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Full text of "Deutschland nebst Theilen der angrenzenden Länder: Bis Strassburg, Luxemburg ..."

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HARVARD 
COLLEGE 
LIBRARY 







DEUTSCHLAND 



NEBST 



THEILEN DER ANGRENZENDEN LÄNDER 



STBASSBdfi, LUIllIHlRfi, KOPINBAGIN, KIAKAU, Llllllfi, 
OFIN-PISTH, POLA, FIUII. 



HANDBUCH FÜR REISENDE 

VOM 

K. BiEDEKEB. 



MITTEL- UND NORD-DEUTSCHLAND. 

^ebst einer SiMBbahBkftrto, denFUnmi von Berlin, Braunschweig, Bremen, 
Breslau, Gassei, Danzig, Dresden, Erfiirt, Gotha, Hamburg, Hannorer, Kiel, 
Königsberg, Kopenhagen, Leipzig, Lübeck, Münster, Schwerin, Weimar, 
Bpecialkairton rom Harz, Biesengebirge, der Insel Bügen, Siehs. Schweiz, 
dem Thüringer Wald und den FUbMn des Schlachtfelds ron Leipzig, der 
königl. Gärten bei Potsdam und der Wilhelmshöhe. 

ZWÖLFTE YXSBXBBBBTX AVTLAOX. 



COBLEMP. 

VERLAG VOK KABL BJEDBKEB. 
1865. 



lUcht Mu Ueberuttungen 













Wer reisen will, 

Der schweig fein still, 

Geh steten Schritt, 

Nehm nicht viel mit, 

Tret an am frühen Morgen, 

Und lasse heim die Sorgen. 

Fhilander Ton Sittowald. 1650. 



n7 



Bas Torliegende Beisehandbiich erscheint hier zum zwölften mal. 
Erste An||;mbe desselben ist, die Untbh&ngigkeit des Rei- 
senden so Tiel als möglich zn sichern ; ihm die nnbehtgUche, oft 
ganz nnsichtbaTe Berormnndnng der Lohndiener nnd Führer, der 
Kntscher nnd Wirthe fem zn halten; ihm behülflich zn sein, anf 
eigenen Füssen zn stehen, ihn frei zn machen, nnd ihn so sn 
befähigen, mit irischem Herzen nnd offenen Angen alle Bindrflcke 
in sieh anfiennehmen. 

Einen grossen Theil der beschriebenen Oegenden hat der Ver- 
fasser im Lanfe der letzten Jahre ansschliesslich fQr diese nenen 
Anfiagen wiederholt bereist Anch schriftliche Kittheilongen wohl- 
wollender sachknndiger Frennde sind ihm so ^elseitig zugekom- 
men, dass er jetzt nm so mehr für die Richtigkeit seiner Angaben 
>>ürgen zn können glanbt^). 

Sine bn<di8tabliche Oenanigkeit wird Niemand von einem Reise- 
handbuch fordern, das theilweise anch über menschliche Einrich- 
^g«n (Gasthofe n. dgl.) Ansknnft geben mnss, die raschem 
"Wechsel unterworfen sind. Um diese Rücksicht bittet der Verf. 
nam^iülch anch in Betreff der Nummern in Gemäldesamm- 
lungen. Er pflegt, wo er nicht an Ort und Stelle vergleichen 
kann, bei jeder nenen Auflage die ihm zugänglichen neuesten Ver- 
zeichnisse zu Rathe zu ziehen. In einzelnen Oallerien wird aber 
so oft geändert, dass die dem Verf. hier und dort mitgetheilte 
Angabe nicht ungegründet erscheint: der häufige Wechsel finde 
nur statt, nm alle anderen, als die in den Oallerien selbst zum 
Verkauf ausgestellten Verzeichnisse unbrauchbar zu machen. 

Dennoch wiederholt der Verfasser seine Bitte an Reisende, 
»ach femer ihn auf etwaige IrrthÜmer oder Auslassungen, die 
Öuien durch dgtne Anaehauung bekannt werden, aufknerksam ma- 
chen zu wollen. Die Torliegende neue Auflage wird den Freunden 
des Buches den besten Beweis liefern, wie dankenswerth dem 

1) Der Verfasser rerwahrt sich ausdrücklich gegen Beschwerden, wie 
sie ihm wohl vorgekommen, die auf ältere Ausgaben fassen. Keine 
Art Ton Sparsamkeit ist bei einer Keise übler angebracht, als nach einem 
alten Reisehandbuch tu reisen. Bine einzige Angabe der neuen Auflage 
lohnt nicht selten reichlich den dafär hesahlten Betrag. 



IV 

Yerfasser solche Berichtigungen erschienen sind; sie haben wesent- 
lich ZQ der Anerkennung beigetragen, welche das Buch in weiten 
Kreisen gefunden hat. 

Das vorzugsweise Beachtenswerthe ist durch ein * her- 
vorgehoben. 

Den Plänen und Kärtchen im Buch ist eine besondere 
Sorgfalt zugewendet, sie werden zur Orientining völlig ausreichen. 
Der Beisende wird sich manchen Umweg ersparen ,. wenn er die- 
jenigen Oebäude, welche oder in welchen er etwas sehen will, 
vor Antritt seiner Wanderung roth unterstreicht. 

Eisenbahn- und Dampfboot-Fahrpläne, sowie die 
AbgangszeitenderPosten (nebst üebersi^t der Telegraphen- 
Yerbindungen) sind am vollständigsten enthalten in dem jährlich 
achtmal herauskonmienden BerUner Oownbw^ (15 Sgr.) und in 
HendtckeVs Telegraph (12 Sgr.), in Frankfart a. M. im Sommer 
monatlich erscheinend. Unbedingt darf man sich auf dieselben 
aber nicht verlassen, da häufig während des Drucks neue Fahr- 
pläne erscheinen; man muss vielmehr in den G^egenden selbst, 
wo man reist, fleissig den neuesten Fahrplänen nachforschen. 

Auf die Gasthöfe ist ein ganz besonderes Augenmerk ge- 
richtet worden, denn nicht der kleinste Theil der Annehmlich- 
kelten einer Reise ist von der guten oder schlechten Beschaf- 
fenheit derselben, den Preisen, der Bedienung u. s. w. abhängig. 
Neben den grossen Palästen neuesten Styls sind auch manche 
kleinere Häuser genannt. Der Verfasser glaubt hiermit einer 
nicht unbedeutenden Zahl von Reisenden einen wesentlichen Dienst 
zu erweisen. Auch hier ist durch einen Stern (•) angedeutet, 
dass dem Verf. oder seinen Freunden an dem Tage, wo sie den 
betreffenden Gasthof besucht haben, Verpflegung und Logis preis- 
würdig erschienen sind. Da aber diese Dinge einem raschen 
Wechsel unterliegen, da die Anforderungen je nach der Persön- 
lichkeit sehr verschieden sind, und auch die eigene Gemüths- 
stimmung dabei nie ohne Einfluss ist, so wird ein billig denken- 
der Reisender dem Verf. eine unbedingte Verantwortlichkeit für 
seine Gasthofs-Steme nicht zumuthen. Wer mit Frauen reiset, 
wähle allemal einen der ersten Gasthöfe ; ein einzelner Herr fin- 
det sich leicht allenthalben zurecht. 

Als Antwort auf zahlreiche Briefe vonGastwirthen, zum 
Theil von Geld- und Vlctualien-Sendungen begleitet, die natürlich 
sogleich an die Absender zurück gegangen sind, sieht der Verf. 



sich zn der Erkläiang veranlasst, dass seine Empfehlungen 
nie and durch nichts zn erkaufen sind, weder dirert 
noch indirect. Seine Aufgabe ist, ausschliesslich den Rei- 
sen den dienstbar und förderlich zu sein, andere Belange liegen 
ihm ganz fem. Die Beurthellung der Gasthofe gründet sich 
meistens auf Rechnungen, die, mit Bemerkungen versehen, in 
grosser Zahl dem Verfasser im Original vorliegen und von den 
verschiedensten Seiten ihm eingesandt worden sind. Er hat die 
Genugthnung, dass seine Bemerkungen nicht ohne Einfiuss auf 
den Znstand einzelner Gasthofe geblieben sind, dass manche den 
Grund des Tadels beseitigt haben. 

Die angegebenen Preise sind zwar durchschnittlich Rech- 
nungen aus den letzten Jahren entnonmien; die Steigerung man- 
cher Lebensmittel-Preise hat aber hin und wieder eine Erhöhung 
einzelner Gasthofspreise zur Folge gehabt. Der Verfasser hat 
geschwankt, ob er unter diesen Umständen nicht die Preise ganz 
weglassen sollte ; er hat sich aber, selbst auf die Gefahr hin, von 
einzelnen Reisenden der Unzuverlässigkeit geziehen zu werden, 
doch für die Beibehaltung entschieden, da sie, wenn auch nur 
annähernd angegeben, wesentlich zur Gharacteristik eines Gasthofs 
gehören. Aehnlichen Schwankungen unterliegen auch die Kut- 
scher- und Führerpreise. 

An Gastwirthe richtet er die Warnung, so wenig durch 
Geschttike, als etwa freie Zeche, sich um die Gunst angeblicher 
Agenten des Verfassers zu bewerben. Er kennt keine solchen, 
niemand hat von ihm ein Mandat zu diesem Zweck. Sollte irgend 
Jemand den Namen des Verf. zu Gelderpressungen bei Gastwir- 
then missbrauchen, wie das hier und da vorgekommen ist, so 
wird er es Jedem danken, der die Polizei auf solche Schwindler 
aufmerksam macht, ihn selbst aber sogleich davon in Kenntnis» 
setzt, damit auch er seinerseits zur Entlarvung derartiger Betrü- 
gereien die geeigneten Schritte thun kann. 

Die beste ausdauernde Empfehlung eines Gasthofs ist nur 
durch BeinUehkeü, ffutes Logis, aufmerksame Bedienung und prei/f- 
würdige Verpflegung zu erreichen. In dieser Voraussetzung wird 
der Verf. diejenigen Gasthofe am meisten berücksichtigen, in 
welchen jeder Reisende, der mit dem vorliegenden Buche in der 
Hand ins Haus tritt, als ein von ihm persönlich Empfohlener be- 
handelt wird. 



InhaltB -yerzeicluiiss. 



Koute 8eit€ 

1. Berlin 1 

2. Potsdam und Umgebungen 29 

3. Von Berlin nach Hamburg 36 

4. Hamburg 37 

5. Von Hamburg nach Kiel 44 

1. Von Hamburg nach Blankeneae AT' 

2. Die Probstoi 47 

3. Von Kiel nach Kopenhagen 47 

4. Von Elmahom nach Glückstadt und Itsehoe .... 47 
6. Die Ditmarschen . . ^ . ." 47 

0. Von Hamburg nach Flensburg. Herzogthum Schleswig 48 

1. Daa Land Angeln 49 

2. Das Sundewitt ÖO 

3. Die Insel Algen 50 

7. Die friesischen Nordsee-Inseln. West-Schleswig ... 51 

A. Von Husum nach Friedrichastadt und Tönning ... 52 

8. Von Hamburg nach Lübeck 53 

1. Traremünde 55 

2. Von Lübeck über Eutin nach Kiel 55 

9. Von Hamburg nach Helgoland 55 

10. Von Hamburg nach Stralsund über Schwerin u. Rostock 58 

11. Von Stralsund nach Berlin 62 

12. Von Hamburg nach Magdeburg 63 

13. Von Hamburg nach Hannover 64 

14. von Hamburg nach Bremen 65 

1. Das Steinhuder Heer 65 

2. Von Bremen nach Hamburg über Bremerharen u. Cuzhaven 65 

15. Bremen 65 

16. Von Bremen nach Nordemey 68 

1. üeber Bremerhaven 68 

2. lieber Oldenburg und Anrieh 73 

3. Bückftihrt über Emden und Leer nach Rheine ... 74 

4. Von Emden über Delfzyl u. Groningen nach Amsterdam 75 

17. Von Berlin nach Stettin 76 

18. Von Stettin nach Rügen 78 

19. Rügen 79 

20. Von Stettin nach Kopenhagen 84 

21. Kopenhagen 85 

1. Helsingör, Helsingborg, Kullen, Malmö, Lund ... 95 

22. Von Berlin nach Posen 96 

1. Von Stettin nach Posen 100 

2. Von Posen nach Breslau 100 

23. Von Berlin nach Danzig 100 

1. Thom, Schwetz, Culm, Oraudenz, Marienwerder ... 101 

24. Danzig 101 

25. Von Danzig nach Stettin 106 

1. Von Beigard nach Golberg 107 

26. Von Berlin nach Königsberg 107 

1. Von Elbing nach Frauenburg 109 

27. Königsberg 109 

1. Das Samland 113 

2. Von Königsberg nach Pülan 113 



r 



yn 



28. Ton KdnigsbeTg nach Memel 114 

i. Von Insterbnrg nach EydtkubneB 114 

29. Ton Berlin nach Dresden 114 

30. Ton Berlin nach Leipzig llö 

1. VoB Wittenberg nach DeM«a. WtfrUU, Zerbat ... 116 

31. Ton Magdebnrg nach Leipzig. Halle 118 

32. Ton Berlin nach Magdeburg 120 

33. Magdeburg 121 

34. Ton Magdeburg nach Minden 123 

1. Von Oacbersleben nach Halberstadt 134 

2. Von Jerzbebn nach Helmstädt 134 

3. Von L.elurte naeb HUdeaheim 12& 

4. Von Bückebnrg nach der Paicbenborg 136 

35. Braunschweig 127 

36. Hannoirer 132 

37. Ton Minden nach Köln 13Ö 

38. Ton Düsseldorf nach Elberfeld und Dortmund . . . 139 

39. Mfinster und Osnabrück 140 

1. Von Osnabrttek nach Löhne 144 

w. Ton Dortmund über Paderborn nach Cassel .... 144 

1. Von Bake nach Krelenaen. Driburg. Pyrmont . . . Ii6 

2. Von Caasel nach Carlshafen 146 

«. Von Herford nach Paderborn 147 

1. Grotenbu^, Extemsteine 147 

♦2. Von Hagen nach Arolsen 148 

1. Von Hagen nach Siegen. Buhr-Bleg-Bahn .... 148 

.^ 2. Snndwich »nd da« Hönnethal 149 

P Cassel und Wilhelmshöhe 150 

^. Von Cassel über Nordhausen nach Halle 165 

1. Sondershausen. Kyflh&user 166 

j5. Von Cassel nach Frankfurt 156 

f- Die Weser von Hannöv.-Münden bis Preuss.-Minden . 169 

f. Von Hannover nach Cassel 162 

48. Der Harz 164 

1. Der Oberhan. Goslar, Okeribal', Clausthal, Osterode, 

Andreasberg 164 

2. Der Unterharz. Brocken, Bübeland, Blankenburg, Boss- 

trappe, Hezentanzplatz. Treseburg, Stabenberg, Alezls- 

.. bad, Ballenstedt, Quedlinburg, Stolberg, Josephshöhe 168 

*». Von Berlin nach Breslau 177 

1. Von Hansdorf nach Ologau und Posen 177 

2. Von Liegnits nach Seichenbach. Katsbaeb .... 178 

,^ 3. Von Liegnitz nach Wannbnmn 178 

öO. Breslau 179 

^1- Von Dresden nach Breslau 182 

1. Hochkirch. Czomeboh 183 

d2. Von Löbau nach Zittau. Oybin, Hochwald, Lausche . 185 

1. Von Zittau nach Pardubitz 186 

2. Friedland. Liebwerda 187 

^3< Von Breslau nach Waidenburg und Hirschberg. Das 

Riesengebirge 187 

1. Von Breslau nach Waidenburg. Zobten 188 

2. Von Königszelt nach Reichenbach Aber Sehweidaite 188 



vni 

Route Seit« 

3. Adersbach und Weckelsdorf 190 

4. Von Waldenburg nach Schmiedeberg 192 

5. Schnee- oder Biesenkoppe Ift} 

6. Von der Koppe zur Josephinenhütte 194 

7. Von der Koppe zur Henscheuer 195 

8. Warmbrunn und Hirschberger Thal 196 

9. Von Wannbrunn nach Zittau 197 

54. Von Breslau nach Glatz und Prag 198 

1. Eulengebirge 198 

2. Heuscheuer-Gebirge 199 

55. Von Breslau nach Wien 200 

56. Von Breslau nach Krakau 201 

1. Von Brieg nach Gräfenberg 201 

2. Von Oppeln nach Tamowitz 201 

57. Leipzig 202 

58. Von Leipzig nach Dresden 210 

1. Von Koswig nach Meissen 210 

59. Dresden 211 

60. Sächsische Schweiz 227 

61. Von Dresden nach' Prag 233 

62. Von Dresden nach Chemnitz und Zwickau .... 234 

1. Von Dresden über Riesa nach Chemnitz . . 234 

2. Das Zschopauthal 2S5 

3. Von Dresden über Tharandt und Freiberg nach Chemnitz 

und Zwickau 235 

63. Von Leipzig nach Carlsbad 238 

1. Von Nieder-Schlema nach Schneeberg 239 

64. Von Leipzig nach Nürnberg 239 

65. Von Leipzig nach Cassel 241 

1. Von Corbetha nach Halle 242 

2. Von Neu-Dietendorf nach Ilmenau 244 

66. Weimar 245 

67. Erfurt 249 

68. Gotha 251 

69. Eisenach und Umgegend 253 

1. Die Wartburg 2ö3 

2. Annathal, Wilhelmsthal, Landgrafenloch, Hirschatein, 

Wachstein, Buhla 255 

70. Von Weimar über Jena und Eudolstadt nach Coburg 257 

71. Der Thüringer Wald 259^ 

1. Oestlicher Theil. Von Budolstadt nach Gotha. S«hwana- 

thal, Trippstein, Paulinzelle, Ilmenau, Schmücke, 

Schneekopf, Oberhof 25^ 

2. Westlicher Theil. Von Bisenach über liebenstein nach 

Gotha. Altenstein, Inselsberg, Beinhardsbrunn . . 263 

72. Von Eisenach nach Coburg 267 

1. Von Wemshausen nach Schmalkalden 267 

2. Von Coburg nach Lichtenfels 268 

3. Von Coburg nach Sonneberg 268 

73. Coburg 26a 

74. Von Gotha nach Hüdburghausen 272 

75. Von Giessen nach Fulda 273 

76. Von Fulda nach Frankfurt 274 

Register 276 



1. Berlin. 

AakuBft. Auf jedem Bahnhof ist ein Beamter »tationift, dessen Stand 
durch eine Tafel mit der Aufschrift „Droschkenbestellui^'' niher beseichnet 
Ist. tfan wende sich gleich beim Aussteigen an diesen Beamten, welcher 
«ine Blechmarke mit der Nummer einer der auf dem Bahnhofe aufgestell- 
ten Droschken aushändigen wird. Di« betr. Blechmarke , deren Besits 
unter allen Umständen die Erlangung der durch die Nummer bezeichneten 
Droschke sichert, ist beim Besteigen der letzteren an den Kutscher gegen 
•die sonst übliche Fahrmarke auszuhändigen. 

Oasth&fs. Die Gasthöfe unter den Linden oder in der Nähe der LiU' 
•den sind für B«isende, welche nicht besondere Zwecke verfolgen, die ge* 
legenstea: *Hdtel du Nord (vorzügl. Table d^hdte) Linden 95 Südseite, 
der Academie gegenüber^ ^British Hotel Linden 56 Nordseite, westl. 
▼on der Friedrichsstr. ; •Victoria (»Table d'hdte) Linden 46, Ecke 
der Fk-iediichsstr. ; *St. Petersbourg Linden 31 Südseite, an der 
€harlottenstr. ^ *Rom Linden 39 Nordseite, Ecke der Charlottenstrasse ; 
^Meinhardt (gute Table d'hdte) Linden 33 Südseite, Ecke der Char- 
l(>tte«str. i Arnim Linden 44 Nordseite zwischen Friedrichs- und Char- 
lottenstr., sämmtlich in der belebtesten Gegend der Linden. — Hdtel 
Royal Linden 3 Südseite, Ecke der Wilhelmsstr., unfern des Brandenb. 
Thors. — Hdtel de Russie und Hdtel d'Angleterre (geschmackvolles 
schönes neues Gebäude), bei der Bau- Academie. in der Nähe der Schloss- 
bräeke. Alle diese Gasthöfe ziemlich gleichen Rangs : Zimmer von 20 Sgr. 
an, Frühstück 8 bis 10 Sgr., Table d'höte um 3 oder 4 U. 20 bis 25 Sgr. 

Nicht viel billiger sind folgende: *Hdtel deBrandebourg Char* 
lottenstr. 59, am Gensd'armen-Markt, Ecke der Mohrenstr.; Rhein. Hof 
Friedrichsstr. 59, Ecke der Leipz. Str.; Hotel de France Leipz. Str. 36, 
Ecke der Charlottenstr. ; *Bellevue Mohrenstr. 64, der Dreifaltigkeits- 
kirche gegenüber. Ecke der Kanonlerstr. ; *Zernickow Charlottenstr. 43, 
Hdtel zum bairischen Hof Charlottenstr. 44, beide in der Nähe der 
Linden (nördl.). «Linden-Hotel Linden 60 Nordseite, Ecke der Neu- 
städter Kirchstr., Z. 15—20, F. 71/2, B. 5 Sgr. — Töpfer Carlsstr. 39, in 
dem Mediciner -Viertel i H ap p o 1 d Alte Grünstr. 1, unfern der Petrikirche \ 
*Rother Adler Eurstr. 38; Kellners Hdtel de TEurope Tauben- 
strasse 16 , zwischen Friedrichs - und Charlottenstr. \ Stadt London 
-Jerusalemerstr. 36, am Dönhofsplatz. Alle diese Häuser sind im Rang 
und in den Preisen wenig von einander verschieden*, je näher bei den 
Linden, um so gesuchter. — *Hdtel de Hagdebourg Mohrenstr. 11, 
wird als gutes Haus 2. Cl. gelobt; *Weissberg's Hotel Dessauerstr. 38; 
Hdtel de l'UnionMittelstr. 46 und Hdtel de Francfort Klosterstr. 45, 
Z. 15, F. 6. 

Am rechten Ufer der Spree, in der Altstadt, dem Hauptsitz des 
Gewerbes, daher vorzugsweise von Geschäftsleuten besucht: «König von 
Portugal Burgstr. 12; «Hotel de Saxe Burgstr. 20; «Kronprinz 
Königsstr. 47; «Stadt Hamburg Heiliggeiststr. 18; die beiden ersten 
auch für Vergnügungsreisende gut gelegen, an der Spree, der Ostseite des 
Schlosses gegenüber. 

Hotel famxB. «Busse's Hdtel zum deutschen Hause Kloster- 
strasse 89; Hdtel zum Grossfürst Alexander neue Friedrichs- 
strasse 55; Böttchers Hdtel Burgstrasse 11 ; «Scheible Markgrafen» 
Strasse 49, am Gensd^armenmarkt , der Französischen Kirche gegenüber. 
*>Sehlösser Jägerstr. 17, Ecke der Friedrichsstr. ; Schmelzer Französ. 
Str. 19, bei der Friedrichsstr.; Frohwerk, Kronenstr. 26; «Dierbach 
Ecke der Mohren- und Markgrafenstr. am Gensd'armenmarkt; Köhler 
Taubenstr. 4; Doebes Jerusalemerstr. 19, Kronenstr. gegenüber, für 
Damen besonders geeignet, Z. 10 bis 15 Sgr., Kaffe mit Gebäck 5, Thee 
41/2 Sgr.; Aschbach Heiliggeiststr. 30; Bellmann Schadowstrasse 2, 
Beyer Schadowstr. 14, beide in der Nähe der Linden; Schmidts Hdtel 
garni Friedrichsstr. 56 wird gelobt. 

Kaffehäuser, nach Art der süddeutschen, wo man bei einer Tasse Kaflfe 
«nd einer Cigarre die Zeitung liest, gibt's in Berlin nur einzelne: Caf< 
Bsedeker's Deutschland II. 12. Aufl. 1 



2 RouU 1. BERLIN. Speuehäuaer, 

Fran^aU Königsrtr. 61; Casteeli Linden 64; Caf^ Belved^re nüt 
Garten, am Opernplats. (Der Morgen-Kaffe wird durchweg im Hdtel ge- 
nossen). Die 

GonditoMian sind die eigentlichen Berliner Kaffehäuser, es darf aber 
in den meisten nicht geraucht werden. *Kransler Linden 25, Südseite^ 
Ecke der Friedrichsstr. ; *8pargnapani Linden 50 Kordseite, westl. tob 
der Friedrichsstr., yiel Zeitungen; *Stehely Gharlottenstr. 63, am Oens- 
d^armen-Markt^ der Französ. Kirche gegenüber, -?iel Zeitungen, yon Ge- 
lehrten, Literaten, Zeitungscorrespondenten , Schauspielern besucht. — 
*Jo8ty Stechbahn 1, der Südwestspitze des Schlosses gegenüber, Oio- 
vanoly Jägerstr. 18, Südseite zwischen Friedrichs- und Gharlottenstr., 
Hering Linden 18 Südseite, westl. von der Friedrichsstr., George 
Linden 69 Vordseite, alle mit BAUchzimmer; d'^Heureuse Köln. Fisiä- 
markt 4 ; S ch i 1 1 i ne Kochstrasse 64, Friedrichsstr. Ecke ; Weiss (früher 
Schauss) Jägerstr. 38, auch von Damen besucht 

Beatanratumen (yergl. die drei folg. Absätze). *H e s e r Linden23, *C af 6 
Royal Linden 83, der Academie gegenüber, Bellavista Linden 76, am 
Durchgang nach der Neuen Wilhelmsstr. ; alle drei in der Bel-Etage, mit 
angemessenen Preisen, auch von Damen besucht ;*llaisondor€e (Restau- 
rant francais) Schadowstr. 14, Ecke der Linden ; *Belvedere, hinter der 
kathol. Kirche« mit Garten, sehr besucht, nicht zu theuer; Happold Alte 
Grünstr. 1; Caf^ de Bavi^re Französ. Str. 21-, Casteeli Linden 64,. 
westl. von der Friedrichsstr.; Volpy'^s Kaffehaus (Kuhnerdt) Stech- 
bahn 3. — Töpfer Carlsstrasse 39, Wiegandt Gharit^str. 5. — In der 
AUskMdt: Gaf^ Francais Königsstr. 61, Buder Königsstr. 1, beide un- 
fern der Kurfürstenbrücke ; Gaf^ du Thöatre Königsstr. 32, Levinthal 
Königsstr., neben der Post. In einzelnen dieser Häuser wird nicht nach der 
Karte, sondern nur zu festem Preise gespeist, 3 bis 4 Gerichte für 10 bis 
15 Sgr., Glas Actien-Bier IV2 8gr-. acht bairisch 3 Sgr. Nach 4 Uhr pflegt 
die Essenszeit vorbei zu sein. Die meisten Restaurationen eignen sieb 
nur für Herren. Wer mit Frauen reist, ist daher, will er nicht bei de» 
vornehmen Restaurants jedesmal mehrere Thaler für die Mahlzeit zahlen, 
mehr oder weniger auf die Table d'höte im Gasthof angewiesen ; wegen 
der langsameren Bedienung und des Zwanges, der in der Stunde liegt^ 
nicht für jeden angenehm. 

Delioatessan-Handlanffon (Frühstückstuben : Austern, Gaviar, Seefisch^ 
Hamburger Fleisch, Beefsteak etc.): *Borchardt Franz. Str. 48. Nordseite^ 
zwischen Friedrichs- und Gharlottenstr. ; Giesau Linden 34, Südseite, der 
Academie gegenüber; *£west Behrenstr. 26a, Südseite Behren- und 
Friedrichsstr. Ecke; Thi ermann Jägerstr. 56, nahe der Markgrafenstr. v 
Gerold Linden 24, Südseite, westlich von der Friedrichsstr.; Höhn's 
Keller Markgrafenstr. 43, am Gensd^annenmarkt ; Englischer Keller 
Behrenstr. 34, Ecke der Markgrafenstr.; Jerusalemer Keller Jemsa-^ 
lemerstr. 21, unfern des Hausvogteiplatzes (beste Ungarweine); *Klettfr 
(Keller) Louisenstr. 46, für die Besucher des Friedr. Wilhelmst. Theater» 
bequem gelegen; Dedel Leipz. Str. 65, zwischen Markgrafen- und Jeru- 
salemer Strasse; Gapkeller linden 26, Eingang in der Friedrichsstr. 
(Dutz. Austern 12V2t Beefst. 71/2 Sgr.); Niquet, Jägerstr. 41, Ecke der 
Oberwallstr. — Tiemann Königsstr. 7, der Post schräg gegenüber, gute 
Weine; Wobbe, Alezanderstr. 57, für Besucher des Victoria - Theater» 
bequem gelegen. (N.B. in den Kellern und Delicatessen-Handlungen ist 
ein kl. Trinkgeld üblich.) 

Weinatuban, zugleich Restauration: Rähmel Markgrafenstr. 45, Ecke 
der Taubenstr.; Lutter Gharlottenstr. 49, Ecke der Französ. Str.; Habel 
Linden 30, zwischen Friedrichs- und Gharlottenstr.; *Kühn Werderscher 
Markt 4, gute 1857^ Weine, Speisen nach der Karte, oder .Dtner zu 10 Sgr."^ 
Suppe und Rindfleisch, Gemüse und Beilage, Braten und Gompot; beson- 
deres Damen-Zimmer. — Trarbach Behrenstr. 51 (Mittagstisch um 12 U. 
8 Sgr., ganz gut), gute Moselweine; van Gelder Friedrichs- u. Mauer- 
Strassen- Ecke ; L. v. Beckerath Behrenstr. 23; Gaspary, Hausvoigtei- 
plata; Grossmann Kochstr. 61.; Alt Franz. Str. 58; Ilges Jägerstr. 52;. 
Parrugh Gabor aus Pest, Ungarwein-Handl., Hausvogteipl. 2, Ungar, 
und Wiener Küche. — In der AUstadt: Mitscher u. Caspary Königs- 



FuhrtDtrk. BERLIN. i. RouU, 3 

Strasse 4D, gate Khein- und Moselweüie; Beeker KönigMtr. 61, ebenso; 
Deicke Königsstr. 11 u. 44. — Apfelwein bei Petsch Kraosenatr. 40, 
am Dönbofsplata^ Sarban Kronenstr. 12. 

Bierstabem, in den meisten warme Speisen. Aeebt Bairisch Bi*r bei 
Wallmüller, Werderseber Markt 4 ; Wagner Cbarlotten«tr. 48, Eeke der 
Bebrenstr; Schubert Cbarlottenstr. 56, beim Sebaospielhans *, Königs- 
O arten Leipziger Str. 115 n. 116, in der Käbe des Leipxiger Platses; 
Leipziger Oarten Leipz. Str. 196^ Braun Leips. Str. 90% Ticbauer 
Friedrichsstr. 83, dicht bei der Behrenttr.t Siechen, Bnrgstr. 7. ~ 
Orünthaler Bier bei Lamm Friedrichsstr. 62, Ecke der Kronenstr., besonders 
Ton Militärs besucht, Waldschlössehen bei Beisgen Tanbeaitr. 40, 
Caf€ Suisse Dorotheenstr. 84. Joitpsehes Bier^ ein bitteres aromatischea 
Bier, bei Höhn Markgraf enstr. 43, am Gensd'armen-Markt , der Heuen 
Kirche gegenüber. TFeiMMer, das alte Nationalgetränk des Berliner Bürgers, 
bei Clausing Zimmerstr. 80, zwischen Friedrichs- und Cbarlottenstr. — 
Grosse BierhaOen mit mehreren Gallerien (häufig Concerte): Tonballe 
Friedrichsstr. 112, am Oranienburger Thor ; Walhalla un südl. Bnde der 
Charlottenstr. 90. — ^tcr^dWcn von Schmelzer Leipz. Str. 14, zwischen 
Wilhelms- und Mauerstr. % Münchener Brauhaus Johannisstr. 13% 
Schäfer Albrechtsstr. neben dem Friedrich- Wilhelms- Theater. Femer 
▼or den Thoren : Actien-Brauerei am Kreuzberg im ehemaligen Tivoli, 
Hopf ebendaselbst, Wolffs Californien, Ley, Prell und Wagner 
vor dem Schönhauser Thor, Ley bei den Zelten hinter Kroll, Lipps 
am Friedrichshain u. a. 

Trinkhallen , an verschiedenen Punkten der Stadt, verschenken im 
Sommer Selters- und Sodawasser, "^'^ Sgr. das Glas, mit „Himbeer** 1 Sgr. \ 
eleganter bei L u c a e , Linden 53, u. bei H o 1 tm a n n an der Potsdam. Brücke. 

BroMbken, die Fahrt bis zu 20 Min. 1 Pers. 5, 2 Pers. 6 Sgr. u. s. w. 
Für jede weiteren 5 Min. und für iede Pers. 1 Sgr. mehr. Gepäck be* 
sonders, für 1—2 Pers. 2Va Sgr» 3—4 Pers. 5 Sgr. In jeder Droschke be- 
findet sich die Taxe% bei jeder Fahrt muss der Kutscher dem Fahrgast eine 
Karke einbändigen. Früh fahrten (.im Sommer vor 7, im Winter vor 
8U. fr.) und Nachtfahrten (nach 11 U.Abends) kosten das Doppelte. 

Omnibus (1—2 Sgr.) durchkreuzen die Stadt nach den verschiedensten 
Biehtungen, u. a. vom Kreuzberg durch die Friedrichsstr. nach der 
Panke^ vom Molkenmarkt nach Schöneberg (botan. Garten) i von der 
Luisenstr. nach der Hasenbeide^ vom Lustgarten nach Moabit und 
nach Pankow^ vom Alezanderplatz nach dem Hof Jäger % vom Schloss- 
platz nach dem Brandenburger Thor, u. s. w. 

Briefpost (PI. 86) Spandauerstr. 19, von 7 U. früh bis 8 U. Ab. offen. 
Briefkasten sind an vielen Strassen aufgehangen. Auch Stadtbriefe 
(Porto 1 Sgr.) werden in dieselben gesteckt und gelangen nach 1—2 St. an 
den Adressaten. Briefe und Packete jeder Art können auch bei den 
8 Stadtpost-Expeditionen abgegeben werden, u. a. Neust. Kirchstr. 8, dicht 
bei den Linden. Briefe nach auswärts müssen 1 Stunde vor Abgang der 
Post im Postamte sein, sie gehen aber, wenn sie nur wenige Minuten vor 
Abgang des Bahnzugs bei den betreffenden Bahnhofs-Postämtem abgegeben 
werden, mit diesem noch ab. Poste-Restante Briefe werden nur 
Spandauerstr. 19 (resp. Königsstr. 60. dritter Hof) ausgegeben. An Sonn- 
und Feiertagen sind die Posten von 9—5 U. geschlossen. 

Telegraphen-Boreau (PI. 100) Französische Str. 33b. Depeschen werden 
auch in jeder Stadtpost-Expedition angenommen. 

Bftder: Schützenstr. 19, Markgraf enstr. 92, Neue Friedrichsstr. 18, Neue 
Wilhelmsstr. 2, Weidendammer Brücke, AscanischesBad Hirschelstr. 8 
(nahe dem. Potsdam. Thor), Victoriabad Neuenburger Str. 15, u. a. 
Grosse öffentliche Wasch- und Bade-Anstalten, auch Einzelbäder, 
Sehillingsgasse 7, Augusts tr. 21, u. a. 

Flnssbitder in der Spree, in den Schwimmanstalten am Oberbaum 
(PI. 4), vor dem Schles. Thor und am IJnterbaum (PI. 5) hinter dem ehe- 
maligen Exercierplatz ; die ersteren vorzuziehen, weil die Spree beim 
Einfluss in die Stadt noch vom Schlamm derselben frei ist. Vermittelst 
der neueingerichteten Spreedampfschififahrt sind dieselben bequem zu er- 
reichen. Wellenbad an der Moabiter Brücke. Winter- Schwimm- 

1* 



4 ^oute L BERLIN. TheaUr. 

anstalt in einem 3000QFu88 grosfen Becken, durch Dampfmaschinen- 
Wasser gespeist. Neue Friedrichsstr. 24, nahe der Königsstrasse. 

Xaaflkden^ die reichsten unter den Linden, Schlossplatz, Breitestr., 
Brüderstr., Königsstr., in der Bauschule, zwischen dem königl. Palais und 
dem Opernhaus, im untem Theil der Jäger- und Leipzigerstr. Hodewaaren 
für Damen bei Gers on am Werder'schen Markt, bei Bonwitt, Littauer 
und Pickardt Behrenstr. 26a, und bei Heese Alte Leipzigerstr. 1; Mode- 
waaren für Herren bei Gebr. Kohn Linden 29, und bei Landsberger 
Jägerstrasse 41, Oberwall8tr.-£eke. Porzellan in grosser Auswahl, kleine 
Figuren, Büsten, Transparentbilder u. dgl. in der königl. Porzellan- 
Manufactur Leipzigerstr. 4. Glaswaaren bei Harsch Linden 67; Mar- 
morwaaren bei Bar h eine Friedrichsstr. 61 und bei Mencke Kurstr. 53 
(Fürstenhaus) \ Bronze -Waaren bei 8 c h w e d t und Schiele Linden 59 und 
bei Bellair u. Comp. Friedrichsstr. 182 ; Bemsteinarbeiten bei Hirsch 
Linden 26 i Zuckerwaaren, Bonbons u. dgl. bei Felix u. Comp. Friedrichs- 
u. Leipzigerstr. -Ecke und bei F e 1 i x u. S a r o 1 1 i Friedrichsstr. 191 \ Cigarren, 
grosse Auswähl bei Gerold Linden 24 und bei Fisch el Linden 14. 

Glassiaohe Moaik. Singacademie s. S. 5 u. 9. Mit ihr wetteifert 
der Stern'sche Gesangverein. Ausserdem jeden Winter ein Cyclus 
Ton Concerten des Domchors (in der Singacademie) und der Capelle 
der königl. Oper (im Concertsaal des Opernhauses die sog. Symphonie- 
Soireen). Die Leistungen dieser verschiedenen Institute auf dem Gebiet 
der classischen Musik werden in keiner europäischen Hauptstadt über- 
troffen und gehören zum Bedeutendsten, was Berlin im Bereich der Kunst 
bietet. Goncerte der Liebig'schen und ö r 1 1 i n g'schen (Carlberg^echen) 
Capelle, meist Symphonien, im Sommer täglich (5 Sgr.) abwechselnd 
im Odeum und bei Sommer, im Winter in der Tonhalle und in der ViUa 
Colonna an der Königsbrücke. 

Theater. Anfang der Vorstellungen meist 61) Uhr. Mittelpreise im 
Opernhaus (PI. 104): Logen des 1. Banges U/a Thlr., 2. R. 1 Thlr., 3. R. 
^ Sgr., Parquet (Sperrsitz Im Parterre, bester Platz) 1 Thlr. 5 Sgr, Parterre 
(nur Stehplätze) 15 Sgr. Bei Aufführung grosser Opern pflegen diese Preise 
erhöht zu werden. Ballet ausgezeichnet. Im Schauspielhaus (PI. 105) 
Loge im 1. Bang 1 Thlr. 5 Sgr., Parquet und Tribüne 25 Sgr., 2. R. 171 '2 Sgr., 
Parterre 15 Sgr. Victoria-Theater (PI. 103), Münzstr 20, mit Winter- 
und Sommer - Theater , grossartig eingerichtet, Loge 1. Rang 20 Sgr., 
Parquet 20 Sgr., Loge 2. R. 10, Parterre 10 Sgr. Im Friedrich- Wil- 
helmstädter Theater (PI. 102), komische Opern, Lustspiele und 
Possen, Loge 1. Rang 20, Parquet 15 Sgr., Loge 2. R. 10, Parterre 10 Sgr., 
zuweilen auch erhöhte Preise. In Wallners Theater (PI. 107), Blumen- 
Strasse 9b, gleiche Preise. Callenbachs Theater vor dem Halle'schen 
Thor, 1. Rang 12V2i Parterre 10 Sgr. Meysel8Theater(Pl. 108), Chaussee- 
Btrasse 27, vor dem Oranienburger Thor, Local-Possen, gleiche Preise. Das 
Vorstädtische Theater (PI. 106) am Wollankschen Weinberg, wird 
von den untern Ständen viel besucht. 

Billette für das Opern- und Schauspielhaus an Wochentagen von 9—11, 
8onnt. von 11—2 ü. , nur am Tage der Vorstellung zu haben , für das 
Friedrich - Wilhelmstädter Theater Brüderstr. 2 bei Lassar von 9—12 und 
2—4 U. (Sonnt, nur von 9—12 ü.). Für Fremde ist fast unerläaslich, sich 
zeitig einen guten Platz im Parquet oder im 1. Rang zu sichern, was häufig 
nur durch Vermittelung eines Lohndieners (10 Sgr.) zu bewerkstelligen ist. 
Die Hofbühne ist im Sommer 1—2 Monate lang geschlossen. 

Kunstreiter im Circus Otto Friedrichsstr. 141a, nördl. der Linden, 
massives Gebäude, meist von der Renz'schen Truppe besetzt. 

OefliBntliche Yergnüpmy sorte, meist imThiergarten(S. 24). *K r o 1 1, 
(PI. 66), prächtiges Local, nach dem Brand von 1851 binnen 7 Monaten 
neu aufgeführt, die Säle 366' lang, 95' breit; jeden Abend gut besetztes 
Concert und Theater, wobei der Hauptsaal mit 600 Gasflammen, die Neben- 
fläle jeder mit 200 erleuchtet sind, Sonntags Table dlidte um 2 U. zu 20 Sgr. 
Wer Alles durchmachen will, hört zuerst das Concert, dann Theater, dann 
zu Xacht speisen, und nun hinab in den Bier-Tunnel, wo auch geraucht 
wird, was oben verboten ist. Eintritt 10 Sgr., Sitzplätze 20 und 15 Sgr. 



Sammlungen. BERLIN. 1. Rouie, 5 

För 10 Sgr. hat man Eintritt in den Sommergarten und Stehplats im 
Theater. — Die Zelte, westlich von Kroll, sind neu hergestellt, nament- 
ädi da« von Ley, daher wieder mehr besucht als früher. — An der Sud- 
seite des Thiergartens, vor dem Potsdamer Thor : Josty, Odeum, Hof- 
jäger, Moritzhof, Albrechtshof (guter Kaffe), in einigen mehrmals 
in der Woche Musik. 

Sammlungen u. dgl. (Sonntags die meisten geschlossen). 
Anatom. Museum im nördl. Flügel des Vulyersitätsgebäudes (8. 8) Mittw. 

und Sonnabend im Sommer von 4—6, im Winter 2—4 U. 
*Antiten- Sammlung ^ königl., s. Jfu$eum. 

Anüquarium Oeinmen u. Münzen, Vasen, Terracotten, Bronzen s. Museum. 
•Bethanien (S. 22), für Fremde tägl. 10— 4 T. ausser Sonntag, Einheimische 
Montag und Donnerstag 2 — 4 U. Wer zum Besten der Anstalt etwa» 
schenken will, legt es in die Büchse am Thor. 
BtbUothek, königl. (8. 9), täglich 9—1 U. 
Borsigs Gewächs- u. Pälmen?utus in Moabit (8. 25) Dienstag n. Freitag gegeih 

Eintrittskarten (5 Sgr.), die man im Comtoir der Fabrik erhält. 
•Botanücher Oarten (8: 26) für Fremde tägl. (mit Ausnahme der Sonn- und 
Feiertage) von 8—12 U. und von 2— 7 U. Omnibus s. S. 3. 
ChariU (PL 31), Krankenhaus für 1000 Kranke, 1—4 U. 
•Charlottenhurg (Mausoleum S. 25) tägl. (Trinkgeld nach Belieben). Pferde- 
Eisenbahn vom Kastanienwald bei der Singacademie alle 10 Min» 
(in 1/2 St. für 21/2 Sgr.). 
•Gemälde- Sammlung ^ königl., s. Museum. 
•OyptabgäBse^ königl. Sammlung, s. Museum. 
Kunstausstellung des Vereins der Kunstfreunde (PI. 67), neue Bilder, Lin«^ 

den 21 im Hof rechts, täglich von 11—2 U. gratis. 
Kunstausstellung von Sachse (PI. 68), Jägerstr. 80, neue BUder, 11— 3 Vhr, 

an Sonn- und Festtagen von 11—2 U. -, Eintritt 5 Sgr. 
Kup/erstichcabinei s. Museum. 
ifineralieneabinet (8. 8) im ersten Stock des Universitätsgebäudes, Eingang 

im Hauptportal, Mittwoch und Sonnabend 2—4 V. 
•Museum^ königl., Sonntag 12—2 U. (gewöhnlich sehr voll), Montag und 
Sonnabend 10 bis 4 (im Winter 3) U., Eingang von der grossen Frei» 
treppe aus. Mittwoch, Donnerstag, Freitag zu denselben Stunden nur 
für Künstler und Fremde, die ihren Kamen in ein am Eingang aufge- 
legte« Buch eintragen. Eintritt vom neuen Museum aus. Dienstag» 
und an kirchl. Feiertagen ist Alles geschlossen. — Im alten Museum 
die Gemälde (8. 14), Sculpturen (S. 13), das Antiquarium (8. 16); im 
neuen die Gypsabgüsse (8. 17), Kupferstiche und Handseichnungen 
8. 19) , die histor. Sammlung und Modelle (8. 19) , die Sammlung für 
Völkerkunde (S. 20), die nordischen (8. 19) und die ägypt. Alterthümer 
(8. 20). n^en Gallerie - Dienern , Portiers etc. ist untersagt, bei Aus- 
übung ihrer Dienspflicht irgend ein Geschenk ansunehmen.** Stöcke 
^ und Schirme müssen abgegeben werden. 
•BaczynskVsche Gemäldesammlung (8. 24) täglich 12— 2 ü. 
•Raven^'sche Gemäldesammlung (8. 24) Dienstag und Freitag 12—2 U. 
•Sanssouci (8. 32) Wasserkünste Sonntag, Dienst., Donnerst. 8U. bis Abend» 
Sehinkels Museum (S. 10) Dienstag und Freitog 11—1 Uhr. 
•Königl. Schloss (S. 10) tägl. 10 — 4 U., Meldung beim Castellan im östl» 
Schlosshof. Trinkgeld (ein Einzelner 10 Sgr., eine Gesellschaft 20 Sgr» 
bis 1 Thlr.) dem Castellan sowohl, als dem Aufseher der Capelle. 
•Seu^turen- Sammlung, königl., s. Museum. 
Singacademie (S. 9) Dienstag 5—7 U. Probe, Eintritt nach Meldung bei 

Hrn. Director Prof. Grell, im Local selbst. 
Sternwarte (8. 22) Mittwoch und Sonnabend 9—11 Uhr früh. Für einen 

Abendbesuch müssen schriftliche Meldungen geschehen. 
•Wagener'sche Gemäldesammlung (8. 23) tägl. in der Academie 11— 2 U. 
ZeOeng^ängniss (8. 23) täglich 3—5 U. 

Zeughaus (8. 9) Mittwoch und Sonnabend 2—4 U., Meldung bei der Com- 
mandantur, unter den Linden, dem Zeughaus schräg gegenüber. 



6 BouU 1. BERLIN. Brandtnb, Thor. 

ZinkguM^fabrik tob Geiss (PL 115), BehrenstrMse 32, im Hofe «tets eine 

Ansahl hübscher neuer Bildwerke. 
Zoolog. Garten (S. 26) täglich , ö Sgr. Eintr., Mittwoch Nachm. 21/s 8gr. 

Omnibna 8. S. 3. 
• Zoolog, Mu$€wrn (8. 8) im linken Flügel des Universitätsgebäudes , swei 

Treppen hoch, freier Eintritt, DiensUg und Freitag 12—2 U. 

Btnnaeniettel (vergl. den täglich erscheinenden Tag*UUgraphen oder 
das Beniner FremdenbkUt^ in jeder Conditorei su finden). Täglich: Biblio- 
thek 9—1, Baczynski's Gemälde 12—2, neue Bilder des Vereins der Kunst- 
freunde 11—2, Sachsens Gemäldesammlung 11— 3 (Sonntag 11—2), Bilder- 
gallerie und (Kapelle im Königl. Schloss 10—4, zoolog. und botan. (harten, 
Wachtparade (S. 9) 11—12, Wagener'sche Gallerie 11—2 U. Sonntag: 
Museum 12 — 2 ü. Wasserkünste in Sanssouci im Sommer 3 U. bis Ab. 
Montag: Museum 10 — 3 resp. 4 U., Festungsmodelle (8. 10) 9—2 U. 
Dienstag: Baven^'s Gemälde 12—2, zoolog. Museum 12—2, Schinkers 
Museum 11—1, Wasserkünste in Sanssouci 3— Ab., Borsig^s Gewächshäuser, 
Singacademie 5—7 ü. (Die königl. Museen sind Dienstags ganz geschlos- 
sen.) Mittwoch: Anatom. Museum im Sommer 4—6, im Winter 2-^, 
Sternwarte 9—11 Vorm.. Zeughaus 2—4, Blineraliencabinet 2—4 Uhr. Don- 
nerstag: Festungsmoaelled— 2, Wasserkünste in Sanssouci 3 — Ab. Frei- 
tag: Raven^'s Gemälde 12 — 2, Schinkel's Museum 11 — 1, zoolog. Mu- 
seum 12— 2, Borsig's Gewächshäuser. Sonnabend: Museum 10— 3 reap. 
4 U., Anatom. Museum im Sommer 4—6, im Winter 2—4, Sternwarte 9—11 fr. 
Zeughaus 2—4, Mineraliencabinet 2—4 U. 

Lohndiener, Bureau Jägerstr. 11, 1 Thlr. täglich. Die meisten Samm- 
lungen sind durch Vermittelung eines Lohndieners auch an andern als den 
öffentlichen Tagen zugänglich. 

Berlin (94'), die Hauptstadt des preuss. Staats, an der Spree, 
welche durch die Stadt fliegst, mit 631,286 Einw. (1600 Studenten, 
22,626 Militairpersonen); in einer sandigen, unfruchtbaren Ebene, 
war vor der Regierung König Friedrichs 1. unbedeutend und auf 
das rechte Ufer der Sptee und die Insel beschrankt, wo jetzt 
Schloss und Museum stehen. Damals, im J. 1700, zählte Berlin 
128,500 Bewohner, 1740 (Regierungssntritt Friedrichs d. Gr.) 
98,000, 1786 (t Friedr. d. Gr.) 14ö,000, im J. 1800 172,000, 
1816 196,000, 1840 330,000. Ganze SUdttheile, Friedrich- 
l^ilhelmstadt, Eöpnicker Feld, Anhaltische Vorstadt, Potsdamer 
Strasse u. a. sind namentlich in den letzten 25 Jahren entstanden, 
<lie Umgebung der Bahnhöfe belebt sich immer mehr und bildet 
.sich zu Vorstädten aus. Die Stadtmauer, deren Abbruch bereits 
beschlossen ist, hat 5 St. im Umfang, der Durchmesser Berlins 
in der grössten Länge beträgt IV4 St. * 

Berlin ist eine der schönsten Städte Europa's. Ihr Licht- 
punkt ist die weite Strecke vom Brandenburger Thor bis zum 
königl. Schloss (s. unten). Nicht leicht mag man anderswo auf 
so engem Raum so viele prächtige Gfebäude zusammenfinden, jenen 
^Riesenbau, das Schloss, die beiden Museen, links (nördl.) das 
Zeughaus, die Königswache, die Universität, die Academie ; rechts 
<8üdl.) das Palais des Prinzen Friedrich WUhelm („Königs-Palais"), 
das Opernhaus, die Hedwigskirche, die Bibliothek, das Palais des 
Königs, — alles Bauwerke, die man von einem Standpunkt 
übersehen kann, während der Gensd'armenmarkt mit den beiden 
Kuppelkirchen (der „Neuen Kirche" und der „Französ. Kirche") 
und dem grossartigen Schauspielhaus nur wenige Schritte entfernt 



Standbilder. BERLIN. /. RouU, 7 

ist. Die Linden und der Platz am Opernhaus sind der Brenn- 
punkt des Berliner Glanzes und Lebens. 

Das «Brandenburger Thor (PI. 18), 1789 bis 1792 den Pro- 
pylaeen in Athen ähnlich aufgeführt, 60' h., 195' br., bildet Tom 
Thiergarten (S. 24) her, von Westen, den Eingang in Berlin. 
Die in Kupfer getriebene 2(V h. Victoria im 4spinn. Wagen auf 
dem Thor hatten die Franzosen 1806 nach Paris gebracht; sie 
kehrte 1814 zurück. Das Thor begrenzt den Pariaer Platte nach 
dffli Siegen von 1814 so genannt. Die lange stattliche Strasse, 
„«Bt«r den Lind«n", mit einer doppelten Lindenallee bepflanzt, 
schliesst sich an. (Tom Brandenburger Thor bis zum Anfang 
der Linden 157 Sehr., bis zum Friedrichsdenkmal 1275, bis 
Schlossbrücke 550, bis Schlossportal 180 Sehr., zusammen 2162 
Schritte, oder etwa 21 Minuten; Breite vom Gouvemementsge- 
baude bis zum Zeughaus 68 Schritte.) 

Am Brandenburger Thor tritt südlich das stattliche geschmack- 
volle Palais des Grafen Arnim-:Boytzenburg (Pariser Platz Nr. 1) 
und daneben das des Grafen Redern (Linden Nr. 1), weiter das 
der russischen Gesandtschaft (Nr. 7, PI. 83), hervor ; nordl. beim 
Beginn der Baumreihen die ArtüUrie- u. Ingtnieur^Sehüle (PI. 2). 

Am östlichen Ende der Linden steigt auf einem 24' h. Fuss- 
gesteil das 18' h. *«Beiterbild Friedrich'! dei Chroiien (PI. 93) 
auf, wozu König Friedrich Wilhelm HL wenige Tage vor seinem 
Tode (7. Juni), am 31. Mai 1840, dem lOOjähr. Gedenktage der 
Thronbesteigung Friedrichs IL, den Grund legte, 1851 aufgestellt, 
ein Bildwerk von gewaltigster Wirkung, mit zahlreichen lebens- 
grossen Figuren der Zeit- und Kriegsgenossen des grossen Königs, 
in überraschend lebendiger Darstellung, Alles in Erzgass, von 
Rauch (f 1857) in musterhafter Vollendung entworfen und modelllrt. 

Das Fussgestell hat drei Abfheiltuigen, inderoberstenan den Ecken 
4 Figuren, Mäflsigung, Gerecbtigkeit, Weisheit, Stärke \ dann 8 Reliefs, Qe- 
bort, Unterricht, Hinerya übergibt dem königlichen Jüngling das Schwert, 
Friedrich nach der Schlacht bei Kollin, Kunstsinn des Königs, Sinn für 
Husik , Verbesserung der Industrie, Apotheose. In der mittleren Ab- 
theilong sprengen 4 Reiter aus den Ecken hervor, ö. Prins Heinrich und 
Ferdinand v. Braunschweig, w. Zieten u. SeydJitz. Die (östl.) Vorderseite 
hat die Inschrift : „ Friedrich dem Grossen Friedrich Wilhelm III. , vollendet 
«fiter Friedrich Wüheün IV. 1861, '^ Darüber eine Gruppe, lebensgross, Prinz 
AogustWilhelmG.d.K., v.Lestwitz G.H., v. Prittwitz O. L., v. d.HeydeO., 
T. Hülsen G. L. und en relief Keith G. F. M., Markgraf y. Branden- 
burg G. d. I. Hordseite: v. Dieskau G. L., v. Kleist G. M., v. Winter- 
feldt &. L., V. Tauentsien G. d. I., Eugen v. Württemberg G. L. und en 
relief Prinz v. Preussen Friedrich Wilhelm G. L., v. Belling G. L. Süd- 
seite: V. Wedeil 0. L., v. Wartcn|)erg G. M., v. Gessler G. F. M., Leopold 
Xaz Erbprinz v. Dessau G. F. M., v. d. Goltz G. M. und en relief Leopold 
▼.Dessau G. F. H., Schwerin G. F. M. Westseite: die Minister v. Fincken- 
stein, ▼. Schlabrendorf, v. Carmer, hinter ihm Graun der Componist, 
rechts Lessing und Kant. Die untere Abtheilung enthält Kamen be- 
kannter Männer, bes. Soldaten aus Friedrichs Zeit. DerFuss polirter Granit. 

Fünf ^Standbilder (PI. 97), ebenfalls von Rauch, begegnen hier 
weiter dem Blick, rechts am Opernplatz mit gezogenem Schwert 
der alte Blücher (f 1819), 1826 aufgestellt ; ihm zur Rechten 



8 Boute L BERLIN. Vhiveraüät, 

Oneistnau (f 1831), zur Linken York (f 1830), die beiden lete- 
teren 1855 aufgestellt, alle drei in Erzguss. Vor der Hanptwache 
BiUow (t 1816) und Schamhorst (f 1818), beide in Marmor, 
1822 aufgestellt, alle überlebensgross, an den Fussgestellen mit 
Reliefs geziert, Erinnerungen an die Jahre 1813, 1814, 1815. 

Eine andere Heldenreibe schmückt den Wilhelmsplatz (PI. 96^ 
unfern des Potsdamer Thors), die Feldherm Friedrichs des Grossen 
Schwerin (f 1757), Winterfeld (f 1757), SeydUtz (f 17T3), Keith 
(t 1758), Ziethen (f 1786), als Husar in Uniform mit Kolpak, 
Ton Schadow ; der „ alte Dessauer '% Fürst Leopold von lJ€89€tu 
(f 1747), Führer des preuss. Heeres unter Friedrich Wilhelm I., 
mit Zopf und Eamaschen, ebenfalls Ton Schadow. Die frühem 
Marmor-Standbilder wurden 1862 durch neue in Erz gegossene 
ersetzt, Schwerin und Winterfeld nach neuen Entwürfen von Kiss, 
die übrigen den frühern Statuen nachgebildet. 

Auf der langen oder Kurfürstenbrücke (PI. 95) neben der s.o. 
Seite des Schlosses, das "Heiterbild des grossen Xurf&rsten 
(f 1688), aus Erz, von Schlüter entworfen und modellirt, an den 
Ecken 4 Sclaven, die ganze Gruppe geistreich aufgefasst und 
kunstvoll ausgeführt, im J. 1703 „Divo Friderico Guüelmo Mctgno 
S. R, I. Archid. et Elect. Brandenb., pairi suo"t von y,Fridericu» 
primui e sua sUrpe rex Borwsicte^' errichtet. 

Diese 13 Standbilder und das S. 26 erwähnte Marmorbild 
König Friedrich Wilhelms III. sind, nebst den S. 10 genannten 
Statuen und den Gruppen der Schlossbrücke, die bedeutendsten 
der öffentlichen Bildwerke Berlins. 

Die Academie (PI. i) der Wisser^chaflen und die der Künste 
sind beide in einem Gebäude, Linden 38, erstere 1700 nach 
Leibnitz' Plan von Friedrich I. gestiftet, letztere ein Jahr früher, 
zur Förderung von Wissenschaft und Kunst, jene im Besitz einer 
ansehnlichen Bibliothek und einer eigenen Druckerei, diese mit 
Sammlungen von Gypsabgüssen und Kupferstichen. In dem Ge- 
bäude finden im September und October der Jahre mit geraden 
Zahlen grosse Kunstausstellungen statt. 

Das Uidversit&tsgeb&iide (PI. HO), ehemals Palast des Prin- 
zen Heinrich, Bruders Friedrichs II., 1754 bis 1764 erbaut, von 
Friedrich Wilhelm III. der neu gestifteten Universität 1809 ge- 
schenkt („ üniversitati litterariae Fridericus Ouilelmus III rex a. 1809"), 
enthält die Hörsäle und wissenschaftl. Sammlungen (1600 Stud.) 
Das zoolog. Museum (Eintritt S. 5) ist eines der reichsten, voll- 
ständigsten und am besten geordneten Europa's, besonders an Vö- 
geln. Unter den Seltenheiten der Mineraliensammlung (Eintr. S. 5), 
reicher als irgend eine in Europa, ist ein, 20 Meilen von der Ostsee 
gefundenes, über 13 Pfd. wiegendes Stück Bernstein. Eine Zierde 
dieser Sammlungen bilden die Gegenstände, welche A. v. Humboldt 
aus Süd- und Mittel-America mitgebracht hat. Das anatotniaeht 
Museum (Eintritt S. 5) ist ebenfalls sehr reich an Präparaten. 



Zeughaus, BERLIN. i. RüHit. ^ 

Das ehfuUiche Museum enthält christliche Kunstdenkmäler in Ab- 
bildungen und Gypsabgüssen. Die Vniversität^ihliolhek ist abge— 
sondert, Taubenstr. 29, Nachmittags von 2 — 4 U. zu besichtigen. 
Die königl. Bibliothek (PI. 14., Eintr. S. 5), Eingang voob 
Opemplatz, in einem 1775 — 1780 aufgeführten Gebäude, welches- 
seine Gestalt einer Laune Friedrichs II. verdanken soll, der dem. 
Baumeister eine Gommode mit Schiebfäehern als Muster gab: 
600,000 Bände und 14,000 Handschriften , darunter manche Seltenheiten: 
Manuscripte (ein Theil der Bibelübersetzung) und erste Drucke Lutheri- 
scher Schriften, u. a. die 95 Thesen vom J. 1517, Helanchthon's eigen- 
händiger Bericht über das Beligionsgespräch txx Worms, Joh. Agricola'a 
Brief aus Bisleben über Luther's Todi Outenberg's 42s6iUge Bibel auf 
Pergament von 1450, das erste mit beweglichen Typen gedruckte Buch^ 
der CodexWittekindi, eine Handschrift der vier Evangelien aus denk 
8. Jahrh., angeblich Von Carl d. 6r. dem Sachsenherzog (R. 37) geschenkt v 
eine Reihe Hiniaturbildnisse von Lucas Cr an ach; 36 Bände Bildnisse 
berühmter Personen mit Handschriften in aiphabet. Ordnung; zahlreiche- 
chinesische Bücher auf Seidenpapier nur auf einer Seite gedruckt; ein: 
kleiner achteckiger Koran ; zwei Halbkugeln, mit welchen Otto von Ouerike 
seine ersten Versuche der Luftpumpe anstellte, u. A. 

Die im Hintergrund liegende (kathol.) Hedwigskirohe (PI. 47),. 
ganz rund mit Kuppel, 1747 — 1775 aufgeführt, „Friderici regis- 
demenäcte monumentum" laut Inschrift. Das ebenfalls von Fried- 
rich n. 1742 erb. Opernhaai (PI. 104) brannte 1843 gänzlich ab, 
ward aber im Lauf eines Jahrs mit Beibehaltung des äussern Baues 
im Innern prächtiger als früher wieder aufgeführt. Es ist neber» 
dem Münchener Hoftheater das grösste In Deutschland. Inschrift 
der Vorderseite: „Fridericus rex ApolUni et muais" ^ der Rückseiter 
y,Frid. Gtiü. IV. thecUrum incendio consumtum rtttHuit 1844". 

Neben dem Opernhaus ist das Pftlais dei Kronprinien Fried- 
rieh Wilhelm (PI. 81), viele Jahre lang von König Friedriclfc 
Wilhelm III. (f 1840) schon als Kronprinz, 100 Jahre früher 
von Friedrich II. ebenfalls als Kronprinz bewohnt, 1857 neu her- 
gestellt und ein Stockwerk mit hoher Attlca aufgesetzt. 

Die Xdnigiwaohe (PI. 62) an der andern Seite der Strasse mit 
den S. 7 genannten Standbildern, ist 1848 von Schinkel in Form> 
eines römischen Castrums erbaut. Neben derselben drei sehl" 
grosse 1814 eroberte Geschütze. Zwischen 11 und 12 ühr, wenn- 
die Ofliciere hier zur Parole versammelt sind, Militärmusik. 

Hinter der Königswache die Singaeademie (PI. 92), deren 
Mitglieder nach ihrer Stifter Fasch (f 1800), Zelter (f 1832) und. 
Bungenhagen (f 1846) Einrichtung sich Dienstag von 5 bis 7 ühr 
zu Uebungen versammeln. (Vergl. 8. 4. Eintr. s. 8. 5.) 

Das Zeughaus (PI. 114, Eintr. S. 5), neben der Königswache,, 
unter Friedrich I., dessen Brustbild über dem Hauptportal, 1695 
bis 1706 von Schlüter aufgeführt, gilt für das tüchtigste Gebäude* 
Berlins. Es ist ein Viereck, jede Seite 280 Fuss lang. Im Hof 
bilden die Schlusssteine der 21 Fenster Köpfe sterbender Krieger 
(„8chlüUf^8che Masken")^ ausgezeichnet durch den Ausdruck des 
Todeskampfes. Die Räume ebener Erde sind mit Geschütz aller 



10 Bofüel. BERUN. Sddou. 

Art angefüllt, neuem und altem, unter diesem zwei schwedische 
lederne Kanonen aus dem 30jälir. Krieg, und einige türkische von 
den Rassen 1828 zu Yarna eroberte Geschütze. Im ersten Stock 
ist der grosse Qewehrsaal mit 100,000 Gewehren, mit eroberten 
Fahnen und Siegeszeichen, meist französ., einigen alten und neuen 
Waffen u. dgl. Im mittlem Raum ist eine für Kunstverständige 
^nerkwürdige Sammlung artilleristischer und ingenieurwissenschaft- 
lieber Modelle. Die 18 ModeUe fran%. Festungen, welche 1814 ans 
Paris mitgebracht wurden, sind am schlesischen Thor, Köpenicker 
•Strasse 11, in einem Gebäude aufgestellt. 

Die Bauaoademie (PI. 12), 1835 von Schinkel aus Backsteinen 
■aufgeführt, südlich von der Schlossbrücke, ein Viereck von vier 
•^Stockwerken , hat im Erdgeschoss eine Reihe schöner Kaufläden. 
In einem der obem Stockwerke, Eingang neben der Gropius^schen 
Buchhandlung, ist Schinkert Kasenm (Eintr. S. 5), eine Samm- 
lung von Bauzeichnungen, getuschten und mit der Feder ausge- 
.führten Landschaften, Entwürfen aller Art, darunter die Original- 
.-skizzen der beiden Fresken am Museum (S. 11), aus dem Nach- 
ilass dieses geistreichen Baumeisters (f 1841). Auf dem Platz 
-vor derselben stehen die Erz-Standbilder von A. Thaerj ,ydem 
Begründer des wissenschaftlichen Landbaues das dankbare Vater- 
land« (t 1828), und Beuth (f 1853) (PI. 97a). Ersteres, 1860 
Jiufgestellt , ist Rauch's letztes Werk und von seinem Schüler 
'Hagen ausgeführt; letzteres, nach Kiss' Entwurf, auf mit Reliefs 
-von Drake geschmücktem Postament, wurde 1861 enthüllt. 

Die «Schlottbrftoke, 1824 erbaut, 156' 1., 104' breit, zieren 
;seit 1853 *8 Marmorgruppen, Figuren überlebensgross, südl. I.Nike 
^Victoria) lehrt den Knaben Heldengeschichte (von Emü Wolf); 
"2. Pallas (Minerva) unterrichtet den Jüngling in den Waffen (von 
JSehieveibem); 3. Pallas reicht dem Kämpfer die Waffen (von Möller); 

4. »Nike krönt den Sieger (von Drake); — nördlich. 5. Nike 
lichtet den verwundeten Krieger auf (von Wichmann); 6. Pallas 
i'ordert ihn zum neuen Kampfe auf (von Alb. Wolf); 7. Pallas 
«chützt und unterstüzt den fechtenden Jüngling (von Bläaer); 

5. Iris führt den siegreich Gefallenen zum Olymp (von Wredov>). 
Das königl. *8ehlo8t (PL 90, Eintr. S. 5) entstand zu ver- 
schiedenen Zeiten, seit Kurfürst Friedrich II. sich eine „feste 
Burg" an der Spree gründete, und ward 1699 bis 1716 unter den 
Königen Friedrich I. und Friedrich Wilhehn I. vollendet. Es ist 
:in seiner Erweiterung in verschiedenem Baustyl ein leibhaftes Bild 
vom Wachsthum und der Entwickelung des preuss. Staats. Seine 
Jetzige Gestalt, ein längliches Viereck mit zwei Höfen, gaben ihm 
-theils Schlüter, theils Eosander von Ooethe. Dieser namentlich er- 
haate 1712 nach dem Triumphbogen des Septimius Severus das 
westliche Portal. Die hohe Kuppel über demselben ist 1849 ff. 
aufgeführt. Das Schloss (626' 1., 373' br., 101' hoch) enthält an 
^00 Zimmer. Den Eingang vom Lustgarten zieren zwei grosse 



AiU$ Muanrni, BERUN. 1. BouU 11 

Orappen aus Erzguss, Pferdebändiger, Ton Baron Glodt in St. Peters- 
borg gearbeitet) 1842 von Kaiser Nicolaus geschenkt. 

Der schönste Baum liegt unter der Kuppel : die 184&^18M eingerichtete 
*C a p e 11 e , Wände u. Böden Marmor, mit Fresken von Henning, KaseUtwskf, 
9. Klöber, StembrUek, Daege, Schröder, Hopf garten, ^fmneMchmied n. A., bibl. 
Oegenstände n. sahireiche Bildnisse in ganser Figur auf Goldgrund, meist 
christliche und fromme Fürsten darstellend, sum Theil Vorfahren des 
preussischen Königshauses von Carl d. Or. an bis in Friedrich Wilhelm IIL 
Am 1. und 2. Pfeiler rechts vom Eingang: Luther, Wilhelm y. Oranien, 
A. H. Franke, 11 elanchthon, Th. Besä, Spener, Calrin, Johannes Pomeranus 
<Bugenhagen) , Zinsendorf, Gustav Adolph, Friedrich der Weise, Uuss. 
10 Marmorsäulen dienen als Candelaber. Der ganse Baum fasst 1500 Men- 
schen und ist 115' hoch. — Der *wei8se Saal, 1846 vergrössert, 105' 1., 
51' br., 4r h., enthält Marmorbilder der 12 Brandenb. Kurfürsten, femer 
oben in Blenden 8 Standbilder, die 8 Provinsen des preuss. Staats yersinn» 
bildlichend, darunter Karyatiden mit den Wappenschilden, darüber 8 ent- 
sprechende Oemälde. — Die 206' 1. Bildergall er ie dient ebenfalls sn 
festlichen Versammlungen. Sie ist besonders mit neuen *Bildem ge- 
schmückt: Eybel der grosse Kurfürst in der Schlacht bei Fehrbellin ($. 3o); 
Bo$enfeJder Kurf. Joachim II. widersetzt sich der Verhaftung des Landgr. 
T. Hessen gegen Alba ; Krüger Huldigung Tor dem königlichen Schlosf su 
Berlin am 15. Oct. 1810 ^ Schom gefangene Wiedertäufer Tor dem Bischof 
Ton Münster (S. 138); Kretztehmar Tod des Dr. Hofmeister, Begleiters des 
Prinsen Waldemar (S. 20), in einem Gefecht gegen die Sikhs in Indien, 1846« 
Bürde Huldigung auf der königl. Burg HohensoUem, August 1851; Mentel 
Kachtgefecht bei Hochkirch (R. 51); Kaiser Verwundung des Prinsen 
Friedrich Carl in dem Treffen gegen badische Insui^enten bei Wiesenthal, 
21. Juni 1849; David Uebergang Bonaparte's über den St. Bernhard; de Biefoe 
Belagerung von Antwerpen. Von altem Bildern, am Eingang, Lieoene 
Bildn. des Sultans Soliman U. ; am Ausgang, Van Dffek Carl I. von England 
nnd seine Gemahlin. — Im Rittersaal der königl. Thron, dann Becher 
nnd Prunkgefässe aus Silber und Gold, u. a. Schild und Schale, bei der 
Huldigung im J. 1840 von der Stadt Berlin geschenkt. Die sahlreiehen an- 
dern Zimmer enthalten ausser Familienbildnissen nichts Bemerkenswerthes. 

Das «Alte KuMiim (PI. 73, s. Grundr. S. 12) dem ScUoss 
gegenüber, 276' lang, 170' tief, 83' hoch, am LiMlyartef», einem 
baumbepfianzten Platz (300 Sehr, lang, 335 Sehr, breit), mit der 
22' im DurchmeBser grossen Oranitsehale und Springbrunnen, hat 
die Inschrift „Fridr. Ouü. III. siwUo cmäquUaUs omrUgenae et 
artium liberalium museum conatituit 1828^. Es ist von Schinkel 
erbaut und ruht auf vielen tausend Pfählen; die Baustelle war 
früher ein Arm der Spree, welcher ausgefüllt wurde. Oben die 
Tietk'achen Dioskuren (Oastor u. Pollux). Auf der Freitreppe r. 
die *Ama%onen'Oruppe in Erzguss von Riss, eine Amazone zu 
Pferde, den Angriff eines Panthers abwehrend; 1. der *JLöwe»i- 
iampf Ton A. Wolff (1861 aufgestellt), der Löwe schlägt seine 
linke Tatze in die Weiche des hochaufbäumenden Pferdes, der 
Jüngling mit weitausholender Faust, um mit grösster Wucht den 
zweiten Speer auf den am Boden liegenden Feind zu schleudern. 
Am Eingang 1. Tiecks Marmorstandhüd Schinkels (f 1841). In 
der Mitte des Lustgartens wurde am 17. März 1863 der Grund- 
stein für eine Reiterstatue Friedrich Wilhelm's III. gelegt. 

iMe ^fVeskem in der Vorhalle, nach Schinkels Entwürfen, In 
mythologischen Gruppen die CuUurgeschichte der Menschheit dar- 
stellend, sind am besten vom Platz aus zu sehen. 



12 Route 1. 



BERLIN. 




1. Aegypt. 

Museum. 

2. Apollosaal. 

3. Kupferstiche 

und Handz. 



1. Aegypt. 

Vorhof. 

2. Persische 

und Assyrische 

Sculpturen 
(Oypsabgüsse). 



^t: 




iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiH 



-^ 



t^ 



IUI 



Offener Hof 

der 

mittel alterl. 

Sculpturen 

(Gypsabgüsse) 

T. Völker"^ 

künde. 

3. MttelaHerl. 

Sculpturen. 

3. Majoliken 

und Gläser. 



I.Vorhalle. 

2. Rom. 
Sculpturen . 



1. Ebner Erde. 2. Mittlerer Stock. 



2. 

Virection. 



I I I 




Altes Museum. 

Links: „Uranus und der 
Tanz der Gestirne. — Saturn 
und die Titanen ziehen ins 
Dunkel der Vorzeit zurück. 
Die Heerde des Mondge wölk« 
zieht am Nachthimmel, an 
das Reich Saturns erinnernd. 
Jupiter beginnt den neuen 
Lauf der Welt, das belebende 
Feuer verbreitend ; die Dios- 
kuren, die ersten Lichtspen- 
der, ziehen ihm voran ^ Pro- 
metheus raubt das Feuer für 
. die Bewohner der Erde. Se- 
lene (Luna) führt leuchtend 
ihren Wagen durch die Nacht ; 
Himmelsgestalten sind bei 
der Entfaltung der weiten 
nächtlich. Decke behülflich, 
die Nacht entfaltet den Man- 
tel, aus welchem sich die Ge- 
stalten hervordrängen , ihre 
Kinder ruhen um sie. Ele- 
mente eines mannigfaltigen 
Lebens entwickeln sich -, Mut- 
terliebe; schlummernd.Krieg; 
der heitere Frieden mit Mu- 
sen \ ein Kind giesst befruch- 
tenden Regen auf die Erde 
herab. Elemente der Wissen- 
schaft, von Naturkräften ge- 
hemmt. Befruchtung. Ein 
Hahn verkündet den Tag ; mit 
ihm beginnt die Sorge. Aufg. 
der Sonne. Venus undEros. 
Der Sonnengott entsteigt dem 
Meer. Die Grazien schweben 
empor." 

3. Oberer Stock. 



I I I I 



1. 



Anti quarium. 
2. Sculpturen. 
3. Geroäldegallerie (Italienische Schule). 



2. 

Direetion. 




Altes 



SculpturengaUerie. BERLIN. i. BouU. 13 

Rechts: f,i Gruppe. Morgen and Frähling des Lebens v Hirtenvolk*, 
^^ettkämpfe \ die Muse und Psyche spannen in der Hiitte des Dichters die 
Saiten auf seine Lyrai der Genius des Dichters begeistert ihn. — 3. Sommer 
und Mittag; die Ernte und ihre Freuden« ein junger Held schöpft Be- 
geisterung i Musik. — 3. Auf den Wolkenhöhen des Helikon der Erde ent- 
springt unter dem Hufschlag des geflügelten Bosses der Quell der Phan- 
tasie, an welchem der Mensch sich erlabt; hinter dem Wasserschleier 
fichimmem im Schooss der Erde die Gewalten, welche die ewigen Gesetse 
des Lebens regeln; selige Geschöpfe schwimmen im Element des Schö- 
nen. — 4. Musik des Waldes ; Freude an dem geflügelten Ross • Nymphen 
Jessen in den Brunnen, aus dem ein Dichter schöpft; ein Gesetzgeber 
naht. — 5. Abend und Herbst; Weinlese; Bildhauerkunst (Schinkel ala 
Bildhauer), Baukunst, der Acanthus schlingt sich um die Form des Korin- 
thischen Capitäls ; Helden kommen siegreich zurück ; Psyche ; das Fest der 
Xelter an der Flamme des Heerdes; das Alter erfreut sich an dem Tans 
der Musen ; der Weise ergründet den Lauf der Gestirne ; ein Greis in Be- 
trachtung des Elements versunken ; der Schift*er treibt ins mondbeglänste 
Meer hinaus; Kacht und Winter; Luna steigt ins Meer. — Anfang eines 
neuen Tags. Trauer am Tumulus.** 

Unter diesen Fresken sind neuere Wandgemälde von Dägty 
Uopfgarterif Stürmer u. A., links die Qeschichte des Herkules in 
14 Bildern, rechts die Geschichte des Theseus. 

Die Fresken des obem Treppen- Vorhof n, am Eingang zur Ge- 
xiialdesammlang , ebenfalls nach Schinkel' s Entwürfen, srhildem 
den Kampf des Gultur-Menschen gegen die Barbaren und die Ele- 
mente. Das Gemälde links stellt wilde Horden in eine Hirtenfamilie 
eindringend dar, das rechts die Noth einer Ueberschwemmung. 

Das Museum enthält ebener Erde das Antiquarium, im i . Stock 
die Sculpturen und die Bibliothek, im 2. Stock die Gemälde 
und Incunabeln. 

Die *8eiilptareiigAUerio (Eintr. S. 5) verdankt ihr Entstehen 
hauptsächlich den Ankäufen, welche Friedrich d. Gr. durch Bian- 
4soni in Rom machen Hess, und dem Ankauf der Sammlung des 
Oardinals Polignac. Der Eingang führt durch eine grosse runde 
Halle (Rotunde), welche die Höhe des Gebäudes einnimmt; oben 
Gobelin-Tapeten (Apostelgeschichte) nach Raphaels Gartons im 
16. Jahrh. zu Arras gewebt; unten in der Mitte das überlebens- 
grosse Standbild Friedrich Wilhelms III., als röm. Imperator, 
Erzguss, von Kiss entworfen ; dann zwischen den Säulen 18 antike 
Standbilder, davon bemerkenswerth 1. Victoria, 4. Minerva, 5. Ce- 
res, 8. Venus u, Amor, 9. 10. Faune, 11. Apollo, 14. Juno. 

Unter den 741 dummem der fast ausschliesslich der rom. Kunst ange- 
hörenden Sammlung mögen folgende zu nennen sein. Beim Eintritt in 
den Götter- und Heroensaal gleich rechts durch bis an's Ende, wo 
im Hintergrund Kro. 33 das 6' h. Standbild des Meleager mit Speer und 
Hund. (Im Zimmer nebenan Sarkophage, A$chen- und Todtenkisten. röm. 
und etrusk. Ursprungs.) — 2. Säulen -Abtheilung. •74. Sitzendes Mädchen 
mit Knöcheln spielend. — 3. Abth. 79. Urania, 80. Euterpe, 106. Clio, 107. 
Flora, 41/2' h. Standbilder. — 4. Abth. 111. Polyhymnia, 112. Apollo Musa- 
getes. — 5.— 7. Abth. nichts zu nennen — 8. Abth. 126. Diana. — 9. Abth. 
213a. Oanymed. — 10. Abth. 226. Heros als Bogenschütz. — 11. (leUte) 
Abth. 159. Amor den Bogen spannend*, 235. Apollo und Knaben 236 Anti- 
nous als Mercur; 265. Antinous, Büste mit kleinen Flügeln am Haupte 
267. Bacchantin, kleine liegende Statue; 269. Festzug des Bacchus und 
•der Ariadne, Relief. 



14 RofiU L BERLIN. Oemäldegtdlerie. 

Kaisersaal. 1. Abth. 294. Victoria in Erz, IV4' h. SUtuette auf 
•iiiem Fuss ▼on rothem Porphrri 295. Caesar in der Toga. — 2. Abth. 907. 
Veapasian, colossaler Kopt^ 324. Julia, des Angustus Tocbter. — 3. Abth. 
343. Thron (Sella) aus weissem Marmor. — 4. Abth. 359. Trajan als Jnpiter 
sitcend', 392. anbetende Frau. — 5. Abth. 368. Opfernde. — 6. Abth. niehts. 

— 7. Abth. 414. Napoleon I. als Gesetsgeber, von Chaudei gearbeitet, das 
ähnlichste Bild des Kaisers, auf Anordnung König Friedrich Wilhelm's in. 
der Caesar-8tatue gegenüber aufgestellt. 

Saal der mittelalterl. und neuern Bildwerke. In der Mitte 
der ersten Säulenabtheilung 896. A. Mercur, sitzend, von PigaUe (f 1785). 
•719. Hebe von Canova (t 1822). 737. Mädchen auf einem Füllhorn^ 
Restauration eines antiken Torso durch Battchardon (f 1762). 687. Ephebe 
als Hyacinth, liegende Figur in Erz von Boiio (f 1846). Am Fenster 740. 
Cosimo dei Medici , Marmor - Relief von Andr. Verocchio (f 1488) . 675. 
Maechiavelli, 674. Lorenso dei Medici „il magnifleo**, 668 Pier Soderini, 
Gegner der Medici, drei farbige Büsten. 640. A. Büste des Papstes Paul II> 

Dann die Säle der g riech, und assyr. Bildwerke. 

Der Eingangsthttr in der Rotunde gegenüber führt eine Doppeltreppe 
SU dem Bogengang, welcher das alte Museum mit dem neuen verbindet. 
Es sind hier einige grössere BildwerkeinErs aufgestellt, an der Treppe z 
121 a. Victoria auf einer Kugel stehend ; jugendlicher Bacchus, bei Xanten 
im Rhein gefunden ', am Ende **140. betender Knabe, in 4er Tiber gefunden» 
von Friedrich II. für 10,000 Thaler angekauft. 

Die *Oemilde^lerie (Eintr. S. 5) steht in der Anzahl be- 
rühmter Meisterwerke unter der Dresdener und Münchener, hat 
aber vor diesen den Vorzug, dass sie gute Gemälde von einer 
grossem Anzahl von Meistern, besonders aus der altdeutschen, 
und den Italien. Schulen besitzt und durch ihre Anordnung für 
das Studium der Kunstgeschichte sich trefflich eignet. Sie ist in 
37 Gemächer getheilt, jedes hat eine Nummer über dem Eingang. 
Links vom Eingang durch die Rotunde, im 4. Gemach, beginnt 
die italienische, im 5. die niederländische Schule. Diese beiden 
Gemächer können als Ausgangspunkte betrachtet werden. Geht 
man weiter links, so kommt man durch die Räume der nieder- 
ländischen Schule, von den Vorgängern van Eycks his zu den 
Nachfolgern von Rembrandt und Rubens; wählt man die ent- 
gegengesetzte Richtung rechts, so sieht man die Werke der vene- 
tianischen, lombardischen, toscanischen, bolognesischen, römisehen 
u. a. Schulen. In jedem Gemach hängt an der Wand ein Ver— 
zeichniss der in demselben befindlichen Gemälde (im Ganzen 1250)» 

Italiener, Spanier, Franzosen, (n. s. ö. 10. bedeutet die nörd» 
liehe, südliche, östliche oder westliche Wand.) 1. Gemach ö. '^.Mcmteffna- 
der Leichnam Christi von swei trauernden Engeln gehalten, eine sogenannte- 
Pietaa. ~ 2. Gem. w. 57. /V««ofe jüngstes Gericht; ö. 60. Fiesole Maria mit dem 
Kinde, r. der h. Dominicus, 1. Petrus Hartyr; ö. 69. Fra FiHj^ Lippi Maria, 
verehrt das Christuskind. — 3. Gem. ö. 96. Filippino Lippi Christus am- 
KreuB. — 4. Gem. w. 99. Sogliam Anbetung der Hirten. (Durch die Glas- 
thür gelangt man in die Antiken-Oallerie und in das neue Museum, s. 6. 16.)- 

— 5. Gem. ö. Francetco Francia 121. der Leichnam Christi, 122. Madonna 
mit Kind, unten 6 Heilige, 127. Johannes der Täufer und der h. Stephanus.. 

— In dem Gemach r. *i9U.Pinturicch)io Anbetung der heiligen drei Könige ; 
138. Oiov.8a$Ui (Vater Raphaels) Madonna ; *141. Raphael Varih, lesend, mit 
dem Kind das einen Stieglitz hält; *150. Raphael Anbetung der Könige v 
*136. Raphael Christus am Ghrabe. — 6. Gem. w. 158. Batista Franeo- 
(Jl aemoUi") Bildniss des berühmten venetian. Architecten und Bildhauers 
Jae. Tatti, gen. il Sansovino h w. 156. OtorgiOne Bildniss eines Venetiaaers v 
ö. 161. Tituan Bildniss des venet. Admirals Job. Mauro; ö. 168. TUüin- 



GtmäldeffalUrie. BERLI19. i. RwUe. 12^ 

eigenes BildniM^ östlidk *166. Titian Bildnis« seiner Toeliter LnTinia^ 
ö. 167. Moroni Bildnisa eines jungen Mannes. — 7. Oem. w. 186. Ailmor 
VtceMo Bildnisa eines Dogen i w. *187. Moretto Anbetung der Hirten: 
ö. 196. Pordenone Ehebrecherin vor Christo^ s. 201. ZeloUi Maria nsit Kind 
und HeiUgen. — 8. Gem. w. *207a. Oorronffic das domengekrönte Antlits. 
Cliristi, früher in der Hanseapelle Friedrieh Wilhelms ni., sein Ueblings- 
büd-, ö. *216. Corrtggio lo von Jupiter in Gestalt einer Wolke umannt« 
ö. *218. Correggio Leda mit dem Schwan; s. 231. aa$§o/errato Bildniss der 
Johanna ron Aragonien, nach Baphael. — 9. Gem. w. 281. ßeboMan der 
Piombo der Leichnam Christi yon Joseph von Arimathia gehalten v 
w. 145. Raphael Madonna mit dem heil. Hieronymus und heil. Franciscus v 
w. 242. /VYinc. Ro*oi gen. de' SdMati Johannes der Täufer, nach BaphaeH 
ö. 246. Andrea del Sarto Madonna; ö. 247 a. Raphael Maria mit Kind und* 
die beiden Johannes («Madonna coi bambini**) aus Baphaels erster Periode,. 
für 45,000 Thlr. in Keapel gekauft; ö. •249. Fra itartoUmmec Mariae 
Himmelfahrt; s. 257. Jfaeh Baphael, Johannes der Evangelist, auf dem 
Adler sitsend , schreibt die Offenbarung. — Im 10. Gemach *248. RaphaeV 
nHadonna dl Gasa Colonna'*, so nach dem Palast genannt, in welchem da» 
Gemälde sieh befand, für 20,000 Thlr. angekauft. — 11. Oem. w. 279. GiuUo' 
Bomano swei Liebende auf dem Lager, von einer Alten belauscht^ 
ö. 298. 299. 301. ThUoretio drei Bildnisse. — 12. Gem. w. 307. Girolam»' 
Savoldo weibliche Figur mit gelbem Ueberwurf. — 13. Gem. w. 339. SaMatf 
Amor und Psyche; ö. 368. Caraoaggio Christi Bestattung. — 14. Oem. w. 
362. Domemehmo h. Hieronymus; w. 869. Caravaggio Amor als Behexrscher 
der Kunst und Wissenschaft; ö. 371. Lod. Carard Speisung der 600O 
Mann. — 15. Gena. w. 404a. Zurbaran Franeiscaner und h. Petrus Nolascvs v 
w. 405. Murülo BUdniss einer Spanierin; w. 406. Velaequet BUdniss; 
w. *406. Murillo büssende Magdalena; ö. 413. •Velasques Bildniss des Car- 
dintls Aftzolini ; ö. 414. * Murülo h. Antonius mit Christkind; s. 405 a. Ribera 
Maria mit dem Kind und Joseph. — 16. Gem. w. 419. Satto/errato h. Joseph 
mit dem Christkind; w. 419a. Sahator Rosa eignes Bildniss; w. 421. ßalvaior 
Sota Schiffbrueh ; 6. 428. Claude Lorrain Landschaft. — Im 17. Gemach 
nichts nennenswerth. — 18. Oem. n. 461. Bourguignon Mondscheinlandschaft $ 
n. 463. Nie. Pousoin Landschaft; s. 364. l/?0mard Bildniss der Maria Mancini^ 
Nichte des Cardinais Masarin; s. 468. Wateau Vergnügungen der fraaaös. 
Comödie; s. 470. Wateau Vergnügungen der ital. Comödie; s. *471. L^run- 
die Familie Jabach in Köln , durch Goethe's Schilderung (Dichtung und* 
Wahrheit) bekannt; s. 474. WaUau Landschaft. — 19. Gem. n. 482 u. 485. 
^odowieeJtv Blindeknhspiel und Hahnenschlag; s. 469. Pune Bildnis»' 
Friedrich's d. Gr.; 490. 493. 501. 508. Canaletto Ansichten aus Venedig. 

Hun surück cum Eingang und links weiter su den niederländ. und 
deutschen Bildern. 1. Gemach, ö. ••512.— 523. die Perle der gancen 
Sammlnng, von /oAoim und Hubert van Bi^ek , 12 Gemälde auf 6 Tafeln, 
welche die Seitenflügel des berühmten Altarstücks bildeten, das unter dem 
jNamen der Anbetung des unbefleckten Lamms In der Kirche St. Bavo in* 
Oeat bekannt war. Das Bild bestand ursprünglich ans 13 Tafeln, die von< 
den Franzosen nach Paris gebracht waren. Sechs geriethen 1815 nach der 
iweiten Pariser Einnahme in die Hände eines Gemäldehändlers und wurden* 
yi' 100,000 Franken von einem Engländer Namens SoUy angekauft , ans- 
J^en Besits sie für 100,000 Thaler für das Museum erworben wurden. 
Oie 6 andern Tafeln sind in Belgien, die 13. ist verschwunden. Sie stellen, 
dar: 1. die gerechten Richter; der Greis auf dem prächtig geschmückten 
Schimmel ist der Maler Hubert van Eyek (1366—1426), der zur Seite blickende 
u& schwarzen Gewand sein Bruder Johann (140(^1445) ; 2 Streiter (Hiristi,. 
die drei vordersten St. Sebastian, St. Georg und St. Michael ; 3. und 4. sin- 
(ende und spielende Engel; 5. heil. Einsiedler; 6. heil. Pilger. Auf der Bück- 
Bcite der 6 obigen Gemälde sind die 6 folgenden gemalt (die Aufseher 
wenden täglich einmal die Gemälde um, so dass die am Morgen aufgestellt 
Cewesenen Nachmittags der Wand lugekehrt sind); 7. Johannes der Täufer V) 
o. Büdniss von Jodocns Vyts, Bürgermeister von Gent, für welchen das 
Oemalde bestimmt war; 9. u. 10. Verkündigung, Engel Gabriel und h. Jung- 
en ; 11 . Ehe£rau von Jodocus Vyts als h . Elisabeth ; 12. Evangelist Johannes . 
Ueber den Zusammenhang der Bilder vergl. die Skiszentarel am Fenster 



16 BouU 1. BERLIN. Antiquarium. 

In demselben 1. Gemach, ö. 024. 52ö. Mich, Cocxit Gopten des genann- 
ten in Gent befindlichen Altarblfttts, ö. 528. J. tan Eyck Christuskopf, 1438 
:Semalt; w. *Ö33 Memlvng der Prophet Elias von Engeln genährt; w. 534. 
Jtogier van der Weyde Kreusabnahme \ w. 535. Memling Altarbild mit Flügeln, 
Christi Geburt, Anbetung der Könige, die Sibylle von Tibur, die Geburt 
-rerkündend) w. *539. Memling jiidische Familie beim Osterlamm ; s. *55ö. 
Memling der Flügel eines Gemäldes, innere Seite wie bei Nr. 535, äussere 
49eite: der Engel Gabriel die Verkündigung darbringend. — 2. Gemach w. 
^7. Han$v. Culmbach Bildniss Jacob Fuggers des Reichen; ö. 561. Qßiintin 
Meuys Maria das Kind küssend; w. 577. Holhein Bildniss des kaiserl. Feld- 
iiauptmanns Georg v. Frundsberg; w. 583. Amberger Bildniss des Cosmo- 
^rapben Sebastian Münster ; w. 586. Holbein Bildniss eines Londoner Kauf- 
manns; w. 590. CranacA Bildniss Johann Friedrichs des Grossmüthigen ; 
^. 593. Otanach Brunnen der Jugend. — 3. Gem. n. 618. Cranach Luther 
als Junker Georg. — 4. Gem. n. 671. Quintin Messps zwei Wechsler (ganz 
oben 1. in der Ecke). — 5. Gem. n. 734. Comelit van Haarlem Bathseba . 
im Bade; n. 774. Eubens und Snyders Hirschjagd; s. 758. Rubens Bildniss 
•der Helena Formann, seiner zweiten Frau; s. 770. Van Dyck Geisselung 
Christi. — 6. Gem. n. 788. Van Dyck Bildniss der Infantin Isabella Clara 
Eugenia ; n. 778. Van Dyck der todte Christus wird von Maria Magdalena, 
Johannes und einem Engel beweint; n. 779- Raben» Christus und Johannes (!) 
als Kinder; n. *782. Van Dyck Bildniss des Prinzen Thomas v. Carignan; 
7^. Rubens Auferweckung des Lazarus ; 785. Rubens Perseus u. Andromeda ; 
s 787. Van Dyck Maria mit Kind , Magdalena , verlorner Sohn , David : 
^. *790. Van Dyck die Kinder Karls I. v. England; s. •791. Terbwg väterliche 
Ennahnung; s. 793. Terburg Genrebild; s. 795. Jan Sieen Wirthshausgartcn ; 
<). 798. Rubens und Snyders Christus mit Maria und Martha. — 7. Gem. n. 
*302. Rembrandt Herzog Adolph von Geldern droht seinem gefangenen 
Vater; n. 807. Lievens Isaak segnet Jacob; n. 808. Rembrandt eigenes Bild- 
niss; n. 809. F. BolBüdniBB einer ältlichen Frau; n. 810. Rembrandt eigenes 
Eildniss im Alter von 28 Jahren ; n. 812. Rembrandt Bildniss seiner Frau ; 
.8. 815. Oov. Flinck Abraham verstösst Hagar; s. 819. Bol Bildniss eines Oeiat- 
.lichen; s. 821. Koning Bildniss eines Rabbinert; ö. 830. Vereist Bildniss einer 
alten Frau. — 8. Gem. n. 838. Fr. Mieris junge Dame vor dei^ Spiegel; 
n. 841. Adr. v. Ostade alte Frau unter einer Weinlaube ; n. 848. Netseher Küche: 
«. 852. Everdingen Landschaft; s. 853. Teniers Alchemist; s. 856. Teniers 
Icartenspielende Bauern; s. *859. Teniers Versuchung des heil. Antonius; 
ö. 878. Snyders kämpfende Hähne. — 9. Gem. n. *881. Ruisdael leicht bewegt; 
See; n. 888. Backhuyten Seesturm; n. 893. Ruisdael Landschaft; s. 895. Backt 
Äuyzen leicht bewegte See; s. 905. Walscapele Frucht- und Blumengehänge - 
A. 906. de Heem Fruchtgehänge. — 10. Gem. w. 929. Roos Vieh ; s. 955. Van 
Thulden Triumphzug der Galathea. — 11. Gem. w. *963. De Heem Frucht- 
gehänge; das Mittelstück, Maria mit Kind, von Begas; ö. 974. Snyders Kampf 
zwischen Bären und Hunden. — 12. Gem. ö. 1014a. Denner alter Mann; 
1014b. männl. Bildniss; ö. 1023 a. ZMe/n'cA Wasserfall von Tivoli bei Rom. 

Das Antiquarium (Eintr. S. 5) besteht aus antiken Vasen, 
Terracotten (Gefässen aus gebranntem Thon), Mosaiken , Bronzen, 
Gemmen, Münzen. Unter den Va»en (an 1600) sollen manche 
von Kunstwerth sein. Die kleinen Erzgebiläty Penaten, Waffen, 
Hausgeräthe, Statuetten, Schmucksachen u. s. w., gewähren einen 
Blick in das häusliche und öffentliche Leben der Griechen and 
Römer. Ausgezeichnet ist die Sammlung der geschnittenen Steine 
(Gemmen, vertieft IntagUeni erhaben Cameen genannt), darunter 
«ine Anzahl Kunstwerke ersten Ranges. Die bedeutendsten Gegen- 
stande anderer Sammlungen (Wien, Paris, Haag) hangen in Ab- 
güssen an der Wand. — Das Münzcabinety von welchem nur eine 
kleine übersichtliche Auswahl aufgestellt ist (das Ganze übersteigt 
40,000 Stück), zeichnet sich durch gute chronologische Anordnung 



Neue» MuMiim. BERLIK. /. üoute. 17 

AUS. Die mittelalterlichen und neuem Münzen sind in einem 
besondem Local; wer sie zu sehen wünscht, meldet sich im Bo- 
rean der Generaldirection in den Standen, in welchen die andern 
Abtheilnngen des Mosenms geöflhet sind. Abgüsse nnd Pasten 
der basten Gemmen sind bei den Aufsehern billig zu haben. 

Das nrene Xnienm (PI. 74, s. Orundr. S. 12, Eintr. 8. 6), durch 
einen Bogengang (S. 14) mit dem alten in Verbindung, nach Stülers 
Entwürfen ausgeführt (der Bau begann 1843), ist in der Innern Aus- 
schmückung das prächtigste Gebäude Berlins. Die Vorderseite, 340^ 
lang, nach Osten, hat die Inschrift : „Museum apcUre beathsimo con- 
ditum mnpüavü jiHua 1855." Die Inschrift auf der Westseite den Pack- 
hof überragend, lautet : „Artem non odit nisi ignanu.'* Die innere Ein- 
richtung und Aufstellung hat in umsichtiger Weise der General- 
Direktor der konigl. Museen, Hr. Geheime Bath von Olfers, geleitet. 

Das neue Museum enthält im Erdgesehos» die Sammlung nor- 
discher Alterthümer, die Sammlung für Völkerkunde, das aegyp- 
tische Museum ; im enlen Stock Gypsabgüsse berühmter Bildwerke 
aller Zeiten in chronolog. Ordnung; im obem Stock die historische 
Sammlung und kleine architectonische Modelle , Majoliken und 
Gläser; kirchliche Gegenstände; die unter dem Namen Kunst- 
kammer ein^t im konigl. Schloss aufgestellte Sammlung yon klei- 
nem Kunstwerk«! und andern Merkwürdigkelten; die Sammlung yon 
Kupferstichen, Miniaturen, Handzeichnungen und Kunstdrucken. 
Der mittlere Baum besteht aus dem das ganze Gebäude durch- 
schneidenden Treppenhaus. Wir treten durch den Bogengang (S. 14) 
zuerst in die Säle der CtjptabglUse. Erste Aufgabe der Anordnung 
war, die Geschichte der Scnlptur in ihren Hauptwerken möglichst 
nach der Zeitfolge geordnet vorzuführen. Die Abgüsse sind mit 
Inschriften versehen, der Catalog ist also entbehrlich. 

Südl. KuppeUaal, drei grosae Wandbilder: Einweihung der Sophien- 
kirche durch Kaiser Jastinian, gemalt r on Sehrader} Unterwerfung Witte- 
kindfl durch Karl d. Qr. (B. 37) , nach einem Kaulbach'schen Garton von 
Or^; Erhebung des Christenthums zur Staatareligion , von SHUce. Medi- 
eeische Va«e, Agrippina, Schleifer („Scythe*"). (Die sudl. Thür führt über 
den Verbindungsbau in das alte Museum, 8. 11.) 

Römischer Saal: Die beiden Säulen am Eingang gemalte Kach- 
bildungen pompejan. Mosaiken. Demosth6nes, Athene, Posidonius, Brunnen- 
grappe (Delphin und Amor) aus Neapel, schnalxender Faun, flöteblasender 
Faun, Venus Kallipygos, schreitender Faun, Domauszieher, Faun mit Wein- 
schlauch, Hermaphrodit, Tod u. Schlaf. An der Wand 17 altröm. Gegenden. 

Bacchus-Saal. Florentiner Hund und Eber. Die kleineren Abgüsse 
grösatentheils aus Pompeii. 

Kiobiden-Saal. An der Wand die berühmte *Kiobiden-(aTuppe, 
wahrscheinlich einst Giebelfeld für einen ApoUotempel : Niobe ihre Kinder 
Tor den Pfeilen des Apoll schützend. An den Fenstern: Discuswerfer, 
Adonis, Germanicus, Ariadne, ^sterbender Fechter, Binger, *Borghese'scher 
Fechter, Achill, Schaber. Neben d. Thür (r.) niederkauemde Venus. — Wand- 
malereien: Darstellungen aus der griechischen Götter- und Heldengeschichte. 

Im uördl. Kupp eisaal, u. a. ^Aj&x mit dem Leichnam des Pa- 
iroklns, Amazone mit Bogen, Minerva von Velletri, Dionysos-Gruppe, schla- 
fender Faun (,^rberinischer Faun"). Wandbilder: Theseus tödtet den 
Minotaurus, Hercules fängt die Hirschkuh von Gerinia, Belleröphon tödtet 
die Chimäre, Perseus befreit die Andromeda. 

Basdeker's Deutschland II. 12. Aufl. 2 



18 Soute L BERLIN. Neue$ Museum, 

Apollo-Saal. Grappe des ^FameHteken ßtien^ daa grosate Bildwerk 
des Alterthums, das Original einst in der Villa Famese an Born, und danach 
den Namen führend, jetst im M aseo Borbonico zu Keapel : die Söhne der 
Antiope lassen die Peinigerin ihrer Mutter, die böse Dirke, Gattin des Kö- 
nigs von Theben, durch einen wilden Stier schleifen. Im Fenster: ^Venus 
▼on Milo, *Venus von Capua, schlafender Endymion, Torso eines Hercules. 
Die 6 Standbilder an den Wänden: Apollino, *Apoll Ton BeWedere, Bac- 
chus, Ephebe, *Diana Ton Versailles, *Venus von Mediei. — ImDurch- 
gang die Apotheose des Homer, Belief. 

Griechischer Saal, ans der frühesten Kunstepoche, an der hintern 
Querwand, oben das Giebelfeld rom Minerva-Tempel eu Aegina, der Kampf 
um den Leichnam des Patroklus, Original in der Glyptothek su München. 
In der Mitte des Saals, Giebelfeld des Parthenon-Tempels zu Athen, an der 
langen Wand und den Zwischenwänden Fragmente des Parthenon-Frieses. 
Die 10 Wandbilder stellen griechische Gegenden dar , welche , besagen die 
Inschriften. — Im Zwischengemach die Gruppe des *La5kooB, des 
sammt seinen beiden Söhnen von grossen Meeresschlangen erwüi^ten Ober- 
priesters des Apollo Ton Troja. 

Mittelalter-Saal. Abgüsse von Sculpturen und Ornamenten, rechts 
deutscher, links AranBÖsischer und englischer Kirchen. In der Mitte das 
Vischer'sche Sebaldusgrab au Nürnberg. 

Neuere Kunst, grosser Saal mit Zwischenbauten. Von grossem 
Werken u. a. : die Ghiberti'schen Thüren des Baptlsterinms xu Florenz, 
Mercur von Giovanni da Bologna, Grablegung von A. Krafil, Michel An- 
gelo's Denkmäler der Mediei zu Florenz, Scene aus der Sündfluth von Keasela. 

Dann die Säle der aegyp tischen, assyrischen, phönisischen, altgriechi- 
schen und kleinasiatischen Bildwerke. 

Wir betreten nun das mächtige Treppenliftiis, 128' tief, 100' 
hoch, 57' breit) an dessen innem Seiten der Amazonenfties -von 
Phigalia (die berühmten Reliefs eines Apollo^Tempels). Die Trep- 
pen sind aus sehlesischem Marmor. Auf der mittleren Abtheilung 
der Treppe sind die 17' hohen Dioskuren (Rossebändiger) des Monte 
Cavallo zu Rom aufgestellt. An den Wänden Sculpturen aus griechi- 
schen Tempeln, oben die **Xaiilbfteh'8chen Wandgemilde, die 
schönste Zierde des neuen Museums. Sie stellen Hauptmomente der 
Geschichte der Menschheit dar, Bilder von grosser Wirkung. 

1. Der Fall Babels, König Nimrod im Mittelgrund, im Vordergrund 
die Theilung der Stämme, links die Semiten mit ihren Heerden, in der Mitte 
die götaen&enerischen Nachkommen Hams, rechts die Japhetiten, die 
Gründer des kaukasischen Stamms. Sclaven steinigen den Baumeister. — 

2. Die Blüthe Griechenlands. Homer naht auf einem Nachen -dem 
Strande Griechenlands und singt dem lauschenden Volk, links Dichter, 
Bildhauer, Baumeister u. A., rechts Krieger, den Schildtanz um den Opfer- 
altar tanzend, im Vordergrund Thetis dem Meer entstiegen und ebenfalls 
dem Gesang Homers lausehend. Oben auf dem Begenbogen Jupiter und 
.Tuno und die Götter des Olymp , Apoll mit den Musen und Grazien. — 

3. Zerstörung Jerusalems durch Titus und seine Legionen, im 
Vordergrund der Hohepriester« sich und die Seinigen tödtend, links Ahas- 
verus, der ewige Jude, fliehend, rechts eine abziehende Christen-Familie, 
die schönste Gruppe. Oben die vier Propheten, welche den Untergang 
weissagen. — i. Die Hunnenschlacht, nach einer alten Sage. Diese 
erzählt, der Kampf sei mit solcher Erbitterung geführt, dass während 
der Nacht sich die Brschlagenen wieder erhoben, und in der Luft sich be- 
kämpften. Sie verlegt den Schauplatz nach Rom, desshalb im Bilde 
Rom als Hintergrund. Oben auf einem Schilde getragen Attila mit der 
Geissei in der Hand, Ihm gegenüber Theodorich, der König der West- 
gothen. — 6. Ankunft der Kreuzfahrer vor Jerusalem unter Gott- 
fried von Bouillon. — 6. Das Zeitalter der Reformation. — 
Neben und zwischen den grossen Gemälden einzelne Gestalten auf 
Goldgrund, über den Thüren die Sage und die Geschichte, die Wissen- 



Neues Museum. BERLIN. i. Rouie. 19 

Schaft und die Urkunst, die PoeHe. Zwischen den grossen Bildern die 
Gesetzgeber Moses, Solon, Carl d. Gr., Friedrieh I. Rothbarti aber ihnen 
die Lander Aegypten, Oriecheoland, Italien, Deutschland. An den Fenster- 
wänden die Künste, Seidptiir, Malerei, Architector, Knpferstechknnst Um 
den gaasen Banm länft nnter dem reich reraierten Hangewerk ein Fries, 
welcher Gran in Gran die Entwickelungsgeschiebte der Menachheit humo- 
ristisch, Bum Theil in Kinder- und Thieiiiestanen, darstellt, mit Humboldt, 
der auf den Kosmos sich stütxt, abschliessend, das ganse nur durch eine 
Kenane ausführliche Erläuterung yerständlich. Die Karyatidenhalle mit 
den 4 Pfeilern ist eine Nachbildung des Pandroseion der AkropSlis xu AÜien. 

Links (im 2. Stock) Eingang znr Knpferstieh-Bunaünng. Reihen 
Ton in knnstgeschichtlicher Beziehung wichtigen Blättern sind un- 
ter QUs und Rahmen zur Schau ausgestellt, in den Schr&nken selbst 
sind die Mappen. Am besten gleich durchschreiten bis ans Ende des 
Saals und hier mit Besichtigung der westl. SchrSnke heginnen. 

Im blauen Saal, an den westl. 6 Schränken Deutsche und Nieder- 
länder mit dem -Meister von 1464" beginnend, bis su Wille, Chodowieeky 
and Bause : die Niederländer bis zu den «peintre-graTCurs*' des 17. Jahrh. 
In den östl. Schränken die Italiener, Fransosen und Spanier, Engländer 
und Buascn. — Im grünen Saal an den Wänden eine Auswahl Torsüg- 
licher Blätter (Kupferstiche und HMidseichnungen) aus allen Schulen und 
Zeiten, in gleichzeitigen Rahmen. — Im braunenSaal Handzeichnungen, 
besonders Dürer'sche Aquarelle, Miniaturen. Man kann die Mappen mit 
den einzelnen Blättern sich yorlcgen lassen. In einer Blende Dürers Büst«. 

Rechts die historiiehe Bunmlimg und die kleinen Knnit- 
werke, zunächst kleine Modelle prenss. Denkmäler, des Grossen 
Kurfürsten Ton Schlüter, Friedrichs des Grossen und Blüchers 
von Ranch; Blüchers Standbild zu Rostock u. a. Die historische 
Sammlung und die Erinnerungen an das k5nigl. Haus sind in 
einem abgesonderten Raum, das lebensgrosse Modell des Grossen 
Kurfürsten, zu den Seiten die Figuren (in Wachs) der Könige 
Friedrich I. und Friedrich 11. in den Kleidern, welche sie bei 
ihrem Leben trugen, der Hut des Grossen Kurfürsten aus der 
Schlacht von Fehrbellin, Friedrichs d. Gr. Flöte, Zeichnungen Ton 
ihm u. A.; Husaren-Uniform und Kolpak des alten Ziethen; Na- 
poleons Ordenssterne, Hut und Pistolen, am 18. Juni 181& 
in seinem Wagen bei Genappe erbeutet, u. A. In den Glas- 
schränken zahlreiche Moddle älier Odiäude^ nach gleichem Massstab 
gearbeitet. In den folgenden Abtheilungen Oiäset und MßjoUken, 
in einem abgesonderten Raum kireJdiche AUerÜiümer, In dem langen 
Saal kUinere Kunstwerke^ Elfenbein- und Holzschnitzverke, Trink- 
gefasse, Yasen, Gläser, Schmelzwerke u. dgl., historisch geordnet. 
Wir kehren nun durch das Treppenhaus zurück und treten ebe- 
ner Erde in den Saal der Hordifehen Alterthümer. 

