3000 Kr., für Wetterdienst 4000 Kr., für Sonstiges 3000 Kr.
Die Einnahmen umfassen folgende Posten: Beiträge der Handels¬
kammern in Innsbruck, Bozen und Rovereto 4600 Kr., von der
Südbahn 800 Kr., Beiträge der Interessenten 9000 Kr., Einnahmen
aus den Puklikationen 29200 Kr., aus den Anzeigengeschäften
21000 Kr. und eine Staats- und Landessubvention von je 30880 Kr.
Dieses Budget wird sicherlich in den nächsten Jahren noch weit
grössere Dimensionen annehmen, da der Landesverkehrsrat in
seiner heutigen Form erst das zweite Jahr besteht und sich
immer neue Gebiete zeigen, welche in seinen Wirkungskreis
einbezogen werden sollten.
Neues vom Schweizer Fremdenverkehr.
Am Sonntag, dem 8., und Montag, dem 9. Juni, fand io
Luzern die ordentliche Delegiertenversammlung desVerbandes
Schweizerischer Verkehrs-Vereine statt, zu der von
83 Vereinen 120 Vertreter gekommen und auf welcher audi
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DEUTSCHLAND 263
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t'A^efeet^ WAmSi Oiie Beratuugea itn
Ufiiwr des Herrn FrSÄideiitert Stad trat fö. Phdoux
wurden eioig^ für den scliwe^iiena^Uefl
Fretä dÄni^erkefee und : e u cli für d ns Aus Iah d wi cbti ge Ff a g<3h
beÜwiideltf sh d ie fetric b thh^ ei nea äch i^ciecnsclKa n Verk eb j ä -
: dsa «inen pn^^tSn^ nkbt staatilcheh Cber^lcier
SoÜ und durch die Behörden und Vereine ünref^tätiat: wird.;:
Pie BeteiJ igun g des Verb an dea atn der Sc hwoi x Pan ds&i
anaaftcJltJing fo Berü* die RrÄge der Sebaffang eides A^erhsadS;^
ofgan es V omehm en Stile, welch es Pr op a ga n daÄ:w^;ck£ n d reuen
«oll, d^e fiettiitEüng an der Weltausstellung in San Fr^n*ibkh>
die Äöch für daa Ausland akinelle Auto fliege wurde vijm
Referenten Herrn Oberst von Pfyffer (Luzern) besondere ei.n^^
gehend. hehandeU. Wie de:r RefeTent featsi^llta, jkamen im
Jkhrc igta nicht wenigef. ats ;700p. frtitndt Au loa in die Schwei^i
Pu FiA nkrelr-h eiw« Jt> böhf Peul^chUn d etVi?a 4a 000^ Rng 1 an d
^|wa ^oooo und tSaiven eiwi»; üöijöü 'Töutenautoa besitzt, ao
citi e« Aulgabe d^r Sfchwciz^isöcben Verkebm-Vereine, die Be-
«ohrSlnk'ung für ditn Auiipveykebr in der Sch weist noch Magbch-
ktdi ih besßifige«* Pie ehergiathe Bekämpfung des Su-aasen-
$t«ube5 fioi eine der V^ebtigsten Aufgaben, Die Mittel hierfür
aoHten durch eine eidgenöSsiECbie Auto Steuer aufgebracht werden,
En den letzten ^ J^biep bat Sich eine .Surrahnie von Autos von
üMVq «geben- Di© Sebweiaef partuipiercfi an diesem ge¬
steigerten Autoverkehr tnlt nur 3*5%. Daa Auto sei das beste
Verkeb insmitlel flir Ge birgs gegefvdo n, Von ein er Aut 0 fein diieh-
keit in der Schweik könne, kem« Hede sein* Iramcrbin sei von
einer, pjanmäsfsigen Aufklärung der Bevölkerung vieles er-
hofieiT, Die Auto frage in der Scbwcj.E «et in erster Liöie eine
Veritchrsfrage und erst in rweiter Lthie ©iae^ StrassenfrÄge;
fegtand habe ein Autostrasseuneta! yon aa oPo km^ für die
Schwei* wHrdcö 3000 km genügen- Die Elöfübrung der Benz in-
«teuer — die Schwei* führe etw^ Ta Milliönen kg Autuben^in
ein — würde, bei einer Steuer von tu ctsv auf ein kg t\fn Miihcinen
Franken fembrmgen, die wieder *ar StrassehVaijbesseniög verr
W^det werden könnten; Auch das Geld/ das die Kantooe an
Autotaneu einnehmen — etws 700000 Fß^uken -- sollte tür diti
Verbeseerung der Strassen v arw'®: ödst werde Oh, Esf
wünscheuswertT dass zur RegelujnfE dieaer Frage in der SchwftJi
aus Verlretern der Hotclter«> dä&r lotjpstnelieti“Verbände und dl:$^
Automobil- und Touringklubs S®hfl
Die Versammlung nahm einte eütEptechfladc Kefiulütipu an. —
Am 10. und lu Juni fand unter detn des Herrn Präsjdent<eh
0 ^k*f Hjäuse^ y im Gfossfaissäale die 3a. Generalversammlung
dtö H p teii« f ver e in eiatt, in welcher d«r
öefisdhäfUükficMj dte jAhresrechnuog ^ diäs Budget ebetitip
der dem Verein gehörende Hotelfachschule in
t!üur'*Laü0iJbfe geiaehtnigt Würde* Es wurde beaehjossea, der
; Hcueifachaehuie eiofh höheren Lehrkurs für Hotelbesitzer üml/
Pit e k to reii ik liö dt' rhj iri w el che m das V er keh ra-, Recht«''
üi^dP FinanzweseTj^ die Hdel-ArcMteklur, Techo,jk usw- besondere
Ö«ructt&iubrii|ung finden «oUen. Auf der SchW^JÄriEi^^iien LÄndjtftS-,
autÄtcTlirngl'wird eiti HhtelpavijJon mit einehi MüsteryesiäUranl
einhir Weinstube zur AuBStcUuog kommftitj Pht iS^weiztir
H^telietVeiüin sprach den dringenden Wunsch ausj dass det
AütöJÄöhilVictlyshr dürch djc eidgenÖssiuphe Gesetzgebung, in
y Schweiz wirtschaitüch vorthilhaftea Wtiae gM©gi&h
werde: per BegrÜssüügisried^ des Prüßidedbpn Hien'R O&kar
Hauset war unter anderm zu entnehmen, desa auf Äet vor
13 Jahren iu Luzern abgehaltenen ersten Vetiiammlüng der
Vertm nüt 350 Mitglieder zählte^ heute aber Wj* ußÖ da&a
Luzern dam öle nur za 000 Betten au fzu weisen hatte, während
deren Zahl heute über toooon betrage. — tnä^ hbich iater
easteren^ dass Luzern vor lO Jahren ouf 4^^ Qaätbäiuser
b^asSv wi^hrend heute die Zahl der Hotels ’^ damutec viele
mir m^hfereb hundert Zimm^n 7^ 105 Und der Penaionen 38
■ böträgi^ ferftor, dass der Gesamlkatasier der Stadt LnjFcrn einen
Sv ©Ft von 33 h Mdlicrnen Franken raprä sentiere, von dem allein
Vk die, Hotel« und Pensißnen. faÜe^ per GesssimtweTtt der
Hotels itft ijjit Iß Millionen 430000 Ftanken au^geaeTit Hach
ilejß Unelith de« Herrn Dr, Kehler {Zütith) seien die Leiatungen
Luzerns jmr Förderung des Fretti den Verkehrs alä das höchste
anauerkennen, was auf diesem Gebiete geleistet werden köhm;‘:
Fernsprecher 50514 Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e.V.) Fernsprecher 30514
Geachäflssteile: Laipiig^ Thomasiusstrasse 33-
tPifi Oca^^nssLeUe gllrt li nen t^eU)lebe Auskünfte über denlstbes Verkehtswesen und Keisaani^eJegenhajlen unii.Yersend^t auf'
Verlangen Führtir ond IVospekte über deutsche Kur- und Uadeorte^ Ktadte upd LaridscharienT
Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle.
Neues Mi
Gern©mnütaiger Vetain der Sfa^t Kf © V
In WaTs cha uwurde bei df:Co:,^adlbüre^V der russiacben
Staatsbahn^n ©ins A tt s k ü u f t« s t © 11 © Buhde« errüchiet-
Oen Mit^iiedetü Bi^eo wir anhßtmv d©r Geachltteste^© de»
Sund©« ihre Druckschriften für Jtests Sürcaü eu übermiUsln,
NmmcütUch unsere Mifgheder im Osten d©a Reiches dÜfhen
damit Eitie weacnUlcha Untemhizufi^'' ^ Pfopfigandi in
Rusaiend ©rhalten.
Ahfang JüU ^itd eine weiitüc S 3. rii m e i s'e. 11Ö hLn g v o h
P.r c p a g a £1 d a s ehr 4 f t e n a n dl© Hund^smitglicder züro Ver-
«anrd gielangen. W*r bitten die Mitglieder, welche hierfür noch
kein Matenal aur VexfUEUng gestellt haben, spätestens bis zum:
10* Juli für die Zuaiehüng .dfeö^elbprj in 350 Exemplareh an
u User© Qesobäfta st eHe Sorge icu tragen.
Aus den Bundes-Veremen.
Der Sächsische Verkehrs-Verband
hl©?! am 14 * und 15 , Jüni io Z it t a u seine H a u p t v e r « a ra in *
I un g ab, pie gtaebäftUeb^n V©fhaödluiige-ti beganneiner
Sitiuiig in VerkfchtBängelegeöhefte.U: itu Hot^l K^ichehoL Der
yoteiteende Pr* mtd/ j a eg iDtipfig) begrUsste tܩ -sha den
sächsischen Städten er sch ie ne ne ci A b g cord tic ten. De f $ tedtrat von
Aanäberg beabttagte die V erat a a tl i ch ü b g h e s fe h e n d e r
Antomabinihien, Man toit es für wichtiger, neu© AutomobU-
linien anHiistreben und beschloss, für Konlgswalde-^ Bärenateln>^
Obermesentbal uod Zittau--Eichgraben — Lückendorf Automobil:^
linien zu beantragen. Die vom Stadtr.at zu Auguatttehürg ge-
wünschte Herbeiführung einer neuen alltäglichen Verbindung
zwischen Chem.hitir upd Erdmannsdorf—Aügustuaburg (ab
10^0 Uhx vofnutUg^ in Chemnitz) wird befürwortet wordebv
thenao d«a vom Erigebirgsverein öeycr angestrefate Bestehen*
bleiben der zweiten Klasse auf Sdimatapurbühneti. Der: vom
Sbadtrat ku Hatmcban beantragte Anschluss dea mhugs Uhr
ybü Hainichen nach Kuss wein abgehenden Zuge« 1407 , «n den
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i^rrgüTig des Anschlusses an Züg: D ,107 der Linie MÜhchefi ^
Rekhenbach— Cheinnit® be2. Ööbcltii,; znj dea An^
scblusses an Zug D iL^I in Chemniti, Die: Qemeind« Öppels*
döif eratrebi erttc bes^sere ¥e?h 1 ndüTig von, Dresden hatb OppeSsf^
d^rL weil der Eüzug; aus Dresden» d*r vomltiags
eintriffr, erst 1 ^ ^ Uhr Aö5cbluaÄ bei Der VcricefirBvefeia
Trittau wUneebt die Wie derlei ofllhrüiif^ der
b Gbfli1 1 ZIUau iind ab Zittau — l 1 ik ü nd dic Geme?u tje
Gros^^schirtuii dne Verbessexiing de« Kahrplana der Link Frei-
ber^ Uq Bseu. Dteae , Wüni^che i eöden tJnterÄtüi^uhg.. pie
W iu t ers p IM-ib er j chie werden: furtan tsglitih erscheinen
yiid in Käsiciti ausg^rhüngt: werden- Auch wabrend des
Sommers werdea Wetl^ rb e ti ebte (Notkftl iS her Früh-
imgs- und Heibstbeginti im Gebirge^, Baumblüte us^*) verSffem-
Hcht werden. N&ch den Verhandlungen fuhr tnau artend» nach
Oybirii ’wo die Siadt Zittau den historischen WBnch0?ü‘g mit
Huinen Beleuchtung dÄfböh Der Verkehrsverbftod setzte SowUg
yoimittag seine gtftchä ft Heben Verhandliijogen im BÜrjgersaal
des’Hatbauaes fort. Der .Vorsitzende verwies auf diii gedruciit
Vorljegcnderv T ä t i g k e.il a b e r i ch t des SSebsiacben Verbandes
über die Zeit vom ApHI bia !i|. Mürz 1 !>DI und gedachte
d es verstorbenen Voiaigtjd jsmügli edes Ver measungsd irektors Gerke
AUS Dresden und des verstorbenen Mitgliedes Bürgermeizters
Kreuschmar aus Atie, Der T^'iigkeiisbericht verzekbnet iHr Mit¬
glieder. Infolge eine® Werbeftchreibens wurden seit Bern Beginn
d«B jetzigen Verbandsjahres fünf tieue Mitglieder aüfgEnommen. ‘
Der SchatzmeUter Kaufmann Wolf aus Leipzig erttailete den
KassenbürithL Mt. Einnahmen aufweiST, darunter
jOfid. Mk. als Beitrag der Generaldtrektlon . «^chsischen.
Sia als bah neu für die Schrift ..Sachsen im Winter*', die eine
Ausgabe von 1 } >'i 7 fK Mk. erfordert^ Der HauzhaJtpIan für
lin-'l/l l erwaUel eine Gesamteinnahme -pon Mk. Pep
nächsten Verhandlungegegenstand bildpten SaUuhgSändejungem
b 4 ri denen es ikh vofnehthrjcli um EtFitfäj^ng des Sächsischen
Veikchräveirbatadefi in da$ Vierleinsregister handelt. Per Vör^
Stand besteht fotläh auS: il;ii MitgUedern, lü Mitglieder wer dem
vom Voj DTl* t Tt M i lg 1 j e der Vo ri d ti^ j ahresvers^m mlün ß ge w äh l b,
Särndiche. Ausscheiden den Herren wurden wioderge wählt Die
W^hi vdh je Einern weiteren Vorstandsiujtgiied wurde den Be¬
zirken Lausitz, Sräthstsche Bebwek ühd Vogtland übet lassen
Als Vorort für UH | T(r wurde Leipzig witdergewählt und als
Tagungsort für j iU li! Jobaongeot^efostadt bestimmt, Ueber
die biefausgabe einer Propagandaschrtfi teille der Vomtaende
mit. dglss die Herausgabe eines Führern durdh Sachsen für
Somnief ünd Wicter beabakhiigt wer Öa . Der Bund PeUl*
s cS c r V or it n h ravereiae hat den Ahschlu,^« eines Vertruges
über eine Vürviisicherung gegen PnfaJX durch Tfanaport-
mittel 4 h dr*: Wege ge 1 eriet^ die den MiigÜedern besoödere V or-
leile. bietot Män beschl osö. der ünfaüyersiöbcrung beirutröten
and für jedes Milglied. das im InviaiMilälhfAll 7 if?^ Mk, und bei
Tod oafhli pf:tl i M k. erb äitj. 1 i 7 . n M k; a 1 ä V*» «ichctti n g&b ei tr ag
zu yrhebetic Nachdem der Votsttzehde noch efnige Winke für
die AnfgAh« Ztilangkannnncen g>eg;Pbeti hattcy schioss er
die M^lghedeTyihsÄjnmlung, dßf eine 53 iferjiliche Häiiptversarnm-
i ün ^ föl g t e. Diese ö ffne te d er Vorend e m h B eg r !3 s s ung s -
Worten an die erschienenen Ebrefig^Lste, Nasichs des Verkehrs-
Vereins Zittau begrüssie LandtiJgsaLbg^’Orhneti^r und Sudirat
Schwager die Anwesenden. worAUf^ Oberbütg^ffpeisier Df. Külz
eicLtn WillkommgruäS naxOehS der eit^^bpl. Al.s Veriieter
der Anltiibauprttiaonachaft Zhiau; Sjitach kfegieruhgaafntmarm
Dr. Kästner, Unter lebhafteru Beifall der thachie
Oberfiriäiiirat Dr, Däuer aus Df es den die MhtüilQug. dä^lS das
ftliVhsiHChe Finainzminist^rtum vorbehaltlich der Zustimmurig des
ts^chSisiihen Landiage« für 4ie Jahre IfiJ 1 als Beitrag j ähr¬
lich 7 IM) ri Mk- iur Vtiilägütig stelle. Der Bund Deutscher
Verkehravereine enibpt fielen Wiilkommgrusa 4utch «einen
jtweiien VorsitEenden Proh Df ^ Hoth aus Leipzig^, UoJ:versiläts-
pfpfessor pr; V- Wen^ksibrn viüs Brcslsh hielt einen Vortrag
ubOr die Eolwicfclhng d*s Verjielirs in den lelrten Hiii J^ihren,
(Sieh^ Artikel ip Kr. I dpr .vDeui^chl^md'"-)
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f SS*;
!K i4'L
V^Tbar^ii öer Verkehrsvereme Westfalens u* a. G,*
Vorort Oortmündp
Dör .Vorstand hielt, am 7.,: Jiißi ifciiiir Si%EUrig ab. m welcher
hauptsächlich, die gelegentlich des Verb and siagea yo-igebrachtea
W Ün sth e der Mitgl bd er u n d die Er ge hn iss e d e ä d le^j U hr i gea
ShhiTTitffahrplana besprochett w^dc:o ::söli^h. Aö den ^*fef^ten
beteILigteh «ich sser den geschäfIktrih>d ßden Voffitatadsmit-
l^hederfi b^uptsächlfch Oherburgerraeisler P an u iPader-
Wrnji ^ Utfd d ie Bürgermeister v. W it d eI s i ä ,d t 4 GeisenkifChen)
und Werhtr jiHerföfii). Ala heues MhgUed wur^it auf
ihre p Äplf *g h i n die Sehe rf e der W oU fab ri k 1 n Scherfe de a üf-
AI4 Erfolge wurde lonächat mirgeteilL da« zwei
Fe spnrier Von Berlin und Hambufg^ welche durch
das Sauerlaod fshfe^ bzw. g, und jo. juli nach Köln ver*
kehren. Für die Fdrdtrucig dets- Sonntagsyerkebra wurde eine
SpäiverbindQHg von Hageri nach Witten Und eine Verbindung
von Schwerte nach Frondenbei'g f342-^8,134, lemere zur Er-
leichttrung de« Besuc-hs des Höonetsls!, ^ngierichtet De
Minister der: öi?^tljch^:4 Arbeiten ^ ^ die Bemühung^ hio^
die angcordnet^Tt Afbeite« Ihr eine Heubsustreclce Donniurtd—1
Reckirnghatiäcu adJ dir* Süccke- bis Dorafeh zu er weiter h. gc**
■ Er diesen Antrag den Luatändigfen .Provinifiatf-'
behöfden zur F'rüfung üb ergebe,n habe. Für Soest aind dun^
Eüiteghng Trlebwage.upaai'ea Nacbtanschlilsse nach «tld
H^mm gesebad^eti. Das Neubauprajekt HfimTn — Ndbtjih-
Hüsteri - AIlend^f-^KInnenirop wird im Zusemmenhaag; mit deii
Ähhlreicberi : andern ProjeVien, die die Eatlflssiuhg der Rahfih
hehandeJn, bearbeitet. Per net wairsra auf den Streuk^n
Dortmund - Ruhtort. Münster -Upnh JJiUrtn AnschlUws äu dii|i Ver^
waituhgasoriderznge) Münster-; — Düsseldorf
<hih&ichtüch erner Spätyerhifidv|hg)■:Dörtmund^Din ukpn —
Wesef. Arnsberg—DoTimüod. PEiainiScn befg^Uiiiifl. ^ Dortfhuiad.
Gummersbach Meiiierzhagen ; Hägc4-:^DottTnuud. Düiaburg—
M-Gladbach Erfolge iu VetÄfeichn<S;h> Die ¥’ote cW,Mge a,uf Ver-
mehrung Von Zügen oder An«chiU 05 vtfbesSfrruhgen waren 3ehr
zahlreich Und bezogen ,'iicli in der Hauptäachfe aiir die Linien
Ham ta — Münster — E mden. Kd 1 n — D0rlm jnd -7 Berlin, lndUairie-
hezifh —Aachen. Kreiensen— Berlin, auf die Ah Schlüsse von den
EZ IQ7 und igB (früher Esseti^ jetzt Dui&buTg^Kassel), von
Altenbeken nach Hönnover und von den KZ 75-^66 (Külu—
Ahcnbtktni““Hannover) nach dcTU Industriebe^irk, Herford-
Bünde Bremen und Herford—Ahcnbeken —Kassel, Münsler—
QHhäbrück-^.Ldhc^ - Slldesbeim uhd Unna — Frön den berg-“
KeüepfadDen Besirebungen, das fi ^ n n c t a 1 vur Venin-
stiilthihgen welcherft Zweck auf dem ordentlichen
Verh^Tidüi^j^e bereite Vine Entis^hbtsfung äar Annabme gelangi
war, WfU der Ynrstaind gtjto seme Milatbeit widmen, — Ein
«fea#*«#*p«4i rnmmm p«p>*n*«p*vpppp*p*p
■; |(
tfithfllt Erfolg*
eicht, Khou-
i)UOEikinuai, t^ohlÄa. Skrtjfa-
l l ur jikraukh,, Fra non’
.11 ml KinriutkrftnkhoÜ.am ^
Rodiimi'
E röfrn u ög ries ßrn Ü -
artiRen vosn ProN^itr^f'
kL Vr SH'Ti yrbstrien
K u rf 1 wj
Kadiolov, Blliifiletigitt iei dsnitTertlis ead PriSMld* Am-ek
. ... .— ftte Imrmwkltiihq, .
«
•
«4 m «u 1,*««.. „-f«
'•■«■ Ä 1- ' ■■*■* ^ E ^ ■■
xm Amst^nUm fiAch i?krtrtijamptori JheöV
Wgiit — LiBSilmn (rurir* —: Tsüger;^ Al^gier
und Genua für iiur 4 ,
Abreist^ npi L utid ^
2,. llj. u n i 1 -"lö. A nfxi\ nt ;: 13^ jin 1 II > 5 L ftiep r* m her
uiw. Ausführliche Programm^ kosti&oloö darcli!
Lehnkering IJJÖuisburg W.
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0 , 265 ,
w^t itd Sepieaibfrf nach tÄlinstei ins Auge
weil jedoch in Paderborn die Ge w* r b b t n d u Birie-
ö n d Kuh sf a nßst e 11u n g interessiert, ist Von diesem Plan
IQ dies*^ Jehte Äbsiaßd genommen tind der fi, and 7. Sepie mb er
für eine Miigliedersüsammenlsnnft in ,.P® ^ beatimmi.
,Der Beenclt än Hünster isioll dann füjf nschste Jahr im
Fri»tklii]g id Aufeaicbt genoniTnen werden, — Die Qit^un^ t«gie
asm ersten Male in dem neuen Hmel ,,Fürsten.
das Enlgeg^k.dmiften des Eigentümers hatten die An^EafrntJ^h;
aiodh SchleifiÄ der Sitzung Oelcgenheit, die moderne^ EinTicb'
lUngea de* Hdttls in Aufenacheia üU nehmen.
Bond Niederrhein
hat am Jühi ia. Kle V ft unter dem Vor^fü^ des Sybdi’^üs
Dr. !W iS den ( Oü&^i s^ciae fsrsie J ah re 5 baapivcrsamailun g
abgeha^iea,. ; Der Buad^ der erad ^n Jahr besteht, jfahh fast 400
MUgUed^r;, in dejr öfTenllicbeö Hauptyersaminlang jipTiä^ aü-
nächst Plafref und Defimlör Dickst über küiiurgeBChtcbtÖcbe
Ennnürungen an die ehemalige-^istcrafienserabtei Ga mp. Lehrer
Otto (Märs) machte, ih einem Visrirag über die LacLischafts-
bildei d« N^^'denhcia» darauf aufTnerksaini,^ dass man es jm
Volk nicht Veifstellen könnte, dass dSe ^egieriirtg i(a iler^eru
dor nii^dwriaetaischeii ladiistHe die Staats Wal^
koutO; da sie doch grundlegende ErhäJtüng
der Volksgesürtdiieii besessen. Sa
MÖfk Äh die BeTgwerksgteftlJsi^aii : Kheiö|>retS|E5Cii; und der
Schutzbtaifk Fi^fhewald bei Sterkrade an GtitehGflrRubg^hutte
yerkaüft worden* Pfarrer H^>m ^Pa^hdrgl kgte dar, dass^ dfifi
*uaiebe ö den . A r v « r veia der e i d he im isch e n B eySl Wru n g
m ehr ai^g^aogen Üie iHduatrie die^
l^ute bödehiljihdlg^^^m sie dafür sorge, dasii itimn
erhtä glicts^ werd*, eige heb Gi üri d und ein Heim a? u f^rlan en.
justiÄfat Fleischhauer (iCleve) tadelte,, dass mauchTOai die Si^aia-
org aoe V er^s^g wenn es ^ich ,: dam m b a n d I “, grö ^isÄügjg^
Heiisi»tbe^r^bungen iu fdrdorh^ Es sei nicht fo. yersteheu. dasä
ein Fnrstniania in. der ifhifüng der FDrslverwallung deti; Sta;*id-r
püjikt eiijgen^ihitiftn hatte; »^Der Staat ist nicht d^lür d«i cSffh
Städten die Wälder au erhalten*^ Ein anderer höherer Fdfjft-
beamter hätih h 1 füglich der Schon u0g berv q rragex^d ^-ch dner
BÄume geäussfini i,lch kenne keine Alleen, sonde^rfx nur den
Hplawcrt.-^''■'■;■
Bücherschau
H e i 5 * P l ä n e f ü r d e n W ü r 11 e m b e f g ^ th. e h, , S t^ js ^ V *f
W #1 ^ u R 4 d i* Sch w S b i s ch e Alb gibt die Württeihbe^jtlac
Hfrheöloliernsche^Vereitiigung für verk tbt in lätiitt^ayt'
kostenfm aus. Die Schrift enihäU rfebeti ailgemeitv hiii^iiGheai
Hinweieen genade Angotaen über kürjBtfe oder längere RVi^n
und Wanderühg^n in diesen Lande&ldtleh.^
ff F 2 n «t Br bergen - - Ein 1 ’ h Ü r i h g e r W k V d i d y 1 1 y
ial der einer kleioen Broschüre^ dih feichillustriert bei 4 ei
Veflege*Anouit WÜhelm Lotwy io; Effurt 39 eischieoety und
für 35 pfl betiehen ist. pas/Biiehleiti .gibt in eitichöpfcnUet
WiSise Auskunft: über jaUeaT was der Samrnerfremde über
kunlte-^ Veipflegühg«‘*-j Verkehrst h KutyethäUni«.ic in dem
als Saimmeraufenihah tthrnB t imehf in Aufnnhme k om men dcn
bei Bad Friedriebrode gelhg’ßnen'Fi^^terbergen wissen nvöchte.
Das Handbuch d; e ^ D e. ü 1 h e n T n u r i n g - C1 u b e , V . j
Situ Mü n che n, steVltsiEb ia dickem Jahre in grauem, schmuckem
tfBJnengswatvd itiu., Auch siein ItibaU einer durchgreiien den
Ajend^tUfig unfe^ogen worden ürid zeigt die ETitwicklung und
diB FoftsbhrittV plhW^: . der Einleitdogi die über
Pra^famfiai- Statüten in ^ Verwehung tlBs Vereine unterricblei,
g^en hthf Ülltiflätehpug^h die verschiede nerv, vorn Club
giepflegtiih SiphrtÄftyn und die t’ätigkeit des Veieins auf diesen
Gebieftu ..AüfkläfhhS'
E i n € n g 1 i s tht e r F il t r c r 4 Ü r ch B r, a. U n ä r;:h w V i g i^i
vom Verkshris-Veteiti BrÄunschweij^ Börden. D»&
hü b sehtj BSfchlbio, das Schulin.-Epektor SaUler ge»chrieben haC
Ist mit zahlreichen guieQ Ansichten aus der altert niederdeutschen'
ÖvidT: ■ges^hhidhltt. • ..
0 e t Bu g e n k pb e O m t s e e b ä dt h r - V e r b a o d hat sei^
ibustr. Werheachriftcheti ,,Die Schönheiten Rügens’^ aiipb io
'frÄDÄÖsi^chBr ^Sprache herausgegebeti. Diesem febeiif^Sll^ Jöit
id ht roi che n sch ö nen B il dem geschm üc k le S chfifiP he n a tis de t
Foder de^ yeihaudsyoiaitzeaderij Obern a., D^ SVelmaAu (Biujr)*
ist nichl fi.lwa i^ine ÜebeTsetzung d^t dautseben Ausgabe; Sü|ad*fn
eipe Völlig: dein ausländischen Geschmapk angepasste ße^rbeitungi
: ln ällen Ausgabestellen des BundteS; Deuiscäci' Verkehrs-Vereitle
und des Deutsch eh In; den Reise-
uhd Zeiluogsbu t e3UV ü&^j; r&l‘ dfees Hhftcheb XU ■ hobeti, Der
Preis für die frabiö^eCbe AUsg^be betragt 40 Pfl pfö Htn,
die deutsche Au^gahtiL. tnii fi'ei Biidcrüj 64 Seiieh aiark)
•'kostet ^ Pt.
Der Führ ^ r d u r ch D Ü s $ V1 d r f ; ü n d U ra § e b ü h g,
die verdienstvolle Schöpfntig dtEk VerkGlirä'jrVereins pÜ^eldorC
ist aur Heiscaeit in 5> AufUge erschleneoH Die Redakiioö. hat
der* Direktor des ätaUsti^Chen Atntea d^r SlAdt DÜÄSCldorC
Beigeordneter 0 r^ basütgt, und ef bat aU die. tausetid
Dtnge,r die der Se^subher DüiSiialdjatik au Wissen Wüü'itht, üfeerau6
üb ecsichtlich neu g e o r d n eh M U D usa eido ffis. Ge schichte be g ü>n t
der Filbrer; es folgt eine interessante Djarat^llutig von Dibssel Jo^rf ’
oIä Wo h0^. und Fretu 41 dl, efu JJtipittl Düssejdor ( Kunst¬
stadt und eine Schilderung der Ijaduslrie und de« Handel^.,
Der aweite Ted ist deö SehehsWürdigkeiten der inneren utid
äusseren Smdt gewIdniBiT der dritte dem Verk^ihrawäSen, der
vierte deu BehÜrdeni, dem . Kirchen*f ^Unterrichtsweaen ua w ., '.
lcarr< all den ]sah 1 reichen ; FaktoreiXf die in dha gET^niliche
Debeü eingreifen, Dies^ Teil ist auch b.esörtdiei'a werivoll für
Forsonep und riri iiitpt dit: sich in Düsselvjtörf, uns üÄdein
Efrdenkoui Dtn Sc^hlUfifS luaicht efe.jtnsppe Zusammensteilung
dff,f Au^a il ge in 4 nähtre Uh d Mt iXtt^ p u:^ ebu n g / Die v or -
nehme AüfiatitUutig mit :e.vhem bUhtlafbigehVTiiel&üd von Haue-
Dettrre und: zahlrejcheh interes^htsn Ah^i^ien im Text gibt
4 ^m von der Düsscldgriet Veit)9^53>Anst3Üt (W- Qirärdet) her^
gcstelheh Führer SphonheJt uh.Ü «ff
W (i p p e r t a le I W Ä h d e t:b \r cA :vhh : ^ md S ch ulte
„Mit einer Veber*i^tsk?r£e preia 7,50 Mkr^ Verlag ygci A, Mirtiui
und OiÜtitdeh (k]bj^feii),;,^< echteW ^e^und^f, prakh^s^h^i'
:-Waudersraahn und HeimkrtVeuod ihau lesk hn|
^i-iührUng — hat diese 70 dhrch h^igisshe
La ü Ü a u>kubds cha ftet, AVyq h :Seiü (ir Hel*h« f eegt . wie
er sie {m VVatndem ku rz und knap p. ubei imhaer: ^^nachiiLiiich
und c^EkchÖpfend schüiert, duft fe vortreiTJicÜ. DtV Art des
Verfasser;s, die nun «inmÄl Uhüingängliche trockene Ah^in^ndbr-
gl j eder uo g der S eh eh swürdig k bübn durch &c h 1 agkr ä f ü g e Hi u-
■- Weilie auf . besonders beachtens,werte intirne Schdgheiten^ Jand-^
richafilicb« und arcliilektontehe Wirkungen iU beleben und au
bereichert), mu^ dem Freunde und Förderer deütscherlrleiniat-
künde rechte Freude bereiten.
Schluss des redakUon.e:[|en TeiJ^.
‘SebchÜpit L't und rkntft o r ftlf h Itj c i. sdli; rvi? ;V'. f htvji-iv y\ J h | b ^ 1
■jitit I>4jü'st^i:4Ü.tfi ? ■ .hif' ■ wlrfv^cfiüiiliü'.kVHji
nijtChrjcHn;'^^" f.h'.KSvV fv CittSf.üi'il'ifiNCii.H'hH' rfe-,f
k eiÜM't'ttiiny''liM.tJtA'iij: l\Vt tly^i>Af>Ür-
dtjrk • Driz:^ k tL' V'c-riiiu 'ilhr 1 *’ ** 1 ■ J y'.C' i-:^tr:.,V:i'.r- tü m l i. Akto;
f W;■ Atihink" ti.i li u ti tr c-1 'd ly r iH c ■ r ) i -'fii nl"' n .ti k i | xx v^i.b' tj-.t *.' <> ■ xiij. d
:s.ci^ l t 1 fi?-: Vi^i")asf. VX'. öiif■■H;vtlüi vhW, 7itlfjUcir-di'fc j..
^oiioU
ieiiainijoleslii*!
fürHeruSse und ErbolungsiiedDrlOie;
D«s sMuw Jalu* jceAAiAt.
Leitung; K«afnlL^. Xi«itiiiagV|
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Vor fünfundzwanzig Jahren, ein Junitag wie heute, ' Vierteljahrhundert der Regierungszeit des dritten Kaisers
da sank der Vorhang hernieder nach dem letzten Akte alseine Epoche unvergleichlichen wirtschaftlichen Fort-
«iner der erschütterndsten Tragödien der deutschen
Geschichte. Denn stärker noch, als der Anblick eines
frischen, kampffrohen Heldentums, das auf der grünen
Heide den Feind aufsucht und zu Boden zwingt, wirkt
jenes passive Heldentum des Leidens, zu dem einst
Wilhelm des Ehrwürdigen Sohn, Friedrich der Dulder,
verdammt war. Wenn jetzt die Gedanken zurück¬
kehren zu jenem Junitage, der die Eingangspforte er¬
schloß zu der Regierung Kaiser Wilhelms II., dann
mag man auch in wehmütiger
Dankbarkeit drei rote Rosen auf
das Grab des Dulders legen.
Als Kaiser Wilhelm II. zur
Regierung kam, hatte noch nicht
die Erfahrung eines reifen Lebens
seinem jugendlichen Tempera¬
mente Fesseln angelegt. Da
g-laubte er noch mit dem ganzen
Enthusiasmus seiner Jahre eine
reiche Fülle von Plänen durch¬
führen, aus freiem Entschluß
dem deutschen Volke jedes
Glück bringen zu können, nach
welchem es sich sehnte. Die
Gedankenwelt der Jugend geht
ihre eigenen Wege; bald war
dem Kaiser die Fessel zu eng,
die Bismarcks gereifte Erfahrung
um seinen Willen schlug, der
Glanz des Genies schien ihm,
dem Träger der Krone, das eigene
Verdienst zu verdunkeln, die Iden
des März zogen herauf, und Kaiser
Die Jubiläumsmedaille der Akademie
der schönen Künste — Vorderseite
Schritts verzeichnet stehen, als eine Zeit, von der noch
in ganz anderm Sinne, als Heinrich von Treitschke
einst am fünfzigsten Gedenktag der Völkerschlacht
ausrief, gesagt werden kann: „Fürwahr, wir leben in
einer Zeit der Zeichen und Wunder. Ein Tor, wer sie
träge schilt. Das verwegene Traumbild eurer Jugend
steht vor euch als eine schöne Wirklichkeit!"' Die Kraft
der Nation, die tief in dem Deutschtum ruhende Energie,
die Arbeitsfreude und Arbeitskraft haben das deutsche
Volk trotz seiner trüben Ge¬
schichte ewiger Zerrissenheit zum
Sieger in dem wirtschaftlichen
Ringkampf der Welt gemacht.
Deutsche Wissenschaft hat uner¬
hörte Triumphe gefeiert. Immer
gewaltiger dehnten sich die Zen¬
tren des industriellen Lebens.
Immer zahlreicher, immer statt¬
licher durchfurchten die deutschen
Handelsschiffe das Weltmeer.
Hier konnte Kaiser Wilhelm
nicht der Schöpfer, sondern nur
der Hüter sein, und er hat dieses
Amt getreulich erfüllt: Indem
er den Frieden erhielt, schützte
er dem Kaufmann die Sicherheit
der Landstraße, dem Forscher
den Raum für seine Gedanken¬
arbeit, dem Landmann die Ernte
von dem Felde, auf das er die
Saat gestreut. Es ist ja das
Seltsame in dem Schicksal des
Kaisers, daß ihm, der jung das
die konservative Aufgabe des
Wilhelm stellte sich auf sein eigenes Recht. Ein Viertel- Zepter ergriff, nur
Jahrhundert zog vorüber — hat es die Träume, die Bewahrens und Ausbauens blieb, während der Greis,
der Kaiser einst träumte, die ihn zur Trennung von '^Kaiser Wilhelm I., die Jünglingstat vollbringen, auf
dem großen Kanzler trieben, zur Erfüllung gebracht?
Ist nicht auf manchem Stücke des Weges, den er durch¬
maß, auch die Enttäuschung seine Gefährtin gewesen?
Auch in den Jubeltagen seiner Regierung darf man, so
licht man auch die Farben zum Gemälde seiner Taten
wählen möchte, doch nicht vergessen, daß auch dieses
reiche Leben nicht eine geschlossene Kette von Er¬
folgen war. Gewiß wird in der Geschichte das erste
blutigem Schlachtfelde den Traum der Alten erfüllen,
das Kaisertum schaffen und dem Erbfeind die Schuld
der Vergangenheit heimzahlen mußte. Der feurige
Geist der Jugend hätte sich vielleicht lieber auf dem
unbegrenzten Felde kriegerischer Taten ausgelebt,
und durch manche Rede des jungen Kaisers klingt
es noch wie Schwertgeklirr und Schlachtensehnsucht.
Aber der historische Held darf sich nicht nach
268 DEUTSCHLAND Nr.&
freiem Ermessen seine Aufgaben wählen: So laut
durch die Regierungszeit des ersten Kaisers die Trom¬
peten schmetterten, so wenig durfte der Enkel nach dem
Schlachtenlorbeer, nach dem Ruhme Alexanders greifen.
Auch sein vornehmstes Werk, der Bau der deutschen
Flotte, mußte sich schließlich in die leitende Tendenz
seines Lebens fügen und dem Frieden und seiner Er¬
haltung, nicht aber kriegerischen Zwecken dienen.
Wir haben, vor allem zu Anfang, Verkündungen von
kommendem Glanze, von herrlichen Zielen, von rück¬
sichtslosem Vordringen durch dick und dünn, von der
gepanzerten Faust und von dem Rechte des Deutschen
vernommen, an allen Entscheidungen in der Welt tätigen
Anteil zu nehmen, das „größere Deutschland" wurde
uns verheißen, der „Herr des Atlantischen Ozeans"
sandte seinen Gruß dem „Herrn des Stillen Ozeans",
der Dreizack, so vernahmen wir, gehört in unsere Faust.
Aber nicht immer finden selbst Kaiserworte Erfüllung,
und bescheiden blieb der Platz, den wir in dem Kampfe
um die Sonne errangen. Vergebens fuhr auch das
Kaiserschiff nach Tanger, lagerte sich der Panther vor
den Hafen von Agadir: Eng blieb der Raum, den wir
gewannen, verglichen mit den gewaltigen Reichen, die
in diesem Vierteljahrhundert ungezählter Entscheidungen
Rußland, England, die Vereinigten Staaten, Frankreich,
Japan und selbst Oesterreich, Italien und die Balkan¬
fürsten dem eigenen Gebiete zufügen durften.
Ruhten nicht auch auf dem innerpolitischen Leben
unseres Volkes manche schwere Schatten? Schon die
Entlassung des Fürsten Bismarck trieb einen Keil in
die deutsche Nation; auch dort, wo dieser Akt als eine
Tat der Befreiung erschien, trug man es bitter, daß ein
Federstrich, von der jugendlichen Hand eines Fürsten
gezogen, die Erfahrung, die Verdienste des größten
Mannes, den das Jahrhundert trug, auslöschen konnte.
Als aber Fürst Bismarck nicht schweigen, nicht „zum
stummen Hunde" werden wollte, als er das Recht der
Persönlichkeit auch dem Kaiser gegenüber starr und
klar festhielt und so im letzten Sinne der Vorkämpfer
des demokratischen, aber von dem Adel der Persön¬
lichkeit durchglühten Gedankens wurde, da sind Tage
gekommen, in denen die Nation irre wurde an ihrem
Führer. Und das Befremden, die Bitterkeit wuchs, je
nachdrücklicher der Kaiser immer wieder das Gottes-
gnadentum betonte und das Werk selbst der größten
Männer die Arbeit von Handlangern, jede ihrer Taten
den Ausfluß göttlicher Erleuchtung der Fürsten nannte.
Unser Volk ist zu modern, zu realistisch in seinem
Wesen geworden, als daß es sich willig zurückführen
ließ in die blauen Gefilde der Romantik. Es vernahm
den Ruf, daß der Kaiser jeden zerschmettern werde,
der sich ihm entgegenstellt, daß die Nörgler den Staub
des Vaterlandes von ihren Pantoffeln schütteln sollten,
daß nur einer Herr im Lande sei, der im Aufträge
eines Höheren handle, daß es Pflicht der Untertanen
sei, dem Führer in blindem Gehorsam zu folgen, und
noch vor wenigen Jahren hat die Rede von Königsberg
bewiesen, daß der Kaiser an den Auffassungen seiner
Jugend mit allem Eifer festhält. Hiergegen aber wehrte
sich das Selbstbewußtsein der Nation, sie forderte ihren
eigenen Anteil und ihr Recht an der Gestaltung des
eigenen Schicksals, und in den Novembertagen des
Jahres 1908 zog die Gefahr herauf, daß aus diesem
Gegensätze des kaiserlichen Empfindens und der Auf¬
fassung des Volkes fast eine Katastrophe erwuchs. Hat
doch gerade das Bedürfnis des Kaisers, immer wieder
vor den Vorhang zu treten, den die Verfassung in
kluger Voraussicht schützend schuf, in feierlichen Reden
sein innerstes Empfinden oder kühne Pläne auszu¬
sprechen, stets von neuem Mißverständnisse herauf¬
beschworen, keimendes Vertrauen zerstört. Von der
sozialen Versöhnung hat einst der jugendliche Monarch
geträumt, von der Macht der Krone, den heranstürmenden
Willen des vierten Standes in ihren Dienst zu zwingen,,
alle Leidenschaften durch gute Reden und gute Taten
zu bändigen: In dem Jubeljahre weilen hundertundzehn.
Sozialisten im deutschen Reichstag, ist die Kartell¬
mehrheit, die den Kaiser einst bei seinem Eintritt in.
das neue Leben empfing, längst zerfallen, hat die Ent¬
täuschung über die Zerstörung der ersten Jllusionen
zu den mißlungenen Versuchen der Umsturzvorlage
und des Zuchthausgesetzes geführt. Und während der
Kaiser dieNation zum gleichen Willen zusammenzufassen,
gedachte, ist der Kampf der Parteien immer schonungs¬
loser, immer haßerfüllter geworden. Versöhnung sollte
geschaffen werden, wie der Haß der Franzosen sollte
auch der Groll der Reichslande, der Zorn der Polen vor
der Kraft der neuen Verkündung weichen — auch hier
hat sich die Entwicklung stärker erwiesen als das Hoffen
des Kaisers. Das Jubeljahrselbst hat das gewaltigste Wehr¬
gesetz gebracht, dessen Deutschland jemals bedurfte, eben
' weil es nicht gelang, die Nachbarn im Osten und Westen
zu gewinnen und das Mißtrauen Englands zu besiegen.
Es ruht auch mancher Schatten über dem Bilde,
^ Und doch ist Kaiser Wilhelm ein Liebling der Nation,
und nicht nur in diesen Tagen wandten sich huldigend
die Gedanken der Nation ihm zu, sondern es ist auch
jenes echte, innerliche Verhältnis zwischen ihm und
der Nation entstanden, das den eigentlichen Kern des
monarchischen Gedankens bildet und das seinen wunder¬
vollen Ausdruck in der Legende vom Schwabenherzog
Eberhard findet: Auch Kaiser Wilhelm darf sein Haupt
„kühnlich legen jedem Untertan in'n Schoß".
Sicherlich hat hier nicht die Summe der errungenen
Erfolge, sondern jener eigentümliche Zauber die stärkste
Wirkung erzielt, der nach der Bekundung aller, die
persönlich ihm nähertreten durften, von seinem Wesen
ausstrahlt. Es liegt in ihm ein starkes Temperament,
zugleich die Fähigkeit, Probleme und Situationen schnei)
zu erfassen, und in all der Freude an Pracht und Glanz,
an Festen und Repräsentation liegt doch wiederum
etwas, was die Phantasie des Volkes beschäftigt, die
Nation immer wieder zwingt, Stellung zu dieser Persön¬
lichkeit zu nehmen, wie ja das Ungewöhnliche stets
seiner Wirkung sicher ist. Und ungewöhnlich ist diese
Erscheinung auch im Hause der Hohenzollern, keinem
der Vorfahren läßt sie sich in ihrer Gesamtheit ver¬
gleichen. Es fehlt ihr vor allem jener nüchterne Zug,
der das Wesen des ersten Kaisers und auch den großen
König schmückte, die starke Phantasie gibt der ganzen
Persönlichkeit einen starken künstlerischen Zug und
stempelt ihn zu einem Idealisten. Er selbst hat es einst
als sein höchstes Ziel bezeichnet, „den harmonischen
und friedlichen Fortschritt aller Völker herbeizuführen".
Mit ungewöhnlichem Glanze feierte man jetzt die
Zeit der Erinnerung an den Tag der Thronbesteigung
Kaiser Wilhelms II. Aus dankbarem Herzen brachte ihm,
der in jeder Stunde seines Lebens für sein Volk das
Beste erstrebte, die Nation ihren Glückwunsch dar.
Und auch das Ausland nahm teil an dieser Feier.
Denn wie man sich auch in Frankreich, in England
zum Deutschen Reiche stellen mag, so lebt doch auch
hier in den Herzen ein ganz heimlicher Zug von Sym¬
pathie für den Monarchen, in dem man zuerst den
Stürmer und Dränger zum Kriege besorgte, jetzt aber
den getreuen Hüter des Friedens erkennt.
270 DEUTSCHLAND Nr.6
Leipzig
Das Verkehrswesen und seine Entwicklung im letzten Vierteljahrhundert.
Von Dr. Alfred v. der Leyen.
Verkehr ist nach den Lehren der Volkswirtschaft die
llebertragung von Personen, Gütern und Nachrichten von
einem Ort zum andern. Das Wesen des Verkehrs ist die
Bewegung; der Verkehr vollzieht sich auf den Verkehrs-
slraßen, auf denen die Beförderung durch die von der Natur
gegebenen oder die künstlich erzeugten Kräfte bewirkt wird
Durch die Benutzung des Dampfes als bewegende Kraft und
der Elektrizität zunächst für den Nachrichtenverkehr ist der
Verkehr der ganzen Welt seit den 20er und 30er Jahren des
vorigen Jahrhunderts völlig umgestaltet worden. Die Ver¬
kehrsmittel haben für das wirtschaftliche Leben, für die
geistige Entwicklung der Menschheit, für die Landes¬
verteidigung und für die Kriegführung eine Bedeutung ge¬
wonnen, die früher nicht geahnt werden konnte.
In der nachfolgenden Darstellung soll versucht werden, die
Hauptzüge dieser Entwicklung während der Regierungszeit
Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm 11. zu schildern.
Die Entwicklung war
eine glänzende, so¬
wohl nach ihrer tech¬
nischen als auch nach
ihrer wirtschaftlichen
Seite. Zwar eine neue
bewegende Kraft ist
nicht entdeckt, aber
in der Benutzung der
vorhandenen, des
Dampfes und der
Elektrizität, sind un-
geheuereFortschritte
gemacht worden.
Nachdem auf der
BerlinerGewerbeaus-
Stellung des Jahres
1879 Werner von
Siemens den Beweis
geliefert hatte, daß
sich die elektrische
Kraft auch zur Fort¬
bewegung von Fahr¬
zeugen eignete, ist
die Elektrizität von
Jahr zu Jahr in weiterem Umfange zu diesem Zweck in
Anspruch genommen worden und dem Dampf fast eben¬
bürtig an die Seite getreten. Bei den Straßenbahnen und
den Vorortbahnen ist der Pferdebetrieb durch den elektrischen
ersetzt und die Verwendung der elektrischen Kraft für den
Fernverkehr der Personen- und Güterzüge an Stelle des
Dampfes verbreitet sich mehr und mehr in allen Ländern.
Von entscheidender Bedeutung hierfür waren die in den
Jahren 1901 bis 1903 auf der Militärbahn Marienfelde—Zossen
unternommenen Versuche, die den Beweis lieferten, daß
eine elektrische Lokomotive mit der bisher von einer
Dampfmaschine noch niemals erreichten Schnelligkeit von
120 Kilometern in der Stunde zu fahren imstande war.
(Vergleiche das Miitelbild auf Seite 275) — Ferner hat
die Elektrizität erweiterte Verwendung gefunden zur Ueber-
tragung des gesprochenen Wortes im Fernsprechwesen und
zur Uebermitilung von Nachrichten ohne Leitungen (Funken¬
telegraphie). Die
Fernsprecher sind
allerdings schon 1877
eingeführt, aber in
dem hier behandelten
Zeitraum wesentlich
verbessert und weiter
verbreitet. Gleich¬
zeitig erfolgte die
fortschreitende Ver¬
wendung dt'r Mo¬
toren (Explosions¬
motoren) und der
Turbinen. Damit ge¬
wann auf dem Lande
der Kraftwagenver¬
kehr eine erhöhte
Bedeutung, das lenk¬
bare Luftschiff und
die Flugzeuge wur¬
den erst möglich,
und die Bewegung
der Kriegsschiffe und
der großen Handels¬
dampfer, besonders
Wiesbaden: Hauptbahnhof
Nr.6 DEUTSCHLAND 271
Der neue Hauptbahnhof
der Personendainpfer, wurde beschleunigt und verbilligt.
Neben der elektrischen hat die Verwendung der Dampf«
kraft die größten Fortschritte zu verzeichnen.
Aehnliche, wenn auch nicht so deutlich in die Augen
fallende Erscheinungen begegnen uns, wenn wir die wirt¬
schaftliche Entwicklung des Verkehrs zu Lande und zu
Wasser betrachten. Die Bestrebungen nach einer weiteren
Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnwesens, nach einem
engeren Zusammenschluß der deutschen Eisenbahnen sind
unter Führung Preußens fortgesetzt und haben zu schönen
Ergebnissen geführt. Das Verkehrsrecht ist fortgebildet
durch das neue Handelsgesetzbuch vom TO. Mai 1897 und die
neue Eisenbahnverkehrsordnung. Auf deutscher Grundlage
beruht der am 14. Oktober 1890 abgeschlossene Staats¬
vertrag, das internationale Uebereinkommen über den Eisen¬
bahnfrachtverkehr, das sich fast über das ganze mittel¬
europäische Eisenbahnnetz erstreckt und sich durch ganz
Asien bis zu den östlichen Gebieten Sibiriens ausdehnt. Eine
Ergänzung dieses internationalen Staatsvertreges durch einen
solchen über die Beföideiung von Personen und Reisegepäck
ist in Angriff genommen, der Entwurf dafür ist im Jahre 1911
auf einer internationalen Konferenz fertiggestellt worden.
Die im Jahre 1877 angebahnte Vereinheitlichung der
deutschen Gütertarife hat sich von Jahr zu Jahr weiter
befestigt, für die regel¬
mäßigen Gütertarife ist
durch allmähliche Aus¬
gleichung der Einheits¬
preise neben die formelle
eine materielle Einheit
getreten, die langerstreble
Einheitlichkeit der deut¬
schen Personen- und
Gepäcktarife ist nach viel¬
jährigen Bemühungen im
Jahre 1907 erreicht, der
Umlauf der Güterwagen
durch den Staatsbahn¬
wagenverband seit dem
1. April 1909 wesentlich
wirtschaftlicher gestaltet,
in allen wichtigen Ver¬
kehrs- und Tariffragen
wirken die deutschen
Eisenbahnen einträchtig
miteinander und mit den Vertretern von Handel, Verkehr
und Landwirtschaft zusammen. Der Abschluß der preußisch¬
hessischen Eisenbahngemeinschaft und ihre Ausdehnung
auf die Main-Neckar-Bahn haben eine innigere Verbindung
der nördlichen und mittleren mit den südwestlichen Gebieten
Deutschlands gefördert, und auch ßnanziell sind diese Verträge
für die beteiligten Staaten von großem Vorteil gewesen.
Auf den Binnenwasserstraßen ist das Abgabenwesen ein¬
heitlich neugeregelt, das in der letzten Tagung des preußi¬
schen Landtages beschlossene Wassergesetz wird seine Be¬
deutung auch für den Verkehr haben. Die deutschenWasser-
straßen sind erweitert durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal, den
Trave-Kanal; durch das preußische Wasserstraßengesetz von
1905 ist der Bau einer Reihe weiterer Kanäle genehmigt
worden, die Regulierung und Schiffbarmachung der deutschen
Wasserstraßen, so die Mainkanalisation, deren Fortsetzung
bis Aschaffenburg zwischen Preußen und Bayern vereinbart
ist, die Anlage und die Erweiterung großer Binnenhäfen
(Ruhrort-Duisburg, Mannheim, Kosel, Stettin) sind fortgesetzt,
die großen Häfen an der Ost- und Nordsee sind dem ge¬
steigerten Verkehr entsprechend erweitert worden.
Den hervorragendsten Platz unter den Verkehrsmitteln
haben auch in den vergangenen 25 Jahren die Eisenbahnen
eingenommen. Wir bringen umstehend die Bildnisse der
vier preußischen Minister
der öffentlichen Arbeiten,
die während dieser Zeit
an der Spitze der preußi¬
schen Eisenbahnverwal¬
tung und der Verwal¬
tung der Reichsbahnen
gestanden haben. Der
Minister von Maybach,
der Begründer und För¬
derer des reinen Staats¬
bahnsystems in Preußen,
war noch in den ersten
Regierungsjahren Kaiser
Wilhelms 11. im Amte,
das er seit 1878 mit uner¬
müdlicher Schaffenskraft
und mit glänzendem Er¬
folge verwaltet hat. Ihm
folgte im Jahre 1891 Mini¬
ster V. Thielen. Durch die
Homburg v. d. Höhe: Der neue Bahnhof
272 DEUTSCHLAND Nr. 6
bewährte Verwaltung'sordnung’ von 1895 hat er das Staatsbahn¬
netz neu organisiert und seine Leistungsfähigkeit gesteigert,
durch das Kleinbahngesetz von 1892 ist der Bau einfacher
Verkehrsstraßen erleichtert worden, die Verträgederpreußisch-
hessischen Gemeinschaft sind unter seiner Führung abge¬
schlossen und eine Reihe wichtiger Maßnahmen zur Förderung
des Verkehrs teils ausgeführt, teils erweitert. Sein Nachfolger
war im Jahre 1902 der Staatsminister v. Budde. Ihm war
nur eine kurze Zeit des Schaffens beschieden, während der
er manches geleistet hat zur technischen Vervollkommnung
des Eisenbahnnetzes. Er hat die Reform der Personen-
und Gepäcktarife eingeleitet, und sein großes Verdienst war
das Zustandekommen des wasserwirtschaftlichen Gesetzes vom
1. April 1905. Seit dem Sommer 1906 erfreut sich das
preußisch - hessische Eisenbahnnetz der machtvollen und
umsichtigen Leitung des Ministers v. Breitenbach. Unter
’hm haben die Eisenbahnen auf allen Gebieten glänzende
abseits vom großen Verkehr gelegenen Landesteile bestimmten
Eisenbahnen (Nebenbahnen) eingeleitet und mit Erfolg ge¬
fördert worden. Seit 1880 bis 1913 sind durch fast alljährlich
wiederkehrende Gesetze 15 083 Kilometer staatliche Neben¬
bahnen teils gebaut, teils sichergestellt, und der Bau von
702 Kilometer Privatnebenbahnen ist vom Staate unterstützt
worden.
Aber den Bedürfnissen des Verkehrs war durch diese
Nebenbahnen nicht voll genügt, der Ortsverkehr der Städte
und Gemeinden, der Nahverkehr auf dem Lande bedurfte
weiterer Ausgestaltung mit einfachen, tunlichst billigen
Bahnen. Die rechtliche Grundlage für die Herstellung
dieser Verkehrsmittel zu schaffen, war die Aufgabe des
Gesetzes vom 28. Juli 1892; ihre Herstellung erfolgte teils
durch Privatunternehmer, teils durch die kommunalen
Körperschaften unter finanzieller Beihilfe des Staates. Die
Wirkungen des Gesetzes lassen sich am besten erkennen
Die preußischen Eisenbahnminister
V. Budde
V. Thielen
v. Maybach
Fortschritte gemacht, die Reform der Personen- und Gepäck¬
tarife ist durchgeführt, der Personenverkehr durch Einlegung
neuer Züge für den Orts- und Fernverkehr, durch reichere
Ausgestaltung der Fahrpläne, durch Einrichtung der Trieb¬
wagenzüge usw. verbessert. Der Staatsbahnwogenverband
und die übrigen Maßnahmen zur Vereinheitlichung des
deutschen Eisenbahnwesens sind von ihm angeregt. Er hat
sich als ein eifriger Förderer des elektrischen Betriebes
gezeigt, der für den Stadt- und Vorortverkehr in Hamburg
eingeführt und in Berlin vorbereitet ist, während seine Ein¬
führung im Fernverkehr auf der Strecke Dessau—Bitterfeld
bereits stattgefunden hat und auf der Strecke Magdeburg—
Dessau und Bitterfeld—Leipzig—Halle sowie Lauban —Ditters¬
bach-Königsfeld und einiger Zweigstrecken bevor steht.
Unter den in unserm Zeitraum erlassenen Gesetzen ver¬
dient besonderer Erwähnung das Kleinbahngesetz vom
28. Juli 1892. Schon unter dem Minister v. Maybach war
der Bau einfacherer und billigerer, der Erschließung der
aus folgenden Zahlen: Am 1. Oktober 1892 belief sich in
Preußen die Länge der nebenbahnähnlichen Kleinbahnen auf
159 Kilometer, die der Straßenbahnen auf 876 Kilometer,
am 1. April 1911 die der ersteren auf 10154 Kilometer, die
der letzteren auf 3419 Kilometer, die nebenbahnähnlichen
Kleinbahnen sind also unter der Herrschaft des neuen Gesetzes
um 9995 Kilometer, die Straßenbahnen um 2544 Kilometer
gewachsen.
Nebenbahnen und Kleinbahnen werden auch in den
meisten der übrigen deutschen Staaten, wenngleich nicht in
demselben Umfange wie in Preußen, gebaut. In Sachsen
besteht insbesondere ein beachtenswertes Netz von Schmal¬
spurbahnen, die die gebirgigen, industriereichen Gebiete des
Landes dem Hauptbahnnetze anschließen.
Das Gesamtnetz der Haupt- und Nebenbahnen betrug
im Deutschen Reich im Jahre 1888: 40000 Kilometer; im
Jahre 1910: 59000 Kilometer; in Preußen am 1. April 1888:
22 573 Kilometer, am 1. April 1912: 38 314 Kilometer, es
Nr. 6 DEUTSCHLAND
273
l\at sich also das deutsche Eisenbahnnetz um rund 19000
Kilometer, das preußische um rund 15 800 Kilometer ver-
rgrößert. Hand in Hand mit dieser Vergrößerung ging eine
Verbesserung des Bahnkörpers, der Sicherheitseinrichtungen
\ind eine Verbesserung und Vermehrung der Betriebsmittel.
An Stelle der eisernen traten stählerne Schienen, das Gewicht
der Schienen wurde von 33,4 Kilogramm zunächst auf
41 Kilogramm, später auf 45 Kilogramm für das Meter auf
•den mit schnellfahrenden Zügen besetzten Strecken erhöht.
Die Schienen sind von 7 V 2 auf 12 und später auf 15 Meter
verlängert und damit
die Zahl der lästigen
Schienenstöße ver¬
mindert, auch die
Anzahl der Schwellen
ist wesentlichvermehrt
und sonstige Ver¬
besserungen zur Ver¬
stärkung des Ober¬
baues sind eingeführt
worden. Die Länge der
zweigleisigen Strecken
ist auf den deutschen
Bahnen von 11800 auf
'22 800 Kilometer ge¬
stiegen, viele Strecken,
besonders an Knoten¬
punkten, auf größeren
Bahnhöfen, sind mit
drei und vier Gleisen
ausgestattet. Der An¬
teil der mehrgleisigen
Bahnen im preußi¬
schen Staatsbahnnetz
betrug im Jahre 1888:
37,2 Prozent, im Jahre
1912: 44,2 Prozent.
Die Zahl der Ueber-
.gänge in gleicher
Ebene ist in weitem
Umfange durchUeber-
und Unterführungen,
besonders in großen
Städten und deren
Umgebung, ersetzt
worden.
Die Sicherheit des
Betriebes ist durch
stete Verbesserung
des Signalwesens und
durch erweiterte Ein¬
führung der Strecken¬
blockung wesentlich
erhöht worden. Im
Jahre 1910 waren auf
den deutschen Haupt¬
bahnen von 34 376
Kilometer bereits 19223 Kilometer mit Streckenblockung
versehen, an Stellwerken waren 10269 mit 183 400 Hebeln
vorhanden, auf größeren Bahnhöfen sind die Weichen- und
Signalstellwerke vielfach mit elektrischem oder Preßluft-
Antriebe ausgestattet.
Besondere Fortschritte sind im Bau der Bahnhöfe und
der Brücken gemacht worden. Der Brückenbau nahm einen
neuen Aufschwung, als im Jahre 1895 erwiesen wurde, daß
das Thomasflußeisen für den Brückenbau besonders geeignet
war. In den von uns betrachteten Zeitraum fällt der Bau neuer,
großartiger, künstlerisch besonders schön gestalteter Brücken
über die Weichsel bei Dirschau, Marienwerder und Fordon,
über den Rhein bei Mainz und Köln, die Grünthaler Brücke
über den Kaiser-Wilhelm-Kanal, die Kaisor-Wilhelm-Brücke
bei Müngsten. Die großen Ueberführungs- und Brückenbauten
bei Rendsburg aus Anlaß der Erweiterung des Kaiser-Wilhelm-
Kanals nahen sich der Vollendung. Die Müngstener Brücke
mit ihren bis 107 Meter über den Flußspiegel aufsteigenden
Bogen ist eines der großartigsten Brückenbauwerke der Erde.
Unsere Abbildungen veranschaulichen einige der größeren
Brücken. Bei Dirschau ist die frühere neben der neuen
Brücke angebracht.
Die Anzahl der Bahn¬
höfe auf den preußi¬
schen Staatsbahnen
ist von 3273 im Jahre
1888 auf 7091 im
Jahre 1912 vermehrt
worden. Eine große
Anzahl von Halte¬
punkten und Halte¬
stellen sind einge¬
richtet, was fürkleinere
Orte und das flache
Land von besonderer
Wichtigkeit gewesen
ist. Von den größeren,
künstlerisch hervor¬
ragenden Personen¬
bahnhöfen sind zu
erwähnen auf dem
preußisch - hessischen
Staatsbahnnetz die in
Danzig, Breslau, Ham-
burg,Köln,W iesbaden,
Homburg, Darmstadt,
auf außerpreußischem
Gebiete die gro߬
artigen Anlagen in
Dresden und der Bahn¬
hof in Leipzig, dessen
Vollendung noch aus¬
steht, sowie der Bahn¬
hof in Stuttgart, der
sich gleichfalls noch
im Bau befindet.
Von den Betriebs¬
mitteln wurde die
Anzahl der Loko¬
motiven von 13100
auf 27 500 vermehrt;
aber die heutigen
Lokomotiven besitzen
fast die doppelte Zug¬
kraft der im Jahre
1888 angeschafften.
Durch die Verbund¬
anordnung statt der
Zwillingsbauart und durch Verwendung des überhitzten
Dampfes wurde die Arbeitsleistung außerordentlich gesteigert.
Die Güterwagen, die 1888 eine Tragfähigkeit von 10 t
hatten, haben allmählich eine solche von 127 > ^5 t und
neuerdings 20 t erhalten, ihre Anzahl ist von 262000 auf
585000 vermehrt worden. Die für die Beförderung von
Massengütern bestimmten sind zur schnelleren Entladung
mit Kippvorrichtung versehen; für die Bedürfnisse des Ver¬
kehrs sind viele Spezialwagen (Kesselwagen, Stallwagen für
Pferde, Kühlwagen usw.) beschafft worden. — Auch die Per¬
sonenwagen sind bedeutend vergrößert und von 24 7C0 auf
Minister v. Breitenbach (Hofphot. E. Bieter, Berlin W)
274 DEUTSCHLAND Nr.ö
Hamburg-: Hauptbahnhot
58000 vermehrt worden. Ein besonderer Fortschritt war
die im Jahre 1891 beg-onnene und von Jahr zu Jahr ver¬
mehrte Einstellung der vierachsigen Durchgangswagen
(D-Wagen) mit Drehgestellen, die durch Lederbälge mit¬
einander verbunden sind und dem Reisenden die freie Be¬
wegung im Zuge gestatten. Heute wird die ganz überwiegende
Anzahl der Schnellzüge ausschließlich aus diesen Wagen
gebildet. Die D-Wagen sind auch sonst mit allen Bequemlich¬
keiten ausgestattet. IhreEinstellung ermöglichte die Vermehrung
der Speisewagen. Auch die Schlafwagen sind vermehrt und
verbessert, die neuesten sechsachsigen Schlafwagen der
preußischen Staatsbahnen gehören zu den bequemsten und
besten aller Länder. Die Personenzüge werden mit hängendem
Gasglühlicht, die Schlafwagen elektrisch beleuchtet, die
Heizungs- und Lüftungsvorrichtungen sind wesentlich ver¬
bessert. Auch die übrigen Personenwagen, besonders die
der 4. Klasse, sind besser ausgestattet, für eine bequeme
und billige Beförderung von Kranken in Krankenwagen und
in besonderen Abteilen ist in erhöhtem Maße Fürsorge
getroffen. Durch Einstellung von Triebwagenzügen ist der
örtliche und der Marktverkehr sowie der Verkehr auf dem
Lande in schwächer bevölkerten Gegenden verbessert worden.
Aehnliche Erscheinungen zeigen sich auch auf dem
Gebiete des Schiffsverkehrs. Die Schiffsgefäße nicht allein
auf dem Meere, sondern auch auf den Binnengewässern sind
vergrößert und verbessert. Der größte Dampfer der Welt
ist der der Hamburg-Amerika-Linie gehörige Personendampfer
„Imperator" mit einer Länge von 276 Meter, einer Breite
von 30 Meter, einer Tauchtiefe von 19 Meter und einem
Raumgehalt von 50000 Registertonnen. Dabei werden die
Segelschiffe immer mehr durch die Dampfschiffe verdrängt.
Im Deutschen Reich betrug die Anzahl der Segelschiffe im
Jahre 1891 noch 2675
mit einem Raumgehalt von
693 465 Nettotonnen, die der
Dampfer 896 mit einem
Raumgehalt von 723 652
Nettotonnen; im Jahre 1910
war die Anzahl der Segler
auf 2377 mit einem Raum¬
gehalt von 404 5761 gefallen,
die der Dampfer auf 1950
mit einem Raumgehalt von
2 349557 t gestiegen.
Unsere Abbildungen ver¬
anschaulichen eine moderne
Heißluft-Tender-Lokomotive und eine elektrische Schnellbahn-
Lokomotive. Zum Vergleich sind gegenübergestellt die erste
Lokomotive aus dem Jahre 1838 und die erste deutsche
aus dem Jahre 1858 sowie ein offener Personenwagen aus-
dem Jahre 1843, wodurch der Gegensatz zwischen einst
und jetzt deutlich vor Augen geführt wird, deutlicher, als
das durch einen Vergleich der Betriebsmittel der Jahre 1888^
und 1913 geschehen könnte.
Die Folge der Verbesserung und Vermehrung der Be¬
triebsmittel ist eine starke Steigerung des Verkehrs, und der
gesteigerte Verkehr hat wiederum die Vermehrung und Ver¬
besserung der Betriebsmittel notwendig gemacht. Von 1888
bis 1910 stieg der Güterverkehr auf den deutschen Eisen¬
bahnen von 200 auf 575 Millionen Tonnen und von 20400
Millionen auf 56275 Millionen Tonnenkilometer. Im Jahre-
1888 wurden 340 Millionen Personen und 9200 Millionen*
Personenkilometer, im Jahre 1910: 1540 Millionen Personen
und 35420 Personenkilometer gefahren.
Die Förderung des Güterverkehrs ist die bedeutendste^
Aufgabe der Verkehrsanstalten, seine Erweiterung, seine Ver¬
billigung hat den größten Einfluß auf die Fortschritte
des Wirtschaftslebens. In dieser Zeitschrift, die sich die
Förderung des Reiseverkehrs in Deutschland zur Aufgabe
gestellt hat, können wir indes von einer eingehenden Be¬
trachtung der Fortschritte, die während des vergangenere
Vierteljahrhunderts auf dem Gebiete der Güterbeförderung"
gemacht sind, absehen und uns darauf beschränken, dei>
Personenverkehr etwas näher zu beleuchten.
Die Verbesserung der Betriebsmittel und der Sicherheits¬
einrichtungen hat es möglich gemacht, die Eisenbahnfahrt zu-
beschleunigen, die Reisedauer abzukürzen. Während vor
25 Jahren die schnellsten Züge eine Reisegeschwindigkeit voi>
kaum 64 Kilometer in der
Stunde erreichten, wird heute-
eine Reisegeschwindigkeit
von beinahe 90 Kilometer
in der Stunde erzielt, mit
der die Schnellzüge, um nur
einige Beispiele heraus¬
zugreifen, auf den Streckerv
Berlin—Hamburg, Berlin—
Halle, München—Nürnberg"
verkehren. Eine weitere Ver¬
kürzung der Reisen zwischei>
großen Verkehrsplätzen ist
dadurch erreicht worden, daü
Nr.6 DEUTSCHLAND 275
Erste Lokomotive (englischer Herkunft) aui
deutschem Boden: Nürnberg—Fürth 1838
die schnellsten Züge weite Strecken ohne Aufenthalt zurück¬
legen. So wird z. B. zwischen Berlin und München nur zweimal,
in Halle und Nürnberg, zwischen Berlin und Danzig nur in
Schneidemühl und Dirschau angehalten, auf der Berlin—Ham¬
burger Strecke, zwischen Berlin und Dresden usw. fahren einzelne
Züge ohne Unterbrechung an Zwischenstationen durch.
Zwischen allen großen Verkehrsplätzen innerhalb des Deutschen
Reiches und mit dem Aus¬
lände, also zwischen Berlin
undWien,Rom,Paris, London,
St. Petersburg ist die Reise¬
dauer fast von Jahr zu Jahr
mehr verkürzt und dadurch
der Anreiz zu Reisen vermehrt
worden. Der Verkehr der
Luxuszüge, deren Wagen die
Internationale Schlafwagen-
Gesellschaft stellt, ist durch
Einlegung neuer Züge ver¬
mehrt worden (Nord-Süd-
Expreß, Nord-Expreß, Lloyd-
Expreß usw.). Sie erleichtern
vor allem den Verkehr mit
dem Auslande und fahren seit
einigerZeitbis andieäußerste
Grenze des russischen Reichs
auf der sibirischen Bahn.
Während zwischen Berlin und
Basel im Jahre 1888 sechs
schnellste Reiseverbindungen mit einer günstigstenFahi zeit von
18V>Stunden bestanden,ist die Anzahl der Züge imSommerl9I2
auf zwölf mit einer günstigsten Fahrzeit von ungefähr 13 Stunden
gestiegen. Zwischen Berlin und München ist die Anzahl der
Schnellzüge von vier auf elf gestiegen, die Reisedauer hat
sich von 14 Stunden 10 Minuten auf nicht ganz 9 Stunden ver¬
mindert. Aehnliche
Verbesserungen sind
indenöstlichenXeilen
Preußens und im
Süden, insbesondere
auch in Baden und
Bayern eingeführt.
Daneben aber ist
die Pflege des Orts¬
verkehrs nicht ver¬
nachlässigt worden;
auf die Einstellung
von Triebwagenzüge
wurde bereits hin¬
gewiesen. DerStadt-
und Vorortverkehr in
CI Erste deutsche Lokomotive D
□ □ vom Jahre 1858 ci □
Berlin, Hamburg, Dresden, München hat sich gewaltig ent¬
wickelt. Der Ausflugsverkehr ist durch vermehrte Einführung
von billigen Sonntagskarten, durch Einlegung von Sonder¬
zügen mit ermäßigten Preisen gefördert worden, die Zahl
der sehr billigen Ferien-Sonderzüge ist vermehrt. Während
sie früher nur verhältnismäßig wenige Gebiete berührten,
fahren sie jetzt nach allen den Bädern und Erholungsorten,
in denen die Bewohner der
großen Städte Erfrischung
und Stärkung der Gesundheit
suchen. Die Ursache des
von Jahr zu Jahr gesteigerten
Besuchs der Nord- und Ost¬
seebäder ist nicht zum
wenigsten auf die Verbesse¬
rung der Reisegelegenheiten,
zu der neben den Eisenbahnen
auch die Schiffahrtsgesell¬
schaften beitragen, zurückzu¬
führen. Haben sich doch
die Besucher der Ostseebäder
von 177674 im Jahre 1900
auf 461874 Badegäste im
Jahre 1911 vermehrt. (Vergl.
über die Entwicklung dieses
Verkehrs auch die Sonder¬
nummer unserer Zeitschrift:
„Die deutschen Kur- und
Badeorte^ Mai 1912.)
Unzweifelhaft hat auch die Neuordnung der Personen-
und Gepäcktarife auf die Förderung des Reisens hingewirkt.
Im Jahre 1888 war die Einrichtung des Personen- und Gepäck¬
verkehrs in Deutschland ungleichartig, die Tarife verworren,
unklar. Die Zahl der Wagenklassen, die Bestimmungen über
Gepäckbeförderung, über Benutzung von Schnellzügen waren
in Süddeutschland
anders als in Nord¬
deutschland, die Ein¬
heitspreise wichen
voneinander ab, Aus¬
nahmebestimmungen
aller Art galten schon
damals und wurdenin
den folgenden Jahren .
weiter eingeführt. Es
bedurfte in derTat oft
eingehender Studien,
um den billigsten
Fahrpreis und den
besten Weg zwischen
zwei Orten zu er-
Schnellbahn-Lokomotive für 120 Kilometer Stunden-
Geschwindigkeit auf der Strecke Marienfelde—Zossen
Heißluft-Tender-Lokomotive
276 DEUTSCHLAND Nr.6
mittein. Derartige Zustände waren besonders unbequem für
den Geschäftsreiseverkehr, sie waren aber überhaupt wenig
geeignet, die Lust am Reisen zu steigern. Nach vielen
vergeblichen Versuchen, die immer aufs neue zeigten, wie
ungemein schwierig
es war, auf diesem
Gebiete Ordnung zu
schaffen, ist es 1907
gelungen, einen in
allen wesentlichen
Bestimmungen ein¬
heitlichen Personen-
und Gepäcktarif für
ganz Deutschland zu
schaffen. Wirksam
vorbereitet wurde die
Verständigung der
deutschen Bundes¬
regierungen durch
die mit Beginn der
Sommerferien 1901
erfolgte Einführung
der Rückfahrkarten
mit einer Geltungs¬
dauer von 45 Tagen,
diegleichzeitig dieBe-
seiiigung einer Reihe
vonAusnahmetarifen,
darunter vor allem der viel angefochtenen Sommerkarten er¬
möglichte. Der neue Personen- und Gepäcktarif ist klar und
einfach, er bedeutet im großen ganzen eine wesentliche Ver¬
billigung der Fahrpreise, und seine Vorzüge würden zweifellos
noch viel lebhafter begrüßt werden, wenn nicht kurz vorher das
Reisen durch die Reichsfahrkartensteuer verteuert worden wäre.
Nur in kurzen Umrissen konnten wir das deutsche Ver¬
kehrswesen zeichnen, wie es heute ist und wie es sich
während der Regierungszeit unseres Kaisers entwickelt und
umgestaltet hat. So viel aber dürfte aus unsern Ausführungen
hervorgehen, daß die
Entwicklung eine
glänzende, wie kaum
jemals in einem
andern Zeitraum ge¬
wesen ist. Es ist eine
bekannte Tatsache,
daß KaiserWilhelm II.
allen Verkehrsfragen
ein lebhaftes, warmes
Interesse entgegen¬
bringt, daß Se.
Majestät alle neue
Erscheinungen mit
regster Aufmerksam¬
keit verfolgt und
stets, wo es angeht,
anregend und för¬
dernd eingreift. Diese
persönliche Stellung
des Kaisers hat
sicherlich die Fort¬
schritte, die während
seiner Regierung
erzielt worden sind, wirksam beeinflußt. Von größter,
nachhaltigster Bedeutung für die stetige und ruhige Ent¬
wicklung des Verkehrs ist es aber gewesen, daß Deutsch¬
land auch in dem vergangenen Vierteljahihundert von
kriegerischen Verwicklungen verschont geblieben ist und
sich eines dauernden Friedens hat erfreuen können.
Grünthaler Brücke über dem Kaiser-Wilhelm-Kanal
Eisenbahnbrücke in Dirschau
Nr.6 DEUTSCHLAND 277
DerTriumph der deutschen Seeschiffahrt unter Wilhelm 11.
Von Albert Ballin, Generaldirektor der Hamburg-Amerika«Linie.
Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser I Von selbst drängt
sich dieses Kaiserwort dem aut, der rückschauend die Ent¬
wicklung der deutschen Seeschiffahrt während der bisherigen
Regierungszeit Wilhelms II. überblickt. Wir wüßten kein
Wort, das knapper und treffender die gewaltige Wandlung
des deutschen Wirtschaftslebens in den letzten 25 Jahren
charakterisierte, kein Wort, das eindringlicher die Bedeutung
lehrte, die die Seeschiffahrt für Deutschland erlangt hat.
Denn nicht die Tatsache allein ist für die Regierungszeit
unseres Kaisers charakteristisch, daß Deutschland zum Welt¬
handel überging, daß zu dem Deutschland, das in territorialer
Beziehung, wie Bismarck sagte, saturiert war, ein größeres
Deutschland in wirtschaftlicher Beziehung hinzukam, be¬
deutungsvoller noch ist es, daß unser Vaterland in Wilhelm II.
einen Herrscher besitzt, der die Notwendigkeit, Welthandel
zu treiben, klar erkannte, der sich mit der ganzen Macht
seiner Stellung und seiner Person für die Aufgabe einsetzte,
Deutschland eine starke Flotte zu schaffen, und dem es in
erster Linie zu danken ist, wenn sich heute das deutsche
Volk aus einem Volk ausgesprochen binnenländischen Cha¬
rakters zu einem Volk gewandelt hat, das unter den see¬
fahrenden Nationen an erster Stelle mit steht und bei dem
in allen Gauen die Seeschiffahrt populär geworden ist.
Die ersten zwei Jahrzehnte nach der Gründung des
Reichs standen überwiegend im Zeichen kontinentaler euro¬
päischer Politik, darüber hinaus ging der Blick des Volkes
im allgemeinen nicht. Wohl gab es schon deutsche See¬
schiffahrt achtunggebietenden Umfangs, Hamburg und Bremen
waren weltbekannte Häfen, und die deutsche Handelsflagge
wehte auf allen Meeren; das alles aber war dem Binnenlande
doch noch etwas seinem inneren Wesen nach Fremdes-
Wachsende Bevölkerung, steigende Industrialisierung änderten
indessen die Verhältnisse. Nicht mehr für den Bedarf im
eigenen Lande genügte es zu produzieren, wenn die Industrie
bestehen, wenn sie sich ausdehnen wollte, wozu die zu¬
nehmende Bevölkerung zwang, für den Weltmarkt mußte sie
arbeiten, der Export stieg, und mit der wachsenden Güter¬
menge wandelte sich allmählich seine Bedeutung; er wurde
schließlich zur Lebensbedingung, von der der Großstädter so
gut wie der kleine Heimarbeiter im Thüringer Wald abhängig
wurde. Deutschland war ein Glied in dem großen, die
ganze Erde umspannenden Wirtschaftsorganismus geworden,
und die großen Verkehrsstraßen der See zu lebentragenden,
lebenvermittelnden Adern. Navigare necesse est, dieses viel¬
gebrauchte Wort, nun erst gilt es im wahren Sinne für
Deutschland; mit der Thronbesteigung Wilhelms II. beginnt
für die deutsche Seeschiffahrt eine neue, eine glänzende
Epoche. Und es ist eine tiefe, bedeutungsvolle Verkettung
der Ereignisse, daß eine der ersten feierlichen Handlungen, die
der Kaiser während seiner Regierung vornahm, die Schlu߬
steinlegung zum Hamburger Freihafen am 29. Oktober 1888
war; der Zollanschluß der größten Hafenstadt Deutschlands
beginnt die neue Zeit, Seeschiffahrt ist nicht mehr hansea¬
tische Angelegenheit, sie ist deutsche Sache geworden-
Die Kaiser-Wilhelm-Brücke bei Müngsten
278 DEUTSCHLAND Nr. 6
Lassen wir die eben angedeutete Entwicklung durch ein
paar Zahlen klarer werden.
1889 betrug Deutschlands Außenhandel 7 343,5 Millionen,
1911 18231,7 Millionen Mark. Davon betrug der Anteil des
Seehandels am deutschen Außenhandel 1889 ca. 60®/o,
1911 aber 80 ^/o. Setzt man die Zahlen für 1889 gleich 100,
so ergibt sich diese instruktive Gegenüberstellung:
1889
1911
Außenhandel . . . .
. . 100
247
davon Seehandel . . .
. . 100
297
Landhandel.
. . 100
183
Während also der Landhandel um 83 ®/o in diesen dreiund¬
zwanzig Jahren gestiegen ist, wuchs der Seehandel um 192 %•
Eine eindringlichere
Interpretation des
Kaiserwortes, welches
unsere Ausführungen
einleitet, kann man
nicht wünschen. Und
daß es nicht etwa der
europäischeSeehandel
ist, der verhältnis¬
mäßig so stark ge¬
stiegen ist, zeigt die
Tatsache, daß der See¬
handel mit außer¬
europäischen Ländern
— den Ländern der
Gruppe 2 und 3 —
von 1889 bis 1911 um
286 ®/o zugenommen
hat, der Seehandel mit
europäischen Ländern
aber in der gleichen
Zeit nur um 138‘'/o.
„Der Ozean ist unent¬
behrlich für Deutsch¬
lands Größe,"^ sagte
der Kaiser, und er hat
die Zeichen der Zeit
richtig gedeutet.
UnsereHandelsflotte
hat von 1890 auf 1912
um rund 3 Millionen
Brutto-Registertonnen
zugenommen, eine
Ziffer, die nur noch von
England übertroffen
wird; prozentual be¬
rechnet belief sich
die Zunahme der
deutschen Handels¬
flotte auf 195 Vor das
heißt sie hat sich in
dem fraglichen Zeit¬
raum beinahe verdrei¬
facht und ist ihrer Größe nach an die zweite Stelle gerückt.
Während ihr Anteil an der Welthandelsflotte 1890 etwa
7Vo betrug, ist er 1912 auf rund 11% gestiegen, indessen
der Anteil der englischen Handelsflotte im gleichen Zeit¬
raum von ca. 52 Vo 47 ^/o zurückgegangen ist.
Zu einer rechten Würdigung der heutigen Stellung der
deutschen Handelsschiffahrt in der Weltschiffahrt genügt
aber weder die Tatsache, daß sie die zweite Stelle in der
Welt einnimmt, noch auch die Betrachtung ihres raschen
Wachstums allein. Es darf nicht außer acht gelassen werden,
daß die englische Handelsflotte in ihrem Bruttogehalt noch
immer rund fünfmal so groß als die deutsche ist. Aber
Vergleiche des hohen Raumgehalts sind unzureichend. Für
den Wert der Flotte ist die innere Zusammensetzung wichtig*.
74% unserer Handelsflotte arbeiten im regulären Linien¬
verkehr — während in England 48% aller Dampfer auf die
„freie Fahrt"' und auf die Dampfer der Linienschiffahrt rund
49 7o entfallen. Wir stehen in der Linienschiffahrt also um
25 7o besser als England. Das will etwas heißen, weil erst
der geregelte Linienverkehr die Grundlage des Welthandels
ist, der feste Linien, Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit
braucht. Daneben ist der große Einfluß der Technik auf den
Bau und die Einrichtung der Schiffe das für die Linienschiff¬
fahrt Charakteristische. Vier Richtungen sind es vornehmlich,
in denen sich die Technik in ihrer Anwendung auf die Schiff¬
fahrtbewegt hat: Ver-
I größerung der Last-
j fähigkeit, Ausbau der
Schiffsmaschinen so¬
wohl auf Erzielung*
größerer Schnellig*-
keiten als auch auf
ökonomischere Aus¬
nutzung der Antriebs¬
kräfte hin, Vervoll¬
kommnung des Passa¬
gierkomforts und Er¬
höhung der Sicherheit
des Seeverkehrs.
Am glänzendsten
stellt sich die Entwick¬
lung der deutschen
Handelsflotte in tech¬
nischer Beziehung dar
in der Entwicklung
der großen Passagier¬
dampfer des nord-
atlantischen Verkehrs.
Von der „Auguste
Viktoria" (Baujahr
1889), die bei einer Be¬
satzung von 245 Mann
rund 1200 Passagiere
befördern konnte, bis
zum„Imperator"mit ca.
52000Brutto-Register¬
tonnen der neben
einer Mannschaft von
1100 Personen noch
für 41 000 Passagiere
Raum hat, ist ein
weiter Weg. Die
„Auguste Viktoria"'
war der erste deutsche
Schnelldampfer, der
auf einer deutschen
Werft gebaut wurde^
und von da ab hat
Deutschland seine großen Schiffe ganz überwiegend im
Inlande bauen lassen. Kaiser Wilhelm II. war es, der
den Anstoß zum Bau von Schnelldampfern auf deutschen
Werften und damit zugleich auch den Anstoß zu dem
glänzenden Aufschwung gab, den seitdem der deutsche
Schiffbau erlebt hat. Noch als Prinz Wilhelm hatte der
Kaiser auf Grund eigener Studien und Besprechung mit
Sachverständigen ein Gutachten ausgearbeitet, worin er für
die Förderung des deutschen Schiffbaues durch Zuweisung
größerer Aufträge eintrat, um ihn der ausländischen Kon¬
kurrenz ebenbürtig zu machen. Dieses Gutachten war dann
durch die Vermittlung des Fürsten Bismarck an die Hamburg-
Der „Imperator"
280 DEUTSCHLAND Nr. ö
Amerika-Linie gelang-t, die bei dem Stettiner ,,Vulkan'' zwei
Schnelldampfer bestellte. Der Bau der „Aug-uste Viktoria"
hatte noch eine andere Folge, die in ihrem Ursprung eben¬
falls auf Wilhelm 11. zurückzuführen ist, das ist die Ein¬
führung der Vergnügungs- und Erholungsreisen zur See.
Des Kaisers jälirliche große Seereisen selbst, die Kunde von
neuentdeckter Schönheit
nach der Heimat trugen,
erweckten Sehnsucht. Seit
einigenJahren ist selbst die
Weltreise auf deutschen
Dampfern Wirklichkeit
geworden. Der immer
noch wachsende Zuspruch
zu diesen Reisen ist ein
Zeichen dafür, daß mit
der neuen Epoche der
Schiffahrt unterWilhelm II.
eine innere Wandlung des
deutschen Volkes anhob:
das Deutschland binnen¬
ländischen Charakters ist
immer mehr im Schwinden,
ein anderes, meerfreudiges
tritt an seine Stelle.
Um eine Entwicklung
deutscher Schiffahrt zu
solcher Höhe zu ermöglichen, war aber auch eine gewaltige
Steigerung des in ihr investierten Kapitals nötig. Es
betrug 1889 72 500 000 und 1912 361000000 Mark. Das
Aktienkapital hat sich also in den 23 Jahren rund ver¬
fünffacht. Dieses Beispiel mag zugleich darauf hindeuten.
welchen zunehmenden Wert die deutsche Flotte für das
Nationalvermögen darstellt, man wird sie auf mindestens
1V 2 Milliarde bewerten müssen. Und noch ein Blick auf
die Stellung der deutschen Seeschiffe in der Volks¬
wirtschaft. Man vergegenwärtige sich die engen Beziehungen
zwischen deutscher Schiffahrt und deutschem Schiffbau/
denke an die Tausende
von Arbeitern, Mann¬
schaften und Beamten,,
die der Seefahrt und allem,,
was damit zusammen¬
hängt, Beschäftigung und
Verdienst danken. Was
volkswirtschaftlich am
wichtigsten ist, ist die
Tatsache, daß jenes Ein¬
kommen aus der deutschen
Schiffahrt zum größten
Teil im Ausland verdient
ist, für unsere Zahlungs¬
bilanz dem Ausland gegen¬
über also einen Aktiv¬
posten darstellt. Und der
in Geld zu berechnende
Gewinn ist nicht der
einzige Vorteil. Das An¬
sehen, das die deutsche
Flagge durch eine hochentwickelte Schiffahrt dem Auslande
gegenüber erhält, ist ein gewichtiges Moment, und nichts
repiäsentiert im fremden Hafen eine Nation eindrucksvoller,,
nichts ihren Handel, ihre Industrie augenfälliger als eine
hochentwickelte Handelsflotte.
Linienschiff „Kaiser" (Phot. Renard, Kiel)
\
Nr.6 DEUTSCHLAND 281
Entwurf zum Berliner Stadion von Geheimrat Otto March
Die Entwicklung des Sports unter
Mit der Wiedergeburt unseres Volks- und Staatslebens,
wie sie sich vor einem Jahrhundert in Deutschland vollzog,
ging dank dem kräftigen Vorstoß durch Männer wie Basedow,
Salzmann, Guts Muths und Vieth, vor allem dank der bahn¬
brechenden Lebensarbeit des Turnvaters Jahn die Entwicklung
der Leibesübungen und die Erkenntnis ihrer Bedeutung für
die heranwachsende Jugend Hand in Hand. Der Turnplatz
war für Jahn ein „Tummelplatz leiblicher Kraft, eine Erwerbs¬
schule männlicher Ringfertigkeit, ein Wettplan der Ritter¬
lichkeit, Erziehungsnachhilfe, heiligen Gesundheitspflege und
öffentlichen Wohltat."
Zu neuer Blüte entfaltete sich diese für das deutsche
Volksleben so bedeutsame Bewegung unter der Regierungs¬
zeit Wilhelms II. Gerade in den letzten 25 Jahren haben sich
auf dem Gebiete der Leibesübungen nicht unwesentliche Umge¬
staltungen vollzogen. Das Schulturnen wurde in neue Bahnen
gelenkt, Spiel und Sport drangen in immer weitere Kreise, und
die wissenschaftliche Begründung der Leibesübungen begann
festeren Boden zu fassen. Unzweifelhaft hebt sich die Zeit
der letzten 25 Jahre so scharf von der Vergangenheit ab,
daß es als Pflicht erscheint, in kurzen Umrissen klarzustellen,
welche Fortschritte die körperliche Volkserziehung unter der
der Regierung Kaiser Wilhelms II.
Regierung Wilhelms II., der selbst ein eifriger Jäger und
Schütze, Segler und Tennisspieler ist, zu verzeichnen hat.
Mit der Ausbreitung der Sportbewegung in den letzten
25 Jahren hat sich auch die Zahl der Vereine vermehrt, die
ihre Ziele in der Ausübung körperlicher Bewegung sehen.
Während früher als einzige Leibesübung das Turnen bei
staatlichen und städtischen Behörden anerkannt war, ist
allmählich die Erkenntnis von der Bedeutung des Sports für
unsere heranwachsende Jugend zu immer größerer An¬
erkennung gekommen. Gleichzeitig hat sich auch das Turnen
neue Bahnen der Entwicklung erschlossen. Die Ausbildung
der Turnlehrer hat wesentliche Fortschritte gemacht. Der
Königl. Preußischen Landes-Turnanstalt wurde im Frühjahr
1905 eine neue Organisation gegeben, und im Jahre 1911
erhielt sie ihr schönes Heim in Spandau mit vier geschlossenen
und einer offenen Turnhalle und allen neuzeitlichen hygie¬
nischen Einrichtungen.
Um die Pflege des Sports in den weitesten Kreisen des
deutschen Volkes zu verbreiten, war es nötig, leicht zu¬
gängliche volkstümliche Uebungen wie Laufen, Springen,
Marschieren, Stoßen, Werfen, Ringen in den Dienst der
Körperpflege zu stellen. Es erforderte für die Pioniere dieser
Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz
282 DEUTSCHLAND Nr. 6
billigen und einfachen Sportarten viel Mühe und Arbeit, bis
es gelang, im Laufe der letzten 25 Jahre die Leichtathletik
einzuführon. Um diesen Bestrebungen eine feste Grundlage
zu geben, wurde am 29. Januar 1898 die Deutsche Sport¬
behörde für Athletik begründet. Am 18. und 19. Januar 1908
wurde sie in einen Bund umgewandelt, der die einzelnen
Landesverbände um¬
faßt und heute 880
Vereine mit 83 000
Mitgliedern zählt.
Hand in Hand
mit diesen Zielen
ging die Entwicklung
des Fußballspiels in
Deutschland. Am
28. Januar 1900
wurde in Deutsch¬
land der Deutsche
Fußballbund von
60 Vereinen ge¬
gründet, der sich
inzwischenso macht¬
voll entwickelt hat,
daß er am 31. De¬
zember 1912 ins¬
gesamt 161 613 Mit¬
glieder zählte, die
sich auf 1936 Ver¬
eine in 949 Orten
verteilen.
Die bestehenden
deutschenSch wimm¬
vereine schlossen sich im Jahre 1896 zum Deutschen
Schwimmverband zusammen, der zurzeit aus 340 Vereinen
mit 58000 Mitgliedern besteht. Die Bedeutung des
Schwimmverbandes für die Jugenderziehung geht daraus
hervor, daß er im Jahre 1912 ungefähr 15 000 Schwimm¬
schüler unentgeltlich ausbildete.
Einer besonders lebhaften Entwicklung hat sich der
Radsport zu erfreuen, dessen Anhänger sich im Jahre 1897
zum Deutschen Rad¬
fahrerbund zusammen¬
schlossen. In seinen
40 Gauverbänden ge¬
hören ihm 50000
Mitglieder an.
Der Deutsche
Lawn-Tennisbund ist
im Jahre 1902 ge¬
gründet worden und
zählt 22000 Mit¬
glieder.
Der Deutsche Eis¬
laufverband wurde im
Jahre 1890 begründet,
der Deutsche Ski¬
verband 1905, der
Deutsche Golfverband
1907,der Akademische
Sportbund 1909, der
Deutsche Hockeybund
und der Deutsche
akademische Bund für Leibesübungen im Jahre 1910.
Auch der Rudersport hat unter der Regierung Kaiser
Wilhelms 11. eine umfangreiche Entwicklung erfahren. Wenn
auch der Deutsche Ruderverband schon 1883 gegründet
wurde, so ist er doch erst innerhalb der letzten 25 Jahre zu
seinem jetzigen Hochstand gelangt. Die Zahl der aus¬
übenden Mitglieder der Rudervereine, die dem Verbände
angehören, beträgt zurzeit über 20000. Im Jahre 1894
erschien Kaiser Wilhelm 11. zum ersten Male unter jubelnden
Zurufen gelegentlich der Ruderregatta in Grünau. Seitdem
vergeht kein Jahr, in dem nicht die Kaiserjacht bei
dieser Regatta, die sich zu einem wahren Volksfest aus¬
gestaltet hat, zu¬
gegen wäre und der
Kaiser den Siegern
im Kaiservierer die
Preise persönlich
überreicht hätte. Der
Wassersport hat sich
dank der Förderung",
die ihm unser
jetziger Kaiser nach
allen Richtungen hin
zuteil werden läßt, zu
voller Blüte entfaltet.
Im Jahre 1888 be¬
gründete sich der
Deutsche Segler¬
verband, an dessen
Bestrebungen der
Kaiser lebhaften An¬
teil nimmt. 1890
trat er an die Spitze
des 1887 gegründe¬
ten Marineregatta¬
vereins. Er machte
Kiel zum Mittelpunkt
des deutschen Segel¬
sports und verstand es auch, Engländer und Amerikaner zu
der Kieler Woche heranzuziehen, auf der seit Jahren alle
segelsporttreibenden Nationen zu finden sind. Dank seiner
Initiative gelang es, den deutschen Segelsport auf eigene
Füße zu stellen und zu vollster Blüte zu entfalten.
Besonders hervorgehoben seien an dieser Stelle die
Verdienste, die sich der Zentralausschuß zur Förderung der
Volks- und Jugendspiele in Deutschland um die Entwicklung
der Leibesübungen
innerhalb der letzten
20 Jahre erworben
hat. Seine Hauptziele
gehen seit seiner Be¬
gründung dahin, die
Leibesübungen mehr
ins Freie zu legen
und das Verständnis
für diese Bestrebungen
im ganzen Volke zu
erschließen. Um seine
Bestrebungen recht
wirksam in die Tat
Umsetzen zu können,
richtete er Lehrer-und
Lehrerinnenkurse ein.
Er sorgte für die Pflege
der Leibesübungen in
Schulen,Fortbildungs-
schulen und Hoch¬
schulen. Er ordnete
das Spielregelwesen und hat sich um die Einführung der
Turnspiele in die Armee eifrigst bemüht. Eine lebhafte
Förderung erhielten die gesamten Bestrebungen auf dem
Gebiete der Leibesübungen durch den Erlaß des preußischen
Ministers der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten
vom 18. Januar 1911, durch den die Jugendpflege und be-
Der Kaiser mit seinem Gefolge während der Kieler Woche
(Phot. Th. Jürgensen, Kiel)
Nr.6 DEUTSCHLAND 283
sonders die Verbreitung gesunder Körperübungen als eine
der wichtigsten Aufgaben des Staates anerkannt wurde. Zur
Erreichung dieser Ziele und zur Ausbildung von Personen,
die für die Jugend geeignet sind, hat die Staatsregierung
erhebliche Mittel bereit gestellt.
Eine weitgehende Unterstützung findet die Jugend¬
bewegung durch eine Reihe vorbildlich wirkender Vereine.
Wir nennen nur den Zentralverein für Schülerwanderungen,
die Wandervogel-, Vortrupp- und Wehrkraftvereine, die
Jugendwehr, den Deutschen Pfadfinderbund usw. In noch
größerem Umfang hat das Ziel, zur Wiedererstarkung der
künftigen Geschlechter beizutragen, der Ende Januar 1911
gegründete Jungdeutschlandbund aufgenommen. Ihm ist es
Erfolge, die auf diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten er¬
reicht worden sind, jedem von uns täglich vor Augen schweben.
Erwähnt sei noch, daß auch auf dem Gebiete der Sport¬
literatur sich gerade in den letzten Dezennien ein besonders
reger Fleiß entfaltet hat. Die Turnzeitungen, die Veröffent¬
lichungen des Deutsch - Österreichischen Alpenvereins, die
zahlreichen Sportzeitschriften, sie alle tragen dazu bei, die
Liebe für den Sport zu pflegen und zu hegen. Jede größere
Tageszeitung hat schon ihren eigenen Sportredakteur und
ihre eigene Sportabteilung. Hier wird alles Wesentliche aus
der modernen Sportbewegung zusammengetragen und das
Interesse am Sport im Leserkreis ständig wach gehalten.
Auch die Wissenschaft, die lange abseits stand, widmete
gelungen, in verhältnismäßig kurzer Zeit die weiten Kreise
der Jugend zu regelmäßig betriebenen Leibesübungen heran¬
zuziehen. Wie der Gründer des Jungdeutschlandbundes,
Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz, selbst
berichtet, hat der Bund eine das ganze Vaterland um¬
spannende Organisation geschaffen. Er will Deutschlands
Jugendwehr tüchtig machen durch Ausbildung ihrer natürlichen
Anlagen des Körpers, des Geistes und des Charakters durch
Liebe zum Vaterlande, durch Begeisterung für Kaiser und Reich.
Zahlreiche Offiziere, Aerzte und Beamte des aktiven und Be-
urlaubtenstandes haben sich als Führer von Jugendabteilungen
<ler Jungdeutschlandbewegung zur Verfügung gestellt.
Auf die Entwicklung des Automobilsports und der Luft-
.schiffahrt hier näher einzugehen, erübrigt sich wohl, da die
sich in neuerer Zeit mit besonderer Lebhaftigkeit der Er¬
forschung des Sportes, dessen hygienische Bedeutung für
unser ganzes Volk unzweifelhaft feststeht. Während früher
nur einzelne hervorragende Gelehrte ihre wissenschaftlichen
Beobachtungen an Sporttreibenden anstellten, haben wir
heute eine besondere wissenschaftliche Vereinigung, deren
Zweck es ist, die Grenzen festzustellen, innerhalb deren der
Sport betrieben werden kann, ohne daß schädliche Folgen
für den Organismus eintreten. Was aber am meisten nottut,
das war die Einrichtung von Plätzen, auf denen die Jugend
sich sportlich betätigen konnte. Hier hat der Deutsche Reichs¬
ausschuß für olympische Spiele vorbildlich gewirkt. Er hat
im Grunewald bei Berlin einen großen nationalen Kampfplatz
geschaffen, in dem alles zusammenströmen kann, was der
284 DEUTSCHLAND Nr.ö
Pfleg-e körperlicher Kraft im Turnen, Spiel und Sport sein
Interesse zuwendet. Das Stadion stellt eine Zentralstelle dar
für alle Zweig-e der Leibesübungen. Hier sollen die besten
Kräfte aus Deutschlands Gauen Zusammentreffen, hier sollen
auch die würdigsten Vertreter der fremden Nationen zum
Wettkampf antreten
und wie in Athen,
in London und Stock¬
holm um die Sieges¬
palme kämpfen. Wie
vor Jahrtausenden
die Menschen in
der Arena zu vielen
Tausenden sich zu¬
sammendrängten, so
scharten sich auch
im Berliner Stadion
bei seiner Ein¬
weihung die sport¬
lustigen Kreise um
den Kaiser, in dessen
Gegenwart die von
waldigem Grün um¬
säumte Riesenbahn
eröffnet wurde, ein
Ereignis, das einen
Markstein bilden wird
für die Entwicklung
unserer deutschen
Jugend.
Die Zeit des
Regierungsjubiläums
unseres Kaisers konnte nicht besser eingeleitet werden, als
durch die Huldigung von 50000 Sportleuten, die zu feier¬
lichem Festzug sich im Stadion versammelten. Als einen
bedeutsamen Erfolg dieses Tages dürfte es zu verzeichnen
sein, daß Turn- und
Sportverbände ge¬
eint an der Weihe
teilnahmen. Wehr¬
hafte Männer und
Jünglinge waren aus
allen Teilen unseres
Vaterlandes herbei¬
geströmt, etwa 9000
KnabenundMädchen
vom Jungdeutschland¬
bund kamen mit
ihren Fahnen und
Musik-Instrumenten
anmarschiert,überall
ragten die Banner
der Turn- und Sport¬
vereine in die Luft,
und mit Spannung
folgte das zahlreich
erschienenePublikum
den interessanten
Wettkämpfen.
Soll es uns
aber wirklich gelingen, die Sportbewegung über ganz
Deutschland in einem derartigen Umfange auszudehnen^
wie sie es im Interesse unserer Volksgesundheit ver-
Das Achilleion auf Korfu
= im
dient, so darf es bei der einen großen Anlage nicht
bleiben. Die staatlichen und städtischen Verwaltungen
müssen dafür Sorge tragen, daß je nach der Einwoherzahl
eine genügend große Anzahl von Spielplätzen vorhanden ist.
Erst dann sind wir in der Lage, die Sportbewegung allen
Schichten unseres
Volkes zugänglich zu
machen, einen Wall
zu schaffen gegen
die Schädigungen
unseres modernenEr-
werbslebens und eine
wehrkräftige Jugend
heranzubilden.
Die Eröffnung des
Stadions anläßlich
des Regierungs -
jubiläums unseres
Kaisers wird sicher¬
lich für unsere ganze
deutsche Sportbe¬
wegung eine Fülle
neuer Anregungen
bringen. Im Reiche
wie in Preußen wird
sich dieErtüchtigung
unserer Jugend zu
neuer Blüte entfalten
Sinne jener
Mahnung, die Kaiser
Wilhelm 11. schon
1890 gelegentlich
der Berliner Schulkonferenz mit den Worten zum Ausdruck
brachte: „Denken Sie an unseren NachwuchsI" und die er jetzt
wiederholt hat in dem Danktelegramm, das er anläßlich der
Eröffnung des Stadions an den Reichskanzler gerichtet hat.
„DieHuldigungen des
deutschen Sports,"
so heißt es darin,
„bildeten eine gro߬
artige Einleitung zu
den festlichen Tagen
meines Regierungs¬
jubiläums. Die über¬
wältigenden Ein¬
drücke werden mir
wie wohl jedem
Zeugen dieser impo-
santenKundgebungen
stets unvergeßlich
bleiben. Wessen
Herz schlüge nicht
höher angesichts der
schmucken Turner,
Schwimmer, Läufer,
Ringer, Ruderer und
Radfahrer wie der
frischen Knaben und
Der Kaiser bei den Ausgrabungen auf Korfu Mädchen des Jung*-
deutschland-Bundes
und der Pfadfindertrupps I Eine solche sportliebende, kräftige
und wohldisziplinierte Jugend berechtigt zu den schönsten
Hoffnungen für die Zukunft des deutschen Vaterlandes."
286 DEUTSCHLAND Nr.6
Fünfundzwanzig Jahre deutscher Kunst.
Von Max Osborn.
Als in diesen Wochen das silberne Regierung-sjubiläum
des dritten Deutschen Kaisers gefeiert wurde, hat man bei
der Rückschau über die Entwicklung in den verschiedenen
Provinzen deutschen
Lebens auch die
Frage aufgeworfen:
Wie haben sich in
diesem Zeitraum die
bildenden Künste
entfaltet ? und in
welcher Verbindung
standen die Schick¬
sale der Malerei, der
Plastik, der Archi¬
tektur, des Kunst¬
gewerbes mit dem
persönlichen Wirken
Wilhelms II.?
Es konnte nicht
ausbleiben, daß die
kritische Betrach¬
tung, der in unserer
Gegenwart ein regie¬
render Fürst fast
mehr noch unter¬
worfen ist als jeder andere, gerade hei diesem Punkte lebhaft
einsetzte. Kaiser Wilhelm hat, seitdem er den Thron seiner
Väter bestiegen, kaum auf einem andern Gebiete mit solcher
Entschiedenheit Neigungen und Abneigungen bekundet, mit
solcher Konsequenz ein einmal aufgestelltes System bestimmter
Anschauungen aufrecht erhalten. Nicht mit der allgemeinen
Freundlichkeit eines
Protektors, sondern
mit der tiefen
Leidenschaft eines
überzeugten Kunst¬
freundes hat der
Monarch an den
Dingen der Kunst
Anteil genommen,
die ihm stets als
ein wesentliches
Glied in der Kette
der Bemühungen er¬
schienen, sein hohes
Amt in seinem Sinne
zu begreifen und zu
erfüllen. VomEltern-
hause her an den Um¬
gang mit Künstlern
und die Beschäf¬
tigung mit Kunst¬
werken gewöhnt,
durch seine Mutter,
die eine eifrige Dilet¬
tantin war, selbst
zur künstlerischen
Uebung der Hand erzogen, hat Wilhelm II. nie aufgehört,
an solcher Betätigung Freude zu empfinden, sie als ein
unentbehrliches Lebenselement zu betrachten.
Doch es liegt im Charakter unserer Zeit, daß gerade die
Menschen des Willens und der Macht auch das Aesthetische
ihren Zwecken unterzuordnen suchen. Der Kaiser, in dessen
Natur sich entschlossen moderne Züge mit romantischen
eigentümlich mischen, sah und sieht in der Kunst mehr
Mittel als Zweck. Sein Trieb zur frischen Tatsächlichkeit des
Lebens ließ ihn die Mission der Kunst vor allem im Zusammen¬
hang mit Aufgaben
der nationalen Lei¬
tung verstehen. Er
sah sie weniger als
eine selbständige
Funktion der Phan¬
tasieschöpfung denn
als die schönste
Hilfe in seiner sor¬
genden Regierungs¬
tätigkeit an.
Malerei, Plastik
und Architektur
sollten in erster
Linie berufen sein,
dem Ruhm Branden¬
burg-Preußens und
Deutschlands, dem
Gedächtnis derT aten
des Volkes wie der
Fürsten, vor allem
der Größe ^ seiner
eigenen Dynastie zu dienen. Die Werke der Baukunst sollten
die Kraft und Stärke des neuen Reiches sichtbar verkünden.
Darin dokumentierte sich eine Kunstanschauung, die ihrem
Wesen nach das Stoffliche, Inhaltliche, Gegenständliche an
die Spitze stellte und das Formale, also die Umsetzung des
Thematischen in reinen künstlerischen Ausdruck, d.h. das eigent¬
lich Aesthetische,
wenn nicht in zweite
Reihe, so mindestens
neben das Interesse
für den Inhalt setzte.
Der Kaiser stand mit
dieser Auffassung
durchaus auf dem
Boden der Zeit, der
er entsprossen war.
Aber gerade in dem
Vierteljahrhundert
seiner bisherigen
Regierung bäumte
sich als Rückschlag
gegen dieseKunstbe-
trachtung ein neuer
Geist auf, der die
Kunst an sich als
Selbstzweck und völ¬
lig eigene Prägung
sinnlicher Weltein¬
drücke zu fassen
strebte. So kam es
ganz folgerecht zu
dem Zustande, den
wir jahrzehntelang beobachteten: daß der oberste Repräsentant
des deutschen Volkes keine innere Verbindung mit den
Persönlichkeiten fühlte, die dem deutschen Kunstwesen der
Epoche die entscheidende Richtung gaben; daßjer vielmehr
zur Durchführung seiner individuellen Absichten auf Kräfte
angewiesen war, die in den Anschauungen der früheren Jahr¬
zehnte wurzelten. Und es bildeten sich die sattsam bekannten
Zimmer des Kaisers auf der Hohkönigsburg
Nr. 6 [«B
DEUTSCHLAND
287
Verhältnisse heraus, die eines Zuges der Tragik nicht entbehren:
daß ein Regent von außerordentlicher Machtfülle aus red¬
lichsten Absichten Werke auf Werke erstehen ließ, denen bei
den geistigen Führern
des Volkes mit herber
Kritik, ja mit offener i
Ablehnung begegnet
wurde.
Unwillkürlich denkt
manbei diesen seltsamen
Beziehungen des Kaisers
zum Kunstschaffen und
-sehnen des Volkes an
die Gegensätze, in denen
sich das erhabenste
Genie unter den Hohen-
zollern, Friedrich der
Große, zu dem strahlen¬
den Aufstieg der deut¬
schen Dichtung befand.
Gewiß haben in der
zweiten Hälfte des acht¬
zehnten Jahrhunderts
die Schriftsteller und
Poeten, denen wir die
Schöpfung der modernen
Schriftsprache und den
Schloß Homburg (Phot.; T.G.Voigt, Homburg)
lieber empfunden, als etwa der junge Goethe die Abneigung
Friedrichs gegen seine Jugendpoesie empfand. Aber in einem
Punkte ist der Vergleich, mag er auch hier noch hinken,
dennoch ergiebig. Wenn
es in „Dichtung und
Wahrheit" heißt: „Die
Abneigung Friedrichs
gegen das Deutsche war
für die Bildung des Li-
terarwesens ein Glück",
weil die Deutschen
„dadurch zu Wider¬
spruch und Widerstreben
aufgefordert wurden" —
so fühlen wir heute,
daß die Entfaltung der
modernen Kunstkräfte
ohne Zweifel durch die
Bekämpfung der mäch¬
tigen Einflüsse, die sich
ihnen entgegenstemm¬
ten, mittelbar gestützt
und gefördert wurde.
Allerdings, niemand wird
bestreiten, daß durch
diese Situation vielfache
Bau unserer klassischen Literatur
danken, mit Unmut und Verstimmung der Stellung gedacht,
die der deutsche Held ihrer Tage zu ihrem glorreichen
Streben einnahm. Doch man wird auch die Worte nicht ver¬
gessen, die Goethe, selbst einst eine arg mitgenommenes
Objekt der königlichen
Kritik und ein Gegner der
fridericianischen Betrach¬
tung deutscher Literatur,
später in „Dichtung und
Wahrheit" über den Be¬
gründer der Großmacht
Preußen sprach: „Wie kann
man von einem König, der
geistig leben und genießen
will, verlangen, daß er seine
Jahre verliere, um das, was
er für barbarisch hält, nur
allzu spät entwickelt und ge¬
nießbar zu sehen?" Auch
der Kaiser mag die moderne
Kunst seiner Zeit für „bar¬
barisch" halten.
Gewiß läßt sich zwischen
dem Verhältnis Friedrichs II.
zur deutschen Dichtung und
dem Wilhelms 11. zur deut¬
schen Kunst ein konsequenter
Vergleich nicht durchführen.
Die Dinge liegen auch darum
bei der bildenden Kunst
wesentlich anders als in der
Literatur, weil Monumental¬
bauten, Denkmäler, Wand¬
bilder sich dem Auge ganz
anders aufdrängen und eine
weit unmittelbarere Lebendig¬
keit beanspruchen als Bücher
und beschriebene Blätter. Man
hat dadurch den Kontrast der kaiserlichen Kunstpflege während
der fünf Lustren zu den Einzel werken und Lebenswerken,in denen
sich der Fortschritt der Entwicklung vollzog, noch weit schmerz¬
Kräfte in unnötigem Kampfe sich zersplitterten und an frischer
Schaffensfreude schwere Einbuße erlitten. Doch es bestätigte
sich auch hier die alte Wahrheit, daß der Kampf produktiv wird
und Energien auslöst, die sonst vielleicht schlummern würden.
Die stets gespannte und geladene Atmosphäre des deutschen
Kunstlebens seit fünfund¬
zwanzig Jahren, der es an
häufigen gewittermäßigen
Entladungen nicht fehlte, hat
das Interesse für Kunstdinge
in sehr weiten Kreisen der
Nation in schwer abzu¬
schätzendem Maße gestärkt
und belebt. Und es darf wohl
auch gerade als ein Zeugnis
für die Kraft und Gesundheit
einer großen Nation gelten,
wenn sich ihre Leistungen
selbst auf einem Felde, das
fürstlichen Schutzes mehr
als alle anderen zu bedürfen
scheint, ohne Hilfe der Krone,
fernab vom Hof leben, frei von
der oft Gefahr bringenden
Protektion der Machtzentren
entwickeln.
Der Fortschritt in den
bildenden Künsten vollzog
sich somit durchaus im
engsten Zusammenhang mit
dem Gesamtleben der Nation,
das immer deutlicher von den
reifenden Volkskräften be¬
stimmtwird. In früheren Jahr¬
hunderten wäre ein Leben
der Kunst ohne die Förderung
der Fürsten, des Adels, der
Kirche undenkbar gewesen.
Jetzt erwuchs es aus den
selbst. Dazu stimmt denn
Schloß Friedrichshof (Phot.: T. G.Voigt,Homburg)
Triebsäften des Künstlertums
auch das schon genannte Hauptprinzip der jüngsten Ent¬
wickelung: daß der dem Wesen des Künstlerischen entsprungene
288 DEUTSCHLAND Nr.O
Ausdruck an die erste Stelle rückte. Allenthalben begann
die stürmische Bewegung mit dem kategorischen Verlangen,
alte Konventionen abzuschütteln, neue Wirkungen zu suchen,
das Planen und Ausführen künstlerischer Werke durchaus auf
das Fundament formaler Gesetze zu stellen, das lebendige
Empfinden der Gegenwart zur Grundlage zu nehmen.
In der Malerei vollzog sich dieser Kampf in doppelter
Richtung. Mann wollte die Vormundschaft der Vergangenheit
los werden, im eigentlichsten Sinne mündig werden, und man
suchte sich zu diesem Zwecke von allem zu befreien, was an
die Herrschaft des Gewesenen erinnerte. Da im Schaffen
und Kunstbetrachten der Generation von 1880 das Inhalt«
liehe eine so große Rolle spielte, wurde zunächst in diese
Mauer Bresche geschossen. Damals herrschte souverän die
Historienmalerei, die in der akademischen Hierarchie un¬
bestritten den ersten Platz einnahm. Noch Adolf v. Menzel
wurde von der Akadmie der Künste bei der Einladung zu
genialem Instinkt voraussah; mit der er die großen modernen
Prinzipien der Farbenkunst erkannte, die in der malerischen
Erfassung des Lichts und der Luft und im Bewerten der
farbigen Qualität an sich beruhen.
Auf diesem Wege ging es vorwärts und nicht anders als
bei Menzel: durch die unmittelbare Berührung der deutschen
Kunst mit der des Auslandes, durch das organische Einfügen
unserer Arbeit in die europäische. Wie Menzel einst weithin
wirkende Anregungen durch Constable und die Fontainebleauer,
später durch die flimmernden Frühbilder des heranwachsenden
französischen Impressionismus erfuhr, so ward auch jetzt der
Einfluß von Westen her wichtig. Nun war es die reife Kunst
Manets, Claude Monets und der Ihrigen, die auf Deutschland
hinüberwirkte und sich hier mit den Gedanken des früheren
Fortschritts verband. Auf diese Weise entstand eine moderne
Malerschule, die nach jeder Richtung den Boden umpflügte.
Die Erneuerung des Stoffgebietes machte den Anfang. Das
Die Marxburg bei Braubach am Rhein
der großartigen Leichenfeier, die ihm in Schinkels altem Mu¬
seum zu Berlin gerüstet wurde, als der „verstorbene Geschichts¬
maler MenzeP" bezeichnet. Aber gerade dieses große Haupt
der Berliner Schule im neunzehnten Jahrhundert war im Kern
seiner Kunst nichts weniger als ein „Geschichtsmaler", wie man
die Bezeichnung damals begriff. Menzel hatte zuerst, im
genialen Zusammenfassen dessen, was seine Vorgänger und
seine bedeutenden Zeitgenossen anbahnten, den Weg auf
eine Malerei gewiesen, die ihre Motive der Gegenwart, dem
umgebenden Leben, der Schlichtheit des Alltags entnahm;
die gerade in der Bescheidenheit des Themas einen will¬
kommenen Anlaß sah, die ganze Aufmerksamkeit auf die
farbige Deutung des realen Vorbildes zu verlegen. Erst die
letzten Lebensjahre des kleinen Riesen und die Öffnung
seines Nachlasses, als er dahinging, haben uns die ungeheure
Kraft kennen gelehrt, mit der Menzel fast als einziger in
Deutschland die Errungenschaften der allgemeinen europäischen
Kunst sich zu eigen machte und künftige Entwickelungen in
allzu Literarische ward zur Tür hinausgewiesen. Nicht nur
die Geschichtserzählung, auch das Genrebild und alle seine
Abarten, die gemalte Novelle, Humoreske, Sensationsaffäre
wurden verbannt. Man wollte überhaupt nicht mehr erzählen,
sondern darstellen, also nicht mehr der Poesie und Schrift¬
stellerei ins Handwerk pfuschen, sondern sich auf das eigent¬
lichste Gebiet der Malerei beschränken. Im Leben der Zeit
und der Natur fand man dabei eine unerschöpfliche Fund¬
grube brauchbarer Motive. Der immer mächtiger alle Kreise
erfassende soziale Geist wies auf nie vorher beachtete
Themata, die gerade darum zur Behandlung reizten, und es
entstand die lange Reihe der Bilder aus dem Leben der ein¬
fachen und unteren Schichten, der Mühseligen und Beladenen,
der Elenden und Enterbten, der Bauern und Proletarier — die
„Armeleutmalerei", wie man sie gern nannte. Nichts lag den
Künstlern, die sich solchen Stoffen zuwandten, ferner als
parteipolitische Tendenz, an die auch Menzel nicht gedacht
hatte, als er sein großartiges erstes deutsches Arbeiterbild
Nr.5 DEUTSCHLAND 289
moderner Prägung* schuf, das „Eisenwalzwerk" von 1878 —
und es bleibt einer der peinlichsten Züge in dem Kampfe
der lebendigen neuen Kunst gegen offizielle und höfische Un¬
gunst, daß dem Kaiser von allerlei Ohrenbläsern die Auf¬
fassung nahegelegt wurde, jene Maler seien Sozialdemokraten.
Gewiß spielte als treibende Kraft bei diesen Darstellungen
das große Mitleid mit der menschlichen Kreatur hinein, das
sich von jeher in allen Künsten fruchtbar erwiesen hat; aber
weit wichtiger war, daß sich hier der Darstellung ein weiter,
völlig neuer Kreis erschloß, der durch den Mangel äußerer
Reize im landläufigen Sinne die schminkende Schönfärberei
ausschloß und die ganze Arbeit mit ethischem Ernst erfüllte.
Damit hing eine zweite charakteristische Eigenschaft der
neuen Malerei zusammen: das Abrücken von theatermäßigem
Pathos, von himmelblauer
Lieblichkeit und Süßlich¬
keit, arrangierter Herzig¬
keit und verlogener Phrase
und, als natürlicher Revers
der Medaille, eine fast
leidenschaftliche Hin¬
neigung zum Einfachen,
Schlichten, Lebenswahren,
Unübertünchten, ja zum
Häßlichen. Niemand wird
heute leugnen, daß man
durch den Rückschlag
gegen das schimmernde
Phrasentum der damals
beliebten und durch die
Akademien geheiligten
Kunst nun auf der anderen
Seite vielfach ins Extrem
geriet; doch unverkennbar
bleibt der nunmehr schon
historischen Betrachtung
auch die innere Gesund¬
heit und der sittliche
Wert dieser Reaktion, die
auf den ganzen Betrieb der
Kunst reinigend und ver¬
edelnd wirken mußte.
Auch hier sprach offen¬
sichtlich das stoffliche
Interesse immer noch mit,
doch es führte mit sich eine
Reform und Erneuerung
der künstlerischen Gesin¬
nung, die bei aller Hoch¬
schätzung des Handwerks
mit dessen Tüchtigkeit
Zusammengehen muß, um
hohe Ziele zu erreichen.
Unverkennbar war dabei
<ier Parallelismus mit der europäischen Bewegung in der
Literatur, und die Schlagworte, die dort ausgegeben wurden:
„Realismus" und „Naturalismus", ließen sich in gewissem Sinne
auch hier anwenden.
Aber dabei konnte man nicht stehen bleiben, und mit
dem Stoffgebiet verjüngte und vertiefte sich nun auch der
malerische Ausdruck, die technische Behandlung der Farben¬
probleme. Hier vor allem wurde das Ausland, wurde in
■erster Linie Frankreich maßgebend, wo seit Beginn des Jahr¬
hunderts, seit den Romantikern um Delacroix, in logisch
fortschreitender Entwicklung eine neue Farbenanschauung
und ein neuer malerischer Vortrag begründet worden war,
die ihre letzte Formulierung im Impressionismus gefunden
hatten. Das Ziel war: ein energischeres Eindringen in das
Wesen der farbigen Naturerscheinung, in die Wechsel¬
beziehungen koloristischer, luministischer und athmo-
sphärischer Elemente, ein Deutlichmachen des ungeheuren
Nuancenreichtums, der sich in der Wirklichkeit dem Auge
bietet, und der für die Kunst doch niemals durch ein klein¬
liches Addieren aller Einzelfaktoren, sondern nur durch ein
großes Summieren, ein souveränes Zusammenfassen, ein
Illusion weckendes und Phantasie erregendes Andeuten fa߬
bar ist. Die Technik, die solchen Zwecken folgte, unterschied
sich von Grund aus von der früheren. Sie verzichtete auf
Ausglättung und Politur und setzte dafür die analytische
Methode ein, die durch wohlberechnetes Aneinanderfügen
der Valeurs die ganze Vielfältigkeit und Bewegtheit, das un¬
aufhörliche innere Leben und das strömende Fluidum der
Erscheinungswelt sinn¬
fälliger zu spiegeln suchte.
Aus allen diesen Ele¬
menten erwuchs die mo¬
derne deutsche Malerei,
die sich alsbald in den
neuen Künstlerorgani¬
sationen konzentrierte, die
unter dem Namen „Sezes¬
sion" nach und nach in
allen deutschen Zentren
gegründet wurden. Unter
ihren Führern stand an
erster Stelle Max Lieber¬
mann, der als gebür¬
tiger Berliner noch das
Menzelsche Erbe vertrat,
es aber durch Studien in
Frankreich und Holland
weiter ausbaute. Man hat
ihn einen großen Kunst-
und Kulturvermittler ge¬
nannt, der durch seine
Werke wie durch sein
Wirken alle neuen Ge¬
danken wie ein Brenn¬
spiegel in sich auffing und
weiterverbreitete. Aber
diese doppelte Tätigkeit
wäre unmöglich gewesen
ohne die höchst indivi-
duelle,zeugendeKraft einer
genialen Persönlichkeit,
die in jedem Pinselstrich
Eigenstes mitteilte und
ohne starres Programm,
ganz von selbst, durch ihre
Natur das, was sie im Aus¬
land annahm, mit echtem,
bodenwüchsigem Gefühl
durchtränkte. Es ist bezeichnend, daß Liebermann, der oft genug
das törichte Scheltwort des Internationalismus hören mußte, die
Motive fast aller seiner Bilder in Holland fand, in diesem
Deutschland stammverwandten Lande, in dem der große Heros
aller nordischen und germanischen Kunst, Rembrandt, auf¬
gestanden war. Der moderne Rembrandtabkömmling Jozef
Israels, dessen künstlerischer Stammbaum anderseits auf den
Franzosen Millet wies, ward neben den Pariser Impressionisten
Liebermanns stärkster Anreger. Und mit ihm zogen nun
von Nord- und Süddeutschland die jüngeren Künstler nach
Holland hinüber, um hier in dem malerischen Lande par
excellence, das im flimmernden Dunst seiner feuchten Luft
einfache Menschen in einfacher Natur dem Auge darboi, die
Lehren der neuen Farbenkunst zu erproben. An die Spitze
Wilhelm Kreis: Bismarckturm in Friedrichsruh
Nr. 6
290 ssdesa^eeeeeeeeaaeeo^es^^ DEUTSCHLAND
der Münchener Schule trat aus ihrer Schar alsbald Fritz von
Uhde, der die Gedanken der modernen Malerei und den
sozialen Geist der Zeit mit dem tiefen Ernst seines pro¬
testantischen Christentums verknüpfte, wobei er mit dem
sicheren Instinkt einer geborenen Künstlernatur die sitt¬
lichen und formalen Elemente gegeneinander abwog.
Um diese beiden Führer gruppierten sich die Scharen
der Gleichgesinnten, die sich durch die enge Verwandtschaft
der Grundanschauungen verbunden fühlten. Aber es kam in
Deutschland niemals zu jenen festgeschlossenen Kolonnen,
deren Erscheinung für das französische Kunstleben typisch
ist. Deutlich heben sich die einzelnen Persönlichkeiten aus
der Menge heraus, wie Max Slevogt, der Delikatesse und
Geistreichtum der Farbe mit der Elastizität eines stählernen
Nervensystems verbindet, oder Lovis Corinth, der dem über¬
feinsinnigen Zergliedern ein handfestes, gesundes, frischfrohes
Zupacken entgegensetzte. Auch die
Eigenheiten der deutschen Stämme
spiegelten sich deutlich in den Sonder¬
schulen, die sich in Dresden um
Gotthardt Kuehl, in Weimar um
Theodor Hagen, Hans Olde und
Ludwig von Gleichen - Rußwurm,
Schillers leibhaftigen Enkel, in
Karlsruhe und Stuttgart um Gustav
Schönleber, Reinhold Pötzelberger,
Otto Reiniger, in Düsseldorf um
Olaf Jernberg und Heichert bildeten,
die bald in Königsberg mit Ludwig
Dettmann zusammentrafen.
Andere Strömungen trafen sich
mit der impressionistischen. Noch
aus der Epoche Courbets stammte
Wilhelm Leibi, vielleicht das größte
Farbengenie, das Deutschland im
ganzen neunzehnten Jahrhundert
hervorgebracht hatte, stammten die
Maler, die mit ihm vor allem die
Wärme und Ausgeglichenheit des
Tones, die Solidität des Pinselhand¬
werks, die Gründlichkeit in der
Beherrschung der Farbenmaterie
pflegten, unter ihnen an erster Stelle
Wilhelm Trübner. Daneben lief die
Linie, die nicht von den Realisten,
sondern von den deutsch-römischen
Stilisten vor hundert Jahren aus¬
gegangen war, die über Arnold
Böcklins leuchtendes Heroentum zu
Max Klinger führte, der mit wunder¬
bar universellem Geist alle Einflüsse der Gegenwart in sich
vereinigte und eigenkräftig mischte, oder zu Ludwig von
Hofmann, der die Böcklin- und Klingerart koloristisch ver¬
jüngte. Auch die neue Schätzung Feuerbachs und Marees'
hing damit zusammen. Und schließlich ragten aus der
früheren Generation und ihrer akademischen, rückwärts-
gewandten Manier vereinzelte Persönlichkeiten von ungewöhn¬
lichem Wuchs in die neue Zeit hinein, wie Franz von Lenbach,
der sich aus den Mitteln der Vergangenheit und seinem
eigenen genialischen Temperament die Rezepte einer Porträt¬
kunst und Porträtkultur von großem Rhythmus mischte.
Bis in unsern Tagen der Weg abermals umbog und die
Fortführer des klassischen Impressionismus in Frankreich,
die Cezanne, Matisse und Picasso sowie ihre nordischen
Gesinnungsgenossen, der Holländer van Gogh und der Nor¬
weger Edvard Munch, die modern gesehene Farbenwelt zu
einer Kunst der neuen Synthese, der wieder betonten Form,
einer aus den Steigerungen von Farbe und Form geborenen
immanenten Symbolik hinleiteten. Noch erkennen wir nicht
mit voller Klarheit, wohin die Reise gehen wird, und auch
aus den Werken der interessantesten Talente, die in diesem
Kreise die Aufmerksamkeit fesseln, etwa Max Pechsteins und
Adolf Erbslöhs, grüßen uns heute noch mehr Versprechungen
als Erfüllungen. Doch wir fühlen mit -innerem Jubel, daß das
Rad nicht still steht, daß der Boden unserer Malerei wieder
neue, zukunftsreiche Kräfte zu zeugen imstande ist.
Wesentlich anders, aber doch in manchem Betracht aucH
wieder ähnlich, gestaltete sich die Entwicklung der Bildhauer¬
kunst. Hier handelte es sich, wie in der Malerei, zunächst
vor allem um die Ueberwindung der akademischen Phraseo¬
logie, als deren temperamentvolle Vertreterin die Barockplastik
Reinhold Begas' noch über die Jahrhundertwende hinaus
herrschte. Die Reinigung und Erneuerung konnte hier nicht
durch den Naturalismus erfolgen, sondern, dem Charakter
dieser aufs Abstrakte weisenden
Kunstart folgend, nur durch eine
strenge und ernste Durchdenkung"
der absoluten Formprobleme. So
ging die Reform der Bildnerei
aus den Anschauungen jenes
deutsch-römischen Kreises hervor,,
welche ja schon in der Malerei
vielfach von solchen Erwägungen
bestimmt waren. Adolf Hildebrand,
der das erste entscheidende Wort
sprach, war ganz erfüllt von diesen,
alle äußeren Nebenwirkungen vei-
schmähenden Ideen einer reinen
Plastik. Er suchte nichts als die
voraussetzungslose, absichtslose
Deutung des großen Wunders der
Schöpfung: des menschlichen Kör¬
pers, oder seines herrlichsten Teiles:
des menschlichen Kopfes. Nichts als
„die ruhige, durch keinen äußeren
Einfluß aus ihrem normalen Gleich¬
gewicht gebrachte Existenz", zu
deren Spiegelung ihm die Antike
und die frühe Renaissance wohl
Hilfe leisten konnten, die er jedoch
letzten Endes stets aus eigenstenv
Erleben nachbildete.
Man könnte einen Gegensatz
zwischen dieser Belebung der Plastik
und der Bewegung in der Malerei
erblicken, weil auf dem Gebiete
der Skulptur das Streben nicht auf
das Naturwahre, sondern sofort
geradeswegs auf die stilisierende Steigerung ausging. In
Wahrheit aber rang sich hier wie dort das gleiche Prinzip
durch: den Betrieb der Kunst von allem zu befreien, was
mit ihrem Wesen nichts zu tun hat, die Gesetze des
Schaffens lediglich aus den Wurzeln ihrer speziellen Bedin¬
gungen zu gewinnen. Darum rückte alles, was sich in
der deutschen Bildnerei an vorwärts weisenden Kräften
regte, weit ab von der schablonenmäßig betätigten, von Außen¬
effekten lebenden Denkmalsplastik der landläufigen Art, die
gerade im letzten Vierteljahrhundert bei uns so üppig hervor¬
wucherte, im allgemeinen nur den abgestorbenen Zweig einer
hohlen Historienkunst immer weiter pflegend. Wo sich die
jüngeren Bildhauer, im Norden vor allem Louis Tuaillon,
August Gaul und Hugo Lederer, im Süden die Hildebrand-
Schüler wie Hermann Hahn, Georg Wrba, C. A. Bermann
u. a., monumentalen Aufgaben zuwandten, ward der scharfe
Grenzstrich, der sie von der Konvention schied, besonders
deutlich erkennbar. Ein neues Verhältnis zu den Mittelr^
Adolf Hildebrand: A. Böcklin
Nr. 6 DEUTSCHLAND 291
Hamburgfer Kunsthalle — Max Liebermann: Die Netzflickerinnen (Mit Genehmigung der Photogr. Gesellschaft in Berlin)
großer Wirkung, zu den Fragen des sinnlichen Formausdriicks
und zu den materiellen Besonderheiten der bearbeiteten Stoffe,
deren Kreis über die traditionellen Hilfsmittel, namentlich
beim Stein, über die enge Zahl der früher gebräuchlichen
Marmorsorten erheblich erweitert wurde, war eingetreten.
Max Klinger, auch in dieser Kunstprovinz heimisch, trat
besonders als Ersinner neuer dekora¬
tiver Möglichkeiten auf.
Die modernen Bewegungsprin¬
zipien, denen in der Plastik die fran¬
zösische Schule August Rodins den
Weg bahnte, haben in der deutschen
Bildnerei weniger Anklang gefunden.
Am feinsten gab ihnen Georg Kolbe
Ausdruck. Um so stärker aber zeigte
sich nun der Niederschlag der jüngsten
Pariser Gegenbewegung, die in
Aristide Maillol ihr Haupt sieht. Sein
Hinarbeiten auf eine kräftigere Ver¬
einfachung und lapidare Stilisierung
nach Maßgabe der Hauptformen fand
etwa in den Arbeiten von Bernhard
Hötger und Wilhelm Lehmbruck ein
Echo.
Auch in der Architektur
sehen wir die große moderne Grund¬
tendenz ihre Wirkung entfalten: Die
historische Kopie wird abgesetzt, das
schmückende Beiwerk in die zweite
Reihe gerückt und dem Wesen der
Baukunst aufs neue gründlich nachgeforscht. Daraus erwuchs
dann die strenge Logik der jüngeren Architekten, die aus Zweck,
Material und anderen realen Bedingungen ihre Formen bildeten.
Dem Geist der Epoche entsprach es, daß die Nutzbauten,nament¬
lich die, zu denen erst vordem unbekannte technische Errungen¬
schaften, industrielle, kommerzielle, soziale Aufgaben die
Grundlage boten, hierbei an erster
Stelle standen. In unsern Brücken-,
Bahnhofs-, Hochbahnkonstruktionen,
unsern Fabrik-, Warenhaus-, Kauf¬
haus-, Bureauhaus- und Hotelbauten,
unsern großstädtischen Kranken¬
häusern und Schulen wird die Zukunft
vor allem ruhmreiche Leistungen
unserer Tage sehen. Vielfach ist hier
die Ingenieurkunst der Baukunst über¬
legen gewesen. Aber in Männern wie
Alfred Messel und Peter Behrens
fand auch die Architektur führende
Persönlichkeiten, die aus dem
Sachlichen, Zweckbewußten neue
ästhetische Werte lockten und in
der Verbindung von Stein und
Eisen zu den Formbildungen ge¬
langten, die diesen Ideengängen
entsprachen. Messel aber wies zu¬
gleich für den Monumentalbau, den
Wohnhaus- und Villenbau auf einen
Weg, der bodenständige Tradition
mit modernem Empfinden organisch
292 DEUTSCHLAND in
Nr. 6
verband, indem er in seinem Berliner Wirkungkreise auf le
besten einheimischen Überlieferungen der Zopfzeit und des
vorschinkelschen Frühklassizismus zurückging, die er m vo lig
selbständiger Verarbeitung wiederbelebte. Eine Parallele
dazu stellte sich in den Barockneigungen der suddmitschen
A,‘hi»k..».chul. d.r, di. 1. Gabriel v. S.idl «„d Tb.odo,
erste, der hier mit ungewohnten Steinfügungen zu reiiren,
„von jedem Zweck genesenen" Monumentalwirkungen aufstieg,
bis zu dem Kolossalwerk des Völkerschlachtdenkmals bei
Leipzig. Wilhelm Kreis nahm in seinen Bismarcktürmen diese
Gedanken eigenwillig auf. Derselbe Geist, der in der Malerei und
Plastik wieder zum starken Ausdruck, zum großen zusammen-
Kaiser Wilhelm mit seinem Enkel
Fischer ihre Meister verehn. Hne Parallele auch aas mitte.-
deutsche Zentrum, das Schu.tz^Naumbu^^ Wi .No^n s^hu
der sich wieder mehr an die bürvjeniche Bauxuns. -e. e.. .
Hälüe des neuniehnien Jahrhunderts hielt. ^ ^ ,
Selbsiändie erv^tichs daneben ein neuer Sul ^er
Denkmalsarchiiektur. die umso wnchd^r \%-urde. je ...e... u.e
Standbilderplastik abwir.schaftete. Bruno Schmitz >%a.
fassenden Rhvthmus dräng’ie. befahigrie auch hier die Künstler
zu einem Hinauswachsen über den Anschluß an das Reale.
ln ens^er Wechselbeziehung zur Architektur verjüngte
sich schließlich das K u n s t g e w e r b e. Auch hier begann man
mit dem Abschütteln der historischen Stilspielerei, die in
den siebzisrer und achtziger Jahren alles überv^mchert hatte,
und dni: zu klaren, einfachen, rein aus Zweckgefiihl und
Nr. 6
DEUTSCHLAND t^sseesseee&s^eesese^^eeem 293
Logik geborenen Formen über, wobei sich englische, schottische,
nordische, japanische, österreichische und belgische Einflüsse,
diese durch Henry van de Velde vermittelt, hinzugesellten.
Eine Zeitlang war man auf solchem Wege fast spartanisch
und asketisch geworden, und wie in der Baukunst durch
Joseph Olbrich von Wien her eine absolute, in der Luft
schwebende Modernität nach Darmstadt überpflanzt wurde,
wo der Großherzog Ernst Ludwig eine Künstlerkolonie
erstehen ließ, so gewann durch van de Velde ein fast
ingenieurhaftes Kunstgewerbe die Herrschaft. Es war ein
Durchgangsstadium, wiederum wichtig durch seine luft¬
reinigende Wirkung. Dann erst konnte auch hier wieder in
freier Gesinnung vorsichtig an die Tradition angeknüpft
werden. Schon Otto Eckmann, der am Ende des abgelaufenen
Jahrhunderts, wie so viele seiner Kollegen, von der Malerei
zum Kunsthandwerk übersiedelte und sich mit allen Tech¬
niken vertraut machte, beschritt diesen Weg, indem er leise
die biedermeierischen Motive belebte, die zu den bürgerlichen
Tendenzen unserer Innenarchitektur so gut stimmen, und die
dann bald leider, in skrupelloser Weise herangezogen, alles
überschwemmten. Jüngere Kräfte, wie Bruno Paul, machten
dann neue Bahnen frei, um, weiter ausgreifend, frühere Stil-
und Dekorationsformen für das moderne Kunsthandwerk
ergiebig zu machen.
Frisches Blut ward so in diesen fünfundzwanzig Jahren
allen Zweigen der Kunst zugeführt. Schon beginnen sie neu
zu blühen. Doch wir legen nicht lässig die Hände in den Schoß,
sondern arbeiten fort, um einst die reifen Früchte zu ernten.
Der Kaiser und die Seinen.
Von Josef Buchhorn (Berlin).
Ernst und gemessen ist der Kaiser, wenn er gelegentlich
einer Galavorstellung im Königlichen Opernhause an der
Spitze seines ganzen Hofes an die Brüstung der großen
Mittelloge tritt und in das Parkett hernieder- und zu den
Rängen hinübergrüßt. Und ernst und gemessen ist er auchr
wenn er an der Spitze der Fahnenkompagnie und der
Standarteneskadron
des Gnrdekorpsvom
Halleschen Tor über
den Bellealliance¬
platz in die Fried¬
richstraße einbiegt
und unablässig die
vielstimmigenHurra-
rufe der dichtge¬
drängten Scharen
mit dem Marschall-
stabe dankend er¬
widert — dort Herr¬
scher, hier Soldat,
beidemal der Kaiser;
beidemal der Re¬
präsentant seiner
W ürde;beidemal der
Mann, in dem die
ungeheure Macht
seines Volkes und
seiner Lande gipfelt.
„Ich möchte den
Kaiser mal daheim
sehen I" Wie oft
hat ein aufmerk¬
samer Beobachter
bei solchen Anlässen
diesen Satz nicht
schon vernehmen
können, und wie oft
nicht auch jenen
anderen: „Ob er
wohl immer so ge¬
messen und so ernst
ist V Wem häufiger
die Möglichkeit ge¬
geben ist, den Kaiser zu beobachten, der weiß, wie ungezwungen
herzlich er sich geben kann, wie natürlich, wie menschlich¬
einfach. Man braucht ja nur, um ein Beispiel aus den letzten
Tagen anzuführen, an den Besuch zu erinnern, den er mit der
Kaiserin zusammen dem Kindererholungsheim in Ahlbeck ab-
gestattethat, das auf seineVeranlassung errichtet und ausgebant
worden ist. Wie das kleine Volk sich da seines Kaisers
bemächtigt hatte und mit ihm und der Kaiserin ohne jede
Etikette, aber auch ohne jede Scheu verkehrte: das war nett
und rührend zugleich I Dergleichen Augenblicksbilder gibt
es zu hunderten, und nach hunderten zählen die Episoden
und Anekdoten, die von der zwanglos-gewinnenden Art des
Herrschers berich¬
ten. Aber immer ist
er, trotz aller augen-
blicklichenHerzlich-
keit, der Kaiser —
den Nur-Menschen
enthüllt solch eine
Aufnahme nicht und
kann ihn ja wohl
auch, wenn man die
Ausnahmestellung
dieses Mannes be¬
denkt, nicht ent¬
hüllen — der wird
erst im Verkehr mit
den Seinen offenbar,
ob er sich nun als
aufmerksam - liebe¬
voller Gatte oder
sorgend - besorgter
Vater gibt; der wird
erst offenbar, wenn
er als Hausherr in
dieErscheinung tritt,
seinen Angestellten
oder seinen Gästen
gegenüber.
♦ *
*
Eines vor allem
ist, wenn man sich,
soweit das über¬
haupt möglich und
durch den Takt ge¬
boten ist, näher mit
dem Kaiser und sei¬
nem Hause beschäf¬
tigt, ein für allemal
festzuhalten —so gewaltig auch die Pracht- und Prunkentfaltung
des kaiserlichen Hofes bei festlichen Gelegenheiten ist, so ein¬
fach ist der kaiserliche Haushalt, so einfach verläuft das täg¬
liche Leben im Marmorpalast zu Potsdam oder im königlichen
Schlosse in Berlin. Dieser Gegensatz ist, wie genaue Kenner
versichern, geradezu verblüffend. Mit Ausnahmen natürlichl
Prinz und Prinzessin Ernst August von Cumberland (Phot.: T. H. Voigt, Bad Homburg)
294 DEUTSCHLAND Nr. ö
Der Kaiser, der nach außen hin — und das von Rechts
wegen! — auf eine strenge Etikette hält, kümmert sich wenig
um ihre strengen Vorschriften, wenn er — daheim ist. Froh¬
gestimmt soll seine Umgebung sein, denn er liebt den
Scherz und zwanglos sich zu geben. Unter den kaiser¬
lichen Familienmitgliedern herrscht, wie im guten deutschen
Bürgerhause, das trauliche „Du". Wenn der Kaiser von
der Kaiserin spricht, so sagt er stets nur „meine Frau" oder
„die Kaiserin". Die Kaiserin hinwiederum redet ihren Mann
mit „Willy" an. Sie spricht „von meinen Kindern", während
der Kaiser burschikoser „von seinen Jungen" spricht. Früher,
als diese „Jungen", die ja jetzt durchweg schon eine eigene
Haushaltung haben, noch „daheim" waren, kam es nicht
selten vor, daß sich der Kaiser, wenn er irgendwo zu einem
Festmahl gebeten war, Konfekt einsteckte und dazu erklärend
bemerkte: „Das ist für die Jungen. Mitgebrachtes schmeckt
um 4 Uhr aufsteht, um zum Exerzieren nach Döberitz zu
reiten oder zu einer Truppenbesichtigung ins Gelände zu
fahren. Der erste Imbiß sieht Mann und Frau, wie im Bürger¬
hause, zusammen. Um 9 Uhr unternehmen der Kaiser und
die Kaiserin eine Spazierfahrt, an die sich meist ein längerer
Spaziergang anschließt, je nach dem Wetter und auch je
nach den Pflichten, die des Kaisers harren. Denn gleich aa
diese Ausfahrt schließen sich längere Vorträge an. Um 2 Uhr
folgt das zweite Frühstück im Speisesaal, das durchweg aus
drei Gängen besteht. Dazu werden leichte Weine gereicht.
An diesem Mahl nehmen öfters Gäste teil, die vom Kaiser
persönlich geladen worden sind. Denn er liebt eine heitere
Tischgesellschaft. Wie er denn überhaupt nie gerne alleine
ist. Um 6 Uhr ist das Diner und um 9 Uhr die Abendtafel.
An beiden sieht das Kaiserpaar immer mehrere Gäste bei
sich, am Abend allerdings nur die nächsten Bekannten;
m
11
Berlin: Königliches Schloß
am besten. Das weiß ich von früher." Bei einem Ton¬
taubenschießen der Offiziere des 4. Garderegiments hatte
der Kaiser einmal als der beste Schütze 3 Mk. gewonnen.
Er nahm den Taler und meinte, „damit kann ich ja meinen
Jungen eine Freude machen".
Das sind zwar nur ein paar Einzelzüge, die wir hier
notieren, aber immerhin schlagen sie den Ton an, der im
Kaiserhause schwingt . . .
* *
♦
Der Kaiser ist ein Frühaufsteher. Um 7 Uhr erhebt er
sich, nimmt ein kaltes Bad und kleidet sich dann sofort
militärisch an. Das Frühstück, das nach englischer Sitte
aus Tee, allerhand Weißgebäck, Butter, kaltem Fleisch,
Eiern usw. besteht, nimmt das Kaiserpaar stets gemeinsam
ein. Stets. Die Kaiserin läßt es sich nie nehmen, ihrem
Gerpahl hierbei Gesellschaft zu leisten, und wenn er selbst
selten aber mehr als vier bis fünf Personen. Die Zivilisten
erscheinen im Frack. Ein kräftiger Händedruck begrüßt sie
und sagt ihnen gleich, daß sie willkommen sind. Sind sie
dem Kaiser bekannt, so ruft er sie ohne jeden Titel, mit
ihrem Namen, im anderen Falle setzt er das „Herr" hinzu —
Das Essen! Es besteht aus wenig Gängen — Vorgerichte,
Fisch, Braten, Speise — die Bürgersleute machen sich oft
mehr Umstände! Wein wird wenig genossen. Aber Tag*
für Tag ist die Tafel prächtig geschmückt, mit kostbar¬
erlesenem Geschirr und wundervollen Blumen, mit Rosen
und Gardenien meist — Häufig zieht sich die Kaiserin nach
den letzten Gerichten in ihre Gemächer zurück — dann gibt
es Zigarren (unter denen die langen Holländer bevorzugt
werden) und Münchener Bier. Nun wird es ungezwungen,
und das Gespräch läuft in lebendigem Fluß hin und her.
Da ist kein Gebiet des öffentlichen Lebens, das nicht berührt
Nr. 6
m DEUTSCHLAND 295
würde, und überall ist eine offene Aussprache oberstes Gebot.
Und es ist nicht selten, daß die Meinungen der Gäste in
der Hitze des Gefechts aufeinanderplatzen. Gelehrte und
Künstler, die ja häufig zu den Gästen des Kaisers gehören,
sind bekanntlich immer streitbare Herren. Aufmerksam ver¬
folgt der Kaiser Stoß und Gegenstoß. Sind nach seiner
Meinung genug Gänge geschlagen, dann fällt er ein und
vermittelt. Ist er besonders gut aufgelegt, dann führt er
seine Gäste in das Kreuzgewölbe in der Nähe der polnischen
Kammern. Bekanntlich ist der Kaiser als Wirt ja von einer
Liebenswürdigkeit, die noch jeden Menschen gefesselt hat,
der seine Gastfreundschaft genießen durfte — Um 11,
spätestens um 12 Uhr ist die Abendgesellschaft zu Ende.
* ♦
*
Wir alle wissen — oder können es aus dem Pensum,
das der Kaiser tagtäglich tu erledigen hat, wissen, wie seine
schiedensten Gelegenheiten betont. So vor den Ständen
der Provinz Schleswig-Holstein in Glücksburg am 7. Sep¬
tember 1890, wo er sie „das Sinnbild sämtlicher Tugenden
einer germanischen Fürstin" nennt, der er es dankt, „wenn
ich imtsande bin, die schweren Pflichten meines Berufes mit
dem freudigen Geiste zu führen und ihnen obzuliegen, wie
ich es vermag". Und in Altona erklärt er am 4. Sep¬
tember 1904 u. a.: „Der Königin Luise gleich an Volks¬
tümlichkeit, gewonnen durch Werke der Liebe an Armen
und Leidenden, durch Stärkung und Pflege des Hortes unseres
Volkes, des Familiensinnes, steht Ihrer Majestät Bildnis in
den Herzen aller Untertanen unauslöschlich eingeprägt. . ."
„Die Kaiserin hat dem Hohenzollernhause ein Familienleben
beschert, wie es vielleicht nur die Königin Luise vor ihr getan
hat", betont er in demselben Altona sieben Jahre später .. .
— Und nicht nur der Kaiser hat das hohe Lied unserer Kaiserin
Berlin: Reichstagsgebäude
Zeit in Anspruch genommen ist. Jede freie Minute gehört
den Seinen. Oft sucht er zwischen zwei Empfängen die
Kaiserin auf, um ihren Rat einzuholen, bevor er sich ent¬
schließt. Auch das ist rein menschlich. Es gibt so viele
Fragen des öffentlichen Lebens, wo eine wohlunterrichtete
und kluge Frau schärfer sieht und besser urteilt als der
Mann. Warum sollte sich ein Monarch nicht ebenso mit
seiner Frau besprechen, wie es im guten deutschen Bürger¬
hause gang und gäbe ist? Dabei ist aber wohl zu beachten,
und diese Tatsache mag hier einmal mit allem Ernst und
allem Nachdruck festgelegt werden, daß der Kaiser niemals
den Rat der Kaiserin einholt, wenn es sich um politische
oder militärische Fragen handelt . . .
* *
«
In welch innigem Verhältnis der Kaiser und die Kaiserin
miteinander stehen, das hat der Kaiser selber bei den ver-
gesungen — das haben fast alle getan, die jemals mit ihr in
Berührung gekommen sind, wie, um nur eine Stimme zu zitieren,
jener schwedische Bischof, der da sagte: „Das ist eine Frauen¬
gestalt, die in ihrem sympathischen Wesen durch jeden Blick
jedes Wort Beweise ablegt für die ihr innewohnende Sicherheit
und den klar schauenden Verstand, wie man sie selten trifft."
Eine der schönsten Huldigungen aber ist der Kaiserin
einmal von einem ihrer „Jungen" bereitet worden. Sie ist
wenig oder gar nicht bekannt geworden und mag darum
hier doppelt interessieren. Der kleine Prinz Eitel Friedrich hatte
Religionsunterricht, und der Oberhofprediger D. Dryander
bemüht sich, ihm den Sinn des alten Römerwortes klar zu
machen: „Wir sind allzumal Sünder". Sinnend blickt der
Prinz vor sich hin — aber dann schüttelt er ungläubig den
Kopf und meint — „Nein, das kann nicht stimmen, denn
meine Mama ist keine Sünderin".
296 DEUTSCHLAND Nr.6
Bei der Gelegenheit ein Wort unseres Kronprinzen aus
seinem Religionsunterricht. Er wird nach den drei christlichen
Hauptfesten gefragt, und prompt gibt er zurück: „Geburtsteg,
Trauung, Schrippenfest".
Der Prinz Eitel Friedrich muß gelegentlich mit dem
lieben Gott ganz besonders gut gestanden haben. Er hatte,
das kommt auch bei Kaisersöhnen vor, bei seinen Arbeiten
einmal regelrecht gebummelt. Der Vater ist streng und ordnet
Nachsitzen an. Irgendeine schwere Rechenaufgabe spottete
jeder Lösung. Die anderen Kinder tummeln sich draußen
im Freien, reiten, turnen usw.; kurze Zeit danach ist auch
zum Erstaunen des Gouverneurs der Prinz Eitel Friedrich
unter ihnen. „Aber Prinz," verwarnt ihn der Erzieher,
„Majestät haben doch —" „Ach," meint der, „wie ich so
dasaß, da hat mir der liebe Gott einen guten Kniff gezeigt,
und da ging es mit einem Male ganz leicht."
Kinder — hier wie da. Es war' auch schade, wenn es
anders wäre. Jedenfalls — unser Kaiserpaar hat seine
Volkes geleitet hat. „Mein höchster Lohn ist: Tag und
Nacht für mein Volk und sein Wohl zu arbeiten", hat er
im März 1893 auf dem Festmahl des Brandenburgischen
Provinziallandtages bekundet, und dieses Pflichtbewußtsein,
das er von sich selber fordert, hat er seinen Söhnen wieder
und immer wieder gepredigt — bei der Einsegnung der
Prinzen August Wilhelm und Oskar (am 17. Oktober 1903),
bei der Großjährigkeitserklärung des Kronprinzen (am
6. Mai 1900), bei der Hochzeit des Kronprinzenpaares,
als er seine „liebe Tochter Cecilie" willkommen heißt:
„. . . Hunderttausende freudestrahlender Gesichter haben
dir entgegengejubelt. Sie haben aber nicht nur aus Freude
geleuchtet, sondern wer tiefer in die Seele der Menschen zu
blicken vermag, hat auch in den Augen dieser eine Frage
gelesen, eine Frage, die der Antwort bedarf durch euer
ganzes Wesen und Leben, die Frage: Wie wird es werden?"
Und zuletzt noch, am 24. Mai d. Js., als er seine einzige
Tochter Victoria Luise mit dem Prinzen Ernst August von
Neues Palais
„Jungen" gut bürgerlich erzogen und dafür Sorge getragen,
daß die Bäume nicht in den Himmel wuchsen.
♦ *
*
Der aphoristische Charakter eines Aufsatzes von der Art
des vorliegenden bringt es mit sich, daß der Gegenstand
der jeweils besonders in den Vordergrund tritt, oft wechselt.
Man spricht von dem Kaiser und kann die Kaiserin aus der
Behandlung nicht ausschließen, und mit unfehlbarer Sicher¬
heit erzählt man von den Kindern, wenn man die Eltern
schildert. Eines ist eben unlöslich mit dem anderen ver¬
bunden ....
* *
*
Was Kenner an dem Kaiser vor allem rühmen, ist seine
rasche Entschlossenheit, ist der schnelle, gleich das Richtige
treffende Blick, ist, nicht zuletzt, sein tiefes Pflichtbewußtsein.
Das hat er selber, wie wir alle wissen, oft festgelegt. „Ich
betrachte es als Meine königliche Pflicht . . ." begann er
schon im Mai 1889 seine Rede an die Abordnung der
Grubenbesitzer des Ruhrkohlenvereins — und diese Pflicht
ist mit ihm und seiner Arbeit gegangen all die 25 Jahre
hindurch, die er nunmehr die Geschicke des deutschen
Cumberland vermählte, und ihr dankt „für die lange Zeit
strahlenden Sonnenlichtes", das sie seinem Hause gewesen
sei, klingt in den warmen Segensspruch der ernste Unterton:
„Vor allen Dingen aber, trotz eurer Jugend, wird es wohl
bald euch beschieden sein, anderen zu dienen und für andere
zu sorgen. Möge diese Aufgabe, die schönste, euer ganzes
Leben erfüllen, und möge die Liebe zu anderen Menschen
eure Herzen erwärmen."
* *
♦
Aus diesem tiefen Pflichtbewußtsein des Monarchen, das
an jede Aufgabe mit heiligem Ernst und dem ehrlichen
Wollen geht, sie nach bestem Wissen und Gewissen zu
lösen, ergibt sich unschwer jene Tatsache auch, daß der
Kaiser von einer Ansicht, die er einmal gefaßt hat, schwer
abzubringen ist. Was das aber bedeutet, wenn Schranzen
und keine Männer um ihn sind, mag hier nur angedeutet,
nicht ausgeführt werden. Darum lautet eine Entscheidung
denn auch oft ganz anders, als seine Ratgeber erwartet
haben. Ehrliche Achtung hat der Kaiser vor jeder ehrlichen
Arbeit. Und er ist auch immer bereit, das ehrlich zum
Ausdruck zu bringen.
Nr.6 DEUTSCHLAND 2Q7
Merkwürdig" ist, daß der Mann, der sich für jeden neuen
Fortschritt, in der Technik, für jede neue Fragte in irg-end-
einer Wissenschaft immer wieder aufs neue interessiert, eine
kühle Zurückhaltung beobachtet, wenn er neue Gesichter
sieht (das ganz im Gegensatz zur Kaiserin, die neue
Gesichter gerne sieht und neue Bekanntschaften gerne
schließt). Ueberflüssig anzumerken, daß dieses Faktum
unter Umständen zu einer Ringbildung um den Kaiser Ver¬
anlassung geben kann, durch deren dreimal gestanzte
Eisenwand schwer durchzukommen ist. Der Generalintendant
Georg von Hülsen beispielsweise ist bekanntlich der Berater
des Kaisers in allen Fragen der Literatur und des Theaters.
Daß Herr von Hülsen der modernen Literatur fremd gegen¬
übersteht, daß er für ihre Werte kein kongeniales Verständnis
besitzt, das lehrt, wenn es nicht an und für sich bekannt
wäre, allein schon die Verwaltung der ihm anvertrauten
königlichen Theater, in denen von dem Geiste unserer Zeit
wahrlich kein Hauch zu verspüren ist. Möglich, daß der
Der Kaiser läßt exerzieren. Dabei will er, um auf dem
kürzesten Wege ans Ziel zu gelangen, über ein Feld. Auf
dem steht aber eine Wiepe. Und das heißt: hier darf kein
Flurschaden gemacht werden. Der Kaiser läßt dem Bauer
durch seinen Adjutanten klar machen, was er will. Der
Bauer aber schüttelt den Kopf: „Die Wiepe bleibt stehen."
Der Kaiser interveniert selber. „Die Wiepe bleibt stehen."
„Wissen Sie denn auch, gegen wen Sie sich so unleidlich
benehmen?" fragt der Adjutant, und hofft auf die Art ans
Ziel zu kommen. „Es ist der Kaiser." „Die Wiepe bleibt
stehen I" Und sie blieb stehen . . .
Ein Admiral ist zum Vortrag im Schloß. Der Kaiser hat
eine andere Meinung, als der Seemann, und läßt sich, trotz aller
guten Gründe, nicht von ihr abbringen. Da vergißt der Admiral
seine Umwelt und haut mit der Faust auf den Tisch — Der
Kaiser ist zuerst verdutzt — dann haut auch er mit der
Faust auf den Tisch und sagt: „Admiral, Sie sollen recht haben,
ich nehme alles zurück — nun wollen wir Frieden schließen."
Marmor-Palais
Kaiser, wenn er auf diesem Gebiete anders beraten worden
wäre, auch ein anderes Urteil zu unseren Modernen
und unserer Moderne gewonnen hätte — Möglich auch,
daß er freundlicher über die moderne Kunst denken würde,
wenn er einen Führer gehabt hätte, der ihm aus dem Werde-
und Entwicklungsgang der alten Kunst heraus die Bedin¬
gungen für die neue offenbart hätte. Das ist sicher, die
Söhne des Kaisers, der Kronprinz und vor allem der fleißige
und vielseitig begabte Prinz August Wilhelm denken gerade
in diesen Fragen anders als ihr Vater. Sie fühlen sich
darum auch im Lessing-Theater und bei Max Reinhardt im
Deutschen Theater wohler, angeregter und befriedigter, als
in dem Königlichen Schauspielhaus mit seiner starren und
lebensfremden Kunst . . .
* *
*
Im großen und ganzen ist der Kaiser in seinem ganzen
Wesen gleich offen und gütig geblieben, wie er es vor seiner
Thronbesteigung gewesen ist.
Wie gesagt, er duldet ungern einen Widerspruch. Aber
er fügt sich auch einmal. So wird von einem Fall erzählt,
der sich in der Umgegend von Potsdam zugetragen hat.
Bekannt ist, wie gerne und wie wohl sich der Kaiser
als Berliner fühlt . . . Hat er sich da eines Tages mit der
Kaiserin bei einem Berliner Künstler zu einem Besuche an¬
gemeldet. Die kleine Tochter des Malers soll einen Blumen*-
Strauß überreichen und dabei ein kurzes Gedicht aufsagen.
Aber die Aufregung — kurz, es ging nicht programmäßig
vonstatten. Da muckt der Künstler unwillig auf: „Frida,
mach' schnell die Luke zu, es zieht." Darauf wendet sich
der Kaiser lächelnd zur Kaiserin: „Na siehste, hier sind wir
mal bei einem echten Landsmann von mir."
Der Kronprinz hat eines Tages vom Kaiser eine Rede
entgegennehmen müssen, wie sie Söhne von ihren Vätern
wohl mal zur Auffrischung gehalten bekommen. Als sie
beendet ist, wendet er sich kurz um und sagt zu einem
gerade anwesenden General: „Siehste Nauke, da haste deine
Pauke." Der ist ganz bestürzt über soviel Formverletzung
vor dem Kaiser und weiß nicht, wie und wo — Da lächelt
der Kaiser ihn an: „Ja ja, das hat er von mir."
Nett ist übrigens auch eine Vorstellung im Großlichter¬
felder Kadettenhause. Der Kaiser schreitet die Front der
Zöglinge ab und erfährt Namen und Art. Da ist einer, bei
298 DEUTSCHLAND Nr.ö
dem heißt es: ^Kadett KaiserI" Darauf der Kaiser: „Kollege
von mirl"
Reizend wie der Verkehr des Kaiserpaares mit den eigenen
Kindern ist auch der mit den angeheirateten, den Schwieger¬
töchtern. Sie haben tatsächlich alle ein zweites Elternhaus
gefunden, in dem
sie sich wohlfühlen
können und ja auch
wohlfühlen. Zwang¬
los ist derllmgangs-
ton zwischen ihnen
und dem Kaiser¬
paar. „Lieber Papa^"
schreibt die Kron¬
prinzessin , wenn
sie mit ihrem
Schwiegervater kor¬
respondiert und
irgend etwas von
ihm will oder ihm
irgend etwas mit¬
teilt. „LieberPapa",
tout comme chez
nous. Und sie
schließt auch, tout
comme chez nous
„ .... ich verbleibe
Deine treue Schwie¬
gertochter Cecilie."
* *
*
Der bürgerliche Zuschnitt unseres Kaiserhauses zeigt
sich aber auch in der geradezu beispiellosen Fürsorge, mit
der die Kaiserin alle Angestellten ihres Hofes betreut. Da
ist keiner, bis zum Stallburschen hinunter, an dessen Familien¬
zwischenfällen sie nicht durch ein Wort oder eine Gab© teil¬
nähme, und sie würde es dem betreffenden Referenten übel
vermerken, der sie nicht bis ins kleinste über das Wohl und
Wehe der Angestellten unterrichtete. Sie weiß auf das
genaueste in den Haushaltungen der einzelnen Bescheid
und ist rührend in
ihrer Hilfsbereit-
schaft,wenn sie not¬
wendig geworden
ist —
♦ *
♦
Der frühere Kul¬
tusminister Bosse
hat das einmal
wundersam - tref¬
fende Wort ge¬
prägt : „Es ist
eine große Gnade
Gottes für unser
Volk, daß in seiner
Mitte ein fürst¬
liches Paar waltet,
dessen Ehe heilig
und rein ist, so
gewiß, daß selbst
die verbissenste
Bosheit der Feinde
sich bisher noch
nicht herangewagt
hat."
Wir schließen: Wolle Gott unserem Volk die große
Gnade schenken und dieses fürstliche Paar noch lange in
unserer Mitte walten lassen — denn: „ein edles Beispiel
macht die schweren Taten leicht."
7 '
BJ cj 0
”17^ . -iJt
Cassel: Kgl. Hoftheater von der Aueseite
Nr.6 DEUTSCHLAND 299
Die Hauptresidenzstädte des Kaisers: Berlin und Potsdam.
Von Wilhelm Conrad Gomoll.
Im Laufe seiner fünfundzwanzigjährig-en Regierungszeit
hat Kaiser Wilhelm II. . eine ganze Reihe von deutschen
Städten ausgezeichnet, indem er sie entweder, den alten
bestehenden Traditionen folgend, auch zu seinen Residenz¬
städten machte oder ihnen diese hohe Ehre von neuem ver¬
lieh. So reihen sich besonders die Namen von Breslau
und Kassel — das gerade jetzt wegen der bevorstehenden
Jahrtausendfeier im Vordergründe des Interesses steht —,
von Wiesbaden und Homburg v. d. H. aneinander, und so
fügt sich der Name der Stadt Posen diesem Bunde an, die,
in der Ostmark gegründet, ein neues Kaiserschloß empfing:
einen machtvollen Bau, der dem deutschen Gedanken Nach¬
druck verleihen soll; ein Schloß, das eine steinerne Wacht
inmitten einer preußischen Provinz darstellt, in der die deutsche
Kolonisation noch harte Arbeit zu verrichten hat. Außerhalb
dieses Städtekranzes stehen Berlin und Potsdam, die beiden
eigentlichen Wohnsitze des Kaisers und damit auch die Haupt¬
standquartiere des
kaiserlichen Hof¬
lagers. In Berlin
bietet das alte könig¬
liche Schloß am
Lustgarten,eines der
schönstenWerke der
deutschen Renais¬
sance, sich als wür¬
dige Wohnstätte an,
während in Potsdam
das von Friedrich
dem Großen als
ein Zeichen seiner
Macht und Geld¬
mittel während des
SiebenjährigenKrie-
ges geplante und
um 1765 mit einem
Aufwand von drei
Millionen Talern
aufgeführte Neue
Palais vom Kaiser
benutzt wird. Sowohl
die Berliner Winter¬
residenz, das alters¬
graue Königsschloß an der Spree, das mit seiner Gründungs¬
geschichte auf die Trutzburg des „eisernen'' Hohenzollern-
Kurfürsten und Markgrafen von Brandenburg Friedrich II.
zurückweist, der seine im heutigen Schloß aufgegangene
Burg um 1551 vollendete, wie das ebenfalls alte Neue
Palais, die Potsdamer Sommerresidenz, sind historische Stätten
von besonderer Bedeutung. Von dort her schweifte nun schon
ein Vierteljahrhundert Auge und Gedanke unseres Kaisers
über das Reich, überall die Entwicklung verfolgend, die sich
stetig zeigte. Ganz besonders aber hat der Kaiser mit starkem
Interesse die Entwicklung der Reichshauptstadt Berlin beob¬
achtet, die ja unter seiner Friedensregierung einen Aufschwung
genommen hat, der amerikanischen Charakter trägt und für
europäischeVerhältnisse in beispielloser Einzigartigkeit dasteht.
Die Entwicklungsgeschichte Berlins wird für alle Zukunft
auch mit der segenbringenden Regierungszeit Kaiser Wil¬
helms II. eng verbunden sein. Wohl hat den Aufschwung,
der in den zurückliegenden fünfundzwanzig Jahren eingetreten
ist, auf die wir aus dem Anlaß des Regierungsjubiläums mit
großer Befriedigung zurückblicken dürfen, die voraufgegangene
kampferfüllte Zeit vorbereitet. Nach den Kriegen von 1864
Potsdam: Sanssouci
und 1866 setzte die Entwicklung ein. Berlin, wohl schon
eine achtunggebietende, aber doch keinenfalls eine hervor¬
ragende Stadt, begann, innerlich gekräftigt, sich auszudehnen.
Die alte Landeinteilung vor der Stadt, die bis dahin genügt
hatte, mußte umgestoßen werden, da sie den Bedürfnissen
nicht mehr entsprach. Nach dem glücklich beendeten Kriege
gegen Frankreich trat dann aber jener starke und verblüffende
Aufschwung ein, der die Unternehmungslust der sogenannten
Gründerjahre noch weit übertraf. Die Bautätigkeit Berlins
steigerte sich in noch nie dagewesenem Maße, dazu gewannen
Industrie und Handel an Boden. Eine Stetigkeit im Vor-
und Aufwärtsstreben schaffte sich Geltung, die die Stadt im
Zusammenwirken aller Kräfte mit rasender Geschwindigkeit
in die Höhe führte und damit in die Reihe der Weltstädte
rückte. In welchem Maße sich damals der Aufschwung voll¬
zog und welchen weiteren Fortschritt er erfuhr, stellen am
sichersten die Einwohnerzahlen dar. 1871 stand die Be¬
völkerungsziffer auf
826000, 1877 war
sie bereits auf
1 OOOOCOgestiegen,
um beim Regie-
^rungsantritt Kaiser
iWilhelms II. bereits
die Höhe von
jl 500000 zu zeigen
,und imVerlauf seiner
Regierungszeit sich
abermals zu ver-
Idoppeln. In Ver-
[bindung mit den
ohne Berlin ja nicht
denkbaren und eben¬
so außerordentlich
wie die Stadt selbst
aufstrebenden Vor¬
orten wurde die Ein¬
wohnerzahl von dl ei
Millionen erreicht,
die die Hauptstadt
des Königreiches
Preußen und des
Deutschen Reiches
nun in die Reihe der europäischen Weltstädte an dritter
Stelle einrücken ließ.
Dicht hinter London und Paris rangierend und mit der
Hauptstadt Frankreichs in sehr vielen Punkten stark rivali¬
sierend, genießt Berlin heute einen Weltruf. Die von Jahr zu
Jahr enorm wachsende Zahl der Berlin besuchenden Fremden
aus der ganzenWelt, die sich mehrenden und zeitlich immer enger
aneinanderschließenden Studienabordnungen, die die Reichs¬
hauptstadt aufsuchen, um ihre bauliche Entwicklung, vor allem
aber die auf höchster Stufe im Dienste der öffentlichen Wohlfahrt
stehenden Einrichtungen kennen zu lernen, beweisen das. Würden
die Reisen sich nicht lohnen, man käme nicht aus allen (Frank¬
reich und England mit eingeschlossen) europäischen Ländern;
man käme nicht aus dem nördlichen und südlichen Amerika,
auch nicht aus Ostasien und der afrikanischen Kapkolonie.
Nun ist es unmöglich, zu sagen, daß der Aufschwung,
den Berlin in den letzten fünfundzwanzig Jahren erlebt hat,
in direktem Zusammenhang mit dem persönlichen Schalten
und Walten des Kaisers zu bringen ist. Ein außerordentlich
wichtiger indirekter Zusammenhang ist natürlich vorhanden;
denn nur durch die fortdauernd dem ganzen Lande Ruhe
300 DEUTSCHLAND Nr.6
bringende Friedenspolitik Wilhelms II. konnte die großartige
Entwicklung eintreten, die das im Aufschwünge begriffene
Großgemeindewesen der jungen Weltstadt sich fort und fort
blühend entfalten ließ. Man kann sagen, daß die Friedens¬
politik des Kaisers den ruhig stehenden Boden bildete, auf
dem sich all die nach den ruhmreichen Kriegen von 1864,
1866 und 1870/71 zu neuem tätigen Leben erwachten Kräfte
des deutschen Volkes zu freudigem und rastlosem Wettkampf
üinfanden. Daß Berlin aus diesem schönen Streite der Kräfte
ganz besonderen Nutzen ziehen mußte, liegt auf der Hand.
denn die einmal in Fluß gekommene Bewegung riß aus allen
Teilen des Reiches an sich, was nicht ganz fest mit dem
Heimatboden verwachsen war. — Umformend, was ihr zufließt
zu neuen Teilen ihres Organismus machend, was ihr täglich
entgegendrängt, so steht die Stadt, so lebt sie und wächst^
wächst durch den ganz natürlichen Prozeß der Koition, und, ohne
eine besondere Prophetengabe zu besitzen, kann man den Fort¬
gang des jetzigen Wachsens auch für die kommende Zeit
Voraussagen, wenn die Grundbedingung allen Wachstums,
die Kaiser Wilhelm II. uns bis jetzt zu schaffen wußte: die
eine gesunde Entwicklung sichernde Ruhe, gewahrt bleibt.
Die Reichshaupt¬
stadt hat aber auch
eine von Natur so
außerordentlich bevor¬
zugte Lage inmitten
des neu aufgerichteten
Reiches, daß schon
dadurch leicht eine
Erklärung für den
stetigen Zuwachs aus
allen Landgebieten
möglich wird. Man
darf, will man der all¬
gemeinen Entwicklung-
Berlins im Zusammen¬
hang mit dem Reich
gerecht werden, die
geographische Lage
nicht unterschätzen.
Inmitten eines alten
Urstromtales gelegen,
durch das schiffbare
Flüsse ziehen, die in
kluger Ausnutzung der
gegebenen Verhältnisse für den Verkehr verbessert, durch
Kanäle miteinander verbunden worden sind, ragt Berlin
auch in dieser Beziehung begünstigt empor. Man darf
die an der immer schiffbaren Spree errichtete Stadt auch
in bezug auf die im Zusammenhang mit ihr stehenden
Wasserwege, die sie heute zu einem bedeutungsvollen
Knotenpunkt der Schiffahrt gemacht haben, das Herz des
Reiches nennen. Für den Aufschwung, den die Berliner
Industrie und der Berliner Handel während der letzten
fünfundzwanzig Jahren genommen haben, war das von großer
Wichtigkeit. Die Bevölkerung Berlins, die von altersher um
ihres Gewerbefleißes willen gerühmt wird, fand in guten und
billigen Wassertransportgelegenheiten eine wertvolle Unter¬
stützung, und die Entwicklung der Berliner Schiffahrt prägt
sich am besten in den Beispielen der in den letzten zehn
Jahren vorgenommenen Hafenbauten aus, die als Umschlags¬
stätten dauernd an Wert und Benutzung gewinnen.
In gleichem Maße bildete sich die hohe Entwicklung des
deutschen Eisenbahnwesens auch zu einem fördernden Faktor
der preußischen Hauptstadt aus. Von Jahr zu Jahr wurde
auch auf diesem Gebiet Berlin immer mehr der große Zentral¬
punkt des neuen Reiches. Das unablässige Zuströmen auf
den von allen Seiten einmündenden Schienenwegen hob den
Verkehr, förderte den Zuzug neuer seßhaft werdender Elemente,
und Hand in Hand damit gingen die sich als notwendig er¬
weisenden Umgestaltungen der Stadt, die mächtig in die
Breite drängte. Im Innern wuchs das Gewoge. Immer pro¬
blematischer wurden die Zustände des öffentlichen Verkehrs¬
wesens, zumal sich stark das Verlangen bemerkbar machte,
nach englischem und amerikanischem System die Innenstadt
zu einer Geschäftshausstadt auszubilden und die Wohnungen
in die lärmfreien, noch von reiner Landluft überwehten, mit
immer besseren Verbindungen bedachten Vororte zu verlegen.
Für den kräftiger pulsierenden Blutstrom der Stadt erwuchsen
dann durch den Bau der ersten Untergrundbahnen, die die An¬
fänge eines brauchbaren Schnellverkehrs gaben, neue Wege, neue
Möglichkeiten. Wie einst unter dem Großen Kurfürsten und
unter Friedrich dem Großen, freilich ohne den damals ausge¬
übten Druck der Herrscher, entstanden nun, aus der Notwendig¬
keit geboren, unter dem Hohenzoller Wilhelm II. an den Peri¬
pherien ganzeStadtteile, die,kleineStädte,oftmalsinwenigenMo-
naten in die Höhe wuchsen und ebenso schnell bevölkert wurden.
Die bauliche Entwicklung Berlins hat aber einen doppelten
Aufschwung zu verzeichnen. Einmal war es die verblüffende
Ausdehnung der Stadt,
die früher, um ein
Beispiel aus dem
Westen zu geben,
vom Tiergarten be¬
grenzt wurde, diesen
nicht nur vollständig
umschloß,sondernsich
auch bis weit zu den
( ntlegenenGrunewald-
vororten ausdehnte,
die heutenichts anderes
mehr sind als weit
hinausgeschobene Vor¬
posten der unge¬
heuerlich angewach¬
senen Weltstadt. Ein
ganz besonderes Bei¬
spiel für diese bauliche
Entwicklung bildet in
der allerneuesten Zeit
die erst vor wenigen
Jahren aufgeteilte
königliche Domäne
Dahlem, die, in einen Villenvorort verwandelt, sich fabel¬
haft veränderte. Wo vor kurzem noch landwirtschaftlich
bebaute Feldmarken lagen, stehen jetzt geschmackvolle
Landhäuser inmitten schöner Gärten, die zum Teil noch
alten Waldbaumbestand besitzen, und unter der Teil¬
nahme des Kaisers wurden wissenschaftliche Institute er¬
richtet, denen noch weitere folgen werden. Dahlems Ent¬
wicklung ist weit mehr als amerikanisch zu nennen; denn
was sich zahlenmäßig mit den amerikanischen Zuständen
deckt, hat in der Ausführung noch die überlegene deutsche
Gediegenheit für sich, mit der man bei diesem Bautempo
jenseits des großen Wassers nicht aufwarten kann I
Aber nicht nur die Außenstadt hat diese Entwicklung
erfahren, sondern auch die Innenstadt, die ja zum Teil in
den letzten zehn bis fünfzehn Jahren oft straßenzugsweise
ein neues Gesicht bekommen hat. Und hier berühren wir
den zweiten Punkt des baulichen Aufschwunges.
Kaiser Wilhelm II. hat bekanntlich das zukunftsfreudige
Wort geprägt: „Berlin wird doch noch die schönste Stadt
der Weltl"' — Nun, es hat wohl noch eine Weile Zeit damit.
Aber es muß mit Freuden zugestanden werden, daß manches
schöne öffentliche und private Bauwerk aufgeführt worden ist,
das der Stadt zur Zierde gereicht. Nicht alles konnte ein-
Charlottenhof
Nr.6 DEUTSCHLAND ^^^^^^eeeeeeeeeeeeeseeeem 30i
wandfrei hingenommen werden, was an neuen Monumental¬
bauten entstand, in denen sich die Größe des Reiches,
die Residenz des Kaisers, die Macht der jungen Weltstadt
Berlin eindrucksstark kundgeben sollte. Berlin, das heutige
eilige Berlin, das mit dem um tausend Jahre älteren
und kulturerfüllten Paris um die Krone ringt, hat aber
doch repräsentativ ungeheuer gewonnen. Namentlich unter
dem Einfluß Alfred Messels gestaltete sich manch gutes
Architeklurwerk, und Bauten wie die Kaiser-Wilhelm-
Gedächtniskirche, das Kaiser-Friedrich-Museum, die König¬
liche Bibliothek oder die Meisterwerke des jetzt amtierenden
Geheimen Sladtbaurates Ludwig Hoffmann — eines Archi¬
tekten von hoher Bedeutung —, das Märkische Museum, das
neue Stadthaus, Standesämter, Krankenhäuser, Schulen, Asyle
und dergleichen mehr, gaben kräftigen Ausdruck für das neue
wieder in einer besonders stark bevölkerten und kinderreichen
Gegend, der im Norden der Stadt entstandene Schillerpark. Als
schlichte Stätten für die Volksgesundheit — grüne Oasen
inmitten des Steinmeeres der Millionenstadt gleich dem um¬
bauten Tiergarten — stehen solche Anlagen im schärfsten
Gegensatz zu all den im neuzeitigen Berlin entstandenen riesen¬
haften, glänzenden Hotelbauten mit Bierpalästen und Kaffee¬
häusern, die an prunkvoller Ausstattung fortlaufend einander zu
überbieten suchen und die in dem unaufhörlich durchbrandenden
Tag- und Nachtleben der Stadt eine so große Rolle spielen.
Das Berlin Kaiser Wilhelms II. hat eine erstaunliche Um¬
wandlung durchgemacht: aus der Großstadt ist die Weltstadt
geworden! . . . Fuhr beim Regierungsantritt des Kaisers
noch die kleine Pferdebahn im gemächlichen Schuckeitrab
langsam mit dünnem Geklingel durch die von meist be-
Berlin: Der Dom
Wollen und prägten dem Stadtbild schöne Züge auf. Auch
nach der Seite der Denkmalkunst geschah mancherlei, und
cs muß gesagt werden, daß gerade an dieser Entwicklung
der Kaiser ein sehr lebhaftes Interesse zeigte und auch ge¬
legentlich, wie bei dem erst kürzlich im Friedrichshain ent¬
hüllten Märchenbrunnen, sehr gute und entscheidende An¬
regungen gegeben hat.
Neben Kirchen und Brückenbauten, neben neuen Gerichts-
gebäuden und hervorragenden medizinischen Instituten empfing
Berlin dann auch noch große Bank- und Warenhäuser, die
das Bild der Stadt veränderten und von neuem bestimmten.
Die umsichtige Stadtverwaltung aber sorgte noch nach einer
anderen Seite: sie schuf weit ausgedehnte Volksparke. Der
Humboldt- und der Friedrichshain entstanden, der Viktoriapark
verwandelte den sandigen Kreuzberg in eine herrliche Grün¬
anlage großen Stils, und die letzte Schöpfung dieser Art ist der
scheidenen, gleichmäßig aussehenden Bürgerhäusern flankierten
Straßen, so rollen heute in endlosen Reihen die schweren,
nach amerikanischen Mustern gebauten Wagen der elektrischen
Straßenbahn vorüber und nebenher rasen puffend und
ratternd die Automobile; denn allgemein hat der Kraftwagen
im öffentlichen Verkehr den Sieg errungen. Doch dos ist
nur der Verkehr auf dem Pflaster. Darunter jagen die
überfüllten Untergrundbahnen in 2-Minuten-Abständen von
Bahnhof zu Bahnhof, die die alte, einst hochgepriesene Stadt¬
bahn an Leistungsfähigkeit längst in den Schatten drückten.
Und mehr noch: über den Häusern surren die Propeller der
Zeppelinluftschiffe, die den Fliegern begegnen, die vom oder
nach dem nahen Flugplatz Johannistal steuern. —
* *
*
Das ist ein Bild der neuzeitigen, rastlosen Reichs- und
Residenzstadt Berlin, so wie sie unter der Regierung
302 DEUTSCHLAND Nr. 4
Wilhelmsll. g-eworden ist: die industriestarke, die handelsmäch¬
tige Hauptstadt des I )eutschen Reiches I Und das gibt die
große Note. Die repräsentative Residenzstadt des Kaisers
steht demgegenüber erst in der zweiten Reihe. Man liebt
sie, man erinnert sich ihrer und der Pflichten, die man gegen
sie hat, wenn große Tage kommen, wie jetzt beim Regierungs¬
jubiläum. Man denkt an sie und ist dabei, wenn es gro߬
artige, farbenfreudige militärische Gepränge gibt, um deret-
wegen alt und jung, nach Hunderttausenden zählend, für
Stunden immer wieder schaulustig auf die Straße drängen.
Man erinnert sich ihrer, um sie wieder in Hast, in neuer
Ruhelosigkeit und Arbeit zu vergessen.
Anders ist es mit der kleinen idyllischen Stadt Potsdam.
Wie zu den Zeiten, da Friedrich der Große dort residierte,
so sieht es noch heute in Potsdam aus. Es hat sich wenig¬
stens nicht viel geändert. Hätte die Stadt nicht eine elek¬
trische Straßenbahn bekommen, andere Abendbeleuchtung
erhalten und kreuzten nicht auch dort die Luftschiffe über
den Häusern, man könnte manchmal meinen, der Alte Fritz
müßte im Park von Sanssouci spazieren gehen oder, den
Krückstock in der Hand, hier und da mit dem Finger drohend,
langsam durch die Stadt geritten kommen. Aber er kommt
nicht. Doch dafür erscheint mit langgezogenem „Tatütata"'
ein schnell vorbeihastendes graues Hofautomobil. Und wieder
ist es still in den Straßen dieser echten kleinen preußischen
Residenzstadt.
Ja, es ist in Potsdam alles geblieben wie es war. Die
alte Konigsresidenz wird von den glucksenden Havelwassern
umspielt, und auf den Seen liegt die Stimmung der märkischen
Waldgewässer, in denen sich knorrige Kiefernstämme spiegeln.
Die Schiffe schwanken zum Bollwerk heran, sie halten, sie
ziehen vorüber. Kleine Bote kommen und schwinden. Segel
blinken. Silberne Wasser mit krausen Windstrichen blitzen.
Hinter einer Ecke dehnt sich breit der Havelstrom und zurück¬
gewandt erhebt sich ein schlanker Turm, den zierliche Barock¬
linien umgrenzen. In den Gärten singen die Vögel und
Potsdam ist, was einst Moritz von Dessau in den Tagen des
Großen Kurfürsten für die Insel wünschte: „eine meilenweit
geschmückte Landschaft"'', die eng mit dem Hause der Hohen-
zollern verwachsen ist, die schufen, was man auf ihr an viel¬
seitigen Schönheiten sehen und genießen kann.
Einen industriellen Aufschwung wie die Winterresidenz¬
stadt Berlin hat die Sommerresidenzstadt Potsdam nicht zu
verzeichnen. Wohl regen sich überall fleißige Hände, und
es mehren sich auch hier die Kräfte, aber die Ruhe der Stadt,
das alte Bild wird dadurch nicht gefährdet. Potsdam hat
heute 62000 Einwohner und davon 7000, die dem Militär¬
stande angehören. Das Militär drückt denn auch, wie zu
den Zeiten des Alten Fritz, der Stadt den Stempel auf. Dazu
kommt: tritt in Berlin das höfische Element zurück, so besitzt
es in Potsdam durch die Gewichtigkeit der überall waltenden
Traditionen, durch die mit jedem Schritt lebendig werdende
Historie zur Geschichte des Hohenzollernhauses entschieden
den Vordergrund. Und so führt die Stadt, von den mächtigen
Kuppelbauten der Nikolaikirche und des Stadtschlosses, vom
schönen Turm der Garnisonkirche überragt, ein in sich ver¬
sunkenes Leben. Die Reichshauptstadt ist zwar in der Nähe, aber
ihr Lärm, ihr Hasten und wildes, aufregendes Straßengetriebe
reicht nicht bis an die stillen Gestade der Havel,wodurch Potsdam,
die überall grün umhegte zweite Residenzstadt des Kaisers,
sich als eine Idylle erhalten hat, deren Schönheit und Ruhe
ihr heute die gleiche Berühmtheit sichert, die Berlin sich durch
Kampf und Rastlosigkeit, durch den gleichmäßig fortschwingen¬
den stahlharten Klang des Wortes „Arbeit"" gesichert hat.
Kaisermanöver des 3., 4., 12. und 19. Armeekorps 1912 (Hofphotogrraph Oskar Telgmann, Eschwege)
Nr. 6
DEUTSCHLAND üB ee o G oeoeeseGeoee e Geee o eeeegi)
Der Kaiser und die Verkehrs-Propaganda.
Im Juli 1890 — zwei Jahre nach der Thronbesteigung —
fiel gelegentlich der Reise des Kaisers nach Dänemark und
Norwegen das Wort: „Ich erachte es für einen Regenten als
notwendig, daß er sich über alles persönlich informiert und
aus direkter Quelle Anschauungen sammelt, seine Nachbarn
kennen lernt, um mit ihnen gute Beziehungen anzuknüpfen
und zu unterhalten; diese Zwecke sind es, die ich bei meinen
Reisen im Auslande verfolge." Selbstverständlich gilt dieses
Wort mit einigen kleinen Abänderungen auch für die Reisen,
die der Kaiser im Inlande bisher unternommen hat und noch
fortwährend unternimmt. Daß dabei neben der Aibeit auch
die Erholung nicht zu kurz kommt, ist bei der Liebe zur
Natur, die der Herrscher übrigens mit seiner Gemahlin teilt,
ohne weiteres klar. Daß der Kaiser an den aussichtsreichsten
Punkten einer Gegend weilt, die merkwürdigsten Natur¬
denkmale besichtigt, die historisch wertvollsten Schätze be¬
trachtet — kurz, aus dem jeweiligen Besuchsobjekt den Extrakt
mitnimmt, bedarf keiner besonderen Ausführung. So kommt
es denn, daß es nur wenige Reisende gibt, für die Reisen
ein solch intensiver Genuß ist wie für unseren Kaiser, wenige
aber auch, denen Reisen ein solch inneres Erleben ist, wie ihm.
Wo war er nicht schon überall und was hat er inzwischen
nicht schon alles gesehen ? Kreuz und quer ist er durchs
deutsche Land gezogen, von Provinz zu Provinz, von Stadt
zu Stadt und Burg zu Burgl Und all die Stätten, die sein
besonderes Gefallen gefunden haben, wie die Marienburg,
die Rheinlande, Danzig, Hamburg usw. usw., hat er wieder
und immer wieder aufgesucht.
Seine Auslandfahrten führten ihn gleich im Anfänge
seiner Regierung nach Petersburg, Stockholm und Kopen¬
hagen — und im Oktober desselben Jahres 1888 war er
schon in Wien und Rom. Im Juli 1889 unternahm er die
erste Fahrt zum Nordkap, das er seitdem Jahr um
Jahr fast zu seiner Sommererholungsfahrt bestimmt hat.
Wenn es heute ein Selbstverständliches ist, daß viele Reisende
in jedem Juli oder August jene wundersame Meeresstraße
entlang steuern, so soll nicht vergessen werden, daß der
beste Schrittmacher für jene Tour unser Kaiser gewesen ist.
Im August desselben Jahres ist er in England, zwei Monate
später in Athen; von dort geht es über Korfu, Verona und
Innsbruck heimwärts,
1891 ist der Kaiser — ich will hier nur die wichtigsten
Daten nennen und möglichst Fahrten, die sich wiederholen,
in dieser Chronik übergehen — in Holland und England, 1893
in Rom, 1894 in Abbazia, Venedig, Pola und Cowes, 1896
in Mailand, Neapel, Syrakus, Taormina, Messina, 1897 wieder
in Petersburg.
Im Oktober 1893 unternimmt der Kaiser die datenreiche
Fahrt nach Palästina. In der Erinnerung aller Zeit¬
genossen leben noch die farbenprächtigen Bilder fort, die
den Einzug in Jerusalem begleitet haben. Im August 1902
iit der Kaiser in Reval, 1903 ist er aufs neue in Kopenhagen
und Rom, und 1904 kreuzt S. M. S. „Hohenzollern" durch
das Mittelmeer und besucht die Küsten Spaniens und Italiens.
1905 ist die hochpolitische Fahrt nach Tanger
und dererste Ferienbesuch in dem neu erworbenen
Achilleion auf Korfu. Aus dem Süden in den Norden:
drei Monate nachher ist die Kaiserzusammenkunft in den
Schären bei Bjoerkj usw. usw.
Die Reisen ins Ausland, soweit sie nicht wie die Fahrten
zum Nordkap oder nach Korfu lediglich fast der Erholung
dienen, interessieren in ihrem Endeffekt die Politik.
Anders die Reisen im Inlande. Sie sind, mehr noch als
die ins Ausland, zum großen Teil Erkundigungsfahrten, An¬
schauungsunterricht. Und da ist nun kaum ein in der einen
oder anderen Art irgendwie bemerkenswerter Fleck Deutsch¬
lands, den der Kaiser nicht besucht hätte I Die großen Städte
allein fesseln ihn nicht. Die entlegenen Bezirke der Eifel
locken ihn ebenso an wie die märchenhafte Schönheit der
wälderumbetteten Wartburg. Er ist bei den Flottenparaden
in Kiel, er besucht die Werft des Vulkan in Stettin, er fährt
zu den Ueberschwemmungen nach Posen und er ist bei der
800jährigen Wettinfeier in Dresden. In Münster preist er
die zähe Westfalentreue und in Göttingen betont er den
Wert des Geschichtsstudiums. Er steht „mit inniger Rührung"
vor dem Luther-Denkmal in W'orros und präsidiert auf dem
S. C. Antrittskommers in Bonn. Aus dem geräuschvollen
Leben Münchens fährt er in die poesieverklärte Heimlichkeit
von Rominten.
Danzig, Wittenberg, Sigmaringen, Helgoland, Koblenz
Straßburg, Bremen, das alles zieht wie in einem Kaleidoskop
vor der rückschauenden Phantasie des Chronisten bildkräftig
vorüber.
Manöver in Ostpreußen — Denkmelsenthüllung auf dem
Schlachtfelde von Wörth — Schlußsteinlegung des Reichs¬
gerichtsgebäudes in Leipzig — Friedensfeier in Frankfurt a. M.
(1896) und danach die Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-Denk-
mals auf der Porta Westfalica: welche Fülle der Gesichtei
Welche Summe von Eindrücken! Welche Anregungen und
welche Vergleichsmöglichkeiten I
Im September 1898 fällt bei der Eröffnung des neuen
Stettiner Hafens das viel erörterte Programmwort: „Unsere
Zukunft liegt auf dem Wasser", und im Mai des folgenden
Jahres geht die Hohkönigsburg als Geschenk der Stadt
Schlettstadt in den Besitz des Kaisers über und wird von
dem Zeitpunkt an ein Gegenstand seiner steten Fürsorge
und Pflege. In Dortmund ist Hafen- und Kanaleinweihung;
auf dem Sparrenberge bei Bielefeld wird das Denkmal des
Großen Kurfürsten enthüllt, in Tilsit das der Königin Luise;
auf dem Plateau des alten Römerkastells Saalburg wird der
Grundstein zu dem Reichs-Limes-Museum gelegt — überall
ist der Kaiser anwesend, und sein Wort beschwört den Geist
der Stunde, sein Wort trifft das Werk und die Stimmung,
in die es gestellt ist. Und im Jahre 1902 weilt er in einem
Monat an zwei Hochstätten deutscher Großgeschichte — in
Marienburg ist die Feier der glücklich vollendeten Wieder¬
herstellung des alten Ordensschlosses über der Nogat und
in Nürnberg ist die 50-Jahrfeier des Germanischen Museums.
Im Jahre 1897 hatten in Wiesbaden die ersten Mai-
Festspiele, im Juni 1903 hat in Frankfurt a.M. der erste
Gesang-Wettstreit deutscher Männer -Gesang¬
vereine stattgefunden I Das sind zwei Daten, welche die
deutsche Verkehrs-Propaganda mit güldenen Lettern in ihre
Chronik schreiben darf. Und ebenso darf sie jene Tatsachen
in ihr Habenbuch schreiben: die unermüdliche Förderung,
die der Kaiser der stolzen Marienburg im Osten wie der
prunkenden Hohkönigsburg im Westen angedeihen läßt —
Beide Burgen sind zum Zielpunkt ungezählter Touristenscharen
geworden, und die Lande, die sich um sie breiten, profitieren
mit ihnen. Wie denn überhaupt die Reisen des Kaisers
bisher viel zu wenig unter dem Gesichtswinkel einer gesunden
Verkehrs-Propaganda betrachtet worden sind. GewißI Die
Städte und die Bezirke, die der Kaiser berührt, haben zu¬
nächst eine Reihe von Aufwendungen zu machen, für Weg¬
verbesserungen, Straßenplanierungen, für die Ausschmückung
des Weichbildes, die Bewirtung der Gäste usw. usw., Auf¬
wendungen, die manchesmal tiefe Spuren in dem betreffenden
Geldsäckel hinterlassen mögen. Aber auf der anderen Seite —
welche Segnungen löst ein solcher Besuch des Kaisers aber
auch aus? Die Städte und Bezirke sind in aller Munde; die
Tagespresse berichtet über sie, schildert den Reiz ihrer Lage,
preist ihre besonderen Schönheiten, nennt ihre bemerkens¬
wertesten Bauten; Fremde strömen zu — die ganze Umgegend,
die halbe Provinz ist auf den Beinen — Man braucht, um ein
Beispiel zu geben, nur an die Einweihung der Schwebebahn
in Elberfeld und Barmen im Jahr© 1901 zu erinnern I Das
ganze Wuppertal, das bergische Land aus seinen fernsten
Kotten war in die Städte gewandert — denn der Kaiser war
gekommen. Und wie es dort war, so war es noch überall.
Ob der Kaiser die Düsseldorfer Ausstellung oder die Kaiser-
roanöver in Elsaß-Lothringen besucht, ob er das königliche
Schloß in Posen einweiht oder an der Jahrhundertfeier der
Universität Breslau teilnimmt, ob er in Vangsnaes ein
Frithjof-Denkmal setzt oder die Manöver in der Schweiz
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mitmacht — überall ist sein Name eine Fanfare, die leben¬
weckend in die Lande hineinklingt.
Die deutschen Verkehrs-Vereine haben allen Grund, ihrem
Kaiser ehrlichen Dank zu wissen für die verständnisvolle Liebe,
mit der er die Schönheiten der deutschen Landschaften preist
und, wo es not tut, in den rechten Rahmen setzt, sie stützt
und hebt. Unvergessen sei ihm das Wort, das er im Januar
1891 schon dem damaligen Staatssekretär des Reichspost¬
amtes Dr. von Stephan unter sein Bild schrieb: „Die Welt
im 19. Jahrhundert steht im Zeichen des Verkehrs. Er durch¬
bricht die Schranken, welche die Völker trennen, und knüpft
zwischen den Nationen neue Beziehungen an."
Kein wichtigeres Ereignis im Verkehrsleben unserer
Nation ist während der Regierungszeit unseres Kaisers ohne
seine tätige Teilnahme vorübergegangen: In Hamburg vor
der Eröffnung des Nordostseekanals betonter: „Meere trennen
nicht, Meere verbinden." Beim Stapellauf des Linienschiffs
„Wittelsbach" fällt das Wort von der Weltpolitik. Er ist bei
der ersten Automobilausstellung im Landes-Ausstellungspark
zu Berlin und bei der Eröffnung des Teltowkanals. Er ist
bei dem Stapellauf des Schnelldampfers „Kronprinzessin
Cecilie" und er eröffnet die Deutsche Schiffbau-Ausstellung.
Er hält dem Grafen Zeppelin „nach wie vor die Stange" und
fährt im stolzen Luftkreuzer zum ersten Male über das
deutsche Meer und fühlt sich glücklich, „einen der größten
Momente in der Entwicklung der menschlichen Kultur erlebt
zu haben". Unter seiner Aegide wird die neue Dampffahr-
verbindung mit Schweden über Saßnitz—Trelleborg eröffnet
er erlebt schmerzlich die traurige Katastrophe der „Titanic",
ordnet aber in demselben Augenblick eingehende Beratungen
über eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen für den
Passagierverkehr an. Er schmückt seine Residenz Berlin auf
jede nur erdenkliche Weise und dekretiert: „Berlin wird doch
noch einmal die schönste Stadt der Welt" und er hilft der
deutschen Flugzeugindustrie auf die Beine durch seine Preis¬
stiftung für Flugmotoren — Kurz und gut — überall ist der Kaiser
emsig bemüht, Deutschland und die Deutschen in derWeltvoran-
zubringen, nicht zuletzt auch auf dem Gebiete des Verkehrs¬
wesens, und zwar in dem weitesten Sinne des Wortes. Das
nennt man tätige Verkehrs-Propaganda. Und so haben denn
die deutschen Verkehrs-Vereine nur den einen Wunsch in diesen
festlichen Tagen, können nur den einen Wunsch haben: der
Kaiser möge auch fürder so wie bisher ihr glücklichster An¬
reger und zielsicherster Pfadweiser sein und bleiben I J. B.
Der Kaiser im Urteil des Auslandes.
Es gibt in der Geschichte der Menschheit bis heute
kein Gegenbeispiel zu der starken, freudigen Sympathie,
der sich der deutsche Kaiser in aller Welt und bei allen
Völkern erfreut. Einerseits erklärt sich das freilich aus
der raschen Vermischung des internationalen Lebens, die
mit den wachsenden Verkehrserleichterungen von Tag
zu Tag schneller vor sich geht und markante Persönlich¬
keiten ganz von selbst in den Vordergrund des Welt¬
interesses rückt. Anderseits aber legt Kaiser Wilhelm
Wert darauf, die Beziehungen zum Ausland treu und
sorgsam zu pflegen, einmal durch tatkräftige Förderung
des so erfolgreich wirkenden Vereins für das Deutschtum
im Ausland, dann aber durch direkte Fühlungnahme mit
den führenden Kreisen der anderen Länder. Fremde
Gäste sind stets in seiner nächsten Gefolgschaft, wenn
er im Manövergelände weilt. Und zu den Festlichkeiten
der Kieler Woche und der Segelregatten zieht er gern
einflussreiche ausländische Persönlichkeiten des Handels
und der Industrie heran. Ausländische Gelehrte und
Künstler zeichnet er mit Vorliebe durch Ordensehrungen
aus, wie sie den deutschen Künstlern nur wenig zuteil
werden. Und immer ist der Kaiser ein liebenswürdiger
Gastgeber. Immer ist er über die anderen Länder, über
das Gebiet des Wissens, der Technik und der Kunst, das
der von ihm geladene Gast vertritt, gründlich unterrichtet
und weiss ihn durch Gespräche von erstaunlicher Sach¬
lichkeit zu fesseln und zu überraschen. Ereignet sich
aber irgendwo ein folgenschweres Unglück, so ist der
deutsche Kaiser, wo er auch immer weilen mag, sicher
einer der ersten, wenn nicht der erste, der seine und
seines Landes Teilnahme ausspricht.
Die Urteile des Auslandes über den deutschen Kaiser
müssen daher günstig, anerkennend und begeistert lauten,
und selbst die westlichen Nachbarn, die ja aus rein
menschlichen Gefühlen und Stimmungen heraus Preiissen
und Deutschland mit heimlichem Eifer beobachten,
können sich der gewinnenden Persönlichkeit Kaiser Wil¬
helms nicht verschliessen und entziehen. Er ist für sic
einfach „Tempereur“, so wie er für die Engländer „the
Kaiser“ ist. Grand-Carterct, der geistvolle französische
Schriftsteller, vergleicht den deutschen Kaiser in dieser
Beziehung mit Napoleon I., der auch einfach „l’empcreur“
war. Und, so sagt Grand-Carteret, „gerade so, wie in
dem Kriegsjahr zu Beginn des 19. Jahrhunderts man in
Deutschland von Napoleon immer nur als von „Ihm“
sprach, ebenso sagt man jetzt in Frankreich, wenn man
von Wilhelm 11. spricht, einfach „Lui“. Unter diesem
Titel hat bekanntlich Grand-Carteret auch ein Buch
über Wilhelm II. in der Karikatur geschrieben, und es
ist für den freien Sinn des Kaisers bezeichnend und hat
ihm vor allem auch im Ausland hohe Achtung gebracht,
dass er dieses an sich für ihn doch wenig schmeichel¬
hafte Buch für den deutschen Buchhandel freigegeben
und nun erst recht die Karikaturisten auf seine Spur
gehetzt hat. Auch aus diesen Nebensächlichkeiten heraus
wächst der Eindruck der Persönlichkeit Wilhelms 11. im
Auslande, und es ist doch sicher ein rühmliches Zeugnis
für ihn, wenn selbst in den politischen Gewitter¬
stimmungen am Ende des Jahres 1912 ein Deutschland
so wenig freundliches Blatt wie der Pariser „Figaro“
schrieb, dass Wilhelm II. eine „sehr hohe und individuelle
Auffassung seiner Aufgabe als Lenker des Staates besitze.“
Die ehrlichste, bei aller Kritik anerkennendste Beurteilung
des Kaisers hat jetzt, zum Regierungsjubiläum, der Pariser
„Temps“ gegeben. Er schreibt; „Deutschland dankt dem
Kaiser zu einem grossen Teil seinen wirtschaftlichen
Aufschwung, der in 25 Jahren seinen Handel um sechs
Milliarden gehoben hat. Kaiser Wilhelm II. war es, der
Deutschland zu einer weltumfassenden Tätigkeit ange¬
spornt, der Deutschland mit einer Kriegsflotte, diesem
unerlässlichen Schirm der Handelsflotte, ausgestattet hat.
Er war es, der unermüdlich die Eroberung der aus¬
ländischen Märkte und die Modernisierung der Methoden
gelehrt hat, und der in einem Land von Soldaten und
Bauern den Industriellen, Kaufleufen und Finanzmännern
die erste Stellung eingeräumt hat. Dabei hat Kaiser
Wilhelm die Steigerung der militärischen Kräfte seines
Landes bis zum Uebermass getrieben. Aber Uebermass
ist in solchen Dingen besser als Unzulänglichkeit, ln
diplomatischer Hinsicht hat Kaiser Wilhelm die ihm von
Bismarck überkommenen Werkzeuge sich zu erhallen
gewusst. Die jüngste Orientkrise hat gezeigt, dass der
Dreibund selbst unter ungünstigen Verhältnissen zu einem
einigen Vorgehen fähig ist. Kaiser Wilhelm ist aber auch
ein Friedensherrscher gewesen. Seine Regierung, welcher
eine lange Fortsetzung zu wünschen ist, war demnach
für Deutschland eine erspriessliche. Lassen wir alle
rückschauenden Gedanken beiseite und lassen wir dem
unermüdlichen Herrscher des mächtigen Landes die
Gerechtigkeit widerfahren, die man jedem pflichtgetreuen
Mann und jedem Volke schuldet, das von Stolz auf seine
Vergangenheit und von werktätiger Fürsorge für die
Zukunft erfüllt ist.“
Diese Auffassung von der tiefen, verständigen, von
der versöhnenden und vermittelnden Weltanschauung
des Deutschen Kaisers in politischem Sinne teilen auch
Nr.6 DEUTSCHLAND 305
die Führer der anderen Völker. Die „New York Times“,
das führende amerikanische Blatt, hat aus Anlass des
Hegierungsjubilüuins in Deutschland eine Reihe be¬
deutender Männer um ihre Meinung über Wilhelm II.
befragt. Taft, Roosevelt, Carnegie, ßernstorlF, Herzog
Argill, Lord Blythe, Parker, Buttler, Münsterberg, von
Gwinner und andere sind darunter, und sie alle erkennen
die bedeutsame Persönlichkeit des Deutschen Kaisers
rückhaltlos an. Von den meisten wird der Kaiser als
mächtigster Förderer und Erhalter des Weltfriedens ge¬
schildert. Roosevelt sagt, der Kaiser sei der einzige
Mann ausserhalb Amerikas gewesen, der geholfen habe,
den Frieden von Portsmouth zustande zu bringen. Taft
erklärt, man solle
nicht kritisch die
wichtige Stelle be¬
trachten, die der
Kaiser unter den
Nationen einnehme;
vielmehr verlange
<lie geschichtliche
Wahrheit, festzu¬
stellen, dass der
Kaiser im letzten
Vierteljahrhundert
die bedeutendste
individuelle Macht
in der praktischen
Aufrechterhaltung
des Weltfriedens
gewesen sei. Der
englische Publizist
Lord Blythe meint,
des Kaisers Absicht
sei es, Deutschlan(t
so stark zu machen,
dass keine Nation
einen Krieg zu pro¬
vozieren wagt. Der
Kaiser sei wirklich
der Mittelpunkt in
Deutschlands fried¬
fertiger Vergangen¬
heit geworden. Car¬
negie hat eine ähn¬
liche Ansicht. Herr
v.Gwinner weist auf
die industrielle und
linanzielleEnt Wick¬
lung Deutschlands
hin. In dem Sinne
V. Gwinners hat
sich der bekannte
amerikanische Pu¬
blizist Collier in
seiner Aufsatzreihe
„Deutschland und
die Deutschen“ in
„Scribner’s Maga¬
zine“ ausgespro¬
chen. Er geht sogar
so weit, dass er die gewaltigen F'ortschritte Deutschlands
auf technischem und industriellem Gebiete während
des letzten Vierteljahrhunderts hauptsächlich auf die
ungemein starke Persönlichkeit Wilhelms II. zurückführt.
Und sicherlich ist auch das Wort Colliers trotz des
starken Selbstbewusstseins des Amerikaners anerkennend,
dass Wilhelm II. aus dem Stolfe sei, aus dem man einen
erstklassigen Amerikaner hätte schneiden können
Von der persönlichsten, menschlichsten Seite hat sich
Kaiser Wilhelm stets den Norwegern gezeigt. Hier hat
er daher alle Herzen im Fluge erobert, und unlängst
noch schrieb „Bergens Tidende“, die angesehenste
nordische Zeitung: „Jahraus, jahrein hat er nun nicht nur
in unsern Fjorden, sondern auch in manch kleinbürger¬
lichem Hause verkehrt, einfach, geradezu herzgewinnend,
überall Gaben austeilend, mit grossmütigem Herzen und
mit milder Hand, aber auch mit Klugheit. Sein Auftreten
ist so einfach und anspruchslos, dass er sich die Liebe
und Bewunderung des kleinen Mannes in höherem Masse
gewonnen hat, als es jemals einem Fürsten im Norden
vor ihm gelungen ist.“ „Der Kaiser“, so sagte der Ver¬
fasser dann zum
Schlüsse, „wird in
Balholm die Statue
des Helden Frithjof
errichten (die übri¬
gens in Bälde einge-
weiht werden wird).
Er selber hat sich
aber schon längst
durch sein männ¬
liches Wesen, seine
schlichte Mensch¬
lichkeit ein Denk¬
mal in dem Herzen
des norwegischen
Volkes errichtet.
Wir möchten gern,
dass er unser nicht
vergisst, wie wir
seiner niemals ver¬
gessen werden.“
Das tiefste und
leidenschaftsloseste
Bild von derPersön-
lichkeitWilhelmslI.
hat ein Mann gege¬
ben, der als hervor¬
ragender Vertreter
der Wissenschaft
in aller Welt Ach¬
tung und Ansehen
geniesst: der ameri¬
kanische Professor
John W. Burgess,
der vor einigen
Jahren als Aus¬
tauschprofessor in
Deutschland weilte
und dem der Kaiser
sehr nahe getreten
ist. Professor Bur¬
gess hat den Ge¬
samteindruck von
Wilhelm II. in fol¬
gende schlichten
und darum doppelt
schönen Worte
zusammengefasst:
„Einfach und mässig in seinen Gewohnheiten, ein ergebener
Gatte und Vater, ein treuer Freund und Wohltäter, ein
frommer Gläubiger, ein grosser Staatsmann, ein echterlde¬
alist, ein unermüdlicher Arbeiter für das Wohl seines Landes
und den Frieden und die Zivilisation der Welt, mit einem
Worte: ein Mann, ein Christ und ein Gentleman im höch¬
sten Sinne des Wortes — das ist das Bild des Kaisers, wie
ich es aus der Ferne und aus der nächsten Nähe kenne.“
Max Unger: Die Frithjof-Statue (Geschenk des Deutschen Kaisers für Balholm
306 DEUTSCHLAND («^^^^^^^9^88^)06 0 8606 00 00 ^ Nr. 6
Werbearbeit für den deutschen Verkehr.
Von Justizrat Lebrecht (Leipzig).
Die Wahrheit des Wortes, daß unsere Zeit unter dem
Zeichen des Verkehrs steht, wird augenfällig gekennzeichnet
durch das riesenhafte Anwachsen der Verkehrspropa»*
ganda, d. h. der öffentlichen Werbung für Orte, Gegenden,
Länder und Verkehrsmittel. Diese Werbung ist durchaus
ein Erzeugnis des letzten Menschenalters. Man vergleiche
eine große Zeitung aus den siebziger oder achtziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts mit einer heutigen; man wird in jener
wohl Reisebeschreibungen, auch einige Anzeigen von Bade¬
orten, Dampfergesellschalten u. a. finden; aber was bedeutet
das gegen die jetzige Fülle von Hinweisen auf Bäder, Sommer¬
frischen (ein trüher unbekannter Begriff I), Wintersportplätze,
Reisegelegenheiten, Wanderungen, Unterkünfte, Sehenswürdig¬
keiten I Heute hat jede einigermaßen gelesene Zeitung einen
ständigen Teil für Reisen und Wandern; besondere Reise¬
zeitungen sorgen für Belehrung, Anregung und Unterhaltung,
und eine Verkehrszeitung bester Art hat ja der Leser
dieses Blattes in Händen. Reisehandbücher und Führer gab
es natürlich vor Jahrzehnten schon, und sie haben auch
heute noch ihre volle Bedeutung in der Ausführlichkeit und
Gründlichkeit ihres Inhaltes behalten. Aber während die
Reisebücher früher ein mäßig großes Bücherbrett füllten, ist
heute kaum das größte Verkehrsbureau umfangreich genug,
um alle Werbeschriften, Prospekte, Wander- und Reisekarten
aufzunehmen. Das Verkehrs bureau, ebenfalls eine neue
Erscheinung I Ich kann zwar nicht die Behauptung aufstellen,
daß vor 30 Jahren keines bestanden hat; aber ich
glaube, man wird eine gründliche geschichtliche Unter¬
suchung anstellen müssen, um das damalige Bestehen eines
solchen Bureaus nachzuweisen. Gewiß erhielt man in den
Geschäftsstellen der Eisenbahnen und Dampfergesellschaften
Auskunft über die Fahrgelegenheiten. Auch konnte man sich
dort sowie bei Stadtbehörden über manches Wissenswerte
erkundigen; aber die Stellen, die es sich zur besonderen
Aufgabe machen, den Fremden und auch den Einheimi¬
schen über alles Wissens- und Sehenswerte des eigenen
Ortes und auch fremder Orte und Länder aufzuklären,
ihm den Aufenthalt und die Seßhaftmachung zu erleichtern
und ihn zum Reisen anzuregen, sind erst in der neueren
Zeit, zunächst im klassischen Reiseland der Schweiz, dann in
Deutschland aller Orten emporgewachsen.
Diese Entwicklung wäre undenkbar ohne das Empor¬
blühen der Verkehrs vereine. Unkundige hielten sie zum
Teil für wirtschaftliche Interessenvereinigungen. Weit gefehlt I
Gewiß wollen die Verkehrsvereine wirtschaftliche Ergebnisse,
aber nur indem sie die Wohlfahrt des Ortes, dem sie
angehören, durch Erhöhung des Fremdenzuflusses fördern
wollen. Dieser Zweck ist wirtschaftlich außerordentlich hoch
anzuschlagen; es ist oft sogar in Ziffern berechnet worden,
welche Vorteile der Fremdenverkehr für das ganze Land und
für den einzelnen Ort mit sich bringt. Aber dieser Nutzen
ist nicht der Vorteil derer, die daran arbeiten. Es wäre also
unrichtig, von einer Interessenvereinigung zu sprechen, wenn
auch selbstverständlich das Zusammenarbeiten mit wirklichen
Interessenverbänden, wie z. B. Gastwirtsvereinigungen usw.,
nur erwünscht sein kann. Die Verkehrsvereine sind vielmehr
lediglich auf gemeinnütziger Grundlage aufgebaut und
berühren sich daher in ihrer Tätigkeit mit den Behörden,
welche ebenfalls die Sorge für die Steigerung des Reise- und
Fremdenverkehrs aus wirtschaftlichen und ideellen Gründen
in den Bereich ihrer Tätigkeit aufgenommen haben. In bunter
Mannigfaltigkeit sind die Verkehrsvereine dem vielgestaltigen
deutschen Boden entsprossen, jeder eifrig bedacht auf das
Wohl des eigenen Ortes, seine Vorzüge und Schönheiten mit
viel schönen Reden preisend. Neben der Fürsorge für die
Unterkunft der Fremden war die Werbung für den Fremden¬
verkehr von Anfang an eine ihrer vornehmsten Aufgaben.
Kein Wunder, daß im Uebereifer vielfach über das Ziel
geschossen wurde. Manches bisher unbekannte Bad hatte
plötzlich die heilkräftigsten Quellen, manche Stadt die an¬
ziehendsten Sehenswürdigkeiten und fast jeder Gasthof die mo¬
dernsten Bequemlichkeiten. Dabei fehlte es nicht an kräftigen
Seitenhieben auf konkurrierende Orte und an dem Bestreben,
den eigenen Ort auf Kosten anderer emporzuheben. Diese Aus¬
wüchse der Verkehrspropaganda können heute als fast über¬
wunden gelten. Man hat gelernt, daß der eigene Ort nicht
dadurch gewinnt, daß man andere herabsetzt oder schädigt;
man treibt jetzt einwandfreie Werbung und hat sich auf die
Vorzüge der Eigenart und Bodenständigkeit der Heimat
besonnen, die des Rühmens in Superlativen nicht bedarf.
— Einen wesentlichen Teil zu dieser Unterdrückung
des unlauteren Verkehrswettbewerbs hat vor allem der
Zusammenschluß der deutschen Verkehrsvereine
zu Verbänden und zum Bund beigetragen. Dieser
Zusammenschluß war ein Erfolg der Erkenntnis, daß trotz
der vielfach sich durchkreuzenden örtlichen Bestrebungen für
die deutschen Verkehrs vereine (ich meine damit alle verkehrs-
förderndenVereinigungen und Körperschaften ohne Unterschied
ihres Namens und ihrer Verfassung) doch höhere gemeinsame
Interessen auf dem Spiel stehen, welche gebieterisch verlangen,
die Einzelbestrebungen hinter der großzügigen Betätigung für
das Ganze zurückzustellen. Ein weites Tätigkeitsfeld hat sich
mit diesem Zusammenschluß für die deutschen Verkehrs¬
vereine eröffnet, insbesondere auf dem Gebiet der Propaganda :
gemeinsame Werbetätigkeit für das ganze Gebiet des Landes,
der Provinz, ja des Reichs I Von selbst ergibt sich daraus
eine naturgemäße Gliederung der Werbetätigkeit ; der Bund
für das Reich, der Verband für das Land oder die Provinz,
der Verkehrs verein für den Ort oder das Einzelgebiet. Ja
mehr diese Organisation sich durchsetzt, desto mehr ist auch
eine intensive Tätigkeit jeder einzelnen Körperschaft auf dem
ihr zugewiesenen Gebiete möglich.
Zu diesen Trägern der Propaganda gesellen sich natur¬
gemäß die öffentlichen Korporationen, insbesondere
die Gemeinden und der Staat in ihren gleichlaufenden
Bestrebungen für die Hebung des Verkehrs. Es gibt heute
keine weitschauende Gemeindeverwaltung mehr, die nicht
diesem Zweige der öffentlichen Wohlfahrt ihre volle Auf¬
merksamkeit zuwendete. Die meisten großen Stadtgemeinden
opfern heute erkleckliche Summen für die Förderung des
Fremdenverkehrs und haben zum Teil sogar amtliche Verkchrs-
bureaus errichtet. Die deutschen Staats eisenbahne n
stellen alljährlich Mittel für die Propaganda des Bundes und
zum Teil auch ihrer Landesverbände zur Verfügung. Sie
haben in richtiger Würdigung der wirtschaftlichen als auch
der idealen Aufgaben der Staatsverwaltung den Ausschuß
zur Förderung des Reiseverkehrs auf den deutschen
Bahnen begründet, in dem sie zusammen mit den Vertretern
der Verkehrsvereine zum Besten des deutschen Verkehrs sich
betätigen. Durch das Zusammenwirken mit den Staats¬
verwaltungen wird eine ausgiebige und vielseitige Werbung
ermöglicht, die sich bereits in der verschiedensten Weise
äußert und noch eine Fülle von Möglichkeiten für die Zukunft
eröffnet. Es sei nur an das gemeinsame Verkehisbureau
auf der Brüsseler Weltausstellung und an die vor kurzem
erfolgte Herausgabe des Verkehrsheftes „Deutschland^^ an die
Errichtung und Unterhaltung ständiger Auskunftsstellen im
Ausland, die Propaganda in der ausländischen Presse, die
Bildreklamen in den Eisenbahnwagen u. a. erinnert.
Die Frage, ob eine so weit greifende Propaganda notwendig
und erfreulich ist, wird wohl heute von keinem Kundigen
mehr aufgeworfen. Der unendlich gesteigerte moderne Reise¬
verkehr verlangt unbedingt ein öffentliches Hervortreten und
der Satz, daß diejenige Stadt die beste sei, von der man
am wenigsten spricht, gilt schon lange nicht mehr. Gerade
für diejenigen, von denen seither am wenigsten gesprochen
wurde, die aber die Vorteile des Fremdenverkehrs ebensogut
verdienen wie manche bekannten und berühmten Fremden¬
plätze, also gerade für die Kleinen im Verkehr, ist eine
angemessene Propaganda heute dringend nötig. Wir sind
in der Entwicklung erfolgreicher Verkehrspropaganda noch
lange nicht am Schlüsse angelangt, können vielmehr auf eine
weitere ersprießliche Entwicklung hoffen. Nicht im Sinne
einer Vermehrung; denn schon jetzt ist das Material unüber¬
sehbar und erdrückend, wohl aber im Sinne einer Klärung,
Vertiefung und Veredelung. Vor allem: nur Gutes und
Schönes in Wort, Schrift und Bild; was zur Werbung
hinausgeht, muß des schönen deutschen Landes würdig sein.
Ferner: zielbewußte Werbung, die es versteht, dort eindringlich
zu wirken, wo es notwendig ist. Nicht in der Vielheit,
sondern in weiser vorbedachter Beschränkung liegt die Gewähr
der Wirkung; daher keine Vergeudung der Mittel,
kein Verschleudern, sondern Haushalten und
wo es nötig ist, Einsetzen der vollen Kraft.
Dies sei das Ziel der deutschen Verkehrspropaganda; viel¬
seitig wie deutsche Art, einig und stark in der Arbeit für
das Ganze zum wirtschaftlichen und geistigen Besten des
Vaterlandes I
Nf,o s0000090ei^sa^^9iS0B^^ig DEUTSCHLAND !®e6sse©e^i^6ieeee8eee^eee®i 3&f
Potsdam als Fremdenstadt
y ^ C ^ E- L ä c t: {
Die: Festkiäfti^c sind Tttrn yerhuHt diß Fl»n *■ db Während
des Regie KiJi^^fubtiaqms Öeutst:Herf fC^beTs s6 lüMig weJitya^
^md ?^nge2öfi?nt yf^d das bl fjjdcK 'b,i Pobd^m ^
m Rechte gt^treien. Die :xi^W reich ey Ffemdec^
in niclir ^Is hundert Eisenbahn;£ilgen von Bef Kn n^cF
dam befefdeft werd ert dii; ini eigeriein Au tp odef Gesel Iscbalts
Autörtinbil hierhe^jvDiijmen* oder die. das scKmtiyce
iphiff ; herbrin^, lassen a AiiWgsleben in des :Wortes äl) -
^ipeiner Bedeutung gajf nichl: anfkonimen. .Man mag gehen
: woh^d man will, immet wird man Gruppen f^hli^Kdr Fremden
antfisffen, die sich in dien^Kornglicitcn Garbdrin^^ Umgebung
der Sr:hiösser und Kirchen oder suf den öffentlichen Plätren
als „F^sierndft'h Die ^roße Ausdehnung d^
Stadt und Parhaft lagen . läßt (reih oh nur an den San ri- und
FeiertagehV Aft ^ db Berhiier Vblkefwancbnirtg auch
ybdr Potsdam IJmgeBung '
erstreckt^ ein wtirkltclies An-
sam mein S'odMc nschehnia^
wahniehmeriH , Soi-bt : hat
man, narn en ti ich. von fÜ ö
korndiead., ■ das G^&fehl; als
ümpfi ii m in der Residenz¬
stadt Potsdaro dbRuhe sslbii.
Daß sich Potsdam eine j
TegenFremdem^erlüehrs erfreut.
hat die Stadt nicht nur der
näcbsteüi Kä he Berj ins u nd d en
vorzüglichen Verbindungen zu
v&fdanken, sondern vor allem
ihrer tnafe n sch schonen Lage an
deri ^ydurnlcränztcn großen
Hay^scen, ihren jfclassxsdihco Dos Rath^it^. :
BaitWerfon.:'lhr^UTnfa^&eildcil ' I(fiacb e.m^r'O^g'lriaUiii^f^iT'.t iSit* Er
Park- und GaftemnJsgen. Alexander von Humboldt pneä
Potsdam als em P^radbs ::£rdv;£if: als die 5^idt großartiger
Ppssnorftrpent deren wecl^stdvRÜ^. Bier den Beschauffr entzücken.
Wie singt E. Geibel Vom SarisssöUcL
D if5 js t m m™ I Bfii ti t Vaspn E . ^
Tns ^^ü!^hp^bM^x df^r Slebblöfiea
: pb' ■if? ■ lies BeVbri.5 - ScEt-Jiß.: ...
:Si^' -k^er 'der 'Ffe.' Wsiir. Rsj^fj 'ÄlrTbR^.' ■
Dia Lauh^^i^t swd
. ' . . Ah Av^ireaV Ve^:^^' ^' '.■ ..;.: ■
Will mm all, die dfc Satür und Kolitsi ih
Potsdarti geschaffen haböri, wirklich kermen lernicn^ so muß in
Potsdam frlieh ci n im ehrta^^^r Au fent ha h gen ormnen w erden.
fibh dk sebyeren Wagen in eim-m Tempo du rch die
daß dk Erde erdrohfi tjln d vom Straß e nhi ide sei hs t nü r !Vtömentiff
ßbdrück^ den Fa K rl tedneh m er n zu irr* Bewußtsein kpd i n
körinenV . /
Weil dys Besseb des Güten . Feind bL will der Verkehrs^
V^yin’Potsdam» V;^ den .Besnt^ii von PötSdatift in
Bahnea lenken, indem er wefeddjclk Vefgünsd^ungeh fu den
Fbmifenvcrk^ hF ge^haffert hat. Sö 0bt ej; selbst^ Ä ♦ W^f t^-
heimi ßcrhhO Leipziger Stbße^ und rfts Rei$&%Auskiinlt$bu reäu
des Bed in er Lotahm Z ei gefa,, feir mer Bt i'aßk^ W'äh re nd der;
Zeit vOm T 14. SfptembeF GdtscheTnh^te h . und-
1 6 ML ^tiSv die den Kaufet an zwei gen fri Ppl^dsm
und Prfi f de n Hit Viel secn a.1 ht Sorgen £.isehbahh. Da mp f sch i ff ;
StfaSertbähu, föf XJnteikunft und Verpfif^ung »entheben. Für
5 bzWi 8 Mk; den Tag^ je nüchdt^m^ ob Eben bahrt BarHn
HL fCla^^se und Unterkunft :
und A^erpfiegüng i?i gut ge> '
führte btt rgerlkheri Häusern
oder ßahüfAhrt ILKW&e und
Uhteikunft und yeVpBegtt%
in den erstenHoteU gewühsclit,
wifd^ Ein; gfofier tllu^striferier
Fiilirerr ßfetst ' Katre^ :eirie
alphäberi^h geordnete Öber^
.Sicht der Sehenswüfdigkeiien
U nd eine: kur zge faßte Zei t-
eiiityilun^ ver voßständigen das
Gutsc hei nheft* Der zwe i L^i ge
Besuch ym Potsd^jm gestaltet
s*<£h untei B^rntttZijng der
t^ütschemhefte miffün wesen
.hch luhhendeir tjnd hdliger
als eine Tpgesfaihn im
Gesell^haffs-Autci, unA daher ist zu hofff>n 4 daß i\yh das Be^Jsea'e
hut der dtifchsetzen und vUfi def'i Gutschein lief tCn ein
stärker Gebidtich gemacht werden wird/ Fbfdie Ed ebbte rung
des Fremdenverkehfs haben auch die neu ^in^führteri Taiges-
karten hohen WerL die W VerketLmA^^tein und in Berlin an
alkn durch Ptakat gekeiinzeichn et^;fi Steifen ^utu Freise! von
30 PfgAcrksuft werden. Die Wahrnehmung Ist n^dich täglich
zti riiadhcoi daß die Ffcrnden sich trotz dj^r Benützüng vob
Kürten üsw, in Potsdam nuf ^hwef z ü recht Emden und da he^
hieht tiles da^; iu sehen bekorhm^n. was sie mindesten^ b^hen
müßten. Falk der fet^Ker äine r Tageskarte sich non so d mrichte
daß Ar Pöb da m ab W^n nsec um 1 j Uhr v o r m itlags er feie ht tiefer
Leid^ Verfällen so yfefe Fremd« m den Fehfe^ m lOlT aus .Berlin (PölistJamer tfehn^ abfährt, wird
_b’.. . .D!. - . ..'i' i: ■* ii l'.'. ■/■ ^.r't . i i '■ - -tj:.'- •■i. i- i
wenigen Stunden >>mitiunGhmcn'L’ Sie wollen unbedingt .out
dem und deni Zuge wi^dejr-näyk Berlin /i^ück ünd v^brmgen
hier die 1cttn>:c Zeit datin ; m steter Beflärchtim^ den Züg 2 U
Versäumen: So muß oft däs.Sidiensivert^^te Übergängen werden>
m wiM mth da« seclbchä Empnudep stark beemträchtigt.
Von emem ruhigen Genfeßen des Khanen Sudt-^r und Land''
schaflsbdcfes kann dabei keine Reye tteiu. Nc<h weniger kommen
dieleni^en mi tlire Kosten, die ab sich, eiincm Gesellselialfts“
Autoniohil iÄövert fa ücri, Oa^ Fält izeiig du st:h rgs t i n sch neÜcrtl
T-eml^ö die staubige Lany^Wäß^^ ■ vorbei an ytßen ßchöstbeiieri.
D^s Auge Fndf.t keirw Upd die Sifthe :$md außerytähde*
Eindi^ücke iti sfeh aufzduehmen,. Auch iri Potsdam beW^^en
er vow j t. biy 6 Uhr ^ einen Angestellten des Verkehri-
: Vefein? Sachgemäß, geführt; Vor BegSnn des Abend leb ehs
karin er Wfeder m Berlm sein. Auch der Tagesfährurtg
wrbunden mi i der horzeiu Ekenbahnkhfl wird rnaj>, I
kaum halb so viel kostet im Auto-GeselkthafU"
wägen, mcht oichi. Zed als irfne -^öSchG beansprucht und sich
zudem bequ e nt mit ein er r ei msl fett 0am p f er feh rf ü hpt; Am
WanFisiäe^ Jungfern- und Tiefen Ser? Vjeremi^n läliL in
kunft genie den Vomig g^beitv
Zui' nähern Aui^künft auch über Potsdafn ak Wöfuistädt
.fei. der VVitebrs-Verein^ t. V,., Pot^^arti, pafest BatberfeuL
308 DEUTSCHLAND 11
Ein moderner Hotelbau in Hannover.
Der Ernst-August-Platz, der erst vor einiger Zeit eine
durchgreifende Umgestaltung erfahren, hat durch den
soeben vollendeten Bau des neuen Hotels „Rheinischer
Hof" bedeutend an Reiz gewonnen, das eine Zierde
des ganzen Bahnhofsplatzes
bildet. Der neue Prachtbau
„Palast - Hotel Rheinischer
Hof" wurde in den Jahren
1912/13 erbaut und am 27.
Märzl913demVerkehrüber“
geben. Die Lage des Hotels
im Verkehrsmittelpunkt der
Stadt, direkt gegenüber
demHauptbahnhof am Ernst-
August-Platz, ist überaus
günstig. Wenige Schritte
vom Hotel befindet sich das
Königliche Hofopernhaus
und gleichfalls in nächster
Nähe die Börse, das Rat¬
haus, die Hauptpost, das
Provinzial- und Kestner-
Museum, das Leineschloß
sowie die meisten Sehens¬
würdigkeiten der König¬
lichen Haupt- und Residenz¬
stadt Hannover. Dieser
neue Hotelprachtbau hat der
Stadt Hannover, vor allen
«Palast-Hotel Rheinischer Hof", Hannover
Dingen dem Ernst-August-Platz, ein neues Relief ge¬
geben und kann wohl als einer der schönsten Bauten
der Königlichen Haupt- und Residenzstadt bezeichnet
werden. Mit seinen im modernen Stil gehaltenen beiden
Hauptfronten aus schönem Sandstein bildet er ein
architektonisches Kunstwerk. Der massive Sandsteinbau
bietet die denkbar größte Sicherheit gegen Peuersgefahr^-'^ v
Das „Palast-Hotel Rheinischer Hof" hat drei feuersichei» -
Treppen. Zimmer, Korridore, gemeinschaftliche Salons,
alle Räume ohne Ausnahme sind groß, hell und luftig
angelegt. Trotz der zentralen
Lage, im belebtesten Teil
der Stadt, erfreut sich das
Hotel der größten Ruh^
da Doppeltüren und Doppel*«
fenster vorhanden sind, so
daß der Fremde nur das
bunte Bild, aber nicht die
störende Begleiterscheinung
empfindet. Vom Hotel aus
hat man einen wunderbaren
Blick auf den schönen,
mit Anlagen geschmückten
Ernst-August-Platz.
Das Hotel ist mit den
neuesten Errungenschaften
der modernen Hoteltechnik
ausgestattet, in jedem
Zimmer ist fließendes kaltes
und warmes Wasser und
ein großer Teil der Zimmer
mit anschließendem Bad
und Toilette. In jedem
Fremdenzimmer befindet
sich ein Haustelephon,
Belieben mit dem Etagen-
welches den Gast nach
kellner, Portier, Empfangsbureau und der Kasse ver¬
bindet. Durch Vermittlung der Telephonzentrale kann
der Fremde jedes andere Zimmer im Hause tele¬
phonisch anrufen. Außerdem sind sämtliche Salons und
die meisten Schlafzimmer mit Posttelephonapparaten
f^^äerür^gen* Das
: ■ ■3^shräib"'undL:ese^
Ist ruf?ig
■' ga!eger\.undbiatef.
'- :' fürd j «.'G ä sl« ei n^'
ajigeBehi^ei\ Auf-
' enth-alt —' ' Sehr
sch Dneg &ri^amtg0.
. Konferarizdmmier'
. s u r Abh ß l tu ng von
B ii 'p 5 :f^ '■ großeret^undkiet-
B 1 ^ vorböhdan,;-.
w |b| 8 ifot^jkh«iKischer
eine Wem-’
grf^fiähandlur^g var-
^HHhB &Unden,sä etliche
, "Wak^e . sind von
■ ■ dar pifektion' an-
" '■"'■' ^ ei&teige ft, u.n d' ist
;. ■ diese- ■ dahe-r ; 'in
der Lage^
V lith guten Wem
Proben : von h^fVorrögend
jiingefen Weihen stehen
/ M ftfi vari ö nge d ie E ngros-
ori liegt in den Händen des
it 20 Jahren im Hblelfach!
versehen* Um des
laute Schellen in ^
deiiEtegenzuver-
meiden^ hat men ] Jf ’ J“ ;
die modernste
Lichtsignalenlage
emgen^Kteh '-^: V ^
Ebenfalls ist eme.' : .'.
eigene Enfetau^ :-;t . %' .■ 'Jr-' ; ‘
bung5«nlBge .em*: ; ;j . |
g«nchtet;>: diese i A : -Jt ''<#'1 ‘ M
hygienische Ein- ‘ ' M ';;'M:'
richmngträgt viel [ ; : i -
dazu bei> die pem- ^
üchste Sayberkeit | ^
imHause aufrecht- ,:. S ■ t.
zuerhalten* Das
Vestlbäl und das
Treppenhaus sind
ganz in grünlich r~ ■
Ond {n braunem
■hfemor 'gehfllten'- •
und bieten den ^
Fremden speziell Empfaogsht^fJe de^
iin Sommer einen angenehmen und’ kühlsh ÄufenthiEi1r>
Vom Vestibül, ans führt eine kleine trappe tu dem
vgfne hm en We t;n resta ürah t, wo sich die Var ne Km e
Welt unserer Stadt mit dem feinsten mternationalen
PiibUküm Stelldichein zü ge^n pOegt Küche
und Keller stehen auf der,
Weitgehendster An-
D^r f^iJj^r siüf vtet höfinöy!?r^chen feefrmbnhin
Kdntgl» Haupt- und Jßesidenzstadt
A}^ Omä^fadf. fm ör^nÄti öbtndet aiie nönJdcnl^cHen Sliid?* ;m Ausrnflil der jSffet’itikiiöTi ArJifiü^a. Der der
HaiTEuKauE^ssf ist >!er>Teiiec/fipchwald vöh ^ioreUch, nepOee^ter i^rriäqjiiprsl: fjn nu^edehAtöirb
die balJs4it6sECn Wohnb^^ik^^ Wi eBeiiffurett Vi^öh ibW im daü bew*t|dfite Ö&fg;i0|^e he^r^nzen den pcVriblkk. Irh
Nurdek d^Kut skh die Heid«^oftd&chafi^ dem. inJiäie Rekt“ Jederi Watürfr^dnii «t^Utick«^A;
v>isrblld1k)»ef IfehraiisiaUen und iH.^ur BriiekL^riC^^tötte junj^er Ausiandet
n^eifirneti; S^l det iek dür PöfsOTial-Uniorv niit dfen> tjniiachftn K.önig'reiche iiesceht ein« ep«UkanK&hd ICifcHe>if:B meindd* An Öfheinlithw
ÄAäleJinn ^eve& zentum t et OflhlerselfMi^^n* itjenn Cfmna^ien, dfM ReaJ^ci^üTeti* drei Lyzeen. TäcbterÄfMöni
tahrer* emd Ljehi^ÜB(nefriTj9U<llunfiWtÖni5in* Kv-ixätiif^werneaf^fiülfnv* |Ci?nig*rv^ipTiiMv Af^cluve, Samielungrenf
FHvat-LEm*M*tMten, Mittel- und Voits'schutetv ,
AU Hott rtes Hi3Cl44#Ud$dv r!>t die Slüdi; Hahhövef frei von niitndrtTtticften RUckistandeü tri Aus:&pradh^ir Satihiu und ^oTtbUd^inig^f
Wfitl dem titahen Stande dfW Aiigfltn^^inbVdVne dnltpflftjffende »«e^kdi^ß^ Wirdi, i'o deutsche Zunge klingt * ffucüeti
AuslSöder/i#ekbe eine i^diep^^ene detrtscbe Auatiijd fing anstjrBbten* Jb esönders ^e^ ^Jese Sth dt n^L >
Ala tLcÄldent d«r ReTlarel mit der im ln- xmd Auslil^de tierUhmten rniJitBns^chen Reitschule, auagedehnfeBi und einer
deirvorfllg'hch^igdeileten und scKänsien Rennbehru^rt übt die Stadt HAnddv’er buf das iniemeiionate Fremdenpublikuip «üküi Reiz am.
Auskunft und Drucksachen frei dweh do» IBfupeaj» fftr Fremdenverkehr, SchlllerstraSe 2Öi. I.
DEUTSCHLAND üBe^^^^^^^^^^es e oeeeggi Nr. 6
..Illllllllllll iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiipj:
S< hloli mit Lac
Mcrkiilos
Partie aus dem Hochwaldpark
I Wilhelmshöhe bei Cassel, j
j Sommer"Residenz der kaiserlichen Familie. j
I Unter allen Fürstenschlössern Deutschlands nimmt Wilhelms höhe unbestritten =
I eine der hervorragendsten Stellen ein. Mit der zur Großstadt aufgeblühten Residenz Cassel |
I hat sich diese geniale Schöpfung der hessischen Fürsten zu einem harmonischen Bunde vermählt. |
I Mag die Sonne vergoldend Höhen und Tiefen beleben, mögen sturmgepeitschte Wolken den |
I in souveräner Ruhe auf seinem Felsenschloß thronenden Herkules umjagen, mögen die |
I vergletscherten Wasserläufe oder mit Rauhreif überzogenen Bäume magisch vom Mond durch- |
I lichtet werden oder Tausende von Abendlichtern die nahe Großstadt künden — stets wird |
1 man staunend das einzigartige Bild betrachten, das hier Menschenhand im Bunde mit der |
I Natur geschaffen hat. Kein Geringerer als Klopstock wurde beim Anblick der Wilhelmshöher |
i Naturwunder zu dem begeisterten Ausruf hingerissen: „Welch einen schönen Gedanken |
I hat Eli er Fürst in Gottes Schöpf unghineingeworfeni'' |
i Dieses kostbare Kleinod hütet Seine Majestät der Kaiser mit besonderer Wertschätzung, 1
I die sich beim regelmäßigen Sommeraufenthalt der kaiserlichen Familie im Schlosse Wilhelms- |
i höhe offenbart. Aber auch auf die Fremden üben die stets offenen Parkanlagen mit ihren 1
I weltberühmten Wasserkünsten und interessanten Bauwerken eine große Anziehungskraft aus |
= zu vorübergehendem oder dauerndem Aufenthalt. Vereinigen sich doch hier alle Annehmlich- =
I keiten der leicht erreichbaren Kunst- und Schulstadt Cassel mit den Vorzügen eines |
E geradezu idealen Landaufenthaltes. i i • i ^
1 Nähere Auskünfte erteilt gebührenfrei OtadtVerkehrSamt dCF ResideOZ. \
ZIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIinilllllllllinillllllllllllllllllllMIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIMIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIiMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlE
Löwcnbvirii (Vorderansicht)
Löwenburg- (Seitennnsit bt)
Partie am Grand Ilötel Wilhelmshöhe
TliiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiininiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiif?
Die Fremdenunterkunft bei Ausstellungen und sonstigen Veranstaltungen.
Es ist eine alltäglich zu beobachtende Erscheinung, daß in den Städten
die durch besondere Veranstaltungen einen außergewöhnlich starken Fremden¬
verkehr zu verzeichnen haben, stets eine Menge von Klagen über sehr hohe
Hotelpreise lautbar werden. Bekanntlich regelt sich im geschäftlichen Verkehr
der Preis immer nach dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Daß
dieser geschäftliche Grundsatz auch im Hotelwesen angewandt wird, ist begreif¬
lich, und auch hier können nur solche Maßnahmen Abhilfe schaffen, die das
Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage in einem für die Reisenden
günstigen Sinne beeinflussen. Zum Teil ist das Publikum selber in der Lage,
auf günstigere Preise einwirken zu kennen, wenn es nur etwas praktisch Vor¬
gehen wollte. Leider muß aber festgestellt werden, daß ein großer Teil des
Publikums sich in solchen Fällen des Massenandranges recht unbeholfen und
für seinen eigenen Geldsäckel sehr unklug benimmt. Man kann immer wieder
beobachten, so z. B. gegenwärtig auch wiederum anläßlich der großen inter¬
nationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig, daß die Besucher mit Vor¬
liebe einige wenige in unmittelbarer Nähe der Bahnhöfe
gelegene Hotels aufsuchen, ln diesen Hotels herrscht infolgedessen eine unge¬
wöhnliche starke Nachfrage nach PVemdenzimmern, während manche,
ebenso gute Hotels im Innern der Stadt, die bei den modernen,
günstigen Verkehrseinrichtungen auch verhältnismäßig schnell und b?quem
zu erreichen sind, Zimmer im Überfluß haben und infolge¬
dessen die Gäste zu mäßigeren Preisen recht gern aufnehmen würden. Wie
gesagt, hier hat es das reisende Publikum selbst in der Hand, die Hotelpreise
durch eine entsprechende Verteilung des Reiseverkehrs auf die verschiedenen
Gasthöfe im Innern der Stadt einzuwirken. -- Eine besonders dankbare Aufgabe
würde es aber auch für die Verkehrsvereine und die für größere
Veranstaltungen eigens eingerichteten Wohnungsausschüsse sein,
bei Ausstellungen und Kongressen eine zuverlässige Liste
von den alltäglich in den Hotels, Pensionen und Privathäusem noch zur Ver¬
fügung stehenden empfehlenswerten Zimmern zu führen. Gleichzeitig sollte
aber das reisende Publikum einfach sich daran gew'öhnen, die Ver¬
kehrsvereine als Nachweis für gute Fremdenunter¬
kunft zu benutzen. Auf diese Weise würde es vermieden, daß einzelne
Hotels überfüllt sind, während andere gute Unterkunftshäuser über Mangel
an Verkehr zu klagen haben. - Es woirde aber auch erreicht, daß Mängel von
Beschwerden verstummten und der Ruf einzelner Städte aus Unkenntnis oder
aus ungeschickter Handhabung der gebotenen, an sich vollkommen genügenden
Unterkunftsverhäitnisse, untergraben wird. Alles in allem würde es im Interesse
unseres Wirtschaftslebens wie auch im Vorteile des einzelnen Bürgers liegen,
wenn sich das Publikum noch mehr daran gewöhnte, in engere Fühlung mit den
Verkehrsvereinen zu treten und die Verkehrsvercine auch für den Zw'eck noch
mehr zu benutzen, für den sie da sind, nämlich als eine uneigennützige und
zuverlässige Auskunftsstelle nicht nur für die V e r k e h r s f r a g c n. sondern
ebenso für die Unterkunftsfragen. S:S.
-
□ ■B’
H
Natur- und Heimatschutz g
DeutschesLand und deutsche Art in derPhotographic.
Der vcm Bund Deutscher Verkehrsvereine in Leipzig ausgeschriebene
Wettbewerb zur Erlangung guten photographischen Bildmaterials aus allen
Gebieten Deutschlands findet außergewöhnlich große Beachtung. Bisher sind
die Bedingungen des Wettbewerbes, der für Berufs- und Liebhaberpholographen
offen ist, von über 3000 Interessenten verlangt worden. Obgleich die Kunst
und Technik des Photographierens gerade in den letzten Jahren bedeutende
Fortschritte gemacht haben, zeigt sich doch noch häufig ein Mangel an wirklich
guten, für die einzelnen Gegenden und Städte charakteristischen Bildern Iin
Interesse des weiteren Bekanntwerdens der leider noch viel zu wenig gewürdigten
schier unermeßlichen Fülle von landschaftlichen Schönheiten und eigenartigen
Städtebildcm, die unser Vaterland aufzuw'eisen hat. weisen wir jetzt, zu Beginn
der Ferienzeit, w'o so mancher mit der Kamera in der Hand durch Stadt und
Land, Berge und Täler wandert, auf den Wettbewerb erneut hin. l^s ist beab¬
sichtigt, das Ergebnis dieses Ausschrcibens demnächst durch Wanderaus¬
stellungen weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Das für die Förderung der
deutschen Verkehrsinteressen und die Pflege der Heimatkunde bedeutungsvolle
Unternehmen, dem eine rege Beteiligung und ein voller Erfolg zu wünschen
ist, könnte für die Landesverbände und Ortsvereine noch erhöhten Wert ge¬
winnen, wenn man das Interesse durch Bewilligung von besonderen Ehren¬
preisen für die besten und am meisten charakteristischen einzelnen Orte und
Landschaften zu beleben versucht. Hierbei brauchte man sich nun keineswegs
auf Städte- und Landschaftsbilder zu beschränken, sondern es wäre eine ebenso
dankbare Aufgabe. markanteVolkstypen, Trachten undWohnuncseinrichtungen.
eigenartige Volksgebräuche und Beschäftigungsarten. Spiele und sportliche
Leistungen, interessante, für die einzelnen Orte und Gegenden typische In¬
dustriezweige usw. im Bilde festzuhalten. Auf diese Weise könnte der \XVtt-
bewerb zu einem wertvollen Kulturbild der verschiedenen deutschen Gebiete
ausgestaltet werden.
Die Helmatschutz beweg 11 ng ln Sachsen nimmt sich
neuerdings mit regem Elfer der Sächsischen Schweiz an. I n Heft 4 der „Deutsch¬
land“ wurde schon mitgeteilt, daß Stolpen und seine* alte Bergfeste geschül/l
werden sollen. Vor allem aber war eine der schönsten (hegenden DeutschlaruL,
die malerische Felsenkette am Elbufer in der Nähe der berühmten Bastei ln
der Sächsischen Schweiz, lange Zeit durch die Sandsteinbrüche ernstlich ge¬
fährdet. Vieles ist bereits im Lauf langer Jahrzehnte verschandelt worden.
Wer mit den hübschen Elbdampfern von Dresden gen Böhmen fährt, der
empfindet die Trümmerstätte w'ie häßliche h'lecken ln einem LaruLchaftsbild
von seltener Schönheit. Selbst die Bastei und der prachtvolle Liliensleln gegen¬
über der Festung Königstein schwebten in Gefahr, arg verunstaltet zu werden.
Gegen die Sünden einzuschreiten, wurde endlich zur gebieterischen Pfhtht.
So entstand vor einiger Zeit unter dem Vorsitz dts Oberbürgermeister« Geh.
Rat Dr. B e u 11 e r in Dresden der Verein zum Schutz der Sächsischen Schweiz.
Der Verein hat trotz seiner geringen Mittel eine Anzahl Steinbrüche in seinen
Besitz gebracht und w'lrd diese wüsten Plätze wieder aufforsten lassen. 13ie
.Anlage anderer Brüche an schönen Stellen hat er. smveit es miiellch war. ver¬
hindert, und er ist vor allem auch der Errichtung \on Fabriken entgegen¬
getreten. Der Gedanke liegt nahe, das ganze rechte Elbufer ln der Sächsb\ lun
Schweiz gegen Verschandelung zu schützen und ln einen Naturschut/be/.iik
zu verwandeln, der die wilde Schönheit von Feld und Wald für alle Zelten
gegen Angriffe sichert. Die .Stadt Dresden unterstützt den V erein; abei wenn
er seine Aufgaben etwa in der VC’else wie der V erschtinerungsverein für das
Siebengebirge erfüllen will, so bedarf er sehr großer Mittel. Diese sollen durch
eine Lotterie aufgebracht werden. Auch der Landtag wird voraussichtlich
um Unter.«tützung angegangen werden. Er kann diese um so weniger verweigern,
da bei der Erhaltung der Schönheiten der Sächsischen Schweiz auch wirtschaft-
liche Erwägungen Irn hohen Maße ln Betracht kommen.
Entstellung vonOrtsnamen. Wie viele oder auch w le w'enige
Ortsnamen lassen heute noch ihre ursprüngliche Form klar und versändlich
durchschimmern! Manches dieser Wörter hat sich im Lauf einer vielhundert-
jährigen Sprachentwicklung allmählich abgeschliffen oder zusammengezogen,
manches aber ist auch infolge von Gleichgültigkeit oder Unverstand — oft
erst in jüngster Zeit — zu der heutigen, der ursprünglichen durchaus fern¬
stehenden Form gelangt. Namentlich ist in dieser Hinsicht von den ma߬
gebenden Personen bei der Separation oft bös gesündigt worden. Im Braun¬
schweiger Landesverein für Helmatschutz, der schon soviel für die Erhaltung
und Hebung der alten heimatlichen .Art, zumal der plattdeutschen Sprache
getan hat, hielt jüngst der Oberlehrer Luhrnann einen — seitdem auch im
Druck erschienenen Vortrag ,,Was kann und muß geschehen zur Erhaltung
der alten Flurnamen?“ Darin gibt er u. a. auch verschiedene Beispiele für
die obige Behauptung der mißverstandenen und mißverständlichen Wieder¬
gabe alter Ortsnamen auf amtlichen Karten wie z. B. auf den .Meßtischblättern.
So heißt das „olle ehrliche“ plattdeutsch-biedere Kauhschiete.idal bei Oker,
das noch 1806 als Kuhschietenthal auf Forstkarten geführt wird, 1886 und 1905
auf diesen Karten mit völliger (beabsichtigter?) Verwischung seiner Bedeutung
„Kuhschledenthal“ (!), auf dem Meßtischblatt 1878 „Kuhschütenthal“ und
auf einer Touristenkarte schließlich ,.Kuhschützenthal“ (!) ein bezeichnendes
Schulbeispiel für die sinnlos? Entstellung eines Ortsnamens. Utbrlgens
fügt der Verfasser hinzu, daß er im vorigen Sommer bei einer Begehung des
betreffenden Tales ln der angenehmen Lage gewesen sei, feststellen zu können,
daß ln dessen oberm Teil kräftige Horste der großen Brennessel Urtica dioica
ständen, das untrügliche Zeichen einer früheren Anw’csenheit von reichlichem
Kuhmist. Er schlägt dann vor, dem l al den ihm von Rechts wegen zukommen¬
den Namen unverkürzt wiederzugeben. Sonderbarerweise setzt er aber für
Kauhschietendal die hochdeutsche Übersetzung ein, während man nach unserer
.Vnsicht die plattdeutsche Fassung ruhig beibehalten sollte, zumal in diesem
Fall die Verhochdcutschung wirklich etwas „anrüchig“ klingt; dann aber
sollte man ruhig ln niederdeutschen Gegenden die niederdeutschen Formen
beibehalten, wie das ja auch vielfaL'h geschehen ist. so in den häufigen Zusammen¬
setzungen mit torp und trop (statt dorf: Gottorp. Bottrop u. ä.) oder mit holt
(statt holz: Holthausen u. a.). Freilich kann sich Luhrnann darauf berufen,
daß der „Pennigschleter“ bei Totenrode auf den Karten ganz unverhüllt als
,,Pfennigscheißer“ dargestellt werde. Wenn den Herren „V'erbesscrern“ in dem
oben angeführten Fall ihre wohlgemeinte .Absicht zugute gehalten werden kann,
so ist ln vielen Fällen, w'le Luhinann mit Recht tadelt, eine geradezu sträfliche
Gedankenlosigkeit an den Narnenentslellungen schuld. So wenn die Forst-
t.abellen aus dem von den Waldarbeitern gehörten plattdeutschen Worte:
Hörepöühle ( Hürdepfähle) für einen l'orstort „Horbeule machen, oder
wenn sie einen Sumpfnamen ,,Düpe* (Tiefe) mit „Taufe , oder var ,.Bokla *
(im Volksmunde „flat Bauklah“ ■ Buchholz) mit Buchladen (!) verh^h-
deutschen. Sehr ansprechend ist die Deutung, die der V'erfasser für einen
V’orsprung des Oderwaldes gibt, der auf dem Meßtischblatt den seltsamen
Namen ..Küchental“ führt, obwohl er im Plattdeutschen „Kiiükendal“. also
Kükental heißt, wobei der Umstand, daß ein Berg als Tal bezeichnet w’ird.
312 lBe09089^e^9^B89^8889089® DEUTSCHLAND
von Luhmann dadurch erklärt wird, daß er das Wort glücklich als „Käikintdal**
= Guckinsland deutet, wie auch der Flurname ,,Käikedal“ tatsächlich
begegnet. Man kann Luhmann nur von Herzen beistimmen, wenn er vor¬
schlägt, die Flurnamen zu sammeln, ihre reine und richtige Form zu ermitteln
und wiederherzustellen. Natürlich sollen nicht Namen wie Romke und Ahlum
in ihre Urformen Rodenbeke und Odenhem zurückverwandelt werden, sondern
nur der Rost, der sich infolge der Vernachlässigung angesetzt hat. soll abgeputzt
werden. Es ist aber die höchste Zeit, an die Erhaltung der alten, echten und
rechten bodenwüchsigen Flurnamen zu gehen, denn mit der — nun einmal
schwindenden — Reinheit der Mundarten steht und fällt die Unversehrtheit
des Flurnamenbestandes! — Sehr zu wünschen wäre es, wenn man zunächst
einmal daran ginge, diese E^tste Hungen ln den einzelnen Landestellen festzulegen.
Schutz-der Saalburg. Der Plan eines Frankfurter Baugeschäfts,
gegenüber der Saalburg ein großes Hotel zu errichten, 3vurde dadurch ver¬
eitelt, daß der Zentralstudienfonds das ganze in Frage kommende Waldgelände
der Stadt Friedrichsdorf abgekauft hat, um die Umgebung der Saalburg in
ihrer ursprünglichen Form zu erhalten.
Eine interessante Promotion. Bei der philosophischen
Fakultät der Universität Erlangen hat jetzt, wohl zum ersten Male, ein aktiver
deutscher Offizier sich dem Doktorexamen unterzogen. Oberleutnant Kes vom
Kraftfahrbataillon hatte eine Arbeit über die nationalökonomische Bedeutung
interlokaler Automobllverkchrsllnlen eingereicht, und auf Grund der Arbeit
wurde ihm der Doktortitel mit dem Prädikat magna cum laude verliehen. Die
Untersuchung von Dr. Kes, die zum ersten Male die volkswirtschaftliche Be¬
deutung des Automobillinienverkehrs eingehend behandelt, ist im Seminar
des Berliner Nationalökonomen Prof. Dr. Gottfried Zoepf entstanden.
Das Feldberg-Observatorium. Auf dem Gipfel des Kleinen
Feldbergs, nur wenig tiefer gelegen als die höchste Elrhebung des Taunus,
ist ein wissenschaftliches Institut erstanden, das die umfassendste Anstalt seiner
Artsein dürfte. Es handelt sich um das vom Frankfurter Physikalischen Verein
errichtete Feldberg-Observatorium, in dessen Mittelpunkt die Erdbeben¬
warte, eine Stiftung der Familie v. Reinach, steht. Die Erdbebenwarte emp¬
fängt durch Funkenspruch täglich die Zeitangaben von Paris und Norddeich.
Später wird diese Funkenspruch-Annahmestelle noch durch eine Gebestation
ausgebaut, um den Luftschiffen und Flugzeugen Wetterberichte, namentlich
solche über plötzlich aufziehende Unwetter und deren örtliche Begrenzung,
zu übermitteln. Es wird dann besser als heute möglich sein, schweren Wettern
auszuweichen. Unmittelbar neben der Erdbebenwarte ragt ein 30 m hoher
Eisenturm in die Höhe, der Stützpunkt für die Antenne der Funkenspruch¬
anlage ist, daneben aber für die Windmessung durch einen Anemometer mit
Stauröhre (um den Staudruck der Luft zu messen), für ständige Temperatur¬
messung und zur Feststellung der Sonnenscheindauer, sowie endlich als Stand¬
ort zur Lichtzeichenabgabe nach Frankfurt usw. (Heliographenstation) dient.
Auf der andern Seite der Erdbebenwarte ist eine Ballonhalle mit großer Schiebe¬
tür erbaut, in der Drachen und zwei Fesselballone von 8 m Höhe Raum finden.
Oberhalb dieser Halle befindet sich auf der Kuppe des Berges ein kreisförmiges
Schienengeleise, auf dem eine neuartige Kraftwagenwinde zum Hochlassen
der Drachen fährt. Mitbestimmend für die Errichtung der Anlage auf dem
Gipfel eines Berges war der Umstand, daß das Gew'lrr der ln die Luft ragenden
Drähte bei derartigen Drachenaufstiegen in der Ebene eine große Gefahr
für Luftfahrer bildet, während Luftfahrten über die Gipfel hoher Berge doch
nur ganz selten ausgeführt werden. In einer besondern Anlage des Obser¬
vatoriums werden luftelektrische Messungen vorgenommen. Ferner wird
die Intensität der radioaktiven Strahlen usw. gemessen. Im Zusammenhang
mit diesen Anlagen für Meteorologie, Aerologie, luftelektrische Messungen
und Erdbebenforschung steht noch die meteorologische Station zweiter Ord¬
nung auf dem Gipfel des großen Feldbergs. Es handelt sich also, wie man
sieht, um ein großzügiges wissenschaftliches Unternehmen, das vor allem auch
der Luftfahrt von Nutzen sein wird. Das Observatorium wurde vom Abteilungs-
Vorsteher des Physikalischen Vereins, Dr. Lincke, entworfen, der auch den
Bau leitete und nunmehr die wissenschaftliche Oberleitung hat. Ein erster
Assistent und mehrere weitere Assistenten sowie ein Mechaniker sind dauernd
in dem Observatorium beschäftigt; sie wohnen in zwei schmucken, von Bau¬
meister Harth (Frankfurt) entworfenen Häuschen, die auch Räume für die
Verwaltung und , Gastzimmer ^für "auswärtige Gelehrte enthalten.^
Neuere Untersuchungen über die Höhenkrankheit.
Die physiologischen Wirkungen des geringen Luftdrucks bei Erreichung
großer Höhen, bei Bergbesteigungen oder Luftfahrten, sind kürzlich von einigen
amerikanischen Forschern gelegentlich eines fünfwöchigen Aufenthalts auf dem
4137 m hohen Pikes Peak in Colorado genauer untersucht worden. Das Ergebnis
dieser Untersuchungen läßt sich nach dem Prometheus (Leipzigs Otto Spamer)
wie folgt zusammenfassen: Die Symptome der Höhenkrankheit, das Blauwerden
der Lippen und des Gesichts, das allgemeine Übelbefinden und di^ Störungen
m den Verdauungsorganen sowohl wie die Kopfschmerzen und die Neigung
zu (Dhnmachtsanfällen setzen, je nach der individuellen Veranlagung, bei der
^cichung mehr oder weniger großer Höhen ein und sind direkte oder indirekte
Folgen des mi^ dem verringerten Luftdruck zusammenhängenden Sauerstoff¬
mangels. Nach zwei- bis dreitägigem Aufenthalt in größerer Höbe hat aidi der
Körper an den geringen Luftdruck gewöhnt und die obenerwähnten Krank¬
heitserscheinungen verschwinden, bei nur geringer körperlicher Anstrengung
treten aber das Blauwerden der Lippen und des Gesichts sofort wieder auf und
die Atmung wird rasch und unregelmäßig. Nach einem Aufenthalt von etwa
drei Wochen in großer Höhe sind die Zahl der roten Blutkörperchen und die
Menge des Blutfarbstoffes erheblich gestiegen, die gesamte im Körper enthalt<aie
Blutmenge ist größer geworden, und die Atmung ist kräftiger als unter normalen
Verhältnissen. Nach dem Abstiege aus großer Höhe gebraucht der Körper
etwa drei Wochen, um sich wieder an die veränderten Verhältnisse zu gewöhnen
und in den Normalzustand zurückzukehren.
Stapellauf.
Du trägst des Großherm von Deutschland Namen;
Gleite hinein in die salzene Flut,
Losgelöst von Riegel und Rahmen,
Frei wie der Fisch und wie Adlerbrut.
Stürze und stoße und stampfe die Wellen,
Die dich, du Schwimmfels, umspülen, umquellen,
Daß deine Wucht wie die Wiege ruht!
Deutscher Kaiser, Wilhelm der Zweite,
Der du als Erster dein Volk gewandt
Auf des Ozeans Welte und Breite,
Daß es die Fernen näher umspannt.
Sei dir gedankt dein entschlossener Wille,
Der in Lärm wie Gedankenstille
Die Völker verfriedet von Land zu Land!
Hat dich der Teifun in’s Chaos gezogen,
Renner der See, getrost in den Kampf!
Fest sind die Rippen, ein Erzring, gebogen;
Trotze und siege im wüsten Gestampf!
Treu stehen Mannschaft und Offiziere,
Und oben steht eisern im schmalen Reviere
Der Kommodore in Gischt und Dampf.
Bald bricht die Sonne durch sanftes Gesäusel,
Es blitzt und glitzert das heilige Meer.
Wie der Delphin im Brisengekräusel,
Ziehst du zielsicher fernhin und fernher.
Hoch deinen Erbauern, den kühnen Erkundern,
Deinen Erfindern von technischen Wundern,
Mächtiger Mittler im Weltverkehr!
Hoch aller Arbeit, die rastlos gehämmert.
All deine Herrlichkeit, all deine Pracht!
Die sich, am Platz schon, wenn es noch dämmert.
Den Schweiß erst trocknet in sinkender Nacht!
Bring Glück, bring Segen, das sei dir beschieden.
Bring unsern Ufern Freude und Frieden,
Fröhliche Menschen und fremdreiche Fracht!
Detlev von Liliencron.
Dieses Gedicht ist zum Stapellauf des Dampfers „Kaiser Wilhelm II “
geschaffen worden. Da Llliencrons wenig bekannt gewordene Hymne auf
die deutsche Schiffsbaukunst auch auf den „Imperator** paßt, sei sie hier
wiedergegeben. Die Redaktion.^
Kaiser Wilhelms Geschenk an Norwegen, die Fridtjof¬
statue von Professor Unger, ist nunmehr gegossen. Der Bildgießerei der Aktien¬
gesellschaft Gladenbeck in Friedrichshagen ist damit eine Arbeit gelungen,
die in ihrer Art einzig zu nennen ist, denn seit dem Guß der Bavaria, der 60 Jahre
zurückliegt, ist eine Aufgabe von solcher Größe noch nicht wieder gestellt
worden. Max Ungers „Fridtjof“ bereitete aber als unbekleidete Figur ganz
außerordentliche Schwierigkeiten, so daß die Bewältigung des Gusses in acht
Monaten als eine technische Meisterleistung gelten darf. Im Juli 1910 erteilte
der Kaiser den Auftrag. Von den von Unger gefertigen Entwürfen wählte der
Monarch den jetzt ausgeführten Fridtjof, eine freistehende Figur in Schritt¬
stellung, auf eine Silhouettenwirkung berechnet. Machtvoll erhebt sich die
riesige Masse der Kolossalstatue, ohne in ihrer Größe den Eindruck des Un¬
natürlichen zu machen, und als ganz besonders gut darf die Wirkung des im
Ausdruck ernst und herb gestalteten Kopfes bezeichnet werden. Mit weit
in die Nordferne schweifenden Augen wird sich die Heldengestalt Fritjofs
am heimischen Strande erheben, und zwar gerade an jener Stelle, die nach der
Sage Fridtjofs und Ingeborgs Gräber aufweisen kann. Norwegen empfängt
mit dieser Arbeit deutscher Kunst eine sinnschöne Gabe des Kaisers, der da¬
mit zum Ausdruck bringen will, welchen Dankes er sich Norwegen gegenüber
schuldig fühlt für die 23 Jahre auf seinen Nordlandreisen gewährte Gastfreundr
Schaft. Und so soll das Kolossaldenkmal des norwegischen Nationalhdden
denn auch gerade in diesem Jahre zur Aufstellung gelangen. Bis zum 31. Juli
sollen am Aufstellungsorte, Balholm gegenüber am Sognefjord, alle ArbeiteD
313
DEUTSCHLAND m
beendet sein, damit der Kaiser im Beisein des Königs von Norwegen die Ent-
büDung auf seiner diesjährigen Reise vornehmen kann. Freilich werden Trans¬
port und Aufstellung noch mancherlei Schwierigkeiten machen. Es handelt
dch um das Gewicht von 14000 Kilo Bronzeerz dieser 12 Meter hohen Kolossal¬
statue, von deren Gliedern und Einzelheiten man sich ungefähr einen Begriff
machen kann, wenn man auf der in diesem Heft veröffentlichten Abbildung
das Zwergenvolk der Arbeiter an dem ehernen Riesen mißt oder wenn man
bedenkt, daß z. B. der Daumen die Länge des Armes einer erwachsenen Person
bat, wahrend die Fußsohle des Fridtjofriesen die Körperlänge eines mittel¬
großen Mannes erheblich übersteigt.
Blücher als Sänger. Der alte Blücher war ein großer Musikfreund,
ohne selbst musikalisch zu sein, mehr Liebhaber als ausübender Dilettant,
Seine Lieblingsstücke, so oft er sie hörte, elektrisierten ihn, unter allen andern
nahm Mozarts Zauberflöte die erste Stelle ein. Als die Alliierten in Aachen
waren, war es Angelika Catalani, die als Sängerin einen wahren Enthusiasmus
, erregte. An der Spitze ihrer Verehrer stand Kaiser Alexander. Aber nicht
der Zar, sondern der greise Marschall Vorwärts war ihr erklärter Liebling.
Bei der großen Soiree, auf der damals alle in Aachen anwesenden Größen
gegenwäritg waren, sang, so erzählt jemand in der Kölnischen Volkszeitung,
auch die Catalani. Nach jedem Stücke, deren sie fünf hören ließ, folgte ein
wahrer Beifallssturm. Darunter befand sich auch Papagenos „Klinge, Glöckchen,
klinge**. Blücher, ganz entzückt von der ihm .so lieben Melodie, forderte die
Signora Catalani auf, noch etwas von Papageno zu singen; sie geriet darüber
in nicht geringe Verlegenheit und sah sich nach einigem Zögern genötigt, dem
alten Helden einzugestehen, von Papagenos Arien nichts mehr einstudiert zu
haben. „Ich kann es Sie lehren,“ versetzte Blücher, „ich kann alles aus der
Zauberflötc.“ — „Was?“ rief Alexander, „Blücher kann auch singen? Da
muß er uns etwas zum Besten geben.“ Marschall Vorwärts stellte sich in
Positur und begann mit seiner rauhen Stimme jämmerlich falsch, aber doch
erkennbar: „Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig, heissa hopsassa.“ Kaiser
Franz lauschte dem Gesänge des alten Marschalls mit sichtlicher Rührung,
der ernste König von Preußen lächelte still für sich hin, aber Alexander lachte
aus Leibeskräften und gab das Zeichen zum Applaus, der auch in reichlichem
Msße erfolgte. Blücher, durch diesen Beifallsjubel ermuntert, sang noch: „Ein
Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich“, und endlich: „Bacchus
ist ein braver Mann“. Die letzte Nummer erregte einen solchen Applaus, daß
die Catalani scherzhaft äußerte: „Mit dem alten Blücher könnte ich’s nicht
aufnehmen, er hat mich richtig geschlagen, ihm wurde mehr applaudiert als mir.“
Schauspieler als Sänger. Der frühere jugendliche Held
der Berliner Hofbühne, Waldemar Slägemann, hat bekanntlich mit ungewöhn¬
lichem Erfolg den Übergang zur Oper als Baritonist unternommen. Für unsere
Zeit ist dies etwas Ungewöhnliches, da wir nur eine sehr beschränkte Zahl
von Bühnenmitgliedem haben, die für solche Leistungen über die nötige Stimm-
b^abung verfügen. Ein Albert Niemann hat blutjung in Dessau als Schau¬
spieler begonnen und sich erst später dem Sängerfache gewidmet. Es gibt auch
heute noch eine Reihe von Künstlern, die dank ihrer stimmlichen und schau¬
spielerischen Begabung auf beiden Gebieten etwas leisten. Immerhin gehören
solche Talente zu den Ausnahmen. Das war vor Zeiten gründlich anders. Eine
Wilhelmine Schröder-Devrient, wohl die größte dramatische Sängerin aller
Zeiten, hat als Tänzerin in Horschelts berühmtem Kinderballett begonnen
und ist später am Wiener Hoftheater Schauspielerin geworden. Erst dann,
zu Beginn der zwanziger Jahre, hat die „singende Schauspielerin“, wie man sie
damals nannte, ihr eigentliches Rollenfach gefunden. Auch ihre große Rivalin
Henriette Sontag beherrschte das Schauspiel fach vollkommen. Umgekehrt
wird in der vormärzlichen Zeit der Schauspielkünstler fast regelmäßig auch
im Gesangsfach beschäftigt. Ludwig Rebenstein, ein Schüler Ifflands, der der
Berliner Hofbühne dreißig Jahre hindurch angehört hat, ein glänzender Romeo
und Max („Wallenstein“) begann als Tenorist. Die Birch-Pfeiffer, eine ausge¬
zeichnete Künstlerin im Mutterfach, war lange Jahre hindurch zugleich Tragödin
und Opernsoubrette. Je weiter wir nun in der Theatergeschichte zurückgehen,
um so häufiger finden wir diese in der Zeit der Wanderbühne durchaus all¬
tägliche Personalunion an. Im Herbst 1788 hat am Berliner Nationaltheater
die Erstaufführung von Mozarts Oper „Belmonte und Constanze“ („Die Ent¬
führung“) stattgefunden. Sie war nur mit Schauspielern besetzt. Die männliche
Titelrolle gibt der treffliche Lippert, der auf beiden Gebieten Vorzügliches
leistete. Die Constanze wird von der berühmten Bethmann-Unzelmann agiert,
deren Rollenfach auch im Schauspiel einen ganz erstaunlichen Umfang aufwies.
Wir finden dann weiter unter den Mitwirkenden einen Karl Czechtitzky, der
ein paar Jahre zuvor seine Berliner Bühnenlaufbahn mit dem Hamlet begonnen
hatte. Ebenso vertritt Henriette Baranius, die die Partie der „Blonden“ spielte
und in der Theatergeschichte als die „schöne Sängerin“ fortlebt, das Doppel¬
fach beider Künste. Ein klassisches Beispiel für diese eigenartigen Verhältnisse
bietet dann die bekannte Schauspielerfamilie Eunicke. Eine Johanna Eunicke,
die spätere Gattin des Malers Franz Krüger, hat im Opern- wie im Schauspiel¬
fach Außerordentliches geleistet. Man sieht also, daß das Spezialistentum
auf der Bühne erst ein Produkt der Neuzeit ist und seinen Ursprung wohl in
den wachsenden Anforderungen hat, die man heute sowohl an den Schauspieler
wie an den Sänger stellt.
Über die Reiseandenken-Kunst führt Architekt Alfred
Jentzsch in Nr. 13 der Sächsischen Gewerbezeitung „Gewerbeschau“ bitter
Klage. »,Betrachten wir einmal in Sommerfrischen und Bädern die Verkaufs¬
buden für Andenken und Ansichtspostkarten und fragen wir die Verkäuferin,
wddte Art Postkarten bzw. Andenken sie am meisten verkauft, so werden wir
gar bald finden, daß sich mit den lieben Sommergästen nicht immer auch ein
Strom von feinerer Geschmackskultur über das Land ergießt. Würde der Berg¬
wirt oder Kurhausbesitzer im nächsten Jahre wieder jeden Brennpunkt oder
Paar Baumstämme mit Reklameplakaten behängen, wenn täglich wenigstens
3 bis 3 Gäste dem erhabenen Oberkellner eröffneten, daß sie im nächsten
Jahre den Ort meiden würden, falls diese Verunstaltungen nicht verschwinden ?
Was an Reiseandenken oft alles angeboten wird, ist grauenhaft. Heringe von
Metall mit einer Ansicht vom Orte in der Mitte als Aschenbecher, Zeppelin-
Luftschiffe als Zahnstocherbehälter, Rettungsringe mit Ansicht des Bade¬
ortes als Uhrständer usw. Daß diese Sachen gern gekauft werden, beweist
der Umstand, daß die Händler dieses Gemüse immer wieder auf den Markt
bringen. Auf der andern Seite gibt uns der Geschmack auch gleichzeitig das
Kultumiveau des Käufers an. Hier ist ein Feld, auf dem sich Lehrer und
Handwerker auch während der Ferien betätigen kann. Allerdings kann auch
hier rur das geschlossene Vorgehen etwas nützen, denn bleibt es nur einer,
der auf diesen Aberwitz des verkehrten Kunstgewerbes schimpft, so hat man
ihn im Badeörtchen gar bald ins Herz geschlossen, sind es aber viele, so be¬
stellt sich der Verkäufer im nächsten Jahre andere Muster.“
„Der Herr im Speisewagen.“ Ein niedliches Reiseerlebnis
wird den Münchener Neuesten Nachrichten erzählt: In den München—
Frankfurter Schnellzug steigt unterwegs ein Herr ein und findet in dem über¬
füllten Wagen nur noch in einem Abteil einen anscheinend unbesetzten Platz,
auf dem zwei Handtaschen liegen. Der gegehübersitzende Fahrgast im grauen
Mantel erklärt aber, die Gepäckstücke gehörten dem Herrn, der eben in den
Speisewagen gegangen sei. — Der Reisende steht also schon lange während
der Fahrt — der Herr aus dem Speisewagen hat sich noch immer nicht gezeigt.
Der Reisende verstaut endlich die Handtaschen im Gepäcknetz und nimmt
mit den Worten Platz: „Bis der Herr aus dem Speisewagen zurückkommt,
werde ich solange hier sitzen bleiben. Dann werde ich ihm selbstverständlich
seinen Platz wieder einräumen. Unterdessen aber nehme ich sein Gepäck'
in Obhut.“ Schon nähert man sich immer mehr dem Ziele, ohne daß der Herr
aus dem Speisewagen zurückgekehrt wäre. Der Herr im grauen Mantel will
nun die zw’ei Handtaschen aus dem Netz holen, um, wie er angibt, auf der
nächsten Station auszusteigen. Aber da sagt sein Gegenüber: „Bitte, das
Gepäck gehört ja, wie Sie selbst sagten, dem Herrn im Speisewagen. Es kann
also unmöglich Ihnen gehören.“ — Das Ganze sei nur eine Finte gewesen,
erklärt der andere, um weitere Fahrgäste femzuhalten. Er bitte daher um die
Taschen, die gewiß sein Eigentum seien. Darauf läßt sich aber unser Herr
nicht ein, denn da? könne ein jeder sagen, das Gepäck gehöre ihm. Auf keinen
Fall also werde er das Gepäck des „Herrn im Speisewagen“ ausliefem, da er
cs ja bewache. Der Herr im grauen Mantel wird sehr erregt, bis man den Zug¬
führer ruft. Der erklärt unter allgemeiner schadenfroher Zustimmung der
übrigen Reisenden den Herrn im grauen Mantel für vollkommen im Unrecht,
da er ein Gepäck, das er schon als nicht ihm gehörig, bezeichnet habe, nicht
in Anspruch nehmen könne, und außerdem habe er unrechtmäßigerweise
einen Platz belegt. Der Herr ficht, droht und schreit. Man läßt das Gepäck
in den Aufbewahrungsraum bringen, um dem Herrn die Möglichkeit zu geben,
dessen rechtmäßigen Besitz nachzuweisen. Einstweilen aber nimmt man ihn
für das Belegen eines nicht bezahlten Platzes in eine empßndliche Geldstrafe.
Aber es vergehen noch zwei Tage, bis die Legitimation des Reisenden eintrifft,
auf die hin ihm das Gepäck des „Hrem im Speisewagen“ ausgehändigt wird
,,Eine schwere Spra k“. Daß unser geliebtes Deutsch auf Ge¬
schäftsreklamen und andern Anzeigen des Auslandes oft eine wunderliche
Form annimmt, weiß jeder, der, im Süden namentlich, gereist ist. Vor mir
liegt, so schreibt ein weitgereister Mann in der Köln. Ztg., eine Geschäfts¬
anzeige, mit der ein Hotel in Pompeji sich den deutschen Reisenden zu emp¬
fehlen sucht. Sie lautet: „Reisend von Paestum, Salerno, Giva und Sorrento
kommen ist sehr zu empfehlen eine Nacht im Hotel X. zu Pompeji erst klassige
Hotel mit allem modernen Confor und mäßigen Preise zuzubrigen Pension
preis auch für einen Tag 7 und 8 Francs am folgenden Tagen die Ausgrabungen
besichtig und de Vesuv bestigen, ohne daß man genöthigen zu sein, früh auf¬
zustehen wie dies der Fall sein würde wenn man die Nacht im anderen Ort
bleibt.“ Die Betten dieses internationalen Gasthofs sind hoffentlich besser
“als sein Deutsch; daß er sich auch im Englischen nicht sicher fühlt, beweisen
verschiedene Fehler in einer beigedruckten englischen Übersetzung. Daß
man in Neapel auf der Front bestimmter Restaurants das „Gabelfrühstück
zu kleinen Preisen“ findet, ferner: „zu allen Tageszeit Speisen nach der Karte“,
wo len wir dem wackem Wirt noch gar nicht einmal so übelnehmen; unsere
Diphthonge bilden nun einmal für die Romanen ein schwer zu nehmendes
Hindernis. Man muß darin den guten Willen für die Tat nehmen und es an¬
erkennen, daß die Kenntnis des Deutschen in Italien, auch im Süden, erstaun¬
lich zugenommen hat, wie wohl jeder bestätigen wird, der das Land nach
längeren Pausen wiedersieht. Der Italiener kommt darin dem Fremden viel
mehr entgegen und zeigt sich viel anstelliger und geschickter als etwa der
Franzose. Daß in amtlichen Anschlägen, in den Verfügungen der Post, der
Eisenbahn, das Deutsche längst seine gleichberechtigte Stellung neben den
beiden andern Weltsprachen errungen hat, ist selbstverständlich; in der Regel
sind derartige Anschläge im Eisenbahnabteil, im Bahnhof oder anderswo in
vier Sprachen abgefaßt, in der Landessprache, französisch, deutsch und englisch.
Aber auch in Handel und Gewerbe bemüht sich der Italiener, dem großen
deutschen Fremdenstrom gerecht zu werden. In den Straßen von Palermo
ruft uns der Zeitungsverkäufer, sobald er die Nationalität des Fremden fest¬
gestellt hat, entgegen: „Deutsche Zeitung!“ Der Ansichtskartenhändler,
der Antiquitäten Verkäufer schmücken ihre Buden mit deutschen, wenn auch
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DEUTSCHLAND
Nr. 6
nicht immer fehlerfreien Geschäflsanzeigen. Es gehört eben heute dazu. Die
„deutsche Schneiderin“, die man gelegentlich auf Firmenschildern in Rom
oder Neapel bemerken kann, ist schließlich auch ein Zeichen der Entwicklung;
es ist darauf zu wetten, daß vor 30 Jahren sie sich noch ,,Modes de Paris
genannt hätte. Bei dieser Gelegenheit mag man vielleicht auch einmal auf die
umgekehrte Seite der Medaille hinw'eisen, nämlich auf die Gewerbe, die bei
uns hartnäckig an einer längst veralteten Fremdwortbezeichnung festhalten.
Wer durch die Straßen der urdeutschen Stadt München w’andclt, ist geradezu
bztroffen von der großen Zahl der „Charcutiers“, die es dort gibt, so als ob
der „Fleischer“ in dieser Stadt keine Daseinsberechtigung hätte. Gleichfalls
zerbricht sich der Fremde in München oft den Kopf, was mit dem geheimnis¬
vollen Worte „Tafernwirtschaft“ in der Verbindung: ,,Gast- und Tafern-
wirtschaft“ gemeint ist, bis ihn Lokalforscher dahin belehren, daß er hier eine
Verballhornung des guten, alten, lateinischen taberna oder taverna vor sich
habe. Gänzlich überflüssige fremdsprachliche Gewerbebezeichnungen sind
auch Worte wie „Plissee-Presserei“, .Sloppace" usw. Und so noch manches
andere, das wirklich beweist, daß die deuteche Sprache eine „schwere Sprak“
ist auch im Lande.
Eisenbahnfahrpreise und - fahrzeiten vor60Jahren.
Ums Jahr 1853 war das Bahnnetz zwischen den bedeutendsten Orten Europas
schon ziemlich geschlossen. Unsere Väter und Großväter, die ja noch die
eisenbahnlose Zeit kannten, werden den Fortschritt, der in dem Vorhandensein
von Bahnverbindungen lag, wohl gewürdigt haben, uns aber muß das Reisen
von damals als wenig angenehm erscheinen. Die Zahl der durchgehenden
Züge war gering. Umsteigen war häufig nötig, und trotz mangelnden Komforts
und trotz der großen Langsamkeit der Beförderung waren die Fahrpreise
viel höher als jetzt. Selbstverständlich gingen auch viel weniger Züge, und
nur ganz vereinzelt gab es zwischen zwei Orten mehr als zwei Verbindungen
am Tage. Zwischen Berlin und Frankfurt a. M. verkehrten hin und zurück
je zwei Züge, deren schnellster 23‘. 4 und deren langsamster 34 Stunden
brauchte, gegen 8 und 13 Stunden in unserer Zeit. Die Fahrpreise betrugen
1. Klasse 18 Taler 26'/-.. Sgr. oder 33 Fl. 3 Kr. Rh. Währung, und 2. Klasse
12 Taler 23Yi Sgr. bzw. 21 Fl. II Kr. Die heutigen Preise sind 41,40 Mk.
und 25.50 Mk. Von Berlin nach Bremen gingen drei Züge, von Bremen nach
Berlin zwei. Die schnellste Fahrt dauerte 1 P/i, jetzt 5, die längste 22^ .^, jetzt
10 Stunden, die Preise waren für den „Schnellzug“ 13 Taler 15 Sgr. und
9 Taler für den gewöhnlichen, wie er amtlich genannt wurde. 12 Taler 2* Sgr.,
und in der 2. Klasse 8 Taler 7^/.>Sgr. Heute braucht man nur 26,30 Mk. oder
16,20 Mk. zu zahlen. Nach Breslau fuhr man mit den beiden vorhandenen
Zügen 11 Stunden, gegenwärtig mit dem schnellsten nur 4 Stunden 5 Minuten.
Die Billetts kosteten 11 Taler 2'/^ Sgr. bzw. 7 Taler 5 Sgr., zurzeit 25,60 und
15,70 Mk. Verhältnismäßig gut war die Verbindung zw'ischen Berlin und
Köln. Zwar existierten auch nur zwei Züge, aber man konnte seinen Weg doch
schon in 16Vv Stunden gegen die heutigen 8 Stunden zurücklegen. Doch
kostete das auch 60 v. H. mehr als gegenwärtig. Die kurze Strecke Berlin
Leipzig und umgekehrt, zu der man heute rund zwei Stunden braucht und
für die man 16 bzw. 18 Züge zur Verfügung hat, wurde mit drei Zügen befahren.
Ihre Zurücklegung erforderte 6 und 7 Stunden und kostete I. Klasse 6 ,
2. Klasse 4 Taler. Nach München brauchte man mindestens 38' '|, für den
Rückweg mindestens 40 Stunden. Der zweite vorhandene Zug lief sogar 44
Stunden. Und dafür entrichtete man in den beiden ersten Wagcnklassen
19 Taler 13\'.j Sgr. und 13 Taler 12'L Sgr. Größere Entfernungen erforderten
wegen des vielfachen Umsteigens und der mangelnden Anschlüsse ganz un¬
verhältnismäßig viel Zeit. Nach Paris, wohin die Verbindung günstig war,
kam man im besten Falle in 35 Stunden, nach London mußte man 2* -- 3Tage
rechnen. Und doch war man glücklich, daß man die Eisenbahn hatte und
nicht mehr allein auf Postkutsche, Hauderer und Marktschiff angew'iesen war.
(Vüssische Zeitung.)
Ein fröhliches Postamt ist im Berliner Westen in einem farb¬
losen MietsKause eingerichtet worden. V on außen sieht es gar nicht nach
etwas besonderem aus, und wir gehen so gleichgültig und <0 eilig hinein, wie
in alle die anderen auch. Aber wie angenehm ist man über-ascht: dieses Post¬
amt. räumlich so beschränkt, wirkt groß und weit durch die frische, lustige
Farbe, die man ihm gab. Postkutschengclb, kräftiges, schönes Postkutschen¬
gelb deckt in halber Höhe die Wände, feine, schwarze Linien gehen die Kanten
entlang, die obere Wand ist weiß mit sparsamen, linear angenehm wirkenden
Ornamenten k rz, der ganze Raum hat etwas Lichtes, Freudiges und dabei
Charakteristisches Das Horn des „Schwagers“ kichert aus den Fcken. Die
Pulte für das Publikum in neuen, reizvollen Ff>rmcn, gerade und schlicht und
doch so persönlich, so ausgeprägt. Die Schaltcrfenster gucken neckisch aus
den gelben Un.hauten, die ela in den Raum gestellt sind. Und dabei wirkt alles
so außerordentlich zweckmäßig. Wer immer der Anreger, wer der Gestalter
dieses Raumes sein map, man muß ihm Dank wissen für das Vorbild, das er
hier aufgestellt hat.
„V on der Reis e“. Unter diesem Titel \eranstaltet die „Neue Ham¬
burger Zeitung“ ein Preisausschreiben für künstlerische Llebhaberphotcgraphie
in Mer Gruppen (Landschaftliches, Figürliches, Innenaufnahmen, Humo-
ri>hschcs), (ür das sie 44 Preise im Gesamtbeträge von 1000 Mk. ausgesetzt hat.
Letzter Linlieferungsterniin ist der 30. Sejitember 1913. Es handelt sich hier
um eine gute Sache. Das Plakat zu diesem Wettbewerb hat .Artur Illies ent¬
worfen. L ntcr den Prei<ri-.htcrn finden sich bekannte Namen wie Prof. Brinck-
mann in Hambuig. f^rof. Meyer von der Kunstgewerbeschule dort. Rudol[)h
Dührkoop, Ernst Juhl u. a. Die Bedingungen werden auf Verlangen von der
Neuen Hamburger Zeitung, Hamburg, Gänsemarkt, zugesandt.
DerFrauenbund zurEhrung rhcinländischerDichter
hat auf seiner unter dem Vorsitz von Frau Guido Schoeller aus Düren in
Koblenz abgehaltenen Jahresversammlung beschlossen, die Ehrengabe an den
Dichter Wilhelm Schäfer zu erteilen und sein Buch ,,Rheinsagen“ in einer
Luxusausgabe für die Mitglieder herauszugeben.
Zum Projekt der neuen Harzbahn.
Von Oberingenieur 0. B ü t o w , Braunschweig.
Vergleicht man den Staatskörper mit dem Menschenkörper, so ist der
Verkehr als der Kreislauf des Blutes zu betrachten, der die einzelnen Teile
des staatlichen Organismus stetig ernährt und immer neu belebt. Regelmäßiger
Verkehr schafft auch gleichbleibendes Leben an einem Orte; wird der Ver¬
kehr unterbunden, so stockt das Leben und erkrankt schließlich — oder um¬
gekehrt, wird der Verkehr überhäuft, so jagt das Leben und wird ebenfalls
krankhaft.
Gesundheit herrscht also im staatlichen wie im menschlichen Körper
nur dann, wenn der Verkehr die mittleren Grenzen nicht gar zu weit über¬
schreitet; und Ordnungsbestreburgen zum Wohl des Deutschen Reiches
dürfen daher den Verkehr nicht an einer Steile übermäßig fördern und an
anderer ebenso hindern, sondern müssen vielmehr für Ausgleichung der ver¬
kehrsreichen und verkehrsarmen Orte, also für stetigen Umlauf des Wirtschafts¬
blutes im ganzen Reichsumfange sorgen - wie es im Menschenwesen das
Herz besorgt.
Der Kreislauf des Blutes erfolgt in den großen und kleinen Adern, welche
den ganzen Körper durchziehen. Die Adern des Staatslebens waren von jeher
die Wege; und die Hauptadem desselben wurden die großen Heerstraßen,
welche die hervorragenden Orte verbanden. Auf ihnen flutete der breite Ver¬
kehrsstrom von Süden bis in die Neuzeit hinein, wo von Norden die Eisen¬
bahnen kamen und den Kreislauf beschleunigten. Sie wurden zu starken
Schlagadern des Weltverkehrs, während die Heeerstraßen zu Verkehrsmitteln
zweiten Ranges sanken und an ihnen mancher blühende Ort der Altzeit ein¬
ging, weil er nicht rechtzeitig Anschluß an die eisernen Weltadern des nordischen
Verkehrs erhielt.
Diese Weltadern endeten meist in den Großstädten, vor allem in der
Hauptstadt des Landes, dem staatlichen Kopfe, und brachten dorthin außer¬
ordentlich viel Leben — auf Kosten der übrigen Teile des Staatskörpers, be¬
sonders der kleinen Städte und des weiten Landes. Die Folgen dieser ein¬
seitigen Verkehrsströmling wurden Erwerbskampf in der Stadt und Leutenot
auf dem Lande, Verteuerung des Stadtlebcns und Entwertung des Landlebens,
Nervosität des Stadtmenschen und Indifferentismus des Landmenschen usw.
Ein umlenkender Kreislauf dieses ungesunden Weltverkehrs, dieses über¬
mäßigen Blutandranges nach dem „Weltkopfe“ wurde zwar viel versucht,
wird aber erfolglos bleiben, solange das Herz davon ebenso ausgeschlossen
ist — wie der Harz.
Der Harz — nomen est omen bildet wegen seiner mittleren Lage das
Herz des Deutschen Reicdics, hat aber keinen Anteil an seinem Hauptverkehr
und darum auch keinen Einfluß auf dessen .Ausgleich. Der Hauptverkehr
aus der norddeutschen Tiefebene sucht Gesundung durch den Fußverkehr
in dem süddeutschen Hochgebirge, und die natürliche Verkehrsmitte: der
Harz, wird dabei in großem Bogen umgangen — wie ein böser Teil des Vater¬
landes.
Einst führte ein Kaiserweg über ihn hinw'eg, eine Harzburg hielt droben
kaiserliche Wacht und zwei kaiserliche Pfalzen glänzten In Goslar und Nord¬
hausen. Edelc Erze schürften die Bergleute aus den Gruben, w'ertvolle Steine
brachen die Arbeiter von den Abhängen und nutzhafte Bäume fällten die
Holzschläger in den Wäldern - bis die .Altzelt im ,,Kyffhause“ versank und
der Verkehr bergab ging, so daß der Harz still und arm wurde und den Fremden
gastliche Erholung und Erfrischung anbot, um seine .Angehörigen ernähren
zu können.
Doch selbst sein Fremdenverkehr und die ihm dienende Hotelindustrie
leiden unter dem Umstande, daß der große Reisestrom an ihm vorbeigcleitet
wird. Das eiserne Netz der Verkehrsbahnen ist vom Harze durchbrochen;
die Hauptlinien Ost-West laufen oben und unten vorüber, die Hauptstrecken
Nord-Süd dagegen links und rechts herum; nur einige kleine Nebenbahnen
gehen ln Ihn hinein und hinauf und dienen einem schwachen Ortsverkehr —
während die anderen deutschen .Mittelgebirge längst durch Hauptbahnen
an den Weltverkehr angeschlossen sind. Daher kann es auch nicht wunder¬
nehmen. daß neuerdings eine allgemeine und lebhafte Bewegung der Harz-
und Nachbarorte eingesetzt hat, um mit vereinten Kräften die .Aufschließung
des Harzes durch eine Hauptader des Verkehrsnetzes zu erstreben, welche
den Einheimischen neues Weltblut zuführt und den Einkehrenden altes auf¬
frischt.
Freilich, der Harz, ist verschlossen wie ein Einsiedler und namentlich im
Norden schroff und abweisend wie ein Menschenfeind. Darum sind auch
alle X'ersuche bisher vergeblich gcvve.sen, diesen trotzigen Bergriesen zu
Nr.6 l »3QQO9QO QQQ Q O QQQ83£a 8 8Sa09a i DEUTSCHLAND
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bezwingen und als Vermittler im Reichsverkehr einzufügen; sie scheiterten an
den Schwierigkeiten der Aufgabe, die Felsenhöhe des Vater Brocken zu er¬
klimmen und dabei zugleich dem Harz- und Reichsverkehr zu dienen • - ohne
doch anspruchsvoll zu sein wie der Haupt- und Weltverkehr der Neuzeit.
Und dennoch wird auch in dem beifolgenden Entwürfe versucht, dem
offenkundigen Übelstande in und an dem Harz endgültige Abhilfe zu schaffen
— durch eine Hauptverkehrsader, welche mitten durch des Reiches Herz,
den grünen Harzw'ald, führen soll. Diese Vollbahn entsprechend der Harz¬
lage von Nordwest nach Südost anzulegcn, erübrigt sich - einmal weil bereits
verschiedene Hauptlinien westöstlich vorbeilaufen und dann weil auch schon
einige Nebenlinien von Nordwest und Südost die Harzer Täler hinaufklettern.
Dagegen sind die Nordsüdstrecken herumgeführt und die beiden Haupt¬
strecken von Norden sogar nach Südwesten und Südosten gerichtet; denn
der Hauptverkehr wird durch den verschlossenen Harz von der Mitte abge-
drangt, belastet infolgedessen die seitlich schräg laufenden Schnellzuglinicn
und erschwert sowohl den Betrieb als auch die Reise auf denselben. Eine
gerade, mittlere Nordsüdlinie besteht also noch nicht, kann aber geschaffen
werden — mit Hilfe einer Hauptbahn durch den Harz; Harzburg—Braunlage—
Nordhausen im Anschluß an Bahnstrecken, welche teils als Vollbahnen schon
vorhanden, teils als .solche auszubauen sind.
Die Platzfrage im D-Z u g. Beim Belegen der Plätze in den
D-Zügen haben sich häufiger Unregelmäßigkeiten herausgestelll, weshalb die
Staatsbahnverwaltung den Bediensteten die größte Gewissenhaftigkeit bei Aus¬
führung der Bestellungen sowie bei der Kennzeichnung und Anweisung der
Plätze in den Zügen zur Pflicht macht. Bei Ausfertigung der Platzkarten im
Vorve rkauf soll vor allem auf deutliche Eintragung der Zahlen und auf genaue
Übereinstimmung mit der Laufkarte geachtet werden. Die im voraus belegten
Plätze sollen rechtzeitig — jedenfalls bevor die Reisenden den Zug besteigen
an den Stellschildem gekennzeichnet werden; die letzteren sind von den Zug¬
führern an der Hand der Laufkarte nachzuprüfen. Etwaigen Streitigkeiten
soll durch die nachstehenden Bestimmungen vorgebeugt werden: Ncl rr.cn
Reisende ohne Platzkarten vorbestellte Plätze ein, so sind sie auf Verlangen der
Inhaber der Platzkarten in höflicher, aber bestimmter Weise zum Verlassen
der Plätze aufzufordern und nötigenfalls hierzu zu zwingen. Wenn dies während
der Fahrt nicht möglich sein sollte, so ist das Erforderliche auf der nächsten
Aufenthaltsstation zu verlangen. Zeigen mehrere Reisende Platzkarten für die
gleichen Plätze vor, so hat das Zug- und Bahnhofspersonal für bestmögliche
Unterbringung der Reisenden zu sorgen. Bei solchen Unregelmäßigkeiten
haben sich die Beamten aller überflüssigen Bemerkungen über die Schiildfrage
2 u enthalten und lediglich dahin zu streben, den in Verlegenheit gesetzten
Reisenden nach Kräften behilflich zu sein."
Die schnellsten Eisenbahnzüge in Deutschland.
Der diesjährige Sommerfahrplan weist sechs Züge mit einer Stundengeschwin¬
digkeit von 85 km und darüber auf. Der schnellste Zug ist der D-Zug Berlin
Hamburg, der die 286,7 km lange Strecke mit einer Stundengeschwindigkeit
von 88,7 km in 3 Std. 14 Min. zurücklegt. Es folgt dann der D-Zug Hamburg -
Wittenberge mit 88,4 km Stundengeschwindigkeit, dann der D-Zug München
Nürnberg, der mit einer Stundengeschwindigkeit von 88,3 km die 198,7 km
lange Strecke in 2 Std. 15 Min. bewältigt, und der D-Zug Berlin Halle mit
88,2 km Stundengeschwindigkeit, so daß er seinen 161,7 km langen Weg in
1 Std. 50 Min. durcheilt. Der D-Zug Berlin—Hannover erfordert zu der Durch¬
fahrung der 254,1 km langen Strecke bei 85,1 km Slundengeschwindißkeit
2 Std. 59 Min., und endlich legt der D-Zug Berlin—Leipzig seinen 164,4 km
langen Weg bei einer Aufwendung von 85 km Stundengeschwindigkeit in
I Std. 56 Min. zurück.
Ein Hutnadel verbot für die Eisenbahnen Europas
ist in Vorbereitung. In den Eisenbahnwagen sind bekanntlich Plakate ausge¬
hängt, die unter der Überschrift „Zur gefälligen Beachtung“ eine Reihe von
Regeln und Verboten für die Reisenden enthalten. Das bayerische Verkehrs¬
amt in München hat nun auf der letzten europäischen Beiwagenkonferenz den
Antrag eingebracht, den Text für dieses Plakat zu ergänzen und neu zu fassen.
Neu aufgenommen werden soll vor allem ein Satz, wonach die Spitzen
von Hutnadeln geschützt sein müssen. Der bayerische .Antrag wurde
dem Stockholmer Ausschuß der Beiwagenkonferenz, zur Krlediguns? überwie.'-cn.
Rcisegepäckverkehr. Es dürfte noch nicht genügend bekannt
sein, daß von vielen bayerischen Stationen nach Österreich besondere Gepäck¬
sätze bestehen, die zur .Anwendung gelangen, wenn Fahrkarten nicht vorgezeigt
werden. Dies ist besonders für Reisende von Wichtigkeit, die beispielsweis
von Bayern über die .Alpenpässe zu Fuß wandern wollen, ohne ihr Gepäck
mitzunehmen. In München Hauptbhf. besteht während der Hauptreisezeit
ein österreichisches Zollamt, das auch die zollamtliche Behandlung von solchem
Reisegepäck vornimm . Hierdurch werden d e außerordentlich lohnenden
Wanderungen und Wagenfihrten in den landschaftlich schönen (Grenzgebieten
wesentlich erleichtert.
Der L ö t s c h h e r g l u n n e 1, der in Brig an die Simplonbahn an-
scbließt und eine neue Verbindung der Schweiz mit Italien herstellt, also eine
Entlastung der Gotthardbahn ist. wurde am 28. Juni <lem X’erkehr übergeben.
Bei der Ausführung der Bahn, deren Bedeutung für den int(‘i nationalen Ver¬
kehr A. Nistler schon im ersten .Aprilheft 1913 der „Deutschland“ ce-
schildert hat, wurden infolge der ausgezeichneten Organisation diuch den
Oberingenieur Rothletz ungewöhnlich große Lei.stungen erzielt. Der Sohl¬
stollen wurde mittels pneumatischer Bchrmaschinen gehöhlt. Bemerkens¬
wert war auch die neue Verwendung kleiner Handbohrmaschinen beim
Vollausbruch. Täglich schritt man auf der Nordseite sieben Meter, auf
der Südseite, wo besonders harter kristallinischer Schiefer zu durchbohren
war, fünf Meter, also zusammen zwölf Meter vorwärts. Zur Sicherung
und insbesondere zur Trockenlegung des Baues fand ein neues patentiertes
Verfahren, die sogenannte Tunnelrückenbetonierung, Anw'cndung; es wird
dadurch das besonders in wasserreichen Gebirgen trotz Asphaltabdeckung
auftretende Durchsickern von Wasser durch das Gewölbe unter Auswaschung
des Mörtels aus den Fugen vermieden. Das Verfahren besteht darin, daß die
Gesamtfläche des Gewölbes gleichmäßig mit Bohrlöchern, die bis durch die
Hinterpackung getrieben werden, besetzt wird. Durch diese Löcher wird unter
Luftdruck von etwa 10 Atmosphären Zementmörtel gepreßt, der in die feinsten
Ritzen der Gebirgswandung dringt und rings um das Gewölbe einen undurch¬
lässigen Betonkörper schafft. Die Lötschbergbahn ist die erste große Tunnel¬
bahn, die nicht nur auf einzelnen Strecken, sondern auf ihrer ganzen Länge
elektrisch betrieben wird. Um diese Aufgabe zu lösen, mußte die Industrie ganz
neue Triebmittel erfinden und herstellen. Man baute Lokomotiven von einer
Stärke, die keine Dampflokomotive Europas besitzt. Das durch internationale
Übereinkunft als Maximum festgesetzte Zugsgewicht von 310 Tonnen auf
Steigungen von 27 pro Tausend wird von einer einzigen dieser Überlokomotiven
gezogen, während bei Dampfbetrieb zwei der stärksten Maschinen für die gleiche
Leistung vorgespannt werden müssen. Die gesamte Länge des Tunnels beträgt
14506 Meter. Der Haupttunnel ist doppelspurig angelegt. Er steigt bis
1244 Meter und fällt bis zum Südabhang wieder auf 1219 Meter. Gewaltige
Viadukte, Doppelschleifen, Kehrtunnels, zwischen Felswänden eingesprengte
Brücken und übereinander aufgebaute Mauerfestigungen sow'ie die Lawinen¬
schutzbauten zeigen dem Auge das Bild kühnster Technik bei größter Pietät
vor der Landschaftsschönheit.
Alkohol und Verkehrssicherheit.
Der Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hat auf
seiner diesjährigen Hauptversammlung in Hannover eine sehr ernste und
wichtige Frage erörtert, nämlich das Thema „.Alkohol i;nd Verkehrssicherheit".
Diese Fräße ist für jeden Menschen — mag er sonst auch der Abstinenz¬
bewegung nicht folgen — von höchster Bedeutung, denn die Sicherheit des Ver¬
kehrs ist eine unabweisliche Vorbedingung für das ganze moderne Leben. Die
Frage wurde daher auch nach allen Seiten hin gründlich und sachlich beleuchtet.
Über die Bestrebungen zur Einschränkung des Alkoholgenusses im E i s e n -
bahndienst sprach Geh. Reg.-Rat Ausmann - Straßburg i. E.
Seitdem, so führte er aus, die Wissenschaft die nachteiligen Folgen des Alkohol¬
genusses auf die Geistestätigkeit festgestellt hat, ist man sich auch über die
Gefahr, die dieser für den Bahnbetrieb im Gefolge hat, immer mehr klar ge¬
worden. Die von manchen Seiten nach amerikanischem Vorbild aufgestellte
Forderung völliger Abstinenz der Belriebsbeamlen auch außerhalb des Dienstes
ist ein Zukunftsideal, zurzeit aber wohl noch undurchführbar. Die fort¬
schreitende allgemeine Aufklärung läßt indessen einen Wandel der allgemeinen
Auffassung erhoffen, der in einiger Zeit eine erhebliche Verschärfung der
Maßnahmen der Verwaltungen erreichbar erscheinen läßt. Von hohem vor¬
beugendem Wert sind die Wohlfahrtseinrichtungen der Eisenbahn, vor allem
aber die umfassende Abgabe äußerst billiger alkoholfreier Getränke, die in
weitem Umfang geschieht. So sind 1912 im Bezirk einer einzigen Direktion
(Straßburg) an 200 Stellen Millionen Portionen alkoholfreier Getränke
für 148000 Mk. abgegeben werden. Indirekt wirkt in gleicher Richtung die
Begünstigung des Turnens, der Bienen- und Kleinviehzucht u. a. Nützlich
wirken auch Vereine, insbesondere die allgemeinen Eisenbahnvercine, indem
sie in ihren Büchereien, bei Vortragsabenden und in dem Verbandsorgan auch
die Alköholfrage berücksichtigen und bei Festen und Ausflügen den Trink¬
zwang fernhalten. Eine wertvolle Unterstützung bilden die alkoholgegnerischen
Vereine, wie der Deutsche Verein g. d. M. g. G., die Guttempler, das Blaue
Kreuz und der Lisenbahn-Alkoholgegnerverband. Infolge des Zusammen¬
wirkens aller dieser Faktoren nähern wir uns allmählich der Zeit, in der der
Alkoholgenuß des Bahnpersonals als Gefahrenmoment für die Betriebssicherheit
ausgeschaltet sein wird und in der er heißen wird: Nüchtern wie ein Eisenbahner!
Alkohol und Verkehrssicherheit in den Städten be¬
handelte derVerkehrsinspektor der Kölner städtischen Straßenbahnen K r ü s? e r.
Er begründete, wie er als Leiter eines großstädtischen Verkehrsdienstes zur
Bekämpfung des .Alkohols im Straßenbahnhetriebe gekommen ist. Die Be¬
strebungen des Eisenbahn-Alkoholgegner\'crl)andes haben ihm den .Anstoß
gegeben, dieser Frage seine .Aufmerksamkeit zuzuwenden. Er schildert dann
die nicht geringe V’erantw'ortung des Straßenbahnpersonals im Verkehrsleben
der Städte, weist darauf hin, daß der Alkoholgenuß möglichst ausgeschaltet
werden muß, wie dies in Köln geschieht, und macht Vorschläge zum weiteren
Vorgehen. Er zeigt das Anwachsen des Stralk*nbahnverkehrs und das hiermit
verbundene Anwachsen der Gefahren an einer Tabelle und schließt diesen Teil
seiner .Ausführungen mit dem Satz: Nüchternheit gibt Sicherheit. Hiernach
kommt er auf den Autoverkehr zu sprechen. .Auch hier weist er auf die mancher¬
lei Gefahren hin und macht Vorschläge zu ihrer Einschränkung. Eine graphische
Darstellung diente zur näheren Erläuteiung. Zum Schlüsse streifte er noch
die übrigen Fuhrwerkslenker. Der Refiner l^ommt zu der Schlußfolgerung,
daß alle, die da/u l^jrufen sind, an der gefahrlosen .Abwicklung des Straßen¬
verkehrs milzuarbeiten, sich im (jcnuß alkoholischer (Getränke die größte
Mäßigung, im Dienste aber völlige Enthaltsamkeit auferlegen müssen.
.Alkohol und Verkehrssicherheit bei der Wasser-undLuftschiff-
fahrt erörterte I-andesversicherungsrat Hansen, Kiel. Bei der .Auswahl
der Schiffsführer und Schiffsoffiziere in der deutschen See- und Binnen-
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Schiffahrt wird sehr auf Nüchternheit gesehen. Von den deutschen Seeleuten
vom Mannschaftsstande darf im allgemeinen gesagt werden, daß sie während
des Dienstes den Alkohol meiden. Unleugbar kann und sollte aber in manchen
Fällen doch noch ein Weiteres geschehen, um hier den Alkohol auszuschalten.
So spricht durchaus die Erfahrung dafür, daß nicht — wie es nicht selten üblich
zu sein scheint — bei besonders anstrengenden Dienstleistungen, großer Kälte,
übermäßiger Hitze usw. zur vermeintlichen Stärkung oder als Belohnung
Branntwein, Kognak, Bier u. dgl., vielmehr in reichlichem Maße alkoholfreie
Getränke, wie löiffee, Tee, Bouillon, Zitronensaft usw., verausgabt werden.
Auf Passagierschiffen müßte es unmöglich gemacht werden, daß die Mann¬
schaften sich aus den Kantinen oder von den Stewards alkoholische Getränke
in irgendwelcher Gestalt beschaffen können, ebenso daß Passagiere den Mann¬
schaften derartige Getränke spenden. Es erscheint nicht überflüssig, in dem
ebengedachten Sinne die Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft
zu ergänzen. Dringend empfiehlt sich, durch die Schiffsbibliotheken und in
den Mannschaftsräumen volkstümliche Schriften verbreiten zu lassen, durch
welche die Mannschaften auf die Gefahren des Alkoholgenusses hingewiesen
werden, wie überhaupt durch Einstellung guter belehrender und unterhaltender
Bücher und Schriften für geeignete Ausfüllung der Freizeit zu sorgen. Ebenso
ist sehr erwünscht eine nachdrückliche Unterstützung der Bestrebungen zur
Errichtung von Seemannsheimen an den Küstenplätzen des In- und Auslandes.
In der L u f t s c h i f f a h r t ist jeder Alkoholgenuß vom Übel. Es sollte —
ähnlich wie im Automobilbetriebe — jeder Führer eines Flugzeuges — im
Interesse der Sicherheit und Gesundheit seiner eigenen Person, und im Hin¬
blicke auf etwa von ihm beförderte fremde Personen — nicht nur während
seiner beruflichen Tätigkeit, sondern ebenfalls vor- und nachher, jeglichen Genuß
von Alkohol, auch als vermeintliches Stärkungsmittel, unbedingt unterlassen.
Das Kartell europäischer Rad- (Motor-) Fahrer
und Automobilisten-Verbände, e. V., hielt am 28. Juni im
Hotel Union, München, den 16. Delegiertentag ab, wozu Abgeordnete aus
ganz Deutschland erschienen waren. Der Präsident erstattete den Geschäfts¬
bericht, gab einen Überblick über die Tätigkeit betreffs Abschaffung der Auto¬
mobilpflasterzölle, Versicherungswesen, Grenzkartenbetrieb, Vertretung beim
internationalen Straßenkongreß London, Bund deutscher Verkehrsvereine,
Leipzig, bei den Verhandlungen betreffs Reichsversicherung von Fahrzeug-
und Tierhaltern usw. Der Berichterstatter der Rechtsschutzkommission be¬
richtete über deren Tätigkeit. Die Berichte der einzelnen Verbände gaben ein
erfreuliches Bild über deren Wachstum und Tätigkeit. Als Ort des 17. Dele¬
giertentages 1914 wurde wieder München bestimmt. Eine längere Erörterung
entspann sich über die weitere Tätigkeit des Kartelles (Transport der Autos
nach Dänemark, Behandlung des Kartenwesens, Aufschluß über gut fahrbare
Straßen für Autos, Hotelwesen usw. Unter den Anträgen ist der Hannovers über
Unterstützung der radfahrenden Jugendabteilung sowie der aus Grazüber Ein¬
führung einer billigeren Versicherung für Radfahrer in Österreich hervorzu heben.