In 9 Schauschranken mit Angabe der Fundorte, Schmuck, Statuetten, 
Gefasae, Waflfen, Beitzeug, Oeräthe. Die stereochrom. Wandbilder 
erläutern die nord. Götterlehre. Am Eingang r. Hünengräber, 1. Stubben- 
kammer auf Rügen. Westl. Wand: 1. Fenster: Hertha, die nord. Ceres, 
und Odin, der nord. Jupiter^ oben Kacht und Tag. 2. Fenster: Baidur, 
der nord. Apoll und Hulda, die Göttin der Häuslichkeit. 3. Fenster: Freyr, 
der Gott des Frühlings, und Freya, seine Schwester, die Göttin der Liebe ; 
oben Zwerge als Schiffbauer. 4. Fenster: links Odur und Freya auf dem 
Schlaehtfelde die für Walhalla würdigen Todten mit Blut bezeichnend, in 
der Mitte Walkyrien die Todten in Walhalla einführend, rechts Tyr der 

2* 



SD Bout€ 1. B£RLIN. Neues Museum. 

KriegigoU. ^ Ueber der Thür: AllvaM^ Odin, links die Walhalla, der ge- 
fallenen Helden Paradie«, rechts Heiheim, die Unterwelt, Aufenthalt der 
naturliehen Todes Gestorbenen. — Oestliche Wand, böse Gottheiten, 
am 1. Fenster 1. Heia, r. Loke; am 2. Fenster Kornea (Schicksalsgöttinnen)-, 
am 3. Fenster Wassernixen, Vogel Greif und Kampf der Riesen mit dem 
Drachen ■> am 4. Fenster Titania und Elfen, der Donnergott Thor auf einem 
mit Steinböcken bespannten Wagen. 

Aus dem Saal der Nord. Alterthümer tritt man links in die 
geographisch geordnete Sammlang fftr YSlkerkimde, unzählige Ge- 
genstände zur Erläuterung von Sitten und Gebräuchen fremder 
Ydlker, in 34 grossen Qlasschränken aufgestellt, Kleidung und 
Schmuck, Geräthe und Waffen, Götzenbilder u. dgl. Die Ueber- 
schriften über den Schränken geben das Vaterland an. 

In dem Halbrund rechts beim Eintritt, neben dem american. Lederzelt, 
in Schaukästen die kleinen Gegenstände und Figuren aus America. (In 
dem angrenzenden offenen Hof sieht man Gyp sab güsse, zur Ergänzung 
der grossen Sammlung der Gypsabgüsse, s. S. 17, meist grosse Reliefs, n. a. 
die Extemsteine im Teutoburger Wald, S. 144.) Im Schrank am 3. Fenster, 
Australien überschrieben, links, der rothe und gelbe Fedennantel, den «inst 
der König der Sandwich-Inseln dem König Friedrich Wilhelm III. schenkte, 
wofür er eine Uniform des 2. Garde-Regiments erhielt. Weiter Modelle von 
Hütten, Häusern, Schiffen. Im letzten Saal indische, türkische, persische, 
chinesische, japanische Gegenstände in buntester reichster Auswahl. Die 
beiden ersten Schränke links enthalten manche mit Pr. W. bezeichnete 
Gegenstände, Ansbeute der Reise des Prinzen Waldewar (1846) nach Indien 
(S. 11), auch des Prinzen Mattenzelt. 

Ausgang in die auf 4 Säulen von Italien. Marmor gestützte Vor- 
halle des Treppenhauses : hier in das aegyptisohe Museum, eine der 
bedeutendsten Sammlungen aegypt. Alterthümer, von Passalacqua 
angelegt, von Lepsius 1845 sehr erweitert, ein lebendiges Bild vom 
ganzen Haushalt der Aegypter gewährend, dem Zustand der Ge- 
sittung und Kunst, wie er bei diesem Volk vor 3000 Jahren vear, 
Bildsäulen ihrer Könige, Sarkophage, menschliche und Thier-Mu- 
mien, verhüllt und abgewickelt; Schifimodelle, Waffen, Kleidungs- 
stücke u. dgl. Die Sammlung ist in 5 Räumen aufgestellt, deren 
künstlerische Ausschmückung wesentlich zur Erläuterung beiträgt. 

Vorhof von 16 Säulen getragen. Die Wandgemälde von Schirmer^ 
Pope u. A. stellen aegypt. Landschaften dar. Die Hieroglyphenschrift am 
Gesimse meldet, dass die Aufstellung auf Befehl des Königs Friedrich Wil- 
helm IV. stattgefunden hat. In der Mitte zwei Widdersphinxc (der rechts 
eine Gyps-Nacbbildung), im Hintergrund zwei gewaltige Colosse von Por- 
phyr, sitzende Königsbilder, links Bamasses IL, den die Griechen Sesostris 
nannten, ganz unversehrt, wie er aus Aegypten kam, rechts Sesnrsates I. 
(2000 J. v. Chr.), dieser grösstentheils aus zusammengesetzten und ergänzten 
Bruchstücken entstanden. — In dem von 8 Säulen getragenen Säulen- 
gang: an den Wänden beschriebene PapyrusroUen unter Glas: im Hinter- 
grund die Colossstatue des Königs Horus. — Der histor. Saal (links) ent- 
hält theiis Bildsäulen von Göttern (am Eingang r. die Göttin Pecht oder 
Isis, mit Löwenkopf und Sonnenscheibe), von Königen, Priestern und Wür- 
denträgern des Reichs, theiis andere Denkmäler, Opfersteine, Inschriften, 
Wandmalereien u. dgl. ; am Ende des Saals unter einem Baldachin die 
jugendliche Königin Bamaka. In den Glasschränken kleinere Gegenstände 
verschiedener Art aus dem häuslichen und religiösen Leben, (^räthe, 
menschliche Mumienköpfe, Mumien der heil. Thiere, Katzen, Fische, Schlan- 
gen, Krokodile, Frösche, Ibisse, Heuschrecken; Amulette, geschnittene 
Steine, Schmuck, Münzen, Früchte. — Gräbersaal (rechts der Säulenhalle) 
am Eingang die Göitia Hathor. Die «Grabkammern sind aus den von 



Kirehen. BERLIN. 7. B<mU. 21 

Prof. LepciuA »ns der NekzDpolia tu Memphis hierher gebrachten Bmch* 
stücken ganx in der ursprünglichen Gestalt anfgebant, von innen und aussen 
mit xahlreichen Hiero^yphen. Der anstossende astronom.-mytbol. Saal 
enthält vorzugsweise Sarkophage nnd Mumien, der in der Mitte unter Ola« 
aufgestellte Sarkophag, su Theben ausgegraben, der wertfarollste. 

Westlicli Tom Mnseun steht die unbedeutende. Ton Friedrich II. 
1747 erbaute Semkirehe (PI. il), unter Friedrich Wilhelm III. 
erneuert. Im Gewl^lbe die kOnigl. Familiengruft. In der Kirche 
die Prachte&rge des Oroesen Kurfürsten und K&nigs Friedrich I. ; 
dann das metallene Dealunal des Kurfürsten Johann Cicero (f li99) 
and Joachims I. (f 1635), Ton Johann Yischer aus Nürnberg um 
1540 gegossen. Die angrenzende Begribnisshalle , dem Campo 
Bonio in Pisa nachgebildet, zu Königsgrabem bestimmt, mit ihrer 
Rückseite in die Spree hinein reichend, ist noch unvollendet. 

Ton den übrigen 40 altem Xirchen Berlins Terdienen nur 
einzelne in baulicher oder kunstgeschichtlicher Hinsirht einige 
Beachtung. Bie nachgenannten vier Utesten sind am r. U. der 
Spree : in der NieoUtOtircke (PI. 58) aus dem 13. Jahrb., das Grab 
des berühmten Keehts- nnd Staatsgelehrten Puffendorf (f 1690),. 
as der Anssenseite das Grab Ton Ph. J. Spener (f 1705); in 
der OanUsonkirdie (PI. 45) ein Gemälde Ton Begas, Christus am 
Oelberg, und andere Bilder, den Tod einiger Generale des 7jähr. 
Kriegs darstellend ; die Marimkirche (PL 54), aus dem 13. Jahr- 
hundert, hat einen 1790 erbauten 286' hohen Thurm; in der goth. 
^Klosterkirche (PI. 51) am Altar und Chor FrescogeraUde von 
Hermann. — Die Neurtädler' oder Doroifuenkirche (PI. 42) enthält 
u. a. das Denkmal des Grafen von der Mark, natürlirhen Sohn» 
Friedrich Wilhelms II. (f 1787), Ton Scikadow. Die Kuppelkircben 
auf dem Gensd'armenmarkt, die neue (PL 57) und die frantöntche 
(PL 44) , Hess Friedrich II. erbauen. Die * Werder'sche Kirche 
(PL 61) erbaute Schinkel 1824--1830 im goth. Stylt sie hat zwei 
flache Thürme, ein Altarblatt ton Begas , die Auferstehung , zur 
Softe die 4 Evangelisten Ton W. Schadow. Hedwigikirehe s. S. 9» 

Die ^neuesten Kirchen sind: Johannukirehe in Moabit (PL 50)» 
Backsteinbau (1834) Ton Schinkel; Jaeobikirche (PL 48), Basili- 
kenstyl, Baekstelnbau (1845) Ton Stüier; MtsUhaeikirche (PL 55) 
TOT dem Potsdamer Thor am Thiergarten, Backsteinbau (1847> 
Ton Stüier; •Petrikirche (PL 59), die Gewölbe Ton 48' Spannung 
(5' mehr als die des Kölner Doms), goth. Styls, Backsteinbau 
(1846—1854) von Straok, Thurm 301' h.; *Maremkirche (PL 53), 
roman. Styls, 1848—1855 von Stül«; Andreaskirche (PL 38)» 
1854—1856 Ton Strack; •Bartholomaewkirche (PL 39), mit 215' 
h. Thurm, goth. Styls, Backsteinbau, 1854— IföS von Stüier; 
LucoBkirche, romaa Styls, 1862 vollendet, Bemburger Str. Die 
*8i. MiehaOeJarehe (PL 56), roman. Styls, nach Sollers Entwürfen 
als katholische Gamisonkirche 1856 aufgeführt, in der Nähe des 
Krankenhauses Bethanien, Kreuzkirehe, 194' L, 98' br., Kuppel 
150^ h,, auf dem Giebel der h. Michael, Ton Kiss, ist die schönste 



22 BotUeL BERUN. Schöne Gthäudt, 

Kirche Berlins; Verzierungen and Standbilder in gebranntem Thon. 
Die Synagoge (PI. 99) der altjüd. Gemeinde in der Oranienbnrgerstr., 
1863 Yon Knoblauch erbant. Der iaradU, Tempd (PL 101) in der 
Johannisstr., für die Reformgemeinde, nach Stier's Entwürfen, 
durch seine Kuppelanlage sehenswerth, Sonntags Gottesdienst. 

Ausser den schon genannten m5chten als ftelidne 0eb&iide 
noch die nachstehenden anzuführen sein: Palais des Königs Wtf- 
ham 1. (PI. 82), Linden Nr. 37, 1834—1836 Ton Langhans er- 
baut (eine aufgezogene Fahne deutet die Anwesenheit des Königs 
im Palais an); des Primen CaH (PI. 79), Wilhehnsplatz Nr. 9, 
mit einem ausgezeichneten Waffenaaal, 1737 als Palais des Jo- 
hanniter-Ordensmeisters erbaut, 1827 Ton Schinkel umgeschaffen; 
des Prinum Alhrecht (PI. 78), Wilhelmsstrasse 102, ebenfalls yon 
Schinkel neu eingerichtet; des Grafen Bederny Linden 1, von 
Schinkel im Floren t. Styl erbaut; des Kaisers von Bussland 
(PL 83), Linden 7; des Grafen Amim'Boyt%enburg, am Pariser* 
Platz. Das Schauspielhaus (PL 105), auf dem Gensd'armenmarkt, 
1820 von Schinkel erbaut, vor dessen Freitreppe die Statuen von 
Schiller und G5the aufgestellt werden sollen. Die SUmwarte 
(PL 98) an der Lindenstrasse , 1835 von Schinkel erbaut, mit 
«iner bemerkenswerthen Kuppel. Der neue Packhof (PL 76) 
beim Museum, ebenfalls nach Schinkels Entwurf. Das Kriegs- 
ministenum (PL 64), Leipzigerstrasse 5 — 7, 1844 umgebaut, auf 
den Pfeilern an den Einfahrten 4 Soldaten-Standbilder, Husar, 
Kanonier, Grenadier, Cürassier. Das Handelsministerium (PL 34) 
am Wilhelmsplatz. Das H6td d^Angleterrcy neben Schlossbrücke 
find Bauschule. Die neue Börse in der Burgstrasse, Ecke der 
neuen Friedrichsstrasse (Börsenst. 12 — 2 ü,), von HUtig 1862 
vollendet, mit Standbildern von Begas u. A. gekrönt, über der 
Hauptfront Borussia, Ackerbau und Handel, über den Flügeln 
verschiedene Länder und Städte. Der Hauptsaal (220' L, 85' br., 
^5' h.) zerfällt in zwei Hälften (Fonds- und Kombörse), mit 
•entsprechenden Fresken von Klöber (Portler in der n. Friedrichstr., 
letzte Thür links). Das unter Waesemann's Leitung im Bau be- 
^riifene neue Bathhaus erhält einen 250' hohen Thurm. — Ganze 
.Seihen geschmackvoller neuer Privathäuser finden sich in den 
neuen Strassen vor den s.w. Thoren, namentlich in der TkiefgarUn" 
jstrasse, am südlichen Saum des Thiergartens , der Victoriastrassef 
Xiennistr.j BeUevuestr.f Begentenstr. y HohenKOÜemstr. , Schifferstr. 
l(vor dem Brandenburger Thor). 

Das Haus Oranienburgerstrasse 67, in welchem A. v. Humboldt 
von 1842 bis 1859 wohnte, ist mit einer Granittafel zu seinem 
<}edächtniss bezeichnet. 

In dem neuen Stadttheil, der an der s.5. Seite Berlins sich 
Anbaut, erhebt sich ein grossartiges, 1847 vollendetes Gebäude, 
anscheinend ein Castell mit einer langen Vorderseite, aus welcher 
zwei Thürme aufsteigen, mit zwei Flügeln, «Bethanien (PL 13) 



Wagener'$ Qem,^amml. BERLIN. i. Boute. 23 

genannt (Sintr. S. 5), Ceniral-Di&konissen-AnsUlt und Muster- 
Krankenhaus, unter der Leitung evangel. Diakonissen, «christlicli 
geginnter Jungfrauen zu christlicher Krankenpflege Tereinigt''. 

Das aas Beiträgen kathol. Gonfessionsyerwandten 1854 erbaute 
katfaol. Krmnkeiüiftiis (PI. 63), an der entgegengesetzten nördl. 
Seite der Stadt, Hamburger Strasse, wird Ton barmherzigen 
Schwestern geleitet. Das 1855 errichtete, mit einem Pensionat Tcr- 
bund^ie kathol. ErxUhtmgsham, in der Lindenstr., zugleich Waisen- 
haus fär Madchen und höhere Töchterschule, leiten Ursulinerlnnen. 

Das neue Krankenkaut der jüdiaehen Oememde, Auguststr. 15, 
nach Entwürfen Ton Knoblauch, ist seit 1861 eröfbiet. 

Neben dem Hamburger Bahnhof ist das 1847 vollendete *Zellen- 
aeOiigniM (PI. 113) für 820 Gefangene. Unfern desselben die 
neue grosse manen-CMeme (PI. 30), an Moabit (S. 25) angren- 
zend. — Den Raum der am 19. März 1848 niedergebrannten 
Artülerie-Wagenhäuser Tor dem Oranitsuburger Thor nehmen drei 
grosse stattliche CMem«L-0eb&iid« (PI. 24) ein, jedes 550^ lang. 

Am Halleschen Thor, auf dem Belle-Alliance-Platz, dieFxi«d«iM- 
■ftule (PI. 32), zu welcher im J. 1840 zum Gedächtuiss des 25jlhr. 
Friedens der Grundstein gelegt wurde, eine 22' h. Granitsäule, oben 
eine Victoria von Bauch, in der Linken den Palmzweig, in der 
Rechten den Siegeskranz der Stadt zutragend. Das Thor schliesst 
die 4250 Schritte (3/4 St.) lange FriedriehMttrasBe, welche Berlin von 
S. nach N. durchschneidet und n. mit dem Oranienb. Thor endet. 

Die «UTagener'sche Gemilde-Sunmlimg (PI. 1, Eintr. S. 5), 
über 200 Bilder neuerer Meister, grossentheUs Düsseldorfer u. Mün- 
chener, von dem Consul Wagener (f 1861) dem Staate vermacht, Jetzt 
in der Academie. Da die Aufstellung noch keine definitive Ist, so 
sind die besten Bilder nachstehend nach der Nummerfolge angeführt. 

1. A. Aehenbach Wald-Land0cbaft, 2. Adam Pferdestall, 4. Adam des Künst- 
lers Werkatatt, 15. de B\ffve der Compromiss der Edlen in Brüssel, verklei- 
nerte Copie des beröhmten Gemäldes, 32. 33. (kdamt Landschaften, 34. CSimip- 
hanuen Cromweirscbe Reiter «of Vorposten, 38. Cvn^iu* Hagen versenkt den 
Nibelungenhort in den Rhein, 39. OrsfitM Knappe u. Mädchen, 40. Datge Ka- 

Suziner m. Chorknaben, 41. DdM Seesturm, 57. Gallait Kapuziner in seiner Or- 
enstracht, 58. OalkUt Graf Bgmont in der Nacht vor seiner Hinrichtung, 62. Ou- 
dm Leuchtthnrm an der Küste der Bretagne, 70. 71. Batenelever Weinprobe u. 
Lesecabinet, 77. W. Heins gefangene Verbrecher in der Kirche, 78. He^tß Do- 
genpalaat in Venedig, 79. Henning junge Frascatanerin, 89. E. Hildebrandt See- 
strand bei Abendbeleuchtung, 90. Th. Hildebrandt Krieger u. Kind, 91. derselbe 
ein Rauber, 92. Hop/garten Tasso, 93. Hübner Christkind, 95. Hunin die Eröff- 
nung eines Testaments, 98. Jordan Heirathsantrag auf Helgoland, 99. Jordan 
Tod eines Lootsen , 101. 102. Kaikreuth Landschaften , 103. 104. de Keyser der 
Qianr (nach Lord Byron), Tod der Maria v.Medicis, 113. 114. Ao«Mo«l;Winter- 
u. Sommerlandschafl, 115. Kolbe Strasse in einer altdeutschen Stadt, 118. Ko- 
piseh die pontinischen Sümpfe, 119. 120. Krause Marinestücke , 123. 124. 125. 
Fr. Krüger Pferdestücke, 129. Landseer Karl 1. in der Schlacht von Naseby, 
130. 131. Lehnen Stillleben, 133-137. X«AMn^ Landschaften mit reicher Staf- 
fage, 145. Magnus Heimkehr des Piloten, 148. Meperheim Sebeibenschiessen, 
154. MOeke h. Katharina, 166. Pistorius Krankenwärter, 167. Plüddmnann Co- 
lumbus, 169—174. Frey er Blumen- u. Fruchtstücke, 175—180. Quaglio Land- 
schaften u. Arcfaitecturstückß , 183. Rata Verfolgung der Christen in den Ca- 
taeomben von Rom, 189. Riedel badende Mädchen, 191. L. Robert schlafender 



24 Boutel. BERUN. Tkkrgarten. 

Räuber, 19&. Rüstige Flucht Tor dem 0«wüter, 197. SehetuM Fisehfrau, 300 bi» 
903. Schinkel Landschaften, 2il. Sehirmer Tasso's Haus zuSorrent, 217. Sehom 
Pabst Paul III. vor dem Bildniss Luther's, 219. Sehrader Karl I. ▼. England 
nimmt vor seiner Hinrichtung Abschied von seinen Kindern , 220. Schradir 
Bsther u. Ahasverus, 222. achrödter Weinprobe, 224. Sehrödter Don Quisnte, 
225. Sehrödter aus Shakspeare's Heinrich V., 234. Sohn Lautenspielerin, £36. 
iSI<^ect Wachtelhunde, ^. ^Stcinftröet Elfenmährchen. 239. StilekeBicharä DI. 
trennt die Söhne Eduards von ihrer Mutter , 241—243. Verboeekhoven Tkier- 
stücke , 244. B. Vemet Sclavenmarkt, 247. Wach h. Jungfrau, 260. Wieftwmm 
Paul Veronese. ' 

Viele dieser Bilder sind durch Steindrucke und Kupferstiche all- 
gemeiner bekannt. Ausfuhr!. Katalog vom Prof. Waagen, 10 Sgr. 

Die «Baveni'sche GemUdegallerie (PI. 87, Eintr. S. 5}, neue 
Grünstrasse, Wallstrassen-Ecke, eine kleine sehr gewählte Samm- 
lung (147 Nummern), nur Bilder neuer deutscher und französ. 
Meister, neuem Ursprungs als die Wageuer'sche Sammlung, in vor- 
trefflicher Beleuchtung. Man geht am besten gleich durch die 
ersten Zimmer die Treppe hinauf in den von oben beleuchteten SaaJ. 

An der ersten Wand: dO. ffasenclever Jobs als Nachtwächter, 129. 
Sehrödter Eulenspiegel als Bäckergeselle, Vt.Meyerheim Kirchgang, 84. Z««- 
fing westphäl. Landschaft, 185. Tidemand norweg. Begräbniss, 140. JSbroce 
Vemet ein Zuave als Amme , 76. Krüger Pferdestall , 29. Baiendever Wein- 
probe. Zweite Wand: ^. 91b. Mey^heim Harzerinnen, \2&. Verhoeek- 
hoven Kühe, \. Andr. Aehenhach norweg. Ktiste im Winter, ^. Meyerheim 
Familienglück , 49. Hilgers Winterlandschaft , 85. Leu grosse norweg. Land* 
Schaft. Dritte Wand: 67. C. Hübner Jagdrecht, 108. iVeyer StilUeben, 
Si. ffcuenclever Jobs als Schulmeister, \i^. Robert Fleury Judenmord am 
Krönungstage (975) Eduard's II. in London , 118. Henry Ritter der ertrun- 
kene Fischersohn, 41. i{tft2e&rim«;< Sonnenuntergang bei Bio - de - Janeiro, 
ZV. Haunclever Jobs im Examen. Vierte Wand: Vi^ Schturen flache 
Oegend am 17iederrhein, 93. Menzel Friedrich d. Gr. auf Reisen, 134, Tide- 
mond der Wolfsjäger. Auf Staffeleien: Grob Fontana Medina in Neapel, 
62. Hilger* Harzlandsehaft, 124. Schmidt Kaiser CarFs V. letzte Augenblicke, 
19. C'a/Ia«/ böhm. Musikanten. Indenunteren kleinern Zimmern, im 
ersten: 110. Preyer Spatzenfrühstück, im zweiten: 43. HUdebrcrndt 
Mondscheinlandschaft bei Rio-de- Janeiro, im dritten: 82. Lepoittemn „^du- 
cation d'Achille'*, ein junger verwundeter Soldat wird von einer Marketen- 
derin verbunden , 131. Streck Hunde im Vorzimmer , 6. Biard Schmuggel- 
Versuch in einem franz. Zollhause, im vierten Zimmer: 111. iVeyer 
Brd- und Johannisbeeren, 4. C. Becker Juwelenhftndler und Senator. 

Unmittelbar Tor dem Brandenburger Thor (S. 6) dehnt sich 
der *Tliiergarten aus, ein 8/^ St. 1., Vi St. br. Park mit statt- 
lichen alten Bäumen, hier und da hübsche Wasserpartien, nament- 
lich in der Nähe des zoolog. Gartens (S. 25). Die Landstrasse 
nach Gharlottenburg theilt den Thiergarten in zwei ungleiche 
Hälften. An der Ostseite der nördl. Hälfte, an der Stadtmauer, 
sind die Maler-Gebäude (s. unten), an der Westseite das Kroll'sche 
EtabUssement (S. 4), hinter diesem die unter dem Namen der 
Zelte (S. 4) bekannten Yergnügungsorte, weiter Schloss Bellevue 
(s. S. 25), diesem gegenüber am rechten Ufer der Spree Moabit 
und die Borsig'srhe Maschinenfabrik (S. 25). Unweit des westl. 
Endes des Thiergartens beginnt Charlottenburg (S. 25), an der 
Südwestspitze der zoolog. Garten (S. 26) und die „Neuen An- 
lagen^, am s. Saum die kleine Luiseninsel u. das Denkmal Friedrich 
Wllhelm's III. (S. 26), dann eine Anzahl viel besuchter Yer^ü- 



Ouiriottenburg. BERLIN. i. Bouie, » 

goügsorte (S. 4) ; tmfeni des 8.d. Saumes, zwischen Brandenburger 
Q. Potsdamer Thor, eine Reihe hfibscher netter Wohnhäuser (S. 22). 

Die oben genannten Malerhätutr, drei durch einen Sänlengang^ 
▼erbmidene Gebände gleich rechts yor dem Brandenburger Thor,, 
enthalten die Wohn%ing des Direetors v. ComdhUy ein Othäude für- 
MaUr-WeHestätten, und im mittleren Gebinde die ^Bfteiyaiiki'sche 
OpiriUlde-BaBnlimg (PI. 88, Eintr. S. 5), 122 Nnmmem, meist 
gewählte, grösstentiieils neuere Bilder. 

1. Comeliu* Cbrittii« in der VoihöUe, 2. Äavlbaeh die Sage, 3. XmObath'g: 
Carton cur Hunnenfichlacht (S. 18) bedeckt fa«t die ganae Wand , i. Com«^ 
aus allegorische Gmppe, 5. Overbtck Sposallzio, 8. Führich Triumph Christi«, 
21. Schado» Tochter der Herodias, 22. SHÜet Pilger in der Wüste, 27. Scha- 
de« Templer, 33. Büdebrandt Söhne Eduards , 97. Xaulbaeh Hirtenknabe an» 
Eom, liö. Füul Delaroehe Vüger in Rom, 116. Äo6«rt Schnitter. 118. 7«r^ 
boeeUwven Stier, 131. Teniert (?) Quacksalber, 132. Lepoittevin Fischer anw 
Strand. Jtüben» heil. Familie auf der Flucht (Zeichnung). 

An der Westseite des Platzes ist KroU'$ EtabiMsement (S. 4)^ 
In derselben Richtung, 15 Min. im Thiergarten weiter westlich,. 
Hegt an der Spree das königl. Schloss Belleyue (jetzt unzugänglich)^ 
in welchem ebenfalls eine *8ammlun4f von Bildern neuerer MeUter. 

I.Zimmer. Lu$mg Hussitenpredigt , \8(rMrm«r römische Landschaft^ 
Friedrieh drei liandschaften. >- 2. Z. Eöhkr Davids Triumphcug , Btgam 
Abels Tod. — 3. Z. Sohn Raub des Hylas, Oirardet Protestant. Gottesdienst 
in den CeTeimen. — 4. Z. AhUH)m römische Landschaft, (kittl Säulenhalle- 
der Peterskirche. — 5. Z. links, Ha$enpßug Dom zu Erfurt und Dom iv 
Magdeburg. — 7. Z. Scheuren das halb fertige Schloss Stolcenfels am Rhein^ 
Bermann Schloss su Stettin , Oregorovius Danzig , Koeekoeck Landschaft. — 
8. Z. Caia röm. Pifferari, Fiedler Amphitheater cu Pola , Schmidt Hallstadlr 
im Salzkammergut , Sckrödttr Küche. -- 9. Z. rechts , Britzi Ischl , Baten-- 
p/htg Halle im Schnee, Dom zu Magdeburg, HiOmer Fischer, Geyer genue- 
sische Küste. — 10. Z. Keuler Tilsit, Schultz Gefecht bei Hainau. — 11. Z. 
BemdemoMH Jeremias, Schulz Marienburg. 

I>em Schloss Bellevue gegenüber am rechten Ufer der Spree Hegt: 
das Dorf lEoftbit mit zahlreichen Belustigungsorten ffir das Volk,, 
und der grossartigen JBoraip'schen ^Maschbunfäbrik (PI. 16) (300O 
Arbeiter), auch sehenswerthe Gewächshäuser (Eintr. S. 5). Die- 
JokannM'Kireike (PI. 50) hier ist 1834 Ton Schinkel erbaut. 

Charlottenlmrg, jetzt eine Stadt mit an 12,000 Einw., er- 
streckt sich fast bis zum Westende des Thlergartens. Sie ist aus^ 
dem Dorf erwachsen, welches sich um das, 1696 von Seblüter 
(S. 9) für die Kurförstln Sophie Charlotte erbaute Schloss ange- 
siedelt hatte (1 St. westl. vom Brandenburger Thor, Fahrt und* 
Eintr. s. S. 5). Im Schlossgarten, n.w. Seite (beim Eintritt 
links an der Orangerie hinab bis ans Ende, dann die Tannenallee^ 
rechts, 10 Min. Gehens vom Eintritt), Hess Konig Friedrich Wil- 
helm m. einen Grabtempel („Mausoleum") errichten und die 
Hülle seiner Gemahlin Luise (f 19. Juli 1810) darin beisetzen; 
er selbst (f 7. Juni 1840) ruht ebenfalls hier. Die ♦♦Marmor- 
bilder der Kdnigl. Ehegatten, von Rauchs Meisterhand geschaffen, 
die edle Gestalt der Königin , der Konig in Uniform auf dem 
Feldmantel, auf zwei Sarcophagen, bilden eine Gruppe Ton ergrei- 
fender Wirkung (8. 34). Zu beiden Seiten ♦Kandelaber, rechts 



^ Hotäel. BERLIN. KirMofe. 

mit den 3 Parzen yon Ranch, links von C. F. Tieck mit den 
Hören. Ausbau und Ansschmückung dieser würdigen Todtenhalle 
:8ind nach den Angaben König Friedrich WUhelm's IV., dessen 
fierz in einer Marmorkapsel zu den Füssen seiner Eltern b^ge- 
«etzt ist; das Cruciftx ist Ton Achtermann in Rom. An den 
<>eiden Todestagen ist hier Gottesdienst. — Die beiden statt- 
lichen Gebäude mit den KuppelthÜrmen, dem Schloss gegenüber, 
•sind Casemen, 1856 von Drewitz erbaut. (Gaftf Restaurant, auch 
Bier, im Türkischen ZeU, Berliner Strasse ; bester KafTe In ZipUrs 
Omditoreif Berliner Str. links, Mitte.) 

Vor dem Potsdamer Thor, an der Südseite des Thiergartens, 
:auf halbem Wege zum Hofjüger (S. 4), in der Nähe der Lonisen- 
Insel, erhebt sich auf einem 18' hohen Gestell mit *Haut-Reliefs 
<^Segnungen des Friedens) das niarmoritaadbild Friedrieh Wil- 
lielni't in. (PL 94), von Drake, der Konig im Ueberrock, welches 
1849 die „dankbaren Bewohner Berlins^ erricht-en liessen. Auf 
-der lAÜaenineel erinnert ein kleines von Schadow gearbeitetes 
Denkmal, von den Bewohnern des Thiergartens „ihrer heimkeh- 
renden Konigin" im J. 1809 nach der Rückkehr der konigl. 
.Familie aus Königsberg errichtet, an die Königin Luise. 

Der loologiielie 0arten (PI. 116), am s.w. Ende des Thiergar- 
tens, hinter dem Hofjäger, 20 Min. Fahrens (s. S. 3) vom Branden- 
burger Thor, ist 1844 durch Versetzung der sonst auf der Pfauen- 
insel bei Potsdam befindlichen Menagerie hierher begründet, und 
wird fortwährend durch neue Anschaifungen vergrossert. Er ent- 
liält auf einem grossen waldbedeckten und mit Anlagen durch- 
schnittenen Raum Thiere jeglicher Gattung. Affenkasten, Bären- 
izwinger und Elephantenhaus sind stets mit Neugierigen besetzt, 
«die mit Obst und Brod die Affen, die Familie Petz, besonders 
■aber sich selbst ergötzen. Beim Affenkasten ist angeschlagen: 
.„Jeder hüte sich vor Taschendieben." Das Führerbuch ist ganz 
«entbehrlich ; die Zahlen an den Stangen geben die einzuhaltende 
Richtung an. L. vom Eingang Lichtenstein^s Büste, des Gründers 
'des zool. Gartens. — Angrenzend n.w. das Hippodrom, (Vom 
.^ool. Garten bis zum Charlottenburger Schloss 20 Min. Fahrens.) 

Der «botaa. Garten (PI. 17, Eintr. S. 5), an der Potsdamer 
<!haussee, bei Schöneberg, 20 Min. vor dem Potsdamer Thor, mit 
18 Gewächshäusern und 16,000 verschiedenen Arten von Gewächsen, 
ast einer der reichsten Europa^s, besonders an Palmen- n. Cactusarten. 

Am Stralower Thor (s.o.) sind seit 1855 acht grosse Dampf- 
rmaschinen für die WasserUitnng (PI. 112) thätig, indem sie 
Spreewasser in grosse Wasserbehältnisse treiben, namentlich in 
das grosse Wasserbecken vor dem Prenzlauer Thor, auf dem 
Jhöchsten Punkt von Berlin (80' über der Spree), welches einen 
grossen Theil der Häuser Berlins mit Wasser versorgt und die 
öffentlichen Brunnen speiset. Grosse Wasch' und BadectnsUdtcn^ 
.Schillingsgasse 8 u. 9 u. a. stehen ebenfalls damit in Verbindung. 



KinMofe. BE&UN. L BouU. 27 

XireUiftfe. Anf dem ^InvaUdmkirehhof (PI. 37), neben dem 
Hamburger Bahnhof, n. a. folgende Denkmiler: 

Südl. Abtbeilang: OenenlUeat v. Gaffern (f 1846), Oea. d. Inf. 
J>u Momlm (f 1845) , FeldmArschaU v. Boyen (f 18&8) , Gen. d. Cav. r. Repher 
(f 1857), Oenentllieat. Friedr. v. Rauch (f 18fiO), .dem treuen Freunde und 
topfem Krieger Friedrich Wilhelm IV.* ; Oen. d. Inf. «. Woltofftn (f 184B), 
Oeneralüeut. v. Sack (f 18U), «. WUM (f 1847) und i)«MMr (f 1844), Armee- 
Aerste , Generallieut. v. SchUeffen (f 1842) , Oen. d. Inf. OuHav v. Rauch 
O 1841), /V. Frie»en (f 1814), Lieut. und. Adjut. im Lütsow'schen Freicorps; 
OeneraUieut. v. Wtteleben (f 1887) „sein Andenken ehrend Friedrich Wil- 
helm m.'*, OeneraUieut. Gerhardt v. Sehamhorst (f 1813), daa 18' h. Denk- 
mal (in lEarmor) 1826 errichtet „Schamhorst die Waffengefahrten von 1813" 
mit 4 Reliefs , nach Tiecks Entwurf, oben ein ruhender Löwe von Ouss- 
eisen \ nebenan der Sohn Oenerallieat. Wilhelm «. aehamhoret (f 1860) *, Q«n. 
d. Inf. 9. aehöler (f 1856), Oen. d. Inf. v. Reiche (f 18o5), Oen. d. Inf. miler 
V. Gärtringen (f 1856), OeneraUieut. v. Held (f 1851), OeneraUieut. e. Iftn- 
terfUdt (t 1757), die Oebeine 1857 hier beigesetst (in Marmor mit Medaillon- 
bad). — Nördl. Abtheilung: OeneraUieut. Georg Dubielae v. Firch 
(f 1838) und OeneralUeut. Otto Carl Lorent v. Firch (f 1824) , GteneralUeut. 
V. KöckriU (f 1821) «sein Andenken ehrend Friedrich Wilhelm III.'* \ Oe- 
neraUieut. V. Dedenroth (f 1850), Oen. d. Inf. Oraf Tauentnen «. Wittenberg 
(t 1824), Gen. d. Inf. tf. Rohdidi (1796). 

Im InTalidengarten , dem InvaUdenhaui (PI. 37) gegenüber, 
ist auf einem 19* h. Fussgestell eine 101' b. gnseeiseme korinth. 
Sänle, unten allegor. Hant-Relief-Grappen Ton Albert Wolff, oben 
▼on einem michtigen Adler, 6' h., 25 V2' FlügeUpannong , über- 
ragt: das 1854 eingeweihte nTational-Xxief er-Denbaua (PI. 75) 
„tum OedächitUsB der in den Jahren 1848 %md 1849 treu ihrer 
JP flieht für Konig und Vaterland , Oe$etz und Ordnung gefallenen 
Brüder und WaffengenoBatn, errichtet durch den üntcrstOtsunga^ 
Verein von Berg und Ma/tk". Ihre Namen (475) sind auf Marmor- 
tafeln in der dreiseitigen Umfassungsmaner genannt: 24 Namen 
als in Berlin gefallen und an Wanden gestorben, 116 in Posen, 
152 in Schleswig-Holstein, 5 in Mainz, 9 in Frankfurt a. M., 
7 in Erfurt, 7 in Breslau, 10 in Dresden, 2 in der Rheinpfalx 
(Ludwigshafen), 140 in Baden, 2 in Iserlohn, 1 in Elberfeld. 
Eine eiserne Wendeltreppe fahrt auf 181 Stufen bis zu den Füssen 
des Adlers, von wo ein guter Ueberblick über Berlin, namentlich 
über das neue Berlin, südl. Invalidenhaus, Hamburger Bahnhof, 
Zellengefangniss, Ulanen-Caserne, im Hintergrund das Fabrikdorf 
Moabit; nordl. die drei grossen Gasemen (S. 23) besonders her- 
Tortretend. Die Stadt selbst ist in Fabrik-Schomsteinrauch gehüllt. 

In der Nihe ein 30' hoher Obelisk von schlesischem Marmor 
zur Erinnerung an den Untergang der preuss. Uebungs-Corvette 
Amasont im Not. 1861 (^den gefallenen Kindern die trauernden 
Eltern"). Das n.w. angrenzende Gebäude, dem Invaliden-Kirch- 
hof gegenüber, ist die Central -Tum -Anstalt^ zur AusbÜdnng 
von Turnlehrern. 

Vor dem (n.w.) Oranienburger Thor liegen gleich links drei 
Kirchhöfe zusanmien. Der erste zunächst dem Thor ist der Hecf- 
iPige- oder aUe katholische Kirchhof. — Auf dem zweiten, dem 
der franaotieehen Coloniet etwa 50 Schritte vom Eingang, ruht 



28 RouU 1. BERLIN. Kirchhöfe. 

Ludwig DevrierU (f 1832), der grosse Schauspieler, und „FrSäiric 
AneiUon" (f 1837), der Staatsmann, dem König Friedridi Wil- 
helm lY. ein Denkmal mit franz. Inschriften errichten Hess. — 
Der dritte ist der alte Dorotheen$tädler Kirchhofe wo links in der 
Hanptreihe und weiter an der Mauer folgende DenkmiUer stehen r 
Sehinkd (f 1842), mit Medaillonhild ; die Finanzminister Macusen 
(+ 1834) und von Motx (f 1830); Crimin.-Gerichts-Director Hüxig 
(t 1849); ButhncBMi, der PhUolog (f 1829), mit Medaillönbüd ; 
Hufeland (f 1836); Solger, Prof. d. Philos. (f 1819); Biblio- 
thekar Biester (f 1816); Qans, der Jurist (f 1839); Schadovr 
„Bildhauer« (f 1850) mit der Statuette; Hegel (t 1831); Fichte 
(t 1814), eine dreiseitige hohe Spitzsäule mit Medaillonbild; 
Klenxe, der Jurist (f 1838) ; Amalie von Indio f geb. von Hdwiff 
(t 1831), die Dichterin; Rauch (f 1857), der berühmte Büd- 
hauer; Borsig (*{- 1854), der Maschinenbauer (S. 25), mit Büste 
in einem Marmortempel. — Rechts (n.ö.) vor dem Oranienburger 
Thor ist der Sophienkirchhof mit dem Grabdenkmal des Compo- 
nisten Lorttmg (f 1851), eine 15- h. göth. Bogennische mit 
Medaillonbild in Bronze und Inschrift: „Deutsch war sein Lied 
und deutsch sein Leid« u. s. w. 

Unter den neuen Kirchhöfen, welche ostlich die Stettiner Bahn 
berührt, vor demselben Thor jenseits der neuen Casemen (PI. 24), 
in der Liesenstrass«, ist nur rechts der neue katholUdbe bemer- 
kenswerth, auf welchem gleich am Eingang links unter einem 
Denkmal mit Medaillonbild der berühmte Schauspieler K. Seydel- 
mann (f 1843) ruht, weiter an der Mauer die Sängerin Anna 
Müder (f 1838). Zahlreiche Grabinschriften in polnischer, fran- 
zösischer, italienischer, selbst in spanischer Sprache finden sich hier» 

Vor dem (s.w.) Haüeschen Thorj der Dragoner-Oaseme gegen- 
über, sind zwei Kirchhöfe, der neue J^fiMo^emer Kirchhof mit den 
Gräbern (bei der s. Mauer) von A. v. OicaniBso (f 1838) und 
(bei der Pumpe) des Kammergerichtsraths E. Th. A. Hoffinunrt. 
(t 1822), des Verfassers der Phantasiestücke, „ausgezeichnet im 
Amte, als Dichter, als Tonkünstler, als Maler^. — Unmittelbar 
daneben ist der alte Dreifaltigkeüs-Kirehhof mit dem Grabe (in der 
n.w. Ecke) von F. Mendel$8ohn - Bartholdy (f 1847). — Etwa 
15 Min. südlich, zwischen Kreuzberg und Haseiüiaide, liegen wieder 
4 Kirchhöfe nebeneinander; der westlichste ist der neue Drei- 
farngkeits-Kirchhof mit den Gräbern von Schletermadier (f 1834) 
mit Büste, Marheineke (f 1846) mit Medaillonbild, und Neander 
(t 1850); Minister von Altenstein (f 1840); Henr, Steffens (f 1845) 
mit MedaillonbUd ; Carl Laehmann (f 1851) mit Medaillonbild; 
Ludwig Tieck (f 1853), Vamhagen von Ense (f 1858), Buch- 
händler Georg Reimer (f 1842) und dessen Söhne Karl Reimer 
(t 1858) und Dr. Siegfried Reimer (f 1860). — Auf dem Matthäi- 
Kirchhof, zwischen dem Kreuzberg und dem botanischen Garten, 
ruhen der Staatsminister C, O. von Raumer (f 1859),'Jaeoft und 



Kreutberg. BERLIN. i. BouU. 20 

Wükdm Orimm (f 1863 u. 1859) mid der Oberappellations-Ge- 
richts-Pnsident Aug. Wenteel (f 1860). — Aaf dem PeM-Kirehkofj 
zwischen dem Landsberger- und Frankfurter Thor, das Grab von 
L. RdlsUA (t 1860), SpiUsänte mit MedaUlon. 

Der *Kr«iuberg, ein Sandhügel an der s.w. Seite Ton Berlin 
^4 St. TOT dem Halleschen Thor (Omnibus s. S. 3), ist fast die 
einzige Anhöhe um Berlin, den besten Ueberblick gewahrend. 
Auf dem CKpfel eine goth. 61^ h. *8piU8ävle aus Gusseisen, von 
König Friedrich Wilhelm III. als Siegesdenknukl errichtet, am 
30. Mai 1821 eingeweiht, Entwurf von Schinkel, StandbUder und 
Reliefs von Bauch, Tieck und Wichmann Jun. Ein Invalide ist 
Hüter des Denkmals, er öflfkiet auf Verlangen (6 Sgr.) das Gitter. 

Inschrift: »/>«** König dem Volke, dat iutf' ieineu B^f hochkerng Omi 
und Blut dem Vaterlande darbrachU, den OtfaHenen »um Oedächtniu, den 
Inenden sur Anerkennung ^ den künftigen OetcMeehtem xw Ifaekeiferung.'^ 
Ostseite, Hauptfigur (zur Erion. an die Schlacht y. Orosa-Görschen, 2. Mai 
1813) Prinz von Heaaen-Homburg, der blieb i su den Seiten König Friedrieh 
Wilhelm m. (Culm, dO. Aug.), Bülow (Dennewits, 6. Sept.) — Kordaeite: 
Siegesgöttin (Leipzig, 18. Oet.). York (Wartenburg, 3. Oct.), Kaiser Alexander 
(U Bothiere, 1. Febr. 1814). — Weataeite: Königin Lniae (Paria, 
30. Xän 1814), Prins yon Preuaaen (Bar aur Aube , 37. Febr. 1814). Prins 
Wilhelm von Preuaaen, Bruder Friedrich Wilhelma III. (Laon , 9. Man 
1814). — Südaeite: Kaiaerin von Buaaland, geb. Prinzeasin Charlotte von 
Preuaaen (Belle- AlUance, 18. Juni 1814), König Friedrich Wilhelm IV. ala 
Kronprin» (Oroaabeeren , 23. Aug. 1813), Sohn dea Füraten Blücher (Kats- 
bach, 26. Aug. 181S). 

Unter den Umgebimgen Berlins werden die beiden Spre»- 
dorfer Stralow und Trep^otr, ^/^ St. s.5. vor dem Köpenicker 
Thor (Omnibus s. S. 3), viel besucbt ; n. der Oe8undbrunnen und 
Pankow (S. 73), in der Nahe Schloss Schönhawen mit Park und 
4en schönsten Bäumen; w. *CharloUenburg (S. 25) mit seinen 
zahlreichen Kaffe- und Speisewirthschaften (Türkisches Zelt, das 
besuchteste) und Yergnügungsorten. Alle diese Anstalten müssen 
indess den anmuthigen Umgebungen von Potsdam weichen, seit- 
-di^m diese durch die Eisenbahn so nahe gerückt sind. 

Zu den belohnendsten Ausflügen (nur mit Wagen) gehört * Tegel (2 M.), 
Eigenthum der Familie v. Humboldt, Schlosa mit achönem Park, in 
welehem Wilhelm (f 1835) und Alexander (f 1859) ▼. Humboldt begraben 
liegen. Eine Oranitsäule mit einer Statue der Hoffhung von Thorwaldaen 
achmückt den Begräbniasplatz. 

2, Potsdam und UmgebuiLgen. 

BiMnbahn von BerUn nach Potsdam in 3()>45 Min. für 21, 16, lOl/o Sgr.. 
Billet für Hin- und Bückfahrt bia zum folgenden Tage gültig cu 40, SK) und 
30 Sgr. Im Sommer Sonntag, Dienstag, Donneratag 3 U. Kachmittaga, 
Sonntaga auch 6 U. fr., ein Billet bia kut Wildpark-Station («Eeatauratlon) 
hin und zuxück 2. Kl. 15 Sgr., 3. Klaaae 10 Sgr. 

Prosehke 1—2 Peraonen 5 Sgr., 3—4 Peraonen 71/2 Sgr. Babelsberg 10 
(3 oder 4 Pera. 15), die Rückfahrt, wenn aolche innerhalb einer Stunde 
erfolgt, 5 oder 71/21 für jede weitere Stunde 5 Sgr. Wartegeld ; über No wa- 
weaa auf den Babelaberg ohne Unterbrechung hin und zurück, 1 bia 
2 Pera. 20 Sgr. , 3 bia 4 Pera. 1 Thlr. , wird unterwegs 1 St. gehalten, 
15 Sgr. für diese, Wartegeld für 2 bia 6 St. im Ganzen 1 Thlr. Neues 
Palaia 1 bia*aPer8. 71/2 Sg^-. ^ bia 4 Pera. I2V2 8f- Pfaueninael 1 bia 



30 RouU9 POTSDAM. ScMoss. 

4 Pen. bin 36 Sgr., surtiek 15 8gr., wenn innerhalb einer Stande, bei lim- 
germ Verweilen im Qancen 1 Thlr. für die Bückfahrt. Sechs Stnndeik 
Fahraeit kosten für 1 bis 4 Personen 2 Thlr. 

6— üaehaftawaf n tn 8 Personen stehen im Sommer auf dem Bahnhof 
bereit, den halben Tag 2 Thlr., den ganaen Tag 4 Thlr. 

Puui, die Umgebungen von Potsdam rasch au besichtigen: Eisenbahn 
bis cur Wildpark-Station, dann su Fuss cum Neuen Palais (Inneres,. 
Zimmer Friedrichs d. Ch*.), durch den Garten (Rotunde, FreandschafbBtempeiy 
nach Charlottenhof (Gärtner -Wohnung , Bäder), ;)apanischea 
Haus, Sanssouci (Fontaine, Friedenskirche, Schloss), durch den sisilia- 
nischen Garten, bei der Windmühle rorbei auf den Ruinenberg oder 
nach dem neuen Oranserie-Haus , dann surück cum Obelisk. Diese 
Wanderung wird 3 bis 4 St. in Anspruch nehmen. Führer unnöüüg. Bei 
beschränkter Zeit nimmt man nun eine Droschke und fahrt durch die 
Stadt zu dem V2 St. entfernten Bahnhof, um von da den nahen Brau- 
hausberg zu besteigen, der namentlich bei Abendbeleuchtung eine der 
schönsten Aussichten auf Potsdam und dessen reizende Umgebung bietet, 
die keinenfalls versäumt werden darf. Wer aber Alles geniessen will, 
fährt Tom Obelisk zum Pfingstberg, Marmor-Palais und weiter nach 
Glienicke (gute Restauration), nnd über den Babelsberg (Schlos» 
besichtigen) zum Bahnhof, eine Fahrt von 3 St., wenn man sich nicht unge- 
wöhnlich aufhält. Die Wasserkünste von Sanssouci springen Sonntag, 
Dienstag, Donnerstag von 3 U. bis zum Abend. Die Fontaine bei dem 
Japan. Haus nur Sonntag von 11—12. Die RaphaeTschen Gopieen im 
Orangeriehaus sind Donnerstag und Sonntag von 4 U. Kachmittags, für 
Fremde täglich zu sehen. Der Üastellan wohnt im €^bäude selbst. 

Trinkf^dmr in den königlichen oder prinzlichen Schlössern ein Ein- 
zelner 10—15 Sgr., mehrere Personen 1 Thlr. 

Restanration im Potsdamer Bahnhof gut; ebenso im nahen 
Schützenhaus', Voigt's Blumengarten (auch table dlidte), n. von 
der Stadt, nahe der russ. Colonie vor dem Nauener Thor, am Wege vom 
Pfingstberg nach Sanssouci \ HdtelEinsiedler (*table d'hdte) in der Stadt 
beim Schloss ; Dortschy vor dem Brandenburger Thor nahe bei Sanssouci. 

FriUiBtück8tub«n :Lehmann am Markt, Hormessam Wilhelmsplatz. 

Xaib, Bier und kleiners ErfriaohuBCsn: Wildpark-Station (s.S. 29), 
der Invalide hinter dem neuen Palais, Drachenhäuschen bei Bel- 
vedere, Wackermann's Höh" auf dem Brauhausberg (S. 36).; Bierhalle von 
Schröder und Köhne nahe am Bahnhof. 

Oasthftfs. Einsiedler Z. 20, L. 5, B. Tl/gSgr.; Deutsches Haus. 

Potsdam, zweite konigl. Residenz, in schönster Lage, an der 
Havel, die hier einen See bildet, von bewaldeten Hügeln nm- 
geben, mit 41,824 Einw. (1500 Kath.) und 7000 M. Besatzung, 
durch den grossen Kurfürsten gegründet, verdankt seinen Glanz 
Friedrich dem Grossen. Potsdam war zu seiner Zeit eine Stadt 
der Paläste, nicht allein wegen der vier konigl. Schlösser, son- 
dern weil selbst die Privathäuser von ihm mit wahrhaft konigK 
Aufwand nach berühmten Gebäuden angelegt wurden. 

Unmittelbar an der 350^ 1. Langen Brücke, die vom Bahnhof 
in die Stadt führt, gelangt man durch eine offene Einfahrt in 
den von zwei Säulenreihen eingefassten Luitgarten. Links ein 
340' 1., 140' br. Bassin mit einer Insel und grosser Gruppe, 
Thetis und Neptun auf dem Muschelwagen; in der Nähe die 
Büsten TOn Boyen, York, Tauentzien, Blücher, Bülow, Kleist, 
V. d. Knesebeck, weiter Müffling, Graf Brandenburg, Prinz Lud- 
wig Ferdinand und Prinz August von Preussen, Gneisenau, Kaiser 
Alexander I., Scharahorst, sämmtlich in Erz von Rauch j ausser- 



Rathhaw. POTSDAM. 2. Rouie, 3f 

dem 6 Geschütze der prenss. Regenten vom grossen KurfOrstei» 
bis auf Friedrich Wilhelm III. An der Nordseite steht eine Reihe- 
mythologischer Figuren, zu Anfang des vorigen Jahrhonderts an» 
Holland dnrch Erbschaft hierher gelangt, ohne besondem Werth. 
Im Lustgarten ist Sonntags nm 11 ühr Wachtparade mit Musik. 
Das angroizende konigl. XaildenMohloM (Castellan im Hof 
links, Trinkg. s. oben), 1660 bis 1701 aulgefQhrt, ist Torzngs- 
weise wegen der Erinnemngen an Friedrich II. sehenswerth. 
Seine 2Ummer sind unverändert geblieben, sein mit Tinte be- 
fleckter Schreibtisch, ein Bücherschrank mit franz. Werken, Mn- 
akpnlt, Stühle und Sopha, deren seidene ITeberzfige fast abgerissen 
sind von seinen Hunden und später yon Reliquien-Jägern, Hut, 
Schärpe, Augenschirm. Neben dem Schlafzimmer ein kleines Ga- 
binet mit doppelten Thüren, in welchem ein Tisch yermittelst 
einer Fallthür hinabgelassen werden konnte. Hier speiste der 
König zuweilen mit yertrauten Freunden, ohne dass das Gespräch 
yon Bedienten gehört werden konnte, da die Speisen auf jenem 
Schenktisch aufgetragen wurden. Auch die Zimmer Friedrich 
Wilhelms III. mit mancherlei Soldaten- und Schlachtbildeni und 
den Fahnen und Standarten der Potsdamer Regimenter, femer 
die Zimmer seiner Gemahlin, der Königin Luise, sind unverändert,, 
die weissen Vorhänge sind grau geworden, die Zeit hat ihnen die 
Trauerfarbe gegeben. In den von Friedrich Wilhelm IT. bewohnt 
gewesenen Räumen manche hübsche neuere Bilder, im Eingangszim- 
mer: KaUtreuth, Grossglockner, Rudolphsthurm am Hallstädter See,. 
Dachstein in Oberösterreich, Schloss Stahleck bei Bacharach, Hotgg 
Kirche zu Alken an der Mosel ; in den folgenden Zimmern Bilder 
von Hasenpflug, Sohn, Be^as, Klöbtr, Foladc, Qudin u. a. 

Die *Vicolaikirehe , dem Schloss gegenüber, von Schinkel 
und Persius 1830—1837 erbaut, hat durch Stüler und Prüfer 
(1842 — 1860) eine mächtige, durch ein eisernes Gerippe gebildete 
Koppel von 74' Durchmesser nnd 42' Höhe erhalten. Das Gie- 
belfeld der Eingangs-Säulenhalle ist mit einer Hautrelief-Darstel- 
lung der Bergpredigt geschmückt, von Kiss (S. 11) nach Schinkels 
Angaben ausgeführt. Im Innern ein grosses Frescobild auf Gold- 
grund, Christas mit den Aposteln und Evangelisten, nach Schin- 
kels Entwurf unter Cornelius Leitung gemalt, neuerdings auch 
noch andere sehr reiche bildliche Darstellungen in der Kuppel 
und den Gewölbebogen. Einlass durch den Küster Schäfer, rechts 
neben der Kirche im Predigerhaus. Schöne Aussicht Über Stadt 
und Gegend von der offenen Säulenhalle der Kuppel. 

Das nahe Bathhaus, 1764 nach dem Amsterdamer erbaut, 
trägt auf seinem Giebel einen grossen aus Kupfer getriebenen 
vergoldeten Atlas mit der Weltkugel. Am ObeUtk vor dem Rath- 
haus, 74' hoch, in einem Medaillon-Relief die Brustbilder des 
Grossen Kurfürsten und der drei ersten Könige, Friedrich I., 
Friedrich Wilhelm I., Friedrich II. Gleich davor neben dem 






) 



% BouU2. POTSDAM. Sanssouci. 

£chl088 der neu ausgebaute Palast Barberku mit grossen Ter- 
«anunlungssälen für Kunst- und wissenschaftliche Vereine. 

In der Gamisonkirehe, an der Westseite der Stadt, ruht in 
•einem Qewolbe ebener Erde unter der Kanzel Friedrich d. Gr., 
neben Ihm sein Vater Friedrich Wilhelm I., der Erbaner der 
iOrche. Zu beiden Seiten der Kanzel hängen franzos., bayrische 
und württembergische Fahnen, 1813 — 1815 erobert; auf den Chören 
■Oedächtnisstafeln der Gebliebenen und das Namensverzelchaiss der 
Besitzer des Eisernen Kreuzes im Garde-Corps; hinter der Kanzel 
werden in 3 Mahagoni-Truhen die Uniformen der 3 Monarchen 
aufbewahrt, welche von diesen während des Feldzugs von 1813 
getragen wurden. Der Thurm hat ein Glockenspiel, das beim 
Schlag der vollen und der halben Stunden spielt Der Hofküster 
wohnt gegenüber, Breitestr. 32; Trinkg. 5 bis TVs Sgr. 

Auf dem Wilhelmsplatz erhebt sich das von Klss entworüene 
"»Standbild Friedrich Wilhelm's m., mit der Inschrift: „Dem 
Vater des Vaterlandes die dankbare Vaterstadt**, 

Von Gebäuden wären noch zu nennen: das grosse ifi^itar- 
Waismhaus; das Casmo, 1822—1824 von Schinkel erbaut; die 
fratwosisehe Kirche, 1752 nach dem Pantheon in Born erbaut; das 
Schauspidhaus; die Husaren^^^eme; das CHvü^ Waisenhaus. 

Vor dem (westl.) Brandenburger Thor führt eine Allee rechts 
nach *8aattonol. Am Eingang, vom Bahnhof Vb 3^- Gehens, 
erhebt sich die neue ^Friedenskirche (PI. 7), im BasUikenstyl 
nach den Plänen von Persius 1850 vollendet, mit 3 Schiffen (das 
mittlere 87' 1., 31' br.) und unverhüllter Holzdecke als Hänge- 
werk, mit einem Mosaikbild aus einer Kirche zu Muräno b^ 
Venedig. In einer Gruft vor der Altarnische ruht Friedrich 
Wilhelm IV. (f 1861). Im Vorhof *RietscheU Pietas (des Heilands 
entseelter Körper mit der trauernden Mutter) ; gegenüber *Bauchs 
Mosesgrube (der von Aaron und Hur gestützte Moses erfleht den 
Sieg) ; dann eine galvanoplastisehe Nachbildung des Thorwaldaen'- 
sehen auferstandenen Christus. Der 130' hohe Glockenthurm steht 
nach Art der italienischen ganz frei. 

Schreitet man durch das Gitterthor in den Garten, so gelangt 
man bald an die *grosse Fontaine (PL 10), deren Wässer 120 F. 
hoch steigen (S. 30), während im Hauptgang imd in dessen näch- 
ster Umgebung sowie im slzilianlschen Garten an verschiedenen 
Stellen andere Künste sich befinden, deren eine das Wasser einer 
grossen Glasglocke ähnlich sich senken lässt. Die Porphyrbüste 
des PaSlo Glordäno, Herzogs zu Bracci^tno, eines im Mittelalter 
berühmten Frelschaarenführers, welche vor dem grossen Becken 
aulgestellt ist, soll Friedrich II. angeblich für 20,000 Thlr. erworben 
haben. Die Franzosen hatten sie nach Paris mitgenommen. Von 
den 12 Figuren, die das Becken einschliessen, sind nur die beiden 
der Terrasse nächsten bemerkenswerth : Venus von Pigalle, dem 
berühmten Pariser Bildhauer, in der Mitte des vor. Jahrh. ge» 



Sanssouci. POTSDAM. 2. RovU, 33 

arbeitet, imd eine von Begas gefertigt« Nachbildung des im 
Berliner Masenm befindlichen ebenfalls Pigalle*schen Mercnrs. 

Eine ansehnliche 6(y hohe breite Treppe, durch 6 Terrassen 
abgetheilt, führt bei der grossen Fontaine ans dem Park zum 
Sclüoss. Am ostl. Ende der obersten Terrasse liegen Friedrichs 
des Grossen Windspiele und Schlachtrosse nnter Steinplatten be- 
graben. Dies war sein Lieblings-Aufenthalt. 

Das ^'SchloBS, auf einer, Stadt und Umgebung überragenden 
Anhöhe, Hess er 1745 — 1747 erbauen und wohnte fast ausschliess- 
lich darin. Es stand an 50 Jahre leer, bis Konig Friedrich 
Wilhelm FV., welcher hier am 2. Januar 1861 starb, ihm neuen 
Glanz verlieh. Seine grosste Bedeutung hat es durch die zahl- 
reichen Erinnerungen an Friedrich d. Gr., dessen Zimmer meist 
noch im frühem Zustand sich befinden. Eine Uhr, welche er 
selbst aufzuziehen pflegte, blieb im Augenblick des Todes (17. Aug. 
1786) stehen. Die Zeiger weisen noch auf 20 Min. nach 2 Uhr. 
An dem Sessel, in welchem er gestorben, sind noch die Blut- 
sparen Yon dem letzten Aderlass. Das Bildniss von Pesne, im 
56. Lebensjahr gemalt, soll das einzige sein, zu dem er gesessen hat. 

Die in einem abgesonderten Gebäude befindliche BädergcUlerie 
(PI. 2) hat ihre bessern Bilder an das Berliner Museum ab- 
gegeben und besitzt jetzt nur noch Copien derselben. Das CSa- 
vcdierhaus (PI. 3, neue Kammern) war im Winter Orangeriehaus, 
im Sommer franz. Theater. In der Nähe ist der sogen, siziliani- 
<e^ Oarten mit tropischen Gewächsen, Wasserkünsten und Statuen 
(n. a. von E. "WolfP wasserschöpfendes Mädchen); hinter demselben 
<ier nordische Garten (das Pinetitm). 

Weiter westlich ist in den letzten Jahren ein mit den beiden 
vorspringenden Flügeln im Ganzen etwa 1000' 1. ^Orangeriehaus 
im florent. Styl aufgeführt, von dessen beiden Thürmen über dem 
Mittelbau schone ^Aussicht, solchen zu empfehlen, welche nicht 
weiter gehen wollen. In einem Saal ebener Erde einige 40 meist 
treffliche Copien RaphaeV scher Bilder (Eintr. 8. 30); die königl. 
Wohngemächer zu beiden Seiten des Saals und die Theehalle ent- 
lialten gleichfalls viele Kunstwerke in Marmor etc. Vom Belvedere^ 
an der n.w. Spitze der Gärten jenseit des Paradiesgarteiis , beim 
Drachenhause auch hübsche Aussicht. 

Gleich hinter Sanssouci liegt die bekannte Windmühle (PI. 15), 
den Nachkommen jenes Müllers gehörig, der sich weigerte, sie 
Friedrich II. abzutreten. Ein Weg führt von hier in 15 Min. 
auf den Ruinenberg, eine Anhöhe mit künstlichen Ruinen, die 
das grosse, 150' im Durchmesser haltende, 15' tiefe Becken ver- 
bergen, aus welchem die Wasserwerke von Sanssouci gespeiset 
werden. Das Wasser wird aus der Havel durch Dampfinaschinen 
Merher getrieben. Vom Thurm (129 Stufen, 3 Sgr. Trjjikg.) weitfe 
und schöne »Aussicht auf den vielfach hervortretenden Spiegel 
der Havel, Pfaueninsel, Glienicke, Babelsberg, auf Potsdam, Sans- 

Beedeker's Deutschland 11. 12. Aufl. 3 



34 Route 2. POTSDAM. Sanssouci 

sonci und das neue Dorf Bomstädt mit königl. Amtsgebanden 
nnd einer neuen Kirche im Basilikenstyl mit freistehendem Thnrm. 

Ein fast V2 St. lauger Baumgang durchschneidet Garten und 
Park von Sanssouci von Osten nach Westen. Vor dem Östlichen 
Portal steht der Obelisk (S. 31). Diesem nördlich gegenüber ist 
in Form eines Triumphbogens ein Weinbergs -Thgr (PI. 14), j^lSöJ 
erbaut, 106 Jahre nach der Gründung von SanssoucL*" mit Reliefs 
aus gebranntem Thon Ton Schievelbeln und Bläser, die Rückkehr 
des Prinzen von Preusseu aus dem badischen Feldzug darstellend, 
nach der Gartenseite die Inschrift; „Dem Fddherm der Führer 
und Krieger, welche den Aufruhr in der Bheinpf(ü% und in Baden 
2849 besiegten." 

Garten und Park von Sanssouci zeichnen sich durch prächtige 
Anlagen und stattliche Bäume aus. In der Nähe des östL Por- 
tals ist die Muschel- oder NeptunsgroUe (PI. 12). Das chines. oder 
japanische Haus (PI. 4) nannte Friedrich II. seinen Affensaal, 
wegen der allenthalben angemalten Affen; der an der Decke 
scheint, je nachdem man rechts oder links steht, in die Schranken 
oder hinauszuspringen. Aehnliche optische Täuschungen wieder- 
holen sich noch an verschiedenen Stellen. In demselben u. a. 
eine kostbare Spieluhr, ein Geschenk der Marquise v. Pompadour 
an Friedrich II. In der Nähe ein grosser Springbrunnen mit 
6 colossalen Seepferden, von Kiss entworfen. Der Antikenteimpel 
(PI. 1), eine kleine Nachbildung der Rotunda in Rom, beim 
Neuen Palais nördlich, enthält das ^Marmorbild der Königin 
Luise (S. 25), von Rauch zum zweitenmale und vollendeter ge- 
fertigt. Der Castellan des N. Palais öffnet ihn auf Verlangen. 
In der offenen Säulenrotunde des Freundschaftstempels (PI. 6), 
beim N. Palais südlich, ist die Statue der Markgräfin von Baireuth, 
Schwester des grossen Friedrich, sitzend dargestellt. 

Am westl. Ende des langen Baumgangs erhebt sich das *Neu« 
Palais (Vorderseite 680' 1.), dessen Bau Friedrich II. im J. 1763, 
gleich nach beendigtem siebenjährigen Krieg begann, und mit 
einem Aufwand von mehreren Millionen Thalern vollendete. 

. Es enthält an 200 zum Theil reich geschmückte Zimmer. In der Vor- 
halle eine grosse vom Kaiser Klcolaus geschenkte Porzellan -Vase. Der 
Grottensaal ist mit Muscheln, die Friese sind mit Hineralienstufen und 
edlen Steinen eingelegt. In den oberen Räumen einzelne gute Bilder: nn- 
ioretto Danae, Pousiin Moses, Domenichino Artemisia, Ouido Reni Cleopatra, 
Maria, Tizian Christus zu Emmaus, Rubem Anbetung der Könige. In den 
Zimmern Friedrichs d. Gr. sein Arbeitstisoh , Lichtscheere , in der 
Bibliothek seine Handschrift (y,Moge du sieur La Mtttrie'^), auch ein von 
ihm gezeichnetes Bildniss Yoltaire's. Das Theater hat Baum für 600 Per- 
sonen. Im Concert- und Tan zs aal u. a. Guido Reni lAkcreÜK, Diogenes, 
LwM Giordano TJriheil des Paris und Baub der Sabinerinnen. Der Mar- 
in ors aal ist 100' 1., 60' br., 40' hoch. 

Vor dem Neuen Palais westlich sind die sogen. CommunSy 
ehemals Gebäude für die Dienerschaft, jetzt Caserne des Lehr* 
Infanterie-Bataillons, eines aus allen Regimentern des Heeres zu- 
sammengesetzten Truppentheils, dessen Mannschaften jedes Jahr 



BabeUberg. POTSDAM. 2. Boute. ^ 

erneuert werden, um üebereinstimmang in Handhabung des Exer- 
cier-Reglements herbeizuführen. Im linken Seitengebäude wohnt 
der Obercastellan, welcher das Neue Palais und den Antikentempel 
zeigt. — Unweit der Communs eine Restauration. 

An den Park von Sanssouci grenzt, 20 Min. s.S. Yom Neuen 
Palais, «Churlotteiüiof, seit 1826 von Friedrich Wilhelm IT. als 
Kronprinz aus einem einfachen Landhaus zur ital. Villa umge- 
schaffen. In der Nähe der Villa ist ein altrom. offenes Bade- 
hans aufgeführt, darin ein kostbares Badegefass aus Bandjaspis. 
Charlottenhof giebt Zeugniss von dem fein gebildeten reichen 
Geist des königl. Bauherrn. Castellan im Souterrain. 

Im Norden der Stadt Potsdam, etwa 15 Min. vom Jäger- oder 
vom Nauener Thor, ist die russ. Colonie Alezaadrowka, aus 
llruss. Wohngebäuden, einer griech. Capelle, der Wohnung des 
Popen und einem Wirthshaus bestehend, im J. 1826 von König 
Friedrich Wilhelm HI. angelegt, um den damals beim 1. Qarde- 
ßegiment angestellten russ. Sängern einen ihrer Heimath ent- 
sprechenden Wolmsitz anzuweisen. 

In der Nähe, östlich, ist der neue Garten mit dem *Maniior- 
Palaia, 1786>-1796 von König Friedrich Wilhelm II. erbaut, von 
Friedrich Wilhelm IV. vollendet. In einem der Zimmer starb 
Friedrich Wühelm II. am 16. Nov. 1797. 

Unter der kleinen offenen, nach dem Garten gerichteten Sänlenhalle 
Arabesken nach Eotbe's und HesWs Entwürfen, Gegenstände aus dem 
Nibelungenlied^ darüber von Lompeck a tempera gemalte Landschaften 
aus dem Schauplatz des Nibelungenlieds , links (Rhein) Aachen , Speyer, 
Worms, Island, Drachenfels, Lorch, Bacharach, Trier, Metz, Pfals bei Gaub, 
Köln-, rechts (Donau) Wien, die HunnenburgjjPassau, Melk, Traisenmauer, 
Aggstein, Persenbeug, Pechlam, Pressburg, Theben, Buda-Pesth. In den 
verschiedenen Bäumen im Innern neuere Bilder, aegypt. u. griech. Land- 
schaften von Frey u. Eichhorn, grosse mytholog. Darstellungen von Klöber^ 
dann neuere Bildhauerwerke, Büsten und Statuetten von Thonoaldun^ 
öwow», Hopfgixrtm, Drake, Wolf, Troschel, Wichmann, Meyer, Tassard. In 
einem Zimmer die Bildnisse von Boeckh, C. Bitter, Link, A. v. Humboldt, 
Leop. von Buch, Felix Mendelssohn, Meyerbeer, Ideler, Bessel, Spontini, Jac. 
Grimm, Schelling, Cornelius, Schinkel, Ludw. Tieck, Rauch, Schadow, Ra- 
dowitz, alle r on Begeu gemalt. — Die 50 Schritte entfernte Küche, von 
aussen einem in dem Heiligen-See versunkenen Tempel ähnlich, ist durch 
einen unterirdischen Gang mit dem Marmor-Palais verbunden. 

Auf dem nahen *Pflngstberg ein grossartig angelegtes nicht 
vollendetes königl. Lustschloss, dessen beide Thürme (152 Stufen) 
bestiegen werden können und eine weite Aussicht gewähren über 
<üe Stadt und die Havel hihweg bis Berlin, Spandau, Nauen und 
Brandenburg, namentiich schön bei Abendbeleuchtung. Ein guter 
Fahrweg führt hinauf. Am sudlichen Fuss des Pfingstbergs ist 
der grosse Exereierplatz. 

Am link^ Ufer der Havel, an der Berliner Landstrasse, liegt 
^el dem Dorf Olienieke (gute Restauration) ein dem Prinzen 
Carl gehöriges Schloss mit Garten und grossem Jagdpark. — 

Dabei das im Racocostyl zur Wohnung für den Prinzen Friedrich 

3.. 



96 RouU 2. BABELSBERG. 

Carl erweiterte und umgebaate alte Jagdtehloasy vom grossen Kur- 
fürsten, dessen Büste über einem Portal, erbaut. 

Ganz nahe (lö Min.) ist der Eingang zu Park und Schloss 
^Babelsberg , Eigenthum des Königs Wilhelm I. , der Park vom 
Fürsten Pü ekler angelegt, das ansehnliche Schloss 1835 nach 
Schinkels Plänen im normänn. Styl erbaut, vortrefflich eingerichtet. 
Zweckmässig ist, als Führer durch den Park den Sohn des Por^ 
tiers (5 — 10 Sgr.) mitzunehmen. Trinkgeld im Schloss s. S. 30. 

Die prächtigen Räume im Innern sind sinnreich benutzt und höchst 
geschmackvoll ausgestattet mit zahlreichen kleinem und grossem Gegen- 
ständen, alterthümlichen Möbeln, Erzbildwerken, Erinnerungen an den bad. 
Feldzug u. A. Beizend die Aussicht aus dem dichten Waldesgrün über 
Potsdam, Sanssouci, Pflngstberg, Marmorpalais, Glienicke. auf den grossen 
Havelsee und die belaubten Berge. Die von einer Dampfmaschine getrie- 
benen Fontainen vor dem Schloss steigen 100' hoch aus der Havel auf. 
An der Ostseite des Schlosses in einem Denkmalbau ein Erzengel MUchael, 
Geschenk des Königs Friedrich Wilhelm IV. Südlich ragt ein 1856 auf- 
geführter hoher Bundschau thurm über den Wald hinaus. 

Die i St. n.ö. von Potsdam gelegene Pfaueninsel , einst des 
Königs Friedrich Wilhelm III. Lieblingsaufenthalt, und von ihm 
zu einem anmuthigen Park umgeschaffeu, mit einem Reichthum 
an hohen schönen Eichbäumen, wird wenig besucht. Das k&nfgl. 
Landhaus, in Form einer verfallenen römischen Villa mit zwei 
runden, durch eine Brücke verbundenen Thürmen, ist aus den 
Steinen eines alten gräflich Schlieffen'schen Hauses zu Danzig 
errichtet; die Meierei am Ende der Insel in Form einer goth. 
Ruine; das Palmenhaus u. dgl. m. 

Schönste Aussicht bei Abendbeleuchtung vom *Brauhausberg 
(Restauration s. S. 30), unmittelbar südl. an den Bahnhof grenzend. 

3. Von Berlin nach Hambnrfi^. 

Eisenbahn in 8 St., für Thlr. 7. 15, 5. 20 oder 4. 5 Sgr. 

An den Bahnhof zu Berlin grenzt rechts das Invalidenhaus 
und der Invaliden-Kirchhof (S. 26), links das neue Zellengefäng- 
nis8 und die Ülanen-Kaseme (S. 23). In der Nähe des Schloss- 
parks zu Charlotteriburg (S. 25) überschreitet die Bahn "die Spree 
(im Hintergrund die Pichelsberge), bei Spandau (Adler) die Havel, 
die hier die Spree aufnimmt. Spandau Ist stark befestigt. Die 
St. Nikolauskirche, ein hübsches Geb&nde des 16. Jahrb., hat 
einige merkwürdige Denkmäler und ein sehr altes metallnes Tauf- 
becken. Das neue Geschütz-Giesshaus tritt besonders hervor. 

Es folgen die fittationen Seegefeld, Naum, Paulinenaue, Friesaek. 
Zwei Meilen östlich liegt FehrbeUiny wo der Grosse Kurfürst am 
18. Juni 1675 mit 5000 brandenburg. Reitern das 11,000 M. starke 
Heer der Schweden schlug. Ein Denkmal erinnert daran. 

Bei Neustadt (links ein grosses Gebäude, das Priedrich-Wil- 
helm-Gestüt) überschreitet die Bahn die Dosse. Zemit» (Station 
für KyrUs und WiUstock), Qloven (an der Strasse nach Havelberg), 
Wümack mit der ältesten Kirche des Landes, WUteiiberge («Bahn- 




Edffiiiiii' 



( k. 



LUDl^IGSLUST. 3. RcuU. 37 

hofs-Restaaratioii) heissen die folgenden Stationen. Wittenberge 
liegt an der Elbe. Die Magdeburger Bahn (R. 12] mündet hier. 

StaL Karstadt. Zwischen Wamoio ond OrcAow überschreitet 
die Bahn die Mecklenbnrgische Grenze. Dann folgt Lndwigilnit 
(H6iel dt Weimar), kleine schnurgerade Sommer-Residenz des Gross- 
berzogs von Mecklenburg-Schwerin. Im Schloss ist eine Gemälde- 
sammlung (etwa 200 Bilder, darunter einige gute niederländische) 
und eine Sammlung slavischer meist in Mecklenburg gefundener 
Alterthümer; neben dem Schloss grosse Park- und Gartenanlagen. 
Die russische Capelle enthält das Grabmal der Erbgrossherzogin 
Helene, Grossfürstin von Russland (f 1803). 

Bei TF066e/m, 1 Meile n. von Ludwigaliist, an der Strasse nach Sebwerin, 
raht unter einer Eiche Theodor Körner. Ein Denkmal von Qnsseisen 
bezeichnet seine Buhestätte. Er fiel bei Oadebosch, i M. w. von Schwerin, 
am 26. August 1813. Den Platz neben der Eiche und einen umgebenden 
Baum schenkte der Hersog dem Vater Kömers. Kömers gleichgesinnte 
Schwester Emma ruht unter demselben Grabhügel. 

Bei Hagenovj beginnt die Mecklenburgische Bahn (R. 10). Stat. 
Prituer. Bei BrahUdorf sieht man einen Landsitz des Grafen Oeyn- 
hausen. Bei Boittenhwg nähert sich die Bahn nochmals der Elbe, 
entfernt sich aber sogleich wieder von derselben, überschreitet bei 
Buchen die canalisirte Stecknitz, welche die Elbe unfern Lauen- 
bur^, wohin in V2 St. ein« Zweigbahn von Buchen fuhrt, mit 
der Ostsee bei Lübeck in Verbindung bringt (Zweigbahn nach 
Lübeck s. S. Ö3). 

Jenseit der Lauenburgischen Orte Buchen und Schwanenbeek 
tritt sie in den durch seine stattlichen Buchen ausgezeichneten, 
von Schwarzenbeck bis vor Bergedorf sich erstreckenden Sachsen- 
^ald. Friedrichsruh und Reinbeck sind als Vergnügungsorte von 
Hamburgern viel besucht. Bei dem „beiderstädtischen" (Ramburg 
wd Lübeck gemeinschaftlich gehörenden) Bergedorf, wo Weiber 
wd Mädchen in der der Landschaft eigenthümlichen Tracht Blu- 
men und Früchte anbieten, streift die Bahn die Vierlande , den 
Gemüse- und Obstgarten Hamburgs; die Bewohner der Yierlande 
sind wahrscheinlich Abkommen holländischer Anzügler. Der hol- 
steinische Ort gegenüber, Sande oder auf dem Sande^ war vormals 
Sammelplatz der Bettler aus dem südlichen Holstein. Folgt die 
Marsch-Landschaft Biüwärder. Vor Hamburg zeigt sich links der 
kohe Thurm der Wasserkunst (S. 43). 

4. Hamburg^. 

Geld. Im gewöhnlichen Verkehr wird in Hamburg nur nach Mark 
«ourant gerechnet. 16 Schilling (J) auf 1 Mark, der preussische Thaler 
2V2Mark, die Mark also 12 8gr., der Schilling 9Pf.^ prcuss. Geld, Papier 
Qnd Courant wird su diesem Cours gern genommen, preusa. Oold nur mit 
Verlust. Banco-Uark ist keine wirkliche Münze*, JBaneo heisst nämlich 
^e Wahrung , in welcher die Zahlungen geleistet werden , die durch die 
Hank gehen; 4 Mark banco sind 5 Mark Courant. 

Qaathflfe: »Streits Hotel am Jungfernstieg ; •Hotel de l'Europe 
am ilsterdamm h *Victoria-Hötel (beste Küche) am Jungfemstieg. Preise 



98 BouU i. HAMBURG. 

übentU liemUch gleich, Z. 32, L. 16, F. 13, H. 32, 1/2 Fi- W. 16, B. 12 J. 
— *Hdtel 8t. Petersburg am Jungfemstieg, aufmerksamer Wirth, Z. 20, 
L. 12, P. 12. 11.32, 1/2FI. W. 12, B. 8J. Hdtel Belvedere u. »Alater- 
Hötel (Z. 16, F. 12, B. 8 f.) am Alsterdamm; Hdtel de Rassle, Kron- 
prins, am Jungfemstieg, alle mit schöner Aussicht auf das grosse Alster- 
bassin^ *Herber'8 Hdtel, Grosse Bleichen^ Hotel de Baviere, am 
Flan^ »Zinggs Hdtel (Z. 16, L. 12, M. 24, B. 8 J.), der Börse gegenüber, 
mit Kaffshaus, vor Beginn der Börse sehr lebhaft. Sonne am Keuenwall 
(Z. 20, L. 12, F. 12 i.), Kaisershof am Ness 10, »Weidenhof am 
grossen Burstah, unten Kaffe und Restauration; Bartels' Hdtel in der 
Poststr., Hoefer's Hdtel am Berliner Bahnhof, Grossherzog von 
Mecklenburg am Sehweinemarkt u. a. Table d'hdte meist um 4 Uhr. 
-- Hdtel deSaxe, Hermannsstr. (Z. u. F. 26, M. 20, Abendthee 12, 
B. 4 J.), auch Hdtel gami. 

KaifehAoMr. Alsterpavillon am alten, Alsterhalle am neuen 
Jungfemstieg, für Fremde die gelegensten , Tasse Kaffe 2 J. *, Nachmittags 
heiterste Unterhaltung in dem bunten Treiben am Jungfemstieg, Abends 
gewöhalich auch Harmonie-Musik. Zinggs grosses Kaffehaus s. S. 37. 

BestaarationeD. *Grube, alter Jungfemstieg*, Bargstedt, Admi- 
ralitätsstr. 2, engl. Küchen Dürkoop, Zollenbrücke 3*, Wiezel auf der 
Höhe, dem Harburger Landungsplatz gegenüber. Dann die Austemkeller : 
*W i 1 k e n s am Neuen Wall ; U t e s c h am Alsterdamm, Bergstrassenecke s 
Iden und Eckhoff am alten Jungfemstieg; Rheinische Wein- 
stube, Bergstrasse 26; London-Tavern in der Vorstadt St. Pauli. 
Keales Austemkeller Hafenstr. 51, in St. Pauli, billiger als die Ham- 
burger. Das Zeichen der Austemkeller ist ein Muschelhaufen neben dem 
Eingang. Hamburger Rauchfleisch berühmt. 

Ooaditorei«n. Giovanoli am neuen Jungfemstieg, W a i t z am Alster- 
damm, Ho mann am Neuen Wall und viele andere. 

Bier u. a. in Rötger's Bierhalle, Jungfemstieg; Betz, Börsen- 
Bierhaus, Schauenburgerstr. 52; Gonvent-Garten (s. u.) an der Fuhlen- 
twiete; Odeon, Spielbudenplatz ; Hantelmann und Zethner, Er- 
langer Bierhaus, Marienstr. 82. Steleer's Culmbacher Bierhans, Lange- 
reihe 47 in St. Pauli, u. viele andere. 

Omnibus alle 7 Min. vom Schweinemarkt abwechselnd auf zwei ver- 
schiedenen Wegen durch die Stadt bis zu Rain ville's Gasthof jenseit 
Altona (S. 45) die Fahrt 4 5. ; nach Hamm und Hörn (das Rauhe Haus, 
S. 44, liegt gleich am Anfang von Hörn) und nach Wandsbeck (S. 44) 
alle halbe St. vom Speersort beim neuen Schulgebäude ; nach Blankenese 
CS. 45) für 12 J., einmal täglich, vom Fischmarkt an der Elbe zu Altona 
mehrmals; n. d. Uhlenhorst (auch Dampfboot 8.8.39), nachBillwär- 
der etc. Nach Harburg 3mal täglich von Schlüter bei der Petrikirche 
(14 J., mit Gepäck 20 J.). 

Droschken. 1—2 Pers. eine Fahrt in der Stadt 8 J., 1 St. in der Stadt 
1 M. , 1/2 St. 10 J. , zum Landungsplatz der Harburger Dampffiihre in 
St. Pauli 14 J., für jeden Koffer 4 f. mehr, Bahnhof zu Altona 12 J., für jeden 
Koffer 4 j. mehr, vom Berlin-Hamburger nach dem Altonaer Bahnh. IM., 
Flottbeck 2 M. 4 f., Vorstadt St-Georg 10 /., Grasbrook 10 J., Wandsbeck 
(S. 44) 1 M. 8 i. Vorheriges Accordiren anzurathen, obschon die Taxe 
in jeder Droschke befestigt sein muss. 

Flussbftder in der Elbe in Johns Schwimmanstalt, am Grasbrook 
fi J., ebenso bei Donner an der Lombardsbrücke in der Aussen- Alster, 
4 5., letztere am meisten besucht, Bäder aller Art zu haben. 

Warm« Bilder: Flamm, Königstr. 3, Glissmann Schopenstehl 28, 
Vachez Grosse Bleichen 36. Wasch- und Bade- Anstalt für die armem 
Glassen am Schweinemarkt. <. 

Theater. Im Winter Vorstellungen im Stadttheater (PL 44), nach 
Schinkels Plänen erbaut, in der Dammthorstrasse, 6V2 U., Opempreise-. 
Parquet und 1. Rang 2 M. 8, 2. Rang 1 M. 12, 3. Rang 1 M. 4, numerirter 
Parterre-Platz 1 M. 8, Parterre 1 M. ; kleine Preise etwas geringer. Das 
zweite Theater, Thalia (PI. 45) am Pferdemarkt, im Renaissanee-Styl 
sehr zierlich au^eführt, besonders für Lustspiele, sehr besucht. Parquet 



HAMBURG. 4. RouU. 99 

und 1. Baag 1 M. 8 J., 2. Buig 1 M. , Parterre 10 f. Bin drittes Theater, 
Tivoli (PI. 46), in der Vontadt St. Georg« ist nicht zu rerweehseln 
mit Schmidt's Tivoli in St. Pauli. Characteristisch das Volks- 
theater für die untersten Klassen in St. Pauli , 1. PI. 4 J. — Concerte 
und SchaustellnngeB imCouTentgarten hinter dem Hause Fuhlentwiete 
Nr. 59, und in Klett's Gesellschaftsgarten, ebenda Nr. 38. 

ZeituBgen und Zeitschriften in umfassendster Auswahl aus allen Welt- 
theilen in der Börsenhalle (PI. 7), wo man auf einige Tage durch ein 
Mitglied eingeführt sein muss; Monatspreis 4 Mark. Harmonie, grosse 
Bleichen 19, Einführung durch ein MiüzUed, für 4 Wochen unentgelÜ. In 
der Lesehalle alten Jungfenistieg 9. Im Lesesaal der Vereinigten 
Gesellschaften (Athenäum, Patriotische Gesellschaft und Architecten- 
Verein), im Hause der Patriotischen Gesellschaft beim alten Rath- 
haos, ebenfalls viele Zeitungen (Einführung durch ein Mitglied). 

Posten. In dem neuen Pottgebäude (Poststrasse), an dessen ö. Ecke 
sich der, nach Einrichtung der electrischen Telegraphen (Börsenarcaden) 
in Ruhestand Tenetste TOegraphmfkurm erhebt, ist die Stadtpost (PI. 36), 
die Thum- und Taxissche, die HannoTersche u. die Schwedische Post. Das 
Mecklenburgische Postamt (PI. 35) und das Postamt für Dänemark, Schles- 
wig-Holstein und Lauenburg sind links um die Ecke auf den Grossen 
Bleiehen, das Preussische (PI. 37) in der Nähe am Gänsemarkt; die drei 
letztern haben auch Expeditionen auf dem (Berliner) Bahnhof. 

Oampfbo«t« nach AfMterdam aUe 3 Tage in 30—36 St.; Antwerpen 
wöchentl. Imal ; Christiania (Christiansand, Ärendal u. Langetund anlaufend) 
jeden zweiten Freitag*, Drontheim {Christiansand und die Häfen an der 
Westküste Norwegens anlaufend) jeden Freitag; Gothenburg wöchentlich; 
&rii}M6y Dienstag und Freitag; Bawe Sonnabend; Jiull 3mal die Woche in 
*— 40 St.; Leith {Glasgow etc. anlaufend) jeden Mittwoch und Sonnabend; 
i-ondon Dienstag, Donnerstag u. Freitag in 30—40 St. ; Ifetecastle Dienstags 
und Freitags; Ifew-Vork alle 14 Tage; RoUerdam wöchentlich; Buxtehude 
"glich, Stade tägUoh 3mal, Blankenese im Sommer tägl. Sonntags 4 bis 
*waal. Nach Ouxhaven und Helgoland s. S. 55. üeber die Elbe nach ßar- 
<»^rg 8mal tägl. in 1 St. für 7 J. jedes Stück Gepäck 4 J. 

Oeffimtiiche Belustigungsorte. An der Alster entlang hübscher Spazier- 
gang (oder mit Dampfboot, s. unten) zur WUenhorst^ wo die grossartigen Ver- 
9^ugungsorte Walhalla und Fährhaus, gute Garten-Musik und häufig 
^uerwerke, Vauxhalls u. dergl., stets gute Gesellschaft. Elbpavillon 
^1- 15) neben dem Millemthor; 5 M. weiter vom Stintfang (Eibhöhe, 
^1- i4) oberhalb des Landeplatzes der Harburger Dampffahre, Aussicht sehr 
i>«lebt, rückwärts schöne Gartenanlagen, vorn der Hafen mit seinem Wald 
Jon Masten und die von Inseln durchbrochene 1 M. breite Elbe, rechts die 
Vorstadt St. Pauli, bekannter unter dem Namen Hamburger Berg, mit 
«einen Volkstheatem, Thierbuden, Kunstreitern, Seiltänzern, Bingelspielen 
^- dgl. Es ist der Schai4>latz jeglicher Art von Belustigungen für die nie-, 
dern Klassen, besonders von Matrosen besucht, und gehört zu den Eigen- 
tümlichkeiten der Seestadt. In die öffentlichen Ballsäle in und ausser 
der Stadt, obgleich nicht von der anstähdigsten Gesellschaft besucht, mag 
der Fremde ebenfalls einen Blick werfen. 

*Zeol«gifleher Garten (PL 49) vor dem Dammthor, im Mai 1863 eröffnet 
(Director Dr. Brehm), den ganzen Tag zu sehen, Eintr. 12 J. 

Ausflüge nach Altona, RainviUe's Garten und Blankenese s. S. 45, nach 
^ndtbeei u. zum Rauhen Hause in Hom S. 44. Am hübschen Alsterufer zur 
vHenhorst (Dampfboot 3 i.) oder nach Harvestehude ^ wo des Dichters Ha- 
gedorn (t 1754) Linde auf dem Licentiatenberg , und nach Eppendorf Ver- 
gnugungsort mit Restauration im. Andreasbrunnen . Zu empfehlen eine *Fahrt 
auf einem der kleinen Schraubendampfer, welche fast den ganzen Tag 
zwischen dem Jungfemstieg, Uhlenhorst, Winterhude u. s. w. hin- und her- 
fohren. Mit Eisenbahn nach *BeTgedorf^ Reinbeck und Friedrichsruh, an und 
m Sachsenwald s. S. 37. 

Sath. Gottesdienst in der kleinen Michaelskircbe und in der Waisen» 
hauscapelle St. Georg, Neue Str. 37. 



40 Bout<4. HAMBUBG. Bör$€. 

Hanbiirg ist die lebhafteste und ansehnlichste Handelsstadt 
Deutschlands y die wichtigste der freien Städte des Deutschen 
Bandes. (Einwohnerzahl einschliesslich der Vorstädte St. Georg 
und St. Pauli 180,000, darunter etwa .2000 Kath. und 10,000 
Juden; das ganze Gebiet des kleinen Freistaats hat etwa 250,000 
Seelen auf 6^3 nMeilen.) Die JF/fce, welche unter Hamburgs 
Mauern fliesst und sich 15 Meilen weiter in die Nordsee ergiesst, 
ist so tief, dass mit der zweimaligen täglichen Fluth auch die 
schwersten Seeschiffe bis in den Hafen gelangen; Hamburg kann 
desshalb auch die wichtigste Seestadt des Festlands genannt werden« 

Seine geschichtlichen Denkmäler, seine Sammlungen für Kunst 
und Wissenschaft sind, die Stadtbibliothek (S. 42) ausgenommen, 
für eine so alte und reiche Stadt wenig erheblich, obgleich Ham- 
burg bis zu Anfang dieses Jahrhunderts einen nicht unbedeuten- 
den Antheil an Deutschlands literarischem Ruhm hatte, besonders 
durch die erste lustige Opernbühne in Deutschland 1678, durch 
Lessing, der sich 1767 längere Zeit hier aufhielt, durch Klopstock, 
der 30 Jahre lang, von 1774—1803 hier in der Königstrasse 
Nr. 27 wohnte (S. 46), durch Reimarus (f 1768V Busch (t 1800), 
Schröder (f 1816), Claudius (f 1815 s. S. 44)'u.A. 

In den neuerdings sehr erweiterten *H&fen, zu welchen noch 
die im Bau begriffenen Docks auf dem Qrasbrook kommen, ent- 
faltet sich stets das regste und bunteste Handels- und Seeleben. 
Hunderte von Schiffen, darunter immer eine Anzahl aus fernen 
Ländern, liegen hier. Für den Binnenländer ist der Aufenthalt 
in Hamburg lehrreich, wenn er jede müssige Stunde dem Hafen 
zuwendet. Den besten Begriff von der grossen Menge von Schiffen 
erhält man, wenn man einen Kahn (JöUe, Taxe für 1 — 3 Pers. 
die Stunde 1 Mark) nimmt und sich in den verschiedensten Rich- 
tungen im Hafen umher fahren lässt. Von der, dem Hafen gegen- 
über liegenden Insel Steinwärder, wo die grossen Sloman'schen 
Docks, bester Blick auf den Hafen; von der Landungsbrücke am 
Hafen fährt man für 2 J. nach dem Stein wärder. Schöner Ueberblick 
über Hafen und Umgebung von dem S. 38 genannten Stint fang oder 
Eibhöhe (PI. 14). Auf dem Steinwärder befindet sich auch die 
neue deutsche Seemannsschule der Herren Schuirmann und Thaulow. 

In der Stadt macht das kaufmännische Leben sich vorzugs- 
weise Mittags auf der *Bdr8e (PI. 7) bemerklich. Zwischen 1 
und 2 ü. ist hier die Handelswelt Hamburgs, Altona's und Har- 
burgs versammelt, an 3- bis 4000 Menschen, um geschäftliche 
Angelegenheiten zu besprechen und abzuschliessen. Ein Blick 
von der Gallerie auf dieses eigenthümlich summende Gewühl, 
einem grossen Bienenstock nicht unähnlich, ist merkwürdig. Das 
stattliche Gebäude am Adolphsplatz, kurz vor dem Brand (S. 41) 
fertig geworden, ist bei diesem unbeschädigt geblieben, obgleich 
die ganze Umgebung verbrannte. Die beiden Gruppen oben neben 
dem Giebel der Vorderseite sind von Kiss (S. 11). Eine Treppe 



Alder. HAMBURG. d^Boute. 41 

hoch ist die 8. 38 gen. BönenktdUy Abonnements -lostitut mit 
fiestaaration, Lesezimmer u. dgl., Versammlungsort vor und nach 
der Börsenzeit. Die Commenbibliothek im Börsengebaude besitzt 
an 40,000 Bände; sie ist reich an nenern Werken der Geogra*- 
phie, Staatswissen Schäften , Statistik und neuem Geschichte. In 
den Börsen-Arcaden ist die stadtische Qemälde$ammlung Ton Bil- 
dern neuerer Meister, Sonntag, Mittwoch und Sonnabend unent- 
geltlich, an andern Tagen gegen 4 f. Ton 12—4 ü. geöffnet 
(der Bau einer Kun$ihalle ist begonnen). Der Börse schräg gegen- 
fiber ist das neue Bankgtbäude. Die Sitzungen des BandäagerichU^ 
aas zwei rechtsgelehrten Präsidenten, einem Rechtsgelehrten und 
15 Kaufleuten als Richtern bestehend, Mont., Mittw., Donnerst 
und Sonnab., Ton 10 U. an, sind im interimistischen Rathhans 
(ehem. Waisenhaus) in der Admiralitätsstrasse, dffentlirh mit münd- 
licher Verhandlung. Kaufleute und Juristen sind überhaupt die 
Kegenten dieses kleinen Freistaats. Ein neues Baikhaw soll auf 
dem Platz hinter der Börse erbaut werden. 

Neben der Elbe hat Hamburg noch einen kleinen Fluss, die 
ÜBter, welche Ton Norden her aus dem Holstein'schen kommt, 
ausserhalb der Stadt ein grossartiges, von Wiesen, Gärten, Anla- 
gen und Landhäusern umgebenes Wasserbecken (du Atusen-Alsier), 
innerhalb des Walls ein kleineres Bassin (die Binnen -AUttr), 2300 
Schritte im Umfang, bildet, welches von den Promenaden der bei- 
den Jungfern stiege , des Alsterdamms und des Walls bei der 
^mbardsbrücke eingefasst ist fS. 43). Schaaren von Schwä- 
nen, seit Jahrhunderten auf der Alster heimisch und Winters 
^arch testament. Verfügung einer alten Dame unterhalten, ziehen 
auf beiden Bassins umher. Die Alster, welche die 1854 vollen- 
dete neue Stadt -Wassermühle in der Poststrasse treibt, durchfliesst 
die Stadt in zwei Hauptarmen, die durch Kastenschleusen mit 
ien nelen Eibarmen oder C'anälen (FUiht) in Verbindung stehen, 
▼on denen die niedriger gelegene Altstadt zum Nutzen der Waaren- 
^agazine durchschnitten ist. Sehr bewährt haben sich die 1842 
angelegten unterirdischen gemauerten Abfiuss-Canäle (Siele), welche 
den Unrath aus den Häusern und Gassen in sich aufnehmen und 
mittelst Alsterspülungen in die Unter-Elbe führen. 

Ein furchtbarer Brftnd zerstörte vom 5. bis 8. Mai 1842 fast 
ein Viertheil der Stadt. Ein neues Hamburg ist aus der Asche 
erstanden, von grossartigen und zum Theil auch geschmackvollen 
Gebäuden, welche der Stadt nun den Ruhm einer schönen gebüh- 
rend sichern. Der Gegensatz zwischen dem alten und neuen 
Hamburg tritt nirgends greller hervor, als in der Breiten Strasse, 
In der Nähe der Jacobikirche (PI. 21): an der Südseite, die vom 
Brand verschont blieb, das kleine Gewerbe in bürgerlichen Wohn- 
liänsern, wie sie das 17. u. 18. Jahrb. schuf (mittelalterl. Gebäude 
sind in Hamburg selten), gegenüber hohe vier stockige Neubauten. 

Unter der nach Verhältnis» der Volkszahl geringen Anzahl 



42 Boui€4* HAMBUBO. StadtbibUothek. 

▼on Kirc]i«ii ragt Tor allen die am 24. Sept. 1863 eingeweihte 
^NieokUkireKe (PI, 26) hervor, im reichen goth. Styl des 13. Jahrh. 
nach Gilbert Scott'« Entwarf erbaut. Der jetzt 150' hohe Haupt- 
tharm ist anf 48(V Hdhe projectirt; ein Modell ist in der Kirche 
aufgestellt. Der Eingang ist an der Nordseite (von 12 bis 3 U. 
geöffliet), das Innere sehenswerth; Altar, Kanzel und Tanfstein 
massiv in weissem Marmor nach Scott's Entwurf. Sie liegt am 
Hopfenmarkt, dem belebtesten Markt Hamburgs, reich an See- 
nnd Flnssflschen , dem schönsten Fleisch und allen Arten von 
Oemflsen, Obst und anderen Esswaaren. Die ^Petrikir^^ (PI. 26), 
ebenfalls abgebrannt, ist im gothischeu Styl des 14. Jahrh. neu 
erbaut; im Chor neuere Glasmalereien von Kellner in Nürnberg. 
Der Thurm-Rumpf, welcher dem Brand widerstand, ist bis jetzt 
ohne Spitze geblieben. Die CcrfAarinen-, J<icobi-- und Michaelia- 
JUrche blieben verschont. In der Catharmenkirche (PI. 22) ein neuer 
kunstvoller Altar, darüber ein Münchener Glasgemalde (Christus 
mit den Jüngern das Vaterunser betend) nach Overbeckscher Zeich- 
nung und einem Garton von Schwind. -^ Die grosse Michaels- 
kirche (PI. 23), 1750 bis 1765 im Zopfstyl erbaut, hat einen der 
höchsten (458') Thürme in Europa, ♦Aussicht über Stadt und 
Elbe, fast bis zur Nordsee, n. über einen Theil von Holstein, 
8. von Hannover. Unter der Kirche eine Krypta mit 269 Grä- 
bern; man wendet sich an den Kit^chenbeamten Appel, in der 
Nahe des westlichen Portals, Engl. Planke Nr. 2, 1 Pers. 1 M., 
^ Pers. IV2 M., 3 — 8 Pers. 2 Mark Trinkgeld. — Nahebei die 
(kath.) kleine Michaeliskirche. Die neue Kirche der deutseh-refor- 
mirten Cfememde (PI. 19) ist an der Ferdinandsstrasse. Auf dem 
Yalentinskamp die geschmackvolle 1860 geweihte Anscfuircapelle, 
christliche Vereinszwecke benutzt. 

In dem 1834 im ital. Styl aufgeführten BibHothek- und Schtd- 
gebäude (PI. 16) sind die unter dem Namen Johanneum bekannte 
gelehrte Anstalt, das acad. Gymnasium und die Realschule ver- 
einigt. In dem Hauptgebäude befindet sich die musterhaft aufge- 
stellte Stadtbibliothek (PI. 6) (Bibliothekar Prof. D. Petersen), 
mit 5000 Handschriften und über 250,000 gedruckten Büchern, 
an Seltenheiten nicht arm, besonders zur bibl. Literatur aus dem 
Nachlass des hebr. Philologen Wolflf und des Hauptpastors Goeze, 
durch seine Fehde mit Lessing bekannt. Im Erdgeschoss das 
^naturhistor. Museum (Sonnt. Jl — 2, Mont., Dienst, u. Mittw. 
11 — 1 unentgeltlich. Donnerst, für 8 J. geöffnet, Freit, und 
Samst. nicht), in 7 Sälen aufgestellt, besonders reich an Skeleten, 
die Gonchiliensammlung gehört zu den vollständigsten Deutsch- 
lands; ferner das Museum für Hamburgische Alterthümery in welchem 
das früher in dem, 1805 abgebrochenen, auf derselben Stelle ge- 
standenen Dom befindliche alte "Wahrzeichen Hamburgs : ein Grab- 
stein, darauf ein Esel den Dudelsack bläst, mit der Umschrift „de 
Welt heft siek wnmdcehrt, drum hebhe ich arme Eael pipen gelehrt^ . 



HAMBURG. 4. Koute. 43 

Das grosse allgemeine Kr«ik«mhaiu (PI. 30) in der Voretadt 
St. Georg ist als eine der ansgezeiehnetsten Anstalten dieser Art 
bekannt; in der Gapelle ein gutes Bild von Overbeck, Christus am 
Oeiberg. Hamburg ist reich an öffentlichen milden Stiftungen. 
Die bedeutendsten sind das neue Werk^ und Armenhaus auf dem 
Wege nacb Barmbeck (1000 Erwachsene, iOO Kinder); das neue 
Waisenkau», auf dei ühlenhorst; das neue Irrenhcnu Friedrick»' 
berg zwischen Barmbeck und Wandsbeek; das neue OasUttnu in 
St. Georg; das SehröderHiß vor dem Dammthor. In der Vorstadt 
St. Pauli das Krankenhaus der deutsch'' iaraeUtisehen Gemeinde 
(PI. 31) und das neue vortrefflich eingerichtete Seemannshaus auf 
dem hohen Eibufer dem Harburger Landungsplatz gegenüber. 

Das Schönste und Eigenthümlichste bleiben die •Umgebungen 
der Binnen- Alster (S. 41), der alte und neue Jungfemstieg und 
der Alsterdamm^ mit ihrer Reihe von Palästen, ein Anblick, wie 
er in keiner deutschen, selbst europ. Stadt sich wiederfindet. 
Der Alsterarm ist hier durch eine 120' breite Brücke, die Reesen" 
dammshrückey bedeckt. Am alten Jungfemstieg der *Baiar (PI. 5), 
352' laug, eine mit fortlaufender Glaskuppel überwölbte Strasse 
von zwei Reihen Kaufläden, mit Marmor und Bildwerk verziert. 

Die ehemaligen Festungswerke sind in anmuthige "'Anlagen 
verwandelt, lohnend ein Spaziergang in denselben, namentlich 
vom Wall an, der die Aussen- von der Binnen-Alster trennt, bis 
zum Berliner Bahnhof. Auf diesem Wall steht eine kleine Spit%'' 
sende (PI. 11) mit Medaillonbild zum Andenken an den durch 
seine Schriften über den Handel bekannten Prof. Busch (f 1800); 
Aassicht reizend, nördlich auf den grossen See der Aussen-Alster, 
südlich auf das mit neuen Palästen umgebene Becken der Binnen- 
Alster, über welche die Thürme der refonn. Kirche, der Jacobi-, 
Petri- und Catharinenkirche, die neue Nicolaikirche, der Telegra- 
phen thurm und der hohe Thurm der Michaeliskirche hervorragen. 
Einige 100 Schritte weiter zvrischen der Alster und dem Stein thor, 
steht ein Denkmal (PI. 10) aus Eisenguss, welches 1821 „die dank- 
bare Republik« dem „Andenken Adolphs IV. 1224—1239 Grafen in 
Holstein-Stormam und Wagrien aus dem Hause Scbauenburg" wid- 
mete, dem Gründer der Bürgerfreiheit Hamburgs und angeblichen 
Stifter des 8t. Johannis- und des 8t, Maria -Magdalenenklosters 
(PI. 29) für unverheirathete Bürgertöchter, beide 1839 in der Nähe 
neben dem Steinthor wieder neu aufgebaut. Unfern des Bahnhofs 
erinnert eine polirte Oranitsäule, 1854 aufgerichtet, an einen Hm. 
S. C, Meyer, Kaufmann und Stockfabrikanten. ""Aussicht von der 
Altmannshöhe am Steinthor, dem höchsten Punkt in den Anlagen. 

Jmseits des Berliner Bahnhofs, Vz 8t. vor dem Deichthor, ist 
die grossartige *8tadt «Wauerlcnntt, durch welche ganz Hamburg 
mit frischem Wasser versorgt wird, Besuch in technischer wie 
landschaftlicher Beziehung lohnend (ohne Trinkgeld). Die «Aus- 



44 RouUÖ. WANDSBECK. 

licht TOD der Platefonn des Thvrm« (379 Stufen) erstreckt sich 
über ganz Hamburg und die zahlreichen Inseln der Elbe. 

An der westl. Seite des Alster -Walls, gleich links vor dem 
Dammthor, liegt der im Entstehen begriffene grossartige *BOolog. 
Garten (PI. 49), mit höchst interessanten ^Aquarien, und gegen* 
über der botan. Garten (PI. 8), einer der reichsten Deutsch- 
lands; gegenüber die als Gärten angepflanzten Begr&bnisspULtse. 
Ein Sarkophag an der Nordseite, dem Petrikirchhof gegenüber, 
1841 von Ottensen hierher versetzt, erinnert an 1138 Hamburger, 
f,welehe mit vielen Tauienden ihrer Mitbürger von dem fromm, Mttr^ 
tchall DaoouH im härtetien Winter 1813 und 1814 aus dem be- 
lagerten Hamburg vertrieben j ein Opfer ihret Ktunmers und em^ 
steckender Seuchen vjurden". 

Dieselbe Richtung führt in den Anlagen weiter an dem neuen 
Holetenthor^ der Navigationsschule nebst Sternwarte und dem Mii^- 
lemthor vorbei zu der S. 38 gen. Eibhöhe (PI. 14). Auf dem 
Wall vor der Sternwarte auf einem Oranitsockel mit Reliefs die 
eherne Büste eines Hrn. Repsold, Mechanicus und Astronom, als 
Oberspritzenmeister 1830 bei einem Brand verunglückt 

Wer den Zwecken der ionern Mission nicht fem steht, wird 
reiche Belehrung im Banhen Haus zu Hom finden, 1 St. östlich 
von Hamburg, an der Strasse nach Bergedorf (Omnibus s. S. 38). 
Alle Zweige derselben werden hier, aus kleinen Mitteln entstan- 
den, mit grossem Erfolg gepflegt, namentlich die Erziehung nnd 
Besserung sittlich verwahrloster Kinder. Gründer der Anstalt und 
fortwährend Leiter derselben ist Hr. Dr. Wiehern. 

Wandsbeok, ein holst. Flecken (7468 Eiiiw.) in gleicher Ent- 
fernung und fast gleicher Richtung, mehr nordöstlich (Omnibus 
s. S. 37), ist durch Matthias Claudius (Asmus) (f 1815), den 
„Wandsbecker Boten" berühmt geworden, der mit seiner Frau 
auf dem Kirchhof ruht. Ein einfaches Denkmal im ehem. gräflich 
Schimmelmann'schen Park, ein nur an einer Seite behauener 
Granitblock, mit Namen, Hut, Wandertasche und Stab des Boten, 
erinnert an ihn. 

5. Von Hambiirg nach Kiel. 

Eisenbahn von Altena bis Kiel in 3 St. für 3, 2 oder 1 preuss. Thaler. 
Omnibus vl. Droschken von Hamburg bis Altena s. S. 38. Das Gepäck wird 
auf dem Altonaer Bahnhof von Zollbeamten durchsucht. In den Hersog- 
thümern wird nach Hamburger Courant gerechnet \ dänisches Oeld, beson- 
ders Stücke von 4 Skilling = II/4 J. cour., und 16 Sk. = 5 J. cour. cour- 
sirt sehr viel. 

Eine vierfache Banmreihe führt vom Millemtbor zu Hamburg 
an den Kneipen und Buden der Vorstadt 8t. Pauli (^„Hamburger 
Berg'*j S. 39) vorbei zum Nobisthor (Inschrift Nobia bene, nemini 
mate} in Altena, 15 Min., von da zum Bahnhof wieder 15 Min. 

Alton» QHolsUinisches Haus, •Bahnhofs-mui Z. 20, F. 10 /., 
zugleich Restauration, KaiTehaus und Gonditorei), am nordl. 



i M(u:ßr\G 
HAJ^iuRO. 

. ^ P 



~^4}^. 











^ r ; ?" t/ 7 •••'.. v/,/.' 



ALTONA. 5. RouU. 46 

Ufer der Elbe (62,308 Einw.), 1713 durch den schwedisehen 
General Steenboek gänzlich niedergebrannt, hat in Folge dieses 
Brandes das äussere Ansehen einer neuen Stadt mit breiten regel- 
massigen Strassen. Handel und Fabriken blühen, die Stadt selbst 
liegt ausserhalb des holsteinischen Zollgebiets, ist also Freihafen, 
dennoch erscheint sie im Vergleich zu Hamburg sehr still. Ihre 
Lage dagegen an dem hochaufsteigenden Ufer der Elbe, in einem 
Kranz ron Gärten und Landhäusern, kann, besonders Ton der 
Elbe aus gesehen, reizend genannt werden. Die mit Linden be- 
pflanzte PaimailU ist eine der schönsten Strassen Deutschlands, 
inmitten derselben das 18Ö2 errichtete eherne Standbild des 
langjähr. Oberpräsidenten (OberbQrgermeigters) von Altena, des 
Grafen Corwad von Blücher (f 1845), von Schiller entworfen. 