Als Präsident des Mitteleuropäischen Motor¬
wagenvereins wurde in der letzten Ausschußsitzung an Stelle des ver¬
storbenen Generalmajors z. D. G. Becker einstimmig Herr Ministerialdirektor
a. D. 0 11 o J u s t in Berlin gewählt. Der neue Präsident hat als Vortragender
Rat im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten und später als
Direktor im Reichsamt des Innern für die Entwicklung des Automobil Verkehrs
stets volles Verständnis und warmes Interesse gezeigt; viele Maßnahmen und
Einrichtungen wurden von ihm ln die Wege geleitet, die das Automobilwesen
in wirtschaftlicher und technischer Beziehung tatkräftig gefördert haben.
Zeppelins Ehrentag.
Der 75. Geburtstag des Grafen Zeppelin ist für die deutsche Luftfdirt
ein Ehren- und Freudentag gewesen. Denn dieser 8. Juli des Jahres 1913 hat
wieder einmal all die Liebe und Verehrung wachgerufen, die im deutschen
Volke dem — nach einem Wort des Kaisers — „größten Manne des 20. Jahr¬
hunderts “entgegengebracht wird. Aus allen Gauen des Vaterlandes und aus
vielen andern Ländern liefen Glückwünsche ein. Und einer der ersten war
wiederum derDeutscheKaiser. Er telegraphierte: „Meine wärmstenC^lück-
wünsche zur heutigen Vollendung Ihres 75. Lebensjahres. Kaiser und Reich
sind stolz auf den kühnen Beherrscher des Luftmeeres. Mögen Sie sich Ihrer
jährlich wachsenden Erfolge noch recht lange in Gesundheit und Jugendfrische
erfreuen.” — Der Reichskanzler gebraucht in seinem Glückwunsch die
ehrenden Worte: „Nach langen Jahren mühevoller Arbeit bleibt nunmehr in der
stetig anwachsenden Luftflotte der glänzende Erfolg Ihres auf die Erschließung
der Luft für den menschlichen Verkehr gerichteten Denkens und Strebens."
In Friedrichshafen wurde der Geburtstag des Grafen von der Bevölkerung
und den Angestellten der Luftschiffwerft freudig begangen. Die Luftschiff¬
baugesellschaft hat zugunsten ihrer Angestellten und Arbeiter eine Stiftung
von 10 000 Mark gemacht. Die Stadt Friedrichshafen hat beschlossen, zur
Erinnerung an den Tag ein Zeppelinmuseum zu begründen. Auf dem Fest¬
bankett rühmte der Vorsitzende des Arbeiterausschusses der Luftschiffswerft*
Reichardt, die Sozialpolitik, die Graf Zeppelin seinen Arbeitern gegenüber
betätigt habe. Geheimrat Albert, der im Namen und Aufträge der Reichs¬
behörden sprach, gedachte der schon oben mitgeteilten Worte des Kaisen
und verriet, daß Graf Zeppelin gesagt habe, er würde sich noch als Flieger¬
offizier ausbilden lassen, wenn das Vaterland in Gefahr sei. Graf Zeppelin
erinnerte an die Zurückweisung, die ihm in erster Zeit an den maßgebenden
Stellen zuteil geworden sei, aber auch an die Erfolge, die er besonders dem
Staatssekretär v. Tirpitz, dem Kriegsminister v. Einem und dem Reichskanzler
V. Bethmann Hollweg verdanke.
Die größte Ehrung für den greisen Grafen war aber die Tauffahrt des
neuen Luftschiffes „L Z 20“, das künftig den Namen „Z 5“ tragen wird. Es
stieg am Morgen des Geburtstages mit dem Grafen Zeppelin auf und machte
eine kurze, aber glänzende Fahrt.
Am gleichen Tage machte in Düsseldorf, dem Mittelpunkt des
Luftfahrtwesens in Westdeutschland, das erste halbstarre Stahlluftschiff
der deutschen Luftschiffwerft seine glückliche Werkstättenfahrt. Die techm-
schen Grundlagen zu dem Luftschiff, das die Bezeichnung V 1 erhalten hat
und für die Militärverwaltung bestimmt ist, stammen vom Ingenieur und
Konstrukteur Veeh und wurden dann durch einen der ersten Mitbegründer
des Werkes, dem bekannten Herrenflieger Dr. Wittenstein, in eine praktische
Form gebracht. Der Vollender des Baues ist der Diplom-Ingenieur Simon,
dem auch die Führung des Luftschiffes anvertraut ist. Die Durchführung des
Werkes ist in erster Linie dem großen Opfermut des Herrn Ad. Erbsloh zu
danken, der mit seinen Freunden, darunter wiederum Herr Dr. Ottenstein,
übrigens ebenfalls aus Barmen gebürtig, und Herr Dr. Herkenrath, der das
ganze Unternehmen bis heute geleitet hat, an dem begonnenen Versuch trotz
aller Schwierigkeiten festhielt. Tatkräftige Förderer des Werkes wurden ferner
Herr Krupp von Bohlen und Haibach, Mitglieder der Familie von Stumm, die
Mannesmann-Röhrenwerke und andere. Auch die Heeresverwaltung und
nicht zuletzt die Stadt Düsseldorf erwiesen dem Unternehmen ihre Unterstützung
Das 80 Meter lange Luftschiff, das einen Inhalt von 8000 Kubikmetern bat,
ist eine vollkommen halbstarre, zerlegbare Konstruktion. Verarbeitet ist lediglich
Wer Erholung und Qenesung
in Deutschland sucht •
beachte die illustrierte Zeitschrift „DEÜTSCHLRMD", deren einzelne Hefte als
zuverlässigster Führer durch die deutschen Städte und Landschaften gelten
können. In besonders eingehender Weise sind die deutschen Kur- und Heil-
«htl'n'soÄ „Die deutschen Kur- u. Badeorte«
gewürdigt. — Preis dieses Heftes 40 Pfg. Versand nach auswärts gegen
60 Pfg. in Freimarken durch den Verlag, DÜSSELDORF, Postfach Nr. M4.
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<J.fft‘ iTsi|tJcrii*rcil ^rhÄl^ .e^^ KWstSTN öijer C^TiswjS'-bpM-W'nif.^ itji^ ■
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■ nii^ dteri. ’¥dSi*i-.hait-firidris i^iid'verseift* 04*.:
erlaubt di* iweckmaßis^W -aililw; A7?.<fUb^iiiff:.b*fflspf?*ri> .Swutr--
nr^ac uvid. Bciühisruns^ftScfecö. fläj'<kßVur.'4bstlüt '-iWiße*b jIss-S iebidir,.
t]iipi.t-iwirk^iTiv EÄ .smd
^töt^purikt ' vcrlegeri , €*)£ Aifi-triebMd^tJtM Ücit^ ■ ■Mo'i??P ■ . '_
^3t !wmi t 'mvfTi litti. & ivw^d^fia 'a w^.i tW^if(6^1rgf
■ .^n. aTiiJifir**nd • ;DDrcbMTe.ii^Fr dyreb':. zw*! ¥^n y 1'
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.das Gcrijst ■ von', diw tigan^n Besa.S JWii^|'',;ob.r«r. in J^i'cKi.^fiWf
D 0f D <u k^t h e L D ft f! >ti e nVGTtii n Wi am
Daruog «eine fünfte ofdejitlfeb^ Mflf^ff^kFvcraamjrd ab.
fchxt^r m Veriretungf diäf vete Df. Käfl
Li wfb^annbeim) Kyjiiuntö^^^
Kcittd), d)isr vertr*! Diftlae^ d*f Ver«ns.
Ülicr iLw THenw: Der
Di^ Elta» {Striiu) ürien Vtntng
übet die EntwTcldung det Ft^cdiihik. Det Luft¬
flotten verein lälvlte nsdi d^n viw Ccnerill vön
Eg^sjdiredher (Berlin) ersbi^^-
bebn Jahrehabachluß • lä6<30Q. ': -:Da?’U'
fcommen 15Ö0 Neuanmajdtim^en!-. Oer
des SitKKie de* Vcjf^m» Vojiii AlÄniibtiTirt'.iw^
seuTuntc .der Lbftflollcjntag röL . Dm VipTli?g!(iitiPK
hat tici» noiwendtfiif ssemapht^ wje^ irt iWltn det
VödiesSM- mit den Mijitlir^ M^WbeMrd*ti
viel kieftpef iiE ab von ;afjs< 2tlifn
nScjistm Tegungsoft ^vi^rdlp.' f?£dtüi^-? i^pWoblt-
E,'t n national *'¥■ '.s t..^(i.d i fi? c b C f*
Luft fl ö tt e n .V cf ■pi-i tiu . ■ Ani ^ j?.^:'. CebürtS-,
lege des 0 rafen ^epp el iu }^fii Nth * n dä f v trs
tSt F* e ib u r g i. ßfv wpe Verditti^ß^ zwecks
C^ndiine eietes pudentracKöst Lob-
^ortflWV^wns jseblldet: Öpf Vec*)»!! will .unter der
Studeiittitt^N^bd^i^ fedw Notwpn'
Äip^TjiflÄtlien d«»tsund tli r
tiie ttibur^lW ftjdc^UMg: ..Lübftfert fdrdefo»
■EjA^ ßisrd h f l uj? -
I ei u gy Ärftg^rt. ffe Liif^fii M^^ixer
Fliegerf^wj<p*r Kit «ipe z 4 ftllen
iKm ürders^nteo Auf
Flu?i:^g<n stetu'*^
Flug: Ttiäi Sti’aßbüTgt M^uiVBirgen,
Kbfe.f E^erFaJfV^’ Ört vffid
^liä.ct^'Wft.itcrs, obni:'' jksik-b^.
Mölor- öder Öfücihicfjiden ^lait fiüfuUiien.
F ]B T ,d » £ G 0 r d o n ^ B * >» n ;e.f *>
H e n n e ü d < f F r e f b i 11 o it c wifi
dis' DeutacKe LüFt£threrrV*fbsnd bcUnn^^
^ Vertreter der deüt^tn FarW in Fane
beatimmlr Ingenieur Hans B<?luiie.f * ßerlifl.
FreaWr v; Po[iFHJunhur|f+ Hut^o Kaiilm-
^bexfcld; eb Srdlvertr^er dw Herrisu Lejm-
'. .kus?dI-EsaenN Dr,BrikkeiWm^i5^"l^i!Vj .AndöfT>3cfiT
' Beuel fl,. - BL. Die . . 'FTtitiet am ■
12, Ofelöber Li Pefi* statt, -und iiun ersten mftl
isf der behlitiie Basen der Gäft*L TwiMerictV
aii Ab!Bu^|r[flt2 wordfir»^- ßMij^fif ifit diß
Cöfdoh'Seunett-iTfj^te;, fciut«! ;• vöci Ani«F
1909 tdid i9l0)*aweinjel.vcFn Deu^^blÄTui
090i?^ duteb Efbaiött uTrd ! dun^b GetLke),
]e einmal 'iwo der Schwdi uwd vtnt Ff^^nl^reißb
gewtmnen w^rdeni von ljiUie»jnn t^ktnnUicH
hn wrigen J^hre* wo det Fi^twose .
vtnn Stut^gflftef Wbsöii hL ^9r Ltt,
flog. 0))«ier Weitrökoiti bir- F?^ibÄil£m& ist
inzwtacb^ dtifeli den El^Sr^r Runipelm*^r
eufZ4O0 km wordim*)
' ■ .O*. ■ L r e. U 'e d .tt rt_ b ■ $. u tp ^ a
mocdite jftiaA d^ kCihneb Flug ßctinenr dim d*r
FKe^^r Sriödejo^ vom lÖu Juni bi?
Er i*t wie ytif bereits-
27.: Juni lu
' P';in-''.y achte¬
ln fMt 4 der ,,f^6itäfdjfLndV mitirfltettikiti ,tP'
Berim m eDtnt Tag iiftcb ignttbifEitii -ütfjij iüitrfür dSese iCÄ^Hsntstrecite
..von, Nlffi Kifüm^er iEiöft -rföi?«r '-v.ort 6 9.'geWuebL
ölitö nt>cK Äffls Siuridtf 26
ba+t*! fVFjit ’fjftd Cnöfn^Mott^r, ohne euch
-nur eirn?- hst'BrHidsi^- to.l^Jüni ßuf e?.n-c™.UdeiniWl
U'uwrtjgft. üWi ■ Länder •. und.. .bfere. .die '- - 'wL pkri i- ah^eJr'«ititrT.. Et
' v&f?-W:ajr%^Läu', Dvvtu.sL 300 KiTontff'ief. ' Am
aiid@m'._Ta^.-3bMis.:^- Psljjp.vf- -hjt'di. Pdi'pf^^bufk f^tt, . Er batte
■ip. iiü'7 . Gesämt^^r^^.'.: vpDi .;■ 24150 KiLmder h Am'
ifermLjöUi; -Vm- Pjclfl.r*:. buj^.Wieder ab,.-WM SfUfÜr^lm. -eu ■ errpjtlif n,.
. Ef-:bs4^ sftinäf iin .•a?äf-.‘.[i^ai-.i¥u.<>idjfc}ieA und
dßnw wfr M&tt AEErijd;iio^;fc tfft(iH:Zurvd^ von Sdortvit'St- Btwaf
'£fer ^..■'Jürn %did[''--dt?t3: Mjferris.-.'FJirH^r 'üfe'.d^jiT.Ba ßtj dem
'l’luge riack' dem-' '®
GtfÄüfTvtstrecke war KLrmit.a!fj|-:^29(! K-iferteter ALj '|27, |^nl .afreg
Brindftjtittp m Stockbelm aitfüfid^iiRtddi^: nach SiyiiiiLn d^rt Mdiipy*
f lüojplfftz.ÄliilfTiisbri:, Niizsh ßin« küT?en2w-isd^^Uri'd't^'g itf.. irii.fi.. Vor; 8 .Ühr-
abcndsr iii Kc-lihftgßj« ^ . VöjO fv 1 v Jidi *iiiitt' fläfnhwrif,
imd zum iimi sorj: ktri 2^ ewölt . Di*:
aaiinte von Bandc^'inc zu rätkgc|£!eti: hHgf; 4030 Kdcuri^t^y. ; Fkir
diese hat er au rerrtti^ W Stmulcn 30 eebfisiicht: et ferfei^te
al&o übErfand tiicid hm: aehr oft icHlechfem Wetter eine Du<T=hseKnJlh>-.
Stitrtdßug?tttkwm>fef Wd'. VW' (g^nad. )'1 ^
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ÖtmäMctt, jfit)<iÄWif«. KupUrdrucKc# «nö TedwzficbttiiÄgt«
^?rl!öfrÄ^^i[ld^^' phö-iifflTapbisfbe flafBabrnt« aas dw
Ke?KsiTiiis-E(n ln BcrMa. H^aatbcn «wä (UUn soa'te rl«? flazabi
Preis 2S Pf.
ßestißöBgifB nehmen alle Bsichyisdfttftfien sowie txpediftOö »int
fioicB (fieser Zeitung enigegett. lür groficre tfe^iige wende man
sich an den üerlag ,.IMt ßj^dfeesstbaa“
318
II DEUTSCHLAND
Nr. 6
Im Schwimmen um den englischen Königs preis hat
der bekannte Magdeburger Schwimmer Schiele am 28. Juni in London
einen glänzenden Sieg errungen. Schiele wurde im zweiten Teile des Wett¬
bewerbs, im Rettungsschwimmen über 150 Yards, allerdings nur Zweiter. Al)er
sein ganz überlegener Sieg im Schwimmen über 440 Yards sicherte ihm im
Gesamturleil mit 23 Punkten den endgültigen Sieg vor dem englischen Meister
Dr. Morris, der nur 22,5 Punkte erzielte. Schiele hat somit seinen Siccen
in diesem Wettbewerb: 1907, 1908 und 1909, einen weiteren Erf olg angereiht.
20. 27. Juli: In Hildesheim Volksfest mit historischem Festzug.
23. Juli bis Mitte August: In Baden-Baden Tennis-Turniere zwischen
erstklassigen Spielern.
27.. 30. Juli, 3. August: In Neuß a. Rh. Pferderennen.
30. Juli bis 16. September: In M ü n c h e n Festvorstellungen im Königl.
Prinzregententhealer und im Rcsidenztheater.
3. August: In Barmen Pferderennen.
3.- 10. August: In Dresden Vogelwiese.
9. 11. August: ln .VI a r b u r g lOOjährige Jubiläumsfeier des Kurhessischen
Jägerbataillons Nr. II.
10. August: In Stuttgart Militärische Erkundigungsfahrt für Motorräder
(Allgem. Deutscher Automobilklub Gau XII Württemberg und Hohen-
zollern).
15. y\ugust: In Magdeburg Pferderennen (Kronprinzenpreis).
17. August: In Magdeburg Kronprinzenpreis und Autosternfahrt des
Automobilklubs nach dem Rennplatz.
17. 19. August: In Trier Feier des 100jährigen Bestehens des Infanterie-
Regiments Nr. 29.
22.—31. August: In Baden-Baden Große internationale Pferderennen,
verbunden mit Blumenkorso und zahlreichen andern gesellschaftlichen
Veranstaltungen großen Stils.
24. u. 31. August: In Dresden Pferderennen.
Kongresse u, Versammlungen
Die Verkehrs-Vereine und Verwaltungen bitten wir um rechtzeitige
Angabe der jeweilig stattfindenden größeren Veranstaltungen. Die Red.
23. -26. Juli: In Brüssel Erster internationaler Jugendschutzkongreß.
28. Juli bis 2. August: In Köln 2. Fortbildungskursus der Hochschule für
kommunale und soziale Verwaltung.
Im August: In Posen 54. Genossenschaftstag des Allgem. Verbandes der
auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossen¬
schaften.
Im .August: In K a s s c 1 Tagung des Verbandes der Rechtsanwalt- und Notar-
bcamten.
Im August: In Thorn Verbandstag der ostdeutschen Bürgerverclne.
2. .August: In Köln l'agung der Solar-Unlon.
2. 4. .August: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Buchbinder-
Innungen.
2. -4. August: In Münster Rheinisch-Westfälischer Stenographentng
(System Stolze-Schrey).
3. 8. y\ugust: ln Nürnberg Deutscher .Anthropologen-Kongreß.
4. -6. August: In Aachen Generalversammlung der Deutschen Dendro-
loglschen Gesellschaft.
8 .—II. August: In Halle a. S. Kongreß der Handwerks- und Gewerbe¬
kammern Deutschlands.
8 .—12. August: In Meiningen 28. Kongreß der Allgemeinen Radfahrer-
Union.
11. —12. .August: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Bürsten- und
Pinselfabrikanten.
11. -13. August: In Ha 1 le a. S. 14. Deutscher Handwerks- und Gewerbe¬
kammertag.
16. 20. August: In .Augsburg Bayr. Schuhmachertag, verbunden mit
Ausstellung.
16. 21. August: In Halle a. S. Verbandstag deutscher Sattler-Innungen,
verbunden mit Ausstellung.
25. 28. August: In Kiel Deutscher .Apothekertag.
25. 28. August: In Trier Tagung des Deutschen Forstvereins.
25. - 28. August: In Kiel Hauptversammlung des Deutschen Apotheker¬
vereins. _
Zeitangaben der ln Leipzig stattfindenden Tagungen und
Veranstaltungen.
.Außerhalb der Ausstellung:
23.-—29. Juli: 18. Deutscher Reichsfeuerwehrlag mit Sonder-Ausstellung
auf dem Meßplatz.
30. Juli bis 2. August: Deutscher Reichsverband zur Bekämpfung der Impfung,
Berlin-Schlachtensee.
31. Aug. bis 3. Sepl.: Deutsche Schuh- und Ledermesse, Leipzig, Leplay-
straße.
28.- 31. Aug.: Radrennen, W^eltmeisterschaft auf dem Sportplatz.
31. Aug. bis 6. Sept.: Michaelis-Messe, Engros-Messe.
21. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn.
27. -28. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn.
28. Sept.: Radrennen, Preis von Europa. Verein Sportplatz.
12. Oktober: Allgemeiner Deutscher Automobil-Klub, Sternfahrt zur Ein¬
weihung des Völkerschlacht-Denkmals.
12. Oktober: Radrennen, zwei Steherrennen auf dem Sportplatz.
16., 18., 19, Oktober: Deutsch-Akademisches Olympia.
18. Oktober: Einweihung des Völkerschlacht-Denkmals.
18. Oktober: Stafetlenlauf zur Einweihung des Völkerschlacht-Denkmals.
19. Oktober: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn.
26. Oktober: Leipziger Verein für Luftschiffahrt, die nationale Ballon-
Wettfahrt.
26. Oktober: Deutscher Luftfahrerlag.
Die deutsche Ausstellung in Gent. Im großen Wein¬
restaurant des deutschen Hauses der W^eltausstellung in Gent fand am 5. Juli
ein großes (ffizielles Festmahl statt, zu dem außer vielen Ausstellern aus Deutsch¬
land die Preisrichter sowie die leitenden Persönlichkeiten der Weltausstellung
erschienen waren. Der Präsident der .Ausstellung, Dr. Becker, gab bekannt,
daß bis jet/t in der Maschinenhalle der Ausstellung für Textilmaschinen für
drei .Millionen Aufträge vorliegen. Der belgische Reichskommissar,
cm b« kannter Industrieller, de Hemptinne, sagte, das. was an Textilmaschinen
in der deut.schen Maschinenhalle aufgestellt sei, habe auf Fachleute einen
großen Eindruck gemacht, da sie die deutsche Industrie auf diesem Gebiete
in bemerkenswertem Fortschritt gefunden hatten. Der [Präsident des Komitees,
lüftaatssekretär Cooremann, erklärte, es hätte auf die belgischen maßgebenden
politischen und industriell<*n Kreise einen schmerzlichen Eindruck gemacht,
wenn die deutsthen Fahnen nicht auf dem Ausstellungsgelände in Gent ge-
BERUM HRMBURQ
HOTEL ETPLAHADE
Das Vollendetste auf dem Gebiete der modernen
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens.
Nr. 6 ffi QQa300GQQQ0QQQQQ QeQ9QQ Q »g«!l DEUTSCHLAND
319
flattert hätten. Das Fest, dessenVorbereitung Herr Ed. Biesenbach, Düssel¬
dorf, als Mitglied des deutschen Komitees der Weltausstellung, hatte, nahm
einen anregenden und glänzenden Verlauf.
II. Allgemeine Deulsch-Ostafrikanische Landcs-
Ausstellung Daressalaml914. Zur Feier der Eröffnung der Mittel¬
landbahn in Deutsch-Ostafrika und des 25jährigen Jubiläums der dortigen
Kaiserlichen Schutztruppe findet im August 1914 in Daressalam unter dem
Ehrenvorsitz des Kaiserlichen Gouverneurs eine „Allgemeine Deutsch-Ost¬
afrikanische Landes-Ausstellung“ statt. Der Kronprinz hat das Protektorat
übernommen; den Vorsitz eines in Deutschland in der Bildung begriffenen
Ehren-Ausschusses führt der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg. Die
Ausstellung wird in vier Abteilungen umfassen: Land- und Forstwirtschaft,
Handel, Industrie, Gewerbe und Verkehr, Medizinal- und Veterinärwesen.
Schul- und Missionswesen. Das Präsidium besteht aus den Herren: Sorge-
Magdeburg, Vorsitzender Direktor des Krupp-Grusonwerkes und Vorstands¬
mitglied der Ständigen Ausstellungskommission, und Supf-Berlln. Vorsitzender
des Kolonialwirtschaftlichen Konutees.
Kampf um die Kolonial -Ausstellung Marseille-
Paris 1916. Der Gedanke einer Wiederholung der Kolonial-Ausstellung
Marseille 1906 ist seit einiger Zelt von der Marseiller Presse mit lebhaftem
Interesse erörtert worden und hat auch Insbesondere die rege Unterstützung
des Generalkommissars der 1. Kolonial-Ausstellung, des bekannten Vor¬
sitzenden der „Compagnie Generale Tränsatlantlque“, Jules Charles Roux,
sowie des Bürgermeisters von Marseille, des Deputierten Chanot. gefunden.
Im Hinblick auf das von dem „Cemite National des Expcsltlons Coloniales“ für
das gleiche Jahr in Paris betriebene Projekt einer internationalen Kolonial-\us-
stellung dürfte es interessieren, daß. wie die „Ständige Ausstellungskommission
für die deutsche Industrie“ auf Grund zuverlässiger Informationen bekannt gibt,
nunmehr der Conseil Municipal von Marseille eine Million Franken für die
Marseiller Ausstellung bewilligt, und auch der Generalrat des Bezirks der
Rhonemündung den Betrag von 250000 Franken zur Verfügung gestellt hat,
während die Handelskammer demnächst eine gleiche Beihilfe beschließen
dürfte. Es bleibt abzuwarten, welchen Ausgang die Rivalität der südfranzösischen
Hafenstadt mit Paris nehmen wird.
Bis 12. Oktober: In Düsseldorf Große Kunstausstellung im Städtischen
Ausstellungspalast.
Mai—Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) „Deutsche Künstlerbund-
Ausstellung“ mit über 20(X) Kunstw'erken.
Frühjahr—Sommer: In Darmstadt Ausstellung namhafter Privat-
Gemäldesammlungen im Städt. Ausstellungsgebäude.
Mai—Oktober: In Köln .Ausstellung Alt- und Neu-Köln.
Mai—Oktober: In Stuttgart Große Kunstausstellung im neuerbauten
Kunstgebäude.
Mai—Oktober: In Breslau Historische und Gartenbau-Ausstellung, ver¬
bunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege.
Mai—Oktober: In München Intern. Kunstausstellung.
Mai—Oktober: In Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung.
25. Juni bis 1. September: In Kassel Deutsche Kunstausstellung.
21. Juni bis 5. September: In Paderborn Gewerbe-, Industrie- und Kunst¬
ausstellung.
Juli—^August: In Essen Gewerbeschau (.Ausstellung für Handwerk,
Industrie und Kunst).
26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für Papier- und
Schreibwaren.
Mitte August: In München Süddeutsche Drogisten-Fachausstellung, ver¬
anstaltet vom Deutschen Droglstcn-Verband.
8 .—10. November: In Barmen 16. .Allgemeine W'uppcrtaler Geflugel-
Ausstellung.
Die schönen Künste
Musik
Das Deutsche Musikfest. Eine musikalische Veranstaltung
allergrößten Stils hat die ganze letzte Juniwoche hindurch in Berlin statt¬
gefunden, und zw'ar ein ,,Deutsches Musikfest“, das vom Allgemeinen Deutschen
Muslker-Verbande und dem mit ihm zusammenhängenden Deutschen Orchester-
Bunde gelegentlich der 25. Delegiertenversammlung des Verbandes gewisser¬
maßen als Huldigung für den Kaiser zu dessen Regierungsjubiläum ins Leben
gerufen worden ist. Mit .Ausnahme .Vlünchens hatten wohl sämtliche Hof-
und Stadttheater sowie die städtischen Orchester einiger fünfzig großer und
mittlerer Städte Abgesandte nach Berlin gesandt, die sich an den geplanten
fünf Sinfonie- und zwei Volkskonzerten beteiligen sollten, so daß es möglich
war, für die sieben Konzerte sieben selbständige Orchester in der .Stärke von
110 bis 235 Musikern zusammenzustellen.
Die Programme brachten von I3ach das dritte Brandenburelsche Konzert
für drei Streichorchester in Steinbachs Bearbeitung, von Händel ein Konzert
für zwei Orchester, von Haydn die Militär-Sinfonie, von Mozart nur die unter
dem Titel „Les petits rlens“ bekannt gewordenen kleinen Rokoko-Sätzchen,
die nicht recht am Platze waren zwischen den sonstigen monumentalen Werken,
von Beethoven die Sinfonien in A-dur, Es-dur und C-moll, das Violinkonzert
(Konzertmeister Havemann aus Leipzig) und die große Leonoren-Ouverture
Nr. 3, von Schubert die C-dur-Slnfonle, von Weber die Freischütz-Ouverture,
von Mendelssohn die Schottische Sinfonie, von Liszt die sinfonischen Dich¬
tungen ,,Tasso“, „Les Preludes“, „Orpheus“ und „Mazeppa“, von Wagner den
Kaisermarsch, die Ouvertüren zu Rlenzl, Tannhäuser, Meistersinger, letztere
mit dem Vorspiel zum dritten Akt und der Festwiese, von Brahms die C-moIl-
Sinfonle, von Bruckner die Romantische Sinfonie, von Rieh. Strauß die sinfo¬
nischen Dichtungen ,,Tod und Verklärung“ und „Don Juan“, von Humperdinck
die Maurische Rhapsodie, von Hausegger die Barbarossa-Sinfonie, von Schein¬
pflug eine Ouvertüre nach Shakespcareschen Lustspielen, von Hans Huber
die sechste Sinfonie (A-dur), von Georg Schumann die Ouvertüre „Lebens¬
freude“ — Rob. Schumann war nicht vertreten -, eine Orchester-Fantasie
„Waldwanderung“ von Leo Blech und endlich als Neuheit eine Sinfonie ln
A-moll des Verbandspräsidenten .Aug. Cords. Ein erfreuliches Bild boten nicht
zuletzt die vierzehn Dirigenten, die sich, wie jeder Orchestermusiker, uneigen¬
nützig dem Fest gewidmet haben: die Herren Bruno Walter (München), Alb.
Gorter (Mainz), Sigmund v. Hausegger (Hamburg), Herrn. Abendroth (Essen).
Paul Scheinpllug (Känigsberg), Fritz Steinbach (Köln), Peter Raabe (Weimar),
Franz Mlkorey (Dessau), Ernst von Schuch (Dresden), Dr. Hermann Suter
(Basel), Georg Schumann (Berlin), Corbach (Sondershausen), Ed. Möricke
(Deutsches Opernhaus Charlottcnburg) und G. Cords (Berlin).
Malerei
Franz Krügers Parade bilde r. Zw'ei der vortrefflichsten
Gemälde .Altberliner Malerei, die Darstellungen einer Berliner und einer Pots¬
damer Parade von Franz Krüger, des Vorläufers von Adolf Menzel, sind durch
ein Geschenk des Zaren an unseren Kaiser wieder nach Berlin gekommen und
haben seit kurzem im königlichen Schlosse zu Berlin Unterkunft gefunden.
Hier sind sie nun mit dem dritten jener berühmten Bilder vereint, die Krüger im
dritten, vierten und fünften Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts geschaffen hat.
Uber die interessante Entstehungsgeschichte dieser Bilder weiß die „B. Z.“
folgendes zu berichten: Im Jahre 1882 w'ellte Nikolaus I., noch als Gro߬
fürst-Thronfolger, zu Besuch in Berlin bei seinem Schwiegervater Friedrich
W'ilhelm III. Den .Mittelpunkt der I’est lieh keilen bildete eine Parade auf dem
Opernplalz, bei der Nikolaus dem König sein Kürassier-Regiment vorführte.
Franz Krüger erhielt Uild darauf (1824) den .Auftrag, den X'organg zu schildern.
Kaiserhof • Essen-Ruhr
S -» Eröffnet April 1912. * - ■
■ Vorn eil in eis Hans des Industrieg^ebiets. 8
■ In ruhiger Lage. Zimmer von Mk. 4.— an. Fließendes Wasser und Post- 8
■ telephon in jedem Zimmer. Große Säle für Konferenzen und Festlichkeiten. 8
8 Fernruf Nr. 7281—7290. Allto-€farage, Direktion: Hermann Bieger. 8
320 igBa^eee Q Qc x a c BQ Q Qsaeaaee^^
und s^tnis großÄrtitfr Lösung djtwr Aufgabe, die ttf 1929 ^tscliLißi. vjri^f
auf dcf Bisj*)^T,KüW.i^tk^ Darin ipnj/dAs {ii [4 ngrfi
bürg, vö« i3i.Ruf^kmai (t 9Q6) iiff iaiiirWtifirna,u!^^ d.-uA i ftcfiUdij
ßemÜ ÜtrKtv; Usl & ^ tl^ pa jf^it&u gv 0 ?^ifffie der
bcltflnti?ßj! 7 . '^r- die- „Parade'"
n BBöelfy;)if \ . ftu^h etnmal
; .Ü für^c'. dk,f. mw. vjsrcrt ■.
dies ist .^i^-id^S;. ^.n. ijT*. ÄcÄttHijc ! iäs z:fj\mt\ :ai»l d^r:.
Großeri Kunjitaiiistcß^ wäT, 0«s 4y?iWt!*; ßiJd^ daV
d^^T j>r stbertkl^ stellt 1949 ijTi Lu»? Vui^
Staiibaidcß daf iuii:iy dfra isr ruVbfisbnii^fi wttlvcjlii^ Stbck^ si&itsJOt^
jttaieriÄchc Dclianillijfig die K feiger ticb lit-Uten L|tüid^^
ändgfUHr. V';.. : ';.
DCT Ern'31 Lu..rl>:■ j'';^''';P.'f'ci-.iäf■'.{3Ci0f]l j'■,dt--»■■.V':c t i>^ti■
J;*: F Kurs t f r e ü ti d « d h d e ä d ■? r n a (n B b t -1 ri vvuf tW iri
dicaWTi )abte V(?tb.aikfatafuJ:ife und Auf.<itcijlau§
MaWiö- w,^..^. Z
Den PfC)^ d« Stadt 5[^V(yß':. Ifffcttll djifj* MinJer U B^VI^trsÖbuirg),
Mit weilcren Pifcificn Majw jii!l;;<jb ^VinhjtjTtvtt
Stadt, M. ^^ Pi C!i4öi)p rSShfftßbur^rf 2. ^:']«nt^<;nL
Eberz. (Stüiigaft)i Maler {StrafibittsL öiSiJiAtteffri, M
SteajfcT (Haifen T, Wd. Maler W^dw^Liarriri ^kfi^ D^Cfr»:
{Stutr^artL MflW Waiteir . Mäiö
(Aarau* JVlabr , Eugen Ker^Cbkarrtp
Küpfeyrscbitued (KÄifjruKt), Maler Wcnu't;;, ßi^ba-Li^f
Heiiit^h Di#bab UvafUruKe).
■m\'^
ü
Bäder und
Sommerfrischen
.:E i n rt. n c vA ur, h l ^ n a; * K j> tli4 ;□ S P r o j C k l* Eine ersglisül^e
CwilbeHafT pldnl Jla Crrirjbtri?^ rintÄ Kurhautt's in AßijiannsWseFi-
Füf dhf wn der zu grüudeiwitrt C^suK^thiffft aujsiugcbendi^n Obtigati^nen Jrp
CCfta.mtbekrage iun 3 Mdhonrrj Ma/jii bwf die Gemeitrdevertrtlühg l>ei 6 g.cgeii
b diE UbjtririidH*dp'.
bifjscblü^srfliJ ij'mi disri ^u^t1^^ie|^llü^^eu Cr^iufthsdffütimit-' .
gtiedi-rn ^rtd: .ftH- il^n' ■Vcl^Ji^^Jrrtd^^h■ ■,
.-'■des-, ■•■vciftJ ■
■ •Pfciätt. ■: E^f- darin; gx^^t,. ^Uß -iri: lASn^fMwl^iartn'•■
keit dw' RentahihTit ■jcw,i:ev.
, ■ MUfiölieh ' :/.rj' sÜ riLtr.Trj.flCb.idfichit. .^Ifliut^':- . .sSjÄr'daiJ’ ■ d ie'
■: fctisyb<^Ttdtn kihtefe ^ ' Cn^nd!»«« utuI: ■
' n«* d-sssi^ ':Cs^.i^. .ww; ..srjJ.eh^^. ■'
.wif'dfj:' yi* . AusLnd (liefe"- säsifc^^ ■ ■■fe<efe)df: -,FT^’ yon.
AÖmari^biijicitif AiihHh^tfe ' SUia^i^
iasS üuSKbhe&iyit ajjit'dehy^i^yNtivfem^öte^^ /nlt'iKr'j&rn;-
mit dem Behifcbr^. eng "^.ets^ba U:rid"
. Jobeoden' kletnereri ' uikI- tj* Mit Bei«E ■
‘ 4teije> uf bcTiHEii ^ -Ä: ''SllKh^alaft■:
: ■ ^^üisencbenstiiÄ- z ür ÜbflrtJahm* ' .■^^'■- Wertija;k^stru; ■ ' ■ pvc
OniSftnMCjboä- der Einswbe-ferd^m ^iis- JtJi'-di^h ■'Gruhdert-die BcKh^hs
im« fic»ch|uW¥5 lÖViTXcirideye^ der r^ da die
nahmt^dier V^;ffbdh!g^ für dir, Erricfifunp fe )Cu/l>5y[-igr.^4L
. adba Ft .ttC -".-'da* ■■Pr^jtit selber femigi' -Wäre^
f E * ti M U i t Ä F ‘ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ T a: 4 ri u 5^ i>k m 'jft'^
fe das VlfL und XVIIL Afrueckufps ui^ci^-WKedie ße.
Afei dift fanfebafdich jsclidn Äti einem oaeb ,
»btalle^fet anterhaib ^nge
im l : jub iiiiTKpy VirrV^fe fe : i'fi Wi^sWftu fem
d^r JoitiTidAntuf tj^ . JvV^fL Arihmküips üb^tgebärs, ,
F J i e d r r c h f h d ii* N^t^h hrntc daii ife FHcdrtcKfüdtt Vabm«i)t
der yhEt&u i Io f» nctidsta hhd b^ti fhteiu? Scfmhi (srknjr^irt Th^t
zu Ife den/dek aijh ah^ der grafe
am eifligf &it voft 4^1 ifetreAgurifem dlar Eec^fa^
■"■'*y^'4m--ufe; aui:h. nuf/cvnisfpe-; ^ irt -jgiifyanfe'
■■■;-Gej^k;!^aKhrki<h wd FleckcK^n '^m
in' diJh' üT^d
Wstd^h ^bettet* bf^Jt^r^kb diitt 5cbiw,k'k^, feuthfeh«
■ ■ - M.übfeeu ■ C^rt^ri •• V ife^dpfe /%i' ^?d^1^.hm gnmdfe «»u'
■ auß<yöfdäitih>;baf-j^icfeji^keii yohL
pKtmriiiadmfe '-ä-Öit T^TUtlscfe
.■ fem»f^1ffi^ken.*l^hkulTeuz^!^ ' ;Wbi^}:fC!L^^g..Uridyseh >f*riderh
ti^hVjb heutn Piddm 'yteue ■äctKirtfeÄjti' 'fe vind'weitsrnsn ffer-
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hy jedüi^Tianns B^^it^bim ife^rgs tift, . ^er Kuh# ond Sin^
ÄJimWt febiä ■ nht vvitftj^en. StJiiirii£jt'ifc^.;fe lau^ldgur T^lar
Aljer A4<?E-%f ö;iÄ.?i^-köm rfekhiifch siaf ■
On-t a^vrkmni ,t*t^^dfr
-awci- Gülitäga.nbehv: Kw^^cttr. ;u4ur Pranji:^ud^iunudk >u -hö'rhAj
Ahe. ■ i^iWödnimdL’h .üod' . KAiiunarrtt^
.;äbe;ö.de .ih:Km-. ')iw%' dv.y ■v^'d.^^!/lt■^J■:^!h^ar^.■.^.JI^fh1tekfe
■;:Wb¥i. 'In tieri.Äbei^-ib?i^i.'adm Wi4t daE.5>>lr^!lc^^JPf^ abwechsMni^raedfcrte
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■•^yj^ .fe Freiiia.febührt.e 'dr^ -ßöfgtbisttiWÄ .iyii .v.-Sjeljisfetiijtäudhch' st auhh
. die bygietvi-.siditfv .Emri<JiivAii3q^' fe-.-fM^
Luftbad* Krfcikeii^
4ih : yih anspruchavotisten
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{iiA ßö& ML): :wu i^de . Sfev ^SUsiyt-b^5lT*)*wh d ini Au ftrftire de» Hcnrtt
R#5£ifeTi^p^tih% ■.diifnst l^ixjh a^gi^hdhimm. u.wd ':fi>r'-Unbe^-se^
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. lritgbh4riffl''-fj!fl)^iöi''nnt<yTrikjpfrerh^ dhs fclntiri^fc^Ui|!*j Vc^ifigiörijjög
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Tuiitr bsufitT^, Eü^' ahfe^rndf Dampfi^r sifid :
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Ai3r {3fi$ dfe'. 0 a aüfedtru AViri.'PmdGlbw;k«i Jlufe
f;<jTV|ipmAv«hfei; fe nickt treffen. Die drtuemdm ÜTite/üUCburtütti
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sifid durch nuniiferitik Verfügung gifnau gfc/egelE
Verkehrs-Propaganda ffl
■'. • Ei: u ;-V: t T ■•{£ * h r s - V «;. r - .vr u r d’ e ■; -i s Ei s-1 3> e n' g- c ^ r;u hd o't,
Vmfendiw ist Rechtsafeh^M<difeiEkltbmL-/ ^
F r * ni d c u y er k e kr A n Be r li ift i J u n k fe b^HÄtöiBic
im La rdt des Müöstt 1; 24^52 IVemfe Da vmT wpfeen in ^ Gasfefm
^699, m Hc-tek wind Ciiwih.'bTf« -gaimk ?>37- io sonstilg^ Ahrtakm
sua:Öe!ietbcri^ini^ Ffmjtlen ißAlJf'romdev Au^i Rußland aiauiiBttti (* 9^,
4 ui& Ö$tärfeich . inw Ft^nkr1 Ö72x s ü« Erteknd I %% le^Us fekwn; 3i|J *
■-. 4j/ii <kf' 'T^rteft 99,■ s4f-S^fe!E4;.?4..-iK^^ Fortug^I Tß.- »m
Ntifwffgfr^a 5^9* aus ßcHgien 37S, an» *nj»
ßalkiämsiiH^tm '2^^ 4J.ti dV Sefecit, 762- aui Asien .^iU..;A-liäkf 373 ^
•Ä'UÄ. ,A;wikiJ '^7.75. i^us, Auiär^'kh ,^3.
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Fernsprecher 20514 Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e.V.) Fernsprecher »0514
Geschäftsstelle: Leipsig, Thomasiusstrasse a8.
leiten und versendet auf
(Die Geschäftsstelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseani
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und
igelegenhe
Landschaften.)
Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle.
Für die Werbetätigkeit im Auslande, die der Bund dem¬
nächst in erhöhter Weise aufnehmen wird, wird es notwendig, daß die Bundes-
.xnitglieder ihr fremdsprachliches Propagandamaterial
der Geschäftsstelle des Bundes baldigst zur Verfügung stellen. Benötigt werden
vor allem französische, englische und russische Druck¬
schriften. Eine entsprechende. Aufforderung ging den Mitgliedern bereits
zu. Soweit einzelne, am internationalen Fremdenverkehr interessierte Mit¬
glieder fremdsprachliches Material noch nicht besitzen, möchten wir angesich ts
der bevorstehenden Eröffnung der Auskunftsstelle in Paris hiermit noch¬
mals dringend auf die Wichtigkeit dieses Materials für die Werbung im Aus¬
lande hinweisen. —
Das Preisgericht für die für das Gebiet der Reichseisenbahnen in E1 s a ß -
Lothringen ausgeschriebenen Eisenbahnbilder tagte am 7. Juni
in Straßburg i. E. Aus diesem Wettbewerb sind eine Anzahl schöner charakte¬
ristischer Landschafts- und Städtebilder aus Elsaß-Lothringen hervorgegangen.
Am 31.Oktober geht die Frist für die EinreichungvonPhoto-
graphien für den vom Bund ausgeschriebenen Wettbewerb zur Erlangung
künstlerischer Photographien aus deutschen Landen
zu Ende. Die Bedingungen für die Beteiligung an dem Ausschreiben werden
von unserer Geschäftsstelle nach auswärts gegen Einsendung von 20 Pfg. in
Marken versandt. —
Die Vorbereitungen für die im Rahmen der Ausstellung für Buchgewerbe
und Graphik in Leipzig 1914 geplante Ausstellung .Deutschland im
Bild" sind so weit gediehen, daß wir nunmehr an die Verkehrs- und Touristen-
Verbände mit näheren Angaben und mit der Aufforderung zur Beteiligung
herantreten konnten. Wir dürfen wohl annehmen, daß die Mitglieder des
Bundes die überaus günstige Propagandagelegenheit für ihr Gebiet vollzählig
ergreifen werden. —
Die Geschäftsstelle des Bundes trifft augenblicklich Vorbereitungen für
die Aufnahme einer inneren Bundesstatistik über die Tätigkeit
imd die Einrichtungen der Mitglieder, Vereine und Verwaltungen, um sodann
das Ergebnis der Öffentlichkeit vorzulegen und damit bei derselben größeres
Verständins für unsere Bestrebungen zu erwecken. Wir wollen heute schon
hierauf hinweisen und die Bundesmitglieder dringend bitten, die ihnen zu¬
gehenden Fragebogen recht sorgfältig und vollständig auszufüllen, damit dies¬
mal besseres Material zur Bearbeitung vorliegt als bei dem vorjährigen ersten
Versuch. —
Auch zur Anlage eines praktischen, umfassenden Bunde sarchivs
und einer Bibliothek sind die Arbeiten aufgenommen worden.
Aus den Bundes-Vereinen
Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs.
Das vollendete 37. Geschäftsjahr des Vereins hat nach dem Berichte nicht
den Erwartungen entsprochen, die man darauf gestellt hat Wohl war anzu-
nehmen, daß nach der großartigen Internationalen Hygiene-Ausstellung im
Jahre 1911 mit ihrem besonders starken Fremdenzufluß ein Rückgang
im Fremdenverkehre Dresdens eintreten würde, aber nicht, daß er so bedeutend
sein würde, wie es tatsächlich der Fall gewesen ist. Die Zahl der im Jahre der
Internationalen Hygiene-Ausstellung angemedeten Fremden betrug 105 473
mehr als im Jahre 1912,429 701 gegen 342 228. Die Ursache dieser bedeutenden
Abnahme des Fremdenzuflusses im Jahre 1912 sieht der Bericht hauptsächlich
in der andauernd politischen Lage Europas im verflossenen Jahre. Die Arbeiten
der Geschäftsstelle des Vereins wachsen aber alljährlich. Auch das abgelaufene
Jahr weist eine Zunahme der Geschäfte gegenüber dem Vorjahre auf. Die
Zahl der Mitglieder ist jedoch nicht gestiegen, es ist vielmehr eine Abnahme
zu verzeichnen. 1359 im Jahre 1912 gegen 1426 im Jahre 1911. Es ist dies
ein bedauerliches Zeichen der Unkenntnis der wirtschaftlichen Bedeutung
des Fremdenverkehrs, die man besonders auch bei Geschäftsleuten und Ge¬
werbetreibenden antrifft, die doch am Fremdenverkehr das größte Interesse
haben. Eine große Propaganda ist auch im letzten Jahre wieder durch zweck¬
mäßige Verteilung der Druckschriften des Vereins vorgenommen worden.
Ferner ist der Verein nach Kräften bemüht gewesen, durch die Presse des
In- und Auslandes auf Dresden hinzuweisen.
Der Landes-Fremdenverkehrsrat für Bayern
hat am 19. Juni seine 5. Sitzung im Verkehrsministerium für Verkehrsangelegen¬
heiten abgehalten. Bei dieser Gelegenheit ist das neugewählte Mitglied Chef¬
redakteur Adolf Müller als Vertreter des Landesverbandes der bayerischen
Presse eingeführt worden. Nach der Genehmigung des Jahresberichts und
der Jahresrechnung für 1912 erfolgte eine eingehende Beratung des Voranschlages
für 1914, der sich auf 50000 Mk. beziffert und verschiedene Propagandama߬
nahmen vorsieht, darunter auch eine umfassende Preßpropaganda, für deren
Durchführung eine Kommission eingesetzt wurde. Bei der Erörterung des
Voranschlages wurde nachdrücklich darauf hingewiesen, daß jene aus dem
Etat der Verkehrsverwaltung.zur Verfügung gestellte Summe von 50000 Mk,
nur eine der vielen, dem Landes-Fremdenverkehrsrat obliegenden Aufgaben,
nämlich die Ausführung einer Landespropaganda, zu. erfüllen gestattet, daß
dagegen alle anderen Arbeiten mangels der dazu bereitgestellten staatlichen
Mittel nicht ln Angriff genommen werden können. Vor allem wurde die Ver¬
anstaltung gastwirtschaftlicher Kurse im ganzen Lande als das zurzeit Vor¬
dringlichste bezeichnet, zugleich aber betont, daß nur, wenn ausreichende
Gelder hierfür zur Verfügung stehen, eine praktische Lösung dieser wichtigsten
Aufgabe des Landes-Fremdenverkehrsrates erhofft werden kann. Dam Jahres¬
bericht für 1912 ist zu entnehmen, daß der Landes-Fremden verkehrsrat eine
Reihe großer Propagandamaßnahmen bereits durchgeführt bzw. ln Angriff
genommen hat. So ist von ihm eine Neuausgabe des Bayerischen Verkehrs¬
buches in 45 000 Exemplaren besorgt worden; ferner hat er eine kurzgefaßte
Propagandaschrift „Bayern" in deutscher, englischer und französischer Sprache
geschaffen, die in 60 000 Exemplaren hauptsächlich durch die Firma Thos.
Cook & Son, London, vertrieben wird; endlich hat er ein Plakat (von L. Hohl¬
wein) verbreitet, das in allen großen Städten, Bade- und Kurorten Deutschlands,
Österreichs und der Schweiz im Laufe des Jahres 1913 ausgehängt wurde.
Die Herstellung von Kolossalphotographien der hauptsächlichsten landschaft¬
lichen Punkte des Landes ist im Werk.
Hauptversammlunggdes Rheinischen Verkehrs-Vereins.
In dem freundlichen Rüdesheim hatte sich an 26. Juni eine gr>33 Zahl
Mitglieder aus den verschiedenen Teilen des Vereinsgebiets zur diesjährigen
Hauptversammlung eingefunden. Der Vorsitzende, Generalmajor z. D. B i g g e ,
begrüßte sie, besonders die Vertreter der Behörden und der Presse. Ihr
Fernbleiben hatten entschuldigt Oberpräsident Freiherr von Rheinbaben.
Regierungspräsident Scherenberg, Regierungspräsident Dr. von Meister aus
Wiesbaden, Geheimer Regierungsrat Landrat Wagner aus Rüdesheim, die
Königliche Eisenbahnverwaltung in Mainz. Die Oberpostdirektion in Frank¬
furt vertrat Postdirektor Kllngelhöfer, die Provinzialdirektion in Mainz
Regierungsrat Muhl.
Bürgermeister Albert hieß die Teilnehmer herzlich willkommen,
zugleich auch im Aufträge des Landrats für den Kreis. Er freue sich, daß die
Gäste nach Rüdesheim gekommen seien, und bat sie, noch einmal den Blick
in die schöne Ebene rheinaufwärts zu werfen, der jetzt bald durch die neue
Brücke sehr beeinträchtigt sein werde. Es sei schade um die Gegend, hoffentlich
aber bringe die Brücke Verkehr. — Der Vorsitzende dankte und wünschte,
daß die Verbindung zwischen den staatlichen Behörden und städtischen Körper-
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„Deutschland“
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322 DEUTSGHi^NI? Nr.6
sdiii ^ len i m mer Enef-r f4e ft iii>^^M; ^ ,4;k Jit ib? *e Bsi n detj,
■ 'Vwkrht- <iri n?jJdVtt?!^, Den .^'«f^Jto^r^)i(ö•^r^l
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B e r ^'rn'St^ Vc’ysU.nr} T.N^tide etÄiinFl Ftiirc)i. '
,4tt: t }A'f, d’*!'^: Stadifjiii'D i» * ■
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k.:Tr^;!e^^^■(^it^6l.^^rc^^■^^^^ ‘iyj; Fii'ijl iVU^-. Jiiem.D A'lii p i c-f Djc? 5 jidlV ■■
K« &eJ^S-^K^r' .' de. ^<i:fj.j^i:t, ^ ^ l se^Nvei l ■-Si.■
lijr "J^vt^L't^tTK'ff.. jEnVilirti/ ^^'^.Vi.^' .riic ' •
LiiivV"^;': '^-U K<o4dt!n?- UT^d DireliEoi ■
t’üu^n.iTjeT" pt Oticrrt-iHd
Aliid M in. .
. -JWsiCl-AlSliC^l .Sfl. I Ä Jji f>'(y'lji.^^fitirt. j.Li-:3'fl<l«'jiv.dü^^^^
unti't^^jvtfei '^jjifi 4:w'sVrh«n C^.<#TwWH^5ck(f> ^V^Jrp.tän^i^
4t<sKt;. wt ch-. ■ d frr'.Af Ibcfl! 5 .Vütsi< tiullt- ^ m :4 , i'^.. .ti<f f^Xüy .'' ;•■ ■■
■ in s£‘<«H'F3 .M dtn ftKcitiWdtj^y'-:;.'-' jVfeOn ^ä^|;l'■^Jä^^^!^f?.■■^.■]üla^^^ •
Ver$j?:rrfirtJij!n:E: Vi'jgirslc B ft r ni e n p^'ühft. Im Jhi'firjr
•ITI
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ttsheri^n .Löriu^Vsi ide-ir Kiä i']« f tn. D^w^rl'r
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•übt'fnVnönij •;;
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7 d,i:hfi'-V'Vtt’di Eidann rtd
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d^r HoiJblUcbe d‘i> £^f4irtn!^ in i^snet di^^ses:: ■0^^«^
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Kftib db lW. cbef def Lti^cbjr b Aiissbirt Öb Mitbb
lii fbni?n flU[;E deF-
7u feiisUin-.bai:, Aufo^f *0 tfe .
4U J e«; äf br Av.pfdw'X ■
Nasb.drf VefsaMifTilüHf; vk'rjr ^in b^p.n;nn'JtsTiffv vi-isba-.C^^
Pofs.^'t; cbken. Q^niS|L".L?fnant D;'.
-disnW ?N2ijiTien;4'^r^ iimi Ibdi di'ff T^-ibitfvFnif-r
Slödtfiii PafiTi^sl^iefi bi4cMe d^jn Vbf^iTjenden erii Aiif
Etnfedwn^. ■ Stadt tbn- .Ni'^dev^^’ay. danach Bet
5airtwU7n5«rhv;ii:m Xagdsebkisse .4(i; fe; RiKb^tjim.ef ycfk^;hr^-;-
BnitHe .b hkclv Aüf ii«n Rlbieint
. ■y^rkehj'srVtf - ays r t
Die d^vtfxh^ m En^Undt F-ätsebrift ^um
$f.-Ksr^f-B* I\1k 'vbbrr -Ofji^n*l-
Fixt^ Y.'iJii^r . P'tis karr- Z ?^. Em scliö'n« An-
..tjtat^itbfifee^ vio' ■ K^^r-; uaid M dist^e Feat^bfift. 4^ .b- Eflgland
iifb^n4öa:;Pi?Vt'4^ sb- e4n^-■jnter^^ESÄEWJii,
■■ ükiit V fJi GfiSUst/.inXrtriad^ L^n :'^% tewi 4i''*liie
arijfieiv^i>i^ C(r«£-itcbiÄ-.Dfaii^r-keti'■ä«-•£■^^*^^ldi. Sdiildtw^
■d,et.^:icHcirv-. .Ktvt^.n- ,; der . '
Vsyf:ivba/b.i .ebiit^effen, TWiiJr xnad, Klubs
Wr? glkjVftec-^.ftgÖtfn. ynd db.alb Plate
.. Tfiil« irticn an de/'■|^r:^ilün^/Li^d 4^5 Dfivtscifiüfns b Darum
■ ühtl-' i- 'iri^ia b :■ tbv g^iiisniickeri ' BcKTrft mii. rÜchcT Of¥iW|i^i4Ung
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düneb die Er^vgiiitjcfijn^ um ^itishii BUllei Sjidi'it ijfnd die
Trennung de?^ ¥>>[? ik:f Sulirdl de^ Wetj^n ni^tddifnl^ieftFiiKfwo üiaw%
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SL-hfifii^i-Uj^r Lind v^ftin^woit dich iijt- dfrri fill;^ein* 1 pii: l> fS c.E uni
m IJng^dtfiT-riii /uf don ^irts^hFjfüUhnfv und a£fttiicheit l'eUidV
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KjRfSjgbiibei: Rain y PatJiriia^htfr LüniT.bum- l
Zeirii Rtpienrjit<^Fit>ihiütjrsi ^ dhiilmT Ü, i|".vi^ Adiili' in
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tsteli.fii'. i^pfj aus■^^i^f5^^hi■C^uflde:^yr ktrirc hn^ibrKt.btk,'^ Al^rW-
oruib' Weit nieV..Wtf4t:£t: «.in' 4e£i^c}ctf .H^tJiJchiil^vV. Dr^fn; hWr' .f^ihl- ■^^^ti, '
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Ums g&ue J«ii.r
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Nr. 7
Düsseldorf • Juli-Ausgabe 1913 IV. Jahrg.
Koburg.
Von A. T r i n i u s.
Am 18. April 1913 wurde an einem schlichten Hause der
Leopoldstraße zu Koburg eine Gedenktafel enthüllt zur Er¬
innerung, daß hier vor 100 Jahren Friedrich Hofmann, der
„Gartenlauben-Dichter“, das Licht der Welt erblickte. Dem
in der Literaturwelt Halbvergessenen müssen besonders die
Koburger Dank wissen. Denn er
hat in einem poetischen Rund¬
gange droben um die leuchtende
Feste, der „Fränkischen Leuchte“,
in tiefer Heimatliebe und mit
funkelndem Farbenglanze die Schön¬
heit seines engeren Heimatlandes
besungen und gepriesen.
Wer Koburg kennt, der weiß
auch, daß man nicht Farben genug
auf die Palette nehmen kann, die
Pracht und bezwingende Macht
dieser Landschaft würdig zu preisen,
die sich droben von der Feste dem
Auge in weitem Kreise erschließt.
Und wer diese Frankenstadt noch
nicht bisher aufsuchte, der sollte
beschämt die Augen niederschlagen
und sich eines Besseren besinnen.
Daß Koburg just an der Linie nach
München liegt, das mag ihm zum
Nachteil geworden sein. Denn nicht
allzu viele machen auf der Fahrt
nach der Isar hier an der Itz einmal
Halt. Sie begnügen sich mit einem
langen Blicke aus dem Waggon¬
fenster, nicken heimlich Beifall, um
sich dann für ein ander Mal zu
vertrösten. Und dieses ,,ander
Mal* wird dann von Jahr zu Jahr
verschoben.
Das alte, ehemalige Bild der
Feste, der früher so gemütliche
Aufenthalt innerhalb ihrer Mauer¬
wehr, beides ist den Alt-Koburgern
tief und fest ins Herz gewachsen.
Sie kommen noch immer nicht
•darüber weg, daß die ehemalige
“Theaterburg nun eine stilgerechte
Veränderung unter Oberleitung
von Bodo Ebhardt empfängt. Das
schmucke Rast- und Gasthaus da¬
neben auf dem „Fürwitz“ würden sie gern gegen die
frühere Burgschenke wieder austauschen. Und doch bin ich
fest überzeugt, wenn erst die Burg in voller Pracht mit ihren
Türmen und Zinnen wird weit hinaus in die Lande leuchten,
wenn ihre kostbaren, bisher so vernachlässigten Sammlungen
in dem neuen Museum werden über¬
sichtlich und geordnet sich zeigen:
der Zustrom nach Koburg, der ge¬
mütlich-trauten Frankenstadt, wird
sich dann ganz besonders heben.
In den blühenden, duftenden
Maientagen dieses Jahres habe ich
wiederholt einen tiefen Schönheits¬
trunk aus vollem Becher an der
Itz getan. Im strahlenden Hoch-
zeitsgewande prangte Mutter Natur.
Gärten und Wiesen, Wälder und
Parkanlagen, alles schwamm in
Maienwonne. Die Vögel über¬
purzelten sich in Sangeslust, und
wenn der Abend sich unter Blüten¬
träumen senkte, dann öffnete das
Hoftheater seine geschmückten
Hallen und über die geschichtlichen
Bretter dieser Bühne rauschten
in herzerhebenden, hinreißenden
Bildern zum ersten Male die Mai¬
festspiele an einer großen Kunst¬
gemeinde vorüber, die sich von
allüberall zusammengefunden hatte
und in der überaus interessante
Charakterköpfe auftauchten.
Koburg, an der schnellflüssigen
Itz gelegen, deren blanke Wellen so
vielen Nachtigallenliedern lauschen
dürfen, baut sich am Fuße des
waldbedeckten Bausenberges auf,
dessen vorgeschobene Felskante die
Feste gleichen Namens trägt.
Gustav Freytag hat sie in seinen
,, Ahnen“ mehrfach gefeiert. Als
Idisburg bildet sie den Schauplatz
früherer Geschehnisse. Als Koburg
empfängt sie die modernen Ver¬
treter des ausklingenden Romanes.
23 000 Einwohner zählt die liebens¬
würdige Stadt, in welcher sich
324 DEUTSCHLAND Nr.7
thüringisch-fränkischer Charakter angenehm mischen, während
die Liebe zum Gerstensafte bereits von dem nachbarlichen
Bayern abgefärbt hat.
Und ist man aus dem Gewirr der altertümlichen Gäßchen
und malerischen Winkel, welche die eigentliche Altstadt füllen,
herausgetreten, so empfängt den Besucher mit lachenden
Augen ein Neu-Koburg, eingebettet in blütenüberschüttete
Gärten. Verschwiegene Landsitze, prächtige Paläste sind
da ausgestreut über die sanft ansteigenden Höhen, sie verlieren
sich in grünausgepolsterten Schluchten und greifen bis zu
den nachbarlichen Dorfsiedelungen hinaus.
Immer wieder sich malerischer Rückblicke freuend, steigt
man langsam auf den Schlängelwegen des Parks zur Feste
hinan, um dann unterhalb der Bastionen und dem starken
Mauerkranze den Rundgang anzutreten. Das ist und bleibt
der Glanzpunkt Koburgs. In berauschender Farbenfülle
entrollt sich uns das Wunderbild. In der Tiefe zu unsern
Füßen ruht die Stadt mit ihren Türmen und Kuppeln, mit
ihren roten Dächern, von Gärten hebevoll umschlungen
und durchsetzt. Dort das sich
zwischen blauen Waldbergen ver¬
lierende Tal der Werra, näher
heran das der Itz, nach Süden
hm aber funkelnd in Sonnen¬
lichtern öffnet sich das Maintal,
bewacht von dem Bergpaß, auf
dessen Höhen sich Kloster
Banz und der Wallfahrtsort Vier¬
zehnheiligen erheben. An den
letzteren schließt sich tafelförmig
der durch Scheffel poetisch ver¬
herrlichte Staffelstein, zu dessen
Füßen in dem gleichnamigen
Städtchen Adam Riese einst das
Licht der Welt erblickte, der
wackere Rechenmeister.
Das ,,heilige“ Fichtelgebirge
sendet mit einigen Bergspitzen
ein fernes Grüßen herüber. Näher
heran reichen sich Mainhöhen,
Rhön, der Thüringer WalJ die
Hände zum Ringe. Und inner¬
halb dieses entzückendenRahmens
blitzen Wasserläufe auf. Burgen
und Schlösser, Weiler und Dörfer,
Mühlen und Kapellen beleben
den von Waldinseln, Gärten,
Wiesen und Ackerbreiten belebten Grund. Die Sonne rollt
über die Höhen und streut lächelnd ihre goldenen Strahlen
über die träumende Erde.
Reich ist die Geschichte der weit in die Lande hinaus¬
leuchtenden Feste. Ihre Lage, ihre Erinnerungen haben sie
wirklich zu einer ,,Fränkischen Krone“ gemacht. Mutmaßlich
erstand sie bereits unter Kaiser Heinrich I. Späterhin kam
die Burg mit der gesamten ,,Pflege in Franken“ an die Grafen
von Henneberg. Nach dem Tode der Gräfin Jutta von Henne¬
berg fiel der schöne Besitz durch Erbschaft an das sächsische
Fürstenhaus. Ein schwerer Verlust für die Henneberger!
Kurfürst der Weise von Sachsen durfte aber lächelnd zu seinem
Hofmaler Lucas Cranach sagen, da er ihn beauftragte, seine
hohen Ahnen zu malen: ,,Lieber, ich sage euch, malt mir ja
die Henne recht säuberlich und fein, denn sie hat dem Hause
Sachsen ein gutes Ei gelegt!“ Die Henneberger aber klagten
heimlich: ,,Die Henne hat ihr goldenes Ei verloren!“ Während
der Sturmzeit der Reformation trat die Koburg für einige
Zeit mehr in den Vordergrund. Im Frühling 1530 kam Dr.
Martin Luther zur Feste und blieb fast ein halbes Jahr droben.
Übersetzungen und eine Fülle von Streitschriften waren die
Koburg: Ketschentor mit Eingang zum Salvator-Friedhof
Früchte seines hiesigen Aufenthaltes. Allein 119 Briefe sandte
er in deutsche Lande, darunter auch den an sein Söhnchen
Johannes, dessen rührender Ton die tiefe Innigkeit seiner
Vaterseele offenbart. Die protestantische Siegesweise: ,,Ein
feste Burg ist unser Gott“ ist nach den neueren Forschungen
nicht auf der Kcburg entstanden. Am 6. Oktober verließ
er die Feste, die er auch nie wieder betreten hat.
Ein wichtiges Kapitel in der Burggeschichte bildet die
heiße Belagerung der Feste im Jahre 1632 unter persönlicher
Leitung Wallensteins. Konrad Rügers, der fürtreffliche Kon¬
stabler, hat sie uns in seinen Aufzeichnungen ausführlich und
anschaulich geschildert. Ein wohlgezielter Schuß dieses treff¬
lichen Mannes auf das Zelt des Friedländers hätte beinahe
letzteren tödlich getroffen. Aber ihm flog nur der Federhut
vom Haupte. Wallenstein schwor grimmige Rache, doch alle
Mühe blieb fruchtlos. Die Feste zeigte sich uneinnehmbar und
endlich zog das Heer der Belagerer ab. Erst späterhin ist
durch schimpflichen Verrat die Burg gefallen. Die Koburg verlor
nach dem Prager Frieden ihre Bedeutung und versank in Ver¬
gessenheit und Verfall. Sie diente
später als Zuchthaus und zur
Aufnahme für Kranke und Irre.
Es war dann Herzog Ernst I., der
die ,,fränkische Krone“ zu neuem
Glanze erstehen ließ. Doch die
echte Kunst deutschen Burgen¬
baues war verloren gegangen. So
erstand eine Art Theaterburg,
mehr auf äußere Wirkung gestellt
und vor allem auf unsoliden
Unterbauten ausgeführt. Nun
ist man dabei, die Feste echt
und recht zu neuem Leben und
Glanze zu erwecken, und wenn
erst die letzte Hand angelegt
worden ist, wird auch Alt-Koburg
erkennen, welche Perle deutscher
Burgenanlagen Mühen und hohe
Opfer erstehen ließen.
Von der Koburg führt ein
schattiger Weg unter rauschenden
Laubbäumen über denBausenberg
hinab ins Itztal und hinüber zu
dem grün eingebettetenSchlößchen
Rosenau, dem Witwensitz der
Herzogin Marie, der Gemahlin des
heimgegangenen Herzogs Alfred.
Es ist ein rosenumsponnener Märchensitz inmitten eines weiten
Parks. In diesem Schlößchen ertlickten die Brüder Ernst und
Albert das Licht der Welt, der ,»letzte Koburger“, wie er sich
gern nannte, und der spätere Prinzgemahl der Königin Viktoria
von England. Viel heimliches Leid und bitteren Schmerz hat
einst dieses Schlößchen gesehen. Es hat mehr denn einmal
erfahren, daß auch Fürstenkronen nicht vor Tränen schützen.
Jenseits des Bahnhofes von Koburg gelangt man über
das Dorf Neuseß empor zum Schlosse Kallenberg. Friedrich
Rückert, der zuerst in Koburg selbst hinter der Kirche wohnte
und hier seinen ,,Liebesfrühling“ dichtete, hatte sich später
hier in Neuseß eine Art Gutshof erworben. Hier unter Gebüsch
grüßt uns heute seine mächtige Marmorbüste. Das Haus ist noch
so erhalten, wie es den Dichter beherbergte. Hier war er Gärtner,
Naturforscher, Dichter und ein liebender Gatte. Hier erstand
das kleine, liebe Lied, das sein Besitztum so lührend feierte:
,;Neuer Sitz im alten Koburg,
Mir im Herbst ein neuer Lenz,
Meine kleine Freudenfrohburg,]
Ehrenburg und Residenz!
Dessen Schatten mein Vertrauter
Meiner Einsamkeiten sprießt,
Wo die Lauter hell und lauter
Meinem Zaun vorüber fließt;
Wo ich, was ich strebt*, erstrebte.
Wo ich, was ich rang, errang.
Meinen Liebesfrühling lebte.
Meinen Liebesfrühling sang.“ —
326 DEUTSCHLAND Nr. 7
Das umrankte Haus, sein Arbeitszimmer in der unsag¬
baren Schlichtheit, der Garten, der nahe Goldberg: sie alle
erzählen von dem Dichter, den man 1866 auf dem Friedhofe
neben seiner so innig geliebten Gattin Luise bettete.
DerGang hinan zumKallenberge entrollt herrlicheBlicke über
den weiten Garten, den diese thüringisch-fränkische Landschaft
um Koburg darstellt. Auch Schloß Kallenberg hat seine reichen
Erinnerungen. Vor
allem an Ernst II.,
der hier droben
so gern Künstler,
Schriftsteller und
Politiker um sich
sammelte, dem
Austausch vonGe'
danken undPlänen
Lebensodem be¬
deutete. Heute
sieht Kallenberg
wieder frohmun¬
teres Leben, seit¬
dem das jugend¬
liche Herzogspaar
im Kreise blühen-
derKinder droben
oft für Monate
weilt.
Die eigentliche
Residenz ist frei¬
lich das Schloß
Ehren bürg in Ko¬
burg, ein gotisie¬
render Bau aus
dem vorigen Jahr¬
hundert. Er be¬
grenzt an der
einen Seite den
schönen Platz, an
den sich noch
das Hoftheater,
kleinere Paläste
reihen, während
nach Osten präch¬
tige Freitreppen
zum Park hinan
geleiten. Auch
der altertümliche
Marktplatz, die
Moritzkirche so¬
wie verschiedene
Profangebäude
bieten viel Inter¬
essantes. Aber
immer wieder
fesselt das anhei¬
melnde Treiben
auf Markt und
Gassen, das sich
so gemütvoll, so
süddeutsch gibt.
Koburg ist in der Tat wie geschaffen dazu, in den Blüte¬
tagen des Maies Gäste weit aus allen Gauen Deutschlands
zu empfangen, den Offenbarungen der Kunst auf der geschicht¬
lichen Stätte des Hoftheaters zu lauschen, in den freien Stunden
sich aber ln das herrliche Buch zu vertiefen, das ihnen eine
freigebige Natur rings auf bunten Blättern aufschlug. Im
Herzen Deutschlands gelegen, von der Natur begünstigt,
anregend durch das, was Kunst und Menschenhand erstehen
ließen — es gibt kaum eine andere Stadt, die so alle Vor¬
bedingungen erfüllte, Mittelpunkt mailicher Feste zu sein.
Darum war es ein überaus glücklicher Gedanke des Hoftheater-
Intendanten Holthoff von Faßmann, da er unter
der besonderen Fürsorge des Herzogs Karl Eduard
daran ging, Koburg in die Reihe der Städte zu stellen, die
fortan alljährlich zu Maienfestspielen weit ihre Pforten öffnen.
BedeutendeKräfte
waren aus Wien,
Karlsruhe sowie
vor allem Berlin
gewonnen, dazu
die treffliche und
tapfere Schar ein-
heimischerKünst-
1er, eine Aus¬
stattung, welche
selbst den kühn-
stenWunsch nicht
unerfüllt ließ, ein
wohlgeschultesOr-
chester, ein ge¬
schmücktes Haus,
in dem allabend¬
lich der Hof feler-
lichenEinzug hielt
— kurz, Koburg
durfte mit Recht
stolz auf seinen
ersten Erfolg sein.
,,Die Königs¬
kinder“ gingen
in Anwesenheit
des Komponisten
Humperdinck über
die Bühne. Glän¬
zend schlossen
sich an: ,,Figaros
Hochzeit“, „Die
Meistersinger“,
das alte Mirakel¬
spiel,, Jedermann“
und endlich unter
persönlicher Lei¬
tung von Richard
Strauß, ,,Ariadne
auf Naxos.“ Tri¬
umph reihte sich
an Triumph. Un¬
vergeßlich wird
jedemTeilnehmer
diese Festwoche
bleiben.
Als ich am
letzten Abend das
Theater verließ,
wirrte der Mond
durch das ziehende
Himmelsgewölk.
Weich strich die
Luft einher, von Blütendüften schwer durchsetzt. Da
stieg ich langsam die Anhöhe empor, wo hoch zu Roß Ernst 11.
hinab auf sein Koburg, sein so heiß geliebtes Theater blickt.
Und mir war s, als glitte ein Lächeln über das Antlitz des
Fürsten. Als neige er dankend sein Haupt zu der Stätte, mit
der soviel seines Daseinswesens verknüpft war. Als fühle er
zur Stunde, daß sein Theater nun wieder den Weg zur Höhe,
zum Ruhme gefunden habe.
Koburg: Markt mit Rathaus und Moritzkirche
Koburg: Markt mit Regierungsgebäude.
Nr.7 DEUTSCHLAND 327
Die Wartburg.
Von Professor Dr. R. F I e x.
Es vergeht kaum ein Tag, ohne daß ich sie sehe, und jedes¬
mal schlägt mir bei ihrem Anblick das Herz vor Freude und
Entzücken. Sie ist aber auch zu schön, die liebe, alte Wart¬
burg! Mag sie nun zur Lenzeszeit in jungfräulichem Kleide
prangen, auf dem sich das hellere Grün der Birken und
Lärchen von dem dunkleren Tannengrün wirkungsvoll abhebt,
oder mag sie zur Sommerszeit aus der gleichmäßiger gefärbten,
aber desto üppigeren Bewaldung des sie tragenden Berges
emporragen. Mag sie an freundlichen Herbsttagen ihr in den
buntesten Farben schimmerndes Teppichkleid angelegt haben,
oder mag sie in kalten Wintermonden ihr im Sonnenschein
glitzerndes, mit unzähligen gefrorenen Tautröpfchen besetztes
Schneegewand tragen. Sie ist eben immer schön, die Königin
der Thüringer Burgen auf ihrem hohen Felsenthrone, und es
ist deshalb kein Wunder, wenn hervorragende Künstler sie
im Wetteifer malen und wenn Tausende von frohen Wande¬
rern alljährlich durch ihr altersgraues Burgtor wallen, um ihr
in ehrfurchtsvollem Schweigen oder auch mit begeisterter
Rede und feierlichem Gesang ihre Huldigung darzubringen.
Und wie lohnend ist ein solcher Besuch! Was sieht man
nicht alles, wenn man aus ihren Gemächern hinausschaut in
die lieblichen Thüringer Lande, wenn man von hohem Turme
oder von der kanonenbestandenen ,,Schanze“ herniederblickt
auf ein grünverwachsenes Wäldermeer, auf anmutige, saftige
Täler oder auf die alte, ehrwürdige Wartburgstadt! Wendet
man sich gen Morgen, so schweift das Auge über das von
Wilhelm Kreis geschaffene, stolze Burschenschaftsdenkmal
hinweg nach dem langgestreckten Höhenzuge des Hörsel-
berges, in dem der Sage zufolge Frau Venus hauste, und weiter¬
hin in das gesegnete gothaische Land hinein. Nach Mittag
zu schaut man an dem kahlen, mächtigen Breitengescheid
vorüber in das Thüringer Waldgebirge, aus dem sich der die
übrigen Berghäupter überragende Inselsberg besonders heraus¬
hebt. Im Hintergründe erblickt man in nebelhafter Ferne
die Vorberge der Rhön. Nach Abend hin führt die alte Frank¬
furter Straße. Links davon zieht sich die Werrabahn hin, und
nicht selten hört man das Dampfroß bergan keuchen, dem
Meininger Lande zu. Rechts von der Straße führt die Thüringer
Bahn weiter durch das Hörseltal, in dem man eine Anzahl
friedlicher Ortschaften liegen sieht. Jenseits derselben erhebt
sich der bewaldete Kielforst, während den Horizont der breit¬
gelagerte Meißner bei Kassel und der jähabfallende Heldra¬
stein begrenzt. Gegen Mitternacht endlich erblickt man zu¬
nächst den benachbarten Metilstein mit der Felsengruppe
„Mönch und Nonne“, einem Liebespaar, das der Sage nach
zur Strafe für seine Sündhaftigkeit in Stein verwandelt wurde.
Dahinter erhebt sich der Wartenberg, auf dem die deutschen
Burschenschafter im Jahre 1817 die bekannte, von so üblen
Folgen begleitete Verbrennungsszene veranstalteten und auf dem
im Jahre 1902 eine Bismarcksäule errichtet wurde. In weiterer
Ferne bemerkt man den langen, waldigen Rücken des zum
Thüringer Hügellande gehörigen Hainich.
All diese Herrlichkeit eines vom Schöpfer bevorzugten
Stückchens Erde liegt vor denjenigen ausgebreitet, die von
oben nach unten schauen. Wer aber im Tale dahinpilgert,
dem erscheint die Burgenkönigin auf Schritt und Tritt. Denn
394 m über dem Meere gelegen, ist die Wartburg von allen
Seiten weithin sichtbar. Am stattlichsten zeigt sie sich
Die Wartburg
328 DEUTSCHLAND Nr. 7
den Blicken des Wanderers von Osten her, weil sie hier in ihrer
ganzen Breite hervortritt. Auch von Westen gesehen, gewährt
die Burg einen mächtigen, wenn auch nicht so eigenartigen
Anblick. Von Süden her aber bietet sie mit ihrer schmaleren
Front das Bild einer aus der Tiefe gewaltig aufsteigenden,
märchenhaften Ritterburg; hier thront sie majestätisch auf
schroffer, steiler Felsenwand.
Wir betreten den stolzen Bau von der ebenfalls etwas
schmalen Nordseite und kommen zunächst an einem Schilder-
häuschen vorbei, vor dem ein Posten der Vierundneunziger
zu stehen pflegt, der vor dem Burgherrn ins Gewehr tritt,
wenn er im Frühjahr seine Residenz dort oben aufgeschlagen
hat. Dann führt uns der Weg über eine Zugbrücke durch
den alten, düsteren Torbau, und hier werfen wir rechter Hand
einen flüchtigen Blick in die Wachtstube. Nun aber umfängt
uns der ganze Zauber mittelalterlicher Burgenromantik; denn
wir befinden uns jetzt in der mehr als poesievollen Vorburg,
dem ältesten Teile der vor etwa 800 Jahren erbauten Residenz
der thüringischen Landgrafen. Sonst trägt nämlich die Burg zum
Teil ein verjüngtes Antlitz zur Schau. Ist sie doch von dem kunst¬
sinnigen, 1901 heimgegangenen Großherzog Karl Alexander von
Weimar in langjähriger
Arbeit wiederhergestellt
worden, so daß sie seit¬
dem mit ihren Zinnen
und Türmen in alter
Schöne und Herrlich¬
keit prangt. Die dank¬
bare Stadt Eisenach
hat dem kunstliebenden
Fürsten zu Füßen der
von ihm wiedererbauten
Wartburg ein Denkmal
errichtet, das — von
Hermann Hosaeus ge¬
schaffen — die von
dem Verfasser dieser
Zeilen gedichtete In¬
schrift trägt:
,,Vornehm, edel und
schlicht wie die Burg, die
du sinnend erneutest,
Also bewahret dein Bild
treu im Gedächtnis die
Stadt.“
Es würde zu weit
führen, wollten wir hier
auf die frühere Gestalt der Burg eingehen. Gegenwärtig findet
im „Thüringer Museum“ zu Eisenach eine Ausstellung zahl¬
reicher Ansichten und Schriftstücke statt, die ein anschauliches
Bild geben von Alteisenach und insbesondere auch von dem
Aussehen der Wartburg in vergangenen Zeitläuften.
Wir treten jetzt einen etwas eiligen Gang durch die
Räume der wiederhergestellten Wartburg an. Rechts von
dem felsigen Fahrweg, der durch die Vorburg führt steht
zunächst das Ritterhaus und das Vogtei-Gebäude. In dem
letzteren befindet sich das Pirkheimer-Stübchen, das in
Nürnberg erworben und i. J. 1867 hier eingebaut wurde,
und die Bibliothek, an deren Südseite ein reizender
gotischer Erker angebaut ist, der gleichfalls in Nürn¬
berg angekauft wurde und dem alten Vorhof ein ganz
besonders malerisches Aussehen verleiht. Der Bibliothek
gegenüber liegt die bescheidene Lutherstube, die dem
großen Reformator i. J. 1521 vcm Kurfürsten Friedrich
dem Weisen als Zufluchtsstätte angewiesen wurde. Hier wird
gläubigen Fremden vom Führer u. a. die Stelle hinter
dem Ofen gezeigt, nach der Luther im Zorn das Tintenfaß
geschleudert haben soll, als ihm dort der Teufel erschien.
An die Lutherstube schließen sich nach Norden zu die
Refomationszimmer an, an deren Wänden Luthers Leben
in 18 Bildern von bekannten Meistern dargestellt ist.
Vor der Lutherstube und den Reformationszimmern befindet
sich der Luthergang, der in das obere Stockwerk des die reizende
Wohnung des Wartburgkommandanten bergenden Ritter¬
hauses führt. Hier sind wir wieder am Torbau und an der
Zugbrücke angelangt, und wir wenden uns nunmehr vom
Vogteigebäude südwärts. An dieses schließt sich eine alter¬
tümliche Galerie, der sogenannte Margaretengang, mit
dem Eselstreiberstübchen an, aus dessen Fenster die
unglückliche Gemahlin Albrechts des Unartigen, als sie
die Wartburg verlassen mußte, an einer Strickleiter in die
Tiefe hinabgelassen worden sein soll. An den Margareten¬
gang stößt nach Süden zu die Dirnitz, deren Erdgeschoß
vom Rüstsaal eingenommen wird, der eine wertvolle
Waffensammlung enthält. Im Obergeschoß befinden sich
die Wohnräume für großherzogliche Prinzen und Prinzessinnen,
u. a. das ,,Schweizerzimmer“ mit einem prächtigen Täfelwerk
vom Jahre 1682, das aus der Schweiz hierhergebracht worden
ist. An die Dirnitz stößt östlich eine zweite Tor¬
halle, ein wuchtiger Bau mit romanischen Rundbögen und
sechs Kreuzgewölben,
durch den man in die
eigentliche Hofburg ge¬
langt und an den sich
weiter nach Osten die
Kemnate anschließt.
Uber der Torhalle be¬
findet sich die Dirnitz-
laube, ein saalartiger
Raum mit Rundbogen¬
fenstern, der die Wohn¬
räume der Dirnitz mit
dem Obergeschoß der
Kemenate verbindet.
An die letztere schließt
sich nach Norden
zu der Elisabethen¬
gang, durch den die
hl. Elisabeth die Wart¬
burg verlassen haben
soll. Er entspricht
dem gegenüberliegen¬
den Margaretengang
und ist mit Sprüchen
ausgeschmückt, welche
meistenteils der mittelalterlichen Literatur entnommen sind.
Damit haben wir einen vollständigen Rundgang um die
Vorburg vollendet und treten nun durch die an ihrem
Südende befindliche zweite Torhalle in die Hofburg
ein. Hier kommen wir, wenn wir uns von der Dirnitz süd¬
wärts wenden, zunächst nach dem reizenden Burggärtchen
und von da nach dem Gadern. An Stelle des alten Mar¬
stalles errichtet, dient dieses Gebäude jetzt dem Gefolge
des Großherzogs zur Wohnung. Noch weiter südlich erhebt
sich im hinteren Hofraum, dem malerischen Zwinger,
ein alter, 20^/^ Meter hoher Turm, der in seinem Unter¬
geschoß das Burgverließ enthielt und von dem man eine herr¬
liche Aussicht genießt. Damit sind wir an der Südwestecke
des Haupthofes angekommen, und wir haben nur noch zu
erwähnen, daß sich zwischen dem Gadern und dem eben er¬
wähnten Turme, mitten im Zwinger, eine Zisterne be¬
findet, die die Burg, da sie keinen Brunnen hatte, mit Wasser
versah. Von dem südlichen Turme führt ein Zinnengang
hinüber auf die Ostseite der Hofburg. Hier steht vor allem
die alte Residenz der Thüringer Landgrafen, der Palas
oder das Landgrafenhaus, an dessen Südmauer, durch
eine Rundbogentür im Erdgeschoß mit ihm verbunden, in
Die Warlburg: Erster Burghof
Nr, 7 DEUTSCH LAND
den J-aKren 1889' : -1890 ein Bad. ri5fn |;|fißcs; %:bä u cU vc*«i
^^aiiratischey Form. angt‘b<3tst Land-
gfdÜenKfiijs ist ^rin jftichjEektonisghefe die
d^r Burg* urid üntfek drei'Geschosse*, hkj^b Ha\if*ihofc
zd ^^ind 2rierijc.fe>„ n^sdL?3^j<ca Arkaden
fr iiirtt. D^iä Erdgesdü oß r4?t;: dif^ . F!31 fptrü u
D^r när4}i^jliBt die: HMe Ke. an deren üdwe^i 1 -
winket sini^ ;Tiir iftgl deri Vörplati^, eiritir alten SteinlrepfiL^ (üHfitV
dJe aUS: d W boß m das W ittgesc hoß er or^it .
An der ^dÄ^ire diesem Ts'eppenroij)tat 7.^5 jst die Hofklu^he
mit di^aTj. verbüß dem der mit seiner bmpn ge>
bebteb Balkrofeiit^ und semem roßen Kamin euren imßerst
behaglichen Eindruck macht und mit alteu M-?bchv rrichfch
aysgeaebrnückt Lt, An der Sudo>;tei:tici fuhrt edie Ueine^alti^
Bogentür in die Kemen?ite der heihgeifi :Sr^Wt}>t
das Freuen g^trnach: de^ La ndg ra \ mhnx 1 ^^s. Dieser se h ens ^
we fte Rau m : hl p on Ka ise t W i Hi e! m H, ni i t h e r rhehet^
CWraosäikwerkefi ausgescKmürkL die nach Onginalcm von
AuguVt: Oetkjen in den jahren 190( - ■ |90b au^gelülift wurdeir
und Slferien 3115 dem Leheh der fj^üigen Olsöbdb düf^teliom
i2.u m Mit; c ei gesc h oß gt4tm gt ma n am beq n Limiten
5uf der Tjtcmernen
Fi^treppe, d V6n
oßert hi natiffo hr t ^ Hier
beirsten wir zu-
n^chs^ das Umdgr^fan-
"Ihrg Gje^fV^;^ tm-Säri^t^saa-S^ st>ijtn LJ, 120?
die ig^Föi3€p I:)kbter aus der
a m i^ridgrafen H erma nn J,:. tfcu ■ n n t c n .. Sä ngc f -
krieg’ ^u^ipelochteri haben, und Mördt.vm BchwimJ hof hier
a u f irfoee;!■;- igr^Öen Wa nd sfei 11 a Ide. dkn .Motiieftt dis rgci t w
^ön Öfterdin^en, im Henker
gÄ0t., ' ^lidk :^b<:^ir der I^ndgr^hrt Sophie
FEl8^;Erj .w^V - t ci^'. ^^^er^iaa le f ü h ri die Elba Set hc n ’-
Gafc^-!:Ä"£'4-Äfe Die?;e Gaiefie. bt ffcm An-
denfeti di?, aL dxe Kunde*
tkiö äüL K reuz^^uge: geiiEc;cheq^
• G^ugesv' iu.^äa'm-mengpFteH
^pv\ holß Die Öäthehe Wand isL iir 43 emgetjedt, |n
sieh en k irnen R ui>dlvildeT n hat Müft t ?; vniV Sc^ die B^r rn-
heriigkcit3w*e^k^;d^ FN^^beth dafgestefU^ Dazwischen
befmdenvX^^^ greite Dinätellunee^ S'zenen au 5
dein Lebsfa Fvimirn Die K^fjcIL ist tiU
äußerst weihe Völler Raum, der darch Gemälde und Cdas-
ivmlereien würdig öa^g^climiiekt und vorn:eineni Ivochii eigen-
arh gf^rt, ni it. Zfl h li reich ^ dt rten St erneu besii t e m bfi* U
Deckengewolbe überspannt ht: Da^ Obcrge-Sicii&ß dh
: ^eli btnr ei n e ^ j^iuet U e
Wendehmppe iiina
führt, wird tun dem
Zimmer/, an
oWre:n: W£irrdfläcben
btcb Fteskö -r Gemäide
von Möäfkt V. Sehwtnd
befindent die allerhand
Sagen und Begeben-
heiters aus der Laiid^
grafen^ek hehkndeln
Die. Büng wurde hs-
ksi nnt lieh u m; das:ja h r
1073 vu.n Luddem
Spriri^er ertaüU An
die Grühduh^ der-
iefbisn knüpft sich eine
auc h recKls^e^b i cß t-
^Kch interessanle Sage
a n. liia der Berg n ich't
dmi L^ndgrak-i^.. spn-
denv den Herreo von
Ffanlcensieift j^hdrtt^K
sc41 cr!fit:r>:rr ii«iolich d^^NaLhu vjeU iHndett Erde tmben
hinauEcIiääi^fi ksJtep.. fn dem 3n5ichbe&tiderr;R^’^^^ vor
dem devt^h*5ti.L?h.d^cricht soll 4 Is^amr Ludwig mit M Ritfc-fii,
Dit WÄjrÜ.ii!^' Culiieiätiibe
irtid ^är
WeLh^;r Äjch durih
ei n e g la nze n de a rc h itek-
tonische und
lalc Aü^chmückimg
d ü 5 Äeich nH u n d iti tici n
i J, 1817 d ie d eiit sch
ßiir^ch<?U¥chaflcd bei
ihi STÄll Waltbbfg “ Feste
fügten. An die Nord-
Wahei des La ndgr^a fen -
häU^es ^n3f3? das Kem^
Ußteu/* Cebaud^T mit
d tXPi. Wir 3 tn N ord-
eode des H3uj;thofc^
angeSangJ fümduAffdflS
nach h^o mk
dem fer 30 iit hohtJl?.
sechs Srcivkvperke cm*
jia 1 le n deu Ha u pt f umc.
siebt Dte Platt foim
Das ertvt^ SM if^vfc^tidgraferairnmcr ^ Lndvetg
der Spnnqcr den Pbn feßt. die ßiirg yh bauen (>.WafF Berg,
du solUt mir Burg werdeni das i\vei(e» vyie Ludw^ig
der EEcme. lu Ruhlä hart geschmiedin^ w ft.L3odara,L werde
hart^^r ^Ls dfUtei um die ,
be! Freiburg eme lebehdige
Ludwig der Hedige durch Sveirten ijlkk den Löwen
: AF^ftburghofe händigt, das fünfte. \v3c dtU'sclbe tMem Kräenec
^iuem Rechte vedulft# detri vUn Wür^ibur^errj sein Esel
gl?raubt war, das Sech&te, wie ^Lh Albrecht der Unartige von
de? HoW^^nve Kuuigucidc durch ihre BühLiktins*^ bestricken
lälkv das sieben wie Landg^fal FnedrjcK der ucbisserie seift
K i nd auf dem Wc^e fta eil R ei 0 hä rd sb rii o n vftn e ftK- r A m me ^
^» ugen Is lii (* f M'S Ift K 1 n d soll tr in ken t it üd 6 b d aS rhu n ngeC
Land vtdoren geht T^}: Dle Tür, in de.f Si$dwatidl dc-i Lftüd^
gTäfenüimniers führt in den Sängei se^rt lipd die’ daran
ä h atößCnde Sari 1 a übe^ v£fj\ dC t nii s c! ie M ui pesi n g e r
dem ßcirgfi'ied. kr ^fttbindtirtg
dci !ehrtere.n Irägr TM Dach mii einem hoh^n
{Toldenen KreuÄ- Däsr , K^mcfiateriMb^i^id^" h^ ^ Lh'il^
und eift Öbergesc hoßi; cLis ers i ef e g Ü l als Wohn u u g dcir Bo *
h eri i r* H dii s letz Vt^ro, a Is d i e deä Ru fg hctm. I nt i> nftirCgC; äch pß
befindEf Vieh dns iTiit sinpbildiichcn DsrsteHungeft weiELMe^^^
Tugend arnnrekh a:tj5gc,scKnKi?::ktt Ehsaboth^Zirmner, Von
cJTserrj führt eine on Nordwand befind liehe in
dä$ Kaiser-benannt, Wed Kaiser AyttHcd
WLd blel gewohni hat. An dicken Räuft> wleiU;^
Jjjprdwarts da?^ mit einerri Bade verbundene SchUfzTnmcn das
Tibensft we dä? Kat ker^ i m m er" nti.l kchg.ftCtl Wd rtd rr; ä
von Aii c ha el i eri is L DäS 0 berg(e5ch^l? ä [t
d Iesethen feumc wue dää Üntergeschcfß. tmr däfJ Sicb ftber
def|t El iSabeth:?:!mrriC y ein yftfp /VbTft^^ miftver des Großheriftgs
zugängbitWf Altan beftndcu
AoFftriSefcr Waftdjefüng durch di^ höben wir be-
grejfliehe fweise iriui dle Haliptfäümc bftsu cMti köft t ren^ ftftd
unzählige Emzeih^iti&rj haben^ dk A^^hitektUC und
die kunsilcjflscbe Ansstättung beitriffij bei unserer ScbÜderiisig
Ü fteirwa h rit blftüie n m üsSert.. Wi r verw^ daher i n diese r
BeizkbunT pii da? Sebiiftcbeh von Diniüsi ..Ein Ca
330 DEUTSCHLAND
Nr. 7
durch die Wartburg“ und insbesondere auf die acht Wartburg-
Büchlein, die Max Baumgärtel auf Grund des vom
Großherzog Karl Alexander begründeten, sehr umfangreichen
,,Wartburg-Werkes“ herausgegeben hat. Zumal das erste
dieser Büchlein „Der Führer durch die Wartburg und Eise¬
nach“ (Berlin, Historischer Verlag Baumgärtel 1910) dürfte mit
seinen 41 Tafeln allen Wartburgbesuchern in jeder Hinsicht sehr
zum vorherigen Studium zu empfehlen sein. Wir fügen unserer
Beschreibung der Burg nur noch hinzu, daß die bisherige Wart¬
burgwirtschaft, die sich übrigens in früheren Zeiten in der Burg
selbst, und zwar im Vorhofe, befand, vor kurzem abgebrochen
worden ist und daß gegenwärtig an ihrer Stelle ein großer Wart¬
burggasthof nach den Plänen von Bodo Ebhardt erbaut wird.
Die Wartburg, die im 17. Jahrhundert als Landesfestung
noch instand gehalten wurde, im 18. Jahrhundert aber ln Ver¬
fall geriet, war im 19. Jahrhundert nichts als eine romantische
Ruine, die nur wenige bewohnbare Räume enthielt und in
deren Hof, wie wir soeben sagten, eine Gastwirtschaft be¬
trieben wurde. Zur Wiederherstellung der Burg, diesem
großen nationalen Werke, wurde Karl Alexander als zwanzig¬
ständigen Großherzog und mit dem damaligen, für die Wieder¬
herstellung der von ihm über alles geliebten Burg sehr einge¬
nommenen Kommandanten, Bernhard v. Arnswald, treu
gearbeitet. Und so ist unter Mitwirkung hervorragender Künstler
wie Schwind, Weiter, Knoll u. a. ein monumentales Bau¬
werk entstanden, das man den schönsten und bedeutendsten
Bauten des Mittelalters getrost an die Seite stellen darf.
So haben sich hier Natur und Kunst die Hand gereicht.
Aber auch von dem leisen Wehen der Sage wurde dieses
nationale Heiligtum umkost, und von den brausenden Stürmen
der Geschichte wurde sie umtost, von der Zeit der Land¬
grafen und der Kreuzzüge bis in unsere Tage hinein. Die
Steine reden hier, und die Geister vergangener Jahrhunderte
mit ihren geheimnisvollen Stimmen werden vor unseren Augen
wieder lebendig. Auf dieser alten Veste erklangen edler Ritter
Speer und Schild, aber ihre Mauern hallten auch wider von
der Minnesänger holdem Lied. Hier verrichtete die fromme
Landgräfin Elisabeth Wunder werktätiger Liebe und christ¬
licher Barmherzigkeit. Von dieser „festen Burg“ strahlte,
gleichwie das goldene Kreuz von hohem Turme in die Thüringer
Die Wartburg: Sängerkrieg (Wandgemälde von Moritz v. Schwind)
jähriger Prinz im Sommer 1838 von seiner Mutter, der kunst¬
sinnigen Großfürstin Maria Paulowna, angerefil. Noch im
Juli dieses Jahres fanden die ersten Untersuchungen am Land¬
grafenhause statt, im darauffolgenden Jahre fing man an, die
Arkaden an der Westseite des Palas, die mit Kalk übertüncht
und vermauert waren, wieder bloßzulegen, und in den nächsten
Jahren wurden weitere Vorarbeiten vorgenommen. Insbesondere
wurden die Burghöfe vom Schutt befreit. Nachdem sich der
Erbgroßherzog mit Sophie, einer niederländischen Prinzessin,
vermählt hatte, wurde er von dieser bedeutenden Frau bei der
Ausführung seiner auf die Wiederherstellung der Burg gerichteten
Bestrebungen mit reichlichen Mitteln in hochherziger Weise
unterstützt. Die bisher entworfenen Baupläne wurden jedoch
vom Verein deutscher Architekten, der im Herbst 1846 auf
die Wartburg eingeladen wurde, nicht gebilligt. Da setzte
sich i. J. 1847 Hugo V. Ritgen, Professor der Architektur
an der Hochschule zu Gießen, mit Karl Alexander in Verbindung,
der ihm im Sommer 1849 die Wiederherstellung der Furg
übertrug. Bis zum Jahre 1889 hat v. Ritgen an der ihm gestellten
hohen Aufgabe in Gemeinschaft mit dem äußerst kunstver-
Lande herniederleuchtet, jene helle Fackel der Wahrheit, die
die gewaltige Prometheusgestalt unseres Luther vor nunmehr
400 Jahren der sehnsüchtig harrenden Menschheit brachte,
und deren starke Lichtwellen sich zunächst über unser deutsches
Vaterland, von da aber weiterhin über die Länder Europas
ergossen und über die ganze Welt. Hier übersetzte der große
Reformator einen Teil des Neuen Testamentes in sein geliebtes
Deutsch und legte damit, indem er eine deutsche Gemein¬
spracheschuf, den ersten Grund zu einer Einigung aller deutschen
Stämme. Auf dieser Burg des Lichtes und der Geistesfreiheit be¬
gingen deutsche Burschen das 300jährige Jubelfest der Refor¬
mation, und indem sie zugleich den Gedenktag der Leipziger
Völkerschlacht feierten, begeisterten sie sich in Wort und Lied für
die politische Wiedergeburt eines einigen deutschen Vaterlandes.
Große Männer unseres Volkes haben daher gern auf der
Wartburg geweilt. Goethe schrieb von hier aus am 13. Sep¬
tember 1777 an Frau von Stein: ,,Hier wohn* ich nun. Liebste,
und singe Psalmen dem Herrn, der mich aus Schmerzen und
Enge wieder in die Höhe und Herrlichkeit gebracht hat. . .
Wenn ich Ihnen nur diesen Blick, der mich nur kostet
Nr.7 DEUTSCHLAND 331
aufzustehen vom Stuhl, hinübersegnen könnte!“ Friedrich
Ludwig Jahn prophezeite i. J. 1806 auf dieser nationalen
Stätte die Wiedergeburt des Deutschen Reiches, Richard
Wagner, der Schöpfer des Musikdramas, schöpfte auf diesem
Parnaß mittelalterlicher Sänger die Anregung zu seinem ,,Tann¬
häuser“, Viktor V. Scheffel ließ sich hier zu den schönsten
Liedern seiner „Frau Aventiure“ begeistern.
Unterhaltend ist daher das Fremdenbuch der Wart¬
burg, in das geistvolle Männer ihre Eintragungen gemacht
haben. Wir aber scheiden von diesem Denkmal deutscher
Kultur mit dem Wunsche, daß noch recht viele Menschen im
Laufe künftiger Jahrzehnte in dieser Heimstätte des deutschen
Idealismus Einkehr halten mögen. Sie alle werden den Wart¬
burgzauber in Natur und Kunst genießen, sie alle werden einen
Hauch des Geistes verspüren, der dort oben geweht hat und
noch weht, sie alle aber werden auch, wenn sie wieder von
dannen gezogen sind, die Wartburgsehnsucht empfinden, der
einst Scheffel in den Worten Ausdruck verlieh:
Wo Ich streife, wo Ich jage, Well Ich stets Im Sinne trage,
Bleibt ein Wunsch mir unerfüllt, Wartburg, deiner Schönheit Bild
Das neue Weimar.
Von Johannes Schlaf (Weimar).
Vor nunmehr 27 Jahren machte ich als Student von Halle
aus meinen ersten Ausflug nach Weimar. Im Sommer gerade
als oben am ,,Webicht“, am Wege nach Tiefurt, das jährliche
Schützenfest ge¬
feiert wurde. Die
alten klassischen
Stätten wurden be¬
sucht, Goethes
Gartenhaus im
Park. Eine stille,
kleine Thüringer
Residenzstadt im
übrigen das dama¬
lige Weimar. Trotz
der 21 000 Ein¬
wohner, die sie
schon zählte, eher
noch wie eine
Kleinstadt wirkend.
Es versteht sich,
daß wir damals
dann auch nach dem
,,Webicht“ hinaus-
wanderten und bei
Thüringer Rost¬
bratwurst und Bier
den Jahrmarktstru¬
bel des Schützen¬
festes mitmachten.
Als ich dann
fünf Jahre später
auf der Durchreise von Eisenach her zurück Weimar noch
einmal einen kurzen Besuch abstattete, nahm es sich
noch nicht viel anders aus. Ich hätte mir damals, wo all
mein Trieb auf Berlin und die moderne Weltstadt gerichtet
stand, nicht träumen lassen, daß mich ein anderer, noch
wichtigerer und eingeborener Trieb meines Wesens eines
Tages noch einmal zu einem dauernden Aufenthalt in
diesem stillen Weimar hinziehen würde: Doch nun wohn ich
schon über 8 Jahre hier und fühle mich sehr wohl, denke nicht
im entferntesten daran, jemals wieder von Weimar fortzuziehen.
Das heutige, das neue Weimar, eine Stadt, die vom Spät¬
sommer 1904, wo ich hierher übersiedelte, bis heute von 31 000
auf 36 000 Einwohner angewachsen ist, hat seine Peripherie
seither sehr bedeutend ausgedehnt und erweitert sie noch jetzt
von Jahr zu Jahr mehr.
Es ist nicht mehr die stille Kleinstadt von damals, es ist
eine moderne Mittelstadt geworden und zeigt allen Komfort
einer solchen. Und doch — das Fehlen jeder die Luft ver¬
schlechternden Industrie, die sehr günstige freie und zugleich
doch ringsum geschützte Lage — ist Weimar nicht bloß, wie
bekannt, eine der gesundesten Städte Deutschlands, sondern
seine moderne Entwicklung hat ihm — man braucht bloß an
den Gegensatz zu denken, in dem es hier zu dem viel geräusch¬
volleren, industriereicheren Jena und Eisenach steht — zugleich
jenen feinen, vor¬
nehmen, stillen
Zauber nicht zu zer¬
störe n vermocht,
mit dem sich heute,
wo man das alte
Weimar fast schon
aus dem so stark
angewachsenen
modernen hervor¬
suchen muß, nach
wie vor und ein für
allemal die große
alte Ueberlieferung
und ihr Geist mit
jenem unmittel¬
baren „je ne sais
quoi zu erkennen
gibt und fühlbar
macht. — Ich habe
seither manch eine
deutsche und aus¬
ländische Stadt
kennen gelernt,
vor allem auch die
Thüringer Städte:
doch ich kann nur
sagen, daß ich mich
nirgends so wohl fühle wie in Weimar. — Mitte der 90er Jahre
wurde die Frage aufgestellt, ob und wie man Weimar, seiner großen
Tradition entsprechend, auch heute zum Mittelpunkt unserer
deutschen Literatur machen könnte? Ich glaube, diese Bestre¬
bungen gingen hauptsächlich von Ernst v. Wildenbruch aus;
wenigstens fanden sie in ihm ihren taktvollsten Fürsprecher.
Sicher ist Weimar heute dieser Mittelpunkt nicht, und
sicher waren seine Bestrebungen, es zu ihr zu machen, künstliche
und fanden damals auch nur sehr beschränkte Fürsprache;
dennoch meine ich aber, daß ihnen in gewisser Hinsicht immerhin
ein nicht unrichtiges Gefühl zugrunde lag; ein Gefühl, das
vielleicht den mit Weimar stets gut verbundenen Wildenbruch
— er hatte sich ein paar Jahre vor seinem Tode draußen „Am
Horn“ seine Villa „Ithaka“ gebaut und hat die letzten Jahre seines
Lebens in Weimar verbracht, wo ihm nun auch ein Denkmal er¬
richtet wird— im Grunde auch geleitet hatte. Wer aber wie ich
nun schon gute acht Jahre in Weimar gelebt und gearbeitet hat, der
wird mit diesem Gefühl vertraut sein und die Möglichkeit, daß
Weimar für unsere geistige Entwicklung auch in unserer heutigen
Gegenwart noch einmal eine besondere Bedeutung gewinnen
könnte, durchaus nicht, wie damals wohl viele taten, belächeln.
Weimar: Residenzschloß
334 DEUTSCHLAND Nr. 7
punkt nach der Peripherie hin zu verlegen, zur Gartenstadt
zu werden. Nicht umsonst haben sich Leute wie Hauptmann
nach Schlesien, Dehmel nach Blankenese und fast alle hervor¬
ragenden Namen von damals in die Provinz zurückgezogen.
Dieser und jener hat seinen Wohnsitz inzwischen auch gerade
nach Weimar verlegt; und jeder, der das getan hat, weiß nicht
genug zu rühmen, wie der Weimarer Aufenthalt konzentriert
und wie gut und fruchtbar man hier arbeiten kann.
Soviel steht jedenfalls fest, daß wir heute für unsere geistige
Kultur etwas, ich möchte sagen
Ausschlaggebendes ungleich
weniger von Berlin und der
Großstadt, sondern gerade von
der Provinz her zu erwarten
haben; und durchaus nicht un¬
möglich, daß hierbei gerade
Weimar wieder mal in erster
Lime in Frage kommt!
Die vielen Fremden, die
das Jahr über aus allen Gegen¬
den Deutschlands und dem
Auslande hierher kommen,
suchen ja meist ausschließlich
die Sehenswürdigkeiten der
klassischen und der Liszt-Zeit
auf: das neue Weimar wird
weniger beachtet, man hat
diesen neuzeitigen Komfort ja
auch anderswo und ungleich
üppiger, mancher wird wohl sogar bedauern, daß Weimar
seinen alten idyllischen Kleinstadtcharakter immer mehr
verloren hat.
Aber mit alldem hat man den Wert des neuen Weimar
vielleicht doch unterschätzt und nicht recht verstanden. Wir,
die wir hier wohnen, bedauern seinen doch lediglich notwendigen
Wandel durchaus nicht. Und ich meine, man sollte gerade
auch das neue Weimar beachten und verstehen lernen, auf
Grund welcher Umstände und Eigenschaften es eines Tages
noch mal etwas Besonderes für unsere geistige Entwicklung
leisten und bedeuten könnte!
Wenig wird die nächste
und etwas entlegenere Um¬
gebung Weimars beachtet. Aber
man mache einmal einen
Marsch nach dem Ettersberg
hinaus oder unternehme
einen Spaziergang aus dem
Südviertel den ,,Silberblick
hinauf und ins freie Feld da
oben über der Stadt — auch
der Weg an den sogenannten
„Ratstannen“ bei der Berkaer
Staatschaussee hinauf ist sehr
schön und sehr zu empfehlen —
und tue einen Blick auf diese
Landschaft, die einen da um¬
gibt, und hinab auf die Stadt!
Diese weiten Feldhügel mit
ihren freien, bunten Flächen,
ihren Hainen und kleinen Waldungen, den freundlichen Dörfern
dazwischen; diese herrlichen, lieblichen und doch zugleich
groß und edel hingezogenen Linien eines großen, weiten,
freien Horizontes ringsum: ich habe geflissentlich schon manch
einen Ausländer, der mich besuchte, Franzosen, Spanier, Russen,
zu einem Feldmarsch dahin ausgeführt: manch einer brach in
helle Schreie der Entzückung aus, jeder aber empfand sofort
auf das anziehendste und unmittelbarste, wie diese Linien,
diese Landschaft — zudem der schöne, reine Ozongehalt
der Weimarer Luft — ihm gut taten, ihn aufheiterten,
fröhlich, zur Mitteilung geneigt und geistig regsam machten!
Und nun tue man einen Blick auf die Stadt hinab.
Fast alle Thüringer Städte hegen in Talmulden. Einige
aber — was z. B. Jena etwas Gequetschtes gibt oder es stellen¬
weise nötigt, etwas steil bergan zu steigen — zu sehr eingekesselt.
Ganz anders Weimar! Es bietet sich in einer freien, weiten,
flachen Mulde, so daß es Licht und Luft und freien Ausblick
hat, während es zugleich im Norden vom Ettersberg, bis an
dessen Sohle es heranreicht,
Schutz hat und östlich von
der waldigen Anhöhe des
,,Webichts“ und vom Ilmpark
begrenzt wird.
Ein herrlicher Anblick, der
einem förmlich ins Herz lacht,
die Stadt frei, edel, heiter und
anmutig, weit mit ihrer roten
Dächerflut sich in mäßiger
Tiefe lang vor einem aus¬
breiten zu sehen!
Geht man dann aber hinab,
so hat man hier in diesem
Süd- und Westviertel lauter
freundliche, saubere Villen¬
straßen — ganz ist Weimar hier
zur Villen- und Gartenstadt ge¬
worden —, mit Häusern im
neuen, künstlerisch vervoll-
kommneteren und geremigteren Baustil, von Gärten umgeben.
Doch auch die Innen- und die ältere Stadt — die heute
die kleinere ist — hat sich den Ansprüchen der modernen Zeit
angepaßt, ohne daß doch ein unnötiger Kitsch, aufdringlicher,
unechter Fassadenpomp den schlicht distinguierten Charakter
störten, den Weimar als Mittelstadt und nach Maßgabe seiner
Tradition gewahrt hat. So sind z. B. die beiden großen modernen
Warenhäuser, die die Stadt seit einigen Jahren hat, ganz diesem
Charakter angepaßt. Auch der bemerkenswerte Bau des 1907
entstandenen neuen Hoftheaters. In gleicher Weise der noch
im Bau befindliche Schloßneu¬
bau. Der Bahnhof ist wohl noch
etwas rückständig, doch sollen
wir auch einen neuen, den Ver¬
kehrsansprüchen der Neuzeit
entsprechenden Bahnhof er¬
halten. Auch die Neubauten
der Kunstschule von Van de
Velde sind zu beachten, wie
noch so manches andere.
Es ist nicht anders zu
sagen, als daß das alte Weimar
mit seinen alten ehrwürdigen
Stätten in dem heutigen mo¬
dernen Weimar etwas ver¬
schwindet, daß man es aus ihm
erst hervorsuchen muß. Und
das bedeutet zugleich, daß auch
der alte Geist von einem neuen
abgelöst zu werden begann. Ein
jeder, der hier lebt und schafft, wird wissen, daß die alten Stätten
und die alte Tradition für seine Arbeit und Stimmung mit
irgendwelcher wesentlicheren Anregung kaum noch von Be¬
deutung sind. Ich betrete sehr gern einmal, und nicht ohne
ein unwillkürliches Gefühl von Pietät, z. B. den herrlichen
,,Fürstenplatz“ mit seinem Fürstenhaus, dem roten Schloß,
der Bibliothek, dem Karl-August-Denkmal und dem schönen
Blick auf das Residenzschloß: aber ich weiß, daß ich in
einer anderen Zeit und in einem anderen Weimar lebe
Weimar: Das neue Hoftheater.
Nr. 7 DEUTSCHLAND 335
das meine Stimmung von nicht unwesentlich anderer Seite
her bestimmt und anregt.
Ich glaube nicht, daß heute, wie damals zur Zeit Goethes
oder zur Zeit Liszts, irgendwelches „Mäzenatentum“, irgend¬
welche Gunst oder Freundschaft von oben Weimar wieder zu
einer der einstmaligen entsprechenden Kulturbedeutung ver¬
helfen wird, ich glaube auch nicht gerade, daß sie wieder von
einem ganzen Kreise, wie damals, ausgehen würde: es sind
andere, wesentlich bedingendere Faktoren, durch die sie zu¬
stande kommen könnte.
Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß gerade Mittel¬
deutschland, der Landstrich des preußischen und sächsischen
Thüringen bis nach Franken hinein, der so recht das landschaft¬
lich schöne und reizvolle, klimatisch günstige, individuell
reich und vielseitig gegliederte Herz Deutschlands ist, mit all
solchen Eigenschaften immer wieder eine religiöse, philosophische
dichterische Hochkultur hervorgebracht, gehegt, begünstigt hat.
Bedenken wir, daß Luther m Eisleben, im Unstrutgebiet,
geboren ist, daß auch Goethes Vorfahren in dieser Gegend
ansässig waren, bedenken wir, daß im Mittelalter, in der
Reformationszeit, zur Zeit unserer Klassiker gerade solche
Kultur immer wieder nach Thüringen, im besondern nach dem
Weimarischen und nach Weimar sich hinzog; bedenken wir
die Bedeutung, die die Wartburg zweimal für Deutschland,
für Europa, die Welt gehabt hat, so muß gerade Thüringen
und Weimar alle Umstände bergen, die zur Entfaltung und
Ausblüte einer solchen Kultur förderlich sind.
Es steht nun aber fest, daß Weimar, heute eine Stadt von
36 000 Einwohnern, die noch in beständigem Zunehmen be¬
griffen ist, die aber doch ihrer ganzen Lage und Beschaffenheit
nach, obgleich ein lebendiger Durchgangspunkt von Nord-
und Ostdeutschland nach dem Westen und Süden, niemals
«ine Industriestadt werden und durch die Störungen und
Unannehmlichkeiten einer solchen zu leiden haben wird, alle
Bedingungen nach wie vor eignen, die das Erkeimen und Auf¬
blühen einer neuen großen Kulturtat begünstigen könnten!
Mit seiner Stille, seiner Bevölkerung, die sehr gesellig ist,
gern Feste feiert — es ist, wie schon gesagt, ganz abgesehen
von dem Leben, das der Touristenverkehr bringt, der indessen
nie ein geräuschvoller und störender ist, eigentlich das ganze
Jahr über bei uns etwas los, ohne daß aber auch diese Festlich¬
keiten einen lärmenden Charakter tragen —, mit seinem
neuzeitigen Komfort, seinem höchst angenehmen Klima, seiner
schönen näheren und weiteren Umgebung — Buchfart, Ilmtal,
Berka, Riechheimer Berg, welch letzterer an der meiningischen
Grenze gelegen, mit seinem herrlichen Thüringer-Wald-
Panorama ein sehr empfehlenswerter Ausflug ist! — könnte
es gar wohl wieder einmal und nach wie vor die stille, eindring¬
liche Arbeit eines oder einer Anzahl von Männern begünstigen,
die heute auf eine umfassende Kultursynthese hinaus sind
und sie zu einem um so glücklicheren Ergebnis führen, als
diese Arbeit im heutigen Weimar doch von allen Richtungen
des Vaterlandes und der Welt her den unentbehrlichen Zustrom
des großen modernen Weltlebens so ungleich weniger entbehren
würde, als ehemals unter den damaligen eingeschränkt kleinstaat¬
lichen und kleinstädtischen Verhältnissen, die unserer Klassiker.
Es ist also im Ernst meine feste Überzeugung, daß Thürin¬
gen, daß Weimar, weniger durch die nachwirkende Suggestion
irgendeiner Kultur, die jemals hier geblüht hat, als vielmehr
aus den natürlichen Bedingungen seines Klimas, seiner geo¬
graphischen Lage, seiner bestimmten, in einem gewissen
wesentlichen Betracht unveränderlichen und nicht zu stören¬
den günstigen Lebensverhältnisse heraus noch einmal und
immer wieder eine besondere geistige Kulturbedeutung ge¬
winnen wird, solange es noch ein Deutschland, eine deutsche
Kultur und ein lebendiges Werden derselben geben wird!
Staat undWissenschaft alsFörderer derThüringer Kurorte.
Von Dr. Walter Schwarz.
Ein bedeutender Teil unserer deutschen Kulturgeschichte
spielte sich im Laufe von Jahrhunderten in den Gebieten
des Thüringer Waldes ab. Seine zentrale geographische Lage,
seine Bodenbeschaffenheit mit den mittleren Anhöhen und dem
prächtigen Walde prädisponierten es für eine an mannigfaltigen
Ereignissen reiche geschichtliche Vergangenheit, wo deutsche
Stämme einmal gegeneinander, ein anderes Mal gemeinsam in
Reih und Glied zu kämpfen hatten.
In Thüringen war es, wo unsere hervorragendsten Geister
stets ein warmes Herz für ihre kulturellen Bestrebungen fanden.
Ilmenau: Gesamtansicht
336 DEUTSCHLAND Nr. 7
Auf der schönen Wartburg bot sich schon Luther eine gast¬
liche Zufluchtsstätte. Im Anfang dieses Jahrhunderts hat
Weimar, die alte Thüringer Residenz, die größten Heroen des
deutschen Denkens, deutscher Dichtung und deutscher Welt¬
anschauung in ihren Mauern zusammengeschart. Hier wirkten
Goethe und Schiller, deren geutige Führung das deutsche
Volk zu einer großen Kulturnation stempelte.
Auch in den heutigen Tagen hört die Kulturarbeit in
Thüringen nicht auf, und wir sehen immer neue Beweise
dafür, daß in der scheinbar idyllischen Stille große Gedanken
und hohe wissenschaftliche Bestrebungen wieder aufleben.
Dem Herzoglich Sächsischen Staatsministerium in Gotha
ist es zu danken, daß den Thüringer Kurorten und ihren Heil-
faktoren von seiten der Wissenschaft ein besonderes Interesse
entgegengebracht wird. Die Fülle von klimatischen Vorzügen
und Naturschönheiten Thüringens fordert ja an sich die Be¬
geisterung heraus. Dazu kommt
noch, daß eine ganze Reihe
Thüringer Kurorte mit heil¬
kräftigen Quellen ausgerüstet
sind, daß hier vorzügliche
Stahl-, Sol-, kohlensäurehaltige
Quellen, Kochsalzthermen und
Moorbäder der leidenden
Menschheit Genesung spenden.
Nicht zu vergessen ist
die Blüte des Sportes in
Thüringen, jener natürlichsten
Form der Bewegungsbehandlung,
wie sie in letzter Zeit mit Vor¬
liebe für Nervöse und Erholungs¬
bedürftige als Kräftigungs- und
Heilmittel angewandt wird.
Der Sport ist somit in den
Dienst der Heilkunde gestellt
und der Wissenschaft ein neues
Erforschungsgebiet erschlossen
worden. Das genannte Staats¬
ministerium hat unstreitig das
Verdienst, nach dieser Richtung
hin vorbildlich vorgegangen zu
sein, da auf seine Anregung die
Tagung des ersten deutschen
sportwissen sc haftlichen
Kongresses, die unter Beteiligung
der hervorragendsten Männer
der Wissenschaft und Praxis im
September 1912 in Oberhof
stattfand, zurückzuführen ist.
Welch hohe Förderung das
Gothaische Staatsministerium auch der wissenschaftlichen
Erforschung der klimatologischen Eigenschaften des
Thüringer Waldes entgegenbringt, geht aus einem im
Verlag Friedrich Andreas Perthes, Gotha, erschienenen
Sammelwerk „Der Thüringer Wald und seine Heilfaktoren“
hervor, das vom Herzoglich Sächsischen Staatsministerium
herausgegeben ist und sich der Mitarbeit hervorragender
wissenschaftlicher Autoritäten erfreut.
Seit jeher waren die Fürsten die berufenen Beschützer
von Kunst und Wissenschaft. Viele wissenschaftliche Disziplinen,
die keine wirtschaftlichen Vorteile und keinen praktischen
Nutzen mit sich bringen, haben unseren deutschen Fürsten
ihre Entwicklung zu verdanken. Jetzt sehen wir als ein nach¬
ahmenswertes Beispiel, wie eine Staatsregierung aus sich selbst
heraus ein großes wissenschaftliches Gebiet fördert und damit
auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht Werte schafft, die durch
ernste wissenschaftliche Forschungen aus der Tiefe der Ver¬
gangenheit an das Tageslicht gefördert werden. Wir wollen
damit nicht sagen, daß bis jetzt die meteorologischen und
klimatologischen Forschungen nicht wissenschaftlich berück¬
sichtigt wurden, allein die bisherigen Arbeiten waren meist
über die verschiedensten Gebiete zerstreut und zersplittert,
sie waren selten nach einheitlichem Prinzip aufgebaut und
weiteren Kreisen kaum zugänglich.
Dem Gothaischen Ministerium ist es gelungen, eine
Anzahl bekannter Autoritäten für die wissenschaftliche Er¬
forschung der Heilfaktoren des Thüringer Waldes zu gewinnen
und deren vielseitige Kenntnisse und reiche praktische Er¬
fahrungen für die klimatologischen Studien des grünen Herzen
Deutschlands in Anspruch zu nehmen.
Wir Deutsche durcheilen gewöhnlich das schöne
Thüringer Land im Schnellzug, um vielleicht eine halbe Stunde
die Schönheiten dieser herrlichen Mittelgebirgslandschaft zu
bewundern, aber unsere Erholung und die Stählung unserer
Kräfte suchen wir irgendwo im
Auslande. Wer viel gereist ist und
die Verhältnisse kennt, weiß ganz
genau, daß uns dort für teures
Geld nicht im entferntesten all
das geboten wird, was uns in
unseren heimatlichen Luftkur¬
orten und Bädern zur Verfügung
steht. Wer von uns freut sich
nicht jedesmal, wenn er erst
wieder auf der Rückreise aus dem
Ausland in einem deutschen D-
Wagen seiner Heimat entgegen-
eilen kann. Die ersten schwarz¬
weißen Grenzpfähle erwecken in
unserm Herzen Gefühle berech¬
tigten Stolzes über die muster-
giltigeDisziplm, dieOrdnung und
Sauberkeit,der wir inDeutschland
auf Schritt und Tritt begegnen.
In wie weitgehendem Maße
das schöne Mittelgebirge Thü¬
ringens für Erholungsuchende
und Ruhebedürftige, für Kranke
und Genesende als Aufenthalts¬
ort geeignet ist, das finden wir in
dem Werk ,,Der Thüringer Wald
und seine Heilfaktoren“ in an¬
schaulicher Weise und ernster
wissenschaftlicher Beleuchtung
auseinandergesetzt. Mit Recht
weist u. a. Geheimrat Prof. Dr.
Hildebrand in seiner Ab¬
handlung,,ThüringensHöhenorte
als Kurorte für chirurgische Krankheiten“ darauf hin, daß wir
uns in Thüringen ein heimatliches Davos und Leysin schaffen
können. Haben wir doch z. B. in Oberhof einen glücklich ge¬
legenen Ort in einer Höhenlage von 800 m ü. M., der vor rauhen
Winden durch die hügelige und waldige Umgebung sorgsam
geschützt ist. In den weiteren lehrreichen Abhandlungen des vor¬
nehm ausgestatteten Werkes wird uns über die klimatischeBehand-
lung der verschiedensten Krankheitsgruppen nach den neuesten
wissenschaftlichen Grundsätzen eingehend Auskunft gegeben.
Auch der Sport ist nicht zu kurz gekommen. Wir finden
da belehrende Ratschläge über die wichtigsten Fragen bei
sportlicher Betätigung, über die Ernährung beim Sport, über
die Anlagen von Spielplätzen usw.
Alles in allem genommen müssen wir dem Staatsministe¬
rium in Gotha für die Anregung, die es mit der Förderung^
dieser wissenschaftlichen Arbeiten gegeben hat, dankbar sein,,
bedeuten sie doch eine ganz neue Aera in dem Zusammenwirkei>
zwischen Staat und Wissenschaft zum Segen unseres Volkes.
Ilmenau: Der Turm auf dem Kickeihahn
Nr.7 DEUTSCHLAND 337
Klassische Stätten in und um Ilmenau.
Von Karl Sonnekalb (Ilmenau).
„Die Stätte, die ein guter Mensch betrat,
ist eingeweiht.“ Goethe, Tasso.
Ilmenau hat ein besonderes Recht, dieses Dichterwort
auf sich anzuwenden. Begründete doch Goethe selbst in erster
Linie mit den Weltruf der lieblichen, im Hochtale der lim
am Fuße des Kickeihahns gelegenen Bergstadt. Und mit
Ausnahme von Weimar verdient wohl kaum ein anderer Ort
im gleichen Maße wie Ilmenau den vollen Ruhmestitel, eine
Goethestadt zu sein. In jahrelangen menschlichen und amt¬
lichen Wechselbeziehungen haben sich zwischen dem Dichter¬
fürsten und der tannenumrauschten Bergwelt Ilmenaus zahl¬
reiche unzerreißbare Verbindungsfäden angesponnen und fest¬
geknüpft, so daß ein Hauch seines hehren
Geistes noch heute das gipfelumkränzte
Ilmtal verklärend umschwebt. Welche
wichtige Rolle aber das innige Verhältnis
zu der alten Bergstadt auch in der
inneren Entwicklung des Menschen und
des Dichters Goethe gespielt hat, können
wir schon aus dem Ausrufe Karl Augusts
erkennen, mit dem dieser am frühen
Morgen des 3. September 1825 Goethe
im Römischen Hause des Parks zu
Weimar begrüßt, als er ihm Glück¬
wünsche zur Feier seines 50jährigen
Regierungsantritts überbringt. ,,Acht¬
zehn Jahre und Ilmenau!“ klingt es da
dem Dichter entgegen. Wohl mag dieser
bedeutungsvolle Augenblick in den
Seelen beider Männer eine Schar ernster
Gedanken an gemeinsames ehrliches
Streben um die Bergstadt und eine
Fülle sonniger Erinnerungen an eine
in ihren rauschenden Wäldern in über¬
schäumender Lebenslust verbrauste
Sturm- und Drangzeit wachgerufen
haben. Hatte doch Goethe schon
lange zuvor unter der Überschrift
,,Ilmenau am 3. September 1773“
dem Fürsten zu seinem 26. Geburts¬
tage das bekannte tiefempfundene
Gedicht gewidmet, das gleich zu Beginn von Ilmenau rühmt:
„Anmutig Tal, du Immergrüner Halnll
Mein Herz begrüßt euch wieder auf das beste;
Entfaltet mir die schwerbehangenen Aste,
Nehmt freundlich mich in eure Schatten ein.
Erquickt von euren Höhn am Tag der Lieb* und Lust
Mit frischer Luft und Balsam meine Brust!“
Goethe, Ilmenau.
Aber das ,,genialische Treiben“ der Weimarer Hofgesellschaft
bei ihren Jagdausflügen, das uns nach Eckermanns Zeugnis
in den folgenden Strophen des Gedichtes veranschaulicht
werden soll, füllte nur einen Teil von Goethes Zeit während
seiner Besuche in Ilmenau aus, deren mehr als 20 verbürgt
sind. Denn auch recht ernste Aufgaben beschäftigen ihn bei
seinem wiederholten Aufenthalt in der Bergstadt an der Ilm.
Zum ersten Male führte am 3. Mai 1776 ein Brand, bei dem
6 Häuser eingeäschert wurden, Goethe in das erst 1752 von
einer großen Feuersbrunst heimgesuchte Ilmenau. Bei dieser
Gelegenheit lernte er zugleich die noch durch eine schlechte
Steuerwirtschaft gesteigerte Not der Bevölkerung kennen,
über die er schon durch die Mitteilungen der rätselhaften
Person des von ihm nach der Stadt geschickten Krafft unter¬
richtet worden war. Da ist der Entschluß in ihm gereift, den
„armen Maulwürfen von hier Beschäftigung und Brot* zu
verschaffen. Kaum hatte er darum wieder Ordnung in die
verlodderte Stadtverwaltung gebracht, als er sich auch schon
auf anderem Wege der verarmten Bevölkerung anzunehmen
suchte. Als eifrigstes Mitglied der Bergwerkskommission
war er von 1784—96 unermüdlich bestrebt, Karl Augusts
Lieblingsgedanken der Wiederbelebung des einst so blühenden
Ilmenauer Bergbaues in die Wirklichkeit umzusetzen und den
Bewohnern der Stadt so neue Erwerbsquellen zu erschließen.
Man weiß, daß diese mühevollen und kostspieligen Versuche
leider scheiterten, da die am 22. und 23. Oktober 1796 in den
Schacht eindringenden Grundwasser, wie schon 1624 und
1793, von neuem die scheinbar so aussichtsreiche Arbeit völlig
vernichteten. Die Schlackenhalde an
der Sturmheide und die am Hangeberg
sich übereinander hinziehenden drei
Berggräben sind noch heute stille
Zeugen des einstigen stolzen Ilmenauer
Bergbaus. In den Berggräben — deren
unterster am Felsenkeller beginnt und
sich seinem Alter nach nicht mehr
festlegen läßt, während der mittlere und
obere von dem Berghauptmann von
Utterodt im 17. Jahrhundert angelegt,
der Blütezeit der Ilmenauer Bergwerks¬
tätigkeit ihre Entstehung verdanken —
rauschten einst die aus dem Freibacher
Teiche bei Stützerbach kommenden,
den Ilmenauer und Rodaer Schächten
zugeführten Aufschlagswasser für die
großen Treibräder der unter Tage
arbeitenden Wassermaschinen. Der
mittlere der Berggräben, die schon
zur Zeit Goethes verfallen waren,
wurde von diesem für seinen neuen
Johannisschacht wieder hergestellt.
Heute jedoch läßt außer dem Namen
kaum noch etwas die einstige Bedeutung
dieser schönen, auch von Goethe als
Spazierweg bevorzugten Fußpfade mit
ihren herrlichen Ausblicken auf die
Stadt und die sie umrahmenden
Bergwälder ahnen. Noch zwei Tage vor seinem 82. Geburts¬
tage ließ sich der greise Dichter durch den Bergrat Mahr auf
den mittleren Berggraben führen, auf dem er einst einmal
mit der Frau von Stein zu lustwandeln sehnlichst ge¬
wünscht hatte, und rühmte von neuem die herrliche und mühe¬
los zu erreichende Aussicht. Einen prächtigen Fernblick hatte
er gleichfalls öfter vom nahen Schwalbenstein aus genossen,
einem aus dem grünen Wipfelmeer der Tannen zwischen
Ilmenau und Manebach hervorspringenden, mit einem Aus-
sichtstempelchen gekrönten, trotzigen Felsen. In weihevoller
Stunde schrieb er hier am 19. März 1779 an einem Tage den
4. Akt seiner Iphigenie nieder.
Auch auf der rechten Seite des Ilmtales leuchten dem
Wanderer auf Schritt und Tritt Goethes Spuren entgegen.
So grüßt vom Manebacher Tale herüber des Kickeihahns
waldbedecktes Haupt. In die Stille dieses ,,erhabenen Berges“
flüchtete sich der Dichter oft, um ,,der unverbesserlichen
Verworrenheit der Menschen auszuweichen** und im Anblick
der schweigsamen Bergwelt weihevolle Stunden zu verbringen.
Eine solche gab am 22. September 1783 ihm das herrliche
Nachtlied ein: ,,Über allen Gipfeln ist Ruh**. Nicht weit
unterhalb des auf Kosten der Großfürstin Maria Paulowna
auf dem Gipfel des Kickeihahns errichteten 21 Meter hohen
I
Thüringen: Im Ungeheuren Grund
□ (Verlag der Neuen Photogr. Gesellschaft A.-G., Steglitz-Berlin) □
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Aussichtsturmes steht das einfache Bretterhäuschen — zwar
nicht mehr das alte, das am 12. August 1870 verbrannte, aber
eine getreue Nachbildung desselben —, in dessen waldumwogter
Bergeinsamkeit der Dichter die Stimmung jener zarten Verse
empfand und diese niederschrieb. Am 28. August 1813 erneuerte
er hier das Lied, und als er 1831 seiner Lieblingsstätte auf
dem Kickeihahn den letzten Besuch abstattete, begeisterte
er sich von neuem an der herrlichen Fernsicht, und entzückt
ruft er aus: ,,Herrlich, herrlich, ach hätte doch das Schöne
mein guter durchlauchtigster Großherzog Karl August noch
einmal sehen können!“ Auch am nahegelegenen Großen
Hermannstein, von dem man weithin gen Westen in das berg-
umsäumte Kammerberger Tal schaut, weilte Goethe mit
Vorliebe. In dem trotzigen Porphyrfelsen, dessen schmaler,
mit sturmzerfetzten Fichten gekrönter Rücken einst eine Warte
getragen haben soll, befindet sich eine Grotte, die „Hermann¬
steiner Höhle“. In ihr hat der Dichter oft gehaust, in Gedanken
bei der Frau v. Stein verweilend. Einmal war es ihm auch vergönnt,
mit der geliebten Frau köstliche Augenblicke darin zu verbringen;
zur Erinnerung daran grub er ein S in die Felswand ein.
Ostwärts, nicht weit vom neuerbauten Berghotel Gabel¬
bach, steht in stiller Verträumtheit das schlichte, alte Jagd¬
schloß Gabelbach, das, für den Herzog von Kurland erbaut,
einst die Weimarer Hof¬
gesellschaft und Goethe
bei Jagdausflügen häufig
beherbergte und heute den
Sitz der bekannten Ge¬
meinde Gabelbach bildet,
die nach ihrem vor einigen
Jahren erfolgten Auszuge
aus dem ,,Kleinen Gabel¬
bach“, dem oft besun¬
genen Forstwarthäuschen,
in ihrem neuen Heim
ein Goethezimmer der
Oeffentlichkeit zugänglich
gemacht hat. So erinnert
uns fast jeder Pfad, fast
jedes FleckchenErde in der
Bannmeile vom Kickel-
hahn und Gabelbach an
den Dichterfürsten.
Die Stadt Ilmenau selbst enthält gleichfalls zahlreiche
Goethestätten. Bei den verschiedenen Besuchen des Dichters
in der Bergstadt ist es nicht verwunderlich, daß wir noch mehrere
Häuser vorfinden, in denen er beherbergt wurde. Am häufigsten
wohnte er im Amtshause, dem jetzigen Schlosse am Markte,
der bis heute, abgesehen von der vor wenigen Jahren vor¬
genommenen Neupflasterung, seine damalige Gestalt behalten
hat. Vom Amtshause aus hatte Goethe hier Mignon tanzen
sehen. Hinter dem Schlosse findet sich zum Teil noch der
Garten, durch den Melina und seine Geliebte zum Verhör
geführt wurden. Am Markte haben sich bis auf heute auch
die beiden sich schräg gegenüberstehenden alten Gasthöfe
(,,Sonne“ und „Adler“) erhalten, in denen Wilhelm Meister
abstieg und Philine zum Fenster herausschaute. Überhaupt
mag Goethe hier noch manch anderes Bild des Kleinstadt¬
lebens beobachtet haben, das er in seinen Wilhelm Meister
einflocht. Vollendete er doch dessen 6. Buch 1785 in Ilmenau.
Später wohnte der Dichter wiederholt bei dem Bergrat Voigt
in dem nachmaligen Rechnungsamte, dem heutigen Berliner
Warenhaus, und beim Oberforstmeister von Fritsch im alten
Forsthause, dessen Stunden ebenfalls leider schon gezählt
sind, da es einem Neubau Platz machen soll. Einige Male ist
Goethe auch im „Hotel zum Löwen“ abgestiegen. So arbeitete
er hier z. B. 1796, allerdings ohne besonderen Erfolg, an Hermann
und Dorothea. In diesem Gasthause feierte er ferner 1831
seinen letzten Geburtstag, und das Zimmer, das er damals
innehatte, wird heute noch gezeigt. Auch die vielgepriesene
Iphigeniedarstellerin, Korona Schröter, Goethes ehemalige
Freundin, flüchtete sich von Weimar nach der Bergeinsamkeit
Ilmenaus, dessen Friedhof die sterbliche Hülle dieser großen
Künstlerin birgt. Endlich dürfen wir noch die alten schönen
Bäume der Lindenstraße als Zeugen und Zeitgenossen des
Altmeisters in Ilmenau
aufrufen, da er nach einem
Briefe an Adele Schopen¬
hauer (1831) ihrer
Pflanzung beigewohnt hat.
Aber nicht nur Karl
Augusts und Goethes
Geister werden durch die
Namen Ilmenau und
Gabelsbach vor unser
geistiges Auge gezaubert;
auch eine stattliche Zahl
anderer hervorragender
Männer und Sänger aus
dem deutschen Dichter¬
wald haben die landschaft¬
lichen Reize der alten
Bergstadt am Fuße des
Kickeihahns empfunden
und begeistert gepriesen.
Sc laufen neben den Spuren Goethes in und um Ilmenau die
Jean Pauls, Viktor von Scheffels, Rudolf Baumbachs, Friedrich
Hofmanns und anderer einher. Suchen wir aber nach
einer Erklärung für die geheimnisvolle Anziehungskraft, die
unsere erinnerungsreiche Bergstadt auf alle die Genannten
ausgeübt hat und auch heute noch auf viele andere auszuüben
pflegt, so dürfen wir sie wohl in dem Ausspruche des Thüringer
Wandersmannes Trinius gegeben finden:
„Ilmenau ist zu allen Zeiten schön!“
Ilmenau: Goethe-Häuschen auf dem Kickeihahnberg
Auf dem Kickeihahn.
Von Friedrich Lienhard.*
An einem Sommerabend, der durchflutet war von einer schräg herein-
dringenden Fülle von Sonnenlicht, stieg ich langsam einen Thüringer Waldberg
empor. Unter mir, noch ganz nahe, lagen die schieferblauen Dächer von
Kammerberg-Manebach. Hohe schwarze Wälder stehen um das Dorf; die Felder
über Manebach sind durchsetzt mit vielen Buckeln, Flecken und Wegen; im
Wiesentale rauscht die rasche, helle Ilm.
Es vvar heiß im Tale, kühler im Walde. Ich nahm die heiße Sommermütze
ab, atmete tief auf und ging noch langsamer als zuvor.
* Aus dem „Thüringer Tagebuch“. Von Friedrich Lienhard. Stuttgart
■Greiner & P/eifTer Preis 4 M.
Anmutige Lichtflecken durchschimmerten den Tannenforst. Das tiefe
Wanderlied der Ilm hob die Stille hier oben nur noch mehr hervor. —
An mancher Lichtung schaut man in Täler. Eine blasse Röte quoll mehr,
und mehr aus den Toren des Westhimmels. Reiter ritten heraus, Helme blitzten.
Walküren kamen herab. Ein mildes, weites Licht breitete sich über alles Land,
bängte sich wie Schaum an alle Bäume und Hügelränder, beseelte die ganze
Welt. Lichtempfindliche Menschenherzen, lebensvolle Pflanzen und alles
wilde Getier taten dieser herab gestiegenen Helle den Sinn auf, ließen sie ein.
schauten dankbar den immer kühleren und immer farbigeren Himmel an.
Und. wenn ein Vöglein im Tannenwald wie verzagt etwas zwitscherte, so waren
340
DEUTSCHLAND
Nr. 7
es gemilderte Laute innigen Dankes für einen bunt durchflogenen Tag, so
war es ein unwillkürlich melodisch gewordenes Hinüberträumen in den un¬
bewußten Zustand der Nacht.
Wer mit einem leicht schwingenden Herzen leidvoll begnadet ist, mit
einem Nervengeflecht, das durch Leidenschaft und Kämpfe verfeinert worden,
dem setzen sich solche sanft glimmende Leuchtabende mit all den Erlebnissen
eines tönend und glühend vorübergegangenen Tages in Musik und Dichtung
um, in sehr feine und verinnerlichte Dichtung von eigentümlich wehmut¬
schönem Wohllaut. Es ist ein melodisches Zusammenklingen von Dank, Zu¬
versicht und Heimweh. Du bist voll von einem reichen Siegesgefühl, aber du
fühlst auch die Wunden des mühsam durchkämpften Tages. Werktägliches
Glück ist dir in Stücke gegangen, aber ein feiner geartetes und nicht erwartetes
Glück tritt auf Strahlen des Geistes zaudernd in deine Welt ein.
Drüben liegt der umwaldete Schwalbenstein, auf dessen Gipfel einst
Goethe an seiner ,,Iphigenie“ geschrieben. Vor mir liegt der Kickeihahn,
zu dem ich von Kammerberg aus langsam emporsteige. Wir sind hier in Goethes
Revier, der a us Ilmenau oder aus ,,Manebach beim Kantor“ manchen Brief
an Frau von Stein geschrieben hat. ,,Zwischen Gebirg’ und Fichtenwald“
hat er hier ,,in des Kantors Gärtchen“ gesessen und für die geliebte Frau ge¬
zeichnet (1777). Und immer wieder, bis zu seinem letzten Geburtstag, verwob
sich gerade diese Gegend mit Goethes Leben, Lieben und Schaffen.
Um eine „Iphigenie“ zu vollenden, diesen edlen Gesang von der Läuterung
eines heißen Jünglingsherzens durch stärkere Frauengüte, muß man in den
Sommer stillen Reifens eingetreten sein. Auf dem Gipfel dieses Aufstiegs
erwartet dich zuletzt ein einfach Bretterhäuschen, kein Prunkschloß, ein ein¬
fach, aber weitschauend Bretter¬
häuschen, woran die schlichten,
schönen Worte des Abendliedes ge¬
schrieben stehen.
Die Fichten am Wege stehen
ungebeugt und aufrecht, mit ge¬
panzerten Stämmen. Lichte Buchen,
oft nur strauchhaft klein, mit leicht
erzitternden Blättern, sind hier und
da in diesen dunkel-ernsten Wald
geraten, als hätten sich scheu
lachende Mädchen zwischen heer¬
haft aufgestellte, bewegungslos
finstere Reihen von Kriegsmännern
verlaufen. Manchmal ist ein .Aus¬
blick möglich auf Rodungen und
Waldplätze. Und plötzlich, um¬
wacht von betagten Fichtenstämmen,
rauhbehaart wie die Recken aus
Hildebrands und Hadubrands
Zeiten, wuchtet unmittelbar neben
dir die Porphyrmasse des Her¬
mannsteins. — Man geht einen
kleinen Weg hinüber und entdeckt eine nicht sehr große Höhle,
breiten Rachens und engen Schlundes, wie geschaffen, einem breit¬
köpfigen Drachen gefahrvoller Urzeit zur eben ausreichenden Behausung,
zur rückdeckenden Beschalung zu dienen. Alles rund herum ist bemoost und
bewachsen mit krummen Stecken, Wurzeln und Rasenfleckchen. Aber am
Eingänge der Höhle, rechts und links, überraschen zwei friedliche Erztafeln
mit Goldbuchstaben. Der alles mildernde Goethe, dieser Sohn einer geistigeren
Sphäre der Erdenentwicklung, hat dort Strophen auf Frau von Stein anschmieden
lassen, auf Frau von Stein, die so entscheidend in sein Wachstum eingegiffen
hat, so daß erst von ihrem Wirken an dem Dichter jener Mann bewußten Stille¬
seins geworden ist, als den wir ihn verehren.
So steht zwischen Schwalbenstein und Kickeihahn sinnig der Hermann¬
stein mit folgenden scheu verhüllten Dankworten:
,,Was ich leugnend gestehe und offenbarend verberge.
Ist mir das einzige Wohl, bleibt mir ein reichlicher Schatz.
Felsen vertrau’ ich es an, damit es der Einsame rate.
Was in der Einsamkeit mich, was in der Welt mich beglückt.“
Der Herzensbund zwischen dem Dichter und einer um etliche Jahre älteren,
öfters kränkelnden Gattin, Mutter und Hofdame, die ihn auf entscheidender
Lebensstufe lehrte, was „sich ziemt“, blieb nicht ohne schroffe Trübung.
Aber sie fanden sich zuletzt wieder, auch nach dem schwersten Bruch, zu
gemilderter Freundschaft. Noch kurz vor ihrem Tode bat sie, die Leichen¬
träger möchten einen Umweg nehmen und nicht an Goethes Haus vorüber¬
ziehen; sie wollte ihm die Gemütserschütterung ersparen. Seltsam und wie
magisch, wie in mystische Tiefen hinabreichend, war dies fördernde Verhältnis
zwischen den beiden, die an eine Art Seelenwanderung behufs immer höherer
Vergeistigung glaubten, so daß Goethe seiner Freundin den Vers schrieb:
,,Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ja, du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.“
Der Wald wird wirrer und enger. Zwei barfüßige kleine Mädchen mit
Tragkörben haben mich überholt; sie bringen ihrem Vater, einem Waldarbeiter,
die Mahlzeit. Nicht weit vom Wege sehe ich sie wieder; sie haben die Körbe
abgestellt, nehmen mit Vorsicht Geschirre heraus, und der stirnwischende
Vater nebst einem anderen Manne lassen sich zum Essen ins Waldmoos nieder.
Der Weg ist mit frischgeschälter, unter den Tritten knisternder Tannen¬
rinde frisch belegt; eine Anzahl sauber zurechtgeschnittener Stangen liegt in
der Nähe. Es duftet nach Harz.
Noch einige Plankenstufen, noch einige Schritte rechts und wieder links
hinauf — und da steh ich vor dem Goethehäuschen. Das frühere Hüttchen,
an das der Dichter jenes Lied geschrieben — am Abend des 2. September
1783 — ist 1870 abgebrannt; ein neues in derselben Art steht an derselben
Stelle. Die Hälfte des Reizes ist also verflogen. Aber der Wald hält uns schadlos.
Und dieser Wald ist anders als man ihn erwartet. Wohl breitet sich auch
heute die durchsichtig dünne, rötlich blasse Luft eines Sommerabends über
das beruhigte Land. Über allen Gipfeln ist Ruh — auch heute. Aber die Fichten
auf dem Kamm diese Berges reden
von erlebter Unruhe eine beredte
Sprache. Sie sind ungewöhnlich
wetterzerzaust, sie sind behängen von
borstigen Flechten, sind schiefbe-
hangen und oben dünnästig,
manchen ist die Krone weggerissen
oder verknorpelt, und ich entdeckte
sogar unmittelbar vor dem
Bänkchen, von dem aus man ins
Waldtal schaut, Spuren eines
Windbruchs. Gerade dieser GipfeK
ist offenbar den Stürmen ausgesetzt.
Über den ganzen Kamm hin, wie
ich beim Weitergehen merke, streben
die Stengel des flechtenüber¬
wachsenen Baumwerks nach Osten,
wie wegflüchtend aus dem Bereich
des Westwinds; und doch stehen
diese grauen Tannen knorrig, trotzig:
und hart, erprobte Männer. So-
in der Tat, ja, so und nicht
anders muß für uns zurückschauende
Söhne der Gegenwart ein Bergwipfel aussehen, auf dem das berühmteste
deutsche Abendlied vom größten deutschen Dichter erlebt worden.
Eis ist kein behagliches Wachsen auf diesem Berge; der Weg deutscher Kultur
und das Wachsen des einzelnen tieferen deutschen Menschen ist mühsam.
Aber wir steigen auch höher als die anderen, wir sind ncch lange nicht zu Ende
wir haben der Welt noch viel zu sagen.
Ein Steinturm steht etwas weiter im Wald. Von seiner Spitze läßt sich
ein schönes Stück Thüringer Land überschauen, wasserblau an den zarten
Bergrändern des Horizontes, gründuftig in den nahen Tälern, vielfarben, braun,
rötlich und weiß dort, wo sich Städte, Dörfer und Felder wie Flickwerk zwischen
das Waldland legen.
Hier ist Deutschlands schönes Herz! Die geistige Geschichte Thüringens,
ist die Geschichte deutscher Kultur. Was für Taten des Gemütes geschahen
auf diesem Thüringer Boden von Walter und Wolfram und Ofterdingen bis
zur heiligen Elisabeth, zu Luther und den Dichtern Weimars! Im fernen
Norden entdeckt man noch die Wachsenburg, westlicher den hohen Inselsberg,
den Schneekopf, den Adlersberg, den Fuchsturm bei Jena, die Leuchtenburg —
wie abwechslungsreich Tannenwald und Laubwald und bebautes Feld dieses
lieben Thüringer Geländes! Und in all das empordrängende Leben eines jung¬
männlichen Junimondes hinein, gleichsam verteilt in feinste Wasserstäubchen,,
gleichsam herunterrieselnd aus allen Wipfeln, nisten sich die milden Luftfarben,
des lautlos zerfließenden Tages ein und verklären dein abendlich Träumen.
Faksimile des Nachtliedes
Nr. 7
101 DEUTSCHLAND 341
t
i
••••
Albln Egger-Lienz (Weimar): Die Erde
Die große Kunstausstellung Düsseldorf 1913.
Von G. Howe.
Für den ganzen deutschen Westen ist Düsseldorf heute
mehr als je die künstlerische Zentrale, von der befruchtendes
Leben für die dicht bevölkerten und in glänzendem wirtschaft¬
lichen Aufschwung begriffenen Länder zu beiden Seiten des
Rheins ausströmt. Düsseldorf steht vor dem Neubau und der
Neuorganisation seiner Akademie; es ist im Begriff, sich unter
Aufwendung von Millionen eine erstklassige Galerie zu schaffen.
Düsseldorf hat seit mehr als einem Dezennium es auch für eine
Ehrenpflicht gehalten, die Künstlerschaft des ganzen deutschen
Vaterlandes und zum Teil auch die des Auslandes bei sich in
festen Zwischenräumen zu Gast zu laden. Es ist bereits die
sechste große Ausstellung, die zu Beginn des Monats Mai in
den schönen und weiten Räumen des Kunstpalastes eröffnet
wurde. Auch sie muß als ein großer Erfolg bezeichnet
werden,der in erster
Linie dem uner¬
müdlichen wirken¬
den Vorsitzenden
der Ausstellungs¬
leitung, Professor
Herrn. Emil
Pohle, zugute
gerechnet werden
darf. Sie steht
unter demEindruck
der ruhig fort¬
schreitenden Ent¬
wicklung, in deren
Rahmen die spar¬
sam vorhandenen
Überschwänglich -
keiten der neuesten
Zeiten nicht sonder¬
lich auf fallen. Das
mitBewußtsein ver¬
folgte Ziel, einen
möglichst abge¬
klärten Überblick
über das gegen¬
wärtige deutsche und einen Teil des fremdländischen Kunst¬
schaffens zu geben, ist in hervorragender Weise erreicht worden.
Höchstens, daß man die sehr beachtenswerte Schweizer Kunst
vermißt! Sucht man nach einer durchgehenden Tendenz
für die zeitgenössische Richtung in der Malerei, so wird man
diese in dem lebendigen Streben nach einer stärkeren Farbigkeit
zu sehen haben, im Gegensatz zu jener Tonmalerei, die bis vor
kurzem bei uns noch als das souveräne Mittel für Erzielung
vornehmer koloristischer Wirkungen galt. Trotz aller Mannig¬
faltigkeit des Wollens gewinnen wir ein harmonisches Bild
reicher künstlerischer Betätigung. Eine überall wachsende
Selbstkritik hat, abgesehen von zwei oder drei unverbesserlichen
Gruppen, alles wirklich Minderwertige ausgeschaltet und der
Ausstellung so einen Qualitätscharakter zu verleihen gewußt,
der ihr gestattet, sich erfolgreich mit allen ihren Vorgängerinnen
zu messen.
Als die zweifellos stärkste Darbietung Düsseldorfer
Kunst erscheint diesmal eine aus über dreißig, fast durchweg
der neuesten Vergangenheit angehörigen Werken bestehende
Sammlung Prof. Eugen Kampfs, die den überzeugenden
Beweis beibringt,
daß dieser Künstler
trotz seiner fünfzig
Jahre zu den tat¬
sächlich Jungen
gehört, die bei
dem Ausbau und
der Entwicklung
moderner Malerei
ein entscheidendes
Wort mitzusprechen
haben. Er fühlt
sich noch immer
als Werdender, als
rüstiger Ringer um
neue Schönheits¬
werte. Uberwogen
bis vor kurzem
bei ihm die ernsten,
fast schwermütigen
Motive der nieder¬
rheinischen Land¬
schaft, jene sonoren
Tonharmonien, die
wie tiefer Orgel¬
klang auf uns wirken, so bringt er neuerdings auch
heitere, duftige Sommerstimmungen, geschickt in den Raum
gesetzte Vorwürfe aus alten malerischen Städtchen, Hafen¬
szenerien, ja selbst hier und da ein Motiv aus der ihm erst
kürzlich vertraut gewordenen Welt des Hochgebirges. Mit
Bewußtsein sucht er in letzter Zeit Vereinfachung und Steigerung
Walter Corde (DüsseldorO: Pieta
342 DEUTSCHLAND Nr. 7
der Ausdrucksformen, neue Rhythmik und Farbigkeit. Das
Gefühl des in sich Geschlossenen, Ruhiggroßen ist überall
zwingend ausgesprochen. Auch der vielseitige Landschafter
und Tiermaler Prof. P. J u 1. J u n g h a n n s ist mit einer
größeren Anzahl seiner neueren Arbeiten in einem besonderen
Raum vertreten. Es sind diesmal in erster Linie einige dekorative
Entwürfe mit Pfauen und Blumen, die ein lebhaftes Interesse
erregen. Eine Neuerung der heurigen großen Düsseldorfer
Kunstschau sind die Wechselausstellungen in besonderen Sälen,
welche je einen Monat währen und einer Auswahl von Düssel¬
dorfer Malern — Al. Bertrand, Gustav Marx,
H. Nordenberg, W. Heimig, W. Hambüchen,
W. Schreuer, A. Wansleben, W, Petersen,
W. Ophey u.a.—
Gelegenheit geben
sollen, das Publikum
in intimerer Weise
mit ihrem Schaffen
bekannt zu machen.
In nicht weniger
als neun verschie¬
denen Gruppen
treten die Düssel¬
dorfer Künstler auf
— ein Zuviel, das
durch die Verschie¬
denheit der Rich¬
tungen vielleicht
kaum gerechtfertigt
erscheint. Wenn es
sich hier nur darum
handeln soll, be¬
sonders bemerkens¬
werte Erscheinun¬
gen herauszuheben,
so müssen darunter
zweifellos Walter
Corde und Hans
Kohlschein ge¬
nannt werden.
Ersterer bringt eine
ergreifende Pieta in
stark stilisierten
Formen und einen
gewaltigen Karton
mit den Apokalyp¬
tischen Reitern, ein
Werk, dessen unge¬
heure Wucht in
der Formgebung
höchstes Wollen
kennzeichnet und
große Hoffnungen
für die Zukunft des
Künstlers erweckt. Hans Kohlschein stellt ein mächtiges, für ein
Kreishaus in Posen bestimmtes Wandgemälde aus, das Friedrich
den Großen auf Reisen bei der Besichtigung von Kulturarbeiten
zeigt. Leidet das Bild etwas unter dem vorgeschriebenen histo¬
rischen Motiv, so enthält es doch Partien von großer malerischer
Schönheit. Vom I. Aug. ab wird es seinen Platz mit einem anderen
Monumentalgemälde Kohlscheins tauschen, das für den Sitzungs¬
saal der deutschen Eisenhüttenleute bestimmt ist und eine
,,Huldigung Bismarcks seitens der deutschen Arbeit“ zum
Motiv hat. Delikat und geschlossen im Kolorismus ist des
gleichen Künstlers treffliches Bild „Moselbauern in der Kirche“.
Das Bildnis ist bei den Düsseldorfern nicht übermäßig reichlich,
aber in zum Teil sehr gehaltvollen Stücken vertreten. Die reifen
Arbeiten Walter Petersens sind schönheitsuchende Er¬
zeugnisse eines höchst geschmackvollen Kompositionstalentes,
das aus der alten Kunst Lehren zu ziehen, die daraus gewonnenen
Eindrücke aber in neue Formen zu gießen versteht. Fritz
R e u s i n g steht an hervorragender Stelle mit seiner Dame
in Rosa, Rieh. Vogts mit dem in der Schlichtheit und
Intimität der Charakterisierung sehr sympathischen Bildnis
seines Vaters. Durch seine Farbenfreudigkeit und den das
Wesentliche der Persönlichkeit betonenden Ausdruck zeichnet
sich aus ein Herrenbildnis von Max Stern aus, der wie
immer sich als eine der frischesten Düsseldorfer Künstler¬
individualitäten erweist. In dem Karnevalsmotiv sowie in
seiner Rennplatzszene genießen wir den Eindruck eines durch
das ordnende, wählende Malerauge zum Kunstwerk gestalteten
Naturerlebnisses.
Professor Adolf
Münzer ist außer
durch ein auf
wenige vornehme
Töne gestimmtes
Damenporträtdurch
einen wundervollen
weiblichen Akt ver¬
treten, der durch
seine meisterliche
Art der Fleisch¬
behandlung einen
allerersten Platz in
der Beachtung des
Publikums in An¬
spruch nimmt. Die
,,Mönche im Klo¬
stergarten von
K i e d e r i c h , ein
hellfarbiges, feines
Bild, das „Früh¬
lingserwachen“
RobertSeufferts
und seine lichtblaue
Madonna — so
ganz anders als
sonst Heiligenbilder
gemalt werden —,
die karnevalistische
Toilettenszene von
Angermeyer
gehören alle in das
Gebiet bester mo¬
derner Figuren¬
malerei und stellen
der Entwicklung
Düsseldorfs in der
Richtung einer mo¬
dernen Kunstan¬
schauung das beste
Zeugnis aus. Nicht vergessen werden darf das trotz des schwierigen
Lichtproblems wohlgelungene ,,Streichquartett“ des treff¬
lichen D. Zacharias. Von jüngeren verheißungsvollen
Talenten fällt zunächst Walter Heimig durch die Kühn¬
heit seiner Probleme und die mit Geschmack sich paarende
Energie seines Farbensinns auf, während der begabte Her¬
mann Peters zwei Porträts voll starker Temperaments¬
kraft bringt, und der zum ersten Male öffentlich erscheinende
Aloys Trieb eine imposante ,,Kreuzigung“ zeigt, in der
eine originale Größe der Auffassung sowohl nach Linien¬
führung wie hinsichtlich der Farbenkomposition nicht zu
verkennen ist.
Die Landschaftsmalerei hat von jeher in Düsseldorf einen
hohen und unbestrittenen Rang eingenommen; sie kommt
Fritz Mackensen (Weimar): Moorfrau
Nr.7 DEUTSCHLAND
345
naturgemäß auch auf der diesjährigen Ausstellung zu einer
wohlverdienten Geltung. Neben dem Altmeister Eugene
D ü c k e r und Prof. Hugo Mühlig, die beide mit einer
großen Anzahl ihrer intim realistischen Aquarelle vertreten
sind, erscheinen alle jene reifen Künstler, die dem Ruhm
der anspruchslos schlichten und in ihren malerischen Ein¬
drücken doch so ergreifend schönen niederrheinischen Natur
Verbreitung geschafft haben. Prof. Helmut Liese¬
gang hat einen großen ,»Kirchgang in Brügge“ als Hauptbild
ausgestellt, in dem das blasse, silbrige Licht, das durch die
Bäume rieselt, von köstlicher Feinheit ist. Auch der ,,Winter
am Niederrhein“ ist ein Werk, bei dem die liebende Versenkung
in das Tatsächliche uns einen reichen poetischen Gewinn
beschert. Unter den Arbeiten von Ernst Hardt ragt die
„Herbstliche Sonne“ durch die köstlich leichte Behandlung
der lichtdurchtränkten Atmosphäre hervor. ln Prof. F. v.
W i 11 e s winterlicher Eifellandschaft bemerkt man eine Neigung
zu dekorativer Verwendung der großen Linien des Terrains,
wodurch das Bild einen ganz besonderen Reiz erhält. In tiefen,
satten Tönen ist die ,,Abendstimmung aus Dordrecht“ von
Prof. Heinrich-
Hermanns ge¬
halten. Die Bilder
Wilh. Fritzeis
zeigen eine von
wechselnden Rich¬
tungen unbeein¬
flußte Gesundheit
und Echtheit, die
ihnen mit Recht
den Beifall des Pu¬
blikums sichert. Ein
Werk von impul¬
siver Kraft der
Anschauung ist die
große ,,Brandung“
von Andreas
Dirks, während
FritzWesten-
d o r p einen sehr
fein gesehenen
,,Abend an der
Seine“ bringt. Rein
impressionistische,
dabei in ihrer Aus¬
drucksweise mehr
und mehr abgeklärte Kunst bietet der junge E. Adam
Weber, dessen ,,Alpspitze im Winter“ wohl das beste
Hochgebirgsmotiv auf der ganzen Ausstellung ist. W. Kukuk
und H. D. K ö n i g verfolgen in interessanter Weise das Problem
einer rein koloristischen Ausdeutung der Natur, und einen
ähnlich starken Zug zur starken Farbigkeit, im Bunde allerdings
mit bewußt gesteigerter Linienwirkung, besitzt die Malerei des
jungen Erich v. Perfall, der in seinem „Sonnenuntergang“
sowie im ,,Bergischen Land“ Werke von sicherem und eigenem
Wollen bietet. Aus der kleinen Gruppe der sogenannten ,,Fried¬
fertigen“ sind unter den Figurenmalern die beiden Brüder
Alfred und Otto Sohn-Rethel sowie Wilh.
S c h m u r r , unter den Landschaftern Max Claren-
t^^ch, Jul. Bretz und der etwas hypermoderne Walter
0 p h e y mit Anerkennung zu nennen.
Dea Düsseldorfer Bildhauern ist der wunderschöne Rund¬
saal eingeräumt worden, den seinerzeit Benierschke als den
schönsten Raum des Kunstpalastes schuf. Es fehlt der hier
vereinigten Sammlung von Plastiken nicht an tüchtigen und
nennenswerten Arbeiten, wenn auch der Gesamteindruck
^urch eine wenig geschickte, auf die edle Architektur zu wenig
Rücksicht nehmende Aufstellung geschmälert wird. Am
stärksten erscheint Gregor v. Bochmann d.J. mit seiner
,.Badenden“, aus deren einfachen und großen, auf das Wesent¬
liche reduzierten Formen uns ein echt plastisches Gefühl
entgegenströmt. Jos. Körschgen bringt außer einer
leicht antikisierenden „Charitas“ eine wohlgelungene Büste
des bekannten Tiermalers Christian Kröner. Von B e r n h.
S o p h e r sieht man eine stark bewegte Jünglingsfigur, von
A. Bauer ein Grabrelief, in dem der geistige Gehalt in der
künstlerischen Formgebung voll aufgeht. Durch eine von
feinem Formgefühl erfüllte Holzplastik ist Heinz Müller
gut vertreten. Hammerschmidts ,,Brunnen“ ist ein
glückliches Werk sprudelnder Phantasie.
Daß eine besondere Abteilung für moderne Raum¬
kunst das Interesse des Publikums an einer großen Aus¬
stellung wesentlich anzuregen und zu steigern vermag, hat
sich überall gezeigt, wo man den Architekten und Kunst¬
gewerblern den Eintritt in die geheiligten Hallen der reinen
Kunst gestattete. Nicht weniger als sechzehn, sämtlich nach
Entwürfen Düsseldorfer Künstler ausgeführte Zimmer, zu
denen sich noch der von Jos. Kleesattel jr. geschaffene
Musik- und Vor¬
tragssaal gesellt,sind
der Hauptausstel¬
lung angegliedert
und geben eine
günstigeVorstellung
von der künstle¬
rischen Leistungs¬
fähigkeit der Düs¬
seldorfer Archi¬
tekten. Mit einem
außerordentlich vor¬
nehm wirkenden
Speisezimmer mit
vorgelagertem Win¬
tergarten, außerdem
mit einem in Ma-
kassar-Ebenholz ge¬
haltenen Musikzim¬
mer und einer intim
gestalteten Biblio¬
thek ist L y o n e 1
W e h n e r vertreten.
Der Speiseraum A.
W. Venkords
verwendet poliertes
Mahagoni und weiß unter Berücksichtigung der Zweckmäßig¬
keit auf Grund der guten Verhältnisse, die er überall ver¬
wendet, zu geschlossen harmonischen Wirkungen zu kommen.
Auch F. Fahrenkamp und Theodor Baltzer
beteiligen sich mit Speiseräumen, von denen der des letzt¬
genannten Architekten durch seinen gutbürgerlich, gediegen
praktischen Charakter mit Recht Aufmerksamkeit erregt.
Kurt Gabriel gibt außer einem in poliertem Birkenholz
ausgeführten Empfangszimmerchen eine in den Formen anti¬
kisierende vornehme Diele, der ein großes Mosaik, die „Diana
von Ephesus“ von Prof. Huber-Feldkirch, einen er¬
lesenen Schmuck verleiht. Das große Jagdzimmer von F. A.
Breuhaus zeichnet sich durch die Behaglichkeit der Raum¬
gestaltung aus, die vornehmlich durch die relativ niedrige
Holzbalkendecke und den abgetrennten, traulichen Fenster¬
platz bedingt wird. —
Der reichliche Raum, den der Düsseldorfer Kunstpalast
bietet, gestattet es, auswärtige Korporationen und einzelne Gäste
in weitherziger Weise zuzulassen. Wenn einzelne der fremden
Gruppen und Kunstverbände diese Gastfreundschaft durch eine
zu wahllose Zusammensetzung und Gestaltung ihrer Kollektionen
mißbraucht haben, so geschah das zu ihrem eigenen Schaden.
Franz Charlet, (Brüssel): Holländische Familie
Nr. 7
344 DEUTSCHLAND
Die BerlinerSezession in der Zusammenstellung,
wie sie hier in vier Sälen sich zeigt, besteht ja bekanntlich
nicht mehr. Was äußere Angriffe nicht vermochten, das haben
die stark auseinandergehenden Absichten und Interessen
ihrer eigenen Mitglieder zustande gebracht: sie ist in ihrer
alten Form endgültig gesprengt. Die Verdienste, die sie seit
dem Jahre 1899, in dem sie zum ersten Male ihre Tore öffnete,
sich um die Entwicklung des deutschen Kunstlebens erworben,
sollen ihr unvergessen sein. Es ging ein frischer, belebender
Zug von ihr aus, der die Geister aus der Teilnahmslosigkeit
des Hergebrachten aufscheuchte. Unter ihren Führern waren
starke Könner, deren Leistungen hohe Bewertung verdienen,
die freilich, um sich zur Geltung zu bringen, der Tätigkeit
einer sezessionistischen Bewegung gar nicht erst bedurften.
Ein neues, der Zahl nach irgend in Betracht kommendes starkes
Künstlergeschlecht heranzuziehen, blieb ihnen versagt, trotz¬
dem die Vereinigung namentlich von dem zahlungsfähigen
Publikum m Berlin W. jede billig zu verlangende materielle
Unterstützung gefunden hat. Zum letzent Male sieht man sie
hier in einer größeren
Ausstellung beisammen,
die sich soeben m bit¬
terer Feindschaft ge¬
trennt haben. Von den
beiden Rufern im Streit,
C o r i n t h und Lie¬
be r m a n n , ist letz¬
terer mit einem sehr
tonschönen, wenn auch
etwas zu salopp ge¬
malten „barmherzigen
Samariter“, einemReiter
am Strand und einem
Straßenbild mit Kinder¬
gruppen, einer völlig
reifen und schönen
Schöpfung, vertreten.
Corinth fesselt mit einer
umfangreichen Samm¬
lung in besonderem
Saale, in der er einen
gedrängten Überblick
über sein Schaffen gibt.
Ein gut Teil Romantik
steckt in diesem robusten
Künstler, wozu sich
denn freilich eine merkwürdige Selbstironie und ein Kraft¬
überschuß gesellen, die von vielen als störende Brutalität
empfunden werden. Die saft- und kraftvolle Malerei, deren
artistische Schönheit kein Kenner leugnen darf, artet hier und
da in Wüstheit und offenbare Geschmacklosigkeit aus, die durch
die Roheit des Realismus in Motiven wie der ,.Blendung
des Simson* noch gesteigert wird. Von sonstigen Figuren¬
malern fallen Linde-Walther und E. R. W e i s s durch
ihre in leuchtend farbigen Fleischtönen gemalten Akte, 0 r 1 1 k
durch zwei chinesische Motive, L e p s i u s durch ein treff¬
liches Porträt Carl Justis, des kürzlich verstorbenen Nestors
der deutschen Kunstgeschichte, auf. Baluschek bringt
das koloristisch kaum bewältigte Innere einer Eisengießerei in
einem großen Bilde. Unter den Landschaftern sind R ö s 1 e r ,
Hettner, Curt Herrmann, Theo v. Brock¬
husen gut vertreten. Von dem absonderlichen Gebaren
der Beckmann,Pechstein,Großmann,Pascin
und anderer Allerneuester schweigt man besser und wartet,
bis ,,die Revolutionäre von heute die Klassiker von
morgen“ geworden sein werden. Liebermann, der einst
dies Wort geprägt, hat das Warten scheinbar auf¬
gegeben. Von den Bildhauern sind K 1 i m s c h und
Aug. Kraus durch Vollreife, von echt antikem Geist
getragene Figuren glänzend vertreten.
Nicht weniger als vier Räume hat auch der Berliner
Kunstverein gefüllt, ohne dabei freilich immer die
wünschenswerte Strenge bei der Auswahl zu beobachten.
Artur Kampfs ,.Zigeunerin“ ist eines von des Meisters
besseren Werken, wennschon neben dem starken Können
auch hier der Temperamentsmangel, der ihm leider anhaftet,
sich störend geltend macht. Hugo Vogel stellt ein
Porträt des Geheimrats Busley und außerdem eine Flora
aus, mit deren etwas süßlicher Koloristik er auf den
Bahnen der Franzosen Roll und Besnard wandelt. Die große
,.Versuchung des Ritters“ von Wilh. Gailhof bleibt
trotz des etwas kreidigen Tons ein bemerkenswertes Bild,
während MaxSchlichtings ,,Foyer im Metropoltheater“
allzu billige Mittel verwendet. Unter den Landschaften finden
sich eine ganze Reihe hervorragender Arbeiten, in denen aller¬
dings jede stark persönliche Naturauffassung vermieden ist.
Max U t h bringt einen bayrischen Biergarten, L e o n h.
Sandrock eines
seiner charaktervollen
Industriebilder. Auch
Fr. Kallmorgen ,
Karl Langhammer,
Julius Jacob,
Hans Herrmann
sind recht gut ver¬
treten, lauter Namen,
die in der Entwicklung
der deutschen und ins¬
besondere der Berliner
Kunst längst einen
bekannten Namen be¬
sitzen. — Von den
Dresdener Künst¬
lern sei namentlich
Meyer-Buchwald
mit seinem wundervoll
gemalten,, Prinzen Kar¬
neval“ genannt, der
bereits im vorigen Jahre
auf der großen Dresdener
Ausstellung berechtigtes
Aufsehen machte. Eine
etwas schwüle Karne¬
valsszene im dämmrigen
Boudoir bringt auch Ferdinand Dorsch, während
Hans Unger eines seiner vornehmen, in warm goldenen
Tönen erstrahlenden weiblichen Bildnisse beisteuert. Ein
besonderer Raum ist Meister Gotthard Kühl für eine
Sammlung von etwa zwanzig seiner rein impressionistisch auf¬
gefaßten, impulsiv gemalten Straßenbilder und Interieurs
eingeräumt, unter denen sich namentlich einige Ansichten
des Dresdener Neumarkts mit der charaktervollen Silhouette
der Frauenkirche auszeichnen.
Außerordentlich reich ist die Beteiligung der verschiedenen
Münchener Gruppen, von denen die ,.Münchener
Kunstgenossenschaft“ freilich ihre Einsendungen nicht sämtlich
mit gutem Gewissen verantworten kann. Die vielgenannte
Künstlervereinigung der ,.Scholle“ hat sich zwar kürzlich
aufgelöst, ihre trefflichen Mitglieder fallen aber auch nach
ihrer äußeren Trennung noch durch einen Zug innerer Zu¬
sammengehörigkeit auf. Der vielleicht bedeutendste Meister
dieser früheren Gruppe, Leo Putz, hat auch eine größere,
vorzüglich gehängte Sammelausstellung veranstaltet, die ihn
nicht nur als einen unserer besten Fleischmaler, sondern
auch als Landschafter von hohem Range würdigen läßt. Von
Fritz Erler sieht man eine ,.Phantasie vom Ammersee“,
Ernst Hardt (Düsseldorf): Märzstimmung
Nr.7 DEUTSCHLAND 345
eine jener dekorativen Schöpfungen mit lebensgroßen Figuren, in
denen er Meister ist, wo die Rhythmisierung der weichen Töne
eine süße, träumerische Stimmung auslöst. Unter den Bildern
seines Bruders Erich Erler-Samaden fallen namentlich
die „Heiße Stunde“ und einige kraftvolle Winterbilder auf.
Eine wirklich monumentale Leistung von wuchtiger Wirkung
ist das bezüglich der Farbe fast monochrom behandelte, in den
Formen zu höchster Konzentration des inneren Lebens verein¬
fachte Triptychon „Die Erde“ von Egger-Lienz. Der
„Liebespark“ von
Eug. Spiro und
die „Obsternte“
vonJuliusExter
zeigen eine' g^e-
winnende Kolo-'
ristik von hoher
dekorativer Wir¬
kung, ohne jene
Extravaganzen
spüren zu lassen,
zu denen die
beiden tüchtigen
Künstler eineZeit-
lang neigten. Als
sehr ernst zu
nehmendesTalent
präsentiert sich
Gust. Jagers¬
pacher mit seinen
, ,Zi geunerldndern“
und dem „Ge¬
fangenen“, Ar¬
beiten, in denen
die geistige Ver¬
tiefung der sehr
persönlichen male¬
rischen Behand¬
lung voll die
Wage hält. Josse
Goossens ist
mit einem leb¬
haften Schützen¬
fest, Rudolf
Schramm-
Zitt au mit einem
riesigen Gänse¬
bild und mit
einigen pikant
behandeltenMün-
chener Straßen¬
szenen vertreten.
Unter denBildnis-
malern fällt mit
Recht der an den
alten Engländern
nicht weniger wie
an bester italieni¬
scher Renaissance sich schulende Raffael Schuster-
Wold a n durch mehrere Frauenporträts von ganz aparter
Vornehmheit der Erscheinung auf. Hugo v. Haber¬
mann ist mit einem schon lange bekannten Familienbild
recht schwach vertreten, während der junge Leopold
D u r m sich offenbar an Cezanne geschult, im übrigen aber
zu einer Selbständigkeit der bestimmten Linienführung und
des lebendigen Ausdrucks entwickelt hat, die seinen Bildnissen
einen hervorragenden Platz sichern.
Neben dem dominierenden München fehlen auch die
übrigen rüstig aufstrebenden süddeutschen Kunststädte nicht;
durch zum Teil ganz treffliche Beiträge geben sie von dem
regen künstlerischen Leben Kunde, das in ihnen seit Jahren
herrscht. Unter den Stuttgartern fällt Amandus Faure
mit einem „Simson und Delila“ auf, wo er in seiner bekannten
Weise grell leuchtende Töne aus schwärzlichen Tiefen hervor¬
holt. Carlos Grethe’s Marine gewinnt durch die selt¬
same Tonharmonie einen fast phantastischen Eindruck. Schmoll
V. Eisenwerth hat die seltsamen Wege, die er an¬
fangs ging, verlassen zugunsten einer immer noch sehr
eigenartigen, aber
wesentlich sym¬
pathischeren Mal¬
weise. Bei den
Karlsruhern zeigt
sich der Alt¬
meister Hans
Thoma in sei¬
nem „Wandern¬
den Bächlein“ von
köstlicherFrische;
auch Wilhel m
Trübner, Lud¬
wig Dill, H. V.
V o 1 k m a n n,
J. Bergmann
sind würdig ver¬
treten.
Wenden wir uns
zu den aus-
ländischenSamm-
lungen, so nimmt
unser Interesse in
erster Linie das
stammverwandte
Österreich in
Anspruch durch
den zum Teil
sehr modernen
und fortschritts¬
freudigen Zug,
der in seiner
Kunst sich fühl¬
bar macht. Die
Tendenz zu einer
gesteigerten Far¬
bigkeit, zu einer
allegorisierenden,
hier und da fast
mystischen Füh¬
rung der Linien,
zu einer träume¬
rischen Romantik,
der doch alles
Banale und Sü߬
liche der alten
Zeit abgeht,kommt
klar zur Geltung
von Friedrich
Franz Metzner (Berlin); Rüdinger
,Der ertrunkene Flößer“
Bilder wie
P a u t s c h, das Bild ,,In der Dorfkirche“ von J a r o c k i ,
die Madonna von Bert. Löffler gehören dieser Richtung
an, während Georg Meckel und Hugo Böttinger
neufranzösischen Inspirationen folgen und an die Ausdrucks¬
weise der Primitiven anknüpfen. Der hervorragende Kunst¬
gewerbler Koloman Moser sendet ein pikant gemachtes
Stilleben. Unter den Landschaftern wäre Otto Barth
mit seinem ,,Sonnenaufgang in der Ortlergruppe“ und
Adolf Groß mit
erkennend zu nennen.
seinem ,,Sonnigen Wintertag“ an-
346 DEUTSCHLAND Nr. 7
Von hervorragender Qualität ist die von Prof. Eugen
Kampf zusammengestellte BelgischeKollektion. Wir
haben es hier fast durchweg mit frischer, mutiger Kunst zu
tun, die ohne üble Übertreibungen eine in gutem Sinn moderne
Richtung verfolgt. Henri Cassiers ist schon seit Jahren
ein auch m Deutschland hochgeschätzter Künstler, dessen
duftige Stadtbilder in ihrer lockeren Farbengebung einen
starken poetischen Reiz atmen. Frz. Charlets ,,Holländische
Familie“ beherrscht durch die klare Bestimmtheit und die
Energie der Koloristik den ganzen Saal. Pikante Unmittelbar¬
keit des optischen Eindrucks zeigt das große ,,Frühstück“ von
Willem Paerels; von Delaunois sieht man ein famoses
Kircheninterieur in hellen, fein differenzierten Tönen. Auch
Ferdinand Knopff, der tiefsinnige Mystiker,
ist mit der interessanten psychologischen Studie ,,Eine
Krisis“ gut vertreten. Als
bereits klassisch wirkender
Zeuge bester belgischer
Landschaftskunst aus den
achtziger Jahren erscheint
neben diesen mehr oder we¬
niger modernen Arbeiten ein
prachtvolles Waldbild des
Meisters Franz Courtens,
welches vom Antwerpener
Museum hergeliehen wurde.
Von lebensprühender Mo-
mentanität der Auffassung
sind die Plastiken von d’H a-
V e 1 o o s e; seine ,»Tan¬
zende Salome“ ist ein Beweis
dafür, wie auch die Perversität
einen echt künstlerischen Aus¬
druck finden kann.
Die französische
Malerei repräsentiert sich
leider nicht so günstig, wie
es zu erwarten und zu wün¬
schen gewesen wäre. Die
Zusammenstellung ist wenig
sorglich; sie ging mehr auf
Fülle als auf Wert, und es
finden sich nicht wenige alte
Atelierhüter, die bereits seit
Jahren von Ausstellung zu
Ausstellung wandern. Die
farbige Frische der Land¬
schaften von Henri Moret
berührt sympathisch und
muß Ersatz bieten für den
altersschwach werdenden
Claude Monet. Einen erstaunlichen Abfall zeigt
R a f f a e 1 i , und die beiden Puppenköpfe von Renoir
gehören in das Gebiet des zweifellosen Kitsches. L e
Gout Gerard ist mit einem etwas süßlichen Motiv
im ,,Warmen Abendlicht“ vertreten, von dem alter-
tümelnden Desire Lucas sieht man einen großen
Fischerhafen, von C o 11 e t zum soundsovielten Male einen
alten, müden Schimmel, dem endlich die ewige Ruhe zu
gönnen wäre. Frisch und pikant ist ein Interieur von
V u i 11 a r d , und der Spanier Andre Sureda zeigt sich in
seinen starkfarbigen Temperabildern als ein beachtens¬
wertes dekoratives Talent.
Die beiden englischen Säle üben eine gleichmäßig
vornehme, vielleicht etwas zu diskrete und temperamentlose
Wirkung. Es sind meist Mitglieder des ,»Neuen Künstler¬
klubs“, die sich hier zusammengefunden haben. Der einst
im Gegensatz zu der alten akademischen Konvention ge¬
□ Raumkunstausstellung Düsseldorf n
Architekt Wehner (Düsseldorf); Kamin Im Speisezimmer
auch
gründete Klub hat doch nie recht gewagt, wirklich moderne
Wege zu gehen und kann daher für die Zukunftsentwicklung
englischer Malerei bestimmenden Einfluß kaum in Anspruch
nehmen. Charles Shannon, der mit einer „Jugend
des Bacchus“ vertreten ist, George Clausen, Edw.
Sott, Marc Fisher sind heute selbst bereits Mitglieder
der Royal Academy. Die trefflichen Landschafter Wilson
Steer, Muirhead, Mac Gregor begrüßen wir
öfters in Deutschland als gern gesehene Gäste. Mit einem
seiner eleganten und zugleich pikanten Frauenbilder erscheint
der Schotte John Lavery.
Reich und wertvoll ist auch die Auswahl auswärtiger
Plastiken, die m dem großen Bildhauersaal sowie in dem brunnen-
durchrauschten, säulengeschmückten Ehrenhof ihren würdigen
Platz gefunden haben. Die schlicht und groß bewegte „Diana“
Hugo Lederers zeigt
jene Vereinfachung der Geste,
zu deren Wertschätzung wir
uns endlich durchgerungen
haben. In der männlichen
Porträtbüste hat der Künstler
bewußter Weise den Natura¬
lismus nicht ganz aufgeben
wollen, um dem physiogno-
mischen Reiz des Modells
gerecht zu werden. Von
T u a i 11 o n sieht man eine
Verkleinerung seines so ge¬
schickt Realismus und Stil
verschmelzenden Reiterdenk¬
mals Wilhelms II. von der
Kölner Rheinbrücke. Ulfert
Jansen, Fr. Behn sind
mit guten Porträtbüsten,
Hermann Pagels mit der
Figur eines „Wandervogels“,
Ernst Seger mit einem
geschmeidigen, formbewegten
weiblichen Akt gut vertreten;
während August Gaul
mehrere seiner schnell beliebt
gewordenen, aber wohl kaum
weiter entwicklungsfähigen
stilisierten Tier - Plastiken
bringt. Eine überraschende
Stellung in der Reihe der Bild¬
hauer nimmt FranzMetzner
ein, der in besonderem Saal
eine Ausstellung seiner Werke
veranstaltet. Im besten Sinne
knüpft er an die versunkene
Kunst alter Völker an, wo das Werk des Meißels sich stets als
organischer Teil eines monumentalen Gesamtkunstwerkes dar¬
stellte. Wir haben überall eine Verbindung des Individuellen
mit dem Typischen, die vorbildlich wirkt durch die einfache
Größe, in der das architektonische Problem der menschlichen
Gestalt erfaßt ist. Sem ,»Betender Markgraf Rüdiger“ wirkt wie
ein Symbolum der deutschenTreue; aber auch in seinen Brunnen¬
figuren, in den Bauerntypen, der mächtigen Muttergruppe
spüren wir überall eine in der höchsten Steigerung des Gefühls
im Stein erstarrte Bewegung, die der menschlichen Gebärde
eine letzte und äußerste Ausdrucksfähigkeit abringt. Wer
die Plastiken Metzners für das Völkerschlachtdenkmal nicht
nur aus schwachen Abbildungen kennt, sondern im Original
bewundernd und erschauernd gesehen hat, wird überzeugt
sein, daß dies Werk eines Titanen nach seiner demnächst
erfolgenden Vollendung eine bis dahin unerhörte Offenbarung
für unser gesamtes künstlerisches Empfinden darstellen wird.
Nr.7 DEUTSCHLAND 347
Der ?\ärchenbrunnen im Friedrichshain zu Berlin.
Von Geh. Baurat Architekt Ludwig Hoffmann.
Ein Märchenbrunnen in einer mit Kindern reich ge¬
segneten Gegend einer Zweimillionenstadt muß schon eine
größere Anlage sein, damit Hunderte von Kindern gleichzeitig
eine Freude daran finden können. Der Brunnen sollte den
Zugang zum Friedrichshain betonen. Der Hauptzugang zur
Brunnenanlage geschieht vom Königstor aus, aber auch auf
seitlichen Wegen von der Friedenstraße und der Straße Am
Friedrichshain sowie aus dem Innern des Parks gelangt man
dahin. Zugänge und Plätze wurden mit Hecken umpflanzt,
um so eine intimere Wirkung zu erzielen. Zu den Hecken sind
Buchen verwandt worden, damit eine freundliche Stimmung
erreicht werde.
Zwei seitliche Steinpfeiler mit Putten auf Tieren fassen
am Hauptzugang das einfache blätterne Schmiedetor. Durch
dieses gelangt man auf einen schmalen, seitlich von Blumen**
beeten eingefaßten Weg und sieht von da über Hecken den
oberen Teil des Beckenabschlusses mit den darauf lagernden
Wirkung gibt. Um an den Wasserabfällen starre Linien zu
vermeiden, wurden sie leicht ausgebogen und hierbei nicht in
der ganzen Beckenbreite in einer Bogenlinie hindurchgeführt,
sondern inmitten geteilt. Neun in den Becken verteilte kleinere
Wasserbüschel und ein an höchster Stelle inmitten gelegener
starker Wasserbüschel ergänzen das fortwährend abfließende
Wasser.
An seinem oberen Teil wird das Becken von einer aus¬
gerundeten, durch große Bogenöffnungen gelichteten Wand
abgeschlossen, die der sehr lebhaften vorderen Anlage einen
Halt bieten soll. An beiden Seiten schließen sich Toröffnungen
an. Eine Balustrade bietet oben einen leichten Abschluß.
Auf zwischengestellten Postamenten lagern Säugetiere, darunter
erblickt man im Gesimsfriese Fische und Krebse; die Kapitäle
wurden mit Muscheln geschmückt. In den Bogenöffnungen,
die einen Durchblick nach dem Park gestatten, erheben sich
aus eingestellten steinernen Schalen Wasserstrahlen. Das Wasser
Merchenbrunnon
Friedrichshain zu Berlin
Tieren^, inmitten überragt von schönen Baumkronen. Zwei
Pfeiler mit Putten und Fischen am Abschluß des Weges bringen
eine verbindende Beziehung des vorderen Teils zu der hinteren
Brannenanlage. Hinter den Putten wurde der an sich schmale
Weg noch weiter verengt, um hierdurch die Wirkung beim
Betreten des Brunnenplatzes gegensätzlich zu steigern. Der
Brunnenplatz ist etwa 34 m breit und 54 m tief, er steigt nach
hinten leicht an. Und deshalb war er für die Lösung dieser
Aufgabe besonders geeignet.
Kann man eine in einer Richtung zu entwickelnde Anlage
schon an sich auf ansteigendem Terrain zu schönerer Wirkung
bringen, so ist dies um so mehr der Fall, wenn die Anlage
mit Wasser verbunden ist. Es ist dann leicht, das Wasser in
fortlaufender Bewegung zu halten, wodurch eine lebhafte
Wirkung erzielt wird. Ein fortwährend sprudelndes Gewässer
mit niedrigen Wasserbüscheln m bewegter Umrahmung kann
da wohl eine passende Stimmung bringen.
Das Wasserbecken wurde in vier verschiedenen Höhen¬
lagen angeordnet, so daß das Wasser immer aus einem höheren
in einen niedriger gelegenen Teil hinabfließt. Für die Uberfall¬
stellen ist ein Beckenprofil ausprobiert worden, welches einen
glatten Abfall des Wassers verhindert und eine sprudelnde
fällt zurück und wird darunter aus Löwenköpfen in das Brunnen¬
becken geworfen. Auch sieben in den Becken verteilte Frösche
werfen Wasserstrahlen in diese.
Seitlich der Wasserbecken wurden auf niedrigen Sockeln-
auch den kleinsten Kindern gut sichtbar — in zehn Gruppen
die bekanntesten Märchen zur Darstellung gebracht. Wir
sehen zunächst vorne Hänsel und Gretel auf der Ente, dann
links den gestiefelten Kater und rechts Hans im Glück mit
seinem Schwein. Es folgen links das Schwesterlein mit den
sieben Raben und rechts Aschenbrödel mit den Tauben, hier¬
nach links Rotkäppchen mit dem Wolf und rechts Brüderchen
und Schwesterchen, das erstere als Reh. Den Abschluß bilden
links Schneewittchen mit den sieben Zwergen und recl ts
Dornröschen. Im Wasserbecken erblicken wir den Frosch¬
könig. Die Märchengruppen wurden soweit auseinander¬
gestellt, daß beim Betrachten des einen das andere nicht störend
wirken kann. Die vorderen Schildkröten führen sie in den
Beckenrand über.
Seitlich sind vor den Becken zwölf steinere Bänke mit
hölzernen Sitzen auf gestellt worden. Ihre Rückwände sollen
von ferneren Standpunkten aus den Märchengruppen bei
ihrer etwas weiten Stellung voneinander einen sie verbindenden
348 DEUTSCHLAND
hinteren Zusammenhalt bieten. Ihre Höhe wurde aber doch
soweit beschränkt, daß die Gruppen sich in ihren oberen Teilen
von den Blumen und von den Buchenhecken gut abheben
können. Seitlich der Bänke aufgestellte Steinpostamente mit
Blumen und Fruchtkörben führen die lebhafte Stimmung der
mittleren Brunnenanlage und des oberen Abschlusses der
hinteren Beckenwand an den Seiten des Brunnenplatzes weiter.
Die Architekturteile und die mehr dekorativen Skulpturen
wurden aus deutschem Travertin ausgeführt. Sein schöner
Ton und seine poröse, an einzelnen Stellen sogar aufgerissene
Struktur gibt eine warme, schlichte Wirkung. Das architek¬
tonische Einzelteil soll diese Wirkung unterstützen. So kehrt
ein bescheidenes weiches Profil (Sima mit zwei kleinen
Plättchen) an allen Teilen der Anlage mit geringen Ab¬
weichungen wieder und hilft auch so, die lebhaft gruppierte
Gesamtanlage Zusammenhalten. Die in feinerem Maßstab
durchgeführten figürlichen Skulpturen wurden aus einem
feinkörnigen Material, aus Euviller Kalkstein, hergestellt.
Die Modelle zu den Märchengruppen, Fröschen und
Schildkröten hat Ignatius Taschner, Berlin, angefertigt, während
die Modelle zu den Figuren am Eingang der Brunnenanlage
sowie zu den Skulpturen der das Becken oben abschließenden
Wand von Joseph Rauch, Berlin, ausgeführt wurden.
Hat man an dem oberen Abschluß der Anlage eine der
beiden Toröffnungen durchschritten, so bieten dem Rundteil
vorgelagerte Stufen Gelegenheit, auch von der Rückseite
Ignatius Taschner (Berlin): Aschenbrödel •
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Ignatius Taschner (Berlin): Hans im Glück
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Nr.7 DEUTSCHLAND [ä^^ ^^ ^^ee€ ^ ) 8 0 eK^ 8 K}e« $ eeee€i a 549
durch die Rundbogenöffnungen hindurch die Brunnenanlage zu
überblicken. Anderseits gelangt man in der Mittelachse durch
einen kurzen Übergangsteil mit zwei dekorativen Kinderfigürchen
durch hohe Hecken seitlich abgeschlossenen Weg, der über
auf einen runden, gleichfalls von Hecken
eingeschlossenen und von großen Bäumen
beschatteten Platz. Seine Mitte wird durch
ein rundes Brunnenbecken mit einem hohen
Wasserbüschel betont, von vier über dem
Brunnenrand diagonal gestellten Tiergruppen
ergießen sich Wasserstrahlen nach dem
Innern des Beckens. Vor den seitlichen
Hecken sind 16 Bänke und dazwischen sechs
figürliche Gruppen aufgestellt worden. Ihnen
liegen nicht wieder Motive aus Märchen zu¬
grunde, es sind harmlose Kindergruppen, die
einen Übergang vom Märchenbrunnen zu
den sich dann anschließenden Parkanlagen des
Friedrichshains bilden sollen. Dieser Über¬
gang wurde dadurch noch weitergeführt, daß
nahe den Brunnenanlagen, aber schon außer¬
halb der sie umschließenden Hecken an geeig¬
neten Stellen zwei Elche Aufstellung fanden.
Von der Friedenstraße aus betritt
man einen schmalen, einige Stufen ab¬
wärts zu einer dekorativen, in Travertin gearbeiteten
Skulptur „Frau Holle“ führt. Von einer Bank daneben
erblickt man als Abschluß des seitlich abzweigenden, weiter
abwärtsführenden und ebenfalls von Hecken abgeschlossenen
Wegs die Skulptur ,,Rübezahl“. Mit einer Wendung rechts
gelangt man dann durch eine später oben zu schließende
niedrige Heckenöffnung auf den Brunnenplatz. In gleicher
Weise, jedoch aufsteigend, kommt man
auf der gegenüberliegenden Seite von der
Straße ,,Am Friedrichshain“ aus dahin.
Hier erblickt man zuerst die Skulptur
„Die Riesentochter“ und dann die Skulptur
,,Der Menschenfresser“. Bei der Wahl der
Standpunkte für diese Skulpturen war die
Art der benachbarten Baumpflanzungen
entscheidend. Als Eintrittsstellen von diesen
seitlichen Heckenwegen zum Brunnenplatz
wurden zwei Punkte gewählt, von welchen
man aus einen freien Überblick über die
stark gruppierte Anlage hat und damit einen
lebhaften Eindruck von dem Gesamtbilde
gewinnt. Dieser Eindruck soll gegensätzlich
gesteigert werden durch die Enge und durch
die zweimalige Abbiegung der dahin
führenden Heckenwege. Zu den hier auf¬
gestellten Skulpturen und zu den Gruppen
auf dem runden Platze hat Georg Wrba
Getzt in Dresden) die Modelle angefertigt.
Der die Arbeit leitende Gedanke war, durch diese Anlage
und ihre zahlreichen Einzelheiten mit den Jahrzehnten vielen
tausenden Kindern eine Freude zu bereiten.
Richard Wrba: Rübezahl
Rennstieg-Wanderung.
Von Wilhelm von Scholz.
I. Am Morgen.
Und graut der Morgen, hebt der Wind zu sausen
Auf allen Straßen des Gebirges an.
So kann ich länger nicht im Alten hausen
Und breche jeden liebgewordenen Bann;
Um meine Schultern soll der Wegwind brausen
Und meinen Mantel pack’ er flatternd an!
An fremdem Wirtstisch will ich heute schmausen —
Schon steigt die Sonne über Berg und Tann.
Spuren von Wandrern seh’ ich rings im Staube,
Die jedes Wegs, wie ich, gezogen sind;
Auf allen Straßen suchte sie mein Glaube
Und fand die Spur, die leis um mich zerrinnt.
Hufe von Pferden, Wagenräderbahnen,
Dazwischen Schritte— wie ein reisig Heer;
Als wären’s meine Enkel, meine Ahnen,
Führ ich der Wandrer Nähe süß und schwer.
Seid ihr denn nichts, als diese arme Spur,
Ihr Väter, die ich ehrend grüßen möchte?
Seid ihr der Füßchen staubiger Abdruck nur,
Ihr Fernen, die ich liebend küssen möchte?
Ihr zogt, wenn Regenwind den Schritt verweht.
Des Nachts im Traume meine Straße wieder.
Daß eure Spur am Morgen mit mir geht.
Väter und Enkel, seid ihr meine Brüder?
Ich bin wie ihr, Väter, des Windes Raub —
Wie ihr, auf deren Kopf die Hand ich lege.-
Da wächst der Wind und hüllt mich in den Staub,
Den heiligen Staub von meinem Wanderwege.
Ja! Ihr vernehmt mich, hört den stillen Gruß
Des Lebenden, Brüder derselben Erde!
Zu wunderbaren Gipfeln strebt mein Fuß.
Wo all mein Irren eine Liebe werde.
II. Rückschau.
Immer neue Landschaft will
Um den raschen Schritt sich runden,
Tal um Tal ist schnell entschwunden,
Blaue Berge ziehen still.
In des Wanderns Wälderflut
Tauch’ ich von den Höhen nieder;
Doch aus Wandertiefen wieder
Lockt ein Gipfel Sonnenglut.
Stand ich dort auf fernem Stein?
Trümmer der verlassnen Runde,
Trümmer der vergangnen Stunde
Ragen jenseits noch herein.
Mit dem Abend senkte sich mein Weg
Wie der Bach hinab ins Tal.
Häuser schimmern durch den Duft
Letzter Sonne. Laue Luft
Wärmt empor. Von kühlen Höhn
Steig’ ich nieder.
III. Stützerbach.
Und der weite Frieden klingt
Rings umher in Glocken,
Räderknarren, Sensendengeln,
Klingt in summenden Menschenreden
Zu mir auf und will mich locken. —
Spät dann kommst du, Kühle, mir
Von den überschrittenen Bergen
Nach ins stillgewordene Tal,
Drin ich Rast fand, kommst durch Wiesen,
Übers Mühlwehr, hebst den Vorhang
Meines Fensters wehend auf. —
350 DEUTSCHLAND Nr. 7
Kreuz und quer durch Stadt und Land.
Die Festspiele des Rheinischen Goethe-Vereins 1913.
Es ist fast in allen Theaterstädten Brauch geworden,
zur Sommerzeit musikalische Festspiele zu veranstalten. Nur
das rezitierte Drama wird völlig in den Hintergrund ge¬
stellt; denn man kann die
in allen Gauen aus dem
Boden schießenden Auf¬
führungen der Naturtheater
meist nicht als eigentliche
künstlerische Darbietungen
von Festspielcharakter be¬
trachten. Einzig und allein
die Festspiele des Rhei¬
nischen Goethe-Vereins zu
Düsseldorf kämpfen mit
freudigem Eifer für die
Gleichberechtigung der
Schauspielkunst, der älteren
Schwester der musikalischen
Szenendarstellung, mit der
Oper und dem Musik¬
drama. Sie verfolgen nun
schon seit langen Jahren
das Ziel, das auch in den
musikalischen Festspielen
angestrebt wird. Sie
holen von allen deut¬
schen Bühnen gute Kräfte
heran, um mit ihrer
Hilfe das Wesen der im
Winterspielplan fehlenden
oder doch nur unvollkommen
zu bewältigenden großen
Bühnenschöpfungen in ihrer
ganzen künstlerischen
Weihe zu versinnlichen.
Und der künstlerische
Leiter, Max Grube, hat
es immer verstanden, neben
die berühmten Tragödinnen
und Tragöden jüngere
Talente zu stellen, die
durch die Goethe-Fest¬
spiele oft mit einem Schlage
in den Vordergrund
rückten.
Solch eine Auslese
deutscher Schauspielkunst
wird naturgemäß stets mehr
glänzende Einzelleistungen
als überwältigende Gesamt¬
wirkungen bringen. Es ist
unmöglich, in kurzen Vor¬
proben all die starken
künstlerischen Persönlich¬
keiten mit den verschieden¬
artigsten Stilformen zu
einheitlichen Or-
Dle Makkabäer
□
- Lea (Franziska Elmenrelch) und Noemi (Hilde Knoth)
(Phot,: Willy Frohsinn, Düsseldorf) □
einem
ganismus
schweißen.
zusammenzu-
namentlich in
Die Nibelungen (Erster Abend: Siegfrieds Tod)
Hagen (Leop. v. Ledebour) und Kriemhild (Mario Fein)
□ Phot. Willy Frohsinn, Düsseldorf. □
Stücken, wie dem Hauptwerk der Goethe - Festspiele
1913: Hebbels „N i b e 1 u n g e n“. Darin sind alle
Gestalten so monumental geschaut und gebaut, daß
nur ganz individuelle, von
tiefster persönlicher Kraft
beseelte Künstler ihnen Blut
und Leben einzuflößen, vor
allem aber auch das eherne,
spröde Wort der Hebbel-
schen Kunst mit Klang und
innerlichster Leidenschaft
zu erfüllen vermögen. Nur
vier Mitwirkende erschöpf¬
ten die unheimliche Tiefe
dieser aus dem epischen
Vorbild der mittelhoch¬
deutschen Nibelungendich¬
tung mit genialer Sicher¬
heit hervorgeholtenMensch-
heitstragödie: Alice v. Ar-
nauld (Königliches Schau¬
spielhaus Berlin), die der
greisen Amme Brunhilds
die dämonische Leiden¬
schaft eines verderben¬
bringenden Zauberwesens
gab, Leopold v. Ledebour
(Königl. Schauspielhaus
Berlin), dessen Hagen im
ganzen Aufbau wie eine
unheimliche Naturgewalt
erschütterte, Werner Krauß
(Stadttheater Nürnberg),
dessen wilder Etzel in der
sicheren Gestaltung eine
künstlerische Offenbarung
von höchster Meisterschaft
war, und vor allem Maria
Fein (Hoftheater Mann¬
heim). Diese Künstlerin
führte an fünf aufeinander¬
folgenden Abenden — am
sechsten war ihre Stimm¬
kraft so völlig erlahmt,
daß diese Vorstellung ab¬
gesagt werden mußte —
die Zuschauer durch alle
Schauder weiblicherLeiden-
schaft. Ihr Wort blitzte
wie schneidender StahL
Ihr Gebärdenspiel war
eine einzige große Steige¬
rung ihrer grausig fesseln¬
den Wortkunst — alles
in allem: diese Kriem¬
hild war ein Bildwerk aus
Erz, in naivster Natürlich¬
keit empfangen, aber im
künstlerischen Guß aller
Nr. 7 DEUTSCHLAND 351
menschlichen Kleinheit und Schwäche entkleidet und zu
übermenschlicher Größe und Kraft erhoben.
Eine ähnlich überwältigende Einzelwirkung wurde in den
Festspielen nur noch einmal erreicht in Otto Ludwigs
biblischem Drama ,,Die Makkabäer“, in der in unserm
zweiten Bilde wiedergegebenen Szene, da Lea, von den
Simeiten an einen Baum gebunden, nach den Kindern
verlangt. Die große Hamburger Tragödin Franziska Elmen-
reich offenbarte sich hier als eine Meisterin verborgenster
Seelenkunst, die — gleich dem die Sinne erregenden
unsichtbaren Quell im nahen Talgrund — mit ergreifender
Natürlichkeit und das Mitleid zu heimlichem Zorn stachelnder
Leidenschaftlichkeit in die Herzen der Zuhörer strömte.
Was in diesen Stücken Einzelfiguren und Einzelszenen,
so auch den von Grube meisterlich aufgebauten und
von Karl Ebert (Deutsches Theater Berlin) als Judah hin¬
reißend gespielten Schluß des zweiten Aktes der ,,Makka¬
bäer“ fesselnd und bedeutend machte, das wurde in Lessings
,,Minna von Barnhelm“ eine unübertrefflich schöne Gesamt¬
wirkung heiterster, fröhlichster Lustspielkunst, die wie sonnige
Laune in den Zuschauerraum hinüberkicherte und dort wiederum
überschwängliche Heiterkeit weckte. Alle Mitwirkenden,
voran Agnes Sorma als fröhliche Minna und die vielver¬
sprechende Maria Mayen (k. k. Hofburgtheater Wien) als
überaus natürliche Franziska, weiter aber Karl Ebert als
Tellheim, Fritz Odemar (Frankfurter Schauspielhaus) als Just,
Hans Siebert (k. k. Hofburgtheater Wien) als Werner Heinrich,
Matthaes (Komödienhaus Berlin) als Wirt und Max Grube
in der abgeschabten Eleganz des Riccant, lebten im Geiste
des Lustspiels und gaben ihm wirklich jenen übermütigen
Gesamtton, der im Alltagsbetriebe des Theaters so selten
getroffen wird.
Was an szenischer Ausstattung mangelte, das haben
die diesjährigen Goethe-Festspiele durch inneren Ge¬
halt reich ersetzt. Möchte es doch endlich gelingen,
für diese Festspiele, denen der Oberpräsident der Rhein¬
provinz, Freiherr v. Rheinbaben, all seine Liebe und
Freude widmet, reichere Mittel flüssig zu machen.
Dann können sie mehr noch als bisher für das deutsche
Theaterleben starke Anreger und glänzende Vorbilder
werden. Anregungen und Vorbilder aber tun der stillos
gewordenen Schauspielkunst unserer Tage bitter not.
Dr. Fr. Castelle.
Hannoversche Fest- und Sportwoche.
Hannover, die Hauptstadt Niedersachsens, feierte in der
Zeit vom 14. bis 22. Juni eine ununterbrochene Reihe von
Festtagen, an der nicht nur die Hannoveraner, sondern auch
viele Fremde von nah und fern teilnahmen. Diese Fest- und
Sportwoche war zur Feier des Regierungsjubiläums des Kaisers
und der Einweihung des neuen Rathauses veranlaßt worden.
Der Höhepunkt der Woche war naturgemäß der Tag
der Einweihung des Rathauses, zu der der Kaiser und die
Minister v. Trott zu Solz, Lentze, v. Dallwitz, Breitenbach
und Sydow sowie die früheren Minister v. Studt, v. Podbielski
und V. Hammer¬
stein - Loxten er¬
schienen waren. Das
Rathaus liegt etwas
abseits vom Ver¬
kehr am Rande der
sich neben der
Leine herziehenden
Marschwiesen.
Äußerlich ist das
neue Rathaus ein
typisches Beispiel für
den Stand der Archi¬
tektur am Ende des
vergangenen Jahr¬
hunderts. Der Ent¬
wurf des Geheimen
Oberbaurats Eggert
stammt aus dem
Jahre 1897 und
wurde im März 1898
für die Ausführung
bestimmt. Damals
hatte sich die neue
Baukunst noch nicht zu jener Größe der Auffassung hindurch¬
gerungen, wie sie das jetzt hat — die alten Stile hatten ab¬
gewirtschaftet. So zeigt der Bau eine Mischung von Bau'
Stilen, die in den Einzelheiten recht gute Wirkungen erzielt.
Im ganzen ist die monumentale Gruppierung, wie man sie
heute in erster Linie von einem solchen Zehnmillionen¬
bauwerk verlangt, nicht ganz gelungen. Die innere
Ausstattung der Prunk- und Verhandlungssäle, die vom Ober¬
baurat Professor Halmhuber geleitet wurde, ist dagegen in
vornehmem, modernem Geiste durchgeführt. Monumentale
Bilder von Erler und Hodler sowie Mosaikbilder von Diez
schmücken die Haupträume, in denen auf Generationen hinaus
über das Wohl und Wehe der Stadt Hannover gewacht
werden soll. —
Den Mittelpunkt des sportlichen Programms bildeten
die Pferderennen, die mit dem vergangenen Jahre in Hannover
einen ungeahnten Aufschwung genommen haben, so daß
die alte Reiterstadt jetzt wieder die frühere bedeutende Stellung
im deutschen Rennsport zurückgewonnen hat. Wie volks¬
tümlich die Rennen
in Hannover sind,
davon zeugte der
ungeheure Besuch
an allen drei Tagen
und der Umsatz an
der Wettmaschine,
der sich während
des Meetings auf
rund eine Million
belief.
Die Woche selbst
begann mit zwei in
jeder Beziehung wür¬
dig verlaufenen Bal¬
lonfahrten, an denen
vierzehn Ballone teil¬
nahmen. An dem
Radgalasaalfest be¬
teiligten sich die
besten Mannschaften
des Deutschen Rad¬
fahrer-Bundes, an
den Radrennen her¬
vorragende Flieger und Dauerfahrer, während in dem
Wettschwimmen außer den besten deutschen Sportsleuten
solche aus Österreich, Belgien und Schweden starteten. Für
die Rugby-Fußballspiele war eine Mannschaft des Roßlyn
Park Football-Club in London gewonnen. Für das Hockey-
Turnier war neben einer deutschen repräsentativen Mannschaft
eine englische repräsentative Mannschaft eingeladen worden.
Djurgardens Idrotteförcning Stockholm spielte in zwei
Association-Fußballspielen gegen hannoversche Mannschaften.
Hannover: Das neue Rathaus
352 DEUTSCHLAND Nr.7
Ein Tennisturnier, ein Reitturnier, ein Poloturnier, Automobil¬
sternfahrten, Automobil - Blumenkorso und leichtathletische
Wettkämpfe mit hervorragender Besetzung aus Deutsch¬
land, Österreich und Schweden bildeten die weiteren sport¬
lichen Ereignisse, die erst durch den Opfermut der Bürger¬
schaft und eine Beihilfe der Stadtverwaltung in Höhe von
35 000 Mk. ermöglicht wurden.
Zu dem glänzenden Gelingen der Sportwoche trugen
in erhöhtem Maße auch die Festvorstellungen des Hof¬
theaters bei. Unter der Mitwirkung berühmter Sänger,
Sängerinnen, Schauspieler und ;^Schauspielerinnen wurde
der Nibelungenring [und die Meistersinger von Nürnberg
sowie die Makkabäer, die Hermannschlacht und Faust I.
Teil aufgeführt. Alle Veranstaltungen der Hannoverschen
Fest- und Sportwoche waren hervorragend besucht und
bedeuten für die schöne Feststadt einen Erfolg, wie er sich
besser kaum denken läßt.
Max A. Tönjes.
Das neue Kurhaus
Das neue Kurhaus in dem altberühmten Radium-Solbade
wurde am I. Juli durch einen feierlichen Akt von dem Erbauer
Professor Emanuel von Seidl, München, der Kurverwaltung
übergeben. Kreuznach hat durch diese Neuschöpfung unend¬
lich gewonnen, denn das alte Kurgebäude reichte nicht nur
räumlich nicht mehr aus, es war auch für unsere modernen
Tage zu altväterisch geworden. Das Haus selbst ist eine Meister¬
schöpfung moderner Baukunst. In der kurzen Zeit von
7 Monaten haben Professor von Seidl und sein wackerer Mit¬
arbeiter, Herr Th. Schäffer, Kreuznach, das Werk fertiggestellt.
Allerdings harren die oberen Stockwerke, die nur Hotelzwecken
dienen sollen, noch ihres letzten Schliffes und der Innen¬
einrichtung, aber die Gesellschaftsräume sind fertig und
machen dem Äußern des Hauses alle Ehre.
Es wurde auf Annehmlichkeit, Bequemlichkeit und alle
modernen Ansprüche mehr Wert gelegt als auf ins Auge
springende Pracht. Das neue Kurhaus ist in der Tat eine Stätte
der größten Behaglichkeit und angenehmsten Erholung. In dem
vornehmen künstlerischen Gewände lebt ein Organismus von
höchster wirtschafts¬
technischer Durch¬
bildung, und inso¬
fern ist dieses Kur¬
haus eine bedeutsame
künstlerische Tat.
Die ganze Anlage ist
malerisch und prak¬
tisch. Eine 8 m tiefe
Speiseterrasse mit
erkerartiger Eckaus¬
bildung, mit Schub¬
fenstern gegen jeden
Zug geschützt, öffnet
sich gegen den Park.
Breite Rampen ver¬
mitteln den Verkehr.
Die Rückseite der
Terrasse ist mit
lila und schwarzen Kacheln geschmückt. Die Haupt¬
räume schließen dahinter an: in der Mitte der ovale
Gesellschaftssaal mit großer Orchesternische in gelbem und
schwarzem Marmor im Charakter der Biedermeierzeit: weiter
Speisesäle mit je zwei Eckpavillons mit gestreiften, mit Gir¬
landen und Blumen geschmückten Wänden und polierten Hölzern
in verschiedenen Einlagen. Dem geselligen Verkehr dienen
ferner Lesesäle mit ovalem Mittelvestibül, Damenzimmer,
Rauchzimmer usw. Getrennt davon sind Eingang und An¬
fahrt zum Hotel. Die große Gesellschaftshalle dieses Teiles
in Bad Kreuznach.
bildet den Übergang zum Konzerthaus. Die oberen Fremden¬
zimmer werden fast durchgängig mit Reinigungs- und Gesund¬
heitsbädern eingerichtet.
Einen besonders interessanten Teil bildet der Küchen-
und Wirtschaftsbetrieb, der zugleich auf drei Seiten (Kurhaus,
Hotel und Konzerthaus) arbeiten muß. Ein Raum von 30X22 m,
nur durch niedere Zwischenwände mit oberen Glasabschlüssen
geteilt, so daß man den ganzen Betrieb übersehen kann, steht
zur Verfügung. Der bekannte Hotelfachmann Adolf Düringer
aus Bad Kreuznach hat bei der Einrichtung die Ratschläge
gegeben, so daß eine mustergültige Gesamtanlage entstanden ist*
Der ganze Bau gefällt in der äußern Ansicht durch seine vor¬
nehme Einfachheit und schöne Linienführung. Der ovale Mittel¬
trakt mit den freistehenden, durch drei Stockwerke gehenden
Säulen und zwischengelegter Loggia weckt im Verein mit dem
mcinsardenartigen Aufbau eine monumentale Wirkung, die auch
in den beiden Eckpavillons wieder anklingt, während die da¬
zwischen liegenden großen Flächen mit grünen Fensterläden,,
verschiedenartig gestalteten Baikonen, Terrassen usw. ge¬
schmückt sind, so
daß jedes Zimmer
einen geräumigen
Sitzplatz im Freien
erhält. Die große
Speiseterrasse mit
Betonsäulen, ge¬
stocktem rosaSockel,
die vielen Blumen
und Lorbeerbäume
beleben das Bild.
Das Dach ist mit
hellgrauem Schiefer
malerisch unregel¬
mäßig gedeckt. Vor
der Speiseterrasse
steht ein großer
Musikpavillon. Das
ganze Bild atmet
frisches, fröhliches Leben. Der Bau wurde unter der
Oberleitung von Professor Emanuel von Seidl durch den
Kreuznacher Stadtbaumeister Hugo Völker in der Zeit von
Anfang Dezember 1912 bis zum 1. Juli 1913 fertiggestellt..
Möge in diesem neuen, schönen Gewände das Bad
Kreuznach, um dessen neues Kurhaus sich vor allem
Kurdirektor Hauptmann z. D. Fernow sowie Bürgermeister
Dr. Schleicher und die Stadtverwaltung große Verdienste
erworben haben, einer glücklichen und erfolgreichen Zu¬
kunft entgegengehen.
Nr .7 DEUTSCHLAND 355
Das Handwerker-Erholungsheim bei Traben-Trarbach.
Die beiden Städtchen Traben und Trarbach bilden sowohl
wegen ihrer landschaftlichen Reize als auch wegen ihres aus¬
gedehnten Weinbaues und Weinhandels mit die beliebtesten
Ziele für den Touristenver¬
kehr im Moseltal. Wenn man
von Trarbach aus durch das
Kautenbachtal einStückchen
landeinwärts wandelt, den
Höhen des Hunsrücks zu,
so begleiten den Wanderer
die Weinberge bis an die
reizend im Grün des Parkes
gelegenen Gebäude desWild-
bades. Das Tal verengt sich
von da ab mehr und mehr bis
zu einem Ausschnitt, dessen
Abschluß durch ein mächti¬
ges Gebäude im Moselstil ge¬
geben wird, das sich wunder¬
bar von dem satten Grün der
bewaldeten Berge abhebt. Es
ist das Handwerker-Erho¬
lungsheim, das von einer An¬
zahl westdeutscher Hand¬
werkskammern erbaut und
am 31. Juli seiner Be¬
stimmung übergeben worden ist. Bei der Einweihungsfeierlichkeit
waren der Staatsminister Freiherr von Schorlemer-Lieser sowie
eine Anzahl weiterer höherer Staats- und Kommunalbeamten,
ferner die Vertreter von 11
Handwerkskammern West¬
deutschlands anwesend. Das
Erholungsheim entspricht in
seiner Einrichtung allen An¬
forderungen einer einfachen
Behaglichkeit und der
Hygiene. Im Gebäude selbst
befindet sich eine Anzahl
Bäder, die aus der Thermal¬
quelle des benachbarten
Wildbades gespeist werden.
DieQuelle besitzt eineWärme
von 35® C und entspricht in
ihrer Zusammensetzung den
Bädern von Gastein, Wildbad
in Württemberg und ähn¬
lichen. Es ist hier ein Werk
geschaffen worden, das in
seiner Art wohl das größte
in ganz Deutschland darstellt
und sicherlich dem Hand¬
werk von Segen sein wird.
Das Handwerker-Erholungsheim bei Traben-Trarbach
Geheimer Oberregierungsrat Prof. Dr.-Ing. Julius Raschdorff.
Geheimrat Raschdorff, der Erbauer des Berliner Domes, hat
am 2. Juli seinen 90. Geburtstag gefeiert. In Pleß, Bezirk Oppeln,
geboren, hat er als junger Architekt an der Berliner Bauakademie,
die damals noch Schinkels Kunst
beherrschte, studiert und ist
mit 31 Jahren Leiter des Kölner
Stadtbauwesens geworden. Hier
hat er an den Werken des
deutschen Mittelalters und der
Renaissance seinen Stil gebildet.
In die herrlichen Schöpfungen
der alten Kölner Baukunst konnte
er aufs tiefste eindringen, als er
die Gotteshäuser von St. Marien
im Kapitol und St.Martin, von St.
Andreas und St. Gereon wieder¬
herzustellen beauftragt wurde.
Aber auch das Kölner Rathaus
wurde ihm anvertraut, und so
leitete ihn die Herstellung und
Erweiterung dieses Renaissance¬
baues mit seiner köstlichen Vor¬
halle zur entwickelten Kunst des
16. Jah»"hunderts über. Ihr in
freier Weise folgend, hat er damals
in seinen Kölner Jahren seine
überaus reiche freischöpferische
Bautätigkeit geübt. Er baute den
Gürzenich um, schuf mit Felten
das Wallraf-Richartz-Museum,
entwarf das neue Kölner Stadt¬
theater und manchen anderen
hervorragenden Bau der rheini¬
schen Hauptstadt. Viel bewundert
wurde das von ihm entworfene
Schloß Kochern an der Mosel.
Aus dieser reichen Tätigkeit rief ihn im Herbst 1878 die
Ernennung zum Professor an der Technischen Hochschule zu
Berlin-Charlottenburg ab, wo er gleichzeitig mit Hermann
Ende und Johannes Otzen seine
Lehrtätigkeit begann. Sie war
vor allem der Baukunst der
Renaissance gewidmet und hatte
in der Schulung des Lernenden
durch seine eigene Leitung ihr
Hauptziel. Von seinem Sohne
unterstützt, ist hier Raschdorff,
indem er in Übungen die plasti¬
schen Formenwirkungen beson¬
ders zu lehren und das raum¬
gestaltende Können zu entwickeln
suchte, mehr als dreißig Jahre
hindurch von großem Einfluß auf
die Heranbildung der bau¬
künstlerischen Jugend gewesen.
Auch um die Architektursamm-
lung der Hochschule, die dort
recht im Verborgenen blüht, hat
sich Raschdorff große Verdienste
erworben. Hatte er schon in
seinen Kölner Skizzen rheinischer
Holz- und Fachwerkbauten ein
vorzüglich bearbeitetes histori¬
sches Material ausgebreitet, so
bot er nun als der eine Haupt-
beteiligte an dem monumentalen
Werke, das die Palastarchitektur
von Oberitalien und Toskana vom
15. bis ins 18. Jahrhundert dar¬
stellt, eine Veröffentlichung, die
den hochgebildeten Kenner alter
Kunst verriet. Die Bearbeitung
Geh. Rat Prof. Dr.-Ing. Raschdorff
354
DEUTSCHLAND
39ee96600OOOO 0€}OOO00 egS) Nr. 7
von Toskana lag hier in seiner Hand. Als er nach Berlin kam,
war der Bau der Technischen Hochschule erst im Werden.
Er hat als Hitzigs Nachfolger den Innenbau ausgeführt und
den Entwurf zu den Gartenanlagen geschaffen. Schon damals
aber begannen auch die Beratungen, zu denen Kronprinz
Friedrich Wilhelm ihn hinzuzog, die dem Neubau eines Berliner
Domes galten. Das Vertrauen des Kronprinzenpaares be¬
traute ihn mit der Schaffung der englischen Kirche St. George
am Monbijoupark. Und als Kaiser Friedrich starb, schuf
Raschdorff das Mausoleum neben der Friedenskirche, in den
Hauptformen in genauem Anschluß an die Grabkirche im
tirohschen Innichen — sie hatte der damals schon schwerleidende
Kronprinz seiner Gemahlin als Vorbild für den Bau mit den
Worten bezeichnet: „So möchte ich einst unsere Grabeskirche
haben.” Kaiser Friedrich wollte das Berliner Schloß um einen
Festbau erweitern, neben die Kuppel des neuen Domes einen
Turm im Sinne des Schlüterschen Münzturmes setzen und zum
Dom hinüber eine überdachte Galerie vom Schloß aus schaffen.
Diesem Plane galt Raschdorffs erster Domentwurf. Wurde
zwar dann jeder Eingriff in das alte Hohenzollemschloß selbst
zum Glück unterlassen, so haben sich doch auch unser Kaiser
und Raschdorff an die Pläne für den Kuppelbau gehalten, wie
er in Kronprinz Friedrich Wilhelms Zeiten zuerst gedacht war.
Von 1894 ab ein Jahrzehnt hindurch dauerte die Ausführung.
So sehr das Äußere des Baues der Kritik ausgesetzt war und
bleibt, so sehr hat doch von Anfang an die Raumschöpfung
Anerkennung und Bewunderung gefunden. Auch hier hat bei der
Ausführung Geh. Rat Prof. Otto Raschdorff seinem Vater zur Seite
gestanden. Von den Auszeichnungen, die Geh. Rat Raschdorff
zuteil wurden, seien die Mitgliedschaft der Berliner Akademie
der Künste, der er seit 1874 angehört, und die beiden goldenen
Berliner Medaillen genannt,^ deren große er seit 1896 besitzt.
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Josef Schumacher — Direktor des
Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine.
Der neue Direktor des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine,
Josef Schumacher, ein geborener Rheinländer, ist eine in den Kreisen
des deutschen Verkehrswesens allgemein bekannte Persönlichkeit.
Seit zwei Jahrzehnten steht er in dieser mächtig aufstrebenden
Bewegung und ist u. a. Mitbegründer des Düsseldorfer Verkehrs-
Vereins, des Rheinischen Verkehrsvereins sowie des ganz Deutsch¬
land umfassenden Bundes selbst. Seiner Anregung ist auch die Zeit¬
schrift ,,Deutschland” zu danken. Diese Zeitschrift hat als Organ
des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine und zahlreicher wirtschaft¬
licher Verbände ähnlicher Art die Anschauung von der Bedeutung
einer tätigen Verkehrspropaganda in den Handels- und Verkers-
kreisen sowie bei den staatlichen und kommunalen Behörden gefestigt.
Sie hat unter seiner Leitung die Pflege der Heimatkunde und
Heimatliebe, der stärksten Träger einer erfolgreichen Vertretung
der Interessen des Deutschtums, durch Heranziehung der führenden
Männer und durch gediegene künstlerische Ausstattung als ihre
vornehmste Aufgabe angesehen und genießt heute die Achtung und
Wertschätzung des deutschen Volkes und der Deutschen im Auslande.
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Eine Erinnerung an das Kaiserjubiläum auf Rügen.
Rügen, die Perle der Ostsee, Deutschlands schönste Insel, besitzt nunmehr auch ein
Kaiserdenkmal. Im bekannten Ostseebad Binz fand am 16. Juni d. J. die Weihe eines
,,Kaiser-Wilhelm-II.-Gedenksteins” statt.
Der Stein ist ein Granitfindling von 130 Zentner Gewicht, ein Geschenk des Fürsten
und Herrn zu Putbus an die Gemeinde Binz. Ein mächtiger, ausklafternder Bronzeadler,
den Blick nach der nahen See gerichtet, krönt das sinnige Denkmal. Ein riesiger alter
Anker aus dem Jahre 1780, von Binzer Fischern aus der Ostsee geholt, legt sich quer vor
das Reliefbild des Kaisers. Die Inschrift der Votivtafel lautet:
Den seegeltenden, heergewaltigen Friedensfürsten Wilhelm II. I. R. preist dieses Urgestein aus Proras
Wald zum 25jährlgen Regierungsjubiläum. 15. Juni 1888 — 1913. Die Bürger des Ostseebades Binz.“
Nr. 7
Die gflückliche Gefangrennahme.
Thüringer Erzählung aus den Befreiungskriegen. — Von Wilhelm Arminius.
Durch die grüne Wildnis des Thüringer Waldes am Fuße des Insels¬
berges, in die von fern die Wartburg blickt, pürscht sich eine kleine Rotte
Fußsoldaten dahin. Sie stammen vom weimarischen Bataillon, das Herzog
Karl August als Mitglied des Rheinbundes beim jetzigen Ausbruch des Krieges
im Frühjahr 1813 dem französischen Bundesgenossen Napoleon zwangsweise
hat stellen müssen.
Der hohe, dichtbewaldete Bergrücken blickt auf ihre dunkelgrünen Uni¬
formen, die von zwei weißen, kreuzweise angeordneten Bandelieren wie zer¬
schnitten erscheinen. Den Tschako tragen sie in der Hand, die Gewehre über
die Schulter gehängt. Trotzdem sie von ihrem Major den Auftrag erhalten
haben, auf den Feind zu passen, schlendern sie gemächlich dahin. Napoleon
ist mit seinen 100000 Mann, die er nach den Verlusten des unglücklichen
Krieges gegen Rußland wieder aus der Erde gestampft hat, im Anmarsch,
und die Preußen, die sich in Königsberg, Berlin und Breslau um ihres Königs
Fahne sammeln, haben in diesen grünen Dickungen nichts zu suchen. Woher
sollten sie auch wissen, daß das vereinzelte Bataillon, das, so oft es geht, seine
Garnison wechselt, sich jetzt gerade in dem kleinen Dörfchen Winterstein
zwischen Friedrichroda und Ruhla versteckt hält?
Die meisten der Soldaten plaudern. Andere schmauchen ihr Pfeifchen.
Nur der Führer, eine junge, ebenmäßige, feinglledrlge Gestalt mit blondem
Wuschelhaar, in das sich der warme Aprilwind wühlt, schreitet allein voraus.
Sein Kopf ist grüblerisch zur Erde geneigt. Er steigt bergauf, bergab, wie es
der Pfad verlangt, aber es ist weder Aufmerksamkeit noch Eifer in ihm. Und
als am Breitenberge vorbei der hohe Wachberg seinen tannengrünen Kamm
zeigt, als die ersten Dächer von Ruhla schiefergrau aus dem tiefeingeschnittenen
Tale steigen, da hält er sogar den Fuß an, steht eine Weile reglos und läßt sich
endlich ins Gras fallen — den Blick starr auf eins der schmucksten, mit seinem
Balkenwerk wie liniert aussehenden Häuschen gerichtet.
Da drinnen wohnt sie, die ihm das Schicksal bedeutet: Annerose Helmbach,
die Tochter des Bürgermeisters vom weimarischen Teil des Dorfes. Im Herbst
und Winter ist sie lange in Weimar zum Besuch bei der Tante an der Acker¬
wand dicht neben dem Goetheschen Hause gewesen. Als Sohn des jovialen
herzoglich weimarischen Vorwerkspächter David Alboth, der ln seinem großen
Garten an der Ilm oft junges, lustiges Volk zusammengeladen, hat Gottwart
sie in seinen Studentenferien kennen gelernt. Gartenfeste und Pfänderspiele
haben die beiden schönen blonden Menschen rasch einander nahe gebracht.
Freilich ist auch immer bei den Veranstaltungen Lorenz gewesen, der große,
stark« Bruder, der den Vater dadurch verwöhnt hat, daß er schon in jungen
Jahren die ganze Arbeit der Ackerwirtschaft auf seine breiten Schultern ge¬
nommen hat und dem jüngeren Bruder sich durch Hergabe von Geldern zu
Studienzwecken verpflichtet hat. Und dieser — der Freundliche, Gütige,
den man heb haben muß seinem ganzen Wesen nach, er hat mit seiner An¬
wesenheit den jungen verliebten Kandidaten schließlich maßlos erregt, ihn
endlich unsagbar gepeinigt-
Noch jetzt, wo jener fern ist und er der Wohnung der Geliebten so nahe,
krampft sich in seine Brust ein wilder Griff der Eifersucht — nein, ärger noch! —
des Hasses ein, wenn er in diesem Zusammenhang an den Bruder denkt. Er
ist sich ja seines Unwertes ihm gegenüber so deutlich bewußt! Wer auch sollte
gegen Lorenz aufkommen! Über die Arbeiter hat er spielend geherrscht, und
sie haben ihm gern gehorcht. Die Freunde hat er nach seiner Laune regiert,
und sie haben zu ihm aufgesehen. Den Vater hat er zu allem, was nötig und
gut ¥Mir, merklos,gelenkt. Und alles durch Güte am rechten Ort und durch
Kraft am rechten.
Hat er ^ne mutvolle Entschlossenheit nicht erst ln diesem Frühjahr
wieder gezeigt, als es hieß, der Herzog von Weimar, der zum Rheinbund Ge¬
preßte, brauche Soldaten für Napoleons Armee, und aller Augen auf den großen,
starken jungen Menschen gerichtet waren, der sich wie kein anderer zum
Füsilier geeignet hätte? — Vor seinen Vater hat er sich gestellt, ihm den Aus¬
ruf des Majors Hellwig, eines eifrigen preußischen Parteigängers, zur Rekru¬
tierung seiner Husarenschwadron vor die Augen gehalten und gesagt: „Der
Franzosensache gilt mein Leben nichts, Vater. Ich schätze und ehre unsern
Herzog, aber ich kann ihm in seiner Abhängigkeit nicht behilflich sein, unser
wahres Vaterland, das deutsche, noch mehr zu knechten. Darum gehe ich zu
Hellwigs Husaren. Dreihundert Taler von meinem Ersparten nehme ich zur
Equipierung mit. Ist Preußen frei, sind auch wir frei. Dann komme ich zurück
und nehme dir die Wirtschaft wieder ab. Bis dahin Gott befohlen!“ Dann
war er, ohne zu zaudern, nach raschem Abschied verschwunden gewesen, so
daß — als des Herzogs Aushebekommission im Albotschen Hause anlangte —
nur der jüngere Sohn vorhanden gewesen war, er, der nie an Krieg und Krlegs-
tum gedacht, der stille, friedlicheTheologe, der sich zum Examen hatte vorbereiten
wollen. Aber nach Anhören der Sachlage hatten die Offiziere begonnen, wichtig
mit den Schultern zu zucken, hatten von der Notlage Karl Augusts gesprochen,
das BataiUon zu stellen, hatten die Schwierigkeit geschildert, in dem kleinen
Landchen die nötige Zahl von gesunden, kräftigen Leuten zusammenzubringen
und schließlich auf ihre Liste gewiesen, die dem Herzoge bereits Vorgelegen
hatte und den Namen Alboth in sich enthielt. Dann hatten sie auf den jungen
zarten Gottwart geblickt und unter nochmaligem Achselzucken bestimmt er¬
klärt, daß für den nicht vorhandenen großen Bruder der kleine einspringenmüsse.
Das gleiche hatte dann euch Gottwart eingeschen — unter grimmigstem
Schmerz, aber in Anbetracht dessen, dcß sein Herzog nicht anders konnte,
als auf die Treue seiner Untertanen zu bauen. So war es gekommen, daß Vater
Alboth, der seinen älteren Sohn an Preußen hingegeben hatte, den jüngeren
an Preußens Gegner abtreten mußte.
Aber Gottwart hatte selber bald einsehen müssen, daß er fast Übermensch¬
liches übernommen hatte. Aus dem Abschluß seiner Studien gerissen, zu einer
kriegerischen Tätigkeit gezwungen, die ihm dreifach Abscheu einflößte, war
ihm noch dazu der Schmerz geworden, vor Annerose zu stehen und in ihren
Augen nur ein ihn demütigendes Staunen über eine solche tragische, aber neben
der erlösenden raschen Tat des Bruders fast lächerliche Schicksalswendung
zu lesen. Dazu konnte es nicht ausbleiben, daß die Frage nach dem Ab¬
wesenden getan wurde. „Wo ist Lorenz?“ Warum befreit er den Bruder
nicht? Warum hast du es ihm nicht nachgemacht und bist zu den Preußen
gegangen?“ Das wurde mit einem Elfer gefragt, der Gottwart mit seinem
feinen, empfindlichen Ehrgefühl zum Rasen brachte. Bittere Gefühle erfüllten
ihn. Verstand denn niemand, begrlß denn nicht einmal Annerose, daß er der
Ordnung und dem Gesetz zuliebe ein joch der Märtyrerschaft auf sich ge¬
nommen hatte?
Damals hatte er die Heißgeliebte fliehen müssen, wenn er nicht an ihr
zweifeln sollte, hatte sich in eine Eifersucht hineingewühlt, die ihn fast um¬
brachte. Die Wogen des neuen Soldatenlebens waren über ihn fortgegangen
und er hatte Härten und Mühen leicht wie im Traumzustand ertragen. Her¬
ausgeworfen aus der friedlichen Bahn, der napoleonischen Partei zugewiesen,
die im ganzen weimarischen Lande ebenso verhaßt war wie beim Landesfürsten,
wenn dieser aus politischen Gründen auch zu ihr halten mußte, dazu ln den
Augen der Geliebten nur als kümmerliches Objekt des Zwanges dastehend —
wie war das zu ertragen? — Und nirgends ein Lichtblick! Nirgends eine Aus¬
sicht auf Wiederherstellung seines eigenen inneren Mannesbewußtseins, das
nach Wertschätzung, Anerkennung, verstehender Liebe schrie! Selbst hier
im jungfräulichen Grün der Helmatberge, die groß und majestätisch auf ihn
herabblickten, wich das Bewußtsein einer Lage nicht, deren Druck gleich
schwer auf ihn lastete, ob er ihr entfloh oder in ihr standhielt.
Das schmerzzerwühlte Gesicht des jungen Soldaten preßt sich in das
stachelnde Nadelwerk der vor ihm ragenden Schwarzfichte. Die Kameraden,
die da meinen, ihr Führer spähe gedeckt in das Tal nach Feinden, haben sich
rasch in eine Mulde geworfen und lagern dort wartend. Aber nur zu jenem
grünumrankten Schieferhäuschen hinab, dem die Rauhsteine der Selten¬
treppe eine so feste Grundlage geben und dessen Giebel so traulich in die
blaue Luft des Tales ragt, wandern die Blicke von Gottwarts brennenden
Augen. In seiner Pein treibt es ihn, Gott zu versuchen. Eben hat die blitzende
Sonne die blanken Scheiben der Fenster erreicht. Er wird warten, bis dies
Blitzen zu Elnde geht. Erscheint ihm ln dieser Zelt Annerose im Garten hinterm
Hause, der sich an den Berg hinaufzieht, dann will er heimlich zu ihr, ihr seine
Qual, seine Liebe hinwerfen und in ihrer Antwort Kraft für sein elendes,
dem Feinde hingegebenes Leben suchen. Kommt sie nicht, dann ist es mit
ihm zu Ende. Ins Dorf hinab darf er sich nicht wagen — ein bestimmter
Befehl seines Offiziers hat es ihm verboten — also bleibt dann nur der Rück¬
marsch und eine-Kugel, wie sie sich beim ersten Gefecht für einen Toll¬
kühnen sicher finden wird.
Der Wind wühlt noch immer in seinem dicken blonden Haar und weht
es über seine junge Stirn. Die Tannen rauschen zu seinen Häupten — die
lieben Thüringer Heimatslannen! Die munteren Ruhlaer Finken im Ge¬
sträuch schmettern ihr Jubellied, und die blauen Rauchmassen aus den Schorn¬
steinen der Meerschaum- und Bernstelnschnilzer kräuseln sich so anmutig
an den Berghängen aufwärts. In welch wunderseligem Frieden ruht das
Landl Aber da — das Sonnenlicht rückt weiter und weiter. „Annerose, komm!
Annerose!“ Eine gemarterte Jünglingsseele schreit es wortlos, schreit es wie
ein Gerichteter, dem der Atem fehlt, weil er auf letzte Gnade wartet, während
heimlich zwischen den flehenden Bitten immer der Groll tobt: „Lorenz, du
allein — du hast sie mir genommen! Auch das Leben hast du mir genommen!
Ein Napoleonsknecht hab ich werden müssen — deinetwegen! 0, du—du!
Annerose — komm! komm!
Noch ist das Sonnenglitzern ln den Fensterscheiben nicht erstorben,
da klappern ein paar flinke Schühleln über die Stufen der steinernen Treppe,
da weht ein weißes Schürzlein im Morgenwinde, da taucht goldblondes Haar-
gefllmmer zwischen den grünen Hecken der Hainbuchen und Schlehen.
Schlanke Mädchenhände greifen in die grüne Wildnis am Boden, säubern
und harken, ein liebliches Gesicht taucht an der Berglehne auf — entschwindet —
erscheint wieder. Wie hat das junge, frische Bergkind die Garteneinsamkeit
so gern! Wie köstlich läßt slch’s bei solchem stillen Tun träumen von schöneren,
geselligen Stunden in Weimar. Zärtliche Röte steigt in die Wangen, leises
Sinnieren in die welchen, klarblauen Augen.
Aber nun ist auf einmal ein unsagbares Staunen darin, ein heftiges Er¬
schrecken ln den Mienen. Bricht es da in dem Gezweig und ein waffen¬
strotzender fremder Soldat m It verhitztem, rotem Gesicht steht dicht vor ihr!
Aber schon da er sie anruft: „Annersoe — bleib still!“ ist der Schrecken vor¬
über. Ist ja der Gottwart Alboth, der gelehrte Kandidat, mit dem sie ln Weimar
beim Pfänderspiel Brüderschaft gemacht und sich im Abendlicht über den
grünen Gartenplan im Tanze geschwungen hat, daß selbst der vornehme
Freund des Herzogs, der Herr Geheime Rat von Goethe, der einmal beim
Reigen dazu gekommen, der Musik gelauscht und dem Tanze zugeschaut.
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ein Kopfnicken der Befriedigung nicht hat unterdrücken können. „Die gütigen
Götter haben die Grazien bei Ihr nicht vergessen. Demoiselle!" hat er unterm
ehrfürchtigen Schweigen der Umstehenden lächelnd gesprochen, zwei Finger
seiner Rechten leise an ihrer errötenden Wange hingleiten lassen und ist mit
freundlichem Neigen des majestätischen Hauptes weitergeschritten. Seine
Freundlichkeit aber hat sich allen Zurückbleibenden mitgeteilt. Über Gott-
warts Gesicht war es wie ein Sonnenleuchten gegangen, und seine Augen
hatten von der also Ausgezeichneten nicht lassen wollen, bis Lorenz das
Schweigen des Kreises gebrochen und geäußert halte: „Sieh einer, Ihr gefallt
also dem hohen Herrn, Jungfer HeimbachI Wäre auch anders kaum möglich!“
Da hatte Gottwart plötzlich finster und zum Fürchten dreingestarrt, als wäre
da irgendein höchstes Gut, das ihm gehörte, in bedrohlicher Gefahr. Und
so — gerade so — nur viel glühender starrt er jetzt auf sie, daß ihr ein Beben
ins Herz schleicht und sie vor Ohnmacht die Hand nicht lösen kann, die er
ergriffen hat, und ihm folgen muß, immer weiter durch die Hecken in die Ab¬
geschiedenheit der stillen Berglaube, wo der Jelängerjelieber eben angefangen
hat, grüne Sprossen zu treiben. Dort liegt er bald fassungslos zu ihren Füßen
und seinen Lippen entquellen Anklagen und Beteuerungen, Schmerzensaus¬
brüche und Eifersuchtsqualen durcheinander, und sie schaudert und weiß
nicht, was sprechen, was tun, denn aus seinem sonst so gottergebenen Munde
hört sich alles an wie Gotteslästerung. Wenn er ihr seine Liebe stammelt,
will sie ihm antworten: „Auch ich liebe dich ja!“ Wenn er von seiner Eifer¬
sucht auf Lorenz ächzt, will sie auflachen und ihm versichern, nie habe sie
an den Bruder anders als in Freundschaft gedacht. Wenn er von seiner sol¬
datischen Zwangslage wimmert, möchte sie ihm einwerfen: „Du Guter, du
Edler! Weiß ich nicht, daß du dich für den Bruder geopfert hast?“ — Aber
vor der unendlich stürzenden, quirlenden Flut von Ausbrüchen mannigfacher
Empörung weiß sie nicht ein noch aus. Ihr schlichtes Gemüt bebt mit dem
Erregten mit, aber ihre Hand hält einen bloßen Druck für allzu gering, ihr
Mund ein Wort zu schwach, ihm zu helfen. Sie möchte Großes, Gewaltiges
für ihn tun, ihn lösen, befreien mit einer einzigen Tat — aber was vermag
sie als schwaches Mädchen!
So starrt sie noch immer fassungslos auf ihn. als über ihnen schon rauhe
Stimmen laut werden, Waffen klirren und Fußtritte sich nähern.
In der Laube wird es still — Gottwart erhebt sich mühsam. ,.Die
Kameraden suchen ihren Führer,“ stößt er heraus, „sie dürfen mich hier nicht
finden!“ Aber dann verweilt er doch noch und starrt verzweifelt auf das Mäd¬
chen. „Annerose — wenn ich — ich weiß nicht — doch nein — lebe wohl
du -- du - 1" Mühsam gefaßt kehrt er sich ab, greift nach dem Gewehr.
Aber vor diesem letzten irren, hilfesuchenden Gestammel hat das junge Mäd¬
chen alles Zagen überwunden. Eine einzige Bewegung und sic hängt am
Halse des Verstörten, sieht ihm tief in die vor Qual glühenden Augen und
preßt ihre roten Lippen auf die seinen — so sanft — so innig —, daß dem
Geküßten wunderlich heimelig wird, so süß-taumelig — —
Dann steht der junge Krieger draußen, steigt langsam die Höhe hinan
und weist die Soldaten zurecht: „Ich hatte geglaubt, hier etwas vom Feinde
zu erfahren. Es war nichts. Macht kehrt! Wir gehen heim!“
Wieder dehnen sich endlos die Tage, die keine Befreiung aus der un¬
würdigen Lage bringen. Marsch - und Gefechtsübungen w'echseln ab. Nach
Thal hinüber zur Ruine Scharfenburg geht’s auf heimlichen Wegen. Patrouillen
werden den engen, steilen Schlotweg zum Inselsberg hinauf geführt und kehren
doch immer ergebnislos zurück. Nichts will die erschlaffende Ruhe des wie
abgeschieden vom Kriegstheater dahinlebenden Bataillons stören.
Nur einen greift die Abwechslung solch einer Bergbesteigung mehr noch
an als die Untätigkeit. Gottwart sieht von der Höhe sein grünes Vaterland
im Schmucke der rauschenden Wälder, der prangenden Auen, der silbern
gleitenden Bäche sich dehnen. Er möchte den Landsleuten seine ganze Kraft
weihen, ihren Seelenfrieden zu erhalten. Zu Gott möchte er sie führen, wieder
und immer wieder, bis sie des Gütigen segnendes Walten, von dem er tief
überzeugt ist, ganz erfaßt haben, und er muß — ein Entwurzelter, Verdürstender
als Gefangener in Waffen, die er nicht führen darf, wie er möchte, in schlimmer,
peinigender Lage tatenlos auf Schlimmeres warten, indes der starke Bruder
sich auslebt und im Heer der Preußen Anerkennung und Ehre erfährt.
Was hat ihm Anneroses liebliche Zuneigung beim Abschied eingebracht?
Hat sic ihn erlöst aus solch tiefgehendem Leide? Hat sie bei dem tröstenden
Kusse nicht vielleicht doch an Lorenz gedacht? Galt das Umfangen nicht
etwa nur dem Bruder des abwesenden Geliebten? — Da wäre alles ein leerer
Trost gewesen! — Oder — war es anders? Bedeutete es mehr? Hatte sie ihm
zeigen wollen: ich stehe zu dir? „Gott, du großer, gütiger Gott — ein Zeichen!
eine Erlösung!“
In der Qual des Zweifels flehten seine Lippen noch zum Himmel, da
hatte das liebende Mädchen sein Schicksal schon in die kleinen, festen Hände
genommen.
Ein ungewollt herausgestoßenes Wort seinerseits hatte Annerose den
Aufenthalt des weimarischen Bataillons in Winterstein verraten. Mit einer
Warensendung der Ruhlaer Meerschaumschnitzer nach Weimar ist ein Brieflein
von ihrer Hand an den „Wohlerbaren Herrn Lorenz Alboth zu eigenen Händen“
abgegangen. Darin hat das Unglück Gottwarts und sein jetziger Aufenthalt
gestanden. Die innigsten Herzenswünsche des liebenden Mädchens aber
haben die Fahrt des Briefleins begleitet. Mußte er da nicht wirken?
Drei Tage hat er auf dem Ausbau über der Tür gelegen, und Vater Albothn
von vielen Geschäften arg geplagt, hat jedesmal mit dem grauen Kopf gen
schüttelt, wenn sein Blick auf ihn gefallen ist. Wie sollte das Schreiben an
die gewünschte Adresse gelangen, wo ihm selber nicht einmal des älteste,
Schnes Aufenthalt bekannt war! Am vierten Tage im Abenddämmer aber
ist an die Tür gedonnert worden, wie es nur die Fäuste des jetzt abwesenden
starken Sohnes verstanden haben. Ordentlich wunderlich ist es dem Alten
zumute geworden, als er in Nacht und Nebel hinausfragte: „Bist du*s Junge
oder ist’s der Teufel?“ Doch hat ein helles, starkes Lachen rasche Klärung
geschafft. „Wer anders, Vater, als Ihr Lorenz? Bitte, öffnen Sie.“ Und dann
ist ein dunkler Reitermantel auseinandergeflogen und ein lebensprühender
Krieger im Husarendolman des Hellwigschen Streifkorps hat vor dem Vater
gestanden. Während im Hof der Rotbraune gepflegt und gefüttert worden, hat
Lorenz die Ereignisse erfahren, die sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatten.
Gotlwart seinetwegen Rheinbund-Soldat? — Ein Erschrecken hatte
seinen starken Körper durchlaufen. Hätte er das für möglich gehalten —
gleichen Tages hätte er sich der weimarischen Kommission gestellt 1 — Und
nun wurde da in seine Hände ein Schreiben gelegt — ein Brief Anneroses,
des lieben kleinen Ruhlaer Mädchens! Warum jagten Rot und Blaß in hastiger
Folge über seine männlichen Züge? War da eine stille Hofl-nung, ihm selber
möchte der Inhalt gelten? Aber dann beim Lesen — wie wurde die Gesichts¬
farbe fahler und fahler! Um Gottwarts Körper- und Seelenzustand drehte
sich das Schreiben! Um den unglücklichen Bruder sorgte sich die Schreiberin
in heißer Liebe! Und daß sie sich an i h n wandte, was besagte das Besonderes?
War er nicht der einzige, der vielleicht helfen konnte!
Seltsam rauh war des Starken Stimme, als er vom Elternhaus wieder
Abschied nahm. „Nur als Sieger und m i t dem Bruder oder nie!“ rief er dem
Vater noch zu, dann donnerten die Hufe seines Rotbraunen wieder durch die
Ausfahrt des Gehöftes.
Stürmisch wurde der Ritt zum Ettersberge hinauf, in dessen Grün ver¬
steckt die Kameraden nächtigten. Aber wie gewaltig brausend auch der seelische
Sturm ln dem Reiter wütete — nächtliches Dahinjagen durch die schweigende
Ruhe der Felder und Wälder bringt Klärung ln die Empfindungen, zumal
wenn der Reitersmann in so wunderlich stark andringenden Nöten ein so festes
Herz sein Eigen nennt.
Da war ln sein an Mühen reiches Arbeitsleben ein fernes, liebliches Ge¬
leuchte gedrungen, das war von Anneroses klaren Augen, von ihrer ganzen,
weichen, geschmeidigen Jugendgestalt ausgegangen, und er hatte sich an dem
warmen Schein erfreut, mit stillen, uneingestandenen Traumwünschen
sie umfaßt. Nun hatte sich die wärmende Flamme einem andern zugewandt —
einem andern — „Potz Hölle und Teufel, die Sporen ein! Drauf auf ihnl"
Aber wem denn zugewandt, wem? Dem Bruder? Dem lieben kleinen Bruder
Gottwart? — Alter, grimmiger Renner, wohin stürmst du mit deinem Groll?
Langsam! Komm zur Besinnung! Höre doch: dem Bruder, der für dein eigenes
rasches Tun leiden muß! Den es vor allem gilt, zu erlösen! Zwing dich, Wilder!
Statt einer Zornestat ist ein Liebeswerk zu vollbringen!
Aber wenn die Stimmen aus der Brust auch tapfer reden, es braucht Zeit,
lange Zeit und schwere Überwindung, bis die Faust, der Kopf, der Körper
nachgeben. So war die Nacht fast vorüber, das heimliche Blinken der Sterne,
das fast erschrocken durch das Tannicht auf den wilden Reiter herabgeblickt
hatte, verglommen, als die Wache am Ettersberge den Herannahenden sichtete.
Aber nicht ermüdet, vielmehr stark und freudig klang die Stimme, die da rief:
„Brüder, da bin ich wieder, und vortreffliche Gelegenheit zu einem Husaren¬
streiche bring ich mit!“ Und als der schneidige Major selber bei dem Häuflein
seiner Getreuen eintraf, das ausziehen wollte, Napoleons ungezählte Scharen
auf eigene Faust als erste zu bestehen, da wußte Lorenz, daß als nächstes Tun
zweierlei eng zusammengehörte: Den Bruder zu erlösen und dem Vaterlande
ein Bataillon deutschempfindenJer Kämpfer zurückzugewinnen I Befanden
sich die weimarischen Truppen noch in Winterstein, dessen Umgebung er
von früheren Wanderungen her genau kannte, so wollte er dafür sorgen, daß
beides mit einem einzigen Schlag ausgeführt würde. So legte er denn seinem
Offizier einen Plan vor, bei dem die Heldenaugen des kühnen Parteigängers
vor reinstem Vergnügen hellauf leuchteten. „Alboth, wenn er das fertig bringt,
ist ihm das Leutnantspatent gewiß!“ Aber der Offizier suchte vergebens einen
Schein der Freude bei dieser Verheißung auf den Wangen des also Angerufenen.
Nur fester Manneswille funkelte in diesen stahlblauen Augen und aus der
Tiefe — ganz von unten her — quoll noch etwas anderes heraus. Das tat sich
klar und kurz jetzt kund: „Pardonieren, Herr Major — ich hab da noch
etwas eigenes gutzumachen. Aber ich danke dem Herrn Major für das Wohl¬
wollen!“ und der Sprecher salutierte und machte Kehrt. —
Nur zwei Tage später war es. Wieder hatten die Streifscharen des wei¬
marischen Bataillons die Umgegend von Winterstein vergebens nach feind¬
lichen Störungen abgesucht. Müde kehrten sie in das Dorf zurück, wo sie die
Kameraden lässig ln den Haustüren herumsitzend fanden, auf nichts gefaßt,
denn auf die gewohnte friedliche Tätigkeit des zu Ende gehenden Tages. Da
brach aus dem nahen Walde ein Schwarm rotröcklger Reiter. Preußen waren
das! Feinde! Wie ein wilder Sturm durchfegten sie die Dorfgassen, aber keine
blitzend geschwungene Waffe war zu sehen. Immerfort nur schrien sie:
„Kameraden, nehmt Pardon! Ihr seid gefangen!“ — Und wo sich nur ein
Übereifriger oder Unverständiger sträuben und nach dem Gewehr greifen
w'ollte, riefen bekannte Stimmen aus der Preußenschar: „Waffen nieder!
Wir sind preußische Gefangene!“ Und nun sahen die Überraschten, daß ihre
eigenen Offiziere selbst bereits gefangen waren — auf zufälligem Ausritt mußten
sie ahnungslos überfallen sein und daß sie ganz zufrieden mit den Tatsachen
schienen. Da lachten die verstehenden Burschen und sprachen unter sich:
,.Wlr haben freilich dem Napoleon unser Blut nicht versprochen. Wir können
es besser brauchen!“ und streckten ebenfalls die Gewehre.
So war das Bataillon, das zu des Franzesenkaisers gewaltiger Kriegs¬
ausrüstung gegen Preußen und Rußland gehören sollte, diesem nach echter
Husarenart im Hui abspenstig gemacht.
Nr. 7 POQOSQoaQSGaooaaosooQeaQQ g i DEUTSCHLAND MB O0oeooeeocoeooooecoooGo eeeea 357
Nur fehlten da noch fünf bis sechs Mann, und es hieß: „Unteroffizier
Alboth mit seiner Patrouille ist noch nicht zurück. Er muß auf dem Wege
von Tabarz heranmarschiert kommen T* Sogleich brach ein einzelner starker
Husar auf breitbugigem Rotbraunen aus der Siegerschar und stürmte den
be^eichneten Weg entlang. Hinter ihm aber preschte ein Dutzend der besten
Hellwigschen Leute mit anfeuernden Rufen her, wie sie freudige Jäger aus¬
stoßen, die ein sicheres Wild zu erbeuten hoffen. Und nicht weit — in einer
Waldlichtung — da kamen die Weimarer Füsiliere richtig anmarschiert. Aber
nicht lässig und ungedeckt, sondern brav geführt von einem, der weiß, was
seine Pflicht ist. Sobald dieser der wilden Reiter ansichtig wurde, rief er mit
heller, etwas banger Stimme: „Achtung! Fühlung genommen! Gewehr zur
Attacke rechts!“ Aber da schrie es schon hinter dem ersten Anstürmenden
hervor: „Kameraden, wir Preußen wollen euch retten vor Napoleon! Gebt
euch in Frieden, wie es eure Offiziere getan haben!“ Und da der Schwarm
der Roten um die paar Fußsoldaten sogleich von allen Seiten herum war, ließen
die Überraschten ihre Gewehre klappernd auf den Boden fallen. Nur des
Führers Finger krallten sich fester um seine Waffe. Und als er in dem Husaren
auf dem Rotbraunen seinen Bruder erkannte, schrie er wie außer sich: „Willst du
mir auch das Letzte nehmen, was mich noch hält: meine Achtung vor Gesetz
und Ordnung? Ich bin Rheinbund-Soldat und der Preußen Feind! Wer
mich fangen will, den muß ich bekämpfen und wenn es mein Bruder ist!“ und
legte sein bedrohlich funkelndes Bajonettgewehr zu ungestümem Angriff aus.
Aber da war der Husar schon aus dem Sattel und, den Säbel aushakend, ohne
die Klinge aus der Scheide zu ziehen, wehrte er die Ausfälle des Wütenden
mit entschlossenen und gut berechneten Paraden ab. Dazwischen rief er den
Seinen zu, die ihm zu helfen heraneilten: „Ein Hundsfott, wer diesen hier
anrührt! Er gehört mir!“ Und dann hatte er mit raschem, kräftigem Hiebe seines
Gegners Gewehr zur Seite geschlagen, und ehe sich der Bestürzte noch der
Seitenwaffe bemächtigen konnte, lagen schon seine beiden Arme wie ein
Schraubstock um Glieder und Körper des Bezwungenen, und wie dieser sich
auch sträubte, eine bekannte bittende Stimme sprach immerfort in sein Ohr:
„Gottwart, — gibst du dich nicht dem Bruder gefangen? Ich will, dich ja
retten 1 Höre doch: Annerose schickt mich!“
Ein Paar glühende Augen eines Armen, Gehetzten, Niedergezwungenen
starrten endlich in des Sprechers milde, bittende Augen. Der umschlungene
Körper erschlaffte, wurde losgelassen — da legten sich zwei Jünglingsarme
zu letztem Rettungsgriff um den Hals des Starken, an dessen mächtiger Brust
zu ruhen so wunderbar friedvoll und wohlig machte, und verhaltenes Auf¬
schluchzen und unterdrücktes Stöhnen gab alles aufgespeicherte Leid mit
einem Male aus. Das war ein Hinslrömen, als flösse blankes Seelenblut.
„Sei still, Gottw'art, alles weiß ich — alles!“ versuchte Lorenz zu be¬
ruhigen, und als doch das Begütigen nichts half, hob er den Aufgelösten empor,
trug ihn seinen Husaren zu, damit sie ihm in den Satte! hälfen, und rief mit
überstarker, freudiger Stimme und tränenblanken Augen: ,,Seht, ihr habt
bei dem Fang nur Kameraden erwischt — ich aber habe einen lieben Bruder
zurückgewonnen! Nun denkt euch, wenn der im Kriege unser Feind geworden
wäre!' und er sah ihm in die Augen mit einem so von schmerzlicher Liebe
erfüllten Ausdruck und sprach dazu leise: „Annerose hat‘s vollbracht! Ver¬
steh* doch — Annerose!“ daß Gottwart endlich begreifen mußte. Still glitt
er vom Pferde und marschierte neben dem Bruder her. Die erregte Ausgelassen¬
heit der Kameraden aber bewirkte, daß seine Gedanken allmählich von den
peinvoll gehegten Empfindungen abwichen, seine Eifersucht zerfiel und über
dem, was die eigene Brust so schmerzlich aufgewühlt hatte, das Höhere, Ge¬
waltigere erstieg: der begonnene Kampf um das Vaterland. Bald empfand er
die Gemeinschaft der Gleichgesinnten um sich beschwichtigend und wohltätig
lösend. Alle Weichlichkeit, alle Wehleidigkeit um ein gestörtes Berufsleben
fiel von ihm ab — er erkannte, solch einen Kriegsdienst erfüllen, heißt Gottes¬
streiter zu sein.
In dieser Auffassung hat er den grimmig ausbrechenden Kampf, in dem
das deutsche Blut seine Befreiung vom korsischen Joche suchte, als rechter
Kämpfer mitgemacht.
Vor seines Mädchens Angesicht hat er erst im Oktober wieder gestanden.
Da war die Leipziger Schlacht geschlagen. Es hatten die Brüder Schulter an
Schulter am Grimmaischen Steinweg gegen die Hartnäckigkeit der umzingelten
Franzosen gerungen und sie zur Flucht genötigt. Das weimarische Bataillon
hat seine bei der einstigen Gefangennahme verletzte kriegerische Ehre im
Kampf gegen den wahren Vaterlandsfeind glänzend wiederhergestellt. Gott-
warlraber hat im Gefechtsgetümmel erleben müssen, daß ein feindliches Bajonett
des Bruders Brust durchbohrte. Schmerz und Grimm haben ihn in dieser
Stunde zum festen deutschen Mann gereift. Mit inniger Sorgfalt hat er sich
des Verwundeten angenommen, ihn bei der beginnenden Verfolgung nach
Weimar geschafft und in die Hut des Vaterhauses gegeben — er, den Großen,
Starken — nicht umgekehrt! Dann hat er sich mit wahrer, heißer Kämpfer¬
freude dem Yorckschen Korps angeschlossen, zu dessen Leibkompagnie er als
Leutnant beordert war, und sich mit diesen Tapferen an die Fersen der flüchten,
den Feinde geheftet. Über Erfurt, das sämtliche Verwundete und Krank-
aus den Spitälern ausgespien hatte, und über Gotha war die schreckliche
Hetze auf Eisenach zu gegangen. Furchtbar sah nach dem blutigen Gefecht,
das gegen den Nachtrab bei Eichstätt stattgefunden hatte, das blühende Thüringer
Tal aus, in das vom Norden der sagenumwobene Hörselberg blickt. Ver¬
wundete und Kranke aus Napoleons geschlagenem Heer, die sich bisher mit¬
geschleppt hatten, jetzt völlig niedergebrochen, verkrochen sich hier in die
Dickungen der Wälder, einzig um in Einsamkeit zu sterben, nachdem ihr
großer Kaiser vom Schicksal so hart getroffen war. Wenige Tapfere schlugen
sich mit letzter Kraft seitlich in die Täler, um so dem übermächtigen Ansturm
der grimmigen preußischen und russischen Verfolgungen zu entgehen.
Auf der Spur einer solchen tapferen Schar, die über Kittelstal bis nach
Ruhla geflüchtet war, drang Goltwart im Glanz der siegreichen Waffen, im
Schmuck völlig erwachter, starker Männlichkeit in das abgeschieden liegende
Bergdorf. An der Spitze der Seinen kam er als Befreier. Das Detachement
der Franzosen wurde in der Dorfstraße nach kurzem, wenn auch heftigem
Widerstande zerstreut und niedergemacht. Den letzten Überlebenden bot
seine Stimme in den Gefechtslärm hinein Pardon an. Da schwieg alles Schießen.
Die Türen öffneten sich, und mutige Bewohner kamen heraus, sich der Ver¬
wundeten anzunehmen. Vor Annerose stand Gottwart. Das blanke Schwert,
das in seiner Rechten blitzte, das von einer Wunde des linken Armes tropfende
Blut, seine ganze sieghafte, heldenmütige Haltung zeigten, daß der Geliebte jetzt
einen Trost nicht nötig hatte, wie einstmals an dieser Stelle. So trat ihm das
blonde Mädchen, das er im Herzen trug, mit fast demütiger Zärtlichkeitin den
Augen entgegen. Er aber zog sie mit der gesunden Hand in das Haus.Flam.men
der Liebe steigerten sein Wesen. Herbe Erinnerung an erlittenes Leid vertiefte es.
„Küß mich wie damals, Annerose!“ rief er fast heftig und umschlang ihren
Leib. Sie aber bog sich zurück. „Wie könnte ich das, Goltwart! Damals
habe ich mich als schwache Hand der helfenden Liebe ansehen müssen und dir
gewähren können, was so gering war, aber w'as doch einzig mein Eigen bedeutete.
Heut seh ich dich in der Vollkraft des Mannes, der keine Hilfe und keinen Trost
braucht. Willst du, daß ich dich küsse, dann kann ich es nur tun, wie ein
schwaches, liebendes Mädchen, das einen starken Helden im Herzen hegt und
ihm seine Liebe mit dem Kusse zeigen möchte.“ Und sie bot ihm, errötend und
mit mädchenhafter Scham, die zuckenden Lippen, aiswäre es das erste Mal.
Da durchrann den völlig Erlösten das Beben einer Glückseligkeit, von
der er wußte, er hatte sie nicht verdient. Er umfaßte die gewonnene Braut
mit dem unversehrten Arm so fest, wie er nur je mit zweien gekonnt hätte,
und sprach mit inniger Versenkung in sein errungenes Glück,: ,,So hat mich
damals der Bruder auch für dich gefangen, Geliebte!“
„Der Bruder —?“
Die Blicke zweier Augenpaare versanken ineinander. Gottwart sprach
ernst: „Er liegt in der Heimat als Verwoindeter. Geh zu ihm, ihn zu pflegen,
und er wird genesen. S o laß uns seinen Glückwunsch gewinnen für die Zeit,
wo Frieden sein wird.“
Verstehend sah Annerose zu ihm auf und schmiegte sich an ihn. Einmal
mußte es ja Frieden werden!
Deutscher Stil im Kunsthandwerk.
Beherzigenswerte Worte schreibt der Kun* twart (Verlag von Georg D. W.
Callwcy.München) in seiner jüngstenNummer unter der Spitzmarke: „Imperator
und Vaterland“. Es heißt da:
Stolze Namen und stolze Schiffe — wir haben gar keinen Grund, zu
bezweifeln, daß sie, alles in allem genommen, in ihrer Gattung die ersten der
Welt sein werden. Die größten sind sie, was die technischen Leistungen an¬
betrifft, so sind sie, es scheint nach einstimmigem Urteil, unerreicht, und
die Vorzüglichkeit der Technik geht auch in alles Gewerbliche hinein. Es
drückt sich darin eine Großzügigkeit des geschäftlichen und wirtschaftlichen
Denkens aus, die machtvoll vom Zeitalter der Weltwirtschaft spricht. Und
dennoch bleiben Wünsche! Wünsche aus jener vaterländischen Denkart,
die aus nunmehr schon langer Erfahrung weiß: nicht das Verleugnen, sondern
das Betonen des selbst erworbenen Guten bringt uns auch im Ausland Ehre
und Gewinn.
Gehen wir kurz darüber hinweg, daß auf einem deutschen Dampfer ein
Restaurant Carlton-Ritz unentbehrlich schien, verwaltet von Ritz in Paris
und Carlton in London. Mußte es von französischen Arbeitern hergeslellt
werden? Mußte der Rauchsalon von Engländern gemacht werden? Reichen
die Kräfte all der kunstgewerblichen Werkstätten, vor deren Wettbewerb
auch den Engländern und Franzosen bange geworden ist, nicht aus, um das
Restaurant und den Rauchsalon hinzustellen? Aber weiter: in welchen Stilen
wird gebaut? Ritz-Carlton im Empire, der Damensalon im Kolonialstil, der
Rauchsalon flämisch, der Schw'immsaal pompejanisch, der Wintergarten
Louis XVI., die Halle des Schiffes Louis XVL, der Speisesalon Louis VXl. —
Louis XVI. scheint der eigentliche Imerator gewesen zu sein. Die deutsches
Form der Gegenwart, die unser Streben ausdrückt und unser Kunsthandwerk
in der Welt groß gemacht hat, wo bleibt die?
Sie sollte nicht allein aus ästhetischen Gründen da sein, aber auch aus
solchen. Alle jene historischen Stile sind Ausdruck vergangener Zeiten, wer
sie gern aufnimmt, zeigt damit, daß es ihm nicht auf ein wesenhaftes Ver¬
hältnis zu den Dingen ankommt, auf ein Zusammengehen seiner Phantasie
mit den Bedingungen von Zweck und Material im Leben ringsum, sondern
auf ein im Unterbewußtsein schauspielerisches, trotz allem Amerikanertum
dem Wesen nach romantisches Sich-hinein-Versetzen in Vergangenheit.
Kommt die Ermüdung, so kommt eben etwas anderes, aber was kommen
mag, bleibt an der Oberfläche des Erlebens. Nur der aus Stoff und Aufgaben
heraus gestaltende Stil des Heute beteiligt unser Innenleben in größeren Tiefen
mit. Dazu kommt, daß die historischen Stile unter ganz anderen Bedingungen
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ihre Räume bildeten, als die moderne Schiffbaukunst sie liefert. Ein pompe-
janisches Bad, ein Renaissance-, Barock- oder Rokoko-Schloßraum (von denen
manche zudem die auf Schiffen unmögliche Hochräumigkeit als Voraussetzungen
ihrer Formcnspicle brauchen), was haben sie mit modernen Riesenfahrzeugen
zu tun? Nur der Stil von heute gehört dorthin, weil er in seinem engen Ver¬
hältnis zu Material und Zweck auch hier jede Sachforderung des großen Relse-
schiffcs aus seinen Bedingungen heraus gestalten kann.
Wirtschaftlich mag hier ein Interessengegensatz der Schiffahrts-Gesellschaft
und der Allgemeinheit vorliegen. Die Schiffahrt-Gesellschaft wird ihr inter¬
nationales Publikum, wird insbesondere die Amerikaner kennen; möglich,
daß diese durch das Durcheinander von Stilen in diesem höchsten Luxus auf
deutsche Schiffe gelockt werden. Das Interesse der Allgemeinheit aber würde
von diesen Schiffen verlangen, daß sie fürs Deutschtum, insbesondere für
die deutsche Industrie werben. Sie sollten in gewissem Sinne
moderne Ausstellungen der deutschen Arbeit von heute sein, nur, daß jeder
Ausstellungsgegenstand sich gleich im praktischen Gebrauch zeigte. Daß
man überhaupt ausländische Arbeiter heranzog, scheint unter diesem Gesichts¬
punkt ein besonderer Fehler; man sollte von diesen schwimmenden Palästen
sagen können: sie sind deutsche Arbeit ln jedem Stück. Das deutsche Interesse
hätte auch die Durchbildung im deutschen Geschmacke verlangt, den man
ja jetzt überall ln der Welt zu begreifen beginnt eben als einen Geschmack der
Sachlichkeit. Unser Kunsthandwerk ist jetzt geklärt genug, um vor Experl-
mentler-Entglelsungen sicher zu sein: man hätte das wagen können. So sind
wieder große Gelegenheiten auf diesem Gebiete verpaßt, mögen es die letzten
versäumten selnl“ —
Am gleichen Tage lesen wir folgende Notiz über die Große inter¬
nationale Kunstgewerbeausstellung ln Paris, die
für 1916 geplant ist: „Auf Anregung der französischen Deputiertenkammer
war vor einiger Zeit eine Kommission aus verschiedenen Ministerien eingesetzt
worden, um die Mittel und Wege für die Große internationale Kunstgewerbe¬
ausstellung in Paris 1916 zu prüfen. Die Kommission hat ihre Vorberatungen
nunmehr beendet und sich in ihrem Bericht an den Handelsminister dafür
ausgesprochen, daß die Ausstellung nur Werke und Modelle zeigen solle, die
eine neue Idee oder wirkliche Originalität zeigen, während alle Nachahmungen
und Nachbildungen früherer Stile ausgeschlossen sein sollen. Bei der großen
Rolle, die das Stilmöbel und seine Entsprechungen im französischen Kunst¬
gewerbe spielt, ist dieser Beschluß von größter Bedeutung. Als Ausstellungs¬
platz hat die Kommission ln erster Linie das Befestlgungscelände zwischen
der Porte d’Auteuil und der Porte Dtuphine oder die Ile de Puteaux und in
zweiter Linie, für den Fall, daß die Ausstellung auf später als 1916 verschoben
werden müßte, das Befestigungsgelände bei der Porte Maillot vorgeschlagen.
Das deutsche Kunstgewerbe wird gewiß, nachdem es auf der
nächstjährigen Werkbundausstellung in Köln seine
große Heerschau abgehalten hat, in Paris mit besonderer Anstregung die ihm
gebührende Stellung sich sichern.'!
Ob es für das deutsche Kunstgewerbe von Vorteil ist, wenn diese große
internationale Ausstellung schon 1916 statthndet, wollen wir nicht näher er¬
örtern. Jedenfalls wird der deutsche Stil, der bereits auf der Welt¬
ausstellung in B r ü s s e 1 1910 die Feuertaufe glänzend bestanden und man¬
chem verächtlich prüfenden Auge des Auslandes hohe Anerkennung abgerungen
hat, auch im internationalen Wettbewerb in Paris in Ehren bestehen können;
dafür wird dieKölnerSchau des Werkbundes den Prüfstein abgdsen. —
Aber zunächst sollte sich mal der Deutsche selber auf seine Pflicht
besinnen; solange e r seinen deutschen Stil verleugnet und in der Aus¬
stattung seines deutschen Heims, wie leider auch in seiner
Kleidung in der Mode usw. die Erzeugnisse des Auslandes ohne Anlaß
bevorzugt, kann er ernstlich nicht die Anerkennung des deutschen Kunst¬
handwerks vor dem Ausland erwarten. Als ein Mittel, die Achtung vor dem
deutschen Stil zu erringen, betrachten wir mit dem Kunstwart die Anwendung
unseres deutschen Stils in solchen repräsentativen Räumlichkeiten, wo ein
reger nationaler und internationaler Verkehr herrscht.
Das sind unsere großen Dampfer, die Bahnhöfe, die Theater, die Hotels,
Restaurants usw. (Und welche Stilarten oder welche Stilverirrungen werden
uns hier vielfach angeboten!) Auch unsere neuzeitlichen Verkehrs¬
bureaus, in denen viele Hunderttausende alljährlich verkehren, sollte
man . der Einführung des deutschen Stiles nutzbar machen. Leider besitzen
ja die meistens auf freiwillige Beiträge angewiesenen V-erkehrsvereine nicht
die Mittel, um sich gediegene ,,stilvolle“ Einrichtungen leisten zu können.
Aber bieten diese Verkehrsbureaus nicht die günstigste Gelegenheit als Aus¬
stellungsräume für hervorragende deutsche kunstgewerbliche Gegen¬
stände, um namentlich für Raumkunst gelten zu können? Vor allem sollte
man aber bei den jetzt von den deutschen Staatseisenbahnen in Verbindung
mit dem Bund Deutscher Verkehrsvereine geplanten deutschen Aus-
kunftsstellen ln verschiedenen Verkehrszentren des Auslandes
deutsche Raumkunst und unser Kunstgewerbe in der würdigsten und nach¬
drücklichsten Weise zur Geltung bringen. Sch.
Genußreiche Ferienreisen — Herdenreisen?
„Sonntag, 27, Juli. Früh Abfahrt mit Sonderzug über Frankfurt, Offen¬
burg (Schwarzwaldhahn mit 38 Tunnels), Singen (Hohentwiel) nach Schaff¬
hausen-Neuhausen (Besichtigung des Rheinfalles) nach Zürich. Übernachten
daselbst. Montag, 28. Juli. Früh Abfahrt nach Arth-Goldau, dann mit der
Rigibahn nach Rigi-Kulm — Mittagessen — abwärts mit der Bergbahn nach
Vltznau und von hier mit dem Schiff nach Luzern. Besichtigung der Stadt.
Übernachten. Dienstag, 29. Juli. Früh mit der Gotthardbahn nach Göschenen.
Spaziergang in das w'lld romantische Reußtal über die Teufelsbrücke bis zum
Urner Loch und zurück nach Göschenen und dem Vierwaldstättersee — Mittag
essen auf dem Schiff —Und so weiter hurre hurre hopp. In sieben Tagen
die ,,Schweiz“, so verspricht es der Prospekt. „Zweihundert Kollegen und
Kolleginnen“, wie das in Zürich die Straße zum Nachtquartier heraufkommt,
lodengrün und moderot, wie das trappelt und trippelt und schnattert. Scheu
räumen die Eingeborenen den Bürgersteig. Ein Spazierstock reckt sich weisend
auf einen Kirchturm hin. Zweihundert Nasen wenden sich der Spitze des
Spazierstocks nach.
Und wenn sie alle wieder daheim sind, was wissen sie den Zurückgebliebenen
Staunenswertes zu berichten! So viel Meter tief ist der Wasserfall, und Schulzens
wnirden ganz naßgespritzt. Mit dem Mittagbrot da und da waren wir reingefallen.
Der Meyer hat sich wieder als ein rechter Filz gezeigt. Ja, man ist innerlich
reicher geworden in den sieben Tagen. „Lehrreich“ wars, sehr lehrreich, und
„ganz gemütlich“. Aber was hat man gelernt? Außer mit den Kellnern und
Beamten hat man mit niemand im fremden Lande gesprochen. Man hat die
Fremden nicht einmal sprechen hören, denn man war immerfort unter sich,
im Extrazug, im Extraschiff oder im Herdengetrappel. Und was hat man gesehen?
Just einen Blick in die Ferne zwischen den Hüten der Kolleginnen und Gattinnen
hindurch. Dann wurde man weitergerissen, und der Nebenmann setzte seine
Erörteungen über das äußerst wichtige Fachproblem fort. Über die Schweiz
selbst hat man sich, abgesehen vom Essen und Trinken, das es da gibt, nicht
unterhalten, man war ja selbst „drin“.
Ein Kollege war zu Haus geblieben. Der arme Teufel! Morgens um vier
war er aufgestanden und in den Buchenwald gegangen. Da hat er dem frühen
Vogelschmettern zugehört. Nachmittags hatte er auf der Wiese gelegen und ein
Buch gelesen. Und zwischen den Kapiteln sah er die Wolken ziehen, die Schmetter¬
linge gaukeln. Wie unabsehbar wogten die Grashalme! Ein Käfer kitzelte ihm
die Hand, er sah näher zu: welch ein wundervolles Gebilde w'ar das! Abends
ging der arme Mann einsam durch die gemähten Felder. Dann sah er die Sonne
brennend rot im Wolkengewühl versinken, und er empfand etwas Heiliges,
das fortan wie ein heimlicher, ahnungsvoll funkelnder Schatz tief, tief im Dämmer
seines Bewußtseins liegt. Wer hat nun „mehr von der Welt gesehen“, die zwei¬
hundert in der Schweiz oder der eine daheim? Wer hat nicht bloß gesehen,
sondern mit sc’nem ganzen Menschen ein Stück Welt erfahren? Wer ist reifer
geworden? Sollte man etwa an einem verbummelten Sommertag in der Heimat
mehr „lernen“ als auf einer siebentägigen Massenreise durch die Schweiz?
So wie man die Schweiz auf einer solchen Fahrt zu sehen bekommt, kann man
sie auch im Kientopp oder im „Kaiserpanorama“ genießen. Da kostet es nur
dreißig Pfennige, geht noch schneller und man hat doch auch „alles” gesehen:
den Rheinfall, die Jungfrau, die Tellplatte usw. Und man braucht sich daLei
über keinen Kollegen zu ärgern, braucht nicht aufs Essen zu schimpfen und nicht
zu schwitzen.
Diese Satire auf das moderne Herdenreisen, die der „Kunstwart” bringt,
ist nicht übertrieben. Denn gerade die bequemen Verkehrsmittel im In- und
Auslande beeinflussen die Reiseeile der modernen Zelt auf das nachteiligste.
Da wird so ein Land ln zwei, drei Wochen im D-Zugtempo durchrast, und der
Erfolg? Ein buntes Durcheinander von Eindrücken, die so flach sind, daß sie
sich ln kurzer Zelt schon wieder völlig verwischen. Noch bedenklicher ist diese
Art zu reisen im eigenen Vaterlande. Wir haben uns jahrzehntelang am eigenen
Helmatlande schwer versündigt. Nur das Ausland hatte für die Reisenden mit
größeren Mitteln Reiz und Interesse. Und die Deutschen, die am Kap der
Guten Hoffnung wie im Schatten der Pyramiden zu Hause waren, kannten leider
in den meisten Fällen das eigene deutsche Land nur im engsten Umkreis des
ständigen Wohnsitzes oder die großen Städte, die auf der Durchreise oder bei
Geschäftsfahrten berührt wurden.
Aber die Jugend kehrt durch ihre Fußwanderungen zur rechten Reiseart
zurück. Sie will sich die Heimat Jahr für Jahr Stück um Stück erobern, will
einen Gau nach dem andern in behaglichem Genuß kennen lernen. Sie legt
sich Rcisetagebücher an, fügt den Aufzeichnungen eigene Skizzen, Aufnahmen
oder Postkarten ein und hält so die ganze Ferienfahrt fest, kann sie an langen
Winterabenden immer wieder mit Genuß in die Erinnerung zurückrufen, andere
damit erfreuen oder gar zu einer ähnlichen Fahrt anspornen.
Gerade jetzt, da die Ferien vor der Tür stehen, sei daher diese Art des
Relsens wieder nachdrücklich empfohlen. Nicht jeder freilich mag mit Knoten¬
stock und Rucksack Tag um Tag sein Stück Weges wandern. Der indes hat
noch weit mehr Gelegenheit, Landschaft und Natur in ihrer ganzen boden¬
ständigen Art kennen zu lernen. Er setzt sich fest an irgendeinem Platze und
erobert sich von dort aus ein Stück nach dem andern die nähere und weitere
Umgebung.
Diese Art der Ferienreisen hat auch einen höheren Wert und tieferen Sinn,
und wenn der Münchener Archltel<t Möstel im „Bayernland“ sogar Schüler¬
stipendien für Fußwanderungen anregt, so ist ihm lediglich darum zu tun, das
Wandern ln der eigenen Heimat zu fördern. Er beklagt es mit Recht, daß an
unsern höheren und mittleren Schulen wohl Stipendien der verschiedensten
Art, auch für Reisen nach Italien und Griechenland bestehen, aber keines für
diesen weit wichtigeren Zweck. „Die einseitige Betätigung auf vielen Schulen,
Nr. 7 ■B Q 09 Q 90 9 Q 0 Q 333 Q 0 QG 090 G 0 QQ aB DEUTSCHLAND gB eeeeeccc»xxx)ccgioee ) eeeeeoo e^ 359
alle Lehrstoffe nur aus Büchern zu lehren, muß durch emsige Wanderungen
in eine gesündere Bahn gelenkt werden. Dafür spricht schon die erschreckende
Abnahme der Wehrfähigkeit der gebildeten Schichten. Von jedem Standpunkt
aus müssen solche Wanderungen in den Heimatgauen gefördert werden. Da
alle Kreise der Studierenden — auch junge Kaufleute — solche Wanderungen
unternehmen sollten, wäre es gut, wenn einmal durch Stiftungen an den Hcch-
und Mittelschulen aller Arten die Sache in Fluß gebracht werden könnte. Durch
Schulsparkassen für diese Zwecke würde die Sache auch populärer zu machen
sein. Charakter, Verstand und die Allgemeinbildung gewinnen durch solche
Wanderungen und Studienfahrten in der Heimat in ausgiebigster Weise. Man
pricht ja soviel davon, daß die Kunst, das Kunstgewerbe und die Architektur
die Verbindung mit dem Heimatboden lange Zeit verloren hatten, und heute
noch fehlt der Kunst in vielen Fällen die innige Verbindung mit der Heimat —
der beste Beweis ist ja der „Futurismus” und der „Kubismus”. Für Kunst¬
akademien, Kunst- und Baugewerbeschulen sind solche Stiftungen ein unab¬
weisbares Bedürfnis: alle Freunde einer bodenständigen Kunstbetätigung werden
mir recht geben. Die Heimatkunde ist ein Urquell für alle künstlerisclie Be¬
tätigung. Aber nur durch ausgedehnte Fußwanderungen ist eine vertraute
Kenntnis der Natur und Kulturgeschichte unseres Vaerlandes zu erzielen.
Die Bücherweisheit allein — die haben wir fast vierzig lange Jahre überschätzt!
Und noch eins: Sport allein verflacht — das frische, freie Wandern vertieft das
Gemüt”.
Natur- und Heimatschutz
Naturschutz des Edelmarders. Die staatliche Stelle für
Naturdenkmalpflege in Preußen hatte schon vor einigen Jahren Vorstellungen
an die Landesvereine des Allgemeinen deutschen Jagdschutz Vereins gerichtet,
die die Beseitigung der von ihnen ausgesetzten Prämien für die Vertilgung
von „Raubzeug” bezweckten, und hatte unter anderem darauf hingewiesen,
wie widersinnig es sei, für Tiere, deren Balg einen ansehnlichen Handelswert
hat, auch noch Abschußprämien auszusetzen. So gelten die Bälge des Iltis
etwa 6 Mark, des Fuchses 12 bis 15 Mark, des Steinmarders 26 bis 28 Mark
und des Edelmarders gar 40 bis 45 Mark, der denn auch inzwischen so selten
geworden ist, daß er ohne besonderen Schutz bald verschwinden würde. Da
muß es denn in der Tat große Befriedigung erregen, daß, wie „Die Natur¬
wissenschaften” (Heft 26, S. 631) mitteilen können, der Landwirtschaftsminister
die königlichen Regierungen ermächtigt hat, ,,den Forstbeamten das Fangen
und die Erlegung des Edelmarders ln den Staatsforsten ihres Bezirks für eine
bestimmte Zeit zu untersagen, insoweit es zur Verhinderung des völligen Aus¬
sterbens des Tieres notwendig erscheint und sonstige Bedenken nicht entgegen¬
stehen.” Leider ist der Erlaß, wie beim preußischen Bureaukratlsmus üblich, so
unbestimmt und verklausuliert gefaßt, daß seine Ausführung völlig ln das Be¬
lieben des Regierungspräsidenten gestellt bleibt. Recht anfechtbar Ist auch
die eingefügte Begründung, daß sich der Edelmarder (Mustela martes) unter
anderem auch durch die Verfolgung des Eichhörnchens „nützlich“ mache —
denn dann wird zum Ausgleich natürlich der „falb-feurig-gemantelte Königs¬
sohn im blühenden, grünenden Reiche”, wie Rückert ihn besingt, ln Bälde
der völligen Ausrottung verfallen sein, und das wäre bei der Armut des heimischen
Waldes an Charaktergestalten doch wohl noch mehr zu bedauern.
Naturschutz in der Eifel. Der Gerolstelner Gemeinderat hat
eine schöne Tat echter Heimatliebe vollbracht. Er hat den Beschluß gefaßt,
dieGerolsteinerDolomltfelsen, Auberg, Menterlag und Hustlag,
die in wildzerklüfteter Form aus dem Kylltal emporwachsen, zu schützen.
Er hat daher beschlossen, daß weder die Felsen noch das dazugehörige Vorland
bebaut oder zu gewerblichen Zwecken benutzt werden dürfen. — Ein weiteres
Naturdenkmal der Eifel ist der Wachendorfer Berg bei Eschweller
(Kr. Euskirchen), ein Bankblock, der wegen der in ihm enthaltenen Ver¬
steinerungen eine Natursehenswürdigkeit ist. Auf eine erdgeschlchtllchc
Studie des Pfarrers Krause, Eschweller, hin hat der Gemeinderat beschlossen,
den Block zur Erinnerung an das Regierungsjubiläum des Kaisers als
Naturdenkmal zu erhalten. Deshalb sollen von der Gemeinde Eschweller
in der Nähe des Blocks keinerlei Arbeiten vorgenommen werden, die
eine Beschädigung oder Beeinträchtigung des Naturdenkmals verursachen
können.
Renovierung des historischen Rathauses in Kolberg
Nachdem in den Jahren 1887 bis 18% der im dreizehnten Jahrhundert erbaute
Kolberger Dom renoviert worden ist, schreitet die Stadt jetzt zu einer völligen
Renovierung des ebenfalls dem dreizehnten Jahrhundert entstammenden Rat¬
hauses. Unter dem Großen Kurfürsten bereits wurde 1653 das auf dem Markte
gelegene Rathaus umgebaut und zweckmäßig eingerichtet, nur der Ratskeller
blieb erhalten. Hatte das Rathaus in der russischen Belagerung 1761 schon
schwer gelitten, so wurde es während der französischen Belagerung in der
Nacht vom 1. zum 2. Juli 1807 fast völlig zerschossen. Friedrich Wilhelm III.
schenkte seiner „treuen Stadt” 30 000 Taler und Heß 1829 bis 1832 unter
Leitung des Kölner Dombaumeisters Zwirner das Rathaus wieder aufbauen.
Der Baumeister benutzte die alten historischen Wände mit, so daß noch heute
im Nordwestteil der Charakter des dreizehnten Jahrhunderts streng gewahrt
ist. Im übrigen erbaute Zwirner das Gebäude in dem gotischen Festungsstil,
den auch das alte Gebäude aufgewiesen hatte. Für die jetzige Renovierung
wurden 165 0(X) Mark von den Stadtverordneten bewilligt.
Die Barbarossahöhle bei Frankenhausen am Kyffhäuser ist
von 8 Fachgelehrten unter Führung von Dr. Berg, Berlin, ausgeführt, topo¬
graphisch aufgenommen und genau vermessen worden. Dabei ergab sich die
Tatsache, daß die Barbarossahöhle eine der größten Höhlen Deutschlands
ist. Es gelang der unermüdlichen Tätigkeit der Gesellschaft, ganz neue Höhlen¬
räume aufzudecken, die an Größe und Pracht hinter den bekannten in keiner
Weise zurückstehen. Die Gesamtlänge der Höhle, die in den Reisehandbüchern
auf 350 Meter angegeben wird, beträgt weit über 1300 Meter und der Flächen¬
inhalt der unterirdischen Hohlräume ist schätzungsweise 18000 Quadrat¬
meter. Daß die Forschungen ein solch günstige^ Ergebnis erzielten, verdanken
die Gelehrten in erster Linie der tatkräftigen Unterstützung und persönlichen
Teilnahme des Barons von Rüxleben auf Schloß Rottleben und des Legations¬
rats von Krause auf Schloß Bendeleben.
Die Wälder der Erde. Während des internationalen Wald¬
kongresses, der im Juni in Parfs stattfand, sind Zahlen bekannt geworden,
die die Ausdehnung der Wälder auf der Erde beleuchten. So schwierig auch
eine derartige Statistik ist, so läßt sich doch nach diesen Angaben feststellen,
daß die gesamte Waldfläche, die die Erdoberfläche bedeckt, etwa 1 V 2 Milliarde
Hektar beträgt. Davon entfallen auf Amerika 646 752 200 Hektar, auf Asien
386 003 100 Hektar, auf Europa 314468500 Hektar, auf Australien 94 430 000
Hektar. Was den Waldreichtum der einzelnen Länder Europas anbetrifft, so
steht natürlich Rußland an erster Stelle, es besitzt 196 Millionen Hektar Wald;
den zweiten Platz darf Frankreich mit 9 800 000 Hektar in Anspruch nehmen;
dann folgen in sehr nahen Abständen Österreich, Ungarn, Preußen und Spanien.
Die schönen Künste
Theater
Das erste deutsche Genossenschaftstheater. In
Guben ist von der Stadtverordnetenversammlung der Deutschen Bühnen¬
genossenschaft das Stadttheater auf fünf Jahre vei pachtet worden. Die Bühnen¬
genossenschaft übernimmt das Stadttheater am 1. Oktober. Das Theater wird
auf genossenschaftlicher Grundlage geführt werden; das bedeutet Einführung
einer Mindestgage, volle Bezahlung der Vorprobentage, weitgehende Fürsorge
in Krankheitsfällen, Lieferung sämtlicher Kostüme, auch der modernen, und
Beteiligung der Mitglieder am Reingewinn.
Ein Freilichttheater ln Binz (Rügen). Durch gütiges
Entgegenkommen Ihrer Durchlaucht der Fürstin und Herrin zu Putbus Ist
es der Kurdirektion möglich geworden, in der Prorawaldung dicht bei Binz
eine Freilichtbühne zu eröffnen. Die erste Vorstellung findet Elnde
Juli statt. Schauspielhausdirektor Steffter hat als Eröffnungsstück das
Halmsche Lustspiel ,,Heiligen Wald” gewählt, dessen Hauptrolle voraus¬
sichtlich Major von Bredereck, ein bekannter Künstler, als Gast spielen wird.
Das Theater wird durch eine mit Mischwald bestandene hohe Düne gebildet.
deren Hintergrund sich prächtig gestalten läßt durch Abstiege und Natur
versatzstücke. Die Bühne selbst mit dichtem Farrenkraut ist geräumig, so
daß für 1915, das Rügensche Jubiläumsjahr, ein Festspiel geplant werden kann.
Der Zuschauerraum, in dichtem Waldesschatten liegend, steigt amphitheatralisch
sanft gegen eine der Bühne gegenüberstehende zweite Düne an, es können
daselbst mehr als 10(X) Personen Platz finden. Die Gemeindevertretung hat
für die Durchführung dieses neuen prächtigen Unternehmens die Mittel ln
großzügiger Weise bewilligt.
Musik
Der Allgemeine deutsche Musikerverband hat auf seiner Berliner
Tagung beschlossen, seinen nächsten Vertretertag im Jahre 1915 ln Elber¬
feld abzuhalten. Der Vorstand des Deutschen Orchesterbundes hat dazu
nunmehr den Beschluß gefaßt, mit dieser Tagung ein M u s i k f e s t zu ver¬
binden in Gestalt großzügiger Orchesterkonzerte, wie sie in Berlin geboten
wurden. Hinsichtlich der Orchestermasse soll das Fest im Rahmen der Berliner
Veranstaltung gehalten werden, es soll aber nur zwei Konzerte umfassen.
Der Elberfeldcr Musikverein hat diesen Beschlüssen zugestimmt.
Malerei
Die von Professor Fritz von Wille- Düsseldorf unter wesentlicher
Beihilfe des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen im Kreisst$nde-
saale zu Daun ausgeführten Wandgemälde sind kürzlich dem
360 @B0E
DEUTSCHLAND Bi oeoeeoGeoooecooooe e eoooe M Nr. 7
Kreise Daun übergeben worden. In warm empfundenen beredten Worten
dankte der Vorsitzende Justizrat Lohe (DüsseldorQ dem anwesenden Künstler
für seine hervorragende Leistung. Es sei dem Verein eine ganz besondere
Genugtuung gewesen, einmal die Kunst aufs Land bringen zu können. Be¬
sonderer Dank gebühre deshalb dem Landrat Weismüller, der die Anregung
hierzu gegeben und das Zustandekommen des schönen Ganzen durch die
.Aufbringung weiterer Geldmittel ohne Inanspruchnahme des Kreises ge¬
fördert habe. Landrat W e i s rn ü 11 e r dankte namens des Kreises für das
große Entgegenkommen, das der Kunstverein dem Kreise Daun durch die
Bereitstellung so erheblicher Mittel bewiesen habe; er hoffe aber auf das be¬
stimmteste, daß gerade dieses Werk die Volkstümlichkeit und Beliebtheit des
Kunstvereins und das Verständnis für sein so überaus segensreiches Wirken
auf dem Gebiete der heimatlichen Kunst in die breitesten Massen tragen und
so dem Verein den Gegenlohn für seine große Tat heimischer Kunstpflege
bieten werde. Sein Dank gebühre aber auch dem Künstler, der sich seiner
Aufgabe mit so viel Liebe und Verständnis unterzogen und der durch dieses
Kunstwerk inmitten seiner geliebten Eifelberge einen Gegenlohn dafür ge¬
funden habe, daß er durch die tiefempfundenen Eifelbilder die Schönheiten
dieses verkannten Landstriches erst in die weitern Kreise getragen habe. Sein
Dank gebühre endlich auch dem verstorbenen Vorsitzenden Geheimen
Regierungsrat von Wätjen (DüsseldorQ. der mit großem Verständnis noch
kurz vor seinem Tode dem Unternehmen den W'eg geebnet habe. Die sieben
Wandgemälde stellen die drei Hauptorte des Kreises (Daun, Gerolstein und
Hillesheim) sowie hervorragende Punkte des Kreises (die Kasselburg, Burg
Kerpen, das Weinfelder Maar und die Gerolsteiner Felsen) dar.
Walter Caspari, der bekannte Münchener Illustrator, ist nach
kurzem Leiden im Alter von 54 Jahren gestorben. Er war besonders als Zeichner
durch seine Mitarbeit an der „Jugend“, dem „Simplizissimus“ und den „Fliegen¬
den Blättern“ bekannt. Seine Arbeiten der vogtländischen Steinzeichnungen
erfreuten sich besonderer Beliebtheit.
Baukunst
Sandsteinbauten in Industriegegenden. Großes Auf¬
sehen hat es vor einigen Jahren nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in der
Laienwelt erregt, als bekannt wurde, daß am Kölner Dom, diesem ehrwürdigen
Wahrzeichen in Rheinlands Metropole, der Sandstein großen und starken
Zersetzungen ausgesetzt gewesen ist und daß zur Wiederherstellung der zer¬
störten Stellen viele Hunderttausende Mark erforderlich waren. Inzwischen
hat man auch in andern Städten so zahlreiche Beobachtungen von dem Verfall
des Sandsteins gemacht, daß unsere moderne Monumentalbaukunst der bitteren
Notwendigkeit entgegengeht, künftig die Verwendung dieses bisher so eifrig
bevorzugten Steines als wirklich dauerndes Baumaterial immer mehr einzu¬
schränken. Die mannigfachen Nachforschungen haben bekanntlich ergeben,
daß die Zerstörung am Sandstein auf schweflige Säure zurückzuführen ist,
die ln der Luft der Fabrikstädte und Gemeinden mit vielen rauchenden Schloten
enthalten ist. Infolge dieser Forschungsergebnisse hat man sich nunmehr
ln Barmen entschlossen, das neue Rathaus, das nach den Plänen*^ des Pro¬
fessors Roth, Dresden, mit einem Kostenaufwande von 4 200 000 Mark erbaut
werden sollte, ln Muschelkalkstein auszuführen, trotzdem sich die Baukosten
dadurch um 150 000 Mark erhöhen. Der Muschelkalkstein hat nämlich die
merkwürdige Eigenschaft, daß sich durch Verbindung der schwefligen Säure
auf seiner Oberfläche eine gummiartige Schutzhaut bildet, von der alle atmo¬
sphärischen Einflüsse abgehalten werden.
Kleine Nachrichten. Der im Berliner Landesausstcllungspark
stehende „H ühnerdleb-Brunnen“, ein Werk des Berliner Bild¬
hauers Hermann Joachim P a g e 1 s , ist vom Magistrat der Stadt Aachen
zur Aufstellung auf dem malerischen alten Hühnermarkt angekauft worden. - •
Der Gemeinderat von Eisenach hat die Errichtung eines Naturtheaters
unterhalb der Wartburg einstimmig a b g e 1 e h n t.
1
Bunte Chronik
Städtische Handelshochschule Cöln. Das Vor¬
lesungsverzeichnis der Handelshochschule für das Wintersemester 1913/14 ist
soeben erschienen. Es überlriflt die Vorlesungsverzeichnisse der Vorsemester
wicderiyn an Reichhaltigkeit und Ausgestaltung des Lehrplanes. Es umfaßt
Irn ganzen 185 Vorlesungen und Übungen in 316 Wochenstunden gegen 177
zu 311 im Sommersemester 1913. Neben der Volkswirtschaftslehre, Privat¬
wirtschaftslehre und Rechtslehre, die die Hauptdisziplinen der Hochschule
darstellen und auch dementsprechend im Lehrplane besondere Berück¬
sichtigung gefunden haben, sind Versicherungswissenschaft und Genossen¬
schaftswesen, Geographie, Naturwissenschaften und Technik sowie der fremd¬
sprachliche Unterricht, der sich ln dem neuen Semester auf 14 verschiedene
Sprachen (einschl. Deutsch) verteilt, von großer Bedeutung. Der besonderen
Ausbildung der Handelslehrer und Handelslehrerinncn dienen die Vorlesungen
und Übungen des pädagogisch-didaktischen Seminars, das 13 Vorlesungen
und Übungen in 15 W'oehenstunden umfaßt. Die 49 abendlichen öffentlichen
Vorlesungen bieten allen Kreisen der Bevölkerung willkommene Gelegenheit,
ihre Allgemeinbildung zu'/crweltern ”’und wissenschaftlich zu vertiefen. Die
Vorlesungen und Übungen beginnen am _21. Oktober.
Turnvater Jahns „Dachtel“. In den Tagen des Leipziger Turn¬
festes ist die urwüchsig deutsche Gestalt des Turnvaters Jahn wieder lebendig
in den Vordergrund getreten, und so mag an eine Geschichte erinnert werden,
die zugleich von seiner glühenden Vaterlandsliebe und seinem Vergnügen
an wunderlichen Etymologien Zeugnis ablegt. Einst fragte Jahn in der Zeit,
da die Befreiung noch nicht vollendet war, und das Brandenburger Tor ohne
die von Napoleon nach Paris entführte Viktoria kahl und seines Schmuckes
beraubt dastand, einen Knaben, der ihn begleitete: „Wo ist die Viktoria go*
blieben? Und was denkst du dir dabei? Der Junge antwortete, die Franzosen
hätten die Viktoria nach Paris mitgenommen, und im übrigen dächte er sich
gar nichts dabei. Kaum waren diese Worte seinem Munde entflohen, so gab
ihm Jahn eine Ohrfeige und sagte zu ihm: „Nun denkst du ein andermal dabei,
daß du helfen mußt, damit sie von Paris zurückkomme und wieder aufs Branden¬
burger Tor.“ Dieser Vorfall, der bald bekannt wurde, hat auch so manchen
Erwachsenen nachdenklich gestimmt und ihm beim Anblick der beraubten
preußischen Triumphpforte den flammenden Wunsch zur Befreiung des Vater¬
landes tief ins Herz geprägt. Wenn Jahn selbst diese Geschichle erzählte, so
legte er aber besonderen Wert darauf, daß der de.m Knaben erteilte Streich
eine Strafe kesonderer Art war. „Man rede dabei nicht von einem Backen¬
streich edsr von einer Maulschelle oder von einer Ohrfeige, sondern von einer
echten deutschen Dachtel. Dachtel kommt nämlich her von „denken“, und
was der Junge bekommen hat, war also keine gewöhnliche, sondern eine „Denk-
Ohrfelge“.
Über Frauen auf der Sommerreise plaudert Katharina
Zitelmann im Berl. Lok .-Anzeige»*. Sie spricht von den „Berufsfrauen“, von
dem Heer der Lehrerinnen, Künstlerinnen, Studentinnen usw., die für kurze
Ferienwochen hinausziehen. ,,Früher wäre es wohl wenigen von ihnen ein¬
gefallen, allein auf Reisen zu gehen. Und hätte eine oder die andere auch wirk¬
lich das Wagnis unternommen — sie wäre mit scheelen Augen betrachtet
worden, hätte Aufsehen erregt, sich vielleicht der Zudringlichkeiten oder Unver¬
schämtheiten zu erwehren gehabt. Wer denkt heute noch daran? Auch in dieser
Beziehung sind wir vorwärtsgekommen! Heule w'andert das junge Mädchen
mit dem Jüngling um die Wette, ersteigt Alpenhöhen und Gletscher, und
niemand verargt ihr das, wenn sie nicht durch ihr Benehmen oder ihre Kleidung
Anstoß erregt. Das geschieht leider zuw'eilen. Die Frau sollte niemals ihr
Geschlecht verleugnen, nicht, wie es vorkommt, es den Männern gleich zu
tun suchen, rauchend und trinkend und laut redend in den Wirtsstuben sitzen
und Aufsehen erregen. Auch in der Kleidung soll sie sich dem Manne nicht
anähneln. Ist zwar das kurze Lodenkleid für Bergwanderungen praktisch,
so ist es doch nicht für ihr Erscheinen in den Gasthäusern geeignet, und voll¬
ends darf sich eine Dame nicht in den Pumphosen der Radfahrerin und der
männlich anmutenden Kleidung der Bergsteigerin allein zeigen, wie das mehr
und melir geschieht. Sie kann sich nicht w'undern, wenn man ihr dann die
gebührende Achtung versagt und sich Dreistigkeiten erlaubt. Aber auch nach
der anderen Seite hin soll sie sich vor Übertretungen hüten. Wer geschminkt,
geschnürt und ln Schleppkleidern ln einem Tourislengasthof erscheint, wird
sich lächerlich machen. Große Toiletten gehören nur an die Abendtafel inter¬
nationaler Hotels, wo Engländer und Amerikaner den Ton angeben. Spar¬
samkeit ist eine Tugend, aber zu sparsam zu sein auf Reisen, schädigt das
Ansehen der Frauen. Wer mit geringen Mitteln die Schweiz oder Tirol bereisen
will, der vermelde die große Fremdenstraße und suche die stilleren Gegenden
auf, die ihm ebenso viele, ja, vielleicht mehr Freuden bereiten werden. Zeigen
sie ihm doch neben den Naturschönheilen das Volksleben in viel ursprüng¬
licherer Weise, und man wird ihn dort freundlich aufnehmen und bedienen.
Die .Adressen findet man ln jedem Reisebuch. Noch wertvoller sind natürlich
persönliche Empfehlungen. Man muß nur verstehen, zu reisen.
Renntier Zucht ln Deutschland. Der erste Versuch, das
Renntier ln Deutschland zu einem Haus- und Nutztier zu machen, ist aus¬
geführt worden. Auf der Insel Rörn, Kreis Tondern, sind ein männliches Tier
und zwei weibliche angekoinmen. Den Anstoß hat der sozial wirkende Insel-
geistliche Lorenzen gegeben. Den Tieren wird ein 2000 ha großes Gelände
mit einer für die Fremdlinge geeigneten Flechte als Aufenthaltsort dienen.
Gelingt der Versuch, so können dort rund 500 Renntiere leben, die nach einer
niedrigen Schätzung einen jährlichen Nutzen von 20 000 Mk. ergeben. In
Jütland, wo ähnliche Verhältnisse bestehen, weiden schon 300 Renntiere, inf
Herbst bringt ein Schiff weitere 200 Stück. Die großen Heidestrecken Deutsch¬
lands würden, wenn sich die Renntlerzuchl bei uns einbürgern läßt, wesentlich
wertvoller werden und zur Fleisch- und Milchversorgung des deutschen Volkes
beitragen können.
Ein thüringisches Idyll wird der „Frankfurter Zeitung“ in
folgender launiger Skizze geschildert: In Thüringen, dort, wo man alle halbe
Stunden auf die Grenzsteine eines andern Vaterlandes stößt, liegt inmitten
meilenweiter Nadelwaldungen ein wohlerhaltenes altes Schloß auf steilem
Felsen, um den tief unten die Saale ihren Bogen zieht. In trockenen Sommern
kann man sie bequem auf den zahlreichen Hungersteinen überschreiten, die »m
Flußbett liegen; heuer ist freilich daran nicht zu denken, der sonst so harmlose
junge Fluß gurgelt stürmisch und tückisch zwischen den Ufern. Auf der Höhe
steht in respektablem .Abstand neben dem Schlosse ein Gasthaus, in dem —
wie lange noch? ■ die Sitten der alten Zelt herrschen; die Wirtin kocht und
die Töchter bedienen die Gäste. Die nächste Bahnstation ist anderthalb Stunde
entfernt und beileibe kein Knotenpunkt des Verkehrs. Kein Wunder, daß sich
Jahr für Jahr ein Stamm getreuer Sommergäste einstellt, von jener altmodischen
.Art die eine ausgesprochene Vorliebe für Ruhe und große Portionen^^und eine
Nr. 7
DEUTSCHLAND lSB8^88e8^88e8^8e8e8eee80^ 36I
unüberwindliche Abneigung gegen befrackte Kellner und lange Speisekarten
hat. Sie harrten sogar in diesem verregneten Juli aus, trotzdem ihre Treue
auf eine harte Probe gestellt wurde. Denn mit der Unterhaltung stand es
schlimm. Der vorhandene Lesestoff beschränkt sich auf die „Dorfzeitung“
und auf ein paar uralte Bände der „Fliegenden Blätter“, deren Witze die all¬
gemeine Melancholie nur noch steigern. Das tägliche Ereignis ist der Land¬
briefträger, der zweimal einkehrt, seinen wasserdichten Radmantel ablaufen
läßt und mit seiner immer wieder erneuten Versicherung: „Ein solches Sau¬
wetter war noch nie da!“ immer von neuem Zustimmung findet. Den Höhe¬
punkt der unterhaltsamen Genüsse bringt nicht der verregnete Sonntag, der
noch eintöniger verläuft als ein Wochentag, sondern der Montag, wenn der
Amtsrichter kommt. Neben dem Gasthause steht nämlich noch das fürstliche
Amtsgericht; der Stolz des inzwischen verstorbenen Landesherrn duldete eine
Angliederung an das Amtsgericht der nächsten Stadt nicht, das zur ,,jüngeren
Linie“ gehört. Nun steht also das Gerichtsgebäude da, viel zu groß und mit
einer stattlichen Aufschrift und den Initialen des fürstlichen Bauherrn in aus¬
gestanztem Blech an der Stirnseite. Und jeden Montag kommt von der „Re¬
sidenz * der Amtsrichter herüber mit dem Gerichtsschreiber. Ihre Tätigkeit
beschränkt sich in der Regel auf die Konstatierung, daß nichts zu tun ist, und
auf eine nachfolgende ausgiebige Sitzung im Gasthause, wo zunächst ein so¬
lennes Festmahl und dann die Skatkarle ihrer harrt. Denn wir leben hier nicht
umsonst in der Heimat dieses klassischen Spieles. Wer eine Empfehlung durch
die sehr spielkundige Wirtin erhält, darf als dritter Mann mitspielen. Einmal
traf mich das Glückslos.
„Sauwetter!“ sagte der Amtsrichter und warf den ,,Alten“ auf die Tisch¬
platte, denn er spielte Grand mit Vieren und hatte die Vorderhand. Wir stimmten
zu und gaben ihm, was wir hallen. Seine Laune verbesserte sich sichtlich, und
ich nahm die Gelegenheit wahr, ihn um die Erlaubnis zum Besuch des Schlosses
zu bitten, über die er nach Aussage der Wirtin zu verfügen hat.
„Das wird nicht gut gehen“, sagte er und schob die Karten zusammen.
Wir waren schwarz geworden.
„Warum nicht?“
Er war etwas verlegen.
,,Emil ist nicht da.“
„Wer ist Emil?“
„Emil ist ein Saufbruder und das einzige Strafobjekt des Gerichlsbezlrkes.
Als Gefängnis dient das Schloß, und Emil hat das letztemal vergessen, den
Schlüssel abzugeben. Sie müssen warten, bis er wieder was ausgefressen hat.
Das dauert nicht lange. Dann kann er Sie führen. Er kennt sich aus.“
Leider enttäuschte Emil die in ihn gesetzten Erwartungen, und ich mußte
abreisen, ohne das Schloß gesehen zu haben.
Aus alten Badeordnungen teilt die „Tägliche Rundschau“
einige gerade in diesen Sommermonaten ergötzlich zu lesende Einzelheiten
mit. Diese Badeordnungen stammen zumeist aus der Mitte des 18. Jahrhunderts,
als man anfing, dem ein wenig zügellosen Badeleben des Mittelalters engere
Grenzen zu ziehen. Sie geben aber nicht nur einen Einblick ln das Badeleben
jener Zeit, sondern lassen vor allem auch die Anfänge jener Verkehrsformen
erkennen, die heute noch in den meisten Bädern herrschen. Ein 1762 erlassenes
„Baad- und Ausführungs-Reglement“ des in der Nähe von Basel liegenden
Bades Neu-Schauenburg sieht folgende Tageseinteilung vor: ,,Des Morgens
von 7 bis 8 Uhr sollen sich sämtliche Baad-Gäste mit ihren Curen, als besonders
mit Thee, Caffee, Chocolade, Wein-Waaren, Saurbrunnen, Kraut-, Kachel-
und Blatten-Mues, Butter-Schnitten, und was dergleichen mehr ist, im großen
Saale einfinden. Die, so nicht in das Baad gehen, sollen sich während 9 bis
10 Uhr still, ehrbar und bescheiden aufführen und mit etwas Nützlichem
beschäftigen. 10 bis 12 Uhr ist zum Spazieren bey schönem Weiter, und beyim
Regen zum Spielen, Conversieren und unschuldigen Belustigungen gewidmet.
12 bis 1 Uhr zum Mittag-Essen, doch solle es auf eine Viertelstund mehr oder
weniger nicht ankommen. 1 bis 2 Uhr zum Caffee, wer aber keines nicht trinket,
mag sich indessen mit etwas anders erquicken; doch ist in dieser Stunde der
Chocolade gänzlich verholten, 5 bis 8 Uhr, zu einem Spaziergang vor die ganze
Gesellschaft; wenn aber wider alles Erwarten ein Regen einfiele, so könnte
aus Desperation gespielt werden. 8 bis 9 Uhr Nacht-Essen. Von 9 bis 11 Uhr
wäre der Tag mit einem Ehrentänzlein, oder einer anderen angemessenen
Ergötzlichkeit zu beschließen. Um 11 Uhr sollen alle und jede sich in das Bett
verfügen, und ein allgemeine Stille regieren, besonders wenn sich Jemand
unter den Baad-Gästen nicht wohl befinden thäte.“ — Wie man sich bei der
Ankunft im Bade und während des Badens zu benehmen habe, gibt der be¬
kannte württembergische Staatsmann Moser in seinem 1758 erschienenen
Buche über das ,,fürtreff liehe Württembergische Wildbad“ genau an: „An¬
meldung bey dem Badmeister. Wann man im Wildbad angelangt ist, lassen
die Personen, so einiges Standes seynd, den Bademeister zu sich ruffen, melden
ihme, daß sie baden wollen, ziehen von ihme, wo nöthlg, ferneren Unterricht
ein, und übergeben ihm die Bad-Gerähte. Compliment an die Mlt-Bad-Gäste.
So dann erkundigt man sich, was für Personen ohngefähr gleichen Standes
in eben dem Wirthshaus loglren, lässet so dann ihnen, auch andern Bekannten,
ein Compliment machen. Glück zum Bad wünschen, und sich erbieten, wann
man ausgeruhet habe, sie zu besuchen: worauf man insgemein von ihnen bald
den ersten Besuch erhält . . .“ Über das Kostüm, ln dem man zum Baden
geht, heißt es folgendermaßen: „Alle Manns-Personen gehen nur in Schlaf rock.
Kapp, Strümpfen und Pantoffeln über die Straße in das Bad. Um auch desto
eher fertig zu seyn, läßt man das Halstuch, Knie-Riemen und die Hernbd-
Knöpfe zu Haus, ingleichen die Ringe, so leicht im Baden verlohren gehen,
auch wohl die Steine im Wasser ihren Glanz verliehren. Man nimmt nur ein
Schnupftuch zum Abtrocknen des Gesichts mit; einige auch die Taback-Dose.
Frauens-Personen pflegen im Mantel, Unterrock und Hembd in das Badhaus
zu gehen.“ Während des Badens soll man sich eines ruhigen Benehmens be¬
fleißigen. „So löblich auch sonst und an und für sich das Singen geistlicher
Lieder ist, so muß man sich doch dessen enthalten, wann es nicht allen an¬
ständig ist, weil die Andere alsdann nicht dafür mit einander sprechen können,
oder es sie sonst incommodlrt. Gleiche Beschaffenheit hat es mit lautem Lachen,
oder allzustarkem Reden.“ „Ob man gleich im Bad selbst die Uhr schlagen
hört, so sagt doch der Badmeister oder Bad-Frau jeder Person im Fürsten-,
Herren- und Edel-Frauen-Bad, wann es Zeit ist, auszusteigen. Man stehet
so dann auf, trocknet das Gesicht ab, nimmt sein Schnupftuch und Dose,
empfiehlt sich den Anwesenden, unter nochmaliger Anwünschung eines ge¬
segneten Bades, steiget aus dem Bad herauf und begibt sich in das warme
Vorzimmer.“ Es war damals ganz selbstverständlich, daß sich „Leute vom
Stande“ von den bürgerlichen Badegästen auch im Bad absonderten. — u—
Zur Geschichte des Alpenkostüms. Die Hochtouristeni
die mit Nagelschuh und Pickel, Rucksack und Bergstock die höchsten Spitzen
„nehmen“, tragen ihr Kostüm als eine selbstverständliche Uniform, ohne dabei
zu ahnen, daß sich die alpine Ausrüstung, wie sie heute allgemein ist, erst
sehr langsam und allmählich entwickelt hat. In höchst merkwürdigem und
phantastischem Aufzug machten sich die ersten Eroberer der Alpenwelt zu
ihren gefahrvollen Vorstößen auf die noch nie begangenen Gipfel auf. Die
Entdecker von Chamonix, die gleichsam das Vorspiel für die Bezwingung des
Mont Blanc boten, die beiden englischen Reisenden William Windham und
Richard Pococke, hatten arabische Kleidung angelegt, um durch diese phanta¬
stische Maskerade der Bevölkerung zu imponieren; sie zogen mit sechs Land¬
leuten und ebenso vielen Dienern, bis an die Zähne bewaffnet und mit schweren
Lasten ausgerüstet, vorwärts, als gälte es einen Zug in das Innere von Afrika.
Es ist bezeichnend für die wunderlichen Vorstellungen, die man sich damals
von alpiner Ausrüstung machte, daß ein Führer Saussure den Rat gab, keine
Lebensmittel bei dem Aufstieg mitzunehmen, denn essen könne man doch
nichts, aber die wichtigsten Gegenstände, die er unbedingt brauche, seien —
ein Riechfläschchen und ein Sonnenschirm, um sich vor Ohnmächten zu schützen
und nicht den Sonnenstich zu bekommen. In welchem Kostüm dann schlie߬
lich Saussure und seine Begleiter die Besiegung des Mont Blanc 1787 voll¬
brachten, zeigt ein zeitgenössischer Stich von Christ, v. Mechel. Die Berg¬
steiger trugen langgeschwänzle Fräcke, Kniehosen, Wadenstrümpfe und ge¬
wöhnliche Stiefel; auf dem Rücken hatten manche eine Art Botanisiertrommel,
und alle waren mit langen Stöcken ausgerüstet. Der unerschrockene Eroberer
der Ostalpen, der Salzburger Prof. Peter Karl Thurwieser, der seit 1826 Gipfel
auf Gipfel „seinem Fuß unterwarf“, trug stets einen „Rock mit Schößen“,
kurze Beinkleider und Schnürschuhe. Die Ausrüstung des englischen Berg¬
steigers H. M. Atkins war bei seiner Besteigung des Mont Blanc 1857 folgender¬
maßen: „Ein Paar schafwollene Strümpfe, ein Paar Gamaschen, zwei Paar
Tuchhosen, zwei Westen, ein Rock, darüber ein baumwollener Kittel,
drei Tücher um den Hals, zwei Paar Handschuhe, ein Strohhut mit grüner
Kapuze, eine Brille und ein grüner Gazeschleier zum Schutz der Augen.“
Steigeisen wurden bald für unbedingt notwendig erkannt. Schon Kaiser Max I.,
der große Gemsenjäzer, empfiehlt sie in seinem „Haimlich Gcjaidt Puech“
als praktisch. Die Benutzung des Seiles brach sich langsam Bahn, und noch
schwieriger war die allgemeine Einführung des Eispickels.
Mutterliebe eines Vogels. Ein rührender Fall von Mutter¬
liebe eines Vogels ereignete sich kürzlich in dem Bahnhof einer kleinen Stadt.
An einer Stelle, wo sich zwei häufig benutzte Gleise kreuzen, halte ein Lerchen¬
paar an einen Schienenast sein Nest angebaut. Sobald man in der gefahrvollen
kleinen Wohnung vier Eierchen erblickte, woirde dem Nestchen von einigen
Elsenbahnbeamten die größte Aufmerksamkeit gewidmet. Bei jedem Zuge,
der über dem Haupte des brütenden Vögelchens dahinsauste, neigte es jedesmal
sein Köpfchen so lange, bis die Wagen sämtlich vorüber waren; dann erst richtete
es sich wieder empor. Unter diesen lärmenden Umständen wurden glücklich
drei Eierchen ausgebrütet. Als nun eines von den Jungen zum ersten Male
das Nestchen verließ, setzte es sich sorglos auf die Eisenbahnschienen. Die
beiden Allen ließen es aber nicht aus den Augen und hielten sich in seiner
Nähe auf. Plötzlich kam ein Zug herangebraust. Das ängstliche, verzweiflungs¬
volle Rufen und Locken der Alten half nichts. Als die Gefahr den höchsten
Grad erreicht hatte, stürzte sich eins von den Alten zu dem kleinen Waghals,
faßte ihn mit dem Schnabel an seinem Kopfbüschelchen und schleuderte ihn
von seinem gefährlichen Sitze. In demselben Augenblick rollte der Zug vorüber,
und das Vögelchen war gerettet. Ein Bahnbeamter, der diesem Akte so wunder¬
barer Klugheit mit zugesehen hatte, entschloß sich, das Nestchen mit den
Jungen der Gefahr so viel als möglich zu entziehen, indem er es von der ge¬
fährlichen Stelle fortnahm und in den Klee niederlegte, der neben dem Bahn¬
körper gebaut wurde. Die Alten folgten dem braven Manne auf dem Fuße
und pflegten dort ihre Jungen weiter, bis sie flügge waren.
Die Bibliotheken der Sommerfrischen sind leider
immer noch vielfach ein arg vernachlässigtes Stief- und Schmerzenskind. Man
blättere nur einmal zurück in seinen Erinnerungen, oder geht jetzt, in den
Ferien, an die Prüfung des Bücherschranks im Hotel und sehe zu, was dort
an wirklich guter, vor allem auch für die Gegend helmatllchbodensländlger
Lektüre zu finden ist. Die besten Werke unserer führenden deutschen Dichter
und Schriftsteller dürfen in einer deutschen Sommerfrische nicht fehlen. Für
uns Landsleute selbst sind sie an Regentagen und stillen Abenden liebe Freunde,
und mancher, der das ganze Jahr kaum ein unterhaltendes Buch und erst recht
362 (lB 9OOQQQQO90909QQQ99QQ999Q QOffll DEUTSCHLAND m GOOeOOeOOOOOÖCOOBe^^ Nr. 7
j^elnen Roman zur Hand nimmt. lernt so Bücher und Dichter kennen, die ihm
heb werden für das ganze Leben. Aber — und das ist noch viel wichtiger! —
wir Deutschen schaden durch schlecht geführte Büchereien in Hotels, Pensionen
usw. auch unserm künstlerischen Ansehen nach außen hin! Gerade der Aus¬
länder, der vielleicht auch nach Deutschland kommt, um sich in unserer Sprache
zu vervollkommnen, greift gern auch zu einem deutschen Buch. Er
geht an den Bücherschrank heran, der meist in der dunkelsten Ecke des Lese¬
saales steht, greift zu, legt wieder fort, greift abermals zu und — liest endlich
vor lauter Langeweile, ln meist recht minderwertigen Übersetzungen die Werke
— seiner eigenen Landsleute. Denn gewisse deutsche Romanbibliotheken
setzen noch immer ihren Stolz darin, möglichst viel ausländische Literatur in
möglichst billigen, d. h. in den meisten Fällen minderwertigen Übersetzungen
auf den Markt zu bringen. Und ehe die guten neueren Sammlungen gesunder
deutscher Unterhaltungsbücher ihren Einzug in die Sommerfrische gehalten
haben, ist die „internationale" Bibliothek schon so angeschwollen,
daß für die deutschen Bücher kein Platz mehr bleibt. C.
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1 Deutschland und das Ausland H
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Eine Ortsgruppe des Vereins für das Deutschtum
i m A u s 1 a n d e ist in Remscheid gegründet worden. An hundert Personen
haben sofort ihren Beitritt erklärt. Zum Vorsitzenden ist der Kreisschul¬
inspektor Struwe gewählt worden.
Amerikanische Universitäten. Lawrence L o w e 11
der Präsident der Harvard-Unlsversltät, hat Anfang Juli die deutsche Reichs¬
hauptstadt besucht und ist von den Berliner Gelehrten mit großen Ehren
empfangen worden. Aus diesem Anlaß bringt das Berl. Tagebl. über Lowell
und sein Werk einen Artikel, der für den Kenner des deutschen Hochschul¬
wesens von Interesse ist und dem wir daher die wichtigsten Punkte entnehmen:
Die Harvard-Universität ist vielleicht die berühmteste aller amerikanischen
Hochschulen, die reichste gewiß. Ihr Fonds ist von Millionären gebildet worden,
sie bezieht keine Subventionen, sie steht für sich allein da und hat keine Kom¬
promisse, mit keiner Macht oder Regierung, nötig. Man könnte sagen: sie
sei ein Staat, aber ein Staat, der unangreifbar ist, der keine Grenzen besitzt
und also auch keine Kriege nötig hat. Die Bürger dieses Staates haben ein
geradezu vaterländisches Gefühl für diese Heimat ihrer Jugend im Herzen;
sie strömen aus den entferntesten Bezirken der Union her, wenn der Gommen-
cement Day — mit Prozessionen und Verbrüderungen — gefeiert wird, all¬
jährlich im Juni. Und wenn sich die ehemaligen Studenten (für das ganze
Leben nennen sie sich Harvardmen) irgendwo wieder begegnen, ln Asien
oder am Balkan, wo immer es sein mag: sie verbrüdern sich gleich, sie haben
das Gefühl einer Gemeinsamkeit, mägen sie sich vorher auch nicht gekannt
haben, mögen sie jetzt auch ganz verschiedenen Gesellschaftsklassen ange¬
hören, verschiedenen politischen Richtungen, ln dieser Republik ist nun
Lawrence Lowell der Präsident, ein Präsident, wie Polncare in Frankreich,
wie Wilson in den Staaten Präsident ist. Ein Mann, der die Organisation in den
Händen hat, der einzig für sie verantwortlich ist — nicht dem Kultusminister
gegenüber, sondern der Wissenschaft gegenüber verantwortlich — ein Mann,
der die Professoren um sich wählt wie der Präsident die Minister. Ein Regent
also, der seinen Untertanen zwar keine Orden gibt, ihnen aber, wenn sie ihn
gehen wollen, den Weg in das Leben hinein zeigt und auch den Weg hinauf.
Meist gehen sie diesen Weg mit Begeisterung, weil sie selbst kaum einen für
die geeigneteren finden könnten. Es ist festzustellen, daß in der Industrie,
ln den Banken und im Handel nicht weniger als in der Politik und Wissen¬
schaft (nur eine Kunst gibt es in Amerika überhaupt nicht) die Harvardmen
an der Spitze stehen, daß sie gelernt haben, sich hinauf zu arbeiten. Der Rat,
den ihnen der Präsident gibt, wird also schon gut sein, erfolgreich und wne
cm Stück Lebensstoff. Wir könnten also wohl ein wenig neidisch sein, wir ln
Europa; wir bekommen ein schönes Diplom und tragen zum den Titel
eines Doktors, und es kann doch geschehen, daß wir damit verhungern.
[Ein deutscher Lesesaal in Honolulu. Im Mai d. J.
wurde in Honolulu der langersehnte deutsche Lesesaal eröffnet Eine ge¬
mütliche Feier vereinte dabei einen frohen Kreis. Ein Ingenieur begrüßte die
Erschienenen und betonte den völkischen Wert, den der Lesesaal als Sammel¬
punkt der Deutschen unserer Stadt bedeute. Im Lesesaal sind schon über
dreißig der besten deutschen Zeitschriften vorhanden. Auch die „Deutschland"
liegt dort aus. Die Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland
berichten weiter, daß auch das geistige Leben der Deutschen in Honolulu eine
erfreuliche Regsamkeit zeigt. So ist dort die Einrichtung regelmäßiger wöchent¬
licher Vortragsabende getroffen. Für das laufende Jahr sind Vorträge vor¬
gesehen über: Hebbels Tagebücher (zweimal), Richard Wagners Nibelungen¬
ring (etwa sechs Abende), Goethe, Gustav Falke, Gottfried Keller; ferner
über die Maler Zumbusch, Boehle und Welti. Diese Bestrebungen sind nicht
nur deshalb wertvoll, weil sie den Deutschen einen engeren Zusammmschluß
geben, sie bieten auch den Amerikanern Gelegenheit, deutsches Geistesleben
kennen zu lernen.
1
Eisenbahnwesen
1
BlB
„D-Zug-Kultur“.
Unter dieser Stichmarke veröffentlicht die „Tilsiter Allgemeine 2[eitung*'
folgenden beachtenswerten Artikel:
,,Die sich überstürzende Entwicklung des modernen Verkehrswesens hat
uns nicht Zelt gelassen, in Ruhe von all den neuen Reisemöglichkeiten Besitz
zu ergreifen und sie uns anzueignen, um sie zu beherrschen. Wir sausen von
Großstadt zu Großstadt, hasten von Museum zu Museum und sättigen unsem
Hunger nach Erlebnissen mit kunsthistorischen Schlagwörtem, histonschen
Namen, Jahreszahlen und Daten, lauter Einzelheiten, die uns fast nie innerlich
bereichern. Der Reisende von einst, der vorwiegend Wanderer war, fragte
nach Namen und Art der Städtchen und Dörfer, der Gehöfte und Leute. Am
Tore der Stadt, abends ln der Schenke hörte der Fremdling mehr von der
Geschichte des Orts, als uns heute unsere Reisebücher sagen können. Und
er nahm den Eindruck, den ihm Art und Persönlichkeit der Erzähler machte,
als mit dem Erzählten auf das engste verknüpft, unverwischbar mit nach Hause.
Statt dessen fliegen wir von heute durch das Land, um an wenigen „hervor¬
ragenden" Punkten Halt zu machen, weil es da etwas zu sehen gibt. Wir sind
sozusagen auf ,.Sehenswürdigkeiten" dressiert. — So reizvoll — und wertvoll
ln manchen Fällen (d. Red.) — es ohne Zweifel ist, in einem Zuge ohne Unter¬
brechung z. B. von Berlin nach Innsbruck zu fahren und so in wenigen Stunden
liebliches Flachland und seine milden Linien, den Himmel der Ebene* mit
seiner Färbung mit den gewaltigen Formen des Hochgebirges, seiner Luft
und all seinen ganz andern Eindrücken zu vertauschen, so sollte doch auch die
alte Art des Wanderns und Relsens nicht ganz vergessen werden. Wir sind in
bezug auf das Reisen großtuerisch geworden und unbescheiden. Wie manchen
Leuten eine Sache minderwertig ist, wenn sie nicht einen ihnen gleichsam
als standesgemäß erscheinenden Preis hat, so haben wir angefangen, die Schön¬
heiten um uns her, im Vaterlande, zu verachten und nur
die des Auslandes (Tirols, der Schweiz, Italiens) als voll anzusehen. Wandern
von einst war Hingabe an die Natur, Anpassung an die Natur. Wer sich ein
Wanderziel setzt, kann sich die Landschaft im einzelnen nicht auswählen.
Er muß durch öde Striche, durch Staub und Sonnenglut, ganz wie cs die Straße
bietet. Dadurch aber lernt er die Schönheit der Nähe würdigen, auch wenn
sie nur bescheiden ist, wie die Schönheit der Pappelallee, der Hecke um den
bäuerlichen Gemüsegarten, des Blumengärtchens am alten Wegebaus.
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BERLIN HRMBÜRQ
HOTEL ESPUHADE
Das Vollendetste auf dem Qebiete der modernen
Hoteltedinlk und des feinen Restaurantwesens.
■.T-ir
DEUTSCHLAND
idliistt Ostseeliiileniirtiiliiioti im [isiitalmilirülitioiiiiliezirk SKItii uillirtii lir Minie
loli iil üiyist 1813100 M ii 8 Mo.
Ohne Klammer = Eisenbahn.
Bemerkungen.
j = Kleinbahn.
= Schiffsverbindung.
Mit Dampfer: ♦ der Stettiner Dampfschiffsgesellschaft J. F. Braennlich (Hertha, Odin, Freia, Imperator); $ defSwinemünderDampfschiffahrts-
Aktiengesellnohatt (Berlin, SwinemUnde, Heringsdorf); c/* der Stettin — VVollin — Camrain — Dievenower Dampfscbiffabrtsgcsellscbaft (Stettin,
Cammin, Sedan); 0 „Prinz Heinrich“ der Reederei Boettchor; Ä „Kronprinz Wilhelm“ der Reederei E. Mohrmann; <4 „Falke“ und „Caprivi“
des Kapitäns Beutzien; ^ „Strelasund“ und „Hiddensee“ des Kapitäns Prätz; 3 „Germania“ der Reederei C. A. Beug.
Verbindungen auL'erlialb des Juli und August sowie weitere Verbindungen siehe Fahrpläne.
I. Uber Stettin.
Ab Berlin.An 953 12111 206! 339| 349, 510 i 534 02» 7il' 8211 9£» 1211
An Stettin.Ab 753 10101163; 127 138! 301 333 416| 540| 567j 7221022;
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II. Über Swinemüude.
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Wegen der übiigen Badeorte auf Usedom und wegen der Kisonbahnverbindung SwinemOnde—Misdroy siehe Fahrplan.
IV. Uber OreifswAld.
III.
Über Stralsund.
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__(Kh^ter u. Neuendor f) I || jj J ( Liuidung.^^.^^tclle Vitte)
Am Freitag jeder Woche fällt die Fahrt 700 morgens von Kloster un .l 135 nachm, von Stralsund ans.
,jWer.- jSoon-
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b' Dienstags bis Sonnabends.
I Ab 11. 8. Abfahrt von allen Stationen
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DEUTSCHLAND la eeeeoeeeeoeeeeeooe eeeeeeei Nr. 7
364
Blitzzug Frankfurt a. M. - Berlin. Das schon seit längerer
Zeit bestehende Projekt einer neuen, besonders raschen Tagesschnellzugs-
(sogen. Blitzzugs-) Verbindung zwischen Franfurt a. M. und Berlin (Stadtbahn)
über Gießen-Kassel-Nordhausen-Güslen in beiden Richtungen scheint jetzt
seiner Ausführung entgegenzugehen. Mit der Einlegung des neuen Schnell¬
zugspaares am 1. Mai 1914 ist nach der Frankfurter Zeitung ziemlich bestimmt
zu rechnen. Die Züge sollen zwischen Frankfurt a. M. und Berlin nur zweimal,
nämlich in Kassel und außerdem wahrscheinlich noch in Nordhausen, anhalten
und werden wie auf den preußisch-hessischen Staatsbahnen alle diese D-Züge
mit außerordentlich kurzer Fahrzeit nur die beiden ersten Wagenklassen führen.
Eine neue Bahn im Thüringer Wald. Die neue Thüringen-
Waldbahn von Lauscha nach Wallendorf, welche einen der schönsten Tclb
des Gebirges durchschneidet und gleichzeitig die direkten Zugverbindungen
bedeutend verbessert, geht in Kürze ihrer Vollendung entgegen. Die Bahn¬
strecke erschließt dem Touristenverkehr reizvolle neue Gebiete des Thüringer
Waldes. Sie ist technisch meisterlich angelegt.. Schwierige Übergänge und
Viadukte mußten geschaffen werden. Nur wenige deutsche Gebirgsbahnen
haben auf so kurzer Strecke so viele bauliche Anlagen aufzuweisen, ln großen
Bogenlinien mit teilweise sehr bedeutender Steigung windet sich die Bahn
zum allberühmten Rennstieg empor.
Fehler im Ku r s b u c h. In der jetzigen Reisezeit mögen die folgenden
Bestimmungen über die Haftpflicht der Eisenbahnverwaltung für Irrtümer
der Fahrpläne von Nutzen sein. Die Eisenbahn haftet für alle Fehler, die in
öffentlichen Fahrplänen begangen worden sind, da die öffentlichen Fahrpläne
durchaus klar und übersichtlich und selbstverständlich richtig sein müssen.
Dagegen haftet sie nicht für die Fehler, die in privaten Kursbüchern vorhanden
sind. Sie haftet für Fehler in privaten Kursbüchern nur dann, wenn sich die¬
selben Fehler in den amtlichen Fahrplänen befinden und von diesen in die privaten
übergegangen sind. Die Haftpflicht erstreckt sich erstens auf die Preiserstattung
für zu hoch bezahlte Billetts und zweitens auf den Ersatz aller dem Reisenden
durch einen Fehler im amtlichen Kursbuch entstandenen Unkosten. Wenn
also z. B. im amtlichen Kursbuch bei einem Zuge nur Waggons 1. und 2. Klasse
angegeben sind, trotzdem auch Wagen 3. Klasse verkehren, so muß die Eisenbahn
für den Preisunterschied zwischen der 2. und 3. Klasse bei denjenigen Reisenden
aufkommen, die sonst gewohnheitsgemäß nur die 3. Klasse benutzt haben
würden. Für Zugversäumnisse, die infolge eines Fehlers im amtlichen Fahrplan
entstehen, oder bei Versäumnissen von Anschlüssen muß die Eisenbahn für
die Kosten haften, die dem Reisenden dadurch entstanden sind, daß er infolge
der falschen Angaben des amtlichen Kursbuches den wirklich letzten Zug
versäumt hat. Sehr wesentlich ist der Hinweis auf einen Irrtum, der
allgemein unter dem reisenden Publikum verbreitet ist. Es wird nämlich häufig
angenommen, daß das ,,Reichskursbuc h“, das von dem Reichspostamt
herausgegeben wird, das amtliche Kursbuch sei. Diese Annahme ist falsch.
Das „Reichskursbuch“ ist nicht amtlich. Demgemäß haftet die Eisenbahn
durchaus nicht für Fehler, die in dem obengenannten sogenannten ,,Reichs¬
kursbuch“ enthalten sein sollten. Klagen, die sich darauf beziehen, bleiben
ohne Erfolg. Als amtliche Fahrpläne gelten alle diejenigen Fahrpläne, die in
den Wartesälen der Eisenbahnen sowie in den Hallen und Stationsräumen der
Bahnhöfe ausgehängt sind und die Bezeichnung „amtlicher Fahrplan“ tragen.
Die steilste Schmalspurbahn Deutschlands. Die
Andreasberger Zahnradbahn im Harz ist am 19. Juli dem Verkehr übergeben
worden. Die Bahn ist eine der interessantesten Bahnen Deutschlands und
überwindet bei 1700 Meter Länge eine Steigung von 170 Meiern, hat also
mit Ausnahme der horizontalen Ein- und Ausfahrtstrecken eine durchschnittliche
Steigung von 1 : 8. Sie ist demnach die steilste Schmalspurbahn Deutschlands
für Personen- und Güterverkehr. Finanziert ist die Bahn durch eine Gesellschaft
mit beschränkter Haftung, die aus Staat, Provinz Hannover und der Stadt
besteht. Die Baukosten betragen einschließlich Grunderwerb und Zuwegungen
ungefähr 850 000 Mark.
Die Speisewagen der internationalen Schlafwagen-Gesellschaft
dürften bald ihren Tarif herabsetzen. Die Speisen sollen billiger
werden. Ein Versuch nach dieser Richtung ist bereits auf einigen österreichischen
Eisenbahnstrecken in die Wege geleitet worden. Dort kostet das Mittagessen
jetzt 3 Kronen, d. h. eine Krone weniger als vordem, freilich gibt es dafür eine
Fleischspeise weniger; für das Abendbrot werden nur 2'/;, Kronen verlangt,
ebenfalls eine Krone und ein Gang weniger. Diese Neuerung wird zweifellos
in weiteren Kreisen des reisenden Publikums .Anerkennung finden: falls sie sich
bewähren wird, soll sie allgemein eingeführt werden.
Schiffahrt
Die fremde Flagge neben deutschen
Kriegsschiffen.
Die „Hamburger Beiträge“ bringen folgende Notiz, für deren
Richtigkeit wir natürlich dem Blatte die Verantwortung überlassen müssen:
Gerade vor zwei Jahren beschwerte sich der Verein Hamburger Reeder
in seinem um die Mitte jedes Jahres erscheinenden Bericht darüber, daß die
Kohlenversorgung der deutschen Hochseeflotte während der Übungsreise in
die norwegischen Gewässer einer norwegischen Firma übertragen worden war
Soeben wird nun bekannt, daß die deutsche Marineverwaltung auch in diesem
Jahre die erwähnten Lieferungen nach Norwegen vergeben hat und daß die mit
dem Auftrag betraute Firma erst jetzt versucht, sich den erforderlichen Schiffs¬
raum u. a. auch bei deutschen Reedereien zu beschaffen, natürlich nicht
ohne die Berechnung einer Extra-Provision, die im Falle des Abschlusses mit
einer deutschen Firma wohl hätte vermieden werden können. Es ist bekannt,
daß die deutschen Reedereien niemals die direkte Unterstützung der Regierung
verlangt haben, wie es im Auslande der Fall ist; die deutsche Schiffahrt ist auf
eigenen Füßen groß geworden. Daß aber die Beförderung der Bunkerkohlen
zu den auf hoher See übenden deutschen Kiegsschiffen mit Fahrzeugen fremder
Flagge durch Vermittlung einer norwegischen Firma besorgt wird, das muß
aus verschiedenen Gründen auf das schärfste verurteilt werden. Es kommt
dabei doch auch in Betracht, daß die Kohlendampfer eventuell an die deutschen
Kriegsschiffe anlegen müssen und daß auf diese Weise den an Bord der fremden
Dampfer befindlichen Leuten die Besichtigung der deutschen Kriegsschiffe auf
die bequemste Art und Weise möglich gemacht wird. Vor allem aber hätte nach
unserer Meinung im Hinblick auf andere Umstände Veranlassung Vorgelegen,
den erwähnten Auftrag der deutschen Schiffahrt zuzuwenden. Zu der¬
selben Zeit, in der Regierung und Reichstag daran arbeiteten, dem deutschen
Wirtschaftsleben und nicht zuletzt den deutschen Reedereien eine bisher un¬
bekannte neue Steuerlast aufzubürden, ist offenbar ein Ressort des Reichs¬
marine-Amts damit beschäftigt gewesen, einen Auftrag für die deutsche Kriegs¬
flotte dem Auslande zuzuwenden. In England werden, das möge besonders
betont sein, die umfangreichen Kohlenlieferungen für die Kriegsflotte grund¬
sätzlich nur mit englischen Dampfern befördert.
H Luftfahrt
Der Bodensee -W'asserflug ist der erste erfolgreiche Wett¬
bewerb in Wasserflugzeugen, denn der vorigjährige Wettbewerb an der Ostsee¬
küste war gewissermaßen nur ein Versuch, dem wenig Glück beschieden war.
Diesmal aber haben hervorragende Flieger wie Hirth, Vollmöller und Thelen
gezeigt, daß sie auch das Wasserflugzeug jetzt sicher zu führen wissen. Es
erhielten im Wettbewerb um den Großen Preis vom Bodensee (Flug über
200 km) den ersten Preis (25 0(X) Mk.) und den Ehrenpreis des Großherzogs
von Baden Hirth auf Albatroseindecker (Flugzeit 106 Min. 17 Sek.), den
zweiten Preis (10000 Mk.) und den Ehrenpreis des preußischen Ministeriums
des Verkehrswesens und der öffentlichen Arbeiten G s e 11 auf Doppeldecker
Friedrichshafen (Flugzeit 106 Min. 51 Sek.), den dritten Preis (5000 Mk.) und
den Ehrenpreis des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, für einen Flug bei
über 7 m Wind, Thelen auf Albatrosdoppeldecker (Flugzeit 128 Min.
41 Sek.) den Ehrenpreis des Verkehrsverclns Konstanz Kießling auf Agodoppel-
decker (Flugzeit etwa 131 Min.). 2. Im Wettbewerb um den Preis für Sport¬
flugzeuge (Flug von Maschinen unter 95 PK über 100 km) den ersten Preis
(5000 Mk.) und Ehrenpreis des K. A.-C. Vollmöller auf Albatroseindecker
(Flugzeit 50 Min.). Der zweite Preis von 3000 Mk. wurde nicht verliehen, da
der zweite Bewerber Kohnert auf Eindecker Friedrichshafen bei seinem Flug
die Kontrollstelle Romanshorn nicht richtig überflogen hatte. Da er aber der
geforderten Leistung sehr nahe geko.-nmen war, erhielt er einen Trostpreis
von 2000 Mk. und den Ehrenpreis des Grafen Zeppelin. 3. Im Wettbewerb um
die Steigfähigkeit auf 500 m, mit 180 kg Belastung: den ersten Preis (3000 Mk.)
Hirth auf Albatroseindecker (Steigzeit 11 Min.), den zweiten Preis (2000 Mk.)
Kießling auf .Agodoppeldecker (Steigzeit 12 Min. 18 Sek.). 4. Für Befähigungs¬
nachweise (Abflug und Landung auf Wasser, Abflug vom Land, Flug auf
200 m Höhe) erhielten Prämien, je nachdem sie mehrere oder alle Nachweise
erfüllt hatten: das Ottoflugzeng 500 Mk., das Aviatikflugzeug 800 Mk., Doppel¬
decker Friedrichshafen 1000 Mk., Eindecker 500 Mk., zwei Eindecker Albatros
800 und 1000 Mk., Doppeldecker 1000 Mk.. Agoflugzeng 1000 Mk., Strack-
flugzeng 500 Mk. 5. Für die Konstruktion, bei der die einzelnen Organe des
Flugzeugs mit Punkten gewertet wurden, erhielten Preise: der Albatros-Ein¬
decker Hirths für 1316 Punkte 5000 Mk., der Ago-Doppeldecker Kießling
für 1315 Punkte 3000 Mk., der Friedrichshafener Doppeldecker Gsells für
1308 Punkte 2000 Mk. 6. Mechanikerprämien erhielt das Personal von Hirth
und von Vollmöller.
Ein neuer deutscher Dauerrekord ist von dem Flieger
0 e 1 e r i c h in Leipzig aufgestellt worden. Oelerich blieb 6 Stunden 4 Minuten
in der Luft und landete erst, als er den deutschen Dauerrekord, dessen Inhaber
bisher Sedlmayr war, gedrückt hatte.
Luftreisen französischer und deutscher Luft¬
schiffe. Eine Zusammenstellung der im ganzen Jahre 1912 von den sechs
französischen Luftschiffen durchflogenen Kilometer findet sich in einer fran¬
zösischen Fachzeitschrift. Danach hat als erfolgreichstes Dupuy-de-Lome
(9700 cbm Rauminhalt, 244 PK) in 100 Fahrtstunden 4424 km zurückgelegt
und dabei 321 Gäste befördert. Bedeutend höhere Zahlen enthält eine soeben
bekannt werdende Statistik der Zeppelin-Luftschiffe. Nach dieser hat Viktoria
Luise Insgesamt 285 Fahrten ausgeführt, ist bei diesen Fahrten 663 Stunden
34 Min. in der Luft geblieben, hat 36 633 km zurückgelegt und 5953 Passagiere
befördert. Die Schwaben blieb bei 230 Aufstiegen 499’/^ Stunden in der Luft,
Hansa bei 188 Fahrten 418^ 2 Stunden, und die Sachsen, das Fahrzeug der
Wiener Reise des Grafen Zeppelin bei 58 Fahrten 133 Stunden. Schwaben
legte bis zum 30. Juni insgesamt 28468 km, Hansa 22 %l km;^und Sachten
Nr. 7 i PQQQQQQQ 39G0Q Q 98 8803 9 930 eas) DEUTSCHLAND iB eeee e e c geeeccoceeoeooeoo eegM 355
7819 km zurück, Schwaben beförderte bis zum gleichen Termin 4622 Passagiere,
Hansa 4007, Sachsen 1335. Insgesamt haben die Zeppelin-Luftkreuzer Deutsch¬
lands, LZ 6, Ersatz Deutschland, Schwaben, Viktoria Luise, Hansa und Sachsen
bis zum 30. Juni gemeinsam eine Kilometersumme zurückgelegt, die dem
zweieinhalbfachen Äquatorumfang entspricht.
Über die Berner Alpen nach Mailand ist am 13. Juli
der Schweizer Oskar Bieder, der Bezwinger der Pyrenäen und der Walliser
Alpen, geflogen. Er schraubte sich von Bern aus in gewaltigen Schleifen bis
zu 4500 Meter empor und fuhr dann zwischen Jungfrau und Mönch durch.
In Domodossola, wo Chavez seinerzeit nach dem Flug über den Simplon er¬
mattet zusammenbrach und verunglückte, versah sich Bieder mit Benzin und öl
und flog dann nach Mailand, wo er dem Bürgermeister ein Schreiben des
Stadtpräsidenten von Beon überreichte. — Die Rückreise von Mailand nach
Bern machte Bieder am 27. Juli über den Gotthard.
Der französische FliegerLetort flog am 13. Juli als Erster
ohne Zwischenlandung von Paris nach Johannisthal.
i
\ \ \ Automobilwesen.
Der Allgemeine Deutsche Automobilklub hat sein
zehntes Stiftungsfest in den Tagen vom 19. bis 22. Juli in München gefeiert.
Es wurde am 19. Juli mit der Sternfahrt und der großen von Meiningen über
Salzburg und Kufstein führenden Zuverlässigkeitsfahrt eröffnet. Arn Sonntag,
den 20. Juli, unternahmen über 200 Kraftwagen eine Prunkfahrt nach Nymphen¬
burg zum Prinzen Ludwig Ferdinand, dem Ehrenpräsidenten des Klubs, und
von da zu der Residenz, zum Prinzregenten. Im Anschluß an diese farben¬
prächtige, eigenartige Huldigung fand im alten Rathaussaal ein Festmahl
statt. Der Minister des Innern. Freiherr von Soden, hielt hier eine bedeut¬
same Rede über die Entwicklung des Kraftfahrwesens. Er hatte recht, als
er das Verdienst, das Auto im weitesten Sinne namentlich für die Verkehrs¬
zwecke der Post nutzbar gemacht zu haben, für Bayern reklamierte. Schöne
Worte fand Herr von Soden auch zum Lobe des Autos im Dienste des Arztes
und der Nächste.nliebe, im Dienste der Freude am Leben, im Dienste des
Verkehrs, als starker und glücklicher Ausgleichsfaktor zwischen Stadt und
Land und als unentbehrliches Kriegswerkzeug. Den Beschluß der Tagung
bildeten eine Fahrt zum Chiemsee und ßallonaufstiege.
Sport und Spiel
Die intersoziale Bedeutung der Kieler Woche
schildert E. v. E g i d y ln einem beachtenswerten Artikel (Frankfurter Zeitung).
Der Verfasser sieht die Bedeutung in der Einwirkung der Kieler Woche auf den
inneren Ausbau unserer gesellschaftlichen Verhältnisse. Starrer, unbeweg¬
licher, unbiegsamer als die seiner Nachbarn ist die soziale Gliederung des
deutschen Volkes; ein freies Fluktuieren verschiedenster Elemente ist durch
historisch gefestete Traditionen erschwert, ein gegenseitiges Befruchten wert¬
vollster Eigentümlichkeiten beeinträchtigt durch Faktoren unseres sozialen
Körpers, deren Für und Wider hier nicht erörtert werden soll. Wir wissen
genau: es ist noch nicht genug, daß Bayern und Preußen und alle andern deutschen
Länder zusammengeschweißt sind zu einem Reich, es müssen auch die inneren
Kräfte, die mächtigsten Faktoren, die es stützen und die es vorwärts treiben,
die es halten und die es beflügeln, miteinander versöhnt werden.
Zur Erfüllung dieser Aufgabe vermag die Kieler Woche, die um den
Kaiser Männer der verschiedensten Berufe versammelt sieht, ein Teil beizu¬
tragen. Sportliche Veranstaltungen größeren Umfanges, die ihrer Natur nach
nur auf dem Nährboden bedeutender Geldmittel gedeihen können, sind vor¬
züglich geeignet, Elemente zusammenzubringen, die sonst nur allzu bereit
sind, weit auseinander zu streben. So ist denn die Kieler Woche durch Zu¬
sammenspielen mancher Faktoren zu dem erfolgreichsten Mittel geworden,
eine Fusion der großen Mächte: Geist, Blut und Gold herzustellen.
Noch vor dreißig Jahren war der Sport mit Ausnahme des Turnens eine
unnütze Beschäftigung, der sich nur die nichtstuerische Aristokratie ergab.
Von hier drang er langsam, nicht ohne starke Beeinflussung durch den Kaiser,
in die breite Masse unseres Volkes. Mit dem Sport eng verknüpft ist die Technik,
die neueste Erfindung, das Flugwesen. Selbst der Adel entdeckte in sich tech¬
nische Interessen und Fähigkeiten. Aber ohne Geld ist hier nichts zu machen.
Andere Kräfte mußten herbei. Dort, wo der Geist schon längst geübt, in die
Zukunft voraus zu eilen, war es leicht. Opferwilligkeit zu finden, für die natio¬
nale Bewegung in Richtung des Sportes. So arbeiten geheim und öffentlich
all diese Mächte an einem gemeinsamen Ziel, doch der Ort, an dem sie sich
persönlich berühren, das ist die Kieler Woche. Alljährlich kommt die „Victoria
Luise“ von der Hamburg-Amerika-Linie zu diesen Tagen. Ein Teil ihrer
Passagiere sind Gäste des Kaisers, ein zweiter Teil sind Gäste Bailins, und
nur ein dritter Teil reist aus eigener Initiative. Da sind sie klug durcheinander
gewirbelt: Generalkonsuln, Offiziere, Hamburger Großkaufleute, der Intendant
einer süddeutschen Bühne, der Direktor einer großen Bank, einer der höchsten
politischen Verwaltungsbeamten der Reichslande und alter Adel, der Organi¬
sator der Dresdner Hygiene-Ausstellung, berühmte Ärzte, Großindustrielle.
Mit Frauen und Töchtern sind sie da zusammen, nicht um einmal an der gast¬
lichen Runde eines Tisches versammelt zu sein, nein. Tage lang leben sie das
nahebringende Dasein der Bordexistenz; so vereint fahren sie hinaus zu den
Regatten; an Land treffen sie sich als Hausgenossen bei den verschiedensten
geselligen Anlässen, bei Verabredungen im Jachtklub, zu den Bordfesten der
Kriegsschiffe, bei dem für die Fremden eingerichteten großen Empfang am
Hofe des Prinzen Heinrich. Und von überall her kommen dann die Gäste an
Bord der „Victoria Luise“: das Gefolge der anwesenden Fürsten, der Adel
des ganzen Reiches, die Sportgrößen aller Länder, die Seeoffizere mit ihren
Frauen, und fast geschlossen trifft man dort die Ritterschaft Schleswig-Holsteins.
Wie an Bord des Vergnügungsschiffes, so überall in Hotels, bei den Bällen, auf
den Begleitdampfern und auf den Priavtjachten. Hier gilt keine Hofrang¬
ordnung. Hier ist ein Tummelplatz geschaffen, auf dem sich die Kräfte messen
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; •d'en SichÜlwu die Aciilling vüf dtr
di?r ArBjeti t^TTdlcute ottAH^r^ ihnen den Bctiuüf
dt'r ’ f'itsri- r FRii'iit; Dr ßrwJk der Direktoir des Kü^nig-
der yi^’;h jurvHc und doch fchoö
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Nr. 7
@ DEUTSCHLAND ( 5 ^^^^ 60 0 ^^) 0000000 00 0 0 000000 00^1 367
8.—'13. August: In Halle a. S. Kongreß der Handwerks- und Gewerbe-
kammem Deutschlands..
8. —12. August: In Meiningen 28. Kongreß der Allgemeinen Radfahrer-
Union.
9. —11. August: In Köln Verbandstag des Verbandes Preußischer Kataster¬
assistenten.
11.—12. August: In Nürnberg Verbandstag der deutschen Bürsten- und
Pinselfabrikanten.
13.—17. August: In G e n t Internationaler Kongreß für Lebensrettung.
16., 17. u. 18. August: InBadBlankenburg (Thüringerwald) 34. ordent¬
liche Hauptversammlung des Thüringerwaldvereins.
16.—^20. August: In Augsburg Bayr. Schuhmachertag, verbunden mit
Ausstellung.
16.—^21. August: In Halle a. S. Verbandstag deutscher Sattler-Innungen,
verbunden mit Ausstellung.
25.—28. August: In Kiel Hauptversammlung des Deutschen Apotheker¬
vereins.
25.~28. August: In Kiel Deutscher Apothekertag.
25.—^28. August: In Trier Tagung des Deutschen Forstvereins.
25.—^30. August: In Buffalo Internationaler Kongreß für Schulhygiene.
31. August bis 5. September: In Budapest Internationaler Kongreß für
kaufmännisches Bildungswesen.
31. August bis 7. September: In Antwerpen Internationaler Kongreß
für Wohnungshygiene.
Verzeichnis der Vereinigungen, die für 1913 ihre Tagung in
Breslau abzuhalten beabsichtigen.
Anfang August: Verband Deutscher Kartoffel-Interessenten.
3-—6, August: Deutsche Bunsengesellschaft.
4.—8. August: Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine,
4.—8. August: Deutscher Archivtag.
6.—10. August: Verband deutscher Bahnmeister.
9. —10. August: Deutscher Fahrschulenverband.
10. u. 11. August: Verband der Eisenbahn-Vermessungstechniker der Preuß.-
Hessischen Staatsbahnen.
14.—19. August: Deutscher Blumenhändlertag.
17. August: Deutsche Athletik-Meisterschaften.
17.—20. August: Zentralverband der deutschen Ortskrankenkassen.
19.—26. August: „Germania-Ring“, Verband deutscher Postwertzeichen¬
sammler.
Ausstellungen
Die Gewerbeschau in Essen.
In unserm Ausstellungswesen vollzieht sich allmählich ein gesunder
Fortschritt. Man lernt sich weise beschränken und in sorgsam zusammen¬
gestellten Ausstcllungstücken das zeigen, was wirklich für die Landschaft
oder für die Stadt, von der die betreffende Ausstellung ihr Gepräge erhält,
bedeutsam, charakteristisch und wertvoll ist. Ein Muster solcher Art von
Ausstellungen ist die am 25. Juli eröffnete Essener Gewerbeschau. Auf einem
Gebiet von 7400 qm wird hier in architektonisch schönen Hallen übersichtlich
und sehr geschmackvoll angeordnet gezeigt, was das Handwerk, das Kunst¬
gewerbe und die Industrie dieser so mächtig aufstrebenden Stadt heute zu
leisten vermögen. Eine sehr schön gewählte Architekturabteilung legt Zeugnis
ab von der hohen Entwicklung, die das Bauwesen ln Essen und namentlich
in den Landhausanlagen seiner reizvollen Vorstädte heute genommen hat,
redet aber auch eine eindringliche Sprache von der Schönheit der Industrie¬
bauten, die hier entstanden sind und die für das sich nach Norden in die
westfälische Tiefebene immer weiter hineinziehende Industriegelände eine
so große Zukunft haben. Mit der Architekturabteilung ist eine Gruppe Bau¬
betriebe verbunden, in der übersichtlich zusammengetragen ist, was zum
Hausbau an Rohmaterialien notwendig ist. Eine Lehrmiltelausstellung, die
heute reichhaltige Industrie für den Haushalt, die Verwertung des elektrischen
Lichts im Handwerk und im Eigenheim, eine Abteilung für Bäckereir für
Gasverwertung usw., alles das ist weiter in der Ausstellung gut vertreten. In
dem großen Mittelbau unter der Kuppel des Hauptgebäudes steht ein wuchtiger
Pavillon des Essener Steinkohlenbergwerks mit dem großen Modelle einer
kleinen Kolonie; gewissermaßen ein Sinnbild des wirtschaftlichen Lebens,
das ln Essen vom schwarzen Diamanten ausgeht. Sehr beachtenswert ist endlich
noch die außerordentlich geschickt zusammengestellte Ausstellung neuzeit¬
lichen Hausgeräts. Vor allem zeigt die Möbelfabrik Schürmann, welch
gediegene Schmuckstücke für das einfache Haus und für den vornehmen
Gesellschaftsraum sie aus dem Holz herauszuarbeiten weiß. Die ganze Aus¬
stellung bekundet in ihrer Anordnung und Anlage großes Verständnis für die Auf¬
gaben des modernen Ausstellungswesens. Und da die jetzigen schönen Gebäude
stehenbleiben sollen, darf man wohl annehmen, daß Essen sehr bald mit einer
bedeutsameren größeren Veranstaltung dieser Art auf dem Plan erscheinen
wird. C.
Die jublläumsusstellungen in Holland. Von den
Jubiläumsausstellungen in Holland nehmen die Ausstellung „Die Frau
1813—1913“ in Amsterdam, die ein hübsches, besonderes interessantes und
verschiedenartiges Bild des niederländischen Frauenlebens im vergangenen
Jahrhundert darbietet, und die große Amsterdamer Schiffahrtausstellung einst¬
weilen das lebhafteste Interesse in Anspruch. In der letzteren Ausstellung
gibt die auf dem Wasser gebaute, durch das Wasser großgewordene Stadt ein
Stück ihres Lebens. Man hat sich bei der Einrichtung nicht auf die Zeit der
letzten hundert Jahre beschränkt, sondern auch ein „lebensgroßes“ Modell
des Amsterdams aus dem Jahre 1583 dargestellt, das mit dem traditionellen
Lunapark, der unvermeidlichen Rutschbahn und einer Bayerischen elek¬
trischen Bergbahn ein Zugeständnis an diejenigen bildet, die mehr zur Be¬
lustigung als Belehrung kommen. In der historischen Abteilung befindet sich
das besonders schöne Modell eines holländischen Kriegsschiffes aus dem
Jahre 1665, das der Deutsche Kaiser der Ausstellungsverwaltung in hier sehr
angenehm empfundener Freundlichkeit zur Verfügung gestellt hat.
Bis 12. Oktober: In Düsseldorf Große Kunstausstellung im Städtischen
Ausstellungspalast.
Mai—Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) „Deutsche Künstlerbund-
Ausstellung“ mit über 2000 Kunstwerken.
Frühjahr—Sommer: In Darmstadt Ausstellung namhafter Privat-
Gemäldesammlungen im Stadt. Ausstellungsgebäude.
Mai—Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln.
Mai—Oktober: In Stuttgart Große Kunstausstellung im neuerbauten
Kunstgebäude.
Mai—Oktober: In Breslau Historische und (Gartenbau-Ausstellung, ver¬
bunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege.
Mal—Oktober: In München Intern. Kunstausstellung.
Mal—Oktober: In Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung.
25. Juni bis 1. September: In Kassel Deutsche Kunstausstellung.
21. Juni bis 5. September: In Paderborn Gewerbe-, Industrie- und Kunst¬
ausstellung.
Juli—August: In Essen Gewerbeschau (Ausstellung für Handwerk,
Industrie und Kunst).
26. Juli bis 12. August: In Stuttgart Fachausstellung für Papier- und
Schreibwaren.
Mitte August: In München Süddeutsche Drogisten-Fachausstellung, ver¬
anstaltet vom Deutschen Droglsten-Verband.
8.—10. November: In Barmen 16. Allgemeine Wuppertaler Geflügel-
Ausstellung.
1
Bäder und Sommerfrischen |
f
Badilmenau (Thü r.). Am 18. Juli tagte hier der Bezirksausschuß
des 1. Verwaltungsbezirks zu Weimar. Als Vertreter der Großherzoglichen
Staatsregierung waren erschienen die Herren Geh. Reg.-Rat H. Heydenreich
sowie Regierungsassessoren Eberhardt und Erbslöh. Es wurde u. a. beschlossen,
im September d. J. mittels Sonderzugs die Internationale Baufachausstellung
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368 il
DEUTSCHLAND
Nr. 7
in Leizpig zu besuchen. An dieser Fahrt werden sämtliiche Mitglieder und
stellvertretende Mitglieder des Bezirksausschusses sowie sämtliche Bürger¬
meister des 1. Verwaltungsbezirks teilnehmen. Es sollen auf der Iba insbe¬
sondere die Vorbilder für Straßen sowie die Reform Wohnhäuser besichtigt
werden. Die Stadt Ilmenau war vertreten durch Herrn Bürgermeister Zachäus
und die Landwirtschaftskammer durch Herrn Landesökonomierat Collenbusch
auf Schloß Vippach.
BadCottleuba. In diesem Jahre erfreut sich unser Badeort eines
sehr lebhaften Verkehrs. Der Fremdenverkehr hat ebenfalls einen ganz be¬
deutenden Zuwachs erfahren. Die Bautätigkeit, die im vorigen Jahre schon
sehr lebhaft war — es sind 1912 3 Villen, 5 Wohnhäuser und das städtische
Berg-Hotel auf dem Augustusberge neuerbaut worden - ist auch in diesem
Jahre wieder sehr rege, denn es sind jetzt schon wieder mehrere Villenneubauten
in Angriff genommen worden.
Mannheim, Rundreisen und Wanderungen. Unter
dem Titel „Rundreisen und Wanderungen: Schwarzwald-Bodensee-Schweiz,
Neckartal-Odenwald-Bergstraße, Haardt-Pfälzerwald, Rheinfahrten“ hat der
Verkehrsverein Mannheim soeben eine neue Veröffentlichung herausgegeben.
In diesem Prospekt ist zunächst darauf hingewiesen, wie viel Interessantes
Mannheim, das Hamburg des deutschen Südens, wie man die Stadt benannt
hat, den Fremden bietet und welch günstiger Stützpunkt Mannheim dank
seiner vorzüglichen Verbindungen als Ausflugszentrum ist, um Gebiete kennen
zu lernen, welche mit zu den schönsten Landschaften Süddeutschlands, ja unseres
deutschen Vaterlandes überhaupt, gehören. Zu diesem Zwecke sind in dem
Prospekt verschiedene Ausflüge in kurzer Auswahl zusammengestellt, welche
namentlich von Fremden im Neckartal, im Odenwald und an der Bergstraße,
ferner von Mannheim oder Ludwigshafen aus im Pfälzer Wald und an der
Haardt besucht werden können. Ferner sind darin einige Rheinfahrten und
einige Touren in den Schwarzwald zusammengestellt. Die Leser des Pro¬
spektes werden u. a. auch auf die Vergünstigungen aufmerksam gemacht, welche
im Nahverkehr ab Mannheim und Ludwigshafen bestehen (wie Sonntags¬
karten und dergleichen). Auch auf die bevorstehende Eröffnung der für den
Ausflugsverkehr so außerordentlich wichtigen Rhein-Haardtbahn nach Bad
Dürkheim ist ausdrücklich hingewiesen. Eine weitere Abteilung des Pro¬
spektes bildet die Übersicht über die in Mannheim und Heidelberg aufliegen¬
den festen Rundreisekarten nach der Schweiz und der Hinweis auf die Vor¬
teile, welche der Reisende bei Verwendung dieser Billetts hat. Die Abgabe
des Prospektes erfolgt unentgeltlich.
Kraftwagen für den Personenverkehr verkehren seit
dem 16. Juli zwischen Mosel und Nahe mit täglich zweimaliger Hin- und
Rückfahrt. Die Endpunkte der Fahrlinie sind die Städte Berncastel-Cues und
Idar-Oberstein. In kaum mehr als zwei Stunden überqueren die Kraftwagen
den Hunsrück, der für den Reiseverkehr zwischen den beiden Flußtälem ein
großes Hindernis bildete, weil sich sein Gebirgskamm auf der verhältnismäßig
kurzen Entfernung von 40 Kilometer etwa 800 Meter über dem Meeresspiegel
und fast 700 Meter über die genannten Städte erhebt. Der bisherige Fuhrbetrieb
von der Mosel zur Nahe erforderte etwa sieben Stunden. Die Kraftwagen bieten
bequeme Sitzplätze für 14 Personen, genügend Gelegenheit zur Aufnahme
des Reisegepäcks und gewähren freien Ausblick in die Landschaft. Der Verkehr
findet während des ganzen Jahres statt, da die Wagen mit festem Verdeck ver¬
sehen sind und gegen jede Witterungsunbill Schutz bieten. Der Fahrpreis
entspricht der Posttaxe. Die Fahrlinie führt von Bemcastel aus durch die
Berncasteier Schweiz über Longcamp nach Morbach, durchschneidet den
eingegatterten Königlichen Hochwald, berührt mittelbar den höchsten Punkt
des Rheinlandes — den Erbeskopf - - und geht über Kempfeld, Katzenloch
nach Idar. Die Schaffung dieses Verkehrsmittels entspricht einem oft betonten
Bedürfnis und ist eine wertvolle Ergänzung der Reisemöglichkeit zwischen
Mosel, Nahe, Rhein und Saar. Die Fahrt über den Hunsrück selbst ist die
bedeutendste Höhentour des Rheinlandes.
Der diesjährige Berliner Ferienverkehr hat nach
den amtlichen Feststellungen den vorjährigen an Stärke übertroffen. Im ganzen
wurden auf den Berliner Fernbahnhöfen, einschließlich Charlottenburg und
Gesundbrunnen, 442 930 (420 011) Fahrkarten, also 22919 Stück mehr als
im Vorjahr verausgabt. Insgesamt wurden vom 4. bis 9. Juli 145 419 Gepäck¬
stücke (gegen 141 221 im Vorjahre) aufgeliefert. An denselben Tagen wurden
zur Bewältigung des Verkehrs außer den fahrplanmäßigen Zügen 53 Ferien¬
sonderzüge und 280 Vor- und Nachzüge abgelassen.
Ein Kammweg von der Schneekoppe bis zur Wart¬
burg. Der Verband vogtländischer Gebirgsvereine hat einen Weg markieren
lassen, der die Fortsetzung eines Kammweges bildet und am Rennstieg in
Blankenstein (Saale) endet. Dieses Verbindungsstück beginnt auf dem Hain¬
berge bei Asch. Als Markierung ist der vierzinkige blaue Kamm verwendet
worden, das Zeichen, mit dem der bereits vorhandene Kammweg im Vogt¬
lande vom Hainberg bei Asch bis Bodenbach markiert ist. Dadurch ist eine
Wegemarkierung geschaffen, mit deren Hilfe man die deutschen Mittelg^irge
von der Schneekoppe bis zur Wartburg durchwandern kann, eine Wegstrecke
von rund 700 Kilometern.
|DBD
□ an
□ ■n
□ ■a
□ ■ü
Fernsprecher 205x4 Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e.V.) Fernsprecher ao514
Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse a8.
(Die Geschäftsstelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseangelegenheiten und versendet auf
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und Landschaften.)
Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle.
Auskunft in Reklamefragen.
Wir machen unsere Mitglieder erneut darauf aufmerksam, daß die
Geschäftsstelle des Bundes in Leipzig gerne bereit ist, den Mitgliedern in allen
Reklamefragen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Bei der Fülle
von Angeboten, die namentlich den Verkehrsvereinen, Bade¬
verwaltungen, Hotels usw. beständig gemacht werden, ist es außer¬
ordentlich schwierig, immer die richtigen Werbemittel auszuwählen, und es kann
nicht oft genug betont werden, daß neben dem Erfolg einer guten, zweck¬
entsprechenden Reklame durch manche falsch ausgewählte und
ungeeignete Propaganda mittel viele Tausende von Mark ver¬
geudet werden. Namentlich empfehlen wir Vorsicht gegenüber den An¬
geboten ausländischer Zeitungen und Zeitschriften,
die zum Teil zu außerordentlich hohen Preisen die deutschen Verk^s-
interessenten zu Rcklamezwecken zu gewinnen suchen. So wirbt z. B. augen¬
blicklich eine englische Zeitung für ein großes DeutschesSammel-
i n s e r a t, für das die Seite mit 1100 Mark angeboten wird. Wir würden
es lebhaft bedauern, wenn unsere Mitglieder auf dieses Angebot eingehen
würden. In solchen Fällen liegt eine vorherigeAnfragean den Bund
irn eigensten Interesse der Mitglieder, denen wir unsere Erfahrungen gerne
zur Verfügung stellen und in besonderen Fällen zuverlässige Erkundigungen
einziehen.
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Nr. 7 :: ps eos ii ^^ DBUTSCHLAND isee eoocoeooeoooeoocMp^ ^ 36 q
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Verkebtsm^nea;' dw ,:Ati * J’^;t^-4'iP''^ 4te
4ffutsckffo ,Sia«t3CfSfrtiii;tbne^ ]&■fflr■cIt?■ ■^^l difl: Weg;* ^sr'i=in-4 '4a4ürtH Tufr'.
• mancKe'aiiÄer«r-M4gfei^<f*-'-<^ ?ur:4fe; '4'«-u h'^.^n^'.B? A ei,.■■
n-iÄnrhe ^ W^flv^sTcJät im;-AiisiaTid ■^vaH^s^ihJei| 4 f^;H e.rt't''^--
bff b r 1 i ch w e rde n w > rd , Jiäiaül dSes^ amlbel^eri Aut^kunbssuJfen jnji
ge^gneleii d ff u t i t h e rr ßffamteTV be 5 ci;ti Werdisi»-
Die Beteiligung der yerkehrsr Verbätvdff lind
rVereine an internationaien Aussteilungen*
In Miv 14 und tn •
detltj- ünd.:Aa^0^fe'4a^st)e^i^j^^^
wkfip' dfiF -silTti liHufig uftd h*>:
.ändert Vä^kk^'tj^fbtbck’„s^th (e^idiii;■ An--,
„geböte deicrt ^ ...
■ . ■seb;^/^diiJi':.VenUi^dtguPS
bffz^glieb der jri dk V^^^rkib
Vcfeinff bitfcTeSsicrffiideri Cübki^i^ri XiHlirsstikf Sj^öri
auf brctjtffr intcrtiütjonskr rrj ^■ftfftfiffifrt ji^r Pf«: :^ c£'V!^!ff4'-
T c r i-s ic h c Z f ti I f ß ^ sT.e Ibt f ü t .4a- a ■ A ■t> s-^t y I iy tT. «c R;’ %t-
ti'n !f^rtd&cbk^l>«P fJeUaC^?, kotriTi:«pdptt
rhei^fffn K ii i'i Jtifir’: Z'w.ciL'kt'' "ditiffr ■. Ver ■ ■ gtfk'btei •; • .’ pff.A-'
Ausföhnsngffn dffr diis Aijcsstclbingif-hh-iftfi^v
entpffWfftt; ..ki^g^ffrj.d^£^:
^A fi' Z^V;'Vttttdiffö ici -. St^t*i>. itiP'br ■■ ; W’^.ige.r •.
ffTnÄtl^ff2; ii4d f^^isEtvrV.Wbl
.4)5: y,ic^kd<'*1‘i Abfeiktigifft aikiftritmEr Avir-telbiiR^P
-ATÄri^it -k/firjes^ye^
Bcdüff^iii' ttfldh y^br^iiufitK; KinniinV^ai:
För4ffnjnS. dffi iieisffi:frkdbits.i gb^v-u uyfdH: Aüsl^üfi^^
dffr Auf^ieüffr aujT^ t^tfegfftrifch WTix^t^ie-Kitb |üJ-.4k'
vermittiung ■bT.5tijflr.nil'. .. :.-.■ . ;' .:.'-k--'..'.
bebaupiffti. dtp: Ort?Siiff cte ipff. äp^j^l'
vereine/,ün4.At^idt''r^'-Verktbr^ns^ «* .yOdr '
ffndßr^li:- 'l/iT*iks; dk' ■.■i.ü-K-<:. ^ A'®'^;-w^i4 K ^ •
k u r r .\ k.4;-.4^7fU..:4^W^b''4QKb k a 3u n,-’ { iK-W->>^'. Gfs^k^bxffen;..,
di«cr. Äu«»t'ff liegen. itiraTt^'ssciKtfrA .kir.töe-
Fühldnp: bS^kn und4Alby*t*vitfelkj^ Beb^ljjipSunfier iiicHt kaiiiintlWrt kürdim:
Zwff fcÜos gefjiin nüf )^üöff Surtimen fii*'; 4?f ibgtff rt .
verlorfföi *qWM ■ dTff' Ausslelbid^ rdtW- .de/ ^cbwfltffrt Üinfbök [tniupiimt imi
nicKt ftligftinein d«i bktfft* w*» maft vön iin« tokWti mternati Kund*
gdb^ing fffwaflffn timfi/'. ' .•
0 i^m ÜW»Un 4 känbtff WoM nur werden, w«üfi alle
jene iKreiJffi in dcnsri :Äi 4 fgöbe ii UegL iuf FördefiW^ Rciseverkehn bei-
iiulra^, yort Ffili zwi r^Jt vewtSeidig:*«^ tb# ffie ^bre bestimmte Zusage
lur Tiednfibme gebenn
Oii** Aürtpelltingtn lür Fördffn?ftg 4 ffi werden gewiß
am ffhetteft ibf Zkl erreiebtn,. wer^i sie »kb V^ibt iö oft liebst
und mti Isrtdern bcacbkki
wird d*as Ihtjpifeit^e eb aueb djskP^*Bff W
M*Bff «tw^ckt, daß ei» grdBmr Besueb dea maSeebw^de^? hibbbumS' er-
-.• wÄttiil.. vr^tderiL kann.^ ': /•
PiJ W b^traUge ao ffntwkkelt ünd dfcr
(Eüglic-iiSt ^bw^bsfflndff(TV Besuch vertchicdener Lander i^ ao gT'^lib daß aRe
.- am,. Fi^dejivetkelff'- .beteiligtet^ tJndffr.:.->'*b- .-^rri^m^rtnjea
WWiT, ■ -Zwe^kffi- iffjiätm'akh .d.^«’ Wei't^wAien
■ betbffgßW.disP ’EWt würfe? jüi' Abw^-be f^aain^inenbrvdeA. ■
.. ; -Wähl -K^ iötby.bfer- 1^.1 ^ -.iti Bfffbia <;fiw KAßfarefti, itif
•v.O^'dbbhg-.'d^
■yWibp^ f '.bWkW; ’.^b .-.n^f «til -Aie -^t.itÄtiicb
■ wrj- ..■■'^>d?r tn' Ad*«ffibj^gen- ■ I5ie'. obcti'&ffWaartfen MiB''
^fende bestebffft iid dir ^tuptssebe bfi dffrt 'i^ovAt ürga^isterten A^» 4 eUüng*ri»
■' ■'.Ünd iöSjdt aelbit .' mcb 'inkf^b'^r.eteh 'dieif .Keesve^
.^tcb daß Anme^ldupg ■ bfft e jnW. llen mfef Aib tfell'
kanr^Jert Aiiiatellung e^iuffyWfrUcid^unft m Kfeise vct^uffejbe*
■ N^cbdem beT.eits'uHt^r dea Fl4febie);>9'ffrff?i^i^-; .yer^biedeA^ eine
• .BeftpretrWlig -vyit^cb ■sitb. '^i^: dffb/J.^rve^'
■'.sage tEur für; Ff.ffm'dßftv’^dibr
gfffeofiffit>g vmtifjjdi^ofi WO dre StKiyttzeri^W ZentHtflfelle ic^r dos
AuistelJüAgaw'i^i^n 4 fe, .AxifVjOfi^: ^r^aogen^ db eWt splcbe VffrstHhdigm^g ;i:Wbt
■ fEuf -;b:fedefer 0 * 4-0
■^■■' ■rntematJööalffrr 'gewiß',
•' wfffif .urad w 5 r litriiübeß BLRst desb-a'lW Sfe atiiüfetsir/ ab' Sit sic^ et:w»a Äijf-Ö'ni-iid-
Jagt der beiJi^^cb Vefi^inWw iU brotl^^f Bäiiiilpf üng dW übttb
. stän-de befed ttklÄrfn. 'kötTfifej.i •
Der w J ^m ^feversiindb^b W dög abgektideri: iverden.
und wit srbbtm (uss^ Wiii: Zi 4 .^buimUTtg Üye
■'bff»a?Wbe M«mn£>434^;r4}¥j^\ ■.■-^
', 'Njstcb dffCi BestWfi.^.A?eih.' 4 ts -EhtwAr^'Tt^ifna^tme
'A'L 2 ^tffllurfH['im Elrirdf^y -.in^b.-.yii^ iFei, pe^titMli^ffr
' .Mefeu-nÄ$iulkfUttg 4 ^f Kdqatr-
. CTir. ■ •. Bl- • «n&w ^d-ffcb '1 i prfeigert.^ .^ta'dtd.e^n
die beupt^ebWb ir Frsge fepromendien KfeiM sieb: ürssi^espfncben
, und .die Küiiilbctien Antwö^^'vqr!ies*’?iv' '^‘
'.' ; Diesffj;! DatM*iofe?ici' kbbii^i'-wHV.nur' WpßjchUn; . Ei -^p npeb■ crytäfenL
daÖ aueb der ,B u nd De ti tf ch e r V e r ke K V «1 elaje der aflittP*
SGhfiioenfft^ Frage *ei( langaf cr Ztfit beabtidefe BeflicKtii^g So
ia-t W den Sifeüngffit des HwupfeorSfendes wje aus:]! iit 4 «n C^ni^ffiv'^rtaniffi-
Jungen de« Bündel in den .Idiflin: 1912 und 1111 wiccjffc hob. ffuf dfe Nnt^endig -
fctik «W:r VeiÄtajndit^^ rweeW V^^meitiunig emEf Zeripiitfer^n^ ^Jd
,ünd Arbffib WVdedtclt hiniijeWAfftert y^orden^ Auth im
de.i Rffil^erkeKfÄ auf der? deut^eWn SbaiffeJjertLrah nert feit der Bund dir
wtcb 4 fi.e' AuMleJbfOE^fe^gn ^yi" gebfeß'bt • und diip AuJarbdtij^l.g .wh'
-■;Rjith 4 ifiH!n ffnigeregt, dfej wie w’it ff/bifiren*'siE.b ^;ufjöt in Vöf'bewtüng>n 4 ffn*
D e t B 1 1 d ’5 r s c b m Ti c k der
E i « c n b 3 h n A fei ff i I«V Arffi
: dfM I in
,. Akadem.ie. fut /.fS'aipiiiiifA
, Bü.cKgffwerfee . .iu LfcqizJg: , •/wf^k
.-; Frsjxge.riGK! lifeer die ■wrji' Ctiind 4 ^«
•'. v 6 tn Bu.^ Deutscher V<srkcbrsvc/«in'e
■ in Lelpife und. der -.-Fitwa- Ri
Ifljsder«'- -VAria^;. ■ is! ..LAp^ig ■
iifbte-ji-■,. W'ei?;b .&
>x™'. öi!t.
baferitÄ-teßfeii. c ingcgiiTsgebeH ^'-.. Bildet'
Ab dfim • F'i ki\i ■■; Uijti m^W •.- ■ 'v^n
.FiVdb^^'uJf-:'- '■•' C-fbamrut.
. Ib' bffjjer .• ■ 'ü 1^4 Ö ir.t'kiör.. Sfeligfr .•
l^fe:fer^^r■:' als -.- .V^rii^ffjfid'er.; dei.- 4 ijr'^f
'U'jfL-.- ■^V;jUT,M't'i-
g^rjT,Äß V ffrtrtfer 4e^ ^ akcbcf
■ Verkeb'rf'/VffftJ'.i?;^:-.-' pnd '.der Fktti^
R, y cti^l i&ndifX^ y fff )a g V? Vf it- Verl i ff kr
«4fü<f)ji£T OftS¥e.tki6.Hm'ffTffiTre btfl-fftbgt:;
![■> 'lagen 'dc-r Jury - 7 lÜ 'Eniw'ür.fe
lILKläntttlertt Vqrr ■ 4 ^)tffj?irT?^-öblfe
dise. ■ j.üf.y -, 34 ?.tim Ankauf' tirid ■ Äot
. Aif3 .■ -Die bcfft cn; der
ou’X?!^y/ffbliffn- Btldtir. 'etfeielseii j^ußer
dpffb-'^uL/^ie ■ cutfeffejttifen
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TtinruiiTr O^rfumy
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370
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noch icii^ *bö60^<ltrp:.C?^%!;Tft^ ^*>lj 5 Ändt(ai. ^ fiten JiJüSr .
gtvviWsV ' a^ ^?l* tirtilfc: H^idS-r
hur^^j? HÄift'iwVtö^c;h . MjiivK'ri:t,i- . KfiiL . Kqlfl-' A-
Lü b«<V h^► ;ts^ V'ft^ 5^4*4* Rnw tjt;*;
Segi^'tri^, V!?ÄrnctTM*Ti4(r^'-\Vt^fia^, '^tT^^ ■
Aus den Bundes - Vereinen
D ifc:i K 6 1 n-^ET E i'i w tv ÜV ■0|i{ä!j0^' fidn-:P4i4iiW4-'
■ >,Wrt niJgjB Kfi e« Beiteherif du^ch. dne' f^rwik. 1 .; 7^a: .■
..'• ' ßi? Slödt ßoD'rt'iit dfiTfc ßoFfdij'tfeikfÜi^i'
eW- .^r... AnJt k;'j'uii , tsrt;.'’:tfi ;'f^üJi>^^, em "'öiKnitÜchjfÄ
yefk<;hj^ht4jttaü
Der Allo^mejne: Mo¥elye;fein
hiell t'ftt'iÜv J.uli' ;*d jB.ii i '|a'.]fi'' ttfto;dftfrt^ dfwr'.t'^eFTn L!).r«{rjt4;« Fi^wh^irrnc
VE^fi jK Vifn tl^n ■ 0 ^lA^^l■^'üjpp^h
' . A ■- iV5 ;. . ^ii.if. D*e Schii^er^'--
hefh^^gcn: ik» M^^WJ'vr^üInSi ■ vW(-.;?f4^5'Xk^utiwri iTti^Lrt?! '
wofd^U'tjifi‘iiT’WU')if, Aij,l Hefbairg»--
im Ö^F c WfmiU - .i^ ■ ^'' mi. ' vdie Herh^ftepö d<iSi:'
dir ai;wcribci!ty^5ueliitWi(^'.-ric!i ■
,tntd .QJt^^fÄkll^^ HäHc^iv^iSedfcrwi'^e lingfi lief ’
rccbli :44iid ii timi (rrtifiJin den xh) d ^TtT{^fiJ:l ^jÄ>d in filer AtiUi^je
so dfts Wj^enwy^biet iv^tithnn Ußd T^iff'f dminathiit
-flui^itKteAj^Tj >t;i’E> ^irdv- .l^it)^ .Mfjsd-
Vw'cin yeloU diiTJCh jAnla^c poßivrses dufcb dflfs EityMji W*n 4er
hcrrlj*htn fti.tr g.J'yfinont 'n!»^,'h Dis tvdfe Ai^iiiSP dßs
iLÜseiiTgc;An^:iibei^ryd«^;-'i^iv:;'j:km:iV^^^'^uej^4öi jabre den’' yin'A'itr' t^ijü’ '
eigea« VieirkehH’' ond ■A+3^iif4i;?biiTf-rAit''iür <3ie Mosel m CiJt'fcfi fcS^n/K-ä.fei ';
und damd d»!arf WiinscboT';wfeitcyeiF enUprcchen,'
i)eT VerirttUr«-Verna Dät¥«Jd«»df
wurdlr dtsf iweifm- Kfd'jc;
Hcsöi^-tcf^ der V^feiri-F'^njir^KedjiY
Gtis^.yfe<,' ßf^wrfrenv-9 rb^i-iSjer ■'.
u nti- ,3B" Viftrui ■ V^fbälnd<fH .Vftv 3tei-, ■ irE)" ü^i^c.n'-
gibt (iü.' ^’fitKi :;^ft;’ '('■^iriieiilcrer^ 'Tst eii ■
des Vferaj^ns,. Inneirn-4eä Vi'd^jti'uli'ti^en '
G^n?:iftiv,sr?p5: ■ ^'und-.’.^^fJ .■ ü.Äm ciu'-n Werbet d i i k feit für dje- .
.. ntfttebtäfWiife:
des Weste maldCtJubE.
Der ;Wwti 5 rk^?d|Ä^ib d^j^s^^v jubfe auf em fünfuntbwÄnii^Hhji^J^^ ,
BeslebM cKe fand am :5* und 6; Juli in
.Dierd^T'f^ d^ 'ftbtWtÄb.ö^iiii yow Wied, ^^ii. • Graiüfirkt
w'TjrdedÄr 1^880 iri Ssltiirti und umfaßte füofGftjfiisteiii
^r den G^b^vereujVn ciöif Suejis idh^
■ W’enbi^'^ie befiie djjnin dK't ’
häüfi'bki^ti'dH-'*t'V Dis EeivT des sdb.tfTtws ^v-tii'dsjeiErijwleik'l.
düfcK ;^;ied AdifbiiC jiAjCh der KäJMsrdcKi; HteH «inei^ VortTSfi
Übsr -d^ Oi^yg^fddkte/ Am Abend. vsTelfufete km,«.-■■ kju erOetri
bn hSa.iini--:' Ifi- der Friibe des ivvelien (weitrr^r
imd uj(t\': \ (■ ybr-i^k .Geti.era.Ivtraafjirnlunjii Dk LeilujiT.^ fcgtle der. biPHräbütgf!
VorAiilwtftd^V.:^.ebt-i'nxf^ L'jiEjdT4''t.’ BtJ<hiTn.|f 'ilLkcrtbiif-g^). ' Au* den Vtt-^'
hÄnii^rifJO.g-e#t iirfcjigimde» i'u Itr^iiritn:; D*t Orifsni'sab'ooi '
%'ereirt &H. 0 isUadte^, i . StffS« ^ 'd 7 L-a. udfcvT^i^Tirrte im* Lstntfipf leyx/
I Z Ort*#TU|»'peD' wnd' ftÖO E.iniisWtisiiedf^. ^.frj^ s-Iipy. die; Gri^pp.&r^
utiti. ^ For'tsebfil'fe ^3¥^4.,C;S.4 i'.'ktaf.fer.S'l sTä At;i^' -
(«chiteri Bikrgidrmt'iw^ t n b {Rrnt574*irf) jgdb jkrilobt
über dsTit Sla'sdS^ülef b.Eirbef^n/defeht., i^' riöji? bp. 'viF^r.r^tJ'r.-
folgtie} • -fd den Vj»^ tand wurden .•' ■ u^widdi Li.^w*'.' ^
•von B^^jber^terpjM^Ktt'dyiaufel and ^ntlkamr^ Koeb (Bori^tt.)-- a '% :■
fEnft^sns? ■ die .^'Wr^JÄtiMcifunei -w-i?.#'weit-be ltei-dtr '.
Gfö.rd'uftÄ' d^?*'• v^r ifäb-t.en feben.: ' 0 iriröS|.viV^;'- '
gliedern, swftwt^^. jf^ .4^..'
urteilt .'ijAiE. tj?äwli ."Ämmyw*;
Si^
n» li>tlii^ Ü iiii^l-DHiiitR
etfW ^ $^‘«^f]rair «fl)IUttit 4
^m<y iiiÄtJtn diir
cott tf^ia ^f^jr Htnl yreiS wiÄ
eftkiiteE Die iiä'di94lbftg&
•.Tft^täf^*4.i*t Vissfin^f.
-Mb det* Ti^irfir^ ejn?^ W *>t r i' vr* 1 4 A ö 's! Jt 1 'S r Ü u tt- g.verfoundeff;
• -;äk ■ biiiyplTaujndutMe: • |.u großer
:IVk4rt^.:b4tUn'Feörjbi^"j;jfy^n GF^trÄwMTi* Ra'ni^^ehi ^jubicK
■■. l)i£KBfifglkbe
^ cbCTiif^bs ' ausgctrbelitctQii
i3tü.t.tcn-;v^-jffe^ertr prÄxjb^fg^ ■’VWA-^’fftif Übei'laufi4ii*uy^ Allt
dis» G'^yer^.^nibs;'-ivli|f%-cÜ.y ■ ■ein£>initigie tti-
:duains der. genvwbf liät.
; Epfi^t Reihe Kiü y,'.t ' V'^n • lA'i' Ä«;Zitaten' itn Kur^st^xwbe'
fteF. aö vEin fb-n ■■ Ander'«'.^sti^pfatesi itott»'
der- ■K i»TiAtHeii.-tdm..' '-.Tii'ml viirr' , . Sfnlri'■'ö.rwi ■
nicfti. iiUB vamm
.dfij'' Gif^iT;iOPi^ü5ier .■.■ Wit ;iu^ijff!eÄte-lit;^ • 'VijoA J nfüMSise- waren t wd, Samm^
Mön. Aui ^tilvfegwiö^ PoTwSkn^ 7Vul«en,
öb.eiT j^^itbeirFij>: eifert W'^erwälder Ueb<9Eb^c
I ^letcheiikun^ auf denr
uitge^üf^e öb
. Rsntmeistsf Zeybtt
in Dieidöif, Die O^lx^trpflis ^il.'it;in eäi^e Stall bebe !7ahl von Bitdcfn 4.^
threm Öezirke ju^sii;it4r|ff.. divruuiifr Aufiialime dm .»neuen
rdmischeii WacMltHU^Si Aü l ^lchi> 4?nWtes?/
Büch erschau
R <' tb ?i r t c r f t i b ü f g s. n n d dt % i üd J i t h s ii iS c K w « ft-*
WA l 4 ? Sr Eirie:wl3^jiGjnmSfiff<^bf! ^cbwtkJfvÄ-jifkÄi^end« dieselekKl
rtfitjütkr^ndt Ri3helb#itt Wtbtjhtfn fWgi?irb dt* atidJithm und mittleröi
^hvfSFÄwalfe ^eib^ Dk l^^teruiUiiOnÄlen öffenirlkhen
y^kebifsburtifu» Vtit« 4 Liudiün 14^^ koitenfoi
D e r ■ V a r Ji e h r n - V^ c r e t u K 4 r I i i la b r hat 4 mn waien Führer
':duf'cH-fei%üb'£:urid i’ckbej?i InMncf^h^i
Stfebmuirk u.; fädd FjsrbtjnphotogrÄjpbin^
■-M+yyu^tfi4..^';[f;l;:|^i'trer' jpirA rlncp i^iffibuC.lc'-''vijrr.- der.
?irAv.jfd:/HhrP4e^;V-^>:-3^ Wg,- i'm
-iijrj; ■'jf?^j1<f.rt'i^^'i oüt. 'rt>n -4d^i* . ßeftftirblii; yon 4^'^' V|t|i di*
_ ■Oy.y tSI-'t i,bl? ’j'r it t i:.^rt:H?,-^ i« .dem Ai.ifsaije, i»Oi[tt Vcrfcebrt-
w^n ^ypA-^ -ÖT:^ Alfred -
V. tl-., l^y.cn- .asff'' N 5 ■ b. lartten W ^ ju^f' . ?i. 2öW; lli' v^. obeu*
und; .iJitij... unter-; dfcm .1'.2f0'.
' 'iLÜ 'lesyjr}. ■ i: ■ .■ ■■
■ '•• ;. ■.' : Schluß fe- • Je&i.'’'-. ; :..
■^ - ■ ; 1" - -^ ^ ' . <|> t I i . « » J .' ■ L■ ■^ I■ ■ JL * - ■ . ■I■ . ■ ■ “■ »■ ■ .. ' -■! ■.^. ■ "J. r i< »M " . i J>, | >' » ^ I.A I . T A * 4«j.»- >j »>X ■ .L^IJ i XU^LL >i 'U ' M f^
Srhr^ftljBÜtr v$rottt\yi>f tlicb. bii den ülit! cm. Telti TÜjvF riu d r* Ca si i t&
Tay ^ den wtoc höh liehen und «mtJichen T^U der Bunaet^
rfljMt-fui.cb?*ütd4r Ät f ScHutn tT’cherT GtiBchwüsnüiFOf des Bvnd«G.Detjt$i:ber
Vtity?tt?j^^Viiir.ri&bnö in LeipitjifVfiir drsd Aririiiiji^fftfeiM Bruno Ko rb In^Püss«!''
tünk^f; lu^Veriö^ ri^rirüs.!?, e.ld öi^f GJ" Vrrift^a-Ans tälT Aktur^ues.
IW 1 i.V £^!^^ de S^)j 3ü ü s fl e i d t> r b b ^ t f f n le r ?f y d o k 1 1 o p s b u r c &u u ft d
. f^ifiH th ^'tt s, ^ % jfi 1 i !&: Vorktf: W. Glrit r dtif ^ p ^ä\*\ jw W.7»Unt^r den Landen 5Öii.,
>tiän ohno weitere Är^abt^
i Au Podflbtlofl der Viüs^eldOTf. Postfach 4|4:i
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Ärtfg^rf vonT^jrofesfior
K V, ifUl eibÄUt«n
■. •i'r^.-KorbÄ^aea/'sss::?;
(nihfffl GläüijotvUe Eifoljgo
JPIOOB bei Qmt\ BB'itt-
mtLüßmus» iB^hltus^ äkrofßr
Iqbö^ IfbTKkrankli,, Fr»ü0ii-
n n d ICtft der k rjirt Idiett^Di ^
lUttAllHiBic ^ Jisritmnisi «M4;fnf>ikii
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[flr nenO» odD EmolungdieiirHIte.
Da« 0 Sue Jm3tr geltifket.
A«rrtL Leifaini
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V
Üf.
KBUfmftuB. Lrftimn^t
Plrettor SqUAp
DEUTSCHLAND
Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe
Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen a Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher
Verkehrs-Vereine □ Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e.V., Köln
« ♦
I Der Bezugspreis beträgt:*
: I. Quartal 2.40 M., II. bis IV. ;
I Quartal je 1.20 M., direkt durch *
X Kreuzband nach dem Auslande *
; 10.— M. pro Jahr — Erscheint t
X Mitte eines jeden Monats (im X
X April, Mai und Juni je zweimal) *
Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins,
des Sächsischen Verkehrs-Verbandes,
des Verbandes Bergischer Verkehrs-Vereine
und des Verbandes der Verkehrs-Vereine Westfalens.
Druck und Verlag:
Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseidort
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Nr. 8
Düsseldorf ■ August-Ausgabe 1913 IV. Jahrg.
Das Eilenburg der Gegenwart und seine Wünsche für die Zukunft.
Von Dr. B e 11 a n , Erstem Bürgermeister der Stadt Eilenburg.
Es ist noch nicht lange her, daß die Stadt Eilenburg vielen
Bewohnern unseres deutschen Vaterlandes vollkommen un¬
bekannt war. Man wußte wohl, daß es in Leipzig einen „Eilen¬
burger Bahnhof“ gibt, ohne daß sich selbst Kenner der Leipziger
Verhältnisse den Kopf darüber zerbrachen, daß von diesem
Bahnhof aus ein Schienenweg nach einer arbeitsamen und
schön gelegenen kleinen Mittelstadt namens Eilenburg führt.
In früheren Jahrzehnten, als Eilenburg noch nicht an die große
Verkehrsstraße versetzt war, war die Stadt ein kleines Land¬
städtchen wie viele andere. Ein tüchtiger
Bürgerstamm arbeitete dort, die Stadt
unterhielt fleißigen Verkehr mit den
Nachbarstädten, und der ,,Rote Hirsch“
sah nicht nur die großen Wagen der Kauf¬
leute, sondern auch selbst Kurfürsten
mit ihrem Gefolge einkehren. Die
Bahnverbindung mit Leipzig und Halle
machte die Stadt zu einem entfernter
gelegenen Vorort dieser beidenGroßstädte.
Hierdurch veränderte sich das ganze
Geschäftsleben. In neuerer Zeit sieht man
das selbständige gewerbliche Leben
wieder erstarken; neben den Leipziger
Geschäftsbedingungen zeigt sich eigene
Kraft; mit einemWorte :der kleinstädtische
Vorort hat sich zur Mittelstadt durchge¬
rungen, der die Vorteile der benachbarten
Großstadt zu ziehen, dabei aber auch seine
selbständige Existenz zu behaupten weiß.
Der Umschwung der Verhältnisse
ist in der glänzenden Entwicklung der
Eilenburger Industrie, ferner in der Er¬
richtung guter städtischer Anstalten
durch die Stadtverwaltung und endlich in
der Neuerrichtung bzw. Herverlegung
Königlicher Anstalten nach Eilenburg zu
sehen. Die vortreffliche Entwicklung, die
die Eilenburger Industrie, die zum Teil
als eine Weltindustrie zu bezeichnen ist,
genommen hat, weist deutlich darauf hin, daß die stark auf¬
blühende, jetzt 18 500 Einwohner zählende Stadt Eilenburg
der richtige Ort für Errichtung neuer Fabriken ist. Diese
Erkenntnis veranlaßte wohl auch vor nicht langer Zeit
den Rat der Stadt Leipzig, als die Stadt Eilenburg die deutsche
Industrie mit 7500 Aufforderungen zur Anlegung von in¬
dustriellen Etablissements in Eilenburg überschüttete, dem
Magistrat der Stadt Eilenburg mitzuteilen, daß eine derartige
Maßnahme von dem Rate der Stadt Leipzig vom Standpunkte
Leipzigs aus nicht ohne Bedenken verfolgt würde. Zurzeit
sind in Eilenburg, das durch seine Textil- wie durch seine
Möbelindustrie schon seit langer Zeit über die Grenzen des
engeren Vaterlandes hinaus bekannt ist, vorhanden zwei Pique¬
fabriken, eine Kattunfabrik, eine Tuchfabrik, eine Zelluloidfabrik,
eineLuftbleiche, eineDermatoidfabrik, eine Pianofortefabrik, eine
Jupon- und Schürzenfabrik, eine Zuckerwarenfabrik, vier Ma¬
schinenfabriken,zwei Etuifabriken, mehrereZigarrenfabriken, drei
große Mühlen, vier Brauereien, vier Ziegeleien, vier Schneide¬
mühlen, viele große Gärtnereien und eine
größere Anzahl mittlerer und kleinerer
Gewerbebetriebe, namentlich | in der
Tischlerbranche. In allen diesen Fabriken
undGewerbebetrieben ist ein Stamm guter
Arbeiter vorhanden. Der Umstand, daß
zahllose Leipziger Arbeiter mit ihren
Familien inEilenburg wohnen,aber täglich
nach Leipzig zur Arbeit hineinfahren
müssen, läßt den Schluß zu, daß sich auch
für weitere gewerbliche Unternehmungen
ohne jede Schwierigkeit hier das nötige
Arbeitermaterial beschaffen lassen wird.
Die Stadt Eilenburg ist in der glück¬
lichen Lage, sehr viel unbebauten Grund
und Boden ihr Eigen zu nennen. Trotzdem
in den letzten Jahren viel Grund und
Boden an Baulustige verkauft worden ist,
hat die Stadt durch Ankauf vieler anderer
Terrains, darunter auch des 300 Morgen
großen Stadtgutes (Kaufpr.: 236 000 Mk.),
ihren Grundbesitz wieder vermehrt. Auch
durch Freigabe großer, bisher zum Über¬
schwemmungsgebiet gehörigerLändereien
für Bebauungszwecke (z. B. der Fischer¬
aue, des Geländes zwischen Mulde und
Hochwasserdeichs) ist das der Stadt
gehörige Baugelände in letzter Zeit sehr
gewachsen. Die Freigabe der Schloßaue
für die Bebauung und ihre Verbindung
mit der Hinterstadt durch eine Fahrbrücke wird erstrebt. Direkter
Bahnanschluß läßt sich von vielen Grundstücken sowohl in dem
Vororte Külzschau, der selbst einen zweiten Bahnhof besitzt, als
auch an den neuprojektierten Bahnen, von denen weiter unten
die Rede sein wird, herrichten. Die Stadt ist gerne bereit, ihre
Terrains bei Herverlegung von industriellen Unternehmungen
unter für diese günstigen Bedingungen zu verwerten.
Daß die Lebensbedingungen in Eilenburg durchaus günstig
zu nennen sind, geht schon daraus hervor, daß die Stadt
372 DEUTSCHLAND Nr. 8
noch immer zur Servisklasse D gehört. Die Wohnungen
sind in Eilenburg billig. Die Nähe von Leipzig (20 Minuten
Bahnfahrt) und von Halle (45 Minuten Bahnfahrt) ermöglicht
es, an den Vorzügen dieser Großstädte teilzunehmen, ohne deren
Nachteile (teure Wohnungen usw.) mit in Kauf nehmen zu
müssen. Die pekuniäre Lage der städtischen Verwaltung ist eine
günstige. Die Stadt hat nicht nur viel Grundbesitz, sie verfügt
auch über Wald und vor allen Dingen über eine gute Spar¬
kasse, deren Reservefonds höher als 10 Prozent des Einlagen-
bestandes ist, so daß die Stadt in der Lage ist, alljährlich etwa
145 000 Mark Überschüsse für städtische Zwecke zu verwenden.
Die städtischen technischen Betriebe,Gasanstalt und Elektrizitäts¬
werk, das Wasserwerk und die Kanalisation sind in jeder Be¬
ziehung auf der Höhe. Das Wasser ist bei jeder vierteljährlichen
Prüfung als hervorragend bezeichnet worden. ln dem
vor einiger Zeit mit einem Aufwande von 256 000 Mk. angekauften
Hotel,,Städtisches Schützenhaus“ verfügt die Stadt über ein Re¬
präsentationslokal, auf das selbst größere Städte stolz sein
könnten. Die Stadt besitzt alle Schularten: eine höhere Knaben¬
schule in ihrem Realgymnasium, eine höhere Mädchenschule
in ihrem Lyzeum, eine
Knaben- und eine
Mädchen-Mittelschule
neben drei siebenstu-
figenVolksschulen,eine
obligatorische kauf¬
männische und eine
obligatorische gewerb¬
liche Fortbildungs¬
schule. Hierzu tritt am
1. August 1914 eine ob¬
ligatorische hauswirt¬
schaftliche Fortbil¬
dungsschule für das
weibliche Geschlecht.
Der Staat hat das Eilen¬
burger Schulwesen
durch Herverlegung
eines Königl. Lehrer¬
seminars und einer
Königl. Präparanden-
anstalt gekrönt. Ein
modern eingerichtetes
Krankenhaus, das
schöne ,,Städt.Bürgerasyl Röberstiftung“, die ,,Meißnerstiftung*‘,
die Versorgungsanstalt ,,Emilie“, das Armen- und Siechenhaus,
ein recht stattliches Altertumsmuseum, gut gepflasterte Straßen,
schöne Promenaden usw. ergänzen die erwähnten Einrichtungen.
Trotzdem erhebt die Stadt an Zuschlägen zur Staatseinkommen¬
steuer einschließlich der Kreissteuer nur 148 Prozent; sie
ist damit nach der Feststellung des Steuerreferenten der dies¬
jährigen Mitgliederversammlung des Reichsverbandes deutscher
Städte von den Städten über 10 000 Einwohner in der
Provinz Sachsen die am geringsten besteuernde.
Eilenburg liegt landschaftlich schön, hat eine Reihe von Sehens¬
würdigkeiten und bereitet durch manches, was man in einer der¬
artigen Stadt nicht vermutet, dem Beschauer angenehme Über¬
raschungen. Interessenten für Waldungen, Kiesgruben, Braun¬
kohlengruben undSteinbrüche finden derartiges in nächster Nähe.
Dankbar ist vorher festgestellt worden, daß der Staat,
der beinahe ein Jahrhundert lang die Entwicklung der Stadt
ihrer eigenen Kraft übsrlassen hatte, in neuester Zeit sein
Wohlwollen wiederholt betätigt hat. Er hat nicht nur für
die Aula des Realgymnasiums durch die Landeskunst¬
kommission unter den ersten Künstlern eine Preiskonkurrenz
veranstaltet und zwei Drittel der Kosten für das zur Aus¬
führung gekommene herrliche Aulabild von Professor
Adolf Schlabitz getragen, er hat nicht nur Seminar und Präpa-
randenanstalt verlegt; die neue Wehrvorlage, die trotz ihrer
Größe die Garnisonwünsche doch nur einer kleinen Anzahl
von Städten befriedigen konnte, hat dem Staat Gelegenheit
geboten, Eilenburg zur Garnisonstadt zu erheben, und zum
1. Oktober 1913 mit dem bisherigen Bernburger III. Bataillon des
im übrigen in Torgau stehenden Infanterieregiments König
Ferdinand von Bulgarien, 4. Thüringisches Nr. 72, zu belegen.
Die größte Sorgfalt hat die städtische Verwaltung stets
auf die Hebung des Verkehrs gelegt. Ein im Laden der Gas¬
anstalt und des Elektrizitätswerkes eingerichtetes Verkehrs¬
bureau hat dem Publikum bereits in zahllosen Fällen vortreff¬
liche Dienste geleistet. In zahlreichen Petitionen hat die Stadt
erreicht, daß sie nach allen Richtungen hin über vorzügliche
Zugverbindungen verfügt. Nach Berlin wie nach Leipzig,Halle und
Breslau kann dieVei bindung eine ausgezeichnete genannt werden.
Der Eisenbahnverwaltung darf an dieser Stelle der Dank nicht
vorenthalten werden für die vielen Berücksichtigungen, die die
Eilenburger Wünsche in den letzten Jahren erfahren haben.
Zwischen Eilenburg und Leipzig verkehren z. B. täglich allein
10 Zugpaare. Diese ermöglichen den bequemen Besuch der
Leipziger Handelsin¬
stitute, der Börse,
Messen, der Theater,
Konzerte usw.
Die vortrefflichen
V erkehrsverbindungen
haben die Stadt er¬
mutigt, ihre Bestre¬
bungen auf diesem
Gebiete unermüdlich
fortzusetzen, und es ist
ihr gelungen, die Aus¬
führung der von ihr
bearbeiteten Projekte
so zu fördern, daß die
Verwirklichung als
ganz nahegerückt be¬
zeichnet werden kann,
während andere noch
in immerhin als er¬
reichbar zu bezeich¬
nender Ferne schwe¬
ben. Dankbar sei an
dieser Stelle auch der
großen Organisationen gedacht, denen die Stadt Eilenburg als
Mitglied angehöit und von denen sie manche Anregung und
Förderung erfahren hat, des ,,Reichverbandes deutscher
Städte“, des ,,Verbandes mitteldeutscher Verkehrs-Vereine“ und
des ,,Gesamtverbandes preußisch-deutscher Vorortgemeinden“.
Den jahrzehntelangen gemeinsamen Bemühungen der
beiden Städte Wurzen und Ellenburg ist es gelungen, mit
Hilfe der beiden Häuser des sächsischen Landtages durch¬
zusetzen, daß die Vorarbeiten der Bahn Wurzen—Eilenburg^
z. Z. bereits tüchtig im Gange sind. Ein von der Stadt Eilen¬
burg geleitetes Bahnkomitee hat durch die Provinz ein Projekt
für eine Schienenverbindung zwischen Eilenburg und Bitterfeld
aufstellen lassen, das etwa 2^jo Millionen Mark kosten soll, das
von der Provinz selbst als eins der besten der von ihr bisher
bearbeiteten Projekte bezeichnet worden ist, und für das die
Zeichnung von je einem Drittel der Kosten durch Staat und
Provinz als sicher zu bezeichnen ist. Da die Bahn in Eilenburg^
den Mühlgraben überschreiten wird, so ist städtischerseits die
Verbreiterung der Bahnbrücke zu einer Fahrbrücke und damit
die Aufschheßung des Stadtteils Leipziger Höhe vorgesehen,
da der einzige Ausgang zum Bergstadtteile über die staatliche
Leipziger Brücke für die Zukunft allein den Verkehrsansprüchen
nicht gewachsen ist. Im Anschlüsse an die zukünftige Eilen¬
burg-Bitterfelder Bahn ist auf Kosten einiger älterer in der
Nr. 8 DEUTSCHLAND 373
Mitte der Stadt liegender industrieller Etablissements das
Projekt einer Industriebahn durch die Provinzialverwaltung
aufgestellt worden, die ebenfalls rentabel erscheint und durch
die Bitterfelder Bahn bedient werden wird. Einer der wert¬
vollsten Wünsche der Stadl ist die an den preußischen
Eisenbahnminister gerichtete Bitte, die Strecke Ellerburg—
Pretzsch zur Vollbahn auszubauen und bis Jüterbog zu ver¬
längern Die hierdurch wie mit einem Lineal gezogene gerade
Eisenbahnlinie Berlin—Jüterbog—Pretzsch—Eilenburg—Leipzig
würde weiter nach dem Süden fortgesetzt werden können und
dadurch selbst im
internationalen Ver¬
kehr eine Rolle
spielen; Eilenburg
würde sie die Mög¬
lichkeit geben, Berlin
in etwa einer Stunde
zu erreichen. Wenn
der Staat dies gewiß
im Interesse der Ent¬
lastung seiner stark
befahrenen Bahn¬
strecken liegendes
Projekt, wie er mit¬
teilt, mit Rücksicht
auf andere Unter¬
nehmungen noch
nicht hat durch¬
führen können, so
wird doch seitens
der städtischen Ver¬
waltung in Eilenburg
mit Bestimmtheit ge¬
hofft, daß auch hier¬
für einmal der Zeit¬
punkt kommen wird.
Das noch mehr in
der Ferne liegende
Projekt einer Bahn
Eilenburg—Schildau
— Beigem — Elster -
werda sei hier nur
kurz erwähnt.
Das größte Pro¬
jekt, das die Stadt
zurzeit gemeinsam
mit einer großen
Anzahl von Inter¬
essenten bearbeitet,
ist die Fortführung
des Großschiffahrts¬
weges Stettin—
Berlin über Potsdam
—Trebbin—Lucken¬
walde —^Jüterbog —
Mündung derSchw.
Elster in die Elbe—Torgau—Eilenburg—Taucha nach Leipzig-
Möckern. Der Kanal Berlin—Leipzig ist ebenso wie der erste
Teil des Großschiffahrtsweges als mit 600-Tonnen-Schiffen
befahrbar geplant. Die Projektarbeiten befinden sich in den
Händen der Firma Havestadt & Contag, die zunächst ein
Vorprojekt aufstellt, das die Vertreter des Ministers der
öffentlichen Arbeiten dem ersten und zweiten Vorsitzenden
des Vereins als Vorbedingung bezeichnet haben, um auf Grund
desselben entscheiden zu können, wie weit sich der Staat an
den Kosten des eigentlichen Projekts beteiligen wird. Die
einzelnen Teile des Projektes sind zum großen Teile bereits
früher behandelt worden, so daß von allen Teilen der Kanal¬
strecke mit elementarer Gewalt ein Jubel bei den Interessenten
entstand, als sie sahen, daß endlich ihre Wünsche durch ein
großzügiges Projekt in die Hand genommen woirden. Neben
den Städten sind es vor allem die Landkreise, die sich an dem
Projekt beteiligen, denen der Kreis Teltow mit gutem
Beispiel vorangegangen war, der einzige preußische Kreis,
der einen Kanal auf eigenes Risiko erbaut und dadurch
auf diesem Gebiete große Erfahrungen gesammelt hat.
Die Potsdamer Handelskammer in Berlin, die Kreise
Teltow, Belzig, Schweinitz, Torgau und Delitzsch, die Städte
Potsdam, Trebbin,
Luckenwalde, J üter-
bog, Seyda, Torgau,
Taucha und Eilen¬
burg, der Nuthe-
Schau-Verband, die
Leipziger Gewerbe¬
kammer und der
Leipziger Verkehrs-
Verein sind ebenfalls
eifrige Mitarbeiter
in dieser wichtigen
Kanalfrage. Wenn
der Rat der Stadt
Leipzig auch noch
immer abwartend
beiseite steht, weil er
glaubt, es seinen
westlichen Terrain¬
besitzern schuldig zu
sein, in erster Linie
den Elster - Saale -
Kanal zu fördern —
ein Unternehmen,
das als Kanalfrage
vom volkswirtschaft¬
lichen Standpunkt zu
begrüßen, dessen Be¬
deutung sich zu der
des Kanals Berlin—
Leipzig aber doch so
verhalten dürfte wie
eine Sekundärbahn
zu einer mächtigen
Durchgangslinie des
international. Reise¬
verkehrs —, so wird
und muß auch m
Leipzig einmal die
Erkenntnis kommen,
daß der Norden
Leipzigs, in dem
die Stadt mit den
großen Terrains des
Johannis - Hospitals
und des neuan-
gekauften Ritterguts Mockau beteiligt ist, die gleichen
Rechte hat wie der Westen, und vor allen Dingen die
Erkenntnis, daß der Kanal Berlin—Leipzig die alte ,,See¬
stadt Leipzig“ an die Nordsee und an die Ostsee, in
Verbindung mit Magdeburg, Hamburg, Berlin, Stettin,
Dresden, Böhmen usw. bringen und damit zur deutschen
Handelszentrale machen wird. Nach Aufstellung des Haupt¬
projektes wird die Ausführung in erster Linie den in Frage
kommenden Staaten angeboten werden. Sollten die Staaten
sich nicht entschließen, die Ausführung zu übernehmen, so
gedenkt der Kanalverem die Verwirklichung des Projektes in
derselben Weise vorzunehmen, wie es beim Mittellandkanal
Ellenburg: Nikolauskirche
374 TO e cx»QQ9QQC»eQ ^8e8^^^^agi DEUTSCHLAND (B^^^^eeeeeeee eeee e ee e etM Nr. 8
geschieht: die Enteignung wird nicht nur für die Kanaltrace,
sondern auch für die beiderseitigen Ufer (30—300 Meter je
nach BedarO vorgenommen. Die Kosten des Baues werden
auf das anliegende Gelände geschlagen, das an industrielle
Unternehmungen und Gartenstädte auf dem gemeinnützigen
Wege des Wiederverkaufsrechts verkauft wird; auf eine solche
Weise wird nicht nur eine schnelle Lösung der Kanalfrage
selbst, sondern auch eine bedeutende volkswirtschaftliche Auf¬
gabe auf dem Gebiete der von dem diesjährigen Städtetage der
über 10 000 Einwohner zählenden Städte der Provinz Sachsen
in Wernigerode und auf dieser Tagung
besonders durch Se. Exzellenz den Herrn
Oberpräsidenten von Hegel so warm
empfohlene Innen-Kolonisation gelöst; der
Staat würde in diesem Falle genau so
wie beim Mittellandkanal lediglich das
Enteignungsrecht zu verleihen und die
Bürgschaft für die aufzunehmenden
Kapitalien zu leisten haben.
Die beiden Projekte der Bitterfelder
Bahn und des Kanals Berlin—Leipzig
berühren sich auf der Grundlage des
von der Stadt kürzlich erworbenen
Stadtgutes; die Bitterfelder Bahn soll
die von der Potsdamer Handelskammer
gewünschten Kohlentransporte an den
Kanal heranbringen; auf dem Gebiete
des Stadtgutes wird sich daher voraus¬
sichtlich einmal eine große industrielle
Entwicklung vollziehen.
Selbstverständlich teilen die vor¬
getragenen Projekte das Schicksal der
vielen Pläne, die, solange sie noch nicht
verwirklicht sind, immer dem Kopfschütteln von Zweiflern be¬
gegnen. Bei ruhiger Betrachtung wird aber jeder zugeben müssen,
daß die Pläne, die hier vorgetragen sind, nicht nur der Stadt
Eilenburg und auch einem großen Teil unseres Volkes überhaupt
großen Nutzen bereiten wollen, sondern daß es sich sogar
um Fragen handelt, die durchweg in der Zukunft, und
zwar zum großen Teile in einer nicht fernen Zukunft, be¬
stimmt ihre Lösung finden müssen und werden. Die Bearbeiter
derartiger Pläne befinden sich daher vollkommen auf dem
Boden der Wirklichkeit. Für jeden, der sich dafür interessiert,
sollen diese Zeilen dar tun, daß die heutige Verwaltung der
Stadt Eilenburg Wert darauf legt, die Gewerbetreibenden der
Stadt so zu fördern, daß ihre Betriebe und durch sie die Stadt
eine gesunde Entwicklung nehmen können und daß dabei
sämtliche Entwicklungsmöglichkeiten ins Auge gefaßt und
gefördert werden. Es ist dabei keineswegs erforderlich, daß
ein ungesundes Tempo eingeschla:7en wird, es soll nur ver¬
hindert werden, daß man einmal der Stadt, ihrer Verwaltung
und ihren städtischen Körperschaften
Unterlassungssünden vorwerfen könnte.
Bei aller Vielgeschäftigkeit der Be¬
wohner Eilenburgs und trotz der vielen
Pläne, die die Stadtverwaltung für die
Zukunft bearbeitet, ist die Stadt stolz
darauf, daß ihre Bürgerschaft weit und
breit den Ruf echter deutscher Gast¬
freundlichkeit genießt. Zahlreiche Ver¬
sammlungen haben in den Mauern der
beinahe 1000jährigen Stadt getagt. Stets
sind die Gäste mit der Überzeugung
geschieden, daß der Eilenburger zwar
gerne arbeitet und auch seine Arbeiten
gerne vorführt, daß er es aber noch
lieber sieht, wenn mehr als seine Ar¬
beiten die Herzlichkeit seiner Gastlich¬
keit gelobt wird. So gehe denn auch die
Eilenburger Nummer dieser Zeitschrift,
die den stolzen Namen „Deutschland“
trägt, in alle Teile des Vaterlandes und
weit über seine Grenzen hinaus als
freundliche Einladung zum Besuche der
Stadt Eilenburg, in der sich tausendjährige deutsche
Geschichte abgespielt hat, die dem deutschen Volke
Martin Rinckart und Franz Abt gegeben hat und die
stets eine Ehre darein setzen wird, daß man ihr nachsagt,
sie vereinige bei aller Wahrung der eigenen Interessen
sich mit den andern deutschen Schwesterstädten in echter
deutscher Arbeit zum Besten des gesamten deutschen
Vaterlandes!
Franz Abt und anderes aus der Geschichte der Stadt Eilenburg.
Von Wilhelm Grigel, Rektor der Mittelschule in Eilenburg.
Wo sich im deutschen Vaterlande schlichte Bürger nach
des Tages harter Arbeit am stillen Abend zur Gesangespflege
vereinigen, ist der Liederkomponist Abt mit seinen volks¬
tümlichen und ansprechenden Weisen bekannt und beliebt.
Mag auch die strenge Kritik an seinen Werken so mancherlei
auszusetzen haben, mag sie ihnen einen Mangel an Originalität
oder wohl auch einen zu stark ins Sentimentale gehenden Zug
vorwerfen, die außerordentliche Beliebtheit und die große
Verbreitung seiner schlichten Lieder sichert dem Komponisten
Franz Abt in unserm Volke ein bleibendes Andenken. Und
nicht nur in der Heimat erklingen seine Melodien, sie sind mit
den deutschen Männern und Frauen übers große Meer gezogen,
und manche heimliche Träne entrinnt den Augen unserer
Schwestern und Brüder im fernen Auslande, wenn die Töne
eines Abtschen Liedes den sonnigen Lenz, den grünenden
Wald und die stille Sternennacht des deutschen Vaterlandes
in ihrer Seele wachrufen.
Ein Akt der Dankbarkeit und Verehrung war es daher
nur, als die Sänger der Stadt Eilenburg ihrem Liederkomponisten
Franz Abt an der Stätte seiner Geburt und Kindheit ein zwar
schlichtes, aber doch würdiges Standbild zu setzen beschlossen.
Das am Sonntag, den 29. Juni 1913, im Beisein der gesamten
Bürgerschaft enthüllte Denkmal ist eine Schöpfung des Bild¬
hauers Viktor Seifert. Es erhebt sich inmitten freundlicher
Parkanlagen auf der neu angelegten Südpromenade gegenüber
dem stattlichen Bau unseres Realgymnasiums und zeigt auf
einem Sockel aus Muschelkalkstein das bronzene Brustbild
des heimischen Komponisten, dem die Muse des Gesanges
selbst die Leier stimmte.
Ein stiller Sommersonntag umfängt uns, freundlich grüßen
uns die grünen Rasenbeete mit ihren duftenden Sträuchern
und zaubern in uns jene echt deutsche träumerische Stimmung
hervor, die das Herz empfänglich macht für die schlichten
Weisen unseres volkstümlichen Sängers.
Mancher freundliche Leser unserer Zeilen wird in diesem
Jahre die großen Festlichkeiten zur Jahrhundertfeier in Leipzig
aufsuchen. Wer dort des vielen Schauens und des hastenden
Treibens der Großstadt müde und überdrüssig geworden ist.
piiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin
Eilenburg: Im Stadtpark
Eilenburg: Am Stadtgraben
376 DEUTSCHLAND Ni.8
Eilenburg: Marktplatz und Rathaus
den möchte ich herzlich einladen, unserer so nahegelegenen
freundlichen Stadt Eilenburg, die sich mitten zwischen wogenden
Kornfeldern und grünenden Wiesen an der Mulde hin
erstreckt, mit einem Besuche zu bedenken. Er wird es nicht
bereuen; bietet sich ihm doch gleich vom Bahnhofe aus das
Bild einer sauberen,
aufblühenden und
aufstrebenden Mittel¬
stadt dar. Und sollte
er dann später in der
Erinnerung an die
freundlichen Stunden
wiederkehren oder
wohl gar wie so
mancher Besucher
vor ihm seinen
dauernden Wohnsitz
bei uns aufschlagen,
so soll er uns doppelt
willkommen sein.
Die Stadt Eilen¬
burg hat eine lang¬
jährige und nicht
uninteressante Ge¬
schichte. Ihr Name,
der in keiner Weise
von den Worten
,,Eile“ oder ,,Eule“
abzuleiten ist, hängt
nach den einleuchten¬
den Erklärungen eines heimischen Geschichtsforschers"^
mit dem ostwendischen Worte „Jil“ zusammen, das
soviel wie Ton oder Lehm bedeutet. Ein Stamm der längs
der Mulde ansässigen Sorbenwenden nannte sich, dem damaligen
Gebrauche folgend, nach der lehm- und tonreichen Gegend
die Ilen. Die ersten sorbischen Ansiedlungen erfolgten wahr¬
scheinlich in der Mitte des 6. Jahrhunderts. Aber die Selb¬
ständigkeit der alten Sorbenwenden dauerte nicht lange. In
ununterbrochenen
Kämpfen drang nach
und nach das er¬
starkende Germanen¬
tum wieder nach
dem Osten vor, die
einheimischen Völker
wurden unterworfen
und von schnell an¬
gelegten Bergfesten
aus mit starker Hand
im Zaume gehalten.
Als letzter stummer
Zeuge der älteren
,,llburg“ grüßt uns
noch ein alter grauer
Turm, der im Volks-
munde,,Sorbenturm“
genannt wird. Von
seiner Plattfläche
aus genießt man
bei klarem Wetter
eine wunderbare
Fernsicht, und man Eilenburg: Wandgemälde von Prof. A. Schlabitz (Charlottenburg) in der Aula des Realgymnasiums:
kann wohl verstehen, Prediger Martin Rinckart trägt in der Schwedennot dem Allerhöchsten das Leid der Gemeinde vor
daß dieser Bergfried dem germanischen Sieger die Beobachtung
des unterjochten Volksstammes erleichtert hat. Die Beherrscher
der alten Ilburg, unter denen uns im 10. Jahrhundert ein Graf
Friedrich aus dem Geschlechte Bucici urkundlich genannt
* Vjrl. die Arbeiten des Superintendenten Dr. Büchtinj; (Eilenburg).
wird, vergrößerten durch Heirat und Fehde nach und nach
ihre Besitzungen im Gebiete der Mulde und Saale. Ihnen
gehörte auch die am rechten Saaleufer gelegene feste Burg
Wettin, die später dem ganzen Geschlechte den Namen Wettiner
gegeben hat, trotzdem das Geschlecht in Wettin nur
etwa 50 Jahre, auf
der Ileburg dagegen
mehrere Jahrhunderte
seinen Sitz gehabt
hat. Als ihnen später
auch die Mark¬
grafschaft Meißen
zufiel, verlegten sie
ihren Wohnsitz und
ließen die Feste
Ilburg durch einge¬
setzte Grafen ver¬
walten. Ein Konrad
von Wettin, der im
Jahre 1123 die ge¬
samten Besitzungen
in seiner Hand ver¬
einigte, wurde der
Stammvater des
meißnisch - thüringi¬
schen Geschlechtes
und damit der Be¬
gründer des jetzt noch
regierenden sächsi¬
schen Königshauses.
Schon unter den älteren Beherrschern war die Burg erweitert
und verschönert worden, ihre Glanzzeit erreichte sie jedoch
erst unter dem neueingesetzten adligen Geschlechte, das die
alte Bergfeste zu einem herrlichen dreiteiligen Schlosse ausbaute.
Auch die Macht der neuen Herren von Ileburg erstreckte sich
weithin, ihnen gehörten unter anderm die Städte Mühlberg,
Liebenwerda, Wahrenbrück, Ubigau, Düben und Gräfenhaini-
chen. In jenen Zeiten ist wohl auch die liebliche Sage von der
Zwergenhochzeit im
Eilenburger Schlosse
entstanden, die uns
die Gebrüder Grimm
erzählen und die
durch Deutschlands
größten Dichter in
dem ,,Hochzeitslied“
einen tieferen Sinn
erhalten hat. Im
14. Jahrhundert aber
verkauften die Grafen
von Ileburg das
glänzende Schloß
und suchten in
Preußen eine neue
Heimat. Ihnen ent¬
stammt nachweisbar
das noch heute be¬
kannte weitverzweigte
Grafengeschlecht von
Eulenburg.
Unter dem Schutze
dieser mächtigen Ge¬
schlechter hatte sich
im Laufe der Jahrhunderte am Fuße der Burg, inmitten
lachender Wiesen und grüner Bäume eine blühende Ansiedlung
gebildet, die sich aus einzelnen Gemeinwesen nach und nach
zu der Gesamtstadt Eilenburg entwickelte. Wie in allen Städten
der damaligen Zeit, trieben die Bürger neben ihren Gewerben
Nr.8 DEUTSCHLAND 377
auch Landwirtschaft; außerdem ermöglichten die saftigen Wiesen
die Viehzucht, das klare Muldenwasser begünstigte die Ent¬
wicklung der Fischerei und ermöglichte bei nötigem Tiefgang
die Flößerei und den Holzhandel. Der starke Hopfenbau an den
Abhängen diente zur Herstellung eines schmackhaften Bieres,
das in den alten geräumigen Kellereien des Bergstadtteils zu
einem richtigen und bekömmlichen Lagerbier wurde, und die
Apfel- und Nußbäume der Eilenburger Gärten brachten dem
Bürger manch schönes Stück Geld ein. Aber auch die großen
Nöte der damaligen Zeit, die verheerenden Gewalten des
Wassers und des Feuers sowie die großen Seuchen hielten von
Zeit zu Zeit ihren Einzug in die Stadt und forderten große
Opfer an Gut und Menschenleben. Trotz alledem gelangte die
Stadt unter der Herrschaft
ihres Rates zu einem großen
Wohlstände, so daß Luther,
der bei seinen geistlichen
Besuchen auch die wirtschaft¬
lichen Verhältnisse des Ge¬
meinwesens kennen gelernt
hatte, die Stadt Eilenburg
als eine ,,recht gesegnete
Schmalzgrube“ bezeichnete.
Da brach im Jahre 1618
der furchtbare Dreißigjährige
Krieg aus, der auch unsere
Stadt Eilenburg bis ins
innerste Mark hinein er¬
schütterte. Hungersnöte, Pest,
Plünderungen und Knegs-
kontributionen aller Art
lähmten Handel und Wandel,
die menschlichen Wohn¬
stätten verwaisten oder
wurden ein Raub der
Flammen, die herrenlos ge¬
wordenen Gärten und Felder
lagen vereinsamt und unbe¬
baut da. Die großen Hoff¬
nungen, die die reinpro¬
testantische Bevölkerung auf
den Schwedenkönig Gustav
Adolf gesetzt hatte, zer¬
schellten in der blutigen
Schlacht bei Lützen. Ein
ergreifendes Gemälde im
Sitzungszimmer unseres Rat¬
hauses von Fischer-Körlin,
ein Konkurrenzentwurf für
das Preisausschreiben für das
Aulabild desRealgymnasiums,
zeigt uns, wie angesehene
Eilenburger Bürger mit ihrem treuen Seelsorger Martin Rinckart
bei düsterem Fackelschein die Totenwacht an der im ,,Roten
Hirsch“ aufgebahrten Leiche Gustav Adolfs halten. Doch die
höchste Not brachte erst das Jahr 1639. Der schwedische
Feldherr Derfflinger, der einen ihn nach Eisenberg rufenden
Befehl mißverstanden haben soll, erschien vor den Toren der
Stadt und forderte, da er dies einst so blühende Gemeinwesen
noch immer für reich hielt, unter Androhung der Einäscherung
der ganzen Stadt eine Kontribution von 30 000 Talern. Ver-
gelblich waren die Bitten des geängsteten Rates,umsonst auch die
flehentlichen Vorstellungen des Archidiakonus Rinckart, das
Herz des schwedischen Generals blieb unerweicht. In dieser
höchsten Not ließ der glaubensstarke Geistliche die Glocken
läuten und rief seine Gemeinde mit den Worten zur Kirche:
„Kommt, liebe Beichtkinder, wir haben bei Menschen kein
Gehör mehr, wir wollen zu Gott reden!“ Die Orgel ertönte
und die ganze Gemeinde sang das Lied: ,,Wenn wir in höchsten
Nöten sein“. Dieser ergreifende Gottesdienst rührte die Herzen
der schwedischen Offiziere. Derfflinger ermäßigte seine Forde¬
rung, und die Stadt blieb vor dem Untergange bewahrt.
Dieser denkwürdige geschichtliche Augenblick ist von
dem Kunstmaler Professor Adolf Schlabitz in Charlottenburg
in einem gewaltig ergreifenden Wandgemälde in der
Aula unseres neuen Realgymnasiums dargestellt. Aus vollem
Herzen erscholl auch in Eilenburgs Mauern beim Friedens¬
schlüsse von Münster und Osnabrück das allbekannte
Rinckartlied: ,,Nun danket alle Gott“, das der treue Seelsorger
im Jahre 1630 in dankbarer Erinnerung an die Hundertjahrfeier
der Übergabe der Augsburger Konfession gedichtet hatte.
Nur langsam erholte sich
das schwergeprüfte Gemein¬
wesen von den schrecklichen
Kriegsjahren, und es bedurfte
einer fast hundertjährigen
Arbeit, ehe die frühere Blüte
wieder erreicht wurde. In
der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts forderte der
Siebenjährige Krieg neue ge¬
waltige Opfer an Gut und
Blut, so daß sogar ein Teil
der verarmten Bürgerschaft,
an der Zukunft verzweifelnd,
die Stadt gänzlich verlassen
wollte. Auch die Sorgen und
Nöte der napoleonischen
Herrschaft lasteten in den
Jahren 1806—1813 schwer
auf der Stadt und ihren
Bewohnern. Kurz vor dem
letzten entscheidenden Völker¬
ringen bei Leipzig sahen die
Bewohner Eilenburgs noch
einmal m nächster Nähe die
gewaltige Heeresmacht des
gefürchteten Korsen, dessen
Ruhm dann in Leipzigs
Mauern zu Grabe getragen
werden sollte.
Der Wiener Kongreß
wurde auch für die Stadt
Eilenburg von weittragender
Bedeutung, denn sie ging
aus sächsischem Besitz in
preußische Hände über.
Im Jahre 1831 wurde
der Stadt durch Aller-*
höchste Kabinettsorder die
Einführung der revidierten Städteordnung gestattet, und
nun konnten die Bürger zeigen, was sie durch ihre selbst¬
gewählten Körperschaften in opferfreudiger Hingabe an das
große Ganze auch in bescheidenen Verhältnissen zu leisten
vermochten. Von weittragender Bedeutung für die Zukunft
Eilenburgs wurde das Jahr 1872, brachte es doch der Stadt
den so wichtigen Anschluß an die Eisenbahnlinie Halle—Sorau—
Guben. 1874 wurde der Schienenweg Eilenburg—Leipzig
dem Verkehr übergeben und im Jahre 1895 wurde die für das
Hinterland wichtige Strecke Ellenburg—Pretzsch—Wittenberg
eröffnet. Eine rege gewerbliche Entwicklung war die Folge djr
Entstehung der neuen Verkehrsmittel, neben den älteren
Industrieanlagen für Kattun, Pique und Tuchstoffe entstanden
blühende Fabriken zur Verarbeitung des Eisens, zur Her¬
stellung von Zelluloid und Dermatoid sowie zur Erbauung
von Klavierinstrumenten. Einen besonderen Aufschwung
378 DEUTSCHLAND
Nr. 8
nahm auch die Möbeltischlerei, deren Artikel in Berlin und
Leipzig einen guten Absatz finden. Mit dem wachsenden Wohl¬
stände der Bürger machte das neu aufblühende Gemeinwesen
auch rasche Fortschritte in ästhetischer, gesundheitlicher und
geistiger Hinsicht, so daß
sich das einfache und stille
Landstädtchen der früheren
Jahre mehr und mehr in
eine blühende, moderne
Mittelstadt verwandelte. Die
Anlegung von Kanalisation
und Wasserleitung, die Ent¬
stehung schattiger Prome¬
naden und freier grüner
Plätze, die Einrichtung eines
modernen Krankenhauses
und die Erbauung neuer
freundlicher Häuser zeigen
die Entwicklung der Stadt
in den letzten Jahren. Eine
besondere Pflege widmen
die städtischen Körper¬
schaften ihrem Schulwesen,
ein Realgymnasium, ein
Lyzeum, eine Knaben- und eine Mädchenmittelschule sorgen
neben den gut eingerichteten Volks- und Fortbildungsschulen
für die geistige Hebung der heranwachsenden Jugend.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt, daß am I. Oktober dieses
Jahres ein langgehegter
Wunsch der Bewohner in
Erfüllung geht: Es ist den
unermüdlichenBemühungen
des Magistratsdirigenten ge¬
lungen, die Herverlegung
eines Bataillons Infanterie zu
erlangen und Ellenburg zur
Garnisonstadt zu machen.
Möge die tatkräftige
Leitung der Stadt und die
freudige Hingabe der Bürger
noch lange Jahre an der
Weiterentwicklung unseres
Gemeinwesens arbeiten!
Möge ein freundliches Ge¬
schick auch in Zukunft
über dem aufblühenden
Gemeinwesen und seinen
Bewohnern walten!
Eilenburg: Realgymnasium
Die Schwäbische Alb.
Von Gustav Ströhmfeld.
Die Schwäbische Alb ist eines der größten, schönsten und
merkwürdigsten Gebirge im deutschen Vaterlande. Sie bildet
die Vorstufe zum Hochalpengebirge und, gerechnet vom Nord¬
abschnitt des Schwabenlandes aus, die Mittelterrasse im Auf¬
stieg zum Voralpenland, hinter dem sich die Hochalpen zum
Himmel türmen. Die Schwäbische Alb legt sich von Süd¬
westen nach Nordosten gewissermaßen als starkes Rückgrat
quer durch das Königreich Württemberg, von dem sie wohl
ein Viertel des gesamten Flächengehalts einnehmen mag. So wie
die Schwabenalb das König¬
reich Württemberg durch¬
quert, wird sie selbst über¬
quert von den Stammlanden
desHohenzollerngeschlechts,
den politisch jetzt nicht
mehr selbständigen, sondern
zur Rhemprovinz des
Königreichs Preußen ge¬
hörenden ,,Hohenzollern-
schen Landen“. Ein
Gebietsabschnitt im Osten
entfällt auf das Königreich
Bayern, im Südwesten auf
das Großherzogtum Baden.
Für den Namen
,»Schwäbische Alb“ wird im
Südwesten von der jungen
Donau die Grenzlinie ge¬
zogen; denn das Gebirgs-
glied zwischen Donau und
Rhein im Zuge der von der
Rhone bis zum Fichtelge¬
birge reichenden Jurakette gehört wohl dem sog. Schwäbischen
Jura, nicht aber der Schwäbischen Alb an und führt den
selbständigen Namen Randengebirge.
Die Schwäbische Alb in ihrer heutigen Gestalt bildet
ein verhältnismäßig schmales Tafelgebirge von 160 km Länge
und 60 km Breite und damit nur einen kleinen Rest der ehe¬
maligen Jurameeresablagerung. Das Jurameer breitete sich
einst südlich bis zu den Alpen und nordwestlich bis zum Rhein
hin aus. Nunmehr sind die ursprünglich völlig wagrecht ge¬
lagerten Juraschichten — wahrscheinlich im Zusammenhang
mit der Emporpressung der Alpen — in leichter Abdachung
gegen die Donau geneigt und brechen entlang der Donau
in die Tiefe, derart, daß das auf Steinkohlen getriebene
Bohrloch bei Ochsenhausen O.-A. Biberach in der Tiefe von
533 m die jurassischen Schichten nicht mehr erreicht hat.
Anders hat sich der Nord¬
westrand der Alb gebildet.
Hier ist die früher viel weiter
nach Nordwesten vorge¬
schobene Alb allmählich
durch den Einfluß des
Wassers (Erosion) unter¬
spült, abgetragen und auf¬
gelöst und damit der Alb-
rand immer weiter bis auf
seine jetzige Lage zurück¬
gedrängt worden. Den Nach¬
weis dieses allmählichen Zu-
rückweichens des nordwest¬
lichen Albrands hat in
klassischer Beweisführung
neuerdings Prof. Dr. Branco
geliefert, und zwar insbe¬
sondere aus den Ein¬
schlüssen der Tuffe des
Uracher Vulkangebiets. Die
Erklärung desNamens ,,Alb“
wird verschieden versucht;
am zutreffendsten dürfte die Herleitung vom keltischen
Alb, woher auch Alm kommt (Weideberg), tcin. Besonders
benannte Gebietsstriche sind im Osten zwischen Wörnitz und
Brenz: das Härdtsfeld mit dem Vorland des Rieses; südlich
von beiden: die Junge Pfalz; zwischen Kocher- und Großem
Lautertal: der Albuch, die Ulmer-, Geislinger-, Blaubeurer-
Eilenburg: Seminar
Nr. 8 DEUTSCHLAND 379
I
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Münslnger- (Hardt), Uracher- und Reutlinger Alb; gegen Süden:
Hochsträß, Lutherische Berge, Landgericht, Teutschbuch;
im Südwesten: Hardt, Heuberg, Baar, Randen, Hegau, Eck.
Die Schönheiten der Schwabenalb sind reich und mannig^
faltig; sie sind aber von den Augen selbst der meisten Schwaben
ungesehen geblieben, bis der Schwäbische Albverein vor
25 Jahren aufstand und ihr Herold wurde. Dieser jetzt auf
40 000 Mitglieder angewachsene Verein hat Weg und Steg
gebaut, Natur- und Heimatliebe gepredigt und Tausende von
Weggenossen aus Stadt und Land zu den Herrlichkeiten hinaus¬
geführt. Sein Wirken und Werben ist allmählich auch draußen
im Reiche vernommen worden; die Schwabenalb lockt zu ihren
Reizen immer mehr Freunde der deutschen Landschaft heran.
Der Albverein hatte gewichtige Vorläufer in der Ver¬
kündigung der Naturreize seines Pflegegebiets. Aber nicht
die Maler, sondern die Dichter, die schwäbischen Romantiker
haben die Schönheiten der
Alb entdeckt. Wer kennt nicht
Wilhelm Hauffs berühmte
romantische Erzählung „Der
Lichtenstein“. Kein Geringerer
als Gustav Schwab schrieb
den ersten Alb-Führer, ge¬
schmückt mit vielen Gedichten
Ludwig Uhland, ein rüstiger
und begeisterter Albwanderer
entnahm der Alb viel dichte¬
rischen Stoff. „Eduard M ö r i k e
malt oft geradezu mit Worten
Alblandschaften“, wie Professor
Dr. Eugen Gradmann in
Stuttgart so hübsch in seiner
Begleitschrift zur ,, Jubiläums¬
ausstellung des Schwäbischen
Albvereins“ (1913) sagt. Wir
entnehmen dieser vortrefflichen
Besprechung der erwähnten Ge¬
mäldeausstellung noch folgende,
für die künstlerische Bedeutung
und Würdigung der Alb sehr
bezeichnende Stellen:
Von den Romantikern
stammt der noch heute üb¬
liche Begriff des Malerischen,
der eigentlich mehr Zeich¬
nerisches begreift, den Reiz
des Zufälligen in der Natur. —
Als malerisch galten die
Gegenden, die durch Ge¬
schichte, Sage und Dichtung gefeiert waren, wie der Rhein.
Zu ihnen gehörte allerdings auch die Schwäbische Alb, die
dank den schwäbischen Dichtern damals weitberühmt war.
Aber der bildkünstlerische Niederschlag dieses poetischen
Kultus der Alb besteht fast nur in gedruckten Ansichten
bekannter Orte, gezeichnet im romantisch-klassizistischen
Stile Steinkopfs, aber ohne künstlerischen Anspruch.
Als um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die eigent¬
liche Malerei, die auf der Öltechnik beruhende Kunst der
Farbe wieder erweckt wurde, erwuchs auch eine Landschafts¬
malerei, die sich ernstlich an die Natur machte.
Die künstlerischen Reize unserer Schwäbischen Alb
sind erstaunlich. Der Jurakalk erzeugt in Form so mancherlei
und so auserlesene künstlerische Werte, daß ihm der Preis der
landschaftlichen Schönheit nur von andern Kalkformationen
bestritten werden kann. Die Umrisse der Albberge muten
uns, wo sie unverhüllt sind, oft geradezu klassisch an, weil
sie an italienische und griechische Kalkgebirgslandschaften
erinnern. Es sind stilvolle Formen, die eine künstlerische
Absicht geschaffen zu haben scheint. Andere erscheinen wie
realistische Kunstgebilde, die ihre innere Natur und ihre
Entstehung deutlich zur Schau tragen. In den oberen
Schichten nimmt der Jurakalk gerne kühne, wilde Formen
an, bildet Felsen, die wie Trümmer von Riesenburgen aus-
sehen. An ihren Fuß legen sich in schönen Profillinien die
Schutthalden, die im oberen Teil noch wüsten Haufen
weißer Scherben gleichen, während sie sich unten mit holdem
Grün bekleiden. Diese Felsen, Blößen und Trümmerhalden
schimmern weit hinaus und spiegeln in ihrer Farblosigkeit alle
Farben des Himmels, gelb und rot und blau und violett. Die
Alb ist ein merkwürdiges Karstgebirge, doch gottlob keine
Wüste. Ihr Pflanzenkleid ist üppig und frisch genug. Ihre
Höhen, soweit noch unbebaut, sind grüne Heiden, belebt von
stolzen Einzelbäumen und phantastischen Wacholderbüschen
und durchzogen von Buchenwäldern. Ihre Klippen umblüht
köstliches Gesträuch und ihre
Abhänge deckt kühler Wald
mit samtenem Mantel. In ihren
Tälern tritt die heimliche Wasser¬
fülle der Höhlen zutage und hält
die Wiesengründe wunderbar
frisch. Tief und weit und wohnlich
öffnen sich die Täler der Neckar¬
seite; doch versteckt, oft wild¬
romantisch sind die der Donau¬
seite, starrend von Felsen und
dunkel von Wäldern. Aber das
Feinste, was die Alb den Malern
bietet, sind die Luftstimmungen
mit den blassen und doch hellen,
lichterfüllten Tönen, und die
Ausblicke in die Tiefe und die
Ferne, eingerahmt von derben
Formen des Vordergrundes.
Wie dem Maler, so bieten
sich gleichermaßen dem Natur¬
forscher und dem Wanderer die
Wunder der Alb in unerschöpf¬
licher Fülle dar. In muster¬
gültigen Werken haben „Das
Pflanzenleben der Schwäbischen
Alb“ Dr. Robert Gradmann,
die geognostische und paläonto-
logische Seite Dr. Theodor
Engel in seinem ,,Geognostischen
Wegweiser“ (beides im Verlag
des Schwäbischen Albvereins,
Tübingen) geschildert
So weit die Schwäbische Alb reicht, ist die Buche „die
kaum bestrittene Fürstin des Waldes“. Sie umkleidet freund¬
lich den Steilhang des Gebirges und folgt getreulich dessen
Vorsprüngen und Einbuchtungen. Wie durch hochgewölbte
Domeshallen, in denen das Sonnenlicht auf den silbergrauen
Säulen der Buchenstämme und auf den Blättern des jungen
Buchennachwuchses neckisch sein Spiel treibt, steigt der
Wanderer im kühlen Buchenwald hinauf zum Bergrand, wo
dann Ackerland und Weideflächen mit kurzem Rasen voll
würziger Kräuter den geschlossenen Wald zurückdrängen, in
manchen Gegenden auf Inseln und Horste und die Auskleidung
von Mulden und Schluchten beschränkt. Urwüchsiger Nadel¬
wald ist im ganzen Bereich der Schwäbischen Alb nur an zwei
räumlich weit getrennten Stellen anzutreffen: im Nordwesten
auf der Strecke vom Hohenlupfen bis nahe heran zum Hohen-
zollern und im Nordosten auf dem Härdtsfeld. „Es ist,“ sagt
Robert Gradmann in seinem ,,Pflanzenleben der Schwäbischen
Alb“, „wie wenn diese beiden Vorstöße des Nadelwaldes nur
die Probe dafür liefern wollten, welch tiefe Umgestaltung des
An der Zwiefalter Aach. (Nach einem Gemälde von Rud. Thost)
380 DEUTSCHLAND Nr. 8
Landschaftsbildes die Waldbäume hervorzurufen imstande
sind. Düstere Schwermut breitet sich mit dem Nadelwald
über die Ebenen und Hügel; als Bergwald wie an den Wänden
der Balmger Berge verschärft er deren finsteren, drohenden
Ausdruck und gibt den Felshängen, deren Flanken von
einzelnen verwitterten Baumgestalten erklettert werden, erst
recht das Gepräge
der Kühnheit und
Wildheit, das jene
Berghäupter der Ey¬
ach-Gegend beson¬
ders auszeichnet.“
Eine solcheGestaltung
des Oberflächenbildes
bringt malerische
Wirkungen hervor,
und nichts verrät
mehr Unkenntnis von
der Natur der Schwa¬
benalb als das Ge¬
rede von der angeb¬
lichen Einförmigkeit
ihrer Hochfläche.
Dem steht schon die
Art der geognosti-
schen Gestaltung ent¬
gegen, die immer wie¬
der aufTerrassenKup-
pen zu setzen, Mul¬
den oder jähe Talein¬
risse zu bilden gewußt und das alles mit duftigen Tönen zu zieren
verstanden hat. Dabei gibt es Striche auf der Hochfläche,
die zu der Kornkammer des Schwabenlandes zählen. Wenn
die Hochfläche allerdings des Schmuckes blinkenden Wassers
entbehren muß, weil es in den Klüften des zerrissenen Kalk¬
gebirges rasch versinkt, so sind die mächtigen Quellen und
die raschen Flüsse in den wiesenfrischen Tälern eine reiche
Entschädigung dafür.
Jegliche Wassernot
auf der Hochfläche
der Alb hat übrigens,
zugleich ein leben¬
diges Zeugnis moder¬
ner Kultur und durch
ihre kühne Unter¬
nehmung eine Be¬
rühmtheit, die monu¬
mentale Albwasser-
versorgung beseitigt,
die nicht bloß im
Lande selbst die Aus¬
breitung des Netzes
hervorgerufen hat,
sondern auch weit
über die Landes¬
grenzen hinaus vor¬
bildlich geworden ist.
Das württembergische
Wasserversorgungs¬
wesen verdient kurz
als Ganzes im Rahmen
eines Kulturbildes ge¬
würdigt zu werden. Die älteste Wasserleitung, deren Wasser,
wenn auch in Fassung, heute noch benutzt wird, stammt aus
den Zeiten der Römerherrschaft. Sie führte dem umfang¬
reichen Römerkastell und seiner vornehmen Villenstadt Sume-
locene, der heutigen Bischofstadt Rottenburg am Neckar,
in kilometerlangem, gemauertem Aquädukt, von dem Reste
erhalten sind, aus dem bei Obernau m das Neckartal mündenden
Rommelstal frisches Quellwasser zu. Erst die Kloster- und
Städtegründungen des Mittelalters brachten die laufenden
Brunnen, oft weither gespeist, wieder zu Ehren. Diese sprudeln¬
den Röhrenbrunnen, mit gemeißelten Rittergestalten auf dem
ornamentierten Brunnenstock, sind es, die im Verein mit den
hohen Giebelhäusern
dem Innenbilde der
alten schwäbischen
Städte soviel An¬
heimelndes mit auf¬
prägen. Dem genialen
Blicke des Zivilinge¬
nieurs C. Ehmann und
der weitschauenden
Regierungsfürsorge
ist die Inangriffnahme
einer großzügigen
Wasserversorgung,
zunächst für die
wasserarme Schwä-
bischeAlb, zu danken.
Der Grundgedanke
war: Gruppenweise
Zusammenfassung
einzelner Gemeinden
und Förderung des
Quellwassers aus den
Tälern mittels eigener
Pumpwerke. Von
den reinen Baukosten übernimmt der Staat 15 bis 30 Prozent.
Das vortreffliche System der Gruppenwasserversorgung mit
ihren Zweckverbänden fand seit 1867 im ganzen Lande An¬
wendung. Vollendet sind 47 Gruppenwasserversorgungen,
die in 2134 Kilometer langen Röhrenleitungen an 457 Gemeinden
Wasser liefern. Die Förderhöhe für die Pumpen, die täglich
15 Millionen Liter Wasser zu den als Landmarken weithin
kenntlichen Hochbe¬
hältern emporheben,
bewegt sich zwischen
80 und 320 Meter.
Neben diesen Grup¬
penwasserversorgun¬
gen stehen unter vor¬
wiegender Benutzung
natürlicher Quellzu -
leitungen die selb¬
ständigen zentralen
Emzelanlagen, womit
von rund 1900 über
1000 Gemeinden ver¬
sorgtworden sind. Die
Krönung der staat¬
lichen Förderung des
Wasserversorgungs¬
wesens, das gegen¬
wärtig unter der tat¬
kräftigen Oberleitung
des Baurats Groß
steht, wird das zurzeit
in Ausführung be¬
griffene große Werk
einer allgemeinenLandeswasserversorgung sein, die auf einemWeg
von über 150 Kilometer einem großen Zweckverband von Städten
und Dörfern dienstbar sein und das unentbehrliche Naß bis in die
Landeshauptstadt heremleiten wird. — Obwohl die Schwäbische
Alb ein einheitlich geschlossenes Gebirge ist, stellt sie sich in ihren
einzelnen Teilen unterschiedlich dar, am ersichtlichsten beim
Hohenneuffen. (Nach einem Gemälde von Julius Kornbeck)
Ruine Hohenrechberg. (Nach einem Gemälde von Rieh. Seemann)
382 DEUTSCHLAND
Nr. 8
Fastnachtsbrauch des Adels aus dem Mittelalter zum Wende¬
punkt in der genannten Erzählung. Man tanzte um die Donau¬
quelle, und es galt nun für den Tänzer, den Tanz mit einem
Sprung in die kalte Flut zu unterbrechen und, bis ans Knie
im Wasser stehend, einen Pokal Wein zu leeren.
Die großartige Szenerie in der südlichen Alblandschaft
hat die Natur dort geschaffen, wo sie den breiten Gebirgsstock
mit Gewalt zerriß und so durch die klaffenden Spalten dem
Abfluß der Wasserfluten des
einen Beckens in das andere, von
West nach Ost, eine Rinne zog.
Ungefähr zwei Stunden unter¬
halb des heutigen Tuttlingens
trifft die Donau auf das Ge-
birgsmassiv. Während bis dahin
die Talsohle den Ansiedlungen
breiten Raum ließ, rücken die
Talränder unterhalb des Städt¬
chens Mühlheim näher zu¬
sammen, und rasch hat sich das
Landschaftsbild verändert. —
Das Strombett, in vielfacher Ver¬
schlingung oft rücklaufend,
senkt sich tiefer in die Berge
ein, und auch das Wasser des
Flusses wechselt Farbe und Lebendigkeit, je nachdem es träge
im Schatten überhängender Waldbäume oder einer Felswand
über düstere Tiefen schleicht, oder aufschäumend wie ein
Wildbach sich in engen Ufern zwischen abgestürzten Fels¬
blöcken drängt.
Die Hänge werden steiler und immer höher, und in ge¬
waltigem Kranze reihen sich die Felsen, die erst einzeln oder
in kleineren Gruppen zutage treten, als gigantische Bekrönung
der Höhenzüge aneinander. Die Formen wechseln beim Weiter¬
dringen jeden Augenblick. Bald scheint das Tal in einem
weiten Kesselrund plötzlich sein Ende zu finden, bald von
einer jäh abstürzenden Felswand quer abgeschnitten, oder es
öffnen sich tiefe Schluchten, und hoch am Felsrand gähnt
weit aufgerissen der Schlund von Höhlen und Grotten. Die
Absätze des Steilabfalls und
die Hänge sind bis herab zur
Talsohle mit Wald bewachsen,
so daß sich von selbst zu dem
Reichtum der Formen eine
wirkungsvolle Untermischung
der Farben gesellt. Der Höhe¬
punkt landschaftlicher Romantik
ist aber da zu finden, wo sich
über den Wipfeln der Bäume
die Türme und Mauern alter
Burgen gleich Adlerhorsten auf
den grauen Felsen erheben, und
so ist denn der mittlere Teil
des Donaudurchbruchs als die
Glanzpartie der ganzen Strecke
zu bezeichnen. Wer bei freund¬
lichem Sonnenuntergang auf
dem ,,Käppele“, der Bergzunge
gegenüber dem Wildenstein
und rückwärts von „St. Maurus im Felde“, nur ein einziges Mal
gestanden und an dem vor seinem Auge sich entwickelnden
Bilde den Blick gelabt hat, verliert nichts davon aus der Er¬
innerung. Schon steigen langsam die blauen Schatten an den
Halden herauf. Noch erglänzen die Felsen hell, und in den
Fenstern von Burg Wildenstein und Werenwag flimmert der
widerspiegelnde Abendschein, aber rasch und rascher flüchtet
das Licht, kaum noch wie Schaumgold, vor den nacheilenden
Schatten zur sonnenhellen Höhe, über die Felsen zu den Zinnen
und Turmspitzen der Burg, bis auch hier den letzten Glanz
das Dunkel der Nacht verschlingt. — Im Tale wird s lichter,
weiße Nebel schweben leise empor, in den Bäumen wispert
die Nachtluft; von St. Maurus aber ruft mit hellem Klingen
das Glöcklein seinen Nachtgruß in die Berge und Wälder. —
Bei Scheer geht das enge felsendräuende Donautal in das
breite Donauried über. Die Höhen treten rechts zunächst
ganz zurück, während links immer noch eine Randerhebung
mit Ackerfluren bleibt. Die
Strecke zwischen denMündungen
der Albflüßchen Zwiefalter Aach
und Großer Lauter erinnert
durch das Zusammenrücken und
die schluchtartige Gestaltung der
Flußwände wieder an trotzige
Albnatur. Diesen Charakter
tragen auch die malerischen
Flüßchen zur Schau, die tief in
den Albrücken einschneiden und
zur Donau hereinmünden.
Bevor die Donau Ulm
erreicht, verstärkt sie ihre Fluten
mit den Gletscherwassern der
Iller, die sich ungefähr eine
halbe Stunde oberhalb Ulm
in jene ergießt. Nur widerwillig gibt der Alpenfluß seine
Selbständigkeit auf; weithin hält er im gemeinsamen Strombette
die grünen Wasser beisammen, ehe Welle mit Welle sich mischt.
Lange schon ist die im Sonnenschein hell erglänzende
Pyramide des Münsters in den Gesichtskreis gekommen; immer
schärfer fallen die edlen Formen des feingegliederten Baues
in die Augen, das Wahrzeichen der stolzen Vergangenheit
einer kraftvollen Bürgerstadt; mit den Ranken und Blumen
des Turms steigt der Blick hinauf zu den Wolken und schweift
darüber hinaus zu reineren Höhen. —
Die nach der Donauseite verlaufenden Täler sind länger
und weniger tief eingeschnitten als diejenigen auf der Nord¬
seite, die sich infolge der Hebung und Erosion der Albtafel
als Rumpftäler darstellen. Alle diese Täler prangen im Schmuck
von Wiesengründen und am
Steilgehänge von Bergwäldern,
aus denen die graublauen
Felsklötze oder -nadeln hervor¬
schauen und zu Tale grüßen.
Die Flüßchen sprudeln in mäch¬
tigen Quellen aus den Fels¬
klüften hervor. Auf der Südseite
sammeln sich ihre Wasser häufig
am Fuß von Felsen in mächtigen
Quelltöpfen, wovon durch die
himmelblaue Farbe des klaren
Wassers der berühmteste ist:
der Blautopf in Blaubeuren.
Diese Quelltöpfe stehen im
Zusammenhang mit dem weit
ausgebreiteten Höhlensystem der
Alb. Mehr als 100 Höhlen
und Grotten von einiger Be¬
deutungwerden gezählt; die be¬
rühmtesten unter den zugänglich gemachten Tropfsteinhöhlen
sind: auf der Nordseite die Charlottenhöhle bei Hürben, die
Schertelshöhle bei Wiesensteig, die Gutenberger Höhlen,
die Nebelhöhle, die Karlshöhle und die Olgahöhle beim Schloß
Lichtenstein, die Linkenboldshöhle bei Onstmettingen, auf
der Südseite die Friedrichshöhle mit befahrbarem Quellsee bei
Zwiefalten, der Hohlefels bei Schelklingen, die Sontheimer Höhle.
Die Besiedlung der Schwäbischen Alb ist uralt. Hügel¬
gräben und Volksburgen mit Ringwällen in dunkeln Wäldern,
Hauff-Denkmal
Ruine Rechberg
384 DEUTSCHLAND
Nr. 8
Opferstätten auf lichten Bergeshöhen, die Gestaltung der
Fluren, zahlreiche bis ins graue Mittelalter zurückreichende
Baudenkmäler für Schutz und Trutz, für Heim und Hof,
für kirchliche und profane Zwecke, einfach oder in kunst¬
voller Ausführung, freilich oft genug nur noch in über¬
grasten, vermoosten oder zerbröckelten Resten, bezeichnen
den langen Werdegang einer denkwürdigen Kulturentwicklung.
Die Besiedlung in den Tälern ist stark, auf den Höhen
dünn. Entlang der
Flußläufe gedeihen
blühend Gewerbe und
Industrie; auf den •
Höhen finden wir eine
kernhafte, gegend¬
weise recht behä¬
bige Bauernschaft. In ^
zwei hochgelegenen ’
Tal - Pässen finden
wir in 500 und
700 m Meereshöhe
zwei stattliche und
durch ihre Industrie¬
arten weltberühmte
Gewerbestädte: im
Nordosten, im Tal¬
paß von Kocher-
Brenz, das schwä¬
bische Manchester
Heidenheim a. Br.
(Voigtsche Turbmen-
fabrik), im Süd¬
westen Ebingen (Tri¬
kot, Feinmechanik).
Auch der Kriegs¬
gott hat die Schwä¬
bische Alb liebgewon¬
nen und zwei riesige
Truppenübungsplätze
auf ihrem gewaltigen
Rücken ausgebreitet:
für das 13. (würt-
tembergische) Ar¬
meekorps auf der
Hardt bei Münsingen,
für das 14. (badi¬
sche) Armeekorps auf
der Hardt zwischen
Ebingen und Kloster
Beuron im Donautal.
Die Schwäbische
Alb ist durch die
Eisenbahn, die ihren
Rücken an sieben
Stellen von Nord nach Süd ganz überquert und mit zahl¬
reichen Stichlinien an das Verkehrsnetz anschließt, endlich
durch das in Württemberg weit ausgebreitete Verkehrsmittel
fahrplanmäßiger Kraftwagen in reichem Maße zugänglich
gemacht. Die leichte Erreichbarkeit kommt den Bädern
und Sommerfrischen der Schwabenalb zustalLcii, die ihre
klimatischen Vorzüge nicht bloß dem Touristen, sondern
auch dem Kur- und Erholungsbedürftigen zur Ver¬
Honau
fügung stellt. Mineralquellen sprudeln in Ditzenbach, Ueber-
kingen, Göppingen (Säuerling), die höchstgelegene Schwefel¬
quelle Europas entquillt in Sebastiansweiler am Fuß des Hohen-
zollern der Erde. Altberühmte Sommerfrischen und Luft¬
kurplätze sind im Norden und Süden und oben auf der Hoch¬
fläche der Alb zu finden. (Näheres hierüber in dem Büchlein
,,Schwäbische Kurorte, Sommerfrischen, Sportplätze“.) Dem
Sport des Schneeschuhlaufs kann nirgends schöner gehuldigt
werden als auf der
Schwäbischen Alb,
die das größte freie
Schneeschuh - Gebiet
weit und breit dar¬
stellt. Der schwäbi¬
sche Schneeschuh¬
sportsmann Paul Din¬
kelacker bezeugt das
der Schwabenalb mit
folgenden Worten:
,,Hinter ihrem hohen,
burggekrönten Fel¬
senrande, mit dem sie
ins Neckartal trotzt,
zieht sie sich, zur
Donauseiteallmählich
sich senkend, als
leicht gewelltes, hügel¬
reiches Hochland hin.
Kuppe an Kuppe
hebt sich dort, und
meilenweit dehnen
sich Heide und Weide
mit freiemAuslauf und
freiem Ausblick auf
die glänzenden Alpen¬
gebirge der Ferne.
Für Schneeschuh¬
leute ein herrliches
Gelände, nur wenig
v/aldbestanden, und
kein hinderlicher
Viehzaun hemmt des
Skimanns flüchtigen
Fuß. Saubere Dörf¬
lern finden sich allent¬
halben zerstreut mit
einfacher, aber auch
billiger Atzung und
Obdach. Allerorten
winden sich die
Bahngleise heute in
die stillen Täler hin¬
ein und erschließen
uns so eine ganze Reihe von Winterfahrten als lohnende
Tagesausflüge.“
Zum Durchwandern der Schwäbischen Alb ist es just
die schönste Zeit im Mai, wenn der Frühling die Obst¬
bäume in den Tälern mit weißen Blüten und die Berg¬
wälder r:*iic jungem Laub zu schmücken beginnt, oder im Sep¬
tember und Oktober, wenn Maler Herbst mit farbenglühender
Palette durch die Wälder seine Streifzüge begonnen hat.
Nr. 8 DEUTSCHLAND 385
Posen.
Von Dr. Hermann Dreyhaiis.
Die großen Kaisermanöver zwischen dem 5. und 6. Armee¬
korps lenken aller Blicke nach dem Osten des Deutschen Reiches.
Einen glänzenden Auftakt erhalten sie durch die Kaiserparade
des 5. Korps auf dem Lawicaer Exerzierplatz bei Posen am
26. August. Zur Parade, die der Kommandierende General des
5. Armeekorps von Strantz befehligen wird, kommen außer
dem Kaiserpaar der Kronprinz und die Kronprinzessin, das
Prinzenpaar Eitel Friedrich und August Wilhelm, Prinz Oskar
und endlich Prinz Ernst August von Braunschweig-Lüneburg
mit Gemahlin. Einen besonderen Reiz wird das militärische
Schauspiel noch dadurch erhalten, daß Prinzregent Ludwig
von Bayern, der Chef des Posener Infanterieregiments Nr. 47,
wahrscheinlich teilnehmen wird. Selbstverständlich wird das
Gefolge des Kaisers, das sich wie immer aus ersten deutschen
und fremdländischen Offizieren zusammensetzt, wieder äußerst
prächtig sein. Die Stadt Posen, die jüngste Residenz des
Königs von Preußen, wird bei diesen Manövern den Aus¬
gangspunkt bilden. Für sie ist die Anwesenheit de^Landes¬
herrn mit solch erlauchter Begleitung etwas mehr als ein Besuch
von Fürstlichkeiten. Gilt es doch auch bei\dieser Gelegenheit
wieder, den hart um ihr Deutschtum kämpfenden Landes¬
kindern in der Ostmark zu zeigen, daß die landesväterliche Huld
weder nachläßt noch müde wird. Und das wird gerade in diesem
Jahre, wie wir weiter unten sehen werden, besonders wohltun.
Denn das Deutschwerden von Posen vollzieht sich nicht mit
der Geschwindigkeit, die man erwartet und erhofft hatte.
Zwar wird man auf den ersten Blick fast den gegenteiligen
Eindruck gewinnen. Kommt man als Fremder vom Bahnhof, so
mutet einen nichts polnisch an. Kaum ist man die Bahnhofstraße
etwas aufwärts gegangen, dann leuchtet einem die stolze Kaiser¬
burg entgegen, von Schwechten markig und trotzig erbaut.
Der Blick von der Kaponniere aus bietet das Bild einer eleganten
Verwaltungsstadt, die in ein parkmäßiges Grün gebettet ist.
Geht man durch die Stadt der Paläste, dann erblickt
man wohl an dem Gebäude der Raiffeisengenossenschaft das
Wort des Großen Kurfürsten: ,,Gedenke, daß du ein Deutscher
bist!“ Ein Mahnwort nicht nur, auch ein Ausdruck ernstesten,
innersten Stolzes. Das ist alles deutsch, kerndeutsch! —
Anders wird das Bild, wenn man in die Geschäftsstadt
tritt. Glücklicherweise herrscht heute nicht mehr der Ein¬
druck des vergangenen Winters und Frühjahrs, als die Ent-
eignungsvorlage wieder einmal zur Debatte stand. Da hatten
die Geschäftsstraßen ein seltsames Aussehen. Vor den deutschen
Läden standen polnische Streikposten, die den in den Zeitungen
gepredigten Boykott deutscher Waren dadurch besonders wirk¬
sam machten, daß sie polnische Käufer, die sich trotz aller
Warnungen noch in ein deutsches Geschäft verirrten, vor der
Tür noch einmal von ihrem Vorhaben abzuhalten suchten.
Und nicht ohne Erfolg! Ja, manchmal wurden sogar die
nationalen Leidenschaften derartig erregt, daß es auf seiten
der Polen gelinde gesagt zum mindesten zu Taktlosigkeiten
kam, wie folgendes Beispiel beweist. Eine Dame hatte ihrer
vieljährigen Gewohnheit gemäß in einem deutschen Geschäft
eingekauft. Beim Hinausgehen wird sie von einem Streik¬
posten erkannt, der ihr scharfe Vorhaltungen macht. Ein
kurzes Besinnen, der Gewissenszwang ist aber zu groß, die
Dame kehrt zurück, wirft dem Geschäftsinhaber die Ware
vor die Füße und empfiehlt sich. Jeder Kommentar ist über¬
flüssig! Daß sich Polen noch heute zu unentbehrlichen deut¬
schen Ärzten oder Rechtsanwälten nur heimlich begeben,
sei nur beiläufig bemerkt. Unterstrichen muß aber werden,
daß die Konzentrierung des Polentums in Posen heute um¬
fassender ist als vor 10 bis 20 Jahren, als die Stadt in ihren engen
Wällen noch ganz und gar den Charakter einer polnischen
Provinzstadt trug.
Was sollen wir also sagen, unter welchem Zeichen steht
Posen heute? Ist die preußische Königskrone, die über dem
Polenadler auf dem Rathausturme schwebt, wirklich ein Symbol
der Preußenherrschaft und nicht nur der Preußenmacht?!
Eine unzweideutige Antwort läßt sich nicht darauf geben.
Nach den beiden Schilderungen wiegt schließlich das eine
soviel wie das andere. Zwar läßt sich eine gewisse Erstarkung
des Polentums als Folge des Enteignungsgesetzes nicht leugnen.
Dieser Erfolg wird noch bedeutsamer, wenn man einen Blick
in die Statistik der Geburtenhäufigkeit bei Deutschen und
Polen wirft. Um ein Beispiel herauszugreifen: in der Zeit
Posen: Blick auf Stadttheater und Ansiedlungskommission
386 DEUTSCHLAND Nr.8
vom 1. Januar 1906 bis 31. Dezember 1910 gab es 698 deutsche
Eltern, die vier Kinder hatten, gegen 2198 polnische, oder
117 deutsche Eltern mit acht Kindern gegen 608 polnische.
Diese auffallend größere Vermehrung der Polen gibt aller¬
dings für die Zukunft etwas zu denken, wenn auch festgehalten
werden muß, daß die Sterblichkeit unter ihnen weit größer
ist als bei den deutschen. Aber demgegenüber darf man
doch nicht die Erfolge, die das Deutschtum vor allem
nach außen hin, in bezug auf das Gepräge der Stadt, er¬
rungen hat und dauernd weiter erringt, zu gering anschlagen.
Wird erst das Kleid ganz deutsch, dann wird schließlich
der Körper schon folgen.
Gerade Posen selbst bietet dafür ein treffliches Beispiel.
Der Kern des heutigen Posen, der sogenannte Altmarkt mit
seiner Umgebung, vor allem mit seinem herrlichen, augen¬
blicklich nach den alten Plänen wieder restaurierten Rathaus,
ist ursprünglich eine deutsche Niederlassung. Wenn auch
der jetzt unwichtigste, aber älteste Teil Posens, die Dominsel
mit Schrodka, polnische Siedelung ist, so muß man doch die
Stadt Posen unbedingt von deutscher Herkunft erklären,
die auch in deutscher Weise unter Zugrundelegung des Magde¬
burger Rechtes verwaltet wurde. Ja, die älteste erhaltene
Ratsliste vom Jahre 1280 weist zahlreiche deutsche Namen
auf, und die Sprache der Urkunden ist neben dem Lateinischen
fast ausschließlich deutsch. Das Vorherrschen des Deutschen
hielt bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts an, solange der
Zustrom deutscher Einwanderer dauerte. Dann beginnt mit
dem Erstarken der polnischen Königsmacht eine systematische
Polonisierung, die sich allerdings zunächst nur auf rein äußer¬
liche Dinge erstreckte. Namen wurden ins Polnische über¬
tragen, deutsche Predigten verboten, aus den amtlichen Schrift¬
stücken verschwindet die deutsche Sprache mehr und mehr usw.
Nur die deutsche Stadtverwaltung ließ man einstweilen noch
unangetastet, bis auch hier der König sein Machtwort einlegtc
und die Selbstverwaltung beseitigte. Mit dem Sinken der
Königsmacht aber ist auch Posens Schicksal besiegelt, im
17. und 18. Jahrhundert verödet es allmählich, bis es durch die
zweite Teilung Polens 1793 an Preußen kommt. Doch nur
kurze Zeit konnte es zunächst die Segnungen der immer noch
rührigen Verwaltung unter den Hohenzollern genießen, erst
nach den Befreiungskriegen trat es endgültig in die Reihe der
preußischen Städte ein. Wohl hob sich sein Wohlstand bald,
wohl \vurde es ein Mittelpunkt der Bildung und Verwaltung
für die ganze Provinz, aber den Anlauf zu einer großzügigen
Entwicklung konnte es erst nehmen, nachdem am 3. September
1902 der Deutsche Kaiser der jubelnden Stadt die Auflassung
des westlichen Befestigungsgürtels verkündigt hatte. Seit
dieser Zeit beginnt die systematische Verdeutschung der Stadt
Posen. Es wird daher heute interessieren, was in diesem ersten
Jahrzehnt geleistet worden ist.
Die Maßnahmen der Regierung, der Stadt Posen im
Westen eine weitgehende Entwicklungsmöglichkeit zu ver¬
schaffen, muß man unbedingt als sehr umfassend anerkennen.
Das ganze linke Wartheufer ist von der bedrückenden Um¬
klammerung befreit worden. An Stelle der Wälle und Forts
ist eine großartige Ringstraßenanlage getreten, deren Namen
die Stufenleiter der Hohenzollern vom Burggrafen über Mark¬
graf, Kurfürst, König bis zum Kaiser darstellen. Diese große
Ringlinie wird durch den Platz, den das ehemalige Berliner
Tor einnahm, in zwei gleichmäßige Hälften geteilt, in deren
Mitte sich jedesmal eine parkartige Erweiterung befindet,
im Süden ist dies der Schillerpark mit einer Nachbildung der
Danneckerschen Schillerbüste und im Norden der Goethepark.
Es ist selbstverständlich, daß sich um diese Neuanlagen
auch das neue Posen bildete, denn im Innern war begreiflicher¬
weise nicht mehr viel verfügbarer Raum. Der Mittelpunkt
Posen: Königliches Residenzschloß
s=s~ a.
Nr. 8 DEUTSCHLAND 387
dieser jungen Schöpfung wurde der Platz am Berliner Tor.
Das Berliner Tor war bisher der Ausgang zu den bedeutendsten
Posener Vororten, zu den bereits 1900 eingemeindeten Orten
Jersitz und Lazarus. Gleichzeitig mit diesen war das im Süd¬
westen gelegene Wilde angegliedert worden. Durch die Nieder¬
legung der Wälle war bis zu diesen Orten ein großes Freiland
erschlossen worden. Nebenbei sei bemerkt, daß man nunmehr
auch ungehindert zum Bahnhof gelangen kann, der früher mit
seinen sämtlichen Anlagen völlig außerhalb der Stadt lag. Die
bauliche Verbindung mit den beiden erstgenannten Vororten
wurde am energischsten gefördert. Infolgedessen zog die Be¬
völkerung geradezu massenweise hinaus, so daß heute eine Art
Citybildung zu
beobachten ist,was
natürlich eine all¬
mähliche Entvöl¬
kerung derAltstadt
bedeutet. Posen
folgt hierin, wie
in so vielen Din¬
gen, dem durch¬
aus nicht immer
vorbildlichen Bei¬
spiel Berlins, ohne
den grundsätzlich
verschiedenen V er-
hältnissen beson¬
ders Rechnung zu
tragen.
Den Anfang
zu dem größeren
Posen machte das
kaiserliche Schloß,
dessen Grundstein
eben in jener Zeit
gelegt wurde und
dessen feierliche
Einweihung vor
wenigen Jahren
erfolgte. Gewaltig
und trotzig erhebt
sich der von dem
bekanntenBerliner
Hofarchitekten
Schwechten ent¬
worfene Bau.
Zwar ist sein Ma¬
terial nicht boden¬
ständig, er er¬
wächst also nicht
der Landschaft,
dennoch kann man
ihm seine Aner¬
kennung nicht ver¬
sagen. Der unbehauene Sandstein verleiht dem ruhigen,
ja ernsten romanischen Stil etwas außerordentlich Kerniges;
der selbständig ausgebildete massige Turm, mit dem schön
stilisierten preußischen Adler geschmückt, könnte so recht
das Symbol des Deutschtums sein: ich wanke und weiche nicht!
Ähnlich wie in Straßburg, das ja in seinen Schicksalen
eine gewisse Ähnlichkeit mit Posen hat, schließt sich an die
Kaiserburg eine ganze Reihe amtlicher Gebäude. Als Pendant
hat Schwechten gegenüber dem Schlosse ebenfalls in romani¬
schem Stil die Oberpostdirektion und die Posener Landschaft
aufgeführt. Weiter südlich am Kurfürstenring ist noch ein
Neubau der Königl. Eisenbahndirektion projektiert. Diese
Gebäude geben mit den Anlagen am Schillerpark nach Süden
zu dem Platz am Berliner Tor einen günstigen Abschluß. Im
Norden begrenzt den Platz zunächst das Gebäude der Akademie.
Hier hat man zur Abwechslung den Renaissancestil gewählt.
In den Jahren 1904 bis 1910 ist das lebhaft wirkende, umfang¬
reiche Gebäude unter Oberleitung des Baurats Fürstenau
errichtet worden. Hiermit wurde ein schon fast hundert Jahre
alter Wunsch der Bewohner von Posen wenn auch nicht geradezu
verwirklicht, so aber doch dem Ziele sehr nahe gebracht. Posen
bekam nicht eine Universität, aber eine Volkshochschule.
Am heftigsten ist der Kampf darum zu Anfang der 50er Jahre
des vorigen Jahrhunderts geführt worden, als von polnischer
Seite versucht wurde, für Posen eine nationalpolnische Uni¬
versität zu erlangen. Diese Bestrebungen mußten naturnot¬
wendig ergebnis¬
los verlaufen.
Heute hat man die
Akademie gerade
als Stützpunkt des
Deutschtums er¬
richtet. Schon
ehe sie ihr eigenes
Heim erhielt,
waren die ersten
Vorlesungen auf
Anregung des Mi¬
nisterialdirektors
Althoff in ge¬
mieteten Räumen
seit demjahrel903
gehalten worden.
Sie pflegten be¬
sonders Philoso¬
phie, Volkswirt¬
schaft, Rechts¬
wissenschaft,
Sprachen, neuere
Geschichte und
Naturwissenschaf¬
ten. Neuerdings
sucht man den
Lehrbetrieb da¬
durch zu erwei¬
tern, daß man ein
Institut für ost¬
europäische Ge¬
schichte und Lan¬
deskunde errichtet
hat und zeitweilig
Fortbildungskurse
für fast alle akade¬
mischen Berufe
abhält, die den
Volksschullehrern
ebenfalls zugäng¬
lich sind. Natürlich
stellten sich auch nach und nach Berechtigungen für die junge
Hochschule ein. 1906 wurde der Akademie eine Kommission an¬
gegliedert, vorder Oberlehrer Erweiterungsprüfungen im Deut¬
schen, Französischen und Englischen ablegen konnten. Seit Ostern
1910 werden den Philologen zwei in Posen verbrachte Semester
als vollgültig für das Studium angerechnet. Damit hat die
Akademie ihre ersten Studenten erhalten, während bis dahin
so ziemlich alle gebildeten Bewohner der Stadt als Hörer in
Frage kamen. Unterstützt wurde die Akademie für die ernste
wissenschaftliche Forschung durch zwei Institute, die gerade
in den Jahren fertig wurden, als man anfing, Posen im Westen
von seinen Fesseln zu befreien. Das sind die Kaiser-Wilhelm-
Bibliothek und das Kaiser-Friedrich-Museum, beide von
Hinckeldeyn im Stile der italienischen Hochrenaissance erbaut.
Posen: Akademie-Festsaal
388 DEUTSCHLAND Nr. 8
Das eine liegt in der Ritterstraße, das andere an der Ostseite
des Wilhelmplatzes, beide natürlich noch innerhalb der ehe¬
maligen Umwallung. Die Kaiser-Wilhelm-Bibliothek ist recht
reichhaltig ausgestattet, ebenso darf das Kaiser-Friedrich-
Museum auf wertvolle Schätze unter seinen Beständen blicken.
Naturgemäß wird überall die östliche Provinz vorherrschen,
aber auch Namen wie Leistikow, Triebner, Thoma und Monet
sind mit nicht unbedeutenden Werken vertreten.
Doch wenden wir uns wieder zu den Bauten des letzten
Dezenniums zurück. Zwischen Akademie und Schloß erhebt
sich auf einer sanften Erhöhung des Königsrings ein Bismarck¬
denkmal von Eberlein aus dem Jahre 1903, das in seiner Auf¬
fassung dem Begasschen vor dem Reichstagsgebäude in Berlin
nahesteht. Hinter dem Bismarckdenkmal erhebt sich nach
Norden zu das von Littmanns, München, erbaute Stadttheater
mit seiner prächtigen Freitreppe, das 1910 eröffnet wurde.
Nach Nordosten schließt die weitläufige Platzanlcige am Berliner
Tor, zugleich als Grenze gegen den Schloßgarten, der gewaltige
Kuppelbau der Königl. Ansiedelungskommission ab, reich
mit allegorischen Bildwerken geschmückt, die dem Zweck
des Gebäudes und der Geschichte des Landes entnommen sind.
Eine stattliche Zahl von Gebäuden ist in diesen zehn
Jahren in Posen entstanden. Sie haben das Bild der Stadt gänz¬
lich verändert. Nicht mehr das alte Rathaus allein ist das
Wahrzeichen von Posen. Daneben hat sich ebenso unbeugsam
und stolz der Turm des neuen Kaiserschlosses gestellt, wenn
beide auch räumlich ziemlich weit voneinander entfernt sind.
Rechnet man zu diesen dauernden Zeichen der kraftvollen
Entwicklung Posens noch die so über Erwarten gelungene
Ostdeutsche Ausstellung von 1911, an die immer wieder der
gewaltige Wasserturm in der Nähe des Bahnhofs erinnern
wird, so muß man den Mann bewundern, dessen Amtstätigkeit
gerade mit dieser ersten Blüte der Stadt zusammenfällt. Im
Jahre 1903 übernahm Dr. Wilms, ein Westdeutscher von
Geburt, die oberste Verwaltung. Der sichtbare Erfolg seiner
Arbeit ist uns deutlich geworden. Daneben hat er aber keines¬
wegs die weniger in Erscheinung tretenden Zweige seiner
Tätigkeit, wie Pflege der Hygiene, des Verkehrs, der Boden¬
reform, und wie all die Gebiete des Wirtschaftslebens heißen,
außer acht gelassen. Mit Stolz kann er heute sagen, daß Posen,
das ehedem eine der ungesundesten Städte war, wenn auch
nicht geradezu ins Gegenteil verkehrt — das geht in 10 Jahren
nicht —, so doch einen bedeutenden Schritt vorwärtsgekommen
ist. Möge in Zukunft ein gleicher Segen auf seinem Wirken ruhen!
Internationale BaufachnAusstellung* Leipzig 1913.
Planführung und Architektur.
Seitdem Dresden mit seiner Hygieneausstellung 1911 so fabel¬
haften Erfolg gehabt hat, glaubt man in der ,,fachlichen Welt¬
ausstellung“ diejenige Wesensform gefunden zu haben, der es Vor¬
behalten ist, die Ausstellungsmüdigkeit erfolgreich zu bekämpfen.
Dieses Übel spukt nun zwar in wirtschaftlichen Betrachtungen
der Presse und
muß auch als Ent¬
schuldigung her¬
halten, wenn ein¬
mal eine Ausstel¬
lung mit Defizit
abschneidet, aber
seine Existenz wird
doch stark ange-
zweifelt. Die Leip¬
ziger Baufach-Aus¬
stellung nun ist
ursprünglich auch
als internationale
Fach - Ausstellung
geplant gewesen.
Ihren schon heute
allgemein aner¬
kannten Erfolg aber
hat sie nicht des¬
halb gehabt, weil
sie programmäßig
durchgeführt wor¬
den ist, sondern
trotz ihrer man¬
gelnden Internatio-
nalität. Denn be¬
kanntlich sind im ganzen letzten Jahre die Gespräche von Krieg
und Kriegsgeschrei nicht verstummt, und darauf ist es zurückzu¬
führen, daß von den fremden Staaten nur Österreich offiziell ver¬
treten ist. Daneben sind dann allerdings noch ein rumänisches
Weinrestaurant, eine japanische Kunsthandwerker-Kolonie und
eine italienische Osteria zu erwähnen, aber das dürfte im all¬
gemeinen für eine Weltausstellung doch nicht genügen, und
so muß man den Willen für die Tat nehmen. Aber deshalb
kommen wir auf der ,,Iba“, wie die InternationaleBaufach-Ausstel¬
lung abgekürzt heißt, doch reichlich auf unsere Rechnung,denn das
Thema ,,Bauen und Wohnen“ ist hier mit einer Gründlichkeit
und Vielseitigkeit behandelt, die fast nichts vermissen läßt.
Im Mittelpunkte des Ganzen stehen die Industriehallen,
die die Abteilungen Baukunst, Baustoffe, Raumkunst und Kunst¬
gewerbe in sich bergen. Dahinter stehen zwei Hallen mit Ma¬
schinen, deren sich
das Baugewerbe zu
den verschieden¬
sten Zwecken be¬
dient, und auf dem
erhöhten Bahn¬
damm hat ein lang¬
gestrecktes Ge¬
bäude Platz ge¬
funden, das die
Baueinrichtungen,
wie Heizanlagen,
Badestuben,Warm-
wasser - Erzeuger
u. a., enthält. Arr
diese industriellen
Haupt - Gruppen
schließen sich noch
zahlreiche Sonder¬
gruppen an, näm¬
lich die Abteilung
für Krankenhaus¬
bau, die beiden
Kollektivgruppen
der Betonindustrie
und des Stahl¬
werks -Verbandes,
die Sporthalle und die vielen Einzel-Aussteller, die ihre Ob¬
jekte, sei es weil sie zu voluminös sind (Baugerüste, Eleva¬
toren, Blockhäuschen), sei es aus irgendeinem andern Grunde^
in besonderen Pavillons im Freien ausstellen.
Neben der Industrie stehen Kunst, Wissenschaft und Lite¬
ratur nicht zurück. Der Bauliteratur ist eine eigene Halle ge¬
widmet, die Kunst hat in der Leipziger Jahres-Ausstellung
eine würdige Stätte erhalten, und die Wissenschaftliche Ab-
1
Leipzig vor 100 Jahren
Nr. 8 DEUTSCHLAND (O^l^
389
teilung ist von einer Gediegenheit und Gründlichkeit, die all¬
gemein die höchste Bewunderung erregt. Sie zerfällt in vier
Gruppen: 1. Wissenschaftliche Durchbildung von Bauwerken;
2. Künstlerische Durchbildung von Bauwerken und ihrer
Umgebung; 3. Städtebau, Wohnwesen und Grundstücksverkehr
und 4. Arbeiterver¬
sicherung und Arbeiter¬
schutz. Im Anschluß
an die Gruppe 1 wird
eine Materialprüfungs-
anstalt in Betrieb vor¬
geführt, ein Flußbau¬
laboratorium ist vor¬
handen und ein eigenes
wissenschaftliches Kino
und populäre sowie
fachliche Vorträge er¬
gänzen in lebendigen
Darstellungen, was die
Ausstellung nur an leb¬
losen Dingen anhäufen
konnte. An die Gruppe
4 hat dann noch die Ge¬
neralkommission derGe-
werkschaften Deutsch¬
lands eine Sonderaus¬
stellung von Arbeiter¬
schutzvorrichtungen an¬
gegliedert.
Es liegt nun klar auf der Hand, daß eine Baufach-Aus¬
stellung ganz besonderes Gewicht auf die Harmonie zwischen
ihren Bauten und der Landschaft, in die diese hineingestellt
sind, legen muß. Das war in Leipzig nicht gerade leicht, denn
die Landschaft um Leipzig hat — auch der überzeugteste Lokal¬
patriot wird das nicht bestreiten — keine besonderen Eigen¬
tümlichkeiten. Wie überall in der Umgebung unserer modernen
Großstädte, so schieben sich auch hier die Miethauskolonnen
weit ins flache Land
hinaus. Fabriken, Gas¬
anstalten, Zimmer¬
plätze, Friedhöfe: es
ist immer das gleiche
Bild, ob man nun in
Berlin, in Königsberg,
in Köln oder Dresden
die Großstadt an ihrer
Bebauungsgrenze auf¬
sucht. Was sollte da
wohl Leipzig beson¬
deres zeigen können?
Und doch sind bei
der Anlage der ,,Iba“
gerade solche Stim¬
mungswerte des Vor¬
stadtbildes auf das
glücklichste ausge¬
nutzt, an denen man
sonst wenig Ge¬
schmack findet. Frei¬
lich, aus der Nähe
besehen, hätte sich
die Vorstadt schlecht
mit der bunten Pracht
der ephemeren Feststadt vertragen, deshalb hat man ihre
schmutzig-graue Wirklichkeit hinter der deckenden Wand
sauberer Ausstellungsbauten versteckt. Aber die in weiterer
Entfernung sichtbaren Häusersilhouetten gaben für das
eigentliche Ausstellungsbild einen prächtigen Hintergrund
ab, und der ist bei der Gesamtanlage in glücklichster Weise
benutzt worden Überall, wo es sich nur irgend ermöglichen ließ»
sind Durchblicke geschaffen, durch die Leipzig mit seinen
Kirchen, Leipzig mit seinen Parks, Leipzig mit seinen Fabriken
in die Ausstellung gleichsam mit hineinbezogen ist, und jeder,
der in den Dingen mehr
sieht, als was an ihrer
Oberfläche sichtbar ist,
der ahnt, daß die ver¬
gängliche Zauberstadt,
die mit ihrer gleißen¬
den Pracht und ihrem
frohen, strahlenden
Leben ständig die
Menschen an sich lockt,
nur ein Symbol für das
Leipzig der Arbeit und
des Alltags ist, das sich
weit dahinter endlos
ausdehnt. Nach Norden
zu hegt die eigentliche
Innenstadt. Der Ein¬
geborene erkennt jeden
Turm, ja selbst jeden
markanten Häusergiebel
an seiner Form. Und
wie scharf sich all die
zierlichen Zäckchen und
Häkchen von der Dunst¬
schicht abheben, die ständig über der Stadt hängt! Nach Westen
streckt sie Connewitz, nach Osten Stötteritz wie zwei riesige
Arme ins Land hinaus, und ihre letzten Häuser verschwinden
weit hinter den leicht geschwungenen Bodenwellen, über die
vor hundert Jahren die Heere der Verbündeten gegen die
kampferprobte Armee Napoleons herangestürmt sind.
Ganz anders ist der Ausblick nach Süden. Dort bilden
grüne Anlagen den Vordergrund, und hinter diesen steigt,
gewaltig in ihren Ab¬
messungen, edel und
ernst in ihren Formen,
die graue Steinmasse
des Völkerschlacht-
Denkmals empor. Von
diesem Denkmal aus
führt eine breite
Prachtstraße, die
,,Straße des 18. Okt.“,
in gerader Linie durch
die Ausstellung hin¬
durch auf die Stadt zu.
Leider konnte sie
noch nicht vollständig
durchgeführt werden,
denn der Rat der
Stadt muß sich erst
noch mit einer Hand¬
voll Grundeigentümer
vor Gericht ausein¬
andersetzen. Sobald
das geschehen ist, sind
die Anfänge einer
Straßenanlage ge¬
macht, wie sie in dieser
Großartigkeit und Schönheit wohl wenige Städte aufzuweisen
haben werden, denn einen so gewaltigen monumentalen Abschluß
einer langen Perspektive könnte man vergeblich wieder suchen.
Für die Ausstellung war diese Prachtstraße das erste,
was bestimmend auf ihren Grundriß einwirkte und der Phantasie
Internationale Baufach - Ausstellung Leipzig: Blick vom Haupteingang auf die Straße des
18. Oktober. — Im Hintergründe das Völkerschlacht-Denkmal
Die ,,Iba“ (Internationale Baufach-Ausstellung Leipzig) — Aufgenommen von einem V. F. W.-
Elndecker aus 700 Meter Höhe von Hauptmann Härtel, Leipzig
390 DEUTSCHLAND Nr.8
der gestaltenden Künstler die Richtung wies. Daß auf sie
von vornherein alle Liebe und Sorgfalt verwendet wurde, ist
daher nur zu begreiflich.
Vom Denkmal kommend, durchläuft sie, wie schon erwähnt,
einen Park, von dem ein Teil abgetrennt und zum Ausstellungs¬
gelände geschlagen ist, hiernach überquert sie auf einer Brücke
die Verbindungsbahn, die tief in die Erdwelle, die sich hier
erhebt, eingeschnitten ist, und hat dann sofort ein Gefälle von
30 bis 40 m zu überwinden. Dieses Problem ist geradezu
glänzend gelöst,denn die Straße steigt über eine mächtigeTreppen-
anlage bis zu dem Niveau, auf dem die eigentlicheAusstellung liegt,
hinab, um einstweilen auf einem weiten Platze haltzumachen.
Hier steht der Musikpavillon, hier schneidet die zweite
Hauptstraße rechtwinklig durch, hier ist der eigentliche Mittel¬
punkt, denn von allen Seiten strömen hier die Besucher herbei.
Am belebtesten ist das Bild, das die über die Treppe sich er¬
gießenden Menschenfluten zeigt. Und wie herrlich ist diese
ganze Anlage durchgeführt. Den ersten Treppenabsatz flan¬
kieren zwei Brunnenpavillons, unter derenDächern ständigSpring-
brunnen ihre
dünnen Strahlen
aufsteigen lassen.
Der oberste Ab¬
satz ist durch zwei
Reiterfiguren aus
grüner Bronze be¬
tont, und dahinter
ziehen sich von
den wieder als
Pavillonsausgebil-
deten Brücken¬
köpfen feingliede-
rige Säulenhallen
zu den Seitenge¬
bäuden hm, die
sich über mächti¬
gen Terrassen
ragend erheben.
In ihrem weite¬
ren Verlaufe führt
die Straße des 18.
Oktober links an
den großen Indu¬
striehallen und
rechts am Haupt¬
restaurant vorüber.
Sie ist hier zu zwei Farbengärten vertieft, zwischen die das Bassin
des großen Springbrunnens eingelassen ist, und bildet zu beiden
Seiten große Höfe, deren einer als Restaurationsgarten dient,
während der gegenüberliegende als Rosenhof angelegt ist. Mit dem
prächtigen Mittelbau des Hauptausstellungsgebäudes als Hinter¬
grund wirkt er durch seine ruhige Linienführung sehr vornehm.
Ehe die Straße des 18. Oktober durch den Nordeingang
aus der Ausstellung hinaustritt, ist sie in einen Zypressenhain
verwandelt, dessen steif aufgerichtete dunkle Pyramiden eine
feierliche Wirkung geben.
Der Straßenzug, der diese Prachtstraße unterhalb der
großen Treppe rechtwinklig schneidet, heißt die Lindenallee,
weil er in seiner ganzen Länge von vier Reihen Linden bepflanzt
ist. Im Gegensatz zur Straße des 18. Oktober, die nach beiden
Seiten hm sich ins Weite ausdehnt, ist die Lindenallee durch
zwei quer davorgestellte Bauten abgeschlossen, und zwar im
Osten durch das von einer Säulenhalle wie von einem Tore
durchbrochene Verwaltungsgebäude und im Westen von der
grauen Riesenkuppel der Betonhalle (Erbauer Kreis). Von den
offiziellen Ausstellungsbauten, die in derselben Formensprache
zu dem Beschauer reden, ist sie die beredteste Verkünderin
dessen, was diese Ausstellung Neues und Gutes zu sagen hat.
Nirgends ist griechische Heiterkeit so harmonisch und fein
mit dem Arbeitsernste unserer Tage vereinigt wie hier, und
nirgends hat der Künstler so glücklich gegenüber einer großen
Tradition die eigene Selbständigkeit gewahrt. Diese mächtig
sich wölbende Kuppel ist der stolze Aufschrei einer Zeit, die
an technischem Können alle Vergangenheit weit in den Schatten
stellt. Und die Giebel und Säulen, die dem Eingang vorgelegt
sind, dämpfen mit antiker Gelassenheit diesen Naturlaut, der
nordischem Kraftbewußtsein entquollen ist. Wie eine Offen¬
barung erscheint uns der edle Bau, der all das in sich vereinigt,
was die Gesamtheit der übrigen offiziellen Hallen bedeuten
möchte, wozu in diesem Zusammenhänge auch die Repräsen¬
tationshäuser von Österreich, Sachsen und der Stadt Dresden
gerechnet sind. Alle diese Bauten sind, für sich betrachtet,
natürlich auch recht beachtenswerte Leistungen. So ist der
Gebäudekomplex, der sich zu beiden Seiten um den Nordein¬
gang herumschließt, sogar von großartigster Wirkung, und
der Mittelteil des Hauptgebäudes erhebt sich zu monumentaler
Größe, ohne freilich die Feinheit und Erhabenheit der Beton¬
halle zu erreichen.
Das erfreuliche
an allen diesen
Architekturschöp -
fungen ist, daß
die Richtung, die
sie andeuten, auf¬
wärts weist. Es
ist diese Erkennt¬
nis sehr befriedi¬
gend, denn der
Baustil der letzten
Jahre ist noch
immer nicht frei
von jener tasten¬
den Unsicherheit,
die die Begleit¬
erscheinung aller
neuen Kunstrich¬
tungen gewesen
ist. Und was be¬
sonders auffällt:
das Ornament
kommt wieder zu
Ehren. Das purita¬
nische Kunstprin¬
zip, das nur durch
die Harmonie der einzelnen Bauglieder unter sich wirken wollte,
ist damit endgültig überwunden, und der große Gewinn, der
in diesem Ringen erstritten ist, ist die Erkenntnis, daß das
Ornament nicht seiner selbst wegen da sein und nicht als aufge¬
leimte Verzierung erscheinen darf, sondern aus dem Gebäude her¬
ausgewachsen sein und mit ihm lebendig verbunden bleiben soll.
So verschieden auch die künstlerischen Tendenzen sind,
die in den verschiedenen offiziellen Ausstellungsbauten zu
Wort kommen: der eine Grundzug geht durch alle diese Schöp¬
fungen: sie atmen klassische Ruhe. Freilich so erhaben wie in
der Kreisschen Betonhalle ist das nirgends ausgeprägt, und
deshalb kann es nur allgemein aufs höchste befriedigen, daß
dieser vorbildliche Bau erhalten bleiben wird. Zu hoffen wäre
es, daß auch die übrigen großen Ausstellungshallen auf die
künftige Gestaltung dieser ganzen Gegend einwirken würden,
denn an ihnen sind viele Einzelheiten, wohl wert, in dem einen
oder andern Bauwerke ihre Wiederauferstehung zu feiern.
Behält im großen und ganzen die Kunstrichtung die
Führung, die in der Betonhalle verkörpert ist, so ist doch auch
die andere Richtung vertreten, die nur das Material betont
und die Form dem Stoffe unterordnet. Dieser Stoff ist das Eisen,
und seine Verwendbarkeit wurde bisher meist nur an riesigen
Der Dorffriedhof mit Dorfkirche
Nr.8 DEUTSCHLAND 391
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el3
und
liai
iväre
iie
den.
inen
die
audi
etont
;isea
isigf»
Bauwerken gezeigt, die durch ihre Maße das einzelne Bauglied
in den Hintergrund rückten und im ganzen wie feine Gespinste
wirkten. Man denke nur an den Eifelturm, der in seinem hell¬
braunen Anstrich
wie ein riesiges
Korbgeflecht aus¬
sieht, oder an eine
der gewaltigen
Brücken, die sich
spielend leicht
über die tiefsten
Felsschluchten
legen. In Leipzig
nun ist die Ver¬
wendbarkeit des
Eisens von einer
ganz neuen Seite
vorgeführt. Das
„Monument des
Eisens“, das der
Stahlwerks-Ver¬
band unmittelbar
neben der Beton¬
halle gestellt hat,
will durch wuch¬
tige Massen wir¬
ken, die wie von
Zyklopenfäusten
aufgetürmt erschei¬
nen, und deren
riesenhafte Tragkraft noch besonders durch eine goldene
Kugel betont ist, die der schwarze Bruder Eisen in seinen sehnigen
Armen hochhält. — Betonhalle und Monument des Eisens sind
die beiden Hauptstücke der ganzen Ausstellung, die um den
Ruhm, der „Clou“i zu sein, streiten. Der graue, dem edlen Sand¬
stein gleichende Eisenbeton verkörpert die Schönheit, und da¬
neben strafft das Eisen in nackter Pracht seine Muskeln, sieghaft
in seinem Kraft¬
bewußtsein und
seiner männlichen
Würde. Ausstel-
lungen,auchsolche
mit streng künstle¬
rischen Tenden¬
zen, unterstehen
den Gesetzen der
Spekulation und
müssen oft ihre
schönsten Grund¬
sätze den ,,finan¬
ziellen Rücksich¬
ten“ opfern. Auf
diese Weise erhal¬
ten viele Aussteller
dasRecht,mitihren
Bauten und Son¬
derpavillons will¬
kürlich auf die Ge¬
staltung des Ge¬
samtbildes einzu¬
wirken, und da bei
ihnen das Bestre¬
ben, aufzufallen,
sich vorzudrängen,
aus der Reihe herauszutreten, die Nachbarschaft zu übertrumpfen,
vorherrscht, so kommen oft die groteskesten Wirkungen her¬
aus. Auf dem Terrain nun, wo die Mehrzahl der ,,Aussteller
im Freien“ ihre Stände errichtet hat, d. h. neben und hinter den
Maschinenhallen, tut die bunte Mannigfaltigkeit keinen Schaden,
aber von der Lindenallee und vor allem von dem Platze unter¬
halb der Treppenanlage hätte man schon jede schreiende Wirkung
fernhalten sollen.
Die Gebäude,
selbst die, die der
Erholung dienen,
sind ausnahmslos
in Form und Farbe
auf den Grund¬
ton des feierlichen
Ernstes abge¬
stimmt, und wenn
sich nun an einer
Ecke ein sonst
gar nicht übelaus-
sehendesV erkauf s -
häuschen mit gel¬
ben Wänden und
kornblumen¬
blauem Dache all¬
zu auffallend be¬
nimmt, so ist das
eine Unstimmig¬
keit, die man hätte
vermeide nmüssen,
auch wenn sie da¬
durch gemildert
wird, daß der
Missetäter sym¬
pathische Züge trägt. — Natürlich sind in den verschiedensten
Teilen der Ausstellung die Bauten auch von verschiedenem
Charakter. Die Lustige Ecke hält an dem üblichen Ausstellungs¬
stil fest, offenbar von dem Gedanken ausgehend, daß der
Mensch, der hierher kommt, für die Umgebung nicht mehr
jene strengen Forderungen stellt, die einem verfeinerten Stilgefühl
entspringen. Das gleiche gilt auch für die Alte Stadt, die eine
Nachbildung des
1 Leipzig vor 100
Jahren sein will,
und in der Tat die
Zeit unserer Ur¬
großväter in sin¬
niger Weise wieder
heraufbeschwört.
Selbstverständlich
sind hier nur die
aus irgendeinem
Grunde interes¬
santen altenHäuser
wiedergegeben,
und der Umstand,
daß der Leipziger
mit seinem Domi¬
nikanerkloster und
seiner Pleißenburg
beim vollen Glase
ein rührendesWie-
dersehen feiert, er¬
höht nur den Reiz.
Jenseits der
Bahn stellt sich
das Dörfchen als
einheitlicheSchöp-
fung dar, mit einer Kirche, einem Schulhaus, einer bäuer¬
lichen Musterwirtschaft und mehreren Kneipen, an denen
ja im allgemeinen überhaupt kein Mangel ist. Mit dieser
Dorfsiedelung hat ihr Schöpfer die Anregung für eine
Internationale Baufach-Ausstellung Leipzig: Blick durch das Säulenportal des Verwaltungsgebäudes auf
die Betonhalle
Internationale Baufach-Ausstellung Leipzig: Die Betonhalle
392 DEUTSCHLAND Nr. 8
Weiterbildung bäuer¬
licher Bau- und Innen¬
kunst geben wollen, was
gewiß ein recht verdienst¬
volles Unternehmen ist,
denn nirgends hat die Ge-
schmaclcverflachung der
Baumeister und ihrer
Auftraggeber so ver¬
heerend gewirkt, wie auf
dem Lande. In der vom
Landesverband Sächs.
Heimatschutz so hervor¬
ragend durchgeführten
Sonderausstellung kommt
uns das mit erschrecken¬
der Deutlichkeit zum Be¬
wußtsein. Und nun sollte
der Bauer daran erinnert
werden, daß er in früheren
Zeiten seinen eigenen Stil
hatte, und soll aufge¬
rufen werden, ihn neu
zu beleben. Aber das
wird wohl nie geschehen,
denn der Ehrgeiz unserer
Landbevölkerung geht
höher: sie wollen den Städtern in nichts nachstehen, und
so haben sie ihre malerischen Volkstrachten abgelegt, um ihre
Gewandung aus dem Kleiderladen zu beziehen, ihre alten
schönen Hausgeräte liegen in der Rumpelkammer, und dafür
prangt der Zimmerschmuck aus dem Marktbasar auf dem
neumodischen Vertiko, und die Häuser baut ihnen der Bau¬
meister nach dem hübschen Vorlagenbuch, das der Herr Sohn
von der Baugewerbeschule mitgebracht, in gotischem oder
Renaissancestil meist aus schönen, roten Ziegelsteinen, daß sie
so vornehm aussehen wie der Bahnhof in der nächsten Kreis-
Peterstor
mit Plelßenburg (Leipzig vor 100 Juhren)
Stadt oder das neue Schulhaus oder gar die stattliche
Provinzialgefangenenanstalt. Es ist zweifellos anzuerkennen,
was der Erbauer des Dörfchens geschaffen hat, und die
Anregungen, die er gegeben hat, sind es wert, daß sie bei
Fachleuten und Laien weiterwirken.
An das Dörfchen schließt sich die Abteilung „Friedhofs¬
kunst“ an, und die Eigenheimbewegung ist durch die „Hand¬
werker-Ausstellung“, wie man die Gartenstadt Marienbrunn
getauft hat, zwar nicht erschöpfend dargestellt, aber doch
immerhin durch ein recht sinnfälliges Beispiel vertreten.
25 Jahre Westerwaldklub.
Am 5., 6. und 7. Juli feierte der
Westerwaldklub in der ehemaligen
Residenzstadt der Grafen von Wied-
Runkel sein 25jähriges Jubiläum. Ein
Blick auf das Werden und Wachsen
dieser Vereinigung, die neben Eifel- und
Taunusklub genannt zu werden verdient,
obwohl sie heute deren Größe noch
nicht erreicht hat, wird den Lesern
dieser Zeitschrift von Interesse sein.
Die Erschließung der rheinischen
Gebirge, insbesondere des Taunus,
hatte schon bedeutende Fortschritte
gemacht. Vom Rhein herauf und
vom Main bog der Touristenschwarm
in die Wälder und Täler des Ge¬
birges ein. Aber weiter strebte der
Wanderer Fuß, um, die Bahn über¬
schreitend, bisher ungegangenen Wegen
hinein in den Westerwald zu folgen.
Doch mancher verlor die Wegerich¬
tung, denn Wegeschilder waren selten,
eine Wegeauszeichnung nur von ganz
wenigen Verschönerungs-Vereinen aus¬
geführt. Hielt man eine solche doch
auch für überflüssig. Nicht allzulange
Vcn 0. Runkel (Dierdorf).
Landrat Robert Koecher-Bücbtlng (Limburg)
Vorsitzender des Westerwaldklubs
war es her, daß ein bedeutender Kultur-
historiker, Riehl, in seinem Buche ,,Land
und Leute“ den Westerwald zusammen
mit dem Vogelsberg und der Rhön das
,,Land der armen Leute“ genannt und
als eine kahle, fast nur mit dem grünen
Samt der Heidevegetation geschmückte
Hochfläche geschildert, auf die der
Himmel in seinem Zorn Felsen ge¬
hagelt. Und die Westerwälder hielten
selbst nicht viel von ihrem Heimat¬
gebirge, und die Bewohner des nahen
Rheintals sahen ,,die vom Wald“ nur
geringschätzig über die Schulter an.
Wenige Naturfreunde hatten die
Schönheiten des Westerwaldes mit
seinen schlanken Tannen, seinen hoch-
schäftigen Buchen erkannt. Gering
war die Zahl derer, die Interesse für
die Ereignisse der Vergangenheit der
Heimat bekundeten, von denen alters¬
graue Klosterruinen und bröckelnde
Burgreste beredtes Zeugnis ablegen.
Wozu also bei solchen Verhält¬
nissen Wegezeichen? In der nächsten
Umgebung kannte man sich aus. Weiter
Nr.8 DEUTSCHLAND 3 Q 3
hinaus aber wollte man ja auch nicht. Bitter aber klagten die
rheinischen Wanderer über die Unwegsamkeit des Westerwaldes:
,,Weitend nennen sie das Tal:
Je tiefer du kommst — es wird kahler und kahl,^
Wird schmaler und schmal:
Und dann — eine Wand mit einem Mal." ^ (Sternberg)
Ihre Klagen kamen zu den Ohren solcher Westerwälder,
die ein Herz für ihre Bergheimat hatten. Und sie wollten
Abhilfe schaffen und, ihren
Arm zu kräftigen, sich zu¬
sammenschließen zu ge¬
meinsamer Tat. Es war
am 6. Mai 1888. In einem
der lieblichsten Wester¬
waldtäler, das die Sayn
zwischen schroffen Berg¬
hängen, von heimlichem
Erlendunkel umgeben,
durchrauscht, in Selters,
kamen auf Anregung des
Kgl. Forstmeisters Lade,
Selters, jetzt in Cronberg
im Taunus, die Vertreter
mehrerer Westerwälder
Verschönerungs - Vereine
zusammen und gründeten
den ,, Westerwaldklub“,
der sich als höchstes
Ziel seiner Tätigkeit die touristische Erschließung des
Westerwaldes setzte.
Unter dem Vorsitz des Einberufers traten dem Klub
bei die Vereine Selters, Ransbach, Grenzhausen, Montabaur
und Altenkirchen und versuchten durch Wort und Schrift,
weitere Kreise auf den Westerwald aufmerksam zu machen.
Manche Pessimisten belächelten die Lobpreisungen des Wester¬
waldes und glaubten das baldige Sterben des Klubs zu ahnen.
Sie hatten sich geirrt. Es steckte gesundes Blut in dem Grün¬
dungsgedanken, und darum wuchs die Saat, die ihm entsproß,
im Laufe desVierteljahrhunderts zu einem Baume heran, der heute
seine Zweige über alle
Gebiete des Westerwaldes
zwischen Lahn,Rhein,Dill,
Heller und Sieg breitet.
Langsam war der
Gang seiner Entwicklung
in den beiden ersten Jahr¬
zehnten. Aber sie schritt
doch stetig fort. Von
5 im Gründungsjahr ist
der Klub auf 9 Unter¬
vereine im Jahre 1893, 18
im Jahre 1898, 24 im
Jahre 1903, 59 im Jahre
1908, 67 im Jubiläumsjahr
gewachsen. Damit ver¬
einigt er fast alle Vereine
gleichen Zieles innerhalb
des Klubgebietes. Dazu
kommen 169 Land- und
25 Stadtgemeinden sowie
10 Kreise und 17 Land¬
bürgermeistereien. Die Zahl der Einzelmitglieder beträgt
zurzeit 800.
Die Verbindung der Vereine und Mitglieder war anfangs
lose und bestand ausschließlich in gelegentlichen Aussprachen
und kurzen schriftlichen Mitteilungen.
Seit dem Jahre 1908 umschlingt sie alle ein festes
geistiges Band in der Vereins-Zeitschrift „Schauinsland“.
Das zu Anfang seines Bestehens in kleinem Umfang er¬
scheinende Blättchen hat sich im Laufe der Zeit zu einer
stattlichen, dauernden Wert besitzenden Monatsschrift heraus¬
gewachsen.
Am 15. November 1910 hat der Westerwaldklub die
Rechte einer juristischen Person erworben, was nötig wurde,
um die Grundstücke für den geplanten Bau eines Turmes auf
einer der höchsten Erhebungen des Gebirges, dem Salzburger
Kopf, auf seinen Namen
ins Grundbuch eintragen
zu können.
Fester noch wurde sein
Gefüge durch Beschlüsse
im Februar dieses Jahres,
wonach sich die Einzelmit¬
glieder zu Ortsgruppen zu¬
sammenschließen sollen.
Und bereits haben sich
ihm als jüngste Kinder 13
derselben angegliedert.
Von ihnen verdient be¬
sonders genannt zu werden
der Westerwaldklub Köln,
der unter dem Vorsitz des
Stadtrats Meyer wahrhaft
bahnbrechend wirkt. In
seine Fußstapfen ist der
BonnerWesterwaldklub ge¬
treten. — Daß der Klub heute diese Ausdehnung erlangt hat,
ist nicht zum kleinsten Teile das Verdienst der Männer, die ihre
Kräfte in den Dienst ihrer Westerwaldheimat gestellt haben,
vor allem seines forschen Leiters, Herrn Geheimrats Büchting,
Limburg, der als Landrat des Oberwesterwaldkreises den
echtesten Westerwald kennen lernte und ihm ein treuer Freund
wurde. Neben ihm verdient genannt zu werden der tüchtige
Schriftführer und Redakteur der Vereinszeitschrift, Herr Dekan
Heyn, Marienberg.
Stetig und eifrig hat der Westerwaldklub seine
Ziele verfolgt, außer der touristischen Erschließung des
Westerwaldes die Pflege
und Stärkung der Heimat¬
liebe und des Heimat¬
sinnes, die Erforschung
des Westerwaldes in
wissenschaftlicher Hin¬
sicht, besonders auf geolo¬
gischem, geographischem,
geschichtlichem, volks¬
kundlichem, wirtschaft¬
lichem, literarischem und
künstlerischem Gebiete,
und die Veröffentlichung
dieser Ergebnisse.
Zahlreiche Wande¬
rungen kreuz und quer
über den Westerwald
hat er mit Wegezeichen
versehen. Eine Lust ist
es, denselben zu folgen
in frischem Wander¬
marsch über sturmum¬
wehte Höhen, durch schattendunkle Täler, durch schmucke
Dörfer. Der Westerwaldführer und die Wanderkarte sind
bewährte Ratgeber dabei. Das Verzeichnis der Sommer¬
frischen weist Gasthäuser nach zu erquickendem Aufenthalt.
So hat der Klub die Fremden hineingeführt in Gebiete,
die vor kurzer Zeit ein weltenfernes Dasein führten. Das
Wandern der Jugend wurde gefördert. Ein besonderer
Römische Befestigungsanlage auf dem Pulverberg bei Sayn
□ 1912 erbaut vom Sayner Verschönerungs-Verein □
Dillenburg (Phot.: M. Weidenbach, Dillenburg)
394 DEUTSCHLAND Nr.8
Ausschuß sorgte für Einrich¬
tung von Wanderstrecken
und Schülerherbergen. Bis¬
her sind 10 Herbergen einge¬
richtet, und neue sollen er¬
richtet werden.
Dem Wintersport wurde
besondere Aufmerksamkeit
gewidmet — und das mit
Recht. Wenn der Winter
seinen Einzug auf den Wester¬
waldhöhen gehalten hat, die
glitzernde Schneedecke sich
duftig ausbreitet und frische
Winterluft die Wangen rötet,
dann ist es herrlich, in
rascher Fahrt mit dem Rodel¬
schlitten bergab zu sausen
oder auf den Skiern die weiten
Ebenen zu durchkreuzen.
Jedoch obwohl 1910 ein Aus¬
schuß für Wintersport ent¬
standen, dem sich der
,»Westerwälder Skiklub“ an¬
gliederte, der 1912 wieder
sanft entschlafen ist, so ist
die Förderung des Winter¬
sports im Westerwalde in
erster Linie der Tätigkeit
der Einzelvereine zu danken.
Einzelne Orte haben heute
einen regen Wintersport, so
z. B. Marienberg, Daaren,
Rengsdorf.
Heimatliebe und Heimatsinn pflegte der Klub durch die
Veröffentlichungen im ,,Schauinsland“, in denen Wester¬
waldfreunde Schilderungen der Heimat, der Heimatsitten und
-sagen boten, in denen manches Ereignis geschichtlicher Ver¬
gangenheit aus der Ver¬
gessenheit ans Licht ge¬
hoben wurde. Auch in künst¬
lerischer und literarischer
Beziehung ist viel geschehen.
Maler wurden für die eigen-
und einzigartigen Land¬
schaften interessiert. Dichter
besangen sie. Daß der
Westerwaldklub auch die wirt¬
schaftliche Erschließung des
Westerwaldes beachtet, er¬
scheint als selbstverständlich.
Fünfundzwanzig Jahre
sind ins Land gegangen, seit¬
dem der Westerw'aldklub
seine Tätigkeit zu Nutz und
Frommen des Westerwaldes
begonnen. Da ist die Frage
berechtigt: Ist dieses Stück
,»Deutschland“ all die jahre¬
langen Mühen und Arbeiten
wert? Ja, das ist es! Ganz
gewiß! Blicken wir nach
Süden, wo die Bahn tief
ins Gebirge einschneidet.
Schauen wir nach Osten, wo
Limburgs altehrwürdige
Mauern ragen, nach Norden,
wo im Tal der Sieg und
Heller das Erz wächst,
nach Westen, wo an den
Abhängen Wein reift und
die sieben Berge herüber¬
ragen. Steigen wir auf die Höhen, wo die schmalen Schutz¬
hecken den Viehweiden ein eigenartiges Gepräge geben,
wo Basalt und Braunkohle, Quarzit und Trachyt der Boden
birgt. Überall wird man es empfinden: Es ist schön
Grenzau
Nr.8 DEUTSCHLAND 395
dort oben. „Weitend“ nennt das Land nur der, der fremdher
in dasselbe hineinkommt aus der großen Stadt, aus dem großen
Verkehr. Aber der herauskommt, der groß darin ward, dem
ist es ,,Weltwiege“ und ,,Weltbeginn“.
„Wer kommt heraus? Eine Bauernschaft,
Aus einsamen Höfen, voll Kern und Kraft,
Und gebräunte Frau‘n in grobem Gewand,
Den Busch roter Feldblumen in der Hand.
Die Männer gehen mit Säcken voll Korn,
Die Frau‘n mit der Peitsche neben der Kuh,
Durchschreiten die Bäche ohne Strümpf* und Schuh*
Deutschland ein Jugend- und Lebensborn.“
(Sternberg)
Möge der Westerwaldklub weiter wachsen und erstarken
und seinen ,»großen Brüdern“ Eifel- und Taunusklub gleich¬
kommen zum Segen des Westerwaldes.
Bad Oeynhausen.
Von Ferdinand Teetz.
Wenn des Jahres ,,H o c h g e z i t e“ naht und die kleinen
Vögelein in Busch und Wald wieder ihren Minnesang anstimmen,
„in ir besten Wise, die sie kunnen“, dann
ergießt sich, hergeleitet von Nord und Süd, vom Osten und
Westen, in die sagen¬
umwobenen, zu Füßen
des Porta-Denkmals
hingebetteten Gefilde
ein breiter, alljähr¬
lich wachsender Strom
von Leidenden, die
in einem glücklichen
Winkel des lieblichen
Tales — dem idylli¬
schen Oeynhausen —
die segenspendenden
Quellen des weltbe¬
rühmten Bades auf¬
suchen. Schon gegen
Ende der dreißiger
Jahre des vorigen Jahr¬
hunderts erkannten die
angrenzenden Grund¬
besitzer den Heil¬
wert des statt der er¬
hofften Salzlager unvermutet angetroffenen warmen Quells,
der gleichzeitig mit bedeutender Kohlensäure-Entwicklung
ausfloß, und was sie an primitiven Badeeinrichtungen für
sich, ihre Angehörigen und nächsten Bekannten geschaffen
haben, sollte der Ausgang werden zu einer Entwicklung,
wie ihn unser Vaterland nur noch einmal — freilich aus
ganz anderer Ver¬
anlassung —, bei
der Gründung des
Bollwerks Wilhelms¬
haven, hat schauen
und bewundern dür¬
fen; der zielstrebige
Werdebetrieb, wie
ihn sonst nur die
Siedlungen im Neu¬
land Amerikas oder
Afrikas aufzuweisen
haben, tat sich hier
vor den erstaunten
Augen der Mitwelt
auf; und wenn auch
die ehemaligen Zeu¬
gen der Geburt des
Bades schon alle
unter grünem Rasen
zur ewigen Ruhe gebettet sind, so mag doch auch heute
noch dieser oder jener ehrwürdige Greis, der aus der Gro߬
väter Zeiten bis in unsere Tage fortlebt, mit freudiger Erinnerung
an die einstige goldige Jugend diejenigen Stätten durchwandern.
die, heute das Gepräge moderner behaglichster Kultur auf¬
weisend, vor so und so viel Jahrzehnten durch den Reiz jung¬
fräulicher Natur sein Herz und seine Sinne zu erquicken pflegten
Wo sich heute breite, von Gartenanlagen umsäumte Straßen
mit ihren schmucken
Villen und freund¬
lichen Heimstätten
hinziehen, wo sich
heute das betriebsame
Schaffen einer fast
ausschließlich in dem
Dienst der leidenden
Menschheit stehenden
Bürgergemeine kenn¬
zeichnet, da steuerte
noch vor einem oder
vor wenigen Jahr¬
zehnten der einfache
Landmann den mit
Pferd und Kuh be¬
spannten Pflug, und
wo früher der Jubel¬
sang der Schnitter und
Mägde den letzten
Erntewagen mit seiner
goldigstrahlenden Last he;mwärts auf das ländliche nieder¬
sächsische Gehöft geleitete, da ist jetzt der stille Friede eines
modernen Städtchens ausgebreitet, das in erster Linie auch dem
Ruhebedürfnis der durch den Kampf ums Dasein zerrütteten
Nerven seiner Gäste Rechnung zu tragen versteht. Und in¬
mitten dieser Neusiedlung, die sich alle Errungenschaften
der Hygiene und
Kultur mit freudi¬
gem Elfer zu e^gen
gemacht, umgeben
von den Wohn¬
stätten, deren jede
für sich mit ihren
architektonischen
Reizen und ihrem
sauberen Gewände
ein entzückendes
Idyll bildet, breitet
sich der große Kur¬
park aus, die beson¬
dere Zierde des
Badeortes, in einer
Ausdehnungund mit
einer Schönheit, daß
so leicht kein zweiter
in Deutschland ihm
verglichen werden kann. Was der Wanderer hier empfindet,
wenn er die vielverschlungenen Pfade mit immer neuen Durch-
und Ausblicken durchwandelt, wenn das Gezwitscher Tausender
von gefiederten Sängern an sein Ohr hallt oder er sich zum Aus-
Bad Oeynhausen: Das Kurhaus
Bad Oeynhausen: Aus dem Kurgarten
3Q6
DEUTSCHLAND [B^eeeeee^^eeeeeeeeeeeeeees Nr. 8
ruhen auf eine freundlich einladende Bank niederläßt — im
kühlenden Schatten einer leise raunenden alten Eiche oder Linde,
den letzten Zeugen früherer Jahrhunderte — , das hat ein Dichter¬
mund schon vor fünfzig Jahren zum Ausdruck gebracht, der
sich (in freier Anlehnung an Goethe) in einer Inschrift also ver¬
nehmen läßt: ,,Senke freundlich, o Baum, die schattenden
Zweige zur Erde; jedem, der sich dir naht, säusele Kühlung
herab! Gib dem Zweifelnden Hoffnung, dem Müden ruhige
Stille, und dem Liebenden gib, daß ihm begegne sein Glück!“
Wer längere Spaziergänge liebt, der mag den Fuß hinlenken
über die kühn geschwungene Brücke, die den Hambkebach
und die ihn im wind¬
geschützten Tale be¬
gleitende ,,Oeyn-
hausener Schweiz“
überwölbt, um jen¬
seits der romantischen
Schlucht auf dem in
den Kurpark neu ein-
bezogenen und auf¬
geforsteten TwelF
kamp die Einsamkeit
zu genießen; oder er
mag dem Siele zu¬
streben, wo vor
kurzem — dank der
rührigen Hand und
des verständnisvollen
Weitblickes der jetzi¬
gen Badeverwaltung
— eine entzückende
Hochwaldanlage von
über 200 Morgen ge¬
schaffen worden ist.
Hier am Siel, zu
Füßen den sich durch
das Nadelwehr in
Millionen von plät¬
schernden Strahlen
hindurchzwingenden
Werrefluß, mag der
Wanderer rasten, den
Blick rückwärts ge¬
wendet nach Westen,
wenn der majestäti¬
sche Sonnenball m
purpurnerGlut in den
Fluten versinkt, oder
vorwärts über den von
stolzenSchwänen und
lustigen Enten be¬
lebten Teich hinaus¬
schauend in dieWeite,
deren Abschluß das
Wiehengebirge mit
seinem Portaeinschnitt
bildet; wie ihn beim Blick nach
Westen eine leise Predigt von der Größe und Schönheit gött¬
licher Schöpferkraft erhebt, so läßt sich, wenn das Auge nach
Osten strebt, Klios Stimme leise lehrend vernehmen, die von
Wittekinds, des wehrhaften Sachsenherzogs, Zeiten beginnt und
in schnellem Gedankenfluge zu des neuen Deutschlands Glanz
und Glorie überleitet, über das die eherne Heldengestalt des
greisen Kaisers — segnend und warnend zugleich — die Hand
ausbreitet.
Aus der Schönheit der Natur im reichgesegneten West¬
falenlande aber versetzt den Fremden in die üppige Pracht
moderner Kultur der Besuch des majestätischen Kurhauses,
das, vor einigen Jahren durch Meisterhand geschaffen, auf
sanft ansteigendem Gelände seine beiden Kuppeln empor¬
streckt und so schon von weitem das Auge des Wanderers auf
sich lenkt. Drei Wiesenterrassen, eingerahmt von den bunt¬
schimmernden Blumenbeeten, führen zu dem stolzen Bau hinauf,
in der Mitte lieblich durchbrochen durch zwei mächtige Fon¬
tänen, die sich einem langgestreckten Wasserbecken entwinden;
oben am Eingang grüßen den Wanderer zwei geheimnisvoll
lächelnde Sphinxe, ihm freundlich zuflüstemd, daß die Lösung
des Lebensrätsels in seiner eigenen Brust ruht. Durch ein
mächtiges Menschengewoge, das den Konzertplatz belebt,
strebt der Besucher dem Kurhaus selber zu, während ihm vom
schmückenden Giebel
des Mittelbaues die
,,Hoffnung“, den
Aeskulapstab in der
Hand, tröstend auf
die Quellnixe hin¬
weist. Und betritt
dann der Fuß das
Innere des weit hin¬
gestreckten Baues,
dann ist das Auge
geblendet von dem
Zauber feinsinniger
Innenarchitektur und
dekorativer Ausstat¬
tung, der den Be¬
sucher hier empfängt
und in seiner trotz
aller Pracht wenig
aufdringlichen Art zu
erquicklicher Rast
einlädt. An diebreite
Wandelhalle gliedern
sich in ungezwun¬
gener Natürlichkeit
die einzelnen, den ver¬
schiedensten Zwecken
bestimmten Räume
an, in der Mitte der
große Festsaal in
leichten Barock¬
formen, wo sich ein
besonders reicher —
ornamentaler und fi¬
gürlicher — Schmuck
zu vornehmer Ge¬
samtwirkung ver¬
einigt; zur Linken
führt der Weg durch
den Wintergarten in
den Lesesaal, das
Spiel- und dasBillard-
zimmer sowie die
beiden gemütlichen.
Bad Oeynhausen: Waldweg
für Herren und Damen bestimmten Gesellschaftsräume; auf
der andern Seite bildet den Anschluß der wirkungsvolle, auf
Blau, Gold und Rot gestimmte Speisesaal, neben dem der durch
seine Kojenanlagen so behaglich gestaltete Erfrischungsraum
noch besonders freundlich anmutet. Unwillkürlich reizen die
ganze Art der Anlage und die architektonische Durchführung
des Kurhauses zum Vergleiche mit seinem Rivalen in Wies¬
baden; aber immer wieder fällt die Zusammenstellung beider
zugunsten Oeynhausens aus, das in dezenter Anpassung an
den Charakter seiner Kurgäste mehr auf bequemen Komfort
als auf aufdringlich-prunkenden Glanz Rücksicht genommen
hat. Denn ein Krankenbad ist ,,Westfalens Perle“, kein
Luxusbad, und all die Tausende von Fremden, die alljährlich
Nr. 8 DEUTSCHLAND 397
seine Heilquellen aufsuchen,
mögen sie nun an einer Er¬
krankung des Nervensystems oder
des Herzens, der Gelenke und der
Knochen oder des Blutes und
des Stoffwechsels leiden, haben
in erster Linie das Bedürfnis
nach ungezwungener, Körper
und Seele in gleicher Weise
beeinflussender Bequemlichkeit.
Den nächsten Jahren ist es Vor¬
behalten, auch noch — statt des
bisherigen Interimstheaters —
einen neuen Kunsttempel er¬
stehen zu sehen, der sich würdig
dem Kurhaus zur Seite stellen
darf und in noch erhöhtem
Maße Gelegenheit bieten soll,
sich auch im Rollstuhl an dem
— vielleicht in der Heimat ent¬
behrten — Spiel der Musen zu
erheitern.
Um auch an regnerischen und
stürmischen Tagen den Klängen
der Badekapelle lauschen zu
können — sie ist eine der größten und besten Deutsch¬
lands — , wird sich in Kürze eine Glashalle erheben, die in
ihren grandiosen Maßen die peinliche Enge anderer Musik¬
säle weit hinter sich läßt und
auch beim Besuch von Monster¬
konzerten nimmer das Gefühl
erdrückender Fülle auslöst. End¬
lich wird auch die bisherige
Wandelhalle, die sich seit langer
Zeit dem vornehmen Charakter
des heutigen Badeortes nicht
mehr recht anbequemen wollte,
einem Neubau weichen, der dazu
berufen erscheint, die Gesamt¬
heit der Kurparkanlagen in har¬
monischer Weise abzuschließen.
Täuscht somit nicht alles, so
steht unser Oeynhausen, trotz¬
dem es erst im letzten Jahrzehnt
einen alle Erwartungen über¬
treffenden Aufschwung ge¬
nommen hat, wiederum vor
einer Epoche neuen Wachstums
und neuer Blüte — zur Freude
seiner Kurgäste und zur Ehre
seiner Verwaltung wie zugleich
der Bürgerschaft, die beide, sich
einander in ihrer zielbewußten
Arbeit willig ergänzend, als den Inhalt ihrer Wirksamkeit das
Wohlergehen der leidenden Menschheit, soweit diese unserm
Heilbade zustrebt, auf ihr Panier geschrieben haben.
Bad Oeynhausen: Wandelhalle im neuen Kurhaus
Augenblicksbilder von der Kieler Woche.
Teilnehmerkreis.
Eines Tags gingen drei
Boote und ein Kutter in fried¬
lichem Segelwettstreit über
die Kieler Bahn. Das war
im Jahre 1881 der kleine An¬
fang der jetzt weltberühmten
KielerWoche. Seitdem wieder¬
holten sich, allmählich an
Umfang zunehmend, alljähr¬
lich die seglerischen Wett¬
kämpfe. Der schon 1868 zu
Hamburg gegründete Nord¬
deutsche Regatta-Verein nahm
bald lebhaften Anteil an diesem
lustigen Kräftemessen auf dem
Wasser und sandte das beste
Geschwader der unter seinem
Stander segelnden Jachtflotte
jährlich in die äußerst günsti¬
gen Kieler Gewässer. Das ziel-
bewußte Bestreben,demSegel-
sport in unserm Kriegshafen
der Ostsee eine feste Grund¬
lage zu bieten, rief dort 1887
denMarine-Regatta-Verein ins
Leben, der, von dem ange¬
sehenen Hamburger Bruder¬
verein selbstlos unterstützt,
noch im gleichen Sommer eine
Kieler Regattawoche abhielt.
Prinz Heinrich und Kaiser
Wilhelm ließen diesen Wett¬
rennen durch Spenden von
Siegespreisen und bald durch
Von Oswald v. Aibling.
Kieler Woche 1913: Jacht „Wendula“
ihre persönliche Teilnahme
ihre Förderung angedeihen,
und schon nach wenigenjahren
erhob sich auf dem Stamm des
alten ein neuer Segelverein
unter dem Namen Kaiserlicher
Yacht-Club, der jetzt an vier¬
tausend Mitglieder und eine
Flotte von über dreihundert
Segel- und annähernd hundert
Dampf- und Motorjachten
umfaßt. Die Kieler Bucht
wurde in der Folge der aus¬
gesprochene Hauptkampfplatz
für den kräftig aufstrebenden
deutschen Segelsport, der mit
den zahlreich auf dem Plan
erscheinenden ausländischen
Mitbewerbern erfolgreich in
die Schranken treten konnte.
Die 25-Jahr-Festregatten des
vorigen Jahres sahen nicht
weniger als 400 deutsche und
fremdländische Dampf- und
Segeljachten auf der Förde.
Wiederholt waren Monarchen
und Fürsten zugegen. Heuer
war die Zahl der Teilnehmer
zwar klein, dafür bestritten die
neuesten und auserlesensten
Jachten die Rennen. Kein
Wunder,wenn dieKielerWoche
sportlich und gesellig zu einem
sich sonst kaum bietenden
Weltereignis geworden ist.
398 DEUTSCHLAND Nr. ö
Der Start.
Abwechselnd messen sich in edlem Wettstreit die blitz¬
blanken Jachten der zwölf verschiedenen Bootsklassen, die
großen mächtigen Zweimasterschoner, die schneidig-frischen
und hochragenden
19-m-Rennboote bis
herab zu den gefäl¬
ligen noch seefesten
Achtern; an andern
Tagen geben sich
die kleineren bis zu
den niedlichen Fünf¬
meterrennbooten ein
geschäftiges Stell¬
dichein zum ernsten
Wettbewerb um die
beste Leistung, die
geschmeidigen Jach¬
ten der Sonderklasse
nicht zu vergessen,
die wie etwa die
reinste Rasse der Voll¬
blutpferde eine be¬
zaubernde Auslese für
sich bilden. Unruhig
und ernst kreuzen
die schmucken Jach¬
ten, für das emp¬
findsame Auge nur
herbe Linie und st raffe Kräftespannung, auf dem fröhlich
bewegten Wasser dei^ Außenförde und schieben sich prüfend
und probend an der Abgangstelle herum, die auf der Geraden
zwischen dem rotbeflaggten Startdampfer und Markboot liegt.
Der fallende Vorbereitungsschuß läßt noch fünf Minuten Spiel¬
raum. Von Minute zu Minute rückt der rote Ball am Mast
ein Feld in die Höhe. In dem Fahrwasser unmittelbar vor der
Startlinie drücken und
drängen sich die
Schoner der A I-
Klasse, jeder will wo¬
möglich mit der letz¬
ten Sekunde als Erster
davonziehen an der
Luvseite, um den
andern den Wind ab¬
zufangen. Die grüne
Flagge ist an der
Mastrahe gehißt; die
über dreißig See¬
meilen lange Bahn
muß mit Rechtskurs
abgesegelt werden.
Fieberhaft warten wir,
die Sekundenuhr in
der Hand, auf das
Start - Zeichen. Wir
sehen den Rauch aus
der Kanone steigen,
der Knall dringt
erst später ans Ohr:
Meteor hat den gün¬
stigsten Start er¬
wischt, er zieht mächtig voran, Hamburg folgt dicht als
Zweite, jetzt durchschneidet die Favoritin Margherita die
Linie und Germania liegt noch weit zurück, sie hat einen
schlechten Start. Ein andermal ist die Reihenfolge umgekehrt
oder verschoben, je nach Wind, Wetter, Segeltüchtigkeit und
Kieler Woche 1913: Die „Hansa“ über den Jachten
Kieler Woche 1913: D:e Mannschaft von S. M. S. „Kaiser“ paradiert vor S. M. dem Deutschen
Kaiser, der an Bord der ,,Hohenzollern“ ist
Führergeschick. Noch mannigfaltiger ist die Abfahrt zum
Rennen der viel gelenkigeren kleineren Boote, die wie große
Fliegen an der Startlinie umherschwirren und ein großes Feld
in ein Jachtengewimmel verwandeln. Eine allzu eifrige hat
im Vorwärtsstreben den Start schon berührt, noch ehe der
Schuß fällt. Ein
mahnender Pfiff —
und während die
andern eng zusam-
menliegend oder wie
zur Paradestellung ge¬
ordnet davonziehen,
muß die überhitzige
kehrtmachen und als
Nachzügler starten.
Sie ist zwar ein
gutes Boot. Ob sie
aber den Vorsprung
der andern auf-
holen wird?
Auf der Fahrt.
Sind die letzten
Boote abgelassen, eilt
eine kunterbunt zu¬
sammengestellte Be¬
obachtungsflottille in
angemessener Ent¬
fernung seitlich an die
Rennbahn. Dampfer
bergen die lebhaft zeigenden und sprechenden Mit¬
glieder der Segelklubs, Segeljachten groß und klein
bringen eine sportbegeisterte Familie oder ein paar
neugierige Jungen heraus, reiche Ausländer kommen mit
eigenen Dampfjachten heran, Offiziere und Beamte in ihren
Dampf- und Motorbarkassen, Prinzen und Fürstlichkeiten an
Bord von Stationsschiffen oder Torpedobooten. Wie der
schwere Troß einem
schlagfertigen Heer,
so folgen diese
Fahrzeuge mit den
Schaugästen hinten
nach, überholen das
Feld der Renn¬
jachten wie eine flinke
feindliche Reiterschar
und stellen sich an
die Wendepunkte der
Dreiecksbahn gleich
einer trutzig die
Stirn bietenden Heer¬
säule. Schon hat
sich das Feld der
einzelnen Klassen im
Wettrennen ausein¬
andergezogen. Hier
und da laufen neben¬
einander wie zu¬
sammengeklebt zwei
Jachten, und der
geschicktesten und
behendesten gelingt
es, beim ,,Über-Stag-
Gehen“am Markboot dem andern den Weg zu verlegen und einen
Vorteil zu erringen. Weht nach der Wendung flauer Wind
von achtern, hei, schnell den Spinnaker gesetzt. Da naht bei
einer Sonderklassenwettfahrt die Angela des Kronprinzen. Schon
ist sie auf der Höhe des Markbootes. Ein Ruck, die Segel
Nr. 8
DEUTSCHLAND
399
sind herumgeworfen und der Spinnaker ausgebracht. Andere
runden die Boje, siebrauchen einige Zeit, bis sie den Spinnaker
setzen, Segel und Baum waren nicht klar. Eine Strecke der Bahn
ist immer eine Kreuztour, die in der Richtung gegen den Wind
vorwärtsstrebt. Zu Beginn dieses Ganges zerstreut sich das
Feld bis zur völligen Auflösung. Wenigstens scheint es so;
die einen nehmen ihre Kreuzschläge nach links, andere nach
rechts in langen oder kurzen Gängen
nach Gutdünken und Berechnung.
Die Reihenfolge scheint ganz durch¬
einander geworfen, so täuscht das
weitzerstreute Feld. Doch an der
Wendemarke finden sich die Boote
in der alten Reihe wieder ein, nur
das eine oder andere, das besser
kreuzt, hat sich vorgeschoben oder
hat durch die Geschicklichkeit des
Mannes am Steuer einen Platz ge¬
wonnen. Alle Jachten einer Klasse
sind gleich gebaut, bergen aber ver¬
schiedene Möglichkeiten in sich. So
zieht langsam, aber sicher oft ein Boot
an dem andern vorbei. Man sieht es so kommen, ohne dagegen
ankämpfen zu können. Nichts nützt. Unsichtbar und geheim¬
nisvoll steckt die Leistung in dem beseelten Holz.
Vergleichsbilder,
Die Boote laufen jetzt gerade bei achterhchem oder raumem
Wind. Wie in Kiellinie ausgerichtet ziehen sie hintereinander
auf einer Senkrechten zu unserm breit daliegenden Begleit¬
dampfer dahin. Haben die Jachten vor dem Wind gehend
Spinnaker gesetzt, dann sehen sie aus wie auf Blumen sitzende
weißbeschwingte Schmetterlinge mit halbgeöffneten Flügeln.
In steifer Brise am Winde segelnd erscheint das kleinere Renn¬
boot besonders, wenn es weit überliegt, wie ein riesiger Fisch,
der mit seinem dunklen Leib aus dem Wasser taucht. Dann
hat es wieder den Anschein, als ob er mit seinem Leib unter
die Wellen tauchte und nur noch die starre Flosse herausstreckte,
wenn bei starkem Seegang weit überliegend der Bootskörper
hinter einem Wellenberg verschwindet. Die nur mit Großsegel
und Fock getakelten Jachten sehen sich oft an, wie wenn ein
Kohlweißling ruhend und nippend auf einer Wasserblume säße.
Bläst der Wind plötzlich zu stark,
flugs holen sie Zeug ein und laufen
mit gerefften Segeln. Wird die Brise
schwächer, fahren sie mit straff aus¬
gerefftem Vollzeug und setzen noch
die Ballonfock oder gar den ,.großen
Willem“, der zwischen den Gro߬
segeln der Zweimaster dem Wind
keine Gasse läßt. Es entstehen für
das Auge oft berückend herrliche
Bilder, anregend für Gemüt und
Phantasie. Sie wechseln jeden Tag
und jedes Rennen in ungeahnter
Verschiedenheit und erneuern sich
in einem fort. Tausend Teil¬
chen, tausend Zufälligkeiten setzen dieses prächtig-bunte
Mosaik unwillkürlich zusammen, und die Verschiebungen der
Farben, der Einflüsse von Wellen, Wind und Wetter, der
Launen von Boot und Führer steigern sich miteinander ver¬
mengt ins Unberechenbare. Heute heller Sonnenschein,
morgen verhüllter Himmel, übermorgen Regen und Sonne,
Flaute und spiegelglatte See, dann wieder leicht gekräuselte
und bewegte Oberfläche, die sich später zum stürmischen
Wellengang aufwühlt. Dazwischen tappt schwerfällig ein
plumper schmutziger Handelssegler, Kutter oder Schoner,
der den Gegensatz zur vornehmen Rasse der neuen Rennjachten
so deutlich und greifbar vor Sinnen stellt. All diese bewegten
fesselnden Bilder rollen sich im Wechsel nur weniger Tage ab.
Das Stationsgebäude der St. Andreasberger Zahnradbahn
Kreuz und quer durch Stadt und Land.
Die St. Andreasberger Zahnradbahn.
Es war am Abend des 19. Juli. Vom Glockenberge bei
St. Andreasberg im Oberharz erscholl festliches Geläute.
Böllerschüsse dröhnten von den grünen Höhen hernieder, und
das ganze Städtchen
prangte im Fahnen¬
schmuck undTannen-
grün. Nur frohe und
erwartungsvolle Ge¬
sichter sah man in der
großen Menschen¬
menge, die den Bahn¬
hof und den nahe¬
liegenden,,Säumarkt“
füllte, um das Ein¬
laufen des ersten
Zuges der neuenZahn-
radbahn zu sehen. Be¬
grüßt von den Klängen
der Stadtkapelle und
dem Gesänge der
Schuljugend tauchte
die schnaufende Ma¬
schine aus der Tiefe
des Tales auf und zog
in wenigen Augen¬
blicken den aus drei
geschmackvoll eingerichteten Wagen bestehenden Zug vor die
Bahnhofshalle. — Damit war die Bergbahn unter der Teilnahme
der staatlichen und städtischen Behörden eröffnet. Die jubelnden
Einwohner aber sahen
in diesem Zuge den
willkommenen Boten
einer glückverheißen¬
den,hoffnungsreichen
Zukunft ihrer Vater¬
stadt, die unlängst
durch die Einstellung
des Betriebes in dem
Bergwerk und der
Silberhütte schwer
getroffen war. — Die
neue Bahn soll haupt¬
sächlich denFremden-
verkehr fördern, der
für jeden Kurort der
Lebensnerv ist. Wie
oft hatten dieFremden
gestöhnt, wenn sie
den steilen ,,grünen
Hirsch“ hinaufkraxeln
mußten, um nach
dreiviertelstün diger
Die St. Andreasberger Zahnradbahn aus dem Halseinschnitt kommend
(Phot. Rud. Fischer, St. Andraasbsrg 1. H.)
400 DEUTSCHLAND Nr.8
Anstrengung schließlich das Bergnest zu erreichen, das, in
einer Höhe von 570 bis 650 Meter am Berge emporkletternd,
weitab von der bisherigen Eisenbahnstation liegt. Jetzt erreicht
man mit der Bergbahn die Höhe in 14 Minuten und hat dabei
noch das erhebende Bewußtsein, auf
Deutschlands steilster Zahnradbahn
zu fahren, die infolge ihrer geradezu
großartigen Anlage ein Wunderwerk
der modernen Ingenieurkunst ge¬
nannt zu werden verdient. — Die
Bahnlinie, die in kühnem Zuge nach
oben führt, ist etwa 1700 Meter lang
und hat die große Durchschnittsstei¬
gung von 1 :8. Ihr Bau bot gewaltige
Schwierigkeiten, da sie durch Fels¬
massen hindurchgeführt werden
mußte, die sich hindernd in den Weg
stellten. DurchDynamitsprengungen
ist dieStreckefrei gemacht; mächtige
Tonschieferfelsen türmen sich an vier Stellen bis zu 36 Meter
zu beiden Seiten auf und bieten durch die eigenartige Schich¬
tung und Faltung des schimmernden Gesteins interessante Ein¬
blicke in den geologischen Aufbau derBergmassen. Die dazwischen
liegenden Vertiefungen sind durch 30 Meter hohe Aufschüttungen
ausgefüllt. An diesen Stellen bieten sich dem Auge entzückende
Bilder aus der prächtigen Bergwelt des Oberharzes. Hierein lieb¬
lich grünes Waldtal mit blumig, duftenden Wiesen, durchrauscht
von der plätschernden ,,Sperrlutter“
und umsäumt von stolzen, dunkelen
Harztannen; dort hinten die
blauenden Bergzüge in der Feme,
überragt von dem gewaltigen Massiv
des ,,hohen Ackers“, und endlich,
nahe dem Ende der Bahn, die traute
Bergstadt mit ihren schmucken, holz¬
verschalten Häusern, den steilen
Straßen und Gassen und dem nied¬
lichen Glockenhäuschen auf der
Höhe. Wahrlich, wie ein schlafendes
Dornröschen liegt das Städtchen da
mit dem Diadem seiner tannenge¬
krönten Bergzacken und wartet nur
des Prinzen, der es erwecken soll aus langem, tiefem Schlafe.
Möge die Bergbahn ihn bald im Strome der Fremden herbei¬
führen ; St. Andreasbergs freundliche Bewohner werden ihn
freudig begrüßen mit lautem, herzlichem ,,Glück auf*.
Max Heidorn (Hildeshelm)
Die Zahnradbahn, aus einem tiefen Einschnitte kommend
Die Verschandelung des Hegaus.
In einer Reihe von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln
war jüngst zu lesen, daß der Hohenstoffel, einer jener mäch¬
tigen Basaltkegel zwischen Bodensee und Hegau, als Stein¬
bruch abgebaut werden soll. Es erhoben sich entrüstete
Stimmen gegen dieses Zerstörungswerk. Und mit Recht.
Denn der Abbau des Hohenstoffeln zeigt wieder, wie un¬
bedenklich und ohne zwingenden Grund heute oft Natur-
und Heimatschätze angegriffen werden und wie wichtig und
notwendig die Heimatschutzbestrebungen sind.
Dort an der Südgrenze des Reiches, wo der blaugrüne
Rheinstrom vom Bodensee nach der Basler Ecke fließt, ist
eine der schön¬
sten Gegenden in
deutschen Lan¬
den. Die letz¬
ten Hänge des
Schwarzwaldes
gehen — dem
Bodensee zu —
in eine frucht¬
bare Hügelland¬
schaft über, aus
deren langge¬
schwungenen
Linien bei Sin¬
gen die pom¬
pösen, burgge¬
krönten Hegau¬
berge auf steigen.
Von ihren Kup¬
pen sieht man auf
alte Städtchen
wie Blumenfeld,
Thengen und
Engen, und auf ein weites Land, so üppig und so farbig wie
die Provence im Frühling.
Die Industrie hat dieses Land bald entdeckt. Von Basel
rheinaufwärts reiht sich bereits Kraftwerk an Kraftwerk.
Rheinfelden und Augst-Whylen stehen schon, Lauffenburg
wird jetzt gebaut, und bei Eglisau planen die Schweizer ein
viertes Kraftwerk. Erfreulich ist diese Industrialisierung des
Oberrheins für den Naturfreund sicher nicht, aber sie läßt
sich schließlich rechtfertigen. Die ursprüngliche Schönheit
der Landschaft geht zwar verloren, aber die mächtigen tech¬
nischen Werke, die der Mensch an ihre Stelle setzt, können
auch ihre Schönheit haben. Und diese Werke, die die Kraft
des ewig rauschenden Stromes in eine andere umgesetzt durch
das ganze Land hinunter bis nach Mannheim schicken, schaffen
damit neue Werte. Dagegen ist es höchst überflüssig, wenn
man jetzt anfängt, die Hegauberge abzugraben. Aus den
Kraftwerken werden noch viele kommende Geschlechter
Nutzen ziehen;
dieseBasaltwerke
aber dienen nur
dazu, einzelnen
den Beutel zu
füllen. Dort wird
eine ewigeNatur-
kraft umgewertet,
hier aber werden
nur Naturdenk¬
mäler zerstört.
Der Hohen¬
stoffel, dessen
charakteristische
Doppelkuppe so¬
fort auffällt,wenn
man vom Boden¬
see kommt, ist
846 Meter hoch
(150 Meter höher
als der Hohen¬
twiel). Sein Be¬
sitzerist derFrei-
herr Dr. Ferdinand von Hornstein. Er wohnt in München und
hat sich, mit Reichtümern nicht sehr gesegnet, der Schrift-
stellerei gewidmet. Unter anderm hat er ein historisch¬
philosophisches Drama ,,Buddha“ geschrieben, das vor
13 Jahren einmal in München aufgeführt, von den andern
Bühnen aber nicht angenommen wurde, angeblich weil es die
Blick auf den Hohenstoffel
Nr. 8 DEUTSCHLAND 401
bayerischen Ultramontanen hintertrieben. ,,Hätten die deutschen
Bühnen meine Stücke aufgeführt/* schrieb Herr von Hornstein
im Lauf der jüngsten Presseäußerungen, ,,so wäre ich nicht
auf industrielle Wege geraten.“ Offenbar verbittert, daß man
ihn ,,20 Jahre lang als Dichter nicht beachtet“ hat, hat er
sich eines schönen Tages entschlossen, den Hohenstoffeln
abzubauen. Der Abbau wurde von der badischen Regierung
genehmigt, nachdem die Ruine des Hohenstoffeln auf 30 Meter
Abstand „vertraglich geschützt“ worden war. Das war vor
1V 2 Jahren. Die beteiligten Gemeinden und Lieferanten wußten
schon damals um die Sache; die größere Öffentlichkeit aber erfuhr
nichts, bis jetzt die Sprengschüsse krachten und über Berg
und Tal die Masten gestellt wurden, auf denen der gebrochene
Basalt nach der Station Mülhausen (an der Strecke Immen-
dingen-Singen) geschafft werden soll.
Zuerst erhob nun ein ,,alter Landschaftswächter“, der
Schriftsteller Ludwig Finckh in Gaienhofen am Bodensee, in
der ,,Württ. Ztg.“ seine Stimme gegen den Freiherrn von
Hornstein, der ,,den
Berg seiner Väter
zu Schotter machen
und bruchweise zu
Tal fahren“ wolle.
Andere Heimat¬
freunde schlossen
sich an, unter ihnen
ein Standes- und
Berufsgenosse des
Hornsteiners, der
Schriftsteller Frei¬
herr Emanuel von
Bodman in Täger-
wilen am Bodensee.
Dieser nahm sich
in einer Zuschrift
an das,,Berl.Tagebl.‘‘
des Hohenstoffeln
an, der ,,mit seiner
geologischen,histori¬
schen und maleri¬
schen Poesie zum
geistigen Eigentum
des deutschen, be¬
sonders des alemannischen Volkes wurde, und ohne dessen
Silhouette der Bodensee, zumal der Untersee, auf beiden
Ufern verarmen würde“. — Herr von Hornstein rechtfertigte
sich diesen Angriffen gegenüber in der Hauptsache folgender¬
maßen: erstens sei die Ruine ,,vertragsmäßig geschützt“;
zweitens sei die Verschandelung gar nicht so schlimm,
da er (Herr von Hornstein) das Basaltwerk vom benach¬
barten Hohenhöwen aus mit dem Zeißglas kaum habe ent¬
decken können; drittens, wenn sich im Laufe der Zeit ein¬
mal eine sichtbare Wand bilden sollte, so werde der ,»pracht¬
volle Säulenbasalt in seinen malerischen Färbungen nur einen
erfreuenden Anblick gewähren“, außerdem werde die Schutt¬
halde terrassenförmig angelegt und wieder auf geforstet; und im
übrigen habe er schon Hunderttausende in das Basaltwerk ge¬
steckt und könne also nicht mehr zurück.
Professor Adolf Hildenbrand, Pforzheim, der dieses Frühjahr
am Hohenstoffeln gemalt hatte, konnte darauf entgegnen, daß bei
der .Höweneck (dem vom Fürsten zu Fürstenberg abgebauten
nördlichsten der Hegauberge) auch die Ruine ,.vertraglich
geschützt“ gewesen sei. Heute aber sehe sich der Schutz
folgendermaßen an: „Auf der Schutthalde erhebt sich senkrecht
die abgebaute Felswand, und oben sitzt, absturzbereit, die
geschützte ,,Ruine“. Und wenn Herr von Hornstein vom
Hohenhöwen aus sein Basaltwerk mit dem Zeißglas kaum ent¬
decken konnte, so sei das nicht verwunderlich, ,,denn erstens
ist das Basaltwerk kaum begonnen und zweitens ist es vom
Hohenhöwen etwa 2 Stunden entfernt. Wer aber auf den
Hohenstoffeln geht, erbittert sich auch ohne Zeißglas über die
Verschandelung der
Heimat“. — Die
Dinge liegen heute so,
daß sich der Abbau
wohl nicht mehr ver¬
hindern lassen wird.
Herr von Hornstein
besteht auf seinem
Eigentumsrecht. In
seinem Schlußwort
im „Pforzheimer
Anzeiger“ (vom 2.
August 1913) meint
er, halbernst, halb
spöttisch: die Hei-
matschützler und das
alemannische Volk,
das angeblich um
das Schönste der
Heimat betrogen
werden, sollten ihm
doch ganz einfach
den Hohenstoffeln
abkaufen, anstatt
zu schimpfen. Im
übrigen verbiete er allen ,,Natur - Schutzpatronen“ das Be¬
treten des Hohenstoffeln, „ob sie darauf malen oder dichten
oder gegen die Behörden und das Privateigentum losziehen
wollen“. — Vielleicht läßt sich erreichen, daß das Basaltwerk
an der Nordseite bleibt und nicht um den ganzen Berg her¬
umgreift. Auf alle Fälle muß jedoch verhindert werden (und das
ist auch der ganze Zweck der öffentlichen Erörterung), daß auch
die andern Hegauberge an die Reihe kommen. Um allem vor¬
zubeugen, schlägt Freiherr von Bodman vor: ,,Laßt uns ein Gesetz
schaffen, das eine solche Situation nicht mehr aufkommen läßt.“
Dr. Bode (Pforzheim
Der neue Bahnhof in Wanne (Phot. Otto Kuneri, Wanne)
Der neue Bahnhof in Wanne.
Wer hat nicht den alten Bahnhof in Wanne gekannt, die
rauchige, schmutzige Bretterbaracke mit dem teergestrichenen
Asphaltdach und der farblosen, rußigen Wandverschalung.
Nun haben wir der alten Bude Valet gesagt und sind hinüber¬
gezogen, wo auf freiem Felde das langgestreckte Empfangs-
gebäude mit seinem wuchtigen Ziegeldach und seinem hellgrünen
Terranuovaverputz bestimmt ist, dem stattlichen Bahnhofs¬
vorplatz und seiner Umgebung sein Gepräge bei der weitern
Bebauung aufzudrücken. An die quergelagerte Empfangshalle
mit ihrem stattlichen und doch so behaglichen Tonnengewölbe
schließt sich nach rechts die Stationskasse, die wiederum durch
lauschige Rundbogen in einer für die Gruppenwirkung dank¬
baren Lösung mit der Maschinenreinigungshalle verbunden ist.
Einfach das Ganze, einfach und zweckentsprechend. Da stören
keine poesielosen Aufschriften und Schilder die so wohltuende
Gesamtwirkung des Gebäudes, da ist nicht jede Tür und jedes
Fenster mit Putz und Ornamenten beladen. Man hat es wohl
gelernt und sich daran gewöhnt, schlichte Außenfronten mit
ruhiger Flächengliederung zu bilden, gerade so wie es uns
zum Glück wieder zum Gewohnten geworden ist, in behaglich-
eleganten Wartesälen in dunkler Eichentäfelung und heiterer
Bemalung dem Reisenden den Aufenthalt gemütlich zu machen*
402 DEUTSCHLAND
Nr. 8
Man hat es verstanden, das verwandte Material durch seine
Qualität und Eigenart wirken zu lassen. Im Wartesaal erster
und zweiter Klasse zeugen die hellgrün gebeizte Holztäfelung
in ihrer Flächenaufteilung durch Rahmen und Füllung, die
Beleuchtungskörper in ihrer kunstvollen Schmiedearbeit, die
Stühle mit ihren bequemen Armlehnen, die diskret durch Holz¬
gitterung verborgenen Heizkörper von dem guten Geschmack
des Baumeisters. Das Damenzimmer in heller Eschenholz¬
täfelung, durchsetzt mit Ebenholzeinlagen, in dem die leicht¬
gehaltene Färbung der zierlichen Möbel mit dem dunkeln
Plüschüberzug warm kontrastiert, mutet uns an wie ein intimes
Boudoir, lauschig und traulich.
Der Wartesaal dritter und vierter Klasse ist gehalten in den
derberen, farbenfreudigeren Tönen der Bauernkunst des
18. Jahrhunderts, alles derb und bieder, originell und reizend,
besonders die Beleuchtung. In zwei breiten, bunten Plaketten
in greller Bemalung hängen die Glühbirnen und beleuchten
einerseits traute Bilder der Vergangenheit vor 100 Jahren,
als der Bauer hier noch pflügte und im wilden Emscherbruch
das Wildbahnroß noch jagte, anderseits die ernsten Bilder
der hastigen, arbeitsfreudigen Gegenwart, die der am Gebälk
der Decke sinnvoll angebrachte Spruch in Versen illustriert.
Wir freuen uns unseres Bahnhofs, und wenn der alte Bahn¬
hof Wanne für viele einen Begriff umschloß, ein Merkmal war,
das der rußigen Industriegegend den Stempel aufdrückte, so
möge der neue Bahnhof in seiner großzügigen, behaglichen
Eleganz ein gutes Omen für fernere Zeiten werden.
Dr. H e ß e 1 e r (Wanne)
Die Zoppoter Waldoper.
Seit der Eröffnung des Harzer Bergtheaters durch Dr.
E. Wachler ist in Deutschland eine ganze Reihe von Natur¬
theatern entstanden, und alle haben mit mehr oder weniger
Glück das Publikum von ihrer
idealen Mission überzeugt.
Der Versuch, auch die Oper in
den Bereich ihres Kunstgebietes
zu ziehen, blieb jedoch auf
wenige Freilichtbühnen be¬
schränkt. Unter ihnen ist die
Waldoper im Kaiser-Wilhelm-
Hain bei Zoppot zu besonderer
Popularität und künstlerischer
Bedeutung gelangt, und zwar
verdankt das Zoppoter Theater
sein absolutes Übergewicht nicht
nur seiner idealen Lage und
Akustik, sondern vor allem den
künstlerisch vorbildlichen Dar¬
bietungen, die es während seines
fünfjährigen Bestehens heraus¬
gebracht hat. Kreuzers ,,Nacht¬
lager“, die Hauptszenen aus
,,Tannhäuser“, ,,Das goldene
Kreuz“, ,,Lobetanz“, ,,Hänsel
und Gretel“ wie die ,,Verkaufte
Braut“ gingen hier unter dem
Beifall einer vier- bis fünf¬
tausendköpfigen Zuhörerschaft
wiederholt in Szene.
In diesem Jahre hatten
Gluck und Johann Strauß
das Wort, und zwar fand zu¬
nächst die ,,Maienkön igin“
von Gluck eine erfrischende
Wiedergabe, die um so mehr An¬
erkennung verdient, weil kunst¬
begabte Damen und Herren
der Gesellschaft selbst die
Hauptrollen übernommen hatten.
Den eigentlichen Trumpf spielte die Stadt Zoppot jedoch mit
der poesievollen Inszenierung des ,,Zigeunerbarons“
auf. Oberregisseur Paul Walther-Schäffer, Chemnitz,
weiß selbst die veralteten Züge eines Werkes mit dem modernen
Geschmack zu versöhnen, ohne seinem landschaftlichen oder
kulturhistorischen Charakter Gewalt anzutun. Das gibt
dem Ganzen Lebenskraft und
Schwung. Man muß das Treiben
in dem malerischen Zigeuner¬
dorfe gesehen haben, das emsige
Hand dem Pußtavölkchen eine
halbe Stunde vom Zoppoter
Kurhause entfernt zwischen
Buchen und Kiefern erbaut hat,
um die hohen künstlerischenGe-
sichtspunkte und die anregende
Initiative der Regie recht wür¬
digen zu können. Das treffliche
Kurorchester stand unter Lei¬
tung des Herrn Kapellmeisters
Dr. Heß, Danzig, die Haupt¬
rollen waren bei den Damen
Frl. Paula Windheuser, Wien,
und Frau Bender-Schäfer, Dres¬
den, den Herren Joseph Pauli,
Dresden, und Paul Hochheim,
Breslau, sehr gut aufgehoben.
Das nach Tausenden zählende
Publikum jubelte vor Entzücken
und weckte in den Zweigen der
stämmigen Bäume ein lustiges
Echo. Johann Strauß gehört
eben zu den wenigen Meistern,
denen in gewissem Sinne die
wirkliche Popularisierung moder¬
ner Musik gelungen ist, und ist
auch das Gebiet seiner Muse
sehr begrenzt, so zeichnet es sich
doch durch die absolute Be¬
herrschung der Kunstmittel
und eine geradezu geniale Er¬
findungsgabe aus. So mußte
auch der ,,Zigeunerbaron“ einen
vollen Erfolg bringen. Der zweiten Wiederholung des
,,Zigeunerbarons“ hat übrigens der Kronprinz beigewohnt.
Fritz Droop (Kottbus)
Die Maienkönigin
Links: Frau Bürgermeister Weidmann (Zoppot); rechts: Fräulein Rummelspacher
Der Zigeunerbaron
Von links nach rechts: Barenkay (Joseph Pauli). Czipra (Franziska Bender-Schäfer),
Saffi (Paula Windheuser)
Nr. 8 il XI00Q09Q000(X > QQQQ00Q0Q90Q gl DEUTSCHLAND m OOeOüeOCOOCie e eeBeCOCOOOCCOCl l 403
Die große Trommel.
Eine Schwarzwaldgeschichte von August Ganther*.
Wie wir zu unserer großen Trommel gekommen sind?
Wenn ich das erzählen soll, da muß ich weit ausholen. Die
ganze Geschichte unserer Feuerwehrmusik muß ich aufwärmen
von A bis Z.
Gleich am Gründungstage hat es wegen der großen
Trommel ein scharfes Hin und Her abgesetzt. Die Feuerwehr
bestand schon gut fünfzehn bis zwanzig Jahre vor dem Siebziger
Krieg, hatte es aber die lange Zeit hindurch nicht über zwei
Trommler und zwei Hornisten gebracht. Da, kurz nach dem
Krieg kam der Seilergori, Gott hab* ihn selig, auf den Gedanken,
es müsse eine Musik her. Der Gori hatte mehrere Jahre in der
Schweiz drin gearbeitet und bei einer Kapelle - sie sind dort
dicker gesät als hierzuland — das Flügelhorn geblasen. Wie
er nun wieder heim in unser Schwarzwaldnest kam, da ließ
es ihm keine Ruhe; unablässig bohrte und rumorte es in seinem
Kopfe: Eine Musik muß her. Bald fing er an, Gleichgesinnte an¬
zuwerben. Eines schönen Tages kam er auch zu mir. Er wußte,
daß ich ein Freund der Musik war. Gar manchmal hatte ich
schon beim Brückliwirt von meinen Gesellenjahren erzählt,
wie ich damals drunten im Hessischen am Tage auf den Amboß
und nachts auf die große Trommel hineingeschmettert hatte.
„Was ist, Schmiedleo?“ knurrte er, ,,machst auch mit bei
einer Musik?“
„Warum denn nit,“ war meine Antwort, „aber die große
Trommel muß ich unter die Hände bekommen, sonst könnt ihr
mir gestohlen werden.“
Der Seiler wiegte den Kopf hin und her und meinte, die
große Trommel sei mir sicher. Vorerst aber heiße es sparen,
es fehle an den Mitteln. Einstweilen solle ich den Triangel
schlagen; ich könne an diesem billigen Ding genug zeigen,
daß ich musikalisch und taktfest sei.
Ich machte zwar noch Einwendungen und wollte ohne eine
große Trommel unter keinen Umständen mittun. Der Gori
aber bot seine ganze Beredsamkeit auf, und schließlich gelang
es ihm, mich umzustimmen. Ich übernahm den Klingeling.
Gut, an demselben Abend wurde alsdann beim Bier¬
michel unsere Kapelle gegründet. Der Seilergori wurde unser
Instruktor. Gewaltig mühte er sich ab, uns in die Reihe zu
bringen. Jeden Mittwochabend hielten wir in der Gewerbe¬
schule unsere Proben ab, und übereifrig zwickte und zwackte
die böse Beißzange an uns herum. Anfänglich war*s ein sonder¬
bares Kauderwelsch, was wir zusammen fertigbrachten. Die
Nachbarschaft hatte nicht wenig Qual und Marter zu erdulden.
Mit der Zeit aber bekam die Sache Hand und Fuß. Es kam Zug
und Schliff hinein. Wir gewöhnten uns derart aneinander, daß
unsere Tänze und Märsche sich allmählich ganz nett anhörten.
An einem Sonntag im Sommer ließen wir uns zum erstenmal
öffentlich hören. Aus Freiburg war eine neue Saugfeuerspritze
eingetroffen. Mit blitzblanken Helmen rückte die Feuerwehr aus,
das teure Möbel in Empfang zu nehmen und einzuweihen.
Am Mühlbach draußen wurden Proben aller Art damit vorge¬
nommen. Zum Schluß ging es in Reih’ und Glied ins Städtlein
hinein zum Biermichel. Voran schritten wir zwölf Musikanten.
Aus Leibeskräften schmetterten meine Kameraden drauf los, daß
alles an die Fenster sprang und die Hälse reckte. Bloß ich armer
Teufel spielte mit meinem nichtssagenden Triangel eine erbärm¬
liche Rolle. Ärgerlich gab ich hinter dem Wirtstische meinen
Gefühlen Ausdruck. Der Seilergori tröstete mich:,.Geduld, lieber
Leo, du wirst sie schon noch erleben, die große Trommel.“
Ich hab’ sie ja, Gott sei Dank, noch erlebt, er aber leider
nicht mehr. Früh, allzufrüh mußte der Eifrige in die andere Welt
hinüber. Den Trauermarsch von Beethoven haben wir ihm ins
* Aus: Bergscliwalb.'n. Geschichte aus dem Schwar/wald von August (janthcr
(Verlag von Adolf Bonz Sl Cie., Stuttgart, Preis 2.50 M.).
Grab geblasen. Er selbst hatte ihn mit uns einstudiert. Für den
Fall, meinte er, daß einmal einer von den Feuerwehrmännern mit
Tod abgehe. Er war der Erste, den es getroffen hat. Schad’um ihn.
Nach dem Seiler wurde alsdann der Biermichel unser
Direktor. Viel dutzendmal ließen wir uns an Sonn- und Feier¬
tagen in seinem Biergarten hören. Die ganze Bürgerschaft hatte
ihre Freude an unseren Leistungen. Alle Kapellmitglieder
waren immer munter und kreuzfidel; nur ich, der Ewigunzu¬
friedene, konnte nicht warm werden bei der Sache. Bei jedem
Anlaß ließ ich meinen Unkenruf ertönen: „Liebe Freunde,
so ist’s nichts mit der Musik. Eine große Trommel muß her.“
,.Adagio,“ erwiderte der Biermichel allemal, und der Hut-
macherle spottete:
„Nur langsam, gemütlich, gemächlich!
Die große Trumm ist nebensächlich.“
„Was,“ wetterte ich jeweils voller Gift und Galle, „ihr seid
nicht recht bei Trost. Eine Musik ohne große Trommel kommt
mir vor wie die Lautenbacher Kirch*.“
Die hatte dazumal nämlich noch keinen Turm und war
deshalb sprichwörtlich geworden.
Was halfen meine Worte? Nichts. Der Hutmacherle
schaffte mit Leibeskräften gegen mich. Eine große Trommel,
behauptete er, sei so unnötig wie ein Kropf, und keine Ruhe
hatte der rote Spitzbub*, bis er für sein noch ganz gutes
Bombardon ein kupfernes Helikon bekam. Als ob es ein Unter¬
schied wäre, wenn das langweilige Umbaba aus einem ovalen
oder einem kreisrunden Ungeheuer herauskommt! Für Flöten
und Klarinetten, Trompeten und Posaunen hatten sie Geld,
nur für meinen Herzenswunsch nicht.
Ein bißchen lächelte mir übrigens das Glück trotz alledem.
Nach langem Für und Wider genehmigten sie mir endlich,
endlich eine kleine Trommel. Ich kann nicht beschreiben, mit
welch frohen Gefühlen ich den verhaßten, nichtswürdigen
Triangel in die Rumpelkammer warf.
Kaum daß ich mich ein wenig in mein Trömmele ein¬
getrommelt hatte, kam der verflixte Kapellmeisterrummel und
damit der unheilvolle Riß in unsere Musik. Daran war natürlich
wieder vor allem der Hutmacherle schuld. Der Hochmuts¬
teufel war in ihn gefahren. Unser Dirigent paßte ihm nimmer.
Bei jeder Gelegenheit foppte und stichelte er: „Ach, geht mir
doch mit dem einfältigen Biermichel! Der hat nicht nur Pech
in den Fässern, der hat auch Pech in den Ohren. Wenn’s auch
noch so krötenfalsch tut, der hört’s nicht. So kann und darf
es nicht weitergehen. Wir blamieren uns. Ein Kapellmeister
muß her, ein richtiger, tüchtiger Fachmann, einer, der daheim
ist in der Musik.“
Und richtig, der Wühlwurm brachte die meisten herum.
Mit Zweidrittelmehrheit wurde beschlossen, einen Fach¬
musiker als Leiter der Kapelle anzustellen.
Bald darauf brachten sie denn auch einen geschniegelten
Polen ins Städtchen, einen gewesenen Militärmusiker. Dom-
browski hieß er. Bei den Sachsen in Straßburg hatte er gedient.
Ein Mundwerk katte der Mensch, das ging einer Kunstmühle
zu wett. Das schnurrte und surrte, daß es einem ordentlich
angst und bange wurde. Statt der Gelberüb’, der Klarinette,
womit uns der gute Biermichel sonst die Einsätze zugewinkt
hatte, brachte Herr Dombrowski ein kleines Meer rohr mit.
Und dem Meerröhrlemann mußten wir denn alle unsere sauer¬
verdienten Groschen hinlegen. Wie die kleinen Kinder be¬
handelte er uns; nicht mucksen durften wir. In Straßburg
drüben wohnte er, und alle Mittwoch dampfte er zu uns ins
Badische herüber.
Wetter und Schlag, wie der mit uns verfuhr! Immer hieß
es: ,,Als mal ran, feste und schneidig. Jehn Sie mir doch mit
404 gB99 e e (^9 90QQQQQQ Q Q 9 0QQQQQQQ( l ) DEUTSCHLAND
11 Nr. 8
der waschlappigen Jemütllchkeit! Jibt’s nich bei mir. Haben
die Herren ihr Jehör bei Muttern jelassen? Bitte jeweils jefälligst
mitzubringen. Das sollen Klarinettentöne sein? Das quiekt
ja wie ein janz jemeines Bauernschwein. Und die Trompete,
Jott stehe mir bei, die macht ja einer pensionierten Jießkanne
Konkurrenz.“
So ähnlich ging es fort von Lichtmeß bis in den Sommer
hinein. Dann aber war das Krüglein voll, und es kam zum
Überlaufen.
Vor Christi Himmelfahrt war es. Wir übten das „Ecce
panis“ für die Prozession ein. Der Konstantin, der U-Jegerle,
blies nicht nach dem Wunsche des Herrn Kapellmeisters.
,,Konstzintin“, höhnte er, „Sie machen Ihrem Namen alle Ehre.
Sie blasen konstant zu tief.“
„Blast Ihr höher, Herr Direktor“, gab der U-Jegerle
wütend zur Antwort, nahm sein Flügelhorn unter den Arm
und fort — hast mich gesehen.
Das Durcheinander hättet ihr sehen sollen! Das Meer
fing zu toben an und warf wüste Wellen. Das End* vom Lied
war: Unsere liebe, schöne Feuerwehrmusik ging ganz aus
dem Leim. Aus einem gesunden Baume wurden zwei erbärm¬
liche, Saft- und kraftlose Krüppel. Wir, unsere sieben, machten
unter der Gejberüb’ weiter, die andern zehn, zwölf unter dem
Meerröhrle. Das waren Aussichten, zu einer Bumbum zu
kommen! Alles ekelte mich an.
Zwei Musikkapellen für ein winziges Städtlein! Es war
ein Unding, eine heillos verrückte Geschichte. Keine kam
auf einen grünen Zweig. Und was das Dümmste an dem schiefen
Verhältnis war: Das ganze Nest spaltete sich in zwei feindliche
Heerlager. Hie Polacken, hie Badische hieß es bald. Die Polen
hatten selbstverständlich den meisten Zulauf. Das Fremde
zieht ja immer besser als das Einheimische. Dazu kam, daß
die Polacken gar viel auf das Äußere hielten und den Dummen
damit Sand in die Augen streuten. Der geschniegelte Kapell¬
meister ruhte nicht, bis seine Leute im schwarzen Gevatter¬
mannsrock und mit dem Angstrohr einherstolzierten. Gro߬
hansen tauften wir die närrischen Hühner; wir aber, die wir
fünf gerad sein ließen und nichts auf das Drum und Dran
gaben, wurden von ihnen Kühbauem benamst.
Ich will euch nicht langweilen mit dem lächerlichen Hin
und Her, dem kleinlichen Gezänk und Gezämpel, so das Städtlein
ein ganzes Jahrzehnt lang in Unruh und Aufregung hielt.
Endlich, dem Himmel sei*s gedankt, drehte sich der Wind.
Herr Dombrowski bekam einen besseren Posten in der Polackei
und beeilte sich sehr, in seine Heimat zu kommen. Die Gro߬
hansen bliesen ein paar Wochen ohne Oberhaupt.
Jetzt schnell, eh’ die Brandung wiederkehrt, dachte ich
bei mir, rasch den Riß zugestopft. Kurzbesonnen renn ich
zum Hutmacherle hin. Deutsch hab ich mit ihm gesprochen.
„Horch, Hubert,“ sagte ich, „den letzten Hut hab’ ich bei
dir gekauft und mein Lebtag siehst mich nicht mehr in deinem
Laden, wenn du nicht hilfst, daß die Musik wieder ins Blei
kommt. Ihr seid nichts allein und wir noch weniger; zusammen
aber gibt‘s ein Stück. Alles müssen wir deshalb daransetzen,
daß wir wieder einig werden.“
Er nahm Vernunft an. „An mir soll es nicht fehlen,“
gackste er. Er hielt Wort. Noch am gleichen Abend redete
er mit seinem Anhang, und sieh, am Sonntag drauf feierten
die Großhansen mit den Kühbauem beim Biermichel Ver¬
söhnung. Kaum daß der Dicke wieder als Oberhaupt erwählt
war, gleich auch sprang ich auf und hielt eine lange Rede. „Ihr
Mannen,“ sagte ich zum Schluß, ,,die Eintracht ist ein köstlich
Ding. Nicht genug kann man sie feiern. Ich schlage vor, daß
wir zur immerwährenden Erinnemng an unsere Wieder¬
vereinigung ein sichtbares, dauerndes Zeichen stiften. Nach
Völkerkriegen ist es sonst Brauch, eine Friedenslinde zu pflanzen.
Für unsem Fall dürfte sich die Anschaffung einer großen
Trommel empfehlen,“
Der erhoffte Beifall auf meinen Vorschlag blieb aus; nur
ein oder zwei Männlein nickten mir schwach zu. Als aber
gleich darauf ein Braubursch ein mächtig großes Faß Märzen¬
bier hereinwälzte, da brachen sie alle in Jubelrufe aus. Mit
seiner Vertilgung besiegelten die Unempfindlichen den Friedens¬
schluß. Als das Faß beinah* leer war, schlug der Hutmacherle
tüchtig mit dem Hammer darauf und schrie: „So, Leo, da
hast du jetzt die erwünschte große Trommel. Horch, wie sie
tut: Bum, bum!“
fei Ausgelacht haben mich die Halunken und noch monatelang
ihren Trödel mit mir getrieben,
j Nun aber zu der Konzertgeschichte!
Mitten in der Woche mußt’ ich einmal von dringender
Arbeit weg nach Karlsruh’ hinunter, mußte Zeuge sein beim
Landgericht. Stundenlang dauerte die Verhandlung. Es schien,
als wolle sie gar nicht mehr auf hören. Endlich aber kdm’s
doch zum Schluß.
Meine Zeugengebühren im Beutel, renn* ich ins nächste
beste Wirtshaus und erhol’ mich von den ausgestandenen
Qualen. Die Stärkung zieht sich etwas in die Länge. Als ich
schließlich auf den Bahnhof komme, ratsch, saust mir der
Oberländer Zug an der Nase vorbei. In drei Stunden geht
wieder ein anderer, heißt es. Verwünscht! Was jetzt begiimen?
Noch einmal ins Wirtshaus? Nein. Theater? Iphigenie. Nein.
Einmal eingeschlafen und nicht wieder. Konzert? Das wäre
eher etwas. Da hörst du auch einmal, wie man anderwärts
Musik macht. In Scharen seh’ ich die Leute zur Festhalle
strömen, und kurzentschlossen ström’ ich mit.
Heiliger Bischof von Bamberg! Dickvoll war es da drinnen.
Und die Menge Musikanten! Schwarz wurde es mir vor den
Augen. Gewiß an die fünfzig, sechzig stimmten ihre Instrumente
und kratzten und bliesen drauf los. Und wie fein sie älle^.ge-
kleidet waren, ganz hochzeitsmäßig. Da waren die Gro߬
hansen nichts dagegen. Schauen und staunen mußte ich.
Dann kam der Kapellmeister. Der fuchtelte und schaffte
in der Luft herum, als ob all die vielen Töne aus seinem Takt¬
stock herauskommen müßten. Es war ein sonderbares Zeug»
was die Brüder spielten, ein närrisches Durcheinander, wedef^
Marsch noch Lied, nicht gehauen und nicht gestochen. Trotz-^
dem packte es mich tüchtig. Hui, das gab aus! Das donnerte
und tobte nicht zum Sagen. Die Sappermenter bliesen aus
Leibeskräften und geigten und trommelten dazu, daß es ein
heller Staat war. Ich meinte, der jüngste Tag sei angebrochen,
so schmetterten und wetterten die Posaunen. Ganz kalt ging
es mir den Rücken hinauf. So etwas Urgewaltiges hatte ich
noch nie gehört, auch nicht im Traume für möglich gehalten.
Es kam mir vor, als wären Himmel und Hölle im Streit mit¬
einander. Ein Heidenlärm war’s; doch ordentlich hat mir
ob der kräftigen Kost das Herz im Leibe gelacht.
„Von wem ist denn eigentlich das Stück?“ fragte ich
meinen Nachbar. Der streckte mir einen Zettel hin und wies
auf Nr. 1.
Symphonie von Schreikowski las ich.
Es kamen alsdann noch andere Sachen an die Reihe von
Mozart und Beethoven. Aber das war mir alles zu zahm und
rahmsuppenmäßig. Durch den Riesenspektakel war ich ganz ver¬
wöhnt und für das Feinere abgestumpft worden. Nicht aus den
Ohren wollte er mir; noch tagelang ging er mir im Kopfe herum.
Ich war fuchsteufelswild. Kaum, daß ich ein paar Tropfen
trank. Ihr wißt, Reden halten ist meine Stärke. Ünd ich hielt
ihnen eine. Schärfer und schneidiger wird'nicht leicht eine
losgelassen. Wüst brandmarkte ich ihr Benehmen. Und der
Erfolg? Ausgepfiffen haben sie mich. Auf dem Heimweg gab
mir der Heimtuck von einem Hutmacherle sogar noch einen
Rippenstoß, daß ich ins Bächlein flog und eine fingerlange
Schmarre auf der Stirne davontrug.
Ein paar Tage darauf, als ich gerade am Amboß stand,
stolzierte der langbeinige Engländer an meiner Schmiede vorbei.
DEUTSCHLAND liE^^^gg?0€ ^ X)e60606eoe 8 9ee9egai 405
„Good morning," Herr Kapellmeister,“ nickte er lachend
herein, „uollen uir uider machen eine große Konzert?“
Trübselig schüttelte ich meinen Kahlkopf, wies ihm meinen
Denkzettel auf der Stirne und berichtete ihm, wie schandbar
es mir ergangen und wie meine Hoffnung auf die große Trommel
zu Wasser geworden sei.
Mit weitgeöffnetem Munde hörte mir mein Besuch gespannt
zu. „O,“ sagte er endlich in seiner langsamen Weise, „da haben
Sie sehr recht; ein großer Trummei muß noch her, um su uerden
die Genuß vollständig.“
Die Sache ist gut. Drei Wochen später sind wir wieder in
der Gewerbeschule und probieren mit allem Eifer am Doppel-
adlermarsch herum. Auf einmal taucht der lange Angler wieder
unter dem Fenster auf.
„Bitte, meine Herren,“ ruft er, „uollen Sie mir spielen die
grandiose Stück von die Strauß.“
Unser guter Biermichel sieht im Geist schon einen zweiten
Goldvogel winken. So schnell es nur geht, läßt er die Noten aus-
teilen, und im Nu stimmen wir den Donauwalzer an. Ärgerlich
jedoch winkt der Engländer ab. ,,0, nicht diese alte, welke
Straiiß,“ gurgelt er, „nicht diese. Die frische, die moderne
Strauß, uo ich habe gehört das letztemal von Sie.“
„Leo,“ brüllten sie alle, „hurtig den Trommelschlegel in
die Hand.“
Wohl oder übel stelle ich mich an das Dirigenten pult,
mache den Kapellmeister, und brr, geht es wieder los, Dur und
Moll, alles durcheinander. Und wie wir im fürchterlichsten Lärm
drin sind, da horch! Da kommt auf einmal noch Pfeffer und Salz
an die Suppe. Bum, bum, zinnradibum schmettert*s. Die Tür
liegt wagenweit auf, und herein marschiert, eine funkelnagelneue,
mordsmäßiggroße Trommel umgehängt, der lange Engländer.
Bum, bum donnert er mit dem massigen Schlegel rechts
und zinnradibum mit der schallenden Zimbel links drauf los,
daß ihm der Schweiß übers Gesicht herunterrieselt.
Und als wir schließlich wieder in f angelangt sind und selbst¬
zufrieden geschlossen haben, da überreicht er mir die hei߬
ersehnte Geliebte und sagt: „Macht mir viel Vergnügen, su
senken an Ihre Verein ein großer Trummei. Habe gekauft ihn
extra für Sie in Straßburg. Soll er make you Freude und eine
Erinnerung sein noch lange an Ihre Freund William Pinkerton
aus Southampton in Elngland.“
Ich stand da, wie aus den Wolken gefallen. Meine Augen
hingen an dem Bild meiner Träume, das ich wie durch ein
Wunder plötzlich verwirklicht vor mir sah. Kein Wort konnte
ich Überglücklicher hervorbringen. Endlich, nach langen
Minuten kam ich wieder ins Gleichgewicht. Alsbald wußte ich
atlidi, was ich zu tun hatte. Eine lange, feurige Rede hielt ich.
Mein Wünschen und Hoffen, mein Sehnen und Harren, meine
Trauer und Trübsal erzählte ich. Zum Schlüsse aber gab ich
der großen Freude, die mich erfüllte, Ausdruck. „Wer ist es,“
rief ich, „der uns so prächtig bedachte und überraschte? Ein
selbstloser, freundlicher fremder Herr, den wir unser Lebtag
nicht vergessen werden. Liebe Mannen, ich fordere euch auf,
zum Ausdruck unseres Dankes Mister William Pinkerton einen
flotten Tusch zu spenden.“
Träträträ bliesen sie alle begeistert, und mit wahrem
Hochgefühl und voller Wucht zündete ich meiner umfang¬
reichen Geliebten die ersten Hiebe auf: Bum, bum, bum.
Als wir wieder Probe hatten, war ich schwer verstimmt.
Sonst war ich nicht wenig stolz auf unsere Feuerwehrmusik
gewesen. Nun aber kam sie mir ganz jämmerlich und erbärm¬
lich vor. „Mannen,“ sagte ich zu meinen Genossen, „vorige
Woche hatte ich einen Ohrenschmaus, so groß und gewaltig,
daß mir fast Hören und Sehen verging. Ich wollt*, ihr hättet
diese Höllenteufelsmusik auch gehört.“ Tüchtig strengte ich
mich an, ihnen die Sache zu schildern. Doch es hielt schwer
damit. Müde sagte ich zuletzt: „Das läßt sich nicht mit Worten
beschreiben. So etwas muß man hören. Wir wollen einmal
versuchen, das Ding nachzuahmen, damit ihr doch wenigstens
einen schwachen Schimmer davon bekommt.“
„Nimm jeder“, befahl ich, „sein Instrument zur Hand!
Gut I Jetzt blast mit Löwengewalt darauf los! Du, Hutmacherle :
Heil dir im Siegerkranz. Du, Nazi: Großer Gott, wir loben
dich. Du, Blechnerkarl : den Donauwalzer. Du, Blermlchel :
Muß 1 denn, muß 1 denn.“
Kurz, jedem der Fünfzehn gab ich ein anderes Stücklein auf.
„Weiß jeder sein Stück?“ fragte ich schließlich, und alle
riefen mir lachend „Ja“ zu.
Bloß der alte Armbruster war noch nicht ganz im Kanton
Glarus. „Das ist ja ganz nett,“ brummte er, „aber ob’s auch
stimmt? ,Großer Gott* geht doch aus f und ,lch kenn ein
Aug* aus as.“
„Hat gar nichts zu sagen,“, gab ich zur Antwort, „je toller,
desto besser. Das ist ja gerade das Wesentliche bei der jetzigen
Musik. Die Hauptsache ist, daß wir alle gleichzeitig fertig
werden.“
„Aufgepaßt, ihr Mannen,“ rief ich laut und stellte mich
an das Dirigentenpult, „wenn ich mit meinem Tromm’elschlegel
das Zeichen gebe, dann geht‘s los. Dann schmettert jeder
mutig und unbekümmert um die andern sein Stück. Nach ein
paar Minuten, wenn alle Hühner, Gänse und Enten ln der
Nachbarschaft aus dem Leben geschieden sein werden, dann
kommt der Schluß. Ihr werdet es schon merken. Sobald ich
den Wirbel ln der Luft schlage, hat jeder nach f zu steuern.
Etwa fünfzehn- bis zwanzigmal wird der f-Akkord noch her¬
geschmettert, und dann ist’s aus.“
Alle hatten begriffen. Mäuschenstill standen sie da,
gespannt auf das Zeichen lauernd. Mein Trommelschlegel durch¬
sauste die Luft, und brr, Höllenheidendonnerwetter, ging der
Lärm los, so kräftig, so stürmisch, so gewaltig, daß man meinte,
das wilde Heer käme angesaust. Die Backen hättet ihr sehen
sollen, die vorquellenden Augen, die roten Gesichter! Inr Leb¬
tag haben sich die Kerle nicht so angestrengt. Auf der Straße
blieb alles entsetzt und verwundert stehen. Sind die Höllen¬
geister entfesselt oder die Musikanten verrückt geworden}
Mich selbst zerriß das Lachen schier ob der tollen Musik,
Sie hatten es gut gepackt; sie übertönten den Schreikowski noch.
Als aber mein Trommelschlegel in rasender Schnelligkeit den
Wirbel andeutete, siehe, da legten sich die wütenden Wogen. Das
Schiff lenkte in ruhigeres Fahrwasser und landete großartig in f.
„Bravo, bravissimo,“ rief auf einmal eine Gurgelstimme,
und zwei breite Hände klatschten urkräftlg Beifall. Zum Fenster
herein nickte vergnügt Mister Pinkerton, der storchenbelnige
Engländer, der seit einigen Wochen im Hirschen wohnte und
mit Angeln die Zelt totschlug.
„Sein ein herrlicher moderner Musik, das,“ lachte er,
„war mir eine große Kunstgenuß. Bitte su wiederholen, meine
Herren. Hier sein mein Entree.“ Er griff in die Tasche und holte
einen Goldvogel hervor, den er auf das Fenstersims legte.
Wir, nicht faul, stimmten zum zweiten Male den musi¬
kalischen Hexensabbat an, nur noch wilder, noch wuchtiger.
Der lange Engländer wollte sich fast totlachen. „Heißen
Dank, meine Herren,“ gurgelte er hervor, als wir wieder glücklich
im erlösenden f geschlossen hatten, „uar mir ein unvergeßliche
Vergnügen.“
5®^ ‘ Artig grüßte er und schob dann mit seiner Angelrute dem
Hirschen zu.
Ich brachte vor Freude den Mund nicht zusammen ob des
Geldes, zu dem wir so unverhofft gekommen. ,,Mannen,“
rief ich, „das ist Wasser auf unsere Mühle. Das gibt den
Grundstock zu unserer großen Trommel.*'
Mein Wort war ln den Wind geredet. Sie schenkten ihm
keine Beachtung. Alsbald wurde die Probe geschlossen, und
fort glng’s zum Brückliwirt. Einen Doppelliter Clevner nach
dem andern ließ das leichtsinnige Volk auftragen, bis der ganze
Grundstock die Kehlen hinabgeschlichen war.
406
DEUTSCHLAND
Nr. 8
Erfahrungsaustausch unter Verkehrspraktikern.
.Auf der vorletzten Hauptversammlung des Bundes deutscher Verkehrs¬
vereine ln Cassel hatte Ich die Anregung gegeben, die geschäftsführenden
Beamten der Organisationen zur Hebung des Fremdenverkehrs möchten
zeitweise praktische F’ragen gemeinsam erörtern. Dieser
Vorschlag ging von der .Ansicht aus, daß bei der Fülle von Beratungsstoff,
der bei den Versammlungen des Bundes und des Großen Ausschusses vorzu¬
liegen pflegt, zur Besprechung wichtiger Gegenstände aus der Organisation
und Praxis keine Zelt bleibt. Gelegentliche zwanglose Aussprachen unter den
Ge^chäflsleltern haben jedoch erwiesen, daß ein Meinungsaustausch über
gute und schlechte Erfahrungen Irn Verkehrsburtau außerordentlich wichtig
ist, wenn es auch ln der Natur dieser Einrichtungen liegt, daß für ihren Betrieb
keine Grundsätze angewendet werden können.
Da jetzt auch bei der Verkehrspropaganda erfreulicherweise immer mehr
ein Abrücken von der so beliebten ..Kirchturmpolitik“ festgcstellt werden
kann, die sich im Zusammenschluß zu Verbänden, im gemeinsamen Inserieren
u. dgl. offenbart, liegt für die I^ureauleiter erst recht kein Grund vor, ihre
[•Erfahrungen ängstlich fiir sich zu behalten. Wie viele unnütze Ausgaben
könnten den Verkehrsvtreinen erspart bleiben, wenn beispielsweise über frag¬
würdige Reklamemittel ln einer ehrlichen Au.ssprache Klarheit geschaffen
werden könnte.
Die auf <ler Casseler Hau| tversarnmlung gegebene Anregung bezweckte
nicht etwa die Grundlage für eine neue Vereinsbildung zu schaffen. ^X'le neben
den großen Kommunal verbänden (Städtetagen) noch Konferenzen (technische
Oberbeamte, Städtestatistiker) zur Beratung von Spezialfragen regelmäßig
tagen, so dürften auch in Verbindung mit dem Bund deutscher Verkehrsvereine
zwanglose Aussprachen der Vereinsleiter und geschäft^Uhrenden Beamten
eine wertvolle Ergänzung der Bundesbestrebungen darstellen. Die zeitliche
Zusammenlegung derartiger Konferenzen mit ordentlichen der Haupt¬
versammlung des Bundes hätte manches für sich, wenn diese nicht
in eine Zelt fielen, ln der die Leiter der Verkehrsbureaus schwer abkömmlich
sind. Der Versuch der Bundesleitung, ln Breslau gelegentlich der Haupt¬
versammlung eine Beamtenkonferenz herbeizuführen, dürfte an diesem Um¬
stande hauptsächlich gescheitert sein. Die fragliche Angelegenheit ist
überdies im Zusammenhang mit einer andern Anregung behandelt worden
Austausch von Beamten - , für die aber ohne Zweifel noch nicht das
nötige Interesse besteht.*
Meine .Ausführungen bezwecken lediglich, Herren, die sich von Berufs¬
wegen oder ehrenamtlich ln den Dienst der Verkehrsförderiing gestellt haben,
zu einem Erfahrungsaustausch zu veranlassen. Vielleicht stellt die Bundes¬
zeitschrift „Deutschland“ die Spalten ihres wirtschaftlichen Teiles für eine Art
,,S p r e c h s a a I“ irn vorstehenden Sinne zur Verfügung.
_ M. Weber (Cassel).
* l£s wird sich li« i den Herbsttaguni;cn des großen Ausschusses sicher Gelegenheit
i>ieten, die Anregung des Verfassers zu herucksichtigen! Die Red.
Natur- und Heimatschutz
Ueber Natur- und Heimatschutz
im Eisenbahnbau
prlchl Baurat Theodor Lechner (München) ln Nr. 61 der ..Zeitung
des Vereins deutscher Elsenhahnverwaltungen“ ein gewichtiges Wort. Er er¬
örtert die f'rage, oh auch im Elsenbahnbau, der ln den meisten Fällen so
namentlich irn Hochbau nach den Forderungen des Zweckbaues zu konstru¬
ieren hat, den Cjeschrnacks- und Gefühlsregungen des Natur- und Heimat-
schulzcs zu folgen ist. In dieser Hinsicht ist, so sagt er, davor zu warnen, den
Bestrebungen <ler heimischen Bauweise durch dick und dünn Gefolgschaft
leisten zu wollen. Es wäre helsplelswelse verfehlt, bei der Planlegung eines
Statlons- oder Bahnhofsgebäudes den Grundformen eines Bauern- oder Meier¬
hofes nachspüren zu wollen, da diese ganz andern Bedingungen entwachsen
sind: ln ähnlicher WVlse sieht sich auch der Entwerfer einer Elsenhahnbrücke
vor eine von der landläufigen I^auwelse schroff abweichende Aufgabe gestellt.
Es muß jedoch zugestanden werden, daß auch die Elsenbahnbauwerke ln der
äußern Erscheinung mehr der Umgebung angepaßl werden könnten, als dies
vielfach früher geschehen ist. Die neuere Zeit hat in dieser Richtung sehr er¬
freuliche Fortschritte gebracht. Wenn aus manchen Stationshäusern der Mark
märkische Kraft zu uns spricht, wenn das Elmpfangsgebäude ln .Aachen an die
nitehrwürdige Krönungs- und Kaiserstadt erinnert, wenn uns in den Hamburger
und Straßburger Bahnhofshaulcn die Macht und Eigenart ihrer Städte ln die
Augen fällt, wenn uns auf Mühldorf-Freilassing oder Schllersee-Bayrlschzell
die jeweilige bayrische Bauweise anheimelt und in dem württemberglschen
Lande oder auf badischen und hessischen Stationen die besondere ['.igenart
dieser Gebiete uns angenelun berührt, wenn vielfach Wegüber- und Unter¬
führungen und auch größere Brücken in schlanken, sich dem Landschaftsbilde
harmonisch einfügenden Bogen gespannt sind, so sind dies alles und noch vieles
andere die wann zu begrüßenden werktätigen Beweise der Anpassung an die
Forderungen <ler heimischen Bauweise auf elsenbahntechnlscbem Gel)lete.
1-Ilerher gehören auch die Besserungsbestrebungen auf dem Gebiete der Reklame,
die sich an den Schausellcn der Statlons- und Nebengebäude, Giiteiböden,
Bahnsteigabschlüsse usw, in Form von aufdringlichen .Aufschriften breilmacht.
Aber bei alledem soll kein Mißverständnis Platz greifen. Der Helmalscbutz
will und soll keinen Gegensatz schaffen zwischen der sogenannten guten allen
Zelt und unserer neuen: denn jede Zelt und deren Erscheinungen haben ihre
Berechtigung und sind geboren aus den mit ihr verwachsenen Bedürfnissen
des Verkehrs und der Volkswirtschaft. Sicher liahen die alten laiTe manches
voraus gehabt; aber in vielen, vielen Dingen möchten wir doch nicht mehr
lauschen. Die alle gelbe Postkutsche mag ja sehr anheimelnd aussehen, aber
wir reisen doch lieber im D-Zug. Iis wird gesagt, daß der vor dem Wirtshaus
im trauten Städtchen stehende Postwagen doch mehr Stil hätte. Demgegenüber
ist die Frage am Platze, ob nicht auch wahre und berechtigte Stimmung und
Stil liegen ln dem ln der weiten Bahnhofshalle zur Abfahrt bereitstehenden
Schnellzug mit dem schnaubenden und fauchenden Ungetüm an der Spitze,
dessen innere Spannung und Kraft uns fast wie etwas Übermenschliches durch¬
zittert. Oder ist nicht Stil ln einer turmhohen Staumauer mit dem dahinter¬
liegenden weiten Stausee, ln dessen tiefen Wassern eine mächtige Kraftmenge
gespannt und aufgespeichert liegt, um auf Hunderte von Kilometern in fast
unheimlicher Welse Licht und Kraft zu spenden? Aber -- und das ist nicht
minder wichtig die Lokomotive und die Staumauer, sie müssen nicht nur Stil
besitzen ln bezug auf ihren Zweck, auf ihr Inneres, sondern auch im Äußern,
ln ihrer Erscheinung. Über dem Zweck ist vielfach das Kunstgefühl verloren
gegangen, und deshalb muß die Pflege des Heimatschutzes darauf gerichtet
sein, daß das Gefühl für Einfachheit und Schönheit wieder mehr und mehr zur
Geltung kommt. Dann wird vielleicht diese gute Art, wenn sie in der Form von
,,technischer Schönheit“ auch unsere eisenbahntcchnischcn Bauten weiterhin
beherrscht, der deutschen Schaffenskraft gute Früchte einbringen.
Der Kampf gegen die geplante Sebneekoppen-
babn. N«ichdcm die österreichische Regierung die Erlaubnis zu den Vor¬
arbeiten für eine Riesengebirgsbahn von Freiheit-Johannisbad bis auf die
Scbneckoppe gegeben hat, wird der Kampf gegen dieses Projekt von allen in
Betracht kommenden Korporationen aufgenommen. Gegen die Erlaubnis
hat neuerdings auch der Österreichische Rlesengebirgsverein in seiner in Prag
abgehaltenen Generalversammlung Einspruch erhoben. In einer längeren
Kundgebung weist er darauf hin, daß zum Beispiel in der Schweiz das Volk
ln einer Urabstimmung sich mit überwältigender Mehrheit gegen jede Mallcr-
hornbabn erklärt habe. Was das Malterhorn für die Schweiz, das sei die
Schneekofipe für das Riesengebirge, nämlich der schönste Berg, der Schutz
verdiene. Eine Bahn würde den \X’ert und die Schönheit des Riesengebirges
empfindlich schädigen und die Schneekoppe geradezu verunzieren. Auf
preußischer Seile ist die Gefahr elms Koppenbahnbaues weniger groß, denn
der (Erundbesllzcr. Oaf Schaffgolscb ln Warmbrunn, wird wohl kaum seine
Genehniieung zu einer Koppenbahn geben.
Forschen und Wissen
Die Schäden des Z v. e 1 k i n d e r s \ s t e m s hat der \’or-
sllzende der Deutschen .Antbrcpoloelschen GeselUdiafl. Gchclmrat I^r. \» n
Lu sc ha n. auf der diesjährigen Tagune d«r Cicselischaft /u Ninnberc
erneut mit Ernst und Nachdruck geschildert. Er i.ennl die Beschiänkung der
Kinderzahl eine Pest, einen Selbstmord der Nation, der mit allen Mitteln
bekämpft werden müsse, und weist dann darr.uf hin. wie das Z\\<’iklndtr-
syslern In/wlschen unsere westlichen Nachbarn mit absoluter Notwendigkeit
zur Wiedereinführung der dreijährigen Dlenst/ell geführt hat. Eine unbestrittene
und unhestrclthare französische Autorität, Lacassagne ln Lyon, hat die Anzahl
der ln Frankreich Jahr für Jahr bewirkten kriminellen Fehlgeburten auf rund
^00 f'fK) lierecbnet, und es gibt .Ar/le, die für Deutschland eine nicht sehr
\Nesentlith geringere Zahl annchn.en. Diese und alle die anderen gleich ver¬
werflichen Methoden zur Beschiänkung (’cr Kir.derzahl sind auch bei uns
längst schon von den Städten auf das flache Land vorgedrungen und haben
iiber große Teile des Reiches sich Ncrlucllet. Nech haben wir einen sicheren
L I erschuß an Wehrpflichtigen, aber die Milliarde, die wir jetzt als jahrhundert-
sj ende oijfcrfreucllg und b>egelstert aufbringen, wird früher als manche denken
Nr.8 i900000B00000000B0B00000^@ DEUTSCHLAND
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zu der Erkenntnis führen, daß der erweiterte Rahmen auch bei uns in Deutsch¬
land nicht immer leicht zu füllen sein wird. Wenn die jetzt auch bei uns über¬
handnehmende Beschränkung der Kinderzahl nicht bald zum Stillstand kommt,
wird die Rücksicht auf unsere nationale Sicherheit, ja auf unsere nationale
Existenz früher oder später auch uns wieder zu einer Verlängerung der Dienst¬
zeit zwingen, und es wird dann uns nur ein geringer Trost sein, wenn wir
sehen, daß unsere westlichen Nachbarn dann vielleicht schon glücklich bei
einer vierjährigen Dienstzeit angelangl sind.
In Berlin hat sich ein interessantes Thealerereignis vollzogen: eine aus
der Provinz kommende Monatsoper hat sich trotz einer anfänglich scharf ab¬
lehnenden Kritik durchgesetzt, sich künstlerische Anerkennung und die Gunst
des Publikums erobert. Es ist die S a c h s e - 0 p e r im Schillertheater.
Ihr Leiter ist der Direktor des Stadttheaters zu Münster i. W., seine Mit¬
wirkenden sind größtenteils — bis auf die bekannte dramatische Sängerin
Mimi Poensgen und den jetzt plötzlich in den Vordergrund tretenden Tenoristen
Otto Fänger— durchweg Provinzkräfte. Und das Programm hat sich ebenfalls
im Rahmen der Provinzbühne gehalten, hat neben dem Verdischen Musik¬
drama vornehmlich die Spieloper gepflegt, also auch darin nichts Neues ge¬
bracht. Aber der starke künstlerische Eindruck und Erfolg ging von der ziel¬
bewußten, ehrlichen Arbeit aus, die hier unter der verständigen Spielleitung
des Herrn Sachse vom Orchester wie von den Milwirkenden geleistet wurde.
Großes Aufsehen hat neben diesen Werken die deutsche Uraufführung der
französischen Oper „Monna Vanna“ erw'eckt, die von dem Komponisten,
Henry Tevrier, selbst dirigiert wurde und dank der glänzenden Inszenierung
und Aufführung unter Leitung des Direktors Sachse einen starken Eindruck
machte.
Der St. Laurentiusmarkt (Pferdemarkt) in
Crange und die Emscherbruchpferde.
Zu St. Laurentius (10. August) findet alljährlich ln Crange, dem alten
Dorf an der Emscher, ein berühmter Pferdcir.arkt statt, der von weit und breit
besucht wird und einst der Mittelpunkt des Pfcrdehandels über die Grenzen
der Provinz hinaus war. Ist er doch die letzte Erinnerung an die berühmten
„Emscherbrücher“. jene sehnigen, gedrungenen Wildbahnpferde, die hier
ln freier Bahn lebten die Jahrhunderte lang. Ihre Weidengründc lagen im
Flußgebiet der Emscher, wo sich die weite Wildbahn eistreckte, südlich von
Recklinghausen, ln dem ehemaligen Vesl Recklinghausen, dem alten Stift
Essen, zwischen Recklinghausen, Buer, Crange, Gelsenkirchen und Bottrop,
eine weite, freie Bahn, an die 25 km lang und 6 km breit.
Der Emscherbruch war, wie heute zum Teil noch, ein mit Elchen, Erlen,
Birken, Eschen und verkrüppeltem Nadelholz bedecktes Siimpfland, durch¬
flossen von Emscher. Fleute und Boy. Hier fanden die Wildbahnrosse ihre
reichliche Nahrung in den saftigen Wiesen. Im strengen Winter suchten sic
auch wohl die Felder heim, bei hohem Schnee fuhr man ihnen Klee und Gras
hinaus in den Wald.
Nach Art des Rotwildes rudelten sie sich zusammen, so daß oft 20 Stuten
bei einem Hengst standen. Zur sommerlichen Brunstzeit hallte dann der weile
Emscherbruch wider von dem Kampfesgewieher der eifersüchtigen Hengste.
Aufregende Kämpfe zwischen den mutigen Rivalen endeten meist mit gänz¬
licher Kampfunfähigkeil auf einer Seile und blutigen Wunden bei beiden
Gegnern.
Braun, fuchsig und schwarz mit Stern oder Schnippe war ihre Farbe,
die Schimmel waren selten. Ihr Bau war durchweg gedrungen, breit, ebenmäßig,
sehnig und elastisch, 1,57 bis 1,70 ni hoch, zierliche Köpfe, feurige Augen,
dünner Hals und lange Mähne.
Das Jagdrecht stand ursprünglich dem Landesherrn zu; die spätere Be¬
rechtigung der Rittergüter und Gemeinden entsprach deren Forst- und W'eldc-
gerechtsamen am Emscherbruch. Die Pferdebestände waren der Zahl nach
bekannt, die Rittergüter durften eine unbeschränkte, die Gemeinden, Bauern
und Kötter nur eine beschränkte Zahl von Pferden halten. Die Besitzer der
Rittergüter, die von Arenberg, Westerholl. Nesselrode. Recke, die Lands¬
berg, Vincke, Schell, Elverfeld u. a. waren tüchtige Wildpferdezüchter.
Das Einfangen der scheuen Wildlinge erforderte große Vorsicht, sowohl
beim Einzel- als auch beim Massenfang. Belm Einzelfang warf der „Pfcrdc-
strlcker“ vom Hochsitz aus die tückische Schlinge, wenn das Wildpferd
ahnungslos seinen gewohnten Wechsel zum Standort zog, und bändigte dann
mit seinen Genossen das gefangene Tier; das eine Ende des Seiles war am
Baum befestigt. Dor letzte Pferdestricker, Bcrnard Großfeld, starb Mitte des
vorigen Jahrhunderts. Er galt als besonders kühn und mutig und lebt noch
in der Erinnerung der Alteingesessenen.
Die Treibjagden zum Masseneinfang fanden von altershcr in Crange
am St. Laui ent lustage statt. Man hielt sie ab zum Zwecke des Brennens und
Schneidens der Fohlen und zum Einfangen der Wildlinge für den Laurenlius-
markt in Crange. Die Jäger zu Pferde, 15- 20 Mann, und ebenso viele Treiber
lagen dem Interessanten Wcldwerk ob. Die Wildrosse wurden ln die Enge
getrieben und in eigens erbauten Fangställen gebändigt, mit Lasso und Kapp¬
zaum und mit angelegtem Halfter auf den Markt geschleppt. Die Käufer
kamen aus allen Himmelsrichtungen, aus Köln, Frankfurt, Wesel, aus Holland
und besonders aus den benachbarten Garnisonen. Waren doch die Emscher-
pferde besonders als Militärreitpferde gesucht. So versah sich Napoleons
Schwager, der Reitergeneral Murat, als C^roßherzog von Berg für seine Feld¬
züge mit Emscherbrüchern.
Diese einst so blühende Pferdezucht ist im Laufe der Zeiten eingegangen,
verschwunden, vergessen. Der erste Anlaß war ein französisches Forst-
organisationsdekret von 1811 für das Großherzoglum Berg. Die im Jahre 1825
vorgenommene Teilung der Gemeindemarken führte dann die völlige Auf¬
lösung der Wildziicht herbei. Es wurden große Verkäufe angesetzt und die
letzten Emscherbruchpferde durch die ,,Wildfängcr‘‘ und ,.Pferdestricker“
verkauft. Durch das häufige Treiben und Jagen waren die oft belästigten
Wildbahnrosse immer vorsichtiger und flüchtiger geworden. So fand der
letzte Zuchthengst, ein über 30 Jahre alter Schimmel aus der Wildbahn des
Landrats Devons, auf dessen Befehl den Tod durch die Kugel.
Er war der letzte Emscherbrücher und mit ihm verschwand die einst
blühende Zucht. Nur eins erinnert uns noch an jene alte Pferdezucht der
engeren Heimat: der Laurentiusmarkt ln Crange, ein Überbleibsel längst
verschwundener Zeiten, das sich hinübergerettet hat in das nie rastende,
schnellebige Zeitalter der alles nivellierenden Industrie. Dr. H.
Hochschule fürkommunale und sozialeVerwaltung
Köln. Der II. Fortbildungskursus der Hochschule für kommunale und soziale
Verwaltung, Köln, war insgesamt von 429 Personen aus allen Teilen Deutsch¬
lands besucht; darunter befanden sich auch 15 Damen. Inzwischen sind die
Vorträge des I. Kursus unter dem Titel ,,Die Praxis der kommunalen und
sozialen Verwaltung“ gedruckt und im Buchhandel erschienen (Verlag Mohr &
Siebeck, Tübingen). Die Vorträge des II. Kursus werden in dieser Sammlung
als Band 2 einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Arbeiter-Bildungsverein in Wien, gegründet 1867,
besuchte am 28. Juli auf einer Studienreise in einer Anzahl von über 300 Mit¬
gliedern Köln. Er besichtigte die Maschinenbauanstalt ,.Humboldt“ in Kalk,
den Gürzenich, das Rathaus und die Ausstellung „All- und Neu-Köln“ unter
Leitung und Führung des Städtischen Verkehrsamts. Nachmittags wurde die
Reise in einem Sonderzuge über Emmerich nach Amsterdam fortgesetzt. Von
dort ging die Gesellschaft nach Haag-Scheveningen, dann von Vlissingen
mittels Sonderdampfer der Zeeland-Gesellschaft nach England und kehrte
von London, woselbst ein mehrtägiger Aufenthalt genommen w’urdc, über
Dover-Calais—Paris-Zürich nach Wien zurück.
Es muß Französisch sein. Schon seit Jahren besteht eine
„Garantie-Gemeinschaft deutscher Uhrmacher E. V.“ mit dem Sitz in Leipzig.
Viele deutsche Uhrmacher gehören ihr an. Es scheint aber, als habe man noch
nicht den gewünschten Erfolg erreicht, und man ist augenblicklich bestrebt,
das Unternehmen auf breitere Grundlage zu stellen. Um ähnlichen Ver¬
einigungen wie der ,.Union Horlogcre“ und ,.Alliance Horlogcre“ wirksamer
entgegentreten zu können und ihnen gleich geachtet zu werden, hat man sich
jetzt auch noch einen französischen Titel zugelegt. Und so lautet denn jetzt
die Firma der Garantiegemeinschaft: „Federation Horlogcre de Garantie,
Garantie-Gemeinschaft deutscher Uhrmacher E. V., Sitz Leipzig“. Ist es nicht,
so schreibt man der Köln. Ztg., ein Hohn, die französische Aufmachung einer
Vereinigung deutscher Uhrmacher? Die Geschäftsleilung selbst scheint keinen
besondern Gefallen an solchen Ausländereien zu haben, aber das Publikum
will es so, wie aus einer Erklärung im Organ der Garantie-Gemeinschaft, der
Leipziger Uhrmacher-Zeitung, Nr. 15 vom 1. August 1913, hervorgeht. Dort
heißt es: „Aus einigen Zuschriften, die wir erhielten, gingen Bedenken gegen
die Wahl eines französischen Namens (Fedt'ratlon Horlogcre de Garantie)
hervor, und wir nehmen daher Veranlassung, auch an dieser Stelle einige .Auf¬
klärung hierüber zu geben. Es waren lediglich taktische Gründe, die uns ver-
anlaßten, unserer schon seit sechs Jahren bestehenden Bezeichnung ,,Garantie-
Gemeinschaft deutscher Uhrmacher E. V.“ einen Namen in französischer
Sprache beizufügen. Das Publikum wird durch die Reklame der ,,Union
Horlogcre“ und der „Alliance Horlogcre“ ln einer für die übrigen Fachgenossen,
welche diesen Gesellschaften nicht angehören können oder wollen, ungünstigen
und unberechtigten Weise beeinflußt. Um nun diesen Kollegen etwas Gleich¬
wertiges zu bieten, haben wir uns wenn auch schweren Herzens dazu
entschlossen, den französischen Beinamen zu der bisherigen Bezeichnung hinzu¬
zunehmen.“ Jeder Eingeweihte weiß, daß man hier ehrlich sechs Jahre versucht
hat, deutsch zu bleiben, aber man hat sich der großen Masse der Deutschen
fügen müssen, die nun einmal Geschäfte mit ausländischem .Anstrich bevorzugt.
Wann wird das einmal anders werden?
Der Jäger aus Kurpfalz, den man meistens für eine sagenhafte
Gestalt hält, hat leibhaftig im Soonwald gelebt und geschafft. Er war Erb-
försler in der Oberförslerei Entenpfuhl und hieß Friedrich Wilhelm Ut«!ch.
Der Name ist auch jetzt noch hier und da verbreitet. Das Jägcrlied selbst
stammt von dem Hausgeistlichen der Oberförsterei, dem Karmeliterpater
Martin Klein, der in der katholischen Kirche in Rehbach begraben ist. Der
T-I n»Tikji.
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Gedanke, dem alten, im Jahre 1795 gestorbenen Jägersmann ein Denkmal^ ^
zu setaen, rührt her von dem jetzigen katholischen Pfarrer in Rehbach, Hoeller,MI
dabei unterstützt von dem Leutnant Utzsch in München, einem Nachkommen^! |
des Jägers aus Kurpfalz. Das Denkmal, in seiner ganzen Anlage von eigen-j||^
artigem, poetischem Reiz, stellt diesen dar in der Tracht des Frührokoko.V.
durch den Soonwald reitend, begrüßt von seinen geliebten Waldtieren. Über ‘|
dem Bild, um das sich die beiden ersten Verse des Liedes herumziehen,
befindet sich das von zwei Putten gehaltene Wappen, ein rauchender Schorn¬
stein, mit Bezug darauf, daß Friedrich Wilhelm Utzsch zugleich Erbhüttenherr
zu Rheinböllen gewesen ist. Als solcher ist er, nebenbei bemerkt, der Ahnherr ^
der Hültenbesltzer Utsch-Purlcelll, zu deren Familie durch Heirat auch der
Staatsminister Dr. Frhr. v. Schorlemer gehört. Zwei Figuren rechts und
links tragen unter dem Arm eine Ente, mit Anspielung auf den Namen „Enten¬
pfuhl“, und ein Waldhorn. Die Inschrift der Marmorplatte lautet: ,,Dem
Andenken des churfürstlichen churpfälzischen rheutenden Erbförsters und
Forstinspektors des vorderen Soons, Herrn Frledr. Wllh. Utsch, gen.: Der
Jäger aus Churpfalz. Gewidmet vom Allerhöchsten Jagdherrn S. M. Kaiser
Wilhelm IL und seinen Jägern.“ Der Kaiser hat von Anfang an lebhaftes
Interesse für dieses Denkmal bezeigt, das am 13. August in seiner Gegenwart
feierlich eingeweiht worden ist. Eine besondere Ehrung hat er dem Jäger
aus Kurpfalz schon dadurch erwiesen, daß er die Singweise dem Garde-Jäger-
batalllon ln Potsdam als Parademarsch verliehen hat. Übrigens hat der Petrus-
Verlag ln Trier zwei hübsche farbige Karten hersteilen lassen. Die Karten
sind nach einem Bilde vom Jäger aus Kurpfalz angefertigt worden, das sich
im Besitz des Offizierkasinos der Garde-Jäger befindet.
Relsea ndenken. Vor einiger Zeit schrieb der Landesverein
Sächsischer Heimatschutz einen Wettbewerb zur Er¬
langung von Entwürfen und Modellen für geschmackvolle Reise¬
andenken aus. Er sollte dazu beitragen, die traurigen Zustände auf diesem
Gebiete zu beseitigen. Es waren, wie aus Dresden geschrieben wird, weil über
ICCO Entwürfe eingegangen, von denen natürlich manche durchaus nicht über
dem Durchschnitt des bisher Geleisteten standen. Im ganzen aber muß das
Ergebnis als sehr erfreulich bezeichnet werden. Die Preise wurden
wie folgt verteilt: 250 Mk. Bildhauer Feuerriegel in Frohburg, desgleichen
Lehrer Lucas ln Meißen, je 200 Mk. Lehrer Büttner ln Meißen und Margarete
Vendt ln Grünhainichen; diese erhielt noch einen weiteren Preis von 150 Mk.
— Es wäre zu begrüßen, wenn auch die Landesverbände der
Verkehrs-Vereine diesem Beispiele folgen wollten und der Herstellung
der Reiseandenken besondere Beachtung widmen würden. Hier bietet sich dem
Kunstgewerbe wie auch der für manche Gegenden so überaus wichtigen
Heimarbeit noch ein sehr dankbares Betätigungsfeld. Neben dem durch
einen erhöhten Absatz erzielten wirtschaftlichen Gewinn stellen, wie schon
in Nr. 6 der „Deutschland“ ausgeführt wurde, gute Reiseandenken ein nicht
zu unterschätzendes Werbemittel für den F remdenverkehr dar, wie
rieht nr.inder für die Förderung der heimatkundlichen Bestre-
b u n g c n. Alle auf diesen Gebieten tätigen Vereine und Verbände sollten sich
mit den Landes- und Provinzialbehörden, mit der Kunst
und dem Kunstgewerbe vereinigen, um die bescheidenen Ansätze zu einer
Ee^serung in ein schnelleres Fahrwasser zu bringen. Hierzu würde ein
rrll entsprechenden Mitteln auszustaltender Wettbewerb sehr geeignet
sein, der z. B. ln der großen, unter Führung des Bundes deutscher Verkehrs-
V erclne stehenden Abteilung „Deut sch la nd alsRelse- undVerkehrs-
land“ auf der Düsseldorfer Ausstellung „Aus lOOJahren Kultur und
K u n st“ weiten Kreisen zugänglich gemacht werden könnte. Ein solcher Wett¬
bewerb — von bewährten Kräften rechtzeitig vorbereitet und mit möglichst
V ielenGeldprelsenaiisgcstaltct— würde sicherlich sehr befruchtend wirken.
ElnneuerMammutfund. So häufig auch Reste des eiszeitlichen
Mammuts ln den diluvialen Ablagerungen Europas gefunden werden, so
handelt es sich doch meistens nur um Backen- oder Stoßzähne, die, durch
ihren Schmelzüberzug geschützt, der Zerstörung durch Wind, Wetter und
Wasser besser haben standhalten können. So wurde vor kurzem auch ein
mächtiger Stoßzahn dieser ausgestorbenen Elefantenart bei den Ausschachtungen
am Krefelder Wall in Köln aufgefunden und von der Elsenbahnverwaltung
dem Kölner Museum für Naturkunde überwiesen; leider hatte der Sand¬
bagger den Zahn, der ohnehin sehr morsch war, in zwei Teile geschlagen.
Viel besser sind die Reste in dem ewig vereisten Boden Sibiriens erhalten
geblieben. Bel dem im Jahre 1901 von den Gestaden der Beresowska nach
Petersburg gebrachten, fast vollständigen Mammut waren nicht nur die Knochen
VNunderbar erhalten, sondern auch die Muskeln und die langwollige Haut, ja
sogar der Mageninhalt des Tieres, das in jenen lange Jahrtausende zurück¬
liegenden Zeiten einstmals im Sumpfe elendiglich zugrunde ging. Ein ebenfalls
fast vollständiges Skelett wird in der nächsten Zeit im Museum des Jardin
des Plantes in Paris aufgestellt werden. Es wurde dem Museum durch den
Grafen Stenbock Fennot geschenkt, der es auf einer der ihm gehörenden
Ljachow-Inseln ln Nordsibirien entdeckte. Sein Fundort Hegt also viel weiter
rach Norden, denn die Ljachow-Inseln liegen im Nördlichen Eismeer auf dem
74. Breitengrad. Die mächtigen Reste mußten allein 3000 km weit gefahren
werden, ehe sie nach Rußland kamen, und zwar zuerst auf Hundeschlitten bis
zur Mündung der Lena und dann auf einem Schiff diesen Fluß aufwärts. Auch
hier fand man noch eine große Menge des ehemaligen Haarkleides im Eise,
zum Teil noch auf der dicken Haut sitzend, ferner ein Ohr, das durch seine
geringe Größe auffällt. Ohne Zweifel ruhen im Eisboden des nördlichen
Sibiriens noch zahlreiche Leichen dieser ausgestorbenen Dickhäuter. Schon
im Jahre 1799 stieß man auf ein solches, und 1806 fand Adam ein weiteres
nahe der Mündung der Lena. Aber erst die neuem Funde und die an ihnen
mit den modernen Mitteln angestellten Untersuchungen haben uns in den
Stand gesetzt, uns ein richtiges Bild von dem ehemaligen Aussehen des
Mammuts, seiner Lebensweise und seinen verwandtschaftlichen Beziehungen
zu den heute lebenden Vielhufern zu machen. Der ausgezeichnete Erhidtungs-
zustand der Tierreste gestattete nicht nur eine genaue Bestimmung der Gms-
arten, die das Petersburger Mammut gefressen hatte, sondern auch genauere
Untersuchungen in bezug auf die Struktur der Knochen und Muskeln und
die chemische Zusammensetzung der Haare; ja man konnte noch die Blut-
körper auffinden und das in ihnen vorhandene Hämoglobin nachweisen,
endlich durch die biologische Blutuntersuchungsmethode die nahe Verwandt¬
schaft des Mammuts mit den heute lebenden Elefanten nachweisen. Wahr¬
scheinlich wird das Pariser Exemplar das letzte sein, das aus Rußland heraus¬
kommt, denn nach der „Nature“ hat die russische Regierung die Ausfuhr
aller Mammutreste unlängst streng verboten.
DerRheindampferalsSommerfrische. Der Köln. Zeitung
schreibt ein Verehrer des deutschen Rheinstromes: Ich liebe politisch die
Engländer nicht, aber von dem britischen Reisevolk kann man manchen nütz¬
lichen Wink gut und gern annehmen. So oft mich Zufall oder Laune auf ein
niederländisches Güterboot warf, fand ich alle Schlafkabinen von englischen
Familien besetzt. Sie fuhren zwischen Rotterdam und Mannheim vergnügt
hin und her und kehrten dann wettergebräunt wie Seebären auf ihre Insel
zurück. Sie betrachteten den Rheindampfer als bewegliche Sonunerfrische,
von der aus sie gelegentlich auf kurze Zeit in die Städte mit ihren Domen.
IHcotcrn und Serr.mlungen, in die Berge mit ihren sagenumwobenen Burg¬
ruinen und ihren friedlichen Wäldern ausschwärmten. Der Grundgedanke
leuchtete mir ein. Warum im fernen Hochgebirge oder an der See Erholung
suchen, während die prachtvolle Rheinluft unsere stolze Dampferflotte in
ewiger Jugendfrische umspielt? Auf den Güterbooten freilich störte mich das
häufige Ausladen und Einladen der Waren, das ärgerlich in meine Träume hin¬
einrumpelte. Aber wozu hat denn die Köln-Düsseldorfer Gesellschaft seit
einiger Zeit die preiswürdige Einrichtung der Monatskarte getroffen, die sich
in weitesten Kreisen einer märchenhaften Nichtbeachtung zu erfreuen scheint.
Und doch gestattet sie dem großstädtischen Luftschnapper, nach Herzenslust
unter angenehmsten Verhältnissen aus einem unerschöpflichen Jungbrunnen
zu trinken. Rebenbekränzte, sagenumwobene Hügel blicken beruhigend auf
uns nieder und entführen die sanft wogende Einbildungskraft in versunkene
Zeiten, in denen der wehrhafte Mann auf trotzigen Felsen jedem Ansturm
die Stirn bieten konnte, bis die fortschreitende Technik dem Angriff das Über¬
gewicht über die Verteidigung gab. Auf dem Strome selbst gleitet geräuschlos
auf schwerbeladenen Laslkähnen mit Hölzern, Kohlen, Eisen usw. ein gewaltiges
Stück aufstrebender deutscher Volkswirtschaft an uns vorüber. Und auf den
Dampfern selbst, .wie zwitschern und krähten da die Weltsprachen und die
ungewohnten Sprachlaute kleinerer Volksstämme wie etwa der Finnen durch¬
einander. Soeben hat ein munterer englischer Reiseführer seine Schützlinge,
ein paar Dutzend Herren und Damen aus der englischen Mittelklasse, wier^ein
sieggewohnter Feldherr um sich versammelt. Jetzt lassen sie mit blitz^den
Augen das stolze Lied von der wogenbeherrschenden Britannia über den
deutschen Rhein erklingen. In der Ecke dort hat ein Spaßvogel seine Getreuen
um einen flaschenbesetzten Tisch geschart, von dem die Witzraketen unab¬
lässig emporsteigen, belohnt von breitem, dankbarem und behaglichem Lachen.
Phlegmatische Holländer kommen in diesem wohl gelaunten, lebensprühenden
Milieu — Verzeihung, lieber Sprachverein, ich muß wohl Umgebung sagen,
obschon das Wort nicht von so vielstimmiger Bedeutung gesättigt ist — aus
Rand und Band und geben fröhlich-wilde Tänze mit erstaunlich bewegtoi
Armen und Beinen zum besten. Eine russische Mutter ruft besorgt in deutscher,
französischer und russischer Sprache nach Anuschka. Doch Anuschka ver¬
gnügt sich oder träumt irgendwo und ist taub vor Wonne. Ja, ja, die Jugend,
der sich zum ersten Male der sonnenbeglänzle Rhein in seiner strahlenden
Herrlichkeit, die anheimelnde rheinische Lebenslust mit ihrem sinnverwirrenden
Zauber offenbart! Das Auge leuchtet, und das Herz wird weit ob der Fülle
ungewohnter Eindrücke. Wer beobachten will, der kann seine Freude haben *
an dem bunten Wechsel von schicken oder lodenumwallten Reisenden aus
aller Herren Länder, aus naiven und aus blasierten Bevölkerungsschichten.