Am Nordende von Altona, an die Stadt grenzend, beim Bahn- 
hof, liegt das Dorf Ottenten, auf dessen Kirchhof Klopstock mit 
seinen beiden Frauen ruht. Eine alte Linde, einige Schritte vor 
der Kirchthfir, beschattet das gemeinsame Grab. Zu Ottensen 
starb am 10. November 1806 an den in der Schlacht bei Auer- 
städt erhaltenen Wunden Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von 
Braunschweig. Seine Oebeine wurden in der Weifengruft unter 
dem Dom zu Braunschweig (S. 128) beigesetzt. 

Verfolgt man den mit den schönsten Qartenanlagen und Landhäoaem 
prangenden Weg an der Elbe weiter nach Blankeneae, etwa 3 St. von 
Hamburg, so zeigt sich links nahe beim Ottenser Kirchhof *Rain Tille'« 
Gasthof und Garten, mit einem schönen Blick auf die Elbe, an hüb- 
schen Sommer-Kacbmittagen, besonders Sonntag und Donnerstag, bei Har' 
monie-Musik von der Hamburger feinen Welt eablreich besucht. Omnibus 
8- S. 38. Booth''s Gärten zu Flottbeck sind für Gartenliebhaber sehens- 
werth, ebenso der grossartige Park des Hamburger Senators Jenisch mit 
den ansehnlichen Gewächshäusern. Zwischen Parish Garten in Nien* 
Städten und Caesar Godeffroy's Park in Dockenhuden hat an dem 
hohen schroffen Eibufer der hamb. Senator Gustav Godeffroy ein 
Landbaas im Bheinburgenstyl 1855 aufführen lassen. Die grossartigste Elb- 
aasicht hat man vom *Süllberg, einer Spitae der dortigen Hugelgn^>pe, 
in deren Thälem das Fischer- und Schifferdorf Blankenese liegt. Auch 
Baur's Garten zu Blankenese mit den schönsten Anlagen gewährt dem 
Besucher von der Hohe treffliche Aussicht auf die Elbe. Alle diese An- 
lagen sind auch dem Publikum zogäAglich. Omnibus u. Dampfboot s. S. 38. 
Die Aussicht auf die Blankeneser Berge von der filbe aus ist so eigen- 
thümlich, dass man zu Wasser hin-, zu Lande zurückfahren sollte. Restau- 
ration zum FWtrhaus in Blankenese, schön gelegen, massigen Ansprüchen 
genügend ; besser bei Jacob in Kienstädten, aber ndiner 4 Vs Mark*^ . 

Erste Station an der Altona-Kieler Eiienbalm ist Pinneherg. 
Vorher liegt r. Reilingen mit einer der schönsten Landkirchen 
Holsteins. Tomeaeh ist Station für den nahen Flecken Veterafn. 
Kloster Uetersen, ein weltliches Damenstift für adelige Fräulein aus 
der Schleswig-Holstein'schen Ritterschaft, sieht man links in d^ 
Ferne. Zu Elmshorn (6617 Einw.), wohlhabender Ort an der 
Krüdcau in fruchtbarer Umgebung, wo im Dec. 1863 die grosse 
Volksversammlung stattfand, mQndet die GlCickstadt-Itzehoer Zweig- 
bahn (S. 47). 

Links bei Stat. Wrüt auf einer Anhohe, die eine hübsche Aus- 



46 BouU 5. KIEL. 

sieht gewährt, der runde alte Thurm von Ktllinghfuen. Zu Neu- 
müntier (*Harms Hotel) , Stadt mit ansehnlichen Tuchtabriken 
(7797 Einw.), zweigt die Rendsburger Bahn (S. 48) ab. 

Folgt Stat. JSordeaftoim, Kirchdorf, Vt St. links von der Bahn, 
reizend am See gleichen Namens. Die Kirche ist wegen der 
Qrabmaler sehenswert!). Hier rohen u. A. Friedrich I., König yon 
Dänemark (t 1533), und dessen Gemahlin Anna; Christian Fried- 
rich, Herzog von HolsteinM^otiorp , Stammvater des russischen 
Kaiserhauses; Herzog Georg Ludwig, der Stifter des heutigen 
grossherzoglich Oldenburgischen Hauses; dann verschiedene be- 
rdhmte Kieler Professoren. Die Gegend, bisher flach (Heide und 
Ackerland), wird freundlicher, die Bahid durchschneidet bis in 
die Nähe von Kiel das liebliche Eidetihal, Bald nachdem die 
Bahn dieses Thal verlassen, fahrt sie in einem Einschnitt durch 
die bei Dorfgaarden gelegene Hügelreihe. Beim Ausgang zeigt 
sich der Kieler Hafen und in der Ferne die Ostsee. 

Kiel (*ldar8Uy'» H6UI; StwU Kopenhagen meist von Dänen 
besucht; Bahnhofihötel und Restauration; Bier bei Feter aen am 
Wall), neben Itzehoe die älteste Stadt des Herzogthums Holstein, 
mit 18,758 Einw. , fast ausschliesslich lutherisch, ist seit 1864 
Sitz des General commando's der Herzogthümer. 

Die 1665 gestiftete Universität (PI. 23) (150 Studenten) besitzt 
nicht unbedeutende Sammlungen, besonders hervorzuheben die der 
v(Uerländ. Alterthümer und das nUneralog. Museum ^ letzteres in 
einem besondem Gebäude in der Küterstrasse, der Gelehrtenschule 
gegenüber. Das Kunstmuseum im Schloss (PI. 20) enthält u. a. 
Gypsabgüsse der berühmten Marmorreliefs, welche einen Theil des 
Frieses und Giebels des Parthenon und des Tempels des Erech* 
theus zu Athen bildeten, nach Zeichnungen von Pbidias gearbeitet, 
. von Lord Elgin zu Anfang dieses Jahrh. in Griechenland gesam- 
melt, unter dem Namen der Elgin Marbles jetzt im British Mnsenm 
zu London aufgestellt; ferner Abgüsse kleinerer Thorwaldsen*scher 
Bildwerke, sowie die Gruppe des Famesischen Stiers (s. S. 183- 
In der KunsthaUe des Kunstvereins befindet sich eine Sammlung 
(im Entstehen) guter neuerer Bilder. 

Als Handelsstadt gewinnt Kiel täglich grössere Bedeutung. Sein 
weiter * Hafen gestattet den grössten Seeschifl^en, unmittelbar an 
der Stadt vor Anker zu gehen. Hier i»t das lebendigste Treiben. 
Zahlreiche kleine Fahrzeuge vermitteln den Verkehr mit den däni- 
schen Inseln; Kiel ist für ihre Producte, namentlich Fettwaaren 
der Markt. Die Landschaft am westlichen Ufer des Hafens (von 
Kiel durch das anmuthige Gehölz Diistembrook bis zum Gasthaus 
Bellevue Vs 8t.) ist reizend; beim Eingang in das Gehölz eine 
wohleingerichtete Seehad-AnstaU. Yon der Wühdminenhöht an 
der andern Seite des Hafens und dem am Einfluss der Schwentine 
gelegenen Neumühlen schöne Aussicht. Hübsche Wasserfahrt nach 
Wilhelminenhöhe, und dann wieder hinüber nach Bellevue; für 



0LÜCK8TABT. 5. Jto«««. 47 

die Stunde Terlangen die Scbiffer 1 Mark Cour. Zurück tob 
Bellevne nach Kiel zn Fnss. FHedrichiOft , Festnng am Eingang 
des Hafens, wird häufig besucht; Wagen (1 St.) hin und zurück 
nebst Trinkg. 3 Tblr.; im Sommer fast täglich Dampfboot. 

Der belohnendste ^Ausflug yon Kiel i«t folgender. Am 1. Tage durch 
die wegen ihrer eigenthihnliehen Landwirtbachafl and der Volkasitten 
der Bewohner (Wenden oder Niederländer?) merkwürdige Pl>ob8tei nach 
Sali an, stattliches Sehloss und Park dea Qrafen Blome^ am n. U. des 
SeelenterSeeg weiter nach Panker, dem Landgrafen Wilhelm au Hessen- 
Cassel gehörig. In der TSOxe der •? i e 1 8 b e r g , einer der höchsten Punkte 
in Holstein, mit dem Thnrm Hessenstein (* Aussicht über Land und 
Meer), bei hellem Wetter Kiel, ö. die schleswig^sche Insel Fehmam 
(15. März 1864 durch einen geschickt ausgeführten ÜeberfaU der Preussen 
unter General- Lieutenant ▼. Schlegell genoounen). n. die ferne dänisch« 
Insel Laaland. Dann über den Meierhof Stöss (wieder schöne Aus- 
sieht) nach *Ha8sberg, Seebad zum Oute Nmdarf gehörig, wo Catha- 
riaa II. Ton Rnssland ihre Jngan^iahre verlebte. Abends nach Lütjen- 
bnrg (Lü^ohann). Am 2. Tag entweder über Rantsau nach Ploen 
und Eutin (S. 55) oder über Seelent (in der Nahe die Blomenburg, 
Schloss des Orafen Blome) nach Rastorf bis cur Rastorfer Mühle, 
wo man den Wagen nach Neumuhlen (s. 8. 46) fahren läset, und 
die letzte Meile zu Fuss durch das reizende Schwentinethal zurücklegt. — 
Der Ausflug lässt sich mit der Reise nach Lübeck (S. 53) Terbinden, wenn 
man in Kiel einen Wagen nimmt und früh Morgens über Blomenburg, 
Hessenstein. Panfcer, Stöss, Lülaenburg nach Ploen fährt, Ton da mit der 
Post (1866 4 U. Nachm.) über Eutin. 

Nach Eckernförde (S. 48) tägl. Poatomnibus in 4 St. für 1/2 Thlr., 
über Luehtdcrf und CMtorf. 

Ton Kiel nach Kopenhagen. Dampfboot nach iTorstfr (Hdtel Stora 
Belt), an der Südwestkäste von Seeland, ieden Abend nach Ankunft des 
letiten Hamburger Zugs in 8 St. für 4 Rthlr. 16 J. dänisch. Von Korsör 
nach Kopenhagen Eisenbahn in 31/4 St. (4 Rthlr. 24, 3. 16, 2. 12 |. dän), 
Bahnhof am Ländeplatz des Dampfboots ^ einförmige Fahrt, bei Soröe 
«chöne Buchenwälder, Stationen : J^ageUe^ Soröe, Eingstede, Borup, Roe»kild€y 
Bedehusene und Olostrvp. mit einem grossen Zellengefängniss. — Dampf- 
Wot nach Kopenhagen direct alle 4 Tage in 14 St. für 6 Rthlr. 16 I. dän. 

Die S. 45 genannte Zweigbahn von Elmshorn fGhrt meist durch 
Moor- und Marschland , berührt Sietkwende und Herthom und er- 
reicht in 3/4 St. Glückitadt (Stadt Hamburg), an der Elbe (5018 
Kinw.), Sitz des Obergerichts für Holstein und des Landeszucht- 
hanses für die Herzogthümer, 1620 von Christian IV. befestigt. Es 
galt seitdem für den Schlüssel Holsteins und wurde schon 1628 von 
Tilly, 1643 von Torstenson erfolglos belagert, 1814 aber an die 
Verbündeten übergeben und 1815 geschleift. Hafen vernachlässigt, 
ohne Leben. — Von Glückstadt nach Itzehoe (Itzeho auszuspre- 
chen, nicht Itzeho) über Krempe, 38 Min. Fahrzeit. 

Itsehoe (Hdmund's GoithJ, älteste Stadt in Holstein (7345 
Einw.), an der Stoer , schon zu Anfang des 9. Jahrh. gegründet, 
Versammlungsort der holsteinischen Stände. Die Laurentiuskirche 
ist ein Gebäude des 12. Jahrhunderts. Hübscher Ausflug (1 St.) 
nach dem stattlichen Schloss Breitenburg an der Stoer. 

Das fruchtbare Harschland, welches sich an 4 Meilen weit im Nord- 
westen von Glückstadt an der Nords ceküste bis zur Eider hinstreckt, ist 
des Land der Ditmarscher Bauern, berühmt durch ihre kühnen blu- 
tigen Freiheitskämpfe ua.% den Heraogen von Holstein , die 1Ö58 mit der 



4S Bouue, KBNDSBDRG. 

ÜBterwerfung ontor Henog Adolph eadeten. HanptOfie des Landes sind 
Seide und MtldUjrf^ wo Carsten Kiebohr, der berühmte Reisende, lebte, 
nnd sein Sohn Barthold Georg (geb. 1T76 zu Kopenhagen , gest. 1831 »u 
Bonn) seine Jugend (1T7B— 17912) zubrachte. Aach Boie, der Herausgeber 
des OöttiBger Musen-Almanachs (1770-70), lebte damals su Xeldorf. 

g« Von HambTirg nach Flensbnrg. 

Hersogthum Schleswig. 

Eisenbahn bis Rendsburg in 23/4 St., von Rendsburg nach (Schleswig in 

8/4) Flensburg in 21/4 St., von Rendsburg nach Tönning in 21/2 St. 

Bis NeumünaUr s. S. 44. Hier und zu Nortorf, der folgenden 
Station, hatten In Folge des offenen Briefes Christians YIII. Im Sommer 
1846 grosse Volksversammlungen statt, der Beginn der späteren 
Ereignisse. Der Zug erreicht Rendsburg, er fährt rechts von den 
Wällen des Neuwerka vorbei, über die Eider, durch die Altstadt, wie- 
der über die Eider, in das ehem. Kronwerk, wo der Bahnhof für 
Schleswig (für Holstein in der Altstadt), 20 Min. hinter der Stadt 
(in derselben nur eine Haltestelle), f * 

Bendsburg {^ Stadt Hamburg und Lübeck in der Altstadt, *PaM*i 
Hotel im Neuwerk), Stadt und Festung mit 9693 Einw., 1646 
▼on dem schwed. General Wrangel erfolglos belagert. Die Festung 
bestand aus drei durch die Eider getrennten Werken, der AUstadt 
auf einer Insel in der Mitte, dem Neuwerk südlich, dem Kronv>erk 
nördlich. Die Wälle* des Elronwerks und der Altstadt sind 1854 ff. 
von den Dänen geschleift. Die Eider trennt die Altstadt vom Kron- 
werk, ein Arm derselben die erstere vom Neuwerk ; sie fiiesst bei 
Tönning in die Nordsee, steht aber auch mit der Ostsee durch 
den In den 80r Jahren des vor. Jahrh. angelegten schleswig-hol- 
steinischen Canal in Verbindung, der bei Holtenau in den Kieler 
Hafen mündet. 

Die Bahn durchschneidet Heide- und^^ Moorland. Duvenstedt ist 
erste Station. (Die Strasse rechts führt am Wittenaee vorbei nach 
dem 2 Meilen n.ö. gelegenen Eckern forde (Stadt Hamburg), in dessen 
Hafen am 5. April 1849 die beiden Kriegsschiffe Christian VIII. 
und Gefion für die Dänen verloren gingen. Täglich Postomnibus 
in 3 St. nach Schleswig.) Folgen Stat. Owschlag und KloHerkrug^ 
wo Wagenwechsel für den Zug nach Schleswig. 

Vor Schleswig öffnet sich plötzlich eine schöne Aussicht auf 
die weite Bucht der Schlei und die Stadt. Der Wall, welcher 
hier das flache Land durchzieht, ist das viel genannte Danewerk 
(Dannevirke)j welches am Ostermorgen (23. April) 1848 die Preussen 
unter Wrangel in raschem Sturm nahmen und in Schleswig ein- 
rückten. Die Dänen verstärkten das Danewerk von 1850 bis 1864 
mit einem Kostenaufwand von 2 Millionen Thlr. durch eine Reihe 
starker Schanzen, sodass beim Beginn des Feldzugs von 1864 
eine 10 Meilen lange, bei ausreichenden Sireitkräften leicht zu 
vertheidigende feste Linie von der Schleimündung bis Friedrichs- 
stadt vorhanden war, deren Mittelpunkt die Stadt Schleswig bildete. 



FLENSBURG. 6, Rotäe, 49 

Die danische Sttettmacht war zur Besetzting dieser langen Linie 
Tiei ZQ klein; die Folgen blieben nicht aas. Während die Oester- 
reicfaer unter F.M.L. Qablenz in der Front angriffen und die yot- 
ledchobenen Positionen der Dänen hinter einander nahmen (3. Febr. 
Oefecbte bei LoUorf, Jfzgely Obenelk und am Königsberg), marschirte 
Prinz Friedrich Carl mit den Prenssen auf Goppeln, um dort den 
Uebergang über die Schlei zu erzwingen und so die Dänen im 
Bücken zu fassen. Der dänische Obergeneral de Meza, nicht im 
St^mde, dies zu verhindern, gab rasch entschlossen die ganze Po- 
sition auf (5. Febr.) und befahl, um die Armee vor gänzlicher 
Veiniehtnng zu retten, schleunigen Rückzug nach Norden. 60 Ge- 
schütze fielen in die Hände der AUiirten. — Die Schanzen wurden 
seitdem total geschleift. 

Schleswig (^^ßavens Gasthof in der Altstadt, Stadt Hamburg bei 
Mad. Esselbach; Stehns Gasthof beim Bahnhof) mit 10,944 Einw., 
aus einer einzigen um den Meerbusen Schlei ^4 St. lang sich hin- 
ziehenden Strasse bestehend, bietet wenig Bemerkenswerthes, ausser 
seiner schönen Lage (beste ^Aussicht vom Erdbeerenbtrg an der Süd- 
westseite, vom Bahnhof aus zu besuchen) und dem alten Dom mit 
einem berühmten Holzschnitzwerk, das Leiden Christi, eine Reihen- 
folge kleiner Tafeln, als Altarblatt dienend. Schloss OoUorp, einst Re- 
sidenz der Herzoge von Schleswig, ist jetzt Sitz verschiedener Behör- 
den, das Erdgeschoss Gaserne. Am n. Ende der Stadt Ist die 1821 auf- 
geführte Irrenanstalt, am s. das Taubstummen- InstitiU. Die kleine 
Insel helsst der Mövenherg, von zahllosen Möven bevölkert, die 
regehnässlg am 12. März von der Insel Besitz nehmen (so dass die 
ganze Insel dann wie mit einem weissen Tuch überzogen scheint), 
hier ungestört nisten, und im Herbst wieder fortziehen, so viel 
ilirer von der allgemeinen Jagd, die im Juli abgehalten wird, ein 
Volksfest für die Umgebung, dann noch übrig geblieben sind. 

Dampfboot tägl., ausser Sonntags in 3V2 St. nach Cappcln, an den 
uimuthigen Ufern der Schleif belohnende Fahrt. Bei MiMunde, an der schmäl- 
sten Stelle der Schlei, von den Dänen durch 7 starke Schanzen gedeckt, 
fand am 2. Febr. 1864 das bekannte Recognoscirungs-Gefecht der Pr&ussen 
unter Prinz Friedrich Carl statt, welchem dann am 6. Febr. der Uebergang 
bei i4mM, I/2 St. vor Gappein, folgte, der die Räumung des Danewerka 
veranlasste (s. oben). Die Halbinsel zwischen der Schlei und dem Fleus- 
^^er Busen, das Land Angeln, ist ein wellenförmiges fruchtbares 
Hügelland i die Aecker sind wie in der Vendöe und im östl. Holstein 
von Erdwällen (Knicke) mit lebendigen Zäunen und hohem Gebüsch um* 
zogen. Schöner Ueberblick über das ganze Land vom Schersberg. 

Stationen zwischen Klosterkrug und Flensburg sind : EUmpstedt, 
Bolmy Oster-OrstetÜ (Zweigbahn nach Tönning), SoUerup, Eggebeck, 
Tarp, Bolxkrug, Gegend meist Heide und Moor. 

Flenibnrg (*8tadt Hamburg bei DöU, RascKs Hotel), lebhafte 
Handelsstadt mit 20,130 Einw., liegt ebenfalls sehr schon am An- 
fang der Berge, an der Flensburger Föhrde, einem jener tiefen und 
tief ins Land einschneidenden Meerbusen, welche an der Ostküste 
Schleswigs und Holsteins die trefflichen Hafen bilden. Auf dem 

Bsdeker's Deutschland II. 12. Aufl. ^ 



50 Route 6. SÜNDBWITT. 

Friedhof befand sich Ms Anfang März 1864 der bekannte Flenid 
huirffer Lowe, von den Dänen als Siegesdenkmal an die Sehlacht 
von Idstedt errichtet. Das Denkmal der gefallenen dän. Oflizieie 
ist geblieben. Schöne Aussicht auf die Stadt nnd den Hafrai von 
BelUvue, einem anf der westl. Anhdhe, in der Nähe der 'Wind- 
mühlen gelegenen Kaffehaos, 1864 Lazareth. — Nach Korsör (S. 84) 
3mal wöehentl. Dampfboot in 9 — 10 St., Abfahrt 9 ü. Moig., znm 
Anschluss an den letzten Zug nach Kopenhagen. 

Bei Oeversee. 2 St. südl Ton Flensburg, an der LandBtruse nach Schles- 
wig, fand am 6. Febr. 1864 zwischen der Nachhut der auf dem Bückzug 
befindlichen dän. Armee und den verfolgenden Oesterrei ehern (Regimenter 
Orossherzog von Hessen, König der Belgier und 9. Jäger-Bai.) ein blutiges 
Gefecht statt, in welchem u. A. der Oberst Herzog von Württemberg ver- 
wundet wurde. Auf dem Friedhof des Dorfs ist zum Gedächtniss ein 
Denkmal mit den Namen der Gefallenen errichtet. 

Wohl Wenige werden es versäumen, von Flensburg ans das 
Sundewitt zu besuchen, den Schauplatz der preussischen Ruhmes- 
ihaten im Frühjahr 1864, zugleich den schönsten Theil Schles- 
wigs, dessen „Garten" man es nicht mit Unrecht nennt (Post 
nach Sonderburg Imal täglich in 4^4 St.; Zweispänner nach 
Düppel und zurück ca. 10 Thlr.). 

Die Strasse zweigt sich 3/^ gt. hinter Flensburg von der nach Apen- 
rade führenden Chaussee rechts ab. Von (IV2 ^^-J -KtfiAMts gelangt man 
r. nach (10 Min.) Alnöer^ wo am 17. Febr. preuss. Pioniere eine Ponton- 
brücke über den Eken 'Sund schlugen, der da.9 Vilbel- Mar mit der Flens- 
burger Föhrde verbindet. Das dänische Panzerschiff Rolf Krake versuchte 
am 18. Febr. dieselbe zu zerstören, wurde aber durch die preuss. Batte- 
rien bei Alnöer und Holnis (auf der Südseite der Föhrde) zurückgewiesen. 

Die Chaussee führt von Binkenis weiter nach (15 Min.) Oravenstein^ 
dessen Schloss während der Belagerung dem Prinzen Friedrieh Carl als 
Hauptquartier diente, und zieht sich dann um das NÜbei-Jfoor über Attbüll 
und Nilbel (links der spitze Eirchthurm von Satrup) nach (IV4 St ) Düppel^ 
ansehnliches Kirchdorf, 1864 zum Theil niedergebrannt. Zwischen Nabel 
und Düppel rechts von der Strasse ein Gehölz, die Biiffdkcppel^ bekannt 
durch das Gefecht vom 22. Febr. 18(34. Auf den Höhen jenseits Düppel, 
die zum Theil bis 300' über Meer ansteigen, erhoben sich die vielgenann- 
ten Düppeler Schanzen^ 10 mit einander verbundene Bastionen, welche in 
geschlossenem Halbkreise vom Alsen-Sund bis zum Wenningbund die Son- 
derburg gegenüber liegende Spitze des Sundewitt umgaben. Nach zwei- 
monatlicher Belagerung wurden sie am 18. April von den Preusaen mit 
grösster Bravour gestürmt^ der Sonderburger Brückenkopf fiel gleichzeitig. 
Nach der Eroberung wurde alsbald mit der Schleifung begonnen und ist 
jetzt kaum m^^hr etwas von den Befestigungswerken zu erkennen. Von 
der am 14. April zusammen geschossenen DUppeler MiÜüt weite herrliche 
Aussicht^ östl. die InseXAUen; südl. jenseit des Wenningbundes die Halb- 
insel Broacker^ auf welcher bei Oammelmark die Batterien (Feldzeugmeister- 
batterie) erriclitet waren, deren Feuer den südl. Schanzen und sogar dem 
7000 Schritt entfernten Sonderb^g verderblich wurde; weiter westl. der 
Doppelthurm des Dorfs Broacker^ der den Preussen als Observationspunkt 
diente; dann die fruchtbaren Hügel des Sundewitt, bis im Norden wieder 
das ferne Meer den Rundblick achliesst. Die beim Sturm gefallenen Preussen 
nnd Dänen sind zum grossen Theil oben beerdigt; stattliche Denkmäler 
erheben sich auf den Gräbern. 

Die Insel Alsen, 5 QM. gross, mit 22,000 Einw., ist vom Sundewitt 
durch den Alsen-Sund getrennt. Die Hauptstadt Sonderburg (Stadt Ham- 
burg; Johannsen) (4000 Einw.), freundliche kleine Stadt am Alsensund, ist 
mit dem Festland durch eine Schiffbrücke verbunden. Von hier über 
l/lkebüU in II/2 St. nach Augustenburg, Stammschloss der Herzoge von 



HUSUM. 7. BouU, 51 

SchJeawig-Holstein-Soikderbarg-AiigTistenburg, an der tief in die Insel ein- 
schneidenden Augustenburger Föhrdt. 1 St welter bei Adzerbafhg erhebt 
sieb der Büge Berg (256') mit weiter Aussicht über die Insel und das Meer, 
bis Fahnen, Arröe etc. Nach dem Fall der Düppeler Schansen wiurde die 
Insel von den Dänen durch Strandbatterien längs des Alsen-Sundes be- 
festigt; trotzdem unternahmen die Preussen (unter General Herwarth von 
Bittenfeld) am 29. Juni den Uebergang (am Satruptr Holz swisahen &md- 
i^g und' Sthnabeck) \ vollständiger Erfolg belohnte die kühne Tbat. 

7. Die firiesischen Vordsee-InMÜi. 
Wett-Sehletwig. 

Die Inseln Föhr und Sylt werden meist von Buawn aus besucht (Dampf- 
boot mehrmals wöchentlich, bis Wyck in 4^ö St., von da bis Sylt in 3 St. ^ 
die Abfahrtszeit wechselt nach dem Wasserstand, in Husum bu erfragen). 
- Von DagdyOa (Wagen von Husum über Bredttedt in (^— 7 St. für 6 Thlr. 
prenss.) Post (Segel-) schiff tägl. in 1 St. nach Wyck für 1 Mark eour. \ 
ebenso von Hoyer nach Sylt. (Von Flensburg nach Dagebüll und Hoyer 
auch directe Postverbindung.) 

Die beiden Seebäder Wyck auf Föhr und Westerland auf Svlt werden 
jetzt, nach Aufhören des dänischen Regiments, von Deutschland aus ohne 
Zweifel stärker als bisher besucht werden. Beide sind als ruhiger, ange- 
nehmer, nicht theurer Aufenthalt auch für Familien zu empfehlen. Die 
Einrichtungen sind genügend, das Baden von Ebbe und Fluth unabhängig. 
Sylt hat von allen Nordseebädern den stärksten Wellenschlag und ist daäer 
mehr für kräftigere Naturen; Wyck hat sehr schwachen Wellenschlag, 
aber starken Salzgehalt, da kein Süsswasserstrom in der Nähe ist und in 
den Watten rasche Verdampfung stattfindet. Preise für ein Bad in Wyck 
121/j j. cour., in Sylt 71/2 i- cour. 

Die Husumer Bahn zweigt sich tu Oster-Orstedt (S. 49) von 
der Flensburger Linie 1. ab. Station 8chwe$ing. 

Hnsnm (Thomd's Httd) am Einflnss der Hever in die Nordsee, 
stiller Ort mit geringem Handelsverkehr. 

Das Dampfboot fährt von dem Vz St. von der Stadt entfernten, 
zur Zeit der Ebbe ganz seichten Hafen ab. Die Fahrt, hier meist 
sehr ruhig, sodass selten Seekrankheit eintritt, geht durch die 
W<atm, d. h. den zwischen den am weitesten gegen die Westsee 
(so heisst hier die Nordsee) vorgeschobenen Inseln Sylt, Amnun etc. 
und dem Festlande liegenden Theil des Meeres, voll von Inseln, 
Sandbänken nnd Untiefen. Besen bezeichnen häufig das schmale, 
zwischen den Inaün (gegen die See durch Dünen oder Deiche 
geschützt) und HaUigen (von den höchsten Fluthen überschwemmt) 
sich dui'chwindende Fahrwasser. Die niedrigen Halligen scheinen 
auf dem Wasser zu schwimmen; nur die Gebäude, auf der höch- 
sten Stelle auf einem Erdaufwurf (Warf) gebaut, ragen hervor. 
Links bleibt lange die grosse Insel Nordatrand zur Seite, davor 
PohnshaUig, dann Nordstrandiachmoor. Die Fahrstrasse wendet sich 
dann 1. ; r. Hambufgtthaüigy dann L die Insel PtHrrwoofm; r. bleiben 
ganz nahe dem Kurs die drei Halligen Hobel, Orode und AppeUand, 
1. sieht man Behnshcdlig, weiterhin Boogt. Dann windet sich der 
Dampfer zwischen den Halligen 1. Langeness imd r. OUmd hin- 
durch; die grosse Insel Föhr tritt in den Vordergrund und bald 
erreicht man die Landebrücke des freundlichen Seebades 

4* 



52 Ä«J*e7. WYCK. 

Wyek (^Bedlefaen, mit Terrasse und Aassicht am Meer, 1857 neu 
gebaut , M. IV3 Mark et, Pension 10 Thlr. preuas. die Woche. 
Hansen, gut gelegen, Uuiliche Preise; Conversationshau» (nicht 
zum Wohnen), gleiche Preise. H6td gami ViUOy Victoria. Privat- 
Wohnungen pr. Woche von 3 Thlr. ab, die theuersten am Sand- 
wall), nach dem Brande von 1857 fast ganz neu aufgebauter Ort 
mit 200 säubern Häusern. Die Hauptstrasse ist der mit vier- 
facher Baumreihe am Meer sich hinziehende Sandwaü, mit der 
Landebrücke der Dampfschiffe, dem Conversationshaus mit Tanz- 
und Gesellschaftssälen etc. (Abends Musik). Am obem Ende der 
Hafen; hinter demselben der Königsgarten mit hübschen Anlagen. 
V4 St. weiter Boldixum, freund!. Dörfchen; im ♦Garten des Schul- 
lehrers Heinsen gutes Bier. Interessant der Besuch der Vogdkojm, 
wo manrhes Jahr an 30,000 Enten gefangen werden. 

Sehr geeignet ist die Lage von Föhr zu Segelfahrten (Schiffer 
J€$»en zu empfehlen), feste Taxen, Ziel gewöhnlich die nahen Halligen 
Oktnd, Langenes»^ die Insel Ämrwn^ das Festland bei DagehüU. Tfiemand 
wird versäumen, eine Hallig zu besuchen^ eine der merkwürdigsten ist 
Oland. Auch eine Fahrt ^um Austernfang nach einer der zahlreichen 
Auitembänke lässt sich leicht ausführen. 

Von hier fahrt das Dampfboot in 2 St. nach der grosseru 
Insel 8jlt (li/2 DM., die grosste der friesischen Inseln) und legt 
an der Ostspitze derselben, der sogen. Nösse an (für*s Ausschiffen 
wird nichts bezahlt). Von der Nosse auf Wagen (2V2 dän.Thlr.) 
in 2 St. quer durch die Insel nach 

Westerland (Strandhötel, M. 15 Sgr., Z. 15 Sgr.; Dünenhalle; 
Steffensen's H6tel, nahe am Strand; Privatwohnungen pr. Woche 
von 3 Thlr. dän. an), weitläufig gebautes Dorf, zum Seebad erst 
seit 1858 eingerichtet. Schoner Spaziergang am Strand längs des 
hier stets in lebhafter Brandung schäumenden Meeres. Ausfahrten 
zur See sind nicht möglich , da am Weststrande nicht gelandet 
werden kann Ausflüge nach dem stattlichen Dorf JTettum an 
der Ostseite der Insel und dem Morsum-KUff; nördl. nach Wenning- 
sted (10 Min. welter das rothe KUff, eine 160' hohe Düne); nach 
dem 120' hohen Leuchtlhurm (IV^ St.) mit weiter Aussicht; zu 
Wagen (3 St., 5 Thlr. dän.) nach Last am Nordende der Insel, 
ärmliches Dörfchen inmitten ungeheurer Sanddünen. Von der 
höchsten Düne herrlicher Rundblick über Land und See. Zwei 
Leuchtthfirme bezeichnen die Einfahrt zu der geräumigen Lister 
Rhede, Der vom List -Lande umschlossene Königshafen, einst 
trefßicher Kriegsbafen, ist jetzt versandet. — Auch die Südspitze 
der Insel, Hömum, ist eine ununterbrochene Reihe öder Sanddünen. 

Die Bisenbahn führt von Husum weiter südl. nach Friedriehsstadt und 
Tönning 

fhri9driohMMi»d.t (Wtndahls Hotel), ist eine Stadt im holländischen Charak- 
ter mit breiten Strassen und Ziegelsteinpflaster, Ton Ganälen durchschnitten, 
n. an die Treen^ einen kleinen Fluss, gränzend, s. unfern der Müder, sugleicb 
Fertung, die am 4. October 1850 die Schieswig-Holsteiner vergeblich su 
erstürmen versuchten und von den Dänen mit grossem Verlust zurückge- 
achlagen wurden. Folgt Station HarMeck. 




^f 



>v .' ^ 



LÜBECK. S.BouU. 53 

TAniat iff^ta Victoria bei Jensen) an der Kordiee , an der MHadiuiff 

der Eider ^ die hier einen guten Hafen bildet, früher Festung, deren Werke 
1714 die Dänen achleiften. 

Wer die Marschen (S. 47) kennen lernen will, fährt Ton Friedriehsstadt 
aber Heide und Meldorf (S. 47) nach ONidtstadt, im Sommer bei gutem 
Wetter eine gute Tagereise. 

8. Von Hamburg nach Lübeck. 

Eisenbahn bia Bächen in 11/4 St. , Ton da nach Lübeck in IV4 St- 
Directe Bisenbahn (über Ahraubtirg und Oldesloe) im Bau. 

Bis Buchen s. S. 37. Die Zweigbahn , welche Lübeck mit 
der Hamburg-Berliaer Bahn verbindet und zu Buchen mündet, 
berührt das malerisch an einem See, den die Bahn durchschnei- 
det, gelegene Stadtchen Mölln, wo Till Eulensplegel im J. 1350 
gestorben ist, und sein angeblicher Leichenstein mit Eule und 
Spiegel, sein Krug, Sporn, Schwert u. dgl. gezeigt werden. 

Uattehurg (DaniePs Botel), theils zu Lauenburg, theils zu 
MecUenburg-Strelitz gehörend, einst berühmter Bischofssitz, auf 
einer Insel des Ratzeburger Sees hübsch gelegen, wird vom Walde 
verdeckt. Später tritt auf kurzer Strecke rückwärts über dem 
See hin die Domkirche hervor. Das Land ist hügelig, daher 
mehrfach Einschnitte, Gegend hübsch und belebt. Bald zeigt sich 
höchst stattlich das alte Lübeck; man betritt die Stadt von der 
Eisenbahn her durch das ansehnliche (innere) Holitenthorf 1477 
vollendet, ein gutes Bild alter Bollwerke dieser Art. 

Ubeok (*8tadl Hamburg} ^Düffcke'i Hotel; *H6td dt VEurope; 
FunfThürme; *BrockmüUer'8 HöUl; Stadt London) an der Trave, 
die erste freie Hansestadt, mit 30,717 Einw. (300 Kath.), zum 
Thell noch mit Wällen umgeben, hat in ihrer äussern Erschei- 
nung Manches, was an die Bedeutung der Stadt im Mittelalter 
erinnert, als von hier ans Jener mächtige Hansebund geleitet 
▼nrde (1260—1669) und hier die Flotte desselben vor Anker lag. 
»Die stolzen Thürme, schart'gen Zinnen", die alten Giebelhäuser, 
die festen Thore, die gothischen Kirchen, das ehrwürdige Rath- 
haus geben noch Zeugniss von jener Zelt. Des Bandes Abnahme 
'Jegann, als der kühne Plan des Bürgermeisters Jürgen Wullen- 
weber, eine demokratische Herrschaft über die scandlnavischen 
Reiche zu begründen, fehlgeschlagen war (1531— 1536). Mit dem 
Untergang des Bundes sank auch Lübecks Wohlstand. 

Das schönste Gebäude Lübecks ist die ^Marienkirche (PI. 15), 
eines der vorzüglichsten Denkmäler des den baltischen Gegenden 
eigenthümlichen ernsten goth. Styls, aus Backsteinen aufgeführt, 
1304 vollendet, mit drei Schiffen, das Mittelschiff von ungewöhn- 
licher (134') Hohe, am westl. Portal die „Brief capeÜe^ , so genannt, 
^eil Ablassbriefe hier verkauft wurden, eine von zwei schlanken. 
•Monolithen getragene hohe Vorhalle. Zwei 430' hohe Glocken- 
thürme überragen das ansehnliche Gebäude. 

Im Innern Grabmäler, darunter die von Ohmacht in Straseborg ge- 
arbeitete Büste des Bürgermeisters Peters (t 1788). Der alte Altnr von 



54 Boute S. LÜBECK. 

beachtenawerfher Holzsclinitzarbeit. Die *Bilder von Overbeck^ einem 
Lübecker, Christi Einsag in Jerusalem, 1834 vollendet, und die Trauer 
um den diahingeschiedenen Heiland, 1845 gemalt, sind in verschlossenen 
Capellen, die der Küster öffhet. Der Todtentanz, auch in einer ver- 
acnlossenen Capelle, wird irrthümlich Holbein zugeschrieben. Die schönen 
alten niederdeutschen Unterschriften (0 dot^ wo uU idt dai ver$tafmf Ick sal 
danuen unde kan nich gakn, sagt z. B. das Wiegenkind zum Tod) haben 
zu Anfang des vorigen Jahrh. schlechtem Magister-Hochdeutsch weichen 
müssen. Als eine Seltsamkeit mag die IThr erwähnt werden, hinter dem 
Hochaltar, aas dem J. 1406, aus welcher vermittelst eines Kunstwerks um 
Hittag der Kaiser und die Kurfürsten hervortreten, beim Heiland sich vor- 
bei bewegen und an der andern Seite verschwinden; darunter ein astrono- 
misches Zifferblatt. Schräg gegenüber hängt an einem Pfeiler ein vortreff- 
liches älteres Bild, dreitheilig, aussen Adam u.Eva, im Innern Christi Geburt, 
Anbetung der Könige und Flucht nach Aegypten. 1518 gemalt, angeblich 
von Jan A/osUurt. Die Olasgemälde dahinter hat 1436 ein Florentiner ver- 
fertigt. Binige eherne Grabplatten aus dem 15. und 16. Jahrh. werden 
von Kunstkennern nicht unbeachtet bleiben. 

Ganz In der Nabe der Marienkirche liegt am Markt das 1517 
vollendete *Rathhau8 (PI. 20), ein wunderlicher Ban aus rotheo 
und schwarzen verglasten glänzenden Backsteinen, mit fünf eigen- 
thümlichen Thurmspitzen und vergoldeten Wetterfahnen. Inner- 
halb seiner Mauern wurden jene Versammlungen gehalten, zu 
welchen 85 deutsche Städte, die Glieder des Hansebundes, ihre 
Abgeordneten sendeten; von hier wurden die hanseatischen Nieder- 
lassungen und Factoreien im Ausland, zu Brügge, London, zu 
Bergen in Norwegen, zu Nowgorod in Bussland, geleitet, hier 
schloss der Bund seine Verträge mit mächtigen Reichen. Der 
Hansesaal ist jetzt in kleinere Gemächer getheilt, der alte Raths- 
keller aus dem J. 1443 zu einer modernen Restauration (Austern 
zu haben) gemacht, jedoch mit völlig erhaltenen ungemein statt- 
lichen Gewölben. Das Eamingesims in dem Gemach, in welchem 
die Hochzeitsgelage stattzufinden pflegten, hat die Inschrift: 
„Mannich Man lüde synghet, wenn man em de Brudt bringet; 
wiate he wat man em hröchtej dal he veel lever wenen mocJite". 

Die Domkirche (PI. 12), 1170—1341 erbaut, hat viele Denkmäler 
Lübecker Familien und Bischöfe, dann ein angezeichnetes *Bild 
mit der Jahreszahl 1491 von Memling f?), Leiden Christi in 
23 Gruppen, auf den Flügeln aussen Verkündigung, innen Johannes 
der Täufer, der h. Hieronymus, ßlasius u. Philippus. Ferner das lie- 
gende Erzbild des Bischofs Bockholt; die Kanzel von Steinhauer- 
arbeit (1568), der Taufstein aus Erz (1445). In der Mitte des 
Chors ein grosses Kreuzbild. Der Küster wohnt Hartengrube 740. 

Die schöne, nicht mehr zum Gottesdienst benutzte Catharinen- 
kirche (PI. 11) mit dem zierlichen, von Säulen getragenen Chor, 
hat auf diesem eine sehenswerthe Sanmilung Lübecker Knnstalter- 
thümer. Die Klostergebäude dienen theils dem Gymnasium, theils 
der Bibliothek, die manche historische Schätze enthält. — Die 
„Oeselhchaft zur Beorderung gemeinnütziger Thätigkeit", Breite- 
strasse 786, besitzt gleichfalls eine neuerdings entstandene Samm- 
lung Lübecker Alterthümer. 



LÜBECK. 8. RouU. W. 

Das HotpüäL mm heü. Oeitt (P\. 7) , eine musterhaft geleitete 
milde Stiftang des 13. Jahrb., ist Ton zierlichem Bau und besitzt 
wertbyoUe Holxschnitzarbeiten. Die Jacobikkehe (PI. 13) hat gute 
Bilder, besonders in der Bromsen-Capelle. Das Haus der Kauf- 
ieute'^)ompagnü (PI. 9), Nr. 800 in der Breitenstrasse, hat vor- 
zügliche Holzschnitzwerke in einem Zimmer. 

Im Catino (Beckergrube 160) viele Zeitungen und Flug» 
Schriften. Fremde haben freien Zutritt. 

Belohnender Spaziergang auf den WaUen (wo 10 M. vom Bahn* 
hof eine hölzerne Warte mit hübschem *Ueberblick) ; namentlich 
im Hafen, gute Aussicht. Das malerische Holstefähor s. S. 53. 

Nach der Schlacht von Jena zog Blücher sich mit den Trüm- 
mern des preuss. Heeres hierher zurück, verfolgt von drei fjranz. 
Marschällen, Bemadotte, Soult und Murat. Blutige Gefechte 
hatten am Q. Nov. 1806 um und in Lübeck, namentlich an und 
vor dem Bargthor statt, die mit Vertreibung der Preussen und 
einer dreitägigen Plünderung der Stadt endeten. 

Zwei Meilen n.ö. von Lübeck (Dampfboot tägl. 2m4l) liegt Travemftnde 
{Böta de Ruttie, Stadt Lübeck, Stadt Hamburg u. a.), Seebad, und bisher 
Hafenort für Lübeck, da die Trave nur Schiffe von 14' Tiefgang trug. Ifach 
Vollendung der umfaaaenden Stromarbeiten hat es in dieser Besiehung 
seine Bedeutung für Lübeck grosaentheils ▼erloren , der Flusa ist jetzt »o 
aasgetieft, daaa auch die grössten Seeschiffe an die Stadt gelangen können. 
B&mpfboote nach Kopenhagen in 12 St. 3mal wöchentl^ nach Stockholm 
2mal wöchentlich in 50 St. •, nach Petersburg Ton Anfang Mai bis Ende 
September in 54 bis 60 St. einmal wöcbenüich. 

Von Lübeck nach Kiel über Eutin (11 M. ; Eilwagen tägl. in 
10 St., an den Wochentagen auch Privatomnibus) führt eine gute Land- 
strasse durch anmuthige Gegend, die „holsteinische Schweis'*, besonders 
am Ploen und Eutin eine der schönsten in Holstein. Xatin (Ranniger) 
cum Fürstenthum Lübeck gehörige Stadt, in freundlicher Lage an einem 
See, wurde ehemals von den Bischöfen von Lübeck, in der letzten Zeit 
ans dem holstein. Fürstenhaus, häufig bewohnt^ jetzt gehört Stadt und 
Sehloss dem Orgsshenog von Oldenburg. In Eutin lebte im vor. Jahrb. , 
unter dem Schutz des Herzogs Peter, ein Kreis ausgezeichneter Männer, 
die Stolberg, J. H. Voss, F. H. Jacobi u. a. Das Geburtshaus des Ton- 
•etzers C. M. v. Weber (f 1826) ist durch eine Inschrift bezeichnet. — 
Kordlich liegt der kleine von Wald umgebene malerische *Uglei-See bei 
Sieff>eck^ dann der nahe Kellersee, auf welchen man von Oremsmühleti die 
beste Aussicht hat. Westlich in der anmuthigsten Umgebung zwischen 
*vei Seen die kleine Stadt Ploen (Stadt Hamburg, tum Prinzen)^ mit einem 
ahemals königl. dän. Schlosse von der Terrasse im Schlossgarten belohnende 
Aussicht. Weiter über Preetz (Stadt Hamburg, Bracker's Hotel), ebenfalls 
an einem See, dem Lanker-See, mit einem adeligen Fräulein stift, 1220 als 
Nonnenkloster gegründet, und Raiidorf nach Kid (S. 46). Der Weg über 
Sastorf (S. 47) ist schöner. 

9. Von Hamburg nach Helgoland. 

Dampfboot nach Cuxbaren in 4—6 St., nach Helgoland vom 15. Juni bis 
U. Juli und 1. bis 90. September 2mal, vom 15. Juli bis 31. August 3mal 
(Dienst., Donnerst, Samst., zurück Mont., Mittw., Freit.) in 7—8 St. für 
12V8 Mark, hin und zurück 20 Mark. 
Die Fahrt auf der Unter-Elbe gehört zu den anmuthigsten 
Fltusfahrten des nordlichen Deutschlands. Mühsam windet sich 
das Daropfboot durch das Gewimmel von Fahrzeugen aller Art, 



59 ScvUB. CUXHAYEN. 

▼on dem stattliehen Dreimaster bis zum langschnabeligen Ewer 
und der raschen Jolle. Hat es aber das Fahrwasser erreicht, 60 
übersieht man nochmals das gewaltige Hamburg, mit seinem be- 
lebten Hafen und dichten Mastenwald. 

Der Hamburger Berg (S. 39), der Tummelplatz der Matrosen, 
reicht bis an den Uferaaum ; dann folgt AUona, fast eine Yorstadt 
Yon Hamburg. Zahlreiche Landhäuser schimmern von den Hfigeln 
aus Anlagen und Parken bis weit unter Blankeneae (S. 45) hervor. 

Links landeinwärts zeigt sich die hannov. Stadt und Festung 
Stade, durch einen Canal mit der Elbe verbunden, weiter am Ufer r. 
das holsteinische Olückstadt (S. 47). Die Ufer treten nun weiter 
zurück, das Fahrwasser wird durch rechts weisse, links schwarze 
an Ankern liegende Tonnen angedeutet. Das Schiff nimmt die 
vSUig westliche Richtung; das Auge erblickt fem die offene See. 

Cuzhayen (Betvedere; Badehaus), Hamburgs Hafen (anch 
Seebad), mit Bremerhaven (S. 69) nicht zu vergleichen, liegt im 
hamborgischen Amt BitzebüUel, dessen uraltes vormals stark be- 
festigtes Thormschloss von der Elbe aus sichtbar ist. ' (Nach 
Bremerhaven Post 3 Uhr Nachm., eigener Wagen etwa 6 Thlr.) 
Dann weiter an der Insel Neuwerk mit ihrem Leuchtthurm, 1290 
zum Schutz gegen Strandräuber erbaut, und ihren Baken, hoben 
hölzernen Signalgerüsten, vorbei. 

Vor der Mündung der Elbe liegen zwei „Feuerschiffe", welche 
des Nachts erleuchtet sind, an schweren Retten vor Anker; zwischen 
diesen liegt das Lootsenschiff, Bei AVindstille und Ebbe liegen 
hier oft viele Schiffe, die zum Einlaufen in die Elbe günstigen 
Wind oder die Fluth abwarten. Eine grosse roihe Tonne links, 
an einer Ankerkette befestigt, zeigt an, dass man sich auf offenem 
Meer befindet. Die stärkere Bewegung des Schiffs, der kräftigere 
Wellenschlag fangen an, auf Manchen ihre Wirkung zu äussern^ 
indem sich die Vorboten der Seekrankheit einstellen. Solchen 
sei als einziger Trost gesagt, dass die Fahrt von Cuxhaven nach 
Helgoland nur 3 bis 4 St. dauert. 

Auf Helgoland wird man aus der von Felsen und Düne ge- 
bildeten Rhode in grossen Booten ans Land gesetzt, imd hat hier 
die Revue neugieriger Badegäste (die sog. „Lästerallee") zu pas- 
siren, welche bei Ankunft des Boots am Landeplatz aufinarschirt 
stehen. Ausschiffen 12 J. ; das Gepäck wird nach dem Conver- 
sationshaus gebracht, von wo jedes Stück nach dem Unterland 
für jeden Träger 2 J., nach dem Oberland 4 J. 

Ghasthöfe: *Stadt London, *Qaeen of England, beide gut, Bei- 
vedere im Oberland^ *Mohr, Kruse (letzterer nur zum Wohnen), beide 
im Unterland, gat für Touristen. Table d'hote überall um 3 U. meist für 
1 M. 12 i. (Abonnement 1 M. 8 J.), auch im Converaationshaus sowie bei 
C. Rickmers im Oberland^ nach der Karte wird im 'Deutschen Hof 
bei Jasper M. Bufe im Unterland und *Frem den will komm (Köln, und 
Voss. Ztg.), dann in der reichlich versehenen Restauration auf der 
Düne gespeist. Kaffehaus: der Pavillon unten am Strand. Gutes 
Bier (bair.) bei * Jansen^ zunächst der Kirche im Oberland und in der 



HSLfiOLiLNI). 9. Bo««e* ft7 

Erh&lmtff im Ünterlaad an der Treppe Für BadegKsto sind die WohBungen 
mit AosBiclit auf die See am F^m im Oberland am theuetsten (12 bis 
15 M. wöehentlicli) *, billiger Im Unterland, am billigsten in den Seiten- 
gässcfaen des Oberlands (etwa 8 H ). Wer im Gasthof wohnen will, wird 
sich für Wohnung, Frühstück, Mittagstisch nnd Abendthee leicht zu etwa 
dO Mark (12 Thaler) wöchentlich einigen. Prenss. Oeld, Papier nnd 
and Courant, nimmt man zum Hamburger Cours (8. 87) gem. Das Trink- 
wasser wird gewöhnliefa ans Regencistemen genonunen; gutes Brunnen- 
wasser ist in der Bierbrauerei su haben (4 J. wöchentlich). Der Badeplata 
ist anf der 10 Minuten s.o. liegenden Sanddüne, wohin man für 4 J. hin 
lud zurück übergesetzt wird. Ein einzelnes Bad 12 f., ein Dutzend 
8 Mark. Die Badezeit ist hier nieht von Ebbe und Pluth (TJnterschied 
6 Fttss), wohl aber die Veberfabrt a«m Badeplata und auch der Wellen- 
schlag vom Winde abhängig (vergl. 8. 71). Die Fluth stürzt oft mit grosser 
Gewalt durcb den 20' tiefen Meeresarm, welcher die Düne von der Klippe 
trennt, und spült immer mehr von der Düne weg. Die Entfernung von 
Hamburg beträgt 23, Cuxhaven 9, Nordemey 8, Wangeroog 6 M. 

Helgoland, fräber zn Schleswig gebSrig, 1807 von den Eng- 
ländern besetzt und seitdem unter ibrer Herrschaft, war zur Zeit 
der Continentalsperre (1812) ein Hauptsitz des Schmuggelhandels. 
Es ist eine von drei Seiten fast senkrecht aus dem Meer an 200' 
boch aufsteigende Klippe von hartem rothen Thon und Mergel, 
eiii langes schmales Dreieck (an 6000' lang, 2000' br.); nur an 
der s.o. Seite taucht aus dem Wasser ein niedriges kleines flaches 
Stück Sandland auf, das Unterland ^ mit Badhaus und Conversa- 
tionshaus (Lesezimmer gratis, Hazardspiel) , Apotheke, Speise- 
baosem u. a. Gebäuden. Am Ende der Strasse ( „BindfadmaUee'* } 
ein Badeplatz, das „rotke Mter^^ so genannt, weil hier das Wasser 
'om Anschlagen der Wellen stark roth gefärbt ist. Wenn wegen 
Sturm nicht zur Düne übergefahren werden kann, wird hier gebadet. 

Vom Unterland führt eine bequeme Treppe von 190 hdlzernen 
Stufen auf den Felsen, das sogenannte Oberland. Dieses bildet 
«ine meist mit Kartoffeln bepflanzte, der Länge nach von der 
»Kartoifelallee^ durchschnittene Ebene; die Grasweide nährt nur 
^och Ziegen und an 500 Schafe. („GrOn ist das Land, roth ist 
die Kant, weiss ist der Strand, das ist die Flagge von Helgoland. **) 
In 420 Häusern wohnen über 2000 Einwohner (Nordfriesen), ein 
^ Sitte und Tracht höchst eigenthümliches, abgabenfreies Volk 
friesischer Zunge. Hochdeutsch ist aber Kirchen- und Schul» 
Sprache. Das Seebad und Fischerei sind ihre Erwerbsquellen; 
den Ertrag der Fischerei, besonders Hummer, bringen die Helgo- 
iander meist nach Hamburg und Bremen. Das Lootsenwesen ist 
possentheils in andere Hände übergegangen. Sehenswerth ist der 
iqU Vermeidung alles brennbaren Materials aus Stein, Kupfer und 
^isen aufgeführte Leuchähurm (Trinkg. 2 /.). Sehr belohnend 
ist die «Fahrt (1 St.) um die ganze Insel. Man fährt dicht au 
den zerklüfteten Felsen, Höhlen, ausgewaschenen Felsenthoren 
(welche in der Hegel einmal in der Saison mit bengal. Flammeu, 
Haketen und Pechtonnen erleuchtet werden) hin: einzelne Fels- 
stflcke haben Namen, wie Nonne, Mönch, Pastor, Prädtstuhl u. a. 
Preise für ein kleines Boot bis 4 Pers. 1 Thlr., zu steter Be- 



58 fiotite 10. SCHWERIN. 

natzung w5eh«ntlioh 10—12 Thlr., Hltlelboot bis 10 Pen. 2 Tblr., 
grosses Boot 3 Thlr., auf Fischfang sammt Zurüstongen 3 — 4 Thlr. 
Dm Meeresleuchten wird bei Helgoland häufiger und stärker beob- 
achtetf als anderswo, meist bei Südwind, dunkelm Himmel und schwüler 
stiller Luft. Schlägt man ins Wasser , so scheint jedes Wasserstäubch^ 
ein feuriger Funice. Es entsteht Yon xahllosen unscheinbaren, dem blossen 
Auge kaum sichtbaren Mollusken, die, wenn sie im Wasser sich bewegen 
oder geschüttelt werden, wie Johanniswürmchen leuchten. 

10. Ton Hamburg nach Stralsondy über 
Schwerin nnd Rostock. 

Eisenbahn bis Rostock in 6 St., von da tägl. 2mal Eilw. nach Stral- 
sund in 8 — 9 St. Mecklenburg rechnet in Schillingen, deren 48 auf den 
Thaler gehen , der Schilling ist also 1/2 ggr. 

Von Hamburg bis Hagenow s. S. 37. Hier beginnt die Meck- 
lenburgische Bahn, deren Züge in 3/^ St. Schwerin erreichen. 

Schwerin QHötel du Nord, Stadt Hamburg, Stern 's Hotel; 
EUmbahhhötd, klein, aber bequem am Bahnhof gelegen, M. 20, 
F. 8, Z. m. L. 20 /.; *Lo%jusenhof; Conditorei von Brusch und 
von KreiTt, Droschke 6 J. die Fahrt), die besonders in ihrem 
neuen, in den letzten 26 Jahren erbauten Stadttheil schöne Haupt- 
stadt des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, hat 22,920 
Einwohner und liegt an dem 3 Meil. 1., 3/^ M. br. Schtperiner 
See, in lieblicher Umgebung. 

Der *Dom, zu Anfang des 15. Jahrb. vollendet, eine der S. 51 
genannten gothischen Kirchen, ist vollständig hergestellt. 

Für die h. Blutcapelle hinter dem Hochaltar, die Begräbnissstätte des 
Orossherzogs Paul Friedrich (+ 1842), hat Cornelius Cartons gezeichnet, 
Christi Himmelfahrt nebst sieben grossen Figuren, Apostel u. Evangelisten, 
von Gillmeister in Okutnalerei ausgeführt. Das Altarblatt hat unter Cornelius 
Beirath der Hofmaler Lenthe gemalt. Ein Epitaphium der Herzogin Helena 
(t 1524) mit dem Mecklenburgisch-Pfälzischen Wappen, an einem süd- 
lichen Pfeiler, von Peter Vischer zu Kämberg in Erz gegossen. Die merk- 
würdigen vier Grabplatten von Messing mit gravirten Figuren, 15' h., sind 
vom J. 1473. Im nördl. Schiff ein grosses Grabdenkmal des Herzogs Christoph 
(t 1595) und seiner Gemahlin, aus Marmor mit Reliefs von Coppens. 

Die grosßherz. Gemäldesammlung (Alexandrinenstr. 1025), an 
800 Bilder, ist taglich, Dienst, und Sonnab. ausgenommen, von 
11 — 12 ü. geöffnet; die Kupferstich- und die Sammlung plast. 
Kunstwerke in demselben Gebäude nur Sonntag von 12 — 2 ü. 

1. Zimmer. Mantegna triumph. Christus, Ferrari kreuztrag. Christus, 
MuriOo Blinde und Lahme. — 2. Z. Flori» Jan van Leyden jmd Frau, 
Cranach Judith , Molbein zwei Bildnisse , Tenier» eigenes Bildniss , Mereveii 
■wei Bildnisse, Bavemtein Bildniss der Frau Hugo Grotius. — 3. Z. Rem- 
brandt Saul und David, Prophet Zacharias^ Lievens Bildniss eines alten 
Mannes; Van Dyck Catharina von Medicis, »seine beiden Töchter; *PMter 
zwei Kühe, *J>ow Zahnarzt. — 4. Z. Bol alter Mann, Terburg Dame Brief 
lesend. — 5. Z. ITichts Besonderes. — 6. Z. Hamilton »todter Fuchs. — 
7. u. 8. Z. 38. Thierstücke von Oudrp , einem franz. Maler (t 1755), der 
Wolf in der Falle sehr gut. — 9. Z. Acht Bildnisse von Denner. — 10. Z. 
Neuere Bilder, darunter Pommerenie ein verwundeter Unteroffiaier des 
20. preuss. Inf. -Reg. wird in dem Treffen vor Schleswig (8. 48) von seiner 
Braut verbunden, Begas Mädchen auf dem Berge, Rabe überraschende Mel- 
dung an zechende Generale Friedrich's d. Gr. 






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ROSTOCK. 10. RouU, 90 

Du AiUiquaHum (Amtsstr. 167) mtkilt die treflltch geordBeten 
SanunliingeB des Y^rdne lür meekleBb. AHerthmnekonde. 

Das grossherzogl. ^BesidetuueUott , tob 184Ö bis 1868 «of 
einer IbspI des Schweriner See's neu erbsBt, anf der sieh seit 
fieginn des 12. Jahrb. elB Schloss der Fürsten nnd Hersoge von 
Mecklenburg erhob , ist ein Oebände Ton solrbem Umfting nnd 
60 grossartigen Verhältnissen, dass sie lür ein Königsschloss mehr 
als ansreiehend wären (Eintritt 10 Sgr.). Die angrenzenden An* 
lagen dienen zn Spaziergingen. Anf dem grossen ExerderplaH 
binter dem Schlossgraben eine 10' h. Spitzsinle ans Granit: 
rdm in Schleswig und Baden 184S und 1849 gefaUenen Meddm' 
hwgi9ehen Kriegern^, mit den Namen der (47) Gefallenen. 

Zwischen Sebloss nnd Srhanspielhans steht Raoeh's grosses 
tftsUmdbiU, welches „ihrem Paul Friedrich die Stadt Schwerin'* 
im J. 1849 errichten Hess. In dem kleinen nnscheinbaren Haus 
an der Eeke wohnt die Groisherzogin Mutter, geb. Prinzessin 
Alezandrine von Preussen. 

Das stattlichste neuere Gebäude ist das 1844 erbaute Arsenal, 
un Weg Tom Bahnhof zur Altstadt. Es dient theils als Zeug> 
bans, theils als Gaseme. Auch der neue MaintaU ist sehenswerth. 

Die Eisenbahn Terlässt bei Schwerin den See und erreicht ihn 
W8t wieder bei KUinm. 

Eine Seitenbahn Eweigt sich hier nach Wismar (Pott) ab, mecklenbur- 
gische Seestadt mit 13,190 Einw. und einem vortre£flichen Hafen , dem 
besten an der Ostsee, in welchem jahrlich an 300 Schiffe ankommen und 
eben so Tiel abgehen. Wismar hat 3 schöne Kirchen, der Färstenhof ist 
ebemal. ReaidenE der Meeklenb. Herzoge. Dampfboot nach Kopenhagen 
2mal wöchentl. in 14—16 8t. — Das Seebad >u Boltenhagen (Grotth. v. MeckUn- 
^wg (Miene) , JT&tel Wiehmann)^ Dorf zwischen Wismar und Travemtinde, 
wird in neuerer Zeit viel besucht. Pensionspreis wöchentlich TS/s Thlr. 

Die Rostocker Bahn führt von Kleinen weiter fiber Blanken- 
^trg nach Büitow (Erbgrossh erzog) , ansehnliches Städtchen , in 
dessen Nähe das grosse Landeszuchthaus Dreibergen. (Hier zweigt 
sich die Bahn Über Oüttrow und Malehin nach Netütranderiburg 
^ Mecklehbwg-Strelitz ab.) Zwischen Schwaan und Rostock 
überschreitet die Bahn die schiflFbare Wamow, welcher sie eine 
Zeit lang nahe bleibt. 

Rostock (^H6tel de Rusaie; Sonne; Conditorei Ton Heinz am 
Markt; Droschke 6 J.), die bedeutendste mecklenburgische Stadt, 
nilt 26,400 Einw., an der Wamow, in der äussern Erscheinung 
l'übeck ähnlich, mit ansehnlichem überseeischem Handel, welcher 
durch 367 eigene Schiffe, die grösste Handelsflotte in der Ostsee, 
gefördert wird. An der 1419 gestifteten Universität (120 Stud.) 
^&T einst der Astronom Keppler Lehrer, von WaUensteln, als 
Herzog von Meeklenburg, 1629 während seines kurzen Regiments 
Merhsr berufen. 

In der grossen säubern im 13. Jahrb. erbauten Mtnienkirehef 
der Lübecker (S. 53) ähnlich, zahlreiche Grabdenkmäler, nament* 
lieh der Familie von Meerheimb. An einem Pfeiler eine Tafel 



M BtmieJO. STRALSUND. 

svm Oediditni» der 1812 im Fddznge gegen BoBsUnd geblie- 
benen 1500 MeekUnbarger, mit Angabe der Namen der Offiziere. 
Eine Steinplatte bezeichnet die Stelle, wo die Leiehe des aas 
seinem Vaterland yerbannten Hugo Oretins, der hier auf der 
DorehreiBe als schwed; Gesandter am franz. Hof 1645 starb, bei- 
gesetzt ivar, bis sie sp&ter nach Delft in Holland gebracht wurde. 

I>er Thnrm der Petrmrehe ist 420' hoch, der Seefahrer erblickt 
ihn, wenn er noch 4 bis 5 Meilen -von der Kftste entfernt ist. 

Den Blftcherplati ziert das eherne Standbüd des FeidmaradudU 
Biüd^er (zn Rostock tan 16. Deo. 1742 in der Altbettelmdnch- 
Strasse geboren), von Schadow entworfen, mit der Goethe'sehen 
Inschrift: „In Harren und Krieg, in Sturx und Sieg, bewusst und 
groBBy 80 risa er uns vom Feinde lo«^, bei seinen Lebzeiten (1819] 
▼on Mecklenburgern errichtet. Die allegor. Belieüs denten auf 
Blddiers Fall bei Ligny and des Feindes Vertreibung bei Waterloo. 

Die Wamow ist bei Rostock 8 bis 10' tief, sie bildet hier 
einen lebhaften Hafen, in welchem stets eine Anzahl Seeschiffe 
Tor Anker liegen. Ein *8paäergang am Hafen, weiter an der 
Stadtmauer entlang über die Walle der ehemaligen Festung, die 
heute noch von Graben umgeben sind, ist belohnend und nimmt 
etwa 46 Min in Anspruch. An der s. Stadtmauer ragt ein Thurm 
heryor, den 1608 Tycho de Brahe als Sternwarte auffuhren Hess, jetzt 
als Lazareth dienend, an der abweichenden Bauart leicht zu erkennen. 

Wamemünde an der Ostsee, der Hafen von Rostock, in den 
an 700 Schiffe jährlich ein- und auslauüen, liegt 2 Meilen nordl. 
Ton Rostock. Dampfboot 2mal täglich. Die Seebäder zu Wame- 
münde zählen im Juli und August an 4000 Badegiste. 

Hebberaa (Logitrhaut, Lindenhof)^ II/2 M. w. von Rostock, früher eines 
der berükmteaten Tomehmen Seebäder an der Ostsee, hat nach dem Tode 
des Orossherzogs Paul Friedrich sehr verloren. Das Schloss von einem 
Park umgeben, und die goth. *Kirche mit Denkmälern der grbsshersogl. 
Familie, sind die ansehnlichsten Gebäude. Die Bäder sind I/2 Meile ent> 
femt, auf dem Heiligendamm ^ wo auch Bad- und Gasthäuser. Mehrmals 
täglich Schnellwagen (12 ;.) zwischen Dobberan und Heiligendamm. 

Der Eilwagen Ton Rostock nach Stralsund fährt über 

3V2 Rihnit% (auf einsamer ermüdender Landstrasse) , freund- 
liche« reinliches Städtchen am Saaler-Bodden, einem Meerbusen. 

Vs Dammgarten an der Rtcknitz, die hier in den Saaler-Bod- 
den (Bucht} sich ergiesst und die Grenze zwischen Mecklenburg 
und Pommern bildet. Dammgarten hat ein kleines Schiffswerft. 

2V2 höhnitxy dem Fürsten Putbus gehörig, dann Redebah 
Camin, em Hm. v. Pachelbl gehöriges Gut, endlich FanUitt, 

3V4 Stralsund {Ooldner Löwe, *H6td de Brandebourg, Z. 15. 
L. 5, M. 15, F. 6, B. 5 Sgr.; Hotel du Nord; Menkow's Hdtd; 
mit 24,214 Einw. (200 Kath.), im 14. Jahrb. neben Lübeck die 
wichtigste Stadt des Hangebundes an der Ostsee, 1648 im westphäl. 
Frieden Schweden :zuge8proehen und Hauptstadt von Schwedisch- 
Pommem, seit 1815 preussisch, hat in der äussern Brscheiniing 



STRALSUND. iO. Aoute. M 

manche Aehnliehkelt mit Rostook imd Lftbeek. Aas dn tehwvdi- 
seheo Zeit hat sieb in Sitten nnd Qebr&iiehen Binzelnes erbalten. 
Stralsund ist ganz Ton Wasser nmgeben, nnr dnreb 3 Brflekea 
banst es mit dem Festtand (Knieper», Triebseer- und Franken- 
Damm oder Vorstadt) zusammen. Die Festungswerke, Ton den 
Franzosen 1809 sum Tbeil zeistdit, hat Preussen wieder herge- 
stellt. Am Frankenthor war in der Rfiekwand einer Blende ein 
Stein mit der Inschrift: 8%ßerige» kowmg Carl den XII kade kär 
9ä wanliga nailäger da Str<ü$und bdägrade» af 3 kunungof frcm 
dm 29. Oetob. tu den 22. Dee. 1715. (Schwedens König Carl XII. 
hatte hier sein gewöhnliches Nachtlager, als Stralsund von 3 Kö* 
nigen [Preussen, Polen, Dänemark] belagert wurde.) Der St«>in, 
seit 1809 auf dem Rathhaus, ist ld49 in einer fast an derselben 
SteUe nen aufgeführten Graben-Gaponiire eingemauert 

Der Strela-Sund, eine Vz St. breite Meerenge, trennt Stralsund 
Ton der Insel Bügen (S. 79), wohin stündl. Ueberfahrt durch eii| 
Dampfb. Aus dieser Meerenge steigt, etwa 1000' von der Reifer' 
bahn auf dem Frankendamm entfernt, die yon Schiffern und 
Fischern bewohnt ist, der Dänholm auf, eine runde befestigte 
Insel (2500^ im Durchm.), seit 1848 mit Hafen-Einrichtungen für 
Kanonenboote versehen. 

Die Nieolaäärcke aus dem 13. und die Mairienkirehe aus dem v / 
14. Jahrb. sind nach Art der S. bf genannten Kirchen äusserlich J^/ 
und innerlich in architecton. Hinsicht sehr schön, enthalten in- / 
dess an Denkmälern und Qemälden wenig Bemerkenswerthes; in 
der Marienkirche (Küster „hinterm Marienkirchthum G. 195'') 
zwei SO' hohe Fenster in Glasmalerei, Onsrhenke König Friedrich 
Wühelm's IV. im J. 1865. Vom Thurm (368 Stufen) der Marien- 
kirche * Aussicht über das malerisch im Wasser gelegene Stralsund, 
^en grossen Theil der Insel Rügen nnd weit ins Mecklenburgische. 
Das stattliche Rathhaus ist 1316 aufgeführt, der Unterbau im 
18 Jahrh. angefügt. Das Johanniakloater (Armenhaus), schon vor 
1260 errichtet, erinnert in seinen Einrichtungen an die grossen 
Beginenhöfe in Belgien. 

Bis Stralsund hatte Schill seine kühne Schaar geführt, als am 
31. Mai 1809 ein Kampf gegen Holländer unter Oratien und Dänen 
^ter Ewald, in den Strassen seinem Leben ein Ende machte. 
Ein Stein im Trottoir der Fährstrasse (vor dem Hause Litt. A, 
Nr. 67), mit der Inschrift: „SchiU, f 31. Mai 1809" bezeichnet 
^^ Stelle, wo er fiel, an dem Hause selbst eine Portrait-BÜste 
von ihm. Sein Haupt, welches der Feind vom Körper getrennt 
and nach Leyden, wo es in Spiritus aufbewahrt war, gebracht hatte, 
ist 1840 in Braunschweig beigesetzt worden (S. 132); sein Rumpf 
fttht auf dem Knieperkirchhofy 15 Min. vor dem Knieper Thor; das 
Orab befindet sich in der n.ö. Ecke, es war bis 1862 von 6 
▼eissen mit einer Kette verbundenen Pfosten umgeben. Am 
^jähr. Jahrestag der Leipziger Schlacht hatten vaterl. Männer in 



«2 MoutelO. GBEIF8WALD. 

Stralsund am Kopfende d«8 Grabes eine eiserne Platte aufgestellt, 
ohne Namen, ohne Todestag, da Beides nicht gestattet wurde, 
lediglich mit der Inschrift (nach Virg. Aen. IL 557, 558): 
Magnum voltiiMe mofmun, 
OceubuU fato: iaett ingenis Utore tpuneui, 
Avolaumque ettput: tarnen haud sine nomine eorptM. 

Bei der 50jährigen Ckdächtnissfeier seines. Todes wurde neben 
dem Grabe ein stattl. Granit-Denkmal mit Bronce-BQste des Helden 
gesetzt, wobei die Eisenplatte geblieben. Südwestl. davon erhielten 
die Schulischen Ofllziare einen Granitatein mit Inschrift, daneben 
ein gleicher zur Erinnerung an den holländ. General von Carteret 

Vor Stralsund brach auch Walle nstein'a Kriegsruhm. Er hatte ge- 
BchworeUf die Stadt zu nehmen, «und wenn sie mit Ketten an den Himmel 
geschmiedet wäre*'. Die tapfere Vertheidigung der Bürger, von Dänen und 
Schweden zur See unterstützt, machte seinen Schwur su Schanden. Er 
musste, obgleich er den Dänholm schon besetzt hatte, nach einem Verlust 
von 12,000 Mann im J. 1628 die Belagerung aufheben. Noch jährlich wird 
am 24. Juli zum Andenken an die Befreiung ein kirchliches Fest gefeiert. 

Dampfboot nach Ystadt in Schweden 2m al wochentl. in 8 bis 
10 St., von wo Gelegenheit über Malmö nach Kopenhagen. 

11. Ton Stralflnnd nach Berlin. 

Eisenbahn in 7 St. für 6 Thlr. 16, 4 Thlr. 27 oder 3 Thlr. 8 Sgr, 

Die Gegend bietet wenig ; flaches, fruchtbares Ackerland/ Stat 
Mützowy 1 Meile von Stahlbrode (ß. 80) und der Glewitzer Fähre 
entfernt. 

Chreifiiwald (Deutaehei Hau8 bei Amdung)j Universität (300 
Stud.), 1466 gestiftet, nnd ansehnliche Stadt mit 15,700 Einw. 
und einzelnen stattlichen alten Giebelhäusern, namentlich am Markt. 
Pie NieUaikirehe gehört zu den S. 53 genannten. Auf dem Uni- 
versitätsplatz steht ein Denkmal zur Erinnerung an die 400jähr. 
Stiftungsfeier (1856) der Universität, Zinkguss brouzirt, mit den 
Medaillonbildem ehemal. Professoren: Job. Bugenhagen (15. Jahrh.), 
Mevius (17. Jahrb.), Bemdt und E. M. Arndt, zugleich die 4 Fa- 
cultäten verkörpernd ; in den Nischen 4 Landesfursten, 2 Herzoge 
von Pommern, Friedrich I. von Schweden als Erbauer des Univer- 
ßitätsgebäudes , Friedrich Wilhelm III. von Preuasen. — Die 
Salzwerke bei Greifswald sind nicht unbedeutend. Die Stadt steht 
durch einen kleinen Fluss, den Rick oder die Hyldej mit dem 
^/s Meile entfernten grossen Oreifswaickr Bodden y einem Arm der 
Ostsee, in Verbindung. Unfern der Mündung, bei den Trümmern 
des von den Schweden zerstörten Cisterzienserklosters Elderuh 
liegen die Gebäude der berühmten landwirthschaftUchen Lehranstalt. 

Folgt Stat. ZÜ890W. Von hier Zweigbahn (in 30 Min. für 
15, 11 oder 8 Sgr.) über Buddenhagen nach Wolgast, belebte 
Handelsstadt an der Peene , Stammort der Ponunerschen Herzoge. 

▲aolam (*Traübe; Böhmers Hotel), Stadt mit 11,000 Einv-t 
an der Peene ^ die hier kleine Seeschiffe trägt nnd früher die 



STENDAL. 12.R0UU. 6» 

Grenze zwischen Schweden und Pseunen bildete. Avch Andern 
bat, wie Greifswald, raanches alte Giebelhaus, der Thnnn dee 
äteinthore ist TorzvgBweiie schdn. Kaum Vt Meile tot dem Thor 
erhebt sich an der Strasse aus einer Umwallnng ein alter Wart- 
ihujm, der Hohe Stein j den einet die Stadt Andam zum Sdintz 
gegen die Grafen von Schwerin aufrichtete. Das ganze Gebiet der 
Stadt war mit solchen Wartüiäimen nnd Gräben (Landwehr) 
umgeben. 

Stationen Borkmftiede, Ftrdinandähof y Jatanidt, Die Hügd- 
kette r. auf der Mecklenburgischen Grenze ist Wasserscheide 
zwischen Ost- und Nordsee. 

P€uewaUc (Kronprinz), kleine Ackerstedt an der üeker, die 
uralte Garnison des 2. Gürassierregiments , welches („Anspach- 
Baireuth-Dragoner") 1745 bei Hohenfriedberg 67 Fahnen eroberte. 
(Ton hier Zweigbahn nach Stettin über Lo€knit% u. Cframbow.) 

Stat. NtehUn. 

Prenilau (Hotel de Prtute; Devtsche$ ßauaj , ansehnliche 
Stadt an der üdter mit iS,0(X) Einw., die alte Hauptstedt der 
Uckermark, an der Nordspitze des V2 M. 1., Vb M. br. üekeraeet, 
Die Marienkirche aus dem 14. Jahrh. gilt f&r die schönste des Lan* 
des; sie hat ein hübsches Altarblatt von Rhode. Schönes Stadtthor. 

Weiter über Stat. Seehaiuaen, Wilmersdorf, Oreifenberg nach 
Angermünde, Stat. an der Berlin-Stettiner Bahn, s. S. 76. 

12. Ton Hamburg naoh Magdeburg. 

Eiaenbahn in 8V2 8*- für 7 Thlr. 6, 5 Thlr. 5, 3 Thlr. 17 8gr. 

Bis Witteriberge s. S. 36. Hier ZolMsitation ; auf langer 
Gitterbrücke über die Elbe, dann durch flaches Land über See- 
hauHn (3 Meilen w. der tiefe Arendaee) über 1 M. im Umfang, 
^tft häufig Bernstein aus), Osterhurg, Stendal, Demker, Tanger» 
^utte, grosse Eisengiesserei, Mahlwinkel , Rogätx, WoUnUrstädi, 
^OQ da an der Elbe entlang nach Magdeburg. 

Zu Stendal (* Adler, Schwan), Hauptstadt der Altmark, der 
Bii^ge Ort von Bedeutung an der ganzen Bahn, ist 1788 der be- 
rühmte Alterthumsforscher Winckelmann geboren, dem hier 1859 
ein SUmdbiLd (von L. Wichmann) errichtet ist. Dom und Marien* 
kiiche aus der Mitte des 15. Jahrb., die Rolandssäule (S. 67), 
sin Schloss Kaiser Heinrich des Voglers, jetzt Schenke, und zwei 
stattUche alte Stadtthore sind bemerkenswerth. In den Sandber- 
gen der Umgebung werden häufig alte Urnen ausgegraben. 

lansenaünde, IV2 M. s.o. von Stendal, malerisch am hohen Eibufer, 
merkwürdig wegen seiner reich verzierten Ziegelbauten aus dem 14. Jahrh. 

Auf dem gräfl. Gneis enau*schen Gut Sommerschenburg, 5 Meli. 
^'j liegt der Feldmarschall Gneisenau (f 1831) begraben. König 
Friedrich Wilhelm HL liess ihm hier ein Denkmal errichten. 



64 

iS. Ton Hunbnrg naeh Kaanorer. 

Eiaenbalm Ton Hartrarg ab in 4—5 St. für 4, 3 oder 2 Thlr. 

Ueberfahrt (S. 39) Aber die Elbe nach Harbarg dauert 1 St. 
Ländeplatz des Boots 10 Min. Tom Bahnhof. Omnibus s. S. 38. 

Harburg CKmtig van Sdwtden Z. 20, L. 4, B. ÖSgr., * Weisser 
8ekvMm, *IkUmkof8-Re8taur.), anfblfihende hannov. Orenz-Stadt mit 
13,000 £ Da Hamburg Freihafen, hier ZolMsitation; grösseres Ge- 
päck wird in verschlossenen Wagen auf den Bahnhof gebracht und 
erst dort vlsitirt. Droschke zum Bahnhof Ö Sgr. Vom St^wcwzen 
Berg, 20 M. w., hübsche Aussicht 

Stelle, Winsen an der Luhe, Stationen. Vor Lüneburg beröhrt 
der Zug Bardewieek, einst die maohtigste Handelsstadt des deutschen 
Nordens, von welcher nach der Zerstörung durch Heinrich den Löwen 
(1189) nur Reste des gewaltigen Doms übrig geblieben sind. 

Lftneburg (* Wellenkamp" a H6UI, Deutsches Haus, HoffhungJ, 
mit 14,855 Einwohner, ansehnliche alte Stadt, ähnlicher Art wie 
Braunschweig (S. 127). Im *R(xthhau8 einige Holzschnitzwerke 
«US dem 16. Jahrb., ältere SUberarbeiten und Glasmalereien. Die 
lünfschiff. Johanniskirche ist aus der Mitte des 14 Jahrh. Das 
Gefecht bei Lüneburg (2. April 1813) zwischen Russen und Preussen 
unter Dömberg gegen Franzosen und Sachsen unter Morand, der 
blieb, war der erste Sieg auf deutschem Boden in jenem Krieg. 
Bedeutende Salinen. Vom KaUtberg weite Aussicht. 

Zweigbahn nach Lauenburg (zum Anschluss über Buchen (S. 37) 
nach Lübeck)^ Stationen Adendorf ^ Hohnstorf an der Elbe, mit DampfiFahre 
nach Lauenbwrgi Fahraeit bis Buchen 2 St., bi« Lübeck 31/4 St. (von Han- 
nover nach Lübeck in 63/4 St.). 

Die Gegend, welche die Bahn nun durchschneidet, ist höchst 
einförmig, meist Heideland, die lÄinfSburger Heide, 

Bitnenbüttel , Bevensen, Emmendorf, Stationen. Zwei Meilen 
östlich ist der grosse Oöhrder Wald, wo am 16. September 1813 
Wallmoden die franz. Division Pecheux schlug. Die Lützow*sche 
Freischaar nahm lebhaften Antheil am Gefecht. 

Bei Uelzen finden sich mehrfach grosse Steinblocke mit einer 
Bedachung, wahrscheinlich Hünengräber. (1 Vg Meile w. die landw. 
Lehranstalt Ebstorf, Director E. Fischer). Folgen Station Suder- 
burg, ÜnterWss und Eachede. Gegend hügelig, hin und wieder 
kleines Tannengebüsch, auch dürftiges Ackerland. 

Celle (Hannov. Hof, Sandkrug, * Adler) an der Aller, zweite 
Residenz des Königs von Hannover mit 14,000 Einw. , einem 
alten hergestellten Schloss (Capelle sehenswerth), und einem neuen 
stattlichen Gebäude für das Ober-Appellationsgericht. Der berühmte 
Marstall hat ausgezeichnete Pferde. Im franz. Garten ein Denkmal 
für die Königin Caroline Mathilde von Dänemark (f 1775), 
Schwester Georgs III. von England. Die alte Pfarrkirche enthält 
das Grabgewölbe des Hauses Braunschweig-Lüneburg-Hannover. 
Folgen Stationen Ehlerahausen, Burgdorf, Lehrte, Station zwi- 
schen Hannover und Braunschweig, s. S. 125. 







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65 

14. Von Hamburg naoh Bremen. 

15 M. Courier-Droschken 2mal tägl. in 12 St. für 3 Thlr. Abfahrt 6V4 U. Ab. 
TOD Schlüter bei der Petrikircbe Kr. 2, and ebenf. Ab. 6I/2 U. vom Hdtel de 
Brandenbourg, Paulstr. 26. Eisenb. ▼. Harburg üb. Hannover 9 St. für 7 Thlr., 
4 Thlr. 20, 2 Thlr. 271/2 Sgr. Ueber Cuxhayen nach Bremerhaven e. unten. 

Die Fahrt auf der schlechrten steingepflaaterten Poststraate an- 
temimmt man höchstens wegen der Zeit- (Nachtfahrt) tind Kosten- 
«rsparniss. Die Stationen sind: i^/^ Heile ßarburg, 33/4 Tottedtj 
33,4 Rotenburg, 2V2 Otteraberg, 3*/? Bremen, 

Eisenbahnfahrt von Hamburg bis Hannover s. S. 64. Von Han- 
nover fährt man auf der Mindener Bahn in ^/^ St. bis Wunttorf, 
wo die Bremer Bahn nördlich sich abzweigt. Der ganze Land- 
strich) welchen die Bahn bis Bremen durchschneidet, bietet nichts : 
dürftiges Ackerland, Heide und Moor, Sand. 

Vor Neustadt glänzt fem w. ein langer Wasserstreifen, das 
Steinhader Meer, ein grosser Landsee, in welchem auf einer künstlichen 
Insel Qraf Wilhelm von der Lippe (f 1777) eine Musterfestnng, den Wilhelm' 
*tfin, anlegte and zugleich eine Kriegsschule auf derselben aründetc, in 
welcher der berühmte preuss. General von Schamhorst (t lol3, s. 8. 27) 
seine erste nülitär. Erziehung erhielt. Erlaubniss zum Besuch des Wil* 
helmsteins, der eine kleine Invalidenbesataung hat, ertheilt der zu Sagen- 
^wg, an der Kordseite des See's wohnende Commandant. Die Schiffer, 
welche überfahren, haben feste Taxe. Am w. U. liegt Rehburg^ ein f^eundl. 
Baid- und Molkencurort. 

Hagen, Unsburg, Stationen. Nienburg (Stadt London) war Ms 
1807 Festung, die Franzosen schleiften damals die Werke und 
sprengten auch 1813 den mittlem Brückenpfeiler. 

Folgen Station Eiatmp und Döverden. Vor Verdenj dem von 
Carl d. Gr. gestifteten Bischofssitz, dessen thurmloser Dom die 
kleine Stadt weit üb.^rragt, Öberschreitet die Bahn die Aller, die 
3ich unterhalb Verden in die Weser ergiesst. 

Folgen Stat. Lang^oedd, Achim, 8ebald»brück. Ehe der Zug im 
Bahnhof zu Bremen hält, durchschneidet er den grossen Friedhof. 

Von Bremen nach Hamburg über Cuxhaven mit Dam|»fboot oder 
Eisenbahn nach Bremerhaven (8. 69), von hier Post 2mal täglich nach 
dem 6 Meilen entfernten Cuxhaven (S. 56), und nun mit Dampfboot die 
£]be hinauf^ eine zweitägige aber interessante Fahrt. 

15. Bremen. 

Geld. 1 Krone = 8 Thlr. 28 Gr. Gold, 1 Louisd'or = ö Thlr. Gold, 1 Thlr. 
Oold = 72 Grote oder 1 Thlr. 21/2 Sgr. preuss. Der preuss. Thaler gilt 
^ Grote, der Grote also fast 6 Pf. preussisch. 1 Grote = 5 Sehwaren. 

Gaathftfe. •Hillmann's Hotel (PI. a), »HÖtel de TEurope (PI. b), 
beide vor dem Heerdenthor, Z. 36, L. 12, Fr. 18, M. 48 Gr. ^ »Stadt Frank- 
furt (PI. c) am Domshof, Z. 90, L. 12, F. 18, M. 36, B. 12 Qr. »Sieden - 
burgs Hdtel (PI. d), dem Theater gegenüber, in den untern Bäumen 
«ttch Restauration, M. um 2 TJ. V2 Thlr., Z. 90, L. 12, Fr. 18, B. 12 Gr. 
*Hannoversche8 Haus (PI. e) neben der hannoverschen Post. Hotel 
<iu Nord und Bellevue, beide Bahnhofsstr., zunächst am Bahnhof. 

Kaffishioeer. Börsenhalle am Domshof, sehr viele Zeitungen. 
Siedenburg^ dem Theater gegenüber. Hillmann s. oben. 

Bsstauratienen. Bohlen u. Comp. Langenstrasse ; Hasselmann 
•Seemannstrasse; Bath^s JCeiler Haupt- Auetern-Local, feine Rheinweine j 
Bedeker's Deutschland II. 12. Aufl. 5 



06 BotUe 16. BREMEN. 

Bheinischer Keller unter Hdtel de TEurope, «utee bair. Bier, auch 
Aa«tem^ Kap ff 's Keller im der grossen Weserbrüeke ^ Tbielebeale'a 
Keller im grossen Schlüsselkorb, in beiden gute warme Speisen. 

Biarliallen. Haake n. Comp. Kirebenstr. 6; Dornkiste Martini 
Kirchbof^ Hannoversches Haus (bair. Bier). C. H. Haake, Wacbtstr. 

DroMhke I/4 St. 15 Grote, 1/2 St. 22 Gr., 1 St. 39 Gr. für 1—2 Pers.^ 
jede Pers. mehr 3 Gr., Koffer 3 Gr. Vom Bahnhof oder von den Lande- 
pl&teen der Dampfboot« in die Stadt 16 Gr. 

Tricertaze. Koffer 6, Vachtsack oder Hutschachtel 3 Gr. 

Theater tägl., im Winter im StadtthecUer ; Sommertheater im Volksgarten. 

Behwimmaiiatnlt in der kleinen Weser vor dem Werderthore. 

Dampfboöt« nach London oder Bull 1— 2mal wöcbentl., nach /few-York 
direct 2mal monatl. und über Sonthampton in 12—16 Tagen monatl. 2maly 
ntkch Bremerhaven n.Norderney s. S. 68, nach Oldenburg (Eisenbahn im Ban) S. 73. 

Bremen, freie Hansestadt mit an 70,000 Einw. (4000 Kath.^ 
etwa 100 Jaden), macht den wohlthuenden Eindruck eines regen 
Bürger- und Gescbäftslebens, eines durch alle Klassen verbreiteten 
behaglichen Wohlstandes. Der Verkehr ist zwar mit dem gross- 
artigen Hamburgs nicht zu vergleichen, Bremen hat dafür aber 
auch wenig Proletariat. Seine Rheder haben 300 grössere oder 
kleinere Fahrzeuge in See, kein anderer deutscher Seeplatz, als 
Bremen, sendet Schiffe zum Wallfischfang in die Südsee, viele 
Tausende (18&4 76,875) von Auswanderern schiffen sich jährlich 
▼on Branerhaven (S. 69) nach America ein, und halten sich vor- 
her oft wochenlang in Bremen oder Bremerhaven auf, meist In- 
der auf dem linken Weser-Ufei gelegnen Neustadt. Die ehem. 
Festungswerke, seit der franz. Zeit ganz abgetragen, sind in schSne 
Anlagen verwandelt. In der Nähe des Heerdenthors ist 1856 eine 
Yase aufgestellt, von Steinhäuser, einem Bildhauer aus Bremen,, 
mit Reliefs, den „Klosterochsenzug" darstellend, den Mitte October 
jährlich stattfindenden Umzug von. 2 gemästeten Ochsen, die zum. 
Besten der Krankenanstalt verloost werden. Auf der Ostseite der 
Anlagen, um welche ein schöner neuer Stadttheil sich zu bilden 
begonnen hat, ist das ThtaJUr (PL 37), die TMion (PI. 41), Ver- 
sammlungsort der jüngeren Kaufleute mit reichem Lesecabinet, 
ond die KunsthallXe (PI. 14), mit Steinhäuser'schen Bildwerken und 
meist neuem Gemälden. In der Nähe steht *01bert Standbild 
(t 1840) (PI. 12), 1850 errichtet, 9' hoch, aus carrar. Marmor 
von Steinhäuser, am Fussgestell Reliefs : Pallas und Vesta (Sinn- 
bilder der beiden von Olbers entdeckten Planeten), Olbers in der 
Betrachtung des Himmels, und als Arzt am Krankenbett. 

Das ^Bathliaiit (PI. 33), um 1410 erbaut, der schöne Bogen- 
gang und die drei Giebel später angefügt, hat an der Südseite 
8 grosse Standbilder, 7 Kurfürsten und den Kaiser. Oben in dem 
grossen Saal (immer geöftoet) ist 1860 das ^Standbild Smidi'Sf. 
(t l857), des berühmten Bürgermeisters von Bremen, aufgestellt, 
aus carrar. Marmor, ebenf. von Steinhäuser ; die OiUdenktimmery wo 
die Frauen bei Bürger-Anftügen Platz nahmen, hat eine schön 
geschnitzte Treppe. An der Westseite ist der Eingang in den 
berühmten, nur mit Rhein- und Moselwein gefüllten WeiiikeUer,^ 



BREMEN. 16.B0UU. er 

doreh Hauffs «yPluintadeii im Bremer B&ihskeller'^ allgemfifaicr be- 
UoBt. Er ist stfltfl gedfhiet, bis 10 C. Abends, Sonntags nur von 
3 U. Nachm. an. Man kann den Wein in Flaseben oder in Oläsern, 
wie in einem Weinliaas bekommen (auch Anstem n. kalte Speisen). 
Die ältesten Fässer sind die Böse und die 12 Apostel; sie liegen 
in besondem Abtheilongen des KeUers. B^ "der Rose kielt, so 
sagt man, vor Zeiten der Magistrat wichtige Sitzungen, was da 
„tub roaa^ yerhandelt wurde, erheisehte üt&ioa Stillsehwelgen. 

Vor dem Bathhans der 18' h. •B«laad (PI. 34), 1412 an der 
Stelle eines Ikölzemen Ton Stein neu anügerichtet, ein altes, be- 
sonders in Niedersaehsen häufiges Sinnbild der Marktfireibeit vnd 
des Konigsbanns, das Palladium der städt. Freiheit. Am linken 
Ann trägt der Biese einen Schild mit dem Reichsadler und der 
Umschrift: „ Vryheid do ik ^ openbar, de Carl (d. i. Oarl d. Or.) 
wn mamUg Vorst verwahr y de$er 8tadi gegeven hat, de» danket 
Oode i» mm Bad.'' Das blosse Schwert in der rechten Hand 
deutet auf die der Stadt Terliehene peinliche Gerichtsbarkeit, noch 
bestimmter durch Kopf und Hand eines Yerbrechers zu den Füssen 
des Boland bezeichnet. (In den Anlagen des Tor dem Hohe-Thor 
gelegenen grossen ScküUenhofs trägt die sogen. „Wrangel^Statue'' 
die Inschrift: „Bremen we» ghedechUeh, lote neki mer in du beist 
obrer meehtieh"; sie befand sich früher auf dem Heerdenthor.) 

Dem Rathhaus s. gegenüber der flehüttiiig (PI. 35), Yersamm- 
longsort der Hand^kammer, w. die Bdne (PI. 4, Börsenstunde 
1 IJhr), 1608 erbaut (die neiie Börse, ein grosser Prachtbau im 
gothischen Stil, soll demnächst eröftoet werden), n.w. die 1160 
erbaute Liebfirauenkirohe (PL 19), nach der Marktseite kürzlich 
testaurirt, sonst nicht weiter bemerkenswerth, n.ö. das Stadthaiu 
(PI. 36) mit der Bauptwaehe (12 U. Wachtparade). 

Die kirchlichen Gebäude sind, mit Ausnahme des im 12. Jahrb. 
erbauten »Doine (PI. 17) (297' L, 124' br., IOC h.), ohne Bedeu- 
tung. Das nördl. SchifE, Ton gleicher Hohe mit dem Mittelschüf, 
ist im 16. Jahrb. angebaut; das Innere ist neu hergedtellt und für 
^^ piot. Gottesdienst musterhaft eingerichtet. Die 1848 Terfertigte 
Orgä wird in Deutschland nicht ihres Gleichen haben; von dem 
ilten schönen Lettner ist nur das Steinbüdwerk vor der Orgel noch 
vorhanden. Die beiden Glasfenster mit den Bildnissen Luthers und 
Melanchthons sind in neuester Zeit in Nürnberg gefertigt, ebenso die 
im Chor. Die Boeoco-Kanzel ein Geschenk der Königin Christina 
von Schweden. Im südl. niedrigen Seitenschiff steht ein angeb- 
Ucb 900 Jahre alter metallner Taufstein. Ebenda fahren einige 
Stufen in den wenig tiefen Bleikeller (hier wurde das Blei für 
die Dachbedeckung gegossen), welcher einige unverweste lederartig 
eingetrocknete Leichen birgt, die älteste 400, die jüngste 60 J. 
^it Diese Eigenschaft des Gewölbes ist heute noch xmgeschwächt, 
^e das aufgehängte eingetrocknete Geflügel beweist. Die Woh* 
noQg des Küsters Neumann ist Domshaide 9. 

5* 



68 Route i& BRSMEN. 

Den grossen Plats an der Nordseite des Doms, den Oomshof, 
begrenien n. die Gasthöfe Lindenhof und Stadt Frankfurt. Neben 
denselben, an der w. Seite, das llmieiim (PI. Q5), geselligen mnd 
wissenschaftl. Zwecken gewidmet, mit hübschen natnrw. und ethne- 
graph. Samminngen, und die B5rt«nhalle (PL 5), Eintritt hier 
frei, mit Restaaration und Lesezimmer, zur Börsenzeit und Abends 
von Maklern viel besucht. 

Das «Stamdbild Chutav Adolpks (PI. li> nach einem Entwurf 
des schwed. Bildhauers Fögelberg zu MÜn<^eR in Brz gegossen, 
war für Oothenbupg bestimmt. Das Schiff strandete lufd Helge- 
lander Schilfor bargen das Bild. Bremer Kaufleute haben es an- 
gekauft und ihrer Vaterstadt gesch^ikt, die es 18Ö^ auf der Doms- 
haide aufgestellt hat, mit dem Fussgesteli an 25' hoch. 

Gegenüber das im goth. Styl neu herges>tellte Local des Xlknit- 
lenrereint, eüi Prachtbau des 18. Jahrb., für gesellige Zwecke 
eingerichtet; in dem untern höchst geschmackvollen, mit Me- 
daillonbildem berühmter Deutschen geschmückten Raum ist die 
Restauration (gutes Bier), oben der Saal für Conoerte, lebende 
Bilder (wöchentl. Imal) u. s. w. Fremde müssen durch ein 
Mit^ed eingeführt sein. 

Die Anigwükirche (PL 16) (324' h. »Tburm), 1243 erbaut, 
besitzt ein im J. 1818 far 2000 Thlr. angekauftes Altarblatt von 
Fischbein: „Lasset die Ejindlein zu mir kommen^. Die Kirche 
ist kürzlich hergestellt (bei welcher Gelegenheit ältere Fresco- 
biider zum Vorschein kamen) und mit neuen Glasbildern verseben. 
Sie ist gedielt und wird im hinter mit Wasserdämpfen geheizt 

Die (kath.) JobannitkirclLe (PL 18) (200' 1., 62' br.), ein 60' 
bokes Gewölbe, ruht auf 8 schlanken Säulen. Prinz Louis Fran- 
(ois de Bourbon Condtf (f 1757) ist darin begraben. 

Zwei Brücken verbinden das rechte und linke Weser-Üfer, 
die Alt- und Neustadt. Hübsche Aussicht von der grossen Brücke 
auf Stadt und Weser, namentlich auf den Schauplatz des Schiffs- 
verkehrs, das die SchlcKhte gen. Werft am rechten Ufer. Das 
stattliche Gebäude südl. der Brücke ist Arkeüshaus für Bettler. 

Am südi. Wall der Neustadt liegen die Gatemea (PI. 7) und 
der ExenierpUitz für Bremens stehendes Heer, HansetOen genannt 
(700 Mann Infanterie). 

16. Von Bremen nach Hordemey. 

a. lieber Bremerhaven. 
Dampfboot nach Bremerhaven (Geestemiinde) mehrmals täglich in 5 St. far 
28 oder 19Sgr. — Eisenbahn nach GeetUmfyuie in 13/4 6t.. für 1 Thlr. 30, 
1 Thlr. 71/2 oder 25 Sgr. Stationen: Burg-Lemm (von wo Zweigbahn in 
i5 Min. zu dem anmuthig gelegenen Hafenstädtchen Vegesack)^ Osterholz- 
JSchannbeek , Oldenbüttel, Stubben (Postanschluss nach Bremervörde, Stade 
und Hamburg), Loxitedt, Oee§tem4inde. — Von Geeatemünde nach Nordeme^ 
D amp f b o t 3mal wöchentlich in 6—8 St. für 4 Thlr. Nach Spiekeroog 
mit demselben Boot in 4 — 5 St. ; nach Wange ro og nicht regelmässig. 

(Retöur-Billets 6 Thlr.) 



BREMERHAVEN. 16. RouU. 69 

Die Ufer der "Weser bieten zwar wenig, doch wird die Wasser- 
fährt meist wegen der grossem Bequemlichkeit Torgesofen. Bei 
r. Moorlose y dessen neue Kirche aus rothem Ziegelstein am 
Ulsr sich erheM (der Ort selbst mehr landeinw&rts)^ wird das 
linie Ufer oldenbnrgisch. Die Baggermaschinen neben der Insel 
1. dienen znr Entsandnng des Fahrwassers, r. Mündung der Lesttm. 
r. Veg€9€§eky mit sanbeni Häusern anmuthig rwischen Bäumen 
gelegen, das Uifer etwas gehoben. Die hflbschen Landhäuser ge- 
hören Bremer Rhedem, das entferntere eberhalb Hm. Tiedemann, 
das burgartige unterhalb des Orts Hm. Fluche. Yegesack hat 
bedeutende Sehdffswerfte. Es ist Hauptquartier ^eler Schiller- 
wittwm und Strohwittwen , die hier in schühmässig eingerichte- 
ten kleinen Behausungen weilen. Unterhalb Yegesack ist das 
rechte Ufer der Weser hannoTeriseh. 

r. Ronnebeek mit Elsengiesserei und Ponellanlkbrik , letztere 
nur fQr die überseeische Ausftihr. 

1. Warfltth nsit alter Schiflrerklrche. Weiter unterhalb Tor 
1. EUflethj mündet die HunU (S. 73) in die Weser. SchifTe 
tUer Art, fahrende und ankernde, fertige und im Bau begrilTene 
beleben den immer breiter werdenden Strom. Das linke Ufer ist 
dfirch Baumgruppen und Häuser -von nun an freundlicher , als 
^ kahle rechte, das mehr in der Feme bleibt. 

!• Brake, oldenburgischer Hafen und Schiffswerft. Seeschiffe 
treten immer mehr heryor. Von hier gehen Auswanderer-Schiffe in 
See. Das Qebäude rechts diente frfiher dem optischen Telegraphen. 
1< RodetUttrehen, 

r. Dedeadorfj auf einem kleinen, ebenfalls Oldenburg. Gebiet. 
1> Sitohhamtn. Die Weset nimmt alluälig eine seeartige Aus- 
dehnung an. Die Ufer treten immer weiter zurück, der Wellen- 
schlag wird starker. Ein Wald Ton Masten kündet 

r. Bremerhaven CSteinhoffs H6iel, Z. u. L. 42, F. 15 Or.^ 
^lioyd'sHötd, Behrmann's, *Twietmey€r'8 Hotel) an, Bremens Hafen^ 
*Qf einem kleinen, 1827 von Hannover erworbenen Gebiet, am 
Ansftuss der Oeeste in die Weser, seitdem mit jedem Jahr an Be- 
deutung zunehmend, JeUt Stadt mit über 6000 Einw., mit gross- 
srtigem Schifft und HandeUverkchr und ansehnlicher Bhederef. 
^e Hafenbattint stehen an Grösse und zweckmässiger Einrieb- 
tiing denen zu Antwerpen nicht nach; man hat hier die beste Ge- 
^Ceuheit, die grossen transatlant. Dampfbeote zu besteigen und 
*e innere Einrichtung derselben zu besichtigen. Vom Leucht- 
^vnn (i38 Stufen) hübsche Bundsicht. Der neue Kirchthurm 
^*t meilenweit sichtbar. 

An der oberen Schleuse südl. das kleine hannov. Fort WUliam^ 
^ der Mündung der OeesU dicht neben Bremerhaven liegt hier 
^tttemftade (König von Hannover), mit neuem von Hannover 
eingelegten Hafen, Endpunkt der Bisenbahn. 

Das linke Ufer ist die Ostspitze des But^ädinger Landes, einer 



70 RofOeie. NORDERNEY. 

3 M. br., Ö M. 1. Halbinsel zwischen Weser nnd Jahdebnsen. 
Die prensslsehen Marine -Etablissements befinden sich waf der 
Westoeite des letztem bei Heppem (S. 73). 

Bald ist die Kfiste dem Auge ganz entscbwiinden. In der 
Feme zeigt sich das zweite, dann das erste Bremer LevehUehifff 
weiter die Bremer Bake, ein thttrmartigee Oebinde. Dann erscheint 
allm&lig links ein Inselstreif. Es ist Waag«ro«9 (.Oop, Oye, dae 
rheinische An, Insel), n.w. von der weiten Mfindong der Jahde^ 
die erste einer Orappe toh Ineeln, welche rieiletcht frfiher mit 
einander oder mit dein Festland Terbnnden waren, oldenburgiech, 
Seebad, Wohnungen reinlich nnd gut, bescheidene Verpflegimg, 
Alles billig; Bad 5 Sgr., Badestrand 5 Min. von den H&usem ent- 
fernt. Die Insel verliert mit jedem Jahr mehr Land durch 
Abspülongen, die in Folge der StArme in den ersten Nenjehre- 
ugen 1855 siehr erheblich waren. Doch Icann das Bad immerhin 
noch Jahre lang bei missigen Ansprächen befriedigen. 

Das Dampfboot fahrt nnn durch das Watt, wie die an Sand- 
bänken reiche Wasserstrasse zwischen den Inseln und dem ost- 
friesischen Festland genannt wird, bei Ebbe an einzelnen Stilen 
für Wagen fahrbar (S. 74), der Name wahrscheinlich von „Waten". 
Am südl. Festland sieht man nach und nach den CaroUnen-Siel, 
freundlich mit Windmühlen, den NeuharUnger-SUl, die Kirche 
des fernen WHimund, näher den hohen sehmalen Kirchthurm von 
EscMj zuletzt die sehr hohe thurmlose Kirche von Norden. Nörd- 
lich zeigen sich die Inseln BfUuroog (auch Bad, Wangeroog ähn- 
lich, Badestrand aber V2 St. vom Dorf entfernt), Langeroogy Bai- 
trum. Der Dampfer legt an der Südwestküste der 3 8t. br., 
Vt Si- 1- (Umfang 5 St. Wegs) Inael Hordomey an, wo Schaluppen 
zxxoi Ausschiffen und Wagen bereit sind, die Reisenden (Pers. 5 gr.) 
aii das Conversationshaus zu führen. Das Qepäck ist sp&ter am 
Lagerhaus, Marienstr., in Empfang zu nehmen ; Transport dorthin 
12—5 gr. das Stück. 

Die Badesaison dauert vom 15. Juni bis 30. September und ist in 
dieser Zeit von der Aristokratie und den Begüterten Norddeutsch- 
iands, Russlands, Oesterreichff, Hollands u. a. stark besucht. Das 
grosse Logirhaw ist fast ausschliesslich für den König von Han- 
nover bestimmt. Die Gasthäuser ^Sehtnidt, Brethorst, Kruse (M. o. W. 
15 gr., Abonnem. 12Vt gr., ausser dem Hause 10 gr.) werden 
nur zu kurzem Aufenthalt benutzt und sind im Juli u. Augnst 
gewöhnlich stark besetzt. Alles hat in Nordemey seine feste 
Taxe, Wohnungen, Verpflegung, Trinkgelder, Mosik (das übliche 
Empfangs-Ständchen am nächsten Vormittag nach Ankunft i Thlr.), 
Privatwobnungeii (wöchentlich 3 — 4 Thlr. Zimmer mit Bett; Stube 
tind Kammer von 5 Thlr. an) sind wohl zu finden, besser ist's 
aber, dieselben durch den Badecommissair Kammerherr von Bock- 
Wülfingen in Hannover (in Nordemey v. 15. Juni ab), oder Inspector 
Schulz und Amtsvo^ Hasse in Norderney im Voraus zu be- 



NOB0EBNEY. 1$. BouU. 71 

9telleo. In dem Miethptcise mit einbegriffeD ist die Liefenmf 
fon kochendem Wasser zu Theo und Raffe, so wie das nötiiige 
<}esehiiT zu diesen und zum Kittagstisch. Trinkgeld an das Auf- 
irarte-Peieonal wochenü. 1 Thlr.; Stiefelputzen 10 Or. 

Im Oonyersationshause (n&chst dem Strande der Haupt- 
▼ereinigangspunkt des Badelebens) -Speise- u. Frühstückssaal, Lese- 
zimmer, Tanz- u. Musiksaal. Table d'h6te (Juli n.'Aug. 300^400 
Pers. tagl.) um 3 ü. , o. W. für Herren 22Vi g'- (*"cl. Musik), 
•für Damen 20 gr. Um 1 U. sogen. Kinder^Table-d'hdte, 12Vj gr. 
(f. Kinder TV? (pr.), viel Ton Erwachsenen benutzt, die einfach u. 
früher speisen wollen. Trinkgeld für beide Tafeln wöchentlich 
10 gr. Zu 183/4 gr., 12V8 gr. oder 6V4 gr. die Portion (letztere sehr 
einfach aber reichlich) kann man die Speisen auch ins Haus holen 
lassen. Getränke jeder- Art sind zu massigen Preisen alle sehr gut. 
Der Bazar, links vor dem Conversatlonshause , enthält oben 
Zimmer zur provisorischen Auftaahme Ton Badegästen, unten 
Kaufladen, Buchhandlung und Leihbibliothek des Commissariats 
(Abonnement 15 gr). 

Die Fluth (8 ) tritt zur Zeit des Vollmonds und Neumonds um 
iO U. ein, dann mit jedem Tag ungefähr 60 Min. später. Bade- 
zeit (beide Geschlechter getrennt) von früh 5 bis Nachm. 2 U.; 
«m angenehmsten von 2 St. vor bis 1 St. nach der höchsten 
fluth (an sehr heissen Tagen sind [bei Ebbe oder Fluth] vor 
ö Ü. die erquickendsten Bäder); Badekarten ä TVa «'• (Kinder- 
l)illets 4 gr.) sind im Conversationshause zu haben. Badetücher 
werden am Strande verabreicht, wofür wochentl. 7V2 V-i das- 
selbe Trinkgeld in die Strandbüchse für Waschen u. Aufbewahren 
der ersteren oder der mitgebrachten Badetücher (Damen bedürfen 
zweier Badetücher). Weitere persSnl. Bedienung im Bade selbst 
(tür Damen unumgänglich nothwendig) ist ebenso noch besonders 
2a honoriren. — Bewährte Baderegeln sind: (s. Flügge's Bade- 
regeln 8 gr.) mit dem Rücken die Wellen zu empfangen, nur 
kurze Zeit (5 bis höchstens 10 Min.) im Wasser zu bleiben 
^d nach dem Bade eine Stunde am Strande zu spazieren. Vor 
^ U. darf kein Herr den Damen-Badestrand (Weststrand) betreten, 
^gegen ist der ganze Nordnordweststrand in seiner stundenlangen 
Ausdehnung zu jeder Zeit den Spaziergängern zugänglich. Dieser 
kerrliche Strand (Nachm. von 5 bis 8 Uhr am belebtesten , 2 mal 
wochentl. von 6 bis 8 Uhr Musik) und die geringe Kntfernung 
^er Badeplätze für Damen und Herren vom Orte selbst, bilden 
die Hauptvorzüge Nordemey^s vor andern Nordseebädem. 

Die Anlagen zwischen Bazar und Georgstrasse bilden den 
Oeorgsgarten. In den Anlagen zwischen dem grossen Logii^ 
haus (auch Schloss oder Palais genannt) wird Nachm. von 4 — 5 U. 
hei Musik der Kaffe (Tasse 2Vt S^O eingenommen. Rechts Tom 
gr. Logirhaus gelangt man unter einer Brücke in die ^SeufkeE* 



72 MouUie* NORIXEBNET. 

tUee** u. den ,,Philo8opbeii«ang^, die Düaen enHuig zur Maariet^ 
höhe (beim Damenstrand), weiter in nordostl. Richtung zur Qtorgi^ 
höht (beim Herren Strand j. Södl. hinter dem gr. Logirhans rechts 
der 8chit»$9tandj links die Wiese ^ genannt der kUine Polder. 
Geht man in derselben Bichtang, die Marienstrasse entlang, weiter, 
80 gelangt man nach der 8ch€m%e^ von den Franzosen im J. 1811 
znr Zeit der ContinentaUperre für eine Besatzung von 200 — 300 
Mann gegen die Engländer erbaut, jetzt zu anmuthigen Anlagen 
benutzt (Kaninchen werden hier gehegt). Nach Süden übersieht 
man von hier die Bhede, wo an 60 Schaluppen vor Anker liegen. 
Von hier gelangt man in nöidl. Richtung zur Bake., einem schwarzen 
auf einer Düne stehenden Thurmgerüst (Zeichen für Schiffer), 
von wo aus man einen guten Ueberblirk über die Insel hat; eine 
noch freiere Aussicht geniesst man über See und Inseln von der 
*vtei8sen Düne, am kahlen sand> und muschelreichen Ostende der 
Insel. Sie ist das Ziel weiterer Ausflüge, vom Weststrand in 1 St. 
zu erreichen (Wagen 2 Thlr.). Georgshohe u. Marienhöhe gewahren 
herrliche Aussicht aufs Meer. Bei letzterer wurde durch den 
Sturm in der Neujahrsnacht 1855 viel Land abgespült und der 
Strand dadurch sehr eingeschränkt, das Dorf selbst bedroht. Zum 
Schutze sind seit 1858 vom s.w. Strande ab bis fast zur Georgs- 
höhe ein Damm und mehrere Buhnen von behau^nen grossen 
Steinen aufgeführt. 

Zu Wasserfahrten liegen am Damenstrande bei ruhigem 
Wetter Nachmittags Schaluppen bereit zur zweistündigen Fahrt 
in See (ä Person 5 gr.). Eine Fahrt nach den benachbarten 
Inseln Juist oder Bcdtrum kostet 2 bis 3 Thlr. 

Norderney sichert durch seine Taxen vor Uebervortheilung 
und gewährt neben dem reichen Badeleben auch einfachen Leuten 
die Möglichkeit, unbemerkt und billig der Kur nachzugehen. 

Dampfboot nach Bremen s. S. 68, nach Emden S. 74. Wagen 
mit 2 Pferden nach Norden 6 Thlr., nach Emden 10 Thlr. 

Im August ist auf Norderney ein Unterkommen nur schwer 
zu finden. Mancher ist genöthigt, dann eine Zufiucht zu den be- 
nachbarten Inseln Borkwrn, Juui, Bol^rum, Langeroogf Spikeroog 
zu nehmen, wo auch gebadet wird, jedoch mit theilweise sehr 
unvollkommenen Einrichtungen. Wangeroog s. S. 70. 

Borkuniy an der Mündung der Ems n.w. von Emden, 2 Meilen 
vom hoU'änd. Festland gelegen, wird namentlich von Frauen mit 
Kindern wohl besucht. Die frühem höchst einfachen Zustände 
haben sich in Folge der steigenden Frequenz in den letzten 
Jahren etwas mehr den Ansprüchen der Zeit gefügt. Eine An- 
zahl leidlicher Wohnungen jetzt vorhanden, sowie zwei Gasthäuser; 
Badestand vorzüglich, 20 Min. vom Ort, mit Badekarren für Damen. 
Auskunft ertheilt der Yogt Dr. Reineke. Dampfboot von Emden 
nach Borkum in 4 St. alle 4—5 Tage. 



OLDENBURG. 16. Route, 7$ 

b. Veb«r UdMbiiyf . 

19 Meäen. Von Bremen nach Oldenburg 3m»l tägl. EUwagen in 4 84.^ 
Ton Oldenburg nach Norden 1— 2mal täglich in 11 St. Dampfl)00t von 
Bremen nach Oldenburg, bis Elsfleth (S. 69) auf der Weser, dann auf der- 
Hunte, 2mal täglich in 41/2 6i. 
2 Delmenhorst y erster oldenbnrglscher Ort. — 2 Sandersfeld. 
2 Oldenburg (^Erh^onhertogj Z. 36, F. 18, M. 36, B. 12 Grote- 
(S. 63); H6UI de Ruitie, Römischer Kaiser )y Hauptstadt des Gross- 
herzogthmns mit 8000 Einw. Die bemerkenswertbesten Gebinde 
sind das grossherzogl. Schloss und die Lambertoskircbe. In deift 
Galleriegebäade hinter dem herrschaftlicben Palais an 210 Gemllde^ 
manche von Werth. Aach die ansehnlichen früher in Eutin (S. 55) 
befindlichen kunstgeschi^htl. Sammlungen sind Jetzt hier. Auf 
dem Friedhof bat der verstorbene Herzog den beiden unter Van- 
damme*8 Schreckens -Herrschaft am 10. April 1813 zu Bremen 
erschossenen Rathen von Finkh und von Berger ein Denkmal 
errichten lassen. Die Umgebungen von Oldenburg sind dnrclk 
geschmackvolle Aussenwohnungen und Girten sehr freundlich.. 
Südwestlich von Oldenburg viele Meilen weit Moorland. 

Wangeroog (S. 70) ist von Oldenburg aus auch zu Lande in 
ß—S St. zu erreichen. Entfernung von Oldenburg bis Vare^^ 
gewerbrelche Stadt und Hafenort am Jahder Meerbusen 4 M.,. 
Jtütr 4 M., Carolinen-Siel 2 Meilen. Ueberftihrt in l'-2 St. nach 
Wangeroog. Am Jahder Meerbusen, im 13. Jahrb. durch den Unter- 
gang von 7 Kirchspielen entstanden, bei Heppens, am linken (westi.) 
^fer der Jahde, wird ein preussischer Kriegshafen erbaut (S. 70). 
2V2 Zwisehenakn (Post), freundlich an einem kleinen wald- 
umgebenen See gelegen, mit Gärten, Waldanlagen und Badhäuschen^ 
eine Sommerfrische der Oldenburger und Bremer. 2V4 Moorburr^ 
2V4 Hesd. Die Landstrasse durchschneidet das Chtotevetny 
eine stuadenlange Colonie mit etwa 3000 Einw. Die Vemiiefe 
sind schiffbare Ganäle, die in das nördliche über einen viele Meile» 
weiten Landstrich sirh erstreckende ^oc&-ilfoor hinein geführt 
werden und mtt der See in Verbindung stehen. Sie dienen zur 
Entwässerung und zur Schiüfahrt, zunächst zum Verfahren des Torfs. 
3V4 Anrieh (Deutsches Haus, Piqueurhof, Bär), Hauptstadt 
des von 1744 bis 1806 preuss., seit 1815 hannov. Fürstenthum» 
Ostfriesland. Im ^Landschaflssaal 27 Portraits ostfries. Herrscher 
▼on Ulrich I. (t 1466) bis zu König Ernst August (f 1851)^ 
einschliesslich der preuss. Könige Friedrich d. Gr., Friedrich 
Wilhehn II. und Friedrich Wilhelm IIL 

Eine Stunde westl. von Aurich ist noch ein Hügel, der Vp^ 
«tali«6oom, wo in früherer Zelt die sieben friesischen Seelande, diet 
sich vom Rhein bis zur Eider erstreckten, unter drei hohen Eiehenr 
ihre Volksversammlungen und Gerichte hielten. 

3V4 Norden (bei Dippel zum Weinhaus, nicht übel, billig). 
Sehoner Marktplatz mit Baumanlagen, sehenswerth die reform. 
Kirche aus dem 15. Jahrh. Fünf christliehe Gonfessionsgemetndenv 



74 BoiätJß. EMDEN. 

dATonter Mennoniten and Hemümter, leben hier friedlicli s«mmt 
<einer israelitischen Gemeinde neben einander. 

Die Küste (Norderdeich) ist 1 St. von Norden; es gehen Om- 
nibus (in Vs S^i ^ 8^0 ^ahin ab, welche mit den Fahrschiffen 
in Yerbindung stehen, die während der Fluth tägl. in 1 — 3 St 
Je nach dem Wind nach der Insel Nordemey fahren und Per- 
sonen für 12—15 gr. mitnehmen. Zur Zeit der £bbe fahrt die 
Post Ton Norden in 4 — ö St. (IV2 Thlr.) nach Norderney, zuerst 
•durch einen fruchtbaren Landstrich nach dem IV4 3t. n.o. gele- 
genen Hügenritder-Sid, Das Meer tritt auf dem WaU (S. 70), 
der zwischen der Küste und der Insel gelegenen grossen Sand- 
•bank, während der Ebbe so weit zurück , dass man ohne Gefahr 
^u Wagen, auch zu Pferde, aber nicht zu Foss, nach der Insel 
gelangen kann. Wirklich im Meer fahrt man etwa Vs 3t. Zu 
der ganzen höchst merkwürdigen Fahrt gebraucht man vom Hü- 
.genrieder-Siel bis ins Dorf Nordemey etwa 3 St. Ein besonderer 
W^agen mit 2 Postpferden kostet von Norden bis Norderney 6 Thli. 
Die Fährschiffe sind unbequem. Im Gasthaus des Strandvogts 
-am Hilgenrieder-Siel nöthigenfalls Nachtquartier. Er muss aach, 
wenn er es nöthig findet, Reisende begleiten (20 gr.). Post 
3mal tägl. von Emden nach Norden (4 M.) in 3V4 St. für 1 Thlr. 

c. Bttoklahrt Über JEmden und Leer Ba«h BhiiiM. 

Dampfboot fast täglich im Sommer von Norderney aaeh Emden in 4 bl« 

5 St., 1. PL 12/3, 2. PI. 1 Thlr. (bis Leer ebensoviel, Fahr». 6—7 St.); 

ISlsenbahn von Emden nach Leer in 90—50 Hin., nach Rheine SV« — 6 St. 

(Post tägl. von Leer nach Oldenburg in 71/4 St.) 

Das Dampfboot fährt an der Insel Juist (S. 72) vorbei und 
gelangt bald in die breite Mündung der Ems, deren Westküste 
zur holländ. Provinz Groningen gehört^ die Ostküste zu OstMes- 
land. Das Boot durchschneidet den DoüaH, einen grossen Heer- 
busen, 1277 durch eine Ueberschwemmuiig entstanden. Die Küsten 
bleiben stets im Angesicht; auf der ostfHesischen Küste treten 
«namentlich die Dörfer mehrfach hervor. 

Emden (^Borse, neben der Rathhausbrücke, Z.u. F.22V27 B.5gT.; 
• Weisses Haus; •PHnz t>. Pretissen; Gofdne 8onine) (12,490 Einw.), 
-von 1595 bis 1744 f^eie Reichsstadt, von 1744 Ms 1804 preussisch, 
früher an der Ems gelegen, jetzt Vs ^^ ▼on dieser entfernt, durch 
«in tiefes Tahrwasser mit der Ems und der See verbunden, sodass 
zur Fluthzeit Schilfe von 12' Tiefgang einfahren können, ist die 
lebhafteste Handelsstadt des Königreichs Hannover, mit löO eigenen 
■ Schiffen. Ausfuhr besonders Hafer, Butter und Käse. Emden zeigt 
echon ganz den holländ. Charakter, die Häuser mit Oiebelfmnten, 
grosse Sauberkeit, schiffbare Gan&le in der Stadt u. s. w. 

Im Sommer fast tägl. Dampfboot nach Nordemey. 

Das *R(ahhaus, 1576 erb., 62 Sehr, lang, reiche Benaiaeance, 
nach Art der grossen belg. Rathhäuser, der Thurm nicht in der 
:Mitte (der nördl. Flügel hat 7, der südl. 10 Fenster), blitzt eines 
«der merkwürdigsten ^Zeughäuser, an alten Radflinten und andern 



LEER. 16. Route. 75 

«chönen alten Schnsswaffen sehr reieb, aog^'blich aus einem yon 
Emdenern genommenen SchiflF, aaf welchem Oraf Ernst von Mans- 
im (t 1628), der Anführer im 30jihr. Kriege, seine Beute nach 
Sngland zu bringen gedachte; aneh zwei Antomaten, ein trommelnder 
Tambpar und zwei Ritter im Zweikampf. Untoi im Rathszimmer 
die Büdnisse der preuss. Konige Friedrich II., Friedrich WU- 
heim II. und III. und Georgs lY. von England. Tom Thnrm ein 
gater Ueberhlick über die ganze Lage von Emden. Trinkg. ö gr. 
nach Taxe, die an der Thür der Rüstkammer angeschlagen ist. 

In der grossen Kirche das Marmor-Denkmal des Grafen Enno II. 
▼ Ostfriesland. Im naturkistor. Museum reiche Bernstein-Sammlung. 

Emden steht seit 1856 durch eine Eisenbahn mit Hannover 
«nd Münster in Verbindung. Der Verkehr ist im Ganzen unbe- 
deutend, das Land meist Marschen, Moor und Heide, in welcher 
Oehöfte und Ortschaften als grüne Oasen erscheinen. Die Bahn 
Usst die vielfach sich krümmende sehr selten sichtbare Ems stets 
westlich. Stationen Oldersum, Neermoor, dann 

Leer (*PHnM von Oranien, Z. u. F. 22V2 «'•> VoogdU HötelJt 
lasch aufblühende Handelsstadt mit über 7000 Einw., in der frucht- 
barsten Gegend von Ostfriesland, an der Mündung der Tjcda in 
^t Ems, lang an der Leda sich hinziehend. Die Schiffe löschen 
unter den Fenstern 4er Handelshänser. (Die S. 73 genannte Post- 
sution Hesei Uegt 2 Meilen nördlich von Leer.) 

Weiter die Stat. Ihrhovey Papenburg, die grösste jener Veen- 
Oolonien (S. 73), mit ÖOOO Einw. und Hunderten von Seeschiffen, 
<üe durch die Ems ihre Verbindung mit der See haben; Ascften- 
<fe^i Clus'Dörpen, Lathen, KeUerberg, Meppen (Gasth, BÜnger), 
ksthol. Stadt, am Bahnhof eine neue evangel. Kirche (bei der 
Weiterfahrt über die Baasey einen kleinen Fluss) ; Lingen (Gasth. 
li&Qgschmidt) , Hauptstadt der frühem Grafschaft gl. Namens, 
meist evangelisch, am Bahnhof eine neue kath. Kirche (hier über 
^e Ems); Leschede^ ßtdtbergeny Rheine (♦Bahnhofs-Restauration; 
Inder Stadt: »Hotel Schulze, gefalliger Wirth), lebhafte preuss. 
Handelsstadt mit alter stattlicher gothischer Kirche und Thurm 
^d säubern neuen Gebäuden am Bahnhof. In Rheine führt der 
^ Strang über Osnahrück nach Löhne (S. 138), der südliche 
^^^ Mimster nach Hamm^ beide Endpuncte Stationen an der 
K3In-Mindener Bahn. Fahrzeit zwischen Emden, Münster, Hamm 
^ St., zwischen Emden, Osnabrück, Minden 7 St. Vergl. R. 39. 

Mancher wird mit der Rückreise von Kordemey gern einen Besuch von 
nolland verbinden. Das Vordemey-Emdener Dampfbont legt unterwegs 
*Juea an, dagegen Cäbrt sweimal wöchentlich von Emden ein Boot in IV4 8t. 
{f' Sr. der Plats) nach DeUkyl {de Beurs , leidlich) \ weiter ein kleines 
"Wnpfboot von Delftyl in 31/2 8t. nach Groningen (*DoeUn, *Fngge); Post- 
^en in 8 8t. über Lemmmrdin und Franeker nach Harlingan^ Dampfboot 
y «r^^flegung gut und nicht lu theuer) über die Zuidersee in 6V2 8^- nach 
Ansterdiun (*^i9te/ des Pays-Bat u. a.). Vergl. Baedeker'» Belgien und Holland 
^- Aufl.)^ 211 Amsterdam u. A. zu haben in der Sey ff ard fachen Buchhandl. 
*«ben der Bdne; bei /. Mmsr and bei SOpke, beide in der Kaiverstraat. 



76 

17. Von Berlin nach Stettin. 

Eisenbftlm in SB/4 St. für 4, 3 oder 2 Tlilr. 

Die Bahn macht sogleich eine Krfimibang und führt am Louistn- 
6rtinnen, Pankow (8. 29) u, a. Dörfern vorbei nach Bernau, klei- 
nes Städtchen, bekannt dnrch den tapfem "Widerstand, welchen 
seine Bürger 1432 den Htissiten leisteten. Die erbeateten Rüstun- 
gen werden noch im Rathhans gezeigt. l^ieaentAal, Station, dann 
NeuBtadt-EbernDolde (^Bahnhofs-Restanration) , betriebsame Stadt 
am Flnnw-Oinal, seit 1830 Sitz der prenss. Forstacademie. 

7l«jniwaM« (MtHtiff von FreuBsen, AdUr), kleiner Badeort, liegt 2 M. ö. 
in der anmuttiigsten Gegend der Mark Brandenburg (^Märkische Selhpeü*)^ 
▼OD den Höben hübsche Aiusichten auf das Oderthal. 

Unmittelbar hinter Neustadt fahrt der Zug über den Finow- 
Canal. Rechts hübsr-he Aufsichten a.af Tannenwald und Wiesen, 
besonders in der Nähe des alten Cisterzlenserklosters Choriny dessen 
Gebäude, jetzt zu llVirthschaftszwecken benutzt, aus der Hügelreihe 
hervorragen. Vor Angermünde, alte Stadt mit alter hoher Kirche, 
berührt die Bahn den Paarsteiner See. (Von Angermünde Eisen- 
bahn Über Prenzlan und Pasewalk nach Anclam s. S. 63.} 

Schwedt (€foldner Birtch) an der Oder, 2^/4 M. ö. Ton Angermönde. Daa 
flchloss war Sita der 1750 ansgest. Markgrafen Ton Brandenburg- Sehrwedt» 

Die Bahn durchschneidet nun zum Theil auf Dämmen die 
FiussthUer der Randow und WeUe, und den Pomme^enzdorfer 
Wiesengrund und führt durch mehrere lange Erd-Darchscbnitte 
über trefflich gebautes Rnnkelrübenland. Passow und Tetntow 
helssen die letzten Stationen. Von Zeit zu Zeit öfihsen sich recht» 
Aussichten auf den grossen Dtofnm'sehen See, 

Stottill. (•Hdtel de.Prussc, Z. 90, L. 5. F. 71/2, M. Hl/g, B.ÖSgr ?. 
*Hötel du Kord, *Drei Kronen, Hdtel de Petersbourgi Fürst 
Blücher^ Demtsehes Haus. ~ Bettauration: in Truohot's Keller 
unter dem Hotel de Prusse, Austern und Delicatessen. Bei Gebrüder 
Tichauer, gr. Domstr., gute Ungarweine? bei »Her hing, Reifachläger* 
Strasse 18 u. 19, guter Rheinwein. — ßair. Bier bei Arndt, Breitestr. 3^. 
• .zum lustigen Schneider" (hat kein Schild), wo stets gute Gesellschaft zu 
finden. — «Aussicht von der Wallbrauerei in der Nahe des Bahnhofs. 
Bäder: in der Moriti^schm Badeanttalt (Fluss-, Wannen- u. Buss. Beider) 
am rechten Ufer der Oder und in der MMatr-SchwimmmutaU. — Droschken 
1-2 Pers. 5 Sgr., St-i Pers. 71/2 Sgr)- 

Stettin, Festung und Hauptstadt der Provinz Pommern mit 
64,431 Eüiw. (1000 Kathol.) und 6944 M. Besatzung, der erste 
Handelsplatz des ZolWereins, liegt auf dem linken Ufer der Oderj 
imd ist durch 4 Brücken mit der Vorstadt Lastadie (deutsch Ab- 
ladeplatz) auf dem rechten Odernfer verbunden. 

Die Seestadt, mit dem regen Leben und Treiben der Handels^ 
und SchiffsbevÖlkernng, macht sich besonders am Hafen bemerk" 
lieh, an der Oder, vom Bahnhof bis zum Dampfschiffsbollwerk. 
Der Fluss hat von Swinemünde bis hier durchschnittlich 16' Tiefe, 
so das9 beladene Seeschiffe bis Stettin gelangen. Stettin hat an 
200 Sohiffe in See, welche Korn, Holz, Spiritus, Zink aus-, und 
meist Farbhölzer, Thran und Colonialwaaren einführen. 



STETTIN. /7. RmOe. 77 

Die Stadt, an „Sehenswürdigkeiten" arm, hat in dem letzteii 
Jahrzehend an Grösse bedeutend zugenommen; ein ganz neuer 
Stadttheil, die Neuaiadt, ist erstanden mit bedeutenden Gebäuden, 
u. a. die Fr^drieh - Wilhdm$'8€kulej in welcher eine kleine Samm- 
long neuer Gemälde (Mittwoch ▼. 12 — 2 U.; sonst öflhet der Schul- 
Wärter Glasow, Trinkg. 5 Sgr.). Das hervorragende alte ScMosb 
ans don J. 1575 war Sitz der Pommerschen Herzoge, die mit 
Bogislaw XIY. 1673 ausstarben. Im westphälischen Frieden (1648) 
kam Stettin an Sdiweden, 1720 doroh den Frieden zu Stockholm 
an Preussen. Das Schloss wird von verschiedeMn Behörden (Ober^ 
Präsidium, Obergericht, Regierung) benutzt. Eine Sanmilung nor- 
discher Alterthümer im Schloss ist im Entstehen. Im Scblosshof 
die Büste des Grossen Kurfürsten, in Erz, von Wichmann. In 
der Schlosskirche die Gruft der Herzoge von Pommern; über dem 
Altar ein Gemälde, Einzug des Herzogs Bogislaw X. in Venedig 
auf der Rückkehr aus dem heil. Lande (1497). Am Thurm des südl. 
Flügels ist eine Uhr, deren Zifferblatt ein Gesicht bildet , welches 
bei jedem Pendelschlag die Augen verdreht, das Handwerks- 
barschen -Wahrzeichen Stettins. Die Zahl im Munde bezeichnet den 
Monatstag. Vom Thurm beste *Aussicht auf Stadt und Umgegend. 

&n Raäüiaus ist eine Sammlung russ. Denkmünzen seit der 
Kaiserin Gatiiarina 11. (1729) und Maria Feodbrowna (1759), der 
Gemahlin Pauls, beide in Stettin geboren. Die Väter, Prinzen von 
Anhalt-Zerhst und von Württemberg, waren in preuss. Diensten 
Gevrerneure von Stettin. Dem Rathhaus gegenüber ist die neue 
BBrie (BSrsenstunde I2V2 — 2 U.), im Lesezimmer viele Zeitungen. 

Am weissen Paradeplatz (Königsplatz) das schone 1793 von 
den Ständen Pommerns errichtete Standbild Friedrichs des Orosaen^ 
in Marmor, von Schadow. Welter an demselben Platz, vor dem 
neuen Theater , das 1849 „von der dankbaren Stadt" errichtete 
Standbüd Friedrich Wilhelms Ill.y in Marmor, von Drake. Die 
Thore an den beiden Paradeplätzen, Königs- und Berliner Thor, 
•mit kriegerischen Sinnbildern geschmückt, gehören zu den schönsten 
Festungsthoren Deutschlands, unter Friedrich Wilhelm I. erbaut. 

Die kirchlichen Gebäude verdienen wenig Beachtung, so mas- 
senhaft und ehrwürdig auch sich die im Mittelpunct der Stadt 
anf einem Hügel gelegene St JakobHärche ausnimmt, deren älteste 
Theile in das 13. Jahrb. reichen, die aber nach der Belagerung 
von 1677 umgebaut wurde. Der Thurm, der damals seine Spitze 
▼erlor, erinnert wie eine zerschossene Standarte an diese Be- 
lagerung. Das Altarblatt, eine Kreuzabnahme von Lengerich, ist 
hübsch, sonst aber enthält die Kirche nur Zopf, die Pastoren- 
Mldnisse nicht ausgenommen. Die St. Peters" und Paulskirche 
(WaUkirche) ist die älteste christl. Kirche Pommerns, „erbaut 
durch Bischof Otto von Bamberg 1124, zerstört während der Be- 
lagerung von 1677, verwüstet durch den Krieg von 1806, wieder 



78 BouUJS. SWINEMÜNDE. 

^rgestellt 1816 n. 1817''; Bie besitzt einig« neuere GlMgemJUde^ 
Geschenke der Könige Friedrich Wilhelm lY. und Wilhelm I. 

Der Loff€n§arim 20 Min. Tor dem Königsthor, Nachmittags 
der Semmelplats der .schönen Welt, gewährt eine gute Aassicht 

DampßooU nach SwinemQnde und Putbus s. unten; Kopen- 
hagen S. 84; nach Woljin und Gammin; nach Stralsund (S- 60) 
über Swinemflnde und Putbus 2mal wöchentlich in 14 — 15 St. 

18. Ymi Stettin nach Bügtn. 

Dampfboot im Somnertagl. anMer Sonntair (Mittan) nach Swinemünde 

in 4, von dort nach Lauterbach (Putbus) in 4—5 St., hin und snräck. 

ermäaaigter Preis. 

Unterhaltende Fahrt auf dem belebten Fluss und dem grossen 
Haff (Binnensee). Die Oder, anfangs schmal, wird durch Bagger- 
maschlnen stets in gehöriger Tiefe erhalten. Die Abfahrt von Stet- 
tin gewährt ein malerisches Bild. Brücke und Werft sind ge- 
wöhnlich mit Menschen zahlreich besetzt, hunderte von Flaggen 
und Wimpeln flattern in den Lüften, die Stadt steigt amphithea- 
tralisch am Abhang empor, vom Schloss überragt, gewerbliche 
Anlagen mancherlei Art ziehen sich am Ufer hin. 

Frauendorf y ein Yergnügungsort, blickt mit seinen grauen 
Häusern und dem ansehnlichen Wirthshaus am Abhang links aas 
Bäumen hervor. Rechts auf weiter Strecke nur Wiesenland. 

Dann berührt das Boot den Damm'ichen See, lässt links die 
kleine Stadt PöliU, und läuft in das breitere PapemDaMer, 2 St 
nach der Abfahrt von Stettin aber in das Grotte Hnff ein, nach- 
dem sich rechts die kleine Stadt Stepenitt gezeigt hat. Aus diesem 
weiten Wasserbecken (im Umfang 16 Meilen, die westliche Küste 
ist dem Auge des Dampfbootfahrers zeitweise entrückt) ergiesst 
sich die Oder durch drei Mündungen, Peene^ Swine, DievenoyPy 
in die Ostsee« wo.durch zwei grosse Inseln gebildet werden, Um- 
doniy auf welcher Swinemünde liegt, wo Gustav Adolph am 
24. Juni 1630 mit 17,000 Mann landete, und WoUin^ mit der Stadt 
gl. Namens , vom Boot sichtbar. Auf letzterer das besuchte Seebad 
Miidroy (Deutsches Haus , Herzberg^s Hötel) in hübscher Lage mit 
vortreflliohen Badeeinrichtungen. Wenn das Boot das Haff verlässt 
und in die Swint einläuft, zeigen sich rechts die Lehbiner Sand- 
berge mit ihren waldgekrönten Abhängen. Auch hier sind Dampf- 
bagger in Thätigkeit, das Fahrwasser in gehöriger Tiefe zu erhalten. 

Swinemünde (*l)rei Kronen theuer, H6tel de Prusse)^ Hafen von 
Stettin für die grössten Seeschiffe, deren, namentlich russische 
Kron-Dampfboote, hier häufig vor Anker liegen. Die säubern Häuser 
kündigen Swinemünde zugleich als Seebad an. Die Bäder (Bade- 
zeit 20. Juni bis 20. Sept.) liegen 20 Min. n.w. von der Stadt, der Weg 
führt durch schattiges Gehölz (Plantagen), Vom Leuchtthurm treif- 
liche •Aussicht (Erlaubniss zur Besteigung auf der Gommandantur). 

Heringidorf (Buskow's Hdtel), 1 M. n.w., riehen Viele vor, sowohl der- 
ländlichen Abgeschiedenheit und hübschen Lag«, inmitten von Bachen* 



SWINEMONDE. IS. RofOe. 7» 

Waldungen, als auch de» r«hien Seewassers und krüftigen Wellensehlaf» 
wegen. Es ist thenrer dort, als in Swinemünde. Der Weg {nbri durch AMbedt, 
nur von Fisehem bewohnt, deren Oeräibschaflen am Strand ausgebreitet 
sind \ Häringe, „ Speckflnnder" und Störe werden gefangen. — Die Aussieht 
▼OB dem löO' b. Streekelberg^ II/2 M. n.w. Ton Hezingsdorf, wird sehr gerühmt. 
Bei Karstadt %u Kourow in der Nahe des Streekelbergs gute Unterkunft. 

Wineta, d|e sagenhafte üppige Hauptstadt und Heerfeste der wendi- 
schen Anwohner der Ostsee, soll am Fiiss des atreek€U>trg*^ ebenfalls auf 
Usedom gelegen haben, bis vor undenklichen "Zeiten das Meer sie bedeckte. 
Ihre vielen Thürme und Paläste erblicken Seher heute noch tief unter der 
blauen Fluth; weniger poetische Oemüther sehen nur grosse Steinblöcke^ 

Bei Swinemünde fand am 17. Mars 1864 ein Seegefecht swisehen dem 
dänischen Blokadegeschwader und einer preuss. Flottenabtheilung unter 
ContrC'Admiral Jachmann statt, in welchem sich die preussischen Dampf- 
Corvetten Arcona und Kymphe auszeichneten. 

Das Boot fährt nnn durch die Molen, über 4000^ lange in*» 
Meer spitz auslaufende Faschinen Steindämme, 1829 'vollendet, zum 
Schutz gegen das Yersanden der Swine, an deren ö. Seite ein 
hoher Leuchtthurm. An beiden Seiten kleine Forts. Dann ver^ 
knndet ein je nach Wind und Wetter mehr oder weniger fflhl- 
baies Schwanken des Boots die offene See. Bei heiterer wind' 
stiller Luft ist das Meer seihst nervensehwaehen Naturen nicht ge- 
fährlich, unter andern Umstanden aber erleiden auch wohl stärkere 
auf dieser kurzen Fahrt einen Anfall tmi Seekrankheit. 

Rechts die unermessüehe Wasserfliche, links die waldbedeckte* 
Küste Ton ütedomy weiterhin dai pommersche Festland mit den 
Thermen von WoUgaH und Gfmftwatd ( S. 62) ; Tor dem Einfluss 
der Peene erscheint die kleine Insel Stielen, nur TOn einigen Lootsen 
bewohnt. Zur Rechten tauchen die steil abfallenden Ufer der 
Gräftwalder Oie (S.-84) aus dem Meere auf mit Leuchtthurm, 
im Hintergrund erscheint Rügen, namentlich das Jagdschloea 
in der Granitz und der östlichste Punct, das Vorgebirge Peerd auf 
der Halhlneel Monthgut. Das Boot durchfährt nun den Rugiani- 
tiihm Bodden (Bucht) bei der kleinen Insel Vüm vorbei und lan- 
det zu Lautefbachy wo Wagen nach dem V2 8t. entfernten Puibu» 
bereit sind. Das S. 81 genannte Standbild 'des Grossen Kurfürsten 
ist Tom Boot zu sehen. Rechts vom Landungsplatz die Bäder 
mit dem Badehaus, vom 15. Juni an geöffnet. 

19. Bügen. 

Ueiseplan. Zwei Tage: Von Puthus nach Bergen^ bei der Idettmeer 
fSht€ (Fährmann Spehr, Ueberfahrt 9 Pf., Wagen 3 Sgr.) über den Jas- 
monder Bodden, Bagard, Stvbbenkammer ^ hier übemaohten*, andern Tag» 
in einem Segelboot (2 .Thlr.) nach Sassnitz^ Fischerdorf an der Prorer 
Wieck, sehr belohnend, aber nur bei gänstigem Wind, hübscher Weg über 
Orampat in IV2 St. nach Mueran (wo eine unscheinbare . aber gans gute 
Wirthschaft), dann am Meer entlang auf dem harten Sand (gut baden) nach 
(3 8t.) hinx (beim Parkthor Abstecher nach dem Äieköwer), aum (S/4 St.) 
Jagdsehlou, von wo in 21/^ St. nach Putbui. Nur der zweite Tag ist für 
Pnasgänger belohnend, denn die schönen Puncte sind zu weit von ein- 
uider entfernt (Putbns Stubbenkammer 4 M., Stubbenkammer Arcona 4 M-) \ 
das dazwischen liegende Land ist meist tiefer Sand, und bietet sehr wenig, 
•0 das« selbst ein leidenschaftlicher Fnesgänger bald ermüden wird. 



^ Route 19, RÜO£N. Putbus. 

Drei Tage : Man gehe nach Ankunft de« Stettiner Boots (s. oben) Abend« 
noch nach Bergen (Rugard besteigen). Folgenden Tags über Patäg^ Tribbe- 
4e/<z, A^ettentirchen (Hocbhilgord besteigen) nach Vieregge in 5 St. , mit Fähre 
nach Oammin und in 4 St. nach Areoua (oder von Keunkirchen ein Boot 
für 1 Thlr. nehmen, über den Brecger Bodden nach Breege fahren und in 
3 St. nach Areona wandern). Im Leuchtthurm übernachten. 2. Tag: 
Segelboot (3 Thlr.) über das Tromper Wieck in 2—4 St., je nach dem Wind, 
nach Stnbbenkammer; Nachmittags Herthahain, Herthasee. 3. Tag: die 
^>ben angegebene kurae Seefahrt, oder auch ganz au Fuss (von Stubben- 
kammer nach Mueran 3 St., von da über Bitu und Jagdeddou nach PuSbm 
<6 St., oder von Stubbenkammer in 2 St. nach Sagard und von hier zu 
Wagen (3 Thlr.) nach dem Jagdsehloss (5 St. Gehens) u. die letste Strecke 
<2V2 St. bis Putbus) wieder xu Fuss. Areona müsste jedenfalls vor Stubben- 
kammer besucht werden, es macht nach Stubbenkamnoer wenig Eindruck. 

Wagen. Zweisp. (3V2— * Thlr. tägl .) su Putbus, Bergen, Alte Führe, anch 
^wohl Bu Grlewits ie nach der Jahresseit immer zu haben. Fahraelt von 
Putbus Bum Jagdsehloss U/s ^^- > ▼om Jagdsehloss nach Stubbenkammer 
41/2 3t., von Stubbenkammer nach Areona 51/2 St., von der Alten Fahre 
nach Bergen 2 St., von Putbus nach Bergen IV4 St., von Bergen nach 
Sagard 2V2 St., von Sagard nach Stubbenkammer IV2 St. 

Fihren: swischen Stralsund und der AHen Fähre Dampfboot, 10 Min. 
fahrzeitv zwischen Stahlbrode (1 M. n.Ö. von i/tVtootr (S. 62), Station zwi- 
schen Oreifswald und Stralsund) Und der Glewitzer Fähre Segelboot in 
^—40 Min. 10 Sgr., grosses Boot für Fuhrwerk 20 Sgr. 

OMthftf«, gute, zu Putbus, Bergen, Stubbenkammer. 

Bftgen ist die grdsste deutsehe Insel, !28 M. im Umfang^ s.w. 
«duTch eine kaum Vs St. breite Meerenge (S. 61) vom Festland 
getrennt. Das kleine Eiland und di» benachbarte Kfiste von Pom- 
mern war die Wiege Odoaker's und der Rugier, die im J. 476 
das Rom. Reich nach i200jähr. Bestehen stürzten. Diese geschieht- 
liehen Erinnerungen, die blauen Buchten, die prächtigen Buchen- 
-walder, die myth. Spuren des altdeutschen Herthadienstes (ß. 81) 
geben Bügen einen eigenthümlichen Zauber. Rügen war lange 
ein sehr beliebtes Wanderziel, namentlich für die Bewohner der 
flachen Marken. Der Besuch hat sich zwar nicht gemindert, die 
Massen aber strömen auf den Eisenschienen jetzt mehr nach dem 
Harz, dem Thüringer Wald, dem schlesischen Gebirge. Immerhin 
aber bleibt Stubbenkammer ein Punct von höchster Schönheit. 

Putbns {^Füratenhofy Z. 20, L. 6, B. 5, F. TVz SgV.; '^Bdle- 
rue, *JI6tel du Nordj überall ziemlich gleiche Preise; Adler für 
bescheidene Ansprüche nicht übel), ist ein aus stattlichen Häu- 
sern bestehender moderner Badeort, .Jessen Bewohner von den 
Badegästen und Sommer-Eeisenden leben. Eine 1845 errichtete 
Spitzsäule erinnert an die ^.Gründung des Orts Putbus 1810 durch 
Malte Fürst zu Putbus« (f 1854). 

Im Schloss einige gute Gemälde und Marmorbildwerke von 
Thorwaldsen und Canova, auch eine Sammlung von Alterthümem, 
auf der Insel gefunden ; im Park hübsche Spaziergänge. Vor dem 
Schloss das 1859 errichtete ^Standbild des Fürsten, von Drake 
•entworfen, „Aus Liebe mid Verehrung gewidmet von Louise Fürstin 
zu Putbus" (t 1860), von weissem Marmor, Sockel mit Reliefs. Die 
Bäder (S. 79) sind Va St. vom Ort entfernt, die Lage im Ange- 



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1 Citmrftj'ir^ 



Jagdsehlou. RÜGEN. 19. Haute. 81 

flicht der kleinen Ineei Vüm, durch hohe waldbewachsene Ufer 
und langgedehnte Vorgebirge geschützt, ist reizend. 

Aof einer in den Bodden vortretenden kleinen Halbinsel, bei 
Neutncampf 1 St. südl. von Patbus, in der alten Schwedenschanze, 
ist 1854 auf Anordnung des Königs Friedrich Wilhelm IV. auf 
24' h. Oranitsäule ein in Sandstein von Stürmer gearbeitetes 9' h. 
SUmdbüd des Qroasen Kurfürsten aufgerichtet, an derselben Stelle, 
wo er mit einem Theil seines Heeres am 13. September 1678 zur 
Vertreibung der Schweden landete. Bei Stretow, 1 St. östl. von 
Putbus, 2Ö0 Schritte r. vom Wege zum Jagdschloss, ist 1855 eine 
andere Säule der Art errichtet: „Friedrich Wilhelm I. König von 
Preussen landete hier mit Friedrich IV. König von Dänemark am 
15. September 1715 und erkämpfte den Frieden^. 

Das JagdiohloM, 2V2 St. ö. in einem Wildpark (viel Dam- 
hirsche), auf dem Füxstenberg, hat einige gute neuere Bilder von 
Kolbe und Eibel, grosse histor. Darstellungen aus der Geschichte 
Rügens. Eine sich selbst tragende gusseiserne Treppe von 154 
Stufen führt auf die Plateforme (Trinkg. 7V2 Sgr., Gesellschaft 
20 Sgr. bis 1 Thlr.), *Aussicht. (Im Sommer Gastwirthschaft im 
försterhause.) Beschränkter ist die Aussicht von dem ^2 ^^ 
ö. entfernten Vorgebirge KiekÖxjoer (Gucküber) ; man sieht nur die 
schmale Heide und Jasmund. Die eigenthümlich zerklüftete kahle 
Halbinsel Mönchgut wird am besten zu Boot von Putbus aus besucht 

Vom Jagdschloss fuhrt ein Weg am Schmachter See vprbei 
über die Hügelketten der ProrOy durch einen langen Hohlweg; 
und weiter über die Landenge Schmale Heide nach Sagurd (Für- 
»ienkronejy Hauptort der Halbinsel Jasmund. Herr Schepler, der 
frühere Wirtii zur Fürstenkrone, hat eine Sanmilung Alterthümer 
und Versteinerungen. In der Nähe ist der giösste Hünen-Grabhügel 
Rügens, DubberworUi genannt, 170 Schritte im Umkreis. 

Vom Jagdschloss nach Stubbenkammer (6V2 St.) direct über 
J^öcra» 8. 8. 79. Zwischen Mucran und Sayard^ etwa fO Min. vor dem 
neuen Forsthaus, führt bei einer Eiche ein Fusspfad r. ab, welcher in 5 M. 
den «Schaiuenbarr erreicht, eine baumfreie Anhöhe mitten im Wald, mit 
lohnender Aiusicht über den Jasmuoder Bodden, Prorer Wiek, Jagdschloss, 
I'utbu«, Bergen u. 8. w. 

Die Qstseite der Halbinsel Jasmund schmückt ein prächtiger 
Bachenwald, die StubheniU^ der sich mit seineu tiefen Schluchten 
^ St. lang von S. nach N. an der Küste hinzieht. In diesem 
den alten Rugiem heiligen Hain sollen sie die Hertha (oder Ner- 
thas), die Göttin der Erde, verehrt haben. Der Herthatee, ein 
kleiner Waldsee, 15 Min. westl, von Stubbenkammer, etwa 300 
Schritte im Durchmesser, und die Herthaburgj am w. Ufer, ein 
W h. sich im Halbkreis hinziehender Erdwall, erinnern an diesen 
Cultos. Drei Granitblöcke im Wald, 100 Schritte rechts vom 
zweiten Wegweiser auf der Strasse von Stubbenkammer nach 
Pathos, unfern des Herthasees, werden für Opfersteine ausgegeben. 
AehnUchkeit mit Vorrichtungen zu Blutopfern Ist da. 

Beedeker's Deutochland U. 12. Aufl. 6 



82 BouU 19. RÜGEN. Sivbhenkwnmtr. 

„Auf einem Eiland des Oeems iat ein keuseber Hain (tatttm nemus), 
in demselben ein geweihter Wagen, in welchem, mit Kühen bespannt, die 
Göttin zn Zeiten im Lande umherfahrt. Fröhlich die Feste vnd festlich 
die Orte , welche sie ihres Gastbesuchs würdigt. Die des Umgangs mit 
Sterblichen gesättigte Göttin kehrt snm Tempel zurück. Wagen, Gewand 
und die Göttin selbst werden im geheimen See (Mcreto laeu) gewaschen. 
Sclayen verrichten den Dienst, welche sogleich der See verscUingt.'' 

Ihcitus (Oerm. c. 40). 

*8tiib1>eiikRiiimer («Gasthof, 80 Betten, doch ist's im Sommer 
an schönen Sonntagen oft so voll, dass späte Gäste auf Zimmer 
und Bett verzichten and sich mit einer Streu begnügen müssen; 
Bett 15, Licht ö, M. 20, Ab. 15, Frühst. TVa Sgr.). Das Vor- 
gebirge Stubbenkammer (slaw. stopfen Stufen, kamien Fels) 
ist eine 400' hohe, unmittelbar aus dem Meer aufsteigende, viel- 
fach zerklüftete Kreidewand, von deren vorspringendem umzäxmtem 
Gipfel, dem Königsstuhl ^ weite «Aussicht, unbegrenzt über das 
Meer. Er hat seinen Namen von Carl XII. von Schweden, der 
von hier einem Seegefecht zwischen Schweden und Dänen zu- 
schaute. Ein bequemer Schlängelweg führt (unten in der Tiefe 
der Schlucht zwischen hohen Buchen an der klaren kalten Oolcha- 
Qudle vorbei) in 10 Min. hinab an den Fuss der Stubbenkammer, 
wo eine in anderer Weise grossartige Aussicht auf die Kreide- 
felsen selbst sich darbietet. Stubbenkammer ist der schönste 
Punct auf Rügen. Einen eigenthümlichen Anblick gewährt es, 
wenn in dunkler Nacht die glühenden Kohlen eines auf der Spitze 
des Kreidefelsens abgebrannten Holzhaufens den glatten Fels hin- 
abgestossen werden und für etliche Momente rothe Bäche bilden, 
einem feurigen Wasserfall nicht unähnlich. Für diesen „Feuer- 
regen" berechnet Behrendt, der Wirth, 20 Sgr., welche auf 
sämmtliche Gäste vertheilt werden. Von gewaltiger Wirkung ist, 
von unten gesehen, die Beleuchtung durch bengalisches Feuer, 
auf Stubbenkammer aber selten zu haben. (Die „kleine SMbben- 
kammer", ein vorspringender Fels , 10 Min» s. vom Konigsstuhl, 
ebenfalls sehenswerth.) 

Ein ermüdender Sandweg führt von Stubbenkammer nach 
Arcona (7 St.) über Bisdamitt. Auf der ersten Strecke gewährt 
die Richtung über Quoltitz, Bobbin und Spyker, wenn auch etwas 
weiter, einige Abwechselung. Bei Quoltitz zahlreiche Heiden- 
gräber, aus grossen im Kreis aneinandergesetzten Feldsteinen be- 
stehend und mit Granitblöcken bedeckt. Am Quoltitzer Berg, 
jetzt Ackerland, 5. vom Ort, liegt ein roher Block, der Opfersteifh 
an welchem man die Vorrichtungen zu Blut- und Brandopfern 
noch erkennen kann. Das Schloss Spyker wurde nach dem SOjähr. 
Krieg vom General Wrangel aufgeführt. 

Der schmale öde, über 1 Meile lange, 700—1000 Sehr, breite 
Dünenzug, welcher die Vorländer Jasmund und Wittow verbindet, 
heisst die Schaabe, Am n. Ende dieser Dünen liegt links vom 
Wege in einem ehem. Park das verfallene Ländhaus Ju/tiuruA«, 
wo Erfrischungen zu haben sind. Der gewöhnliche Weg nach 



Areona. RÜGEN. 29. Route. 83 

Areona führt nim landeinwärts, weit schöner aber ist der Weg 
am Heer über Goor und Vitte. Bei Vitte halt der Pfarrer Ton 
Altenkirchen zar Zeit der Haringsfischerei acht Sonntage hinter 
einander ^or den bei ihren Beot^ zum Häringsfang versammelten 
Fisehem die sog. Uferpredigten. Eine Figur, angeblich des Qotzen 
Swantewit, ist in die Wand der Kirdie eingemauert. (Um von 
Spyker, Bobbin, Bisdamitz nach Areona zn gelangen, geht man 
am besten nach (Tiotre, Fischerdorf zwischen der Schaabe und 
dem Königshom, von wo man in einem Boot mit 3 Schiffern für 
2—3 Thlr. nach Areona fährt.) 

Das Yorgebirg» Areona, der nördlichste Punct Deutst^lands, 
173' ü.M., trägt einen 75' hohen Leuchtthurm, 1827 nach Schin- 
kel's Plan aufgeführt, Aussicht auf die Küste von Jasmund, die 
Insel Hiddensoe und die entfernte dänische Insel Möen. Auf 
Areona stand die alte Feste der Wenden, eine runde 30 — 40' h. 
Verschanzung mit einer Oeffnung gegen Nordwest, innen der 
Tempel des vierkopfigen wendischen Götzen Swantewlt, der von 
den Dänen unter Konig Waldemar I. im J 1166 mit Sturm ge- 
nommen und zerstört wurde. Die Schätze wurden nach Däne- 
mark gebracht und das Christenthum auf der Insel eingeführt. 
Im Leuchtthurm kann man übernachten, Betten und Bewirthung 
gnt. Der Wirth, Schilling, ein alter Seemann, sorgt bestens, er 
weckt seine Gäste zum Sonnenaufgang, wenn ^da war^S ^^^ ^^sst 
nie bei trübem Wetter ausschlafen. 

Von Areona wird die Rückreise am besten so gemacht: zu 
"Wagen (2V2 St. Gehens) von Areona nach Breegtj grosses Fischer- 
dorf am nördl. Ufer des Breeger Boddens; hier für 1 Thlr. ein 
Segelboot nehmen und bei gutem Wind in 1 St. nach Vieregge 
fahren, oder bei ungünstigem Wind von Camminy 1 St. von Breege, 
in der gewöhnlichen Fähre in 15 Min. nach Vieregge übersetzen. 
Zwischen Yieregge und dem Vs ^^' entfernten Kirchdorf Neuen- 
kirchen (*Whs.) erheben sieh die „Hoehhügord'^ genannten Hügel, 
oluie Zweifel einst Opfer^ und Begrabnissstätten, mit ausgedehnter 
Aussicht auf den n. Theü der Insel. Wer zu Wagen bis Breege 
oder Cammin kam, lässt diesen mit IVz Meilen Umweg bei der 
Wittower Fähre (die Camminer ist nur für Fussgänger eingerich- 
tet) übersetzen und nach Neuenkirchen nachkommen. Bergen ist 
2 kl. Meilen von Neuenkirchen entfernt. Der gewöhnliche Fahr- 
weg von Areona über AHenkirehen (Schwarz, Whs.), Wiecfc, Wit- 
tower Fähre, Trent nach Bergen ist ermüdend, meist ebenes Acker- 
land. Wer Zeit hat, mag in Wieek ein Boot nehmen, und die 
nahe Insel Hiddenaöe besuchen, deren Bewohner, ein dürftiges Natur* 
Volk, ihr armseliges Fischerleben in elenden Hütten zubringen. 

Bergen {*Prin% von Preussen, Ratkskeller, * Adler) ist die Haupt- 
stadt der Insel, mit 3500 Einw. Unmittelbar vor dem hochge- 
legenen Ort erhebt sich ö. ganz unmerklich der Rugard, das „Auge 
des Landes", mit einer Erdumwallung, dem einzigen Ueberrest der 

6* 



84 Boute SO, ^ SCHORITZ. 

1316 xentSrten Barg. Die ^Aussicht ist eben so umfassend als 
malerisch schon. Die ganze Insel mit ihren tief gezackten 
Küsten, ihren VoTgebirgen, waldigen Höhen, mit ihren grossen 
Binnensee'n, liegt wie eine Karte zn den Füssen des Beschauers. 
Stralsund, Oreifswald, Wolgast, die Insel Usedom mit ihren dun- 
keln Tannenwäldern sind sichtbar. Der Kreidefels yon Arcona 
tritt n., das Jagdschloss s.o. besonders hervor. Der Blick ö. über 
die grüne Insel, die blauen Buchten, dann hinaus in's Meer, ist 
der schönste. An der n.w. Seite der Kirche ist 1. ein Mönchs- 
bild, dessen Scheitel mit der Thurmspitze der Marienkirche in 
Stralsund in gleicher Höhe sein soll. 

Bergen steht durch gute Landstrassen mit Patbus (IV4 ^0 
und Stralsund (3V2 M.) in Verbindung. (Zwischen Bergen und 
Stralsund zweimal tiglich Schnellpost.) Zu SamtenSy halbwegs 
Stralsund, trifft die Landstrasse yon dem 1 St. entfernten Oan 
(bei Henke einfach, aber ganz gut) ein, in dessen Nahe (^/'i St.) 
8ehoHt% liegt, wo Ernst Moritz Arndt (f 1860) am 26. Dec. 1769 
geboren ist. Damals war Rügen (von 1648^1815) schwedisch. 
I >^nS«horits war denn höchst anmuthig hart an einer Meeresbncht gele- 
gen, welche die Halbinael Zudar von der grossem Insel abschneidet; gegen 
Osten umgab den Hof ein prächtiger Eichenwald, in welchem Tausende 
von Ackerraben ihren horstenden Wohnsitz au haben pQegten ; ein Viertel- 
atündehen weiter der grössere Wald Krewe'^ n. s. w. 

Der jetzige Pächter von Schoritz heisst Dalmer, dessen Fa- 
milie das Gut durch die Humanität der Fürsten und Grafen zo 
Putbus bereits seit 80 Jahren bewohnt. 

20. Von Stettin nach Kopenhagen. 

Dainpfboot(Stolpu.Orion) im Sommer 3malmonatl. in 15—20 St., I. Platz 6, 

II. 41/2 preuss. Thlr. Familienbillet (selbst für 2 Pers.) billiger, ebenso 

hin u. snrtt«k. Vortreffliches Schiff, gute Verpflegung. 

Die Boote fahren gewöhnlich um Mittag von Stettin ab nnd 
legen gegen 5 U. bei Swinemünde an (8. 78). Die GreifstiKdder 
Oie zeigt sich, nachdem man 2 St. in offener See gewesen, Ünks; 
dann Rügen als lang gestrecktes Eiland. Auf der 5. Spitze ist 
das Jagdschloss (S. 81) deuthcfa eu erkennen. Die Kreidefelsen 
Ton Stubherütammef^ (S. 82) leuchten bei der nächtlichen Fahrt 
hell. Vor Mitternacht ist das Boot auf der Höhe von Arcona (S. Bd) 
dessen Leuchtthurm schon weithin sichtbar war. Dann werden 
nach 3 ü. die Kreidefelsen der dänischen Insel Mben und die 
Küste von Sedand (SjäUand), nach 4 ü. die schwed. Küste, n«- 
mentUch der Leuchtthurm von F€dsierho sichtbar, auf der Süd- 
Westspitze der schwed. Grafschaft Schoonen (8kane)j einer grossen 
Bucht auf dänischer Seite, der Kiöge^Bugt gegenüber. 

Dragör auf der Insel Amaek (Amager), deren grasreiche Küste 
mit einzelnen Waldungen sich weit hinzieht, ist ein fast nur von 
Lootsen bewohnter Ort, welche fremde Schiffe vxm hier durch die 
sonst gefährlichen Drogdm gellten. Rechts, auf schwed. Seite, 



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iÜ K r. r. VT ,,fl T?>.'i-,''u/ifArt^^ . Vis.*. ^r". F ."j 
niKMIAVV 




KOPENHAGEN. 2L RotOe. 85 

die Stadt McUmo (S. 96)^ dum die Insel Saltholm tind nun treten 
mehr und mehr die Thürme von Kopenhagen heryor. Das Boot 
lunfährt zwei befestigte Batterien, die Lünette und die Drei- 
Kronen-BcMerie (Tre Kroner) j die in der Seeschlacht rem 2. April 
1801 fS. 87) den Engländern so verderblich wurden, und er- 
reicht gegen 6 Ü. Morgens den von der Citadelle Friedriehshafen 
(FrederikahitvnJ, unmittelbar vertheidigten Eingang in den Hafen 
von Kopenhagen, den am besten befestigten an der Ostsee. Eine 
Barre trennt ihn von dem Kriegshafen ( Oriogshavn) ^ in welchem 
eine Anzahl Kriegsfahrzeuge theilweise abgetakelt liegen. 

Die Zoll-Förmlichkeiten in der Zollbudt (Toldhod) am Hafen 
sind bald beseitigt. Gepäckträger für jedes Stück vom Dampfboot 
in die Zollbude und von da zur Droschke 1 Mark. Droschke a. 8. 86. 

21. Kopenhagen. 

Sprache. Faat in allen Kaufläden wird auch deutsch gesprochen, ebenso 
findet man in den meisten Restaurationen u. s. w. deutsche Kellner. Es 
wird aber doch gut sein, sich einige der gebräuchlichsten Worte zu merken, 
was wegen mancher Aehnlichkeit, namentlich mit dem Plattdeutschen, nicht 
sehr schwierig sein wird. Ja^a, jo; nein n«t; der, die, das den, det pl. de; 
<Üeser, diese, dieses denne, deite pl. disse; was gibt es kvad er der; wie heisst 
*»ad hedder; wip viel hvormeget; Suppe Suppe; Fleisch Üjöd; Fisch Fisk; 
Kartoffel Kartoffel; Oemüse Grönt; Obst Frugt; Wein Vün; Bothwein JZö'd- 
^'n; Bier Öl (kurz ausgespr.)) Wasser fand; Mittagsessen Atiddagimad ; 
Frühstück Frokoit; öade Strasse i FetWeg; Torv Markt; JV^toro I^eumarkt ^ 
Gammeltorv Altmarkt ; Halmtorv Strohmarkt ; JCultorv Kohlenmarkt ^ Fort 
Thor^ £ro Brücke, Dammj Ilöibro Hohebrücke^ KnippeUhro Knüppel- 
brücke-, Ve»ter-^ Nörre-^ ÖsUrbro, westliche, nördliche, östliche Vorstadt; 
Solm Insel ; Have Garten \ Havn Hafen •-, Ejöhenhavn (Kopenhagen) Kauffaafen; 
Kongen König-, J)ronmng Königin u. s. w. 

^ Geld. Schilling, Mark, Reichsthaler, 1 Rthhr. (221/2 Sgr. preuss.) = 6 Mark, 
1 Mark (88/4 Sgr. preuss.) = 16 Schülinge, also 1 skill. dansk = 3 Pf. preuss.). 
Der preuss. Thaler (Silber oder Papier) gilt 8 Mark und wird gern genom- 
men. Der dänische Species ist 2 Rthlr., also IV2 preuss. Thaler. Dänisches 
yapiergeld hat gleichen Werth mit dem Silbergeld, Zettel zu 5, 20, ö(X.oder 
100 Reichsthaler. Dänisches Gold ist schwer zu verwerthen. 

Oasthttfe. ♦HÖtel d'Angleterre (PI. c), Z. 5, L. 2, M. 5, 1/2 Fl. W. 3, 
F- 21/2 Mark, Königs-TH evaa&rkt(KongensJ!fytprv) 34; »Hdtel Royal (PI. a), 
u&mmelRtrand 18, dem Christiansburgschloss gegenüber, Z. 5, L. 2, F. 21/2, 
M. 6 M. ; H 6 1 e 1 P h ö n i X (PI. b), Bredgade 87, mit Kaffehaus, Preise gleich. — 
Skandinavisches Haus (Fl. d), Ecke von Kongens Ifytorv und Store 
Kongensgade; Prinz Karl, Store Kongensgade; in allen diesen Häusern 
wird deutsch gesprochen. — Zweiten Rangs: »Hotel Kronprindsen 
(PI. e), (früher Löven), Nyhaven 21, Stadt Flensborg, Stadt Lauen- 
l>org (PI. g), Hotel Stockholm (PI. f). In der "Sähe der Zollbude ist 
eine besuchte gute Restauration mit Aussicht auf den Hafen und einem ste- 
henden Femrohr, zur Beobachtung der ein- und auslaufenden Schiffe , das 
^oldbod-Viinhuus (Suppe, Fisch und Kartoffeln, Braten und Gemüse 
und 1 Fl. Bier für etwa 4 Mark ; Makrelen sind ein sehr guter Fisch). 

Conditorei und Cafö. *A Porta u. Co., Kongens Nytorv 17, auch 
Restaurant, sehr elegant. *G r a n d j e an Strandstrade 3, in beiden auch Damen- 
zimmer; Gianelliu. Co., Schucani und a Porta, Caf^ Suisse^ all« 
am Kongens Nytorv; Cloetta u. Co., Amagertorv 4, im 1. Stock, von Ein- 
heimischen viel besucht; a Porta Nytorv 3. 

Restaurants. *YJ n c e n t Kong ens Nyt orv ^1, »Schwalbe Kongens 
Nytorv 17,Gravesen VimmelsTfäRet:^?, überälTauch Damenzimmer ; B e c k - 



86 B(mU21. KOPENHAGEN. 

muBii Vimmelakftftet 31, *Ginderap Vimmelskaftet 38, BaBmussen 
Ofltergade 16. 

weiBStaben. Petersen grosse Königsstr. 66, Monster Kongens 
Nytonr 23, Lorentsen l^ytory 5. 

BitrhiuMT (Olhalle). Thorshalle, grossartiges Loeal, jeden Abend 
Concert, Vesterbrogade i *Baiersk-OlhaIle (Byberg) östei^de 13, rechts 
^Restauration mit Bier, links Delicatessen n. Wein \ *Baiersk-ölhalIe 
(Restanratioii s. oben) von Ginderup Vimmelskaftet 38; bair. Bierbrauerei 
STanholm alter Königsweg (gatmnel Komgevei) mit hübschem Sommerlocal. 

Sroachkan und Gab« (letztere nur für 2 Pers.)> die Fahrt innerhalb der 
Stadt 1 M. 8 J.', nach Christianshafen, Tivoli und dem Bahnhof 2 U. 
(Trinkg. 4 J.), nach Vesterbro bis cur Frederiksbergallee, Nörrebro bis xum 
Assistenz • Kirchhof, österbro bis sam Triangel 2 M . 8 i., Frederiksben 
und Sondermarken (S. 94) 3 M. 

Pferde -Eisenbahn (-Sporvei): Von Österbro über Kongens - l^ytonr, 
Holms Canal (Börse, Schloss Christiansborg, Thorwaldsens Husenm), 
Philosoph- Gang durch Vesterport (Westthor) bis Tivoli und Frederiksberg. 
Die ganze Tour kostet 8 J., ein Theil derselben z. B. bis Tivoli 4 J. 

Omniboa nach Frederiksberg, alle Viertelstunden von Amagurtorv 12, 8 ]., 
Vürre- und Österbro von Ama^ertorv 8, 8 i., Bellevue (Thiergarten) von 
Kongens Xytorv 8, 24 J. i nach Lyngby von Kongens Kytorv 14, 24 j. 

BMbAder an der Strandpromenade (lange Linie), n. Seite der Stadt, bei 
Engelbrecht u. Beck, das Bad 8 J., Handtuch 4 j. ; an der Langen- 
brücke, w. Seite der Staat, Ry8sensteen''s Badeanstalt, das Bad 
12—20 i., in diesen drei auch Frauenbäder; im Orlogihavn (Kriegshafen) 
die Badeanstalt Venedig (22' tief), Ueberfahrt, Bad und Handtuch 12 ;. 
Ueberall auch für Nichtschwimmer. 

Post Kjöbmagergade 33. An Bahnhof und Zollbude auch Postbureaus 
In Store Kjöbmagergade 7 ein „Comptoir für directe Expedition von Beisen« 
den in ganz Dänemark'*, sehr bequem und billig. 

Thorwaldaena Bildwerke in Biscuit (zollpflichtig) sehr schön, in der 
königl. Porzellanfabrik, Kjöbmagergade 50 zu haben ^ desgleichen bei 
Bing Kronprindsensgade u. Pilesträde-Ecke. Ebenso Oypsabgüsse. 

Waehtparade tägl. III/2 IT. auf dem Königs-Keumarkt ^ bei Anwesen- 
heit des Königs im Christiansborger Schlosshof um I21/2 tJ. 

Theater (PI. 36) am Königs-Neumarkt vom 1. Sept. bis 31. Mai, natör- 
lieh in dän. Sprache^ Schauspieler ausgezeichnet, besonders auch Ballet 
Das (kmnoiheater (PI. 37), ein Volkstheater im bessern Sinn, wird viel be- 
sucht. Es befindet sich in dem grossen Casino-Gebäude in der Amalien- 
Strasse 10. Volk%theater (PI. 38) Nörregade 31. 

«Tivoli (PI. 38 , Eintr. 1 M. , bei grossem Festlichkeiten 1 M. 8 f.), vor 
dem Westerthor, ist eine sehr ausgedehnte, ähnliche Anstalten zu Londoo 
und Paris weit übertreffende Anlage zu öffentlichen Lustbarkeiten, mit Ein- 
richtungen der verschiedensten Art, Theater im Freien, Feuerwerk, Concerten 
der trefflichen Lumby'schen Capelle nach Art von Strauss , Rutschbahn, 
Circus, wilden Thieren, Panoramen, Femrohr, Kraftmesser, mit kleinen 
Kaufläden, Restaurationen, Conditoreien u. dgl., den ganzen Tag geöffnet, 
Nachmittags und gegen Abend aber besonders viel besucht Aehnlicbe 
Anstalten sind *Sommerlyst, dann für die untern Volksklassen AI h a n> - 
bra, Alleenberg und viele andere, alle in der Friedrichsberger Allee. 

Sampfboota nach Helsingör 2mal, nach Helsingborg und Malmö 2—3 
mal täglich \ Sonntags gewöhnlich Lustfahrten („Lysttoure") zu ermässigten 
Preisen, in einem Tag hin und zurück „Tour und Retour*'; nach Flensburg, 
Kiel, Lübeck, Wismar, Stettin 2mal wöchentlich \ nach andern europ. Häfen 
2— 4mal monatlich. 

Eisenbahn von Kopenhagen nach Korsör (s.w. Küste von See- 
land) in 4 St. über Roetkilde (S. 95), Ringstede (Bahnhofsrest, sehr theuer), 
Soröe^ in reizender Lage, SlageUe. Von Korsör ^eden Abend Dampfboot 
nach Kiel in 6— 8 St. s. 8.47. Von Korsör nach FlensburgMontsg, 
Mittwoch u. Freitag um IOV2 Morgens, also »Tagfahrt, in 9— 10 St., sehr w 
empfehlen ; der Damnfer durchzieht, bei zahlreichen Inseln vorbei, den Orciteti 
Belt^ erreicht nach 3 St. Svtndborg, tritt in den Kleinen BeU^ umfahrt die 



KOPENHAGEN. 2/. BouU. 87 

Insel Alaen^ hält bei Sonderburg «nd erreicht gegen 8 Uhr Flensburg, ^ V o n 
Kopenhagen nach Helsingör (S. 95) Eisenbahn 3mal tägl. in 2 8t. 
über Ungby (l/j St.), SiUeröd (FredeHk$borg) (1 8t.), Frtdenäborg (HU St.). 
— Eiaenbahn nach JOmnipenborg (Thiergarten) 0. 8. 94« Sonntags iede% 2 ^t- 
Kahnfahrt Ton Nyhavn nach Ghristianshayn 4 i., Zollbude 2i i.. Knip- 
pelsbro und Börse 12 J., Langebro 12 J. — Dampf fähre jede 1^2 St. TOn 
Stormgaden nach der Zollbnde und jede 1/2 8t. surück, mehrere Plätae an» 
laufend, 6 J. die Penon. 

Sehftne Anaaicht auf den Hafen und die Einfahrt, die Insel Amager und 
den Sund von der Citadelle Friedrichshafen, namentlich bei der 
Flaggen-Standbatterie (j^den Donnerstag Ton 6—7 ü. Ab. Militairmusik). 
Sehr besuchter ^Spaaieqpang die lange Linie swischen Citadelle und 
Hafen (in der Kähe das Blinden-Institut) ^ und der Wall rings um die 
innere Stadt. 

Kath. Ootteadioaat in der 1841 erbauten (röm. kathol.) Capelle (PI. 16) 
bei der Österreich. Gesandtschaft, in der Breiten Strasse (Bredgade). In 
Bererentsgade eine giiech. -kathol. Capelle. 

Btnndensettel Teränderlich (in Dagbladet unter „Erindringsliste'* au er- 
sehen): Sonnt. Gemäldesammlung 12 — 2, Thorwaldsen's Museum 11—2, 
naturhistor. Museum 11—1 Uhr. Hont. Kord. Alterthümer 5—7. Müns- 
cabinet in der Rosenburg 12— 2 Uhr. Dienst. Gemäldesamml. 3—7, Thor- 
waldsen's Museum 11— 2, 'naturhistor. Museum (Stormgaden 187) 11—1. 
Knpferstiehcabinet 11- 2, Antikencabinet 12—2 Uhr. Mittw. Ethnograph. 
Museum 5—7, runder Thurm 12—1, Moltke'sche Gemäldesammlung (beson- 
ders Niederländer) 12—2, Zeughaus 1—3 Uhr. Donnerst. Nord. Alter- 
thümer 11—1, botan. Garten 8—2. 4—7, naturhist. Museum 11—1 Uhr. 
Freit. Gemäldesamml. 11— 3, Kupferstichcabinet 11— 2 U. Sonn ab. Ethno- 
graph. Museum 12— 2, runder Thunn 12— 1, physiol. Museum 9—11, anatom. 
8amm]ung9— 11, Kunstmuseum 12— 2 Uhr., Thorwaldsen's Museum 11— 12 U., 
in dieses auch jederzeit Eintritt für 3 Mark, ob ein Einzelner oder eine Ge- 
sellschaft ist gleich. 

Kopenhftgen ist die Hauptstadt des Königreichs Dänemark 
mit fast 160,000 £inw. (600 Reformirte, 800 Kathol., 3000 Jo- 
den), Residenz dee Königs, Sitz des Ministeriams und der Kammern. 
Zwei Ereignisse su Anfang dieses Jahrhunderts waren für Dänemark 
Ton den verderblichsten Folgen, die Seeschlacht am 2. April 1801, und 
dieBeschiessung Kopenhagens und Wegnahme der ganzen ansehnlichen 
FloUe (18 Linienschiffe, 15 Fregatten u. s. w.), am 2. bis ö. Sent 1807, beides 
OewsUstreiche der Engländer. Als Veranlassung wurde 1801 Dänemarks 
Bündniss mit Schweden und Russland, 1807 aber die Besorgniss angegeben, 
dass die Franzosen sich der Flotte bemächtigen würden. Die Dänen foch- 
ten jedesmal mit kühner aufopfernder Tapferkeit, sie konnten aber der ge- 
waltigen Uebermacht nicht widerstehen. Bei der Seeschlacht war die eng- 
lische Flotte unter Nelson's und Parker's Befehlen : der Erstere war um 
die Insel Amack (Amager) , welche Kopenhagen gegenüber liegt , und nur 
durch einen schmalen Seearm von ihm getrennt ist, gesegelt und leitete 
den Angriff von der Südseite, der andere von der Kordseite. 

Als Handelsstadt {Ky^mhavn^ Kaaünannsbafen) hat Köpen- 
Itagen hierdurch einen Theil seiner Bedeutting einfrebüsst, doch 
bleibt der, in neuerer Zeit übrigens fortwährend znnehmende Schiffs- 
verkehr im NeuhAfen, am Schloss und der Börse immerhin be* 
sonders für den dentschen Binnenländer sehr beachtenswerth. Die 
grossen Waaren-Magazine am Hafen, ans früherer Zeit, haben 
freUich meist eine andere Bestimmung erhalten. Die Anzahl der 
Schiffe, welche Kopenhagener Rhedem gehören, beträgt über 
300 (Stettin hat etwa 200). Im Dnrch<«chnitt laufen jährlich 
6000 Schiffe ein, darunter 600 prenss., 260 engl., 115 finnische, 
170 schwed., 120 norweg., 50 mss^ 30 holländische. Der wieh- 



88 RouieSL KOPENHAGEN. Baftn. 

Ügste Theil des Handels ist der mit Korn und Thran, dann auch 
mit Erzeagnissen der Faröer, Islands und Grönlands. Die Nie- 
derlagen und Werfte sind auf Christianshafen (auf der Insel Amager), 
dem oben f^enannten durch den Strom getrennten ostlichen Theil 
von Kopenhagen, in der Nähe des kSnigl. Kriegawerfta , dessen 
Besichtigung durch Vermittelung eines Lohndieners wohl gelinst. 
Trinkgeld an den Beamten nicht üblich. Die Festungswerke^ die 
Gitadelle, die Stadtbefestigung und die von Christianshafen auf 
Amager, wurden bis zum letzten Kriege (1864) sorgfältig unter- 
halten ; die früheren Stadtthore Nörre-, öster-, Vester- und Amager- 
port sind jetzt abgebrochen. 

Die Strassen, welche von der Zollbude zum KSnigs-Neumarkt 
führen, die Amalien- und Breite Strasse sind wenig belebt : es sind 
die Strassen der Paläste, wo die Fürsten, die Gesandten, der höhere 
Adel wohnen. Die Amalienstrasse wird durch einen achteckigen 
Platz, den Friedrichsplatz unterbrochen, auf welchem das eherne 
Reiterbäd Friedrichs V. (f 1766) „denunU pacifico artium ttUori'', 
Ton der asiat. Handelsgesellschaft 1771 errichtet. Die vier Ge- 
bäude, welche den Platz einschliessen , die Amalienhurg (PI. 1) 
genannt, dienen' dem König Christian IX., der Königfn Wiitwe, 
dem Landgrafen v. Hessen und dem Minister der ausw. Angelegen- 
heiten als Wohnung. In der Nähe die S. 87 genannte kathol. 
Capelle (PI. 31). In der Amalienstrasse das Friedrichs -Hospitalf 
namentlich Fremden zu empfehlen; einzelne Zimmer zu massigen 
Preisen, gute ärztl. Hülfe. 

Der grösBte und ansehnlichste Platz ist der *Kdiiigi-N«ii]iiarkt 
(Kongens Nytorv) , einer der grössten Plätze europ. Hauptstädte, 
in welchen 13 Strassen, darunter die belebtesten münden, vom 
Theater, der Kriegsschule (MiUtär-HUskolejy dem Charlottenburg' 
Schloss, der Hauptwache, ansehnlichen Gast- und Privathausem 
umgeben. In der Mitte ragt das Reiterhüd Christicm's V. (f 1699), 
aus Blei gegossen, hoch empor. Neben dem Charlottenburg-Schloss 
ist der botanische Oarten (PI. 3) mit seinen Palmen- und Orchideen- 
häusern, für Leute von Fach täglich, sonst nur Donnerstag von 
8 — 2 und 4 — 7 U. geöffnet, Eingang vom Neuhafen her. Oest- 
lich begrenzt der Neuhafen (Nyhavn) den Königs-Neumarkt, westlich 
die 2200 Ellen lange 6hothersgad« , die am Wall ihr Ende fin- 
det. Nach Westen liegen die lebhaftesten Strassen, die Osterstrasse 
(Östergade), der Hochbrückplatz (Böibropiads)y der Gemüse« und 
Fischmarkt und die Virnmelskaft, mit zahlreichen Kaufläden. 

Am Ende dieses westl. Strassenzuges liegt der Alt- und iVeti- 
markt (Gammel- og Nytorv). In der Ecke links das Gerichts- und 
Bathhaus (PL 15), 1815 von Hansen erbaut, mit einer Säulenhalle, 
im Giebelfeld die Anfangsworte des jütländischen Gesetzbuchs von 
1240: „Med Lov skal man Land bygge'* , wörtlich: mit dem Gesetz 
soll man das Land regieren, oder, wie die Ueberschrift des Burg- 
thors in Wien lautet: Justiüa regnorum fundasnentum. 



Thoftoaldaen's Museum. jKOPBNHAOBN. 2/. BouU. 89 

Wii wenden uns irieder rechts, gehen an eümn Ton Chri- 
stian lY. errichteten Springbrunnen vorüber und stehen nnn nach 
irenlg Schritten vor der *Frft«e]|]drehe (Vor Fruekirehe) (PI. 21), 
der Metropolitankirche des Reichs. KiWer- f^mwr i S we td o r ff 
Studiesträde 7), 1—12 Fers. 3 Mark. Vom Thnrm Aussicht so 
gut, -wie vom Runden Thurm (S. 92). Das alte Gebäude wurde 
1807 in Trümmer geschossen, das jetzige, von Hansen erbaut, 
ist eine einfache evangelische Kirche im edelsten Styl, .ohne Bil- 
der, ohne Farben. Neben dem Eingang r. Moses mit der Gesetz- 
tafel, 1. David, beide von Bissen. 

Dur einziger keuscher Schmuek sind die herrlichen **]farmorgebUde, 
welche Albert (Bertel) Thorteald»en entworfen und theUweise aach selbst 
ausgeführt hat , ein auferstandener Christus und die swölf i^postel , über* 
lebensgross, ein knieender Engel von wunderbarer fiehönheit, mit einer 
Muschel als Taufbecken ; über dem Altar und in den beiden Capellen Haut- 
rellefs, Kreuztragung^ Taufe und Abendmahl, über den Almosenbecken der 
Schutzengel und die christl. Barmherzigkeit. Unter den Aposteln mag 
wohl Paulus, mit dem Schwert, der bedeutendste sein, ihn hat der Heister 
selbst ausgeführt; die übrigen sind nach seinen Modellen Ton seinen Sehü- 
lern und unter seiner Aufsicht gearbeitet. Johannes, Jacobus, Matthäus 
können noch hervorgehoben werden. Ueber der Eingangsthür der Einzug 
in Jerusalem, Gyps-Hautrelief ; im äussern Qlebelfeld eine Gruppe aus ge- 
branntem Thon (Terra cotta)^ Johannes der Täufer in der Wüste predigend, 
beide ebenfalls von Thorwaldsen. AHe dfeve Bfldwerke sind ein Cyclus 
der christlichen Beligionsgeschichte, mit Johannes dem Täu€er beginnend, 
mit dem auferstandenen Heiland schlieasend. 

Gegenüber ist die Univer«ität (PI. 41) 1479 gestiftet (1807 nie- 
dergebrannt), mit über 1000 Studenten, darunter mehr als die Hälfte 
Theologen. In der Vorhalle ne}Mn dem Aufgang ApoUo und Minerva 
in Marmor von Bisun, oben einige ^Fresken von Hansen. Daneben 
ist das neue Gebäude der Vniversimsbihliothekj etwa 300,000 Bände, 
welche bisher über der Trinitatiskirche sich befand, und das neu- 
aufgeführte Naturhist. Museum. Die königl. Bibliothek ^ neben 
Ghristiansburg-Schloss, hat über 460,000 Bände, besonders reich 
an Werken aus und über Scandlnavlen. 

Zwischen der Universität und der Frauenkirche ist dem Natur- 
forscher Joakim Frederik Schouw (f 1862) ein Büstendenkmal 
enichtet. Die Tage ^.l. Oktober 1835, 25. Mai 1849'' sind aus 
seinem politischen Leben bedeutungsvoll. 

Ohne der in der Nähe liegenden deutechen Petrikirehe weitere 
Anfinerksamkeit zu widmen, wenden wir uns sogleich zu *Th.or- 
waldten't Hntenm (PI. 40, Eintr. S. 84, über dem Haupteingang 
eine Siegesgöttin im Viergespann, Erzguss), dicht hinter dem 
Schloss Christiansburg, einem seltsamen neuen Bau, von Bindes- 
bau 1848 vollendet, in halb ägypt., halb pomp^. Geschmack, mit 
schrägen Pfeilern, einem braun ausgemalten Hallengang und offe- 
nem Hofe, in dessen Mitte die Hülle des am 24. M&rz 1844 heim- 
gegangenen Meisters (geb. 1770) eingesenkt ist. Kopenhagen ist 
eigentlich die Stadt Thorwaldsen's , durch ihn hat sie erst eine 
künstlerische Bedeutung bekommen, allenf halben begegnen uns 
seine Wei^e, wenn auch meist nur in Gypsabgüssen (Abbildun- 



90 ROUU2L 



KOPENHAOEN. 



Chrutia/nsburg. 



gen in Bisenlt s. S. 86). Thorwaldsen hat K<6penhagen zn einer 
clMsiflcken Sudt gemaclit, und nicht mit Unrecht schwärmen 
«eine Bewohner ffir Ihren grossen Mitbürger. 

Vorhalle: 142. bis 145. 
DasDenkmal fäiPin8VII.,123 
BeiterbildPoaiatowBkT's, 114 
bis 116. Gutenberg, 156. Her- 
zog v.Leuchtenberg, 503. Ein- 
zug Alexanders in Babylon. 
Gorridor: 55.56.Karyatiden, 
119. sterbender Löwe *,imCor- 
ridor links Johannes n. die 
Evangelisten, r echt sBüaten, 
Reliefs und der Alexanderzug. 
Die 21 Zimmer ebener 
Erd^e enthalten u. A. jedes 
ein grösseres Werk von Thor- 
waldsen, theils in Marmor, 
theils nur Gypsabgüsse ; links 
1. Z. Ganymed, 2. Amor u. 
Psyche, 3. Grazien u. Amor, 
.4. Venus, 5. Jason, 6. Hebe, 

g>7. Mars u. Amor, 8. Die Hoff- 

Snung, 9. Vulkan, 10. Mer- 
lin) a cur, 11. Gräfin Ostermann, 12. 
(Sq Fürst Poniatowsky. In dem 
*Chri8tus-SaaI sind die 
Modelle der Bildwerke der 
T'rauenkirche (S. 89) aufge- 
stellt. Nun folgt 31. Z. Chri- 
stian IV., 20. Thorwaldsen an 
die Hoffnung gelehnt, 19. Hir- 
tenknabe, 18.0razien,17.Ado- 
ni«, 16. triumphirenderAmor, 
16. Fürst Wladimir Potocki, 
An der Treppe, die in die obem 



XI. 32. 
X. 81. 


XII. 
33. 


Christa« 

Saal. 


XXI. 

34. 


XX. 42. 
XIX. 41. 


IX. 30. 










XVIII.40 


o 

t 

6 


Grab. 

1 


o 

i. 

c 
71 


XVII.99. 


VII. 28. 
VI. 27. 
vr26. 


XVI. 38. 
XV. 37 
XIV. 36. 


IV. 25. 


XUI. 35. 


m. 24. 


^^^ 


II. 23. 


n 


I. 22. [ 


Corridor. 




rn 


Vorhalle 



I.— XXI .ebener Erde. 22.-42. erster Stock. 



14. Ganymed, 13. liegender Löwe, Byron 

Bäume führt, Hercules. — Oben 22.-34. Z. Thorwafdsen'sche Gemälde und 
Skizzen, nebst deigenigen anderer Meister •, auch Bildwerke ; 42. unvollendete 
Arbeiten und andere Gemälde, 41. Bibliothek, 40. griech. und etrur. Vasen, 
39. antike Statuen, Büsten u. s. w., 38. Münzen, 37. antike Gemmen und 
Pasten , 96. griech., etrur. und röm. Alterthümer, 88. aegypt. Alterthümer. 
Unmittelbar neben Thorwaldsen's Museum erhebt sich Schloss 
Chriitianibnrg (PL 6), die Residenz des Königs, ein hohes um- 
fangreiches stattliches Gebäude, 1830 nach Hansen's Plan vollen- 
det, auf einer Insel, dem Oirittianshölm^ mit seiner grossen An- 
zahl von Nebengebäuden einen kleinen Stadttheil einnehmend. 
(Der Schlossverwalter Lüders, Breitestr. 19, zeigt es fQr 3 Rthlr., 
Anmeldung Tags zuvor.) Den Brand des alten Schlosses, welches 
1794 ganz und gar bis auf die Mauern zerstört wurde, schildert 
Steffens im ersten Theil seines Romans „die Familien Walseth 
und Leith" sehr lebendig. An der Vorderseite des neuen Schlos- 
ses sind vier Reliefs von Thorwaldsen oben eingemauert: Minerva 
und Prometheus, Hercules u. Hebe, Jupiter u. Nemesis, Aescn- 
lap u. Hygiea, in den Blenden grosse Figuren in Erz, von TPhor- 
waldsen und Bissen, Weisheit, Starke, Gereehtigkeit, Gesundheit. 
In der CSiristiansburg sind viele Gemälde aus der dän. Geschichte, 



Gemäldescanmlung. KOPENHAGEN. 21. Route. 91 

im Staatsrathszimmer die Bilder der Könige halb erhaben aus 
Lindenholz, Thorwaldsen*8 Alf<xanderziig n. a. Der Eingang z« 
der Chemtide-Sammlnng (Malerie -Sämling) (Eintritt 8.87), in 
18 Säl«n aufgestellt, ist im Hanptportal, links die Treppe hinauf, 
ganz oben (Katalog in dänischer (IVa M.) u. in französischer 
Sprache (3 M.). 

Nach dem Scblossbof. I.Saal. QO. Cignani Joseph und Potipbar, 
65. Salvator Haaa Prophet Jonas. 2. Saal. 258. JorcUwu Herculea. S. Saal, 
456. ütevael Johannes predigt vor einer modernen OeseUschaft von Kriega- 
leuten, 382. Ruhen» Salomons rrtheil. Durch den 2. Saal kommt man in 
die nenn nach dem Schlossplatz zu gelegenen Räume*, wir durch- 
fichreiten die zwei Zimmer rechts und finden im letzten, nach dem Plan dem 
ersten; 306. dlJJ. Miereveit Mann u. Frau, 370. J2em&raii(^ Jesus zu Emmaus, 
116. Bloemari Kiobe , ihre Kinder vor den Pfeilen ApoH's und Diana's 
schätzend, 179. Everdingen Wasserfall. — Im 2. Z. 419. Slingekmd junge 
Holländerin mit Papagei, 123. F. Bol ein Engel zeigt den Frauen das Grab 
des Herrn, 388. Ruisdael Bei^strom. — Im 3. Z., dem oben genannten Ein- 
trittszimmer: 352. V. Veen allegorisches Bild, des Menschen Uebergang von 
weichlicher Wollust zur That, 81. P. Aertun Speisekammer, 180. F. Flcrie 
Kain und Abel, 251. H^tyeum Blumenstock. — Im 4. Z. 366. FatU Botter Kühe 
auf der Weide zur Melkzeit, 473. J. Victors der sterbende David und 
Salomon, 168. Van Dyck Frauenbildniss. — Im 5. Z, 311. 312. Mierevett 'HLunn 
und Frau, 383. Rtibent Bildniss des Abtes Irselius, 418. Slingeland Familien- 
büd, 124. 125. Ferd. Bol f>au von Stand, Admiral de Ruyter, 167. Van Dytk 
Haria mit Christuskind und Joseph, 161. Qerh. Dow Urindoctor, 387. Rubens 
Bildniss eines alten Mannes. — Im 6. Z. nichts Nennenswerthes. — Im 7. Z. 
409. Sehaubrück ein Dorf. — Im 8. Z., dem letzten in zusammenhängender 
Folge mit den vorbergeheoden Bäumen belegenen £laale: 19. Oignani h. Fa- 
milie, 79. Leonardo da Vinci h. Catharina. Aus dem 8. Z. tritt man in 
einen dunkeln Corridor, von welchem man gerade aus in Z. 9 oder links 
in 6 Zimmer mit Gemälden dänischer Schule gelangt. Im Z. 9. 3ö. 86. 
Oiordano Luca. Kain . tödtet Abel, n. Adam u. Bva beweinen Abels Tod. 
Die übrigen 6 Säle enthalten grösstentheils neuere Bilder, die jährlich 
durch Ankauf vermehrt werden; im 2. Z. 604. Köbke Küste von Capri in 
Horgenbeleuchtung ; im 6. Z. 564. Gwrlitt Aussicht über Skanderborg und 
ötö. derselbe, jütl. Gegend. 

Im Seitenflügel der Ghristiansburg ist der kgl. MarstaU; an 
der Nordseite die Sehlösikirehe. Im Ztughatu Mittwoch 1 — 3 U. 
freier Zutritt. 

Das «IfiiMiim nordiieh«r AUerthümer (Eintr. S. 87 j, im 
Prinzen-Palats , jenseit der Brücke ^ hinter dem Schloss, über 
20,000 Nummern in 18 Sälen vortrefflich geordnet, ist bedeuten- 
der, als irgend eines der Art in der Weit und für die Gultnrge«- 
scliichte Scandinaviens höchst wichtig. Es hat 2 Abtheilungen, 
ftQs der heidnischen Zeit Waffen, Oeräthschaften und Schmuck 
aus Stein (bis 1500 v. Chr.), Kupfer (bis Chr. Geb.), Eisen, Sil- 
ber und Gold (1000 n. Chr.); aus der christlichen Zeit mittelalter- 
liche Waffen und Geräthe, Holzarbeiten, Webereien, Thon-, 
Metall- und Glasgefilsse. Angefügt ist eine Sammlung american. 
AUeiihümer. 

Das ^ethnographische Mnsenmf ebenfalls im Prinzen-Palais 
(Eintr. S. 87), ist eines der reichsten, in 35 Sälen aufgestellt. 
Es zerfallt in 3 Abtheilungen, 1. Waffen, Kleidungsstücke, Ge- 
räthe, Schmuck yon Völkern, welche das Metall nicht bearbeiten 



02 Bota4 21. KOPENHAGEN. Börse. 

kdnnen, 2. Sackm von Völkern, welche das Metall bearl>ttten, abei 
keine setbetändige Literatur besitsen, 3. Gegenstände von Yolkeni, 
welche beide Eigenschaften in sich Tereinigen. Die ganze Samm- 
lung besteht fisst aussdüiesslich aus Originalen: Gegenstände 
aus Grönland und Ostindien finden sich am zahlreichsten, auch 
grössere Sachen, Boote, eine grönländ. Sommerwohnung mit der 
ganzen Einrichtung, ein indischer Pagodenwagen etc. 

Das Museum für Kunst und Seulfftur (Kunstmuseum) auch im 
Prinzen-Palais (Eintr. S. 87J enthält eine Reihe plastischer Kunst- 
werke, theils Originale, theüs Gypsabgüsse, in kunstgeschicht- 
licher Anordnung. 

Das ArUikencdbinet (Eintr. S. 87), aegypt. , griech. und röm. 
Alterthümer, etrur. Vasen etc., wenig bedeutend, und das Kupfer- 
stich'Cabmet (Eintr. S. 87) sind in demselben Gebäude. 

An der Ostseite des Schlosses, am Hafen, liegt ein über 400' 
langes festes dauerhaftes Gebäude, 1615 im Uebergangsstyl aus 
den letzten Zeiten des deutschen Baustyls zur Geschmacklosigkeit 
des 18. Jahrh. aufgeführt, schon halb Rococo, die *Bör8e (PI. 4), 
I mit einem über 150' h. Xhurm, dessen Spitze durch 4 Lind- 
! Würmer gebildet wird, die, auf den Bäuchen ruhend, ihre Schwänze 
in einander schlingen. Gleich am Eintritt von der Schlossseite ist 
der Börsensaal, dessen Wände mit Bildern aus der Geschichte 
Dänemarks geziert werden sollen-; dem Eingang gegenüber das 
Standbild Christians IV. in Erzguss von Thorwaldsen. Der untere 
Theil des Gebäudes ist zu Kaufläden eingerichtet, die jedoch nicht 
Kopenhagens glänzendste Waaren ausgestellt haben, die obem 
Bäume nehmen Privatbanken, Versicherungsanstalten u. s. w. ein. 
Börsenstunde ist tägl. IV2 — ^Vg Uhr. 

Das stattliche dreithürmige königliche Schloss Roienburg 
(PI. 32), am Ende der Gothersgade, in ein«n der Börse ähnlichen 
Styl aufgeführt, hat in seiner innem Ausschmückung manche 
Aehnlichkeit mit dem grünen Gewölbe in Dresden. Es enthält 
eine grosse Anzahl von Kostbarkeiten aller Art, in Gold, Silber 
und Edelstein, Möbel, Waffen, unter diesen die Schwerter Gusttv 
Adolphs und Carls XII. von Schweden, Münzen und Medaillen, 
Orden, Uniformen, besonders zahlreich von Friedrich VI. (f 1839), 
mancherlei Bildnisse u. dgl. m. , Alles nach der Zeitfolge der 
verschiedenen Könige, von Christian IV. an, geordnet. (Binlass 

3 Bthlr. für 12 Pers., Eingang vom Osterwall.) 

Das Schloss ist mit Gräben umgeben, östlich begrenzt von 
dem Boaenburg-Oarten (Roseriborg^Have)., einem anmuthigen Park 
mit Brunnen -Anstalt u. 2 Caf^s. südlich vom ExercierplaH. Am 
Osterwall , Rosenbnrg gegenüber , die neue Sternwarte ; die alte 
befindet sich auf der Plateforme des liö' h. Thunns der Trini- 
tatiskirche, des sogen, «runden Thurms (PI, 33, Eintr. S. 87), 
wegen der trefflichen Aussicht auf die Stadt, die umliegende Gegend 
(Thürme von Boeskilde), den ganzen Sund, den Hafen und die 



Kirchhöfe. KOPENHAOBN. 2i. Rc^Oe 9S 

ferne schwed. Küste (Malmd) viel besnoht. Ein nüt Klinkern 
gepflasterter breiter SchliUigelweg führt hinauf. Mittwoch and 
Sonnabend Schlag 12 Uhr wird eine Flagge gesenkt, das Zeichen, 
nach welchem alle Uhren in Kopenhagen gerichtet werden. 

Als eine Merkwürdigkeit verdient der Thunn der Brldierkirolie 
(Vor Frdsers Kirke) (PI. 20) genannt zu werden, 288' h., 1749 
erbaut, um welchen ausserhalb eine durch eine Brustwehr ge- 
schützte Wendeltreppe führt, 397 Stufen bis zur Spitze, welche 
das Bild des Erlösers siert. Die ^Aussicht reicht bis nach Schwe- 
den hinüber, man sieht noch Lund, Malmö und Landskrona. 
Der Küster fOraver), Dronningensgade 67, erhält von 1 bis 4 Pers. 
für Kirche besichtigen und Thurm besteigen 6 Mark. 

In der h. Oeietkirche (PI. 14) ist ein Bild eines Kopenhage- 
ner Künstlers, Müller (f 1844), Luther auf dem Reichstag zu 
Worms, welches gerühmt wird. In der Holmenikirohe (PI. 15), 
Anfangs des 17. Jahrb. erbaut, in neuerer Zeit hergestellt, dem 
Ghristiansbnrg-Schloss gegenüber, Orabmäler mehrerer dan. See- 
helden, Niels Juul (t 1647), Peter Tordenskjold (f 1720) u. a. 
In der Nähe ist der Nieötaithwm, Ueberrest einer durch den gros- 
sen Brand ün J. 1785 zerstörten Kirche. Das neue grosse Krcmr 
lienhaus vor dem Westerthor sehenswerth. 

Die n;w. Spitze der Stadt bildet eine Reihe parallel laufender 
Strassen mit gleichfönnigen einstöckigen Häusern, die HeubadeA 
(Nyboder)j von Matrosen und andern Sohiffslenten mit ihren Fa- 
milien bewohnt, unter Christian IV., dem Kopenhagen überhaupt 
manche Bauten verdankt, zu Anfang des 17. Jahrh. angelegt, von 
Christian VII. Ende des vor. Jahrh. bedeutend vergrössert, mit 
Kaum für 10,000 Menschen. Manche Namen dieser Strasse erin- 
nem an Thieren tmd Pflanzen entfernter Welttheile: Balsam, Björn 
(Bären), Delphin, EUdyr (Elenthier), Elephant, Kamed, PindsvHn 
(Stachelschwein) u. a. Die Neubnden werden nach und nach 
grossem Gebäuden weichen. 

Kirchhdfe. Der Begräbniaplatx für die Bevölkerung dieses 
Stadttheils Sö-Etatens-Kirke-Oaard (Seestaatskirehhof) ist in der 
Nähe, einige 100 Schritte vor dem ehemaligen Östertiior, links an 
der Strasse. Ein eigenthümliches Grabmal, links nicht weit vom 
Eingang haben die in der Schlacht vom 2. April 1801 (S. 87) 
Gefallenen, nach nordischer Sitte einen Grabhügel, umgeben von 
einer Reihe Steinen, worin die Namen der Schlife und der Ge- 
fallenen eingehauen sind, am Fuss eine Säule mit einer Inschrift, 
welche die Thaten der hier Ruhenden verkündigt. — Dem Schiffs- 
kirchhof gegenüber an der rechten Seite der Strasse ist der Kirch- 
hof der Landtruppen (Land'EtaUM-Kirke'Oaard) ; dem Eingang 
gegenüber das Büstendenkmal des Generals Olaf Rye, fiel bei Fri- 
dericU den 6. Juli 1849. — Der dritte und grösste Kirchhof, mit 
mancherlei Denkmälern, der Assisientkirehhof liegt vor dem Norder- 
thoT links an der Strasse, einige 100 Schritte jenseit der grossen 



M Route 21, FJBIKDBICHSBERG. 

Sfls8wa88er-Seen, welche Kopenhagen umgeben. Gleich vor dem 
Norderthor das grosse neue Krankenhaui. — Der nahe Juden- 
kirehhof ist rechts von der Strasse. 

Schloss *Friedriohiberg , eines der zahlreichen Lustschlösser, 
weiche die Dänischen Könige in der nähern oder weitern Umge- 
bung KopMihagens für sich erbauten, liegt V2 3^- ^^^ dem ehem. 
Westerthor, an weichem stets Fuhrwerk aller Art angespannt be- 
reit steht. (Auf einem Platz vor dem ehem. Westertbor steht die 
FreiheiUiäuU (FrihedsstöUen), eine 1778 von den Bauern errichtete 
Spitzsäule ans röthlichem Granit zum Andenken an die in diesem 
Jahr gesetzlich aufgehobene Leibeigenschaft). Am Eingang des 
Gartens das 1858 errichtete Standbild des Königs Friedrich YI. 
(t 1839) von Bissen. Das Schloss unter Friedrich IV. (f 1730) 
im Italien. Styl erbaut, liegt auf einem Hügel und überragt weit 
die ganze Umgebung; es hat wenig Bemerkenswerthes, das schön- 
ste ist die Aussicht von der Plateforme, derjenigen vom runden 
Thurm (S. 92) sehr ähnlich. — Hinter dem Schloss, in dem 
prächtigen schattenreichen Park (Sondermarken) , ist das grosse 
Bassin für die Wasserleitung Kopenhagens ; in der Nähe der zoolog. 
Garten. Die Friedrichsberger Allee mit ihren unzähligen Wirths- 
häusem (S. 86) wird besonders Sonntags und Mittwochs vielbesucht 

Schloss Friedriohibnrg (Frederiksborg), 4V2 Meil. nördl. von 
Kopenhagen, mit Eisenbahn (S. 87) in 1 St. zu erreichen, einst 
prächtiger Sommersitz des Königs, ist am 17. Dec. 1859 gänzlich 
niedergebrannt, bei welcher Gelegenheit eine werthvoUe Gemälde- 
sammlung und viele Kostbarkeiten zu Grunde gegangen sind. Dass 
Schloss wird im alten Styl wieder aufgebaut und ist fast voUmdet; 
die Schlosskirche ist sehenswerth. 

Das geschmacklose Schloss Friedensburg, Sommer-Residenz 
des Königs Christian IX., in der Nähe, zum Andenken an den 
1720 zwischen Dänemark und Schweden geschlossenen Frieden 
erbaut, zeigt sich links auf einer waldigen Anhöhe an einem 
See, wenn man von HiUeröd nach H^aingör fahrt. In dem nahen 
Park die schönsten Buchen. 

Der besuchteste Vergnügungsort bei Kopenhagen ist der *Thier- 
garten (DyrehaiveJ, der Kopenhagener Prater, 1 Meile lang, 1 Meile 
breit, IV4 Meile n. von der Stadt. Eisenbahn vom Wasserwerk 
(V<mdvärket) über Stat. HeÜerup und Charloftenlund, königl. Lust- 
schloss, bis heüevue (am Eingang des Thiergartens, beste Restan- 
ration, S. 95) in 15 Min. Auch kleine Dampfboote fahren 
hin. Abfahrt vom Neuhafen, Sonntags 3 bis 4mal, bis zur Bellevoe 
in 45 Min., 1. PI. 24 J., hier und bei Klampenborg, Wasserheil- 
und Seebade-Anstalt, gute Restauration. Der Thiergarten selbst 
ist ein stattlicher Elchen- und Buchenwald, in welchem Hochwild 
gehegt wird. Am nördl. Ende ist das Jagdschloss Eremitage auf 
einem Hügel; man sieht hier nicht selten Heerden von Hirschen, 
Damhirschen und Rehen. Zwischen dem 1. Juni und 31. Juli 



HELSINGÖR. 2h Bo^, Oft 

ist der Thiergarten , und zwar der tüdliche Saum, DyrtkafO€9- 
Bakkm (Aoliohe} geDaont, SammelplaU unzahligen Volks, Städter 
wie Landleute, diese, namentlich Weiber und Dirnen in der kleid- 
samsten Tracht, wobei die rothe Farbe entschieden vorherrscht. 
lo der Nähe einer Quelle, KirsUn-Füla genannt, drängt sich Bud» 
an Bude, grösstentheils mit Lebensmitteln aller Art, dann mit 
glänzendem Schmuck und Kleinigkeiten, wie sie der seeländische 
Bauer liebt. Daneben treiben Seütänzer, Ringer, Puppen- und 
Ringelspiel, Drehorgel, Bänkelsänger und Mordgeschichten ihr 
lautes Wesen. Das Alles in dem prächtigen Waldrahmen gewährt 
eine anmuthige Anschauung des Volkslebens und der eigenthüm- 
lichen Art dieser Insel-Bewohner. 

Lingby , Dorf mit zahlreichen Sommerwohnungen, 1 Meile w. 
^on Klampenborg, 1 V2 M. n.w. von Kopenhagen (Eisenbahn siehe 
S. 87), seiner Umgebungen wegen (besonders Dronnmgga/rd am 
Aiwr-fifce, V2 ^' n.w.) viel besucht. Schloss Sorgenfri, Sommer- 
Residenz der Königin -Wittwe Caroline Amalie, ist berühmt wegen 
seines Rosenflors. 

Boeskilde, kleine Stadt, 4 M. w. von Kopenhagen (Eisenbahn 
1 St., s. S. 86), bis zu Anfang des 16. Jahrh. Königs- und 
Bischofssitz, hat von seinem Glanz nichts als den schönen Dom 
m dem 11. Jahrh. bewahrt, die Oruftkirche der dänischen Könige 
Qüt manchen Denkmälern. Sie verdient einen Besuch. 

Jedenfalls aber kann ein freier Tag in Kopenhagen nicht besser 
als zu einer *Fahrt nach Helsingör verwendet werden. Eisen- 
bahn 8. S. 87. Dampfboote fahren in 2% St. mehrmals täglich 
(s. S. 86) an der schönen seeländ. Küste hin, deren Buchen- 
wälder bis zum Meer reichen, dazwischen freundliche Fischer- 
dörfer und anmuthige Landhäuser, Sonunerwohnungen der Kopen- 
liagener. Das Dampfschiff hält bei BeUtvw (s. 94), Taarhek, 
Skovshorgy Vedbek, dann bei der schwedischen Insel Hveen vorbei, 
die rechts Meibt, Bungsted, HwrUebek, ■ Heliingör (*H6t€l d'Öre- 
«<*nd; mui du Nord), kleine Handelsstadt (8000 Einw.), wo 
^iß 1857 die dän. Regierung den Sundzoll von allen durch- 
fahrenden Schiffen (an 15,000 jährlich) erheben Hess. Die Meer- 
^iige trennt das dän. Seeland (Själland) von der schwed. Graf- 
schaft Schoonen (8kaane). 

Das schöne feste Schloss Kronburg, 1577 — 1585 aus Quader- 
steinen erbaut, mit Wällen und breiten Gräben umgeben, kann die 
I)urchfahrt durch den Sund zwar erschweren, aber nicht verhin- 
dern, wie dies die englische Flotte (S. 87) zweimal bewiesen hat. 
^Qr unter Mitwirkung der schwedischen Küstenbatterie zu Hel- 
singborg würden durchfahrende Schiffe vielleicht mit Erfolg be- 
s<:ho88en werden können. Von der *Terraa8e des Schlosses schönste 
Aussicht auf den Sund, von der Insel Hveen an bis zu den 
^eit auslaufenden KuUen (umfassender vom Leuchtthurm). In 
der ndrdL Flaggen-Bastei ist ein stehendes Fernrohr zur Beobach- 



96 Bouie2i. HELSmOBORO. 

tnng der ein- und auslaufenden Schiffe, welche vor Ablösung des 
SnndKOIles yon einem Wachtposten genan verzeichnet wurden. 
Auf dieser Terrasse l&sst Shakspeare im Hamlet den Geist des 
alten Dänenkönigs an den Wachen yorfiber schreiten. In dn 
SdUoiseapeUe an Wunden, Kanzel und Chorstühlen Holzschnitz- 
werk von deutschen Metstem. 

Mariefd^stf ein königl. Lustschloss (jetzt Badeanstalt, *Rest&a- 
ration), V4 S^- ^^"^ Ländeplatz der Dampfboote, bietet eine 
hfibsche Aussicht auf Schweden und auf Helsingör. Eine Säule 
ohne Inschrift soll Hamlets Orab bezeichnen. 

80 nah an Schweden möchte es schwer werden, der Versnchong lu 
widerstehen, wenn auch nnr einen Fuss auf schwediaohen Boden lu setsen. 
Das Helsingörer Boot fährt auch nach HeUingborg (ffötel de Munthe), dem 
oben genannten kleinen schwedischen Hafenort, hinüber. Im Hafen ist ein 
Denkstein mit der Inschrift: ^^Kronprimen Octrl Johann enhäUigt vaHd (ein- 
helUg gewählt) qf Seh»en*kafolket, UmdMeg (landete) hör 80. Od. 1810\ auf 
der Bückseite; ^ünder Konung Carl XIV. Johans regering hyggde* hamnen 
oeh fuUbordades 1832* (gebaut der Hafen und vollendet). Schwedische 
Husaren, hübsche Leute von kriegerischem Aussehen, haben die Hafen- 
wache. Helsingborg selbst bietet gar nichts. Auf der Höhe ragt ein alter 
halb verfallener Wartthurm in die Lüfte, der einzige Best des aus den 
Kriegen der Hansii mit Danen und Schweden bekannten festen Schlosses. 
BamlöMy besuchter Sauerbrunnen, ist 1 M. südl. von Helsingborg. 

Belohnendster Ausflug von Helsingborg nach den KuUen, etwa 3 Meil. 
nördl., Wagen bis KuUagaard, 1 St. vom Leuchtthurm, etwa 12 dän. Bthlr. 
Die Kullen (Berge) sind ein Höhenzug aus Grieiss , Granit und Grünstein, 
etwa 2 Meilen lang von KW. nach SO. ausgedehnt, hier unterbrochen, 
weiterhin aber in gleicher Biefatung wieder einige Meilen nach SO. sich hin- 
Kiehend, grösste Höhe (700' Ü..MO etwa V:: Meile vom n.w. Bude, dann 
abnehmend ; sie ragen wie ein schmaler Rücken mit steilen Abfällen, ähn- 
lich den norweg. Schecren, in die See hinein, welche die oft senkrechten 
Felsen von 3 Seiten bespült. Oanx nahe der äussersten Spitae in etwa 
200' Höhe steht der Leuchtthurm. Zwischen Helsingborg und den Kullen 
liegen die Steinkoblengruben und Ziegelei bei Höganäs. Die Arbeiter- 
Colonie hat musterhafte Einrichtungen, Schulen, Kirche, Krankenpflege ete. 

Xalmft , sehwed. Hafenstadt mit über 10,000 Einw. , . durch den am 
26. August 1848 zwischen Dänemark und Preussen hier abgeschlossenen 
Waffenstillstand bekannt geworden, erreicht das Dampfboot von Kopen- 
hagen in 2 St. Zwischen Malmö und Lund, 2 M. n.ö. von Halmö, Eisen- 
bahnverbindung. Zu Lund ist eine angesehene, 1666 gegrüadete Universität, 
und Bischofssitz mit berühmter alter Domkirche, roman. Styls. An der 
Universität war der Dichter Tegner (f 1846) Professor. Es ist ihm hier 18Ö3 
ein SUndbild errichtet. 

22. Von Berlin nach Poflen. 

Schnellzug in 71/2 St. für 8 Thlr. 27 oder 6 Thlr. 13 Sgr. ; Personenzug in 
8V2 St. für 7 Thlr. 28, 6 Thlr. 29, 3 Thlr. 28 Sgr. 

Bei der Ausfahrt, rechts einige Fabrikschornsteine; dann der 
dicke Thnrm der Wasserknnet (S. 26) mit dem Basein hinter dem 
Wall; weiter die grosse Bäckerei der Schntzraannschaft, dann die 
nenen Waisenhäuser, dahinter der Thurm von StrdLow (S. 29). 

Das Schloss zu Kbptmck war 1825 Gefangniss der „demago- 
gischer Umtriebe" angeklagten Studenten, jetzt Lehrer-Seminar. 
Vor Etknet berührt die Bahn einen Arm des MüggtUees. Die 
MvbggtUbtrge, waldige 350' hohe Anhöhen, schUessen den Hinter- 



FRANKFURT. 22. RauU. 97 

grond sfidltch, nördlich lieipen die uralten berühmten Büdtrsdorfer 
Kalksteinbrüehe. Fürstenwalde ist ein kleines Stadteben. Rechts 
<iie Rauenschen Berge, wo Braankohien gefördert werden. Folgt 
Station Briesen. Die Bahn führt bis Frankfürt fast unausgesetzt 
darch einfSrmigen Tannenwald. 

Frankftirt an der Oder (Deutschet Haus, OoUUr^er Adler, Prin% 
von Preussen; bair. Bier und *Re8t. bei Ludwig und bei Eekharäl 
am Markt, bei Sachse Grosse Schamstrasse), neben Berlin und 
Potsdam die bedeutendste Stadt der Mark Brandenburg mit 36,500 
Einw. (1500 Kath.), nimmt sich, wenn man yom Bahnhof fiber 
die breiten Plätze schreitet, ganz stattlieh ans. Auch die alten 
Theile der Stadt sind regelmässig gebaut; yier Strassen, neben 
•einander laufend, durchschneiden sie yon Sfid nach Nord 

Das ansehnlichste Gebäude ist die ♦Afart«n- oder Oherkirehef 
Mitte des 13 Jahrb. aus Backsteinen aufgeführt, kürzlich herge- 
stellt Hochaltar in Holzschnitzwerk, reich vergoldet mit 8 alten 
Bildern auf Goldgrund. Auch die gemalten Glasfenster, Darstel- 
lungen aus der Schöpfungsgeschichte, dem alten und neuen Te- 
stament, sind sehr alt. Ein 12' h. siebenarmiger Leuchter mit 
Keliefs aus dem 14. Jahrh. , ist angeblich vor 300 Jahren bni 
Leubus in der Oder gefunden. Am Taufstein ebenfalls Reliefs. 
Xanzel neu. Neben dem südl. Eingang ein Gemälde von Rhode, 
Auffmdung der Leiche des Prinzen I^eopold von Braunschweig, 
des Neffen Friedrichs d. Gr., der am 7. April 1785, im Begriff 
eine Familie aus der Oder zu retten, ertrank. Jenseit der Oder- 
l)rur.ke, einige 100 Schritte abwärts, da wo der Prinz sein Leben 
verlor, ist ihm ein Denkmal mit seinem Bildnl.^s errichtet. 

Im Park, an der Südseite der Stadt, dem ehem. Kirchhof, hat 
-<Üe Loge dem Dichter Ewald von Kleist, der hier am 24. August 
1759 an den in der Schlacht bei Kunersdorf (1 St. n. von Frank- 
furt) erhaltenen Wunden starb, ein Denkmal errichten lassen, eine 
dreiseitige Spitzsäule mit Medaillonbild und Freimaurerzeichen 
und einer französ., deutschen und latein. Inschrift, 1859 herge- 
stellt Unmittelbar daneben sind noch andere Denkmäler, Professor 
Daries (f 1791), General von Diringshofen (f 1776) u. a. 

Auf dem grossen parkartigen städtischen Kirchhof, auf einer 
Anhöhe in der Nähe des Bahnhofs ist u. a. das Grab des Generals 
^- Thiele (»L"), an der 5. Mauer, von 2 Säulen getragen, mit dem 
gemalten Haupte des Evangelisten Johannes, u. Inschrift: „Ludwig 
Gustav von Thide, K. Pr. Oen. d. Inf., Geh. Staats- und Kriegs- 
fi^inister, geh. 1781, f 1852. Seinem theuren Freunde und bewährten 
Rathe, König Friedrieh Wilhelm TV. in treuer Dankbarkeit 7555." 
Das stattliche ^RaJthhaus am Markt, in der Nähe der Ober- 
kirche, wurde 1607 aufgeführt: am südl. Giebel die Zeichen des 
Hansabunds, eine eiserne Stange von einer kürzeren unterstützt, 
«0 X . Das Schauspielhaus, an dem grossen Platz bei der Eisen- 
bahn, ist 1842 vollendet. Die Universität wurde 1811 nach 
Baedektir'0 Deutachland n. 12. Aufl. 7 



9B aMae22. POSEN. 