Wer aber dem Grundsatz nachlebt, in freier Gottesluft jede Arbeit zu er¬
ledigen, die nicht unbedingt an die dumpfe Stube gebunden ist, der findet
je nach Stunde und Laune auf den modernen Riesendampfem immer cm
verschwiegenes Plätzchen, wo Zeitung oder Buch zu ihm reden kann.
Das Dolomitengespenst. Nebel im Hochgebirge ruft die
wunderbarsten Naturerscheinungen hervor. Es gibt das „Brockengespenst .
und unter den anderen Berggespenstern ist das „Dolomitengespenst“ zu nennen,
wie es jüngst Max Valier in den Südtiroler Dolomiten beobachtet, hat und als
Erster in der „Deutschen Rundschau für Geographie“ geschildert hat. Er
wanderte im August gemeinsam mit einem Freunde in den Dolomiten; da das
Wetter nebelig und regnerisch war, standen die beiden Wanderer davon ab.
die ursprüngliche Besteigung des Saß Rigais zu unternehmen und erreichten bdm
Erklettern der Raschötz den 2308 Meter hohen Kamm, von wo der Abfall
nach Villnöß steil, der nach Gröden hin sanft ist. Infolge des Nebels war von
Villnößtal nichts zu sehen. Ein scharfer Wind strich von Gröden die Raschötz
empor, so lautet nun Valiers Schilderung des Dolomitengespenstes, und ver¬
hinderte das Überkochen des andrängenden Nebels gegen Gröden. Auf uiis
aber fiel strahlender Sonnenschein herab. Wir spähten über die Nordwand
ninab, um zu sehen, wie tief man durch den Nebel hinabsehen konnte. Da
bot sich uns eine wunderbare Erscheinung dar. Ungeachtet des hohen Sonnen-
Nn8 me&BBeeeeeee&Be&B&dee&aeem DEUTSCHLAND i§Beeeeeeeeeeeeee 9 e e eee0€)0e9eeB 409
Standes erblickten wir unseren Schatten, da wir ganz auf der Schneide standen,
im Nebel, nicht in der Nebelwand, sondern im horizontalen Nebelmeer, also
die unter dem Namen Brockengespenst bekannte Erscheinung, nur in etwas
abnormen Verhältnissen. Dazu kam aber noch ein anderes, merkwürdiges
Phänomen. Wir bemerkten um den Schalten unseres Kopfes im Nebelmeer
einen kreisrunden Regenbogen nach der Art eines Heiligenscheines, der das
Rot innen zeigte, außen etwa einen Meter, innen etwa einen halben Meter im
Durchmesser hatte und deutlich alle Farben von Rot bis Violett erkennen ließ.
Offenbar hatten wir es mit einer Beugungserscheinng des Lichtes zu tun. Daß
dieser Farbenring um unser Haupt nicht der sogenannte Ulloasche Ring war,
ist klar, wenn man weiß, daß dieser nur dann auftritt, wenn Eisnadeln in der
Luft schweben, was in unserem Falle ausgeschlossen erscheint. Merkwürdig an
unserem Heiligenscheine war noch, daß er mit unserem Schatten mitging,
wenn wir gingen, und daß wir ihn gegenseitig nicht sehen konnten. Das Phä¬
nomen erlosch nach einer guten Viertelstunde, als die Sonne hinter Wolken trat.
Eine altrömische Schlafwagengesellschaft. An
eine bedeutsame Grabinschrift, die sich jetzt im Rathaus von Velletri befindet,
knüpft Prof. Lanciani im Athenaeum interessante Mitteilungen über die große
Reisewagengesellschaft, die im alten Rom bestand und eine Zentralstelle für
den Reiseverkehr der Kaiserzeit bildete. Auf der Inschrift wird ein gewisser
^ovinus „De Schola Carrucarum“ erwähnt. Was war diese „Wagenschule“
und wo lag sie? Carruca ist ein Name gallischen Ursprungs, der von den
Römern einer besonderen Art bequemer Luxuswagen gegeben wurde. Diese
Wagen waren vielfach herrlich geschmückt, enthielten an den Wänden silberne
Inkrustationen und Elfenbeinschnitzereien. MartialsprichtvoneinerCarruca aurea,
die schwer vergoldet gewesen sein muß. Neros Reisezug zählte nach den
Angaben Suetons 1000 solcher Gefährte, nach denen des Lampridius 500.
Die Mehrzahl der Wagen enthielt auch Vorrichtungen zum Schlafen, so daß
der Reisende in diesen sogenannten Carrucae dormitoriae bequem wie in einem
Bett sich dem Schlaf hingeben konnte. Das Aussehen der Reisewagen ist auf
zwei alten Reliefs, die sich im Museum Calvet zu Avignon und in dem Schatz
der Kathedrale yon Treves befinden, genau dargestellt. Die Wagenschule in
Rom ist nun nicht anders aufzufassen als das Zentralbureau oder Hauptquartier
einer Gesellschaft, die solche Wagen an Leute verlieh, denen das Privileg,
mit der kaiserlichen Post zu reisen, von den betreffenden Beamten gewährt
worden war. Die Grundstücke, die der ausgedehnte Wagenpark dieser Ge¬
sellschaft mit all seinen Baulichkeiten einnahm, lagen auf der linken Seite der
Appischen Straße, etwa einen halben Kilometer vor der Porta Capena, ganz
in der Nähe des Ortes, wo heute Kirche und Kloster von San Sisto Vecchio
sich befinden. Auf der andern Seite desselben Weges, nahe bei den Bädern
des Caracalla, erhob sich das Mutatorium Caesaris, das Gebäude, in dem die
kaiserlichen Reisewagen untergebracht waren und an das sich die kaiserlichen
Stallungen schlossen. Außer diesen beiden Hauptinstituten der Reisewagen¬
gesellschaft gab es an allen wichtigeren Poststationen, die an den Hauptstraßen
des Kaiserreichs lagen, Wagen, die an Reisende verliehen wurden. In Ostia,
nahe bei der Porta Romana, wird ein solcher Halteplatz von Kutschern mit
Droschken und Reisewagen erwähnt.
Buberls Weltlied. In dem neuesten Heft des „Helmgarten“ teilt
Peter Rosegger auch ein Liedchen mit, das „das sechsjährige Buberl“ eines
seiner Freunde vor kurzem aus sich heraus gesungen habe. Es lautet :
„0 Herr, bewahr* die Welt,
Well sie mir so gut gefällt !
O Herr; bewahr’ die Welt,
Daß sie auch andern gefällt!
0 Herr, bewahr’ die Welt,
Daß sie mir auch einmal nicht gefällt 1
Wenn sie mir dann noch gefällt.
Bin ich ein kleiner Held !“
Zu diesem Kinde, meint Rosegger, möchte ich einmal unsere pessimistischen
Weltraunzer in die Schule schicken. Vielleicht auch mich selbst auf ein Kurserl.
Soldatenliebende Tiere. Ein ehemaliger Offizier schreibt der
Köln. Ztg.: Wie die Menschen im allgemeinen, so haben auch verschiedene
Here eine besondere Vorliebe für die Soldaten. So kennen wir nicht nur die
Geschichte einer Regimentstochter, sendern auch treuer Regimentshunde,
einer Regimentsgans, die in Ulm ununterbrochen mit der Schildwache auf-
und abschritt, das ausrückende Regiment bis an das Tor begleitete und der
zurückkehrenden Truppe regelmäßig wieder entgegenflog. Später trat an die
Stelle der treuen Soldatenfreundin ein sehr hochgeborener Herr, ein Storch.
Namentlich am Parademarsch hatte er seine helle Freude und stellte sich stets
neben dem den Vorbeimarsch inspizierenden Offizier auf. Eines Tages kam
der damalige Oberst v. Perglas, der jüngst verstorbene General, in die Kaserne,
als gerade eine Kompagnie ihre Übungen mit einem Parademarsch endete.
Da dachte der Storch plötzlich: in diesem Falle muß ich die Kompagnie doch
selbst vorführen, pflanzte sich vier Schritte vor dem Hauptmann auf, trat auf
Kommando an; auf der Höhe des Regimentskommandeurs angelangt, schwenkte
er ab und stellte sich rechts neben diesen, ganz wie ein Paradekommandierender,
um mit lautem Geschrei in die anerkennenden Worte des Obersten elnzu-
stimmcn. Ein andermal halte ein Hauptmenn und späterer Kriegsmlnlstcr
große Anerkennung für seine Kompagnievorstellung gefunden, aber dennoch
hiernach einige Ausstellungen selbst gemacht. Währenddessen erschien der
Storch und legte ihm den langen Schnabel beruhigend auf die Schulter, heftig
dabei klappernd. Der verdutzte Hauptmann wandte sich um und rief: „Ja,
jal ich bin doch auch zufrieden,“ worauf der in den roten Hosen sofort still
wurde und an der Spitze der Kompagnie nach Hause marschierte.
'Ein eigenartiges Denkmal ist kürzlich, wie die „Tägliche
Rundschau“ meldet, in Ilberstedt bei Bemburg erneuert worden. Am Ausgange
des durch seine Kalischächte bekannten anhaitischen Dorfes findet man ein
Wahrzeichen, das aus sechs großen Steinen besteht. Eine große, etwas versteckt
am Wegrande liegende Steinplatte gibt über den Zweck Auskunft. Der Ge¬
meinderat hat jetzt beschlossen, dieses Wahrzeichen zu erhalten. Um die Steine
soll eine gärtnerische Anlage errichtet und diese mit einer Einzäunung ver¬
sehen werden. Die verwettertc Steinplatte, die aus B^mburger Sandstein
besteht, 1,25 m breit und 0,70 m hoch ist, soll durch eine neue ersetzt werden.
Die Inschrift, die über den Zweck Auskunft gibt, hat folgenden Wortlaut:
Ein Fleischer kam hier von der Stadt,
Einen großen Hund er bei sich hat.
Von Räubern ward er überfallen.
Doch bracht der Hund den Tod ihnen allen.
Ach, er erkennt nicht mehr den Herrn,
Erwürgt auch ihn von hier nicht fern.
Vier Räuber, Fleischer und der Hund,
Macht hier die Zahl der Steins kund.
Und willst Du meinen Worten nicht trauen.
So lies, Du kannst es an den Steinen schauen.
Erneuert im Jahre 1913.
SüßeRache. In der ,.Täglichen Rundschau“ erzählt ein Leser folgendes
wahre Geschichtchen: Von einer herrlichen Wanderung ln der sonnigen Rhön
zurückkehrend, kam ich im Eisenbahnwagen mit einem Herrn zusammen, dessen
Sprache seine Staats- und Volksangehörigkeit alsbald unleugbar verriet. In
breiter Behaglichkeit erzählte er mir, daß er mit seinem „Garlchen“ in „Gassei“
gewesen sei. ,,Nä, wissen Se, mei gulester Herr,“ philosophierte er, „ze Hause
Is es äben doch am scheensten, off so ener Reise muß mer sich e^al ärchern.
Gestern frlh wollten mer, icKun mei Garlchen, uns Gassei un de Wilhelmsheehe
ansähn. Ich sage also am Am’d vorher zum Gellner: Häm Se, morchen frih
wolln mer den Gaffee um sechse drinken.“ Da sagt mir der: „So früh glbts
bei uns noch keinen Kaffee!*' „Scheeneken,“ sagte ich, „denn ziehn mer ohne
Gaffee ab.“ Da sagt der Gellner: „Dann müssen Sie fünfzig Pfennig pro Person
zahlen.“ „Was,“ sage ich, „das is ja ene närrsche Mode. Nä,“ sage ich, „for
nischt bezahle ich mei gutes Geld nlch. Da drinken mer halt den Gaffee ers
um sieben.“ Warte, dachte ich, dich will ich aber noch gränken! Wie mir am
andern Morchen nu beim Gaffee saßen, da sage ich zu mel’m Garlchen: ,,Nu
aber feste gebräbelt, iß, was ln die Haut nein will!“ Un wissen Se, was mer da
gemacht ham? Da ham mer ihm sei ganzes Honlgdebbchen leer gespachtelt!
Mer gönnten uns gaum mer rihrn. Aber ich hatt* doch meine Rache!“
Gesundheitsschädliche Frauenberufe. Die Berufe,
denen die Frauen sich zu widmen gezwungen sind oder die sie zum Teil als
Liebhaberei erwählen, sind nicht alle ln gleichem Maße für ihre Gesundheit
von Vorteil. Eine Statistik hat ergeben, daß die Buchhalterinnen und die
Lehrerinnen eine Beschäftigung haben, die ihrer Gesundheit am wenigsten
zuträglich ist; am besten daran sind die Dienstmädchen und die Kranken¬
pflegerinnen, denn bei ihnen kommen auf 100 Berufsfälle immer nur ein
Krankheitsfall, der durch den Beruf verschuldet wird. Bei Näherinnen hin¬
gegen kommen auf 100 Berufsfälle 32 Krankheiten, die der Beruf wenigstens
zum Teil auf dem Gewissen hat. Denn alle Näherinnen neigen zur Bleich¬
sucht, und dieses Leiden wird durch die sitzende Beschäftigung, bei der die
Arbeitende meistens gebückt sitzt, nicht verbessert. Schauspielerinnen führen
das aufreibendste Leben, weil ihr Beruf sie zwingt, einen Teil der Nacht zum
Tage zu machen. Dennoch werden die Schauspielerinnen in den seltensten
Fällen ein „Opfer ihres Berufes“. Die Statistik hat ergeben, daß unter den
Schauspielerinnen Kehlkopf- und Lungenkrankhelten so gut wie gar nicht
auf treten. Unter den akademischen Berufen ist dei der Ärztin derjenige, der
der Gesundheit am wenigsten schadet, wobei man allerdings die Nerven-
ärztinnen ausscheiden muß. Nervenärztinnen bekommen ebenso wie ihre
männlichen Kollegen nach geraumer Zeit einen Zustand hochgradiger Ner¬
vosität. Bibliothekarinnen hingegen sind der Berufskrankheit ausgesetzt :
von zehn Bibliothekarinnen wird eine nach verhältnismäßig kurzer Zelt nervös,
und man konnte beobachten, daß eine Affektion der Lungen ’eintritt, wozu
ihre männlichen Kollegen nicht neigen. Die Statistik hat nach dem Wlcsb.
Tagbl. zum Schluß ergeben, daß die „natürlichen Berufe“ für die Frauen
noch immer die vorteilhaftesten gewesen sind. Wer also um seine Gesundheit
ängstlich besorgt ist, sollte trotz aller Beanlagung und trotz aller Talente
darauf achten, eine Beschäftigung im Hause zu finden.
Lesende Frauen. Über dieses Thema plaudert Norbert Jaques
ln den ,.Münchener Neuesten Nachrichten“ in sarkastischem Ton ; aber es
s eckt doch ein ganz kleines Quäntchen Wahrheit in seiner Satire : „Be¬
stimmte Dinge gehören zum täglichen Leben der Frau : Tolletlcnsorgen
und Besichtigung der Neuheiten bei Putzmacherin und Schneiderin, ver¬
schiedenes andere und .... Romane lesen. Wenn man beobachtet, wie
Frauen lesen, wie groß der Konsum der Normalfrauen an Romanen ist, so
kommt man zu der Überzeugung, daß der Bedarf an neuen Romanen noch
längst nicht gedeckt ist, daß Angebot und Nachfrage in einem starken Miß-
m
DEUTSCHLAND
Verhältnis zueinander stehen. Man könnte fast den Versuch machen. Gesell¬
schaften mit beschränkter Haftung und Aktiengesellschaften zur Herstellung
von neuen Romaren zu giündcn ! Die Hcchachlung \or den Leistungs¬
möglichkeiten der F)au steigt in das Urgemessene, wenn man ihre Fähigkeit
heim Vertilgen von Rciranen hcohachtet. leh habe gesehen, daß der Grüne
Heinrich von Keller, an ccm unsereins mit seiner Schwerfälligkeit monate-,
ja jahrelang zu tun hat, von Frauen ln zwei Tagen bewältigt wurde. Ich habe
den Götz Krafft, Jörn L'hl und andere dleklclhlge Reman-Follanten ln zarten
weiblichen Köpfen verschwinden sehen, so schnell, daß ich sorgenvoll zu der
Cherzeugurg kam : die Zukunft cehort dcch der Frau. Und cs wäre ganz
falsch, wenn man behaupten wollte, daß Frauen den Inhalt ihrer Lektüre
nicht in sich aufnehmen. Es gibt Frauen - furchtbare Frauen- , die ln der
Lage sind, stundenlang bei Diners und sonstigen Gelegenheiten gelesene
Romane wiederzugeben . . Der Roman übt sogar oft tiefgreifende Wirkungen
auf das Seelenleben der Frau aus. Ihre Weltanschauung kann sich durch irgend¬
einen Roman monatelang hedrohllch verändern und die Ruhe des Hauses,
ja das Gleichgewicht des Gatten empfindlich stören. Frauen lesen drei, vier
Bücher zu gleicher Zelt und sind trotzdem in der Lage, den Haushalt zu
besorgen und mit der besten Freundin über die noch interessanteren Romane
des täglichen Lehens tellral.m.svoll zu plaudern, l.esende Frauen gab es zu
allen Zelten, aber die Freu von heute hat es in der Technik des Lesens zu
einer unerhörten Höhe gebracht. Den Autoren der Gegenwart kann man
der enormen Nachfrage gegenüber nur dringend raten, ihre Tätigkeit zu ver¬
größern. Der Produzent eder Rcmanschrlftsteller muß fabrikmäßiger arbeiten,
um den Markt der lesenden Frauen zu befriedigen. Er braucht nur für die
Komposition des Remans zu sorgen, die Ausarbeitung der einzelnen Kapitel
lann er ruhig einem treßen Stab von Mitarbeitern überlassen. Für die Kom¬
position seihst sind die Hauptsachen : mcdcrncs Milieu und ein befriedigender
Ausklang - nur keine Philosophie, nichts Historisches und keine anstrengende
Vertiefung. Denn die Frauen müssen in der Lage sein, einen Roman in
höchstens zwei Tagen zu bewältigen. Ein ungeahnter Aufschwung der Literatur
8 ände dann bevor, tagtäglich könnten wir das Schauspiel genießen, die
,,Kapitel-Arbeiter“ in die großen Rom.anfabrlken wandern zu sehen. Und
vielleicht wäre auch kein Milliardenopfer mehr nötig, denn der neue große
Handelszweig würde dem Reich eine neue Einnahmequelle verschaffen, die
cs der lesenden Frauen verdarktc: die Romansteuer.“
Deutschland und das Ausland
Die deutschen Kolonien in Palästina. Es dürfte all¬
gemein bekannt sein, daß sich im deutschen Heere eine Anzahl „Araber“
befindet, die das Arabische als ihre Heimatsprache sprechen. Es handelt sich
um die deutschen Heerespflichtigen, die aus den deutschen Kolonien Palästinas
stammen. Ihre Anzahl ist verhältnismäßig groß, denn der Bestand der
deutschen Kolonien ln Palästina ist jetzt bereits recht beträchtlich. Es gibt
nämlich Insgesamt sieben Kolonien dort, die im ganzen von 3760 Menschen
bew'ohnt werden. Die älteste deutsche Kolonie ln Palästina ist, so wird der
..Köln. Volkszeitung“ geschrieben, die Kolonie Haifa mit dem Dorfe Neu-
hartoff und zwei neuen Ansiedelungen, die die Namen Karmelhelm und
Bethlehem führen. Die Kolonie Haifa gehört wie die ln Jaffa und Jerusalem
zu den städtischen Kolonien und zählt 1250 Menschen. Sie stellt einen V'ert
von rund 6 Millionen Mark dar. Die landwirtschaftlichen Kolonien sind die
beiden Kolonien von Wllhelma und Sarona. Besonders ln Wilhelma wird die
Landwirtschaft sehr gepflegt. Hier ist von den Deutschen die erste Landwirt¬
schaftliche Schule gegründet worden, die als eine Versuchsanstalt gilt, in der
die mustergültigen landwirtschaftlichen Betriebsarten versucht und gelehrt
werden. Hier auf der ersten Landwirtschaftsschule erhalten die Söhne der
deutschen Kolonisten ln allen die Landwirtschaft betreffenden Fächern Unter¬
weisung. Die große Liehe der Kolonisten ln Palästina für die ILandwirtschaft
BERLIN
ist dadurch zu erklären, daß es sich meist um deutsche Bauern handelt, die
bisher ausgewandert sind. Die Kolonie Wilhelma ist unter Mitwirkung der
Gesellschaft zur Förderurg der deutschen Ansiedler in Palästina, die im
J< hre 1900 unter dem Vorsitze des Fürsten Karl von Urach ins Leben gerufen
wurde, an der Straße von Jaffa nach Jerusalem in einer Größe von 800 Hektar
im Jahre 1902 gegründet worden. Die Ansiedler bestehen hauptsächlich aus
Schwaben.
Reklame für Paris. Im redaktionellen Teil deutscher Zeitungen
findet man ln den letzten Zelten mehr und mehr Notizen über Reisen nach
Paris hin und zurück mit Hinweisen auf Sonderzüge von der deutschen Grenze
nach der französischen Hauptstadt. Es will uns, so schreibt die „Magdcburgische
Zeitung" m.lt Recht, als eine Gedankenlosigkeit erscheinen, wenn durch die
Aufnahm.e solcher Notizen Propaganda für das Verschleppen deutscher Reise¬
gelder nach Paris ln einer Zeit gemacht wird, in der die berufenen deutschen
Handelsorganisationen sich veranlaßt sehen, heim Reichskanzler vorstellig zu
werden wegen der willkürlichen Erschwerung der Einfuhr deutscher Waren nach
Frankreich. Wenn nicht nur seit reichlich Jahresfrist eine von chauvinistischer
Seite entfachte französische Boykott hew'cgung gegen die deutsche Einfuhr besteht,
sondern auch das amtliche Frankreich die deutsche Einfuhr mit besondern
Schikanen bedenkt, dann hätte man deutscherseits allen Anlaß, unter Bezug¬
nahme auf diese Zusammenhänge das Ansinnen für die Verschleppung
deutschen Reisegeldes nach Paris Propaganda zu machen, kalt von der Hand
Studienreise nach England. Eine Anzahl Mitglieder des
Deutsch-Nationalen Hnndlungsgcbilfenverbandcs, Hamburg, hat am 4. August
teils ln Köln, teils ln Goch, eine gemeinschaftliche Studienreise nach England
angetreten. Die Reise ging über Vllssingen -Queenboro’ nach London, die
Rückreise erfolgte am 9. August über Dover Ostende.
Ansiedlung von deutschen Rückwanderern. Die
Landwlrtschaflskammer für Westfalen hat den bedeutsamen Beschluß gefaßt,
die Anslcdlung von deutschen Rückwanderern ln der Provinz Westfalen zu
fördern. In Rußland sollen die Bewohner deutschen Stammes, die fast aus¬
schließlich der ländlichen Bevölkerungsklasse angehören, gegen zwei Millionai
ausmachen. Man hofft, durch die Rückwanderer dem Mangel an ländlichen
Arbeitern, der sich Infolge des Abströmens ln die Industriegegenden auch
hier immer mehr fühlbar macht, abheifcn zu können.
Eisenbahnwesen
Kann Elle desUrnstelgcns einen „Betriebsunfall“
herbeiführen? Nach der Rechtsprechung des Reichsgerichts ist ein
Unfall als heim Betriebe der Eisenbahn geschehen auch dann anzusehen, wenn
jemand auf dem Bahnsteige Infolge der Eile zum Einsteigen (ln den bald ab¬
fahrenden Zug) zu Fall kommt. Jedoch ist ln dieser Beziehung - wie das Reichr-
geilcht jetzt ausgefiihrt hat jedesmal genau zu prüfen, oh auch eine wirkliche
Eile Vorgelegen hat: ein unnötiges Hasten und Jagen kann den Inneren Zu¬
sammenhang des Fahrgastes mit dem Ei.senbahnbetrlebe nicht begründen.
Dem Urteil lag folgendes Unfallereignis zugrunde: Am 7. Januar 1912 wollte
die damals 72jährige Klägerin, die auf dem Bahnhofe ln Oels aus einem von
Breslau angekommenen Zuge gestiegen war, gleich darauf ein Gleis überschreiten,
um zu dem nach Ostrowo fahrenden Zuge /u gelangen. Da dort, wo der Glcis-
übergang durch einen an die Schienen sich anlehncnden Bohlenbelag erleichtert
wurde, ein Packwagen stand, hat sie anscheinend an einer andern Stelle den
Versuch gemacht, das Gleis 7u überschreiten. Dabei ist die Frau über eine
Schiene gestol| ert und zu Fall gekommen. Wegen der Folgen hat sie den
preußischen Elscnbahnliskus auf Schadenersatz in Anspruch genommen.
Landgericht Ctls und Ol crlandcsgcrlcht Breslau haben die Ansprüche der
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ihr im PuElfe^n itiibit Hiindtrrii^teP t iüg!j!^enl(t4n /^^^d^ ke dk
Elle die dtrv ^flf,?i4bi^TUy b^^rüjode
U rted, • ^egjeTT dsi'^ ^k^■ 'Ekeriifladn.Rik oa' jäiwi ' ■«i.'^g^iErst.;. M.ie- ’ ';j|tif
und die^Sad'»* mi.t de^/Öbtrlandea-
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Ea'wBfe’rikf• pj"'’\^'5Sffn, ob fBvrjt-.dfi'j' Breijlai^rjr- ZLitr -.tisU
. 1310 ^ sr^j^ek'pijiiÄiE^f vii*f. f f Rb 'w: ^ tli- oh ^ks V^^f fk^eti u itif^ ■ ’
u-qfai]jCfi'd'A;iw;|t:.Er?;^ü wiejrd<;in ]iörfi<.\ d^ß d^e F/;iu ohne tre£^(Ocl«feifr v
fi'n C^tei'' trits^^ vi 0 dir ^esrlt^irJui iRcM. ^'^^■h ;:.
Pflß Jjifi yi5fHrtt)de;^in eifivs besand^i cr> djtf EaRj^aStts idiej>
• .irüdkriadl- Efrlkbcn^ \vHhJin ddfRci^.. ^ r^^hljrsf. Ek fei:k&..
d4rä«f aii, dsir diiVäi 0t^hJejftbe(otfif v^lf^^ir^^d^l€:^€^ -tio. dV iiigJRbkn
:; Z*R;-brp^ - Es'isi ir-dirsftm mfiitjFschw'
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0 b e ^ ^ ^ h t Er i i'^ d ij V er Et/1 ti n g v ct r;. E i i je o -
ha Kfiu n fäl ! frn achrttht GhmäDrftt'TReüT Dr. OUo yü^aVaiid
dektroiechmachen ArisbR der ßareiistRi^rj Lftndtt^ttw^rheafislatt m Nti*4’
berg: .Es. war iEinmar eifi V^Sf jaii. itistii, iiiit 4ciri kkintn
.Firjg35;i' .'fri'xi’trf-L3ll^e bcRndh^Iiüfifi .EilfeAbrittT^ii^ Äufh^^l^er^■ ■kifjnh'e" '
■ .Ei.dpilu.i!i-^^^ d«ikf;: ivi.,'-.brki^ti^i^eö L^si.^ciV
kk dtfi' .EHtfs4|?r ^dtüfe'
/.hiö^ldherg/■;S^i.li*jf EifvEdiiti^ '.■r&ly^- ijkk'kadi ..ilnr.
ifthiri :En^^lrTilat'■|i^^J:.li^d.■4^f er idfhc ne^'^ai:'j. Erjifidüi*Ti!- vo^ Dürrh di^sc
.Tivird' ^'s 'ermÜai%bt^ ■ rtt^lif. •dshifikbr^iidpn ’ E^^^otmbnrzü^ V«tv
■ eij^ttrRcher' ■W« ilen ■vaiü .isrikr. ■Skliön . y^n ' ledefn
0ju^ dorch ^.iften: Ein^erdAkk jtuni Ste.hcrifj tti/brinje«. -D^e 'F’ernbfeiXJsari'^ii^'iiiyr
.:braU>d^t in - iei^inTS dee der iiq .i^^^;k^r^
Wfrhiif?dcfie;. Ciispärkr^^ ef^nelr,, ^hi^eJit/iieh)' iit ■ A^'X Qaehe des-^-
reihen.. Iwbrpiifl'iicK ;4er WtiRn ftiifkn^ifjnde't5t'3bji
>klfi'',3ekd’f:^iile,nnr irde.lir}^ ds-r.SalK^iliiiif? Ifljtiknd* cKi^^r
TeUph^jIritiiii:^: tiW'müh:t ■wer^kn/ £s fit nVeijlkit' d'ih 17
■ d^Ci' der tKier l eRphonEel/kh i/i 4eTirb^X«ff(Indien -.i^idil
■ ^!fieEw<!. %iir werdi?ei ■ bfÄiichl'. kiinrn Äiif diss^nri'j, i’orivlijhl: de-.tt L,oka'm[5a'i-^f-v-.
fiiKr'ei^ eb^.G'k>tkerj'. (sder irt.jflxdr^. ^,k. ^ütF'di'r^ikE Aid
. . Westihghpüiie-öie;f»’-T5e-^{NwErt-m!^y'b'5i:3M^E^ ; ’k'^f4^nr;- ■ yidTi '
■ EitrhLFtpnp dEirtb die der ■LQl«ifj:^otiv<r di* -.TbRei^ncrifi
\v«4f ■ Es»' At \< d*ii VefhÄhtjiskert- ii üt' -A. li yR 1'0Ö‘ K ', etri^*' k^-
j'pü rtfil lg;, wdetwt ■ -slpiathä. • i s*: :kbe)i;' 4kr' «^iraid ^V'n' ■ ^wbuhcfi^
.' Ät4i.itfnenr und ■i;fl:'-^t;fEi|j4ui^3';5*hr4£ht/V^^ ki^jEfi.
. -SlsU. dtÄ bafi ' d.bi Vex^E^Ken ’od^^e'^'.751^^5 ■ kva i^p*
' ,.-a.itiieli:. hei'• Rsm J.dt
' dyrdl ■ ptifihe rii, ■ ei ik? ■. hd ; 4 R ■ e^Rrnekib.flii; tp . Tidü iger f; Riki;:
: erdenk e? ^rpsiRbv di^ni LcltDmohvIüKrrr
diV Wfl rn^ ^ d. üivctXrjRi ehi i^rd ;^fitk|is:d''^^ 1^ ^ ^ der Ijelb I tt dürt tii
■r-Akf Ccfi(hty<^fie/d.^hi(^hr53ti>^defi: EiSEJiihd^Rü^Jg". s.-aJerj--'. lar imfiflheFp i ^Hi'(!teri-'K.u-
'•;,. F|1 R- ^tnd B.! kn D^m nirt.i.s^Tt fii- ftirriii'fäii! hj?,;.'
ert (^csf^rtitiuh), em Üliftr-
ffeF'.Liiikp.^eEöhi'^^'; iider
C dcT^teHT^rrT^.. DR A^nio-xet^-sRith Wb^b^k^jnaDis?-biitd b^r’Tia-'itdRri. .
■Vf-i kekrs •'hEdßÄi ■ der-Evi'TJdRF?.
■ SiyW'isihö'
W-deX
f liitersfliSe eri£jfe.r^t<7E;
Ptphefw Kiflen ü tiskfri idri t
dex Link. pi . ...
■ bei fWef?' .fi'o; etji der /Ährende Zwi;. Wein/Iu^l
';. wprdei .■ hesjn NoMö'^ü’.babdbiil'' h i WAf> Oie ■ Brkn^s ^ ■•' .kiid t-
' yersti cf#'. .'WEld ■ i.[i?irvef-' o'ri etri'iya fisr. .■ oi^e 'V'er-XitXjjtp. a^iuri^R^ ■, D k
r^pf^^sT•4le■rvüifde)^;'4u#H'Ert^4^^*Ue^^^ ift'kek'irr’Wei^e tiieijdRißTr Ruf da
• .yjes'pi^l 4, ' ■ij^vditEfb hjkr>kbßh#rti=[Ti-j ciisiyilne'
f ■ Itnv fnj';g-' -A fihprnR^n ■■ HÜ-jfder^j hrrm-, [ tUi‘5 • nr y<fic ■. we-.-dÄ^i^,
ejm^>s^hja fisi^bR oder' Remdb U?ei]rsi-,aidh^eJ:t!i -koii^^i.isrT, .-riit3vr",3iih.7dbtdiy<'7ö-
Pressen mv verbiiligten Großfabrikatioii von Verno-Dachsteinen
axis Zement und Sand oder Kalk und Sand.
In den leBxn- und toi^arrne^^^^ andererseits sandre^rhen
G egen d*n D^tx tsc Kl sp d s w je d et y et seb i ed tns t e n a n d eten Län d er
werd&n bekönnlHcK Z^^jenl^Dachsteine seit lenzer Ztii
fabriwsit* uj^d sie habeix sirU als giiles DacKdeckmateiml
beiiVährt, Mm die Föbrjkaiiö^n dieser Zement-DöcKsieme trete
äeF’steigehden AibelUlöbne Wieder zi.i eih^^rn horhlohnerden
ßrwerbsiweige ^a machen, ergibt sich für den Fabrikanten
die Nptwendigkeit der F^setaang der bls^r
lierigen reinen Handai beit ^urch mög 1 i cKst
moschineU medbetsistiKen fotriebr. Die
war nur, n^of wekbe Weise sich
dieses Ziel erreichen Ueß^ :
Der Firma Pöul Werniekc, Masebtnen'*
ftibrIkM EdönburgbevEeipilgp istdi-eLosong
der gewann ten Äurgabe mit dem Rc^hloI tat
der wesentlich yerbitligien Herstellung der
Dnc-hstefne in yörÄÜglicherWem gelnngetR
und iwar geschieht die PAbrikötiisn öuf
dem Wege ^tgrker PiRsssung^ Hachdem
mit Ffilfe des der Fim^ Paul WermrJ'ke
in vielen läridfim |>aleniierfen Fu!k und
VerteifungsverfahTisns in di^ ptärme^n
nächi^f fJaulitnasse Ttnd auf diesg eine
dönne Pütbschicht gesehüttet ish werden
dir» Dachsteine unter hohem Druck gepreßt.
V<5h grppter Wich tigkert ist tlabei ' der
Oe^t&nd, daß die Pressung nicht mehr
dünnen federnden Unterthgsblech^rn ,
tlai t find et« so d e ß j egt iche R isse bi Idting
den Dflchsteinert mtsgestrhlossein jtst:;
0^ liflndelt sich nisb um eine in dethsc^ben Pfeßa^kt :Büf^
gepreßte Farbschfclitp weiche art mH
der Hlfvterjniüsse iiisammeriblfndei V.eine v ölfige
Veii^^ll^ning eingehT- v
W^ehergehend lual .genannte Pirmin ^ütrh Pabrikalion
von IG^Iksand^DathsteEnenL nuf ihr^n durChgefuhrtH
Dies© pechli^me werden nach der Pr=esÄi^ng änier gespörmtem
Dannpf erhöhtet und sind bereits einigst Jftg^ nach der An-
fer ri gu n g ver 1 e gün gsfo h i g. Bs is t d i e s di e s ch nel b 1 e ü her h ö up i
möglicTve Herstellung von Datrhstemen, womit keine Ziegelei
der Welt konkurneren kenn: Daß hiermit für den Unternehmer
fluch der schnelist© Kppitahimsnti verbunden ist, versteht
sich von selbst.
Die Firma Fnul Wjernicke het diese neuenj. unter dem
Nö men V e rno * Da chs ietne i n a 11 e n K oH u rs i a q te n g e s c h ü (it en
Fabrikate auf der Internötionölen Baufach-'
Aössteiluog in Leipzig in einem eiget>en
FävHion (hinter der großen Üetönhaile)
dier Beurteilung der P^cHexite Uiderbreitet
ü nd d 0 T ch A n b rj n g en ein et k un sd i ch e n
^reghttngs -V"ort /Ud Ung GelegenheH . ^^s^
P tu fong d er össardkh t fgKei t dtj ; De^ch^
■'steiüe ■ gesebaflen.■••
Di e- neu eb V^t no'^ pp Ch stetrii e . ii r> d
Bthsof u t w o^srj-iE nd urchl össlgk w- eit t er^
bestäfidigr völlio ßtiröde,
tndÄsen. sbo dt© denkbar beste Dach-
dackung abgebe h. Dtt d i>se v or fügl i C h e
■Q u ailtät si ch tns l «iin e m übe rrasch e h d
nledHffen HersteBufigsprei^Cr ©inh $o
isi allen Besiciam von SändliJfgetn,. allen
Zemenlwe^enfabirikantenT aljen ktälksBnd'*
siemfebrikrn sowie sonstiget^Dntemehmern
die M ogH ch kei t ge gebe n, Si^h du rch 0©^
von Verno-Patent-Pressen d^c Hfma Faul
Wermckey&tBscKme^nfabrikR EiSenburg b^t
Leipzig, und durch Einnchtung der
DBtbsteirifobnkaHon einen ht>jch go^wirtti'»
brf0R i Erw'erbsKweig jo schaffen. Oie Firt^.a , EßV ^
W'eralcke Ist itur UeberEendurig von PraspekttA sowie von
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in allen Sprachen,
Wir kdriTien allen Fnchkteisen den Rat gebep, sich mit
der Firma Paul Wer nicke in Vetbindung ^n setECn. Es wird
hier mit djfen 1 ehrp;^ und ; io n armen Gegen den ^\n w ich tiger
indusldeEweig in höchsler V^rvöllkomranung geböten.
•Ulf
DEUTSCHLAND [g weeee e eoeeGooeeooooooocc ai Nr.B
wirkvn köftnr,u'o.v.;Ofl 5 BT-erHS^T mm ;..tW.
Zugcti ^7 nLÄi öjJck •
»^->{1 4k:. ' f fc»9c: Fi^?r . imii rflwisi h ^ . ; ■ - :‘ ■
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P \ :i. -t.'fj! '4 t'.n ^ rCit^n aq!f‘
. H.iijJ ■l(4g<*R.d,e
: t?iftrtib*;r «ttAih : ■(.S'iT'
w B^J^Lci^üct^ t^xüd. FeH^,-.
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Mil 'dürfe irk'^ ^^TS'genüS.ttc
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VifOijn. ji'fe.yärii^br v^üf mtiil.-äfii-gi^ ic'^l/i^.^rif;.
RE?bt'rt4e- diirfe aq^s _ jicjüir-nt üä#}. VE^r4l^liTnij®i;mi;|i:f ;
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bAl:bif-.,iJk ÜnU^Wcrr|p(m^, iik^er. f^ikfkx* ii\ ^rsi^tr. .
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3^]tm4 4cv /:BysÄ4iri, «ba 4t!C
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■'irjfrtiefJsirtTfi' tfezfccbl. •kw’jnfT. Ri’isc^^i?-
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birrtu i}.r ¥¥r®]^f> itmi Ziffer dk: pJc^irbtirr
Plärre rfof, ^ b^? düs «riwä ^^hi^fl]^»fs^i^!^iy>D^li ffJL:fobA%fk}^ Ün^f-r-
b r tttr. Rek^dfr> tiÄ .:■ ' ..Bifiiv; sjiifcili^k; '.' fj^^^-T?--
>kb- 4r^ -Beäipteri ilfe iai'iief.{tisjtV¥er^'tk7:ftJ5ikB!-ei1#:b-
ernt hü5teo:' inÄd '■ tcdi^tli.cb dfj.bvft'- ’iij ■ st/ie^criEi tln^n: .'in ■' r;'i4q^ml \tk ■ fric«;
Rck^ßiäsn ii^b iKra^£?i bpbi^^^4b >y^ selfL
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Dtr :3 i-r e: i X 4 p c F ff i;f t-!• mi G ft ft 9’e • d fik.- ’P ^ ^ u ^ ^
Für efat m W dt» \Wögui>g t)w vi:rbiojfe/eft
ßtifjSücrkwft^ w&TT^icb ipt dk Psn?*^ *m C^ng* tu de»
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dürfe abh Jtur diii iri ATwjmicK nebtnerty a»d e«
dürfe wdi ni<bt P^tUfllöfi ¥OF^?^/s<>kb?is F^nat^; ifft C«n «qufpStmen uad
lisdoftii (ieri 1^6355^4 ife gff^T^tibi^irbc^ridwy K^P!”^ Lfet »ebmen^
E r i V. ^ ^ Ir { Xi F d[ d f V.i: p ä ^ k V # r k «tv r.; ßirren Blmlkltttn
Vrrsueb -dw ...bcÄp^ die'bi^y^jiaihe
■^fe^s^3lfidyrfb]fT^vTv^ÄkLtitT^:’ .dtr/.Jfert ■ bosori^fes in
ihu Zk^rm ife Besürp;*»# »hre@r ekigi^hi^^aiien
; 4f?3^ HÄ4i'dwä<iks fegt'^ci.Ttx^fici^u:, sim r)ftdi AT^it&^;d«r
7v.g*^. ia die’|jc.hfe.t>fe.. des ■C'ff4ätt*::öi^; d|e ;.i^^
friiififA fe^wE- p7sc5f$^tJ ni - 7.u- ffeyrj^VZwrfJss- •flii.-'fe
beSQfttCep^’: :^eevgii«4e örid ^t|]i^Sr:iirA^j \pwk^b^4A^^^X':p>fit&üg? ;
Streiken- diiTcb - ^ebfeK^rt^ ^glöSlt
ßfeif.fji vverd^jL den ^ 1^ ■ Bj'nidi:
■gtme'bii? Si^T^her^- uJid k* ^«dy^;.Abl'dl7byFPkri!?ie it»l^^
Alihffefe fe dr/ R^i^e^isdt fl^y ied»» dk ^^vbt-^ Gbtiüiis tö
-fii:V-/fijckbfctt’^;4bT-dcj' ZtrtU-febübx ^44.'
- ^ .;£ i-s ejt b-ji b n;w ^ B i:‘ !>■ f ü r ■ -K. i rt 4 ■;T'A; AiTiW"tk<w;rx;; tmii, ^S:a 'dkä
Fathi'f'tfeFdL ,;Lü Vii;7 eineR fecibt ödifi-'
feien' Cedaftke^ bäheiT-.fejfe ^ je '^ncb tüp,
::fete.£[' RJthl pfflktMcb
f.üy: Vdk fefer Pfe/Afb hJii. 'iifeTpjf»äÄcig4nff Kifttfe
.. , '■; "Dks^j!; • r'4it>,.■ iA■■ Aefek;vtntbflltsn oiti Sperae-
■ • fe TfeUe‘rtJtbfe»i\ ■ eib Hs de- • ivr> 4 '.1 iir 'dk gaTit bWb^
t(;?!;i<kvfr Udfcikt ijpd dit ^*£fct4e
tiüd gepiöbSf-rl. il^niil &ick die; KißdeiL \v)crtn sk fiä1!en.> nfeht %*edfctegik Ob tüe
Kle4«^n fi in ßJfen ayshalten. wird rtfli bv
'. ffelgst./, .Fs\:?:iU5^^CÄ rfkti'.TiL^KD'ri rtnliei.ikan keine Krndc-r K>ft,
Luftfahrt
•0 53 ; s .L.^F*' i'jf -1 b f r c [f ^-A. ’h k £' in, iri'< n t ■ 5 ^'. L__Ef cin-eri- Dnut-^cb-
J !| .n'-ri;-.'- k-ir d-, F'. P n, TT k I f- i c b ^ • ebi dtircb 'fe erfolgticrL NQten4UJ^au«J>
dein S^aal^■;i1^kretäf cks ALiTikäf-Us^n wfe dem franeesbcbto
■lkf?it^:kRr'T'.wacbb^viien v^h r.nlbiU . q, a. wkbtfe; BcstfefnUiigcn:
/AtiT.-7k:'ijfe>w ferrfi«'r.iflt;. Lüftfdirzieu.w. dk der'MiFtan'crwalEUnff
Die älteste Industrie Eiieatlifgs is! die KaminföbHkatiou, dtirch welche sichon vor lengea Jahren der Name der
Stadt m aller WejLbekörmt ^.ewörden SsL päs etnilge^t^ existierende Umernehmen dieser AriJst die
Eilenbiirger Kattun-Manufaktur, Aktien-Geselisehaft,
welche im Jahre 1605 gegründet und mit den damöliger^ Hilfsmilleiu primitivster Art ausgesftattet >yuf>ie, v Die
Bleiche war die sogenannte Rd^eT^bltithe,: gedrijcH wuf de riviL Har^dförmen- Mit dem Fonschreiten d^er TöcKnifc
vervollkammneie sich auch, die Einrichtung, und schon in den v^e^^^ge^ Jahren gelangte eine große Dftmptfr
mascKine sowie eine Dmcktnaschine nir AufsteflFjng. Im Jahre 1072 wurde das Uidernehmen in eine Akheti^
Ges-eltiscKaft qmgewsndelr. Da Gebäude und Einrichtungen den Anforderüngeh der Neuheit nicht mehr en|^
sprachen. Würde 1806 der jetzt feriiggesteltte Neubau begonnen und die Fabrik mit den neusten Meschtnen und
moderhstfe.techmsclien Brfujigenschaften
ausgestattet, F&briÄJert werden bedruckte SöUEnwollwaren aller Art
Ausgestellt auf der Leipziger Baufach-Ausstelluag
Sport und Spiel
Ni. 8
giOQ9Qi»QOQQQQQGooo3oaQ Q 9 8SB DEUTSCHLAND @ oeo0oeeooeoeeoeooo0O€3eoe eeeM 4»
gekdr^ ocler ufiter der'Wi^lftwwer^ «ch MüitÄrptfuoner/ in Unicom befmdwu
dörftn nuf ^uf EinLtciung (W iVwiiöfUckwi Kegwung, ft4Br,f?ö»ctn» Cekict
uherHitg^ o<icf iloft Un^L DoeK vvif4 tÜMcfl fjn
der AufentbAU «ttf Irahzösi^bem Gebiet nkKt uo.tttwnsrt. Sollte ein
(uftfeh^xeuS über dftt franzoiwcke Ctbiet ^erschU^^ wcrdint» m«15 ««. Üfet-
flign^ 8ol>eld als Undm und jbr5«>xÖ5i«che
oder MiiitSfbeköfdc beudcbficMigwi. Die M*)di»Vb<r)j)f>rde tev «egrfceue^
Wis ^tef Mitwi^'kön'g der mir allen xocK<ifKndea|Viit‘‘‘rlo
St Uo«mu/ebü3fif vöTzimehmen, die lediidicb «feiu teiimiwi «r. Icsttw*
&Celiet\ eli St Berufung «uf den b^cKtigt odjjf nkhu Einer sieben
Uotertackung“ dürCcn InsLwrrn des FaKrt^3g;rs mcbr w«Jcjf«t2co. Wird
«uf Gnind dieser Oiwerstjdböng ancfkannt. daÖ ein Noifdi vorlic^. scr bat
die MiliUrbehöfde deni O^Eeieiv der da« miUtÄrtsche Personal d^. Ltd»iülnf-
zeuges fühlt* d«a Ehfr^nwoit darüber ab 2 uvßiiin«en, daß weder »r selbst «ibch
ein anderer Insasse des EufUa)ir«eu®w «uf üi«er frör^^
eine Handlung begangen IrtTt^ dwlcb die die Sicirerheit FwldtfitKs berijWt
weiden könnte. Hicraut wird dein ladtbtbn^g gestattet, in den HelitiÄt/ttaat
^turuckzukebren. Die Rilttckltphtf dafFiunier den vo»^ der MiltüiHbebönlfc jleat-
geseUteii Bedingungen enf jiem Luftwege erlolge©. l#t die Riickkelu »«Ht
»ofprt ausführbar* so kann wiihfitnd de» AufeiiiKidtes Luiifahrwgt*
ln Frankreich keine IVlaÖn!dan-*e gehoffen wtrdt», dtc niebt ihii Gründen der
SteaitsstcberKetl t&dbr der »iffcntliclten Geiundheit gebc^bfn itt oder die Ab**
Wendung cwter iwüfiiwelbaten- Crfa^^^ für Pej|sor««o oder ^;ben feeiweditr
Wird ein die Landung rcchtlWgCind«^ ]>lotiali rdclit so «^ird die
Sache dear Ccricbxsb^iorde iih dte ^f4w^&a^sche RegieruAg ent^
sprechend benachfi^igt. Aitiktl 2 der ßestiKcimungen spncbl sich über dW
Bedingungen 9ü5w wö<« denen außerhalb der naej» frwöÄuchen. Vor¬
schriften verbotenen JTjoni»« a^j^i peuttiddand ko/tjm^nde pm'air Ltrftfahr?e«$?^
Iranzdeisdbcs Gebiet überfiiegir.n und dafmif bnden kotirten. An^kct 3 fvcsiigt.,
daBiniedem Falle, wo ern ll>>rrwnto
reich landet, die iwch M?iRh«hkeft d^e fum Schbuo
de» FahninigRs und zur ^irhecung «rlprilcdicH^ M^Öpahtnew
ttx infflen haV^- Di« B^wnurMIbett der Ncft^n ^teitrn unter dir Bedingung
der CegenKitigkeit und litüiiu Mi-ßer Krafly snljald dm (fafii^siscbo Kcgirrung
der dcrulscheri eine cnls^rcchrndtf Mitteilung maebv. Eui^prcdimde Besiim-
tt^ungen gellen lur die aus Prankiciidt uacti DcuiiScMand gelange Militär-
Und fVivatluftfahncuse- Dau AbköTnmen teilt aiß 15. Aüäum in KraU.
Vcrialirseinnibtunje getan, die der genule H<gri«id«‘ d<* rteueu de^iüHbun
Postwcseite.^ H.eihricb v> Stepbäft,. schon vor dieiÖ^ Jahre« yorauufh uml in
<ir!^ei)s hhzi g^wofdeiwn Sarnrtteti'iiö'k yoj» VetedariuÄ Das Buch wip der
Wdlpost ctntcf df-m Turf Die Post im Rttchfc.dcrJLwhe ejTi[grf«nd«r btbandrftsi
Sthou IB74 he^i^ Si «phan am Schluß ein« V^rags aber Wrf^o^t utiti jLuh-
scKißahrt «^wÖen* daß^ib« Kinde* ^r G«i»»ä(fom die
EÄ'Hung MonKhbeifweKiisutht «rlebch würden; «ch jft« lu den
Luftraum aufatbwiogcu m k‘5ttiwn. und zehn Jahte *p^cr entwarl der vinsit-
bhdczi^tedc Manu rfn Bild d« Zukunfi. das dnmab noch uk kubner Twum
et^ihm. »rt ftnsen Tagen ab^ Wahrheit zu wtden bsidimt . ..Di« ah er »graue
. V<is«pgeidicä‘> ^ die Zukunft d« wimschitehcn Gedanken'
vcikebfs fetrühr^ sich itn Äther# der iinscrn Erdball umgibt. Wie nach der
h«Higtii S?^ die Kunde von der Wtederversohnüng de» WrfteitsvhicJpfcr* thtteh
di« >s|1ug«k«n Briten dem zukam^ so wird das LuHmm: dmin^i
seifte uftciweßlirfvm Bahnen offnen «.nd iinscrn Narfikormneti den ungehemmten
Au»teüÄ;h von Nerfurichfe g^rattlen. ScJion br der Taube mit dem Ölzweig
die Ta«bt!npi>si grfol^; und G^ der Lttfischiffahst beginnca sicli
Keim« tu t«g«n. die un* dir Erriebtong einer rfigchecbten BailonpoM nicht
mvhjr al« rfwas durchaus UTunÖgtichf» erscheiiym lassep. Vlelielciü. ist der
Zrflpvinkt nirfii ttiSv fern. daB ^cfr das überaji «chiffbare* unbegranzte Luft-
trtCäf von PijÄtfaKtecüSP*^ sein yriid. Unsere Kmdcr werdim hach
ledern Teil d« Erd« reisen können olwie die Belästigung eofi DaeapE Funken
oder Seckmifkheit und mit einer Schntlligketi von zwanrfg j^^af^iscbcn
Meilen in der Stvinde. Wie die Wehpost .schon jefzt ihren gewt-lgen Flu«: aber
den Erdball fjfcrromftteft haE an wird sie siegreicK ob die ttüt auf dem Platz
seift, wenn es der Mtpsebhete einr«al vergönnt srfn wirdv dem Zugvogel gbich
detech den uneffneßlteben Äther f*'«! d »hlniuschweben vt>r% Zi&ne tu Zone*
Stephan ii b e f d t « ku (l p b »t v it' r k eh r Wenn vich aiich
die Briefheförderurig ddldv bTiktee urvd sonstige LuflfAhrzcu^
vorerst noch »u engen GteWiert häftr doch die ^$teri Schritte Z:\i enurr
Der deutsche Schwim.rnsporl und das Ausland.
Der Schwimmsport Deutschlands ist bei den bisherigen olympischen Spielen
der Sportzweig gewesen, .der die schwarr-weiß-rolcn Farben äm b«ten ver¬
irrten h»l- Schon auf den olyrnjiischen Spielen m Paris 19!0 konnte der du.*rh
Hoppenberg fBtemw S--K-) das Rückensachwimmen gewinnen, und weiter m
dfJr' Sirfeitte rünen Erfolg buchen- Auch 1904 in St. Loub (Raiusch. Bwck,
ZftchÄflürf, 1906 )n Athen (WaHz) und 1908 tu London (Zürnef, Behrens.
Biebefstän) wurden im Schwrnnnsport dir. mcitteft olympwch«« Swgfsehrcn
BRUNO HAEDRICH, EIEENBURG
Verblend- und Dachziegelfabrik
Spezialität; Back steinemit rauh Verbtendftächen genau wie Handstrich wirkend, der neuzeitlichen Bauweise angepafit
■ !vi;
414 DBUTSCHLAND Nr.s
i’f f U M i I f f • ^rlM flt<6j5^JrtH;)p JC . tßiHtf d ie Svhnt [^tl- TP H
drrt wb s^r^chsetA*
fi'thi 2v ^irrjfkWn; (ri jt'ijf 4^* Sc
vnji ^ iiiut tiait^c (AH^fF SirbvWi^tjki^vvirFCtVi Ö^t^F[ü) 'iT^ -cjirii h^i^Gs.^
inro. ^i\ ilji’ri Q- CmfristJkU)
im Riltt='<vA^W 4 tim^’ti uti 3 (CMitiUis'i-
I . • i .tiijiJr - .^ (id n (. hcn. fer'iific.Tia'fMl ^i|Jili£l?.iAf i^). >* . Aber. iti.uf -:i?f
fetbl bii\e v ancie&sitci^
p(it dfiiis^'hif S't^fiii'y^A i^frr i-KfUiisl i^iVf v^furtii^tr v':>liJiL^*jJ^T«jr-ft Ij-t A^n
mHiftfJi ItjW-'-’ 4icb mt Möx
CefpiLlt: ij'f liiew imti <«>tb
bfTtr^Pin weh iicli Ab^lwrjrt t)^ ve^fv
(i .."W ?i \ nffi-4 :bcft f!(. bw»utPHtpöfi £Äf4 ü fr W n Bü^
hdd»'i>Tüfie^*^ fpin-teritfic^^ i:b»eK|a]fräir-füi iic4y> 1 rntrittb^fS batii-yi difo r
Niedf^fliTC^ri rjfreftbclv’ mit lidt <k[? ma.Fi de; ^^CT^^ä«;ht^:^.
.Scl<wiptm’'CT)^ttjf>djt''^ ff'n^itif'b fei-R Jti tfetiki'tl- bci*fliniii Na^'bvjetif
P^;^t'itHi^f^(^ dtiji ijcäiid de-J^ StF^tirrn rtih^ l.Cii!ti^ ifi dfA.
Vt"tllbMrt.r rj-i baUr t'd^eki'ri k^jf^Vritr^ laJi^'^aim i4*Jti‘h t'^^rji).ii£vi*d^ .
V<i!lr^Ur A('y MuiJfbtf<cWiic1>wiimrf4*fiÄ i/i dtfi
mtc^l■lat^o*tüI^:rt Wdt^t.Wicmiiefi dt;| W(jdi.ett- ^b'ri’rri-'i**? ■ '.'
i-iisTtt-r nouen K't^it<, S*ni lic?h?-i^'•
0^ diaiXs*:V Kurt 'b-Ät:;^
mic Mn Strfckün jw^ewundL
iVi.^«r> da«", sv<'n!i ciJjibt ailföt
(KnrfcJd^r =V'«Tiiöfktii xti'
Mrtd ^tirT^i5\.^ür S<!^fii dett ich«ii:/Ab^^ein! -
• }. .^.., k^^tlciivc Ot(.»> fccKt brift'V
■iA Srad^^VfäwiiÄfiihivl^e-.
-ijij- df'F'Kv-^si^wn’ät^^ 3ÖÖ Meter ’tnirfjj ^hj?. «i:^.h^^l'fe .
l^r d^iß gijt< Aw^^ÜfJ^er
iBf;.' ;A i'dtfrAef-K p bWf\ q ii' hJ3^m•.:. st irts-: /i^.'
•. tfe^TJ ijicliiiiriyrffI yiifi'ilvpFil dvT. R€'rtrjb<w.ircbl t ^Ii't t( .J .■ ia-bvf'A ö r
'• »t^tift ;■•■ .■'". Katl^dv^Ki/ÄiV/Ütif^dfK' Kc-iir<^ri.:?ttci>' ^rsrtßPt'
’ M tidr Jj;^lö Lut-Tüffef-.’^FESciei-titcTvi■ fSÄ.njr- <Iw.Sf■ VpI.H; ^. ■
bl erijii^iij Tb. I i ö^iJ jildbi Kbr^tfTifff^r -t-Mk der BiidUt^o^ p.f £i>«fi^fy ' rv^mirb«
Ht't WRT^tlkb für dm mU'rriMboVöJt« Mbu4irf«t:kc|i^hv^Tf^ irt ■
DeijlscbbfiLii bflit sxfrK ■n.k^ aivi • ..'^icljiT^^b- Jüjfgebdi'; _, '
t-Tüchtc S<rf<^ ^r bcyliVb ArW-l ■ vj ird.- rru).« Lti 4^'[b'&3ivVjiiE|v; .-
vi'c11 k^dire • JI) -;im ftwlin?r Crxi
i.’TTiltin können.. r- / .;y :A-''-■. V-'' ■^■:
V icri. k V k / a 11 in Z■i?^■■b■ 1.^ ri- '■ fwitküiritd sniitfit^K ^ibH- ■'
irjffbi wryn: ii «d ’ .Mh. dfin rl h int.^r rihr ’/bbl
MdTfii bü*l rPiSebdi' ■ ÜT'jjjeb.; -J-YibtiM' '■ ■ dir^ien .■1>3dbb^rcT K>>f:myfj> '
yTiU:üisb)vrib,!^^t.:' ■ '.^ui n^brk'. .Jicbf?'.' Cfebliek itljbr'' tterL-MrtJS^y; ■ di^jf ;
.■>il'tfl; ^ic'rt-,/ii.rüV’Tia■ Sit'*?:bwib'Si.ci'iafm-: as- Ir'■
. btffv ^ Körper^bafl^m'’■ . tci' ntb '
■ ^jpitfiünf.-.^^’■4<^ sit' VötJi.U' •‘■rt 0(•tCticbJfl'rtd O^rilitttl'Lkt [i;;:
i r: lf- rt ;siFif£, * ia^. trskirtM.^ I?t;v' 4^-'. ^äfdibriSVeJb^-^ .m "Hrb; • -^rs 4iv.., U ■:■■>. ■
ina^ L^aipd'Si'üTbu" d ":f»d ■^■^^r. '
•des: kitr d'ii Tiirfti-f'Ulfein üfiix-j- ikid. ■
’Hji n nvT v j^höSr ■. VkN^^ ■■.MijftrifdtJ' K i u.^- ■ •
tl ii. %eo t; Dk^' i'Ci^mriÄäse .yj^'j^jCt.'.^-^t lifi ■ v' ^ilk' (f-. v/3r> ■ M rirSi'
;flas ewb^:ii;4^ .W;4&^jr kJt>d;tisti;./jn4^rf'44^ .
■ .jedrir l-fsb-r. cV^tfüi^r^ ■ 'i-ibb ■vyi^der Mi 4(e BoKtntb £ .j(i ii der'.V'c^:-«
l>aTidc.. p!!^. ^<-/b Stronp. ijjTjd See veräocbr^i^bcrr Wben unti äijf das Wfiit
fk’S ■ 4i cr-i Ti' 5ij bvtffjipf TT. tJJt IS. t(Ät ' Wvmser alicae il diis b citr bt ^ ■ -tir.'ätli’ Lieb
><i ■ tif•: 22 f!l\taiiJtf?.f und 3Q 000'St^jirläukr» ■■dfe^'''ajjf 'i^mcl:-Stkne*“
tij^UkfT* Kj’JI'K ^^td'trWL m ZI« Ot)t)'Ruder.er, -di'e in-lsielik'.fr Fiik H: ibie. :Siarke 'me^avn:.
liVrti'iv die-p^t kf Biici rrötwTndii'i^ 3.^,
Kroi Ki&ib RTijißcrt-- db. LÄtidiritpp
Oc'^L Ffti Tr^f*W ebcAsrcJ'i'idc 'aiT? H.flrfcejv 6^JÜ ,
die MiisV^rfn,. 30(¥Kk; heben zvi R^id die K/afl dirr.
luTinniuiFt steX im IpJibtbeiiMC^iichen Rasi.'-niiuTObt.y-F^tv;d ^ 7S' (l(^ ^AtTd^^crij T!iOiJ'‘V:t
von leichtem wnd \ (JOO ^cbweFem Ain. a Fveifi/jodt^r.
i^n Rtfigkar^ji iVk fiifSKf iVie:Afi;eo aticr reri!i4iiv«7fide(i y^r dem Rtesiiihcir der
de5i?t5rheji‘\ TnjTW^L'bjii der TtetieslfT Erheb>Tjrta betrag! die Zahl der
idj^t 14 j*d;rc u{V;n Ti.iauniitlicjn WrfJ.m^nEfchorWo 1 123 536, da-* jsI 59^4
lucbf if* an Oaati ko^TSinnJ^'v rFoeb 6H Frimen. 90543 Knaben usidi
22? iVlifdiih^»p VeTejnsjoJf^i.itn^i-f, so d^fi di<? GeSÄmitumTne dcf deut^beri
TurtimxhAft Klit 1 313 46[ MilßfkT^er üird^iL
Per YV ^ * 1 d t:T i I ?^r,h e '^p t],4 h-it oijf sr»‘ir m ditft-
^/]i>^r^ß^^lrL iii <jk^ NcHtitüribisiK des Vrrkan^a-j^djiel^* m
icrv^abüJH^“ Xti'A ^'ptrlfi'-rh'Aist^hTjy bEhj^iebt bescb ta-^sefR Dtr V^rh^nd^ dfjbn
beutf 56& mZi*kWi
*n fütd Kfppse icrlaileni dt‘/ tu^hvST^erj Rb^int^idien Südkrets
dcrt &if.ser!.i'rrdi..E«rt^.^S^T'fif£iiaT^(^Kefjw iif^d Rcrf., dnr
MtodlcJi^is mit At»di^n-Di[f-trr, M CMbodA, hüWdorf hikl Kkdefibetn.
den- HührkjüJS', Ttut dmr Ktdjjb'efxAltT 'PiCift.niiu'Hdi Gelaejfjfe.drirHeft:’ w4.'d^itl-
SauicrWd, 'dein W;ndt Ha-i:iini::. .MüiyttL-Oskii:^^
, .-EieWeld *>v.ud dW' mit • Südhunrnsm-qy -wod
■ ■ Oberhtswn.' J.ips- 'Krciy.-S-iflte^^ VjfretTie jd eine Krci.dißu liHd&fli;tee-
• -’-ZüVcikiWg } \ wj;Tr #t Ä t.iiti V tf b« jrnUvyrtlÄ nd bl f^rtrijfe? ifKwng
'. dc^ Kr^t3vcTr4't*'^i?dFfti;:::x :3^Jsir.:.^fe VefTüIri .■?nli am Srbluö d^r
deK. RJntz -f?\if.;-dr!n'-S’VfieL.idrr Vbn'deo uidttrin
.■'•AhliiaFLn: biesorsdyre.' ;di(^ fe^i^^imvirtsr/daß die Wicbl-
. ■ ftd0^4^L.tk-/ßcr/kk*Tii:i4t-ft:>dt4.t^^ - .oBtn se^n. ürid
■' daß dkl Kiim|,i.ll^: d^f.itriim.Krrfein'i? tcfi ':vn^^s.kTiiTieratrbfef..'it>Hen,.
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■19. Okioiici:; In Bar m-c ti Rrmieo üris Bf.iFiiif';^ ^ RoitervereioÄ'
19> OPoW; ln SvbwcIcTi pJtfTdtKVmffCm
Ausstellüngeri
IrnlüSflrie'- und Hand werket-Äusfitftliung tn Höiir,.
MH dcj fautjitp tU'i^ Jd4^Fl^^'crktr-Vcftl■l^^s.^tJ/ d^R lites.-Bez \V(esWen
fim J7. tinti 28 ]i)li hrtlle drf 1 BW vkne IndivstfW und
HTtFjFjvi-5?T.k.fl;'f'ki?*p.4WfTV..>e^-rriUhi^^ hci^ .^Fi!;tcr&,:trtiei<'s-.i^:iT[t vtAf^ hier
':.tit^ fJrid feiner, ^ezt-Tfft
M-vunb'., HiiV iM; ,
EttntlTtPinitp^iii «ütf 5tniNtl»ttt}itt b4«tat NPO ICümt*
vQflog iti isii-fttr JMüwM&l ßns d^m dör kfüßab
§el I n K ün P orträtB ^ L an d Bcb af , Stä äteb il d er ufi w.
in vßrßbhm&tar BrcmeflberV FltötbfrriapM^, Profipekta
koatonfreL AlV6fdhrH^4^^?(■ Kö^Uftjg, 30ö SaUajt, Tüt> AHtv
nnd eine Ongißii ^FbetüiJfÄphta if^tk frMrko.
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Allfil» ttsCtrM» AflKHit f«rllMateM4M»tSk*r<rtolq|räiibl^
TOD typische D LftDäschafU'
uod TrachteDbUdsra aas
allen Gegenden der Welt
tnSeproda ktios siweelteii,
aiöglicbst nitNegatiT. Aii
geböte mit Pröbeafaxfigen
eingeschriebts erbeten an
FManä Hin & Solu}
^erlagsäQiiiiliL^&tHmLgi.Miitlii
i ^MWMMwnna^^
Nr.8 DEUTSCHLAND sE^^ee^ee^^e^eeeeeeeGeees^ 4t5
jenes TetfeE WffiSü Ufl4
til&j:i'& 'T['oneT-4p aelt^pr a/ip Ärjclii (iei Cbp^verlTcf ltti^ .dcf '
sdt J ahfiiTUTfE^ft^in • eW' ' • .sdt dti^ Sri H enj. • • ^y'^e^!!t,►i■.
blühende lic-t ,- A«sstril|^R:^ jisb tin
urtjfijsaejflde? B^W' dtJf tigm- niod. ^^riÄs3iJ3^?^i^5erv voi^
den «iTiiiL<bsijfn C^bt^'üt'b^gegmsi^.rjdcn für den Haji^hatl v:f>5 K?H^,
jfCflnnrn ’tjijd TdW ift .tnii blayifr '^Icr J^k?:;--
arbdt> K.ons«rv‘^g?f!!SJ-fi.. -für und
.6 PS 7.U deiv büniihmiill<^D j^i^l jew.bv-iM'^fÄ:ff:-rT^' und
Zmsfek^l ■■•^nd' TL'it fcsllbprifltrn; iil■W^>f^^^5; ■ .^m^lk5iyckdl^^^ ■ ;
Jivfif’^ TöijTjifcöHd'i:M' n^'m- läti-Jir ertüCf.nt
•daS.fe tdfüTf^n für dt*sf- r bh’k h:*«^ Ak ■‘Senk
. d& ■- VüSdö.t i a woU K^_ '- ftds5<he• %ch$rbök'
duVeh S:Wfefi; indiiS^ne-iuyk de^v
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itfibst ■ Wäif. fiie. düTtb icti^e. Äondr^rjb^f %m: - Sti^ü !<^i>rb?Hm' fiv
üWt K ijq D.S;^t^r y.rtd r
St« pn^f -.-li^fL. ücid iiii.?virEt: diip^tb
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Hindwtrks :ü-nd tkf lft4usl:i'''i'C';*i^^t:. dtti j[;iVTf<i>i.si;bi?D
dfin dtjf Büf^jt-f fdbi4-.t, dffr't
föfd^^'.ek'n l'iijT dt^if Hcindn^ber ^leciw
^ 1 - Atf^isi bis Jwfj!;^jTib*ci'^. A iril sr p e n dntvfnatjun^kf K,ong>‘eö
tm In N ü r nii i f iE A^efbandtJ tüf iniÄi'n^tio^iak
September (I Vinifl j äft D » li^ £ j ct des Vefbänds^
TTii^injjrrr'iind Fkis^bb^
Septümbtf ^ lii L>V^ i i ^ dfe» Zcnfrajvtf^fbftiTdüs
deutfcfo/ind^itif^Sirr'üiid der X.Prnt^ftjwbÄAde^
. f^kb'?.' ■ ■:■ •:
Ijti Sirplemb^Ti Tn N c-w'V t ündCb:i.ha f.olni*fei5t'kf)^di^Jf/|Aiii^Tktt«?Ti?ß.
K—:5,' $Gpt^^^i^bü[■; ln T fb a-k ^
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! S t ti H g ^ r 4 GfnlGe: ^.un^tinssieJtung ncucJ'bftüUu
',■ KumTgtliÄeideT. . '. . ;
^iiv^^ÖkvAcrt ln; B f e s 1 4 y Hisüijriicb« pnd; Gaftenba;;-AüiaUlIijng* yer^
■■ bund^^i;.. Jxik 4^^ rr:idiekiik.rirge».. ■•
JVjdf--■QTfP^oby/- T'J ■ Mdi TS. t b ■« :n rriteftv Kj4n;s,tiys5t'e^lun p -..
' Ia I< t' rp.3f ' r.g:'1niGTRä^-k>mde. •
25/|(iaf bis (i S^simrbcf v lji G n s s t71 peyiscbff KyAÄiöu^;i*Iliing/
2.1. Junj bis y S« ^iefl(ibe4 ■;:. le F 4' fl: e' ?: b o- r'-ß Gev^erbe^i Indu^ff le- xrnd -
, aijÄ^uDun^/
JiLtir— Aogy.st> Its E ^ ^ n CtJwti besdifty: (^tissidKatig lilf Hand
indastm nnd K\irftö> / : >
8. —10, N'Syamiiet:: !n B a r ra e n 16, Allgemeine Wuppef lftkf
AüWieliüpg, . ■
,de-i Deitt^icfie.-v k^3=rifin^ ÜfFr:^'
Kongresse u. Versammlungen
25,^28, August: fn fCiel OmlKbef ApoBiekerlag,
25, "“26, August: In T r je f dvs Detiiidien Pprslveftim-
25^ 30- Au^si7 Tn B n H ä 1 p Ijürrfuikitidef K^^ngrd] ilif turf't,
30, ' 3L Aüsus.iJ Id ^ d fvta; ^ A li^r
ItömiriA Ti'iofj-16r56-
31. AüSJ^'t ünd L Sirptf<:irvbt'r/Tri._B f''ft'.v/ m >.< "e- ? S dr,^ Ösuf^irbt.^T
irmüngs- und
51, Augmt bi* 5, Scjplcmlkff'/'lp^ Bid'.'da'yi & Sl:''t^
kaßfmä'ni^lscbffs BdduTi^;5ivi^W^..:
Schokolade
Kakao
416
DEUTSCHLAND iBee e eecg» 0e eeee0 €»Gococo em Nr.8
Zeitangaben der in Leipzig stattfindenden Tagungen und
Veranstaltungen.
Außerhalb der Ausstellung:
31. Aug. bis 3. Sept.: Deutsche Schuh- und Ledermesse, Leipzig, Leplay-
straße.
28.—^31. Aug.: Radrennen, Weltmeisterschaft auf dem Sportplatz.
31. Aug. bis 6. Sept.: Michaelis-Messe, Engros-Messe.
21. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn.
27. —28. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn.
28. Sept.: Radrennen, Preis von Europa. Verein Sportplatz.
12. Oktober: Allgemeiner Deutscher Automobil-Klub, Sternfahrt zur Ein¬
weihung des Völkerschlacht-Denkmals.
12. Oktober: Radrennen, zwei Steherrennen auf dem Sportplatz.
16., 18., 19, Oktober: Deutsch-Akademisches Olympia.
18. Oktober: Einweihung des Völkerschlacht-Denkmals.
18. Oktober: Stafettenlauf zur Einweihung des Völkerschlacht-Denkmals.
19. Oktober: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn.
26. Oktober: Leipziger Verein für Luftschiffahrt, die nationale Ballon-
Wettfahrt.
26. Oktober: Deutscher Luftfahrertag.
Verzeichnis der Vereinigungen, die für 1913 ihre Tagung in
Breslau abzuhalten beabsichtigen.
19.—26. August: „Germania-Ring“, Verband deutscher Postwertzeichen¬
sammler*
Im September: Bund der deutschen Kanzleibeamten.
2.-5. September: Deutscher Bergmannstag.
5.-6. September: Verein der deutschen Revisionsingenieure.
5.—6. September: Internationale Guttemplerloge.
5^—5. September: Gesamtverband preußisch-deutscher Vororte.
5.-9- September: Alldeutscher Verband.
12.—13. September: Deutscher Medizinalbeamtenverein.
12.—13. September: Deutscher Anwaltsverein.
12.-15. September: Automobilistlsche Veranstaltungen des Schlesischen
und des Gaues 9a des Allgemeinen Deutschen Automobilklubs.
15. September: Verein der Zellstoff- und Papierchemiker
18. —21. September: Verein deutscher Handelsmüller.
19. —22. September: Verein deutscher Freimaurer.
20. u. 21. September: Aufführung der 8. Mahlerschen Symphonie.
24. September: Reger-Konzert.
2.—3. Oktober: Verein für Knabenhandwerk.
4.—Oktober: Verband der Stenographenvereine der Schule Stolze-Schrey.
4.-6. Oktober: Bund für Schulreform.
Die Vorteile des Fremdenverkehrs.
In den „Basler Nachrichten“ findet sich der nachstehende Inter^ante
Artikel: Die materiellen Vorteile des Fremdenverkehrs sind ln die
Augen springend. Wenn sich auch nicht genau berechnen läßt, ob die Unter¬
bilanz unseres schweizerischen Auslandshandels, wie einige behaupten, tat¬
sächlich durch die Einnahmen aus dem Reiseverkehr aufgewogen werde, so
darf man diese doch in einem Mltteljahre getrost auf 300 bis 400 Millionen
veranschlagen. Was aber diese gewaltige Summe in unserer Nationalwirtschaft
bedeutet, kann nur der ermessen, der weiß, wie teuer das bare Geld nachgerade
geworden ist. Und man fragt sich, was zum Beispiel unsere zahlreichen In¬
dustrien, die Gewerbe, der Handel und die Handwerker machen würden,
wenn die Millionen der Fremden, die durch Hunderte von Kanälen in alle
Bevölkerungsschichten abfließen, einmal ein ganzes Jahr ausblieben, Wie
sollten die Transportanstalten, vorab die Bundesbahnen, ohne die Einnahme¬
quelle des Fremdenverkehrs existieren, wie die Post- und Telegraphen Verwal¬
tungen alljährlich steigende Überschüsse erzielen? Warum_gedeihen die zahl¬
reichen Nebenbahnen, die bald das letzte Krähwinkel an die internationalen
Transitlinien anschließen und dadurch zur materiellen Entwicklung der länd¬
lichen Bezirke soviel beigetragen haben? Infolge der Tourisdk, des Reise¬
verkehrs, der alljährlich Hunderttausende fremder Gäste nach der Schweiz
führt, damit sie in unserer Hochalpennatur Erholung, Gesundheit und neue
Lebenskraft finden. Haben auch unsere größeren Städte '■'urch den Einfluß
des Fremdenverkehrs in welng Dezennien eine glänzende Entwicklung erlebt,
so äußern sich dessen Segnungen vor allem auf dem Lande und im Gebirge.
Wo früher ein primitives, ja ärmliches Leben an der Tagesordnung war, herrscht
heute ein reger Verkehr; der Wohlstand der Einwohner hebt sich, Handel und
Wandel blühen und gedeihen. Überall erstehen Hotels, lassen sich Kaufleute
nieder, und es erstarkt auch die einheimische Industrie. Jeder Handwerker
bezieht direkt oder indirekt vom Fremdenverkehr seine Revenuen, jede Fabrik,
jede Industrie verkauft dem Fremden oder den mit dem Reiseverkehr Hielten
Unternehmen ihre Erzeugnisse, und der Landwirt, der Bauer wie der Senne
erzielen durch den raschen und bequemen Absatz ihrer Produkte stets wachsende
Gewinne. Deshalb soll auch die Bauernschaft mit dem Fremdenverkehr zu¬
frieden sein, wenn auch der Hotelier hier und da der Ausbeutung der Fremden
durch die einheimische Bevölkerung einen Riegel vorschiebt. Die allgemeine
Teuerung Ist bekanntlich nicht auf die Schweiz beschränkt und kann daher
nicht dem Fremdenverkehr oder der Hotel Industrie in die Schuhe geschoben
werden. Die unnatürliche Steigerung der Lebensmittelpreise ist eine Er¬
scheinung des Weltmarktes, der man momentan in allen Industriestaaten der
Erde begegnet. Selbstverständlich auch in der Schweiz, die als vorwiegend
Industrielles Land auf den Import eines Großteiles seiner Nahrungsmittel an¬
gewiesen ist. Wird nun die Teuerung mehr und mehr auch in den Bergtälem
verspürt, so kommen dabei vor allem die allgemeine Weltmarktlage und zum
Beispiel die hohen Einfuhrzölle ln Betracht, für deren Schaffung aber nicht
die Hoteliers, sondern die Bauern verantwortlich zu machen sind. Selbst wenn
aber der manchmal außerordentliche Bedarf der Hotelindustrie hier und da
verteuernd auf den Markt einwirken sollte, so würde der allgemeine Nutzen
des Reiseverkehrs gewaltig überwiegen.
Das kulturelle Moment der Wechselbeziehungen fremden und ein¬
heimischen Wesens äußert sich vor allem darin, daß uns durch den Verkehr
mit Fremden vielfach nützlicher Unterricht, Belehrung zuteil wird. Der Ver¬
kehr mit Ausländern erweitert stets den Horizont, man lernt die Dinge von
einer höheren Warte aus betrachten, wird unbewußt mehr oder weniger „Welt¬
bürger“. Die Notwendigkeit, fremde Sprachen zu erlernen, der tägliche Ver¬
kehr mit den Vertretern aller Kulturvölker, die Bekanntschaft mit ihren Sitten,
Tugenden und Lebensgewohnheiten haben schon manche rauhe Ecke unseres
Nationalcharakters abgeschliffen und das geistige Niveau der Bevölkerung
gehoben. Auch die Allgemeinbildung hat sich seit Aufblühen der Touristik
erweitert. Wir Schweizer haben den fremden Gästen und ihrem Einfluß manche
Belehrung und nützliche Anregung zu verdanken. Es mag ja sein, daß dabei
auch moralische Nachteile mitlaufen; aber soviel man beobachtet, ist davon
unser gesunder Volkscharakter, sind die guten alten Sitten nicht umgekrempelt
worden. An das Schreckensgespenst der Sittenverderbnis vermögen wir ein¬
fach nicht zu glauben; wohl rollt der heutigen Generation der Taler leichter
durch die Finger als vielleicht den Vorfahren, wohl macht sich überall mehr
Luxus und Komfort breit, während die echte Bescheidenheit mehr und mehr
zurückweicht. Aber es wäre ein Trugschluß, den Fremdenverkehr für alle
sozialen Übel verantwortlich zu machen. Was man demnach für den Fremden¬
verkehr von der Öffentlichkeit und vor allem von der Presse verlangen muß,
ist: mehr Gerechtigkeit! Zwar soll der Fremde nicht als „Gebild aus Himmels-
höhen“ betrachtet werden; aber was der Fremdenverkehr unserem Lande
an kulturellen Werten und wirtschaftlicher Entwicklung gebracht hat,, das
dürfen sich die beteiligten Kreise, vorab die Hotelindustrie, nie und nimmer
schmälern lassen.
DleKönlgliche Eisenbahndirektion in Berlin wird,
wie die ,,Frankf. Ztg.“ berichtet, demnächst ein Muster für Verträge mit Gast¬
hofbesitzern über denVerkauf von Fahrkarten und die Abfertigung von Gepäck
ln den Gasthöfen versenden. Dieses Muster soll kein starres Schema sein,
sondern nur die Richtlinien angeben, die bei dem Abschluß derartiger Ver¬
träge einzuhalten sind. Für das reisende Publikum, insbesondere das aus¬
ländische, ist es von hohem Werte, wenn solche Einrichtungen in den Gast¬
höfen tunlichst häufig getroffen werden. Die Eisenbahndirektionen wollen
deshalb bemüht sein, in geeigneten Gasthöfen solche Einrichtungen zu treten*
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Nr. 8
DEUTSCHLAND
417
Fernsprecher 30314 Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e.V.) Ferasprecher 205x4
Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse a8.
(Die Geichäflsstelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseangelegenheiten und versendet auf
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und Landschaften.)
Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle.
Deutsches Verkchrsbureau in Paris.
Die amtlicheAuskunftsstelle der deutschen Staats¬
bahnen in Paris, rue Scribe 2, ist am 1. August eröffnet worden. Eis
werden daselbst Auskünfte erteilt über deutsche Verkehrsverhältnisse,
Kur- und Badeorte, über die Sehenswürdigkeiten deutscher Städte und Land¬
schaften u. a. m. Die Druckschriften der Bundesmitglieder gelangen
zur Abgabe an das Publikum.
Die Geschäftsstelle des Bundes versieht das Bureau fortlaufend mit Sammel-
sendungen der Druckschriften und bittet um Zustellung geeigneter Schriften,
namentlich fremdsprachlicher. Soweit fremdsprachl ichesMaterlal
noch nicht vorhanden ist, wird den betreffenden Bundesmitgliedern dringend
geraten, solches zu beschaffen.
Die Auskunftsstelle in Paris erfreut sich eines außerordentlich starken
Zuspruchs seitens des Publikums. Eis sind bereits an einzelnen Tagen 200 Aus¬
künfte verlangt worden.
Eisenbahn-Bilderschmuck.
Zur Ausstattung des Restes der von der Preußisch-Hessischen Elsenbahn¬
verwaltung zur Verfügung gestellten Rahmen wird der Bund in diesem Monat
noch ein drittes Preisausschreiben zur Erlangung von
Entwürfen für farbige S t e i n z e i c h n u n g e n für die
Eisenbahnwagen veröffentlichen. Als äußerster Anmeldetermin ist
für die Bundesmitglieder der 25. August festgesetzt worden.
Wir empfehlen den Mitgliedern, sich diese vorzügliche Propaganda nutz¬
bar zu machen und sich recht zahlreich daran zu beteiligen.
Auf absehbare Zeit wird nach Erledigung dieses dritten Ausschreibens
eine Beteiligung an dem Eisenbahn-Bildschmuck nicht möglich sein. Es müßte
die Eisenbahnverwaltung zuvor erst eine weitere Anzahl von Rahmen be¬
willigen und den Aushang weiterer Bilder genehmigen. Darum legen wir
unseren Mitgliedern die Beteiligung hiermit nochmals nahe.
Photographischer Wettbewerb.
Am 31. Oktober ist der letzte Termin für die Einreichung von Photo¬
graphien für unseren Wettbewerb ,,D eutsches Land und
deutsche Art in der Photographie.“
Eine Anzahl Bundesmitglieder haben für gute Photographien aus ihrem
Gebiet neben den Preisen des Bundes Sonderpreise zur Verfügung
gestellt, so z. B. der Rheinische Verkehrs-Verein in Coblenz
200 Mk. für die besten Bilder vom Rhein. Auch von Städten liegen Sonder¬
preise vor.
Wir empfehlen hiermit den Mitgliedern nochmals die Stiftung weiterer
Sonderpreise im Interesse der Erlangung guten Bildmaterials für die Fremden¬
verkehrspropaganda .
Tagung von Verkehrs-Verbänden.
Am 6. und 7. September tagt der Verband mitteldeutscher
Verkehrs-Vereine (Sitz Magdeburg) in Eilenburg und der Ver¬
band der V e r k e h r s - V e r e i n e Westfalens und an¬
grenzender Gebiete (Sitz Dortmund) in Paderborn.
I. Zweiter Wettbewerb zur Erlangung künstlerischen Bildschxnucks
für die Eisenbahnabteile der Preuß.-Hessischen Staatseisenbahnen.
Das vom Bunde Deutscher Verkehrs Vereine in Verbindung mit R. Voigt¬
landers Verlag veranlaßte zweite Preisausschreiben zur Erlangung von Ent¬
würfen für farbige Steinzeichnungen, die als Bildschmuck in den Eisenbahn¬
wagen dienen sollen, hatte sich einer sehr regen Beteiligung zu erfreuen. Der
Beurteilung des am 11. Juli d. J. in der König!. Akademie für graphische Künste
in Leipzig tagenden Preisgerichts unterlagen diesmal 710 Entwürfe, an deren
Herstellung sich 333 Künstler beteiligt hatten. Von diesen Bildern erwarb die
Jury unter dem Vorsitz von Herrn Direktor Professor Seliger, Leipzig, 34 Ent¬
würfe zum Ankauf und zur Ausführung, während außerdem noch 15 Preise
auf die besten Bilder verteilt wurden.
Es wurden angekauft von Marinebildern der Entwurf von Poppe-
Folkerts, Norderney, „S. M. S. Lothringen“; der Entwurf von Paul Schneider,
Leipzig, „Unterseeboote“ sowie von Friedrich Krösche-Apel, Leipzig, „Deut¬
sche Hochseeflotte bei schwerem Wetter“, letzterer erhielt außerdem noch
einen Preis.
Für das Rheingebiet (Rheinischer Verkehrs-Verein, Koblenz) wurden
angekauft: „Der Mäuseturm bei Bingen“; Entwurf von Lotte Liebing, Bad
Sachsa.
Bonn: „Beethovens Geburtshaus in Bonn a. Rh.“ Angekauft: Entwurf von
A. Hohenstein in Düsseldorf, der gleichzeitig einen Preis erhielt.
Braunlage; „Gesamtansicht mit Wurmberg und Achtermannshöhe“.
Angekauft: Entwurf von Paul Schneider, Leipzig. Lobend erwähnt Entwurf
von Walter Buhe, Friedenau,
Bremen: a) „Rathaus in Bremen“. Angekauft: Entwurf von Walter Buhe
Friedenau. — b) „Lloyddampfer am Rotesandleuchtturm“. Angekauft:
Entwurf von W. Suhling, Bremen.— c) „Wallanlagen in Bremen“. Ange¬
kauft: Entwurf von R. Albitz, Berlin. Lobend erwähnt die Entwürfe von
Paul Schneider, Leipzig.
Frankfurt a. M.: a)„Gesamtansicht“. Angekauft und einen Preis: Entwurf
von Eduard Bäumer, Frankfurt a. M. Lobend erwähnt: Entwurf von Karl
Sinkwitz, Niederlößnitz. — b) ,,Der Osthafen in Frankfurt a. M.“ Ange¬
kauft und einen Preis: Entwurf von Hans Schlegel, L.-Schönefeld. Lobend
erwähnt: Entwurf von Hedwig Schäffer, Beilstein.
Ha 1 le a. S.: „Burg Giebichenstein bei Halle“. Angekauft und einen Preis:
Entwurf von Walter Buhe, Friedenau. Lobend erwähnt: Entwurf von
Willi Schumann, Leipzig.
Hamburg: a) ,,An der Alster in Hamburg“. Angekauft und einen Preis:
Entwurf von Elrnst Eitner, Hummelsbüttefb. Hamburg. Lobend erwähnt:
Entwürfe von U. Hübner, Travemünde und F. Stengel, Marburg, b)
„Bismarckdenkmal in Hamburg“. Angekauft und einen Preis: Entwurf
von J. Magerfleisch, Altona. Lobend erwähnt: Entwürfe von Ernst Eitner,
Hamburg, und Paul Schneider, Leipzig.
Hannoversch Münden: Angekauft: Entwurf von A. Metzger, Hann*
Münden. Lobend erwähnt: Entwurf von H. Schäfer-Kirschberg.
Heiligendamm: Angekauft: Entwurf von Walter Buhe, Friedenau.
Kiel: „Gesamtansicht vom Hafen aus gesehen“. Angekauft und einen Preis:
Entwurf von A. Liedtke, Potsdam.
K ö 1 n a. Rh.: a) ,,Gesamtansicht vom Rhein aus“. Angekauft und einen Preis:
Entwurf von M. Schiestl, München. Lobend erwähnt: Entwürfe von
Theo Blum, Köln, und Walter Buhe, Berlin. — b) ,,Der Dom in Köln a. Rh.“
Angekauft: Entwurf von M. Schiestl, München. Lobend erwähnt: Ent¬
wurf von F. Höhle, Düsseldorf.
Leipzig: a) ,,Das alte Rathaus in Leipzig“. Angekauft und einen Preis:
Entwurf von W. Matthes, Leipzig. Lobend erwähnt: Entwurf von Paul
Schneider, Leipzig. — b) „Das Völkerschlacht-Denkmal in Leipzig“. An¬
gekauft und einen Preis: Entwurf von Paul Schneider, Leipzig.
Lübeck: ,,Am Sand in Lüneburg“. Angekauft: Entwurf von Ernst Peticrh,
Berlin-Steglitz. Lobend erwähnt: Entwürfe von Franz Franke, Offenbach
und J. Magerfleisch, Altona.
Magdeburg: „Alter Markt in Magdeburg“. Angekauft: Entwurf von
Walter Günther, Magdeburg.
Mannheim: ,,Friedrichsplatz und Rosengarten in Mannheim“. Angekauft:
Entwurf von Karl Sinlcwitz, Niederlößnitz.
Posen: „Rathaus in Posen“. Angekauft und einen Preis: Entwurf von Paul
Prött, Hagen.
Potsdam: „Stadtschloß in Potsdam“. Angekauft: Entwurf von A. Liedtke,
Potsdam. Lobend erwähnt: Entwurf von G. Eichhorn, Charlottenburg.
Rostock: a) ,,Kröpellner Tor“. Angekauft: Entwurf von H- Dollberg,
Barkow. Lobend erwähnt: Entwürfe von Franz Franke, Offenbach, und
Ullrich Hübner, Travemünde. — b) „Hafeneinfahrt von Warnemünde“.
Angekaufl: Entwurf von A. Liedtke, Potsdam. Lobend erwähnt: Entwurf
von W. Bahrlng, Meißen.
Segeberg: „Solbad Segeberg“. Angekauft: Entwurf von W. Buhe, Berlin.
Warnemünde: „An der Westmole bei Warnemünde“. Angekauft und einen
Preis: Entwurf von Fr. Preuß, Weißenburg. Lobend erwähnt: Entwurf
von W. Bahrlng, Meißen.
Weimar: a) „Schiller- und Goethe-Denkmal mit Hoftheater“. Angekauft
und einen Preis: Entwurf von A. Seifert, Sonneberg. — b) „Goethes
Gartenhaus in Weimar“. Angekauft und einen Preis: Entwurf von Otto
Engelhardt, Burg b. Magdeburg. Lobend erwähnt: Entwurf von Paul
Fischer, Leipzig.
Zeitz: „Das Rathaus in Zeitz“. Angekauft: Entwurf von Franz Franke,
Offenbach. Lobend erwähnt: Entwurf von Joseph Glöckner, Leipzig.
Badner Land
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418 ^
DEUTSCHLAND i§Be ee ee ee ee eooeoeoooeoc€»eq i Nr. 8
II. Bundesarchiv.
Der Bund hat bereits seit längerer Zeit die Vorarbeiten für die Ein¬
richtung eines reichhaltigen und wohlgeordneten Bundesarchivs und einer
Bibliothek von Verkehrsschriften begonnen. Das Archiv setzt sich zusammen
aus einer Sammlung von Zeitungsausschnitten, aus dem Aktenmaterial des
Bundes, den Jahresberichten, Satzungen und Veröffentlichungen der Bundes¬
mitglieder und den \on den Mitgliedern herausgegebenen Werbeschriften
und Plakaten.
Trotzdem wir mehrfach um die Einsendung der Veröffentlichungen der
Mitglieder gebeten haben, so sind uns dieselben jedoch bisher nur in recht
geringem Umfange zugegangen. Unter Bezugnahme auf § 3a der Bundes¬
satzungen bitten wir hierdurch die körperschaftlichen Mitglieder nochmals,
je zwei Exemplare ihrer Satzungen sowie der von ihnen herausgegebenen
Drucksachen (Jahresberichte, ^X'erbcschriften, Führer, Plakate und, soweit
tunlich, aller an Verkehrsbehörden gerichteten Eingaben) mit der Bezeichnung:
„Für das Bundesarchiv“ an die Geschäftsstelle des Bundes einzusenden.
III. Sonderpreise für den photographischen Wettbewerb.
Die Frist für die Einreichung von photographischen Aufnahmen für den
vom Bund ausgeschriebenen W'etlbewerb für Photographien läuft am 31. Ok¬
tober d. J. ab. Wir möchten den Verkehrs-Verbänden und den örtlichen
Vereinen sowie den Stadt- und Badeverwaltungen im Interesse der Erlangung
guten Bildmaterials dringend empfehlen, für gute Bilder aus ihrem Bezirk
Sonderpreise neben den vom Bund zur Verteilung gelangenden Auszeichnungen
zur Verfügung zu stellen. Es liegt auf der Hand, daß durch derartige Sonder¬
preise der Anreiz zur Einsendung guter und für die einzelnen Gegenden
besonders charakteristischer Bilder noch erhöht wird. Bei dem Mangel an
wirklich gutem Bildmaterial für die Ausstattung der Werbeschriften wäre
daher die Stiftung von Sonderpreisen dringend erwünscht, die im Einvernehmen
mit den Ortsvereinen oder Stadt- und Badeverwaltungen verliehen werden.
IV. Private Reise- und Verkehrsbureaus.
Die privaten Reise- und Verkehrsbureaus wenden sich vielfach an die
V'crkehrs-Verbände und -Vereine mit der Bitte um Übersendung von deren
Druckschriften. Auf vielfachen W'unsch der Bundcsmltgllcder bitten wir,
vor Übersendung von Propagandamatcrlal an private Unternehmungen zunächst
bei dem betreffenden Verein anzufragen, ob er die Zustellung der Schriften
befürworten kann.
Soweit sich ausländische Reise- und Verkehrsbureaus erbieten, die Druck¬
schriften der Bundesmitglieder zur Verteilung zu bringen, raten wir dringend,
zunächst bei der Bundesleitung Erkundigung über die betreffenden Unter¬
nehmungen einzuziehen.
V. Amtliche Auskunftstellen in Paris und London.
Wir haben bereits durch ein besonderes Rundschreiben auf die bevor¬
stehende Eröffnung amtlicher deutscher Verkehrsbureaus in Paris und London
hingewiesen und um Einsendung von fremdsprachlichem Propagandamatcrlal
gebeten. W'ir möchten hiermit nochmals die Anschaffung namentlich fran¬
zösischer und englischer Druckschriften dringend empfehlen. Soweit solches
Material vorhanden ist, unserer Geschäftsstelle für Paris und London aber
noch nicht zugestellt wurde, bitten wir, die Übersendung baldigst zu ver¬
anlassen.
Gleichzeitig möchten wir ersuchen, alle für unsere Auskunftsstellen im
Auslande bestimmten Druckschriften nicht direkt dahin zu senden, sondern
an die Geschäftsstelle des Bundes, welche fortlaufend mit den ausländischen
Bureaus ln Verbindung steht und Sammelladungen dahin befördert. Es ist
verschiedentlich vorgekommen, daß Mitglieder Sendungen direkt expediert
haben, jedoch mit mangelhafter Adresse, so daß eine Verzögerung der Be¬
stellung clngetreten ist. Es empfiehlt sich daher, alle Sendungen durch den
Bund gehen zu lassen.
VI. Beteiligung der Bundesmitglieder an Ausstellungen.
Unter Hinweis auf unser Rundschielben vom 8. Juli d. J., betreffend
die Sonderausstellung „Deutschland im Bild“ auf der internationalen .\ur-
stellung für Buchgewerbe und Graphik im Jahre 1914 in Lilpz.lg, bitten wir
diejenigen Mitglieder, die nicht einzeln ausstellen wollen, sondern die Be¬
teiligung an einer Sammelausstellung ihres Verbandes vorziehen, sich halcligsl
mit dem Vorstand des zuständigen Landesverbandes ln Verbindung zu setzen.
Bezüglich der ebenfalls auf der Hauptversammlung in Breslau be¬
schlossenen Beteiligung an der Verkehr s-.\btellung der Großen .Ausstellung
ln Düssehlorf 1915 werde.! wir demnächst besondere Mitteilung machen.
Uebertreibungen in den Propagandaschriften.
Ein Herr X. in einer rheinischen Stadt hatte sich von der Badeverwallung
elmsOrtcs, wie das Zentralbl. fürKur-, Penslons- und Logierhäiiscr berichtet,
einen Prospekt kommen lassen, und da darin die X'orzüge dieses Bades als
Sommeraufenthalt in den schönsten Farben ccschildert wurden, s:hl >15 er
mit einem Bauernhofbesitzer einen Mietvertrag für ein Zimmer für die Zell
vorn 1. Juni bis 1. JuH ab. Der Mietpreis betrug 40 Mk. .Als er ln dem frag¬
lichen Ort ankam. war er so enttäuscht, daß er schon nach einigen Tagen wieder
abfuhr. Die Miete bezahlte er nicht, und der Vermieter verklagte ihn daher.
In seiner Klagebcantwcrtung führte X. aus, die \’orzuee, die der Ort nach
dem ihm übersandten Prospekt haben sollte, seien ln keiner Wuse vc^rhanden
gewesen. Der Ort Hege nicht eine Kalbe Stunde von einem Walde entfernt.
sondern anderthalb bis zwei Stunden; Laubwald sei gar nicht vorhanden;
auch liege er nicht unmittelbar an der See usw. Allein seine Einrede half nicht,
er wurde verurteilt. Beachtenswert sind die Urteilsausführungen des Vor¬
sitzenden Geh. Justizrats Brandes: Der Einwand des Beklagten, der Prospekt
der Badeverwaltung, im Vertrauen auf dessen Richtigkeit er gemietet habe,
enthalte gänzlich unwahre Angaben, brauche nicht zum Gegenstand des Be¬
weises gemacht zu werden; denn es könne dahingestellt bleiben, ob die Angaben
in dem Prospekt ganz oder zum Teil — wie tatsächlich ist (I) — unzutreffend
seien. Wenn er im Vertrauen auf die Richtigkeit die Reise unternommen
und gemietet habe, so habe er recht unvorsichtig gehandelt und müsse
sich die Folgen seiner Handlungsweise selbst zuschreiben. Denn als ge¬
bildeter Mann hätte er wissen müssen, daß in Bade¬
prospekten Übertreibungen üblich sind und daß speziell Pro¬
spekte von Badeorten, die sich selbst erst entdeckt haben, im Herausstreichen
das Menschenmöglichste leisten. Wenn er einen Blick auf eine genauere Karte
geworfen hätte, bevor er mietete, so hätte er die Lage des Ortes genau fest¬
stellen können.
Ob der betreffende Herr Berufung eingelegt hat, ist nicht bekannt.
Es ist verständlich und recht erfreulich, wenn die deutschen Stadt- und
Badeverwaltungen, die Verkehrs-Verbände und -Vereine sich der Vorzüge
ihres Ortes oder ihrer Gegend bewußt werden und dieselben beim großen
Publikum in das richtige Licht zu setzen bemüht sind. Doch vor Übertreibungen
und gar vor Anpreisung von Einrichtungen und Veranstaltungen, die den
Tatsachen nicht entsprechen, möchten wir dringend warnen. Es wäre schlimm
um unsere deutsche Verkehrspropaganda bestellt, wenn im Publikum all¬
gemeiner die Ansicht verbreitet würde, daß in den Prospekten der Bade-
verwaltungen und Verkehrs-Korporationen Übertreibungen üblich seien.
Bei völliger Berechtigung der Hervorhebung der Vorzüge der landschaft¬
lichen Lage, der vorhandenen hygienischen und sonstigen Einrichtungen,
ist anderseits dringend anzuraten, in den Prospekten auf dem Boden der
Wirklichkeit zu bleiben. Der Bund deutscher Verkehrs-Vereine, die Verkehrs-
Verbände und -Vereine haben immer in diesem Sinne auf ihre Mitglieder ein¬
zuwirken gesucht. Man kann auch im allgemeinen sagen, daß die deutschen
Stadt- und Badeverwaltungen, die Verkehrs-Verbände und -Vereine rein sach¬
liche Führer und Prospekte herausgeben, denen sich das Publikum durchaus
anvertrauen kann. Wo sich Übertreibungen finden, handelt es sich zumeist
um junge, erst im Entstehen begriffene Bade- und Sommerfrischen-Orte oder
um solche, welche der Organisation des Bundes, seiner Verbände und Vereine
noch fernslehen. und welche infolgedessen noch keine Erfahrung auf dem
Gebiet der Verkehrspropaganda gesammelt haben.
Die größeren Fremdenverkehrsplätze wissen sehr gut, daß eine Propaganda,
die den Tatsachen nicht entspricht, völlig in der Luft hängt. Sie wissen, daß
e i n enttäuschter Kurgast, der auf eine Irreführung hineingefallen ist, für die
Fremdenfrequenz viel weniger einträglich ist als eine sachgemäße Reklame.
Jeder Ort, der Interesse daran hat, den Fremdenverkehr zu heben, sollte daher
das ihm Eigentümliche hervorheben. Ein kleiner ländlicher ürl,
dem es an den entsprechenden Unterkunftsmöglichkeiten fehlt, wird niemals
ein internationales Publikum dauernd heranziehen können. Er würde sich
schaden, wenn er dies durch eine unzutreffende Reklame versuchen würde.
Dagegen gibt es genug Liebhaber ruhiger, idyllischer, ländlicher Natur aus
allen Kreisen des Fremdenpublikums, die gerade eine bescheidene, aber
gute Verpflegung schätzen und die durch eine entsprechende Propaganda
gewonnen werden können. Möchten also die deutschen Fremdenverkehrs-
Korporationen stets In diesem Sinne Propaganda treiben, damit sie das Ver¬
trauen des reisenden Publikums genießen. Alle andere Propaganda
ist schädlich.
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Nr. 8 wx > 0QQ0QGG0Q00QQQ00üoQ 9898ffii DEUTSCHLAND ia eeeeoe eegeeee eeB0000ooeooog § 4i9
|j| Aus den Bundes-Vereinen
Der Kölner Verkehrs-Verein
hat in Voraussicht des großen Verkehrs, welchen die Werkbundausstel¬
lung im Jahre 1914 bringen wird, sich an die Kgl. Eisenbahndirektion gewendet
mit der Bitte, ausnahmsweise im allgemeinen Verkehrsinteresse und mit Rück¬
sicht auf die besondern Verkehrsanforderungen während der Dauer der Aus¬
stellung ein Verkehrshäuschen auf dem Bahnhofsvorplatz errichten
zu dürfen. Es liegt die Absicht vor, die bedeutenderen Kölner Hotels als
Nebenstellen unmittelbar mit diesem Häuschen in Verbindung zu setzen, so
daß für die Unterbringung der Fremden schon am Bahnhof durch den Verkehrs¬
verein gesorgt werden kann. Außerdem wird die Stelle als eine Neben¬
auskunftsstelle des Verkehrsvereins, dessen augenblickliche Unterkunftsräume
versteckt in der Bischofsgartenstraße liegen, ausgebildet' werden. Die Kgl.
Eisenbahndirektion hat diesem Anträge grundsätzlich ihre Zustimmung erteilt.
Vom Eifelverein»
Die vom Eifelverein am 2. August in Blankenheim abgehaltene Versamm¬
lung war von vielen Vertretern der Ortsgruppen aus allen Teilen der Rhein¬
provinz besucht und nahm unter der Leitung des Landrats Dr. Kaufmann
aus Euskirchen einen sehr anregenden Verlauf. Der Vorsitzende Heß zunächst
einige Änderungen des Etats genehmigen und regte dann eine Verein¬
fachung des alljährlich s t a 11 f i n d e n d e n Eifelfestes
an, damit den Fcstorten und Teilnehmern weniger Kosten erwüchsen. Wie
die Maare bei Daun sollen auch die berühmten Krater auf dem
Mosenberg unter Naturschutz gestellt werden. Viele Naturfreunde sehen
in den dortigen Tannenpflanzungen eine Beeinträchtigung der herben Schön¬
heit unserer vulkanischen Eifel. Die Anschauungen, die noch vor wenigen
Jahren zur Aufforstung der Umgebung des Pulvermaares unter Beihilfen des
Staates und des Eifelvereins führten, haben sich eben rasch geändert. Eigen¬
tümer der fraglichen Grundstücke auf dem Mosenberg ist die Gemeinde
Bettenfeld; sie ist zwar nicht gewillt, die Grundstücke billig abzugeben, aber
doch damit einverstanden, daß die jungen Tannen allmählich zu Weihnachts¬
bäumen Verwendung finden und die so abgeholzten Gelände nicht wieder
aufgeforstet werden, sondern als Weideland dienen sollen. Die Entnahme
von Lavasand und Lavablöcken wird untersagt. Auf Vorschlag des Vor¬
sitzenden wird bezüglich der Übernahme des Verlags des Eifel¬
führers ein Wettbewerb ausgeschrieben und die Vergebung einem besondern
Ausschuß übertragen. Der zunehmende Fremdenzustrom £us den im Westen
die Eifel begrenzenden Ländern macht die Anfertigung einer mit Bildschmuck
und Wanderbeschreibungen versehenen Reklameschrift in fran-
zösi scher Sprache erforderlich; die Kesten hle’'zu werden bewilligt.
Die in 12 000 Elxemplaren herausgegebene Festschrift des Vereins
hatte ein gutes finanzielles Ergebnis; alle Bücher wurden an die Ortsgruppen
rbgesetzt, und cs ist ein Überschuß von 503 Mark erzielt worden. Ein Antrag,
eine zweite Auflage der Festschrift herauszugeben, wurde abgelehnt. Bürger¬
meister Grebben ln Neuerburg hat dem Eifelverein eine Jubiläumsgabe
in Gestalt eines Sparkassenbuches von 840 Mark überreicht. Die Stifter sind
mehrere Gemeinden der Südeifel. Das Geschenk soll zu Vereinszwecken ver¬
wendet werden. Beschlossen wird die Herausgabe einer Bibliographie
der Eifel, welche die gesamte Eifelliteratur, auch Einzelschriften und
Zeitungsaufsätze von wissenschaftlichem Werte umfassen soll. Auf Anregung
des Lehrers Panko aus.Düsseldorf beschließt die Versammlung, die Jugend¬
pflege noch mehr als bisher zur Vereinsaufgabe zu machen, und zwar durch
Förderung der Gründung von Jugendherbergen, ln denen
besonders Elcmentarschüler gegen geringes Entgelt Quartier erhalten. Land¬
gerichtsrat Schnitzler aus Köln berichtet über seine Verhandlungen, die einen
Antrag der Ortsgruppe Nettersheim auf Bewilligung einer Beihilfe zur Instand¬
setzung der römischen Tempelanlagen in Nettershel.m
betreffen. Der Provinzialkonservator hatte entschieden abgeraten, mit kleinen
Mitteln an die Sache heranzutreten, da die ohne teuren Schutz gesicherte",
bloßgelegten Reste erfahrungsgemäß leicht zum Tummelplatz der Kinder und
*ls Fundstellen für Touristen dienen. Die Versammlung war der Ansicht,
^ß solche Ausgrabungen schon durch den Zutritt der Luft dem raschen
Verfall ausgesetzt seien und besser zugeschüttet würden. Demgemäß wurde
Antrag abgelehnt. Dagegen ist der Verein bereit, für den bessern Schutz
der gut erhaltenen und sehr wertvollen römischen Bäder in
Blankenheim Mittel herzugeben. Für die Instandsetzung der dem
Eifelverein zugehörigen Burg Niedermanderscheid sind die
erforderlichen Mittel vorhanden. Mit der Ausführung wurde ein Spezialist auf
diesem Gebiete, Baumeister Krause, betraut, der auch die Herstellungsarbeiten
an der Kasselburg bei Gerolstein und an der Klosterruine in Himmerod leitet.
Der Pfälzische Verkehrs-Verband
hielt am 26. Juli in Neustadt a. d. Hdt. eine Ausschußsitzung ab. Der Vor¬
sitzende Rechtsrat Dr. Müller, Ludwigshafen, konnte zum Beginn berichten,
daß durch den Beitritt der Stadt Homburg und des Distriktes Grünstadt die
Zahl 100 der Mitglieder erreicht ist und bereits ein neues Mitglied mit |00 Mark
Jahresbeitrag sich angemeldet hatte. Der Verband umfaßt somit heute allein
72 Vereinigungen. Der diesjährige Verbandstag wurde nach Landau gelegt,
da diese Stadt von Anfang an den Verband in seinen Bestrebungen sehr unter¬
stützte und auch eine Anzahl korporativer Mitglieder stellt. Als Tag wurde
Sonntag, der 28. September, bestimmt. Mit dem Verbandstag ist eine Reihe
interessanter aktueller Referate verbunden und auch eine Ausstellung alter
pfälzischer Stiche soll damit verknüpft werden. Zu der vom Bunde deutscher
Verkehrs-Vereine in Angriff genommenen Propaganda für die deutschen Mittel¬
gebirge soll entsprechendes literarisches Material geliefert werden. Die von
der Mannheimer Handelskammer angeregte neue Verbindung mit Belgien
über Ludwigshafen—Neustadt—Kaiserslautern — Kusel — Hermeskeil—Brüssel
findet allseitigen Beifall.
Der Verband fcergischer Verkehrs-Vereine
hielt am 26. Juli in Hilden seine diesjährige Hauptversammlung ab. Den Vor¬
sitz führte Kaufmann Wilhelm Schlösser-Elherfeld, der in seinen Begrüßungs¬
worten betonte, daß das Bestreben des Verbandes und der ihm angeschlossenen
Vereine darauf gerichtet sei, aus dem Aschenbrödel, als welches das Bergische
Land lange Zeit im Fremdenverkehr gegolten habe, ein begehrtes, umworbenes
schönes Kind zu machen. In einem eingehenden Jahresbericht entrollte der
Schriftführer des Verbandes, Redakteur Karl Sir-Elberfeld, ein Bild über die
vielseitige und lebhafte Tätigkeit des Verbandes im vergangenen Jahre. Für
eine illustrierte Propagandaschrift über das Bergische Land, die unentgeltlich
verteilt werden soll, wurden bis zu 500 Mark bewilligt. Geplant ist ferner
für das kommende Frühjahr eine Sondernummer der Zeitschrift Deutsch¬
land „Bergisch Land“. Die einzelnen Vereine sollen für weitere Mittel
hierfür angegangen werden. Di^ Herausgabe eines Plakates mit mar¬
kanten Bildern aus dem Bergischen Lande soll erst nach Beendigung
des vom Bunde deutscher Verkehrs-Vereine ausgeschriebenen Wettbewerbs
zur Erlangung künstlerischer und charakteristischer Bilder für alle Gegenden
Deutschlands verwirklicht werden. Einmütig sprach sich die Versammlung
für die Förderung der nunmehr im Jahre 1917 stattfindenden Bergischen
Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Elberfeld aus und stellte dafür einst¬
weilen 300 Mark bereit. Die Kasse des Verbandes, dem 40 Gemeinden und
Korporationen angehören, schloß mit einem Überschuß von 2582,97 Mark
ab. Als Ort der nächstjährigen Versammlung wurde Velbert bestimmt.
1
Bücherschau
„Das Waldenburger Bergland“ betitelt sich ein Büchlein,
das vom Verkehrs-Verband für das Waldenburger Bergland herausgegeben
wDrden ist und ln packenden Schilderungen die Vorzüge dieses hochroman¬
tischen schlesischen Gebirges als Reiseziel preist. In dieser geschmackvoll
ausgestatteten Werbeschrift — geschmückt mit zahlreichen reizenden Land¬
schafts- und Städtebildern — hat der Verkehrs-Verband ein sehr brauchbares
Buch geschaffen, das durch seine Gliederung, seine Übersichtlichkeit sowie
durch trefflichen Inhalt in hohem Maße geeignet ist, das schöne noch viel zu
wenig bereiste Waldenburger Gebirge immer mehr bekanntzumachen und ihm
viele neue FreundeSzuzuführen. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich durch
das Internationale öffentliche Verkehrs-Bureau in Berlin, Unter den Linden 14.
Die Wochenschrift des Internationalen Hotel¬
besitzervereins hat mit ihrer ersten Julinummer den von der Nürn¬
berger Generalversammlung genehmigten neuen Titel ..Das Hotel“ an¬
genommen. Wie die Redaktion selbst mitteilt, sprach zugunsten der neuen
Bezeichnung, daß sie durchaus erschöpfend und dabei doch kurz und lapidar
Werbe-Druckschriften
wie illustrierte Führer, Prospekte, Plakate u. s. w., liefert in wirkungsvoller Russtattung die
DÜSSELDORFER VERLRQSRMSTRLT, Rkt.-Qes.;
420
DEUTSCHLAND ®ee e <jwMüee o cees8 se e eGooocst^ Nr. 8
>* 1 ^ kflum 4!inc atvJ«rc »iA% gutmi vo?^ der Z«»txthfiri lirhanich« FacK- «nci
Berufsgch)«^ uftUr tUf vtnett Jic ZcilscKrift
<ltn ailcn Uini zu bfeiiaen 1*04 *)^*'« W«cnwrt unverändert ?u «rhallen.
Sie w»li auch weiierKin rin iachfoufnAlUtischcr PürtprecKer, Vertretef und
WrEVk-eiser des modernen sein-
Ein f u 4 514C h« rPöik rer d« rt b Fra nk f« ft am Main
und die umhegenden Badeorrte i\\ tum f^ewe vpn I Mark.l»ej Artur Meyerowiii*
Berlin, ervKienen: Der Fttbre» teicKnet sich nicirt nur durch gediegenen
l/ihab. «omiern vor afleiti. >«?K durdpj vornehrne Au^tatlung und pfächtige»
Bildermatecial au«;, er keru> Jur njan<hen d»?«t^l<rjs pöhfei Vorbild ««a»
Ein Führer du^tf h Bonn i*t vOfl» SiadMach«! Vt^kehfabureau
datfibst lüfMutgcgeben >v<>nierw & f>bt eine güle Übwwbt öber die G<^KlMch^«
det Stadt wod untcrnchiei danA k;fwrppv aW auai^e^k^nei über Bontrt
SehenswUrdigkinien. reidTe EildjA^eria) g4>l eme vort/dfibebe An¬
schauung V3n der malefischen Eigentumbdhbeit dw wb^en «bcA RhemsJt^dt,
„Wu rtti^ mKt r g und Ho b ent olje /n*' neinor akh rin von dtf
WürittmbcfgiscIvHohenxollerü^hcü Vewn^udg iüf Frcmdeiwerkchr Öitt
tn Stuttgart) Kemjagev^'bene/ «Kmuriiff Reiiebegledcf. Das mit ptächtignn
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iiiveflä;»$>5t?< .ÄjfigÄbeCT w »irtithcbe dem Vcfband angescKlo&scwn BadcArle
und SwiTrAveffrtTi:heA der Provinz «ntyit. Die Vtelen, nach künstletisohem
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g u n g der Ba^d i s i,b« n S c h wa r z >v a Id ba h n*' rrcnnl ein
hobarKcJ. vo«n Kur* tind VcfkeKfiMrefein Konstant WauJi-jegebenes Kur?.^
büchleitf, fri»t ftr«« am KhneJbten und rn^lichu d*?eki von ß<.f lmv
Hiwnlnirg:* B.rtinien. Königfbergi vom Rheiuldtid Wr. Vt>o MÄgdebmg, Leir<?ie»
Dresden ysw , ytm Eogiftad, HuiUini» VOA Par« uiv»-. nach ih'in
Schvcatiwaldr an dem ilr5*j<!rrt!W<". nach Ko^^U■fvt und zurück^ Dier alles in*
wmnwnruRuchi^ t>ct3arf ti, bekannt lieh »tdhs^i (Ur denjenigen.; dii:f sich »n fbrn
Kutsbüehi^ äurtichtzrdindeiy weiB, Wacä fpfinlithen SUidiurns. bn octivn
XonsUnzer Kirrsbti/ddein limfel fi d^c* s^rinstjcsten Strecken und *«:h 3 ?tci|»trn
Züge mit ihren An«Hla»sm ührfsKfvtb.cl» ruiammengestcUl. Der BtTFnrf p.. B.
nicht mchi nur auf den cr^rfen'Bliebv^nf tvelchem B^fjühof und m wylehc^L ZiiC
er elnjfiwtrigen hai, sonderp er wei0 auch gfeid*. oh dic»t?f I. hv» KFn.W
auf wricheo Strecken nwf l . und 2^ und wir weit dfv difjfc|!rVt ^3t'4etPi 4^*
Syeisc- und Schlafwitgen lactlm. die AnacKlüsae lie^n und «n welchen
Nreiaimgsatatlonen tnngeslicfscn wtfiden muß* Für iedert eiAzeipeTi ZtBR »t
all« di« in b«oadrfen Ssieiwtkwngen deutlich ange^gehen^ einscKtteÖhcK
Fahrwilt und Preis, js^cia urüer auf die betreffenden Seiten dei Sei^s*
kursbuches. Ein irbmic^^tl^h« Sirecken- und Siationcnverceichnb mit Rauten*
karte cfleichtert die Benutzung di«*« originellen Kufshüchlona, in dtm «ine
gjnße Arbeit stecki utid da» «riniutglcichen noch iticKt haben dürficL D*» ßtich*
Icin isl erhäbiieh im Verkehfshufeau Konstanz.
Geschäftliches
Der Flügel «l» ideale» H^t^srnatru ment. Wenn im
Konzeftiml die gewalligen Klänge ein« SteinwAy^KonrerTlIöfeliH 'non Skater-“
lamd verfÄ^ischv dad iwd die H<^en nöch im Banne fenet befütkenden
Toowifbiftgen., die Kttnst^lJe verlassen;, so wird mancher Musikffeund, der
di« erhÄbenäer? Momente iin Gmte noch «Rmal durchlebt, mit diesem Emp-
bndfn tcin Bedatiem vmü«,n»^ d^ e» ihm nicht möglich i«> in imnea Wohn-
i-äMmen (eitmn »v>fch<A gföften Stefftw^y-OrtheatarfitigeJ äufzuisteUcn. dessen
vollendete Jjwiiicbe <}«*hta)ett Bewtmdcrung und Erstaunen bei ihm beryot*
riefen* Und doch i%t dem Kiavicrlrcunde di« Möglichkeit gegeben, die vollen
Kliinge dw Konzerisaal« tm eigmen Heim m ihrer urrprüngltchen kiTsiallcnen
KUrheit «mi edtw Eiebhchkirtt wieder fT«ieb«n jfw lassen durch die von der
btrüh<Tiiert fhü« 5t«lnw»y & geh^iatcn Idcnwn sog* Stutzflügei. Die
m der Web jemzig däsf#h«:t7d« geniale Kort»ttvktion, yereinigi mll einer von
den afhpvmemcn Methoden d«* KU^Cfhaijt;» «n vielen Dingen abweichenden,
ilber^is ädtgfähigen Hrr%tvlUugsw?ise^.gihi d«ni W*thh«t|»e der Klavieripduttrie
die Mittel an diaHand^ auch ihren StüizniigiAnTri Längi^ vort l<80 und l,8S m
den brzaubernden W'^lkUng zti v«rlcihfi>> den di« Musikweh beute at» den
Tw) der höthsten VoDemfishg kerw^ und al* Sietnway^Ton eWakUrrtiert.
pc ist telbiJtvexitiKndliüht daß die Topfülte der StuteHögtl nicht «rt ietie der
großen Kontert^ und OrcKestefflügel jheniorctciiCft kann. Da* i^ber ist fW das
cifettf ÜBrn Ä<örh gar nicht nötig* W'/dil Abeir iSxid dkTonqUalitSteA ein« ,,Stein-
way‘*vom kfeh»lefl ^anhVö bis züm RteiemllMiSef dur^iÄus gleichwertig. Hierin
liegt def Srijvvefpütifct def Siciavvay$c.hejn KIavIcrkuo».l. Hieriti wt aber auch
d«f Gruwl ä\}. finden for die itmfastertde Verhrer-tuiMt. für die in »«-bem Wachten
birgWIlünit und Beltebd^ der Slejnw«y*Kbtvlerei So bietet
si^h der Sternways^StuiTffh^ difn müsikliebenden Familienkretaen dUf «U
das uniih^rtröffeWv jjdeKte Erihei^i» seiner dos m teerten «chUolten,
A‘nschmitf^ndcf\ Pocinvm ifi mittleren Wohix/Kurneri .AufstePung finden
kann Ün4 Tq?H<;|\ot<c \a itfich birj^. diö zu htbeo einen tmvi^ifKlec'richen imd
OAver^ahttbeben nrnvilrahschett Genuß liedcutct- FiJrwabf, da» ideal« In*
SlrumenT jedes Uäulen Helms, in dem die hidrk PrJiv? Mrtsika Verehrung findet,
Intcre&seoten i^dvalteTi DruckschTiften vipd nalvjre Aüfklarutigcn unvafbindfieh
üi?d fcusU'nlos durch dir. deuiscKe Zentral« Steinway & Sonst Hambpff Vl,
Schluß de» fedAktioaeßc« Teib. .'
m . . . mi i ii i .^ i n ii t i i.< p ■ ii wj i m iii
SchnfiteÜjpf ‘Mfiö vcrantwojltic.h für HäA Frt« d f. C o 51 «tl«
in Dusscidorf? hir den wirtecharftikhön mrd Amlllchi^o TviJ ü«r ftimdaa-
naicht irhien? jö^efSchumachor, Geschäfisrührer des Bimde» D^itscher
vrerkebfKveraine ln Leipzig r für den Anzeigenteil :Brun<iKoTh
d4»ff. Druck u. Verlag der Düsseldorfer Ver togs-AnstQfl Akfc^^O««*
♦ W,. GirAtdciL Düsseldorf. Berliner Redekilonibureou urvd
Gesc’HHftsst eile: Verlag W.GirAfdet, Berlin NW,7,UnrteCdenLinden5Qa-
Zntr\ Abdruck bestimmte Beitrage wolle man nhno .weirere Äfufabon
richten c An die Fedakriori der »Deutschland*', nüsseldöiE l^ostfocn 444
Steckenpferd-
Lilienmilch'Seife
för zarte weisse Haut
und hiendend sdionenTmt
Rodium-
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E. V. StJidl. «riiRiitvTJ
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luitl KUiücrkrnnkbdftOfi.
Kreuznocli
BtdUohii, 4at &»fzi«v»rctflt aaä Fro^ptgta üarei
—^--——'— il» SorviJVtltMa.---
ffir Mse und ErholungsbedOrttlie.
Da« K;»axe Jmhr ^eUfTnet.
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Dr. med. StAahly.
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Nr. 9
Düsseldorf • September-Ausgabe 1913 IV. Jahrg.
Das tausendjährige Cassel.
Von Richard Spangenberg.
In diesem Jahr der Erinnerung an eine große Zeit, die auch
in Cassels Vergangenheit hinüberspielt, begeht die Residenz
an der Fulda festlich das Gedächtnis ihres tausendjährigen
Bestehens. Eng verbunden mit den Geschicken des
deutschen Vaterlandes ist das Werden und Wachsen der Fulda-
Metropole, die sechs Jahrhunderte hindurch die Hauptstadt
eines zwar kleinen, aber wichtigen Staatengliedes des Reiches
gewesen ist. Früh schon sehen wir die Chatten, die sich später
Hessen nannten, in die vaterländische Geschichte eingreifen,
indem sie an der Seite Hermanns des Befreiers die Legionen des
Varus vernichten halfen. Am Widerstand der Chatten, deren
kriegerische Tugenden Tacitus nicht genug zu rühmen weiß,
brach sich die Macht der Cäsaren, die in chattischem Gebiet
nie festen Fuß zu fassen vermochten. Daher ist denn die aus
sprachlichen Anklängen gefolgerte Vermutung, daß ein römisches
Kastell den Ursprung von Cassel gebildet habe, zu den ge¬
schichtlichen Legenden zu verweisen. Vielmehr erhob sich vor
tausend Jahren an der Stelle des heutigen Justizpalastes ein
Konradinischer Königshof, dessen Name Chassala sich von dem
niedersächsischen Lehnwort Chassal ableitet, was soviel wie
steinernes Haus, Burgsitz bedeutet.
Um diese Fürstenburg kristallisierten sich weitere An¬
siedlungen, und es entstand eine Ortschaft, deren Stadtrechte
zuerst im vierten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts erwähnt
werden. Damals stand Hessen unter der Herrschaft des thü¬
ringischen Landgrafen, und Cassel war zu jener Zeit ein kleines,
unbedeutendes Landstädtchen. Dies änderte sich indessen,
als nach dem Erlöschen des Mannesstammes des thüringischen
Fürstenhauses ein Enkel der heiligen Elisabeth, Heinrich I.,
das ,,Kind von Brabant“, als erster hessischer Landgraf die
Stadt zu seiner Residenz erkor. Hinfort wurde Cassel der Sitz
eines begabten, kunstliebenden Fürstengeschlechtes, das sich
mit Liebe und Verständnis die Erweiterung und Verschönerung
seiner Hauptstadt angelegen sein ließ. Der ursprünglichen Alt¬
stadt gliederten sich im 13. und 14. Jahrhundert die ,,Freiheit“
und die rechts der Fulda gelegene „Neustadt“, spätere ,,Unter¬
neustadt“, an. Früh schon waren die hessischen Fürsten auf
den Schutz ihrer Hauptstadt durch starke Mauern bedacht.
Jene großzügigen Befestigungen, die Cassel im Dreißigjährigen
Krieg den Ruf einer uneinnehmbaren Festung einbrachten,
verdanken ihren Ursprung Philipp dem Großmütigen, jenem
tatkräftigsten und staatsmännisch hervorragendsten der
hessischen Landgrafen, der als Vorkämpfer der Reformation
Cassel zu einem der Ausgangspunkte dieser gewaltigen Geistes¬
bewegung machte.
Unter seinen Nachfolgern glänzt der Name Moritz des
Gelehrten. Der von den Zeitgenossen als ein zweiter Perikies
gefeierte Fürst erhob Cassel zu einer Pflanzstätte von Kunst und
Wissenschaft, bis der mit dem Hessischen Erbstreit verflochtene
große Glaubenskrieg gleich einer Katastrophe über das Land
hereinbrach. Wohl betrat keines Feindes Fuß die Hauptstadt,
aber Cassel wurde gleichwohl wirtschaftlich und kulturell
schwer geschädigt. Indessen erstand es gleich dem Phönix
aus der Asche wenige Jahrzehnte später unter dem Landgrafen
Karl zu schönster Blüte. Von allen hessischen Regenten, mit
deren Geschichte die der Stadt untrennbar verknüpft ist,
hat Cassel diesem Landgrafen am meisten zu verdanken. Auf
Schritt und Tritt begegnet man noch heute den Spuren seiner
rastlosen Tätigkeit. Er schuf einen neuen, wegen seiner regel¬
mäßigen Anlage bemerkenswerten Stadtteil, die Oberneustadt,
in der er den flüchtigen Hugenotten ein Asyl bot. Seine beiden
Großtaten sind die Schöpfung der berühmten Parkanlagen,
jener Wunderwerke der mit der Architektur vermählten Garten¬
baukunst, die als Karlsaue und Wilhelmshöhe weltbekannt sind.
In diesen Parks besitzt Ca sei sicherlich Sehenswürdigkeiten
einzig dastehender Art.
Die Karlsaue birgt das Marmorbad mit den bewunderungs¬
würdigen Plastiken Monnota sowie das zieratreiche Orangerie¬
schloß, das im Jubeljahr einer in den Rahmen der tausend¬
jährigen Erinnerungsfeier einbezogenen deutschen Kunstaus¬
stellung als Stätte dient. Von der Wilhelmshöhe schaut
das den Gipfel krönende Oktogon - Riesenschloß mit der
kupfernen Herkulesstatue als ein charakteristisches Wahrzeichen
in die Lande. Auf halber Höhe des Berges, im Laubgrün ver¬
steckt, träumt die Löwenburg vom Glanz versunkener Ritter¬
herrlichkeit. Im Vordergründe winkt das säulengeschmückte
imposante Schloß, die Sommerresidenz unseres Kaiserpaares,
geschichtlich bedeutsam, weil dort der dritte Napoleon als Ge¬
fangener den Zusammenbruch seiner Kaiserherrlichkeit ver¬
winden mußte. Auf schimmernden Seen schweben lautlos die
weißen Schwäne dahin. Seltsame ausländische Laubarten
heben sich wirksam von üppigen heimischen Baumgruppen ab.
Wundervoll wirken in diesem zauberhaft schönen Rahmen
die genial angelegten Wasserkünste. In der Wilhelmshöhe
hat sich Landgraf Karl, unter dessen Nachfolgern sich
namentlich Friedrich II. und Kurfürst Wilhelm I. die Aus¬
gestaltung der Anlagen angelegen sein ließen, ein unver¬
gängliches Denkmal gesetzt.
Schwer zu leiden hatte Cassel während des Siebenjährigen
Krieges, in dem sich seine Befestigungen der neuzeitlichen
422 DEUTSCHLAND m
Nr. 9
Kriegskunst nicht mehr gewachsen zeigten. Damals sah Hessen-
Cassel, das treu zu Friedrich dem Großen hielt, oft die Franzosen
als ungebetene Gäste. Neuen Glanz gewann die Stadt unter
Friedrich II., der die Festungswerke schleifen ließ und seine
Residenz verschönerte und erweiterte. Das angehende 19. Jahr¬
hundert brachte der Landeshauptstadt die Freude der Erhebung
des Landgrafen Wilhelms IX. zur Kurfürstenwürde, ein Ereignis,
welchem allerdings
wenige Jahre später
dieVertreibung der
hessischen Fürsten
durch den Korsen
folgte. Aus der kur¬
fürstlichen Resi¬
denz wurde nun
die Hauptstadt des
Königreichs West¬
falen — eine an
tragischen wie an
heiteren Zwischen¬
fällen reiche Epi¬
sode, welche im
Jahre 1813 mit der
Verjagung Jeromes
durch Tschnerni-
scheffs Kosaken
endete. Im Jahre
1866 verlor Hessen
seine Jahrhunderte
behauptete Selb¬
ständigkeit; Cassel
wurde die Haupt¬
stadt der preu¬
ßischen Provinz
Hessen-Nassau.
Die preußische
Verwaltung ist stets
bemüht gewesen,
das überkommene
reiche Kulturerbe
aus der hessischen
Zeit zu erhalten
und zu mehren
und zugleich die
wirtschaftlicheEnt-
wicklung Cassels
zu fördern. Heute
ist Cassel zu einer
modernen, leb¬
haften Großstadt
von 155 000 Ein¬
wohnern herange¬
wachsen, und wenn
es jetzt sein Jubi¬
läum feiert, so darf
es stolz auf eine
aufwärtsführende
1000 jährige Ent¬
wicklung zurück¬
blicken. Dank der Vorzüge seiner Lage und Anlage
hat Cassel auch unter den^ neuzeitlichen^ Verhältnissen
den vornehmen Charakter beibehalten, der ihm aus seiner
Vergangenheit als landgräfliche und kurfürstliche Residenz
anhaftet; besondere Pflege läßt man den künstlerischen und
wissenschaftlichen Sammlungen angedeihen.
Unter den von den hessischen Fürsten gesammelten Kunst¬
schätzen beansprucht die Gemäldegalerie an der Schönen Aus¬
sicht den ersten Rang. In ihren Originalen der flämischen und
niederländischen Schule, ihren Gemälden von Rembrandt,
Franz Hals, Rubens und van Dyk besitzt sie wahre Kleinodien
der Malerei. Ein würdiges Gegenstück dazu stellen die Samm¬
lungen des Museums Fridericianum dar, die in das neuerbaute
hessische Landesmuseum übergeführt worden sind. Besonders
aber bilden die Plastiken aus der griechisch-römischen Zeit,
darunter Originale von unschätzbarem Wert, den Stolz des
neuen Museums,
das übrigens auch
dem Kunstgewerbe
als Ausstellungs¬
mittelpunkt dienen
soll. — Kunstge¬
werbliche Museen
bilden gleichsam
die beiden König¬
lichen Palais am
Friedrichsplatz,die
an Pracht und
Prunk der Innen¬
ausstattung mitVer-
sailles wetteifern.
Altersehrwürdige
Handschriften und
Drucke— darunter
Bruchstücke des
Hildebrandliedes —
weist die Landes¬
bibliothek auf, die
in neuerer Zeit
in der städtischen
Murhardbibliothek
im Hanaupark eine
Ergänzung gefunden
hat. Für das auf
eine ruhmreiche
Geschichte zurück¬
schauende Hof¬
theater, an dem
einst Louis Spohr
als Kapellmeister
wirkte, wurde 1909
nach den Karst-
schen Entwürfen
ein prächtiges neues
Heim am Fried¬
richsplatz erbaut.
DieKunstakademie
die einst die Namen
eines Nahl und
Tischbein zu den
ihren zählte, hat in
der Menzelstraße
eine neue würdige
Stätte erhalten. Vor
wenigen Jahren
wurde in derKönig-
straße, nach den
Plänen des Archi¬
tekten Roth, das neue Rathaus errichtet als machtvolles Zeugnis
des erstarkten Bürgertums.
Die malerische Altstadt Cassels hat ihre ursprüngliche
Eigenart in einer Einheitlichkeit gewahrt, wie man sie nur in
wenigen Städten findet. Dort blüht die Poesie des stillen Winkels;
in den engen Gäßchen und den gekrümmten Straßenzügen
offenbart sich manche Schönheit der mittelalterlichen Bau¬
weise, manch stolzes Patrizierhaus erinnert an die große Zeit
der Renaissance. Demgegenüber zeigen die neueren Stadtteile
Cassel: Blick auf Wilhelmshöhe (Hofphot. Eberth, Cassel)
Cassel: Schöne Aussicht (Hofphot. Eberth, (3assel)
Nr.Q DEUTSCHLAND
423
mit ihren breiten Straßen, den baumbepflanzten Promenaden,
den mit Schmuckanlagen und Denkmälern gezierten Plätzen
ein erfreuliches Bild moderner deutscher Städtekultur. Nament¬
lich nach dem Westen hin hat sich die Stadt in den letzten Jahr¬
zehnten ausgedehnt, und das dort entstandene Hohenzollern-
viertel mit seinen
Villenstraßen zeigt
die Vorzüge der
heutigenStädtebau-
kunst mit ihrer un¬
gehemmten Luft-
und Lichtzufuhr.
In dem Florapark
ist die neue Stadt-
und Kongreßhalle
erbaut worden,deren
Einrichtungen da¬
von zeugen, daß
die Stadtverwaltung
in großzügigerWeise
den Großstadtbe¬
dürfnissen Cassels
gerecht zu werden
sucht.
Außer seinen
oben geschilderten
alten Parkanlagen
besitzt Cassel be¬
kanntlich eineReihe
schöner moderner
Grünplätze, dar¬
unter den Schön-
fei der Park, welcher
in jüngster Zeit
zu einer ungemein
reizvollen Schöp¬
fung neuzeitlicher
Gartenbaukunst ge¬
staltet worden ist.
Weiter sind das
, ,Tannen Wäldchen* *
und der Aschrott¬
park als angenehme
Erholungsorte her¬
vorzuheben.
Cassel rüstet
sich, sein tausend¬
jähriges Bestehen
festlich zu begehen.
Die Hauptfesttage
sind auf den 27. bis
29. September ge¬
legt. Indessen haben
das bedeutsame Er¬
eignis durch die
Deutsche Kunst¬
ausstellung und die Einweihung des Landesmuseums seine
Schatten vorausgeworfen. Ebenso werden die im Juli und August
erfolgten 100 jährigen Gründungsfeste der ehemals kurhessischen
Regimenter in die Veranstaltungen eingerechnet. Man hat
darauf Bedacht genommen, das Festprogramm in einem vor¬
nehmen, künstle¬
rischen und zugleich
y volkstümlichenRah-
men zu halten.Einen
besonderen Reiz
wird das geplante
hessische Heimat¬
fest ausüben, bei dem
jene malerischen
Volkstrachten zur
Geltung kommen
sollten, die sich
in vielen Teilen
Hessens noch immer
behaupten und so¬
viel Poesie über
Land undLeute aus¬
strahlen. Im Mittel¬
punkte des Festes
werden die Fest¬
spiel-Aufführungen
und der große hi¬
storische Festzug
stehen, der be¬
sonders das kultur¬
geschichtliche Mo¬
ment betont. Im
farbigen Abglanz,
in prächtigen male¬
rischen Bildern wird
sichCassels reichbe¬
wegte Geschichte
hierbei abspie¬
geln. Vom Zau¬
ber tausendjähriger
Erinnerung um¬
woben, von der
Sonne der Fest¬
freude umstrahlt,
wird die Residenz¬
stadt Cassel in
denSeptembertage n
Feierschmuck an-
legen,und die schöne
Stadt an der Fulda,
ohnehin schon von
Kunst und Natur
so reich begünstigt,
wird imGlanze ihres
Jubiläums doppelt
reizvoll erscheinen.
Gissel: Friedenskirche (Hofphot. Ebcrth, Ousel)
Das neue hessische Landesmuseum in Cassel.
Von Paul Heidelbach.
Trotzdem sie erst in der zweiten Hälfte des September Kunstausstellung, die ein nahezu lückenloses Bild des
ihr tausendjähriges Bestehen feiern wird, sind der alten kur- zeitgenössischen Kunstschaffens bot, mußte leider schon
hessischen Residenz Cassel schon jetzt wertvolle Geburtstags- am 1. September ihre Tore schließen, weil die alten
gaben geworden. Die in den Räumen des heiteren Barock- Orangen-, Myrten- und Lorbeerbäume durchaus nicht
Schlößchens der Casseler Orangerie veranstaltete Deutsche mehr im Freien stehen wollten. Emen zweiten Auftakt
424 DEUTSCHLAND Nr. 9
zu den kommenden Festtagen und ein Angebinde von dauern¬
dem Gewinn stellt die am 23. August erfolgte Weihe des
hessi-schen Landesmuseums dar, das den unzählbaren
Casseler Kunstsammlungen endlich eine ihrer würdige
Unterkunft bietet.
Das hessische Landesmuseum also ist, trotz der zahlreichen
Neuerwerbungen der letzten Jahre, keineswegs eine Neu¬
gründung. Es bildet die Fortsetzung und Weiterentwicklung
des 1779 von Landgraf Friedrich II., dem verdienstvollen
Förderer von Kunst und Wissenschaft in hessischen Landen,
begründeten Museum Fridericianum, das seinerseits wieder
auf dem von seinen Vorfahren in der Renaissancezeit er¬
richteten Raritätenkabinett fußte. In der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts, der Blütezeit der großen fürstlichen Kunst-
und Wunderkammern Deutschlands, betätigte sich Sammel¬
lust und Kunstliebhaberei wie an andern so auch am hessischen
Hofe. Man sammelte nicht nur kostbare Gefäße in Halbedel¬
stein, die von jeher die fürstlichen Schatzkammern zierten,
sei es im Auftrag des Landesherrn geschaffen oder als Geschenke
eines befreundeten Hofes gewonnen, sondern auch allerhand
Kuriositäten und schwer erreichbare Dinge, wie ja diese Zeit
voll der sonderlichsten Schrullen und Grillen war. Neben der
falschen Kunst und Wissenschaft ging aber auch die echte
einher, und gerade der Casseler Hof bezeugte den hohen wissen¬
schaftlichen Wert, den seine Bestrebungen auf diesem Gebiete
hatten. War doch Landgraf Wilhelm der Weise, der älteste
Sohn des 1567 verstorbenen Philipp des Großmütigen, nächst
Tycho Brahe, den er an seinen Hof berief, der bedeutendste
Astronom seiner Zeit. Einen großen Teil seiner Zeit verbrachte
er auf seiner Sternwarte — der ersten der Welt seit der Be¬
gründung der modernen Astronomie durch Kopernikus — ,
und an den nicht minder berühmten Schweizer Jobst Burgi,
den Erfinder des Proportionalzirkels und des Triangular-
instruments, der gleichfalls gemeinsam mit Wilhelm dem
Weisen astronomische und mathematische Studien von höchster
wissenschaftlicher Bedeutung betrieb und gleichzeitig Hof¬
uhrmacher des Landgrafen war, erinnert noch heute manch
kostbares Stück der Casseler Sammlungen. Eine starke Be¬
reicherung nach der wissenschaftlichen Seite hin erfuhren sie
auch unter Landgraf Karl, der selbst mit Vorliebe naturwissen¬
schaftlichen Arbeiten oblag und u. a. auch Dionys Papin — den
Erfinder der Dampfmaschine — nach Cassel rief, wie denn
überhaupt drei Jahrhunderte hindurch die Landgrafen zu
Hessen an der Entwicklung der exakten Wissenschaften rühm¬
lichen Anteil gehabt haben.
So sammelten sich seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche
naturwissenschaftlich wertvolle Instrumente im Besitz der
hessischen Fürsten, die neben ihrem Kunstwert Zeugnis gaben
von menschlichem Scharfsinn und menschlicher Geschicklich¬
keit. Daneben füllte sich ihre Kunstkammer mit seltsamen
Mineralien, Abnormitäten, geschnittenen Steinen, kostbarem
Gold- und Silberschmuck, Schnitzereien aus Bernstein und
Elfenbein, die namentlich im 18. Jahrhundert zu der beliebtesten
Kleinplastik an Fürstenhöfen gehörten. Hinzu kamen Ge¬
schenke, die den Landgrafen vom päpstlichen Stuhle zu Rom
wurden, kostbare Waffenbeute, in Wachs bossierte Porträts,
Keramik, ausgestopfte Tiere, musikalische Instrumente — alles
Dinge, wie sie auch in den übrigen fürstlichen Raritäten¬
kabinetten der Zeit anzutreffen waren. Da bedeutete die Errich¬
tung eines modernen Museums, das Friedrich II. durch seinen
Baumeister Du Ry am Friedrichsplatz als eines der ersten
deutschen Museen errichten ließ, eine Tat. Wie das 1753
eröffnete britische Museum, eine Schöpfung der englischen
Nation, wurde es von Anfang an der Öffentlichkeit freigegeben.
Und was hatten die Casselaner in dem stolzen Monumentalbau
alles neu zu sehen! Da war vor allem die von Friedrich an¬
gelegte Sammlung antiker Skulpturen und Bronzen, die noch
heute dem Museum seinen Rang sichert, und alles, was von dem
unzählbaren Silberschatz der fürstlichen Schatzkammer an
Goldschmiedearbeiten des 16. bis 18. Jahrhunderts noch vor¬
handen war. Von weither kam man gereist, um all die neuen
Kostbarkeiten anzustaunen, und Fürst wie Stadt freuten sich
der neuen Schöpfung. Leider sollte sie nicht im Sinne des
Stifters fortgesetzt werden. Sein Sohn, Kurfürst Wilhelm I.,
Nr. Q
1=1 DEUTSCHLAND
425
war zwar der Bankier Europas, sein gewaltiges Vermögen griff
dieser sonst recht knickrige Herr aber nur an, um seiner weit¬
gehenden Baulust zu fröhnen, die freilich der nach ihm be¬
nannten Wilhelmshöhe Weltruhm sicherte, das Bestehende
aber und mit ihm das Casseler Museum verkümmern ließ.
Vollends zugesetzt wurde diesen Kunstschätzen während der
napoleonischen Fremdherrschaft, die ja auch in andern Ländern
eifrig beflissen war, möglichst viel geraubtes Kunstgut in Paris
aufzustapeln. Wie vorurteilslos man in dieser Zeit war, zeigt
ein Besuch Lätitias, der Mutter Napoleons und Jeromes, im
Casseler Museum, das schon vorher fast all seiner wertvollen
Gemmen beraubt worden war. Ihr Benjamin, König „Lustik“,
führte sie eines Tages durch die Räume des Museums, und
als sie angesichts der hier aufgestellten Schätze in die Worte
ausbrach: „Hier muß man stehlen!“, ergriff Jerome eine in
Silber gefaßte Achatdose und überreichte sie galant der „Madame
Mere“. Und bei dieser Achatdose blieb es nicht. Die letzten
hessischen Fürsten sicherten dann freilich den Bestand des
Museums, legten aber dessen öffentliche Benutzung in höchst
beengende Schranken. Eine Neubelebung des Museums¬
gedankens brachte dann auch für Hessen erst die Zeit nach der
Begründung des Deutschen Reiches. Aber erst den jahre¬
langen Bemühungen
des Museumsdirek¬
tors Dr. Boehlau ge¬
lang es, einen Ersatz
für das längst unzu¬
länglich gewordene
alte Museum zu er¬
wirken, das zudem
noch einen erheb¬
lichen Teil seiner
Räume mit der um¬
fangreichen Landes¬
bibliothek zu teilen
hatte.
Jetzt steht der
Bau nach fast drei¬
jähriger Bauzeit fertig
da, ein Werk des be¬
kannten Münchener
Architekten Prof. Dr.
Th. Fischer, geför¬
dert vom Deutschen
Kaiser, der Kultus¬
verwaltung, der Stadt Cassel, die den Grund und Boden und
ihre Sammlungen hergab und einen erheblichen jährlichen
Zuschuß leistet, gefördert auch von privaten Stiftern, und
außer der städtischen Sammlung um diejenige der Gewerbehalle
und des hessischen Geschichtsvereins bereichert.
Der Bau selbst trägt ein durchaus eigenes, durch seine
Bestimmung gegebenes Gepräge, wenn auch hessische Bau¬
denkmäler der Spätrenaissance anregend gewirkt haben mögen.
Mit Rücksicht auf die bei Museumsbauten hochwichtige Licht¬
quellenfrage ging der Erbauer auf das Breitfenster zurück, das
fast durchweg angewandt wurde. Lediglich der Ehrensaal im
Obergeschoß erhielt barocke Palastfenster. Der neue Bau
steht am Wilhelmshöher Platz, der die zur kaiserlichen Sommer¬
residenz führende Wilhelmshöhcr Allee mit der Hauptstraße
Cassels, der Königsstraße, verbindet, die durch den kräftig
aufstrebenden Mittelturm des Museums fortab in bedeutsamer
Weise abgeschlossen und beherrscht wird. Der Grundriß des
Gebäudes zeigt zwei durch eine Basilika miteinander verbundene
Seitenflügel, und eine äußerst geschickte Raumausnutzung hat
es ermöglicht, daß der Besucher alle Räume passieren muß,
um dann wieder zur Basilika zurückzukehren. Diese enthält
die kostbare Antikensammlung und erhielt gleich dem Kirchen¬
raum und der Ehrenhalle einen besonders feierlichen Charakter.
Die übrigen Räume sind durchweg kleiner, zeitlos gehalten
und weisen höchstens durch dezente Schablonenmalerei an den
Wänden auf ihren Inhalt hin. Stimmungsvoll ist die in ge¬
dämpftem Licht gehaltene Vorhalle, die mit zwei überlebens¬
großen, vom Kultusministerium geschenkten Sandsteinfiguren
von Klimsch geziert ist und durch eine niedere Tonne in den
Antikensaal führt, dessen Architektur in geradezu grandioser
Weise mit den darin aufgestellten Statuen, Büsten und Reliefs
in Einklang gebracht ist.
Ihm schließt sich der Raum für antike Kleinkunst an; die
weiteren Zimmer enthalten die mathematischen, physikalischen
und astronomischen Instrumente; so zeigt die Ehrenkammer
allerhand Kuriositäten, wie etwa die Augsburger Prunkuhr
von 1696 mit beweglichen Figuren in silbernem Gehäuse, an
Ketten hängende Kugeluhren, durch ihre eigene Schwere in
Gang gehalten, ein Perpetuum mobile, eine Pallasfigur, die
auf der Brust eine Uhr trägt, deren Wecker durch Abfeuern
der Pistole in der ausgestreckten Rechte der Göttin ein Licht
anzündet usw. Technisch wie künstlerisch außerordentlich
bedeutend ist die Sammlung von Tisch- und Taschenuhren
des 16. bis 18. Jahrhunderts, ,,Nürnberger Eiern“, Sonnen¬
uhren aller Typen und die große astronomische Uhr, die
nach Berechnungen
Wilhelms des Weisen
angefertigt wurde.
Himmelsgloben aus
getriebenem Silber
mit eigenartigenMon-
tierungen finden sich
im Wilhelmszimmer,
das auch noch die
mathematischen Be¬
stecke des Fürsten
zeigt. Weiter sehen
wir Luftpumpen, von
Papin einen Luft¬
mörser zum Werfen
glühender Kugeln
mit komprimierter
Luft, einen sphäri¬
schen Metallspiegel
von I Vs Meter
Durchmesser, der
Gold- und andere
Metalle schmilzt, ein
von Landgraf Karl 1700 aus Rom mitgebrachtes Fernrohr
von 5^2 Meter Länge, die ältesten Elektrisiermaschinen, einen
Hufeisenmagneten, der eine zentnerschwere Hohlkugel — wie
lange wohl schon? — trägt, und den berühmten Magneten
von Haselnußgröße, der 1716 hundert rheinische Gold¬
gulden kostete. Der Ehrensaal hält die Erinnerung an
die ruhmreiche Geschichte der hessischen Armee fest, deren
jetzt hier aufgehängte Fahnen auf fast allen Schlachtfeldern
des Kontinents flatterten. Ist es doch bekannt, daß der für
Friedrich den Großen günstige Verlauf des Siebenjährigen
Krieges ohne die unerschütterliche Bundestreue der Hessen
höchst zweifelhaft gewesen wäre. Prächtig vertreten ist dann
das mittelalterlicheKunstgewerbe.Einer der aufgestelltenSchränke
umschließt allein einen Wert von einigen Millionen. In ihm
steht u. a. die fälschlich sobenannte „Ziegenhainer Kanne“,
der aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende Katzen-
elnbogische Willkomm, eins der hervorragendsten Stücke deut¬
scher Goldschmiedearbeit aus gotischer Zeit, weiter die un¬
vergleichliche Paladonschale aus dem ältesten chinesischen
Porzellan (15. Jahrhundert) und syrische Gläser mit Schmelz¬
malerei des 14. Jahrhunderts — man sah es den verlangenden
Blicken der auswärtigen Museumsdirektoren an, was hier an
Kostbarkeiten hinter den Glasscheiben prunkt. Gleiche Schätze
Cassel; Hessisches Landesmuseum (Hofphoi. Eberth, Cassel)
426 DEUTSCHLAND
Nr. 9
bietet der Goldsaal mit seinen Straußeneipokalen, Münz¬
humpen, darunter einem Becher, den August der Starke bei
seinem Besuch in Cassel zusammengedrückt haben soll, ferner
den Tierfiguren, die als
Trinkgeschirre dienten, den
Scherzbechern, die auf einen
Zug geleert werden mußten,
und zwar ehe das angebrachte
Räderwerk zum Stillstand
kam. Neben dem Gustav-
Adolph-Becher fesselt vor
allem auch der Sickingen¬
becher, den Philipp der
Großmütige 1523 als Beute
heimbrachte, nachdem die
Burg des trutzigen Ritters
gebrochen war. Figuren aus
Elfenbein und Bernstein,
Gefäße aus Bergkristall, Pet¬
schafte, Ringe und andere
Kleinodien reihen sich an.
Möbel der Renaissance, des
Barocks, Rokokos und Bieder¬
meiers verteilen sich auf
mehrere Räume, Gläser,
Keramik, Fayencen, Textilien,
vorgeschichtliche Altertümer,
eine Sammlung farben¬
prächtiger hessischerTrachten,
Jagdaltertümer, die türkische
Beute der Hessen, die 1717
mit dem Prinzen Eugen
Belgrad stürmten, füllen eine
ganze Flucht von Räumen.
Sehr ansprechen wird auch
Die „Ziegenhainer Kanne“ (um 1450)
die Eisensammlung (Grabkreuze, Oberlichtgitter, Wetter¬
fahnen, Herbergsschilder, Kunstschlösser) und vollständig ein¬
gerichtete Schwalmer Bauernstube, die über dem Durch¬
bruch zum Schlaf¬
zimmer die be¬
herzigenswerte In¬
schrift trägt:
Viel schöner kräht des
Hauses Hahn,
Wenn er seine Pflicht
getan.
Längst nicht ist
alles aufgezählt,
was die neuen
stattlichen Räume
enthalten; auch
auf die hier auf¬
gestellte größte
hessische Münz¬
sammlung sei nur
kurz hingewiesen.
DasneueLan-
desmuseum hat am
31. August seine
Pforten geöffnet.
Die Weihe am 23.
August erfolgte vor
einer kleinen Schar
geladener Gäste.
Nachdem Beet¬
hovens Streich¬
quartett in F-Dur feierlich verklungen, gab Museumsdirektor Dr.
Boehlau einen fesselnden Rückblick auf die Geschichte des
Museums, das auch im neuen Hause als „Museum Fridericianum“
den Namen des unvergeßlichen Stifters fortführen werde. Elr
gedachte sodann der hochherzigen Entschließung des Deutschen
Kaisers, der eine ganze Anzahl kostbarster Altertümer aus der
Löwenburg als dauernde
Leihgabe überwiesen habe,
weiter der Stadt Cassel,
des Geschichtsvereins, des
Handels- und Gewerbevereins
und aller derer, die das
Werk gefördert. Stadtsyndikus
Stadtrat Brunner übergab
dem Kultusminister eine
Stiftungsurkunde, laut deren
der Handels- und Gewerbe¬
verein dem Landesmuseum
eine Summe von zunächst
5000 Mk. übergibt, die jungen
Handwerkern Bildungsreisen
ermöglichen soll. Kultus¬
minister Exzellenz von Trott
zu Solz gab seiner besonderen
Freude darüber Ausdruck, als
Sohn des Hessenlandes dieser
Feier beiwohnen zu können.
Nachdem die Casseler Kunst¬
akademie ein neues Heim
erlangt, die Gemäldegalerie
neu geordnet, werde nunmehr
mit Errichtung des neuen
Landesmuseums die alte,
bereits im 18. Jahrhundert
begründete Dreiheit dieser
Casseler Kunstinstitute wieder
zu neuer Blüte gelangen
können. Möge diese Dreiheit
Cassel: Hessisches Landesmuseum — Vorhalle (Hofphot. Eberth, (üasscl)
wieder den edlen Geschmack und das feine Kunstverständnis
früherer Zeiten heraufführen, von denen uns ein Jahrhundert
politischer und kriegerischer Kämpfe getrennt haben, so daß die
Gegenwart durch
die stolze Vergan¬
genheit desCasseler
Museums an das
alte Wort Fischarts
gemahnt werde:
Arbeit und Fleiß, sie
sind die Flügel,
Die führen über Strom
und Hügel.
Ein neuer Bau,
ein neuer Inhalt,
neue Aufgaben!
Bestanden die alten
Aufgaben darin,
den alten, künst¬
lerisch wertvollen
Bestand zu wahren
als dauerndesZeug-
nis für die kunst¬
geschichtliche Ent¬
wicklung Hessens
und weiter die
ruhmreiche Tra¬
dition der hes¬
sischen Geschichte
festzuhalten, so
tritt jetzt die neue
Aufgabe hinzu, tätig einzugreifen in das schaffende Leben
durch Förderung des Handwerks. Das alte Kunsthandwerk
kann Anregung und Vorbild geben; die Sammlung des
Nr. 9 DEUTSCHLAND m
427
Vorhandenen aber soll ergänzt werden durch die"" metho¬
dische Vorführung moderner kunstgewerblicher Erzeugnisse.
In einem besonderen Hörsaal wird der Ausstellung sorg¬
fältig gewählter Vorbilder das lebendige Wort zu Hilfe
kommen, um Wert und Bedeutung der Sammlung zu zeigen.
Schließlich soll nach Stuttgarter Muster versuchsweise auch
ein Exportmuseum angegliedert werden — wahrlich Aufgaben,
die neben dem Hochhalten der alten Tradition^ einen ver¬
heißungsvollen Ausblick gewähren.
Eins steht schon jetzt fest: die alte Residenzstadt Cassel,
die schon heute unzählige Reisende durch ihre reichen Schätze
von Kunst und Natur zum Verweilen lockt, hat sich in dem
neuen hessischen Landesmuseum, das sich den übrigen Kunst¬
sammlungen Deutschlands getrost zur Seite stellen darf, eine
neue und nachhaltige Anziehungskraft gesichert. So ist denn
diese Neuschöpfung auch im Verkehrsinteresse der trotz ihren
tausend Jahren noch frisch und jugendlich aufstrebenden
Residenz im Lande der alten Chatten freudig zu gönnen.
Zum 40jährig*en Bestehen der Schwarzwaldbahn.
Von J. de Pellegrini (Triberg).
Das Kursbuch bezeichnet als ,,Badische Schwarzwaldbahn
die Eisenbahnstrecke, welche das badische Rheintal bei Offen¬
burg mit dem Bodensee bei Konstanz, die badische Hauptbahn
(Mannheim—Basel) mit der Bahnlinie Basel—Konstanz und
mit der Bodenseegürtelbahn verbindet. Die Schwarzwaldbahn
Offenburg — Triberg — Villingen — Donaueschingen — Singen
—Radolfzell—Konstanz ist als großartigste Gebirgsbahn Deutsch¬
lands weltbekannt. Tausende und aber Tausende gelangen mit
ihrer Hilfe in die malerischen Täler und auf die entzückenden
Höhen, zu den reizenden Kur- und Badeorten eines der
schönsten Teile des wundervollen Schwarzwaldes,
zu den idyllischen Städtchen und Dörfern der
kornreichen Baar und des burgengeschmückten
Hegaus, an die lieblichen Gestade des
Schwäbischen Meeres. Ein mächtiger
Fremdenstrom ergießt sich von Jahr
zu Jahr über die einzigartige, ab¬
wechslungsreiche Landschaft, da
und dort rastend und ihre un¬
erschöpflichen Schönheiten ko¬
stend, zieht weiter gegen Süden
zur Schweiz, nach Italien und
Tirol, kehrt von diesen Ländern
den gleichen Weg wieder zu¬
rück nach dem heimatlichen
Norden. Von mindestens
ebenso großer Bedeutung wie
die Personenbeförderung ist
der Güterverkehr auf der
Schwarz Waldbahn. Alle in dieser
Richtung gehegten Erwartungen
sind durch die ungeahnte Ent¬
wicklung der Industrie weit über¬
troffen worden. Die Industrie aber
konnte dieseEntwicklung nur erreichen
durch die Schwarzwaldbahn, wie auch
der Fremdenverkehr ohne sie nicht zu
der großen volkswirtschaftlichen Bedeutung
für unsere Gegend hätte werden können,
die er heute für uns erlangt hat. —Es sind nahe¬
zu 50 Jahre her, seit die ersten Teilstrecken Offen-
bürg—Hausach und Singen—Engen (1866), Engen
—Donaueschingen (1868), Donaueschingen—
Villingen (1869) dem Betrieb übergeben wurden. 40 Jahre sind
in wenigen Monaten verflossen, seit auf dem eigentlichen Gebirgs-
übergang Hausach—Villingen der erste Eisenbahnzug fuhr.
Wenn solche Erinnerungstage an uns herantreten, blicken
wir gerne in die Zeiten des Werdens und Gedeihens zurück,
um uns dann um so mehr des Erreichten zu erfreuen.
Die erste Tätigkeit der badischen Gesetzgebung auf dem
Gebiet des Eisenbahnwesens geschah durch Erlassung des
Gesetzes vom 29. März 1838, welches bestimmte, es solle auf
Staatskosten von Mannheim über Heidelberg, Karlsruhe,
Offenburg, Freiburg bis zur Schweizer Grenze eine Eisenbahn
erbaut werden. Schon am 12. September 1840 konnte die
Strecke Mannheim—Heidelberg, die erste Eisenbahnlinie
Badens, eröffnet werden. 1843 folgte die Strecke Heidelberg—
Karlsruhe, 1844 jene Karlsruhe—Offenburg. Dazu kamen
1845 Offenburg—Freiburg, 1847/51 Freiburg—Basel.
Damit war die Hauptbahn, das Fundament des badischen
Eisenbahnnetzes, die Hauptverkehrslinie von Norden nach dem
Süden entlang des Rheins, der Anschluß an den Weltverkehr
geschaffen. Das Jahrzehnt 1851—1860 brachte neben
andern Eisenbahnstrecken den Ausbau der
oberen Rheintalbahn von Basel bis Konstanz,
die Verbindung des Rheinknies bei Basel
mit dem Bodensee (1863). — Schon
in den 1830er Jahren, bevor das
erste badische Eisenbahngesetz er¬
lassen war, wurde die Notwendig¬
keit einer Bahn durch das Kinzig¬
tal über Villingen an den Boden¬
see, die einer alten Handelsstraße
folgen sollte, erkannt. Diese
Handelsstraße ging von Offen¬
burg über Villingen, Donau¬
eschingen nachKonstanz einer¬
seits und Schaffhausen ander¬
seits. Sie war der Haupt¬
handelsweg zwischen dem
nordwestlichen Deutschland,
den Hansestädten, Straßburg
und dem Bodensee, zwischen
Holland und der Ostschweiz,
Österreich und Italien. — Um
dem lebensvollen Verkehr einen
erleichterten Übergang über das
Gebirge zu ermöglichen, hatte gerade
in jener Zeit die badische Regierung
die kunstvolle, durch tiefe Taleinschnitte
und über aussichtsreiche Höhen empor¬
gewundene Fahrstraße von Hornberg über
Triberg, Sommerau, St. Georgen nach
Peterzell angelegt. — Auf dem badischen
Landtag 1838 wurde gleichzeitig mit dem
Vorhaben der Erstellung einer Bahnlinie von Mannheim
nach Basel die ebenso große Wichtigkeit einer Bahnverbindung
von Offenburg durch das Kinzigtal an das Bodenseebecken
betont. Die Furcht vor den anscheinend übergroßen tech¬
nischen Schwierigkeiten dieser Eisenbahnlinie hatte jedoch
abschreckend gewirkt und deshalb zunächst für den viel leichtern
Bau durch die Rheinebene nach Basel entschieden.
In der Errichtung und Betriebsführung der Hauptbahn
erblickten die an der alten Schwarzwaldverkehrsstraße gelegenen
Nr. 9
428
DEUTSCHLAND
Ortschaften eine schwere Gefährdung ihrer Lebensbedingungen.
Als gar Württemberg durch Erstellung der Bahnlinie Bruchsal —
Mühlacker — Ulm — Friedrichshafen den ganzen Verkehr des
Nordens und Nordwestens an den Bodensee an sich zu reißen
bestrebt und in der Lage war, trat das Bedürfnis nach einer
Schwarzwaldbahn immer gebieterischer zutage. Aber wiederum
waren die technischen
Schwierigkeiten ein
Hinderungsgrund, an
denBau heranzutreten.
Die Regierung ent¬
schloß sich lieber zur
Erstellung der schon
erwähnten Bahn durch
das obere Rheintal von
Basel über Waldshut
nach Konstanz. — In
der von zweiSeiten ein¬
getretenen Umgehung
des Schwarzwald-Ge¬
bietes mußte die da¬
von betroffeneLandes-
gegend eine völlige
Vernichtung ihres bis¬
herigen Wohlergehens
voraussehen .Lebendig
schildern die beteilig¬
ten Gemeinden des
unteren Kinzigtales in
einer an die Abgeordnetenkammer gerichteten Eingabe dieses
bisherige Wohlergehen und das Vorahnen des befürchteten
Untergangs, wenn nicht für Abhilfe gesorgt würde. Mehr
und mehr sei die Güter- und Personenbewegung auf der
Kinzigtalstraße im Zunehmen begriffen gewesen. Trotz
der von einer Privatgesellschaft betriebenen Omnibusfahrten
habe die Großh. Regierung die Eilpostwagenkurse zu ver¬
doppeln gehabt, und trotz einer achtmaligen täglichen Ver¬
bindung seien die
Wagen stets so mit
Reisenden überfüllt ge¬
wesen, daß jeweils Bei¬
wagen hätten gestellt
und auf den Zwischen¬
stationen Reisende
abgewiesen werden
müssen. — Während
der Sommermonate
hätten die Badegäste,
welche Rippoldsau und
die Renchbäder be¬
suchten, wesentlich
zum Verkehr beige¬
tragen, 80 daß für diese
noch besondere Reise-
gelegenheit,sogenannte
Badwagen, zur Ver¬
fügung zu stellen ge¬
wesen seien. Außer¬
dem sei den ganzen
Tag die Straße von
Equipagen und Milch¬
fuhrwerken belebt.
Noch bedeutender sei der Gütertransport. Ohne der Masse
von Schnittwaren und Scheiterholz zu gedenken, die der
Rheinebene zugeführt werde, ohne die großartige Ausfuhr von
Rindvieh und Schafen nach Frankreich anzuführen, falle schon
die Fracht an Früchten aus dem württembergischen Schwarz¬
walde, die Versendung von Porzellan-, Baum^wollen-, Stroh-,
Uhren- und Eisenfabrikaten, Obst, Salz und chemischen
Präparaten schwer in die Wagschale, wohingegen der Bezug
von Wein, Steinkohlen, Erzen und andern Rohstoffen wie
auch Kolonialwaren für den ganzen badischen und württem¬
bergischen Schwarzwald, die Baar- und Seegegend einen
äußerst lebhaften Verkehr aufwärts unterhalte.
Die Großh. Regie¬
rung hatte zwar im
September 1846 ein
Gesetz erlassen, nach
welchem dieErbauung
einer Bahn von Offen¬
burg bis Konstanz
einem Privatunter¬
nehmer überlassen
werden konnte. Sie
hatte auch eine be¬
trächtliche finanzielle
Beihilfe des Staates
in Aussicht gestellt
und durch weitere
Gesetze in den Jahren
1856 und 1858
die Konzessionsbe¬
dingungen mehr und
mehr erleichtert. —
Niemand fand jedoch
den Mut, das Unter¬
nehmen zu wagen.
Selbst die Regierung, von den beteiligten Gemeinden aufs
ärgste bedrängt und von den Landständen bestürmt, das Bahn-
untemehmen selbst durchzuführen, getraute sich nicht dazu.
Sie gab in einem dem Landtag 1858 erstatteten Gutachten zu,
,,daß die Bahn im Interesse der durch sie berührten Gegend
wie auch des Handels überhaupt äußerst wünschenswert sei,
daß aber die Ausführung mit derartigen technischen Schwierig¬
keiten zu kämpfen habe, daß man wahrhaft davor zurück¬
schrecken müsse, und
das um so mehr, als
überdies der Betrieb
einer solchen Bahn
in den hohen Lagen
des Schwarzwaldes —
der Schneelagerungen
wegen — in der Regel
wohl jeden Winter ins
Stocken geraten müsse
und hier jede Vor¬
kehrung dagegen nutz¬
los sein würde,wenn die
Bahn nicht vollstän¬
dig gegen dieses Übel
durch Überbau ge¬
sichert werden wolle* .
Als sich aber etliche
Jahre darauf ein eng-
lischesBankhaus umEr-
teilung derKonzession
zur Errichtung der
Bahn bewarb, ent¬
schloß sich die Re¬
gierung dennoch, die
Bahn selbst zu bauen und als Staatsbahn zu betreiben. Welch
großzügigeGedanken die badischeRegierung damals bei dieser Ab¬
sicht leiteten, welch hoheAufgabe der neuen Bahn im Durchgangs¬
verkehr zufallen sollte, konnte aus der Begründung zum Ent¬
wurf des Gesetzes vom 24. Juli 1862 entnommen werden. Die
Großh. Regierung sagt wörtlich: „Die Kinzigtalstraße, die
Schwarzwaldhäuser Im Gutachtal bei Triberg (Phot.: Giwt. Carle, Triberg)
Gengenbach: Kinzig^vehr (Phot.: Gg. Berne, Gengenbach)
Nr.Q DEUTSCHLAND 429
jahrhundertelang einen blühenden Durchgangsverkehr von
der Nordsee, von Holland und Belgien nach Italien, Tirol, in
die südöstliche Schweiz und umgekehrt vermittelt habe, hätte
diesen völlig an die Bahn von Bruchsal nach Friedrichshafen
und an die linksrheinischen Bahnen verloren. Mit der Kinzig¬
talbahn werde das anders werden. Durch diese werde die kürzeste
Verbindung zwischen der Nordsee und dem Adriatischen Meere,
zwischen England und seinen großen Besitzungen in Ost¬
indien hergestellt sein. Die Bahn von Offenburg nach Konstanz
stelle die kürzeste Linie dar zwischen Straßburg und dem
Bodensee und eigne sich deshalb am besten für den Verkehr
zwischen dem nördlichen Frankreich und den südöstlich
gelegenen Ländern, soweit dieser Verkehr über Straßburg
gehe. Aber sie werde 'aus dem gleichen Grunde auch
den Verkehr zwischen Belgien, den holländischen Handels¬
plätzen, Bremen und Hamburg und dem Adriatischen Meere
Hausach — Villingen wurden über 200 Bittschriften eingereicht.
In einer Denkschrift des im Namen der für die Sommeraulinie
petitionierenden Gemeinden und Vereinen handelnden Aus¬
schusses der Städte Hornberg, Triberg, St. Georgen und
Villingen sind die damaligen volkswirtschaftlichen Verhältnisse
im hohen Schwarzwald recht anschaulich dargestellt. Zwischen
Villingen und Homberg fand in jener Zeit eine Verkehrs¬
bewegung von jährlich 1 762 171 Zentner statt. Der eigene
Verkehr Villingens wurde zu 600 000 Zentner angeschlagen.
20 000 Zentner Mehl und Früchte gingen von dort in der
Richtung nach Hornberg. St. Georgen gab seinen Verkehr zu
82543 Zentner (45 118 Zentner Einfuhr, 37425 Zentner Aus¬
fuhr) und den Wert der dort zur Verladung kommenden
Industrieerzeugnisse zu 350000 Gulden an. Triberg machte
240000 Zentner Rohbezüge Versendungen für sich geltend,
ohne den Zufluß aus den um Triberg herumliegendcn
♦♦♦♦
Triberg: Marktplatz (Phot.: Gust. Carle, Triberg)
vermitteln, sie werde im Anschluß an die Italienischen
Bahnen ihre südlichen Endpunkte in Mailand, in Venedig,
in Genua finden.“
Durch das erwähnte Gesetz vom 24. Juli 1862 und ein
weiteres vom 11. August 1863 war der Bau und Betrieb der
Bahn auf Staatskosten beschlossene Sache. Noch war die
genaue Linienführung unentschieden. Der Wege gab es manche.
Sollte man von Offenburg über Hornberg—Triberg nach
Villingen, oder von der Hauptbahn her durch das Elztal, Prech-
tal, Bregtal nach Donaueschingen, oder von Freiburg durch
das Höllental nach Donaueschingen?
Regierung und Landstände wurden aus allen Gegenden
des Schwarzwaldes mit Denkschriften überschwemmt. Die
einen wollten unbedingt die Bahn durchs Höllental über Neu¬
stadt, Löffingen gebaut wissen, die andern meinten, die Bahn
müsse unter allen Umständen von Freiburg über Furtwangen
und Vöhrenbach und die Dritten wollten gar die Kinzigtal-
bahnlinle über Wolfach und Schramberg, zum Teil durchs
Württembergische, gelegt haben. Allein für die Linie
Industrieorten, die der Triberger Verkehrszahl noch zu über¬
treffen vermochte, Hornberg rechnete mit einem Versand
und Bezug von 250000 Zentner, Haslach, Hausach, Gutach,
versandten eine große Menge Produkte, namentlich Obst.
Das aus den Forstbezirken Wolfach, Triberg, Villingen, Donau¬
eschingen und Neustadt alljährlich nach Kehl in den
Handel zu bringende, bis zum Turm bei Hausach auf der
Achse zu führende und von da bis Kehl in die Kinzig zu
flößende Holz wurde auf 2030000 Kubikfuß = 49200 Klafter
berechnet. Bezeichnend für die damalige industrielle Bedeutung
unseres Schwarzwaldgebietes sind besonders die Angaben über
die Zahl der in den gewerblichen Geschäften arbeitenden
Personen. Hornberg beschäftigte 500 Personen in einer Steingut¬
fabrik, einer Blusenfabrik, einer Großbrauerei und zwei Gro߬
gerbereien. In Triberg mit ausgebreiteter Uhrenindustrie und
den vielerlei damit zusammenhängenden Gewerben waren in
einer großen Uhrenräderfabrik mit Gießerei, einem Drahtzug
mit Stiftenfabrikation, einer Strohhutfabrlk 650 Arbeiter tätig.
Im ganzen Amtsbezirk Triberg arbeiteten in kleineren Uhren-
1
430 DEUTSCHLAND
Nr. 9
Werkstätten 2322 Personen. Im
Kirchspiel St. Georgen widmeten
sich ungefähr 500 Personen der
Uhrmacherei. St. Georgen selbst
hatte außerdem eine Strohhut¬
fabrik, ein schwunghaft betrie¬
benes Emailgeschäft und eine
Werkzeug- und Maschinenfabrik.
Von allen die Uhrmacherei be¬
treibenden Orten war ein großer
Teil der Angehörigen in Handels¬
geschäften über die ganze Welt
zerstreut und es bestanden leb¬
hafte Beziehungen zu der Heimat,
die namentlich einen lebhaften
Personenverkehr veranlaßten. Das
auf die Schwarzwaldbahn ange¬
wiesene badische Gebiet zwischen
Hausach und Villingen zählte
etwa 50 000 Einwohner mit
22 Millionen Gulden umlage¬
pflichtigem Steuerkapital und
2 Millionen Gulden Gemeinde¬
vermögen.
An der Sommeraulinie mün¬
deten ein die Straßen : I. von
Waldkirch, Elzach und Prechtal
nach Hornberg, 2. von Schram¬
berg und Lauterbach nach Horn¬
berg, 3. von Villingen über
Langenschiltach nach Hornberg,
4. von Oberprechtal und Schonach nach Triberg, 5. von Furt-
wangen nach Triberg, 6. von Oberkirnach nach Triberg, 7. von
Bngach nach St. Georgen, 8. von Königsfeld nach Peterzell.
Regierung und Landtag ent¬
schieden sich I866 endgültig für
die Zugsrichtung durch das
Gutachtal über Triberg und die
Sommerau nach dem von Großh.
Oberbaurat Robert Gerwig vor¬
gelegten Projektentwurf. Gerwig,
der mit der Leitung und Aus¬
führung der Bahnanlage betraut
wurde, begann I865 mit den
Vermessungs- und Absteckungs¬
arbeiten. Am 22. Juni 1867
wurde mit der eigentlichen Bau¬
ausführung auf der an tech¬
nischen Schwierigkeiten über¬
reichen Strecke Hausach —
Villingen begonnen.
Inzwischen konnten I866 die
Teilstrecken Offenburg—Hausach
(I3,I8 Kilometer) und Singen —
Engen (14,52 Kilometer) eröffnet
werden. Im Jahre I868 folgte
danach die Inbetriebnahme der
Strecke Engen—Donaueschingen
(34,92 Kilometer), 1869 jener von
Donaueschingen bis Villingen
(I3,87 Kilometer).
Am 9. November I873, einem
großen Freudentage für unsere
Schwarz Waldgegend, fuhr der
erste festlich geschmückte
Sonderzug von Hausach nach Villingen, am Tage darauf wurde
der Personenverkehr eröffnet. Die Aufnahme des Güter¬
verkehrs hatte schon am l. November I873 erfolgen können.
Gengenbach: Stadtmauer und Schwedenturm, mit Blick aufs ,,Bergle“
Schwarzwaldbahn: Oberkippensbacher Tunnel (Phot.: Schultheiß, St. Georgen)
Nr. 9 gB000^B0B8B^^^0^^^0^ DEUTSCHLAND
431
ßaudirektor Gerwig, der während des ganzen Bahnbaues
seinen Sitz in Triberg hatte, durfte auf die Vollbringung eines
wahrhaft genialen Werkes zurückblicken. Die Bauzeit hatte
6 Jahre 4^ Monate gedauert. Von Hausach bis zur Sommerau,
dem höchsten Punkte der Bahn (832 Meter), waren 589 Meter
Steigung zu erreichen. Der eigentliche, durch Granit und
Porphyrgestein zu sprengende Gebirgsübergang Hornberg —
Triberg—St. Georgen mußte bei einer Länge von 28,6 Kilo¬
meter 448 Meter Steigung mit einem durchschnittlichen
Steigungsgrade von
1 : 55 überwinden.
Etliche Male be¬
schreibt die Bahn¬
linie, im Urgestein
derBerge sich empor¬
schraubend, einen
vollkommenenKreis.
Von den genannten
28,6 Streckenkilo¬
meter liegen nahezu
die Hälfte (14,3 Kilo¬
meter) in Kurven.
Die engste Kurve hat
einen Radius von
nur 300 Meter. Die
Strecke besitzt 38
Tunnels mit einer
Gesamtlänge von
9475 Meter. Der
Sommerautunnel mit
1697 Meter ist der
längste von allen.
Sechs größere Via¬
dukte und 132
kleinere Brücken
werden befahren.
Die Strecke Hau¬
sach—Villingen erfor¬
derte einen Kosten¬
aufwand von 24 Mil¬
lionen Mark. Von
dieser Summe nahm
der Gebirgsübergang
Hornberg —Triberg
— St. Georgen allein
19180000 Mark in
Anspruch.
Es muß davon
abgesehen werden,
die Schönheiten der
Bahn, die an ihr
liegenden Städte und
Orte zu schildern.
Dies ist in früheren
in der ,,Deutsch¬
land“ veröffentlichten
Aufsätzen geschehen.
Einige kurze Hinweise auf die Entwicklung der Bahn
und der an ihr gelegenen Orte sollen jedoch nicht unterbleiben.
Nach der Eröffnung im Jahre 1874 verkehrten auf der Bahn
2 Schnellzüge, 8 Personenzüge und 4 Güterzüge. Heute gehen
über sie 6 Schnell- und 11 Eilzüge, 20 Personenzüge und über
50 Güter- und Maschinenzüge. Auf den zwischen Offenburg
und Singen gelegenen Stationen Gengenbach, Biberach-Zell,
Haslach, Hausach, Hornberg, Triberg, St. Georgen, Peterzell-
Königsfeld, Villingen, Donaueschingen, Immendingen und
Engen sind 1912 über 1 ^4 Million Fahrkarten ausgegeben worden.
Der Güterempfang und -Versand auf diesen Stationen erreichte
Triberg: Altes Mesnerhäuschen (Phot.; Gust. Carle, Triberg)
nahezu ^2 Million Tonnen. Der Güterverkehr betrug in Horn¬
berg rund 700 000, in Triberg rund I Million, in St. Georgen
rund 600 000, in Villingen etwas über 1 Million Zentner.
Die 180 Kilometer lange Strecke von Offenburg bis
Konstanz wird mit dem Schnellzug ln 3 Stunden durch¬
fahren. Der Übergang über das Gebirge Hausach—Villingen
dauert I Stunde. Man erreicht Triberg, den Mittel¬
punkt der Bahn, von Frankfurt in 5 Stunden, von Mann¬
heim in 3^4 Stunden, von 'Straßburg in kaum 2 Stunden.
An die Schwarz¬
waldbahn schließen
nun zahlreiche andre
Bahnen an, so die
Nebenbahn Biberach
—Ober harmersbach,
die Linie Hausach
— Wolfach — Schil-
tach—Freudenstadt—
(Stuttgart), die Bahn
Villingen—Rottweil,
die Nebenbahn Vil¬
lingen — Dürrheim,
die Bregtalbahn
Donaueschingen—
Furtwangen, die
Höllentalbahn Do¬
naueschingen—Neu¬
stadt—Freiburg i.B.,
die sogenannte strate¬
gische Bahn Immen-
dingen — Weizen —
Waldshut, die Linie
Immendingen—Tutt¬
lingen — Rottweil —
Horb—Stuttgart so¬
wie jene Immen¬
dingen—Donautal—
Sigmaringen. Bei
Radolfzell mündet
die Bodenseegürtel¬
bahn ein.
Die Einwohner¬
zahl des betroffenen
Schwarzwaldgebiets
hat sich mehr als
verdoppelt, und das
Steuerkapital der
beteiligten Orte ist
mächtig angewach¬
sen. Industrie, Ge¬
werbe und Handel
blühen, und der
Fremdenverkehr läßt
viel Geld im Lande.
Wohl sind nicht
alle hochfliegenden
Pläne, auch nicht die
der Großh. Regierung, in Erfüllung gegangen, und bis auf
den heutigen Tag nehmen die Bittschriften um Ver¬
besserung der Verhältnisse auf den Bahnhöfen der Schwarz¬
waldbahn, um günstigere Internationale Zugverbindungen,
um Einstellung weiterer direkter Wagen, Speisewagen,
Schlafwagen kein Ende.
Die Dankbarkeit für das bisher Erreichte ist darum nicht
minder groß. In diesem Erinnerungsjahre haben darum
die Vertreter der Orte aus dem Kinzig- und Gutachtal,
von den Höhen der Waldberge, aus der Baar, der Hegau-
und der Seegegend ein Fest der Freude gefeiert. Sie haben
432 DEUTSCHLAND Nf. 9
sich um die noch lebenden Mitarbeiter Gerwigs geschart.
Erinnerungen an eine Zeit schwerer Kämpfe und harter
Arbeit austauschen.
Am 7. September hat die Feier in Triberg stattgefunden.
Dort hat am Eingang zur Stadt, nahe der Bahnlinie, das aus
mächtigen Granitblöcken und Erz geschaffene Denkmal Gerwigs
seinen Platz. Zu dessen Füßen haben am Tage des Festes die
Bürgermeister von Hausach, Triberg und Villingen im Namen
aller andern einen Kranz aus Schwarzwaldtanne, Heide¬
kraut, Stechpalme, Silberdistel und Vogelbeeren nieder¬
gelegt, zum Zeichen der Dankbarkeit gegen einen Mann,
dessen Andenken im Herzen der Schwarzwälder so un¬
wandelbar haftet wie die unverrückbaren Berge der ewig
schönen Heimat.
Die Bürgten des Harzes
Von Archivrat D. Dr. Ed.
Eine der schönsten Zierden des Harzes, zumal für das mit
dem verständnisvollen Blick in die Geschichte begabte mensch¬
liche Auge, sind die fast alle auf den erhabenen Randhöhen des
Gebirges gelegenen Schlösser und Burgen. Sie reichen zwar
in eine höhere Vorzeit zurück, aber nicht in die Frühzeit der
harzischen Siedelung. Sehen wir von den Wall- oder Volks¬
burgen ab, wie der sogenannten Winzenburg und Homburg
bei der Roßtrappe,
die überhaupt keine
eigentlichen Siede¬
lungen oderBurgen,
sondern nur Berge¬
stätten, geschützte
Lager waren, so
gab es auf der Höhe
des Harzes nur feste
Jagdhäuser, Höfe
und Burgen der
deutschen Könige
und Kaiser, wie die
zu Hasselfelde, Bot-
felde, Ilsenburg u. a.
Dagegen lagen
die Schlösser und
Pfalzen der Könige,
wie zuWerla, Qued¬
linburg und Nord¬
hausen, ebenso wie
die der Grafen
und Edelherren im
Lande. Es waren
Wasserburgen, je nach den Umständen etwas erhöht, aber an
Flüssen oder Teichen gelegen. Auf dem beschränkten Raumeder
Grafschaft Wernigerode sind uns davon wenigstens drei bezeugt:
zu Langeln, Wasserleben, von denen die erste schon im 13. Jahr¬
hundert wüst lag, die zu Veckenstedt noch bis zu Ende des
Mittelalters bestand und von der wir einen Rundturm in den
siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sahen. — Die auf den
Randhöhen erbauten Burgen und Schlösser samt der in
dem weniger hohen Unterharz mitten im Gebirge gelegenen
Burg Mansfeld reichen nicht über das elfte Jahrhundert zurück^
Als Kaiser Heinrich IV. in den ersten siebziger Jahren
des elften Jahrhunderts im Sachsenlande und besonders im
Harz eine Reihe von Burgen erbaute, von denen für uns zu¬
nächst die Harzburg, die Heimburg und der Sachsenstein,
nicht weit von Sachsa, in Betracht kommen, erschien das den
Zeitgenossen als etwas Neues, und man dachte wohl an eine
besondere Vorliebe, einen Kunst- und Natursinn des könig¬
lichen Erbauers. Man könnte meinen, die Jahrbuchschreiber
hätten sich darin geirrt: gab es doch seit ein bis zwei Jahr¬
hunderten am Harz bereits verschiedene Schlösser und feste
Häuser von Königen, Fürsten und Edelherren, so die von
König Heinrich gebauten Pfalzen zu Quedlinburg und Nord¬
hausen, die Pfalzen zu Werla und Tilleda und im elften Jahr¬
hundert die zu Goslar. Bestimmt reichen in das elfte Jahrhundert
Jacobs (Wernigerode).
zurück die Konradsburg bei Ermsleben und Schloß Ballen¬
stedt. Aber obwohl auf festem Gestein und auf etwas erhöhtem
Boden, lagen sie, wie auch die Burg Ascharion, entweder etwas
seitab oder am Fuß des Gebirges; es waren aber nicht „betürmte
Schlösser, von Majestät auf des Berges Felsenstirn erhöht“.
Als Felsenschloß, wenn auch als mäßig hochgelegenes,
wird gegen den Anfang des zwölften Jahrhunderts die Burg
Anhalt vom Grafen
Otto von Ballen¬
stedt im Unterharz
im Bau begonnen
und von dessen
Sohn, Markgraf
Al brecht demBären,
mächtiger ausge¬
baut. Um 1120
legt ein Edler von
Konradsburg den
Grund zu dem
Felsenschloß des
Falkensteins, und
um das Jahr 1135
gründete der Edle
Walther von Arn-
stedt die Burg Arn¬
stein, den Adler¬
fels. Der Mitte
des zwölften Jahr¬
hunderts gehört die
Lauen-oder Löwen -
bürg über Thale
an; dann folgen weiter westlich vor dem nördlichen Harze die
geschichtlich hervorragenden Grafenschlösser Blankenburg,
Regenstein und Wernigerode. Auf den hochragenden Höhen
der beiden letzteren hatten jedenfalls schon in vorchristlicher
Zeit die Umwohner Stätten ihrer Götterverehrung, die
Blankenburg bestand schon 1122, der Name der Burg Wer¬
nigerode wird ein Jahr früher bezeugt; beide Schlösser ent¬
standen jedenfalls nicht lange vorher, die Burg Regenstein auch
im zwölften Jahrhundert, aber wohl etwas später als die
Blankenburg und Schloß Wernigerode.
ln der nach letzterem Schlosse genannten Grafschaft liegt
noch die Ilsenburg, deren wir als einer wohl schon in die frän¬
kische Zeit zurückreichenden Bewehrung des harzischen Reichs¬
bannforsts schon gedachten, sodann aber weiter westlich an der
Ecker der Alerdestein, jetzt als Ruine die Ahlsburg genannt.
Da sie nach den Adalharden oder Alerden von Burgdorf genannt
wurde, denen diese Feste zum Schutz des Goslarer Bergwerks
anvertraut war, und jener Rufname bis in die Mitte des zwölften
Jahrhunderts zurückreicht, so werden wir den Ursprung dieser
Burg auch so weit zurück ansetzen können.— Auf dem Stein¬
berge über Goslar war eine Befestigung schon um das Jahr 1070
(1076) vorhanden; das ritterliche Geschlecht v. Steinberg,
das von der auf der Höhe befindlichen Burg seinen Ursprung
herleitet, beginnt seine Stammreihe erst mit dem Jahre 1232.
Schloß Quedlinburg (Phot.; Rose, Wernigerode)
Schloß Ballenstedt (Pliot. Bernhard, BallensteoO
Burg Falkenstein (Phot. Rose, Wernigerode)
434 DEUTSCHLAND m^^^^^eeeeidBeeeeeeseem Nr.9
Auch auf den hohen Abhängen des Westharzes begann der
Burgenbau im zwölften Jahrhundert. Durch den Namen eines
dortigen Dienstmanns ist die auf einer ansehnlichen Vorhöhe
über Gittelde gelegene Staufenburg schon 1131 bezeugt; das
Alter der Seesener Burg ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen;
die Burg Schildberg an der Nordweststrecke des Gebirges
wurde seit 1148 gebaut, die Hindenburg über Badenhausen
gelegentlich zum Jahre 1152 genannt. Etwas später, aber wohl
auch noch im zwölften Jahrhundert, wird die Burg Windhausen
entstanden sein. Von den Schlössern am südwestlichen Harze
wird Lutterberg oder Lauterberg erst bei der Teilung der
Söhne Heinrichs des Löwen im Jahre 1203 genannt; es wird
also in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts entstanden
sein. Dagegen reicht Scharzfeld etwa ein Jahrhundert weiter
zurück. Im Jahre 1157 kam es von Kaiser Friedrich I. und dem
Reich an Heinrich den Löwen, ebenso wie Schloß Hirzes
(Hertes) oder Herzberg. Sehr wenig wissen wir von dem wahr¬
scheinlich noch im zwölften Jahrhundert gebauten Schlosse
Clettenberg, zu
dessen Trutz die
Grafen von Hohn¬
stein 1242 auf
dem gegenüber¬
liegenden Staufen¬
berge ein Schloß
Bistop aufführten.
Eins der an¬
sehnlichsten Harz¬
schlösser und noch
gegenwärtig wohl
die schönste der¬
artige Ruine war
die Burg Hohen¬
stein, die gegen
1125 von Konrad,
dem Enkel des
thüringischenGra-
fen Ludwigs des
Bärtigen, erbaut
wurde. Ganz ins
Ende des zwölften
Jahrhunderts fällt
noch der Bau der
landgräflich thü¬
ringischen Ebers¬
burg über Her¬
mannsacker. Die Erbauung einer Burg über Ilfeld fällt in
den Anfang des zwölften Jahrhunderts.
Von den an den Abhängen des südlichen Harzes gelegenen
Burgen haben wir noch im mansfeldischen Südosten Morungen
— Alt- und Neu-Morungen — zu nennen. Zwar war die alte
Burg schon im elften Jahrhundert vorhanden; das darunter
gelegene DorFwird aber schon im neunten urkundlich bezeugt;
aber wie ,,die Aue“, von der der Dichter Hartmann (um 1170
geb.)^sagt, er_sei dort (wohl zu Obernau bei Roltenburg am
Neckar) Dienstmann gewesen, nur dadurch einen weiten Ruf
beim deutschen Volke gewonnen hat, daß sich nach ihr jener be¬
kannte schwäbische Dichter nannte, so klingt auch das harzische
Morungen wenigstens den Gebildeten in deutschen Landen
nur deshalb vertrauter, weil sich nach ihm ein Dienstmannen¬
geschlecht nannte, dessen erster bekannter Sproß der begabte
Minnesänger Heinrich v. M. war (seit 1217 erwähnt).
Mit der Burg Morungen sind wir zu den niedrigeren Er¬
hebungen des östlichen Unterharzes gelangt, auf dem, wie bei
den übrigen menschlichen Pflanzungen, die Entstehungszeit
eine frühere zu sein pflegt als inmitten des westlichen hohen
Harzwaldes. So reicht denn auch hier mitten im Gebirge nicht
nur das altgräfliche Haus Mansfeld bis ins elfte Jahrhundert
zurück, sondern auch das nicht einem so hohen Stamme an-
gehörige Haus Erichsburg nordöstlich von Günthersberge
wenigstens bis ins zwölfte.
Sonst können wir auch am Rande des Gebirges, von den
bisher angeführten älteren abgesehen, die Bergschlösser nur bis
ins dreizehnte, teilweise erst vierzehnte Jahrhundert zurück ver¬
folgen. Noch auf der Grenze der älteren Zeit steht die schon
ums Jahr 1201 von dem Könige Otto IV. erbaute, durch Heinrich
Roslas Herlingsberga allgemein bekannte Burg Herlingsberg
bei Vienenburg. Die übrigen Randburgen nennen wir mit
kurzer Andeutung der bekannten oder zu vermutenden Ent¬
stehungszeit: Burg Kirchberg bei Ildehausen 1223, Lichtenstein
bei Osterode erstes
Viertel des vier¬
zehnten Jahrhun¬
derts, die Beich¬
lingen - Rothen¬
burgische Burg
Questenberg um
1300, Grillenberg
1254,Stecklenburg
14. Jahrhundert.
Von den Burgen
des inneren hohen
Harzes ist — von
einer vorüber¬
gehenden derarti¬
gen Anlage bei
dem Kloster Zella
abgesehen — die
Burg zu Elbinge¬
rode, jener durch
außerordentliche
Umstände früh
hier oben ange¬
legten Siedelung,
in der zweiten
Hälfte des drei¬
zehnten Jahrhun¬
derts entstanden ;
die übrigen entstanden zur Befriedigung des hohen Harzes
erst in der fehdereichen Zeit des vierzehnten Jahrhunderts,
wobei Bischof Albrecht von Halberstadt um 1313 mit dem
Bau der Burg Königshof jm Amt Elbingerode den Anfang
machte. ' Die Burg Benneckenstein, Berckefeld, und was
sonst noch von kurzlebigen festen Schutzhäusern im Innern
des Gebirges errichtet wurde, folgten nach. Nur ein berühmter,
für unsere Harzer Geschichte hochbedeutsamer Schloß- und
Ortsname ist zu nennen, der unserer Annahme zu wider¬
sprechen scheint, daß die Burgen mitten im Harze, abgesehen
vom weniger hohen Ostharze, erst dem vierzehnten Jahrhundert
angehören. Aber der Stolberg ist dem früh besiedelten süd¬
lichen Abhang des Gebirges so nahe gerückt und von dem¬
selben aus so leicht zugänglich, daß es nicht auffallend erscheint,
daß sich ein Graf aus einer Zweiglinie der Hohensteiner hier
zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts ein festes Haus baute
Burg Regenstein bei Blankenburg (Phot.: Rose, Wernigerode)
(Aus: „In den Harz“, herausgegeben vom Verband der Hotelindustriellen des Harzes und der umliegenden Gebiete.)
Nr.9 DEUTSCHLAND 435
Der Mannheimer Hafen.
Von H. M. Fuchs-Barial (London).
Eine Stadt an einem großen, schiffbaren Flusse liegt gerade
wie eine Stadt am Meere, mitten in der Welt. Wo Schiffe
landen können, stapeln sich Waren aus aller Herren Ländern,
und mit den Schiffen, die das Wasser durchschneiden, dehnt
sich das Gebiet, wo eine Stadt Einfluß und Bedeutung hat,
ins Unendliche. Ein Hafen kann wichtiger als die politische
Hauptstadt eines Landes sein. Er ist immer ein Ausgang und ein
Durchgang vieler Dinge, und von ihm gehen Leben, Bewegung,
Macht und Reichtum aus.
Deutschland lag ein paar Jahrhunderte lang ganz verloren
mitten in Europa und schien nicht zu wissen wo, daß es Küsten
hatte, daß auch seine Häfen von einschneidender Bedeutung
werden konnten. Die Zeit der Hansa, die auch das deutsche Land
an den Welthandel und an den Weltverkehr angeschlossen hatte,
ging vorüber, und auch die paar Häfen im deutschen Norden,
die einst Bedeutung gehabt hatten, wurden stiller, verödeten ein
wenig und schliefen einen Dornröschenschlaf, über den
man sich in Eng¬
land nicht wenig
freute.
Dann kamen
die Tage des
neuen Reiches,
und mit ihnen
nahm Deutsch¬
land seinen fast
einzig dastehen¬
den wirtschaft¬
lichen Auf¬
schwung, und die
Häfen am Meere
wurden schnell
wichtiger und be¬
deutender, als sie
es jemals zur Zeit
der Hansa ge¬
wesen waren.
Und nun er¬
innerte man sich
auch daran, daß
Deutschland von
großen Strömen und Flüssen durchzogen ist, die den Schiffen
die natürlichsten Straßen wiesen. Auch im Binnenlande wuchsen
an den Flüssen die Häfen. Und so wurden Städte, die dem
Meere sehr fernliegen, wichtige Handelsplätze. Von den
Städten, die diese Entwicklung durchgemacht haben, ist Mann¬
heim an erster Stelle zu nennen. Diese Stadt, die noch vor
hundert Jahren eine kleine verträumte und verlassene Residenz
gewesen ist, hat sich in wenigen Jahrzehnten aus eigener Kraft,
dank dem Wagemute ihres Bürgertums, so ausgedehnt, so ge¬
weitet, daß sie heute eine der größten Binnenhafenanlagen in
ganz Europa besitzt.
Ein Blick auf alte Karten und Pläne Mannheims ist überaus
lehrreich. Die Stadt war ursprünglich als Festung gedacht
und angelegt; sie liegt in einem Gelände, das einst als Übergang
nach Frankreich und als Deckpunkt eines großen Stückes deut¬
schen Landes gleich wichtig war. Zwischen zwei Flüssen,
zwischen Neckar und Rhein, hat Fürstenwille sie aufgebaut
in jener Regelmäßigkeit, die alle kennen, auch wenn sie sonst
nichts von dieser Stadt wissen. Teile der Altstadt liegen unter
dem Hochwassergebiet, und einst mußten Wälle die Stadt vor
den Wasserfluten der wilden Ströme schützen. Auch hatten
die Flüsse früher andern Lauf und andere Betten als heute;
fast das ganze Gebiet des Mannheimer Hafens haben fleißige
Hände dem Wasser abringen müssen. Wo jetzt Wasser ist,
war einst Land, und wo heute Land ist, flutete einst das Wasser.
Nur der Lauf des Industriehafens und der mächtige Arm des
Altrheins zeigen noch an, wie einst der Rhein geflossen ist.
Seit einigen Jahren kann man, wie in Hamburg, auf flinken
kleinen Schiffen eine Rundfahrt durch die einzelnen Häfen
machen: niemand wird es bereuen, für diese Wasserfahrt zwei
Stunden aufgewandt zu haben, denn diese Fahrt durch den
Mannheimer Hafen ist eine Reise mit tausend Überraschungen,
mit einer Fülle von schönen und interessanten Bildern. Nur
muß man es verstehen, auch dort Schönheit zu finden, wo
sich das Leben brausend und tätig regt.
♦ ♦
*
Einer Schleuse nicht fern, dicht bei der großen, weithin
sichtbaren Pegeluhr, lag das Schiff, das uns durch den Hafen
bringen sollte. Es war noch am frühen Morgen, und das Leben
fing gerade an zu erwachen. Überall eilten Arbeiter zu
ihren Arbeits¬
plätzen, und die
großen Schlote
und Essen rauch¬
ten mit neuer
Gewalt.
Wir fingen un¬
sere Rundfahrt
mit einem Be¬
such des „Ver¬
bindungskanals “
an.DasistderTeil
des Hafens, der
den Neckar mit
dem Mühlau-
hafen verbindet.
Große Schlepp¬
kähne lagen an
den Kais, und
die Kräne und
Elevatoren be¬
gannen ihre Ar¬
beit. Hier sind
großeLagerplätze
von Holz und Eisenwaren, hier stehen mächtige Getreidespeicher,
in denen sich der Weizen aus Amerika, aus Rußland und Indien
sammelt, und wir schauten eine Weile zu, wie ein Elevator
aus einem Fruchtschiffe die Körner auf saugt und sie durch
allerlei Röhren dem Silo zuführt. Wir wandern auch schnell
durch dieses große Haus, wo das Getreide gereinigt, gewogen
und aufgespeichert wird, bis es in die nahe Mühle wandert,
und wir staunen, wie wenig Menschen, wie wenig Handgriffe
nötig sind, so große Massen, so viel Arbeit zu bewältigen. Die
Maschine, die Technik ist hier die Herrscherin, und man hat
manchmal die Empfindung, als führten die Maschinen ihr ganz
eigenes, von allen Zusammenhängen mit dem Menschen los¬
gelöstes Leben.
Drehbrücken vor uns öffnen sich undjmachen großen
Schiffen einen freien Weg. Ein Schleppzug Holz kommt an uns
vorbei, und auf dem höchstbeladenen der Kähne springt mit
wütendem Gebell ein kleiner Hund hin und her. Dicht neben
uns rudert langsam ein flaches Boot, und sein Insasse ruft mit
melancholischer Stimme seine Waren aus. Er bringt Fleisch
und allerlei Lebensmittel, und überall, wo er erscheint, kommt
Leben auf die Schiffe, und die Schifferfrauen treten aus Kojen
und Kabinen und machen ihre Einkäufe. So reichen sich
kleines und großes Leben die Hand.
Mannheim: Partie aus dem Mühlauhafen
436 DEUTSCHLAND ^ü^^^^s^^eeeeeGö^eseeee® Nr.9
Nack k*vwr Fahrt sitid wir im N<ic)car, auf. Hessen braunem
Wä 5 ^ser‘ di^ Sctnne ^litzeFt. Vor uiti spanoi ein«? Brüeit? ihren
kührtgeschwüngent’.n Rogcri über den Ftufi, dte Jungbtiftch^
briii^kfcf. dccef. Mitieibi>gcn die ansekmkrbfc Weit^ von 115 Meter
hat. Hier lagern Hie Schiffe, die für Neckar auL
nehmen, die von hier mAnchmal iitt$ Heilbfönn ffiißaufwarts-
gezogen werden. Dem Salznmscbiag dient der Nectcijfhafen
in erster Linie, aber wir sehen aüch Lagerplätze von Kohkrt und
andern RohprcHJuLten am und in kasemaUenähnlichcn
JCellcrn, die einst «V ^ü^bewahningsraunie für Pelrokum ge¬
dient ha l>en. lagefti }etzt Gifte und (eucrgefährlitke Stoffe.
Wii fahren icKneH vorüber und biegen in den Binnenhaien
ein, den die weißen Tank§ der Petrokumgesellsckaftejj be¬
herrschen. Dieser Hafen i^t in Huleisenforrn Eingelegt, imd
Holz und Kohlen haben hier tkf Reith. Emmal macht uuf der
Führer auf einen kleinen Schornstein aufmerksami der gehört
zu einer Gcwürzmühle; urid es i$t woinderlich* zu denken, daß
sich dort, zrwiseken Kohlen nnd andern Dingen, dm Gevs'iirze
aus d^:n fetteten Laftdern ein Stelldichein geben. Sa führen
vcMi bj^r Wege .mich Indien und Java^ und. wenn man diesen
Stelle beginnt. Hier überschritten in der Nenjahrsnacht des
Jahres I8}4 die ßlacjiers Ifnkcn Flügel bildenden Russen übler
Frdvfurtg des. Generals Sacken den Rhein, um den bei Leipzig
geschlagenen Kaiser der Franzosen volIetKL nlederzur.ingen>
Auch König Fricdr ich Wilhelm IIL von Preußen hat mit seinen
Söhnen hier geweilt, und die EWnnerunf an diese Zeit wird
noch in dert Narn^n Preußenkal. Rüssenkäi und Fran^osenkai
gehalten. Nichts zeigt besser die Entwicklung eines
Jahrhunderts als das Gedenken ab diesen RheiriUbet^gang*.
<Ltnals fi/lBnnheims Handel kaum mehr als lokale Bkv
d(^hing, SU ist die Stadt heute zu einem der wichtigstciri Haodels-
»nd Industrieplätze Europas geworden. Und daß sie Sich imrber
weiter entwickelt, \^idankt sie nicht zum mindesten ihrer iiieh
ständig vergrößernden Industrie.
Hier begmnt also jenfs Gebiet, das für Mannheim de-ft
besten Feil seiner Zukunft bedeuU t. Imd wemi man die großen
Multlenwerkc und FabrikaoUgcn siebt, die sich an den Üferrr
des IndustTiehafens ei heberiv wnU es emeni fast unwahrstheinheh
erscheinen, daß diese ganze Anlage im jahre fß97 mchts Wexter
als ein Plan war, ein' Plan auf dem geduldigen Papier. Aber
MAftoKtim mit HafcnLnlagcji unJ Ni^cU.i
kleinen Schornslein eiebl. muß man an Tropen^^'alder denken.
m bUue Meere und an braune Menschen.
Noch tinfnal fahren wir ein Stück auf dem Neckar* ehe
wir in die Schleusenkammer vor denv.Indu^lriehafea cinhiegen.
Es dauert >Hje W^eiie, ehe wb die großen Türm offnen und
(>is wir io diesen Ted des Hafens emlöbrm können, der am
besten be^v^ijst. wie grcißt.üglg. mit welch weitem Bhck für dir
ZuküTift di^e St«dt arbeif^t..
Daß st€ etr» Platz für den Höndel war„ lag klaT zuUigir.
Aber es war auch sclmelt erleuchtend, daß der Entw'ickluo >2
des SupelpLtze§ und ÜrnsthUghä(en$ Mannheim durch die
(öTtsebreitende Schiffbarmacbimg des Obenheins ein Hemmnis»
geschaffen war, Da galt es a&o voi'sofgcn, daß auch in einer
ferneren Zukunft der Stadt nicht die Einnahmequellen .
Wöii aber verspricht beute sicherere Einnahmen aL die ln-
dustnC> Es war also die vorrifcbmste Aufgabe einer weitbtkken-
den Verw'ahung* die Torhandene Indusbic zu sdiülzen und
2 \i fördern, aber cs war vielleicht noch wichligef» neue Industrie
herzuziehenr
Diesen großen Zwecken soll der industriehalcn dienen,
der, nebenbei gesagt, an emer histori.sch bedeutungsvollen
iene Männer- die hier lametid EnlwicklungsmÖglichkeiten
vorau^ft.dieUi haben rcGhl behaitea: mit großer .Scbqenigkeit
hat sich die Indnstric die rtcuerschlos&erien Gebiete efobert,
und nur wenige Jahre vverden noch verhoben, bis auch die
.hinderte luute noch freien Stollen am Ufer dem Schaffen
chcpitbar gemacht vind.
Mühlen- und Konlmwefka. fvehen wir heim Beginn unserer
Emfahrt. gevvaltfge HIevntorfvn und o»Heb tige Krane aiil weit-
.au^holmdtm La^febtück^ hier den ganzen Tag an iler
Arbeit . Mehr ncxih als der Handekliafm ist dieser Industnc-
hakm d<i§ eigentlich^' Herz der Stadt, lurd wenn wir wissen wolJeny
welche Möglichkeiten der Entwiirklung hkr noch geboten sißd*
niüsscu wir den durchweg t^chiffbaren Aftrbcnn die dirdkUi
Fortsetzung des Industrichafens, durchfahren.
Hier liaben wir nier*( das fesselnde Schauspiel großer
Flößc; die bjK hierher vom Neckar komtnen und hier zu
neuen, nocli viel grÖfk*reu Flößen gebundcri vverden, wie
$ie den Rhein herunterfAhrm. .MAOcbmÄl $<;bw hier
viele Tausende von Stämmen, wd ist fast lustig zu
beobachten* mit weichet Leichtl^kcit die uirgcfügen Massen
verarbettet und gelcinkt werden.
■... 1
li
Nr.Q DEUTSCHLAND 437
Hier haben wir die Stadt und das Gebiet der künstlichen
Auffüllungen verlassen, und wir befinden uns nun in der freien
Rheinlandschaft, die aber durchaus nicht so öde und lang¬
weilig ist, wie die wissen wollen, die nur den Rhein zwischen
Mainz und Bonn kennen. Zur rechten Hand liegt zunächst,
fast hinter alten Bäumen versteckt, die berühmte Spiegelfabrik
Waldhof, eine französische Gründung und sogar heute noch
ein Französisch sprechendes Fleckchen Erde im deutschen
Land. Chemische Fabriken schließen sich an, und vor dem
größten Werke am Altrhein, vor der Zellstoffabrik Waldhof,
fesseln viele Schleppkähne mit russischem Holz unsere Auf¬
merksamkeit. Nur natürlich ist es, daß sich in der Nähe dieser
Fabrik ein großes Papierwerk befindet.
Aber dann kommen große, noch freie Strecken. Doch wach¬
sen schon Straßen und Kaimauern aus der Erde, und es wird
sicher nicht mehr lange dauern, bis auch hier Maschinen an der
Arbeit sein werden. Im Hinterlande dieses Gebietes liegt der Ort
Sandhofen, der erst im vergangenen Jahre von Mannheim ein¬
gemeindet ist. Sandhofen auf der einen Seite, die Rheinau auf
sich kaum denken, daß dieser vom Kurfürsten Karl Theodor
gebaute Kanal einmal eine wichtige Wasserstraße werden sollte.
Wir kehren um und nähern uns nun der Stadt, die von
hier aus fast hinter einem Walde von Schornsteinen ver¬
schwunden ist. Einmal steigen aus der Ebene Reste einer
schönen alten Pappelallee auf und erzählen davon, daß hier
einst eine große und wichtige Straße das Land durchschnitt.
Aber wir haben gar keine Zeit, der Vergangenheit nachzu¬
sinnen, denn die Gegenwart fesselt uns genug.
Diesmal ist es besonders die Seite von Ludwigshafen,
die unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Dort erheben
sich die vielen Schornsteine der Anilin- und Sodafabrik, und
eine zierliche Hochbahn reckt sich weit ins Land, um die
Ofen des gewaltigen Werkes mit Kohlen zu versorgen.
Wie ein Spielzeug sieht diese Anlage trotz aller Mächtigkeit
aus, und es hat beinahe etwas Spukhaftes, zu sehen, wie
sich die schwebenden Wagen mit den Kohlen, von einer
geheimnisvollen Kraft getrieben, in der Luft bewegen, wie
sie sich wenden, wie sie ihre Ladung nehmen und ausschütten.
•••
•••
Mannheim: Lagerhäuser und Kranenanlagen am Rhein
i
1 l>
1 \
der andern: das bedeutet eine Strecke von mehr als 20 Kilo¬
meter Wasserfront. Und ob man will oder nicht, man muß
eine Stadt bewundern, die sich so entschlossen zeigt, alle Mög¬
lichkeiten ihrer Lage auszunützen.
Sandhofen gegenüber liegt eine flache Insel im Hoch¬
wassergebiet. Spärliche Gärten, kärgliche Äcker breiten sich
heute noch aus, aber auch hier sind schon für neue Werke die
Plätze abgesteckt, und ehe ein paar Jahre ins Land gegangen
sein werden, recken sich auch hier die Schlote der neuen
Fabriken zum Himmel.
Aber heute ist hier noch, je näher wir der Rheinmündung
kommen, die schöne grüne Einsamkeit, und wenn wir endlich
den Rhein erreicht haben, so werden wir durch den idyllischen,
versonnenen Frankenthaler Kanal, der fast gegenüber ein¬
mündet, an jene Zeiten erinnert, wo Handel und Wandel noch
still und beschaulich hingingen. Wir überqueren den Strom
und gehen bei der Schleuse an der Kanalmündung für eine
kleine Weile an Land. Schnurgerade zieht der Kanal sein
schwarzes träumendes Wasser in die Pfalz. Ganz hinten ver¬
schwindet ein Schiff, und am Himmel erscheint die Silhouette
eines Dörfleins mit seinem spitzen Kirchturm. Man kann
Über diesem Bilde, das wohl auch der schön und fesselnd
finden muß, dem die Schönheit der Maschine und ihrer Welt
sonst ein verschlossenes Buch ist, vergißt man fast, das schöne
grüne Wasser des Rheins zu betrachten, das breit und in
gelassener Kraft daherströmt. Ganz scharf unterscheidet sich
an der Mündungsstelle das braune Wasser des Neckars, und
es dauert eine ganze Weile, bis sich die verschiedenfarbigen
Fluten vermischt haben.
Aber wir verlassen den Rhein noch einmal, um den Mühlau-
hafen zu durchfahren, der sich mit seiner ganzen Länge von
zwei Kilometer nach links, nach der Stadt zu hinzieht. Dieser
Hafen ist in den Jahren 1870—1873 angelegt — französische
Kriegsgefangene mußten mithelfen, ihn zu graben. Trotz
seines Alters genügt er auch heute noch den Ansprüchen des
lebhaften Verkehrs, der sich hier entwickelt. Hier drängt sich
Schiff an Schiff, Kahn an Kahn, und auf den Kais und in den
mächtigen Lagerhäusern stapeln sich Waren im Werte vieler
Millionen. Hier ist niemals Stille und Ruhe. Hier ist ewig Leben
und Bewegung. Man stelle sich vor, daß allein an diesem Hafen 38
große Kräne und 6 Getreideelevatoren arbeiten, und man wird sich
einen Begriff von dem Leben machen können, das hier herrscht.
438
DEUTSCHLAND
Nr.Q
Wir wenden, fahren langsam am Kai entlang und haben
bald den Rhein wieder erreicht. Unser kleines Schiff muß
sich gewaltig anstrengen, um stromaufwärts voranzukommen.
Wir halten uns auch hier wieder dicht am Ufer, um die ganze
Größe der Schiffe auf uns wirken zu lassen, die hier liegen.
Es sind meistens Getreideschiffe, und in den Lagerhäusern
am Ufer liegt manchmal doppelt soviel Getreide als im ganzen
übrigen Deutschen Reiche zusammen.
Aber hier lagern auch die großen Dampfer, die dem
Personenverkehr dienen; da sind die schönen Schiffe der Nieder¬
ländischen Dampfergesellschaft, die bis Rotterdam durch¬
gehen, da sind die weißen Schiffe der Köln-Düsseldorfer Gesell¬
schaft, die mehr den Touristenverkehr auf dem Rhein bestreiten.
Sicher nimmt man sich beim Anblick dieser Schiffe vor, daß
man seine nächste Rheinreise in Mannheim beginnen lassen will.
Weiter geht die Fahrt rheinaufwärts. Am Ufer dehnen
sich Gartenanlagen und schöne Parke, und man ist erstaunt,
bei der Industriestadt Mannheim so viel freundliches Grün
zu finden. Es gibt jetzt Blicke auf die Stadt mit ihrem Schloß
und ihren Türmen und der stattlichen Kuppel der Jesuiten¬
kirche, die von überraschender Schönheit sind. Es geht an
der sogenannten Reißinsel vorbei, die wie ein schönes Stück
Wildnis daliegt, und nun wird die Gegend immer ländlicher
und freier. Man sieht auf die Kette der Bergstraße mit ihren
Wäldern und mit ihren weithin
leuchtenden Steinbrüchen,
und man spürt plötzlich, daß
Mannheim durchaus nicht in
so öder Gegend liegt, wie
man sich‘s immer gedacht hat.
Hier hat sich die Industrie
noch nicht die Ufer erobert,
aber man ist auf beiden
Seiten des Flusses eifrig
dabei, ihr den Weg zu
bereiten, namentlich auf der
pfälzischen Seite macht man
große Anstrengungen, und
schon wachsen ausgedehnte
Kaimauern aus dem Boden.
Wer die nächsten Jahre in
dieser Stadt leben wird, kann das seltene Schauspiel genießen,
wie dort aus dem Nichts eine ganz neue Welt entsteht.
Bislang gibt es hier keine andere Industrie als Ziegel¬
brennereien. Aber ihre Tage sind gezählt, und bald werden sie
andern Betrieben Platz machen müssen, denn die neue Zeit
schreitet mit ungestümen Schritten heran. Sie hat sich hier
draußen sogar schon ein Gebiet erobert, den Rheinauhafen, dem
wir uns jetzt schnell nähern.
Dies ist die neueste Anlage in Mannheims umfangreichem
Hafen, und auf den ersten Blick scheint es, als hätte in den drei
Becken dieses Hafens die Kohle ihr ganz besonderes Reich.
Riesengroße Ladebrücken, die sich hoch und frei mit ihren
Eisenkonstruktionen in die Luft recken, geben dem Rheinau¬
hafen sein Gepräge. Und wenn man die Becken durchfährt,
so sieht man nichts als Kohlen, als Kohlen überall. Fabriken,
die auch nicht fehlen, bauen sich erst hinter den Kohlenlagern
auf, und unter diesen Fabriken ist eine chemische Fabrik die
wichtigste. Unter ihren vielen Schornsteinen ist einer, der zu
den höchsten Essen in ganz Deutschland gehört, und er ist
weit und breit als ein Wahrzeichen der Gegend zu sehen.
Hier draußen entsteht jetzt gerade im Dienst der Firma
Thyssen ein ganz neues Hafenbecken, das tief in das Land
einschneidet. Noch ist alles in den Anfängen, aber ein paar
Jahre noch, und auch hier werden sich Kohlenlager dehnen,
auch hier werden sich Kräne drehen.
Unser Schiff wendet sich, und wir fahren wieder der Stadt
zu. Das Grün des Ufers lockt uns, auszusteigen, und wir legen
vor Altrip auf der pfälzischen Seite an. Das Land ist flach und
eben, und es liegt so tief unter Hochwassergebiet, daß ein Deich
den Ort schützen muß. Wir gehen zum Dorfe hinab, das mit
seinen kleinen Häusern friedlich wie ein zusammengeschobenes
Kinderspielzeug unter einem alten romanischen Kirchturm
liegt, und ein Denkmal vor der Kirche, das jüngst dem ersten
Geschichtsschreiber der Deutschen, dem zu Altrip geborenen
und 915 zu Trier gestorbenen Regino gesetzt ist, erinnert uns
daran, daß wir uns auf althistorischem Boden befinden. Bis
zu Römerzeiten läßt sich die Geschichte der Gegend verfolgen,
und als man den Rheinau¬
hafen anlegte, mußte man
mächtige Mauern eines alten
Römerkastells sprengen, die
bis weit in den Rhein hinein¬
ragten und bei Niederwasser
zum Vorschein kamen. So
reichen sich Altes und Neues
ewig die Hände, und man
spürt, wie sich die Zeiten ein¬
ander schließen wie dieGlieder
einer Kette, die von Ewigkeit
zu Ewigkeit gespannt ist.
Nach kurzer Rast brechen
wir wieder auf, und unser
Schiff treibt nun schnell rhein-
abwärts, Mannheim entgegen.
Ein Tag ist im Sehen und Schauen hingegangen, und die Sonne,
die uns den ganzen Tag freundlich begleitet hat, schickt sich an,
zur Rüste zu gehen. Über der Stadt liegt eine feine silbrige
Luft, aber der Westhimmel schmückt sich mit wahren Farben¬
wundern, und ein wogendes Meer von roten Tönen will die
sinkende Sonne aufnehmen. Der Abend kommt und mit ihm
die Stille. Eine Fabrik läßt irgendwo ein Nebelhorn ertönen,
das den Feierabend gebietet. Über das Wasser schwingen
sich Glockentöne. Die Wellen singen an unserm Schiffe ihr
murmelndes Lied. Die große Brücke nähert sich und die
Stadt. Wir legen an, wir gehen an Land, reicher geworden
um die Kenntnis einer Welt des Wassers und der Arbeit, die
hier mitten im Binnenlande niemand vermutete.
Mannheim: Rheinkal (Leichtern von Schiffen)
Einiges über Radium und seine Anwendung.
Von Dr. Karl Aschoff (Bad Kreuznach).
Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit die Entdeckung
des französischen Physikers Becquerel und des Ehepaares Curie
in Paris uns die ersten Mitteilungen über die womderbaren Eigen¬
schaften des Radiums brachten, die manches Staunen und
Kopfschütteln hervorriefen. Eine Substanz sollte andauernd
Strahlen aussenden, feste Körper durchdringen und allerlei
Wirkungen auf die photographische Platte usw. ausüben, ohne
daß man an der Ursubstanz selber Veränderungen wahrnahm.
Heute haben uns eingehende Untersuchungen Aufklärung
über diese Erscheinungen gegeben, wir haben die Lebens¬
schicksale des Radiums, sein Entstehen und Vergehen kennen
gelernt, so daß dies neue ,,vergängliche“ Element jetzt be¬
kannter ist als manche andern Grundstoffe, deren Existenz
die Chemiker schon vor vielen Jahrzehnten nachgewiesen
haben. Hat sich doch inzwischen gezeigt, daß wir im Radium
ein Heilmittel für mancherlei Krankheiten besitzen, und ist
mit ihm der alte Brunnengeist, den Liebig ahnte, ohne ihn
finden zu können, aus den Heilquellen leibhaftig ans Tageslicht
Nr. 9 DEUTSCHLAND 439
gestiegen.— Nur an wenigen Orten findet sich das Radium in
Mineralien in so großer Menge, daß sich seine Herstellung
lohnt. Der Hauptfundort ist bis jetzt Joachimsthal in Böhmen,
wo aus Bergwerken das schwarze Uranpecherz gefördert wird.
Aus ihm wird nach einer schwierigen
und langwierigen Methode die ge¬
heimnisvolle Radiumsubstanz ge¬
wonnen. Auch Deutschland hat einen
Fundort von Radiumsalzen, Bad
Kreuznach, wo die Solquellen sie aus
den Tiefen des Porphyrs mitbringen.
In einem besonderen Laboratorium
werden hier Radiumsalze aus der
Sole gewonnen; sie dienen z. T. zur
Herstellung von allerlei Radium¬
präparaten zu Heilzwecken, während
die Hauptmenge im Kreuznacher
Badebetriebe Verwendung findet.
— Äußerlich betrachtet verraten die
Radiumsalze nichts von den ihnen
innewohnenden Kräften; sie bilden
unscheinbare, weiße oder gelbliche
Salzkörnchen. Bringt man aber
eine photographische Platte in ihre
Nähe, so wird diese, auch wenn sie
in Papier gehüllt ist oder in einer
Kassette steckt, geschwärzt. Der
Leuchtschirm, der uns die Röntgen¬
strahlen zeigt, leuchtet gleichfalls hell
auf, wenn man Radiumverbindungen
in seine Nähe bringt; im Dunkeln kann man schon bei den
Radiumsalzen selbst ein schwaches Leuchten bemerken. Auf¬
fallend sind weiter die Wirkungen auf das Elektroskop; dies
kleine Instrument besteht aus zwei dünnen Aluminiumblättchen,
welche an einem isolierten Ständer befestigt sind; sie ent¬
fernen sich voneinander, sobald man eine elektrische Ladung
zuführt, um wieder zusammen¬
zufallen, wenn diese Ladung ab¬
geleitet wird. Bringt man eine
Radiumverbindung in die Nähe des
Eiektroskopes, so findet diese Ent¬
ladung sofort statt, da die Radium¬
strahlen die Luft ,,ionisieren“, d. h.
zu einem Leiter der Elektrizität
machen und sie befähigen, die elek¬
trische Ladung des Eiektroskopes
abzuleiten. Dies Instrument zeigt
uns die Anwesenheit auch kleinster
Spuren Radium und ist für die
Untersuchung der Erscheinungen
der Radioaktivität von allergrößtem
Wert. Aber noch weitere wunder¬
bare Eigenschaften besitzt das
Radium; außer den beobachteten
Strahlen, die die photographische
Platte schwärzen, senden die Radium¬
salze andauernd einen gasförmigen
Körper aus, die Radiumemanation,
die aber auch ihrerseits nicht be¬
ständig ist, sondern sich weiter
zersetzt und nach und nach in
Helium übergeht, ein gasförmiges
Element, das man sowohl in der
Sonnenatmosphäre als auch in der
die Erde umgebenden Lufthülle gefunden hat. — Wie erklärt
man sich nun diese merkwürdigen Erscheinungen des Radiums?
Nach den bisherigen Untersuchungen muß man annehmen,
daß die Muttersubstanz des Radiums das Element Uran ist.
der Hauptbestandteil des obengenannten Uranpecherzes.
Entgegen der bisherigen Anschauung von der Unveränderlich¬
keit der Elemente scheinen einige derselben, so das Uran,
in einem allmählichen Zerfalle begriffen zu sein, indem
sich ihre kleinsten Teilchen, ihre
Atome, unter Freiwerden großer
Energiemengen nach und nach in
andere Körper verwandeln. Eine
Zwischenstufe dieses Verwandlungs¬
prozesses ist das Radium; man muß
annehmen, daß das gesamte heute
auf der Erde vorhandene Uran in
vielen Millionen von Jahren ver¬
schwunden sein wird. Aber das
Radium stellt bei diesem wunder¬
baren Verwandlungsprozeß nur
eine Zwischenstufe dar; es zerfällt
unter Abgabe großer Energie¬
mengen weiter, indem andauernd
eine bestimmte Anzahl seiner
Atome explosionsartig zerlegt wird.
Dabei entstehen in seiner Umgebung
heftige Erschütterungen des Licht¬
äthers, jener hypothetischen, das
ganze Weltall erfüllenden Substanz,
deren Schwingungen die Über¬
tragung des Lichtes vermitteln.
Die hierbei entstehenden ,,Licht¬
strahlen“, die unser Auge aller¬
dings nicht als Licht empfindet,
sind die sog. y-Strahlen, deren Schwingungen so klein sind,
daß diese Strahlen selbst Metallplatten zu durchdringen ver¬
mögen. Eine weitere bei diesem AtomzerfeJl entstehende
Strahlenart sind die /^-Strahlen, die aus negativ geladenen
Elektronen, also den negativ geladenen Teilchen der Atome
bestehen und gleichfalls Papier und dünne Metallplättchen zu
durchdringen vermögen, während die
dritte Strahlenart, die a-Strahlen, aus
abgeschleuderten Teilchen materi¬
eller Natur bestehen, nämlich aus
Atomen des schon obenerwähnten
Gases Helium. Das Hauptprodukt
dieses Atomzerfalls ist aber die gas¬
förmige Radiumemanation, die nun
ihrerseits wieder Heliumteilchen
abschleudert und stufenweise in
neue feste Körper, das Radium
A, B, C, D, E, F usw. übergeht.
Alle diese festen Substanzen haben
gleichfalls eine nur beschränkte
Lebensdauer; sie zersetzen sich,
teilweise unter Bildung von a-, /5-
und y-Strahlen weiter, bis endlich
außer dem entstandenen Helium
wahrscheinlich noch Blei übngbleibt.
Wir hätten hier also ein Beispiel der
Umwandlung eines Elementes, des
Urans, in zwei andere Elemente,
Helium und Blei, eine Erscheinung,
die uns ganz neue Anschauungen
über den Bestand der Elemente
bringt, die wir noch bis vor
kurzem als ewig unveränderliche
Grundstoffe angesehen haben. —
Außer dem Radium hat man noch weitere radioaktive Stoffe
aufgefunden, so vor allem das Radiothor, das ein Zerfalls¬
produkt des Elementes Thor sein dürfte und eine ähnliche
Umwandlungsreihe bildet, wie sie beim Radium beschrieben
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Die Bildung des Radiums aus dem Uran und der weitere Zerfall
des Radiums
440 DEUTSCHLAND Nr. Q
ist. Nachdem man gelernt hat, Radiothor aus den Neben¬
produkten der Glühstrumpffabrikation herzustellen, hat auch
dieser Körper eine große Bedeutung gewonnen. Als dritte
Radiumsubstanz sei das Aktinium genannt, dessen Lebens¬
schicksale aber noch weniger erforscht sind als die seiner
beiden Genossen.
Hat die Radiumforschung also schon äußerst interessante
Aufschlüsse über den Bestand unserer Elemente gebracht,
so ist die Bedeutung der Radiumverbindungen als Heilmittel
von nicht geringerer Wichtig¬
keit geworden. Die Ähnlichkeit
der Radiumstrahlen mit den
schon länger bekanntenRöntgen-
strahlen hat schon früh zu Ver¬
suchen geführt, auch ihre Heil¬
wirkung zu erproben. Heute be¬
sitzen wir in den verschiedenen
radioaktiven Stoffen sehr wert¬
volle Hilfsmittel bei der Be¬
kämpfung von mancherlei
Krankheiten. Man läßt die
Strahlen starker Radiumpräpa¬
rate beispielsweise auf bösartige
Geschwülste einwirken und hat
beiBerücksichtigung der nötigen
Vorsichtsmaßregeln in vielen
Fällen vorzügliche Heilerfolge Photograph. Platte, durch Schreiben
erzielt; unter lebhafter Bildung
von neuem Bindegewebe konnte man ein Absterben der bös¬
artigen Geschwulstzellen beobachten. Gerade die Versuche der
allerletzten Zeit, die mit sehr starken Präparaten unter Aus¬
schaltung der a- und /5-Strahlen durch Bleifilter vorgenommen
wurden, haben teilweise ganz vorzügliche Ergebnisse gezeitigt.
Schwächere Radiumsalze werden in Form von Kompressen bei
der Behandlung von Gelenkentzündungen, Gicht, Rheumatis¬
mus, Drüsen usw. angewandt und zeichnen sich in dieser
Form u. a. durch ihre eminent schmerzstillende Wirkung aus.
Auch Injektionen löslicher
und unlöslicher Radiumsalze
werden bei Geschwülsten usw.
vorgenommen, um eine Radium¬
wirkung im Innern des Körpers
zu erzielen. — Noch weit aus¬
gedehnter ist die Anwendung
der von den Radiumsalzen aus¬
geströmten gasförmigen Sub¬
stanz, der Emanation geworden,
und zwar dadurch, daß man
sie in vielen unserer altbe-
kanntenHeilquellen aufgefunden
hat. Das Vorkommen der Ema¬
nation in Heilquellen erscheint
nicht wunderbar, wenn man
bedenkt, daß sich kleine
Mengen Uran und Thor in
vielen in der Tiefe unserer
Erde lagernden Gesteinen
befinden. Natürlich findet
auch hier andauernd der Zerfall
dieser Elemente und mit ihm die Bildung von Radium und
Emanation statt. Die aus der Tiefe solcher Gesteine hervor¬
tretenden Heilquellen lösen auf ihrem Wege diese Emanation
auf und bringen sie mit an die Erdoberfläche. Zweifellos dürfen
wir heute annehmen, daß ein Teil der Wirkung mancher Heil¬
quellen, so z. B. der Wildbäder, ihrem Emanationsgehalte zu¬
zuschreiben ist, eine Erkenntnis, die uns zugleich die bessere
Wirkung dieser Heilwässer am Orte ihrer Herkunft erklärt.
Müssen wir doch bedenken, daß die Emanation ein vergäng¬
licher Körper ist, der in einigen Tagen weiter zerfällt und ver¬
schwindet. Ist nun die Zusammensetzung einer Mineralquelle
eine solche, daß sie auf ihrem Wege außer der Emanation auch
radioaktive Stoffe selbst den Gesteinen zu entziehen vermag,
so bringt sie auch diese aus dem Erdinnern mit und bleibt dann
dauernd radioaktiv. Nur Quellen, denen die schwefelsauern
Salze fehlen, sind hierzu in der Lage, da das schwefelsaure
Radium einen fast vollkommen unlöslichen Körper darstellt.
Tatsächlich hat man bis heute nur in wenigen Heilquellen
außer Radiumemanation auch
Radiumsalze selbst in einiger¬
maßen größerer Menge gefun¬
den. Zu diesen Quellen gehören
vor allem die des Bades Kreuz¬
nach, aus denen, wie erwähnt,
Radiumsalze in größerem
Maßstabe gewonnen werden
können. — Diese Tatsachen
sind für die ganze Balneologie
höchst wichtig, da sich die
Radiumemanation als ein bei
vielen Erkrankungen äußerst
günstig wirkendes Heilmittel
erwiesen hat. Es wurde fest¬
gestellt, daß die Emanation,
in die Blutbahn gebracht,
die Körperfermente, Pepsin,
Trypsin usw., zu lebhafterer
mit einem Radiumkörnchen geschwärzt
Elektroskop nach Elster und Geltel
Tätigkeit anregt, also einen günstigen Einfluß auf den Stoff¬
wechsel ausübt. Weiter zeigt es sich, daß ihr eine harnsäure¬
lösende Wirkung zukommt und im Körper abgelagerte Harn¬
säuredepots, Gichtknoten, bei geeigneter Emanationsbehandlung
zur Verkleinerung resp. zum Verschwinden gebracht werden
können, alles Tatsachen, die von äußerster Wichtigkeit sind.
Diese Versuche wurden z. T. in der Weise ausgeführt, daß
man die von Radiumsalzen ausgestrahlte Emanation auf Wasser
übertrug und dies Radiumemanationswasser zu Trinkkuren,
Badekuren und Kompressen
verwandte. Auch in gas¬
förmigem Zustande wurde
sie durch Einatmung dem
Blute zugeführt. Da nun
zahlreiche Heilquellen natür¬
liche derartige Emanations¬
lösungen darstellen, ist ihre
Verwendung zu solchen Kuren
besonders gegeben, und tat¬
sächlich sind heute bereits in
einigen Badeorten Einrich¬
tungen getroffen, welche die
Emanationsanwendung in mög¬
lichst vollendeter Weise er¬
möglichen. Nachstehend seien
die verschiedenen Anwendungs¬
weisen der Emanation kurz
besprochen. Zur Radium¬
trinkkur müssen dem Körper
täglich 1000 — 3000 Macheein¬
heiten, d. h. die für Radium¬
emanation vereinbarten Maßeinheiten, in wässeriger Lösung
zugeführt werden. Da die natürlichen radioaktiven Heilquellen
im Liter Wasser meist nur 50—200 Macheeinheiten enthalten
und nur bei vereinzelten Wässern der Emanationsgehalt auf
2000 und mehr Macheeinheiten steigt, müßten dem Körper hier¬
bei täglich unmögliche Wassermengen zugeführt werden, so daß
zu eigentlichen Emanationstrinkkuren meist künstlich mit
Emanation beladene Wässer verwandt werden. Es ist ratsam,
die einzelnen Trinkportionen nach dem Essen zu nehmen, da
Nr.Q DEUTSCHLAND 441
sonst eine rehr rasche Aufnahme der Emanation in das Blut
und eine schnelle Abgabe derselben durch die Lunge erfolgt.
Gebraucht man dagegen die Vorsicht, das Emanationswasser
in den gefüllten Magen zu bringen, so gelingt es, dem Blute
stundenlang einen Emanationsgehalt von mehreren Mache¬
einheiten zu verleihen, und es ist einleuchtend, daß bei einer
solchen Durchwanderung der Emanation durch die Organe
eine Aktivierung der Fermente erzielt wird und außer¬
dem die Emanation auch ihre harnsäurelösende Wirkung
ausüben kann. Weiter muß man sich vorstellen, daß die im
Blute kreisende Emanation z. T. in einem dauernden Zerfalle
begriffen ist, wobei die Emanationsmoleküle unter explosions¬
artigen Erscheinungen a-Heliumteilchen verlieren und feste
Zerfallsprodukte bilden, die auch nach dem Verschwinden
der Emanation noch lange Zeit im Blut ihre Wirkung aus¬
üben. In Kreuznach wird zu solchen dort mit großem Erfolge
vorgenommenen Radiumtrinkkuren die aus den Kreuznacher
(= 0,31). Oder aber man führte einem größeren abgeschlossenen
Raume eine bestimmte Emanationsmenge zu und ließ sich
die Patienten ein bis zwei Stunden in einem solchen Gesell-
schaftsinhalatorium auf halten. Natürlich müssen hier Vor¬
richtungen getroffen werden, durch welche die ausgeatmete
Kohlensäure gebunden und der verbrauchte Sauerstoff ersetzt
wird. Solche Radiuminhalatorien oder Emanatorien sind in
zahlreichen Städten errichtet worden; die Emanation wird ihnen
aus einer Lösung von Radiumsalzen zugeführt, ihr Emanations¬
gehalt pflegt aber im allgemeinen recht gering zu sein, meist
nur ca. 2 Macheeinheiten im Liter Luft. Sehr ökonomisch
sind solche Einrichtungen trotzdem nicht, da bei der An¬
wendung der gleichen Gesamt-Emanationsmenge in Form von
Trinkkuren weit größere Effekte erzielt werden könnten. Ganz
anders liegen die Verhältnisse in solchen Kurorten, deren
Heilquellen emanationsreich sind, und die diese Emanation
zur Speisung ihrer Radiuminhalatorien benutzen; voraus-
Das Radlumlnhalatorium ln Bad Kreuznach
Radiumsalzen erhaltene Radiumemanation verwandt, und zwar
in einer Stärke von 10 000 Macheeinheiten im Liter Wasser.
Die Tagesmenge beträgt meist 1000—3000 Macheeinheiten.
Auch zahlreiche künstliche Produkte sind im Handel erschienen:
Gelatinekapseln, Tabletten usw., die Radiumsalze in geringer
Menge enthalten und zu Radiumtrinkkuren Verwendung finden.
Neben dieser Radiumtrinkkur hat auch die Radium¬
inhalation eine weitverbreitete Anwendung gefunden. Man
ging hierbei von der Tatsache aus, daß die Emanation des
Blutes rasch durch die Lunge ausgeschieden wird, was ver¬
mieden wird, wenn man die betr. Person andauernd wieder
von neuem Emanation einatmen läßt. Es wurden zu diesem
Zweck Einzelinhalationsapparate konstruiert, die dem Patienten
mit jedem Atemzuge eine gewisse Emanationsmenge zuführen,
und so wurde erreicht, daß das Blut des Patienten während der
Inhalationsdauer eine Emanationsmenge behielt, die dem Absorp¬
tionskoeffizienten des Blutes für Radiumemanation entsprach
gesetzt ist, daß die Menge des Quellwassers und sein Emanations¬
gehalt so groß ist, daß er ausreicht, den Inhalatorien dauernd
einen möglichst hohen Emanationsgehalt zu verleihen. Solche
Einrichtungen sind beispielsweise in Teplitz und Baden-
Baden getroffen. Münster a. Stein speist sein Inhalatorium
mit seinen radioaktiven Quellgasen, die aus seinen Quellen
ausströmen. Bad Kreuznach hat eine andere, bisher einzig¬
artige Anlage geschaffen. Hier wird Emanation, die aus den
Spalten eines ca. 300 m tiefen Porphyrstollens austritt, durch
ein Hochdruckgebläse dem Radiuminhalatorium zugeführt.
Der Emanationsgehalt ist etwas abhängig vom Steigen und
Sinken des Luftdrucks; bei fallendem Barometer wurden in
1 Liter der Stollenluft über 200 Macheeinheiten festgestellt.
Zur Kontrolle des Emanationsgehaltes des Blutes bei
solchen Inhalations- und Trinkkuren sind mehrfach Blut¬
untersuchungen ausgeführt worden; diese wurden in der
Weise vorgenommen, daß den betr. Versuchspersonen Blut
442 DEUTSCHLAND
Nr. 9
unter Vermeidung einer Entgasung desselben entnommen und
sein Emanationsgehalt in üblicher Weise bestimmt wurde.
Als dritte und ursprünglichste Anwendungsform der
Emanation seien die
Radiumbäder behandelt.
Diese Bäder kommen vor
allem für die Kurorte in
Betracht, deren Heil¬
quellen emanationsreich
sind. Trotzdem gerade die
zunächst bei Bädern er¬
probte Emanationstherapie
recht gute Erfolge gezeigt
hatte, schien diese An¬
wendungsform eine Zeit¬
lang überwunden zu sein,
da man ihre Wirkung nur
der Einatmung der Ema¬
nation zuschreiben zu
müssen glaubte,die während
des Bades aus dem Bade¬
wasser in den Raum der
Badezelle ausströmt. Heute
haben mehrfache Versuche
gezeigt, daß dem nicht
so ist. In der Ausatmungs¬
luft solcher Personen,
die während des Ema¬
nationsbades emanations¬
freie Außenluft geatmet
hatten, konnte Emanation
nachgewiesen werden;
diese Emanation konnte
nur durch die Haut des
Badenden hindurch in
den Körper gedrungen
sein. Blutuntersuchungen,
die neuerdings unter den¬
selben Vorsichtsmaßregeln
ausgeführt worden sind,
haben gleichfalls nach einem einstündigen Radiumbad mehrere
Macheeinheiten Emanation im Liter Blut ergeben; ebenso konnten
nach einstündigen Emanationswasserkompressen, die nach außen
durchGummistoff abgeschlossen waren, im Blute der betr.Personen
recht erhebliche Ema¬
nationsmengen nach-
ge\vnesen werden.
Man muß hiernach
als enviesen ansehen,
daß die Elmanation
aus dem Radiumbade
durch die Haut des
Badenden hindurch in
so erheblicher Menge
aufgenommen wird,
daß hierdurch die
Wirkung der Radium¬
bäder vollauf erklärt
werden kann, eine
für unsere Heilbäder
äußerst wichtige Tat¬
sache. Aber nicht
allein hierin dürfte die
Wirkung der Radium-
bäder zu suchen sein;
während des Bades
schlagen sich recht
erhebliche Mengen
der festen Zerfallprodukte der Emanation auf dem Körper
des Badenden nieder; sie bleiben auch nach dem Bade dort
haften und können durch die von ihnen ausgehenden Strahlen
gleichfalls eine therapeu¬
tische Wirkung ausüben.
Dazu kommt in Heil¬
quellen, welche, wie z. B.
in Kreuznach, Radiumsalze
selbst enthalten, auch
deren Strahlenwirkung.
Hier sei noch eine Ein¬
richtung erwähnt, welche
zur Erzeugung eines mög¬
lichst reichlichen radio¬
aktiven Niederschlages auf
der Körperoberfläche des
Patienten bestimmt ist,
das seit Jahresfrist in
Kreuznach eingerichtete
radioelektrische Luftbad.
Der wesentliche Teil
dieser Anlage besteht
darin, daß die Patienten
in einem Emanation ent¬
haltenden Raume auf
isolierten Stühlen ohne
Kleidung negativ elektrisch
aufgeladen werden, um
auf ihrer Körperober¬
fläche die elektropositiven
Zersetzungsprodukte der
Emanation in großer
Menge anzusammeln;
auch das Blut der betr.
Personen scheint mehr
Emanation aufzunehmen,
als dies ohne die elek¬
trische Aufladung der
Fall ist.
Schließlich sei noch
erwähnt, daß auch die von Aktinium und Thor aus¬
gestrahlte Emanation bereits eine ziemlich ausgedehnte
Anwendung gefunden hat, und zwar in der Hauptsache
in Form von Injektionen. Große Dosen dieser Stoffe
scheinen bei Leu¬
kämie und perniziöser
Anämie eine Ver¬
minderung der Leu-
kocyten zu bewirken,
was die Bedeutung
der Emanationenbe¬
handlung noch ver¬
größern dürfte. Jeden¬
falls kann sich heute
wohl niemand mehr
der Wichtigkeit und
der Bedeutung der
Radiumtherapie ver¬
schließen, und es
ist mit Bestimmtheit
zu envarten, daß die
zahlreichenauf diesem
Gebiete fortwährend
ausgeführten Unter¬
suchungen bald noch
weitere wichtige Be¬
obachtungen zeitigen
werden.
Ph>-sikalisch-Racllologisches Institut der Universität Heidelberg (Phot.: Emst Gattmann. Heidelberg)
Nr.9 DEUTSCHLAND
443
überlandzentralen und Heimatschutz.
Von Dr. jur. Hesseler (Wanne).
Wie ist man dem Landschaftsbilde in Land und Stadt
zu Leibe gerückt die letzten Jahrzehnte! Der wirtschaft¬
liche Aufschwung einer Gegend, die Heranziehung neuer
Industrien und Verwertung moderner Kulturerrungenschaften,
sie haben alle ihr Teil dazu beigetragen, manch herrliches
Fleckchen heimatlicher Landschaft zu veröden, zu verunstalten.
Man hat es jahrzehntelang vergessen und unterlassen, bei Nutz¬
bauten und industriellen Anlagen den berechtigten Forderungen
eines liebevoll warnenden und sorgenvoll mahnenden Heimat¬
schutzgedankens Rechnung zu tragen. Man hat mit rauher
Hand ideelle Werte zerstört, die erhalten bleiben konnten; man
hat gemeint, bei Nutzbauten und Industrieanlagen in unan¬
gebrachter Sparsamkeit einige hundert Mark sparen zu müssen,
und hat dadurch landschaftliche und architektonische Schön-
entgegentreten und uns notgedrungen die Frage zur Be¬
antwortung vorlegen, ob wir mit ihnen zufrieden sind vom
Gesichtspunkte des Heimatschutzes aus.
Sicherlich ist es vom rein ästhetischen Standpunkte aus
kein erfreuliches Bild, wenn sich lange, starre Drahtleitungen
nicht an die natürlichen oder langgewohnten Durchschneidungen
der Landschaft, an Flußläufe, Wege und Kanäle halten, sondern
sich in nüchternen Graden ihren neuen Weg selbst suchen;
wenn die stille, malerische Straßenflucht der niedersächsischen
Dörfer durchquert wird von dem Drahtgewirr und Gestänge;
wenn nüchterne Lampen, Dutzendware, an dünnen Drähten
hängend, und mennigrot gestrichene T- oder U-Eisen, deren
ganze Struktur und statischen Maße auf Horizontalträger hin¬
deuten, sich frech vor einen prächtigen Fachwerkgiebel mit
beiten zerstört, die sich heute manche Gegend, wo sie den Ver¬
lust merkt und schmerzlich empfindet, mit Tausenden gern
zurückkaufen würde.
Frühere Jahrhunderte verstanden es besser. Nutzbauten
der Gegend anzupassen, sie nicht als Fremdkörper störend wirken
zu lassen. Ich erinnere nur an die malerische Gruppierung der
Lager- und Stapelhäuser an den Häfen unserer nordischen
Handelsstädte, an die Anlagen großer Sägewerke, Eisen- und
Erzhütten in den Tälern Mittel- und Süddeutschlands, an die
romantischen Wassermühlen, 01- und Walkmühlen, die das
Lied der Arbeit harmonisch erklingen lassen mit dem Rauschen
des Mühlbaches und dem Plätschern der über die Räder ge¬
triebenen Wassermenge. Ich denke an die Windmühlen, die
sich erst im spätem Mittelalter in deutschen Landen Heimat¬
recht erworben und doch das Landschaftsbild gehoben und eine
anmutige Abwechslung in die ruhigen Linien der Flach¬
landschaft gebracht haben und ihr zur Zierde gereichen.
Die moderne Versorgung weiter Strecken und ganzer Kreise
durch elektrische Energie hat neue Nutzbauten und Anlagen
gefordert, die uns mitten in ländlichen Gegenden als Neulinge
alter Holzschnitzerei stellen, den malerischen Durchblick hindern
und dem gesamten Dorfbild den Reiz der Poesie nehmen.
Hierin ist viel gesündigt worden und wird noch weiter
gefehlt werden, bis es zu spät ist. Hätte sich nicht in vielen
Fällen die Stromzuführung von der Hinterseite der Häuser er¬
möglichen lassen, um so das Straßenbild zu schonen? Hätte
man nicht eine massivere Kette spannen können, an der der
Beleuchtungskörper, in einfacher schmiedeeiserner Arbeit
ausgeführt, passend zum ländlichen Dorf bilde, befestigt ist?
Vergleichen wir heute die feinfühlige, künstlerische An¬
bringung der Beleuchtungskörper im Innern neuer Wohnungen,
ihre Anpassung an alte Dekorationen früherer Jahrhunderte
mit der plumpen, unvermittelten Art und Weise, wie sich das
elektrische Licht zunächst Eingang verschaffte in unsere Woh¬
nungen, so müssen wir gestehen, daß man bei der Anbringung
der Beleuchtung im Dorf- und Landschaftsbilde nicht mit den
Errungenschaften gearbeitet hat, die uns die Innendekoration
bereits verschafft hatte.
Eine größere Rücksichtnahme auf den Charakter der
Landschaft ist bei der Errichtung der Umformer und Trans-
444 DEUTSCHLAND Nr. Q
formatoren größtenteils erfolgt. Die Transformatoren am
Niederrhein, in den Kreisen Kleve, Mörs und Rees, die ich
vielfach von Ansehen kenne, und die von dem Rheinisch-West¬
fälischen Elektrizitätswerk er¬
richtet sind, tragen diesen Er¬
fordernissen in anzuerkennender
Weise Rechnung. Sie passen in
dieCegend, in das Landschafts¬
bild und beleben es.
Lugt so ein Transformator
mit seinem leuchtend roten
Ziegeldache aus dem Grün der
Bäume und dem Gewirr der
Dächer hervor, so meint man
einen mittelalterlichen Wacht-
oder Wartturm vor sich zu
haben, den man neu auf¬
geputzt hat aus seinem ver¬
fallenen Zustande.
Zierlich flankiert der runde
Treppenturm den wuchtigen
Hauptbau, wie am Trans¬
formator zwischen Wesel und
Brünen; angebaut ist ein
kleiner Unterbringungsraum für
Material und Werkzeuge; rei¬
zend wirkt das Gesamtbild,
das fast an eine nordische
Schifferkirche erinnert, die, auf
hohem, leuchtendem Dünensand
erbaut, weithin ein typisches
Zeichen der Gegend ist.
Der Umformer bei Dons¬
brüggen am Wege nach Mehr
steht wohlgelungen in ein¬
facherer Ausführung am
Schnittpunkt mehrerer Wege;
die Perspektive der den
Vorderweg einzäunenden Hecken läuft dort zusammen und
läßt ihn als gegebenen, natürlichen Mittelpunkt erscheinen.
Still träumt der massige Umformer am ruhigen Gestade
des alten Rheins, als sei er erbaut worden, um auszu¬
lugen von seiner Höhe weit über die Lande und den Strom,
auszuspähen nach Schiffer
und Schiff. Eine schöne,
sinnige Auffassung! Aller¬
dings zeigt von seiner Höhe
kein blinkendes Leucht¬
feuer verirrten Schiffen
Weg und Richtung, aber
so weit das Auge reicht,
reichtauch der Landstrich,
der sein Licht von hier be¬
zieht. Die lauschige Bogen¬
halle zu ebener Erde ge-
währtUnterkunft beiSturm
und Regenschauer.
Lang gestreckt zieht
sich der Damm durch
die niederrheinische Tief¬
ebene zwischen Zyfflich
und Wyler, Einhalt ge¬
bietend denWassermassen,
wenn das Wyler Meer
über die Ufer tritt. Wie
ein Wehrturm schmiegt sich der Umformer an seine Böschung,
Schutz suchend in seinem Schutze, weit ausschauend
über das träumende Wyler Meer hin zur alten hoch¬
ragenden Stifts - Kirche von
Zyfflich und zum romanischen
Kirchturme von Wyler, die die
Pappelallee im Hintergründe
verbindet.
Wieder einen andern Cha¬
rakter zeigt der Transformator
an der Asperder Mühle,
die zwischen Asperden und
Kleve an der Niers schon die
Jahrhunderte rauscht. Wenn
der Wanderer den Reichswald
durchquert hat und sich der
alten Siedelung nähert, erinnert
ihn am Umformer das vor¬
gebaute Fachwerkgeschoß an
den Mühlenvorbau und das
runde weite Tor an die alte
Mühleneinfahrt darunter. Ist
es nicht, als ob der Müller
in seiner weißen Jacke jeden
Augenblick am Fenster er¬
scheinen müßte, den Fremden
zu begrüßen?
Wie früher die Bauern und
Bürger zur Bann- und Zwangs¬
mühle kamen, weither aus dem
ganzen Bannbezirk, so strömt
jetzt umgekehrt von hier aus
elektrische Licht- und Kraft¬
energie weit in die Lande, der
lange Weg ist ihnen gespart.
Mancher Bauer hat seinen
eigenen Mahlgang mit elektri¬
schem Antriebe, und das von
hier ausgehende Licht leuchtet bis in die kleinste Katstelle.
Veränderte Zeiten, veränderte Verkehrswege. Aufgabe
unserer Ingenieure und Baumeister ist es, zu lernen bei den
Baukünstlern früherer Jahrhunderte, die es verstanden haben.
Nutzbauten der Gegend anzupassen, die Gegend durch sie zu
heben und zu beleben.
DasRheinisch-Westfälische
Elektrizitätswerk ist mit
gutem Beispiele vorange¬
gangen. Es hat Hun¬
derte von Transformatoren
geschaffen, die in der
Landschaft zu sehen auch
dem Freunde der Heimat¬
kunde und dem Ver¬
fechter des Heimatschutzes
eine Freude ist und ihn
aussöhnt mit so manchem,
was moderne Kultur¬
errungenschaften ihm ver¬
dorben und verschandelten
an dem ihm liebgewor¬
denen Landschaftsbilde,
das zu schützen jedes
Freundes deutscher Art
und deutschen Landes vor¬
nehmste Pflicht sein soll.
Zwischen Wesel und Brünen
Bei Asperder Mühle an der Niers
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Nr. 9 DEUTSCHLAND 445
Herbsttage im Riesengebirge.
Von G. Krause (Glogau).
Mit dem Schlüsse der Sommerferien wird es stiller in
unsern Tälern. Das bunte frohe Leben in den Wochen des
Hauptreiseverkehrs nimmt ab, und das Gebirge fängt an, wieder
sich selbst zu gehören und den Wenigen, die jetzt zu ihm
kommen, um Stunden weihevoller Andacht, Stunden reinsten
Naturgenusses in ihm zu verleben. Die Gäste, die jetzt unser
Gebirge aufsuchen, haben andere Wünsche als der große
Fremdenstrom, der sich im Sommer in unsere Täler wälzt.
Jetzt kommen die Freunde der Stille, die Freunde unberührter
Natur. Und ihre Wünsche werden ihnen voll und ganz erfüllt.
Sie haben jetzt, gerade jetzt, die rechte Zeit für ihre Wanderung
oder für ihren Erholungsaufenthalt gewählt. Die Hitze des
Sommers ist gewichen. Die Kühle des Herbstes und die größere
Beständigkeit des Wetters machen das Wandern angenehmer.
Die klare Luft gestattet uneingeschränkte Fernblicke. Dazu
kommt die große Ruhe, die sich über den herbstlichen Gebirgs-
wald gelegt hat, seitdem die johlenden und singenden sommer¬
lichen Wanderscharen dem Gebirge den Rücken gekehrt
Laben. Von ganz eigen¬
artiger Schönheit ist ein
Herbstmorgen im Gebirgs-
walde. Bläuliche Nebel
winden sich aus taufrischen
Tälern. Dicke Strahlen¬
bündel der aufgehenden
Sonne brechen durch die
flechtenbedeckten feuchten
Stämme der Waldriesen.
Der unabsehbare blau-
grüne Fichtenwald, der
unsere Berghänge deckt,
wird wohltuend unter¬
brochen durch das dunkle,
satte Rot und das leuch¬
tende Gelb herbstlicher
Buchen,Birken undAhome.
DerWald hat sein schönstes
Kleid angezogen. Seine
leuchtenden Farbensin¬
fonien bieten dem Natur¬
freunde eine Augenweide köstlichster Art. Meterhoch stehen die
Farne und Waldgräser, die im Winde fluten und schwanken und
ihre Tautropfen in leuchtenden Farben auf blitzen lassen. Leise
rieseln die Nadeln der Lärchenbäume zur Erde. Eine heilige
Stille durchzieht die grünen Hallen. Ganz aus der Ferne hallt
der Axtschlag der Holzfäller. Zirpende Meisen schlüpfen durch
die Baumkronen, Drosseln durchstreifen den Wald auf der
Suche nach Ebereschenbeeren, und ab und zu schallt der
Trommelschlag des Spechtes durch die rauschenden Wipfel.
Am gegenüberliegenden Hange schwelt der blaue Rauch eines
Kohlenmeilers durch die dunkle Baumflut. Aus tiefliegenden
Ortschaften tönt vereinzelt ein Ruf, ein Schall zu dem Wanderer
hinauf. 0 dann ist unser Wald, unser Gebirge schön! Am
Abend dröhnt der laute Ruf des Königs unserer Bergwälder,
des Hirsches, durch die Stille und läßt das Herz des Natur¬
freundes höher schlagen. In einsamer Baude sammeln sich die
Herbstwanderer um des Lichts gesellige Flamme, um am andern
Tage neuer Freude, neuem Naturgenusse zuzustreben.
Das Hauptstandquartier der Herbstwanderer im Riesen¬
gebirge ist Oberschreiberhau mit seinen ausgedehnten Berg¬
wäldern und seiner bevorzugten Höhenlage. Bis zu 900 Meter
steigen seine Häuschen an den Berghängen empor. Schützende
Gebirgszüge schließen den Ort von allen Seiten ein. Während
im Süden der gewaltige Hauptkamm des Riesengebirges ansteigt,
lagern im Norden die Waldhöhen des Isergebirges, das im Hoch¬
stein fast 1100 Meter erreicht. Gutgehaltene, gänzlich ungefähr¬
liche Promenadenwege ermöglichen Spaziergänge jeglicher Art.
Auch Wagenfahrten lassen die Schönheiten herbstlicher Gebirgs-
reise genießen, und die nach Österreich führende alte Zollstraße
erschließt überaus prächtige Blicke in die Täler und Hänge des
Gebirges. So kann auch
der Bequemste des auser¬
lesenen Genusses teilhaftig
werden. Oberschreiberhau
ist die Haupteingangs¬
pforte des Gebirges und
Standquartier der Führer,
Träger, Reitpferde und
Reisewagen. Seine sani¬
tären Einrichtungen sind
musterhaft. Mehrere Sana¬
torien, Ärzte und Apo¬
theken stehen dem Er¬
holungsbedürftigen zur
Verfügung. Vier Bahnhöfe
geben die Möglichkeit,
nach beendeter Tagestour
immer wieder in das Stand¬
quartier zurückzukehren.
Der zentrale Bahnhof in
unmittelbarer Nähe der
Hotels und Logierhäuser
ist der Bahnhof Oberschreiberhau, worauf bei Forderung der
Fahrkarten zu achten ist. Hier befindet sich auch das Verkehrs¬
und Auskunfts-Bureau, welches kostenlos mit Anweisung
und Rat zur Seite steht. Daß Oberschreiberhau über Post,
Telegraph, elektrische Straßen- und Hausbeleuchtung, Wasser¬
leitung und ähnliche Einrichtungen modernen Komforts
verfügt, braucht im Hinblick auf die starke Besuchsziffer dieses
Touristenstandquartiers nicht besonders erwähnt zu werden.
So vereinigt Oberschreiberhau in sich weltstädtischen Komfort
mit unberührter Waldeinsamkeit. Möchte der freundliche Wald¬
ort auch im beginnenden Herbste wieder das Ziel zahlreicher
wanderfroher Naturfreunde sein!
Schreiberhau mit Hochstein: Herbststimmung
Fremdenheim und Kunstgewerbe.
Von Dr. J. Popp.
Unsere neuzeitliche Architektur baut wieder von innen
nach außen und kehrt zur guten alten Tradition zurück; ja, sie
übertrifft diese an Konsequenz, indem sie jede Bauaufgabe
möglichst einheitlich durchgestaltet. Ausgehend vom jeweiligen
Zweck, schafft sie diesem aus gediegenem Material und sorg¬
fältiger Arbeit die brauchbarste Form von charakteristischer
Eigenart. Nicht ein äußerliches Gefallen und noch weniger
ein bloßes Auffallen erstrebt das moderne Baugebilde, sondern
eine sinnvolle Form, die sich beim Gebrauch bewährt und durch
ihre organische Durchbildung gefällt. Noch lange nicht sind
alle Architekten für diese gesunde und wahrhaft schöne Art
des Bauens gewonnen, noch viel seltener die Bauherrn. Um so
erfreulicher ist es, wenn aus dem Zusammenwirken beider
ein treffliches Werk ersteht, das zugleich ein Muster seiner
Gattung ist; wenn eine Zeitschrift, die für modernes Reise¬
wesen wirkt, durch Wort und Bild eine solche Leistung
446 DEUTSCHLAND
Nr.Q
weiteren Kreisen zugänglich macht, um damit allgemein
erziehlich zu wirken. Es handelt sich um eine Pension des
oberbayrischen Berglandes.
Die Pension ist ein städtisches Gebilde, das sich aus der
Mietswohnung mit Verpflegung entwickelt hat und Ersatz
fürs Gasthauswesen, ein Surrogat des Haushalts sein will.
Als solches hat sie sich vielfach bewährt, auch für den, der nur
vorübergehend an einem Ort verweilt. So kam der Pensions¬
betrieb als eine für den längeren Aufenthalt besonders geeignete
Wohn- und Verpflegungsform auch aufs Land. Hier hat die
Pension als eigenes Haus sogar eine besondere Bauform ge¬
schaffen — allerdings bis jetzt meist nur eine Art kleineren
Hotels von internationalem Geschmack, das sich gern Villa
nennt. Damit ergab sich der verkümmerte italienische Palazzo
oder irgendeine Form des vergrößerten Schweizerhauses.
Beides ist eine willkürlich charakterlose Anlage, der im Inneren
und Äußeren alles fehlt, was wir von dem Geist und der be¬
sonderen Stimmung einer richtig geführten Pension erwarten:
das Vermeiden alles hotelmäßig Schematischen, des für den
vorübergehenden schnellen Gebrauch Bestimmten, des un¬
ruhvoll Wechselnden mit seiner nervösen Hast. Wir suchen
statt dessen schon im Äußeren eine gewisse Geruhsamkeit,
erscheinung sympathisch und fügt sich harmonisch in
die Landschaft. Das Haus gibt sich wie das komfortable
Landhaus eines begüterten Städters — es vermeidet jede ge¬
schäftliche Aufschrift. Die durchlaufenden Altanen verleihen
dem schöngefügten, stattlichen Bau einen ländlich wohligen
Einschlag, der sich von allem Bäuerlichen fernhält. Zugleich
zieht das Naturhafte des Holzes das Haus in die Landschaft
und dörfliche Umgebung hinein. Nach allen Seiten freiliegend
gewährt die Pension von jedem Zimmer aus den Genuß einer
köstlichen Nah- und Fernsicht: nach Osten bewaldete Höhen¬
züge mit dem einsiedlerischen Kirchlein St. Anton, nach Norden
mächtige Berge, wie den Kramer, nach Südwest den Waxen-
stein, die Zugspitze und Riffel wände, nach Süden dasWetterstein-
gebirge. Ein Garten, den die bekannten Münchener Künstler
Möhl und Schnitzlein angelegt, ermöglicht den allseitigen
Genuß der Landschaft. Der vorgewölbte Eingang ist diskret
gehalten, während die Erker mit den gedrehten Säulen etwas
lustig Einladendes haben. Vom Parterre bis hinauf zum freund¬
lichen Dachgeschoß erweckt die gute Verteilung der Fenster
und Wandflächen einen geräumigen und lichtvollen Eindruck,
den das Innere vollauf bestätigt. Schon in der Diele, die
sich unmittelbar an den kleinen Vorraum anschließt, um-
Das Fremdenheim in der Landschaft
fürs Innere eine Behaglichkeit und Geborgenheit, die im Zimmer
zu möglichster Gemütlichkeit wird; deshalb eine beschränkte
Anzahl von Gästen ähnlicher Gesinnung. So ersteht für die
Gesamtheit und den einzelnen ein Heim, in dem man sich
wohl fühlt, auch fern dem eigenen.
Das alles kann erreicht werden, aber auch nur erreicht
werden, wenn schon in der Bauanlage diese Forderungen be¬
rücksichtigt sind. Deshalb hat die moderne Pension ihren eigenen
Stil; soll er sich einem vorhandenen Gebäudetypus nähern,
so am ehesten dem komfortablen Familienhaus und für exklu¬
sive Ansprüche dem Herrschaftshaus. Die Anbiederung an
irgendeine bäuerliche Bauweise halte ich für ebenso geschmack¬
los wie das Tragen der Burschen- und Deandelkostüme. Man
kann und soll sich das Bequeme derart auf seine städtische
Weise zu eigen machen. Daher ist es allein rationell, eine Pension
nach den Anforderungen des modernen Komforts zu bauen
und das auch äußerlich zu zeigen. Was sich nach der Be¬
sonderheit der Lage empfiehlt, kann aus der ländlichen Ge¬
wohnheit herübergenommen werden, wie die Altane, um
sich möglichst der Landschaft zu erfreuen.
Unter all den Gesichtspunkten ist die Pension Kustermann
in Partenkirchen eine vortreffliche Schöpfung des Münchener
Architekten Josef Gerhart, der auch die Innenausstattung
übernommen hat. Schon das Äußere wirkt in seiner Gesamt¬
fängt uns ein heller Raum von häuslicher Geborgenheit. Seine
hübsch profilierte Decke, die leicht geschwungenen Bogen und
die übersichtlich eingefügte Treppe schaffen mit der Täfelung
und den Teppichen, den Korbmöbeln und Blumen eine be¬
hagliche Atmosphäre. Ein ähnlicher Platz, einfacher, aber noch
intimer, findet sich im 1. Stock. Das Erdgeschoß enthält ein
großes luftiges Speisezimmer mit sauberer Wandfüllung in
Lärchenholz; die dunklen Kirschbaumstühle ergeben hierzu
einen wirksamen Kontrast. Der geschickt eingebaute Aufzug
besorgt die Verbindung mit der Küche und ermöglicht eine
schnelle Bedienung, ohne daß der Speisengeruch stört. An
ein trauliches Gesellschafts- und Schreibzimmer, dessen
Polstermöbel gar einladend anmuten, schließt sich ein
Erkerstübchen, das für Spiel- und Rauchgelegenheit dient.
Die ganze Anlage wirkt mit ein paar benachbarten Wohn- und
Schlafzimmern wie die Etage eines wohlhabenden Bürger¬
hauses, das Gastlichkeit liebt und übt. Die 24 Zimmer
sind durchweg geräumig und von wohlproportionierter Form,
der sich die Möbel gut einpassen. Immer wieder ist aus der
Verschiedenheit des einzelnen Raumes eine andere Art der
farbigen Behandlung und Einrichtung gewonnen. So ergab
sich eine erstaunliche Vielseitigkeit wohlabgestimmter Ein¬
richtungen, wie ich sie in ähnlicher Fülle auf zahlreichen Reisen
im In- und Auslande nie gesehen. Dabei handelt es sich nicht
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447
um eine billige Stimmungsmache mit wenig Mitteln, sondern
um eine liebevoll durchdachte, bis in die kleinsten Einzel¬
heiten hinein erwogene Ausstattung von bedeutendem Wert.
Wir finden Zimmer m Mahagoni, geflammter Birke, Nu߬
baum, heller Eiche, Rüster u. a. Stets sind die Vorhänge und
Fußbeläge, die Überzüge und Bilder entsprechend dazu¬
gewählt. Aber auch in den Heiz- und Leuchtkörpern, in
Türen- und Fensterverschlüssen zeigt sich eine gute Form und
exakte Arbeit. Es ist überall darauf gesehen, bis zur echten
Roßhaarmatratze, daß nur beste Qualität in trefflicher Form
zur Geltung kommt. Das zeigt in knapper, aber anschau¬
licher Weise auch das ausgezeichnete Badezimmer. Das Haus
Kustermann ist ein schöner Erweis dessen, was Geschmack
und jahrzehntelange Erfahrung bei opferfreudigem Sinn ver¬
mögen. So wird es wohl bald den zahlreichen Sommer- und
Wintergästen Partenkirchens ein liebes Heim werden. Darüber
hinaus aber hat es Bedeutung als der wohlgelungene Versuch,
eine Pension im Bau und in der Ausstattung so zu halten, daß
sich ein charakteristisches Gebilde mit eigener Stimmung er¬
gibt, eine wahrhaft moderne Schöpfung.
Kreuz und quer durch Stadt und Land.
Der Jäger aus Churpfalz
Unter rauschenden Soonwaldbuchen, auf rostrot und grün
gemustertem Waldteppich, fern von allem Geräusch der Welt
hat man ihn aufgestellt, den Denkstein für den Jäger aus Chur¬
pfalz. Als der Kaiser dem edlen Weidwerk zu Ehren bei seiner
Enthüllung zugegen war, umstanden ihn Hunderte von Männern
der grünen Farbe, stramm,
aufrecht, kernfest, fühlten sich
alle geehrt in der Ehre, die
der Kaiser ihnen und dem
gewaltigen Nimrod des Soon-
waldes erwies.
Friedrich Wilhelm Utsch
hieß er im Leben, der Jäger
von Churpfalz. Aus altein¬
gesessener, hochangesehener
Hunsrücker Familie stammte
er, war Besitzer der noch heute
blühenden Rheinböller Hütte,
die jetzt der Familie Purizelli
gehört, und sorgte durch
14 Kinder dafür, daß sein
Name nicht sobald auslöschte.
Dafür war bei der Enthüllung
der allerliebste lebende Be¬
weis am Fuß des Denksteins
aufgereiht, die Modelle der
vier Putten, die ihn krönen,
reizende Kerlchen von etwa
6, 5, 4, 3 Jahren, die Söhne
des Malers Utsch in München,
Urururenkel des Jägers. Auch
dieGattin desLandwirtschafts-
ministers Frhr. von Schor-
lemer-Lieser, eine geborene
Purizelli, ist eine Urenkelin.
Geboren war Utsch 1732
auf der Rheinböller Hütte,
gestorben ist er 1795 auf
seinem Erbforsthause Enten¬
pfuhl, in dem alten Hause,
das noch wenige Schritte vom
Denkmal steht. Und begraben
ist er an der herrlichsten
Stätte, die sich ein Weidmann wünschen kann, an der tausend¬
jährigen Gesinkirche nahe Rehbach, in tiefster und vollster
Waldeinsamkeit. Man hat dem Jäger ja den Ruhm absprechen
wollen, der Held des Jägerliedes zu sein. Aber abgesehen
davon, daß kaum nachzuweisen sein wird, ob das Jägerlied
schon vor ihm gesungen wurde, sagt die Hunsrücktradition,
daß Pater Martin es dichtete, sein getreuer Hauskaplan, ein
ebenso großes Original als er selber; vom Jäger und vom
Kaplan erzählt man sich noch heute prächtige Stücklein auf
dem Hunsrück, und die bekannten ,,ältesten Leute“ erinnern
sich jetzt an das, was Vater und Großvater von ihm
wußten. Von seinem trockenen Humor, seiner wackeren
Trinkfestigkeit, seinem strengen Regiment und von seinem
Mannesmut in jenen schweren
Kriegsjahren. So sprengt er
auch auf dem Denkstein
stramm durch den Forst,
keck flattert sein Zöpflein
im Hunsrücksturm, der ihn
so oft durchgeblasen hat.
Ja, der Hunsrücksturm!
Der braust durch die Buchen
um seinen Denkstein, die er
vielleicht noch selbst ge¬
pflanzt, um das alte Haus
mit dem hohen Dach, darin
Kinderschar und Hunde ihr
Wesen treiben, die stunden¬
weite Waldeinsamkeit des
hohen Soon, darinnen man
auch heute noch kaum einem
Menschen begegnet. Schwarz¬
zackig stehen die himmel¬
hohen, schweigenden Tannen,
saftgrün die knorrigen Eichen,
die schlanken Buchen. Auf
den Waldwiesen leuchtet es
rot von purpurnem Finger¬
hut,Weidenröschen lassen ihre
seidigen silbernen Federchen
wehen, hohe Farne wachsen am
Saum. Und schleicht man leise
auf weichem Waldboden, so
mag man am frühen Morgen
oder in der Dämmerung noch
den stolzenHirsch belauschen,
der hier sein geheiligtes Reich
hat. Dumpf durchdröhnt sein
Brunstgeschrei in den Sep¬
tembernächten denSoon,über¬
tönt auch den Hunsrücksturm.
Da wird‘s wohl den Jäger in seinem einsamen Waldgrabe
auch nicht rasten lassen! Ob er nicht aufsteht und die getreue
Büchse schultert und dem hohen Weidwerk nachgeht in solchen
Abenddämmerungen, an solchen Frühmorgen?
Ob ihm das stille Schlummerbett nicht zu eng wird?
Wie ein Märchen ist die Ruine der Gesinkirche in den Forst
eingesponnen. Auf tausend Jahre schaut sie zurück. Ums
Jahr tausend baute sie Willigis, der gewaltige Bischof von Mainz,
448 DEUTSCHLAND
Nr.Q
der Stellmachersohn, dem seine Widersacher ein Rad um seine
Residenz malten mit der höhnischen Mahnung: „Willigis,
Willigis, denk’, woher du kommen bist.“ Als Antwort darauf
nahm Willigis das rote Rad ins Wappen, das noch heute Mainzer
Stadtwappen ist. Auch an der Gesinkirche findet es sich noch,
wenn auch der alte Willigisbau schon zu Anfang des 15. Jahr¬
hunderts zerstört und an seiner Stelle ein reiner gotischer Bau
errichtet wurde. Auch er ist schon im Dreißigjährigen Kriege
zerstört worden und lag seit der Zeit in Ruinen, ganz um¬
wuchert von wilden Rosen und allerhand Schlinggewächs —
überragt und umrauscht von uralten Bäumen. Jetzt hat man
— 1912 — den Chor der Kirche stilgerecht erneuert und im
Kirchlein geschmackvolle Geräte aufgestellt. Gleich am Ein¬
gang ist das Grab des Jägers aus Churpfalz.
Wer zum Jägerstein und dabei die machtvolle Einsamkeit
des Hunsrückwaldes genießen will, der fahre von Bingerbrück
mit der Bahn bis Stromberg. Hier empfängt ihn schon die
hebe Romantik. Wie dies Stromberg sich hineingeschachtelt
hat in die enge Schlucht zwischen Fustenburg und Gollenlels.
Der Wald kommt schier bis in die Straßen des traulichen Nestes,
wo die hohen Giebelhäuser so bunt von Blumen sind. Durch
herrlichen Eichenbestand steigt man zur waldeingesenkten
Fustenburg, wo die Sommergäste unter den mächtigen Kastanien
des Schloßhofes Kaffee trinken oder beschaulich auf den
Baikonen der reizenden Blockhäuser weit über die Lande
und tief in die Straßen des Städtchens schauen. Die Block¬
häuser haben fürsorglich ein kluger Bürgermeister und einsichtige
Stadtväter ihnen hingestellt, damit sich ihre Gäste wohlfühlen.
Von da zieht man auf Schusters Rappen in den Soon. Durch
herrliche Waldtäler, über weite Hochflächen, an weißglänzenden
Dörfern vorbei, die in Wiesen ganz eingebettet sind. Und
taucht dann unter für Stunden in die grüne, weltverlorene
Einsamkeit des Soon. Das ist ein herrlich Wandern für alle,
die das Wandern verstehen. Und fröhlich drängt sich‘s auf die
Lippen, den Jäger aus Churpfalz zu ehren :
,,Der Jäger aus Churpfalz, der reitet durch den grünen Wald.
Ja, lustig ist die Jägerei, allhier auf grüner Heid, allhier
auf grüner Heid “
Louise Schulze-Brück (Lehmen)
Der Funkenturm im Toten Moor
Steigt man bei Neustadt am Rübenberge am linken Ufer
der Leine aufwärts, so kommt man zunächst durch prächtige
Weiden und Wiesen, die der Fluß in den Jahrtausenden von den
Bergen hierher auf den sandigen Grund getragen hat. Schreitet
man weiter, so gelangt man auf die hohe Geest, der der Schweiß
eines zähenBauerngeschlechtes eine
nicht allzu reichliche Kornernte,
aber um so mehr Kartoffeln ab-
ringt. Hinter der Geest dehnen sich
schier endloseFlächen tiefenMoores
Das Tote Moor nennen es die
Anwohner, denn es ist tief und
nur an wenigen Stellen, die man
kennen muß, zu durchschreiten.
Im Frühjahr läßt das Wollgras seine
weißen Fahnen über dem Moore
flattern, und im Sommer ist es von
der blühenden Heide in violetten
Schimmer getaucht. Kiebitze
schaukeln und flattern über das
Moor, und Schmetterlinge, in allen
Farben schillernd, nippen aus den
Glocken und Rispen der beiden
Heidearten den süßen Honigtrank.
Kümmerliche Birken und Kiefern
deuten auf etwas trockenere
Stellen hin, die dem Fuß einigen
Halt bieten.
Quer durch das Moor, das den
großen Binnensee, das Steinhuder
Meer, schuf, zieht sich die Land¬
straße, die einstmals dem Verkehr
von Bremen nach Hannover und
Süddeutschland diente. Während
bisher die Bauern aus dem Moore
nur den Torf holten, mit dem
sie heizen, oder den sie in die
benachbarten Städte bis zu dem
nahezu 30 Kilometer entfernten
Hannover hinbringen, um dafür einiges' Bargeld zu lösen, wird
jetzt von Neustadt am Rbg. aus mit kilometerlangen Drahtseil¬
bahnen der Torf aus dem Moore geholt und maschinell zu
Torfstreu verarbeitet, damit an Stelle des unwirtlichen und
unfruchtbaren Bruches allmählich trockenes Ackerland trete.
— Hoch über diese Fläche, die bisher nur Naturfreunden und
Malern freudige Blicke eröffnete, reckt sich wie eine riesengroße
Nadel der Funkenturm von Eilvese. Er ist ein im Grundriß drei¬
eckiges, nach den Erfahrungen und Errungenschaften der mo¬
dernen Technik konstruiertes Eisengerüst. Dieser Turm, der
mit seinen 250 Meter das höchste Bauwerk Deutschlands ist,
macht aus der Ferne den Ein¬
druck, als werde er von einem Riesen
auf der Hand balanciert. Erst wenn
man näher hinzukommt, bemerkt
man die schweren Trossen, die in
schweren Betonblöcken verankert
den Turm halten. Das schlanke
Eisengerüst ruht mit einer halb¬
kugelförmig abgerundeten Spitze
auf einem Betonfundament. Der
spitze Fuß ermöglichte die leichte
Konstruktion, denn hierdurch kann
der Turm selbst den Kräften
des Windes und der Sonnen¬
erwärmung nachgeben, ohne daß
jene Momente oder Spannungen
auf treten, die ein Abknicken
herbeiführen könnten.
Diesem Turm, den man meilen¬
weit sehen kann, verdankt das etwa
3 Kilometer entfernte Dörfchen
Eilvese seine gleichsam über Nacht
gewordene Berühmtheit, die es in
gleiche Linie mit Nauen, Nord¬
deich, Clifden, Glace-Bay usw.
stellt. Gelang es doch mit Hilfe
dieses Turmes, die 6600 Kilometer
weite Entfernung bis Tuckerton in
den Vereinigten Staaten drahtlos
zu überbrücken. Diese Nachricht,
die kürzlich durch die Presse ging,
fand kaum die richtige Beachtung,
denn die Technik schafft beinahe
täglich Glanzleistungen, so daß es
dem gewöhnlichen Sterblichen kaum möglich ist, neue Rekorde
sofort als solche zu erkennen.
Bei der Funkenstation von Eilvese handelt es sich um die
erste Anwendung eines völlig neuen Systems von drahtloser
Telegraphie. Ausgehend von dem Gedanken, daß die Reich¬
weite bisher, abgesehen von gelegentlichen und mehr zufällig
Nr. 9 DEUTSCHLAND 449
erreichten größeren Entfernungen, Clifden—Glace-Bay 3200 Kilo¬
meter, im wesentlichen von der vorhandenen elektrischen Energie
abhängt, ging Professor Goldschmidt dazu über, die Energie
durch Dynamomaschinen zu erzeugen. Diese Erfindung von
Prof. Goldschmidt ermöglicht es, Energiemengen wenigstens
nach bisheriger Erfahrung in unbegrenzter Größe herzustellen.
Die Beschreibung des Systems Goldschmidt, das, soweit die
Erlangung der Patente eine Veröffentlichung nicht erforderte,
geheimgehalten wird, würde eine eingehende Abhandlung
über drahtlose Telegraphie überhaupt erfordern. Es genügt
aber wohl festzustellen, daß die Station Eilvese bei ihren ersten
Versuchen mit einer Energie von 150 Kilowatt und einer
Frequenz von 60 000 arbeitete, während beispielsweise Marconi
zwischen Clifden und Glace-Bay nur mit 30 Kilowatt — neuer¬
dings will er 60 Kilowatt erzielt haben — operierte. Auf Grund
dieser größeren Energiemenge gelang denn auch die drahtlose
Übertragung nach Tuckerton, wo übrigens zur Zeit der Versuche
der Turm erst bis zu einer Höhe von 150 Meter gediehen war.
Der Zweck der Station Eilvese, die der hervorragenden
Erdleitung wegen in das Moor gelegt wurde, ist, Deutschland
von den im wesentlichen in englischem Besitz befindlichen
Kabellinien unabhängig zu machen. Sobald die Station in
Amerika fertig ist, was voraussichtlich im November der Fall
sein dürfte, wird wahrscheinlich der größte Teil des tele¬
graphischen Überseeverkehrs über Eilvese geleitet werden,
schon weil die drahtlose Telegraphie erheblich billiger ist
als die Kabeltelegraphie.
Von besonderem Interesse dürfte die Feststellung sein,
daß unsere sämtlichen afrikanischen Kolonien innerhalb der
Reichweite des Funkenturmes von Eilvese liegen, so daß
Deutschland eine bedeutend bessere Verbindung mit Afrika
erhält, als sie bisher bestand. Da die Energiemenge, wie die Ver¬
suche gelehrt haben, groß genug ist, daß auch das Sonnenlicht,
das sonst die elektrischen Wellen leicht absorbiert, die drahtlose
Verbindung nicht unterbrechen kann, so liegt die Bedeutung
des Funkenturmes im Toten Moor klar auf der Hand.
- Max A. Tönjes (Hannover)
Der Hildesheimer Katzenbrunnen.
Vor einiger Zeit zierte
der Edelsinn eines Bürgers
die Wallpromenaden der
alten Bischofsstadt Hildes¬
heim mit einem anmutigen
Kunstwerk in Form eines
,,Julius -Wolff-Brunnens“.
Nun ist diesem jetzt infolge
einer gleich rühmlichen
Schenkung ein poesievolles
Brunnendenkmal auf der
Neustadt an die Seite ge¬
stellt worden, das eine alte
Hildesheimer Sage illu¬
striert, nach der ,,Katzen
auch einmal den Nacht¬
wächter holen“. Stifter des
neuen Brunnens ist Geh.
Kommerzienrat M. Leeser,
Schöpfer Prof. Ferd. See-
boeck, Rom; Aufstellungs¬
ort der Platz vor der als
Holzbau bewundertenNeu-
städter Schenke aus dem
J. 1601 (an einer Schwelle
steht auch die Zahl 1550),
der sog. Neustädter Markt.
Bei Betrachtung des
Kunstwerkes blicken wir
zunächst in ein mächtiges
▼ierschenkliges Dolomit¬
gefüge von lOMetorDurch-
messer, um dessen Schaft
der Katzensteg mit den
vier schlanken Leibern der
Katzen führt; über den
Sockel empor bis zu 6 Meter
ragt die vorzüglich ge¬
lungene Figur des Wächters,
die auch in ihren Einzel¬
heiten, Horn, Laterne usw.,
Muster derKleinkunst zeigt.
In voller Berufspflicht steht
der Mann da, während die
Tiere ihn anfauchen und
feindlich Wasser gegen Ihn
sprudeln, das dann in Lauf¬
becken hinabplätschert.
Nach der Sage soll nun ein
solcher Katzenkrawall, wo
alles giftige Vieh gegen den
Mann des Gesetzes und
der Ordnung zuhaufge¬
kommen, ihn das Leben
gekostet haben. — Alle
Freunde der alten Hildesia
freuen sich mit ihr des
hochherzigen, sehr kost¬
baren Geschenkes, das eine
wertvolle Bereicherung der
Kunstschätze Hildesheims
ist. Wünschen wir, daß in
Hildesheim auch aus diesem
neuen symbolischenKunst-
werk nicht nur ein Ehr¬
gewinn, sondern auch eine
Schutzbereicherung der
,»allgemeinen mittelalter¬
lichen Schatzkammer“, als
welche man die Stadt be¬
zeichnen könnte, zuteil
geworden sein möge.
Daß der Katzen schele, scharfe Art
besser bei der Maid hier sei gespart;
daß sie mildiglich hier offenbar,
wie sie immer hold und heilig war.
Henry Cassel (Hildesheim).
Das Taunus-Observatorium
In aller Stille hat sich auf dem zweithöchsten Gipfel eines
unserer besuchtesten Höhenzüge (Taunus) eine bedeutsame
Veränderung vollzogen. Auf dem kleinen Feldberg (826 Meter)
ist der schöne hohe Fichtenbestand durchbrochen worden,
und eine wissenschaftliche Kolonie hat sich hier niedergelassen.
Unterstützt durch Frankfurter Bürger ist es dem physikalischen
Verein zu Frankfurt a. M. gelungen, in dieser Höhe seiner
auf dem kleinen Feldberg.
gecphysikalischen Abteilung ein neues Heim zu gründen.
Hier registrieren nun die Seismographen der vor einigen Jahren
gestifteten v. Reinachschen Erdbebenwarte unbeirrt durch
die Störungen des Großstadtverkehrs und unbeschadet durch
die sehr störenden Einflüsse industrieller Tätigkeit. So ist es
möglich, die geheimsten Regungen unserer scheinbar festen
Erde zu beobachten. Instrumente ganz verschiedener Bauart
450 DEUTSCHLAND
Nr.Q
haben Aufstellung gefunden und in einer Anzahl, welche das
neue Institut unsern best eingerichteten Erdbebenwarten an die
Seite stellt. Während sich nun diese Abteilung hauptsächlich
mit unserm Planeten selbst beschäftigt, ist es Aufgabe der beiden
andern, die den Erdkörper umgebende Atmosphäre zu erforschen.
Die luftelektrisch-meteorologische Abteilung beschäftigt
sich in der Hauptsache mit den in der Atmosphäre auftretenden
Spannungen und den Zusammenhängen zwischen Atmosphäre
und Elektrizität. Ferner wird die dritte Abteilung des Instituts
mittels Drachens
und Fesselballons
in die hohem
Schichten der irdi¬
schen Lufthülle
eindringen und
deshalb gerade dem
Luftschiffer eine
wertvolle Aufklä¬
rung bieten können
über die atmo¬
sphärischen Ver¬
hältnisse.
Betritt man
durch das massige
Eingangstor das
Gelände desObser-
vatoriums (etwa 12
Hektar), so zeigen
sich rechts und links
des Wegs zunächst
die Wohnhäuser der Beamten, rechts dieWohnung des Verwalters,
links das Hauptgebäude mit den Bureau- und Laboratoriums¬
räumlichkeiten und den Wohnräumen der wissenschaftlichen
Beamten. Schon durch sein Äußeres sich von der übrigen Um¬
gebung abhebend, erscheint dann der feste Bau der v. Reinach-
schen Erdbebenwarte. Bei der hohen Empfindlichkeit der darin
aufgestellten Instrumente ist es erklärlich, daß man schon beim
Bau für eine möglichst stömngsfreie Aufstellung der Instrumente
Sorge getragen hat. Um jede Störung durch Winddruck oder
sonstige äußere Einflüsse zu vermeiden, ist das Haus in allen
Teilen doppelt gebaut; d. h. es stehen zwei vollständig getrennte
Häuser übereinander. Auf diese Weise ist gleichzeitig erreicht,
daß die Temperaturänderungen im Innern des Instrumenten¬
raumes von verschwindender und nicht mehr störender Größe
sind. Unmittelbar neben der Erdbebenwarte ist ein 30 Meter
hoher eiserner Turm errichtet, welcher eine einwandfreie
Aufstellung der Meßinstrumente für Windstärke und -richtung
gestattet und außerdem auf seiner Spitze auch noch eine Ther¬
mometerstation trägt, um über den Verlauf der Temperaturwerte
in dieser Höhe orientiert zu sein. Dieser Turm soll auch als Mast
verwendet werden
für die zu errich¬
tende drahtlose
Empfangs-Station,
und hier können
dann täglich die
von den großen
Funkstationen aus¬
gehenden Zeit¬
signale auf gefangen
werden, so daß die
Uhren des Obser¬
vatoriums unter
ständigerKontrolle
und in dauernder
Verbindung mit
denen der übrigen
Observatorien und
wissenschaftlichen
Institute stehen.
Gegenüber dieser
Anlage befindet sich die große Halle, die den Fesselballonen und
Drachen Unterkunft bieten soll, endlich auf freier Höhe zeigt
sich die kleine Hütte, die luftelektrischen Beobachtungen dient.
Auf der Höhe des Taunus geht also ein wissenschaftliches
Institut seiner Vollendung entgegen, welches sich mit den
neuesten Forschungen beschäftigt, mit der Erforschung der
Erde und der sie umgebenden Lufthülle. So haben wir denn
im Taunus einerseits das bedeutende Museum der Saal bürg
mit seinen Zeugen früherer Kultur und anderseits das Feld¬
berg-Observatorium, ausgestattet mit den feinsten Erzeugnissen
unserer heutigen Zeit. F. Moench.
Schutz der Pliensaubrücke in Eßlingen
Der Pliensaubrücke in Eßlingen droht durch die Not¬
wendigkeit, die Straßen künftig nicht mehr in Gleishöhe über
die Bahn hinüberzuführen, Gefahr. Wenn die Eisenbahn in
der jetzigen tiefen I^ge
bleibt, so wird die Stadt
in zwei scharf getrennte
Teile zerschnitten, und
es werden umständ¬
liche Hochführungen
der Straßen auf großen
Rampen notwendig.
Durch die hochgeführte
Straße würde der
Pliensauturm m der
Mitte durchbrochen
und durch die Gehwege
auf beiden Seiten völlig
entstellt werden. Die
Brücke aber, deren
Linie jetzt symmetrisch
mit feingeschwiingener Erhöhung m der Mitte verläuft, müßte
einseitig hochgelegt werden und darr.it würde ihre Bildwirkung
völlig zerstört. Wird aber die Bahn — wogegen bahntechnisch
kein Bedenken besteht — auf einen Damm hochgelegt, so
bleiben Straßen, Brücken und Torturm in ihrer heutigen Form
stehen. Diese gute Lösung, die nach den Gutachten der
Sachverständigen durchaus möglich ist, verlangt lediglich
eine geringe Erhöhung
der Bausumme, die
sich gerade hier durch
glattere und übersicht-
lichereVerkehrsverhält-
nisse verzinsen würde.
Es decken sich also hier
durchaus die Rück¬
sichten desVerkehrs und
des Heimatschutzes,
weshalb dringend die
Höherlegung der Bahn
zur Erhaltung der alten
Brücke gewünscht
werden muß.Außerdem
müßte man auf das
frühere Zugeständnis
zurückkommen: die neuen Gehwege an der Brücke durch
Verbreiterung der Gewölbe zu schaffen. Der jetzige Plan,
sie durch einfache Auskragungen herzustellen, würde
von der kraftvollen Brücke nur ein Zerrbild übriglassen.
Nr. 9 m8GGsx3 e a9a ß &3^&8i^&eeai^m DEUTSCHLAND
451
Der Tod des A Pro.
Novelle von Ernst Zahn.
Der Ritter Johannes A Pro saß in seinem Stuhl mit den
Armlehnen aus Hartholz, die zwei Löwenpranken bildeten,
und dem Polstersitz aus rotem Samt. Über seinen Knien
lag eine Decke aus langhaarigen weißen Ziegenfellen. Sein
Bart war schwarz wie sein samten Wams und sein Gesicht
weiß wie die Felle auf seinen Knien. Die Züge waren einge¬
fallen und siech. Die tiefliegenden schwarzen Augen hatten
einen fiebrigen Glanz. Manchmal stahlen sich zwei lange
totenfarbene Hände unter der Decke hervor, umklammerten
die Lehnen, und die Arme zu Stützen machend, zog der Ritter
die zusammengesunkene mächtige Gestalt mühsam ein wenig
in die Höhe. Dabei wurde das Weiße des Auges sichtbar, und
A Pro verbiß vor wütendem Schmerz die Zähne, daß sie
knirschten.
A Pro war wund. Im Streit mit den Mailändern hatten
sie ihn geschlagen, daß er am Letzten war. Die Knechte hatten
ihn über den Gotthard zurückgeschleppt. Und weil er fühlte,
daß er nicht weiter konnte, hatte er sich das kleine Schloß zu
Seedorf, das sonst einem im Ausland ansässigen Bruder ge¬
hörte, auftun lassen. Da lag er und wußte, daß er vielleicht
liegen bleiben würde.
Das Zimmer hatte dunkel vertäfelte Wände. Jetzt, zur
Nachtzeit, sahen sie schwarz aus. Der ganze Raum war voll
finsterer Schatten. Nur eines der tiefen, nischenartigen Fenster
hatte einen weißen Glanz. Da suchte der Mond einen Zuweg.
Außer dem Schwarz der Nacht, dem Weiß des Mondes und
der Totenblässe auf dem Antlitz des Verwundeten war noch
eine andere Farbe im Gemach, die zu den zwei übrigen in
seltsamem Gegensatz stand. Ein geheimnisvolles Rot. Es lohte
im Kamin, wo über schwere Klötze von Holz die Flammen
züngelten; der Kienspan sprühte es aus, der auf schwarz¬
eisernem Ständer brannte, und der Boden aus gebrannten
Steinen leuchtete rot, als ob er mit Blut gewaschen sei.
Das Gemach war kalt; nur aus dem Holzfeuer, in dessen
Nähe der Ritter saß, stiegen Wellen von Wärme. Aber die
nördliche Wand strömte eine lästige, frostige Feuchtigkeit aus.
An dieser Seite des Schlosses stießen sich alle Unwetter die
Schädel an.
Der Ritter wendete mühsam den Kopf. Er spähte in diese
und jene Ecke. Ein unwirtlicher Aufenthalt, wenig Gerät in
dem kalten Loche, ein schwerer Tisch, ein paar Stühle, Truhe
und Spind! Der Bruder hatte lange nicht da gehaust! Kein
Wunder! Um die Mauern sang der Wind, und manchmal trug
er ein Rauschen wie von flüsterndem Schilf herauf. Dicht
hinter dem Schlosse begann der Sumpfboden, der es vom
See schied.
Aus den Gemachecken stierte die Einsamkeit nach Johannes
A Pro.
Das Weib kam lange nicht wieder, sann er. Es saß da
von des Bruders Willen eine alte Bäuerin in einer Erdgescho߬
stube, die Beschließer- und Verwalterdienste in dem alten
Bauwerk tat, eine lahme, an Geist und Körper schwache Person,
die über die unerwarteten Gäste halb verdrießlich, halb ängst¬
lich war. A Pro hatte sie hinübergeschickt nach dem Kloster,
die Oberin zu bitten, daß sie eine der pflegekundigen Nonnen
ins Schloß gehen lasse.
Der Ritter Johannes A Pro war nicht alt, aber sein langer,
dünner schwarzer Bart hatte graue Streifen, und sein Haar
war unterm Druck des Helms spärlich geworden; es verdeckte
die roten Schrammen und Narben, die er sich in zwanzig
Schlachten geholt, nicht mehr. A Pro war nie in seinem Leben
allein gewesen wie jetzt. Darum hatte die Einsamkeit für ihn
glotzende Augen und redete. Er war den Lärm gewöhnt, Waffen-
klirren und Klingen von Bechern, Stampfen der Pferde, Johlen
der Knechte, Lachen von Weibern. Darum hatte die Stille
Wesen für ihn und faßte seine Seele mit fremden Händen an,
daß er etwas empfand, was er niemals gefühlt hatte, und daß
er sich auf sich selbst besann, während er sein Leben lang in
den Tag hinein gelebt, gehauen und gepoltert hatte. Sein Bruder
war ein feiner Diplomat, der viel an fremden Höfen verkehrt
hatte; er selber hatte nie etwas anderes gekannt und geliebt
als das Kriegshandwerk. Nie? Hm! Es hieß, die A Pro hätten
alle im Grunde etwas Weiches, mehr dem Frieden als dem
Streit, mehr der Ruhe als dem Herumziehen Zuneigendes.
Er hatte das — nicht gespürt. Und doch — manchmal, wenn
er in irgendeiner Burg Gast gewesen, wenn er nachts allein
in sein Gemach trat und alles — still war, war etwas wie ein
Wunsch gewesen: Da möchtest du sitzenbleiben.
A Pro schlug die Finger um die Lehnen; die Schmerzen
wurden ärger. Gleich flüssigem Feuer floß es durch seine
Glieder. Er lehnte sich mühsam zurecht. Dann, wie von Schwäche
oder Fieber übermannt, versank er abermals in Dämmern
und Sinnen.
Manchmal atmete er rasch. Seine lange GestcJt lag mehr im
Stuhl als sie saß. Manchmal wiegte und nickte der schwarze Kopf.
* *
*
Vor seinem Geiste gaukelte eine Vergangenheit.
♦ *
Ein Garten lag zu Giornico in Livinen, durch eine hohe
Mauer vom Staub der Landstraße geschieden. An steinernen
Gerüsten rankte der Wein. Unkraut wuchert in den Beeten,
aber hundert Stämmchen von Rosen blühten zum zweitenmal
im Jahr. Drüben stand das weiße Haus des Statthalters Bal-
dassare de Fava, des Geschichtsschreibers, mit seinen Loggien
und dem schwarzen Dach aus rohen, dünnen Schief ersteinplatten.
Eine Granittreppe mit gemauertem Geländer führte in den
Garten hinab, und oben die Haustür hatte einen schönen
Bogen, über dem, in Stein gehauen, das Wappen der Fava stand.
Der Herbst atmete durch das Tal von Livinen. Er hatte
einen heißen, schlaff machenden Hauch, wenn er auch die
Glut des Sommers nicht mehr besaß. Die Rosen und anderes
Blütenzeug dufteten, Insekten sangen. Es war zum Schlafen.
Der Ritter Johannes A Pro saß auf einer schweren, breiten
steinernen Bank, über welche eine Weide ihr Trauerhaar hing
und die mit den Greifenkrallen, zu welchen der Steinhauer
ihre Füße geschlagen, im Grase stand. Droben im Hause bei
Baldassare, dem Statthalter, tafelten die übrigen Hauptleute
noch, während die Knechtshaufen oben an der Kirche im Freien
lagerten. Sie waren alle auf dem Zuge nach Süden.
Über die Stufen der Steintreppe rauschte jetzt eine Seiden¬
schleppe.
Der Ritter wendete sich um. Geschah das anfänglich
fast mechanisch und ohne Interesse, so nahm er gleich darauf
eine beobachtende Stellung ein, wie der Nüchterne und Kühl¬
gewordene vielleicht getan hätte, um die Gänge eines plötzlich
vor seinem Blick auftauchenden edlen Pferdes zu betrachten.
Über das steinerne Treppengeländer glitt mit Bewegungen
von spielender Anmut eine schlanke, schöne Hand. Sie gehörte
Bianca de Fava, der Statthalterstochter, welche langsam und
in aufrechter Haltung der jungen und zarten Gestalt die Treppe
herunterstieg. Bianca ging in schimmernder weißer Seide.
Die Ärmel ihres Kleides waren lang und eng und bedeckten
einen Teil der Hände, aber es war, als gewännen im Schutz
des die Gelenke bedeckenden kostbaren Stoffes die Finger,
die im Spiel die Mauer streiften, an rosiger Durchsichtigkeit.
Wo sich das festliche Gewand, knapp über der jungen Brust
452 ®
DEUTSCHLAND (g^^^^^ee^^e eeeeeeee ai Nr.9
sich spannend, zum Halse hob, hatte es einen tiefen Aus¬
schnitt, aus dem in edlen Linien ein weißer Nacken stieg.
Des Mädchens schönes Haupt wiegte sich leise und voll un¬
bewußter Würde, während der Fuß Stufe um Stufe über¬
schwebte. Die Sonne machte das blonde Haar glänzen und
zeigte scharf den Gegensatz, den schwarze Brauen und Wimpern
zu dem Blond des Hauptes bildeten.
Bianca schaute weder zur Rechten noch zur Linken. Herr
A Pro ahnte nicht, daß der Besuch ihm gelte.
Der unbeholfene Bär blieb sitzen, als sich das Fräulein
ihm näherte. Er trug den schwarzen Harnisch. An seiner Seite
hing das Breitschwert. Auf dieses stützte er die Linke, und
durch die Finger der Rechten ließ er die langen Fäden seines
dünnen Bartes laufen.
Bianca lächelte, und mit einem leisen Neigen des Kopfes
grüßend, sagte sie: „Der Vater schickt mich, nach Euch zu
sehen, Herr Feldhauptmann. Man vermißt Euch im Saale.“
„Eures Vaters Wein war mir zu dick,“ antwortete A Pro
unhöflich mit rauher Stimme. „Ich bin das Weißgewächs von
den welschen Seen gewöhnt, nicht aber Euere Liviner Blut¬
brühe. Ich will mich ein wenig verkühlen, Fräulein.“
Gleich darauf verlachte er sich selber: „Freilich, viel
Kühle darf man hier und wohin wir ziehen, nicht erwarten.“
Bianca widersprach, daß doch gerade im Hause es kühler
sei, und mit schleppendem Kleide schritt sie über den Weg,
betrachtete die Rosen und haschte mit wiegender Anmut nach
Schmetterlingen.
Johannes A Pro konnte den Blick nicht von ihr wenden.
Ihre Schönheit hatte etwas Fremdländisches, Niegesehenes.
„Wollt Ihr Euch nicht setzen, Fräulein?“ fragte er und
rückte auf der Bank.
Da kam sie heran, griff in die Trauerweiden zweige und
ließ sich neben ihm nieder.
A Pro war wie verzaubert. Ihr Gesicht war ihm ganz nah.
Es hatte eine Farbe wie edelster Marmor.
„Ihr seid nicht wie die Livinerinnen sonst,“ sagte er.
Sie lachte. ,,Meine Mutter war eine Böhmin,“ sagte sie.
Dann blickte sie vor sich nieder und wurde still. Da.s Blut
spielte unter der feinen Haut ihres Halses. Ein Gedanke schien
ihr die Farbe der Scham oder Befangenheit langsam in die
Wangen zu treiben. Jetzt tat sie einen Seufzer; sie spielte mit
den Fingern an der Bank. „Ihr zieht noch heute abend weiter,
Herr Feldhauptmann?“ fragte sie zögernd.
„Ja, wir haben Eile,“ gab A Pro zurück.
Wieder schwieg sie, und wieder hob sie mit Überwindung
an: „Ihr habt einen Verweuidten von mir zum Führer eines
Fähnleins?“
,,Freilich, ja —“ antwortete der Ritter nach kurzem Be¬
sinnen, „Guiseppe Bullo, Euern Vetter. Euer Vater wollte,
daß ich ihn in meiner Nähe halte. Es schien ihm viel an dem
Jüngling zu liegen. Ah —“ unterbrach er sich selber. ,,Ich meine
zu verstehen. Euer Vater sagte mir nichts davon — aber —“
„Wir sind einander versprochen,“ flüsterte das Fräulein.
Sie erhob jetzt die Augen zu dem Ritter, und eine heiße Ver¬
wirrung sprach aus ihren Zügen.
Dem A Pro fuhr es über den Rücken wie eine kalte Klinge.
Hatte er sich selber an dem blutjungen Kinde gefreut und
empfand es übel, daß schon ein anderer im Neste saß?
„Der Vater sieht es nicht allzu gern,“ gestand Bianca halb
widerstrebend, halb wie von einem Zwang, zu vertrauen,
geleitet. „Giuseppe ist ein wenig wild, ein wenig — er
ist so stark, und die Kraft reißt ihn fort. Ihr solltet sehen,
wie er über die Berge läuft, als sei ihm der steilste und
rauheste Weg der beste, und wie er die Armbrust spannt,
und wie er reitet.“
Der Ritter verzog die knappen, schmalen Lippen; es
deuchte ihn, daß des Mädchens Mund so geschäftig im Rühmen
sei, weil das Herz Zweifel hätte.
„Wenn wir in die mailändische Ebene kommen, kann er
zeigen, was er ist,“ sagte er trocken.
„Ihr — Ihr werdet ihn viel um Euch haben?“ fragte Bianca.
Er sah, daß sie ein Anliegen verbarg. „Ich halte dergleichen
junges Volk gern unter meinen Augen,“ beschied er sie.
Da erhob sich das Mädchen jäh. Sie war so erregt, daß
sie zitterte. „Seid ihm nicht zu streng, Herr Feldhauptmann.
Er kennt sich manchmal selbst nicht, ist wie ein schäumender
Bach. Aber er ist gut, zahm wie ein Kind, wenn-“
„Wenn er etwas zu bereuen oder zu büßen hat. Ich kenne
das,“ unterbrach A Pro sie verdrießlich.
Der Bianca kamen Tränen. Ihr feiner, bewegsamer Mund
zuckte.
Das berührte ihn seltsam.
„Ich will ihn befreunden, so gut das geht,“ beruhigte er sie.
„Er wird in der Schlacht keine Vorsicht kennen,“ sagte
das zitternde Kind.
„Dafür ist er ein Mann,“ antwortete der Ritter; aber fast
wider Willen verbesserte er sich: ,,Seid ruhig, ich halte ihn
im Zaum.“
Das schöne Mädchen aber verlor sich völlig. A Pro er¬
kannte, daß in diesem zarten Leibe eine Gewalt lebendig war,
die jeden Nerv durchbebte und größer war als selbst die Lebens¬
kraft. Wieder faßte den wegfahrenden Mann etwas wie Neid
und Groll, darum, daß ein anderer an dem Wunder teil hatte,
das in des Fräuleins Seele blühte.
„Ich bin in großer Not,“ flüsterte Bianca. „Und ich will
Euch so danken, wenn Ihr Euch seiner annehmen wollt. Sie
rühmten Euch als einen, der hinter Rauheit einen weichen
Sinn verbirijt.“
Noch ehe A Pro erwidern konnte, hatte sie sich vor ihm
in ein Knie gesenkt und drückte den Mund auf seine noch
immer den Schwertknauf umspannende Hand.
Dem Ritter wurde das Gesicht heiß. Er stand auf, steif,
so ungelenk als unwillig zu höfischer Sitte. Ein Windlein
kam und wehte ihm den dünnen, grauschwarzen Langbart
über die gepanzerte Schulter.
Bianca wußte nicfit, ob er zürnte. Auch sie erhob sich
betroffen.
Er aber tat einen tiefen, sonderbar unsicheren Atemzug,
und ein Stücklein von ihr abstehend, sagte er: „Giuseppe
Bullo, Euer Vetter, ist ein glücklicher Mann, Signorina Bianca;
er hat in seinem Leben einen Wert, um den es sich wohl lohnt,
brav und tapfer und klug zu sein.“
Das Fräulein verstand ihn nicht recht, aber sie sah, daß
er ihr wohl wollte. Ihre Augen leuchteten.
ln diesem Augenblick erschien oben an der Gartentreppe
ein junger Mann in reicher Tracht. Eine weiße Feder hing
ihm vom Barett und streifte seine braune Wange. Sein Haar
war schwarz und lockig. Sein Gesicht und seine Augen trugen
den Ausdruck heißer Lebensfreude; um seinen Mund jedoch,
den ein kleiner, eitler Schnurrbart nicht verdeckte, zuckte ein
Zug von Unruhe und Unbeständigkeit.
Bianca eilte auf ihn zu, und der Ritter hörte, wie er mit
schlecht verhehlter Ungeduld fragte, wo sie bleibe. Als sie
aber auf ihn, A Pro, hinwies, riß er sein Barett vom Kopfe
und stand einen Augenblick in unterwürfiger Haltimg, den
Wink des andern erwartend, der ihm sich zu entfernen gestattete.
A Pro hob die Hand, und den Arm um die schlanke Hüfte
der Bianca de Pava gelegt, stieg der junge Edelmann die Treppe
zum Saale wieder hinan.
Ein Scheit im Kamin stürzte ins Feuer, daß Funken stoben.
Da waren auch die Schmerzen wieder. A Pro biß die Zähne
zusammen. Eine Weile rang er mit der Qual. Dann lag er im
Stuhl wie ein Toter. Die Lider sanken gleich Bleideckeln über
die Augen. Aber seine Gedanken arbeiteten noch immer. Sie
übersprangen Zeit und Raum. Er sah seinen Untergebenen,
den Giuseppe Bullo, im Lager unten in der mailändischen
Nr. 9
DEUTSCHLAND
453
Ebene. In seinem, des Feldhauptmanns Zelte selbst. Bullös
schönes braunes Gesicht war fahl, der unruhige Mund, der
immer so aussah, als ob er jedes Wort, das er sprach, zur Lüge
lächelte, hatte einen Ausdruck halb des Hohns, halb der Be¬
sorgnis.
Niemand sonst war da, niemand als sie beide.
Pfui Teufel! Der Ritter stöhnte, und seine Hand zuckte
unwillkürlich nach der Seite, wo sonst das Schwert hing. Gott
strafe den Buben! Er, A Pro, hatte eine schwere Aufgabe über¬
nommen, als er den Bullo im Auge zu behalten versprach.
Stark und kühn, waghalsig, wild, das alles war er. Aber auch
streitsüchtig, falsch, dem Spiel und den Weibern hold. Drei¬
mal auf dem Zuge nach Süden hatte er ihn aus schlimmen
Händeln befreit, wider eigenes Empfinden ihn losgelöst, dem —
dem kleinen Fräulein zu Schirniß zuliebe. Dem kleinen Fräu¬
lein! In des Ritters Johannes A Pro Seele hing seit jenem Abend
im Garten des Statthalters ein silbernes Glöckleln, das Tag
und Nacht den Namen der Bianca de Fava gar lieblich läutete,
und manchmal trat in seine Gedanken aus Wolken und Schatten
eine junge Gestalt mit blonden, über ein schimmernd weißes
Kleid wallenden Locken. Sie ging durch seine nächtlichen
und durch seine wachen Träume wie ein Geheimnis. Alles,
was bisher ln seinem Leben gewesen war, erschien dagegen roh
und laut und gemein. Der Erscheinung der Bianca haftete
etwas Heiliges und Überirdisches an. Wenn er an sie dachte,
kam ihn immer eine Weichheit und Andacht an, als ob er das
Haupt entblößen und das Kreuz schlagen müßte!
Und Giuseppe Bullo stand im Zelte des A Pro.
Aus Wolken und Schatten kam wieder Bianca de Fava
geschritten. Sie stellte sich neben den Liviner wie zum Schutze,
als wollte sie bittend die Hände heben, sobald A Pro sprechen
würde. Es war gut, daß sie kam! Sonst-
Der Ritter schüttelte sich. Es war eine weiche, schwüle
Luft im Zelte, die ihm die Kraft einschläferte. Er haßte diese
weiche, südliche Luft. Er hätte zurückkehren mögen in die
Berge. Es war, als — als habe dort auch die Erinnerung an
Bianca de Fava weniger Gewalt über ihn.
„Ihr habt mich rufen lassen, Feldhauptmann,“ begann
Bullo. Er gab seinen Worten Sorglosigkeit, aber man hörte
aus ihnen heraus, daß er nicht ohne Unruhe war.
„Habt Ihr Euch umgesehen, ob niemand nahe ist, der uns
belauscht?“ fragte A Pro. Er hatte Mühe, die Worte aus der
Brust herauszubringen; der Zorn, den er in sich erstickte, hielt
sie ihm wie mit Eisenklammern zurück.
Bullo wie A Pro waren gepanzert. Aber die Rüstung des
Feldhauptmanns war alt und zerhauen und schmucklos, und
jener trug die seine wie zum Feste, sie schimmerte silbern. A Pro
saß steif, eckig, fast starr auf seinem armseligen Lager, indessen
der junge Liviner nicht an der Stelle zu verharren vermochte
und mit der Gelenkigkeit der Jugend und des Höflings bald da,
bald dorthin trat wie einer, der sich am Orte etwas erlauben darf.
Ein dämmeriges Licht lag im Zelte. Ein paar schwere
Stühle standen herum und ein Tisch, der mit Waffen und Per¬
gamenten belegt war.
„Es ist niemand ln der Nähe,“ sagte Giuseppe.
„So geht dennoch noch einmal und achtet, ob wir allein
sind!“ befahl der Ritter.
Bullo warf einen scheuen Blick auf ihn. Dann ging er
hinaus und kam wieder: ,,Ich sagte es. Es ist niemand ln der
Nähe, Feldhauptmann,“ berichtete er.
,,Gut für Euch,“ antwortete der andere.
Bullo errötete und spielte den Gekränkten. „Das klingt
wie Schelte,“ sagte er, „das sieht aus wie Gericht.“
„Gericht s*oll es sein,“ herrschte A Pro. „Und seid froh,
daß ich allein zu Gericht sitze.“
Der Liviner warf den Rotkopf auf und wandte sich dem
Ausgang zu.
„Ich rate Euch, bleibt,“ sagte A Pro.
Das Wort und der Ton hielten ihn fest.
A Pro stützte die Hand auf sein Bett und neigte sich vor,
daß die dünnen Bartsträhnen beinahe seine Knie streiften. Der
Grimm machte seinen Unterkiefer zittern. „Ihr habt es der
Tochter des Statthalters de Fava zu danken. Euerer Braut,
wenn‘ -
„Braut?“ fiel ihm Bullo erregt ins Wort. „Der Statthalter
hat sein Wort nicht herausgeben wollen.“
„Er wird es nicht verweigern, benehmt Ihr Euch so, wie
er es von seinem Eidam verlangen muß. Oder sind Euch seine
Bedenken Freibriefe, zu tun, als ob Ihr keine Pflichten hättet?“
Der Liviner zuckte mit der Schulter.
Mit zäher Kraft bezwang A Pro sich. „Bianca de Fava,“
sagte er mit leiser, fremder Stimme, „ist wie der Pfirsichblust,
der rot in den Schnee der Berge hinaufleuchtet. Wenn da oben
zu Schirniß, wo der Winter harte Fäuste hat, eine Blume blüht,
fo ist sie holder denn irgendwo. So ist Bianca de Fava, Herr
Giuseppe. Ich muß Euch das wohl nicht erst sagen und was
für ein glücklicher Mann Ihr seid.“
„Man könnte meinen, Ihr beneidet mich, Feldhauptmann,“
sagte der andere mit einem Grinsen.
Da war es, als schüttle A Pro einen Taumel ab. Bianca
de Fava stand nicht mehr ln Wolken und Schatten neben dem
Liviner. Des Ritters Stimme veränderte sich und klang jetzt
wie draußen im Feld, wenn er, der Kriegsmann, am Feind
war und Elsen auf Eisen traf. Drohend sprach er jetzt. „Ihr
seid ehrlos und ihrer nicht wert. Merkt auf, was ich frage.
Antwortet kurz und — lügt nicht. Ihr verkehrt in der Schenke
der roten Hexe, der Angiolina, die ihren Namen durch ihr
Leben belügt und mehr ein Teufel ist.“
„Ein schöner Teufel,“ stieß Giuseppe heraus. Sein Gesicht
war heiß wie von schwerem Wein, als er das sagte, und sein
Blick flackerte trunken.
„Verkehrt Ihr dort oder nicht?“ bestand A Pro barsch
auf seiner Frage.
„Nun — ja — ich war dort,“ gab der andere zu.
„Trotz des Verbotes?“
„Trotz des Verbotes.“
„Ihr habt mit der Angiolina — Ihr rühmt Euch ihrer ganz
besonderen Gunst?“
Wieder lächelte Giuseppe halb eitel, halb höhnisch.
„Trotzdem —“ knurrte der Ritter, aber sich selbst unter¬
brechend, fuhr er laut weiter: „Man hat Euch in der Schenke
nächtlicherweise mit Mailändischen zusammengesehen.“
Nun erbleichte der Liviner. „Das ist nicht wahr,“ keuchte er.
„Es ist wahr,“ sagte A Pro. Er stand auf. Panzer und
Schienen rasselten. Er war ein gewaltiger Mann, als er so
stand. „Leugnet nicht,“ sagte er. „Ich weiß mehr als Ihr denkt.
Und wäre es nicht um-“
Giuseppe Bullo hatte sich abgewendet. Seine Gedanken
arbeiteten. Wußte er — wußte er alles, der andere?
„Wäre es nicht um Bianca de Fava, Giuseppe, Ihr läget
jetzt in zwei Stücken draußen auf dem Felde, und die Raben
hätten ihre Freude an Euch, dem — dem Verräter.
A Pros Stimme rollte und grollte, als kämen Steine aus
seinem geschienten Körper heraufgepoltert.
Der andere stand gebeugt. Die Gedanken jagten sich.
Er wußte — er wußte!
Er, Bullo, hatte Schulden, Schulden, daß er darin ersoff.
Und der Herzog von Mailand versprach Geld, und die Angio¬
lina — Teufel, was für ein Weib! Die Seele verkaufte man,
wenn sie einen so ansah - so - - da hatte er es getan, hatte
mit dem Mailänder unterhandelt und —
Plötzlich fuhr er mit der Hand nach dem Dolche, der
ihm an silberner Kette neben dem Schwerte hing. Wie eine
Katze sprang er den Ritter an.
A Pro mochte den Ansturm nicht erwartet haben. Er
wankte so lang und hoch er gestanden. Aber er erhaschte die
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Hand, welche den Dolch hielt. Einen Augenblick rangen sie.
Des Ritters hageres Gesicht war grau. Die Lippen saßen schmal
wie ein Strich aufeinander. An Gewandtheit und Wildheit
stand er dem andern nach, aber seine Muskeln, wenn sie lang¬
sam waren, waren hart. Es war, als ob der Liviner Granit zu
brechen suchte. Die Arme des Jüngeren erlahmten. Er tat einen
ungeschickten Schritt. Da hatte A Pro ihn am Halse. Er riß
ihn vorwärts. Schwer schlug Bullo zu Boden.
Der Schwarzbart dachte an Bianca de Fava, aber anders
als sonst. Er packte sein Schwert, das drüben auf dem Stuhle
lag, und ehe sich der andere wieder erhob, spaltete ihm die
breite Waffe das Haupt.
Und der Schwarzbart dachte an Bianca de Fava. Der da
hatte sie weggeworfen um einer Dirne willen! Der da hatte
mit dem Feinde paktiert. Er, A Pro, hätte ihn dem Spruch der
Hauptleute überliefern sollen. Er hatte ihn zu schonen gedacht
um — um der Kleinen im Garten zu Schimiß und seines Ver¬
sprechens willen. Nun lag er da — erschlagen — von seiner
Hand. Er seufzte ein wenig. Aber sein Gesicht zuckte nicht.
Er schritt vor sein Zelt hinaus. Drüben standen Landsknechte.
Er rief sie an. Und als sie zu ihm traten, schlug er die Zelttür
auf und befahl: ,,Schafft diesen Mann hinweg und begrabt ihn.
Und sagt den Hauptleuten von Schwyz und denen von Luzern
und von Zürich, daß ich zu Abend Rechenschaft ablegen will,
wie der Liviner gestorben ist.“
♦ *
*
Das Feuer im Kamin glühte. Rot zuckte sein Schein über
die Rotziegel des Bodens. Drüben am Fenster floß das weiße
Bächlein des Mondlichts, unhörbar, weiß und kühl. A Pro
hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt. Wie lange die Magd,
die Vettel, ausblieb!
Der Wind sang draußen an der Mauer, und das Schilf
wehte. Haha, redete es schon? Redete es? „Droben in der
Stube stirbt einer. Hu, wißt, stirbt einer!“
Im Flur ein Geräusch! Leise Schritte, fast so heimlich
wie der Wind. Sie hielten an, und ein anderer tölpischer Tritt
holte sie ein.
„Wartet, ich will es ihm sagen,“ sprach draußen die Magd.
Dann kam sie herein, eine kleine Person in einem Bündel
von Röcken, mit spärlichem Haar auf dem alten Kopfe. „Die
Schwester ist da,“ berichtete sie. „Es wollte keine kommen;
denn die pflegenden sind alle fort, lauter Betschwestern im
Kloster.“
In der offen gebliebenen Tür erschien eine Nonne. Sie
kam herein, noch während der Ritter die Magd anwies, sie
hereinzuführen. Sie sah nicht nach dem Verwundeten, sondern
schritt, nachdem sie durch ein stummes Nicken gegrüßt, mit
gesenktem Kopf zu dem Tisch hinüber, schlug ein Tüchlein
auseinander, das sie unter dem Gewände getragen, und breitete
das darin enthaltene Verbandzeug zurecht. Inzwischen schlurfte
die Magd hinaus. Die Tür fiel zu.
„Ich grüße Euch, ehrwürdige Schwester,“ sagte A Pro.
„Ich sollte drüben im Nebengemach auf dem Lager liegen,
denn Ihr werdet hier ein unbequemes Verbinden haben. Aber
die Schwäche hält mich hier auf dem Stuhle fest. Und Ihr
müßt mir nachher wohl den Gefallen tun, ein paar Knechte
zu rufen, die-“
Er konnte nicht weiter reden. Die Schmerzen kamen
wieder, und er rang mit ihnen wie seit langem.
Die Nonne hatte sich umgewendet. Sie hielt sich mit
zarten kleinen Händen am Tisch und blickte nach A Pro hinüber.
Ihre weite schwarze Tracht und die Haube hatten diesem
bisher sowohl die Formen ihrer Gestalt als auch ihr Gesicht
verborgen. Nun erhob sie das Antlitz, das bleich und schmal
war und schwarze Brauen hatte. „Ihr seid es, Herr Feld¬
hauptmann?“ fragte sie mit blankem Staunen.
A Pro tat die schweren Augen auf. Sein fast erstorbener
Blick gewann Leben und Feuer zurück. Er suchte unter der
Nonnenhaube nach blondem Haar, und es war ihm, als sdieine
ein Streif von Gold über der Stirn.
„Bianca de Fava?“ sagte er. „Wie kommt Ihr zu dieser
Tracht, edles Fräulein?“
Noch während er das fragte, wußte er selber die Antwort.
Sie hatte Giuseppe Bullös Tod erfahren. Sie hatte ihr Leben
an ihn gegeben. Nun er es nicht mehr halten konnte, gab sie
es dem Klosterdunkel. — Wie schmal ihr Gesicht war! Und
der Mund war wie von einem Frost von Schmerz umstarrt.
Er blickte sie an und an, und in seinem Innern, das eine stein¬
harte Schale hatte, sangen weiche und süße Lieder. Er saß
im Garten zu Schimiß, und das Fräulein kam. Sie war schön
und zart-er war wie verzaubert.
Sie stand noch immer an den Tisch gelehnt. „Ich habe
Euch nicht mehr gesehen, seit-“ sagte sie niit leiser, müder
Stimme und konnte dann nicht weiter. Tränen nahmen ihr
die Stimme. Sie füllten ihre Augen. Es war wunderbar, wie
sie darin aufquollen und als zwei schwere, lautere, schimmernde
Tropfen an den langen Wimpern hingen.
Plötzlich schien sie sich ihres Amtes zu erinnern. „Ver¬
zeiht,“ sagte sie, „Ihr leidet. Ich soll Euch Euere Wunde neu
verbinden.“
A Pro rührte sich nicht. Ihre Erscheinung stand ihm in
Nebeln. Und die Lieder sangen in ihm. Es duftete der Garten
zu Giornico.
In seinem Körper war ein dumpfes Brennen.
Bianca de Fava kam heran. „Wo sitzt die Wunde?“
fragte sie.
Der Ritter öffnete mechanisch sein Wams. Ihre kleinen
weißen Hände halfen. Aber da sie das Unterkleid lösten, wich
sie schaudernd zurück. Es war getränkt von Blut.
Da war es, als erwache A Pro. Er sah das Blut. „Ich dachte
es mir,“ sagte er mit seiner starken Stimme. „Es ging da so
wie eine Quelle im Grund. Erschreckt nicht, Schwester. Reicht
mir neues Verbandzeug. Ich helfe mir selber.“
Sie ging zum Tisch hinüber.
A Pro löste die Binde an seiner Seite, wo die Lanze ge¬
troffen hatte.
Das Mondlicht lag weiß auf dem Flur. Der Wind sang
um das Haus, und noch immer rauschte das Schilf unterm
Turme.
,,Welch ein Greuel ist der Krieg,“ seufzte Bianca. Es
klang wie ein Weinen durch das Gemach, wie das trostlose
Weinen eines Kindes. „Da Hegt Ihr so schwer wund — so
— und —-und so mag er gelegen haben, den — ich nie
mehr sah.“
Der Ritter packte die Stuhllehnen. Es war, als habe er
einen Schlag erhalten oder sei ihm der Spieß neu zwischen
die Rippen gefahren. Wie ein Blitz leuchtete die Wirklichkeit
vor ihm auf.
Und er war ein rauher Gesell, aber gerade wie sein breites
Schwert, und er war hart und gerecht wie zur Stunde, da er
den Bullo erschlug. Die — die dort mit ihren weichen weißen
Händen wollte ihm Liebe tun. Aber sie wußte nicht, was —
was er ihr angetan hatte. Es mußte saubere Rechnung sein
zwischen ihr und ihm. Das — das verlangte die Ehre, das! —
Hei, wie schwül die Luft war im Garten zu Schimiß imd
wie weich und gütig die kleinen Hände dort und — bei Gott —.
Der Ritter ächzte — die Wunde brannte und glühte.
Mit Gewalt riß er sich aus den Träumen vom Garten zu
Giornico. Mit Gewalt riß er sich aus der leiblichen Qual.
„Wißt Ihr, wie Giuseppe, Euer Verlobter, gestorben ist?“
fragte er mit heiserer Stimme und so plötzlich und unvermittelt,
als breche er mit dem Worte durch Wälle und Wände.
Bianca hielt die Binden in Händen und war auf dem Wege
zu ihm. Nun stand sie still. Sein Ton setzte sie in Erstaunen.
„Ich habe niemand gesehen, der es mir hätte erzählen
können,“ klagte sie mit ihrer leisen, zerbrochenen Stimme.
Nr. 9
DEUTSCHLAND 455
Der Vater sprach nicht davon. Sie wußten zu Schimiß nur
alle, daß er tot war. Da wurde mir das Leben leid und — und —
so sehr sie mich zu hindern suchten, ich flüchtete zu den Schwe¬
stern von Seedorf. Aber Ihr — Ihr werdet es wissen. Ich bat
Euch um Euern Schutz für ihn, so — so sagt mir —“
Sie war ein Bild verkörperten Schmerzes, während sie so
sprach, aber eines kraftlosen Schmerzes. Sie glich der Blüte,
die sich in wundersamer Schönheit eben aufzubrechen anschickte
und über welche eine Frostnacht kam, so daß die Knospe müde
hing und nie mehr sich zu öffnen vermochte. Aber so sehr
das Leid sie beschweren mochte, sie hatte noch Mitleid in
ihrer Seele, und sie tat einen Schritt auf den Ritter zu, wie
aus ihrem Kummer geschreckt. „Mein Gott, seht das Blut,“
stammelte sie.
Vor A Pros Augen dunkelte es. Er fühlte, wie das Leben
von ihm rann. Aber er hielt die Lehne mit starren Fingern,
als müßte er sie zerbrechen. ,,Ich habe den Bullo erschlagen,“
sagte er stark und laut, als ob er einen Befehl über seine Kriegs¬
schar riefe.
„Ihr — Ihr habt —“ stammelte Bianca. Sie machte eine
so plötzliche Bewegung, daß sich die Haube nach hinten schob,
und da sie sie hinderte, riß sie sich dieselbe ab, daß das blonde,
der Locken beraubte Haupt nackt war. „Und ich bat Euch
um Schutz für ihn!“
Wie sie so stand, wankend wie von einem Sturme hin-
und hergeschlagen, jetzt bleich und jetzt das Gesicht von Blut
überloht, packte A Pro die Erkenntnis, daß er mehr sagen mußte.
Sie mußte wissen, wie und warum es geschah. Und da schien
es ihini wie feig, daß er sich verteidigen sollte. Und es schien
ihm wie eine List, ihr die Wahrheit zu sagen, eine List, um sich
ihre Hilfe zu sichern. Und dann wieder deuchte ihn, daß er
diesem zerbrochenen feinen Kinde nicht zeigen dürfe, an
welchen Unwürdigen sie sich verschwendet hatte. Es wäre,
als würfe er einen Stein nach dem lieblichen jungen Geschöpf.
„Ihr — Ihr habt ihn erschlagen?“ stammelte Bianca de
Fava zum zweitenmal. Sie verstand nicht. Ihre Augen waren
groß, und das Entsetzen leuchtete darin.
„Warum? — Wie — wie habt Ihr das tun können?“
„Weil ich Euch liebte,“ sagte der Ritter hart und verbissen.
Keine Klausel dabei, keine Entschuldigung, keine Erklärung.
Er wollte ihr nicht den Glauben zerschlagen, wie ihr das Glück
zerschlagen war. Und es war, als ob ein Steinblock rollte,
weil er einmal im Rollen war. ,,Aus Neid habe ich ihn er¬
schlagen,“ fügte er hinzu.
Bianca de Fava stieß einen kleinen Schrei aus. Die Binden
entfielen ihrer Hand. Sie starrte ihn an, als ob er pestkrank
wäre, statt wund. Dazu sprach sie, leise, heiser, immer leiser
und heiserer: „Das beichtet Ihr jetzt, well Ihr den Tod fühlt,
Feldhauptmann! Well Ihr Angst habt — Gewissensangst.
Das habt Ihr getan! Gott verzeihe es Euch — ich — ich kann
nicht. Ich — ich kann Euch nicht helfen, kann Euch nicht mehr
berühren, ich —“
Sie schlich bei diesen Worten rückwärts, näher der Tür,
immer näher. Mit Schritten, die niemand hörte. Jetzt stand
sie im Türrahmen, immer das entsetzte Gesicht dem Ritter
zugewendet.
„Gott — verzeih es Euch,“ wiederholte sie noch einmal,
dann war sie verschwunden, die Tür Heß sie offen.
Wie ein Hauch blieb das „Gott verzeih es Euch“ ihrer
welchen, schluchzenden Stirrme im Gemach zurück.
Der Ritter Johannes A Pro hörte diese Stimme, aber er
verstand die Worte nicht mehr. Sein Kopf sank tiefer, tiefer
noch. Das Blut sickerte unter seinem Wams. Er aber spürte
keine Schmerzen. Er lag in einem Traum, der Schwäche und
Bewußtlosigkeit und Sterben war.
Ha, wie der Garten duftete zu Schirniß! Weich und schwer
die Luft und süß! Und Bianca de Fava verließ die Bank, wo
sie neben ihm gesessen. Ihr Kleid aus schimmernder Seide
rauschte. Die Sonne spielte in ihren Locken, wie Gold auf
Gold blitzt. Sie war jung und zart wie eine schwanke Birke
und trug das Haupt gleich einer Königin.
Nun schritt sie dort, nun dort an der Treppe — nun —
war sie verschwunden!
Des Ritters Arme verließen ihren Halt, seine Gestalt fiel
in sich zusammen.
Noch waren die beiden scharfen Farben im Gemach, das
Dunket der nächtlichen Wände und das Schwarz am Wamse
des Ritters, wie daraus herausgeschnitten aber das harte Weiß
eines Totengesichts und das andere des Mondscheins am
Fenster. Dieses andere aber war leise und zart wie Spinn¬
web und war am Erlöschen. Noch aber glomm auch die dritte
Farbe ln die beiden andern hinein, nur gedämpfter, dunkelnd.
Der Kienspan schwelte, das Feuer im Kamin war nicht mehr
Flamme, nur noch Glut, und wie sprühende Rosen lag es
zwischen dem Schwarz der Scheite.
Aber auf den roten Fliesen des Bodens glänzte ein tieferes
Rot, war nicht wie Glut und nicht wie matter Stein, schimmerte
seltsam und tief wie ein schleichendes Bächlein, das unsicht¬
bare rote Algen färben. Es suchte sich einen Weg zwischen
den Platten des Bodens. Da versickerte das Leben des A Pro.
Der DeutscheWerkbund und di e Deutsche Werkbundausstellung Köln 1Q14.
,»Qualität und Form“ ist das Ziel des Deutschen Werkbundes. Über die
Wirtschaftlichkeit der Qualitätsarbeit überhaupt und die Notwendigkeit solcher
qualitativ-intensiver Arbeit, insbesondere auch für uns Deutsche, ist heute
kaum mehr ein Wort zu verlieren. Unser Mangel an Rohstoffen und unser
Reichtum an geistiger Kraft haben uns von selbst dazu geführt, daß wir die
besten Methoden zur Erzielung des höchstmöglichen Arbeitsergebnisses ent¬
wickelten. Aus der kleinsten Quantität die größte Qualität herauszuholen, ist
das klar erkannte und vielfach schon erreichte Ziel unserer technisch-wissen¬
schaftlichen Qualitätsarbeit.
Der Qualität der Arbeit aber muß sich noch die gute Form zugesellen, und
wo diese nicht von selbst aus jener hervorwächst, da muß der Künstler helfend
eingreifen. Erst wenn sich so Qualität und Form harmonisch vereinigen, ist
aus dem gegebenen Rohstoff auch der größte wirtschaftliche Wert zu gewinnen.
Das gilt für unsere nationale Arbeit im ganzen, wie für jedes ihrer Erzeugnisse,
das sich im ästhetischen Sinne formen und gestalten läßt.
Wenn wir unsern „Warenhunger“ überwinden und nicht mehr nach
jenen unzähligen überflüssigen und minderwertigen Massenerzeugnissen ver¬
langen. zu deren Herstellung ein unerhörter Aufwand an menschlich wert¬
loser Lohnarbeit schmählich vertan wird, dann gewinnen wir überreichlich
Zeit zu quantitativ begrenzter und qualitativ unbegrenzter Arbeitsleistung
und vermehren unser Nationalvermögen mindestens ebenso rasch und weit
sicherer, als wenn wir uns in einer minderwertigen Massenproduktion ab-
mühen, die von den geistig-moralischen und technisch-künstlerischen Kräften
im deutschen Volke nicht den rechten, ausreichenden Gebrauch macht.
Es ist gewiß nicht zu erwarten, aus kapital-wirtschaftlichen wie zum Teil
auch aus sozial-wirtschaftlichen Gründen, daß Deutschland ausschließlich
zur Qualitätsproduktion übergeht. Aber die Entwicklung zwingt die deutsche
Volkswirtschaft gleichwohl immer mehr in die Richtung der Qualilätsproduk-
tion, und diese Entwicklung zu fördern, ist eine der wichtigsten volkswirtschaft¬
lichen Aufgaben für die deutsche Gegenwart und Zukunft, aber auch ein wesent¬
liches und wirksames Moment unserer gesamten nationalen Entwicklung.
Denn es gilt, aus dem Wesen unserer Zeit die Form und die Formen zu
entwickeln, die imstande sind, die verwirrende Vielfältigkeit und erdrückende
Massenhaftigkeit ihrer Erscheinungen zu einer organischen Einheit zu ver¬
binden und uns über die materielle und intellektuelle Befriedigung hinaus
inneren Halt und äußere Haltung zu verleihen. In der ganzen zivilisierten Welt
ist dieses Massenproblem im Grunde das gleiche, und es kommt darauf an.
bei welchem Volke der stärkste Wille und die höchste Kraft zur Lesung dieses
Problems am Werke ist. So ist es neben und in Verbindung mit dem wirt¬
schaftlichen und politischen Wettstreite mehr und mehr auch zu einem heißen
Ringen um die beste Qualität und Form für unsere Zeit zwischen den Kultur¬
völkern gekommen, und zweifellos wird das Volk seine politische und wirt¬
schaftliche Weltstellung am sichersten begründet haben, das aus seinem Wesen
heraus den Erscheinungen dieser Zeit den stärksten und sinnfälligsten Aus¬
druck zu schaffen vermag. Denn seine Werke werden seinen Geist zur Herr¬
schaft in der Welt bringen.
456 DEUTSCHLAND BBeeee iieooooooeeeo e eeoeeoo ei Nr. 9
Diesem, dem deutschen Gedanken in der Welt will der Deutsche Werk¬
bund dienen, und er will alle die technischen, wirtschaftlichen und künst¬
lerischen Kräfte in sich zusammenfassen, die diesen Gedanken erfaßt haben
und ihn zu fördern fähig und bereit sind. Wie weit wir uns dem hohen Ziele
bereits genähert haben, soll die Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln 1914
zeigen. Sie soll im deutschen Volke das Verständnis für die Bedeutung des
Qualitätsproblems wecken und dem Konsumenten die Augen für Qualität
und Form öffnen. Wie die Ausstellung dieses ihr Programm verwirklichen
will, mag ein Überblick über ihre einzelnen Abteilungen und Gruppen dartun.
Die erste Abteilung soll „auserlesene Einzelstücke“ alter und neuer Zeit
in vorbildlichen Sammlungsräumen enthalten und durch diese Gegenüber¬
stellung dartun, wie nahe bereits die besten deutschen Arbeiten an die guten
alten herankommen. Zugleich aber wird durch den wirksamsten Vergleich
deutlich gemacht, was das Wesentliche und charakteristisch Eigene und Unter¬
scheidende der neuen Werkkunst gegenüber der alten ist, und so das Ver¬
ständnis für die eigentümliche Schönheit der heutigen Arbeit geweckt und ge¬
fördert. Während also in der ersten Abteilung von den zur Herausbildung des
neuen deutschen Stiles zusammenwirkenden Faktoren das historisch-tradi¬
tionelle Element zur Darstellung gelangt, soll in der zw'eitcn Abteilung in
„Sonderausstellungen“ einzelner Werkkünstler das persönliche Element des
mitschaffenden Künstlers nachdrücklich zur Geltung kommen, und es soll
durch diese Stellung der Künstlerpersönlichkeit an der Spitze des Programms
zum Ausdruck gebracht werden, daß auch in der Gewerbekunst stets der Künstler
die Führung gehabt hat und haben muß. Demnach sollen in dieser Abteilung
die hervorragendsten Werkkünstler der Gegenwart - - die Bahnbrecher und
Führer der neuen deutschen Werkkunst - jeder in einer in sich abgeschlossenen
Sondcrausstellung eine Übersicht über ihr Gesamtwerk bieten. Die dritte
Abteilung: „Kunst in Handwerk und Industrie“, wird als Hauptabteilung
das Ergebnis des Zusammenwirkens von Kunst, Handwerk und Industrie zur
Veredelung der gewerblichen Arbeit in einer systematisch geordneten Über¬
sicht über die deutsche Werkkunst mit Einschluß der Raumkunst zusammen-
fassen. ln zwei Unterabteilungen wird sie 1. die Erzeugnisse verschiedener
Gewerbe und 2. die Raumkunst zur Darstellung bringen. Sie wird als Ganzes
in der Haupthalle untergebracht werden, in der sich jedoch nicht (in der bei
Ausstellungen sonst üblichen Form) die einzelnen Ausstellungsgruppen unver¬
mittelt aneinander anschließen werden, sondern jede einzelne Gruppe einen in
sich geschlossenen architektonischen Zusammenhang von einem oder mehreren
Räumen bilden soll, der die Eigenart der betreffenden Warengruppen in typischer
Weise zum Ausdruck bringt. Die so wirkungsvoll voneinander unterschiedenen
einzelnen Warengruppen sollen durch Raumkunstgruppen, sei es von einzelnen
Wohnräurnen und Wohnungen, sei es durch Repräsentationsräume in organischer
Verbindung mit Werken der freien Kunst, auf interessante Weise unterbrochen
werden, so daß der Beschauer von Raum zu Raum immer neue und wechselnde
Eindrücke und von der werkkünstlerischen Bedeutung jeder einzelnen Aus¬
stellungsgruppe ein charakteristisches Bild erhält. In der vierten Abteilung:
„Einzelgebiete der Werkkunst“, soll die Einwirkung der Werkkunst auf wichtige
Lebens- und Arbeitsgebiete mit Einschluß des Handels programmatisch in
räumlich geschlossenen Gruppen zur Darstellung gebracht werden; sie bietet
gleichsam die Anwendung der Werkkunst auf einzelne größere Gebiete des
Gegenwartslebens und Schaffens. „Künstlerische Erziehungsmethode** wird
die fünfte Abteilung betitelt, in der vorgeführt werden soll, was in den Schulen
aller Stufen für die Erziehung zu künstlerischem Geschmack und zu künst¬
lerischer Produktion geschieht. Und endlich soll ein österreichisches Haus
einen Überblick über den Anteil der Österreicher an der neuen Werkkunst
geben. Gelingt es, das vorstehend skizzierte Programm zur Durchführung
zu bringen, so wird die Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln 1914 einen
Markstein in der Entwicklung der neuen deutschen Werkkunst bilden.
Dr. Coerper.
Internationaler Naturschutz.
In den letzten Jahren hat man auch in der Schw'eiz der Bewegung, die
sich den Schutz der Natur, die Erhaltung merkwürdiger Naturdenkmäler
zum Zwecke setzt, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Ein Naturpark,
der eine wilde und in einzelnen Teilen völlig unberührte Gebirgsgegend um¬
faßt, ist im Unterengadin, an der Ostgrenze des Landes, in Vorbereitung;
die Eidgenossenschaft hat die Be.strebungen zur Schaffung dieser ..Natur¬
reservation“ mit einer namhaften Summe unterstützt. Auch im Westen der
Schweiz ist ein Naturpark in Vorbereitung, der die Eigentümlichkeiten des
Juragcbiels erhalten soll. Nun denkt indes der schweizerische Bundesrat
daran, den Gedanken des Naturschutzes auf internationalen Boden zu über¬
tragen. Auf Anregung des Baseler Forschers Dr. Paul S a r a s i n, der
sich um die Förderung dieser Bestrebungen große Verdienste erworben
hat, wurde die schweizerische Regierung durch den internationalen Zoologen¬
kongreß in Graz gebeten, sich der Sache anzunehmen, und nun hat der
schweizerische Bundesrat bei den europäischen Staaten anfragen lassen, wie
sie sich zu dem Gedanken stellen würden, eine internationale Zusammen¬
kunft zur Beratung dieser Fragen einzuherufen. Die schweizerische Regierung
weist darauf hin, daß eine große Anzahl von wichtigen und interessanten
Arten des Tier- und Pflanzenreichs Gefahr laufen, vernichtet zu werden.
Dieser Gefahr entgegenzutreten, sei auch eine staatliche .Aufgabe, ,,sei es
mittels Aufstellung internationaler Salzungen, die unmittelbar Recht schaffen.
sei es durch gegenseitige Verpflichtung zur Aufstellung von zweckdienlichen
innerstaatlichen Normen, oder sei es auf irgendeine andere Weise, wäre es
auch nur so, daß einer hohen sittlichen Forderung oder einem Gebot der Kultur
durch gemeinsamen Beschluß der Staaten die äußere Weihe verliehen werde**.
Schon allein von einer internationalen Aussprache über den Naturschutz
verspricht sich der schweizerische Bundesrat viel Nutzen; sie werde zur
Klärung der Frage beitragen, auf welche Naturgebicte (nur Fauna und Flora
oder auch bedeutende andere Naturgegenstände, wie Wasserfälle usw.) und
auf w'elche Arten und Einzelerscheinungen innerhalb der verschiedenen Natur¬
gebiete sich der Weltnaturschutz zu erstrecken habe. Vorerst hätte eine inter¬
nationale Zusammenkunft nach der Auffassung des schweizerischen Bundes¬
rats sich darauf zu beschränken, einen internationalen Fach-Ausschuß zu
bestellen, jeder Staat hätte sich in diesem Ausschuß vertreten zu lassen, und
die Aufgabe dieser Mitglieder wäre, alles, was auf dem Gebiet des Naturschutzes
geschieht, zur allgemeinen Kenntnis zu bringen, auf Gefahren aufmerksam
zu machen und die Bildung von freien Naturschutz Vereinigungen in den ein¬
zelnen Staaten zu fördern. Das Ziel dieser Bestrebungen wäre also nach dieser
Auffassung eine freie Naturschutzvereinigung ln jedem Staat, ein internationaler
Zusammenschluß dieser Vereinigungen und der internationale Ausschuß
als Ausdruck dieser Bestrebungen. Man darf gespannt sein darauf, wie weit
die Anfrage der schweizerischen Regierung bei den europäischen Staaten
Interesse zu finden vermag: in den Vereinigten Staaten erfährt, wie man weiß,
die Naturschutz-Bewegung staatlich und privat sehr starke Förderung.
H
Forschen und Wissen
Wilhelm Ostwald.
Eine der markantesten Persönlichkeiten ln der deutschen Gelehrtcnwell,
Wilhelm Ostwald, hat am 2. September den sechzigsten Geburtstag gefeiert.
Zwar gibt <s nur ein Gebiet, auf dem Oslwald unbestritten als hervorragender
Kenner anerkannt wird. Auf dem Gebiete der physikalischen Chemie. Ein
Beweis für die internationale Anerkennung ist die Verleihung des Nobelpreises
an Oslwald. Die Zahl seiner wissenschaftlichen Werke auf chemischem
Gebiete ist groß. Ostwald, der am 2. September 1853 ln Riga geboren ist. in
Riga und Dorpat studierte, sich 1878 ln Dorpat auch habilitierte, veröffent¬
lichte zuerst eine Reihe von .Abhandlungen ln Fachzeitschriften. .Als er dann
1882 als Professor nach Riga an das Baltische Polytechnikum kam und 1887
als Ordinarius für physikalische Chemie nach Leipzig berufen wurde, ging er
an die Herausgabe größerer Werke. 1891 erschien sein Lehrbuch der all¬
gemeinen Chemie. 1899 sein Grundriß der allgemeinen Chemie. Und diesen
Werken schloß sich noch eine stattliche .Anzahl bedeutungsvoller Bücher aus
dem Gebiete der Chemie an, alles Arbeiten, die von bleibendem, zum Teil
vo.i grundlegendem Werte sind.
In der großen Allgemeinheit wurde der Name Ostwald aber durch andere
Arbeiten und Bücher bekannt. Bei Ostwald ist eine Erscheinung gegeben, die
sich in vollkommenem Gegensatz zu dem Typus des Fachgelehrten zeigt, der
sich ganz in die engen Kreise seines Spezialstudiums einspinnt. Ottwald strebt
zur Universalität. Und so verließ er das Reich der Chemie, um in die Welt
der Philosophie, um zu den Fragen der Gesamtkultur vorzudringen, um sich
mit dem Problem der Weltanschauung zu beschäftigen.
1906 gab er sogar seinen Lehrstuhl an der Leipziger Universität auf, um
fortan, zurückgezogen ln einem abgelegenen Vorort Leipzigs (Groß-Bothen).
ganz seinen organisatorischen und kulturellen Aufgaben zu leben. Von Einfluß
auf seine .Arbeiten wurde das Jahr, das er in Amerika als Austauschprofessor
zubrachte. Dort wurde er zu manchen seiner praktischen, auf die Erleichterung
und Vereinfachung der internationalen wissenschaftlichen Arbeit abzielenden
Ideen angeregt. .Mit unserer gegenwärtigen Kultur ist Ostwald nicht zufrieden.
Das beweist name.itllch sein Kampf gegen unseren Schulbetrieb, von dem
er eine gründliche Reform verlangt. Seine Veröffentlichungen auf diesem
Gebiet haben croßes .Aufsehen erregt; Zustimmung und Gegnerschaft wurden
ihm zuteil. Gleichsam historisch begründet hat Ostwald das nach seiner
Meinung Verkehrte ln unserer Schulerziehung in seinem Buche über „Große
Männer“ (1909), worin er zeigte, daß die großen Männer in unsern Schulen
meist nichts gegolten hätten. .Mit seinen Reformbestrebungen im Schulbetrieb
häneen auch seine Bestrebungen zur Förderung einer Weltsprache zusammen.
Nach seiner ganze.i pcrsj.ilichen Wcltauffassung ist es erklärlich, daß er sieb
J
Nr .9 BB 0Q009Q0Q0 Q QQ039 999988999aBi DEUTSCHLAND uBeeeeee e eeeeeeeseoe o eeeooeegB 457
mit Temperament der die Loslösung von der christlichen Kirche bezweckenden
monistischen Weltanschauung zuwandte. Als Präsident steht er zurzeit
an der Spitze des Deutschen Monistenbundes, in dessen Sinne er schrift¬
stellerisch eifrig tätig ist. Seit 1911 gibt er „Monistische Sonntagspredigten“
heraus, deren Hefte er allein schreibt und worin er alle Fragen zu erörtern
bemüht ist, die den Monismus betreffen, namentlich solche, die Bedeutung
für das praktische Leben haben.
1
f
Die schönen Künste |
1
Theater
Das neue Kurtheater in Oeynhausen ist in Angriff ge¬
nommen worden. Der Neubau wird sich an der Stelle erheben, wo bis vor
wenigen Jahren das früheren Besuchern Oeynhausens wohlbekannte alte Kur¬
haus stand. Dieser bevorzugten Lage entsprechend soll der Bau in edelsten
Formen unter Verwendung echten Materials aufgeführt werden. Bemerkens¬
wert wird die Einrichtung des für 4C0 Personen berechneten Zuschauerraumes.
Um den Besuchern die denkbar größte Bequemlichkeit zu bieten, erhält der
größere Teil des Parketts statt der sonst üblichen Reihenplätze mit Klappsitzen
feste Einzel- und Doppelsessel. Auch werden im Parkett in größerer Zahl
Logen eingebaut für Gäste, die an den Rollstuhl gefesselt sind, eine Einrichtung,
wie sie kein anderes Theater aufweisen dürfte. Das Bühnenhaus wird mit
den neuesten Errungenschaften der Bühnentechnik, unter andern mit verschieb¬
barer Seiten- und Hinterbühne ausgestattet. Es wird beabsichtigt, den Bau
bis zum 1. Mai 1915 zu vollenden. Die Leitung liegt in den Händen des Re¬
gierungsbaumeisters Nommensen.
Verwaltung. Das Vorlesungsverzeichnis der Hochschule für kommunale
und soziale Verwaltung für das Wintersemester 1913/14 ist erschienen. Die
Unterrichtsorganisation ist auch diesmal weiter ausgebaut worden. Insgesamt
umfaßt der Stundenplan nunmehr 80 Vorlesungen und Übungen. Davon ent¬
fallen auf Wirtschaftslehre und Kulturpflege 35 Lehrkurse mit 46 Wochen¬
stunden; auf Rechtslehre 25 mit 42 Wochenstunden; auf Versichcrungslehrc 11
mit 18 Stunden; auf die technischen Fächer 9 Lehrkurse mit 13 Stunden.
Außerdem können die immatrikulierten Studierenden der Verwaltungshcch-
schule die Vorlesungen an der Handelshochschule unentgeltlich belegen. An
den vereinigten Kölner Hochschulen wirken zurzeit 104 Dozenten. — Vom
kommenden Wintersemester ab gedenkt die Hochschule auch der Heran¬
bildung von Statistikern besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es wird zu
dem Zwecke ein Seminar für Statistik eingerichtet, das einen l‘ 2 iährlgen
Lehrgang vorsieht. Lehraufträge für Statistik haben erhalten die Herren
Dr. Neuhaus, Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Köln. Dr. Mendelson,
Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Aachen, Bibliothekar Dr. Witzei
(früher tätig bei dem Statistischen Amt der Stadt Frankfurt). — Über die
Neueinrichtungen der Hochschule und dergl. unterrichten die gedruckten,
Interessenten unentgeltlich zur Verfügung stehenden ,,Mitteilungen“, deren
Nr. 2 soeben erschienen ist. Die Vorlesungen und Übungen beginnen am
21. Oktober.
Jahreskurse zur Fortbildung der Juristen. Eine
umfassende Organisation zur volkswirtschaftlichen, juristischen und psycholo¬
gischen Fortbildung der Juristen tritt im nächsten Winter an der flochschule
für kommunale und soziale Verwaltung ln Köln a. Rh. ins Leben. Sie ist ln
erster Linie für Justiz- und Regierungs-Assessoren bestimmt, aber auch Richtern,
Staats- und Rechtsanwälten sowie höheren juristischen Verwaltungsbeamten,
von Fall zu Fall auch Referendaren und Doktoren der Rechte oder der Staats¬
wissenschaften zugänglich. Sie begreift nicht nur die fakultative Teilnahme an
den Übungert und Vorlesungen der Kölner Hochschulen überhaupt ln sich,
sondern der Fortbildungszweck wird vor allem durch die Errichtung eines
Fortbildungsseminars für Recht und Verwaltung erstrebt, das mit Ausnahme
von einführenden Vorträgen der Abteilungsleiter die selbsttätige Mitarbeit
der Teilnehmer in Diskussionen über vorher bestimmte Themen und Leit¬
sätze zur grundlegenden Methode macht. Diese Aussprachen sollen im An¬
schluß an kurze Referate erfolgen, für die außer den an den Kölner Hochschulen
tätigen Professoren und Dozenten hervorragende Gelehrte gewonnen werden
sollen; für das Winter-Semester 1913/14 haben Gehelmrat Dietzel in Bonn und
Geheimrat Sommer in Gießen ihre Mitwirkung zugesagt. Besichtigungen,
Experimente, Demonstrationen und — im ersten Semester sozialpolitische,
im zweiten wirtschaftliche— Exkursionen sollen das Studienmaterial ergänzen.
Der Prospekt für das erste Semester der Jahreskurse, der auch ein Verzeichnis
der für praktische Juristen zum Zwecke ihrer Fortbildung in Betracht kommen¬
den Übungen und Vorlesungen der Kölner Hochschulen enthält, kann unent¬
geltlich vom Sekretariat der Hochschulen bezogen werden. Abteilungsleiter
des Fortbildungsseminars (dessen Teilseminare auch einzeln besucht werden
können)^ sind: Für Volkswirtschaft die Professoren Eckert und Weber, für
Jurisprudenz" die*^ Professoren*^ Rechtsanwalt Flechthelm und Stier-Somlo, für
Psychologie die Professoren Aschaffenburg und Landgerichtsrat a. D. Friedrich,
welch letzterer auch zu jeder Auskunftserteilung bereit ist; Anfragen sind unter
seine Adresse an die Verwaltungs-Hochschule zu richten.
WievielBilletts gebraucht man zurReise um dieWclt?
Wer so glücklich ist, heutzutage eine Reise um die Welt machen zu können,
hat dazu nicht mehr als fünf Fahrkarten nötig. So einfach hat sich in der Zeit
des Verkehrs das Reisen auf riesigen internationalen Strecken bereits gestaltet.
Nehmen wir z. B. an, der Ausgangspunkt einer Weltreise wäre Hamburg,
so nimmt man dort ein Billett für die Fahrt von Hamburg nach New York, ein
zweites führt uns von New York nach Vancouvert, das dritte von Vancouvert
nach Hongkong, das vierte lautet für die Strecke von Hongkong nach Genua
und das fünfte Billett ist für den Rest der Reise von Genua nach Hamburg zu
lösen. Natürlich hat der Reisende die Berechtigung, die Fahrt beliebig unter¬
brechen zu können, um nach allen Orten, die er besuchen will, Abstecher zu
machen. Die Fahrkarten, die dem glücklichen Reisenden den Schienen- und
Schiffahrtsweg um die ganze Erde erschließen, haben in Anbetracht der großen
Entfernungen, auf die sic lauten, ein zierliches Format; sie erreichen bis auf
eins nur die Größe einer halben deutschen Reichspostkarte, können also bequem
in einer Westentasche untergebracht werden. Man sicht, wie spielend leicht
demjenigen, der das nötige Kleingeld besitzt, heutzutage das Reisen gemacht wird.
Der Kaiser und das Hunsrücker Bäuerlein. Bei der
Parade der Veteranen und Kriegerverclnler vor dem Kaiser bei der Einweihung
des Denkmals des Jägers aus Churpfalz hat sich nach der „Köln.Volksztg.“
folgende Episode zugetragen: Der Kaiser sprach einen biederen, mit dem
Eisernen Kreuz geschmückten Bauern vom Hunsrück an und frug ihn, wo er
gedient habe. Der Veteran, der anscheinend schwerhörig war, verstand den
Kaiser nicht und meinte landläufig: ,,He?“ Auf die zweite Frage erfolgte dann
die Antwort: ,,Was?“ Erst als der schwerhörige Veteran aufgeklärt war, er¬
widerte er: ,,Ei bei de Auguschta“. (Er meinte das Koblenzer Gardereglment-
Kaiserin Augusta.) Der Kaiser, dem die Sache großen Spaß machte, frug den
Veteran weiter, wo er den Orden her habe. Diesmal erwiderte der Brave in
seinem Hunsrücker] Deutsch : ,,Ei vun Ihne.“
Der Kronprinz und der Herr Ortsgendarm. Inden
„Münchener Neuesten Nachrichten“ wird folgende lustige Geschichte erzählt:
Es war zur Sommerszeit auf einem mecklenburgischen Rittergut. Nach einer
fröhlichen Jagd, an der auch Kronprinz Friedrich Wilhelm teilnahm, ließ man
die Jugend des Dorfes kommen und bewirtete sie. Der Kronprinz ließ einen
großen Korb voll Orangen mitten in die Kinderschar stellen. Alles drängte sich
heran, um möglichst viel von der köstlichen Frucht zu erhaschen. Da naht der
Gendarm im Glanze seiner besten Uniform und mit dem blinkenden Helm
auf dem Haupte. Hastig drängt er sich durch die Kinderschar, um zu ver¬
hindern, daß Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit gar zu sehr bedrängt
werden. Diese behördliche Einmischung war dem Kronprinzen aber gar nicht
recht. Um seinem Mißvergnügen sichtbaren Ausdruck zu geben, griff er in den
Korb, nahm eine große Orange heraus und drückte sie blitzschnell auf die in
der Sonne glänzende Spitze der Pickelhaube des Herrn Gendarmen, der unter
dem Hallo der Kinder und dem herzlichen Lachen des fürstlichen Beamten¬
beleidigers mit seiner Orange auf dem Kopf den Schauplatz seiner vermeint¬
lichen Heldentat verließ.
Friedrich der Große und seine Künstler, (..'her die
Theaterverhältnisse im 18. Jahrhundert geben folgende Äußerungen Fried¬
richs des Großen Zeugnis. Der König schrieb an seinen Schatzmeister Freders¬
dorf: ,,Dlc Opernleute selndt solche Canaillenbagage, daß ich sie Thausend-
mahl müde bin .... Ich jage sie zum Teufel und solche Canaille kriegt man
doch wider, ich muß das Geld zu Kanonen ausgeben und kann nicht so vihl
vohr Haselanten verthun. Die Astrua und Carlstlni fordern den .Abschiet,
cs ist Teufels Crop, ich wollte, daß sie der 1 eufel alle holte, die Canaillen
bezahlt man zum Plaisir, um nicht Frlsirerei von ihnen zu haben.“ Dem
Schauspieler Baron von Arnim schrieb er als Regel vor: „Ihr müsset mit den
Komödianten nicht so viel Complimente machen, sondern die sich ungebühr¬
lich betragen, bestrafen.“ Auch mit den Tänzern hatte der Könl«? seine Not.
„Zulagen kann ich weder an Denis geben, noch an einen .Anderen, dazu bl.i
ich weder reich genug, noch seindt sle’s mehr Werth. W'cnn sie durchaus vor
ihr Tractement nicht bleiben wollen, muß man andere kommen lassen, die
gut seindt und vor demselbigen Preis Caprioien schneiden.“
WieBlücherpromo vieren half. Nach dem Tage von Ralkau
war Blücher mit seinen beiden Söhnen auf Ehrenwort nach Hamburg entlassen.
Er bat bei dem König dringend um baldige Auswcchshme. die seinen Freunden
Scharnhorst und Goltz schon zuteil geworden war, während Yi rk zii «einer
Familie nach Mittenwalde zurückkehren durfte. Dc*ch mußte er «ich ein Viertel¬
jahr gedulden. Die Erholung, die ihm nach den aufreibenden W'oehen nolla*,
suchte er auf altgewohnten Wegen. \X’enn des Abends in der B'irscnhalle die
Whistpartie ihr Ende hatte, ging es ln den italienischen Keller, wo die „Gestern“
bekriegt wurden. Daß der Humor dabei nicht stockte, dafür sorgte außer ihm
selbst ein neugewonnener Freund, der Leutnant von Eisenhart, den wir hinfort
in seiner Umgebung sehen. Er hatte sich in Lübeck zu ihm gefunde.i und zu¬
erst sein W^ühlgcfallen gefunden, als es ihm gelungen war. die westfälische
Landeskasse abzufangen. Herv(.rragender aber als seine militärischen erwiesen
sich seine gesellschnltllchen Talente. Er war der geb» rene Vergnügungsmeister,
Theaterdirektor, Gclcgenheitsdlchter und Witzbold, der mit jedem gern
seinen Schabernack anfing und an zahlreichen H 'fen, namentlich den kleinen
458
DEUTSCHLAN D iBe e8 ec? se oee€3C6) e eo eoec>0ä i ö^ jNr. 9
mitteldeutschen, eine sehr beliebte Person war. In Hamburg machte er sich
auch dadurch besonders beliebt, daß er sich und dem immer geldarmen Blücher
eine neue Geldquelle aufschloß. Die Sache ist wunderbar genug, um wieder¬
erzählt zu werden. Durch Vermittlung des Fürsten von Rudolstadt hatte Eisen¬
hart nämlich das Komotiv als Kaiserlicher Hof- und Pfalzgraf erhalten, das
seinem Besitzer in Österreich und dem außer preußischen Deutschland noch
allerhand seltsame Privilegien einbrachtc. Das seltsamste war es wohl, daß
derselbe das Recht hatte, unter gewissen Voraussetzungen die Doktorwürde
zu erteilen. Sol>ald das bekannt war, wurde sein Zimmer von Aspiranten nicht
leer, zumal die Doktoren in Hamburg volle Abgabenfreiheit genossen. Man
wird cs ihm glauben, wenn er in seiner Selbstbiographie versichert, er würde
in kürzester Zeit leicht ein ganzes Bataillon von Promovierten haben aufstellen
können, falls er gewollt hätte. Da es sich fast immer um den philosophischen
Doktorgrad handelte, so beruhigte er auch sein Gewissen bald, „well diese
Herren kaum den geringsten Schaden verursachen können, wenn ihre Gelehr¬
samkeit auch nicht Vorhalten sollte“. Wenn er gleichviel behauptet, sich „nur
auf ganz würdige Subjekte“ beschränkt zu haben, so muß er doch selbst schon
eine .Ausnahme zugeben. Bel einem Diner, nämlich, das der pieußlsche Gesandte
Graf Grothe dem General Blücher gab, verwandte sich der erstere sehr lebhaft
für einen der mitanwesenden Herren, der zwar ein guter preußischer Patriot
und dazu gern promoviert werden wollte, aber sicher das vorgcschrlebene
Rlgorosum vor drei Graduierten nicht bestanden haben würde. Als Eisenhart
deshalb Bedenken äußerte, warf Blücher sogleich seine wohlbegründete Für¬
sprache dazwischen: ..Pfalzgraf! Sei er kein Narr! Mache er den braven Mann
zum Doktor, ich will es verantworten; er hat sehr guten alten Wein, und der
gibt mehr Verstand, als alle die gelehrten Federhelden haben. Morgen wollen
wir weiter darüber ie:lc:i, und ich werde schon sorgen, wie es sich am besten
machen läßt.“ Darauf nahm er das Glas zur Hand und forderte die Gesell¬
schaft auf, auf des neuen Doktors Gesundheit zu trinken. Den folgenden Tag
mußte das Examen bei ihm vorgenommen werden; doch hatte er die Herren
Examinatoren sowohl als auch den Aspiranten bereits so zugestutzt, daß cs dem
letzteren nicht allzu schwer fallen konnte, die kritischen Fragen richtig zu beant¬
worten und den Doktorgrad zu gewinnen. So mußten die Trümmer der alten
deutschen Reichsherrlichkeit wenigstens den preußischen Patriotismus be¬
lohnen helfen.
Muß man den richtigen Namen auf den Melde¬
zettel im Hotel schreiben? In Deutschland wird ln den Hotels,
Pensionen usw. die polizeiliche Meldung der Fremden verlangt. Viele Reisende
erblicken darin eine Belästigung und tragen sich, obwohl sie keinen Grund
haben, ihren Namen zu verschweigen, dennoch falsch auf dem Meldezettel ein.
Eine Urkundenfälschung liegt hierin nicht; das würde allerdings dann der Fall
sein, wenn zum Beispiel ein Hochstapler oder ein Zechpreller, der von vorn¬
herein nicht die Mittel hat, die Hotelrechnung zu bezahlen, einen falschen
Namen elnlrägt. Allein man macht sich einer Übertretung schuldig. Irrig ist
freilich die Ansicht, daß durch die fälschliche Eintragung ein Legitimations¬
papier zum Zweck des besseren Fortkommens gefälscht wurde. Solche Melde¬
zettel legitimieren den Aussteller nicht und er kommt durch deren falsche
Anfertigung nicht besser fort; auch unter seinem wirklichen Namen wäre er
ebenso ,, fort gekommen“. Aber er macht sich nach § 360 Absatz 8 des Straf¬
gesetzbuches strafbar (,,Mlt Geldstrafe oder mit Haft wird bestraft, wer sich
eines ihm nicht zukommenden Namens einem zuständigen Beamten gegenüber
bedient“). Den Gastwirten kann durch polizeiliche Anordnung zum Zwecke
der polizeilichen Kontrolllerung des Fremdenverkehrs die Verpflichtung zur
Anmeldung der von ihnen beherbergten Gäste auferlegt werden. Deshalb legen
sie dem Ankömmling Meldezettel, zuweilen das Fremdenbuch vor. Der Gast,
der einen falschen Namen einträgt, wird sich schwerlich damit entschuldigen
können, er habe geglaubt, er solle nur dem Wirt seinen Namen nennen. Es ist
allgemein bekannt, daß dieser die Meldung nicht seinetwegen verlangt, sondern
um sie an die Polizei abzugeben. Jedermann ist sich also bewußt, daß er, wenn
er ln den Meldezettel oder das Fremdenbuch einen falschen Namen einschreibt,
sich eines ihm nicht zukommenden Namens demjenigen Polizelbeamlen gegen¬
über bedient, dem die Fremdenkontrolle obliegt.
Hotelpreise vor einem Viertel Jahrtausend. Das
älteste, wirklich als Reisehandbuch zu bezeichnende Werk ist, was kaum be¬
kannt, holländischen Ursprungs. Es bietet ungemein viel Interessantes; das
Interessanteste in diesem „Reysboek“ sind aber die Angaben über die Herbergen
und Logementen. Häufig begnügt sich der Verfasser mit der Angabe, daß
man Wohnung und Beköstigung ,,voor een civlle prljs“ bekommen könne,
nennt aber den zivilen Preis nicht. Für das berühmte Spaa aber berechnet er
die täglichen Kosten für Zimmer und Bett, wenn man nicht unmittelbar am
Markte wohnen wolle und nicht gerade Hochsaison sei, auf ,,twee Schillingen“,
das sind etwa 85 Pfennig. Das ist nicht teuer, und auch in Paris, von dessen
Glanz der sonst recht nüchterne Autor schwärmt, kann man, wenn man „chambre
garnie“ wohnt und ln einem der vielen hunderten Restaurants (gargottes)
speist, billig wegkommen. Eine Mahlzeit, bestehend aus Suppe und Fleisch
und Brot nach Belieben, sowie eine halbe Pinte Wein kostet 4^ \ Stüber, also
38 Pfennig. Genaue Angaben über die Table-d’höte-Preise finden sich nur
für die Gasthöfe in Brüssel. Hier in dieser reichen Stadt war gleichwohl für
alle Börsen gesorgt. Im ,,Gasthause zum schwarzen Pferde“ aß man, ohne
Wein, für 3 Stuivers, das sind 25 Pfennig, ln den „grave van Egmond“ mußte
man schon 8 Stuivers, das sind 66 Pfennig, zahlen, ln „S. Antonius van Padua“
18 Stuivers, das sind 1,50 Mark, aber „mit den wljn“ und ,,ln de Kalzerin“
gar 36 Stuivers, also 3 Mark. Vergleicht man den damaligen Geldwert mit dem
heutigen, und was an Bequemlichkeiten geboten wurde mit dem, was jetzt
geleistet wird, so muß man zugeben, daß auch, abgesehen von den
Fahrkosten, das Reisen — billiger geworden ist.
Ein Gedicht in einem Satz hat der Rostocker Ehrendoktor
Johannes Trojan, der in dem Ostseebad Warnemünde seine Muße mit
Würde genießt, dem. nach einem Seebade allgemein beliebten pommeirschen
Spickaal geweiht: „Wer nie den Spickaal— Am Meeresstrand — Im Badeorte-^
Im Pommerland — Nach einem Seebad — Frisch, froh, frei — Sich sdhit ge¬
holt — Aus der Räucherei, — Wo er gehangen — Schön glänzend bruin, —
So lieblich duftend, — So hold zu schau’n, — Dann nach der Düne — Ihn trag
geschwind, — Wo blaugrün Gras weht — Im feuchten Wind, — Wo ihm zu
Füßen — Die Welle braust,— Dort ihn verzehrt hat— Aus freier Faust— Bit
ganz zu Ende — Ihn dort verspeist: — Wie soll der wissen, — Was Spidoal
heißt?“
Deutschland und das Ausland
Sieg der deutschen Industrie am Panamakana I. Das
amerikanische Kriegsministerium, dem die Istmian Canal Commission unter*
stellt ist, hatte einen Wettbewerb für die Lieferung großer Krane ausgeschrieben,
an dem sich englische, holländische und deutsche Firmen beteiligten. Aut
dieser Konkurrenz ist die Maschinenfabrik A.-G. Duisburg siegreich hervw-
gegangen und es wurde ihr die Lieferung von zwei schiffbaren 250-Tonnen**
Kranen übertragen. Die Vergebung dieses Auftrages an die deutsche Firma
erfolgte nicht nur wegen der größeren Solidität und besseren Verwendbarkeit
ihres Erzeugnisses, die vom amerikanischen Kriegsministerium ausdrücklich
rühmend hervorgehoben wurde, sondern auch wegen der größeren Billigkeit
des deutschen Fabrikates. Die Hebekraft eines solches Kranes beträgt 672 000
Pfund, die Tragfläche an Deck hat einen Undang von 1200 Quadratfuß. Der
Kran geglättet die Mitführung von Lasten bis zu 2000 Pfund pro QuadratfuO.
Eisenbahnwesen
Tagung des Internationalen Eisenbahnkongreßverbandes.
Die nächste (11.) Tagung des Internationalen Eisenbahnkongreßverbandes
wird im Jahre 1915 in Berlin staltfinden. Für die Konferenz sind die er¬
forderlichen Vorbereitungen von den beteiligten Behörden bereits eingeleitet
worden. Dem Verbände gehören fast sämtliche Staaten der Welt an, die über
ein Eisenbahnnetz verfügen. Die internationale Konferenz des Kongresses,
die einige Wochen in Anspruch nehmen dürfte, verfolgt den Zweck, den Aus¬
bau und die neuzeitlichen Einrichtungen des internationalen Eisenbahnwesens
und die ln den einzelnen Ländern von den Elsenbahnverwaltungen gemachten
Erfahrungen mit den neuesten Erfindungen auf allen Gebieten des Eisen¬
bahnbetriebes zu besprechen. Im Anschluß an die Konferenz in Berlin werden
sich verschiedene Besichtigungen in deutschen Städten anschließen; u. a. ist
auch ein Besuch der großen Düsseldorfer Ausstellung 1915 in Aussicht ge¬
nommen, wo die verschiedenen Abteilungen der Gruppe „Verkehr und
Verkehrspropaganda“ den Teilnehmern manches Interessante zu bieten in
der Lage sind.
Die Geschichte der Eisenbahntriebwagen behandelt
Baurat C. Gulllery in einem lesenswerten Aufsatz in den „Mitteilungen des
Vereins für die Förderung des Lokalbahn- und Straßenbahnwesens“. In dem
Aufsatze gibt der Verfasser zunächst einen Überblick über die Entwicklung
der Eisenbahntriebwagen, wobei er die allgemein verbreitete Ansicht, daß der
,,Enfield“ getaufte Dampfwagen von Adams aus den Jahren 1848/49 als der
erste Elsenbahntriebwagen zu gelten habe, als weder geschichtlich richtig,
noch als an sich wahrscheinlich bezeichnet, well dieser Dampfwagen weiter
nichts als die Vereinigung einer zweiachsigen Lokomotive mit einem zwei¬
achsigen Wagen innerhalb durchlaufender gemeinsamer Längsrahmen, unter
Fortlassung der zwischenliegenden Pufferbohlen, war. Der „Enfield“ ist
deshalb überhaupt kein richtiger Triebwagen. Einen ganz selbständigen Ge¬
danken zeigt dagegen der zweite von Adams 1849 unter Mitwirkung von
Samuel erbaute, ,,Falrfield“ benannte Dampfwagen, bei dem eine einachsige,
für sich allein nicht betriebsfähige Lokomotive mit einem zweiachsigen Wagen
trennbar verbunden ist. Technisch bemerkenswert ist bei diesem Wagen die
Übertragung der Bewegung von der Triebmaschine auf die Triebräder des
Dampfwagens mittels der in der Geschichte der Lokomotive später eine so
große Rolle spielenden Blindwelle. Adams erster Dampfwagen hatte übrigens
noch einen Vorgänger in der von Samuel 1847 erbauten „Expreßmaschinc* .
die Sitzplätze für 7 Reisende bot und eine regelmäßige Fahrgeschwindigkeit
von 48 km/St., vorübergehend eine solche bis zu 82 km/Std. erreichte. Als
erster Triebwagen seiner ganzen Bauart nach und als das unmittelbare Vorbild
zu der Samuelschen Expreßmaschine ist Erlcssons „Novelty“ (1829) zu
betrachten, die vom Erbauer selbst allerdings irrigerweise als Lokomotive
bezeichnet wurde. Die Zwischenglieder von Samuels Expreßmaschine zu den
neuesten ungarischen und englischen Triebwagen bilden zwei Dampfwagen
von Fairlie, von denen der erste in Gemeinschaft mit dem Erfinder Samuel.
Oberingenieur der Ostbahn, 1868/69 gebaut und das Vorbild der heutigen,
auch in Oberitalien eingeführten großen vierachsigen großbritannischen und
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DEUTSCHLAND
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irischen Dampfwagen wurde. Der zweite Dampfwagen von Fairlie ist äußerlich
das Vorbild der spateren zweistöckigen Dampfwagen von Brunner, Krauß & Co.
und Thomas geworden. Den Anfang der neuen Bewegungen in der ersten
Hälfte des verflossenen Jahrzehnts bezeichnete in Großbritannien ein leichter
vierachsiger Dampfwagen der London und Südwestbahn, der 1903 auf der
Strecke Fratton-Southsea in Betrieb kam. 1904/5 folgten die Große Westbahn
mit einem Bj (2/4)-Triebwagen und die Taff Valebahn mit A 3 -Wagen. 1901
begannen in Arad die umfassendsten Versuche mit Triebwagen mit einem
Daimler- und Serpolletwagen. Aus der Zeit von 1870 bis 1900 ist Rowan als
erfolgreicher Erbauer von Triebwagen zu erwähnen, dessen Wagen sich u. a.
bei der Hoyaer Eisenbahn und bei den belgischen Vizinalbahnen bis heute
behauptet haben. Der Verfasser geht dann auf die Frage ein, ob die jetzigen
Triebwagen wohl das Schicksal ihrer Vorgänger teilei> und wieder aus dem
Betriebe verschwinden werden. Bei einigen ist dies schon der Fall. Der Ver¬
fasser nennt hier den Daimlerwagen, der durch Erschütterung und Geräusch
nicht angenehm ist, und den Serpolletwagen, bei dem die Unterhaltung des
Kessels zu. teuer wird. Dagegen machen die in Großbritannien und Irland ein¬
geführten Dampfwagen einen durchaus zuverlässigen und dauerhaften Eindruck,
in Arad ist der Betrieb mit den benzinelektrischen Wagen auf absehbare
Zeit gesichert, und die italienischen Staatsbahnen sind mit den dreiachsigen
Triebwagen von Maffei und Borsig sehr zufrieden. Eigenartige Motorwagen
sind im Gebiet der Pacifiebahnen im Betrieb. Sie werden mit Gasolin gespeist,
die Übertragung der Bewegung erfolgt mittels einer bei voller Fahrt einrück¬
baren Reibungskupplung und Kette. Ganz in Stahl und Eisen, zwecks Ver¬
meidung von Erschütterungen und Geräusch, gebaut, sind diese Wagen innen
und außen höchst gediegen und ansprechend ausgestattet und deshalb allgemein
beliebt. In Frankreich hört man wenig von Triebwagen, am besten hält sich
hier das bekannte, an der Grenze zwischen Lokomotivzug und Triebwagen
stehende dreiteilige Fahrzeug der Nordbahn, eine gewöhnliche kleine Loko¬
motive, früher Verbund, jetzt Zwilling, mit erhöhtem Führerstand zwischen
zwei damit kurz gekuppelten Wagen mit ungleich umrissenem Querschnitt. —
Etwas auffällig muß es, so bemerkt die „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen¬
bahnverwaltungen“ hierzu, erscheinen, daß der Verfasser bei dieser Gelegen¬
heit nicht der Zunahme des Triebwagenverkehrs innerhalb Deutschlands
gedenkt. In Baden, Württemberg, Sachsen und ganz besonders bei den
preußisch-hessischen Staatsbahnen finden doch Triebwagenzüge der ver¬
schiedensten Bauarten für den Nahverkehr in steigendem Maße und mit
wachsendem Erfolge Verwendung. Am angenehmsten für die Reisenden ist,
wie der Verfasser hervorhebt, der rein elektrische Betrieb, der in allen Fällen
der beste ist, wo der Strom billig und für gute Unterhaltung der Speicher¬
platten gesorgt ist.
Keine Schlafwagen 3. Klasse. Die Oberpfälzische Handels¬
kammer hat, wie die „Frankf. Ztg.“ mitteilt, bei der Verwaltung der bayerischen
Staatseisenbahnen die probeweise Einstellung von Schlafwagen dritter Klasse
auf einigen Hauptstrecken beantragt unter Hinweis darauf, daß bei unserm
lebhaften Verkehr die Einführung einen finanziellen Mißerfolg ausschließe,
sofern man angemessene Preise festsetze. Nach dem von der Verkehrsverwaltung
nunmehr ergangenen Bescheid dürfte auf Verwirklichung dieses Antrages nicht
zu rechnen sein, da, wie mitgeteilt wird. Versuche mit Schlafwagen dritter Klasse
nur gemeinsam mit den andern deutschen Eisenbahnverwaltungen aus¬
geführt werden können und die preußische Verwaltung sich bereits mit Be¬
stimmtheit gegen die Führung dieser Wagen erklärt habe.
DieBergbahn auf denMerkurhügelbeiBaden-Baden,
einen der herrlichsten Aussichtspunkte Deutschlands, ist am 16. August dem
Verkehr übergeben worden. Die neue Bahn, eine elektrische Drahtseilbahn,
hat in der Steigerung gemessen eine Länge von 1200 Meter; der Höhen¬
unterschied zwischen den Endstationen beträgt 370 Meter. Die größte Steigung
der Bergbahn wird mit 54 Grad, die mittlere mit 39 Grad angegeben. Das
Fassungsvermögen der Wagen ist auf je 56 Personen berechnet; die Geschwin¬
digkeit der Wagen beträgt 2 Meter in der Sekunde, die Gesamlfahrzeit etwa
10 Minuten. Die Wagen sind mit Zangenbremsen ausgerüstet, welche den
Schienenkopf auch während der Fahrt dauernd lose umfassen, derart, daß
ein Abheben des Wagens von den Schienen oder ein Entgleisen nicht ein-
treten kann. Mit Hilfe dieser Bremsen kann der Wagen vom Führer selbst
bei der größten vorkommenden Geschwindigkeit und auf der stärksten Steigung
auf wenige Meter zum Stillstand gebracht werden. Eine Gefahr für den Betrieb
ist selbst im Falle eines Seilbruchs, der bei der gewählten Stärke des Draht¬
seils (Durchmesser 34 Millimeter) und dem für dasselbe zur Verwendung
kommenden Material kaum denkbar ist, nicht vorhanden, da bei eintretendem
Seilbruch die Zangenbremsen sich automatisch an die Schienen anklammern
würden, wodurch die Wagen sofort zum Halten gebracht werden. — Herr¬
liche Rundblicke hat der Besucher des Merkurhügels oben von der Platte des
Aussichtsturmes. Gegen Westen und Norden schweift der Blick über die ruinen¬
geschmückten Vorberge des Schwarzwaldes und über rebenbehangenes Hügel¬
land hinweg in die weiten Gefilde der vom Silberband des Rheinstroms durch¬
zogenen Ebene. Drüben im Südwesten» zwischen der auf stolzer Warte thronen¬
den Yburg und dem behäbigen Rücken des Fremersberges ragt aus der von
zahllosen Dörfern belebten Rheinebene der schlanke Bau des Straßburger
Münsters empor. Traumhaft verblassend zeichnen sich im Hintergründe die
Konturen der majestätischen Vogesenkette in ihrer ganzen Ausdehnung vom
Großen Belchen bis zu den Bergen in der Pfalz ab. Zwischen dem felsgepan¬
zerten Hattert, dessen Südabhang die sagenumwobenen Ruinen der Burg
Hohenbaden schmücken, und der trotzig ins weite Land schauenden Eberburg
sehen wir Rastatt liegen, und weiter nördlich am Rhein erkennen wir bei klarer
Witterung den Dom von Speyer; breit legt sich im Norden das massige Häuser¬
meer der badischen Residenz über die Ebene, und an hellsichtigen Tagen er¬
scheinen im Hintergründe die Berge des Odenwaldes unterhalb Heidelbergs.
Ebenso sind dem Auge die prächtigen landschaftlichen Reize des Murgtales
erschlossen.
Luftfahrt
Die Vernichtung des deutschen
Marineluftschiffes.
am 9. September vor Helgoland ist in der Reihe der schweren Schicksals¬
schläge, die das erfolgreiche Werk Zeppelins von Anfang an begleitet haben,
der größte, da bei der Zerstörung dieses Luftkreuzers — es ist der neunte,
der schwierigen Witterungsverhältnissen oder sonstigen Unfällen zum Opfer
gefallen ist — zum erstenmal Menschenleben in größerer Anzahl gefordert
worden sind. Von den zwanzig Personen, die an Bord Waren, fanden vierzehn
den Tod in den Wellen. So erschütternd diese Katastrophe auch ist — sie
bleibt doch eines jener Elementarereignisse, gegen die auch festgefügte See¬
schiffe nicht gefeit sind. Gewiß wird man aus dem schweren Unglück lernen;
es ist aber unbillig, zu verlangen, daß man die Erfahrungen, die so teuer auf
einem ganz neuen Gebiet erkauft werden müssen, schon vorweg haben sollte.
Um wieviel fester sind Ozeandampfer als ein leichtes Luftschiff — und welche
Katastrophen bereiten sie uns immer wieder! Da zählen die Toten nicht nach
Dutzenden, sondern nach Hunderten und Tausenden. Man erinnere sich
nur der Titanic! Gegen das Zeppelinsche System ist hier wahrlich nichts zu
sagen. Es darf auch nicht übersehen werden, daß kein anderes Luftschiff
auf See als Wettbewerber auftritt; ein Vergleich mit andern Systemen ist also
einstweilen überhaupt gar nicht möglich. Dagegen drängt sich allerdings der
Vergleich mit den Flugdrachen auf. Im übrigen aber ist ja schon der zweite
Marineluftkreuzer fertiggestellt. Seine Größen Verhältnisse sichern ihm eine
erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen die tückischen Unbilden des Wetters.
Neun weitere Kreuzer dieser Art sind vorgesehen. Man wird bei ihnen zweifel¬
los die Erfahrungen aus der Helgoländer Katastrophe verwerten, im übrigen
aber an dem starren System nicht irre werden, sondern mit erhöhter deutscher
Zähigkeit und Opferfreudigkeit alles aufbieten, Mängel und die dem System
noch anhaftenden Fehler immer mehr zu beseitigen.
Das „unversinkbare“ Flugzeug. Im Flugwesen hat sich in den
ersten Septembertagen eine Umwälzung vollzogen, die man anfänglich für ein
Spiel mit dem Leben gehalten hat, die aber ln Wirklichkeit einen bedeutsamen
neuen Abschnitt in der Entwicklung des Luftfahrens darzustellen scheint: Auf
dem Flugfelde der Bleriot-Werke bei Paris ließ sich der Flieger Pegoud auf
einem von Bleriot, dem ersten Kanalflieger, gebauten neuen Eindecker aus
tausend Meter Höhe abstürzen, das Flugzeug überschlagen, fuhr dann, während
die Räder des Eindeckers nach oben gerichtet waren und er selbst auf dem
Kopf unter der Maschine hing, einige hundert Meter geradeaus, brachte den Ein¬
decker dann wieder ln die aufrechte Gleichgewichtslage und landete glatt.
Mehrere Tage hintereinander hat Pegoud diesen Sturz in der Formeines liegenden
lateinischen in ausgeführt, immer mit der gleichen Sicherheit. Es werden nun
bald andere Flieger die gleichen Versuche unternehmen, und zweifellos werden
diese Versuche noch Todesstürze im Gefolge haben, aber im Grunde ist durch
Pegouds Versuche ein Problem gelöst, das bis heute dem Flieger ein grauen¬
volles Rätsel war: Kippte sein Flugzeug, dann war er ln den meisten Fällen
verloren. Allerdings sind früher schon unfreiwillige Stürze dieser Art glücklich
ausgegangen. So überschlug sich im vorigen Jahre das Flugzeug des fran¬
zösischen Leutnants Morel ln der Luft, aber Morel kam in normaler Lage, wenn
auch etwas unsanft, auf den Boden zurück. Bald darauf wurde der französische
Korporal Badon von einem Gewittersturm umgeschlagen. Er klammerte
sich während eines Sturzes von 100 Meter an seinen Sitz, riß unwillkürlich
am Tiefensteuer und vermochte das Gleichgewicht noch ln einiger Höhe über
dem Boden zurückzugewinnen. Pegouds Versuche hingegen lassen hoffen,
daß es möglich sein wird, derartige Gefahren prinzipiell zu bestehen.
Der technische Mitarbeiter des „Tag“ meint zu den Versuchen Pegouds:
„Zweifellos stellen derartige Flüge in S-Form oder in Form vollkommener
Schleifen einen wichtigen Fortschritt dar. Sie haben zur Voraussetzung, daß
die Maschinerie so angelegt ist, daß sie ein vollkommenes Auf-den-Kopf-
Stellen verträgt. Es darf beispielsweise kein Benzin und öl ausfließen, und
wenn diese Forderung ganz allgemein bei Flugmaschinen durchgeführt wird,
so wird bereits dadurch wahrscheinlich mancher gefährliche Zwischenfall
vermieden werden. — Es ist nun die Frage, welche praktische Bedeutung
der ganze Versuch hat. Diese Bedeutung darf nicht überschätzt werden. Es
geht aus den Berichten klar hervor, daß der Flieger eine Höhe von mehr als
tausend Meter erreichte, bevor er zur Ausführung des Versuches schritt. Es
scheint ferner hervorzugehen, daß dieser Raum noch reichlich knapp war,
da er erst kurz vor dem Erdboden die Maschine wieder in richtiger Lage und
in voller Gewalt hatte. Daraus folgt also, wenn ein Unfall dicht an der Erde
passiert — nur 50 oder wenige hundert Meter vom Erdboden entfernt —, so
wird auch das neue Manöver den Flieger nicht vor dem verderblichen Sture
retten können. Es ergibt sich auch nach diesen Versuchen die Richtigkeit
der alten Lehre, daß die Region dicht über dem Erdboden die gefährlichste
für den Flieger ist, daß dagegen Gleichgewichtsstörungen, die in größeren
Höhen Vorkommen, fast ifnmer noch rechtzeitig ausgeglichen werden können.
460 59888^800000000000009899989811 DEUTSCHLAND
Nr.g
Die Idee des lenkbaren Luftschiffes ist, was wohl
kaum bekannt sein dürfte, von einer Frau vorausgeahnt worden, deren dichte¬
rischer Schwung sich an dem Anblick der Luftballons der Brüder Montgolfier
entzündet hatte. Die als Schriftstellerin längst vergessene Gräfin Charlotte
Henriette von Castell, die dem alteingesessenen fränkischen Grafengeschlecht
derer von Castell entstammte, hat wenige Jahre vor ihrem (1792 erfolgten)
Tode ein „Göttergespräch“ geschrieben, in dem sie die Bewohner des Olymp
sich über die neuesten Erfindungen der Menschen unterhalten läßt. Während
die Götter noch miteinander reden, dringt ein Freudengeschrei von der Erde
zu ihnen empor, und Hermes wird auf die Erde geschickt, um sich nach dem
Grunde des ,,Geschreys‘* zu erkundigen. Als Hermes zurückkehrt, und Momus
ihn verdrießlich fragt, welche neue ,,Spielerey“ die Freude hervorgerufen habe,
erwidert Hermes: ..Spielereyen? Wenn wir die Schöpfung eines neuen Planeten
auch Spielerey nennen, dann lasse ich den Ausdruck gelten, aber . .„Planeten?
Wer schafft denn Planeten unter den Sterblichen?“ unterbricht ihn Momus
zum zweiten Male. ,,Das können nun Hunderte,“ sagt Hermes, „seitdem Monl-
golficr den ersten geschaffen hat. Leicht hebt sich diese tafftene Sphäre über die
Wolken; Hammel, Pudel und menschliche Waghälse schiffen mit ihr durch die
Lüfte, und ich stehe nicht dafür ein, ob sich nicht ehestens einer niedcrlassen
wird am Throne der Götter!“ ,,Haben sie das wirklich vor?“ fragt Juno ganz
beleidigt durch die Frechheit ihrer Untertanen. ,,0b sie es Vorhaben, weiß ich
nicht,“ erwidert Hermes, „aber das weiß ich, daß ihnen noch heute die Kunst
fehlt, ihren neuen Planeten zu lenken.“ „Und wenn ihnen einst diese Erfindung
gelingen sollte,“ sprach Momus, „wozu würden sie ihren Planeten wohl nützen?“
„Wahrscheinlich wie die Nachahmung meiner Blitze und Donner mehr zum
Verderben als zum Nutzen der Menschheit,“ spricht Jupiter. ,,Indes sey dem^
jenigen, der den neuerfundenen Planeten zum allgemeinen Vorteil ausrüsten
wird, ein Platz unter den Gestirnen zunächst am Fuhrmann bestimmt, den aber,
der ihn zum Schaden seiner Mitgeschöpfe anwenden wird, treffe das strafende
Geschick des verwegenen Ikarus.“ Besonders bemerkenswert ist, daß die
Dichterin nicht nur die Möglichkeit der Erfindung eines lenkbaren Luftschiffes
voraussah, sondern auch zugleich ankündigte, daß diese Erfindung von der
Menschheit zunächst kriegerischen Zwecken dienstbar gemacht werde.
über den Rhein findet vom 21. bis 28. September 1913 in Caub statt.
Neben öffentlichen Darbietungen, wie Festakt am Blücherdenkmal, Festfahrt
auf dem Rhein, wird ein Festspiel von dem bekannten rheinischen Dichter
Hofrat Dr, Spielmann (Wiesbaden) aufgeführt, und zwar am 21., 22., 23. und
28. September, nachmittags 3 Uhr.
Der Koblenzer Verein für Luftfahrt und der
Koblenzer .Automobilklub veranstalten am Sonntag, den 28. Sep¬
tember 1913, vormittags 10 Uhr, am städtischen Gaswerk in Koblenz eine
Ballonwettfahrt (Fuchsiagd mit Automobilverfolgung). Bei schlechtem Wetter
wird die Fahrt auf Sonntag, den 12. Oktober 1913, veischoben.
27.—29. September: In Cassel Tausendjahrfeier der Residenz Cassel.
Im September (zweite Hälfte): In Baden-Baden Theater-Festspiel woche.
Im September (zweite Hälfte): In Crailsheim Fränkisches Volksfest.
5. Oktober: In B a r m e n Schlußrennen auf der Radrennbahn.
5. Oktober: In Magdeburg Pferderennen (Herbst-Steeple-Chase).
5. u. 8. Oktober: In Düsseldorf große Rennen des Düsseldorfer Rciter-
und Rennvereins.
5. und 31. Oktober, 2. November: In Dresden Pferderennen.
11. u, 12. Oktober; In Magdeburg Internationales Wettschwimmen des
Schwimmsportklubs Hellas.
18. Oktober: In Braunschweig große Jahrhundertfeier.
19. Oktober: In Barmen Rennen des Bergisch-Märkischen Reitervereins.
19. Oktober: In Schwelm Pferderennen.
Ausstellungen
Die Ausstellung Düsseldorf 1915 und das
Deutsche Museum.
Durch ein Abkommen mit dem Deutschen Museum in München ist die
Große Ausstellung Düsseldorf 1915 in ihrem rückblickenden und geschichtlichen
Teil auf eine den Erfolg vollkommen sichernde Grundlage gestellt und seine
Durchführung in einer glänzenden Form gesichert. Das Deutsche Museum
hat satzungsgemäß den Zweck, ,,als ein Museum von Meisterwerken der Natur«
Wissenschaft und Technik die historische Entwicklung der naturwissenschaft¬
lichen Forschung der Technik und der Industrie in ihrer Wechselwirkung
darzustellen und ihre wichtige Stellung durch hervorragende und typische
Meisterwerke zu veranschaulichen.“ Es ist, wie die Satzungen sagen, eine
deutsche Nationalanstalt, bestimmt, dem gesamten deutschen Volk zu Ehr
und Vorbild zu dienen. Die bisher z.usammengebrachten Sammlungen sollten
nun mit den bis Anfang des nächsten Jahres noch eingehenden Stücken in
einem gewaltigen Neubau untergebracht werden, der auf der Museumsinsel
in München errichtet wird und zu dessen Grundsteinlegung der Kaiser eigens
nach München gekommen ist. Es war geplant, diesen Bau und damit das Deutsche
Museum in seiner endgültigen Gestalt 1915 zu eröffnen; durch das Abkommen
mit der Düsseldorfer Ausstellung ist die Eröffnung auf den Herbst 1916 vertagt
worden, um einen Wettbewerb der beiden Unternehmungen zu vermeiden.
Denn die Düsseldorfer Ausstellung will ja bekanntlich nicht nur die Erzeug¬
nisse der Industrie, der gewerblichen und künstlerischen Tätigkeit in ihrer
heutigen vollendeten und bis zur möglichsten Vervollkommnung ausgebildeten
Form zeigen, sondern sie will diese an die Spitze von hundertjährigen Ent¬
wicklungsreihen stellen, so daß dem Besucher der Ausstellung gezeigt wird,
wie Menschengeist und Tatkraft in den letzten hundert Jahren an der Voll¬
endung und Vervollkommnung dieser Erzeugnisse gearbeitet haben. In diesem
Sinne wird ja auch die Düsseldorfer Ausstellung 1915 ein großes Museum
sein, und cs hätte sich bei gegenseitigem Wettbewerb leicht ereignen können,
daß die Interessen der beiden großen Unternehmungen zusammengestoßen
wären. Das ist nun durch das zwischen der Düsseldorfer Ausstellung und
dem Deutschen Museum getroffene Übereinkommen glücklich vermieden
worden. Die .Ausstellung wird offiziell heißen: „Große Ausstellung Düssel¬
dorf 1915, Aus hundert Jahren Kultur und Kunst. Unter Mitwirkung des
Deutschen Museums in München.“ Das Zusammenarbeiten der beiden wich¬
tigen Unternehmungen wird äußerlich auch dadurch zum Ausdruck gebracht,
daß Akademicdircktor Fritz Roeber (Düsseldorf) in den Vorstandsrat des
Deutschen Museums und Reichsrat Dr. v. Miller (.München) in den Ehren¬
ausschuß der Düsseldorfer .Ausstellung eintritt. Das Deutsche Museum wird
der Düsseldorfer Ausstellung durch Raterteilung und durch Überlassung
der für die Ausgestaltung der Münchener Sammlungen ausgearbeiteten Listen,
Pläne usw. helfen und ihr auch Hilfskräfte zur Verfügung stellen. Auch wird
das Deutsche Museum der Düsseldorfer Ausstellung historische Objekte,
Modelle, Pläne usw. überlassen und so den geschichtlichen Überblick der
Düsseldorfer Ausstellung vervollständigen. Anderseits wird die Düsseldorfer
.Ausstellung alle Modelle, Originale. Pläne usw., die sich auf die Entwicklung
der Naturwissenschaft und Technik beziehen und die 1915 zur Ausstellung
gelangen sollen, soweit als möglich im Einvernehmen mit dem Deutschen
Museum beschaffen und sie werden später dem Deutschen Museum auf Wunsch
kostenlos überlassen und so ln jeder Welse das Deutsche Museum fördern.
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Sowohl für die ^oße Ausstellung Düsseldorf 1915 wie für das Deutsche
Museum ist das Übereinkommen von größter Wichtigkeit, und es wird beiden
Unternehmungen zum Vorteil gereichen, ln diesem Sinne ist es auch von
der Allgemeinheit dankbar zu begrüßen. Die Anmeldungen zur Düsseldorfer
Ausstellung, deren Gruppen Vorsitzende die Arbeit seit Monaten lebhaft
betreiben, sind schon so zahlreich cingelaufen, daß das Unternehmen gleich
der Vorgängerin von 1902 einen vollen Erfolg verspricht. Mit den Bauten
wird im Herbst begonnen werden.
Bit 12. Oktober: In Düsseldorf Große Kunstausstellung im Städtischen
Ausstellungspalast. *
Mai—Oktober: In Mannheim (Kunsthalle) „Deutsche Künstlerbund-
Ausstellung** mit über 2000 Kunstwerken.
Mai—Oktober: In Köln Ausstellung Alt- und Neu-Köln.
Mai—Oktober: ln Stuttgart Große Kunstausstellung im ncuerbauten
Kunstgebäude.
Mai—Oktober: In Breslau Historische und Gartenbau-Ausstellung, ver¬
bunden mit Jahrhundertfeier der Freiheitskriege.
Mai—Oktober: In München Intern. Kunstausstellung.
Mai—Oktober: ln Leipzig Internationale Baufach-Ausstellung.
2. November bis 31. Dezember: In Lima (Peru) Internationale Hygiene-
Ausstellung.
8.-10. November: In Barmen 16. Allgemeine Wuppertaler Geflügel-
Ausstellung.
20.—27. November: In London Motoren- und Motorboot-Ausstellung.
11.—20. Dezember: In New York Internationale Unfallverhütungs¬
und Gewerbehygiene-Ausstellung.
|| Kongresse u. Versammlungen
i
15. —20. September: In Elberfeld Verbandstag der Goldschmiede- und
Uhrmacherinnung.
16. —20. September: In Aachen Tagung des Deutschen Vereins für öffent¬
liche Gesundheitspflege.
17.— 21. September: In Haag-Scheveningen Internationaler Kongreß
für Pharmazie.
21. September: In Berlin Konferenz deutscher Photographenvereine.
21. September: In Straßburg i. Eis. Generalversammlung des Süd¬
deutschen Maler- und Tünchermeister-Verbandes, e. V., Landesverband
Elsaß-Lothrin gen.
22. — 23. September: In Spandau Brandenburgischer Städtetag.
24. -28. September: In Dresden Gemeinsamer Kongreß für Denkmal¬
pflege und Heimatschutz.
25. -27. September: In F r a n k f u r t a. M. Internationaler Kongreß für
Luflrecht.
26. -27. September: In London Internationaler Kongreß der Inter¬
nationalen Vereinigung des Post-, Telegraphen- und Telephonpersonals.
26.—29. September: In Straßburg i. Eis. Verbandstag des Bundes
deutscher Bodenreformer.
28. September: In Bingen a. Rh. Hauptversammlung der hessischen
Verkehrs-Vereine.
28. -29. September: In M a r b u r g a. L. Hauptversammlung des Deutschen
Germanistenverbandes
29. September bis 10. Oktober: In Werni gerode (Harz) Apologetisches
Seminar, 5. Tagung.
29. September: In Marburg a. L. Hauptversammlung des Deutschen
Gy mnaslalverel ns.
29. September bis 1. Oktober: In Berlin 4. Kongreß der Deutschen Ge¬
sellschaft für Urologie.
29. September bis 2. Oktober: InMarburg Deutscher Philologentag.
Im Oktober: ln Mailand Italienischer Kongreß für medizinische Radiologie.
Im Oktober: In Darmstadt Tagung des Verbandes der deutschen Kranken¬
pflegeanstalten vom Roten Kreuz und der deutschen Frauenvereine
vom Roten Kreuz.
4. -6. Oktober: In Breslau Deutscher Kongreß für Jugendbildung und
Jugendkunde.
5. -7. Oktober: In Barmen 16. Deutscher Bundestag für Nationalsteno¬
graphie.
6. -7. Oktober: In Br es lau Preußischer Städtetag.
7. -9. Oktober: In Berlin Kongreß für Ästhetik und allgemeine Kunst¬
wissenschaft.
11.—12. Oktober: In Nürnberg Verbandstag der bayerischen Fachschul¬
männer.
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11.-13. Oktober: In Nürnberg Tagung des Verbandes für internationale
Verständigung.
13.—14. Oktober: In Straßburg Deutscher Hochschullehrertag.
15.—22. Oktober: In Madrid Internationaler Kongreß für Hydrologie,
Klimatologie und Geologie.
18.—19. Oktober: In Nordhausen Hauptversammlung des Harzer Ver¬
kehrs-Verbandes.
Ab 20. Oktober: In Münster Versammlung des Charitasverbandes für das
katholische Deutschland.
22. —26. Oktober: In Berlin Internationaler Tuberkulose-Kongreß.
22. —26. Oktober: In Berlin Internationale Tuberkulose-Konferenz.
23. —24. Oktober; In Wernigerode (Harz) Hauptversammlung des
Christi. Hilfsvereins der Provinz Sachsen.
24. -25. Oktober: In Stuttgart Deutsche Skl-Verbandstagung und Bundes¬
versammlung des Schwäbischen Schneeschuhbundes.
Zeitangaben der in Leipzig stattfindenden Tagungen und
Veranstaltungen.
Außerhalb der Ausstellung:
21. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn.
27.—28. Sept.: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn.
28. Sept.: Radrennen, Preis von Europa. Verein Sportplatz.
12. Oktober: Allgemeiner Deutscher AutomobiLKlub, Sternfahrt zur Ein¬
weihung des Völkerschlacht-Denkmals.
12. Oktober: Radrennen, zwei Steherrennen auf dem Sportplatz.
16., 18., 19, Oktober: Deutsch-Akademisches Olympia.
18. Oktober: Einweihung des Völkerschlacht-Denkmals.
18. Oktober: Stafettenlauf zur Einweihung des Völkerschlacht-Dmkmals.
19. Oktober: Pferderennen vom Leipziger Rennklub. Rennbahn.
26. Oktober: Leipziger Verein für Luftschiffahrt, die nationale ß^on*
Wettfahrt.
26. Oktober: Deutscher Luftfahrertag.
Verzeichnis der Vereinigungen, die für 1913 ihre Tagung in
Breslau abzuhalten beabsichtigen.
18. —21. September: Verein deutscher Handelsmüller,
19. —22. September: Verein deutscher Freimaurer.
20. u. 21. September: Aufführung der 8. Mahlerschen Symphonie.
24. September: Reger-Konzert.
2.—3. Oktober: Verein für Knabenhandwerk.
4.—6. Oktober; Verband der Stenographenvereine der Schule Stolze-Schrey.
4.—6. Oktober: Bund für Schulreform.
Fernsprecher 205x4
Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e.V.)
Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse a8.
Fernsprecher 205x4
(Die Geschäftsstelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseangelegenheiten und versendet
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und Landschaften.)
auf
Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle.
Besprechungen der Eisenbahndirektionen mit den Verkehrs-Vereinen.
In früheren Berichten der Bundeszeltschrift ,.Deutschland“ ist wiederholt
darauf hingewiesen worden, daß einzelne Eisenbahndirektionen in letzter Zeit
immer häufiger die] Verkehrs-Verbände und -Vereine zu Besprechungen etwa
vorzunehmender Verkehrsverbesserungen und Erleichterungen zu Rate ziehen.
So haben namentlich auch die von der Königlichen Eisenbahndirektion Magde¬
burg elnberufenen Besprechungen manche interessante Aussprache gezeitigt.
Anscheinend ist die genannte Direktion von dem Verlauf dieser Verhand¬
lungen befriedigt gewesen, und für Ende dieses Monats ist wiederum eine
solche Besprechung in zwangloser Form zu Magdeburg in Aussicht genommen,
für die sich die genannte Direktion etwaige Anträge bis Mitte September er¬
beten hat.
Unseres Erachtens dürfte diese Art des Zusammcnarheltens zwischen
den Elsenbahnverwaltungen und den Verkehrs-Verbänden und -Vereinen von
«lußerordentlich großem Werte für beide Telle sein. Die mündliche
Aussprache wird manche schriftliche Eingabe überflüssig machen, und
der Gedankenaustausch zwischen den Vertretern der Elsenbahnverwaltungen
und den Verkehrs-Korporationen wird nicht nur manche schätzenswerte
Anregung im Gefolge haben, sondern auch die Anschauungen über die bestehen¬
den Einrichtungen und die Vorschläge zu Verbesserungen besser zur Geltung
bringen als das geschriebene Wort.
Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs ln
Tsingtau trat dem Bund Deutscher Verkehrs-Vereine als Mitglied bei.
Der Verein zählt 154 Mitglieder, welche sich aus den Kreisen der dort Handel
und Gewerbe treibenden Deutschen, aus deutschen Beamten und Offizieren
und andern Einzelpersonen sowie auch aus einigen Ausländern und einer
Anzahl von Geschäftsunternehmungen zusammensetzen.
Aus den Bundes-Vereinen
Der Verband mitteldeutscher Verkehrs-Vereine (Silz Magdeburg)
hielt vom 6. bis 8. September seine 5. Mitgliederversammlung in Eilenburg
ab. Am ersten Tage fand nachmittags im Stadtverordnetensaale des Rathauses
eine Versammlung statt, in der neben Geschäfts- und Kassenbericht ein Be¬
richt erstattet wurde über die eifrige Propagandatätigkeit des Verbandes und
der ihm angeschlossenen Vereine. Die Haupttätigkeit des Verbandes galt der
Verbesserung der Verkehrsverhäitnisse im Bereiche der einzelnen Vereine
sowie auf den großen Elsenbalinlinlen. Insgesamt richtete der Verband, dem
letzt, nach dem Eintritt der Magistrate in Calbe a. S., Dessau, Eckartsberga,
Eisleben (Verkehrs-Verein), Neiihaldensleben, Seehausen (Kreis Wänzlebcn)
und Wanzleben 68 Mitglieder ohne die des Harzer Verkehrs-Verbandes ange¬
hören, ?1 große Eingaben mit 63 verschiedenen Anträgen an Behörden, u. a.
an die Oberpostdlrekllon Magdeburg, den Minister der öffentlichen Arbeiten,
den Landeshauptmann der Provinz Sachsen und die drei Eisenbahndirektionen
seines Bezirkes.
Der Verband hessischer Verkehrs-Vereine
hielt am \4. August in Darmstadl eine Arbeilssltzung ab, zu der sich Vertreter
aus den 3 Provinzen clngefunden liallen. Der Vorsitzende Siebener (Auerbach)
berichtete über seine Verhandlungen mit den Verbandsmitgliedcm betr. deren
Zugehörigkeit zum Bund Deutscher Verkehrs-Vereine in Leipzig. Die bevor¬
stehende Generalversammlung des Verbandes in Bingen im Monat September
wird Gelegenheit bieten, diese neuen Verhandlungen in ihren Einzelheiten
ausführlich bekanntzugeben. Fs erfolgte weiter die Festsetzung der Tages¬
ordnung der Generalversammlung in Bingen. Diese soll mit Rücksicht auf den
in der Zeit vom 6 . bis 14. Septembei in Mainz statt findenden Deutschen Wein¬
baukongreß am Sonntag, den 28. September, in Bingen stattfinden. Die Sitzung
findet im Bahnhofssaal statt. Hieran schließt sich ein Spaziergang über die Burg
Klopp nach der Festhalle, wo das gemeinschaftliche Mittagessen eingenommen
wird. Anschließend daran Rheinfahrt nach Aßmannshausen nnd Rheinstein.
Kaffee im Schweizerhaus. Die Rückfahrt nach Bingen erfolgt so zeitig, daß
die Abendzüge bequem erreicht werden können.— Das vorliegende Aufnahme¬
gesuch des Verkehrs-Vereins Offenbach a. M. wurde angenommen.
Die Bergstraße im Bilde.
Zur Erlangung guten Bildermaterials hat der Verkehrs-Ausschuß der Berg¬
straße einen Wettbewerb für Photographien, Schwarz-Weiß-Zeichnung«i,
Aquarelle und Gemälde ausgeschrieben.
Es wird damit bezweckt, den Berufs- und Liebhaberphotographen, Künst¬
lern und Dilettanten Anregung zur Herstellung künstlerischer und charak¬
teristischer Bilder von den dem Verbände des Verkehrs-Ausschusses der
Bergstraße angeschlossenen Orten, und zwar: Auerbach, Bensheim, Darm¬
stadt, Heppenheim, Jugenheim, Seeheim, Weinhelm, Zwingenberg und von
dem dem Verkehrs-Ausschüsse der Bergstraße angegliederten Lindenfels im
Odenwald zu geben und brauchbares Bildermaterial für die Tätigkeit des
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Verkehrs-Ausschusses und der Ihm angeschlossenen Verwaltungen, Verkehrs¬
und Verschönerungs-Vereine zu Illustrationen der Werbeschriften, zur Ver¬
wendung bei illustrierten Aufsätzen in illustrierten Zeitungen oder zu sonstigen
Zwecken des Verkehrs-Ausschusses zu gewinnen. Das eingegangene Material
soll in einer Ausstellung weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden.
Das Ausschreiben, zu dem die Einsendungen spätestens bis zum 15. Ok¬
tober an den Vorsitzenden des Verkehrs-Ausschusses der Bergstraße in Auer¬
bach kostenfrei erfolgen müssen, hat auch in der Künstlerwelt freudigen
Anklang gefunden. So hat, wie der Vorsitzende des Verkehrs-Ausschusses,
Rentner Sieben, in der Sitzung des engeren Ausschusses am 29. August mit-
teilen konnte, die ,,Freie Vereinigung Darmstädter Künstler“, der die 40 ersten
Künstler Hessens angehören, beschlossen, sich an dem Wettbewerb zu be¬
teiligen. Durch diese Beteiligung der vorerwähnten angesehenen Darmstädter
Vereinigung gewinnt der Wettbewerb noch mehr den Charakter einer durchaus
ernsten, künstlerischen Veranstaltung, so daß sich einzelne Orte veranlaßt
gesehen haben, die angesetzten Preise für Bilder ihres Ortes zu erhöhen. Es
stehen rund ca. 2000 Mark an Preisen zur Verfügung.
Die Generalversammlung des Verkehrs-Ausschusses findet am Samstag,
den 25. Oktober, in Heppenheim statt.
Sommer-Haupttagung des Harzklubs.
Der Harzklub, der in diesem Jahre auf eine 25jährige Wirksamkeit zurück¬
blickt und jetzt über 111 Zweigvereine mit 18 324 Mitgliedern verfügt, hielt
am 16. und 17. August seine Sommer-Hauptversammlung im lieblichen Blanken¬
burg ab, da einem seiner Gründer, Geheimem Baurat Alb.Schneider aus Blanken¬
burg, dem unlängst Verstorbenen, in Brannesumpf nahe Blankenburg ein Ge¬
denkstein enthüllt werden sollte. Der Tagung ging am 16. August die 62. Sitzung
des Zentral Vorstandes in Blankenburg voran und abends ein Kommers, auf
dem Rechtsanwalt Dr. Hannemüller die Begrüßungsansprache hielt. Am
Sonntagvormittag wurde der Zentralvorstand des Harzklubs beim Herzog¬
regenten von Braunschweig, der zurzeit im Blankenburger Schlosse Sommer-
residenz hält, in Audienz empfangen. Der Denkstein für Baurat Albert Schneider
ist auf einem von der herzoglichen Kammer von Braunschweig käuflich er¬
worbenen 13 Ar großen Waldplatz auf der Ziegenkopfhöhe in Form eines
schlichten Granitblocks, mit einer Bronzeplatte Schneiders an der Vorder¬
seite, errichtet. Forstrat Schreiber (Blankenburg) übergab das Denkmal dem
Vorsitzenden des Zentralvorstandes, Oberforstrat Reuß (Dessau), der es dem
Vorsitzenden des Zweigvereins Blankenburg, Eisenbahndirektor Glanz, in
Obhut gab. Ein .Sonderzug brachte die Teilnehmer nach Blankenburg zurück.
Leider war die Hauptversammlung mittags Infolge des anhaltenden Gebirgs-
regens nicht so besucht wie sonst. Aber die Tagung verlief unter Leitung des
Oberforstrates Reuß (Dessau) sehr anregend und lebhaft. Die Rechnung pro
1912 weist 37 598 Mark Einnahmen, 35 307 Mark Ausgaben, ein Vermögen
von insgesamt 46 667 Mark aul. Mit 33 Zvveigvereinen begann vor 25 Jahren
der Harzklub. Die meisten MItgl eder hat heute Magdeburg: 1293, Nordhausen:
735, dann Braunschweig: 515, Bremen: 487, Hannover: 477. An kleinen Orten
hat Wernigerode: 580, Quedlinburg: 564. Als Ort der nächsten Hauptversamm¬
lung 1914 wurde Magdeburg gewählt. Auf Antrag des Hauptvorstandss wurde
zum Bau von Fußwegen neben den autobelasteten Chausseen eine neue Rate
von 3000 Mark bewilligt. Zur Unterstützung gemeinschaftlicher Wanderungen
von Volksschülern, Mittelschülern, gewerblichen Fortbildungsschülem wurde,
wie im Vorjahr, eine Rate von 500 Mark zur Überweisung an den Schüler¬
herbergenausschuß bewilligt und diesmal dauernd in den Etat eingestellt.
Mehrere Zweigvereine erhielten die beantragten Unterstützungen zu Wege¬
bauten usw., dagegen'wurde es abgelehnt, daß die Kurtaxe im Fachorgan „Der
Harz“ nicht mehr aufgeführt werden solle, da man die befürchtete Schädigung
der Harzkurorte verneinte. Die Wünsche des Regenten von Braunschweig
betreffend den Schutz der Ruhe und der Naturschönheiten im Harze wurden
von der Hauptversammlung in vollem Umfange berücksichtigt. Zu der fest¬
lichen Tagung des Harzklubs hat die ,,Blankenburger Harz-Zeitung“ unter dem
Titel „Das goldene Buch des Harzes“ eine zwanzig Blatt umfassende Fest¬
ausgabe gemacht. Zu diesen Blättern ist alles aufgesammelt und mit feinem
Geschmack zusammengetragen worden, was von deutschen Dichtern und
großen Männern, von Naturfreunden und Gelehrten über den Harz und seine
Schönheiten gesagt worden ist. Die in Faksimile wiedergegebenen Unter¬
schriften zahlreicher dieser hervorragenden Mitarbeiter erhöhen den Reiz
dieses ,.goldenen Harzbuches“, das in seiner Gediegenheit bleibenden Wert
behält.
26. Deutscher Wandertag.
Vom 5. bis 8. September tagte in Koburg der Verband deutscher Gebirgs-
und Wandervereine. Nach Eröffnung einer Ausstellung von Erzeugnissen
der heimischen Industrie und von touristischem Material fand am Freitag¬
nachmittag unter dem Vorsitze von Herrn Pfarrer F.H. Löscher (Zwönitz i. S.)
eine Sitzung für Jugendwandem. statt. Pfarrer Löscher berichtete eingeh end
über den heutigen Stand des Jugendwanderns und der Jugendherbergen.
Derartige Herbergen sind z. Z. außer im Sauerlande, dem Ausgangspunkt
der Bewegung, vor allem im Odenwald, im bergischen Land, in Hessen-Nassau,
in Waldeck, im Teutoburger Wald und im Wesergebirge geschaffen. Überall
wird heute der Jugendwanderbewegung großes Interesse entgegengebracht,
deshalb soll auch die Beilage zum Verbandsorgan „Deutsches Jugend¬
wandern“ weiter ausgestaltet werden. Für die verschiedenen Arten der
Herbergen vsoirden folgende vier Namen festgelevt: Schüler- und Studenten¬
herbergen für alle der Zentrale Hohenelbe angeschlossenen. Jugendherbergen
für die nach dem System Schirrmann (Altena) errichteten Herbergen, Lehrlings¬
herbergen und endlich Herbergsnachweise für Bleiben zu ermäßigtem Preise.
Es wurde als wünschenswert bezeichnet, daß sich der Gesamtverband dem
Bunde Jungdeutschland anschließt. Der im Anschluß an die Verhandlungen
von Dr. phil. Kind (Leipzig) gehaltene Lichtbildervortrag über die Praxis
auf den Ferienwanderungen mit Volksschülem erntete reichen Beifall. Der
beim nachfolgenden Begrüßungsabend vom Assessor Dr. Koch (Meiningen),
dem Geschäftsführer des Bundes für Heimatschutz, gehaltene Lichtbilder¬
vortrag über die gemeinsamen Bestrebungen seines Bundes und des Verbandes
der Wander- und Gebirgsvereine fesselte besonders durch die wirksamen
Beispiele und Gegenbeispiele für heimische Bauweise und Verschandelung.
Am Samstagnachmittag eröffnete der Vorsitzende des Gesamt-Verbandes
Seminaroberlehrer i. R. Herrn. M ö c k e 1 (Dresden) die Hauptversammlung
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464 iB(»»3 90O0»B09OQ(M 6 »Q 9 39 99 9 aB DEUTSCHLAND i B?eeeeooeoooo0O00Ooee0e0 e oe i Nr. 9
und begrüßte die Vertreter der Staatsregierung, der Stadtverwaltung und des
Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine. Aus dem Jahresbericht ist 7u entnehmen,
daß 7. Z. 78 Gebirgs- und Wandervereine mit 2876 Zweigvereinen und 264 477
Mitgliedern dem Gesamt verbände angehören. Der Vorsitzende des Verkehrs-
auschusscs, Wilhelm Stauffer (Frankfurt a. M.), legte sein Amt nieder; Frsatz
wurde noch nicht bestimmt. Als Ort für den Verbandstag 1914 wählte die Ver¬
sammlung Köln. Für 1915 soll eventuell Düsseldorf ins Auge gefaßt werden.
Auf einen .Antrag des Sauerländischen Gebirgsvereins hin wurde beschlossen,
den Vertrag mit dem Verlag des Verbandsorgans zu kündigen und mit diesem
einen neuen günstigem Vertrag abzuschließen oder mit andern Verlagsfirmen
in Verbindung zu treten Nachdem außer geringfügigen Angelegenheiten noch
die Bewilligung von je 500 Mk. für den Ausschuß zur Förderung des jugend-
wanderns und für die Sammlung von Typen zu Aussichtstürmen und Schutz¬
hütten beschlossen wurde, fand die Sitzung ihr Ende. Das Herzogliche Hof-
iheater bot am Abend als Festvorstellung das Lustspiel ,.Wieselchen“ von Leo
Lenz, Besichtigungen industrieller Anlagen der Stadt, der im Bau begriffenen
Feste Koburg, des herzoglichen Schlosses Ehrenhurg und Ausflüge ln die
herrliche Umgebung bis hin zum „heiligen Veit von Slaffelstein“ — der
Scheffelsche Veit lebt allerdings nicht mehr und sein Nachfolger hat sein Ge¬
schäft vor kurzem nach dem Kapellcnbcrg bei Zell verlegt — füllten die übrige
Zeit der schönen Koburger Festtage aus.
Jahresversammlung des Verbandes mitteldeutscher Verkehrs-Vereine.
Der Verband mitteldeutscher Verkehrs-Vereine hielt seine Jahresversammlung
am 6. und 7. September in der in Nr. 8 der „Deutschland“ durch Wort und Bild
geschilderten, freudig und erfolgreich aufstrebenden Stadt E i 1 e n b u r g ab.
In der Begriißungsvcrsammlung am 6. September erörterte der Magdeburger
Museumsleiter Professor V o 1 b e h r den Plan der Provinzial-Ausstellung
Magdeburg 1916, die ein l.edculsames Kulturereignis zu werden verspricht.
Der Direktor des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine, S ch u m a ch e r (Leipzig),
betonte in seiner Begrüßung u. a. die Notwendigkeit der Förderung des
Inlandverkehrs durch die Verkehrs-Vereine und -Verbände, die Pflege der
Heimatkunde und Helmatliebe, die Bevorzugung des eigenen Vaterlandes
für Erholungsreisen getreu dem Wahlspruch: „Deutscher, bevor du dir
das Ausland ansiehst, lerne zunächst dein eigenes Vaterland kennen!“
Die Mitgliederversammlung fand Sonntagvormittag ln dem schönen Festsaal
des Realgymnasiums statt. Der Vorsitzende des Verbandes, .Stadtverordneter
Miller (Magdeburg), gab in seiner Eröffnungsansprache der Freude Aus¬
druck über die rege Beteiligung. Nach dem von ihm erstatteten Geschäftsbericht
sind im Geschäftsjahr 1912/13 die Magistrate ln Calbe a. S., Dessau, Eckarts¬
berga, Eisleben (Verkehrs-Verein), Neuhaldensleben, Seehausen (Kreis W'anz-
leben) und Wanzlcbcn in den Verband eingetreten. Dieser zählt jetzt 68 Mit¬
glieder ohne die des Harzer Verkehrs-Verbandes. Den Festvortrag hielt der Erste
Bürgermeister von Ellenburg Dr. B c 11 a n über die ungemein wichtige Frage:
,.Warum müssen die Städte Verkehrs-Vereine oder Verkehrs-Kommissionen
gründen und diese sich den Verkehrs-Verbänden anschließen?“ Verkehrs-
orcanlsatloncn haben, so führte der Redner unter lebhaftem Beifall der Zu¬
hörer aus, nur dann eine Existenzberechtigung, wenn sie ihre .Aufgaben aus den
örtlichen Verhältnissen heraus empfangen. Eine Erziehung zum Verkehr muß
von klein auf beginnen. Die Schule kann und muß hierbei eifrig mltarbellen.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß viele Bewohner schöner Gegenden gar keine
Verstellung davon haben, w’ie schön sie wohnen. Noch schwerer ist cs für die
breite Masse des Publikums, den Wert altertümlicher Gegenstände und Bauten
711 erkennen. Es ist eine sehr wichtige Aufgabe des örtlichen Verkehrspolitikers,
dafür zu sorgen, daß die ortseingesessene Bevölkerung mit dem Verkehr zu
arbeiten lernt. Schon diese Grundlage einer gesunden Verkehrspolitik bedingen
die Notwendigkeit für eine Organisation für Hebung des Fremdenverkehrs
und für Förderung der örtlichen Verkehrsfragen. Die Größe der yXufgaben
einer solchen Organisation werde nach den örtlichen Verhältnissen sehr ver¬
schieden sein. Vielen Orten w'lrd es nicht beschleden sein, damit zu rechnen,
daß sich ihnen der internationale Verkehr zuwendet. Oft wird der Kreis derer
verhältnismäßig gering sein, die das Verkehrsbureau zu Auslandsreisen in An¬
spruch nehmen. Cbcrall aber wird es möglich sein, dafür zu arbeiten, daß der
örtliche und Inlands verkehr erleichtert und gefördert werde. Eine Fülle von
Aufgaben bietet sich für jede Verkehrsorganisation: Förderung der Bestrebungen
des Helmatschutzcs. Schaffung guter Verkehrsstraßen, brauchbarer Gasthöfe,
günstiger Bahnverbindungen. Anfertigung \on Ortsplänen. Prospekten und
Fremdenführern, ln denen eine jeder Bauernfängerei abholde, ehrliche Reklame
für den Ort getrieben wird. Eine gut arbeitende Verkehrsorganlsatlon, deren
Tätigkeit der Sicherheit, Schnelligkeit, Bequemlichkeit und Annehmlichkeit
des Verkehrs gewidmet ist, kann und wird es erreichen, daß dem Einheimischen
die Heimat lieb, und dem Fremden der Ort besuchenswert erscheint, daß je
nach der Lage des Ortes der Geschäftsreisende oder der Erholungsuchäide
oder beide gerne erscheinen, und daß der vorübergehende Besuch manche
dauernde Industrielle oder Handelsniederlassung, manche Seßhaftmachung
Ruhesuchender zur Folge hat. Der Redner faßte schließlich die Aufgaben eines
Verkehrs-Verbandes ln folgenden Leitsätzen zusamm'^n: I. Raterteilung in
Verkehrsfragen und Reklameangelegenhelten, 2. Gemeinsame Propaganda
durch Prospekte, Führer, Kollektivinserate, Lichtbilder-Vorführungen und
-Vorträge, 3. Versorgung der etwa vorhandenen öffentlichen Auskunftsstellen
mit den Drucksachen der Bundesmitglieder, 4. Mittelbare Mitgliedschaft des
Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine (Leipzig), 5. Teilnahme an allen gro߬
deutschen Propaganda-Unternehmungen des Bundes, 6. Auskunftserteilung in
Fragen, die die Schönheit der Stadt- und der Landgemeinden betreffen, nament¬
lich über Städtebau, Erhaltung des Städtebildes, Schutz der NaturdenkmiÜer,
Gartenanlagen und praktische Städtekultur. Nächster Tagungsort ist Stendal.
Verbandstag des Wesergebirgsvereins.
Der Wesergebirgsvereln hielt am 7. September in Höx er unter dem
Vorsitze des Senators Meyer (Hameln) seine Hauptversammli ng ab. Aus dem
Jahresbericht ist zu erv\'ähncn, daß der Verein 126 Mitglieder zählt mit einem
Jahresbeitrag von 2495 Mk. Der mustergültige Dieckhoffsche Weserführcr
muß schon im nächsten Jahre neu gedruckt werden. Zum Ausbau von Aus-
sichtslürmen wurden mehrere Beihilfen bewilligt. Es wurde dann weiter ge¬
wünscht, mehr und bessere Fußwege im Vereinsgebiet, namentlich in dem
noch immer nicht genug erschlossenen Solling anzulegen, durchgehende Wege
von der Weser bis zur Leine zu bezeichnen, für die Oberwesertalbahn und eine
Linie Bremen-Paderborn einzutreten. Endlich trat Bürgermeister Dr. Dieck¬
mann sehr energisch für die Dampferverbindung Hameln-Minden ein und
erreichte, daß der Verein einen Antrag auf Unterstützung dieser Bestrebungen
einstimmig annahm. Nach Vollendung der Eddertalsperre will Senator Meyer
diese Verbindung einrichten. Die nächste Versammlung findet in Minden statt.
Verband der Verkehrs-Vereine Westfalens und angrenzender Gebiete.
ln der alten Bischofsstadt an der Pader, dem durch seine architektonischen
und städtebaulichen Schönheiten weltberühmten Paderborn, fanden aiA 6.
und 7. September die Verkehrstage des Verbandes der Verkehrs-Vereine West¬
falens und angrenzender Gebiete statt. Diese Verkehrstage, die in der Haupt¬
sache den Zweck verfolgen, die dem Verbände angeschlossenen Vereine,
Gemeinden und Städte ln engere Fühlung miteinander zu bringen, in den
Versammlungen und im geselligen Beisammensein Anregungen für die wichtige
Verkehrstätigkeit zu geben, nahmen einen glänzenden und fruchtbaren Verlauf.
Ein erfreuliches Bild von der Entwicklung des westfälischen Verkehrs-
Verbandes gibt schon der Geschäftsbericht über das 5. Geschäftsjahr vom
27. April 1912 bis zum 26. April 1913. Zwischen dem Vorstande und den
Mitgliedern herrscht ein überaus reger Verkehr; namentlich betrachtete es
der Vorstand als seine vornehmste Aufgabe, zwischen den Einzelinteressen
zu vermitteln und aus ihnen die allgemeinen Bedürfnisse herauszuschälen,
[.ebhaft war das Arbeiten des Vorstandes mit den Behörden, namentlich mit
der Elscnbahnverwaltung. In den Bereich des westfälischen Verkehrs-Verbandes
gehören die wichtigen Eisenbahnlinien des westfälischen Industriebezirks, und
wenn man einmal die ln dem Geschäftsbericht aufgezählten 54 Anträge an
die Eisenbahnverwaltung prüft, dann sieht man recht deutlich, wieviel weit¬
verzweigte und wichtige Kleinarbeit hier geleistet worden ist. Der Geschäfts¬
bericht enthält dann u. a. noch eine Aufstellung über den heutigen Stand des
Verbandes. Ihm gehören an: 43 Verkehrs-Vereine usw., 2Verkehrs-Verbände,
76 Gemeinden, 7 Kreise, 31 Ämter, 26 Gesellschaften, Anstalten und Einzei-
I>ersonen. Die Mltgllcderzahl ist im Geschäftsjahr 1912/13 von 131 auf 185
Korporationen gestiegen - ein glänzender Erfolg. Außerdem sind im laufenden
Geschäftsjahr noch 6 Verkehrs-Vereine, 1 Amt und 1 Gesellschaft beigetreten.
Des weiteren brachte die Versammlung, zu der aus allen Teilen West¬
falens Vertreter nach Paderborn gekommen waren, z. B. aus Bochum, Bünde.
Buer, Dissen, Dortmund, Fredeburg, Gclsenkirchen, Geseke, Hagen, Hamm,
Herne, Hörde, Langendreer, Letmathe, Lübbecke, Lüdenscheid, Münster,
Oberhausen, Recklinghausen, Schwerte, Soest, Wanne, vor allen Dingen die
Besprechung über die Eisenbahnverbindung Berlin—Aachen über Kreiensen—
Schwerte mit Anschlüssen nach Hamm und Dortmund, den Zusammenschluß
von D 166 Holland—Oberhausen mit E 135 Oberhausen—Dortmund und die
Ausgestaltung der Strecke Kassel—Warburg—Altenbeken—Herford zur
Sprache. Da die Neubaustrecke Dortmund—Schwerte vom 1. Oktober ab
zweigleisig wird, werden der Elscnbahnverwaltung auch zur Ausgestaltung
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Hdmütlici«’ dafcb • fe' iiNfb.rv VWMtWs.- and ;■ - Ve/d ■ ■':
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trag' Kfe . yad... pr^dt*?(tic!fü- dcT; Vt^kdir-s- ■
Verein*'-, .-•Defli VijftrflSf*^^d^-4- -Eiein't?■'AüifijJ^DigeR d^r -]eM!iQ^e
BctJiiiJ -aad drjrx'DrtOjif: -.rler;- -iK-ldoß ..^k:.;4?^
, ebenf^U V^irtfö^. t^ Hefrü Dr^ ÄrThSriiid^k- ■
(Pad^rliof rt) übd“ ^' :^i Oi*^ Ein.fr D(^kn Wi t* i*rd< iitrckt.
gewüpsc blv ^ 4^ r ^ vjekf VcT^fv( er N>ic b
:zü^ dk iijrfäBif.T^. ^üW rrijt dd Str^fiET^bak^^^ aber
üppsfidiig« durch dk bi^rviici^FiL dts TWobyij|:'-f V^^-vD^
den EiiSpirisIcia'rkr vfei>irviEte Stbbii^ T^f^fune €^»:etcbi Man
trennte iich Ko^Wfit4igL d(?r derr^ W?iTw:bN diiß die FEUb-
ifthrÄaWiT^jk'C^kibft >1 j : :?^ ^ttns^r h W; f:jncjj n>vh
^roßer^ft Aifert fCreidt^vdif^ l?icK iür Vt-iki hp a-
•..verbcs*! -br Wöriialeti' Jitad. «nticTp- n in tet esäii-n^n,
4indcb '>aä^^^' -:- .
Dät VfcHriMUd 4^ VtjkehM-Vei’^iie aij^en?eud^r'
■ ■ ‘Gelii«tt^ VtF.rfiift Üoktwwid,' ' . • ', ' '
vetsendH^'st:iikyi- ■ ^4 rk . pTr:.'
umfangr4Tb.<»4^ir;b^ ^thU wk Vtxt KflbHj*=a dd^ %'fkKts i^b^er^
dci,’Vetb^nJes '
StbibJ:W:^i-j4 -mft.'k vcm-dem. Vfefbahd^Ä: ükd SeifiÄ!t ^;f^c4^-■
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anträ^jft in Tabe^knlcffEn ab^rticbdkVi ■
A M : Aökakg ■■' -Berw: hi '.d d4i-e ^ V^fKaadiibf c: Vt/kffe- ':.
stocl(viO|p:*^^*i ^ Vt^baf(d^i!r*bUt .der /kT xliTies
Vtrtelk'vVitjb^nds^'. Ö ' arid ^ <■ ■•rVn f?;. Üfer • iikr . . ^:
EisenJ^akpil ppe kk ' la :■ Iflie-t'iJ'B-s kt■ ■; ;.,
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aller üilitn das'Intefcsse.. Äim yierfcebf^süt'S^fx ^Ltiik-.d^n ArW*^*n- .4^TAV/k^V&'- - -
V'efciTje-iFx'beb^ii 'unti d-cn’.yirtkej^-iSibtfeitbc-rtW /iabj'ke.n -.'vdfd*-, ■
SiÄdt-ck; Gy.awiV.ki*. AnHififn; JC¥Fii¥^ und iinri&rij^en
Ko^öf^tiäri^^r (nüt^H GifJZelpWiOii'PtO^ 4'?^ nrt Mi?4kdvrvrT;tfkb«i? ^ .
ÖefichtTj Aw.b. • rtk'.'bi' darnj^egeFea.'.^iHd., iij^/ An^^f-hWi Hin 4^T yEi4?^hd- TtaJ'' '
aäfe y^äfTi^ÄiC" der ts-v 4*r
VcfWntr dndaV^i ^ber Yim so
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Scbnftitfbw de* tjt. jiir. {Dc^to^andb läf t» b
anfordenn*
l>er FreiiideartdcjTSiyrjiA^^erti» m Augtborg .
crsUuei seni<n\hbi^^Wkl£(it;p 4enf 2^,, f^r A^s V ^^eH-
!krc»jl and DUt^bf iitgead dt* TMli^keil diäsr VcrktKiSr*Vereins tst. gdit v .ir jilkai
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34^^i. itti Vhtiöbft^ -iW An»|ifutby;efrpfruf)ffr!.y.* iw'ijl3^-;:B!?cKt
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Bhfini* Bfüfttaa; ^la^fdij^äfj^y Ko^ci. .t^ii's^hiDfiEH'
W^, t;^-fe ^TUfdeti. tlU kft«!TJt>rqcki^h' tdckbJId^iTj^rkn.'d'-^
TUT VkliSbriinc gd^raibt Äacb
cesfeigettea Ihi^jse fiir djcTiliakdl d*s Vsreiri* f^tidscrt* Er
Ende 4 ^ Veff*jc^ibte$ J4& Dw feridii esf mit ran« Änböi
schmii^'ker ^Ider 4as Aüg^bairg ^ Ei/w nacbnHmciiswerte Brtf^
Die Gcscb^ftxergelbnisse der deifUehexi Alt^eageseBscEaftkn
and Jöbre
■ • . •.;:*;Dfl.^ ,Ho( el"', die Woc henscHri ft des; IniCtirrJUema |ejT: Hy'td.bcsii^ei-,
•.tvfihil in-.dtf NumJner \am %. Sqiten.itbcr einen iVfUTma-pit^ifi fk.bf 'über dir
W.irtk*hARbcbc. Ia^v d^r AktiGn^eseBsrkilk^^L.iai is? ^hk^FtJi^
in trf5.e!ie^f djtß'iS'irK dk. dfiC Ak(kJT^es<f.ö?qli^fka iiift 1$15 4ul
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e ^ ib^jc- t>3 ^24S: MiilR-nit ft IVTfc^ Dja^ Afifäh t tiilai H t'jii kn
H(JCfJgciyetb«r t$S #ikbt ^Uaemd ihqiii-iji^F^iraiß Vvk
^adt^Ti di:e AtiWibl un'i. dk tmg>?£5ibiti'ft
n}^. ■ düJ>-h . ■K^rp^^ÄhTb^i^i^l^^^ 4'yiiclaftii;;£t.:' .Ntiit^/ViTidknÄiffiS - -
Konfti;.i:rse.: Tti[4tK?fi.en:, bite t ? un sjen 4u#iv f^cif^ iu rrt kj'rn smd ,
Ajhn.Iich *chW<ttit;w(l dk Ht'bTi dirr in d'Sn cini'ctaf.rt j<jbfen.[ge^
^cäeriqT. KjpiLali'q-r^-kt. ssocj'i dfi’H'üby der itfJi'irdÄn
dir.-iit’b '..Ä,!^'. idq!> div'idtff^dwW^cbtif?tr-rs.. .kn4 tfeiit'. j^chs'yii:
dirr b.r^.fsori
iüEth^ny 4.'4r4i£s;clbe^ ijri parcWbmU keinen
■ EäbiCk;,.ij?v4: daß'IS^tisstündu pgesi .rn hl .Kt>)i*.rjfT. Ka n ^ttht■ ^A'-AWt
50--daß ^ich Älj&'4if ,^^L■^i.■ff^i.^;?:5^.^Ehch^^^i aU Ün#.p-fnffbcm^r^^5|!fiff?¥...'i(t>E^'c>ly1is,vkvrb
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Kspilii.lb^5< höi-fun*;' vtjn- 5c-WkH’t:t>cbryibkn;?ön: dk Aaf-
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raschende Tal der vielgewundenen Weser ist eines der interessantesten deut¬
schen Kulturgebiete. Der Alltagsreisende freilich fährt auf den schmucken
Weserdampfem an manchem ehrwürdigen Denkmal großer Zeiten vielleicht
flüchtig vorbei und liest höchstens in seinem Führer die kargen Mitteilungen
über die Vergangenheit dieses Landstriches. Für die Weser bestand, wie kaum
für ein anderes deutsches Gebiet, das Bedürfnis nach einer volkstümlichen
Schrift über die Geschichte der denkwürdigen Stätten, die den' Lauf des
schönen Flusses begleiten. Diese Schrift hat nun der rührige Weserland-
Verlag durch den bekannten Historiker G. Schumacher in Höxter schreiben
lassen; und es ist ein prächtiges Büchlein geworden. Schumacher gibt nicht
nur eine fesselnde Darstellung der bedeutendsten geschichtlichen Ereignisse,
sondern er weiß auch all die kleinen, der großen Masse unbekannten und doch
gerade ihr so willkommenen Zufälligkeiten der Kulturentwicklung — Papins
Versuche mit der ersten Dampfmaschine, Doktor Eisenbart, Erfindung des
Zichorienkaffees usw. — geschickt einzuflechten. Das ganze Büchlein aber ist
flott und lebendig hingeplaudert und bereitet dem Leser eine Stunde schönen,
edlen Genusses. C.
Wetter, Klima, Reisen. Von Dr. W. R. E c k a r d t. (Sozial-
Studienfahrten 8. Band.) kl. 8^’ (86) M.Gladbach 1913, Volksvereins-Verlag,
Geb. 1 Mk. Das Büchlein hält mehr, wie sein schlichter Titel zunächst zu ver¬
sprechen scheint. Über die Grenzen der nächsten Umgebung hinausgreifend,
behandelt es mit gleicher Sachkunde Witterungsverhältnisse in den Tropen
und das Akklimatisationsproblem der weißen Rasse, wie das Klima der Wüste
der Mittelmeerländer und des außertropischen Nordamerikas. Von großem
unmittelbar praktischem Wert sind die Winke und Weisungen, die in dem
ausgiebigen Kapitel „Die Jahreszeiten und das Reisen“ zum Ausdruck kommen.
Das mit sehr gutem Sachregister ausgestattete Werkchen dürfte besonders
jedem Wanderlustigen Freude und Nutzen bringen.
Die Zeitschrift „Badner Lan d“, amtliches Organ des
Badischen Landesverbandes zur Hebung des Fremdenverkehrs, die vom
Badischen Verlag, G. m. b. H., in Freiburg i. Br. herausgegeben wird und
für das Vierteljahr nur 90 Pf. kostet, erscheint in der vielseitigen, mit guten
Bildern reich ausgestatteten Nummer 35 des 25. Jahrganges in einem neuen,
geschmackvollen Umschlag, der in charakteristischer Titelschrift unter dem
streng heraldisch gehaltenen badischen Wappen in wenigen Worten dem
Leser Zweck und Ziele des „Badner Land“ bekannt gibt. — Es ist freudig zu
begrüßen, daß auch die für engere Gaue bestimmten Heimatzeitschriften
mehr und mehr auf eine gediegene Ausstattung bedacht sind. „Weserland“,
die aus den unscheinbarsten Anfängen in Jahresfrist zu einem ln weiten Kreisen
beachteten Organ herangewachsene Zeitschrift des Wesergeblrgs-Verbandes,
hat den Anfang gemacht. „Badner Land“ folgt jetzt ln der gleichen Weise.
Fremde Sprachen und ihre Erlernung. Sprachen
beherrschen muß jeder, der auf geschäftlichem wie gesellschaftlichem Gebiete
vorwärtskommen will. Das Erlernen von Sprachen festigt die Energie, bessert
den Stil, fördert die Gesamtbildung und gewährt nach Überwindung der ersten
Schwierigkeiten einen dauernden Genuß.j Zu alledem gelangt man durch die
bekannten Unterrichtsbriefe nach der Methode Toussaint-Langenscheldt.
Die Methode Toussalnt-Langenscheidt lehrt den Schüler an der Hand eines
spannenden Romans oder einer packenden Erzählung nicht nur die Sprache,
sie spricht sie ihm gewissermaßen vor, wie ihr Hauptwert vornehmlich in der
Gediegenheit ihrer Aussprachebezeichnung besteht, erklärt ihm die Sitten,
Einrichtungen, Gebräuche und Eigentümlichkeiten des Landes und macht
ihn mit den schönsten literarischen Schätzen bekannt. Sie ersetzt mit einem
Worte den besten Lehrer. Wenn Sie sich über die Methode Toussaint-Langen-
scheidt informieren wollen, so verlangen Sie sofort kostenlos einen Prospekt
und eine Unterrichtsprobe in der Sprache, für die Sie besonderes Interesse
haben, von der Langenscheldtschen Verlagsbuchhandlung (Prof. G. Langen-
scheidt), Berlln-Schöneberg.
Ein Plan der Stadt Bonn ist vom städtischen Verkehrsburcau
in Bonn im Maßstabe 1 : 10 000, nach dem neuesten Stande vom städtischen
Vermessungsamt bearbeitet, herausgegeben worden. Mit großer Genauigkeit
sind alle öffentlichen Gebäude, Sehenswürdigkeiten, Unterrichts- und
Krankenanstalten, Gasthöfe usw. eingezeichnet und durch Buchstaben gekenn¬
zeichnet. Freies Bauland, bebaute Grundstücke, gärtnerische Anlagen usw.
sind bunt hervorgehoben, so daß der Plan, der zum Schutz in einen braunen
Umschlag geheftet und im Taschenformat zusammengefaltet ist, für die
Orientierung gute Dienste leistet. Er ist durch das städtische Verkehrsbureau
und die Buchhandlungen für 0,50 Mark erhältlich.
Jungborn im Harz. Der Sommer neigt sich seinem Ende zu und
die kühlere Jahreszeit macht sich nach und nach bemerkbar. Da treten bei
den meisten Menschen, deren Körper nicht genügend oder wenig abgehärtet
ist, Erkältungskrankheiten auf, die oft dauernde Krankheitserscheinungen im
Gefolge haben. Hier vorzubeugen ist besonders wichtig. Aus dem Grunde
sind die im Jungborn seit Jahren mit bestem Erfolge ausgeführten Abhärtungi«
kuren außerordentlich beliebt Deiartige .Abhärtungskuren lassen sieb am
besten im Herbst bei kühlerem Wetter ausüben. Man kann danach neuge¬
stärkt und mit frischem gesunden Blut den Gefahren des Winters entgegen¬
sehen. Der Harz bietet auch gerade im Herbst durch seine herrlich gefärbten
Tannen- und Buchenwaldungen, der reinen und kräftigen Waldluft und seiner
Idyllischen Ruhe die beste Gelegenheit zur Stärkung und Erholung. Der
Jungborn hat seit Jahren immer wieder bewiesen, wie segensreich seine Herbst¬
kuren wirken, die einen sichern Damm gegen Erkrankungen im Winter bilden.
Ausführlichen Prospekt mit den „Jungbornblättern“, die kostenlos abgegeben
werden und alles Nähere enthalten, sendet Rudolf Justs Kuranstalt, Jung¬
born im Harz.
EinechterStelnway. Es ist vielleicht noch nicht genügend betont
worden oder dem Musikliebenden zu wenig geläufig, daß es sich bei den auf
dem europäischen Markte befindlichen Stelnway-Instrumenten durchaus
um deutsche Erzeugnisse handelt, denen allerdings die einzigartige, jahrzehnte¬
lange Erfahrung und die durch eine große Reihe von Patenten geschützten Ver¬
besserungen und Erfindungen des amerikanischen Stammhauses zugute kommen.
Die Raumbeschränkung ln neuzeitlichen Wohnungen verbieten dein Musik¬
liebhaber oft den Besitz eines Flügels, denn ein solcher darf nicht in gar zu
bescheidenen Abmessungen gehalten sein, wenn er wirklich die Tonfülle eines
Flügels besitzen und von Pianlnos nicht ln den Schatten gestellt werden soll.
Die berühmte Kla\ lerfirma .Slelnway & Sons bringt ein kleines Pianino auf den
Markt, das nach jeder Richtung hin ein echter Steinway ist, da es den Steinway-
Ton und alle andern Vorzüge der Steinway & Snns-Instrumente besitzt. Es
kann ln den beiden ständigen Ausstellungen dieser Firma in Hamburg, Jungfem¬
stieg 34, und Berlin, Königgrätzer Straße 6, sowie bei sämtlichen Vertretern
derselben geprüft und für 1350 Mark gekauft werden. Kein Flügel und kein
Pianino in dieser Preislage kommen an dauernder Fülle und Schönheit des Tones
diesem Pianino gleich. Interessenten erhalten die Spezialbroschüre T aul Wunsch
bereitwilligst zugesandt durch Steinway & Sons, Hamburg 6.
Schluß des redaktionellen Teils.
Schriftleiter und verantwortlich fiir den allgem.Teil: Dr. Friedr. Castelle
in Düsseldorf; für den wirtschaftlichen und amtlichen Teil der Bundes-
n achrichten: JosefSchumacher, Geschäftsführer des Bundes Deutscher
Verkehrsvereine in Leipzig; für den Anzeigenteil; BrunoKorb in Düssel¬
dorf. Druck u. Verlag der D üs s eldor f er Ver lags-Anstalt Akt.-Ges.
(W. Girardet), Düsseldorf. Berliner Redaktionsbureau und
Ge schaftsstelle: Verlag W. Girardet, Berlin NW 7, Unter den Linden 59a.
Zum Abdruck bestimmte Beiträge wolle man ohne weitere Angaben
richten; An die Redaktion der „Deutschland", Düsseldorf, Postfach 444.
Hinweis. Für unsere Leser Hegt der heutigen Nummer ein Prospekt
betreffend die Original-Unterrichtsbriefe zur Erlernung fremder Sprachen
nach der Methode Toussaint-Langenscheidt bei, worauf wir alle diejenigen
aufmerksam machen, die sich die Kenntnis dieser Sprachen sicher, bequem
und ohne große Kosten durch Selbststudium (ohne Lehrer) aneignen wollen. —
Die Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung (Prof. G. Langenscheidt), Berlin-
Schöneberg, Bahnstraße 29/30, sendet auf Wunsch ausführliche Prospekte
kostenlos zur Ansicht. Bei Benutzung der obigem Prospekte beigefügten Bestell¬
karte bitten wir den Titel unserer Zeitung anzugeben.
fOr Heivöse und ErholungsbedOrHlge.
- Das Jahr {geöffnet. ■
Aerztl. Leitung: Kaufmänn. Leitung:
Dr. med. Staehly. Direktor Butin«
^leckenp^srd.'-
jQäierunUchr^^ri/e
toeiM^efyiut
DEUTSCHLAND
Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe
Organ für die deutschen Verkehrs-Interessen □ Amtliche Zeitschrift des Bundes Deutscher
Verkehrs-Vereine □ Mitbegründet durch den Internationalen Hotelbesitzer-Verein e. V., Köln
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Nr. 10/11 Düsseldorf ♦ Oktober^Ausgabe 1913 IV. Jahrg.
„Deutscher Wein und deutscher Sang*..
In den Augustt^lgen des Jahres 1841 weilte ein sonder¬
barer Fremdling auf der vielbesuchten, damals englischen
Insel Helgoland: ein hochgewachsener, breitschultriger Nieder¬
sachse aus dem kleinen lüneburgischen Flecken Fallersleben.
Die langwallende Mähne kennzeichnete ihn als einen jener
deutschen Dichter, die aus dem kleinkrämerischen Zank
der deutschen Vielstaaterei nach Befreiung und Einigung
verlangten und ihren Unmut über die verworrenen deutschen
Verhältnisse in wilde Verse ausströmen ließen. Auch unser
einsamer Badegast hatte ein Jahr vorher „Unpolitische Lieder“
erscheinen lassen und durch den scharfen Ton des Spottes
all jene wahren Patrioten beleidigt, die mit den Zuständen
des Vaterlandes zufrieden waren.
In unstetem Wanderleben kam
der Dichter 1841 nach Helgo¬
land. Aus den Erinnerungen
an die Drangsale der letzten
Jahre, aus dem beschämenden
Gefühl, daß diese alte ger¬
manische Frieseninsel, dieser
mächtige Riegel an Deutsch¬
lands Meerestoren, in fremden
Händen war, aus der Einsam¬
keit und Sehnsucht nach dem
schönen Vaterlande entstand am
26. August 1841 auf einsamer
Klippenwanderung Hoffmanns
von Fallersleben ,»Deutschland,
Deutschland über alles“, jenes
Lied, das sich der einfach-
feierlichen Sangweise des echte¬
sten aller deutschen Tonschöpfer, Haydn, so demütig anpaßte
und das wirklich werden sollte und geworden ist, was der
Dichter selbst in dem Titel erhofft und gewünscht hatte:
,,Das Lied der Deutschen.“
Wie eine zornige Meereswoge gegen die schroffen roten
Klippen der Insel, so braust die erste Strophe des Liedes breit
und majestätisch heran, und vor den Seheraugen des Dichters
lieg das weite Vaterland „von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt“ zerrissen und entzweit in un¬
seligem Bruderhader. Aber dann sänftigt sich die Stimmung,
und in wundersamer melodischer Fülle tönt die Mittelstrophe
zu uns her» die Lobpreisung jener Kräfte, die stets unser Herz
und unser starkes Volksbewußtsein hoch erhoben haben über allen
Lärm und Zank der Welt, die uns stets gestärkt und verjüngt
haben in trüben Zeiten, die uns auch wieder zur Vaterlands¬
freude und zu edlen Taten begeistert haben in jenen Zeiten,
die der Dichter ersehnte und voraussah: „Deutsche Frauen,
deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang!“
Deutsche Frauen, deutsche Treue sind der Inbegriff
alles echten germanischen Wesens, sind die höchste Würde
und der größte Stolz unseres Volkes. Unsere deutschen Frauen
umwerben wir mit jener unverbrüchlichen Treue, die sich
freizuhalten weiß von all den krankhaften Einwirkungen
anderer Völker. Sie sind die Krone unseres Hauses und der
Mittelpunkt unseres Familienlebens. Und wenn wir sie um¬
werben, wenn in festlicher Stunde die goldenen Ringe zum
ersten Male an jungen Händen blinken, dann funkelt deutscher
Wein in edlen Gläsern, dann
steigt ein deutsches Lied im
Feierklang aus tiefster Seele.
Denn so rein wie die Treue,
so rein ist auch der Wein und
unser Lied. Wo Fälschung und
wo Mißton aufzutreten wagen,
erheben wir einmütig warnend
und verbietend Hand und
Stimme,
Deutscher Wein und deut¬
scher Sang sind aber vor allem
unsere Genossen und Gefährten,
wenn wir den Glanz und die
Größe unseres heutigen eini¬
gen Deutschlands feiern, wenn
wir uns stärken und stählen
in kampfdurchtobten, unheil¬
drohenden Sturmeszeiten, wenn
wir uns zu Festen des Vaterlandes froh zusammenscharen, oder
wenn von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an
den Belt sich Wandergenossen zusammenfinden und auf deut¬
schen Strömen durch die Lande fahren, deren Berge grün und
golden leuchten in der Pracht des deutschen Edelweingewächses.
In dieser Gesinnung ward auch dieses Heft geschaffen.
Die Schönheit deutscher Weinlande will es besingen, die Herzen
erheben zu ernster, freudiger Heimatbegeisterung, daß wir
es als Glück empfinden, Deutsche zu sein, und daß auch so in
unsern Tagen noch immer reicher der Wunsch in Erfüllung
geht, den von den Klippen Helgolands der Dichter in froher
Zuversicht auf jene großen, von uns heute miterlebten Zeiten
übers deutsche Meer hinüberrief:
„Blüh’ im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterlandl“ C.
WirtschaftszelcKen eines Weinhändlers in Köln, Weyerstraße 102,
über der Haustür (Phot. Dr. Erwin QuedenfelJt, DüsseldorO
468 DEUTSCHLAND Nr.10
Adolf Sclirödter: Triumphzug des Königs Wein (Phoi. F. Bmckmann, München)
Wein und Geselligkeit.
Eine Plauderei von Alexander von Gleichen-Rußwurm (München).
ln dem Wort des Psalmisten, „daß der Wein des Menschen
Herz erfreue“, liegt eine tiefe Wahrheit, gegen die eine moderne
Abstinenzbewegung nur schwer anzukämpfen vermag. Es
webt und wohnt ein geheimnisvoller Geist im Saft der Traube.
Die Alten sahen das göttliche Wirken des Gottes Dionysos
darin und jubelten ihm als ,»Sorgenbrecher“ zu.
Dionysos, der erste Pflanzer des Weinstocks und Lehrer
in der Kunst den Wein zu bereiten, schafft Lebensgenuß, fördert
Liebe und Gesang. Er führt gesellige Bildung ein und erhält
ein freudig dargebrachtes Opfer bei gemeinsamem Trinken.
Da im Wein aber auch eine aufregende, begeisternde und
schließlich be-
rauschendeKraft
wohnt, wird er
zum Gott ge¬
heimen Wissens
undVerkündens.
Mit feierlichem
Ernst verehrt
man jene Weis¬
heit in den An¬
fangszeiten der
Kultur, die im
Lauf der Jahr¬
hunderte immer
leichter und lusti¬
ger durch die
Dichtkunst klin¬
gen sollte:
,,Im Wein ist Wahr¬
heit nur allein.“
Wer kann sich
die geistvoll übermütigen Tischgespräche, bei denen sich
ein Sokrates, ein Platon auszeichnete, ohne den berauschen¬
den, belebenden Trank vorstellen? Und jene seltsamen
Gefäße, in den Museumsschränken heute aufgestapelt, mit
hoch aufsteigenden oder tief herabfallenden Henkeln, sie
dienten vielleicht den Zeitgenossen der Philosophen, sie haben
wohl auch manchen edlen Sänger, der seine Lieder beim Gelage
sprach, mit ihrem feurigen Inhalt begeistert.
Dem Symposiarchen, der bei der antiken Männergesellig¬
keit eine strenge Herrschaft ausübte, fiel vor allem die Auf¬
gabe zu, allzu starker Trunkenheit einen Damm zu setzen oder
wenigstens daraus folgende Streitigkeiten zu verhüten. Deshalb
wünscht Plutarch von ihm, daß er ein gewiegter Menschenkenner
sei und genau die Wirkung der Weine auf jeden einzelnen Gast
zu beurteilen vermöge. Er hatte das Trinken einzuteilen, wie
ein geschickter Musikmeister seine Instrumente kennt und leitet.
Wie schon ihre Trinkgefäße beweisen, neigten die Griechen
zur Weinlaune. Einige dieser Gefäße sind sehr groß, andere
konnten gar nicht stehen, wie die Ambix, von den Römern
später Obba genannt. Man mußte sie, ohne die Lippen
abzusetzen, in einem Zug leeren. Manchmal galt es, ein
derartiges Gefäß auszutrinken, während die andern Zecher
irgendeine bestimmte Strophe absangen.
Zu den zarteren Trinksitten gehörte, Blumen aus dem
Kranz, den man auf der Stirne trug, in eine Schale zu ent¬
blättern und dem Freund solchen Trunk anzubieten. Dieses
Kranztrinken, wie die Athener sagten, blieb lange üblich und
verbreitete sich
mit der griechi¬
schen Sitte in der
internationalen,
eleganten Welt
des Altertums.
Man liebte
den Wein in
Rom, wie man
ihn bei den
Griechen geliebt
hatte, und eine
Geselligkeit ohne
die edle Gabe des
Dionysos oder
Bacchus läßt sich
im klassischen
Altertum gar
nicht denken.
Antiphanes, ein
feucht-fröhlicher
Philosoph, dialogisiert die Weisheit, die er aus der Traube
gewann, in zierlich gefaßtem Sprüchlein:
A: Sag’ mir, was Leben heißt?
B: Trinken heißt Leben, Freund.
Sieh’ nur den Baum dort am Ufer des Wassers,
Wie steht er gesund und kräftig im Land!
Schau’ dann auf jenen am trockenen Felsen,
Dürstend geht er ln Dürre zugrund.*
Von den Aussprüchen der Trinkphilosophen sind manche
sehr anmutig vorgebracht. Einer mahnt spöttisch den Tyrannen
von Korinth, vorsichtig mit dem Wein umzugehen: „Sonst
könntest du leicht erscheinen wie du bist, statt wie du zu
scheinen wünschest.“ Ein anderer rät, man möge den Wein
so gebrauchen, daß er uns lieb sei während des Trinkens, aber
* Vergl. Gleichen-Rußwurm ..Elegantlae“.
Ludwig Richter: Bürgerstunde (Verlag Hegel & Schade, Leipzig)
ebenso am nächsten Morgen. Alkaeus empfiehlt, lieber als
jedes andere Gewächs die Rebe zu pflanzen, und feiert sie als
die geselligste Gabe der Götter. Von ihm hat Horaz Anregung
für seine fröhlichen Weinlieder empfangen, die uns in jene Welt
heiterer Anmut einführen, wo ein kräftiger Trunk im Kreis
der Freunde noch nicht für ungesund und verwerflich galt.
Ovid, der etwas feinere, höfische Dichter, rät den Frauen, wie
sie sich dem
Wein gegenüber y
verhalten sollen.
Denn ln der ^ x v^tfe
Kaiserzelt wird /t ^ ^ ^
auch den Schö- ^
nen ein Becher
gegönnt.der einst ^
den römischen
Damen streng
verboten war. Es --
ging mit dem
Wein, wie im a>^. ^
vorigen Jahr-
hundert mit der •
S?:rw.,°i: : f^, ^
einernmal auch q/C
den r rauen ge- ^ ^
stattet. Da be-
lehrt Ovid in V ^ ^
der „Kunst zu Th
sehenden: r"//^ ^
„Nicht verschmähe ^ Cyt'
den Wein,
Amor und Bacchus ^ hf 2.——
sind Freunde, T yj ^ 4 ^
Doch laß durch
süßen Trank
Nie deine Sinne . .^ru
betören.“ ^
Als die Römer Teile von Germanien 2
erobert hatten und zu kolonisieren be- 0 ' ^
gannen, pflanzten sie an den Ufern
des Rheines die ersten Reben. ^
Seltsamer Wandel der Zeit! *wV-i*yt
Die ersten Weingärten am breiten
germanischen Strom galten für un- ^
patriotisch, fremder Weichlichkeit und
Genußsucht dienend. Und wie viele j ,
deutschpatriotische Gesänge hat der ^ .
Rheinwein seither angefeuchtet! ^ ui^ /
Wir können uns kaum ln die Zeit ^ ^ ^
der Antike und des Mittelalters zurück- y ^
versetzen, wo die größte Anstrengung rx 0 - ^
des geselligen Lebens oftmals im
Trinken bestand, und wo nicht nur
der witzigste Plauderer, sondern auch
der stärkste Held vor dem Becher
gesellschaftliche Bedeutung hatte. - --
Aber trotzdem Weinlied von Hoffi
kommt es mir h-_-■
tyyyt X
c^-yuJ 'U^
•yt.
^y» jWy
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a jjh v*»^ •
Weinlied von Hoffmann v. Fallersleben
die mit dem Wahnsinn des Askese gegen den schönen Kult
die Keule schwingen, auf den Trümmern der Bacchusaltäre
das Spital für den Normalmenschen errichten*.“
Der Verfechter einer lustig-freien Lebensanschauung sieht
sich um, ob sich kein neuer Prophet erhebe, das Otterngezücht
aus dem Tempel zu jagen und wieder mit dem klugen Sirach
der Bibel zu sprechen: „Was ist das Leben, da kein Wein ist?“
Wer erinnert
■■ - sich aber noch
heute eines
Papstes, der im
^ ^ Kreise froher,
' geistvoll plau-
, . dernder Ge-
nossen, wie es
BenediktXlI.tat,
ausrief: „Biba-
- mus papaliter!“
Die Meister un-
^ ‘ff dff
der Menschheit,
1 die Meister unter
^ ^ Wort den guten
JiioC Tropf en zu
• f schätzen. Dante
01-/ das „dolce ber“
*/ ^ gepriesen 3 hake-
IXyyT speare nie den
rr Wein „ein gut
genannt, Goethe
keinen „Erlöser
- --— Menschheit
von ihren Sor-
, gen“ darin gefeiert und Schiller
niemals gerufen:
X ,.Trink Ihn aus, den Trank der Labe,
Balsam fürs zerrissene Herz.
/cr»^ y Wundervoll ist Bacchus Gabe,
^ Tötet allen Erdenschmerz.“
^J. Man soll heute, wo man
wieder einmal zur Natur zurück-
kehren will, nicht vergessen, daß
Rousseau gelehrt hat, der Wein
mache die Menschen nicht nur
^ gut, aufrichtig und gerecht, son-
^ dem stifte auch edle Freund-
H schäften. Man soll auch daran
p denken, während man eine allzu
ausgeklügelte Gesundheitslehre an
die Spitze seiner Grundsätze zu
< 3 /^ stellen versucht, daß Bismarck
- - seinen schwerfälligen Landsleuten täg-
ann v. Fallersleben lieh ,,elne Pulle
_ _ _ - _ ^ Sekt“ wünschte.
wie eine bittere j Nach der Handschrift im Fremde
Übertreibung ■
vor, wenn Otto
Erich Hartleben im Freundesbrief schreibt: ,,Die Zeiten für
den Dionysoskult, einst Träger des Unsterblichkeitsgedankens,
des goldenen Zeitalters der hellenischen Kultur, sind trübe.
Ein Geschlecht von seelisch Impotenten, von Homunkuli ist
herangewachsen, das von der Poesie, der Beseligung des Trunkes,
keine Ahnung hat — ein Geschlecht von Untermenschen,
Nach der Handschrift im Fremdenbuch von Fritz Reuter (Rüdesheim)
ich von Fritz Reuter (Rüdesheim) j sie aus ihrer
— ■ — Lethargie aufzu¬
wecken.
Aus dem „Zuviel“^ ist die ganze Feindschaft von
Moralisten, Pietisten und Hygienikern gegen das geselligste
aller Getränke entstanden. Sie wehren sich dagegen mit War¬
nungen oder Verboten, während man sich einst mit Witz
* St. Barth „Osteria“.
470
m DEUTSCHLAND
Nr. 10
dagegen gewappnet hatte. So erzählt der Talmud eine Parabel,
deren Sinn die Gegner leicht versöhnt. Satan, der dem
Vater Noah bei der Pflanzung des ersten Weines geholfen,
habe die Rebe mit dem Blut eines Lammes, eines Löwen
und eines Schweines getränkt. Als Noah nun den Teufel
um die Ursache fragte, erteilte ihm dieser die Antwort:
„Trinkst du einen Becher, wirst du froh und harmlos
wie ein Lamm, trinkst du zwei, wirst du mutig
und stark wie ein Löwe, trinkst du aber drei oder vier, wirst
du dich wie ein Schwein im Schlamme wälzen.“ Ein englischer
Philosoph des 18. Jahrhunderts nahm das Gleichnis auf und
erlaubte jedem Trinker drei Gläser, eins für sich, eins für
seine Freunde, das dritte aber für seine Feinde.
Dichter dieser galanten Zeit, in der Diplomaten und
Frauen im geselligen Kreis die Geschäfte Europas ab und zu
besorgten, nannten den Wein den ,,charge d’affaires der Musen“,
und ein deutsches Verslein besagte damals:
Bel jedem Feste
Tut Wein das Beste,
Er macht reden von Dingen,
Die zum Lachen bringen.
Geselligkeit ohne Wein kann man sich erst seit jenen
Zeiten denken, in denen die warmen Getränke: Schokolade,
Kaffee und Tee bei uns eingeführt sind. Auch sie laden zum
gemütlichen Verweilen ein, zum Plaudern und Erzählen — aber
sie sind modern, sie lösen keine Begeisterung aus, sie züchten
wohl die Medisance, doch nicht den Witz, sie verhalten sich
zur Gabe des Dionysos, wie sich der Damenhut des Five-
o’clock zum Kranz auf dem Haupte des Jünglings beim Gast¬
mahl der Weisen verhält. — In unserer Geselligkeit beschränkt
sich der Wein auf die Stunde, in der man wirklich bei Tisch
sitzt. Zum Lunch, zum Diner, zum Souper werden nach strengen
Regeln zu den Speisen abgestimmt die verschiedenen Sorten
gereicht vom herbstarken Südwein bis zum Champagner und
dem Gläschen süßen Dessertweins, mit dem die Mahlzeit endet.
Wahl und Einteilung sind zu einer Kunst geworden, mit
der sich Tafelliebhaber und Hofmarschälle schon lange sehr
ernst und gewichtig beschäftigen. Leider wird dabei allzuoft
die gute alte Regel außer acht gelassen, die Brillat-Savarin an
die Spitze seines Werkes ,,Physiologie des Geschmacks“ stellte:
,,Die Ordnung der Speisen geht vom Schweren zum Leichten,
die Ordnung der Getränke geht vom Leichten zum Schweren.“
Mancher Weinkenner behauptet zwar, man solle die
Sorte nicht ändern und auch während eines Diners bei dem
Wein bleiben, der einem besonders schmeckt, allein die Ver¬
schiedenheit der Speisen verlangt auch Wechsel in der Marke
und — wie Brillat-Savarin behauptet — „nach dem dritten
Glas ist der Geschmack für den besten Wein abgestumpft“.
Unsere Vorfahren liebten, bei einem Gastmahl des Guten
gern zu viel zu tun, und niemand sah ein Arges darin. Im Lauf
der Jahrhunderte wurde die Welt zivilisierter, nicht mehr
zum Berauschen dient der Wein bei elegantem Gastmahl,
nur zum Anregen. Er soll jene behaglich-heitere Stimmung
erzeugen, die Steifheit nimmt, ohne der feinen Form zu
schaden, und den Geist freimacht von den Hemmungen allzu
strenger Konvention.
Wohin wir blicken, in welche Zeiten und Gegenden der
europäischen Geselligkeit, niemand wollte den Wein missen, wenn
er Lust und Zeit hatte, im Kreise der Freunde fröhlich zu sein.
Christus in der Kelter.
Von Dr. phil. Ludwig Burchard (Berlin).
Der Wein verleiht Kraft und Freude; aber die Traube,
aus der der Wein quillt, wird gepreßt und ausgedrückt. Es
muß Leid geschehen, damit der Freudenspender entstehe.
Wer menschlich fühlt und wer
in den sichtbaren Vorgängen der
Natur nach Gleichnissen des
Lebens sucht, der kann in der
Entstehung des Weines einen
Sinn finden, der nachdenklich
macht, weil er von dem ewigen
Zusammenhang von Leid und
Freude spricht. Und so werden
wir auch heute noch von der
Denkweise vergangener Zeiten
ergriffen, die in der Traube ein
Symbol für die Leidensquelle
der Freude sahen. Manches an
solchen alten Symbolen ist uns
Nachgeborenen naturgemäß
nicht mehr verständlich; auch
haben sich die Vorstellungen von
dem Sinn des Lebens immer
wieder gewandelt und sind nie
zu einem Stillstand gekommen.
Aber welche Überzeugungen ein
Mensch von Schuld und Buße,
von Tod und Ewigkeit haben
mag, er wird die Anschau¬
ungen auch der vergangensten
Zeit mit Ergriffenheit über¬
denken, wenn er spürt, daß ein
großer und leidenschaftlicher
Sinn diese Anschauungen ge¬
tragen hat.
Das Symbol von dem leidenden Christus in der Wein¬
presse führt uns mitten in eine Zeit, die von der Frage nach der
Erlösung aufs tiefste erregt war. Die mannigfachen Formen,
unter denen das Sinnbild auftrat,
sind mit wichtigen Fragen der
Menschlichkeit verknüpft. Es
wird also keiner Mißdeutung
begegnen können, wenn hier
von diesem Glaubens-Symbol
gesprochen wird, das der Gegen¬
wart fremd geworden ist, das
aber jeden, der menschliches
Gefühl hat, mit Achtung und
Ernst erfüllen muß.
Schon im frühen Mittelalter
benutzte man die Traube und
ihren blutroten Saft als ein
Symbol des Leibes und Blutes
Christi: Deshalb hält z. B.
auf vielen Muttergottesbildern
der kleine Heiland eine Traube
in der Hand; und deshalb stellte
man in den Bilderbibeln die
Kreuztragung Christi der Szene
des Alten Testamentes gegen¬
über, in der die beiden Kund¬
schafter die Weintraube am
Stecken tragen. Der Saft des
roten Weines vertrat in den
Kulthandlungen die Stelle des
entsühnenden Blutes Christi.
Es erklärt sich von selbst, daß ein
Symbol, wie das des Christus
in der Weinkelter, gerade
(Abbildung I)
Nr. 10
DEUTSCHLAND
in einer Zeit besonders häufig benutzt werden konnte, in der
das Sakrament des Abendmahles so heftig umstritten wurde,
wie es um das Jahr 1500 unserer Zeitrechnung der Fall
war, wo sich der Zweifel Luthers gegen die Orthodoxie der
Kirche erhob. In der Tat entstammen die meisten Bildwerke,
die Christus in der Kelter darstellen, dem 16. Jahrhundert
und insbesondere solchen Gebieten, die der katholischen Lehre
treu blieben; die Mehrzahl stammt aus Frankreich; und von
deutschen Darstellungen entfallen die meisten auf das von
den Reformationen unberührt gebliebene Bayern.
Bevor wir nun an die Betrachtung der einzelnen Bild¬
werke, denen diese Zeilen zur Erläuterung dienen, gehen
können, müssen wir zuerst auf die Quellen eingehen, aus denen
das Sinnbild entstanden ist; denn, wie bereits betont, ist das
Sinnbild derart an geschichtliche Bedingungen geknüpft, daß
(Abbildung 2)
es nie in einheitlicher Gestalt gebildet worden ist, und daß
die Verschiedenheiten uns Heutigen nur erklärlich werden,
wenn die Grundlagen erkannt sind, auf denen das ganze Sinn¬
bild beruht. Nun weiß man aus den ausführlichen Beischriften,
die einzelne der Kelterbilder tragen, sehr gut, wie das Sinn¬
bild zustande kam. Und ganz im Gegensatz zu andern reli¬
giösen Symbolen, deren Sinn uns nur erratbar, aber nicht
sicher erkennbar ist, können wir die Bestandteile des Kelter-
Symboles bis ins einzelste zurückverfolgen. Man hat also
schon seit langem festgestellt, daß die Vorstellung von dem
leidenden Christus in der Kelter auf eine Stelle des Propheten
Jesaias zurückgeht. Und die Feststellung ist darum besonders
wertvoll, weil sie zeigt, daß hier eine an sich wundervolle Vor¬
stellung von der Kraft des Glaubens so gänzlich umgestaltet
worden ist, daß man in dem Fertigen das Ursprüngliche kaum
noch erkennt. Der ^ Grund, der diese Umgestaltung be¬
günstigte, liegt darin, daß die Art der Weinbereitung zur Zeit
des Jesaias eine ganz andere war, als zur Zeit des christlichen
Mittelalters. Denn im Orient und zur Zeit des Jesaias gab es
keine Pressen, sondern die Trauben wurden in der Kelter
getreten. Und zwar ergibt sich aus den verschiedenen Stellen
des Alten Testamentes, daß die Hebräer den Wein folgender¬
maßen kelterten: Außerhalb der Stadt in den Weinbergen
wurden die Trauben in Felsenhöhlungen oder ausgemauerte
Erdvertiefungen geschüttet, und Männer traten mit den Füßen
den Saft aus, der durch ein Gitter in eine Kufe floß. Dieser
Vorgang schwebte also dem Propheten vor Augen, als er seine
Verse von der Rache des Herrn schrieb, der wie ein Kelter¬
treter das Volk zertritt. Die Verse haben wohl nicht nur des¬
halb so weit in die Zukunft gewirkt, weil man in christlicher
Zeit den roten Wein als Symbol des Blutes Christi ständig
im Kultus verwendete, sondern vor allem darum, weil die
Verse die Lehre von dem Gott der Rache
mit einer solchen Kraft ausdrücken, daß sie
auch den Christen im Gedächtnis bleiben
mußten, die an Stelle des rächenden Gottes
den leidenden und erlösenden gesetzt hatten.
Die Verse des Jesaias, die in Form eines
Wechselgespräches gehalten sind, lauten (in
der Übersetzung Luthers Kapitel 63 Vers 1 — - 6 )
folgendermaßen:
Das Volk:
Wer ist der, so von Edom kommt,
Mit rötlichen Kleidern von Bazra?
Der so geschmückt ist in seinen Kleidern,
Und einhertritt in seiner großen Kraft?
Jehova:
Ich bin es, der Gerechtigkeit lehret
Und ein Meister bin zu helfen.
Das Volk:
Weirum ist denn dein Gewand so rotfarb?
Und dein Kleid wie eines Keltertreters?
Jehova:
Ich trete die Kelter allein.
Und ist niemand unter den Völkern mit mir. —
Ich habe sie gekeltert in meinem Zorn j
Und zertreten in meinem Grimm. —
Daher ist ihr Vermögen auf meine Kleider gespritzet.
Und ich habe alle mein Gewand besudelt. —
Denn ich habe einen Tag der Rache mir vorgenommen;
Das Jahr, die Meinen zu erlösen, ist gekommen. —
Denn ich sähe mich um, und da war kein Helfer;
Und ich war im Schrecken, und niemand enthielt mich. —
Sondern mein Arm mußte mir helfen
Und mein Zorn enthielt mich. —
Darum habe ich die Völker zertreten in meinem Zorn,
Und habe sie trunken gemacht ln meinem Grimm,
Und ihr Vermögen zu Boden gestoßen. —
Wie sieht nun aber das Sinnbild von
dem Christus in der Kelter aus? Be¬
trachten wir gleich die schönste bildliche
Darstellung, die uns von dem Sinnbild erhalten ist. Abbildung I
gibt einen Holzschnitt wieder, von dem nur ein einziger Ab¬
druck im Germanischen Museum zu Nürnberg erhalten ist.
Die Art der künstlerischen Ausführung, die bloß in Umrissen
ohne Schraffur gestaltet ist, zeigt, daß der Holzschnitt im An¬
fang des 15. Jahrhunderts entstand, in jener Zeit, die trotz
Dürer, Cranach, Baidung und Holbein als die edelste Zeit des
deutschen Holzschnittes anzusehen ist. Wer den Holzschnitt
gezeichnet hat, ist uns unbekannt; denn alle Holzschnitte dieser
frühen Zeit sind anonym. Sie waren als Andachtsblätter ge¬
dacht, die von einfachen Künstlern ohne persönlichen Stolz
oder persönliche Eigenartigkeit, rein um der Schönheit und
des Glaubens willen geschaffen waren. Wenn sich also dieser
Holzschnitt mit den späteren Darstellungen weder an theolo¬
gischer noch an dramatischer Gewaltsamkeit messen kann,
so atmet er dafür eine Milde und Süßigkeit, die im besten
Sinne der christlichen Lehre von der Erlösung durch das
472 DEUTSCHLAND m
Nr. 10
Leiden entspricht. Diese Reinheit und schmerzvolle Schön¬
heit beruht vor allem darauf, daß auf den Akt der Marter nicht
das Hauptgewicht gelegt ist, sondern auf die Ergebenheit,
mit der Christus die Qualen erträgt. Die Gegenstände der
Marter sind wohl deutlich und groß wiedergegeben, sie sind
aber nicht in Tätigkeit begriffen, sondern mehr attributiv auf
dem Blatte verteilt. Die Bestandteile der Marter sind nun
folgende: » Unten sieht man den rechteckigen Kelterkasten.
Links ragt eine Säule mit Schraubengewinde empor, rechts
eine Leiter mit Sprossen, deren eine dem Deckel des Kelter¬
kastens als Stütze dient.
Oben an dem Schrauben¬
gewinde sieht man eine
vierarmige Schrauben¬
mutter. Der Vorgang
des Fressens ist also
folgendermaßen zu den¬
ken : Als Hebelpunkt
für das Brett dient die
Sprosse der Leiter.
Der Rücken Christi wird
niedergedrückt, und der
Druck wird dadurch aus¬
geübt, daß die Schrau-
benspindel nach unten
drehbar ist. War das Brett
so weit niedergedrückt,
daß es wagerecht lag,
dann wurde es gegen die
nächstuntere Sprosse der
Leiter geklemmt, bis es
wieder wagerecht herab¬
geschraubt war, und so
weiter. Obwohl also der
Vorgang hier nicht in
seiner ganzen Härte vor-
sichgehend dargestellt
ist, läßt er sich aus den
Bestandteilen des Bildes
sehr wohl erkennen:
Christus vertritt die
Stelle der Traube in
der Weinpresse. Und
wie der Wem aus den
Trauben gewonnen wird,
so wird hier das Blut
Christi ausgepreßt. Und
daß das Blut des Er¬
lösers gemeint sei, er¬
hellt erstens aus dem
Abendmahls-Kelch, in
den das Blut durch die
Rinne abläuft, und zwei¬
tens aus dem Kreuze, das im Hintergründe aufragt, dem Kreuz,
das aussagt, daß die Marter der Kelterung hier als ein Sinn¬
bild für die Marter des Kreuzes stehen soll. Noch ist zu
bemerken, daß der Holzschnitt dadurch, daß seine farbige
Ausmalung nicht vollständig ist, an Deutlichkeit verloren
hat. Denn das Blut, das vom Leibe Christi niederrinnt,
sich in der Kufe sammelt und in den Kelch abfließt, v.ar durch
Bemalung aufzutragen und ist auf dem vorliegenden Drucke
entweder beim Ausmalen vergessen worden oder mit der
Zeit ausgeblichen.
Wir haben also in diesem Holzschnitt des Germanischen
Museums das edelste Beispiel des Christus in der Kelter.
Aber man käme schwerlich darauf, daß die vorgenannten
Verse des Jesaias die Quelle für dieses Sinnbild abgegeben haben,
wenn nicht andere Darstellungen dieses selben Sinnbildes
die Verse beigeschrieben trügen, und wenn nicht auf manchen,
wie z. B. der in Abbildung 2 im Umriß wiedergegebenen
Buchmalerei der Herrad von Landsperg, eben Christus als
Keltertreter in der mit Trauben gefüllten Kufe abgebildet
wäre. An sich könnten nämlich auch andere Stellen der Bibel
die Anregung zu der Erfindung des Sinnbildes gegeben haben;
denn die Kelter kommt symbolisch sowohl im Alten als auch im
Neuen Testamente mehrfach vor, immer jedoch in dem Sinne,
daß das Keltertreten ein Akt des rächenden Gottes bedeutet,
der die Sünder zertritt. Ich erwähne als Beispiel nur die zwei
Stellen aus der Offen¬
barung Johannis, einmal
Kap. 14 Vers 18 bis 20.
wo der Engel mit der
Hippe die Trauben der
Erde in die Zornes¬
kelter wirft und wo bei
der Kelterung das Blut
bis an die Zäume der
Pferde geht. Zum an¬
dern aber die Stelle in
Kap. 19 Vers 15, wo
von dem Reiter auf dem
weißen Rosse mit dem
blutbesprengten Kleide
gesagt wird:
Und er tritt die Kelter
des Weines des grim¬
migen Zornes des allmäch¬
tigen Gottes.
Daß aber die Verse
bei Jesaias durch den
Tiefsinn des Glaubens
nicht nur in allgemeiner
Weise umzubilden waren,
sondern auch im einzel¬
nen ausgedeutet werden
konnten, das bezeugt ein
Gemälde m Ansbach
(Abb. 3), das auf den
Nürnberger Maler Al-
brecht Dürer zurückgeht.
Uber das seltsame Bild
ist in neuerer Zeit
manche wissenschaftliche
Untersuchung angestellt
worden. Da hier nur
das Inhaltliche des Ge¬
mäldes in Frage steht,
so können über Dürers
Anteil an dem Bilde die
folgenden Andeutungen
genügen. In einem Sam¬
melbande des British Museum zu London, der eigenhändige
Handschriften von Dürer enthält, findet sich ein Zettel, auf
dem folgende Zeilen stehen:
Xps [Christus] soll in clr kaltr [K:Iterl sten
Maria soll zu der rechtn seitn sten
Dy engell zu der linken seitn
Dr korhr [Chorherr] for maria knielt
pelrus unden.
Torcular calcauit dns [dominus]
Virginis filii Juda trenorum pmo
(d. h. Jeremias, threnorum primo],
Redimisti me dne [domine]
In sanguine tuo misere mei.
Außerdem finden sich auf dem Zettel noch ein Wappen,
das aus zwei Äxten mit einem Stern darüber besteht, und
(Abbildung 3)
Nr.lO DEUTSCHLAND 473
war, sondern die Teilnehmer des ,.geistlichen Schauspiels“
sprechen jeder einen Teil der Verse; und wo die Jesaiasverse
nicht paßten, sind den Personen Texte anderer Herkunft in
den Mund gelegt. Des besseren Verständnisses halber geben
wir die lateinischen Beischriften des Bildes in Übersetzung
wieder.
Die Taube des Hl. Geistes spricht in der Höhe
gewissermaßen den Prolog mit den Worten:
Der Herr hat der Jungfrauen Tochter Juda eine Kelter treten lassen.
[Klagelieder Jerem. I, Vers 15.]
Maria, die schmerzensreiche, fragt:
Warum, o Sohn, ist dein Gewand so rotfarb? [Jesaias 63, 2.)
Der Chor der Engel wiederholt:
Warum ist denn dein Gewand so rotfarb und sind deine Kleider
wie die von Keltertretern? [Jesaias 63, 2.]
Chris tus antwortet:
Die Kelter trat ich allein, und von den Völkern war keiner mit mir.
[Jesaias 63, 2.]
Gottvater, der die Schraubenspindel anzieht, sagt
zur Rechtfertigung der Marter:
Wegen der Missetat meines Vo[kes habe ich ihn zerschlagen.
[Jesaias 53, 8.]
Soweit die göttlichen Personen des Dramas. — Die Worte,
die aus dem Munde des Chorherrn zu dem Gemarterten
gehen, lauten:
Du hast uns, o Herr, freigekauft in deinem Blute. Miserere mei.
[Apocalypse 5, 9.]
P e t r u s als der erste Papst fängt in der Kelter das Blut auf, das
sich in Hostien verwandelt hat; der Schlüssel des Himmels, der
ihm gegeben ist, hängt an seiner Seite. Bei ihm steht geschrieben:
Dieser tat das Tor des Lebens auf, aus dem die Sakramente fließen.
[St. Augustinus, Tractatus 120 in Johannem.j
Hiermit ist nun der theologische Tiefsinn von Dürers
Komposition noch nicht erschöpft. Zu ergänzen wäre etwa
folgendes: Die fünf Schwerter, die in die Brust der Mutter
Gottes gebohrt sind, stehen als Sinnbild für die fünf Wund-
(Abbildung 4)
Anmerkungen über die Kolorierung der einzelnen
Wappenteile. — Nun besitzt weiter das Berliner
Kupferstichkabinett von Dürers Hand eine Zeichnung
(ca. 1502 entstanden), die den Angaben der genannten
Notiz ziemlich genau entspricht; nur enthält die
Zeichnung noch die Gestalten Gottvaters und des Hl.
Geistes, und der Chorherr kniet ganz unten in der
Ecke unterhalb der Maria. Wappenschild und Schrift¬
bänder sind auf der Zeichnung leer geblieben. Es
ist also anzunehmen, daß hier ein Auftrag vorliegt,
den Dürer ca. 1502 erhielt, daß Dürer zunächst
Notizen über das herzustellende Gemälde niederschrieb,
dann eine Skizze zeichnete und nach dieser in seiner
Werkstatt das Gemälde fertigstellen ließ, das sich noch
heute an seinem ursprünglichen Ort, der Georgs¬
kapelle in der Stiftskirche (St.-Gumbertus-Kirche) zu
Ansbach befindet. Wir bilden bloß das Gemälde
ab und gehen gleich zu der inhaltlichen Erklärung
der Komposition über. Nur sei zuvor noch mit¬
geteilt, daß der kniende Kanonikus, dessen Wappen¬
schild hinter ihm zu sehen ist, den 1475 ver¬
storbenen Matthias von Gulpen darstellt, der in
derselben Georgskapelle beigesetzt ist. Das Dürer¬
gemälde ist also zur Erinnerung an diesen Chorherrn
gestiftet worden.
Die Texte, die auf den großen Schriftbändern
stehen, sind, wie schon mehrfach angedeutet, dem
63. Kapitel des Jesaias entnommen. Aber dem
dramatischen Sinne Dürers und seiner Zeit ent¬
sprechend sind die Verse nicht bloß auf zwei Sprecher
verteilt, wie das ursprünglich bei Jesaias gedacht
(Abbildung 5)
474
DEUTSCHLAND [iBeee0eeee8eee ee e 0e ö e 0e€»G€ii Nrio
male des Gekreuzigten. Daß Maria den leidenden Christus
am Arm stützt, hat darin seinen Grund, daß der Text des
Jesaias, der Christus in den Mund gelegt ist, genau genommen
aussfigt, daß von den Völkern kein Mann mit ihm war (et de
gentibus non est vir mecum). Maria aber, als Frau, stand dem
Herrn im Kreuzestode bei. Endlich ist noch bemerkenswert,
daß der Hintergrund des Bildes ganz mit Trauben angefüllt
ist, ähnlich wie das auch auf andern Kelterbildern vorkommt.
Nach diesen beiden Beispielen des Christus in der Kelter,
dem Holzschnitt, der die lyrisch-religiöse Seite des Sinnbildes
so vollkommen ausdrückte, und dem Dürerbilde, das den
dramatisch-dogmatischen Sinn so fruchtbar verwertete, fällt
es schwer, auf andere Beispiele des Christus in der Kelter
noch einzugehen; denn was sonst an deutschen Denkmälern
derart erhalten ist, steht auf viel niedrigerer Stufe. Da jedoch
die übrigen Abbildungen noch Einzelheiten enthalten, die auf
den beiden genauer besprochenen Denkmälern nicht Vor¬
kommen, so sei auf diese Einzelheiten kurz hingewiesen.
Kelterbild des Hortus deliciarum v. Herrad v. Landsperg.
Auf dem Kelterbalken steht (in unserer Abb. 2 nicht wieder¬
gegeben): ,,Die Kelter ist das hl. Kreuz“ (torcular est sancta
crux). Das Christus hier gar nicht selber als gepreßt dargestellt
ist, wurde bereits betont. Bemerkenswert ist hier noch die
mittelalterlich epische Häufung der Teilnehmer an dem Vor¬
gang: Links oben die hl. Männer, die Trauben schneiden und
in Körben herbeitragen. Rechts oben die hl. Frauen, die,
ebenso wie die Apostel unten, die Körbe in den Kelter¬
trog ausgießen. Dann unten die Erklärung des Wertes
der Keltermarter: Links der Erlöser, der der Heiden¬
kirche, der Synagoge, die Hand reicht, und rechts die Jünger,
die den Heiden und Juden die frohe Botschaft lehren.
— Holzschnitzerei in Speyer, um 1500 entstanden (Abb. 4).
Hier hat Dr. jur. Friedr. Bassermann-Jordan in seiner Schrift
„Ein plastisches Kelterbild im historischen Weinmuseum
zu Speyer. 1912** darauf aufmerksam gemacht, daß die Dar¬
stellung für die Geschichte der Kelterpresse in Deutsch¬
land aufschlußreich ist; denn die Schnitzerei, bei der die
Schrauben auch tatsächlich drehbar sind, stellt eine Doppel¬
schraubenniederdruckkelter dar, bei der die Schraubengewinde
beide in verschiedenem Sinne geschnitten sind.
Das Bild des Bayerischen Nationalmuseums aus dem
16. Jahrhundert endlich (Abb. 5) ist dadurch beachtens¬
wert, daß bei ihm an die Stelle des Kelterbrettes der Kreuz¬
stamm getreten ist, um den symbolischen Sinn der Kelterung
möglichst handgreiflich zu machen (man vergl. dagegen die
Anbringung des Kreuzes auf dem Nürnberger Holzschnitt!).
Aber auch im ganzen zeigt diese späte Bauern-Malerei,
wie wenig innerlich das Symbol in dieser Zeit verstanden
wurde; denn auf dem Bilde wird die Kelterung dazu
benutzt, um ein kindisches Idyll aus den Weinbergen vor¬
zuführen. Die ganze untere Hälfte des Bildes wird nämlich von
Vorgängen eingenommen, wie dem Umfüllen des Weines in
ein Faß und dem Hinunterseilen des Fasses in den Keller,
alles Dinge, die mit der Kelterung als dem Sinnbilde des Opfer-
todes Christi nichts zu tun haben. So zeigen also die Ausläufer
jener herrlichen frühen Schöpfungen, daß selbst die größten
Gegenstände von kleinen Geistern verflacht werden können,
und lassen durch ihre Mängel deutlich erkennen, daß die hohen
Schöpfungen des Geistes nur einem Empfinden gelingen,
das leidenschaftlich und groß gesinnt ist.
Deutscher Wein im deutschen Lied*.
Von Dr. Paul Landau (Berlin).
Das ,»innere Feuchtigkeitsbedürfnis“, das ein Gelehrter
den Germanen als Waldbewohnern zuerkannte, hat sie von
Anfang an besonders empfänglich gemacht für die herrliche
Bacchusgabe, die ihnen römische und gallische Händler brach¬
ten, und diese besondere Wertschätzung, mit der sie die Rebe
aufnahmen, zeigt sich dann
in ihrer ganzen Wein¬
kultur, in der Sorgfalt
der Anpflanzung und Be¬
handlung wie in der Aus¬
dehnung des Anbaus. In
den Weistümern wird den
Lehnsleuten die beste
Pflege anbefohlen, Strafe
den Lässigen, Belohnung
den Fleißigen verkündet,
und die allsommerliche
Rebenschau war ein
strenges Gericht. Nur so
war es aber auch möglich,
daß sich der Weinbau im
ersten Jahrtausend in ganz
Norddeutschland aus¬
breitete und sogar noch
ln Mecklenburg, Kurland
und Holstein gepflegt
wurde. Der Wein von
Thorn z. B. genoß hohen Ruhm; von Oderberg bis Guben
ward ein geschätzter Tropfen gezogen. Erst nach dem 15. Jahr¬
hundert wich die Rebe allmählich aus Norddeutschland zurück
und beschränkte sich etwa auf die heutigen Weingegenden.
Ein mit solcher Liebe und Sorgfalt gehegter und gepflegter,
mit Lust und Leidenschaft genossener Trank ist denn auch
vom Anbeginn dankbar gepriesen und gefeiert worden, und
schon die prächtigen Hexameter des ersten Moselliedes, das
der Römer Ausonius im 4. Jahrhundert n. Chr. sang, hallen
wider vom Lob der rebengeschmückten Ufer und der köst¬
lichen Weine, deren feines Aroma der Sohn Bordeaux* dem
Gewächs der Heimat
gleichstellt. Ein Jahr¬
hundert später ersteht
ein Sänger des Mosel¬
und Rheinweins in dem
frommen Venantlus Fortu-
natus, und so tönt
der Preis des deutschen
Weines in der geschmei¬
digeren lateinischenZunge,
aber mit einem deutlich
vernehmbaren deutschen
Unterton, bis in die Lieder
der fahrenden Schüler,
jener Goliarden, die uns
die ersten Strophen ger¬
manischer Weinpoesie ge¬
sungen haben. Nicht nur
das Bekenntnis des genial
liederlichen „Erzpoeten“:
Mihi est propositum in
taberna morl“ (nach
Bürgers Übersetzung: „Ich will einst bei ja und nein vor
dem Zapfen sterben“), sondern auch andere Carmina, z. T.
in Goethes freier Umdichtung, sind in unser Kommersbuch
eingegangen; in den dröhnenden Reimen dieser kecken, ver¬
bummelten Vaganten des frühen Mittelalters ist mit des Basses
Grundgewalt der Ton unserer Weinpoesie eingeschlagen, wie
Ludwig Richter: „Gestern Brüder, könnt Ihr’s glauben?“
Die Richterschen Bilder zu diesem Artikel entstammen mit Ausnahme des Bildes auf Seite 476 dem Verlag Hegel & Schade in Leipzig.
Ni
DEUTSCHLAND 475
er durch die Jahrhunderte klingt: die Verherrlichung des
,,Vinum forte, vinum purum“, der wahre Wunder tut, mit
dem steten Refrain:
„Bacchus, hochwillkommner Gast,
Trauter, benedeiter.
Deine heilge Götterkraft
Macht die Herzen weiter.
Solch ein Wein, ein Schluck vom Besten,
Ist der rechte Segen! . .
Nur langsam beginnt sich das fröhliche Zecherlied der
Studenten und Fahrenden von den Fesseln der fremden Sprache
zu befreien; lau¬
ter und heller
aber klopfen doch
die deutschen
Rhythmen her¬
vor, und nach¬
dem sich im
Mmnegesang das
deutsche Liebes¬
lied zum leuch¬
tenden jungen
Fluge aufge¬
schwungen,
taumeln auch dem
begeisterten
Zecher die Laute
der Mutter¬
sprache mitten
hinein ln die
fremdartigen
Verse.Lateinische
Brocken bleiben
noch lange im
deutschen Trink-
lied,und die ersten
eigenen Versuche
kleiden sich in
das Gewand der
Parodie, indem sie
die Formen der
,,hohen Lyrik“
komisch nach¬
ahmen. Die Ver-
ulkung eines
Minneliedes ist
eins der ältesten
und wohl das be¬
rühmteste Wein¬
lied, das wir be¬
sitzen. Es lautet
ln der ältesten
Fassung:
„Den liebsten Buhlen, den Ich han, Sein Nam heißt Wein, schenk dapfer ein!
Der ist mit Reifen bunden So wird die Stimm baß klingen;
Und hat ein hölzes Röckleln an. Ein starken Trunk ln einem Funk
Frischt Kranken und Gesunden, Will ich mel’m Bruder bringen.
In ähnlicher Weise ahmen die beliebten Weingrüße die Marien¬
grüße nach, und dem Sehnsuchtsruf des ritterlichen Sängers
nach dem Maien setzt der Trinker ein markig kontrastierendes
Lob der edlen Reben entgegen:
„Nu bis mir gott willkommen, Last mir mein Gemüt nicht sinken
Du edler Rebensaft! Und stärkst das Herze mein.
Ich hab gar wohl vernommen, Darumb wöll’n wir dich trinken
Du bringst mir süße Kraft, Und alle fröhlich sein.“
Vielstimmig erschallt in diesen Volksliedern der Jubel
über die köstliche Gabe:
,,So drlnken wir alle Ist aller Wein ein Fürste;
Dlsen Wein mit Schalle! Drink, mein lieber Dieterlein,
Dlser Wein für ander Wein So wird dich nimmer dürsten,
Drinks gar auß, drlnks gar auß!“
Mit unendlichen Kosenamen schmeichelt der Schlemmer
seinem Buhlen. „Ach, du lieber Stallbruder mein, krauseminte,“
so redet er ihn an oder ,,Rebhans im Mäntelein“ und mit
Fischartscher Redseligkeit: ,,0 Erdenblut; mein Lungen¬
schwamm; 0 Kragenspülerle; Ach Himmeltau, durchfeucht
meines Herzens Au; Du mein liebes Rebenbrünnlein; Gaumen¬
kitzel; Wendunmut usw.“
„Frisch auf, gutGsell,
laß rummer gähn!
Tummel dich, guts
Weinlein!
DasGläsleln soll nicht
stille stahn,
Tummel dich, tummel
dich, guts Weinlein!“
Solch große
Übung bildet
feine Weinzungen
aus, und so wer¬
den denn im lan¬
gen Lied die
Weinarten gewür¬
digt: Laudenbur-
ger, Niersteiner,
Elsässer, „will ge¬
trunken sein mit
Züchten“; „der
Heinzerock stößt
mir einen Bock“;
,,Wein zu Heims¬
bach macht ziemlich schwach, so man zu grob tut saufen“; der
beste ist der Fürstenberger, ,,derselbig wächst zu Bacherach,
Gott woir ihn wohl bewahren!“ Sogar im mittelhochdeutschen
Epos werden einzelne Weine gepriesen: in den Nibelungen
der Rheinwein, von dem Siegfried vom besten auf die Fahrt nach
Island mitnimmt, der „guote Botzenaere“ in der Geschichte
vom Übeln Weibe, im Biterolf der „fränkische Win“ usw.
Nur der bayrische Wein erfährt im „Renner“ bittern Spott. . .
,,Eln guter Wein Ist lobenswert
Vor anderm Ding auf dieser Erd,“
das ist der Weisheit letzter Schluß im Weinlied, und „so trunken
sie die liebe lange Nacht, biß daß der helle Morgen anbrach“.
Zum Rundtrunk singt jeder sein Sprüchlein, und beim letzten,
dem „Schlaftrunk“, grölen sie alle:
„Ich dürmel (taumel) wie ein Gans herein. Das schafft allein der gute Wein,
Daß mir der Schädel kracht. Aide zu guter Nacht!“
„Welnerleln, daherein! Wann wir nimmer sein?
Was soll uns der Pfenning, Klrlelelson, klrielelson!“
Im „geistlichen Ton“ singt so der Zecher, und der Chor fällt
ein: ,,Und hastu
Gugel und wiltu
Gugel und hastu
Gugel funden?“,
wobei unter dem
rätselhaften „Gu¬
gel“ wohl nur das
Glucksen des
Weins in der
Kehle bei einem
langen Schluck
verstanden wer¬
den kann. Der
,,Tummler“ geht
um, der riesige
Humpen,den kein
ehrlicher
,,Schlemmer“ un-
geleert von der
Lippe setzt:
Ludwig Richter: ,,Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben“
476 DEUTSCHLAND Nr.TO
Eis ist kein Ton der Trinkpoesie, der nicht in dem weiten
Bereich des mittelalterlichen Volks-Weinlledes angeschlagen
würde. Der Saufaus klagt, der seinen letzten Heller durch
die Gurgel gejagt; in einem wunderlichen Gesang lallt gar ein
Berauschter dunkle Worte; Noah wird, wie später von Wilhelm
Müller und Kopisch, als Vater und Erfinder des Weins gefeiert.
Sogar geistlich umgedichtet erscheint das Weinlied als Gesang
frommer Lebenskünstler, die auch im Trunk ,,Jesu Wein“
andächtig genießen:
„Setzt das Gläschen an den Mund
In den Rosen,
Und trinkt es aus bis auf den Grund,
Da findt ihr den heilgen Geist zur Stund
In den Rosen.“
Als eine Medizin gegen edles Trauern verordnet den Rebensaft
ein Sang aus dem Liederbuch
der Klara Haetzlerin:
„Wein, Wein von dem Rhein,
Lauter, klar und fein.
Dein Färb gibt gar lichten Schein
Als Kristall und Rubin.“
„Wir haben ein Schifflem
mit Wein beladen, darmlt wollen
wir nach Engelland fahren“, so
hebt ein Lied an, das eine gute
Zechergesellschaft ins ,,Engel¬
land“, ins Paradies des Rausches,
führt, wie es uns so unnach¬
ahmlich ein größeres Gedicht
vom Ausgang des 13. Jahrhun¬
derts, „Die Wiener Meerfahrt“,
schildert. In ihrer Trunkenheit
bilden sich die Kumpane ein,
sie seien auf einer Pilgerfahrt zu
Schiff nach Akkon; was kann es
anders als ein schlimmer Sturm
sein, der ihnen so taumlig und
übel macht? Schließlich schmei¬
ßen sie einen über Bord, d. h.
zum Fenster hinaus, daß er Hals
und Beine bricht . . . Aus den
Phantasien solch ungefüger
wilder Gelage steigt riesengroß
und übermenschlich, vom Wein¬
dunst umwoben, wie ein ge¬
waltiges Symbol des deutschen
Durstes, der mythische Held
einer andern Dichtung aus dem
14. Jahrhundert: „Der Wein¬
schwelg“. Ein einsamer Trin¬
ker vollbringt hier Ungeheures
auf der Zechbank vor dem Wein¬
faß: ,,D6 huob er üf unde träne ein trunc von zweinzec Schlün¬
den“, so rollt immer wieder das feuchte Leitmotiv durch die be¬
häbigen Verse, und dann lobt er den guten Tropfen, spricht
verächtlich von denen, die aus Bechern undNäpfen trinken. Immer
häufiger leert er die Kanne, immer mächtiger werden die Züge.
Er weicht und wankt nicht, bis der ganze Inhalt des Fasses mit
seinem Leibe Vermählung gefeiert. Und als sich die andern schon
vor Staunen über seine Leistung nicht zu halten wissen, da fängt
er erst zu trinken an und grüßt den Herzerquicker: ,,Wein, ich
falle dir zu Füßen!“ Und beim nächsten Schluck: „Dem Wein,
der mich verjüngt, dem will ich springen einen Sprung. Und
dreimal schnellt er in die Höhe. Er trinkt, bis die Bank zer¬
kracht; er trinkt, bis ihm der Gürtel platzt; er trinkt, bis ihm
das Hemd zerreißt. Da zieht er einen hirschledernen Koller an
und einen eisernen Panzer darüber und ist nun selbst, geschützt
gegen des Weines Drang, zum Faß geworden, gefüllt mit
dem Besten, was ihm hoch über allen andern Gütern der Welt
steht. „Do huob er üf unde träne . . . .“
Neben der Urgestalt dieses Trinkerriesen erscheint der
Redner eines andern Gedichts: „Der Weinschlund“, der in
mühsamer Verteidigung das Trinken gegen alle Anschuldigungen
rechtfertigt, schon als Vertreter des meistersingerlich morali¬
sierenden Geistes. Ähnliches klingt in den langen Streitreden
zwischen Wein und Wasser an. Aus einem echten, gemütvollen
Zecherbrauch aber sind dieWeingrüße und Weinsegen geboren, die
besonders die Nürnberger Meistersinger Hans Rosenplüt und
Hans Folz anmutig gesungen. Bevor man trank, grüßte man
den Wein, und hatte man geendet, sprach man den Weinsegen.
„Nu grüße dich Gott, du edles Getränk!
Frisch mir mein Leber, sie ist krank,
Mit deinem gesunden, heilsamen Tropfen 1“
So etwa hebt ein solcher Gruß
an und fährt dann fort:
„Selig sei der, der dich rufet aus,
Selig sei der Wirt, der schenken erdacht.
Selig sei der Bot, der dich hergebracht.
Selig sei der, der dich hat ein geschenkt!**
Und ein Weinsegen des Rosen¬
plüt lautet folgendermaßen:
„Nun gesegn dichGott.du lieberEidgeselll
Mit rechter Lieb und Treue ich nach
dir stell.
Bis daß wir wieder Zusammenkommen;
Dein Nam, der heißt Kitzelgaumen,
Du bist meiner Zunge eine süße Naschung
Und bist meiner Kehle eine reine
Waschung,
Du bist meinem Herzen ein edel Zufließen
Und bist meinen Gliedern ein heilsam
Begießen,
Und schmeckest mir besser als alle
Brunnen,
Die aus den Felsen je sind gerunnen.
Denn ich die Enten nicht leiden mag.
Behüt dich Gott vor St. Urbans Plag
(dem Podagra)
Und beschirm mich auch vor dem
Strauchen,
Wenn ich die Stiege hinab muß tauchen.
Daß ich auf meinen Füßen bleib
Und fröhlich heimgeh zu meinem Weib
Und alles wisse, was sie mich frag,
Nun behüt mich Gott vor Niederlag!“
Was sonst im 15. und 16. Jahr¬
hundert von den Humanisten,
wie Eobanus Hesse, oder Se¬
bastian Brant und Hans Sachs
vom Wein gesungen wurde, das
gipfelt alles in einem einzig¬
artigen Meisterwerk, dem Höhepunkt aller deutschen Trink¬
poesie des Mittelalters: in Fischarts ,,Trunkener Litanei , dem
8. Kapitel seines „Gargantua“. Eine großartige Orgie entfaltet
sich hier, ein Bacchanal in den blühendsten Farben des Rubens,
ein einziger Hymnus auf den Wein, anhebend mit dem Rasseln
der Kannen, dem Klirren der Becher, dem Klingen der Gläser,
von drolligem Geplauder und wunderlich tiefsinnigen Reden
begleitet, geschmückt und ausgeziert mit den schönsten Volks¬
liedern, die sich gleichsam wie ein früchteschwerer Kranz durch
das Ganze hinziehen. Und je stärker der Geist des Weins die
Gemüter beseligt, die Köpfe durchglüht, die Augen erleuchtet»
desto brausender bricht der Jubel los, steigert sich das Stimmen¬
gewirr zum verzückten Gestammel, aus dem die Worte tief¬
sinniger Tollheit und weisen Unsinns wie bunte Kugeln auf¬
steigen. Das Vorsichhinsummen des einzelnen, das abgerissene
Einfallen in die Melodie, vom Jauchzen über den guten Trunk»
Nr.lO 1
DEUTSCHLAND 477
Ludwig Richter:
„Was für ein schief Gesicht
vom behaglichen Gebrumm des Schlemmers unterbrochen,
schwillt an zum vielstimmigen Chor, zum bacchantischen
Fortissimo dieser Weinsinfonie, deren sprühender Übermut,
deren ausgelassenes Toben keine Grenzen kennt, bis der
Rausch in Lallen entartet, die schwere Müdigkeit alles in
purpurne Schatten taucht, die Köpfe sinken und
die Litanei in kurzen Schreien, in mühsam her¬
ausgestoßenen Worten indem dunkeln Traum-
reich des dumpfen Weinschlafes verebbt . . .
Im Jahrhundert des Großen Krieges lebt
noch etwas von Fischarts weintrunkener Selig¬
keit weiter, aber das große Lachen, die gesunde
Unbefangenheit, sie fehlen; wilde, wüste, grelle
Töne mischen sich ein und verzerren das har¬
monische Bild ins Unheimlich-Zerrissene. Die
schöne Zeit, da jeder sein treffliches Weinchen
trank, ist ja nun vorbei. Die ,,Klagred’ Bacchi“,
der Wein sei „adlig geworden“, besagt, daß er
teuer geworden und nur noch etwas für die
Vornehmen, für gewisse Stände ist. Die meisten
Poetendes 17. Jahrhunderts haben ganz andere
Sachen zu besingen: Hochzeiten und Todes¬
fälle, Gottes Güte und der Welt Grauen.
Nur drei Dichter ragen heraus aus der Masse
der Trübsalbläser und Stubenhocker; der
Hofmann, der Soldat, der Student. Georg
Rudolf Weckherlin verherrlicht die galanten
Lustbarkeiten feiner höfischer Kreise durch
manche „Saufode“, in der das Feuer echter Trunkenheit rast:
„Wann ich mit guter Gesellschaft
Frisch zechend an dem Tisch gesessen,
Macht mich der süße Rebensaft
Des Leids und Unmuts bald vergessen!
Ich will stets springen an den Danz,
Gekrönet mit dem Efeukranz!“
Moscherosch hat im sechsten Gesicht seines „Philander
von Sittewald“, da er in grausig grandiosen Bildern das Sol¬
datenleben des Dreißigjährigen Krieges malt, auch der Wein¬
poesie nicht vergessen, die im Lager das Gerassel der Säbel
und Pistolen begleitete:
„Alle Welt schreyt: Zu den Waffen!
Ich schrey: Juch, zum Wein!“
Mögen die Lieder nun derbunflätig oder im modisch-süßen
Schäferton erschallen, stets gilt
das Merkwort: „Trunkenheit
macht vergessene Leut.“ Um
sich zu betäuben, huldigt man
dem Rebensaft und singt:
,,Solang ich leb, lieb ich den Wein,
Denn er vertreibet Forcht und Pein,
Verjagt Melancholie und Schmerzen.
Das Wasser bringet Traurigkeit,
Macht weh im Magen und im Herzen,
Darumb, so flieh ich’s allezeit.“
Der Student in diesem Trium¬
virat, Christian Günther, ist
der genialste unter ihnen; er
zeigt das Heraufkommen des
Studiosen in der Trinkpoesie,
der von nun an lebendigsten An¬
teil auch am Weinlied nehmen
sollte. „Das Haupt bekränzt.
„Aus den Reben
Fleußt das Leben,
Das ist offenbar.
das Glas gefüllt“, singt er seine heißerlebten Lieder, stcirmelt
wohl auch „im dichten Rausch“ melancholische Strcphen.
Aber wie sein Leben zerrinnt, verwehen seine Verse. Seine
steife und engherzige Zeit bekreuzt sich vor diesem Jünger
des Bacchus, und das Weinhed verstummt . . .
Erst in der Anakreontik wagt es sich wieder hervor, zeigt
sich schüchtern und mäßig, flüstert leise und geziert, bis es auf
den Flügeln der sonnenanstrebenden neuen Dichtung in stolze,
nie vorher geahnte Höhen steigt. Nach der Weise ihrer hohen
Vorbilder Anakreon und Horaz predigen die neuen Poeten Mäßig¬
keit, und der gute Gleim, der bei den nächtlichen Gelagen in der
Rosenlaube dem durstigen Klopstock und den andernKumpanen
nur ungern die zweite Flasche bewilligte, unter-
^ scheidet sehr genau ,,die Säufer und die Trinker“;
die ,,weisen Trinker rasen mit Vernunft“, und
nach Uz verscheuchen ,,die sanften Grazien die
kühneVöllerey“, der allein die rauhen Skythen und
Barbaren huldigen. „Nur der ihn ehrt, den
Wein, den soll er laben; nie sei er durch Un¬
mäßigkeit entweiht“. Die ganze anakreontische
Weinphilosophie hat Hagedorn in seinem langen
,,Hymnus auf den Wein“ entwickelt; lustiger
ist die Tonart der neuen Dichtung in seinem
frischen Liedchen angeschlagen:
Ihr, der Trauben Kenner,
Weingelehrte Männer!
Macht dies Sprichwort wahr!“
Im Wein liegt Weisheit. „Trinkt Wein! So
lernt ihr weise sein“, ruft Weiße, und für Gleim
ist der Trinker klüger als der Mathematiker
Euler, „der der Welten Größe mißt“. Pedanten
und Grillenfänger trinken nicht; allein der
wahre Philosoph würdigt „des Kummers Gegen¬
gift“ (Hagedorn), den „Lebensbalsam, der uns
die tausend Plagen leicht und gelassen tragen
lehrt“ (Ebert). Nur beim Wein gedeiht die echte Freundschaft:
„Gesellt euch! Stillt mit angeerbtem Triebe den Durst nach
Küssen und nach Wein“, rät Hagedorn den Freunden, und
Klopstock begrüßt in der Freundschaftsode „Wingolf“ den
Meister als den mit Reben und Weinlaubstab geschmückten
Führer zum Bacchusfest. Klopstocks spätere Ode „Der Rhein¬
wein“ („0 du, der Traube Sohn, der im Golde blinkt!“) stellt
die Krönung und Überwindung der ganzen anakreontischen
Richtung dar. Mit herrlichem Pathos erhebt sie sich über
irdisches Behagen und die Wonne der Freundschaft zu dem
heiligen Rausch unsterblicher Jugend und ewigen Ruhmes.
Lessings zahlreiche Weinlieder stehen zwischen dieser
tändelnd gefühlvollen und einer mehr derb-burschikosen,
gemütlichen Art, der des herannahenden ,,Sturm und Drangs“,
mitten inne. Im Wein tröstet
sich der Dichter über die Un¬
treue der Geliebten, beim Wein
fürchtet er sich nicht vorm
Donner; der Wein ist sein
bester Arzt, und seine schönste
Musik das Klirren des Pa߬
glases. Beim Saft der Trauben
überwindet er sogar den Tod
und jubelt zuletzt:
„Ewig muß ich also leben.
Ewig! Denn, beim Gott der Reben,
Ewig soll mich Lieb’ und Wein,
Ewig Wein und Lieb’ erfreu’n!“
Bürger besingt dann im Leier¬
kastenton ,,Bacchus, den braven
Mann“, der viel mehr wert ist
als Apoll, undJ.H. Voß preist
den goldenen Rheinwein mit
Ludwig Richter: „Im kühlen Keller . . .“
dem spießbürgerlichen Anfangsvers seines Chorgesanges:
,,lhr habt doch Wein genug im Hause?
Mir ist so wohl!
Doch guten Wein zum guten Schmause
Von Winterkohl!
Steht irgendwo verpicht im Keller
Ein Ehrenwein, ein Herzensschweller:
Hinab und hol .“
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Ludwig Richter: „Bringt m’r Blut der edlen Reben . . .“
Höltys Trinklied von 1776 ,,Ein Leben wie im Paradies gewährt
uns Vater Rhein“ ist ins Kommersbuch aufgenommen worden;
leichter und heller noch klingt sein „Trinklied im May“:
„Bekränzet die Tonnen Der May ist begonnen.
Und zapfet mir Wein, Wir müssen uns freu’n!“
All die andern Sänger des „Hains“ und des „Sturm und
Drangs“, die sich in den Musenalmanachen zusammenfanden,
aber hat Matthias Claudius weit hinter sich gelassen mit seinem
unsterblichen, zum ech¬
testen Volkslied ge¬
wordenen ..Rheinwein¬
lied“: ,»Bekränzt mit
Laub den lieben vollen
Becher und trinkt ihn
freudig leer.“ Die
idyllische Seelenmelo¬
dik dieses Liedes, die
er in seinen andern
Trinkliedern nie wieder
erreichte, ist vielleicht
überhaupt nur noch ein¬
mal getroffen worden:
in Hebels wunder¬
schönem „Abendlied,
wenn man aus dem Wirtshaus geht“:
„Jetzt schwingen wir den Hut;
Der Wein, der Wein war gut.
Der Kaiser trinkt Burgunderwein,
Sein schönster Junker schenkt ihm ein.
Und schmeckt ihm doch nicht besser, nicht besser . .
Goethes Weinpoesie, mag sie vagantenhaft das ,,himm¬
lische Behagen“ der Zecher preisen, gesellig den Rundgesang
anstimmen oder hafisisch schwärmen, umfaßt alles Hohe und
Tiefe der Trinklyrik und leitet über zu der Romantik, die neue
mystische Geheimnisse im Rebenblut entdeckte. Hatte schon
Hölderlin in seinem Hymnus ,,Brot und Wein“ — ganz anders
als später Uhland, der beides so schlicht und innig als Gaben
der Flur nebeneinander stellt — die Spende des Bacchus als
das Helle, Heilige, Göttliche verehrt, so wird dem sinnlich¬
übersinnlichen Priester der Romantik die Geburt und die
Kraft des Weines zu einem Mysterium, wie einst den ver¬
zückten Jüngern des Dionysos. Der früh dem Tode geweihte,
allem Irdischen so glühend hingegebene Novalis hatte zuerst
Trink- und Winzerlieder im altväterischen Biedermannston
gedichtet, so: ,,Wie schmeckt das Gläschen Wein so süß“ und
,,Zur Weinlese“ (1799): ,,Wir haben Weinmond, lieben Leute.“
Im,,Heinrich vonOfter-
dingen“ jedoch singt
dann der Magier Kling-
sor das Lob des Weins
als einer wundersamen
göttlichen Macht:
„Auf grünen Bergen wird
geboren
Der Gott, der uns in
Himmel bringt,
Die Sonne hat ihn sich
erkoren.
Daß sie mit Flammen ihn
durchdringt.“
Hymnen haft feierlich
hallen nun die Wein-
lieder, mit fast religi- ■■N“'’
öser Andacht naht man dem Wunder der Rebe, so von Mörickes
verzückter,,Herbstfeier“ bis zu Hebbels Gebet ,,Vor dem Wein“:
,.Dunkler, heiliger Wein! Das bist du, o Natur,
Sieh, ich dürfte dich trinken. Deiner gewaltigen Kräfte,
Doch in dein mystisches Blinken Deiner verborgensten Säfte
Schau ich mit Andacht hinein. Uberfließende Spur . .
An Novalis knüpfen übrigens auch die zahlreichen Gedichte
an, die in platterer Form den Lebenslauf des Rebstockes schildern
und von denen nur an zwei der bekanntesten erinnert sei,’an
KarlKöchys: „Ich bin der Sohn des Lichts“ und an K. F.
Haitaus’:
„Aus der Traube ln die Tonne,
Aus der Tonne in das Faß,
Aus dem Fasse dann, o Wonne,
In die Flasche und ins Glas.
Aus dem Glase in die Kehle . . .“
Unterdessen aber
kamen in der Roman¬
tik auch wieder schlich¬
tere, naivere Töne
herauf. Arnim-Brcn-
tano hatten in „Des
Knaben Wunderhorn“
gestoßen und ihm die
fröhlichen alten Wein¬
lieder entlockt, die sie
mit Behagen neu dich¬
teten. Andere fielen
ein, noch ein wenig im
Sinne der Claudius und
Hebel: Mahlmann mit
seinem vielgesungenen
„Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“, dann Emst Moritz
Arndt mit seinem edel schwungvollen Trinklied:
„Bringt mir Blut der edlen Reben,
Bringt mir Wein!
Wie ein Frühlingsvogel schweben
ln den Lüften soll mein Leben
In dem Wein“,
und dem ,.Paradiesischen Weinlied (,,Von der Sonne geboren,
glüht Licht des Lebens im Pokale ). Noch zu seinem 79. Ge¬
burtstag hat sich der greise Zecher ein gemütvolles Weinlied
gesungen. Die gleiche begeisterte Lebensfreude atmen die
Trinklieder der Schwaben, Uhlands: ,,Wir sind nicht mehr
beim ersten Glas“ und des Weinsberger Sängers Justinus
Kerner: ,,Wohlauf noch getrunken“, dem kein anderes seiner
vielen Weinlieder zur Seite gestellt werden kann. Eine Blüte
der Weinpoesie entfaltet sich nun wie me zuvor. Dem Preis
der Rebe widmen manche Dichter ganze Sammlungen, so Wilhelm
Müller seine ,,Tafellieder“, die von dem Wasserverächter Noah
singen und von dem bis in den Tod weingetreuen Ritter mit
dem Grabspruch: ,,Est, est“, von der Kräfte entbindenden
Freiheit im Wein und der Festmusik des Gläserklangs; so
Wilhelm Wackernagel sein treffliches ,»Weinbüchlein und
Hoffmann von Fallers¬
leben gar mehrere
Bändchen, von denen
das beste,,Unser Wein¬
baus“ ist. Kinkel dich¬
tet seinen Zyklus ,,Die
Weine“, Gust. Pfarrius
besingt das Nahetal in
feuchten Liedern, und
Friedrich Hornfeckgibt
sein ,,Schenkenbuch“,
aus dem viele populäre
Lieder herstammen. Es
gibt kaum einen Poeten
aus dieser Zeit der ab-
frohhche Leute . . . ‘ sinkenden Romantik,
dem nicht als fahrendem Schüler oder schwärmendem Gassen¬
philosophen ein schönes Weinlied gelungen. Rückert und Simrock,
Kugler und Ludwig Eichrodt seien genannt. Der prächtige
Kopisch schafft, Scheffel vorausahnend, eine ganze Mythologie
des Weins. Die politischen Dichter deuten ihn für ihre Zwecke
aus, wie Herwegh, der in seinem Rheinweinlied den deutschen
Rhein und die wahre Freiheit feiert, und philosophische Poeten,
Nr. 10
DEUTSCHLAND ü B eee se eeeeeeeeeoe öooGOQoee eai 479
wie Friedrich von Sallet, vergleichen den Dichter und den
Rebstock als die Phantasie-Elemente der Welt.
Die Trinkpoesie der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
um Scheffel und Baumbach bedeutet ein schönes Wiederauf¬
leben dieser Lyrik der Spätromantik. Einen melodischen
Vorklang bringen die Sänger der Münchner Dichterschule,
die Geibel und Bodenstedt, Roquette und Leuthold; besonders
der letztere hat in seinen Trinkliedern schäumende Weineslust
in die edelste Form gebannt. Scheffels Lieder, die zum Brevier
des deutschen Zechers geworden sind, fesseln weniger durch
ihre archäologische Vermummung als durch ihren urwüchsigen
Humor; alle seine Nachahmer, die Baumbach, Jul. Wolff,
Jos. Lauff, so Heiter-Anmutiges sie geschaffen, erscheinen
daneben doch viel blässer und matter. Als „echtestes Gewächs“
aber wird man die feurigen Rheinweinlieder von Wilhelm
Jordan und Emil Rittershaus gelten lassen, und ihnen schließt
sich ein köstlicher, viel zu wenig gekannter moderner Weinpoet
an: Johannes Trojan. Ein gründlicher Botanicus der „Keller¬
gewächse“, kann er nie genug staunen über die Herrlichkeit
des Traubenbluts:
„Wie doch nur in die Tonne
Das alles kommen mag:
Die duft’ge Frühlingswonne,
Die Rosen und die Sonne
Und Nachtigallenschlag!"
Und weil er den Wein so liebt, richtet er bittere Schmähgedichte
gegen die Weinpantscher und Weinfälscher, gegen die schon
Fischart so heftig gewettert.
Drei große Meister der Lyrik stehen abseits mit ihren
Weingedichten von dieser letzten allgemeinen Blüte des Wein¬
gesanges, die uns die populärsten Tafellieder geschenkt: Gott¬
fried Keller, C. F. Meyer und Theodor Storm. Der Dichter
der „Leute von Seldwyla“, ein trinkfester und trinkfreudiger
Mann, hat so manch tiefsinnig seliges Gedicht „beim Rhein¬
wein“ angestimmt, den selbstgezogenen „Landwein“ des
alten Bauersmannes besungen, der der Erde höchste Weisheit im
Glase schimmern sieht, die Lust der kelternden Winzerin darge¬
stellt, deren Schönheit der Traube gleicht, und jubelnd gerufen:
„Sehet! Unbändig schwellen die Trauben,
Rüstet die Kelter und rüstet den Krug! —
Jegliche Beer’ eine sonnige Klause,
Drinnen ein Glutelf brauet die Flut!"
Auch C. F. Meyer ahnt in der Traube schon „Evoe und Winzer¬
reigen“ und rühmt Bacchus voll romanischer Glut, während
der Norddeutsche Storm sich durch ihn den trüben Herbsttag
erhellen läßt:
„Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk* * ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden . .
Damit schließen wir unsere mehr als tausendjährige Wan¬
derung durch die deutsche Weindichtung. Die jüngste Lyrik
hat ihr trotz der frischen Töne manch feuchtfröhlicher Sänger,
wie Liliencron, Bierbaum und Otto Erich Hartleben, nichts
Ebenbürtiges zur Seite stellen können, es sei denn die dunkle
Symbolik des verzückten Rausches in Dehmels Trinklied:
„Singt mir das Lied vom Tode und vom Leben
Dagloni gleia glühlala!
Klingklang, seht; schon knicken die Reben,
Aber sie haben uns Trauben gegeben.
Hei! —"
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In ernster Sitzung sind wir hier,
Gedenken wir der Pflichten!
Beim gold’nen Rheinwein sitzen wir,
Die böse Welt zu richten.
So manchem sonst gelehrten Mann
Blieb, was sie birgt, verriegelt.
Er sah nicht so die Welt sich an.
Wie sie im Wein sich spiegelt.
Weingericht.
Von Johannes Trojan.
Doch well ln vlno veritas.
Well ln dem Wein die Wahrheit,
Schau’n wir einmal recht tief ins Glas
Und kommen bald zur Klarheit.
Die Welt ist gut, die Zeit ist gut.
Es wird der Mensch nicht schlimmer.
Wer nicht der Freude wehren tut,
Der freut sich auch noch immer.
Es funkeln noch durch jede Nacht
Die Sternlein all, die holden;
Es leuchtet noch in ew’ger Pracht
Der Sonne Glanz so golden.
Der Frühling kommt noch jedes Jahr
Mit seinen tausend Blüten;
Noch immer kommt die Vogelschar,
In Wald und Busch zu brüten.
Man sieht den Wein noch allezeit
In vollen Gläsern blinken;
Es gibt noch Menschen, die gescheit
Genug sind, ihn zu trinken.
Es gibt noch Herzen, die in Treu’
Und Lust und Liebe schlagen.
Noch Menschen gibt’s, die ohne Scheu
Das Rechte tun und sagen.
Und also, weil die Welt so gut
Und nichts dran auszusetzen,
So wollen wir mit frischem Mut
Uns freu’n und uns ergötzen.
Und sieht uns hier ein Engelcln,
Soll oben es bestellen:
Da sitzen auf der Erd’ beim Wein
Grundehrliche Gesellen.
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480 nnUTSClILAND Nr.lO
Adolf Schrödter: Triumphzug des Königs Wein (Phot. F. Bruckmann. München)
Der Wein in der bildenden Kunst.
Von Dr. Paul F. Schmidt (Offenbach).
Seit uralten Zelten ist der Ruhm des Weins nicht bloß
von Dichtern gesungen, sondern auch von Malern und Bild¬
hauern verewigt worden. In den Reliefs der altassyrischen
Paläste sitzt der gewaltige König mit seiner Gemahlin in der
Weinlaube und trinkt; auf frühen griechischen Vasen sehen wir
Jünglinge und Hetären beim Zechgelage, und geschickt weiß
der Zutrinkende den Rest aus seinem Becher mit abgewandtem
Gesicht auf das Ziel zu spritzen, indem er den Namen seiner
Angebeteten nennt. Ja, der ganze Ideenkreis bacchlscher
Darstellungen, die im Mittelpunkt des abendländischen Wein¬
kultus stehen, stammt aus grauem Altertum. Den Griechen
kam er auf sagenhaften Wegen von Indien her, aber sie erst,
die gelehrigen Schüler der Orientalen, haben Bacchus und
seinem ausgelassenen Gefolge von Satyrn und Mänaden die
bildnerische Form verliehen, die allen nachfolgenden Zeiten
Gesetz wurde. Von der stillen Hoheit des Gottes Bacchus bis
zum trunken sich
rekelnden schla-
fendenFaun reichte
die bildnerische
Kraft ihrer Phan¬
tasie.
Betrachtet man
nun die fast un¬
übersehbare Fülle
aller Darstellungen
der neueren Zeit,
die dem Wein und
seiner Wirkung
gelten, so spalten
sich von selber ver¬
schiedene Mög¬
lichkeiten ab, ihm
künstlerisch nahe¬
zukommen. Da
sind die äußere
Gestalt der Rebe
und ihrer Frucht,
das frohe Treiben
des Weinberges
und das Stilleben
in doppelter Ge¬
stalt: Traube und Wein im Glas. Da nimmt den breitesten
Raum ein, wie s sich gebührt, der Trunk des einfachen
und des vornehmen Mannes, in Gesellschaft und in verständiger
Einsamkeit, daheim und im Gasthaus; und endlich hat der
deutsche Genius aus seinen Weinen Symbole und Illustra¬
tionen geschaffen, die von tiefem Verständnis für die „wunder¬
volle Gabe“ des Bacchus zeugen, von alter Freundschaft des
Künstlers mit dem laubbekränzten Gott.
Der Weinbau, als eine profane Betätigung, bedurfte im
frommen Mittelalter der Bestätigung durch biblische Historie,
und so sehen wir ihn noch in der Renaissance Italiens gelegent¬
lich der Geschichte Noahs vorgetragen. Bernozzo Gozzoli
schilderte in seinen ausgedehnten Fresken des C£anpo Santo
zu Pisa die Weinernte des Patriarchen in umständlicher Weise,
vergaß keine der erfreulichen Hantierungen zu malen und
auch nicht die Trunkenheit des Alten, die für ihn so schmählich
auslief. Michelangelo, der ausgesponnene Erzählungen nicht
schätzte und sein Kunstbekenntnis nur auf dem nackten mensch¬
lichen Körper aufbaute, gab in der Sixtinischen Decke lediglich
den Rausch des Noah und seine Verspottung. Wunderlicher¬
weise war nun das frühe Mittelalter viel vorurteilsvoller in der
künstlerischen Darstellung des Profanen und verewigte an
seinen gotischen Domen Wein und Weinbau in unbefangen
fröhlichen Reliefs: so besonders an der Kathedrale zu Reims,
der Hauptstadt der
gesegneten Cham¬
pagne, und an
einem zierlich ge¬
meißelten Pfört-
chen des Magde¬
burger Doms.
Die Kapitelle
und Reliefs an den
gotischen Bauten
boten überhaupt
der frischen Natur¬
liebe jener Bild¬
hauer des 13. Jahr¬
hunderts mannig¬
fache Gelegen¬
heiten; und wenn
wir von den
streng stilisierten
Weinranken an alt¬
christlichen Sarko¬
phagen absehen,
die lediglich christ¬
liche Symbole be¬
deuten sollen, so
findet sich die
erste stillebenartige Darstellung der Rebe und der Traube
an gotischen Kapitellen: damals erwachte m den Menschen
der Staufenzeit zum ersten Male die reine Freude an der
Natur. Es dauerte recht lange, bis sich die Malerei zur
gleichen Unbefangenheit aufschwingen durfte. Noch im
16. Jahrhundert wagten die Niederländer Lucas van Leyden
und Pieter Aertsen ihre Traubenstilleben nur als Zugaben
neben Madonnen und biblischen Szenen zu malen. Erst das
Diego Velazquez: Die Trinker (Phot. F. Bruckmann, München)
Nr.lO DEUTSCHLAND 481
17. Jahrhundert befreite den Künstlergeist von der Vor¬
mundschaft des Religiösen völlig, und seit Rubens’ herrlichem
Früchtekranz (in der Münchener Pinakothek) werden die
niederländischen Maler nicht müde, den sanften durchsichtigen
Glanz, den matten Reif dieser edelsten aller Früchte nach¬
zubilden: G.Dou, Davids de Heem, Galle u. a. gesellen sich zu
jenen Meistern des StUlebens, denen wir auch Murillo mit
seinen berühmten Gassenbuben (in München) zurechnen
können. Ihm ist vor allem der ganz versunkene Genuß im
Traubenessen wahrhaft verführerisch gelungen.
Der funkelnde Wein im Glas hat die Freude der Maler
früher gereizt. Schon um 1420 gibt das rheinische „Paradies-
gärtlein“ der Mutter Gottes mit ihren Hofdamen einen Tisch
mit Wein und guten Speisen im Garten zur Labung, und die
Abendmahlszenen der Altniederländer Dirk Bouts und Josse
van Gent lassen sich die Gelegenheit des Abendmahls nicht
entgehen, ohne die gefüllten Weingläser und die Zinnkannen
im Kühlgefäß mit stiller Genug¬
tuung hervorzuheben. Doch
sind es auch hier erst die
Holländer des 17. Jahrhunderts,
die in reinen Stilleben dem
glühenden Farbenspiel des Wein¬
glases nachgehen: allen voran der
genialeWillem Claesz Heda, dann
van Aelst, Pieter Clausz u. m. a.;
während unter den modernen
Künstlern fast nur Karl Schuch
und der Neo - Impressionist
Kurt Herrmann diesem blin¬
kenden Lichterspiel gerecht
werden.
In jeder Beziehung am lehr¬
reichsten und fesselndsten ist
aber die Weise, in der sich die
Kunst der verschiedenen Zeiten
mit dem Problem des Wein¬
trinkens auseinandergesetzt hat.
Und zwar ist hier von vorn¬
herein zu bemerken, daß die
Epochen am fruchtbarsten in
gemalten Gelagen waren, deren
Lebensdurst und malerischer
Realismus gleich stark ent¬
wickelt waren: die Barock¬
zeit der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts, die Bieder¬
meierepoche um 1840 und der
moderne Impressionismus. Ganz besonders aber die Barock¬
zeit: die Vitalität durfte sich damals im Leben und im Kunst¬
schaffen ungebunden austoben.
Einen großen Raum in diesen Darstellungen nimmt der
bacchische Ideenkreis ein. Die Renaissance erweckt ihn wieder
zu saftigem Leben: Michelangelo meißelt seinen trunkenen
Bacchus (beiläufig die einzige Statue des Gottes von Bedeutung,
welche ihn selber benebelt zeigt), Sansovino den schwungvoll
befeuerten idealen Jünglingsgott, und Tizians herrliche Gemälde
zeigen uns Bacchus und Ariadne, zeigen uns Bacchanalien voll
von edelster Trunkenheit. Die gehaltene Schönheit des
venezianischen Meisters genügt aber der folgenden Zeit nicht
mehr, und sie beginnt mit dem Bolognesen Annibale Carraci
jene Bacchantenzüge voll strotzender Lebensfülle, voll derben
Genießens und einer lärmenden Trunkenheit, die in Rubens’
bekannten Bildern dieser Art ihren Höhepunkt findet. Bei
Rubens ist alles Animalität und höchste Lebensbejahung, mit
der Freude sinnlicher Ekstase gegeben. Am lebhaftesten spricht
vielleicht für die Macht des Weines sein ,,Trunkener Herakles“:
der gewaltige Held selber torkelt und muß gestützt werden!
Verwandt, wenn auch mit gedämpfterem Jubel, wirken die
Bacchanalien des vornehmen Franzosen Poussin; und vollends
auf andere Wege gerät Velazquez. Die Nüchternheit dieses
großen Hofmalers steht an der Grenze gegen den burlesken
Naturalismus Rembrandts: Velazquez nimmt Bacchus nicht
ernst. Er malt ihn in Gestalt eines jungen fetten Taugenichts,
und seine Zechbrüder sind Trunkenbolde und Vagabunden,
die ihrem „Gotte“ eine ebenso devote wie vertrauliche Ver¬
ehrung bezeugen. Velazquez sah wohl täglich die Wirkungen
des starken spanischen Weines im Volke, und er glaubte an
keinen Heidengott, dessen Jünger sich so wenig zeremoniös
betrugen.
Im 19. Jahrhundert fand die rauschende Lebensfülle des
Rubens einen Widerhall im Schaffen der Franzosen Delacroix
und Gericault. Ihre Bacchanalien sind ebenso wie die ihres
Meisters Ekstasen der Farbe. Jetzt aber tritt die deutsche
Kunst an die erste Stelle. Wir sehen sie dem trunkenen Farben¬
rausch der Franzosen die nüchter¬
nen Linien des akademischen
Griechentums entgegensetzen:
Max Klinger wie Otto Greiner
und Stuck suchen antike Form,
griechische Trunkenheit wieder
zu beleben. Vergebens! Ihre
frostigen Akte vermögen uns nicht
das pulsierende Leben vorzu¬
täuschen, und Feuerbach ist der
einzige, der mit einer ihm eige¬
nen Tiefe der Auffassung der
Wirkung des Weins folgt.
In drei Stufen erhebt sich
Feuerbachs Hymnus auf den
Wein. Zunächst gibt er in „Hafis
vor der Schenke“ die reine
Lebensfreude; es ist der Dichter,
kein gewöhnlicher Sterblicher,
vom Weine befeuert, in dionysi¬
scher Genügsamkeit. Dann im
,,Tod des Aretino“ den grausigen
Kontrast des Todes, der den
Genußmenschen mitten in seiner
Schwelgerei packt, der wie
ein Blitz einschlägt. Und am
stärksten steigert sich Feuerbach
in dem Gegensatz, der in „Platos
Gastmahl“ vom Weine selber
ausgeht: die Weisen, die ruhe¬
vollen Geister beim Becher die
höchsten Lebensfragen besprechend, und die hereinbrechende
Horde lärmender Zecher um Alkibiades, die lediglich ihrem
jugendlichen Übermut die Zügel schießen läßt.
Nach diesem vollendeten und wahrhaft monumentalen
Dreigestirn tiefsinniger Deutungen blieb originellen Geistern
fast nur noch Lustspielartiges übrig. Leo Putz malte in phan¬
tastischer Erotik ein Bacchanal zwischen Weibern und Raub¬
tieren, und Böcklin travestierte ein antikes Weinfest in seiner
derben schweizerischen Art, die die römischen Herrschaften
in angeheiterter Stimmung sieht und ihnen mancherlei un¬
passende Sachen für ihr ehrwürdiges Alter vom „Vinum novum“
(zu Deutsch „Federweiß“) diktieren läßt.
Wenn man auf den Boden der Wirklichkeit zurückkehrt,
d. h. die aus der Beobachtung zeitgenössischen Lebens ent¬
standenen Kunstwerke betrachtet, so muß man vom Mittelalter
und größtenteils auch von der Renaissance absehen. Diese
Zeiten wagten noch nicht, die Festfreude an sich zu geben
und brauchten bis zu den grandiosen Prunkstücken Paolo
Veronses — die nichts waren als üppige Festmähler aus dem
Venedig das Cinquecento — biblische Vorwände: das Abend-
Gabriel Metsu: Herr und Dzime am Spinett (Phot. F. Bruckmann, München)
8 DEUTSCHLAND
niflhl, die Hgchzeii m Käfiia. das Pressen des SoWes tmJien ßauenirmWu de-^ ä6. jEfirhunderts* bei Pieter Atits^ti
öder Loih und seine Tochter^ dne öcscHkhte. di^ schon und dem jlterefr Br^u^hel auf. Aber erst bei den jdl<tbtigen
bei dumj deutschen Kup^e)f>rechtr de$: 1?^ J^hrhdmiefisk EauentmaS^rni^ d^ den ßi^uw^iri Üs^udej.
y*MeitstCf P' W,^.\ fedit tij^uWmg xu rinem Animicrgela^e Tcniets, DusäfH:. etfcht^h,'w die gante PfAcbt dieset- defben
wird» bei dem die beiden ru%"en Damcft dem aken Lebernann R^sse. die Im Wirtshaus hockt und $äuft undl sieh
jmredefts* nur nicht tu aparen. ^ wäfje ja des edlen Rcb<m-' fufehtbar veiptdgelt; es Ist die malerische Anschatnuig der 2eH*
saftet da^ .pef mte/der jcsigenthcb eine ;^tÄus^e!a^ene GeselJ:- die im Bauern nur das verkommene SchenkenÄübjekt
schflfP' bisch aus seiner Zeit pialL ist der Mardc'fi&l Sanders und wdeher Rtibens wieder höchstAtistfnjcJc viericihl^i
van Hemessen um des 16^ jshrhunderts* Aber er Sc^ine „iCirmeß** itri Louvre kt einfr Eau^norgie von gaiu töÖiCip
triflt noch niciit recht dtn To/i der guten Welpb^nc» und ij&bcnsgier: v/ie das un^t uod inni^ -ünd ra ijeht sefen blkr
müsi^n wk itns schem sn die Hoitänder de? 17^ JahfbandM^ das normale hiriSüi^* ,
hflherii wenn ivir ga^rhehe Geb^e sehen vvolJen, Darid kt nahmen Nacbk)a;iKg;:d^^^ n^dt^re dewt^W Bildern
besoiKim Dirk groß, der jungefe Bmder des berühmten Ludwig Richkr^ und Zumbasefe friedlich sich ihre^ Lebens
Ffam' Halsi und dann in 'euruckkdfender Weise freiiende BäuerJeir^
Mnkl er der. bbrget h ch en CIcn f ^ rneef vap De H t, y uVad r I a dk":^ n Zusa nuneri hang ge holt jan Steen. de r das bürget>
T^irborch* Pietei de Hcuch, IVlieris Und Doö. Ls ist merk' itehe Casthau^ilebeh eirdetitilcber äL difi;
wiifdigT tbß her ihnen m^äst die Damen trinken und: die Merrca Bronw^fsdienHuhlcn* aber von AtlLber l.cbrnslList -^tf^zend.
göbnie Rcd^n führen. Dä$ Trinken geschieht auch hier erat Die burschikbsj? TruMichfcii des^^ Malern und
% v\nse!m Feuürbach.. Giastniahl des Pbtn iMfl GtnehmVffutta iä^r G Ö/rMiil
^miMilfl|tlTir8Mlfl^IMlk»n»rM||{ihjri|IMmilJnilK.. PllltlflMllMlirllHjll'kDlllfl{f|{DHRF4l]t]iliinillllllMl^itl}|lMnKli|i|t|lMkl>IIIHHKlilHllM>jllHHIJil]im
eigernilith eon öÜJöre und bietet Anbß zu J?5eriichen Bewegungen:
wie-vdie D^tmeö ihtGlas^ b^Jis^ri o nippen* wie die jungen
Helten in Wehem Wein dnzuschenktn wissen.;
da.s z^ügt Von güte r^ Er^i elmilig. Wi r befi nden uns bei i hnCfi
Siels m gVwlihher Gfedkchaft* ^ber der Wem gehört gut
datu w^ia eilt bißchen Musik-
in WÄtt^au fanden diese; Holländer ihre Fortsetzung; mit
vuHeTid^tet Grandezza \jris&cn bofocheii Gestaiten AVein
anznbitmd zü trifihtn., Pan n hört man Wertig irieja vun
soicii ef an geneh aiep B esc hüfttg ü n g der ü nmik ra Usc he n We \ U
un d m der Kim $t u nsc rer Zel t | ebt sie ei g en 11 ich n w noc h i a
Tier Sfltvrc d« Slmph^iäsimus, wo die Seklgclage der feudalen
Korps, das und Ahnbr/he Tbchblut^ verulkt
werdarr eine demokrattscher^e^ Zeit hat das Bier an Stelle dev
\Vdn& als atigem^mes Getränk beraufgebr^^^^
Bei Sandern aber beherr*dit äueb bei den BÄuerrj
nu c H der Wci ri da s; Feld, wenn e r a uch aii s ich reÄ 1 iche n 1 00 :
gefaßefii gtscli^nkt ün J mitunter auch geiruitketi wirdi Zediej)de
ßaucffi keant .schun H 'S:BeKam; aporadiKh treten bei d^
Castwbts in cimTr steckt an, und man ist vai wund
daß sjeh naib ihm die Wirtshauspocsic erst wieder im P? Jahr^
hundert ihf Recht auf VVewigLing sichert- Sfe findet c* bei
den bedachtigtm Maliern der BieLLfmelerreiL Humm«! ujid
Catel zeigen ans fdn>jsehe ipEtcfien daitiaU w^ Italien
Trumpf ühdscibsit dereTt^^5le Han& von Maree malt römische
V'igncn, Sedher sind die M<ifer ^(Uch bei ?icK dalieim eing^kehrt:
iManct ging in Paris voran und efttdecktn den GaTierj des Pere
LäI h u i 1 le iifäid die Bai iJ er F rg^ res f ü r die Ma 1 ere i,
Tou 1 Duse Lautree unJ Stej hLjU stiegeri in dSpcluakeo der
Piolctarier hinabi und uh^eTi? jüngsten Deuts chm betracht irifV
die bcs^ojid eit? Ci 0 ß stad tpoe&t^ der möfenefi Wei ri- u nd BaJL
iiöMIe tih ergiebige rnalcriö^^che Fundgmbe: NJok^e und Hecke!,,
Stilde ah off ^ i nd Pcc bütein ^ h^örjäer s w ild aber de*' Futu r
Sevcfmi. der aVl i der Gelenkigkeit erne> I taI leners den Cbfimr
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Nr.io DEUTSCHLAND 483
mit gevatternhafter Urgemütlichkelt in Dürers Holzschnitten
(Geburt Mariä) auf, und Rembrandt, der sonst so düstere,
steigert seine Herzlichkeit zu einem wahren Symbol von Jugend
und Liebesglück in dem berühmten Selbstbildnis mit Saskia
Plärren in einer grandiosen Karikatur. Und nur die Wieder¬
holung der Biedermeier-Trinkpoesie durch R. M. Eichler-
Zumbusch, Paul Hey u. a. bringt einen etwas sentimentalen
neuen Ton hervor, dem Leo Putz in seinem sehr frisch emp-
auf dem Schoß. Jordaens feiert ihn nach derber flämischer
Manier in seinen ,,Bohnenfesten“ mit geräuschvoller Heiterkeit,
und die gleiche Ungeniertheit macht sich auch in Jan Steens
Familiengelagen breit. Aber die Neueren wissen nicht viel
mit ihm anzufangen. Manets und Monets Frühstückszenen,
mit französischem Komfort ausgestattet, behandeln den Wein
nebensächlich, Daumier verhöhnt die ,,Trinker“ und ihr
fundenen Picknick im Freien mit der köstlichen Glasbowle
eine leichte Wendung zum Unverheirateten gibt.
Den eigentlichen Sinn und Kern der Trinkerei, den Genuß
der Bacchusgaben lebendig darzustellen, blieb der Neuzeit
fast ganz Vorbehalten. Nur der sich in sein Glas versenkende
Trinkerkopf von Frans Hals steht hier einsam voran. Erst die
Biedermeierzeit von 1840 fand den rechten Ton und das Ver-
484 DEUTSCHLAND Nr. 10
ständnis für den Weinkenner. Blieb ihr doch in den Zeiten
trauriger Knebelung der Geister und politischer Unfreiheit
auch nur übrig, ihren Unmut im Wem zu ertränken, und das
besorgte sie ausgiebig. Eine unendliche Fülle anmutiger und
schalkhafter Erfindungen, die sich alle auf den Wein, seine
Herkunft, sein Bündnis mit Amor, seine trostreichen Eigen¬
schaften beziehen, ergoß sich in Holzschnitt und Lithographie,
in Radierung und Gemälden über das hocherfreute Volk der
geruhigen Kleinbürger und Studenten. Als ein unübertreffliches
Stück glänzt Hasenclevers,,Wein¬
probe“ voran: dieser bittere Ernst,
mit dem die Philister den neuen
Wein auf der Zunge proben,
dieses intime Verständnis, das der
Maler so meisterlich nach den ein¬
zelnen Charakteren zu variieren
gewußt hat, spricht deutlicher
und anschaulicher als alle ge¬
druckten Kulturdokumente von
der Geistesverfassung einer Zeit,
der ein solcher Moment die
wichtigste Stunde des Jahres be¬
deutete. Daneben bleibt Courbets
einsamer Genießer m bäuerlicher
Einfachheit zurück, wie es über¬
haupt die Deutschen sind, welche
die gute Zunge zu rühmen wissen: in Bildnissen von Böcklin
und Leibi erscheint das vornehm, was sich in Ed. Ritters
,,Weinkeller“, in Hosemanns Trinkgesellschaften und vor allem
in den Mönchen von Ed. Grützner mit schmatzender Behag¬
lichkeit breit macht.
Den guten Geist der Zeit von 1840 spürt man aber vor
allem in den heiteren dekorativen Phantasien eines Schrödter,
eines Schwind, Neureuther und Veit. Schrödter insbesondere
wird nicht müde, in immer neuen geistreichen Varianten den
gesegneten Wein zu preisen. Er schildert in balladenhafter
Breite die deutschen Weine, er umrahmt mit Reben und Ranken
seine lieblichen Einfälle von Weinlesern und Zechbrüdern,
Liedern und Kämpfen: er ist der feurigste und erfolgreichste
Sänger des deutschen Weins. Und ihm folgen in jüngster Zeit
die weinfrohen Zeichner der „Jugend“, die Christiansen, Münzer,
Jank, Leo Putz, Witzei, die einmal eine ganze, heitertolle „Bacchus-
Nummer“ der Jugend zusammengedichtet und gezeichnet
haben. Ihre Illustrationen haben etwas ähnlich Dekoratives
wie die Lithographien und Aqua¬
relle Schrödters: Weinlaub und
Ornamente schlingen sich durch
ihre lustigen Szenen, und lieber
als mit Darstellungen des Lebens
feiern sie Bacchus mit leicht ver¬
ständlichen Symbolen: so wenn
Leo Putz Amor im Weinglase
zeigt oder Dannenberg ein keckes
Mädel auf einer Sektflasche
durch den Äther reiten läßt.
Auch die Verbrüderung von
Kunst und Handel in unserer
ausgezeichneten Reklamekunst
ist am Wein nicht spurlos
vorbeigegangen, und unter den
besten Plakaten finden wir alle¬
zeit solche für deutschen Sekt. Die Eindringlichkeit, mit der
hier der perlende Wein als köstlichstes Labsal gepriesen wird,
soll freilich immer einer besonderen Marke zugute kommen.
Aber mit der Schwungkraft, die künstlerische Darstellung allem
verleiht, was sie erfaßt, predigen diese Plakate (und nicht minder
die phantasievollen Etiketten, die Gerstung durch Künstler wie
Hupp, Koch und Niemeyer für edle Gewächse zeichnen läßt)
von der ungebrochenen Heiterkeit und Lebensbejahung, mit
der wir immer noch einen guten Trunk willkommen heißen.
Chr. Ed. Böttcher: Abend am Rhein (Wallraf-Richartz-Museum, Köln)
Ein Kapitel vom Moselwein.
Von A. T r i n i u s (Waltershausen).
Leider stimmt es allerdings, und ich suche es auch gar nicht
zu leugnen, daß ich dieses Kapitel unter dem Ausschluß einer
schönen Parteilosigkeit schreiben werde. Die Helden müssen
noch geboren werden, welche dem geliebten Gegenstände ihrer
herzlichsten Neigung
gegenüber mit ihren
Empfindungen zurück¬
halten, sachlich kühl
das zu erörtern, was
ihnen das Blut rascher
und zärtlicher durch
die Adern treibt. Ein¬
fach und klar heraus:
Ich liebe die Jungfrau
Mosella! Noch mehr:
Ich bin ihr treu ge¬
bheben, was ja nicht
jeder gegenüber seiner
Liebe behaupten, ge¬
schweige eidlich er¬
härten dürfte. Zwanzig
Jahre habe ich ihr be¬
reits die Treue gehalten
und darf kühnlich
sagen, daß in diesem
langen Zwischenräume
meine tiefe Zuneigung
auch nicht einen Tag irre oder gar erschüttert ward. Im
Gegenteil! Die Liebe wuchs, die Sehnsucht blieb. Und wie ich
sie im ersten Rosenrot unserer Liebe besang, so hat bei der Treue
unseres völlig moralisch gebliebenen Verhältnisses der Sturm
meiner Empfindungen
ihr im Laufe der Jahre
noch manches Lied
eingetragen. —
In den neunziger
Jahren des vorigen
Jahrhunderts sah ich
ihr zum ersten Male in
die dunkeln Augen,
die so lebensfroh und
doch auch wieder so
leise melancholisch zu
blicken wissen. Anders
als die Augen am welt¬
lauten Rheinstrome.
Stille Innigkeit ruht in
diesen Blicken. Doch in
Stunden verschwiege¬
nen Glückes offenbarte
sie mir ihre ganze Seele.
Da hat sie mich geküßt,
,,als zög’ sie Küsse mit
den Wurzeln aus“. Da
Ediger Pfarrgut (Phot. Curt Donath, Leipzig)
i
Nr.lO DEUTSCHLAND 485
hat sie mir den Hut mit Heckenrosen geschmückt und hat mir
noch lange nachgeschaut, da es weiter über Berg und Tal ging.
Glocken läuteten auf und ab des grünen Stromes, doch tief
drinnen klang ein Silberglöckl^in nach, dessen süßer Schall
mich begleitet hat, wohin mich auch Wanderlust und Schicksal
all die Jahre trieb.
Es waren damals Weinjahre, wie solche die Mosel Jahr¬
zehnte nicht erlebt hatte und dann auch wieder lange nicht mehr
feiern durfte. ,,Vinum bonum, vinum bonum!“ so ging es durch
die Gemüter der Moselaner. Freude jauchzte aus aller Augen,
Dank ruhte auf jeder Lippe. Wo man zusammen kam, da stieg
das alte, liebe Mosellied, das der Pfarrer Reck dem Tale einst
geschenkt hatte, da kreisten die Becher und fanden sich im
hellen, melodischen Klingklang. Es flog wie Feuerfunken von
Haus zu Haus, von Ort zu Ort, es riß auch den mit, der als ein
Fremdling zum ersten Male längs der Rebhügel frommen Sinnes
pilgerte und im Geiste jede Bergwand, jede Lay mit abgezogenem
Hute grüßte, deren edle Kreszenz ihn zur Andacht stimmte.
Da habe ich zu¬
erst erfahren, daß
der Moselwein
ein echter Trink¬
wein ist, für die
Lippen, nicht
allzulange für
den Keller be¬
stimmt, daß jener
Sänger nur allzu
recht hatte, der
weise pries:
,,Vinum mosellanum
Est omni tempore
sanum!**
An Eichschäl¬
waldungen und
sonnbestrahlten
Rebhügeln hin
zog ich sorglos
auf und nieder.
Der süße Hauch
reifender Prü-
nellen und Him-
beergesträuche
ging durch die
weiche Luft.
Rosen dufteten
und leuchteten
über die Mauern
der Gärten, glühten am Busen hübscher Mädchen; aus Lauben
und von umbuschten und zerbröckelten Stadtbefestigunen
hallten Sang und Becherklang. Langsam triebzuweilen ein Kahn
mit Weinfässern den Fluß entlang, während zwischen Huns¬
rück und Eifel die große, volle Sonne sieghaft weiterrollte.
Aus jedem Glase lachte mir die Welt entgegen; aus den
goldenen Wellen des Weins trank ich Glück und Vergessen.
Da schwirrte es mir durch die Harfe wohl:
,Mlt Rosenkranz und Reis am Hut, Wie lacht die Sonn auf Berg und Strom,
Den Wanderfreund zur Seite, Ein Jauchzen rings und Klingen!
Durch Rebenduft und Sommerglut O grüne Welt, o Himmelsdom,
Geht’s fröhlich in die Weite. Nun muß mein Herz auch singen.
In Ürzig war s, im grünumsponnenen Mönchhofe, da saßen
der Freund und ich bei einem tapferen, deutschen Manne unter
dem Bildnis des Großen aus dem Sachsenwalde, Otto von
Bismarcks. Alter Wem funkelte m den Gläsern. Weit standen
die Fenster auf. Erste Abendnebel zogen über dem Wasser
herauf, dessen leise Wellen uns Lieder aus Ewigkeiten schienen
in das dämmrige Zimmer zu singen. Und dann sprangen wir
alle drei plötzlich auf. ,,Dem Schmied des Deutschen Reiches!
des endlich geeinten deutschen Vaterlandes!
Ach, wie fest hielt mich damals Jahr um Jahr das gastliche
Haus der „Drei Könige“ zu Bernkastel! Mutter Gassen hantierte
damals noch, und wohl fühlte sich auch der fremde Mann.
Jetzt steht ein glänzender Neubau drüben am Ufer zu Cues.
Da hängt noch mein Bild mit der Warnung darunter:
,,Hütc dich vor der ,,Drei Könige“ Haus!
Du kommst hinein, doch nicht hinaus.
Ist noch so weit dein Ziel bemessen:
Hier lernst du’s Wandern bald vergessen!“
Auch bei einem der ersten Weingewaltigen drüben in Cues,
unweit des ehrwürdigen Hospitals, ging ich bald ein und aus.
Und eines Abends waren der Freund und ich zu einem feier¬
lichen Bacchanal geladen. Gute und getreue Ortsnachbarn
waren ebenfalls erschienen, und die blumengeschmückte Tafel
schütterte leise unter der Fülle des Gebotenen. Mit einem
köstlichen Ehrentrunk hob die schwere Sitzung an und endete
mit Kreszenzen, die zwei Doppelkronen kosteten. Als ich dann
gegen Morgen den Hamburger Freund über die Eisenbrücke
geleitete, die Cues
mit Bernkastel
i verbindet, blieb
er plötzlich un¬
sicher stehen und
hielt mir einen
ernst gemeinten
Vortrag über die
Sorglosigkeit mo-
dernerlngenieure,
die es wagten,
solche Brücken zu
bauen,deren Kon¬
struktion an Ge¬
fährlichkeit nichts
zu wünschen übrig
Heß. Brücken
dürften keine
Schaukelbewe¬
gungen machen,
behauptete er
wiederholt. Das
sei unsolide, ge¬
meingefährlich,
gewissenlos.
Unter diesen
I ^Betrachtungen
suchte er dann
seine Bettstatt auf.
Auch beim nun verstorbenen damaligen Bürgermeister zu
Bernkastel war ich gar manchmal zu Gaste. Die Hälfte jenes
Rebstreifens, der den ,,Doktor“ trägt, zählte er ja sein. Da
wurden die Tropfen zu Noten, des Bechers Inhalt zu Jubel¬
weisen. Da floß edelster Firnewein über die Lippen, der nie
in den Handel gebracht wurde. In einer solchen Weihestunde
griff ich zur Harfe und sang in Begeisterung:
,,In einem Keller, kühl und tief, da war ich jüngst zum Proben,
Und was dem Faß mir dort entlief — Beigott, das muß ich loben!
Seit ich „Bernkastler Doktor“ trank, da ist’s um mich geschehen.
Ich führ der Moselblume Duft mich überall umwehen.
Wie Zauber hat’s mich angerührt voll Glanz und Kraft und Glücke,
Nun träumt mein Herz sich Tag und Nacht heimlich nach dir zurücke.
An deinen Ufern, deinem Strom, welch frohgesellig Leben!
Sei mir gegrüßt. Bernkastel, du! Gott segne deine Reben!
Damals ist mir das Moselland'"wirklich ein Stückchen
Heimat geworden. Wo habe ich als Gast nicht allüberall ge¬
sessen, mit Andacht das flüssige Gold zu trinken, das der Sonne
wärmender Kuß an dem Geschiefer der steilen Wände kochte!
Zur Sedanfeier im romantischen Bad Bertrich, im Josephshof
und in verwaisten Klosterzellen, unter starkem Wipfelrauschen
Der ertragreichste Weinberg bei Piesport (Phot. Dr. Erwin Quedenfeldt, Düsseldorf)
486 DEUTSCHLAND
Nr. 10
uralter Nußbäume und in magisch erhellten Kellereien, hoch
im Bergrevier der Bernkastler Schweiz, auf leis schwankendem
Nachen. Heute bei Schelmenlachen blühender Mädchen, morgen
einsam in dicht umwucherter Laube am Hange, den Blick still
hinaus gerichtet zu den von der sinkenden Sonne in Glut ge¬
setzten Kuppen und Kratern der Eifel. Jahr um Jahr kam ich
m das Tal, der Mosel tiefer in die Augen zu schauen. Und
nie hat sie unwillig die Lippen geschürzt, wenn ich ihr unter
anderm begeistert entgegen sang:
Wieviel ich auch im Wandern Laß sie von Sünde sagen.
Sah deutsche Mägdlein fein, Mir schafft es nicht Verdruß,
Du bleibst vor allen andern Ich will die Bußfahrt wagen
Mir doch die Liebste mein. Bis zu des Lebens Schluß,
Schau ich dein Bild auf gold ner Welle, Und wenn die letzten Tropfen winken.
Lacht mir das Leben doppelt helle. — Beseligt ln den Himmel sinken. —
Wer hätte je dem Moselweine vor ein paar Jahrzehnten
weissagen wollen, daß er sich noch einmal zu einem wirklich
sauer muß, wie gesagt, der Krampen gewesen sein. Damals
war ein hartes Verbot erlassen, sich Sonntags während des
Gottesdienstes dem Weingenuß in öffentlichen Schenken hin¬
zugeben. Da waren aber zwei arme halb verdurstete Schelme
doch in ein Wirtshaus eingefallen, wo man sie dann festnahm
und vor den Richter führte. Dieser fuhr sie gar strenge an.
Doch als er aus ihrem Munde hörte, daß sie Krampen getrunken
hätten, erschrak er über alle Maßen. Mitleid kroch über seine
Seele. So entließ er die Missetäter, indem er weise und mensch¬
lich verkündete, daß, wer von diesem Weine getrunken habe,
genugsam bestraft sei. —
Ich entsinne mich noch deutlich der Tage, da man beim
Namen Moselwein geringschätzig die Achseln zuckte. In einem
Atem diesen überhaupt mit Wein zu nennen, erschien fast als
eine Ungeheuerlichkeit. Moselwein: Bowlenwein! So ging
allgemein nur die Rede. Das war ein Gesetz geworden. Daran
r
Beilstein an der Mosel (Phot. Dr. Erwin Quedenfeldt, DüsseldorO
nicht ungefährlichen Nebenbuhler des Rheinweins könne aus-
wachsen? Gewiß bleibt der Rheinwein immer der König
deutscher Weine. Unbestritten! Aber seine Königin nennt sich
heute die Mosel. Und wie die zartere Mosel dem muskelstarken
Vater Rhein entgegenfließt, daß er sie bei der Hand nehme
und nun hinaus in das offene Meer führe, in das brausende
Leben, in die Urewigkeit .... ebenso werden beide Hand in
Hand über alle Lande und Meere ihren Siegeszug fürderhin
nehmen, den Ruf deutschen Weines zu verkünden.
Mancher Säuerling hat auch an der Mosel unverhohlenen
Spott über sich ergehen lassen müssen. Ich erinnere nur an den
„Kochemer Krampen“. War ja Kochern überhaupt gleich
Abdera, Schilda, Wasungen, Krähwinkel die Zielscheibe orts-
nachbarlicher Neckereien. Eine Fülle köstlichster Scherze ist
damals der hübschen Stadt angedichtet worden. Da sie aber
stets in das helle Lachen mit einstimmte, so konnte man ihrem
Ansehen keinen Abbruch tun. Sie stand über der Sache. Bitter¬
gab’s nichts zu rütteln. Wollte man einmal zärtlicheren Emp¬
findungen Raum geben, so sprach und druckte man auf das ge¬
duldige Etikett „Moselblümchen“. Die aber an der Mosel
herum saßen, pflanzten, hegten und pflegten, herbsteten und
kelterten, diese lachten heimlich dazu. Auf und ab im Mosel¬
tale kannte niemand etwas von Moselblümchen. So hießen
hierzulande nur die kurzen, hellen Schaumwellen auf dem
Heimatstrome.
Dann aber bereitete sich ein ungeahnter, unerhörter Auf¬
schwung vor. Ja, es hat sogar Jahre gegeben, wo Tausende
plötzlich dem Rheinwein den Rücken kehrten, um als Apostel
für den Mosel mit feurigen Zungen zu predigen. Sauer hat
es sich der Moselaner in der Tat werden lassen, dem Erzeugnis
seiner Rebanlagen draußen endlich die wohlverdiente Achtung
zu erzwingen. Dieses Sauerwerden hat aber nicht etwa auf seinen
Wein abgefärbt. Das Erdige und zugleich eigenartige Saure
am Mosel gibt ihm den Charakter, aber auch die herrliche Gabe
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Nr.lO DEUTSCHLAND
487
für die Gesundheit. Er ist ein echter Trinkerwein, der echte
Weinbeißer sieht bei den besseren Kreszenzen den Himmel
offen, ein wackerer Trinker aber vermag ohne Reue und Haar¬
weh ganz andere Maße der Kehle einzuverleiben als beim
Rheinwein. Diese seltsame Säure, welche auch die feinsten
Moselweine einschließlich der in Charakter und Güte gleich¬
wertigen Weine der unteren Saar kennzeichnet, mag wohl auch
der Grund sein, daß gewisse Krankheiten überhaupt längs der
Mosel nicht bekannt sind, daß man sich im allgemeinen eines
prächtigen Gesundheitszustandes an der Mosel erfreut.
Vasallen, Grafen, Fürsten und Könige an der Mosel zeigen
diesen Säuregehalt. Aber während die minderwertigeren Sorten
als gemeine Soldaten hinaus in die Welt regimenterweise gesandt
werden, erobern sich die feineren und allerersten Kreszenzen
heute noch, ohne zurückzuweichen, die Gunst und die Herzen
und Genuß. Wenn der Pfropfen knallt, dann rieselt es dem
Weine durch das goldige Blut. Alle guten Geister stehen in
ihm auf und schweben empor. Balsamischer Duft füllt den
Raum. Märchen werden lebendig, Rosen wunder vollziehen
sich. Irgendwo erklingt ein frommes Glöcklein, der Himmel
lacht in seliger Bläue, und in der Tiefe führt zwischen burgen¬
gekrönten Hügeln der seit den Römern immer wieder besungene
Strom seine grünen Wellen dahin. —
Mit billigen Weinen hat einst das Moselland den ernsten
Kampf um das Dasein begonnen. Dann führte man immer
bessere Sorten in das Gefecht. Als endlich die Welt der Kenner
begann aufzumerken, zu prüfen und zu kosten, da rückten
auch die köstlichsten Kreszenzen ins Feld. Das gab ein
Staunen! Wie ich bereits anfangs andeutete, kann man zwei
Doppelkronen für eine Flasche anlegen; und das Allerbeste,
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Garden an der Mosel (Phot. Dr. Erwin Quedenfeldt. DüsselJorO
der Menschheit. Bei diesen wird der leise, feine säuerliche
Gehalt zum Vorzüge. Er erst gibt ihnen jenen wundersamen
Duft, das Zartgeistige, Prickelnde, Spritzige, das im Verein
mit dem Erdrauchigen den unverkennbaren Charakter des
Moselweins ausmacht.
Was bei Rheinwein nicht der Fall ist, das gewährt uns der
Mosel: man vermag mit ihm wirklich den Durst zu löschen.
Er regt immer zu neuem Trinken an, und jedes neue Glas facht
die Sehnsucht nach dem nächsten bereits wieder an. Darum
ist es auch nicht angetan, den Mosel allzulange auf Lager zu
lassen. Er will getrunken sein. Was ihm das Besondere ver¬
leiht, der flüchtige Hauch, das fast Unbeschreibliche, das uns
gewebt erscheint wie aus Sonnenschein, Blumenduft und lieber
Mägdlein Süße . . . das verliert im Warten und Zurückhalten.
Alles im Moselweine drängt nach Tageslicht, nach Freude
Letzte, Heiligste der heimatlichen Rebhügel . . . das bleibt
überhaupt daheim. Dessen erfreut man sich in Feierstunden,
die Sonne preisend und den, der sie aussandte, daß sie Gutes
und Großes vollbringen. —
Der Geschichte und Entwicklung des Moselweines soll
hier nicht nachgegangen werden. Der Weinstock an sich muß
älter sein als die Menschheit. Hat man doch in den Tertiär¬
schichten des deutschen Bodens bereits Abdrücke und ver¬
steinerte Reste von Blättern, Trauben und Samen der Rebe
gefunden. Der wackere Kommersbuch-Liederdichter irrt
daher im Dunkeln, wenn er den alten Noah als jenen Ersten
feiert, der der nachfolgenden Menschheit den Rebstock ver¬
mittelte. Auch die Römer werden kaum die Traube im Mosel¬
tale eingeführt haben. Diese fanden sie wohl schon von den
Trevirern angepflanzt und veredelt. Mutmaßlich ist wohl auch
488
DEUTSCHLAND Nr.lO
der älteste Weinbau an der Mosel zu suchen, wie Deutschland
überhaupt die nördlichste Grenze für den Weinbau auf der
gesamten Erde darstellt. Aber Fleiß, Geschick und Geduld
haben den deutschen Wein auch zu einem Ehrenwein der Welt
gemacht. Und im ersten Gliede marschiert da stolz mit: unser
Moselwein. —
Er ,,lockelt“, wie der Moselaner von seinem Weine sagt.
Man werfe einen Blick auf eine Karte der Mosel, welche die
Flut feinster Kreszenzen anführt, und Bewunderung und auch
Stolz überkommt uns. Dem gewiegten Weinkenner und -beißer
aber wird es gar fromm zumute. Andächtig lüpft er den Hut.
Dann sitzt er nieder und läßt den zarten, wundersamen Duft
aus dem schlanken Halse der geöffneten Flasche wie eine un¬
sichtbare Weihrauchwolke durch das Zimmer andächtig schwe¬
ben. Perlend, prickelnd, Silbersternchen gegen die Glas¬
wandung schleudernd, funkelt der Edelwein im Becher. Und
der einsame Zecher springt auf. Hoch schwingt er das Glas
in seiner Rechten. Und tief im Herzen singt’s:
Dank, Mosel, dir! Ich faß’ den Becher
Und heb’ Ihn hoch zum Sternenheer,
Und trink’, ein frohbewegter Zecher,
In einem Zuge dir Ihn leer.
Gott segne ferner deine Reben
Und halte seine milde Hand
Auf jedem Haus und jedem Leben,
Das Heimat nennt dich, Moselland!
Und was aus deiner Keller Tonnen
Zum Lichte steigt aus Dämmemacht,
Entzünde Freude, wecke Wonnen
Und mehre deines Ruhmes Macht.
Vom Thünngland zu deinem Strome
Erkling’ mein Gruß dir, Moselland!
Ein Himmel wölbt sich uns zum Dome,
Und Lieb’ kennt nur ein Vaterland!-
Das deutsche Weinglas.
Eine Skizze von Gustav E. Pazaurek (Stuttgart).
In Jost Ammans Kartenspielbuch (1588) findet sich unter
anderm das Sprüchlein:
,,Wer nicht mag sauffen jeder Frist,
Derselb kein rechter Teutscher Ist.“
Wenn wir solcher Spruchweisheit, die auch in
älteren Fassungen ähnlich klingt und anderseits bis
zum heutigen Tage
in zahllosen Abände¬
rungen wiederkehrt, all¬
zusehr Glauben schenken
wollten, so müßten wir
uns immer noch wie zu
weiland des alten Tacitus
Zeiten auf den Bären¬
häuten herumwälzen und
ein alkoholschweres Kuh¬
horn nach dem andern
dem aufgedunsenen
Bauche einverleiben. Nun
gewiß, es gibt manche
,,rechte Teutschen“, die
,,allezeit und immerdar
,,unentwegt“, „voll und
ganz“ ,,immer noch eins“
zu genehmigen bereit
sind, aber unser Volk be¬
steht gewiß ebensowenig
aus lediglich solchen Per¬
sönlichkeiten, wie etwa aus
lauter Sauerkrautessern.
An Stelle brutaler Quan¬
tität ist längst nach Tun¬
lichkeit Qualitätsemp¬
finden getreten. Wer kein
brummiger Philister oder
misogyner Prinzipienreiter
ist, weiß zur rechten Zeit
den Wert eines guten
Tropfens zu würdigen.
Und zweifellos erhöht sich
der Genuß, wenn Inhalt
und Form zusammen¬
stimmen, wenn ein geeignetes Gefäß die Vorzüge des Getränkes
zu steigern vermag.
Die Kultur des klassischen Altertums hat uns zwar den
Wein bauen und pflegen gelehrt, aber die klassischen Trink¬
gefäßformen noch nicht beschert. Lederne Schläuche und
bemalte, flache Tonschalen — ein solch Erbteil ist nicht
sonderlich stolz; wie ungleich vornehmer ist da doch das Edel¬
metall, das nicht nur gelegentlich als erbeutetes Tempelgold
herangezogen wurde, sondern in der bekannten Minervaschale
des Hildesheimer Silberfundes den höchsten Grad von Raffi¬
nement eines Rotwein¬
gefäßes überhaupt er¬
reichte, dessen Relief¬
schmuck sich in ver¬
schiedener Höhe aus der
Rubinfarbe des Weines
wie aus Transluzid-Email
heraushob. Solchen Aus¬
nahmen gegenüber steht
die Regel der schlichtesten
Trinkgefäße aus ver¬
schiedenen Metallen, aus
Keramik, aus Holz und —
seit der Einführung der
Glasmacherpfeife ungleich
häufiger als früher —
aus Glas.
Für ungeklärte, trübe
Getränke — und dazu
zählte in alten Zeiten nicht
nur der Most, sondern
auch das Bier — sind
gewiß undurchsichtige Be¬
hältnisse ganz angezeigt.
Ein klarer, in der Sonne
funkelnder Trank dagegen
gehört am besten in ein
klares, durchsichtiges Ge¬
fäß, das auch die Farbe
des Inhaltes nicht be¬
einträchtigen darf. Aber
Bergkristallbecher und
-schalen stehen nicht jeder¬
mann zur Verfügung, und
das Glas war noch in der
deutschen Renaissancezeit
grünlich (nicht entfärbt) und unrein. Nur in den Lagunen von
Venedig, in Murano, hatte man es bereits durch Reinheit
der Rohstoffe und sorgfältige Hüttentechnik erreicht, ein ganz
farbloses, ziemlich fehlerfreies dünnwandiges Glas herzu-
(Abbildung I)
Nr.lO
DEUTSCHLAND
489
stellen, das in Karaffen-,
Pokal- oder Stengelglasform
die Granatfarbe der südlichen
Weine in ihrer ganzen Schön¬
heit unbeeinflußt ließ, und
somit durch Jahrhunderte ein
Weltmonopol erlangt, das erst
durch die widerstandsfähi¬
geren geschliffenen und ge¬
schnittenen deutschböhmi¬
schen Pokale m den Tagen
des Sonnenkönigs erschüttert
wurde.
Auch diesseits der Alpen
bleibt für den Rotwein das
leichte, elegante venetianische
Stengelglas bevorzugt. Man
sieht zwar ab und zu auf
alten Stilleben-Bildern den
Rotwein auch in einem grün¬
lichen nordischen Waldglas,
aber selten; daß die Farbe
des Weines durch die Kom¬
plementärfarbe des Glases
leiden muß, hat man schon in
alterZeit ganz richtig gefühlt*.
Für den Weißwein je¬
doch, die charakteristischsten
Kreszenzen des Rheins und
der Mosel, da brauchte man
keine welsche Anleihe. Die
verschiedenartigen grünlichen
(Abbildung 2)
deutschen Glastöne konnten
hier sogar eine Effektsteige¬
rung bewirken. Und schlie߬
lich wollte man doch auch
in der Formgebung unab¬
hängig sein ,*die überzierlichen,
durch angefügte ,,Flügel“
und Blumen allzu gebrech¬
lichen venetianischen Wein¬
gläser waren mitunter zu
schwindsüchtig für derbere
deutsche Fäuste. Und so ent¬
stand schon im späterenMittel-
alter das deutscheste aller
Weingläser mit dem zu¬
nächst irreführenden Namen:
,,Roemer“.
WelcheT rinkgefäßformen
waren unmittelbar voraus¬
gegangen? — Während für
das noch ganz trübe Bier
außer Holz — meist gebun¬
dene und ausgepichteKannen,
Vorgänger unserer Jenenser
,,Ziegenhainer“ — hauptsäch-
lichZinn- undSteinzeug üblich
war, trank man in den Wein¬
gegenden, also zunächst im
Rheinland, inSchwaben und in
Franken, Most und Wein, wie
Pfarrer Mathesius versichert,
,,auß Kreußlein“. Leider
* Der alte Joachimsthaler Pfarrer Mathesius sagt (1562): „Nun Ist’s war, ein roter wein stehet warlich schön ln einem weißen und klaren
Venedischen glase,“ dagegen ,,eln blancken [weißer] wein durch ein grün glaß seine Farben glbet, wie ein regenbogen“. Ja, weil das Grün dem Weißwein
,,eln lustige färbe gibt“, wird dieses ursprünglich nur schlecht entfärbte Glas durch Hammerschlag in der Färbung noch künstlich gesteigert.
(Abbildung 3)
(Abbildung 4)
490 DEUTSCHLAND Nr.lO
Konrad Witz diese Form überhaupt seiner Kon-
stanzer Heimat entlehnt, denn in Ulrich Richentals
Chronik, also schon um 1417 können wir sie auch
schon sehen. Noch älter aber ist die Darstellung
im Wappen auf dem Grabstein des Johann Leitgeb
(t 1403) an der Landshuter St.-Martins-Kirche (Abb. 5),
wo ebenfalls auf dem Zylinderteil eine halbkugel¬
förmige Cuppa aufsitzt. Die Heimat des Roemers ist
also auf alle Fälle in Süddeutschland zu suchen**.
Wie Gottfried Semper*** die Form als „wahr¬
scheinlich von den Römern entlehnt“ bezeichnen
konnte, ist schleierhaft; gerade er mußte es besser
als andere wissen, daß das ganze Altertum ein solches
Trinkgefäß gar nicht gekannt hat. Der Name, der
uns aber erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahr¬
hunderts begegnet, also zu einer Zeit, da „schier ein
jeder seinem gefeß ein sondern namen erdichtet“
(Mathesius), mag zu solchen und ähnlichen unhalt¬
baren Vermutungen Anlaß gegeben haben. Wenn in
Köln schon 1459 ganz allgemein ,,roemsche glaessere“
den ,,ghemeynen glaesseren“ gegenübergestellt
wurden, so ist damit nur das gute italienische (besser:
venetianische) Glas mit dem schlechten deutschen
verglichen. Ein Zusammenhang mit rumeynschen
Weinsorten oder mit dem russischen Worte für Wein¬
glas ,,Riumka“ ist ebenso gequält wie mit dem
,,Heiligen Römischen Reich“, das nur für den bemalten
Bier-Willkomm-Humpen herangezogen wurde. Ebenso
* Andere, ebenfalls sehr alte fußlose Roemerformen, bei denen
die nuppenbesetzte Hülse auch die Hauptsache Ist, die jedoch oben
nicht halbkuglig, sondern geradwandig abgeschlossen sind, bewahrt
die Lannasammlung des Prager Kunstgewerbemuseums und die
Sammlung des Prof. E, Grützner ln München; auch auf der
Münchner Auktion Seltz (1912 N. 200) und Im Schweriner
Museum sind ähnliche Glasformen zu verfolgen.
** Das schon von Mathesius erwähnte „Glaß Sante Elysabeth“
Im Wittenberger Helllgtumsbuch von Lukas Cranach d. A. 1509
(Hlrth-Ausgabe. Abb. 1) zeigt nur eine mit Stachelwarzen besetzte
Zylinderhülse, die oben und unten eine Edelmetall-Montierung,
aber keine Erweiterung nach oben aufweist.
♦♦♦ Der Stil II. S. 77.
ist dieser Angabe so gut wie nichts zu entnehmen, denn gerade unter „Krause“
lassen sich die verschiedensten, voneinander ganz abweichenden Formen
feststellen, die nicht einmal aus Glas zu sein brauchen. Wenn wir uns
aber die Gemälde des ausgehenden Mittelalters näher betrachten, so finden
wir als die gläsernen Durchschnittsgefäße für Wein ganz besonders zwei
Formen, wie sie z. B. auf dem Passahfest von Dierick Bouts (f 1475)
im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum nebeneinander abgebildet sind
(Abb. 1), u. zw. das „striemichte“, d. h. spiralgerippte ,,Maigelein“ mit
dem sehr spitzig eingestochenen Boden — in unserm Falle leicht konisch,
sonst ebenso häufig gewölbt und niedriger — und anderseits das ,,knörzigte“
oder ,,kröpfigte“, leicht gewölbte Warzenglas oder der ,,Krautstrunk“, wie es
seines Aussehens wegen schon damals genannt wurde. Beide Formen haben
sich uns neben vielen andern in zahlreichen Exemplaren, die Warzengläser auch
als Reliquienbehälter mit Wachsdeckeln, in unsern Sammlungen erhalten.
Während die aus dem Zylinder oder umgestürzten abgestumpften
Kegel abgeleitete Becherform aber mit der Zeit immer weniger für den
Wein in Betracht kommt, bildet sich aus dem Krautstrunk durch Erweiterung
des Lippenrandes zur Halbkugel- oder Kegelform allmählich der Roemer
heraus. Dies geschah aber nicht erst im 16. Jahrhundert, wie man früher
annahm, sondern bedeutend früher.
Als die Basler 1901 zum vierhundertjährigen Jubiläum ihrer Zu¬
gehörigkeit zur Eidgenossenschaft eine vornehm illustrierte Festschrift
herausgaben, wurde man in weiteren Kreisen auf das Gemälde von
Konrad Witz (f 1447 in Basel) aufmerksam, auf dem der sagenhafte Benaja
dem König David Wasser darbringt (Abb. 2); er tut dies in einem fußlosen
gelbgrünen Roemer, dessen Zylinderteil mit kleinen Stachelknöpfchen besetzt
ist. Genau ein solches Exemplar, das aus einem oberschwäbischen Altar
ans Tageslicht kam, dabei aber beschädigt wurde und gekittet werden
mußte, ist in meiner Privatsammlung erhalten (Abb. 3)*. —Vielleicht hat
(Abbildung 5)
(Abbildung 6)
Nr.lO DEUTSCHLAND 4Q1
unmöglich ist die Ansicht,
daß es sich um solche
Gläser handele, die aus
Scherben altrömischer
Gläser erzeugt worden
sind; ja selbst die Hypo¬
these, daß wir wegen einer
ungefähren Übereinstim¬
mung mit den frühmittel¬
alterlichen silbernen Me߬
kelchen das ,,römische“
Kirchenzeremoniell als
Taufpaten anrufen sollen,
ist unhaltbar. Die meiste
Zustimmung hat daher
mein Erklärungsvorschlag*
gefunden, der davon
ausgeht, daß der Roemer
seit der Mitte des 16. Jahr¬
hunderts nirgends eine
so ausschließliche Gel¬
tung gewonnen hat wie in
Holland. Da heißt nun
, ,roemen‘ ‘ soviel wie jemand
preisen; es bedeutet daher
ein ,,Roemer“ ein Toast¬
glas, mit dem ein Wohl
von 1646 in der Schweriner Galerie oder von 1651 in der Wiener
Liechtensteingalerie usw.), J. de Heem (von 1628 in Gotha;
Abb. 8), Pieter Claesz (von 1637 in der Auktion Düster, Köln,
N. 155 oder von 1638 in der Galerie von Kassel oder von 1640
in der Universitätssammlung in Würzburg und in der Auktion
Weber, Hamburg, N. 236 oder von 1645 im Rijksmuseum von
Amsterdam usw.) und auf zahlreichen andern Bildern der¬
selben Meister sowie von J. van der Velde (1658, Amsterdam),
W. Kalf (1658 oder 1663, beide in Schwerin), N. v. Gelder
(1672, Kopenhagen), W. van Aelst (1679, Basel), Barend Ver¬
meer (1690, Frankfurt, Jacobi-Auktion N. 70), W. v. Mieris
(1699, Dresden) wächst die Größe sehr bedeutend. Die meist
kugelige oder eiförmige Cuppa bildet aber immer noch mit
der zylindrischen, mit Fladenwarzen oder Beerennuppen be¬
setzten Hülse einen ungeteilten, zur Aufnahme des Weißweins
dienenden Hohlraum. Aber zum Unterschiede von den ähnlich
gebauten Bier-Igeln, wie sie im Norden, z. B. im Schweidnitzer
Keller von Breslau üblich waren, bleibt der holländische Roemer
ein Weinglas, das nur deshalb einen gewaltigeren Fassungsraum
erhielt, weil man im 17. Jahrhundert mit besonderer Vorliebe
nicht nur Zitronenschalen, sondern auch ganze geschälte
Zitronen nebst Zucker in den Wein gab, also eine Bowle be¬
reitete. Auch dies läßt sich auf zahlreichen Bildern deutlich
verfolgen, wie auf dem von Pieter de Ring (in Schleißheim
N. 924), oder von Herman Luyding (in Kassel N. 448), oder in
der Petersburger Eremitage auf den Gemälden von W. Kalf
(1369) und A. van Beijern (1362). Einer der größten Roemer,
(Abbildung 7)
ausgebracht wird. Wir haben somit im
Roemer (und englischen ,,rummer“) das
sprachliche Gegenstück zum ebenfalls
germanischen ,, Willkomm“, dessen
Name und (sehr verschiedenartige)
Fornn auch keinen inneren Zusammen¬
hangs miteinander aufweisen.
An den Rhein und vor allem nach
Holl^ind muß man gehen, um die weitere
Entwicklung dieses schönsten Weißwein¬
glases sowie die verschiedenen Varianten
genau kennen zu lernen. Dies läßt sich
nicht nur im Amsterdamer Rijksmuseum
an Originalen verfolgen; ein noch viel
reicheres Material liefern uns die zahl¬
losen holländischen und flämischen
Stillebenbilder.
Zunächst bleibt der Roemer — wie
etwa auf dem Bilde von F. Pourbus im
herzoglichen Museum von Braunschweig
von 1575 (Abb. 6) oder auf dem Raven¬
steinbild im Haag von 1618 — noch
ohne ausgesprochenen Fußteil und
recht klein. Allmählich bekommt das
noch immer recht kleine Glas einen
meist gesponnenen kleinen Fuß, wie
uns die Bilder von B. v. d. Ast
(von 1622 in Gotha), A. Palamedeß
(von 1624 in Hannover, Prov.-Mus.)
bezeugen. Schon auf den Gemälden von
W. Claesz Heda (von 1625 in der Auktion
Dr. F. Clemm, Berlin, N. 237 oder von
1631 in der Dresdner Galerie oder
* Pazaurek: ,,Die Gläsersammlung des
Nordböhmiscben Gewerbemuseums“ (Leipzig
i 902 ) s. 5.
(Abbildung 8)
4Q2 DEUTSCHLAND Nr.lO
dessen Cuppa größer ist als der Kopf des erwachsenen Trinkers,
ist z. B. auf dem Bilde von Cornelis Dusart (Auktion Graf
Brunsvik, Wien, 1902 N. 95) zu sehen.
Aber alle diese Gläser haben sich uns auch in Originalen
erhalten; das größte Exemplar wohl im Stadtmuseum im Haag
(N. 124). Von den datierten, oft noch durch Schnitt, Diamant¬
reißen oder Vergoldung, seltener durch Emailmalerei deko¬
rierten Stücken führe ich nur noch als Beispiele einige an ln
den Museen von Hamburg (1642, früher Thewalt-Auktion
[Abb. 4], und von 1689), Crefeld (1643), Schwerin (1659),
Leipzig (1664), Breslau (1678) oder London (Victoria and
Albert-Museum, 1683).
Im 18. Jahrhundert degeneriert der Roemer, der inzwischen
auch von der deutschen Goldschmiedekunst nachempfunden
worden war. Während sich die besseren alten Stücke noch
ab und zu auf späten Frühstücksbildern wie auf dem von
Kath. Trey von 1776 in der Augsburger Galerie erhalten,
zeigen z. B. die recht plumpen, farblosen Abkömmlinge von
1758 oder 1760 im Museum von Lübeck nichts mehr von
der alten Eleganz im Aufbau, die auch den recht großen
Roemern des 17. Jahrhunderts fast ausnahmslos zu eigen war.
Und wenn wir gar etwa die grünen ,,Roemer“ des aus¬
gehenden 18. Jahrhunderts betrachten, wie sie z. B. in Marbach
aus dem Besitze Schillers gezeigt werden, vermissen wir in dem
umsponnenen massiven Stengelfuß, der nur in alter Remi¬
niszenz noch mit Nuppen besetzt ist, jegliches Verständnis
für die ehemalige Grazie.
Dem 19. Jahrhundert ist die Poesie des Roemers, wenn wir
von den mehr oder weniger getreuen Kopien der alten Stücke
aus der Köln-Ehrenfelder Hütte absehen, gänzlich abhanden
gekommen. Selbst besondere Paradestücke wie etwa der
Grundsteinlegungs-Roemer von der Niederwalddenkmal-Feier
1877 im Berliner Hohenzollernmuseum (Abb. 7) bedeutet
keine selbständige künstlerische Weiterentwicklung des schönsten
deutschen Weinglastyps, wie wir sie durch vier Jahrhunderte,
von rund 1400 bis 1800, schrittweise verfolgen konnten.
Und was nennt sich ln der Glasindustrie der Gegenwart
„Roemer“? — Hochstielige Stengelgläser mit verschiedenartig
profilierten und dekorierten dünnen Schäften, auf denen eine
kugelige Cuppa auf sitzt. Also die leichte Zerbrechlichkeit der
Venetianer Flügelgläser, die der alte Roemer vermeiden wollte,
ist gerade wieder zum Modeprinzip geworden ln Verbindung
mit einer noch weitergehenden Höherlegung des Schwerpunktes,
die gerade der alte Rcemer, der den Wein auch ln die zylin¬
drische Hülse aufgenommen, so geschickt vermieden hatte.
Dazu treten mitunter noch rote und blaue Überfangfarben, die
dem Weißwein keineswegs zum Vorteile gereichen.
Nun sagt zwar der wiederholt zitierte Pfarrer Mathesius:
,,Das gefesse ist nicht vil Schatzes werd, aber das darinn ist,
das ist edel, thewer und köstlich.“ Aber gerade beim besten
Wein kann es uns durchaus nicht gleichgültig sein, ob wir
den Genuß durch die Wahl des entsprechenden Gefäßes heben
oder beeinträchtigen. Der Hauptfehler, der seit dem 18. Jahr¬
hundert begangen wurde, scheint mir darin zu liegen, daß
man immer mehr bestrebt war, das Weißweinglas und das
Rotweinglas einander nahezubringen, ja beide, wie wir es
heute beheben, in einem Service aufgehen zu lassen.
Kulturgeschichtliche Momente sind hierbei auch ins Wasser
gefallen. Aber ebenso, wie wir in der Porzellanindustrie
die auf Westasien zurückgehenden Kaffeetassen von den ost¬
asiatischen Vorbildern nachempfundenen Teetassen trennen,
dürfte es sich empfehlen, für den Rotwein die Richtung bei¬
zubehalten, die durch die Stengelgläser von Venedig oder
Deutschböhmen vorgezeichnet ist, während man bei den Wei߬
weingläsern vernünftige Reminiszenzen an den guten alten
Roemer nicht gewaltsam unterdrücken müßte.
Das elsässische Rebland und seine Erzeugnisse.
Von Redakteur L. Hausherr (Kolmar i. Eis.).
Un was sinn nit d’Wyn so guet!
Sinn dies Kopfyfyrer,
Elschersler, Dirkabluet,
Bebler und Rappschwyrer,
Strohwyn, Kläwner, Fnkawyn
Duen wi Gold im Becher
Kydderle un Rangewy’n
D’ ärgste Wadabrecher,
Helljasteiner, Muschkadeller,
Volxemer un Kitterle,
Richawirer, Berger, Zeller,
Lütter gueti Wynla!
Vivat ’s Elsaß, unser Landla,
Wo so gueti Wynla het!
So besingt der elsässische
Dialektdichter Stöber einige hervor¬
ragende Gewächse des südwest¬
lichsten, des weitaus größten deut¬
schen Weinlandes. Ohne Lothringen
26 000, mit Lothringen etwa 32 000
Hektar Rebgelände bedecken von
Weißenburg beim Geisberg ange¬
fangen bis über Thann im Ober¬
elsaß hinaus das Reichsland. Reben,
die wegen ihrer sonnigen Lagen,
der frühen Reife ihrer Trauben
und der Ertragsfähigkeit nicht nur
mit jedem andern deutschen Wein¬
baugebiete, sondern sogar mit vielen
südlicher gelegenen ausländischen
Pflanzungen mit Erfolg in Wett-
Der Rebmann — Becher aus dem Germanischen Museum
zu Nürnberg (Phot. Chr. Müller, Nürnberg)
bewerb treten können. Man braucht
nur die Geschichte des Landes
nachzuschlagen, um zu sehen, welche
Bedeutung der Weinbau von jeher
im Elsaß hatte. Schon Tacitus
sagte: ,,Die dem Rheinufer an¬
wohnenden Germanen erhandelten
auch Wein.“ Dann finden wir wieder
den Erlaß des Kaisers Probus und
um 270 n. Chr. das Edikt Domi¬
tians u. a. m., die sich alle schon
auf den elsässischen Weinbau be¬
zogen. 650—950 n. Chr. sind in
den elsässischen Urkunden schon
119 und um das Jahr 1300 schon
172 Rebdörfer erwähnt. Heute
sind in Elsaß-Lothringen nach
Oberlin von 1696 Gemeinden 1407
am Weinbau beteiligt. Davon 95
Gemeinden mit mehr als 50 Hektar,
79 mit mehr als 100 Hektar und 37
mit mehr als 200 bis fast 600 Hek¬
tar Rebgelände.
Für die Weinkultur ist das
Klima des Landes besonders günstig.
Das Rebgelände, meistens Gebirgs¬
lagen, ist vor rauhenWinden fast aus¬
schließlich geschützt. Die meisten
Lagen neigen sich gegen Ost, Süd
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Nr.lO
DEUTSCHLAND
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Ost.
oder Südwest. Die durchschnittliche Höhe der Weinberge
beträgt im Unterelsaß 226 und im Oberelsaß 340 Meter
über dem Meeresspiegel. Vorwiegend sehr nährstoffreiche
Bodenarten bedingen einen viel längeren Rebschnitt, als wir
ihn sonst m Deutschland gewohnt sind. ^
Wenn auch bis in die neuesten Zeiten hinein das elsässische
Rebland, wie alle Rebgegenden, nicht von Mißjahren verschont
blieb, so zeigen die jetzt noch vorhandenen Aufzeichnungen,
die bis in die Zeiten, wo die Hunnen das Land durchstreiften,
zurückgehen, doch, daß der elsässische Weinbau noch zu dem
von der Natur begünstigten zählen darf, wenn ihn nicht mangel¬
hafte Kultur oder einengende Gesetze an der Entfaltung seiner
ganzen Entwicklungsmöglichkeit hindern. Welche Fülle von
Wein das Elsaß liefern kann, ist aus den Niederschriften der
Thanner Franziskanermönche ersichtlich. Nach diesen waren
besonders reiche Weinjahre 1431, 1483, 1530, 1584. Mit dem
1431er soll an der Thanner Kirche der Mörtel angemacht worden
sein. 1483 wurde der 1482er ebenfalls zu diesem Zwecke ver¬
wandt, um dem neuen Platz zu machen; ebenso 1530 und 1584,
wo man ,,aus Mangel an Gefässen viel von dem alten Wein
ausschüttete oder den Mörtel damit anmachte**. 1505 war so viel
Nach verschiedenen Quellen gab es von 1199 bis zum Be¬
ginn der französischen Revolution aber auch nicht weniger
als 214 schlechte Weinjahre. Davon haben Kälte und Frost 96,
Krieg 14, Hagel und Sturm 28, Nässe und ungenügende Wärme
33 und nicht angegebene Wirkungen 40 verursacht. 1485 be¬
richtet der Thanner Franziskaner „sind in einer Nacht
auf den St. Lorenzistag (10. August) alle Trauben von den
Stöcken gefallen, niemand kunnte sich’s erklären**. 1565 ist
nach dem ,,Kolmarer Wunderbuch** in Kolmar ,,nicht so viel
Wein gewachsen, daß ein Pfaff hätte können damit Messe
lesen**. 1571—1575 waren fünf aufeinanderfolgende schlechte
Jahre, daher große Not und Teuerung. 1606 gab es nach der¬
selben Quelle geringen, aber teuem Wein. Ein Fuder wurde in
Sulzbach gegen eine Kuh verhandelt. 1621—1625 erfroren
jedes Jahr die Reben, 1732 sogar vor der Reife. 1736 nahm nach
Billings Chronik ein Frost im Juni alles weg. 1793 gab’s am
2. Juni ein Himmelsgefröst, wodurch die Reben der Kol-
marer Aue und der niederliegenden Teile des Gebirges ver¬
nichtet wurden.
Aber immer, trotz wiederkehrender Mißjahre, haben sich
die biederen Bewohner des Landes mit ihrem Lose wieder aus¬
Rappoltsweller: Gesamtansicht
gewachsen, daß man an vielen Orten den Wein umsonst weggab.
1539 noch mehr. Der Chronist schreibt: ,,. . . dan ob man
fast alle Fässer gelährt, konnte man doch zu Herbstzeiten
kaum Fässer genug bekommen, daherr man die verlegene
und in vielen Jahren ungebrauchte müßte herfür suchen.
Etliche gaben ihre Trauben umbs Halbe abzulesen und wann
die Straßburger und andere Stätt im untern Elsaß nicht wären
zu Hilf gekommen, so hätte man an vielen Orten die Trauben
an den Reben müssen hangen und gleichsam verderben lassen.**
1217, 1218 und 1219 war ,,zwey oder drey Jahr her eine große
Quantität Wein im Elsaß durchgehends gewachsen, also daß
man ein Fuder um einen rauhen Gulden haben konnte**. 1376
bis Ende des 14. Jahrhunderts wuchs laut den ,,Collectaneen
Speckling’s** so viel Wein, ,,daß es ihrer viele verdroß**. 1481 gab
es so viel, daß man für einen Ohmen (50 Liter) ein Ei gab. Des¬
gleichen 1484. 1296 und 1297 wurde der Wein umsonst verzapft.
1483 gab man ein leeres Faß um den Inhalt. Im Jahre 1775
wurden nach der ,,Kolmarer kleinen Chronik von Bilhng** an
manchem Schatz (450—520 Quadratmeter) 10 und mehr
Bottiche geerntet. 1788 wurde fast alles zu Most, so daß jeder
Bottich 3 Ohm gab. Jahre, in denen die Fässer dreimal soviel
galten als der Wein, sind nicht selten. 1584 waren die Fässer
sogar siebenmal teurer als der Wein.
gesöhnt. Sie haben über einem guten Weinjahre alles Ungemach
vergessen, und wer heute noch, als Nichtelsässer, das Rebland
bereist, wird sich wundem ob der fröhlichen Gesichter und ob
der schlichten Gastfreundschaft, die ihm von den Bewohnern
der Weinbaugemeinden entgegengebracht wird. Folgende
treffliche Worte über die Bewohner des Elsaßlandes hat Herr
Dr. Peters (Kolmar) in einem Flugblatte des ,,Elsässischen
Weinbauverbandes** den Besuchern der diesjährigen Wander¬
ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zu
Straßburg zugerufen:
Schilt mir das Volk nicht,
Das an der Westgrenze des Reichs
Eigenen Wein trinkt!
Lern erst den Wein kennen,
So kennst du das Volk!
Aufrichtig, gastlich und frei
Trotzt es der Willkür,
Wahrt es den Stolz.
Blumig und feurig
Mundet der Wein.
Launische Rebe!
Alles, vom Stock bis zum Faß,
Ist edel an dir!
So die Bewohner des Lands.
Sonnendurchglüht
Ist Wein und Volk!
Ja, wirklich sonnendurchglüht ist alles, freundlich lächelnd
das Volk, lieblich und feurig seine Weine. Fangen wir gleich im
Norden in Weißenburg an, dort, wo uns schon der auch ge¬
schichtlich bekannte Geisberg entgegenlacht. Er ist schon eine
recht würdige erste Probe. Ihm halten aber der Wangener Riesling
4Q4 DEUTSCHLAND
Nr.lO
und der Marlenheimer Rote doch ganz vortrefflich die Stange,
ersterer mit seinem ganz fein spritzigen Trauben Bukett, letzterer
mit seiner angenehmen milchartigen Milde zwei Vorboten von
dem, was in dem weiten, sich von hier aus
noch auf eine Länge von 160 Kilometer nach
Süden hinstreckenden Rebgelände wartet.
Bin der Weingeist vom Gelände
Zwischen Oberbronn und Rothbach,
Dessen rot und weiße Tränklein
Du einst schlürftest, nicht nachlässig!
So läßt Stöber die Geister dieser Unter¬
elsässer Weine drohen. In Wolxheim, im
reizenden Breuschtale, am Fuße von prächtig
gelegenen, sonnigen, vielfach mit Edelge¬
wächsen bepflanzten Rebhügeln, besänftigt
er sie aber bald wieder mit dem Lobliede:
Dieser hier, ein duftig Breuschkind,
Hält in Wolxheim seinen Hofhalt,
Tut nicht wenig sich zugut,
D2d3 ein Kaiser ihn vorzüglich
Seiner Gnade hat gewürdigt.
Die nun folgenden Orte, Dorlisheim, Sulz¬
bad, Avolsheim, Molsheim mit seinem
Finkenwein, Bischofsheim, Rosheim u. a.
besitzen von den besten Ertragsreben des
Landes. Hier hat sich aber die Reblaus
leider so eingenistet, daß sie nur mit reb¬
lauswiderstandsfähigen Reben bekämpft
werden kann. 4 Kilometer entfernt von
Rosheim stoßen wir auf Oberehnheim, das
den trefflichen Pistolenwein liefert; eine
Benennung, die von einem Besuche des
Kaisers Maximilian 1. vom Jahre 1516 her¬
datieren soll (nach einer andern Version
war es Kaiser Ferdinand I. Anno 1562, beide
Besuche sind historisch), der des Lobes über
den ihm Vorgesetzten Wein nicht ermüdete.
,,Das wissen wir Majestät,“ sagte ein an¬
wesender Rebbauer, ,,daß er gut ist und wir
haben auch besseren, den trinken wir aber
selbst!“ Der Kaiser lachte über diese naive Grobheit, ließ dem
Bauern zwei mit Silber beschlagene Pistolen geben zum Andenken
an seinen derben Bescheid und sprach: ,,Der beste Oberehnheimer
Wein muß von nun an ,Pistolenwein* heißen!“ Von Oberehnheim
aus führt eine Straßenbahn an dem niedlichen Weinsorte Boersch
vorbei nach Ottrott. Dort wird aus einer
ganz eigenartigen Pinottraube ein Rot¬
wein gewonnen, der zum besten Deutsch¬
lands gehört. In seinem bekannten Liede
auf die Elsässer Weine feiert ihn Stadt¬
sekretär Stephan als den ,,starken Held
Burgund“.
An dem sagenumwobenen Odilienberg
vorbei, wo nach der Geschichte um das
y.Jahrhundert der finstere Ritter Eticho 1
seine blindgeborene Tochter, die spätere
heilige Odilia verstieß,über St. Nabor und
Andlau mit seinen sehr wertvollen steilen
Rebhügeln und nordöstlich Mittelberg¬
heim zu mit ganz ausgezeichneten Lagen,
führt eine Straße nach Barr, einem der
Hauptweinorte vom Unterelsaß. Auf dem
nach Süden zu gekehrten Kirchberg und
weiter zurück in Heiligenstein wurde von
jeher viel auf Qualitätsbau gehalten.
Klevner, Gewürztraminer, Traminer und
auch Sylvaner liefern dort einen feinen
Tropfen. Wer hat schon Barr passiert
und nicht ein ,,Gänsbrönner* und viel¬
leicht auch dazu gar einen Gewürz¬
traminer und Traminer getrunken? Den Dreimännerwein hat
ihn das Volk genannt, weil er so stark ist, daß zum Trinken
3 Männer nötig sind, ,»einer, der trinkt, einer, der den Trinkenden
hält, und einer, der einschüttet“. Von Barr
aus wird die mit Reben bepflanzte Fläche
immer breiter. Außerhalb Epfig, dessen
Gemarkung unglaubliche Mengen Wein
liefert, wird neben einer Reihe anderer Reb-
dörfer bald Dambach, die größte Rebge-
markung des Landes, sichtbar. Hier stand
der Weinbau von jeher in größter Blüte. Das
alte Gasthaus „Zur Krone“ (gegründet 1563),
das Küferfest an Martini (12. November)
legen noch Zeugnis ab von den alten schönen
Zeiten. Die Weinkeller Dambachs, ganz
abgesehen von den dortigen großen Kellereien
der Elsässischen Zentral-Winzergenossen-
schaft, sind in guten Jahren fast nicht auszu¬
schöpfen. Mit dem benachbarten Diefental
eröffnet Dambach, infolge früher Trauben¬
reife, alljährlich den Herbstreigen. Das
4 Kilometer von da entfernte Scherweiler
liefert viel Rieslingweine. Rechts beginnt
das ebenfalls recht stark Weinbau treibende
Weilertal. dessen Erzeugnisse ihrer hohen
Säure wegen viel Ähnlichkeit mit manchen
Gewächsen der Mosel haben sollen. Der
„Wendewi“ nennt der Dichter den Weiler¬
täler Wein, weil er so sauer sein kann, daß
man sich nachts wenden muß, damit er den
Magen nicht auf einer Seite durchbrennt.
Doch ist sehr oft auch der Weilertäler Wein
weitaus besser als sein Ruf. Weiter südlich
kommt Kestenholz und Kinzheim, lauter
am Fuße der restaurierten Hohkönigsburg,
nächst der Grenze vom Ober- und Unter¬
elsaß gelegene Orte mit umfangreichem
Weinbau.
Die nördlichsten Orte im Oberelsaß sind das anmutige
St. Pilt und seine Nachbarorte Rodern und Rohrschweier.
Sie haben ziemlich bedeutenden Rotweinbau. Der St. Pilter
Rote behauptet trotz der Konkurrenz der ausländischen Rot¬
weine noch immer seinen Platz: ,,Roter von St. Pilt, o wie mild!“
Nun wird man aber bald den Unter¬
schied zwischen den Unter- und Ober¬
elsässer Weinen gewahren. Während
sich die Unterelsässer durch feinspritziges
Bukett ganz einladend präsentieren, zeich¬
nen sich die Oberelsässer, und unter
ihnen wieder namentlich die Edelweine,
durch viel Körper und Feuer und eine
duftende würzige Blume aus. Riesling¬
buketts, wie sie in einigen Gemarkungen
des Kreises Rappoltsweiler, in Rappolts-
weiler, Hunaweier, Reichenweier, Beblen-
heim,Mittelweier und auch im Kaysers-
bergertale zu finden sind, werden kaum
von einem Rheinweine übertroffen. Über¬
haupt haben wir es nun im Oberelsaß
außer mit Gutedel, Elbling, Räuschling,
Knipperle und Sylvaner, die die guten
und sehr kuranten ,,Zwickerweine“ geben,
viel mit Rieslingen, Muskatellern und
andern Edelgewächsen zu tun. Zwicker¬
wein ist ein Wein aus einem Gemisch
verschiedener Traubensorten, unter dem
meistens mehr oder weniger große
Mengen Edelgewächse sind.
Kolmar: Das Kopfhaus
(Phot. J. Christoph, Kolmar)
Kolmar: Der Rebmann am Rathaus
(Phot. J. Christoph, Kolmar)
Nr.lO DEUTSCHLAND
m 495
Aber auch der Tokaier (das neue Weingesetz will dem
Grauklevner, der seit Jahrhunderten damit gemeint ist, diesen
ehrlichen Namen jetzt abstreiten), der von dem berühmten
Kolmarer Helden und Feldhauptmann Lazarus Schwendi
während seiner Kriegszüge aus Ungarn nach dem Elsaß gebracht
wurde, ist eine edle Traube. Wer diesen Wein einmal gekostet hat,
zumal noch einen 1911er, der vergißt ihn nie mehr. InKolmar,
der Metropole des elsässischen Weinbaus, wurde Schwendi
hinter dem Kaufhause aus Dankbarkeit ein Denkmal errichtet.
Eine Traube hat ihm Bartholdi, der Schöpfer des Denkmals,
in die Hand gegeben, als Symbol seiner Verdienste um den
elsässischen Weinbau. Auf unserer Wanderung von St. Pilt
landauf landen wir zuerst in Bergheim, wo die Geschichte
die ersten Spuren des elsässischen Weinbaus hinlegt. Dann
noch ein Anlauf und wir stehen in Rappoltsweiler. Ein Gläschen
Rappoltsweiler macht schon das Herz schneller schlagen,
es braucht nicht einmal gerade ein Zahnacker zu sein. Reichen¬
weier, etwa4 Kilometer südlich von Rappoltsweiler, ist eine Wein¬
stadt im wahren Sinne des Wortes. Auch der Zellenberger
,,Mantelkragen“ und der Hunaweirer Mühlforst sind köstliche
Tropfen. Reicher
behangene Stöcke
als in dieser Ge¬
gend gibt es denn
auch kaum noch
irgendwo. Auch
das naheliegende
Mittelweier und
Beblenheim
liefern hochfeine
Zwicker-, To¬
kaier-, Traminer-
undRieslingweine.
Und so geht es
weiter durch das
Kaysersberger Tal
über Sigolsheim,
Kienzheim und
Kaysersberg, wo
die Trauben an
hohen, steilen und
sonnigen Abhän¬
gen buchstäblich
gekocht werden.
Dann wieder über
Ammerschweler,
einen der Hauptweinorte des Landes mit seinem ,,Käferkopf“,
gelangen wir dem Gebirge entlang nach Katzental und Nieder¬
morschweier, zwei hochgelegenen Gebirgsdörfern, von denen
aus man eine sehr prächtige Aussicht auf das sich vor einem
ausbreitende Rebgelände und in die Rheinebene hat. Nördlich
und südlich sehen wir keinen Anfang und kein Ende der Reben.
Östlich breiten sie sich bis über Kolmar etwa 8 bis 10 Kilometer
weit aus. Ein wahres Rebenmeer liegt zu unsern Füßen. Bald
erblicken wir die alte freie Reichsstadt Türkheim, deren
,,Türkenbrand“ von alters her höchlichst gepriesen wurde.
Doch es eilt, wir müssen in Kolmar, der Hauptstadt des
elsässischen Weinlandes, mit ihren zahlreichen von der Ge¬
schichte des alten elsässischen Weinbaus erzählenden alt¬
historischen Gebäuden, Denkmälern und Inschriften, noch
schnell das Weinbauinstitut Oberhn besichtigen und fahren
dann recht befriedigt von dem Gesehenen mit dem „Bahnla“
Winzenheim zu. Von hier aus über Wettolsheim nach Egisheim
treffen wir fast lauter herrliche Gebirgslagen mit Kalkböden,
die für den Quahtätsbau ausgezeichnet passen. Winzenheimer
Hengst, Wettolsheimer Steingrübler, Egisheimer Pfirsichberg
oder Sundei und noch viele andere sind Lagen, die sich sehen
lassen dürfen. Vorbei an den sagenumwobenen Ruinen
Hohlandsberg, Hageneck und Drei-Exen treffen wir noch
verschiedene zwar kleinere, aber doch recht bedeutende Wein¬
orte, wie Häusern, Vöklinshofen, Obermorschweier, Hattstatt.
Dann folgt Geberschweier, das von jeher bekannt war wegen
seiner guten kräftigen Muskatellerweine.
Durch Pfaffenheim, einem Ort mit kräftigen Ertragsreben,
kommen wir bald nach Rufach; von jeher waren die Weine
des dortigen Schlosses Isenburg und der ,,Hauler“ bei den
Weintrinkern sehr beliebt.
Durch die Gemarkungen Westhalten und Sulzmatt, die
nicht nur große Erträge, sondern auch schöne Weine erzeugen,
gehen wir über das Klostergut „Hexenkapelle“, den Bollenberg,
wo ein musterhaft fortschrittlicher Weinbau betrieben wird,
und dann weiter durch Orschweier, Bergholz-Zell und Bergholz,
lauter Ortschaften mit fast unerschöpflichen Weinlagern,
gelangen wir nach Gebweiler, der Hauptstadt des schönen
Blumentales, wo neben einer ganzen Reihe anderer Größen
der vielbesungene „Kitterle“ wächst. Uber den Ursprung
des Namens Kitterle herrschen die verschiedensten Meinungen.
Einige wollen es von Gütterle (Schnapssäufer) herleiten, andere
leiten ihn auf einen
Bürger namens
,,Kutter“, welcher
den Berg gerodet
und mit Reben
bepflanzt haben
soll. Andere neh¬
men zur Lösung
das deutsche Wör¬
terbuch zur Hand.
Nach Grimms
Wörterbuch heißt
es nämlich Vogel¬
gezwitscher. Sei
dem wie es will,
der ,,Gebweiler
Kitterle“ ist eine
feine Marke.
Noch einen
Blick werfen wir
auf die herrlichen
hohen, ganz strack
abfallenden Reb-
hügel, und über
Sulz,Jungholz und
Wünheim kom¬
men wir bald nach der altberühmten Wein- und Badestadt Watt¬
weiler, wo der wackere Verteidiger der Winzerinteressen, der
Landtagsabgeordnete Remy, Bürgermeister ist. Noch eine kurze
Strecke und wir sind in Thann angelangt. Der Thanner
,,Rangen“ ist schon seit Beginn des elsässischen Weinbaus stets
mit dabei, wenn die besten Weine aufgezählt werden. Neben
dem vorwiegenden Edelgewächs verdankt er seine Güte auch
der trefflichen Lage des Rangenberges. Wie ein gewaltiger
Riese erhebt sich der Rangenberg, gleichsam schirmend über
der Stadt. Wie sorgsam die Qualität des Rangenweins von jeher
gehütet wurde, zeigt eine Stadtverordnung von 1548. Es heißt
da unter anderm: „Und soll hinfürder, weder fremder, noch
heimischer, im Rangen etwas von unedlem Gewechs pflanzen
und sezzen. Usserhalben am ersten Steeg in den Weegen.
Wer darwieder thuet, soll nicht allein umbs gelt gestrofft,
sondern die unedlen Stöckh herusser geschnitten werden.“
Noch weiter nach Süden und nach Osten wird ziemlich
bedeutender Weinbau getrieben, aber wir setzen hier unserer
Reise ein Ziel. Wir haben das schöne elsässische Rebland
kennen gelernt, wir wissen jetzt, was es erzeugt, haben gesehen
und gefühlt, was es zu leisten vermag und wie gut seine
Leistungen bekommen. Derjenige, der das Land, seine Leute
AQö DEUTSCHLAND m
Nr. TO
und seine Weine von früher kannte, der wußte es auch zu
schätzen. Aber der Ausfall der Prämiierung der Deutschen
Landwirtschafts-Gesellschaft, die dies Jahr zu Straßburg
stattfand, wird dazu beitragen, den Ruf der Elsässer Weine
in allen deutschen Gauen zu verbreiten. Das aus den Reben
Gewonnene soll eben nicht bloß in den Kellern hegen bleiben,
das ,,Gold‘‘ soll auch gemünzt werden.
ln engster Verbindung mit dem Weinbau steht der meistens
selbst über große Rebgüter verfügende Weinhandel, der getreu
einer fast ein Jahrtausend alten Überlieferung einen regen
Handel mit dem übrigen Deutschland unterhält. Absatz¬
möglichkeit und Geschmacksrichtung haben im Laufe der
Jahrhunderte vielfach gewechselt. Aber immer wieder hat
es der elsässische Wein dank seiner vorzüglichen Charakter¬
eigenschaften verstanden, sich neue Märkte zu erobern. Er nimmt
den Wettbewerb mit allen andern deutschen Weinen sehr
wohl auf. Der Frankfurter Frieden hat das Wirtschaftsgebiet
geändert. Aber die elsässischen Weine sind nicht nur dieselben
gebheben, die Kellerwirtschaft hat sich der fortschreitenden
Kellertechnik angepaßt und erzielt Weine, genau wie sie der
deutsche Geschmack bevorzugt, die aber noch dazu den Vorzug
einer sonst nirgends gebotenen Billigkeit haben. Möge diese
Schatzkammer deutschen Weins auch von allen Kennern
Altdeutschlands genügend gekannt und gewürdigt werden.
Berühmte Weinfässer.
Von Dr. W. M. Schm Id (München).
Für seine inneren Werte muß der Wein leider die
Eigenschaftswörter mit vielen andern edlen und hoch¬
gemuten Dingen teilen. Als greifbare Bezeichnungen für
den köstlichen
Rebensaft stehen
wenigstens die der
Gefäße und Ge¬
mäße zur Verfü¬
gung: Humpen,
Krug, Becher,
Flasche, Römer
usw. Aber wie
schwach klingen
alle diese Wörter,
wie gering ist das
geistige und kör-
perlicheFassungs.
vermögen der in
ihnen vertretenen
Begriffe! Den
wahren sicht¬
baren Ausdruck
findet des Weins
Siegesstärke
schließlich doch
bloß im Faß. erste große Heidelberger Faß von
ln diesem kurzen
und doch wohllautenden Worte geben sich mit einem Schlag
all die vielgestaltigen Beziehungen zwischen dem Wein und
dem Trinker kund. Und wenn Mirza Schaffy rät: Kauft euch
der Flasche Weisheitsbuch! so wird ein strebsamer Mann sein
Trachten auf den Besitz einer ganzen solchen Bibliothek in
einem schönen runden, mit festen Reifen
gebundenen Schrank richten.
Trotz der herrlichen Trinklieder des
Anakreon und Horaz denkt der Kenner
deutschen Weins mit Schaudern an
die Bockfellschläuche und tönernen
Amphoren der Alten. Als die Römer den
Weinbau an den Rhein und die Mosel
verpflanzt und die alten Deutschen diese
Gabe Gottes über Bier und Met ein¬
zuschätzen gelernt hatten, erfanden
diese auch die einzig passende Hülle
für den göttlichen Saft, und die Bäume
ihrer heiligen Haine waren gerade gut
genug, ihn sorgsam zu ,,fassen“.
Schon Karl der Große widmete
auf seinen Mustergütern dem Faß- Medaille von dem zweiten
bau besondere Aufmerksamkeit, und in den Klöstern,
diesen alten Hochschulen des Weinbaus, zeichnete man nicht
nur den beziehungsreichen Rebgarten neben die passenden
Texte der Bibel,
sondern man
sorgte auch für
genügendes Ma¬
terial, das dem
Miniaturmaler
als Modell dienen
und ihn zu neuem
künstlerischem
Schaffen begei¬
stern konnte.
Eine gern ge¬
sehene Schen¬
kung waren daher
die von Kaisern,
Königen und
frommen Ade¬
ligen den Gottes¬
häusern und Stif¬
ten so häufig
verliehenenWein-
gärten. Mit ihrer
Zahl wuchs na¬
türlich auch das
Bedürfnis nach den mächtigen Kellern, deren Gewölbe
wir heute noch bewundern. Bischöfe und Domkapitel
standen hinter den Klöstern nicht zurück; im Passauer
Hofkeller z. B. leerten 1713 fast 10 000 Hektoliter Wein. Und
die früher so freigebigen weltlichen Fürsten hüteten jetzt ihren
Schatz an Weinbergen recht bedachtsam.
War doch, besonders im trinkfreudigen
und trinkfesten 16. Jahrhundert, als
auch dem zartesten Hoffräulein 2 Maß
zum Schlaftrunk ausgemacht waren, der
Bedarf an ,,Deputatwein“ an den Höfen
recht bedeutend. Dazu kam noch der
,,Bestallungswein“ für die fürstlichen
Beamten und Diener; so verbrauchte
die Hofkellerei in Würzburg 1782 allein
2132 Hektoliter an „Beamten wein“.
Glückliche Zeiten, wo Gehälter noch in
Wein ausbezahlt wurden! Freilich mußte
der Jahrgang auch was taugen.
Damit nun bei der Verteilung Klagen
über ungleiche Sorten nicht aufkommen
großen Heidelberger Faß konnten, sammelte. man den Wein in
1589 (Aus Merian: Palatinitus Rheni 1645)
Die Druckstöcke zu dem Artikel ,,Berühmte Weinfässer“ sind von dem Verfasser der „Geschichte des Weinbaus“ (3 Bände, Verlag von
He rrich Keller m Frankfurt a. M.) Dr. Bassermann-Jordan (Deidesheim) freundlichst zur Verfügung gestellt worden.
Nr.lO DEUTSCHLAND 4Q7
großen Lagerfässern. Wo der aus den verschiedensten Lagen
stammende Zehentwem nun in vielen Fudern angeliefert wurde,
da wuchs das Maß der Fässer ins Riesenhafte. Und der Besitz
solcher wär der Stolz ihrer Eigentümer, ein Symbol ihres
mächtigen Grundbesitzes. Denn in früherer Zeit hielt man
mehr auf Quantitätsbau beim Wem, während der Qualitätsbau
erst zu Ende des 18. Jahrhunderts in den Vordergrund trat.
Ein Riesenfaß zu bauen war nicht jedes Küfers Sache;
dazu gehörte schon eine tiefgehende Handwerkserfahrung, und
oft mußten die Meister von weither berufen werden. Daß sich
Hofbildhauer nicht zu gut dünkten, solch ein Faß mit Bild¬
schnitzarbeiten zu zieren,
ist begreiflich in einer Zeit,
wo Kunst und Handwerk
so innig zusammengingen
und wo auch den kleineren
Lagerfässern künst¬
lerischer Schmuck zuteil
ward. Das in seiner Art
einzig dastehende Wein¬
museum, das im Histo¬
rischen Museum der Pfalz
in Speyer einen ausge¬
zeichneten Überblick über
alle Beziehungen des Wein¬
baus gibt, bietet auch
musterhafte Beispiele über
die Verbindung von
Schnitzkunst und Faßbau.
Gern war der Oberteil
des Faßbodens mit dem
Wappen oder Namenszug
des Besitzers geziert. Vom
figürlichen Schmuck wird
in späterer Zeit der
Bacchus seltener, dafür
treten die dem Weinbau
günstigen Heiligen mehr
hervor. In der Pfalz ist
übrigens nicht St. Urban
oder St. Kilian, sondern
St. Cyriakus der besondere
Patron der Winzer. Die
Darstellung der Jahres¬
zeiten wechselt mit Jagd-
und Trinkszenen, und eine
Serie von Faßböden gibt
die geschnitzten Bildnisse
der in den Befreiungs¬
kriegen 1813—15 auftre¬
tenden Fürsten und ihrer
Generale: Napoleon, Frie¬
drich Wilhelm III., Alex¬
ander I., Blücher usw. Die
Sprießen (Querstreben vor
dem Faßboden) tragen meist den traditionellen Schmuck von
Weinlaub und Trauben, die sie verbindenden Docken dagegen
Engelsköpfe, Masken usw. Die das Türchen verschließenden
Faßriegel zeigen in einer Reihe von mehreren hundert Stück
Meerweibchen, Fisch, Delphin, Fuchs, Hund, Eber usw.,
teils stilisiert, teils naturalistisch ausgearbeitet. Manche Einzel¬
heiten der Zieraten sind auch durch Farbe oder Gold betont.
Mit solch künstlerischem Schmuck versehene Riesen¬
fässer bildeten naturgemäß eine Sehenswürdigkeit der Schlösser
und Klöster, und es herrschte ein förmlicher Wetteifer in ihrem
Bau bei den weltlichen und geistlichen Herrschaften. Aus
den verschiedensten Gründen ist aber die Mehrzahl der in
alter Zeit so berühmten Fässer verloren gegangen, und in ihren
Schicksalen spiegelt sich, wie schon ihr besonderer Kenner,
Viktor von Scheffel, sagt, ein Stück Kulturgeschichte wider.
Fraglich bleibt, ob die Nachricht, daß schon 1343 für den
Heidelberger Hofkeller ein Riesenfaß gebaut worden sei, den
Tatsachen entspricht. Im allgemeinen setzte der Bau solcher
,,Schatzkästen“ erst mit dem Ende des Mittelalters ein. Eines
der ältesten lag im Kloster Eberbach, 400 Ohm, etwa gleich
530 Hektoliter fassend; es wurde 1525 von den aufständischen
Bauern in dreiWochen leer getrunken und dann zerstört. Neben¬
bei bemerkt ist die Umrechnung des Rauminhaltes der alten
Fässer in die modernen Maßeinheiten oft mit Schwierigkeiten
verbunden, da in der guten
alten Zeit der deutschen
Klein- und Kleinststaaterei
derNormalschoppen eben¬
so verschieden war wie der
Münzfuß. So wechseln
das Dresdener, Mainzer,
Wormser undHeidelberger
Fuder von 7,9 bis 9,6
Hektoliter.
Ein ebenfalls noch ins
Mittelalter zurückgehen¬
des Faß mit 100 Fuder
(= 800 Hektoliter) hatte der
Fürstbischof von Speyer
auf der Kestenburg bei
Hambach aufstellen lassen;
auch dieses wurde 1525
von den Bauern ,,trocken¬
gelegt“ und wenn nicht
schon damals, dann sicher
1552 im Krieg zerstört.
Nicht so groß, aber ,,aufs
köstlichste ausgemacht“,
d. h. geschnitzt, waren die
24 Fässer zu je 30 Fuder,
die in der Schadenspezi¬
fikation von 1689 über den
Hofkellerder bischöflichen
Pfalz angeführt werden.
Sie waren bei der Ein¬
äscherung der Stadt durch
die Franzosen zerstört
worden. 625 Fuder waren
damals allein aus fürst¬
lichem Besitz durch die
Gurgeln der Kriegsleute
oder direkt auf die Straße
gelaufen. Dazu kam noch
der Bestand in den Kellern
des Domkapitels, der ein¬
zelnen Domherren, der
Stadt und der Weinhänd-
1er. Ältere Fässer von
ansehnlichen Dimensionen (440 Hektoliter) lagern auch noch
im Kgl. Hofkeller zu Würzburg; ein kunstreich geschnitztes
von 1683 enthielt nach einer Inschrift den hochedlen 1540er.
In diesem gottgesegneten Jahr war die Hitze so groß, daß der
Rhein ,,schier ausgetrocknet“ war und man am 24. August in
der Pfalz mit der Weinlese begann. Die durch die übermäßige
Hitze vertrockneten Trauben quollen später im Regen wieder
auf, und man gewann einen zweiten Herbst, noch besser als der
erste! Auch das vorhergehende Jahr 1539 war so fruchtbar, daß
die Fässer mehr kosteten als der Wein. Das Bamberger Weinbuch
berichtet gleich gar, daß 1540 Wasser teurer war als Wein! Heute
noch entzückt die Blume jenes Jahrgangs den Kenner, wenn man
den Spund des schon längst geleerten Würzburger Fasses öffnet.
Das dritte jetzt noch erhaltene Heidelberger Faß
4Q8 DEUTSCHLAND Nr.lO
Für die Feste Asperg wurde 1546 ein 40 Fuder haltendes
Faß angefertigt, und für den Schloßkeller in Tübingen 1548
von dem gleichen Küfermeister ein solches, das 85 Fuder faßte
und noch erhalten ist. Herzog Eberhard III. ließ dann 1719/20
für den Keller in Ludwigsburg ein 300-Eimer-Faß (etwa 770
Hektoliter) bauen und von dem Hofbildhauer Seefried mit
reichster Schnitzerei verzieren. 20 Eichenstämme, 5 Stämme
Hagebuchen und ein Birnstamm wurden dazu verwendet. Noch
1847 ward es mit Most gefüllt; leider ist es sehr schwer zu¬
gänglich.
Daß die Kurfürsten der Pfalz echte Freunde des Weins
waren, ist sehr begreiflich, waren ja die beiühmtesten alten
Weinorte wie Bacharach, Caub, Nierstein, Kreuznach u. a.
ehemals kurpfälzisch. So setzte man auch in Heidelberg seinen
Ehrgeiz dann, mit Riesenfässern zu prunken. Pfalzgraf Johann
Kasimir ließ 1589/91 ein solches erbauen, das 132 Fuder = 1 280
Hektoliter hielt. Da
es aber während
des Dreißig¬
jährigen Krieges
infolge der Mi߬
ernte zu lange
trocken stand, fiel
es zusammen; nur
in Merians Palati-
nusRhein,gedruckt
um 1645, ist eine
Abbildung davon
erhalten. Kur¬
fürst Karl Ludwig
mußte also 1664
ein neuse Riesen¬
faß erbauen lassen,
das auch we¬
sentlich größeren
Rauminhalt, näm¬
lich 204 Fuder
= 1970 Hektoliter
hatte. . i
Auf 50 Staffeln
stieg man zu einem
,,Altan“ über dem
Faß, worauf sechs Personen gemächlich tanzen konnten. Der
Faßboden zeigte das von zwei Löwen gehaltene kurpfälzische
Wappen, die Sprießen und Docken waren reich geziert. In
vollrunder Schnitzerei sah man auf dem Fasse reitend den
Bacchus, begleitet von Satyren, in dem Rankenwerk von Wein¬
laub und Trauben noch Szenen von allerhand ,,versoffenen
Leuten“. Das Faß war ob seiner Größe und kostbaren Aus¬
stattung das berühmteste seiner Zeit, und auf seine Erbauung
wurden 1667 sogar silberne und goldene Medaillen geschlagen.
Da es aber nachher fast 40 Jahre leer lag und verfiel, ließ es
Kurfürst Karl Philipp 1727 erneuern, wobei der Raumgehalt
gleichblieb, die äußere Form aber wesentlich verändert wurde.