Breslau yerlegt. Die drei Afefsen, Margaretha, Reminiscere, Mar- 
tini, Bind besonders durch polnische Einkäufer belebt. 

Zu FrankAirt yerzweigt sich die Bahn, s. nach Breslau (R. 49), 
n. über Lebut und Poddng (r. eine Hügelreihe, am n. Abhang 
die hübsche neue Kirche yon Bcittrem, Ziegelbau), nach 

CAitrin ^JPronprms, Adler), starke Festung am Elnfluss der 
Warthe in die Oder. Im Schloss sass Friedrich II. als Kronprinz 
gefangen, in der Nähe desselben wurde sein Jugendfreund und 
Liebling, der Lieutenant von Katte, am 6. Not. 1730 „als De- 
serteur^ enthauptet, weil er den Kronprinzen auf der beabsichtig- 
ten Flucht nach England begleiten wollte. 

aSorndorf, wo am 25. August 1758 Friedrich U. und Seydiitz mit 30,000 
Preussen die 50,000 Russen unter Fermor besiegten, liegt 1 Meile nördlich. 
Ein Denkstein auf dem Schlachtfeld bezeichnet die Stelle, von welcher 
Friedrich die Schlacht leitete. 

Die Bahn durchschneidet die Festungswerke an der nördl. 
Flanke und überschreitet dann die Oder und die an ihrer Mün- 
dung canalisirte Warthe (Friedrich -"Wilhelm -Canal). Bei Stat 
Tamsel ein gräfl. Schwerinsches Schloss. Links eine Kette be- 
waldeter Hügel, r. fruchtbare Niederung, viel Weideland (Wartle- 
Bruch). Folgt Stat. Vit%. Vor Landsberg erreicht die Bahn die 
schiffbare Warthe. 

Landfberg (König von Preussenj * Bahnhofs-Restauration) j an- 
sehnliche Stadt mit 16,800 Einw., am steilen Fuss eines Plateaus 
hübsch gelegen, in fruchtbarer Gegend, lebhafte Schifffahrt. Aus 
den Häusern ragt das Hospital, ein stattlicher Neubau mit zwei 
Thürmchen und ühr hoch hervor. An der östl. Seite der Stadt 
eine neue Synagoge. 

Die Bahn bleibt bis Stat. Zantoch in der Nähe der Warthe, 
die, von Süden kommend (rechts Blick über die weite frucht- 
bare Gegend, hin und wieder Schiffe mit hohen Masten und vollen 
Segeln), hier die Netze aufnimmt. An den Sandhügeln bei Stat. 
Driesen Weinbau. Der nicht unansehnliche Ort liegt V2 St. südl. 
Folgt Stat. Kreuz (Bahnhofs-Restauration), Knotenpunkt unserer 
und der Stettin-Posener Bahn (S. 102). 

Folgen Stat. Wronke an der Warthe, 8amter, Rokietmcay Posen. 

Föten (•Mylius' Botel de Dre»de; •Herwig's H6UI de Rome; *Bötel de 
France \ * Hotel de VEurope\ *Hßtel du Nord\ Bazar (vorwiegend von Polea 
besucht); in allen gleiche Preise, Z. 15, L. 5, H. 15—20, F. 6 Sgr. Conr 
ditoreien: Beely (Wilhelmstr.), Patzner (Harkt, viel Polen). Droschke inner- 
halb der Stadt 3, ausserhalb 6gr.). 

Poseny poln. Poznan, bis 1296 Residenz der poln. Konige, im 
Mittelalter Mitglied des Hansabundes, seit 1815 Hauptstadt der 
gleichnamigen preuss. Provinz, am Einfluss der Cyhina in di» 
WaHhe, hat 51,343 Einw. (7353 Soldaten), mehr als die Hilftfr 
Deutsche, über ein Viertel Protestanten und eben so viele Jaden. 
Der schönste Theil der Stadt ist erst nach der- preuss. Besitz- 
9ahme entstanden. 



J 



POSEN. 22. Aoti<«. m 

Der Bahnhof ist 10 Min. Tom Berliner Thor entfernt. Beim 
Eintritt in die Stadt zeigen sich die säubern Festungsbanten ; 
bald folgt der stattliche Wühdnuplalt, an welchem das Stadtiheater 
und die RaezynskV tehe Bibliothek in einem 1836 aufgeführten, mit 
24 korinth. Säulen ans Gusseisen an der Vorderseite geschmückten 
Gebäude, 20,000 Bände, besonders reich an poln. Geschichtswerken, 
beides yori dem Grafen Raczynski der Stadt geschenkt. 

Unter den altem Gebinden ist das BaÜihaua das bemarkens- 
wertheste, 1512 — 1530 im Rundbogenstyl aufgeführt, der Thurm 
1730 aufgesetzt. Die Vorhalle hat am Gewölbe wunderliche aus- 
gemalte Reliefs en medaillon, die Thierzeichen und Sternbilder 
darstellend; im Sitzungszimmer mehrere Bildnisse poln. Könige. 
Der jyom, am rechten Ufer der Warthe, in der besonders von 
der armen polnischen Volksklasse bewohnten Vorstadt Wallischei 
(Chv)ali8zewo)y ist 1775 neu aufgeführt. Er ist als Gebäude un- 
bedeutend, birgt aber einzelne Kunstwerke. 

An Tier Pfeilern vier gravirte grosse metallene *G rabplatten aus 
dem 15. Jahrb., darunter die des Woywoda (Statthalters) Ourka (f 1472), 
dann eine Ansi^l Grabdenkmäler von Bischöfen in ganser Fignr, von 
rothem Marmor, zar Seite auf Sarkophagen liegend. Ausgezeichnet ist die 
*goldene Gap eile, 1842 auf Kosten eiues poln. Adels-Vereins, auf be- 
sonderes Betreiben des Grafen Eduard Baczvnski, an den Dom angebaut 
und mit aller Pracht des byzantin. Styls , mit bunten Farben und reicher 
Vergoldung, mit Gemälden iSuehodoUti Binführung des Christenthums, Bro' 
zowäy Otto in. beim Grabe des h. Adalbert) und Mosaik geschmückt. Die 
schönste Zierde bilden die von Rauch entworfenen vergoldeten £n-Stand- 
bilder der beiden ersten polnischen christlichen Könige, Mieszyslaw I. und 
Bolislaw I. Chobry (des Tapfem). Auch das Hautreliei • Grabmal der Po- 
wodowski, von 1585, in der Capelle rechts neben der goldenen, darf nicht 
übersehen werden. In einer der folgenden ist das von Friedrich in Strass- 
burg gearbeitete Standbild des in den religiösen Wirren des Jahres 1837 viel 
genannten Enibischofs von Dunin (f 1843). 

Der Küster wohnt im Dom selbst, recbts an der Kcke der Vorder- 
seite des Gebäudes. Gegenüber am Domplatz der enbisehöfl. PaUuU 
Die Pfarrkirche (Maria -Magdalenen- oder Stanislauskirche), 
1651 von Jesuiten aufgeführt, in dem ihnen eigentbümlichen Styl 
(170' 1., 96' br.)) bat gewaltige Säulen aus rotbem Marmor, sonst 
aber nichts Bemerkenswerthes. 

Die beste Umschau auf Posen und die hügelige wasserreiche 
Gegend gewähren die Zinnen des *Forta Winiary, der Citadelle 
der neuen, in Anlage und Ausführung gleich ausgezeichneten 
Festung (5000 M. Besatzung), deren Bau 1828 begann und Posen 
zu einem festen Platz ersten Banges macht. Erlaubnisskarten im 
Bareau des Platzmajors am Wilhelmsplatz. 

Am Fuss des Forts Winiary liegt der Oarmion-Kirchhof, auf 
welchem das 5. Armeecorps seinem 1843 gestorbenen comman- 
direnden General einen grossen polirten Granitblock mit der ein- 
fachen Inschrift: „Qrolman" errichten liess. Ein Kreuz erinnert 
an sechs am 4. und 5. Mai 1848 bei Buk gefallene Soldaten des 
18. Inf. -Regiments, ein kleiner Würfel an den Lient. v. Michaelis 
vom 6. Inf. -Regiment, der am 22. April 1848 bei Xioiiz blieb. 



100 R<mU29. BROMBERG. 

Von Stettin n&chPoaen, FaJineit 6 St. Die Bahn überBchreitet 
bei Stettin die Odery vor Damm die Reglitz^ deu 4 Meilen südlich bei Gart 
abfliessenden östl. Arm der Oder, der bei Damm in den Dammschen See 
sich ergieast. Der Bau durch diesen niedrigen nassen Wiesengrund musste 
auf weiter Strecke hin vermittelst Bockbrücken bewirkt werden. Jenseit 
Station Carolinenhorst fährt der Zug in der Nähe des Madü-See't^ des grössten 
Pommerschen Landsee^s, berühmt durch seine Fische (Märänen). 

BtATfard (*Ptim wm Preusun) ist die ansehnlichste SUdt in ffintei^ 
pommem, an der schiffbaren Ihna^ mit 16,000 Einw. (200 Kath.)i Ton einer 
wohl erhaltenen Ringmauer mit stattlichen Warten und Thoren umgeben. 
Die Marienkirche aus dem 14. und 15. Jahrb. , innerlich durch die gross- 
artigen Verhältnisse, äusserlich durch reichen Bauschmuck ausgezeichnet^ 
sodann das Rathhaui aus dem 16. Jahrb., verdienen besondere Beachtung. 
(Hinter-Pommersche Bahn, Stargard-Cöslin s. S. 107.) 

Folgen Stat. DölitZy Am»walde^ AugueUealde^ Woldenberg^ Kreuz ^ wo die 
Stettin-Posener und die Berlin-Posener Bahn zusammentreffen (S. 96). 

Von Posen nach Breslau, Fahrzeit 5 Stunden. Stationen lfo«c«y», 
Cxernffin, Kosten, AU-Bopen^ Li*M^ Reisen, Bojanoteo, Rawiez^ Trachenberg, 
Oellendorf, Obemigk, Schebite, Breskut. 

23. Von Berlin nach Danzig. 

Sehnellzug in 12 St. für 16 Thlr. 4, oder 11 Thlr. 16 Sgr., Personenzug in 
16 St. für 13 Thlr. 25, 10 Thlr. 11 oder 6 Thlr. 27 Sgr. 

Bis Kreuz s. S. 96 bis 98. Weiter folgt FUehne an der Netxtf 
in grüner, wasserreicher Umgebung, SckÖnlankey hQ geliges Acker- 
land, dann durch Sand und Tannengestrüpp nach Schneidemühl. 
Der Zug überschreitet nun das Schwartwasser ^ welches sich 1 Meile 
südlich in die NeUt ergiesst. Die vorliegenden Sandhügel haben 
manche tiefe Einschnitte nothig gemacht. So weit das Auge reicht, 
übersieht es rechts den Lauf der Netze. Die weite Niederung, 
das Netze-BriLchj ist fruchtbares Ackerland. Folgen Stat. MiasteetkOj 
Bialoalivt, Ossiek Station für Winitt., endlich die betriebsame Stadt 
Nakel an der Netze, die vermittelst eines von Friedrich d. Gr. 
erbauten Canals mit der Brake verbunden ist, welche 1 Meile 
östlich von Bromberg in die Weichsel fallt. 

Bromberg (*H6tel Moritz, Z. 15, L. 4, F. 7, M. 15; *Riot 
Hotel., mtd Arlt) an der Brake, 22,474 Einw. (3000 Kath., 1950 
Soldaten), Sitz einer Regierung und eines Appellationsgerichts. 
Dem eigentlichen Gründer der Stadt, Friedrich II., der durch 
Anlegung des Bromberger Canals ihre jetzige Bedeutung als 
Handelsplatz ermöglichte (vorher kaum 1000 Einw.), ist 1861 auf 
dem Marktplatz nach UkLenhuth's Entwurf ein Bronzestandbild er- 
richtet worden (Höhe incl. Sockel 18')- 

Von Bromberg nach Thom Eisenbahn in I8/4 St. für 23, 17 u. 11 Sgr. 
fitat. Cxerek, Schulitx, aerpitz. Thom (*HÖM Smiseouei, Z. 15, L. 8, F. 7l/2Sp') 
<lö,500 £inw.), ansehnliche alte Stadt und Festung an der Weichsel. Be- 
merkenswerth das schöne Rathhaus aus dem 14. u. 16. Jahrh. i der ,,knnnme 
Thurm'*, der auf 50' Höhe 5' überhängt-, das Kulmer Thor^ darauf ein Koch 
«nit Kochlöfifel als altes Wahrzeichen^ das alte ScMoss, 1260 aus Stein er- 
baut, 1420 durch die Bürger zerstört, noch wohl erhalten der vorgebaute 
^Damk^t bu dem zwei Schwibbogen führen^ der Katzenschwanz, ein statt- 
licher Befestigungathurm. In der Johanniskirche das Denkmal des 1473 z« 
Thorn geb. Gopernicus (+ 1543). 



MARJENWERDEB. 23, Route. 161 

Von Bromberg an folgt die Bahn dem Lauf der Weichsel, 
jedoch stets 1 bis IVs Meilen vom Fluss entfernt; sie berührt 
ganz anbedentende Orte, Terespol, Warlubieny Cterwinsk. 

3/4 St. von Stat. Teretpol liegt das weitläufige Behwata mit einem hohen 
Wartthurm luid dem neuen grossen Gebände der Irrenanstalt für die 
ProTina Westpreussen. Der Blick vom sogenannten Tet^felsberg auf die 
Stadt, auf die Weichsel und die breite grüne Niederung, in der Feme auf 
dem hohen rechten Ufer des Flusses die Stadt Oulm (Sehwarner Adler), ist 
höchst überraschend. Der Freund schöner Natur wird sich belohnt finden, 
wenn er in Terespol aussteigt und die paar Stunden bis aum Abgang des 
nächsten Zugs der Umgebung von Schweta widmet. 

2 Meilen östl. von Stat. Warlubien (tägl. Smal Post in 2 St.) am rechten 
Ufer der Weichsel die starke Festung Ghraadens (Goldner Läwe)^ in hübscher 
läge. Als im J. 1807 die Franzosen den alten prenss. Oenexal von Cour- 
hi^re mit der Bemerkung cur Uebergabe aufforderten, dass das König- 
reich PreuBsen su sein aufgehört habe, erwiederte er: „Dann bin ich König 
Ton Graudenz.** Eine Gesohützkugel , die damals über dem Thor des 
Commandantur-Gebättdes einschlug, ist dort eingemauert und bildet das O in 
der Uebcrschrift. 

Oestiicb von Stat. Czerwinsk (21/2 lt., täglich 4 Posten in 3 St.) liegt 



nwardar i*ffelttner» Hötel^ Z. u. L. 21 Sgr), hübsche Stadt, Sitz einer 
Begiemng und eines Obergerichts und des Landgestüts (100 Hengste). Der 
Glockenthurm der grossen 1384 erb. Domkirche dient der Deutsch- Ordens- 
bwg zugleich als Eckthurm. Das 1238 gegründete Schlot», jetzt Land- 
gericht und Gefängniss, ist merkwürdig durch zwei weit vorspringende 
Thorme (Jkmxie)^ zu deren einem ein Viaduct von 2, zum andern von 
6 Bogen hinausführt. 

Folgt Stat. Pelplin (Sitz des Bischofs von Cnlm, Dom sehens- 
werth), wo die Bahn die Ferse überschreitet, dann Dirschau (S. 107^ 
schönste Wartesäle), Stadt an der Weichsel (Königsberger Bahn 
s. 8. 107) ; endlich Hohenstein und Pratist. Je mehr die Bahn in 
dem fruchtbaren Danziger Werder eich Danzig n&hert, um so an- 
nnithiger wird die Gegend. Die Ohraer Hügel 1. erheben sich bis 
XU 10(y Höhe. Die Bahn durchschneidet Wall u. Graben der Festung^ 
^d endigt nahe bei dem Legethor auf der Speicher-Insel. 

24. Danzig. 

OaathSfe. «Englisches Haus, Z. 15, L. 6, M. 16, T. 8 Sgr., um- 
U^sende Bundaicht vom Thurm des alterthüml. Hauses, einst Halle engl. 
Tuchmacher. *Hdtel de Berlin, dem Bahnhof zunächst. Schmelzer» 
Hotel. »Walter's Hdtel. Bujack's Hdtel. HÖtel d'Oliva. 
Hdtel de Thorn. 

Gondxtoreidn. Kaismann und Sebastian!, Langgasse. Grentzen- 
l*crg und a Porta, Langemarkt. 

Seataurationen. Leutholz, Langemarkt; Rösch, Schnüffelmarkt v 
Rathskeller unter dem Artushof. Gehring u. Denzer, Langemarkl. 

Bier. Schneider, Hundegasse, Bier und Essen gut. GambrlDus«' 
Halle, schönes Local mit Garten, am Ketterhager Thor, mitten in der 
Stadt, in der Kähe des Hotel de Berlin. Walters Bierhalle. Kreis 
neben dem Zeughaus; Lischke neben dem Theater. 

Theatar. Sperrsitz oder 1. Bangloge, beste Plätze. 

Bemsteinarbeiten gute Auswahl bei Hoff mann, Altstädtischer Gra- 
ben 92 und bei A. Jantzen, Heil. Geistgasse 114. 

Sanzigar Ooldvraaaer , ein berühmter Liqueur, sehr gut in der 1506 
begründeten Fabrik von J»aac Wedling Wwe. und Eydam Direh Bekker („im 
Lachs"), Breitegasse 51. 52. 

l^rwerk. Droschkenlbi8 2 Pers. 5 Sgr., 3 P. 71/2, * P- 10 Sgr., 
bei Fahrten von und nach dem Bahnhof werden für Passagiergnt noch 



102 RouU S4, DANZIG. 

121 '2 ^- für die Person mehr vergätet. Zeltfahrten für die erste Stunde 
12 '/s, 15 oder 171 /£ Sgr., bei Annahme auf mehrere Stunden 10, 12 Vs oder 
15 Spr. Für den halben Tag (7 bia 1 U. oder 2 bis 9 U.) 2 Thlr. Sonntags 
ausserhalb der Stadt die Hälfte mehr. Zweispänner über Johannisberg, 
OÜTa, Karlsberg, Zoppot u. inrück 21/2 Thlr. Taradeys, Wagen für andere 
Fahrten, stehen in grosser Ansahl besonders ror dem Hohen Thor, sie ha- 
ben keine festen Preise, Eahrt nach Olira hin und her and kurser Anfent- 
lialt daselbst, je nach der Jahresseit 20 Sgr. bis 1 Thlr. 

Omaibns nach Z o p p o t (S. 106), vom Langemarkt abfahrend, vom Hai 
bis October mehrmals täglich in II/2 St für 6 Sgr. 

Beebider. Die besuchtesten au B r ö s e n , mit Dampfboot ttündl., Kacbm. 
lialbstündl. in S/^ St. (21/2 Sgr.) nach Nenfahrwasser und ¥011 da Omnibus 
<1V4 Sgr.) in 20 Min. nach Brösen. Auf der Westerp latte , jenseit des 
Hafencanals, and ro Weichselmünde (8. 105) ebenfalls Bäder. 

Von allen nord. Städten hat keine sich ihr bestimmtes geschichtliches 
Gepräge so su bewahren gewusst, wie Dansig. Die Zeiten der Hansa, die 
Zeiten des mächtigen Freistaats, eines grossartigen Handelslebens, treten is 
den aussein Formen der Stadt dem deutungskundigen Beschauer erfireulicb 
entgegen. Dansig ist das Nürnberg des Nordens. Als die Verbindung mit 
dem Deutschen Orden um die Mitte des 15. Jahrh. sich löste, begab sich 
Danzig 1454 als freie Stadt unter den Schuts der Könige von Polen, ein 
Bündniss, welches erst die aweite Theilung Polens (1793) aufhob. Von da 
bis zum Tilsiter Frieden (1807) blieb Danaig preussisch, wurde wieder Frei- 
staat mit einem franz. Gouverneur und kam 1814 an die Krone Preussen. 

Daniig, poln. Odanakj hat 82,765 Einw. (13,000 KathoL, 
3000 Juden, i 0,485 Soldaten). Die Motüauy ein kleiner Niedernngs- 
Fluss, der aber bis Danzig nicht zu grosse SeeschiiTe trägt, darcb- 
fliesst die Stadt in 2 Armen und trennt die altern Stadttheile 
von den neuern (Speicherinsel, Langgarten), und mündet, nadi 
Aufnahme der Bctdaune, in den Arm der Weichsd, der sich 1 Meile 
nordl. bei Neufahrwasser in die Ostsee ergiesst. Vor dem 1. Febr. 
1840 war die Wassennasse, welche die Weichsel an Danzig vor- 
beiwälzte, weit bedeutender. Damals brach sich der Eisgang dw 
Stroms einen neuen Ausfluss durch die Dünen bei Neufähr, 
IVz Meile o. von Danzig. Doch haben die 'Wasserbauten diesen 
Durchbruch für die Danziger Schifffahrt unschädlich gemacht, so- 
dass Danzig von seiner Bedeutung als Seehafen nichts eingebusst 
hat. Sein Verkehr ist jetzt umfangreicher, als je: von keinem 
Platz in der Welt findet eine so ausgedehnte Getreide-Ausfuhr 
statt, namentlich von Weizen, der meist aus Polen auf der Weich- 
sel hierher gebracht wird. Die Korn-Niederlagen befinden sidi 
in hohen Gebäuden auf der sonst unbewohnten Speicher-Insd, auf 
welche, um Brand zu verhüten, weder Feuer noch Licht gebracht 
werden darf. Auch der Holzhandel, der seine Niederlagen iD 
dem, ^Langgarten" genannten Theil der Stadt, 5. der Speicher- 
Insel hat, ist sehr ansehnlich. Bernstein wird jetzt von Danzig 
mehr versendet als von Königsberg (S. 113). 

Die preuss. Kriegsmarine hat hier ihren Haupt^Sitz, ihre 
Magazine, Werfte und einige Schiffe, hier ist das Stations-Com- 
mando fContre-Admiral), ein Marine-Depot, die Matrosen-Stamm- 
Division und eine Oompagnie des See-Bataillons. 

Danzig ist zugleich Festung ersten Ranges ; mittelst der Stein- 
schUwtf unfern des Bahnhofs, wo die MotÜau in die Stadt fllesit, 



DANZIG. U.Rouie, ÜB 

kann die Umgegend nach drei Richtungen hin überachwemmt 
werden. Nach der hochgelegenen Weatseite hin ist die Statke 
Torzagsweise in den grossarügen Befestigungen des BUchofa- und 
HageUbergB. (Vom Bischofsberg und dem dahinter liegenden 
OoUeaneker schöner Blick auf Stadt und Werder und die Küsten- 
hohenzQge.) Auch der Hdm, eine durch die Weichselanne ge- 
bildete Insel im Norden der Stadt, am rechten Ufer der Weichsel, 
ist befestigt und vermittelt die Verbindung mit der Festung 
Weichaelmündej welche den Ausflugs der Weichsel beherrscht. 

Danzig hat su yerschiedenen Zeiten yom 15. Jabrh. an mehrfach sehwere 
Belagerungen erlitten. Im J. 1807 übergab der preuss. Feldmarschall 
▼on Kalkreuth erst nach einer sehr hartnäckigen Vertheidigung, bei welcber 
der Angriff der Franzosen vorzugsweise anf den Hagelsberg gerichtet war, 
die Festung an den franz. Marschall LefebTre, der hiervon den Namen 
aHerzog von Danzig^ erhielt, ganz unter denselben Bedingungen, unter 
welchen 1793 die Uebergabe von Mainz Ton dem franz. General d'Oyr^ an 
Kalkreuth stattgefunden hatte. Die Vertheidigung im J. 1813 leitete der 
franz. General Rapp gegen das preuss. -russ. Belagerungsheer unter dem 
Herzog ▼. Württemberg, der am 2. Jan. 1814 in Danzig einzog. Die Vor- 
städte waren während der beiden Belagerungen niedergebrannt. 

Danzigs Glanzpunkt ist die *La]iggaMe und der *LMBgem>rkt, 
«ine breite Strasse, welche die Stadt von W. nach 0. durch- 
schneidet, w. vom Hohen TIioTj einem stattlichen, 1588 erbauten 
Festungsthor, welches nach aussen oben den poln. Adler und das 
Panziger und westpreuss. Wappen tragt, oder eigentlich dem 1612 
erbauten Langgassenthor begrenzt, weil hier erst die Langgasse 
beginnt, 5. vom Orünen Thor. Dieser Strasscnzug und die Fluss^ 
Seite vor dem Orünen Thor, die Langebrüeke genannt, ein mit 
Buden mancherlei Art besetztes Werft, welches sich vom Grünen- 
bis zum Johannisthor hinzieht, der Sammelplatz der Schiffer, 
Matrosen und Sackträger, ist der Mittelpunkt des Danziger Lebens. 
Langgasse und Langemarkt bestehen aus einer Reihenfolge der 
schönsten alten Häuser, meist aus dem 16. bis 18. Jahrb., zum 
Thell Prachtbauten, wie sie keine andre deutsche Stadt aufzu- 
weisen hat. Jedes Haus hat einen breiten mit Platten belegten 
Vorplatz, hier Beischlag genannt, zu dem Freitreppen führen, 
deren Aufgang mit L5wen und anderm Bildwerk geschmückt ist, 
das theilweise in Venedig gefertigt ist. Auch die Vorderseiten 
einzelner Häuser sind aus Portugal und Italien hierher gebracht. 
Das ansehnlichste Gebäude ist hier das *Bathliaas (PI. 24). 
ans dem 14. Jahrb., mit einem 1556 aufgesetzten schlanken Thurm 
zierlichster Art. Im Innern ist die Sonmier-Rathsstube (1 . Treppe 
links, stets offen), mit rothem Sammet ausgeschlagen, mit einer 
Decke von gutem Holzschnitzwerk und einzelnen Gemälden (ein 
aus einem Fenster blickender Mann, gut). Rechts der Remter, 
hohes Gewölbe auf einer einzigen Granitsäule, hier die Anfange 
einer städt. OemäldegaUerie, Bilder neuer Meister, Rosenfelder Pan- 
cratius Klein, Schröder Crescentius vor Papst Gregor u. a. Auch 
die Treppe ist eigenthümlich. 



104 SauU 24. DANZIG. 

Neben dem Rathhaas ist ein grosser Springbrunnen (PI. 21), den 
ein stattlicher ^Neptun, von Seepferden gezogen, ziert, um die Mitte 
des 17. Jabrh. wahrscheinlich in Augsburg gegossen. 

Angrenzend der ^Artnt- oder Jnnkerliof fPl. ij (im Mittel- 
alter wurden die grossen Kanflente in Danzig Junker genannt). 
Mitte des 16. Jahrh. erbaut, an der spater mehrfach veränderten 
Vorderseite unten die Medaillonbüdnisse Kaiser Carls V. und seines 
Sohnes Don Juan d'Austria, oben röm. Helden und allegorische Fi- 
guren. (Restauration im Rathskellei unter dem Artushof s. S. 101.) 

Der hohe gewölbte *SaaI des untern Stocks, ursprüngl. su kaufimänn. 
Versammlungen und Qclagen (Tafelrunden) bestimmt, dient heute noch als 
Börse (Börsenstunde 11—2 V.). Er ruht auf 4 schlanken rohen Granit- 
pfeilem, denen des Marienburger Schlosses (S. 109) ahnlich, und ist in höchst 
eigenthümlicher Weise verziert, mit Gemälden, Reliefs, Statuen aus der 
christlichen und heidnischen Sagenwelt. Das Bemerkenswerthere mag 
Folgendes sein: Beim Eintritt rechts ein grosses jüngstes Gericht von 
Mölkr^ gu Anfang des 17. Jahrh. gemalt i Hadonnenbild von Siech; Aktaeon, 
eigenthümliche Vereinigung von Gemälde, Relief und Hirschgeweih \ Aus- 
lug mittelalterlicher Kriegsleute, ein gutes Bildchen, welches Hoffmann 
(S.28) zu der Erzählung „der Artushof" (Serapionsbrüder l.Bd.) YeranlassuDg 
gab. In der Ecke ein 38' hoher Kachelofen. In der Mitte ein Marmor- 
Standbild Königs August III. von Polen, an der anrdem Seite Reinold, eine« 
der 4 Haimonskinder, auf dem Spiess der Kopf des Königs Carlmann, da- 
neben die 4 Haimonskinder zu Pferde gemalt^ der grosse Christoph. Der 
Eulenspiegel, ein derber Scherz, und das täuschend gemalte brennende Liebt, 
in der Spitze des Orpheusbildes, gelten als Handwerksburschen- Wahrseichen. 

Die *Xarienkirche (PI. 17) ist eine der schönsten in den bal- 
tischen Gegenden (S. Öl), 1343 begonnen, 1503 vollendet, die 
grSsste evang. Kirche, 358' 1., 142' br., 96' hoch (Dom zu Magde- 
burg 408' 1., 110' br.), drei Schiffe von gleicher Höhe und gleicher 
Länge. Das Aeussere macht weniger Eindruck, weil die Kirche 
allenthalben zu nah von Häusern umgeben ist. 

In einer Capelle des s. Chorumgangs ein *gekreuzigter Christus, 
in Holz geschnitzt, vortrefflich und wahr gearbeitet^ die Danziger nenneo 
Michel Angel o als den Meister. Im nördl. Kreuz neben der Uhr am Altar 
gutes altes Holzschnitzwerk mit eben so alten Bildern. Gegenüber 
in der grün verhangenen Capelle ist das Kleinod der Kirche, ein grosses 
Altarblatt mit Flügeln, 1467 gemalt, in kühner und grossartiger Auffassung 
das 'jüngste Gericht darstellend, fHiher J. ▼. Eyck zugeschrieben, nacl) 
der Restauration von 1851 aber unzweifelhaft als ein Bild von MenUitig 
anerkannt. Einer Sage zufolge war es für den Papst bestimmt, wurde aber 
auf dem Wege von Brügge nach Rom von Seeräubern genommen, welchen 
ein Danziger Schiff es wieder abjagte und der Marienkirche verehrte. Im 
J. 1807 nsäimen es die Franzosen mit nach Paris, jedoch „als das ew'ge 
Gericht des Kleinods Räuber ergriffen, gab der gerechte Monarch uns da« 
Erkämpfte zurück", wie die Unterschrift berichtet. König Friedrich Wil- 
helm lU. bot damals der Stadt Danzig vergeblich 40,000 Thlr. dafür. Man 
muss sich vom Küster (5 Sgr. Trinkg.) anfschliessen lassen, um es genau 
zu betrachten. Die drei neuen Glasgemälde hat König Friedrich Wil- 
helm IV. 1843—1845 der Kirche geschenkt. Der sehr grosse Taufstein 
mit Säulengitter ist 15Ö4 in den Niederlanden gegossen, ohne Kunst-, aber 
von bedeutendem Metallwerth. Die beiden Kronleuchter von Messing 
können musterhaft genannt werden. Vor der Schuhmachercapelle, dem Tattf- 
stein nördl. gegenüber, liegt der Dichter Motrtin Opitz begraben, der, vor 
den Stürmen des 3Qjähr. Kriegs aus Schlesien flüchtig, hier 1639 an der Pest 
starb. Die ausgehängten Fahnen enthalten die Wappen der in den Capellen 
beerdigten Familien. Die Kirche besitzt ausserdem kostbare sehr alte 
Messgewander und Kirchengeräthe 



J0HANN1SB£RG. 24. Bouie, 1(X^ 

Die übrigen Danziger Kirchen sind wenig bedeutend. Die Ca- 
Iharmenkifche (PL 11} hat ein Glockenspiel, welches alle halbe Vier— 
telstunden seine Weise ableiert, und ausserdem noch täglich von. 
11 — 11 Vs ü. Vorm. und Sonntags von 5 — 6 Uhr von einem Mu- 
siker gespielt wird. Die Trinüatiikircht (PI. 18), 1514 vollendet, . 
hat nach der Westseite einen elgenthümlichen schönen Giebel mit 
mehreren Thürmchen und Verzierungen aus gebrannten Ziegeln.. 
Die *Dampfbootfahrt (S. 102) nach Neufahrwasser ist sehr zu. 
empfehlen. Das Boot windet sich auf der Mottlau durch Fahr- 
zeuge aller Art hindurch und gelangt dem Holm gegenüber in» 
die Weichsel. Bei der Festung Weichselm&nde, aus deren grünen. 
Wällen ein nralter nicht mehr gebrauchter YertheidigungsthumL 
hervorblickt, legt das Boot an und hält darauf bei dem schräg 
gegenüber gelegenen Nenfalirwatser , einem nur vom Schiffsver- 
kehr lebenden Ort. Drei Stunden reichen zur Besichtigung der 
Molen, des Leuchtthurms und zu einem Seebad ans. 

Zwei Anhöhen in der nähern Umgebung der Sudt gewähren; 
Aussichten , wie sie weder an der Ostsee noch an der Nordsee? 
sich wiederfinden, wie sie nur einzelne Punkte am adriat. und 
mittelländ. Meer darbieten. Zuerst der *Johuinitberg bei Lang— 
fvhTj V2 M. n.w. von Danzig, wohin vom Olivaer Thor eine: 
Boppelallee schöner Linden führt. Der Weg links mitten im Ort- 
führt auf den Johannisberg, von dessen Gipfel. 311' ü. M., maib 
einen Theil der Stadt Danzig, dann s.o. über die Hügel hinweg 
den fruchtbaren Danziger Werder, links zur Seite das anmuthlg» 
^ttehherUhal und ö. viele Meilen weit das Meer überschaut, welches^ 
Mer eine grosse Bucht bildet, links von der 6 Meilen langen Land— 
iimge Btia begrenzt, auf deren äusserster Spitze der schlanke Leucht- 
thurm hervorragt, rechts im Vordergrund Neufahrwasser und Weich— 
sehnünde und weiter die Frische Nehrung bis zu den Hügelib 
^ter Elbing, bei Sonnenuntergang ein Anblick, lieblicher und^ 
zugleich grossartiger als irgend einer in Norddeutschland. BtUe- 
«t<« oder Zinglerahohef ^Gasthaus, mit einem sehr guten Fraun-- 
hofer'schen Fernrohr. 

Die Aussicht vom *Carlsberg oberhalb Oliva, in derselben. 
Richtung n.w. 8/4 M. weiter als der Johannisberg , 1 St. Fahren» 
▼OD Danzig (S. 102), ist zwar s. mehr beschränkt, da die vorlie- 
genden Hügel das Danziger Flachland verdecken; sie übertrifft 
>ber die Aussicht vom Johannisberg durch den Blick w. auf das 
durch Hammerwerke belebte liebliche Schwabenthalj ö. durch äeit 
Olivaer Vordergrund, dann durch die tbeils mit Buchen, theils 
mit Nadelholz belaubten nahen Höhen. Die Fernsicht auf da» 
Meer ist dieselbe. Auf dem Gipfel, 342^ ü. M., ist zwischen zwei . 
grossen Flaggenstangen ein Belvedere. 

Am Fuss des Berges liegt die etast reiche, 1829 aufgehobene' 
Oisterzlenser-Abtei Oliva (mona <^4varum)f jetzt Pfarrkirche, eiib 
stattUches 1581 aufgeführtes Gebäude, 300' 1., 100' br., 76' h.,. 



106 R0UU24. ZOPPOT. 

Seitenschiff ganz niedrig, mit 24 Altaren und einer grossen Orgel. 
Im Chor hangen an einer Seite die lebensgrossen Bildnisse von 
4 K5mgen von Polen, von Przemislans an, an der andern Seite 
^ Bildnisse Pomerellischer Herzoge, darüber das Bildniss des 
Siebenbürgischen Polenkönigs Stephan Bathöri; im südl. Krenz- 
schiif gutes Holzscbnitzwerk von 1619. Das dnrch drei Säolen 
gestützte gewölbte Refectorium ist mit den Brustbildern sammt- 
llcher Aebte ron 1170 an, dem Gründungsjahr der Abtei, geziert 
Im Friedenssaal neben dem Kreuzgang wurde am 3. Mai 1660 
der bekannte Friede zwischen Schweden und Polen geschlossen, 
welcher den 61jahr. nordischen Krieg beendigte. Während der 
Friedensunterhandlungen war der kriegslustige Schwedenkonig 
Carl Gustav gestorben, üeber der Thür des Gemachs sieht man 
•«inen Reiter, hautrelief, mit den schwed. Farben angemalt, an- 
geblich das Bild des Boten, welcher die Todesnachricht brachte. 
Das Schloss der ehem. Aebte, deren letzter, Joseph Fürst von 
Hohenzollern (f 1831), zugleich Bischof von Ermeland war, ist 
Jetzt nebst dem durch hübsche Anlagen ausgezeichneten •Gartöi 
und dem Carlsberg Eigen thum des Königs von Preussen. Un- 
mittelbar an der Landstrasse ^Thierfelcts Hotel. 

Noch Vz Meile weiter n. (Omnibus s. S. 102), ebenfalls an der 
Landstrasse, liegt das Dorf Zoppot (^Kreissjy und etwas rechts 
am Meeresstrand das Seebad mit Cursaal und allen Einrichtungen 
-solcher Seebäder, einem abgesonderten. Badeplatz n. für Männer, 
«Inem andern s. für Frauen, mit Buden zum Aus- und Ankleiden, 
^us welchen der Badende auf langen Stegen sogleich ins Meer 
geht. Ein einzelnes Bad 2V2 Sgr., Abonnement für die ganie 
Badezeit (15. Juni bis Ende September) 2V2 Thlr. In nächster 
Umgebung die Thalmühle ^ Elisen- und Königs-Höhe mit schonen 
Aussichten. Das V2 Meile n. von Zoppot in der Nähe der Post- 
station Katt (S. 107) gelegene, in die See vorspringende, 200' hohe 
l)elaubte Vorgebirge ^Adlershorst gewährt einen reizenden Blick 
«owohl s. auf die Zoppoter Bucht, als auch n. auf eine zweite 
Bucht, welche durch die weit vorragende OxhofUr SpHte gebildet 
^ird. Vor 1848 war Zoppot viel von Polen und Russen besucht, 
jetzt sind vorzugsweise Danziger dort zu finden. 

Vier Meilen s.w. von Danzig liegt im Ka^subenland das ehem. Gartbäuser- 
Kloster Marien - Parache» , gewöhnl. Oarthaus genannt, mit Dorf (Kreisort) 
und gutem Wirthshaus, in einer Gebirgs- und Waldsee-Gegend ; 2Meil. 8. 
der Sehönberg (1060' ü. M.), einer der höchsten Berge swischen Harz und Ural. 

56. Von Danzig nach Stettin. (Pommersche KmU.) 

46S/4 M. Bis Cöslin 261/2 M., 2mal taglich Schnellpost in 22 St.; von da 
Eisenbahn (Hinter-Pommersehe Bahn). — Bahn über Bromberg s. S. lOO- 

Strasse und Eisenbahn durchschneiden die Provinz Pommen 
■^on Osten nach "Westen, sie führen meist durch fruchtbares hüge- 
liges Ackerland, bieten aber in landschaftlicher Beziehung wenig 

Beginn der Fahrt, Langfuhr, Oliva, Zoppot^ s. S. 105. 



CÖSLIN. 26. RouU. 107 

^Vz IClein-Kalty in dessen Nahe das obengenannte Vorgebirge 
Adlerkorst. Unfern der ebenfalls 8. 106 genannten Oxhöfter 8pitte 
verlässt die Strasse die Ostsee. 

3^4 Neustadt, kassnbisches Kreisstadtchen. Vor 
2^2 Klein-AnkeHkolt tritt die Strasse in die Provinz Pommern. 
Zu beiden Seiten der Strasse in einiger Entfernung lange Ketten 
bewaldeter Hügel, namentlicb stdl. die Sckonberpe (S. 106). 

2 Lauenburg (Hotel de Prusse), Kreis- und Kreisgerichtsort 
an der Leba, mit alter Rathbansfa^de. 

2V2 Carlghöhe. Bei Poganäz Ober die Lupow. 
2V4 Dumröse. Vor 

2V4 Stolp (MüUer's Oatth.; Mundt's Qasik.) senkt sich die 
Strasse in den Thalkessel der Btdipe, die sich 2V2 Meile von 
hier ins Meer ergiesst. Stolp ist eine ansehnliche Stadt mit 
11,500 Einw. und mehreren Kirchen und alten Stadtthoren. 

3V2 Sehlawe an der Wipper, die bei dem 3 Meilen westlich 
gelegenen Rügenwalde ins Meer fliesst. 

2^/4 Panknin. Zwischen Zanow und Gdslin erreicht die Strasse 
^en waldigen Gollenbtrg, 300' 0. M., dessen Umgebungen die 
Pommern ihre Schweiz nennen. Links ein kleines Denkmal ffir 
<iie in den Kriegen von 1813 — 1815 gefallenen Pommern. 

2V2 Clkllin ( Dürre' 8 HötelJ, die bedeutendste Stadt an der 
Strasse, mit 10,000 Einw., Sitz der Regierung. Auf dem Markt 
steht ein Stimdbild des Königs Friedrich Wilhehn I. 

Von Cöslin an Eisenbahn , Fahrzeit bis Stettin etwa 4 St., 
*ber (Stationen) Nassow, Beigard (Zweigbahn nach Colberg s. unten), 
Sckievelbein, Labes, Wangerin, Freienwalde, Trompke, Stargard 
(S.102), Knotenpunkt für diese und die Stettin-Posener Bahn. 

Von Beigard nacb Colberg (S/4 St. Fahneit) Zweigbahn, Aber 
^tin. Colbezg (König von PreuiHn)^ faat am Meeresufer, an der Mündung 
^er Per »ante ^ Festung, hochberühmt durch die kühne erfolgreiche Verthei- 
üigung während des llyihT. Kriegs, besonders aber in den J. 1806 und 1807, 
welche die Kaanen Ghieisenau, Schill und Nettelbeck mit einem Strablenkraae 
^mgeben. — Das hübsche EaVihaus hat Zwimer, der Kölner Dombaumeister 
Y 1861), vor etwa 90 Jahren erbaut. In der Marienkirche sehenswerthe 
■Alterthiimer, ein Leuchter mit Figuren der Apostel vom J. 1827, Hol«- 
•chnitswerk von 1523 u. A. Nicht unbedeutender Hafen. Besuehtes Seebad. 

26. Von Berlin nach Königsberg. 

Schnellzug in 15 St. für 20 Thlr. 7 Sgr. oder 14 Thlr. 13 Sgr. •, Personenzug 
in 19 St. für 17 Thb. 10 Sgr., 13 Thlr. oder 8 Thlr. 20 Sgr. 

Bis Birscliaii ( Kronprinz, Z. 15, F. 6; Herzog Samhor) s. S.96 
^^ 100. Dirscbau war früher, besonders im Winter, ein selir 
lebhafter Ort wegen des Verkehrs beim Weichsel-Üebergang, der 
^ft schwierig war und tagelangen Aufenthalt verursachte. Diesem 
XJebelstand hat 'die grossartige und trefflich gebaute, 1857 voH- 
<ft4ete ^Eisenbahn-Oitterhrücke ein EJnde gemacht. Sie ruht auf 
ö Mittelpfeilem von je 31' und zwei Endpfeilern von 98V2' Durclk- 
"aesser, die 6 Brückenöftoungen haben eine lichte Weite von 38B', 



106 Route 26. MABI£NBUR6. 

die ganze Brücke ist also 2668' lang, 12' über dem höchsten 
Waaserstand der Weichsel, die Gitter 37^3^ h. Bei gewöhnlichem 
Wasserstand ist die Weichsel hier nicht breiter, als der Bheio 
bei Köln (etwa ISOO'). 

Die Bahn durchschneidet nnn die fruchtbare Niederung bis 
znr Nogat, dem 2 Meilen südl. (bei der Montauer SpUze) vom 
Hanptstroin der Weichsel 5stl. sich trennenden Ann. Das Land 
liegt unter dem Hochwasser dieser Flüsse, und ist, wie in Hollandr 
durch Deiche und Windmühlen vor Ueberschwemmungen geschützt. 
Die Eisenbahnbrücke über die Nogat hat zwei 312 br. OefEhungen; 
an den Portalen auf dem 1. Ufer das Standbild des Hochmeisteis 
Hermann v. Sahai r. das des Herzogs Atbrerht v. Preuasen. 

Xarienbnrg (* König v. Preuasen; Hochmeister), alte SUdt as 
der Nogat, 8000 Einw., mit Rathhaus und Thor aus dem 14. Jahrh. 
und einer schönen Hauptstrasse mit Bogengängen zu beiden Seiten, 
einst Sitz des Hochmeisters des mächtigen Deutsch-Ritterordens, dem 
im 13. Jahrh. der König von Polen das umliegende Land abtrat. 
Das stattliche *Schl08»y in dem den baltischen Gegenden eigen- 
thümlißhen goth. Styl, besteht aus drei Theilen. Das Hochsehlossj 
eine gewöhnliche Ordensburg aus dem 13. Jahrb., im Viereck er- 
baut, mit der Schlosskirche und St.-Anna-Capelle (Küster 5 Sgr.)r 
darin die Oruft der Hochmeister, die goldene Pforte, Betstühle 
der Ritter. An der äussern Ostseite ist oben in einer Blende ein 
26' hohes Marienbild von Mosaik. Das Mittelschlosa, ursprünglich 
die Vorburg des ersteren, ist nach Verlegung des Hochmeister- 
Sitzes von Venedig hierher (1309) als ritterlicher und landesherr- 
licher Palast ausgebaut (unter Leitung des Oberschlosswart Starck 
zu besichtigen). Die Vorburg ist jetzt Ton yerschiedenen öffent- 
lichen und PriTatgebäuden besetzt (Gasthaus zum Hochmeister, 
St.-Lorenz-Capelle u. a.). Die Eisenbahn führt durch dieselben- 

Das Schloss wurde 1457 den Polen übergeben, nachdem es 
148 Jahre im Besitz des Ordens und Residenz von 17 Hoch- 
meistern gewesen. Es ist von aussen und innen in den J. 1817 
bis 1820 hergestellt worden durch besondere Fürsorge des dafflA- 
ligen Kronprinzen von Preussen (König Friedrich Wilhelm IV) 
und die lebendige Betheüigung der königl. Familie, so wie aller 
Stande, Städte und Kreise der Provinz Preussen, wie dies nament- 
lich die zahlreichen gemalten Wappen u. dgl. In den Glasfenstem 
aussprechen. Alle Räume durch alle Stockwerke sind gewölbt. 
Der grosse Remter (des Hochmeisters Remter), ein 45' 1., 45' br., 
32' hoher Saal, in welchem der Orden seine Veraammlungen hielt 
und fremde Gesandte empfing, vnrd durch einen einzigen 17^ dicken, 
I3V2' ^ohen Granitpfeiler gestützt. Als die Polen im Jahre 1410 
Marlenburg belagerten, war dieser Pfeiler das Ziel ihrer Geschütze, 
um unter den Trümmern den Hochmeister mit seinen Rittern zo 
begraben. Eine Kugel blieb In der Ecke des Zimmers stecken, 
wo sie noch zu sehen ist. Ein 63' 1., 10 V2' hr., 24' h. Gang 



SLBING. 26*. Route. 100 

fahrt von dem grossen Remter zar Haupttreppe. Die Fresken 
sind nach Entwürfen von Rosenfelder, Oraef, Menzel und Herr- 
mann. Die im Spitzbogen emporstrebenden GewOlbe des Con- 
vents-Bemters werden von drei schlanken Qranitpfeilem getragen; 
der Saal ist 96' 1. , 48' br. und 28' h. ; man sieht hier auf zwei 
Glasbildern, von dem Königsberg*schen und dem Marienwerder*- 
sehen Kreis gestiftet, einen Ordensritter mit der Unterschrift: 
„Dargeboten wird dir Brod und Waaaer und ein äUes Kleid für da» 
Kreut. Vor Acre im November 1190*'^ und einen Landwehrmann 
mit der Unterschrift: „Oott und dem Könige treu. Auf dem Landr 
tage zu Königsberg im Fd^fuar 1813". Von den Zinnen des Schlosses 
guter üeberblick über die Gegend. 

Die Bahn durchzieht nun die fruchtbare Marienburger und 
Elbinger Niederung (Werder), Stationen Altfelde, Orunau, dann 

Blbing (*Stadt Berlin, Z. 15, L. 8, F. 7, M. 15 Sgr.; ^Kbnigl. 
Bof), saubere Handelsstadt am EOting, mit 25,539 Einw. (4000 
Kath.). Einzelne Strassen mit ihren Beischlägen (S. 100) erinnern 
&n Danzig, obgleich Elbing im Allgemeinen den Charakter einer 
modernen Stadt hat. An Sehenswürdigkeiten besitzt sie nichts, 
<)agegen wetteifert ihre Umgegend mit Danzig ; vor Allem Vogelsang 
(Vz St.) , Dambitzen etc. Am interessantesten ist eine Fahrt mit 
dem Dampfboot nach Kahlherg, Seebad mitten in der DünenwOste 
^^^ Frischen Nehrung; oder über Rahnannsfelde (Kaltwasserheilanst.) 
nach dem waldumkränzten, jetzt verlassenen Kloster Cadienen. 

Von Elbing macht die Bahn, um die Hügelkette am 5stlichen 
^fer des Haff zu umgehen, einjen weiten Bogen über Oüldenboden, 
^^Mohitten, Mühlkausen, bis Braunsberg (Rheinisoher Hof, Schwarzer 
Adler), Stadt an der Passarge, weiter über Heiligenbeü, Wolttnik, 
^wigsorth, Kobbelbiidej nach Königsberg. 

^^Von Elbing gelangt man mit Dampfboot in 2^/2 St. nach Traaenbuvf 
|Whs. cum GopernicuB), einem Fischerort, Sitz de« Bischofs von Brme- 
^d, dessen neues Schloss auf der Höhe liegt. Der Dom ragt, ringsum 
"^it Thürmen und Mauern befestigt^ weithin sichtbar hervor, ein ausserlich 
«cbönes goth. Backstein - Gebäude aus dem 14. Jahrh. (S. 53); die innere 
Ausschmückung, Altäre, Gemälde u. dgl., gehört ganz dem geschmacklosen 
^- und 18. Jahrh. an. Im s. Seitenschiff erinnert ein Marmorstein in der 
Wand an den 1841 ^manu nequitiima" hier ermordeten Bischof von Hatten. 
^Pemicus , der berühmte Astronom , starb hier im J. 1543 als Domherr. 
"*a Thurm der Wasserkunst hat er der Sage nach erbaut. 

27. Königsberg. 

«aath&fe. Deutsches Haus, Z. 20, M. 20, F. 71/21 B. 8. «Hdtel 
^ePrusse, vormals Schönenberg bei der Börse. Hdtel Sanssouci, 
*» Bahnhof - 2. Kl. Victoria HÖtel, Rötel de Berlin. 

Keataurationen. Ehlers, Altstadt. Kirchenstr. Quin and, Kneiphöf. 
^^ggasse. Skibbe, Kneiphöfsche Langgasse. Das Blutgericht, ein 
Heller mit guten Weinen im Schlosshof. 

Oonditoreien. Zappa, Franz. Strasse, viel Zeitungen. Pomatti am 
^.tetadt. Markt an der Südseite des Schlosses ^^ bester Marzipan, das he- 
^l^mteste Erzeugniss Königshergs. Janatzi, Junkerstrasse ^ Siegel 
*J^nz. Strasse; Buccella, Poststrasse. 

B«nisteinarbeit«n bei Schlesinger in der Franz. Strasse. 



110 Baute fi7. KÖNIOSBEBO. 

Ktaigtberg mit 100,000 Einw. (1800 Kath., 2500 Juden) and 
74S7 Soldaten, einst Hauptstadt des Königreichs Prenssen, jetzt 
der Provinz, eeit einem Jahrhundert die Wiege geistig bedeutender 
Männer, Kant's, Herder's, Hamann's, HippeFs n. a., liegt auf hüge- 
ligem Boden, am Pregel, kaum eine Meile von dessen Mündung 
in's FriBche Jia/f, welches aber tief genug ist, grosse Seeschiff» 
zu tragen. Die hohen Speicher -Otbäude am Fluss, unter 
welchen das 1844 — 45 aufgeführte königliche Kömermagaaän her- 
vorragt, geben Zeugniss von dem regen Handelsverkehr. Im Hafen 
liegt immer eine Anzahl kleinere Seeschiffe und polnische SchifiTe. 

Das SchloM (PL 19), von Ottokar, Konig von Böhmen, um 
1257 gegründet, nachdem er einen Kriegszug gegen die heidnischen 
Preussen geleitet hatte, wurde später Sitz des Qrossmeisters des^ 
Deutschen Ordens, von 1525 an Residenz der Herzoge von Preussen. 
Die Ostseite soll 1532 von Herzog Albrecht, die Südseite 1551 
erbaut sein. Die Westseite wurde 1554 angebaut. Es wird nun 
von verschiedenen Behörden benutzt. In der ScIdosdUreht setzte 
Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, am 18. Januar 1701 sich 
selbst die Königskrone auf, und nannte sich fortan Friedrich I.^ 
König in Preussen ; auf derselben Stelle fand am 18. Oct. 1861 die 
Krönung des Königs Wilhelm I. statt. Friedrichs I. kleines Standbild 
steht vor dem östl. Schlossportal , „dem edLen Volk der Preusien 
%um immerwährenden Denkmal geffensdUger Liebe und Treue den 
18. Jan. 1801 gewidmet von Friedrich WiUietm III.'* Die grossen 
eng beschriebenen Gedächtnisstafeln in der Schloeakirehe bezeugen 
am besten, dass im J. 1813 die Provinz, welche damals auch die 
Wiege der Landwehr war, nicht allein ihr Gut auf den Altar des 
Vaterlandes niederlegte, sondern dass auch das Blut ihrer Söhne 
stromweise für die Befreiung desselben geflossen ist. Ueber der 
Kirche ist der 265' lange, 57' breite Moscowitereaal y einer der 
grössten Deutschlands ; er dient zu grossen Festlichkeiten, Kunst- 
ausstellungen u. dgl. Yom Schlossthurm weite Aussicht. 

Am Wege vom Schloss zum Königsgarten kommt man an der 
1864 enthüllten Statne Kants von Rauch (Nachbildung der am 
Friedrichsdenkmal in Berlin befindlichen) vorbei und gleich dar- 
auf r. in die Prinzessinstrasse. Ueber der Thür des kleinen 
Hauses Nr. 3 (PI. 8) meldet eine Inschrift: „Immanud Kant 
wohnte und lehrte hier von 1793 bis 1. Febr. 180d", seinem Todestag. 
Unmittelbar gegenüber ist das 1848 — 49 aufgeführte grosse Post- 
gebäude (PI. 17), neben diesem die 1839 — 43 nach Schinkels 
Plänen erbaute Altstädtiache Kirche y in welcher man vor lauter 
Pfeilern den Prediger kaum sehen kann. 

In der Nähe dieser Kirche, auf dem Konigsgarteny mit neuen 
Anlagen, ist neben dem Theater im Jahre 1851 auf einem 
20' h. Sockel das I5V2' l»©*»« bronzirte ♦Beiterbüd Friedrich 
Wilhelms m. aufgerichtet (PI. 5), Erzguss, von Kiss entworfen. 
Bie Inschrift sagt: ,, ihrem Könige die dankbaren Preussen 184L 



KÖNIGSBERG. 27. Route, iü 

Sern Btiipiel, seine Qe9€t%e fnoidden uns stark mut Befreiung dem 
Vateriandea, Ihm verdanken wir des Friedens Segmmgen,'* 

Die Keliefbilder stellen dar: 1. Familienleben des Königs während 
seines Aufenthalta zu Königsberg in den J. 1807—1819. 2. Der König über- 
giebt Hardenberg die vollzogene Urkunde der wiclitigen neuen Gesetze aus 
jenen Jahren^ Schamhorst und Stein freuen sieh derselben. 8. Errichtung 
der Landwehr im Febnisr 1813. York in der Mitte zwischen den Grafen 
Alexander und Ludwig Dohna giebt einem Studenten das Gewehr. Barde- 
leben stützt sich auf den Säbel. Rechts in der Ecke Bürgermeister Heide- 
mann im Landwehrrock, links ein Reiter des National-CaTallerie-Regiments. 
Das 4. und 5. Feld deutet auf die Segnungen des Friedens hin, die beiden 
vordem Figuren des letztem sind Hans ▼. Auerswald (im Sept. 1848 zu 
Frankfurt ermordet) u. Bessel, der Astronom, im Hintergmnd die Sternwarte. 

Auf der n. Seite des Platzes erhebt hich das grossartige neue 
IJ]iiYer8it&to9eb&ade(P1.2!2), naohStüler's Entwurf 1862 vollendet f 
in der Anla Fresken von Rosenfelder, Graf und Piotrowsky. 

Vom Königsgarten gelangt man o. durch die Scblossteirhsgasse 
an den Schlontteioh, einen, die halbe Stadt von S. nach N., vom 
Srhloss bis fast zum Bossgärter Thor durchschneidenden Teich, der 
von Linden- und Kastanieubäumcn, und von Gesell schafts- (nament- 
lich dem Qarten der Börsenhalle und den beiden Logengärten) und 
Privatgärten umgeben ist. Er liegt H8' über dem Pregel, und erhält 
seinen Zufliiss durch den unmittelbar n. mit ihm in Verbindung 
stehenden 34' höher gelegenen Oberteich, Die Schlossbrücke , am 
Ende der Schlosstelchsgasse, ist die einzige Ueberbrückung des 
Schlossteichs (nur für Fussgänger). Dann gehts weiter durch die 
^eissgerbergasse , über den Rossgärtschen Markt in die schnur- 
gerade lange Königsstrasse. In dieser steht, Nr. 57, vor dem 
Stadt-Mutenm (PI. 20), eine hohe Spitzsäule, „dem StacUsminister 
HonricÄ Theodor von Schon bei seinem Austritt aus dem Staais- 
(Uenst den 8. Juni 1843 von seinen dankbaren Mitbürgern^ er- 
richtet. Die ^Oemäldesammlung, mit der Kunstschule verbunden, 
^* Somitags von 11—2 ü. geöffnet, gegen Trinkgeld (10 Sgr.) 
%Iich, etwa 300 meist neuere Bilder. 

Rechts: 1. Zimmer. ilL Kolbe Ungamschlacbt auf dem Lechfeld} 
»ß. Schrödter Enlenspiegel und der Kellermeister. — 2. Z. *157. Campanella 
J^hor des Capuzinerklosters auf Piazza Barberini in Rom ^ 161. FViedrieh 
Jfpdschaft aus dem Oebirg um Teplitz. — 8. Z. Bsllini Madonna. — 4. Z. 
;il. Hippers (t 1796) Bildnisse 42. Conegliano Madonna. — Links: 1. Z. 
J^5. Schönes Bildnisse 179. Pirrot Neapel^ 150. Adam Pferde; 178. Mae$ be- 
lade Römerin. — 2. Z. *196. Stilke Auszug syrischer Christen aus dem 
^«il. Land nach der Zerstörung von Ptolemais 1291 \ 195. Sohn Dame mit 
Spiegel s •182. U FotUevin Golf von Neapel ; 153. Blane Kirchgängerin •, 110. Ha- 
^Miii'B (+ 1788) Bildniss. — 3. Z. 176. Lehnen Stillleben; 188. Quaglio Dom 
"» Franenburg (S. 106)-, 112. Zelter^s (f 1832) Bildniss-, 200. Vennemann 
Nachmittagsschlaf; 114. Bessel's (8. HO) Bildniss. — 4. Z. 188. Schom 
Cromwell weissagt im Lager von Dunbar den Sieg; •89. Sehotel Schiffbruch. 
^ 5. Z. Wdldmmer Sonntag Nachmittag; 160. Van Eycktn Winterland- 
^han^ 167. immer Pfändung; 187. Sehirmer Abendruhe; 169. Jacob» Kalif 
lind Scheherasade ; *173. Köhler Findung Mosis ; 192. Schulz Chor des Doms 
'tt Königsberg. Neuerdings erworbene Gemälde sind: *Ro»enf eider Ueber- 
l^^e des Ordenssehlosses Marienburg; *Le»nng betender Mönch am Sarge 
Kaiser Heinrichs IV. \ *ßodom Norwegischer Wasserfall ; *Leu Norwegische 
Hochebene; *Kalkrtuth 8ee in den Pyrenfien. 



112 Rouie27. KÖNIGSBERG. 

In derselben Strasse, Nr. 66, ist das Gebäude, in welchem die 
kSnigl. Bibliothek (PI. 2) aufgestellt ist, über 160,000 Bände 
inlt mancherlei Handschriften, namentlich von Luther. 

Yon den 1843 begonnenen Festungsbanten verdient die grosse 
1851 vollendete Defensiona-CktBtme, auf dem Herzogsacker, links 
.in der Nähe des KSnigsthors, genannt zu werden; ferner der 
Dohnor und der Wrangtl-Thurm an der Ausmündung des Ober^ 
teichs in die Gräben. Die östl. Thore gehören ebenfalls dazu: 
das Scukheimer Thor mit den Bildnissen Yorks und Bülows, das 
Rossgärter Thor mit den Bildnissen Scharnhorst's und Gneis6nau*s 
und das Königsthor. Die beiden ersten sind 1854 und 1855 fertig 
geworden, das Konigsthor schon 1846. In den Blenden des letztem 
-die Standbilder des Königs Ottokar von Böhmen, des Herzogs 
Albrecht von Preussen und des Königs Friedrich I. von Preassen, 
'der Gründer und Erhalter der Stadt Königsberg. 

Einer der ältesten Stadttheile ist der Kneiphof, auf einer ganz 
•vom Pregel umflossenen Insel. Der Weg vom Bahnhof in die 
Stadt führt über die GrÜne Brücke, an welcher die von Holz ge- 
zimmerte Börse liegt, durch die mit Vorbauten (S. 103) versehene 
'Kneiphöfsche Langgasse. Auf dieser Insel erhebt sich der Dom 
(PI. 9), dessen Bau 1333 begann, ein stattliches goth. Gebäude, 
247' I., 82' br., drei gleich hohe (54') Schiffe, Thurm 160' hoch. 

In dem von der Kirche durch ein Gitter getrennten cum Gottesdienst 
nicht benutzten Chor alte Denkmäler^ darunter namentlich das grosse 
fiut die ganze Ostwand einnehmende des Herzogs Albrecht I. v. Preuasen 
' (t 1568), des Stifters der Universität, in der Geschichte von Königsberg die 
am meisten hervorragende Persönlichkeit. Die Tumba über seinem Grab- 
gewölbe zeigt ihn nochmals in Stein gehauen, nebst seiner ersten Gemahlin 
Dorothea, an den Seiten 6 vor ihm verstorbene Kinder. Auf der Nordaeite 
ist das Grabdenkmal des Kanzlers Johann v. Kospoth, aus schwarzem 
and weissem Marmor. Gegenüber in einer Vertiefung ein liegendes rohes 
Ritterbild, angeblich das Grabmal des Hochmeisters Herzog Luthems von 
firaunschweig (f 1335), der den Dombau begann. In den Grüften sind eine 
Anzahl Hochmeister und Landesfürsten beigesetzt, zuletzt am 30. August 
1809 ein Sohn des am 28. September 1851 gestorbenen Prinzen Wilhelm 
von Preussen. 

In einer mit Gitter verschlossenen Halle „Stoa Kantiana", an 
der nordöstlichen Aussenseite des Doms, ist Kant (f 1804) be- 
erdigt. Sein Wohnhaus ist S. 108 genannt. 

An den Dom grenzt das alte UniTersit&tBgeb&ude (PI. 23), 
das Collegium Albertinum. Die Universität wurde 1544 gestiftet, 
sie zählt etwa 350 Studenten, welche ein silbernes Abbild des 
Universitätssiegels, das Bild des Herzogs Albrecht, wie es an der 
"Wand des Gebäudes en relief zu schauen, an der Mütze tragen. 
Im grossen Hörsaal ist die früher auf Kant's Denkmal in der 
Stoa befindliche Büste des Philosophen, von Schadow gearbeitet, 
aufgestellt. 

Die von Bessel (f 1846) eingerichtete mit treffl. Instrumenten 
versehene Sternwarte (PL 21) ist 1811 — 1813 auf einer alten 
JBastei an der Westseite der Stadt erbaut. In der Nähe der botan. 



SABILAND. 27. RouU. 113 

harten, das zoolog. Museum (PI. 24) mit bedeutenden Samm- 
Jimgen und das ehem. Laboratorium der könlgi. Universität. 

Früher wurde von Königsberg ein nicht unbedeutender Handel mit 
Bernstein betrieben, die Zahl der Bemsteindrechsler belief sich auf 70. 
Jetat ist Danzig der Ort , von wo die stärkste Versendung stattfindet 
(S. 102). Die Hauptausfuhr ist nach dem Orient, wo der Bernstein beson- 
ders als Mundstück zu Tabakspfeifen benutzt wird. Er findet sich an der 
ganzen Küste von Ost- und Westpreussen. Nach heftigen Stürmen, be- 
sonders aus Korden, wirft die See häufig Seegras aus, in welchem Bern- 
stein sich verwickelt findet. Auch im Boden, selbst in bedeutender £nt- 
fcrnung von der Küste, gräbt man Bernstein (S. 63), gewöhnlich an der 
Oberfläche ; selbst aus grösserer Tiefe wurde dieses vorweltliche Pflanzen- 
harz schon zu Tage gefördert. Der Bemsteinhandel war anfangs ein Vor- 
recht der Hochmeister des Deutschen Ordens , welche oft die Ausgaben 
ihres ganzen Hofes mit den Bernstein-Einkünften bestritten. Später wurde 
-es königliches Monopol, und in frühem Zeiten durch sehr strenge Gesetze 
aufrecht erhalten \ jetzt ist das Recht , Bernstein zu sammeln , an die Be- 
wohner der Strandörter verpachtet und der Fremde, der an der Küste Bern- 
stein suchen und aufheben wollte, könnte in Unannehmlichkeiten verwickelt 
werden. Stücke von 1 Loth werden mit 15—20 Sgr. , von 1 Pfund mit 
100 Thlr. und mehr bezahlt. Am meisten geschätzt sind nicht die hellen, 
-sondern die milchig durchscheinenden Stücke, welche fast nie an der Ober- 
fläche, sondern meist in 30—50' Tiefe gefunden werden, auch bei Oluckan 
und Biuou, IV2 Meile östl. von Danzig. 

Samland. Der n. und n.w. Strand der Ostsee, 4 — 6 M. von Königs- 
berg entfernt, erinnert an Rügen (6. 79); er hat meistens ein schroffes hohes 
TJfer , durch viele , theils kahle , theils mit Wald bewachsene Schluchtea 
unterbrochen. In der Mitte dieses Küstenlandes, dessen s.ö Spitze Königs- 
berg bildet, des Samlandes, liegt 353' ü. M. der Oaltgarben, die höchste 
Höhe dieses im Innern f^chtbaren und mit Wäldern und Seen bedeckten, 
an den Küsten aber sandigen Hügellandes. Er wird häufig besucht, nament- 
lich von Königsberger Studenten am 18. Juni. Auf seinem Gipfel erhebt 
sich ein grosses Kreuz aus Gusseisen zur Erinnerung an die Befreiungs- 
kriege. Die Dörfer des nördl. Strandes sind meist zu Seebädern ein- 
Serichtet. Cranx, das bedeutendste, liegt 41/4 Meil. n. von Königsberg, 
an der Strasse, die über die Kurische Nehrung nach Memel führt; dann 
^eukuhren (Joumali^re in 5 St.)i weiter westl. Ratt$ehen^ OeorgenstecUde 
uud Wamiken, das an Grossartigkeit mit Stubbenkammer wetteifert. Auf 
der äussersten n.w. Spitze liegt Brüsterort^ mit Leuchtthurm, das sanilän- 
dische Arcona. —- Der westl. Theil Samlands hat nur drei interessante 
Puncte: den ßausenberg^ eine mächtige, mit heidnischen Bingwällen um- 
gebene Höhe, 242' über der 1 M. entfernten Ostsee*, das St, Adalbertskreut 
beiTenkitten (1836 errichteO, an der Stelle, wo im Jahre 997 der h. Adal- 
bert, Erzbischof von Gnesen , der erste Verkündiger des Evangeliums in 
Prenssen, von den heidnischen Einwohnern ermordet wurde. Früher stand 
hier eine Kapelle, aus der interessante Bilder in der alten Ordensburg Loch- 
itedt, 1/2 St. südlich von hier, aufbewahrt werden. Nach Lochstedt 
wurde der seiner Würde entsetzte Hochmeister Heinrich von Plauen 
1413 verbannt. 

Nach Fi 11 au Eisenbahn in 1 1/2 8t iiher Metgethen (1. der meilenlange 
Wald heisst die Caporn'Mhe Haide^ in der Mitte die Vierbrüdersäule) \ 
Poicoyen (von hier in 1 St. über Medenau auf den Galtgarben, s. oben) und 
Fischhauten. Man erreicht von hier in V2 ^^- ^^^ ^^- Adalbertskrcuz und 
Lochstedt. Die Bahn überschreitet den jetzt versandeten alten Ausfluss 
des Frischen Haffs (das Lochstädter Ti^fi und erreicht in 1/4 St. über 
Neühäuser^ einen waldumgebenen Badeort, die Festung Pillau, am jetzigen 
-Ausfluss des Haffs gelegen, mit Hafen und Leuchtthurm. 



Beedeker's Deutschland U. 12. Aufl. 



114 

88. Von Königsberg^ nach Memel. 

Ei«enbahn bis Insterburg in 3 St. für 2 Thlr. 13, 1 Thlr. 24 oder 1 Thlr. 
6 Sgr.^ von Insierbarg bis Tilsit in IV4 St. für 43, 32 oder 22 Sgr. Von 
Tilsit nach Memel Imftl tägl. Schnellpost in 15, Personenpost in 20Vs St. 
— Personenwagen Ton Königsberg nach Crans (S. 113) in 3 St., Dampfboot 
Ton Cranz nach Memel tägl. ausser Sonntag in 8 St. durch das Kurische 
Haff; 1. die Kurische Nehrung mit den höchsten Dünen Europas (200'), 
darauf 3 M. vor Memel das Seebad Schitarzort. Zwischen Königsberg und 
Tilsit und zwischen Tilsit und Memel Dampfboot täglich. 

Stationen Quitenftld^ Löwenhagen, Lmdenau, Tapiau (das darch 
die Deutschen Ritter erbaute Schloss ist jetzt Armenhaus). Bei 
Stat. Wehlau überschreitet die Bahn auf einer grossen Gitterbrückfr 
die Alle. Dann über Stat. Puschdorf und Norkitten nach 

Initerburg (Bahnhofsrest.), gewerbreiche Stadt (11,000 £inw.) 
am Zusammenfluss der Angerap und InsUry die von hier ab den 
Namen Pregel erhalten; in der Nähe das Schloss Georgenburg mit 
Landgestüt 

Von Insterburg nach Eydtkuhnen, preuss. Grenzstation, Eisen- 
bahn in 2 St. Stationen Judschen^ Oumbinnen (Deutsches Haus), Trakehnen^ 
Stallupöhnen, Eydtkuhnen. Von Eydtkuhnen über Kowno und Düna- 
burg nach St. Petersburg Schnellzug in 24 Stunden. 

Zu Insterhurg zweigt sich die Bahn nach Tilsit nördlich ab ; 
Stationen Orünheidej Stuten, 

Tilsit (* Hotel de Ruasie; Prinz Wilhelm), mit 16,000 Einw. 
(500 Kath.), am Memel, über welchen eine 1170' lange Schiff- 
brücke führt. Auf einem unterhalb derselben in der Mitte des 
Stroms festgeankerten Floss wurde am 9. JuH 1807 der Friede 
zwischen Napoleon, Alexander und »Friedrich Wilhelm III. unter- 
zeichnet, welcher Preussen die Hälfte seiner Länder raubte. 

3V2 StameUkehmen, 2^/4 Heidekrug, IV2 Saugen, 2V2 Prökuä. 

3 Xemel (Hotel de Russie; Weisses Ross; British Hotel i Victoria- 
Hotel), mit 17,000 Einw., die nördlichste Stadt in Preussen, am 
Eingang in das Kurische Haff, mit einem grossen Hafen und 
Leuchtthurm, der Mittelpunkt für den Holzhandel an der Ostsee, 
1854 theilwelse abgebrannt. 

29. Von Berlin nach Dresden. 

Eisenbahn in 6 St. für Thlr. 5, 15, 3. 20, 2. 10 Sgr. 
Bis Jüterbog s. S. 115. Die Dresdener Bahn zweigt sii& hitr 
links von der Anhaltischen ab, und führt durch eine einförmige, 
grossentheils sandige unfruchtbare Ebene an den Stationen HoU- 
dorf, über die schwarite Elster nach Hertberg, Falkenberg, Burgs- 
dorf vorbei nach Röderau, wo diese Zweigbahn von der Leipzig- 
Dresdener (R. 58) aufgenommen wird. Selbst der wissbegierigste 
Reisende verliert gar nichts, wenn er die Fahrt von 2Vj St. zwi- 
schen Jüterbog und Röderau verschläft. 



115 
30. Von Berlin nach Leipzig. 

Eiaenbahn in 48/4 8t. (Schnellzug in 4 St.): Thlr. 5. 16, 3. 24, 2. 23 ßgr. 
Kaum hat der Zug den Bahnhof yerlassen, so tritt links der 
Kremberg (S. 28) hervor; rechts Teltow, dann der Windmühlen- 
berg von RuhUdorf; links ßross-Beereriy bekannt durch die Schlacht 
▼om 23. Aug. 1813, in welcher die Preussen unter Bülow und 
Borstel das fast ausschliesslich aus Sachsen bestehende Aranz. 
Corps unter Oudinot schlugen und 2000 Gefangene und 18 Ge- 
schütze eroberten. Im J. 1817 ist auf dem Schlachtfeld eine mit 
7 kleinen Thürmchen gezierte Kirche erbaut, ganz in der Nahe 
das eiserne Schlachtdenkmal, mit der Inschrift : „Die gefallenen Hei- 
den ehrt dankbar Konig und VcUerland. Sie ruhen in Frieden,^ — 
Folgen Trebbin und Luckenwalde, kleine Städte. In der Kirche 
zu Jüterbogj deren beide Thürme hoch ohen verbunden sind, wird 
einer der Ablasskasten Tetzel's (S. 124) gezeigt. Sehenswerth 
die alten Stadtthore. üeber einem derselben hängt eine Keule 
mit der wunderlichen üeberschrift : „Oiebst du deinen Kindern 
Brot und leidest nctchmais selber Nothy schl<tg ich dich mit dieser 
Keule todt." (Zweigbahn nach Dresden s. S. 114.) 

Vor dem Bahnhof, 1/2^- ▼o^ Jüterbog, liegt links Dennewitz, wo 
jm 6. .Sept. 1813 Bülow , der von diesem Tage den Namen von Dennemtz 
Jilttte, die Franzosen unter Ney und Oudinot, deren Verlust 15,000 Mann 
betrug, besiegte, 80 Geschütze nahm und so Berlin vor einem Ueberfall, 
dem Zweck des Vorrückens der Franzosen, rettete. Gegenüber, auf den 
Hügeln von Meder-Oörsdorf^ ist zum Gedächtniss ein JDenkmal errichtet. 

Wittenberg (Stadi London; Weintra'ube; Adler zunächst am 
Bahnhof; * Bahnhof 8- Restauration) an der' Elbe, mit 11,000 Einw., 
(50 kath.), bis 1542 Residenz der Kurfürsten von Sachsen, dann 
Festung, 1760 von den Oesterreichern beschossen und fast bis zu 
einem Drittheil zerstört, 1813 von den Franzosen besetzt, am 
14. Januar 1814 von den Preussen unter Tauentzien, der von diesem 
Tage den Beinamen von Wittenberg erhielt, mit Sturm genommen. 

Das ehem. kurfürstl. Schloss mit den beiden runden Thürmen 
ist jetzt Citadelle. An den von den Franzosen ^erbrannten Thüren 
dw *8ehl08skirche schlug Luther am 31. Oct. ibll seine 95 Thesen 
an (S. 9). Sie sind 1858 durch 10' h. neue Metallthüren (Ge- 
schenk des Königs Friedrich "Wilhelm IV.) ersetzt, auf welchen 
4w ursprüngliche latein. Text der 95 Thesen eingegraben ist, dar- 
über ein Lavabild auf " Goldgrund , der Gekreuzigte, zu seinen 
Füssen Luther (f 1546) und Melanchthon (f t560), die in der 
Bchlosskirche beerdigt sind; oben r. und 1. Standbilder der eben- 
falls in der Schlosskirche beerdigten Kurfürsten Friedrich der 
Weise (f 1525) und Johann der Beständige (f 1532), von Drake 
«ntworfen. In der Kirche ehenfalls Denkmäler; das des Kurf. Frie- 
drich ist von Pet. Vischer zu Nürnberg 1527 gegossen ; (ein Relief, 
Krönung der Jungfrau,- ist auch von ihm;) das des Kurf. Johann, von 
Meters ältestem Sohn Hermann. Die Bildnisse der Reformatoren 
Bind von Lucas Granach, einst Bürgermeister von Wittenberg. 

8* 



116 BOUU30. WÖBLITZ. Von Berlin 

Die Altorgemälde in der Stadtkirdtey in welcher Luther häufig 
predigte, sind ebenfalls von Cranach, Christus am Kreuz, Anbe- 
tung der Hirten, Pauli Bekehrung, der Weinberg de.s Herrn mit 
allerlei Anspielungen und den Bildnissen von Luther, Melanchthon, 
Justus Jonas, Bugenhagen u. a. Reformatoren. Das Taufbecken 
hat 1557 Herrn. Vlscher zu Nürnberg gegossen. 

Im ehem. Auffustmerkloslerj jetzt Prediger-Seminar, war Luther 
Mönch, wie zuvor zu Erfurt. Seine Zelle ist fast ganz unver- 
ändert. Tisch, Armsessel, Trinkkanne werden noch gezeigt. Die 
Wände sind mit Namen bedeckt, unter diesen der Peters d. Gr. 
unter Glas. Der Schlossküster zeigt Kirche und Zelle. 

Das Rathhaus hat ebenfalls Gemälde von Cranach, so Luthers 
Bildniss und die zehn Gebote, 1516 gemalt. Luthers und Me- 
. lanchthons Wohnhäuser sind jetzt Schulhäuser. 

Luthers grosses *8tandbüd, von Schadow entworfen, unter einer 
gothischen Bedachung auf dem Markt, hat die Umschrift: „Ist's Gottes 
Werkj so wird's bestehen, ist's Menschenwerk, wird's untergehen". 

Vor dem Elsterthor bezeichnet eine mit einem Geländer um- 
gebene Eiche die Stelle, wo Luther öffentlich am 10. Dez. 1520 
die päpstliche Bannbulle verbrannte. 

An einem neuen Haus in der Mittelgasse ist ein alter Stein 
aus der Reformationszeit eingemauert, mit der Inschrift: „Gottes 
Wort und Lutheri Schrift^ ist des Bahstes und Calvini Gift". 

Die früher so berühmte, 1502 gestiftete Universität, an welcher 
Luther 1508 öffentlicher Lehrer und 1512 Doctor der h. Schrift 
wurde, ist 1817 mit jener in Halle vereinigt. 

Zu Wittenberg zweigt sich die Anhaltische Bahn (nach Cöthen u. 
Bernbarg) in westl. Blchtung ab \ sie bleibt in der Nähe der £76«, die man 
Ewar wenig sieht, wohl aber hin und wieder die Segel der Schiffe. Per 
Zug erreicht bald Coneig mit hereogl. Schloss. 

(Unterhalb Coswig, 1/4 St., ist eine Fahre, welche den Fusswanderer 
auf das linke Ufer der Elbe übersetzt, von wo er in 3/^ St. nach Wörliti 
geht, einem Städtchen, welches aber selten ein Beisender betritt, da der 
Gasthof (Eichenkranz) ausserhalb am Eingang des berühmten 'Gartens 
und Parks liegt. Die Anlagen sind sorgfältig unterhalten, sie gewähren 
die amnuthigsten Spaziergänge, eigenthümlich durch die seeartigen Ge- 
wässer. Der eigentliche Löwe des Gartens ist das gothische Hau9^ ein ge- 
schmackloses, theilweise gothisch angemaltes Gebäude, mit einer Anzahl 
kleiner aber guter Bilder, besonders niederländischer und altdeutscher, mit 
Bildnissen Anhaltischer Fürsten und anderer geschichtlichen Personen, 
alten Trinkgefässen, Rüstungen u. dgl. (Trinkg. 71/2 gr.). Im Park gibt's 
künstliche Felsen, Berge, Grotten, Einsiedeleien mit Ueberraschungen, ein 
Labyrinth mit Denksprüchen nach Art der Zauberflöte, ein Bergwerk, so- 
gar einen feuerspeienden Berg, und was sonst noch das vorige Jahrhundert 
in einem solchen Park für wesentlich hielt. Es gehen 3 Stunden darauf, 
den Park ganz zu durchwandern; ein Führer, der 71/2 g'- erhält und im 
Eichenkranz sich vorfindet, ist wegen der mancherlei Wasserverbindungen 
erforderlich. Rascher lässt sich Alles in einer Gondel (20 gr.) besichtigen. 
Man verliert dann aber das Schönste, die S))aziergänge nämlich. WÖrlitz 
ist von Dessau 21/2 St. entfernt (Einsp. II/2 Thlr.); der Weg fahrt theil- 
weise durch schattiges Gehölz. In der Nähe von Dessau, rechts am Weg, 
ist ebenfalls ein kleines Schloss mit Park, das Louisium.) 

Die Bahn läuft in gerader Richtung von Coswig nach Eosslau. 

(Kach Ankunft des Bahnzngs geht ein Eilwagen in 11/4 St. nach dem 



nach Leipzig. DESSAU. 30. RouU 117 

2 Meilen n.w. gelegenen Z«rb«t (Löu€. Botel d'AnhaU), alte SUdt mit 
10,000 Elnw., einst Sitz der 1793 ausgestorbenen Fürsten von Änhalt-Zerbst, 
mit grossem Schloss und ansehnlicher Reitbahn. Auf dem Ton stattlichen 
Giebelhäusern eingefassten Markt ist in der 1? übe eines kürsHcÜ Ton Heideloff 
aufgefrischten Roland (8. 67) auf einer schlanken Säule eine kleine Ter- 
goJdete weibliche Figur, die Buttetjnngfer genannt, an deren Erhaltung ein 
Theil der Privilegien der Stadt geknüpft sein soll. Auf dem Jiathhau» eine 
auf Pergament gedruckte Bibel, deren Holzschnitte von Luc. Cranach aus- 
gemalt sind. Die grosse schöne Nicolaikircht ist vom jetsigen Hereog mit 
Geschmack hergestellt. Berühmtes Gymnasium \Franeisctum\.) 

Bei Rosslau biegt die Bahn in rechtem Winkel nach Süden, setzt auf 
einer 720' 1. Brücke über die Elbe, etwas weiter auch über die Mulde. 

Sossan (1160 (*Birsch; * Goldner Beutel; Goldner Bing), die grösste Stadt 
der Anhaltischen Lande mit 13,861 Einw. (200 Kath.) , Sitz des Herzogs^ 
kleine stille moderne Residenz mit breiten Strassen, meist einstöckigen 
säubern Häusern, mit Schlössern und Gärten, Springbrunnen und ge- 
Bchomen Taxusbäumen, in einer anmuthigen, von der Halde bewässerten, 
wiesenreichen walddurchwachsenen Gegend. 

In der Schloeskirche^ zu Anfang des 16. Jahrb. erbaut, einige gute Bilder 
Ton Cranach, namentlich sein bekanntes Abendmahl, mit den Bildnissen 
der bedeutendsten Theilnehmer und Förderer der Reformation. Luther 
predigte häufig in dieser Kirche. 

Das herzogliehe Schloss enthält über 600 Oelbilder, darunter einzelne 
Ton Tizian, Fr. Francia, Lippi, Cimabne, Giulio Romano, Sassofexrato, Carlo 
Bolce , Rubens , Van Dyck u. A., dann in der sogenannten Gypskammer 
^ untern Qeschoss einzelne Kostbarkeiten, Alterthümer, Münzen und ge- 
schichtliche Denkwürdigkeiten, unter diesen des Fürsten Leopold, „de» 
alten Dessauers** (s. unten) Degen und Stock, Napoleons silberner Becher 
und seine Teller, nach der Schlacht von Belle-AUiance erbeutet. (Trink- 
geld 1 Thlr.) 

Das Erziehungswesen erlitt von Dessau aus gegen Ende des vor. Jahrb. 
eine IJmgeBtaltung. Ans dem berühmten Philantropin ^ welches 20 Jahre 
^aag (1774—1793) unter Basedow's Leitung blühte , gingen Campe , Salz- 
mann, Gutsmuths u. A. hervor. Die Anstalt befand sich in demselben Ge- 
bäude, in der Zerbster Strasse, in welcher jetzt die Amaliensii/tung ist, eine 
Armenanstalt, gegründet von der Tochter des Fürsten Leopold. Im obern 
Btock an 700 Gemälde besonders deutscher und niederländischer Meister^ 
von Wohlgemuth, Dürer, Hans Baidung (Grün), Grünewald, Cranach, Rem- 
brandt, Ostade, Van Dyck u. A. 

Vor der Hauptwache am Schlossplatz täglich 11 U. Wachtparade; die 
^usik beginnt jedesmal mit dem Dessaner Harsch (ga done, ga done), Lieb- 
fingsmarsch des Fürsten Leopold, dem 1860 ein Standbild errichtet worden 
ist nach dem Modell der Kiss'schen Statue auf dem Wilhelmsplatz in Berlin. 
Auch seinem Sohn, dem Herzog Leopold Friedrich Franz (f 1817), ist 1808- 
ein von Kiss entw. Standbild in Erzguss errichtet : „Dem Vater des Vater- 
lands der fürstliche Enkel und das dankbare Volk.^ 

Der alte und neue Gottesacker vor dem Askanischen Thor hat sel'ena- 
werthc Denkmäler. Auf dem rechten ruht, in einem Gewölbe der rechten 
Beitenwand, Wilhelm Müller (f 1827), der Sänger der Griechenlieder; eine 
cpheuumrankte Marmorplatte nennt l^amen , Geburts- und Todesjahr. 
Beerdigungen geschehen in Dessau gewöhnlich 10 U. Abends mit Laternen- 
(Begleitung. 

Der berühmte Park und Garten von Wdrlite ist S. 116 schon genannt» 
Ein Einspänner (IV2 Thlr.) fährt in II/2 St. hin. 

Rechts in der Ferne schimmert der Thurm von Aken hervor. Die Ge- 
gend von Dessau bis Cöthen (S. 118) Ist ganz anmuthig. 

Der Leipziger Zug fährt, nachdem er Wittenberg verlassen, 
auf einer 906' 1., auf 12 Bogen nihenden BHücke über die Elbe. 
Stationen BergtffHz, Chräfenhmnichen ^ Geburtsort des berühmten 
geistlichen Liederdichters (u. a. „Befiehl dn deine Wege^) Paul 
Gerhardt (f ,1676), dem zn Ehren eine Capelle yor der Stadt 



118 BoyieSl, HALLE. 

erricbtet ist Burgkemnitty dann über die Mtdde n&ch BUterfäd, 
Knotenpunkt der Berlin-Halle- und Dessau-Leipzigei-Bahn. 7)e- 
iütachy Ztchortau^ RagkwUz sind die letzten Stationen. 

BreiUnf9ld^ wo am 7. Sept. 1631 austay Adolph die Feldherren der 
Liga« Tilly and Pappenbeim , besiegte « liegt rechte, kaum I/4 St. von der 
Bahn entfernt. Die Schlacht wurde eigentlich mehr östlich geachlagen: 
Gustav Adolph kam von Delitzsch her, die Sachsen von Eilenburg, bei 
dem Podelwitzer Hölzchen stand die kaiserl. Artillerie und dort fielen 
auch die letzten kaiserl. Kemtruppen. Erst bei Verfolgung der Kaiser- 
lichen kam Gustav Adolph bei Breitenfeld vorbei; dort, wo er nach ge- 
wonnener Schlacht niederkniete, auf dem höchsten Punkt der Walüstatt, 
erhebt sich ein von 8 Fichten umgebener Denkstein, 1831 errichtet. 

Leiptig s. S. 202. Der Bahnhof liegt 20 Min. vor der Stadt, 
man sichere sich daher bei Zeiten eine Droschke, auf die sonst 
nicht immer zu rechnen. 

31. Von Hagdebnrg nach Leipzig. 

Schnellzug in 2 St. 40 M. für Thlr. 4, 2. 20, oder 1. 26 Sgr., Personenzug in 
31/4 St. für Thlr. 3. 6, 2. 4 oder 1. 10 Sgr. 

Der Zug fährt unter dem Ftirstmwaü (S. 123) bei der 8Um* 
itchante (S. 123) vorbei, dann zeigt sich der Friedrich -Wilhelms' 
O arten (ß. 123); Stationen Westerhüaeny Schöneheck, letzteres ge- 
-werbsame Stadt, welche mit Oross-Salte und Frohse ein regel- 
mässiges Dreieck bildet, indem diese Orte durch drei von Friedrich II. 
1772 angelegte Golonistenstrassen verbunden sind. 

Von Schönebeck führt eine Zweigbahn über FörderstecU nach Stassfurt 
(Bahnhofsrestaur.) mit grossartigem Steinsalzbergwerk, seit 1856 in Betrieb ; 
Ton dort 2mal tägl. I'ost in 2 St. nach Ätchertleben («Schwarzes Boss), Stadt 
mit 13,000 Einw., von wo tägl. Postverbindung mit Harzgerode und Ballen- 
stedt im Harz, s. B.A8. 

Dann folgt der Herrnhuter-Ort Qnadau (Gnadauer Bretzel, ein 
nicht übles kleines Gebäck, werden auf dem Bahnhof angeboten) 
und fährt der Zug nun, auf einer 1370' 1., auf 30 Pfeilern ruhen- 
den Brücke über die Saale. Rechts erblickt man (Mhe a. d. 8adU 
ferner Thürme und Schloss von Berr^urgy 1. in der Feme den 
Kirchthurm der alten Stadt Aken an der Elbe. Stat. Wulfen und 

Cöthen {*Prinz von Preussen), Knotenpunkt der Magdeburg- 
Leipziger und Ai^haltischen Bahn (S. 116) hat ausser der ansehn- 
lichen Naumann'schen (f 1826) ornitholog. Sammlung im neuen 
Schloss nichts Bemerkenswerthes. 

Vor Stumsdorf geht es auf einem Damm über die Fuhne- 
Niederung. Links die alte "Wendenstadt ZÖrhigy rechts der Peters- 
herg (1125' ü. M., 640' ü. d. Saale), IV2 M. von Halle, Porphyr, 
eine weite Rundsicht gewährend. Aus der im 12. Jahrh. erb, Kloster- 
kirche mit den Gräbern Wettin'scher Fürsten, ist durch Neubau, 
1857 vollendet, eine stattliche Pfeiler-Basilika erstanden, 181' 1., 
im QuerschiflF 95' br., Pfarrkirche für die umliegenden Dörfer. 

Halle (*Stadt Hamburg neben der Post, * Kronprinz , Stadt 
Zürich, Ring am Markt (gutes Bier), Ooldner Löwe. MenU's HHd 
iur Goldenen Kugel Z. von 10 Sgr. an, M. löSgr. (gutes Brianger 



HALLE. 31. RouU. 119 

Bier) und Hotel %ur Ei$enbahn die nächsten bei den Bahnhöfen. 
Droschke 1 Pers. 3, 2 Pers. 5, 3 Pers. 7% ^ P«". 10 Sgr. die 
Pahrt) mit 42,976 Elnw. (600 Kath.), an der Saale, berühmt 
durch seine 1694 gestiftete Universität, mit welcher 1817 jene 
-von Wittenberg vereinigt wurde. Das üniveraitätsgebätide igt 
1834 aufgeführt; 700 Studenten, meist Theologen. 

Auf dem Markt erhebt sich ein einzeln stehender 268' hoher 
Olockenthurm, der rotfte Thurm. Femer das von Heidel entwoi^ 
fene IC h. Standbild des 1685 hier gebomen grossen Tondichters 
Bändel (f 1759), 1859 in Erz „errichtet von seinen Verehrern 
in Deutschland und England''. Die Jahreszahl 1741 deutet das 
Jahr der ersten Aufführung des Messias an, welche in Dublin 
stattfand; der Meister in der englischen Hoftracht; auf der Rück- 
seite des Notenpults die h. Gäcilie (Portrait der Sängerin Jenny Lind). 
Die mit einem kuppelformigen Kupferdach versehenen, durch 
eine Brücke verbundenen beiden Thürme der grossen, von 1529 
bis 1554 erbauten *Marktkircke dienen dem Thürmer als Woh- 
nung. Der Küster wohnt an der Halle No. 6, hinter der Kirche 
•die Treppe hinab. 

In der Kirche ein grosses schönes Altarblatt, ein Moment aus der Berg- 
predigt, von dem zu Dresden lebenden Haler J. Hühner . Rechts neben 
■dem Altar ein kleineres Bild von Oranach^ die 14 Nothhelfer. Den schönsten 
Schmuck hat die Kirche in einem grossen *Doppel -Flügelbild, welches 
Oranaeh 1529 im Auftrag des Cardinais Albrecht von Brundenborg, des 
JSrbauers der Kirche, malte, 4 Heilige in ganzer Figur (Magdalena, Ursula, 
^rasinus, Catharina), die Himmelskönigin, zu ihren Füssen der Stifter, an 
den Seiten der h. Mauritius und der h. Alexander, der letztere seinen Fuss 
^uf den röm. Kaiser Maximin setzend s auf den Aussenseiten die Verkün- 
digung, dann der Evangelist Johannes und der h. Augustin. Das Bild ist 
verschlossen, Küster (5 Sgr.; s. oben. An einem Pfeiler hängt das Bildniss 
des Justus Jonas, des ersten evang. Predigers an dieser Kirche. 

Die schönste Kirche ist die St, Moritzkircke (Küster: an der 
Ostseite der Kirche No. 6), im untern Thell der Stadt, neben 
■den Salinen, angeblich aus dem 12. Jahrb.; am Altar Christus 
und Maria mit Heiligen, 1488 in Holz geschnitzt, sehr gut, dabei 
«Ite Flugelbilder; Kanzel (Reliefs von 1588), auf einem Pfeiler 
Tuhend, der Sünde, Tod und Teufel darstellt. 

Die Salzquellen waren schon in den ältesten Zeiten bekannt. 
Die bei denselben beschäftigten Arbeiter (Halloren) sollen Nach- 
kommen der alten Wenden, nach Andern keltische Ansiedler sein; 
«e haben Sitten und Gebräuche ihrer Vorfahren beibehalten. 
'Einige Salzquellen entspringen in der Stadt und werden dort ver- 
sotten, die königl. Salinen liegen ausserhalb der Stadt auf einer 
Insel in der Saale. Der jährliche Ertrag ist an 220,000 Centner 
Salz zu 125,000 Thlr. geschätzt. 

Die * Fr ancke' sehen Stiftungen, 1698 von Aug. Herm. Francke 
im gläubigen Vertrauen auf Gott ohne alle Mittel begonnen, be- 
stehen aus einem Waisenhaus, mehreren ausgedehnten Schul-An- 
stalten, Pädagogium, Apotheke, Laboratorium, einer Bachhand- 
lung und Buchdruckerel in Verbindung mit der Canstein^schen 



120 Roule 31. HALLE. 

Bibelanstalt. Im Hof des Waisenhauses das Standbild des Stif- 
ters (t 1727) aus Erz, von Rauch. 

In der Domkirche ein hübsches Altarblatt, den Stifter des 
Altars, Herzog August von Sachsen mit seiner FamUie darstellend. 
Neben derselben die ehem. Residenz der Magdeburg. Erzbischöfe, 
in welcher Landgraf Philipp von Hessen nach der Schlacht von 
Mühlberg (1547) gezwungen wurde, vor Kaiser Carl V. den Fuss- 
fall zu thun. Sie dient jetzt der Universität zu verschiedenen 
Zwecken. Die ansehnlichen Sammlungen des thüringisch-sächsischen 
AUerthümer -Vereins sind ebenfalls hier aufgestellt. 

Unweit des Doms die Ruinen der Moritxburg und der Jäger- 
hergy welcher eine gute Uebersicht über die Stadt gewährt. Am 
Weg nach Giebichenstein das neue Provintial-Zuchthaus undjen- 
seit der Saale das Irrenhaus der Provinz Sachsen. 

Viel besucht wird, besonders von den Studenten, die •Bergschenke zu 
Kröllwitz^ 1/2 St. n. von Halle, dem Giebichenstein, Ruine mit Garten- 
anlagen, gegenüber. Ludwig der Springer, Landgraf von Thüringen , sasft 
hier 1102 gefangen, und rettete sich, so erzählt die Sage, durch einen Sprung 
von der Höhe in die Saale. Auch Herzog Ernst U. von Schwaben, den. 
Uhland besungen , war längere Zeit hier gefangen. Das nahe bei Gie- 
bichenstein gelegene Bad *Wittekind hat im Sommer viel Badegäste 
und ist auch ein viel besuchter Vergnügungsort (iUhr *table d'hote 20Sgr.). 

In der Nähe der Station Schkeudita kommt man über die- 
preuss. -Sachs. Grenze. An M'ockem führt die Bahn fast unmittel- 
bar vorbei. Dreimal wurde am 16. Oct. 1813 das Dorf von den 
Preussen unter York erstürmt, zweimal von den Franzosen unter 
Marmont wieder genommen, bis endlich der Angriff der preuss^ 
Reiterei diesen blutigsten aller Schlachttage entschied und die 
Franzosen auf Leipzig zurückwichen. Unmittelbar vor Leipzig^ 
links liegt in geringer Entfernung das in den Kämpfen jener 
Tage ebenfalls viel genannte SchÖnfeldj dann führt die Bahn über 
die Parthe nach Leipzig (S. 202). 

32 Von Berlin nach Hagdebnrg. 

Schnellzug in 3V2^ Personenzug in 41/4 St. für 4, 3 oder 2 Thlr. 

Potsdam s. S. 29. Vor der Einfahrt in den Bahnhof schaut 
rechts der neue hohe Thurm von Babelsberg (S. 35) aus dem 
Wald hervor. Hübscher Blick über den Havelsee, oben rechts das 
Schloss auf dem Pfingstberg (S. 35). 

Der Zug fährt über die Havel. Links das stattliche Proviant- 
Magazin mit dem neuen Thurm, weiter der Brauhausherg mit dem 
Belvedere, r. die S. 30 gen. Neptunsgruppe und die Ge.schütze, 
links das Dampfmaschinen-Oebäude in Form einer türk. Moschee 
mit einem 130' h. Minaret, dem Schornstein zum Betrieb der 
"Wasserwerke von Sanssouci; rückwärts der hohe Thurm der Frie- 
denskirche; dann die Dampfmühle j ein von Persius ausgeführtes 
stattliches Gebäude im maurischen Styl; weiter an Sanssouci und 
Charlottenhof (S. 32 und 34) vorüber. Später durchschneidet die 
Bahn den von der Havel gebildeten Zem-See; links auf einer 



BRANDENBURG. 32, Boute. 12f 

Insel zeigt sich die freundliche Stadt Werder. Jen seit Stat. Oros»-^ 
Kreuz bilden die Oötüge Berge kleine bewaldete Höhen. 

Brandenburg (Schwarzer Adler j Hotel de lirandebourg) <, an- 
sehnliche Stadt mit breiten stillen Strassen, an 23,727 Einw. 
(ÖOO Eath.) und 2180 Mann Besatzung, an der Havel, die hier 
einen breiten See, den Plaueschen See, bildet, 1153 yon Albrecht 
dem Bären, Grafen vpn Askanien, erstürmt, der sich fortan Mark- 
graf von Brandenburg nannte. Die sogen. Burg oder der Dom 
auf der Insel bildet einen besondern Stadttheil. Die Domkirchtr- 
1318 erbaut, 1836 yon Schinkel zum Gottesdienst neu eingerich- 
tet, hat ein ausgezeichnetes altes Altarbild auf Goldgrund yon 
einem unbekannten Meister. An den Wänden sind damals die 
Grabsteine eingemauert, welche früher den Boden bedeckten. Die- 
Grnftkirche unter dem Dom mag aus dem 11. oder 12. Jahrh. sein- 
Die gemalten Gla^fenster sind aus neuester Zeit. 

Die *Caiharmaikirche, ein goth. Gebäude aus Backsteinen, yon 
1401, hat einen prächtigen alten Altar yon Holzschnitzwerk, in« 
Vergoldung und Malerei kürzlich neu hergestellt, dann ein sehens— 
werthes Taufbecken aus Erz yon 1440 und mehrere Denkmäler. 
Hinter dem Altar hangen an der Wand eine Anzahl weisser Sterbe— 
Ussen mit den Namen der Gestorbenen. Am Markt eine 18^ hohe 
BolofMlaaätile (s. S. 67). Hübsche Aussicht yon dem 200^ hoheni 
Mcuienberg, n.w. yor der Stadt. 

Die Gegend zwischen Brandenburg und Magdeburg ist meist 
Heide und Sand, zuweilen dürftige Tannenholzung. Die Bahn 
durchschneidet die grossen Hayelseen bei Brandenburg und be- 
rührt zuweilen den Pla%u9ehen Ccmal, der die Elbe mit der Havel 
^eibindet. Stat. Wusterwitz, Qenthin, kleines Städtchen, an der 
Westseite ein hoher Schrotthurm, Qüaen. Burg, an 15,000 Einw., hat 
grosse Tuchfabriken, yon franz. Protestanten gegründet, die nach. 
Aufhebung des Edicts yon Nantes (1688) sich hier niederliessen. 

Schon von fem zeigen sich die Thürme yon Magdeburg, die 
Bahn macht hier einen weiten Bogen. Die Elbe bildet yor Mag- 
deburg mehrere kleine Inseln. Der Zug durchschneidet den* 
Brückenkopf des rechten Ufers und fahrt dann auf zwei zur Ver- 
theidigung eingerichteten Gitterbrücken über die beiden Arme der 
Elbe. Links Hegt der Stern (8. 123). 

33. Magdeburg. 

Oaathöfe. «Erzherzog Stephan am Bahnhof (Z. u. L. 25 Sgr.), 
Stadt Prag am Breiten- Weg, Z. u. F. 20 Sgr. , beide mit Kestauration. 
*Eder8 Hötel Fürstenstr. nahe beim Bahnh. Schwan, Stadt Braun- 
ach w ei g, beide am Breiten -Weg. 

ConditoreL *Zaany Regierungsstr., Offenhammer am Bahnhof. 

Keatauration. *R i g e I s Breiten -Weg, *R o b r a h n Fürsten wall, B i c h - 
^trs Weinstube am Breiten-Weg. Bair. Bier bei Schatten - 
berger, Johannisfahrtstr., unweit der Johanniskirche. 

BroMhke i Fers. 2V2t 2 Per«. 6 Sgr. ; die Stunde 10 Sgr. 



122 Route 33. MAGDEBURG. 

Magdeburg (1280 (einschliesslich der Vorstädte Nmstadtj 8u- 
-denburg !ind Buckau an 86,000 Einw. , darunter 3000 Kath, nnd 
7600 Soldaten), an der E/6e, ist eine der bedeutendsten Handels- 
städte in Preussen, der Mittelpunkt von vier Eisenbahnen (Berlin, 
Zeipzig, Braunschwei^, Wittenberge, Bahnhof für letztere am nord- 
38tl. Ende der Stadt, am Fischerufer). Magdeburgs Leben zeigt 
flieh für den Fremden fast ausschliesslich am Breiten -Weg, einer 
grossen Strasse, welche die Stadt von Süden nach Norden, vom 
"Sudenburger bis zum Krokenthor durchschneidet. Eine Tafel an 
-dem vor einigen Jahren nach einem Brande neu aufgeführten Hause 
tun Breiten-Weg Nr. 146, etwa in der Mitte der Strasse, hat die 
Inschrift: „Oedenke des W.Mai 1631." Nach einer Sage hat das 
Haus damals der Verräther der Stadt an Tüly bewohnt. 

Als Festung' hat Magdeburg mancherlei Schicksale erduldet, 
die härtesten im 30jähr. Krieg. Sieben Monate lang leistete es 
1629 Wallenstein glücklichen Widerstand, wurde aber zwei Jahre 
später, am 10. Mai 1631, durch Tilly mit Sturm genommen und 
80 verwüstet, d^ss nur 139 Häuser stehen blieben. Otto von 
•Ouericke, der Erfinder der Luftpumpe, war damals Bürgermeister. 

Der *Dom, eine der schönsten Kirchen in Norddeutschland, 
mit prächtigem Portal, wurde zwischen 1208 und 1363 erbaut, 
•die Thürme um 1520 vollendet. Die älteren Theile zeigen noch 
den Rundbogen, die neueren sind im ausgebildeten Spitzbogen- 
«tyl. Zur franz. Zeit war das Gebäude als Magazin, zuletzt so- 
gar als Schafstall benutzt worden, und hatte mancherlei Beschä- 
digungen erlitten. König Friedrich Wilhelm III. liess es mit 
einem Kostenaufwand von 221,000 Thlni. herstellen. -Die Länge 
beträgt 350', die Höhe des nördlichen, ganz ausgebauten Thurms 
330'. Dem südlichen Thunn fehlt die Krone, nach einer grund- 
losen Sage während der Tilly'schen Belagerung abgeschossen. 
Belohnende Aussicht von der Gallerie (166 Stufen). Der Küster 
(Trinkgeld 7V2 Sgr.) wohnt im Kreuzgang. 

Das bedeutendste Kunstwerk im Innern, in der Gapelle unter den 
'Thürmen, ist ein *Denkmal des Erzbischofs Ernst, eine der frühen 
Arbeiten des berühmten Erzbildners P. Vischer zu Nürnberg, 1497 vollendet, 
ein grosser Sarkophag, auf dessen Deckel der Erzbischof ruht, an den 
Seiten Apostel und zwei Heilige und mannigfaches Zierwerk. Im Chor 
ruht unter einer eiQfachen Marmorplatte Kaiser Otto der Grosse (f 97^ 
hinter dem Hochaltar seine Gemahlin Editha (t947)i das Denkmal. ist 
wahrscheinlich aus dem 14. Jahrh. An den Wänden und Pfeilern zahlreiche 
Grabdenkmäler, meist aus dem Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrh., 
Kanzel aus derselben Zeit. Die drei Figuren a. im Chor, Otto I., Otto II., 
Johannes, sollen aus dem 10., die drei andern aus dem 13. Jahrh. sein. 
Helm, Commandostab und Handschuhe Tilly 's, dann ein Ablasskasten des 
Dominicaners Tetzel (S. 112) werden ebenfalls gezeigt. 

Auf dem Altenmarkt, vor dem Rathhaus, erhebt sich das statt- 
liche hohe «Denkmal Otto's des Grossen, ein Reiterbild, nach 
dem Tode des Kaisers (f 973) aus Dankbarkeit vom Magistrat 
«errichtet, das älteste Denkmal der Stadt, 1858 unter möglichster 
"Verwendung der alten Bestandtheile renovirt. An den 4 Pfeilern, 



MAGDEBURG. 33. BouU. 123 

welcbe die Platte tragen, anf welcher das Bild des Kaisers nnd meiner 
Gemahlinnen Editha (f 947, Tochter Königs Eduard I. v. England) 
und Adelheid (f 099, Wittwe des Königs Lothar v. Italien), stehen 
4 geharnischte Männer, früher mit den Wappen der Erbländer 
Otto's geschmückt, alle lebensgross, aus Sandstein. 

Auf dem freien Platz neben der Hauptwache beim Altmarkt 
hat „ihrem Oberbürgermeister August Wilhelm Franeke (f 1861) die 
StcuÜ Magdeburg 1856'' ein von Bläser entworfenes, in Erzguss 
ausgeführtes Standbild errichtet. 

Der ^Fürstenwall an der Elbe ist der beliebteste Spaziergang 
innerhalb der Stadt. Unter demselben sind Casematten, deren 
Kauchfänge hin und wieder zwischen den Bäumen zu erblicken 
sind : sie dienen der Eisenbahn- und Postverwaltung als Passagier- 
und Expeditionszimmer. Das stattliche Gebäude rechts mit zinnen- 
gekrönten Thürmen ist Wohnung des Oberpräsidenten. Weiter 
links ist ein Badhaus mit einer Inschrift aus Pindars 1. Olympiade: 
APIITON MEN 'YA2P (das Beste ist das Wasser). 

Südlich erhebt sich der Stern, ein bastionirtes Fünfeck, 
gleichsam die Gitadelle von Magdeburg, besonders durch seinen 
Erbauer, den Ingenieur Wallrave, und d«i Major von Trenk be- 
kannt, welche beide, angeblich als Verräther, . auf Friedrichs II. 
Befehl jahrelang hier gefangen sassen. Auch Lafayette sass hier 
im J. 1793 eine kurze Zeit, bevor er nach Olmütz abgeführt wurde. 
Am Glacis liegt der Friedrich -Wilhelmsgarten, theilweise 
mit zur Befestigung gehörend. Er umfasst die nächste Umge- 
bung nnd Gartenanlage des einst so berühmten Klosters Berge, 
Auf der Höhe, wo dieses stand, ist jetzt ein nach SchinkePschen 
Entwürfen erbautes grosses Gesellschaftshaus mit guter Wirth- 
schaft. Ein Denkstein erinnert an das 937 gegründete, 1810 auf- 
gehobene und 1812 zerstörte Kloster. An der Südseite liegt die 
Tabrikstadt Buckau, mit vielen Landhäusern und Gartenanlagen. 
Auf dem Kirchhof vor dem Krökenthor bezeichnet, etwa in 
der Mitte des grossen Todtenfeldes, ein einfacher schwarzer Mar- 
nxorstein mit dem Namen Camot das Grab dieses nach der zwei- 
ten Rückkehr der Bourbonen verbannten, 1823 hier gestorbenen 
französischen Ingenieur-Generals. 

Auf dem Militär- Kirchhofe unmittelbar vor dem Sudenburger 
Thor, sind nur zwei sehenswertfae Denkmäler, die der Generale 
von Lohentfiäl und von Hcmke. 

34. Von Magdeburg nach Minden. 
Halberstadt, Helmst&dt, Hildesheim. 

Schnellzug in 6. Personenzug in 9 St. Fahrpr. 6 Thlr. TV-ii * Thlr. 121/2, 
2Thlr. 271/2 Sgr.^ bei den Schnellzügen 15— 200/o höher. 

Die Eisenbahn durchschneidet das wellenförmige fruchtbare 
Ackerland, die Magdeburger Börde genannt. Stationen Dodery- 
dorff wo Schill am 7. Stai 1809 nach blutigem Kampf die Fran- 



124 Route 34. WOLFENBCTTEL. 

zoäen zurückwarf. Lanifemptddingen ^ Blumberg y Hadmerdehen^ 
OtcherMeben. 