Gott segne dise Pfalz bey Ralhn ] Daß dieses Faß und anderer meer
Von Jahr zu Jahr mit gutem Wein Nicht wie das alte werden leer
lautete seine wohlgemeinte Inschrift. Aber schon
1750 ließ Karl Theodor das dritte und größte
Heidelberger Faß bauen, das heute noch die viel¬
besuchte Sehenswürdigkeit des Schlosses ist. 236
Fuder = 2279 Hektoliter oder fast 304000 Flaschen
faßt es; seine Länge mißt 9 Meter, der Durch¬
messer 6,9 Meter, und die einzelnen Dauben
sind 26 Zentimeter dick. Vom Kellerboden
erreicht es eine Höhe von 8 Meter. An Schmuck
trägt es bloß eine Kartusche mit den Initialen
seines fürstlichen Erbauers. Um diesen und
seine Vorfahren übrigens nicht in falschen Ver¬
dacht kommen zu lassen, ist es notwendig, die Anmerkung
der Pfalzgräfin Lise Lotte über die Heidelberger Riesenfässer
anzuführen: ,,Alle Kurfürsten, so nicht getrunken, haben sie
gebaut, und die, so viel getrunken, haben keine gemacht.“
1752 wurde das Faß zum ersten Male gefüllt, dann noch
dreimal, da insbesondere die Jahre 1759—62 vortreffliche
Herbste brachten; seit 1769 steht es leer, so daß auch des viel¬
besungenen Zwerges und Hofnarren Perkeo Wächteramt nichts
mehr bedeutet. An der Vertilgung des Faßinhalts hat dieser
übrigens mit seinen 15 Flaschen täglichen Deputats selbst
kräftig mitgewirkt.
Der Ruf des ältesten Heidelberger Fasses ließ den Fürst¬
bischof von Halberstadt nicht schlafen, und so berief er dessen
kundigen Erbauer, den Küfer Michael Werner von Landau,,
um auch für das Residenzschloß zu Gröningen ein solches
herzustellen. Es war nach dem Abbruch des Schlosses um
1750 verschollen
und galt als zer¬
stört. Erst in
neuester Zeit hat
sich herausgestellt,,
daß es der Halber¬
städter Domherr
von Spiegel geret¬
tet und auf seinem
Jagdschloß Spie¬
gelberg in einem
eigens erbauten
Keller etwa 1769
wieder aufgestellt
hat. Sind die Zie¬
raten auch ver-
schwunden,so zeigt
doch seine Bau¬
art, daß es ganz
gleich mit dem
ältesten Heidel¬
berger Faß ange¬
legt ist, auch der
Rauminhalt mit
128 700 Liter ist
nur wenig größer.
Zur Verproviantierung ihrer Feste Königstein haben auch
die Kurfürsten von Sachsen riesige Fässer bauen lassen. Das
erste wurde 1624 mit 1533 Hektoliter von einem böhmischen
Küfer hergestellt, das zweite 1680 mit 2290 Hektoliter von dem
Bindermeister Schüßler aus Eßlingen. 1721—25 aber wurde
von einem Nürnberger Meister das größte erbaut, das mit
seinen 3709 Eimern = 2529 Hektoliter noch 25 000 Liter
mehr faßte als der Heidelberger Riese! Wappen, Bacchus¬
figur und sonstige Zier waren aufs reichste geschmückt und
teilweise vergoldet. Da es später nicht mehr benutzt wurde^
wurde es baufällig und mußte 1818 abgebrochen werden. — Ihren
pfälzischen Vettern suchten es die bayerischen Wittelsbacher
gleichzutun; denn auch ln ihrer Burg Trausnitz ob Landshut lag
ein Riesenfaß, über das wir aber nicht weiter unterrichtet sind.
In Deutschland hat man auch m neuerer
Zelt riesige Fässer für Weinkellereien, z. B. in
Rüdesheim und Hattenheim, hergestellt, und
in Amerika sind wahre Ungeheuer entstanden.
Diese mögen nun als technische Berühmt¬
heiten gelten, aber schon das Material, das jetzt
Verwendung findet — Zement und Glas — ver¬
bietet, daß ein Dichter sie besingt, wie das
Heidelberger Burgfaß, und sie besitzen so wenig
kulturelle Beziehungen, daß sie den Ruf der
wenigen erhaltenen altberühmten Riesenfässer nie
werden verdunkeln können.
Das große Faß von Gröningen (1594) (Phot. Köhler & Saemann, Halherstadt)
\
Das große Faß in Königstein
(Sachsen)
Nr.io DEUTSCHLAND 499
Pfälzer VJ'inzcrtypen
Pfälzer Wein.
Von Wilhelm Michel.
Kam ich da jüngst im hohen Norden Deutschlands in
ein Kabarett. ,,Sekt? Wein?“ fragte der befrackte dienende
Knabe mit dem Unterton: Du wirst dich doch nicht unter¬
stehen, an dieser vornehmen Stätte Wein zu trinken? — Ein
Mensch, der ohne Gesellschaft Sekt trinkt, ist in meinen
Augen ein Rohling, ein besserer Cowboy. Also Wein, Pfälzer
natürlich. (0 heiliges Königsbach! Gesegnete Hänge von
Deidesheim, wo er nach Siegellack schmeckt! Sonnen¬
brütende Busenfalten der Mutter Erde um Wachenheim
und Forst!) Mein Auge spazierte schon durstig über die
Karte. ,,Wo ist der Pfälzer?“ — ,,Pfälzer? Bedaure, den
führen wir nicht.“
Ein Gottesglück, daß der alte Pfälzer Winzer nicht in der
Nähe war, der mir in einem Gasthaus einmal, ohne mich zu
kennen, fast drohenden Tones empfahl: ,,Herr Nochber, zu
dem Wei’ raacht mer awer kee Zigaar!“ Er kannte mich
nicht, wie gesagt, es lag ihm an mir gar nichts, auch nicht daran,
daß ich mir den Geschmack am Wein durch eine Zigarre trübte.
Aber am Wein lag ihm, daß der sich auf meiner Zunge frei und
ungehemmt ausleben dürfte. Ein Gottesglück, sage ich, daß
der Alte mit seiner Ballonmütze nicht in der Nähe war; Zeugen¬
gebühren in einer Beleidigungsklage wären mir sicher gewesen.
Also, Pfälzer gab’s keinen da oben, will sagen: Die Wein¬
karte eines vornehmen Lokals versagte sich die edelsten Blumen
des deutschen Weingartens, die charaktervollsten, stärksten,
lebendigsten Gaben der Heimatsonne. Und ich mußte mich
trösten mit einem Trunk von der Marke des ehrenfesten Herrn
von Beaujolais und mit Heines Bosheit:
ln Naturaliensammlungen fehlt
Oft unter den Fischen der Walfisch.
Deidesheim und seine besten Weinbergslagen, von den ,.Heldenlöchern“ (gallische Niederlassung) gesehen
503 DEUTSCHLAND Nr.lO
Wenige Ausnahmen abgerechnet, steht’s so im ganzen
Norden. Rhein und Mosel beherrschen alles und, versteht
sich, Burgund und Bordeaux. Von diesen ausländischen
Sachen trinkt man sogar die weißen Marken — und da fängt
der lächerliche Fall an traurig, sogar bitter zu werden.
Denn, sind sie
auch nicht unan- ' ~
genehm, die weißen
Franzosen, so sind
sie doch stumpf und
klotzig und, wie wir
Pfälzer sagen, „grad-
hinaus“, das heißt:
ohne Scherz, ohne
Hintergedanken,ohne
Geist und Vieldeutig¬
keit, ohne jene
erstaunliche allmäh¬
liche Entfaltung auf
Zunge und Gaumen,
die uns bei einem
Schluck Pfälzer schier
betroffen auf die
Offenbarungen des
Geschmackssinnes
aufmerken läßt. Fran¬
zösischer Weißwein
in Deutschland —
das ist, als wollte
einer von München
nach Paris fahren,
um einmal einen Krug guten Biers zu
Gewiß, dem Rhein und der Mosel soll ihr wohler¬
worbener Ruf bleiben. Obschon ja bekannt ist, daß die besten
Etiketten des Rheins manches decken, was an den Hängen
der Haardt gereift ist. Und obschon der Mosel von vielen
Weinunkundigen lediglich deshalb bevorzugt wird, weil er
Zunge und Gaumen
Neu^adt an der Haardt: Am Haardter Schlößchen
durchprobt; an allen Ausschankstellen der Winzervereine in
dem ganzen gesegneten Landstriche von Hambach bis nach
Wachenheim und Deidesheim habe ich sie versucht und dabei
für mich jedenfalls den Grundsatz gewonnen, andern als Pfälzer
Wein nur im Notfälle zu wählen. Ganz zu schweigen von den
alten edlen Sachen,
die dem inneren
Menschen mit ihrer
Edelsüße wohltun
wie alter Malaga,
so muß man nur
erproben, was selbst
aus den Ergebnissen
des schlechten Jahres
1912 in der Pfalz bei
guter Behandlung ge¬
worden ist: ein
höchstcharakter¬
voller, fruchtiger,
kerniger und lebhafter
Wein, der für manche
Stimmungen sogar
dem Elfer vorzu-
zichen ist. Der Elfer
war ja überall ein
beispielloses Ereignis;
ich kam nicht zu
ausgiebiger Ver¬
gleichung mit den Er¬
zeugnissen anderer
Gebiete, weiß aber
Königsbach,
ob seines spritzigen
Wesens ziemlich derb
karessiert. Daß aber
die Pfälzer Edelweine
das reichste und
stärkste Gaumen-Or¬
chester spielen, diese
Tatsache sollte doch
allmählich durch¬
dringen. Durch die
Tätigkeit der Winzer¬
vereine erfreut sich
die Pfalz heute ganz
allgemein einer Wein¬
kennerschaft, die
jeden Versuch un¬
redlicher Herstellung
oder gar der Ver¬
fälschung von vorn¬
herein unmöglich
macht. Und die
Weine selbst sind
von einem Reichtum
der Geschmacksab¬
stufungen, von einer
Fülle der Eigenart,
die von keinem andern deutschen
Weinbaugebiet auch nur annähernd erreicht werden. In be¬
rühmten Kellereien habe ich sie im Kreise guter Freunde
trinken. jedenfalls, daß man in Deidesheim, m Königsbach, in
Hambach schon im vorigen Jahre einen Elfer trank, der die
Eigenschaften eines großen Flaschenweins hatte, Eigenschaften,
die zu seinem Preise in keinem Verhältnisse standen.
Allen, die den Pfalzwein kennen lernen wollen, muß ge¬
raten werden, ihn an der Quelle zu kosten oder sich nur
an vertrauenswürdige
empfohlene Häuser
im Lande zu wenden.
Auswärts wird mit
den Pfalzetiketten
immer noch großer
Unfug getrieben,
leider auch in der
Landeshauptstadt
München. Nur auf
diese Weise, durch
Kennen lernen an der
Quelle, kann der un¬
würdige empörende
Zustand beseitigt
werden, der in
Sachen des Pfalz¬
weins herrscht, der
ein einzigartiges Bei¬
spiel dafür bildet, daß
ein erstklassiges, über¬
legenes Erzeugnis
jahrzehntelang ver¬
geblich um seine
marktmäßige Aner¬
kennung zu kämpfen
hat. Kein anderes Handelsgebiet kennt einen ähnlichen
Fall; er bildet für Deutschlands Weinkennerschaft eine
Schande, die so bald wie möglich ausgemerzt werden muß.
Winzerhaus am „Schwarzen Herrgott“ bei Zell — Die hervorragenden Jahrgänge sind am Haus
aufgeschrieben (Hofphot. Chr. Herbst, Worms)
Nr.lO DEUTSCHLAND 501
Der deutsche Rotwein und seine Herstellung.
Von W. Röder, Weinbaulehrer an der Provlnzial-Wein- und Obstbauschule zu Ahrweiler.
,,Deutsch der Strom und deutsch der Wein,
Deutsche Sprach’ und deutsche Sitte,
Von dem Throne bis zur Hütte!
Brüder, schenkt noch einmal ein!
Deutsch der Strom und deutsch der Wein!
(Schreiber-Sichler.)
Wenn der Deutsche die Worte des Dichters doch nur auch
in bezug auf den deutschen Rotwein beherzigen wollte! Wie
befremdet es, wenn man selbst bei patriotischen Feiern oft
keinen einzigen deutschen Rotwein auf der Tafel sieht. Und
doch sind meine Behauptungen leider allzuwahr. Wozu hat
denn unser Vaterland seine Rotweinbaugebiete, in denen ein
so schöner, aromatischer, würziger und feuriger Rotwein erzeugt
wird, wie ihn der verwöhnteste Geschmack nur suchen mag?
Daß solche deutsche Rotweine natürlich nicht für 80 Pf. die
Flasche erhältlich sind, sollte man als bekannte Tatsache überall
vorausschicken
können. Aber
leider ist dies
gar nicht so
selbstverständ¬
lich. Den deut¬
schen Rotwein
glaubt man viel¬
fach fast umsonst
zu bekommen,
während man für
den ausländischen
ohne Zögern
viel Geld ausgibt.
Meine Worte
sollen aber nicht
allen denjenigen,
die dem auslän¬
dischen Erzeug¬
nisse huldigen,
als Vorwurf
dienen, sondern
vielfach verhält
es sich so, daß
gute deutsche
Rotweine eben
nicht genügend
bekannt sind.
Daß auch unter
den deutschen Rotweinen kleine Konsumweine zu finden
sind, kann als Tatsache nicht in Abrede gestellt werden;
auch solche verlangt der Handel. Meist begeht der
Käufer den Fehler, daß er den deutschen Rotwein von zweifel¬
haften Lieferanten bezieht. Gewiß wird der reelle Weinhandel
an allen Plätzen auch einen guten deutschen Rotwein liefern.
Diejenigen, die aber ganz sicher gehen wollen, ein vollwertiges
deutsches Erzeugnis zu erhalten, mögen sich gleich in das
Ursprungsgebiet selbst begeben und hier eine gute Firma aus¬
findig machen. So hat Deutschland besonders an der Ahr ein
Rotweinbaugebiet, das heute vorzugsweise Qualitätsrotwein
erzeugt. Die Weinbau treibende Ahr erstreckt sich von Boden¬
dorf bis Kreuzberg. Mit Bodendorf beginnend folgen die
Gemarkungen Heimersheim mit Lohrsdorf und Heppingen,
Neuenahr mit Hemmessen, Ahrweiler mit Walporzheim und
Bachem, Dernau mit Marienthal, Rech, Mayschoß mit Laach
und Reimerzhoven, Altenahr und zum Schluß Kreuzberg.
Auch gegenüber der Mündung der Ahr von Linz rheinabwärts
bis Oberdollendorf findet man Rotweinbau. Gehen wir weiter
rheinaufwärts, so finden wir inmitten des Weißweinbaugebiets
in Aßmannshausen und Ingelheim wieder ausgedehnten Rotwein¬
bau. Während Aßmannshausen gleich der Ahr nur Qualitäts¬
bau betreibt, finden wir in Ingelheim hierneben auch ziemlich
Quantitätsbau. Auch das Bühlertal in Baden erzeugt Rotweine,
von denen der Affentaler der bekannteste ist.
♦ *
♦
Der Rotwein nimmt eine Sonderstellung in der ganzen
Weinkultur ein. Die Kultur der Reben, die Gewinnung der
Trauben und endlich die Bereitung des Weins sind grund¬
verschieden von der Weißweinbereitung. Und ebenso grund¬
verschieden sind die Ansichten über seine Herstellung; ja, es
gibt noch heute Leute, die ihn für gefärbten Weißwein halten.
Als Traubensorte kommt für die Rotweingewinnung vorwiegend
der Spätblaue Burgunder (Pineau), eine aus der Burgund
stammende Traubensorte in Betracht. Neben dieser findet
man dann auch
noch vereinzelt
den Frühblauen
Burgunder und
den Portugieser.
Als Qualitäts¬
traubegilt eigent¬
lich nur die erst¬
genannte Sorte.
Während nun die
weißen Trauben
desto feiner und
edler werden, je
länger sie unter
geeigneten Um¬
ständen am Reb¬
stocke verbleiben
können, so gibt
es bei den roten
Trauben ein be¬
stimmtes Sta¬
dium, in welchem
sich diese am
besten zur Rot¬
weinbereitung
eignen. Es ist
dies das Stadium
der Vollreife,
jenes Stadium,
welches der Edelreife (besonders bei den Weißweinen)
vorangeht. Auch bei der roten Traube tritt nunmehr die
Edelreife ein, und auch sie wird durch die Wasserverdunstung
relativ süßer, aber — es geht auf der andern Seite der
Farbstoff, ein wichtiger Bestandteil der roten Traube, ver¬
loren. Von einem guten Rotwein wird aber verlangt, daß
er neben einem feinen, würzigen Geschmack auch eine schön
gedeckte, rubinrote Farbe aufweist. Diesen Farbstoff erzeugt
die Beere selbst, und dieser in den Beerenhäuten ruhende Farb¬
stoff gibt durch geeignete Behandlung dem ziemlich farblosen
Safte des Fruchtfleisches die Farbe des Rotweins. In der Voll¬
reife geht deshalb der Ahrwinzer in den Weinberg und holt
behende die gereiften, purpurnen Trauben nach Hause.
Sie kommen in die Traubenmühle und dann in ein Faß,
wo sie mit den Beerenhäuten, den Kernen und eventuell auch
den Rappen (Kämmen) 4 bis 6 Wochen stehenbleiben. Die
Fässer, die zur Aufnahme dieser sogenannten Rotweinmaische
dienen, stehen aufrecht; sie hegen nicht, wie die zur Weißwein¬
bereitung gebräuchlichen Fässer. Die als Gärfässer dienenden
Fässer werden einige Zeit vor der Lese ,,aufgeschlagen , d. h.
DEUTSCHLAND Kn 10
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derr^ m den ßt^rren ^^h^X i*^b^;r getvdg Cü^rb-
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EnirüpjiFe:^! ab^cr-c-ü't.^ Abi' btasle it jin^raH-fft-
weiUn^ der mridfipi^rb,. voll-und'an^pneKm ist. Das. Ent.-
rappc^vge^hlic.K^ 3fA'fefb.ii!T^diin^^^ ant dem ÄiirrlcS entern derTmubem.
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Teile AlfeoW u^ Köhten^äüfe ^:emS{i der Gleiche r^g;
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AEköfoh'..D^f;Aiköbo! t^.iit.;’'i.ich.d^r^garend.e^Elussi^f
fcal:::-m:<. -di-c:. K^d>hriEäJj.re; -b-Iierb^d' ,hebv.;di^?.
Knbjcusäüri& die Beeren an die Oberffebe, wo ste bald au^
tfcclmfii würden. Ukd 'd^ bfei dem teirhten Ll^
iiUtUi esiigstichjg wefd.ep kdunen^ wodMi'cb dÄpft später
kranke Weini? er4steber.r Dieser nach oben steigende
Vf>n Beetenhäijten urid Kemed^^ ^ wieder !
. ViitdeTiL Um dib^e Arbeät erlUchtetn, versieht man
gleich nacb Üktt:Stoffen : mlt:; ^pent,.Senkboden^Ei fet
die^ ein durebJnyVeTto ßteHferfe tk^- etwa 30 Zenluhetei'.
nöfer div Fiöä.s(^k;eit^obgrll^h*jf: ip ;3täf*dfa!S gebracht iind
ducck SlütTen, wdehe-f« d. h . die Nute, m Welcher .
tsonst der Boden htdesitigt Weit J&idi die dufcb die
Kohlen s^'y te atd^tö^ebfeiv h^^ieit ßeitsridteile; der Maische flber
nm dM £eit gegen Am Senfedeti wurden und thinn *
mrhi rnthir rtusgeLugt werden 2ert iu ZeJL
nt^stens sthfT bi^: zwi:;iimi tätlich dc:r Serlikboden *ßtfcnit .
tind . die Maist:bc gut dp öljeti we t den.. Die
Sündfiiisser dnd oben dureh euie btiSond^<r:fe 7;u diesem Z^vecke
her^&sfelhe runtfa Strobma?te gegen diß iJufjere Lii ft ab^e-^ ,
fchtpssen. In Gfpßljeiri&beti reichen m Junten Herbsten di^ E^^snr.
tn'^hiaus^nni^lfcMsrsclicaüfe Hier hot roan desfolb^;
iber: äueb. um-'-.däs; .Aufscf-ija-geh der Fjkm' m tnp&rm, große bii!
I (H)0O Liter 3cf;ierilbel^ gebaut, die auch 1 breji Senk ^ i
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dufc hgernaÄ' ht. Am d e r au M aisc he mi ei ne meh r
^bMckg^VU FlusÄ'igkeif, deu junge- 1^
Be^ländleiie häbai ^ ^teb. >.U: BWd*m gesetzt und die
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S\} Kütwii unt^ zugiispit^tes, siebattig durchlocbtes*
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OHtfie Garung
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Nr.lO DEUTSCHLAND m
503
Bei der Rotweinbereitung läuft also kein süßer Most, wie bei
der Weißweingewinnung, von der Kelter, sondern Jungwein
von einer ganz anders wirkenden Art als der harmlos süße Most
der weißen Trauben.
ln dem Fasse macht der Jungwein nunmehr noch eine kleine
Nachgärung durch, wobei er immer mehr blank wird und Boden¬
satz bildet. Von diesem Bodensatz, ,,Geläge“ (meist Hefen),
wird der Wein jährlich zwei- bis dreimal ,,abgestochen“, bis
endlich aus dem vorerst mehr oder weniger trüben Jungwein
ein flaschenreifer Rotwein geworden ist, der vor dem Abfüllen
höchstens noch eine kleine Glanzschönung oder Glanzfiltration
bekommt und dann erst unter günstigen Verhältnissen in die
Hände des frohen Zechers gelangt. Manchmal geht es aber
nicht so glatt ab und der Wein muß wiederholt behandelt werden,
ehe er gebrauchsfähig ist und jene reine Güte erlangt hat, die
ihn auszeichnet und zu einem so köstlichen Getränk macht.
Im Klosterkeller Eberbach.
Eine Rheinsage, erzählt von Wilhelm Schäfer.
Der Küchenbruder kam zu Eberbach an einem Morgen
in den Keller und fand den Bruder Kellermeister betrübt vor
einem Fäßchen sitzen, darin ein edler Steinwein der letzten
Reife wartete. Weil er den Spund gehoben hatte, war der Duft
des Weins herrlich in dem Keller. Doch schien der Trunk, den er
in dünnen Zügen über die Zungenspitze laufen ließ, ihm weniger
zu behagen, denn sorgenvoll wie ein Vater, dem ein Kind mißriet,
sah er in seinen Becher und schüttelte den grauen Kopf, so daß der
Bruder Küchenmeister schon meinte, der Wein sei ganz verdorben.
Der Wein ist gut gepflegt und wäre ohne Tadel, wenn er
nur nicht — und dabei trank er wieder und schüttelte von neuem
den Kopf und sah den Küchenmeister mißmutig an — nach
Leder schmeckte. Der
aber war ein Schalk wie
er und meinte augen¬
zwinkernd: Wenn der
Geschmack nur nicht
vom letzten Braten käme!
Weil jener aber mißmutig
blieb, so fing er selber
an zu kosten; und so er¬
ging es ihm nicht besser
als dem andern: erst fiel
ein Geleucht in sein Ge¬
sicht vom Duft und von
der Kraft des Weins,
bis sich dann beim Nach¬
geschmack die kahlen
Mundwinkel nach unten
zogen und er dem
Kellerbruder, gleich weh¬
mütig, in die Augen sah. — So saßen denn die beiden Alten bei
dem Fäßchen und waren recht betrübt, daß solch ein edler Stein¬
berger Riesling einen Makel hätte. Doch leckte sich der Küchen¬
bruder noch ein paarmal die Lippen: ,,Das ist kein Leder,
Bruder Kellermeister!“ und nahm noch einen Spritzer auf die
Zunge: ,,Das wär nicht schlimm, wenn er nach Leder ein
wenig bitter schmeckte!“ und trank den Rest zornmütig aus:
,,Er schmeckt nach Eisen, Bruder Kellermeister!“
Darüber gab es einen seltsamen Streit; der Kellermeister
wollte wohl auf seinem Wein, doch auf der Zunge keinen Tadel
sitzen lassen. Sie probten beide noch einmal, nicht so bedächtig
wie zuvor, und standen auf und sprachen jeder vor sich hin:
,,Er schmeckt nach Leder!“ ,,Nach Eisen schmeckt er!“ Und
probten noch einmal, blieben getrennter Meinung und gingen
zornmütig voneinander. Doch weil sie vordem gute Freundschaft
hielten und keiner sonst im Kloster war, dem sie in solcher Kenner¬
schaft ernsthaft ein Urteil zugestanden hätten, so kamen sie am
Abend überein, in Ruhe noch einmal zu schmecken, und blieben
jeder doch dabei: ,,Er schmeckt nach Eisen!“ ,,Nein, nach Leder!“
Dann mieden sie das Fäßchen ein paar Tage und probten an den
andern herum; doch weil sie sonst in allem einig waren, bekam der
Kellermeister Zweifel an seiner eigenen Zunge und machte — recht
gewillt, das Eisen auch zu entdecken — allein die Probe und
schmeckte gar nicht mehr den starken Wein, nur immer mehr das
Leder und begriff nicht, wie der Küchenbruder ihm darin
widersprechen konnte. Der aber tat heimlich desgleichen.
Und so geschah es
eines Tages, daß in dem
Fäßchen nichts mehr zu
proben war; und wie sie
da fast fröhlich beiein¬
ander standen, daß nun
die Quelle ihres Streites
verronnen wäre, da
wollten sie das Fäßchen
schwenken und hörten
etwas drin klirren, das
nicht von Leder war. Der
Kellermeister wurde blaß
und ließ den Sieger das
Fäßchen schütteln, bis
aus dem Spundloch
ein Schlüsselchen von
Eisen auf die Platten
klirrte: rot verrostet.
Doch als der Küchenbruder es ihm zeigen wollte, hing auch
ein feines Lederriemchen dran, tiefschwarz von alter Nässe.
Da standen beide wie in eins verklärt mit ihrer Meinung
und sanken sich als Freunde in die Arme und rochen an dem
Schlüsselchen und rochen an dem Riemchen und gingen rasch,
als ob sie einen Schatz gehoben hätten — auch wohl, weil sie
das leere Faß gestehen mußten —, hinauf zum Abt und zeigten
dem das Wunder an. Der aber war ein feiner Greis bei alten
Büchern. Er drohte schalkhaft mit dem Finger, weil er die alten
Freunde kannte, davon ihm jeder lieb mit seinen Kenntnissen
war, und ließ sie schleunigst den Schlüssel mit dem Riemchen
zum Gartenbruder tragen, daß er ihn tief vergrübe; denn,
sagte er, und lächelte in sein Pergamente, er möchte sonst
noch manchmal in ein Fäßchen fallen und euch entzweien.
Steinberger Kabinett 1865.
Von Carl Busse. kJ
Als dieser Wein mal am Stocke gereift — : '
Schulmädel war meine Mutter noch!
Am Weinberg ist sie entlang gestreift
Und raubte die letzten Beeren noch! ; !
Dann hat sie sich selig mit Zöpfen blond
An der Gartenmauer gesonnt, gesonnt . . .
o sie sang ln die Welt, sie sprang ln die Welt
Mit wehendem Rock —
Und die Backen prall wie die Trauben am Stock!
Nun trink’ ich als Zecher denselben Wein,
Und die Jahre, sie flogen wie Spreu, wie Spreu.
Meine fröhliche Mutter gruben sie ein.
Doch die Welt bleibt jung und die Welt bleibt neu!
Schulmädel ist nun mein eigenes Kind,
Trägt blonde Zöpfe durch Sonn’ und Wind . . .
0 das singt in die Welt, das springt ln die Welt
Mit wehendem Rock —
Und die Backen prall wie die Trauben am Stock!
Und wieder ist heuer gesegnet der Wein:
Da kochten die Trauben im sonnigen Strahl.
Der Elfer wird gut, der Elfer wird fein —
Wer nippt von der goldigen Flut einmal?
Vielleicht, vielleicht meiner Tochter Sohn,
Schulmädel blühen auch ihm dann schon —
Das springt so weiter mit Zöpfen blond.
Mit wehendem Rock —
Und die Backen prall wie die Trauben am Stock!
504 180^00^0^90000000909000®^ DEUTSCHLAND
Nr.lO
Weinwanderungen im Rheingau.
Skizze von Walther Schulte vom Brühl.
Die unbestrittene Vorherrschaft im Bundesstaate des deut¬
schen Weinbaus hat der Rheingau, so klein sein Gebiet auch
ist: ein schmaler Uferstreifen rechts des Rheins von Walluf
bis Lorch, kaum 30 Kilometer lang. Aber hier gedeihen die
kostbarsten Marken, gediehen wohl schon zu den Zeiten der
Römer und fühlten sich besonders wohl unter der Herrschaft
des Mainzer Krummstabs. Kurmainzisch war einst dies sonnige
Gebiet, das Taunus und Rheingaugebirge liebend vor rauhen
Nord- und Ostwinden schützen.
Der Rhein- und Weingau sendet seine Vorposten in be¬
nachbartes Gebiet aus. Die ersten stehen im ehemaligen
Königshundertgau, stehen in Wiesbaden, am Südhange des
Nerobergs, und wenn es auch
keine Elitetruppen sind, so ist
der „Neroberger“ doch — in
guten Jahren — ein wackeres
Weinchen. Die Weltkurstadt hat
recht daran getan, sich den
,,Wingert“ in der Hauptsache zu
erhalten, als ihn der Fiskus
aufgab, der nur auf ,,Hochweine“
ausgeht. Er war nötig, um vor
aller Welt und vor zweihundert¬
tausend Gästen im Jahr deutlich
zu machen, wie eng die Stadt
mit dem Wein und mit seinem
Hauptgebiet verbrüdert ist. Ist
doch auch hier der Sitz des größten
Rheingauer Weinherrn, des preu¬
ßischen Weindomänenfiskus, der
in diesem Strich an die 400
Morgen der besten Lagen sein
eigen nennt. 400 Morgen ist das
Areal eines bescheidenen Ritter¬
gütchens, aber in diesem gebe-
nedeiten Weinreich bedeutet das
einen mächtigen Großgrund¬
besitz. In Wiesbaden haupt¬
sächlich hausen auch die Glück¬
lichen haufenweise, die sich ihren
Keller mit dem edelsten Naß
füllen können und einen edlen
Sport darin suchen, solches zu
tun. Und dann die vielen Wein¬
wanderer mit ihren mehr oder
weniger feinen Weinzungen, die
im Rheingau vielfach besser zu
Hause sind, sich m seinen Örtchen mit den verschwiegenen
Gäßchen und Kneipchen besser auskennen als in ihrer eigenen
Stadt. Dazu kommt, daß hier ein lebhafter Weinhandel blüht,
und daß es unter den vielen vornehmen Restaurants und Wein¬
stuben etwelche gibt, die Marken zu dreißig Mark oder weit
mehr noch für die Flasche edlen Kabinettweins auf ihre Karte
setzen können, ohne sich dadurch lächerlich zu machen.
Ich bin seit einem Vierteljahrhundert in Wiesbaden ansässig,
bin weder eine berühmte Weinzunge, noch erkenne ich die
Alleinherrschaft des Bacchus an, aber ich war immer dabei,
wenn mir irgendein guter Freund eine Weinwanderung durch
liebliche Täler, Wälder und Berge nach irgendeinem idyllischen
Nest vorschlug, wo er irgendeinen vorzüglichen Tropfen und
womöglich eine recht hübsche Schenkin dazu entdeckt habe.
Ein nettes, braunes, lustiges Rheingauer Mädel gehört zum
Wein. Aber schließlich nimmt man auch statt ihrer mit der
Gesellschaft eines gemütlichen ,,Heckenwirts“ vorlieb, der
seinen eigenen guten Tropfen schenkt und der einem mit
andächtiger Beredsamkeit von den Vorzügen des Letztjährigen
berichtet, oder einen mit seiner Sorge um das Schicksal des
eben noch auf dem Stock wachsenden Weins ansteckt. Mit¬
fühlendere Herzen als das eines rechten Wiesbadeners kann
der Rheingauer Winzer in seinen Sorgen und Nöten in der
ganzen Welt nicht finden. Und die Sorgen sind wahrhaftig
größer und ständiger als seine Freuden. Wie viele Hoffnungen,
Hoffnungen, die mit Sein oder Nichtsein verknüpft sind, müssen
da in schlechten Jahren oft zu Grabe getragen werden. Und
die schlechten Jahre sind weitaus in der Überzahl. Ein Edelwein,
wie etwa der 1911er, kommt nur alle Jubeljahre einmal vor.
Der muß denn viele mageren
ödes Mittelemten wieder heraus¬
reißen, und das tut er auch
einigermaßen, indem dann die
Preise oft eine bedeutende
Höhe erreichen. Für Erstlagen
ist die Bewertung dann oft
eine geradezu fabelhafte. Ich
weiß im Augenblick nicht,
welche Preise bei den Elfer
Kabinettsweinen erzielt wurden,
aber beim Sechser, der jenem
doch lange nicht gleichkam,
wurde beispielsweise im
Kloster Eberbach, wo die be¬
rühmtesten Weinversteigerungen
stattfinden, für ein Viertelstück
1893er Steinberger Trockenbeer¬
auslese, also für 300 Liter oder
400 Flaschen 17 410 Mk.
bezahlt, d. i. für die Flasche
über 44 Mk. Und das ist noch
lange nicht der höchste Preis,
der bei solchen Eliteverstei¬
gerungen gezahlt wurde. Wenn
eine solche Flasche dann andert¬
halb Jahrzehnte gelagert hat,
ist sie durch Zins und Zinses¬
zins schon das Doppelte wert,
und schließlich will doch auch
der Weinhändler, der das teure
Faß steigerte, seinen ehrlichen
Verdienst haben, so daß man
sich gar nicht wundern braucht,
wenn ein Krösus schließlich
so’n Pullchen mit einem blauen Lappen bezahlen muß. Die
schwindelnde Höhe solcher Preise wird erst klar, wenn man
sich vergegenwärtigt, daß man einen ganz leidlichen Rheingau¬
wein im Stück (1200 Liter) schon für eine Mark das Liter
haben kann. Der schmeckt nach einer stundenweiten Wanderung
auch ganz gut, und ebenso deucht einen ein Mainzer Handkäs
dann ein Götterbissen. Ich kann es aber keinem Menschen
verdenken, wenn er etwa von Wiesbaden über Dotzheim und
Frauenstein nach Rauenthal gelaufen ist, um dort ein paar
Schoppen des Edelweins zu stechen, wenn er sich für den
mehrstündigen Marsch durch eine der ,»besseren Lagen“ belohnt.
Und das kostet allemal Geld. Wenn ich früher von trinkbaren
Freunden zu derartigen Wanderungen aufgefordert wurde,
äugelte ich zunächst immer m den Geldbeutel, ob der Inhalt
wohl einen tüchtigen Puff aushalten könne.
Naive Leute, die nach Wiesbaden kommen und natürlich
auch den Besuch eines Rheingauer Weinorts auf ihr Programm
Nr.lO DEUTSCHLAND 50b
stellen, meinen, in dieser Gegend, wo der edle Wem wachse,
müsse er doch fast so billig sein wie Wasser. Haben die eine
Ahnung! Die Beruhigung aber dürfen sie haben, daß die fünf
Mark, die sie für einen Tropfen Hochweins immerhin anlegen
müssen, in einer guten Weinstube nicht verschleudert sind,
sondern daß sie einen wirklich reinen und edlen Stoff dafür
bekommen. Freilich, um ihn voll würdigen zu können, dazu
gehört schon ein wenig Weinverständnis, gehört — Zunge. Den
Weindurst zu stillen, die Gurgel zu netzen, das kann man ja,
wie gesagt, bedeutend billiger haben, aber was da von Wiesbaden
so hinauspilgert, nach Hochheim am Main, dem Geburtsort
des von den Engländern so hochgepriesenen Hock, nach
sondern auch kunstgeschichtlich von großem Interesse, was
den preußischen Fiskus, praktisch, nüchtern, poesielos, wie er
ist, nicht hinderte, daß er diese architektonische Perle und den
Hort der edelsten Weine — zumal der berühmte Steinberg
gehört dazu — zu einem — Gefängnis benutzte. In den Kellern
die herrlichsten Hochgewächse,im ehemaligen Dormitorium und in
andern Räumen wie Raubtiere gehütete Schwerverbrecher. Kann
es einen größeren Gegensatz geben? Neuerdings ist das Kloster
aus einem Gefängnis zu einem Unteroffizier-Erholungsheim um¬
gewandelt worden. Das kann man sich schon eher gefallen lassen.
Die Wallfahrt der ,»Zungen“ zu den Proben ist eine große
und feierliche Sache. Da sitzen keine Zecher beieinander.
Neubau der Königl. Domäne zu Eltville
Kelterbaus der Könlgl. Domäne zu Eltville
Schierstein mit seiner vorzüglichen Lage der Schiersteiner Hölle,
oder direkt in den Rheingau hinein, nach Kiedrich, Eltville,
Hallgarten, Hattenheim, Dorf Johannisberg, Oestrich, Rüdes-
heim, Aßmannshausen mit seinem berühmten ,,Roten“ (der
dort gebaute Weiße ist auch nicht zu verachten), oder sonst
nach einem der alten traulichen Weinnester mit ihrer alten
Geschichte, ihren alten Türmen und den malerischen Edel¬
höfen, das pirscht meist auf einen Edeltrunk. Wiesbaden hat
viele gute Zungen, berufsmäßige und liebhabernde. Die Wein¬
zunge muß gepflegt und entwickelt werden. Neulich war ich
Zeuge, wie einer unserer ersten Restaurateure seinem sich dem
gleichen lukrativen Berufe widmenden Filio den Marsch blies,
weil er zuviel Zigaretten rauche, denn das ,,verdürbe die Zunge* .
Und die Zunge spielt nicht nur beim Weingenuß, sondern auch
beim Weingeschäft, vor allem bei den Weinversteigerungen
eine sehr große Rolle. Wer nur nach der renommierten Lage
kauft — und meist handelt es sich dann doch um beträchtliche
Summen —, der kann sich bös verrechnen. Der Wein hat
nämlich seine Launen. In einem Jahre kann etwa der Steinberger
obenan sein und seinen Nebenbuhler, den Schloß Johannis¬
berger, überflügeln, und in einem andern Jahre, bei gleichen
Wachstumsbedingungen, ist es wieder umgekehrt. Der Geist
ist’s, der da lebendig macht, und die Zunge, nicht die Unter¬
suchungen des Weinchemikers, ist’s, die das Urteil fällt. Und
so ist denn eine berühmte Versteigerung oder mehr noch die
vorgängige Probe eine bedeutende
Sache. Die berühmteste dieser Ver¬
steigerungen findet in der Hochburg
der KöniglichenWeindominialverwaltung,
in der ehemaligen Abtei Eberbach,
statt. Dies Kloster, von dem aus für
den Rheingauer Weinbau so unendlich
viel geschehen, wurde im Jahre 1123
von dem heiligen Bernhard von Clair¬
vaux gegründet und nach vielerlei Schick¬
salen etwa 700 Jahre später säkularisiert.
Versteckt in einem lauschigen Tale, ist
das weite Gebäude nicht nur historisch.
wenn auch manches rote Näschen und glitzernde Weinäugelein
dies vermuten ließen, da sitzen vielmehr die hohen Richter
des Weins. Nur ein ganz kleines Schlückchen nehmen sie,
quetschen es, die Lippen gespitzt, zwischen Zunge und Gaumen
und suchen sich über Rasse, Süße, Bukett, Schmalz, Feuer
und alle die Eigenschaften, die ein edler Wein nur haben kann,
klar zu werden. Es ist fast wie eine Botschafterkonferenz in
einer weltbewegenden Frage. Eigentlich getrunken wird kaum.
Das geschieht nach der Probe, bei der der menschliche Ge¬
schmackssinn wohl vor die schwierigsten Aufgaben gestellt
wird und seine höchsten Triumphe feiert. Man kennt die
bezeichnende Anekdote von den beiden Mönchen, die ein
Stückfaß probierten. Sie konnten sich nicht einigen. Der eine
fand, daß der Wein etwas nach Eisen, der andere, daß er nach
Leder schmecke. Und jeder hatte recht, denn als zu seiner
Zeit das große Faß leer getrunken war, fand man auf dem Grunde
ein kleines Schlüsselchen an einem Lederbändchen.
Unkundigen kann es bei Weinproben übel ergehen. Ich
erinnere mich da mit Behagen an eine Probe, die der Fiskus
in Eberbach dem in Wiesbaden tagenden deutschen Schrift-
stellerverbande in seiner neuen Versteigerungshalle gab. Nich^
weniger als neunzehn der edelsten 1911er wurden probiert.
Die Küfer schenkten ein, je ein paar Fingerhüte voll in jedes
Glas, und die Gäste, zumal auch die Damen, glaubten, das alles
ehrlich austrinken zu müssen. Sie probten eben nicht, sondern
tranken. Der Erfolg läßt sich denken.
Eine lustigere Weinprobe hat der Rhein¬
gau gewiß noch nicht gesehen. Später
sah man viele Weinleichen auf dem Wege
von Eberbach zur Station Hattenheim.
Mitleidig wurden etliche auf Wagen ge¬
laden und in Sicherheit gebracht.
Aber, wie gesagt, sonst ist eine Rhein¬
gauer Weinprobe, auch wenn sie nicht
in Eberbach abgehalten wird, eine ernste
Angelegenheit. Das gewonnene Resultat
kommt bei der Versteigerung erst zur Er¬
scheinung. Da geht gar oft ein Wein in
Ludwig Richter: Rheinwein — köstliche Blume
(Verlag von Hegel & Schade, Leipzig)
Nr.lO
die Höhe, dem man noch Wochen vorher kein gutes Prognostikon Blüte wissen, was die Ernte bringen wird. Als Napoleon
stellte, und es fehlt nie an Überraschungen. Die ganze Stimmung seiner Zeit das berühmte Weingut Johannisberg annektierte
hat etwas wie beim Turf. Es ist eine aufregende Sache. Sind und es seinem General Kellermann schenkte, glaubte dieser
doch die Magnaten des Weinhandels und die Besitzer der Tapfere ein gutes Geschäft zu machen, als er die ganze
besten Keller unter den Bietenden. Schon das gibt diesen Ver- Kreszens auf dem Stocke dem Weinhause Mumm für
anstaltungen, dieser Versteigerung von Hochweinen, ihre Be- 32 000 Gulden verkaufte. Aber der Elfer wuchs sich zum
deutung. großartigsten Wein des ganzen Jahrhunderts aus. Mumm
Der Weinbau, trotzdem er mit so viel Wissenschaftlichkeit, erntete 50 Stück Wein, und ein einziges davon brachte ihm
so viel Hingebung, so viel Kosten und Mühe betrieben wird, allein schon 11 000 Gulden ein. Ja ja, auch beim Wein
bleibt eine Zufallssache, ein Glücksspiel. Nie kann man bei der kommt es oft ganz ganz anders, als man denkt.
Das Weinmuseum in Speyer am Rhein.
Von Emil Heuser (Speyer).
Als sich zu Anfang des Jahres 1909 der Neubau des für ein Weinmuseum vorgesehenen sechs Hallen gefüllt, son-
Historischen Museums der Pfalz in Speyer seiner Vollendung dem man hatte sogar noch andere Räume zur Aufstellung
näherte, geschahen die ersten Schritte, um im neuen Hause der Gegenstände verwenden müssen. Dem Weinmuseum sind
ein Weinmuseum einzurichten, eine Sammlung, würdig der ferner hinzuzurechnen: Die Weinbergsterrassen mit Reben-
Geschichte und Bedeutung des Weinbaus in der Pfalz. (Im pflanzungen auf fünferlei Art samt einem niedlichen, durch
Durchschnitt der Jahre 1908—1912 betmg der Wert des Wein- Malerei geschmückten Weinbergshäuschen in den Museums¬
erträgnisses in der Pfalz jährlich 20,8 Millionen Mark. Mit anlagen, die sich auf der Südseite des großen Baus erstrecken,
dieser Summe steht die Pfalz an der Spitze aller übrigen Wein- Die Hauptbestände des Weinmuseums sind dargestellt
baugebiete Deutschlands. Elsaß 18,1, Mosel und Saar 16,7, durch 30 große und 40 kleinere Lagerfässer (die meisten mit
Rheinhessen 14,8, Baden 12,9, Württemberg 8,6, Rheingau 3,2, Schnitzwerk geziert, alle wegen Besonderheiten künstlerischer
Franken 2,3, Nahe 2,1, Rheintal und Ahr 2,1, sonstige 5,2.) oder kulturgeschichtlicher Art bemerkenswert), dazu durch
70 geschnitzte Faßböden, 12
große und 6 kleine Keltern, etwa
250 geschnitzte Faßriegel, 330
Stück ältere Küferwerkzeuge;
ferner sind vorhanden, und zwar
in Menge: Humpen, Gläser,Wein¬
maße, Siegelstempel, Urkunden,
Weinkarten und -etiketten, Bilder
und Druckwerke, Wirtsschilder,
auch Stein- und Holzplastiken,
die zum Wein und Weinbau in
Beziehung stehen, alles aus ver¬
gangenen Jahrhunderten.
Ein ganz besonderes Stück
ist eine vollrunde, bemalte
Holzskulptur spätgotischen Stils:
Christus in einer Kelter mit
Doppelspindel, ein seltenes
kleines Kunstwerk, das Reichs¬
rat F. Buhl (Deidesheim) dem
Museum gestiftet hat (der An¬
kaufspreis betrug 5000 Mk).
Zwei der verzierten großen
Spindelkeltern haben die Jahres¬
zahlen 1401 und 1665, eine andere
mit langem Ausguß ist von 1687.
Eine sehr gediegen gearbeitete und
gezierte Spindelkelter trägt die In¬
schrift: ,,Diese Kelter hat machen
Der Konservator des Historischen Museums, Regierungsrat lassen Franciscus Antonius Bleslng, churpfälzischer Regierungs-
Berthold, verfaßte im Auftrag des Museumsvorstandes, Seiner rath, Anno 1721“. Eine riesige Baumkelter von 1727, ge-
Exzellenz des Regierungspräsidenten v. Neuffer, einen Aufruf stiftet durch Kommerzienrat Fritz Eckel in Deidesheim,
an die Bevölkerung des pfälzischen Weingebiets. Man erbat mußte wegen ihres Umfangs im Museumshofe aufgestellt
sich damit Gegenstände für ein pfälzisches Weinmuseum. werden. Wein, der vielleicht aus solch schwerfälligen Keltern
Der Erfolg dieses Aufrufs war sehr groß. Bald hatte sich unserer Vorfahren geflossen ist, kann im Weinmuseum in
zu dem Grundstock, wie er sich aus bisherigen Beständen mehreren Proben besichtigt werden, nämlich Weißwein ln
ausscheiden ließ, ein solcher Zuwachs ergeben, daß das Zu- zierlichen Glasfläschchen, der in Grundsteinen alter Bauten
standekommen eines besonderen pfälzischen Museums des angetroffen wurde und sich so bis auf unsere Tage erhalten
Weins außer Frage stand. hat. Die älteste dieser Proben stammt aus dem Grundstein
Als am 22. Mal 1910 das neue Historische Museum er- einer um 1700 in Freinsheim erbauten lutherischen Kirche,
öffnet wurde, waren nicht nur die vom Architekten des Baus die vor etwa dreißig Jahren abgebrochen worden ist, die
Nr,IO
näci»stä Iteste Probe ward 1895 bei rti Umbau der kat hbl Ische/v
St,-Ärxna’f\;ipeite bei GJmw^ler % : feinsm’ Grurid^teifl an^e-
t^offen\ der 1765; war^ Ab^t dier feitier^Jert
befmd^i sieb ini Spbyerer Weiumpi^pm. Damit bat esi fotzende
Bewabdtfiis:' ■■ ■'" ■,. - ■■: : ■
Bfti WasserWitun^arbeitea ini Jahre 1867 wurde in nächster
Nähe yo» Speyer ein Rö^h^Ergräb auf gedeckt, das äU Beigabe
^in e ^emi i^b große, m it ei h er eipg edi eKten gelben h iS brau n ^
Kebeo Flüssigkeit Gtasafnphöra enthirft^ Eine .vor^
siebti^ m i t ei h^m Rnhftbbn ä Lis der Ti en tn ömmeae P rbb e
de;4 InbaUi der AmpKom bei der ehemiseben tJhtap
sije]iu0g dufeh Pfofessöf DfHalcTiFe die Anweserthefl %föu’'
StolTcn» wie ;&»e im Wöh enthalten Vind^ sogar noch Spuren
von Aljkoboln .M^n ha t e$ da fipt Wem zu tua, der nach altfm
Brauch durdtv eine dicke Ölscbicht abgeschlössen war^ mit
Wein e|wä aha der Zeit Kj^n^taMihs 3eä Großen (306-^?3^7).
Da die Römer pberen Gemtaniens ihren Wem im Lande
^elb st bauten» so : witf *S3 schvt'erllt: h- eingefüh rter W'e i r». dert
man dem Toten mit ins Gnib gj^ben bab wahrscjbemhi^h
«in vOa den Hügel n links .des Rheins. gegenuher
von Spey^fi ähö gut^ Pfäker^ Das .stilvolle GU.^gefäß mit :
dem wein, dos ufiYerscbrte Erbahim^: de^r Sieiökbte
yerdaiikic-ih die ^StelH mag etwa 5 Liter (siehe
die. .Ab bi 1 d ung)-; ■: '
Auch W ein ge rate der Rö ni e r b at da^ W eiom u sebnt a ol'
zuWeis^^ so eine; AnEa!il Dol mi fgroße Wcingefaßc) ip^d Spit
aio ph oreti aii^ gebrahnlern To n, We i nfil tet (coL) aus : Brph ,
Winzerhicssert baücbigej b^rbch irisierende Glasfiaschen; :
Wa nbeiiboT ait s ■ TOa rnü Tnn ki n sc h d(teh * i p a C; rn e A^ei n -
fäßchen, FaßLihben aus CUs, sb^ar die. Dauben idnes Kolzeenen
Wein fa sse4, di e: rm .B rirnn en dev rotnLsc heh , Kastei R b ej H hol
zal^efh (Pfalz) ge fn n deri wu fde n ! urid sich : '^: vreno a h tni ?
vnl ik^mrneti wieder iu einem ;Fa sfi^e zUäänTmenseizeTi bdkhi;
Zu den : bemerkea^w!d:rtesten
.3chn*tzwefk. 'v-efxterten'- F-ä?f'ser ^chprea-^sy'.t'i:
je 5'bis 6;Euder::}Tali^^ La^eid^On 'die- die
Ei gentu ms rtidA mä i ev W i Ih e IttiR ( X, vc?tt
He^Scn-Kassel tragen ^ Däs eine davon zeigt
am vorder^ Faßboden das Alliarice-Wappen
von Hessen und Dänehmrk und
Ümschrift; Wilhelm Lähdgrsf von Hessen^
Graf zii Hä ^ W.^S hetminh Karol 1 ria ge h,
Röh. Pf, ;,iu Dätiithi r': an .Stelle:
Annö !77£ Das zweite Faß hat statt des.
Wappens em W^ ümschlmioen
vom HosenbandofdenK und außen herit in
dji^ Sch cd l: , ,,W it he^ f n IX ^ . Lan d g ra [ zu
Hessen, Graf zu M^nan 1791 ■ ■ Pi<ise zwei
ich önm {.^ gerfässer ; Icamen vor mehr a U
hu ri de 1 1 j a b reh; a d.er K<d W^i dc^s Fn rs t -
pTzmää Dalbe/g: ui;n
fcwrj Hanau nach Kdui^^bacK tn dtf Pfalz Und
von da aus dem Buockschen KcÜer inä
Weihtnu^üim'' ;•. ■.•
Zwei gredje nctlte Kiss^r am Deidesheim
Itaben Zwist bäh dM verzierten SpHelk^rt
Werne ßobä her mit duf^hbrochen gearbeiteten
Ttifeben ^ UT Au fna b nie d sogho sTm
Räubers* ei? klemtn ZäpfI\aKn&. Ein bfclii-
^ tci efcf^iß aU-'? dc'fti Rlie in la nd ,i . vor v zwpif^
^ c:L:;kjgef Fpfm, ddb*;d gewölbte Leibuhg.
cuicb diii R^iftsn smd im Zwöäfek u^ekotcicL
Öer vordere Boden dieses Faises T^eigt das
, IdtgafeiyefiSebeW^fjphn in orharntHi taler
Uirrr darfjber d ie AngaFedes^ ei nshger^
Bes jti e rt r Efev i ä .An to n Loe wen beini,
KurförStfefief R m Rötjn|en-.; Cbsai^gaWia' mii
dß h ] nter . nüc h ' d i e Ja I vres zah 1 ! 7Q6.
Dß r. t^bef Iperkim t tz i e FEißrieg^l an di'ssem gekü nsteltwn Fa s se
hat an beiden Enden Draphön köpfe. Es liät ,em kurkolhjsidjifes
pÄßi. dft^ W^appen Et Kurfürsten urid Erzbischofs
Joseph Klemen^s vein Bayern.
Ein großer Faßboden äU§ Speyer selbst >dgt, in der Mitte
das Alliancewappen von Haneu-Lirfitenberf und Säeh^
zwischen Twei Löwen eJs Schtlshiaäfern hebst der jahfes*
?ähJ .l7lT Zv^ei pUstEche Lövvertköpfe smdi fechts und links
eh den F^tjboden äp gesetxt; der ;?ur iech fceti Sdte EV hdhh
sö daß Ar Verateck für dem Zapfhahn und ^iie Sh- wm
gL s d ie n eh ko nn f e, Einc^ vieisagen de Um strhtif t um
- ist dem hf fysch a ft 1 ic h a n Fasse auch zuteil . dö^k
beäteht sie nur aUs dep Aufang^bucfistabetj ^
Auffe Fürstenund AdeUwapptri 'ttdft mäh auf den
Faß böd en auch öfte r s Ha usmafken i n söi gsa m a uigt? fü Krtei:
ScHhitza fb ei t ahv M anh i g fach sl hd die ■. D&r^te! 1 uttg^eh äh derer
Art; Da gibt ca Kellerizrm^fi^ ZeebgK^^ä. äünh Sn^xhe bufger^
liehe. Z^eWr ln dtr Trächt : der Ze;>E Ti^fstilcke^ Atleghrien*,
selbst Darstslhingen äus der ^VlythpiQgie,^ B. eine sehr fern
geschukztfi und b^e^Fnaltiq Sät y ffam ilie-. Ferner ko ui i iiieri vieL.
ReJ^: F^Fu*" Vor, zumSst »h kunstWriieh^r
Au^fuhä^jtu^. z. B. $iv Bci>asEuiv MiehaeL
Fczdmsftduä^. Efebet.h, Dorothea, auch Christus selbst, und
zwäf ümräUFt v^ RokokoschnörWiwerL Behebt sind Reiter-
h^rgn; so: man möhrfech den ,,Kpn% Fre^ißen"
{deü Alten Fritz und Ft-j^dricK WdhebTi UL) , dann; Nap'öfeom..
Viipi ßlüt her. Eririerzög KäfL Kaiser Alekändef | .i Ka isef
Franz und äüc h unbezeich nytc FümUn p-nd Generale; Pferd;
Die jAbresz^iicn sind durch reizöJid ^e^schnit^te Darstenungen
mehrfach Vertretern' und zwar: ln der WmeLdsfi auf emem
Faß b ödü n n n r otn e der; yi ut aMego r i sc h en )fen if R
srhe-int. Es gt^höften ajsö imtnci' vier gltidiaTtig^ Fabier zn-
n\mert. Mancfie der sonstigen Darätel 1 lihgerj: w
erdachte 5 die riach emeEpöJdisc.R'rd:'
ÄnEspichmg wenn map sich Unter
der hlali pthgu ri einsrn Fuchs, dm Kaiser
N^tp ole ön -5e ]V>ät; yprätet le n vvd 1 * : u nd, a^wär
\vi e er den gal l IschM Hafei U hldt * f etn
^roßitm Hahn ü\z t äfs 'Rcitef ein, Fiic-hslefn,
das Cmc eitcu teK- Gäh sl :nndöhjrt Unte;r
di«rsäf Hau ptdaV.sfel 1 u ng Ät dbr Jäge r auä
K tt rp L! I d/i rgeiit elU> wie er dm van btu nden
ver fo Igten HI r sc h 0! hdt: rsc h i e ßt. Das Ge*
dichtchen iin itr diesm saußer in erhabener
Al heit aus dimri Eicheribolz herau^gg-
sebriifzien Bildwerken hebt an nfit deit
Vefseh V * 4 Ge-^phWn ist das Roß, w-omuf ick
ietz 0 rv i l:' * Eiü en : besortd ern E1 n fai 1 ha 1 1 e
eiri kli nst!>eft 1et Küfer,: der ;^emen Faß^r
bodep mit tunef: Srene: bedäikb^v ^
er Gött Bacchus; den Tcidel iitid m äfms
Weib auft reten laßt. Das üblithe Gedieht
beginnt higfi, Jch,Baeclms,mt dii^hFtetmdU
tut guten \Veia nicht sparen/'
Groß jä^t die IVLinntgfaltigkdt det^ ^
schrjitzteri Faßt iegcl.. d, in jener QustHökerj-
die d^JisTü/'cht^n der Lager fas SCI vets^Libi^efyL
Die spät CM en der kunsl ve rzie rten FäB/l^el
ge hen n fehl v lef üb er d ie M J t te de^ v ö r ige rx
JahirbiindcHs:-Seitdem scheint die
b dddef b ; K^ h st da r: HülzkU fe r vet Io ran
gegimge ü: tu Be t den Faß riegeln i m
Mu.seüm ist die Da rsleflüüg von Fischeir ünd
Seeuhgetuiti e rs.,Vof heerscheDdilhe f pt Irat
die: TrenVo-li am m^isien .zur . G^stalhmg
dieses Gerätes beigesteuE/1 / .Eä smd noch
JüfniscWi Vt'^ . vertn'iCT; Löwe/EUf, Stier. Hurj^
i•^v^u SprEW- mu und ohne Maus, Ziegen bock., Schwan,
508 DEUTSCHLAND Nr.lO
Adler, Hahn u. a., daneben viele Fabeltiere. Beliebt sind Fisch¬
weiber, aber auch normale menschliche Gestalten, Brustbilder
und Köpfe kommen vor; ferner trifft man Faßriegel, die mit
Trauben und Weinlaub geziert sind, oder solche, die nur die
Ornamentik des Zeitstils wiedergeben. Auch auf den Werk¬
zeugen der Küfer kann man hübsche Zierate beobachten.
Ein über 2 Meter langer Stein zeigt prächtig ausgemeißeltes
Gewinde von fruchttragenden Reben; es ist ein Torsturz aus
Neustadt an der Haardt mit der Jahreszahl 1434. Auch die
Zeit, da Speyer als freie Reichsstadt noch über einen Rats¬
keller verfügte, ist durch ein Erinnerungsstück von Stein im
Weinmuseum vertreten, nämlich durch den großen Schlu߬
stein des Kellertores. Der Stein hat eine gereimte Inschrift,
die sich auf die Vergrößerung des Kellers bezieht und die
Namen der zwei Bürgermeister, des Kellermeisters und des
Erbauers nennt. Die sauber ausgemeißelte Schrift beginnt;
,,Anno MDLXXXacht ist der vordere Keller gemacht“.
Einer der sechs Hauptsäle des Weinmuseums, der Rund-
saah ist durch den berühmten Heraldik-Maler Otto Hupp
(Schleißheim) reich ausgemalt worden. Der deutsche Reichs¬
adler an der Decke breitet seine Fittiche über die Wappen
der pfälzischen Weingemeinden, und auch die Wappen der
in der Pfalz ehedem herrschenden Fürsten- und Adels¬
geschlechter zieren die Wandflächen.
Mit den Beständen, die es jetzt birgt, wird das Wein¬
museum der Pfalz (und Mittelrheingegend) im großen und
ganzen als abgeschlossen gelten können. Was etwa noch hinzu¬
kommen mag, wird nicht mehr von Bedeutung sein; denn die
Keller und Speicher der pfälzischen und benachbarten Wein¬
gebiete sind abgesucht, zumal in neuerer Zeit auch andere
Museen ihr Augenmerk auf solche Sammelgegenstände ge¬
richtet hielten. So ist im städtischen Museum zu Würzburg
eine Kammer mit Sachen angefüllt, die auf den Frankenwein
Bezug haben. In Mainz indessen, wo im Römisch-Germanischen
Museum so manches auf die römische Weinkultur des Rhein¬
gebietes bezügliche wichtige Stück bewahrt wird, hat man
es aufgegeben, ein eigenes Weinmuseum zu bilden, weil wohl
nicht mehr genügend museumswürdige Sachen dafür zu er¬
langen wären. Übrigens soll sogar in Sachsen, nämlich in
Oberlößnitz bei Dresden, ein Museum für Weinbau im Ent¬
stehen sein. Auch für die Pfalz war es hohe Zeit, die noch
zerstreut vorhandenen, kulturgeschichtlich wichtigen alten
Weingeräte zu sammeln und an sicherem Ort zu vereinigen;
denn in Privathänden mochten die Sachen leicht zugrunde
gehen, wie leider schon viele solcher alter kunstverzierter
Gegenstände, wenn sie ihren Dienst nicht mehr versehen
konnten, zerschlagen und verbrannt worden sind oder Wurm
und Moder anheimfielen. Nun aber darf man es wohl aus¬
sprechen, daß die Geschichte des Rheinweins, namentlich
seines pfälzischen Gliedes, durch das Weinmuseum von Speyer
für die drei Jahrhunderte, die hinter der Gegenwart liegen,
und selbst für die Römerzeit in würdiger Weise verkörpert ist.
Auch ein gedruckter Führer durchs Weinmuseum, eine
mit Abbildungen ausgestattete Broschüre von 48 Seiten, ver¬
faßt durch den bekannten weinbaukundigen Schriftsteller
Dr. jur. Friedr. Bassermann-Jordan in Deidesheim, ist vor¬
handen und vom Historischen Museum in Speyer zu be¬
ziehen (50 Pfennig). Aber selbst wer an der Hand dieses Büchleins
das Weinmuseum besucht, wird seine Erwartungen noch über¬
troffen finden. Nimmt ihn — wenn er ein besonderer Gast ist — im
Weinkeller des Museums jene gemütliche Ecke auf, wo der alter¬
tümliche Probiertisch und der Flaschenschrank stehen, so wird
er sich doppelt angezogen fühlen; denn das Kosten eines
erlesenen Pfälzer Tropfens ist dann die unausbleibliche Folge.
Weinbau an der Nahe.
Von Karl Voigtländer.
Der Weinbau im Kreise Kreuznach, welcher sämtliche
55 Weinbau treibenden Orte des linken Naheufers umfaßt,
bedeckt eine Fläche von rund 3500 Hektar oder 14 000
preußischen Morgen, also mehr als in den Moselweinkreisen
Trier (1125 Hektar) und Bernkastel (1239 Hektar) zusammen¬
genommen und beträchtlich mehr als im Rheingaukreise
(1765 Hektar).
Der Kreis Kreuznach ist, was auswärts noch wenig bekannt
sein dürfte, der größte
Weinbau treibende Kreis
Deutschlands. Dazu kom¬
men noch die hessischen
(11) und pfälzischen (9)
Grenzorte auf dem rechten
Naheufer mit zusammen
ungefähr 1400 Hektar
und die am gleichen Ufer
liegenden (5) Weinorte des
Kreises Meisenheim mit
ungefähr 200 Hektar, so
daß das Naheweingebiet
(von Rheinhessen und
der Nordpfalz wie gesagt
nur die nächsten Grenz¬
orte mitgerechnet) eine
Gesamtweinbaufläche von
5100 Hektar oder 20 400
preußischen Morgen be¬
deckt, worauf durchschnitt¬
lich jährlich 18 000 bis
20 000 Stück Wein, das Stück zu 1200 Liter, erzielt werden.
— Das vorherrschende Gestein an dem unteren zum Wein¬
bau benutzten Nahelauf ist teils roter oder weißer leicht ver¬
witternder Sandstein, teils Porphyr und Tonschiefer, lauter
Gesteinsarten, aus denen die tiefwurzelnde Rebe jene köst¬
liche Nahrung saugt, die Kraft, Feuer, Aroma und Bukett
im fertigen Weine hervorzaubert. Die steilen gegen Mittag
gerichteten felsigen Hänge liefern köstliche, den besten Rhein-
und Moselweinen in der
Güte gleichkommende,
feinblumige, rassige Ge¬
wächse.
Es ist hier der ge¬
eignete Ort, um dem
weitverbreiteten, aber ganz
unberechtigten Vorurteil
zu begegnen, als sei der
Nahewein schwerer oder,
was dasselbe sagen will,
er gehe mehr ins Blut
als andere, namentlich
Rheinweine. Die Schwere
des Weins hängt von
dem Alkoholgehalte des¬
selben ab, und dieser
ist um so höher, je
zuckerreicher der Most
war, durch dessen Gärung
der Wein gebildet ist.
Bekanntlich zerfällt bei
Münster am Stein
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Nr.lO DEUTSCHLAND 509
Burg Klopp und Bingen
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der weingeistigen Gärung des Mostes der in den Trauben
während des Reifens gebildete Zucker in Kohlensäure und
Alkohol, und zwar wird aus einem Gewichtsteile Zucker an¬
nähernd genau ein halber Gewichtsteil Alkohol gebildet. Man
kann demnach schon im Herbste beim Keltern des Mostes
vorher wissen, welche Stärke der Wein haben wird. Je wärmer
der Sommer war und je besser die Lage des Weinberges ist,
um so niedriger ist der Gehalt des Mostes an Säure und um
so höher das spezifische Gewicht, d. h. der Zuckergehalt
desselben.
Wenn das Klima des Nahetals nun ja auch das Reifen der
Trauben außerordentlich begünstigt, so wird man doch zu¬
gestehen müssen, daß beispielsweise der Rheingau mit seinen
weltbekannten vorzüglichen Lagen mindestens ebenso be¬
günstigt ist und also mindestens ebenso süße Moste erzeugt
wie das Nahetal, daß also die Naheweine hinsichtlich ihres
Alkoholgehaltes die Rheinweine nicht übertreffen, wohl aber
ihnen nahestehen.
Der Haupthandels- und Stapelplatz für Naheweine ist
Kreuznach. Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Versandes
ist zur Ausfuhr nach England, Amerika und andern über¬
seeischen Ländern bestimmt, und es mag der Nahe zum Ruhme
gereichen, daß seit einer Reihe von Jahren zwei einheimische
Firmen an der deutschen Weinausfuhr nach Amerika stets
mit den größten Ziffern beteiligt sind.
Treten wir vom Rhein aus in das Gebiet der Nahe, befinden
wir uns zunächst an dem Scharlachberg. Der Name ,,Schar¬
lachberg“ hat für den Weinkenner einen zauberischen Klang.
Liefert doch dieser „rötlichschimmernde Berg“ an seiner lang¬
gestreckten Südseite ein Hochgewächs, um welches sich Rhein
und Nahe von alters her streiten. Die Lage „Scharlachberg“,
in hohen Terrassen bis zum Gipfel des Berges sich ziehend,
umfaßt 11V 2 Hektar Weinberge, welche zur Gemarkung der
sonnig am Südfuße des Berges gelegenen Gemeinde Büdes¬
heim gehören. Insgesamt bebaut dieser saubere und wohl¬
habende Ort etwa 300 Hektar Weinland bester Qualität, treibt
auch lebhaften Weinhandel.
Das benachbarte Bingerbrück bebaut etwa 74 Hektar,
das benachbarte hochgelegene Weiler 30 Hektar Weinberge.
Doch treten wir jetzt heraus aus der engen ,,Brautkammer
der Nahe“ in lachende Fluren, die links vom Laurentius¬
berg und dem sich ihm anreihenden hessischen Höhenzuge
begrenzt sind. Wir befinden uns bereits auf der Gemarkung
von Münster bei Bingerbrück, das mit dem nachbarlichen
Sarmsheim etwa 235 Hektar vorzüglicher Weinberge besitzt,
und dessen feurige Produkte mit denen des Scharlachberges
erfolgreich wetteifern.
Bald öffnet sich rechts von unserer Straße bei der „Troll¬
mühle“ ein durch mächtige, jäh hervortretende schwarze Fels¬
blöcke etwas düster dreinschauendes Tälchen, vom Trollbach
durchflossen und die hervorragenden Sarmsheimer, Dorsheimer
und Burg Layer Lagen ,,Mühlberg“, „Burgberg“, „Goldloch“
und „Honigberg“ dem Auge verbergend.
Von der Trollmühle, wo die Verwaltung des Kreises
Kreuznach eine Kosthalle für Naheweine eingerichtet hat,
weiter naheaufwärts gelangen wir bald nach Lauben heim
(120 Hektar), einem der bekanntesten Weinorte der Nahe mit
den Hauptlagen ,,Sponsheimer Berg“, „Schützenkopf“, „Hörn¬
chen“, ,,Karthäuser“, ,,Platte“ usw. Es folgt Langenlonsheim
mit 250 Hektar Weinland, nächst Kreuznach der bedeutendste
Weinort der Nahe, der auf seinem schweren Kies- und Lett-
boden eine große Menge feiner und Mittelqualitäten erzielt.
In die Reihe erstklassiger Gewächse treten diejenigen der
Lagen ,,Löhr“, ,,Ried“, „Grems“ und ,,Rothenberg“.
Von Langenlonsheim stromaufwärts weiterziehend kreuzen
wir bei Kloningers Mühle den Guldenbach und gelangen bald
nach dem stattlichen Bretzenheim (90 Hektar Weinberge) und
dem benachbarten Winzenheim (58 Hektar). Die beste Lage
Winzenheims und gleichzeitig die hervorragendste dieser Gegend
ist der „Berg“, fast ausschließlich mit Riesling bebaut und ein
allbekanntes Edelgewächs liefernd, ferner die „Rosenheck“.
Auf dem andern Ufer der Nahe erblicken wir Planig (88 Hektar)
und Bosenheim (65 Hektar), dessen von früh bis spät von der
Sonne umkreister ,,Berg“ mit dem Winzenheimer Berg um die
Siegespalme ringt.
Inzwischen sind wir bis nahe an die Tore von Kreuznach
gelangt, der „Stadt der Rosen und Nachtigallen“, der eleganten
Badestadt, der festfrohen Stadt, der Weinstadt.
Seine Weinberge nehmen den stattlichen Raum von
800 Hektar ein. Da glänzt uns vor allem die schönste Perle
der Nahe entgegen, der „Kauzenberg“, gekrönt von den Ruinen
der alten sponheimischen Feste. Der edle Tropfen, der an den
roten Felsen des Kauzenbergs wächst, ist in der ganzen Welt
bekannt. Der Nordseite des Kauzenbergs gegenüber liegen der
,,Kronenberg“, ,,Hinkelstein“, „Forst“, etwas tiefer der
„Kahlenberg“ und daran anschließend ,,Kapellenpfad“,
„Schönefeld“, ,,Narrenkapp“, „Mönchberg“ und zu dessen
Füßen,, St. Martin“ und ,,Brückes“. Nach Süden setzt sich
der Kauzenberg fort in dem ebenfalls vorzüglichen ,,Belz“,
während sich gegenüber auf dem rechten Naheufer die Lage
„Monau“, „Hasenrech“, „Tempelberg“ und der ausgedehnte
„Galgenberg“ aneinanderreihen.
Wie bei der Obstzucht, so ist man auch im Weinbau mehr
und mehr zu der Erkenntnis gekommen, daß durch eine
510 DEUTSCHLAND Mr. lo
geeignete Auswahl der Früchte der Wert der Ernte erheblich
gesteigert werden kann. Bessere Lagen werden daher mühsam
,»ausgelesen“, bevor die allgemeine Ernte beginnt. Die Riesling¬
trauben vor allem bleiben, wenn irgend möglich, recht lange
am Stock hängen, und manchmal hat schon der erste November¬
schnee die Leser an den Hängen des Kauzenbergs überrascht.
Kreuznach besitzt auch einige sehr bedeutende Schaum¬
weinkellereien, deren Absatz, seitdem sich das Publikum
mehr und mehr den deutschen Schaumweinen zuwendet, von
Jahr zu Jahr im Wachsen begriffen ist.
Bevor wir naheaufwärts unsere Wanderung fortsetzen,
unternehmen wir noch einen Abstecher in die Täler des Fisch¬
bachs und des Gräfenbachs. Beide Täler zeichnen sich durch
lebhaften Weinbau und manche treffliche Lage aus. Der nächste
Ort im Fischbachtal ist Rüdeshelm bei Kreuznach mit 20 Hektar
Weinland, dann folgt Weinsheim mit 50 Hektar, etwas seitlich
Mandel mit 69
Hektar, Sponheim
mit 24 Hektar und
Burgsponheim mit
etwa ebensoviel.
Der letzte Wein¬
bau treibende Ort
im Fischbachtal
ist Bockenau mit
35 Hektar.
Im benach-
bartenGräfenbach-
tal hegt als erster
Weinort Harges¬
heim (32 Hektar),
dann etwas links
seitlich Roxheim
mit 84 Hektar,
darunter eine ganze
Reihe hervorragen¬
der Berglagen, die
ein vortreffliches
Produkt liefern.
Wir kehren
nun aus den
Tälern wieder
nach Kreuznach
zurück und wandern über die altehrwürdige steinerne Stadt¬
brücke und am neuen Kurhaus vorüber dem Salinentale zu.
Hier beginnt das Nahetal interessanter zu werden. Wir kommen
an den der Stadt Kreuznach gehörigen Salinen Karls- und
Theodorshalle mit der von der Stadt eingerichteten Radium¬
fabrik vorbei. Plötzlich erschließt sich dem entzückten Blick
das Münsterer Tal mit dem Rheingrafenstein links und der
Ebernburg im Hintergründe, und sofort ergreift auch die Rebe
wieder Besitz von den in der Sonne glühenden Felshängen.
Münster am Stein besitzt etwa 20 Hektar Weinberge, darunter
die bevorzugten Lagen ,,Steinfels“ (Felseneck), ,,Langgasse“
und vor allem ,,Rotenfels“. Der Rotenfels gehört teils zu
Münster am Stein, teils zu dem hoch¬
gelegenen Traisen (31,50 Hektar) und bildet
den Anfang einer ununterbrochenen Reihe
der hervorragendsten Weinlagen an dem
sich unaufhörlich windenden Flusse. Am
Fuße der Ebernburg liegt das gleichnamige
Dorf mit etwa 50 Hektar trefflicherWeinberge.
Bald gelangen wir nach Norheim, das
mit 83 Hektar Weinland einen der ersten
Bingen; Rebengelände und Drususbrücke (Hofphot. CImstian Herbst, Worms a. Rh.)
Plätze unter den Weinorten der Nahe einnimmt. Wir sehen
da den vollmundigen „Götzenfels“, den stahligen „Kafels“,
das elegante ,,Dellchen“ und die pikante „Kirschheck“. Ein
kurzes Stück Weg trennt uns nur noch von Niederhausen,
dessen edle rassige Erzeugnisse ebenfalls viel zum Ruhme
des Naheweins beigetragen haben. Der Ort bebaut etwa 110
Hektar Weinland. Hier sind als staatliches Mustergut an der
Nahe die Weinbergsanlagen der Königlichen Domäne zu er¬
wähnen. Aus zerklüftetem Porphyrgestein ist hier mit
Ungeheuern Mühen ein fruchtbares Weinbergland geschaffen
worden. Die Lagen von Niederhausen sind fast ausschließlich
beste Steillagen. Die berühmtesten Lagen heißen „Steiger“,
„Steinberg“, Hermannsberg“ und „Hermannshöhle“, zwischen
denen zahlreiche Lagen von fast gleicher Güte zerstreut liegen.
Von Niederhausen führt zu den das nächste Ziel unserer
Wanderung bildenden hervorragenden Weinbergen von Schloß
Böckelheim nur
ein schmaler Fu߬
weg, zuerst an der
Nahe entlang, dann
unter dem Bahn¬
damm durch den
Berghang hinauf.
An den vorzüg¬
lichen Weinlagen
„Felsenberg“,
,»Mühlberg“ u. a.,
die die heißen
Berghänge hier
bieten, sind die
beiden kleinen
Gemeinden Thal-
und Schloßböckel¬
heim mit zu¬
sammen etwa 60
Hektar beteiligt.
Mehr und ebenfalls
guten, teilweise
erstklassigen Wein
erzieht das land¬
einwärts gelegene
Waldböckelheim
mit 80 Hektar;
Hauptlage der „Königsberg“. — Das nun folgende freundliche
Städtchen Sobernheim hat 29 Hektar Weinberge, darunter
die bevorzugten Lagen „Rosenberg“, Auf’m Mäuerchen“ u. a.
Das letzte Weingebiet der Nahe ist Monzingen. Die
Monzinger Weine sind durch ihre Kraft und Fülle von alters her
bekannt und berühmt (96 Hektar Weinland, darunter die Lagen
„Niederberg“,,,Elberich“ ,,,Harlenberg“, ,,Fuchsloch“ u.a. m.).
Noch können wir erwähnen Martinstein mit seinem „Schlo߬
berg“ und Slmmern unter ,,Dhaun“, zu Füßen der schönsten
und größten Burgruine der Nahe. Auch das hochgelegene
malerische Johannisberg und die weiter flußaufwärts hegende
Industriestadt Kirn haben noch etwas Weinbau; namentlich
Kirn (6 Hektar) erzieht an den Abhängen
seines im Seitentälchen gelegenen sonnigen
,»Schloßbergs“ eine ansehnliche Menge
Wein.
So schließen wir denn unsere Wande¬
rung ins Naheweingebiet mit dem
Wunsche, daß die Naheweine immer
mehr die ihnen zukommende Bedeutung
erlangen mögen.
Küferwappen an dem Fachwerkhaus
Hochslr. 7 in Rhens am Rhein
(Phot. Dr. Erwin Quedenfeldt, DüsseldorO
Nr. 10
DEUTSCHLAND ffieeees s eooeoee s eetjees e e ü oeeei 5ii
Badische Weine.
Eine Plauderei von Ökonomierat Dr. Müller (Karlsruhe).
„Du,“ sagte vor einigen Tagen im Vorübergehen mein
Schwager zu mir, „i hab’ di vor’gschlage “ „Ja — sehr nett!
Aber zu was denn?“ Da beichtete er denn, er habe den Auf¬
trag erhalten, jemand ausfindig zu machen, der eine Plauderei
über badische Weine für eine größere Zeitschrift schreiben
würde. Da habe er an mich gedacht. Das war eine schöne Ge¬
schichte! Zwei Tage später lag schon ein Brief vom Verlag da,
der mir seinen verbindlichsten Dark für die sehr freundliche
Zusage aussprach und mich nur noch bat, das Manuskript
bis zum 10. September
zu senden. Es war
schon 4. September
und für den 6. bis
9. September war ich
bereits als Vertreter
zum Deutschen Wein¬
baukongreß nach
Mainz angemeldet.
Den Schwager Lügen
strafen und die badi¬
schen Weine im Stiche
lassen, die sich schon
auf ihre Vorstellung
in guten Kreisen durch
die Zeitschrift gefreut
hatten — das ging
rieht. So fuhr ich denn
zunächst nach Mainz
zum Weinbaukongreß.
Dort traf ich ernste
Arbeit neben frohen
Festen. Und so kam es,
daß ich die leeren Manuskriptbogen, die ich in guter Absicht
mitgenommen hatte — unbeschrieben wieder heimbrachte.
Die armen badischen Weine und der nicht weniger Beneidens¬
werte, der sie nun im Galopp besingen sollte! Spät abends und
müde von der soeben zurückgelegten Heimreise war an ein
Beginnen des Manuskripts heute nicht mehr zu denken — und
morgen war der 10.! So stellte ich denn auf sehr früh morgens
den Wecker und legte mich nieder.
Aber der Schlaf wollte nicht kommen. Meine Situation
war doch recht unbefriedigend. In aller Frühe aufstehen!
Und dann, man konnte sich doch nicht gerade hinsetzen und
einfach drauflosschreiben. Man mußte doch erst wissen, was
und wie man wenigstens ungefähr schreiben wollte. Über die
badischen Weine wußte ich ja manches. Wenn man aber nur
eine Disposition oder einen Anfang gehabt hätte! Ganz richtig,
einen Anfang. Das wäre eine Erleichterung.
Es galt Badens Weinbau hervorzuheben. Der
war bedeutend. Baden besitzt 15 604 Hektar
Rebland; diese ergaben 1911 364 914 Hektoliter
Wein mit einem Gesamtwert von 21 664 910 Mk.
Es steht im Durchschnitt an dritter Stelle im
Reich hinter Elsaß-Lothringen und Bayern. —
Doch halt! Das geht nicht. Mit Zahlen darf
ich nicht kommen. Es sollte ja eine ,,Plau¬
derei“ werden! Aber um die große Bedeu¬
tung des badischen Weinbaus konnte und
durfte ich doch nicht herumgehen. Das
war es ja gerade, daß die badischen Weine
trotz ihrer großen Produktion und ihrer
Qualitätsvorzüge außerhalb Badens so wenig
bekannt waren. In einem alten Volksliede
heißt es:
Bin Ich schon nit am Maine Sein dennoch andre Reben
Zu Würzburg an dem Steine, Die auch gut Säftlein geben,
Noch dieses Mal am Rhein, Lieblich und edle Wein’.
Das ganze Land entlang am Odenwald und Schwarzwald
hin prangt jeder Hang und Hügel in grünem Rebenschmuck,
und zwischen den Rebenhügeln schauen die Dörfchen und
Städtchen versteckt heraus. Darüber das Gebirge, das die Sonne
widerstrahlt und ihre Kraft verstärkt. Fast jedes Örtchen hat
seinen Wein, seinen eigenen guten Wein. Und wer ihn trinken
will, bekommt ihn echt
und rein. Wenn ein
Fremder hinkommt,
wird es ihm ange¬
nehm auf fallen, daß
er überall den Wein
offen im „Viertele“
erhält, und zwar nicht
nur wie am Rhein den
gewöhnlichen „Kut¬
scher“, nein, auch die
feineren Erzeugnisse
in guter Auswahl und
sowohl im großen
Hotel wie im kleinen
Gasthaus Man trinkt
so den Wein nicht nur
bequem, sondern auch
billig. Das ist eine
badische Spezialität,
die hervorgehoben
werden muß. Daneben
aber und zum Ver¬
trieb nach außen werden auch hier die besten Weine auf Flaschen
gefüllt, so daß, wer Flaschenweine trinken will, auch auf seine
Rechnung kommt. Doch, da wäre ich glücklich schon wieder
im Kathederton!
Auf die andere Seite mich legend, gedachte ich nun der
schönen Zeit, wo ich als junger Dachs oder richtiger als ein¬
gefleischter Konstanzer Seehase nach Worms an den Rhein
kam und dort viele Jahre Gelegenheit hatte, die rheinischen
Weinverhältnisse kennen zu lernen. Ich lasse den Rheinweinen
gern ihre Vorzüge und ihren edlen Gewächsen auch den Vor¬
rang. Aber es schlich sich doch oft Bedauern und Verstimmung
darüber ein, daß man dort von der Existenz unserer lieben
badischen Weine so wenig kannte und noch weniger sah. Zwar
konnte man mit dem Wort Affenthaler, Durbacher Klevner
oder Ihringer Blankenhornsberg bei Kennern einen aufblitzenden
Achtungsausdruck herauslocken. Wenn ich aber,
der engeren Heimat gedenkend, es wagte, neben
dem Markgräfler gar die Vorzüge der Seeweine
hervorzuheben, dann hatte ich einen schweren
Stand. Dort war man eben damals die schweren,
schmalzigen Landweine gewöhnt. Für mich aber,
der ich keine Zeit hatte, nach dem Mittagessen
auszuruhen, war und blieb ein Wein wie der leichte
Markgräfler und selbst ein saurer, aber erfrischen¬
der Seewein das Ideal eines Tischweines. Als
sie mich eines Abends in fideler Gesellschaft
mit dem Seewein gröblich hänselten, schrieb
ich in heiliger Entrüstung in selbiger Stund’ eine
Postkarte an den damaligen Domänenver¬
walter Crecelius in Meersburg und bat ihn,
einige Flaschen Meersburger Roten zur Be¬
kehrung der Zweifler zu senden. Leider
Blankenhornsberg
Müller (Karlsruhe): Markgräflerin
512 DEUTSCHLAND
Nr.lO
wurde nichts daraus. Besser ging es mir in Heidelberg. Dorthin
hatte ich mit einigen auf ihre rheinischen Weine fest einge¬
schworenen Herren einen Ausflug gemacht. Wir tranken zum
Mittagessen einen wunderbar blumigen Gräfl. Berckheimschen
Riesling aus Weinheim an der Bergstraße und einen ganz gro߬
artigen Mauerwein von Schloß Neuweier bei Baden-Baden.
Diesmal legte ich Ehre ein. Die Freunde schnalzten mit den
Zungen, rochen eifrig am Glas und schauten immer wieder
die Etikette an, ob es denn möglich sei. In gehobener Stimmung
stiegen wir zum Schloß hinauf. Dort stand auf der großen
Terrasse der alte Scheffel und sah mit uns von seinem Stein¬
sockel herab auf das schöne Heidelberg. Ein Führer geleitete uns
durch die Ruinen zum großen Faß, von dem ein altes Lied singt:
Iz rinnit nich ein Iropha mer,
Der Win Ist vortgehupflt.
Ou we, min grozaz vaz stat !er,
Si hä’nt mlrz uzgesupfit.
Im Otto-Heinrichs-Bau beim achteckigen Thurm angelangt
sahen wir nochmals auf das herrliche Landschaftsbild herab,
das bereits die Abendsonne zu vergolden begann, und wie wenn
es so sein müßte, klang von der Musik im Schloßgarten herüber:
Alt Heidelberg, du feine, du Stadt an Ehren reich.
Am Neckar und am Rheine, kein’ andre kommt dir gleich 1
Noch ganz unter dem
Eindruck des schöne n
Augenblicks wandten wir
uns zurück, als ein ganz
leises ,,Pst“ an unser Ohr
schlug. Es war schon
dämmerig im alten Ge¬
mäuer und niemand zu
sehen. Wir horchten auf,
und wie ein geheimnis¬
volles Echo klang es
deutlich aus der Tiefe
nach: ,,kein andre kommt
dir gleich!“ Neben uns
aber stand jetzt ein f reund-
hches Männlein mit
schwach leuchtender roter
Laterne und drückte leise
auf eine alte Tür in der
Mauer. Da sahen wir hin¬
ab in eine große Keller¬
stube, besetzt an den
Wänden mit ehrwürdigen geschnitzten Fässern. Inder Mitte stand
ein riesiger Tisch aus eichenem Holze; rund herum aber unter
Qualm und Weinduft verschleiert saß eine stattliche Zahl von
wackeren Zechern, und kräftig klangeben noch der Schluß: ,,Blau
Äuglein blitzen drein, Blauäuglein blitzen drein.“ Doch voraus
mit dem roten Lichtlein führt uns am Ärmel zupfend Perkeo vor¬
bei zu einer grünen Gartenhalle. Dort zieht er rasch einen Vor¬
hang hoch und auf tut sich ein herrliches Landschaftsbild. Silber¬
glänzend der Main mit dem schönen Wertheim und davor das
grüne Taubertal mit all den vielen Rebenhügeln. Hell glänzen
die alten Burgen am Main in der Sonne und an der Tauber ent¬
lang die Dörfer und Städtchen. Fleißig schaffen die Winzer im
Berg. Doch so viel sie sich mühen und ringen, es will fast nimmer
gelingen. Da tritt ein Rebmann hervor und bietet an das Beste,
was er bieten kann: Rotes Gewächs von Marbach und Beckstein
und als Feinstes tiefroten Burgunder von Freudenberg am Main,
dann weißen Main- und Tauberwein von Wertheim, Beckstein,
Gerlachsheim, Baibach und Tauberbischofsheim. Mild munden
die Weine und sind an jedem Tisch geschätzt. Nebenan aber
singen sie in der Kellerstube: „Ich will zur guten Sommerszeit
ins Land der Franken fahren, valleri, vallera, valleri, vallera,
ins Land der Franken fahren.“
Und wieder geht der Vorhang auf. Ein neues Bild von noch
größerer Pracht. Da liegt der blaue Bodensee mit Kon^^tanz,
der alten, ehrwürdigen Stadt, und drüben die Rebenufer von
Kirchberg, Hagnau, Meersburg, bis hinten zum Haldenhof
und Spittelberg, im Vordergrund die Mainau mit dem Schloß
unseres geliebten Fürstenhauses; nach der andern Seite der
Untersee mit der Insel Reichenau und den rebenbepflanzten
Hängen des Schienerberges, im Hintergrund, violett und scharf
vom Abendhimmel sich abhebend, der Hohentwiel und die
andern Hegauberge, über edlem aber im Süden goldleuchtend
in der Abendsonne die schneebedeckten Häupter der Alpen
mit ihrem grünen, reich mit Dörfern geschmücktem Vorlande.
Fürwahr, ein prächtig Bild zu schauen! Frisch weht „der Luft“
vom See herauf, und wie er, so sind auch seine Weine von
kräftiger Frische und doch leicht. In manchen Jahren aber
gilt der Spruch:
Am Bodensee, da wachst en Wi,
Er könnt a bizzli süeßer si.
Aber nun tritt heraus aus der Kellerstube der alte Scheffel
selbst. Er kennt am See die Reben, kennt die Weine. Zuerst
läßt er verschmitzt jetzt „Rachenputzer“ reichen. Doch sagt
er nicht woher. Als dann ein Reichenauer wird kredenzt, da
weichen schnell die sauren Mienen und volles Lob erfährt
der Öhninger Rote und Kattenhorns Traminer. Selbst Scheffel,
der gern etwas Feines
trank, meint: „Das ist
der best!“ „Ka’scht
denke,“ ruft neidig da
ein echter Seehase und
reicht roten Burgunder
von den markgräflichen
Reben in Maurach und
der Domäne in Meers¬
burg; den Schluß aber
macht ein stolzes Ge¬
wächs, ein 11 er Meers¬
burger Ruländer, hoch¬
farbig und fein. Drinnen
aber sang der Chor der
Zecher wild: „Konstanz
liegt am Bode-, Bodesee,
wer’s nit glaubt, geh hin
und seh!“
Doch von der an¬
dern Seite drang jetzt
eine liebliche Weise
durch, von zartem Frauenchor gesungen, das schöne Hebellied:
Ne Trunk ln Ehre,
Wer wlll’s verwehre?
Trinkt’s Blümll nit sein Morgentau?
Trinkt nit der Vogt sei Schöppli au?
Und wer am Werchtag schafft.
Dem bringt der Rebesaft
Am Suntig neue Chrafft.
Und als Perkeo nun die Schnur zog, schwangen sich lustige
Markgräfler Winzerinnen in ihrer duftigen Tracht im Kreise.
Das Bild war geändert. Ernste, düstere Schwarzwaldhöhen
vom Blauen zum Belchen, Feldberg und Kandel; an den Hängen
zur Ebene sich neigend, aber in schier endloser Folge die Reb¬
berge des Markgräfler Landes und des Breisgaues von Grenzach
bis weithin über Kenzingen in duftige Ferne hinaus. Inmitten
grüßt Freiburg mit seinem stolzen Münster herüber. Zur Linken
der Tuniberg und der sonnenhelle Kaiserstuhl, wie eine Reben¬
insel anzuschauen, und deutlich zieht das Silberband des Rheins
dahin. Schon brachten sie echte Markgiäfler von Auggen,
Staufen und Laufen, hellgelb blinkend, fruchtig und fein, und
ein besonders nettes Maidle reicht gold’nen ,,Edelwein“.
Ein Freiburger Vers aber sagt:
D’ Markgräfler hen mit Recht a Stolz
Uf d’ Frucht von ihrem Rebeholz,
Doch Ebrlnger und Bazeberger
Sind au zwei guete Gliederstärker.
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Nr. 10
DEUTSCHLAND
513
Vom Breisgau wird jetzt Kenzinger Rothenberger und
Bleichheimer gereicht. Doch selbst Perkeo mahnt zur Vorsicht
dann, als Glotterthäler aufgetragen kam.
Der Glotterthäler ist gar stark und süeß,
Macht helle Köpf’, doch schwere Füeß.“
Da kracht ein Böllerschuß und alles schaut zum Kaiserstuhl.
Dort winken Fahnen im Pulverrauch herunter von Blankenhoms-
berg bei Ihringen und kräftig schallt’s herüber:
Der Kaiserstuhl hätt’ bessre Wi,
Isch früher au ganz füerig gsi.
Schon wird Schloß Lilienhöfer, Ihringer Winkler, Ach-
karrer Roter, Bickensohler
und Oberrothweiler, auch
Sasbacher und Endinger
geschenkt; als Edelstes aber
reicht Professor Blanken¬
born selbst eine Riesling-
Auslese vom eigenen Berg.
Noch einmal tut sich der
Vorhang auf. Wieder ein
anderes Bild. Die Ortenau
ist’s und das Bühler Land.
Vornan die Städte Offen¬
burg, Achern und Bühl,
hinten hochragend die
Hornisgrinde und die Ba¬
dener Höh! Dazwischen
Ort an Ort und Burg an
Burg wetteifernd in des
Weines Ruf und Adel. Ein
guter Kenner nimmt die
Führung. Der alteNeßerl
ist’s im weißen Bart; er
weiß die Namen, weiß die
Art. Zuerst die Roten stellt
er vor — sie sind von echt
Burgunder Blut — von
Ortenberg und Zell, von
Fessenbach, Waldulm, und
als das edelste Gewächs den Affenthaler Wein,
was man von ihm singt:
Ein kühler Klosterkeller stand Vom Ave stammt das Avethal?
Vor Zeiten in dem Tal. Ein anderer glaube das!
Das Ave klang ins weite Land Ich denke ans Schlaraffental
Vom Berg im Abendstrahl. Und schütte voll mein Glas.
Aus Durbach schenkt er dann den Weißherbst ein
und schwer und elegant zugleich den edlen Klevnerwein.
Auch Oberkirch und Ringelbach vergißt er nicht, wo warm
und würzig wächst der feine Klingelberger. Schon ist der
Gaumen stark verwöhnt, doch Neßler, der gibt keine Ruh*,
führt uns noch rasch der Yburg zu: da müßt ihr noch herunter¬
schauen, auf Umweg Varnhalt und Neuweier, wo in reinem
Satz der Riesling wächst. Und praktisch, wie er war, reicht
er zwei Proben hurtig dar. Ein Mauerwein von Schloß
Neuweier und eine Ausles* war*s vom Fremersberger Klostergut.
Das war ein Wein, das war ein Duft, vom edelsten an Jahr und
Art! Und als im Westen jetzt die Sonne purpurn sank und
drüben die Windeck flammend stand, vom Staufenberg die
Fenster glänzten, da klang es wie aus einer Kehl* und Brust:
„Dieses schöne Land Ist das Badner Land,
Ist mein liebes, teures Heimatland.“
Drinnen aber in der Kellerstube, da wird es laut und
lauter. Es will einer eine Rede halten; er spricht von heutigen
Schloßberg bei Staufen
ihr, Zeiten, wie am Rhein und an der Mosel die Preise stark gestiegen,
dieweil die Badener Weine noch sehr preiswert blieben, man
werde mehr und mehr nach ihnen fragen, die Winzer sollen nicht
verzagen. Groß ist der Lärm, man versteht nur halb, und Scheffel,
der präsidierende Meister, kann dem Toben nicht wehren, so sehr
er auch klingelt und schreit. Schon stimmt der ganze Chorus an:
,,Am Präsidium sitzt ein Greis, der sich nicht zu helfen weiß.“
Da haut wutentbrannt der Alte auf den Tisch, daß die Gläser
zerschellen und brüllt: Silentium! indem er endlos die Tisch¬
klingel dreht, daß sie schnarrend durch Mark und Bein uns
geht. — Das half. Es wird ganz still und plötzlich hell, Kellerstub’
und Wein* verschwinden schnell. Mich aber faßt mein Weib am
Arm und spricht: „Karl, hörtest du denn den Wecker nicht?!*
Der Weinbau im Königreich Sachsen.
Von Dr. Horst Höfer (Meißen).
Irgend jemand hat Sachsen einen Mikrokosmos genannt,
einen Mikrokosmos, der vor allem, bis in kleine Züge hinein,
das große Deutsche Reich widerspiegelt. Wenn auch Behaup¬
tungen solch allgemeiner Art meist sehr übertreiben, in unserm
Fall stimmt der Vergleich ziemlich genau. Man könnte in
Sachsen von einem Ost-Elbien und West-Elbien sprechen.
Das Gebiet östlich der Elbe ist dünner bevölkert und weit
mehr agrarisch wie die westlichen Teile, in denen die Gro߬
industrie ungezählte Essen rauchen läßt, wo sich allein die
Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern vorfinden, wo Stein¬
kohlen und Erze gefördert werden. Sachsen hat ganz wie das
Deutsche Reich seine weiten Gebiete weniger fruchtbaren
Sandbodens, wo Roggen und Kartoffeln die Hauptfrüchte sind,
wo im Spätsommer gelbblühende Lupinenfelder resedaähnlichen
Duft bis in die Wagen der Eisenbahnzüge senden, die sie durch¬
eilen, wo stille Kiefernwälder und Seen Szenerien schaffen,
wie sie einen Leistikow in der Mark Brandenburg begeistert
haben. Daneben rühmt es sich aber auch mit Recht, um
Lommatzsch und Pegau geviertmeilengroße Gebiete reichsten
Bodens zu besitzen, wie sich dessen im größeren Reiche die
Magdeburger Börde, die Goldene Aue und die Wetterau er¬
freuen. Im Norden breiten sich Ebenen mit wechselnder
Fruchtbarkeit, ganz wie im Großen zwischen Memel und dem
Niederrhein. Dann steigt das Land nach Süden zu an, wird
514 DEUTSCHLAND Nr. 30
gejbifgigtr ynd wsldr«chef üji(i erteTcht^ 1^ FicKtelbtr^ em^.
Höfe, äie irwM ntcfe -jf?Ä dt'i: der Dciäj^l^la^
bocKstem Berg, >vetttifeinx ^fef g^sserinaßen als
ihrEfenhlld kan^v., In drujr wit^en Hinsicfe hi tl^;
i^öd innerfelb Gren^pfahW «riW Dewtsc bland
jiti kkineti- & fot seme .'R&ß|cionde an seinriai Flnß, der Elfe,
wie Ca Ei? '‘DeijtscbWhidl seinem Fli.iß, Rfetnv
Das säcfeiscbe Refeefeet fesf>br©,nkl sieb ^uE-da^ Elb^
in einer Langspösdehnung Vön eb^'ä EiO K iloöleiEef^ aHei''-
dihgs dtjfeb feoßc Stfeefen ^ durch die S(fldi ßiresden: seifet^
t^UTfefjchen wSld.^^ E ist ein Geiäridestri^ihi. fer Jthmddseh wi^
fem.^-zweitfe; ia-'-MitteMeutschiand
Kofenit fef Reisende vorn Süden, eüvä von ^fen und Pr^g
ber -mj.l'Öresd^n' fev tVHft- e'r dic:&rsteJi' W^fefe'rK^-.;^enn:;Äruch'.
g^nftgerer Au^dehnün^ > fei Wahlen.:: E^; das ein kielncs
StödRhen; KWlbwegs ^w^ischen :fer :feKmisehen Grenze nnd
Dresden/das .Rlr seine Häuser am Str<^me gerade Pl4t7- Kndet
und tiri fefennti^ &^ndqualtife fer die
sandsteingeferge ittv \
Nähe rt sic h der Be^iu t h er voh Sachsas Hauptstadt ^on
Horden h^* so gewahrt er^ pschyejd 4*^
iCiefernwElcler der Mark fefah ren die erstwi vöfgescfefeTien
W et nb et ge d a, wn Säich d le B^K ri in s FJbta 1 senkt. Den Lei pari ge
der d)ö Eheste ^ößem ;detit?cbe EisenfehnUrije üfer Rj^is
fetlOtCt^ begiiißen; die ^
fisten RefetBcfe tinwett
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Wffefefedfe ^r- he'uie beT;:'
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^gs ptw'äs ' vom sach-
^i^rhen :Wemfeu wiahr-
nehmen will, Dfe
Sänefegg fet mm lef sten Male m Ffeifefe, d^r afeu äBi^rgstadt,
gehalten,, er bt üfer die hohe Bnicife fei Muifenhütte gtTöttert*
öllwQ diejenigen deufeehen^Übernen undgo]denenSöc.fen'rÖrizeri
geprägt feeifen, die fen Kopl Wetü Regenten If^igen,. eV ifil
mit Bremsen däs Tnlt Schwar^hölii fesUndene Tai
der wilden Weiferiti hcTUMergefol!t 4 vorfei Thör andt^ dessen
Trautes Klrchieio;emfe fewalfeten Bergabhang a^itjah^hUn dorten
kröntV Jetzt ist derZqgnr.de.ö Pä^ Gfönd ernir&ti'^feni
wo, von naher Stemköblerilörder^^ begünstigt, xJie Iridiistne::
1 a 0serüdc vütv Arbeheim fosehäftigt und Milljütien nad aber
ATpionert >^00 Werten efeeutjiLHicbtelbuweit von Dresden tiiefen
dife SycoilM^eri drchtapeinahdeir heran4 so daß FSüßi StaätssCräfe
und Bähnlmie Piati findfe. pa hänge« noch am iW'ci
ofet' d'^^i Stellern, feim Dörfe Döfeschen auf d&r Hahe, von zufe
Teil efegelüfeien PJanerfnauöin urngefeiiv iifef schroffen
Sleirferuichfe, der Mittagssonne ^ngöfehil^ yeiriere Wefer:;
fedie ^cste änsged^hiriteror Rf'bgärtcn früferei" Zeiten
piL schlesi^ehc BÄhniinie^^^ vi^n Dstün kommend»
nach dem Pausieren der XVesden^ Hafe den hfeupifehüfef:
mvt sein^tn dfiei großen Hallen irtil den w^ett hcf^rcj eben Öen
„GIsÄSchürzcn ohne daß sich fächstädier Wembau auch nur
in dtiein kblnen Rebgairten vprgesteUt fette^ Wo er sich ür>$
auf Füß Wanderungen und Dam p f sc hi f f ährten am bes Le n; •
prägen beit* werdfe wir später ;seheri,
Zunächst Fm Wehfe G<^5chicMe! Der Sage nafe >öflen :
berjöits die Sorben imd Wenfe^j deren. Efeeugi^j^se^ fce^oß;^
ker^tnrösefet Arti ömen wertvollen BesiFndtjeil der dVlusc^^
P rcisdeiis ^ Ut^d fer ProVj uü ausmac heti, d! ^ Hefe fe , 1^! bgebfet
eingfetdul haben. Das^ kÜngt ntcht unwahrKheinlicfe d^n
daß erst die Röm^ fen.^ W nact; DeMTjschland gebfÄcht
hat en; jst öjpö: nieh t mehr haItbaro An^h^u un^, 0 b nun def
Siavit oder ob d^t Gefetano, dev im 9v öaehchnsttiieheTi Jahc"
hundert altf,^ .fe :m unsefm Gebiet ■
den mten Rcfelock der Prähfeonker
en c fe ideti. W*"! v h ah en - gtiS" än df^ ß ew: h i cti tl ic het? B ^ lege,
die die mäßige Duelfeifeftfeii^dtWF^eförfe^^ hat^ Denach;-
hÄt izw^'üfcllos Konfe IVfeißen omvea eiiti^r:
zum :A rtu msiritJ seu nfi ■ 3 Uefi Pm xiska fex^ :
kircht; in berechtigter Ifehkfevked ßc seViUv erfolg'^- ;
reiche Anregungen mm Rif bfeü im Eibfebiei ^egefen. Bischof :
Benno \nn Mei fen, den die; K rrefe^ hali^iKesprot: h c n h at, whr
glekhfafe ein Fötderür dt^. iutn \ :|00F Noch heute
W.ird in diesem Zusaöimcnferi^ N^ame vom Volfemund*.
g^inannt und Äuß für mivuehe und Wi? tshafe-*
bf^eichnung herhAtten:. Der etstc Nachweis, der Schwan ^uf weiiS
für den hc i ntl sehen W ci n ha u c r h r ac h l w^^hde 0 kann, fu Ht üii; ;
H 4 upta rchiv X u D/csdeh> ■ Et ;cr rE b U ü CI 5 Von ei 0 eru .Weinfer^;:
hei fvl nßen, d jsi n Ka pl ah d H , B ti tggmfen Hvri tun nn a ni?ei^:
hriiiev piksen, WFnfeT^üjeignete'hDü^ der Reiche der Kapelfe;
St. Egidi i zu Meiffen- / Dei f i:he- vci blieb also. waa ' 'Sife
i h reX: Diener in sa ärer
Arfeät ;erstfefffe^ h^
Sobhe^: gfsöh^b : W
Urfenfe Ahpö. 11 öl,;
; DfeKtestfeüijd Stift
W^fi^nx Wit atideriä^
w»Q 3ucb+ Fofdäfef dfesi
Wemfeü^.
sie doch sein Er^iigF.
nh^ den Wein, iiicht ;:
ialiefe tu Geiriifev "
sondern Buch iö Kulfe
^rvccki^n -; Kein Wuhd^r
-äIsö^ daß der näcfetfc
ßericht der sä'cfei^cbön:;
Wein fe lichromk A.fe^h
mals irh Zusamrrtfe^
hang mit g*&islljchen..;
An ge legsrhh eiten sifefe SVUrfef^f Dietnuh der Sedf^i^te
(f J?21)* der treue A^ihdui^ fer H>;>hen Staufen
Kloster Leofefifetg sfeneri Wein Er feji ^ich ihn ankrcnfeiT,.
bis schlicßfeh di^^ Schüld 300 Mark Silfer^b^^^ Da mafefe
ihr) dai Kinsfefj ifeirt feifeger W^nfeudWi und w e« such; .
thi K lost ef. vv ü idö und köfmfe m. a m achen. Die Gesch ic h t e
melfet w Fite.t ^ ckE\ der Matfer^l oder: w^oh 1 ^ein Kämmerer • ;
ganz einfath fefeu^plefe schon beiiähll: ru hüben- Efe fe^
; fen nter p i ufeper JCn iBv mit :: de rn man v t e 1 fefei damds : rwefi .
efer zu seihi^rn Zi^^ie; kam feüfeüh'W fe^ Zyfeher geordneter
Buchfübrong;. JedetfevlL Hat er im feil de^ Markgmfeii dem
:■ .Efgebn ts -. füh ^ t ^.. da fi Üxe' Möncfe .vöti’ :■ • l. .ou teTiib ^ r^ 1 hrcsni '
fü ml IC Hern Schuld ucr d-en ßehäg- fClf ,i40 Karretth Wfen"
edicBen, böehirlwahr^chcinbcb noleöa vcjku^;. mit tüfeaujretti
Gesicht. Uhd W'ej woJlie lelÄteies^^ ihxren ‘vcifenkm^ Daß die:
GescHühie übrifefis fern w^ckemn Diciv icI; den Bcfeiamen
,feer ßed^oufeF^ gab; Hat rrih dfe^er !eid.igehWefefehuld feefes
zu tünl Ihn umdriiiilefegere Bedfengni? ab die Mahnforfeiunigien "
-■.■inoncHiscKfe• Gläubfew.',.■', . , " , . :
SArz de? weuerea berichtfei fe^ß Enfe des 0 h jAbr-; ■
KuFidzrts ein BtscKoF WflhJgö f . von Meißfe dfe; pTe.sdcm;eir
mahn U dcfci:h ihren Wtaiizelinten abzufübrer?; und feß in el w.ä
iöLfender^lbert Zeit iwFf Wanberi^'fr fei Kotz obrofe: {Kötcschfei-
feodaj; un d fefe Wfenfe^j^ fe ,, Ly ferve^ ke ' bei Nieder 'wartbaj; /
■fehefe .Hefee vielb^fehten Weiu^cHönk fed prächtiger AuÄ^icfeti
efe'ähhF w^ .. ....
Die „KAlzefitrqppp“' iTÜt WimcifHtiüS lirr aft; PoT^feit?
Nr.IO DEUTSCHLAND 515
Ein recht Interessantes Bild von früheren Weinpreisen
gibt eine Rechnung von 1478, die das Stadtarchiv von Pirna
birgt. Aus ihr geht hervor, daß der Rat dieser Stadt seinen
Wein selbst einlegt, ihn aber den Bürgern zum Verschenken
überläßt, und zwar das „Kennichen“ (= Kännchen) zu 3 Heller
bis 6 Pfennig. Man kann den Preis nicht hoch nennen, da
Met 3 bis 4 Pfennig kostete.
Von nun an häufen sich die vorhandenen Urkunden, die
uns irgend etwas vom sächsischen Wein erzählen: Da bekommt
der Stadtrat von Leipzig 1474 vom Landesherrn eine strenge
Verordnung wider die Weinpantscherei, die arg eingerissen
gewesen sein muß. Das Jahr 1578 muß einen quantitativ
guten Herbst gebracht haben,
denn laut Bericht langten
Gefäße und Fässer nicht zu.
In den kurfürstlichen Keller
des Schlosses Dresden
wurden damals nicht weniger
als 1351 Eimer Wein ein¬
geliefert, davon waren 215
im Dresdener Gebiet ge¬
keltert. Im Schloß zu
Leipzig strömte noch mehr
Wein zusammen, nament¬
lich aus Freiburg und Pforta,
d. s. Domänen, die heute
noch etwas Wein liefern,
aber preußisch sind.
Nach dem Dreißigjährigen
Kriege werden württem-
bergische Winzer in die
Hoflößnitz berufen. Ebenda
wird 1717 der erste Versuch
gemacht, aus sächsischen
Weinen Champagner herzu¬
stellen. Der Erfolg ist un¬
bekannt. Die etwa 100
Jahre später gegründete
Sektkellerei Bussard blüht
und gedeiht noch heute
und hat erst neuerdings
ihren Betrieb wieder er¬
weitert.
Der Höhepunkt aber
des sächsischen Weinbaus
fällt in die erste Hälfte des
vorigen Jahrhunderts, viel¬
leicht noch bis in die
60er Jahre. Die ,,Sächsische
Weinbaugesellschaft“, die
1800 gegründet wurde,
stellte für das Jahr 1827
folgende uns heute fast
unglaublich klingende Er¬
gebnisse für das Königreich Sachsen fest: 4640 Scheffel
(zu etwa Hektar) Landeswaren mit Reben bepflanzt;
7220 Personen lebten vom Weinbau, der 107 000 Eimer
Wein ergab.
Heute, fast 100 Jahre später, ist der sächsische Weinbau
bei weitem nicht mehr von dieser eminent wirtschaftlichen
Bedeutung. Was von ihm geblieben ist, wollen wir in einem
Gang durch seine Gebiete im folgenden kennen lernen.
Vom Städtchen Wehlen an der Elbe war schon die Rede.
Wenn man ein Stündchen von da aus am rechten Ufer stromab
marschiert, immer vorbei an Sandsteinbruchshalden, deren
einstige Nacktheit die gütige Natur schon längst wieder mit
einer üppigen Vegetation von Jungbirken, goldgelbem Besen¬
strauch, Wildrosen und Brombeergesträuch bedeckt hat, kommt
man an die ersten Häuser des Ortes Posta. Es ist kein Dorf im
üblichen Sinne. Es wird nicht einmal von einer regelrechten
Fahrstraße durchlaufen, und einen Bauern, der ein Pferd
im Stalle stehen hätte, würde man vergebens in Posta suchen.
Wirtschaften nennen sich die Betriebe, und ihre Besitzer
sind froh, wenn sie ein paar Schweine fett machen können,
wenn einige Ziegen satt werden oder wenn gar ein oder
zwei Kühe durchgehalten werden können. Arme Leute
sind es deshalb keineswegs, die die sauberen Häuschen
zu Posta an der Elbe bewohnen. Der Familienvater ist
Fischer oder Schiffer, ja selbst Schiffseigner. Die
übrigen Mitglieder der Familie bebauen den Garten
und hinter dem Garten
den Weinberg, der in mit
Sandsteinhorzeln gefügten
Terrassenmauern bis hin¬
auf zur „Wand“ steigt,
in der zahllose Elstern in
unzugänglichen Löchern
horsten. Einige Häusler
haben das Recht des Wein¬
ausschankes. Trifft man es
gerade gut, so kann man
sich zu seinem Trunk haus¬
gekelterten Weins noch ein
Gericht frischgebackener
,,Okeln“ bestellen, Elb¬
fische von der Größe
einer Sprotte. Ich liebe dies
Pjsta, wo mit der Poesie der
Rebe die Poesie stiller länd¬
licher Traulichkeit verbun¬
den ist, wo kein Haus dem
andern gleicht und doch
alle die Häuschen einer
Art unbewußter und zweck¬
mäßiger Schönheit sind, wo
die Fensterchen schön ver¬
deckt sind von Geranien und
Verbenen, Begonien und
Nelken, wo schon im
Februar unter den noch
schwarzkahlen Kirsch- i
bäumen Schneeglöckchen
wie Wildpflanzen zu Hun¬
derten stehen, wo es im
Frühling allerwegs nach
Veilchen duftet, wo in
ganzen Beeten Aurlkeln,
gelbe und rote, Stiefmütter¬
chen und Narzissen blühen,
wo schwere Rosen, vom
Besitzer selbst ,,gut“ ge¬
macht, über den niedrigen
Holzzaun hängen, und wo das Blumenjahr mit Astern aller
Farben und hochbuschigen Georginen oft erst gegen Weih¬
nachten hin zu Ende geht. Wenn du doch bewahrt bliebst
vor Entdeckung und Erschließung, und wenn es doch haltlose
Rederei wäre, daß man dich mit einer hochflutfreien Auto¬
mobilstraße beglücken will! —
Wir können beim Weiterwandem auf dem rechten Flu߬
ufer bleiben. Drüben liegt Pirna. Hinter hohem Eisenbahn¬
damm, auf dem gerade der Bäderzug nach Teplitz, Karlsbad
und Marienbad rast, drängen sich hochgiebelige Häuser um
eine steildachige Kirche. Es ist das Pirna, wo Anno 1478 das
„Kennichen“ Wein schon von 3 Heller an zu haben war. Das
vielfenstrige Schloß über Kirche und Stadt dient traurigen
Zwecken : Es ist Landesirrenanstalt.
Weingelände bei Meißen mit Blick auf die Albrechtsburg
5t Q DEUTSCÄAH
Nr,XO
GroßerK Rebbestande treffe wieder eine Stunde -'üafe } feblt's nicht. Auch in-fielen
elba^?walts^ W Sr^hloll "Bäck^^efe ^cheulet man Wein, W^r von den besten Sorten
an dei' Elbe^ seine Frtutrepp'ui werden Vp dm piqUeff^n \vilb der greife zum .iDömpfobst" oder .JVfartins-
SlTomcs bfeült und ttiu. seiner ^Ift^mn^n PatinsLfedä^fe^ .- .ife versiw:h"s m^f mit d^m >£chberg * oder ,>Ra^teri-
wÜt &u:-b woW nk etwas und Bes^nd^r^es 4Mik<P^ berg^v auch einen
Die KIfezer auf halb«: Bt^rgfedhc d«^f ..Katzenspaing'- uftd die ^fete Pmse'' sind auch
nicht ybel und d^r y.EaiirnrSnti^phe*^ von Harchsche?'^
a ü s Beuß litz sin d . wah rii c h n i c ht :z\i verac hteh, Ma n .probier e
aber ]a niflht ^ ^ eä «ineip auch
heuer ' werden; denn Jefet nicht, die Mpiß^ner
K es ch^;erp fet ein. an,
riuen Nehroiög au i den Bacheifcheri Weinbau zu: scKrdbepV auf
-.-J ^Lv X A lä l-iT^ 1 n ^ 1 1. J-Ü ’P^XI jixiTKK l“« ■fcTTI "^iTWfc. *^5^.W ■ ^ ß ' t " j gf-1>^ rlji^ ^ ’■*!.
früber rin gs vb it Wc i li hci’ge o u rni^ebeny A btr geuade Hi^X h^t
die Reblaus l>päen Schädeb: gem^cbi;.^ Obwhl der Ort PStltüt-Z
in feuTZCT 2eit: fUtt: der r:lettTi]scb?rt Stfaßa^^ vors Dresdgt^
Zu erreichen ist^ hat: ^: sich hbi: h; hkht m C rofkt^tvpforl
utnmodelh las^n, und büdwigKicbfe, der hier so ^ern zciclv;' :
wurde apch. ^enng tjndbP v
nete und CPslte,.
Etwas-and^^rs steht Asa miteinst auch dem dpr Etbiahrt balabwäits vqn Melßm bt^ hin zuSefeREfh'
Bacchus heb und weit war. ist Köughjintr^t von man ob: dieser Idee/ Dä h^t zunlicbst der Bst Von M
eingdügt, Cnüfrigid iind Theodör. Jvfjmcr , ^<iwie Friedi tch brs dkhl an dk Eli>e heran. D^a, T^^oh mächttsen Linden
^.vLUfi.^v- t. ak ta-*,^4r ftili : . KökiVt^iti l jti'irlKüJi's jiWi
SchUfer e h rehd. Schi Her hat hier auf
dtm Landsib Kbrnefs sein ,,Lied ad
die .Freudt^" gedkliieiy
Das Uaefete Wembaug^bict .
eHmbwdrtB Ifet wli^der fe&citir,
Dresden. Es beißt fefehthtri die ,X<Vß-
niu'L .Sk .btfz^lclinet Mch .äuch mit
•^jSfeh^fKch,^Hi:ZZä^* ■ ihreÄ .milden
XlhnaTji, A’feg derartige;n HenRnUühgt^n
Freijdt hsfef>. wer wi Ih Ith fmrk, sic
vemkd''' n. .Sto h rü >d; e m ..
k&ancii dbs, W^rrt*^^ Si*cnai;t. ich höi?
d rt tm itut! b, nie ht. rn > l E [ blfe^c! z' fü r
D.rä?dl?fi n rid b Öäcb^ tfec Si^ h'W l ' fü r
Bl b 5?an d stßi e b t r iu.n A b^d f uch:» der
d i e ^ögt a ph i äth e L^ss:^ b. und. d liiU ^tofe i -
scti en C h a fÄkter d nrr^ts--- cü sq
tjTcf fend wkdergibi. Dk feßn ]Xi i st ini£
den umikgf^flden Olisch^ffe ln den
I etztcn Ja h r^ch n te n pin ^to ßer Vi 11 11
gcwcifden, uDdrlieViJfe Kabpu udt itiTcu
Gerten eirien fiüH f> TcJ! 4^x.- alteu Wein-
bcT’grc. ib Be^ätÄ gi?,noudrd,^U/ Ab^’V noch
I st iLr feß iVkz da$:G ep i agers.h ei t re ben-
frohen Eibj^läritdcs fehl gadi vcflarep,
sc hrm de^iajb rm ht v w'ei \ in aikb t i^ t! Ic-
Ti 5 c he5 W ln 5 erlw m' ufe i^ianches Gc-
bände aus feer Zeit ^^rhellen ist* isachatäthe KurfufeU^^
Södder^; Ai.igUTifl der Starke, hier ßacctiusaufzii^c und ^dufföte
Feste feicrtifu und auch Hof hh.dffttiw Die ^ogejciiinnic
A
7:"h
jöktibsttjeinf.
behüteife zn^ehÖnge Landbaus oben fei:
Becgfände hat marjchen. Msfe zn
iger Arbeit g'clockt, upd rriancher Xöfelfe
der Meißerrer PötzelhtoißanutäktuF ver>^
dankt ihnreinri ghicfelkhe Hiug?ebunig
d Sch a ffen / Bei der wfei^reu Fab £1
teautert^n skkzunachst durch fe vielen
Steinfekhe MiJ/eii b$KenV »jie hi gra-
nitische Urgestein g^scBageu 5ihA Man
gfeötbvl ühpffekl an dä.5 Bd4 und
ver steht, H blcht iifi gern dazüf dle
i f lii c Ke m hei len hletrlk i n derfei neu Lan d-
sc haft sogar fü r mEaleriscb m etWären * :
na rtientikh gegen Abend:, wo die
gelegt cnGcsi emsmassen ri^chefer
ieuchlen und ?ich wüudefsam in
. brau nge tbe i ^ Wa sser dt?r Elbe t>pfeefe
Tief emgestinken sieben vörderi Brüebfen
volLbeladcTie Kkhnc: ln de/■ ßfei Auf
&ehvvankern Br ett kd Ffe^^n kräfiig& Arbejt^^^^^
die? It rzte ni Sterne zuf; Ladlingl Dann
^hwimnuen die föhflcdaüllö^^^^^m def
StroTTiij ng lalabv eto Syiteckeu aber Rad- .
dampfe/: dte be»n> Segfeeii ihr Tempo
verUog^mea. miis^en, Die
tvk-ird&a dfe T^ltüvkarial hinein nafe
Befei gc-feleppt
lt> Dkslrar heißt i ausytfeenv An fe Mauer dder Garteihv
Wirtschaft hi zu desen „Sachi^isehi? Rlvktvh Die
EUid schon an der Arbeit* die^c GesclunätyoslgkcU
HöflößmU zeilgj henoch davon, fe Weinbergsefeft auf ms löschen. Das ^-ichänc^ Dvefear braucht kä-ine Entlehnung zu
Tal vorspi irrgender Anhoiier mit LofitLiren, D^feurkferi^^ seinem Lob- Seut^Klz ir.{ üji^f . Den bfcftea Ausgang
bra&thaniijche PWntasie’. ogcl darstclfed^ Davon zeugt das . emcfe viyr Etb.R Tni^Tfeud^rv schntak^: Seftont^Jes füllt Riu^rgüt
witterte Rundtifttnehen, der jakobsgteirt» ife jk^cL vorr üridten yrid ySchlöß gLfth^n Ich feüfte Edelsitze
; Wfe^töcfen rjms^ben ist (^nd dtij^ zm Zeit: fern Sachfes, die :sicb ln rK^c^ Läge- aüd in ihren Baididbkeiten
Zu koUned feubtt, äL ^kfurrtEd^hify?! febb^lfitdriüm diCRle, A rnif Scül/lltz uk^sfe k^bnon^: Selbst das Ümschaltehäastbcrt
dfe KapeHc rn >iWacke*bfehÄß[dfe f täfevürrfecr^& IfeGcr i^hktrischarr und Kr^fd-I^irting vom Werk'^i LaUefi^
lande tin^ die Kspjtik gebörtdem FMd rnarsc 1 laii Kü'oi^s; . 2 hamme r* das^ dich t »n deni tfeuga7Tg. postkrt ist, Kal slcK ;
des Stötkeuy naroTfn^ Wcickerbiife;^ Dk Geschicfei berKtbf tHV t^^ d^^: Hat mbrik Ösnzen ^ngcpaßl:; Ufidr daß der Wein^ 4^xv
ersfeen herrlichenEHrsfe.fe yir:d es.dfelbst ^«nicht fekuer■* ■ tihg?: die Eer^ij^nge : die Seußlitz KhdfeTid um-
femon, mit dem bfefe ^^^h^ift, das häteu Wft: lichGiv ln
AJeilfen E det Jotzte .größere W
iacKii^^chen Refeebki, der von Sr hlo(i S<iüßf \vUn d ieft: iierm'
i HII d cn schii 1 Ateh * Voh depe^n v dk ü m gebt i eben ;Stndi
. Wir sind am Eridc von Saehser}^ Weinfed. cIäs^^
was er TiiJi Aug^e fed fedsfe hat, m^t dm fefeicht*
waii; R hei n urtd Mdsel blet^ü- und danach seifi Ufteif a uBt
5 ip rechen w ilJ / 3fe »! 0 d die Gq h cioTrti^e 4kt i
schlössen. Jäiei L^hfe Gharakter und ureigfe? Boden-
erzeiignrs s i nd an sich vol 1 k orn mm -: ;
tvä.U' nicht dk' Köbofderks Wviü^ Wäfonrdie VAckeren
Feldm^rschäll rmt Näineh Wack^rba* th etw^^ vcaspukj^ö?
Sh-ht man: von d^h Bil geri .der Löfimtz aus nofdwkslfVait'?^
50 gewahrt’ man am\Hou^onte rechts voO ckrt SpäafW^gcUi
in denep noch ma Tich : fleitU W iniQt m hafft.^ fe beiden
sd 1 Sanken gö tiscb eti -Tü r rne d es Ooi nes vo n ft
der Bahn nahfe wir; un^; ihnmufi^sch. Elie wir abpf in Meißen
seibfeC unWeit des Pio^i^ifegös: den Dampfer belitdgcri,. gilt
1 ^. auch eininai ufe \Vem zu kosten; aE weEGfe
im weitefen Smnt: aiieL;^dbii^her Elbwein ver^Ltaiid^d W^dett
Nr 10. DEUTSCHLAND 517
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Adolf Schrödter : Triumphzug des Königs Wein (Phot. F. Bmckmann, München)
Wein und Gesang.
Von Lebrecht Treu (Essen).
Wein und Gesang, ihrer Wesensart nach so unterschiedliche
Begriffe, und doch so zusammengehörig wie Lenz und Liebe.
Denn wie am wonnigen Maientag Finkenschlag und Drosselsang
die Fluren durchjauchzen, Liebe kündend aller Kreatur, wie sich
das Menschenherz gehoben fühlt aus Alltagsstimmung zu
warmem Glücksgefühl der Wunderherrlichkeit blumen¬
leuchtender Fluren, also auch öffnet der Wein des Menschen
Herz, um es mit Frohsinn und sonnigem Behagen zu durch¬
leuchten. Höher macht der Wein die Pulse schlagen, mit Zauber¬
gewalt entreißt er den glücklichen Zecher aus den Niederungen
des Alltagsdaseins mit seinen kleinlichen Beschwerden und
führt ihn empor. Das Auge sieht den Himmel offen, in dem
Gott Bacchus thront und über Gerechte und Ungerechte, so
sie sich zu ihm bekennen, sein fröhliches Szepter schwingt.
Also wird der Becher zum Sorgenbrecher, und schwellende
Gefühle bemächtigen sich Herzens und Mundes; das vorher
gesprochene nüchterne Wort wird zum tönenden Lied. Ge¬
denken wir darum in Dankbarkeit des frommen, gottesfürchtigen
braven Noah, in dem wir gleichzeitig den weisen Lebens-'
künstler zu verehren haben. Nachdem er dem Herrn ein Dank¬
opfer gebracht zur Errettung aus Wassersgefahr, pflanzte er
in weiser Vorsicht den Weinstock, Segen spendend den Un¬
zähligen seiner Nachgeborenen, die er begeisterte zu herrlichen
Liedern in Wort und Gesang. Welch überreichlichen Stoff
vererbte er zunächst Dichtern und Sängern, deren Phantasie
sich nicht genug tun konnte, all die Wonnen des Weins er¬
schöpfend auszumalen. Der Wein erfreut des Menschen Herz, sagt
mit schlicht überzeugenden Worten der Psalmist, eingehender
aber besingt ihn schon Vater Homer, der in Dingen des Weins sehr
erfahrene Horaz, der alte Fischart bis zum jüngsten Poeten, sie
alle stimmen ein in das Lob des Weins; und fürwahr, „das müßt’
ein schlechter Dichter sein, der nie besungen hätt* den Wein“.
Aber was nutzt dem Zecher das Gedicht, wenn es nicht
gesungen werden kann? Dichter und Komponist mußten sich
daher ergänzen, spielen sich in die Hände. Wenn Mirza Schaffy
in schwungvollem Rhythmus mit wenigen Worten allumfassend
den Wein preist : „Trinkt Wein, das ist mein alter Spruch
und soll auch stets mein neuer sein; kauft euch der Flasche
Weisheitsbuch, und sollt es noch so teuer sein“, welch un¬
begrenzte Weiten eröffnen sich da der Phantasie selbst des
trockensten Philisters! „Und sollt’ er noch so teuer sein“, da
steckt’s drin. Richtig fühlt er heraus, schier unbezahlbare
Genüsse verheißt ihm der Wein für geringen Obolus; und er
geht hin, sich diese Genüsse zu erkaufen. Hier stoßen wir
auf den praktischen Unterschied von Dichtung und Gesang
in seiner Anwendung auf den Weingenuß. Die Dichtung in
Form von Sage und gereimtem Vers regt stark an zum Besuch
der Quellen, welche den Wein verheißen; sicher nicht die
schönste Melodie des prächtigsten Weinliedes. Immer ist es zu¬
nächst das gedanklich Überlegende, das Vorausschauende des
kommenedn Genusses, welches zum Wein lockt. Als Folge¬
erscheinung des Weingenusses tritt als gehobene Gefühlsäußerung
das gesungene Lied in seine Rechte. Der Gesang wird zum natür¬
lichen. zwanglosen Ausdeuter des sich regenden Frohempfindens.
Noch einen zweiten Unterschied zwischen Dichtkunst
und Gesang im weitesten, auch instrumentalen Sinne gedacht,
vermögen wir zu erkennen. Viel enger begrenzt ist stofflich
das Gebiet der Dichtkunst zum Wein; denn es kann sich nur
in den Schranken bewegen, welche direkt den Wein verherr¬
lichen, will es seine Bedeutung als Weinlied beibehalten. Ganz
anders beim Liede, das bei dem Tafelgelage erklingt. Ist erst
die richtige Stimmung erweckt, die so unvergleichlich schön
und treffend der Dichter in die Worte kleidet: ,,Seid um¬
schlungen Millionen, diesen Kuß der ganzen Welt“ — da
wird im weitesten Sinne alles zum Weinlied, was Schönes und
Edles auf Erden der Gesang zu verherrlichen vermag. Sei es
der Frauen Preis, die Pracht der Natur, und was auch immer in
den Herzen der Sänger, gezeugt aus den Flammen des Weins,
als Ausdruck des Jubels der Kehle des Sängers entströmt, es
wird ein echtes Weinlied, wenn es nur aus freudeschwellender
Brust, getragen von den Geistern des Weins, empor jauchzt.
Nicht das Materielle des Inhalts ist hier entscheidend. Wie
unzählig viele Lieder launigen Inhalts, deren Text des Weins
mit keinem Worte gedenkt, sind so zu Liedern fröhlicher
Tafelrunde geworden und werden sich erhalten, solange sich fröh¬
liche Zecher an den Wonnen des Weins laben. Längst wären
ihrer viele untergegangen, wenn sie nicht dem Bacchusverehrer
zum unentbehrlichen Gegenstand des Ausdrucks seiner Froh¬
laune geworden wären. — Aber ganz so einfach liegt die Sache
doch nicht, denn immerhin ist zu unterscheiden zwischen
Zechliedern allgemeiner Natur und dem Weinlied im besondern
Wird beispielsweise ganz allgemein der Rausch im Liede
behandelt, so wird das ästhetische Gefühl Unterscheidungs¬
merkmale dafür zu finden haben, ob das Lied vor das Forum
des biertrinkenden Kommerssängers oder besser zur Zuständig¬
keit des von köstlicher Blume umdufteten seligen Weintrinkers
gehört. Schwierige Frage das, deren restlose Lösung einer
ganzen Fakultät unruhige Stunden bereiten dürfte.
Aber versuchen wir, die Unterscheidungsmerkmale zu er¬
gründen, um zu einer möglichst einwandfreien Lösung zu ge¬
langen. Die Wirkung der frohen Laune des zechenden Sängers ist
physiologisch ^durch^die Wirkung des Alkohols und seiner
Zusammensetzung zu den sonstigen Bestandteilen des Trunkes
zu erklären. In seiner rohesten Form tritt uns da der Brannt¬
wein entgegen, von Bismarck in einer verunglückten Rede¬
wendung Kartoffelblut genannt. Die hier aus sinnverwirrender
Alkoholglut erweckten Lieder zeigen zweierlei ekele Eigen¬
schaften. Der Text bewegt sich auf schlüpfrigem Boden;
möglichst freche rhythmische Wendungen der Melodie weisen
dem Lied seine Stellung unter den Gassenhauern niedrigster
516 |)jgUTSCHLAN D
[Nr. 10
Aa^ äT5t- Diis BkrtrETiklTpd Steht dagegen scbijn erntet tii^.V?!
^^kKh>iK h öhe re n Stüie . Es hält, sii:h Ub i e^enä tt?i TQpe 4^®
jk'<feläfi^^l^ 7 n üifiie r Bevöfig dt^i MitBc h t em pm, Di e
Hau^^^^äche feti d^ß d^ JängeivTafelnünä^ fcqht Mfngt
Ufiii iäia! Itv We^i ig er Cewichf wird at ■ d iö [ g^ld^nk en m h^h h<
yrttfjrbgr: In B^^^iehyßg >.um Bi<,^r gek^i> Dk. KofnTnfMslkd^r^
viel f=ach v&^^ pr H'i chf i getts * h intei ßen d b u r-^h! hü Sem U b er m u t
^rfäilt brauchen, ih im!eh d^ircyus .mchl de:n edein Gersten¬
saft ^d, pi^'l^eiK Snwohi der de/ Baittersehnaps
iim SchwaYten W^iihicjt Eii Äskalöirii. antdv der AX^etn. Mieten
dem Sie rIkd deit: ti rwü eh &igs ten St©If. - • Wn i &t ri uW aber h\
musikalkchem Sinne: die CK'Ti2*v der Ucikrschied zwischen
und fodet^r wenn er mdit di^cK den
geg;e!;^ri mtr wetin wfr ^xkenn^i^i Lieder^ ■ivek:heged2Frjk>
Jich>ded': W Whandfl.fc; #{> surigesproerh^^ne Bjeiikde?^ dpr-^
st elfen - Gersati abrusit uidkfe nd’^, G ranzen g vbt es nVt h t - ünd doc h
findeii sieh vieSfäcbei ^ierktnaki die dem Liede. mehf ' dcr>
ß erq f des ß ier “ öder des Wisijalredei
rtiwei^n, Ä?j^ßert Unt^jinde weise ti
kier vlelWU ,4^n Weg^y
Sind die B*e rt f mher ^ d e nep
viel .iStoif -aL ’ Schriftdci*ts^k=5 v^>r
Angerv schwebt, cledes:^
heilem Genulidie Sinnmu^tg hn Uede.
dann akh mich gki.ch h/äibg aus der
Kehle drmgt^ Denv Weintrhiter, zu-
irieist in kVipef Ges^iläsekält; fammt es
w etdg ^ r ft u i k r me:h d m, n n.
S^ine Sirine werden schon vorn Düfte
d er B iutn^ z ari u nd pri c ke! nd re g ü .
D^s ihn Ikrücketide kosdkLvBehft^
verlftTrtgt meLr naeh Be-
f ri edigüng V Nicht führt ihn d^k an
dieSt^tle der gro fiten VvCIiise/ * sonder ft
wo dfr,n iismsten ,,Tr&pfen'" ^ibt, da.
läßt ^ sk b rvffeder. Er UTid. seJn Wel ft
genügeti ^Irrh selber, erveirt' sieh daher
im Lied ip direkte Betkhüng rq
ihm, Wit wird dte h die h wal n frohe
Launi? ?gew'?ckt; *. J eh' u rt d mci rt Piäsch'
cHcn ^^irid inimer bekarnnveri'' von dem
Kcb^- alten L^kgbeini Oder Wenn
dch'sk>Ort ferne sehtr teüchiend ln 4^=h
Schrin'*. kühlen Keffer sitz"
^iefe hier auf einan Fa fl vqH
Oder dä’!' von qnsern Voreltern g«-
:?ungenf? f ischarLst.he l^iedi ,.NnTi bist
mbr/ecidwillkömmen,. du edfer Reben^
saft^ ich ^.r wohl vernonunen. du
bringst: mW süße Kr&fC-' sind die echten Wejrdied^f^ iü i
Emporstreben der SfcimtnLger weJeh zarte Lyrik im. Mtttelsatscv
enlsprechend den du!tSgen Nebefn ^ flie der Wein i t\ die an
Sinn«: hä neinzaubert. Wfe in dj^r Beton üng vetfehfc
dagegeri d^s B das, anstatt deb funkelnden
Wc:tn rnusikahsch heir^usrt^ die Silben *,keri*^ :iJ£nci ,,dcn^. '
iß den W^öftm ^jetrühken und Liefern hervorhebt:. Aber äu^efe;
trotz de^ für viele Strophen so ungeeigrjeten Juvfeallera ein
treffhehe? LLed für Iderdeogesapg.
Haben w^f ^d^isVefh^ltnfedesWans ium Gesang beleuchtet.
Sö in richten wi/Ppth WorteR der eigen tfehen ßed^-*
tung des Wiflns srm Tonkunst; gedenkenist &j5, d>is deni Wejn
die Macht in seiner Efe^virktji^tg süf den Tongedänken^
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T F^h’-epfe^llcf .it'fj Riife^c-Utier WtiiDhcr^
den^rj .der 5ängef Intini mit ^jciner Flasche plauiftirt und
/äön^t: ini der Welt vergibt. ^^. Der Vortrag.:;'5teht vietocb.iriq^i*-■.■;
kaliach c^üf höherer [ Stufe, sdhufi weil beinr Becher d^rEmzeb
ng be vorZ u gt wird und weni g cf ^ abgeiseh en fe t] i che-n
Vefah^f^dningch den Charakter: als H cf de ab ed trägt..
Wir n schQn fru her> 4^^ das l-fed ^ueb die Efeepüyiaft
ab fechäfm^: Weiolfed h^beiv köiine^ ahne daß sich dlft \X-Ort ^
unterläge aus$cldfeßbcfe mit dem Wein befasse. Eiir Bebplel
kannte: schult: der der; steh e.ntschu]dfei?nd weeca
rei^hlkhcfi X^feinßehvisscs;erk!äne r W^epn! Ich dn Glas :gOtfunken
habe, v/erde Ich: gleich jeln anfeöj Mensch ^ und /wafturri soll ei«
snde.ff^ Menkh .nicht iauch sein Giäs*;
€ he u tti^l ken du rfe n ? I n d er Tat. der ;
MtUm höt rechh: er wkd von neuen Gej-V
ftih is^ch v¥ I n gim gen beselt, d ie sich 5 p ,i'
rhythmf^che Empfjnd ungen umseUeii -
je t^ach der Person des I rinhefs vofe :
£Wezerlei W^xrkung, Pem Tofid ichier '
wi r d d ie rn us i kab sc h c Gestai tun^sfctafe
erw^kt “— Snsptfätion; pie meisten :
Koftz'trt! rriprövisaferea-: ^ ein« seit
vielen J^hrzchnleri y<^rferen gegangene
Konzertersefteinun^ tfzibken vor deiii ■
AuEtrtten ein Gfesch^-
Wunder lit?d verdankt semo Entateh üü^ ;'
einem fi defe u W pipab^id; d eir; br^yc • ;;
S^hikä neder zog teichl WEt 7 ^msen (v
den Moz^ri gespendeten Weinflas^lt^l
Der süße 0üfedes Rebensäfte hat sieb:
in der Z^Fjbedtble für älW er-
fta l|«n. ^häumt über mi^ehtigf im Ch
pagnyiffled des^ponluaaboch feufe undf
i m nierdä t . W^eitef e zÄhl! ose: Belsp iele ; :
helien sich hefeahlen^ Was ftber d.ef :
londict^^üf -fei {fpher W^iin Saune emp’'
findet, dfts frofföi^t sich nachempffe-r-y
den d unter der An regu ng des Reb
safte dem Ver^tandrife der and
und Idsi ibnen die Zun^e ^um Gesjsaf;
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besjemd^r« Rolfe im VGlksfebeö spielt, ;
zefebhet sich die Be völkerung äm dureh-:
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Feuerweia; ^ Und so hoben wir deukba/den Wem afe emc der
köstlich sten Gotiesgaben. zu v e re h rep. Dem emzejpen weih^ das -
litd und enireiijt Iba damit trüben Stunden; ganzen Völker-
schafleu gehenkt L^fensfreudfekfet dur:i:ii TanZs Ge sang utjti ,
L..-•£ rrL,_ _: __ _..
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für viefe. Wer kendt riebt das fideSeLied: ,vWtfbtfef :npch^^^ fröhliches Spfefe Der W^rf ist duie ^ölnLied zt/m vomehnrntcifi
truiiken d^ fenkelndeb Wein-' mit dem Kehnvtirt vduvivaUen'T Traget und Vefbrerte gesölfecfafilLLea^^^
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das gebotene KoUirrterS“, also ßferlrcd, wie es Von zahlrdcben
krüft feen Kehlen weithfe bk zur entfmireu Slraßencckc schal fl,
Aber wfe. ganz aifeefev feipe^r^ auagearbeiteteT dfe Vfe/:*
lonung desselben Gedichts dqi^h Robert Sthiitenm Wie
tfe molt er den ,|füf)fefeden Weirt- durph^
um lins den Wehrten des feuagen Georg Herwegh anzuschließen:
Ifokfe Stößt : 4 irl St<>Gl an E Dcf' Rhpm,
W'fl»n aöi;h VUij s\6.f^ nur um tich Wöfh-
Dk i'^' *-L. .‘. . ii 1. .•• • ■ ■-M -i.
Dty Rfeift föil £leutsf:h mhlcibeTt"
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Nr. 10
DEUTSCHLAND 519
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Vom Frankenwein — und Steinwein.
Von Dr. J B. Kittel (Würzburg).
Wenn man von deutschen Spitzenweinen spricht, so muß
man auch den Stemwein aus Frankens sonnigem Maintal
nennen, und wenn ein Weinkeller wohleingerichtet, eine fest¬
liche Tafel wohlbestellt sein soll, da muß neben den andern
Flaschen auch der originelle Bocksbeutel paradieren. Uralt
und wahrhaft ehrwürdig ist der Ruhm der Frankenweine, und
auch heute noch wird der Kenner die Liebe unserer Altvordern
für den edlen, kraftvollen Trank vom Frankenlande bestätigen.
Nahezu den ganzen Main entlang wachsen die Reben.
Freilich hat der fränkische Weinbau heute nicht mehr die
Ausdehnung wie im Mittelalter, wo das ganze Frankenland vom
Fichtelgebirge bis zum Spessart ein großer Rebengarten war.
Der Massenbau hat sich vor dem Wettbewerb des bayerischen
Biers, das gerade auch in den fränkischen Provinzen (Würzburg,
Nürnberg, Kulmbach, Erlangen, Kitzingen, Schweinfurt usw.)
hervorragende Braustätten hat, zurückziehen müssen. Aber
in den bevorzugten Lagen des Maintals und in den Seitentälern
der fränkischen Saale und
der Tauber sowie am
warmen Abhang des
Steigerwaldgebirges grünt
noch immer die Rebe,
und der Weinbau wird
dort hoffentlich immerdar
florieren — trotz Mi߬
ernten und Rebschäd-
lingen, trotz Antialkoholis¬
mus und sonstiger Zeiten
Mißgunst, die den Winzer¬
stand ohne dessen sprich¬
wörtlichen Optimismus
wahrhaft verzweifeln lassen
möchten. Allein mit jedem
neuen Lenz grünt auch
neue Hoffnung auf ein
endlich einmal wieder ge¬
segnetes Weinjahr.
Wenn man den
Frankenwein mit wenigen
knappen Worten charak¬
terisieren soll, so ist das
nicht ganz leicht, denn es
sind vielfach verschledeneTypen, die im Mainland wachsen. Eins
ist freilich wohl allen Frankenweinen eigen, das feste, harmo¬
nische und gesunde Wesen. Diese treffliche Art bedingt auch,
daß Franken — abgesehen von den erstklassigen Spitzen und
Hochgewächsen, wie sie bei Würzburg und einigen andern
Mainorten gedeihen — namentlich in Mittelweinen besonders
leistungsfähig ist. Charakterlose, nichtssagende Massenweine
sind in fränkischen Weinorten kaum zu treffen; wohl überall
erheben sich die Qualitäten durch Eigenart, kräftigen Typ
und energischen Geschmack über das Niveau gewöhnlicher
Konsumweine.
Das gilt schon für die Kreszenzen vom Obermain, z. B.
für die feinen Weine von der „Mainleite“ bei Schweinfurt,
die so ausgezeichnet zu der landesüblichen ,,Schlachtschüssel“,
dem Liebhabergericht aller fränkischer Volks-Gourmets,
schmecken. Mainabwärts bei Volkach, im alten „Volksfeldgau“,
ist eine der ersten Qualitätsgegenden des fränkischen Wein¬
baus: Escherndorf heißt der gesegnetste Ort des Bezirks,
dessen vollmundige, feuer- und gewürzreiche Weine manch¬
mal sogar die Edelweine Würzburgs in diesen Eigenschaften
übertreffen. Auch Sommerach, Nordheim und Dettel-
bach sind bekannte Weinorte des Maintals. Um Kitzingen,
einem Haupthandelsplatz, liegen die guten Weinorte Buch¬
brunn, Repperndorf, Mainstockheim und Sulzfeld, namentlich
aber auch die Weinbaustätten am sonnenbeglänzten Abhang
des Steigerwalds, Rödelsee und Iphofen, beide am Fuß der
alten Karolingerburg auf dem Schwanberg. Diese Steiger¬
wälder Weine zeichnen sich besonders durch ihren feinrassigen
Geschmack aus. Im Maintal folgen als bedeutende Weinbau¬
plätze Marktbreit, Frickenhausen, Ochsenfurt und Sommer¬
hausen, lauter Stätten echter altfränkischer Weinpoesie, übrigens
auch als Orts- und Landschaftsbilder von entzückendem Reiz.
Randersacker, das vor den Toren Würzburgs Hegt, zählt wein¬
baulich bereits zu der fränkischen Weinmetropole. Die be¬
kanntesten Lagen des gesegneten Vororts sind „Pfülben“, „Spiel¬
berg“, „Hohbug“ und „Teufelskeller“ — Namen, die auch außer¬
halb des fränkischen Weinbaugebiets einen guten Klang haben.
Würzburg — der Name der alten Main- und Musenstadt —
glüht schon wie der Wein der gesegneten Hügel, die den
Talkessel Würzburgs umgeben. Da wächst am langgestreckten,
kalkgrauen Berghang der Wein, der Frankens Stolz und
höchsten Ruhm bedeutet: der Steinwein. Es ist kein poesie¬
loser Ort, wo dieser ,,König“ der Frankenweine thront. Ent¬
zückt schweift das Auge des Besuchers, der den Berg erstieg,
vom Bismarckturm oder von der Steinburg aus über den wohl¬
gepflegten steilen Rebenhang hinab zu der vieltürmigen Stadt,
deren berühmte ,,Würzburger Glöckli“ ihren Schall herauf¬
senden. Ein prachtvoller Platz und Blick! Als Unterabteilungen
des herrlichen Rebenhangs am Steinberg schließen sich, gleich¬
sam als Trabanten des königlichen „Steins“, zwei gleichfalls
hervorragende Lagen an, der „Schalksberg“ und die „Harfe“.
— Drüben aber, wo jenseits des Mains das zwölfhundert¬
jährige Herzogsschloß Frankens, die alte Feste Marienberg
thront, da wohnt die ebenbürtige Gemahlin des Frankenwein¬
königs „Stein“, die Königin „Leiste“ — eine herrliche Wein¬
lage zwischen den Imposanten Bastionen und Wällen des alten
Bergschlosses; und herrlich ist auch der Leistenwein, ver¬
gleichbar einer anmutsvollen Schönen, so lieblich und reizend!
Würzburg ist der Mittelpunkt des fränkischen Weinbaus,
zugleich auch die Zentrale des Handels und Verkehrs für das
fränkische Rebenprodukt. Neben dem privaten Weinbau und
Würzburg: Alter Torstein vom Juliusspital von 1576 (Hofphot. K. Gundermann, Würzburg)
520 DEUTSCHLAND Nr. 10
Würzburg: Vierröhrenbrunnen
Weinhandel ragen auch drei öffentliche Mustergüter für Frankens
Weinbau hervor: die Kgl. Hofkellerei, ein staatlicher Weinguts¬
und Kellereibetrieb, der in der großartigen „Unterwelt“
des stolzen Würzburger Residenzschlosses — wohl einem
der mächtigsten und ehrwürdigsten Keller Deutschlands —
seinen Sitz hat, dann das Weingut des Kgl. Juliusspitals, der
hervorragenden Wohltätigkeitsstiftung, die seit alters den Weinbau
zu ihren bedeutsamsten wirtschaftlichen Aufgaben zählt, und
endlich das Bürgerspital zum Hl. Geist, das unter städtischer
Ägide ebenfalls ein ausgedehntes Weingut trefflich verwaltet. —
Neben diesen Großgütern und ihren berühmten Kellerei- und
Ausschankstätten sei aber auch der traulichen Weinkneipen
nicht vergessen, an denen die Studentenstadt am Main so reich
ist: Die ,,Kette“ und der ,,St. Kilian“, der ,»Stachel“ und der
,,Dinkl“, das „Lämmle“ und die »»Drei Kronen“, und wie sie
alle noch heißen, das sind köstliche Winkel frohen Wein¬
genusses — nicht zu vergessen die diversen ,,Bäcken“, die
neben ihrem Brot- und Weckenladen auch regelmäßig eine
famose Weinstube haben, wo sich’s lustig und friedlich (wie
man’s haben will) zechen läßt. Da fließen treffliche ,,Schoppen“,
d. h. offene Ausschankweine in Konsumqualitäten. Aber auch
der ,,Bocksbeutel“, die sonderbare „platt-kugelige“ Flasche mit
den Qualitätsprodukten Frankens spendet ihren famosen Tropfen.
Woher wohl der Name „Bocksbeutel“ stammen mag?
An prüde Deutungen, z. B. als „Bugsbeutel“, wie sie die frommen
Mönche ehedem am Gürtel trugen, oder als „Buchbeutel“,
wegen der Ähnlichkeit mit der ehedem für das Gebetbuch
bestimmten Schutzhülle, mag glauben wer will. Die richtige
Deutung, einfach nach dem Namen und Aussehen, liegt viel
näher und ist auch „natürlicher“; Felix Dahn, der Würzburger
Weinpoet, übersetzte darum in einer Gaudeamusstrophe den
Namen ganz richtig mit „capri saculus“. — Nebenbei bemerkt,
weil wir doch einmal beim Namendeuten sind, soll auch die
Bezeichnung ,»Schorlemorle“ oder ,,Schurlemurle“ vom Würz¬
burger Weinboden stammen. Der napoleonische Marschall
Augereau, der just vor einem Jahrhundert in Würzburg wohnte
und gern den Frankenwein mit Sauerwasser mischte, um sich
den französischen Champagner zu ersetzen, soll der Autor
dieses ,.geflügelten Wortes“ gewesen sein; ,,toujour Tamour“
war der fidele Trinkspruch, mit dem der durstige Marschall
den schelmischen „Würzburger Mädli“ zutrank, und diese
gaben ihm und seinem Lieblingsgetränk davon den Spitz¬
namen ,,Schurlemurle“. Wer’s nicht glaubt, trinke selbst davon!
Unterhalb Würzburgs wächst auch noch manch guter
Tropfen am Main und in den Seitentälern. Veitshöchheim,
Thüngersheim, Retzbach und Karlstadt, dann Hammelburg,
die Saalestadt mit Schloß Saaleck, Homburg mit seinem nu߬
artigen „Kallmuth“, Wertheim mit den eigenartigen Tauber¬
weinen, die Rotweinorte Miltenberg und Klingenberg, endlich
die aparte Weinbauenklave Hörstein am' westlichen Spessart¬
hang — das sind lauter gute Namen von Ruf.
Ein „alter Herr“ (mit altfränkischem Römer aus der
Spessartglashütte, Elnsledeln)
Studenten und Wein.
Eine kulturhistorische Plauderei von Rektor Hammelrath (Düsseldorf).
Weniges wird mit so viel Vorurteil, ja Unverstand, be¬
trachtet als das Verhältnis des Studenten zum Wein. Fürs
erste Student und Studententum. Was ist das: ein Student?
In seiner ,»Waldmeisters Brautfahrt“ gibt Otto Roauette zur
Antwort:
Nehmt Jugend, Hoffnung, Lust und Scherz,
Nehmt glüh’nden Sinn, ein freies Herz,
Nehmt Blütenkränze und Gesänge
Von Freud und Leid, ein bunt Gedränge,
Gießt wacker drauf kristallne Flut,
Das treibt das Blut, das schürt den Mut —
VieLAnspruch nehmt und viel Genügen,
Bei wenig Geld und groß Vergnügen —
Nehmt Narreteidung, goldne Träume,
Verstand und Torheit mischt zusammen.
Und setzt es, daß es tüchtig schäume.
Dann auf der Lieb’ und Freundschaft Flammen —
Laßt’s glühn und sprühn, und seid gewärtig:
Mein herrlich Meisterstück ist fertig.
Die Stellung des Studenten zum Wein bezeichnet nichts
besser als der Weisheitsspruch des immer wahren Mirza
Schaff y:
In Gemeinheit tief versunken
Liegt der Tor, vom Rausch bem^lstert.
Wenn er trinkt, wird er betrunken:
Trinken wir — sind wir begeistert.
Nr. DEUTSCHLAND \E^^^^&eeeeeGee&&e&&e&seeem 52i
Es ist wahr, dem Studenten geht’s wie dem Elsässer, von
dem ein gründlicher Kenner meint: ,,Der Elsässer trinkt,
wenn er Durst hat, und es passiert ihm oft, daß er durstig ist.“
Allein, wer hat ihn nicht besungen, den
goldklaren Rebensaft im Lenze seiner Jahre?
Wem hat der Sorgenbrecher durch seine
Zauberkraft nicht die Mühen des Tages
rosig verklärt? Wer hinwiederum hat nicht
bange die mächtigen Geister kommen
sehen, die, vom Zecher beschworen, in
langen Zügen dem Römer entstiegen, die ihm
Herz und Sinn betörten, die ihm den ver¬
borgenen Schrein manch süßen Ge¬
heimnisses geräuschvoll aufschlossen und
dem ungefügen Erdensohne Flügel zu fernen
Gestaden verliehen? Und wer ist noch nicht
jählings erwacht aus all dem süßen Zauber,
schauend den grauenden Morgen und
schauend mit Grauen die Geleerten, denen
vor Stunden noch die mächtigen Geister ent¬
stiegen? ,,Da schreibt mit finsterm Angesicht
der eine Relationen, der andere seufzt beim
Unterricht, und der macht Rezensionen, der schilt die sünd ge
Seele aus und der flickt ihr verfallenes Haus.“ Ihnen allen ist
der Wein der Gott gewesen, der „uns den Himmel bringt ,
den ,,die Sonne sich erkoren, daß sie mit Flammen ihn durch¬
dringt“. ,,Aus Feuer ward der Geist geschaffen, der Trauben
süßes Sonnenblut, das Wunder glaubt und Wunder tut.
Ein Blick in seine Lieder lehrt uns, was dem deutschen
Studenten der Wein ist. „Alles ist sein, hat er nur Wein.*
Er ,,möchte nicht geboren sein, wüchsen keine Reben. Auch
der König auf dem Thron wär* ein armer Schächer, winkt
ihm nicht der Minne Lohn, noch der Wein im Becher“. Wein
gibt ihm Heldenfeuer, Heldenkraft, ja „Dichtergedanken,
wie sie nie gekommen, kommen wie Fischlein im Meere ge¬
schwommen.“ „Solch ein Wein macht Toren klug und zu Narren
Weise. Alte macht er jünglingsfroh und zum Mann den Knaben.“
Der Student weiß die Qualität wohl zu
schätzen, ob schwer oder leicht, mit erdigem
Beigeschmack der Tropfen oder ein duftendes
Bukett sein eigen. Er preist den
Bacharacher Riesling, den Bemkasteler
Doktor, die Hochheimer Dompräsenz wie
den Affenthaler im Badner Land. ,,Der
Aßmannshäuser am Rhein, fürwahr, ist
köstliches Traubenblut, doch auch an dem
rauschenden Ufer der Ahr der Walporz-
heimer ist gut.“ „Der schönste Wein, da¬
von er weiß, läßt sich den roten heißen,
doch einen schönem weiß er noch, den
nennt man nur den weißen.“ ,.Selbst auf
Schlesiens Bergen, da wächst ein Wein, der
braucht nicht Hitze, nicht Sonnenschein;
obs Jahr ist schlecht, obs Jahr ist gut,
da trinkt man fröhlich der Traube Blut.“
Doch das Köstlichste auf Erden, das wissen
die Studenten auch in Jena und Halle, gedeiht am Rhein.
,,In ganz Europia, ihr Herren Zecher, ist solch ein Wein nicht
mehr!“ Das ist die „Blume der Ritterschaft“, ,,der Nibelungen¬
hort“, ein ,,Held von seltener Art“. Dorthin, zu des Rheines
Strand, ruft der Studente auf die Völkerscharen. „Mit Stab
und Ordenskleid der fahrenden Scholaren“ will er „zu guter
Sommerzeit ins Land der Franken fahren.“ Schöner „kann’s
Leben im Himmel nicht sein“ als beim Veit von Staffelstein,
beim heil’gen Peter in Walporzheim, am Schloßberg zu den
Füßen der feindlichen Brüder Liebenstein und Sternberg
oder zu Bacharach am Rhein, wo wohnt ,,die Zauberin, die
war so schön und feine, riß viele Herzen hin“.
L. Richter: Fiducit (Verl. Hegel & Schade, Leipzig)
I
I
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Studenten in Godesberg
522 DEUTSCHLAND Nr.lO
Vaterlandsliebe, Treue und Freund¬
schaft besiegelt der Wein. Bis in ein
hohes Altertum hinauf, zu Griechen und
Römern, zu Germanen und Gilden
zurück reichen die noch im Studenten-
tum der heutigen Tage beobachteten
Trinksitten. Vor- und Nachtrinken,
das sich bis zum Trinkwettkampf
ausgestaltete, das Trinken auf die
Gesundheit anderer, der Trunk zur
Besiegelung der Freundschaft sowie
der Straftrunk sind Reste uralten
Volkstums. Eine Menge phantastischer,
aber auch sinnvoller Regeln und
Bräuche kam dafür auf und gab
den studentischen Trinkgelagen einen
poetischen Reiz.
In Anlehnung an den herr¬
schenden Zeitgeist nahmen nach den
Freiheitskriegen zu Beginn des vorigen
Jahrhunderts die bisher zwanglosen
Kneipereien auf den Studentenbuden
feste, auch feierlichere Formen in
regelmäßig besuchten
Kneipen an. Als ,,Stoff“
diente, wie auch heute
noch meist, das billigere
Bier. ,,Weinhaarige Bur¬
schen“ jedoch richteten
sich nach den Bestim¬
mungen eines Wein¬
komments, der als Grade
des Weintouches ein
halbes Glas, d. i. den
„Gelehrten“, ein ganzes,
d. i. den ,,Doktor“,
zwei ganze als ,,Papst“
festsetzte. Gerstensaft
statt Wein zu küren
ist heute unerhört,
wenn die Kommerse
in einem Orte statt¬
finden, welcher wegen
seines edlen Rebensaftes bekannt ist.
Weinfrohe Orte des Rhein-, Mosel-,
Ahr- und Nahetals bis zum Elsaß
hinauf, dem ehemaligen „Weinkeller
Deutschlands“, sehen daher häufig
die festlichen Trinkgelage fröhlicher
Studenten bei sich. Nach der
„Entdeckungsreise“ einiger Kund¬
schafter und ,,der Präparierung der
notwendigen Pecunia“ geht diesen
,,Kommersen“ ein potentes Mittags¬
mahl voraus. In ,,schändlich fideler
Laune“, geschmückt durch Eintracht
und Frohsinn, bringt man bei
Becherklang und Liedersang das Wohl
des Landesherm, der Scheidenden
oder der Gäste, der „anständigen
Kamele“, aus.
Dann schlägt der erste Chargierte,
dem es in seinem Wichs bereits zu
enge wird und dessen Quarten und
Terzen dunkler im blühenden Gesichte
brennen, energisch mit dem Schläger
auf den Tisch. „Silen¬
tium! Wir singen jetzt
das schöne Lied: Wie
glüht er im Glase,
wie flammt er so hold!
Die Hauskapelle gibt
eine Strophe vor! Silen¬
tium für den ersten
Vers.“
Begeistert klingt des
Weines Lob aus froher
Burschen Kehlen: „Ge¬
schliffenem Topase ver¬
gleich ich sein Gold!“
,.Schönes Lied fällt
mit dem 3. Verse! —“
,,Lied ex! —“ ,,Silen¬
tium ex!“ —
,,Ein Schmollis dem
Wem!“
Die älteste Weinrebe Europas — vgl. „Bunte Chronik“ (Phot, Chr. Herbst. Worms)
Die sonnige Pfalz am Rhein und ihr köstlicher Wein.
Von Hauptmann a. D. v. Winning (Deidesheim).
Ob diese Überschrift wohl paßt bei dem draußen un¬
aufhörlich herabrieselnden kalten Herbstregen? Man möchte
es beinahe bezweifeln! — Doch denken wir lieber an das Jahr
1911, in dem eine wahrhaft tropische Hitze unsere südländischen
Früchte, den Wein, die Mandeln, Feigen und Kastanien, zu
herrlicher Reife brachte.
Viele werden hier ungläubig den Kopf schütteln. Es ist
ja auch leider zu wenig bekannt, daß unter dem Einfluß eines
wunderbar milden Klimas, geschützt vor Nord- und West¬
stürmen, in der Rheinpfalz die herrlichsten Weine wachsen,
darunter die großen, süßen, aber doch charaktervollen Edel¬
weine, die der französische Weinfachmann — leider immer
noch der erste auf dem Weltweinmarkt — allein für gleich¬
wertig erachtet seinen Spitzen aus der Sauternes. Auch wissen
die wenigsten, welch wundervolles Obst hier gedeiht.
Es ist ein herrlicher Landstrich, das Weinbaugebiet der
Vorderpfalz. Es liegt auf den westlichen Vorhügeln des Haardt¬
gebirges. Von der Waldzone leitet ein Haingürtel aus Edel¬
kastanien zu den Weingärten — Wingerten — über, während
letztere von den Feldern und Wiesen vielfach durch größere
Tafelobstanlagen getrennt sind.
Dieses Weinbaugebiet zerfällt in drei Hauptteile. Das
Oberland von der elsässischen Grenze bis südlich Neustadt;
das Unterland von Dürkheim bis zur hessischen Grenze; da¬
zwischen die Mittelhaardt mit dem Qualitätszentrum Deidesheim-
Forst-Ruppertsberg. Es gibt dann noch Nebengebiete am
Rhein, im Zeller-, Alsens- und Bliestal.
Das Oberland treibt Massenanbau mit hoher Erziehung
des Rebstocks im Kammertbau. Es pflanzt Sylvaner, Gutedel,
Traminer, auch Portugieser. Das Unterland und die Neben¬
gebiete legen mehr Wert auf Qualität; sie haben daher niederere
Stockerziehung; man pflanzt Sylvaner und Portugieser. In
diesen Gebieten herrscht der Kleinwinzer vor, und es gibt nur ver¬
einzelt größere Güter. An der Mittelhaardt dagegen wird in erster
Linie Qualität gebaut; die Stockerziehung ist eine sehr niedere;
der Rieslingbau herrscht vor; auch nimmt der Gewürztraminer
DEUTSCHLAND 523
eine größere Fläche ein; hier findet man Kleinbesitz, mittleren
Besitz und zahlreiche große Güter; diese widmen dem Qualitäts¬
und Rieslingbau die größte Sorgfalt: hier sind auch die größten
Weingüter Deutschlands im Eigenbesitz. Hervorzuheben ist,
daß diese nicht, wie oft in andern Gebieten, klösterlichen
Urspmngs sind.
Uber die Größe des Gebiets mag die folgende Zusammen¬
stellung Aufschluß geben:
Aus der Reichsstatistik für 1911.
Rheinpfalz: I. Qualitätsbezirk 5975,8 Hektar, 245800 Hektoliter;
II. „ 6388,2 „ 320547
III. „ 2837,6 „ 95330
Summe: 15 201,6 Hektar, 661 677 Hektoliter;
Rheingau:
Mosel-Saar-Ruwer:
Preußen im ganzen:
Hessen:
Baden:
Württemberg:
Elsaß:
2 157,7 Hektar, 57 060 Hektoliter;
6877,8
17099,6
12899,0
15604,0
15223,8
23607,0
362996
537197
387625
364914
165597
236841
Es wird hier überraschen, daß die Pfalz nicht nur die
größte Gesamtemte aufzuweisen hat, daß auch ihr 1. Quahtäts-
bezirk viermal so viel erzeugte als der Rheingau.
Die in vorstehender Zusammenstellung aufgeführten Wein¬
mengen werden nun keineswegs so leicht gewonnen, wie sie
getrunken werden. Das Los des Winzers ist sehr hart.
Nur ein unbegrenztes Gottvertrauen, eine heiße Liebe zur
heimatlichen Scholle und eine große Genügsamkeit machen
es erklärlich, daß der Winzer unverdrossen seiner schweren
Arbeit nachgeht. Mancher Schweißtropfen war nötig, um das
goldene Naß zu gewinnen, das in fröhlicher Tafelrunde so leicht
über die Lippen fließt.
Kaum ist die Ernte
geborgen, die nur zu oft
kärglich genug ausfällt, so
muß der Winzer hinaus,
den Boden für den Winter
umzubrechen. Deinn folgt
das mühsame Düngen;
mühsam, denn der Dung
muß an Ort getragen, dort
gebreitet und unterge¬
bracht werden. Nebenher
gehen vielfach die Ar¬
beiten für Neuanlagen und
die Winterbekämpfung der
Puppen des Heu- und
Sauerwurms.
So geht der Winter
rasch vorüber und kaum
weichen die Winterstürme
dem jungen Lenz, so muß
der Boden fürs Frühjahr
gerichtet werden. Ihm
folgt das Schneiden der
Reben, das Heften der
Schnittruten an die hier
allgemein üblichen Draht¬
spaliere. Bald sproßt das
junge Grün, und mit ihm
kommen leider die vielen
Schädlinge, die neben der
Ungunst der Witterung
dazu beitragen, den Winzer
oft, leider allzu oft, um den
köstlichen Lohn seiner
mühevollen Arbeit zu
Weinlese (Phot. Dr. Erwin Quedenieldt. Düsseldorf)
bringen. Sind dann die jungen Triebe geheftet, so muß den früh
auftretenden Pilzkrankheiten entgegengetreten werden. Hier
wird gegen die Blattfallkrankheit (Peronospora) Kupferkalkbrühe
verspritzt, dort wird gegen den Mehltau (Oidium) viel Schwefel,
bei fehlender Sonne oft wirkungslos, verstäubt. Daneben wird
gegen die Motten und Würmer des Heu- und Sauerwurms
zu Felde gezogen. Es sind malerische Bilder, wenn die Scharen
der Arbeiter mit den blanken Spritzen im Weinberg arbeiten;
aber es ist mühevoll und kostspielig. Nebenher sind wiederholte
Bodenarbeiten nötig, um den festgetretenen Boden zu lockern
und Unkraut nicht aufkommen zu lassen.
So vergehen unter vielen Mühen Frühjahr und Sommer.
Dann folgt der Herbst. Ist er gut, so weckt er unbezähmbare
Fröhlichkeit. Emsig werden die Bütten, Zuber, Keltern und
Fässer gerichtet.
Die Ernte wird vom Kleinwinzer meist gleich vom Stock
weg verkauft, vielfach an die in fast allen bedeutenden Orten
bestehenden Winzergenossenschaften.
Aber auch viele kleinere sowie die mittleren und größeren
Besitzer legen ihre Ernte in eigene Keller, um die Weine dort
vergären zu lassen und später auszubauen. Bei der Lese ist.
besonders im Qualitätsgebiet, peinlichste Sorgfalt und Aufsicht
nötig. Nur dadurch lassen sich die kostbaren Edelweine oder
gar Beerenauslesen gewinnen.
Bald geht der Most in Gärung über, und beim Schlußfest
wird meist schon der „Neue“ versucht. Seine Wirkung zeigt
treffend Woll:
„So neuer Bitzler hot die Krenk, Er laaft so lieblich dorch de Hals —
Do kammer sich versohle; Mer hockt wie angeworzelt —
Do fallt mer glei vun Stuhl un Bank, Mer leppert als un leppert als,
Des soll der Deiwel hole. Uf ämol — bauf! — geborzelt.“
Bei munterem Tanz und Gläserklang werden hier die
Sorgen vergessen und
bessere Ernte im nächsten
Jahr erhofft. Manch
witzig Wort wird hier
dem Mund entlockt:
,,W111 man von edlen Weinen
reden, kann’s nicht mit trock¬
nen Worten sein.
Es macht den Trinker zum Poeten
der Traube Sonnenkind, der
Wein!“
Dieser entwickelt sich
nach den einzelnen Ge¬
bieten und Traubensorten
verschieden.
Die Kultur des Wein¬
baus der Rheinpfalz ist
sehr alt. Seit Römerzeiten
wird er betrieben. Davon
zeugen viele Zeichen in dem
künstlerisch zusammen¬
gestellten Weinmuseum zu
Speyer. Aber auch das
Weinbaugebiet und das
daran anstoßende Gebirge
mit seinen herrlichen
Waldungen sind eines
Besuches wohl wert. Er¬
wähnt seien die Nord¬
vogesen mit ihrem dolo-
mitenartigen Gepräge, die
Dahner Schlösser, Bär¬
wartstein, Madenburg und
die Annweiler Burgen, die
Scheffel zu dem Sang be¬
geisterten:
524 lB0e3ee^^^888088^^^^^^^ DEUTSCHLAND ®
Nr.lO
Annwellers Berge seh’ ich wieder Und hier als dritter Im Vereine
Und Ihre Burgdreifaltigkeit, Der Reichspfalz Trifels Steinkoloß.
In Ehren alt, vernarbt und bieder, Ihr Turm mit der Kapelle Erker,
Kriegszeugen deutscher Kaiserzelt. — Der einst die Relchsklelnodlen barg,
Dort Scharffenberg, die schlanke, feine. Des Löwenherzen Richard Kerker,
Vor Ihr der Felsklotz Anebos. Wächst mächtig aus des Felsens Mark.
Anschließend folgt nach Norden das Haardtgebirge, das
gerade in diesem Teil bei Johanniskreuz und weiter nörd¬
lich beim sagenumwobenen
Drachenfels die kostbarsten
Waldungen birgt, die jedem
deutschen Wald ebenbürtig zur
Seite treten können. Weiter
nördlich erinnern die Ruinen
der Abtei Limburg, Harden¬
burg, ,,Murr mir nicht viel“,
,,Kehr dich an nichts“, ,.Schau
dich nicht um“ sowie Alt-
Leiningen an die traurige Ge¬
schichte deutscherZerrissenheit.
Wer in diesen wunder¬
vollen Gebieten wandert, findet
in jedem Rasthaus einen köst¬
lichen Schoppen Pfälzer Natur¬
weins. Und wer von eines
Berges Gipfel den Blick
schweifen läßt über die frucht¬
bare Ebene, bis er am Horizont
haften bleibt, dort, wo sich des Rheins Silberstreifen hinter
dem Massiv des Speyerer Kaiserdoms und dem schlanken
Turm der Protestationskirche hinzieht, der wird Weiß recht
geben, daß er schon 1840 also sang:
,,Da lieget ausgebreitet ln stets'verjüngter Pracht
Ein weiter Gottesgarten, vom Himmel reich bedacht.
Was nur das Herz ergötzet, was nur den Blick erfreut.
Das findest du hier alles ln Fülle ausgestreut.
Ringsum die Berge gürtet der Wälder grüner Kranz,
Und drüber schwebt die Sonne ln Ihrem hellsten Glanz.
Die lust’gen Rebenhügel, der Ahrenfelder Flur,
Sie zeugen von der Liebe der schaffenden Natur.
Wo findet sich auf Erden so heimlich trauter Ort?
Wo klingt so süß zum Herzen das biedre deutsche Wort?
Wo woget auf den Fluren der Segen ohne Zahl?
Wo ist zu Nutz und Wonne geschmücket Berg und Tal?
Wo fügt sich alles Schöne zum lieblichsten Verein?
Sag’ an des Landes Namen! — Das Ist die Pfalz am Rhein!“
Aus Weiß, Die malerische und romantische Pfalz, Neustadt a. H.1840.
Das Oberland,
das die höchsten
Ernten Deutsch¬
lands vom Hektar
erzielt (16000 Liter
vom Hektar sind
keine Seltenheit),
bringt in besseren
Jahren außer den
Schoppenweinen
recht gute,leichtere
süffige Tisch weine
auf den Markt.
Das Unterland hat
geringere Ernten,
erzeugt daherauch
bessere Schoppen-
und bessere Tisch¬
weine.
Ganz anders
liegen die Ver¬
hältnisse an der
Mittelhaardt. Hier
nimmt die Ernte¬
menge nicht ganz
im selben Verhältnis ab, wie die Güte zunimmt. Es gibt kein
anderes deutsches Weinbaugebiet, das selbst in geringen Jahren
so viel reife, süße Weine auf den Markt bringt. Und selbst
in Fehljahren bedarf der Wein keinerlei Verbesserung durch
Zuckerzusatz. Das beweist die große Fläche, die sich in
Händen der Mitglieder des Vereins der Naturweinversteiger
befindet (706 Hektar, davon 238 Hektar im Besitz von Winzer¬
genossenschaften, die ihre Ernte
satzungsgemäß naturrein lassen
müssen). Hier werden nur
Flaschenweine erzeugt. Die
bisher erzielten Höchstpreise
auf öffentlicher Versteigerung
von 15000, 17000 und 18000
Mark für 1000 Liter konnten
beim 1911er durch zwei Halb¬
stücke zum 1000-Liter-Preis
von 19 000 und 20030 Mark
übertroffen werden.
Beide Fässer gingen in die
Hände des tüchtigen Rhein¬
pfälzer Weinhandels über. Die
erwähnten Preise können natür¬
lich nicht verglichen werden
mit den wenigen hochpreisigen
Auslesen der großen Güter
und Domänen am Rhein.
Diese liegen an der mächtigen internationalen Heerstraße, dem
sagenumwobenen liederfrohen Rhein, während das Qualitäts¬
gebiet der Pfalz abseits liegt und nicht auf eine so klare Ver¬
gangenheit zurückblicken kann. Rhein wein gibt es schon seit
vielen hundert Jahren; einen Rheinpfalz wein konnte es nicht
geben, weil die Rheinpfalz noch nicht einmal 100 Jahre als
solche besteht. Die Zerrissenheit des Gebiets brachte es mit
sich, daß es sich nicht durchsetzen konnte; so wanderten seine
köstlichen Weine unter falscher Flagge.
Erst in letzter Zeit gelang es dem Rheinpfalzwein, sich den
eigenen Namen zu sichern. Es ist dies ein großer Erfolg des
letzten Weingesetzes. Leider stand die Pfalz vor etwa 10 Jahren
im Ruf großer Weinfabrikation. Das kam daher, daß eine
mustergültige Kontrolle, die erste in Deutschland, mit Feuer
und Schwert, einem sachkundigen Staatsanwalt und verständnis¬
vollen Richtern arbeitete. Leider dauerte es sehr lange, bis das
Vertrauen bei der
weintrinkenden
Menschheit zu¬
rückkehrte. Es
ist dies geradezu
unverständlich.
Die Qualität des
Rheinpfalzweins
hat vortrefflich
Viktor V. Scheffel
in seinem Gaude¬
amus gepriesen:
,,Doch nähert sich solch
einem Schoppen mein
Herz.... dann über-
vvallt’s . .
s’ Is halt c verflucht
feiner Troppen, ich
segne die Hügel der
Pfalz!“
Dies galt dem
edelsten 1865er.
Daß aber auch die
kleineren Weine,
sogaraus geringem
Jahrgängen, der
Oppenheim: Blick von Landskrone (Phot. Cl>r. Herbst, Worms)
Niersteiner Glöck (Phot. Chr. Herbst, Worms)
niiiiiiiiiiiiiiiiiNiiiiiiiiiiiiiiiiMiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimimiKiiMiiiNmi/iiKiMi^
Nr.lO DEUTSCHLAND 525
vollsten Beachtung wert sind, beweist die Tatsache, daß am
26. September d. J. Sr. Königlichen Hoheit Prinzregenten Ludwig
von Bayern in der Traubenweinkosthalle der Ausstellung des
Zentrallandwirtschaftsfestes in München neben den Spitzen
aus Deidesheim und Forst ein 1912 Rhodter Riesling (Ober¬
länder) und ein 1911 Großbockenheimer (Unterländer), beides
naturreine Weine kleiner Winzer, angeboten werden konnten
und die Allerhöchste Anerkennung fanden.
Der Rheinpfalzwein will und soll die andern deutschen
Weine nicht verdrängen; alle haben ihre Vorzüge und Be¬
rechtigung. Der Pfalzwein beansprucht nur den Platz auf den
Weinkarten, der ihm seiner Menge nach gebührt und den ihm
die hellstrahlende Sonne zweifellos zugedacht hat. Die Rhein¬
pfalz kann mit ihren Weinen nicht nur jeder Geschmacks¬
richtung, sondern auch jedem Geldbeutel gerecht werden;
dies wird jeder zugeben, den sein Weg einmal in dies Paradies
führte. Mögen viele diesen Weg finden. Er ist für den wahren
Naturfreund gerade so lohnend wie ein Ausflug in die Gefilde
Italiens; nur darf der Wanderer weder Temperänzler noch
Abstinenzler sein.
Zu erwähnen wäre noch, daß Bayern einen Pflanzen¬
züchter, wieder den ersten in Deutschland, mit dem Sitz in
Neustadt a. d. Haardt angestellt hat, dem die züchterische Be¬
handlung der Reben obliegt. Man will dadurch bessere und
gleichmäßigere Ernten erzielen. Möge dies schnell und gut
gelingen. Fröhlich Pfalz, Gott erhalt’s!
Oppenheim: Weinlage am Kaiser-Ruprecht-Turm (Phot. Chr. Herbst, Worms)
llllllllllllllllllllllllillllllllllllllllllllllllllllllllllllllillilllllllllllillillllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllillllllllllillllllllllllMlllllilllillllllllllllllllillllllllllllllllllilllllillllllllllllllllllllllllillllllll|i£
Zu Bullay an der Mosel
Ward allzeit scharf gezecht,
Und wenn sie Kirchweih hatten.
Dann zechten sie erst recht.
Das Trinken gehörte zur Moselehr’,
Und schaden tat es ja weiter nicht sehr:
Denn: Vinum mosellanum
Est omni tempore sanum!
Da wollte einst sich brüsten
Der Hattstein von der Lahn,
Der hob ein volles Ohmfaß
Und setzt’ das Spundloch an:
,.Schaut her! Ich trinke — trinke,
Ich trinke euch allen zum Hohn!
Eis leb’ der römische Kaiser
Von deutscher Nation!“
Die Zecher von Bullay.
Von Leonore Niessen-Deiters.
Das konnten zwei nicht anseh’n
Von Neef und Aldegund:
,,So prahl’ du und der Teufel !
Wir trinken dich in Grund!“
Der Erste griff zum Fasse:
,,Ich trink’ mich ehrlich durch.
Aufs Wohl der Frau Aebtissin
Von der Marlenburg !“
Der Zweite, ihm zur Seite :
,,So schlagen wir ihn doch!
Zwei Fässer für die Mosel !
Der Kurfürst lebe hoch !“
Ein jeder schwang sein Ohmfaß,
Vom Spundloch floß der Wein,
Er floß den wackern Zechern
Stracks in den Mund hinein.
Sie tranken — tranken — tranken
Für Mosel und Moselehr’,
Und tranken — tranken — tranken
Zwei Fässer völlig leer.
Zu Bullay an der Mosel
Ward immer scharf gezecht.
Doch als sie Kirchweih hatten.
Da zechten sie erst recht.
Sie retteten trinkend die Moselehr’,
Geschadet hat’s ihnen weiter nicht sehr.
Denn : Vinum mosellanum
Est omni tempore sanum !
'l■Hl||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||i|||||||||||||||||||||||||||||tMlllllllllllllllllllllllllllllllllllllltlilllllllllllllllllll^
526 DEUTSCHLAND ^
Nr. 10
Was vom Wein.
Von ihm selbst erzählt.
Spaßige Leute da droben über meinem Keller: Meinen,
ich, der Wein, sei ihretwegen da. Und derweilen sind sie
meinetwegen da.
Gestern ist einer heruntergestiegen, der sagte einem andern,
ich gehöre ihm. Und der andere hat ernsthaft Ja genickt. Nein,
so wasDumm’s: Ich gehörte ihm — wo er doch mir gehört.
Und heute früh war einer da, hat an mein rundes Haus
aus Holz geklopft und voll Stolz versichert, er habe mich in
Aßmannshausen wachsen lassen. Haha, er hat mich wachsen
lassen! Zum Donnerwetter auch, ich denke doch, ich wachse
von alleine. Was kann er dafür, daß meine Reben Nektar aus
der harten Erde ziehen? Ist es sein Verdienst, daß meine
Trauben mit der Sonne Freund sind und ihre Feuerbotschaft
auf die Erde übertragen?
Diese überhebliche Gesellschaft! Wenn ich mich in ihrem
Kauderwelsch verständlich machen könnte:
,,Heda, gute Leute,“ würd’ ich ihnen sagen, ,,stellt mal
eine meiner Reben — nein, nur eine von meinen Trauben —
nein, nein, ein Zellchen nur von meiner Hülle — stellt mal das
in euern Retorten her — ich geb’ euch hundert Jahre Zeit —
hundertmal will ich derweilen blühen, reifen und die Fässer
füllen und zum hunderteinten Male euch in die Retorten
gucken: Na, was ist? Schon fertig mit der Rebe, mit der
Traube, mit dem Schalenzellchen? Wie? Noch nicht — schön,
dann will ich wieder hundert Jahre setzen — adieu derweil,
ihr, meine Herren . . . Meine Herren! Haha, ein guter Witz —
ihr, die ihr mir das ganze Jahr durch dient, wie jemals ordentliche
Diener einem Herrn dienten.
Oder wühltet ihr nicht mir zuliebe sorgsam alles Erdreich
um, aus dem ich wachse? Düngtet mich auf mein Geheiß?
Beschnittet meine Reben auf den Tag genau, wann ich es sag*
und brauche?
Oder schautet ihr nicht in der Blütezeit besorgt nach
meinen Blüten aus? Und stäubtet mich mit Schwefelstaub
und Kupfervitriol, damit nur ja kein Schaden an mich komme?
Ach, wie habt ihr euch geplagt, die Lasten alle meinen Berg
h erau fzuschleppen.
Oder gucktet ihr nicht in derReifezeit des Tages vielmals mir
in die runden Augen und laset ab an ihnen, was mir immer fehle?
Und wenn’s mir schlecht ging, wart ihr da nicht auch be¬
trübt, wie jemals brave Diener waren, wenn die Herrschaft
Sorgen hatte? Und wenn’s mir gut ging und wenn meine prallen
Augen glänzten in der Sonne, haben da nicht eure auch ge¬
glänzt, wie s braven Dienern zukommt? Ihr habt gelacht mit
mir und habt geweint mit mir — ich bin mit euch zufrieden,
ihr getreuen Diener. Nur um eines bltt’ ich euch recht herzlich:
Uberhebt euch nicht. Und sagt nicht mehr, daß ihr die Herren
seid. Ich müßte gar zuviel sonst lachen. Die Augen lachte ich
mir aus, daß sie vor der Zeit den Berg hinunterkollerten.
Vor meiner Zeit, natürlich. O, wie wußtet ihr es gut,
wann meine Zeit war. Alt und jung kam da herbei zu mir —
leer standen eure Häuser — und schnitt so sorgsam meine Reben.
Auf die Stunde und den Tag genau, wann ich es nötig hatte.
Wie lagt ihr arbeitsam zu meinen Füßen.
Und wenn das Werk, zu dem ich euch gerufen hatte, dann
gelungen war — wie schallten eure Lobgesänge durch die Lüfte.
Wie führtet ihr mich im Triumphe heim — ja, so geleiten Völker
ihre Großen.
Und dann zu Hause — wie habt ihr mich gedrückt mit
eurer Liebe. Nun, da wollt’ ich auch nicht so sein und füllte
eure Fässer mit dem besten Herzblut, das ich zu vergeben hatte.
Und wie habt ihr meine neue Wohnung vorher ordentlich be¬
handelt, damit mir’s wohlig sei darin. Damit mein Süßes
reifen konnte, um ein guter Wein zu werden.
Und dann ward ich guter Wein.
Aber, sagt ihr mir, von jetzt ab hättet ihr zu herrschen
angefangen über mich.
Daß ich nicht lache. Umgekehrt, ihr guten Leute, um¬
gekehrt. Hatte ich euch auch vorher immerhin noch nötig
um zu meinem Ziel zu kommen — jetzt war ich der unum¬
schränkte Herrscher. Von jetzt an brauchte ich euch nicht mal
mehr als Diener. Von jetzt an spielte ich mit euch nach Laune
und nach Willkür. Absolut regierte ich, und ihr gehorchtet.
Was sagt ihr da? Ich hätte euch gedient? Ihr hättet mich
getrunken, weil ihr fröhlich wart?
Ach, ihr großen Kinder, ihr habt mich auch getrunken,
weil ihr traurig wart. Ihr trankt mich, weil ihr eine Taufe
hattet. Ihr trankt mich, weil ihr jemand auf den Friedhof trugt.
Ihr trankt mich, um euch Mut zu machen. Ihr trankt mich,
weil ihr einen andern übertölpeln wolltet. Ihr trankt mich,
weil euch künstlerische Hochgedanken kommen sollten. Ihr
trankt mich, weil ihr nichts mehr denken wolltet. Zu euern
Siegen habt ihr mich getrunken, und eure Niederlagen habt ihr
auch in mir ersäuft. 0, ihr sonderbaren Heiligen, ich weiß
auf Erden keinen Grund, bei dem ihr nicht nach mir gegriffen
hättet.
Und, o, wie habe ich oft lachen können, wenn ihr tiefsinnig
in eure Gläser schautet und priestergleich behauptetet;
Der Wein erfreut des Menschen Herz.
Der Wein zermürbt des Menschen Herz.
Und aus dem Weine steigt die höchste Fröhlichkeit auf Erden.
Und aus dem Weine käme so viel Leid.
Der Wein, der sei die Wahrheit.
Ein Bündel Lügen sei der Wein.
Goldig blinke göttliches Gelächter aus dem Weine.
Aus Tränen sei der Wein gemischt.
Der Wein sei gut.
Der Wein sei schlecht.
Ach, ihr Kinder ihr: Nicht der Wein ist gut und schlecht —
nicht der Wein ist Lüge und ist Wahrheit — nicht aus dem
Weine steigt die Fröhlichkeit und steigt das Leid — nein, ihr
selber seid es, die ihr gut seid oder schlecht, wahrhaftig oder
lügnerisch, fröhlich oder traurig.
Nicht aus dem Weine wächst das Schwert zu großen Taten
und wächst die Keule, die euch niederschlägt — nein, Kinder,
darin trautet ihr mir wirklich zuviel zu. Ich bin nicht eures¬
gleichen, ich menge mich in eure Händel nicht, in eure guten
Dinge nicht und eure schlechten.
Ich bin der Wein und will als Wein verstanden sein.
Nur eure Seelen blättere ich ein wenig an und schaue nach,
was wohl darunter liegt.
Manchmal ist es kaum der Mühe wert — Wind blättere
ich an und leere Seiten, weiter nichts. Und manchmal blättere
ich Seiten auf mit Stockflecken, oder zerbröckelndes Holz¬
papier, oder den Wurm. Aber manches Mal ein helles Lied,
und da und dort ein Heldenepos auf vergilbten Selten.
Mein helles oder dunkles Auge schlag’ ich auf und blitze über
eure Seelen, daß sie heiß erschauern oder frösteln — je nachdem.
Gewiß, ihr interessiert mich. Dann und wann verlangt es
mich zu wissen, was in euern Herzen wohnt — doch im Grunde
bin ich eures Wesens nicht.
Ich bin der Wein — ich bin ein Kind der Erde. Mit ihr
verbunden bin ich, mit ihr verbunden bleib’ ich. Nie kann ich
unnatürlich werden, niemals wurzellocker, wie Ihr’s oftmals
seid. Ich bin ein Stück Natur und will nichts anderes sein.
Ich hab mein eigen Reich, in dem ich heimisch bin — was
gehn mich eure Taten und Gedanken an? Im Grunde nichts.
Mir fällt nicht ein, ein Menschenhirn zu lenken oder einen
Menschenarm.
Nr. 10
Hebt sich von selbst dein Arm, den Bruder zu erschlagen — Choräle kann ich auf euch spielen, wenn Choräle in euch
schlag zu, schlag zu. stecken. Und Gassenhauer, wenn die Gassenhauer in euch
Und hebt sich dein Herz von selber in die Höhe — flieg zu, stecken,
flieg zu. Den Deckel auf von euerm Flügel! Horcht, was in euch
Willst du ein Tier sein — sei ein Tier. Willst du ein Held steckt! Horcht, ob es eine Melodie gibt. Horcht zu, ob ihr ver-
sein — sei ein Held. stimmt seid, ob ein Sprung durch euch hindurchgeht — das ist
Und nur eins ist es, was ich, der Wein, euch Menschen alles, was der Wein mit euch zu tun hat.
lehren könnte: Horcht, wenn ich auf euch spiele: Ich bin ein Und wenn ihr glaubt, das sei der Mühe wert — gut, so
Musiker und ihr seid meine Instrumente. Ach, ich bin ein alter nehmt die Gläser — kling und klang, stoßt an:
Spieler auf euch Instrumenten. „Auf eine gute Melodie!“ Fritz Müller (Cannero).
Der erste Kongreß des Deutschen Weinbau-Verbandes zu Mainz.
(27. Deutscher Weinbau-Kongreß.)
* Von Hans Lud
Die Arbeit ist getan, die Feste sind verrauscht, und der
Alltag fordert wieder sein Recht.
Ein bedeutsames Elreignis liegt hinter uns, der erste Kongreß
des Deutschen Weinbau-Verbandes, und mit voller Befriedigung
darf die gastgebende Stadt auf die Veranstaltung zurückblicken,
die durch das glückliche Zusammenwirken der verschiedensten
Faktoren einen eindrucksvollen, von keinem Mißklang ge¬
störten Verlauf nahm.
Mainz, die Metropole des Mittelrheins, der Hauptsitz
des deutschen Weinhandels, hat seinen Ruf als Kongreßort
gewahrt und aufs neue gezeigt, daß es auch eine echte Fest¬
stadt ist.
Mit weitschauendem Blick, rührig und ohne Engherzig¬
keit haben die städtischen Behörden und die einzelnen Aus¬
schüsse die notwendigen Vorbereitungen getroffen, die wohl¬
gelungene Ausstellung, eingerichtet, das reichhaltige Unter¬
haltungsprogramm zusammengestellt und durchgeführt und
die ganze Fülle von Kleinarbeit besorgt, die ein derartiges
Unternehmen erfordert.
Und das Werk kam zustande, schöner und großartiger
als mancher erwartete. Alles glückte aufs beste; das ist die
einmütige Ansicht derer, die an der Tagung teilgenommen haben.
Die freundliche Gastgeberin darf stolz auf dieses Ergebnis
sein, darf sich den guten Ausfall der Kongreßwoche zur be¬
sonderen Ehre anrechnen. Denn das ist sicher: wenn auch der
Kongreß selber in erster Linie die Interessen der Berufsgenossen
berührte, die der Weinbauer und Weinhändler, so fand er doch
weit über den Kreis der Fachleute hinaus Widerhall und zog
für eine Weile auch die Aufmerksamkeit der gebildeten Laien
auf sich und die alte Stadt, in deren Mauern er tagte.
Dieser Umstand mag es rechtfertigen, daß wir an dieser
Stelle von ihm Notiz nehmen und eine kurze Übersicht über
die verschiedenen Veranstaltungen geben, die das sorgsam aus¬
gearbeitete Programm aufwies.
Ernste wirtschaftliche Fragen lagen der Tagung zugrunde,
wichtige Beratungen wurden gepflogen und weittragende Be¬
schlüsse gefaßt, denn die Winzer und Weinhändler haben keinen
allzu leichten Stand in unserer Zeit, und die hohen nationalen
Werte, die sie zu vertreten haben, erfordern ganze Hingabe,
zähe Ausdauer und unermüdliche Tätigkeit. Jene, die dazu
ausersehen sind, andern lautere Freuden zu verschaffen, müssen
wacker auf dem Posten sein, um dem unbarmherzigen Kampf
ums Dasein erfolgreich die Stirne bieten zu können, müssen
einmütig Zusammenhalten, um sich günstigere Lebensverhält¬
nisse, ausgiebigere Arbeitsmöglichkeiten zu erwirken.
Die wenig beneidenswerte Lage des Winzerstandes, aber
auch der feste Wille, durchzuhalten und gemeinsam einer
glücklicheren Zukunft entgegenzugehen, die Not der Zeit,
^er auch die frohe Hoffnung auf kommende Tage, all diese
Tatsachen, Empfindungen und Wünsche spiegelten die ein-
Linkenbach.
zelnen Sitzungen wider und nicht minder die Vorträge, die
im Mittelpunkt der Debatte standen.
Wenn man deren Themata hört, so kann man sich ein
ungefähres Bild von der Reichhaltigkeit des Stoffgebiets
machen, das den Kongreß beschäftigte, von der Fülle praktischer
Erfahrunger\ und theoretischer Erwägungen, die notwendig
sind, um den Sorgenbrecher Wein der Welt zu spenden. So
sprachen zunächst der Vorsitzende des hessischen Weinbau-
Verbandes, Herr Karl S i 11 m a n n (Oppenheim) über „Die
Bedeutung des hessischen Weinbaus und Weinhandels“ und
Herr Professor Dr. K r a e m e r (Geisenheim) über ».Neuere
Forschungen über das Wurzelwachstum der Reben und seine
Bedeutung für die Bodenbearbeitung und Düngung der Wein¬
berge“.
In der zweiten Sitzung referierte Herr Professor Dr.
K u 1 i s c h (Kolmar) über ,,Die Anwendung der schwefligen
Säure in der Kellerwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung
der jetzt für die Beurteilung der Weine geltenden Grundsätze“.
Des weiteren verbreiteten sich Herr Hofrat Dem (Neu¬
stadt a.H.) über „Die züchterische Behandlung der Reben“ und
Herr Forstassessor C. Hänel (Bamberg) über ,,Vogelschutz im
Weinbaugebiet“. Auch in der dritten Sitzung wurden zwei
Interessante Themata behandelt: „Der Malzwein“ von Herrn
Bürgermeister Dr. Hecker (Barr I. E.) und „Der gegen¬
wärtige Stand der Abstinenzbewegung“ von Herrn Oberlehrer
Löckermann (Geisenheim).
Die mancherlei Anregungen, die durch diese Vorträge
gegeben wurden, und die wichtigen Kenntnisse, die sie ver¬
mittelten, wurden noch verstärkt durch die hervorragend
schöne Ausstellung in der Stadthalle, die mit liebevoller Sorg¬
falt eingerichtet war.
Die Mainzer Stadthalle bietet ja für derartige Sonder¬
ausstellungen geradezu ideale Möglichkeiten, weil sie infolge
ihrer ganzen Anlage sowie ihrer Größenverhältnisse eine durch¬
aus übersichtliche Einteilung und Anordnung erlaubt. Aber
selbst ihre großen Räume reichten bei weitem nicht aus, das
reiche Material aufzunehmen, und so mußten fünf ausgedehnte
Zelthallen vor ihr errichtet werden, in denen die Gesamtschau
ihre Fortsetzung fand.
Der Nichtfachmann, der das Wort „Weinbauausstellung“
hört, kann sich wohl kaum einen rechten Begriff davon machen,
was alles unter diesem schlichten Titel zusammengefaßt werden
mußte und zusammengefaßt worden ist. Aber selbst auch der
Kenner war, sobald er diese Ausstellung besuchte, überrascht
von der Fülle der Erscheinungen, die ihm hier entgegentraten,
von der Unsumme von gewerblichen und wirtschaftlichen
Kräften, die hier vor seinem geistigen Auge auf lebten. Mit
Staunen erkannte er, welche großen Aufgaben das scheinbar so
eng umgrenzte Gebiet des Weinbaus und des Weinhandels der
Technik und Industrie wie auch der Wissenschaft stellt. Ein
528 DEUTSCHLAND ogBeeee88e eeee0eeeo«X)CCO B e qi Nr.io
Stück moderner Kulturarbeit offenbarte sich dem Besucher
und fesselte sein Interesse in hohem Maße, weil es ihm neue
Einblicke gewährte und ihm Fragen vorlegtc, an denen er
bisher vielleicht achtlos vorüberging, und die doch eine be¬
sondere Rolle im Wirtschaftsleben des Vaterlandes spielen.
Daß dieses Interesse nicht erlahme, dafür hatte die Aus¬
stellungsleitung weise gesorgt. Unter ganz bestimmten Gesichts¬
punkten hatte sie den Ausstellern ihre Plätze zugcteilt und
dadurch eine höchst geschmackvolle Anordnung und Grui)pierung
erreicht. Alles Überflüssige wurde streng vermieden und im
Gegensatz zu der bei andern Ausstellungen oft so aufdring¬
lichen Staffage war eine feindezente Dekoration gewählt, die
wesentlich zu dem vornehmen Eindruck beitrug, den die ganze
Schau atmete.
Die Aussteller, unter denen sich in- und ausländische
Firmen von Weltruf befanden, hatten dabei das ihre getan,
die Sondergruppen schön und würdig herzurichten, die ein¬
zelnen Bilder wirkungsvoll zu gestalten und bei alledem die
Harmonie des Ganzen nicht zu beeinträchtigen.
Bei den günstigen Vorbedingungen, die auf diese Weise
gegeben waren, bol ein Gang durch die Ausstellung für jeder¬
mann ein reizvolles Beginnen, und die an Anregungen und
Unterhaltungen reichen Stunden, die man hier verbrachte,
wird man gewiß nicht zu den verlorenen rechnen wollen.
Alle nur denkbaren Gerätschaften und W'erkzeuge, deren
sich der Winzer bei seiner mühevollen Arbeit l>edient, die für
die Weinbehandlung und in der Kellerwirtschaft notwendigen
Maschinen und .Apparate, die vielerlei beim Weinversand ge¬
bräuchlichen .Artikel, Weine, Schaumweine, Liköre, Ge¬
brauchs- und Luxusgegenstände aus Glas und Kristall, Chemi¬
kalien und andere Mittel zur Bekämpfung der Rebschädlingc,
all das zog in bunter Folge an uns vorüber und fesselte unsere
Aufmerksamkeit.
Besonders interessant, weil von allgemeinem Interesse,
waren die tadellos arrangierten Sonderausstcllungen des Mainzer
Tierschutzvcrcins und der staatlichen Obst- und Weinbau-
schulen zu Oppenheim und Geisenheim, nicht zuletzt aber die
grandiose Schau, die die beiden hervorragenden Mainzer
Museen, das Städtische .Altcrtumsmuseum und das Römisch-
Germanische Zentralmuseum, boten.
Diese historische .Abteilung war eingehender Bcsiclitigung
wert, und selbst der genaue Kenner der beiden genannten .An¬
stalten war überrascht von der stattlichen .Auswahl w’ertvollcr
Kulturdokumentc, die jene allein auf dem fraglichen Spezial¬
gebiet zu zeigen vermögen. Wir sahen da Weinbergsgeiäte,
deren sich die alten Römer bedienten, ja ein Weinfaß, das einst
den Söhnen der ewigen Roma Trank und Labe spendete. Und
wir konnten angesichts der wertvollen Fundslücke des .Alter¬
tumsmuseums oder der Originale und Nachbildungen des
Zentralmusoums die lange Reihe der Entwicklung verfolgen,
die Technik und Kunstgewerbe von den Tagen der Römer
über das Mittelalter hinaus bis auf unsere Zeit genommen
haben.
Zu dem unterhaltenden Teil der Konsrei »Veranstaltungen
leitete die große Kostprobe hessischer Weine hinüber, die am
Dienstag, dem 9. September, mittags 12 Uhr, in d( r Stadt¬
halle begann und bis in den späten Abend hinein dauerte.
Die Hessenweine erfreuten sich ja von jeher besonderer
Wertschätzung und wurden mit Ehren neben den Rheingauern
genannt. Aber die Welt will durch Zahlen überzeugt sein, und
das Ansehen eines Produktes wächst mit der Höhe der Preise.
Hierin freilich konnte es die milde, minnis'e, seluneiehlei isch-
schöne Jungfrau vom hes>ischen Hütielland dem lrurii*-^taiken
Bruder aus den rheinischen Bergen lani’e Zeit nicht ülncl tun.
bis endlich das herrliche Sonneniahr 1911 (i>clil'. n und iluen
wahren Wert auch ziffernmäßig fe^tstelltc. Prei<e, die man
bislang für kaum möglich gehalten hatte, wuidtn da für rht in-
hessische Weine gefordert und glatt bezahlt, und der Ruhm
der köstlichen Kreszenzen von Bingen, Ingelheim, Worms,
Nierstein, Oppenheim und Nackenheim, und wie sie alle heißen
mögen die freundlichen reben umkränzten Städtchen des Landes,
stieg von Tag zu Tag.
Daß dieser Ruf ehrlich verdient war, daß das Hessenland
in der Tat wahre Perlen edler Weine hervorbringt, das eben
sollte die in Rede stehende Kostprobe zeigen. Und sie zeigte
es rastlos. Staunen und freudige Überraschung, stille Zu¬
friedenheit und helle Begeisterung konnte man von den Ge¬
sichtern derer lesen, die da prüfend und wägend, schnuppernd
und schlürfend um lange Tische saßen, an denen flinke Hände
den köstlichen Trank kredenzten.
Selbst die einfachsten Konsumweine fanden volle Billigung,
als aber erst die höchsten Spitzen verschenkt wurden, von
denen das Stück die märchenhaften Preise von 25 000 Mark
bis 30 000 Mark repräsentierte, als die wundervollen Nier¬
steiner Gewächse und der herrliche 1897 Nackenheimer Roten¬
berg in den Gläsern leuchteten, da kannte der Jubel kein Ende
mehr, und aus Hunderten feuchtfröhlicher Kehlen scholl plötz¬
lich unaufgefordert das deutsche Lied „Deutschland, Deutsch¬
land über alles“ in den sinkenden Abend hinaus.
273 Proben wollten gewertet sein. Das war nicht nur Ver¬
gnügen, das war auch Arbeit, aber eine Arbeit, die man gern
tat, an die man sich stets mit Freuden erinnert.
Wer jedoch vermeinte, diese Kostprobe sei der Höhe¬
punkt des Kongresses gewesen, der irrte sich. Ein kleines Wein-
örlchen brachte das Wunder fertig, sie noch zu übertrumpfen.
Unvergeßlich wird deshalb allen Teilnehmern der 10. September
bleiben, d(‘r die Fahrt nach Nierstein und Oppenheim brachte
und diesen beiden freundlichen Städtchen Gelegenheit gab,
sich rühmlichst hervorzutun.
Soll ich von der schönen Rheinfahrt stromaufwärts er¬
zählen? Soll ich berichten, wie sich nach einem nebligen Morgen
die Wolk(?nschleier lichteten, wie die strahlende Herbstsonne
die Herrschaft antrat und ihren vollen Glanz über das bunt-
bewimpelte Feslschiff goß? Ich müßte zu weit ausholen, um
auch nur einigermaßen die Stimmung wiederzugeben, die über
dieser ganzen Veranstaltung lag, und ich w'ürde mich vielleicht
zu sehr in lyrische Malerei verlieren. Denn, so sonderbar es
auch schein(‘n mag, die so wenig von Rheinreisenden besuchte
Strecke zwischen Mainz und Worms ist mir besonders ans
Herz gewachsen, und ich weiß kaum, w'em ich den Preis zuer¬
kennen sollte, der rheinischen Romantik oder der rheinischen
Idylle. So großartig jene sein mag. so reizvoll die Uferpartien
des Stroms zwischen Bingen und Koblenz sind, die Flach¬
landschaft, die uns von Mainz zu Berg begleitet, ist nicht minder
schön, wenn auch so ganz anderer Art. Ein stiller Friede um¬
schwebt sie, und ein flimmernder Zauber umspinnt die trau¬
lichen Ortschaften, die aus dem Grün der Weinberge hervor-
liigen. Und Nierstein und Oppenheim sind die Perlen dieser
Landschaft.
.An diesem Page hatten sie sich besonders festlich heraus¬
geputzt und alles darangesetzt, ihren Gästen lautere Freude
zu bereiten. Blank und wohlgepflegt im Mittagssonnenschein
lagen die Weinberge Niersteins, und als der Dampfer leise vor¬
überglitt, empfingen die Teilnehmer schon den ersten Gruß
der rührigen Gemeinde. ln allen Gemarkungen prangten
unaufdringlich und doch klar und übersichtlich die genauen
Bezeichnungen in großen weißen Holzbuchstaben und boten
ein willkommenes Bild über sämtliche Lagen.
Eine hübsch<; Idee der dortigen Winzer. Aber ihr folgte
eine noch hübschere. Denn nachdem man einen kurzen Gang
durch die \X Cinbeig«* gemacht hatte und im Rheinischen Hof
beim Frühstück und W’einglab saß, da wurde plötzlich bekannt-
g< geben, naß eine kleine, aber erlesene Kostprobe der gestrengen
Rk h.ter harre, und schon waren reizende junge Niersteinerinnen
dabei, die Gläser zu füllen und die herrliche Gottesgabe auf¬
zutischen. Und diese Kostprobe, die das Beste repräsentierte.
Nr. 10 DEUTSCHLAND 52Q
was die Jahrgänge 1903 bis 1906 auf Niersteiner Boden zeitigten,
gipfelte in einem 1893er Niersteiner Rohr, Edelbeer-Auslese,
der allem die Krone aufsetzte. Für eine Flasche Wein zu dem
hübschen Preis von 40 Mark kann man ja allerdings was ver¬
langen, aber daß es überhaupt möglich ist, einen solchen Tropfen
zu gewinnen, hier bei uns im freundlichen Hessenland, das
muß uns mit stolzer Freude erfüllen und uns dankbar stimmen
gegen den Himmel, der sein reines Sonnenfeuer sandte, um
diesen Trank werden zu lassen.
Nach der unübertrefflichen Gastfreundschaft, die man in
Nierstein gonossen hatte, hatten die Oppenheimer einen schweren
Stand und mußten sich wacker anstrengen, wenn sie mit ihrem
Willkommengruß nicht zu sehr abstechen wollten. Aber auch
sie zeigten sich der Situation gewachsen, und wenn auch der
auf dem Markt zu Oppenheim kredenzte Festtrunk — übrigens
ein brillanter Elfer — gegen die Niersteiner Spitzen naturgemäß
etwas abfiel, so wurden doch die Gäste so freundlich aufge¬
nommen, war doch das Unterhaltungsprogramm so vielseitig
und schön, daß die gehobene Stimmung in keinem Augen¬
blick nachließ.
Uber den altertümlichen Häusern, die den Oppenheimer
Marktplatz einsäumen, strahlte der blaue Septemberhimmel
und beleuchtete ein Bild von malerischem Reiz, das noch belebt
und erhöht wurde, als die 30 in schmucker Tracht steckenden
Küfergesellen den alten Innungsbrauch, den sogen. „Küfer¬
schlag“ aufführten.
Nur zögernd nahm die Gesellschaft Abschied von dieser
gastlichen Stätte und von den vollen Humpen, die die Küfer
in nie erlahmendem Eifer darreichten. Aber die herrliche
Katharinenkirche sollte noch besichtigt und der Großherzog¬
lichen Weinbauschule ein Besuch abgestattet werden. Droben
aber auf der alten Landskrone wartete das Mittagessen, zu dem
sich alle gegen 5 Uhr zusammenfanden.
Leise kam der Abend gegangen, und ein frischer Wind
wehte vom Rhein herüber. Aber trotz der Kühle schlichen die
Gäste immer wieder vom Saal hinaus ins Freie, um das unbe¬
schreiblich schöne Panorama zu genießen, das sich zu Füßen
der Burg ausdehnt. Die scheidende Sonne tauchte die ganze
Landschaft in ein Meer von Glanz und zauberte Farbentöne
von unerhörter Pracht hervor. Drüben, jenseits des Stroms,
schimmerten die Taunusberge und die Höhen des Odenwalds
ln silberblauem Duft, und über den Pappeln und Erlen der
Ebene, über den klargrünen Wassern und den zwischen den
Feldern verstreuten Ortschaften war ein feiner goldener Schleier
gewoben, der alle Härten milderte, alle Gegensätze auf hob.
Wolken von bizarren Formen segelten am Abendhimmel hin,
der alle Schattierungen vom hellsten Rot bis zum tiefsten
Ultraviolett, vom leuchtenden Orange bis zum düsteren Schwarz¬
blau trug.
Erst als die Nacht lange hereingebrochen war. verließ
man wieder Oppenheim und kehrte nach Mainz zurück, um
sich für den nächsten Tag zu rüsten, der die Fcstfahrt nach
der Loreley bringen sollte.
An 900 Personen nahmen daran teil, so daß zwei Dampfer
die Fahrt antreten mußten, zu der wieder der Himmel sein
freundlichstes Sonnenlicht gesandt hatte. Tücherschwenken
und frohe Zurufe, Böllerschüsse vom Ufer her. und unter den
Klängen der Militärkapellen setzten sich die weißen Schiffs¬
leiber in Bewegung und steuerten zu Tal. Die frohe Stimmung
des vorigen Tages glitt langsam hinüber zu diesem und steigerte
sich von Stunde zu Stunde.
Jubelnd stieg zum Niederwalddenkmal ..Die Wacht am
Rhein“ empor, und Heines schwermütig-schönes, ewig junges
Volkslied grüßte zur Loreley hinauf.
Bei St. Goar wurde gewendet und die Fahrt ging zurück
bis Bingen, wo der Gäste neue Überraschungen harrten. Im
flotten Marschtempo zog die Gesellschaft zur Burg Klopp,
jener herrlich gelegenen alten Grenzwarte zwischen Rhein und
Nahe. Und dort stand wieder ein kühler Festtrunk bereit,
der sich allerdings, da er sein Dasein der kühlen Sonne des
Jahres 1912 verdankte, nicht der gleichen Wertschätzung er¬
freute wie die köstlichen Elfer Niersteins und Oppenheims,
deren Würze noch immer die Gaumen kitzelte.
Für die Inhaber von Festkarten, die Honoratioren und
sonstige Glückliche wurde indessen im Sitzungssaal der Stadt¬
verordneten ein Pröbchen ausgezeichneter Binger Kreszenzen
gereicht, herrlicher Büdesheimer und Scharlachberger, die
den verwöhntesten Ansprüchen gerecht wurden.
Nach etwa einstündlgem Aufenthalt zog man wieder bergab,
um noch eine Weile in der neuen Festhalle am Rhein zusammen¬
zubleiben und dann um 7|4 Uhr die Rückfahrt nach Mainz
anzutreten.
Und wieder senkte sich ein unvergeßlich schöner Abend
über den Rhein. Scharf Umrissen hoben sich vom rötlich
getönten Horizont die Türme und Häuser Rüdesheims, das
Nationaldenkmal und die düsteren Ruinen der Burg Ehrenfels
ab. Und zwischen diesen charaktervollen Hauptpunkten der
Landschaft dehnte sich von goldenem Schimmer umflossen
das weite Rebgelände, in dem nun bald wieder ein fröhliches
Herbsten anheben wird.
Allmählich verblühten die lichten Farben des Abends,
als die Schiffe unter Hochrufen und Böllerschüssen die gast¬
liche Stadt verließen, und die Nacht brach herein.
Drüben über den Hügelwellen des Hessenlands stieg der
Mond empor und baute seine goldene Brücke über die Wasser
und weckte mit seinem Glanz das Märchen auf, auf daß es sein
ureigenstes Reich segne. Und es kam und grüßte die fröhlichen
Rheinfahrer und wob sein Zaubernetz von einem zum andern
Ufer.
Und dann plötzlich prasselte es auf, glühgoldene Strahlen
sprangen empor, grüne und rote Lichter blitzten hüben und
drüben. Die Städtchen und Dörfer am Rhein entboten ihren
leuchtenden Willkomm.
Keins wollte hinter dem andern Zurückbleiben, alle ohne
Ausnahme brachten ihre Huldigung dar, eine Huldigung wie
man sie nur hier am Rhein kennt, wie sie nirgends reizvoller
und sinniger gedacht werden kann.
Raketen und Leuchtkugeln durchbrachen das nächtliche
Dunkel, lodernde Holzstöße schickten helle Flammen ins
Land hinaus, und im bunten bengalischen Licht tauchten ge¬
schmackvolle Turnerpyramiden auf, schimmerten Kirchen
und Türme, Villen und Hütten.
Das ganze Gebiet zwischen Rüdesheim und Mainz war
erfüllt von magischem Schein, und diese großartige, unüber¬
troffene Illumination fand ihren würdigen Abschluß in Mainz
selbst. Von der Ingelheimer Au grüßten helle Freudenfeuer
her, die städtischen Gebäude trugen funkelnden Feuerschmuck
und drüben, wie eine geheimnisvolle Stadt aus Tausendund¬
einer Nacht. lag die Amöneburg: ein Bild von fesselnder Schön¬
heit. Und dann kam die Straßenbrücke in Sicht, die im Schein
von Hunderten roter und grüner Lichter erstrahlte und von der
ein lichter Wasserfall seine sprühenden Funken in den nächt¬
lichen Rhein ergoß.
Hier endete die Fahrt und damit auch die Reihe der Kongreß-
vcranstaltungen. Sie waren reich an Gewinn, an innerem und
äußerem, und die Erinnerung daran wird noch lange lebendig
bleiben und im Herzen der Teilnehmer auch der alten Rhein-
und Weinstadt Mainz ein dankbares Gedenken sichern.
Nr. 10
530 li9e$3$^9^e888889O^»»)908@88@ DEUTSCHLAND
Volks- und Bürgerschulunterricht über Wesen und Bedeutung dl^s
Fremdenverkehrs.
Der österreichische Unlerrichtsminister hat an sämtliche Landesschul-
bchörden nachstehenden äußerst erfreulichen Erlaß gerichtet:
In Würdigung der hohen Bedeutung, welche dem Fremdenverkehr für
die Hebung des Landes in wirtschaftlicher und kultureller Beziehung beige¬
messen werden muß, erachte ich es für erforderlich, daß den Bestrebungen
zur Förderung des Fremdenverkehrs auch seitens der Schule Beachtung ge¬
schenkt und insbesondere die Volks- und Bürgerschuljugend in zweckent¬
sprechender Weise über das Wesen und die Bedeutung des Fremdenverkehrs
unterwiesen werde, insoweit eine derartige Belehrung überhaupt in den Rahmen
des Volks- und Bürgerschulunterrichts eingefügt werden kann. Gelegenheit
zu diesen Belehrungen wird sich bei zahlreichen Unterrichtsfächern, so beim
geographischen und geschichtlichen, beim Anschauungs- und Rechenunterricht,
insbesondere aber beim heimatkundlichen Unterricht vielfach bieten. Ohne
die materielle Seite der bezüglichen Bestrebungen zu sehr in den Vordergrund
zu stellen, wodurch den allgemein erziehlichen Tendenzen der Volksschule
Abbruch getan würde, werden die Lehrkräfte doch mit Takt und Einsicht an
der Hand entsprechender Lesestücke, Anschauungsobjekte oder dergleichen
durch passende Hinweise und Vergleiche mit andern Ländern und Gegenden
die Aufmerksamkeit der Schulkinder auf die mannigfachen Vorteile zu richten
wissen, welche der Bevölkerung aus einem regen Fremdenverkehr erwachsen.
Im Zusammenhang mit diesen Belehrungen wird in der Jugend der Sinn für
die Naturschönheiten der Heimat, die Wertschätzung heimatlicher Völks-
gebräuche, Kunsterzeugnisse usw. zu wecken, auch werden die Kinder zur
Höflichkeit und Dienstfertigkeit gegenüber den Fremden anzuhalten sein.
Speziell aus Anlaß von Schülerausflügen werden sich mannigfache Gelegenheiten
ergeben, die Kinder auf landschaftlich, geographisch oder historisch hervor¬
ragende Punkte der Umgebung ihres Heimatsorts, dann auf Wegmarkierungen.
Wegtafeln und dergleichen aufmerksam zu machen, sie über Entfernungen,
Höhendifferenzen und anderes zu belehren und sie dadurch zu befähigen,
auch den Fremden hierüber richtige Auskunft zu geben.
Eis bleibt dem Ermessen der k. k. Landesschulräte überlassen, eventuelle,
je nach den örtlichen Verhältnissen erforderliche detaillierte Weisungen im
Gegenstand selbständig zu erlassen. Gleichzeitig wird den k. k. Landesschul¬
räten nahegelegt, geeignete Veranlassungen zu treffen, damit auch in der Lehrer¬
schaft selbst sowie in Elternkreisen ein regeres Interesse für die Unterstützung
der auf die Förderung des Fremdenverkehrs hinzielenden Bestrebüngen
geweckt werde, zu welchem Zweck eventuell Besprechungen einschlägiger
Themen bei den Bezirkslehrerkonferenzen sowie bei den etwa veranstalteten
Elternabenden dienen könnten. Die Landesschulräte werden sohin im Ein¬
vernehmen mit dem Ministerium für öffentliche Arbeiten eingeladen, die nacli
deren Ermessen erforderlich und zweckentsprechend erscheinenden Vcr*i
fügungen im Gegenstand zu treffen.
Theater
Eine Neubelebung Calderonscher Bühnenkunst.
bür die in den letzten Jahren immer zahlreicher auftretenden Versuche,
die tiefe christliche Kunst des spanischen Dramatikers Calderon, des ge¬
waltigen Menschen- und Mysteriendichters, auf der deutschen Bühne wieder
lebendig zu machen und ihr die Gleichberechtigung mit den Meister¬
schöpfungen der Weltliteratur zu erobern,- hat das Düsseldorfer Schauspiel¬
haus endlich die überzeugende, praktische Lösung gefunden. Es hat diese
Lösung an dem ,,Richter von Zalamea“ erprobt, gerade an jenem Drama,
das dem deutschen Theaterpublikum noch das vertrauteste ist. — In den
streng stilisierten Rahmen spanischer Spitzbogenarchitektur stellte der
Schöpfer der szenischen Einrichtung, Kurt Ström, Bilder von höchster süd¬
licher Farbenfreude und von übermütigster Lebendigkeit. Dadurch erhielt
dieses aus dem volkstümlichsten Komödien- oder vielmehr Marionettenspiel,
möchte man fast sagen, jäh zur erschütterndsten Tragödie emporwachsende
Bauerndrama die große Linie. Auch in der ganzen Anordnung des Zusammen¬
spiels war diese Linie wiederum glücklich gewahrt: alle kurzen Szenen spielten
auf der Vorderbühne vor dem rotbraunen Vorhang, so daß die Umbauten
auf der Hauptbühne ln der Zwischenzeit ohne Mühe und Aufenthalt bewerk¬
stelligt werden konnten. Auf diese Weise griffen, was bei der Auffühaing
des ,,Richters von Zalamea“ so überaus wichtig ist, die drei ersten Akte mit
ihrer überschäumenden Lebenslust und ihrem grotesken Doppelspiel zwischen
dem gichtigen General Don Lope und dem kerngesunden alten Bauern Pedro
Crespo, mit dem verhängnisvoll werdenden Liebesgetändel der rohen Soldaten
und der ergötzlichen Don Qulchoterle des abgerissenen und doch so vornehm
gesinnten Ritters von der traurigen Gestalt frisch und fröhlich inernartder,
bis der Raub der Bauerntochter durch den Hauptmann plötzlich all die Räd^r
stocken macht. Das Wiedersehen des in der Wildnis an den Baum gebundenen
alten Bauern mit der geschändeten Tochter, jene große Szene des vierten
Aktes, die zu den gewaltigsten Offenbarungen dramatischer Kunst gehört,
gab der ergreifenden Tragödie den innerlichen Ausklang. Geschickt hatte
der feinfühlige Spielleiter, Fritz Holl, es vermieden, vor dem erhängten
Hauptmann noch die übliche große Theaterszene aufführen zu lassen; viel¬
mehr gab er die äußere Lösung ganz schlicht und einfach, gab sie wiederum
als reines Spiel, aus dem der Darsteller des Crespo, Georg Koch, ein Bühnen¬
künstler von schlichtester Überzeugungstreue, ohne Zwang wieder heraus-'
treten und für den Dichter der „wahrhaften“ Geschichte um Nachsicht für
die Mängel seines Werks bitten konnte.
Die Aufführung des Calderonschen Dramas hat aufs neue den Beweis
erbracht, welch ein bedeutsames Kunstinstitut das Düsseldorfer Schau¬
spielhaus im Laufe der Jahre geworden ist. Trotz allem Experimentieren
mit literarischen Minderwertigkeiten, zu denen es der ungünstigen finanziellen
Verhältnisse wegen leider oft hat greifen müssen, nimmt es heute unter allen
deutschen Theatern eine vornehme Sonderstellung ein. Die mit dem Schau¬
spielhaus verbundene Akademie hat allmählich einen Kreis von Künstlern
herangebildet, der in sich fest geschlossen ist und zusammengeschweißt wird
durch den starken Willen der Leitung. Diese Leitung, deren Seele das
Künstlerehepaar Georg Lindemann und Luise Dumont ist, kennt keine
,.Stars“ und ..Fächer“, sondern nur Menschen, die sich willig in den Dienst
der Kunst und jeder, auch der kleinsten Rolle stellen. Daher die stets voD-
endete Harmonie des Zusammenspiels, die Ausdeutung der tiefsten seelischen
Gründe eines Kunstwerks, die edle geschlossene Wirkung, selbst in Auf¬
führungen von Stücken, denen man aus Regungen persönlichen oder
literarischen Widerspruchs seine Zustimmung versagen muß. Verliert Düssel¬
dorf die beiden Leiter seines Schauspielhauses — und die Gefahr bestdit
bekanntlich seit einiger Zeit —, dann ist eine Bühne in Gefahr, die in ganz
Deutschland Achtung und Ansehen genießt und von der starke Anregungen
ausgehen auf die gesamte deutsche Theaterkunst! C.
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Nr.IO»3GGO(ja?(3aW(«»*»SG(ä<i(5Q(»€a DEUTSCHLAND ^€€£€$€)€€$€S€€€$$€£i€e8€$$iE^ 531
Baukunst
Das neue Kurhaus in Bad Kreuznach.
Unter dieser Überschrift enthielt die Nummer 7 der Zeitschrift „Deutsch¬
land** einen Artikel über das neue Kurhaus in Bad Kreuznach, woselbst es
unter anderm heißt:
In der kurzen Zeit von 7 Monaten haben Herr Professor Emanuel von
Seidl und sein wackerer Mitarbeiter Herr Theodor Schaffer, Kreuznach,
das Werk fertig^estellt.
Diese Darstellung ist geeignet, eine den Tatsachen nicht entsprechende
Vontellung von Art und Weise zu erwecken, wie sich die Arbeit auf die ver¬
schiedenen Mitarbeiter verteilte.
Es ist richtig, daß in der kurzen Zeit von zirka 7 Monaten der Kurhaus¬
neubau fertiggestellt wurde. Dem Architekten Professor Emanuel von Seidl
(München) und seinem Assistenten-Architekten Th. Schaffer in München
lag die künstlerische Projektierung und künstlerische Oberleitung des Baus
ob, während die gesamte örtliche Bauleitung und Bauausführung in den
Händen des Stadtbaumeisters Regierungsbaumeistei Völker lag, der hierzu
besonders durch den Bauherrn beauftragt war.
Die Tätigkeit des Stadtbaumeisters Völker bezog sich nicht allein auf die
Bauleitung und gesamte konstruktive Durchbildung der Entwürfe des
Architekten und seines künstlerischen Mitarbeiters, sondern auch auf die
selbständige Bearbeitung der spezialtechnischen Bauangelegenheiten, wie
Heizung, Lüftung. Aufzüge, Maßnahmen zur Schallisolierung und dergleichen
Fragen, die bei einem neuzeitlichen Hotel nicht minder wichtige Rolle spielen
wie die Architektur des Hauses selbst. Völker.
Die älteste Rebe der Welt. In Neckarau bei Mannheim steht
ein kleines einstöckiges Wohnhaus, aus dessen Hausgang eine jetzt 190 Jahre
alte Rebe hinauswächst. Ihre Ruten und Zweige bedecken auf einem Draht-
und Lattengerüste außerhalb des Hauses eine Fläche von mehr als 80 qm und
bringen jährlich eine Menge gesunder Trauben zur Reife. Der Grund, weshalb
die Rebe innerhalb des Hausgangs ihren Standort hat, dort ein .Stück nach
rückwärts gewachsen ist und erst über der Haustür durch eine besondere
Öffnung ins Freie tritt, ist folgender: Bis zur Rebe stand früher nur das hintere
zweifenstrige kleine Häuschen. Als im Jahre 1798 das Haus nach vorn ver¬
größert werden sollte, hatte der Besitzer Herz genug, den damals schon großen
Weinstock zu schonen, was er dadurch erreichte, daß er bei der Rebe den
Hauseingang und über der Tür ein Loch anbrachte, durch das er die Pflanze
ins Freie leitete. Ja, er ging in seiner Rücksicht für die Rebe so weit, daß er den
Anbau zum Verdruß des jetzigen Besitzers nicht unterkellerte, um die Wurzeln
der Rebe nicht zu verletzen. Sie dankt diese Rücksicht durch reiche Erträge
und gesundes und üppiges Wachstum. Das Durchschnittsergebnis des einen
Stockes sind 125 Kilo Trauben in einem Jahr, die teils verzehrt, teils zu Wein
verarbeitet werden. Die Sorte ist die dortzulande viel als Hausrebe ange¬
pflanzte Trolingersorte. Dank dem guten Schutz im Hause leidet die Rebe nie
durch Kälte.’ Selbst in dem strengen Winter 1879/89, wo fast alle Hausreben
erfroren sind, hat der alte Stock, der unten einen Umfang von 112 Zentimeter
hat, nicht gelitten. — In Heusenstamm bei Offenbach ist eine Hausrebe vor¬
handen, deren Alter 170 Jahre-sein soll.
Der Weinbau in der Mark Brandenburg. „Die Mark
hat viel Weinwuchs, sonderlich in der Mittelmark, um Brandenburg, Berlin
und Kölln, Frankfurt a. d. 0., Drossen, im Lande zu Sternberg, zu Beeskow',
in Niederlausitz und Krossen." Liest man das. wähnt man möglicherweise,
ein Märchen aufgetischt zu erhalten. Das ist jedoch nicht der Fall; denn Jobst
berichtet so Wort für Wort in seiner im Jahre 1572 erschienenen Beschreibung
der Mark Brandenburg, und die erste Er\vähnung des märkischen Weinbaus
findet sich sogar bereits in einer im Jahre 1173 vom Bischof Siegfried von
Brandenburg, dem Sohne Albrechts des Bären, ausgestellten Urkunde, in der
er dem Domkapitel dessen Güter bestätigt, zu denen die Marienkirche auf dem
Harlunger Berge mit dem Drittel des Zehnten von den in der Umgebung von
aus den Rheinlanden berufenen Kolonisten angelegten Weinberge gehörte.
Solche in der Nähe zu besitzen, trugen die Bischöfe und Äbte ln erster Reihe
deshalb Sorge, damit die IGrchen nicht infolge der damaligen schlechten, un¬
sicheren Verkehrsverhältnisse wegen des von ihnen zur Feier des heiligen
Abendmahls benötigten Weins in Verlegenheit kämen. Dieses Bestreben
wurde durch den Umstand gefördert, daß sich unabhängig von ihm die Geist¬
lichkeit neben ihrer Amtstätigkeit vielfach in den Mußestunden mit der Land¬
wirtschaft beschäftigte und naturgemäß ihre Aufmerksamkeit vor allem der
Kultur von Pflanzen zuwandte, die, wie der Wein, geeignet waren, die Ein¬
nahmen der ihrer Obhut anvertrauten Kirchengüter zu vermehren. Da man
damals in Norddeutschland Bier noch nicht braute, war ferner der Wein das
Feiertagsgetränk für Mann und Weib. Deshalb wohl bedang sich das Spandauer
Jungfrauenkloster, als es im Jahre 1588 seine Besitzungen an Kurfürst Joachim II.
gegen ein Jahresdeputat abtrat, daß ihm neben anderm dafür als Entgelt
jährlich sechs Tonnen ,Wein, das sind 620 Liter, aus dem Klosterweinberg
geliefert würden. Ungefähr im 13. Jahrhundert begann die Blütezeit des mär¬
kischen Weinbaus. Sein Ausdehnen zu fördern und ihn zu erhalten, ließen
sich Behörden wie der Staat angelegen sein. 1612 verbot der Rat von Rathenow
noch, Weinberge in Kartoffelfelder umzuwandeln. Namentlich ln den letzten
zwanzig Jahren, wo er im Lande gehaust, hatte der Dreißigjährige Krieg die
Landwirtschaft schwer geschädigt. In ihnen war der Ackerbau derart vernach¬
lässigt worden, daß man danach gewissermaßen die Regeln einer sachgemäßen
Bearbeitung erst wieder neu erlernen mußte, und die Besitzer von Weinbergen
waren froh, falls Ihre Reben ihnen vorerst nur einen Haustrunk lieferten. Ob¬
wohl noch der Große Kurfürst bemüht war, den Weinbau in seinem Lande zu
heben, ging dieser doch dort bald nach seinem Tode erheblich zurück, denn
weder König Friedrich I. noch König Friedrich Wilhelm II. bezeigten für ihn
besonderes Interesse. Dazu kam noch, daß im ausnehmend strengen, bis tief
ins Frühjahr dauernden Winter von 1739 bis 1740 die Reben bis auf die Wurzeln
erfroren und infolge davon die Weinberge in Chorin, Rathenow, Neuwedel,
Sahrow, Liepe, FahrlanJ und andern Orten noch vollständig verheert wurden.
Dieses Naturereignis fand kurz vor dem Regierungsantritt Friedrichs des
Großen statt und mag ihn in seiner Ansicht, Wein in der Mark zu bauen sei
ein Unding, bestärkt haben. In einem Schreiben lieh er ihr so Worte: „Allhier
ist der Weinbau kein sonderliches Objekt der Wirtschaft, indem man sich lieber
mit dem Getreidebau abgibt, und eben daher auch keine ganze Gegenden zum
Weinbau exploriert werden können." Trotzdem wurde später da und dort
in der Mark die Anlage neuer Weinberge versucht. So waren diesen zum
Beispiel im Jahre 1822: 712 Hektar, 1M2: 1030 Hektar und 1862: 1146 Hektar
eingeräumt. Von da an schwanden sie jedoch wieder nach und nach, und im
Jahre 1902 nahmen sie in der Provinz Brandenburg nur noch 424 Hektar ein,
von denen 53 Hektar keinen Ertrag brachten. Die Liebhaber eines guten]
Tropfens Wein werden darüber wahrscheinlich nicht sonderlich betrübt sein;
denn zweifelsohne weist der „Märker" nicht die Eigenschaft auf, die der Fran¬
zose von einem guten Wein verlangt, nämlich, wie eine Elle Samt die Kehle
hinabzugleiten, und ganz mit Unrecht wird wohl der alte Vers nicht auf ihn
gemünzt gewesen sein:
„Vlnum de marchia terra
Transit guttur tamquam serra,"
d. i.: „Märkischer Wein gleitet gleich einer Säge durch den Hals."
Max Liebe rmann über Rembrandt. In einem Aufsatz
der Zeitschrift „Kunst und Künstler" teilt der Maler Erich Hanck von einigen
gemeinsam mit Max Liebermann in Amsterdam verbrachten Tagen, in denen
der Berliner Maler mit ihm d 2 is Rembrandt-Haus und das Reichsmuseum
besuchte, einige Interessante Urteile Liebermanns über seinen „größeren
Kollegen“ mit. Der moderne Impressionist fühlt sein eigenes Schaffen der
Kunst von Franz Hals näher verwandt. ,,Wenn man Franz Hals sieht," meinte
er, als sie von der ,,Nachtwache" fortgingen, „bekommt man Lust zum Malen;
wenn man Rembrandt sieht, möchte man es aufgeben." Rembrandts ,,Nacht¬
wache" gilt ihm als ,,der größte Effort der niederländischen Kunst". „Rem¬
brandt sei dabei bis zum Äußersten gegangen und habe doch den Vordergrund
nicht bewältigen können. Die beiden Offiziere seien leblos, die Hand des Haupt¬
manns sogar miserabel. Das Ergreifende an dem Bilde sei das ungeheure
Wollen.“ Die „Stalmesters" machten dagegen weniger Eindruck auf Lieber¬
mann. Er meinte: „Je älter man wird, desto mehr zieht man die ,Nachtwache‘
vor. Durch die .Nachtwache* hat Rembrandt seine Karriere vernichtet, darum
nahm er sich bei diesem neuen wichtigen Aufträge in acht, seinen Auftraggebern
durch Kühnheit zu mißfallen.“ Zu Liebermanns Lieblingsbildern gehört die
„Judenbraut“. Das Porträt der „Frau Bas“ hielt er nicht für echt; ebensowenig
den Franz Hals zugeschriebenen berühmten „Narren". Außer für Rembrandt
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Fuat: TcsrnthicMw^ikH ■' fkainxftiftnt;
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■ Tfj ir .,. • t \:^:^^: .Mu üd. ■ .• T ‘ji'ks-Txrf^. mujikaiiiüik f ^sf^nk^nstig;
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■•'3kd*yFriH[vW.S;itS'4r- 7u bdnflitu.IeJn, , .w^rde ^Li.’SühvifliefbilijsiJeft.' Wlt« ' .' £;
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VYiv^;' tvv>: yiV-iHdt - f'. (tf'fe.V-JS'- t- ' >1 b. ■' bi-iv j J’*i 3 JF^ UV'.. V 'Hii - ^ t.T +lU j^viVj. th^r. j:i- 4 ('{r* 5 ’' ufttft i m
vurK i'wln--fiEi^j'.aYiifi.hc jtv^ [iTr,^-7H ifcVii^Ki* ^lufi’Vkjo ly. vn^l jr, J*inbundert..
' V.äpi ;4'c-b’^''y'i-aH'.tT; nfiy kviU'fi SvFi'Abijii. i^lndei'
■.yir.yjvf.E^yA f ,< ^■: . yvvixji:?yn- Vvj v rtVjriviry',:^' ;t: i^i dy■ d'j.by;■ vßj.v'd'.';.ii|Y ■ -.'U^?’ ■ 3 rjfi&ibfl ■
■; yyy:->i-.Iv.-iyi ytVydy'’V .'%. .M^-iih'krf'i.Y; .■ A^l.4 ii'fy V'^^^Vrt Fyt '. ivy m ■ ri-.ti * ■ 1 }':i }a j.v. ,-^1 ■|■<r frt'O'öisji'f stTüi K. t>JkT6i -
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■VkjibF’^ ^\-\-h )■ bi'jy'_ v^i,^ dAy''A'nu''^ iCfiy-^nrn^U (o)'l ujfif't#^-ficti ninäyifbrt{^iL' Leffö mwl
^nfi» (y'tjrt'*ti[uyFii.ryy-yF JJ-uis-W-dnAj it-i-iV. i'h.^; iruivb 5*‘i'diintoWn‘ n^\{ ticn Mnrltt ■
.^Vizti'^i'i't''y-^yl.b';Sy -.(EitkCI.. '"' 1 ^'i V-vVTj’>-k‘^ ijii 'ifnif K^^'t’^''^‘'f* ^KühiK U,-b. [2ettf(i|cer'^,
■1.t>F. io-stiynOj.' . rjF-'^'Vf'" iTi:-'fivi'A^ tF-.- V3i,i-iL't*:j|i '•ir.i-HM' i>4rut<:b^: iü. tJflj'Csnij» hier in^fc'n yy'’
‘'A’ ’ r* > "diYi/ 1.\^ a td* L^+J.^■^-''^>.3 t'fn-U' l, TV r-i*-’ I- Aana.i.i»itH:vti iiUiS., biich üin Anor - ^
.;':^ry;iyy\y:siyyyvy:yjid)>yU.yi^FAVV‘y':.:^::rt.i^^^^^^^^ i-,374V ^^^rsfrV-a- 'dl^d./b *y'rt .-derh. ist vä tm' Syüiiner diii ^, -l;
'‘grbvi'i^irrFiidv >/t^i; 'lidvb''-»^ Wl.'in'-|;EG=in!it''iJ'vv rt^scU" dL-n tiniiufl liiiifi» ifuteii
-• 'A
Nr. 10
DEUTSCHLAND 533
WasEuropafürFerien reisenverbraucht. Ein Rechen¬
künstler, der ersichtlich viel Zeit übrig hat und mit dieser nichts Rechtes an¬
zufangen weiß, hat es für angezeigt erachtet, die Summen zu berechnen, die
der europäische Touristenverkehr in der Hauptreisesaison annähernd ins
Rollen bringt. Er ist dabei, wie der „Gaulois“ mitzuteilen weiß, auf den
hübschen Betrag von 640 Millionen Mark gekommen. Davon entfällt der
Löwenanteil auf die Schweiz, die von 3 Millionen Besuchern rund 150 Millionen
Mark einheimst. Die Riviera, Spanien und Italien haben zwar eine kleinere
Besucherzahl, immerhin lassen die Gäste aber auch hier an die 250 Millionen
Mark im Lande. Die Summen, die die Million Provinzbewohner und Fremde
in Paris, die 600 000 in London, die 5C0 CCO in Berlin und die 350 CCO in V^ien
auf der Durchreise ausgeben, glaubt der erwähnte Statistiker auf 180 Millionen
schätzen zu dürfen, wobei aber die von den Besuchern gemachten Käufe außer
Ansatz bleiben, w'ährend Badeorte, Seebäder und Sommerfrischen auf dem
Ausgabeetat des europäischen Reiseverkehrs mit dem bescheidenen Betrage
von 64 Millionen Mark figurieren.
EinTelegrammrundumdieErde, In Amerika wurde kürz¬
lich ein Versuch gemacht, um einmal feslzustellen, in welcher Zelt eine Nach¬
richt um die Erde telegraphiert werden kann. Ausgangspunkt des Telegramms
war die Redaktion der New York Times, der Inhalt bestand ln neun, den
Zw'eck dieser Depesche genügend erklärenden Worten. Das Telegramm um¬
kreiste die nördliche Hemisphäre vollständig, und zwar wurde es zunächst
nach Honolulu geschickt, von da nach Manila, dann nach Hongkong, Slnga-
pore und Bombay, von hier aus flog die telegraphische Mitteilung nach Suez,
dann weiter nach Gibraltar, berührte die zur Gruppe der Azoren gehörige
Insel Fayal, von wo aus sie dann wieder ln die Redaktion der New York Times
zurückkehrte. Die Depesche halte einen Weg von 52 000 Kilometer zurück¬
gelegt, 16 Durchgangsstationen passiert, und obwohl absichtlich gar keine
Vorkehrungen getroffen worden waren, den Draht für dieses Rekord¬
telegramm freizuhalten, so lief sie doch nach sechzehn und einer halben Minute
wieder an der Ausgangsstelle ein. Das Durchschnittstempo w'ar somit mehr
als 1700 Meilen pro Minute. Trotzdem kann diese Geschwindigkeit nicht als
Rekordtempo angesehen werden, denn die kürzeste Zelt, in der ein Telegramm
um die Erde befördert wurde, war die Dauer von neun und einer halben
Minute. Allerdings geschah dies bei der feierlichen Eröffnung des Pazifik¬
kabels im Jahre 1900. Damals w'urden aus diesem Anlaß alle Linien frei-
gehalten. Der gegenwärtige Versuch aber ist Insofern von größerem Interesse
und Wert, als das Telegramm als ganz gewöhnliche Depesche und ohne be¬
sondere Rücksichtnahme befördert worden war.
Ein deutsches Dorf ohne Steuern. Das Dorf Langenau¬
bach im Regierungsbezirk Wiesbaden kann sich eines Vorteils rühmen, der
von besonderem Interesse ist. Die Einwohner haben nämlich bis zum heutigen
Tage noch niemals Gemeindesteuern bezahlt und werden auch in nächster
Zelt nicht in die unangenehme Lage komm.en, Steuern zahlen zu müssen.
Das Dorf, das 780 Einwohner zählt, besitzt nämlich 500 Hektar Wald, aus
dem es jährlich 40 000—50 000 Mark Elnnahm.e erzielt. Außerdem verfügt
das Dorf über Kalksteinbrüche, die den Bewohnern ebenfalls Einnahmen
verbürgen. So kommt es, daß dies Dorf über ein bares Vermögen von
200 000 Mark verfügt. Die Gemeinde weiß aber damit vorzüglich umzugehen.
Es wurde hier eine elektrische Anlage gebaut, von der aus die elektrische
Energie jedem Bew'ohner frei ins Haus geführt wurde. Auch eine Hochdruck¬
wasserleitung hat dieses ideale Dorf.
der körperlichen Tauglichkeit für den Eisenbahndienst“, Sanitätsrat Dr.
Prinzlng (Ulm) über „Säuglingssterblichkeit und Wohnungsfürsorge der
Elsenbahnverw'altungen“, Chefarzt Dr. Roepke (Melsungen) über „Tuber¬
kulosebekämpfung im Mittelstände“, Oberbaurat Hentzen (Berlin) über „Ver¬
schiedene Arten von Blcckslcherungen für Elsenbahnzüge“, Dr. Malade
(Treptow) über den ,,serbischen Sanitätszug I im Balkankriege auf Grund
persönlicher Erfahrungen“.
EinFlug von 2000 Kilometer. Die glänzenden Leistungen deutscher
Flieger in den Monaten September und Oktober sind am 14. Oktober gekrönt
worden durch den Weltrekordflug von 2000 Kilometer, mit dem der Flieger
Stöffler den Rekord Brindejoncs gebrochen hat. Dieser hatte bekanntlich auf
seinem Flug Paris—Berlin—Warschau 1382 Kilometer zurückgelegt. Stöffler
hat diese Leistung bei weitem überboten und ist somit bis jetzt der erste An¬
wärter auf den 100 000-Mark-Preis der Nationalflugspende. Stöffler war um
12 Uhr 6 Minuten nachts ln Johannisthal aufgestiegen und nach Posen ge¬
flogen, wo ei um 2 Uhr 55 Minuten landete. Dann flog er nach Berlin zurück,
wo er um 6 Uhr 5 Minuten wieder eintraf. Um 6 Uhr 55 Minuten flog er weiter,
um nun den größten Teil seines Fluges, die 7(X) Kilometer lange Strecke nach
Mülhausen i. E. zurückzulegen. Es glückte ihm, dort um 1 Uhr 20 Minuten
zu landen, nachdem er eine Strecke von 1150 Kilometer erledigt hatte. Stöffler
flog dann weiter nach Darmstadt, wo er um 5 Uhr 55 Minuten landete. Hier
hatte er bereits den Weltrekord erreicht, da die zurückgelegte Strecke über
1400 Kilometer betrug. Nach einem Aufenthalt von 2 Minuten im Darm¬
städter Militärfliegerlager stieg Stöffler wieder auf und flog nach Mülhausen
zurück. Dort traf er um 7 Uhr 30 Minuten bei völliger Dunkelheit wieder ein.
Über dem Flugplatz gab Stöffler mit seiner elektrischen Taschenlaterne drei
Signale, daß alles an dem Flugzeug ln Ordnung sei. Außerdem gab er durch
Aufblitzen der Lampe nach den Morsezeichen den vor der Fabrik versammelten
Fliegern und Ingenieuren bekannt, daß er nicht früher landen wolle, als bis er
2000 Kilcmeter in der Luft zurückgelegt habe. Er flog dann abermals nach
Darmstadl und zurück und landete kurz nach 12 Uhr auf dem Mülhausener
Flugplatz.
H
Ausstellungen
D ü p p e 1 - G e dä c h t n i s - A u s s t e 11 u n g 1914 in Sonder¬
burg. In Sonderburg auf Alsen veranstalten die Kriegsteilnehmer von 1864
im Jahre 1914 eine Gedächtnisausstellung zur 50jährigen Erinnerung an die
ersten Einigungssiege von Düppel und Alsen. Dem Veteranenausschuß der
Ausstellung gehören als Ehrenvorsitzende an: Generalfeldmarschall Graf
V. Haeseler, 1864 Adjutant des Prinzen Friedrich Karl, General der Infanterie
v. Leszynski, der einzige noch lebende Ritter des Ordens pour le merite von
1864, Generalfeldmarschall v. Bock und Polach, der am 18. April 1864 in der
Sturmkolonne 5 mitstürmte, General v. Podbielski, der erste Dekorierte Im
Kriege 1864.
— m
1
Eisenbahnwesen
Verbandstag deutscher Bahnärzte in Leipzig.
Die deutschen Bahnärzte haben ihren 10. Verbandstag am 17. und
18. September in Leipzig abgehalten. Es sprachen Sanitätsrat Dr. Sonnen¬
kalb (Leipzig) über ,.Beiträge zur Untersuchung und Begutachtung Unfall¬
verletzter mit Demonstrationen und Lichtbildern“, Regierungsrat Harow
(Danzig) über ,,Die Eisenbahn vom Verkehrs- und sozialpolitischen Gesichts¬
punkte aus betrachtet“, Geh. Sanitätsrat Dr. Pollnow (Charlottenburg) über
,,ünterlelbsbrüche, Bruchanlagen und die Vorschriften betr. Feststellung
^^3
V erkehrs-Pr opaganda
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verkehrsrat für Bayern hat nach dem schönen Plakat, das er durch Ludw g
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V^enein beschlowOT, mu
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i'y Tifi^.tit'rPj UTld pretiOlMJ^'llieiSlAK^^
/S(;:tid«gey(!i Verkdir^r^yfj'tjw *;ift Sülchc» Aushangirepht Iwl,.
4;Us iSijisdfJUbit^ivOTi. Wäalif^ der
dj/f. 4U6. Itiۀt'd^^ liK( der- Verein wich die
eiAjfie.if:--'KiiTiaixiVi^j iiy. .A?ja»icht.
AvdSei'ft'rdeftlli^er Verlifl(jds^a^ des Mecklenburgischen Verkehre^
VsTSbasideSir
r^r .A't?ci:knbufgijc:b^^^ \-rM‘W^f!ä'’V*ifl]and Kit'U äm. \4/ Scpl/^U^Vr^
Hütet SiAdt. ■ b ((re tn Wair«! .r-inen . V.r:t t^’n ;. 'utr.
itn dwti. -diTr' Ma,T2fjsJrate -yd^ir-
, tcdw.«hmirjJ Uo*r^ft!,t-r. Sn^'^Mi^ermi -Gti-t^fown EVtaltlf):rft^ •WfdkbttW^ .W-ifiii^:-
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tr^v, ^.FFid SitTeiiit ■ (Ah). Aui?? dtn> tfcm. dem
hrihflJie*;iV^r SiPjäri^ritrifj <Röit<Jrk) mtstJ.fttfln ;B^nfil^^' übfi-
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Vi»l(kj!S;r»t4iii(;ht .xvj^T^mde.-itiifT: & ^tkMi stth cljt^riaU lyn-E^'^f'^'^''!^^^;^■.üf^H
S«^fh5(And^^fcC''it-d^^TT i^ür^. vßibeir iir-c^judej'eFi irjb.'liirre^ri iJ* OrL5!^i‘a|i.^tT»r jiti-
Se.vjnc /Vt^ferr.vaTiTi in dj^t) fttT.i-iF l5 keutiaen
■ \V.^jr^5,i^df:']i{!iVt die ir.t>U^r Str-itri- ^if'lü, frf -iH';h
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■ ciT?e •''r^^T^^ Gift.ikraitf fv-0i.4ri4r6Tt^ifit#Vvej:brtvid.''ari ?7^brj^fe*i: .
. iVmiidi'^iekkr wr VVmbUFjrtt^n, . för. HÄfe:
■. FfTtH^r fijTHfrs DuvJivhüfikd^fefi, 4fif?l^?rt-?
wiG^n riiTVf ^'ntni^tsafTicri
und F'.i^cfürurbl xi-fiiI C/i'<kfli5r> '<^‘irrd<rT t-^.--d^
lät-ho-htri, ließt A) “Jitlfjetiytiicu fßf EitV;tefi'ru.g:diisNe tftf
P^^^^^^■d^‘.‘r Tntifiinfe' ^vöfdj^ t/4t {^5- er^crpi^tih ni d^; Ha^d '^ft-erpj.mnktv*:./-
h^fZ 15/ ittv /jib^ di^r VeWiRSt-vt^ndiefurj^^ voti-H iTi>:v¥;^f"Tp>.b-t':bnii^rf^
and-2fi^-i AtJid Vi iriit l733 T<'UTi^bixitxo,,
und -über '-daif’ Va-ri-rii-'tintjet'
Land :mnd 25<^ Kduraitetiir Wr^r ^TrJfkFP^l /ß.ntq ri-^Äjji '^rll^■K^'>l^r^f■•':>h^if!
Vöfn iftv,' ’■ Oi^M^ T^?eSif-;A- .^:Wd<:A^
n3liiirt(i;^,'i dii? ftlirr. dwxii di'^
. ■ai£,‘f@citc‘,jcM :'vi?fdrfn kiinnlswv-. - Aifpfif
'Aäldlf hriit.-t wi dbfen '^3130^; ,dej' yÄr4;.in''jA'-
. >täffcftt'e-. 0«;&[pt4^st' -de^ Eif^lvefebs tsL-- dui-nntÄß' i?Öi4
Wf:rdffnf:Vtt7.t .bfijjtnftorrn S\ Emrip^bnuen urid Aw3^5B]ben iibibth Mfn
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Rcb^-tT. I^Tii yrfd k. Di'tvttiqgfi wurden zijr ’lncrifrnnuri^t difef •jit'Jfevlksb^.
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fict/ftfi'E!j der L*ha)jfliö;^k)prJiflri?einf,A^ rwe'r lieT fLk/
Bücherschau
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pe(;:ebeTi wn Pi'iL ßr. bjans und Dr^ WakcT CerBitlg.... Eltto' TtfU i.
|}et»t^e)il$rnd m ISOBddefTh ;!utenjrrtn^e£Tr1k und vt>ti
fn Lenj^^n Picbtmden 2 Müfk 73 Vetkii- ßihH<i0'itphf.K^
. ili Jy /id . Wiert, mehren sielt die Bücbtf ^
ijt- ,-.■ ■ 3' ^ .. {ii^,. Ui■ theDr^ii^lj betfiebene Heimst-
■ ^..'u-ri^W‘ . -Fr^ 1ch'T■ ■ rij. • V' Lh^' .Af>st}skuiing d er ■ La ndsclwhen, tfie
Vrrij^.bjbj;t;.^n dte p^ tüvE^lefeß Landcsteile sindl Orund-
i^p.- -tJ^: .PfJegc der Hcimatbinde slL
':t.ö-L. ■ iüf EW'dtcrung der pr^ittiacben
Hf ri^-ft^t^ßndß .gfwiVfdfat, und seMcffi F#cb-
ktiifij/ y.pjr^' h^i[>örh^gc^d^:^ i3^ir ihrer HiJCc die
fittfftifi'/L y>:feöchetj\ sFc-v^r iJa^v Aü^j^t'd^'. intJU ftfritdcir?
hjihf*xi siyh di»i AiiscliiiiJiin^MFi d^^ cr^rnifltchs^ WesW3 der Hcitnalleiitwk
;iV«t|v-?ifid-Efa-cA Wk srb^'3.dfe& nlcbi- blc^ Lindichafiyen
■hi’ii,i i^M'ki'|blv.;dic R,ejileiniff3ic.h ^chöB ‘ Le jeiybrmt A^dicn^
dfi^j^'^'kiWi^rrs- 'iirEd der Pflege, wer« daß 'ted^- 'Litödsüricb setcx
•i^.B?'. AL^^rUi<h't{iclich: Silihrihcitrn bEirfiit7.t^.; dt^rp°;ft' Lihrdtuf?^ noinvWKjJge PFIlcltl
ifit^ Lütf ?*^.yTi'o/;ir j:L^f;ridi>- E>itdrXv.ri|i>,^ dm prarktkehe nun-
„fRehr -dar^.L drl^ dw
IViaits-icy A^-v tind.. Df,i, •
(;i^gebrn ifdWf, , D^t »fw vöiflA-tthde ^:r^Jr Tdl ift - ^
tVK/jik^rT Hynn^i seifte
u.'t^ E'f/kdrii. Tüfi d sjjF^er^pKkyrkwTF L^ibf r lind Htf uiittTrtOtJOnk
ahrr auclt
Jäfün> vötdbhiL Buc auch tfj dieser & 1* m
wi^iy/H.SiUiF d-^n^;^^i*i!crlu:.ri Se^ftrtbiinf.et^dk^Rt*.recht .cKhdf^Jdyj<h:7!!cr^fohien
. r^'ftfdcii-. :Dcir Vr.^TÜR^'cr: f]ie-5Gi.eif.sf.?pn "iViL:- Df - ߥni^
: ^Li ■ ]. a n ijViiw. ß? rtLt ^■' B dd A'^fF-, rieri Ltridfrh-ahyfeTtnfji ’i dk"' ^l^ehifttev
. ht [vt- ■ ;Ltr-äi.j i':' .■ mfi?f.itin 1 6 k .Vcfsthied^noT(' ;\S5*d4
^ thrLfttn ■ liiui’ tri^uEcrt ■ . x htrj t-i itrht' n- Au S'^tihi c ftg? ij^. ■ ■ tti' 250 Jum
■' I 5 ).j: üJbt'rrjj’t.EJ n^iid . A-ultükiTirn, ' . ' C.
Se.hlljd des Teifs;
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2 n?n Aifiiri^r.'n. ^ Voile man ethn^ VaitÄirjS : Ac^Sicn
VchjeTr.^ Am dit?. I^ßh?,'ijk-r.j«n iief pilsseldhrf»; Po^tfeeJ» 4^4'^
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■ -i-ri F d^Anf ii\'5if>afiietT: än^sr^:-^ imtJufi’^Vihf'r
■.■Wt^'ftft tidTki-. j^ttS: nnÄ lei^eLd^hejf Für .jEidithwt .yifej
■■ He^rdseu'-' dcWtihyh .■yvW^ SsW
■ ■;: iA'iKv 0^131 sc ^3 t^ji, t'ä-^v V>>dß^^ -hkhi - ^bötsen
■.■ >vdW. -.vAla-hr.Lfikfhy . pW-^jr
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£ hl 1 4>t t!i tn 1 u f _ 11 f:tt < j ? fiph len 1 'S. ■ Ök t n'b . .ittr-, BJtäiiter
. Lp. ?^nvf*a,ihei
, Zur • U ^ th s L r r 1 Ep tjiV i ^ f s siT^-ivch 'ifI t -^000/-^ :NL • G«itdpreifle
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. iVti* -Wfifnihi'W-ejWLvdiniiürii Wcjnieh veisytnit H^om
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DEUTSCHLAND
Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatliebe
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Amtliches Organ des Rheinischen Verkehrs-Vereins,
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Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Akt.-Ges. (W. Girardet), Düsseldori.
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Nr. 12/13 Düsseldorf ♦ November^Ausgabe 1913 IV. Jahrg.
Skiwanderungen durch deutsche Wintersportgebiete.
Hauptstätten des Wintersports in Thüringen.
Von E. W. Rohde (Gotha).
Wenn der Sommer zur Rüste geht und nicht nur die
Schatten, sondern auch die Abende länger werden, tritt für die
bis dahin durchweg recht belebten Kurorte des Thüringer
Waldes eine Zeit der Ruhe ein. Mit den fallenden Blättern
verschwinden die letzten Sommergäste, und nur noch der
naturfrohe Wandersmann — auf deutsch Tourist geheißen —
hält hier und da Einkehr und wird nunmehr selbst an solchen
Stätten der Beachtung für wert gehalten, an denen ihn in der
Hauptgeschäftszeit höchstens ein mitleidiger Blick des Herrn
„Ober“ streift. Überall aber benutzt man diese Zeit des Über¬
gangs vom Sommer zum Winter zur Vorbereitung auf letzteren,
denn nicht mehr wie ehemals ist dieser für die Orte des
Thüringer Waldes eine Zeit behaglicher Ruhe, da man von
dem zehrte, was der Sommer gebracht, sondern heutzutage
ist auch der Winter für viele Orte eine Zeit des Geldverdienens
geworden. Denn auch da, wo im Sommer nur der Schlag der
Axt durch die Stille des Waldes klang, wo Häher und Specht
die Mittagsruhe des
Hochwildes mit
schrillem Krächzen
oder mit emsigem
Hämmern störten,
eilen, sobald der
erste Schnee eine
halbwegs brauch¬
bare Decke gibt,
Wintersportler bei¬
derlei Geschlechts
und jedes Alters
die weiten Halden
entlang oder tal¬
wärts die Hänge
hinab, den Freuden
des Winters huldi¬
gend. Und seitdem
wir Deutschen uns
daran gewöhnten,
auch den Winter
unter die Zeiten
zu rechnen, die uns
Angenehmes zu bieten haben, sind die Thüringer zur Betäti¬
gung des Wintersports übergegangen. Naturgemäß waren
dies zuerst die Bewohner des Thüringer Waldes, die ja
schon von Hause aus durch den zeitweise recht strengen
Winter und durch hohen Schnee gezwungen wurden, Verkehrs¬
möglichkeiten zu ersinnen, welche der Jahreszeit angepaßt
waren und welche von selbst dazu veranlaßten, sich ihrer
auch zum bloßen Vergnügen zu bedienen. Zögernd nur
folgten die Bewohner der Ebene. Müssen sie doch, wenn
ihnen der Schnee fembleibt, den Winter in den Bergen
aufsuchen und eine längere Bahnfahrt daran wenden, um
dem winterlichen Vergnügen huldigen zu können.
Es dauerte aber nicht lange, da kamen auch aus größerer
Entfernung sport- und naturfreudige Menschen herbei, um
sich während des Winters auf längere oder kürzere Zeit im
Thüringer Walde niederzulassen. Und so ergriffen die
Thüringer die Gelegenheit, hier ihrem Walde ein neues
Glied seiner man¬
nigfachen Reize
einzufügen. Erst
waren es die durch
Lage und gleich¬
mäßiges Winter¬
klima bevorzugten
Orte, die auch die
sonst im Winter ge¬
schlossenen Unter-
kunfts-, Verpfle-
gungs- und Unter¬
haltungsstätten den
Winter hindurch
offen hielten, bald
aber folgten die
übrigenOrtschaften,
Weiler und einzeln
gelegenen Gast¬
stätten nach, und
so ist heute über
den ganzen Thü¬
ringer Wald ein
Oberhof: Bob in der Kurve (Aufn. von Gebr. Haeckel, Berlin)
536 DEUTSCHLAND («900000000090000000000000® Nr. 12/13
Netz von Wintersportorten gebreitet, welches die Ausübung
jeder Art dieses Sports gestattet. Ob hinsichtlich Ver¬
pflegung und Unterhaltung nicht hier und da eine allzu
große Anpassung an die Gewohnheiten der Großstadt geübt
wird, sei dahingestellt. Es will aber zuweilen scheinen, als
ob stellenweise eine größere Betonung des Natürlichen der
Gesundheit des einzelnen und auch dem, was den Sport
volkstümlich erhält, besser frommen wollte.
Mag man den Thüringer Wald zur Winterzeit der Länge
oder der Breite nach durchstreifen, m^ln wird überall Unter¬
kunft und verständnisvolle Aufnahme finden. Obenan unter
den Wintersportorten steht, durch Höhenlage und Klima
begünstigt, Oberhof, dieses noch vor 20 Jahren im Winter
kaum aufzufindende ehemalige Holzarbeiternest. Hier ist ver-
bezahlen. Anderseits kommt aber auch der bescheidenere
Ansprüche Stellende bei schmalerer Börse auf seine Kosten.
Die Sportgelegenheiten sind die allerbesten. Ein meilenweitcr
Wald gibt nach allen Seiten hin genügend günstiges Gelände
für den Skilauf, eine lange Rodelbahn veranlaßt zur Ausübung
des Schiitteins, zwei Bobbahnen sind dem Bobsleighsport ge¬
widmet, und der unter dem Protektorat des Herzogs Karl
Eduard von Koburg und Gotha stehende Herzogliche Bobsleigh¬
klub hat seinen Mitgliedern und Gästen im vergangenen Winter
ein eigenes Klubhaus erbaut, das in jeder Hinsicht der Be¬
quemlichkeit gewidmet ist. Natürlich fehlt auch eine Eisbahn
nicht, auf welcher sich alt und jung tummeln kann. Wie
Oberhof ursprünglich eine Sommerfrische war, so hat sich
auch der altbekannte Kurort Friedrichroda schon vor einer
einigt, was der Sport nur irgendwie erfordert. Neben einer
Reihe von guten Hotels ist auch für genügende Unterkunft
in Privathäusem gesorgt, denn der ganze Ort hat sich seiner
Bestimmung, hier oben der Hauptträger des Wintersports zu
sein, angepaßt. So findet denn auch der durchfrorene und er¬
müdete Wandersmann überall wohlig durchwärmte Zimmer
und angenehme Aufnahme, und den Grad seiner übrigen Be¬
dürfnisse kann er seinen Ansprüchen und Mitteln anpassen.
Unberechtigterweise hängt Oberhof seit einiger Zeit der Ruf an,
ein teures Fleckchen Erde zu sein. Natürlich muß derjenige,
welcher nun einmal nicht auf jede Bequemlichkeit von Haus
aus verzichten will, der wünscht, daß ihm alles zur Verfügung
steht, was ihm an andern Orten das Leben lebenswert macht,
hier oben auch angemessene Preise für solche Annehmlichkeiten
Reihe von Jahren, wenn auch anfangs zögernd, dazu ent¬
schlossen, nicht nur ein bevorzugter Sommerkurort zu sein,
sondern auch dem Wintersport eine Stätte zu bieten. Und so
ging man auch hier in den letzten Jahren frisch daran, sich
Sportbahnen zu bauen, die neben die besten treten können,
wenn seine tiefere und gegen Kälte geschütztere Lage natur¬
gemäß auch nicht einen solchen Winterbetrieb hervorrufen
konnte, wie ihn Oberhof aufzuweisen hat. Dennoch aber kehren
in Friedrichroda neben den alten Gästen, die den Ort im Sommer
schätzen lernten, bei gutem Schnee allwinterlich immer mehr
Sportfreunde ein, um sich winterlicher Naturfreude hinzugeben.
Sprunghügel, Bob- und Rodelbahnen und das meistens sanft
abfallende Skigelände lassen jeden finden, was er sucht. Von
ähnlich günstiger Lage ist die alte, durch Goethe bekannte
Nr. 12/13
DEUTSCHLAND
m 537
Bergstadt Ilmenau. Auch hier ist dem Wintersport eine Heim¬
stätte bereitet, an der es ihm wohl sein kann. Vom Gabelbach
herab, vom Geiste Scheffels und Goethes umwoben, führen
die Sportbahnen talwärts, daneben reichen andere Täler bis in
die Nähe der Stadt und geben ihr mit ihrem sportlichen
Leben zur Winter¬
zeit ein Gepräge,
das an manche
Stadt des Harzes
erinnert. Vor allem
ist es hier die
Jugend, welche dem
Orte das charakte¬
ristische Gepräge
gibt. Seitdem auf
dem Kickeihahn,
nicht sehr weit
von Goethes altem
Bretter - Häuschen,
ein vorzügliches
Berghotel errichtet
wurde, braucht kein
Wandersmann, der
den alten Rennsteig
entlang läuft, mehr
zur Stadt im Tale
hinabzusteigen, er
kann hier oben aus¬
ruhen und dann
weiter seine Pfade i? • j • l j • w/ . r
. , T-. . r riedrichroda im Winter (Aufn.
Ziehen. hrinnerte
ich vorhin daran, daß gerade in Ilmenau die Jugend unter den
Wintersportlem auffällt, so muß hier eines noch weit größeren
Gebiets gedacht werden, in welchem die Jugend der Bevölke¬
rung zeigt, daß es nicht mehr für gesund gehalten werden darf,
im Winter Türen
und Fenster gegen
frische Luft abzu¬
schließen und sich
dem Winterschlaf
hinzugeben. Es ist
der ganze Kreis
Schmalkalden, in
den diese Jugend¬
bewegung hinein¬
getragen wurde,
und zwar von kei¬
nem Geringeren als
von seinem Land¬
rat, dem um die
Jugendsache in aller
Stille so hochver¬
dient gewordenen
Geh. Regierungsrat
Dr. Hag en. Es
dürfte wohl einzig
in Deutschland da¬
stehen, was hier
geschaffen wurde:
ln allen Ortschaften
des Kreises Jugend¬
gruppen, die, straff Winterlicher Wald (Aufn. von
organisiert, allen
Arten des Wintersports obliegen, wenngleich natürlicherweise
Skilauf und Rodel im Vordergründe stehen. Bedürftigen
Werden aus öffentlichen Mitteln die Sportgeräte gekauft oder
geliehen, wodurch der billige Ein wand hinfällig wird, daß
oie Ausübung des Wintersports zu teuer sei. Der Hauptmittel¬
punkt des Kreises in sportlicher Hinsicht ist die aus der Asche
neuerstandene Stadt Brotterode, deren bergige Umgebung sich
allmählich bis zum Inselsberge hinaufzieht. An Städten, deren
Lage zum winterlichen Sport geradezu herausfordert, seien
noch kurz Eisenach und Ruhla genannt, welche daher auch
seit Jahren in der
Reihe der Sport¬
orte stehen.
Daß es aber
durchaus nicht im¬
mer ein städtisches
Gemeinwesen mit
großen Mitteln zu
sein braucht, wel¬
ches dem Winter¬
sport Tür und
Tor öffnen kann,
das beweisen viele
kleinere Orte des
Thüringer Waldes,
welche zum Teil
sogar direkt vom
größeren Verkehr
abgelegen sind und
doch dem Sport
gute Heimstätten
geworden sind.
Von einigen unter
ihnen ging die
erste Blütezeit des-
^’on Willy ZicRenhorn, FrieclrichroHa) ii l* I .
selben sogar direkt
aus. Es sei hier nur an Orte wie Igelshieb, Neuhaus, Emst¬
thal erinnert, welche die noch heute als beste Mannschaften
anerkannten Läufer- und Springerreihen stellten. Sandte
doch Ernstthal seinen Besten, Karl Böhm-Hennes, mehrfach
ins Ausland, um
dort die deutschen
Farben zu ver¬
treten, im ver¬
gangenen Winter
nach Kristiania
zum Holmenkol-
Rennen. Seitwärts
vom großenVerkehr
gelegen und daher
zur Ausübung
wahren Sports wie
geschaffen, liegen
so manche Orte im
Thüringer Walde,
die zu nennen hier
der Raum mangelt.
Erinnert sei nur
an Gehlberg und
Gräfenthal, welch
letzteres in diesem
Jahre die Haupt¬
versammlung des
Thüringer Winter¬
sport-Verbandes
aufnehmen wird.
Wer Ruhe sucht
und dabei Gelegen¬
heit haben möchte, Skilauf und andere Sportarten ausüben
zu können, der sei gerade auf solch kleinere Orte hinge¬
wiesen, welche sich ihre thüringische Ursprünglichkeit
noch am meisten bewahrt haben. Muß man dabei natur¬
gemäß auch auf manches verzichten, was an anderer Stelle
Willy Ziegenhom, Friedrichroda) ■
538 @€^^} 0 e 00 €>e 0 e 0 ee@e 0 »^^^^^ DEUTSCHLAND [5^00^00888 800000000000008 8 Nr.l 2/15
erwünscht ist, so erhöht das den
Reiz der Sache und kann der
Stählung und Gesundung des
Körpers nur förderlich sein.
Für gute Unterkunft ist heut¬
zutage überall gesorgt. Auf zwei
Stätten soll hier zum Schluß
noch hingewiesen werden, die
einsam gelegen und doch
leicht zu erreichen sind. Das
sind zwischen Kickeihahn und
Oberhof an breiter Landstraße
die altbekannte Schmücke und
zehn Kilometer weiter von
dieser, unweit des Adlersberges,
das Stutenhaus. Beide bieten
das Köstlichste, was uns der
Winter bringen kann: Erholung
inmitten der Stille unseres
einzigartigen deutschen Hoch¬
waldes. Wer sie sucht und
dabei dem Sport in winterlich
reiner Luft leben möchte, der
sei neben andern Stätten
auf sie nicht zuletzt hinge¬
wiesen.
So regt es sich überall
geschäftig auf dem Thüringer
Walde, um den Wintersportlern
ein freundliches Willkommen
bieten zu können, wenn der erste
Oberhof: Schneeschuhläufer auf der Gabelwiese
reichliche Schnee sie den Höhen
unseres Mittelgebirges zutreibt.
Es konnte nicht der Zweck
dieser Ausführungen sein, hier
alle Orte aufzuzählen, welche
den Wintersport in ihren Be¬
reich gezogen haben. Es ist mir
wohlbekannt, daß ihre Zahl weit
größer ist, denn heutzutage ist
gerade dieser Sport zu einer
Volkssache der Gebirgsbewohner
geworden. Auch am Süd-
abhange des Thüringer Waldes
und nach Osten hin liegen
genügend Ortschaften mit gün¬
stigem Sportgelände. Wer daher
für die Wintermonate eine Stätte
sucht, an der er bei körper¬
licher Betätigung seiner Erholung
leben möchte, der kann kaum in
Verlegenheit bei der Auswahl
dieses Ortes kommen, es bieten
sich ihm wenigstens genügend
viele an. Darum ein Ski-Heil
allen, die in den nächsten
Monaten unsere Thüringer
Hänge und Täler entlang eilen
werden auf Ski, Rodel oder Bob.
Mögen alle finden, was sie
suchen, und mit neuem Lebens¬
mut an ihre Arbeit zurückkehren
Winterfahrten in den Vogesen.
Von Adrian Mayer (Straßburg).
Unsere elsässische Bergwelt bietet namentlich im Winter
ein nahezu alpines Bild, das vor dem Hochgebirge noch den
Schmuck des großartigen, ursprünglich wilden Tannenwaldes
voraus hat. Gegenüber andern Wander- und Sportgebieten ist
sie aber immer noch weniger gekannt, und gewisse nationale
Einwirkungen, die für den Fremden kaum jemals hervor¬
treten, hatten den Besuch in den letzten Jahren nicht gerade
mehren helfen. In einer vor kurzem erschienenen Schrift
,,Vogesenzauber“ eines schweizerischen Gebirgswanderers äußert
sich der Verfasser sehr sachlich gerade über diese Seite der
Frage, doch verdient auch das, was er über die Landschaft
selbst sagt, alle Aufmerksamkeit. Seine Freunde hatten ihn,
den rüstigen Alpenwanderer, von dem lange geplanten Besuche
der Vogesen zurückhalten wollen, „jener niedrigen Gegend,
wo nichts an unsere Alpen erinnere. Die so sprachen,“ so schreibt
er nach zurückgelegter Wanderung, „hatten keine Ahnung vom
Vogesenzauber, und ich glaube nicht, daß, die Alpen aus¬
genommen, irgendein anderes Gebiet auf den Wanderer einen
solch nachhaltigen Eindruck hervorbringt.“
Dieses Urteil des schweizerischen Vogesenwanderers wird
für den Wintersport in vollem Umfange ergänzt durch das, was
vor Jahren schon einer der frühesten Skiwanderer der Vogesen
in einer Münchener Zeitschrift schrieb: ,,Mehr wie in andern
deutschen Mittelgebirgen bietet sich die Möglichkeit zu aus¬
gedehnten Touren, auf denen man aller Genüsse der Winterwelt
ohne besondere Anstrengung teilhaftig wird. Eine auf die
Hochvogesen beschränkte Erscheinung, die geschlossene Kamm¬
bildung, bietet Gelegenheit, stunden- ja tagelang in abwechseln¬
dem An- und Absteigen ohne bedeutende Höhenunterschiede
dahinzugleiten, bei klarem Wetter angesichts der Hochalpen
vom Montblanc bis zum Säntis, ein Umstand, der jeden, der
im Skilauf nicht nur den Sport, sondern auch die Vermittlung
winterlicher Schönheit sucht, veranlassen sollte, diesem Ge¬
biete deutscher Natur sein Augenmerk zuzuwenden. Die
Fahrt bietet Bilder, die an Erhabenheit ihresgleichen suchen —
wer das einmal gesehen, der vergißt es nicht.“
Es muß ergänzend bemerkt sein, daß diese Eigenschaften
der alpinen Vogesen des südlichen Elsaß dafür auch Anforde¬
rungen an den Wanderer und Sportfreund stellen. Denn die
Aufstiege und Abfahrten zu und von den meist in 1000 bis
1300 Meter Meereshöhe liegenden Kammflächen sind nicht so
bequem und sanft, wie in Gebirgen von weichem Plateau¬
charakter. Vielfach fällt insbesondere der Haupt- und Grenz¬
kamm der Vogesen steil gegen die elsässischen Täler ab, während
er nach der französischen Westseite langsam in das Hügelland
übergeht. Durch diese stark ausgeprägte Gliederung aber
bieten wiederum die Vogesen zu allen Jahreszeiten Landschafts¬
bilder von großer Schönheit, vor allem im Winter, wenn
auf dem Schneegebiet in klarer Luft über den Nebelregionen
der Tiefe bis zum fernen Alpenkranz im Süden über das
Rheintal zum Schwarzwald und weit nach Frankreich hinein
der Blick reicht. Doch auch die Nahebilder sind sowohl vom
Hauptkamm als auch den Gipfeln der zahlreich in das Elsaß und
nach Frankreich ausstrahlenden seitlichen Bergketten durchweg
malerischer und eindrucksvoller als in andern Mittelgebirgen.
Die Anfänge des Wintersports in den Vogesen reichen
schon etwa 20 Jahre zurück, doch hat er sich eigentlich erst
im letzten Jahrzehnt besonders entwickelt, wenn schon die
beiden jüngsten Winter 1911/13 wie allgemein so auch bei uns
ziemlich schneearm waren. Neben unsern älteren Winter¬
sportvereinen, dem Skiklub Vogesen in Straßburg und Mül¬
hausen und dem Schneeschuhverein Hochvogesen in Kolmar,
hat sich seither eine große Anzahl von Ortsvereinen gebildet,
denen sich auch die akademischen Klubs anreihen, die sich
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Nr. 12/13
SÜD DEUTSCHLAND m
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besonders der Pflege des Schneeschuhsports widmen und all¬
jährlich aus Deutschland, Frankreich und den Nordländern
besuchte Rennen und Winterfeste veranstalten. Was die Unter¬
kunftsverhältnisse angeht,
so möge in Betracht ge¬
zogen werden, daß durch
den schon hervorgeho¬
benen alpinen Charakter
die Vogesen nicht mit an¬
dern Mittelgebirgen hin¬
sichtlich der zu stellenden
Ansprüche auf eine Stufe
gestellt werden dürfen, wie
dies so vielfach in Un¬
kenntnis der besonderen
Verhältnisse geschieht. Die
Gasthäuser auf den Höhen
sind bei dem Hochgebirgs-
charakter der Vogesen
nahezu allein auf den
touristischen und sport-
lichenVerkehr angewiesen ,*
sie entbehren in diesem,
von Ortschaften oder
größeren Höfen fast gar
nicht besiedelten Hochlande vollkommen der Grundlagen
des Ortsverkehrs, wie es z. B. in dem auf seiner ganzen
Hochfläche bis an den Hauptkamm fast überall stark
bewohnten Schwarzwald der Fall ist. Daher konnten die
Gasthäuser in den Vogesen zunächst nur langsam der
Entwicklung und den Anforderungen des Wintersports
folgen, haben sich dem aber dann immer mehr mit ihren
Einrichtungen angepaßt.
Eine Anzahl von Sport- und Wandervereinen ist nun ferner
dazu übergegangen, in Ergänzung der vorhandenen Berghotels
auf für den Wintersport geeigneten Höhen eigene Klubhütten
zu bauen, wie am Gro߬
mann, Hochfeld, Breit¬
first, Nonselkopf, Mark¬
stein und auf Hüs-Wasen
nahe dem Herrenberg¬
sattel, oder aber sie haben
in den südlichen Hoch¬
vogesen gelegene Senne-
reien, die im Sommer von
April bis Oktober durch
die Melker und Rinder¬
herden bezogen sind, für
den Winter gemietet und
zu Sportzwecken herge¬
richtet. Auch in dieser
Entwicklung des Hütten¬
systems sind also unsere
Vogesen ihrem größeren
Vorbilde, den Alpen, in
ganz natürlicher Weise
gefolgt. Den elsässischen
Donon-Tempel (Aufn. von Julius Manias & Co., Siiaßburg i. E.) Vereinen hat sich femer
derTouring-Club de France (mit Sitz in Paris) durch Errichtung
von Unterkunftshäusem am Grenzkamm der Vogesen, beim
Tanneck, Rainkopf, Grand-Ventron und Bärenkopf auf fran¬
zösischem Gebiete angeschlossen.
Neu ist in den letzten Jahren sodann auch der Rodelsport
dazugekommen, der zuvor nur gewissermaßen wild auf Straßen
und Hängen gepflegt wurde. Den Ansporn dazu hat der vor
drei Jahren begründete Rodelklub Straßburg gegeben durch
Rodelbahn Struthof des Rodelkluhs Straßburg (Aufn. von G. Schmidt, Schirmeck i. E.)
540 DEUTSCHLAND
Nr. 12/13
Weißer See (1055 m)
die mit Unterstützung der Forstverwaltung, des Vogesenklubs
und der Gemeinden des Breuschtals an der Höhe des Louisen¬
felsens bei Schirmeck-Rothau kunstvoll angelegte große Rodel¬
bahn, die eine überaus schöne, aussichtsfreie Lage besitzt und
zu einem bevorzugten Mittelpunkt winterlichen Sportlebens
für Straßburg und weite Teile des Elsaß geworden ist, zumal
die Umgebung der Bahn auch gutes Skigelände aufweist.
Weitere Bahnen sind daraufhin durch den Wintersportverein
Markirch an den Hängen der St.-Didler-Höhe, ferner durch
Vereine und Gemeinden bei Münster, auf Drei-Ähren, am
Weißen See und bei Kurhaus St. Anna im Belchengebiete
sowie in den Nordvogesen bei Niederbronn, Bitsch und
Zabern, schließlich im Elsässischen Jura bei Altkirch und
Pfirt angelegt worden.
Über die für den Schneeschuhlauf besonders geeigneten
Gebiete mögen die nachfolgenden Angaben unterrichten:
Breuschtal Nordseite: Vom Narion und Donon über Noll—
Großmann (Hütte des Akademischen Touristenklubs Straßburg)
—Hengst—Schneeberg gegen Wangenburg und Dagsburg.
Höhen bis zu 1000 Meter. Breuschtal Südseite: Hochfeld
Hütte der Vosges-Trotters, Straßburg) und Vorberge gegen
Grendelbruch—Struthof—Schirmeck—Rothau—St. Blaise sowie
gegen Hohwald—Barr. Höhen bis zu 1100 Meter. In den Süd¬
vogesen: Markirch und Umgebung gegen den Grenzkamm
und Brezouard, 1200 Meter. Beim Münstertal: Drei-Ähren
sowie Münster, Hohrodberg, Metzeral und Landersen oberhalb
Sondernach, 500 bis 1000 Meter. In den eigentlichen Hoch¬
vogesen: Weißer See und Umgebung mit dem Grenzkamm
(Internationale Skirennen des Skiklubs Vogesen). Schlucht,
anschließend Grenzkamm und französisches Gebiet bei Ferme
Montabey (Rennen des Skiklubs Hochvogesen). Grenzkamm
Schlucht—Hohneck—Rainkopf, weiter über Rotenbacherkopf—
Breitfirst (Hütte des Skiklubs Vogesen, Straßburg); Metzeral
(Hütte des Skiklubs Hochvogesen, Kolmar, am Nonselkopf);
Herrenberg (Hütte des Skiklubs Mülhausen)—Kamm; Breit¬
first—Kahler Wasen (Rennen der Vosges-Trotters, Kolmar),
oder Markstein—Großer Belchen (Vosges -Trotters, Mülhausen).
Großer Belchen: Nord- und Osthänge gegen Lautenbach—
Gebweiler—St. Anna, Südhang gegen St. Amarin, Lauchensee
und Umgebung. Roßberg gegen Thann—St. Amarin und
Wesserling. Grenzkamm—Welscher Belchen (Ballon d’Alsace)
—Bärenkopf—Masmünster. Höhen von 800 bis 1400 Meter.
Schneeschuhwanderungen im westlichen Sauerland.
Von H. Großjohann (Lüdenscheid).
I. Von Dahl nach Lüdenscheid.
Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl derer, die bei guten Schnee¬
verhältnissen allsonntäglich hinausziehen nach dem bekanntesten
Wmtersportplatz des Sauerlands, nach Winterberg, um in der
Umgebung des Kahlen Asten die flinken Hölzer zu tummeln
oder auf sausendem Bob hinabzufahren von der Kuppe der
Kappe ins enggewundene Nuhnetal. Welcher Wandel hat sich
hier im Verlauf von wenig mehr als einem Jahrzehnt vollzogen!
Noch vor kaum einem Menschenalter galt Winterberg als un¬
wirtschaftlichster Ort in ganz Westfalen, den ohne zwingenden
Grund, zumal im Winter, niemand aufsuchte. Gespenstisch
ragten zu jener Zeit die als Wegemarken dienenden Holzkreuze
aus dem Schnee heraus; bei andauerndem Schneesturm wurden
auch sie noch gar oft verweht, und mehr als ein Menschenleben
hat damals in strengen, schneereichen Wintern im tiefen Schnee
Nr. 12/13
DEUTSCHLAND
sein stilles Ende gefunden, und die Mär davon war nur zu gut
geeignet, die wenigen Wanderlustigen des Winters gänzlich
von diesen Gebieten femzuhalten.
Auch die nach Begründung des Sauerländischen Gebirgs-
vereins einsetzende rege Werbetätigkeit, die darauf abzielte, den
Verkehr im Sauerlande zu heben, vermochte für die Winter¬
monate keine Besserung zu erzielen. Das wurde mit einem
Schlage anders, als sich der Wintersport auch im Sauerlande
auszubreiten begann, wobei die inzwischen in Betrieb gesetzte
Bahn Bestwig—Winterberg in ihrem Teile in günstigster Weise
dazu beitmg, das geradezu ideale Winterberger Skigelände in
erreichbarere Nähe zu rücken. Schon die ersten Wintersportfeste
übten eine große Anziehungskraft aus, die sich von Jahr zu
Jahr in erheblichem Maße steigerte. Und hätten nicht die letzten
schneearmen Winter den Wintersport in starkem Maße gehemmt,
Winterberg wäre noch in viel höherem Maße, als es jetzt
schon der Fall ist, der Mittelpunkt des gesamten nordwest¬
deutschen Wintersports geworden.
Sein Name ist heute in aller Munde; seine Anziehungskraft
wächst von Winter zu Winter. Wenn ihm nun auch niemand
seinen Rang, der König der sauerländischen Wintersportplätze
zu sein, streitig machen wird, so kommen doch neben ihm eine
Anzahl anderer Gebiete in Betracht, die sich, gute Schnee¬
verhältnisse vorausgesetzt, ebenfalls sehr gut für den Winter¬
sport aller Art eignen, und die ihre oft minder guten Schnee¬
verhältnisse durch ihre schnelle und bequeme Erreichbarkeit
zum Teil ausgleichen.
Denn Zeit und Geld spielen immerhin bei der Mehrzahl
der Wintersportsleute eine große Rolle, und wessen Zeit gemessen
und wessen Beutel nicht allzusehr gespickt ist, dem wird es
zweifellos angenehm sein, zu hören, daß vom Niederrhein und
vom Industriebezirk aus die bis zu 666 Meter ansteigenden
Höhen des westlichen Sauerlands, die in der Hälfte der Zeit
und mit der Hälfte der Kosten zu erreichen sind, an vielen
Wintertagen alle Anforderungen erfüllen, die man an ein gutes
Schneeschuhgebiet stellt.
Das trifft z. B. in hohem Maße auf die Umgebung Lüden¬
scheids, Preußens höchstgelegenen Stadtkreis, zu. Die Bahn¬
linie, auf der auch Sportsonderzüge mit um 40 Prozent ermäßig¬
ten Fahrpreisen verkehren, erklimmt dort eine Höhe von
450 Meter; ein kurzer Marsch durch die Stadt, gleichviel, nach
welcher Richtung, und überall ist Gelegenheit geboten zu
tadellosen Abfahrten, zu Schneeschuhwanderungen, zum Hand¬
schlittenfahren auf wohlgepflegten, von der Stadt unterhaltenen
Bahnen, zum Schlittschuhlaufen, wozu die Eisplätze in der
Stadt wie vor allem die ausgedehnten spiegelglatten Eisflächen
der Talsperren einladen. Daß auch eine besonders angelegte
Übungsbahn für Schneeschuhläufer mit Sprungschanzen vor¬
handen ist, sei nur nebenbei erwähnt.
Besonders hervorzuheben ist die außerordentlich mannig¬
faltige Schönheit des landschaftlichen Rahmens, der Lüden¬
scheid umgibt. Da sich die Stadt über mehrere Bergkuppen
(die höchste davon ist 500 Meter hoch) ausdehnt, die durch
schmale Bergrücken miteinander verbunden sind, so eilen nach
allen Seiten rasche Bergflüßchen zu Tal, deren Talgründe
miteinander an Schönheit wetteifern. An stillen Teichen liegen
einsame Hämmer und verträumte Wasserburgen, der Kolibri
des Nordens, der flinke Eisvogel, belebt noch alle Gewässer.
Auch Möwen, Wildenten, Taucher und Fischreiher werden
von den seeartigen Talsperren angelockt.
Der geübte Schneeschuhwanderer braucht nicht einmal
die kurze Bahnfahrt nach Lüdenscheid auf sich zu nehmen, er
wird sich die Stadt zum Ziel setzen und auf einem der vielen
Bahnhöfe des Volmetals, etwa in Dahl, den Zug verlassen und
nach kurzem Anstieg seine Füße mit den flinken Hölzern gürten,
um den ganz in der Ferne winkenden Türmen Lüdenscheids über
den langgestreckten nördlichen Höhenzug hinweg zuzustreben.
— Wir kennen eine Reihe von Schneeschuhläufern, die all-
542 me&eeeeeeeeeßeeeeeeeeeee^em DEUTSCHLAND
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winterlich diese außergewöhnlich lohnende und dabei nicht
allzusehr anstrengende Wanderung unternehmen. Lieber Leser,
begleite uns im Geiste auf einer solchen Tagesfahrt, vielleicht
wird deine Sehnsucht wach, und du versuchst auch einmal,
einem schönen Wintertag durch solche Winterfahrt den rechten
Inhalt und die rechte Weihe zu geben.-
Die letzten Sterne standen noch am Himmel, als wir im
Winter 1912 an einem der wenigen guten Schneetage in Dahl
den Zug verließen, um den Kamm von Bölling zu erreichen.
Schneidende Kälte herrschte im Tal, das noch im Halbdunkel
lag; aber je höher wir hinaufkamen, um so erträglicher wurde
die Temperatur, und ein heller Jauchzer stieg zum Himmel,
als der Sonne erste Strahlen die vor uns aufragenden Berg¬
kämme vergoldeten. Bald standen wir unter der Böllinger
Riesenlinde, einem ehrwürdigen Baum, der sicherlich auf
mehrere Jahrhunderte zurückblickt. Die danebenliegende Weide
bot Gelegenheit, die Hölzer anzuschnallen, und nun ging’s auf
dem nur wenig bewegten Gelände gen Süden; vorbei an tief¬
verschneiten, uralten, strohgedeckten Bauernhäusern und groß-
fenstrigen Schmieden, vorbei an schimmernden Wäldern. Tief
unten, zur Rechten, der schmale Einschnitt des Volmetals, in
dem die Sonne noch immer mit dem Nebel um die Herrschaft
kämpfte, während uns auf der Höhe schon längst der volle
Sonnenschein umspielte. Es dauerte gar nicht lange, so wurde
uns der Umhang lästig; wir rollten ihn auf und befestigten ihn
am Rucksack, und weiter ging s in scharfem Gleiten über die
endlose Schneefläche, in deren blendendes Weiß sich hier und
da violette Reflexe mischten.
Unser nächstes Ziel war der Lohhagen bei Wiblingwerde,
dem höchstgelegenen Kirchdorf der ganzen Gegend. In
ruhigem Behagen ließ er seine runde Kuppe von der Morgen¬
sonne bescheinen, während der Turm des etwas tiefer gelegenen
D orfes nicht sichtbar war. Bevor wir ihn erreichten, galt es
das tiefgefurchte Nahmertal zu durchqueren. Sobald wir eine
Nr.l2/I3
geeignete Abfahrt gefunden hatten, ging’s in sausender Fahrt
hinab zur Talsohle. Da die Abfahrt durch Niederwald führte,
war sie nicht so ganz einfach; es lief aber gut ab, bis auf Freund
Benno, der beim Stolpern über eine aufragende Fichten¬
wurzel etwas plötzlich sein Gleichgewicht verlor und dabei
die Spitze seines linken Holzes beschädigte, so daß sich ein
unfreiwilliger Aufenthalt zur Ausbesserung des Schadens
ergab, währenddessen Freund Gerd am gegenüberliegenden
Kahlhang die verwegensten Telemarkschwünge zeigte.
Bergauf, in mühsamem Stapfschritt den Lohhagen hinan,
dessen Kuppenaussicht reichen Lohn bot. Nordwestlich der
rauchgeschwängerte Industriebezirk, an der dicken Rauch¬
schicht, die die Sonne vergeblich zu durchdringen suchte, ganz
deutlich erkennbar. Ein Gefühl hoher Freude, diesem Dunst¬
kessel entflohen zu sein, erfüllte uns mit wohligem Behagen,
geeignet, dem einfachen Rucksackfrühstück erhöhte Schmack¬
haftigkeit zu verleihen.
Wir wandten unsere Blicke nach Süden, und keiner der
Teilnehmer wird das Bild, das sich in dieser Richtung bot,
je wieder vergessen. So weit das Auge reichte, schob sich Bergzug
vor Bergzug, folgte Kuppe auf Kuppe. Die höchsten Rücken schon
im strahlenden Sonnenschein, die niedrigeren soeben in ihren
Umrissen durch den wallenden Morgennebel sichtbar, der das
weithin übersehbare Lennetal noch ganz erfüllte. Ein unend¬
liches, weites, wogendes Nebelmeer, aus dem sich langsam ein
Gebirgszug nach dem andern hervorhob. Zur Linken, steil
am Talrande auf steigend, der Wixberg bei Altena, weiter zurück
die Hohe Molmert und die Nordhelle mit dem mächtigen
Ebbekamm. —
Nach Wiblingwerde hinab und dann weiter, auf dem
Hülscheider Walde entlang, auf Lüdenscheid zu. Zur Linken
beständig der wechselnde Kampf zwischen Sonne und Nebel
bei dem die Sonne, je länger, je mehr, Siegerin blieb. Auf
einmal hemmte Freund Egon, der ein Stück vorauf war
Bauernhaus in önneking (Der Hof ist schon vor 1595 im Besit 2 der Familie Noelle, der er auch heute noch gehört)
Nr. 12/13
DEUTSCHLAND 543
Spuren im Schnee (Aufn. vcn E. Still;, Lüdenscheid)
seinen Lauf, um uns durch jauchzenden Zuruf bemerkbar zu
machen, daß etwas ganz Besonderes in seinen Gesichtskreis
getreten sei. Im Augenblick waren wir bei ihm, um in seinen
Jubel einzustimmen. Was war die Veranlassung: Auf einem
schmalen Grat vor uns, jenseits der Lenne, tauchte gerade der
stolze Bergfried der Burg Altena aus dem Nebel auf, ihm folgten
die Umrisse der Dächer, und fast zugleich gab der Nebel die
ganze Burganlage mit ihrer für unsem Standort so charak¬
teristischen Ansicht frei. Gleichzeitig drangen feierliche Glocken¬
klänge von den Kirchtürmen Altenas zu unsern Höhen herauf.
Noch einmal unterbrachen wir im Hülscheider Walde die
Weitörfahrt, als nach kurzer Zeit die scharfumrissene, gegen
weißschimmemde, hochragende Gebirgsrücken gelehnte Sil¬
houette Lüdenscheids in fast greifbarer Nähe auftauchte. Die
Winterluft war nämlich von so hochgebirgsartiger Klarheit,
daß die Stadt, obwohl noch 10 Kilometer Luftlinie entfernt,
in unmittelbare Nähe gerückt erschien.
Da die Schneelage ganz außergewöhnlich günstig war, so
beschlossen wir, den Kamm des Hülscheider Waldes zu ver¬
lassen und am Hang des Krummelscheids, der sich in etwa
3 Kilometer Länge zum Rahmedetal hinabsenkt, eine Abfahrt
zu wagen. Einige Fährlichkeiten, feuchte Bruchstellen, niedrige
Krüppelholzbestände, wurden glücklich überwunden, und je
länger, je schneller ging es den sanftgeneigten Hang hinab. Es
ist doch etwas Herrliches um solche prächtige Abfahrt, auf der
man an Bäumen und Sträuchern lautlos vorbeigleitet. In
feinstem Staub fliegt der Schnee zur Seite, weit und breit kein
Laut als das eigentümliche leise und doch scharfe Klingen, das
durch das Gleiten der Hölzer über den Schnee hervorgerufen
Wird, eine Musik, die in dem Schneeschuhwanderer die Fahrten¬
erinnerungen früherer Zeiten mit großer Deutlichkeit wieder
über die Schwelle des Bewußtseins emporhebt.
Vom Rahmedetal nach Lüdenscheid benutzten wir dann
die Bahn, um den Aufstieg zu vermeiden. Wir wollten unsere
Kräfte für den Nachmittag schonen.
Im Lüdenscheider Parkhause, aus dessen Fenstern man
einen unvergleichlich schönen, noch lange nicht genug ge¬
würdigten Blick auf Stadt und Gebirge genießt, hielten wir
längere Zeit Rast, ergötzten uns dann noch eine Weile durch
die Beobachtung des Menschengewimmels auf der Parkschlitten¬
bahn, die in musterhafter Weise die Schlittler auf einer etwa
1 Kilometer langen, gewundenen Strecke durch Tannen- und
Eichenforst zu Tal führt, warfen noch einen Blick auf die
benachbarten Schlittenbahnen der Westfalenstraße, erreichten
in kurzer Abfahrt das Luisental und schlugen uns dann das
Volksfeld aufwärts zur Schneeschuhbahn im Stadtwalde, wo
wir noch einige Sprünge wagten, um dann südwärts der Homert
zuzustreben, die noch zu guter Zeit erreicht wurde. Drüben
winkte und lockte das Ebbe, dem der nächste Tag gelten sollte.
Um rechtzeitig in Lüdenscheid ins Quartier zu kommen,
wandten wir uns auf der Homert links, glitten schnell hinab ins
Versetal, erklommen die Gasmert und wanderten auf der Höhe
über Wenninghausen, Wigginghausen und Borbet nach
Augustental, von dort mit der Bahn wieder zur Lüdenscheider
Höhe empor.
Als wir von Borbet aus durch den Wald abwärts zu
ziehen begannen, schickte sich der Sonnenball gerade an,
unter den Horizont hinabzutauchen. Glutrot fielen seine
letzten Strahlen auf das uns gegenüberliegende Lüdenscheid,
wo sie in den Tausenden von Fenstern ebenso viele Blinkfeuer
entzündeten. Langsam kroch die Dunkelheit an den Hängen
herauf; nur die weiße Schneehülle gleißte und schimmerte in un¬
verändertem Glanz, so daß wir den Weg nicht verfehlen konnten.
II. Von Lüdenscheid über die Nordhelle
nach Attendorn.
Weil sich die Schneeverhältnisse im Versegebiet so außer¬
ordentlich günstig gezeigt hatten, beschlossen wir am Morgen,
den gestrigen Weg in umgekehrter Richtung noch einmal zu
machen, um dann weiter über Herscheid zur Nordhelle vor¬
zudringen.
Als wir das Gasthaus verließen, herrschte scharfer Frost,
der alle Fußgänger in großen Schritten durch die Straßen eilen
ließ. Das Knirschen der Fußtritte im Schnee gab uns die
Gewißheit, einen herrlichen Wintertag vor uns zu haben.
Nach kurzer Zeit erreichten wir den höchsten Punkt des Stadt-
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DEUTSCHLAND (leQQeBeee QQQQ QCOXOQQ QBaa gl Nr.l2/I3
kreises, die Höhberke, 500 Meter ü. M. ln flotter Abfahrt
an den gespenstischen Buchen von Hellersen vorbei und am Kräh-
nocken, auf dem Tausende von Krähen ihre Morgenberatung ab¬
hielten, entlang, ging’s zur Schlittenbach hinab und dann hinüber
über die Kalver Kuppe, an Sonderfeld vorbei durch dunkeln
Tannenforst nach Brüninghausen. Im tiefen Talgrunde war
die herrschende Kälte noch stärker spürbar. Wir erklommen
deshalb sofort die jenseitige Höhe und strebten über Wigging-
und Wenninghausen dem Ahetal zu, in das wir bei der Her¬
scheider Mühle hineinkamen. Dort fanden wir schon eine
Gesellschaft aus Dortmund versammelt, die dem gleichen
Ziele, der Nordhelle, zustrebte. Über die Haardt ging’s nach
Herscheid, einem stattlichen Kirchdorf am Fuße des Ebbes,
dessen Straßen infolge hoher Schneewehen nur mit großen
Schwierigkeiten zu passieren waren. Die im Bau begriffene
Eisenbahn Lüdenscheid—Herscheid—Plettenberg wird binnen
kurzem den Wintersportfreunden dieses prächtige Schneeschuh-
und Schlittengebiet in erreichbare Nähe rücken. Heute sind es
erst wenige Eingeweihte, die den stillen Zauber dieser Land¬
schaft kennen, die sich zwischen schwarzer und weißer Ahe
bei Rärin, Wellin und Grimminghausen ausdehnt.
ln Herscheid Kaffeerast beim gastfreundlichen Pfarrer, der
sich freute, zu sehen, daß auch einmal fremde Schneeschuh¬
wanderer den von ihm über alles geliebten Ebbebergen einen
Besuch machen wollten.
Zusammen mit den Sportsleuten aus Dortmund begann
dann der Anstieg zum Ebbekamm, der uns schon den ganzen
Morgen gelockt und gegrüßt hatte. Je höher hinauf, um so
tiefer und gleichmäßiger die Schneelage; der Wind hatte auch
die kleinste Unebenheit ausgeglichen, so daß wir die Steigung
kaum empfanden. Neuschnee auf Harsch, was will das Herz
des Schneeschuhwanderers mehr!
Endlich oben auf der Nordhelle, 666 Meter ü. M., der
höchsten Kuppe des westlichen Sauerlands. Bei dem frostklaren
Winterwetter schweifte der Blick vom stattlichen S.G.V.-Turm
ungehindert in die Runde: im Norden die Bergstadt Lüdenscheid,
die sich auf ihren sieben Hügeln behaglich in der Sonne ausdehnt.
Dahinter der Hülscheider Wald mit dem Lohhagen. Westlich
bergisches und oberbergisches Land und das Siebengebirge;
glitzernd spiegelte sich die Sonne in den großen Hotel bauten.
Im Süden das Siegerland, wo ein Bergzug über den andern
emporragte. Ringsum tiefster Friede, durch keinen Laut
gestört. Das ist die Weihe eines echten, rechten Wintertags,
die Weihe der Einsamkeit und der stillen Größe.
Lange noch wirkte derEindnick nach, und schwer konnten
wir uns trennen von den herrlichen Bildern, die sich dem
Auge von allen Seiten darboten.
Aber die Sonne hatte längst ihren Höhepunkt überschritten,
und so mußten wir denn an die Weiterwanderung denken.
Gen Osten ging’s, dem fast ebenen Kamme des Gebirges nach,
über Rüenhardt und Rehberg dem stattlichen Brockhausschen
Forsthause zu. Wie in einem Panorama glitten die Einzel¬
heiten der Landschaft an uns vorüber. Wir sahen u. a. weit
zurück im Grunde die Türme Attendorns, beschützt von der
hochragenden Burg Schnellenberg, wir erblickten auch den
glatten Eisspiegel der Östersperre bei Plettenberg. Nach etwa
einstündigem Gleiten ging’s in scharfer Biegung vom Kamm
nach Süden, dem Biggetal zu. Auf dem nicht allzu stark
fallenden Gelände gab es eine lange, prächtige Abfahrt, die
auch dem weniger Geübten Gelegenheit bot, Attendorn zu
erreichen, ohne mit dem tiefen Schnee nähere Bekanntschaft
zu machen.
Ein Besuch der an Wundern und Märchen der Unterwelt
überreichen Attendorner Tropfsteinhöhle bildete den Schluß
der zweitägigen Streife durch das westliche Sauerland.
Noch oft wird uns der Winter in Lüdenscheid sehen,
um von dort aus auf den flinken Scheiten auch nach andern
Richtungen vorzudringen, zumal die schnellen und billigen
Wintersportzüge eine vorzügliche Fahrgelegenheit darstellen und
das abwechslungsreiche Gelände gerade für den Schneeschuh¬
wanderer so viel Freuden besonderer Art bietet, wie kaum
ein zweites Gebiet im weiten Sauerlande.
Aufnahme von W. Engelhardt (Nürnberg)
Nach der ersten Bergfahrt.
Liebes Kind, du bist gemagert, bist verbrannt von
Mittagssonnen,
Deine Wangen blühen frischer, wuschest dich an
kühlen Bronnen,
Wie du schreitest, schlank und kräftig, über deines
Gärtchens Stufen!
Deine Stimme wurde voller, die das Echo wach¬
gerufen,
ln dem klaren Herdgeläute wurde deine Stimme
heller.
Deine wegeskund’gen Blicke kreisen rascher, streifen
schneller.
Deine Lippen wurden stiller, edler wurde deine
Stirne,
Und dein Auge, groß geöffnet, es betrachtet noch
die Firne.
Gottfried Keller.
Partenkirchen (Alpspitze, Zugspitze und Waxenstein)
(Aufnahme von B. Johannes, Partenkirchen)
546
DEUTSCHLAND laaaeaaaaeQQ QQ QOo QQQOO O QQOti i Nr. 12/13
Vom Wander«;, Wänden und Wintersport.
Eine Spätherbstplauderel von Max Rohrer ^München).
Noch einmal geht der Herbst mit mir durchs Moos. Aber
er geht grimmig, ganz in einen grauen Mantel eingehüllt, mit
hochgestülptem Kragen. Und indes er hintrottet, streift seine
schlanke Hand die letzten gelben und roten Blätter von den
Birkenbäumchen, jagt mit einem Wisch den letzten bunten
Vogel aus der Luft. So stolpert er an mir vorbei und nach dem
Süden hin zum grauen Horizont.
Ich wandere einsam zwischen Torf und leeren Feldern,
durch einen kleinen Kiefernschüppel, und wieder über kahle
Flächen fort. Über mir ist wenig Blau, und das schaut müde
und trüb aus seinen Augen und ist fast völlig zugedeckt von
Wolkenfetzen, weißen und grauen, gleich wie Würmern und
Schnecken, die auf einem verzuckenden Stück Leben sind.
Und ehe der Herbst mir aus dem Blickfeld scheidet, dreht
er sich noch einmal um, holt mit einem Faustgriff seinen
Mantel vom Leibe und schmeißt ihn — klatsch!! — mitten
m den Himmel
hinein. Da hängt
er: groß,schwarz-
faltig, grau.
Vom Flüß-
lein drüben am
Hügelsaum heben
sich zwei — drei
große schwarze
Vögel her ....
Geh heim! Geh
heim!
„Die Krähen schreln
Und ziehen schwir¬
ren Flugs zur
Stadt —
Bald wird es
schneln —
Weh dem, der keine
Heimat hatl“
Es ist nicht
mehr gut im
Flachland wan¬
dern, wenn die
Natur schon so
melancholisch
geworden ist und Bergauf! (Aufn. vo„
SO laut ihre
Schwermut in die Menschenseele ruft. Das Häuflein von
jungen „Wandervögeln“, das vorhin an mir vorbeigezogen ist,
hat sie freilich nicht gehört: mit Gitarren und Jugendliedern
hat es sie überschrien.
Wenn ich so einen Schwarm von Jungen oder Mädeln
sehe, dann überkommt mich heute noch eine Sehnsucht, mit
ihnen zu ziehen. Ach, hätten wir Buben doch auch so wandern
dürfen, anstatt die schönen Sonntagnachmittage zwischen
tadelnden Onkeln und mahnenden Tanten im Stadtgarten
versitzen zu müssen, voll Angst, den „schönen“ Anzug zu
lädieren. Aber damals war das Wandern nicht modern! Es
gab höchstens Familienausflüge nach Orten, die als schön
allgemein anerkannt, wegen guter Hendeln und Kaffeegebäcks
altbeliebt und deshalb als Ausflugsorte geheiligt waren.
Aber nun — Gott sei Dank! — nun wandert man wieder!
Männer wandern wieder und auch Frauen, vor allem aber
die Jugend! Mädchen und Knaben laufen sich die Beine unter
dem Himmel müde, lernen Schönheit schauen und lernen
erkennen, daß der nicht verdient, ein Deutscher zu heißen,
welcher dieses reiche, bunte Land nicht liebt. Freilich: nicht
immer ist es das rechte Wandern; die in singenden Scharen
ziehen, erwandern nicht die tiefsten Wunder der Welt, son¬
dern nur Frohsinn (aber schon das ist viel) und manche Eitel¬
keit (es gibt allezeit Toren). Wohl ist bei der Wallfahrt durch
die Natur ein helles Lied das beste Vaterunser; aber der ist
kein guter Pilger, der immer nur Gebete murmelt und der nicht
manchenorts stehenbleibt und still wird, aufgelöst in Gott.
Man sollte das noch manchem lärmenden Wanderhäuflein
sagen. Und man sollte ihnen vielleicht auch sagen: Sucht
noch mehr die alten heimischen Siedlungen und Städtchen
auf, werdet nicht zu wilden Wald- und Wiesenfanatikern,
die sich in Städten gefangen fühlen. Lernt in den alten Nestern,
wie die Art unserer Ahnen war, wie gesund und innerlich
ihr Leben, wie kernecht und edel ihr Geschmack! — Aber
vor allem andern bleibt doch das zu sagen: Gottlob, daß
ihr wandert, denn im Wandern wandelt sich der Mensch
— und so wird sich manches günstig wandeln in Volk und
Land! . . .
Ich kehre mich
um. Hinterm
fernen Fichten¬
saum, von dem
ich kam, ist die
Sonne in den
letzten Zügen.
Ihr Sterben war
ohne Prunk —
wie sich ein alter,
müder Hund ver¬
kriecht, hinlegt
und verendet.
Nur ein dünnes
bißchen Gold hat
sie dem grauen
Himmel über¬
lassen. vor dem
die Wolken
stumpf und trüb
wie Klageweiber
hocken. Aber der
Himmel ist matt,
er läßt das Gold
C. J. Luther. München) verrieseln. Doch
da — das Bächlein
neben meinen Füßen — das kleine Bächlein — welch edles,
blendendes Geschmeide, der Sonne entfallen, hat sich das
bewahrt! Mit schwerem, echtem Glanze liegt es auf dem
selig schaudernden, violetten Wasser — sprüht silberne
Strahlen, lauteres Silber und Gold! Wohl dem, der beim
Anblick der Natur so ganz voll Welt ist, wie dieses Wasser
jetzt voll Sonne, selber Sonne ist! Der ist der rechte Wanderer.
Der im Haufen vorüberläuft, „Schön!“ sagt zwischen der
zweiten und dritten Liederstrophe oder zwischen zwei Sätzen
eines Gesprächs und dann weiterzieht — der ist doch nur
ein Wandersportler. Wer aber vorüberrennt und sagt: „Wir
machen leicht noch 14 Kilometer!“ — der ist ein Wanderfex.
Auch das sollte man den Wanderfrohen zu sagen nicht ver¬
gessen in einer Zeit, wo alle Sparten des Lebens zu Sporten
werden und die Sporte nur zu leicht zur Fexerei.
Schnell stürzt der Abend über das Moos und wälzt seine
kühlen, feuchten Glieder auf einer Nebeldecke. Keinen Stern
zündet er an, in lauter Grau und Feuchtigkeit legt er sich hin.
„D e Krähen Schrein
Und ziehen schwirrend flugs zur Stadt —
Bald wird es schnein —
Wohl dem, der jetzt noch — Heimat hatl“
Leb wohl, mein Moos! Wir nehmen Abschied bis zum
Frühling, wenn du die ersten Blumen an der Brust und lustige
Lämmerwölklein an der Stirne trägst. Nun ist’s besser, als
deinen Schlaf zu stören, die Skier zu ölen und in die Berge
zu ziehen!
ln die Bergwelt zu wandern — für die Monate des Sommers
habe ich es ja ohnedies verlernt! Denn wer gewöhnt ist, ganz
tief in ihr heiliges Gesicht zu schauen, wer allein — all-einig
mit ihr — auf einem Gipfel lag im Sonnenschein, wer mit
einem stillen Gefährten durch ihre Wälder schritt und dies
große Schweigen fühlte, oder im Mondschein saß in einem
nackten Felsenkar — dem ist, er schaue dieses Gesicht
verzerrt und entwürdigt, wenn er zwischen schwätzenden,
schwitzenden, witzelnden und wimmernden Menschenhaufen
zu ihm kommt. Und vielleicht ist die Sehnsucht, sich die Ein¬
samkeit und Stille der Bergwelt als ihr bestes Teil zu erhalten
jagd, das Sammeln von Erstbesteigungen und neuen Routen
unausbleiblich. Nun mußten diese Zeiten kommen, wo man
sich abends in überfüllten Hütten mit den Worten begrüßt:
Wie viele Gipfel hast du heute gemacht? („Wieviel“ — das
Modewort unserer Tage!) Wie viele neue Touren hast du
heuer? Wieviel Mauer hacken hast du verbraucht? Und da
sie hierauf möglichst hohe Zahlen hört, denkt im Hintergründe
die bescheidene ,,Hüttenwanze“: Donnerwetter! Das ist ein
Hochtourist! . . . Nein, das ist ein Wändesportler. Und für
alles andere als für Elxposition und Schwierigkeitsgrade eines
Wandstücks ist er wahrscheinlich blind.
Eins gefällt mir am modernsten Klettersportsmann: Nicht
daß er Eisenstifte i n die Felsen klopfen und Griffe, welclic
die Tour allzusehr erleichtern, aus den Felsen klopfen kann —
aber seine Hochschätzung des führerlosen Steigens. Eine
Tour mit fremden, um Geld gedungenen Kräften gilt ihm
Sonnenaufgang (Aufn. von C. J. Luther, München)
— die Sehnsucht, ein weihevolles Engtal durchgehen zu
können, ohne Wortströme des Staunens zu hören, allein auf
einem Gipfel zu liegen, ohne die Frage zu befürchten, wie
„gietigst“ der Gipfel ganz links da hinten heißt — vielleicht
ist diese Sehnsucht der Hauptgrund gewesen, welcher einen
Hermann von Barth von den leicht gangbaren und viel¬
begangenen Bergen weg nach Höhen trieb, die sich trotziger
verwahrten, welche den Klettertouristen schuf, der über
nackte Wände, durch Felsenrisse und über Grate geht. Frei¬
lich waren da auch andere Gründe — namentlich wohl die
Freude an der körperlichen Überwindung von Hindernissen,
am Ringen mit Naturgewalten —, welche bei der Entstehung
der Klettertouristik mitwirkten und sie bald ausbildeten zum
Klettersport. Das Naturgefühl und Einsamkeitsbedürfnis
konnten nicht mehr die stärksten Triebfedern des Alpinisten
sein, sobald viele begannen, selbständige Höhenwege zu gehen.
Nun war das Aufstellen von Rekordleistungen, die Gipfel-
nicht als vollwertig. Man hat viel für und gegen den Führer
geschrieben. Ich persönlich unterlasse eine Bergbesteigung,
wenn ich ihr nicht selbständig in jeder Beziehung gewachsen
bin, und mache lieber eine leichtere auf eigene Verantwortung
und mit eigenen Kräften. Trotzdem gilt nur denjenigen unter
den Führertouristen meine Mißachtung, welche sich’s hundert, ja
tausend Franken, Kronen oder Mark kosten lassen, mühselig
und kläglich auf einen berühmten Gipfel oder durch eine
berüchtigte Wand gezogen zu werden, die man gemacht haben
muß, um als vollkommener Hochtourist zu gelten. Und nicht
viel höher steht meine Einschätzung jener Alpinisten, welche
mit allen Mitteln und um jeden Preis ihre ,,erstklassige“ neue
Tour mit Hilfe gedungener Kräfte heimbringen müssen.
Ich rede nicht einem frechen Alleingängertum. Die Seil¬
sicherung kann bei schwierigen Eis- und Klettertouren sehr
oft ein Lebensretter sein. Doch möchte ich nicht das Seil
in den Händen eines kühlen Berufsmenschen, sondern höch-
548 DEUTSCHLAND SÖ00000001»B0000^B00000000^ Nr.12/13
stens in denen eines Freundes wissen, der sowohl die Freude
der sportlichen Tätigkeit als auch den Genuß der Umgebung,
die Gipfelrast und den Fernblick oder auch die Strapazen
eines Freilagers in den Wänden, die Gefahren eines Gipfel¬
wetters fühlend mit mir teilt. Ob sich der Hochtourist mit
Frauen am Seile binden soll, ist eine Frage, die ich nicht ent¬
scheiden kann. Daß sich das weibliche Geschlecht dieses Ge¬
biet mit seiner hohen Möglichkeit, den Ehrgeiz zu befriedigen,
ungewöhnlich zu sein, nicht entgehen lassen würde, war
vorauszusehen. Mit ernsten Mienen hat man dann gesagt,
die Frau sei der Ruin des Alpinismus. Man hätte vielleicht —
und mit etwas mehr Recht — auch sagen können: der Alpinis¬
mus sei der Ruin der (betreffenden) Frau . . . wenn nicht
beides übertrieben wäre.
Nun, es klettert jeder, wie es ihm Genuß bereitet; sei es
sportlicher oder ästhetischer Genuß . . . wäre er nur immer
echt und edel. Zögen lediglich die in die Berge, welche eines
ringt — oder mitten in der Wand auf kleinen Tritten zu rasten,
steil, fast senkrecht über Kar und Tälern . . . ein Stein löst
sich unter meinem Fuße, fällt, spät erst klatscht er drunten
am Schneefleck auf, rollt und hüpft hin in das Schuttfeld . .
ich aber kehre mich weiter, der Höhe zu..
Fast noch reizvoller ist es, einen Grat zu überklettern.
Vor wenig Stunden noch sah ich ihn lang hingestreckt, mit
kahlen Türmen, mit Kuppen, Spitzen, Klüften und Zacken —
und nun steht nichts vor mir als eine mäßig hohe, starre Wand,
Aber wie ich sie überwinde, da sind drei, vier neue, scheinbar
wie Tafeln übereinandergesetzt, vor mir. Doch schon von der
zweiten trennt mich ein Spalt, durch den ich hinunter und hinüber
muß. Zwischen den beiden nächsten mag’s noch schlimmer
sein! Aber nein — über einen begrünten Rücken laufe ich in
wenig Sekunden hinüber. Ein andermal geht es umgekehrt.
Namentlich wenn der Gipfel schon so nahe hinter einem
letzten Turm winkt, kommt gern noch eine Enttäuschung.
Am Schrankopf Tiefer Wlnlerschnee
Aufnahmen von W. Engelhardt (Nürnberg)
wahren Genusses fähig sind — so würde es einsamer und
schöner dort sein. So wie es jetzt steht, muß man im frühesten
Sommer oder im Herbst zu ihnen kommen, wenn man ihre
letzten und tiefsten Reize genießen will.
Dann freilich warten meiner wunderbare Genüsse. Steil
und glatt bäumt sich vor mir die Felsenwand, die ich durch¬
klettern will, tief in den Himmel hinein, immer trotziger, je
näher ich komme. Und oft erst, wenn ich über dem Einstieg
bin, wird sie etwas nachgiebiger, milder: zeigt ihre Schichtung,
teilt sich in Platten, deren Kanten in Griffe und Tritte ge¬
splittert sind, offenbart einen Riß, eine Spalte, in denen sich’s
aufwärtsklimmen läßt, bietet dem Fuße schmale Bänder, den
Händen Wülste und Simse dar. Diese Hilfen zu erspähen,
zur Route zu einen ist eine kaum ermüdende reizvolle Tätig¬
keit des Gehirns, sie auszunutzen, nach und nach zu über¬
winden, um immer wieder Neues vor sich zu sehen, eine herr¬
liche Tätigkeit des Körpers. Und Gefühle, denen wenige
gleichkommen: mit einem letzten Klimmzug, einem letzten
Schritt plötzlich auf den Gipfel zu treten, vom Himmel um-
Denn hinter dem Turm schieben sich unvermutet noch sechs,
sieben kleinere freche Zacken vor das Ziel. Und eine nackte
Wand bricht zu ihnen hinab. Erst ein Seilmanöver oder ein
weiter Umweg führt zu ihnen — zum letzten Kampf. Und
dann liege ich auf dem Gipfel, schaue in eine zerrissene Felsen¬
wildnis, in grüne Täler, auf starre Bergmassive, nach blinken¬
den Gletschern hin, schaue ein paar spielenden Dohlen nach,
in den blauen Himmel hinein oder auf ein schwanenweißes
Wölkchen — ohne Laut, ohne tiefe Gedanken im Hirn . . .
und doch aller Rätsel Urgrund näher als der Weiseste hinter
seinem dicken Buch.
Ja, auch ich liebe den Wändesport — aber nur dann,
wenn ich allein oder mit einem guten Gefährten beisammen
bin. Darum klettere ich im Hochsommer nur noch in sehr
fernen, einsamen Gegenden (aber wo sind die heute noch?),
weil mir die Freude verdorben ist, wenn von oben Steine um
mich stürzen, von Vorauskletternden leichtsinnig gelöst, wenn
von unten nachkommende Partien mahnen: ,,Sie! Net gar so
langweilig — wir möchten auch noch rauf!**, wenn am Gipfel
Nr. 12/13
DEUTSCHLAND
549
ein buntes Dutzend fressender, schwätzender, streitender
Menschen hockt. Köstlich ist*s in den Bergen Ende Mai und
im Juni oder an den klarsten, aber kurzen und kühlen Tagen:
Ende September und im Oktober. Noch köstlicher ist es
lediglich im Winter!
Erhabener als im Winter sind die Berge nie. Groß und
machtvoll sind die Linien herausgearbeitet, alles Kleine ist
zugedeckt, hingeflossen in die gewaltige Monotonie. Fast
zu gewaltig würde das Winterbild der Alpen für uns sein,
wäre eins nicht, ein gemeinsam Vertrautes, was die Höhen
und Weiten und den Menschensinn verbindet: der liebe,
köstliche Schnee! Ein neues Element ist sozusagen in der
Welt: bald als weiche, weiße, flockige Masse, bald als glasiger,
gleißender Harsch, ein pappiger, feuchter, boshafter Matsch oder
harter, splitternder Grund. Heute kleben gefährliche dicke
„Bretter“ an den Hängen — und morgen ist rings die ganze
Welt mit prächtigen, großen weißen Körnern überstreut.
Dann wieder liegen die Flächen zerfressen da wie Wasser¬
spiegel mit erstarrten Wogen und Kämmen und wieder wie
funkelnde, blitzende Strecken aus glattem, weißem Kristall.
Der Himmel ist blau und staunt über diese Pracht und blickt
voll Entzücken herab. Oder er muß sich bescheiden zurück¬
ziehen vor dem neuen Element, das dann schwebt, fällt, tanzt,
hinsinkt ringsum und sich reckt. Das aus den Wolken kommt
in großen, zartzarten Sternen, in kleinen, molligen Federn,
in blitzenden Körnchen, in langen, schmalen Tropfen —
heute so und übermorgen so. Das ist des Skiläufers Element,
mit dem er lebt, das ist des Skiläufers Welt, in der er
lebt! Und zwei lange, schmale Bretteln sind das Organ, das
ihn in diese Welt einfügt.
Das Meer ist dem Menschen fremd; doch er steigt
auf ein Schiff — und durchfurcht es nun wie die
Fische, wird heimisch mitten im Meer. Und fremd ist
ihm die Winterweite der Berge, doch er schnallt die
Schneeschuhe an die Füße
und treibt nun in ihr als
ein Organismus, der ihr an¬
gehört.
Auch der Skilauf ist Sport,
aber inniger als jeder andere
ist er verknüpft und ver¬
knüpft er mit der Natur.
Denn meine Glieder, die Skier
und der Schnee, sind eine
Einheit, und der Schnee
muß mir vertraut sein als
ein Stück von mir. Nach
ihm muß ich die Bewegung
meiner Glieder, die Behandlung
meiner Skier richten, Papp¬
schnee, Salzschnee, Harsch,
nach ihm muß ich mich richten
wie nach den Fähigkeiten meiner
inneren Organe. Vielmehr noch
als der Kletterer muß der Ski¬
läufer die Natur verstehen;
Frost, Lawinen und Schnee¬
bretter sind die wichtigsten
seiner Feinde, die er kennen
muß, um sie zu besiegen. So
wächst der Skilauf des Alpini¬
sten weit über den Sport hinaus.
Freilich, es gibt auch
Menschen, denen das Schnee-
schuhfahren großenteils oder
fast völlig Sportfrage ist. Die an der Sprungschanze und beim
Wettlauf oder bei ,,Schußfahrt“ und Slaloman wohlbekannten,
gefahrlosen Hängen die letzte Erfüllung ihrer Tätigkeit sehen.
Und in ihrer Nähe tummeln sich die vielen Vielzuvielen,
die alle Hauptgipfel der Mittelgebirge, besonders aber die
Höhen des Alpenvorlands geradezu furchtbar machen. Mit
Sportzügen strömen sie an Sonntagen zur Dämmer¬
stunde den Bergen zu, steigen einen Hang empor und
gleiten oder fallen ihn hinab, steigen wieder hinauf und gleiten
wieder herunter. Sie fahren die Wege aus, daß der nackte
Boden daraus hervorschaut und seinen Schmutz verspritzt,
sie spannen ein dichtes Netz von Spuren um alle harmlosen
Gipfel herum, und viele Löcher sind darin als dicke
Maschen, sie schmücken die Welt mit Flaschentrümmem und
Orangenschalen, sie rennen einander um, sich gegenseitig
mit niedrigeren Lebewesen vergleichend, sie bilden sich
fluchend zu Handequilibristen, Parterreakrobaten und Knock-
Abouts aus. Sie haben mich vertrieben aus den Voralpen
und aus manchem schönen Fleck des Hochgebirges. Und
doch bin ich ihnen nicht böse — sie treiben wenigstens einen
Sport — und den schönsten und gesündesten obendrein.
Aber das Beste gibt der Skilauf doch dort, wo er weit
über die Konkurrenz des Rodeins und Reitens und Ruderns
hinauswächst, wo die Tätigkeit an sich, zugleich Erfül¬
lung, doch wieder nur Mittel zum Zweck — zum tiefsten
Naturdurchdringen ist: in den einsamen Höhen der
Alpen! Wo er uns Riesenbilder aus Tannendunkel, Fels
und Schnee und Himmelsbläue, wo er uns weiße flim¬
mernde Stürme und Stemennächte aus Blau und Weiß
und Silber zeigt. Wo er uns auf Gipfel führt, über welchen
das Schweigen schwebt mit weitgespannten Schwingen, und
uns in Täler gleiten läßt, in denen die Einsamkeit lehnt mit
großen, hehren Augen . . .
Noch ist in den Bergen eine traurige Zeit: Die Gipfel
tragen erst eine dünne weiße
Schicht, die Täler sind kahl und
öde; die Seen schauen trüb und
trostlos drein — sie dürfen keine
warme Sonne mehr schlucken
und noch nicht schlafen
unterm schönen Kristall.
Aber bald werden sie Wolken
spiegeln, die Flocken hemieder¬
schütteln und das weiße Zauber¬
tuch weben von den Gipfeln
bis in das tiefste Tal. Dann
werden die blanken Skier
geschultert und der Rucksack
geschnallt. In ein Bergtal
geht es hinein und hinauf auf
weite, steilumhelmte Höhen.
Die werden erobert, Gleis
um Gleis. Der Schnee wird
leise krachen unter den Bret¬
tern, und wenn wir nieder¬
sausen, wird er stäuben und
sich um unsere Körper bäumen,
als ob Fahnen wehen. Da
wird des Tags ein Blinken von
Weiß und Blau und Silber
sein, und der Himmel wird
wuchern von Sternen in der
Nacht. Der Ski führt uns ein
in ein verschlossenes, wunder¬
volles Reich. Heil dem Skilauf!
550 i3e00G0Ge 0eeeo00Oooeeoe e0e0SB DEUTSCHLAND
Nr.12/13
Altniederländisches Winterleben.
Eine kunstgeschichtliche Betrachtung über den Winter in der altniederländischen Malerei von Dr. E. Plietzsch (Berlin).
Die malerische Schönheit des Winters wurde in den Nieder¬
landen entdeckt. Hier leben von der Mitte des 16. Jahrhunderts
an Künstler, die fast ausschließlich Winterbilder schaffen.
Sie malen dämmerige Landschaften, über deren kahlen weißen
Feldern schwere Schneewolken hängen, sie malen stimmungs¬
volle Kanalbilder, deren Eisfläche den Glanz des rosig be¬
schienenen Himmels widerspiegelt, und sie stellen das fröh¬
liche bunte Getümmel der Schlittschuhläufer auf Teichen und
Flüssen in bunten, fröhlichen und anmutigen
Bildern dar. Als sich in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts die Landschafts¬
malerei von den religiösen Dar¬
stellungen loslöst, als man daran
geht, die Natur ohne
religiöse Staffage um
ihrer selbst willen zu
malen, da stellt
sich auch bald
die Winterland¬
schaft ein.Und
zwar sind die
frühesten gu-
tenWinter-
bilder zu¬
gleich die
hervor-
ragend-
sten,die
jemals
die nie¬
derlän¬
dische
Kunst
hervorge¬
bracht hat.
Es sind die
Werke Pieter
Brueghels des
Alteren. —
Pieter Brueghel
d. A. (geb. um
1525, gest. 1569),
der sog. Bauern-
brueghel, ist der geniale
Schilderer des Volkslebens
«einer Zeit. Er hat in gran¬
diosen Gemälden, deren Mehrzahl
den stolzesten Besitz des Wiener
Hofmuseums ausmachen, die Kinderspiele
des 16. Jahrhunderts, flämische Dorfkirmessen,
symbolische Maskeraden und dergleichen Volks¬
belustigungen festgehalten, und er hat biblische
Vorgänge gemalt, die er in eine niederländische
Landschaft versetzt und deren Figuren er die Tracht und
Haltung seiner Zeitgenossen verleiht. So bietet ihm die Dar¬
stellung des bethlehemitischen Kindermordes den willkommenen
Anlaß, eine flämische Siedlung im Winter darzustellen, das treue
Abbild eines verschneiten Dorfes zur Weihnachtszeit zu geben.
Die trauliche Stimmung, die von der im Winterschlaf daliegen-
<len Natur, von den verschneiten Hütten, aus denen Rauch
üufsteigt, ausgeht, ist so stark, daß sie die grausigen Einzel¬
heiten des Kindermordes für den Betrachter mildert und ab¬
schwächt. Brueghel hat auch mehrere anspruchslose nieder-
Jändische Winterlandschaften ohne religiöse oder anekdotische
Vorgänge geschaffen, die uns zumeist nur durch Kopien seines
Sohnes und Nachahmers Pieter Brueghel d. J. bekanntge¬
worden sind. Sie zeigen welliges Gelände mit hohen kahlen
Bäumen, um die Krähen flattern; man sieht zugefrorene Weiher
und Kanäle, deren grünliche Eisfläche die Einförmigkeit der
weißen Felder unterbricht, und allenthalben sind Menschen
angebracht, die sich als scharfumrissene Silhouette schwarz
und eindrucksvoll von den verschneiten Wegen und Feldern
abheben. Für die Einsamkeit und bedrückende
Melancholie des Winters fand Pieter
Brueghel d. A. in seiner großen
Schneelandschaft des Wiener Hof-
iseums den machtvollsten
Ausdruck. Dieses Bild ist
keineswegs menschen¬
leer: vom kehren drei
Jäger mit der
Hundemeute von
der Jagd heim,
man zündet
einen Holz-
Stoß an, die
Wege sind
belebt, und
auf dem
Elise tum¬
meln sich
Schlitt¬
schuh¬
läufer.
Der dü-
fstereEin-
druckder
groß ge¬
schauten
und ein-
dmcksvoli
gestalteten er¬
starrten Natur
ist trotz dieser
vielen Begeben¬
heiten vorherr¬
schend ;dicStimmung
des Gesamtbildes ist
melancholisch, frostig und
voller Trauer. Dieses stim¬
mungsgewaltige, malerisch hoch¬
bedeutende Werk, dessen feine
Charakterisiemng der duftigen Feme und
der hellen klaren Winterluft von der scharfen
Beobachtungsgabe seines Schöpfers glänzendes
Zeugnis ablegt, wurde später gelegentlich von
den Werken anderer niederländischer Künstler
erreicht; übertroffen wurde es niemals.
Zunächst tritt ein kleineres Künstlergeschlecht auf den
Plan. Die niederländischen Winterlandschaften, die um die
Wende des 16. Jahrhunderts entstehen, wollen keine Natur¬
stimmung wiedergeben; ihre Schöpfer haben allein die Ab¬
sicht, von den Freuden des Winters zu erzählen. Die malerische
Bedeutung dieser Bilder ist recht ungleichwertig und oft
gering, ihr anekdotischer Inhalt jedoch ist immer lebendig,
reich an Abwechslung und ergötzlich. Die Maler gehen hinaus
vor die Tore der Stadt und beobachten das Treiben auf dem
Wallgraben, dessen spiegelnde Eisfläche Kinder und Erwachsene,
H. van Averkamp: Belustigung
auf dem Eise [Sammlung Habich]
(Aufn. von F. Hanfstaengel, München)
Nr.12/13 DEUTSCHLAND 551
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Cf'
K
*
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Van der Neer: Winieilandscnah U\u.n. von F. H-nisu»cn„'ei, M neuen;
Handwerker und vornehme Leute in dichten Scharen beleben.
Die Kleidung der Schlittschuhläufer ist höchst unzweck¬
mäßig: die Frauen tragen ihre gewöhnlichen weiten bauschigen
Röcke, die Männer, soweit sie nicht Arbeitstracht anhaben,
sind mit hohem spitzen Hut, mit einer faltenreichen langen
Pelerine, mit weiten Hosen und großen Stulpenstiefeln be¬
kleidet und haben oft sogar den Degen an der Seite. Der Winter¬
sport, der sich in den Niederlanden auf Schlittschuhlaufen
und Spiele auf dem Eise beschränkte, wurde noch nicht sach¬
gemäß ausgeübt. Man bewegt sich auf der Eisfläche wie auf
der Straße. Und in der Tat dienten ja auch im Winter die
zahlreichen Kanäle, mit denen Holland durchzogen ist, als
Landstraßen, die den raschen Verkehr zwischen allen Punkten
ermöglichten. Infolgedessen sieht man auf diesen Winterbildem
zwischen müßigen Schlittschuhläufern auch Bauemschlitten, die
mit einem Schimmel bespannt sind, Landleute und Hand¬
werker mit ihren Waren über die Eisfläche gleiten. Der be¬
gabteste Schilderer des winterlichen Lebens und Treibens
Hans de Vries : Winter lAutn. von F. Hantsuicn^d. M_ncnen)
552
DEUTSCHLAND [ä999^e9 eQQQQQQQQQQQQQQQQ 0i Nr. 12/13
auf dem Eise ist in Holland Hendrick Avercamp (1585—1663).
Mit schier unermüdlicher Phantasie versteht er seine Eislauf¬
bilder zu beleben. Am Ufer der Kanäle stehen Zuschauer,
die das Leben auf dem Eise beobachten: man vergnügt sich
hier beim Kalfspiel, treibt allerhand Schabernack und sucht
sich gegenseitig zu fangen. Vornehme Paare begrüßen sich
höflich, und ein Herr fährt eine Dame im Stoßschlitten oder
schnallt ihr die Schlittschuhe an. Daneben fehlt es nicht an
lustigen Einzelheiten, an hingefallenen Frauen, deren Röcke
sich auf bauschen, und dergleichen mehr. So ist das ganze
Bild, dessen flache Ufer sich weit in die Tiefe erstrecken, bis
zur äußersten Ferne hin mit lebhaft bewegten Figurengruppen
angefüllt, die scharf und fest gezeichnet und mit zähem, spitzem
Pinsel ausgeführt sind. Besser als andere gleichzeitige Maler
von Winterlandschaften, deren Bilder oft allzu bunt und
unruhig wirken, versteht es Avercamp, das bunte Vielerlei
der Erscheinungen durch einen hellen bläulichen Luftton
harmonisch zusammenzuhalten und mit bemerkenswertem
Geschick malt er den feinen Duft der unbestimmt verschwimmen¬
den Ferne. Eine starke Naturstimmung vermag Avercamp
freilich ebensowenig wie die andern gleichstrebenden Künstler,
von denen Winterbilder existieren, zu geben. Neben seinen
untergehenden Sonnenball oder einen hell und zart beleuchteten
wolkigen Himmel, von dem ein rosiger Widerschein auf der
spiegelglatten Eisfläche liegt. Wie Avercamp und wie Esaias
van de Velde gibt auch Aert van der Neer das lebhafte Treiben
auf den zugefrorenen Kanälen wieder. Aber die Schilderung
dieser Vorgänge ist bei ihm nicht mehr die Hauptsache. Auf
seinen Bildern bewegen sich verhältnismäßig wenig Menschen
auf dem Eise, die er locker über die ganze Fläche verteilt.
Er suchte vor allem ein winterliches Stimmungsbild zu schaffen,
und es glückt ihm immer, den Eindruck einer schlichten
holländischen Landschaft, in der sich ein breiter Kanal in
die Tiefe zieht, an dessen Ufer im Mittelgründe eine Stadt
oder ein paar Hütten und eine Windmühle liegen, stimmungs¬
voll festzuhalten. Besonders seine in kleinem Format ge¬
haltenen Kanallandschaften sind in der festen, sicheren Zeichnung
der feinen Figuren, in der weichen, duftigen Wiedergabe der
klaren Winterluft und in ihrem harmonisch abgestimmten
Kolorit entzückende Meisterwerke. In ähnlicher Weise be^
mühen sich Isack van Ostade (1621—1649), Adriaen van de
Velde (1636-1672) und Jan van Goyen (1596—1656) mit
Erfolg, Winterbilder zu schaffen, aus denen die Freude an den
Begebenheiten auf dem Eise un dzugl eichein starker Natur-
Esaias van die Velde: Belustigung auf dem Else (Aufn. von Hanfsuengel, München)
Werken sind in Holland die winterlichen Kanäle von Esaias
van de Velde (1590—1630) und Adriaen van de Venne (1589 bis
1662) hervorzuheben — bunte, fröhliche Landschaften, die
durch die frische Beobachtungsgabe ihrer Schöpfer und durch
die kecke, naive Art der Darstellung anziehend und amüsant
wirken. In den südlichen Niederlanden stellen Lucas van
Valckenborch (1540[?]—1625p]), Joos de Momper (1564 bis
1635) und andere gelegentlich in breitgemalten kräftigen Bildern
den Winter dar. Die Winterlandschaft, die Lucas van Valcken¬
borch im Jahre 1586 schuf (Wien, Hofmuseum), ist dadurch
bemerkenswert, daß auf ihr ein Schneetreiben dargestellt ist.
Der Eindruck des fallenden Schnees, dessen weiche breite
Flocken lautlos auf die Erde herabrieseln und durch die sich
sorgsam eingehüllte Menschen hindurchkämpfen, ist außer¬
ordentlich wirkungsvoll wiedergegeben. In derselben Galerie
hängt von einem Meister der Winterlandschaft, von Aert van
der Neer (1603—1677), gleichfalls ein Bild mit fallenden Schnee¬
flocken — wohl das einzige unter den zahlreichen Winter-
bildem des Künstlers, das ein Schneegestöber darstellt. Van
der Neer, einer der feinsten und begabtesten holländischen
Landschaftsmaler, schildert in seinen Werken mit Vorliebe
Lichteffekte in der Natur — Mondscheinleuidschaften, Sonnen¬
untergänge oder nächtliche Feuersbrünste —, und so zeigen
auch viele seiner herrlichen Schneelandschaften den roten
eindruck spricht. Jan van Goyen beginnt zunächst in der Art
seines Lehrers Esaias van de Velde mit sehr bunten, hart und
fest gezeichneten Kanallandansichten, die lediglich durch
anekdotische Einzelheiten zu interessieren vermögen. Sehr
beJd aber findet er auch für seine Winterlandschaften einen
persönlichen Stil. Das Hin- und Hergewoge der schlittschuh¬
laufenden Menge hält er in impressionistischer Weise fest;
locker, weich, zerfließend und flüssig malt er die duftige Winter¬
luft, die von matten Sonnenstrahlen schwach erwärmt wird.
Isack van Ostade belebt seine Kanallandschaften, deren Ufer
mit Hütten und Bäumen besetzt sind, mit Vorliebe durch
Wege und Schlitten, die von Schimmeln gezogen werden, und
er versteht es, aus ganz simplen Naturausschnitten, aus dem
Zusammenklang des weißen Schnees, der bunten Figuren und
dem duftigen Blau des Himmels feine malerische Wirkungen
herauszuholen.
Rembrandt hat nur einmal ein Winterbild gemalt: die
farbig äußerst pikante und frische kleine Kanallandschaft der
Kasseler Galerie, die im Jahre 1646 entstand. Der unter seinem
Einfluß stehende große Amsterdamer Marinemaler Jan van
de Gipelle (1624—1679) schuf einige Kanäle im Winter, die
seinen Marinen in nichts nachstehen. Von dem Hauptmeister
der holländischen Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert
Jacob van Ruisdael (1628—1682) existieren gleichfalls Schnee-
Nr. 12/13
® DEUTSCHLAND B G 0 €X} 0 e e eeo 00 € } 00 €) 6 eee 6 oeoeeo] 553
landschaften. Es sind nicht viele. Aber diese wenigen Werke
verdienen, den größten Leistungen Pieter Brueghels d. A. auf
diesem Gebiete würdig zur Seite gestellt zu werden. Ruisdael,
der pathetische und melancholische Landschaften schuf, läßt
auch in seinen Winterbildem trotz ihres einfachen Motivs
einen düsteren und gewaltigen Ton auf klingen. Der Abend
senkt sich auf die erstarrte Erde nieder, deren Schneedecke
einen dunkeln Ton erhält, am Himmel hängen dräuend und
groß schwere Schneewolken, und ein schneidend scharfer Hauch
weht durch das Bild. Die zwei, drei Menschen, die der Künstler
klein und unscheinbar im Bilde anbringt, tragen nur dazu bei,
den Eindruck des eisigen Schweigens und der Einsamkeit zu
erhöhen. Ruisdael erzählt nicht, er gibt einen tief empfundenen
Natureindruck stark, machtvoll und eindringlich wieder. In
diesen Stimmungsbildern erreicht die Darstellung des Winters
in der niederländischen Kunst ihren Höhepunkt.
Rembrandt: Winterlandschaft (Aufn. der Photoer. Gesellschaft, Berlin)
Der Photograph im Schnee.
Von Dr. K u h f a h 1 (Dresden).
Die rasche Ausbreitung des Wintersports unter der deut¬
schen Jugend ist allbekannt, aber alljährlich wächst auch
die Zahl der älteren Stadtbewohner, die sich an Stelle oder
neben ihrer sommerlichen Erholungsreise während der kalten
Jahreszeit gleichfalls einmal auf Tage und Wochen freimachen
und — ohne Sport im engeren Sinne treiben zu wollen — ins
Gebirge ziehen. Sie alle sind begeisterte Freunde der Winter¬
landschaft geworden und pflegen selbst bei häufigerem Besuche
der beschneiten Wälder und Berge die eigenartigen Seiten
des Bildes, die von dem Anblick der übrigen drei Jahreszeiten
für unser Auge so grundverschieden sind, immer wieder mit
Staunen und Bewunderung zu betrachten. Selbst gegenüber
den wohlbekannten Gegenden der engeren Heimat, die sonst
das Interesse nicht sonderlich mehr berühren, taucht dann der
Wunsch auf, sie bildlich in ihrem besonderen Kleide von Rauh-
reif und Schnee, von Wintersonne oder Nebelschleiern mit
der Kamera festzuhalten.
Viele Erscheinungen des Verkehrs oder der Natur, die
man im Sommer kaum noch beachtet, reizen uns in ihrer
winterlichen Seltenheit oder Seltsamkeit zu einer wahren Ver¬
schwendung photographischen Materials. Ein klingelnder
Schlittenzug, rodelnde Kinder, eine Gruppe Skiläufer oder
die tiefverschneiten Häuschen eines Dorfes, die bereiften
Bäume neben der Straße und der Blick über das endlos weite
weiße Land, alles erscheint wert, zur eigenen Erinnerung
oder zur Freude der Heimgebliebenen im Bilde mitgenommen
zu werden.
Die photographische Technik macht das selbst dem An¬
fänger heute überaus leicht, und die frühere Ansicht, daß die
Photographie im Winter besondere Schwierigkeiten böte,
erscheint nicht mehr zutreffend. Gerade das Gegenteil ist
der Fall, denn die Hindernisse, die bei der gewöhnlichen Land¬
schaftsphotographie im Fehlen der bunten Farbe und in der
Widerspenstigkeit von Grün, Gelb und Dunkelrot liegen, er¬
ledigen sich gegenüber der beschneiten Gegend und ihrer
großzügigen Schwarzweißwirkung ganz von selbst. Natürlich
554 DEUTSCHLAND
Nr. 12/13
werden, wenn z. B. bei raschbewegten Gegenständen, die
nur durch kürzeste Augenblicksaufnahmen scharf zu er¬
halten sind, eine beliebige Verlängerung der Belichtung
ausgeschlossen erscheint und anderseits die Lichtstärke des
Objektivs nebst der Plattenempfindlichkeit nicht ausreicht,
um auf ein durchgezeichnetes Negativ hoffen zu lassen;
solche Aufnahmen müssen dann wegen Lichtmangels ein¬
fach ganz unterbleiben. Da der helleuchtende Schnee¬
belag aber seinerseits wiederum eine Abkürzung der
Winteraufnahme bis auf ein Drittel oder ein Viertel der
gewöhnlichen Zeiten gebietet, so dürfte jener Fall immerhin
die Ausnahme bilden. Nur bei Skisprüngen mit ihrer
rapiden Anfahrgeschwindigkeit und Fallbewegung wird es
in unsem Breiten und ihren geringen Höhenlagen stets
am Licht fehlen, zumal die großen Sprunghügel gewöhn¬
lich nach Norden gerichtet und von dunkeim Nadelwald
eingerahmt sind. Die höhere und freiere Lage ober¬
bayerischer Sportplätze mit ihrer aktinisch wirksameren
Bestrahlung bietet dafür bessere Gelegenheiten.
Mit der allgemeinen Verlängerung der Belichtung
verringert sich ferner die Möglichkeit von Augenblicks¬
aufnahmen aus der Hand, und die Mitnahme des Drei-
L.bgro esKcn
besitzt auch die winterliche Photo¬
graphie einige Klippen, mit denen selbst
der Fortgeschrittene oft noch zu rechnen
hat, aber sie lassen sich bei geringer
Aufmerksamkeit bald überwinden.
Die Hauptmerkmale des deutschen
Winters: schwache Sonnen wirkung, nie¬
drige Temperatur und Einhüllung der
Landschaft in Reif und Schnee, ma I en
sich bei der photographischen Aufnahme¬
tätigkeit im Freien verschiedentlich be¬
merkbar.
Am einfachsten überwindet der Land¬
schaftsphotograph, dem diese Zeilen in
der Hauptsache gelten sollen, das Nach¬
lassen der aktinischen Helligkeit. Ihr
Wirkungsgrad läßt sich natürlich auch
für die Winterzeit genau messen und
durch e itsprechende Ausdehnung der
Belichtungsdauer berücksichtigen. Aller¬
dings kann das im Einzelfal e zwecklos
Schneeschmelze an der Schneekoppe im Riesengebirge
(Perutzsilbereosinplatte, Voigllinder Korr.prnsaticnsfllter, Anfqn^ Mai vor¬
mittags, 1400 m Sichöhe, Blinde f 23, ^/2 Silcunde)
beins wird bei allen ernsten Aufgaben zur Regel.
Freilich versinken die dünnen Stativbeine im weichen
Schnee ohne Anwendung besonderer Kunstgriffe oft
metertief und setzen für die Verwendung schwerer
Aufnahmeapparate schon dadurch eine Schranke. Zu
den Kameras mittlerer Größe kann man von daheim
drei Papptafeln als Unterlage mitnehmen oder sich an
Ort und Stelle mit Brettern, Leitern, Schneeschuhen
usw. behelfen. Für kleine Apparate genügen auch
schon fingerlange Holzspreizen, die dauernd an den
Stativspitzen mit kurzen Faden befestigt werden; sie
legen sich von selbst auf die Schneefläche auf und
setzen namentlich bei dünnem Harsch dem Einsinken
der Beine genügend Widerstand entgegen.
Kälte und Sturm lassen das Hantieren mit um¬
ständlichen Ausrüstungsgegenständen recht ungemüt¬
lich erscheinen. Ausgebreitete Packtaschen sind
überdies niemals vor anhaftendem oder herein¬
gewehtem Schnee zu schützen, sondern stets samt
ihrem wertvollen verletzlichen Inhalt der Durch-
Abziehender Schneesturm im R esengeb rge auf 1200 m See .öhe
(Anfang April am Spatnachmittag, mittlere Platunm pfindlichkeiL Bltnde f 6.^. ^ 25 Sekunde)
4
1
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Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig
(Aufnahme von Hermann Walter, Leipzig)
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Nr. 12/13 DEUTSCHLAND 55Q
hier die Erfüllung jenes Wunsches, den schon 1814 der glühende
rheinische Patriot Joseph v. Görres aussprach, daß dieses
Nationaldenkmal ein Mittelpunkt sein solle, „an den die
deutsche Kunst ihre Gebilde anknüpft, in dem sie die Werke
ihres sinnig strebenden Bildungstriebs niederlegen mag
— denn die Kunst ist mehr als die Wissenschaft bedürftig
einer Heimat, eines Tempels, einer sonnenwarmen, licht¬
beschienenen Stelle, wo sie die Begeisterung pflegen und ihrer
Schöpfung obliegen kann“.
♦ *
*
Auf der breiten Straße des 18. Oktober, an deren fernstem
Ende sich die dunkle Masse der geschäftigen, freundlichen
Lindenstadt Leipzig hindehnt, wird es lebendig. Helmbüsche
wehen. Reiterschwärme fliegen heran, schwenken in weitem
Bogen. Durch die unübersehbaren Menschenmengen, die vom
Denkmal bis zum Eingang der deutschen Kampfbahn alle Wälle
und Vorsprünge besetzt halten, geht eine Woge der Bewegung
und Begeisterung, tausend und aber tausend Studentenrappiere
klirren blitzend aus blinkenden Stahlscheiden, bunte Fahnen
entfalten sich, und dann braust ein einziger vieltausendstimmiger
Jubelruf über das weite Blachfeld: der Deutsche Kaiser ist
mit den Paladinen des Reichs angekommen. Langsam bewegt
sich der glänzende Zug von Königen und Fürsten dem Denkmal
zu. Unter den feierlichen Klängen der Glocken und Posaunen
der Gralsmusik aus Richard Wagners feierlichster deutscher
Schöpfung, dem inbrünstigen Bühnenweihfestspiel „Parzival“,
kommt er die große Freitreppe empor. Neuer, stürmischer
Jubel! Dann spricht der unermüdliche Vorkämpfer des Denk¬
mals, Geheimer Hofrat Clemens Thieme, die Weiheworte.
Man fühlt es, aus dem Mann schlägt heute lodernde Begeisterung
und tiefste, dankbarste Herzensfreude, daß das schwere Werk
endlich so herrlich vollendet dasteht, „das sichtbare Zeichen der
Dankbarkeit gegen Gott und unsere Heldenväter, den gefallenen
Helden ein Ehrenmal, dem deutschen Volke ein Ruhmesmal,
kommenden Geschlechtern ein Mahnzeichen, hoch und hehr
wie die Taten der Mütter und Väter, die Gut und Blut ein¬
setzten für die Rettung des Vaterlandes“!
♦ *
*
Verrauscht ist das glänzende Schauspiel, das ein Erlebnis
geworden ist in der Geschichte des deutschenVolks, unvergänglich
und unvergeßlich für alle Zeiten. Und so wird dieser 18. Oktober
weiter leben im Herzen der Nation als ein Ruhmestag so herrlich,
wie das Ringen der europäischen Völker auf Leipzigs blutge¬
tränkten Fluren, wird weiter leben als die glorreiche Erfüllung
jener ernsten Mahnung, die der Freiheitssänger Eichendorff 1815
in den letzten Versen des Gedichtes, dessen Eingangsworte über
diesen Erinnerungsblättem stehen, „An die Freunde“ richtete:
„So laßt uns unser Deutschlanrl denn umstellen.
Bewachend bn derlich in treuer Hut,
Mit Lehren, Rat und Sang die Herzen schwellen,
Daß sie bewahren rein die heil’ge Glut,
Den Emst, den sie erkämpft in Bluteswellen,
Der Ehre Hort, Eintracht und frcud’gen Mut!
Friede dem Herd und ew’ger Krieg dem Bösen, —
So mag uns Gott von aller Schmach erlösen!“
Römische Grabsteine in Deutschland.
Wenn wir auf einem unserer
heutigen Friedhöfe die Gräber¬
reihen durchwandeln, so freuen
wir uns über ein geschmack¬
volles Grabmal oder über sorg¬
fältig gepflegte Blumen und Baum¬
gruppen. Der hier ruhende Tote
aber erweckt kein Interesse, wenn
wir nicht von vornherein in
irgendeiner Beziehung zu ihm
standen. Denn die Aufschriften
der Steine oder Kreuze sagen
uns meist nichts, was uns
den hier Bestatteten menschlich
näherbrächte: außer Name, Ge-
burts- und Todestag steht höch¬
stens noch ein Bibelspruch oder
das stereotype ,,Ruhe sanft“ auf
dem Grabmal, also nichts, was
unsere Teilnahme für den Ver¬
storbenen und sein Schicksal
erregen könnte. Die Vergangen¬
heit war darin viel redseliger.
Man lese nur einmal in einer
alten Kirche, wo Grabplatten des
16., 17. und auch noch 18. Jahr¬
hunderts aufgestellt sind, deren
Inschriften. In welch langatmigen
Lamentationen ergehen sie sich
oft. — Und wie steht es nun
mit den ältesten Grabschriften
auf deutschem Boden, den
römischen? Ein Gang durch ein
römisches Museum, etwa in Köln,
Bonn, Trier oder Mainz, zeigt
es beim ersten Blick. Die Mehr-
Von Dr. G. Behrens (Mainz).
jBlVSSVS-ATVS Rl-p-NM^
Abb. 1 — Grabstein des Schiffers BIussus (Mus. Mainz) — Nach
dem ergänzten und bemalten Abguß des Zentralmuseums in Mainz
zahl sind Steine von Soldaten,
denen selten jemand im Leben
so nahe stand, daß die Gefühls¬
äußerung eines Hinterbliebenen
in der Aufschrift zu erwarten
wäre. Und dessen war sich
jeder bewußt, darum sorgte man
in seinem Testamente für einen
würdigen Grabstein. Unendlich
oft lesen wir auf diesem: „Der
Erbe ließ ihn dem Testament
gemäß errichten.“ Was die In¬
schrift sonst noch meldet, ist:
Name, Herkunft, Truppenteil,
Alter und Zahl der Dienstjahre,
stets in dieser Reihenfolge und mit
vielen stehenden Abkürzungen.
Doppeltes Interesse bieten aber
die Steine, die außer der Inschrift
noch eine bildliche Darstellung
zeigen. Meist ist der Verstorbene
selbst dargestellt, und zwar
seltener als Brustbild, gewöhnlich
in ganzer Figur. Als Beispiel geben
wir in Abb. 3 einen Stein des
Mainzer städtischenMuseums,und
zwar nicht nach dem Original, son¬
dern nach einem Gipsabguß des
römisch-germanischen Zentral¬
museums in Mainz mit ergänzter
Bemalung. Denn daß wir uns die
Steine bemalt vorzustellen haben,
zeigen uns viele Beispiele von
Resten der ursprünglichen Bema¬
lung. Es ist der Grabstein des
Cneius Musius, eines Adlerträgers
560 DEUTSCHLAND (^^Be QQOQOOQOGQaOQQOQQQQQ M Nr.I2/13
der 14. Legion, die in Mainz bis zum Jahre
43 nach Christi Geburt lag. Der Stein ge¬
hört also in die ersten Jahrzehnte des
ersten nachchristlichen Jahrhunderts. Die
Darstellung ist roh und ungeschickt, aber
interessant durch die genaue Angabe aller
Einzelheiten der Bewaffnung und Kleidung.
In einer Nische zwischen 2 Säulen stehend,
hält er in der linken Hand seinen Schild,
in der rechten den Legionsadler. Die
Brust ist mit Orden geschmückt, oben
2 Torques, darunter 9Phalerae, am rechten
Unterarm trägt er Armillae, was uns bei
diesem 32jährigen Manne nicht wunder¬
nehmen darf, da er schon 15 Dienstjahre
hatte und die römischen Orden immer
in der Mehrzahl verliehen wurden.
Abb. 2 zeigt einen Reitergrabstein
aus Köln, ebenfalls nach einem kolorierten
Gipsabguß des Zentralmuseums in Mainz,
der die reichen Einzelheiten deutlicher her¬
vortreten läßt. Titus Flavius Bassus
ist in der typischen Stellung eines
mit geschwungener Lanze nach
rechts sprengenden Reiters darge¬
stellt, wie er schon auf grie¬
chischen Reitergrabsteinen vor¬
kommt. Unter dem Pferd liegt
ein gestürzter Gegner, also wohl
ein Germane, hinter ihm seinTroß-
knecht mit 2 Reservelanzen. Be¬
achtenswert ist u. a. der reiche
Schmuck des Pferdes, auch ihm
wurden ln römischer Zeit Orden
angehängt. Dieser und viele ähn¬
liche Grabsteine sind uns auch
dadurch wichtig und lehrreich, daß
sie uns authentische und sicher
nicht geschmeichelte Bilder der
Germanen des ersten nachchrist¬
lichen Jahrhunderts geben, auf
denen Aussehen, Kleidung und
Bewaffnung aufs getreulichste,
wenn auch etwas ungeschickt,
wiedergegeben sind.
Eine ganz andere Situation
bringt uns Abb. 4 vor Augen. Es
ist ebenfalls ein Reiter, aber nicht
im Kampfe begriffen, sondern beim
Totenmahle liegend zeigt ihn die
Darstellung. An seine Eigenschaft
als Reiter erinnert außer der
Inschrift das unter dieser darge¬
stellte Pferd samt Troßknecht.
Diese unserm Empfinden etwas
ferner stehende Vorstellung des im
bessern Jenseits sorglos schmau¬
senden Toten ist natürlich erst
recht dem Kulturkreis der östlichen
Mittelmeerländer entlehnt.
Viel leichter verständlich ist
uns die Situation, in der sich der
biedere Schiffer Blussus mit seiner
Familie präsentiert (Abb. I). In
Photographierstellung dasitzend hat
jeder das in der Hand, was ihm im
Leben das wichtigste war bzw. ist,
denn |nur Blussus selbst war ge¬
storben: der Sohn den Ball, der Vater den
Geldbeutel und die Frau die Spindel,
wobei freilich nicht zu übersehen ist, daß
Hals und Arme reichen Schmuck tragen
und auf ihrem Schoß ein Hündchen sitzt.
Alle bisher besprochenen Steine
zeigen die stereotypen Aufschriften, nur
leicht und unwesentlich untereinander
variierend. Und so steht es, wie oben
schon gesagt, mit der Mehrzahl der uns
erhaltenen Grabdenkmäler aus römischer
Zeit. Um so wichtiger und interessanter
sind uns die wenigen, die etwas gesprächiger
sind. Diese Zusätze sind, antikem Stil¬
gefühl entsprechend, in Versen abgefaßt,
meist in Hexametern oder Distichen, aber
auch in andern Maßen, was bei den gleich
anzuführenden Beispielen jedesmal ver¬
merkt werden wird. Am ehesten haben
wohl Eltern, deren Kind gestorben ist, das
Bedürfnis, ihrer Trauer auch auf dem
Grabstein Ausdruck zu verleihen.
So auf einem Stein des städtischen
Museums in Mainz (Abb. 5), den
Frau Telesphoris und ihr Gatte
ihrem kleinen Töchterchen gesetzt
haben; unter dem Relief des mit
Blumen spielenden Kindes und
kurzen Eingangsworten stehen
jambische Trimeter in 2 Strophen,
von denen jede aus 2 Skazonten
und einem reinen Trimeter bestellt.
Die Übersetzung dieses und der
folgenden Beispiele, die hier zum
erstenmal im Druck erscheint, ist
weder wörtlich noch im „Versmaß
der Urschrift“, da beides ein Nach¬
empfinden der Gefühlswerte der
Verse unmöglich macht. Sie lauten:
,,Um dich, du süßes Mädchen, gilt*i
zu klagen,
0 hätte nie die Erde dich getragen.
Da zu der Eltern großem Herzeleid
Des harten Schicksals Unabwendbarkeit
Beschlossen, dich, dieLieblichstc von allen.
Zurückzuholen in die dunklen Hallen,
Von wo die Schönheit uns gekommen war.
Das Mädchen lebte kaum ein halbesjahr;
Zur Zeit der Rosen ist es aufgeblüht.
Und bald darauf es wieder von uns schied.
Wie man bei einem Mädchen
die Schönheit preist, so bei einem
Jungen den Verstand. Auf einem
jetzt verlorenen Stein aus Köln
steht ein Gedicht aus jambischen
Dimetern mit glykonischem Ab¬
schluß, in dem der Knabe Xanthias
beklagt wird:
,,Der’s schon verstand, mit schnellem Stift
So viele Wörter festzuhalten.
Wie nur die Zung’ Vorbringen kann.**
Von Erwachsenen rühmt mein
die Tüchtigkeit in ihrem Beruf,
so z. B. auf dem jetzt verschollenen
Trierer Grabstein des Schnelläufers
Augustus in Hexametern:
„Das Leben konnte zwar der Tod ihm
nehmen.
Doch überlebend bleibt sein Ruhm bestehn;
Sein Körper mag zu nicht*gem Staub
zerfallen.
Sein Name wird durch aller Munde gehn.**
, TFL AVIvS-BASSvS-MCaM
F-DANSALAEQ:ALAE'NoR'
CORVTVRFABl-PYDEN‘1 S
AN:XXXy/ISTP-XX/IHF<'
Abb. 2 — Grabstein des Reiters Bassus
(Mus. Köln)
CN'MVS1VS*TF|
GAL'VELElAS’ANl
XXXlI'STlPiXV
ACWILIF.LEC'XIIII’CEM'I
MiM^SXFRÄTER’PQSVIT'
Abb. 3 — Grabstein des Adlerträgers Muslus (Mus. Mainz)
Nr,12/13 13000098000000800000^0^^ DEUTSCHLAND Bi^^^^ »»e0e000eöGe00OOO a 561
Abb. 5 — Grabstein des Töchterchens
der Telesphorls (Mus. Mainz)
Abb. 6 — Grabstein des Hirten
Jucundus (Mus. Mainz)
Bel den bisher erwähnten Bei¬
spielen waren der oder die Hinter¬
bliebenen als sprechend gedacht.
Das ist keineswegs die Regel. Oft
spricht auch der Verstorbene durch
den Stein zu uns und erzählt uns
sein Leben und seinen Tod.
Der Hirte Jucundus aus Mainz,
dem sein Patron den Stein (Abb. 6)
gesetzt hat, berichtet uns in Distichen
seine Leidensgeschichte:
„Der du vorübergehend dieses liest.
Halt ein, o Wandrer, deinen Schritt,
Daß, Schaudern in der Brust, du allhier
siehst.
Wie Grauenhaftes ich erlitt;
Nur 30 Jahre war es mir bestimmt.
Die Sonn’ zu schaun auf Erden hier.
Da ist’s geschehn: mein Sklave nimmt
Auf rohe Art das Leben mir.
Und der stürzt sein verruchtes Leben
Kopfüber in den Strom hinein:
Was seinem Herrn geraubt er eben.
Das raubt ihm selber jetzt der Main.“
Wenn man so als Gestorbener
auf sein Leben zurückblickt, kann man
natürlich den noch Lebenden manche
gute Lehre und Lebenserfahrung Zu¬
rufen, und wenn es auch nur der alte
Spruch ist:
„Freut euch des Lebens - “
der für Soldaten in erster Linie
ganz besonders paßt. So hat um die
Mitte des ersten nachchristlichen
Jahrhunderts Lucius Sempronius
Auso, ein Soldat der 4. Legion
in Mainz, seinem Kameraden Titus
Caecilius Ausonius einen Grabstein
gesetzt und dem Toten die in
Der Umstand, daß die Gräber nicht
in umzäunten Friedhöfen Schutz
fanden, sondern längs der Haupt¬
straßen außerhalb der Tore lagen —
ich brauche nur an die Gräberstraße
in Pompei zu erinnern — erklärt den
Gedanken des folgenden Steins:
„Es bittet euch die einz’ge Schwester
Des teuem Bruders ohnegleichen.
Haltet die Hand vom Frevel fern
Und schonet dieses Grabes Zeichen.“
Dieser Stein des Bonner Museums
gehört keinem Soldaten, sondern dem
mit 30 Jahren bei Xanten verstorbenen
Treverer Silvanus, dessen trauernde
Schwester obiges Distichon den
Wanderern zuruft.
Diese durch die aufgezählten Bei¬
spiele genügend illustrierte Sitte der
Alten hält sich bis in die frühchristliche
Zeit und noch viel länger. Das
Trierer Museum besitzt einen Stein
frühestens aus dem 5. nachchrist¬
lichen Jahrhundert, auf dem in Hexa¬
metern zu lesen ist:
„In diesem Hügel ruht Subdlacon Urslnian,
Der es verdient, der Hell’gen Gräber bel-
gesellt zu werden.
Ihm wird der Tartarus nicht das geringste
schaden können.
Dies Mal hat Ihm die Gattin Ludula ln
Lieb’ errichtet.“
Der Stein ist in zweierlei Hin¬
sicht ein kulturhistorisch interessantes
Dokument: einmal, daß die Priester
in der Frühzeit verheiratet sind, was
auch anderweitig bezeugt ist; dann
aber, daß man von der Hölle immer
Hexametern abgefaßten Worte in
den Mund gelegt:
,,Lebet glücklich, die das Leben
Ihr genießen dürft;
Mir war’s nicht vergönnt, auf Erden
glücklich zu verweilen.
Denn Ich Hege hier jetzt, von dem
Schicksal jäh zerschlagen
usw.“
Von gleicher Fundstelle stammt
der Stein des Gaius Gavius Geier,
auf dem wieder mal der Tote
angeredet wird:
„Ein treues Leben hast du stets geführt.
Und keine Sünde hat dich je erreicht;
Was Ich dir wünsch’, wie slch’s
gebührt.
Ist dies: Die Erde sei dir leicht.“
Der Gedanke dieses Distichons
entspricht so sehr allgemein
menschlicher Empfindung, daß er
ebensogut noch heute auf ein
Grabmal gesetzt werden könnte.
noch eine sich an das Antike
anlehnende Vorstellung hat, so
daß man sie Tartarus nennen
kann.
Zum Schluß noch 2 Hexa¬
meter, die nicht auf dem Grab¬
stein selbst stehen, sondern auf
einer Säule der im 12. Jahr¬
hundert gegründeten Abtei¬
kirche in Neuweiler und hier
angeschlossen werden, weil sie
trotz ihres jungen Ursprungs
noch antiken Geist atmen:
„Ihr, die euch der Weg vorüber¬
führt.
Denket stets an uns ln künft’gen
Jahren:
Was wir sind, das werdet Ihr einst
werden,
Ihr seid heut’, was wir vor Zeiten
waren.“
Abb. 4 — Grabstein des Marsakers Lucius (Mus. Köln)
Fürst Fürstenberg* und seine Residenz Donaueschingen.
Von Professor Otto Heinrich.
Jedes Jahr, nachdem die griechische Sonne das kaiserliche
Antlitz gebräunt hat, weilt Wilhelm II. im berühmten Jagd¬
gebiet zu Donaueschingen bei seinem Freund, dem Fürsten
Max Egon zu Fürstenberg. Eine echte, enge Freund¬
schaft ist im Lauf der Jahre zwischen den beiden Männern
erwachsen. Eine Erholung von den politischen Geschäften
dürfte der Donaueschinger Aufenthalt jedesmal für den Kaiser
bedeuten, wenn es im Spätherbst in die oft schon verschneiten
Wälder der Baar hinausgeht zur Fuchsjagd oder, wenn im Früh¬
jahr auf den hohen Schwarzwaldtannen der Auerhahn balzt,
und wenn dann nach fröhlichem
Halali daheim im fürstlichen Schloß
der Kaiser teilnimmt an dem schönen
Familienleben des Fürsten.
In Donaueschingen war es, wo
Graf Zeppelin sein Luftschiff Z. I,
Seine Kaiserliche Hoheit den Kron¬
prinzen Wilhelm an Bord, zum ersten¬
mal am 7. November 1908 dem Kaiser
vorführte. Eine schlichte Tafel am
Schloß erinnert an diesen unverge߬
lichen Augenblick.
Den von Bildhauer Sauer in
Karlsruhe gefertigten Dianabrunnen
ließ der Fürst errichten zur Erinne¬
rung an die Jagdbesuche S. M. des
Kaisers und an die Anwesenheit I. M.
der Kaiserin mit der Prinzessin
Viktoria Luise im Jahre 1904. Da¬
mals fand zu Ehren des Kaisers und
der Kaiserin ein Trachtenhuldigungs¬
zug der Landbevölkerung der ehemals
Fürstenbergischen Lande statt, mit
deren Bewohnern das Fürstenhaus
durch das alte gegenseitige Band un¬
verändert verbunden geblieben ist.
Besonders die Hauptstadt des medi-
atisierten schwäbischen Reichsfürsten¬
tums Fürstenberg, Donaueschingen,
darf sich der besonderen Gunst und
Fürsorge des Fürsten Max Egon er¬
freuen. Einstens war diese Haupt¬
stadt der geistige und kulturelle Mittel¬
punkt der Lande von den Abhängen
des Schwarzwaldes bis hinunter zum
Bodensee. Ein reges Theater- und
Musikleben blühte daselbst schon im
18. Jahrhundert; der junge Mozart
konzertierte da 1766, Konradin Kreut¬
zer und Joseph Wenzel Kalliwoda
wirkten als fürstliche Hofkapellmeister in Donaueschingen, und
das älteste deutsche Lessingdenkmal im fürstlichen Park, er¬
richtet 1792, legt Zeugnis ab von dem großen Verständnis, das
die Fürsten der neuen deutschen Literatur entgegenbrachten.
An diese alten Traditionen knüpfte Fürst Max Egon be¬
wußt an, um seine Vaterstadt und Residenz auch jetzt wieder
zum geistigen und kulturellen Mittelpunkt zu machen; wert¬
volle, bisher unbekannte oder vergessene Musikschätze der
fürstlichen Hofbibliothek, Werke von Haydn, Dittersdorf
und Kreutzer werden in mustergültigen Konzerten in Donau¬
eschingen aufgeführt.
Seiner Hofbibliothek und seinen Sammlungen bringt der
Fürst das regste Interesse entgegen. Die Bibliothek birgt
mannigfachen und schönen Inhalt: sie zählt etwa 120 000 Druck¬
bände, 1160 Handschriften, ca. 1500 Musikhandschriften und
ungefähr 500 Inkunabeln. Sie wird nach den liberalsten Grund¬
sätzen geleitet. Obwohl aus den Mitteln des Fürsten verwaltet
und fortgeführt, hat sie nach dem Willen ihres fürstlichen
Herrn den ausgesprochenen Zweck, nach Möglichkeit alle Auf¬
gaben eines öffentlichen Instituts zu erfüllen. Oft hilft sie
Historikern aus, wenn die näher gelegenen staatlichen An¬
stalten versagen, und schwerlich werden in den Kreisen der
germanistischen Forscher allzuviele Bibliotheken häufiger
genannt als die Donaueschinger um ihrer altdeutschen Schätze
willen (wir erinnern nur an die be¬
rühmte Laßbergsche Nibelungen hand-
schrift). Aber so hoch ein jeder
neue Beitrag zur Forschung und
Wissenschaft, der hier erhoben wird,
anzuschlagen ist, nicht mindere Freude
gewährt es dem Fürsten, den idealen
Nutzen und die das tägliche Leben
verschönende Wirksamkeit zu beob¬
achten und womöglich noch zu stei¬
gern, welche die Bibliothek in ihrem
mehr lokalen Umkreise entfaltet. Jeder
einzelne Forstmann draußen im Walde
oder der Lehrer auf dem Dorfe, für
den gute Bücher eingepackt werden,
jeder Kurgast, der an trüben Regen¬
tagen das Lesezimmer besucht, freut
und interessiert den Fürsten ebenso
wie der Gelehrte, der an irgend¬
einem Zipfel eines hochakademischen
Unternehmens mitarbeitet.
Ein Bestandteil der Bibliothek ist
die alte Schloßbibliothek der Meß-
kircher Linie des Hauses Fürstenberg.
Mit dieser Bibliothek kamen am
Ausgang des 18. Jahrhunderts auch
die Repositorien herüber, in denen
sie dort aufgestellt war, eine äußerst
achtbare Leistung damaliger Kunst¬
tischlerei: in wechselnden Tönen fur¬
niert und mit reichem Schnitrwerk
versehen, zeigen sie Stilformen, die
noch dem Barock angehören, aber
auch schon die leichte Anmut des
Rokokos atmen. Diese ganze schöne
Einrichtung, zu der auch Supraporten
und Arbeitstische gehören, wurde den
Gewölben und Pfeilern im Oberstock
des Donauesef inger Archivs sehr ge¬
schickt angepaßt. Lange Zeit lagen
dort Akten, bis Fürst Max Egon den Entschluß faßte, diesen
Saal mit diesen kunstgewerblich so hochstehenden Repositorien
zu einem kleinen Schmuckkästchen umzugestalten, das die
erlesensten Schätze der fürstlichen Sammlungen, der Bibliothek
und des Archivs enthalten und allen Kunstfreunden vor Augen
führen soll. Dieser Max-Egon-Saal zeigt jetzt die schönsten
Handschriften und Miniaturen, die ältesten und wertvollsten
Archivalien, die kostbarsten Frühdrucke, die Fürstenbergischen
Münzen und Medaillen, Bücher, die vermöge ihres Inhalts,
ihrer Ausstattung und ihres Einbandes die Freude der Bücher¬
freunde erregen, Noten-Autogrrphen und Briefe aus der musika¬
lischen Glanzperiode am fürstlichen Hofe, einen Ordens¬
schrank des Hauses Fürstenberg, Ringe und Gemmen und
schließlich aus der modernsten Zeit auf die persönliche
Nr. 12/13
DEUTSCHLAND
563
Anregung Seiner Durchlaucht des Fürsten Max Egon hin eine
Sammlung von Münzen und Medaillen S. M. des Kaisers
Wilhelm II.. der SO oft und gern als Gast des Fürsten an den
Quellen der Do¬
nau und in den
sie umgeben¬
den J agd gebieten
weilt und der
so regen und
freudigen Anteil
nimmt an dem
kulturellen und
wirtschaftlichen
Aufschwung des
Städtchens.
Die Samm¬
lungen des Für¬
sten Max Egon
bergen herrliche
Schätze. Da ist
zunächst im
Hochparterre
des Bibliotheks¬
gebäudes das
Kupferstichka¬
binett mit seinen
Blättern alter
und neuer gra¬
phischer Kunst,
gegenüber das
Münzkabinett
mit einem Bestand von ca. 40 000 Münzen. Der Karlsbau
enthält als Glanzpunkt aller Sammlungen eine stattliche Reihe
von Bildern und Holzskulpturen altdeutscher Meister. Wir
weisen nur darauf hin, daß sich 12 Bilder des alten Holbein
dort befinden, ein Basler Meister, der zur Schule des Konrad
Witz gehört,
und eine statt¬
liche Reihe ober¬
deutscher und
schwäbischer
Meister aus dem
Ausgang des 15.
Jahrhunderts.
Dann ist hier
der namenlose
Meister von
Meßkirch, der in
der Geschichte
Aes deutschen
Kolorismus eine
Jiöchst eigentüm¬
liche und bemer¬
kenswerte Stelle
•einnimmt, und
dessen schönste
Arbeiten hier
vereint sind. Ne¬
ben ihm finden
sich Namen wie
Pencz, Strigel
und Burgkmair.
Diese ganze
Kunst ist hier
bodenständig,denn die meisten Bilder stammen aus altem Fürsten-
bergischem Besitz und sind im Aufträge früherer Fürstenberger
und mit ihnen verwandter oberdeutscher Adelsgeschlechter
gemalt. Die Niederländer sind mit 18 Bildern vertreten
Das Fürstliche Schloß mit der Donauquelle in Donaueschingen
Städtisches Solbad ..Irmabad“ zu Donaueschingen
Wenn auch die Galerie bei den modernen Meistern nicht
systematisch ausgebaut wurde, so enthält sie doch auch hier
manche Bilder von einiger Qualität, z. B. von Schalch, Ellen¬
rieder, Volmar,
Weitsch, Reich,
Frommei u.a.m.,
besonders auch
einige köstliche
Bilder von dem
Mannheimer
Wilhelm Kobell,
der gerade jetzt
wieder sehr ge¬
schätzt wird.
Gegenwärtig
vollzieht der
Fürst Max Egon
eine hervorra¬
gende Kulturtat
dadurch, daß er
seine vereinigten
Sammlungen
nach den Grund¬
sätzen modern¬
ster Museums¬
verwaltung reor¬
ganisieren läßt;
die altdeutschen
Meister werden
konserviert und
restauriert, und
die ganze Gemäldegalerie wird neu gehängt in einer Weise,
bei der das Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin als Vor¬
bild dient.
Die naturwissenschaftlichen und geschichtlichen Samm¬
lungen werden auf heimatlicher Grundlage neugeordnet und
ausgebaut, sie
sollen so ein
Bild geben von
der Beschaffen¬
heit der ehe-
malsFürstenber-
gischen Lande
und ihrer Ge¬
schichte.
An den Ge¬
schicken sei¬
ner Vaterstadt
Donaueschingen
nimmt der Fürst
den regsten An¬
teil. Nach dem
großen Brande
im Jahre 1908
war er mit Rat
und Tat überall
zur Stelle.
Zum Bau der
neuen evange¬
lischen Kirche
stellte er seinen
Bauinspektor
zur Verfügung.
Anläßlich der
Hochzeit seiner Tochter, der Prinzessin Lotti, stiftete
er für das Rathaus den Gretelebrunnen; das neue
städtische Solbad trägt den Namen der Fürstin Irma
(Irmabad).
Arbeitsgelegenheit und Verdienst bringt für die Stadt
Donaueschingen die fürstliche Brauerei, die das Tafelgetränk des
Kaisers in ganz Deutschland und nach allen Weltteilen versendet.
Am 13. Oktober dieses Jahres
feierte Fürst Max Egon zu Fürsten¬
berg seinen 50. Geburtstag. Maxi¬
milian Egon, Fürst zu Fürstenberg,
Landgraf in der Baar und zu Stüh-
lingen, Graf zu Heiligenberg und
Werdenberg, wurde am 13. Oktober
1863 in Böhmen geboren als der
Sproß eines alten Adelsgeschlechts,
das seinen Stammbaum mit Stolz
bis in das 12. Jahrhundert und noch
früher auf einen Paladin Karls des
Großen zurückführt. Die Fürsten¬
berger des Mittelalters lebten im
Schwarzwalde. Sie erhielten den
Fürstentitel im Jahre 1664. Ge¬
nerationen auf Generationen gingen
aus ihrer Familie glänzende Staats¬
männer und Soldaten hervor, so
daß sich der jetzige Fürst würdig
der Familientradition anschließt; er
ist das Haupt des fürstlichen Ge¬
samthauses Fürstenberg, erbliches
Mitglied des preußischen Herren¬
hauses, der württembergischen und
badischen I. Kammer, erbliches Mit¬
glied und Vizepräsident des Herren¬
hauses des österreichischen Reichs¬
rates, Kgl. Preußischer Oberst¬
marschall und Oberst ä la suite der Armee mit der Uniform der
Gardedukorps und ä la suite des II. Seebataillons, Major i.d.E.
des 5. Landwehrulanenregiments, Ritter des österreichischen
Ordens vom Goldenen Vlies, des
Schwarzen Adlerordens, Ehren¬
ritter des souveränen Malteser¬
ritterordens.
Der Fürst ist ein grundehrlicher
Charakter, dem jede Heimlichkeit
verhaßt ist. Er ist ein eifriger Soldat,
Jäger und Sportsmann; um die Ver¬
waltung der Standesherrschaft und
seiner finanziellen Unternehmungen
kümmert er sich selbst; seine großen
Waldungen zählen zu den forstwirt¬
schaftlich am besten geleiteten in
Deutschland. Er sieht es als ein
„nobile officium“ an, den ererbten
Reichtum vor allem sozialen und
kulturellen Zwecken dienstbar zu
machen; er ist ein Mann von um¬
fassendem Wissen, bei dem Kunst
und Wissenschaft jederzeit eine
Stätte finden. So ist Fürst Max
Egon zu Fürstenberg vermöge seiner
Herkunft, seines großen Besitzes
und seiner Freundschaft zum Kaiser,
vor allem aber wegen seiner per¬
sönlichen Anlagen und Eigenschaf¬
ten eine der markantesten und
mächtigsten Gestalten des mo¬
dernen Europas.
Gretelebrunnen im Rathaus zu Donaueschingen
Die Karwendelbahn.
Von Ant. Roitzsch (München).
Der gigantische Wall der nördlichen Kalkalpen war bislang
die Sperrmauer zwischen Bayern und Tirol-Vorarlberg. Auf
der ganzen fast 200 Kilometer langen Strecke von Kufstein
bis an den Bodensee wurde er bisher von keiner Bahn über¬
quert. Die Gebirgswelt Nordtirols, die Gebiete der Lechtaler
Alpen, des Wetter¬
steins, der Zugspitze
und des Karwen-
dels waren infolge¬
dessen dem großen
Fremdenverkehr ver¬
schlossen. Erst durch
den Bau der elek-
trischenVollbahn von
Garmisch nach
Reutte einerseits und
von Garmisch-Mit-
tenwald nach Inns¬
bruck anderseits ist
hier Wandel geschaf¬
fen und zugleich eine
neue, weit kürzere
Verbindung der
bayerischen Lande
mit der Haupt¬
stadt Tirols erreicht
worden.
Der Hauptteil der
Bahn, die eigentliche
Karwendelbahn
von Mittenwald bis Innsbruck, ist im Oktober vorigen Jahres
eröffnet worden. Auf verwegenen Kunstbauten führt sie sanft
und mühelos durch die düsteren Schönheiten der Hochgebirgs-
welt dahin. Langsam und sicher klimmt sie unter dem gleich¬
mäßigen lauten Herzschlag der großen elektrischen Maschine
an den steilen Wän¬
den hinan. Immer
mehr versinkt die
Welt da drunten
mit ihren Seen und
sanft gerundeten
Vorbergen, bald ist
bei Schamitz die
erste Tiroler Station
erreicht, und rasch
geht’s jetzt der
Wasserscheide
zwischen Isar und
Inn entgegen, die
bei Seefeld in Höhe
von 1176 Meter
überquert wird.
Mächtig erhebt sich
zur Linken der Wet¬
terstein, an dessen
Hochfläche das kleine
Reith klebt.
Jetzt beginnt der
interessanteste Teil
der Karwendelbahn-
Wettersteingebirge bei Garmisch-Partenkirchen
Nr. 12/13
DEUTSCHLAND
565
Über den 90 Meter langen Gurglbach-Viadukt geht’s in den
80 Meter langen Leithener Tunnel, dem bis Innsbruck noch
sechzehn weitere folgen. Immer aufs neue wechseln Tag und
Nacht, immer andere Land¬
schaftsbilder und Talblicke
treten in rascher Folge vor das
Auge. Welche Schwierigkeiten
die Bahn auf dieser Strecke
bis zu der Station Hochzirl zu
überwinden hat, ahnt der Rei¬
sende nicht, der in dem behag¬
lichen Aussichtswagen einher¬
fährt. Um diese zu ermessen,
muß man die alte Heerstraße
Seefeld—Reitt—Tirol gewandert
sein. Dann erst erlebt man stau¬
nenden Sinnes all die genialen
Werke moderner Bergbaukunst,
Schöpfungen, wie den in unserm
Bilde gezeigten Vorbergviadukt,
der in 30 Meter Höhe auf drei
Bogen mit je 22 Meter Weite
den wilden Schloßbach über¬
spannt und sich doch so schlicht
und zierlich in die Landschaft
einfügt, daß er ihre natürliche
Schönheit gar nicht stört. Von
Hochzirl geht s dann bald in den
längsten, 1787 Meter langen Mar¬
tinswandtunnel, und kaum ist er
durchfahren, da eröffnet sich von
der steilen Martinswand herab ein
wundervoller Blick auf Innsbruck
und das Inntal, ein Blick, der
bisher nur den Bergsteigern ver¬
gönnt war, und den nun jeder in voller Muße genießen kann.
Einen ganz andern, lieblicheren Teil Tirols erschließt
die im Mai dieses Jahres eröffnete Strecke Garmisch—Reutte,
das Außerfem, das bisher fernab lag vom Verkehr. Und doch
ist s althistorischer Boden und einer der schönsten Landstriche
Tirols, umrahmt von stattlichen Bergen: dem Säuling, dem
Thannheimer Gebirge mit
Köllespitz, Gimpel und Gacht-
spitz, den schneeigen Hängen
des Thaneller, der sich wie ein
Riegel vor das durch den
Knittelkarspitz eingeengte
Rotlechtal schiebt, dem grünen
Fempaß, Tirols schönstem
Alpenübergang, dem Zwiesel¬
berg und Tauern. Inmitten
der stoIzenFarbenpracht leuch¬
tend grüner blumendurch-
wirkterAlmenund rauschender
Bergwälder, aus deren dun-
kelm Schoße nackte braune
Felsbrüste mit tausendjährigen
Schroffen und Schründen und
demantblanken Firnscheiteln
sich emporrecken, liegt Reutte,
der Hauptplatz des Außerfern,
der lieblichste Markt im untern
Tiroler Lechtal. Vor wenigen
Jahren noch nur durch Post- und unbequeme Stellwagen nach
Füssen und Plansee—Linderhof—Oberau an den Verkehr
angeschlossen, erhielt es zuerst durch die Lokalbahn Kemp¬
ten Pfronten—Reutte eine wenn auch umständliche Verbin¬
dung mit München, Augsburg und Lindau.
Das ist nun alles anders. Schon von Garmisch-Partenkirchen
an, der Perle des „Werdenfelser Landls“, wo die mit dem
fettigen Ruß der Dampflokomotive überzogenen Eisenbahn¬
wagen mit den luftigen, elegcmten
Aussichtswagen der elektrischen
Fernbahn vertauscht werden^
führt die Bahn durch blumen-
übersäte Hochtalauen. Schmucke
Landhäuser lugen durch das
dichte Grün zahlloser Obst¬
und Zierbäume, bis bei der
Haltestelle Schmölz (Riessersee),
wo die Trace aus ihrer bis¬
herigen südwestlichen Richtung
geradeswegs nach Westen ein¬
biegt, auch der landschaftliche
Charakter herber wird. Bei
der Station Grainau schiebt
sich zur Linken der Waxenstein
immer näher herein. Von Unter¬
grainau bis Griesen mußte die
Loisach aus ihrem alten Bett
verlegt werden; es dient nach
Vornahme starker Befestigungs¬
arbeiten als Unterbau der Bahn¬
linie, die kurz nach der baye¬
rischen Zoll- und Grenzstation
Griesen die direkte Nord-Süd¬
richtung einschlägt, in die das
zur Rechten vorspringende ge¬
waltige Massiv der Upsspitze
auch die Loisach gedrängt hat.
Hinter der ersten Tiroler
Haltestelle Schanz weitet sich
allmählich das Tal nach links,
bis es bei der Tiroler Zollstation Ehrwald in einen prächtigen
Talkessel einmündet, der in weitem Bogen von dem mächtigen
Wettersteinmassiv mit Zugspitze, Alpspitze, Gartnerwand, dem
Sonnspitz und dem Wampeten Schroffen und den schneidigen
Gipfeln der Mieminger Kette, Hochplatte und Hoher Gries¬
spitz umsäumt wird. Schnee- und eisgekrönte Berge, rauschende
dunkle Wälder, wildschäu¬
mende Bergwasser und licht¬
grün glänzende Almen — das
ist der farbenprächtigeRahmen,
der Ehrwald, das trauliche
Tiroler Dorf, zu einem aus¬
erwählten Touristenstand¬
quartier macht. An reizvoller
Schönheit wetteifert mit
ihm das durch prächtigen.
Fernblick nach allen Seiten
hin ausgezeichnete Lermoos.
Von weitem schimmern
zur Linken das Wanneck
und die grünen Hänge des
Fernpaß herüber, ln rechtem-
Winkel biegt hier die Bahn
nach Westen um und erreicht
hinter der Station Lähn
(der dazugehörige Ort wurde
durch furchtbare Lawinen¬
stürze zweimal vollständig
zerstört) die Wasserscheide zwischen Lech und Isar in einer
Höhe von 1128 Meter. Von Garmisch bis hirler Lähn steigt
die Bahn stetig von 1 : 50 bis I : 30 in einer Länge von rund
27 Kilometer, um von hier in 15 Kilometer langem Gefäll nach
Reutte mit 849 Meter Höhe hinabzugleiten. Bei Bichlbach mit
Karwendelbahn: Vorbergviadukt
Ehrwald (Nach einem Gemälde von E. A. Weber, DüsseldorO
566 DEUTSCHLAND
Nr. 12/13
einem letzten Blick auf die Wettersteingruppe und dem Eingang
in das vielbesuchte Berwangertal zur Linken zieht sich die Bahn
wieder nach Nordwesten, berührt Heiterwang mit einem pracht¬
vollen Blick auf den Heiterwanger See zur Rechten, der mit
dem Plansee durch einen schiffbaren Kanal verbunden
ist, und schwenkt vor dem Ehrenberger Tunnel
(500 Meter Länge) nach Nordosten. Bei der
Ausfahrt aus dem Tunnel bietet sich ein
schöner Blick auf die Ruine Ehrenberg
mit der Ehrenberger Klause (links)
sowie auf Reutte, das in einer riesigen
Schleife mit herrlichem Panorama
auf die schneeglitzernden Lechtaler
Alpen erreicht wird.
Die ganze Mittenwaldbahn hat
eine Länge von 105 Kilometer,
davon entfallen auf die Vollbahn
Garmisch—Innsbruck 59,8 Kilo¬
meter, auf die Lokalbahn Garmisch—
Reutte 45,2 Kilometer. Die Tiroler
Strecken Innsbruck—Scharnitz—Lan¬
desgrenze (36,2 Kilometer) und Reutte
Schanz—Landesgrenze (30,4 Kilometer),
insgesamt 66,6 Kilometer, wurden von Öster¬
reich mit einem Kostenaufwand von rund 31 Milli¬
onen Kronen erbaut, die von Bayern erbauten
Strecken Landesgrenze—Griesen—Garmisch (14,8 (Federzeichnung von
Kilometer) und Garmisch—Mittenwald—Landesgrenze DüsseldorO
(23,6 Kilometer), zusammen 38,4 Kilometer, kosteten rund
6^2 Millionen Mark. Die beiden bayerischen Strecken sind als
Vollbahnen ausgebaut, die österreichischen nur als Lokalbahnen;
die höheren Kosten für die letzteren sind auf die zahlreichen
Kunstbauten (Tunnels, Viadukte usw.) zurückzuführen. Die
Versorgung mit Strom erfolgt für die ganze Strecke, vorläufig
bis zurFertigstellung desWalchenseewerks auch für die bayerische,
durch das Ruezwerk bei Innsbruck, das einen Einwellen-Wech-
selstrom von 50 000 Volt liefert. Dieser wird bei Reith für die
Innsbrucker Strecke und bei Schanz für die Reutter Flügel¬
bahn in eine Stromstärke von 12—15 000 Volt umgeformt.
Für Abrechnungszwecke zwischen Österreich und
Bayern sind in Mittenwald und Griesen Zähler¬
stationen errichtet. Beide Staaten haben sich
darüber verständigt, daß der Betrieb der
Strecke Garmisch—Innsbruck unter
bayerischer Leitung steht. Bayern hat
deshalb für den Betrieb auf letzterer
Strecke 5 elektrische Lokomotiven
mit einem Eigengewicht von je
79 Tonnen zum Preise von je
120 000 Mark, 14 Personenwagen
mit einem Eigengewicht von je 15
Tonnen und 4 Packwagen beschafft.
Der gesamte Wagenpark wurde vom
Maffeiwerk bezogen. Bisher sind
auf der Flügelbahn Garmisch—Reutte
6 Paar durchgehende Züge für den Perso¬
nenverkehr vorgesehen; bei nennenswertem
Bedürfnis werden noch kleine Zwischenfahrten
von Garmisch bis Ehrwald und Lermoos einge¬
schoben. Für den Güterverkehr ist in jeder Richtung
nur ein Bedarfsgüterzug vorgesehen; der Verkehr ist
indes so stark, daß täglich mindestens ein Güterzugpaar
gefahren werden muß. Der durchgehende Güterverkehr umfaßt
außer der Lebensmittelzufuhr für die Tiroler Stationen haupt¬
sächlich Holz, Tiroler Wein und Produkte der Vilser Zement¬
werke. Für großen Personenverkehr nach dem Riessersee
und dem Höllental sind die beiden kleinen Bedarfshaltepunktc
Riessersee und Obergrainau vorgesehen.
Kreuz und quer durch Stadt und Land
Silberjubiläum des Schwäbischen Albvereins.
Von Gustav Ströhmfeld.
Mit nahezu 42 000 Mitgliedern steht der Schwäbische Alb-
verein, der im Jahre 1888 auf Veranlassung von Dr. med. Val.
Salzmann zu Eßlingen a. N. gegründet worden ist, weitaus an
der Spitze aller deutschen Mittelgebirgsvereine.
Die Bedeutung dieses Vereins für das Land seiner Wirk¬
samkeit ist unverkennbar großartig, wie es schon die Ur-
bestimmungen über den Zweck des Vereins ermöglichten.
Nach seinen Satzungen stellte sich der Schwäbische Albverein,
der als das Gebiet seiner Tätigkeit ursprünglich nur die ganze
Schwäbische Alb betrachtete, seit dem Jahr 1912 satzungs¬
gemäß aber auch das Albvorland in Nord und Süd entsprechend
berücksichtigt, die Aufgabe, für dieses Gebiet alle diejenigen
Einrichtungen zu treffen und zu fördern, welche geeignet sind,
Wanderungen zu erleichtern und deren Genuß zu erhöhen,
insbesondere die Kenntnisse des Gebiets nach den ver¬
schiedensten Beziehungen zu verbreiten und zu vertiefen
und den Fremdenverkehr darin zu heben. Dies alles sollte
geschehen: I. durch Arbeiten (Wegbau und Bezeichnung,
Turm-, Hütten- und Brückenbauten, Verkehrserleichterungen
usw.); 2. durch die Presse (Zeitschrift,Touristenkarten, Literatur);
3. durch eine Büchersammlung; 4. durch Veranstaltung von
Zusammenkünften, Wanderungen und Festfahrten; 5. durch
Verkehr mit verwandten Vereinen. Dabei war der Verein nach
Maßgabe seiner Satzungen bestrebt, alle seine Schöpfungen
und die Unternehmungen, bei denen er sich beteiligt, sowie
sämtliche Naturschönheiten innerhalb seines Gebiets für die
Mitglieder unentgeltlich zugänglich zu machen. Der Verein
hält bei der Verfolgung seiner Ziele den Grundsatz besonnenen
Maßhaltens aufrecht und verwirft alle Übertreibungen, nament¬
lich Verunstaltungen der Landschaft. Seine Vereinigungen sucht
er möglichst einfach, volkstümlich und gehaltvoll zu gestalten.
Der Jahresbeitrag ist 2 Mark, wozu an größeren Orten ein
kleiner Ortszuschlag für örtliche Bedürfnisse (Zustellung der
Zeitschrift u. dgl.) kommt. Dafür erhält das Mitglied die all¬
monatlich erscheinende illustrierte Zeitschrift (geleitet seit
25 Jahren von Professor Eugen Nägele in Tübingen) und all¬
jährlich eine Touristenkarte unentgeltlich zugestellt.
An der Spitze des Vereins steht der dreiköpfige Vorstand*.
Die drei Vorstandsmitglieder haben nicht nur jeder seines eigenen
Geschäftskreises zu warten, sondern häufig genug auch zu
gemeinsamer Beratung zusammenzutreten, während sich der
schriftliche Verkehr zwischen ihnen in den letzten Jahren zu
einem täglichen, ja täglich mehrfachen entwickelt hat.
* Anmerkung der Schriftleitung. Eine wohl nicht leicht wiederkehrende
Tatsache ist, daß die drei Vorstandsmitglieder (Rechtsanwalt Ernst Camerer
in Eßlingen a. N., zuerst als Schriftführer, nach Df. Salzmanns Tod als Vor¬
sitzender, Professor Eugen Nägele in Tübingen als stellvertretender Vorsitzender
und Schriftleiter der Zeitschiift, Kanzleirat Gustav Ströhmfeld in Stuttgart
als Schriftführer und Rechner) seit Bestehen des Vereins an dessen Spitze stehen.
Aus Anlaß des 25jährigen Jubiläums verlieh Se. Majestät der König von Württem¬
berg diesen Männern ehrende Auszeichnungen: dem Vorsitzenden Camerer
die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft, den beiden andern Herren
den Friedrichsorden.
Nr. 12/13 DEUTSCHLAND 567
Die Verwaltung ist in finanzieller Hinsicht zentral; in
Beziehung auf die Arbeitsleistung draußen im Gebiete dezen¬
tralisiert. Der Vereinsrechner zieht alle Beiträge ein, und
die Mitgliederversammlung beschließt alle Jahre den ihr ge¬
druckt vorzulegenden umfangreichen Haushalt bis auf die
Einzelheiten. Ersparnisse an einzelnen Kosten (z. B. an einem
Wegbau oder einer zur Bezeichnung vorgeschlagenen Linie)
fallen in die Hauptkasse zurück. Das Arbeitsgebiet der Schwä¬
bischen Alb ist eingeteilt in 11 Gaue, das Albvorland des Nordens
ln 6, des Südens in 2 Ortsgruppenverbände. Damit ist das
Königreich Württemberg samt den von ihm zum größten Teil
umschlossenen Hohenzollemschen Landen und angrenzenden
Gebietstrichen von Baden und Bayern (Junge Pfalz) vom
Schwäbischen Albverein für seine Arbeitszwecke planmäßig auf¬
geteilt. Und das alles unter den Augen, ja gewissermaßen mit
Zustimmung der Behörden. Und
überdiesesArbeitsgebiet hier, vom
Wörnitzdurchbruch bei Har¬
burg—Donauwörth bis an den
Schwarzwald und vom Tauber¬
grund bis an das Schwäbische
Meer, zieht das ausgedehnte
Wegnetz des Vereins Linien, auf
denen Tausende und aber Tau¬
sende frohgemuterWanderer jahr¬
aus, jahrein ihre Wanderziele
suchen. Das System dieser Weg¬
bezeichnung ist einfach und klar.
Für die Farbzeichen werden nur
die drei Grundfarben Rot, Blau
und Gelb verwendet. Und es
gibt sowohl für das Urgebiet der
Schwäbischen Alb als auch für das
Albvorland nur je vierWegzeichen;
für die Alb: das Dreieck, den
Dreiblock, die Raute und den
Zweiblock; für das Albvorland:
den wagrechten Strich, den wag¬
rechten Strich mit Quadrat in
der Mitte, die Scheibe und das
Hufeisen. Die Wegbezeichnung
geschieht an Kreuzungspunkten
durch Wegzeiger unter Anbrin¬
gung der Farbmarke, im übrigen
durch farbige Wegmarken, die
mitdemPinselangebracht werden.
(Bedruckte Zinktäfelchen sind
wegen ihrer geringen Lebensdauer
und anderer Mängel, z. B. Her¬
ausforderung der Zerstörungs¬
lust, aufgegeben worden.) Für die Wegtafeln wird Eichenholz
verwendet, wovon der Wegausschuß bei seiner Materialver¬
waltungsstelle stets gut trockene und dreifach weiß gnindierte
Ware in mehrerlei Größen lagern hat. Diese Tafeln werden
von Sägewerken zugeschnitten in größeren Posten bezogen und
gegen Anrechnung der Selbstkosten des Vereins an die Be¬
steller (Gaue, Verbände, Ortsgruppen) abgegeben.
In der Jubiläumsnummer der ,,Blätter des Schwäbischen
Albvereins“ (Tübingen), August 1913, sind die umfassenden
Leistungen des Schwäbischen Albvereins in eingehender Weise
statistisch und geschichtlich dargcstellt. An dieser Stelle
können ja aus räumlichen Gründen nur einige der wichtigsten
Tatsachen hervorgehoben werden. In dem Abschnitt ,,Dle
Arbeiten“ ist unter dem Kapitel ,.Bauten aller Art“ gesagt:
„Bel einem Vergleich mit andern Gebirgsvereinen fällt
die große Zahl der Unternehmungen des Gesamtvereins auf.
Sie hat vor allem ihren Grund in der einheitlichen Verwaltung
und darin, daß der Verein richtigerweise immer mehr zu eigener
Ausführung übergegangen ist. Nur in ganz wenigen Fällen ist
der frühere Grundsatz, bloß Beiträge zu geben, noch angezeigt
und beibehalten. Nicht minder wichtig ist der Grundsatz,
bauliche Ausführungen, wenn Mittel hierzu als völliger Besitz
des Vereins (also nicht etwa als Darlehen, auch nicht als unver¬
zinsliches) vorhanden sind. Damit ist, im Gegensatz zu der sonst
geltenden Einjährigkelt des Haushalts und der Unmöglichkeit
einer Bindung auf spätere Jahre, für größere Unternehmungen
die Notwendigkeit, das Recht und die Pflicht der langsamen
Ansammlung eines Grundstocks gegeben. Das ist kein Fehler.
Ein solcher Betrieb gibt dem Verein eine Stetigkeit des Wirkens
und ist das einzige Mittel, größere Pläne je zu ihrer Zelt aus¬
zuführen.“
Aus dem Abschnitt „Tätigkeit für Wandern, Jugendpflege,
Fremdenverkehr“ mögen folgende, für unsere Spalten besonders
interessante Stellen hervorge¬
hoben sein:
„Förderung des Wanderns in
Schwaben war der Zweck der
meisten baulichen Schöpfungen,
der ganzen Wegbezeichnung, der
inneren Einrichtungen und Veran -
staltungen; das Wandern zu ver¬
allgemeinern, zu heben und zu
vertiefen, die Hauptaufgabe der
meisten Veröffentlichungen und
der unentgeltlichen Verbreitung
unserer Karten.
Einzelne kundige Männer stell¬
ten sich anfangs an dieSpltze klei¬
nerer und größerer Gruppen; mit
Überzeugung wurde der Grund¬
satz, keinerlei Unterschiede der
Lebensverhältnisse oder derWelt -
anschauung gelten zu lassen, ver¬
treten und durchgeführt, und
.alle, alle kamen*. Wohl wurde
manchem allmählich das Massen-
wanderns fast zu viel, auch fehlte
cs nicht an Ausschreitungen und
Übertreibungen aller Art,
übrigens nicht im Verein selbst,
sondern durch dieSportbewegung
und durch Prlvatfexerei hineinge¬
tragen; um so wichtiger bleibt die
Aufgabe, mitzuwirken an der Be¬
seitigung und Bekämpfung aller
Auswüchse, an derSelbsterzlehung
desVolks. - Mehr und mehr er¬
kannte man auch bei uns die Für¬
sorge für das Jugendwandern als eineAufgabe derGebirgsvereine.
Zurzeit verfügt der Verein über zwei große bleibende
Einrichtungen für Jugend wandern: I. die auf einer Stiftung
vom t Otto Staib beruhenden unentgeltlichen Wanderungeil
Stuttgarter Schüler, die ,Staibschen SchüleWanderungen',
die seit 1911 jährlich rd. 300 Stuttgarter Schüler unter Leitung
von Lehrern 1—3 Tage über Berg und Tal führen; 2. Studenten-
und Schülerherbergen nach der Einrichtung von Hohenelbe.
Diesem derzeit über 600 Punkte zwischen Ostsee und Adria
ausgedehnten mitteleuropäischen Herbergennetz (Übernachten
und Frühstück für Ausweisinhaber unentgeltlich) ist der
Albverein seit 1907, derzeit mit 34 Herbergen angeschlossen. —
Schon in diesem Herbergenwesen liegt ein Stück Fremden¬
verkehrsarbeit. Noch wichtiger ist die Förderung des eigent¬
lichen Fremdenverkehrs. Daß sich der Verein diese mit Ent¬
schiedenheit zur Aufgabe machen mußte, wurde überall ver¬
standen, wenn auch nicht ausnahmslos gebilligt. Daß diese
Arbeit zu großen Erfolgen geführt hat, kann niemand bc-
Der Jubilaumsturm auf dem Hohen Roßberg
568
® DEUTSCHLAND
Nr. 12/13
zweifeln. Den Anfang bildeten wohl die Wanderfreunde aus
den Brudervereinen, das Werbemittel waren hauptsächlich
unsere Blätter und allerlei Kundgebungen; dem Albverein
überreichte man bei der Generalversammlung in Stuttgart
eine Festgabe, und 150 Sektionen erhalten monatlich die Vereins¬
zeitschrift. In allen diesen Kreisen war die Schwäbische Alb
Neuland; und wenn nun die Wanderfreunde kamen, so fanden
sie jetzt, was sie früher nicht gefunden hätten, alles wohl zu¬
bereitet, zu den natürlichen Reizen die Erleichterungen durch
die Vereinsschöpfungen, fanden Anschluß und Verständnis,
verhältnismäßig billige Preise und mancherlei Vorzüge schwä¬
bischen Lebens, mehr und mehr auch neuzeitliche Unterkunfts¬
gelegenheiten neben alter Einfachheit; kurz, eine Ausstattung
des Vereinsgebiets, wie sie ein gehobener Fremdenverkehr
verlangen kann. Der Verein bildete so die sichere Grundlage
und die wachsame Leitung des neuentstandenen Wander- und
Reiseverkehrs in der Alb und im Vorland. Er erfüllte damit
Pflichten, die für die Allgemeinheit entstanden waren, u. zw.
ganz aus eigener Kraft. Freilich tat er, nachdem in den .Blättern*
schon Zusammenstellungen über Fremdenaufenthalt gemacht
waren, den letzten Schritt nicht; er gab kein Verzeichnis seiner
Sommerfrischen, Fremdenplätze und Höhenluftkurorte heraus.“
(Das geschah inzwischen seitens des neu entstandenen Württem-
bergisch-Hohenzollerischen Verbandes für Fremdenverkehr,
dessen körperschaftliches Mitglied der Schwäbische Albverein
von Anfang ist.)
Das wichtigste in einem Verein ist neben dem idealen
Sinn seiner Mitglieder der Nervus rerum, das Geld. Es sei
gestattet, hier einige Zahlen über die Albvereinstätigkeit reden
zu lassen. In dem Vierteljahrhundert 1888/1913 hatte der
Verein fast 1 Million Einnahme, darunter Mitgliederbeiträge
I Million 115 929 Mark, Beiträge von Gemeinden und Amts¬
körperschaften 10 191 Mark, von Gönnern und Stiftern 44 311
Mark, Gewinn aus Verlag, Vertrieb und Lizenzen 31 939 Mark,
Zinsen 12 074 Mark. Die Ausgaben betrugen I Million 200 000
Mark und verteilen sich in den wichtigsten Posten auf Zeitschrift
418381 Mark, Touristenkarten 184227 Mark, Wegeanlagen,
Unterhaltung, Bezeichnung 250000 Mark, Turmbauten 78 000
Mark, Schutzhütten 22 455 Mark, Höhlenerschließung 3000 Mark.
Aus der Gründungszeit (1888) stehen von den damaligen
6—700 Vereinsgründern heute noch treu zum Verein 209 Mit¬
glieder, die vom Verein durch Ehrenzeichen und Ehrenurkunden
ausgezeichnet wurden.
Die Zunahme der Mitgliederzahl im Jubiläumsjahr hat
über 5000 Mitglieder oder 12®/^ betragen, ein Wachstum von
großer vaterländischer Bedeutung. Dem Verein gehören alle
Schichten des württembergischen Volkes an, vom Könige bis
zum einfachen Mann. Mit Recht hebt der Schriftleiter, Prof.
Nägele, im Schlußwort seiner Festnummer hervor, daß der
Verein seinen Aufgaben der Zukunft mit Ruhe entgegensehen
könne. ,,Denn sein bester Besitzstand ist die Anteilnahme,
wir dürfen fast sagen, die Liebe des Schwäbischen Volkes, die
sich auch in diesen Jubiläumstagen in so reichem Maße kund¬
gibt.“ Und das war auch zutreffend bei der Einweihung des
Jubiläumsturms auf dem Hohen Roßberg (870 m über dem Meere)
und der damit verbundenen 25jährigen Jubiläumsfeier, zu der
wohl mehr als 15 000 Menschen herbeigeströmt waren. Eigen¬
artig und reizvoll, schreibt eine württembergische Zeitung,
steht der Turm zwischen den wetterharten Buchen, ein neuer
Beweis, daß die Architekten es gelernt haben, die ihnen ge¬
stellte Aufgabe in Formen zu lösen, die von der harten Nüchtern¬
heit mancher älteren Türme so weit abstehen wie die schmucken
neuen Bahnhöfe im Land draußen von den alten Backstein¬
bauten. Wuchtig und dabei sich doch frei aufschwingend
erscheint mit den charakteristischen, sich verjüngenden Strebe¬
pfeilern der breite, 30 m hohe Turm, den über einer luftigen
Plattform ein glänzendes Kupferdach krönt. Wohl gelungen
ist auch die Verbindung von Turm und Unterkunftshaus,
die sonst manchmal bei den abnormen Größen Verhältnissen
zu Gebilden führte, die mehr „bösartigen Wucherungen“ als
einladenden Schutzräumen glichen. Das zweigeschossige
Unterkunftshaus, dessen Holztäfelung mit der gefälligen Dach¬
konstruktion und den breiten Fenstern schon von außen den
Eindruck behaglicher Gemütlichkeit macht und innen im Vor¬
raum, in Wirtschaftszimmern, Küche und Keller durchaus hält,
was es verspricht, wird gewiß die Anziehungskraft des Ro߬
berges noch erhöhen, zumal die in den Turm eingebauten, an
einzelne Ortsgruppen zu vergebenden heizbaren Unterkunft¬
stuben auch zum Übernachtbleiben verlocken. Die tief in den
Felsgrund eingelassenen Pfeilerfüße werden auch den beruhigen,
der da oben beim Rauschen der Buchen auf das benachbarte
Erdbebengebiet ängstlich hinüberzuschauen geneigt wäre.
Von dem geschlossenen Aussichtsraum im obersten Geschoß
oder gar von der Plattform darüber aber zeigt sich die immer
wieder überwältigende Aussicht des Roßberges, in der Herbst¬
färbung des Buchenwaldes besonders entzückend in der Nähe,
während andere Tage mehr als der dunstige Festtag von der
Ferne bis zu den Alpen enthüllen werden.
Der Turm wurde in Eisenbeton nach dem Entwurf des
Architekten Karl Schweizer in Stuttgart und von der Firma
für Beton und Eisenbeton L. Bauer in Kannstatt erbaut. Auch
die Bauzeit stellt eine hervorragende Leistung dar: am 13. Mai
1913 wurde mit den Grabungen begonnen, am 10. August war
der Rohbau fertig, und jetzt konnte der Turm auch im Innern
bis auf die Einrichtung der Turmstuben vollendet festlich ein¬
geweiht werden.
Auf den Gipfel des Berges mußte ein eigener Weg in die
Felsen gebrochen werden, dessen Ausbruchmaterial Futter für
die Quetschmaschine des Eisenbetonbaues abgab, und der
Schwäbische Albverein hat mit diesem vorbildlichen Bau
für eine modernere Bauart, den Eisenbeton, Bahn gebrochen!
Die Gesamtkosten für Weg- und Turmbau mit Unter¬
kunftsraum werden auf etwa 50 000 Mark zu stehen kommen.
Die Einweihungs- und Jubiläumsfeier, die sehr würdig
verlief, wollen wir hier nicht des weiteren verfolgen. An beidem
hatte nur ein verschwindender Bruchteil der Festgenossen teil¬
nehmen können. Weiter schreibt der Festberichterstatter einer
württembergischen Zeitung:
„Auf dem weiten Roßfeld und im Wald um den Roßberg
ließen sich die Tausende von Festbesuchem gastlich nieder,
obwohl sich die Sonne den ganzen Tag nicht blicken ließ.
Und als es dann gegen Abend der Heimat zuging, da strebten
die Menschen nach allen Richtungen auseinander: den Frieden
im Herzen und auf den Lippen ein fröhliches Volkslied, wie
sich’s den Mitgliedern des Schwäbischen Albvereins ziemt.
Der Jubiläumsturm auf dem erhabenen Roßberg aber bildet
einen Markstein in seiner tatenreichen Geschichte, der Jahr¬
hunderte zeugen wird von dem Geist gemeinsamen Strebens
zum Wohle des Volksganzen und zur höheren Ehre alles Wahren,
Schönen und Guten. Berg-Heil!“
Von Kassels Tausendjahrfeier.
Von Paul Heidelbach (Kassel).
Sie wünschen von der Tausendjahrfeier der alten Katten- Kränze zu Boden rieselt. Auch ich bin noch voll der Eindrücke
Stadt am Fuldastrand zu hören. Mit Wehmut holen wir zögernd dieser unvergeßlichen Tage, wie sie die alte Residenz seit
die Fahnen und Wimpel wieder herein, indes Nadel um Nadel ihrer Entstehung kaum je in solchem Glanze gesehen hat, und
aus dem Fichtengrün der bandumschlungenen Girlanden und es wird mir bei der Fülle der Ereignisse schwer, einen Anfang
Nr.l2/T3
DEUTSCHLAND iBsee^ssseseeeeeeeeeeeee^^ 56Q
in meinem Bericht zu finden. Ist es doch ohnehin unmöglich,
alles einzeln aufzuzählen, was Fremden und Einheimischen
in diesem Festzyklus vom 26. bis 30. September geboten wurde.
Wenn ich zunächst den wichtigsten Faktor, den goldenen
Herbstsonnenschein, erwähne, der mit wohlwollendem, gleich¬
sam mitfeiemdem Lächeln von Anfang bis zu Ende über dem
Fest und den geschmückten Menschen und Häusern lag und
alles in seine satten Gluten tauchte, so hätte ich damit schon
die Staffage gegeben, von der sich das bunte, frohe Treiben
der festlich gestimmten Massen abhob. Rund 100 000 Gäste
sollen in der von Harzduft erfüllten und von den ehernen
Glockengrüßen der Kirchtürme überwehten jubilierenden
Stadt geweilt haben; wenn wir aber hören, daß am Festsonntag
63 000 Personen allein am Oberstadtbahnhof eintrafen, also
ohne die Ankömmlinge auf den übrigen Bahnhöfen, zu Wagen,
im Auto, zu Rad und zu Fuß, und daß schon seit Tagen zahllose
Fremde in den Bürgerquartieren Gastfreundschaft genossen,
so wird diese Ziffer noch zu gering bemessen sein. Über die
über alle Beschreibung schöne einheitliche Ausschmückung
der Stadt ließe sich ein Buch schreiben; hier hatte der Millionär
wie der schlichte Tagelöhner in gleicher Weise seine Liebe
zur Vaterstadt zum
Ausdruck gebracht.
Vornehm, gediegen
glänzte das West¬
viertel in prunken¬
dem Schmuck,
schlicht,herzlich und
doch auch wieder
gediegen die Altstadt
mit ihren köstlichen,
behäbigen Patrizier¬
häusern im Fichten¬
grün, mit den
wiedererstandenen
alten Brunnen und
Wachthäuschen, die
die alte Zeit so täu¬
schend wieder auf¬
leben ließen.
Aus dem Pro¬
gramm hebe ich die
beidenUraufführun-
gen von Emil Jacobis
,,Chassalla“ auf der
Königlichen Hof¬
Altes Rathaus von Kassel Im Festzuge (Aufn. von Gebr. Hjeckel, Berlin)
bühne undBenno von Franckens preisgekröntemFestspiel ,,1385“
in der monumentalen neuen Stadthalle hervor, die bei diesem
Anlaß zum erstenmal ihre Portale öffnete; weiter die Massen¬
chöre von 2500 Schulkindern, elegante Radfahrerreigen, Fackel¬
zug und Serenade des Kurhessischen Sängerbundes vor dem
Riesenstandbild der „Chassalla“ auf dem mächtigen Friedrichs¬
platz, Festgottesdienste, Turn- und Spielveranstaltungen der
Schüler und Schülerinnen, olympische Spiele der Turner,
Athleten und Radfahrer, die entzückende Huldigungsfahrt der
Kasseler Rudervereine auf der Fulda, ein buntbewegtes Heimats¬
fest auf dem weitgedehnten Bowlinggreen des Orangerieschlosses
in der weltberühmten Karlsaue mit all seinem bunten Trubel und
vor allem den grandiosen, kulturhistorischen, von über 3000
Bürgern gestellten Festzug, der die Kräfte der Gegenwart vor¬
führte und in zwanzig umfangreichen, lebensprühenden Gruppen
prächtige Kulturbilder aus der tausendjährigen Geschichte der
Stadt bot. Er war — auch nach dem Urteil der weither ge¬
kommenen auswärtigen Pressevertreter — in seiner beweglichen
Mannigfaltigkeit und historischen Treue von überwältigender
Wirkung. — Im engeren Kreis spielte sich naturgemäß der
hatte seinen Sohn August Wilhelm als Vertreter entsandt, der
Großherzog von Hessen den Oberkammerherrn von Riedesel
Freiherm zu Eisenbach; weitere Würdenträger vertraten den
Landgrafen Alexander Friedrich von Hessen und den Prinzen
Friedrich Karl von Hessen. (Am nächsten Tag erschienen
dann noch persönlich der Fürst von Waldeck, Landgraf Chlod¬
wig von Hessen und Prinz Reuß XXXIII. mit Gemahlin.) Nach
einer kernigen Begrüßungsansprache des demnächst nach
Charlottenburg übersiedelnden Oberbürgermeisters Dr. Scholz
entwickelte der bekannte Kulturhistoriker und Direktor der
Stadtbibliothek Professor Dr. Steinhausen ein Bild von der
Entwicklung der Stadt, wie es in dieser prägnanten Gründlichkeit
und tiefgründigen Gediegenheit bisher noch nirgends geboten
wurde. Ein von der Stadt gegebenes Frühstück, an dem auch
der Hohenzollernprinz teilnahm, schloß sich an, und als dann
im glanzvollen Festsaal der Kaffee gereicht wurde, sah man
im festlichen Gewoge der Ehrengäste interessante Gruppen,
die „Spitzen“ der Militär- und Zivilbehörden, die Oberbürger¬
meister und Bürgermeister als Vertreter des deutschen,
preußischen und hessischen Städtetags, die Vertreter der
Landesuniversität Marburg, diejenigen der auswärtigen und der
Kasseler Presse und
schließlich die be¬
kanntesten Persön¬
lichkeiten des gei¬
stigen und künstleri¬
schen Kassel. Den
Vertretern derKunst
und Presse gab übri¬
gens der Magistrat
in derRatstrinkstube
noch ein besonderes
Fest, das überaus an¬
regend verlief. Man
hat eben in Kassel
gelernt, die Presse
als einen gewichtigen
Faktor des deutschen
Kulturlebens zu be¬
trachten . DieHerren
von auswärts werden
denn auch nicht ver¬
fehlen, den Ruhm
der gastfreien Stadt,
die solche von dem
opferfreudigen
Willen der gesamten Bürgerschaft getragenen Feste zu feiern
versteht, in alle Winde zu tragen; sie gaben schon in Kassel
ihrer Begeisterung über eine derart großzügige Jahrtausendfeier
unverhohlen Ausdruck. Außerdem waren während der Festtage
auch 35 Photographen und 12 Kinovertreter in Kassel tätig.
Tausend Faktoren mußten Zusammenwirken, um ein glück¬
liches Gelingen zu sichern; allein zwölf große Ausschüsse
hatten seit Monaten unermüdlich gearbeitet; sie alle aber über¬
traf an Arbeitsleistung das vom Verkehrsinspektor (und nun¬
mehr in Anerkennung seiner Verdienste zum Verkehrsdirektor
ernannten) M. Weber geleitete Stadtverkehrsamt, in dem alle
großen und kleinen Fäden des riesigen Vorbereitungsapparats
zusammenliefen und das sich seiner schwierigen Aufgabe, wie die
gesamte Presse einmütig anerkannte, in glänzender Weise er¬
ledigte. Seiner rührigen und sachkundigen Propaganda ist es
auch in erster Linie zu danken, daß so außerordentlich zahl¬
reiche fremde Gäste, nicht zuletzt aus dem fernen Amerika, zu
dieser Feier herbeigeeilt waren. Und so hat das Fest der Bürger
noch den schönen Nebenzweck erfüllt, der alten Kurfürsten¬
residenz und jetzigen Residenz des Deutschen Kaisers einen
Festakt im großen Stadtverordnetensaal des Rathauses ab, zu dem ^ Fremdenverkehr zuzuführen, der hoffentlich auch für die^fol-
eine illustre Versammlung geladen war. Der Deutsche Kaiser gende Zeit seine Nachwirkung verspüren lassen wird.
570 i30R55?«»eeeB8eeeeeeee€S^«e®i DEUTSCHLAND i?
Nr. 12/13
Das Krongut Villa Sarabodis in der Eifel.
Der Evangelische Kirchenbau-Verein in Berlin hat zum
15. Juni d. J. dem Kaiser ein einzigartiges, historisch alt-
ehrwürdiges Geschenk als Jubiläumsgabe dargebracht. Es ist
dies eine alte römische Niederlassung, die Villa Sarabodis bei
Gerolstein in der Eifel, wo von dem Vereine eine am 15. Oktober
im Beisein des Kaisers eingeweihte Kirche mit Hauswarthaus
und Museum erbaut worden ist. Auf Allerhöchsten Befehl wird
dieses neue Krongut seinen alten Namen Villa Sarabodis
wieder führen.
Die von dem Kirchenbau-Verein seit 1904 angekauften
Gmndstückc weisen eine fast 2000jährige Geschichte auf.
Bei der Untersuchung des Baugrundes entdeckte man römische
Fundamente. Der kleine
zu Gerolstein gehörige
Vorort Sarresdorf führt
seinen Namen von einer
römischen Villa Sarabodis.
Wie die Ausgrabungen
ergaben, hatte man die
alte römische Nieder¬
lassung entdeckt, deren
Reste auf fast 6 Morgen
umfassenden Feldern blo߬
gelegt wurden. Die am
besten erhaltenen, südlich
der Kirche, wurden von
dem Kirchenbau-Verein
wiederhergestellt, die sehr
interessanten und ausge¬
dehnten Badeanlagen, die
der Verein trotz aller Be¬
mühungen vergeblich zu
erhalten suchte, lagen auf
Nachbargriindstücken und
wurden im Jahre 1911 zer¬
stört und zum Bau eines
Bauernhauses verwendet.
Vorher konnte wenigstens
noch ein genaues Modell
der Bäder angefertigt
werden, das in dem zu der
Kirche gehörigen Museum
aufgestellt ist.
Die römische Nieder¬
lassung Villa Sarabodis
fand ihren Untergang wohl
erst in den Kämpfen der
Franken und Alemannen;
denn in ihrem Innern wurden unter dem Brandschutl zahlreiche
Gräber germanischer Krieger aufgedeckt, alles junge Leute von
2 Meter Größe und mehr, mit herrlichen Zähnen und schweren
Beilhieben an Köpfen und Schultern. Bei den Skeletten lagen
nur wenige Waffen und einzelne Krüge. Die Merowingerkönige
traten den verödeten römischen Besitz in dem reichen Kylltale
an. Er erblühte langsam wieder unter der Leitung der mero-
wingischen Hausmeier, der Pippine, und vor allem war es der
Einführung des Christentums bei den Germanen, mit der die
Begründung großer Klöster Hand in Hand ging, zu verdanken,
daß wieder eine neue Kultur, die deutsche, erstand, allerdings
zunächst hinter der römischen weit zurückstehend.
Das verfallende Merowingerreich erhob sich zu neuer
Macht und Ansehen, als 680 Pippin von Heristall alleiniger Haus¬
meier ^vurde und sein Enkel Pippin der Kleine sich 751 zum
Könige der Franken wählen ließ, ln dieser Zeit (720) wurde
von Pippins Tante Bertrada die Benediktinerabtei in Prüm
begründet, die allmählich zur mächtigsten Abtei in der Eifel
und in den Rheinlanden erblühte. Pippin und seine Gemahlin,
die ebenfalls Bertrada hieß, machten durch Urkunde vom
13. August 762 die Villa Sarabodis mit ihren Ländereien der
Abtei zum Geschenke. Unter den zahlreichen Fürsten, Erz¬
bischöfen und Edlen, die die Urkunde Unterzeichneten, befindet
sich auch der Sohn Pippins, Karl, der nachherige Kaiser Karl
der Große. Spätere Kaiser bestätigten wiederholt dieses
Geschenk, und so findet sich vom Ende des 9. Jahrhunderts
anstatt des Namens Villa Sarabodis die Bezeichnung Saresdorph,
woraus in neuester Zeit Sarresdorf entstand.
Die Abtei blieb im Besitze dieses Gutes bis zur französischen
Revolution, wo es von
der Republik eingezogen,
parzelliert und verkauft
wurde. So hatte der
Ki rchenbau - Verein 1904
das Glück, gerade ein
Stück zu erwerben, auf
dem die am besten er¬
haltenen Reste der alten
römischen Niederlassung
ausgegraben vvnirden.
Innerhalb derselben er¬
hebt sich die Erlöserkirche,
zu welcher der Grundstein
am Himmelfahrtstage, dem
25. Mai 1911, gelegt
wurde, ein romanischer
Bau, nach alten Motiven
aus dem 5., 6. und 7. Jahr¬
hundert, wie sie sich bei
der Kirche St. Fosca
in Venedig und andern
Bauten, namentlich in
Ravenna und Konstanti¬
nopel aus der Zeit des
Kaisers Justinian finden.
Karl der Große hatte eine
besondere Vorliebe für
diese Bauten und ließ den
Dom in Aachen nach
dem Vorbilde des Domes
St. Vitale in Ravenna er¬
bauen, wozu er reiches
Material von dort nach
Deutschland bringen ließ.
Die Entwürfe derKirche
in Gerolstein fertigte der Geheime Baurat Professor Schwechten
an, der Erbauer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin
und der schönen Erlöserkirche in Homburg. Die Ausführung
geschah durch die Firma Holzmann in Frankfurt a. M. in röt¬
lichem Mainsandstein. Die ernsten, gedrungenen Formen des
Baues fügen sich in schönster Weise in die romantischen Fels¬
gebirge des von der alten Burg Gerolstein überragten Kylltales ein.
Der Grundriß der Kirche ist ein einfaches romanisches
Kreuz mit kurzen Seitenarmen und dem in einer runden Apsis
auslaufenden Chorarm. Über der Vierung des Kreuzes erhebt
sich ein Oktogon, neben dem Chor steht der Hauptturm mit
seinen Glocken Karl der Große, Wilhelm II. I. R., Auguste
Viktoria 1. R. Von der Südseite des Chores führt eine Säulen¬
galerie nach dem Hauswarthause und dem Museum, welches
die Funde aus der Villa Sarabodis und zahlreiche Geschenke
einzelner Freunde, namentlich an Eifler Ausgrabungen aus
römischer Zeit enthält.
Nr. 12/13 18000009093^^^^^^^^^ DEUTSCHLAND 571
Ein Landheim des „Altwandervogels".
Von Wilhelm Muhr (Kassel),
Wer von Göttingen mit der Bahn nach Bebra fährt, erblickt
kurz hinter Eichenberg zur Rechten auf einem steilabfallenden
Bergvorsprung die hessische Burg Ludwigstein. Gar
weit blickt sie in das von der Natur mit so vielen Reizen aus¬
gestattete Werratal hinein, und ein unvergleichlich schönes Land¬
schaftsbild entrollt sich von ihrem hohen, stolzen Bergfried dem
Beschauer, wenn er seinen Blick über das waldgrüne Tal hin¬
über zu der malerischen Burgruine des Hansteines schweifen
läßt. Schon manchem Sturme haben ihre starken, noch
unversehrt dastehenden Mauern getrotzt; kann die Burg
doch auf eine fast fünf hundert jährige Vergangenheit zurück¬
blicken. Landgraf Lud¬
wig 1. von Hessen grün¬
dete sie im Jahre 1415
zur Sicherung der Ost¬
grenze seines Landes und
zum Schutze gegen die
räuberischen Überfälle der
Hansteiner. Der Sage nach
soll der Teufel beim Baue
geholfen haben, weil in
der unglaublich kurzen
Zeit von vierzehn Tagen
die Burg vollendet dastand.
In Wirklichkeit aber wurde
ihr Bau unter dem Schutze
eines Heeres begonnen,
und Tag und Nacht wurde
mit solchem Fleiße ge¬
arbeitet, daß die Bergfeste
überraschend schnell auf¬
gerichtet war. Hans von
Dörnberg und Georg von
Buttlar waren die bedeu¬
tendsten ihrer Amtsleute.
Landgraf Philipp von
Hessen schenkte sie dem
Kammerdiener Hülsing
zur Mitgift, als dieser die
Schwester der Margarete
von der Saal zur Frau
nahm. Später wurde der
Ludwigstein der ,,Roten-
burger Quart“ zuerteilt;
so nannte man bekanntlich
den viertenTeil desHessen-
landes mit der Hauptstadt
Rotenburg an der Fulda, den Moritz der Gelehrte für die Kinde r
seiner zweiten Ehe bestimmt hatte. Gegenwärtig gehört die Burg
zur Königlichen Staatsdomäne Wendershausen, doch ist sie wegen
ihrer steilen Lage für landwirtschaftliche Zwecke ungeeignet.
So steht sie nun schon jahrzehntelang öde und verlassen
da, und ihre Mauern, vom Wetter und dem Sturme zernagt,
drohen dem Verfalle entgegenzugehen. Da muß es als ein
besonders glücklicher Umstand bezeichnet werden, daß sich
jetzt die Leitung des „Altwandervogels“ ihrer annehmen will,
um sie der wanderfrohen deutschen Jugend als eine bleibende
Heimstätte zu erhalten. Inmitten der deutschen Gaue gelegen,
soll sie als „Landheim“
des Altwandervogels, vor
allem aber als Versamm¬
lungsort für die cilljährlich
stattfindenden Führerver¬
sammlungen ausersehen
sein. Eine von vielen
Hunderten von „Wander¬
vögeln“ Unterzeichnete
Bittschrift ist bereits der
Königlichen Regierung zu
Kasseleingereicht worden,
und es steht zu erwarten,
daß man der für die
Jugendbestrebungen so
wichtigen Angelegenheit
das größteWohlwollen ent¬
gegenbringt. Wenigstens
ist gewiß, daß man bereits
inErwägung zieht, die Burg
auf Kosten des Staates
einem gründlichen Ausbau
zu unterziehen, um ihre
Räume für Wohnzwecke
herzurichten und gegen
einen mäßigen Pachtzins
den deutschen ,,Wander¬
vögeln“ als eine bleibende
Heimstätte zu überlassen.
Sicherlich wird dann die
Freude in deutschen Lan¬
den überaus groß sein,
wenn mit dem 500jährigen
Jubiläum der alten Berg¬
feste die deutsche Jugend
dort ihren Einzug hält.
Schulzenknüppel.
Von Lothar Wende.
Noch in vielen Gegenden, so namentlich an der Wasser¬
kante, in Ost- und Westpreußen, in Posen und Schlesien ist
es eine weitverzweigte Sitte, daß der Dorfschulze, wenn eine
Gemeindeversammlung stattfinden soll, bei den Bauern einen
Stock herumschickt. Jeder Bauer, dem der Stock überbracht
wird, ist verpflichtet, ihn sofort dem Nachbar zuzustellen.
Zur Beschleunigung der Nachricht werden oft auch mehrere
Schulzenknüppel gleichzeitig verwandt; der eine wird dann
vom Schulzen rechts, der andere links im Dorfe herumgeschickt.
Der eigentümliche Name für diese Stöcke, meist ihrer
Form angepaßt, ist Schulzenzeichen, Dorfknüttel, Bock, Schul¬
zenkeule, Krummstab, Knagel, Knaggel, Krücke, Kriegei,
Krakule, Klucke oder Kluck. Er besteht aus bepiitztem Stock¬
ausschlag oder recht krumm gewachsenen Baumwurzeln; es
werden dazu die bizarrsten Formen ausgewählt. Ihre Größe
ist verschieden und geht bis zu 85 Zentimeter. In früheren Zeiten,
als die Kenntnis des Lesens und Schreibens nicht so allgemein
im Deutschen Reiche verbreitet war wie heute und oft nur der
Schulze im Dorfe diese Fertigkeiten besaß, mußte es ein Zeichen
geben, durch das die älteren männlichen Dorfbewohner zur
sofortigen Mitteilung einer wichtigen Sache oder zur Beratung
ins Amt zum Schulzen gerufen wurden. Dies war wohl der
eigentliche Grund zu dieser Sitte, und deshalb wurde wohl
auch dem Schulzenzeichen eine so auffallende Form gegeben,
um ihn sofort als Amtsboten zu erkennen. Abseits der großen
Landstraße verrichten die Schulzenknüppel auch jetzt noch
572
DEUTSCHLAND [MMQQOQO Q QQO9 0 Q00 QQQQQOQ9 @) Nr.T2/T3
in Landgemeinderi Ihre Rolle. Da die Lesefertigkeit verbreitet
ist, finden wir jetzt den hölzernen Amtsboten einen Zettel an¬
geheftet, worauf die je nach Umständen zu verbreitende Mit¬
teilung geschrieben ist. — Der Nachbar bringt das Zeichen
weiter zum Nachbar, meldet es mit dem Ausruf: „Bock!“
oder „Da ist die Kluckl“, lehnt es an die Wand, wirft es in
den Hausflur oder bringt es in die Stube. Der Letztbedachte
bringt das Zeichen zum Schulzen
zurück. Es finden sich Schulzen¬
zeichen, in denen Jahreszahlen
eingeschnitten sind, die bis
zum Anfang des 18. Jahr¬
hunderts zurückgehen. Eins
ist bekannt, das 190 Jahre im
Gebrauch ist. ln Ostpreußen,
in der Tilsiter Gegend, wird
noch heute eine junge Eiche, die
später mal die Ehre haben soll,
Schulzenknüppel zu werden,
jung auf den Stamm geflochten
oder geknotet. Hat sie später
die nötige Stärke erlangt, dann
wird sie unten und in etwa
I V 2 Meter Höhe abgeschnitten
und, so wie sie ist, als Schulzen¬
knüppel benutzt. Keulenförmige
Eichenknüppel, vielfach mit
Schlingpflanzen, Jelängerjelieber, Efeu umwachsen, waren und
sind noch heute gebräuchlich.
Die Sitte, Bekanntmachungen durch Übersendung eines
Schulzenknüppels zu veröffentlichen, ist schon in die Zeit
vor dem Dreißigjährigen Kriege zu verlegen. Der Knüppel
bedeutet nichts weniger als den Stab, den im Mittelalter die
Herolde und Boten zu tragen pflegten. J. Grimm hat in seinen
„Deutschen Reichsaltertümem“ die Belege für diesen Brauch
zusammengetragen, darunter einen aus dem Jahre 1559, der
erkennen läßt, daß der Fehdebrief an einem weißen Stock
befestigt dem Befehdeten überantwortet wurde. Gleichzeitig
aber erinnert das Umhersenden des Schulzenknüppels an den
nordischen Brauch des Heerpfeiles. „Brach der Feind ins
Land, geschah ein Raub oder Mord,“ liest man bei J. Grimm,
„so wurde schnell ein Pfeil
herumgeschickt und allem Volk
entboten, sich zu versammeln
und dem Täter nachzueilen.“
Eine Reihe von Zeugnissen
der isländischen Sagas läßt
erkennen, wie häufig man
den Heerpfeil schnitt, d. h.
aussendete. Der Geschichts¬
schreiber Dänemarks, Saxo
Grammaticus, bemerkt aus¬
drücklich, daß der hölzerne
Pfeil die Stelle eines Boten
vertreten habe. — Nicht nur
für den Kulturhistoriker ist es
erfreulich, zu sehen, daß noch
nicht aller Brauch der Ver¬
gangenheit m unserm nüch¬
ternen Zeitalter, dessen Waffen
Papier und Druckerschwärze
sind, erstickt und vergessen ist. Denn noch unter den
heutigen Verhältnissen ist der Schulzenknüppel ein recht
zweckmäßiges Benachrichtigungsmittel. Die Landbewohner sind
nicht immer zu Hause; Briefkasten an der Wohnung kennen
nur ganz wenige. Wer nicht zu Hause ist, dem wird der
Schulzenknüppel an den Türdrücker gehängt, und nach seiner
Rückkehr weiß der Besitzer, was los ist, was er zu tun hat.
Schulzenknüppel oder Klucken
Alte Geschichten.*
Von Friedr. Wllh. Weber (geb. 26. Dezember 1813).
Der Abend dämmert, es wirbelt der Wind den Schnee von des Landhofs Dache,
Großmütterchen sitzt am warmen Kamm mit den Kleinen im warmen Gemache,
,,Erzähl uns nun, Großmütterlem!“ — ,,Recht gern ihr närrischen Dinger,
Ihr müßt nur brav und bescheiden sein,“ und mahnend hebt sie den Finger.
Dann fängt sie an ,,Es war einmal“ — und die Kinder, sie lauschen und lauschen;
Sie hören das Bellen des Hofhunds nicht und des Sturmes Zischen und Rauschen,
Und nicht das Schlagen der Schwarzwalduhr und der Stunde rasches Verrinnen,
Sie sitzen und horchen mit Mund und Ohr, versenkt in Träumen und Sinnen.
Großmutter weiß der Geschichten viel aus fernen, vergangenen Tagen,
Von Riesen und Zwergen, von Burgen und Seen seltsame Märchen und Sagen,
Von Nixen und Elben, von Rübezahl, Musikanten und Lumpengesindel,
Und wie Dornröschen in Schlaf versank, gestochen von giftiger Spindel,
Vom Weibe, das tanzt’ in feurigen Schuh’n, von sieben Raben und Schwaben,
Vom Aschenbrödel und Drosselbart und Hans, dem glücklichen Knaben;
Von der großen Stadt tief unter der See, Vineta, der schlummernden Leiche,
Auch wohl zum Schlüsse vom Meister Till schalkhafte lustige Streiche.
Großmutter weiß der Geschichten so viel, als Blätter auf Büschen und Bäumen,
Die Kinder lauschen mit Ohr und Mund, versenkt in Sinnen und Träumen,
Und die kleine Marie, sie lächelt und — schläft. Still wird es im trauten Gemache,
Und der Wind schläft auch, und die Sterne stehn hell über des Landhofs Dache.
* Aus der Sammlung ..Gedichte“ von Frledr. Wilh. Weber (Verlag von Ferd. Schönlngh, Paderborn). Preis 6 Mark.
Nr. 12/13 DEUTSCHLAND 573
Snob im Schnee.
Von Fritz Müller.
Als ich nach St. Ibidum fuhr, saß er im Zug. Der Snob
nämlich. Und selbstverständlich erster Klasse. Mich, der ich
wegen Überfüllung in die Erste eingeschoben wurde, sah er
zweifelnd an.
„Schaffner,“ sagte er mit Winterkälte, „Schaffner, hat
der Mann hier Erster — was?“
Der Schaffner brummelte was von Überfüllung. Ich selber
bin nicht eine Spur beleidigt, sondern nehme ruhig seine Tasche
fort vom Sitzplatz, lege sie ins Netz und setze mich gemütlich.
Ich hatte mir am Morgen vorgenommen, mich den ganzen Tag
nicht zu ärgern.
Snob ist starr. Snob wartet immer noch auf einen Blitz¬
strahl durch den Schaffner. Snob wirft sich tief empört in seine
Polsterecke. Snob streckt seine Füße, bis sie meine Knöchel
treffen. Entschlossen greife ich den einen Stiefel, hebe ihn
energisch, schaue sachverständig aus und wende mich ans Urteil
aller Fahrlgenossen:
„Amerikanische Machart — breite Ränder — erster Klasse,“
sage ich bedächtig und lasse den wild zuckenden Stiefel wieder
los. Das Abteil lacht. Snob schäumt und brüllt nach dem
Schaffner. Der kommt nicht. Natürlich — denn er steht hinter
der Tür und hält sich den Schweizer Bauch vor Lachen.
„Tätliche Beleidigung, Herr!“ schreit Snob, „ich stelle
Strafantrag! Sie kommen ins Gefängnis!“
„Erster Klasse?“ schalte ich fragend ein.
Das Abteil schmunzelt. Snob schäumt stumm. Die Luft
wird dick. Ich fühle langsam meinen Vorrat vorgenommener
guter Laune schmelzen.
Aber da schaut der Winter durchs Fenster. Mit einem
harten Knöchel klopft er an die Scheiben. Eine Kurve tut
ihm den Gefallen und klirrt die eine Fensterscheibe auf.
Majestätisch streicht des Winters blütenweißer Fittich in das
dumpfe Abteil und macht uns alle ruhig. Sogar den Snob.
Das war die erste Snoberfahrung, die ich auf dem Wege
nach St. Ibidum machte. Sie blieb nicht die einzige. Denn
Mister Snob hat sich in einer hübschen Anzahl ausgereifter
Exemplare ln St. Ibidum eingenistet. Ich hatte etwas Zeit, den
Snob im Schnee ein wenig zu studieren:
Ist der Snob ein Deutscher, zählt er selbstverständlich
englisch: „One, two, three ...“, näselt seine Stimme übern
Schnee.
Er tut sich ferner viel zu gut darauf, daß ihm der nordische
Plural von „Ski“ bekannt ist.
„Ich habe meine Ski —“, beginnt ein Neuling auf dem
Sportplatz.
„Skier!“ verbessert Mister Snob mit Nachdruck auf der
letzten Silbe.
Den Hotelhausknecht hat Mister Snob nach seinem Bob¬
sleigh (um Gottes willen nicht nach seinem Rodelschlitten)
gefragt:
„Ihr Bockschlei steht dahinten,“ sagt der Hausknecht.
Der Snob wird bleich. Er ringt nach Luft.
„Denken Sie,“ erzählt er später voll Verachtung einem
andern Snob, „denken Sie, sagt dieser Mensch Bockschlei —
Bockschieil“
Ich bin dabeigestanden und bemerkte:
„Bockschlei ist nicht schlecht, verehrte Herren. Es setzt
sich aus Bock und Schleie zusammen, naturgeschichtlich aller¬
dings die sonderbarste Kreuzung, welche —“
„Sind Sie Fachmann?“ näselt mich der eine Snob an.
„Laß ihn,“ sagt der andere, „das ist der Herr, der meinem
Freunde im Kupee aufs Haar die Stiefel ausgezogen hätte.“
„— die sonderbarste Kreuzung,“ fahre ich ruhig fort,
„welche nur ün Snob ein Gegenbeispiel findet. *
„Snob?“ sagt der erste, „was ist Snob?“
Und er meint die Frage ehrlich. Ist es nicht sonderbar,
daß der rechte Snob nicht einmal weiß, was Snob ist? Fast
möchte man ihm wieder gut sein wegen dieser Kindlichkeit.
Und ich verschlucke meine Antwort, daß der Snob auch so
eine Kreuzung zwischen Mensch und einem andern Wesen sei,
das im neuen Brehm auf Seite dreiundsechzig stünde. Denn
dann hätte Snob sofort gefragt: „Brehm? Wer ist Brehm?“
Brehm braucht ein echter Snob im Schnee auch wirklich
nicht zu kennen. Ein Snob im Schnee kennt alle Schneesport¬
wörter — auf englisch, selbstverständlich — hat alle „Rlhkoards“
fest im Gedächtnis, weiß die Namen aller „Dschämpjons,“
ist bei allen Unglücksfällen — entschuldigen Sie, „Äksidents“ —
dabei gewesen und immer auf ein Haar dem Tod entronnen.
„— dem weißen Tod,“ ergänzt er und schaut mit wasser¬
blauen Augen heldisch ln die Feme, wenn Damen ln der Nähe
stehen.
Eigentümlich bleibt es aber, daß ich Snob bei wirklich
gefährlichen Kurvenfahrten nie im Schlitten sah. Desto un¬
abwendbarer stellt er sich beim Kritisieren ein:
„Vordermann hatte ’ne miserable Haltung,“ sagt er.
„Und die andern hatten keine Fühlung mit dem Schlitten,“
ergänzt ihn sein Genosse.
„Fühlung“ ist beliebt beim Snob. Du mußt Fühlung
haben mit den Skiern, Fühlung mit dem „kupierten Terrain“,
Fühlung mit der Brise, welche dir entgegenweht, und Fühlung
überhaupt mit dem, was Snob beim Wintersport mit aufge¬
stelztem Daumen und Zeigefinger „un certain je ne sals quoi“
nennt.
Bis zu welchem Grad der Snob „Experte“ ist — er sagt
auf englisch gern „äxpört“ — habe ich mit hoher Achtung aus
einem fünfviertelstündigen Snobgespräch entnommen, das sich
ausschließlich um die Spitze einer Führungsstange — wollte
sagen, einer „Guide pole“ — beim Schneeschuhfahren drehte.
Ich habe mich früher oft verwundert, daß im Mittelalter gelehrte
Streitschriften darüber erschienen, wieviel Engel auf der Spitze
einer Stecknadel Platz hätten, ohne ins Gedränge zu kommen.
Jetzt verwundere ich mich nicht mehr darüber; Snob ist den
Herren aus dem Mittelalter durchaus überlegen.
Snob weiß alles. Snob hat immer recht. Snobs Haupt¬
gefühl ist Mitleid. Reichlich quillt es beim Zusammenstoß
mit Nichtsnobisten. „Was versteht der arme Teufel davon?“
sagt dies mitleidige Achselzucken. „Der Plebejer, der BanauseI“
setzt er gern hinzu. Darin hat er sicher recht: Im Schnee
spricht man vom Schnee und nicht von Gleichungen des dritten
Grads. Snob aber trägt den Schnee zum Mittagessen und ver¬
pulvert jede andere Unterhaltung durch sein Schneegeschiebe:
„Ich habe heute früh ein gutes Buch gelesen.“
„Ja, wenn nur meine Skier bald aus Stockholm kämen.“
„Sehen Sie, wie schön die Sonne heute sinkt.“
„Gewiß, das federnde Gelenk ist die Hauptsache beim
Springen.“
Im Vorraum unseres Gasthofs hörte ich den Snob mit einem
angekommenen Fremden sprechen:
„Äxpört?“
„In Schneesachen meinen Sie?“ lächelte der Fremde,
„gewiß, darin bin ich Fachmann.“
„Ihr letztes Bobslelgh-Race, Herr?“
„Ich habe nie eins mitgemacht.“
„Dann Ihr letztes Ski-Race?“
„Nichts dergleichen.“
„Ja, was haben Sie denn dann überhaupt mit Schnee zu
tun, Herr?“
„Nicht viel, ich bin Forschungsreisender im Himalaya.“
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Nr. 12/13
,,Ach so .. .“
Der „Reisende“ war für Snob erledigt. Er erklärte dann
bei Tisch, es sei jammerschade, daß jetzt die Wissenschaft auch
schon überden Schnee gekommen sei; die Reinheit des ,,Schnee¬
glücks“ verlange „Abstinenz von Zweck und Ziel . .
Ich habe dann am Abend über dieses Schneeglück nach¬
gedacht. Die Sonne war schon drunten. Die Dämmerung
begann, die Decken auszubreiten. Eine nach der andern warf
sie übern Schnee. Ich konnte es von meinem Felsensitze deutlich
sehen. Immer schwärzer, immer dicker wurde Decke auf Decke.
Aber es gelang dem Dunkel nicht, den Schnee zu decken. Er
leuchtete durch jede Decke siegreich durch. Einmal blau und
einmal grün und einmal düster glitzernd. Nicht müde wurde er,
für mich zu glänzen in verschwiegenen Strahlen. Und dann
erzählte er, wie nur der Schnee erzählen kann.
Was hatte der nicht alles schon gesehen und erlebt. Um
die Erde war er schon gereist. Mit allen Lüften war er schon
gesegelt. Auf allen Bergen hatte er schon Rast gehalten. Alle
Kinderhände hatte er schon patschen sehen, wenn er erstmals
kam im Jahre. Der Welt Getreide hatte er den Winter über
treu behütet. In allen Tannenwipfeln hatte er sich schon ge¬
schaukelt. Auf hunderttausend Dächern war er schon gelegen,
die weißen, weichen Hände übers Heimglück drinnen breitend,
und mit Tränen frühjahrs Abschied nehmend.
Gut die Hälfte aller Menschen war ihm schon begegnet,
und von jedem wußte er was Gutes zu erzählen. Denn ein jeder
hatte ihn auf seine Weise lieb. Ich konnte ihn getrost nach allen
meinen Freunden fragen. In eines jeden Leben war es schon
geschneit, und er verstand es, auf seine stille Art von ihnen
allen zu berichten.
„Da kennst du sicher auch den Snob, den Schnee-Snob?“
sagte ich.
Da verdunkelte der Schnee sein Leuchten.
,,Nein,“ sagte er, „mit diesem hab ich nichts zu schaffen.“
Und dann erlosch er und war an diesem Abend nicht mehr zum
Leuchten zu bewegen.
Der 22. Allgemeine Deutsche Bädertag in Badenweiler
am 29. und 30. September 1913.
Von Dr. Max Hirsch, Arzt in Bad Salzschlirf.
Sicherlich dürfte wohl die außerordentlich interessente Tagesordnung
des 22. Allgemeinen Deutschen Bäcertages nicht die einzige Ursache gewesen
sein, die eine so zahlreiche Schar von Teilnehmern aus allen Gauen unseres
Vaterlandes in das alte Badenweiler lockte. Zum Teil bildete w'ohl auch einen
wesentlichen Anziehungspunkt die Aussicht auf den Genuß, den ein mehr¬
tägiger Aufenthalt, noch dazu in Festesstimmung, in dem idyllischen Kurorte
des Markgräfler Landes zu bieten versprach, der in einer Erhebung von un¬
gefähr 450 Meter nach Westen hin einen Überblick über das Rheintal nach
den Vogesen hin gestattet, während ihn nach den andern Seiten hin die hohen
Berge des Schwarzwaldes mit ihrem prächtigen Tannenbestand vor Sturm
und Wind schützen und zugleich Gelegenheit zu herrlichen Waldpromenaden
gewähren, die den Schwarzwald so besonders auszeichnen. Namentlich ist es
der Hohe Blauen, der dritthöchste Berg des Schwarzwaldes, an dessen Fuß
Badenweiler liegt, der dem Landschaftsbilde den Charakter aufprägt. Die
klimatischen Vorzüge Badenweilers sind bekannt. Besonders gerühmt wird
der milde, sich lang hinausdehnende Herbst, der auch die Veranlassung dazu
gegeben hat, Badenweiler als eine Übergangsstation zwischen unsern deutschen
Kurorten und denen des Südens zu schaffen. Die Heilquellen Badenweilers,
seine milden Thermen, entsprechen so ganz dem Charakter des Klimas und
haben schon vor Jahrtausenden die Veranlassung dazu gegeben, daß die Römer
auf ihren Feldzügen nach Deutschland hier gern von den aufreibenden Stra¬
pazen und Mühen der Kämpfe ausruhten und die römische Sitte, Heilquellen
— besonders Thermen — zu prachtvollen Bädern auszubauen, auch hier an¬
wandten, wovon noch heute die Reste der alten Römerbäder, die das Interesse
jedes Kulturfreundes in Anspruch nehmen, Zeugnis ablegen.
Da der Wettergott dem Feste gnädig war, wurden alle Hoffnungen der
Teilnehmer auf einen schönen Aufenthalt reichlich erfüllt. Der herzliche
Willkommengruß und die liebenswürdige Gastlichkeit der braven Mark¬
gräfler trugen auch noch das ihrige dazu bei, um den alljährlichen Abschluß
der Saisontätigkeit für all die Kongreßteilnehmer recht angenehm zu gestalten.
Die Großherzoglich badische Staatsregierung, die es stets als eine heilige
Pflicht angesehen hat, jeden Zweiv der Wissenschaft nach Kräften zu fördern,
die jedes Arbeitsgebiet bereitwilligst unterstützt, das dem Wohle des Landes
und der Menschheit nützlich sein könnte, hat auch gelegentlich dieser Tagung
durch den Mund ihrer berufenen Vertreter bewiesen, daß Badens Fürst und
Volk heute wie allezeit die alte Tradition in Ehren halten. Wir haben aus dem
Munde des Herrn Geh. Oberregierungsrats Flad, des Herrn Geh. Ober¬
medizinalrats Dr. Greiff, des Herrn Landeskommissärs Geheimen Rats
Pfisterer gehört, wie die großherzogliche Staatsregierung das Ansehen der
Bäder in ihrem an Heilquellen so reich gesegneten Lande nach Kräften zu
fördern sich bemüht. Auch die Vertreter des Kurorts Badenweller, Herr
Geh. Regierungsrat Hebting und Herr Kurkommissär Regierungsassessor
Dr. Bensinger, begrüßten ihrerseits die Versammlung recht herzlich; nicht
minder auch der Bürgermeister des lieblichen Schwarzwaldbades Baden weder.
Der 22. Deutsche Bädertag hat ebenso wie seine Vorgänger wissen¬
schaftliche und wirtschaftliche Fragen aller Art zur Besprechung gebracht
und durch die Vorträge und den Meinungsaustausch viel Belehrendes zutage
gefördert. Herr Professor Dr. Morawitz aus Freiburg i. Breisgau hielt einen
Vortrag über den „Einfluß des Höhenklimas auf den Menschen“, der im Hoch¬
gebirge vor allem durch den italienischen Gelehrten Professor Mosso (Turin)
und den deutschen Bahnbrecher auf dem Gebiete der physiologischen Klimato¬
logie Ccheimrat Professor Zuntz (Berlin) erforscht wurde. AU ziemlich fest¬
stehend gilt ein Einfluß des Höhenklimas auf das Blut, der sich in einer Ver¬
mehrung der roten Blutkörperchen und des Hämoglobins zeigt Diese Er¬
scheinung ist als eine Reaktion des Körpers gegen die Abnahme des Sauer¬
stoffs in der Höhenluft anzusehen. Der Stoffwechsel wird in den Höhen wesent¬
lich verändert, wobei die Lichtenergie eine, wenn auch noch nicht genügend
erforschte große Rolle spielt. Der Einfluß auf die Atmung und die Blutorgane
ist in der Höhe sehr stark ausgeprägt, was ebenfalls auf die Herabsetzung des
Sauerstoffgehalts ln der Höhenluft zurückzuführen ist. Infolge des starken
Einflusses der Höhenluft auf die Kreislauforgane wird auch davor gewarnt,
Menschen, die an einer Aderverkalkung leiden, in die hochgelegenen Orte
zu senden. — Auf eine Anfrage des Herrn Dr. Hirsch (Salzschlirf) erklärte der
Vortragende, daß die Höhen der deutschen Kurorte nicht derart sind, um
schädliche Erscheinungen Irgendwelcher Art hervorzurufen. Alle Schädi¬
gungen des Höhenklimas sind ln den Höhen von ungefähr 4(X)0 Meter erkannt
worden, während unsere deutschen Kurorte doch alle unter KXX) Meter Höhe
liegen.
Einen vorzüglichen Überblick über „Badenweller, seine Kurmittel und
Indikationen“ gab Herr Hofrat Dr. Schwoerer aus Badenweiler. Die zwei¬
tausendjährige Geschichte des Kurorts, der ln den Römerzeiten eine hohe
Blüte zeigte, im Mittelalter in Vergessenheit geriet und sich erst seit ungefähr
zwei Jahrhunderten wieder ln aufsteigender Linie befindet, dürfte mit zu dem
Interessantesten auf dem Gebiete des deutschen Bäderwesens gehören. Die
Kurmittel von Badenweller, sein Wildbad von 26^0 Grad Wärme, sein herr¬
liches Waldklima, seine Lage ln mittlerer Höhe bei gutem Windschutz gegen
Norden und Osten, wurden ln ihrer balneologischen Bedeutimg gewürdigt
und eine Beschreibung der prächtigen Bäder und des Quellenemanatoriums
gegeben. Die Radiumemanation wird aus der Badenweiler (Juelle selbst
gewonnen. Als Hellanzeigen für Badenweller gibt Vortragender an Herz-
und Gefäßkrankheiten, Nervenerkrankungen organischer und funktioneller
Natur, Stoffwechselerkrankungen und chronische Erkrankungen der Luft¬
wege, besonders Asthma, Emphysem und Katarrhe der Atmungsorgane.
In einem geistreichen Vortrage unternahm Professor Dr. Winckler (Nenn-
dorf) eine Ehrenrettung der „mineralarmen Mineralwässer“. Man hat diese
Klasse von Bädern immer deshalb sehr gering eingeschätzt, weil ihr Gehalt
an festen Bestandteilen nicht hoch ist. Daß damit ein großer Fehler begangen
wird, der einzig und allein auf eine durch nichts gerechtfertigte Überschätzung
und einseitige Bewertung der chemischen Analyse veranlaßt ist, das beweisen
jeden Tag aufs neue die klinischen Erforschungen und Beobachtungen an den
Heilquellen. Es ist nicht die Menge der einzelnen Salzbestandteile, die den
Wert der Quellen bedingt, sondern viele andere Dinge sind es, die wir nur zum
Teil kennen. Wir wissen, daß die mineralarmen Mineralwässer den elektrischen
Strom wesentlich stärker leiten als Brunnenwässer. Wir haben ferner ge¬
sehen, daß die Wirkung einer Reihe von Heilquellen aus dieser Gruppe auf
ihre Radioaktivität zurückzuführen ist. Es ist auch festgestellt worden, daß
sich die Kieselsäure in diesen Wässern in verhältnismäßig großer Menge findet
und sicherlich nicht ohne therapeutische Bedeutung ist. In neuerer Zelt ist
gezeigt worden, daß die mineralarmen Mineralwässer einen Reichtum an
Stickstoffgas und an Edelgasen enthalten, die in ihrer Wirkung und Bedeutung
noch zu studieren sind. Wenn sich ein Chemiker dahin geäußert hat, daß die
kalten mineralarmen Mineralwässer überhaupt nicht die Bezeichnung „Mineral¬
quellen“ verdienen, so ist diese Ansicht als unzutreffend zurückzuweisen.
Klinisch zeigen sie eben besondere Wirkungen, die sicherlich vorhanden sind,
auch wenn wissenschaftliche Erklärungen dafür zurzeit noch nicht erhraebt
werden können. Die Ausführungen des Vortragenden sprechoi eben dafür.
Nr. 12/13
DEUTSCHLAND 575
daß eine nichtssagende chemische Analyse nichts beweist und erst die Er¬
fahrung des Brunnenarztes das entscheidende Urteil über mineralarme Wässer
fällen darf.
In zwei ausführlichen Referaten wurde die Frage der Kurtaxe besprochen.
Herr Dr. Krone (Sooden a. d. Werra) nahm zu dem „Angriff auf die Kurtaxe“
entschieden Stellung. Er konnte den Beweis erbringen, daß verschiedentlich
Angriffe schon deshalb unberechtigt waren, als man sich meist gar nicht
darüber klar war, warum ein Kurort die Kurtaxe erhebt und erheben muß.
Es ist immer, namentlich von juristischer Seite, zu Unrecht behauptet worden,
daß es besondere Veranstaltungen sind, aus denen die Kurorte das Recht zur
Erhebung der Kurtaxe herleiteten. Vielmehr ist, wie in einer Reihe von wert¬
vollen Schriften bereits festgelegt ist, Grundbedingung für die Erhebung
der Kurtaxe, daß ihre Verwendung in öffentlichem Interesse erfolgt. Der
Kurort soll voi allen Dingen das Recht der Erhebung einer Kurtaxe haben,
um h>gienisch und technisch eine größere Ansammlung leidender Menschen
an einem Ort, dessen ständige Einwohnerzahl in keinem Verhältnis steht zu
der Höhe des Fremdenverkehrs, zu ermöglichen, ohne den einzelnen zu ge¬
fährden. Eine Regelung der Kurtaxfrage auf reichsgesetzlichem Wege wäre
durchaus zu erstreben.
In dem zweiten Vorträge über dieses Thema sprach Herr Oberbürger¬
meister Lübke (Homburg v. d. H.) „über die weitere Ausgestaltung des Rechts
der preußischen Gemeinden, Kurtaxen zu erheben durch Erweiterung der
Bestimmungen durch das preußische Kommunalabgabengesetz. Die Ge¬
legenheit sei insofern günstig, als jetzt eine Revision dieses Gesetzes bevorstehe.
Im Anschluß an diese beiden Vorträge wurde der Beschluß gefaßt, an das
preußische Staatsministerium die Bitte zu richten, das betreffende Gesetz
dahin abändern zu wollen, daß für die geschuldete Kurtaxe ln erster Linie
der Fremde und subsidiär der Wirt oder der Vermieter als Gesamtschuldner
haften. Es sollte ferner jeder Fremde verpflichtet sein, dem Gemeindevorstand
über die für die Festsetzung der Kurtaxe erheblichen Tatsachen auf Erfordern
Auskunft zu geben, und der VHrt oder Vermieter sollte verpflichtet sein, dem
Gemeindevorstand über die Ankunft und Abreise die erforderlichen Mit¬
teilungen zu machen.
Herr Dr. Scheibe (Sieben) betonte in einem Vortrage „die psychologische
Seite der Balneotherapie“ und zeigte an der Hand einiger praktischer Gesichts¬
punkte, worauf diese psychologische Beeinflussung beruht, wie sie angewendet
wird und wie sie wirkt. Eine richtige Beurteilung der psychologischen Seite
der badeärztlichen Tätigkeit dürfte das Vertrauen des Publikums zum Heil¬
wert der Bäder w'esentllch steigern.
Herr Dr. Haertl, Vorstand des staatlich bayerischen Laboratoriums in
Kissingen, dessen erst kürzlich erfolgte Berufung als Begutachter von Heil¬
quellen nach Nordamerika zeigte, wie sehr die baineotechnische Tätigkeit,
die er im Dienste der bayerischen Staatsverwaltung leistet, weit über die
Grenzen unseres Vaterlandes gewürdigt wird, hielt einen lehrreichen Vortrag über
„Fassung, Pumpenanlagen, Leitungen, Reservoire und Erwärmungsmethoden
für kohlensäurereiche Mineralquellen“. An erster Stelle betonte er die Not¬
wendigkeit, die Untersuchungen der Heilquellen möglichst wissenschaftlich
und systematisch zu gestalten, da man nur so eine Gewähr für ihre richtige
Beurteilung haben könne. Nach diesem Grundsatz sei man in Kissingen voran¬
gegangen und hätte dabei theoretisch und vor allen Dingen praktisch wert¬
volle Ergebnisse erzielt. Es w'urde namentlich der Punkt bearbeitet, wie man
einen möglichst geringen Verlust der Kohlensäure erreicht. Als ein äußerst
günstiges Resultat dieser Arbeiten darf man es bezeichnen, daß der Klsslnger
Luitpold-Sprudel bei einer 7 Kilometer langen Leitung nur den geringen
Verlust an Kohlensäure von 0,1 Gramm auf 1 Kilogramm Wasser zeigt. Vor¬
tragender demonstrierte an der Hand zahlreicher Zeichnungen und Modelle
die mustergültige Technik dieser Anlage, die andern Bädern, welche unter
ähnlichen Verhältnissen auf einen möglichst geringen Verlust der Kohlen¬
säure Rücksicht zu nehmen haben, als Vorbild dienen kann. Zum Schluß er¬
mahnte Vortragender die Versammlung, doch immer in jedem Falle die gün¬
stigen technischen Erfahrungen zu Nutz und Frommen der andern Bäder
mitzulellen und nicht immer als ein Geheimnis zu hüten, das man der Kon¬
kurrenz nicht preisgeben wolle. — Im Anschluß an diese Mahnung beschloß
die Versammlung auf Anregung des Vorsitzenden, Herrn Oberbergrats Mors¬
bach, der Bäder-Verband möge ein Sammelwerk über die neueren baineo¬
technischen Fragen erscheinen lassen, und beauftragte mit der Ausführung
dieser Arbeit Herrn Dr. Haertl und Herrn Professor Dr. Winckler.
Da die Frage der Krankenkassenorganisation allmählich auch für die
Kurorte von aktuellem Interesse wird, berichtete Herr Dr. Scherf (Orb) „über
Vergünstigungen in den deutschen Bädern gegenüber Krankenkassen, Landes¬
versicherungsanstalten und Unfallberufsgenossenschaften“. Aus dieser Statistik
war zu ersehen, daß die Kurorte den genannten sozialen Körperschaften weit¬
gehende Vergünstigung gewähren.
Nachdem Herr Oberbauinspektor Bürgelin einen Überblick über die
,.Kanalisation und Kläranlagen von Badenweller“ gegeben hatte, berichtete
Herr Oberbergrat Morsbach (Öynhausen) „über Veranstaltung einer all¬
gemeinen deutschen Bäderausstellung am Zoo in Berlin in Verbindung mit
dem Allgemeinen Deutschen Bäder-Verbände im Frühjahr 1915“ sowie über
den Plan der großen Ausstellung Düsseldorf 1915 unter dem Gesichts¬
punkte „Aus 100 Jahren Kultur und Kunst“ unter Mitwirkung des Bundes
Deutscher Verkehrs-Vereine eine Ausstellung der deutschen Bäder und Kurorte
zu veranstalten, was eine lebhafte Erörterung hervorrief. Die Stimmung für
Berlin war nicht vorhanden, da man auf Grund der alten Erfahrung mehr
dazu neigte, Düsseldorf als Ausstellungsort zu wählen. Man betonte eben, daß
Düsseldorf von jeher in seinen Ausstellungen Hervorragendes geleistet hat
und auch 1915 einen regen Besuch erwarten läßt. Daß eine Düsseldorfer Aus¬
stellung gut zu werden verspricht, dafür bürgen die Erfolge der früheren
Ausstellungen und die Person des Präsidenten, des Herrn Akademieprofessors
F. Roeber, sowie die ganze Organisation der Ausstellung. Es wurde allerdings
nicht unerw'ähnt gelassen, daß sich der Allgemeine Deutsche Bäder-
Verband als solcher nicht an der Ausstellung beteiligen könne und es
den einzelnen Bädern überlassen müsse, ob sie es für zweckmäßig und
in ihrem Interesse liegend erachten, die Ausstellung zu beschicken. — Im
Meinungsaustausch wurde auf ein Moment hingewiesen, das wohl das Interesse
des Deutschen Bäder-Verbandes beanspruchen dürfte, daß nämlich die Be¬
lehrung des Publikums durch eine Ausstellung auch wesentlich dazu bei¬
tragen dürfte, das Ansehen und den Wert der Bäder zu heben und eine Förde¬
rung der Ausstellung schon aus diesem Grunde im Interesse der Bäder liege.
Hatte der wissenschaftliche Teil der Tagung nach jeder Richtung hin
Wesentliches gebracht, so kamen die Teilnehmer der Versammlung auch
nach der vergnüglichen Seite reichlich auf ihre Kosten. Eine Beleuchtung
der malerisch im Kurpark auf einer Anhöhe im Schloßpark gelegenen Burg¬
ruine, die in ihrem roten und grünen Farbenschein majestätisch über das Grün
hinausragte, gab ein prächtiges Bild. Am Begrüßungsabend erfreute besonders
der Gesang von Volksliedern schon deshalb, weil es jeden Deutschen freudig
stimmen muß, wenn er hört, daß der Pflege des Volksliedes ein Interesse ent¬
gegengebracht wird, das sicherlich auf das deutsche Gemüt ansprechender
einwirkt als die an sich gewiß nicht zu verachtenden Schlager unserer mo¬
dernen Operetten. Die l'heateraufführung paßte in Art und Form voll und
ganz ln den Rahmen der Festlichkeiten. Auf die lukullischen Genüsse, an denen
es entsprechend dem t,aslfreundlichen Sinne der treuen Badenser nicht fehlte,
sei hier nicht eingegangen; diese Freude sollen die Teilnehmer des Festes
für sich behalten. Ausflüge in die Umgebung von Badenweiler wurden, wenn
auch inoffiziell, so doch recht ausgiebig vorgenommen. Lockte doch diesen
oder jenen der eine oder andere Punkt des herrlichen ßreisgaues und der weiteren
Umgebung entweder zu einer angenehmen Wanderung ln den Schwarzwald
oder zu weiteren Hochtouren ln die nachbarliche Schweiz oder — wie den
Berichterstatter — in die liebliche Breisgaumetropole Freiburg, um Hebe Er¬
innerungen an die schöne Studentenzeit in dieser prächtigen Musenstadt
wieder wachzurufen und manches Alte unverändert vorzufmden, vielfach
aber auch Neues und Schönes, wie den stolzen Bau der ehrwürdigen .Alma
mater Alberto-Ludovica.
Eisenbahnbehörde und Wintersportverkehr.
Der große Aufschwung, den der Wintersport in den letzten fünf Jahren in
Deutschland genommen hat, hat die ungeteilte Aufmerksamkeit des gesamten
Verkehrswesens auf diese neue Sportart gelenkt. Seitdem das Interesse am
Wintersport vor allem in die Großstädte des Nordens, Westens, Ostens und
Südens des Reiches verpflanzt worden ist, haben vor allem die Eisenbahn¬
verwaltungen Veranlassung genommen, diese ,»Flucht ins Weiße“ nach allen
Richtungen hin zu unterstützen. Zunächst w'aren es nur einzelne VWeinigungen
im Norden und Westen unseres Reichs, die durch Eingaben an die Verkehrs-
verwaltun^en um fahrende Wlnlersportsonderzüge baten. Diesem Wunsche
stand man ursprünglich, als man noch nicht wußte, wie sich der Wintersport¬
verkehr entwickeln würde, ziemlich skeptisch gegenüber. Ist dcch das Ablassen
eines Verwaltungssonderzuges immer mit großen Unkosten verknüpft, deren
Gegenwert, wenn keine festen Verpflichtungen seitens der Anreger bestehen,
leicht illusorisch werden kann. Bald sah man jedoch ein, daß der Wintersport
mit aller Energie die Einlegung von besonderen Zügen verlangte und daß das
Verdienst, was erzielt wurde, nicht unbeträchtlich w'ar. Mil der Zelt verstanden
sich die Eisenbahndirektionen z. B. ln Magdeburg, Hannover, Kassel und
Essen bzw. Elberfeld und Köln dazu, Züge für den W intersport zu ermäßigten
Fahrpreisen mit 3. W’agenklasse einzulegen. Diese Züge, die in der Haupt¬
sache am Samstag- und Sonntagmorgen gefahren wurden, rentierten sich sehr
gut. Die Bahnbehörden nehmen bei Aufstellung der WHnterfahrpläne von
vornherein auf diese Sonderzüge Rücksicht.
So hat sich denn der Wintersporlverkehr aus sich selbst heraus entwickelt.
Es sind schwerwiegende Werte, die in ihm angelegt sind und aus ihm heraus¬
geholt werden. Da das Verdienen nicht nur im gewöhnlichen Leben, sondern
auch bei der Eisenbahnbehörde groß geschrieben wird, hat dieser Faktor ganz
erheblich dazu beigetragen, den Wintersport verkehr ständig zu vermehren,
zum Vorteil aller beteiligten Kreise.
Wer jemals den Ungeheuern Verkehr an schneereichen Sonntagen beob¬
achtet hat, der sich in Köln, Düsseldorf, Elberfeld, Hannover, Berlin, Magde¬
burg, Halle, Leipzig, Dresden, vor allem aber in München abspielt, der wird
nicht zögern, anzuerkennen, daß mit dem Wintersport gerechnet w'erden muß.
Es ist klar, daß bei solchen Gelegenheiten nicht immer alles so klappen kann,
wie es zu wünschen wäre. In der Tages- und Fachpresse wird dann auf
mancherlei Unzulrägllchkelten hingewiesen, die sich bei dem großen Verkehr
an Wintersporttagen abspielen. Besonders die Süddeutschen klagen ln dieser
Beziehung oft und viel. Sie rühmen die Loyalität und das Entgegenkommen
der nord-, west- und mitteldeutschen Bahn Verwaltungen, obgleich doch
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jedermann, der mit dem Wintersport zu tun hat, weiß, daß die Wiege des
Schnccsports in Süddeutschland gestanden hat.
Wir im Westen, Norden und Osten des Reichs sind mit dem, was uns
für den Wintersport verkehr geboten wird, bisher vollauf zufrieden gewiesen.
Die vielen oft aiiseinandergehenden Wünsche sind nach Möglichkeit be¬
rücksichtigt w'orden. Man fährt in schneller Reise von Hamburg ohne viel
Aufenthalt in bequemen D-Ziigwagen, sogar mit Speisewagen, in den Harz.
Man erreicht von Berlin aus ln ein paar Stunden Schierke, Braunlage und
Wernigerode. Man fährt in zwei Stunden von Düsseldorf oder Köln in die
Eifel und ins Sauerland. Dem Schnellverkehr ist allerorten Rechnung getragen
ln Berücksichtigung der kurzen Zeit, die dem verdienenden Großstädter für
die Erholung am Samstag und Sonntag zur Verfügung steht. Es werden für
alle diese W'intersportsonderzüge besondere Fahrkarten ausgegeben. An ein¬
zelnen Orten, z. B. in Berlin, bestehen besondere Vereinigungen, die Sonntag
für Sonntag, wenn Schnee liegt, Hunderte in den Harz, ins Riesen- und Erz¬
gebirge bringen. Die Kosten für die Bahnfahrt, für Verpflegung, Unterkunft
usw. sind gleich im Preise mit der Fahrkarte zusammen eingerechnet. Die
Wintersportler setzen sich ln den Zug, finden am Wintersportplatze ihr Logis
und am nächsten Morgen ihr Frühstück vor und brauchen nichts mehr an den
Hotelier zu zahlen. Sie kommen also mit einer verschwindend geringen Summe
aus. Aber gerade diese billigen Reisen reizen zu wintersportlichen Ausflügen.
Dieses Schema sollte daher dort Nachahmung finden, wo es bisher noch nicht
eingeführt ist. Wenn vielleicht dadurch die Hoteliers und die sonstigen
Wintersportinteressenten in ihrem Verdienste teilweise beschnitten werden,
so ist dem aber entgegenzuhalten, daß das große Publikum, vor allem
die reichen Leute, die W^intersporlzüge und den Massenbetrieb nicht lieben.
Sie fahren allein und zu Zeiten, wo es ihnen gerade paßt. Im Grunde
verliert also z. B. der auf den Verdienst angewiesene Hotelier nichts. Das
eine ergänzt sich mit dem andern, zu kurz kommt schließlich niemand.
Man kann also, wie erwähnt, dem billigen Reisen nur das Wort reden und es
unterstützen. Und das tun denn die Bahnbehörden auch in jeder Weise, so daß
wir wohl damit rechnen dürfen, daß sich der Wlntersporlsonderzugverkehr mit
der Zeit bei günstiger Schneelage zu einem ordnungsmäßigen Verkehr aus-
wachsen wird, dem die Eisenbahndirektionen ihr ständiges Interesse enlgegen-
bringen müssen und auch entgegenbringen werden.
Bel dieser Gelegenheit sei auch auf etw'as für den Wintersport verkehr höchst
Wichtiges hingewiesen, nämlich auf den Wetterdienst. Wintersport und
W^etterdlenst gehen Hand ln Hand und müssen Hand ln Hand gehen. Bisher
war es üblich, sich auf einzelne Persönlichkeiten oder Vereinigungen zu ver¬
lassen. So wurden z. B. die Wettermeldungen aus dem Harz, aus Mittel- und
Westdeutschland größtenteils durch den Wintersportverband Hannover ver¬
mittelt, der dafür jährlich etwa lausend Mark verausgaben mußte. Der Eisen-
bahndircktion Kassel gibt ein Forstbeamter vom Kahlen Astenberg seit Jahren
die Wettermeldungen für das Sauerland. In Berlin und in Süddeutschland
sind es in der Regel an dem Besuch der Wintersportplätze finanziell stark be¬
teiligte Verkehrsvereinigungen, die oft gefärbte Meldungen in die Tagespresse
bringen. Vorbildlich für den Wetterdienst sind die schweizerischen Bundes¬
bahnen. Auch die sächsischen und badischen Slaatseisenbahnen haben, erstere
auf Veranlassung des Leipziger Verkehrs-Vereins, Wetterberichterstattung
während der Schneelage eingeführt. Aber auch hier macht sich die Schwer¬
fälligkeit der Deutschen bemerkbar. Während z. B. die schweizerischen Bundes¬
bahnen täglich Wettermeldungen verausgaben, senden die sächsischen und
badischen Bahnen solche nur dann, wenn die Schneelage für Wintersport
günstig ist, also sehr unregelmäßig. Denn die Witterungsumschläge spielen
sich oft innerhalb weniger Stunden ab, so daß ein schlechter Bericht oft trotz
günstiger Schneelage zur Veröffentlichung gelangt, obgleich er bereits veraltet
ist. Die schweizerischen Bundesbahnen holen jeden Morgen um 7 Uhr aus
dem ganzen Bereiche ihres Betriebes Wettermeldungen ein. Diese werden in
Olten gesammelt und gelangen durch Diensttelegramme an einzelne
Verkehrsbureaus und Interessenten, wo sie veröffentlicht werden. Wäre es nicht
möglich, daß in ähnlicher Weise auch die preußischen, hessischen und andere
Staatsbahnverwaltungen, in deren Bezirken Wintersport betrieben werden
kann, einen regelmäßigen Wetterdienst arrangieren? Eis spielen hierbei die
Kosten insofern keinerlei Rolle, weil die Depeschen oder Telephonate auf
dienstlichem Wege, also kostenlos, befördert werden. Auf den Bahnhöfen der
für den Wintersport in Betracht kommenden Großstädte würden diese Mel¬
dungen dann zum Aushang gelangen, nachdem sie an einer Stelle gesammelt
worden sind. Für das Sauerland z. B. könnte in Hagen i. W. eine Sammel¬
stelle sein, für den Harz in Magdeburg oder Hannover, für das Erz- und Riesen¬
gebirge in Chemnitz, Dresden oder Leipzig usw. Der Wetterdienst, und zwar
ein vollkommen zuverlässiger, ist für den Wintersport von höchster Bedeutung.
Wollen die Eisenbahnen Geld verdienen, so müssen sie in erster Linie dafür
sorgen, daß die Wettermeldungen überall, ausführlich, schnell und zuverlässig
bekannt gemacht werden. Die heutige Mode, am Freitagmittag aus den Winter¬
sportplätzen zu depeschieren: „Schneelage vorhanden oder nicht vorhanden ,
ist derartig offen, daß sich niemand ein rechtes Bild machen kan n, ob nun ein
Ausflug lohnt oder nicht. Denn der Großstädter glaubt nicht eher an die Mög¬
lichkeit, Wintersport treiben zu können, bevor nicht in den Großstadtstraßen
das Weiße meterhoch Hegt.
Eisenbahnbehörde und Wintersportverkehr sind zwei
Faktoren, die sich nach allen Richtungen hin ergänzen müssen, wollen sie,
jeder dabei auf die Kosten kommt. Auch hier ist das Publikum nicht für die
Bahn, sondern die Bahn für das Publikum da.
G. M. Knöpft.
Besprechung bei der Königlichen Eisenbahndirektion Essen.
Das Bestreben des Verljandes der Verkehrs-Vereine Westfalens und
angrenzender Gebiete, Vorort Dortmund, von den fünf für Westfalen u. a. G.
in Betracht kommenden Eisenbahndireklionen zu mündlichen Verhandlungen
über Verkehrsverbesserungen hinzugezogen zu w'erden, hat sich in reichstem
Maße erfüllt. In den zu diesem Zweck einher ufenen Sitzungen werden nicht
nur Zugvermehrungen und Anschlußverbesserungen auf den bestehenden
Strecken besprochen, sondern auch zur Beratung über die Regelung des
Sommerverkehrs in die Ausfluggegenden durch Verwaltungs- und Fericn-
sonderzüge und zur Beratung des Fahrplans \on .Neubaustrecken erfolgt die
Heranziehung. Ganz abweichend von diesen häuligen Einladungen war die¬
jenige der Königlichen Eisenbahndircktion Essen an den Verband, die
Handels- und Landwirlschaftskammern sowie die Vertreter der Großindustrie
zu einer Sitzung, in der nur Fragen allgemeiner Art, die für Handel und
Verkehr von Interesse sind, zur Sprache gebracht werden sollten.
Die Tagesordnung der Sitzung, die am 3. Oktober stattfand, enthielt
folgende 8 Punkte: 1. Aussprache über die Verkehrslage. 2. Einwirkung auf
die Verkehrslreihenden, daß sie von Einrichtung, Erweiterung, Einschränkung
gewerblicher Anlagen, die von Einfluß auf die Abwicklung des Eisenbahn¬
betriebes sind, den Organen der Eiscnbahnverwallung .Mitteilung machen.
3. Einwirkung auf die Interessenten zur Unterstützung der Organe der Eisen¬
bahnverwaltung bei Bewältigung des gesteigerten Herbstverkehrs. 4. Aufschluß
über die Organisation der Elsenbahnverwaltung zAvecks Leitung von Eingaben
an die zuständige Stelle irn Interesse der beschleunigten Auskunftserteilung.
5. Allgemeine Fragen der Güterbeförderung, Insbesondere von Milch, Bier und
Tieren. 6. Beschränkung von Anträgen auf Haltenlassen von D-Zügen, Ein¬
stellung von Kursw'agen (.Anregung für die Verkehrs-Vereine). 7. Aufschluß
über die Grundsätze für die Ausgabe von .Sonntagsfahrkarlcn. 8. Maßnahmen
gegen mißbräuchliche Benutzung von D- und Ellz.ügen durch Reifende mit
Sonntagskarten.
Da die Direktion es den Eingeladenen freigab, diese Tagesordnung noch
zu ergänzen, bat der Vorstand früh genug, damit die Wünsche noch .Aufnahme
in die Tagesordnung finden konnten, folgende Punkte außerdem zur Bc’sprcchung
zu bringen: I. Schwierigkeit bei Ausgestaltung des Personenzugfahrplans
wegen Bahnhofsumbauten und Güterzugbeförderung. 2. Zugänderungen nach
dem I. Mal und 1. Oktober sind wegen des Fehlens ln den privaten Fahrplänen
zu vermelden. 3. \ erteilhaftere Bekanntgabe der Sonntagsfahrkarten in den
amtlichen Fahrplänen. 4. .Anordnungen über die Benutzung der Frauen-
abtellc: Einrichtung von xMännerabteüen. 5. Früh-Schalterdienst an best¬
und Feiertagen. 6. Erleichterung des Kaufens der Platz- und Zuschlagkarten.
In der Sitzung verbreitete sich der Präsident der Eisenbahndircktion
Essen zunächst über die Verkehrslagc und ging Insbesondere auf die Verkehrs¬
stockungen des Vorjahrs ein. Unumwunden w'erdcn die Verkehrsstockungen
des öfteren von dem Vorsitzenden mit „großes Unglück“ bezeichnet, das
urplötzlich und unvermutet hereingebrochen wäre und großen Schaden an-
gerichlet hätte. Sache der Elsenbahnverwaltung w'äre es daher gewe-en, dafür
Sorge zu tragen, daß derartige Ausnahmen, hervorgerufen durch elementare
Ereignisse, soweit Menschenkraft reiche, nicht w’ledcr elntreten konnten.
In der Zusammenkunft des Herrn Ministers im vergangenen Jahre mit der
Großindustrie sei schon darauf hingewiesen worden, daß ungeheure Gleis¬
reserven zunächst ein Vorbeugungsmlttel seien; so hat z. B. jetzt Hamm
ungefähr 7 Kilometer Gleisreserven, ln den 6 Monaten wären neue große
Rangierstalionen geschaffen und Überholungsgleise auf den einzelnen Stationen
angelegt w'orden. Für die .Arbeitsleistung sei wohl die Zahl interessant, daß
die Direktion allein 150 Lokomotiven für Bauzwecke beschäftigt habe. Jedoch
machten es diese baulichen Ausführungen nicht allein. Eis müßte vor allen
Dingen ihre organische Eingliederung ln den Betrieb durchgeführt werden.
Dafür war wieder nötig eine Umgestaltung des ganzen Güterfahrplans, die
riesige Formen angenommen habe, von denen auch noch in der nächsten 21eit
die dienstlichen Leistungen beeinflußt werden
Überleitend zum zweiten Punkte bemerkte der Herr Präsident, daß die*
Interessenten die Elsenbahnverwaltung in ihrem Vorhaben, Vorbeugungsniiltel
zu schaffen, in wirksamster Welse unterstützen könnten, w-enn sie der Eisen¬
bahnverwaltung Unterlagen für die mutmaßliche Entwicklung des Verkehrs
be.schaflten: hierhin gehören Abteufungen von Schächten, die mit Mehr¬
produktion verbunden sind, Bautätigkeit seitens der Industrie, z. B. von
Kolonien, und andere Ereignisse, die so früh ge.meldet werden müßten, daß
die Vorkehrungen hierfür getroffen bzw. geändert werden könnten. Im all¬
gemeinen genügte hier nicht eine einmalige Anzeige oder Antworten aut
Fragen, sondern notwendig wäre hierzu eine fortlaufende Unterrichtung
Als Interessenten, die diese wertvolle Mitarbeit leisten könnten, kämen u. a.
das Kohlen-Syndlkat, das Kohlenkontor, die nordwestliche Gruppe der Stahl¬
industrie, der Bergbauliche Verein und die staatlichen Bergbehörden, ins¬
besondere das Oberbergamt, in Betracht.
Sehr wertvolle Aufschlüsse gab der Präsident über die Organisation der
Bct»'lebs- und Verkehrsämter. Die Betrlebsärnter haben den Außenbetrieb
zu regeln, die V’erkehrsämter dagegen die Fragen, die der Verkehr mit sich
bringt (z. B. Reklamationen); einzelnen größeren Güterabfertigungen im
Bezirk ist zur schnelleren Abfertigung der Ersatzansprüche die Berechtigung
Nr. 12/13
DEUTSCHLAND BEeeeeeeee ^ggeeeeo ccooRc ee ^ 577
erteilt, die Schäden bis 30 Mark im preußischen und bis 10 Mark im aus¬
wärtigen Verkehr selbständig zu regulieren. Für die Güterbeförderung, ins¬
besondere * von Milch, Bier und Tieren, wurden einige interessante Zahlen
angegeben. Für die Milchabfertigung kommen im Revier täglich 26 000 Kannen
vom Ursprungs- nach dem Verbrauchsort und ebensoviel leere Kannen wieder
zurück, zusammen also 52000 in Frage. Diese Aufgabe haben Güterzüge,
Personenzüge, aber auch sogenannte Milchzüge, weil sie für diesen Zweck
allein gefahren werden, zu bewältigen.
Bei der Besprechung der Personenzugbeförderung bat die Eisenbahn¬
verwaltung, da die D-Züge Fernzüge seien, .Anträge auf Haltenlassen möglichst
einzuschränken und von Einstellung von Kurswagen, die in besonders hohem
Maße die Betriebssicherheit gefährdeten, Abstand zu nehmen. Von der Ver¬
tretung des Verbandes Westfälischer Verkehrs-Vereine woirde erwidert, daß
diese Grundsätze bei den Arbeiten des Verbandes schon seit seinem Bestehen
beobachtet würden, daß zahlreiche .Anträge bei ihm einliefen, die nach .Auf¬
klärung der Interessenten wahrscheinlich gar nicht der Eisenbahn mehr vor¬
getragen würden. Anträge in dieser Richtung würden vom Verbände nur weiter
verfolgt, wenn sie für große Personenkreise wichtig seien. Die Bitte des Ver¬
bandes gehe dahin, die Anträge, w'clche auf Anschlüsse von andern Zügen
an D-Züge auf ihren Haltepunkten hinziclten, einer wohlwollenden Prüfung
zu unterziehen, was auch zugesagt wurde.
Es wurden deirauf den Teilnehmern nochmals die Grundsätze für die Aus¬
gabe von S onntagsfahr karten bekanntgegeben. Alle neuen Sonntagskarten
unterliegen der Genehmigung des Ministers, und das erste Jahr ihrer Benutzung
ist ausschlaggebend für die Frage der Beibehaltung. Für eine genügende
Benutzung würden z. B. 100 Karten im Jahr angesehen. Auch hier mirde von
einem Vertrete^ der Verkehrs-Vereine und der Handelskammern erwidert,
man möge die .Auslegung nicht so eng nehmen und vor allen Dingen auch von
seiten der Eisenbahnverwaltung für bessere Bekanntgabe der Sonntagskarten
sorgen. Gegen die mißbräuchliche Benutzung von Zügen mit Karten, die keine
Berechtigung zu der Fahrt enthalten, müsse die Eisen bahn Verwaltung scharfe
Abwehrmaßregeln treffen, da diese Unsitte einen großen Umfiing angenommen
habe. Einzelne Stationen und zahlreiche .Ausfluggegenden hätten in diesem
Punkte^besonders große Zahlen aufzuweisen: wenn über scharfe Bestrafung
Klagen laut würden, sei der Grund hierfür in den vorhergehenden Aus¬
führungen zu suchen.
Von den vom Westfälischen Verkehrs-Verbände [noch eingereichten
Punkten war ‘außer Nummer 3, der bei den Sonntagskarten schon seine
Erledigung gefunden hatte, besonders der Punkt I interessant: dem Ver¬
bände waren Nachrichten zuteil geworden, die in einer Sitzung mit den Eisen¬
bahndirektionen in Paderborn ihre Bestätigung gefunden haben, daß über
bestimmte Strecken neue Züge nicht mehr gelegt werden könnten und ver¬
schiedene Bahnhofsumbauten eine Vermehrung des Verkehrs nicht zuließen.
Diese Mitteilung habe große Befürchtungen hervorgerufen, da die wirtschaft¬
liche Entwicklung unseres Gebietes in manchen Gegenden, für welche diese
Strecken in Betracht kämen, Verbesserungen dringend notwendig machten.
Der Vertreter der Direktion gab zwar die Schwierigkeiten zu, zerstreute aber
die Befürchtungen dahin, daß bei durchaus notwendigen Einrichtungen auch
die Möglichkeit gegeben wäre, sie einzuführen, und daß Umbauten und Neu¬
bauten mit allen Kräften beschleunigt würden.
Nach Erledigung der Tagesordnung wurde von einer Seite noch die Frage
aufgeworfen, ob es richtig sei, daß bei baulichen Veränderungen im Revier ein
langsameres Tempo eingeschlagen w'erden solle. Vor einer solchen Maßnahme
sei dringend zu warnen, da bei stärkerer Anspannung der geschäftlichen
Tätigkeit ein gegen früher noch stärkeres Anwachsen der Ansprüche an die
Eisenbahnverwaltung zu erwarten wäre. Gewisse technische Neuerungen
begründen diese Befürchtungen. Eine Sicherheit der Eisenbahnverwaltung in
baulicher und betrieblicher Beziehung nach jeder Richtung sei zur Abhilfe
notwendig: andernfalls würden die Schwierigkeiten in erhöhtem Maße und recht
bald auftreten. Von der Eisenbahnverwaltung wurde erwidert, daß Gerüchte
über ein langsameres Tempo in den Bauten nicht den Absichten entsprächen.
Die Verkehrs-Vereins-Bestrebungen erhalten auf diesem Wege der münd¬
lichen Verhandlung eine derartige Förderung, wie sie durch Eingaben nicht zu
erzielen ist. Sie müssen für solche Sitzungen den Königlichen Eisenbahn¬
direktionen Dank wissen und hoffen, daß in allen Gebieten ein derartiges Vor¬
gehen Nachahmung findet. Dr. jur. Kuckuck.
Natur- und Heimatschutz
Bahnstreckenreklame. Mit dem Begriff der Bahnstrecken¬
reklame beschäftigte sich der 9. Senat des preußischen Oberverwaltungsgerichts
am 10. Juni. Es handelte sich um die Beantwortung der Frage, ob nach dem
Gesetz betreffend die Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden
von 1902 die Regierungspräsidenten, wenn sie auf Grund des Gesetzes Ver¬
ordnungen zum Schutze des Landschaftsbildes erlassen, endgültig darüber
zu urteilen berufen sind, ob eine Gegend „landschaftlich hervorragend“ im
Sinne des Gesetzes ist, oder ob die Nachprüfung dieser Frage dem Richter
zusteht. In Anbetracht der grundsätzlichen Bedeutung der Entscheidung für
die Handhabung des Gesetzes durch die Behörden hatte der Minister für Handel
und Gewerbe einen Kommissar zur Verhandlung entsandt, der sich im ersteren
Sinne aussprach. Der Gesetzgeber habe die Beurteilung des landschaftlichen
Charakters einer Gegend endgültig den Regierungspräsidenten anvertrauen
wollen, das gehe^^aus der Entstehungsgeschichte des Gesetzes hervor. Das
Oberverwaltungsgericht pflichtete dieser Auffassung nicht bei, entschied viel¬
mehr dahin, daß die Nachprüfung der Frage, ob eine durch eine Polizei¬
verordnung geschützte Gegend im Sinne des Gesetzes von 1902 ,,landschaft¬
lich hervorragend“ sei, dem Richter zustehe. Damit ist das Oberverwaltungs¬
gericht dem Kammergericht, der höchsten Instanz für Landesstrafsachen,
beigetreten, das vor einiger Zeit ebenso entschieden hat. Nun erhebt sich,
so schreibt dazu die ,,Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen“,
die interessante Frage: Welche Gegend ist nach dem Willen des Gesetzes als
„landschaftlich hervorragend“ anzusehen? Dazu hat sich das Kammergericht
etwa folgendermaßen geäußert; Der Begriff sei im Sinne des gewöhnlichen
Lebens aufzufassen; es gehörten hierher nur Gegenden von „wirklich hervor¬
ragender landschaftlicher Schönheit“, wie die Ausführungsanweisung zum
Gesetz zutreffend sagt; also solche, welche sich, etwa durch Wechsel von Berg
und Tal, durch Seen oder Flüsse mit malerischen Ufern oder in anderer Weise
vor den andern deutschen Gegenden auszeichneten, über diese „hervor¬
ragten“. Gegenden, welche den Durchschnittscharakter des norddeutschen
Flachlandes trügen, wie z B. der größte Teil der Mark, sollten in keinem
Falle geschützt werden dürfen. — Welchen Umfang die Bahnstreckenreklame
einnimmt, das mag beispielsweise daraus ersehen werden, daß im Jahre 1908
eine bekannte Zigarettenfirma an deutschen Bahnstrecken und Automobil¬
straßen 1500 Reklameschilder aufstellte. — Noch kürzlich ist ein allgemeines
Verbot der Bahnstreckenreklame im Regierungsbezirk Arnsberg ergangen.
(Man wird der Anschauung des Kammergerichts vom heimatschützlerischen
Standpunkt nicht unbedingt beipflichten können. Es gibt Leute, die auch das
Flachland, z. B. die weiten Heidestrecken Norddeutschlands, schön finden.
In diesen Gegenden wirken grelle Plakate an alten Gehöften usw. ebenso störend
wie in landschaftlich „hervorragenden“ Gegenden. Die Redaktion.)
Ein interessanterNaturschutzprozeß um Rek lame¬
tafeln in landschaftlich schönen Gegenden hat sich in Hessen abgespielt.
Dort hat man sich für die in erster Linie in Frage kommende Bergstraße ein
wirksames Mittel geschaffen, die Verschandelung der Landschaft einzuschränken.
Auf Grund des Art. 35,3 dieses Gesetzes hat der Kreisrat von Bensheim eine
Verordnung erlassen, die das Aufstellen von Reklametafcln innerhalb 300 Meter
Entfernung links und rechts der Bahnlinie verbietet. Zwei Kaufleute aus Frank¬
furt a. M. und Boxhagen-Rummelsburg weigerten sich, ihre Reklametafeln zu
entfernen; sie kamen daher vor den Strafrichter, und zwar in mehreren In¬
stanzen, die verschieden urteilten. Interessant war, was der Professor der
Technischen Hochschule in Darmstadt, Geheimrat Wickop, als Sachverständiger
bekundete. Persönlich steht er auf dem Standpunkt, daß die Beseitigung der
Außenreklame, die das Landschaftsbild verunziert, dringend zu wünschen sei.
Zweifellos habe die hier in Frage stehende Gegend hohe landschaftliche Schön¬
heiten, die durch die Reklametafeln beeinträchtigt werden. Darunter fallen
auch die an einer Scheune von Bensheim angebrachten Bilder, denn diese
Scheune gehöre in das hier romantisch schöne Landschaftsbild hinein, wenn
sie an sich auch häßlich sei. Da sich die Reklametafeln des einen Angeklagten
in keiner Weise dem Landschaftsbild einpaßten, würde durch sie der Blick
in häßlicher Wirkung unterbrochen. Die Tafeln des andern Angeklagten seien
im Entwurf gefälliger, und in der Farbenzusammenstellung sei ein Einpassen
in die Landschaft angestrebt worden. Vom Standpunkt der durchschnittlich
Gebildeten betrachtet, nicht des Durchschnittsreisenden, störe auch diese
Reklame das Landschaftsbild. Die Strafkammer Darmstadt kam zur Verurteilung
zu Geldstrafen von 50 bzw. 30 Mark.
Vogelschutz. In den letzten Jahren sind mehrfach Anträge auf
erhöhten Schutz des Kampfläufers gestellt worden. Dieser Vogel kommt
außer im Bremischen Gebiet hauptsächlich in Mecklenburg, Oldenburg und
Preußen vor und verdient seiner Schönheit und Lebhaftigkeit wegen aus¬
gedehnten Schutz in der Brutperiode. In Oldenburg und Mecklenburg, wo
er unter dem Vogelschutzgesetz steht, läuft seine Schonzeit vom 1. März bis
1. Oktober. In Preußen und Bremen gehört der Kampfläufer zu den jagd¬
baren Vögeln und unterliegt deshalb nicht dem Vogelschutzgesetz. Das zu¬
ständige Reichsressort hält es für zweckmäßig, entweder die Schonzeit des
Kampfläufers über den 30. Juni hinaus angemessen auszudehnen oder aber
diesen Vogel aus der Liste der jagdbaren Vögel zu streichen und ihn damit den
Schutzbeslimmungen des Vogelschutzgeselzes zu unterstellen.
1
Forschen und Wissen jjl
Dr. Johann Ernst Wülfing, der bekannte Sprachforscher,
ist in Bonn am 28. Oktober, 50jährig. plötzlich einem Schlaganfalle erlegen.
Er war ein geborener Elberfelder und studierte in Bonn, wo er seinen Wohn¬
sitz nahm. Dr. Wülfing war Leiter der „Sprachecke“ des Allgemeinen
Deutschen Sprachvereins, dessen Hauptvorstand er seit dreizehn Jahren
angehörte. Bekanntlich hat Dr. Wülfing das Sandersche Handbuch der
deutschen Sprache neubearbeitet und nach dem Tode Konrad Dudens die
578
DEUTSCHLAND (i 0MOQQQQQ9OOO9QQQQQQQ(XiQQM Nr. 12/13
Neuherausgabe der beiden Dudenschen Wörterbücher übernommen, die noch
in diesem Jahre, zu einem Werke vereinigt, herausgegeben werden sollen.
Wülfing war einer der eifrigsten und vornehmsten Vorkämpfer für deutsche
Sprache, deutsche Art und Sitte. Durch seine unermüdlichen Mahnungen in
der „Sprachecke“ hat er auf weite Kreise eingewirkt und namentlich unser mit
fremdsprachigen Uberflüssigkeiten gespicktes Geschäfts- und Kaufmanns¬
deutsch gründlich gereinigt. Darüber hinaus hat er aber — und das ist ein
noch größeres Verdienst — in dem Suchen nach den Urformen deutscher
Worte und Wortwendungen unendlich viel kulturgeschichtliche Entdeckungen
gemacht und immer wieder gezeigt, wie tief die Sprache im innersten Wesen
des Volkstums ist und welch ernste Pflicht wir haben, sie mit allen Kräften
zu schützen und als Deutsche stolz zu sein auf unsere deutsche Muttersprache.
Und das darf diesem kernigen deutschen Manne niemals vergessen werden!
Eisenbahnwesen
Über den Gebrauch fremder Sprachen innerhalb
Deutschlands durch die Internationale Schlafwagen¬
gesellschaft ist schon wiederholt geklagt worden. Auch in der Juni-
Nummer der Zeitschrift des deutschen Sprachvereins wird auf die französische
Schreibweise der Ortsnamen hingewiesen, die auf den von der Schlafwagen¬
gesellschaft ausgegebenen Fahrtausweisen im Schlafwagen Berlin-Stuttgart
angeführt sind. Der preußische Eisenbahnminister hat deshalb die Königlichen
Eisenbahndirektionen und die Generaldirektion der Reichscisenbahnen be¬
auftragt, unter Bekanntgabe der Vorgänge die Internationale Schlafwagen¬
gesellschaft aufzufordern, sich innerhalb des Gebietes der preußisch-hessischen
Staatsbahnen und der Reichseisenbahnen in ihren Bekanntmachungen und
Drucksachen, in den Wagenanschriften, in den Beziehungen an der Dienst¬
kleidung usw. der deutschen Sprache zu bedienen. Werden ihr von dritter
Seite Empfehlungsanzeigen oder andere Drucksachen zur Weitergabe an die
Reisenden zur Verfügung gestellt, so müssen sie außer in der fremden Sprache
auch in deutscher Sprache abgefaßt sein. Bei Abänderung bestehender oder
dem Abschluß neuer Verträge mit der Schlafwagengcsellschaft ist eine ent¬
sprechende Bestimmung aufzunehmen.
Preisaufgaben über Verkehrsfragen. Der stellver”
tretende Vorsitzende der Berliner Akademie des Bauwesens, Gehelmrat Schroe'ler,
der zugleich Vorsitzender des Vereins für Eisenbahnkunde ist, hat zusammen
mit dem preußischen Eisenbahnminister ein allgemeines deutsches Preisaus¬
schreiben erlassen, das aus zwei Gründen besonderes Interesse verdient. Einmal
stehen die Preise ln Höhe von im ganzen 16 000 Mark zur Verfügung, dann
aber kann diese Konkurrenz für den Bahnverkehr äußerst wertvoll werden.
Die zu beantwortenden Fragen lauten: 1. Unter welchen Umständen bieten
Selbstentladewagen für Seiten- oder Bodenentleerung bei der Beförderung von
Massengütern, wie Kohlen, Koks und Erze, Vorteile zugunsten der Verkehrs¬
treibenden und der Eisenbahnvenvaltung gegenüber den offenen Normalw'agen
des deutschen Staatselsenbahnverbandes? 2. Lassen sich Vorteile für die Ver¬
kehrstreibenden und für die Elsenbahnverwaltung davon erwarten, daß das
.Xuskippen der Güterwagen in den Häfen durch Selbstentladebetrleb unter
Verwendung von Selbstentladewagen für Selten- oder Bodenentleerung ersetzt
wird? 3. Inwieweit gestatten Verkehr und Handel, daß die Versender Ladungen
ln ganzen Zügen oder in größeren Wagengruppen gleichzeitig für dasselbe
Ziel «lufliefern? In welchem Umfange kann dadurch der Eisenbahnbetrieb unter
Verminderung der Kosten für das Abfertigen und Verschieben der Wagen und
unter Verbesserung der Ausnutzung der Betriebsmittel vereinfacht werden?
Die Abhandlungen sind bis zum 15. Dezember respektive bis zum 15. Januar 1914
beim Verein für Eisenbahnkunde in Berlin einzureichen. Der Minister der
öffentlichen Arbeiten hat 8000 Mark für das Ausschreiben bewilligt.
Fliegerkunststücke der Vögel. Im Zusammenhang mit
den verwegenen Leistungen des Fliegers Pegoud ist es vem Interesse, auf ähnliche
Fliegerkunststücke in der Vogelwelt hinzuweisen. Sind doch die jüngsten
Kunststücke der Menschenflieger im Grunde auf die genaue Beobachtung des
Fluges der Vögel zurückzuführen, deren Instinkt des Gleichgewichts den Natur¬
beobachter immer von neuem wieder staunen läßt. Bereits vor längerer Zeit
hat man feststellen können, daß gewisse Vögel während des Fluges hals¬
brecherische Sprünge in der Luft ausführen, und daß auch bestimmte Insekten
ln ihrem Fluge das ,,Looping the loop“ machen, ohne ln Gefahr zu geraten
und dabei ihre Gleichgewichtslage zu verlieren. Der Leiter des Instituts für
Tierpsychologie in Paris, der bekannte Naturforscher H.ichet-Souplet, hat
vor einiger Zeit auf das Beispiel gewisser Sprungtauben hingewiesen, die sich
im Fluge immer wieder mehrfach um sich selbst drehen. Auch für die Einzel¬
bewegungen bei den jüngsten Kunststücken der Flieger finden wir in der
Vogelwelt überall entsprechende Vorbilder; dem senkrechten Herabsausen
der Flugmaschine entspricht beispielsweise das Verhallen des Falken, der wie
ein Pfeil senkrecht vom Himmel auf seine Beute herabstürzt und in den Fällent
ln denen er die Beute verfehlt, die Wucht des eigenen Stoßes dazu benutzt,
um wieder emporzustelgen; er gleitet in kurzem Bogen ohne Flügelschlag
blitzschnell wieder ln die Höhe. Das geschieht auf Grund einer einfachen Ver¬
legung des Schwergewichts und des Neigungswinkels der Flügel zu dem Luft¬
druck, ohne eigene Kraft, nur unter Ausnutzung der durch den eigenen Sturz
erlangten Wucht der Bewegung. Bei den Libellen sehen wir, daß sie senkrecht
empor- oder herabfliegen können, wenn es einem Hindernis auszuweichen
gilt; und ist dies geschehen, dann fallen sie durch eine schnelle Umdrehung um
sich selbst — sie schießen sozusagen ln der Luft Kobolz — in den gewöhnlichen
Horizontalflug. Und selbst bei den Heuschrecken können wir beobachten, wie
sie ihren Sturz durch eine geschickte Volte auszunutzen wissen. Was jetzt
der Flieger Pegoud unternimmt, ist nur die praktische Übertragung dieses in
der Tierwelt beobachteten und theoretisch durchaus erklärbaren Verhaltens
auf die von Menschen geschaffene Flugmaschine.
Ausstellungen
„Deutschland im Bilde“ auf der Buchgewerbe¬
ausstellung Leipzig 1914. Zu den zahlreichen Sonderausstellungen,
die im Rahmen der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik
Leipzig 1914 stattfinden und eine wertvolle Ergänzung der Ausstellung bilden,
ist jetzt noch die Sünderausstellung ,.Deutschland im Bilde“ gekommen, die
vom Bunde Deutscher Verkehrs-Vereine veranstaltet wird. Das Gebäude,
das an der ,.Straße der Nationen“ liegt, enthält einen geschmackvoll aus¬
gestatteten Empfangssaal, dahinter ein modern eingerichtetes Wohnzimmer.
Zu beiden Sellen dieser Räumlichkeiten liegen dann die eigentlichen Aut-
stellungsräiime. Das Unternehmen bezweckt, allen Ausstellungsbesuchem,
namentlich aber den ln großer Zahl zu erwartenden Ausländem, die Schön¬
heiten und Sehenswürdigkeiten Deutschlands ln guten Bildern vor Augen zu
führen und damit einen neuen .Anreiz zum Besuch unseres deutschen Vater¬
landes zu schaffen. Ein besonderv'r, aus Künstlern, Gelehrten und Mitgliedern
des Bundesvorstandes gebildeter Aufnahmcausschuß wird das eingereichte
Material prüfen, und der Leipziger .Architekt Baurat D y b w a d (Leipzy)
hat es übernommen, die raumkünstlerische Gestaltung der Säle einheitlich
durchzuführen. Dadurch ist die Gewähr dafür geboten, daß] die Ausstellung
„Deutschland im Bilde“ in kiinsllericher Hinsicht den höchsten- An¬
forderungen entsprechen wird.
2. November bis 31. Dezember: In Lima (Peru) Internationale Hygieneaus-
Stellung.
20.—27. November; ln London Motoren- und Motorbootausstellung.
22. November bis 10. Dezember: In C h e m n i t z Mitteldeutsche Spielwarcn-
ausstcllung.
5.—25. Dezember: In Paris Internationale Luftfahrzeugausstellung.
11.—20. Dezember: ln New York Internationale Unfallverhütungs- und
Gewerbehygieneaiisslcllungen.
Januar 1914: In Koblenz Gedächtnisausstellung ,,Koblenz und Ehrenbreit¬
stein vor 100 Jahren“.
Mai bis Oktober 1914: In Stuttgart Ausstellung für Gesundheitspflege.
Frühjahr 1914: In Berlin Fachausstellung des Verbandes der Ledertreib-
.-‘t riemenfnbrikanten Deutschlands.
August 1914: In Daressalam 2. Allgemeine Deutsch-Ostafrikanische
Landesausstellung.
Oktober 1914: In Berlin Internationale Automobilausstellung.
1914: In München Fachausstellung für Gaserzeugung und Gasverwertung.
1914: In Leipzig Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und
Graphik in Verbindung mit verschiedenen Sonderaustellungen.
Mai bis Oktober 1915: In Dresden Ausstellung „Das deutsche Handwerk“,
1915: In Düsseldorf Ausstellung ,,Aus hundert Jahren Kultur und Kunst“.
V erkehrs-Propaganda
Eine ehrenvolle Auszeichnung ist dem Leiter des
städtischen Verkehrsamts in Kassel, Herrn M. W e b e r , zuteil geworden.
Verkehrsinspektor Weber hat dieses städtische Verkehrsamt, seinerzeit die
erste Institution dieser Art in preußischen Städten, in den vier Jahren des Be¬
stehens zu einer mustergültigen Organisation ausgestaltet und auf allen Arbeits¬
gebieten durchgreifende Erfolge erzielt. Seine Feuerprobe aber bestand das
Verkehrsamt anläßlich der Tausendjahrfeier, bei der ihm sowohl durch eine
großzügige Propaganda als auch durch seine Eigenschaft als Zentrale sämtlicher
Ausschüsse neue große Aufgaben erwuchsen, die es glänzend bewältigte. Dieter
Umstand gab den Anstoß zur Verwirklichung des schon längere Zeit gehegten
Plans, eine neue Amtsbezeichnung für den neuen Vorstand des Verkehfwmtei
zu schaffen, und zwar Herrn Weber den Titel Verkehrsdirektor zu verleihen.
Fernsprecher 20514
Fernsprecher 205x4
Fernsprecher 20514 Bund Deutscher Verkehrs-Vereine (e •V«) Fernsprecher 20514
Geschäftsstelle: Leipzig, Thomasiusstrasse 28.
(Die Geschäflsitelle gibt unentgeltliche Auskünfte über deutsches Verkehrswesen und Reiseangelegenheiten und versendet auf
Verlangen Führer und Prospekte über deutsche Kur- und Badeorte, Städte und LandschaAen.)
Amtliche Mitteilungen der Zentralstelle.
Vom Bund Deutscher Verkehrs-Vereine.
Am 19. und 20. Oktober tagten in Leipzig der Hauptvorstand und der
auf der diesjährigen Hauptversammlung gewählte Große Ausschuß des Bundes
Deutscher Verkehrs-Vereine unter dem Vorsitz des Präsidenten G 0 n t a r d
(Leipzig). Beiden Sitzungen wohnte eine Reihe von Ehrengästen bei, von
denen wir besonders erwähnen: den früheren Vortragenden Rat im preußischen
Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Exzellenz Dr. von der Leyen
(Berlin), den der Bund im vergangenen Jahre zum Ehrenmitglied ernannt hat, den
Eisenbahndirektionspräsidenten R ü d 1 i n und Regierungsrat Dr. Redlich
von der Königlichen Eisenbahndireklion Berlin, die den Vorsitz des in An¬
lehnung an den Bund begründeten Ausschusses zur Förderung des Reise¬
verkehrs auf den deutschen Bahnen führt, den Vertreter der Königlichen
Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen, Oberfinanzrat Dr. Bauer
(Dresden), Stadtrat Hofmann vom Rat der Stadt Leipzig als Vorsitzender der
vom Bund geplanten Sonderausstellung ,,Deutschland im Bild“ auf der inter¬
nationalen graphischen Ausstellung Leipzig 1914, Prof. Seliger, Direktor der
Akademie für graphische Künste in Leipzig, usw. — Auf die Begrüßungsworte
des Vorsitzenden, Herrn Gontard, dankte Exzellenz von der Leyen,
indem er betonte, daß sich der Bund mit eingehendem Verständnis den großen
allgemeinen Verkehrsfragen widme und eine umfangreiche Werbearbeit entfalte,
ohne dabei unerfüllbaren Wünschen nachzugehen. Die aus dem praktischen
Leben fließenden vielfachen Anregungen des Bundes hätten den Staatseisen¬
bahnen manche schätzenswerte Winke geliefert. — Eisenbahndirektionspräsident
R ü d 1 i n dankte namens der übrigen Ehrengäste und wies darauf hin, daß der
Bund nach Jahren schwieriger Arbeit heute ein festes Gefüge darslelle und
die Feuerprobe glänzend bestanden habe. Die Berechtigung der Verkehrs-
Vereine und ihr erfolgreiches Wirken könne heute niemand mehr bestreiten.
Ihre Tätigkeit bedeute einesteils eine vortreffliche Schulung des Publikums
in allen Verkehrsfragen, sie ziehe den Fremdenverkehr aus dem Ausland heran
und verhüte andernteils, daß der große Strom allzusehr ins Ausland abgelenkt
werde. Unermüdliche und zielbewußte Arbeit habe den deutschen Verkehrs-
Vereinen Achtung im In- und Ausland verschafft und die Festigung der Vereine
im Innern erreicht. Die Interessen der Staatsbahnen seien die gleichen wie
die des Bundes und die gemeinsame Arbeit bringe gemeinsame Vorteile.
In eingehenden Darlegungen erstattete hierauf der neue Geschäftsleiler
des Bundes, Direktor Schumacher, den Bericht über die Tätigkeit im
letzten Halbjahr, die gewaltig zugenommen hat und eine erfreuliche Ent¬
wicklung des Bundes nach jeder Richtung hin bekundet. Die Zahl der Ein¬
gänge hat sich mehr als verdoppelt, und auch nach der finanziellen Seite befindet
sich der Bund in aufsteigender Linie. So ist z. B. auch eine Anzahl größerer
Städte dem Bund mit namhaften Beiträgen beigetreten, um sich dadurch die in
Gemeinschaft mit den deutschen Staatseisenbahnen ins Werk gesetzte Werbe¬
arbeit im Ausland zunutze zu machen. Der im August dieses Jahres in Paris
eröffneten amtlichen Auskunftsstelle werden demnächst weitere deutsche
Verkehrsbureaus in London und in andern wichtigen Verkehrszenlren des
Auslandes folgen. — Die Verbreitung der deutschen Verkehrshefte, die im
Frühjahr in einer Auflage von 200 000 erschienen sind, ist sehr weit gediehen
und die englische Ausgabe bereits vollständig vergriffen, so daß ein Nachdruck
notwendig wurde. Aus der weiteren Bundeslätigkelt seien noch folgende Arbeiten
erwähnt: Beschaffung fremdsprachlicher Druckschriften für die Auskunfts¬
stellen des Auslandes, Herstellung einer deutschen Verkehrskartei als Auskunfts-
material, einheitliche Regelung der Druckschriften, .Austausch von Erfahrungen
der Verkehrspraktiker, worüber Prof. Dr. Roth (Leipzig) interessante Mit¬
teilungen machte, Errichtung einer Zentralstelle für Austausch von Lichtbildern,
Filmen, Photographien usw., drittes Preisausschreiben für den Eisenbahn-
Bildschmuck, über den Justizrat Lebrecht (Leipzig) berichtete, Wettbewerb
für Photographien, innere Bundesstatistik, Durchführung von Sammelanzeigen,
Herausgabe eines deutschen Hotel- und Reiseführers, Rundschreiben an die
Konsulate des Deutschen Reichs zwecks Errichtung von Auskunfts- und
Vertrauensstellen für die deutschen Verkehrsinteressen im Ausland. Über
diesen Gegenstand hielt der Präsident des Bundes, Herr Gontard, einen sehr
interessanten und beifällig aufgenommenen Vortrag. Von allgemeinem Interesse
war die Stellungnahme des Bundes zum Ausstellungswesen. Nach einer
sehr eingehenden Debatte, die eingeleitet wurde durch Berichte von Stadtral
Hofmann (Leipzig), Konsul Schilling (Berlin) von der deutschen Zentralstelle
für die Weltausstellung in San Franzisko, und Bundesdirektor Schumacher,
wurde folgende Beschlußfassung einstimmig angenommen:
„Der Vorstand und der Große Ausschuß des Bundes Deutscher Verkehrs-
Vereine betrachten die Ausnutzung gut organisierter Ausstellungen zur Förde¬
rung der Verkehrsinteressen als eine der wichtigsten Bundesaufgaben; sie
können eine sogenannte Ausstellungsmüdigkeit, soweit die Verkehrspropaganda
ln Frage kommt, nicht anerkennen. Um indes die Bedeutung der vielen Aus¬
stellungen und der mannigfachen Angebote sorgfältig prüfen zu können, um
die jeweilig erforderlichen Maßnahmen straff zu organisieren, eine wirkungs¬
volle Gesamtwirkung für den ganzen Bund oder einzelne seiner Landesgebiete
erfolgversprechend durchzuführen und endlich Zersplitterungen an Geld¬
aufwand und Arbeit zu vermeiden, wird der geschäflsführende Ausschuß
beauftragt, einen ständigen Ausschuß für Ausstellungswesen zu bilden.
Unter Zustimmung zu dem auf der Breslauer Hauptversammlung ein¬
stimmig gefaßten Beschlüsse der Beteiligung an den Sonderausstellungen des
Bundes „Deutschland im Bild“ auf der internationalen graphischen Ausstellung
Leipzig 1 91 4 und „Deutschland als Verkehrs- und Reiseland“ auf der großen
Ausstellung Düsseldorf 1915: „Aus hundert Jahren Kultur und Kunst“
betrachtet der Ausschuß es als eine Pflicht der Bundesmitplieder, diesen beiden
Ausstellungen zu einer wirkungsvollen Ausgestaltung zu verhelfen. Die Ver
bände und Vereine werden gebeten, soweit nicht die eigenen Mittel zu einer
eindrucksvollen Beteiligung hinreichen, mit den interessierten Kreisen der
einzelnen Gebiete durch Bildung von Landesausschüssen unverzüglich in
Verbindung zu treten und namentlich die staatlichen, provinziellen und
kommunalen Behörden um Unterstützung und Mitarbeit zu bitten.
Es wird als wünschenswert bezeichnet, daß auf der Jubiläumsausstellung
in Karlsruhe, etwa in Anlehnung an die Auskunftsstelle des Badischen Landes-
Verbandes, eine Druckschriftenausgabe und Auskunftserteilung für die Mit¬
glieder des Bundes errichtet wird. Ebenso wird die Errichtung eines deutschen
Verkehrsbureaus auf der schwedischen Ausstellung in Malmö und die Be¬
dienung dieser deutschen Auskunftserteilung durch einen eigenen Beamten
als erstrebenswert bezeichnet. Für die Provinzialausstellung Magdeburg 1916:
,,Hei.natstrom und Heimaterde“, soll der ständige Ausschuß für Ausstellungen
Vorschläge unterbreiten, sobald dieses Unternehmen in seinen endgültigen
Umrissen vorliegt. h
Die Angelegneheit betr. Beteiligung an der Ausstellung in San Franzisko
wird dem ständigen .Ausschuß für Ausstellungswesen zur nochmaligen wohl-
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lioteltechnik und des feinen Restaurantwesens.
580 1P0000CK1000re00C»000000e0eC €ll DEUTSCHLAND WWQ a QQQQQQQQQQQQQQOOOQOOM Nr.12/19
wollenden Prüfung überwiesen, uni insbesondere" fcstzustellen. ob und inw'ie-
wcll ein Zusammengeben mit den deutschen Städten erwünscht sein könnte.“
Aus der Besprechung allgemeiner Verkehrsfragen verdient ein Antrag
von Stadtrat (jensel (Erfurt) besondere Beachtung, der anregte, dafür einzu¬
treten, daß die Sonntagsfahrkarten schon zum Sonnabendmittag Gültigkeit
haben sollten. Zu dieser Frage wie auch zu der wiederholt erörterten Regelung
der Schulferien stellt der Bund weitere Erhehurgen an. — Der Große Aus¬
schuß beschloß einstimmig die Zuw’ahl eines Vertreters der deutschen Presse
und ermächtigte den Vorstand, die für die \X'ahl erforderlichen Schritte vor¬
zunehmen. — Die Befriedigung der Tcilnehrr.er über die überaus anregend
\erlaufenen Beratungen fand ihren .Ausdruck in der meistens einstimmigen
Annahme rler Beschlüsse und in herzlichen Dankesworten des Generals Bigge
(Koblenz) an den Vorsitzenden.
Besprechung bei der Königlichen Eisenbahndirektion Magdeburg.
In der vorigen Nummer unserer Zeitschrift hatten wir auf die bevor¬
stehende Besprechung bei der Königlichen Elscnbahndlrektion Magdeburg
hingewiesen, die am 3. Oktober stattgefunden hat. Als Vertreter des Bundes
Deutscher Verkehrs-Vereine nahm Herr Schulinspektor Sattler daran teil,
w'elcher zugleich den Verkehrs-Verein Braunschwelg vertrat. Es waren ferner
vertreten der Verband Mitteldeutscher Verkehrs-Vereine in Magdeburg, der
Harzer Verkehrs-Verband ln Wernigerode, die Norddeutsche Verkehrs-Kom¬
mission des Verbandes reisender Kaufleute und der Magdeburger Vororts-
Verkehrs-Vereln. Es lagen nicht weniger als 41 Anträge der bezeichneten Ver¬
einigungen zur Beratung vor. Sie wurden eingehend besprochen und für einen
großen Teil von der Königlichen Eisenbahndirektion Abhilfe bzw'. Prüfung
zugesagt. Für einen Teil wurde von der Elsenbahndirektion zurzeit die Un¬
möglichkeit der Durchführung nachgewiesen. Die meisten Wünsche bezogen
sich auf lokale und provinzielle Angelegenheiten. Es kamen jedoch auch die
seit langem vom Bund und seinen Mitgliedern verfolgten Anregungen ln bezug
auf die Vermehrung der Sonntagsfahrkarten und die Verlängerung von deren
Gültigkeitsdauer (W^ochenendkarten) zur Besprechung. Hierfür erklärte sich
die Eisenbahndircktion im allgemeinen nicht für zuständig, sondern verw'ies
die Antragsteller an die Zentralbehörde, da gemeinsame Vereinbarungen der
deutschen Elsenbahnverwaltungen gegen eine Erweiterung der Sonnlagsfahr¬
karten sprechen. Die gegenseitige Aussprache über Verkehrsverbesserungen
dürfte sowohl die beteiligten Verkehrsinleressenten als auch die Königliche
Eisenbahndircktion befriedigt und zu einer Würdigung der beiderseitigen
Stellungnahme geführt haben. Eine allgemeine Einführung solcher Be¬
sprechungen bei den übrigen deutschen Elsenbahndlrcktlonen wäre daher irn
Interesse der Förderung des deutschen Verkehrs sehr zu begrüßen.
Aus den Bundes-Vereinen
Staatliche Unterstützung von Verkehrs-Vereinen in Thüringen.
Dank dem Vorgehen des Thüringer Verkehrs-Verbandes, dem nahezu alle
Verkehrs-Vereine angeschlossen sind, haben sich jetzt einige thüringische
Staaten bereit erklärt, erhebliche Staatsmittel zur Hebung des Verkehrsiebers
bereitzustellen. So hat die Staatsregierung ln Weimar 400 Mark, ln .Altenburg
\00 Mark, in Gera 100 .Mark, in Sondershausen 50 Mark und in Gotha 300 .Mark
für das nächste Jahr einzig und allein für diese Zw'ecke gezeichnet. In \’er-
bindung mit den Mitteln aus Verkehrsintercssentenkreisen, den Zuschüssen
einzelner Gemeinden und die,sen Staatsbeiträgen wird daher im nächsten Jahre
zugunsten des ganzen Thüringer Landes eine großzügige Maßnahme getreffen
werden. Soweit bis jetzt feststeht, soll, um allen Interessenten gerecht zu werden,
ein Landesverband für diesen Zweck zusammentreten, der aus .Angehörigen
der einzelnen Regierungen, Gemeinden und Vertretern aus Interessentenkreisen
besteht und so gewissermaßen unter Aufsicht des Staates eine gleichmäßige
Verteilung der vorhandenen Mittel auf die einzelnen Landstriche in Thüringen
vornehmen will. Bemerkenswert ist hierzu, daß von verschiedenen Selten
angeregt wurde, daß der Staat und die Gemeinden die verfügbaren Mittel
direkt zur Reklame verwenden sollten. Nach den Äußerungen von erfahrenen
Praktikern und insbesondere nach den Vorbildern anderer Staaten, welche einen
ähnlichen W^eg bereits eingeschlagen haben, hat man jedoch hiervon abire^el.ep.
weil sich hierdurch eine Zersplitterung der Maßnahmen und eine AbichwSchuiig
des Erfolges ohne weiteres ergeben würde. Nur durch ein einheitliches
Vorgehen der drei Faktoren. Staat. Gemeinde und Inter
essenten, erhofft man einen durchschlagenden Erfolg. Je nach den geleisteten-
Beiträgen soll dann in dem sogenannten Landesverbände auch eine Anzahl Ver¬
treter der beteiligten Verbände Sitz und Stimme haben, wie man auch auf Grund
der gesammeltenErfahrungen dann einer weitcrenAusgestaltung dieserBestrebun-
gen nähertreten will. Gedacht ist hierbei an die Verkehrsbestrebungen im Aus¬
lande, wovon besonders der kleine Kanton Bern und die Schweizer Bundesstaaten
allen vorangehen. Geben doch die Schw'eizer Bundesstaaten alljährlich
300 000 Mark zur Hebung des Fremdenverkehrs und der kleine Kanton Bern
25 000 Mark jährlich aus. In den beteiligten Kreisen gibt man sich daher der
Hoffnung hin, daß sich ähnlich wie im Auslände auch hier im Ministerium
vielleicht schon in den nächsten Jahren eine Sonderabteilung für den Fremden¬
verkehr bilden wird, die mit staatlichen Organisationen allen Wünschen des
Thüringer Landes gerecht werden soll. Von dem Landesverband soll dann
künftig nur eine Propaganda zugunsten des ganzen Thüringer Landes ver¬
anstaltet werden, wogegen das reine Reklamcwesen unabhängig von diesem
Landesverbände den einzelnen Gemeinden und Badekurorten überlassen
bleiben soll. Durch diese Entlastung hofft man insbesondere dem Landes¬
verband sein Prestige als Amateur zu erhalten und das Reklamegeschäft und
alles auf Gewinn Berechnete den dazu berufenen Interessentenkreisen zugute
kor men zu lassen.
Harzer Verkehrs-Verband.
Der Harzer Verkehrs-Verband hielt seine 11. Hauptversammlung am
25. und 26. Oktober im Hotel Schneegaß zu Nordhausen ab. Samstag nachmittag
von 3 Uhr ab fand die Sitzung der literarischen Kommission und von 5 Uhr
ab die Vorstandssltzung statt. Abends von 9 Uhr ab wurden nach kurzen
Begrüßungsreden der Herren Oberbürgermeister Dr. Contag und 1. Bürger¬
meister Ebeling aus Wernigerode bei geselligem Beisammensein durch Herrn
Fabrikant von Biedeisee 100 Lichtbilder von Nordhausen und vom Harz vor¬
geführt und durch die Herren Verbandssekretär Schulze aus Wernigerode
und Photograph Schlevveck aus Nordhausen erklärt.
Der Sonntag begann für die am Verbandstage erschienenen Teilnehmer
morgens 8 Uhr mit einer Besichtigung der Stadt unter Führung des Herrn
Oberbürgermeisters Dr. Contag. Die Hauptversammlung, die morgens 9^4 Uhr
im Hotel Schneegaß begann, eröffnete Herr Bürgermeister Ebeling (Wernige¬
rode). Herr Oberbürgermeister Dr. Contag hieß die Versammlung sodann im
Namen des Verkehrs-Vereins Nordhausen und namens der Bürgerschaft
Nordhausens herzlich willkommen. Eigentlich war zuerst, so führte er aus,
geplant, die Sache festlicher zu gestalten, doch habe der Herr Vorsitzende des
Verkehrs-Verbandes selbst darauf verwiesen, daß die Zusammenkunft der
ernsten /Vbelt und nicht dem Vergnügen gelten soll, er habe weiter hingewiesen,
daß sich durch zu festliche Ausgestaltung der Tagung leicht ein Wettbewerb
für spätere Tagungen heraussteilen würde, der nicht gut wäre. Mit schwerem
Herzen habe Nordhausen so von festlicher Veranstaltung Abstand genommen,
und er (Redner) bitte, den guten Willen für die Tat zu nehmen. Der
Verhandssekretär Schulze (Wernigerode) erstattete den Bericht: a) über das
laufende Geschäftsjahr (die Zahl der Mitglieder ist auf 63 gestiegen; an die
Kreisausschüsse sind Aufforderungen zum Beitritt zum Verbände ergangen),
b) über die Tätigkeit der literarischen Kommission (der Versand der Verbands¬
schriften, Prospekte und Bilder ist sehr rege gewesen, und die Nachfragen
nach ihnen mehre sich von Jahr zu Jahr, auch vom Auslande, wo Auskunfts¬
stellen ln Paris und London eingerichtet werden sollen; ln London besteht
bereits eine Ausstellung von Harzbroschüren zur Propaganda), c) über die
Tätigkeit der Elsenbahnkoinmlssion (viele Verbesserungen hinsichtlich der Eil¬
und Per^sonenzüge nach dem Harze sind erzielt worden, andere werden noch
angestrebt). Berichtet wurde weiter über eine ln England geplante „Deutsch¬
landnummer“ einer Zeitung, an welcher der Verkehrs-Verband seine Be¬
teiligung abgelehnt hat. und über einen in Harzburg erschienenen, lediglich
das Interesse der Hotels vertretenden Führer.
Der Verbandssekretär erstattete ferner Bericht über die in Eilenburg
stattgefundene Hauptversammlung des Verbandes mitteldeutscher Verkehrs-
Vereine, auf welcher u. a. die für das Jahr 1916 geplante Ausstellung für die
Provinz Sachsen in Magdeburg zur eingehenden Besprechung gelangt ist.
Direktor Schumacher (Leipzig) sprach sodann über das Thema ,JDer
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fiiif dit; Etift teßköhd füKti-'-urid ■ P.räjfjp- . ^tip ^^K^cttlverk^iyps! ■Ifi.f: j djö■' ■ ■■
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2:yjwrtidis.5t&!JöTi^ ■ .te.';. W1 ^EH^bei-;'-;: oa.cK - Mki'vyofb&fc.tek ■’ 'äiis^-6 JV^yVi.:.'.'..
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Jö 2ef^rfc!dk d^rSürg^ar,«st€^QW^ kt BrMWflagt und Zierfe^ lo^SWtkiCnfeW-
AU
: An eicK .m S^ie
Jife'ibabi^kfikitir (ßUiik^tmfgji itihiit<iic itp' .Hud^p-irr ^v^ivj&tlgiefi
Herrefi d^r Stadt t^iid ,>kt$r uns^a^ :iAr“rtKrtTrn Heifn OWbüj^^f^
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wiji’ijni’ mjit kwf erspnpÖfkbßt 2dsaTOmiertivixW 4rf
HifCttftf: tfti Nan>-?*i W Verkebf;p- Vefban,te dbfifci*
' \md . bipfb^i cj^ des' VefbajViUjvpf^^^cdd^AHfVl^firrt 'Obpr-.;
- btSir^.ttrxErkisters' EbWiirtg. gejfefiit*.';, Herjf '
Eb^fisif erivMiertE^ irtdei^rpf 4^1 'deX HV^igttr .djft?
gedacMk'j.'.<Jejven'..tb^'R(4'^s; Au.^keb.P’krti^'. Jö;ir idiff-:1bisiicc.rigi^ .' ti!)^
■^.kri^^.^•rt ■'W' A^i^^Wdes ■■■i■u^ a^*.- .Zuletzt -G.i^ii
■ • (riffibetiiad?) das ' ;W;'.H^:rrrt\-&^ktor >.Ssh4^j(^]iäjv.-
. Ge'^dfijiUfiÜi^Titrr^ (k5'.Bii’nd;P!i Öwut^äcr fyf .?ei'ße
': ;■ ^ ij';.dÄniLdp.- ;W w. 4t:s r. V? ¥ritv?ktt!it mht .-•
.. SlatälrM Her ' ■(6^ja(:’dfi3ä|ii;^f4J;' f;]f44ete 4^;
"■■Hflfsr&bs: au die 'Fjf^yfcrw^iTtfökgi;.'.
ßm iü5i;S^ptetWf' V^srJjfci- d«-, ■ifU'^.n fAiierfe.^yHes^a)
■ .fertl Wje^’%|4|iäf5in|^>.: ppr'
/■'Oksvtn^W beg'füSt^’. ' .Ary-^
■■■^iMcytrL 'er^QkEJ^ ^lOwie. C*^. RyiSfkt^iiigES^'E D^;'. Subi^
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Häuptybräam^ty^k: yi^ÄJlb W^dkp'e.ir;^. daL&dpfl öp' 4^. ' deiK-- ■. •
Harier WA'ArWdc" ’jiftt¥eFie,fi • iW ■'ArIwitbrs:' •■;■, ■
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Senator* AJberfi,dn ödrlekointriissars D, pö^vcne^ io
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40!ffeK&4cbV--4tiÖ:.' ;.mki - -,^0 - nwfü5^%r ■ayfc.h :: dk.- -ät-adt - .OB^^i>bacb -.dem
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iirh^l fl}t(iDb';'“4^.; .piefefW' •öb^'bütEbitm^Ukrf.' '-^ä. ;te;iS'^..; Bfc.aiity/ejde
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DEUTSCHLAND Nr.12/13
iwAne and «I« wtitft «ydi inUifcki, für die Hebung des Verfceh«
wirke, besonder» jd<et ward« (^«daucri, iÄaQ die da» vön ihr «tb»«
gescimllene Werk« die DtorameriAuvst^llattg m ßÄd Ndubttii:?», wtlcKe im xa(tptTh
Jahr für die ßer^fAÖfr fotc Erfolge gebfaA.'Kt liäbe, jein vcnaiiclj{iissig«r.
Redner dÄflkt d«nn AÜen Beböt'deu. wekbe die B«ilrei>ünj|en tmteri&rüttt
habeiiT dem Arb«iUÄi«SrchwÖ. liem Vor^t^nd des früheren Vexfrrrt«, der Preise
usw. Dem Vofsiticiidffl Ebre« iiffd stmo DAnk iüf »eine Tätigkeit erboben
sich die Anwesenden. Dw von Stoti (ßed Niit»beim) vorgeiragene ]<*hrei-
rcchnung findet die Genebmigunf, der Veftaf7>mbn?:gv. De? Aibedsüusschyß
wird iaettiMi wiedergewäbit and be»diLf.*ert* deö dWiedlgeD Orte^ weiche
bisher im iVbeitsauÄcIiuß ruriit '^eftreteiy ^va«;ß, ^on ieta nb einen Ddkqierten
in den Aw^uß za woden berecKtigJL velefe dem Verband nÄoih^b
zu TTweben öE über diel äUgkot des Bandes berietevhiei'äuf der Vöfsitrendc.i
ti scbließen sieb tK^hmaU Äuikfeiwde des Difcktors Sehu-
mache? (l^cJprig) «n. aus dt^nett hmatgehlr, daß riajrt heebfkhiigb an die Kom¬
munen and staatJicben ßebörden um enlspTeth^ Ümerslütrimgeii zar Er--
mdglichaog eeeigncleT j^feugigfT rropfl^do, dk in «dkf
Inlerewe liegt, beranzutnsten- S ioi^ten dann die seb^ lelixrekiien Bcftihi«
der emzefnen Öezixke Ömjfjen. hrkim., Bad Nöxihfrim^,
Oppenheim und GToß-Ui?)^|^t <b|e ErfaJimnged, die ein
yi hr verd ienst voües KTjätftfefcn, Näc b werterer A»ässprf3cKe khfi ein
Spazier gong nach Büfg KJofm» M^toge^^en, l^iebdahrt
ferner auf dem Sfeinerberg, atif dem Kölmich und auf dem Wibbekberg fx^iBere
NatufseWz^bicte ge«<fjÄfkr>, Md dem Erwerb de» W^ächotdersehatsgebitria
ä«f dem Wibbtkberg ist etit in }uncsicf Zeii begonnen worden. Prao EBm
WaldxhÄusfrt in K<wu|tswmtcr, die der Bonne/ Umveftitat Kboo wiiykiWIt
feicbe Zuwigrtduagcn gemacht baf^ KäJ Äüch dem Bwiicict Eiklvcna» 3000 Ma^
detr E'Twcrb Va?^ Gf andsfüeken auf derb Wibbebberg gespendet. Mit tb(«er
\md einer vöp^ Me/cken» gespondeten Summe mr et moglieb»
bisher des piwehftgen Wachniderbftttsnd!» xu erwerben und dandl
voc cW retten« Endlich b*l die Ortsgnippe auf
dem. Enri^'. 3'r ^ni«' Vt^ÄldpftYzelk geschenkt worden kl, 'Ä^ege berriditeii
und RabebänkR onkwifeit <Üp «W frdte so viel betucht« Eioteil
wieder zw emem Khbwn Auafbvgsptwikt gcstadiet Woi^ien &» FettbuA^
schttiikken die Bilder def btsberigen Vorsitrenden der Ömgrupp^ sjwk lahl-
reicbe Land«:haf>,*ijufndmxen: »aUs dem Bownef Atbelttgebietv
Der Rheinisch« V«riwl»pl^V«mn<
der sichAUS den Stckiten* Cctiteindeu» VwkebtvVWin^n and5fhnkkh«n K«r|Mfr-
Schäften der Rhein Wie bcireifvi
einer Reihe von Jahicn isit düreftfws K’-rteni !b:fok die
ihm verttieieoen l.amktlcde« Ab ein gliicMkHer VX^etI muß der um dem
Verein in drei ST>rat'htQ WraasgegeW^ TübrervOk Riicjfnkndc’^ lin-chbnti
werden, ein Wifk, dus bl kwn? gedririid« Eorm iüö(* Wi«cn£>y<rtt nbex dk-
Rhernkndei xothilki mit mffxein. ßddwialenal du/chselrei ist und m den' xfk
farbenphotoffisphiseli^n Aufnabwien eine btsondefe
Auch der nepe^Un Pcopaßandev den ,*BiieN<r«yuÖw»afiwn^y hit skb
riikftgc VWin rjjjK’ifand und er btingt soeben eine Ajnzahl Vefsctdußmafkcn
hcrausi die inMg« 4hrw kicosfWkcbefl An tcnvobl in der Zeichftuö¥f ä|s «och
in d«f FarbeoÄfeir ZU «fern Beaigp i^Kören, wa* l>b.W gexe«t R^e
VeiKbiuÖrr/4Tfen fSerie J) reigi^ in eW Cfi^ße. von 2«niif;c\ctrr *rwiti>rH?
versebiedeii« Aosiebicm d«^ RHeingehaet);« und er^feuen das Ange dmr.h die
leü rhirntkm Fftrhcft <^4 durch di« gi»cKrriackvoffc Art dtt Mobvhcitw
Es {^t B urn'eTkenfibarv mit Hemnsgöbn der Vcmhljirtmirfc^n
k<!n$t!er?j»che 7jcle xn mcH’hjsnv eine mit RdcUichi euf »ks
^^fide minderwe/iific MaieNal. «Iük %ii4» dem IVUrkt bebnfkVr nnr An-
cfktrmuTfg gexuilt warden tinm^ Di« eihreWn Bilder du/th die
kiiirsfko’sche; Art der Durebfobrwng ainch auf die feUnnsUn Sa/zwi ikr eine
eriiehertscht» XVtrkbpg em Cetkb^nivtokt, dÄ: tef 4^; bkfe
«radueoeneP AWW xri w wtg Die Serien Werden f ohgwetet.
üiid ihe. Afbek wird sob^hirth^i^ daß »m PfühkhT 1914 4« ^.-Sezre erKbeirti.
2tJtrftUWrent Jubelifali^ de« Birnncy^E^
bat Rdctpr Zend^ im Aufoag de® VorsUncks ä Ec^bueb hcrsiiSftt^Wv
<ka ;i^c CeachklT*«^ Entwicklung der Ortsgruppe Bonn di<a Eifekmins
Und ihr« Wi^iiunlceÄ Die Buftäc/ Otisg/pppc. bt mit
mper Mitgliedcrzahl 1050 dk dfdfgrößte de« Eifelvofcint« Das Fetisch
schildert, Vrw ^irkram dk dciu Ä Jahren iKrt^ 8^tch^:r,<
dep* Naitur. hai Dt«
Ortsgruppe hat ferner m dem Ihr rügevsiic5cneft .Arl^itKs^let, dtni Ceb
twikbpn AKrtixVundi fCtrss^hngtr TaFv^tt BrbcL
auf dem Nörkmiekkamm im Jahre l.9Üß nbemombicn und &if dem SuinerbOic
nn jaihre .1911 rlnc fifsie SchuUhüUe rni!^ .4i0Cl Mart Kodiert gebaut, «ic h«t
Der WttlpieufliicK« V«j4wHjnt»*V«rbÄnd
hieJf 2$. bdd 2^ Okt>:!^ef $eine fcpiWig« jahresyers^ in Graudeni
>h, Der Vorsiuende« Äeck (Danzig), ^begrüßte die Er-
eiwff 35 Iferfm, ixhd daftldc dabei dem 2 weiten Voriitzenden,
Bürgermt-istef r>. Sloken^ (Grauaenz)s Jur die Mühewaltung wegen dbtf
Flötcot- und RekliW«TWfkcö3ii«stellim,f, dxft überraachend achonen
E.i>jdrtick tmchi, Auadem Jahresbcrtidite fürVlas zweite CeschSftB|ahr 19J2/.13<
den VömtrcTuie cistsitctt. »si foli^nde» tu entneh^^; Di^ Vebande
sschürtm 48 Mitjtlicde/ an; int Berichtsiabre amd 9 neu eingeiri^ und 2 «»*
I^Ä/:hlediKrt. D« i.ahpirsbeür^^ betfngen migeaaml 885 Mark, Die Büreaui
ikf VerWdee Iftlmdm ßiVb in Danzig, ^idtgraben 5- An mehre^n Abend»
wii/den Lichtbildet 04« in dem Schdul^ster plitikwt 15«
Siudtmei^^ und 5rf<üHThed»*TKen in Westpreüßcoy die niit Aiiin*hfn« der
Znp 0 ?te? Herbcrfic van der Danriger A^rrk^rszeptrak <tu» vcfwaltet werden,
wiesen einen apge/nes^^en Broich auE £s bertehea 2Ö Hö^befföt. in denen
ilen xnii Wänderiarlf' verseh^^nta Brwdcnti?n wpd Schök/ft über 16 Jahre Nacht-
quartiear und M'»r?eoH’pb»iüek ufWT^tgeltbdi vmrd«Mt kt. Neor
hinzuy^kjommen kt tm ktzien JiiHf e dir Herberge tn Zuckau Iäi Kartl^-
Wegen CiüadwiTg ÄvciieAr der VerbaAd mit den» Hoteib««tio
0*Tljichmimn !in Bffrnt de« Försterei NoApenkimpe liei Kulm m Unter-
hÄndluxtg. bfibgepd rrw’iinsck w^t die Bv4udfimg von Herbefgeo i« CnunJcM
npd Thörn -vijrtvrc ln TycHcj, 3ehkxhv\u. \ ktu>v und Di.-KrtM)n« Di«? enlatendtfien
Ufiierhahtmi^kostcn hctfugCn vnitgcaaaU 595.40 M.jflc. Vt?«
hitöc-k? lU drc CtündyftÄ des fkimatjöamüt« w EWtic Ib
ijtend« iki Eßniiger Verkehft-Vrtcinit, HatipUpanft a- D, PuduTv p^4idiü|«
Ht^l igöfchnikn iinb Mu d<^ ser hc|.hftts:mdß![8: germgep Mhteln 1»? d« »Ite
Zuifflb^iis den upd »k Mtweüm von ihm ausgerBztei
wwdr^i, We^n dö Erseftb^hnw^rkcli^^ £i8epbahndte«kt»il^
in Danzig, veäüöcrt- flal) di« W in bezug ouf ihre Erfullbadcöt
rlnct ciogcherulcp Pnliung annwgcn weidm,. An dem Bilderschmude im
fbai^babflW^iV fudwh «ich «cis ^^?c31prel^ß^in mir Danzig und Zoppot beteiligt"
Die Konten sbvi Vcrhälticäsfiiä^ hc«di Da?! Ergehn» des eralcn Wettbewerha
^.ht tweifkb mniitk. Die vom VVrbande ausgegangene Pro'
hb' Mitteln ab crfolgmkh
bctfkhrieF'vfirdc?!.^^ G des Verbandes an der SonderaussteH««'*
/ DetitRhlfr^d7ifl ßdd “ auf der L ri p xisc r AuaiteUungfür Bücbft^Vfxbe Uiw
Ctepbik 19) 4 iiftd der Au sstej hrng le» D Üt s c 1 d ü E (1915 RecfdWj^
ZandcYf^Vag) und decV d«» Bundes fei^te^f Vetkeki-Vernix
Idelt CMiWrd (Lorpzfg)i öcitk resümirr^ien Äich dähin^ daß die ßeKchklv^
jkr ^wjgÄtr Aus'jPiltung mit d«8 4‘« ^
t5is*cM6rkr Aüsst^fltmg ah und Sooderaussiteßung des Ve^banw*
b«V j^krtiv Zv\;€?:k >xod E^hdg: häbe,,'AüfiefgeWiixliebes gebot»
xvurdft; Viifiic^chkgfrn wxi/dcn hcwcglick^ Mö‘Mk der Mancnbccf^^
VXVicWh. drten koUcn ^ul etwa AWk, tV ^
J
Nr.l3/I3
DEUTSCHLAND 583
Vortttnd wurde beauftngt,wegen BeleilJ^ng von SUdten* Korporatiixncn üsw.
sowie wegen der Kosten ErKcl>ungen «irusuHeM und Ixstimwte V^f-
scliUge Rj machen^ Nactidcm Hiiüpimarrn a. D> Ptidor oWf itaS
Elbinger Heimstmuaeum BertcKl erst,ütet und »ti der Hand se^r
PHotogrjphien erlauptrl hdite, Herr Z^inder (Danrig) lafV^crejv
Vortrag idiesr; ,X^le Fordernnji dii^ Fremdtfnvefkefi,rs in Westpreuß^yj
besonderer Berücksicblisrung d<rr Ueiaefert Ortty * Der Redner tüKrte u. a. aus:
Die Lage der Frovinr ist dies^to Bcslrebüngcn nicht ubi-fraaß-^ günstig, 300 bis
400 Kiiomeier von dtr MtWc dcfc Reichs- «ntfcrm^, schwtöge ExistenrKe-
dingung^aw kapiwls^rhwacJAe Cemeinwese/i ür,i[ jV-ttc entwaiifnvnde Gleich-
güHigkeit d:et LpSorig des waüberwmdbare ScKwjer)^^
keiien entgegen^ Dat»i d*t .htifte Kampf der Deittscheri um den Baden und
um die Erballung des deutschen V<>ikstHms! Unsere erste gemeinsame Äyfftabe
«I der Kampf «egen di? V'önifiteiie. dje twch im Hekhe und im Auslande ühex
die Ostiixavlr lebendig siTvi* Miilitmen von D^iiischeo wastn nichts von den
großen iandstbaft heben Retina Wesiptetiß^ii, nkjjts von den sagenumwßbeoen
Burgen «r4 atten Baadenlcrt^iUm, sie glaMhen. tbO hi>?r l.v;i\rits ein <>dt$ Stj?ppea-
Und tei. Die «rsJe Aufgabe rnuß cs seifte alicn WeMpreidWn, dk; aui Reisen
geben, cinyopfögen« akh mit ibien ReisegefaKrter» über W«>tprey'ß’$li ru: iintter*“
Kahen, Wo sie falsche, Vofttelluugcn artttrifen. isf es ihte POiebt. sie fichti^?-
zustellen, Aufkiamns- und Beseitigung^ vöa Voturteilon «rf?)dbcfi wir ,ferp,fr>
wenn w« den %bteÖ>»«:herrA uasew Aufn^rk^amWit ruweindr«* Ab. ititt^s
Mittel der Aiiiklirurtgditnen 5tud»en(Ährten, Kongresse, VVftm^fgcscifechaRc-n.
Den VcTfrinsleiiesti eriyaciist hier eine doppelte. Atds^be. Einmal w^tden ^
Umschau: baiwn müsjen, welche Kovigressc und St(idiengttfiellsr.HäticA för
Vcreinsgetttel in Frage kottinw^ja Bei dem Bund« Deut^^hci Vefk^hrs-Vcyri»i: ist
angeregt wfttdeo. eine K o n |f r e ß i i s l e. berausr agehen, die alte die«!' Uatcrkgfcn
enthalten soH, ln der ^chlußsitruni» am Sovtotag hearrkßt« cier A^orsiutiidi-.
Recht«w<v«lt Lander, die AiVwes^idcn msKcscftdefc die Vertreirr d^
RegicTungsprÄsid«;nten und des Lvrndtthauptmanus. i£r danklt ier«^ der
Graudenwr StÄdfbehörde und den» WkeHfsA^ein Craudenr. für che Auf¬
nahme und die Vorhereitung der Tag?.ing: ferner begrüßt«, ef die V^rtreher
auswärtig^er Magistrate, der EisenbahnbeK^den, der PßSt, dftr Handeilskamni^'m,
des Bundes Deutscher VerkchfS-Vereine, des Pornnrcfachco Vcfiotltr^-Vifffbandtf
usw- — Bufgemreister Dr, Stokenbe.eg dankt« V\!rFm da:hir, claß er srm<?
Tagung nach Gfavidenr. verlegt hnhc;, um ru yeigiim. wie er arbehe «nd wie
Propagandtt gemacht werden /düsse. Der ßeitritt der westpreußbrhen Stadt«
2um VerbÄ^mjk tiewdse, wie sehr das Bedürfnis der Propaganda des Verkehrs
ah nötig anerkannt werde, Syndikus Dr. Diold äpfAch Be^üüungswcTle fuf
die Handelskammer Cramienz. Stadtrat Dumont (tU die Stadt Dünei^r» Herr
Göntard (Leipzig) für den Bund DeiiitoheT Verkehre-Vi'reine, VVsicrender
Zander herjchlete uhef di« wef'tpncußiAchcH Studenten- und Srhulefhuda^rgen
und über diü» ßddsthmu^rk in diwt Enienbaluiwagen. Er iv{e$ auf die ün Saak
Ausgestellten Hi^lwütie r.wtfet Welthewerhe hin und schiJ/ierte dk Schm^n^*
keiten» neue Biider ru schattets. Jr» Daiarg m ina^r der Mehmng., daß nwn w
dem Verein tdierlassen muss«. d»e Kümtler aoituwähle« üru3 daß es nicht
richtig sei. die Auswahl eimr Zentralmstani ’Z ?4 iiberttagen. Im Kern «d »hc
Sache gut* und es whte 'wunscKcmwert,. daß sich dw «idcfÄ Verem« eben falls
rtat Bildern an tW Sarrunlung künstlerischen ßildfchnw.kf m den Eisenbahn¬
wagen befeihg«^ möchten, “-' Herr Ciöntard (Leiprlg) spr^jeh die Bitte aus.
daß sich die Ver^iijc im Osten am Bildsd’Oiucl: stärker bctsiliscn niocbtcn.
u.. a. teilt« «t nüt, däß «m ßdd von der Marienbufg j^rsdiaffen werden soll«
— Rechtsanwäh Zunder war der Mciaungi daß rnän vw den Vereinen riichl
verlangen könne, daß sie rlen kimÄileristhcn Bildschmuck in den Eispnbahft-
wagen böahlcn, — Herr GorÄarcl «rwjticrft« duraud. <t&ß der Staat nicht geneigt
sei, die Kosten tu /ahJim^ Privaten könne disr rucht übvrlüsscm werden, weil
sie eine ttnehvünschte Rekktne dömU wbüult« ^würden, *-r DeJ Zweck der
Besprechung vi'ar rtui, Anfciifung tu geben- *—•- Es juig^ darauf di« Beratung
einer großen Aniahl von EiveübahjcivcfkefirjrWUnschen, Mit der Tagung war
eine AußsteUung vgn Propagandamaterial tur Mebung des Verkehrs verbufiden,
«rt den Saalwshden ringshenim Katcc man künstlefUch außgehihrtc Land-
ßchaftflphotographien. Rcklaweyplakate, StÄdtebilder und Rek bmemarken aul>
geKitngt.
Deuticber 3ld-Vcrbtimdftag its ShiHgart nm 25^ und %6w Oktc4>et~ 19ii3.
Die diesjährigiR ffauptv^arnTj-dung d«'> Deutschen SLi*Verbaodes war
sehr «Uifk voo Delegierten ous allen T<den des Reich» hcscKicIci, 14 wachst
nicht nur das frrtcTCsse im all^emeirum a<r< Skilänlyr^ isoridcrn vor flilcm sruch
das an den Bci^trcbunge« de? Detuachen Ski-VerbÄndea, der m dsn h bttii
Jahren unverketmbar gezeigt daß er iimtÄndc ist, sich mit Erhdis^ tLr
Skitomistik antunehmen. ohne dculuilb di« rem sperttliehe Seite des Sk:T]4«lt-rt$.
wie ßie am «Gliärlaten bei den gtußen V^ctbduad^fW'tliMiufsat mit ihren Sj>ring-
konkuitefuen tum Aufdruck konm\t., vernöcKtoigep tu müssen- Der Dtütsch«
Ski-Vcrband Ist das bewt;:i$«n die dics-isKrigefj VerhandlLmgen srhb»g«^nd
auf dem bcßtan Wege, den SkrhfM?crtbwh *u einem unenibehf liehen Trunspoit-
mittel weitet Kr«tse unserer Berölkming iu machen . Der von ihm rmgeseute
skitomißtiiche Ausschuß Kat, wit sein Bericht nrd dem D.-Ö Alpcn-
Verein Fühlung genommean döit w<»iJgeheridt^i Vcfstiw^inis gettjodcf.».
Infolgedessen werden im külifwm in noch
größerer Zahl al% schon hisher den Witrfrrtöufisti’ö ruf VerfümmR >s^/>hcn.
Der Alpen-Vcrein wird auch noch }>cst,iprd«r»‘ VorstliriUcn für dir. V«»
proviantierung seiner Hütien im h^'riiusgcl^n öruJ ferner ein Ver¬
zeichnis der Eingänge zu den Hüiteu im Winter ^ dir bekannttifb sehr öll iiifolgc
großer Schneemengen schwer zu Enden sind. Das nebeUicherc Markieren
vnö Skiwcgen mit Blechscfdldertt nach Art der für die Autofahrer auf den
!*umdirtraßen in vieJeo Teilen Deutschlands bereits üblichen soll nach praktisch
flUprobten Ratschlagen vörgenommen werd«i Der Ausschuß ist auch bem^t
Ae Herausgab«' bwondeyer SlalouTenkarten Ärtztircgcxr und be-
itimmte Gmrtdwtze hi«^r Aufrustenen. Der Heuptverböfidswtltisiil das
Dcutscheoi Skj'Veffcaftdes in dresrm Winter findet mi Münchener SkigtWet
am 24. und 25- Janu«r }^?4 statte die nächstjährig« Hauptyfffsammlüng im
25. und 26, Oktober 1914 in Leipzig- Der Verband zählt Ober 50 000 MiigEeder,
jT o p f B t c i n h ö b 1« l n der S c h w ä b i s ch « n A f b
Einwohner von Kölbingen entdeckt, die, nochdtm sie «uf
eijwcn? Spozirrgifinge einen. Feteispalt gefimden hatten, in slren^iej Bewahrung
ihrca Ccheirrifi>s^’:s weitere Foi^scKurtgcn unlcmahmen. Sie fanden irine Tropf-
stcinhöhlr ytm AuOemdentlicher Sebönbeit, die /aich den bereits vorhandenen
des Gebirges »vüydv? aufttht und iti zwei großen. Halkm «nd einet kleifneren
Vorhaife «ine ungeräblte Menge mäcKhger TropfetemgebUde in de« tndrmfe-
faltu?»ten rfh^ntastiseben Fortnen enthält.
Dirr slaarHchen Kunitschatz«: Italicos alv Eiera«hnf»«-
qtitr l ie. Millionen von FrenidiiA reisen fllljährlicii nach ftahen, um di« Sebön-
b«u des G'Sfides, wo die 7.iln><»en btiihcn, zu genieikn, sei « in seinen land-
^chaflfit.hi’n Kvntiu seV rrs in wmen herrKchtn Kuustvsetkcrt, Der FiiEmden-
vcrke.Hf With für llafrcnft WiitschÄft seine grt’iöe Bedeutung; vncd doch
der C^idbetratg. den die ..FotesUeri*^ hier ausgeben, auf 5- bis 60Ö MÜb Lire
im Jahr« te-ißert uwl AusgfeK der pLMWcfi ffÄculrkhiUnz
des. Kürtigftichs eine art^ehnhehe Rc.lie, Atiffaifend ist aber die Cenngiugig-
keit der Skimnievdle der ale Besitzer’der grnfUcn Kunstsammlungen und
Ansgtabungen ftdiens für deffn Beskhtigun:« duitih Erhebung von Eintritts.-
g»‘bührcn tfhbltv Ihre Sfumiw Ijdawit weh nämlich laut, der Zeitschrift Bolcttinn
d Art« auf flicht viel mähr als «ine MdlioM Lire. Am mei'stcn lieferte im Jahr«
1912^13 riofenz. und ?wör 275 179 Lir«, Die Lagunenotadt stand an zweiter
Stelle, mit 222548 Lh'e, Pöir^cp brachte 195425., Rom 1936)3 Lire ein. In
Neapel wurden 88159, In AlaiLnd B2 156 Lire eingenommen. Der Besuch,
der V)Ji» Adfiana m Tivoli ergab 14417. der der Museen und Nalionaldenk-
tnäler ^’älen-nos 11277 Lire, Wenn män bedenkt^ daß die Erhaltw/tgB'/Brauf-
isichiigungv* tittd Ausbesserungsauslegen mnert beträchtheben Teil dwBejr Ein-
füfhnicn airbehfert. so wäre die direkte Veftmsung des mit rund 200 Millionen
Linf; ha der iulienbehen SfaatshaüshaKu^igsicrhnüqg angenoirm-jCnen Yer-
mÖgenJ tfn KuriStJchälzen eine ganz gering^, würde dieser Ausfall niciti durch
den anderweitigeu Gewinn aus dem Fremdenvefkiihf rtricblicb gulgernscht.
I n l e T n ji t i ö n;? 1« 5 {nstitut für das H o te Ih i Id u n gs-
!>; Am Freitage dem 7. Novernbcfi farjd m« Hole) Metropoi zü Wien
ein« VewT» Hrithsvcrbantl^ dsle^mc.h*scher HoMIctHi cinberufen« Sifziijig wall,
an drr .»^ch nebenr zaiKbeicKeo Mitgliedern des Rtdehsverhondes vetiebiedene
Vertreter des ösicfreicfiischwj Minbietiaftis für öffentliche Arbeiten, ferner
Herr Otin Hoytr. der VofS‘ttcfifd>^ des iHV. und de$ Ausscbuissesiüjrdas Bddangs^
wesc'p di?> HoWL und Gttiwirtsüewerbes, IL-rr Beigeofdnetei’ Pfofessor Hsfold
als Vcrtietc/ der Stadt DüsÄ^ldoff sowie Regiefungsn*» Ptufesjor Ailolf Heß
^isb Ohvriritrf des osUrfctdü^chrw FachschuiwtseM beteili^ften. H^upteegen-
stand der Tagcsofdnuri!? w^r d;e SleBung der Ö5t«r.^«cf»ji*chitn .Inlefeiseriteo
und ößtctrcichiKhen BeHt^rderi »im Jnt.ernMionalen Irui.ifjjt« das Hotel-
hddiUigJwestTn; Ak «rfreuljehes Ergj^bms der Verbindhtntfco ist vor aHem
zu bvrichlcih kioß da« gesafirti» düterrrichische Idole her-; und Gaslwjylt-.
Berggasihau» BiaTnsrekhühe.
ilolieH$teitt-ErD>stllial,
an Siell« ü«e sächsiSrU*'U
ÄlUk'igelürg^.'S> p«i)iebte.s Aiiftflugs-
ziel Aiu'li i>ii Winter. SklgeUnde.
W«tdrodf>bähu. Sporthätte. Berg-
hqteL — Ütuösttig^e KäruficUiei»,
Prp*p, vihfch iJeti Suidtra-t.
Hlldehelin
Fremdenplatz!. Ranges
tuit tpfüi RunfMüiik-
nK'itf'n.1 «t»s ei'n^f ^OOftvj^trflliseti Vitti^
c.'»Tnri*nhcVe: HilftirBhvi'uicr Siihei*'
fwnii. rocciruü'ch» ri^ioh«
mjUftJallrrt, lliitzrtrehit^^feHiir ws>W;,
jr»elinlj*uiU, ü. UtBctiorsiriU.
öarniiofKitaüi, Rtjhtöitz r. l'ißiicicparc
und itqntttcr* A »tkutt(t (luicU durch
1 te tc) d or ch d. Ytd'k ehr -Va r ei Q.
AV e i U S l u .h « p': am
Vüm.'ti* KaiMchenk« Im .H^tbäus.
U « * i ii iw t ft u t Ä %. ffflume« M»rUt-
Hiraüfe; Tlieatter ^ ßarteu ivorm.
Iviiaufw Eut>M»?acma«lh fA Meyer,
Uotot a: Kafserhöfi Motopp»Hotel
u Europttlschcr Hofs. Hpihahnb.:
Hotel d'Angleterrc u Wiener Hof
i.Zcntr.: Rhelnltchef Mof^Koioer-
strafle; EvEng4 Hoaptx« flöget
584
DEUTSCHUVHD Nr, 15/13
üiirh Üftl?fi>aü itir 4ai Dibwltefi-.r
hlsrvfjrKJr^iölbff^.. fjäß.
def ifSli^ i■5^^a^t^Jy^^<s;■.:AE^XHJ<^Y^■ i:i'iiri:K/'S<E; -
rijic.f. ■: in .jwhl■ xii«.■ tf\ .’'.
rcicb'iiitV' Be*üchcr t^t-s' |;.
■■ D.iy ■ n ii\ ^>!: li ^ t ii üji-ji M i' lii H c .r.Ji;.« .jj- t> ^
^ f5^5. ^^^>E ^im At tiU; A'i \on( iicr
GrselWhwi^J {üt ■ ■
I95$p3 y'^f* *ltl5-.rkm j^3Ö'n^'■rtVt3^i^oh'^V
C fr Bi&i Fl .Jv SiM^" tJ*r(n^ ^ S4 .iFf;- ^ai- ■•
■ Titry^t^ [(WW^:fk
(4r lifc9 443:.FK^ üiVid JryiNÄbitiT^iftrialiwi'R -
f:ich■Stj/n(fM^y'p/' yv^M^>^>x'f^Eii4jt^rT.ul1f -^ijijf njv.-ö.iy-H-W'ck"^
des JaKreä>i^li- um -3 Ö^'S^jrFT;- ’•
bclJAjff im ]Bt;ricfit?,(^'^ 3'va'.;f^.
’ sicti dicr Flc^^^tllml^'. entertWhr^
ixp.Va^’fäii^ß. wn, ]0^4:iV3i und im BeticfiLifttKf-i ufr» fl.^U^r^-'^f,-;
^ü 'difeSci' hdt imffstpiU.'.dk-, ■
aiwx dte wek N^^ilffi"^:t■^'^^^^^■ü^J^^^.
■ GiisBornfüeihriöKjHP stjitgd
• lieh ■ d«. ^schi^c'' at\'. rlic Kränken-;' ■.PtT^Xf'^fplr^r -Jupd:;: ujssf^i^tsd^ .-^Ä';
797 .Fky dt^ 'Wa^x'nrikc^CL>uj.^(i.%'Wtj^.wtstj^iEßi-jft'^sr'
Ab»rljirijfbiinSt(V^uf;05Jh'it^fy^d^<rV^?^^ lr}iF'^ ';.
i 44-3^11
dem, ^0^^ ^}, ^uvijtrfe' «jtf CJ^küii^
der kkrirtt .£ta.-i.^^ >730. .Fii»h/oeti;kdiiFrrii^
Beimi^t^iüJL^ialvcrR ■ • ■. ' -
jrr Resm-e^ Ijcsitllt.
SeWüö des TcdakUonellet) Teils.
■Kvhriftletteir und vprantwi>jl3ith Rir den üiljp^m, Teil Dr, H r i e d r> C ei str IJ &
in BüsseTdoTT;. für den wiri^chaftlichm uiid omtlicben T^Ü d^f Buntfes-
. nftthrrchten,; J o 5e TS c h u m a irh »t, GPSehüftsFdhrer des Bundes Deutle
VjerkeBrsvereine in LerpJ'Ipr für den Anteig-erdeil: B rti n p ECö irb in Dfeclr
ddtF» ßrückti. Verlag der DüsseidorferVerleHS'AnstBlt Akt.-Gc^*
IW, GifMtidetb DüSiSeldtjrf. Bierlincr E ed b k llo n sb u f ea ti und
G*S?i^SffflStiöUK VerJüg W^Gkördcl. BerUn NW 7, Unterjien Unden 59a^
2imF AbdTTic'k bestimmte Beitriige vfolte man ohne weitere Angaben
richten; An 4^a Redaktion der ^Deittschlünd"^, Düsseidorf, Poslfach 4^4.
■ ■ ■ II ■ iJ .W'-i. tf ii M» <■■■■'■ h .. M .*.^ . 1 'I * " ■■ I —. . .
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ffcr itujstf Fi ■ k/ircTn. Dw ^5i umi>f(f äjieiilitft. <tn^S^
■ « iJse nithr-stlW 'jhtf^i/srÄfit^ Werden
■.pJii^ -4^: ' ^ü^i'+iiis^encrfjftjcVti die: • na t^^WütcfistrEsdftfi .Fj^rJerrj;'beiden ■
: Ave^W’-da^^-ti
E'iiijt:
FiiTT^feü inii .d-k'-au
■ Lnfsirdt .ka^
Strauße Wfden V ea. jS(i jlt* t^'ks tki inansei-
äU'SjE^^cMos^f O/’K'k're.r. .SöfHid .erdl^eftfdTJ An-^
1 .Vi^"Tti?yotjii;]i»f. ttutl ■ Gr^iKWi^nfc;) te«? t:iitiMLci;3]!ck jedrr Untef-
■ ■;. ■ :.Gpuud’ tfe'ser? ■: ajitF ^ Yotikoininieueirt’ivami'
foreft Dfföt<4fHpg imscte vejrebfte tjaitjcnwell’
; :uj^’.?tr|^ injjdeirjh .UfriB.'ijKU'fJ ^1^4.
btte.ibj’ i^ef iWfci' hs-
KCbteisleif cPt' und scMe:!? jreklö.tdel^ei Damenweh;
"'^■- Sic^^^i^s(^^^.>r i^d^-Zeitaiagp.'Dresdet^'■
ln 8*4 wT(?en teiger JfstnditKEift’'
liLbftb.: biVibjt.'iÜM.'.: •: 7.15 _ .b;i¥hi?’ni^m;'':/ AiiireSiürii^spiitifef n Sfd
..ifF'rin Sofrtü ibf ■: F*?.11'' \!^j\.' bt^ii *hd^r^ '. ■. kr4^jnw?« •• mit ^uynfr dffs
i^ariatßnuuvfi Ani .ivjMHt'/ö m«^vt'•S^H' S\dsub/('i ’ Von
uiifj 4ü< i!4n.li?v4f'b>^V Kujrtwiis irt emrni herr-
. brijtftr K'Hiti->iF7>if.G. nnslßi^wifhE! *»wch nach F!eg^ in gütem
. ; in der
'LVifi^Fnn^ir thr't. • Dip‘ HöcbiSliaJif'eJer CäStc
■ tJiW -e.mc ^treo^ tn4nhkicjKvjfr(^3:nÄcr^i>ÄTfj4 .Kii'ajthfirn
ftfid,->iiür Iv4> _ Ott i fit. kbcA- Wobittimmer
dn^l,ä^yriu4'4^itii'o BrfdJi'käb.'iii.üti-
'wr^undern- ii^rtd be-
iii 4cin f i^//3^ Du;til W^ndclsScge mit Ibnen
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.^ifOndm- .fäy TJ:rs<| ■■Ffdbjaifrskv^?^ ' ' D^-'ilfe^t^ipark-^
..v'ijrn ^Dr;A/n-: .s-WUi.
Geschäftliches
Str^ußetifedenu ^Utr,tLF^b :^n (hr älteilten unii fisripiJWlibrlcn
Firma H. Hc^ae, DrtsdyR-A^ ^cbt;ffcf?t.vaik 10—12.. So berc.rlifTj^l uiui er t;
wimstbt die AgilJÜJOjy^c^.ft Ve;>^enJuii¥r von Bäli^en und Fedeffi Von
Bingvogein^ Rrihtra ond PnimitC^^ auf DamenUUeuT ib Kdtifubuiurk.
■^to.'.ftk.h.t der y-irt^’^te Äucb-^üf.dii:. fb'-
niiUbn^ viift SlfEWiß?AtcdtTft.,nrwudffb?^!fi^ ww ijits ip EiigjAnd umd aiicb
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DEUTSCHLAND
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■lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllla
Nr. 14/15 Düsseldorf ♦ Dezember^Ausgabe 1913 IV. Jahrg.
j
Skiwanderungen durch deutsche Wintersportgebiete.
I. Skilauf im Schwarzwald.
Von Rechtsanwalt L. Freund (Mannheim).
Es war im Winter des Jahres 1891, als in dem einsamen,
tief eingeschneiten Schwarzwaldorte Titisee ein Fremder an¬
langte, der ein Paar lange Bretter unter dem Lachen und Staunen
der Bevölkerung an seine Füße schnallte, um damit den hohen
Feldberg zu besteigen. „Norwegische Ski“ nannte er die ge¬
bogenen Hölzer, die sich „wie lange Faßdauben“ ansahen.
Die Leute spotteten seiner, weil sie es besser wußten, daß ihr '
Feldberg im Winter keinen Bummler dulde. Und sie gingen
heim in ihre warme Stube und schüttelten die Köpfe über den ^
Einfall des närrischen Fremden.
Niemand ahnte damals, daß diese einfachen Bretter be¬
stimmt waren, die schlafenden Berge aus ihrer winterlichen ,
Todesruhe zu lichtem Leben zu erwecken und sie dem
Willen der Menschen ge¬
fügig zu machen. Und
doch gab es ein paar weit¬
sichtigere Leute im be¬
nachbarten Orte Todtnau,
die aus Interesse für den
neuen Sport der Gedanke
an den Ski nicht ruhen
ließ, die sich solche Bretter
aus Norwegen kommen
ließen, alsdann den ersten
deutschen Skiklub grün¬
deten und systematisch
den Sport zu pflegen be¬
gannen.
Von dort aus ver¬
breitete sich dann der Ruf
der neuen ,,Erfindung“
allmählich in andere Orte
und begann Anhänger zu
werben. Die Begeisterung,
mit der die Jünger des
Sportes alsbald von der Am Kcidberg o^um. v.
Pracht der weißen Berge im Winterkleide berichteten, über¬
zeugte doch allmählich auch die Ungläubigen, so daß sich —
wenn auch langsam — der Glaube an den Ski als Sport
Geltung verschaffte. Als Verkehrsmittel lernte man ihn erst
später, Anfang dieses Jahrhunderts, schätzen.
Noch heute kann man in manchem Bauernstübl im Höllen-
tal vom kundigen Wirt die ,,Mär vom Ski“ erfahren. Und
an einsamen Winterabenden, wenn sich der lärmende Schwarm
der Gäste bereits in die warmen Stuben der Hotels ver¬
zogen hat, trifft man auf den Höhen des herrlichen Gipfels
die Veteranen des Sportes aus jenen Tagen, alte weißbärtige
Gestalten mit langen Stöcken, die dem gleichgesinnten ein¬
samen Wanderer erzählen von den schönen Tagen, da sie allein
die schneebedeckten Auen und weißglitzernden Wälder be¬
herrschten, die mit Stolz erzählen, daß sie den Tausenden,
die sich jetzt so sorglos hier oben tummeln, die Pracht dieser
Berge erschließen halfen. — Der Verkehr im Schwarzwald hat
sich durch den Skisport in ganz ungeahnter Weise entwickelt.
Im Feldberggebiet ist seit
Anfang dieres Jahrhun¬
derts das ganze wirtschaft¬
liche Leben hiervon beein¬
flußt worden. Der Feld¬
bergerhof eröffnete zuerst
ein modernes Sporthotel,
das heute für 4—500 Gäste
Raum bietet. Allüberall
trug man dem neuen Sport
Rechnung, man ver¬
besserte und vergrößerte
die Unterkunftsstätten und
nahm bei allen Neubauten
Rücksicht auf den Winter¬
sport. Neue Gasthäuser
im Gebiete des Feldberges,
im nördlichen Schwarz¬
wald wurden aufgetan,
ganze Ortschaften ent¬
deckten plötzlich ihre zur
Ausübung dieses Sportes
so günstige Lage und
eröffneten für ihre Bewohner damit ein völlig neues Erwerbs¬
gebiet. Der gewaltige Aufschwung, den der Sport in den
letzten Jahren genommen hatte, mußte natürlich auch in
verkehrstechnischer Hinsicht berücksichtigt werden. Die
Bahnen verstärkten ihre Züge, sie lassen an Sonntagen
L. Freund, Mannheim)
Nr.14/15 DEUTSCHLAND 587
dankt. Im Laufe dieses Jahres wird erstmals ein Winterführer
durch den Schwarzwald erscheinen, auch werden die topo¬
graphischen Karten voraussichtlich in Zukunft die Haupt¬
skiwege verzeichnen.
Eine kleine Statistik über den Besuch des nördlichen
Schwarzwaldes gibt ein ungefähres Bild des Aufschwunges,
den jene Gegend durch den
Wintersport genommen. Die
Lokalbahn Achern—Ottenhofen,
welche den einen Zugang zum
nördlichen Schwarzwald ver¬
mittelt, beförderte an Sonn- und
Feiertagen im Winter 1912
durchschnittlich 911 Personen m
die Berge. Die Bahn Bühl—
Oberthal, welche den zweiten
Zugang bildet, etwa die gleiche
Zahl. Dazu kommen noch die
Skiläufer aus dem württem-
bergischen Schwarzwald und
Baden-Baden, welche jene Bahn¬
verbindung nicht benutzen.
Im südlichen Schwarzwald
ist die Besucherzahl an schnee¬
reichen Sonntagen mit 2000 bis
3000 Personen kaum zu hoch gegriffen. — Diese Zahlen geben
schon ein ungefähres Bild vom Leben und Treiben im Winter,
als dessen Folge sich ein ziemlicher wirtschaftlicher Auf¬
schwung in denjenigen Gegenden bemerkbar macht, in welche
der Ski eingedrungen ist. — Es gibt viele Leute, die den
Schwarzwald im Winter der Schweiz und Tirol vorziehen.
Und das ist begreiflich! Wer
einmal an einem schönen
Wintersonnentage die weiß-
glitzernden Tannenwälder, die
in ihrem rauhen Reifgewande
ein prächtiges Bild dem Auge
bieten, durchwandert hat, um
dann im gemütlichen Stühle
bei Lautenklang heimische
Lieder zu hören, der wird
jene alpinen Bergesriesen nicht
vermissen. Aber oft zur Winter¬
zeit wird ihn ein sehnend Ver¬
langen erfassen nach den unver¬
geßlichen Skifahrten durch
Schwarzwalds Auen und Wälder
und nach der bekannten Ge¬
mütlichkeit seiner Unterkunfts¬
stätten.
Schwarzwald-Jungrrannschaft G\ufn.
L. Freund. Mannheim)
II. Anmarschwege zu den Hauptskigebieten des Harzes.
König Winter hält seinen Einzug in die Berge des Harzes.
Wer unserm Winter diesen machtvollen Ehrentitel zuerst ver¬
liehen hat, weiß ich nicht, aber er taucht seit Jahren immer
wieder an allen Ecken der Winterliteratur auf. König Winter
muß doch wohl
etwas bedeuten,
was Tausende,
vielleicht alle,
die ihn nicht
meiden, sondern
wirklich durch¬
leben, im Banne
dieser Jahreszeit
empfinden. Früh¬
ling, Sommer,
Herbst werfen
dem Menschen
vielerlei Schönes
mühelos in den
Schoß, aber ln
dem Reiche des
Winters muß man
sich seinen Platz
erkämpfen, um
dann allerdings
ein wirklich
bodenständiger,
glücklicher Bür¬
ger darin zu
werden. Keine
Jahreszeit wirkt
dem Menschen
gegenüber so ein¬
heitlich, macht¬
voll persönlich wie der Winter im Schnee. Ob sich der
Winter über die weiten Fjelds in Norwegen breitet, ob er
im Tieflande Gräben und Hecken schwinden läßt, ob er
den Hängen einen ausgeglicheneren Schwung und allem
Gegenständlichen weichere Formen verleiht, überall tritt
der Eindruck des einzelnen zurück gegenüber der großen Linie,
überall spürt man den majestätischen Wurf des königlichen
Hermelins. Empfinde nur einmal das wunderbar beruhigende
und erhabene Gefühl, das dich durch Beruf und Gesellschaft
und Kulturleben
hierhin und dort¬
hin Gehetzten
gegenüber der
anspruchslosen
Einfachheit und
Größe dieses
Winterfriedens
mit reiner Ab¬
geklärtheit über¬
kommt. Hier
schwinden die
Unrast des
Lebens und alle
unfruchtbareBla-
siertheit, und
mit frischer, emp¬
fänglicher Seele
und gestählter
Spannkraft kehrst
du heim.
Wer unsern
weißen Harz, der
trutzig ln die
Norddeutsche
Tiefebene vor¬
springt und wie
ein Magnet
immer größere
Scharen von
ringsumher anzieht, auf Ski noch nicht kennt, der finde
im folgenden einige Winke, wie er am besten zu seinen
Hauptskigebieten gelangt. Die Eisenbahnverbindungen werden
von Jahr zu Jahr besser, Anschlüsse, die sonst nur im Sommer
vorhanden waren, werden jetzt auch für den steigenden Winter-
ScKlerke am Brocken : Rauhreifparlie bei der Kirche (Aufn. v. Fr. Vesterline, Schierke)
588 DEUTSCHLAND Nr. 14/15
verkehr offengehalten. Nach St. Andreasberg klimmt in diesem
Winter der Schienenstrang hinauf, die Bahn von Clausthal
nach Altenau harrt der Eröffnung, und bald wird durch die
Verbindung Clausthal—Osterode der Oberharz seine Nord-
Südquerbahn haben.
Aber lassen wir heute einmal die Bahn, verschmähen wir
auch den geheizten Schlitten, den man sich bequem tele¬
phonisch zur Bahn bestellen kann, hocken wir den Rucksack
auf und vertrauen uns den alten heben Weggenossen, unsern
Schneeschuhen an. Manche Wunde zeugt von dem vorigen
schneearmen Winter und Harsch und Eis, aber in diesem Jahre
wird Frau Holle uns hoffentlich gnädiger sein. Freitag abend
treffen wir uns mit den Zunftgenossen und verabreden eine
Tour in das Gebiet, wo nach den gerade frisch eingetroffenen
Wettemachrichten der beste Schnee zu finden sein wird.
dabei durch den jungen Buchenbestand, dessen blätterlose
Ästchen am schönsten wirken im ersten von Sonne, Wind und
Kälte unberührten flockigen Schnee. Noch wenige hundert
Meter und ein frevelhaft in einen Buchenstamm eingeschnittener
Buchstabe weist uns seitab in das Tannengrün, an den Anfang
unserer Schneise. Wir vermeiden so das vielbesuchte Molken¬
haus, dessen abgedachte Schneewiese Sonntags von beginnenden,
dafür aber um so wilderen Anhängern des Skisports in den un¬
glaublichsten Stellungen durchpflügt wird. Hier umfängt uns
die geheimnisvolle Stille der schneewuchtenden mächtigen
Harztannen, und nur mit ehrfürchtigem Schauer setzen wir die
Gleithölzer auf das jungfräuliche Weiß, in dem sie leise surrend
ihre graziöse Spur dahinziehen. Wir erreichen in mäßiger
Steigung in fast schnurgerader Richtung die Abbesteine und
von da auf dem uralten Kaiserwege das Torfhaus. Dieser
Stadt und Schloß Wernigerode a. Harz (Autn. v. E Rose. WemiKerodeJ
Wir verlassen den flinken Zug in Harzburg und suchen
schnell dem Fremdengewimmel zu entkommen, das jetzt auch
im Winter dem Bahnhof morgens entströmt. Wir muten den
getreuen Hölzern nicht zu, auf dem schmutzigen Schnee der
Ortsstraße dahinzuklappem, zumal die Tage, wo sich hier unten
die weiße Decke breitet, zu zählen sind. Starren doch nur
gar zu oft selbst die steilen Berge um Harzburg in tiefem
Schwarz statt in blinkendem Weiß. Dann ist es merkwürdig,
wie sich selbst die guten Harzer über uns lustig machen; sie
ahnen nicht, daß wenige hundert Meter höher eine brauchbare
Schneedecke beginnt. Man darf allerdings nicht den Fu߬
gängern folgen, die auch im Winter an den Sommerwegen
haften. Wir wissen uns eine heimliche Schneise, wo der Schnee
den gierig leckenden Sonnenstrahlen am längsten widersteht,
und die uns in gerader Richtung an das Harzherz heranführt.
Am Ettersberg klimmen wir hinan und freuen uns an den
Klippen, von wo man einen prächtigen Blick auf den Badeort
genießt, der Höhe, die wir schon gewonnen haben. Wir steigen
historische Bergstieg ist ein anderer Anmarschweg zu unserm
eigentlichen Skigebiet. Da wir uns vom Nordrande immer
erst die höher gelegenen, ursprünglicheren Teile des Harzes
erarbeiten müssen, so sind wir froh, Abwechslung durch Be¬
nutzung verschiedener Strecken zu gewinnen. Neben unserer
Schneise und dem Kaiserweg führt der Pionierweg in ruhig
gleichmäßiger Steigung an der prachtvoll vereisten Ecker hinauf
zum dreieckigen Pfahl und ist die beste gerade Verbindung
nach dem Achtermann, Wurmberg und Braunlage. Auch dem
Laufe der Radau kann man folgen, und wer einen Umweg
nicht scheut, läuft über das Ahrensberger Forsthaus, das er
auch von Oker aus am Ostrande des berühmten Okertales hin¬
auf über den Adenberg erreichen kann. Die Harzburger Chaussee
wird man sich für die Abfahrt Vorbehalten.
Wer der Gegend nicht genügend kundig ist und sich einer
guten Karte und dem Kompaß nicht anvertrauen mag, wird
sich an einen der nebelsicher bezeichneten Wege halten, die
ihn trotz des dichtesten Nebels ans Ziel führen. Die Art dieser
Nr. 14/15 DEUTSCHLAND 589
Markierung wird im Gebiet des Oberharzer Skiklubs jetzt
immer einheitlicher. Während früher höchst unzweckmäßig
Zeuglappen oder meist die für die Bergleute und Förster schon
lange übliche Stangenbezeichnung angewandt wurde, lassen
im Walde jetzt rote dreieckige Blechfähnchen über dem Wege
und an zweifelhaften Kreuzungen große rote Buchstaben den
Skifahrer nie im Stiche. In freiem Gelände folgt man den hohen
Stangen, an denen entsprechende Drahtbuchstaben, meist
im Rauhreif deutlich hervortretend, auch dem abgekommenen
Läufer stets wieder die Richtung angeben. Der ganze Ober¬
harz wird jetzt durch ein reichgegliedertes Wegenetz dieser
Art überspannt, das Hunderte von Kilometern durchmißt und
von allen Seiten zu den schönsten Skigebieten und durch diese
hindurch geleitet. Eine Skizze dieser nebelsicher bezeichneten
Strecken wird in diesem Winter vom Oberharzer Skiklub heraus¬
gegeben werden.
Mit dem Torfhaus haben wir den Sattel des Gebirges
erreicht und können nun dem eigentlichen Skieldorado zu
Leibe gehen. Ähnliche Variationen, wie wir von der Strecke
Der Zauber dieser Gebilde muß uns im nebeldurchwogten
Mittelgebirge zum Teil die sonnigen Tage der südlichen Berg¬
welt ersetzen, wie wir sie meist nur am Ausgange des Winters
genießen dürfen.
Am bequemsten ist der Brocken auf der Ilsenburger Chaussee
zu erreichen, auf die auch der Glashüttenweg von Drei-Annen-
Hohne stößt. Der Goetheweg vom Torfhaus her ist gleichfalls
reizvoll und gut zu fahren, dagegen ist der Anstieg von Schierke
sehr steil, und der Hirtenstieg nach Norden zu eignet sich
besser zur schnellen Abfahrt, wenn nicht zu viele Fußgänger
ihre Furche in dem schmalen Weg gezogen haben. Daneben
kann man sich nach dem Eckertal schöne, sanftere Abfahrten
durch die lichten Tannen suchen.
Das herrlichste Schneeschuhgebiet ist aber unzweifelhaft
der Bruchberg, dessen langer Rücken sich nach Südwesten
in dem Acker fortsetzt. Seine Höhe gewinnt man in kurzer
Zeit vom Torfhaus her, von wo der Sommerweg zur Wolfs warte
gut zu benutzen ist und von von wo eine nebelsicher bezeich-
nete Strecke nach Forsthaus Sonnenberg hinüberquert. Altenau
pilllllllllll|
nllllilllllllllirn
Start an der Rodelbahn Braunlage
Hllllllllllllllirr
Harzburg—Torfhaus aufgezeigt haben, sind bei den noch zu
nennenden möglich. Unmittelbar bei den guten Hotels lädt
eine ausgedehnte Wiese zu Übungen ein, und stets findet man
hier eine Anzahl eifrig schwingender Sportsjünger. Brocken,
Achtermann, Wurmberg, Bruchberg und Acker, Sonnenberg,
Rehberg und die Gebiete um Braunlage und St. Andreasberg
sind leicht von hier zu erreichen, kurz, wir befinden uns hier
mitten in den Herrlichkeiten der Berge.
Der Brocken wird, trotzdem er häufig vereist ist und
die Kuppe nicht unbedingt ideales Skigelände darstellt, auch
oft stellenweise durch den Sturm von Schnee entblößt ist,
immer wieder seine Anziehungskraft ausüben. Die Abfahrten,
die bei klarem Wetter weitgreifende Aussicht und die eigen¬
artige Welt der wunderbaren Rauhreifbildungen lassen den
Menschen nicht wieder los. Diese meterstarken Anraum¬
gebilde sind in den Höhengebieten des Harzes wegen der ewig
ziehenden Nebelschwaden besonders ausgeprägt. Und es gibt
in unsem Breiten kaum etwas Eigenartigeres als diese phanta¬
stischen Formgespenster, in die sich Krüppeltannen, Klippen,
Pfähle und alles, was sich den Nebelgeistern entgegenstellt,
unter dem dichten Reif verwandeln. Man glaubt wirklich in
die Märchenwelt seiner Kinderzeit zurückversetzt zu sein.
bildet den Angriffspunkt weiter im Westen, hier zweigen zwei
Aufstiege ab. Auch von Oderbrück, das seiner zentralen Lage
nach mit dem Torfhaus zu vergleichen ist, führt im Winter
ein Weg hinauf; im Süden sind die Anstiege von Sonnenberg
und Stieglitzecke die beliebtesten, und herrlich ist die Abfahrt
nach Schluft. Natürlich sucht man sich oben gern seine Föhre
selbst, aber es fällt auch dem hier schon heimischer gewordenen
Läufer nicht immer leicht, sich sicher zurechtzufinden, zumal
wenn dichter Nebel und Dunkelheit einfällt; daher ist gerade
hier die Stangenbezeichnung mit den Drahtbuchstaben mit
Freuden zu begrüßen. Der Bruchberg läßt immer wieder das
Herz höher schlagen, ob man nun unter dem weißen Dom der
unter ihrer flockigen Last fast niederbrechenden Tannen dahin¬
zieht, oder der flinke Ski im Nebel über die im Sommer ungäng-
lichen Moore dahinzieht, oder ob man sich an einem der seltenen
Sonnentage hier in dem Lichtmeere gesund badet, wenn der
Blick nach allen Seiten immer von neuen Reizen gebannt wird
und von dem reinen, klinkenden Weiß das tiefe Blau des nahen
Himmels packend absticht.
Im Süden sind die Haupteinfallstore für das höher ge¬
legene Skigelände Braunlage und St. Andreasberg; beide durch
Schienenstränge mit der Außenwelt verbunden. Beide Orte
590 DEUTSCHLAND Nr. 14/15
sind vorzüglich als Absteigequartiere geeignet, von trefflichen
Ubungshängcn umzogen und Tummelplätze für Hunderte von
Wintergästen. Von Braunlage gelangt man in südlicher Richtung
leicht nach Hohegeiß und Stöberhai, der schon in den Buchen¬
wäldern des Südharzes emporr^gt. Der Wurmberg, von dem
die vorzügliche Rodelbahn und binnen kurzem die Bobsleigh¬
bahn herabziehen, überragt den Ort, der weiße Kegel des Achter¬
mann leuchtet nahe herüber, Schierke ist unschwer zu er¬
reichen, und lohnende Touren führen zwischen Wiirmberg
und Achtermann hindurch über den dreieckigen Pfahl nach
dem Brocken und dem Nordrand des Harzes sowie nach den
andern Mittelpunkten des Wintersportes.
St. Andreasberg nimmt schon deswegen einen hervor¬
ragenden Platz ein, weil sich nördlich davon die Schneegrube
des Harzes auftut, wo der nie ermüdende Brettelmann, der
seine treuen Freunde auch gern einmal eine Strecke auf die
Schulter nimmt, noch ein Feld der Betätigung findet, wenn
Clausthal, das durch die Innerstetalbahn mit dem Norden in
Verbindung steht, als den westlichen Schlüssel des Oberhaizes
bezeichnen. Im Süden lockt der Acker. Dessen auf dem Höhen¬
rücken entlang laufender Fastweg wird entweder von Riefens¬
beek aus bei Flanskühnenburg oder von Kamschlacken aus
weiter nach der Stieglitzecke hin erreicht. Ebenso lockt im
Osten der Bruchberg, an dessen Wegenetz man über Altenau
oder bei der Stieglitzecke Anschluß gewinnt. Nach Norden hin
führen von Clausthal die Schneeschuhspuren nach Schulen¬
berg, Schalke, Auerhahn, Bocksberg, Hahnenklee, dem Spiegel¬
tal usw.
Schließen wir nun den Kreis, den wir um unsem Skiharz
gezogen haben, und wir stoßen in dem altehrwürdigen Goslar
auf einen Ort, der besonders durch seine vorzügliche Bahn¬
verbindung für die Bewohner der Norddeutschen Tiefebene
nicht weniger wichtig ist als Harzburg und Wernigerode (An¬
fangspunkt der Harzquerbahn). Auch Goslar hat einen vor¬
nördlich vom Bruchberg längst die dunkle Erde durch die
weiße Decke lugt und sonst überall der Sport sein Ende findet.
Um Schluft und Sonnenberg breiten sich diese gesegneten
Gefilde der Winterherrlichkeit, und hier finden wir auch die
beiden einzigen Hütten des Harzes mit Schlafgelegenheit.
An den prächtigen Hängen oberhalb St. Andreasbergs haben
sich Nordheimer, jetzt Göttinger Studenten, ein Wigwam er¬
baut, in dem sie einen großen Teil des Jahres mit Klampfen und
Frohsinn hausen. Und in der Nähe des Forsthauses Schluft
steht das Heim des Göttinger akademischen Skiklubs. St.
Andreasberg ist auch noch als der Ausgangspunkt für den
prächtigen Rehberg zu nennen, von dessen Höhen der Blick
weit hinausschweift über den Süden des Harzes zu den Freunden
im Thüringer Wald.
Erwähnen wir nun noch schnell Osterode, wo man die
Längsfahrt vom Bruchberg über den .Acker beschließen kann,
und eilen in den westlichen Teil des Oberharzes, den wir wahr¬
lich nicht vergessen dürfen: das Gebiet, das bestimmt wird
durch die Orte Clausthal, Hahnenklee, Goslar. Man kann
züglichen Ubungshang hinter dem Steinberge am Verlorenen
Berge und eine kühn herabziehende Rodelbahn, und viele
Straßen ziehen von hier in großer Mannigfaltigkeit in das
gelobte Land des Skiläufers. Das ganze, schon berührte Ge¬
biet nördlich von Clausthal ist auch hier zu erwähnen, und
vor allem muß der wichtige Skiweg über Schulenberg,
Dietrichsberg nach Altenau genannt werden, der in den
letzten Jahren abgesteckt ist und eine Hauptarterie zum
Winterherzen des Harzes bildet.
Nur die wichtigsten Wegstrecken habe ich gezogen, auf
denen die freislichen Recken und hehren Frauen des Königs
Winter immer wieder beseligt als getreue Gefolgsleute in sein
Reich einziehen. Die Versuchung ist groß, in begeisterter
Erinnerung die Schönheiten dieser heiligen weißen Bergwelt
zu besingen, aber nur unvollkommen klänge auch die Sprache
des vollsten Herzens. Beschere uns der Wettergott recht bald
schönen Pulverschnee in Menge, und dann kommt mit hinauf,
schaut selbst und ihr werdet getreue Ritter unseres Königs
Winter werden.
Nr. 14/15 DEUTSCHLAND 591
III. Wintersport im bayerischen Hochland.
Von Max Rohrer.
Schaura-Jagdhütte im Saukaser-
geblet (Kitzbüheler Alpen).
Nun ich in großer Bergeinsamkeit hoch in den Kitzbüheler
Alpen sitze und ein Stück weit durch den Hochwald gehen
muß, um ein bewohntes Tal schauen zu können, bewußt, von
keinem menschlichen Auge gesehen zu werden — nun fällt
voll von Sternen und Wolken, aus denen manchmal der Voll¬
mond springt, um einen Kübel milden Scheines auf irgend¬
einen Fleck zu leeren. Ich höre wechselweise zwei Rehe
schreien, und dreimal tönt ein Vogellaut. Vergebens lausche
ich weiter, an der Pfeife schmauchend; doch! noch einmal
schreit eines der Rehe. Dann ist’s still wie in einem ver-
Mädelegruppe von Schlappoldskopf (Algäu)
(Aufn. V. Alfred Asal. München^
es mir schwer, von dem durchlärmten und durchwirrten Winter
der heimatlichen Hochwelt zu erzählen.
Mir gegenüber ruht eine Kette mit sechs Gipfeln, bis
an die Nacken schneeumhüllt, von rotgelben Matten und
grünem Wald gekleidet. So steigen sie aus dem schmalen
,,Graben“ des Saukaserbaches, und wo dieser das breitere
Tal Kitzbühel-Jochberg trifft, steht im rechten Winkel eine
neue Kette, weiß und rot und gelb und grün — graugrün
von müden Matten und tiefgrün gefleckt vom Forst. Und
wenn ich die Hütte verlasse, kann ich außerdem dicht hinter
mir die schneedurchstickte Felsbrust sehen, die mit Fichten
verbrämt zur Höhe starrt. Und über allem einen Himmel
gessenen Tempel. — Und nun soll ich hingehen und er¬
zählen von Bayerns Wintersport — „Wintersprot“ sagt
Michel Pfisterer, der alte Jäger.
Also zur Sache! Ich vergesse diese Berge und diesen
Himmel, ich gehe in die Hütte und lege mich auf die Matratze,
um mich in die bayerische Heimat zurückzudenken.
Und schon schrillt der Wecker wie an manchem dunkeln
Sonntagmorgen. Aha! 5 Uhr! ln meinem Hirn kämpfen
Bewußtsein und Traum einen wüsten Kampf, und die Träg¬
heit steht auf wider den Willen. Doch ich bin schon am
Waschtisch beim Kerzenschein, ich fahre stöhnend in die
Stiefel, taumle unter meinen Ski aus dem Hause. In den
592 DEUTSCHLAND ^^ 08^^000080000000000000601 Nr. 14/15
Straßen ist Kälte und Dunkelheit, meine Schritte klappern
hart, eine plumpe dumme Störung dieser trübseligen Stunde.
Am liebsten kehrte ich um und kröche wieder ins warme Bett.
Aber da und dort stapfen Gestalten her, die alle das Spoits-
kreuz auf sich geladen; man nimmt aneinander ein aufmunlem-
des Beispiel und drängt sich am Hauptbahnhof stumm in
die starre, unter sich wirbelnde Masse der Jünglinge und
Mägdlein hinein, die, sich suchend, sich begrüßend, von all
den spitzen Bretterpaaren überragt, die ganze Halle vor den
Kartenschaltern ausfüllt. Und dann kommt das Drängen
nach den Bahnsteigen — das Bild ist weltberühmt geworden —
ein neuer Wald von Dunsinan drängt sich unter dem Gewölbe
hin. Erkennungspfiffe gellen über das Menschengewimmel,
patschend stoßen ungeschickt getragene Ski aneinander,
zeternde Knäuel ballen sich vor allen Wagentüren. Und der
Schlaf hat noch seine Krallen in den Haaren all dieser
Menschenkinder, die sich nun mit halbentschleierten Augen
einigen. Und es muß leider gesagt sein, daß ich das Pech habe,
in den Münchener Sportzügen manchmal mehr derartige
weibliche Wesen (mit dem zugehörigen Wortschatz und Ton)
zu entdecken als anmutige und gebildete Damen. Und wenn
ich die männlichen Genossen nicht schon anderwärts mit
meiner Kritik belästigt hätte, so müßte ich hier zeigen, daß
der Wintersport im bayerischen Hochland kein Vorrecht der
gesitteten und wohlhabenden Kreise ist. Das ist gewiß er¬
freulicher, als wenn die Leute mit Kartenspiel und Wirtshaus¬
hocken den Sonntag töten . . . aber — aber ... die Alpen¬
natur gewinnt wirklich nicht dabei, und Geist und Gemüt der
Menschen — so gern ich’s bemerkt hätte — leider auch nicht.
Der Zug keucht hin, hinter einem ebenso langen Vor¬
läufer drein, und die Leute wecken sich allgemach auf. Draußen
schiebt sich aus dem Grau eines schleimigen Horizontes der Tag.
Dann, wenn ich aussteige — sei es in Garmisch oder in
Schliersee oder in Oberammergau oder sonstwo — ist es fast
Blick vom Söllerkopf ins kleine Walsertal. Hochifen und Gottesackerwände (Algäu) (Auin. v. Alfred Asal. München)
dicht wie die Heringe nebeneinanderschichten. Endlich
klettere auch ich in einen Wagen. ,,Doch schon besetzt ist
jeder Platz — von Leuten mit und ohne Schatz.“ Vergebens
mache ich mich daran, den langen Zug zu durchschreiten,
denn alle Plattformen sind mit Rucksäcken, Bretteln, Ski¬
stöcken, Rodeln und Menschen ausgestopft, und keine Durch¬
gangstür kann ich öffnen, ohne wenigstens zwei Paar ,»Schwart¬
linge“ oder einen halbschlafenden Herrn umzustoßen. Also
lehne ich mich auch irgendwohin, setze ebenfalls meinen
Halbschlaf fort und bemühe mich dazwischen, meine Fahrt¬
genossen zu beobachten, welche da unter einem schnell ent¬
standenen zweiten Dach, aus Ski bestehend, beisammen-
kauem. Etwa ein Drittel bilden jene Wesen, welche die Schrift¬
steller ebenso regelmäßig wie höflich ,.unsere schneidigen
Sportschwestem“ nennen, die mir aber selbst dann nicht
immer Bewunderung abnötigen, wenn sie des Bruders neueste
Mihtärreithose und einen sehr knapp sitzenden Sweater mit
des Bräutigams alter Radlermütze zum feschen Kostüm ver-
immer derselbe Eindruck: Ein grauer Himmel, patzig zwischen
starre weiße Bergkolosse gestreckt, knarrender Schnee unter
den Füßen, lange Reihen von dunkelblauen Sportsmenschen
rechts, links, hinten, vorn. . . . Kälte in den Gliedern und
wenig Behagen in der Brust. Ich schnalle die Bretteln an und
gleite träge einem Berge zu. Allerlei Gedanken schleichen,
schieben sich, wirbeln in meinem Hirn. Vor mir, mir zur Seite
bröckeln Menschen ab von unserm Zug. Ich gleite langsam
aufwärts zwischen meinen Stöcken, bleibe schließlich stehen
und lasse die in meinem Rücken vorüberziehen. Groß, kalt
starren die Berge ringsum, der Ort hinter mir sinkt in sich
selbst zusammen, als ob er sich verschlänge. Bald fahre ich
weiter — eins! zwei! — und werde unwillkürlich schneller,
und mein Leib wird warm. Und nach einiger Zeit halte ich
still und hebe aufatmend die Brust — und da ist nun der
Winterwald in seiner Julfestpracht, und die Sonne preßt sich
wie ein Glutbarren durch den Himmel hindurch, und die
Gipfel breiten ihren glitzernden Schneemantel so lockend zu
llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllHIIHIIIIUIIIIIIIIIIIIIIIIItllllltllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll^
594 DEUTSCHLAND Nr. 14/15
einem herab — da ist mit einem Male meine Seele ganz wach,
und in meinem Gehirn steht groß und klar ein Gedanke auf:
Herrgott! Wie ist die Welt so schön! Wie schön dies
Stückchen Heimat!
♦ *
*
Ja, schön ist die Welt! Das sah ich heute! Und vielleicht
am schönsten im Winter!
Gestern noch habe ich den Herbst der Höhen genossen —
und als ich diesen Morgen von der Matratze aus durch das
Hüttenfensterchen lugte, da war es Winter! Das eigen¬
tümliche fahle Braun der Halden war verschwunden — die
Berge waren weiß — und die Fichten trugen still glitzernden
Belag auf jedem Ast. Und ich hatte Winterstunden, die voll
Wunder und Schönheit waren. Die ganze Welt war anders
als gestern; verzaubert war der Wald. Man pflegt den Winter
mit dem Tode zu vergleichen, man spricht von Starrheit und
Schlaf. Mir war heute, als sei das Gebirge erwacht aus matter
Ruhe, als sei ein neues, heiliges Leben über den Hochwald
gekommen. Und ich staunte, als wandle sich die Wirklich¬
keit zum Märchen um. Die Bäume zitterten ganz, ganz leise
in der Wandlung, die mit ihnen geschah, da von neuem die
Flocken niedertanzten. Sie empfingen ihre Last in stillem
Beglücktsein, wie ein steifer Bettler einen Topf Suppe
empfängt, und standen da in einer ergreifenden Schönheit.
Es war keine Leere mehr im Walde, kein einsam starrender
Stamm; alles war übergossen und verschmolzen, alles war
vereint und verschönt. Und wo ich einen Tritt tat, war kein
harter Klang, sondern ein Lachen unter meinem Fuße. Ich
schritt langsam (denn langsam schluckt man kostbaren Wein)
durch den zauberhaften, weil lautlos regen, Flockenfall. Das
Hirn, dieser fade Philister, dachte anfangs noch allerlei, träumte
Unsinn, sann nüchterne Dinge. Endlich aber stand ich doch
still, riß die Joppe vor der Brust auf — und wußte nicht warum.
Denn das Hirn schwieg, schaukelte, tanzte den lautlosen
Flockentanz, und mit den Bäumen stand ich empfangend,
etwas Köstliches empfangend, das ich nicht faßte, nicht
begriff.
Als ich zur Hütte heimwärts stapfte, sank ich bis zu den
Knien in das weiche, zarte Weiß. Wenn es so weiterschneit,
werde ich morgen Schneereifen brauchen, um über den Berg
zu gehen.
Manchen Wintertag habe ich früher auf den Schnee¬
reifen im heimatlichen Gebirge durchwandert, und obgleich
die Freunde, welche mit Ski auszogen, über mich lachten,
ich blieb den schwerfälligen Geräten treu, die mir zu ge¬
ruhigem Naturgenuß geeigneter schienen als die langen,
schweren ,,Sportsmöbel“ der Kameraden. Und noch vor
kurzem war es in den alpinen Vereinen Münchens an der
Tagesordnung, heiße Fehden nur um die Frage ,,Reifen oder
Ski“ auszufechten. Und wenngleich die Freunde der Bretteln
stets in der Überzahl waren, so gaben sich ihre Gegner trotz¬
dem niemals als besiegt. Inzwischen habe ich mich, wie die
meisten ,,Schneereifler“, doch ganz im stillen bekehrt. Wohl
weiß ich Fälle, in denen der Reifen dem Ski vorzuziehen ist,
aber ich w'eiß auch, daß viele und wahrscheinlich die höchsten
Genüsse, welche die winterlichen Berge bieten können,
lediglich mit dem Ski zu erringen sind. Durchquerungen des
Berner Oberlandes, Winterbesteigungen des Großglockners,
Streifzüge in meilenweiter winterlicher Alpeneinsamkeit er¬
möglicht uns ausschließlich der Ski.
Von solchen höchsten Genüssen bieten die bayerischen
Berge freilich keinen. Tief in der Schweiz oder in etlichen
Gegenden Tirols müssen wir die Gelegenheit suchen, uns
dank der schmalen Bretter ganz mit der Alpenw^elt zu ver¬
einen, m i t der Natur zu leben. Bayerns Hochland gibt uns
im allgemeinen nicht mehr Gelegenheit, als i n der Natur —
als Sportsleute — zu leben. Nur einige heimliche Winkel
bewahren noch die köstlichste Gabe der Natur: Bergeinscim-
keit. Im allgemeinen ist unser Hochland eine Serie von sport¬
lichen Tummelplätzen, von denen die allermeisten freilich
gar prächtig sind. Vom „bayerischen Sankt Moritz“, vom
„süddeutschen Davos“ wissen tüchtige und geschmackvolle
Skribenten zu erzählen. Als ,,bayerisches Sankt Moritz“
wird meines Wissens Schliersee halboffiziell bezeichnet, doch
legt sich wohl auch Garmisch-Partenkirchen diesen Ehren¬
titel bei; und Berchtesgaden wird vielleicht nicht einsehen,
warum es nicht als Drittes im Bunde erscheinen soll, da ihm
der schöne Name doch mindestens ebensowenig paßt. Eis
ist aber auch möglich, daß sich alle drei mittlerweile klar¬
geworden sind, daß sie solche Mätzchen nicht nötig haben.
Garmisch und Partenkirchen haben freilich internatio¬
nalen Großbetrieb mit kostümierten Preisrodeln, Schlitten¬
rennen u. dgl. Am Rissersee steht der Schlittschuhlauf in hoher
sportlicher Blüte, Eishockey wird gespielt. Am Hausberg
vergnügt man sich mit Rodelrennen. Das Kreuzeck, das hoch
oben vor das schöne, breite Dreieck der Alpspitze hingelagert
ist, bietet den Skiläufern und solchen, die es werden wollen,
ein altbeliebtes Standquartier. Tüchtige Alpinisten finden an
Zugspitze und Alpspitze anstrengende und oft auch gefahr¬
volle Arbeit und Stunden einsamen Berggenießens. So kommt,
wenigstens zum Teil, in diesem Winkel jeder Sports- und
Bergfreund auf seine Rechnung.
Weniger vielseitig ist das benachbarte Algäu; dafür gibt
es am weiten Plateau des Hohen Ifen usw. die großzügigsten
und durch selten schöne Bergblicke ausgezeichneten Ski¬
hochtouren.
Die meistbesuchte Gegend des bayerischen Hochlandes
dürften aber wohl Schliersee und das Tal von Bayrischzell
sein. Das Sudelfeld, der bekannteste Sportplatz der Skiläufer,
Bodenschneid und Brecherspitze, allsonntäglich von Menschen
überflutete Gipfel, der Strümpfling und die Rotwand sind
dem modernen Münchener so vertraut wie das berüchtigte
Glockenspiel am neuen Rathaus oder das Märzenbier im
Franziskaner. Die Rotwand ist mir so ziemlich der liebste
Berg in Bayern. Landschaftlich entzückend ist der Aufstieg
über die Spitzingstraße mit dem Rückblick auf den berg¬
umrahmten Schliersee, mannigfach die Rundsicht vom Gipfel,
wohlgeeignet für größere Fahrten die Nachbarschaft (Jäger¬
kamp, Miesing, Auerspitze usw.), günstig die Hänge als Übungs¬
plätze, vortrefflich die Verpflegung im Rotwandhaus und köst¬
lich die lange Abfahrt über die Maroldschneid ins Tal von
Bayrischzell. Und auch noch stillere Wege sind hier zu finden;
kann man doch dann und wann sogar an einem Sonntag den
Krottentaler Graben durchziehen oder zum einsamen Forst¬
haus Valepp abfahren, ohne einem fremden Menschen zu
begegnen.
Den harmloseren und fröhlichen Rodelsport übt man mit
Vorliebe am Peißenberg, einem der aussichtsreichsten und
schönsten Vorberge, am Herzogstand bei Kochel, am Hirsch-
und Wallberg bei Tegernsee, am Wendelstein und Brünn¬
stein. Aber auch schon im Isartal, namentlich auf den zwei
schönen Bahnen von Ebenhausen, wird eifrig gerodelt.
♦ *
♦
Jochberg bei Kitzbühel.
Gestern bin ich im Schneesturm über die Almen des
Steinbergkogels gestapft, die Hutkrempe über den Ohren
und den Kragen der Windjacke hochgestülpt, und habe
dabei mancher unvergeßlichen Stunde auf heimatlichen Höhen
gedacht. Eine Nacht fiel mir ein, in der ich mit einigen
Freunden, müde des Münchener Faschings, von der Kessel¬
bergstraße zum Herzogstande hinaufstieg. Wolken waren ge¬
kommen und hatten Mond und Sterne ausgelöscht, als wir
über dem Walde waren. Von den Gipfeln raste und stob glas¬
hart und spitz der Schnee herunter und stach uns ins Gesicht,
und der Wind zerrte und schüttelte uns und pfiff dazu. Rasche
Nr. 14/15 DEUTSCHLAND 595
Schneewellen hatten sich über den Rodelweg geschlagen,
so daß wir Schritt für Schritt bis über den Leib versanken.
Und die folgenden acht Tage fielen mir ein, welche wir dort
droben verlebten, wie wir mit Schneereifen an den Füßen
alle Gipfel, Fahrnkopf, Martinskopf, Herzogstandgipfel, und
über den langen, umwächteten Grat den Fleimgarten be¬
suchten, die Rodelbahn freischaufelten (dreimal wehte es
sie zu, dreimal gruben wir sie aus), die steilsten Hänge mit
Rodelspuren durchfurchten, ob wir gleich jede mit mindestens
einem Purzelbaum bezahlten und wieder und wieder — hopp!
hopp! hopp! — durch die Windungen und Kurven des Weges
zum Kochelsee hinunterrasten. Damals sahen wir Nächte,
in denen sich die Sterne drängten und wälzten über den weißen,
gelassenen Höhen, sahen die Seen des Vorlandes unter einem
wieder innehaltend, um die Finger im Munde zu erwärmen,
und wie wir auf diese unsere erste Winterkletterei so stolz
waren, daß wir während des folgenden siebenstündigen Kampfes
mit Schnee und Wind immer nur lachten und johlten, bis
wir in Schliersee ankamen.
Ich erinnerte mich meiner ersten Skifahrt; da war blauer
Himmel und Schnee und Fels und Fichtenwald. Aber ich hatte
wenig Zeit, all das zu bewundern, denn ich mußte immerfort
20 oder 30 Meter hangauf, hangab, bis ich umfiel, und wieder
hangauf. Dann fuhr ich die Spitzingstraße hinab — Kurve rechts,
Kurve links, Mulde, Kurve rechts, Kurve links — aber als ich
unten ankam, bestand mein Ski aus fünf oder sechs Stücken.
Ich dachte an eine einsame nächtliche Wanderung über
den gefrorenen Tegernsee. Föhn wölken waren am dunkeln
Am Südende des Spitzingsees (Rotwandgruppe) (Aufn. v. Alfred Asal, München)
milden blauen Himmel blitzen wie Fische im Licht, sahen gro߬
gewölbte, unendlich zarte Flocken tanzen und sinken vor
einem Grau, das leise schimmerte, wie unterlegt mit dünnem
Gold. Und wenn wir auf unsern kleinen Rodelschlitten unter
den Bäumen weghuschten, sahen wir oft, wie eine Tanne
bekümmert ein Glied sinken ließ — ,,es ist zuviel!“ —, daß
die Schneelast niederklatschte, wie sie aber bittend sofort
den Ast wieder aufwärtsschnellte für eine neue Gabe, eine
neue Bürde — wie ein Mensch, der immer wieder nach seinem
Schicksal greift.
Mir fielen winterliche Klettereien ein, die ich an den
beiden beliebtesten Schulen der Hochtouristik in den Vor¬
alpen, an den Felsgipfeln der Ruchenköpfe und des Plankcn-
steins vollführte. Noch erinnere ich mich genau, wie wir der¬
einst zu zweien im dichtesten, unsichtigsten Schneegestöber
die Ruchenköpfe überklommen — bei der Gratwanderung
die Fäuste in den Taschen, und bei der Wandkletterei immer
Himmel, wie Funken sprangen die Sterne hin und her. Und
das Eis unter mir stöhnte, gröhlte, krachte und knirschte,
feine, lange Risse blinkten wie Blitze im Sternenschein, schwarzes
Wasser tauchte auf und glotzte wie ein großes, totes Auge als
runder Flecken in die Nacht. Und ich fühlte, wie mir die
Angst im Herzen saß und nach der Kehle griff — und begann
zu laufen wie gehetzt durch des Eises fürchterlichen Lärm.
Und dann sah ich die breite weiße Mulde, die sich von
der Auerspitze zur Maroldschneid herniederneigt — und
dann zwei — drei Dutzend von zappelnden, schreienden
Menschlein: Mädeln in grauen Sportsanzügen, sich von fünf
zu fünf Metern überschlagend, im Schnee verschwendend, sich
wälzend, weitergleitend, fallend usw., erstaunliche Akrobaten,
welche sich gegenseitig überfahren und dafür Bayerns ge¬
sammelte Flüche in die Lüfte jodeln, dazwischen eine kleine
Kette von Leuten, welche elegant in großen Bogen vom Gipfel
zur Schneid heruntereilen.
596 DEUTSCHLAND
Nr. 14/15
Ich erinnerte mich an das fröhliche Gewirr von Menschen,
diese Riesenversammlung, welche am Sudelfeld den Spring¬
wettkämpfen beizuwohnen pflegt. Da etliche dichtgedrängte
Gruppen, fast durchweg auf Ski stehend, ein Ausschu߬
mitglied mit weißer Armbinde dazwischen, dort ein paar ge¬
schäftige Photographen, hier ein Häuflein banger Kandidaten
für das nächste Springen — jetzt — in der Luft, hoch über
allen — eine schlanke blaue Gestalt . . . abseits verstreut üben
kleine Gruppen: Telemark-, Christiania-, Stemmbogenfahren —
oder das Neueste: den Umsprung.
Ich denke an einen kalten, grauen Tag, der das Kreuzeck¬
haus mit seinem Menschengewimmcl tiefer und tiefer unter
unserer Kolonne läßt, die sich im Gänsemarsch allmählich
emporwindet, dem Gipfel der Alpspitze entgegen, sechs Stunden
lang. Denke des Blickes über eine weitum gebaute wilde und
anmutig durchschossene Hochgebirgswelt — Schnee und Eis
und Felsen und dickverschneiten Nadelwald.
Mannigfaltig sind die Bilder und die Genüsse, welche
das bayerische Hochland dem Wintersportfreunde gewährt,
köstlich, wenngleich sie den letzten und höchsten Reiz der
Skitouristik nicht zu geben vermögen. Nun ist aufs neue der
M^'inter gekommen, und ich ziehe ab, ihn in den heimatlichen
Bergen zu begrüßen. Er wird nicht geizen mit seinen Herr¬
lichkeiten.
Weihnachten im Schnee des Thüringer Waldes.
Von E. W. R o h d e (Gotha).
Vor einigen Jahren war’s. Seit Wochen schon verschneit
die weiten Fluren der Thüringer Ebene, im Eise erstarrt Flüsse
und Bäche, und wenn sich die Dunkelheit auf die weiße
Landschaft herabsenkte, dann flammte am Himmel Stern
bei Stern auf, dem einsamen Wandersmann hier unten den
Weg heimwärts weisend. Schon seit einigen Tagen stand
mein Plan fest, einmal hinaufzusteigen in die eisige Stille
auf der Höhe des Thüringer Waldes, auf Schneeschuhen dem
Winter dort oben in seinem eigensten Reiche einen Besuch
zu machen. Schließlich nahte das Weihnachtsfest heran, und
immer noch harrte der Plan seiner Ausführung. Da setzte
der Frost noch kräftiger ein, und nun stand es fest bei mir,
daß der Ausflug sofort unternommen werden müßte; so kam
ich dazu, am Tage vor Weihnachten, an einem Tage also,
an welchem sonst jeder wenn möglich daheim bleibt, hinaus¬
zuwandern.
Tiefe Finsternis erfüllt noch das Zimmer, als der un¬
erbittliche Wecker zum Aufstehen mahnt. Ungemütlich frisch
ist freilich die Temperatur des Schlafzimmers, aber was hilft’s,
es heißt hinaus aus dem Bett und in den Sportanzug hinein.
Bald ist der Rucksack bereit, eine Flasche mit heißem Getränk
wird noch zwischen den mancherlei Eßvorräten verstaut,
und bald liegt das ruhig weiterschlafende Heim hinter mir. Ge¬
mütlich bummelt
der Frühzug in
den grauenden
Morgen hinein;
ein Blick durchs
Fenster ist unmög¬
lich, denn das Glas
ist mit dicken Eis¬
blumen verziert.
Desto gemütlicher
ist es im mollig
durchwärmten Wa¬
gen, so daß vor¬
läufig der Morgen¬
schlummer noch et¬
was nachgeholt wer¬
den kann. Das Äch¬
zen und Stöhnen
der Lokomotive
erinnert schließlich
daran, daß wir uns
dem Gebirge
nähern. Schon liegt
Gräfenroda hinter
uns, zwischen den
beschneiten Bergen
taucht das prächtige
Bild der traumverloren daliegenden Gehlberger Mühle auf,
und bald ist die Haltestelle Gehlberg erreicht, wo die Fahrt
für mich ein Ende hat. In langsamem Aufstiege geht es bergf
auf; vorläufig ist keine Gelegenheit gegeben, die Ski ger
brauchen zu können, denn der Pfad steigt unaufhörlich; Herr¬
lich ist die Natur ringsum. Außer mir erklimmt nur noch ein
altes Mütterchen den bergigen Weg, der nach Gehlberg
führt. Wie es mir im Weiterschreiten erzählt, will es seine
dort wohnenden Kinder und Enkel zum Feste überraschen
und ist daher so frühzeitig gefahren, daß es sie möglichst noch
im Bette antrifft. Langsam hellt sich der Tag auf; die Ferne
ist freilich noch in Dunst gehüllt, auch will die Sonne sö
recht noch nicht heraus, sie ist sich wohl noch nicht schlüssig
darüber geworden, ob sie es überhaupt wagen will, oder ob
sie es besser dem Schnee überläßt, das Wetter für heute zu
machen. Auf den Fichten und Edeltannen um und über uns
lastet eine dichte Schneedecke und biegt die Zweige tief herab.
Der junge Nachwuchs des Waldes verschwindet überhaupt
beinahe in der weißen Decke. Da lichtet sich der Wald, das
Dorf taucht auf, und bald läßt meine redselige Weggenossiri
mich mit einem treuherzigen ,,Fröhliche Feiertage!“ allein
weiterziehen. Nun können auch die flinken Hölzer an die
schweren Stiefel geschnallt werden, und schneller als vorhin
geht es vorwärts.
Im Dorfe, das
da hinten zurück¬
bleibt, rauchen die
Schornsteine, das
einzige Lebens¬
zeichen, das wahr¬
zunehmen ist. Im
Hochwalde nimmt
mich ein tief aus¬
gefahrener, jetzt
aber dicht be¬
schneiter Holzweg
auf und geleitet
mich weiter berg¬
auf. ln sanfter
Steigung geht es
vorwärts, immer
unter den hohen
Fichten dahin.
Rings um den ein¬
samen Wanders¬
mann nur Schnee
und Bäume, kein
Lebenszeichen weit
und breit. Mittler¬
weile ist es aber
Oberl'.of : Vater und Sohn (Aufn. v. Gebr. Haeckel. Berlin)
Nr.14/15 DEUTSCHLAND 597
Tag geworden, auch hellt es sich mehr und mehr auf, so daß
mit Bestimmtheit vorherzusagen ist, daß es ein klarer Winter¬
tag werden wird. Aus dem Innern des Waldes erklingt das
Hämmern eines Spechtes, der an der Arbeit ist, sich das Früh¬
stück zu verdienen. Da und dort knarrt ein im Frost er¬
schauernder Baum, dann und wann zirpt im Gezweig einer
Fichte eine Meise, sonst feierliche Stille ringsum. Da lichtet
sich der Wald abermals, der Weg führt am Waldrande weiter,
und aus der Ferne herüber grüßt der massige Aussichtsturm
vom Kickeihahn, den der bergfrohe Schultheiß der Gemeinde
Gabelbach, Scheffels Freund Schwanitz, so launig andichtete.
Da tauchen auch schon Häuser auf und mahnen zur Einkehr,
die gern genommen wird, denn der größte Teil der heutigen
Fahrt liegt noch vor mir. Die Schmücke ist’s, das schmucke
Berggasthaus, das sich aus dem heimeligen schindelgedeckten
Wirtshause des unvergessenen, derb zugeschnittenen seligen
Knirschend schleift der Ski über den pulvrigen Schnee dahin,
in der gefrorenen Schicht kaum eine Spur hinterlassend.
Auf einem Steine am Wege hockt eine Krähe mit hochgezogenen
Füßen. Sollte Meister Corvinus an Rheumatismus leiden?
Mit stoischem Gleichmut sieht sie meinem Näherkommen
entgegen, doch sicher ist sicher, schwerfällig streicht sie schlie߬
lich doch ab, aus der Luft herab ihrem Unmut darüber Aus¬
druck gebend, daß ausgerechnet gerade am Tage vor Weih¬
nachten ein Menschenkind hier oben ihre Kreise stören muß.
Weiter hinten liegen unter einer Birke die Überreste eines
Vetters von ihr, daneben die Wegspuren von Meister Reineke;
sollte ich vorhin der Krähe zum Lebensretter geworden sein?
Die Spur ist noch ganz frisch! Verhutzelten Männchen gleich
hocken beiderseits am Wege vom Schnee fast ganz verdeckte
Fichtenstämmchen, darüber hängen beinahe bis zur Erde die
schweren, beeisten Äste ihrer Stammeltern. Allmählich wird
Die Postkutsche von Oberhof mit Kufen an den Rädern im Winter (Aufn. v. Gobr. Haeckel, Berlin)
Joel entwickelt hat. Das Thermometer draußen zeigt 11 Grad
Kälte an, desto gemütlicher ist es drinnen, wo beim dampfenden
Grog bald alle Mühen der Wanderung vergessen sind.
Doch, geschieden muß sein. Der Rennstieg nimmt mich
bald auf, und er wird mich auch so bald nicht wieder von sich
lassen, denn ihm, der alten Völkerscheide zwischen Thüringen
und Franken, werde ich vorläufig folgen. Stellenweise ist er
so verwachsen, daß der schmale Pfad kaum zu erkennen ist,
namentlich im Winter, wenn die dickbemoosten Grenzsteine
unter dem Schnee verschwinden. Von rechts herüber grüßt
der Turm des Schneekopfes, der mit dicken Eiszapfen behängen
ist. Ihm scheint in seiner fast 1000 Meter betragenden Er¬
habenheit nicht ganz wohl zu sein, denn täusche ich mich
nicht, so macht er ein recht verdrossenes Gesicht in seiner
Einsamkeit. Weiter führt der Rennstieg um den Beerberg
herum und in eine köstliche Stille hinein. Daß mir auf dieser
Strecke heute kein Mensch begegnet, dessen bin ich sicher.
es warm, denn die Sonne hat sich auf den Weg gemacht und
steht schon verhältnismäßig hoch. Aus der klaren Winter¬
luft läßt sie ihre Strahlen herab glänzen, so daß der Schnee
wie von Tausenden von Diamanten übersät erglänzt, dem Auge
gerade nicht sehr wohltuend. Die Bäume werfen bläuliche
Schatten auf den Weg; links öffnet sich eine weite Fernsicht
bis zum Adlersberge und den übrigen weiteren Bergen ringsum.
Klar ist die Luft, so daß die Berge zum Greifen deutlich nahe
erscheinen. Plänkners Aussicht, ein im Sommer gern aufge¬
suchter Ruhepunkt, muß nahe sein, doch ist vor lauter Schnee
von der schönen Bank nichts zu sehen. Weiter und weiter
geht es über den glänzenden Schnee dahin. Dann und wann
senkt sich der Pfad ein wenig und gibt Gelegenheit zu einer
kurzen Abfahrt.* Die aus dem Sweater aufquellende Wärme
könnte fast dazu verführen, sich der Joppe zu entledigen, doch
wird lieber etwas ausgeruht und dem Rucksack ein kleiner
Imbiß entnommen. Dann geht es wieder vorwärts, dem
598 DEUTSCHLAND Nr.14/15
vorläufigen Ziele Oberhof entgegen. Noch ein tüchtiges Stück
des herrlichen Hochwaldes ist zu durchwandern, noch manch
einem der in den Herbststürmen zusammengebrochenen
Baumriesen will ausgewichen sein, bis die vom Bahnhof herauf¬
führende Landstraße erreicht ist. Bald ist auch der Ort er¬
wandert, Sportsleute beiderlei Geschlechts füllen die Straße
an und beweisen, daß der früher im Winter in Schlaf verfallene
Ort recht daran getan hat, sich zu einem Winterkurort
aufzuraffen, den
nachzumachen in
Mitteldeutschland
keinem andernOrte
gelingen dürfte, da
Oberhof der einzige
mit so konstan¬
ten Schneeverhält¬
nissen neben ver¬
hältnismäßig gün¬
stiger Bahnverbin¬
dung ist. Wie
mollig ruht es sich
hinter dem warmen
Ofen bei dampfen¬
der Schüssel, als
der Ort erreicht ist
und die Ski, vor¬
läufig beurlaubt,
draußen im Schnee
abgestellt werden!
Einige Stunden
sollen der Ruhe so¬
wie dem Besuch
von lieben Bekann¬
ten hier oben ge¬
widmet sein, dann
heißt es wieder: ,,Vorwärts!“ Denn heute ist heiliger
Abend, und daheim harren die Lieben meiner Rückkehr.
Es beginnt schon ein wenig dämmerig zu werden, als
ich schließlich die Ski anschnalle und mich zur Weiter¬
fahrt anschicke, die mich allmählich wieder talwärts führen
soll. Nach nicht allzulanger Wanderung ist die Wegschelde,
eine schlichte Försterwohnung, erreicht, dann senkt sich der
Weg und führt bald mehr, bald weniger bergab. Allmählich
aber kommt man ganz anständig in Schuß, die Bäume fliegen
immer schneller vorüber. Stand da nicht ein Stück Hoch¬
wild am Wege? Zur Seite sehen und einen Schwung ab¬
wärts machen, ist eins, pardauz! da liege ich im Schnee und
rufe mir die alte Regel ins Gedächtnis zurück, daß man nicht
neugieriger sein soll, als es unbedingt nötig ist. Schnei! auf-
gerappelt und wieder vorwärts. Da tauchen nach einer scharfen
Kurve die ersten Häuser von Schwarzwald auf, jetzt heißt
es gebremst, damit man nicht einer Frau, die einen Weih¬
nachtsstollen über die Straße tragen will, die Schienbeine
beschädigt. Dann bin ich auf der Straße, und die Fahrt hat vor¬
läufig ihr Ende erreicht. Unerwartet rasch, denn dort hält
ein Bekannter mit seinem Schlitten, als ob er nur auf einen
Fahrtgenossen gewartet hätte. Dem Manne kann geholfen
werden! Schnell zu ihm in den Schlitten hinein; die langen
schmalen Bretter zwischen den Knien, so geht es der nicht
zu fernen Bahn¬
station zu. In den
Häusern zur Seite
rüstet man sich
zur Christfeier,
Kinder stehen und
lugen an den
Fenstern; wie im
Fluge schwinden
diese Bilder dahin
und wecken die
Erinnerung an
längst entschwun¬
dene Kindertage,
da die Mutter die
Schlüssellöcher
auch nicht dicht
genug verstopfen
konnte vor den
neugierigen Blik-
ken der leuchten¬
den Kinderaugen.