Bei Oschersleben mündet die Halberstädter Zweigbahn, auf welcher 
man in 40 Min. nach Halberstadt (* Prinz Eugen, •Bötel Royal) gelangt^ 
alte ttille Stadt an der BoUemme mit 22,800 Einw. (QOOOKathol., iOOD Juden). 
Die *Holsarcliitectitr des Mittelalters hat sich in Halfoerstadt schön 
erhalten, namentlich am Markt die ansehnlichsten Gebäude, Rathskeller von 
1440, Tetzers Haus von löW, Sehuhhof von 1580, das Bathhaus 1630-1680 
hergestellt, an demselben ein Botund (8. 67), auf dem Gürtel die Jabres- 
sahl 1436. Gegenüber ist die ehemal. Bischof aretidem, jetst Hauptzollamt. 

Das bedeutendste Gebäude ist der *Ik>m, um die Mitte des 13. Jahrh. 
begonnen, im 14. Jahrh. beendigt, 1850 hergestellt, Kordseite und Kreux- 
giebel die sehenswerthesten Theile. Im Innern verdient der im reichsten 
goth. Styl ausgeführte Lettner (y,Biteh<:ftstuM^)^ der das Schiff vom Chor 
trennt, aus dem J. 1510, besondere Beachtung; dann eine Kreuzigung, 150(^ 
von Rajphon, einem Maler aus Eimbeck -, auch noch andere Bilder und 
Alterthümer, namentlich reiche in kunstgeschichtlicher Hinsicht merkwür- 
dige Messgewänder. 

Die Westseite des grossen baumbepflanzten Domplatzes schliesst die 
schöne ebenfalls hergestellte Liebfrauentirche, Pfeiler-Basilika, von 1005 bis 
1284 im spätesten roman. Styl aufgeführt, für Kunstfreunde wegen einer 
Reihenfolge von Beliefflguren aus der Zeit der ETt>auung und eines Wand- 
gemäldes aus dem 15. Jahrh. sehenswerth, in einer Capelle. 

Gute neuere Bilder bei Hrn. Domherrn von Spiegel und Hm. Dr. Luean«*^ 
<— OleinCs berühmte Sammlung von Bildnissen seiner Freunde (Freund- 
schaftstempel) befindet sich jetzt im Gleim^schen Stiftungshause, hinter 
dem Dom Nr. 17, unter Aufsicht des Lehrers Jänicke, der sie zeigt. — 
Die omithologische Sammlung des Hrn. Oberamtmanns Heine soll die voll- 
ständigste Deutschlands sein. 

Die Spiegeischen Bergt, 1/2 St. s.. werden der Aussicht wegen besucht 
Das grosse Weinfass daselbst hält 967 Ohm. 

Halberstadt war am 29. Juli 1809 Zeuge eines blutigen Kampfes zwi- 
schen den schwarzen Schaaren des Herzogs von Braunschweig-Oels und 
dem 5. westph. Regiment, der mit gänzlicher Niederlage und Vertreibung 
der Westphalen aus der Stadt endigte. Am Kiihlingerthorthurm^ dem nach 
Quedlinburg führenden, sind einige Kugeln zur Erinnerung eingemauert. 

Von Halberstadt Eisenbahn über Quedlinburg nach Thale s. S. 164. 

Zu ÜKheraleben übernehmen hrannschweigische Beamte die 
Führung der Züge. Die waldigen Berge des Harnes^ namentlich 
der Brocken^ hegränzen südlich den Gesichtskreis, im Norden er- 
heben sich die Hügel der Elm. Von Stat. Jerxheim führt eine 
Zweigbahn in 3/^ St. nach 

HelnutAdt (Deutsches Haus, Erbprinz)^ einst durch Seine Universität be- 
rühmt. Die Stephanskirche ist aus dem 12. Jahrh. Vor dem Schützenhaus 
ein Denkmal von Gusseisen zum Gedächtniss der bei Waterloo Gefallenen. 
Ein eisernes Kreuz erinnert an den h. Ludgerus, den ersten Verkündiger 
des Evangeliums in diesen Gegenden. In der Nähe der Stadt sind die 
Lübbensteine, nicht unwahrscheinlich heidnische Opferaltäre. 

Schöppenstedt, das braunschweigische Abdera, weiter das alte 
Wolfenbüttel (Qoldner Lowe; Knust i Hotel) j liegen rechts an 
der Bahn, letzteres besonders durch seine Bibliothek berühmt, an 
welcher Lessing längere Zeit Bibliothekar war. Luthers Bibel mit 
Anmerkungen von seiner Hand, sein Trauring, Trinkglas, Dinten- 
fass, sein von Cranach gemaltes Bildniss a. A. wird hier gezeigt. 

Zn Wolfenbüttel mündet die Harzburger Zweigbahn (S . 161} 
Dann saust der Zug an dem herzogl. Park mit den Schlossern 
Bichmondj dem altem, 1768 aufgeführt, und WiaiamteaiUe, 



HILDESHGIM. 34. Route, 125 

<iem neuem nach 1830 im normannisch -gothischen Styl erbau- 
ten, vorüber. 

BrauAfchweig (s. S. 127), stattlicher Bahnhof, ^Restanration. 
Stat, Vechtlde^ Peine; dann schimmert rechts der Klrchthurm 
von Sievershausen hervor, wo 1853 dem Kurfürsten Moritz von 
Sachsen, Kaiser Carls V. Gegner, ein Denkmal von Sachsen er- 
richtet wurde, an demselben Tage (8. Juli), an welchem 300 Jahre 
früher den Kurfürsten im Kampf gegen Markgraf Albrecht von 
Brandenburg-Baireuth die todtliche Kugel traf. Zu Lehrte zweigt 
sich nördlich die Harburger (S. 64), südlich die 

HildesheimerBahnab: Se^nde^ Algermissen, Hartum heissen die Sta- 
tionen an der letztem \ sie führt zuerst über Heide-, dann über Ackerland, 
zuweilen durch Erdeinschnitte. Rechts begrenzt das steinkohlenreiche 
Deittergebirge den Hintergrund. Die Fahrt bis Hildesheim dauert 40 Hin. 
Hildesheim (* Hotel d'Angleterre, BheinitcJier Hof, Wiener Hof)^ uralter 
(seit 815) Bischofssitz, mit über 16,000 Einw. (Vs Kathol.) und vielen alter- 
thümliehen Häusern mit schönem Holzschnitzwerk. 

Der *Dom, Grundbau aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrh., mit goth. 
Südportal von 1412, ist im Innern im Eococostil im J. 173[) hergestellt. Die 
i-hemen Thorflügel aus dem J. 1015, von Bischof Bemward, mit Reliefs 
(Sünde und Erlösung) sind von bedeutendem Kunstwerth^ ebenso das 
eherne Taufbecken aus dem 13. Jahrh. mit Reliefs; der vom Bisch. Heziio 
<+10f79) gestiftete grosse Kronleuchter, und die beiden kunstvollen Sarko- 
phage (aus dem 12. Jahrh.) mit Reliquien der h.h. Epiphanius und Gode- 
hard. Vor dem Aufgang zum Chor eine kleine Säule aus poUrtem Kalksinter, 
die Irmensäule (Irman Sül), angeblich von den heidnischen Sachsen zu 
Ehren eines göttlichen Wesens Irmin oder Irman aufgerichtet. Lettner 
schöne Steinarbeit vom J. 1546. Der Domschatz enthält manche werthvolle 
Kunstwerke aus dem 9. bis 12. Jahrb., so z. B. mehrere Codices mit Mi- 
niaturen von Bemward. An der Aussenwand der Gruftcapelle des Dums 
breitet 35' hoch und 30' weit ein Rosenstock seine Zweige aus, von dem 
die Sage berichtet, Kaiser Carl d. Gr. habe ihn gepflanzt. Der Wurzel- 
stock ist urkundlich 800 Jahre alt. 

Auf dem Domhof erhebt sich eine 15' hohe Christus -Säule, aus Erzguss, 
*ttf welcher in 28 Gruppen halb erhaben die Geschichte Christi von der 
Taufe bis zum Einzug in Jerusalem dargestellt ist, nach Art der Tragans- 
fättle zu Rom, von Bischof Bernward um 1022 eigenhändig gearbeitet. Sie 
ist vor Zeiten aus altem Bauschutt bei der Hichaeliskirche ausgegraben und 
dann neben dem Dom aufgestellt. — Die kleineren Kunstwerke des 
^- Bemward (Kreuz und Leuchter) befinden sich in der Magdalenenkirche . 
Die MiehaeHskirche, eine schöne Basilika mit doppeltem Chor, besitzt 
«ine prächtig gemalte Holzdecke aus dem 12. Jahrh. -, im Querscbiff Stuek- 
figuren aus derselben Zeit. In der Krypta der Sarcophag des h. Bemward, 
von einer Quelle umgeben. Das Kloster wird als Irrenanstalt benutzt; 
das Spitzbogengewölbe des daran stossenden Kreuzgangs gehört zu den 
rierlichsten. Auoh die Oodehardkirche, 1138 vollendet, ist ein Meisterwerk 
roman. Styls, 1852 wieder hergestellt. 

Den Markt umgeben die schönsten Gebäude der Stadt: das Rathhaus 
(1375) mit dem städt. Archiv ; das v, Harlessem'sche Haus (Templerhaus), das 
Uihhaus, früher Knochenhauer -Amthaus mit treflfl. Schnitz werk , und das 
Wtdekind'sche Haus^ sämmtlich aus dem 16. Jahrhundert. 

Von Hildesheim Zweigbahn nach Nordstemmen (S. 162), Station an der 
Oassel-Hannoverschen Bahn. 

Zwischen Lehrte und Hannover führt die Bahn auf weiter 
Strecke über Heide und Moor. 

Hannover s. S. 132, grossartiger Bahnhof. 
Bei der Welterfahrt ist Herrenhausen (S. 135) links sichtbar. 
Der Zug fährt über die Leine. In der Feme s.w, das Wesergebirge. 



126 RouU34. MINDEN. 

Stat SeeltCj dann Wunstorf (im Sonuner 2fflal Post nach Reh- 
harg, am Steinhuder Meer, s. S. 65), wo die Bahn nach Bremen 
ahzweigt, femer HoiU (von hier Post in 3/4 St. (5 Sgr.) nach 
Bad Nenndorf (Stadt Kassel ; Stadt Hannover), Schwefel- u. Sool- 
häder vom 1. Juni his 1. Sept.), Unähorst, Stadthagen, das Lippe- 
sehe Abdera, an der Kirche ein Grabdenkmal des Fürsten Ernst 

Bftokebnrg (DetUsche» Haus), Hauptstadt des Fürsten thums 
Lippe-Schaumburg, eine stille Landstadt mit Schloss, hübschem 
Park und einer 1613 erbauten Kirche, von innen und aussen 
Zopf, die ganz mit Recht die grosse Inschrift hat: „Religioni» 
non stmcturae exemplum"» 

*Aaafliig naeh der Posehenbnrg , Zweisp. laut Taxe im Bäckebnrger 
Bahnh. 32/3. Thir., Wegegeld besonders, ausserdem für je 30 Hin. Aufent- 
halt 10 Sgr., daher besser mit dem Kutscher ein Uebcreinkommen für die 
ganse Fahrt zu treffen. Fussgänger wandern von Bückeburg über den 
Harrel, einen Bergrücken, s.o. von Bückeburg (40 Min.), oben ein hoher 
Thurm von 120 Stufen, von der Eisenbahn gesehen am Saum d. Gebirges 
aus Waldung besonders hervortretend, mit ausgedehnter Qebirg8fernsi<^t. 
Auf der Höhe des Wegs steht ein Wegweiser, der rechts zu den Stein- 
brüchen führt, von dem der Thurm einige Hinuten entfernt ist. Eilier^- 
20 Min. weiter im Thal, kleines Schwefel- und Schlammbad. 

Nun stets durch Weiden in 45 Hin. zur Amshurg (in der Nähe die 
Ludener Klippe und der Arnsberg mit hübscher Aussicht, ähnlich der von 
der Paschenburg), dem ehemaligen Amtshaus auf einem Hügel, in welchem 
Gastwirthschaft (sehr guter Kaffe) betrieben wird, und weiter auf der Lsnd- 
strasse in 45 Hin. nach Bernsen. Am letzten Haus des Dorfs führt ein 
Fussweg rechts von der Strasse ab durch's Feld, der 15 Min. weiter den 
Fahrweg durchschneidet. Man geht links bergan bei dem Steinbruch vor* 
bei, zuletzt durch Alleen und ein kleines Tannengehölz, und erreicht von- 
Bernsen aus in 45 Hin. die *Pa8ohenburg (1115'), ein grosses Wirthschafts- 
Gebäude mit Tanzsaal und kleinen Zimmern, auch zum Uebemachten, aus 
der ganzen Umgegend als Vergnügungsort viel besucht, in ähnlicher Lage 
wie die Bastei in der Sachs. Schweiz, auf einem der höchsten Weserberge, 
herrliche Aussicht in die unten gelegene verfallene malerische Schaumburgy. 
Stammschloss der Grafen dieses Kamens, und in das Thal der Weser, die 
man an 21 Stellen, von Hameln bis unterhalb Rinteln erblickt. Han sieht 
bei hellem Wetter den Brocken, die Kettenbrücke bei Hameln, die Groten- 
burg mit dem Hermannsdenkmal, die Schiffbrücke bei Rinteln und an 100^ 
Dörfer zu seinen Füssen. Neuere Untersuchungen wollen den Schauplatz 
der Schlacht bei Idistavisus, im J. 16 n. Chr., in das breite Flussthal ver- 
legen, welches man von der Paschenburg überblickt. Rinteln ist von der 
Paschenburg 2 St. südl., Bückeburg 3 St. nördl. entfernt. 

Xinden (^Bahnhofsrestaurationy Twietmeyer'i Hotel am Bahnhof, 
* Victoria Hotel, Stadt London, Prinz von Preussen in der 15 Min. 
entfernten Stadt), 15,453 Einwohner (2000 Kath., 3000 Solda- 
ten), an der Weser, über welche eine 1518 erbaute Brücke führt, 
von der die Franzosen 1813 einen Bogen sprengten, später durch 
Holzwerk ersetzt. Die alten Festungswerke Hess Friedrich H. 
nach dem 7jährigen Krieg sprengen; sie sind in neuerer Zeit 
stärker als zuvor wieder aufgeführt, in Folge der Eisenbahnbaa- 
ten ansehnlich erweitert, der Bahnhof durch eine Erdumwallung 
und drei Forts vertheidigt. Der braun geäderte Sandstein giel>^ 
den Bahnhofj»^Gebäuden ein stattliches Ansehen, nicht' minder den. 
Neubauten in der Stadt, dem Regierungsgebäude im Rundbogenstyl- 







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Dom. BRA.UNSGSWEIO. 35. RotUe. 127 

neben dem Dom, dem Proviant-Magazin neben der Martinikirche 
Q. a. Sonst bietet Minden wenig. Der Dom ist eines der schönern 
Gebäude des üebergangsstyls, Ende des 12. Jahrh. Neben dem 
südl. Eingang ist unter dem Altarblatt ein langes schmales Bild 
von Heinr. Aldegrever, einem westphäl. Meister ans tler ersten 
Hälfte des 16. Jahrb., die Zusammenkanft Carls d. Gr. mit dem 
Sachsenherzog Wittekind (S. 136) darstellend. In der Mariinikirche 
ist ein CranacVsches Bild. 

Auf dem Schlachtfeld yon TodtsnHftaaea , 1 St. n. , auf einer Anhöhe 
unfern der Landstrasse nach Petershagen, ist 1859 ein 40' h. goth. Denkm. 
zum Gedächtniss der gegen die Franzosen siegreichen Schlacht (1. August 
1759) errichtet, mitden Medaillonbildem (in Erz) der Feldherren, der hraun- 
schweig. Fürsten Ferdinand und Carl Wilhelm Ferdinand, des Grafen Wil- 
helm T. Schaumburg-Lippe, und des Königs von Preussen Friedrich II. 

35. Braunscliweig. 

ftaathAfe. »Deutsches Haus Z. 20, L. .71/2, M. 20, F. 71/2, B. 6 gr., 
•Schrader'sHdtel (gute Kiiche)«gleiche Preise -, •Hdtel d'Anglet erre, 
Hdtel de Prusse^ Blauer Engel, letzterer von Kaufleuten viel be- 
sucht, — »Stadt. Petersburg, gutes Haus 2. CL, Z. I21/2, L. 5, M. 15, 
B.ögr.; ebenso werden gelobt Wiener Hof, Deutsche Eiche, Stadt 
Bremen , diese vier letztem in der Nähe der Eisenbahn. 

Conditorei und Caf4. De nicke am Kohlmarkt, kleines räucherige» 
Local. »Bahnhofs -Restanration (auch Kafi'e) sehr gut. Bankkel- 
1er, unter dem Bankgebäude. Caf^ Lyk dem Theater gegenüber. — 
Mumme ist ein süsses dickes stark eingekochtes Weizenbier von nicht an- 
genehmem Geschmack. 

Tb«atar (Neubau s. 8. 131) im Mai und Juni geschlossen. 
Brauniohweig (2920 (40,635 Einw., 1000 Kath.) hat in seinen 
ä^Qsseren Formen, wie Danzig, Lüneburg, Lübeck, ein sehr ent- 
schiedenes mittelalterliches Gepräge sich bewahrt. Die lOOOjähr. 
Geschichte der Weifen Stadt ist heute noch in ihren Bauwerken zu 
erkennen, weit bis in die Zeiten der Vorfahren Heinrichs des 
Löwen reichend, des zweiten Begründers der Stadt, Ihre Blüthe 
^It in die zweite Hälfte des 14. und den Anfang des 15. Jahrh., 
^& es Hauptstadt des dritten Quartiers des Hansebundes war. 
'^Qs jener Zeit sind die schönsten der KircheAbauten, fast alle 
ganz vollendet, obgleich die Stadt sich rasch der lutherischen 
Lehre zuwendete, und bereits 1528 den Dr. Joh. Bugenhagen als 
lediger berief. Die bürgerl. Kämpfe des 16. und 17. Jahrh. 
endeten 1671 mit völliger Unterwerfung unter die herzogl. Gewalt. 
Seitdem blieb Brauuschweig der Herzoge Residenzstadt, den kurzen 
Zwischenraum der Franzosenherrschaft (1806 — 1813J abgerechnet. 
Das älteste grosse kirchliche Gebäude ist der *Dom (PI. 20) 
(St. Blasius- oder Burgkirche), 1173 von Heinrich dem Löwen 
n^ch seiner Rückkehr aus dem gelobten Lande aufgeführt, die 
^^^. Seitenhalle 1434, die nördliche mit den gewundenen Säulen 
U69 angebaut. Die Thürme brannten im J. 1194 ab und sind 
uie erneuert worden. Die Kirche ist in den letzten Jahren re- 
^^urirt; die südl. Seite des Chors ist mit alten Fresken bemalt, 
die nördl. mit neuen von Brandes. Der Küster („Opfermann") 



B&A^UNSGHWEIQ. 



06. JSoufe. 129 



ad, mit einem Lanbengang von dnrcb- 
l^dessen nenn Pfeilern oben lebensgrosse Stand- 
-aus dem Welfenstamm , Ton Heinrich dem 
cb dem Kind, aufgestellt sind. Als die Stadt 
gkeit verlor (S.' 127), wurde das Raihhaus ge- 
kxxur Zeit der Messe dem Verkehr der Mess- 
ie ehemaligen Yerliesse werden von der Ritt- 
dlung als Keller und Weinstube benutzt. 
likirdu (PI. 22), im 13. Jahrh. erbaut, die 
len-Capelle 1434. Taufstein aus Erzgnss von 
stgeschichte beachtenswerth ; an der Kanzel 
orke, Ende des 16. Jahrb., Bildwerke ähnlicher 
Iren 1725. Unter den Standbildern an der 
Markt zu, ist auch das Luthers. An der 
sendeten äusseren Ecke ist ein Grabdenkmal, 
tigemauert, einen Fähnrich y. Rauchhaupt in 
; darstellend, der bei der Belagerung der Stadt 
Herzogs blieb und hier beerdigt wurde. — 
0, 1200 begonnen, 1340 bis zum ersten Um- 
32 vollendet. An der Südseite in den Giebel- 
^Bildwerke aus dem J. 1401, Krüppel allerlei 
ach einer Sage soll nämlich die Kirche durch 
ven damals unter den Kaufleuten mehrere ge- 
irorden sein. Die angrenzende Strasse heisst 
rosse. In der Nähe die Pdrikirche (PI. 25), 
de Kirchen als Bauwerke sehr beachtenswerth, 
^■hervorzuheben. Neben der Andreaskirehe ist 
erbaut — Die *Catkarinenkirche (PI. 19), aus 
des 13. Jahrb., Chor 1450 vollendet, der An- 
hat treffliche Grabdenkmäler aus dem 16. bis 
ich das eines Grafen von der Schulenburg von 
«en Passionsgemälde au der nördlichen Wand, 
Ute des 17. Jahrb., mögen kaum für die Kunst- 
,-™Jiswerth sein. Die 3 Glasgemälde im hohen 
^*^^. — Die grosse Brüd€m- oder lUrichskirche 
'findet, mit einem alten Taufttein aus Erzguss 
L Gemälden, wird jetzt restaurlrt. — Die kleine 
^Jy hinter dem Schloss, 1031 eingeweiht, ist die 
^idienturehe (PI. 16), im 15. Jahrh. neu erbaut, 
*" Gewerbe-Ausstellungen benutzt. 

^fUroUnum (PL 9), eine 1745 gegründete höhere 
^at nicht unbedeutende naturwissenschaftliche 

^Inst Paulinerkloster, als solches von 1311 bis 
pg 1712 für seine jetzige Bestimmung eingerichtet, 
; tä H^^"* Räumen das herzogUche «Xuaeum (PI. 47), 
1* ^^^» Montag ausgenommen, von 11 — 1 Uhr für 
^^**tschland n. 12. Aufl. 9 



128 RouU36. BRAÜNSCHWEIO. Sehloss. 

wohnt dem westl. Portal gegenüber, und erhält far Kirche 
und Gruft, die beleuchtet wird, von 1 — 4 Pers. 20 gr., 5—8 Pers. 
1 Thlr., 9—12 Pers. 1 Thlr. 10 gr. ; die Kirche allein gegen ein 
kleineres Trinkgeld. 

Inneres. Das Grabdenkmal des Gründers (t 1195) und seiner Ge- 
mahlin Mechthildis (t 1189) aus jener Zeit, im Schiff am Chor aufgesteUt, 
ein Werk von hohem Werth für die Kunstgeschichte, besteht in einem 
Deckstein, auf welchem die Gestalten beider hoch erhaben ausgehauen 
sind. Die Altarplatte, aus Huschelmarmor, auf 5 metallenen Säulen 
ruhend, vor dem hohen Chor, schenkte Mechthildis der Kirche. Den 
mit seltsamen Ungethümen gezierten 7 armigen 16' hohen Leuchter aiu 
Messing liess Heinrich der Löwe giessen und hier aufrichten. Der Fuss ist 
neu. Das Denkmal des Herzogs Ludwig Rudolph (t 1735) in der Mitte des 
Schiffs, aus Zinkguss, verdient keine Beachtung. — Unter dem Chor die 
Krypta oder Gruftkirche, dem Bau vor Heinrich dem Löwen angehörend, 
wo seit Jahrhunderten die Leichen der Fürsten aus dem tapfem Welfenhauä 
heigesetzt sind, unter diesen neun, die auf Schlachtfeldern fielen (S. 131). 
Der älteste Sarg ist in der Vorhalle der des Markgrafen Ekbert IL , der 
1U9U von seinen eigenen Dienern erschlagen ward ; neben demselben steht 
der Sarg der Schwiegermutter Lothars, Gertrud (f 1117), der Aeltermutter 
Heinrichs des Löwen. Auch einige alte Holzschnitzwerke und SteinbUder 
sind hier aufgestellt. 

An der Nordseite des Doms, auf dem Burgplatz, steht auf 
einem, wie die Inschrift besagt, 1616 und nochmals 1792 er- 
neuten Fussgestell, ein stattlicher *L&we aus Erzguss mit geöff- 
netem Rachen, den Einige für das Werk eines griechischen, An- 
dere mit mehr Recht eines niedersächsischen Meisters halten. 
Heinrich der Löwe liess ihn 1166 hier aufrichten, als Zeichen 
seiner Oberhoheit, seiner obersten Gerichtsbarkeit, ein anderer 
Roland (S. 67). Bis zum J. 14S6 hielten hier die Burggrafen 
(Raugrafen), die herzogl. Vögte öfTentl. Rügegericht. Die Bw^ 
Oaaeme (PI. 3) gegenüber, ebenfalls von Heinrich dem Löwen 
gegründet, später vielfach an- und umgebaut, war bis 1753 her- 
zogl. Residenz. 

Das Beiideniichloii (PI. 42), von Ottmer an der Stelle des in 
den Septembertagen 1830 abgebrannten „alten Hofes ^ aufgeführt, 
ist in der Nacht vom 23. zum 24. Febr. 1865 bis auf den rechten 
Flügel vollständig niedergebrannt. Das Feuer brach in den Privat- 
gemächern des Herzogs aus und griff so rasch um sich, dass viele 
"Werthsachen und Kostbarkeiten nicht gerettet werden konnten 
und eine Beute der Flammen wurden. Auch die berühmte Qua- 
driga, nach Rietschels Modell von Howald in Kupfer getrieben, 
welche den Mittelbau krönte, fand bei dem Brande ihren Untergang. 

Der *Alt8tadtmarkt ist von verschiedenen schönen alten Ge- 
bäuden umgeben. Die Mitte desselben ziert ein 1408 in Zinn 
gegossener, 1847 hergestellter Brunnen mit mancherlei Bildwerk, 
Figuren aus dem Heidenthum, dem alten und neuen Testament 
bis zu Carl d. Gr. und Gottfried von Bouillon, mit Wappen und 
Bibelsprüchen in niederdeutscher Mundart. Zur Rechten liegt das 
1852 hergestellte «Altitadt-BAthhani (PI. 40), ein Bau zierlichsten 
goth. Styls aus dem 13., 14. und 15. Jahrb., kaum einem in 



Kirchen. B&AUNSCHWEIO. 36, BouU. 129 

DeutscMand nachstehend, aiit einem Lanbengeng von dorch- 
brochener Arbeit, an dessen nenn Pfeilern oben lebensgrosse Stand- 
bilder von Fürsten ans dem Welfenstamm , von Heinrich dem 
Finkler bis za Heinrieh dem Kind, aufgestellt sind. Als die Stadt 
1671 ihre Unabhängigkeit verlor (S.' 127), warde das Raihhans ge- 
schlossen nnd nnr zur Zeit der Messe dem Verkehr der Mess- 
fremden geöfbiet. Die ehemaligen Yerliesse werden von der Ritt- 
meier'schen Weinhandlong als Keller nnd Weinstabe benatzt. 

Kifehen. ^MarUnikirehe (PI. 22), im 13. Jahrh. erbant, die 
8.W. angebaute Annen-Capelle 1434. Taufstein aus Erzgass von 
1441, für die Kunstgeschichte beachtenswerth; an der Kanzel 
gute Marmor-Bildwerke, Ende des 16. Jahrb., Bildwerke ähnlicher 
Art am Hochaltar von 1725. Unter den Standbildern an der 
Anssenseite nach dem Markt zu, ist auch das Luthers. An der 
dem Rathhans zugewendeten äusseren Ecke ist ein Grabdenkmal, 
Sandstein-Belief, eingemauert, einen Fähnrich v. Rauchhaupt in 
voller WaiTenrüstung darstellend, der bei der Belagerung der Stadt 
1615 im Dienst des Herzogs blieb und hier beerdigt wurde. — 
^Andreaslürche (PI. 17), 1200 begonnen, 1340 bis zum ersten Um- 
gang aufgeführt, 1532 Tollendet. An der Südseite in den Giebel- 
feldern merkwürdige ^Bildwerke aus dem J. 1401, Krüppel allerlei 
Art darstellend. Nach einer Sage soll nämlich die Kirche durch 
reiche Krüppel, deren damals unter den Kaufleuten mehrere ge- 
wesen, gegründet worden sein. Dl« angrenzende Strasse heisst 
heute noch die Krüppelttrasse. In der Nähe die Pdrikirche (PI. 25), 
1292 ToUendet. Beide Kirchen als Bauwerke sehr beachtenswerth, 
im Innern nichts hervorzuheben. Neben der Andreaskirehe ist 
die alte Wage, 1534 erbaut — Die *C<aharinerüurche (PI. 19), aus 
der zweiten Hälfte des 13. Jahrb., Chor 1450 vollendet, der An- 
dreaskirche ähnlich, hat treffliche Grabdenkmäler aus dem 16. bis 
18. Jahrb., namentlich das eines Grafen von der Schulenburg von 
1619. Die 12 grossen Passionsgemälde au d-er nördlichen Wand, 
aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrb., mögen kaum für die Kunst- 
geschichte bemerkenswerth sein. Die 3 Glasgemälde im hohen 
Chor sind von 1553. — Die grosse Brüdern" oder ülrichakirche 
(PI. 18), 1345 vollendet, mit einem alten Taufstein aus Erzguss 
ond verschiedenen Gemälden, wird jetzt restaurirt. — Die kleine 
Magnikirehe (PL 23), hinter dem Schloss, 1031 eingeweiht, ist die 
älteste. — Die Aegidiinkirehe (PI. 16), im 15. Jahrh. neu erbaut, 
wird zu Kunst- u. Gewerbe-Ausstellungen benutzt. 

Das ColUgium CaroUnum (PI. 9), eine 1745 gegründete höhere 
BildungsansUlt, hat nicht unbedeutende naturwissenschaftliche 
Sammlungen. 

Das Zeughaus, einst Paulinerkloster, als solches von 1311 bis 

1343 aufgeführt, 1712 für seine jetzige Bestimmung eingerichtet, 

birgt in seinen obem Räumen das herzogliche «Museum (PI. 47), 

im Sommer täglich, Montag ausgenommen, von 11—1 Uhr für 

Biedeker'a Deutachland n. 12. Aufl. 9 



190 aouU36. BRAUNSOHWEie. jtfuneum. 

Jedennann geöflkwt, Im Winter gegen Siatfittsgeld Ton 2V3 Thlr. 
für 1-^6 Pers. Es enthält neben der bedentenden ^Gaoialde- 
Sammlung aucli Elfenbeia- und Pertanulter-Sehnitzwerke, Ubien, 
Trinkgefiase , Arbeiten in FiligraS) Schmelz- und Forzellan-Ma- 
lereien, Büsten, r5m. und aegypt. Alterthtmer, chines. und Japan. 
Gef&sse. Femer geschichtliche Erinnerungen, Wachsbossirnngen, 
Friedrich den Gr. in der Kleidung, welche er im 7jahr. Krieg 
getragen, mit seinem Hut aus der Schlacht von Mollwitz; seine 
Todten-Maske; Uniformstüeke des Herzogs Friedrich Wilhelm 
(S. 131), mit Bildniss; Uniformstücke des Herzogs Christian aus 
dem 30jähr. Krieg; Sattel Carl Wilhelm Ferdinands (S. 131) u. dgl. 

Erste Oallerle. 2./. J^. üom Viehstück, Ö8. Van der Bat Frau und 
Kind, 67. Miereveli Mann und Frau, 70. TtHiert Landschaft, 78. Rembrandt 
Christi Erscheinung, 81. Van Dyek «wci Pferde, 108. 106. Tizian ewei Bild- 
nisse Ton Venetiaiieni, 106. TizMn Bchäferstück, 107. Jeh. de WeU Troja in 
Brand, 110. Droogüoei Teieh Betheada, 111. 112. 116. drei Bilder aof Gold- 
grund, aus dem 13. Jahrb., Madonna und Heilige. 

Zweite Oallerie. 126. Raphon grosses Altarbild mit Flügeln, 
136. KmtUer Bildniss des Orosskanilert Macciesfleld, 199. Van Dyek Beiter- 
bild (Lord Stafford), 141. Hanenumn weibl. BUdniss (Lady Wattiagsfield?), 
146. J. van der Ly» grosse Landschaft, 154. Jansens Tobias und der Engel, 
166. Higaud Bildniss der Prinz. Elisabeth Charlotte von der Pfalz (Liese- 
lotte"), Gemahlin des Regenten Philipp von Orleans , *169. Mw^aert Ab- 
berufung des Matthftus, 177. Tixian sterbende Cleopatra, 182. P. BriU Land- 
schaft , 184. Franz Floris Mann mit Falke, 189. Van Dyck männl. Bildniss, 
193. 197. Feti Verslossung der Hagar, der verlorene Sohn, 194. Victor Esther 
und Haman, 196. Jardaens Bekränzung des h. Joseph, *206. Rübetu Spinola^s 
Bildniss. 211. Van Dyck (?) männtiohes BUdniss. 216. Jiukeue männliches BUd- 
niss, 226. V. d. Keulen weibUches BUdniss, *229, Steenwyck Architecturstück, 
233. Caravaggio eigenes Bildniss, 234. v. d. Keulen m&nnliches BUdniss, 
239. Jordaens Bohnenfest. 

Dritte Gallerte. 266. A van der Werff Adam und Eva, 269. CWi- 
nach Luthers BUdniss, 261. Jiembrandt Landschaft, *262. Teniers Alchymist, 
m. Elzheimer Landschaft, 280. Dietrich Sarah führt dem Abraham die Hagar 
zu, 282. Rnysdäel Landschaft, 284. Swttnetfeld Landscbaft, »286. Rubene Judith, 
287. I\mrbu» männUches BUdniss, 291. Ruyedael Wasserfall, 293. Van Dtfck 
Madonna. 294. Holbein BUdniss des Thomas Monis , 298. Ruytdael W^ser- 
faU , 300. Jordaens Anbetung der Hirten , 301. C. de Moor mannliches 
Bildniss, 308. Ruytdael Landschaft, 306. A. •. d. Neet grosse Winterland- 
schaft, 312. Dietrich Sleasar und Rebecca, 326. Brmekenkwrg Bauernstube, 
332. Netscher S«häferstück , 347. £verdingen I^ndschaft , 360. 362. Denner 
alter Mann und alte Frau , 366. Cranach Hercules von der Omphale ver- 
spottet, 376. Hotbein münnl. Bildniss , 383. Dow eigenes Bildniss , 394. Wom- 
vermann Christi Himmelfahrt, 400. Ruytdael Landsohikft, 418. Bolbein mäaa- 
liches Bildniss, 421. Bassano Verspottung Christi. 424. Everdingen Wasser- 
fall, 430. Jan Steen Heirathscontract , 431. A. r. Oifokl« Verkündigung, 449. 
Domenichino Venus nach dem Bade belauscht, 460. Dürer Jesus im Tempel, 
471. Huchtenburg Stiü&tmBiütk^ 478. TlUy 's Bildniss vq» unbekanntem Mei- 
ster, 478. ^org die Arbeiter des Weinbergs. 

Vierte Galle rie, 483. Ravensteyn hoUand. Familie, «490. *499. D&rer 
Frau und Mann in schwarzer Pelzkleidung, i^. Victor David von Samuel 
zum Köni^ gesalbt , 604. Rerghem Pomona und Veartiunnus» *Ö27. Com. dt 
Vos Familie Rubens , 532. Ann. Carraeci Christus am Oelberg , »536. Tinto- 
retto Abendmahl , 549. Hondekoeter Thiersttick , •575 und *S&^. Rembrandt 
Hugb Grotius unrd Frau , 670. Lieoent Abraham und Isaak , 579. Biscaino 
Christi Geburt. 

Fünftet^lallerie. *591 . (danach Melancht^on predigt als Johannes is 
der Wüste vor Kurf. Friedrich d. Weisen, 596. 604. Moucheron zwei Land- 
schaften, •599. Guido Rem Prokris «. Cephalüs, •607. <«29. Jan .SiMic lustige 



BRAUNSCHWEia 36. Route. 131 

GeseUsdiaft, EbeTertraf , 633. Tmtorettö Lautenspieler , 638. Latress« Eat- 
deckung AcMIl's, *64A. Van Mander das Mahl des reichen Mannes. 

Seclist« Gallerie. *G^. Rembrandt Grablegung Christi. *66& Rem- 
brand* eigenes Bildniss, *669. Eckhout {oder Rembrondt) Beschneidung Christi, 
676. Vinctebwmi» Jüamuekty 689. Sandrard alte Fischhändlerin, 691. SekhMtt 
Salonko opfert fremden Oöttem, *69ö. QiorgwM Adam und Eva. 

Die Wälle der 1797 geschleiften Festung bilden jetzt die 
schönsten Spaziergänge; sie sind noch Ton Gräben omgeben, die 
ihr Wasser ans der Oker, welche die Stadt durchfliesst, erhalten. 
Westl. vom Bahnhof, in der Nähe der Aegidienkirche, erhebt sich 
auf einem granitenen Fassgestell das 1853 errichtete ^Standbild 
Lesti2&g8 in Erzguss (PI. 34), ^dem grossen Denker und Dichter 
das deutsche Vaterland^, von Rietschel entworfen, sehr glücklich in 
der Tracht seiner Zeit dargestellt. Dann folgt das AitgusUhor, 
weiter der Xonnmentiplati (PI. 32), auf welchem die Bürger 
Brauns chweigs eine 72' hohe SpitxsätUe von Gusseisen errichtet 
haben mit den Inschriften: y, Seinen für Deutschland gefallenen 
Fürsten ihr Vaterland. 1822. Den Einbruch in da» VaUrUmd mit 
seinem Blute wehrend, sank BrauMchweigs Weife Carl Wilhelm 
Ferdinand, mit ihm seines Volkes Olück. Des Vaterlands vom 
Feinde neu bedrohtes Olück schüttend in rettender Sehlaehtj sank 
BroHnschvfeigs Weife Friedrieh Wilhelm an seiner Krieger 
Spitze. Ihr Ruhm leU euig, dauere mit ihm ihr Stamm dem Va- 
terland »um Segen.*^ 

Am nördlichen Ende des Platzes steht die Husetrefik^CaBeme. 
Den Raum vom Steinthor bis zum Fallersleber Thor nimmt der 
&ersoy{. Poirk ein. Am Steinthor erhebt sich das von Wolf im Bund- 
bogenstyl erbaute neue *Thester (PL 46), im August 1861 bei der 
Feier der lOOOjähr. Gründung der Stadt eröffnet. An Stelle des 
alten soll eine Fruchthalle errichtet werden. Vor dem Fallers- 
leber Thor die von Qttmer im florentinlschen Styl aufgeführte 
schone Infanterie-Caseme (PI. Ö). 

Wir kehren zum Steinthor zurück. Ausserhalb desselben führt 
ein Weg von der Landstrasse links ab zu dem mit Anlagen um- 
gebenen Exerderplatsi, an welchem eine 25' hohe Denks&ule an 
den General Olfermann, der die Braunsehweiger in der Schlacht 
bei Waterloo anführte, erinnert. 

Rechts von der Landstrasse gelangt man zu dem grossen Xixohliof 
der Domgemeinde (zahlreiche Denkmäler). Auf dem. Kirchhof der 
Magnigemeinde daneben ruht Lessing (f 1781) ; ein einfacher Stein 
bezeichnet sein Grab. Auch Campe (f 1818) , der Jugendschrift- 
:^teller, ruht nicht weit von da, in seinem, jetzt seinem Enkel, 
Hm. Buchhändler E. Vieweg gehörigen Garten. 

In der s.o. Ecke 4es sandigen grossen Raums, welcher den Garten 
und die Kirchhöfe . einerseits , s. das Dorf /St. Leon^ord begrenzt, 
15 Min. s.o. vom Steinthor, steht das *Deiikmal Sohills, welches 
1840 ihmundden44 Waffengefährten errichtet wurde, die am 31. Mai 
1809 zu Stralsund gefangen, im Juli hier erschossen wurden. Schills 

9* 



132 Rout€ 36. HANNOVER. 

Haupt (S. 61) und dl« Gebeine seiner 14 Waffengefihrten, deren 
Nameo das Denkmal nennt, sind anter demselben beigesetzt 

Eine klein« Capelle, an dM Ton einem alten Soldaten bewohnte 
Wächterhaus angebaut, enthält aahlreiche 8chiU'sche BeliouieD: seine 
Büste f nach der Todtenmaske entworfen , von Stiglmayr 1^ gegossen, 
ein Geschenk König Ludwigs von Bayern, drei Geschütze, von König 
Friedrieh Wilhelm IV. von Preussen geschenkt; das Bildniss desErsher- 
logs Carl, Ton ihm selbst geschenkt ( Hofer's Bildniss Tom Hagistrat su 
Innsbruck, das Bildniss des Ueraogs von Braunschweig-Oels von der Stadt 
Braunschweig geschenkt; Schiirs Säbel, Cartouche, Pistolen, Weste, 
seine Geldbörse, seine Brieftasche mit den eigenhändigen Worten der 
Königin : -.Forden braven Herrn wm SebiU. Kümgeberg^ Ml. Mai 1808. Louüe.*' 
Die Wände sind mit den Wapnenschilden der Offl^ere Schiirs behangen. 
Eine Glocke, mit welcher an aen Todestagen Schiirs und seiner hier und 
hei Wesel erschossenen Gefährten, dann des Hercogs von Braunschweig- 
Oels und Hofer^s geläutet wird, schenkte die Kurfürstin von Hessen, die 
Schwester des Königs Friedrich Wilhelm in. ▼. Preussen. 

86. HaimoYer. 

QttrthM« am Bahnhof: Hdtel Bojal, S5. u. L. 90, M. 15, F. 7i/v, 
B. 5gr., Union-Hötel, B. 6 gr., Hdtel de Rusaie, überall gleiche 
Preise. •Rheinischer Hof, Z. 15, F.Jl/a» M. 121/2, B. 5 gr., »Hart- 
man n^s Hdtel (auch Restauration), *Eürop. Hof. — In der Stadt, in 
der Georgstr.: »British Hdtel, Z. u. L. 30 gr., B. 6 gr., Victoria- 
Hdtel, Meinecke's Hotel (mit Cafä), dem Theater gegenüber; in der 
Keustadt: Hdtel d'HanoYre, Stadt Hamburg, Z. 10, F. 6 gr. 

Oonditorei n. Oaf4. *Gaf^ Royal in Meinecke^s Hdtel Georgstr. 21, 
*Robby Leinstr. 29, *Spohn Leinstr. 19, Oesterle Bahnhofstr. 12. 

XafiiCflHaB. Innere Stadt : O d e o n Kicolaistr. «Tivoli; äussere Stadt : 
Bellavista (oft Uilitärmusik) am Neuenthor. Schöne Aussicht rom 
Lindener Berg (Omnibus bfs Linden 1 gr.), nahe der Stadt. 

Seatauratienan. *Hartmann*s Tunnel, Eber's Telegraph, beide 
am Bahnhof; Louisenkeller in der Loulsenstrasse, Hipp's Caf^ im 
Victoria Hdtel, *Kasten's Georgshalle, hinter dem Theater, Kuli er> 
Theaterkeller ebendas., Bankkeller Georgsstr., Wallhalla Wind- 
mühlenstr., Pfeiffer^s Keller unter dem Hdtel d^Hanovre, Zauber- 
Flöte Oeorgatrasse 10. Hoftraiteur Rudolph Burgstrasse. 

Droschken. 1 Person 4, 2 Pers. 5, 3 — 4 Pers. 6 gr. die Fahrt in der 
Stadt. Aeusseres Stadtgebiet: 1—2 Pers. 6, 3— 4 Pers. 8 gr. Vom Bahnhof 
in die Stadt i-2 Fem. 6, 3--4 Pers. Ti/s gr. Kaoh 101/s U. Abends doppelte 



Taxe . Nach BerrenhausenlO, 12 Vs« 1^ gr. je nach Personenzahl, surück 
dasselbe. Nach der Zelt: 1/4 St. 1—3 Pers. 5, 3—4 Pers. 71/2 gr-, Vi S* 
1—2 Pert. H/a, 3—4 Pers. 10 gr., 1 St. 1—2 Pers. 10, 8 bis 4 Pers. 15 gr. 



Omaibua. Vom Bahnthor durch die Stadt nach dem Vorort Linden 
und surück, Vormittags stündlich, Nachmittags l/s^^ündl., Person 1 gr. 

Theater (Gebäude wie Vorstellungen ausgezeichnet) Anfang Juni bis 
28. Aug. (Goethe^s Geburtstag) geschlossen. Im Winter Goncerte. 

HftimoTer (202'), die rasch aafblflhende Hauptstadt des König- 
reichs mit 76,000 Einw. (3000 Kath.) und 4100 Soldaten, an der 
Leine, hat seit dem Reglerunirsantritt (1837) das Königs Ernst 
August (t 1851) eine ganz andere Gestalt erhalten. Ein neuer 
Stadttheil (Ernst August Stadt) ist In der N&he des Bahnhof» 
entstanden, in welchem man, wie in den sonstigen neuen Theileo 
der Stadt unter den durchgängig stattlichen Geb&uden eine grös- 
sere Zahl findet, welche durch einen in Hannover selbständig 
entwickelten, auf den reinen Oonstructionsbau in Ziegeln oder 
Haustein mit Rundbogen-Ueberwdlhungen sich stützenden ernsten 










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HANNOVER. 36, BouU. 133 

and wördigen B«iistyl sioh auszeichnen. Wir nennen als solche 
das Musenm, Lyceom und höhere Bürgerschale, Schwargerkhts- 
gebiade, Militarhospital, Bekleidungs-Commission, Bankgebinde, 
Christnskirche (im Bau), die neuen Casemen an der Geller Chaussee 
und sahireiche Privatgehaude, besonders das Hans des Banqnier 
Simon am Klererthor; ebenso das 1852 eröffnete Theater, wohl 
eines der grössten und schönsten Deutschlands. — Die bronaene 
*RäUr9tatue des Koniga Ermt Augutt (der König in Husaren- 
tracht) Yon A. Wolffy einem Schfiler Banch's, ist am 7. Juni 1861 
Aof dem Bahnhofsplatz errichtet Die colossale •SehOUr-Stiauet 
modellirt von Engelhard, einem Schüler Sehwanthalers, auf dem 
Georgsplatz vor dem Lyceum und der höheren Bürgerschule wurde 
<i«& 5. Mai 1863, des Dichters Sterbetag, enthüllt. 

Das nCuieim (PL 24) für Kunst und Wissenschaft, 1866 
vollendet, mit den Sammlungen des hlstor. Vereins für Nieder- 
wachsen, der naturhistor. Gesellschaft und den Gemälden und 
Sciüpturen, Sonnt. 12—2 Uhr und Mittw. 2—4 ü., für Fremde 
tagl. 10 — i U. gegen 6 Gr. — PermanmU Ktin$km$sUUung 
daselbst (Februar u. März geschlossen) tägl., ausgenommen Freitag, 
11 bis 4 U. gegen ö Gr. — Ebener Erde befinden sich die Ver- 
sammlnngs- und Erholungsräume des Künstler^ und Architecten* 
Vereins (Einführung erforderlich). 

Das 8oUess (tägl. ausser Sonntag 9—1 Ü. Eintrittskarten 
ini westl. Flügel ebener Erde, Trinkg. ö Gr.y hier auch Karten 
für die Silberkanm&er (s. unten) und das Mausoleum S. 135), Ton 
ansehnlichem Umfang, ist in seiner innem Einrichtung eines der 
prächtigsten fürstl. Schlösser, mit Tielen neuen Bildern. 

Hervonolieben sind : die Bildnisse der Regenten von Henog Heinrich 
dem Löwen an. Riepenhauten Heinrich der L5we schützt Friedrich Barba- 
fosaa gegen anürnherische Römer, Portmann Marine; A. Becker Norweg. 
l;u^dsehaft', Gurlüt Sundlandsehaft, Comersee; *Aeh«nbaeh Mündnng der 
«&a» am Briel,. Xiedcrländ. Landschaft; J. HUbner h. Georg; Blanc Kirch- 
gängerin; Krüger König Ernst August mit Gefolge; •Oeaterlei Leonore, 
Jephtha; W. Schirmer Wald; *Adam Napoleon In der Schlacht bei Regens- 
\^r% ; yiortben Ifapoleon auf dem Bückange, nnd La Haye sainte ; aehtman 
Wald ; Lawrence Bildnisse v. York, Pitt, Canierbury u. A. ; Schirmer Wald ; 
P^fitchmer Sturm in der Wüste ; Ählhom Salzburg und drei grosse Italien. 
Landschaften; *€amphauun Puritaner; Mett Scene aus dem Bauernkrieg; 
'^Mtn^r Kaiser Heinrich V. Tor dem Kloster Prtifening; Bego» Lorelei; 
^nilje (ler todte Cid; Luau Wellington; BtuM Wald; Koken Kirchhof im 
Schnee; ^Bergmann Kaiser Carl V. und Bembrandt; Carl Landschaften; 
^oUch Landschaft; Beyer Architecturstücke ; C. Hülmer die Verlassene, 
Heimkehr der Söhne; Leu Gebirgsschlucht; Tacke Kölner Dom; AinmUUer 
°^phanskirche ; Marie Wiegmann Pflanzerkinder. 

Von altern Bildern: Van Batsen Saal im Renaissance - Styl ; Carlo 
"dUct Jüngling; O. Dow Greis eine Feder schneidend; van Dyck Christus 
^nd der Schiffbrüchige; EvercUngen Felsen; van der ffelst männliches und 
gelbliches Bildniss; Mierevelt weibliches Bildniss; RtibeM Entführung der 
^ei'anira; Snydera Bär; Snyders und Rubens Mann ein Reh ausweidend; 
R^ytdael Ruinen ; Tenier» Schlachthaus ; Tizian Bildniss eines Greises, weib- 
Viehes Bildniss; Fh. de Ckamipaigne Bildn. eines Greises ; P. Veroneu Christus v 
<'. Vunix todter Haase und Geflügel. — In der Schlosscapelle : *L. Oranaeh 
Kreuzigung; daselbst eine vorzügliche Sammlung von Kirehengerätfien und 
JUhquimbehälter, in der Regel nur Kennern zugänglich. 



134 Bomuae. HANNOVER. WalerloopUäz. 

IMe •SUberkammer (t&gl. ausser Sonnt. &— 12 U., Eintrittsk. 
8. o^m, Trinkg.5 Gr.), ebenfalls im Schloss, Ist eine der reichsten in 
DeotseÜand, an älteren wie an neaem ansgezeiehneten Arbeiten. 

Dem Schloss gegenüber ist das alte kSnigl. Palais mit dei 
kdnlgl. PriTatbibliothek, Knpferstich-Sammlnng, Münzcabinet und 
WaffensaiBiBlnng. — Die ehem. ^fTaiMmann'sche, Jetzt konigl. Ge- 
m&ldesammlnng am Holzmarkt 4 (8onnt. 12 — 2 ü.), besitzt eine An- 
zahl Torzügl. Bilder der Niederl&nd. nnd AHitalieniseh. Schale. — 
Die königl. BmiotkOi im «ArchlT-Oebäude, gegen 120,000 Bände and 
2000 Handschriften, darunter Leibnltz's literar. Nachlass, ist täg- 
lich von 12 — 2 geSflhet. — Sehenswerth ist auch die Outemann'$che 
Sanmüung mittelalterlicher Kunstwerke, Autographen, Druckwerke 
u. s. w., Osterstr. 53. — Das Welfen-Muteum, Adolfstr. 3 (Bing. 
▼on der Leibnitzerstr.) im Palais (Ernst August (PL 27) Mont., Mittw. 
u. Samst. von 10 — 2 U., Karten 5 Gr. im Schloss) enthält Anfänge einer 
Sammlung Ton Landes-Alterthümem, Waffmi, Reliquien etc. 

An der Südseite des Schlosses flieset .die Leine. Ein sehr 
grosser Platz, der Waterlooplati, dehnt sich hier aus. der Exer- 
oierplatz für die Besatzung, im Hintergrund von der 160^ h. Wa- 
terioosäule begrenzt, „den Siegern von Waterloo von dem daiMarm 
Vaterland** errichtet, mit den Namen aller Gebliebenen, etwa 800. 
Von oben guter üeberblick über die Stadt. Rechts und ünks 
(kuemenf links (südlich) das 1846 erbaute grosse Zeug^ns 
(ArsenoDj und das Gadettenhau&. An der Nordseite des Platzes das 
1849 errichtete Stanmud des Generals OrafAUen (f 1840), des Fah- 
rers der Hannoveraner bei Waterloo u. der engl.-deutschen Legion 
in Spanien, in Erzguss, von Kümmel. Zwischen diesem und den Ga- 
sernen steht in Anlagen ein Tempel (PL 9) mit der Büste von Läh- 
mt» (t 1716). In der Nähe das frühere Palais des Königs (PL 26). 

Das ehemalige Wohnhaue von Leibnibt (PL 21), Ecke der 
Schmiede- und Kaiserstr., hat einen Erkervorbau mit 16 bibli- 
schen Darstellungen auf Steintafeln. In diesem Theil der Stadt 
finden sich auch sonst noch manche alterthümUche Häuser. 

Der kSnigl. Xaritall (PL 23) ist wegen seiner Pferde berühmt 
Grosse Reitbahn, daneben die neuen Wagenschuppen mit den 
Staatswagen, besonders dem „goldenen^ Wagen. Pferdeställe 
ohne besonder Erlaubniss, Wagenschuppen dagegen nur mit 
solcher zugänglich 

An der andern Seite der Leine, in der Neuen Strasse, ist 1859 
an dem Armenhaus eine Inschrift mit Relief-Bildniss angebracht, 
meldend, dass der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig- 
Oels auf seinem Heldenzuge vom Erzgebirge nach der Nordsee 
am 3. Aug. 1809 in diesem Hause (damals Gasthof) gespeist hat 

unter den Kirchen ist nur die Harktkirche (PL 18) nennens- 
werth (von 1350) ; Aussenseite mit einigen hübschen Grabdenkmä- 
lern, früher auf dem Kirchhof, Inneres 1856 hergestellt. Die Süd- 
seite des stattl. Sathhauses (PL 31) gegenüber ist 1846 emenert. 



ümgebunffen. HAMNOTEB. 36. RmOe. 135 

Unter den 36 dffettti. mid 8 PriT«t-SchiilaiMtal«en sind die 
polyieehnisehe Stkide mit ihren Sunmlnngen und das Schulgebaude 
am Cteorgsplatz, woifai Lyeeom, Handelsschule nnd höhere Bürger* 
sehnle, herroTznhebMi. 

ümgeMmsfla. Nach dem königl. Schloss «Herrenhanien 
(Vz St. Gehens, Droschke in 20 Min. s. S. 125) führt eine 6828' 
lange prä<^tige Lindenallee. Bs war Lieblingsaufenthalt Georgs I. 
(t 1727) nnd Georgs U. (f 1766). Der im franz. Styl angelegte 
fast 182 M ergen grosse Garten enthält ein Gartentheater, Fontainen 
and Waaswwerke, die Ton Pfingsten bis Michaelis spielen nnd 
zwar Sonnt. 3 — ö^/e ü., AQttwoch im Jnli 5—7 ü., im August 
4—6 U., im September 3 — 5 ü. Nahe dem Schloss zwei grosse 
Orangeriegebände nnd der durch reichen Blumenflor sich aus- 
zeichnende Berggartetif mit einem Palmen- nnd Orchideenhaus 
and dem Hause einer Victoria regia. Im Hintergrund des Gar- 
tens das ^Mauicieum mit den von Bauch gearbeiteten Grabdenk- 
mälem des Königs Ernst August (f. 1861) und seiner Gemahlin 
Friederike (f 1841). ^gänglich im Sommer Mittw. u. Sonnabend 
von 3—5 U., gegen Eintrittsk. im Schloss zu Hannover (S. 133) 
za haben (Trinkg. ö Gr.)- — Auf der ostl. Seite der Allee der 
Oeor^enpenrk mit S^^oss und einer Sammlung älterer Bilder und 
ScuLptar^i. Zuganglich ohne Karte (Trinkg. TVz gi*)* ^^ P^irk 
Eaffewirthschaft. — Auf der westl. Seite der Allee das im Bau 
begriffene WdfmteUoaa (früher Monbrülant) mit Garten. — Die 
n^ütnriede'^ städtischer Forst mit schönen Waldpartieen (Eingang 
durch die Königsstrasse) und viel^ Wirthschaften. — Der Thier- 
garten hei Kirdwode (Eiacnb. 27« gr.» Droschke 1 Thlr.) mit zah- 
inem Eothinld; Erfrischnngen im Försterhaus zu haben. — Die 
*M<uiehburghei Nordstemmen (Station an der Bahn nach Hildesheim, 
3; 162) , königl. Schloss im mittelalterl. Styl, enthält einen FrieSf 
^e nordische Heldensage yon Engelhard darstellend. Von der 
H%e, wo eine Restauration, schöne Aussieht. 

37. Von Mimden nach Köln. 

Schnellzug in 68/4 St., Perflouentug in 90/4 8t. Fahrpreis 7 Thlr., 42/3 oder 
SVs Thit.\ bei den SebnellEügen lö bis 20 O/o höher. 

Die Bahn durchschneidet die kleine Ebene zwischen Minden 
ond dem Wesergebirge und dringt durch den engen Einschnitt, 
^en die Weser sich hier gebahnt hat, die Wesersekarte, gewöhn- 
licher *PoHa Westphälica (Hotel Porta) genannt, in das westphä- 
lisehe Gebirgsland. Der Fluss, die Landstrasse am linken, die 
Eisenbahn am rechten Ufer füllen diesen Einschnitt aus. Hier 
werden die zu den Neubauten in Minden benutzten schönen Sand- 
steine gebrochen (S. 126). Die Schichtungen des Gesteins liegen 
nossarüg zu Tage. Das Stationsgebäude, welches sich hart an 
die Felswand drängt, gleicht einer kleinen festen Ritterburg. 
Die Aussicht von den beiden Bergen, dem Jacobsberg (600' ü. M., 



195 RouU 37. HESfOHD. 

ÖOC fl. d. Weier) am Teeht«n, dem Witteliadsberg (SOCV fL M.) 
am linken Ufer, ist eebr ansgedelmt und belohnend. Als Bmid- 
schaa ist anf letsterem ein 75' k. Thnnn erb&nt. In der daneben 
befindlichen, nur noch in den Umfassnngsmanem nnd ^nem rohea 
Altar nnd Tenfetein «ihaltenen Capeile (MargareOben-Clu$€) soll 
Wittekind (s. nnten) getauft sein. 

Nnn über die Weser, unweit des Dorfes Bauthergty wekhes 
links am Abhang des Gebirges in einem Wald Ton Obstbaumea 
liegt. Bei Bdrnie (Yogeler's Hötel) ist die bedeutende Saline 
Newabswerk mit einem 22!20' tiefen Bohrloch, wohl die grosste 
Tiefe, welche bis jetzt erreicht ist. Blne 2^^ warme kohlensaure 
Salzquelle k(»Bmt durch diese« Bohrloch zu Tage, welche in dem 
viel besuchten Bad Oe^nhanien (Bohert'Sy Vogder'Sy Victorict-B6td) 
zu Bädern yerschiedener Art benutzt wird. Eigientiiümlich ist das 
Dunstbad, ein künstlicher Wasserfall der Heilquelle in einem be- 
deckten und geschlossenen Raum.. Das Wasser bildet, wie der 
Sprudel zu Garkbad, Inerustationen. IMne ist Mün^epnnkt der 
Osnabrück-Emdener Bahn (6. 75 und 144). 

Tor Herford (Stadt Befim; WeMt^t Hötel} überschreitet die 
Bahn einen kleinen Fluss, die Werrtj welche bei Rehme in die 
Weser fällt, nicht mit der Werra zu verwechseln, durch deren 
Vereinigung mit der Fulda bei Münden (S. 163) die Weser entsteht. 
Herford (10,000 Einw.) ist die zweite Hauptstadt der Grafschaft 
Ravensberg. Die Frauen-Abtei auf dem Hügel an der Nordseite 
stiftete Wittekind, der Engem KSnig, der Sachsen Herzog, der 
Franken und Carls d. Gr. hartnäckigster Gegner, der in langjähri- 
gen Kämpfen sein altes Recht und seinen alten Gleuben gegen die 
fränkischen Eindringlinge Tertheidigte, zuletzt ihren Priestern aber 
dennoch sein Haupt zur Taufe beugen musste (s. oben). Er hatte 
seinen Königssitz zu Enger, jetzt ein unbedeutendes Städtehen, 
1 Meile westlich Ton Herford. Keine Spur der alten Herrlichkeit 
mehr ; nur seine Gebeine werden noch in der Kirche gezeigt nnd 
ein Sarkophag mit dem Steinbild und der Inschrift: „Monumen- 
tum WitteJandij WctmeehHü füii, Angrivariamm regi$* XU. Saxowae 
proeemm ducia fortissimi^j welchen Kaiser Carl lY. 1377 errichten 
liess. Die Könige von Preussen und Sachsen nennen in ihrem 
grossen Titel sich auch Herzoge von Engem. 

Zwischen Herford und Bielefeld, jenseit Brake , unfern Schü^ 
deaeke, führt die Bahn über einen 1200' langen Yiaduct. Bielefeld 
(Drei Kronen, Bavenaberger Hof) mit 15,000 Einw. (1500 Kath.) 
ist Mittelpunkt des westph. Leinwandhandels, sehr gewerbreicher 
Ort (Spinnerelen, Dampfmühlen). Die Stadt lehnt sich südlich 
an den Sparenherg an, auf dessen Rücken sich die Feste 8parenr 
herg mit hohem runden Thurm erhebt. Diese Burg wurde im 
12. Jahrh. von dem Weifischen Grafen Bernhard von der Lippe, 
auf dem Gebiet seines Waiblingen'schen Gegners, des Grafen 
Hermann von Ravensberg erbaut und Lowenburg genannt , ein 



DOBTMUND. 37. EouU fMl 

Tmtz-BATeiMbeB«, dts aber sehr beld, als der SCem das WelA- 
schdD Löwen sank, voa den Ba^renabergeT Grafen genommen wurde^ 
die noA ihr Wappma, den Sparren, weit daran anaateckten end 
die Feste Sparrenberg nannten. Der jetzige Bau tat 1545 aofge«> 
führt, nach Dfirer'schem System befestigt; er dient aeit 100 J. ala 
Oefangenhans. Oben ^Schenkwirthschaft ond sehöne Aussicht, 
ebenso xom JohaxuniMberg, s.w. von Bielefeld. 

Die Bahn ▼erlässt nun das Gebirge, sie tritt durch den Ein- 
schnitt, welchen der LuHUThach durchfliesst, in die Ebene. An 
den s. Abhangen des Otning oder Tevtohurgo' Walde», etwa 2 Meil. 
ö. von Stat. Braekwede, wird eine Stelle als der Ort bezeichnet^ 
wo im J. 9 n. Chr. der Junge Oheruskerfürst Hermann den rom. 
Feldherm Vams schlug. Ueber den Ort des Schlachtfeldes ist 
^el gestritten, doch bleibt kaum zweifelhaft, dass es die Schluchten 
d«8 Teutoburger Waldes (S. 147) waren. 

Das Land ist Anfangs steinig, bald wechseln aber Ackerland, 
Wiese und Weiden mit buntem Blndvieh und Wald, dazwischen 
Bauernhöfe mit rothen Dächern. Von Oliteriloh (SchmaU) aus 
wild ein ansehnlicher Handel mit westphälischen Schinken und 
Würsten betrieben; der hiesige Pumpernickel, das kräftige wohl- 
schmeckende westphälische Schwarzbrod, wird als der beste gerühmt. 

Vor Stat. Bked^ (Omnibus-Verbindung mit Lippstadt) fährt der 
Zug über die EmSy die unfern Emden [S. 74) in Ostfriesland sich 
in die Nordsee ergiesst. Folgen die Stationen Odde, Beckum. 
AUtn; dann über die Lippe nach Hamm (Prt'ns von Preussen beim 
Bahnhof, *Qraf von der Mark in der Stadt), mit 10,022 Einw., 
Hälfte Katii., einst Hauptstadt der Grafschaft Mark, wo die Bahn 
i^ch Münster und Emden (S. 74), eine andere nach Paderborn und 
C'oMel (S. 150) sich abzweigt. 

Die Hauptbahn geht weiter über Camen, wo in der Feme die 
Oebirge der Buhr sichtbar werden, nach Dortmund {*Rdm. Kaiser, 
^iddendorffy ♦Bettevue tim Bahnhof), mit 23,372 Einw. (V3 Kath.), 
<^üi6t Beichs- und Hansestadt, heute noch ganz mit Mauern umgeben. 
An der Westseite des Bahnhofsgebäudes stehen von dem Beil des 
Eisenbahners verschont, die zwei alten Linden, unter welchen der 
Steintisch „mit des Beiches Aar^, auf welchem „das nackte 
Schwert einst und die Weidenschlinge'' lag, der berühmteste Frei» 
8tttM des Vehmgerlchts auf „rother Erde". Von den kirchlichen 
<}«bäuden sind nur zwei bemerkenswerth , die grosse Remoldh' 
^nke, daneben die hohe schlanke Marienkireke , mit einem Q^ 
^älde eines Meisters der zu Anfang des 15. Jahrb. blühenden 
westphälischen Schule. Die kath. Dominicanerklreke hat ebenfalls 
6in bemeiftenswerihes, aber schlecht gehaltenes grosses Altarblatt 
derselben Schule, von 1508. 

Dortmund ist Knotenpunkt für die Koln-Mindener, die Dort- 
öinnd-Soester und die Bergisch-Mirkiache Btihn. Die letztere führt 
durch die gewerbreichsten, belebtesten und schönsten Gegenden 



m BouUS7. ESSEN. 

der Oraftohall Mafk nnd d«s Henogthwiu B«rg, Ruhrthal, ^anf- 
perthalf Wapp«rthal, über Witten ^ Hagen, Schwelm und Elbeifeld 
nach Dfleseldorf, fast in derselben Zeltfrist, iHe die Hauptbahn. 
Wer nicht gebunden ist, steige hier an« und fahre über Blberfeld 
nach Düsseldorf, s. S. 139. 

Die Koln'-Biilndener Bahn bietet auf dieser Strecke weniger, 
sie bleibt in der Ebene und umgeht in weitem Bogen die Oe- 
birgc, welche die Elberfelder Bahn durchschneidet. Allenthalben 
die urgermanische Eigenthümlichkeit : Wald, Wiese, Kornfeld, 
frisches Ackerland, dazwischen einzeln zerstreut die roilibedachten 
BauemhSfe, in malerischer Abwechslung, wie sie schon Tacitns 
(Oerm. XVI.) beschreibt, jetzt durch zahlreiche gewerbliche An- 
lagen, Gruben und Hüttenwerke sehr belebt. 

Mengedcj Castrop^ Herne y OeUenkirchen heissen die folgenden 
Stationen. Auf dem Bahnhof von Essen zwei stattliche Villen, 
Ton Hm. Huyssen erbaut. Die alte Stadt Easen (Schmidt^ Sauer, 
Höltgen) selbst, V2 St. vom Bahnhof, sieht man nicht. In ihrer 
schonen Münsterkirche steht ein grosser siebenarmlger Leuchter von 
Messing, den im J. 998 Mechthildis, die Schwester Kaiser Otto's III., 
der von ihr gegründeten Münsterkirche nebst vier in der Schatz- 
kammer aufbewahrten mit Edelsteinen reich gezierten Goldkreuzen 
schenkte. Essen (36,000 Einw., V3 Prot.) ist Mittelpunkt der 
ergiebigen Steinkohlengruben. Allenthalben hohe Schornsteine der 
Gruben-Dampfinaschinen, der leuchtthurmartige Schornstein der 
berühmten Krupp 'sehen Otissstahlfahrik ist weithin sichtbar. 

Station Berge (Borheck) dient nur dem Kohlentransport. \ Tor 
Oberhausen zeigen sich rechts eine Anzahl hoher Schornsteine, zu 
den grossartigen Eisenwerken der HH. Jacobi, Hanlel und Huyssen 
gehörend. Die Umgebung ist Heideland, die Lipperheide. Eine 
Bahn zweigt sich hier nach Ruhrort (und Aadien] ab, eine 
andere nach Wesel und Arnheim. 

Vor Dniabug (Bhem. Hof), Stadt mit 18,060 Einw. (VsKath.), 
überschreitet die Bahn die Ruhr. Die Salvatorkirche, eines der 
sohönen kirchlichen Gebäude des 15. Jahrb., ist 1850 hergestellt. 
Folgen Stationen Oroisenbaumj Calcum, in dessen Nähe Kaisers- 
werth mit den grossen milden Stiftungen des evang. Pfarrers 
Fliedner; dann Düsseldorf y Benrath, wo ein königl. Lustschloss, 
Langenfeld; weiter an Sehloss BtustAenberg, dem Grafen Fürsten- 
berg gehörig, vorbei, über die Wupper, Küppersteg, MiUheim nach 
Deut% und Köln, alles im 1. Theil dieses Reisehandbuchs beschrieben. 
Gasthöfe in Deutz Hotel de Bellevue, Prinz Carl, in Köln Hol- 
ländischer Hof, Kölnischer Hof, Hotel du Nord, Hotel Disch. 
Mainzer Hof, Hotel Clement u. a. Ausführlichere Nachrichten 
über die Rheingegenden in Baedeker's Bheinlande, 13. Auflage. 



199 
38. Toll BiiMeldorf naeh Slberfeld und Dortmund. 

Eisenbahn bi« Elberfeld in 1 St.. ron da bis Dortmund in 2 St. Fahrpreise 
Thlr. 2. 12, 1. 221/j, 1. 41/« gr. 

Biese Bahn Teibindet die gewerbreichen Gegenden des Wnp- 
perthals nnd der Ora&chaft Mark mit der K51n-Berliner Bahn. 
Wer schöne Landschaften, belebte Fabrikgegenden, grossartigen 
Babnban anfauchen will, wird in Deutschland kanm eine mehr 
belohnende kurze Eisenbahnfahrt machen können (Tergl. S. 138). 
Die Bahn bleibt (l.Stat. Otrreskeim) bis Erkrath in der Ebene 
and steigt dann bis Stat. Hw^ahl, 48(y hoher als Düsseldorf. 

Bei VoJmmkM mündet die Prins - Wilhelms • Bahn, welehe den 
Verkehr der Steinkohlengruben der Ruhr mit dem Wupperthal rermittelt, 
ebenfiüls eine sehr belohnende Fahrt von ll/o St., besonders da, wo die 
Bahn das Bnbrthal erreicht. 

Die Elberfelder Bahn tritt bald hinter Vohwinkel plötslich ans 
dem Gebirge in das Thal der Wmpper, überschreitet diese, nnd 
bleibt nun am Abhang des Gebirges. 

Elberfeld (*Cku/rpfal%tf Hof, *Weidenhof) nnd das benach- 
barte Bannen haben über 100,000 Einw. (16,000 Kath.). Beide 
Städte mit ihren säubern schieferbedeckten Hausem erhoben sich 
schnell seit der letzten Hälfte des vor. Jahrh. zu ihrer jetzigen 
Bedeutung. Höchst ansehnlich sind die Baumwolle-, Seide- und 
Bandfabriken und die Türkischroth-Färbereien. Wer diesen keine 
Aofmerksamkeit schenkt, wird einen kurzen Aufenthalt in Elber- 
feld am belohnendsten mit einem Besuch des *Belvedere auf der 
Haardt („Elisenhöhe"), 20 M. von Elberfeld, ausfüUen. (Hier 
steht seit 18Ö9 eine Bildsäule des h. Suitbert, des Apostels dieser 
(regenden.) Die Aussicht auf das gewerbreicÜe, dicht bevölkerte, 
lang sich hinziehende Wupperthal mag in dieser Hinsicht kaum 
▼on einer andern im deutschen Land erreicht werden. 

Bannen, aus mehreren selbständigen Ortschaften, Wichling' 
^<>K<en, Qemarhe, RüUrshatuen u. a. bestehend, bei der Wupper- 
brücke beginnend, ist ganz mit Elberfeld vereinigt, so dass man 
^<m der Westseite Elberfelds bis zur Ostseite Barmens fast 2 St. 
l*ng unausgesetzt zwischen Fabriken und Wohnhäusern hindurch 
geht. Der Zug fährt, unmittelbar nachdem er den hochliegenden 
Bahnhof zu Elberfeld verlassen hat, an einem eisernen Denkmal 
vorbei, welches Barmer Bürger dem König Friedrich Wilhelm III. 
(t 1840) errichtet haben. Die Plätze links gestatten den besten 
^eberblick, jetzt auf das häuserreiche Wupperthal, wie später von 
Schwebn bis Hagen auf das gewerbsame Enneperthal. 

Vor Sehwelm (H6td Rotenkranz) überschreitet die Bahn die 
^enze zwischen Berg und Mark, die alte Völkerscheide zwischen 
franken und Sachsen. Beim Schwtlmer Brunnen ist ein ansehn- 
Kcher Einschnitt im Gebirge. Jenseit desselben, an der MtUpe, 
Offnet sich oben vom Berge eine überraschende Aussicht in das 
breite Thal der Enntpe, das nun die Bahn, stets am Abhang des 
Oebirges nach und nach sich senkend, durchdringt. Der kleine 



140 Boute it9. MÜNSTER. 

Fhus treibt tmiahlig« EiaeoliSauiier, hi& Ui'B^ „wo der Marker 
Eisen reckt". 

Bei der gewerbreichen Stadt HmgMi (Deutsches Haus, *H6Ul 
LiinmscMoss) geht's über die Volme, dann folgt Htrdeeke (Rahr- 
Sieg-Bahn s. S. 148). Den Gesiclitskieis n.ö. begrenzt, steil Ton 
der Rohr abfallend, das Ardey-Qebirge. Auf einem dieser Tor- 
tretenden Berge, IVt ß^* B.d. von Herdecke, der HohmSyburg^ 
ist 1857 ein 90' bober Rondsebauthium za Ehren des Fieibeim 
Ludwig von Yineke (f 1844), Oberprasidenten von Westphaleu, 
aufgeführt, neben den Trümmern der Wittekindsborg, von Carl d. Gr. 
nm das Jahr 775 belagert. Einer Sage nach soll der Sachsen- 
herzog hier getanft sein (vergl. S. 136). 

Der Zag umfährt nun einen Hügel. Dann tritt plötzlich auf 
einer Anhöhe des rechten Ruhrufers ganz malerisch Wetter mit 
seiner Burg hervor, jetzt eine grosse Maschinenfabrik b^goad. 
Nun weiter im schönen Thal der Ruhr, die der Zug hier über- 
schreitet, bis Witten (H^l Gräfe ^ "'GIU»), im Hintergnmd der 
malerischen Landschaft Burg Steinhausen, Hm. van Braam gehörig. 

Vom Bahnhof zu Wetter in V2 St. nach Völmarstein (H6tel 
Wehberg), betriebsamer Ort in hübscher Lage am 1. Ufer der 
Ruhr mit Ruinen der früheren Teste Völmarstein. 

Bei dem gewerbreichen Witten Yerlässt die Bahn die Ruhr und 
führt nun durch hügeliges Ackerland nach Dortmund (S. 137). 

39. Münster und Osnabrflck. 

Eisenbahn yon Hamm nach Münster 1 St., von Münster über Rheine 
(8. 75) nach Osnabrüek 31/4 St., to« Osnabrück nach Minden 2V4 ^^- < 

Die Bahn zwischen Hamm und Münster bietet nichts Bemer- 
kenswerthes. Stationen Drenateinfijirty kleines Städtchen mit Sohloss 
des Freihm. y. Landsberg, und Ririkerode, 

Xüniter {*König von EngUmd bei (?erfr<mlee, Z. u. F. 20, B. 
5 Sgr. ; *Khemischer Hof bei Tushaius, *Moormann (früher Neur 
haiU)y * WestphäUseher Hof bei Berfcemeter, diese drei 2. Rangs, 
billig}, Hauptstadt der Provinz Westphalen mit 27,300 Eifiw. 
(2000 Prot.) und 4000 M. Besatzung, neben Osnabrück und Pader- 
born einer der ältesten, von Carl d. Gr. gestiftete Bischofssitze, hat 
auch im Aeussem mit seinen vielen alterthümlichen Qebäuden und 
den schonen Kirchen den Gharacter einer Stadt des Mittelalters 
bewahrt. Er findet sich vorzugsweise auf dem Principal- und 
Roggenmarkt ausgeprägt, mit den Laubengängen und schönen 
alten Giebelhäusern, der Lambertikirche an der einen, dem Bath- 
haus an der andern Seite. Ebenso gehören die grossen Häuser 
(Hof) des meist begüterten Adels zu den EigenthÜmlichkeiten 
Münsters, t. B. der Erbdrosten-Hof, der Romberger^Hofy im Palast' 
styl des 18. Jahrhunderts, u. a. 

Man erblickt von- der Eisenbahn zuerst vor Münster den statt- 
lichen Neubau (1869) der Stiftskirche von SL Mauritt (aus dem 










— -I — 



t 



MÜNSTER. 39.Rouie. 141 

12. Jahrli.), im roman. Styl mit 3 Thünnen nnd goth. Chor von 
1451. Das Grabmal des Stifters, Bischof Erpho (1084—1097), 
befindet sich in der 1371 errichteten Gapelle an der Westseite. 
In der Nahe das im goth. Styl 1856 erbaute ICrcmkerihaui 
Femer die Kloster ,,Yom guten Hirten^ und ,,Eindlein Jesu". 

Dann tritt links die malerische *Thurmkrone der Ludgtrikirehe 
(PI. 12) hervor, erbaut um 1170 im roman., nach dem Brand von 
1383 im goth. Styl erweitert, seit 1856—60 schön hergesteUt. 
Die farbige Anssclmiücknng des Schiffs und des Chors, mit ge- 
schnitzten Altären, die neue Kanzel (im roman. Styl), sind sehens- 
werth; in den 3 Häuptfenstem desselben schöne Glasgemälde von 
Böhm. Im Cbor femer 8 Statuen von 1600. 

Beim Eintritt in die Stadt vom Bahnhof gleich links die Ser- 
vatiücirche (PI. 14), als Cap eile um 1197 im roman. Styl erbaut, 
erneut im 15. Jahrb., 1854 mit Malerei und Glasgemalden , 1858 
mit einer neuen. Thurmspitze geschmückt. 

Dann weiter die schöne goth. *Lambertiklrche (PI. 10), aus dem 
14. Jahrb. Im Chor ein hübscher durchbrochener Treppenauf- 
gang; am ersten nördl. Pfeiler des Schiffs ein Christus am Kreuz 
mit den Frauen, von Aldegrever (S. 123). Üeber dem südl. Portal 
von aussen der Stammbaum Christi. Oben an der Südseite des 
I1.W. stark geneigten Thurms 3 eiserne Käfige, In welchen die 
Korper der mit glühenden Zangen 1536 hingerichteten Wieder- 
täufer-Häuptlinge Joh. von Leyden, Knipperdolling und Krechting 
iiledergel(?gt waren. Das gleichzeitige Bil<£ii8S Johannas und seines 
Scharfrichters befindet sich in der Bibliothek der Academie. Seine 
Wohnung war hinter der Jetzigen Post und ist Jetzt eine Dom-Curie. 
Das nahe *Bathhau8 (PL 20) aus dem 14. Jahrh. hat eine 
schöne goth. Vorderseite, hinter dieser der 1862 nach Geh.-Rath 
Salzenberg's Entwürfe im goth. Styl ausgeführte grosse Saal. Im 
»Friftdenssaal** ward am 24. Oct. 1648 der westph. Friede unter- 
zeichnet. Der Saal ist 1853 aufgefrischt, damals auch der hübsche 
Camin von 1577 reichlich mit Vergoldung und Farben versehen, die 
Bildnisse der Friedens-Gesandten und einiger Fürsten jener Zeit, 
meist von G. Terburg, dem bekannten Niederländer, nach der Natur 
gemalt. Die Eassen, auf denen sie sassen, bedecken zum Theil noch 
ihre Sitze. In einem Schrank alte Poeale u. dgl. ; in einem beson- 
^^Tii Raum alte Rüstungen sanunt den oben genannten Zangen. 

Der *Dom wurde vom 13. bis 15. Jahrh. in seiner jetzigen 
Gestalt aufgeführt; er hat zwei Querscbiffe, die Seitenschiffe auf- 
fallend niedrig. In der südl. Vorhalle (Paradies) altromanisches 
Steinbildwerk und Säulen. An der Aussenseite findet sich über- 
J^aupt der roman. und goth. Baustyl mehrfach vereinigt. 

Der alte Scbmuck des Innern tat von den Wiedertäufern fast ganz 
i^tört. Unter dem 1857 hersestellten wesü. Chor eine "Varmorgruppe 
▼on Achtermanav au Rom 1850 vollendet, eine PieUk (der yerscbiedene 
HeUand im Schosfl der Jungfrau Maria). Ueber dem südl. Portal ein 
CroMes Haui-Belief von 1692, das jüngste Gericht. Gegenüber über dem 



142 Rouua». MÜNSTER. 

nördl. Portal Reste eine« sehr «Itea Gemälde« des U. Jahrb., Friesen brin- 
gen dem h. Paulus Tribut. Am nördl. Pfeiler der grosse Christoph, am 
südl. ein Orabmonument von 1625. Der *Apostelgang, ein 154^ aus 
geführter Lettner im reichsten Flanboyantstyl, trennt da« Chor vom Schiff. 
Chorumgang. Grabdenkmal de« Domprob«tes F. v. Flettenberg (f 1712), 
Christus am Oelberg. Gegenüber (vorläufig) ist Achtermann''8 *Kreusab- 
nahme, grosse Marmorgruppe. An der Chorwand eine um 1400 verfertiete 
astronom. Uhr. Hinter dem Hochaltar die Capelle mit dem Doikmal des 
krieger. Bischofs Bernhard von Oalen (f 1678), welcher jahrelang, namentlich 
während der franz. -nie derl. Kriege, ein Beer von 42,000 M. FussTolk, 
18,000 Reitern und 200 Kanonieren unterhielt, seinen hoUänd. Nachbarn 
viel an schaffen machte, und thätig in die Begebenheiten jener Zeit mit 
eiaoiff. Ch o r : Grabstein der Brüder DrpsU von Viaehering ^ Clemens August 
(t 1845), Ersbischof von Köln, und Caspar Max (f 1846). Bischof von Münster. 
Grabdenkmal des Bischofs F^iedr. Christ, von PleUenberg (i 1706). Ueber 
den Chorstühlen Marmor>Beliefs von 1790, n. a. Schlacht Wittekind« gegen 
Carl d. Gr., eigentlich die Schlacht Constantins. Sacramentahauschen von 
1536. Der Credenztisch ist das alte Brettspiel der Wiedertäufer. 

Am Domplatz die bischofl. Wohnung (PI. 3); neben derselben 
das neue Mweum kirchl. AUerlhümer (PI. 18) im roman. Styl ; dem 
Dom gegenüber das Ständehaus (PI. 23), am Eingange die Stand- 
bilder Hermann' 8 u. Wütekind^s; im Versammlongssaal Standbilder 
verdienter Westfalen, zum Theil von Elisabeth Ney ans Münster. 

Bei der um 1340 im edelsten goth. Styl aufgefährten *l4e6- 
frauen- oder Vehenpcuserkirche (PI. 11) ist besonders anch der schöne 
Thnim zu beachten, dessen Spitze während des 'Wiedertäufer^ 
Regiments (1533 — 1535) abgetragen wurde, „damit alles Höbe er- 
niedrigt werde'^ Die 12 Apostel sammt der h. Jungfrau, von 
Alard gearbeitet, aber dem südl. Portal, sind 1850 aufgestellt. 

Die Aegidiikirehe (PI. 6) aas dem la Jahih. mit neuen (1859) 
Fresken von Steinle, Settegast und Mosler. 

Die IgnaUikirehe (PL 9), den Jesuiten gehörig, 1857 u. 1858 im 
goth. Styl erbaut, auf dem Platze, wo früher das Yon der Fürstin 
Amalie Gallitzin bewohnt gewesene Haus stand, hat Glasgemälde 
von Didron in Paris , im Styl des 16. Jahrh. , und andere von 
Hagemann in Münster, sowie goth. geschnitzte Altare. 

Die Martinikircbe (PI. 13) im roman. Styl, ein sehoner Bau des 
12. Jahrhunderts mit spätem Zusätzen, ist 1859 geschmackvoll 
erneut worden. 

Hinter dem 1767 erbauten SchlosSf firüher fürstbischofl. Residenz, 
sind schone Park- und Garten-Anlagen (sehr besucht, Kaffehaus), 
mit dem zur Academie gehörigen, gut gehaltenen botan. Garten. 
(PI. 4). Die Befestigungen rings um die Stadt wurden nach dem 
7jähr. Krieg durch den Minister Franz von Fürstenberg in schatten- 
reiche Baumgänge verwandelt. In jener Zeit war Münster als 
Aufenthalt von Fürstenberg, Franz Hemsterhuis, Overberg, der 
Fürstin Gallitzin, Hamann, F. L. von Stolberg u. A. für die 
geistige Entwickelung Deutschlands von Bedeutung. Von der da- 
mals gestifteten Universität bestehen noch die theologische und 
philosophische Facultät unter dem Namen einer Academie. 

In dem sogen. Stadtkellery an der Ecke der Clemensstr., sind die 



OSNABRÜCK. 39.Boule. 143 

Sammhmgen des Km%tintreh%$ (Pl> i6), mit merkwürdigen OemiUd«a 
älterer Zeit, sowie andern der Italien, and deutschen Schule. 

Auf dem Üebtnciuserkirchhofj n.w. unmittelber am Nenthor, 
einige Denkmäler: 67 Sehr, vom Haupteingang , linkt, Denkmal 
mit Traner-Ume „Jo, Ot, Bamarmo^ viro ekrUüaayo^ (f 1788), 
1848 durch Konig Friedrich Wühelm lY. erneuert, mit der alten 
Hemsterhuis^Bchen Inschrift („JudaeU $eandalum, OraeeU $tulU' 
tia" etej. In der Nähe die als theol. Schriftsteller bekannten 
Doniherren KelUrmann (f 1847), Broekmann (f 1837), Kiste- 
maker (f 1834). Weiter „tu dm Füssen des QebreuugUn, semer 
und unser AUer emsigen Hoffnuingy der VaUr des Vaterlandes und 
der Armen Freund Frans Friedrich Wilhelm Frhr, v. Fürstenberg su 
Herdringen (f 1810), Minister weil, Max Friedrieh Kurfürst von 
Koln'*j wie die Inschrift lautet. Das guseeiseme Denkmal des 
Generals v. Hom (f 1829), ein auf hohem Fussgestell ruhender 
Löwe, von „dem 7. k. pr. Armeecorps seinem Fuhrer und VorbUde 
m Treue und TapferkeU*' errichtet. Daneben ist 1862 dem Qeneral 
Roth V. Sehredcenstem (f 1858) gleichfalls ein Denkmal nach Drake's 
Entwurf errichtet worden. 

Am Neuthor das 1862 im Rundbogenstyl erbaute MHitär-Kran- 
Itenhaus. — Vor dem Horsterthor das Zuehthaus, Zellengefangniss. 
Die Eisenbahn zwischen Münster und Rheine durchschneidet 
Acker- und Heideland. Stat. Oreven, Emsdetten^ Mesum^ Blieiiie 
(s. S. 75), preuss. SUdt an der Ems, die lebhaften Handel treibt, 
mit einer alten stattlichen goth. Kirche und Thurm, Knotenpunkt 
der k. preuss. westphälischen (S. 144) und der k. hannov. Nordsee- 
bahn (S. 76), die in Emden endigt. 

Hier Wagenwechsel. Die hannoY. Bahn überschreitet in östl. 
Richtung bei Rheine die Ems. Stat. Hörstel, Ihhenbühren, durch 
ergiebigen Bergbau bekannt, VelpCf Osrmbrück. Die waldige Hügel- 
kette rechts, die n.w. Ausläufer des Xeutoburger Waldes (S. 148), 
verschönert die auch sonst ganz anmuthige Landschaft. Zwischen 
Velpe und Osnabrück tritt die Bahn in hannoY. Oebiet. Bei der 
Hinfahrt in den Bahnhof links auf dem mit Gartenhäusem und 
Obstbäumen bedeckten Bergabhang das 1803 aufgehobene Bene- 
<iietiaer-N<»inenkl08ter Qerirudefiibergy jetzt Militarspital. 

Omabrüek (*8chaumburg am Bahnhof^ DutUngs HUd; Berg 
Aetna), Hauptstadt eines von Carl d. Gr. gegründeten, 1803 auf- 
gehobenen Bisthums (seit dem wesiph. Frieden wechselte die 
Bischofswürde zwischen einem kath. und einem evang. Fürsten), 
jetzt hannov. Provinzialstadt und seit 1858 kath. Bischofssitz mit 
14355 Einw. (V3 Kath.). Der Dom (kath.) ist aus dem 12. Jahrb., 
eine grosse Kreuzkirche mit drei verschiedenen Thürmen (nördl. 
<ier älteste), über dem Chor ein achteckiger; das ndrdl. Portal 
(zugemauert) aus der Zeit der Gründvng, das westl. Portid 1840 
emeoert. Im Innern nichts bemerkenswerth. 

Auf dem grossen, n. angrenzenden Plats, der Domsfreiheit, 



144 BouUiO. 80B8T. 

steht MdMer's Standbüd in Erzgass nach eAnvm Entwurf ron Drake 
mit der einfachen Inschrift: „J^fiM Moser** (f 1794), diesem 
„westphäliachen Franklin'' 1886 errichtet. Er liegt in der Marien- 
kirche begraben. 

Die *MarUnkiteke (evang.), Langhaus Anfangs des 14., Chor 
tn Anfang des 15. Jahrh. aufgeführt, in Zeitoi, wo die Bürger- 
schaft es der Geistlichkeit zavorthun wollte, eine nicht grosse 
gothisehe Kirche in edelster Form, anf sehr hohen schlanken Sänlen 
mhend. Als *Altarblatt dient eine sehr reiche, zierliche, ganz 
correcte Holzschnitzarbett ans dem 15. Jahrh., vergoldet, in 7 Ab- 
theilongen, Darstellongen ans dem Leben des Heilands (7 Sacra- 
mente), die Kreuzignng in vortrefOichster Orappirang, das Ganze 
Ton grosser Aehnlichkeit mit dem Altaranfsatz in der St-Michaels- 
capelle im Dom zu Köln. Die acht gleichzeitigen Flügelgemälde 
erinnern an Joh. v. Eyck ; sie mSgen der alten westphäüschm 
Schule angehören (S. 127). 

Angrenzend das zu Ende des 15. Jahrh. erbaute BaOihaw 
fPf^rtner in der Polizeiwache schriLg gegenüber), in welchem von 
1643 — 1648 über den Westph. Frieden verhandelt wurde; im 
Friedenssaal sind noch Erinnerungen an Jene Zeit, Bildnisee von 
Fürsten und 96 Gesandten, dann Bischofs- und neuere Kaiser- 
bilder, alte Poeale, Wiedert&uf^r-Münzen u. A. 

Die Bahn führt von Osnabrück an WUs^en und MeUe vorbei. 

8/4 St. növdl. von Melle die dem Qraf y. d. 8cbulenb«rg-Wolf8barg 
gehörige Dietrich^mrff^ von deren kürzlich erbautem Thurm, der weithin 
sichtbar, umfassende Aussicht; am Fuss derselben lieg;t Ostenwalde^ Be- 
sitzung des Freiherm Georg Vincke. 

Folgende Stat. BrachmühUn, BOndej dann LSkne, wo die Bahn 
die Koln-Mlndener (8. 196) erreicht. 

40. Ton Dortmimd über Paderborn nach Caasel. 

Westphälische Eisefibahn, Schnenzug 6, Personenzug 7 St. Fahrpreise 
Thlr. 4. 16, 3. 6 oder 2. 4 Sgr. 

Das flache Ackerland, durch welches die Bahn anfangs führt, 
bietet wenig Bemerkenswerthee ; von Paderborn an aber ist die 
Gegend sehr schön, Bahnbau grossartig und mit Ueberwindung 
bedeutender Hindernisse ausgeführt. An landschaftlicher Schön- 
heit übertrifft die Westphälische, Hessische und Thüringer Bahn 
bei weitem die K5hi-Minden-Magdeburger Bahn. Stationen sind 
HÖrdef mit bedeutenden Hüttenwerken, Aplerhtdi , UhtiOy mit Sa- 
linen, Werl. Vor Soest rechts die Gebirge des WetIphäUseken 
8auerlande$ (Süderlandes). 

Soeit COvenüegy VotHüinekel) mit 10,157 Einw. (4000 
Kath.), einst zum Hansebund gehörige Stadt mit alten statt- 
lichen Thoren (besonders das Ostheventhor) , mit Mauern und 
Griben und drei alten Kirchen, dem roman. (kath.) Dom (an 
einem Pfeiler des Portals die Inschrift: Bruno OAonis Magni 
f^aier, hrnjut eoeletiae fkuhdator, f Wö), der PeMkArtke, und be- 



PADERBORN. 40. BouU. 145 

sonders der 1314 gegründeten, im 15. und 16. Jahih. ansgebanten, 
seit 1850 im Neubau befindlichen goth. (evang.) * Wiesenkirche. 
Sie besitzt im n. Seitenschiff ein schönes Altarblatt, die Leiden 
and Freuden der h. Jungfrau darstellend, mit Flügeln, aus dem 
Jahre 1437. Auf einem Glasgemälde der nördl. Seitentiiür, das 
h. Abendmahl darstellend, fehlt das landesübliche Gericht, der 
Schinken, nicht auf der Tafel des Herrn. 

Folgt Stat. 8<usendorf. Der Zug durchschneidet das Gradir- 
haus der Saline, halt bei Benninghausen (an den adeligen Häusern 
Beringhausen und Overhagen, Hrn. y. Schorlemmer gehörig, vorbei), 
bei Lippatadl (Köppehnann) , Städtchen an der Lippe, die hier 
schiffbar wird, "bei Oeseke und Salzkotten. Vor Paderborn (vom 
Bahnhof Omnibus nach dem 1 Meile n. gelegenen Bad Lippipringet 
S. 148) überschreitet die Bahn die Alme, 

Paderborn (Löffelmann; BenOer; — 2. Ol. Müssen), an 11,000 
Einw. (900 Prot.), ältester Bischofssitz in Westphalen, von Carl 
^' ör. gegründet. Der Dom, ein stattliches Gebäude des üeber- 
gangsstyls, 1143 vollendet, mit 2 schönen »Portalen, hat im 
Innern wenig Sehens werthes. Unter den zahlreichen Grabsteinen 
von Bischofen ist das am nördl. Ghoraufgang eingemauerte Metall- 
Keliefbild Remberts von Kersenbrock (f 1568) das beste; das 
prächtigste ist im Domchor links das figurenreiche Grabmal des 
Fürstbischofs Theodor von Fürstenberg (f 1618). Im Hochaltar 
steht der 1627 sehr kunstreich gearbeitete silberne Sarg des 
b. liborius. Den alten silbernen Sarg, der früher den Leichnam 
^8 Heiligen barg, nahm Herzog Christian von Braunschweig bei 
seinem Kriegszug durch Westphalen im J. 1622 nebst andern 
kostbaren Domgeräthen mit und liess daraus Thaler schlagen mit 
<ier Umschrift: „QotUs Freundt, der Pfaffen Feindt". — Im Kreuz- 
gang (ausserhalb) zahlreiche Grabsteine, im mittlem Fenster oben 
^ine Steinn&etzarbeit, drei Hasen mit nur 3 Ohren, so eigenthüm- 
lich gestaltet, dass jeder Hase seine beiden Ohren zu haben 
scheint, das Handwerksburschenwahrzeichen von Paderborn. In 
<^^f Nähe die alte äusserlich unscheinbare Bariholomäuscapelle 
»as dem 11. Jahrb., für Bauverständige bemerkenswerth. Unter 
<l«jn Dom und an dessen Nordseite entspringt die Pader aus zahl- 
reichen Quellen, die so stark fliessen, dass sie schon wenige 
Schritte von ihrem Ursprung eine Mühle treiben. 

Das *Baihhaus, in der Nähe der Jesuitenkirche, ist ein 1615 
^'ifgeführtes Gebäude wunderlichsten gemischten Baustyls. 

Vom Bahnhofsgebäude in 15 Sfin. zum Insdbad (Kurhaus) 
^^t einer zu Inhalationsbädern benutzten Stickstoff- und einer 
Stahl-Quelle. 

Die Bahn umzieht in einem weiten Halbkreis die Höhen des 
Dorfes Benhausen, berührt das hübsch gelegene Neuenbeeken, tritt 
^uf einem hohen Erdaufwurf und dem 720^ 1. Dune-Yiadnct 

Beedeker's Deatflchland U. 11. Aufl. 10 



146 RouUiO. WARBURG. 

(85' hocli, 13 Bogen) in das Beekethaly überschreitet dieses bei 
Altenbeeken auf dem 1530' 1. Beeke-Viadact (110' hoch, 24 Bogen) 
und erreicht, sich an eine hohe Bergwand lehnend, Station Büke. 

Eisenbahn von Büke nachKreiensen, August 1865 eröSnet, 
SUtion Altenbeeken , dann Driburg <Kothe , Zengerling) , Städtchen, V4 St. 
Ton dem gleichnam. Eisen- u. Schwefelschlammbad in hübscher Lage mit 
neuen Parkanlagen. Beste Wohnungen am Bade selbst. 

Weiter Stat. Brakel , dann Höxter (s. S. 160). Von hier 2mal täglich 
Post in 4 St. nach 

Fyrmont (Sktdt Bremen ; Krone , Lippieeher Hof) , früher eins der be- 
rühmtesten Bäder. Die am meisten benutzten Quellen sind der Stahi- 
brunnen in Pyrmont selbst , und der Salzbrunnen auf der 20 Min. entfern- 
ten Saline. Als Hauptversammlungsort dient den Curgästen (an ÖOOO jähr- 
lich) die Allee (von der Trinkquelle bis zu dem fürstl. Waldeck^schen 
Schloss reichend), zu deren beiden Seiten der Cursaal, das Theater, daa 
Kaffehaus, die Conditorei und zahlreiche Verkaufsläden sich anreihen. 
Das Wasser bringt eine erfrischende aufregende Wirkung hervor, wenn man 
mehrere Gläser hinter einander trinkt. 

Bei Höxter überschreitet die Bahn die Weser; St&tion Holzminden (S. 160)» 
Stadt- Oldendorf; dann durchschneidet sie mittelst eines grossen Tunnels die 
Wasserscheide zwischen Weser und Leine und erreicht Kreienaen^ Station 
an der Hannover-Casseler Bahn (s. S. 162). 

Das Gebirge links ist der Teutoburger Wald. Die Bahn führt 
an hohen Bergwänden hin, so dass man stets Aussicht über das 
Waldgebirge und die Wiesengründe hat. Sie durchdringt das 
Egge-Oebirgey führt durch einen 80' tiefen Quader-Sandstein-Ein- 
schnitt (höchster Punkt der Bahn, 600' hoher als Paderborn), 
gleich darauf über einen 115' h. Danun, an dessen Fuss Neuai- 
heeraCi und erreicht, abwechselnd durch tiefe Berg- und Felsen- 
einschnitte und auf hohen Dämmen, Stat. Willehadessen. 

Weiter über Bonenhurg nach Warburg (^Bracht) , preuss. 
Grenzstadt an dieser Seite, alte einst wichtige dem Hansebunde 
beigetretene Stadt an der Diemely hübsch an und auf einer kleinen 
Anhohe gelegen. Links steigt ein Kegelberg auf, der die Trümmer 
der Burg Deseriberg trägt, Eigenthum der Familie von Spiegel, 
die den Namen der Burg ihrem Namen beifügte. 

Vor Liehenau überschreitet, auf der kurhess. Grenze, die Bahn 
die Diemel und vereinigt sich bei Hümme mit der Cassel-Carls- 
hafener Bahn. Sie berührt den Badeort Hofgeismar, wo sich eine 
neue grosse Cavallerie-Gaseme besonders bemerklich macht, dann 
Orebensteinj mit alten stattlichen Wartthürmen und einer Ruine 
auf dem Burgberg. Im Hintergrund treten südlich die Dömbergt 
scharf hervor, eine Gruppe bewaldeter zackiger Bergkuppen. 
Mönchehof heisst die letzte Station vor Cassel. Auf dem Kamm 
rechts der Hercules, weiter blickt aus Wald auf halber Berges- 
höhe die Löwenburg hervor, am Fuss des Berges das Wilhelms- 
höher Schloss (S. 153). Cassel s. S. 150. 

Die Carlshafener Bahn führt von Hümme nördlich nach Trendel- 
burg^ an der Diemel. Der runde gedeckte Thurm mit dem Oeb&ude da- 
neben ist Sitz der Bentei. Die Bahn umfahrt in weitem Bogen den Ort^ 
nach 1 Hin. erscheint er nochmals von der andern Seite. Dann Helmars- 
hausen^ finsteres Städtchen von den Trümmern der Kmckeburg überragt. 

OarUhafen (Schwan) , an der Mündung der Diemel in die Weser rei- 
zend gelegenes Städtchen, ist Bndpunkt der Bahn. Das erste Gebäude beim 



DETMOLD. 41. Route. 147 

Bahnhof, ein stattlicher Fläfelbam, h«t die Inschrift B^tel der Carltkqfmer 
Invaliden. Landgraf Carl gründete 1704 den Ort, um seinem Lande, nach- 
dem Münden hannorerisch geworden war, einen neuen Weserhafen su 
schaffen. Er ist als solcher ganz lebhaft. Das lange Gebäude an der Weser 
ist Lagerhaus. Schöne Aussicht v. d. (lOVla.) Juliuthöhe^ oben Oastwirthach. 
Fahrzeit von Carlshafen nach Cassel IS/4 St. (Dampfboote s. S. 158.) 

41. Von Herford nach Paderborn. Grotenbnrg. 
Extemsteine. 

8V4 Meile. Schnellpost taglich. 

Die Strass« fülirt über Salzuffeln (Krecke's Gasth.J, Sckotmar, 
wo ein Schloss des Baron v. Stietencron, und Lage (6odecke*s 
Gasth.), wohlhabende Orte des Fürstenthums Lippe. Die Gegend 
ist Aruchtbares hügeliges Ackerland, bietet aber landschaftlich wenig. 

33/4 Detanold (_*8tadt FrankfuH, Z. u. F. 16, M. I2V2 Sgr.). 
Hauptstadt des Fürstenthums Lippe-Detmold mit 4000 Einw., eine 
der freundlichsten kleinen Residenzstädte mit hübschem Schloss, 
Park mit "Wasserkünsten und Marstall mit etwa 50 Pferden am 
Schlossplatz, merkwürdig durch eine eigenthümliche Bace, Senner 
genannt, Ton grosser Ausdauer, welche den Sommer über in die 
Steppen der Senne, den südwestl. Abhang des Lippischen oder Teuto- 
burger Waldgebirge getrieben werden. Das Gestüt ist zu Lopshom. 

Südwesüich Ton Detmold (1 St.) liegt die «Orotenbnrg, 1200' ü. H., 
800' über Detmold, eine der höchsten Höhen des Teotoburger Waldes. Auf 
dem Gipfel ist weithin sichtbar, ein 90' h. goth. Bogenbau für 40jOOO Tblr. 
aufgeführt, der als Fussgestell für das 45' h. ffermanns- Standbild (S. 137) 
dienen sollte, welches Bändel entworfen hat. Die Aufstellung desselben 
würde, selbst wenn die Geldmittel vorhanden wären, an den Sturmwinden 
scheitern, welchen die grossen Flächen des Bilds nicht würden Widerstand 
haben leisten können. Die einzelnen in Kupfer getriebenen Theile liegen, 
fast ganz vollendet, im Tumhaus zu Detmold. Immerhin aber ist der 
Besuch der Grotenburg wegen der weiten Umsicht sehr lohnend, die sich 
nördlich und westlich bis zu den Wesergebirgen und der Porta Westphalica, 
über die bevölkerte ortreiche Grafschaft Ravensberg und die ganze Kette 
des Teutoburger Waldes ausdehnt, und östlich (nach dieser Richtung hin 
jedoch nur von dem Gipfel des Bogenbaues zu überschauen) die reizendste 
Aussicht auf Detmold u. s. w. gestattet. Der Weg von Detmold zur Gro- 
tenburg ist nicht zu verfehlen. Er führt 1/2 St. lang durch schattige Spa- 
ziergänge, dann 5 Min. auf der Landstrasse und nun links bei zwei Häu- 
sern ab , gl^ch rechts weiter durch Wald stets in der Richtung recht» 
auf das Tannengebüsch los, in 25 Min. oben. Man kann von der Groten- 
burg geradezu auf die Extemsteine losschreiten (nur mit Führer) imd ge- 
winnt dann 1 St. Wegs. 

1 Hom (Post, ♦Wittenstein, gut und nicht thener). (In der 
Nähe Bad Mänberg, Gas-, Schwefel- und Salz- auch Schlamm- 
bäder, gegen Gicht und Bheumatismus wirksam, mit 4 Curhäusem.) 
V2 St. 8. von der kleinen Stadt Hom: 

Die *E^temateitte, eine 100' bis 125' h. Felsgruppe, 5 in einer Linie ge- 
legene, wie Biesenzähne aus der Erde aufstrebende Felsblöcke, in welchen 
eine 36' lange, 11' br. und 8 bis 9' h. Grotte casemattenartig eingehauen 
ist. Eine 15' lange, 7' br., 6' h. Höhlung hat ihre Oeffhung in der Haupt- 
grotte. Neuere Untersuchungen wollen die Entstehung dieser Grotten auf 
den Mithras-Cultus zurückleiten. An der Nordseite der untern Wand eines 
der mittlem Felsen sind nach aussen Reliefs, angeblich 1115 unter Bischof 
Heinrich von Paderborn ausgeführt, in 3 Feldern, unten der Sündenfall, 
in der Mitte die Kreuzabnahme in 5 colossalen BelieCflguren , der todte 

10* 



148 Boute42, UMBURG. 

Heiland, Josepb ron Arimathla, Kicodemus, Maria and der ETangelut Jo- 
bannea*, oben Cbriatua der Weltbeiland mit der Siegeafahne, segnend, 
recbta und links Sonne und Mond*, das Oanae ein 16' b., 12' br. Altarbüd, 
daa &lteate deutaebe Scolptarwerk dieses Umgangs. Mehrere derhöcbsten 
Felaen aind anf Treppen ersteigbar^ mitten dorcb diese Grappe führt die 
Postatraaae naeb Paderborn, unmittelbar neben den Extemsteinen «Wiriha- 
bans Ton FHeks. Hübacbe Umgegend mit berrlichen Waldpartien. 

Diete Strasse, so wie die gerade toh Detmold nadi Paderborn, 
womit sie 1 M. hinter den Extemsteinen wieder znsammentrifll, 
durchscbneidet den Teutobwger Wald und namentlich an seinen 
südlichen Abhängen das mnthmassliche Schlachtfeld (ß. 1373, ^®^~ 
ches Viele hierher verlegen. Die Strasse hat sich nach und nach 
gesenkt. Am Ausgang der Schluchten liegt KoMstädt, wo gutes 
Bier gebraut wird. Bei Schlangen, an der Südspitze der Senne 
(S. 147), Tereinigen sich beide Strassen. 

2 Idppipringe (Post; *Concordia für Curgäste), ein erst in 
neuerer Zeit aufgeblühter Ort, dessen 1832 entdeckte, gegen Brust^ 
leiden bewahrte warme (17® B.) Mineralquelle (Hauptbestandtheile 
schwefelsaures Natron, schwefelsaurer und kohlensaurer Kalk und 
viel Stickgas) an 1000 Gäste jährlich anzieht. Die Quellen der 
IJppe (378' ü. M.) und des Jordan brechen gleich massenhaft 
aus der Erde, ein Bassin bildend, prachtvoll, klar und kühl. Auch 
ist ein Gurhaus mit Trinkhalle und Inhalations-Saal (zum Ein- 
athmen des Stickgases) erbaut. Die alte Burg, deren Trümmer aus 
den neuen Häusern hervorragen, war einst im Besitz der Tempelher- 
ren, später des Paderb. Domcapitels. Sie verfiel nach dem 30jähr. 
Krieg, wurde aber erst nach der f^anz. Revolution völlig Ruine. Bis 

1 Paderborn (S. 145) dürftiges Ackerland und Moor. 

42. Von Hagen nach Arolsen. 

19V2 ><• Von Hagen mit Biaenb. in Vs ^t. bis Letbmate^ von da in 1/4 St. 

bis Iserlohn. Zwischen Iserlohn imd Amaberg 2mal Poat in 4Vs St., 

E wischen Amabe^ und Stadtberge 2mal in 81/4 St., awiacben Stadtbex^e 

und Arolsen Imal in 1^/4 St. 

Die Gegend bis Amaberg gebort bu den schönsten und gewerbreicbaten 
der westfäliscben Mark (Orafacbaft Mark), sie eignet sieb au einer 
sebr lohnenden Fuaswanderung : am ersten Tag von Hagen über Limbux^; 
nach Altena und wieder surück nach Iserlohn *, folgenden Tags Sundwicher 
Höhle, Felsenmeer, über den Kluaenatein durch daa Hönnethal nach Hachen 
und Arnsberg. (Vergl. S. 149.) 

Die 141/2 Meile lange Enhr-Biegbabn (Hagen -Siegen) bringt das ge- 
werbreiche Lenne-Gebiet und die bedeutenden Enslager und Hüttenwerke 
des Siegener Landes mit dem Ruhr-Kohlenrevier in Verbindung. Sie zweigt 
sich bei Hagen und Herdeeke von der Bergisch-Märkiachen Eiaenbahn ab, 
und folgt Bunächst dem Thal der Volme und der AiAr, von Hohenayburg 
ab dem Thal der Lenne^ die hier in die Ruhr sich ergiesst. Sie bleibt nun 
bis Altenhundem in dem gewerbreichen (Metall-Induatrie), höchst maleii- 
flchen, Tiel gewundenen, von Gebirgen eingeschlosaenen engen Thal dieaea 
Flusses (Stationen Limburg ^ Altena ^ Werdohl^ Plettenberg^ Jnnnentn^^ Cfre- 
vetibrück, Altenhundem), und tritt bei Altenhundem in daa Bundem-Tkal^ dorch- 
biicht bei Wel$eften-Enne*t mittelat eines Tunnels die Waaaeraefaeide (1900' 
tt. M.) der Rahrbaeher Höfe , und führt dann über Oreuzthal nach Siegen, 
wo aie mit der Köln-Giessener Bahn sich vereinigt. Die engen Windungen 
dea Lanne-Thals machen 16 Brücken über den Pluss und 8 Tunnels nöthig. 



ABNSBERG. 42, RouU. 149 

die Bahn i5t daher neben ihrem Reichthum an Katnrsehönheiten (dem 
rlieinisehen Ahrthal ähnlich) nnd dem gewerblichen Leben , auch durch 
GroMartigkeit ihrer Bauwerke eine der sehenswertheaten Deutochland«. 

Hagen, Herdecke nnd Hohensyburg mit dem Yincke-Thnnn 
8. S. 140. Vor Limburg, rechts anf dem Berg, ist eine Spitzsäule 
zum Andenken an einen Fürtten yon Bentheim aufgerichtet. 

Limburg (BeniheimeT Hof an der Brücke ; Postj nicht billig), 
Städtchen in hübscher Lage, ist von dem auf einer steilen wald- 
bewachsenen Anhöhe sich erhebenden Schloss des Fürsten von 
Beniheim-Tecklenburg-Rheda überragt; von oben teeflliche Aussicht. 

Bei Stat. Letkmate zweigt sich die Iserlohner Bahn von der 
Buhr-Siegbalin ab. 

Auf der letztem erreicht man in V2 St. daa 2 St. 8. sehr malerisch ge- 
legene Städtchen Altena (Q^itmann)^ dessen altes Schloss, das Stammhaus 
der Graben von der Mark, eine treiftiche Aussicht gewährt. Bin grosser 
TheÜ der Bewohner dieses Thals ist in den Drahtsiehereien beachäftigt. 

An der Orüne^ Wirthshaus an der Lenne 20 Min. von Lettimate, ist bei 
Bwei starken allein stehenden Felsen, dem spater" und der „Nonne", eine 
Hohle, die 0r^irmann$MhIe, reich an versteinerten Knoehen urweltlicher 
Thiere. In der Nähe eine Zink- und Messinghtitte j der Galmei dazu wird 
ebenfalls da gewonnen. Weiter auf einem vorspringenden Berg ein hohea 
eisernes Kreuz, zum Andenken an die Befreiungskriege errichtet. 
. Iierlolm (Quhike, Weisipfennig), 13,467 Einw. (9000 Kath.) 
eine der bedeutendsten Fabrikstädte Westfalens, wo besonders 
Eisen- und Bronze-Waaren, Knöpfe, Nadeln, Draht u. dgl. vcr^ 
fertigt werden. Die ganze Umgebung ist voller Werkstatten, 
Schmieden, Papiermühlen, sie ist reich an malerischen Felspartien, 
^Titgtrümmem, schönen Thälem und Höhen. 

Die Poststrasse führt über Menden, Fabrikstadt an der Könne y 
die 1 St. von hier in die Evhr fliesst, nach 

2V2 Wimbem (•Schlünder). Bei Neheim (Vehling) erreicht 
^e Strasse die JRuAr, überschreitet den Fluss zweimal, bei Husten 
(*Haus) die Bohr (V4 St. westlich Sehlois Herdringen, von Zwir- 
i^ei, dem Kölner Dombaumeister, vor einem Jahrzehnt erbaut^ 
^ohnsitz des Grafen Fürstenberg), dann nochmals die Buhr, die 
si« nun nicht wieder verlässt bis 

2 Amiberg (König von Preusaen, Wevpert), hübsche Stadt,, 
deren neuerer Iheil erst nach 1815 entstanden ist, auf einer von 
der Ruhr umflossenen Anhöhe. Yon der Hohe, welche die Trümmer 
des ept nach dem 7jähr. Krieg verfallenen Schlosses trägt, hat 
i&an eine weite herrliche Aussicht, eben so von den reizenden 
Anlagen des Eichhcüxet, an der Südseite der Stadt. Am Fuss die 
ehem. Prämonstratenser^ Abtei Weddinghausen, jetzt Gymnasium. 

Fusswanderern ist ein näherer (Tl/g 'St.) schönerer Weg su em- 
pfehlen: Von Iserlohn in gerader Richtung ö. nach (1 1/4 St.) Sund wich, 
^ dessen Nabe eine sehenswerthe Tropf steinflöMe^ in welcher viel Schädel 
und Knochen urweltlicher Bären und Hyänen geAinden wurden. Auf der 
(10 H.) Anhöhe das Feliemneer , ein 2«)' tiefer Kessel mit haumdurch- 
wachsenen Felsgruppen, durch alten Eisensteinbergbau entstanden. In 

{erader Richtung weiter östlich auf Fusswegen in weniger als 1 St. zum 
^lusenstein, Trümmer einer alten Burg nebst neuem Wirthschafts- 
Qebäuden auf einer steilen waldbewachsenen Felswand , die sich tief in 



150 EouU 43. CASSEL. 

4m wilde Thal der B^me hjaab senkt, einer der schönsten Punkte dieses 
ThAls. Nun im Thal «nf der Lendstmsse bis Sanssouci, «Qaathaus, 1 St. 
Tom Klusenstein, wo man die Hönne Terlässt. Ueber einen hohen Berg- 
rücken führt die Landstrasse nach Hache n C3 St.) an der lUfhr (s. S. 149), 
und weiter ein Fussweg (nur mit Führer) über die Berge in 2 St. nach 
Arnsberg. 

2V4 MueKede (Schiffer) an der Bahr. Tor Mesch^de in schdnei 
Lage das dem Grafen von Westphalen gehörige Schloss Laer mit 
Park. Aof einem waldbewachsenen Berg ein Thnim als Bnndschau. 

An der Strasse nach Brilon, 1 Meile von Meschede, öfltaet sich 
südlich das enge waldige Thal von Rcanabedi, dnrch JBergban auf 
Blei und Silber bekannt. 

3 Brilon (Krüper), eine der ältesten Städte Dentschlands. IMe 
grosse Pfarrkirche soll schon 776 unter Carl d. Gr. erbaut sein. 

2 Brtddar^ schon gelegen, mit einer grossen Eisenhütte in 
einem ehemaligen Kloster. Bei Giertjko^frt tritt malerisch aof 
einem Bergkegel die uralte Stadt 

IV4 Stadtbtr^t oder Mataberg hervor, früher starke Feste, you 
den Schweden im SQjährigen Krieg gründlich zerstört, Sitz der 
Irren-Heilanstalt für die Provinz Westphalen. Einst stand hier 
die Sachsenfeste Ertthurgy die Karl d. Gr. 772 eroberte und äie 
hier befindliche Inuensäule (vgl. S. 125) zerstörte. 

2^/4 Arolsen (BörMr), Residenz des Fürsten von Waldeek 
(2000 Einw.), mit einer sehenswerthen Sammlung von Alterthö- 
mem aus Herculanum und Pompeji, auch einigen Gemälden, u. a- 
Weit Tod des Generals Wolfe in der Schlacht von Quebec. Kauch, 
der berühmte Bildhauer (S. 7), und Kaulbach, der nicht minder 
berühmte Maler (S. 18), sind in Arolsen geboren. Von dem erstem 
sind in der Stadtkirche drei Marmorstatuetten. 

Von Arolsen Post in 3 St. nach Warlmrg oder BoMntntrg^ Stationen an 
4ler Soest-Casseler Bahn (S. 146). 

43. Cassel. 

Oasthftfe: Bömis eher Kais er , neben der St. Martinskirche, Z. 1&— $« 
I.. 5, M. aO, F. 71/2, B. öSgr.-, *Hötel Schirmer, Z. 12Vj-30, 
li. 2V8, M. 15, F. 71/2, B. 5 Sgr. i «König von Preussen, neben derP05t, 
^ie beiden letztem anf dem seines sechsfachen Echo's wegen merlcwör- 
digen runden, 456' im Dnrchmesser grossen Königsplats; 2 Gl.: «Bitter, 
Hdtel Prinz Friedrich Wilhelm (in der Nähe des Bahnhofs), *Ool; 
dene Krone, Hdtel Victoria, Hotel du Nord, beide amBabnito/- 

Kallbhftuser: Gaf^ Lüttebrand am Königsplatz. Gute Bundsiel» 
von der *Kaffemühle (Ostheims Felsenkeller), EaiTe-, Bier- nn^ 
Speisewirthschaft. zwischen dem holländischen und dem Weserthor, 10 Min- 
von letzterem, hinter der grossen Henscherschen Maschinen-Fabrik, (Uia 
vom Belvedere. Aehnliche Gartenwirthschaften (Felsenkeller) vai 
hübsehen Aussiebten, sind auf dem Weinberg vor dem Frankfurter Thor. 

Beatanrationen: *Bohne; *Gölner am Friedrichsplatz; Meyer am 
Friedrichsplatz, alle drei Weinwirthschaffe; ebenso Fasshauer, n*"® 
beim Bahnhof. Bei »Schaub, untere Königsstr., früher Hdtel de Buwie, 
Bestauratton und Bairische Bierwirthschaft. «Gimiotti, Bair. BierhaiU' 
Schaub, Bair.und gewöhnl. Bier, mit Garten, in der Nähe des Bahnhofs- 
Felsen kell e r s. oben. 

Oonditoreian: Wulp, Jung, Poppe, am Friedrichsplatz, Grune- 
fcerg, am Steinweg. t «^ ^ 1 r » 



\M 










CASSEL. 43. RguU, 151 

OioaelilMtt : Vom Bahnhof in die Stadt und umgekehrt 1 Pen. 5, 2 Pen. 
71/2, 3 Fers. 10, 4 Pen. 12 Sgr. Innerhalb der Stadt 1 Per«. 3, 2 Per«, ö, 

3 Pers. 8 Sgr. Bei Zeitfahrten I/4 St. 1 Pers. 4, 2 Pers. 6, 3 Pers. 9 Sgr. 
Kinder unter 10 Jahren zahlen die Hälfte der Preise. „Hat ein Fahrgast 
eine Droschke genommen, es melden sieh aber gleichzeitig noch Andere 
zum Mitfahren, so hat Eraterer, will er allein fahren^ den Preis von swei 
Personen zu zahlen.*' Für jedes Stück Gepäck wird 1 Sgr. gezahlt, Hut- 
sehachtel und Reisesack unter 15 Pfand sind jedoch frei. Kachtdroschken 
haben doppelte Taxe, ausgenomman für Fahrten von und nach dem Bahn- 
hof und vom Theater. 

Üaker nach Wilhelmshöhe bis an den Gasthof 2, bis zur Löwenburg 
oder bis zu den Cascaden 3, bis zum Biesenschloss 4 Thlr., Trinkgeld 
(15—20 Sgr.) be«onders. Einspänner (Droschke) vom Wilhelmshöher Thor 
bis Wahlershauaen (I/2 St. vom GaathoO 1 Pers. 20, 2 Pers. 25 Sgr., 3 oder 

4 Pers. 1 Thlr., Eückfahrt die Hälfte. Der Kutscher muss 1/2 S*- unentgelt- 
lich warten, für jede weitere 1/4 St. 4 Sgr. Sonntag und Mittwoch Kach- 
mittags, an welchen Tagen (von Himmelfahrt bis October) die Wasser 
spiingen, stehen gewöhnlich am Wilhelmshöher Thor Wagen, die für 
1—2 Thlr. bis zum Gasthof fahren, ein Platz gewöhnlich 10 Sgr. — Eisen- 
bahn (3. Gl. 4, 3. Gl. 21/9 Sgr.) bis zur Stat. Wilhelmshöhe, von da noch 
20 Min. bis zum Gasthof. ~ 

Bftdar. Der Weg zu den Badehäusern an der Fulda führt am Bent- 
hof vorbei zur ü eberfahrt', der nach der Schwimmanstalt durch die 
Aue, an den Oewächshäusem vorbei. — Warme Bäder (auch Bussisches 
^unpfbad) bei Stück, Fuldagasse, und bei Koch, jenseits der Fulda. 

Thaater. Sonntag, Montag, Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend. 

CaMel (4830) Hauptstadt des Kurfarstenthumfi Hessen mit 
38,900 Einw., an der Fulda, welche die kleinere Unter*Neustadt 
von der grossem Altstadt trennt. Die Ober-Neustadt, der schönste 
^eil von Cassel, ist auf einer Anhöhe erbaut. Einen Theil der- 
fi«lben büdet der «Friedridupiats, 1000' lang, 450' br., in der 
Mitte das Standbild des Landgrafen Friedrich IL (1760—1785), von 
<ieD Standen diesem Fürsten noch bei seinen Lebzeiten errichtet, 
^on Nahl entworfen. Die Inschrift der Küokseite: y,Q%aLielmw L 
^Itctor 8t4üwim pairis e tua sede ab hoatibiu avuUam reponi fecU 
WiS«, deutet an, dass zur westfälischen Zeit (1806—1813) das 
Standbild entfernt worden war. Bai der Inschrift der Vorderseite : 
vFriderico IL pcAria^ darf nicht unerwähnt bleiben, dass von 
1776—1784 für 22 Mtil. Thaler 12,000 Landeskinder nach Ame- 
rica an die Engländer verkauft wurden. 

Die Südseite des Friedrichsplatzes ist nicht angebaut; durch 
<i&s schöne Friedrichsthot gewährt sie einen hübschen Blick über 
den Auegarten (S. 153) in das Fuldathal, in der Feme abge- 
schlossen durch eine Gebirgskette, in welcher links der Meissner 
(S. 155) hervortritt. An der Ostseite eine Reihe ansehnlicher Ge- 
bäude, unmittelbar an der Königsstrasse das Residenz-Palais (PI. 1), 
Vohnung des Kurfürsten; dann ein Palais des Kurfürsten Wü- 
^fn IL (t 1847); ferner das durch ein Säulen-Portal hervor- 
tretende Museum (PI. 2), das Hof- Verwaltungsgebäude (PI. 3), die 
hOholische Kirche (PL 4). An der Westseite einfache Privat- 
^obnungen. Nördlich ist das Theater (PI. 10), das schlossartige 
''>on WaitA^sehe Haus und das Commandantur-Oebäude (PI. 9). 
In der Nähe die K«tt»nbTirg (das „alte Schioss", PL 5), 



152 RouU 43. CASSEL. 

welche 1820 Kurfflrst Wilhelm I. (f 1821) zu bauen begann. 
Nach seinem Tode blieb der Riesenbau (552' 1., 403' br.) liegen. 
Er ist- aus rothen Sandsteinquadem aufgeführt, jedoch nicht bis 
zum Schlussstein der untern Fenster gediehen; Oräser und Ge- 
sträuch sprossen auf den unvollendeten Mauern, Disteln, Unkraut 
und Schlingpflanzen nisten in den innern Räumen. 

Das Mueua (PI. 2), nicht leicht zugänglich, enthält im 1. Z. 
Mosaiken, im 2. Z. alte und neue Uhren, Chronometer, mit Stei- 
nen eingelegte Toilettentische und Spiegel; im 3. Z. eine grosse 
Anzahl Medaillen, Marmor- und Achatarbeiten, Terracotten, Trink- 
gefässe in reicher Auswahl, Elfenbeinschnitzwerke, Bemsteln- 
arbeiten ; im 4. Z. röm. und etrur. Alterthümer, Statuetten, Pe- 
naten, eine berühmte antike Yictoria, röm. Münzen, Gemmen. 
In den folgenden (unzugänglichen) Zimmern ein Relief, Triomph- 
zug des Bacchus, ausgezeichnet; Modelle altrom. Gebäude aus 
Kork, Büsten, Statuen. Neuere Büsten und Statuoi; die Napo- 
leonische Familie in 14 Büsten -von Gano-va. Vier grosse Marmor^ 
reliefs yon Godefroy. — Im 6. Saal die unbedeutende Sammlang 
naturwiss. Gegenstände, darunter an 500 Baumarten in Form ge- 
bundener Bücher, der Rücken von Rinde u. s. w.. — Im 7. Saal 
physic. Instrumente, ein grosser Brennspiegel, ein täuschoader 
Blumenstrauss in einem Hohlspiegel u. dgl. Im 8. Saal geschicht- 
liche Waffen aller Art, Todtenmasken, Wachsarbeiten, Bildnisse 
hessischer Fürsten. 

Im Museumsgebäude ist auch die Ijandes-Biblicihek , deren 
grosser Saal die Vorderseite des Gebäudes einnimmt, mit 34,000 
Werken und vielen Handschriften, täglich von 10 — 1 U. offen. 

Das Bellevne-SohloM (pl. 6), sehr weitläufiges Gebäude mit 
vielen Nebengebäuden, von 1811 — 1813 Residenz des Königs Je- 
röme, später Wohnung der Kurfürstin (f 1841), jetzt unbewohnt, 
enthält die »Bildergallerie (1392 Bilder, worunter viele vorzüg- 
liche, 28 Rembrandts, 17 v. Dycks, 6 Raphaels, 5 Tizians u. s. w.), 
gegen 20 Sgr. (Familie 1 Thlr.) Trinkgeld täglich zu besichtigen. 

6. Dürer Bildniss eines Mannes mit Koaenkranz ; 9. Oranach Ehebrecberin 
vor Christo \ 23. Tizian Cleopatra, 25. Bildniss des Marquis de Quasto, Ge- 
nerals Kaiser Carls V.; 48. Bolbein eigenes Familienbild) 58. Mdbuse kleines 
Altarblatt, Flügelbild, Triumph der christUchen Religion ^ 97 . Palma veedUo 
Venus, 98. Andromeda^ 147? Caravaggio Leiermann, 151. Pilatus sich di^ 
Hände waschend) 170. Ouido Reni Cleopatra, 171. Madonna; 181. Rubens 
trunkener Silen, 188. Bildniss eines Griechen, 186. Diana auf der Jagd von 
Satyrn überfallen, 188. Mars s 214. Ifeefs Cathedrale zu Antwerpen; 216. Stiert 
Bauemkirmess', 290. C de Oraeyer Anbetung der Hirten; 268. Jordaens 
eigenes Familienbild, 270. Breiesser, 272. Bohnenfest; 291. Van Dyck Bild- 
niss des Syndikus Meustraten, 293. Familienbild des Bürgermeisters vanLeers 
in Antweröen, 294. Bilder eines Antwerpener Bathsherm, 201. Bildniss einer 
Dame ; 307. Remhrandt Jacob segnet die Söhne Joseph's ; 364. Bildniss des 
Bürgermeisters Pix , 369. Gefangennehmung Simson%, 371. Hollandischer 
Bürgerfähndrich; 438. Murillo Joseph und Potiphar's Weib; 577. ffondekoeter 
weisser Pfau, 578. u. 579. Hahnenkampf. 

Die ♦St. Xartiatkirehe („grosse Kirche«, PI. 13), Schiff im 14., 
Chor Anfangs des 15. Jahrb. aufgeführt, 1842 mit Kunstsinn 



*Hit(W('.iio«iüftc. 




WILHELMSHÖHB. 43. BovU. 153? 

und Oeschmack hergestellt, ist eine der wenigen gothischen, f&r 
den protest. Gottesdienst darchans zweckmässig eingerichteten. 
Kircben, und kann in dieser Beziehung als Master gelten. Das- 
Glockcben in der Wetterfahne, also eine Qlocke über dem Thurm» 
(^Cassels 'Wahrzeichen), ertönt bei Wind und Wetter. Der Küster 
-wolint Hobenthorstr. 944. 

Im Clior, an der Stelle des Hochaltäre, das grosse Denkmal Philip p's 
des Gros«inüthigen(t 1567) und dessen Gemahlin, von Beider Sobik 
l^ilhelm IV. errichtet, mit den Standbildeni, das Denkmal selbst yob. 
acb-warseni Marmor mit weissen Reliefs und viel Vergoldung. Vor dem. 
Denkmal bezeichnet ein Stein mit dem gut gearbeiteten Wappen das Grab- 
'Will&elme IV. Denkmal des Landgrafen Morita, von buntem. 
Marmor, 1662 errichtet; gegenüber ein Denkmal aus Srsgnss mit dem Bilde 
der lAndsräfln Christine (f 1549). An den Wanden der Bmporbühne hängen. 
5 Tafeln mit den Namen der Männer aus Cassel , welche den Krieg von. 
1813 und 1814 mitmachten. 

Schone neuere Gebäude sind das Ständehaw (PI. 11) an der 
Nords eite der Ober-Nenstadt, an der lindenbepflanzten Friedrich- 
^Wilhelmsstrasse, nnd die 1899 erb. Synagoge (PL 14) am Holland. 
Thor. Hier sind auch die Infanierie-Ccuemen (PI. 16), an weiche- 
die Kirehhdfe grenzen. Anf dem alten nicht mehr benutzten! 
Kirchhof, Eingang der Real-SchvU gegenüber, ruht Im n.w. Theil,. 
fast in der vom Eingang entgegengesetzten Ecke, Johannes toi»: 
Müller et 1809). Konig Ludwig v. Bayern Hess ihm 1862 ein Denk- 
mal errichten , anf 10' h. Sockel , an den Seiten eine Muse, oben 
die Büste, mit der Inschrift: „Wm Thvkydidea HeUa$, Taeitu$^ 
Rotrif das war er seinem Vaterland. — Dieses Qrabmal setzte der 
Beuwnderer seiner Oeschichtswerke K. L. v. B." Auch einige andere^ 
Denkmäler Terdienen Beachtung, so das grosse Mausoleum der 
vorleta^ten Kurfürstin, neben demselben das einfache der letzteni 
Knrfürstin (S. 162), das des jungen Grafen Reichenbach-Lessonitr 
(-f- 1822) an der Nordseite u. a. Der neue hOrgerl. Friedhof mit 
hübschen Denkmälern ist vor dem Holländischen Thor; auf dem- 
selben das Grabmal des Componisten L. ßpokr (f 1869). 

Der 8. 161 genannte «Auegarten oder die Carisaue^ unweit 
des Friedriehsplatzes, der besuchteste Spaziergang, ist ein ostlicb 
von der Fulda begrenzter, 1709 nach des Pariser Gartenkünstlers- 
Le N6tre Plan entworfener Park mit Anlagen mancherlei Art, sehr 
grosser Orangerie, Fasanerie, Wasserbassin, Kaffehaus (im Sommer 
Freitag Nachm. Militärmusik) u. dgl. Das Marmorbad (PI. 20).. 
gleich unten am Wege Yom Friedrichsplatz hat eine Anzahl sehens— 
-werther Marmorbildwerke, nach Orids Metamorphosen Yon Monnot,. 
einem f^anzös. Künstler des vorigen Jahrhunderts (10 bis 20 Sgr.. 
Trinkgeld). 

Zur *Wilhelmihöhe (1 St s.w., Eisenbahn und Fiaker s. S. 151),, 
prächtiger Hochwaldpark mit den schönsten Wasserkünsten, an der 
0. Abdachung des Habi^!hl8wald-Oebirge8J führt eine gerade Linden- 
allee; an derselben riele neue saubere Häuser. 

Neben dem Wilhelmshoher 8chloss (PI. 1), welches der Kur- 
fürst im Sommer mit seiner Familie gewöhnlich bewohnt und in 



154 ROUU43. WILHELMSHÖHE. 

dessen Nahe sich ein Treibhaas und hübsche Blumenanlagen be- 
finden, ist ein grosser Gasthof (PI. 1 1) (Z. 20, L. 4, M. 15, B. 5 Sgr.). 
Die Anlagen verdanken vorzüglich dem Landgrafen Carl (■]• 1730) 
und dem Kurfürsten Wilhelm L (f 1821) ihre Entstehung. Die 
Besichtigung, welche für alle sehenswerthen Punkte an 4 St. er- 
fordert, hat am zweckmässigsten in dieser Reihenfolge statt, wo- 
bei ein Führer (10 Sgr.) nicht unbedingt nöthig ist: 

Yom Gasthof (in dessen Nähe die Wache und der Marslall, 
PI. 10) r. an den Oewäehahäusem (PI. 9) vorbei, führen durch 
4en Wald bequeme, zum Theil aus Felsen gebildete ScMängel- 
Trege nach dem neuen WasserfcM (PI. 3), 130' h., 50' br., und 
^on da, links hinan zum Tempel des Mereur (PI. 5), dann auf 
Waldwegen zum Riesenschloss oder Octogon (PI. 8), auf dem höch- 
sten Punkt der Anlagen, 1312' über der Fulda. Das Octogon 
t)esteht aus drei mit grosser Kühnheit über einander gestellten 
Tonnengewölben, von denen das oberste von 192 gekuppelten 4d' 
liohen Säulen getragen wird. Auf der leicht zu ersteigenden, eine 
lierrllche Randsicht gewährenden Plateforme desselben eine 96' 
bohe Spitzsäule, von welcher die 31' hohe Nachbildung des Far- 
neslschen Hercules (»der grosse Christoph '0 '^^^ geschlagenem 
Kupfer herabschaut. In seiner Keule haben 9 Personen Raum- 
In der OrotU vor dem Octogon rechts ist ein Yexirwasser. Rechts 
neben dem Octogon ein kleines Wirthshaus. 

Vom Octogon ziehen sich die Caacaden den Berg hinab. Ihre 
Länge beträgt 900', ihre Breite 40'; von 150' zu 150' werden sie 
4urch grosse Wasserbecken unterbrochen. Auf schönen Waldwegen 
gelangt man rechts bergab etwa auf halber Berghöhe bei dem 
JSteinhöferschen Wasserfall (PI. 7) vorbei zur Löwenburg (PL 6), 
einer 1793 von Kurfürst Wilhelm I. (f 1821), der auch hier bei- 
gesetzt ist, erbauten Bitterburg mit allem Zubehör, Burgcapelle, 
Büstkammer u. dgl., eine ganze Bibliothek Spiess- und Cramerscher 
£itter-Romane nicht ausgeschlossen. Liebhabereien dieser Art 
werden heutzutage mit mehr Kunstsinn und Geschmack ausgeführt. 
Das Beste auf der Löwenbuxg ist die Aussicht. 

Unterhalb der Löwenburg ist die Fasanerie und nächst dieser 
•das chinesische Dorfy einige kleine Häuschen, angeblich in chine- 
tflischem Geschmack, wo gute Milch zu haben. In der Nähe 
einige unbedeutende Einsitdel^en. 

Vor dem Schloss, von diesem durch einen weiten Basenplatz 
.geschieden, ist der Teich mit der ^grossen Fontaine (PL 2), einem 
12" starken, 190' hohen Wasserstrahl, dem höchsten in Europa, 
'dem Wunder von Wilhelmshöhe. Nicht fern von dieser liegt links die 
Teufelshrikkej rechts der Aquaeduet (PL 4) mit einem hohen präch- 
tigen Wassersturz. Die Umgebungen eines andern grossen Teichs, 
<len man den grossen Lac (!) nennt, östlich vom Schloss, fast 
^unmittelbar an der Strasse nach Gassei, sind besonders schön- 

Die Wasserkünste springen am Himmelfahrtstage und dann 



NORDHAUSEN. 43. RouU. 155 

vom 2ten Pftngsttage an bis October (die |,Cascaden^ und der 
„neue Wasserfall^ nur Sonntag), Sonntag um 2V2, Mittwoch nm 
3 Uhr, and zwar yom Hercules, wo das speisende grosse Wasser- 
becken ist, beginnend, die Gascaden hinab, dem Steinhöfer'schen 
Wasserfall zu, Teufelsbrücke, Aquaeduct, grosse Fontaine, neuer 
Wasser&U. Da der WasserYorraih nicht lange vorzuhalten pflegt, 
so ist wohlgethan, um 2V2 lesp. 3 Uhr am Fuss der Cascaden zu 
sein und nim dem Lauf des Wassers, wie oben angegeben, zu folgen. 
Gute Ansichten der achössten Puncte der Wilhelmshöhe, von Stiegel, 
sind bei Freyschmidt, Königaplatz, zu haben. 

44. Von Cassel über Hordhauten nach Halle. 

27 MeU. Schnellpost täglich in 38 St. \ Thüring. Eiaenb. (R. 65) in 83/4 St. 

2 Htlsa. Bei Oroat-Almerode ^ durch seine TÖpferwaaren be- 
kannt, erhebt sieh der Meismet (248807 der Brocken des Hessen- 
landes, eine mehrere Stunden im Umfang haltende Hochfläche 
mit Wiesen. Er besteht aus Bftsalt, dessen Säuton an mehreren 
Orten, am schönsten bei der Kixitnkammer, zu Tage stehen. 

23/4 WU%mliau9en an der Wtrta, in anmuthiger Gegend, an 
den Bergen etwas Weinbau. 

3 HtUkgemtadi (Preuss. Hof, Deutsches Haus), früher Haupt- 
stadt des kurmainz. Fürstenthums Eichsfeld, jetzt preussisch. 

Zweimal tägl. Post (in 4 St.) nach MtfhUuutsen ( Wettser aehtean^ Xönig 
von Pretusen), alte Stadt mit 16,000 Ein w., an der Unttrut^ seit 1802 preussisch. 
Von den zalilreichen Kirchen sind bemerkenswerth die Marienkirche^ gothisch 
mit 5 Schiffen; die BUuHhirche mit alten Glasmalereien. Hübscher Spazier- 
€uig (1 St.) zum Weissen Haus; halbwegs seitwärts die Popperoder QuelU^ 
gleichfalls Vergnügungsort. 

35/4 Wulftngerode. 

3 Hordhausen (Bömiacher Kaiser, Berliner Hof), mit 17,500 
Einw. (1000 Kath.), bis 1803 freie Reichsstadt, in fruchtbarer 
Gegend am südl. Abhang des Harzes (R. 48), mit bedeutenden 
Branntweinbrennereien, Cichorien- und chemischen Fabriken, im 
Mittelalter mehrfach Sitz von Fürstenversammlungen und Con- 
cilien. In der St. Blasienkirche zwei Gemälde von Cranach, ein 
Ecce Homo und das Begräbniss des Jünglings zu Nain, unter 
den Leidtragenden Luther und Melanchthon. Am Rathhaus eine 
Kolandssäule (S. 67). 

Bei Nordhausen beginnt die goldne Aue, ein fruchtbares von der 
Helme durchstromtes Thal, welches sich bis Sangerhausen ausdehnt. 

Südlich von Kordhausen (2V2 V) ^^gt Bonderthausen (Erbprinz)^ Haupt- 
stadt des Fürstenthums Schwarzburg -Sondershausen. Im Schloss eme 
^ammlung Alterthümer, unter welchen der Püsterich^ eine 2' hohe sehr alte 
■Erzfieur, angeblich ein Götzenbild. — Vortreffliche Aussicht vom Bondel 
^m G&Uner (11000, V2 8^- südl. von Sondershausen , ebenso V2 S*- weiter 
südl. vom Possen, fürstl. Lustschloss mit Bundschau thurm. — Fraaken- 
^uen (Mohr), nut Soolbädem und ansehnlichen Salzwerken, die jährlich 
^»000 Centner liefern, liegt 2V2 ^- östlich von Sondershausen. 

2^/4 Rossla, mit einem Schloss des Grafen Stolberg. 

Kaum 1 St. südlich erhebt der Kyiniänter (1208') sein waldbewachsenes 
Haupt mit den ansehnlichen Ueberresten eines von Kaiser Heinrich IV. im 



156 BOUU44. EISLEBEN. 

11. Jahrb. erbauten umfangreicben Scblosses. An den Kyffbäuser knüpß 
lieb die alte Sage, dass Kaiser Friedrich Barbarogsa tief im Kern de» 
Berges schlummere , dass er aber hervortreten werde, wenn Deutschland 
tu alter Herrlichkeit gelangt sei. Oben eine Wirthschaft. Besser soll die 
auf der Ruine Rothenburg (1023') sein, 8/4 St. n.w., wohin man, wie auf den 
KyfThauser, ebenfalls bu Wagen gelangen kann. Die Stadt Frankenhausen 
(8. 166) liegt 2 St. s. vom Kyflhäuser. 

2 Vi Stmgerhauten (Löwe). Eine Steintafel über der Thüi der 
Ulrichskirclie berichtet, dass Ludwig der Springer sie 1079 zur 
Ldsnng eines anf dem Giebichenstein abgelegten Gelübdes er- 
bavt hat (S. 120). 

2V4 Eiileben (Qoldentt Schiff; Mantfelder Hof, *Rt9taw.}y 
Stadt mit 10,000 Einw. Luthers Geburtshaus (geb. 10. Nov. 1483, 
t 18. Febr. 1546), in der Nähe der Post (über der Thfir sein 
BildnisB von Stein), ist seit IVa Jahrh. zu einer Freischule iur 
arme Kinder eingerichtet, in den obem Räumen mancherlei An- 
denken, Handschriften, Bildnisse, Husten, Denkmün2en. In der 
Af%dte(ulGhreh€ ist die Kanzel, auf weleher er predigte ; eine Büste 
▼on Luther (Inschrift: „Oottct Wort ist tUeht gebunden"') und von 
Melanchthou (Inschrift: „ilUes m der Liebe** schenkte zum Refor- 
mations-Jubilaeiim 1817 König Friedrich Wilhelm III. von Preussen 
hierher. Auch sehenswerthe Grabmäler Mansfeldischer Grafen sind 
In dieser Kirche. — In der Petri-PauUeirche der Taufstein, an 
welchem Luther getauft worden, ein Stück seines Mantels und sein 
ledernes Käppchen. — Bedeutender Bergbau auf Kupfer und Silber. 

2V2 Langenhogen mit ansehnlichem Braunkohlen-Bergbau. 

Man kommt Torher bei zwei See^n -vorbei, von denen jener zui 
Rechten salzig ist, der andere süsses Wasser hat. 

2 Halle s. S. 118. 

45. Von Cassel nach Frankfurt. 

Schnellzug in 41/21 Personenzug in 6—8 St. für Thlr. 5. 12, 3. 18 od. 2. Tl/g Sgr. 

Die Bahn durchschneidet bei Stat. Wilhelmshöhe die Wilhelms- 
höher Allee (S. 153). Zu Ountershausen {^Bahnhof srest,, ♦Gasth. 
BeUevuej auftnerksamer Wirth) «rennt sich die Eisonacher Babn 
(R. 65) von der Cassel-Frankfurter. Die Frankfurter Bahn über- 
schreitet die Edder. Bei Oensungenj links der steile HetUgeriberg; 
rechts auf Basaltkegeln der schlanke hohe Thurm der Burg FeU^^ 
(13350 un^ etwas weiter am Einfluss der Schwedin in die Edder 
der der Altenburg j ersterer wohl erhalten. Im Hintergrund rechts 
Ruine Oudensberg. Die Bahn tritt nun in das anmuthige Thii 
der Schwalm, und berührt Wahemj wo ein kurfürstliches Lust- 
schloss (^Witdungeuj Badeort mit Spielbank, 2V2 St. westl.); 
ferner Borken y Zimmersrode, Treisa, wo sie die Schwalm verlässt, 
in deren Wiesenthal, Va 8t. ö. von Treisa, die kleine verfallene 
Festung Ziegenhain sichtbar wird. 

Der Bach, dem die Bahn nun folgt, ist die Wiera. Jenseit 
Stat. Neustadt .ein bewaldeter Bergkegel, auf dem das alte Städt- 
chen Amöneburg liegt, mit der angeblich ältesten Kirche des 



MARBUBG. 46. BouU, 157 

Landes, von dem h. Bonifa cius gegründet, unfern Kirehhainf wo 
die Bahn die Ohm erreicht, der sie bis zu ihrem Einfiuss in die 
Lahn nnfem Marburg folgt. Der Fluss ist selten sichtbar, breite 
Wiesenthäler, zu beiden Seiten eine Hügelkette. Bei jedem Ein- 
schnitt in den rothen Sandstein offinet sich eine neue Aussicht. 
Vor Marburg tritt die Bahn auf das linke Ufer der Lahn. 

Marbiirg (*H6td Pfeiffer, Z. u. F. 18, B. 5 Sgr. ; * Ritter: Hess, Hof; 
*Bahnhofsreat.) an der Lahn, halbkreisförmig um den steilen Schloss- 
berg gebaut, unten die Elisabethkirche, reizende Lage. Das wohl- 
«rialtene ansehnliche ScUoss (9510« 20 Min. steilen Steigens von 
der Elisabethkirche an, jetzt Strafanstalt, enthält nichts Bemerkens- 
werthes. Die Aussicht lohnt aber das Steigen reichlich. Syly. 
Jordan sass hier von 1839 — 1845 gefangen. Philipp der Gross- 
muihige, der 1527 die Universität (2Ö0 Studenten) gegründet hatte, 
die erste ohne päpstliche Privilegien, versammelte zwei Jahre später 
hier Luther, Zwingli, Melanchthon, Oecolampadius u. a. Reformatoren, 
um eine Vereinigung über die Abendmahlslehre zu veranlassen, 
ein Versuch, der an Luthers Hartnäckigkeit scheiterte (»Hoc est 
corpus meum'', schrieb er mit grossen Buchstaben an die Wand). 
Der Rittersaal, in welchem dieses Religionsgespräch statthatte, 
ist ganz kahl. Unter dem Schloss liegt am Abhang Buckings 
^erggarten. Bier und Aussicht gut. 

Die Perle von Marburg ist die *8U EUsabtthkirche . 123Ö bis 
1383 im reinsten goth. Styl aufgeführt, 1860 restaurirt, 202' 1., 
^9' br., ein treffendes Beispiel, wie diese Bauart, auch ohne reiche 
Verzierung allein durch ihre edlen hochau&trebenden Formen die 
mächtigste Wirkung hervorbringt. 

Bald nacb dem Tod der heU. Eliaabeth (f 1231 in ihrem 24. Jahr), 
^ochter des Königs Andreas II. von Ungarn, Gemahlin Ludwigs des Hilden, 
l:*ttdgrafen von Thüringen, deren Qebeine hier beigesetzt waren, entstand 
ober ihrem Orabe die Kirche. Pilger aus halb Buropa wallfahrteten hierher. 
AAiser Friedrich II., der telbst hier war, widmete dem Haupt der Heiligen 
?-iK S^'^^^e Krone. In einem kunstreich mit Reliefs von vergoldetem 
Suber geschmückten Sarg wurden ihre Gebeine niedergelegt. Der oben ge- 
kannte Landgraf Philipp liess sie, um den Wallfahrten ein Ziel su setxen, 
neTvianehmen , und an einem nur Wenigen bekannten Ort in der Kirche 
«elbst begraben. Der Sarg ist noch vorhanden, in der verschlossenen Sa- 
<:nstei neben dem Hochaltar. Die Franzosen hatten ihn 1810 nach Gassei 
gebracht und seiner Edelsteine beraubt, 1814 kam er nach Marburg zurück. 
ty. ^^^ Orabca^elle eine Krönung der h. Jungfrau in Schnitzarbeit und 
J'Qgelbilder von Dürer (?), inwendig Geburt Christi und Mariae Tod, an 
^en 4 Seitenaltären ebenfalls altes Schnitzwerk und Dürer^sche Bilder. Die 
zuüreichen DenkmiUer Hessischer Fürsten und Deutsch-Ordens-Gomthure 
wurden 1847 durch einen Wolkenbruch zerstört, sind aber jetzt mit dem 
guiten Innern der Kirche wieder hergestellt u. im südl. Kreuzflügel aufgestellt 

I>ie luther. Kirche auf einer Terrasse mit schöner Aussicht, 
^^ 15. Jahrh. in edlen Verhältnissen vollendet, enthält einige 
gfosse Grabdenkmäler, des Landgrafen Ludwig IV. (f 1604) und 
s«iner Gemahlin Hedwig (f 1594), einer württembergischen Fürstin, 
^4 das des Landgrafen Ludwig V. (f 1626) und seiner Gemahlin 
^«gdalena (f 1616), Tochter des Kurfürsten Job. Georg von 
Brandenburg, beide mit Standbildern. 



158 Route 46. FRIEBBEBG. 

Das RathhauB ist 1512 aufgeführt, Sternwarte und Anatomie^ 
zwei herrortretende neuere Gebäude, im J. 1842. 

Die Bahn bleibt bis Oiessen in dem breiten fruchtbaren Thal 
der Ldhny sie überschreitet den Fluss bei Marburg und jenseit 
Dronhctusen; an der Bahn links das neue 4thünn. Schloss de» 
Herrn t. Rabenau; auf einer Anhöhe links Stauffenberg mit an- 
sehnlichen Schlosstrümmem, die jetzt neu ausgebaut werden. Jen- 
seit LoUar zeigen sich fern rechts auf Basaltkegeln die Schloss- 
thürme von Gleiherg (•Gastwirthschaft) , 1646 zerstört, mit dem 
Dorf, dann weiter zurück Fetxherg, beide preussisch. Hinter Giessen 
ragt auf einem Bergkamm das grossherzoglich hessische Schloss 
Schiffenberg hervor, fk-Üher Deutsch-Ordenshaus, ^/^ St. s.o. von 
Giessen, oben gute Gastwirthschaft und weite Aussicht. 

Oieiien (Einhorn, Bappe, Prinz Carl, gutes Bier und schöne 
Aussicht im Feltenkeüerjy an der Lahn, ist ^ne grossentheils 
moderne Stadt, mit wenig alten Gebäuden, Sitz einer 1607 gegrün- 
deten Universität (400 Studenten), mit herkömmlichen Universitats- 
Apparaten und Sammlungen. 

Strasse nach Fulda s. R. 74, nach Coblenz s. im I. Theil. 

Folgt Stat. Langgönt, dann But%hachy Städtchen in der frucht- 
baren Wetterau. Links etwa 1 St. entfernt die ausgedehnten 
Trümmer des im 30jähr. Krieg zerstörten Schlosses Mün*enberff 
mit zwei Thürmen, von dem einen (145' h.) weite Aussicht. 

Manheim (*H6tel de VEurope, Z. u. F. 1 11. 18 kr. ; Nr. 7 ist 
über der Küche, hat also bis Mittemacht Küchenlärm; Curhaw; 
Hotel Henckel, Hotel de Parii), Saline und Badeort am n.d. Ab- 
hang des Taunus, nimmt sich von dem hochgelegenen Bahnhof 
ganz stattlich aus, besonders wenn der 1855 erbohrte 27<^ waime 
*8o6l9prudel müchweiss schäumend in einer Perlengarhe 12—15 
FuBs hoch armdick aufsteigt, was bei Yorüberfahrt der Bahnzüge 
meist geschieht. Nauheim, kurhess. Enclave, ist als Saline lange 
bekannt, als Badeort aber erst seit einigen Jahren, besonders seit- 
dem auch hier der grüne Tisch seine Gäste anzieht, etwa 3000 
Curgäste Jährlich. Der grösste Theil des Orts besteht aus neuen 
Häusern. Zu beiden Seiten des Sprudels lange Trink- und Bade- 
hallen. — Vom Johannisherg, einer bewaldeten Anhöhe, 20 M. ▼• 
vom Cursaal, umfassende Umsicht; auf dem Gipfel der Thnnn 
eines alten Klosters. Der alte runde epheuumrankte Thurm in^ 
Thal ist der Rumpf eines Windmühlenthurms. 

Zwischen den Gradirhäusern hindurch fährt der Zug in wenig 
Min., zuletzt auf einem 70' h. Yiaduct, nach Friedberg (H6UH Trapp^ 
Drei Schweister), einst freie Reichsstadt, mit 2 schönen goth. Kirchen 
und ansehnlichen Ringmauern, die an der Ostseite der Bahn haben 
weichen müssen; an der Nordseite ein wohlerhaltener schöner 
hoher Wartthurm ; bei demselben in den ehem. Festungsgräben der 
reizende Schloss garten. 



HERSTELLE. 46. RouU, 15^ 

Folgt Stat. Nieder -WöÜ8i€uU (rechte das Taunuggebirge), Orosa- 
Karben, DorUhoeil, VÜbel (hier über die Niddd), Bonames (Stat. 
für Bad Homburg}, Bockenheim mit der Warte, FrankfuH, Bahn* 
hof neben dem Taimnsbahnhof (Oasth. Westendhall zwischen den 
beiden Bahnhöfen; in der Stadt Buss. Hof, Rom. Kaiser, Engl. 
Hof, Schwan, Landsberg, Brüsseler Hof, Pariser Hof u. a., sieh& 
I. Theü dieses Reisehandbuchs). 

46. Die Weter von Hannöv.-llüiiden bis Preii88.«]linden. 

pampfboot 3mal wöchenü. (1866 Moni. , Doimerat. , Sanut.) naeh Bam«lift 
in 10 St., von da nacb Preu88.-Hind«n 2mal wöchentlich in 6 St. — Die 
Weser-Ufer gehören von Münden bia Minden zu den anmuthigsten dea 
nördlichen Deutschlands, reich an geschichtlichen Erinnerungen aus den 
Zeiten der B-ömer (Hermannschlacht, Idistavisus) und den ersten des Vor- 
dringens des Christenthums in diese Gegenden (Caxl d. Gr., Abtei Corvey). 

I. Münden (ß. 163), Station an der Cassel-Hannoverschen Eisen* 
bahn (S. 162), Bahnhofs-Bestauration gut. 
r. Gimte. 

1. Hitwarthähawen. Das Waldgebirge zur Rechten ist der 8olr- 
^t das zur Linken der Beinhardswald , dessen höchste Spitze, 
der Stauffehbergy eine mit Eschen bewachsene Basaltknppe, oberhalb 
1. Veekerluigen sich erhebt. In dem ehem. Schloss ist jetzt 
eine ehem. Fabrik. Gegenüber liegt Hemeln. Die Trümmer der 
^ r. Braniburgf eines früher den Herren Ton Stockhausen ge- 
liorenden Schlosses, bleiben lange im Gesichtskreis, da die Weser 
Mei eine grosse Krümmung macht. 

r. Burafelde, ehemalige Benedictiner-Abtei , 1091 gegründet^ 
out einer bemerkenswerthen Rundbogenkirche aus jener Zeit. 
T. Oedelaheim, kuxhessisch. — r. Lippoldberge, und etwas weiter 
«• Bodenfeldei zwei ansehnliche hannover. Marktflecken. 
1. CarUkafen, Endpunkt der Casseler Bahn s. S. 146. Die Lag^ 
^e& Orts ist ganz hübsch, einzelne Gruppen zerklüfteten rothen 
Sandsteins am linken Ufer heben das Malerische der Gegend.- 
I^le Gebirge treten indess mehr und mehr zurück. 

1. Herstelle, einst Carls des Grossen Sitz, der es nach seinem 
Stammhaus Heristal bei Lüttich so nannte. Er hielt hier von 
Weihnachten bis Ostern 797, umgeben von seinen Söhnen und 
^«n überwundenen Sachsenherzogen (S. 136), ein glänzendes Hof- 
l^er, und empfing hier die Gesandten aus Spanien und Ungarn. 
^OQ der alten Feste keine Spur mehr. An ihrer Stelle erhebt 
sich jetzt aus Baumgruppen malerisch hervorblickend das neue 
zinnengekrönte Schloss des Herrn v. Zuidtwick. 

1. Beverungen mit einem alten Gefängnissthunn, preussisch. 
r. Lauenßrde, gegenüber, hannoverisch. 
1. Blankenau, ein im 13. Jahrh. von dem Abt zu Corvey auf- 
geführtes festes Schloss, jetzt Amtshaus. 

1. Wehrden, altes Schloss des Frhrn. von Wolf-Mettemich. 
r. SchloBi Furstenberg, auf der Höhe, jetzt Porzellanfabrik, u. 



160 Btmte 46. HÖXTER. 

r. Bofkenj Mde brannschwelgisch. 

1. Höxter (Stadt Bremen, Berliner Hof), sehr alte einst freie 
IRetchs- und Hansestadt, Jetzt prenss., von Mauern umgeben, mit 
•einer neuen Brücke, vor welcher der Dampfschiff- Schornstein 
sieh beugt. Carl d. Or. bestand hier im J. 775 eine der blutig- 
sten Schlachten gegen die Sachsen. Der alte Wartthurm auf dem 
JUruntherg, im Hintergrund, soll der Ueberrest einer Feste sein, 
-welche Bruno, der Bruder Wittekinds (S. 136), aufführen Hess, 
die Bginhard, der Schwiegersohn und Gesdiichtscl^iber Carls d. Gr., 
eine der festesten Sachsenburgen nennt. Eine Doppel-Allee von 
Linden, 3600' lang, führt von Höxter nach Correy. Eisenbahn 
nach Büke s. S. 146. 

1. Corvey, die alte gefürstete 1803 aufgehobene Reichsabtei, 
•das berühmteste Benedictinerstift des nördlichen Deutschlands, 
816 von Ludwig dem Frommen gegründet, die Wiege christlicher 
Gesittung in diesen Gegenden. Von hier gingen die Sendboten des 
Evangeliums nach allen Richtungen, unter ihnen der h. Ansgarius 
(S. 68), der Apostel des Nordens. Papst Gregor Y. war vorher 
Abt von Cervey. In der jetzt zerstreuten Klosterbibliothek fand 
,<man im J. 1514 die verloren geglaubten fünf ersten Bücher der 
Annalen des Tacitus. Die schlossartigen thurmreichen Gebäude, 
-welche mit Hof und Kirche ein grosses Viereck bilden, ohne 
«rchitecton. Werth, gehören dem Prinzen Victor von Hohenlohe- 
Schillingsfürst, Herzog von Batibor, Fürst von Corvey; sie sind 
aus der Hessen - Rothenburgschen Erbsehaft an ihn gekommen. 
In einem der Säle hängen die Bildnisse aller Aebte. Zwischen 
Oorvey und Holzminden macht der Fluss eine solche Krümmung, 
•dass man nach Höxter zurück zu fahren glaubt. 

r. Hohminden (Buntrock), braunschweigische Stadt, an den 
.•nördlichen Ausläafem des Sollinger Waldgebirges, mit einem alten 
berühmten Gymnasium, welches in dem mit „Deo et Utteria" be- 
zeichneten Gebäude am Ufer seinen Sitz hat. 

1. Heinsen, hannov. Die Weser macht eine grosse Krümmung. 

1. Poüe, mit den Trümmern einer im 30jähr. Krieg zerstörten 
Burg, liegt an der Westspitze dieser Krümmung. 

Dann folgen die Dörfer 1. Brevörde, r. ReiUüfsuny 1. Orave, 
1. Dölmey wo eine früher gefährliche Stromenge, das „Binger Loch'' 
•der Weser. Gegenüber steigt eine steile Felswand auf, aus deren 
Schluchten ein Bach sich hoch herab auf die Räder der Teufeln 
oder Steinimihle stürzt, die „Lurley" der Weser, deren Echo durch 
einen Schuss vom Schiff geweckt wird. Eine eigenthümlich ge- 
staltete Klippe wird der „Pattor von Dölme" genannt. 

1. Pegelsdorf (hannov.), r. Buhle (braunschweig.), zwei Dörfer. 

1. Bodenwerder, hannoversche^ Stadt mit einer Schiffbrücke. 
Der rothe Sandstein tritt eigenthümlich zu Tage. 

1. Kemnade (braunschweig.), mit fliegender Brücke. Die alte 
Kirche enthält Erbbegräbnisse mancher adeligen Familien. 



HAMELN. 46. RofUe. 161 

1. JSeUen. Das stattliche ▼ierthünnige Schloss, im 16. Jahrh. 
«rbant, ist Eigenthmn des Grafen von der Schulenburg , eines 
Tlacbkommen des berühmten Feldmarschalls, der ün Dienst der 
Bepnblik Yoiedig im J. 1716 die Insel Gorfu so tapfer gegen 
die Türken vertheidigte. Rossschweife und türkische Waffen, die 
Avt Graf damals erbeutete, werden noch im Schloss gezeigt. 

1. Qrohnde, Bis Fischbeck (s. anten) sind beide Ufer hannov. 

r. Hagendhaen, mit einem Schloss der alten Grafen von Ever- 
stein, jetzt Domainen-Amt. 

r. Timdetn. Auf der Höhe, 3/4 St. von Tündem, liegt Hasten- 
beckj durch die Schlacht vom 26. Juli 1757 aus dem 7jährigen 
Krieg bekannt, wo die Yerbündeten unter dem Herzog von Cum- 
berland von den Franzosen besiegt wurden, was die Capitulation 
von Kloster Seven zur Folge hatte. 

1. Ohr, mit einer neuen Kirche, welche die Inschrift hat: „der 
Oeitt ist frei, und ohrie S^ang der Olaube^, von Hm. v. Hacke 
erbaut. Das Hacke'sche Schloss hat hübsche Gartenanlagen. 
Schönste Aussicht auf Hameln und die Weser von dem nahen 
Ohrberg, oben Gastwirthschaft. 

r. Hameln (Sonne, Z. u. F. 20 gr., B. 5 gr., Stadt Bremen), 
ansehnliche hannov. Stadt, früher Festung, am 20. Nov. 1806 von 
dem preuss. Conunandanten an die Franzosen übergeben (vergl. 
Ghamisso's, der damals als preuss. Lieutenant bei der Besatzung 
stand, Werke, 4. Aufl., 5. Bd. S. 186), von den Franzosen 1808 
geschleift. Oberhalb am Fluss tritt das grosse 1857 erbaute Zucht- 
haus stattlich hervor. Die 1839 vollendete 816' lange Ketten- 
brücke verbindet hier beide Weser-Ufer. Eines der ältesten Ge- 
bäude ist das Münster, die alte Stiftskirche des h. Bonifaclus mit 
einer Krypta. Der Sage vom Rattenfänger von Hameln liegt die 
Thatsache zu Grunde, dass in der Schlacht von Sedemünden 
(1259), welche die Stadt Hameln mit ihren Yerbündeten gegen 
den Bischof von Minden schlug, der grösste Theil der wehrhaften 
Jugend von Hameln getodtet und gefangen wurde. 

Peraonenwagen naeh Hemnover^ 22 V2 Sf- der Platz ; nach dem 3 Keilen 
westlich gelegenen Pyrmont (8. 146) 18 "gr- 

1. Der Klüt, ein früher befestigter Berg ; oben von dem Thurm 
schöne Aussicht, in der Nähe Bierwirthschaft zum FeUenkeüer 
and in Dreyer's Garten. 

\. Heipensen, dem Herrn v. Mengersen gehörig. 

r. Wehrbergen. Yon Fischbeck bis unterhalb Rinteln sind beide 
Ufer kurhessisch. 

r. Fischbeck mit einem adeligen Fräuleinstift. 

r. Oldendorff 1 Meile ö. der Hohenstein (10750 senkrecht 
aufsteigend. 

r. Grossen- Wieden, Die S. 126 genannte Paschenburg, ober- 
halb der Trümmer des alten Stanmischlosses der Grafen von 
Schaumburg, ist kaum 1 Stunde von hier entfernt. 

Bsedeker's Deutschland U. 12. Aufl. 11 



iei B<mie47. RINTELN. 

1. Bintaln (Stadt Bremen, RatMceUer), HanptsUclt der hes- 
sischen Grafschaft Schaumburg, mit einer Steinbrf&rke über die 
Weser, tod 1619 bis 1809 Uniyersiat, toh 1665 bis 1807 Festung. 

r. Eisbergen. Das rechte Ufer ist preussisch, das linke lippisch. 

1. VarenhoU, mit fürstl. Schloss am Abhang eines Hügels. 

r. VeUheim. r. Vlotho (Alte Post), betriebs. Stadt in schtoster Lage. 

r. Vffefn^ dann Vösien, 

1. Behmey preuss. Saline, Eisenbahnbrücke (S. 136). 

1. WedigensUin mit Trümmern einer alten Sachsenbarg. 

r. Hauibergty am Fuss des Jacobsbergs, gegenüber der Witte- 
kindsberg, zwischen beiden die Porta WtstphaUca (S. 135). 

1. Minden (S. 126). 

47. Von Hannover nach Cassel. 

Courier- u. Schncllz. in 41/4, Personene. in 5 8t. f. Thlr. 3. 18, 2. 21, 1. 24 Sgr. 

Die Bahn durchzieht das flache Ackerland unfern der Leine 
am r. Ufer des Flusses. Zwischen Stat. Reihen und Saratedi über 
die Innerste, einen kleinen von Hildeshelm kommenden Flus8, 
links die Hildesheimer Berge, rechts das steinkohlenreiche Deister- 
Gebirge. Zu Nordstemmen mundet die Hildesheimer Zweigbahn. 
Grosser hübscher Bahnhof. Rechts auf der Hohe Schloss Marien- 
burg. Der Zug überschreitet hier die Leine. Folgt Stat. Else 
(Post zweimal tägl. nach Hameln und Pyrmont), dann Banteln, 
Sitz des Grafen Bennigsen. 

Die Bahn tritt nun in's Gebirge. Alfeld j Stadt mit doppel- 
thürmiger Kirche und altem Wartthurm, liegt am Fuss der 8ie^ 
Berge oder Sieben Brüder, deren höchster 1440' ü. M. Folgt 
Stat. Freden, in einem der anmuthigsten Theile des Leine-Thals, 
auf das dort die Ruinen des Hauses fVeden und der Winsenbwg 
herabschauen. Zu Kreiensen mündet die Buke-Kreienser Bahn 
(S. 146) und die Braunschw. Verbindungsbahn (^Kreiensen, Seesen, 
8€dAgitter, Börsaum, wo sie in die Harzbahn (S. 164) mündet, 
Fahrzeit von Kreiensen bis Braunschweig 3 St.). 

Folgt Sahderhelden mit Saline und Burgtrümmem, Station fnr 
die V2 Meile n.w. gelegene alte bierberühmte Stadt Eimbeck^ 
Hauptstadt des hannov. Fürstenthums Grubenhagen. 

Kordheim (* Sonne) , alte Stadt mit hübscher dreischiffiger 
Kirche von 1519 (am Altar altes Holzschnitzwerk, am Chorfenster 
ein kleiner Rest guter Glasbilder von 1404), Station för Reisende, 
die von dieser Seite her den Harz besuchen. 

Von Nordheim nach Clausthal, 43/4 M., Post 3mal täglich in 
41/2 St., Strasse ganz hübsch, vor Osterode (S. 167) etwas bergan, im Hinter- 
grund das Harzgebirge. Von Osterode an steigt die Strasse, an den Seiten 
Bergwände mit Ahorn bewachsen , jenseit Lerbaeh (S. 167) weite Aussicht 
nach S. und W., auf der Höhe ö. der Brocken als Hintergrund. 

Auf der Höhe YorNörthen ist ein schlanker Wartthurm, über NÖr- 
then die stattliche Ruine Hardenberg nebst neuem Schloss , jenseit 
Nörthen Ruine Plesse in /prächtiger Waldlage. Stat. Bovenden. 



GÖTTINGEN. 47. RouU. 163 

C»tfei]igen(4120 (*Krone;Gehhar€t»H6td)ydi9i7S7yroi\ Georgll. 
^estiftftte berfihmte Universität {Georgia Auguita, 700 Stud.), als 
Sudt (11,228 Einw.) ohne Bedeutung, hat eine grosM BibUothek 
(350,000 Bände, 5000 Handschriften), an ausländ, geschichtlichen 
Werken besonders reich. Im Saal Marmorbüsten berühmter Ge- 
lehrten, Gauss, K. F. Hermann u. a. Das kleine Kappelgebäude 
am Bahnhof ist die AnatOfniCj in welcher eine Anzahl Präparate. 
Die naiuTwissenach. Sammlungen enthalten u. a. auch Blumenbach's 
berühmte Schädelsammlung. Krankenhaus, Sternwarte, phyiie, 
Cabfnet mögen Sachverständige ebenfalls besuchen. 

Auf dem Wilhelmsplatz steht das eherne Standbild des Königs 
Wilhelm IV, in Erzguss von Bändel: „Statuam posuit cum sae^ 
cularia Georgias Augustae sacra celebrarentur civitas Gottingensis" 
meldet die Inschrift. Gegenüber die Aula, ebenfalls 1837 auf- 
geführt, ein grosses Gebäude für academ. Feierlichkeiten, für 
Bureaus , für die Sitzungen der Academie und die Kupferstich- 
Sammlung; im Giebel ein Relief von Bändel, in der Mitte der 
Genius der "Wissenschaft, zu den Seiten die 4 Facultäten. 

Die Bahn verlässt bei Göttingen das Leinethal, dem sie von 
Hannover an gefolgt war, und wendet sich iiv weiten Bogen s.w. 
der Hochfläche zu, auf welcher iJransfeld liegt. Landschaft hüge- 
lig, mehrfach Dämme, Thal-Üeberbrückungen , tiefe Einschnitte. 
Links weit das Thal der Leine, rechts fem das "Wesergebirge. 
Thansftld liegt auf dem höchsten Punkt der Bahn, die sich 
nim allmählich senkt, in einem Tunnel (V2 Min. Durchfahrt) durch 
das vorliegende Gebirge dringt, und dann in das Thal der Weser tritt, 
rechts stets weiter Blick über das Flussthal unterhalb Münden, 
das mit der grossen Kirche und den alten hohen Warten von der 
Höhe sich stattlich ausnimmt. Der Zug umfährt den Ort auf hohem 
Damm in weitem Bogen und überschreitet die Werra kurz vor 
ihrer Vereinigung mit der Fulda auf einer sechsbogigen Brücke. 
XÜXLden (Goldener Löwe, Hessischer Hof, *Bahnhofs-Ro8taura- 
tion) liegt auf einer Landspitze, welche durch die Vereinigung 
der Fulda und Werra entsteht, die unterhalb der Stadt zusammen- 
fliessen und von da an Weser heissen , eine alterthümliche, leb- 
haften Speditionshandel betreibende Stadt. Die ansehnliche St. Bla- 
siuskirche ist aus dem 14. Jahrh. Das als Magazin dienende 
grosse SchlosB mit den zahlreichen zum Theil vermauerten Fenstern, 
erbaute nach 1571 Herzog Erich II. von Braunschweig-Lüneburg, der 
in der Blasiuskirche begraben liegt. An der Aussenseite der 
Gamisonkirche , unfern des Bahnhofs ist der Leichenstein des 
durch das Volkslied bekannten Dr. Eisenbart, des „hochedeln hoch- 
trfahmen weltberühmten k. grostbr. und curf. braunsehw, lüneb. 
priv. Landar%t, wie auch fc. preuss, Raht und HofocuUste^ (f 1727). 
Hübsche Aussicht von Andree's Berggarten (gutes Bier), 10 M. 
von der Stadt. 

Die Bahn bleibt nun auf weiter Strecke, stets in anmuthlger 

11'»' 



164 BouU 48. HABZBÜRG. 

Gegend, an der Fulda, und folgt den Windungen dee Flusses am 
r. U., überschreitet Um, und yerUsst Um sogleich auf kurhess. 
Gebiet. Bald zeigt sich dann Wilhelmshdhe, und am Kamm des 
Gebirges der Hercules (S. 154). Vor Cassel erreicht diese Bahn 
die Cassel-Carlshafen-Paderbomer (S. 146). Cassel s. S. 150. 

48. Der Han. 

Dtr Rarz^ der nördlichste Gebirgszug Deutschlands, 12 M. 1., 4H. br., 
gehört grösstentheils HannoTer, dann Preussen, Braunschweig und Anhalt- 
Bemburg. Er wird in den Ob er- und Unterharz eingetheilt, der erstere 
die dem Brocken westlich, der andere die östlich gelegene Hälfte. Der 
Oberhars hat tiefer eingeschnittene Thäler, steile und finstere Schluchten 
und meist Tannen- und Fichtenwaldung. Der Unterharz bietet eine grössere 
Anzahl lieblicher Landschaften. Die Gebirgsart besteht aus Granit, die 
Jüngern Gebilde sind Grauwacke und Thonschiefer. 

Der Unterharz, wenigstens die Vorberge, werden gewöhnlich schon au 
Pfingsten besucht und erscheinen dann besonders wegen des firischen Walii- 
grüns und der wasserreichen Bäche sehr malerisch. Die beste Zeit zum 
Besuch des Oberharzes und Brockens , wie überhaupt des obern Gebiigs- 
landes, ist von Ende Juli bis Ende September. Die meisten Gegenden sind 
awar zu Wagen (Zweisp. 4—5 Thlr. täglich) zu erreichen, wahren Genius 
Ton der Reise hat aber nur der Fus*gänger. Ein solcher braucht, wenn 
er sich auf die gewöhnlichen Routen beschränkt, für den Oberharz 3, für 
den Unterharz etwa 4 Tage. Ein Führer ist nur in den weniger betre- 
tenen Gegenden nöthig, indess ist die Begleitung desselben Sonntags-Fuss- 
gängem überall angenehm und rathsam. Der Führer erhält 1 Thlr. täg- 
Uch (nebst 5 Sgr. für die Meile Rückweg) und ist aller Orten, wo die 
Harzreise gewöhnlich beginnt, zu finden. 

Die gewöhnlichen Eintrittspuncte in den Harz sind 8«it Vollendung 
der Eisenbahnen entweder (nördl.) Hartburg oder (östl.) ThaU. Nach 
Harzburg führt die Bahn von Braunscfaceig in IV2 St. 5 Stationen Wolfen- 
bätt^l (S. 124), ßoruum (S. 162), Schiaden, Vienenburg^ Hairzburg. Auf der 
ganzen Strecke hat man die Oker zur Seite. — Für die von Osten kommen 
den Harzbesucher ist jetzt meist ThaU (S. 174) Anfangs- und auch wohl 
Endpunkt der Wanderung ^ Eisenbahn von Halberstadt (S. 124) in IV4 St 
über Ditfarth und Quedlinburg (S. 176) 5 oder man beginnt die Wanderung 
von Halberatadt , über Wernigerode ^ Ilsenburg etc., um mit Thale (ßodethal) 
zu endigen. — Von Westen Kommende können entweder von Stat. 
Nordheim (S. 162) nach Otterode gelangen (3mal tägl. Post in 21/4 St. \ nach 
Clamthal SmaJ tägl. in 41/2 St.)^ oder von Stat. Seesen (S. 162) nach OosKtr 
(tägl. Post in 23/4 St.). — Von Nordhauten, (S. 155) mehrmals tägl. Posten 
nach Halberstadt, Harzburg, Quedlinburg und Thale. 

1. Oberhar«. 

Hsrsbiirg, besser Nt\Miadi'Ha/r%burg (Bahnhof 706' ü. M.) 
{^„*H6ttl dt Bronswidc''; *Lindenhof, beide am Bahnhof; *H&teld€ 
Beüevuej *Jiüiit8halle, „Restauration und Logierhaus ^ am Fuss 
des Burgbergs 25 Min. vom Bahnhof; ^Gasthof auf dem Bw^erg, 
40 Min. Steigens von hier, sehr gut bewirthschaftet, klein aber 
hübsch eingerichtet, Z. 15 bis 20, F. 71/2, M. um 1 ü. 20 Sgr., 
im Sommer sehr besucht, daher auf ein freies Zimmer nicht immer 
zu zählen (eine im ganzen Harzburger Thal sichtbare aufgezogene 
Flagge bedeutet, dass noch freie Betten vorhanden) , sonst wegen 
der vortrefflichen Aussicht den Gasthöfen unten vorzuziehen}- 
Führer, Esel, Fuhrwerk zu festen Preisen (S. 169) ; in der Bellevue 
ein Zweisp. 4V2 Thlr. täglich. Hüjischer Spaziergang von Harz- 




I |S;^ ^,:^^^S^ y"-^ß ^^ ^i^^i\ d^r Bode. ": 



GOSLAR. 48. BouU. 165 

bnrg oder dem Burgberg nach der RabefikUppe, über das MoUcen" 
haus darch das RacUmtluü znrück; oder mit FQhrer bis zur 
Ahrendsberger KUppe (2V2 St), yon da hinab ins Okerthal zur 
Landstrasse, die längs der Oker durch prächtigen Tannenwald tind 
einsame Tiefthäler bis znm Dorf Oktr (S. 166) führt. Yon hier 
anf Richtwegen in IV2 St. nach Harzburg oder in 2V8 St auf 
den Burgberg. 

Nach. Goslar führt tüu Harzbnrg ein Eilwagen imal tägl. in 
IV3 St (über Oker); von Goslar nach Vienenburg (s. S. 164) Post 
4mal tägl. hin und her (auch Omnibus; Eisenbahn im Bau). Von 
Goslar nach Clausthal 4 St., Osterode 2^2 St., Andreasberg 4 St., 
Oderteich 2 St., auf den Brocken 3 bt., zusammen 18 St. Man 
kann auch in gerader Richtung von Clausthal nach dem 4 St. ent- 
fernten Odertelch gelangen. 

Ooslar (*Kaiterworthf uraltes Gildehaus, mit stattlicher Vorder- 
seite, davor die Statuen der Kaiser Heinrich L, Otto L, Hein- 
rich n., Conrad D., Heinrich HL, IV., V., Lothar U.; H6UI de 
Hanovre; Rom. Kauer), alte früher bedeutende bis 1802 freie 
Keichsstadt, von 1802 bis 1806 preussisch, dann westphälisch, 
seit 1816 hannoverisch. Zu Goslar ist im J. 1060 Kaiser Hein- 
rich IV. geboren, es war oft Aufenthaltsort der Kaiser. Mehrere 
Reichstage wurden hier gehalten, so unter Friedrich Barbarossa 
1188 jener, durch welchen der Welfenherzog Heinrich der Löwe 
verurtheilt wurde, drei Jahre lang sein Erbland zu meiden. 

Der Dom, im J. 916 von Kaiser Conrad II. erbaut, ist im 
J- 1820 wegen Baufälligkeit abgetragen. Nur die Vorhalle ist 
stehen geblieben (^„propylaeum aed. cathedr. tuendis antiq. Qerm. 
monum. inttawr. A. D. 1824", meldet die üeberschrift). üeber 
dem Portal 5 Figuren, Kaiser Conrad II., seine Gemahlin Gisela, 
Matthäus, Simeon und Juda. In dieser sogen. *Domeapeüe sind 
zahlreiche Ueberreste der alten Ausschmückung aufbewahrt, Stein- 
bildwerk, Grabsteine, Glasbilder, Crucifixe, Tapeten u. dgl., dann 
der „Crodo 'Altar'', ein etwa 3' 1., 2V4' br., 2V2' h. viereckiger 
Kasten ans Messingplatten, auf 4 gebückten Figuren ruhend, mit 
zahlreichen runden Oefiftiungen, früher ohne Grund für ein Opfer- 
altar des Götzen Crodo gehalten, wahrscheinlicher ein einst mit 
Steinen und Krystallen geschmückter Reliquienkasten. Die Fran- 
zosen hatten ihn nach Paris mitgenommen. Der Aufseher der 
Capelle (Buchbinder van Geldern, Hokenstr. 221, in der Nähe des 
Markts) erhält ^on 1 bis 2 Pers. 8, 3 bis 4 Pers. 15, 5 bis 
7Pers. 20 gr., 8 und mehr Pers. 1 Thlr. Trinkg. 

An dem grossen grünen Platz (Casemenplatz) steht rechts ein 
Iwges Gebäude, ein Theil der über 1000 J. alten Kaiserpfalzj 
jetzt als Getreide-Magazin benutzt. 

In dem stattlichen sehr alten ''^Rathkaus werden, in einem 
ehem. Sitzungszimmer, alte Evangelienbücher, Urkunden, Wachs- 
tafehi, Fahnen, Marterwerkzeuge u. dgl. gezeigt. Wände und 



165 Bouie4ö, OOSLAR. Der 

Deekflü sind su Ende det 15. Jahrb. ausgemalt, mit Kaisei- imd 
8ibyllenbUdeni. Nebenan in einer Gapelle eine silbeme reich 
verzierte Bergkanne von 1407 und 2 Kelcbe von 1519. An der 
Aufgangatreppe steht die „Beisskatze^, ein hölzerner Lattai-Kasten 
nüt Durchschlag, in welchem vor Zeiten zankische Hockerweiber 
eingesperrt wurden. 

MarkUärcKe, goth. Bau von 1519; in der Bibliothek ältere 
Urkunden und Bücher, namentlich Luther's kleinere Streitschriften. 
An der Westseite ein sehr altes Haus, das „Brusttuch^, unter dem 
Gesims satyr. Darstellungen in Holzschnitzwerk, das Handwerks- 
b urschen -Wahrzeichen von Qoslar. 

An' der s.o. Seite der Stadt, am Breitenthor, sehr stattliche 
runde Thürme, zur alten Befestigung gehörig. Der bedeutendste 
ist der Zwinger y 19 Schritt Durchmesser, die Mauern 8 Schritt 
stark, in welchem eine Gastwirthschaft betrieben wird. 

In neuerer Zeit ist Goslar durch die Kräuterkuren des Direc- 
tors Lampe bekannt geworden (1862 über 800 Kurgäste). 

In der Nähe die „Farbenaümpfe*^ Teiche, in welchen die 
Okerfarbe gewonnen wird, aus den Abflüssen des Rammelsbergs, 
der die Stadt südlich überragt. Unfern eine einzelne, an 100' auf- 
ragende Sandsteingruppe, die Kku, mit eingehauener Grotte und 
Capelle, angeblich von Agnes (f 1077), der Gemahlin Kaiser 
Heinrichs III. gestiftet. 

Der Büdl. die Stadt überragende erzreiche Bammelsb»^ (1940' ü. M., 
1092' ü. d. Thalsohle) , liefert seit 800 Jahren Gold , Silber, Eapfer, Blei, 
Zink, Schwefel, Vitriol und Alaun. Selten mögen so verschiedene Metalle 
auf so engem Raum zusammen gefunden werden. Der Berg ist nach allen 
Richtungen von Gängen und Schächten durchbohrt*, seine Reichthümer sind 
noch nicht erschöpft , doch deckt die Ausbeute kaum die Kosten des Be- 
triebs. Die aus dem hier geförderten Gold geprägten Ducaten haben die 
Inschrift: „ex auro Hercyniae'^. Die Gewinnung des Erzes wird durch das 
„Feuersetzen" sehr erleichtert, durch hohe Holzhanfen, die in den 
Gruben neben dem harten erzhaltigen Thonschi^er aufgerichtet und ange- 
zündet werden und dann 8 St. lang brennen , während welcher Zeit alle 
Oeffnungen und Gänge geschlossen bleiben. Die Hitze macht das Gestein 
einige Fuss tief mürbe, so dass es leicht abzulösen ist. Sonnabend 8 U. fr. 
wird das Feuer angelegt^ die Feuergluth in der Grube gewährt einen eigen- 
fhümlichen Anblick. Montag 8 U. früh werden die Gruben geöffnet. Man 
kann in der Woche an jedem Tag in das Innere des Bergwerks hinab- 
steigen, es ist mit so geringen Beschwerden verknüpft, dass selbst Frauen 
an der Befahrung Theil nehmen können. Das Bergamt ertheilt die Er- 
laubnisse in der Wohnung des Geschworenen, in der Nähe des Einfahrts- 
schachtes zeigt man den Schein und erhält Grubenkleider und Führer mit 
Lichtem. Ein Einzelner zahlt dem B'ührer 15, zwei Personen 25, mehr als 
zwei Personen jede 10 gr. Trinkgeld. 

Zwei Wege führen von Goslar nach Clansthal, die meist 
steigende Landstrasse (2^/4 M., 2mal tägl. Post in ^Vs St., 
oben an grossen Teichen vorbei) , and der herrliche Weg (ancb 
für leichte Wagen) durch das wilde *Okerthal, der letztere für den 
Freund .von Naturschönheiten weit vorzuzidiöi. Er folgt bis zu 
dem braunschweig. Dorf (1 St.) Oker (*Po8t), durch seine gross- 
«rtigen Hüttenwerke bekannt, der harzburger Landstrasse und 



Man. OSTEBODF. i6\ fiotcte. 167 

wendet sich dum südlich in das prächtige wilde von der Oker 
dnrchstromte Thal. Von Zeit zu Zeit öflhen sich auf Tortreten- 
den Klippen vortreffliche Aussichten in das einsame tiefe Thal, 
so unter dem ZUfftnrüeken, an dem Treppenateirii der Studenten- 
küppe, der Kiatenedce u. a. In der Nähe der letztem, auf der 
Rohmkersbrüeke (IV2 St. von Oker; bis hierher im Sommer Omni- 
bus Ton Harzburg und von Goslar; *Hötel), überschreitet der 
Weg die Oker. Der s.o. aufsteigende Berg ist die Ahrendsberger 
Klippe (ß, 165), über welche man (mit Führer) sowohl nach 
Harzbarg, als auf den Brocken gelangen kann. Einsp. von Goslar 
nach Oker und aufwärts bis zur Bohmkersbrücke, dann zurück 
nach Oker und weiter nach Harzburg bis zum Fuss des Burgbergs 
(Jolinshalle, S. 164) 4 St. Fahrens, 2 Thlr. 

Die Glausthaler Strasse erreicht von der Rohmkersbrücke bald 
die SchfiUnburgtr 8ehmel%häuaery dann ZeUerfeld (Deutsches Haus) 
und Clauithal (*Krone, Z. 10, F. 6, M. 15 gr., Rathhauijy Haupt- 
stadt des Harzes, Sitz der Berghauptmannschaft. Die 16,000 Be- 
wohner beider Städte sind- fast ausschliesslich Berg- und Hütten- 
leute. Gegend ode und rauh, 1740^ ü. M., Getreide gedeiht kaum. 
Häuser meist von Holz, Marktkirche mit Kupfer gedeckt. Die Berg- 
tchiile in einem Eckhaus am Markt hat eine ansehnliche Sanmilung 
von Modellen und Mineralien. (Zweisp. von Clausthal durch das 
Okertbal nach Harzbutg 4 Thlr., nach Nordhelm ebenfalls 4 Thlr.) 
Die am meisten besuchten Bergwerke um Clauathal sind die Gruben 
Caroline und Dorothea, I/2 St. von Clausthal i das Befahren ist weniger be- 
quem, als im Eammelsberg; es ist dazu ein vom Bergmeister (unentgelt- 
hch) ausgestellter Schein erforderlich. Die Grube Georg Wilhelm hat einen 
der tiefsten Schachte am Harz, 2000\ also in gleicher Höhe etwa mit dem 
Spiegel der Ostsee. Die Bergwerke um Clausthal werden durch den über 
2 St. langen OeorgsstoUen^ welcher sein Mundloch bei dem kleinen Bad 
^rtindjCRömtr) hat, ihrer Gewässer entledigt. 

Von Clausthal V2 ^t. w. die grosse Fraukenscharner Silber- 
hätte; die Gegend umher ist eine öde Wüste durch die aerstörenden 
Wirkungen der Blei- und Arsenikdämpfe. 

Die Landstrasse (der Fussweg führt V2 St. hinter Clausthal 
ab) von Clausthal nach Osterode (2 Meilen, tägl. 2mal Post in 
IV4 St.) gewährt mehrfach weite schöne Aussichten, namentlich 
bei dem Whs. am Fuss des Heiligenstocks, 25 M. hinter der 
Ziegelhütte (*Whs.), und senkt sich dann allmählich (für Fussgänger 
ein näherer Weg auf der alten Fahrstrasse) nach dem langen 
Dorf Lerbach und weiter nach Osterode. Die Bergwände an den 
Seiten der Strasse sind theilweise mit Ahorn bewachsen. 

Osterode (EngliBcher Hof, Krone, Kronprin%), Stadt mit man- 
chen alterthümlichen Häusern, an der Söse. Am Rathhaus hängt 
an einer Kette die „Hünenrippe", ein fast drei Ellen langer 
Knochen eines urweltl. Riesenthiers. In der Marktkirche mehrere 
Grabdenkmäler. Bad Lindenberg mit hübscher Einrichtung und 
Umgebung, wird viel besucht, Sehenswerth die grosse Scheren- 
berg'sche Bleiweiss- und Hagelfabrik. 



UiS BomUda. ANDREASBERO. Dtr 

Halbwegs Herzberg liegt rechts an der Strasse in der Nähe 
der Domaine Düna die JeUenhokle mit Tropfsteingebilden, der 
Baumannshöhle sehr nachstehend. 

In Bertberg (Uoss) verdient nur das Schloss als Geburtsort de» 
Herzogs Ernst August» ersten Kurf. ▼. Hannover, des Vaters 
Georgs I., genannt zu werden. Auch Georg U. ist wahrscheinlich 
hier geboren. Es war Residenz der Herzoge von Braunschweig- 
Gelle, bevor diese 1634 ihren Sitz nach Hannover verlegten. 
Berühmte Waffen- und Gewehrfabrik. 

Der Weg von Herzberg nach Andreasberg fuhrt durch das 
anmuihige Sieberthal. Auf der Mitte des Weges das Dorf Sieber 
(in der Dorfschenke gute Forellen). Dann fiber den Königthof 
nach Andreasberg (^Rathhaua} (18iB4'), eine der sieben hannov. 
Bergstädte, in einer wilden Gegend zwischen steilen Abhängen, 
mit Wald oder dürftigen Wiesen bedeckt. Die Stadt selbst bietet 
nichts. Die Zündwaarenfabrik von Deig ist eine der grossten 
Deutschlands. Die Sübergrube Sam»on (an der Kunststiege) , die 
tiefste des Harzes (2700')) ist sehr bequem zu befahren. Silber- 
hütte, Arsenikwerk, Spitzenkloppelschule. 

Die Poststrasae von Hersberg nach Andreuberg führt an de» schön 
gelegenen Burgruine ScharxfeU vorbei über Lauterbeiv (Deutsches Haus), 
hannov. Bergstädtchen mit 4000 Einw. , mit Kaltwasserheilanstalt. In der 
Nähe die EinhomhöhU, seit dem 11. Nov. 1869 -Schillerhöhle'' benannt, in 
welcher an einer Felswand „Friedrich Schiller 1792" noch lesbar ist. Der 
Hausberg bietet eine weite Aussicht i eine schönere noch der 2000^ hohe 
Raventkopf^ 2 St. entfernt. 

Von Andreasberg kann man zwei Wege auf den Brocken ein- 
schlagen, den Fahrweg über Brauniagey Elend und Schierke (S. 166), 
oder den weit merkwürdigem kürzern Fussweg, den Rehherger 
Graben (2 St.) entlang zum Oderteich, und von da über Oderbrrick 
(♦FSrsterwhs.) in 3 St. auf den Brocken. Zur Rechten stürzt 
die Oder sich über zahllose Granitblocke, zur Linken steigen die 
Granitmassen des Kehberges auf, die bei den Rehherger Kuppen^ 
einer steilen Felswand, die sich jäh in den Graben hinabsenkt, 
besonders grossartig sich darstellen. Der Oderteich wird durch 
einen 325' 1., 60' h. quer durch das Thal gezogenen Danun ge- 
bildet, hinter welchem das Wasser der Oder sich sammelt, damit 
in den Berg- und Hüttenwerken des Oberharzes nie Wassermangel 
entsteht. Die Wasserleitung längs des Rehherger Grabens führt 
aus dem Oderteich Wasser nach Andreasberg. Von Oderbrück 
bis zum Brockenhaus ist ein Führer kaum zu entbehren. 
2. Vnterhara. 

Eine Fussreise über den Brocken zu den sehenswerthesten Punkten 
des Unterharzes wird zweckmässig so eingerichtet: Erster Tag: Yonfian- 
"burg Fussweg nach Ilsenburg 21/2 St., Ilsenstein besteigen 1 St., Brocken- 
haus 31/2 St. (oder geradezu von Harzburg über den Burgberg auf den 
Brocken in 41/0 St.). — Zweiter Tag: Ueber Schierke IV2 St., Elbingwode 
^ St., Rübeland 1 St. , Mittag. Baumannshöhle besichtigen. Blankenbtirg 
21/2 St. — Dritter Tag: Schloss zu Blankenburg. Regenstein. Von Blan- 
kenburg mit Führer auf die Rosstrappe 2 St., dann zur Blechhütte (Bahn- 
hof Thale) 1 St. Mittag. Stubenberg 2 St. — Vierter Tag: VietorAßhe 



Eon, HARZBÜKG. 48. BouU. 109 

11/2 St., Alezisbad II/2 St., Mägdespriuig 1 St., Falkenstein 3 St., Balltn- 
6tedt 2 St. Von hier 3m«l tägl. Post nach Quedlinburg in IV2 St. — 
Viertägige Wanderang von Thale ans. Erster Tag: Rosstrappe, Treseburg, 
Blankenbnrg. Zweiter Tag: Heidelberg, BübeJand (Baumannsfadhie), Elbin- 
gerode, Wernigerode. Dritter Tag: Steinerne Renne, Usenburg, Ilsenstein, 
Brocken. Vierter Tag: Nach Harzburg etc. 

Harsburg und Bargberg s. S. 164. Führer tod Harzburg auf 
den Brocken (4V2 St. Gehens) 20 gr., findet der Bückmarsch 
folgenden Tags stott IV3 Thlr. Pferd mit Führer 1 Thlr. 22'/« gr., 
direct zurück 7V2 gr-, über Ilsenburg 10 gr.; auf den Burgberg 
15 gr. ; Ton Harzburg nach Ilsenburg 1 Thlr. Der Weg ist 
auch ohne Führer ganz gut zu finden, die Strecke Tom Molken- 
haas bis zum Scharfenstein (1 St.) vielleicht ausgenommen, für 
welche man im Molkenhaus einen Führer (10 Sgr.) findet. Der 
breite schone Beitweg steigt bei der Saline Jvliwhaüe (S. 164) 
den bewaldeten Burgberg hinan, bis zum Gipfel 3/4 St., oben 
schönste Aussicht, ♦Gasthof (S. 164). Etwa 10 Min. unter dem 
Gipfel zweigt sich vom Burgweg r. (ostl.^ ein guter schattiger 
Reitweg ab, am Berggelände hin stets in gleicher Hohe (nach 
7 Min. nicht links bergan). Wo der Wald aufhört, umzieht der 
^eg in einer grossen Krümmung das Ende des KaUen Thala^ 
^d führt an einer Ruhebank vorbei, am nördl. Saum eines 
dichten Tannengebüsches entlang zum (1 St.) Afo/fcenAoiM, herr- 
schaftl. Schweizerei (Kaffe zu haben). 

Von hier den geraden Weg bergan weiter, nach 8 M. einige 
Sehr. Tom Wege 1. ein hübscher Blick in das Ecktrthal. Immer 
gerade aus in südl. Richtung weiter auf dem breiten hin und 
wieder grasbewachsenen Weg fort, zuletzt etwas bergab zur (lö M.) 
^Ttihermhrücke, einem Steg über die Ecker; nach 10 M. nicht 
iinks bergan, sondern in gleicher Hohe am Bach weiter; 10 M. 
nicht am Bach r. weiter, sondern links ab: 3 M. nicht 1., sondern 
rechts weiter; dann scharf den Pesekenkopf hinan, 7 M. kleine 
^iese, 10 M. Viehhof ScharfensUin (Fohlenhol). 

Nun ist der Weg (von hier bis zum Brockenhaus 1^4 St.) 
nicht mehr zu verfehlen: zwischen den beiden Häusern durch, 
^nuner gerade aus; 15 M. rechts, nicht links; 5 M. kleiner grüner 
rnnder Platz; 15 M. Landstrasse gekreuzt, dann stets im Ange- 
sicht des Brockenhanses an zwei Felsgruppen vorbei, dem Pfiaster- 
^»9 und den Kiemen BroekenkUppen. Brockenhaua s. S. 171. 
(IMe Besteigung des Brocken von Ilsenburg aus, 3V2 St., ziehen 
Manche dem Wege von Harzburg über den Burgberg vor, weil 
nian da stets die kleinen Fälle der Ilse vor sich hat.) 

Die Landstrasse von Harzburg nach Ilsenburg ist weit um 
(Post 1865 93/4 U. fr. über Ilsenburg nach Wernigerode in 3 St., 
nimmt in Hsenburg nur Fahrgäste auf, wenn Platz vorhanden ist; 
Elnsp. von Harzburg nach Ilsenburg etwa IV3 Thlr.). Fussgän- 
geni ist zu empfehlen : auf den Burgberg 8/4 St. , weiter Östlich 
^ den (20 M.) Rabenklippen vorbei, hinab in das Eckerthal auf 



170 BouUdS. ILSENBVRO. Der 

die Landstrasse; nach 30 M. beim Forsthans r. an den Tannen 
▼orbei, dann hinter Bäumen über eine Wiese qner in den Wald 
nnd nun nach 30 M. Ilsenburg nicht zu verfehlen. 

nsenburg (DeuUeher Hof; Rothe Forelle) y belebter Ort mit 
Hüttenwerken , am Eingang des Ilsethals (750' ü. M.). Wagen 
auf den Brocken 6 Thlr., Maulesel 1 Thlr. 5 Sgr. ; Wegegeld be- 
sonders. Führer ganz unnSthig. 

Die Hse bildet fast 2 St. weit stets zur Seite der Landstrasse 
eine ununterbrochene Reihe kleiner Wasserfälle, sie entspringt 
an der Ostseite des Brockens, und stürzt sich, von Tannen und 
Fichten, weiter unten auch von Buchen eingefasst, über Geroll 
und Oranitblocke ; bei Ilsenburg verlässt sie das Gebirge. Ein 
Wegweiser, 8/^ St. von Ilsenburg, zeigt den „Fussweg zum Ilsen- 
stein", gleich darauf ein zweiter den „Fahrweg zum Ilsenstein". 
(Man gelangt von hier in ^/^ St. auf den Gipfel des Ilsenstein, der 
320' h. (1343' ü. M.) steil von der Strasse aufsteigt. Das eiserne 
Kreuz Hess Graf Anton Stolberg (f 18Ö4) zum Andenken an 
einige in den Befreiungskriegen gefallene Freunde errichten.) 

Etwa 10 M. von obigem Wegweiser führt von der Landstrasse 
ein Weg rechts ab ; wir bleiben links auf der Strasse. Nach 25 M. 
führt nochmals ein Weg r. ab, den man ebenfalls liegen lässt 
und auf der Strasse bleibt; 20 M. Wegweiser links „nach Schierke 
und auf den Brocken", rechts „Fussweg nach dem Brocken". 
Der letztere, Anfangs auch Landstrasse, verlässt diese nach 20 M., 
bei den grossen Holzhaufen links ab. Köhler treiben hier wie 
im Obern Ilsethal ihr Gewerbe. Schon von Ilsenburg an wird 
man von bettehaden Kindern belästigt, mit folgendem oder ähn- 
lichen Sprüchen: 

Heut ist der angenehme Tag, 

Da88 man den Herrn lieben Brockengänger Bchnüren mag. 

Nicht zu los und nicht zu fest, 

Schnüren sie aufs allerbest. 

lafs nicht eine kleine Bouteille Wein, 

So könnt'a ein kleines Trinkgeld sein. 

Auch oben auf dem freien Platz tritt gewöhnlich ein Köhler- 
jimge heran, man giebt ihm gern einige Groschen, wenn er deo 
Weg zum Brockenhaus (fast IVz St., scharf bergan) zeigt oder 
andeutet. Er führt links in den Wald, 15 M. grosser freier Platz, 
frisches Rodeland; 10 M. lang am Waldsaum, dann wieder ein 
Wald, 4ö M. Scheidepunkt der Wege nach Harzburg (S. 160) 
und Ilsenburg, 12 M. Brockenhaus. 

Der breite Fahrweg windet sich um die Ost- und Südseite des 
Bergs, zur Rechten und Linken von wunderbar über und durch- 
einander liegenden grossen Granitmassen umgeben, so dicht, dass 
die unter denselben strömende Ilse dem Auge verborgen bleibt. 

Der Brocken oder Blocksberg, der Römer Afons Brucierw^ 
3508' ü. M., 2800' höher als Harzburg oder Ilsenburg, ist nacb 
den schles. Gebirgen (S. 192) der höchste Berg des nördl. Deutsch- 



Hart. BROCKEN. 48, RouU. 171 

lands. Anf dem kahlen Gipfel ein halbmassiyer ^Gasthof mit 120 
Betteo, Z. u. L. 18, F. 1%, M. 15, A. 12V2, Glas Bier 2V2, B. 5 Sgr. 

Neben dem Gasthof ein 60 Stufen hoher Rundschau -Thurm. 
Aasgedehnte ^AnssiGht, 15 Meilen im Umkreis. Bei hellem Wetter 
sind die Thürme von Magdeburg, Leipzig, Erfurt, Gotha, Cassel, 
Oöttingen, Hannover, Braunschweig, St^idal zu sehen. Einen 
freien Sonnenaufgang hat man unter zehn- kaum einmal. Es ist 
daher rathsam, sich so einzurichten, dass man vor Sonnenunter- 
gang das Brockenhaus errreicht, damit man zwei Wechselfälle hat, 
etwas zu sehen. Der Blocksberg bleibt eben der „lange Herr 
Philister" ; obgleich er das Ziel fast aller Harzwanderer ist, gehört 
er nicht zu den Glanzpunkten des Gebirges, die mehr an den 
5. und s. Abhängen, Rosstrappe, Stubenberg u. a. zu finden sind. 

In einer 300' 1. Felsspalte, das Schneeloch genannt, V4 St. nördl. 
vom Brockenhaus, links am Fussweg nach Ilsenburg, findet sich bis 
zum Juli noch Schnee. Mehrere seltsam gestaltete Granitblöcke oder 
Schichten, 50 bis 150 Sehr. s. vom Thurm, erhielten eigene Namen, 
HexenscMuasel^ in welcher sich durch den nächtlichen Tbau wohl 
Wasser sammelt, TeufeUkanzel^ Hexenaltar u. a. Eine alte Sage, die 
wohl aus der heidnischen Zeit stammt, in welcher hier dem Wodan 
Menschenopfer gebracht wurden, lasst in der Walpurgisnacht, vom 
30. April bis zum 1 . Mai, die Hexen hier Zusammenkünfte halten. 

Die merkwürdige optische Erscheinung, das Brockengespenst ge- 
nannt, welche man zuweilen hier sieht, mag auch tur Befestigung dieses 
Aberglaubens mit beigetragen haben. Wenn die Sonne bei ihrem Auf- 
u. Untergang mit dem Brocken in gleicher Höbe steht, sich dann auf der ent- 
gegengesetzten Seite unten in den Thälern Nebel bilden, diese am Brocken 
in die Höhe steigen, der nebelfreie Brocken aber zwischen dem Nebel und 
der Sonne steht: so wirft die Sonne den Schatten des Brockens und aller 
auf ihm befindlichen Gegenstände an diese Nebelwand , an der sich nun 
riesenhafte Gestalten bilden, die bald sich verkleinem, je nachdem sich der 
Nebel nähert, entfernt, oder durch ds»s Aufrollen desselben in ihm Lücken 
entstehen. Die Erscheinung ist selten, alle 2 Monate etwa einmal. 

Eine neue gute Strasse führt vom Brocken abwärts über Schierke 
und Elend nach Elbingerode. Die Felsen in der Umgegend von 
Schierke (1906'), dem höchsten Dorf im Harz, IVg St. s.5. vom 
Brockenhaus (bergauf 2V2 St.), nehmen die seltsamsten Gestalten 
an und erhielten entsprechende Namen, Feuersteine, Hohneklippen, 
Schnarcher u. a. Goethe schildert diesen Weg im Faust: 
SehVich die Bäume hinter Bäumen Winden sich aus Fels und Sande, 
Wie sie schnell vorüber rücken ; Strecken wunderliche Bande, 

Und die Klippen, die sich bücken, Uns zu schrecken, uns zu fangen i' 
Und die langen Felsennasen, Aus belebten derben Masern 

Wie sie schnarchen, wie sie blasen, Strecken sich Polypenfasem 
Und die Wurzeln, wie die Schlangen, Nach dem Wandrer u. s. w. ^ 
doch passt diese Schilderung jetzt, nachdem die neue Strasse 
vollendet und die Wälder gelichtet sind, besser zur Nordseite 
des Berggipfels. Ein etwas näherer Pfad, auf welchem Elend 
nicht berührt wird, führt von Schierke vielfach durch Buchen- 
und Tannenwald gerade nach Elbingerode; er trennt sich 15 M. 
ausserhalb Schierke von dem links nach Wernigerode führenden; 



172 Bouie4«. RÜBELAND. Der 

noch 15 Min. weiter ist wieder eine Scheidimg, hier folgt man 
aber der Richtung links. Sonst finden sich häufig Wegweiser, 
•0 das« man nicht leicht irre gehen kann. Die Landstrasse üher 
Elend ist schattenlos. YorElbingerode treffen beide Wege zusammen. 

Slbingerode (*Blauer Engel billig, Forellen, Krebse; Weisses 
Boss) ist durch seine Eisengewinnung bekannt. Das Erz tritt so 
mächtig zu Tage, dass es In freier Luft ausgebrochen wird. Eine 
neue gothisrhe Kirche nach Hess* Entwurf wurde 1863 vollendet. 
Zweisp. auf den Brocken 8 — 10 Thlr. ; Einsp. nach Blankenburg 
1 V2 Thlr. ; Post über Rübeland nach Blankenburg 1864 11 U. Vorm. 

Wanügvrod« {•Weiwr Hirtch, Z. 15, M. 15, F. 71/2, B. 71/2 Sgr., 
»Deutsche» Haut^ gleiche Preise), alterthümliche Stadt und Besidens de» 
Grafen Stolberg -Wernigerode, mit hoch gelegenem Schlosa and Park, sehr 
malerisch auf der nördl. Abdachung des Harzes, 2V2 St. n. von Elbinge- 
rode. Post und Omnibus Ton Wernigerode nach Halberstadt (S. 124} 2mal 
tägl. in 31/4 St. \ nach Blankenburg Imal tägl. in IS/4 St. 

Von Wernigerode auf den Brocken, etwa öSt., lohnender Weg, 
über Basserode , an der Steinernen Renne entlang , dem tiefen Thal der jun- 
gen BoUemme (S. 124), die am ö. Fnss des Brockens ihre Quelle hat, hübsche 
WasserCUle, den IlsefiUlen ähnlich, aber grösser. Unfern des obersten 
Wegweisers (S. 170) erreicht dieser Weg die Ilsenbui^er Landstrasse. 

Von Elbingerode ö. weiter durch ein Mühlenthal mit seltsamen 
Felsbildungen in 1 St. nach Biibeland (Ooldner Lowe, brausendes 
Birkenwasser 15 Sgr. die Flasche; Grüne Tanne) an der Bode, 
braunschweigsches Dorf mit Hüttenwerken, in welchem auch 
kleinere Eisenwaaren gegossen und neben mancherlei Mannor- 
Sachen, die in der nahen Marmormühle verfertigt werden, in dem 
stattlichen Hüttengebäude zum Verkauf ausgestellt sind. Pem 
Gasthaus gegenüber auf steilem Fels die Ruine Birkenfeld. Einsp. 
nach Blankenburg 2, Schierke 2% Thlr. (Von Rübeland mit Füh- 
rer Über Treseburg direct zur Rosstrappe 3 St. , sehr zu empfeh- 
lender "Weg). 

Unmittelbar bei Rübeland sind in den Ealksteinfelsen zwei berühmte 
Tropfsteinhöhlen, die seit Jahrhunderten bekannte *Baumann8höhle, 110' 
über der Thalsohle, und gegenüber am r. Ufer der Bode die BielahAhle, 
erstere geräumiger, in letzterer schönere Tropfsteingebilde. Bs genügt, 
eine cu besuchen, was etwa 1 Stunde Zeit erfordert. Die Höhlen stehen 
unter der Aufsicht von Führern, Lohn für 1 Person 7V2 gi'M 2 Pers. 10 gr., 
8 und mehr Pers. 4 gr. iede. Die Beleuchtung mit bengalischem Feuer, 
was den Eindruck sehr hebt, kostet 5 gr. die Flamme. Die Tropfstein- 
gebilde haben je nach Gestalt verschiedene Namen, Löwe, Stadt, betende 
Nonne u. dgl. 

Bei der Marmormühle (Vs St.) verlässt man das felsige Thal 
der Bode und steigt, stets der Landstrasse folgend, allmälig bergan 
bis (1 St. n.o.) Hüttenrode, hochgelegenes Dorf, von wo die Strasse 
sich wieder senkt. Wenn man sich (1 St.) Blankenburg nähert, 
führt da, wo links am Berg die Anlagen beginnen, ein PfBid links 
ab in einigen Min. auf den Ziegenkopf. 1820' ü. M. , einen vor- 
springenden Berg mit Schenkwirthschaft »Aussicht auf Blanken- 
burg, den Regenstein, die schroffen Felszacken der Teofelsmauer 
und die weite Ebene, eine der scliönsten am Harz; belohnender 
AbschluBs des beschwerlichen WanderUgs. 



März. BLAKKENBUBG. 48. RouU. ITS 

Aach Blankenburg (* WeUser Adltr, *Kr<me} liegt sehr male- 
risch, von dem 1831 hergestellten stattlichen heizogl. brannschweig. 
Schloss, in welchem die Kaiserin Maria Theresia ihre frühste Jugend 
verlebte, hoch überragt. Im 30jähr. Krieg wurde Blankenburg von 
Wallenstein beschossen, als Denkzeichen sind 6 Kugeln amRath- 
hans eingemauert. Ludwig XYIII. lebte hier 1796 bis 1798 als Graf 
von Lille. Ein Theil der Stadt brannte 1836 ab. (Personenpost 
nach Halberstadt in 2 St. 3mal tagl.; nach Thale Imal Ugl. in 
IVs St.; nach Wernigerode Imal tägl. in l^/* St. (iVi ü. Morg.). 
Zwelsp. nach Schierke ö Thlr.) 

Nördlich von Blankenburg (V2 St.) steigt an 250' hoch aiu der Bbene 
eine zusammenhängende Reihe yon Sandsteinfelsen steil auf, der Reinttein 
oder "RegvnBtiBm^ auf dessen Ostseite Kaiser Ueinrich der Vogelsteller im 
J. 919 ein festes Schloss erbaute, welches mehr und mehr befestigt, im 
dQjähr. Krieg von Wallenstein eingenommen, 1670 aber als verfallenes 
halberstädt. Lehen vom Kurfürsten von Brandenburg eingezogen wurde. 
Bis zum 7jährigen Krieg war eine vollständige Festung daraus geworden, 
welche die Franzosen 1757 ohne Schwertstreich der kleinen Invaliden- 
Besatzung nahmen. Die Werke wurden jedoch bald wieder von Friedrich II. 
geschleift. Von den Mauern ist nicht viel mehr vorhanden, aber auf die 
in den Felsen gehauenen Gewölbe und Batterien werden noch Jahrhun- 
derte lang Sturm und Wetter ohne Kinfluss bleiben. Der Eingang ist durch 
ein ebenfalls in den Felsen gehauenes Thor an der Ostseite. Oben 
Wirthsch. Aussicht vortrefflich. Der Regenstein ist heute noch preussisch. 
In der Nähe das Kloster Mlchaelttein, 8/^ st. n.w. von Blankenburg. 

£ine ähnliche zackige, fast 1 St. lange Sandsteinkette, der 
Heidelberg j grenzt mit ihrem westl. Fuss fast an Blankenburg ; sie 
tritt bei Wedderalehen (1 St. ö.) als TeufeLamauer (S. 177) wieder 
zu Tage. Der Weg nach der Rosstrappe (2 St. s.o., Führer 
15 gr.), aus dem Thor gleich rechts am Thiergarten hinauf, 
bleibt auf kurzer Strecke am Fuss des Heidelbergs, und wendet 
sich dann südl. nach (20 M.) Cadenstadt und (20 M.) Wienrode. 
Nun auf der neuen Strasse, die nach Treseburg führt, durch 
das Wildgatter und bei dem Wegweiser links durch den Wald 
geradezu auf die (IV4 St.) Rosstrappe los. Dieser Weg ist weit 
näher, als der Fahrweg über ThaLef und hat den grossen Vorzug, 
dass man unmittelbar aus dem Wald auf die Rosstrappe gelangt 
und des Steigens überhoben ist, welches von der Blechhütte (S. 174) 
aus fast 1 St. dauert. Im ♦Gasthof zur Ro8$trappe auf der EckarU- 
höhe, 10 M. von der Rosstrappe, Z. 12, F. 6, Birkenwasser 12V2 Sgr. 
die Flasche. 

Die *KoBBtrappe (15480 ist ein an 3 Seiten steil abfallender 
Oranitkegel, 770' über der Bode, wie eine Bastei in das Thal 
hinein ragend, grossartige Aussicht in das wilde Bodethal und 
die ferne Ebene nach Quedlinburg, neben dem Stubenberg der 
schönste Punkt am Harz. Den Namen hat sie von einem Ein- 
druck in den Felsen, einem Pferdefuss ähnlich, den das Ross einer 
Prinzessin hinterlassen hat, die, von einem Riesen verfolgt, hier 
den Bodegrund übersprang, wie die Sage meldet. In der Nähe, 
etwas tiefer, ist ein ebenfalls umzäunter Felsenvorsprung, die 
BüLoüDshöhe. Rechts von dieser Höhe führt ein neuer Fussweg 



174 RouiedS. ROSSTRAPPE. Per 

an der Westseite der Rosstrappe in das Thal hinab, erst auf 
dem 1. U. der Bode über die TeufeMmickey dann auf dem r. U. 
zum Keswlj einem engen Granit-Felsenbecken, in welchem die 
Bode, welche ganz nahe einen Wasserfall gebildet hat, wild schäumt 
und braust. Ein weiteres Tordringen im Bodethal kann nur statt- 
finden, wenn der Fluss zugefroren ist; doch ist bereits ein Weg 
in Angriff genonmien, der stets hart am Fluss bis Treseburg auf- 
wärts geführt werden soll. Man kehrt auf demselben Wege zurück, 
weiter über einen Felsvorsprung, die StudentenJdippe ^ dann bei 
einer zu Ehren eines Hrn. v. Bülow, der sich um die Wege der 
Rosstrappe verdient gemacht, in den Fels eingefügten eisernen 
Tafel vorbei, über die Jungfembrücke (Restaur.) auf das rechte 
Ufer zum *H6tel WaldkaUr, guter Gasthof. 

*H«ceii>TmniplatB (16280 heisst eine Felsplatte, der Bosstrappe ge- 
genüber, 840' über der Bode, auf einer aus Granitstücken zusammenge- 
setzten, übrigens in sehr schlechtem Zustand befindlichen Treppe (1176 
Stufen) zn ersteigen, oben ein •Hotel, ausgedehnte Aussicht. Bequemer, 
aber weiter (ll/? St.) ist der Weg durch das öde klippenreiche St^nbcKh-Thal. 

Vom Hexentanz.platz nach Treseburg in 2 St. (mit Führer) 
über den ireissen Hirsch, Aussichtspunkt, durch das TiefmbaehtfuU^ eins der 
schönsten innem Waldthäler des Harzes, und das Lupbodethal nach^ese- 
bnrg ( Weisser Hirsch ; Wühelmsblick)^ Dorf in reizender Lage an einem von 
der Bode umflossenen Felsvorsprung, auf dessen äudserster Spitee die alte 
Treseburg stand. Vom WilhelmsbUck schönste Aussicht in das prächtige 
Bodethal. Durch einen kurzen Tunnel erreicht man von hier die Chaussee, 
welche n. nach Blankenburg, ö. zur Kosstrappe führt. 

Vom Tanzplatz nach Gernrode direct: Fahrweg abwärts bis zur 
Landstrasse, diese überschreiten, links den Fahrweg hinauf zur (1 St.) *C(6orgt- 
htthe (Wirthsh.), von dem 44' hohen hölzernen Thurm Aussicht in die Ebene, 
schöner fast als vom Stubenberg, weil Blankenburg und B^genstein näher. 
Von hier Fussweg durch den Wald in's Thal. Nach 20 M. Fahrweg, 
10 Min. Kreuzweg mit Wegweiser bei der Gypsmühle (s. unten). 

Wer mit der Rosstrappe sich begnügt, setzt seinen Weg vom 
Waldkater auf dem 1. ü. weiter fort, am SchcAllock, einem alten 
Stollen-Mundloch (?) vorbei, zum Hubertusbrunnerij Soolbad am 
r. U. , bis zum *Qasthof var Blechhütte. Der ganze Weg von 
der Rosstrappe bis hier ist eine Reihenfolge schöner wilder Felsen- 
landschaften, der Glanzpunkt des Harzes. Wer von der Blech- 
hütte aus die Rosstrappe besucht, wählt am besten den alhnälig 
ansteigenden Waldweg am 1. U. und macht den Rückweg im Thal. 
Ohne Führer ist man nicht ganz vor Umwegen geschützt. Die 
Partie nimmt von der Blechhütte aus 3 St. in Anspruch. Von 
der Blechhütte in 5 Min. zum Bahnhof der Thale-Halberstadter 
Bahn (Bahnhofs-Restaur. ; ♦Hotel Zehnpfund, Z. 15, F. TVz» B- 
5 Sgr.). Ein neuer Fahrweg vom Bahnhof bis zum Bodekessel 
ist im Bau. 

Weiter von der Blechhütte stets am Abhang des Gebirges 
entlang, meist durch Wald bei der (3/^ St.) OypsmüMe (s. oben) 
vorbei, über (V4 St.) Steeklenberg, wo von den entfernten waldigen 
Höhen rechts die Trümmer der StecMenburg und der Lattenburg 
(Whs.) herabblicken; (V2 St.) Suderode (^Behrens H6tel gamU 
Pension 1 Thlr. 10 Sgr.j 3f<irguar<r« J3ötet, Z. 15, F. 6 Sgr.; 



März. QERNBODE. 4H, Bwde, 175 

Behrmger BrwineHj, ein seit 1826 eingerichtetes viel besnclitet 
Salzbad, (V4 St.) 0enirode (*Deut8cfu$ Haus, *Goldmer Löwe), 
mit einei im 10. Jahrh. erbauten Stiftskirche, in roman. Styl, 
jetzt in der Bestauration begriffen, zum «Gasthof auf dem (V4 St.) 
^Stabenberg. Die Aussicht Ton hier wird die schönste am Harz 
genannt ; sie ist malerisch und umfassend. Im Vordergrund ragen aus 
zahllosen Obstbäumen die rothen Dächer und die alte Kirche von 
Gemrode herYor. Zux Rechten weiter das thurmreiche Quedlinburg 
in seiner ganzen Ausdehnung, der sargförmige Hoppeisberg bei 
Halberstadt, die Zacken der Tenfelsmauer , der Regenstein und 
das Blankenburger Schloss; den Gesichtskreis schliesst die Huy 
gen. Hügelreihe hinter Halberstadt 

Bei der Wanderung vom Stubenberg über Victorshöhe, Alexis- 
bad, durch das Selkethal nach Ballenstedt, ist ein Führer (1 Thlr.) 
weniger geübten Reisenden anzurathen. Der Weg geht stets durch 
den Wald langsam steigend zum Ramberg, auf dessen Granitgipfel 
(1 V2 St)» ^^^ »Victorshöhe (1830'), ein hoher Thurm eine weite 
Rundsicht gewährt, viel malerischer als yom Brocken, über das Sel- 
kethal und Falkenstein bis zum Petersberg bei Halle. Quedlinburg, 
Halberstadt, Magdeburg, Aschersleben, Ballenstedt, Göthen, Dessau, 
Zerbst, Merseburg und Erfurt, der Kyffhäuser, die Sachsenburg, 
der Frauenberg bei Sondershausen, sind sichtbar, ganz besonders 
tritt südlich der Auerberg mit der Josephshohe (S. 177) hervor. 
Durchaus helle Tage sind jedoch selten (S. 171). Neben dem 
Thurm ist ein Erfrischungen spendendes Försterhaus. 

Stets durch Wald führt der Fusspfad bergab in IV2 St. (berg- 
auf in 2V2) nach Alexisbad (Traiteurhaut, Logirhaw), einem mit 
niedlichen Anlagen umgebenen Bad in dem anmuthigen Selkethal. 
Wagen nach allen Richtungen zu festen Preisen, nach Ballen- 
stedt 2 Thlr., Blankenburg 4, Halberstadt 4V3, Josephshöhe 2, 
Falkenstein 2V2» Victorshöhe I2/3 Thlr. Personenposten täglich 
nach Nordhausen und Ballenstedt. 

Von Alezisbad nach Stolberg (8. 177) directcr Weg in 4 St. über Sirass- 
berg und den Auerberg (8. 177). 

Im Selkethal, ^/^ St. abwärts, liegen sehr malerisch die ansehn- 
lichen Hüttenwerke von H&gdeBprung (♦Wirthshaus). 

Auf einer kleinen Anhöhe erhebt sich eine 58' hohe Spitxsäule 
von Gusseisen als Denkmal für den Gründer der Eisenwerke, den 
Fürsten Friedrich Albert von Anhalt (f 1796), von Herzog Alexius 
1812 errichtet. Letzterem (f 1834) errichtete seine Tochter, die Prin- 
zessin Friedrich von Preussen und ihr Gemahl (f 1863) ein Kreuz 
auf der Mägdetrappe. Der Ort verdankt seinen Name einer Sage, 
nach welcher eine Hönentochter einst von Ramberg über das Thal 
gesprungen sei und die Spuren ihres Fusses zurückgelassen habe 
(S. 173). Das Kreuz steht in der Nähe eines dieser Fusstapfen. 