Und dann sind wir
am Bahnhof, wo
ich den Zug noch
eben erreiche. Nun
erst, im warmen
Abteil, gewinne ich Zeit, alle die mannigfachen Reize der heutigen
Fahrt noch einmal an mir vorüberziehen zu lassen. Wie war der
Tag doch schön mit seiner keuschen Winterkühle! Welch ein
Gewinn für den inneren Menschen ist solch eine einsame Fahrt
durch die Pracht des eisstarrenden deutschen Hochwaldes,
die uns erst durch den Schneesport erschlossen wurde. Da
draußen senkt sich die Dämmerung allmählich dichter auf
die Erde herab, m den Häusern flammen die Lichter auf, und
die erhellten Fenster der Dorfkirchen deuten darauf hin, daß
man sich dort vorbereitet zur Christfeier, dieser urdeutschen,
tiefgemütlichen Erinnerung an die Zeit der Wintersonnen¬
wende. Dann tauchen die Lichter der Stadt auf, das Hasten
und Treiben einer aufgeregten Menge umfängt den Wanderer
und nimmt ihn in ihren Bann, ihn dem heimischen Herd zu¬
treibend, wo er gerade recht kommt, um den Kindern den
Baum anzuzünden. — Und dann kam der Weihnachtsmann!
Handschlitten im Anhänge eines Pferdeschlittens in Oberhof (Aufn. v. Gebr. Haeckel, Berlin)
Dezember.
Schräg liegt die Silbersichel überm Wald,
Im schweigend-ernsten Schneekleid lauscht der Tann,
Und selbst des Waldbachs Schwatzen ist verhallt.
Ein Fuchs nur bellt noch hungrig dann und wann.
••••••••••••••••••
Wo überm Bergkamm weiß die Nebel steigen.
Ist nun ein heimlich Klingen aufgewacht,
Drum muß ich stehn in andachltiefem Schweigen:
Das Christkind wandert durch die Winternacht. —
••••••••••••••••••
Wilhelm Uhlmann-Bixterheide.
Nr.14/15 DEUTSCHLAND ü^SSSääSSSä^SSSSäSSSSS^Isl 59 9
über die Bedeutung des militärischen Skilaufes.
Von Dr. med. Erwin Jaeger (Leipzig).
Zu den regelmäßigen Teilnehmern an unsern sportlichen
Veranstaltungen gehört auch das Militär. Patrouillenläufe für
Mannschaften und lange Läufe für Offiziere finden heute bei
uns zumeist genügende Beteiligung. In vereinzelten Fällen haben
sich auch Offiziere an den Sprung- und Langlaufkonkurrenzen
der Senioren beteiligt. Auch militärische Skikurse werden mehr
oder weniger regelmäßig in verschiedenen Gegenden abge¬
halten. Angesichts dieser Tatsachen dürfte es dann wohl
interessant sein, zu fragen, ob und welche Bedeutung der Ski¬
lauf für unser Militär hat oder haben kann.
Zunächst dürfte darüber, daß sich im Falle eines Krieges,
der sich in den Winter hinein erstreckt, skilaufende Soldaten
mit Vorteil im Gelände bewegen können, kein Zweifel herrschen.
Man wird mir vielleicht entgegenhalten, daß Kriege künftig
von kurzer Dauer seien und kaum auch zur Winterzeit statt¬
finden würden. Doch wer weiß das genau? Sollte es nicht im
Gegenteil angesichts der enormen Fortschritte auf dem Ge¬
biete der Technik, die den Menschen immer mehr von den
äußeren Einflüssen der Natur, insbesondere von denen des
Wetters, unabhängig zu machen imstande sind, einem Heer¬
führer, der sein Heer gern dem des Gegners überlegen sein
lassen möchte, naheliegen, sein Heer nicht nur während der
schönen Jahreszeit, sondern gerade auch zur Winterzeit schlag¬
fertig zu halten?
An welchem Punkt sich in Zukunft das Übergewicht eines
Heeres geltend macht, kann dem Sieger gleichgültig sein, es
kommt nur darauf an, daß es überhaupt Überlegenheit zeigt.
Es ist wohl denkbar, daß sich ein Heerführer, dessen Heer in
vorzüglicher Weise für einen Winterkrieg ausgerüstet und
eingeübt ist, nicht scheuen wird, einen Krieg im Winter zu
beginnen, zumal wenn er vom Gegner weiß, daß diesem die
gleiche Kriegsbereitschaft für den Winter fehlt. Dazu gehört
aber unbedingt die Kenntnis des besten Transportmittels in
schneebedeckter Landschaft, des Schneeschuhs, denn der
Skiläufer bewegt sich in einem Gelände mit etwa gleich¬
bleibender Steigung und
Fall durchschnittlich mit
einer Schnelligkeit von
6 km in der Stunde
vorwärts, der Fußgänger
höchstens mit 4 km, oft¬
mals sicher mit weniger.
Bei tieferem Schnee kann
es sogar sowohl für Infan¬
terie als auch für Kaval¬
lerie unmöglich sein, vor¬
wärts zu kommen; dann
sind skilaufende Soldaten
unbestritten Herren des
Geländes. Wieweit in der
Ebene das Skiläufen für
militärische Zwecke ver¬
wertbar ist, kann dahin¬
gestellt bleiben, weil hier
die weittragenden Ge¬
schosse ein Vordringen zu Fuß, wenigstens in Kolonnen, wahr¬
scheinlich selten ratsam erscheinen lassen, aber im Gebirge,
wo es sich bei Übergängen meist um nicht befestigte Plätze
handelt, wo sich ein Vorgehen unter dem Schutze der Ge¬
schosse infolge der Unsicherheit der Stellungen oft nicht er¬
möglichen läßt, ist der Soldat, der sich sicher auf seinen Ski
vorwärts zu bewegen weiß, von unschätzbarem Wert.
Es kann daher nicht wundernehmen, daß man sich in
den militärischen Kreisen des Auslandes schon seit Jahren
ernsthaft mit dem Skilaufen beschäftigt, z. B. in Frankreich,
Italien und Österreich, von Norwegen und Schweden ganz
abgesehen, die schon lange ganze Truppenkörper auf Ski
eingeübt haben. In Frankreich beteiligt sich das Militär offiziell
in erheblich größerem Maße am Skilaufen als bei uns. Wer ein¬
mal Gelegenheit gehabt hat, an einem der Wettläufe in den
Vogesen teilzunehmen, der ist zunächst erstaunt über die sehr
starke Beteiligung des französischen Militärs. Bei weiterem
Nachdenken muß man sich aber sagen, daß die französische
Armee damit den einzig richtigen Weg beschreitet, denn die
Vogesen als Grenze können im Winter nichtskilaufenden
Regimentern unüberwindbare Schwierigkeiten bereiten. Von
der richtigen Erkenntnis ausgehend, daß die Pflege des Ski¬
laufes von Sportsleuten ganz besonders sachgemäß geschieht
und Fortschritte auf diesem Gebiet von ihnen sorgfältig
beobachtet werden, unterstützt die französische Heeresorganisa¬
tion zielbewußt die vom ,,Club alpin“ veranstalteten Wettläufe
und veranlaßt Mannschaften wie Offiziere zur Teilnahme an
diesen Wettkämpfen, um auf diese Weise immer einen Überblick
darüber zu haben, ob die Fortschritte im militärischen Skiläufen
mit denen der Sportsleute Schritte halten. Dadurch ist der
Ski natürlich in den Gebirgen Frankreichs, den Vogesen
und dem Jura, schnell populär geworden. Die französische
Bevölkerung sieht ein, daß die Kenntnis des Ski von Vorteil
für den Militärdienst ist, und beschäftigt sich schon aus diesem
Grunde eifrig mit ihm.
Die Österreicher und die Italiener bilden in ihren Alpen¬
ländern schon seit vielen Jahren regelmäßig Truppen aus, die
imstande sein sollen, schwierige Alpentouren auszuführen.
Beide Völker haben auf diesem Gebiete unter der Leitung her¬
vorragend tüchtiger Offiziere schon Ausgezeichnetes geleistet.
Diese Proben mögen genügen, um darzutun, daß man im
Ausland den taktischen Wert des Skilaufes erkannt hat. Nun
scheint es aber, als wenn sich in den gleichen militärischen Kreisen
immer mehr die Überzeugung Bahn bricht, daß die Pflege
dieses Sportes fürTruppen
nicht nur die Bedeutung
hat, ein unter den schwie¬
rigen winterlichenVerhält-
nissen besonders begün¬
stigtes Transportmittel
meistern zu lernen,
sondern daß dieser Sport
auch darüber hinaus im¬
stande ist, die Mannes¬
tüchtigkeit der Soldaten
in besonderem Maße zu
fördern, d. h. aber nichts
anderes, als daß jetzt
auch von militärischer
Seite der erzieherische
Einfluß des Skilaufens, der
von Sportsleuten schon
lange auf Grund reicher
Erfahrungen behauptet
wurde, anerkannt wird. — Zunächst wäre die Förderung
der Selbständigkeit des einzelnen Mannes zu erwähnen.
Da sich nämlich beim Skiläufen nicht wie beim Gehen
die einzelnen Bewegungsphasen der Beine und damit
des übrigen Körpers nahezu gleich oder auch ganz gleich
wiederholen, sondern hier die Unebenheiten der Schnee¬
bedeckungen des Bodens sowie ihre verschiedenartige Glätte
Tempo und Schrittmaß fortwährend ändern und Angriffe
auf das Gleichgewicht des Körpers auszuüben imstande
Militärpatrouille am Start — Wintersportfest ln Friedrichroda
600 DEUTSCHLAND ^
sind, so muß der Skiläufer in jedem Augenblick und in immer¬
während wechselnder Situation darauf bedacht sein, sich auf¬
recht zu halten und doch auch vorwärts zu bewegen. Das
übt aber die Achtsamkeit und Umsicht des Mannes, die häufige
Wiederholung solcher Übungen macht ihn selbständig. Das muß
aber als eine besonders gute Schule für den Soldaten erscheinen.
Nimmt man nun noch hinzu, daß der Skiläufer nicht nur
körperliche Anstrengungen, sondern auch die Unbilden des
Wetters ertragen muß, so ergibt sich, daß durch diese Übung
neben der für den Krieg notwendigen Abhärtung auch Zähig¬
keit und Ausdauer ln ausgezeichnetem Maße gepflegt werden.
Bei den Wettläufen hat man mit Rücksicht auf militärische
Erfordernisse für Mannschaften den Patrouillenlauf eingeführt,
d. h. den Soldaten wird bei ihrem Abmarsch in verschlossenem
Kuvert eine Aufgabe übergeben, die sie unter Berücksichtigung
der besonderen Geländeverhältnisse in möglichst kurzer Zeit
lösen sollen. Die Unabhängigkeit von den gegebenen Straßen-
und Wegeverhältnissen gibt dem Soldaten die Möglichkeit, seine
Beobachtungen im Gelände in direkter Fahrt auf seine Richtig¬
keit hin zu prüfen. Die Fähigkeit der Orientierung im Gelände
durch den Soldaten werden wohl kaum bei einer andern Übung
so schnell auf ihre Exaktheit hin geprüft als bei dieser Art des
Wettlaufes, denn jeder Fehler bringt Zeitverlust, wenn er es
nicht sogar unmöglich macht, daß das Ziel überhaupt erreicht
Nr.l4/I5
wird. Es ist bekannt, daß die schneebedeckte Landschaft sehr
leicht denjenigen, der sonst recht gut zu schätzen weiß, täuscht.
Die durch den Schnee veränderten Lichtverhältnisse sind daran
schuld. Deshalb sollte ein wohlvorbereitetes Heer auch die
Orientierung in der schneebedeckten Landscha'^t üben. Das
geschieht aber niemals besser als beim Skiläufen, weil man
hierbei gleich selbst prüfen kann, ob man richtig oder falsch
geschätzt hat.
Als recht wichtigen Vorteil des Skilaufens für das Militär
möchte ich noch erwähnen, daß die Übungen des Skilaufens
von allen Übenden gern ausgeführt werden. Zu unterschätzen
ist auch nicht ein anderes Moment. Erfahrungsgemäß wird
nämlich durch die Übung des Skilaufens die Liebe zu unsem
schönen Gebirgsgegenden erhöht.
Nach allem möchte man wünschen, daß sich unser
deutsches Militär der Übung des Skilaufens mehr als bisher
befleißigen, überall dort, wo es nur irgend möglich ist, Ski¬
kommandos einrichten und die großen Wettläufe stets durch
sie beschicken möge. Davon wird unsere Armee nicht nur
Vorteil haben, sondern auch unsere Bevölkerung wird infolge¬
dessen dem Skilauf noch größere Bedeutung beimessen als
bisher, so daß der Schneeschuh, dieses wichtige, ja ich möchte
sagen unersetzliche Verkehrsmittel im Gebirge während des
Winters den weitesten Kreisen unseres Volkes bekannt wird.
Die Entdeckung des Wintersportes in Deutschland.
Von Dr. Paul Landau.
Die Anfänge dessen, was wir heute unter Wintersport ver¬
stehen, sind begraben in ewiger Nacht. Dem Nordländer sind ja
Schlitten wie Schnee- und Schlittschuh von alters her notwendige
Fortbewegungsmittel, und sie waren es wohl auch schon dem
primitiven Menschen der Eiszeit;
dafür sprechen die Reste von Schlitt¬
schuhen aus Knochen und Holz, die
in prähistorischen, Gräbern ge¬
funden wurden. Auf Schneeschuhen
jagen die Männer der altisländischen
Sagas, die Helden der finnischen
Kalewala pfeilschnell über die
weiten weißen Flächen; auf Eisen¬
schuhen läuft der junge Frithjof
vor König Rings Schlitten einher
und ritzt mit ihnen in künstlichen
Runen den Namen der stillverehrten
Ingeborg auf den glatten Spiegel
Ganz natürlich entfaltet sich aus
solchem zuerst aus Not und um
praktischer Zwecke willen geübten
Treiben eine kräftige und gesunde
Freude. Dem altnordischen Helden
ist das Schrittschuhlaufen — so
die ursprüngliche Form, das ahd.
scrltescouha — eine edle ritter¬
liche Kunst, wie Fechten, Jagen
und Schwimmen, und wie hoch er
sie ehrt, beweist seine Glaubens¬
vorstellung, die auch die Götter
mit solchen Werkzeugen begabt.
Der winterliche Odin, der in der
Edda als Ullr oder Skadhi erscheint,
fährt, in Tierfelle gehüllt, mit dem
Bogen bewaffnet, Schrittschuhe
von Knochen unter den Füßen,
über die Eisfelder dahin. Es war
dies das poetische Bild des alt¬
germanischen Mythus, das den für
die nordische Götterwelt begeisterten Klopstock so sehr ent¬
zückte und dadurch von Einfluß auf die Frühzeit des modernen
deutschen Wintersportes wurde.—So sind Mongolen und Finnen,
Lappen und Isländer und all die andern Völker der kalten Zonen,
auch die Deutschen des Mittel¬
alters, wie wir aus spärlichen ge¬
legentlichen Erwähnungen wissen,
Schlitten und Schlittschuh gefahren,
haben gerodelt und vereinzelt auch
den Ski gekannt. Stets ist solch
Wintertreiben eine Lust der Jugend
gewesen, wovon wir freilich nur
durch die Verbote hören, die ge¬
strenge Behörden und Schullenker
gegen Eisläufen, Schneeballen und
,,Schlittern“ erließen. Als eine von
Großen betriebene Leibesübung
werden solche Vergnügungen nur
hier und da erwähnt, so von Fitz¬
stephen in seiner Londoner Chronik
des 12. Jahrhunderts. Richtigem
Wintersport begegnen wir zuerst im
fröhlichen Holland des 17. Jahr¬
hunderts, wo die vielen, leicht
zugefrerenen Kanäle zum Eislauf
lockten, wo das gesunde Natur¬
gefühl einer jungen Kultur die
Reize des Winters entdeckte und
am Anfang der herrlichen Land¬
schaf tsmalerei sogleich Hendrick
Avercamps prächtiges „Eisver¬
gnügen“ des Rijksmuseums steht
(vgl. die kunsthistorische Betrach¬
tung „Altniederländisches Winter¬
leben“ von Dr. Eduard Plietzsch
in Nr. 12/13 der ,,Deutschland ),
während die klassischen Bilder der
Ostade und Terborch eine ganz
moderne Leidenschaft für den
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j{' iZv/ ^ uns Jus/ • u7r/i/~ cu/j j'srlis/^ssyjl'/T’
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ChristopS Weigel: Die Schlittfahrer (um 1720)
Nr.H/T5 i eooQQöQ Begas09aB9^ DEUTSCHLAND
i^ntl sei Lust ofi^^rtb^ran. HatUndi ist so ääs Vaterliud
des Wtr^ffspöTtes gewöjfdeR^ VöTT dem auch Völker, die bferfeits
vj eS f lij hif?r dl ^ se }Cör:^mbü^g:^Tj: n t und gepflc;gt ha ttm .
wie die Eagjärider uhd Skä^dif^äviier. die Mode übernahmen ^
ht Enetiändiand def ScWiHschuh seit unter der Rejeiemig
K^iris ILl von Holland au^ mn^eitihft^^ Aufnahme^
und ÄJich ßeufschland ist trr, iast ein jabihuhdejt:
von: den stammverwandten Nachbarn hex^ehdrUm^ »Oie
HollMder hebe i^b vor alien sclweibt einmal Kl^jjstoclc;^
,»weil sie ihre Tynümerf verjagt hab^^ und die: best^ Eis-
läüferV'^rhdv^ derim wir diese JCurt^t^ ^lemt häb^*n.'‘
Naiurjgtfühl Ijnd Sport sind tv/ev ännig mitein^dejr:.
schwiBlerte Es muß en=t wumal eme ^eelkirbe Ce-
fühlsIöKc, ästhetische Ei^geUteran^ gesc hatifn . d^^nit
anfänge Walthers von der Vogelweidfö schlagen das Leitnrotiv
an iii r d as; Em phnderi n och lao ger j a h rhwiide fi't nach ihm.
Wpj^ti sich d^e dann Älimähhch aulscliwingt; das ist da^
Kontrastg-eidhl des wättn^ xu der ICÄjt? ds draußen,
So Ubt etwa Johr: CKr, Gi^rither den Winter; w nun m
der Stube beim Ifqnk axd Spie! dqppeft gerntithcK ist uiid
die iangeti Nachte Zeit sEU vie 1 er Lusibarkeil ge^ ahrert^ Der
er^tc, det tiif die Herflichfeeic des winterlichen: Gewandes
der Natur em t^ffene.s Auge Kat, ist der Tne^Würdig hdb
sichtige uud sensible Mamburg*ir Ratsherr und Rit:fßbüti{er
Gaftenliebhäber ßaithöSd Heinrich Brocke^, der bereits b^i
i ^blh er sön dorW^ sch Ünen Wi n te r- Lands c h aft' ’ 'i n
Entzücken ger^t und rn ?.3hireichf^p :^,Widttir~C^dank&fr‘ zarte
Hel! fgtej t dei' Lu f t. das f unkein de Cj it ZiOT d So rm et) i?lTa hieb ^
vSchlSt'er^hK^'t . üelTi; Lk-h}rau^nb«rg- :'i!L-' FriirjijktUrt’ :■“"•
sich der Mcm&cK rm Gottes, h'eier N^tuj gan^
Ufid seine Kräite gebraucht : Die . Entdecb
:^bJjgs5chöhhfd du rch: iöid Coeth-
wmdi^e Grtundb^diugün^ vörofnvbcvjir '^ich der
Wickeln kotinte. So mußte maa dör>n aejeh i
{iebepi WundtT verstehen und IbhEtm 1
darangin^H , Jubel und Heri^nslust innrid
Seiwiee iU tumnieln. Da& Jlebtn'öllr BxnfLichten und Erfassen
der v,firilerlichtfn Nfttur: mit dem fengsani erwiichendeii
IriferesKT api \Vim Hand in HÄUdv üftd es daher zu-
mc hifh a n d L'hn ein ^ten G radm e?j ^er und iß picgd bi 1 d d aH -
grirpeinerx Ltnpfinden^> an der Lyrik^ :dii^s Erwachen des Sinnen
für die kalte Jahrc^tzeit zu vfliiolgerif sverni man die Grund-'
Iftge Uöd GfUridstimmUtig der gan^.en Entwicklung erkennen >vilL
,,Schade?i bnngrsi; Winter/du un^: nbtndil' und ^Mochte
:ver^chlafen ini W^^ter dic!^ Zeit?^ ““ Diese beiden Strophen*
: ■&^l/i'rtoü KJ.cjnü-^Si- tloriercndf^J ri X rnJinMiH'I
: Hin fl rin. NürralutV-j
den Sft.nfterx n^kenfalh d^r EisblLxrrien tim Fenster^
das fCniriicheri des Sd in ees uKtet^ den KüÖeri u, a. mit
geschildert hat. B rocket a fwühut auc li int erstem ßähd; sem^f
grolieiv Gedichf^ammtüng (1721) wohl zum oiptf-rimal ■'itt d^r
deul^diett Dichtung ^ oebenbej da^ ScKllttscHuhla;üfen aE ein
Wint^nfergnügen^ daii ihrVi bei den ^;r\gert Bezieliuiigerr htarnburgs
XU Holla nd n icKt iw tsek^nh t «fein ko nnle. .Abc r \y \e h nen dl ic h
weil ist döCb der Dichter dctiV .drdisehen VGrgiiüge.ns ifi Gott'
von Wint^rfre^ Ein i^an> passives uiid
gedieh nr'fiticic !t rise hv3>. •• ^ t^-i'ta.gen.' i ■ c s, '• xyen ii et.' .ü ugt::.
.. . • ■ an^er
:h.H>äTi;kr-'Fcltitr.
. ' Dat-Wipfd d^r htrEcK.titvf^-t^ W/idcf -..
ii,rft*^ec3 uns üesont!re Lvit/ ■ .■'. : ■•■
Still WiMci^ergrtügt^n entsteht mit Vo?:iicbtr vom
aus/ Ahv w'äftrii^ndeD, von FlanVtrr^rq um^pieK^tl fC^rrimi, beim
.f.‘. <■ /■'.'
602
DEUTSCHLAND
Nr.14/15
feurigen Glase Wein blickt er interessiert in Kälte und Eis
hinaus, und ,,Bratäpfelein brummelt im Rohre“, gerade so
wie später noch beim guten Vater Voß. Und was hält er wohl
vom Laufen und Springen in der grausen bitteren Kälte? Für
alle die, die nicht am Ofen bleiben und sich keinen Pelz leisten,
können, steckt nach Gottes weisem Ratschluß
,,sogar bloß Im Bewegen
Ein wohlfeil Mittel, das uns nützet.
Das auch den Dürftigen beschützet.
Ihm die zu heftige Gewalt des Frostes mindert
Und die dadurch ihm sonst erregten Schmerzen lindert.“
Stubenpoesie bleibt die Winterlyrik auch bei den meisten.
Anakreontikern, die mit seinen strengen und spröden Reizen
liebäugeln. Für einen
Gleim und Geßner
wie Wieland und Hölty
ist der Winter mit
seinem „traurigen Ge¬
wand“ gleich uner¬
träglich. Nur durch
Liebe und Wein kann
Uz im Winter die
„trübe Schwermut“
verscheuchen, die ihr
„trauriges Gefieder
schwingt“, und Za-
chariae meint den
,,rauhen Boreas“ allein
hinter den schützenden
Mauern der Stadt er¬
tragen zu können. Die
einzige Belustigung,
die alle diese Poeten
noch etwa als ,,Zier des
Winters“ gelten lassen,
ist eine Schlittenfahrt,
auf der man, m warme
Decken eingehüllt und
dicke Pelze gut ver¬
mummt, bei freund¬
lichen Schönen das
,,wohlschmeckende“
Schlittenrecht des
Küssens reichlich aus¬
übt. — Schlittenfahrten
sind die große Mode
in der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts.
Amaranthes in seinem
im Jahre 1715 erschie¬
nenen Frauenzimmer-
Lexikon, das ein so
lebendiges Bild von
den Vergnügungen und gesellschaftlichen Zeremonien der Zeit
bietet, erwähnt zwar ,,Schritt-Schuhe“, weiß aber nur von
ihnen zu berichten, daß in Holland das Frauenzimmer sie
,,sich an die Füße fest anbindet und darmit über das Eis zu
Lust und Zeitvertreib zu fahren pfleget“. Desto ausführlicher
verweilt er bei den Schlittenfahrten: ,,lst ein Divertissement
und Zeitvertreib vor das Frauenzimmer, da sie sich von einem
Mannesvclck auf einem mit allerhand Zierraten ausgeputzten
Schellenschhtten entweder in der Stadt herum oder über
Land führen und leiten lassen.“ Bei solchen Schlittenfesten,
die zu den regelmäßigen Wintervergnügungen der Höfe wie
der Bürger gehörten und sich im Karneval zu großartigen
Maskeraden gestalteten, waren die Damen aufs feinste geputzt.
Musikkorps und Vorreiter leiteten den langen Zug ein. Der
Kavalier thronte häufig hoch über der Dame und lenkte die
Rosse; die phantastisch gestalteten Schlitten, von denen noch
so manche erhalten sind, hatten „die Figur von Greiffen, Tieger-
Thieren, Schwanen, See-Muscheln, Delphinen, Pfauen und
andern dergleichen artigen Figuren, schön ausgeschnitzt,
herrlich gemahlet und vergüldet“. Eine rechte Winterlust
konnte sich bei solchen steif-pompösen Umzügen nicht ent¬
falten; das erhellt schon allein aus den Verordnungen am Wiener
und Berliner Hofe, nach denen die Schlitten nur im Innern
der Stadt fahren durften und hauptsächlich „zur Ergötzung
des Volkes“ dienten. August der Starke ließ künstliche
Schlittenbahnen anlegen, zu denen 300 Bauern mit Zwarigs-
fuhren Schnee herbeischaffen mußten. Doch hat man in
späterer Zeit auch die frische Fröhlichkeit dieses Vergnügens
zu spüren ängefartgen;.
Elisa von der Recke
fühlt sich auf einem
solchen Schli ttenfest in
den schneebegrabenen
Gauen Livlands zum
erstenmal der Natur
nahe, und für den
jungen Goethe in
Straßburg ist das ganze
tolle Leben eine „klin-
gelndeSchlittenfahrt*.
In vielen Bildern
und ganzen Kupfer¬
stichwerken sind solch
barocke Schlittenfeste
verewigt worden. Und
neben diesem beliebten
Motiv werden dann in
der deutschen bilden¬
den Kunst schon
andere Winter- und
Eisspiele dargestellt,
die darauf hindeuten,
daß der Schlittschuh,
auch bevor er in der
Literatur erwähnt und
gefeiert wird, bereits
hier und da seine An¬
hänger in Deutschland
besaß. Gewiß sind die
ersten deutschen Dar¬
stellungen von Schlitt¬
schuhläufern noch
von holländischenVor-
bildern abhängig oder
direkt nach ihnen
gestochen, aber es gibt
schon überraschend
früh — im Vergleich
zu sonstigen Berichten — Bilder, die nur aus der Wirklichkeit
des deutschen Lebens geschöpft sein können. So erscheint
auf einem Kupferstich des Augsburgers Christoph Weigel
(1654—1725) in einem wohl für einen Kalender bestimmten
Januar-Bilde ein schlittschiihlaufendes Paar, von einem Hünd¬
chen umsprungen: er die Hände im Muff, sie sich an seinen
Rockschößen festhaltend und mit einer Hand die schwarze
Samtmaske vom Gesicht entfernend, die sie gewiß aus Schick¬
lichkeitsgründen zu so kühnem, unerhörtem Tun mitgenommen
hat, wie ja auch später noch die vornehmen Herrschaften
„en masque“ fuhren. Darunter stehen die Verse:
,,Die Welt liegt unter Eis, es stehn die Wasserwogen,
Und doch gefriert uns hier nicht ein verliebtes Wort.
Hat uns Cupido nur die Schlittschuh angezogen:
So fahren wir erhitzt und als geflügelt fort.“
^lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllilllllllllllllMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIillilllllllllU
E J. E. Nilson : Schlittschuh laufendes Paar =
nilllllllllllllllllllllMlltlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllltlllllllllllllllllllllllllllllllliT
DEUTSCHLAND
Die sehr ^eiiau j,&KnltscluiKe" ^ind UfStl Ew^ld Klwt, der San^r des ♦,Frühiing‘\ deni<t a«
sdclic ,,nic<irigenT btoierj; flachgescl>j; fielen StaKle md langen WiAterü^ijes Gegenstiiclc, Das Falleder
wie alc in HdlUnd libhdi Wören und wic^5b >|l>äUM^ iKri för diese Pku: Kx>pt bl voü Win^terbdd^rv^
hoben bobi^e^chhfftiaen'' nicht schreibt er' tinchah Ufid alfri ersVeiri W^ihnacKt^feif.ftÄ^h
Ggelhc nach dem Bericht in deyamWit er Nicola* atif eine? Spazierfahrt attiS dem Gedreht
vor- war ;4m Fnde eme.s Keflcn WiaJerLag^i'^^
»:fcr Freund; .^die Abendröshe bückte d^urch die bea^fleiten
Öä lime d röi: h ete deh Hon zaiM und die benachbajt'i Spree,
Kleist, gewohnt/dmeh Naturschönhekea schnei! ^nihrt und
er hcilei't tu werdcri/ icam in rfne Art Enttheken und deUa-
tnierU: fuit; Inrugkeii aus sernefii aiigefan^iien .Winter" - -
Erhalten hat 5U:h jeider nichts von diestyn Gedicht.
J TroU solcherVbrJäWcr,
die tif^n Sinn und, che Stim¬
mung tor das neue GeßiH
vörbereitetCfi. bt der ei^entr
1 j d> e Entdecker d er Wi ntcr-
Ächdnbeit wnd des Winter-
Sportes btri unsKlopstoek
word c n ^ der fü r das dciilac i ic
Volk erst .,dein Fnii Flhg^t!
erbfid“. Der Dichter des
*jMessias’^’ harte in seiner
jyffcrtdreit sehr seltene
Giück gehabte ein eh Vater
zu bcsit^tmv der ihnr un¬
gebundene rVelheit und
!aij fl i de K ÖipeKi I >n ngen
gestattete. Er war m\ kUhnor
Beiter rnit einer fast narn -
sehen Liebe /u Pferden^ em
g\ it er Sc gie r; der gern Boot
fuhr; ^ich m dn^ . kalteni
Fluten :i^u Sturzen und m
schwimmen PI war ihm Ge¬
wohnheit seit den KuabaU’
jahrcri; me war ihm Iiei
SpaZicrmrü sehen der ausp-
tretene Pfad recht; er S!reilte
<l ucrfcidem ii her Stock un d
Stein, durch Gestrüpp tmd
Herfeetu Es war ^Uo nätur-
tick, däfi ihn auch die von den
I Joliäuclcni gepflegte Kuu^t
de^ „Schlittscliiih&'’ rmeu
Doch ist er erst ver-
htthr*ismiJf};g spat zu diesem
Liebfm^sspoJt ge-
Schnabtflrr
i^och Klopstock, der die /
fojdeu mothte, dem iungen
.yDi^htung und Wahrheit/ernpföhL Etwa cm lahmhnt später
Ziehen w>rauLemem Kupfer von j, A/DeEenbach (1687—1765}
ein buntes WinterUeib^n# das dep Duisiindteich bei Nürnberg
bejebt. Elegante Damen titzen in prachliefetr Sch litte cs mit
reich angeÄchJrffcn Pterdeu, ^or\ Kavnaljt-ren lusterbah
Auf dem Eis tummeln sich xahlrciche Läufer/nin Kuaben.
und in der ist ein i.Schhttenkiriisj&eir drigcnclitett an
dem sich ' leiclite. Rödd- .
scMitl^ Jycliea. Gevnü'ver-
^ügte skivsc hfiuptsachiicli
^m.
Dann fdTW.iJOinl di-i Jür^ji-
linif D><;kt durch
Flutcfi.
Dann t'u-f bart^ry,
ki^ UMifipjir
Oi« Fi,’t& tttit dOfH SfflM.
ijfiii li^rt Rnitr^ ^ ^
Der an-* cien
Strrfngt RauiJer in r^einer irn
Novembet 1744 gedicht^kn
Ode /.Sehn Sucht nach dem
WSntec' und gibt damit die
erste Vefherrlichi
Scbbttschulus
Dichtung. l
das 1748 zuersi gtdfcfckt wurdi
Kidffistcrck zitiert
temljer (748 und hat di^durth vic]
iTfit StahEchuh
ein Jahrzehnt >pi
/pVide,^ ul ah^ stet
Jer« ijüeresssjnvcn Verseil dürchklihg^Tro,
Gedicht ein neuer Gebt Derl^chafHc und böchsien?
viom Zimmer au4! neu^derig betrachfJ2tr? W'inhfi. er wird h Itr
urigcstum in^rbdigc^chhi. UherhaLipt meldet sich in dieser
ersien HcJdpiVäm d^s Fnediidi unter den BerSiru^r
Fo^t^n ^ Vorliebe für die nj/iu'tiichste^
Der A^thehW Suber empfiehlt 1746 Cotlhp l^u^c
angeijJgentlichsP, eine Ode Preise des Winiers ?ii schrtub^n.
seinem
kommen. Dab er in Dane-
1 tnark t das seine zwei te Heimat
; gewordent che alte Tradition
J noch YötlÄrid, ist wal ir^chei n-
^ 1 i ch^ <)rbet die Ko pen hö i^entr
Cesdhehait hat steh erst
zum iang ver gc&sc neu Eijbi u f beke h reu lasse n.
PtT/entscheid enden AnstoBb<?tc vv’jhl runaefut die; üesialfen
der Altnordhchcn GiStterwelt/ in die sirh der Dichter dapiab
idon sch«it I ich VC rtj che ü ri d d u rc fi d lit er c 5 n c german is^. he Ke?-
naissanct; der Poesie in Dichmrig und hcraidVüHcsehwfcTi
hoffle- Seinem junger und Freuudecd^mi W'^iener Denis, dem
<er vorn a;Sduittschuhlaufcu' voTKhw'armt, muß er mi
klären, wovon the Redo HC, weit die-^^r keine Ahnung hat.
worurn e/sith dat^el Emdck Uiid dä nennt er voll Stob ab
ete Lx^angelium des Fjdatifes die von den /Barden so hüch“
ve/d^ltt! Edda: ,,AlsO haben Sie cä auch (wte bedauie icli SSiO)
nicht verstanden. w«rtu Sn^ iü dä’ Edda, dfeern ältestien C^enk-
mal ufiseir^ nördfichmri Vörfahrcu, ^^elcsen höben, dah der
cKie der /eth5chen Götter vornähndich Bogervschuß und
m unserer
t5 Cedichfi
l/;NihQn ■. WiAi^fv^r«rf>AÄ>.:T! .^uf
:icbtc Aufsehen;
an liodifiei vom 2L Sep-
lleicht die B^'köTTuL-cJiäft
'gemaclit, dcÄiferi hcgeiFtertcr Proplie* er ef
fät^ weiden Mag äuch das Ho/azis^rhe
nive .canxllduiit Sof^cte ' anftinghch In Röm^
. Ädebt dikh in dreseni
iii. ln seinem
604 ^
DEUTSCHLAND («3 000 000 000000000 0 0000300 « Nr. 14/15
im Schlittschuhlaufe vortrefflich gewesen sey; daß dem Tialf
nur der Geist des Riesenkönigs, dem dieser einen Körper an¬
gezaubert hatte, in diesem edlen Wettlaufe hätte zuvorkommen
können, und daß es König Harald seiner schönen unerbitt¬
lichen Elissif unter seinen vorzüglichen Geschicklichkeiten
genennt habe, daß er stark in dieser Kunst sey. Ich hoffe. Sie
werden endlich einsehen, wie sehr Sie zu bedauern sind!“
Es steckt in diesem Scherz ein Kern von Wahrheit: der Dichter
glaubte, daß nur der seine Eisoden und seine „teutonische“
Kunsterneuerung ganz verstehen könne, der in der ,,Kunst
Tialfs“ bewandert sei.
Klopstock ist wohl der erste Deutsche, von dem wir wissen,
daß er den Winter mit ganzer Seele liebte. Die freudigste
Zeit des Jahres für ihn war, so berichten seine Freunde, ,,wenn
der Nachthauch glänzt auf dem stehenden Strom“. Zarte
und feine Winterstimmungen läßt er in seinen Gedichten
anklingen, wenn er auch freilich den ganzen Reiz einer Winter¬
landschaft noch nicht gemalt hat- Ums Jahr 1760 herum be¬
ginnt sein Enthusiasmus für den Schlittschuhsport. Mit Vor-
A. J. von Prenner: Belustigungen auf dem Else
^iebe fuhr er auf dem Lyngbyer und Friednchsthaler See,
deren leicht zugefrorener Verbindungskanal eine besonders gute
Bahn bot. Hier brach er im Jahre 1762 ein und wurde nur durch
seinen treuen Begleiter Beindorf, dem er dafür noch in dem
Spätgedicht „Winterfreuden“ ein Ehrendenkmal gesetzt hat,
vom Tode errettet. Sehr hübsch hat Peter Helferich Sturz
uns den Schlittschuhläufer Klopstock geschildert: ,,Kaum
daß der Reif sichtbar wird, so ist es Pflicht, der Zeit zu genießen
und eine Bahn oder ein Bähnlein aufzuspüren. Ihm waren
um Kopenhagen alle kleinen Wasseransammlungen bekannt,
und er liebte sie nach der Ordnung, wie sie später oder früher
zufroren. Auf die Verächter der Eisbahn sieht er mit hohem
Stolze herab. Eine Mondnacht auf dem Eise ist ihm eine Fest¬
nacht der Götter. In dem Eisläufe entdeckte sein Scharfsinn
alle Geheimnisse der Schönheit, Schlangenlinien, gefälliger
als Hogarths, Schwebungen wie des pythischen Apoll.“
,,Es gibt für mich gar keine Leibesbewegung, die meiner
Gesundheit so vorteilhaft ist als diese,“ schreibt er an Denis,
und für den so oft leidenden Stubenhocker Gleim hat er ein
treffliches Rezept bereit: ,,Es ist doch ewig schade, liebster
Gleim, daß Sie, wenn Sie kränkeln, sich nicht durch Schlitt¬
schuhlaufen kurieren können. Es ist eine von den besten Kuren:
Recipe, drei helle Stunden des Vormittags, zwei des Nach¬
mittags, gute Gesellschaft! Viel Frühstück. Item ein wenig
Nordwind zum Trünke bei der Arznei. Treib dieses acht
Tage hintereinander! Probatum est!“ Er selbst folgte eifrig
dieser heilsamen Vorschrift. Seine Briefe an die geliebte
,,Edone“, an Caecilie Ambrosius, durchklingt wie ein helles
Läuten seine lebhafte Eisfreude; er fragt sie: ,,ob Sie nicht
ein holländisches Mädchen und meine Schülerin auf dem
Eise werden wollen“, und um des „schönen Eises“ willen ver¬
gißt er sogar, an sie zu schreiben: „Wie ich aufstand, da war
so schön Wetter, und ich war so lange nicht auf dem Eise ge¬
wesen, und ich hatte auch die Bewegung wieder nöthig, daß
ich, statt zu schreiben, ausging, bis zu Tische auf dem Eise
blieb und nach Tische wieder hinausging, und eben erst jetzt,
es ist nach 6 Uhr, den schönen Mond, Orion und das Eis ver¬
lassen habe, nicht, daß ich nicht gern noch geblieben wäre,
allein, ich wollte Ihnen schreiben, und das ging doch draußen
nicht an. Und leidenschaftlich wie seine Passion für die
„Bahn des Kristalls“ war
auch sein Wunsch, andere
dafür zu gewinnen. „Eis¬
lauf predigt er mit der
Salbung eines Heiden¬
bekehrers,“ erzählt Sturz,
,,und nicht ohne Wunder
zu wirken; denn auch
mich, der ich nicht zum
Sch Weber gebaut bin, hat er
auf das Eis argumentiert.*
Ein großerTeil der Männer
und Jünglinge, die dann
als seine Jünger den „Tanz
auf demWasserkothum“ in
Deutschland verbreiteten,
haben von ihm das
Schlittschuhlaufen gelernt.
Den ungarischen Grafen
Batthyani möchte er als
den Sendboten des Schlitt¬
schuhlaufes nach seiner
Heimat entlassen. Mit
Mathias Claudius, den
Stolbergs, dem jüngeren
Cramer u. a. läuft er zu¬
sammen. Mehr aber noch
als sein Tun und Reden
wirkte sein Gesang. Nichts hat den „Beflügelungen des Stahls
so viel begeisterte Anhänger geworben als seine damals so hoch-
gefeierte Dichtung; die „Eisoden“ hatte jeder auf den Lippen.
,,Ich erinnere mich ganz genau, daß an einem heiteren Frost¬
morgen ich, aus dem Bette springend, mir jene Stellen zurief:
,.Schon von dem Gefühle der Gesundheit froh,
Hab’ ich, weit hinab, weiß an dem Gestade gemacht
Den bedeckenden Kristall . . .
Wie erhellt des Winters werdender Tag
Sanft den See! Glänzender Reif, Sternen gleich.
Streute die Nacht über Ihn aus!“
Mein zaudernder und schwankender Entschluß war so¬
gleich bestimmt, und ich flog sträcklings dem Orte zu, wo ein
so alter Anfänger mit einiger Schicklichkeit seine ersten
Übungen anstellen konnte.“ So legt Goethe in ,,Dichtung und
Wahrheit“ von dem Enthusiasmus Zeugnis ab, den Klopstocks
den Schlittschuhlauf verherrlichende Gedichte entfesselten.
Der Sänger des Messias pries ja den Eislauf auch, weil er
ihm dichterische Gedanken eingebe und seine Poesie beflügele;
so hat er seinen Dank den Musen in Versen abgestattet. Eine
Spanne von mehr als drei Jahrzehnten umfassen die fünf
Nr. 14/15 i§BB000^B0000000000000^(^ DEUTSCHLAND («B 80 e^ 0 Q 00 €) 00000006 eeeoe 00 » 605
Eisoden des Dichters; sie heben 1764 an mit dem berühmten
„Eislauf“, in dem so künstlerisch verklärt und doch sachkundig
der Zauber, das Glück und die reizvolle Gefahr des Wintersportes
dargestellt sind; sie schwingen sich empor zu Hymnen des
altgermanischen Mythos in den beiden Gesängen „Braga“ und
„Die Kunst Tialfs“, die „Wittekinds Barden“ in den Mund
gelegt sind. In dem Symbol des schwebenden Tanzes auf
glatter Bahn kreuzen und einen sich die heiteren Liedestänze
der Heldensänger, und die leichte „Bahn des Kristalls“ weitet
sich zur selig beflügelten Bahn des Lebens. Die trefflichen
Choriamben, abwechselnd mit ganz freien, feinhörig gebildeten
Versmaßen, halten den Rhythmus unvergeßlich-eigenartig
fest. „Der Kamin“, aus dem Dezember 1770, greift das alte
Motiv der Betrachtung vom Zimmer aus wieder auf, aber der
Claudius freut sich jedes hellen Dezembertages und singt sein
Preislied: „Der Winter ist ein rechter Mann, kernfest und
auf die Dauer“, während bei Voß „Reif im Haupthaar, den
Bart voller Eis, taumelt der Alte Winter anitzt aus der be-
nachteten Höhle Grönlands hervor“. Friedrich Leopold
Stolberg, für Winterfreude und Schlittschuhlauf gleich
begeistert, singt 1776 sein „Winterlied“, in dem wohl zum
erstenmal die Schönheit der winterlichen Landschaft rein
zum Ausdruck kommt:
„Auch sieht mich alles freundlich an Das Meer, gepanzert, weiß und hart.
Im Schmuck des Winters angethan. Der krause Wald, der blinkend starrt...“
Herder ergötzt sich an Klopstocks „Schlittschuhsilben¬
maß“ und „Wintermorgenmusik“ und sucht es ihm nach¬
zutun. Am stärksten und modernsten aber kommt, wie jedes
J. M. Siccrist: Schlittenfahrt des Kaiserlichen Hofes auf dem neuen Mehlmarkt in Wien um 1730
„Weichling Behager“ bei Feuer und Punsch macht diesmal
schlechte Figur neben den kühnen Jünglingen, die
„Unermüdet von dem flüchtigen Tanz
Schweben so Tage lang."
Ergreifend ist der Abschied des Greises von dem ,,Kristall
der Ströme“ in den ,,Winterfreuden“ (1797), ein wehmütiger
letzter inniger Gruß voll glücklichen Gedenkens an den nun ver¬
rosteten ,,Wasserkothurn“, der ihm ,,der Heilenden einer“ war.
Klopstocks bahnbrechende Begeisterung in Lied und
Tat riß die Dichter, die nach ihm kamen, wie die Zeitgenossen
überhaupt, fort. Selbst Anakreontiker machten die Mode
mit, so j. G. Jacobi, der zuerst mit Gleim und Uz über den
Winter stöhnt, aber ihm 1768 dann viel Schönheit abgewinnt.
Für die Sänger des ,,Hains“ und des ,,Sturm und Drang“
ist der Messias-Dichter auch hierin vorbildlich. Mathias
Gefühl, das die Zeit bewegte, auch die Begeisterung für den
Winter in dem jungen Goethe zum Ausbruch. „Eine mächtige
Kälte zieht durchs Fenster bis hierher an mein Herz, zu tausend¬
facher Ergözung,“ schreibt er Anfang Februar 1774 an Betty
Jacobi. ,,Ein großer Wiesenplan draußen ist überschwemmt
und gefroren. Gestern trug’s noch nicht, heut wird gewagt.
Vor zehn Tagen ohngefähr waren unsre Damen hinausgefahren,
unsren Pantomimischen Tanz mit anzusehen. Gleich darauf
thaut es, und jetzt wieder Frost. Hallelujah! Amen!“
Da Goethe in Wetzlar wegen seines „Schhttschuhlaufens“
bereits Aufsehen erregt, so wird er die edle Kunst, deren
Erlernung er in ,.Dichtung und Wahrheit“ so schön beschreibt,
sicherlich während des ersten Frankfurter Winters nach Stra߬
burg (1771) auszuüben begonnen haben. In dem tollen 1772
entstandenen ,»Concerto dramatico“, das auf seine Darmstädter
Ö06 DEUTS CH LAN
Bf"^ieiyaf^t^eri hinw^ist, «uie Strophe: ,.Au[ Sch litt-
schiih Wie ßht^e FSüßh bJrtA ^ A //^y iind in den ^p^äteren
j von S 774 bfs 177Ö wi fd dl caS^Ji fittscimk iitbit im W
ziim re^idmHßi^e» Abs^:'Klld TageV^ ganz ii^ch
der Devii^e des terrKtben ^£5-Lt:b^;ni=-LWd^^^
Das SchhtUdiiihffthfeü w^ittie niin fiberall m p€uiscK>
fand Sitte und Yielfsidi ./zu einer fotttauienden Hofvefj^ugüng''.
] rt Wetmai z. 8^ wai cs setiotv vor üöd:Kn ^4bl \cH~ Der 'RitV
me ist er von Lichten berg» der früher ln KbillifydiscKefi Diensten
gedanci^m Und ; etiv Mei^tf^r:: dtt Kunst geworden wan
Kdt^ e^A<ünL 5 trf 0 btt und JcKrKr'eäA Ende der 70er Jahre üennt
GodKe ; td i e 5ch nttse i iü hbai m der;; rsa rjn ml un g^c»ft der
guten GesclUcbäft^f- Aut dem Teich im Baumgaitei war
Ej ri Ha 145 chen eriri Jitet w*6rd<mj und al Hon ofatii^rfen Kdten
ZüTfjtb irper Herzog sejKsh^^ t^ ^cltlang fast täglich^^"'
entihlt Lv'nKer m stm^ Erinn^rungenf i4üch die r^^gie^^trlde
Her^^ogitAj. df_^ Fr^ri Stejirt tmd^ ,m andere Damen et-
K^rntrru und: :^r Ffeüde, die 0yrcK!ancKtige Trau
mit volW m Anstand übe r d?tä Ei s -schweb en x u ücK e r . Di c
CctTÜrta SeKrötCf Viel Fertigfeit dafln At^aingt ; ihr^ scHdne
hlgüT fifthim si(Ji daboj vQrts'^zffnctr Mancherlei Frühstücke
wurden da}>cj teds von teÜa von Arrdern
Vom Sl^hde gegej^enJ Auf den gefforen'^a Schwan sc wiesen
w'urdcn große Eh;fe&te veran^iair^t^ F.iH^wiaskeradeö* fes-i denen
dif' Herrschahert in sonderbaren VefLleidungien, x, B. einmal
BarJtt• gtl ichv. -hf ■• nj ifjf f'' ■: ^
VVj jrt u?r4 br&c bt t Gm l li e 4uc bin
F f snki o r t d^ß „Sc • > rll t athüh'', ü t duf Klo p ^ 11 c U Mb hü üi^ g
hm konAcqiienl sö banrue^ lir) fVIüde. htnkooilTiE: in
h^aSni: und dann «v Wi^hnör, ^chbaSIl er ^Ich di^ IrStÄhle''
die Si>)|Kmj Liberall wirbt er Anhäjfrgc^r für :düri;Sp^
:7u Ki>ugF 1 odt/ Bore, aa dtn cf sclvreibt: ist wIcd»?r Eis?-
baKn; ad»cu ihr Mii^orr .öd<^r m hinaus auf di^ Bahr^ wohin
ihr Klop^tocketi ful.stei J .Zum .^Ew-Tfüchzeittag'* ßVegi er
hmaus auf die Röd^dWmer Wiesen an der Nidd4: wü ^Ibh
Nr. 14/15 a gioQeeo a 0eaaaa 0^i^^ DEUTSCH LAND
607
GütW erwähnt, demzufolge das Schlittenfahrenf rmr mit elnern
besöndefefi Erkubul sachein gestattet Noch ! 785 erließ
Kurf^r^t von Trier t^m Vefhjotp Ek gehen, Es
War aber aijhl^h dl^s dehn halten'
Päd^gog^ö ihjTp- Stldune erhöbeB UJi4 W^ncl-
: lurig..•zu'W;ege-.^i^bracht.... ^ ■
: ; Sc h Oft : die ^^mofahstheB Wbehcti^chrtfen"^ vorbngten
»imjehf Lichu m^hr Luft/ nißbr Be'vyegving''^ für die Kinder.
Dufcli Roysseaüs ie' utiA die auf dl esen Gmridiät^en
weiterbaüenden , dmlsc hen * Th i bn f ropm isten'' afe wurd e
diesen Fbrdetüiigen ztiirt Siege verhol fen. Wie man jede V
zart^liing und &h^hgung verdamm^i erkannte man au^
in d^^iV Leibe^übhn^en em treffliches Mitte} gesunder Er-
ijiehuBg. \yDIe Kinde f tfeldlg iahfen> ^^ptingcn,
schritterni Scfdütschuh bufen^.red^ Spielen und kegelnp’"
?,agt Stuve m seiocm Büch ,TJbef. die korj^jeidicbe Er^Jebüng*
i 178 J). Basedow und G^mi pG ; emp b btch Wtü ter^^po rt j eder
Äftf Äiihh für Mädchen. NachdtBckfrch wci^ Vieth 1756
iiV y,VorWuri^ iiber Schtitirichuhlaufen*' auf dai
nachÄhrheriKWeTtc Vürtdld^^d^ Holländer hin, und der Aitt
J/ P. Frank iriH lüir den Bälaut in seinem System riner voih
ständigen m cd J z Ip ijä chen FpU ze i' ^ (S 79 f) vom hygl eni s chen.
Stah dph nht a ü s iin b e ind rin gl J c hst e cir^ * ! .0ß> Sch 1 Btsc h u h e
laufenT sagt er da. ^Mi die aligerneine Ergötzting der holläht^
discfeit Jugend Vmd yerdient überall mit Fleiß cingefuhrt /^it
werden. Das ydibHchc Gcsdilcc^ den Niederlanden
Kräfte genug, um der Kälte; mit ftinherc} Fu6 Trotz zu bieten;,
yäh fenddem u n^ire P} rticheh Din gi? r hin tcf dem Ofen
Fi \ e t stficken 1 * : 0tr. en^h tliche L^;^hre t de r d e u I sc hen J iigend
auch -im ScHlhtschaMaufcn der ,^GroiL und Erzvater
de r Tü rnkün Et ‘', der: t reff f tc he G n t sM ut ii s, der; den tu me--
rischen und pädagügvsche*=E Weh des Eislaufund dei Ek""
spiele hen^örh^bt und 4^^ ScTihh^ehuhlaufen, eine Bewegung
nennt, ^^die älfes übehnfft, wa^ Bewegung haßt’h in ao
Schlittschuhe, kutschierte auch den Schiiten nicht mehr
äclbst, aber der Dicht er Goethe hat noch in seiner Spät zeit
d i escr Leiden sc halt seine f j ugend - nn ver gl ti chKih schöne
SchildeAmgen gewidmet/
Im /rWerthe.t''' wie nn Ti^Wäihelm Mel^ter\ und ebe^nsü
iri der ^länzendfen Däfstd des 12. Buches itn IlL Teil von
»Dichtung und WahdioK bt der Ei^dauf und seine StWimuni^
in klassischer Fomi künsticAsch gestali^t, Goetfie hebte es,
bei m Miindlicht: bis in die späte Nacht hinein sü fahl crt.
r^Eineh herrlkheB .Sonnentag so auf dem Eise zu verhnngen/
gen ügte un^ n t ch t j wi r se t zi en u nse re Be w'^egun g bi s spät ut
die Nacht fort. C%nn wie andere Anstrcnguitg^n den Leib
efmüdenv so verleiht Ihm diese eine immer neue Schwnmg-
kraft/ D^t üluer d-en nschthehen. weiten, xu Eisfeldern übet“
fl Öfen en Wiesen au$ dbii Wolkerj heiyOTlretendc VolltiScEnd/
(he unsetm Lauf cntgegensäuselnde Nachtliift, des bei ^^bnvJutien"
deifTT W^ser sich senkenden Ei^iCs eiTüSthäfter Donudf/ünserer
eigenen/Bewägungöti sondcrbüicr Nathhall verlegenwäTtiglen
uns Oasianisehc Ss^nen ganz vollkommen^ In den ürtheim"
liehen N^htbildeim des ,,Wenh^^^ spiegelt sich dies Edehen
vdder; die klari?x fähig gemessene Schönheit solch nächthdicn
Laufes aber, wie; sie Goethe in Wämar z>jsammen mit der
BebhchGn kräftigen' Corüna Sdrroter genöüsenT entlHtSlet
sich rfem und g In d^m B!H de?f sch!itechuhLu lenden
Paares Flavlo und HILna au? ..Wilhelm Wande^^
jiihfen ^ (2. Buc5, Kap ). Coethe^ der üildt ip seinejni Bätu r-'
wissenschafthdien BctraciitungeO dc;^ Schbttidxuhffa gedankt
und an i Ktn z. B. di e physlkälischen tt-, von Fall ond
Stnß eriätiterl ■ Kat in d i esen We rti g^n bei ton. die abe j zu den.
M^jistier^ikken (iautscher: Prosta gehören, eine yp II endete Dar^
Stellung d«r WuJid^ HeTrVichkcjt des SchlidsiT*Bblaüfe£
gtischatfe'm Urn diese Serit wiu der in der biL
dertden Kuu^t längst belLbtes Motry gworden,
m Fmtikre K ht HO die j .RotwebteiV" i hn vo r der Rerolui i m
einfiihrten y.nd der schone St; Geoirg^iS: im^lUcklicheu vieLmv Kat sieh ihm auch dann ü Jählt
MaA-C Antoinette das. yvardende \Voit L>Cehtbd*^^^ den ELUuf tu wetdim yvirkenden
mit dem schärKn Stall! aufs EL zelchhet^^^^ Bddern turn“ untef den körpfiihchen OWnigcn auf. die yeder betreiben
sollte,
LancirtSv St. Aübin ^ Und Morenu^. soudem aOeh in Deutsch-
Jarid süf den Kuplom NiUtms und iVo frän-^
zößistrhe. Paare fcSegante. Eism^hüete Unzen.
Wir haben gesehiLm. yy die Freude «wo Wmte ImicMirB
«üfkeimte und sich aus diieser Bereicht-rung de& Natufgcfühl.^ iJl die andern^ noch Schwer gelitten unter der V^rd^^
der WinicfSport entfaiteie, Aber mlf dlisser Entwitklung det SpiH^ Im Fmlen, sp nym elft Kmgyt G
hängt hoch eite andere aufs engste zusammen, die erst; d^p dä$ GKidk dei freien BGwegi*n^ ühd damit aüch die Lust
: ■• i . . ■ t ü Ml ■ I . ■ T^. '-■•.■• f- t^. ■ t .I ;• 'fl' . % 1 .f' '. .t“»' it'r h Ji ■ '
Die Wirkung sokher Lohiöri äulE Leben bheij fucht au B.
Hatten die Kinder sus dor Gl^tic^rätiö^n um die Mitte des jahr-
huodGrts. rler Weite G^ethL Je<in \Päul, F tu Aug. Wdtf upd,
Sieg dei neuen Idee vullkonurjeiv mai hte. Es. iVt die ReveSutiorf
in der Pädagogik, die ebcnfälL aus du' so ^eratndeAte .Stellung
der Natur gegGfiüher gehpien wurde Und wie dö& Landsclmte'
empfinden letÄen Endv3 Rouss^: au seine Entstehdtig verdankt
L stets die Hauptetiit^c jGdes Sprte^^ ^cwtüScu:
wuchs sieAäfst hh Genuß jener Winttrheiidte auL dann konme
die düAh die. Dichtef ms Leben gerufene Bewegung nicht
mehr eteIckL werden, mußte &5ch stetig und hben'^^? LA"
pffan zen. bL? r j age ^ibe r hat te m an Im 17, ja h rhtm dort
und in Air e rsteu Häi fte des 18* i h k bestes R ech t gera uht :
kö rperlieh e U bü n gen wären: yi ren g verpönt ^ die Be vvegu h g
im Fnrite galt all hÖcK^
Spiel als iäde:tp^wei1e ÜntäUgkeiK
der Behbfden und den Geserzen
der Sch ulen begegyte wir dahte
auch häufig dein Vertet/ sich -m
sckaeeballte oder auf?: Eis >u
geh^ n / Die Ms nM-e Ide r:: BcHnb
Ordnung von 1 580 t,- B; übt ct
bei dteagcr St fa fc , ^ jen es unU athr
liehe, geradez,ti närrischf/Hih-^^^te
Herlaufen auf Eistlächön'v: SLlt
vieler anderer Verbote IS f s^*cfi
das ^tPateru'' des Herzog? Errist \ tm
dry/Ge^ jede>
In den Vemrdnungen
■■ ■• .
Mellttrihäer; Wjntfirvcr^ügen.
des Wintern vollauÄkostm dürfen; Der von E)^
Arndt wirft man^^hrnd ; absicfithch tet dem Schfirten uirh
tmd WC h Txi il \ Wen h ith; m Ich au s dejm Schnee he räUswü hknd*
eine wmbi^ch plius^ende Gebärde gteeigt fügt At'n^dt hiuzm
Lud wig UKland-i btehsfe^nfcer^^^ Ist das Schilttschuhlauicn,
,;iin wckhitm zur Viftü<>$h;Mt gebrächt V und des kleinen
Karl von Rgu mers sehe di chstcr W un i 5h . FHü*ä t tu wcrdeii und
Schlittschuhe te bekommen''/ ^IDle Säililt^idiiihe ; bekärh Ich
bald'' < 6r wütd 0 ein 1 e id erts chaftliche r und glärtie rid^ r Layf ^A
der sicli JiOgnf, um iim Sommer auf das Vergnügen nicht ganz
vei^ibbl eu te m usste, selb st Roll sc bu he verf ertigte. ,, Aber
m h er liud. dm Huaai^cn kam ich erst zwanzig Jahre
Spätet "* E$ ist muht zufällig; drei, die wir als- Bei-
ipieL heran ^griffen, um da» Be-
he bi werden des Wintersportes bei
der Jugend px iliustrieren. Ic<
.den Befri5fÜinLg?kTie£eu Uhlaud
Wteigäter!^ Dichter :"■: eme
RöU a ito&pi e h h a bcrt r wä r die
Generation^ die vor !00 Jährai
das Jödi der Fremdherrschaft zer-
bmh, d Ir >ic.h auch j n de r
K i ndh eit mi t Lei b und Seele
dem hmgt^gehep
608
DEUTSCHLAND i< i*^ i «t«(XoaQQajQtJüuOLfcjt3Qa ■ Nr.U/15
Verschneites Dorf (Zeichnung von Anna Fehler)
Wintersport auf dem Dorfe.
Plauderei aus Niederdeutschland von Karl Wagenfeld (Münster).
Hätte vor 35 bis 40 Jahren jemand uns Dorfjungen gefragt,
ob wir auch Wintersport trieben, er hätte sicher eine Reihe
verwunderter Augen, viele offene Mäuler und die prächtigsten
mit Schwarzbrotkrusten polierten Gebisse gesehen, aber —
so sicher wie 2X2= 4 — eine Antwort hätte er nicht be¬
kommen.
Für das Verständnis der Frage reichte unser Wortschatz
nicht. Wir waren wohl tadellos in der Beherrschung unseres
Platt; hatten auch einen für Lehrer und Pastor halbwegs ge¬
nügenden hochdeutschen Wortvorrat; verschandelten auch
allerlei Hinterlassenschaften aus der Franzosenzeit — aber
Sport? — ,,Nee, das stand in unser Buch nich in“, um in unserm
derzeitigen Hochdeutsch zu sprechen. — Und ,,treiben“? —
,,Treiben“ konnte man unseres Wissens nur allerlei Vieh¬
zeug, von der Gans bis zum Pferd, und dann natürlich den
Kreisel. Das zu können einfach Ehrensache war.
Also nein, wir trieben keinen Sport.
Aber welche Freude, wenn die weichen, molligen Schnee¬
blumen in lustigem Wirbel zur Erde tanzten! Dann fielen für
uns Bomben und Granaten vom Himmel: die erste Schnee¬
ballschlacht wurde geschlagen. — Ja, Schlacht! Siebzig und
Einundsiebzig lagen eben noch frisch hinter uns, und wir
wollten würdige Söhne unserer Väter sein. Zur Sedanfeier
setzte es jedes Jahr
zur Ehre der Siege
der Alten blutige
Köpfe bei uns Jungen.
Brachte uns dann der
erste Schnee noch
die Möglichkeit, die
Düppeler Schanzen
in gewaltigen Schnee¬
wällen erstehen zu
lassen, dann feierte
der Furor teutonicus
in und um uns seine
wildesten Triumphe.
Auf dem sonst so
stillen Dorfkirchhof
tobte über den Gräbern ein heißer Kampf, bis die Ge¬
schlagenen ihr Heil nach wilder Flucht in der Schule suchten.
Und das Ende? — Als Friedensengel erschien der alte Lehrer,
die hohe Seidenmütze auf Sturm, und brachte den Frieden
mit einem sechsfüßigen Haselstecken, der seinen ehr¬
lichen Beruf als Palmstock verfehlt hatte. 500mal: „Ich
darf nicht mit Schnee in die Schule werfen,“ war der Wort¬
laut der von jedem Missetäter höchsteigenhändig auszustellen¬
den Friedensurkunde. Da dieser Text aber seit einer Generation
feststand, zum andern auch schon im Mai feststand, daß bei
Schnee eine Schlacht mit Flucht in die Schule und Verfolgungs¬
gefecht stattfinden werde, so hatte jeder echte Junge schon im
Sommer für einen Saldovortrag von etlichen tausend Sätzen
gesorgt. Sieger und Besiegte sahen darum — wenn nur Schnee
blieb — ohne Sorge dem nächsten Tage mit der nächsten
Schlacht entgegen. Drehten wohl gar am Schlachtabend schon
wieder einen frischen Vorrat weißer Handgranaten und über¬
gossen die geflickten Schanzen mit Wasser, damit der Nacht¬
frost sie um so widerstandsfähiger mache. Bei diesen ,,Be-
stimmungs“-Schlachten galt es als verboten, gewässerte und
gefrorene Schneebälle zu verwenden oder einen Stein in die
weiße Hülle zu bringen, was wohl von Rauhbeinen, nament¬
lich im ernsten Streit zwischen Dorf- und Bauernjungen, ge¬
macht wurde.
Ob unsere Schneeplastiken an die heranreichten, die an
den Hauptpunkten des Wintersportes im Künstlerwettbewerb
geschaffen werden, will ich nicht entscheiden. Ich bin zu sehr
Partei, um sachlich sein zu können. Unsere ehrliche Kinder¬
freude an dem Schneemann mit der roten Möhrennase und
den schwarzen Kohlenzähnen, an der Schneekapelle mit
dem Hahn — weiße
Riesen w yandottes-
Reinzucht — stellte
aber durch die Macht
ihrer Äußerung die
feinsinnigsten Aus¬
lassungen der ersten
Ästheten über die
besten Kunstwerke
total in den Schatten.
Und unser Künstler¬
stolz? — Einfach
nicht zu überbieten.
Bei unserm
Straßenpflaster, einer
Sammlung von Find¬
lingen verschiedenster Größe und Gestalt, war es durchaus keine
Kleinigkeit, eine Schiinderbahn zu schaffen, die die Möglichkeit
bot, Höchstleistungen zu erzielen. Nur bei hohem Schnee
konnten dies viele Holzschuhe mit niedersächsischer Aus¬
dauer erreichen. Mit blau angelaufenen Gesichtem, an
deren Erkern der Winter Vorstudien zu Eiszapfen trieb, stand
das kleinste Volk und schaute zähneklappernd zu. Die Hände
k
Nr.14/15 19 0 8 03800000 90 89000900001^1 1 DEUTSCHLAND lBee€}e 0e e C?GOOO0e8OM«»» eeg 609
in irgendeine Seitenöftiung der Hosenbeine vergraben oder
in die Schürze gewickelt» staunten sie über die Geschicklich¬
keit der Größeren. Vorwärts, rückwärts, seitwärts, stehend,
hockend, ein- und zweibeinig sausten die über die glatte Fläche,
bis eine Ofenlade voll Asche, einige Schaufeln voll Sand der
Glätte der Bahn und dem Jubel ein Ende machten. Da mit
der Asche gewöhnlich Wünsche und Verheißungen ausgestreut
wurden, deren Erfüllung besonders für unsere Kehrseite eine
farbenfrohe Zukunft in Aussicht stellte, so verlegte die Sport¬
gemeinde, wenn auch nicht ohne — meistens recht unparla¬
mentarischen — Einspruch, das Feld ihrer Tätigkeit, bis — ja
so oft, bis es Regen oder Frost gab.
Die bodenständige Formel für die Grade des Frostes
lautete bei uns: „Die Marsch hält, der Kanal hält, alles hält.“
„Alles hält!“ brachte den Höhepunkt des Eissportes. Daß ein
X-Windungen um den Hals gewickelten Schals mögen reden,
da die Bescheidenheit mich schweigen läßt.
War das Glück, Schlittschuhe zu haben, auch nur wenigen
beschieden, so konnte doch fast jede Familie einen kleinen
Schlitten und zwei Pickel zum Treiben ihr Eigen nennen. Mit „des
Gedankens Schnelle“ — die übrigens bei uns niederdeutschen
Jungen nicht zu groß war— „sausten“ die Schlitten, von kräftigen
Jungenfäusten getrieben oder von einem Schlittschuhläufer
gezogen, dahin, mit ungezählten Löchern ihre Bahn zeichnend.
Eine der höchsten Eisfreuden war das Karussell. Nun
denke man aber nicht an Kunstbauten mit Motor, Musik und
,,Dekoration“. Eine durchs Eis in den Wiesengrund gesetzte
Wagenachse, darauf ein Wagenrad mit durchgesteckten Wiese¬
bäumen gab einen prächtigen Göpel ab. An die äußeren Enden
der Bäume hängte groß und klein mit einem Kuhseil seinen
Auf dem Eise (Zeichnung von Theodor Herrmann)
erwachsener Dörfler auf anderes Eis gegangen sei als auf Glatteis,
das ihm der Winter heimtückisch zu Fallversuchen auf die
Hausschwelle gelegt, wäre unerhört gewesen. Eissport war
nur für die Jugend, d. h. für die männliche, da zu jener
Zeit die Reform der Frauenkleidung noch nicht begonnen hatte.
Glücklich der Junge, der Schlittschuhe hatte. Welche Art
wir bevorzugten? Das höchst Erreichbare war für uns ein
Paar von der Form, wie sie vielleicht zur Eiszeit im
Gebrauch waren. Neue Schlittschuhe habe ich nie gesehen.
Alle waren alt, hatten kahnförmiges Holz mit Eisenkiel, für
die Ferse einen Eisen zapfen und für den Fuß und ein
Ende Bein viel, viel Bindfaden, in besonders günstigen
Fällen ein Stück Riemen. Eine Kunst für sich war es,
solche Dinger festzumachen; Lederschuhe gab’s für Eis
nicht, die waren für die Kirche. Unter Holzschuhen hatte
der Schlittschuh keinen Halt. Also: Holzschuhe aus,
dicke Hedesocken an. Unter die Ferse als Schutz
gegen den Eisenstachel ein Ballen Papier. Hinlegen!
Dann von hilfsbereiten Händen mit vereinten
Kräften dem Opferlamm die Schnüre und
Riemen in ungezählten Windungen und kunst¬
vollen Knoten um und in das Fleisch geschnürt
und Fuß und Schlittschuh in eine nur mit
dem Messer zu trennende Einheit verwandelt.
Daß eine Abschnürung eines Körperteiles
für mehrere Stunden das betreffende Glied
zum Absterben bringe, ist — sofern es auch
für die Füße von uns Jungen von dazumal
gelten sollte — nach meinen Erfahrungen
einfach ins Reich der Fabel zu verweisen.
Ob wir auf den Schlittschuhen auch laufen
konnten? Na, die wallenden und die wehenden
Blaukittel, die flatternden Enden der in
Schlitten. Wie bei dem Karussell, das sich zum Schützen¬
fest zu uns aufs Dorf verirrte, hatte nur der Anwartschaft
auf Mitfahrt, der auch drehen half. Drehen und Fahren
gingen um. Rollenwechsel secundum ordinem dann, wenn
der letzte Fahrer in weitem Bogen haltlos von seinem Schlitten
ins Weltall flog und im Streit der in ihm aufgespeicherten
Kräfte übers Eis gekugelt wurde.
Daß die Gefahr manchem Sport einen besonderen Reiz
verleiht, wußten wir Jungen zwar nicht, aber wir handelten
danach. So erinnere ich mich noch einer Schlittschuhfahrt zur
Prüfung der Tragfähigkeit des Flußeises. Ein halbes Dutzend
Waghälse, mit einer Pflugleine nach Alpinistenart angeseilt,
jeder als Rettungs„ring“ quer vor sich eine Fitzbohnenstange,
unternahmen wir sie. Knurrend, grollend, polternd, krachend,
berstend und gurgelnd tobten die Eis- und Wassergeister unter,
hinter, neben und vor uns, wenn sich die dünne Eisdecke
unter der Last bog und senkte und dem letzten Läufer das Wasser
um die Füße spritzte. — Tempi passati! Wir tun nicht mehr mit.
Unsere Nachfahren laufen auf Patentschlitt¬
schuhen, die Polizei schützt sie, verbietet das
Schneeballwerfen, undWamungstafeln schrecken
die Jugend vor dem Betreten des Eises. Wir
durften unser Leben noch straflos aufs Spiel
setzen, sogar beim Schollentreten, dem letzten
Sport, den uns der Winter bescherte. Unsere
Jungen gelten mehr als wir. — Schadet nicht.
In den stillen Stunden, die das tägliche Glatteis¬
laufen und Schollentreten des Lebens lassen,
wenn der Weg ins Jugendland frei ist, lobe ich
mir doch die gute alte Zeit. Wir kannten
keinen Wintersport, aber wir hatten Winter¬
freude und Jugendlust ohne Polizei und
Warnungstafeln, und das gibt’s nie wieder.
^;,Stille Nacht, heilige Nacht..
Von Ernst Boerschel,
Wie der Duft von Tann und Kerzen durch die Stube
zieht. Wir atmen ihn tief ein und sammeln mit jedem Atem¬
zuge Frieden in der Brust. Es ist alles ruhig geworden im
Hause, die Lichter des Weihnachtsbaumes sind gelöscht, die
Kinder liegen zu Bett. Wir sitzen um den runden Tisch herum
bei der Schale mit Nüssen und Pfefferkuchenzeug. Draußen
ruht die heilige Nacht. Sie ist stiller als je eine Nacht, doch
keinem erscheint sie einsam und finster. Der Himmel könnte
sich wie damals in göttlichem Lichte öffnen, und seine Engel¬
scharen könnten herniederströmen und uns die heilige Bot¬
schaft künden. Wir würden es glauben.. So seltsam wahr¬
haftig ist den Deutschen das Weihnachtsfest ins Herz ge¬
schrieben ... — Und jemand erhebt sich von der
Tafelrunde und schlägt die Tasten an . . . „Stille
Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam v
nur das traute, hochheilige Paar; hole
Knabe in lockigem Haar, schlaf in himm
lischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh.“
Dies schöne schlichte Lied! An keinem
Weihnachtsabend fehlt es. Wochen¬
lang vorher summt es uns im Kopfe
herum. Selten ist in einem Liede
die reine Stimmung so klar und
ruhig ausgedrückt wie in ihm. Fast
kunstlos jubiliert es unser Fühlen
und Denken himmelan; es ist, als
müßte die Melodie in jeder Brust
von selber schlummern und dann
so hell und selig erwachen, wie man
nur an glücklichen Tagen erwacht.
Wie manch Geistesstern erster
Größe aus einem unscheinbaren Erden¬
winkel aufgestiegen ist, so hat auch
das schönste deutsche Weihnachtsliedlein
„Stille Nacht, heilige Nacht“ seinen
Weg in die weite Welt angetreten aus einem
abgelegenen Dorfe, das auch heute noch
nicht trotz Eisenbahn und Telegraph näher
an die Heerstraße der Menschen heran- „ ^ i iv; i
.. 1^- TTJJ L- rranz Xaver Gruber, Komponist des Weih-
geruck ist. Und da es ganz schon ist, na^htsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“
da mal einen Besuch zu machen, wo der
Kulturqualm den Quell der Natürlichkeit und gesunden
Menschlichkeit mit seinem Ruß bislang verschont hat, ganz
so erquickt es, einem einsamen Lied in die Seele hinein¬
zuhorchen und daraus den Odem dessen zu vernehmen, der
es geschaffen hat. Und gar diesem Lied, das mit jedem Weih¬
nachtsfeste neu auf die Welt kommt und dann immer so frisch
und rotbackig ist wie am ersten Tag. Es ist außerdem eine
liebenswürdige kleine Geschichte, so schlicht wie das Lied
selbst und dabei so echt und wahr wie unser Gefühl, wenn
die Zeit der Weihnachtsbotschaft naht.
Es war 1818 in Arnsdorf, hart an der bayrisch-öster¬
reichischen Grenze. Da klopfte es am Vormittag des heiligen
Abends an der Tür des Schulhauses. Herein trat der Hilfs¬
prediger der St.-Nikola-Pfarre von Oberndorf an der Salzach,
Herr Joseph Mohr, um den Lehrer von Arnsdorf, Herrn Franz
Gruber, zu sprechen, der an St. Nikola Organist war. Joseph
Mohr hatte was auf dem Herzen. Er kam diesmal nicht als
Pfarrer, sondern als Dichter. Er legte dem Lehrer ein Ge¬
dicht von sechs Strophen vor, das er zum Christfest
gedichtet habe, und das der Lehrer, der Organist,
also doch Musiker sei, ihm komponieren solle.
Wenn’s ginge, noch bis zum Gottesdienst
am Abend in St. Nikola. Leicht war das
nicht. Denn Mohr wie Gruber wußten
ganz genau, daß die Orgel in St. Nikola
total aus den Fugen war und keinen
richtigen Ton mehr von sich gab.
Also wozu das Lied komponieren?
Da wies der Dichter auf seine
schöne — Gitarre. Der Musiker las
jetzt den Text des Liedes . . .
„Stille Nacht, heilige Nacht! Alles
schläft, einsam wacht nur das traute,
liochheihge Paar, holder Knabe im
lockigen Haar, schlaf in himmlischer
Ruh, schlaf in himmlischer Ruh!“ —
Er war ergriffen von der Weihe der
einfachen Worte, die ohne Prunk hier
eine Stimmung zu erfassen suchten,
die eben dann nur echt ist, wenn sie
uns ohne Willkür unbewußt aus dem
Heizen kommt. In ihm sang und klang
es bei diesen Worten, und kaum war der
Pfarrer gegangen, setzte er sich hin und
schrieb das Lied für Tenor, Baß und Chor
und für Gitarrebegleitung nieder. Am
Nachmittag ging er hin nach Oberndorf
und brachte es dem Dichter. Sie beide sangen es ein
paarmal durch, und als abends in der stillen Nikolakirche
zu Oberndorf die Christmette begann, drangen die Töne des
neuen Weihnachtshedes jubelnd zu den Spitzen der gotischen
Pfeilerbogen hinan; zögernd, dann immer brausender fiel
der Chor ein, und die dünnen Töne der Gitarre klangen wie
Nr. 14/15 DEUTSCHLAND iBeeeeeeeeee üoooeoereeoeeeG ^ 6ii
ferne Engleinstimmchen darein. Das alte zerrissene Obern-
dorf, das in den letzten Jahren die Salzach derart zerwühlt
hatte, daß die Bewohner den am Wasser gelegenen Stadtteil
haben räumen müssen, war die Szene der eigenartigen „Pre¬
miere eines Volksliedes“ geworden.
und gewaltiger. Der Orgelbauer Mausacher, der nicht wenig
von Musik verstand, erbat sich eine Abschrift des Manu¬
skriptes und ging damit in seine Heimat ins Zillertal. Da hörte
es die Familie Straßer, damals eine berühmte und vielum¬
worbene Sängergesellschaft. Sie nahm es in ihr Programm
Originalmanuskript der Slngstlmme des Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“.
Aber im Jahre 1818 dachte man noch nicht daran, jedes
frisch entstandene Lied drucken und als ,,Originalkompo¬
sition“ in die Welt zu schicken. ,»Stille Nacht, heilige Nacht!“
lag zunächst im Pfarrhause von Oberndorf und im Schulhause
von Arnsdorf ruhig im Schreibtisch. Bis der Orgelbauer Karl
Mausacher die Orgel von St. Nikola wieder instand brachte
und nun Franz Gruber und Joseph Mohr ihr Liedchen auch
mit Orgelbegleitung hören wollten. Da klang es noch voller
auf und brachte es nach Deutschland, u. a. nach Leipzig. Aber
wer fragte nach Dichter und Komponisten. Als es der Kantor
Ascher in Leipzig nach einem Vortrag der Straßer gehört
hatte, ließ er es niederschreiben und votierte es als Volks¬
lied. Als Volkslied ging es 1834 in Gebhardts „Jugendfreund“
ein. Danach glaubte man, Michael Haydn (1737—1806),
der Bruder Joseph Haydns, sei der Komponist. Für so urständig
und altehrwürdig hielt man das einfache Liedchen.
612 DEUTSCHLAND
Nr. 14/15
Aber niemand hatte die Handschrift gesehen. 1854 wollte
die königliche Kapelle in Berlin das Lied spielen. Ihrer tüchtigen
musikalischen Erziehung kam es auf den Ursprung an. Sie
merkte wohl, daß das Lied durch die musikalisch nicht zu
kontrollierenden Übertragungen inzwischen verschiedentlich
verstümmelt worden sei. Gruber hatte das Lied in D-Dur
mit ^/g-Taktvorzeichnung komponiert, in dem der königlichen
Kapelle vorliegenden Exemplar stand es in C-Dur mit ^/g-Takt.
Außerdem war die letzte Phrase ,,schlafe in himmlischer Ruh“
durch fehlerhafte Übertragung aus dem Diskant in den Violin¬
schlüssel um eine kleine Terz zu hoch gelegt worden, ein Fehler,
der bei dem Liede noch heute in den Liederbüchern auf¬
taucht und nicht herauszubringen ist trotz der Vorstellungen,
die der um den Ruhm seines Großvaters pietätvoll besorgte
Enkel Grubers, Franz Xaver Gruber in Meran, deshalb bei
den Verlegern gemacht hat. Jedoch: die königliche Kapelle
in Berlin wollte Klarheit haben und schrieb in der Meinung,
Michael Haydn sei der Komponist gewesen, an den Chor¬
inspektor von St. Peter in Salzburg um Auskunft und authen¬
tische Lesart des Liedes.
Der Chorinspektor wußte Bescheid, und da er in seinem
Chor einen Sohn Franz Grubers als Singknaben hatte, gab
er ihm den Brief der königlichen Kapelle aus Berlin zur direkten
Beantwortung an den Vater mit, der zu dieser Zeit Lehrer
in Hallein bei Salzburg auf der Strecke nach Bad Gastein
war. Ein moderner Komponist hätte nun sofort eine Ehren¬
rettung seines so lange verschwiegenen Namens und seines
in der Entstehung bisher so unklaren Werkes vorgenommen.
Er hätte ein langes Schriftstück verfaßt und es gleichzeitig
in die Zeitungen gegeben, er, der Verkannte und Totgeschwiegene
— wenn er nicht schon lange vorher für die gebührende und
klingende Anerkennung seines Namens gesorgt hätte. Doch
Franz Gruber, der Meister, der der Welt ein Volkslied von
dauernder Wirkung geschenkt hatte, setzte sich hin, schrieb
den Berliner Hofmusikern das Lied richtig auf und als Be¬
weis, daß es nicht von Michael Haydn, sondern von ihm sei,
zehn Zeilen über die Veranlassung zur Komposition des Weih¬
nachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ hinzu. Für unsere
redselige Zeit ist dies zehnzeilige Beweisstück eines Künstlers
für die Echtheit seines inzwischen zum Welteigentum ge¬
wordenen Werkes geradezu ein Dokument in sich selbst über¬
zeugter Wahrhaftigkeit und Bescheidenheit. Der Dichter
des Liedes ist 1848 in Wagrain gestorben. Er ist nicht sehr
alt geworden, und 1818, als er sein Lied dichtete, ist er fünf
Jahre jünger als Gruber gewesen, und wir können ihn uns
1818 als Sechsundzwanzigjährigen rüstig und heiter vorstellen.
Es ist ein eigenes Bild, ihn am Weihnachtsabend 1818 in der
Kirche mit der Gitarre im Arm sein Gedicht begleiten und ihn
dazu die erste Stimme singen zu sehen. Ein Bild, über dem
der Hauch des Patriarchalischen schwebt, des bescheidenen
Geistes der guten alten Zeit, die in ihrer Demut so glück¬
lich war.
Weihnachten.
Markt und Straßen stehn ver¬
lassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die
Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm ge¬
schmückt,
Tausend Kindlein stehn und
schauen.
Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern,
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heiPges
Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch im Kreise schlingen,
Aus des Schneees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbaresSingen —
O du gnadenreiche Zeit!
Joseph Freiherr v. Eichendorff.
Lüdenscheid: Christmette in der Christuskirche (Aufn. von Wilh. Lange, Lüdenscheid)
614 iB 3 eeeoe 0008 e 80 e 00 e^eeeeoe 0 ei DEUTSCHLAND ^m xx x)ooo ooooooooc300ooacK3& Nr.l4/15
Alte deutsche Weihnachtskrippen.
Von Dr. \V. M. Schmid (München).
Wenn der Christbaum im vollen Glanz erstrahlt, der Duft
der Tannennadeln, der brennenden Kerzen und des frischen
Festgebäcks durch das Haus zieht und die schön aufgebauten
reichen Gaben winken, dann gehört zur Vollendung der weih¬
nachtlichen Stimmung unbedingt das Lied! Nicht was moderne
„Kultur“ aus dem Grammophon in der Salonecke ertönen
läßt, nein, das von den Kindern mit glänzenden Augen und
höher schlagendem Herzen halb zaghaft gesungene alte Bild,
das uns in so rührend schlichten Versen von der Geburt des
Herrn erzählt. Und zum Wort gehört wiederum das Lied,
gehört, daß im Moos unter dem Christbaum die Weihnachts¬
krippe aufgestellt ist: zu beiden Seiten des im Futtertrog liegen¬
den Jesuskindes anbetend Maria und Joseph, im Hintergrund
des verfallenen Stalles Ochs und Esel, darüber die Gloria-Engel
und der glitzernde Stern von Bethlehem!
Eigentlich ist die Krippe ja lange, bevor der Christbaum
seinen Einzug in das deutsche Bürgerhaus gehalten, das Symbol
übten sie, begleitet von deutschen Gesängen, den größten Ein¬
druck auf das einfache Volk aus. In wenig Resten hat sich diese
Sitte sogar bis auf unsere Tage gerettet: das sind die zu Weih¬
nacht und Dreikönig üblichen Umzüge verkleideter Knaben
oder Burschen — der „Christkindelsänger“ —, die einst vom
deutschen Süden bis nach Hamburg hin im Schwang waren,
weiter die aus den Kirchen in die Bauerntheater der Alpen¬
gegenden verbannten „Passionsspiele“ zu Oberammergau,
Erl u. a. 0.
Eine Zusammensetzung all dieser Szenen aus den Evan¬
gelien und eine beziehungsreiche Verbindung mit solchen aus
dem Alten Testament brachten dann die Fronleichnams¬
prozessionen, die im 16. Jahrhundert besonders in München
und Wien unter Beteiligung des fürstlichen Hofes höchst prunk¬
voll abgehalten wurden.
„Vil heftiger in die Herzen und Gemüeter der alnfaltigen
Laien sich ainbildet das, so man augenscheinlich fürpildet,
Anbetung der Hirten — Bozener Krippe
der Weihnachtsfeier gewesen. Und in ihr leben die ältesten
Formen kirchlichen Kultes fort. Heute mag uns der Gedanke,
gewisse Ereignisse der Evangelienberichte in einem Schauspiel
in der Kirche vorzuführen, fast wie eine Entweihung des Gottes¬
hauses erscheinen. Man setze sich aber in jene Zeit zurück,
wo der allergrößte Teil der kaum bekehrten Christen nicht
lesen konnte, die Predigt noch wenig gepflegt wurde und, wie
in den germanischen Ländern, der lateinische Ritus der Messe
den meisten unverständlich war. Damals war der einzige Weg,
die Heilswahrheiten dem Volke nachhaltig einzuprägen — das
Bild. Die Wände der Kirche waren bedeckt mit bunten Wand¬
gemälden, die Altäre besetzt mit Statuen, und der Inhalt der
wechselnden Kirchenfeste wurde den Gläubigen durch Myste¬
rien, wie man sie hieß, durch geistliche Schauspiele verständ¬
lich gemacht. Diese wurden unter Leitung der Geistlichen
von den Klosterschülern aufgeführt, an manchen Orten auch
mit Marionetten dargestellt; Weihnacht, die Anbetung der
drei Könige, dann das Leiden Christi, seine Auferstehung und
Himmelfahrt sowie Pfingsten waren die hauptsächlichsten
Stoffe. Solche Vorführungen würden den heutigen Geschmack
wohl wie grobe Jahrmarktskomödien anmuten, einstmal aber
denn das man allain höret.“ — Das hatte die Kirche wohl
erkannt; drum war für sie in alter Zeit die Kunst nicht
Selbstzweck oder Erfüllung eines Schmuckbedürfnisses,
sondern hatte bloß das Ziel, die Gläubigen zu belehren
und zu erbauen. Als die spätmittelalterliche Kunst den
Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht und ihre Ausdrucks¬
fähigkeit gesteigert hatte, beginnen die geistlichen Schauspiele
in der Kirche mehr in den Hintergrund zu treten; an ihre Stelle
treten das farbige Tafelbild und noch mehr die buntgefaßte
Schnitzerei. Was man — abgesehen von den repräsentativen
Heiligenfiguren — von biblischen Szenen im plastischen Schmuck
der gotischen Altäre da und dort noch in alten Kirchen sieht,
ist nichts anderes als kristallisiertes Schauspiel, erstarrte Er¬
zählung. Darum ersetzte man damals auch die Darbietungen
des lebendigen Spieles häufig durch — oft lebensgroß — in
Holz geschnitzte Figuren, die zur betreffenden Festzeit in der
Kirche aufgestellt oder (wie heute noch in München) in der
Prozession mitgetragen wurden.
Damit war der Anfang zur Weihnachtskrippe in ihrer
heutigen Form gemacht. Vorerst blieb diese freilich auf die
Kirche beschränkt, wo sie von den Andächtigen besucht wurde.
Nr. 14/15 DEUTSCHLAND Ö15
Ehemals fand sie sich durch das ganze katholische Deutsch¬
land und Österreich, auch in Böhmen, Polen usw., heute nur
mehr in wenigen Kirchen dieser Länder.
Die Krippe wanderte — wie der kleine Hausaltar — bald
auch in das Bürger- und Bauernhaus ein und fand dort ihre
weitere Entwicklung. Daß sie in den Ländern, wo
ein natürlicher Sinn für
die Schnitzkunst hei
misch ist, leichter
Eingang fand,
nimmt nicht wun¬
der; aber nicht
nur in katholischen
Gegenden gewann
die Hauskrippe ihre
weite Verbreitung,
sondern auch bei
den Protestanten
war ihre Aufstellung ein vielgeübter Brauch, den noch Goethe
kennt und schildert. Während er sich im deutschen Süden
erhalten hat, scheint er — außer im sächsischen Erzgebirge
und in Schlesien — jetzt in Norddeutschland ganz abge¬
kommen zu sein.
Im Hause erst konnte sich die Weihnachtskrippe zu einem
wirklich volkstümlichen Kunst- und Schauwerk ausbilden.
Da ist es nun merkwürdig zu beobachten, wie das deutsche
Volk dabei — trotz der durchgreifenden Umwandlung der
Kunststile durch vier Jahrhunderte — bis heute bei den Kunst¬
anschauungen seiner spätmittel¬
alterlichen Meister stehenge¬
blieben ist. Die Art und Weise,
wie ein Dürer, Burgkmair,
Cranach u. a. das Bild der
Geburt Christi aufgefaßt und
wiedergegeben haben, war eben
der vollkommenste Ausdruck
des deutschen Volksgemütes.
In gleich naiver Weise wie im
gotischen Bildwerk wird auch
in der Krippe das zeitlich Auf¬
einanderfolgende ruhig neben¬
einander hingestellt. Und die
malerische Ruine des Stalles
bildet heute noch ein Haupt¬
requisit in der Landschaft
mit dem unvermeidlichen
„Krippenberg“ im Hinter¬
grund. Wie man einst nur die
heiligen Personen „antikisch“
kleidete, alle andern aber ins
Zeitkostüm steckte, so spielen
auch alle Nebendarstellungen
der Krippe in der Jetztzeit.
Erst dadurch macht sich das
Volk den Inhalt ganz zu eigen,
lebt sich ganz hinein. Wie
im alten Sittenbild wird die
mystisch-heilige Szene mitten
in das Alltagsleben gestellt.
Hinter dem Stalle baut sich
die Stadt Bethlehem auf; ihre
Häuser zeigen die landesübliche
Bauart, das Stadttor ist gotisch,
die Kirche hat aber, wenn möglich, schon eine Schlaguhr, und
vor dem— Wirtshaus steht ein buntbewimpelter Maibaum! Vor
oder in den Häusern sind die verschiedenen Handwerker eifrig
tätig, Müller, Schuster, Schneider, Schmied und Zimmermann,
andere erlustieren sich im Wirtshaus an Speise und Trank oder
führen gar einen lustigen Tanz auf. Draußen vor der Stadt
aber lagern die Hirten am Feuer und hüten, unterstützt von
wackeren Hunden, ihre zahlreiche Herde von Lämmern, Ziegen
und Rindern. Einige von ihnen, denen der Engel schon die
frohe Botschaft verkündet, nahen sich mit gebeugtem Knie
dem Jesuskinde und bringen ihre bescheidenen Gaben
dar. Auf dem Berge
hinten aber pirscht
der Jäger auf den
Hirsch oder die
Gemse. Von ferne
ziehen die drei
Könige heran, be¬
gleitet von Herol¬
den, Musikern,Tra¬
banten, mit eineni
zahlreichen Troß,
der in Kisten und
Kasten die reichen Weihegaben verladen hat. Auf die prachtvoll
geschirrten Pferde und die Kamele, die als Reit- und Lasttiere
dienen, lauert der blutdürstende Löwe unter einer — deutschen
Fichte, die durch einen Wacholderzweig dargestellt wird. Alles
voll lebendigster Phantasie und köstlichster Naivität!
Eine so reiche Ausstattung war freilich nur in Kirchen und
im besseren Bürgerheim möglich. Aus ihnen entstand die Kunst¬
krippe, welche den engsten Anschluß an den Stil der hohen
Kunst suchte. Die Köpfe, Hände und Füße der beweglichen
Figuren wurden in charakteristischen Typen meisterhaft ge¬
schnitzt. Auf die Bekleidung
in Stoffen wurde besondere
Sorgfalt verwendet und, wo
notwendig, auch prunkvolle
Goldstickerei nicht gespart.
Die Tiere wurden in ihrem
Leben in der Natur genau
beobachtet und getreulich
wiedergegeben. So steigerte
sich die Krippenbildnerei zur
wirklichen Kunst. In München
z.B. haben berühmte Bildhauer
des 18. Jahrhunderts, die für
die Ausstattung der kurfürst¬
lichen Residenzen, der adeligen
Schlösser und der prunkvollen
Kirchen tätig waren, es nicht
verschmäht, ihre Kunst in den
Dienst der Krippe zu stellen.
In der einzigartigen Samm¬
lung von Krippen im baye¬
rischen Nationalmuseum zu
München sind neben zahl¬
reichen geschlossenen Szenen
viele Hunderte von Einzel¬
figuren ausgestellt, welche für
die durch den Einfluß des
dekorativen Rokokostiles so ge¬
förderte künstlerische Durch¬
bildung der Krippe im 18. Jahr¬
hundert ein glänzendes Bei¬
spiel bieten.
Mit den Figuren wurden
damals mehrere Szenen gestellt,
ln München war als erste im
Advent die ,,Herbergssuche“ beliebt, bei der Maria und
Joseph überall abgewiesen wurden. Ein echt volkstümlicher
Vorwurf, bei derq auch die Satire in der Figur des feisten,
protzigen Wirtes mit der roten Weste und der grünen
Schlegelkappe auf ihre Rechnung kam. Zu Weihnacht zeigte
Hirten auf der Weide — Schnitzereien von Niklas, München (um 1800)
Ö16 DEUTSCHLAND mQ0909000000QeeQ0 QQ00 9 00 ffli Nr.14/15
man die Geburt des Herrn, wobei die Wirkung durch
besondere Beleuchtungseffekte noch gehoben wurde: an dem
dunkeln Nachthimmel glitzern die Sterne, im Hintergründe
glüht ein Hirtenfeuer, der volle Glorienschein aber ergießt
sich über die idyllische Gruppe im Stalle. Die Anbetung
der drei Könige gab dann Gelegenheit, mit den reichen
Gewändern der Majestäten und ihres Gefolges zu prunken
darstellung, der so nebenbei die Gruppe in Bethlehems
Stall eingefügt ist. Oder die Jdochzeit eines kleinen Land¬
pächters, auf der den Makkaroni, Ucelli und dem Nostrano
auch die Hüter der draußen in romantischer Berglandschaft
weidenden Herde zusprechen, halb Hirten, halb Banditen.
Einige von ihnen nahen sich auch der heiligen Gruppe. Auf
höchste Naturwahrheit ist bei den Menschen- und Tierfiguren,
und allerhand exotische Tiere einzuführen; hier machte sich
in der Kostümierung besonders der Einfluß des Rokoko¬
theaters geltend. Wiederum im mystischen Dunkel, wie auf
einem Bilde von Altdorfer, vollzog sich die Flucht nach Ägypten,
wo Maria mit dem Kinde auf dem von Joseph geführten Esel
reitet. Den Abschluß bildete gewöhnlich das „Haus Nazareth“:
Maria bei irgendeiner hausmütterlichen Arbeit, das Jesus¬
kindchen spielend bei der Werkstatt des Vaters Joseph, der
eifrig in seinem Gewerbe als Zimmermann beschäftigt ist.
Auch hier war wieder der Anschluß an das tägliche Leben ge¬
geben, dessen Vorgänge sich in und vor den Häusern des kleinen
Städtchens abspielten. In manchen Krippen wurde zwar noch
die Szene dargestellt, wie der
Jesusknabe im Tempel unter
den Hohenpriestern und
Schriftgelehrten sitzt, sie
konnte aber, als zu scholastisch
und ohne Beziehung zum All¬
tagsleben, nie volkstümlich
werden.
Aber nicht nur im Norden
der Alpen hatte sich die Haus¬
krippe eingebürgert, sondern
auch im Süden derselben; in
Rom, Neapel und Sizilien hat
sie einen Höhepunkt der künst¬
lerischen Entwicklung erreicht,
den sie in Deutschland nie
kannte. Schon die lebhafte
Natur des Italieners ist mehr
darauf gerichtet, seinen Emp¬
findungen einen plastischen
Ausdruck zu verleihen. Das Heranziehen des Volks¬
lebens in den Presepio geht noch viel weiter. Ein Markt
mit den vor den Läden der Fleischer und Krämer
feilschenden Bauern, herumlungemden Lazaroni, mit Mando¬
linenklang und Tanz in der weinfrohen Osteria ist die Haupt-
die in Stellung und Bewegung besonders lebenstreu sind, das
Hauptgewicht gelegt. Freilich wird diese durch den großen
Maßstab — die männlichen Typen oft bis 40 Zentimeter hoch
— unterstützt. Der Hintergrund ist im Sinne der Bühnen¬
kunst aufgebaut, in Neapel, wo man die Krippen auf den flachen
Hausdächem aufstellte, wurde sogar die umgebende Natur,
das glitzernde Meer und der dampfende Vesuv, zur Wirkung
mit herangezogen! Neben den Kirchen setzten der Adel und
die reiche Bürgerschaft im 18. Jahrhundert ihre Ehre darein,
künstlerisch wertvolle Presepien, oft in mehrere Zimmer ver¬
teilt, zu besitzen, die auch der königliche Hof mit seinem Be¬
such beehrte. Ihre Herstellung und Leitung war bewährten
Künstlern, Bildhauern und
Landschaftsmalern, an vertraut.
Die meist in Ton modellierten
und naturgetreu gefaßten sizi-
lianischen Figuren sind ohne
weiteres als vollendete Werke
plastischer Kleinkunst anzu¬
sprechen.
Damit ist auch der Unter¬
schied zwischen der deutschen
und italienischen Krippe ge¬
geben. In dieser wurden die
eigentliche Haupt- und die
Nebenszenen zu einem ein¬
heitlichen Panoramabild zu¬
sammengeschmolzen, bei dem
künstlerische Anordnung und
Geschlossenheit das Haupt-
erfordemis waren. Das Ge¬
heimnis der heiligen Nacht
aber stand — sicher unter dem Einfluß der Weihnachts¬
lieder — immer im Vordergrund und übergoß mit seiner
Weihe die nebenbei herangezogenen Bilder des täglichen
Lebens in der deutschen Krippe, so wie sie sich seit dem
17. Jahrhundert entwickelt hat.
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Nr. 14/15 ®
Im schlichten Bauernhaus stand das armselige Kripplein
auf dem kleinen Hausaltar im Herrgottswinkel, oder die Kinder
stellten die Figuren in das Moos, das auf den Fensterbänken
die Winterkälte abhalten sollte. Umfangreichere Darstellungen
waren natürlich nur in den großen Kloster- und Pfarrkirchen
anzutreffen und in reichen Bürgerhäusern. Das Überwuchern
der volkstümlichen Darstellungen brachte zu Ende des ratio¬
nalistischen 18. Jahrhunderts die um die Reinheit der Religion
überbesorgten geistlichen und weltlichen Behörden dahin, die
Krippen in den Kirchen ganz zu verbieten. Damit wurden
diese auch in dem Privatbesitz seltener. Die neue Zeit wußte
den altväterischen Kram trotz seines künstlerischen und kul¬
turellen Wertes nicht zu schätzen, und so wurden viele kost-
Schon das Auspacken der seit der letzten Festzeit weggeräumten
Figuren, dann das Ausbessem der kleinen Schäden. Da kann
man so recht ,,basteln“, und wo die eigene Handfertigkeit nicht
hinreicht, müssen Vater, Mutter und Schwester aushelfen,
die letzteren besonders, wenn die Bekleidung der Figuren
nicht mehr schön genug ist. Dann kommt das Aufstellen des
bergigen Hintergrundes mit seinen drohenden Felsstürzen
aus — Wurzelknollen, das Ausstaffieren der Landschaft mit
Tannen- und Wacholderzweigen und mit frischem Moos.
Wer sich erst gar das alles selbst aus dem Walde holen darf!
Für das Bächlein, an dem die Schafe getränkt werden, müssen
Spiegelscherben herhalten. Welch Kopfzerbrechen und Pro¬
bieren kostet es, den richtigen Platz für den Stall zu finden^
Haus Nazareth — Münchener Krippe (Figuren von Bergei)
bare Krippen verschleudert. Wenig ist in Kirchenbesitz übrig¬
geblieben, anderes wurde in öffentliche Sammlungen (München,
Wien, Salzburg) gerettet. An Orten, wo die Herstellung der
Figuren oft handwerksmäßig betrieben wurde, wie in Tölz,
Berchtesgaden, Bozen, hörte diese ganz auf. Erst die aller-
neueste Zeit hat ihre Aufmerksamkeit und Gunst wieder der
Kunstkrippe zugewendet; Max Schmederer, dem das National¬
museum in München seine systematisch gesammelten Krippen
verdankt, darf sich das nicht geringe Verdienst zuschreiben,
in weiten Kreisen das Interesse an dieser alten Kunst wieder¬
erweckt und durch geschmackvolle Aufstellung vorbildlich
gewirkt zu haben.
Die Jugend freilich hatte sich durch die behördlichen Vor¬
schriften die kleine Hauskrippe niemals ganz nehmen lassen.
Welche Freude bereitet doch auch der Aufbau des „Kripperls“!
besonders wenn sich noch Erwachsene mit ihren Vorschlägen
einmischen! Was man in andern Krippen gesehen, was die
kindliche Phantasie aus Büchern entnommen oder selbst er¬
zeugt hat, das wird da zu Leben geboren. Ob es mit der
„biblischen Geschichte“ freilich immer übereinstimmt, das ist
fraglich; aber scharfe Kritiker werden einfach weggewiesen.
Wenn nun gar einige geschenkte oder gesparte Pfennige er¬
lauben, auf dem „Kripperlmarkt“ neue schön gekleidete Figuren
einzuhandeln oder die Rinderherde um ein paar Stück zu ver¬
mehren, so steigt der Wert des Ganzen himmelhoch. Das
schwierigste ist immer die Beleuchtung des Stalles, daß das
Kerzenstümpfchen selbst unsichtbar bleibt, seinen Schein aber
doch voll auf das Jesuskindlein wirft. Manch verbrannter Finger
oder gar eine Feuersbrunst in Bethlehems Mauern ist da zu
verzeichnen, bis diese Frage befriedigend gelöst ist.
618 DEUTSCHLAND Nr. 14/15
Welch eine Quelle heller, ungehemmter Schaffensfreude
war diese Zeit von jeher für die Knaben, denn Mädchen dürfen
an die Krippe nicht heran! Was die moderne Pädagogik erfunden,
die Spiel- und Arbeitsschule, das war für die traurigen Winter¬
wochen, wo das Spiel im Freien unmöglich, schon lange im
Krippenbau vorgebildet; gar mancher, der später ein tüchtiger
Künstler geworden ist, hat sich hier die ersten Anregungen geholt.
Immer wieder wird umgestellt und verbessert, bis schlie߬
lich die gute Stube, in der die Krippe steht, wegen der ge¬
heimen Vorbereitungen zum Fest verschlossen wird. Wenn
sich aber dann der Zauber der Weihnacht herabsenkt mit
Lichterglanz und Liederklang, wie weihevoll wirkt da die
Krippe, die wir doch selbst gebaut, als eine Offenbarung des
Geheimnisvollsten, was das Menschenherz bewegen kann.
Ja, ,,vil heftiger in die Gemüeter der ainfaltigen Laien sich
ainbildet das, so man augenscheinlich fürpildet“! — Auch
der Erwachsene kann sich dem Eindruck nicht ent¬
ziehen. Tauchen doch traute Erinnerungen an die frohe un¬
schuldige Kinderzeit empor, als das schützende Vaterhaus
noch alle Sorgen und Bedrängnisse des Lebens von uns fem-
hielt! Die menschlichste aller Heilswahrheiten greift uns
mächtig ans Herz und erfüllt es mit der Zuversicht, daß auch
aus der Armseligkeit das Glück erblühen könne und der Friede
auf Erden. Ist denn die Krippe nicht das hehrste Vor- und Sinn¬
bild des echten Familiensinnes, der wahren Mutterliebe und
Vatersorge? Und wie dies Bild in der Auffassung, die die
besten alten Meister unserer deutschen Kunst geprägt haben,
voll Lieblichkeit und Innigkeit uns entgegenblickt, so ent¬
spricht es unserm deutschen Volkscharakter, und so ist und
bleibt es uns lieb und wert.
100 Jahre Grimmscher Märchen*.
Von Stadtschulrat Dr. Schmitz (Düsseldorf).
Es war einmal! Die Freude an dem stofflichen Erleben der
buntgemischten Welt des Seins und Scheins, die Spiele einer
fröhlichen Phantasie, die vom Wirklichen bis zum Unmög¬
lichen hin- und wiederschwebt und das Unwahrscheinliche
als ein Wahrhaftes und Zweifelloses vorträgt, tönen in leise
verhallenden Nachklängen durch unsere Seele. Aus dem feinen
Gewebe seliger Jugenderinnerungen, die sich wie ein süßer
Traum um unser ganzes Wesen spinnen, glimmern feine Fäden
in das weitentlegene Traumland unserer Jugendzeit, hinein in
die Sonnenwelt einer kindlich-naiven Natur- und Weltbe¬
trachtung. Und mit einem Male, wie durch Zauberspruch,
tut sich diese ganze bunte Welt wieder auf, in der alles quirlt
und lebt, in der Kobolde, Nixen und mißgestaltete Zwerge ihr
Spiel treiben, in der verhutzelte Mütterchen Zaubertränke
brauen und verwunschene Prinzen und Prinzessinnen der Er¬
lösung und beseligendem Glück entgegenharren. Zugleich aber
steigt die Erinnerung an das Elternhaus, an die traute Stube
auf, wo Mutter, Großmutter oder auch die gute alte Kinder¬
frau das Sonnenglück der goldenen Jugend mit dem Diamant¬
strahl einer von den Verkehrtheiten des Lebens nicht aus¬
gelöschten Phantasie ins Herz senkte. — So ist uns das
Fühlen ums Volksmärchen
ans Flerz gebrannt. Nicht
immer war das so! Durch die
gewaltigen kriegerischen Er¬
schütterungen des 17. und
18. Jahrhunderts sowie infolge
einseitigen Rationalismus der
Gebildeten, der aristokra¬
tisch Schranken aufrichtete
zwischen den individuali-
stischenPersönlichkeitswerten
und dem naiv poetischen Sinn
des Volkes, waren die reichen
Quellen der deutschen Volks¬
poesie verschüttet. Ihr kost¬
barer Glanz lag in verfallenen
Schächten unbeachtet am
Wege, nur hier und da in
Haus und Feld von dem
poetischen Sinn des Volkes
gehütet. Bis dann die Ro¬
mantik am Pulsschlag des
wahren und echten Volks¬
lebens aufhorchend fühlte, aus
stillen Gründen beglückender
Trosteinsamkeit das Band der Jakob und Wilhelm Grimm,
* Die erste Ausgabe enthielt keine Bilder zu den Märchen. Erst
jüngeren Bruder des MärcKensam.nlers.
Liebe ums Herz des Volkes wob und die Gräber der alten Zeit
in das Morgenrot des ewigen Sternenglücks tauchte. Und als
dann endlich der korsische Riese die deutsche Kraft zu neuem
Leben emporweckte, zu eben dieser Zeit gelang es auch zwei
jungen Königssöhnen, den mehrhundertjährigen Dornröschen¬
schlaf des Volksmärchens aus Nacht und Not aufzuwecken:
Vor etwa hundert Jahren erschien der erste Band der ,,Kinder-
und Hausmärchen, gesammelt durch die Brüder Grimm
(Berlin), in der Realschulbuchhandlung. 1812“.
Wie in unserer Vorstellung die Namen der beiden Brüder
in unlösbarer Verknüpfung zusammenklingen, so waren die
Brüder selbst ihr ganzes Leben lang in innigster Liebe unzer¬
trennlich vereint. Jakob und Wilhelm wurden 1785 bzw. 1786
zu Hanau als die älteren Söhne des Advokaten Phil. Wilh.
Grimm geboren. Fast 74 Jahre haben sie zusammen gelebt,
in der Jugend immer eine Stube bewohnt, in einem Bette ge¬
schlafen, und 1805, als Jakob in Paris, Wilhelm in Marburg
weilte, haben sie, erfüllt von starker, durch Wilhelm in seinen
Briefen'an den Bruder mit ergreifender Rührung ausgesprochenen
Sehnsucht, sich gelobt, sich nie im Leben zu trennen, alles
gemeinsam zu arbeiten und zu besitzen. Das haben sie trotz
ihrer Wesensverschiedenheit
treulich gehalten, aus dem
warmen Gefühl innersten
Erlebens getrieben, nicht
durch die Enge der Verhält¬
nisse, in die sie der frühe
Tod des Vaters brachte, be¬
stimmt.
Im Hause Friedrich Karl
V. Savignys, dessen Vor¬
lesungen die Brüder in Mar¬
burg hörten, waren sie mit
dem Romantiker Klemens
Brentano bekannt geworden;
letzterer vermittelte 1807 ihre
Bekanntschaft mit seinem
Freunde Achim von Arnim,
dem Gatten der geistreichen
Bettine von Brentano. Mit
ihm schlossen sie bald die
herzlichste Freundschaft.
Von ihm erhielten sie auch
die Anregung und Auf¬
forderung zur Sammlung
von Volkssagen und Märchen.
, 1843 (Nach L. E. Grimm) Bei den Brüdem, die eine tiefe
die zweite Auflage brachte einige Illustrationen von Ludwig Grimm, einem
Nr. 14/15 DEUTSCHLAND 619
Das Wohnhaus der Familie Grimm in Kassel 1805 bis 1814
Heimat- und Volksliebe, einen genialen Blick für den Geist der
deutschen Sprache und einen leidenschaftlichen Sammeleifer
überhaupt besaßen, begegnete diese Anregung dem wärmsten
Interesse. Und noch zwei weitere Momente wirkten ent¬
scheidend auf die Brüder ein. 1803 erschienen die Minnelieder
aus dem schwäbischen Zeitalter, neubearbeitet und heraus¬
gegeben von Ludwig Tieck. Die Zeit der deutschen Vergangen¬
heit zog die Brüder in ihren Zauberkreis! Der weitere Antrieb
zur Sammlung der prosaischen Volksüberlieferung war ihnen
aus der Wiedergeburt des Volksliedes entstanden, die sich an
die Namen Herder und Amim-Brentano knüpft. Insbesondere
übte ,,Des Knaben Wunderhorn“, das 1805 mit dem ersten
Bande erschienen und ,,Seiner Exzellenz des Herrn Geheimrat
von Goethe“ gewidmet war, eine tiefgehende Wirkung auf die
Brüder aus. Von November 1807 bis Januar 1808 weilten
Arnim und Brentano in Kassel, mit der Fertigstellung des
2. Bandes des Wunderhorns beschäftigt. Bezeichnend sind die
Worte, die Arnim den Brüdern beim Abschied ins Stamm¬
buch schrieb: ,,Suchet, so werdet ihr finden!“ Welch freudigen
Widerhall seine Aufforderung zum Sammeln und Forschen
im Herzen seiner jungen Freunde gefunden hatte, zeigen die
Worte, die von Wilhelms Hand auf einem Stammbuchblatt
des Freundes als Abschiedsgruß geschrieben stehen: ,,Ich möchte
mich der wundersamen Historien, so ich aus zarter Kindheit
herübergenommen, oder auch, wie sie mir Vorkommen sind
in meinem Leben, nicht entschlagen, um kein Gold. Luther.
Kassel am 3. Januar 1808. Zum freundlichen Andenken an
Wilhelm Karl Grimm.“
Den Brüdern, die mit rührendem Eifer an die Sammel¬
arbeit gingen, wurde freundlichste Unterstützung namentlich
durch Mitglieder der Familie von Haxthausen auf dem Edel¬
hofe Böckendorf bei Brakei, Kreis Höxter, zuteil. Werner von
Haxthausen, den Wilhelm Grimm 1809 in Halle kennen gelernt
hatte, teilt im Jahre 1811 den Seinen die demnächstige Ankunft
Wilhelms auf Böckendorf mit und empfiehlt ihn dem Hause,
„unter dessen wirtlichem Dache sich die Romantik häuslich
niedergelassen hatte“, mit dem Hinweis: Er hat die herrlichste
Sammlung alter deutscher und anderer Völker Volkslieder,
Märchen, Sprüche usw. Auf den Spaziergängen erzählte ihm
Werners Schwester, Auguste von Haxthausen, auf seine Bitten
Märchen. Von nun an blieb Wilhelm Grimm mit ihr und be¬
sonders ihrer Schwester Ludowine von Haxthausen in dauern¬
dem schriftlichen und persönlichen Verkehr, dem die Brüder
viele willkommene Beiträge verdanken. Mit dankbarem Herzen
schreibt Jakob unter dem 23. März 1824 an die Schwestern:
„Mit ihren Brüdern sind wir zuerst bekannt geworden, die
haben aber an dem, was uns zusammenbrachte, die rechte Lust
verloren und sich andern Neigungen hingegeben. Sie aber
halten Farbe und freuen Sich noch wie immer an Sagen, Märchen,
Liedern und Sprüchen und teilen uns mit, was ihnen zukommt.“
Und Wilhelm schreibt im Januar 1834 an Auguste von Haxt¬
hausen: „Vor 20 Jahren erhielt ich von Ihnen, liebe A., als ich
in B. weilte, mündliche Beiträge.“ Aus einem späteren Briefe
Lodowinens erfahren wir, daß Werner und die Schwestern mit
dem Nichtchen Annette von Droste-Hülshoff die Märchen des
Paderbomer Landes sammelten und ein in Perlen gesticktes
Album mit den gesammelten Beiträgen später an Wilhelm
Grimm verschenkten. Die Beiträge der Familie von Haxt¬
hausen fanden, wie wir aus einem Briefe Wilhelms an Auguste
von Haxthausen vom 29. Mai 1814 wissen, vorzüglich im
2. Bande der Grimmschen Märchen Verwendung.
Auch Paul Wigand, Jakobs Freund von der Kasseler
Schulzeit, von 1809 bis 1833 Landrichter in Höxter, wurde zum
Sammeln von Märchen usw. aufgefordert und teilte dem Freunde
mit: Ich habe deine Aufträge nicht vergessen und mich um
Sagen und Märchen bemüht . . .
So waren die Brüder mehr als fünf Jahre um die Sammlung
bemüht. Manches Märchen erzählte ihnen auch Wilhelms Braut
Die Märchenfrau
Aus: Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm
(C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, Oskar Beck, München)
Ö20 DEUTSCHI.AND
die ihren Märdienschati im Jahre 18N an dem Z Bajid^V all :^e!>eri ru^^ivcHi* Gfert»diere
da^ktc^ Armm vedufgte nehon >sdiiem Zimmer \varerfi De^r «i^ten
Uf^resse, ^ Am 18!4 und ko5teii? \ T^^lev IS Gto^che-n/
f iii rtvj ^j SejireJbt m if Zu d i beiden: "T t^etbande n <rf tscKi eji 1822 3; :&rit!,
Lf balvi^ fenig ißad m def das wissa^liQftbcäirkrHisch^!^^
Wochen ^beJ den literaluf enilrielt ^ Seiuirm haben die Kinder^ piid HaÜÄmäTä'+efl
iiai ^eite V^i^itilnp.
erbugt' ^U ■'d^'.-Cfifemache'
D^ese'
■ i i li*■ ■• - ■ . ■ Ti " hu fi^eh dcÄ deutlcferiVbiJt^^ zu
'■’ ' i Cximi»5ehenMari;KcR'wyr-
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Iv-ann . . /' £s benih’rt ; V
symp^Um.cbr riv
ivfi ; Febriiär.:;. T8! 5 :an -fj
Lud^i^te S^OTl Hfeit hause IT Aus; R^.y^^itpiihqE von AfTia^^ S;hfni^Ji>a-
mH v^'aimCr Tednahme
scbrertbii ,,Die iimie Fr^u Ui in Tagr^iv ^eh ki:#ik ^^''
T%esen und fiat viel Unglück ^^rpht, und es? g&ht ihr iunxiccii;/- i
heb/' Durch dtn kirieg war die guu^ Fijjü ta- bVvgSrK k
sic w'ard su.ch ur<d starb JaEU ; 17, Novembrr } 8 b>: ^ !
Mit meiner ZJt^rhdterr und fernen Sdinb stihodb ^
■ii- ■' fp^f f. " KhdM ferl^:bf^:t‘bvichr> ■
Nr. 14/15
DEUTSCHLAND
621
Tugend zu lieben, das Unrecht zu verachten zwingt. Da werden
in wundersam poetischen Erzählungen rührende Beispiele von
der Treue und Opferfähigkeit der Frau dargebolen; man denke
an das Märchen von der Nixe im Teich. Überaus liebliche Züge
rührender Barmherzigkeit bilden im „Waldhaus“, ähnliche
Züge erbarmender Mildherzigkeit geben in den „Stemtalem“
das Motiv. Von ergreifender Innigkeit erscheint die Liebe der
Schwester, die die Probe des ausharrenden Suchens bis ans
Ende der Welt aushalten muß, bis sie die zu Raben verzauberten
sieben Brüder erlösen kann. Und nun gar das Musterbild
treuester Geschwisterliebe in „Hänsel und Gretel“. So geht*s
überhaupt dem Freundlichen, Bescheidenen, Treuen, Hilfs¬
bereiten gut, dem Stolzen, Falschen und Tückischen schlecht,
und jeder erhält den verdienten Lohn. In diesem Sinne äußern
sich die Brüder: „Die weltliche Klugheit wird gedemütigt und
der Dümmling von allen verlacht
und hintangesetzt, aber reines
Herzens, gewinnt allein das
Glück . . .“
Nie jedoch wird das Grimm¬
sche Märchen zur langweiligen
moralischen Erzählung; in einer
naturnahen Zeit entstanden,
sinnt und spricht es ganz in
der Ausdrucks weise des natur¬
nächsten Wesens, des Kindes.
Diese unmittelbare Wirkung,
für deren Auffassung die Brüder
ein feines Organ, das aus dem
Stoff auch den Klang der
deutschen Seele fühlte, besaßen,
wird noch verstärkt durch die
Schönheit der Form der Grimm¬
schen Märchen: Volle Plastik,
kräftige Sinnlichkeit, Schlicht¬
heit und Innigkeit des Ausdrucks,
feiner Sinn für gemütvollen
Humor in der Sprache, phonogra-
phische Treue bei der Wieder¬
gabe der Volkssprache, volks¬
tümliche Wendungen und Ver¬
gleiche, Sprichwörter — geben der Sprache das charakteristische
Gepräge volksmäßiger Erzählungsart. Die akustische Un¬
mittelbarkeit der Grimmschen Sprache beruht namentlich auf
ihren den mündlichen Erzählungen folgenden Aufzeichnungen.
Über diese wohlberechnete Absichtlichkeit äußert sich Jakob in
einem Schreiben an Arnim am 26. September 1812, in dem er
die in demselben Jahre von Büsching erschienene Sammlung von
Volkssagen, Märchen und Legenden bespricht: „Seine Neigung
und Ehrlichkeit ist mir achtbar, allein er hat gar kein Glück
beim Einsammeln gehabt und keine erforderliche Einsicht
gezeigt. Unsere Sammlung hat sich, seitdem du hier warst,
immer aus mündlicher Überlieferung, sehr viel bereichert,
und ich glaube, es wird ein reiches und anmutiges Buch geben,
ich sehe immer mehr ein, wie wichtig diese alten Märchen in
die ganze Geschichte der Poesie eingreifen . . .“ Die letzte
Bemerkung zeigt übrigens, daß die Brüder — infolge Jakobs
Einfluß — mit ihren Märchen vorzüglich der Geschichte der
Poesie dienen wollten. Diese irrtümliche Auffassung wurde
durch Goethes Einfluß seit seiner Bekanntschaft mit Wilhelm
im Jahre 1816 zu der allein gültigen Grundanschauung geführt,
daß die Märchen keinen unmittelbaren didaktischen Zweck
verfolgen sollen, vielmehr dazu bestimmt sind, durch das
unschuldig Absichtslose ihrer Gebilde, durch eine lebenswahre
Darstellung, die nicht billigt, nicht tadelt, die Gesinnungen und
Handlungen in ihrer Folge zu entwickeln und dadurch zu er¬
leuchten und zu belehren.
Daher sollen die Märchen ein
Lese- und Erbauungsbuch des
deutschen Volkes sein. In diesem
Sinne empfahl Goethe Grimms
Märchen, nachdem er sie ge¬
lesen hatte, der Frau von Stein:
„Man kommt, verehrte Freundin,
für lauter gutem Willen oft nicht
zur Tat, so ist mir’s diesmal
auch mit dem versprochenen
Märchen gegangen, das ich gegen¬
wärtig um so mehr zu schicken
versäumt habe, als die Dämonen
mir allerlei leidige Hausmärchen
erzählten. Und so schick ich
denn zur Sühne hier einen
ganzen Band, den ich mir ge¬
legentlich zurück erbitte. Der
erste Band hat sich vergriffen,
wird aber bald wieder im Buch¬
handel erscheinen. Wenn Sie
Ihrer Mecklenburger Freundin
den Titel dieser Sammlung
überschrieben, so würde sie
dadurch in den Stand gesetzt,
auf viele Jahre die kleine Nachkommenschaft glücklich zu
machen.“ Welche trefflichen und herrlichen Worte! Mögen
die Grimmschen Märchen auch weiterhin ihre alte Zauber¬
kraft bewähren und in unsere treibende, starke, poesielose Zeit
gar oft das Sonnenglück einer flüchtig-frohen Stunde werfen.
Mögen aber auch die Großen den Wert dieses Kinderbuches
recht erkennen: Für sie ist es besonders bestimmt! Aber sie
sollen daraus erzählen. So wollten es auch die Brüder Grimm!
Denn erzählt müssen Märchen werden, nicht gelesen, gerade
wie Volkslieder gesungen werden müssen!
Aus den von Otto ^Ubbelohde illustrierten Grimmschen Kinder- und
Hausmärchen. Gesamtausgabe in 3 Geschenk bänden Ji 6,—. Auswahl in
1 Band gebunden (Turm-Verlag, Leipzig)
Adolf Kolping.
Zu seinem 100. Geburtstag am 8. Dezember 1913.
Von Rektor Hammelrath (Düsseldorf).
Wer war Adolf Kolping?
Adolf Kolping war der Gesellen vater, ein schlichter
Mann aus dem Volke, Handwerksgeselle und Priester hernach —
doch auch ein geborener Führer, ein großer Organisator und
ein sozialer Reformator. Tausenden von armen Schluckern von
der Landstraße gab er Heim und Heimatrecht, ward so auch
ein Regulator des Verkehrs, und eben deshalb gebührt ihm
ein Platz in diesen Blättern. Deutsch war zu alledem sein
Fühlen und Denken, deutsch sein Lebenswerk, so urdeutsch, daß
es sich auf fremden Boden nur übertragen, nicht eingraben ließ.
Als dieser Sohn eines Schäfers aus dem kleinen Kerpen
links des Rheines, seitab vom großen Weltverkehr, in erschüttern¬
den Schilderungen die Not des Handwerkers illustrierte, als
er in Reden voll packender Apostrophen und mit begeisterndem
Höhenflug zur Hebung des Elends fortriß, da hatte das sog.
Manchestertum, die Verwirklichung von der Lehre der per¬
sönlichen Freiheit, Selbstverantwortlichkeit und Ungebunden¬
heit im Wirtschaftsleben, seine Blütezeit erreicht. Die morsch
und baufällig gewordene Zunftordnung war nach jahrhunderte¬
langem Sterben ins Grab gesunken und neues Leben aus diesen
Nr. 14/15 DEUTSCHLAND ©eseKSE^^e^GeK^GHeoBös^a^if 623
Im rheinischen Westen bis nach Münster und Hildesheim
hinauf und hinab gen Mainz hatten sich Gesellenvereine ge¬
bildet, die sich bereits 1851 zu einem Bunde mit einem General¬
statut als Konstitution zusammenschlossen, das mit ganz
geringen Änderungen heule noch Geltung besitzt.
Als Adolf Kolpings Leben 1865 erlosch, da zählte seine
Schöpfung bereits über 350 Vereine. 1912 umfaßte die Grün¬
dung des ,,Gesellenvaters“ nach den der Festschrift „Zur Jahr¬
hundertfeier des Geburtstages Adolf Kolpings von Dr. Wilhelm
Schwer“ beigegebenen Tabellen 1265 Vereine mit rund
80 000 aktiven und über 130 000 außerordent- _
liehen Mitgliedern. •
Gesellenhause zu Köln
durch einen Neubau, d
gewaltigsten aller
Gesellenhospize,
ersetzt wurde,
reihten sich nach
und nach Hun¬
derte an, die be¬
deutendsten und
Stützpunkte unter
der tätigen, opfer-
vollenMitsorge des
Gründers an den
Verkehrszentren,
so in Berlin,
München, Wien,
Budapest. Drin-
gendeHilfe tat auch
not in den auf¬
strebenden Indu¬
strieorten mit dem
starken Zustrom
wandernderGesel-
len und den trau¬
rigen Wohnungs¬
verhältnissen.
Hervorragende
Baumeister haben
sich in neuerer
Zeit im Bau von
Gesellenhäusern
betätigt, so hat
bekanntlich einer
unserer führenden
Baukünstler, Peter
Behrens, das Ge¬
sellenhaus in Neuß
gebaut.
380 Hospize ge¬
währten 5480 Mit¬
gliedern ständige
Unterkunft und
reisenden Gesellen
binnen Jahresfrist in rund 100 000 Nächten vorübergehende
unentgeltliche Aufnahme.
Welch eine sittlich-ethische Gewinnbilanz!
Ein Segensstrom an unvergänglichen Werten ergießt sich
durch den Gesellenverein ins Land auch durch eine gro߬
artig organisierte Unterrichtstätigkeit. „In einem engen Schul¬
zimmer mit Kerzenstümpfen auf alten Flaschen“ hatte Kolping
den ersten Unterricht mit sieben Gesellen begonnen. Fünfzig
Jahre später ließen 498 Vereine in 875 Kursen an fast 14 000
Teilnehmer Unterricht in Rechnen, Geschäftsaufsatz, Buch¬
führung, Wechsellehre, Kalkulation, Stenographie, fremden
Sprachen und Schreiben erteilen. Mit welchem Erfolge, das
lehren die vielerorts alljährlich stattfindenden Ausstellungen
Innenhof des Gesellenhauses zu Neuwied a. Rh.
wunderbaren
unserer Gesellenvereine, deren beachtenswerte Leistungen
auch seitens maßgebender Kreise des Handwerks und des
Gewerbes Anerkennung finden.
Bereits 1910 gab es in 197 Vereinen besondere Tum-
abteilungen mit etwa 5000 Mitgliedern, die einem vernünftig
betriebenen Sport huldigen. Große Gesellenhäuser wie Köln
und München besitzen besondere Turnhallen. Zahlreiche
Hospize haben Bäder im Hause, Spielzimmer, Kegelbahnen,
Bibliotheken.
Im Vorjahre bestanden in den Gesellenvereinen
__ 670 Sparkassen mit einer Jahreseinlage von
n und einem Gesamt¬
en über 6% Millionen.
2 Krankenkasse zählte
4000, die Sterbe¬
kasse 4600 Mit¬
glieder.
In Brüssel, Lüt¬
tich, Paris, Lon¬
don, Stockholm,
Rom, Florenz,
Neapel bestehende
Auslandsvereine
sind eng an die
deutsche Mission
angeschlossen.
Ihre Bedeutung
als Stützpunkte
des Deutschtums
in den fremden
Großstädten ist
nicht gering ein¬
zuschätzen, sind
sie doch blühende
Reiser am deut¬
schen Stamm in
der Fremde.
Den staunens¬
werten Erfolgen
der Kolping-
Gründung ist die
wachsende soziale
Einsicht breiter
Schichten des Vol¬
kes fördernd zur
Seite getreten.
Die Gefährdung
der Jugend, das
Wohnungselend,
die Not desSchlaf-
und Kostgänger¬
wesens fanden in
dem Gesellenver¬
ein eine Organisa¬
tion, die in ihrem
Gefüge eine fast unbegrenzte Entwicklungs¬
möglichkeit zur Hebung weitschichtiger Ubelstände in sich
birgt. Mit der Einsicht in die Zeitnöte ist daher eine kluge,
erfolgreiche Förderung des Gesellenvereins-Gedankens ver¬
bunden gewesen und auch fernerhin zu erhoffen.
Dieser wechselseitigen Förderung paßt sich als wertvoller
Bundesgenosse'die Baukunst an, die in den nicht selten schwie¬
rigen Aufgaben der Raumausnutzung, der praktischen Ge¬
staltung von Logier-, Aufenthalts- Unterrichts- und Wirt¬
schaftsräumen, dankbare Probleme fand.
Fördernd endlich kam der Gesellenvereinssache der allge¬
meine Aufstieg zugute, den das alte ehrsame Handwerk trotz
oder auch wegen des Wettkampfes mit Dampf und Elektrizität
624 DEUTSCHLAND Nr. 14/15
nahm. Daß in persönlicher Tüchtigkeit, verbunden mit Ge¬
schäftskenntnis, das Geheimnis des Handwerks liegt, diese
Tradition fand im Gesellenverein in jenen trüben Zeiten eine
liebevolle Heimstätte, als das Handwerk dem eisernen Gange
der Maschine zu erliegen drohte. Mit dem Handwerk nahm
der Gesellenstand
erneuten Auf¬
stieg. Und wenn
der Geselle von
heute nicht mehr
der ,,Ritter der
Arbeit von der
Landstraße“ ist—
werwill ermessen,
wieviel von seinem
berechtigten
Selbstgefühl auf
Rechnung desGe-
sellenvereins zu
setzen ist?
Den tiefsten
Grund zum ge¬
waltigen Fort¬
schritt des Ge-
sellenverems
müssen wir jedoch
in seinemGründer
erblicken.
Fortes fortuna
adjuvat!
Aber der ge¬
rade selbstlose
Kolping gründete
sein Werk auf Arbeit und Mühe im rastlosen Kampfe für
das Glück anderer.
Gen Norden wie gen Süden bis zum fernen Wien trug er
persönlich seine Ideen, warb für sie als nimmermüder Almosen¬
sammler, stritt um sie wie ein guter
Hirt, und wohin das tiefgreifende
Wort, die zwingende Persönlichkeit des
Menschenfreundes nicht reichte, dort¬
hin trugen begeisternde Schriften seine
packenden originellen Gedanken. Was
Kolping in seinem ,.Vereinsorgan“
mit der ,,Feierstunde“, in seinem
„Volkskalender“, in den ,.Rheinischen
Volksblättern für Haus, Familie und
Handwerk“ durch die meisterhaft
gezeichneten Figuren, den alten
Doktor Fliederstrauch und den Land¬
boten Stephan an Lebensweisheit
und gesunder Hausmannskost, an
sprudelndem Humor aufgespeichert
hat, das allein hätte genügt, Adolf Kolping zu einem Wohl¬
täter des Volkes zu machen.
Er gab seiner Schöpfung eine solche Organisation, daß
sie sich, wachsend mit ihren Zielen, unter der treuen Obhut
seiner Nachfolger noch 50 Jahre nach seinem Tode ebenso
in die Nöte der Zeit einfügen läßt wie ehedem.
So ward der Gesellenverein vorbildlich für die Wander¬
fürsorge unserer Tage.
Gesellenzimmer im Kolpinghause zu Köln
Eine Generation vor der unsrigen genossen die Söhne
Kolpings einen Arbeitsnachweis, „primitiver gewiß und
technisch unvollkommener als heutzutage jene mit
ihren unvergleichlich reicheren Mitteln, aber praktisch
und seinen Zwecken genügend“. — Kolpings Gesellen-
häuser wareh die
ersten Ledigen¬
heime.
Ein tiefgrün¬
diger Reformer,
schuf Kolping in
den Unterrichts¬
kursen die segens¬
reich wirkende
Fortbildungs¬
schule fürs Hand¬
werk.
Und mit wel¬
chen Zielen seine
Schöpfung durch
Charakterbildung
dem einzelnen
zur Lebensschule
werden sollte,
das kleidete der
Meister in die
schönen Worte:
..Eine fromme,
frische, fröhliche,
wackere Jugend,
die das Herz rein,
den Kopf klar
bewahrt, die
Manne liegt, ist die sicherste, wenn
Bürgschaft für das ganze künftige
In der Minoritenkirche zu Köln, in
Anlagen Schreiners lebenswahres
Denkmal vom Gesellenvater zum
Beschauer spricht, ruhen Kolpings
sterbliche Überreste, das Ziel vieler
Wandergesellen.
Und fragt man die Beter:
,,Ihr wandernden Burschen,
O saget mir an:
Was hat der im Grabe
Fuch Gutes getan?
Lag’ Vater und Mutter
Dort unter dem Stein,
Ihr könntet nicht stiller
Und dankbarer sein?“
SO antworten sie mit den Worten
desselben Liedes, das sich in allen
Gesellenhäusern Bürgerrecht erworben:
,,Und ob wir auch wandern
Und kommen und gehn.
Die Liebe, die Treue,
Sie bleiben bestehn:
Woher auch des Weges
Und wohin wir auch ziehn.
Wir danken hier Kolning
Und beten für ihn.“
Gesellenhaus zu Ravensburg in Württemberg
reuelos hinter dem
nicht die einzige
Lebensglück.“ —
deren schattigen
Nr. 14/15
DEUTSCHLAND iDGece e ee o oeeeee8e00ee e 8eeeea 625
Um die Weihnachtszeit.
Erzählung von Charlotte Niese.
Erwachsene Leute sprechen oft lange darüber, wieviel
sie um die Weihnachtszeit zu tun haben, und bedenken gar
nicht, daß die Kinder noch sehr viel mehr Arbeit und Nach¬
denken zum Feste nötig haben als die Großen. Sie haben sich
erstens so viel zu wünschen und dann auch noch darüber nach¬
zugrübeln, wozu sie sie alles, was sie haben möchten, nachher
verwenden können.
Große Leute wünschen ja nicht halb soviel wie die Kinder.
Ihnen gehen eben nicht alle Wünsche in Erfüllung, und weil
sie dies wissen, w'ünschen sie sich manchmal gar nichts mehr.
Dies aber kann kein Mensch ändern, und jedenfalls wird es kein
Kind hindern, sich jeden Tag vor Weihnachten mehr zu wünschen.
So machten es auch mein Bruder Jürgen und ich, wenn
wir dem Weihnachtsfeste entgegensahen; und wir lächelten
mitleidig, wenn uns andere Ansichten entgegentraten.
„Kinder müssen immer bescheiden sein!“ sagte eine von
unsern Tanten. Sie hielt es für ihre Pflicht, uns tagtäglich
zu erziehen, während wir die Notwendigkeit dieser Erziehung
nicht elnsehen konnten. Wenn sie ihre Weisheit von sich gab,
dachten wir uns schnell noch einige Wünsche aus, und das
Dokument, das wir mit dem bescheidenen Namen Wunschzettel
belegten, vergrößerte sich alle Tage.
Vor dem Weihnachtsfeste, von dem ich jetzt erzählen will,
bestand mein Wunschzettel aus verschiedenen zusammen¬
gestellten Papierbogen.
Zuerst hatte ich gar nicht so viele Wünsche, allmählich
aber, bei eifrigem Nachdenken, kamen sie über mich, und wenn
ich auch manchmal einen Gegenstand durchstrich, so traten
an seine Stelle immer zwei andere.
Mein erster Wunsch, dessen Erfüllung mir sehr am Herzen
lag, war ein lebendiges Lamm, das aber nicht größer werden
dürfte. Leider sagte man mir, daß diese Bedingung schwer
zu erfüllen sei: aus Kindern würden Leute und aus Lämmern
Schafe. Nach langem Besinnen entschloß ich mich also, diesen
Wunsch zu streichen und einen sprechenden Papagei an seine
Stelle zu setzen. Ein mit uns Kindern sehr befreundeter Schiffs¬
kapitän besaß nämlich ein solche.^ Tier. Es war grün von Farbe,
konnte Deutsch und Spanisch sprechen, wie ein Hund bellen
und wie eine Katze miauen.
Wir wußten genau, daß ein so begabter Vogel viel zu
unserm irdischen Glück beitragen würde. Wir wollten ihm
einen Käfig verschaffen, dann müßte er sich eine Papageiin
suchen und viele Jungen bekommen, die wir dann verkaufen
wollten. Auf diese Weise konnten wir mit großer Geschwindig¬
keit reich und wahrscheinlich auch berühmt werden. Denn
eine Papageifamilie von solcher Fruchtbarkeit, wie die unsere
haben würde, hatte noch kein Mensch auf der ganzen Insel.
Bei dieser Sache war übrigens viel zu bedenken. Sollte
der Käfig lackiert oder von Messing sein, und ging es an, daß
alle kleinen Papageien „Lora“ hießen, wie der große vom
Kapitän.-^ Diese kragen verdienten, daß man ihnen ernstlich
näher trat, und wir bedauerten sehr, nicht viel Zeit zum Nach¬
denken zu haben.
Wir hatten nämlich so viel mit unserm Weihnachtsliede
zu tun! Nicht allein, daß wir es auswendig lernen und arn
heiligen Abend unserm Vater hersagen mußten: wir waren
auch genötigt, das Lied abzuschreiben, und zwar so schön
wie möglich. Der Bogen, auf den geschrieben werden sollte,
mußte ausgezackt oder mit einem Kranze von Rosen oder
Vergißmeinnicht verziert sein, und es war nicht immer leicht,
sich in dieser Hinsicht zu entscheiden. Meistens tauschten
wir den gewählten Briefbogen noch etliche Male um, ehe wir
anfingen, auf ihn zu schreiben, und dann kamen fürchterliche
Augenblicke. Denn wenn dai Lied mit unendlicher Sorgfalt
und vielem Gestöhn fast ganz abgeschrieben war, dann kam
„ganz von selbst“ auf der letzten Seite ein großer Tintenklecks.
Wenn man ihn zuerst erblickte und sich die Haare auf
dem Kopfe vor Entsetzen sträubten, dann war man fest davon
überzeugt, niemals wieder im Leben froh werden zu können.
Darauf leckte man den Klecks ab, radierte ihn energisch aus,
und wenn nun der Vergißmeinnichtbogen ein kugelrundes Loch
mit schwärzlicher Umgebung zeigte, dann betaute man das
ganze Werk mit vielen Tränen.
Nein, es ist keine Kleinigkeit, ein solches Weihnachtslied
abzuschreiben, und wenn man außer dieser Arbeit auch noch
Lernstunden hatte und seine Teilnahme dem Kuchenbacken
in befreundeten Familien nicht entziehen durfte, so wird jeder
begreifen, daß unsere Zeit vielfach in Anspruch genommen
war. Am Morgen empfand man auch große Unruhe beim
Erwachen. Die Gedanken überstürzten sich, und man konnte
trotz dringender Wünsche erwachsener Zimmergenossen nicht
wieder einschlafen. Zuerst dachte man natürlich an das Weih¬
nachtslied und sagte es sich leise auf. Es ging dann immer so
schön, viel besser als nachher vor einem Erwachsenen — aber
sehr lange beschäftigte man sich nicht damit.
Um die Weihnachtszeit wurden in der ganzen Stadt Schweine
geschlachtet, und zwar in der frühesten Morgenstunde. Aber
so nötig die frischen Würste zum Weihnachtsfeste gehörten, die
Schweine trugen doch nicht gern zur Weihnachtsfreude bei. Sie
weckten die ganze Nachbarschaft mit ihrem unvernünftigen
Geschrei auf und konnten es niemals über sich gewinnen, ihr
Schicksal etwas freundlicher zu tragen. Nun — einmal wurden
sie doch still, und wir hatten sie schon vergessen; es war ja
bald Weihnachten.
Fünfmal werde ich noch wach,
Heißa! dann Isi s Weihnachtstag!
Das Versehen wurde begonnen, als wir noch vierund-
zwanzigmal wach werden sollten: nun waren wir schon bis
zur Zahl Fünf gekommen, obgleich wir am 1. Dezember dachten,
wir würden das Weihnachtsfest nicht mehr erleben, so lange,
lange schien es noch hin. Nun kam es uns doch so vor, als
könnte es möglich sein, noch fünf Tage weiter zu leben.
Dann abei! — Ach, es war kaum auszudenken, was dann
kommen sollte! Wir drückten den Kopf in die Kissen und
wollten so gern wieder einschlafen, da so die Zeit schneller
ginge. Aber es ging nicht, und wir trösteten uns mit dem
Vorsatze, heute abend recht früh zu Bette gehen zu wollen.
Es war also noch etliche Tage vor Weihnachten, und unser
Wunschdokument befand sich schon in den Händen der glück¬
lichen Anverwandten, als Jürgen und ich eines späten Nach¬
mittags auf der Straße waren.
Irgendein Kind unserer Freundschaft hatte die Dumm¬
heit begangen, eben vor Weihnachten Geburtstag zu feiern,
und wir mußten natürlich dabei helfen. Jetzt gingen wir nach
Hause und sprachen andauernd von dem unglücklichen Ge¬
burtstagskinde, das gar nichts geschenkt bekommen hatte
außer Schokolade und Kuchen, weil Weihnachten so nahe
war, und dann lobten wir uns, weil w'ir unsere Geburtstage
viel klüger eingerichtet hatten. Unser Städtchen rühmte sich
keiner Beleuchtung; daher waren die Stral5en sehr dunkel,
und wir gingen sehr eilig: nicht daß wir bange gewesen wären —
Gott bewahre! aber wir hatten uns angefaßt und sahen weder
nach rechts noch nach links — bis wir plötzlich stehenbliebcn
und vor Angst zitierten. Aus der Ferne erklang dumpfes
Brummen, von eintönigem Gesang begleitet.
Was war das? Einen Augenblick dachte ich an alle Ge¬
spenster, die in unserer Stadt umgehen sollten — dann lachte
Jürgen plötzlich.
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,,Da ziehen die Rummeltöpfe herum!“ rief er, und darauf
zog er mich mit sich fort, dem Geräusch entgegen. An der
Straßenecke beim Bäcker stand eine Knabenschar. Ihre Ge¬
sichter waren in der Dunkelheit nicht zu unterscheiden; sie
halten aber für den Fall, daß etwa aus einer geöffneten Haustür
ein Lichtstrahl auf sie hätte fallen können, auch dadurch noch
einer Erkennung vorgebeugt, daß sie ihre Köpfe mit Tüchern
und sonderbaren Hüten unkenntlich gemacht hatten. Jeder
von ihnen trug einen länglichen Tonkrug, dessen obere Öffnung
mit festem Leder verklebt war. ln der Mitte dieses Leders
war ein gewachstes oder mit Pech bestrichenes Rohrslöckchen
angebracht, das mit großer Geschwindigkeit auf und nieder
gezogen wurde und ein dumpfes, zugleich aber sehr durch¬
dringendes Geräu:.c!i hervorbrachle.
Zu diesem ,,Rummeln“ sangen sie:
Annii chen. inak de Dören apen
l’nd lal (len Rurnniclpoll ln!
l'nd wenn de .Scliipper viin tloliaiid kiimmt.
Denn hell lie yoden Sinn!
Si liipper wulll «lu wlkcii*.
Bü('lsinann wulU du sinken
1 reck d(‘ Segel op und dal,
L'nd gif 1111 vval in’n Riiniuielpoll;
r.n, Ivve, die, veer - -
Und wtnnl ck en lu'lsvin r)aler wcei!
Alle Jungen hatten mit lauter Stimme gesungen, ohne sich
vom Heck zu rühren, und dabei rummelten sie so eifrig, daß
es großartig anzuhören war. A\s sic das Lierl zu Ende gesungui
hatten, stürzten sie wie auf Kommando m den Hausflur des
Bäckers, um gleich darauf mit wildem Ge. chrei zurückzulaufen.
Die Bäckerfrau schien keine Lust zu haben, ihren Wünschen
nach einem halwen Daler zu entsprechen. Sie mußte schon
hinter der Tür gestanden und auf die Eindringlinge gewartet
haben, denn mit einem großen nassen Besen fuhr sie den
Sängern Ins Gesicht, und dabei schimpfte sie mit einer solchen
Geläufigkeit, daß sie selbstverständlKh einen glänzenden Sieg
davontrug. Nach einer Minute befanden sich alle Rummel¬
topfbesitzer prustend und lachend m wilder Flucht auf der
Straße, während die Bäckerfrau siegreich auf der Schwelle ihres
Hauses stand und noch lange hinter ihnen her drohte und schalt.
Jürgen und ich hatten uns den Rummlern angeschloss(‘n:
mehl allein, weil es uns wundervoll erschien, hinausgeworfen
und ausgescholten zu werden, sondern weil uns auch einige
(Lsellcn in der lustigen Gesellschaft sehr vertraut vorkamen.
Wir hatten ältere Brüder und glaubten ihre StirnnK n und
auch einen alten Hut von Papa erkannt zu haben. Wo aber der
Hut unseres Vaters war, da durften auch wir sein.
Die Rummler halten sich durch die aufgeregte Bäckerl rau
nicht abhallen lassen, einige Häuser weiter ihren Gesang w'ieder
zu beginnen. Dieses Mal öffnete sich bald ein Fenster, cm Mann
begann mit ihnen eine scherzhafte Unterhaltung, fragte, ob
sie auch nötig hätten zu betteln, und reichte ihnen schließlich
Gebäck und kleine Münze. Beides nahm ein Junge in Empfang,
der einen großen Korb trug, und dann ging es weiter.
Jürgen und ich waren mm schon so angenehm angeregt,
rlaß wir zum drittenmal laut mitsangen, aber diese offene
Pröhlichkeit gereichte uns zum Verderben.
Jemand seinen Namen will ich rücksichtsvoll verschweigen
liat zu uns und schickte uns mit so viel Drohungen, begleit(‘l von
sc-hr eindrucksvollen Puffen, nach Haus, daf» wir eiligst entflolu n.
,,lch will ihn verklagen!“ schluchzte ich. ,,Er hat mich
m den Arm gekniffen, und er darf doch gewiß nicht rummeln!
Bürgermeisters Christian habe ich auch erkannt!“
Der Kummer, daß w'ir an den Freuden des Rummellopfes
nicht leiln<‘hmen konnten, überwältigte uns eine Z< itlang.
Dann kam Jürgen auf einen guten CVednnkcn. j]
Beide .Ausdrücke sind etwas unverständlich, werden aber noch heiil»'^
so gesunsjca. Das Lied stammt vermutlich aus dtin .n fil/clinlen Jahihup.d« rt.J
zu der Zeit, wo die kleinen Ostseein«.-ln cilrij' mit Holland handelten. | ;
Wir wollen jeder auch einen Rummeltopf haben und ganz
allein damit herumgehen! Davon brauchen wir keinem Men¬
schen etwas zu sagen!
,,Wenn uns die Leute nun nichts geben, und wenn sie uns
erkennen?“ fragte ich zaghaft; aber mein Bruder lachte.
,,Natürlich werden sie uns etwas geben, und erkennen
sollen sie uns auch nicht. Wenn ich Großvaters alten Drei¬
master aufsetze, der oben auf dem Boden liegt, dann sieht
niemand, wer darunter steckt. Du weißt, das ist der Hut,
den Großvater in der Hand halten mußte, als er in Plön zum
König befohlen w'ar. Als er nachher sitzen durfte und das
Ding zwischen den Knien hielt, weil er sonst keinen Platz
dafür hatte, da kamen die Diener und brachten etwas zu essen.
Und Großvater schüttete aus Versehen Heringssalat in seinen
Hut, weil er meinte, es sei ein Teller. Deshalb trägt er den
Dreimaster nicht mehr, ich kann ihn aber gut gebrauchen!“
Jürgens Vorschlag gefiel mir sehr gut, und da auf Gro߬
vaters Boden noch allerhand vakante Kopfbedeckungen um¬
herhingen, so war in dieser Beziehung auch für mich gesorgt.
Viermal werden wir noch wach! mit diesem Gedanken
<*rwachte ich am nächsten Morgen; als ich mir aber mein Weih-
nachtslied aiifsagen wollte, da summte es mir in den Ohren:
Annliscben, mak tie Dören apen
IJntl Int rien Rurnmelpotl in!
Ich mußte, ich mußte einen Rummeltopf haben; er erschien
mir nötiger als der grüne Papagei mit seiner ganzen Nach¬
kommenschaft, und ich versuchte also gleich, mir ihn zu ver¬
schaffen. Großvaters Kutscher Hinrich hatte Verständnis
für die Notwendigkeit dieses Besitzes; es dauerte denn auch
nicht lange, und Jürgen und ich drückten je einen Rummeltopf
an unser Herz. Dieser Besitz machte uns niclit wenig froh,
und bald halten w'ir mit unserm Gesang und dem begleitenden
Gerummel mehrere Erwachsene in eine so leidenschaftliche
Erregung gebracht, daß sie sogar die Drohung ausstießen,
uns zu Weihnachten nichts schenken zu wollen.
Da war cs denn besser, die freie Natur aufzusuchen, um
dann, nachdem es dämmerig geworden wäre, den ersten Straßen¬
rundgang anzutreten. Leider geht nun nicht alles, wie man
will. Gerade als Jürgen Großvaters Dreimaster gefunden und
auch ich eine köstliche Mütze erwischt hatte, kam Besuch, der
Jürgen zu sehen wünschte. Es war eine Tante, die ihm immer
etwas mitbrachte, und in der Aussicht auf eine wohlschmeckende
Gabe verschwand er mit seinem Rummeltopf und ließ mich
im Stich. Er sagte allerdings, ich sollte auf ihn warten — mein
Lebtag habe ich aber nicht warten mögen, und so beschloß
ich, allem mit meinem Rummeltopf auszugehen.
Wenn wir ins Freie wollten, gingen wir eigentlich immer
zuerst auf den Kirchhof. Er lag mitten in der Stadt, und über
ihn führte uns immer unser Weg, wenn wir vom Elternhausc
zu unserm Großvater gingen. Im Sommer saßen wir unter
seinen großen Linden und machten Ketten aus den langen
Stengeln des Löwenzahns, und mit dem Totengräber verband
uns zu allen Jahreszeiten eine innige Freundschaft. Dieser
hieß Kelling, und wenn wir gerade nichts Besseres anzufangen
wußten, dann besuchten wir ihn und sahen zu, wie er ein Grab
grub oder in Ordnung brachte. Auch heule beschloß ich,
ihm meinen Rummeltopf zu zeigen und ihm „Annlischen“
vorzusmgen, das ich viel schneller gelernt hatte als mein Weih-
nachtslied.
Vergnügt vor mich hinsummend, lief ich über den breiten
Kirchhofweg, als ich einen Jungen erblickte, der auf einem
alten Grabstein safj. Er hatte beide Hände vors Gesicht gelegt
und weinte. Nicht laut und mit Geheul, sondern leise und
von Herzen. Seine Kleidung bestand eigentlich nur aus Lumpen,
und er war außergewöhnlich schmutzig. Ich stand still und
betrachtete ihn nachdenklich, während ich mich zugleich sehr
I wunderte. Denn wer konnte in dieser Zeit so traurig sein,
Nr.14/15 B M33 9 O 9 «»0 Q(^»3a09^Q90gg DEUTSCHLAND 61^686^60^) 0 666008600000 0 0 8 ^ 627
wo man doch nur viermal noch wach zu werden brauchte,
um Weihnachten zu erleben? Unwillkürlich fing ich an zu
rummeln und mit halblauter Stimme zu singen:
Annlischen, mak de Dören apen
Und lat den Rummclpott in!
Der Junge hatte die Hände vom Gesicht genommen. Mit
großen, tränenschimmernden Augen sah er zu mir auf, und
als ich nun fortfuhr:
Und wenn de Schipper vun Holland kümmt —
da lachte er.
„Was lachst du?“ fragte ich, mißtrauisch die blanken
Tropfen betrachtend, die auf seinen schmutzigen Wangen
helle Straßen gezogen hatten.
„Ich lach, weil du es nich kannst,“ lautete die Antwort.
„Du kannst nicht rummeln! — Deerns können so was über¬
haupt nich!“ setzte er verächtlich hinzu.
Ich war immer gekränkt, wenn mich jemand an die betrübende
Tatsache, daß ich kein Junge sei, erinnerte, und mein Mitleid
mit dem weinenden Knaben schwand dahin.
„Du bist ein komischer Junge!“ sagte ich. „Erst weinst
du, und dann lachst du. — Worüber hast du denn geweint?
Übermorgen und dann noch ein Tag, dann ist Weihnachts¬
abend !“
„Weihnachtsabend —“ er sprach mir das hochdeutsche
Wort nach, dann nickte er. „Ja — der Schulmeister sagt auch
so was!“
„Nun, ist denn das nichts Schönes?“ rief ich eifrig. „Da
bekommst du etwas geschenkt von deiner Mutter!“
„Ich hab keine Mutter!“
„Oder von deinem Vater!“
„Ich hab kein Vater!“
„Du hast keinen Vater und keine Mutter?“ Ich mußte
mir den Jungen daraufhin noch einmal ansehen. „Hast du
denn deswegen geweint?“
„Nee —,“ sagte er; „da hab ich mir all lang an gewöhnt.
Weinen tat ich, weil ich keinen Rummelpott hab; und all die
andern Jungens rummeln, und ich — und ich —“ er fuhr sich
mit beiden Händen in die Augen, und von neuem begannen
seine Tränen zu fließen.
Ich aber sah ihn hilflos an, während ich meinen eigenen
geliebten Rummeltopf fest an mich drückte und zugleich eine
bange Ahnung mein Herz beschlich.
,,Ich will flink nach Hause gehen,“ sagte ich hastig; aber
schon stand der Junge neben mir.
„Leih mich dein Rummelpott! Kannst ja doch nix mit
das Ding anfangen! Soll ich dich mal das Rummeln zeigen?
So mußt du den Stock anfassen und dann rummeln, daß es
knarrt!“
Er hatte mir den Rummeltopf aus der Hand genommen,
und während er mit ihm einen wahrhaften Höllenlärm machte,
sang er dazu mit rauher Stimme:
Annlischen, mak de Dören apen
Und lat den Rummelpott in!
Ehe aber der Schiffer von Holland kam, war der Sänger mit
lautem Hohngelächter über den Kirchhof gelaufen und samt
meinem Rummeltopf verschwunden.
Einige Minuten war ich sprachlos über das mir Wider¬
fahrene; dann fiel mir ein, daß trotz aller schlechten Menschen
doch bald Weihnachten sei, und ich ging zu meinem Freunde
Kelling. Der hatte gerade ein neues Grab zugeworfen und
saß jetzt vespernd auf seinem Schubkarren. Ich klagte ihm
mein Leid, und er hörte mir mit gewohnter Teilnahme zu.
„Is die Möglichkeit! Hat der Franz dich deinen Rummel¬
pott gestohlen! Nu seh doch einer an! Ja, das ist ein wilden
Jung, der allens haben will! Ich kenne ihm ganz gut. Sein
Vater is auf See geblieben, und was sein Mutter war, die hab
ich all lang begraben. Swindsucht. Nu is er bei die Ohlsch;
Tante Horn heißt sie auch!“
„Aber er bekommt doch etwas zu Weihnachten?“ fragte
ich, und Kelling schnitt sich mit einem großenTaschenmesser
bedächtig ein Stück Brot ab. „Für Schenken is die Ohlsch
nich,“ meinte er, „und sie mag hellschen gern hauen!“
„Aber, Kelling, Weihnachten kann sie Franz doch nicht
schlagen!“ rief ich entsetzt; der Alte aber wischte sich den
Mund und meinte achselzuckend, einige Leute bekämen auch
Weihnachten Prügel.
Dann stand er auf und schaufelte noch etwas an dem Grabe
herum, während ich mich auf den Schubkarren setzte und
seinem Tun in Nachdenken versunken zusah.
Viermal muß ich noch wach werden, überlegte ich mir —
dann kommt Weihnachtsabend. Die Lichter an den großen
Bäumen werden angezündet, die Klingel ertönt, und wir dürfen
in den Saal kommen. Dann liest Papa mit seiner tiefen, ruhigen
Stimme das Weihnachtsevangelium vor, von der Jungfrau
Maria, dem Jesuskinde, und den Engeln, die da sangen: Friede
auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.
Nach dem Lesen durften wir zu unsern Geschenken gehen
und wenn wir sie noch längst nicht genügend bewundert hatten,
dann mußten wir unsere Lieder hersagen.
Ich blieb immer stecken, ich wußte es schon im voraus,
obgleich ich mir so viel Mühe gab — aber Papa half aus. Er
hatte es im vorigen Jahre so geduldig getan; auch dieses Mal
baute ich auf ihn. Er hatte mich auch nicht ausgelacht, wie
die andern es wohl taten, obgleich er wohl hätte böse werden
können, wo es doch sein Weihnachtsgeschenk war, das ich
so schlecht und so stockend aufsagte. — Franz Horn hatte
keinen Vater, der ihm half, wenn er etwas schlecht machte,
keine Mutter, die ihm die Tränen trocknete — er bekam nichts
zu Weihnachten, höchstens Schläge.
Es war ganz dämmerig geworden; die kahlen Linden
rauschten über den Gräbern, und vom Kirchturm schlug cs
halb fünf. In der Ferne aber sang eine trotzige Stimme:
En, twe, dre, veer —
Und wennt ok en halwen Daler weer!
Am andern Morgen, bald nach Beendigung der Schulstunden,
suchten Jürgen und ich Franz Horn. Er war nicht schwer zu
finden. Vor einem der elendesten Häuschen des ärmsten Stadt¬
teils glitschte er auf einem eben zugefrorenen schmutzigen
Rinnstein. Dabei hielt er die Trümmer meines Rummeltopfes
in der Hand und pfiff ein Liedchen.
Wir waren noch unschlüssig, ob wir ihn für seinen gestrigen
Raub zuerst gemeinsam durchprügeln und ihm dann die Aus¬
sicht auf eine Weihnachtsfreude machen sollten, als Franz
diesen Zweifeln ohne weiteres ein Ende machte. Er kam auf
uns zu und hielt mir den zerbrochenen Topf vor die Augen.
,,Das war ein siechten Rummelpott!“ sagte er gering¬
schätzig. „Könnt auch nich das geringste vertragen. Als ich
mir gestern abend mit Fite Schulz prügelte, smiß ich ihn das
Ding an’n Kopp, und das ging gleich twei! — So’n siechten Pott
hab ich lang nich gesehen. Aber ich kauf mich heut einen
neuen! Acht Bankschillings hab ich mich gestern rangerummelt
und ein Berg Brot und Kuchen!“
Dieser großen Unbefangenheit gegenüber wußten wir uns
nicht recht zu benehmen und fanden es also richtiger, von der
Franz zugedachten Bestrafung zu schweigen. Wenn sobald
Weihnachten ist, dann kann man doch überhaupt keinem
Menschen lange böse sein. Deshalb bemerkte Jürgen wohl¬
wollend, wenn Franz artig sein wollte, so schenkten wir ihm
trotz seines gestrigen schlechten Betragens vielleicht etwas
zu Weihnachten.
,,Was denn?“ fragte der Junge. Er machte den Versuch,
die blaugefrorenen Hände in seine Hosentaschen zu stecken;
er hatte aber keine.
„Ich schenke dir vielleicht eine Hose!“ sagte Jürgen. „Sie
ist schwarz und weiß kariert und noch ganz fein!“
,,Geht sie twei?“
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,Ja, kaput wird sie wohl einmal gehen — Hosen gehen
leicht entzwei!“ Und Jürgen seufzte. Er dachte wahrscheinlich
an das Schicksal einer Sonntagshose, die nach dem Erklettern
eines Bäumet, auf rätselhafte Weise zerrissen w'ar, und die ihn
dann in Unannehmlichkeiten mit Mama gebracht hatte.
„Ich will dir einen Kamm und Seife schenken!“ schob ich
großmütig ein. „Etwas Geld ist noch in meiner Sparbüchse,
deshalb wollte Mama durchaus den Schlüssel haben. Wenn
ich aber ordentlich schüttle und die Ritze etwas größer mache,
dann wird das Geld schon herausfallen!“
Franz hatte uns aufmerksam zugehört. Jetzt spuckte er
durch die Zähne, wie die Schiffer taten.
,,Eine Hose, die twei geht, will ich nicht! Wenn da ein
Loch einkommt, krieg ich bloß Prügel von die Ohlsch. Da
is mich mein alte lieber!“
,,Aber Kamm und Seife —“ sagte ich ermahnenden Tones.
,,W^as soll ich mit so*n Kram?“
Er sah allerdings danach aus, als wenn er den Gebrauch
von Kamm und Seife durchaus nicht zu schätzen wisse, und
wir mußten die Richtigkeit seiner Frage im stillen zugeben.
„Was wünschst du dir denn?“ fragten wir, und Franz spuckte
wieder aus.
,,Ich wünsch, daß ich die Ohlsch, was mein Tante is, mal
tüchtig durchneien* kunnt.“
„Magst du sie denn nicht leiden?“
Er sah erstaunt aus.
„Oh — ich mag ihr wohl leiden, was sollte ich ihr nicht
leiden mögen? Aber ich ärgere mir, daß sie mir immer prügelt,
und ich ihr nie. Fite Schulz sagt, wenn ich groß bin, denn is
die Ohlsch aU und swach geworden, denn kann ich ihr über —
abers denn bin ich nich hier!“
„Wo bist du denn?“
„Wo ich bin? Natürlich auf See! Vater is auch auf See
gefahren, und ich will auch Schipper werden! Bloß, daß es
noch so lang hin ist!“
Er seufzte, hob den Kopf und sah den grauen Schnee¬
wolken nach, die vom Ostwind über unsere Insel gepeitscht
wurden.
Nein, er wünschte sich gar nichts — höchstens einen
Rummcltopf, der aber unter keinen Umständen entzweigehen
durfte, und dann glitt er wieder auf dem gefrorenen Rinnstein
entlang, pfiff schrill und ohne Melodie vor sich hin und
kümmerte sich gar nicht mehr um uns. Nur als wir fortgingen,
rief er uns mit einem gewissen Wohlwollen nach, daß er zu
uns zum „Gratulieren“ kommen wollte.
Am 23. Dezember begann das Fest der Gratulation. Un¬
zählige alte Weiber, mit Riesenkörben an dem einen und Kin¬
dern auf dem andern Arme, wuchsen urplötzlich aus der Erde
und gingen von Haus zu Haus. Woher sie alle kamen, ist
mir noch heute ein Rätsel geblieben — aber sie waren da,
standen in dicke Tücher gehüllt schweigend im Hausflur, und
wenn man sic nach ihrem Begehr fragte, sagten sie, daß sie
„man bloß ton Wihnachten grattelceren“ wollten.
Ein großer Korb mit WcilL und Rosinenbrot und eine
Schale mit Kupfergcld stand schon für die Gratulanten bereit,
und wir Kinder durften diese Gaben überreichen, was wir
natürlich mit großem V^ergnügen taten. Auch die Rummler
wurden jetzt sehr dreist: sie standen nicht michr vor, sondern
in den Häusern und sangen ihr Lied auf den Vordielen. Zwischen
ihnen und den gratulierenden Frauen hcnfchte aber, der Kon¬
kurrenz wegen, ein gespanntes Verhältnis, und wenn sich beide
Teile in einem Hause begegneten, dann ging nicht es ohne
Geschrei und lautes Schelten ab.
Als wir gerade einer sehr verhüllten und sehr verdrießlichen
Frau ein Weißbrot und mehrere Geldstücke gegeben hatten,
steckte Franz Horn den Kopf in die Haustür und brüllte:
.Annllschen, mak de Dören ?pen!
• Du’'chprügcln.
„I, du vermaledeiten Slüngel! Willst mal nah Hus gahnl*
schrie die Alte, mit geballten Fäusten auf ihn losgehend.
Er aber schlüpfte unter ihren Armen durch und rettete sich
zu uns auf die Treppe.
„Das is mein Ohlsch!“ bemerkte er mit vorstellender
Handbewegung. „Sie is doll, weil daß sie nich genug kriegt!
Nich, Tante? Abers sei man still — ich bring dich noch ein
Weißbrot mit und Geld. Die Kinners hier, die geben mich
noch was!“
Die Ohlsch schalt noch eine ganze Weile zu Franz herauf,
ehe sie sich zum Fortgehen entschloß. Daß sie in ihren Aus¬
drücken nicht wählerisch war, hörten wir mit einem Gemisch
von Freude und Grauen. Franz aber nickte zufrieden.
,,Kann sie nich fein fluchen? Wie’n Schipper, ganz wie’n
Schipper! Na, nu gebt mich man zwei Bröte und nich so knapp
Bankschillinge, daß ich nach Hause kann!“
Er war, wie wir bemerkten, gar nicht bange vor seiner
fluchenden Tante und lief nachher eilfertig hinter ihr her.
Am 24. Dezember bettelte cs bei uns den ganzen Tag,
und das Gratulieren zu Weihnachten nahm kein Ende. Am
frühen Nachmittage schon kochte ein Topf mit Milchreis auf
dem Herde, und unsere Köchin bereitete mit hochroten Wangen
eine Art Schmalzgebäck, das bei uns „PfÖrtchen“ hieß. Dann
kamen die besitzlosen Hausfreunde mit Töpfen und Tellern
und erhielten von allem ihr reichlich Teil.
Einige Auserwählte waren zum Essen in die Küche ge¬
laden w'orden, und auch für Franz Horn hatten wir eine Ein¬
ladung erwirkt. Er sollte reingewaschen um fünf kommen
und war schon um drei Uhr da. Sein Gesicht zeigte Spuren
von Wasser und war schwarz und weiß gestreift; auch trug er
Jürgens karierte Hose, mit der er sich, obgleich si 3 „twei“ ging,
wegen ihrer Taschen ausgesöhnt hatte. Darauf fing er sogleich
an, Milchreis und Pförtchen in solchen Mengen zu verspeisen,
daß unsere Köchin beinahe weinte. Um vier Uhr kam dann die
„Ohlsch“. Dieses Mal unverhüllt, glattgekämmt und mit einem
Ausdruck stillen Friedens in den harten, früh gealterten Zügen.
Wir waren überrascht, denn unseres Wissens hatte sie
kein Mensch eingeladen; Franz aber bemerkte mit vollen
Backen kauend: „Ich hab ihr eingeladen, weil daß sie so gern
kommen wollt. Sie is ja auch mein Tante und kann fluchen
w'ie’n Schipperknecht!“
So löffelte die Ohlsch bald still und emsig und schien sich
auf langes Bleiben eingerichtet zu haben.
Jedermann weiß, daß die Zeit am Weihnachtsabend vor
der Bescherung entsetzlich langsam vergeht. Zuerst will es
trotz der kurzen Tage gar nicht Abend werden, und wenn die
Lampen angezündet sind, dann dauert es doch noch Ewig¬
keiten, ehe die köstliche Glocke erschallt. Jede Gelegenheit,
die Zeit zu vertreiben, wird mit Freuden ergriffen, und des¬
halb saßen Jürgen und ich auch auf dem Küchentisch und
suchten die nähere Bekanntschaft der Ohlsch zu machen.
Sie aß in Frieden, und unser unverwandtes Anstarren
schien sie nicht zu stören. Als sie in sehr entschiedener Weise
den dritten Teller Milchreis und das achte Pförtchen verlangte,
da benutzten wir diese kleine Pause, um sic zu fragen, wo sie
das Fluchen gelernt habe.
Sie sah uns nachdenklich an.
,,Das Fluchen, Kinners? Ich fluch mein Dag nich!“
,.Du fluchst nicht! Oh — gestern hörten wir es doch —
und weshalb prügelst du Franz? Paß nur auf — wenn er groß
ist, piü'elt er dich!“
Die Ohlsch leckte behaglich die Finger ihrer linken Hand
ab, die sie zum Essen benutzt hatte.
,,Ich glaub nich, daß er mir prügeln wird, weil daß ich es
bloß aus Liebe tue. Kinners müssen Släge haben, sonst werden
sie nicht groß!“
„Aber du mußt ihn nicht so viel schlagen und auch nicht
so viel schelten!“
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DEUTSCHLAND
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Die Alte zuckte die Achseln.
„Wir sind ein hüschen heftig in unsre Familje — da denken
wir uns nix bei. Abers — sie erhob ihre Stimme und sah sich
mit blitzenden Augen um — „was is das hier für’n Wirtschaft?
Köksch, wo bleibt mein Teller? Willst mir narren? Meinst,
daß ich hier sitz für nix und wieder nix, und daß ich tothungern
will bei labendigem Leibe? Köksch! Wenn du mich nich
flink was gibet, denn slag ich dich die Knochens in Leib tweil“
Sie gebrauchte noch einige sehr kräftige Redewendungen
mehr und beruhigte sich erst, als wieder ein gefüllter Teller
vor ihr stand, Franz aber sah mich mit strahlenden Augen an.
„Kann sie nich fein schelten? Ich sag, da kommt kein
Mann gegen!“
Als unsere empörte Köchin mit lauter Stimme sagte, er
solle nur nicht auch so „eklig“ werden, lachte er verächtlich.
„Als wenn Weibers da was von verstehn!“
Wir hörten der weiteren Unterhaltung nicht mehr zu.
Es hatte vom Kirchturm fünf geschleigen — nun mußte es
bald klingeln! Schon waren wir, um die fieberhafte Erregung
auszutoben, treppauf und treppab gelaufen, dann hatten
wir unsere Weihnachtslieder aufgesagt, wobei ich zu meiner
Bestürzung bemerkte, daß ich das von Jürgen besser konnte
als mein eigenes — ein kleiner Streit war auch entstanden,
weil jeder voranstehen wollte beim Hineingehen ins Zimmer,
und dann — ja dann klingelte es wirklich!
Es war keine Täuschung — es klingelte, wir standen ganz
still und sahen uns an — war es denn wirklich möglich —
durften wir das herrliche, einzige Weihnachtsfest wirklich
erleben ?
Da w'urden wir gerufen — es kam etwas Feierliches über
uns; scheu und langsam traten wir näher, und dann sahen wir
die strahlenden Weihnachtsbäume.
Dies ist die Nacht, da uns erschienen des großen Gottes
Herrlichkeit.
Ja, dies war die Nacht, und wir, die wir diese irdische
Herrlichkeit sahen, dachten immer, sie könne nur übertroffen
werden von dem Tage, wo wir an die dunkeln Pforten der
Ewigkeit klopfen würden und sich die Tür des Himmels
öffnen würde.
Als wir nun unter den Weihnachtsbäumen standen, kehrte
unsere Fassung wieder zurück, wenn wir auch wie auf Rosen¬
wolken gingen. Wir hörten das Weihnachtsevangelium, wir
besahen unsere Geschenke, und ich hatte den grünen Papagei
so total vergessen, daß seine Abwesenheit gar nicht von mir
bemerkt wurde.
Mein Weihnachtslied ging sehr gut. Zweimal nur wußte
ich nicht weiter, und den dritten Vers überschlug ich aus Ver¬
sehen — aber ich war doch außerordentlich mit mir zufrieden,
denn es hätte viel schlimmer ausfallen können.
Plötzlich befand sich Franz Horn auch im Weihnachts¬
zimmer. Wir hatten ihn gerade holen wollen, er war aber
schon ohne Aufforderung gekommen und auch ein Zeuge
unserer Deklamation gewesen.
„Du kannst dein Gesang man siecht,“ sagte er zu mir.
,,Hast dich ja woll gar keine Mühe bei gegeben!“
Ich war tief gekränkt — er aber steckte die Hände in die
Taschen, und mit seinen strahlenden Augen unverwandt in
die Lichter der Bäume blickend, sagte er mein Weihncchtslied
ohne jeden Anstoß auf und Jürgens Lied gleichfalls.
Ihn störle gar nichts — weder die ungewohnte, für sein
Auge doch glänzende Umgebung, noch die fremden großen
Leute, die um ihn herumstanden und ihn betrachteten. Als er
geendet hatte, wandte er sich wieder zu Jürgen und zu mir.
Das hab ich in Schule gelernt und denn bei die Ohlsch
aufgesagt. Sie kann die Dingers auch!
Unsere Geschenke erregten kaum seine Neugier, nur
Kuchen ließ er sich gern schenken, und als sich plötzlich ein
großer Rummeltopf für ihn fand, da jubelte er vor Vergnügen.
Dann gingen die Ohlsch und er sehr einträchtig nach Hause,
und die Prophezeiung der Köchin, daß Tante und Neffe in
kurzer Zeit an den Folgen des Genusses einer schier unglaub¬
lichen Quantität von Milchreis und Pf Örtchen sterben würden,
erfüllte sich nicht. Im Gegenteil, die Alte sah im Winter sehr
frisch aus. Sie bewies unserm Hause ein dauerndes Wohl¬
wollen dadurch, daß sie seit jenem Weihnachtsabend jede
Woche einmal kam und sich Essen holte. Wenn sie nach ihrer
Ansicht nicht genug bekam, schalt sie die Köchin so energisch
aus, daß diese förmlich Angst vor ihr hatte.
Franz begleitete sie häufig, und wenn er sich auch manch¬
mal noch dringend wünschte, seine Ohlsch durchprügeln zu
können, so merkten wir doch, daß sich Neffe und Tante auf
ihre Art sehr liebten. Der Junge wurde groß und stark —
auch seine Wildheit nahm nicht ab. In der Weihnachtszeit
bekam er immer einen Rummeltopf von uns, über den er sich
mehr freute als über den dabei geschenkten Anzug.
Als er eben dreizehn Jahre geworden war, war er in der
Frühlingszeit ganz plötzlich verschwunden — er war, wie so
viele unserer Insulaner, heimlich zur See gegangen, und zwar
auf einem Schiffe, das nach England segelte.
Uns regte sein Fortgehen sehr auf. Die Ohlsch aber war
sehr gleichmütig. „Er kommt all wieder,“ sagte sie; „da hab
ich kein Angst bei. Was sein Großvater war und sein Vater,
die sind auch so weggelaufen. Das is so in die Familje. Sie
kommen nach ein paar Jahrens wieder, und denn haben sie
ein büschen von die Welt gesehen. Und denn wollt ich auch
noch sagen, daß ich vergangen Woch gar kein Kartoffeln bei
mein Essen gekriegt hab, bloß dicken Reis, was für’n labendigen
Menschen nich genug is und nich wieder Vorkommen darf!“
Franz kam nicht wieder, solange wir in der kleinen Stadt
wohnten, und was aus ihm geworden war, wußte kein Mensch
zu sagen.
„Er kommt all wieder!“ sagte die Ohlsch zuversichtlich
auf unsere Fragen; allmählich aber fragten wir nicht mehr
nach ihm.
Dcmn zogen die Eltern fort aus dem Städtchen, und als
ich einmal um die Weihnachtszeit wieder durch seine Straßen
ging, lag die Kinderzeit hinter mir, und vieles war anders,
ganz anders geworden. Äußerlich sahen die kleinen Häuser¬
reihen aus wie früher; als es an fing dunkel zu werden, hörte ich
auch den Rummeltopf brummen, das alte Lied dazu singen
und die Leute lachen und schelten. Gerade so wie ehemals,
und doch kam ich mir fremd vor in den dunkelnden Strpß?n.
Da kam mir eine gebückte Alte entgegen. Sie stützte sich auf
einen dicken Stock und fluchte und seufzte abwechselnd über
das kalte Wetter und die schlechten Zeiten.
Es war die Ohlsch, die mich auch sofort erkannte und in
ihrer bekannten dringenden Weise eine Weihnachtsgabe ver¬
langte. Ich befriedigte ihren Wunsch, und dann fragte ich
nach Franz.
Da schüttelte sie den Kopf und stieß mit dem Stock in
die harte Erde. ,,Das is ein ganzen Dösbaddel gewiesen,“
sagte sie finster; „ein furchtbaren Dösbaddel! Da hab ich einen
slimmen Verdruß von gehabt!“
Sie humpelte neben mir her und brauchte allerlei Kraft¬
worte, ehe sie weiter erzählte.
„So’n verdw'arsen Bengel! Daß er nach Engelland fuhr mit
Schipper Swarz, da war ja nich im geringsten was bei! Das
haben sein Großvater und Vater auch getan, und was i:i die
Familje is, das is in die Familje. Abers, er kam von Engelland
nich wieder. Heuerte auf’n Schiff nach Merika und läßt mich
sagen, ich sollte mir man nich um ihm quälen, was ich aiicli
nicht tue. Denn das Seefahren is in die Familje, und in Merika
sind die beiden annern auch gewesen. Und von da geht er
nach Schina, wo ich auch nix gegen halt, wenn ich auch nicli
weiß, wo das alte Land liegt. Abers w^o in so’n slimmen Sturm
der Steurmann über Bord fällt — daß Franz das einfallcn
630 :n300ee00G€®6B80^^0€£0eüs^S:»^ DEUTSCHLAND
Nr. 14/15
muß, ihn nachzuspringen, das nenn ich einen offenbaren Un¬
sinn! Denn er könnt sich denken, daß bei sowas nix Ordent¬
liches herauskommt. So is es denn auch gewesen. Als die
andern Jungens mit’n Boot kommen, kriegt Franz den Steur-
mann noch herein — denn abers kommt so ne greuliche swarze
Welle, und von mein Jung is nix mehr zu sehen gewesen. Was
mir nun nich wundert, weil daß ich das Wasser auch kenne. —
Der Steurmann hat mich die Geschichte selbst auf engellisch
geschrieben, und Schipper Swarz übersetzte mich das. Um
Wihnachten is es auch gerade gewesen, und Franz hatte sich
gerade ein Rummelpott gemacht und wollte die andre Mann¬
schaft zeigen, wie man rummeln sollt. Nu is das allens umsonst
gewesen, bloß, weil er ein dummen Jung war!“
Sie stand still und atmete schwer. Aus der Ferne klang
cs lustig:
Anniischen, mak de Dören apen
Und lat den Ruinmelpoll in!
Und wenn de Schipper vun Holland kümml,
Dann hett he goden Sinn!
„Ich kann das Singen nich mehr hören!“ sagte die Ohlsch.
„Mein Jung, der verstand es besser — viel besser! — Er hat
oft gesagt, daß er mir durchneien wollt, wenn er groß war —
hält mir gern jeden Tag prügeln können, wenn er man bloß
wiedergekommen war!“
Schipper wulll du wlken,
Bootsmann wullt du strlken,
Treck de Segel dal und op —
Und glff ml wat In’n Rummelpoll;
En. twe, dre, veer —
Und wennt ok en halwen Dalcr weer!
So sangen die frischen Stimmen, und die Lippen der alten
Frau begannen zu zittern. Aber sie wollte nicht weinen —
das war wohl nicht Brauch in ihrer Familie.
,,Nu“ — sagte sie halblaut vor sich — „vielleicht nimmt
uns’ Herrgott meinen Jung sein Dösigkeit nicht übel — nu is
doch wohl auch Wihnachten in Himmel, und vielleicht darf
er da ein büschen rummeln!“-
Ich glaube es beinahe.
Natur- und Heimatschutz
Von den a u s s l e r b c n d c n Bibern. Zu den Tieren, die dem
allmählichen Untergänge geweiht sind, gehört auch der Biber. Seit Jahr¬
zehnten Isl ln Preußen und Anhalt dieses schöne und durch seinen schuppigen
Mschschwanz so überaus merkwürdige Nagetier ln besonderer Obhut der
Ndlurfreimde und durch strenge Gesetze vor jeder Verfolgung geschützt. Trotz¬
dem gibt es auf deutschem Boden nur noch eine Stelle, wo wilde Biber leben.
Sie befindet sich auf anhalllschem Gebiete zwischen Wittenberg und Magde¬
burg an der F.lbe. Dort hausen, nach dem letzten Bericht von Edmund Leu-
pold, noch tlwa 60 bis 70 Biber, die aber keine der bekannten Biberbauc auf-
fiihren, sondern nach Art der Dachse ln selbslgegrabenen Erdhöhlen hausen.
Wahrscheinlich ist dadurch ihr Untergang besiegelt; denn soweit sich nicht
gewissenlose Schiffer an ihnen vergreifen, gehen sie durch die Über¬
schwemmungen zugrunde, durch die sie ln ihren Bauen überrascht werden.
Jahr für Jahr mindert sich so ihre Zahl, und noch in unserer Generation wird
der Biber auf deutschem Boden nur mehr ein sagenhaftes Tier sein. Damit
aber zugleich wahrscheinlich ln ganz Europa. Denn auch die andern Biber-
baiie, soweit man solche kennt, erweisen sich kaum als lebensfähig. Solche
gibt e.s jetzt noch im Mündungsgebiet der Rhone, in Rußland ln den Rokltno-
sümpfen und an der Dwina. Aber auch dort \crmlnderl die Natur ihre Zahl
von Jahr zu Jahr auch ohne Eingriffe des Menschen. Es scheint nicht ein¬
mal bei sorgsamster Pflege ln Tiergärten und Naturschutzparken möglich zu
sein, den Untergang dieses seltensten deutschen Tieres aufzuhalten oder
wenigstens zu verlangsamen.
Zur .\ 11 s ü f o r s c h u n g. Zwischen Lippe, Pader und .Msne, ln
ilem heutigen Orte Neuhaus bei Paderborn, wo Fürstbischof Theodor 15^0
eine Burg errichtete, die 1646 von Wrangel erobert wurde, sollte nach
<lor Versicherung des genannten Fürslblschols das berühmte Römerkastell
Allsü gestanden haben. Dieser Auffassung folgte General v. Müffllng,
dann auch General v. Veilh, der sich jedoch aus militärgeographischen Gründen
bald zu anderer Auffassung entschied. Allein, nachdem selbst Theodor Momm-
sen im 5. Band seiner römischen Geschichte Aliso im Dorf Elsen bei Pader¬
born suchte und ln seinem ebenso gründlich wie populären Werk in die von
H. Kiej^ert entworfenen Karle auch einzeichnete, ja ln besonderer .An¬
merkung hervorhob; daß das Kastell am Zusammenfluß des Luplas und des
Helison bei Dlo 54,33 gleich sei mit dem öfter genannten .Miso, und daß dies
an der oberen I .ippe gesucht vver<len mü.s.sc, sei keinem Zweifel unterworfen;
• laß das römische Winterlager an den Lippequellen (ad caput Lupiae Velleius
J.I05) ebendort zu suchen, sei wenigstens sehr wahrscheinlich, entschloß sich
Cehelmral Dr, 0. Dörrenberg, der durch seine vorsichtigen und ausdauernden
Lokalforschungen bekannte \ erfasser des Buches Rörncr.spuren und Römer¬
kriege im nordwestlichen Deutschland, durch die Logik der Schaufel Sicher¬
heit zu erzielen. Dörrenberg gewann als Vorarbeiter den bewährtesten .Spalen-
führer bei den deutschen Reichslimesausgrabungen, welcher ln den letzten
Jahren auch bei Haltern an der Lippe zur .Aufdeckung der dorlipen augu¬
steischen Römerlageranlagen Vorarbeiter war, Fackert, unter der archäolo¬
gischen Leitung von Konstantin Kcenen (Godesberg). Da Koenen in Dien'^ten
v!es Bonner Provinzialmuseums die .Aufdeckung von Novaeslum und andern
römlsclien Sleinkastellen am Rhein sowie che Erforschung »ier gnißten und be¬
deutungsvollsten aller im In- und .\uslande aufuedeckten \ crteidigiing'^anlai.’cn
aus Erde und Holzplcisten, nämlich der ])rähi.<itorischcn und römischen I ace«"
von Urmitz am Rhein, wissenschaftlich an Ort und Stelle leitete, auch bei
Scfultens .Auldeckung Numanllas und der großen rcpub!il:anl‘5ch-römlschcn
Lager in Spanien die besten Erfolge erzielte, war alles geboten, den Gegenstand
archäologisch gründlich zu erledigen. .Auch zeigte 'ich sowohl die Schlo߬
verwaltung als auch der Gemelnderal von Neuhaus, die über den Grund und
Boden zu entscheiden hallen, dem wissenschaftlich gemeinnützigen Unter¬
nehmen äußerst entgegenkommend. Es wurde Koenen nicht nur gestattet,
im Schloßhofe lange Gräber zu ziehen, die bis auf den Urboden hinunter¬
reichten, sondern durch Gemeinderatsbeschluß erzielte es Koenen sogar,
vor der Kirche den schönsten Platz des Luftkurortes zu durchgraben. Orts¬
bewohner stellten ebenso liebenswürdig unentgeltlich ihre Hausumgebung
zu Ausgrabezwecken ln den Dienst der Forschung. Das Ergebnis führte unter
diesen günstigen Umständen, welche Dörrenberg geboten wurden, endlich
einmal zu zuverlässig sicherer Beantw'orlung der Frage, ob in dem Winkel
zwischen Lippe und Alsne das Kastell Aliso gelegen hat. Koenen antwortet
jetzt mit einem entschiedenen Nein! Trotzdem man nämlich an den ent¬
scheidenden Stellen den Urboden erreichte, stellenweise sogar, diesen durch¬
schneidend, bis ln die Grundwassersohle hineingrub, wurde nirgendwo irgend¬
eine Spur von römischen Gräbern oder Pfostenlöchern angetroffen. Auch
isl bei den ausgedehnten Arbeiten kein römischer Scherben oder ein anderer
Rest römischer Kultur zum Vorschein gekommen. Damit wird man, dank
Dörrenbergs frischem Entschluß, diese Sache endgültig als erledigt betrachten.
Die archäologischen Forschungen werden von Dörrenberg ln der geeigneten
Jahreszeit zunächst im Dorfe Elsen selbst fortgeführt. Der erste Versuch
unter Koenens Leitung führte aber bisher auch hier nicht auf Römisches.
Vielmehr wurden hier schon früher Menschenskelette und ein Elsenschwcrt
gefunden und von Kcenen als karolingische Gräberreste erkannt unter Hin¬
weis auf die .Möglichkeit, hier vielleicht das 786 von Karl dem Großen an
den Llppcquellen errichtete Castrum zu finden.
Ein gefährdetes Dorf. Das Bergdorf .Aschera bei Tarasp im
Unterengadin steht ln Gefahr. Die gegen den Inn vorgeschobenen Terrassen
sind nach der Frankfurter Ztg. im Begriff, den Hang hinunterzurulschen. Es
sind über 100000 Kubikmeter Erde ln Bewegung. Wenn die Rutschung ein
rascheres Tempo annehmen und ein größerer Teil der Erdmasse auf einmal
ln den Inn hlnunterglellen sollte, so wäre eine Katastrophe für das ganze Unter-
ensadln unvermeidlich, und cs könnten auch die Heilquellen von Tarasp ge¬
fährdet werden. Bekanntlich sind auf der andern Seite die Terrassen, auf
denen (Us Dorf Fetlan liegt, ebenfalls gefährdet; man hat sie durch Vorbauten
zu stützen gesucht.
m—
H
m
Forschen und Wissen
1
Dr. Otto Dresemann. Am 12. November waren es 25 Jahre, seit
Dr. f). Dresemann in die Redaktion der Kölnischen Volkszeitung eingetreten
ist. Während dieses Vierteljahrhunderts hat er hier als Auslandsredaktcur
gewirkt, aber seine seltene journalistische Begabung fand in diesem Ressort
keine Begrenzung, sondern sie ist auch manchmal den übiigen Spalten der
Zeitung zugute gekommen, insbesondere dem Feuilleton, denn unsere Leser
wissen aus zahlreichen Beiträgen für unsere Zeitschrift, daß Dr. Dresemann ein
sehr feinsinniger Feuilletonist und einer unserer besten deutschen Stilkünstlcr
ist. Es gibt kaum einen Schriftsteller in Deutschland, der in Verkehrs- und
Reisefragen besser unterrichtet wäre als der Jubilar, und seine engeren Freunde
kennen ihn als ein wandelndes Kompendium aller einschlägigen Zahlen und
Daten. Dabei liebt er die deutsche Landschaft, und er hat sie oft mit Be¬
geisterung be.schrleben. Sein großer Freundeskreis vereinigt sich in dem
Wunsche, daß er dem deutschen .Schrlftstellerlum und dem deutschen
Journalistenstande, der ihn durch Übertragung der höchsten Ehrenämter,
die er vergeben kann, geehrt hat, noch lange tatkräftiger Wirksamkeit er¬
halten bleibe. G. St.
Nr. 14/15 &
DEUTSCHLAND BB eeeoetje eeeseeeeeeeeeeeeeegii 651
Alexander Herzen: Aus Anlaß des hundertsten Geburtstages
des 1812 in Moskau geborenen Vernichters der russischen Leibeigenschaft
haben die Nachkommen Alexander Herzens und seine zahlreichen Freunde
und Verehrer beschlossen, dem großen Volksmann und Menschenfreund ein
dauerndes Denkmal zu errichten durch eine erschöpfend vollständige Ausgabe
seiner Schriften und Briefe, die binnen kurzem in Rußland zu erscheinen be¬
ginnen wird. Es ist dafür schon unerw'artel viel neues und wichtiges Ma'erial
vereinigt worden. Um aber Alexander Herzens Lebenswerk so vollständig
wie möglich wiederzugeben, richten die Veranstalter der Ausgabe die herz¬
liche und dringende Bitte an alle die. die Handschriftliches, wie Briefe, Auf¬
sätze, Widmungen usw., von Alexander Herzen besitzen oder auf ihn bezüg¬
liche unveröffentlichte Briefe und Schriften ihm nahestehender Zeitgenossen,
wie Malwida von Meysenbug und anderer, diese Schriftstücke freundlichst
in Deutschland dem Geh. Justizrat Prof. Dr. H. Erman (Münster i. W.).
dem Ehemann einer Enkelin .Alexander Herzens, zusenden zu wollen, wenn
möglich im Original. Die anvertrauten Schriften werden nach Ahschriftnahme
ihren Besitzern wieder zugestellt werden, und die Ausgabe wird für jedes
Stück seine Herkunft namentlich angeben.
1
a
m
Bunte Chronik
Wie man vor 75 Jahren von Pr.-Holland nach Königs¬
berg reiste. Hierüber lesen wir in den ,,Elb. N. N.“ folgendes: Heute
berührt uns besonders die Umständlichkeit eigentümlich, mit der die Vor¬
bereitungen zu einer Reise nach w'eiten Entfernungen getroffen wurden; eine
Reise von Pr.-Holland nach Königsberg in damaliger Zeit galt meist als ein
Ereignis fürs ganze Leben. Zu den vielen Vorbereitungen gehörte zahlreiches
Gepäck und, w'er mit der Post fahren wollte, die Belegung eines Platzes für
den gewöhnlichen Post- oder Eilwagen mehrere Tage vor der Abfahrt. Manche
sollen auch bei Antritt einer langen Reise vorher ihr Testament gemacht haben.
Nun fuhren aber wegen der hohen Kosten nicht alle mit dem königlichen
Postwagen, sondern warteten auf ..Gelegenheit“. Diese fand sich denn auch,
wenn Frachtwagen nach Königsberg gingen, oder wenn die Handwerker, und
davor scheuten sich in jener Zeit auch nicht die Besten, zu den damals noch
Wert habenden Jahrmärkten reisten. Manche, die nach Danzig oder Königs¬
berg wollten, gingen bis an die jetzige „Zufriedenheit“ oder auf die Höhe
der Königsberger Chaussee und baten einen Führer von Krümperwagen der
damals in Elbing liegenden Schwadron der schwarzen Husaren, sie gegen
Entgelt mitzunehmen. Dies taten die braven Reiter gern. Andere Pr.-Holländer
wieder fuhren oder gingen nach Elbing, wohnten hier einige Tage oder länger
und benutzten dann zur Fahrt nach Königsberg den Dampfer „Schwalbe“;
denn Elbing besaß damals schon ein Dampfschiff. Sehr peinlich wurden aller¬
dings die Ankunfts- und Abfahrtszeiten bei diesem Dampfer nicht eingehalten,
weshalb sich der damalige Reisende mit Geduld wappnen mußte. Gasthöfe,
zwar einfach, aber solid und billig, gab es in dieser Periode sehr viele, und
so war wenigstens in dieser Hinsicht für die wartenden Reisenden gesorgt.
.Aber nicht alle Orte waren in der glücklichen Lage, eine Postexpedition mit
Posthalterei und Wartestube oder öftere Fahrgelegenheit zu besitzen. So
kam es z. B. vor, daß nach Königsberg reisende Personen, die in Saalfeld,
Mühlhausen, Rosenberg, Riesenburg oder Christburg wohnten, erst eine
anstrengende Fußtour nach Elbing machten, um sich dann einem Fuhrwerk
anzuvertrauen. Elbing und Pr.-Holland lagen in jener Zeit an der großen Post¬
straße Berlin—Königsberg und waren wichtige Posthaltereien. Zu einer Reise
nach Pr.-Holland brauchte man von Pr.-Holland oder andern Orten des Ostens
bei nicht normalen Verhältnissen vor 75 Jahren oft zwei bis drei Wochen.
Wie die großen Komitees ausländischer Zeitungen
zustande kommen! Die Leitung der in Earls Court London 1914
geplanten ..International Exhibition of Travel and Spo r t“ hat ln
letzter Zelt ln Reklamen die Namen hochgestellter Männer erwähnt, die ln den
einzelnen Ländern an der Spitze von Kommissionen stehen sollen, um die Teil¬
nahme an dieser Ausstellung zu organisieren. Für die Schweiz wird Herr Lachenal
in Genf, früher Mitglied des Schweizerischen Hundesrats und Präsident der
Schweizerischen Eidgenossenschaft, angeführt. Auf unsere Anfrage hin be¬
streitet Herr Lachenal die Richtigkeit dieser .Angabe, auch Mitglieder des
sogenannten schweizerischen Komitees bestreiten die Mitgliedschaft, weshalb
fcstgcstellt ist, daß für das Unternehmen ln sehr bedauerlicher Welse Un¬
richtigkeiten zu Reklamezwecken Verwendung finden. (Die Zeitschrift
,.Deutschland“ hat schon wiederholt Bedenken erhoben gegen die 1914 ln
London geplante ,.Internationale Reise- undSportaiisstellung“.
Die Red.)
Amerikareklame der schweizerischen Bundes-
b ahne n. Interessante Mitteilungen, die auch für die deutsche Verkehrs¬
propaganda Beachtung verdienen, hat das New Yorker Bureau der schweizerischen
Bundesbahnen jüngst veröffentlicht, denen wir folgendes entnehmen: Die
Schwierigkeit der Propagandaarbeit ln Amerika, so heißt cs ln diesen
Ausführungen, liegt in der Ungeheuern Ausdehnung des Landes und der Größe
der Bevölkerung. Wir haben es mit 100 Millionen Menschen, 25 0(X) Tages¬
zeitungen und über 11 000 Reiseagenturen zu tun. Wir haben dieses Jahr über
200000 Broschüren verteilt; aber was macht das unter diesen riesigen Ver¬
hältnissen? Und da schickt uns irgendein Verkehrs-Verein — zwei ganze Exem¬
plare einer Propagandaschrift zur Verteilung; ein Tropfen ins Meer! Der
Publizitätsdienst der Bundesbahnen ln New York arbeitet mit etw'a 300 Unter¬
agenturen, das sollten die Verkehrs-Vereine bei der Sendung von Propaganda-
material in Berücksichtigung ziehen. Es kommt vor allem darauf an, die guten
großen Zeitungen auszuwählen und nicht auf die zahllosen kleinen Skandal-
und Winkelblättchen hereinzufallen, die ihre .Annoncenjäger überall hinschicken,
aber für die Publizität gänzlich wertlos sind. Das New Yorker Bureau der
Bundesbahnen ist gern erbötig, ln dieser Hinsicht .Auskunft zu geben. Eine
Annonce in einem guten Blatte, w'enn sie geschickt abgefaßt ist — z. B. wie
ein kleiner Führer durch die Schweizer Kurorte —, kann noch nach Monaten
wirksam sein. So sind nach einer Anzeige ln den New Yorker Times, die im
Mal erschienen ist, noch im September und Oktober Anfragen elngelaufen.
Das Bundesbahnbureau veranstaltet im Dezember ln einem großen New Yorker
Warenhause eine Wintersportausstellung, wozu der Besitzer des Warenhauses
eine Anzahl von Räumen unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. Es bedarf
dafür noch einer Anzahl Photographien aus dem Wintersportleben. Es wurde
bereits ein großer Bobsleigh gekauft, der, mit lebensgroßen Puppen besetzt,
über eine künstliche Bahn von Zelt zu Zelt in den Ausstellungssaal herunter¬
fahren soll. Zuerst wollte der Warenhausmann sogar das ganze Stockwerk
unter Wasser setzen und gefrieren lassen, um mitten im Warenhaus eine richtige
Winterlandschaft mit Eisplätzen und Skifeldern herzustellen. (Echt amerikanisch!)
Europareise amerikanischer Hoteliers. Über die schon
auf der Wiener Generalversammlung des Internat. Hotelbesitzervereins ange¬
kündigte Reise amerikanischer Hotelinhaber nach Europa liegen zurzeit vor¬
läufige Mitteilungen vor, denen wir ln der jüngsten Nummer der Wochenschrift
„Das Hotel“ folgendes entnehmen: Die Reisegesellschaft der amerikanischen
Hoteliers wird mit Damen im ganzen etwa 200 Personen zählen. Sie verläßt
Amerika am 16. April mit dem Lloyddampfer George Washington. In Europa
werden folgende Städte besucht: Plymouth, London, Dover, Ostende, Brüssel,
Köln, Remagen, Mainz, Wiesbaden, Frankfurt, Berlin, Dresden, Wien, Salz¬
burg, Innsbruck, München, Luzern, Interlaken, Paris und Reims. Für Paris
ist ein Aufenthalt von fünf bis sechs Tagen vorgesehen. Die Dauer der ganzen
Reise wird sechs Wochen betragen. Die Rückkehr nach New York erfolgt
am 31. Mai. In Köln trifft die Reisegesellschaft am 29. April, abends 10 Uhr,
ein und verweilt dort einen Tag und zw'el Nächte, also bis zum Morgen des
I. Mal. an dem sie nach Remagen und Mainz weiterfährt. Für Berlin sind die
Tage vom 3. bis 7. Mai in .Aussicht genommen.
Die Berlin-Siegel marken, von der Zentralstelle für den
Fremdenverkehr Großberlins herausgegeben, bilden das große Ereignis auf
dem Gebiete der Werbemarken. Die besondere .Aufmerksamkeit richtet sich
nicht nur auf die künstlerische Ausführung der beiden vorliegenden Serien durch
den Maler Paul Scheurlch, sondern auch auf die Tatsache, daß hier die
offizielle, die amtliche Marke der berufenen Verkehrsorganisation Berlins
vor Hegt.
Woher stammt das Wort Restaurant? Im Französischen
bedeutet das Wort „Restaurant“ ursprünglich nicht einen Gasthof, sondern
eine kräftige Suppe Die Königin Margarete von Nabarra erzählte: ,,Ich
schlief ln einer Garderobe, ln der man mich die schönsten Restaurants und
die besten Fleischgerichte, die ich je genoß, essen ließ.“ Eine Zeltlang gab
es ein kräftigendes Gericht, das als,.Restaurant dlvin“ berühmt und Mode wurde;
das Gericht bestand aus feingeschnittenem Rindfleisch und Geflügelfleisch,
das über einem Feuer mit Trauben aus Damaskus, getrockneten Rosen und
Perlgraupen gewissermaßen destilliert wurde und als Suppe Liebhaber fand.
Im 18. Jahrhundert vereinfachte ein .Arzt namens Clärens das Rezept dieser
„göttlichen Kräftigung“ und begnügte sich damll. gemästetes Geflügel in
einem aromatischen und stark gewürzten Wasser zu kochen. Das Rezept dieses
Arztes hatte einen großen Erfoljj, es galt bald als guter Fon, von Zelt zu Zeit
ein ,,Restaurant“ zu genießen, und im Jahre 1766 eröffnete ein findiger
Pariser Geschäftsmann ein kleines Unternehmen, dessen Zweck es war, dieses
Gericht zu vertreiben. An der Tür des Lokals prangte die Inschrift : „Verkauf
von Restaurants“. Das Lokal lag damals ln der Rue des Poulles, in der jetzigen
Louvrestraße, und der „Restaurateur“ fügte der Suppe noch Trauben und
Geflügel bei. Nun enlrtanden bald allerlei Konkurrenzunternehrnungen,
aber immer stand das ..Restaurant“, die kräftigende Suppe, im Mittelpunkt
des Geschäftes, und andere Speisen wurden nur auf Verlangen als Ergänzung
gereicht. Eine zeitgenössische Chronik berichtet: ,,Dle Restaurateure sind
jene Leute, die die Kunst besitzen, die Suppen zu bereiten, die Restaurants
genannt werden, und sie genießen dabei das Recht, alle Arten von Suppen
zu verkaufen: Relssup|)en und Nudelsuppen, frische Trauben usw.“ Diese
Supjienschankstellen nahmen bald den 7 Itel Restaurant oder Gesundheitshaus
an, und die Chronik der Zell erzählt, daß „diese Einrichtung den Herren Roza
und Pourlaille im Jahre 1766 ihr Entstehen verdankt“.
Europäische Eindrücke des amerikanischen Thealer-
k ö n 1 g s. David Belasco, der bekannte amerikanische 7 heaterdircktor,
der durch seine großartigen Unternehmungen und durch seine erfolg¬
reichen Dramen im Bühnenleben der Vereinigten Staaten die führende
Stellung einnimmt, hat eine dreiwöchige „Erholungsreise“ auf europäischem
Boden unternommen, die ihn von London nach Paris, nach Berlin, Wien
und einen Tag und eine Nacht nach Ischl führte. Von London hat er
jetzt wieder die Heimreise nach New York angetreten. Während des kurzen
.Aufenthaltes in der britischen Hauptstadt gewährte er einem Mitarbeiter der
„Daily Mall“ eine Unterredung, ln der er ln Interessanter Welse von seinen
632 j Boco e o e ooetK»ecoooocoe «e0effli DEUTSCHLAND
Nr. 14/15
Erfahrungen und Anschauungen erzählte. Belasco hat sich während dieser
F'erientour, die er angetreten, um der Hitze und dem Lärm New Yorks und
dem ewigen Telephongebimmel zu entgehen, die Theater der großen Städte
Europas möglichst genau angesehen und fast jeden .Abend bei einer Aufführung
verbracht. ..Ich wünschte, die Stücke der Saison zu sehen und die Stimmung
des Publikums zu beobachten," sagte er, „und ich kann kein Zeichen lür ein
.Aufleben irgendeiner besonderen Gattung von Stücken entdecken. Stücke mit
Handlung finden ihr Publikum, und überall will man gute Stücke. Eine ge¬
naue Zergliederung dessen, was man unter einem guten Stück versteht, ist
wohl nicht nötig: die Streitfragen gehen hauptsächlich um die Inszenierung.
W'r hören jetzt so viel, daß bei einer /\ufführung alles auf die Ausstattung
ankommt. Europa hegt eine bisweilen sogar bewundernswerte Vorliebe für
das, was man die neue Schule ln der Regle nennt. Spalten über Spalten voll
Begeisterung werden der Regle gewidmet, die große Volksinassen auf die
Bühne stellen kann, aber die Regle auf einer mit Menschen gefüllten Bühne
ist nicht schwierig und nach meiner Meinung nicht Kunst. Die wahre Kunst
der Bühne besteht darin, im Publikum den Eindruck zu erwecken, daß riesige
Massen voll Angst, Erregung. Freude, oder was sie wollen, auf der Szene sind,
auf der gespielt wird. Wirklich Tausende von Menschen auf die Szene zu
bringen, ist reine Zirkusarbeit. Meiner .Ansicht nach ist d.isjenige Schau¬
spielgenre, das die schwierigsten Anforderungen an eine befriedigende Vor¬
führung stellt, ein Lustspiel mit nur wenigen Personen. Das realistische Stück
stellt an den Regisseur höhere Anforderungen als jedes andere und befriedigt
ihn, den Verfasser und den Schauspieler mehr, als es ein anderes vermag. Zwei
Hilfsmittel gibt es für den Regisseur, an die ich glaube: Licht und barbe,
Maschineneffekte mag ich nicht: ich habe sic oft versucht, aber sie haben mir
meist nicht genügt. Als ich mein Stück „Peter Grimm" probte, verwandte
ich drei Monate auf die beste iraschlnelle Darstellung eines Geistes und gab
sie dann doch auf, um eines einfachen Lichteffektes willen, der bessere Wir¬
kung tat." Belasco spricht dann von den vielen erfolgreichen Stücken, die er
selbst geschrieben, und von seinem Glück im Aufhnden guter Schau<!pieler.
Er ist der einzige unter den amerikanischen Theaterdlrektorcn, der nicht aut
der Jagd nach Stars ist, sondern sich seine Stars .selbst heranzlehl. Eine solche
Entdeckung ist ihm mit seinem Hauptdarsteller David Harheld gelungen.
,,Ich fand ihn ln einem Variete, und heute hat er keinen Rivalen. Seine Ein¬
nahmen belaufen sich auf durchschnittlich 20 COO Mark die W'cche. Diese
Tatsache allein gibt die Antwort, warum er nicht nach Eurona kommt. Seine
Stimme und sein Gesicht waren es. die mich fesselten, als ich ihn zum ersten¬
mal sah. Es ist ein Timbre ln seinem Organ, das jedem ein Schluch/cn ln
die Kehle bringt. Sie werden ihn in England sehen, wenn ich hier ein
Theater aufmache, was man mir oft geraten hat und was durchaus im Bereich
der Möglichkeit liegt."
Deutschland und das Ausland
Ein russisches Urteil über Frankreich und Deutsch¬
land. Die Unfreundlichkeiten und W iderwärtigkeiten, denen sich dcul>che
Reisende und deutsche Fliecer auf französischem Boden ausgesetzt sehen,
scheinen ihren Grund nicht nur ln dem Haß gegen das Deutschtum, sondern
auch in einem allgemeinen Rückgänge der französischen Kultur zu hal en.
Darauf läßt ein russisches Urteil schließen, mit dem uns G. CIclnow ln den neu¬
esten ..Grenzboten" bekannt macht. Es Imdtt sich ln dem ven P. P. Kusmlnski
herausgegebenen ..Russischen Reiseführer durch Europa". Kusmlnski faßt
hier die von seiner letzten Reise in Frankreich gewonnenen Eindrücke folgender¬
maßen zusammen: ,.Nachdem wir Frankreich lange Zeit nicht ge«ehen hatten,
muß konstatiert werden, daß das Land ln allen Beziehungen zunickgebheben
ist (,rcgresslrowala‘), daher erweist sich auch eine Reise ln Frankreich. be<;onders
wenn man vorher in Deutschland gewesen ist, aL wenig anziehend: dleselb« n
alten schmutzigen Eisenbahnwagen mit Ausschluß der Expreßziig«*, dieselben
schmutzigen und schlechten Elsenbahnbiifette wie friiher, dieselben mittel¬
alterlichen Zollschranken, auf jeden Schritt dieselben kleinlichen N(»rgele:en
der Zoll-, Eisenbahn- und Postbeamten; dieselben Unbeciuendichkciten in¬
folge schlechter Venvaltung. dieselbe \ ( gellrelhelt der Reisenden, mit einem
Wort: was Annehmlichkeiten anhctrifft, üherhaupt nicht zu vergleichen mit
Deutschland, das außerordentlich vorargekomrnen ist. Das einzige, wa'« in
Frankreich in den letzten Jahren hcrtschntte gemacht hat, «ird dl<* Teuerung
und das Apachentum." Von diesem vvahihalt vernichtenden Urteile hebt ^ich
auf das glänzendste das Lob ab, das Kusmlnski Deutschland zollt. Er «chrcibt
nämlich: „Deutschland ist ebenso wie Österreich reich an schonen Cieeenden
(Oberbayern, Elbe, Rhein. Neckar), doch nimmt es sowohl nach der Zahl der
Kurorte als auch deren guter Beschaffenheit und Einrichtungen un/wdfeßiaft die
erste Stelle ein. .Auch die deutschen Städte zeichnen sich <lurch eine ungewöhn¬
liche Sauberkeit, durch Ordnung, Bequemlichkeit unrl Billigk« it au««. un<I wa>
die Eisenbahnverbindungen anbelangt, so steht Deutschland außer jeder Kon¬
kurrenz. . . . Ganz allgemein: Deutschland hat sich ln den letzten jahren stark
entwickelt und verschönt, und man kann es freimütig in l.i/iig aut Kultur
und Annehmlichkeit des Lebens als das erste Reich in Europa be/eichm n."
Der ,.Russische Reiseführer durch Europa" ist ln dem<JelLeri V erlage e*schieneri,
ln dem die deutschfeindliche „Nowoje W remja" gedruckt wird, bei .V. S. Ssu-
worin (Petersburg). Dieser Umstand darf als ein Vn/elcl en dafür gedten, daß
jener Petersburger Reiseführer die allgemeine .Vnschauur.g der ru«.si^chcn
Reisenden widerspiegelt.
Eine vorbildliche deutsche Auslandschule. Eine
schöne und würdige Feier hat die deutsche Kolonie InAsuncloi am Tage des
Regierungsjubiläums unseres Kaisers veranstaltet, indem sie die festliche Ein-
Weihung des neuen Gebäudes der deutschen Schule vornahm. Im Beisein
des Präsidenten der Republik und seiner Gemahlin, des Unterrichtsministers
Dr. .Ayala und des Oberstleutnants Chlrlfe sowie des Kaiserlichen Geschäfts¬
trägers Herrn v. Bülow wurde die Feier nach dem Vortrag der paraguayischen
Nationalhymne durch die Schulkinder mit einer /Vnsprache des ersten Vor¬
sitzenden des deutschen V^erelns eröffnet, der die verschiedenen deutschen
Vereine von Asuncion unter seiner L ahne gesammelt hat und so auch die deutsche
Schule nach außen vertritt. Die Rede wurde in ihrem zweiten Teil in spa¬
nischer Sprache gehalten mit Rücksicht auf die anwesenden paraguayischen
Würdenträger, obwohl alle drei Deutsch verstehen und die Herren Ayala
und Chirlfe cs auch recht gut sprechen. Der Begrüßungsrede, die mit drei-
lachem Hurra auf den Präsidenten endete, schlossen sich deklamatorische
und musikalische Vorträge der Schulkinder an, die namentlich das schöne
Lied „Wenn ich den Wanderer frage" sehr ausdrucksvoll vortrugen. Es folgte
dann eine Ansprache des Schulleiters, der mit beredten Worten hervorhob,
daß die Schule nicht nur eine Lcrnschule, sondern auch eine Erziehungs¬
schule sein solle, um deutsches Wesen und Liebe zur deutschen Kultur auch
ln den zum Teil schon im Lande geborenen Kinder.n der hier ansässigen Deut¬
schen wachzurufen und zu pflegen. Die Rede klang in ein Hoch auf den
Kaiser aus, worauf die Schulkinder die deutsche Nationalhymne sangen, in
die die Versammlung freudig einstimmte. Die Feier fand ln der neben der
Schule stehenden deutschen evangelischen Kirche statt, deren großer Saal
sonst für Unterrichtszvvecke benutzt wird. Der mit Fahnen und Palmen-
zvvelgen geschmückte Raum war bis auf den letzten Platz besetzt. Nach Be¬
end liriing der Feier wurden die neuen Schulräume durch den Präsidenten
und dessen Begleiter besichtigt. Sie fanden ihren ungeteilten Beifall, und der
Präsident sowie auch Dr. Ayala beglückwünschten den Vorstand der Schule
und sprachen ihre hohe .Vnerkennung für das Geleistete aus mit dem Wunsche
auf ferneres Gedeihen der Schule. Die drei neuerbauten großen und hellen
Klassenzimmer sind mit den praktischen Rettlg-Schulbänken, mit Schränken
und Tafeln ausgeslaltcl. Die Wände schmücken Bilder, die zugleich den
Zwecken des Unterrichts dienen. Lehrmittel aller Art sind in den Schränken
und ln den offenen Gestellen untergebracht. Modern eingerichtete Aborte
vervollständigen den Neubau. Sowohl der Bau als auch die Einrichtung der
Schule, die von der Firma J. P. Müller ln Charlottenburg geliefert wurde,
sind jetz.t für Paraguay mustergültig geworden, wie das denn auch der Unter¬
richtsminister schon dadurch bekundete, daß er einen zweiten Besuch der
Schule ln .Aussicht stellte, um sich über die Einzelheiten der Einrichtung ein¬
gehender zu unterrichten. Sind auch Umfang und Ziele der Schule der
einzigen fremdländischen ln Paraguay — noch bescheiden, so ist sie doch
immer mehr ein wichtiges Mittel für die Erhaltung und Verbreitung deutscher
Sprache und deutschen Wesens, d. i. für Deutschlands Größe, geworden.
Unter den 50 Schülern, die in drei Klassen mit vier Stufen unterrichtet
werden, befinden sich auch Kinder paraguayischer, argentinischer und spani-
scl’.er Eltern, voran cm Sohn des Präsidenten der Republik, Eduardo Schaerer,
der als Sohn eines Deutsch-Schweizers und einer Paraguayerin selbst deutscher
.Vbstammiing ist. I{r wird jetzt noch einen zweiten Knaben ln die Schujc
geben. Inzwischen hat auch der paraguayische Generalschulinspektor die
neuen Schulräume besichtigt und ln seinem Bericht die Einrichtung rück¬
haltlos zur Nachahmung m den Staatsschulen empfohlen. Außerordentlich
gefiel ihm das vorzügliche Kartenmaterial der Schule, das ihn u. a. zu der Er¬
klärung veranlaßte, die Landesschulen hätten nicht so gute Karten von Para¬
guay. \sif sie die deutsche Schule besitze. So kann nach allem die deutsche
Kolonie siolz auf ihr Werk sein und in der ungeteilten Anerkennung gebildeter
Paraguayer einen Arvsporn zu eifrigem Weiterarbeiten an dieser deutschesten
Sache finden. D.e Kosten des Ntubaues nebst L.inrlchtung, die sich auf
84 (’OO Pajiierj escs ( 23 000 Mark) belaufen, sind zum größten Teil durch
Spenden aus den Reihen der hiesigen Kolonie aufgebracht worden. Zur
Deckung d( s Restes hofft man auf Untcr.stützung durch vaterländisch ge¬
sinnte .Männer und brauen .n der Heimat. Am Abend des Festtages fand
in den [)rächtlg geschmückten Räumen des deutschen Klubs ein Ball statt,
der die zahlreichen Teilnehmer ln schönster Stimmung bis ln den hellen
.Morgen vereinte. W ie bei der Schulfeier am Vormittag, so trug auch hier
eine von dem gioßen Deutschenfreund Chlrlfe ln dankenswerter Welse ab-
kommancücrle Militärkapelle mit ihren lustigen Welsen zur Erhöhung der
festlichen Stimmung bei.
Eisenbahnwesen
\\ 1 n I e r s p o r t s o n d e r z ü g e. \’on Samstag, dem 29. No\ember
d. 1.. ab werden bis auf weiteres wie im Vorjahr Samstags und Sonntags die
\\ inter'-i (»rlsonderzi’gi* zu ermäßigten Preisen nach dem Saterland und der
Life! i'ef.ihien, w« nn cli; Witterungs- und Schnee\erhältnlsse auf den Gc-
iäm'en bt i \\ interbeig, Frcdebiiirg, Lüdenscheid, Melnerzhagen und Mont-
js»le zur .\iiMibung des \X Intersports günstig sind Der Fahrplan der Sonder-
/üge. die Fahrprelsf und die Reförderungsbestlmmungen sind aus einem
la^clienfahrplan er* Iclitllch. der von den Fahrkartenausgaben unentgeltlich
an Reisende \ciabfolgt wird. Zur Hinfahrt gehen die Züge von Köln Hbf.
Nr.T4/T^ DEUTSCHLAND ! P CCOXO€)O€)O€)€)€)€)€3OCCO300OCC^ 633
ah für das Saucriand am Samslagnachmittag 2,22 Uhr und Sonntags vor^
mittags 6 Uhr, und nach der Eifel Sonntags vormittags 6 Uhr. Es ist zu be¬
merken, daß die Sonderzüge nach dem Sauerland von Düsseldorf über Elber¬
feld und von Duisburg über Essen und Bochum geleitet werden. Kölner
Touristen erreichen den .Anschluß in Elberfeld.
BerlinerWintersportzüge nach München. Zum ersten¬
mal wird heuer zu Weihnachten ein starker Wintersportsonderzug von Berlin
nach München bestimmt abgefertigt. Ein späterer zweiter Sonderzug ist auch
schon so gut wie gesichert. Er soll anläßlich der Deutschen Skimeisterschaft,
die am 24. und 25. Januar im bayerischen Hochland ausgetragen wird, ein-
treffen.
Wintersportzüge nach Oberstdorf. Die Lokalbahn-
.Aktiengesellschaft München hat auf der Strecke Sonthofen—Oberstdorf für
die Monate Dezember und Januar nicht bloß für die Sonn- und Feiertage,
Die günstigsten Reise Verbindungen nach den Wintersportplätzen des Harzes.
ZusainnK'iigestelll von der Küniglichen P'isonbahiidircktion Magdeburg.
P'ort.'iftzuiig «les P'abrplnn.s von der zweiten UmschlagHoite.
C. Von Dresden -Leipzig—Halle (Saale)
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Dresden Hbf. . . .
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D. Von Brannschweig Hbf.
Bnumschweig Hbf. . Ab 5ia, 710' 762 93611007 1148 446.711
Wolfenbütlel StH). . Ab 511 723 812 94811021 1204 459 811
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E. Von Gassei.
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Braunlage . . .
. . An
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. 1021 . . .
Die besten Zugverbindungen nach den Wintersportplätzen des badischen Schwarzwaldes:
Hundseck„ Ruhstein^ Triberg und Feldberg.
ZiisainniengeMtcllt von der (Jeneraldirektion der Großli. Badisolicn Stoutseisenbahnen, Karlsruhe.
(Zur leieliteren Orimtierung Uber die Kabrpliine vergleiche man die Skizze auf der dritten üm.sehlagseite.)
Von Berlin,
Leipzi
K, Dresden und Hamburg-Bremen.
Berlin Anh.-Bf. . . .
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33a 822 Ö42 022 lüi2 1022
Magdeburg.
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Halle.
. Ab
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539 101« 101« 1022 1211
Dresden.
. Ab
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118 822 712 712 822 1022
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Leipzig.
. Ab
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Triberg-Schwarzwald)
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Todtnau (Feldlierg) .
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936 +1055 102
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Colmar.
. Ab
600
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712
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Ereibiirg (I>nMsjau> .
. An
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Titisee (Feblborg) . .
. Au
859 1027
. . 1252
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Von Mflnchen und Stuttgart
München .
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. 1022
Augsburg.
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TitLsce (Felilberg' . . .
. An
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159
Triberg tSebwar/wald•
. An
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; '912
. 1148
Stuttgart.
. Ab
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110
321
Freudenstadt.
. .Vn
... 1027.';.
365
549
Hauseeh.
. An
. .. 1146 . . .
501 ...
622
Triberg (Schwar/.wald)
. An
.. 105 . .
541 ...
812
, . ...
Vom Rheinland, von Holland, von London nnd Brüsael
äber Cftln.
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Brtts.sel.
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1012 731 843 1007
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Ainsterduni.
Ab
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1010 1226 446,.
Düssolilorf.
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266 712 911 .
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Cohlenz.
Ab
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... 922 1221 .
Wiesbaden.
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518
7111021' 111 .
Mainz.
Al.
512!1262: 113* 232
5451
712 11121 11£< .
Mannheim.
An
645 201 222 346;
622;
912 1211 321 .
KarlhruLc.
. An
800! 261 317 4381
822,
1021 211 321 .
Bastat t.
. An
842' 411 411 509 '
812
1111 211 412 .
Forbaeli-tJ.
. An
959 531 531 822
►1212 708 708 .
Baden-Baden .
. An
846 336, 402 531
811.
1121 32«. 422 .
Bühl.
. .An
951 350 500 61«!
821
1221 322 611 .
Ohertal (HitmiKecb) .
PLTil
1103 437 712 722tl011
657 657 657 .
Achern .
An
1004 417; 5 I 61 712
921
1212 422' 421 .
Ottenhüfen (Kulmteiii)
An
1128 501 tei» -721
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... 716 716 .
OtVenburg.
An
908 367 427. 568
91«
1211 312 521..
Triberg (Schwarzw'ald) .Vn
IIIO 1 541 541 81»
1211
... 631 903 .
Freiburg (Rreisgau) . .
An
1005 446 ... 722
... 411 717 .
Titisee (Fehlberg) .
.Vn
1262 821 .. . t912 tl211
... 629 859,.
I Über Niederlahnstein, t Sonn- und Keiertags.
_» Sonntag auf Montag. ^ Werktags._
Von Paris, London, Brüssel über Straßbnrc.
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London .
. AI.
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900
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344
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741 1031
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. An
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Trieberg (Seliwar/w.) An
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.. 12 a
Freiburg (Breisgau),
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Titisee (Feldberg) .
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869
1027
1262
• tim
• n2Ji
Orient-Expreß. • Sonn- und F'eicrtags. t Werktags.
sondern auch für die Vorlage eigene Wintersportzüge vorgesehen. Auf der
genannten Strecke w'crden ferner auch Dutzendfahrkarten mit 33V;i Prozent
Fahrpreisermäßigung mit unbeschränkter Gültigkeitsdauer ausgegeben.
Verzollung des Reisege f)äcks nach der Schweiz.
Eine Erleichterung des Reiseverkehrs bedeutet ein neues Entgegenkommen
der Bundesregierungen bei der Verzollung des Reisegepäcks. Dieses wird
bekanntlich nicht nur an der Grenze, sondern auch an beslimmlen Stellen
im Inland abgeferligl. Auf Antrag der Eisenbahnverwallung werden jetzt
alle Eisenbahnzoüstellen ermächtigt, Reisegepäck abzuferligen. Wenn cs das
Bedürfnis verlangt, sollen dazu auch alle zur Erledigung von Begleitscheinen
befugten Ämter ermächtigt werden. Für die zollamtliche Behandlung des
Reisegepäcks \n\ Innern bestehen besondere Einrichtungen. Sonst kann sie
nur an den ordentlichen .'\mtsslellen für den Güterverkehr und innerhalb
der Dienststunden vorgenomrnen w'erden. Meist ist nun die gewöhnliche
Zollslelle vom Personenbahnhof weit entfernt. Es kann so bis zur Über¬
führung des Gepäcks nach der Zollslelle oder bis zum Beginn der Dlenst-
stunden eine geraume Zell vergehen. Um diese Unbequemlichkeiten für die
Reisenden zu vermelden, hat der preußische Finanzminister empfohlen,
zutreffendenfalls die Reisenden auf diese Übelsländc ausdrücklich aufmerk¬
sam zu machen.
Die bisher m den sibirischen Expreßzügen (Luxuszügen) laufenden
Wagen der russischen Slaatsbahnen sind seil I3./28. Oktober 1913 zurück¬
gezogen, so daß die an jedem Mittwoch aus Moskau nach Irkutsk und an
jedem Sonnabend aus Irkutsk nach Moskau verkehrenden sibirischen Expre߬
züge ausschließlich aus Wagen der Internationalen Schlafwagengesellschaft
bestehen. Vom gleichen Zeitpunkte verkehren Kurierzüge zwischen St. Peters¬
burg—Irkutsk und Moskau—Irkutsk, die aus russischen Staatsbahnwagen
gebildet sind und bei denen ermäßigte Gebühren für den Schnelligkeitszuschlag
und die Platzkarte erhoben werden. Demgemäß bestehen folgende Ver¬
bindungen nach dem fernen Osten: Expreßzug ab Moskau Mittwochs, in
Irkutsk Dienstags durch und an Wladiwostok Freitags. Der Gegenzug ver¬
kehrt ab Wladiwostok Mittwochs, ab Mandschuria Mittwochs und an Moskau
PVellags. Kurierzüge verkehren ab Moskau Montags, ln Irkutsk Sonnabends
durch und an Wladiwostok Mittwochs, ferner ab St. Petersburg Sonnabends,
ln Irkutsk Freitags durch und an Wladiwostok Montags. Die Gegenzüge
verlassen Wladiwostok Montags und Sonnabends, berühren Mandschuria
Freitags und Montags und treffen in Moskau am Mittwoch, in St. Peters¬
burg am Montag ein.
W i n l e r s p o r l s o n d e r 7. ü g e nach dem Harz. Falls die
Witterungs- und Schneeverhältnisse zur .Ausübung des Wi‘.tersporles günstig
sind, werden ln der bcvorsleheudcn Wlntersaison u. a. folgende Sonderzüge
zu ermäßigten Fahrpreisen nach dem Harz zur .Abla.ssung kommen: Von
Berlin am 10. Januar nach Braiinlagc, 17. Januar und 14. Februar nach Schierke
und Elend. Von Magdeburg am 28. Dezember, II. Januar, 8. Februar nach
Braunlage. 18. Januar und 15. Februar nach Schierke. Von Altona am 17. Januar
und 14. Februar nach Schierke und Elend. Von Hannover am 4 Januar nach
Bad Sachsa, II. Januar nach Clausthal, 17. Januar und 14. Februar nach
Schierke und Elend. 8. Februar nach Braunlage. Von Halle a. S. am 7. Februar
rach Braunlage. Von Leipzig am 17. Januar nach Schierke und Elend.
Die neue Rheln-Maln-Bahn gesichert. Das schon
so lanae schwebende Projekt einer neuen Rheln-Main-Bahn durch Erbauung
einer direkten Linie Würzburg—Miltenberg—Worms—Ludwigshafen darf
nunmehr als gesichert betrachtet werden. Als König Ludwig III. vor einigen
Tagen auf der Jagd zu Rohrbrunn weilte, hatte Rat Roth aus Miltenberg eine
.Audienz bei ihm, in der das Elsenbahnprojekt besprochen wurde. Der König
zeigte sich sehr gut orientiert über die Frage und erklärte, daß er schon in der
ersten Hälfte des kommenden Jahres persönlich zu Schiff nach Miltenberg
kommen werde, um sich zugleich über den Fortgang der Mainkanalisierung zu
überzeugen. Die Hauptbedeutung der neuen Bahnstrecke bestehe vor allem
darin, daß sie eine rasche Verbindung zwischen dem rechts- und linksrheinischen
Bayern herslelll. Bereits im „Rieder Traktat“ (4. Juni 1814) war Bayern „ein
das Gebiet am Rhein und das am Main verbindender L.andstrlch“ zugesichert
worden, bis auf den heutigen Tag aber ist das Königreich getrennt.
Die besten Zugverbindungen nach den Wintersportplätzen des wörttembergischen Schwarzwaldes;
Wildbad, Herrenalb, Freudenstadt und Baiersbronn mit Ruhstein.
Mitgeleilt von der Gencraldirektion der Kgl. Württembergisclieii Staatseist’iil),ihnen, Stuttgart.
(Zur leichteren Orieiiiierung über die Fabridünc vergleiche man die Skizze auf der dritten rnischhigseite.)
Von der Pfalz
Von Berlin, Dresden und Leipzig
a) über Wurzburg
b) über Nürnberg
Herlin Anh. llf. . . AI)
Halle .\b
Dresden Ilhf. . . Ab
Leipzig Hbf. . . . .\b
Erfurt.\b
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Würzburg.Ab
Heilbronn.An
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Herreaalb .... An
Wildbad.An
Stuttgart Hbf. . . Au
. Abrn 8201 SiS Hcrliii Anh. Hf.
10411105«
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Leipzig Hl)f. . . . Ab
Dresden Ilbf.M)
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^ Berlin Anh. Bf. . . AI,
SSo Halle.M,
.M.
1000 Hbf. . An
11*49 908 Nürnberg Hbf. . .Ab
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114a 1027 Bietigheim . . . An
qi 2 1242 Stuttgart Hbf.\n
Freudenst.IIbf.t i rAn
Baiersbronn . j i r An
auch 627. Stuttgart Hbf. . . An
Bietigheim .An
Pforzheim.An
15. Mftrz: Neuenbürg . . . . \ii
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Wildbad.Vn
730 1050
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830 1254
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Baiersbronn . / Mcio Any |.<912 1242
Zu a) und h)
X Im Nov., MUrz u. April auch 627.
I Sonn- und Feiertags.
►{4 Über Nürdliiigeii.
Bis 11). Nov. und ab 15. Mftrz:
.'‘onst Sonn- u. Feiertags an 418,
Werktag.s 520.
506 9io
6il 1111
Au 8&11251
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und Mannheim
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921
1121
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Frankfurt a. M. Hbf.An| 511 607 922 1107 1239 114 359 722 822 lOil
Frankfurt a. M. Hbf.Abl 522 712 1029
Darmeladt.Vb 520 745 1059
.Mannheim Hbf. . . Ab 710 825 1126
Heidelberg.Vb 734 862 1212
Bruchsal .Vb 806 1003 1250
Mühlacker.An . . . 1034 129
Pforzheim.Vn ... 1113 152
Neuenbürg .Vn 1244 256
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Baiersbronn . . . li f-.An . . . 441 612
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Acherii.An — _ __ « w ^
Ottenhofen JOihsteiii. An 716 848' 1128 501 18721 lQ2»i » 5 5^
Metz.Ab 122 s 1091 613 1049, 226 458, 5: ? 7 5 .
Slraßburg.Ab 31115 52«' 900 122 522 812, F ? r
Karlsruhe.Ab 5221 r 719 1048' 326 6121012! S »»1 ? »
llerrenalb.An 80614 1002 102' 622'v821'12i2’ !® 2. 5 * g
Pforzheim.Vn 5121« 766 1128 42417201021. ®
llerrenalb.Vn 1000 1000 3 I 68 , .. 1 ,».g g
Wildbad.An^ 809 9 O 8 115J720, 812,1112; 'S » P
3Bi8l<‘»./H. und ab sonst Sonn-u. Feiert, an 418, Werktnga 520«
116 329 722 ^922 1112 809,*
Von Straßbnrg
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' 202'J?p“
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10®® §3 n CD B
809,-®^"»
Außerdem werden bei günstigen Schneeverhältnissen an Sonntagen
Wiiiter.NportsonderxUg^o ausgefUhrt:
1. Von Stuttgart nach Freudenstadt und Baiersbronn
Stuttgart Hl,l.Vb f 522 Ö3ü
Freudensta«lt Hbf. . , An j 740 847
B.'iiersl,ronii.Anv 824 936
2. Von Stuttgart nach Wildbad
über Calw
626 :pAbStuttgart Hl,f.An/^ 921 635 I.K
850 >/AnW’ildbad . . AbJ. 622 713 |']^An Wildbad
3. Von Pforzheim nach
Wildbad
:Vb Pforzheim . . An A
|>kAn Wildbad . . Ab JK
Nr. 14/15
Eine Bahn über die Kurische Nehrung. Über den Bau
einer Kleinbahn von Cranz nach die Kurische Nehrung von Schwarzort, der
im nächsten Sommer begonnen werden soll, berichtet die ,,Hartungsche Ztg.“.
Danach dürfte die Bahnstrecke im allgemeinen der alten Landstraße auf der
Nehrung folgen. In Cranz soll ein besonderer Bahnhof entstehen; ln Klein-
Thüringen und Försterei Grenz werden Haltepunkte geschaffen, ln Sarkau
wiederum ein Bahnhof und in Rossitten ein Bahnhof mit Umschlagstelle nach
dem Hafen sowie Anschlußgleis nach der See. Der nächste Ort Nldden wird
eine Kreuzungsstation erhalten, während ln Pilikoppen, das von riesigen, zu¬
meist feslgelegten Dünen umkreist wird, ein größerer Ausflugsbahnhof erbaut
werden soll. Die nächsten Haltestellen werden dann die beiden ärmlichsten
Fischerdörfer des ganzen Deutschen Reichs, Preil und Perwelt, erhalten, und
auf dem Bahnhof Schwarzort wird dann die Kleinbahn ihr vorläufiges Ende
erreichen. Als Bauunlernehmerln kommt eine große Berliner Aktiengesell¬
schaft ln Betracht. Die Kosten werden auf Insgesamt 1 700000 Mark ver¬
anschlagt: der durchweg fiskalische Grund und Boden wird frei zur Verfügunj
gestellt.
Die neue Dampffähre der Linie Saßnit z—T r e 11 e -
borg. Das neue, vorwiegend für den Güterverkehr bestimmte Fahrzeug
wird etwas über zwei Millionen Mark kosten, eine Länge von 130 Meter
und eine Breite von 15,5 Meter sow’e 4,6 Meter Tiefgang erhalten. Se’ne
Ladefähigkeit soll 850 Tonnen Güterwagenladung, 200 Tonnen Kohlen und
50 Tonnen andere Ladung betragen. Die Gleislänge wird 256 Meter, verteilt
auf drei Gleise, betragen, während die jetzigen Fähren 171 Meter Gleislänge
haben, die auf zwei Gleise verteilt sind. Demnach würde die neue Fähre
27 Wagen von 9 Meter Durchschnittslänge aufnehmen können. Da das eine
Gleis mittschiffs geht, hat der Konstrukteur den Schornstein teilen müssen,
so daß sich die beiden Hälften erst oberhalb des oberen Decks zu einer Röhre
vereinigen. Außer den erforderlichen Kajüten für Offiziere und Mannschaft
erhält die Fähre nur zwei Reservekajüten, die bei Bedarf für etwaige Reisende
benutzt werden können, sowie einen kleineren Salon. Die Absicht, die Fähre
mit Dieselmotoren zu versehen, ist wieder aufgegeben worden, da diese Mo¬
toren die Manövrierfähigkeit der Fähre erschweren würden. Die Maschinen
.sollen regelmäßig 2200 Pferdestärken entwickeln, die der Fähre 12 Knoten
Geschwindigkeit (gegen 16 Knoten der jetzigen Fähren) verleihen.
ln dreieinhalb Tagen von England nach Amerika.
Die „Pall Mall Gazette“ erfährt, es sei in London der Kontrakt für den Bau
eines großen Hafens ln ßlacksod Bay im Nordwesten Irlands und einer Eisen¬
bahn unterzeichnet worden, die die Verbindung mit den drei Hauptlinien
Irlands herstellt. Das besonders von Robert Ambrose, früherem Abgeordneten
des irischen Wahlkreises Westmayo, im englischen Parlament verteidigte
Projekt ist bekannt als die ,,Allredroute“. Das nötige Geld ist jetzt ln England
und Massachusetts zusammengebracht worden. Der Hafen soll von dem be¬
kannten Bostoner Hafenbauer Henry Long gebaut werden, um die schnellste
Verbindung zwischen Europa und Amerika herzustellen. Die Dampfer würden
von Blacksod Bay nach Halifax gehen und nur dreieinhalb Tage brauchen.
Man hofft durch diese neue Route einen großen Teil des Personen- und Waren¬
verkehrs von den kontinentalen Linien nach England abzulenken.
Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und
Graphik Leipzig 1914. In Verbindung mit der großen Internationalen
Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914 soll eine Sonder¬
ausstellung ,,Der Student“ stattfinden. Die engen Beziehungen, in denen
von seinen ersten Anfängen an das Buchgewerbe zu dem wissenschaftlichen
Leben der Universitäten gestanden hat, rechtfertigen es durchaus, daß mit der
ersten großen Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik diese Sonder¬
ausstellung verbunden wird, die zum erstenmal ein umfassendes Kulturbild
des studentischen Lebens aller Völker und aller Zeiten bietet. Die Sonder¬
ausstellung wird über die Grenzen der Entwicklung des deutschen Studenten-
I ebens hinausgreifen und sowohl diejältere Geschichte des außerdeutschen
6endländischen akademischen Lebens bis auf die Jetztzeit verfolgen als auch
das moderne Studentenleben, wie es sich z. B. in den Vereinigten Staaten von
Amerika, in Japan usw. entfaltet hat, in Betracht ziehen und zur Darstellung
bringen. Naturgemäß wird der deutsche Student, sein Entstehen, Werden
und Sein, im Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Der historische Teil der
Ausstellung, der die geschichtliche Entwicklung des Studententums in Wort
und Bild zur Darstellung bringen soll, wird in einer besonderen Ausstellungs¬
halle zur Aufstellung gelangen. Hier werden zu sehen sein: Trachtenbilder,
Stammbücher, Verbindungsabzeichen (Orden), Fahnen, Rezeptionsdecken,
Depositionswerkzeuge, Waffen, Krüge, Pfeifen, Kommersbücher, Matrikeln,
Statutenbücher, Komments usw. Graphische und statistische Darstellungen
sollen als Abschluß hierzu die neueren Bestrebungen, z. B. sozialen Charakters,
in der Studentenschaft, wie Arbeiterunterrichtskurse, Exkursionen, Studenten¬
heime, Antialkoholbewegung usw., schildern. Mit diesem Teil wird eine
möglichst umfassende Ausstellung der älteren sowohl als auch der modernen
studentischen Literatur verknüpft sein.
2. November bis 31. Dezember: In Lima (Peru) Internationale Hygieneaus-
stellung.
5.—25. Dezember: In Paris Internationale Luftfahrzeugausstellung.
Januar 1914: In Koblenz Gedächtnisausstellung „Koblenz und Ehrenbreit¬
stein vor 100 Jahren“.
Mai bis Oktober 1914: In Stuttgart Ausstellung für Gesundheitspflege.
Frühjahr 1914: In Berlin Fachausstellung des Verbandes der Ledertreib-
riemenfabrikanten Deutschlands.
August 1914: In Daressalam 2. Allgemeine Deutsch-Ostafrikanischc
Landesausstellung.
Oktober 1914: In Berlin Internationale Automobilausstellung.
1914: In München Fachausstellung für Gaserzeugung und Gasverwerlung.
1914: In Leipzig Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und
Graphik in Verbindung mit verschiedenen Sonderaustellungen.
Mai bis Oktober 1915: In Dresden Ausstellung „Das deutsche Handwerk“.
Mai bis Oktober 1914: In Bern dritte schweizerische Landesausstellung.
1914: In Minden (Weslf.) Gewerbe- und Industrie-.Ausstellung.
1915: In Düsseldorf Ausstellung „Aus hundert Jahren Kultur und Kunst“.
Automobilwesen.
Einführung staatlicher Kraftwagenlinien in
Baden. Die badische Regierung hat dem seinerzeit tagenden Landtag eine
Vorlage auf Einführung von staatlichen Kraftwagenlinien unterbreitet, an deren
Genehmigung nicht zu zweifeln Ist. Zahlreiche Privataulolinien bestanden
schon, so führten solche nach den beiden höchstgelegenen kursmäßigen Auto¬
mobilstationen ln Deutschland, dem Schauinsland, 1286 Meter ü. M., und dem
Wintersportjplätze
in Deutschland
Druckschriften über Wintersportplätze sind, so weit der Vorrat reicht»
durch die Auskunttstelle der Zeitschrift „Deutschland" zu beziehen,
deren Inseratenteil eine Reihe von Ankündigungen über Wintersport
enthält und deshalb als zuverlässiger Führer durch die Wintersportplatze
gelten kann.
Feldberg, 1500 Meter ü. M. Die neuen staatlichen Kraftwagenlinien werden
nicht nur die weitere Erschließung des Schwarzwaldes wesentlich fördern
sondern sie bieten zusammen mit den Interessanten Gebirgsbahnen des
Schwarzwaldes auch dem Nichttouristcn eine bequeme Gelegenheit, Rund¬
reisen und Vergnügungsfahrten durch die interessantesten Gegenden des
Schwarzwaldes auszuführen.
Kongresse u. Versammlungen
DleVerbindungfürhistorlscheKunst wird Im Juni 1914
ihre 35. Hauptversammlung in Leipzig abhaltcn, wo ihr für diesen Zweck
die Räume des Kunstvereins zur Verfügung gestellt worden sind. Mit der
Hauptversammlung verbunden Ist eine Ausstellung von Gemälden, von denen
eine Anzahl erworben werden soll. Nach den Tagungen der Hauptversamm¬
lung bleibt diese Ausstellung noch einige Zelt für das Publikum geöffnet.
Während ihres 59jährigen Bestehens sind von der Verbindung für etwa
850 0(X) Mark Kunstwerke angekauft worden.
Bayrisches
ASCRAU bei Prien: Rodeln um die
Meisterschaft des Chiemgaues am
II. Januar 1914. Skiwettlauf am
26. Januar. Skikursus vom 25. bis
28. Januar.
B.AD KOHLGRUB: Skifeste, Rodel¬
rennen, Bobsleighrennen, Schlitten¬
fahrt, Skikurs.
BAD REICHENHALL: Rodelrennen,
Skikurse der Relchenhaller Skl-
verelnlgung.
BAD TÖLZ: Januar 1914 Roddveran-
staltungen am Blomberg. Ende
Januai Sklwettläufe.
BERCHTESGADEN: Skikurse 25. bis
29. Dezember und 27.—30. Januar.
Wintersportfest 31. Januar u. 1. Fe¬
bruar 1914.
Hochland.
BRANNENBURG: .Auffahrt zu den
Sportgeländen mit Wendelsteinbahn.
FÜSSEN: Wlnlersportfest im Januar,
Skikurs, Schlittenfahrten, Wild¬
fütterung.
GARMISCH und PARTENKIR¬
CHEN: 4. Januar: Eröffnungsrennen
auf der Bobbahn am Rissersee
6. Januar: Abfahrlslauf und Ski¬
springen. 25. Januar: Schlittenpartie.
1. Februar: Bobrennen um den
Wanderpreis von Garmisch. Anfang
Februar: Großes zweitägiges Sport¬
fest am Sportplatz Hausberg und
am Rissersee.
Ski- und Rodelklub Partenkirchen:
28. Dezember: Preisrodeln. 2. Janu¬
ar: Eisfest. 4. Januar: Skijöring
636 DEUTSCHLAND Nr. 14/15
6. Januar: Rodelrennen. 18. Januar:
Eisfest. 24. Januar: RodelpreisfaK-
rcn. 25. Januar: Skifest. 5. Februar:
Rodelrennen. 8. Februar: Winter¬
sportfest. 12. Februar: Jugend-
Skiwettlauf. 19. Februar: Maskiertes
Rodeln.
HINDELANG: Preisrodeln. Skikurs
26.-31. Dezember 1913.
IMMENSTADT: Skikurs. Sprung¬
laufkurs, Jugendwettrennen.
KEMPTEN i. Algäu: Skikursus vom
26. bis 31. Dezember; Tour auf den
Stuiben am 31. Dezember. Eissport,
Schlittenfahrten. 1
KIEFERSFELDEN: Rodel- und Ski¬
bahnen, Eissport.
KOCHEL: Rodel- und Skibahnen,
Eissport.
MARQUARTSTEIN: Rodel- und Ski¬
bahnen, Schlitten- und Taillng-
fahrten.
MITTELBERG bei Oy: Rodel- und
Skibahnen, Eissport.
MITTENWALD: Rodel-, Ski- und
Eisbahnen.
MÜNCHENS UMGEBUNG: Ro¬
delbahnen in Grünwald. Eben¬
hausen, Icking, Wolfratshausen, Für¬
stenfeldbruck, Deisenhofen, Ober¬
warngau, Starnberg, Feldafing, Tut¬
zing, Wellheim, Pelßenbcrg-Sulz,
Diessen und Landsberg am Lech.
Skibahnen ln Icking, Wolfrats¬
hausen, Oberwarngau, Starnberg,
Feldafing, Wellhelm, Pelssenberg-
Riesen« und
AGNETENDORF 1. R., 550 m.
BAD FLINSBERG 1. Schl.. 524
bis 970 m.
BRÜCKENBERG 1. R.. 705-1252 m.
HAIN-GIERSDORF 1. R., 630 m.
Hauptveranstaltungen am 17., 18.,
24. und 25. Januar.
Sulz und Landsberg am Lech. Eis-
b a h n e n :n Fürstenfeldbruck, Dei¬
senhofen. Diessen, Starnberg, Tut¬
zing, Wellhelm-Pelssenbcrg-Sulz u.
Landsberg am Lech.
MURNAU: Rodel-, Ski- und Eis-
bahnen, Schlittenfahrten.
OBERAMMIIRGAU: Skikur.se: 26.
I Dezember bis 1. Januar. 2. bis 7.
Januar. Skiführungen Im Arnmer-
ceblrg: 1. und 7. Januar, Rodelbahn,
Eissport, Schlittenfahrten.
OBERAUDORF: Rodelmelslerschafl
von Bayern am 11. Januar. Rodel¬
rennen um die Meisterschaft von
Deutschland am 25. Januar, Rodel¬
aufzug. Skikurse, Eissport, Schlitten¬
fahrten.
OBERSTDORF: Skikurs vom 25. bis
31. Dezember. Rodelbahnen und Ski¬
gelände, Elssi>ort, Schlittenfahrten.
SCHLIERSEE mit Hinterland: (Flsch-
hausen, Neuhausen, Geltau, Aurach,
Osterhofen. Bayrischzell). Skikurse.
Rodelrennen. Elsfestc.
SONTHOFEN: .Mgäuer Sklverbands-
wettläufe am 5. und 6. Januar 1914.
Skikurs an Weihnachten.
TEGERNSEE mit Umgebung: Sporl-
züge. Skikurs des Deutschen Tou-
rlng-Clubs. .Anfang Januar Privat-
Sklkurse. Eisbahnen. Schllttschiih-
bahnen, RikIcI- und Elsbahnfcste.
TRAUNSTFdN: Skikurse. Sklwctt-
läufe, Eisbahnfeste.
Isergebirge.
HERMSDORF-KYNASl’ 1. R., 350
bis 450 m.
HIRSCHBERG 1. Schl.
KRUMMHÜBEL 1. R.. 650-(>80 m.
SCHMIEDEBERG 1. R., 440 -700 m.
SCHREIBERHAU 1. R.. 450-900 m.
WARMBRUNN.
Grafschaft Glatz.
FALKENBERG. Kr. Neurode, 600 MARIENTH.\L-BATZDORI-. 540
bis 890 m. bis 600 m.
KUDOWA. 385-440 m. MITTELWALDE. 440 m.
LANDECK 1. Schl., 430-500 m. REICHENSTEIN i.Schl., 350-425 m.
20. Januar 1914 Beginn eines acht- REINERZ. 538—700 m.
tägigen Skikurses. SEITENBERG-WILHF.LMSTHAI.,
LANGENAU-LICHTENWALDE. 480-600 m.
350-690 m. WÖLFELSGRUND. 500-1240 in.
Schwarzwald.
BAD RIPPOLDSAU. 839 m. FURTWANGEN, 870-1150 m.
BAIERSBRONN. 550-600 m. 18.Ja- HÖHENSCHWANDT, 1015 m.
nuar: Sklwettlauf des Schneeschuh- KNIEBIS, 971 m.
Vereins Balersbronn. 31. Januar und MENZENSCHWAND, 884 m.
1. Februar: Bundeslauf des Schwä- NEUSTADT 1. Schw., 830 m.
bischen Schneeschuhbundes. RUHSTEIN, 1054 m.
DONAUESCHINGEN. 700-8a) m. ST. BLASIEN i. Schw., 800 m.
Skikurse, Skirennen, Lichtbilder- SCHLUCHSEE, 952 m.
Vortrag. SCHÖN WALD. 1000 m.
FELDBERG. 1494.7 m. TODTMOOS. 841 m.
FREUDENSTADT. 730 m. TRIBERG 1. Schw., 700-1000 m.
Skikurse von Weihnachten bis .An- WILDBAD, 423—730 m.
fang Februar, Sklwettläufe.
Schwab. Alb und Württ. Algäu.
BURG LICHTENSTEIN. 817 m. MÜNSINGEN, 705-750 m.
GROSSHOLZLEUTE. 726 m. OBERLEUNINGEN, 445-800 m.
ISNY. 697 m. REUTLINGEN. 375-575 m.
KALTES FELD b. Welsscnsteln. SCHW.ARZER GRAT. 1120 m.
800 m. URACH, 463-550 m.
LEUTKIRCH, 654 m.
Harz.
ALEXISB.AD. 325 m.
ALTENAU, 450-500 m. Vom 26.De-
zember bis Anfang Januar Schnee¬
schuhkursus. Mitte bis Ende
Januar Winterfest. Skigelände,
Rodelbahn.
BAD GRUND, 333 rn.
BAD LAUITRBERG. 300 m. 1. Ja¬
nuar: Wettrodeln. 25. Januar: Orls-
gru’ penfest mit Schneeschuhwett¬
laufen.
B.AD SACHS.A 1. Süd harz, 325 m.
Rodelkursc vorn 25. Dezember bis
4. Januar; I. Wlntcrfe.st arn 3. und
4. Januar: Rennen um die Deutsche
Rodelmelsterschaft 1914. 5. Januar:
Rennschlittenfahrl; 11., 18. und
25. Januar: IL, III. und IV. Winter¬
fest: Prelsrodcln, Elsfesl, Rodel¬
korso.
BAD SUDERODE, 189 m.
BAD THALE. 225 m.
B.AD W'ALDHEIM. 500 m.
BALLENS'I'EDT, 220-260 m.
BARENBERG. 600 m.
BENNECKENSTEIN, 569 m.
BL.ANKENBURG. 2(X)-337 m.
Bel günstigen .Schncevcrhältnissen
Winterfeste am 11. Januar und
8. bebruar.
BLEICHERODE. 280- 315 m.
BRAUNLAGE. 600-650 m.
BROCKEN. 1142 m.
BUNTENBOCK. 550-600 m.
CLAUSTHAL, 535-606 m.
DREIANNEN-HOHNE. 542 m.
ELEND. 520 m.
GERNRODE, 230 m. Winterspori-
veranstaltiingen und Festlichkeiten
im Monat Januar.
GOSLAR, 280 m. Wintersporlliche
Veranstaltungen im Januar und
Februar.
HAHNENKLEE-BOCKSWIESE.
560 m.
HARZGERODE, 400 m.
HASSELFELDE. 460 m.
H.ASSERODE s. Wernigerode.
ILSENBURG. 238 m.
lOHANNESER KURHAUS, 600 m.
Lautenthal, 3oo m.
MÄGDESPRUNG. 292 m.
RÜBEI^ND, 378 m.
SCHIERKE. 650-1142 m. W'lnter-
sportfestcarn 17.. 18. und 19. Januar,
24., 25. und 26. Januar, 14., 15. und
16. Februar.
ST. ANDREASBERG. 570-650 m.
STÖBERHAI, 719 m.
WERNIGERODE. 235-317 m.
W'ILDEMANN. 422 m.
ZELLERFELD. 534-600 rn.
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Das Vollendetste auf dem Qebiete der modernen
Hoteltechnik und des feinen Restaurantwesens.
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Thüringen.
BROTTERODE. 560-620 m.
FRIEDRICHRODA. 450-700 m.
GEHLBERG. 734-750 m.
GEORGEN THAL. 387-450 m.
GROSS-TABARZ. 380-408 m.
ILMENAU. 500-862 m.
LAUSCHA (S.-M.), 550-700 m.
Skikursus vom 27. bis 30. Dezember.
M.ASSERBERG bei Oelze (Station
Katzhütte). 830 m.
MANEBACH. 550-861 m.
NEUHAUS am Rennweg. 830 m.
OBERHOF in Thüringen: Am 11.
und 12. Januar 1914: Wintersport-
fest ; 18. Januar : Bobsleigh-Rennen;
24.. 25. und 26. Januar : Wintersport¬
fest. internationale Schnee.schuh-.
Schlittschuh-, Rodel- und Bobsleighs-
Rennen. Bildhauer-Konkurrenz; 27.
Januar : Geburtstagsfeier S. M. des
Kaisers; 1. bis 4. Februar: Neuntes
Wintersportfest des Thüring.Winter¬
sport-Verbandes ; Rennsteigrennen ;
Austrag der Meisterschaft von Thü¬
ringen im Skirennen ; Wanderpreis
S. Kgl. Hoheit des Herzogs von
Sachsen-Coburg-Gotha; Sprung¬
rennen ; Internationales Bobsleigh¬
rennen um die Meisterschaft von
Deutschland; 8. Februar : Bobsleigh¬
rennen ; 15. Februar: Zweisitzer-
Lenkrodel-Rennen ; 22. Februar :
Eiswettspiele oder Eis-Gymkhana ;
1. März : Ski-.Ausflug.
RUHL.\. 400-500 m.
SONNEBERG. 385-638 m. Ski¬
kurse vom 27. bis 30. Dezember.
Ski wett laufe am 11. Januar. Eis¬
feste, Rodclrennen.
SUHL, 430-690 m.
SCHMIEDEFELD. 720-800 m.
Königreich Sachsen bzw. Sachs. Erzgebirge.
ALTENBERG i. Erzg.. 750 m.
ANNABERG i. Erzg.. 6(K)-832 m.
Veranstaltung eines Winterfestzuges
im Monat Januar, verbunden mit
Wettrodeln.
AUE i. Erzg., 349 m.
AUGUS rUSBURG i. Erzg.. 505 m.
Skikursus. 18. Januar Kostümnxleln.
I. Februar W^ettrodeln.
BAD ELS FER. 491 rn.
BAD GOTTLEUBA, 338 m.
BÄRENFELS, 700 m.
BREIFENBRUNN, 700 m.
BRUNNDÖ3RA i. V.. 600- 900 m.] KIPSDORF. 594 m.
BUCHOLZ, 694 m.
CARLSFELD i Erzg., 830 m. 7. und
KLINGENTHLAL. 555 m; Kamerun¬
berg, 720 m.
8. Februar Ski wett laufe des W'ester- KÖNIGS 1 EIN a. d. Elbe,
gebirgischen Skiverbandes. OBERWIESENIHAL (Sportzentrum)
CHEMNI FZ. 308 m. 913-1245 m.
EIBENSTOCK i. Erzg.. 620-700 m. OYBIN MIT HAIN. 400 -600 m.
Skikurse vom 27. b s 30. Dezember; REIl ZENHAIN, 778 m.
Erzgebirgslauf des Leipziger Ski- SEBNIIZ i. S., 520 m.
kiubs vom 4. bis 6. Januar; Klub- SCHÖNECK, 768 m.
wettläufe am 22. Februar. Material- UNI ERWIESENTH/\L i. Er/.g., 868
bcsichtigungen. Lichtbildervorträge, bis 1215 m.
skitechnische Besprechungen und ZITFAU i. S., 244 m.
Instruktionen. Stafettenlauf. ZÖBLIIZ, i. Erzg., 6(X) m.
FRAUENSTEIN i. Erzg., 662 m. ZWÖNFFZ i. Erzg., 250 m (Ziegen-
GEISING i. Erzg., 6{X} m. berg, 661 m).
Sauerland.
ALTAS'FERBERG, 784 m. HOHNLEYE.
BRILON. 483 m. J.AGDHAUS BEIM HÄNDLER,
FREDEBURG, 457 m. 643 m.
LÜDENSCHEID. 450 m. Skikursus R^WISBECK, 366 m.
irn Januar. Wintersportfest für SCHM.ALLENBERG, 404 r'.
Rodeln am 31. Januar u. I. Februar. W'ILLINGEN, 550 m.
LÜFZEL b. Hilchenbach, 570 in. WINFERBERG, 842 m.J
BÄRENKOPF. 1073 m.
BR6ZOU.ARD. 1229 m.
DA(;SBERG. 664 m.
DO.NON, 1008 m.
Vogesen.
DREI ÄHREN. 690 m.
GR. BELCHEN. 1424 m.
GROSSM.ANN. 986 m.
HERRENBERGSATFEL.
HOCHFELD. 1099 m.
HOHENECK. 1361 m.
KAHLER WASEN. 1268 m.
RAINKOPF. 1298 m.
ROSSBERG.*^1126 m.
SCHEEBERG. 961 m.
SCHWARZER SEE. 1000 m.
WELSCHER BELCHEN. 1245 m.
Hessisches Bergland.
WILHELMSHÖHE b. Cassel. 550 m. MEISSNER, 753
ADENAU (Hohe Acht, 746 m;
bürg, 678 m).
BLUMENTHAL. 380 m.
CALL. 376 m.
DAUBENSCHEID, 615 m.
DAUN, 400 m.
GEMÜND. 338 m.
HEIMBACH. 220 m.
HELLENTHAL, 400 m.
HOLLERATH. 612 m.
HOHES VENN. 692 m.
Eifel.
Nür- LOHSTEIN. 650 m.
MONTJOIE, 500 m.
MÜNSTEREIFEL. 350 m.
PAUSTENBACH. 540 m.
REIFFERSCHEID (Kreis Schladen).
435 m.
RESCHEID, 630 m.
SCHLEIDEN. 368 m.
SCHNEISEL. 670 m.
SCHÜLLER. 557 m.
VOSSENACK. 400 m.
JOHANNGEORGENSTADT i. S..
750--900 m. Skikursus vom 27. bis
30. De/cmber; 31. Dezember: Nach¬
mittags-Skitour; 2. Januar: Beginn
der Skikurse des Akademischen
Sportklubs Leipzig; 6. Januar: Wett-
läule; 25. Januar: Nachmittac's-
Skitour; 7. u. 8. Februar: 1 ‘
Skitour nach dem Keilberg mit
Übernachten daselbst; 15. Februar:
Jugcndwettläufe; 1. Mäi/: Sprung¬
konkurrenz; 29. März: Skitour nach
dem Pleßherg.
Bayerische Rodelmeisterschaft. Die bayerische Rodel-
rneisterschaft, die in den früheren Jahren als die „deutsche“ Rodelmeister¬
schaft angesehen wurde, soll am 11. Januar 1914 auf der Brünnsteinbahn,
auf der 1913 die 2. deutsche Rodelmeisterschaft zum Austrag gelangte, statt-
linden. Der Wintersportverein Oberaudorf, der die Meisterschaft abhält,
gehört dem Deutschen Rodelbunde an. Die bayerische Rodelmeisterschalt
ist eine der beim Deutschen Rodelbunde eingetragenen Meisterschaften,
die von ihm anerkannt worden sind.
Winter Programm des Skiklubs Immenstadt (E. V.).
1. Ein Anfängerkursus für Skiläufer wird, sobald in höheren Lagen genügend
Schnee vorhanden ist, an drei Sonntagen auf der Alpe Mittag oder im Wilde¬
grund stattfinden. Der Kursus ist unentgeltlich. Beginn desselben wird in der
Zeitung bekanntgegeben. 2. Weiter wird ein Kursus für Fortgeschrittene ab-
gchalten, der gleichfalls unentgeltlich ist. 3. Zur Einführung und Erweiterung
der Kenntnisse in der Lauftechnik und im alpinen Skilauf sind einige Licht¬
bildervorträge vorgesehen. Bis jetzt sind bestimmt: a) im Dezember: Die
Technik des Skilaufes, b) im Januar: Ärztliche Winke für den Skiläufer,
c) im Februar: .Alpine Gefahren des Skilaufes. 4. Durch Abhaltung eines
Jugendlaufcs soll unter den Jungen die Freude am Skilauf geweckt und
gefördert werden. 5. Durch einen Klubwettlauf ist unsern Mitgliedern
Gelegenheit geboten, ihr Können zu zeigen. 6. Gemeinschaftliche Bergfahrten
unter hochtouristischer Leitung werden unternommen. Vorgesehen sind:
a) im Dezember: Riedbergerhorn, b) im Januar: Nebelhorn, c) im Februar:
Hoher Ifen.
Wintersport in Krummhübel. Am Sonntag, dem 14. Dezember:
Erölfnungsbobrennen auf der Kronprinzbahn. Mittwoch, den 17. Dezember,
Eröffnung der Hoferwej:-Doppelrodelbahn. Sonnabend, den 27. Dezember
(3. Feiertag): Wcihnachtsbobrennen. Sonntag, den 28. Dezember: Eröffnungs¬
springen auf der Kopper.schanze. Dienstag, den 30. Dezember: Gästerodeln.
Donner.'!tag, den I. Janui.r: l'ailingpartie. Freitag, den 2. Januar: Kinderrodeln
lür Gäste. Sonntag, dtn 4. Januar: Neujahrsbobrennen. Donnerstag, den
8. Januar: Kinder-Lang- und Sprungläufe auf dem Übungsplatz des Vereins.
Sonntag, den 11. Januar: Vereinsläufe des Schneeschuhvereins (Damenläufe).
Mittwoch, den 14.Januar: Mondscheinpartie auf der Schlingelbaude. Sonntag,
den 18. Januar: Senior- und Juniorsprungläufe auf der Koppenschanze. Donners¬
tag, den 22. Januar: Gästerodeln. Sonntag, den 25. Januar: Skikjöring. Beginn
der großen Krummhübcler Sportwochc. Dienstag, den 27. Januar (Kaisers¬
geburtstag): Bobsleighrc men. Mittw'och, den 28. Januar: Tailingpartie nach
der l’eichmannbaude. Donnerstag, den 29. Januar: Gästerodeln. Freitag,
den 30. Januar: Eisfest. Sonntag, den 1. Februar: Gymkhanarodeln. Montag,
den 2. Februar: Hörnerschlittenkorso. Dienstag, den 3. Februar: Meister¬
schaftsrodeln von Krum.nhübcl. Mittwoch, den 4. Februar: Allgemeines und
Damenrodeln. Donnerstag, den 5. Februar: Skikjöring. Freitag, den 6. Februar:
Hauptbobsleighrennen um die Meisterschaft vom Riesengebirge. Sonnabend,
den 7. Februar: Senior- und Juniordauerläufe. Sonntag, den 8. Februar;
Senior- und Juniorsprurgläufe auf der Koppenschanze. Skikursus vom 8. bis
15. Februar vom Schneeschuhverein Krummhübel. Mittw'och, denjl 1. Februar:
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.^b']flü[t^iE£..'!(il-JÜi'.,' '..r^l Eiffcr ;^;litSidr ^ c»i^3tkHFEP V/ijr^TiKi-jüikTfiiin ' fJfcir, ^Stlk'tub
Gbii alljf.ff ’VVVribiigi'c- hoI
.'biiil^ri.: Sfnr lijoj^,.. ■ . An fcn:' ^.tcift'n VC'jc^.i.fliipiffcut' Swintt' *iiJt'.
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1914J iifß'.sJfiri ,£bfjsnj>bi«
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JpFt’^brodt'ln. und j^ifAi^r f’f^trr’TAfiUb^ ßFjkb&Fffijjbic^ftiro*
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1914 Skik^ne .ft.if .A/if^(i^.'f4y>:^i
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■ Sc 1 iric^.kjt^tfji^unaei't, ■ ■ -'SWf.t*tbc!'?id;'■ ' Xsh ,; /(iW ■■'Sos^liI^^%.■'^ . 1L Jj^auar:
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F ii F; f^JTfcvr I- 9Htt: DfmiijitiF l/iftt r^x t AVa ^9^ [ ku njiber E 91 >; Eiafeix^rt y
._.\1(^-if?d^\‘. FisVl.bafC kiW .yi'YLei'j'.jiih uuß. Vörrti 1 . J;Jin4iar
)9!4. £. ^Fdtdukirt AiiH I9M:Sica*ü^tk*l?. At& Eh tind I2..kc^nr
■ ■ . 19 E 4' V^' < Tvt<.' r k; ; 11 krt k'.-wr/ \*a i S'. ylüÄkä^p 4 9l4 t-i^breu nwfr;; A W:' 34;k.
Nr, 14/15 DEUTSCHLAND
26. jfiRjiär Gr?sfe mit jmcrnationate ^
. -iTii tii SklWii ^-'jniiK^, ; utttjf;i m Ö»H- ■
fiiWktiiiltiif.rfe. ■; •■; A '\\:; v/i..’;) ^;'^’r^j ’■ c?rtÄi de» ’
• Vj^rt Ü ■ b)s -4.v:;l'^b'rua>' rJ'^-. '■■ ■.
• ’m-' Ü^^>W;: -;;Grj:i^^^^ ^titefn^btortAW'Ä^ .
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^'■ci^^J "^rh-jfjfiAj^^ip^ •. k«i 1411 ^^>^i';i:VF.ii .■>'', At^' &,-■ rii:tj’i:ir»r. i ^ 14;- .
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de^r .vor\ HoUc^txtJj D!tf Eistfi^^isn'dirtVü^^ ’K.ö^
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ztf£tt^.^ ^ .if.d^-. |W^v -\\ '. fCüii^- ütit'r 'Em kif .-üTid Call r^arfi Hf tjf/jri'^;
l h»5 J 1 mil ■ >;Jjiti. krjk' lind. 7\dc:']%i,‘is -ttpi a’ h' Ji/J fr:. ■ 6^i \;
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• C^^äRü: !f> aV.;,-- = ■0k‘'■ wy.d biia - j u.-ttv ^F.imf.ri‘
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W^:^ipr^v.;?feV^fjcirj Saefi^ii (5i^dfiünr> 'jiiif
nifcK ^w^tn ti^v^,jx'Tii üirt rv.t;.;. ■■Nii? i?Titti '.-d^ir: 1 Ahii in r.^
i«ciij!?T dis VvJinrd('^^^AV'irF'Sr^4^C|3^^j!^f-p^f..-(tfe.>5d ■
rlnki dsH-■ 1 Hrt>'-ittsit k f /k 4Vj> ' ^h ' .^-ft4^r;,
Br-iTi^liefkäJvr dfliS’ ff4i;lr linpfd 'tra^ff
^W?. (litt 5!-j-^-lI :^U l difov t^. ;
Xai[<r-: dr^ Ff'[l:J;-fiiHf.AE,-ütj<-fkt)ir -Slfrir«^. 0,i¥ ?i-fj,».?r
' p. rf- wjd dtA ,
jab^rjfxBiidrt oder d<r Rtidt^' nt
'^.X »-itbl • fKJtibl' .scififr f.mrr
GiiiK ■i'i](r(.tiaj:^irf isyc.rii.Ofid t-n l^piis^if'rrdtf'rE'V.
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;.kssih^BiÄV,, .riif ■ iV^ri;.kip%;^^'■ yift;
tij fl '^vrKfdi^’s; tj ;?Vr ' Pk. ifid^-- R-ürkliA'
Ijftlin VRin k? eine dtr.
kcf r \i hntjtj s^Wr okj iin ga ruen Harc als nucK m rdd< l
IjiTv Lagif.'K: barer 'OtoVrt* bk flrafii-;
■ Abiv >fe:'1sy^bäiktr .btlk
• Ssiihd kt: -^ürr ■dk>.
.mch kesoftdÄm'-_:ffü^5:ei>3yl4 Sif' bst '^* 11 « .ArT^sfd ■fev;i.iiv.jdbi\i?t!¥fr^r'
■ .Di? C'e^iiikdii^fetrefl^EHtinmeKT; ?st
Wtrrr^; k' 1^^>ff!?(■ BVfde }t? er?rrWt V.P/ia Dif3imln;r bts
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.■:SWj5r.:.%ÖB:itJk. abWte-ii^in-;p!ft:'k dfii Auf
ü,J>eA<l? «m isr yjr ,P;Ei^kvefe^?ddrtf Eke R^^^rts^^^kMtenfahri
.äm jitnuar “rifi^ :sbw*<^bibi 1 ^^rttkKjr-Pj:ö)üff wnd
;' -Äi(f‘Afi T«tkfi- fekVii ^rÄfji4-3^r4^tiöfdv'f>*. .D.ti^'Pio{ift'ji.W*i-k^
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; ■ Ax»' (lirifkf.rki^: ^"' ■. c^.ijisAic^ , .^Ftkle^ChiiiV
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d h-i -i ^-1 kr 6 '-r-^' t *'i- a -1 B i. f E ' ■■■-v"o■ tj .'^ 'D. i ^;-f t ^i; .b- t-e :n ■ • ’''' ".Diff'■
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T>:^ki^’.y:aWd ^k-;?¥ji:'^m;iko!f|.ai£^. Keh^iiÄTi .iyti Üy^ky4t:i-ki;r:f
■ .ifk'tt ’ ^t:£V--D ct^isdiik ■' ;9i'>ks4ej«H^kiiftii|E?i .dto..- riöf; ;■ Jir r J .tku kc I '
‘..'Eälir^r; waÄ :p^^j^;_ct. -^A..; ;.p^ie^lV3eB^e•rs^ba^r
.. • k t ?■ t tA ■.'^(■‘k äi-; ■ dl? Vjdi’ka.ndty Tir'ikeT'pi^r
‘ d f«i ■'. -' FiöJjiiJfiykfkdi -. ^?f j-' Ausitf4]^ ;■ üb«?/:-:-
■vkdfden -vw^i'-, 'drm bctvils neun .Klfdi'^
. wnd VOft
■'■^'•Vfy^icy anwf:st^iHcn B^rfft^rr
;■ ■ N!^^ ^ .;'d>e' .Ci? iiifidtjnÄ fj<jtthlft9ät- n,
■. ^ f> ^.jf.-; Alffji 11 1 e f t: ii-r *■> l Ai;^ M fl e s 'D ? ^ ^ t h k »i
li-p jj r i vrt ky C ? ü k f JiGk, !$? tfi ]f»[ir?H*rpfrLirsrif?
nkt; ekkv?^ ^yieken
■ Etr^-^myc.ksA
Hileieffifl. üjvk «Wf ßet^’ek und dc^
..ifiiKb. ■ .EmydAkk ■■ ' ■. .F?k>'.. - TsiN.r-
dit i'FwrwtBfisthr umk dk Äl^/jVie VieB
■iPi'friily::Vcramratiimg^i'y •SV.^'^kifitd.
AiiKiiFfrer li-rtd ‘yRTgtK-hfftten&’-f^ ' 'Tee^raA vMi'
;.' 2^. Dtfem^y bk;: JätrUasf ijrttM;. ■ W'iiE.msf; .de^..:
.. Wi^^i ■ ’;WÄ,fRyr ■ Aui; 1 . 4 /knB M, ^ta?. B. ■.' Iki ■ kfigkti^ysfsf f
für lAük'f-. iwi Geijiir^c RijtWfVrii:!!''MP.d des
Wimdrkte-jm flddr flft;>i.^»frr .Viffj:-hnk -dir hA t-^.. Febnjaf.,
etft^ .ke^TTRlen-liiiM^erR. C.' DöMyr
■ nifim 4ü?'.iiftrieiV -&kiliürTSt?' w'aib kk..'
-.d'^jFt’kkfftr 1H SpiJijdekkübk im Rles^rtgr^bifgc; vnn di^k;^kk|iüd
P bk 7., Jan tjAir iii v. ■ .yon- di?r'
• .St'tiidt-xScbfierm.vi^^^^ JapiiEV!'
.;.:m Sdiiiersct; .yoii..:dyrV:-%%k!^.- äf^i^
■ feclr'Vt:^n.2i'bk?T?jbriij&!:-ifi' kJj..e*bv.xt'k'K-.
SektröD r r¥r'fl kikrl rö-rf^y^jlld,- ■'
; ’ Sttfkijr$u5.ff*irb ..dbkk?.F
kk^tbedr 07 Ai^fSkr^ i»i«ikni -
tems 20: Bk 2A Jf.ft. sMjJ ■
yicii^ '■ ■ •j3y-rek>bi!«-;' bk .'
iiUi i’n- Ob^rAtidor/' >Aiff4.- 0. Täfc'
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■ ; Dj- .. ^rt.*:^.. S'ffii H-$ (^' ÜMcrA^iii« i. H ..J.
im Jari^ar kt-..^irt V*.“-
pW, Aüiü >ab
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640 S3e0e0000eBeü»«;«»f DEUTSCHLAND
I nt ef n a t j onÄ t«r ScKii tIc nsp6ir’c r fei A Ani 8. und
Nowiniicr )9}| tfWcn iitr if» pjTj«ifn ^^ctittief
Dculsc?tef> Rodrlfettiüd«, <f«a DcuUcKwi ßi^{^ig|>vitffeÄfide&, ÖaI^^-
rttchrtcJ*‘'«;n Scfitittirn^3pct\'Aff>Ät»i^ Amd iflrtctfiöiipaelr^i ^ intwrpcrtfcMÄ
pavos jtusÄmrpiw. »<m dm CtrötHlij^g>iß^f l nl.€ri<alit>naj<?n S;cHHlten-
yc)rfe)af}d<f5 m die Wilen. D<<^- unte/^ dcrtreffiicHen Lc>lune des
3^ Vorsitcendeo des Deutscheii Rod^ibtindei, 0x, (Dftsden),
siatlfindenden ße^'ssujistcA ftaiw-a ctae efif<ru^icW Efj{ebnjs, dett Verhimd ms
Leben iti Den:^ VerbaDci öblie$rt^ die dem ScbfeiiterttiMjfi in aJWn
beieiligxen Landein ein eifebc'uKcheiv Jpofi^ sü ^ben tirid
ihn damil 4w( die apörtHche Hob« üöd xu vXnsobc« hi^inijtfrn, wvleiie
tf vfrrdrentvr^ unlirr «vdesm vbT; Reich
oder l^nd i«im Im IwernAiiöfio^^o Verlröi^ nür einew, Rei/fhs* iider
ijindciverb5f)i(} rt?eieft seiri.; EmüelV^fkÄnde hdnW ’\vi< dtö solcher» I^nd<rfn
ftufgefjrrfoMen wtrdea, in denen Ä <>v. Sa-
Wd in tirtem solchen Land dm Eiweivr/Mnde 30 müssen w»? jMch
zusammenschlieftexi und L^ndecyeiiav^d inlf^;iwuonaie^ VerliAftd
gegcnül.vet auitreten Jedes iaiitd fwL vkcnn durch einen LAndeswrhand
vertreftA »äK^ vtW Stimmen (h« /.\l Ky« m emem
Land) hat ein« Stimme Wc Stimme^ inwf
leighsvethoodt so(^e-n ijK‘i?hbeh«nd<fU syculen, Dcf YnttlM «3cL?iitcxriiöia)ivilen-
Verhandw hat alitf wei Jahf« xu we^hselm Di« Cfsh'h xv^i fehris^ fehH
Vnrsi'ti Ö»1efrc>eJu dann Lnmn\t Df»j't?u::f-,lan/l, Hann dir Schv^w an die Reihe
usL Dte Bcitr^^ ».vürde^ auf 15 Pre^errt cier fjnnahmm der
Landesvtarhande («nttfc^cUK Dm VWsdx hihrt I9ljlu l3 Rui^j d« Riedmnum
(Wien). Dem Vor5t%M ecKCitcr^ ferner an je VtMtrcler dif
Cründunc^vtrhÄndc- Die cufotHüsche RodcJmcisterschali soll dicÄtifi W^^ter
auf der Jcsthlrentodflibahn heiKcichrvihcfc in Osicrreifh. ien Wmler 14(4,15'
in ScKmWhau afeiwha^Ken ssetdnv K>if 0 |JÄmtnsierscha(t im BüKski?,^-
>«2rWid vergibt 190/14 atd einer noch t^ier lu he^^imnietSThn Balm der
Deülsthe ßöbsletghverKÄnd. 1914/15 hp4i<^ die nach Ösirjfdwcln
l9l5/tÄ In dte Schwci?, Die SketrJonmeisIrmW) in dreserit SVintifr /u v-ctv
anslaltcn, %ir4 def Schweif aufgeifeben.
[) e «i s c h c f R o 4 elh d n d. Am 8i und 9 NoyemLe< 190 U^U'
im HoM ..Excehy m Dreien der Detdiche Rodelhvtnd 2 ur'2. oftLmU
(icKen HeiiplvefMmuihinfir Ah Sulk ^ L V<«r5rtteeftde<t^ l^rrn Fdhfilvvsrt^
Kpopd (hLrmmefL fciUie der X VöFSiU>.t)de, Herr Df AYaW Barth h
(Dresden); dk V^fhaylon^ . Von O Önmlw'crem»i?un<ien waf.en Afr-
wesend <JJe VerUe^r der Wintefsi>oflis ereitfe Dre^dir»,. I hnwau^ %h,teiVr*
ha»;0)H(/a\sddr1i, Bad Sach», (2iifnti5ch.,Par(effKinhen..d«^ Siidiy<^tde>it$chen
RodlervJitbündca^ Siu Triberg, upd d« Ü^l^hen Tüu^inK’^ K!uh#, Sir?
München, Die Mi^ljcdmÄhl dei Bimdi^r d^ Vrrem^^^^ und Verbinde
angrliüfcm^ ^5(j gegemiher ?UJ irh Vöir^ahffp. Seifen m
Ariisichl ^stejlr hoi drf BerUner W'm»ef^^pnr<verelß für C»chk«»l'*hrlf'n Di^r
vom Stadtverordneten Drc^r (Bad Süch^) ejsiatJtte Rcckiongsljeri^hi. viorde
giitgefieiOen. Dem jaht^sberkht IäI »n cmnrhww. d[aß fast «Ile Wre»n« 'm-
vefftösaeneii Wiolec unter der Uni^mst der Wklerunfi ütid dem Manffrl £t«
Schnee: sehr to levden (urten^ 0<K:h hönntc actj Januar 190 aüC dt^
drei Kilwneter Wogen Ekho in OhtTündoil die dirulaclsr Rcdclmrii^tmiivrh
«Kfgfcfahfen Wtffdeii^ deren Leitnng dem Wimcrsf«orisvf?fcm ()brr4u»‘(vKf und dem
DfüHchen Touring-Klull übrrträRcn vsäf. Die MrkifWhsdl easint Hu»?
CfisDer (Ohefauricff), Beschlossen yeufden einige unweseAtSchc AnJertmsVn
der Sattungen uiftd der Rertr»hcJ4lrnmiJ>rn^n.. Unter Andern» Arijutic rhe HixiKvt;*
fipufy^jte der Schlitten vcm 45 aid 48 hmaofi^yerJtx; :
W i n te f a p of k on d S t f « ß e n hrrtd<*r
dcutscKen Straßenhahncai hrlngcn in dickem JaKfe dem Wlnjterspofi grölkrr«
Interesa« als bisher entgegen. Nachdem in Wien eine Siciahteilung der Str4ip#;n*
bahner gegründel ist, will man die Beförderung von WinlersiTortgeratvo' in
bequemerer Weise gestalten. In Karlsruhe werden den StraOonhahnm, iln*
tum. Hauptbshnhof ftihrin, bei Einiritl von Schnceweltcr odene Wtgen
ang^Btigi werden. Tüf den Transport ddes BAJifen SVi oder einet Rodef-
scMiUcfw ist der gleiche Fahrpreis wie >9ftt pemn ,bü entric Auch
grd den vpfdrrcn oifetnrn Permnt tkr Atthänfget d^fferi Slu mitgeführt werden.
Nech cfit.^genVomrm:^d^r. h^it die h.wo\;efs<:Ke Stmßcnbahn gehandelt,
dk besondere gtscfdosscnc Anhänger für dcn WmtersporlgerlOctraaiport
fvuits in frtdn.ucn jahr/pVmidhhrt^^^ Aüch Iwi erlaubt, RodeWchlitten
xrrtd Ski wiivohl in den Motorwaijscn ^ueh In den (Vihüngeha — lowca
Platz Nnrharkfen — miuuführen.
Bäder und Sommerfrischen
Die Nru 0 e>t a 1 1 u:ntf deis Kur' und Badrwnseni in
aV a e h e n. fine PfTikvchrdt des bür gw meist er seq die Stadtverordneten
iih'^ ^ inr Neugestaltung A$^;hc^hv^ Kui - <jnd Badlen^sens schlägt die Ver-
|iAj;hlii»u{ <lcÄ.gc»i»WA K«rv uf»d an eine AktirngescfWchafl
Aui »Ri Jahre und Verkgun;^ ip rkn Sttidigorien vnr^ wo, sofort In siailti-
scfufp Brdtz übcfjreheiid, :ew BÄdnhauS, TrinhhaUc ühd
WAndeljirt We ffiil (unf Mitliöncn Mark KuSV'ft, rrb^iut w-tr^d. wovon eihf Million
für Imeni.if und Einrichtungen ilnreh 4t< .r\ktieU^gsciWchAf|.i d«r R««.t durth
ilie Sl.'rdt autgehräcHt v»trcl. l)vc ffaihtei iUiße/ den bc-
siehcniJcn städtWefren B.pfrhäv*^’r^ <lk Irrt ^kadf.^rten tu erTiihhtniien B*u-
werfee^^ /^shh Pn^Twt ijot NTuWk«J 53 U Pa^ht «dd verpfllcMct <^ich, in
rlcTi erilcn Jahrm tufndes»<n^ VtlöfK) MAtk jährlkf» für ReUomc 84 ifcuwen<kn.
D. 1 S KoduiviH in »Wr K’.^/iVl^^'r^LiiJstraßc vtud v*>n der Vvrpachtung Ausg«'
qijimmeit «m.d Lmhig aU CcsclWhAhjKnr'* hrw K#»n7ertf«&us dienen.
I m* ife gcvrimärtig lic^Uhen^ünt fiadchäusi?r Imf die Akhenffcseflschoit de»
&4»h eine n»»«cTn;estt*nr! i»dwiiefK* Pachtupinmu* rn fehlen.
B 4 d (f i'V n h Jt vt s v-A. AW die JkaiU der Ruhij kann OtyoKausen mit
Fug vmd Reiht |>e/^ichyTrt iiveTfdvn. DW In fkiMdtt kommmden Behörden
hcm.it;;en jede fklrtrcnhvit. utjvdvtt Badeort iiiimer mehr lu elueru angenehmen
Nii(enthult fiif yh rmtk»nbv und isvn4iigc Fiholungsbgdiirftigc au matdren»
nruiidinKs ist dw* WuhinÜYtrydnn ciTu-r Revisicin untertogm uod
ivofdrn, iWiVirt ü'des VieVreade L*ehiUM;‘(i VJfi?i jfewcrbhdfien ATjWg«*»i
>md iWrrblehen deiiv iMUpetfo‘biv h*6>ei’faUcA wird, Au<K die Vertegong
rh’^ C'»ütijrl»:ihnl>oi.es .in Stelle wAt ah dim* M>ltfffninkt<r der Stadt «t
hitffaid rnrhckntffihtenv F.ifxc Anr^hl von st.-iduschen Stral^n wprdcn ttp Laüfe
riuthstro hdiTf«^ iprr^i-tM'ldbAcrFf l'^Wvlcf vcrrff.hto- Trotz dieser hohen
lft«tnr«'lWn Aölwvr.thi:nrf<‘n der Hfudi ^mrl die Strucr^uiwhlHge .^hr
mäthu, unrt dcNhall) ««.t OirVnhau-ert b» Hifisithl ?Jwdr daw^fn
Ai)h*»ith,t4 ;v>A«> Hrritj-irffT> pfti^Kmlr'rten Ofhtirrvn und Be.>inter» usw-.
itcwun« htr* AuAiin.h erteilt d^n' Vervchüni*rMöysvcr«»n
Bad FJrit v r, Während dv< sanrea Wintermonaie kann in 0ad EUter
tfi\bAdrA /vitffdenV äiKh steii^^ den KurcÄ'*»«»? cIa» WnsVer der QirtrlU^fi rar Ver-
Idtjung pf. hafexp *ich fk»I.cr, durch diis herffirbt» Herbstw«*Urr verlor
MYesrivrncn MopJil yahlTVfche Ftmirlc hWr iiuff^Mten wmf vipd dlavon hjMrh
piwa hündcri rrir/Wl i« dvir» tfvffliVh geWItficn Saodlöftum
.-ioTj, ^>önC«>‘vf4{ Dr. Kühler 1 nlerkurtfl grlwmfen l»hen Auch dyr Bau^ätig-
kvll in> Ofto: |vi jtht hierfür gunsllt»«»^'WitlOfortU vehr ZüsfMt ca gekommen.
Si kunntciT 4»e Ai^Wtren ht*l ilem oriicn. in diesem Johrt^ «cfeiaulen Kurtheati*!
nahe?« ff7tr![;ec.?feflt uWdr''ni,4lc tf.mrt* JLlhnhöWtr^ <s£ .jspiviltiert wöfdcn.
tbe ansErylcholcfj AnWy.Mi lK >itt Lomlelttich,. den West nach dcn^ .-»dyl^sch
CvIvöTinen Wahhia^lh'n-Rcttauraiit hat man in ausgieblpVtef Weff<r füf ^
irr,che Betv-urhiuntf einc«*n*:hlet.
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Nr. 14/15 DEUTSCHLAND 641
V erkehr s-Pr opaganda
Neue Formen der Verkehrs - und Städtereklamcl Die
Bundeszci»Schrift „Deutschland“ hat des öfteren beachtenswerte Winke für eine
wirksamere Ausgestaltung des Reklamewesens veröffentlicht, namentlich be¬
züglich der Sammelanzeigen in den Zeitungen und Zeitschriften. Eine sehr
interessante Aussprache über diesen Punkt hat die kürzlich in Aachen in Henrions
Grand Hotel stattgefundene Herbstversammlung der Vereinigung rheinischer
Hoteliers gezeitigt. Nach dem Bericht des Hoteliers Intra (Aachen) über die
gemeinsame Reklame 1913 wurde in einer sehr eingehenden und anregenden
Aussprache die gemeinsame Insertion für 1914 erörtert. Hierbei regte Herr
Budde (Köln) an, die .Anzeigen in amerikanischen Zeitungen fortan so zu ge¬
stalten, daß nur für das ganze Rheingebiet im allgemeinen Reklame gemacht
wird, während von einer Nennung einzelner Städte, Ortschaften und Hotels
völlig abzusehen sei. Im wesentlichen käme es darauf an, die Fremden über¬
haupt an den Rhein zu ziehen. Gelänge das, so würde schon jeder Interessent
davon Vorteil ziehen, auch ohne daß ein Hotel ausdrücklich in den Annoncen
genannt sei. Die Rcklamekommission wurde demgemäß ermächtigt, die ge¬
meinsamen Annoncen für 1914 auszuarbeiten. — Für Sammelanzeigen der
Verbände w'ürde diese .Art der Propaganda im Ausland das idealste sein, indem
bei gleicher Wirkung bedeutende Ersparnisse erzielt werden könnten.
Die industrielle Entwicklung der Südeifel. Im
Hotel Exzelsior in Köln fand unter dem Vorsitz des Regierungs¬
präsidenten Dr. Baltz aus Trier eine Sitzung des Vorstandes und Beirates des
Vereins zur industriellen Entwicklung der Südeifel e. V. statt. Vorstand und
Beirat, darunter fast die sämtlichen führenden Persönlichkeiten von Handel
und Industrie des Saargebietes und des Niederrheins, waren beinahe vollzählig
erschienen. Der Vorsitzende, Regierungspräsident Dr. Baltz, gab einen kurzen
Überblick über die Veränderungen und Zusam.m.ensetzung des Vorstandes und
Beirates sowie über die allgemeine Tätigkeit des Vereins. Er hob besonders
das ausgesprochene Interesse der Großindustrie an den Zielen des Vereins
hervor und dankte den bezüglichen Herren für ihre in so reichem Maße
gewährte Unterstützung und Mitarbeit. Dem vom Direktor des Vereins Heindle
aus Trier erstatteten Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl
und insbesondere auch die Beitragsleistungen eine stete Zunahme erfahren
haben, so daß das finanzielle Ergebnis sehr h.efriedigt. Die Vereinstätigkeit
im einzelnen ist eine überaus rührige und vielseitige, sie greift in alle Wirt¬
schaftsgebiete ein. Den zahlenmäßigen Zusammenstellungen des Berichts ist
zu entnehm.en, daß durch die Tätigkeit des Vereins im Laufe dieses Jahres rund
150 000 Mark reine Arbeitslöhne ln die Eifel gckcmm.en sind, ungerechnet die
durch die Bauarbeiten dem Vereinsgebiete zugeführten Verdienste und die
sonstigen Erwerbsausdehnungen, die diese Arbeitsgelegenheiten in die Eifel
brachten. Es ist dies ein beachtenswerter wirtschaftlicher Erfolg, und man
kann nur wünschen, daß die an die fernere Tätigkeit des Vereins geknüpften
Hoffnungen voll und ganz erfüllt werden, um so mehr, als durch seine Arbeit
die innere Kolonisation ln einer zw'eckmäßlgen Welse positiv unterstützt wird,
wodurch die vielfach beklagte Abwanderung aus der Eifel mit der Zelt von selbst
verschwinden wird.
Aus den Bundes-Vereinen
Verkehrs»Verein Leipzig.
Der Verkehrs-Verein Leipzig halle am Dienstag, dem 11. November 1913.
abends, zu einer Gesamtvorstandssitzung eingeladen, die sehr gut besucht war.
Der Vorsitzende Professor Dr. Roth cröffnele die Versammlung durch Be¬
grüßung der Anwesenden, besonders des als Gast anwesenden Geschäfts¬
führers des Bundes Herrn Direktors Jos. Schumacher. Geschäftsführer Kirsch
berichtete über die Arbeiten des Sommers, die durch die Baufachausstellung,
die Einweihung des Völkerschlachtdenkmals usw'. recht umfangreich waren.
Der Verein hat zur Bewältigung dieser Arbeiten im Sommer drei Auskunfts¬
stellen unterhalten, und zwar in der Hauptgeschäftsstelle am Naschmarkt,
auf dem Gelände der Internationalen Baufachausstcllung und auf dem Haupt¬
bahnhofe. In der Hauptgeschäftsstelle wurden ln den Monaten Juni bis August
d. J allein 18365 Auskünfte, also täglich über 300, erteilt. Der „Amtliche
Wohnungsnachweis“, der nach dem Beschluß des Rates auf die ganze Dauer
der Baufachausstellung ausgedehnt worden ist, hat die Zelt und Arbeitskraft
der Beamten des Verkehrs-Vereins ungemein in .Anspruch genommen. Infolge
dieser Arbeitsleistungen war es unmöglich, mit den zur Verfügung stehenden
und von verschiedenen Seiten bew'illigtcn Mlttil.'. auszukommen, und so mußte
man an den Rat mit der Bitte um einen auß< iordentlichen Zuschuß von 5000
Mark herantreten, der auch gern bewilligt w'orden ist. Mit der Bewilligung
dieser Summe hat der Rat dem Verein seinen besonderen Dank für die uner¬
müdliche und ersprießliche Arbeit, die derselbe ln diesem für Leipzig so außer¬
ordentlich wichtigen Jahre der Allgemeinheit geleistet hat, bekundet. Cie
Mitgliederzahl ist um etw'a 200, von 1526 auf 1720 gestiegen. Der Vorsitzende
teilt weiter mit, daß Geheimer Hofrat Kl. Thiem.e die ihm verliehene Ehier.-
milgliedschaft mit Dark ar.gcncmm.cn hat. Ferner gab der Vorsitzende nreh
Einzelheiten über die verschiedenen Aibeiten der vergangenen Monate und
berichtete dann über die Verhandlungen mit der Internationalen Ausstellung
für Buchgewerbe und Graphik 1914, die wie die Internationale Baufachaus-
slellung ebenfalls einen Beltiag von 2500 Mark für den amtlichen Wohnungs¬
nachweis bewilligt habe. Es wurde beschlossen, ln dieser großen Ausstellung
des nächsten Jahres, der „Bugra“, wieder eine Auskunftsstelle in besonderer
Halle einzurlchlen. Herr Strobel berichtete dann über die Sonderveranstaltungen
des Winterhalbjahres. Den Kassenbericht erstattete der Schatzmeister Eis-
felder-Mylius. Über ,,Leipzig im Blumenschmuck“ berichtete Gartendirektor
Hampel. Der Blumenschmuck hat sich im Gegensatz zu den Erwartungen
trotz der schlechten Witterung recht günstig gestaltet. Die Druckschrift
,,Leipziger Konzert-Theater-Woche“, die bisher von der Firma August Pölich
herausgegeben wurde, soll vom Verkehrs-Verein wieder ins Leben gerufen
w'erden. Über die geplante Beteiligung des Vereins an der Sonderausstellung
.,Deutschland im Bild“ auf der „Bugra“ berichtete Herr Schade. Diese Aus¬
stellung wird ln dem Gebäude untergebracht werden, das in diesem Jahre
der Verein für Heimatschutz innehatte. Es w'urde beschlossen, sich an dieser
Ausstellung mit 10 Quadratmeter zu beteiligen und zugleich zur Bürgschafts¬
summe 1000 Mark zu zeichnen. Ferner berichtete Jusllzrot Lebrecht über den
Wettbewerb des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine für Photographien und
über Bildschmuck ln Elsenbahnw'agen. Zu besonderen Preisen für den photo¬
graphischen Wettbewerb wurden 75 Mark bewilligt.
Fremdenverkehr'*Verband Württemberg-Hohenzollem.
Der Sitzung des Landesausschusses unter dem Vorsitz des Herrn Gemeinde¬
rats Stüblcr (Stuttgart) wohnte als Vertreter der Kgl. Generaldirektion der
Staatseisenbahnen Herr Finanzrat Honol bei. Der Ausschuß befaßte sich
hauptsächlich mit der Aufstellung des Haushalts- und Arbeitsplans für 1914.
Die Einnahmen des Verbandes sind für 1914 auf 23 000 Mark veranschlagt
(Beitrag der Kr 1. Generaldirektion der Staatselsenbahnen 13 000 Mark, Mit¬
gliederbeiträge 9000 Mark, sonstige Einnahmen 1000 Mark). Von den Aus¬
gaben für 1914 sind besonders hervorzuheben: 6000 Mark für Anzeigen in
Zeitungen und Zeitschriften, 8500 Mark für Herausgabe und Verbreitung
von Werbeschriften in deutscher, englischer und französischer Sprache, 20(X)
Mark für Beschickung von Ausstellungen, 1000 Mark für Veranstaltung eines
Wettbewerbs zur Gewinnung von guten Photographien von Landschaften,
Städten usw'. Es wurde insbesondere die dringende Notwendigkeit betont,
die Reklame in Zeitungen und Zeitschriften immer m.ehr auszudehnen und
nam.entllch auf dleVereinigung der württembergisch-hohenzolIerischenVerkehrs-
Interessenten zum Zwecke der Aufgabe von Sammelanzelgcn hinzuwirken. An
der Sonderausstellung des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine ,,Deutschland
im Bilde“ auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik
Leipzig 1914 wird sich der Verband beteiligen und demnächst seine Mitglieder
zur Anmeldung auffordern. Ebenso soll eine gemeinsame Beteiligung der würt-
temberglsch-hohenzollerischen Kur- und Badeorte an der Ausstellung für
Gesund hei l.s|-fle ge Stuttgart 1914 in die Wege geleitet werden. AnderGroßen
Düsseldorfer Ausstellurg 1915 wird sich der Verband auch beteiligen, und zwar
an der Sonderausslellung ,.Deutschland als Verkehrs- und Reiseland“, die unter
der Leitung des Bundes Deutscher Verkehrs-Vereine auf dieser Ausstellung
veranstaltet werden wird. Als ein Mangel wurde bisher vom Verband das
Fehlen einer jederzeit verfügbaren Sammlung guter photographischer Aufnahmen
von Städteansichten, Landschaften usw. empfunden, die zur Ausschmückung
von Beschreibungen des Schwabenlandcs erforderlich sind, und deshalb die
Ausschreibung eines Wettbewerbes beschlossen, zu dem namentlich auch die
Liebhaberphotographen herangezogen werden sollen. Diese Aufnahmen sollen
auch weiterhin zur Vervollständigung der Lichtbilderserien des Verbandes
dienen. Auf den verkehrsreichsten Bahnhöfen werden zum Zweck der Werbung
für den Fremdenverkehr zufolge de*s dankenswerten Entgegenkommens der
K7l.Generaldirektion der Staatselsenbahnen und des Schw’äbischen Alb-Vereins
die „Blätter des Schwäbischen .Alb-Vereins“ in ganzen Jahrgängen für das
reisende Publikum aufgelegt w'crden. Es w'urde dabei bedauert, daß sich der
Württembergische Schwarzwalcl-Verein hierzu nicht auch entschließen konnte.
Für die künftige Ausgabe von XX'erbeschriften in fremder Sprache wurden auch
solche in russischer Sprache in .Aussicht genommen, da nach neueren Er-
flfnicthol im Oberharz. 600m.
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;W>ii, Eli wtiittk fcicj(dTtxv<#rr)^diili iilf Vifemigpng tk:i>V^pdep*
VV^'clifJk-Wf'b.iPiJ 'Xürn^imberj^'Hrjbcii^öllcrii'^ fölfJtii Eme Jri>b4ftt .
Öchdtte & Kege km«
tlcr Mil}ijb\?cterlveitf4itc, Kdilid^lkk 4^«' Vfu^divtifge deü Epiwmfe
Mtt[gHe4eri^eirM»i(i>i«itY^ 4«ii für rremd«nivrr](rbt in
Sfultfgai:!.
Aij} Zih 0i*t»>bit3 tart<i Wfi ViJvtöfid di^ ^Tdfri^^nckc Mitelifrücrvcr-
«ömmlüR« dcif V<?Wi^ für' üint. De< Vni5i(r<'ndc, Hc»t
Ccrncmdcfiil iVdiilf Stültfcf, der» Jdlp^lKrffciiT iAl>er dfe Töii«t.ett
des Vcft*)insj ijtK jÄhrfi» J 2, 4«s dim h« vOTLfKt'htm b.i . A^fb dw
fahr 1912 ihif*« Ve3cif< i^khfirh'c'. CeFölkht/ög sewiiHr
«jsmdnnüt^igiect «. 5^ tin« hrd^utümgwolier V^^Äri^-vÄv-niü^i
sutir dicSt«tl>;.4fi feinen gmfor FirfntdeuvifffUrKr Eräch^feft, wie fMfe S^Wkihu^Sfft
Uinde3Atjr>teFi4n(? fnr Rewr- üftd FrtP^dwtferWhr, £m der K- HöE
ihcaicT^ d(feSt«v*f?i^'0<‘h<?, da5¥^Ciifint>:C^^ nofi tfip CkifrioH B<.mnffi-r«hfi
<ifer EilfW’.* fcr»tcf Mpie ifioe groß« AtiXdKi ^oii Kongrti<^n Jü SinÜ^ari, lia»^
ab hCoi»«3fP*4:udl ^rolJfer ßchebhdt ex^ffwi. 7ojf SfciJti?tik des- F<fm4feo>yr-
Itchr« isl ivt füUktrhmtn, daß dir Z«)d drf hupsigifn
Gaslhöfwt 5CJ0 500 4)3 ins. Jankr )9| f JaEr )9f2
ciw ^ i'^ipii Afspfthnsc:. ww hfi dtm nofJftalUft-Rci«»?"
vr.f kcliF V€»:tS W'Kf iSflchl/.jf{i|;efn Einfii^ß wm, Pkiht li^rWiv/iteficb iü-
N»d»l ohne E^Hfkil^9 ^U»:h tlüs dkrth d<<r
gerufßi« dmifehert 53{/e|i l<igc. die ooi Hatwiel wd lodioMrk^ jjtad damir
^i^:h ifwf den VöfJfishr svirite. Oe; Aes^chaft bclnßte lych m icinew
wn Jahr«t 1912 tnii derFrasJe der SiFwiliins eines rijpüiKhiinS^fnf>hc«i<ehÄix^^^
in StnUifayli der EtsleMun« ema LuOs^'hidhaFkv md drim Pr>i>idH d?i
svafdhili.n, mil der Neoofdnnn? dv.« DfoseMertwi^^en«^ o. a- nt. <2ü^»Iifefddni
vriffd^n meh(\ire Eirgrrhim gemaelü, so m die K- Gensi'afthrefcliwj
•“tsenbahnen üm Üherfasuingi eines Raumes iw nfewen Bihnhofs^wwJe y^;
Etnrictejng etn^r r^fisfrüof|^Mv^ö, r.kii Stwt^gÄfi um ATdeitm*»
von Para ITclvi^cgett iXt cäftig<‘5X W^W>:ltaiieh;/ utn tinrtccl;* die Si awerganger
«rtir dtri Befe^i/güti^rv darglv dlT^ 7\wlfat«<»hi)verliJä|n ru stihüiren, anderv^lts
liy» Iwfeisc Verbot dieser Slfaßfen (br d<?n Aülptoebilvcrkebf 4n den ^^nälng-
urrd :S^>Rnt4;g<Tr cinschf^inken^^^^^^^^ Mßd uni Bescjti^iiy
CANADIAM PACIFIC
An!$Hlcli(8wa^en-Ter kehr
(ÖSTEBREICHISOHS BTAATSBABW)
,, üiueö die öctxCübl^n VJ^^ji^^öüen \tm
Oi^terreieilisch «Tirol.
Filur^rtii: Kine ZnÄahlun^ yon M.4»80 tKTOneei $*—) auf ein
BiHeu 1. oder II Klaaftu tHifecbUi?? für elneri plAi^r Im Aus-
»lcbtinyA«en fü;r di)9 J>Hüer eiucifi T^e» äoI der i?)reckn, für
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Snmtllidic! Bnreftii» von Tbos. Cook dk Sou
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klU'ataerriAg 7» Wien AlMUit&WiS&s& B. HatAbarc
■ : lod^ir dertfö
dfia tVFßst^Müi^ def JElxhilarurf^ 4«^ ÄUpläirjR Jn den S Jw
dfcf 6ch^bfstH«>" LÄ.nd'eraoÄsuktmg FrgmdenvtfJwltf läfe
Virpin durch ein großes Dintanwii, d[af4i Führet^ Ptospefete, tJrddiili|l(C.
ücd h<;ai^ De/ Filfvrtrr \erj> Stüdi^Aft wu/de in «iner Auffa^
lOüÖil SruvA ri€M htftaösgtiird^ fbeftw dit vor« Stutt««/t, In VoT-
i^fcrtfein^ .ii^t <feirn w mü lärhi^pHotogiiipKischen tllufttrationen
»md tfin tfllitbcr iW In Zethingen üüd
Zeilschriiten wurde eApf leWritfÖc RftUm« 4«rch fnsfe/ate und ilfuicnoui 8#-
Sf lutihungen icndÄiiet. liod flußerdem mtd fkürch dut PfaW von StohBiri,
dtircii Uchriildcfvojiräge us^/v. für den BeSüch $tot<9krU «tworb«). Au^
»Ive Ämttkhu A^Jisfctuciluslcßc der K. Württ, Staar^bahtK^n im IrtfennAöewijifin
oßfentlklvcij Verltfhrsbjufcau Be/kn, mit vtclchfe/ der V«fe»h w VerbiüdütV
steht, üi)lersliir/t dm WerheUtigkeit. (üf ÄtiittgArt m fentgtgfe4\komm«üdtf
Vind vtisiandncfvoHitr Weafe. Die Taliglcfit der Au^kunftsidcllc dftf V«rei»i
«immt von J«hr xu Jahr xu. Zum Schluß gibt der fahrCilacriclü tioch ciiMth
Wien Übeibhck über dife Tätigkeit der Württs^Mohcnir Vereinigung ßjir
Fferndcöverkehr, der 4HUcb dct Stlitt^Äflcr Vtrein löf Fremdenverkehr idfi
Mdgiled angehort. Der Bei’idvV vyurde mit lebbaftem Beiftll AufgenomnMn.
r/ie/oul erstöitete der Ka^werer des V^eins den Katsenbcrichl^ der fiiit
Mark Eh nohnr'rji umi 17 O?,0d Mark Ansgxben Abschliefit Vpn
xien Anwesenden Mri^hicdein wnrdi^ htw ve/Kfi^edene Wünsche und An-
tcfi»’7‘i:*n vcnv,C’hfS!cht. ln der j»n.KW^«idcn Wnstitotcrend^'n Siktmg dm
H wurden 4?^ 5cdhrri};«n VorslatHlirmiiglicdw wicfleryowShlt
Dfe /■ ‘E tfy!Iv fe rei n W am 2^- Noyember 39^3 in MUnstereifel ein*!
VeisimtmhiX^ dfef Orisgrnppw «tark
Jk’scitht war. L^imhat DE Ktnitmarm \iwi Euiikhrthtn leiHt« die Verh&nd^
fegeh: D^ Vt^jMnd Hetrcn ETsephahndirelrtor Boilke eu»
Cymne«aW^ Paidös un<l For^mt Tobias aus THer eri^n/X.
yW Einladung dc4 Bh<.inr VcrkdhrsrVereins xiif an seiner SammeV
Avurdr bestdirf^s^rh, d^ß act in eimgen großen Teget-
xvjiiingcH AtvJefern vt/odcMlichc« Otvs DfonkerDenkmal m Daun «oll,
mmeelMut ünd ndt emert Aüwkjüxic/fssse vfefsehen werden. Der Entwurf des
Baumrisierfc Mülfo' w^iifde'^ynshmfgti^d^ Zuschuß de« Eifelverelna zu dem
Dfenkmal hiUäüi lOOC* Marfc^ Die gr/Jic Samaduni» von Lichtbildern det EifeJ-
AWhi^ wjfd durch e%ett<* Äü^itöiihi’ferr 4«^ PcsimA/HSts Eichhorn aus Köln
cr^n/t und m cin/efrie Scfhm Diese bchAndtin die Höhenvmge«.
die Hur:$e:n, Kifdien (ind Klister. Der Veit rag über den Verlftg^ dea Eifeiverni»
wwnic auf fönl Jahre trwjuerf gr;g<'n eiiiiöfn Z^isdhuÄ Vojds .3000 Mark itn däi
EifeJvrrcim Dos kfem Waodei’teh; IßÖ T^gesw^defunge^ der EihslyoD:
Han« Hödx soJi in dfüW AuÖs^e- tfijJcheintrL In Pfta wird ein Kneffsr-» und
ö.ie?Viril-Denkmal f^richr^t- k«änd<ät (geh, W war Freihciuktmplw
«ni Sfhifheben Pröm. . Er hat «ich emco Nkmen
Ä-niÄthl dwridf« die HcswivgaW^dni hlxfelwerk» Elll« illostrata. Der lufelverertn
besc-hlcß, «ielK oo den KcMni?« de* Dtnkmab* ?<i betedigflrn und d«e Höhe 4«
Be^TÄ«* {«; ^er r<Är.li5lr.n zu iic-ühnmen. EisenbAhndiifektor Boltke
Ije/icftkölfe ids VcrsHxjftn'der Vr/kehrsau«schü»s<A ube^ die Einehe der
Kölner Hmdelskammer «üt Eintcguivg em^f neuen, Eil/UgpAAfts utid begt^ridetfe
the E«nlei£unjf damit, 4 aÖ mehtöre Hil/vs^ in Srhüfrfege umgewimdeljt: worden
sei*«. Dk die Eingfcfrfe ahgelehnt und die Ab-
Ichouny mit tb*n CiidiAUlfen cirt K^hrftf lLhi^ begitindet» aber dif Couche
sollen «Ach Becn-digung ckr Umbauten erneuert werden.
i
Bücherschau
Wirrler In München ivn 4 i m bayerischen Hochland.
Cnier .flie^em Tdcb fejtchmöckl mit einem von Erich Wilke geschaffenen
farbigen nrigmeTh UpiÄchJaj^xifd, ist stHjbe« die mfoe Wintcrsp£.rt-Wcfbe«
Khrift fi«; Mhnchrner erschienen. Die leitilche
AMS^Sfittonf der Schrift di« IrüKtrren Ausgaben des Vereins nicht
•,\'fe*e:mih*h ♦.erSindefi" m der Form von Tflb«ncn wWi} feine gute Überweht
iih^f di« einzelnen Wiirtcri^portgcbhfffe »jnd. 'orte de« Hochlandes, ihre Rodel-
Inihncn und di-e vcr«chVe(Jen«n Cfehgfenheüctt xur Ausübung de» Skitport«
«egcbcfj. Dagegen Ist in buthlechniidier Hinsicht «iiic emheitlidhft gfesdunark*
volle typographische Ausstattung angestfcbt worden, ein Untemchjrtom da*
DEUTSCHLAND a43
i;i^r Art..^iT]sHr;'Lä!i?i'n€ rJr^ -srcue WrFb-?sc}^f:tft .wek ’^ibf),-
^ ’.w+r sVd'^ ,
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^ef D'itcft- irftiM.}:;i¥if?-^ht|j'- ’. Vtrirr^st^^r#^ .■
du^cti tl«rt f^^^6m4^^rt■vt^ksb:t.^-y4^^?4^l■ ■^^ü.JC3^;kt^^^
■ ■■ ' n-e t L »t) W^ ft tfrom
• Üwif?Vf^U^ Jisif Si^ «ft ■
R^tK^U^i. 4Ji>tcf 'T*wF V^'.Wtri itrjote'
Wintet'broschi?f^ Vr-tic^c? -^h S^rtit%lfn?t5 'WinJ^rr^
ijftKren eine Rejbp gttWr ift 4^;^^ tJ3a^v«plstjieW ust 4 Oebifgeq Kir
dif. -.^ ^ :ÄWcb;;*if'i.^.üI..!er;-- ■
dtai JH 4^^" fd^tnet WwJtcFiüJStiirt t^m &
. -fecK j.n. ••^läp;■.W?^^nti^Öt^:-:.
• . -it^ltii? ' i'n Mitte; Feifttdr'' P^e-^Fr^r^iliffc,'j?f
leostefilij^ iu bcrz>eii*n>
Pftdii^qKKk? H<bwrB\5, de$
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Meßiij355<5bw^ irin.^ b f f-t 4 u ^X.h
die ^T- M« st'm.rji' ÄßäCfi'i js tb'Jtr
S p r.^'iC !(;•«-■■ b¥^f^u-aSfe^<^n: >töfden-,v ftiicWitfti’'
:bcr<d£i . waH ■ dfff :■ V^-^^irtstärJtu r^f- ■ en^ Z-djaliraiftii^ft-^'
■ r^4 .^ür- 5'. .•'ÖeF' fe ■ Bti • ti t;ß'- ^'- de-n--.-.;
dcf deutsiieji ;.
■ca bfiüf.y iii iti npthviTfgTtd-!r:'
■ „0f{ilfl& atif.-derf ■' '
Wftreti^rt- ■:
fSf' d(f&;'EvjSoit rvatK-'- ■
beautfa^t mbepL- ’ ' Ös?:' de^ ■ ■ifpitirtistbF.r) ' Bt/iW' .fetciii'
dfeirs^ dem' ;
V^ROl^i^Ü:^'. arK;fe';'Ä. Ttl^-' d^C fe' ■Lr'tiCJ^r^T ..■
ijrii 'alJ^ß!)ieih.(?Jv ■tn^ • tb’rteB- .t^tif
X\tm.- Besiisb/de?' . '
d'ff.W Adf^'SSCT^'T,'- ■'
rtrjis^iivnttfe Ttji-i i'^:.;!^r'. EntwieMim.^y:
■.detiiuug; ■M«2SjieA't ii>T iWÄ;i^iift;cl^t!-
gdhehdift ■ ^1'f fW'- ttifid ■■ .4b'; '■^4:^''.'
hj?' ii&*E^5i.^l^^^lft.■fe.^ ?.u üy!ü;'^'fj;-.tjiß;spi(.;,li -'z'ü^p ^ p n 'Mßlti' j>i i n '
■ ifesiiitn d^r L^jpti i?fi-. , t'.ft t »-■ Ei n -
-i..F ^ffen 1 , P^-y ^j^ö.si
Ttifi «FrfbTylE 'ik'vilsjT eine ^i:^' DiiüVpfeV.-'
■ i'tf ■ yiift' ?^(rrir-^öi^t'e'a' fi^'fi,' ’d:e*'-Ü'i')ttiac^ik.tet. Aüii^i:wdes:- m ü' iiür -Jipa,'
•fer'näf' dj* ^
■'ä^a-iicft-Ze^WtpiböiH. FÄhfi^fe-ise« ta<'«,-, V*'*'4
fiiif Beiiie’viüm H^ifif?;vEsü4 ^3.w-
Eba^dp^'finpbafen bi?
äaä.;i.u4ftej3^. wifd m
OiSJ-itijstejnlos wr>-)jidv^ im l.iräe aü.
t^^:.' K,am:mi^5 icFdärc- 'Pmuf .f^'i? fi.
Wie Küfls*jk^&s ii>i. Au^l^fTiip-'.-if^v-E !sd^be$ikK.
'kUasi^^c HpteJ? Eli- ^E>d r / pitf ^
keine u^l^ ehvb ^yM etfli
der .AxdW,tsa*ktfk Becicbtxins m-dtivukd,
für ■ die-. es teditient • '^t . . . : . ^ ■'! ■ ■ ■ ■ ^ .;.■ ■ -.•..■. :■:. j v ■.'? • ■. _ ■;• ■ :y ., :^. -
W Ml ^-e-f J p . N- fl-,^'i?:'c- ti,^ ;.'.t.'b^-T:: ■ ■;’ t ’■
Norwe^w:h isr iben ■sine - ,
.ßilü die Vöi'i’ü^ nyfi-liselkn
Verte'jcJiftj's ddf ^.ithb.l^cn. 'l^ii'..
(ierp itnrfter iiei^sdeif.' ; fiAfii■ 'dsi;'??!^ ijft difi:ft; .'
jjifii, Abdriitk baspriimlp v^Hitfire Ap^faiiÄft
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'- dji4r:h '■ t^fJ^tpdic ■ kalte • ^ W.i:k l't «i ' ' flb. ■' •. Er iiemi f■st’ ü eme ®ü.te. ■ tw.u?ral«,
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■ Borj^t r)je..Cnv’-.Vbr.. Sktrt.-.d^i' jailf» kiibj ik« •' ylp^' S6h'\^i:jß], ■ :^-^hd PF^=TJt
r^iT'. iMcid ■ ScKrtiyt^ ^l^-rdm^■•;^il> ''>iaft;■d[^t* Hki'i^tei^ ' ^tets
■fde'&n 'uftdv.iite liT.^j.1 'ilp.ti .'bet.' deh'
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