Vom Mägdesprung steigt man zum Jagdschloss auf dem Meise- 
herg (IV2 St.), wo ebenfalls schöne Aussicht. Am Fuss des Berges 
ist die Selkemühle (»Wirthsch.), auch LemufermühU genannt, im 



ras jb«»*^ qcedlcibusg. />««- 

T^^ Mr SttkA. aens Lmg ^m Üb om (l^s St.) 8ddo8» Fatken- 
«M» *^.wiifcitf nm FiU-Ai iffifiK «eictes hoch auf einem Felsen 
ix<<c ^«Miwr ^rsessKüi mi v«U cikalttn ist. Einricbtung 
4«M««i>'««Kni. Att. as Ajvüirftc «Mi Tkum. Das Archiv mithält 
ww^iMb' Ifr-rxv^ri:^. r^ Sdüt«* gdbSrt dem Grafen von der 
jL<«o.i.^ ?a-»rs w«L->k« ^4t^ Pfuien Tochter von Tauben- 
Wjii\ A wt-iMm «a Ttrr voa Faikenstein vorkommt, soll 

äiim» ^<Ttfi»i» ;m£ 3»<h9< maa Mock im Sdkedial, dann steigt 
mta ;Lv«tt.i< 4 sttsu tett Bers kiaan sack Mtisdorf und erreicht 
'KM i.«*r jt « ^c Bi'' iMüir >tudl Bembmrgj Grosser Oatthof), 
^id^ i^-^iwft^i: iMb> äers?^ '^nm Anhalt-Bembnrg, schön gelegen, 
«£i «.!.«. K:nw Auf <laer Anliök« das henogl. Schloss mit 
.•tit.*^*itiNt mi.~*^«-^.ea ^«ma. iJda 9mi sekcag wcrthem Park. 

^ »tt k.«c .snoi -a^r--iL Li.'vmscK in * 2 St. nadi 

#»i<-:irilmt r««CH-itf« H^m. SHunsr^er Bär, Knohbe's HSAd), 
*«r «ut<<M.t 1«» 1 ^«f-<>c:wK mit 10.70*0 Einv. (200 Kath.), früher 
9^^ K^«* <tko^.wt^ «a wr&iitf. ao^k mit Manem und Thürmen 
«tt«^^«^>lM . ;fat>c '«^«c.ui.r»J-i:fe«kait der Deutschen Kaiser sachs. 
:i«du»iM«^ 0»w< x-ix*..^ xi£ «üHm SandsteiBfekai war Siti der 
X-A^^VNjMitmm '•»»a ^«t«^LJJl Mtrc • w>»iche, Ffirstinnen des Beichs, 
»vA Hvo« c' »rfv>« i^a.txr^ w-irrCL «ue Stimme auf den Reichstagen 
«o^ >rutva ^v:s 4^ MC KiA'& der rkeimscbeB Bischöfe hatten. 
<A* Äs<« Äfr X,-'»\-TM-i •« fticj3a«B sie die lutherische Lehre an 
iM«-f XV • -.-Vit *.» i 1-^:4 iett tr^vkiwa Theü ihrer Rechte und Besitt- 
•4*«^ : w \>C5« WTtri» lS:<i Airf£ckohcn. 

»•^«s» >»«f*w«r :>>iT S-a.:nie« berühmte Gfifin Anrora Mari* 
x^ K^iti^<>a,^-^^ iWx»*^** A«.£mst** des Starken, Königs von Polen 
rr*. V '^^ '"'**^ >»-^.^»Ä. M^twr des Marschalls von Sachsen, war 
k\s^^ V^^^iNcsat .jtij,t v^ „^ «iwm Anfanss des 18. Jahrh. erb. 
T,sA>^,v^v N^ ^^ ^^ Ä;.^5ÄrdW beigesetzt (f 1728); ihr 
K.^ ^vr ^^« vi ii :ö*'n;>a.i-t:,i A^.i,<iKn>ckiiet und wnimdnrchlochert 
♦*iii-w ^^^^ ku<»*r HTftaLri:k 1., seine Gemahlin Mathüda und 
'T. ^7^ A^>uvvix»f« >iai TV- d^m Hanptaltar beerdigt. Andere 
A v^v% '**^'"- *t5fc Wjk:«^f^;:*j^ ja^bärh von der Hochzeit von Cana, 
4sn: *va av^t^ Ua^n.iL> K, Rea^nicnkasten, Kreuze n. dgl. 
Tr ?'1\'*^ Vf" > -».s^ft a^if^^wiv^ Die ünterkirche gehört dem 
11 V^ v^^ V ' *" >^ <tti^r «. iie H^cptkirche wurde 1021 geweiht, 
it sW 1 *^^ ^ ^-l^ J^i^rk- umiebaut. Das Schloss ist 1853 

jT^ J^^.ti'*^ *^^^^^ Friu>in5tift eingerichtet, 
am >i ^T .1 '"'**^ ^* '^^ kleinen Haus unterhalb des Schlosse« 
w^vh^ lii K ^'^^'^^ '^^ «*«* *« »^^ Säulen kenntüch. 

Uu KaivCJ*^»^^?**'*'^ *'* "^""^ ^ Denkmal errichtet 
morKwüiN^i^^^ iv!* ^*«^ö. Trinlsreli.<se, Bildnisse geschichtlich 
•In gUK<*^ K^JÜT'*****' Handschrift des Sachsoispiegels, dann 
^'^ von starken Bohlen, in welchon die Burger 



Hart. STOLBERG. 48. Rout€. 1T7 

von QnedHnbarg wegen Störung des Landfriedens den Grafen 
Albert Ton Beinstein 20 Monate lang im J. 1336 eingesperrt hielten. 
(Von Quedlinburg nach Halberstadt Eisenbahn über Ditfurth.) 

Bedeutende Blnmenzucht bei Orcuhof, Mette u. a. Handelsgärtnem. 

Die Eisenbahn nach Thale führt bei WeddersUbeny halbwegs, 
an einem Stück Teufelsmauer (S. 173) rorbei. 

Die Strasse von Ballenstedt nach Nordhausen führt über Harz- 
gerode (Bär) und Stolberg ( Freitag' 8 Hotel; Prinz- Regent) , eiq 
dem Grafen Stolberg gehöriges Städtchen. Das Schloss auf einer 
Anhöhe enthält eine Bibliothek, eine kleine Rüstkammer, und ein 
hier ausgegrabenes heidnisches Götzenbild. Thomas Münzer, 1525 
za Frankenhausen enthauptet, der Anführer im Bauernkrieg, wurde 
Mer in einem Hause geboren, das noch am Marktplatz steht. 

Nähert man sich auf der Landstrasse von Harzgerode dem 
Höhenpunkt des AuerbergSj so sieht man links einen Handweiser, 
der nach der nahen «JoMphshdhe (1852') (»Gasth.) deutet. Von 
dem hier in Kreuzesform erbauten 100' h. Balkenthurm schöne 
Aussicht über den ünterharz und das Gebiet der Elbe und Saale. 

Von Stolberg in 2 St. nach Ifetutadt tmter'm HohntMn, hannov. Fleeken 
mit den Ruinen des Bergschlosses Hohnttein. 1/2 St. Dftld^ ehem. Kloster» 
«eit 1550 berühmte Schule, am Eingang des romantischen BehrethaU. Von 
Ilfeld in 21/2 St. über Eilrieh nach Walkmried (Löwe) mit grossartigen 
Klostemiinen (Kreuzgang wohl erhalten). Tägl. Post nach Vordhausen 
(S. 155) und quer durch den Hars nach Harsbuig (S. 164) über Zorge, Hohe- 
?«« (19000, Braunlagt und Oderbriick. 

49. Von Berlin nach Breslan. 

SchneUiug in 8 St., Personenzug in 10V> 8t. für 9 Thlr. lÖ, 7 Thlr. 5 oder 
4 Thlr. 22 Sgr. 

Bis Frankfurt s. S. 96. Bei der Ausfahrt von Frankfürt hüb- 
scher Blick 1. von der Hohe auf die Stadt und das Oderbruch. 
Öann Sand. Bei Stat. Finkenfieerd über den Müüroaer Canal, 
<ier Spree und Oder verbindet. Stationen Fürstenhergf NeuzelUj 
altes Kloster, jetzt evangel. Lehrer -Seminar und Waisenhaus, 
^ettmite, Onben, gewerbreiche Stadt mit 16,000 Einw., Tuch- 
fabriken, Weinbau. Üeber die Neiase. Folgt Stat. Jeasnitx, 
Sommerfeld y Städtchen mit grossen Tuchfabriken (unausgesetzt 
i^rch niedriges Nadelholz), Liehsgen, Soran (Stern), mit Schloss 
Dnd Irrenhaus, ebenfalls sehr gewerbreiche Stadt (5 Meil. westl. 
^uskau mit dem berühmten Park), dann Hansdorf. 
^ Von Hansdorf nach Glogau, Lissa, Posen, Fahraeit 7 St. 
Stat. 8agan, Sprottau, Kioptehen, Ologau (Deutoches Haus ; Westphal^s Hdtel), 
Stadt und Festung an der Oder mit 17,000 Einw., Fraustadt, Litsa^ Knoten- 
punkt der Breslau-Posener Bahn(S. 102), AU-Boyen, Kosten, (kmpin, Moszyn, 
^«««n (8. 98). 

Der Zug fthrt nun unausgesetzt durch Waldung (GSrlitzer 
Stadtwald, 116,000 Morgen gross); er hält bei HaWau und Rauseha^ 
^iiaint bei KoUfurth (»Bahnhofsrest.) die Dresdener Bahn (S. 185) 
*^', überschreitet den Quei», dann auf einem 1550' 1., 76' h. 
^iadact den Boher bei Bnnilan (Kronprinz, Deutschei Haus)» 

Beedeker's Deutschland II. 12. Aufl. 12 



178 . RouU 49. ^ UEGNITZ. 

Auf dem Markt eine Spitzsäule aus Gusseisen, zum Andenken an 
den rnss. General KutxUoff (f hier 28. April 1813). Die bunz- 
lauer braunen Töpferwaaren sind berühmt. Ungefähr 1 Stunde 
östlich liegt die Hermhuter-Colonie Cfnadenberg. 

Bei Bunzlau verändert sich der Gharacter der Landschaft: 
jetzt fruchtbares hügeliges Ackerland bis Breslau. Folgt Stat 
Bamau, wo am 26. Mai 1813 die franz. Division Maison von 
der preuss. Reiterei grösstentheils niedergehauen -wurde. Zum 
Andenken des Sieges ist ein Denkmal hier errichtet. Die Bus- 
siten zerstörten 1328 die Stadt und enthaupteten den grössten Theü 
der Bewohner. Vor Liegnitz links Seedorf und der Pansdorfer See, 

Liegniti (Bautenkrcofht , Z. m. L. 23 Vs? F- 6 Sgr. ; Schwarzer 
Adler; Krone), mit 18,600 Einw. (3000 Kath.), an der Vereinigung der 
Kattbaeh und des 8dkwar%vD<u8era. In der Fürstencapelle des alten 
Piastenschlosses sind die Denkmäler der Plasten-Familie, welche 
1675 erlosch, nachdem sie, von 575 an, Polen 24 Könige and 
Schlesien 123 Herzoge gegeben. Das Schloss brannte 1835 
ab, wurde aber bald darauf nach Plänen Schinkers wieder her- 
gestellt. Die beiden colossalen Thürme sind von 1415. Das 
Obergeschoss des Gebäudes enthält das von Reg.-Bath v. Minutoli 
(-f* 1864) gesanmielte Museum von Musterwerken älterer Industrie, 
und eine gewählte Sammlung von Gemälden. 

Von LiegnitK^ nach Reichenbacfa und Frankenstein, Fahr- 
zeit bis Königszelt IV4 St. (Stat. Neudwf, Breckelthof, Jauer, Gross-Roseth 
8triegau\ firachtbares Ackerland, sonst wenig bemerkenswert!!. KOMgizeli, 
wo einst Friedrich's des Grossen Zelt stand im siebenjiUirigen Krieg, Kno- 
tenpunkt der Breslau-Freiburger Bahn , und Fahrt nach RncJtenhach (Fahr- 
zeit S/4 St.) s. S. 188. Die Bahn durchschneidet zwischen Neudorf und 
Brecheishof das Schlachtfeld von der Katzbach, wo am 26. Aug. 
1813 die berühmte Schlacht geschlagen wurde, welche Schlesien befreite. 
Vier Tage lang hatte es geregnet, so dass die Gewehre versagten und mit 
Kolben und Bajonnet die Entscheidung herbeigeführt wurde. Das Macdo- 
nald^sche Corps ward grossentheils aufgelöst, 100 Geschütze und 18,000 
Gefangene waren die Frucht des Blücher'^schen Sieges. König Friedrich 
Wilhelm III. liess auf der Wahlstatt. I/2 M. n.w. von Stat. Brecheishof, 
ein Denkmal errichten. Fast auf derselben Stelle schlug Herzog Heinrich 
von Liegnitz 1241 die Mongolen; der Sieger fiel. Seine Mutter, die heil. 
Hedwig, errichtete hier eine Capelle, aus welcher das Kloster WaMstaü 
ward, jetzt Cadetten- Anstalt. In der Umgegend., namentlich bei NiaiUtad^^ 
erinnern grossartige Halden an den einst hier blühenden Goldbergbau. 

Von Liegnitz nach Warmbrunn, 9 Meil,, 2mal tägl. Personen- 
post in 8 St , hübsche Fahrt über Qoldberg und S<Mnau^ gebirgige Gegend. 
Auf dem Capellenberg^ halbwegs zwischen Schönau und Hirsc^erg, wo der 
Postwagen einige Minuten hält, schönste *Aussicht über das Hirschberger 
Thal u. das Gebirge (S. 195). Von Hirschberg nach Warmbrunn s. S. 196. 

Unmittelbar am Bahnhof von Liegnitz fährt der Breslauer Zag 
über die Kattbaeh. Links der Kunitzer See mit Schlosschen. 
Folgt Stat. Malich. Die hohe Bergspitze, welche namentlich über 
SUt. Neumarkt fem sichtbar wird, ist der Zobten (S. 188). Folgt 
Stat. Nimkau, dann Lissa, in dessen Nähe (bei LeuOien, 1 St d) 
Friedrich II. am 5. Dec. 1757 mit 33,000 M. binnen 3 Stunden 
einen für die damaligen Verhältnisse sehr wichtigen Sieg über 
das 90,000 M. starke österreichische Heer unter dem Prinzen 







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BRESLAU. 50. RouU. 179 

Carl Ton Lothringen erfocht. Das 6. prenss. Armee- Corps hat 
1854 eine hohe Denksäule hier errichtet, ein anderes Denkmal 
befindet sich auf dem Kirchhof zu Leuthen. Im Schloss zu Lissa 
(1. Tom Bahnhof} üherraschte der König am Abend jenes Tages 
eine Anzahl österreichischer Offiziere mit der Anrede: „Bon soitf 
Messieurs/ Kann ich nodi mü unUrkomtnen ?" 

50. Breslau. 

Guthöfe. *Goldner Löwe, (PI. a) neu, am Taueniaienplats, in der 
Nähe der Bahnhöfe und des Theaters*, *OoIdne Gans (PI. b), Z. 15-20, 
L. 8, F. 71/2, M. 15, B. 6 8gr. ^ »Zedlitt Hfttel (PI. c); «Weisser 
Adler (PI. d;; Hdtel de Silesie (PI. e); Drei Berge (PI. f). Preise 
meist gleich. 

Odfontliehe Oirtan. Wintergarten mit Sommertheater; Liebichs 
Garten, Weiss" Garten, Volksgarten. In der Folge soUderneue, 
grossartig angelegte Friebe'sche Garten an der Kleinbürger Chaussee 
öffentlicher Garten werden. 

Gonditoreien. Perini Junkemstr. an der s.o. Ecke d. Blücherplatses, 
▼iel Zeitungen. Orlandi, Arndt, Manatschal, Fischer. 

Bierlokal«. «Riesling, Friebe (SchweidniUer Keller), Weber- 
baner, Hermann. Weinhandlungen : Lange, Philippi, Hansen u.a. 
Broachke in der Stadt 1 Pers. 3 Sgr., 2 Pers. 5 Sgr., Bahnhof 5 Sgr. 
Sretlan (3790) ^^® zweite Stadt des preuss. Staats, Hauptst. 
der Provinz Schlesien mit 145,589 Einw. (44,500 Kath., 10,000 Juden, 
6938 Soldaten), an beiden Seiten der Oder, über deren Arme 
mehrere Brücken f&hren. Die Befestigungen sind nach 1813 in 
Spaziergänge und Anlagen verwandelt und Hauptzierden der Stadt. 
Seit dieser Zeit hat Breslau überhaupt eine andere GFestalt be- 
kommen und auch im Innern sich zum Theil verjüngt, nament- 
lich sind in der Nähe der Bahnhöfe grosse schöne Vorstädte 
entstanden. Von der (s.o.) Tasehenbastei (das kleine Standbild 
ans Erz, Ceres j erinnert an den „Besuch der Majestäten und die 
Industrie-Ausstellung von 1852") üeberblick über die Stadt, von 
der (n.ö.) Ziegelbcutei über die Gegend der Oder. 

Die Stadt ist slavischen Ursprungs, abwechselnd hausten vor 
800 Jahren hier Polen und Böhmen. Nach dem Aussterben der 
Schlesischen Herzoge kam Breslau mit Schlesien tn Oesterreich, 
1741 unter Friedrich II. an Preussen. Noch jetzt sind diese drei 
Elemente in der Bevölkerung zu erkennen, obgleich das öster- 
reichische fast ganz verwischt, das slavische ebenso (die poln. 
Inschriften der Kaufläden speculiren nur auf die zureisenden Polen 
und Russen), das preussische aber weit überwiegend ist. Im März 
1813 war Breslau Sammelplatz der Männer und Jünglinge, 
welche hier in das preuss. Heer zum Kampf gegen die Franzosen 
eintraten, von Breslau aus erliess am 17. März 1813 König 
Friedrich Wilhelm III. den Aufruf „An Mein Volk«. 

Das *Sat]ihaiiB (PI. 29) auf dem Grossen Ring , das bedeu- 
tendste mittelalterliche Bauwerk der Stadt, kürzlich hergestellt, 
deutet in seinem Erkerwesen und dem reichen Bildwerk seiner 
Simse auf den Anfang des 14. Jahrb., der reiche innere Bau- 
schmuck gehört der spät goth. Zeit an, Anfang des 16. Jahrb 

12* 



180 R<mU 50. BRESLAU. 

Das Glanzstück Ist der berühmte *FTiratm8aalj in welchem, vom 
15. Jahrh. an, meist die Versammlungen der schles. Fürsten und 
Stände stattfanden. Die letzte war die am 7. November 1741, wo 
Friedrich dem Grossen gehuldigt wurde. Der Saal ist geschmackvoll 
und sachgemass hergestellt und mit fürstlichen Bildnissen von 
Professor Resch geschmückt. Unter dem Rathhaus ist der in 
architecton. Beziehung sehenswerthe Schweidnitter Bierkeller (Ein- 
gang an der Südseite), stets gefüllt von Gästen der Mittelklassen. 
Die 1492 errichtete Siaupsäule (viereckig mit 4 Ringen und hohem 
goth. Aufsatz, die Figur oben Ruthe und Schwert in den Händen) 
Yor dem Rathhaus (an der Ostseite) erinnert an die alte peinliche 
Rechtspflege; die ausgedehnten Anbauten um das Rathhaus an 
die eigenthümliche slavische Sitte, Amtsgebäude auf öffentlichen 
Plätzen mit kleinen Verkaufsbuden zu umgeben. 

Auf der westl. Abtheilung des grossen Rings erhebt sich das 
in Erz gegossene von Riss entworfene *Beiterbild Friedrich'! d. &r. 
(PI. 23), 1842 von der Provinz ihrem ersten König errichtet ; eben- 
falls auf dem Ring (Südseite) die 1861 errichtete eherne Beiterttatue 
Friedrich Wilhelm'! III. (PI. 24), wie die erstere von Kiss ausgeführt 
und in Gegenwart König Wilhelm's I. enthüllt. Auf dem angrenzen- 
den Blücherplatz (dem ehem. Salzring) ^Blücher! Standbild (PI. 25). 
Ton Rauch entworfen, Erzguss, „dem Feldherrn Blücher und dem 
Heere der Schlesier", ebenfalls von der Provinz errichtet. Das statt- 
liche Gebäude an der Südseite des Blücherplatzes ist die 1824 von 
Langhans aufgeführte Börse (PI. 6). 

Hiuter der Statue Friedrich's II. erhebt sich das neue Stadthani 
(früher Leinwandhaus, PI. 20), nach Plänen von Stüler 1863 durch 
Baurath v. Roux und Baumeister Dickmuth vollendet. Im Son- 
teriain ein Bierkeller, ebener Erde glänzende Läden; im ersten 
Stock sollen die Rhediger'sche und die Burg*sche Bibliothek (88,329 
Bände), sowie die Kirchenbibliotheken (über 34,000 Bände) auf- 
gestellt werden. Im obern Stock städtische Büreaux. 

Auf dem Ring und seinen nächsten Umgebungen entfaltet sich 
das lebhafteste Treiben, besonders in der schönen Schweldnitzer 
Strasse, welche zu den westlichen Bahnhöfen (Niederschlesisch- 
Märkischer und Freiburg-Schweidnitzer) führt. Am Ende dieser 
Strasse zwei stattliche neue Gebäude, das Theater (PI. 33) und 
das Gouvernement (PI. 11). Den anstossenden grossen Exenier' 
platz (12 ü. Wachtparade) begrenzt n. das grosse stattliche K'öi^l 
Pakm (PL 27), w. das Ständehaw (PL 31), in welchem die Bilder- 
ffoUerie, an 700 Gemälde, namentlich manche neuere. 

In der südl. Fortsetzung dieser Strasse, jenseit der Graben- 
brücke, erhebt sich auf dem Tauentzienplatz das Tauentsien-Desk- 
mal (PL 26) {Boffislaw Friedrich v. Tauentzien, f 1791 als General der 
Bifant.), dem tapfern Vertheidiger von Breslau (1760) gegen die 
Oesterreicher unter Laudon gewidmet, mit Marmor-Relief (Verthei- 
digung d^r Stadt) und Medaillonbild in Erz. unfern desselben, 



BRESLAU. 50. BouU. 181 

an der sfld-astl. Spitze der Stadt, der (oberacUeaiiehe) Central- 
Bahnhof (S. 196). 

unter den Neubauten beim Niederschles. Bahnhof ist das 18Ö2 
Tollendete sehr stattliche Stadt-Geriehtsgehäude mit Inqnisitoriat 
und Oefängnifis, nebenan die CürMiier-CoBeme (PI. 8) zu nennen. 

Die wichtigsten kirchlichen Gebäude sind am r. U. der Oder 
auf engem Raum zusammen, Sand- und Kreuzkirche und Dom. 

Die Suidkirohe (PI. 19) {Uebfrauenlärehe auf dem Sand)^ 
Mitte des 14. Jahrh. aufgeführt, an Vergoldung und Marmor reich, 
an Kunstwerken arm. In dieser, wie in den andern Kirchen 
findet man mehrfach Gopieen des Marienbildes (U. L. Fr.) yon 
Gzenstochau, Stadt an der Krakau »Warschauer Eisenbahn, Wall* 
fahrtsort für Oberschlesien. 

In der Xrenikirohe (PI. 17), schöner Ziegelbau in Kreuz- und 
HaBenform, 1295 eingeweiht (mit grosser Krypta), ist yor dem 
Hochaltar das Qrabmal Herzog Heinrichs lY. von Breslau (f 1290), 
yon gebranntem Thon, ganze Figur, mit zahlreichen Reliefs. Das 
1857 eingesetzte 36' h. Glasfenster (heU. 3 Könige) ist in Berlin 
an|;efertigt, ein Geschaak des Grafen Hoyerden, „dem Andenken 
des faochgefeierteu Gardinais und Fürstbischofs y. Diepenbrock 
(tl854) gewidmet'^ Die Skelete des h. Benedictus und dee 
h. Innocenz liegen auf Altären in Glaskasten. 

Die «Domkirohe (PI. 14) (St. Johann), im 13. und 14. Jahrh. 
aufgeführt, ist yor einigen Jahren hergestellt. Sie hat manche 
beachtenswerthe Kunstgegenstände, besonders in den Gapellen 
hinter dem Hochaltar, namentlich in der mit Marmor und Male- 
reien prächtig yerzierten Gapelle des CardindlrBischofs Friedrich^, 
Landgrafen yon Hessen, das Grabmal des Stifters und ein Stand- 
bild der h. Elisabeth , Mitte des 17. Jahrh. yon Floretti in Rom 
gearbeitet. — In der angrenzenden Gapelle ♦Grabplatte des BUchof^ 
Roth (t 1506) , 1496 yon Peter Vischer zu Nürnberg gegossen^ 
die lebensgrosse Figur des Bischofs hoch erhaben, yon den sechs 
Landespatronen umgeben. Marmor^arcophag des Bischofs PreczUiu^ 
V. Progeüa (f 1376) „fundator^\ ganze Figur. Grabdenkmal de» 
Herzogs Christian von Holstein, kaiserl. Oberfeldherm , 1691 bei 
Salankemen gegen die Türken geblieben (Schlachten-Relief, Tür- 
ken als Karyatiden). — In der angrenzenden Gapelle des Pfalz- 
grafen Fram Ludwig, Kurfürsten yon Mainz, Fürstbischofs yon 
Breslau, 1727 vollendet, zwei gute Marmorstandbilder, Aaron und 
Moses, yon Brackhof in Wien gearbeitet. Auch sonst finden sich 
in der Kirche selbst zahlreiche Denkmäler yon Bischöfen und 
Domherren, nebst Gemälden yon dem in Schlesien unvermeidlichen 
Maler Willmann, vielleicht dem fruchtbarsten des yor. Jahrh. In 
der St. Johannescapelle , neben dem südl. Aufgang zum Ghor, 
*Cranachs berühmte „Madonna unter Tannen^; gegenüber der 
Borromäus-Gapelle an der Ghorwand ein Oelbild: Ghristus mit 
den Jüngern zu Emmaus von Tizian (?). 



1S2 SouUSO. BRESLAU. 

Nördlich fast angrenzend ist der reiche boten. Churten, darin 
besonders bemerkenswerth die sehr reichhaltige Sanunlnng Yon 
Medicinalpflanzen und ein 9 bis 10^ h., 60' 1., von dem Director 
Hm. Geh. Med.-Rath Göppert zusammengestelltes lehrreiches Profil 
zur Erläuterang der Steinkohlenformation (Beschreibung nebst 
Plan 1858 erschienen). 

Die (eyang.) 8t. BUsabethkirohe (PL 16), 12Ö7 an^ef&hrt 
(Thurm 289^ h.), hat 1857 durch den Binsturz eines Gewölbes 
Schaden gelitten, ist jetzt aber yortrefflich restaurirt. Sie hat 
▼iele beachtenswerthe Grabdenkmäler und neue Glasbilder, Ge- 
schenke Konig Friedrich Wilhelm's IV. Ueber der Sacristei die 
BehcUgertehe BibliotKdCj darin vorzügliche Kupferstiche von Martin 
Schön u. A., dann eine Ausgabe des Froissard mit säubern Mi- 
niaturen, die aber Jetzt mit den übrigen st&dtischen Bibliotheken 
and Sammlungen in das neue Stadthaus kommen wird. 

Die Thürme der (evang.) Maria-Moffdalenenkirehe (P1.18), welche 
Friedr. Wilhelm lY. ein kostbares Glasgemälde verdankt, sind durch 
eine Bogenbrücke verbunden. In dem MoffdaUnen-^Gymnatiumi 
neben der Kirche, an 350 meist werthlose Gemälde. In der Kupfer- 
stichsanmilung Dürer'sche Holzschnitte und BembraadVsche Stiche 
«eitener Schönheit. Anmeldung im Gymnasium beim Director. 

Die ünivenit&t (PI- 34) (900 Stnd.) entstand aus der alten 
Jesuiten-Universität und der loll von Frankfurt hierher verlegten. 
Sie hat ihren Sitz in dem 1738 aufgeführten ehemaligen Jemüen- 
CoUegium. Die Aula ist mit Fresken, Stuccatur und Gold verziert 
Ihre zoolog. und mineral. Sammlungen verdienen Beachtung. 

Der Handel von Breslau, besonders mit schlesischen Erzeug- 
nissen, Wolle (jährlicher Umsatz fast 100,000 Centner), Getreide, 
Metalle, Tuch, Holz, ist sehr lebhaft. Es sind dort über 100 
liiqueurfabriken. Die Wollmärkte, zu Anfang Juni und October, 
sind sehr bedeutend. 

51. Von Dresden nach Breslau. 

Bis GörUts in 31/4, Breslau in 73/4 8t., fiir Thlr. 7, I2V2« 5. 4, 3. 281/2 Sgr. 

Die Bahn bietet bis Bautzen wenig, meist Heide, Tannen- 
wald, Ackerland. Bei der Ausfahrt zu Dresden links der Nen- 
«tädter Kirchhof, aus welchem das Soldaten-Denkmal (rothe 
4Spitzsäule, S. 22Ö) hervorragt. Stet. Radebttg, hübsch gelegene§ 
Städtchen, dann Stat. FUchbcuih und Biachoftvotrda^ bei einem 
Oefecht zwischen Russen und Franzosen am 20. und 21. Mai 1813 
ganz abgebrannt. (In BaminxenoMy 1 St. n. von Bischofswerda, 
•dem Geburtsort FichWi, wurde demselben 1862 ein Denkmal er- 
richtet.) Die Bahn überschreitet bei Bautzen das Thal der 8prt€ 
auf einer langen Brücke. 

Bantien, wendisch BwUim (Lamm, Adler , Löwe, Traube) ^ die 
«tottliche und gewerbreiche Hauptstadt (11,200 Einw., OOOKath.) 
der Oberlausitz, mit Mauern und Wachtthürmen umgeben, gani 



HOCHKIRCH. 51. BouU. 183 

malerisch anf einer Anhöhe an der Spree gelegen, von der Eisen- 
T)ahn nur bei der Einfahrt in den Bahnhof flüchtig sichtbar. Die 
angrenzende Landvogtei Seidau (Zidow) auf dem Unken Spree- 
Ufer wird fast ausschliesslich von Wenden bewohnt. In der Nähe 
kämpften am 20. und 21. Mai 1813 Russen und Preussen unter 
Blücher gegen Napoleon. Die Ersteren zogen sich geordnet und 
langsam nach Schlesien zurück. 

2V8 M. n.w. von Bautzen liegt Kamen%^ der Geburtsort 
Lessings (22. Jan. 1729J, dem hier 1863 eine ♦Kolossalbüste 
(von Knauer) errichtet wurde. 

Auf dem Bergabhang, südl. V« S^- "^^n Stat. Pommerittf liegt 
das Dorf Hoohkiroli, Schauplatz einer der blutigsten und für 
Friedrich 11. unglücklichsten Schlachten (U. Oct. 1758). 

Die Oesterreicher befehligten Daun und Laudon. Die Leiche des preuss. 
Feldnkarschalls Keith, welcher blieb « wurde von den Oesterreichem in der 
Kirche begraben, 1759 aber auf dea Königs Befehl nach Berlin gebraekt 
und heimlich in der Oamisonkirche beigesetzt. Sir Robert Keith, engl. 
Gesandter in Wien, liess ihm zuHochkirch 1776 ein Denkmal errichten. 
Der Kirchhof wurde während der Schlacht von den Preussen ausdauernd 
vertheidigt. An der Südseite der Kirche, namentlich an der südl. Bingangs- 
thür, Bind noch viele Kngelspuren. Keben derselben ist eine angebaute 
Grabcapelle mit krieger. Symbolen, zum Gedächtniss eines kursächs. Offi- 
ziers V. Ziegler ^ Gutsherrn auf einem der benachbarten Dörfer. Die schwarz- 
weisaen Trauerfahnen könnten, da die Inschrift nicht recht leserlich ist, su 
dem Irrthum Anlass geben, als sei dies des Feldmarschalls Gruft, daher 
diese Kotis. Keiths einfaches Denkmal steht verlassen hinter dem Altar, 
eine Harmor-Ume auf einem Marmor • Sockel , mit der Inschrift: Jaeobo 
Keith^ Ouilielmi com. nuwue. hered. reffni ScoHoe et Mariae Drumond JUio, 
Frideriei Boruuorum regis summo exercitug prae/eeto^ viro antiqui* tnoribut 
et militari virtute elaro^ dum in proelio non proeul hine inclinatam suorum 
adem mente manu voce et exemplo restituebat pugnane ut heroi» deeet oceubuit. 
(Jacob Keith, des Grafen Wilhelm, Lordmarschalls von Schottland und der 
Maria Drumond Sohn, des Königs von Preussen oberstem Heerführer, einem 
Manne von alter Sitte und hoher kriegerischer Tugend, der in der Schlacht, 
unfern TOn hier, die weichenden Reihen der Seinigen mit Kopf, Hand, 
Stimme und Beispiel herstellend, im Kampfe, wie es Helden gesiemt, fiel.) 
Die Bank, auf welcher er verwundet gelegen , unter der Kanzel , ist von 
Reliquienjägem so beschnitten, dass ein Brett darüber genagelt werden 
musste. Den Schlüssel cur Kirche hat der Schullehrer, an der Nordseite 
der Kirche wohnend. Ueber der Pfarrhausthür die Inschrift: „gtU>emante 
Jehovah. 1768. Im Kriege brandt ich nieder, der Friede haut mich wieder^ 
17e4.'* TJcber dem Nöckerschen »Gasthaus neben der Kirche ist in einer 
Einfassung von Kugeln die Inschrift zu lesen: „Krieg und Brand segnet 
Ooii mit milder Hand. 17 68."^ 

Aus der Bergkette, die sich s. von Hochkirch hinzieht, ragt s.w. eine 
Höhe besonders hervor, der*Czomeboh oder Czamabog (Teufelsberg), der 
Blocksberg der Wenden, 1717' ü. M. , auf welchem 18Ö0 ein Thurm als 
Rundschau erbaut ist, daneben eine gute Gastwirthschaft, jetzt ein viel be- 
suchter Punkt mit vortreflflicher Aussicht über die weite fruchtbare sehr 
bevölkerte Oberlausitz, Östl. von der Görlitzer Landskrone u. dem Biesen- 
gebirge, südl. von dem böhm. Grenzgebirge, südwestl. von den Bergen der 
Sachs. Schweiz begränzt, aus welchen Lilienstein und Königsstein besonders 
hervorragen. Am Fuss des Thurms ein gewaltiger Granitblock, der für 
einen altwendiscben heidn. Opferaltar ausgegeben wird. Er ist II/2 St. von 
Hochkirch entfernt. Bis Wuitehke^ am Fuss des Berges, kann man fahren 
(in 1/2 St., Einsp. 15 Sgr.), dann noch 8/4 St. zu Fuss bergan. Vor der 
Oberförster- Wohnung führt der Fusssteig rechts ab, dann den ersten Fuss- 
steig links bergan in den Wald auf breitem gutem Wege, allenthalben durch 
weisse Striche an Steinen und Bäumen bezeichnet. 



181 RotaeöU GÖRLITZ. 

Nach Pommeritz folgt Stat. Löban (^Balinbofs-BesUiiratloii], 
wend. Lubij (d. h. tief liegend), alte Stadt, in deren Rathbans 
sich die Abgeordneten aas den sechs Städten der Lausitz wäh- 
rend fünf Jahrhunderten von 1310 — 1840 versammelten. Es ist 
eine deutsche und wendische Kirche hier, 200,000 von den Be- 
wohnern der Lausitz sind Wenden, slavischen Ursprungs, von dea 
Deutschen selbst jetzt noch durch Sprache, Kleidung imd Sitten 
unterschieden. Rathhausthurm und Thunn der Jobanniskirche, 
beide sehr alt. Von dem eisernen, 185Ö aufgeführten Frkdrkih- 
Auguat-Thurm auf dem Lobauer Berg (V2 St. vom Bahnhof) weite 
Rundsicht. (Zweigbahn nach Zittau s. S. 185.) 

Folgt Station ZobUtty dann BeiolienbAoli (Sonne), erste preass. 
Stadt. Nach der Schlacht von Bautzen (S. 179) zogen sich die 
Yerbündeten kämpfend auf der Landstrasse nach Görlitz zurück. 
Am 22. Mai 1813 Morgens fiel bei Reichenbach der franz. Reiter- 
€teneral Bruyftres, Abends bei Marker$dorfj 8/4 St. jenseit Reichen- 
bach, in der Nähe Napoleons der Chef des franz. Geniewesens, 
der General Kirchner. Dieselbe Kugel, aus einer russischen, jen- 
seit des Dorfs aufgepflanzten Batterie geschleudert, verwundete 
tödtlich Napoleons Liebling, den Palastmarschall Duroc. Der 
Kaiser hinterliess damals einige 1000 Franken zur Errichtung eines 
Denkmals an dieser Stelle, welches erst 1840 ausgeführt ist; ein 
einfacher Würfel von Sandstein , vorn der Name Duroc , auf der 
Rückseite Kirchner 's Name, unmittelbar links an der Landstrasse 
In der Nähe von Kirchner's fichtenbepflanztem Grabhügel. 

Zur Rechten steigt 1304' ü. M., 720' über der Neisse, eine 
Basaltkuppe, die Landshrone auf, 1 St. s.w. von Görlitz, weite 
schone Aussicht, besonders vom Thurm neben dem Wirthshaus. 

Görliti (^ Rhein. Hof am Bahnhof; Preuss. Hof, Krone, Hinch, 
Strauss in der Stadt), sehr gewerbfleissige reiche Hauptstadt des 
preuss. Markgrafenthums Oberlausitz mit ^,OOOEinw., 2000 Kaih.), 
an der uralten aus Polen nach „dem Reiche" führenden Handels- 
strasse, da wo sie die Neisse überschreitet, theils am Flussthal, 
theils auf der ansteigenden Höhe erbaut. Die schönen gotli. 
Kirchen, die stattlichen Thorthürme, das Steinbildwerk an man- 
chen Häusern, das Rathhaus mit dem Wappen des ungar. Königs 
Matthias von 1488, dem Görlitz gegen, den Böhmenkönig Georg 
anhing, zeugen von dem Alter und dem frühern Reichthum der 
Stadt. — Die Peter- und PatOskirehe (1423—1497, die Krypta 
noch aus früherer Zelt) ist eines der bedeutendsten Denkmäler 
mittelalterlicher Baukunst im Osten Deutschlands, mit 5 Schiffen 
und einem 77' h. Gewölbe, von 24 schlanken palmenähnlichen 
Pfeilern getragen. — Die Frauenkirche (1449—1494) hat hübsche 
Steinverzierungen am Portal und Orgelchor. — In der neuen 1853 
von Soller erbauten kath. Kirche roman. Styls , Glasgemälde von 
Scheinert und ein Altarblatt (St. Wenceslaus) von Zimmermann. 

Nordwestlich vor der Stadt, bei und in der A. Kreuxcapeüe ist 



HEKRNHUT. 52. SouU. 185> 

eine Darstellung des h. Grabes mit allen Umständen, zu Ende des- 
15. Jahrb. von einem Gorlitzer Bürgermeister ausgeffihrt, der zwei«^ 
mal dessbalb eine Reise nach Jerusalem unternommen hatte. 

Der Kai9ertftU%j eine alte Bastei, dient jetzt als Hanptwache- 
ond Zeughaus. Neben demselben das ThecOer, 

Das ständhche Landhaus, ebenfalls ein stattliches neues Ge— 
bände, ist in den hübschen Anlagen, die Tom Weberthor bis zu 
den MiMbergen sich erstrecken und hier die beste Aussicht aur 
das Neissethal und den Tiaduct darbieten. 

In der Nähe von Görlitz, am Hohberg, fiel am 7. Sept. 1757 
Friedrich d. Gr. Liebling, der General von Wmttrfeld, im Kampr 
gegen Oesterreicher unter Nadasdi. An der Stelle, wo er tödtlich 
verwundet wurde, ist 1842 ein Denkstein errichtet. Die Gebeiner 
sind 1858 nach dem Invalidenkirchhof zu Berlin gebracht. 

Die 1320 Ellen lange *Bruck€ über das Neissethal bei Görlitz 
auf 34 Bogen von 30 und 40 Ellen Spannweite , 34 Ellen über 
dem Spiegel der Neisse, gehört zu den grossartigsten Eisenbahn— 
Bauwerken im nördlichen Deutschland. 

Ausflüge: die Landskroüe (6. 184)^ der Kreutberg bei Jauemick{i M.)^ 
das Cisterzienserinnen-Kloster J^. Marienthal (2 H.) in dem schönen Thak. 
der Geisse bei 0»tritz^ mit der Grabstätte von Henriette Sonntag (f 1859). 

Die Bahn findet nördlich von Görlitz, bei Kohlfurih (S. 177)^ 
ihren Anschluss an die Berlin-Breslauer Bahn (R. 49). 

52. Von Löbau nach Zittau, Oybin, Hochwald, Lauschet. 

Eisenbahn von LÖbau nach Zittau in 1 St., nach Pardnbitz s. S. 182. 

Die Bahn zweigt sich zu Löbau (S. 184) von der sachsi^cb— 
schlesischen Bahn ab. 

Erste Stat. Cunnersdorfy dann Hermlint (Otmein-Logis), 1722 
unter dem Schutz des Grafen Nie. Ludw. v. Zinzendorf (f 1760). 
durch einige Familien aus Mähren gegründet, welche zum Theil 
der alten böhmisch-mährischen Bruderkirche angehörten, und 
um der Gewissensfreiheit willen ihr Vaterland verliessen. Grar 
Zinzendorf erlaubte ihre Aufnahme auf seinem Gut BerteUdorf^ 
er war auch später für den Innern nnd äussern Bau der Gemeine- 
unermüdlich thätig. Ein Denkstein bezeichnet die Stelle (damals- 
meist Wald), wo im J. 1722 der erste Baum zum Anbau gefallt 
wurde. Hermhut ist ein ftreundlicher Ort mit etwa 1000 Einw., 
durch Ordnung und Reinlichkeit ausgezeichnet. Der Gottesacker 
hat eine schöne Lage und wird wie ein Garten gehalten. Aur 
den einfachen Grabsteinen liest man nur Namen, Geburts- und 
Sterbejahr der Begrabenen. Vom Huthttg^ an dessen Abhang der 
Gottesacker liegt, hübsche Aussicht. 

BerteUdorf, V4 St. von Herrnhut, ist Sitz der Unitäts-Aeltesten» 
CSonferenz, welcher die Leitung aller Niederlassungen und Heiden* 
Missionen der Brüdergemeinde obliegt. 

Folgt Stat. Oderwits. Bis zu dem dreizackigen Spittbergj der 



186 MouUöi. ZITTAU. 

feehts Ton Sieder^OderwiU aufsteigt, zogen sich die Prenssen 
flach der Schlacht Ton HochUrch (S. 183) zurfick. Vor Zittoa 
wird die Landschaft sehr hübsch. Der Bahnhof ist 10 M. von 
«der Stadt entfernt. Am Thor eine Spitzsiule, der ContUtutions- 
sUm, 1833 errichtet. 

Zittan (7250 CSädu. Hof, Z. 12 Vj, F. 6, M. I2V2; ^Sonne) 
mit 13,000 Einw. (200 Kath.), Hanptsitz des sächs. Leinwand- 
liandels (in Orott^Seklönau , 1 M. w., berühmte Damastfabrik) in 
«iner reich angebauten Gegend. Am 23. Juli 1757, nach dei 
Schlacht Ton Kollin, war die Stadt von den Preussen besetzt, sie 
wurde Ton den esterreichem unter Prinz Carl von Lothringen 
durch Beschiessung fast ganz eingeäschert. Das 1844 erb. fioth- 
^u» ist das schönste in Sachsen. Die St. Johannis-Kirche ist 
1836 neu aufgeführt; vom Thurm hübsche Aussicht. Vom Kirdi- 
Äof (s.o. Seite der Stadt) guter Ueberbiick über die Neissethal- 
Ueberbrückung. Beginn der Zittau -Pardubitz Bahn (s. unten}. 
Sinsp. zum Oybin auf Vz '^^S IV3 ^Ir., ganzen Tag 2 Thlr.; 
nach Waltersdorf und bis zur Lausche direct bis* zum obersten 
Wirthshaus 2, über den Oybin und Jonsdorf 2V2 Thlr. ; Zweisp- 
^die Hälfte mehr. Zweisp. nach Friedland 3, Liebwerda 5^/3, Wann- 
brunn 8 bis 10 Thlr. 

Die Zittau - Pardubitz Eisenbahn führt über Reiehenberg 
<*Frank'8 Hdtel), sehr gewerbreiche böhmische Stadt mit 15,000 Einw., 
Josef Stadt, Königgräz nach Pardubitz. Sehr ausführliche Beschreibung s. in 
Klutschak's Büchlein f. Touristen auf der Beichenberg-Pardubitzer Bahn 
in's Gebirge. Prag 1860. 

Südlich von Zittau (2 St. Gehens) steigt in einem fast ringsum 
-abgeschlossenen Felsenkessel der *OjbiB (1574^ auf, ein von 
-dicfltem Wald bewachsener fast bienenkorbartiger Sandsteinfel&> 
oben eine der schönsten Kloster-Ruinen in elgenthümlicber Ve^ 
•einigung mit Burgruinen. Das Kloster gründete 1369 Kaiser 
Oarl IV., nachdem er die ftaubburg zerstört hatte; es wurde 1545 
-von seinen Bewohnern, Colestinern, verlassen, und 1577 und 1681 
-durch Brand in Schutt gelegt. Die Kirche mit ihrem 80' hohen 
Bogenp feller ist noch am besten erhalten; nebenan der Kirchhof 
onlt einer Anzahl Grabsteine, darunter der eines Herrn v. Pöb- 
schütz (f 1550). Aussicht nicht sehr umfassend, aber malerisch. 
Oben gute Wirthschaft, auch zum Uebernachten. Am Fuss des 
Berges ebenfalls ein Wirthshaus, Führer auf den Oybin (unnothig) 
für 3 Ngr., auf die Lausche (rathsam) 8 Ngr. 

Die «Lantohe (2433') (2 St. westl. vom Oybin, 3 St voo 
Zittau) ist die höchste Kuppe der Bergkette, welche die Obe^ 
lausitz von Böhmen trennt; umfassende prächtige Aussicht über 
•die ganze Lausitz und Sächs. Schweiz, das Teplitzer Mittelgebirge 
und die böhmischen Kegel (Prag), den Iserkamm, die Tafelfichte 
4ind das Biesengebirge. Oben ein Wirthshaus, halb auf säch- 
sischer, halb auf böhmischer Seite, guter Ungarwein. Die Whm. 
.Seite der Lausche gehört zur Herrschaft Reieksiadi, einst Eigen- 











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FBIEDLAND. 52. Botde. 187 

tham des Herzogs von Reichstadt, Napoleons S<^n, des Kaiser Franz 
Enkel. Jetzt bewohnt das Schloss zu Zeiten Kaiser Ferdinand. 

Auch der HochwaJLdy 1 St. südlich vom Oybin und leicht zu 
besteigen, gewährt eine schone Aussicht nach Böhmen. Oben ein 
Wirthshaus; Führer vom Fuss des Oybin auf den Hochwald und 
Zurück 8 Ngr. 

Folgende Zeiteintheilung wird sich empfehlen: Morgens früh 
aus Zittau in 2 St. auf den Oybin, hier frühstücken und sich 
umsehen (1 St.), dann meist durch Wald mit Führer auf die 
Laasche (2 St.). Rückweg auf der Landstrasse in 3 St. nach. 
Zittau, von wo um 4 Uhr Nachm. die Post in 3 St. nach Fried- 
land fahrt (s. unten), der beste Weg für die Besucher des Riesen- 
gebirges von dieser Seite (S. 198). 

Piiedland (*Herzog v. Friedland, die ^SchlotSBchenke", neben dem Schloss; 
in der Stadt Adler, WeisM» Ros»), ansebnl. böhm. Städtchen, 3 M. ö. von 
Zittau, über welchem 200' höher da« stattliche Schloss aufragt, im 11. und 
12. Jahrh. begonnen, 1561 vollendet, der Thunn schon 1014, auf einem Säu- 
lenbasaltfels erbaut, der im Schlosshof zu Tage steht. Früher Eigenthum 
Jer Familien Berka v. Thumb, ▼. Rieberstein, v. Redem, kam es, nachdem 
1620 Christoph v. Redem wegen seiner Betheiligung an dem böhm. Auf- 
?^^ geächtet war, durch Ankauf 1622 an Wallenstein. Sein Bildnlss, 
lo26 gemalt, ganze Figur, soll eines der ähnlichsten sein. Auch sonst zahl- 
reiche Familienbildnisse, namentlich der neuesten Besitzer (Graf Gallas be- 
kam 1634 die Güter als Geschenk), der Grafen Clam-Gallas, dann alte Waf- 
fen, besonders aus dem 30Jähr. Krieg. Ausgedehnte schöne Aussicht (10 Sgr. 
Trinkgeld dem Castellan). 

Noch 11/2 M. weiter östl. sind die Bäder von Liobirarda {Sehwan, LogiT' 
^«< für Curgäste), reizend am Fuss der Tafelfichte gelegen, ebenfalls mit 
«inem Schloss des Grafen Clam-Gallas. 

53. Von Breslau nach Waldenbnrg und Hirsohberg. 

Zobten, Fftrttenstein, Salsbrann, Adersbaoh und Weekelsdor^ 
Biesengebirgo, Hirioliberger Thal. 

Diese Boute ist für Reisende berechnet , die von Osten , von Breslau 
kommen. Reisende von Westen, etwa von Dresden her, werden den 
nachfolgenden Plan erprobt finden: 1. Tag. Hochkirch, *Czomeboh, 
Hermhut, Zittau. — 2. Tag. Oybin und »Lausche i Nachm. mit Post in 
08t. nach Friedland (s. oben). — 3. Tag. Auf der Landstrasse (hübscher 
Weg im Thal der WitHch stets durch Ortschaften, namentlich das lange 
fMpenau) in 2 St. nach Litibwerda (s. oben) und geradezu (m. Führ. 20 Sgr.) 
u> 3 St. nach Flinsberg (Wollstein sehr billig) , beides hübsche kleine Ba- 
deorte. Oder (mit Führer) von Liebwerda in 2 St. auf die *Ta/elßchU 
iom), dann in IV2 8t. hinab nach Flinsberg. — 4. Tag in 31/2 8*- a«f 
^en Hochstein (2803') Baudenwirthschaft, Aussicht nicht sehr lohnend, in 

1 St. hinab zur Josephinenhütte (Mittag) ^ 1 St. zum *ZackenfcM u. zurück; 

2 St. Ton der Josephinenhütte nach Petertdarf (S. 195). oder in 3 St. nach 
ferm»dor/(S. 195). — 5. Tag. Für den Kynast (S. 196) 2 St. ^ dann in 
^^'2 St. über <Her9dorf und Merzd&rf zur ^Heiwriehstwrg (S. 197) •, 1/2 8t. 
Stohiudor/ (S. 196) i 1 St. Erdmannsdorf (S. 197), hier Mittag. Mit Führer 
über den Ämeitenberg nach (1 St.) *Fisehbach (S. 197), 1 St. BuchtealdiS. 197), 
nach (8/4 st ) Sehmiedeberg (S. 192). — 6. Tag. Mit Einsp. für 20 Sgr. in 
^/4 St. nach Krtmhübel (S. 193), von da mit Führer (für den ganzen Tag, 
Weg s. S. 193) in 31/2 St. auf die ^ßehneekoppe (Mittag, S. 192), dann über 
^e Grenzbauden in £—6 St. nach Liebau (Sonne). Bequemere werden in 
der Grenzbande zu (IV2 St.) Klein -Aupa bei Friedr. Blaschke übernachten 
ind erst am folgenden Morgen nach (3 St.) Liebau gehen. — 7. Tag. Mit 
Sinsp. (2 Thir.) von Liebau über Sch^mberg (Löwe) nach Ader»baeh (Mit- 



188 Route 63. KÖNIGSZELT. 

tog, 8. 190), *WtcM»dorf, Früdtand, WaMinhwrg (S. 190). — 8. Tag. Zu 
Fusa TOn Waidenburg über die Wilhelmshöhe in ll/s St. nach SalzbruMi 
(8. 189), *FHrsten8tein, Freiburg, Eisenbahn nach Breslau. 

Zweiter Plan, von Breslau ausgehend. 1. Tag. Hit dem Abendzug 
aas Breslau bis Metkau, Post bis Oorkau. — 2. Zu Fuss auf den *Zobteu 
and nach Metkau zurück. Eisenbahn bis Freihurg. Omnibus nach *Fvr- 
Mtenstein und Saltbrunn. — 3. Ausflug über Waidenburg nach *Adershaeh 
und * Weckelsdorf und zurück nach W<ddehburg^ mit Lohnkutscher. — 4. Post 
bis Sehmiedeberg ^ su Fuss auf die *8ehneekoppe. — 5. Zu Fass nach fftrms- 
dorf und auf den *Ktfnast, Omnibus nach Warmbrunn. — 6. Mit Einsp. 
Fahrt durch das Hirschberger Thal, *Heinric?uburg , Stohnsdcrf, *Erdmannt- 
dorf, *J-'ischbach, ßuehvald s. S. 197. 

Biienbahn, von Breslau (379^ ü. M.) bis Freibnrg in % bis 
Waidenburg in 23/4 St. — Stat. Schmoh, dann Stat. Canthy in 
dessen Nähe (1 St. s.o.) KryblowiiXy wo Fürst Blücher, 77 J. alt, 
am 12. Sept. 1819 starb, und am 28. Aug. 1853, dem Jahrestag 
der Eatzbacher Schlacht (S. 178), dem alten Beiden ein Denkmal 
errichtet ist, ein 36' h. Mausoleum aus Granitquadem mit der 
Büste des Feldmarschalls oben in einer Nische. 

Folgt Stat. Metkau j links ein neues Schloss des Grafen Pinto. 

Von Metkau nach Gorkau fährt nach Ankunft des letzten Balm- 
zugs eine Personenpost in IV4 St. nach RosaUeHthal bei Gorkau an den 
Fuss des Zobten. Das Wirthshaus zu Bosalienthal ist gut und billig, ebenso 
das zu Gorkau (gutes Bier). In der Nähe von Gorkau grosse Granitbrüche, 
aus welchen Breslau seine Bürgersteige bezieht. Post von Gorkau sack 
Uetkau (21/2 St. Gehens) nur Morgens früh. 

Der Gipfel des «Zobten (2150'), Schlesiens Rigi, ist von hier (ohae 
Führer) in IV2 St. bequem zu erreichen. In einer Hütte auf dem (sipfel, 
der mit durch einander geworfenen Granitbruchstücken bedeckt ist, Er- 
frischungen. Die 1702 erbaute Capelle oder Bergkirche ist 1852 erneuert. 
Von der 1471 zerstörten ausgedehnten Bergfeste sind nur einzelne über- 
wachsene Mauertrümmer noch vorhanden. Beste Aussicht von eiaem etwa 
300 Schritte von der Capelle gelegenen freien Punkt: ö. und s.o. das ganze 
Mährisch-Schlesische Gebirge , aus welchem der ferne dreigipflige Altvater 
hervorragt, s. die Gebirge der Grafschaft Glatz , der grosse runde Schnee- 
berg, die Heuscheuer, die hohe Eule, die auch schon bei der Eisenbahn- 
fahrt rechts neben dem Zobten sichtbar ist, die Festungswerke von Silber- 
berg, weiter über Schweidnitz der Riesenkamm, w. die Riesenkoppe bis zur 
Tafelfichte, n. das bevölkerte schles. Flachland, ein minder durch seine 
Ausdehnung als seine malerische Schönheit überraschender Anblick. 

Folgt Stat. Ingramsdorf (569'), 8arau mit den Fabriken des 
Commerzienraths Eulmitz. Das Gebirge s.w. ist die Heusebener, 
mehr w. die Waldenburger Gebirge, auf der Grenze von Schlesien 
und Böhmen. Stat. KonigsxeU (♦Bahnhofsrest.) ist Knotenpunkt 
der Zweigbahn Liegnitz-Frankenstein, Fahrzeit nach Liegnit* über 
Striegau und J<m€r 1 St. 20 Min. (S. 178), nach Frankenstein (8. 1&8) 
über Schweidnüt und Reichenbach IV? St. 

Schwaidnits (•Erone, Löwe), 1747 von Friedrich U. befestigte Stadt mit 
15,300 Einw. (5000 Kath.) und 2000 Soldaten. Bathhaus und kath. Pf»^ 
kirche, sehenswerthe Gebäude. Vom Kranz des Thurms gute Aussicht. — 
Hübscher Ausflug stidl. in das (I/2 St. 1.) Sehlesierthal und nach der (V4 ^^^ 
Kynsburg, (und das anmuthige Thal weiter hinauf über Charlottmbrw» 
(Deutsches Haus), kleines hübsch gelegenes Bad, nach Waidenburg (S. iSO). 

Reichenbach, Stadt mit alten Befestigungen und einem Schloss, gc* 
?^ßo% 5**^^ merkwürdig durch den Sieg Friedrichs H. über Laudon (16. Auf. 
I • V- ^"'<^^die Beichenbacher Convention, welche das fernere Bestehen des 
turxischen Reichs sicherte und durch den Allianzvertrag zwischen den Ver- 



FREIBURG. 53. Route. 199 

bändeten und Oesterreicb , der am 27. Jali 1813 zu Prag raüflcirt wurde. 
(Eolengebirge s. S. 198.) 

Freibnrg (881') (^HiUer's HoUl; *Bwp, Z. 16, F. 5 Sgr.), mit 
der grossen Flachsspinnerei der Grosshandlung Eramsta und Söhne, 
liegt ganz hübsch am Abhang des Gebirges. 

Die Bahn führt weiter bergan über AUwoiser (1328'), wo die 
grosse ThieFsche Porzellanfabrik (an 1000 Arbeiter), nach Walr 
dmbwg (13450 (S. 190, Fahrzeit 46 Min.) und (nur für Kohlen- 
transport) dem V2 St. weiter liegenden Hermsdorf (1492'); die 
Steigung von Freiburg bis Hermsdorf (2V4 Meile, 611') wird von 
der Semmeringbahn (Ö^/g M. von Gloggnitz bis Stat. Semmerlng 
1461') nicht übertroften. 

Auf dem Bahnhof zu Freibnrg steht ein Omnibus (5 Sgr.) für 
Farstenstein und Salzbrunn bereit. Die gute Strasse steigt ziemlich 
stell bergan, treffliche Rückblicke gewährend. Man fahrt am besten 
bis zur grossen Allee (1 St.), steigt hier aus, und gelangt dann 
zu einem Sommerhaus, von welchem verschiedene Parkanlagen 
mit reizenden •Aussichten links, zuletzt auf Treppen abwärts, in 
den Fürstensteiner Orund führen, ein malerisches Feläenthal mit 
steilen waldbewachsenen an 300' hohen Wänden, vom Höllenbach 
durchströmt, der Rosstrappe (S. 173) ähnlich. 

Man wandert jenseits des Baches eine Strecke in diesem Thal 
links weiter und betritt dann einen Schlängelpfad, der an der West- 
seite wieder aufwärts zur alten Burg führt, einer zu Anfang dieses 
Jahrhunderts erbauten kleinen Ritterburg mit verblichenen Tapeten, 
altem Hausgeräth, Rüstungen angeblich Friedrichs 11. Feldbett, Fa- 
milienbildnissen u. dgl. Vor dem Schloss hielten am 3. Aug. 1800 
^echszehn schiles. Edelleute ein Turnier zu Ehren des Königs 
Friedrich Wilhelm III. und der Königin, welche die Preise ver- 
theilte. Die Tribüne, auf welcher die Königlichen Gäste sassen, 
steht noch. Die Aussichten von der Burg sind zwar hübsch, 
stehen aber denjenigen von den gegenüber gelegenen Höhen 
(s. oben) nach. Dem Castellan, zugleich Schenkwirth, zahlt ein 
Einzelner 7V2, eine Gesellschaft 15 Sgr. Trinkgeld. 

Auf demselben Weg wieder in den prächtigen Grund hinab, 
welchem man n. bis jenseit der 8chwei»erei folgt und dann rechts 
sich dem stattlichen, auf einer Anhöhe gelegenen, von einem hohen 
Thnrm überragten, mit Gärten und Park umgebenen neuen Schloss 
*I%itenBtei]i, Sitz des Grafen Hochberg, Fürsten von Pless, zu- 
''fendet, glänzend eingerichtet, sonst aber wenig Elgenthümliches. 
I>ie hier beschriebene Wanderung durch die Sehenswürdigkeiten 
Ffirstensteins nimmt wenigstens 2 St. in Anspruch. Neben dem 
Schloss ist ein grosser Gasthof; von hier fahren im Sommer mehr- 
Bials täglich Personenwagen in 45 Min. südlich nach 

Salsbrunn (Cursaal, ^EHsenhof, Krone), fast 1 St. langes 
^orf, neben Warmbrunn der besuchteste, aber auch theuerste 
schles. Curort. In der Mitte des Orts liegen die Gasthöfe. Der 
Oursaal mit Säulenhallen ist Morgens und Abends von 6 — 8 U. 



im RfmU53. WALDENBÜRO. 

Mittelpunkt des Salzbranner Bruimenlebens. Den Hügel hinan 
ziehen sich Anlagen, welche am AnnenÜtumiy einem neuen im 
goth. Styl aufgeführten Olockenthunn enden. 

Ton hier führt ein Weg südl. in V2 St. den Berg hinan zur 
*Wilhelin8hdhej einer in neuester Zeit nach Art des Thorthnims 
zu Tangermünde (S. 63) aufgeführten Burg , trejEfliche Aussicht anf 
Breslau und einen Theil des Riesengehirges. Auf der andern Seite 
liegt Bad AUwaiaer (Traiteurhaus, Emestinenhof), wohin Ton Salz- 
brunn stündlich in V2 St. Personenwagen fahren. 

Von Salsbrunn nach Adersbach und Weckelsdorf. Zweiep. 
am Carhaus immer au finden, hin und suruck 4 Thlr. Bie jedesmalige 
Fahrt dauert über 4 St., die Wanderung durch die Felsen wenigstens 2 St. 
Die Partie kann also bequem in einem Tag gemacht werden, wenn man 
auch erst nach der Morgencur wegfahrt. Pass - oder Fasskarte ist mitsu- 
nehmen, oder beim Bargemeister in Waidenburg oder Friedland eine Be- 
scheinigung. Wer folgenden Tags die Post nach Schmiedeberg benulEen 
will, bleibt bei der Rückkehr in Waidenburg über Uacht. 

Waldenburg (^Schwarzes Äoss, Z. u. F. 20; Gelder Lowej 
Schvoert) sehr gewerbreiche aufblühende Stadt in einem Gebirgs- 
tal (ergiebiger Steinkohlen-Bergbau), Sitz des Bergamts für das 
Fürstenthum Schweidnitz und des Kreisgerichts, mit einigen statt- 
lichen Neubauten (Rathhaus), am Bahnhof die grosse Kristersche 
Porzellanfabrik (1500 Arbeiter), deren Rauchwolken stets über der 
Stadt hängen. Jenseit des Orts die grosse Alberti'sche Flachs- 
garn-Spinnerei. Einsp. nach Adersbach 3 Thlr., Zweisp. 5 Thlr. 

Die Strasse nach Adersbach führt fast anhaltend bergauf bergab- 
Links bei Dittersdorf am Gebirge die Trümmer der 1418 wahr- 
scheinlich Yon den Hussiten zerstörten Burg Neuhaua. Dann fol- 
gen die Dörfer Netüiayn, Lang-WäUeradorfy Schmidtadorf, Dicht 
Tor letzterm, 20 Min. von der Strasse in geschützter Thallage 
(1700^ ü. M.), die Heilanstalt Oörberadorf, unter Leitung des 
Dr. Brehmer, von Brustleidenden besucht. Jenseit des Stadtchens 
Friedland überschreitet man die böhmische Grenze. Den Hinter- 
grund der Landschaft bilden nun die steil aufsteigenden Aders- 
bacher Felsen. Das Österreich. Zollhaus ist zu Merkeladorf. Guter 
XJngarwein bei Ringel. 

Die Adergbacher Felgen (^TraUeurhaita am Eingang) gehörea 
zu den merkwürdigsten Gebilden, denjenigen in der Sachs. Schweir 
(R. 60) ähnlich. Sie waren einst geschlossenes Gebirge. Da aber 
der Quadersandstein stets zerklüftet ist, so mussten schon in den 
frühesten Zeiten die eindringenden Tagewasser durch das Weg- 
waschen und Fortführen des Sandes ein allm'aliges Ausfressen and 
Erweitem der Klüfte bewirken. Nur die festen Gebirgsmasseft 
blieben stehen. Diese erscheinen in den verschiedensten Fonnea 
als Pyramiden, Kegel, Gylinder, und haben wegen irgend einer Aebn- 
lichkeit Namen erhalten, Zuckerhut, Burgemeister, Pauker, Hochge- 
richt, Johannes in der Wüste, Mops, Kaiser Leopold u. a. Ihre Anzahl 
belauft sich auf mehrere Tausend, manche sind weit über 100* 



LANDESHÜT. 53. Route. 19f 

hoeh. Die Sptlten und Eünschnitte sind mit Bäumen nnd Oebüscb 
bewachsen ; sie nehmen einen 1 St. br. , 2 — 3 St. langen Raum ein^ 

Der Eingang wird für 5 Sgr. geöffnet. Führer 5 Sgr. eiik 
Einzehier, wenn 'Mehrere 2V2 Sgr. Yon Jedem. Der Weg ist 
häufig so schmal, dass man nur einzeln gehen kann. Ein silber- 
klarer Bach durchfliesst dieses Labyrinth; am Ende desselben,. 
oder vielmehr an der Stelle^ bis zu welcher man gewöhnlich yor- 
dringt, bildet er einen Wasserfall, den der Führer dnrch Auf-* 
ziehen einer Schütze verstärkt. Jenseit ein etwa 500^ langer Teich» 
auf dem man zu Kahn (2V2 Sgr.) an die „Wolfsschlucht" gelangt. — 
Beim Ausgang ein Echo, das durch Schüsse und Hörnerklang» 
geweckt wird, für welche ein Trinkgeld zu zahlen. 

Noch grossartiger in ihren Naturgebilden sind die Felsen zu> 
*Weckel«dorf (^'Gasthof zum Eisenhammer), an die Adersbacher 
Steine östl. grenzend, ^/^ St. vom Adersbacher Whs. Auch hier 
gelangt man aus der „Vorstadt" gegen Eintrittsgeld (3 Sgr.) durch 
eine Pforte in die eigentliche „Felsenstadt", an deren Eingang Erfri- 
schungen (Üngarwein) zu haben. Von hier überblickt man da» 
»Felsentheater", üeber Felsenstiege geht's auf den „grosse» 
Domplatz", im Hintergrund die „Domkirche" kuppelfömig, mit 
der „Todtengasse" und „Todtengruft" zur Linken. Auch die 
^hrigen seltsamen Spielwerke dieser chaotischen Schöpfung haben 
ihre besondem Namen, wie in Adersbach. Die grossartigste 
Üeberraschung bildet den Schluss der Wanderung, das „ Münster "^ 
gewöhnlich die „Münzkirche" genannt, weil nach einer Sage einst 
Falschmünzer diesen sichern Schlupfwinkel bewohnt haben. Die 
spärlichen Lichtstrahlen, w^he durch einige Risse und Spalten 
von oben hereinfallen, lassen kaum den Spitzbogen eines goth. 
Gewölbes verkennen, und um die Täuschung vollständig ivt 
machen, ertönt ans der Nähe ein Psalm von einer hinter einer 
Thür aufgestellten Orgel. (Weckersdorfer Felsenstadt s. S. 195.) 

Bei dem Dorf Radowenzj IV2 M. s.w. von Adersbach, hat Hr. 
Prof. Göppert in Breslau ganze versteinerte Wälder entdeckt. 

Personenpost Ton Waidenburg nach Schmiedeberg (5 M.) und 
Hirschberg (2 M.) täglich ; Gegend hübsch, vom Wagen aus aber 
eben so gut als zu Fuss zu Überblicken. Die Strasse steigt vonr 
Berrnadorf an bis Oottesbergj der höchsten Stadt im Gebirge, 
1 M. von Waidenburg. Rückwärts gewährt sie schöne Aussichte» 
*üf Hermsdorf, Waidenburg und das Gebirge, dann bleibt sie 
meist in gleicher Höhe ohne besondere Aussicht. Links in der 
Perne die ansehnliche 1292 gestiftete, 1810 aufgehobene Cister- 
lienser-Abtei Orüsaau. 

Landeghut (»Dr« Berge^ Z. 15, F. 5 Sgr.) am Bober, kleine 
Stadt, 3 Meli. n.w. von Waidenburg, denkwürdig durch die Gefechte 
^om 17. und 23. Juni 1760, welche mit der Niederlage der 10,00» 
I^feussen und der Gefangenschaft des preuss. Generals Fouqu^ 
endeten. Die Oesterreicher, 31,000 Mann, befehligte Laudon. 



ÜSI Route 53, RIESENKOPPE. 

Halbwegs Schmiedeberg , von HohenwaldaH an, steigt die 
^Strasse fortwährend bis zam LandtskuUr Kamm, 2233' ü. M., 
<der höchsten Knnststrasse in Preussen. Auf dieser Hohe soll 
Friedrich II. jedesmal ausgestiegen sein und geäussert haben: 
„Es giebt nur ein Schlesien l'^ Der Anblick ist aber auch in 
•der That höchst überraschend und Ton grosser Schönheit. Zur 
Linken tritt, anscheinend ganz nahe, auf dem Kanun des Riesen- 
gebirges die Koppe mit Gasthaus und Gapelle heran, weiter die 
wellenförmigen fichtenbewachsenen östl. Ausläufer des Riesenge- 
birges, am Fuss das breite Schmiedeberger und Hirschberger 
Thal mit Wohnungen übersäet. In ihrer ganzen Schönheit zeigt 
«ich die Gegend von den fHeunstemen (2834'), Va St. rechts (n.). 

Die Strasse senkt sich nun steil in's Thal nach dem langge- 
streckten Sohmiedeberg (ßchwarze» JBom, Z. 15, F. 5 Sgr.), von wo 
4ie Wanderung in's Gebirge beginnt. Führer IV3 Thlr. tägHch, 
wofür sie sich selbst beköstigen und das leichtere Gepäck tragen. 
Auf der böhmischen Seite des Gebirges heissen sie Boten und 
stehen unter keiner obrigkeitlichen Aufsicht noch Taxe. Auch 
Stuhlträger sind fast überall zu haben, IV2 'Thlr. pro Mann; 
in Schmiedeberg und Seidorf (S. 194) auch Pferde. 

Zwei Wege führen von Schmiedeberg auf die Koppe ': der eine 
über Krumhiibel (s. S. 193) 5 St., der andere über den Schmiede- 
berger Kamm 4 St. Will man andern Tags den Rückweg nicht 
über Schmiedeberg oder Hermsdorf (S. 195) machen, so ist jeden- 
falls zum Hinweg die Richtung über Kiumhübel zu empfehlen, 
sie bietet mehr Abwechselung und malerische Punkte, als der 
Weg über den Schmiedeberger Kanmi. Im andern Fall ist der 
letztere vorzuziehen, weil man beim Rückweg nach Hermsdorf 
von der Koppe bis Wang denselben Weg macht. 

Der nähere Weg von Schmiedeberg auf die Koppe 
(mit FShrer) geht über die AnnacapeUe, V4 St. s. von Schmiede- 
berg, dann meist auf Waldwegen in 2 St. zu den Qrenxbaudtn 
•(♦Hübner und ♦Blaschke), 2 St. unter der Koppe, wegen des 
guten Ungarweins viel besucht. Je mehr man sich dem GKpfel 
4er Koppe nähert, um so dürftiger wird der Pflanzenwuchs. Das 
Steile Steigen beginnt ^/^ St. vom Gipfel, auf der Schwarten 
Koppe. Nur krüppeliges Knieholz gedeiht noch, neben Teufels- 
bart (Anemone alpina) und Veilchenmoos (Byssus joüthus). 

Die *Sohaee- oder Biesenkoppe (4960'), der höchste Berg 
In Nord- und Mittel-Deutschland, ist ein stumpfer Granitkegel 
(Plateau 170' 1., 132' br.), mit Gneiss- und Glimmerschiefer- 
Brocken bedeckt. Die 1668 — 1681 mit starken festen Mauern 
-erbaute runde Capelle auf dem Gipfel, Grenze zwischen Schlesien 
und Böhmen, von 1824 bis 1850 als Gasthaus benutzt, ist wieder 
2 um Gottesdienst eingerichtet. Nebenan ein »Gasthaus, Bett zn 
15 Sgr., Verpflegung gut und nicht zu theuer. Beim Sonnen- 
aufgang wird mit einer Glocke geläutet. Der Wirth heisst Sommer. 



BKOOKENBSRO. 53. BouU. 1»3 

Die Afusicht ist eben so malerisch als umfiasseod, basondera 
n. über das ganze Hirscfaberger Thal bis Banzlau und Liegnitz, 
5. Sehnreidnitz, Zobten, Breslau, £ale, Silberberg, Schneeberg, 
Heuscheuer, s.w. der Weisse Berg bei Prag, w. Milleschauer bei 
Teplitz, n.w. die Landskrona bei Görlitz. Es gilt aber von ihr 
ganz das S. 171 vom Brocken Gesagte. Der Yerf. hat vor Jahren 
fast einen ganzen Julitag in kaltem stürmischem Nebel auf der 
Koppe zugebracht, während 1000^ tiefer der hellste Sonnenschein 
war. Am 22. Juli 1858 bei der Einweihung des neuen guten 
Gasthofe hat er es besser getroffen. Wahrhaft grossartig ist s.w. 
der Blick in den 200(V tiefen fast senkrecht abschüssigen Av/pt- 
oder Rietenffnmd, durch welchen die Aupe sich schlängelt. Kaum 
minder grossartig der Blick n. in den steilen Mehsa^fWhd. Im 
Frühsommer findet man ziemlich viel Schneeflächen im Gebirge, 
namentlich im Melzergrund, am Eibfall, in den Schneegrubeii, an 
beiden Teichrändern u. a. 0. 

Der Weg über Krumhübel auf die Koppe lässt sich 
wesentlich abkürzen, wenn man von Schmiedeberg bis Krum- 
hübel (1 V2 St. Wegs) in einem Einsp. fährt, für 20 Sgr. in 3/4 St. 
Krumhübel (*'Whs.) ist Hauptsitz der Kräuter- und Arzneihändler 
(„Laboranten^), (üe ihren Ursprung angeblich von zwei Prager 
Studenten der Medizin herleiten, die zu Anfang des 18. Jahrb. 
hierher wegen eines Duells geflüchtet waren. („Pudel'' ein be- 
liebter Kräuterliqueur.) 

Vom Krumhübel auf die Koppe 3V2 St., im Nothfall auch 
ohne Führer zu finden, bis (ÖO M.) Brückenberg breiter Fahr- 
weg. Pfarrkirche dieses zerstreuten Dorfes ist die *Kirdie Wang 
(2400'), eine ganz eigenthümliche 30 Sehr. 1., 12 Sehr. br. Holz- 
kirche aus dem 12. Jahrh. mit seltsamen, Schiffsschnäbeln nicht 
unähnlichen Schnörkeln. Sie stand bei Drontheim in Norwegen 
und sollte abgebrochen werden; König Friedrich Wilhelm IV. 
liess sie ankaufen und 1844 hier aufrichten. Nur ein kleiner 
Theil des Schnitzwerks ist nicht alt. Ein eigenthümlicher A' brei- 
ter Umgang schliesst die Kirche ein. Der abgesonderte Glocken- 
thaim ist neu, ebenso das saubere Pfarr-, Schul- und Meierhaus. 
Nebenan ein Denkmal zur Erinnerung an die Gräfin Reden (f 1804), 
die langjährige Wohlthäterin dieser Gegend, eine Marmortafel mit 
Medaillon u. Ohristuskopf, 1856 von König Friedrich Wilhelm IV. 
errichtet. Vom Kirchhof schöne Aussicht auf das ganze Thal, auf 
Erdmannsdorf, Hohen-Zillerthal, Steinseifen, Schmiedeberg u. s. w. 

Am Eingang in den umzäunten Pfarrhof führt der breite 
Waldweg bergan in 40 Min. zur 8chUngeibaude (3296') (Erfrischun- 
gen); in der Nähe die Drei Steiney am Kamm aufragende Fels- 
zacken. Dann über (10 M.) zwei Brücken, die das aus dem Grossen 
und dem Kleinen Teich ablaufende Wasser überbrücken. In wei- 
ter Feme sieht man hier durch einen Waldeinschnitt auf grünem 
Baedeker'« DeaUchland U. 12. Aufl. 13 



IM Boutirda. josephinenhOtte. 

PIaii die Ton hier noch Vs St entfernte HempeU^ oder Hampd- 
hmuU (38660, ^0 Erfrischungen, anch 6 Strohbetten. 

Von der HempeUbande steigt man 26 Min. lang einen Abhang, 
das SHmdl genannt, hinan, bis zom KoppenpUm, der nur Knie- 
holz erzeugt. Aaf diesem, ganz eben, 25 M. weiter, Ist die böhm. 
RiMenbaude (4262^), die sich als „Weinhans'' ankündigt, gar nicht 
billig, Schoppen Ungar 12 Sgr., Bett 16 Sgr. Die Baude liegt 
am Fqss des Koppenkegels, da wo der Weg in den Riesengrnnd 
(S. 195) sieh senkt. 

Nun beginnen die Anläufe auf den Geldbeutel des Reisenden. 
(Krüppel, Drehorgel, Ouckkasten mit „Rübezahl und seiner Frau 
Emma'', Mineralien u. dgl.), da kein anderer als der neue stdle 
steinige, durch Seitenmauem geschützte, in zahlreichen Windun- 
gen den kahlen Kegel sich hinan ziehende Weg auf die Koppe fuhrt, 
▼on der Riesenbaude bis oben 3/| St. Steigens, bergab kaum 20 M. 

Koppe 8. S. 192. Der Weg nach Hermsdorf (bergab 4, bergan 
6V2 St.) ist bis (2V2 St.) Brüdcehberg (2400') der oben näher 
bezeichnete. Von hier in gleicher Hohe n. weiter zu den (1 St) 
^ChräberaUinen, ausgedehnte malerische Aussicht, einer der schön- 
sten Punkte des Gebirges. Sie umfasst auch noch das Gebirge 
selbst, die kleine und grosse Sturmhaube, das Hohe Rad, den 
Reifträger, weiter unten den Kynast, Hermsdorf, Warmbrunn und 
Hirschberg. Bei der (V4 St.) AnnencapeUe (2327') ein Forster- 
haus mit guter Verpflegung ; (20 M.) Seidorf (Whs. beim Kret- 
scham Wehner) liegt am Fuss des Gebirges, ^/^ St. von Herms- 
dorf entfernt. Pferd auf die Koppe 2 Thlr., dem Knecht 1 Thlr. 

Von der Koppe cur Josephinenhütte über dea Kamm des Ge- 
birges, bergab 8 St. Gehens (bergan wohl 10), nur mit Führer (S. 188) 
etwas mühsame Wanderung, vielfach über Granit- Platten und Blöcke, aber 
lohnend. Von der Koppe (49600 in 20 Hin. den Koppeakegel hinab cur 
(böhm.) Riuenbaude (4262') (Whs. s. oben), weiter über den mitKniehols 
bewachsenen Koppenplan stets in gleicher Höhe fort {Wittenbctude bleibt 1.), 
zum (IV4 St.) Band (3770') des 500' tiefer eingebetteten fischreichen Klei- 
nen (770' 1. , 500' br.) und flschlosen Gro$sen Tekh$ (1758' 1. bis 568' br.). 
Am Ende des letstem nicht gerade aus . sondern 1. bei^an, auf der Hoch- 
fläche des steinreichen Silberkamms (4600') hin (Aussicht nach Böhmen), an 
verschiedenen Steinhaufen (Grenzsteinen) vorbei bergab auf den Sattel, der 
den Silberkamm mit der Kleinen JSturmkaübe (4361') verbindet. Hier über 
Graaitolatten wieder scharf berean und noch schärfer bergab, halb klettern, 
zur (ii/ä St.) Spindlerbaude (3698'), wo Erfrischungen zu haben. Beim 
Grenzpfahl links, die Mädel -Wiese auf schnurgeradem Wege bergan zur 
(40 M) •Petersbaude (3946') (gute Verpflegung, auch 10 Matratzen zu 71/2 Sgr.), 
auf böhmischem Gebiet, ausgedehnte Aussicht nach Böhmen. 

Weiter an eigenthümlichen Steingruppen (Mädelsteine 4232', Vogelsieine) 
vorbei, zum (IV4 St.) Fuss des ffohen Rads, dessen Gipfel (4689') über 
Granitstücke und Stufen scharf bergan in 3/4 St. erreicht ist, ausgedehnte 
Aussicht, von Manchen degenigen von der Koppe vorgezogen. Bei den 
steil und an 1000' tief abfallenden Felsgründen, Schneegruben genannt, ist, 
auf preuss. Gebiet, die kleine (3/^ St.) Schneegruben- Baude (Seidel bairisch 
2^/2 Sgr., Heulager unter dem Dach ö Sgr.). (Von hier kann mit Umweg 
von 1/2 St. der Mbbrunnen und Elb/all^ der schönste Wasserfall des Biesen- 
gehirges, besucht werden.) 

Der Pfad führt weiter an bemerkenswerthen Steingruppen (Spiizberg, 
äenwetnstetve. Käs - und Quarksteine) vorbei (der Reifträger ^ 4384', bleibt r. 



HERMSDORF. 53. RouU. Iil5 

liegen) »ur (II/4 St.) Neuen sehU*. Baude (37330, wo ErfriAGhuagen. De« 
Pflanzenwuclis erscheint wieder mannigfaltiger, bald tritt und bleibt der 
Weg in Wald. Nach 3/^ gt. ist die Brücke (2561') über den Zacken er- 
reicht, unmittelbar über dem Fall, der grossartiger von unten aus dem eng 
eingeschnittenen Felsbett (80' tiefer als die Brücke) und durch Aufsieben 
einer Schütze verstärkt, sich darstellt. Auch hier Erfrischungen. 

Nach 20 Min. theilt sich der Weg: r. nach dem Bettnngshaus von 
Schreiberhan , 1. cur (6 M.) JotephinenhüUe , wo die schönsten Olaswaaren 
geblasen und verfertigt werden, Hütte und Magazin sehr sehenswertfa, Alle* 
Eigenihiim des Qrafen Schaffgotsch, auch der sehr gute Gasthof, von Warm- 
brann viel besucht. Billiger und auch gut soll ulbrichs Oasthaus^ 15 Min. 
abwärts an der Strasse sein, Hauptquartier der Führer und Sesselträger. 

Von hier gute Landstrasse (bis Warmbrunn 2 M., fahren 21/4 St. Einsp. 
2 Thlr.) , bis Fetertdorf (*Gasth. und Brauerei von Karrer) stets bergab 
am Zacken entlang, der zwischen Felsblöcken fliesst, enges malerisches 
fichtenbewachsenes Thal. Halbwegs zwischen Petersdorf und Warmbrunn 
ist Hermsdorf (s. unten). 

Von der Koppe zur Heuscheuer (S. 199) durch das Aupe-Thal 
über Trantenau, Adersbach, Weckelsdorf, Maria zum Stern, dtägige Wan- 
derung, in Trautenau, Weckelsdorf, Heuscheuer übernachten, auf 2 Tage 
abzukürzen, wenn man von Freiheit bis Weckelsdorf (guter Weg) fährt. 

Der Pfad führt bei der Riennbaude (S. 194, 4262') scharf bergab in das 
wegen seiner Alpennatur merkwürdigste Thal der Sudeten, den ^Riesen- 
und At^teffTund^ von der Koppe an über 2000' scharf abfallend. In 3/^ st. 
ist der AupefcUl erreicht , 8/^ St. weiter der Fetter Kretscham (Whs.) , wo 
der Fahrweg beginnt. Der Wirth hat auch Tragsessel. Die Gegend wird 
belebter. Eisen- und Kupferbergbau ^ (V2 8*) Orost-Aupe; durch Tannen- 
wald naeh (1 St ) Marschendorf (Gasih. zum Platz , Fuhrwerk) , mit der 
grossen TJnger'schen Glasfabrik. Von Marschendorf nach Trautenau tägl. 
einsp. Poati Weg bietet nicht viel, das Thal der Aupe erweitert sich, 
Ackerbau beginnt 

Zwischen Marschendorf und (1 St.) Freiheit (14Ö20, Städtchen mit Lein- 
wandhandel, liegt 1/2 St. w. von der Strasse das niedliche Johanniabad 
(DeutscJies Haus, Stadt Breslau)^ gegen Hautkrankheiten besonders wirksam, 
viel besucht, frische Gebirgsluft, beide Gasthäuser billig und gut, den 
Whsm. zu Marschendorf und Freiheit vorzuziehen. 

(II/2 St.) Trantenau (Blauer Stern, bei Richter)^ Städtchen mit 2500 E., 
Mittelpunkt der böhm. Leinweberei des Biesengebirges, hübsche Kirche. — 
Von hier nach Ober - Weckelsdorf (51/2 St.) über 1/2 St. Farschnitt^ 1 St. Feters- 
dorf, 1 St. QuaKseh (1 St. s. von hier das S. 191 gen. Radowene mit den verstei- 
nerten Wäldern), 1 St Heyde, 1 St .Adersbach^ 1 St. Ober - Weekelsdorf {S. 191). 
Gewöhnlich wird der Weg von Weckelsdorf zur Heuscheuer (zu Fuss, 
mit Führer) über das Städtchen FolUe genommen (21/2 St.) , weiter über 
Maehau, Melden, Nausenei nach Carlsberg (3 St.) Weit vorzuziehen und 
nicht weiter ist die Richtung über Lechau (1 St.) , Hutberg (1 St.) zur Ca- 
pelle auf dem Stern (I/2 St.). Neben derselben ein *Gasthaus (auch Nacht- 
quartier) mit trefflicher Aussicht, in der Nähe einer, der Adersbacher und 
Weckelsdorfer (S. 197) ähnlichen umfangreichen, theilweise grossartigem 
Felshildung („Weckeradorfer Felsenstadt <S das Dorf Weekersdorf liegt 1/2 St. 
Ö. vom Stern), dem nördl. Ausläufer des Heuscheuer-Gebirges. Die Abtei 
Braunau hat die „Felsenfttadt" zugänglich gemacht und das Gasthaus 1854 
aufführen lassen; es wird von dem 4 St. n. gelegenen Bad Charlottenbrunn 
(S. 188) viel besucht. Die Wanderung durch die Felsen (Führer) dauert fast 
2 St •, »Aussicht von Elisabeihhöhe^ der höchsten Erhebung dieses Kammes. 
Vom Stern zur Henscheuer über Klein- Ladney 20 M., Dösengrund 1/4 St., 
Büay 8/4 St., Melden 1/4 St., Noitsenei 1/2 St., Fassendorf (preuss.) I/2 St., 
Schweizerhaus auf der Heuscheuer 1/2 St. (letzte Strecke etwas steil), zu- 
sammen 3 St., oder bequemer von Nausenei nach (1 St.) Carlsberg (S. 199) 
$m südl. Fuss der Grossen Heuscheuer, und nun 1/2 St zum Theil auf 
Staffeln bergan zum Schweizerhaus (S. 199). 

Hermsdorf (*rie<««, Z. 15—20 Sgr., L. 5, F. 5 Sgr.), ein an- 
sehnliches von Warmbrunn ^el besuch tes Dorf mit einem Schlos« 

13-^ 



195 RomU 53. HIBSGHBEROER THAL. 

des Grafen Schaffgotsch, ist Hauptquartier der Führer (S. 192) 
f&r Reisende, welche Ton dieser Seite das Gebirge besuchen. Auch 
hier muss wiederholt werden, dass die beste Karte einen Fuhrer 
nicht ersetzen kann. Die Witterung wechselt im Gebirge plötz- 
lich : den heitersten Sonnenschein Terdrängt oft rasch dicker Nebel. 

Auf einem bewaldeten Granitkegel ragen über Hermsdorf die 
stattlichen Trümmer der 1657 niedergebrannten Bürg ^Kyiiait 
(1847') hoch in die Lüfte empor. Man wählt zum Hinanfsteigen 
am besten den Fahrweg (1 St.), der sich um den westl. und südl. 
Abhang hinzieht, ohne Führer (10 Sgr., Sesselträger 1 Thir.) leicht 
zu finden. Am Eingang der Burg meldet ein Trommler (Trinkgeld) 
die Ankunft von Reisenden. Ein Burgwart führt diese nun durch 
die weitläufigen wohl erhaltenen Räume und erzählt unaufhaltsam 
die Geschichte der 1292 von Herzog Bolko II. von Schweidnitz 
gegründeten Burg, die der sprodra Kunigunde und des kühnen 
Ritts (vgl. Kömers Gedicht) um die Mauer der Südseite, welche 
stell in den HölUnffrund hinabfällt, endlich von einem Lamm, 
welches ein Wolf aus der Küche gestohlen hat. Unterdessen ist der 
Reisende oben auf den Thurm gelangt, von dem sich die schönste 
Aussicht auf das ganze volkreiche gewerbthatige Thal entfaltet, in 
dieser Eigenthümlichkeit unerrrtcht. Der Kynast wird besonders 
von Badegästen aus Warmbrunn viel besucht, es hat sich desshalb 
am Weg eine eigene Betriebsamkeit von kleinen Führern, Blumen-, 
Obst- und Stockverkäufem u. dgl. gebildet, welche der Reisende 
leicht mit etwas Geduld und kleiner Münze überwindet. Oben 
im Schlosshof sind Erfrischungen zu haben. Die Aussicht von 
den Gräbersteinen (S. 194) ist der vom Kynast ähnlich. 

Warmbnum (Hotel de Pmsse, Z. 15, L. 5, F. 5 Sgr. j ^Schwarzer 
Adler i Breslauer Hof; SeJmeekoppeJ, 1 St. von Hermsdorf, ist ein 
sauberer, viel besuchter Badeort (Schwefelquellen, 28^ und 30^), 
dem Grafen Schaffgotsch gehörig, der in dem 1800 erbauten Schloss 
wohnt. Die Hauptbäder sind das grosse oder gräfliche Bad und 
das Propsteibad. Garten und Park (Allee 600 Sehr, lang) des Grafen 
bieten angenehme Spaziergänge. Die Glasschleifer und Stein- und 
Wappenschneider sind berühmt und liefern treflHiche billige Arbeit. 
Die Steinschneiderei des Hrn. Bergmann ist die bekannteste. Die 
Mineraliensammlung des Grafen Schaffgotsch ist sehr reichhaltig 
(Einsp. V« Tag 2V2 Thlr., nach Freiburg, Jauer oder Bunzlau 
5 Thlr., nach Liegnitz oder Görlitz 6 Thlr. , nach Zittau 7 Thlr. 
Kutscher Jentseh und Kutscher Täubery beide ordentlich.) 

Hirichberger Thal, von Warmbrunn aus mit Einspänner 
(2V2 Thlr.) in etwa 8 St. (mit Aufenthalt) zu befahren. Die Ent- 
fernungen sind Stunden Gehens. Von Wannbrunn nach (1 StJ 
Stohnsdorf (fürstl. Reuss. Schloss und berühmte Bierbrauerei. 
V2 Fl. Ale 3 Sgr.) am Fuss des in 20 Min. meist auf Stufen zu 
besteigenden granitischen Prudetbergs (1419'), Aussicht derjenigen 
▼on der Heinrichsburg nachstehend, sonst aber ganz ähnlich. Vom 



HIRSGHBERG. 53. RouU. 197 

Prüdelberg s.w. 40 M. entfernt (von Waimbrunn 1 St s.) liegt 
auf einem tann^bewachsenen Hügel , dem Stangenberg (1608'), 
eis 70 Stufen hober^ 1841 vom Fürsten Reuss erb. Aussicbtthunn, 
'^'Heinrichsbwrg genannt (ausser Kaffe nichts zu baben), dl« 
scbönste Rundsiebt gewäbrend, n. Hirscbberg und Umgebungen^ 
n.-w. Warmbrunn, w. Hocbstein, s.w. Kynast, Beifträger, Hohes 
Radj Grosse u. Kleine Sturmhaube, s. Silberkamm mit den Teich- 
rändem, Schneekoppe, s.o. Schmiedeberg, Schmiedeberger Kamm u. 
Friesensteine, ö. Fischbach u. die Falkenberge. Die Heinrichsburg 
ist von der nahem Umgebung "Warmbrunns der belohnendste Punkt. 

Von hier über den Rothertherg nach ^ErdmanMdorf 1*/« St. 
("^Gasth.), kgl. Schloss, einfach aber geschmackyoll, früher Gneisenau's 
Elgenthum, mit einer 1838 nach Schinkels Plan erb. Kirche. In der 
Nähe die 1838 von ausgewanderten evangel. Tirolern gegründete 
Colonie ZiUertheü mit einer der Seehandlung gehörigen Spinnerei. 

Von Erdmannsdorf 1 St. ö. liegt *Fi8chbachy stattliches von 
Gräben umgebenes Schloss, vom Johanniter-Orden gegründet, 1603 
von Graf Kanitz ausgebaut, 1822 von Prinz Wilhelm (f 1851) 
erworben und sehr verschönert, jetzt Elgenthum seines Sohnes 
des Prinzeu Adalbert. Am Eingang stehen zwei Geschütze, deren 
Inschrift meldet, „dass Prinz Waldemar (f 1849) diese von der 
brit. Armee in den J. 1844 und 1845 den Sikhs genommenen 
Geschütze, wegen seines rühmlichen Antheils an diesen Gefechten 
als Ehrengeschenk erhalten habe**. Am Hauptthor der preuss. 
Adler und der hessische Löwe (des Prinzen Wilhelm Gemahlin, 
Marianne, f 1846, war eine geb. Prinzess von Hessen-Homburg). 
Das Schloss selbst enthält sehr zahlreiche Familien-Erinnerungen. 
In den Wirthschaftsgebäuden eine grosse Brauerei und gutes Gasth. 

Buchwcddj Schloss mit Gärten und Park, 1 St. s.w. von Fisch- 
bach (von Erdmannsdorf 3/^ St. s.o.), vom Grafen Reden (f 1815) 
angelegt, bis 1854 Sitz seiner Gemahlin (S. 193), dann des Frei- 
herrn von Rotenhan (f 1858). 

Von hier in 2 St. nach Warmbrunn zurück, oder in IV2 St. 
nach Krumhübel (S. 193) fahren, und von hier auf die Koppe 
(nothigenfalls ohne Führer) und andern Tags (mit Führer) über 
den Kamm zur Josephinenhütte und nach Warmbrunn (S. 196). 

Von Warmbrunn nach Zittau 8 Meilen, 10 St. Fahrens, Einsp. 
7 Thlr. (Kutscher Jentsch); Weg belohnend, über ffyndor/, ßlumendorf, 
Kmnendorf, den Kahleberg hinan (oben nach W. weiter Blick, n.w. auf einem 
20O' hohen Basaltkegel die Schlosstrümmer von Greif etutein) , Querbaeh 
(Wh8. V. Zimmermann , leidlich) , Krohadorf und üllersdorf (hier über den 
Qttet«), Btmtdorf (grosse Spinnereien), Sehtoarzbad, Strassberg, hochgelegenes 
Grenzdorf („nach Hirschberg 4 Meilen, nach Zittau 4 Meilen") mit einem 
guten Whs., auch einige Betten. Dann über die böhm. (jirenze nach Neu- 
stadt, regelmässig gebautes Städtchen mit einigen Gast- und Weinhäusem 
und weiter nach FriedUmd (S. Iff7). Von der Höhe der Strasse hübscher 
Blick s. in das bevölkerte Thal von Ratptnau und auf Bad Liebwerda (S. 187), 
im 8. Hintergrund die Ausläufer des Isarkamms^ n. ragt die Görlitzer 
Landflkrone (8. 184) als Kegelberg hervor. Reichenau ist die sächs. Grenz- 
station. Vor Zittau übersieht ttian in seiner ganzen Länge den grossexk 
Neieae-Viaduct (8. 186). Zittau s. 6. 186. 



198 ROUU54. WARTHA. 

Fast stündlich fahren von Wannbrunn Wagen durch das ge- 
werhrelche, fast überrSlkerte , besonders von Webern bewohnte. 
▼om Zacken durchströmte Hirschberger Thal, in ^/^ St. nach 
VÜnchh^Tgi^DeuUehes Haus, Preusa.Bofj Weisses u. Schwanes Ron. 
Ij6w€j Drei Berge, letzterer in der Nähe der Post), neben Breslau einst 
die wichtigste Handelsstadt Schlesiens, an der Vereinigung des 
Bober mit dem Zacken, eine alte noch von einer doppelten Ring- 
mauer umgebene Stadt. Die Häuser am Ring (Markt) haben alle 
Lauben oder Bogengänge. An der Nordseite der Stadt, in der 
Nähe der Post, die schöne grosse, auch innerlich wegen ihrer eigen- 
ihümlichen Einrichtung sehenswerthe evangel. Pfarrkirche, eine der 
sechs sogenannten Qnadenkirchen , die dem König Carl Xu. von 
Schweden 1707 in der Altranstädter Gonvration von Kaiser Joseph I. 
zugestanden wurden. Auf dem Kirchhof an der Südseite, hart an der 
Warmbrunner Strasse, steht eine eiserne Spitzsäule zum Andenken 
an den Lieut. v. Zenge vom Golbergschen Regiment, den Hauptm. 
V. Schenkendorf vom 1. Oarde-Reg. und den Major v. PfiM vom 
1. westpreuss. Reg., die „in eiserner Zeit für eine goldene gefallen'*, 
an den in der Schlacht bei Bautzen erhaltenen Wunden am 
26. Mai 1813 hier starben. Hübsche Aussichten vom CavaUerberg 
südlich, und dem Hausberg u. Helikon nordwestlich, öinem Berg mit 
Tempel und Anlagen. — Von Hirschberg nach Liegnitz s. S. 178. 

54. Ton Breslau nach Olats und Prag. 

Eisenbahn bis Frankenstein in 3 St., Post nach Glatz ^al tägl. in 3 St., 

von. Glatz nach Josefstadt Imal (?) in 8 St. . von Josefstadt Eiaenb. über 

Pardubitz nach Prag in 5 St. 

Eisenbahn bis Reichenbach und Frankenstein s. S. 188. 

Von Reichenbach belohnende Wanderung durch das Ealeng«biige 
nach Glatz ; Post (V2 St.) bis Peter »tcaldau, mit Schloss des Grafen Stolberg, 
zu Fuss nach (8/4 St.) SUinkuruendorf (*Gasth. z. friedl. Thale, gutes Bier)^ 
von hier (mit Führer 10 Sgr.) über den (i St.) Oberberg, zum Försterhtm 
(•Wirthsch. bei dem Förster Bolle), Vi St. auf den Sehaafbergy I/4 St. Sonntn- 
koppe^ wo eine Basenbank und steinerner Tisch ; schöne Aussicht von hier, 
l^un südl. beim iSonneiutein, einem Felsblock, vorbei, dann bergab, durcb 
Wald zur (1 St.) Försterei im Tränkegrund (mit Badhaus u. •Wirthscbaft 
bei dem Oberförster Ho£fmann , gute Forellen aus den Teichen) , I/2 St. 
Neurode (Deutsches Haus), mit der Post (21/2 St.) nach Glatz. 

Dann an der Herrnhuter-Colonie Qnadenfrei (Eisenbahn-Stat ) 
vorbei nach Frankenstein (Endpunkt der Eisenbahn), Städtchen mit 
Schloss, 1858 fast gänzlich abgebrannt, in der fruchtbarsten Ge- 
gend Schlesiens. (Die Bergfestung Silberberg, von Friedrich 11 
mit grossen Kosten erbaut, liegt IV2 M- ^- ? schönste Aussicht 
vom Donjon.) — Nun mit Post: 

IV2 Wartha, besuchter Wallfahrtsort. Ein steiler Weg führt 
zu der Capelle auf dem Warthaberg (1800'), wo eine reiche Aus- 
sicht. Die Ufer der Neisse sind hier anziehend; bei der Stadt 
bahnt sie sich ihren Weg durch einen Felsenpass, den die Aus- 
läufer des Schnee- und Eulengebirges hier bilden. Die Strasse 
bleibt in den tiefen Schluchten bis jenseit Eichau, wo sich anf 



GLATZ. 64. UouU. IW 

der H5he des PoMtberg» eine schöne Aussieht auf das Bergländchea 
ölbiet, Ton Tier verschiedenen Gebirgszügen, dem Heutekeutf-^ 
Mense-j Schnee- und Eulengebirge umachlossen, aus welchen süd- 
lich die Hochebene des Schneebergs weit hervorragt. 

Oeatlieh IV2 ^' von Wartha liegt Game ni, mit der 1810 aufgehobenen 
ein^t reichen GiatenuenAer- Abtei, in welcher eine im Chor 1827 aufgehangene 
Tafel meldet: j^Hier $kmd und »ang Friedrich II. König von I\^u$$en ver- 
tteid^ im OitUrtienter-C/wrkMde im J. 2746 mit dem Abt Tolna» und den 
OeisUiehen die Metten, währenddem die feindlichen Oroaten Ihn in hiesiger 
Kirche sucTUen^ und nur seinen A^ftUanten fanden ^ den sie gefangen fort' 
fahrten.* — Auf dem nahen Hartabei^ erhebt sich eine gewaltige FOrsten- 
burg von den groaaartigsten Verhaltnissen, nach Schinkerscher Grund- 
lage TOn Martins entworfen. Bigenthümerin ist die Prinzessin Albrecht 
V. PreoMen. Südlich 1 M. von Gamenz liegt Beichenstein^ das einzige 
Arsenikhergwerk Schlesiens, mit Hütte. — Noch IV2 ^- von <^ier südlich 
<2V2 M. s.o. Ton Glatz) sind die Bäder von Land eck (1406'), in deren 
lYähe der WafelefaU^ der mächtigste Wasserfall der Sudeten, und der aOmee- 
herg, 4412' ü.M., besnchenswerth. Einen Gesammt-Ueberblick hat man 
▼on der öden weiten Gipfelfläche nicht, man muss die Bänder der Hoch- 
ebene KU diesem Zweck umwandem. Am westlichen Abhang findet man 
in der Schweizerei, I/2 St. unterhalb des Gipfels, leidliche Unterkunft. 

SVi^lati (Neu-Breslauj Ron, Dittmer'a Hotel), starke Festung an 
der Neisse, mit 11,000 Einw., einst Treuk's (S. 123) Gefängniss. Von 
1817 bis 1826 auch des durch seine politischen und kriegsgeschicht- 
llcben Schriften bekannten Obersten von Massenbach (f 1827). 

3 Beinerz (1678') (Krone, Bär), früher viel besuchtes Bad. 
In der kathol. Pfarrkirche einige gute Bilder schlesischer Maler, 
dann eine wunderliche Kanzel, ein offener zahnreicher Fischrachen. 

2V2 8'- südlich von Beinerz die Hohe-Mense (2700'), mit weiter Aussicht 
nach Böhmen. 

1 Lewin, das letzte preuss. Dorf. Weitej liegt Vs St. nordl. 
von der Landstrasse der kleine B&dort Cudowa (Stern). 

Von Cudowa lässt sich am besten das Heuscheuer-Gebirge durch- 
wandern, von Cudowa bis auf den Grossvaterstuhl etwa 3 St. Der Weg 
führt an dem unldeji Loch vorbei , einer zerklüfteten vom Wasser unter- 
apülten Steinmasse, in deren Schluchten nur ein Kundiger sich zurecht- 
findet. Die Beuscheuer erhebt sich, ähnlich dem Königstein in der Sachs. 
Schweiz (E. 60), 500' auf der Hochebene des Leierbergs. Die verschiede- 
nen wunderlichen Felsbildungen haben hier wie in dem nahen Weckers- 
dorf etc. (S. 195) ihre eigenthümlichen Namen. Die Aussicht vom 
höchsten Punkt, dem Orossvaterstuhl (2835'), einer zu einem Sitz ausgehöhlten 
wankenden kleinen Felsmasse (5 Sgr. Eintritt), umfasst alle die zerstreut auf- 
gethürmten Steinmassen: n. das böhmische Städtchen JBraunau mit seiner 
stattlichen Benedictiner-Abtei, dahinter gewaltige Höhenketten , die böh- 
mische Seite des Riesengebii^es bis zu den Anfängen des Erzgebirges^ n. 
am Fuss des Bergs das Städtchen WUnschelberg (Deutsches Haus) und 
Albendorf ^ sehr besuchter Wallfahrtsort; weiter ö. die Höhenzüge um 
Landeck und darüber die stattlichen schlesisch-mährischen Kämme; s.w. 
reicht der Blick über Nacbod weit nach Böhmen hinein. Am n. Abhang 
bietet das Schweizerhaus gutes Nachtlager und Bewirthung, letztere auch 
der Schulze zu Carlsberg., 1/2 St. unterhalb des Schweizerhauses, am s. Fuss 
des Berges (S. 195). 

2 Naehod (Lanun), die erBte Stadt in Böhmen, 1809 der Sam- 
melplatz der schwarzen Schaar des Herzogs von Braunschweig- 
Oels (S. 134). Vom Schloss, angeblich Geburtsort Wallensteins, 
später Eigentiinm der Familie Plccolomlni, jetzt des Fürsten von 



100 R<mU54. RATIBOR. 

Sohaumbarf- Lippe, sebfoe Aussiebt Aber du ganze Biesoi- 
geblrire. Die lateinische Inschrift am Thor rühmt die Tugenden 
der Piceolomini. 

'2V2 Jaromin an der Elbe. In der Nahe am linken Ufer des 
Flusses liegt die Festung Josefitadt. Von hier führt die Eisen- 
bahn (n.w. nach Reiehenberg und Zittau, S. 186) südlich in 1^/4 St. 
Über Königgratt CLamm), Orenzfestung und gewerbreiche Stadt an 
der Elbe, nach Pardubittj Station an der Prag-Wiener Eisenbahn. 
Diese (Fahrzeit 3 St.) und Prag (Engl. Hof, Blauer Stern, Hotel 
de Saxe, Schwarzes Ross), s. im 1. Theil dieses Reisebandburhs. 

55. Ton Breslau nach Wien. 

Oberschlea. Bahn, Scfanellz. bis Kot el in 3 St., Wilbelmsbahn bis Oderberg 
11/4 St , Kaiser Ferdinands-Nordbahn bis Wien in 8V4 6t., Fahrpr. 13Thlr. 
28 Sgr. , 10 Thlr. 13 Sgr. oder 7 Tblr. Der Pers.-Zag fahrt 3 St. länger. 

Fahrt bis Kosel s.S. 201. Der Wiener Zug verlässt bei Kandnin 
die nach Krakau führende oberschlesische Bahn (R. 56) und lenkt 
in die Schienen der "Wilhelmsbahn ein. Bei Station Raäborer- 
Hammcr berührt die Bahn die Oder-Niederungen. Der Fluss, "bU 
hier schiffbar, führt viel erdige Theile mit sich, die nach und nach 
das Flussbett anhohen. Daher die so häufigen yerderblichen 
Ueberschwemmungen. 

Bei Batibor (Jaachke) (10,000 Einw.), Sitz des oberschles. 
Appellationsgerichts, tritt die Bahn wieder auf das linke Ufer der 
Oder. Folgen Stat. Krzisanowit» und Annaberg. Dann über die 
Oder, die hier das prenss. Gebiet von dem Österreich, scheidet, 
nach Oderberg, Sitz der Mauth- und Passbehorden. 

Bei Mährisch'Ostrau 5. die ahnsehnlichen Rothschild'schen Hüt- 
tenwerke von Bükowii». Vor Schönbrunn über die Oder, die auf 
weiter Strecke in dieser Niederung 0. sichtbar bleibt, im Hinter- 
grund die kleinen Karpathen. Folgt Stet. Saudnig^ ZauchU, PokL 

Yon Weiskireken (Post) an wird die Gegend immer schöner. 
Dämme, Einschnitte, üeberbrückungen, selbst kleine Tunnel wech- 
seln unaufhörlich. Die Bahn durchschneidet in tiefen Linien das 
Hochland, welches Oestr.-Schlesien von Mähren trennt, die Wasser- 
scheide des Baltischen und Schwarzen Meeres; sie bleibt stets 
am Abhang des Gebirges in einiger Höhe und gewährt reizende 
Aussichten auf das eben so fruchtbare als liebliche Becnra-Tftot- 
Oestlich krönt das grosse halb verfallene Schloss HelfefuUin, dem 
Fürsten Dietrichstein gehörig, einen Kegelberg. 

Leipnik mit seinen alten Wartthürmen nimmt sich von der 
Bahn ganz stattlich aus. Prerau ist Knotenpunkt der Prager Bahn. 
Dann folgen NapaoedL, HradUeh, Bismzj Qödmgy Ntudorfy Lun- 
denburg, Hohenau, Drosing, Dnmknii, Angern, Oän»emdorf, Wa- 
gram, Floridsdorf, W(en, s. im 1. Theil. 



56. Ton Breslau naeh Krmkan. 

Obei»elüe«iBehe Eiseiibahii, SehiMUsng bi« Mytflowits in 5, Krakau in 8 St. 
Fahrpreiae 7 Thlr. 11 Sgr., 5 Thlr. 14 Sgr. oder 3 Tbir. 17 Sgr. 

Die Falurt bietet landschaftlich auf preuss. Gebiet wenig. 
Gegend flach, meist dürftiges Ackerland und Waldung. 

Die ersten Stationen sind Kauern^ LeistwiU, Ohlau (Adler), 
Städtchen an der Oder, mit bedeutendem Tabaksbau. Rechts vor 
Brieg der Kirchthurm van MoUwiiSf bekannt durch Friedrichs II. 
Sieg am 10. April 1741 über die Oesterreicher unter Neipperg. 

BrieiT (Kreuxy Lowe) an der Oder, mit 13,000 Einw. (4000 
Kath.). In der 1827 erbauten Nicolaikirche ist das Grabmal des 
preuss. Feldmarschalls von Gessler (f 1762). 

Von Brieg nach Qräfenberg. Zweigbahn von Brieg in IV2 ^^^ 
nach N«is«e (8tem^ Ärone^ Boss), Stadt nnd Festung in sumpfiger Gegend, 
mit 18,750 Binw. (2000 Prot., Ö390 Soldaten). Südlich 4 M. von Neisse, auf 
östr. 0ebiet, in demjenigen Theil des Sudetengebirges , welchen man da» 
Gesenke nennt, 1/2 St. vor der Poststation Freitealdau^ liegt GrAfeBbaiy, wo 
der Erfinder der Wassercuren, Vinc. Priessnita (f 1861), die berühmte Wasser- 
heilanstalt gründete. Ungarn , Fransosen and Preussen haben hier Denk- 
mäler erriehtet. Einsp. von Neisse nach Gräfenberg 3, Zweisp. 4 bis 5 Thlr., 
F&hrseit 4 bis 5 St., bis auf den Gräfenberg ausdrücklich zu bedingen, da 
die Kutacher sonst unter Gräfenberg allemal nur Freiwaldau verstehen. 
Von Gräfenberg täglich Eilwagen in 8 St. über Wie$enberg und Schönberff 
nach Hohenstadt, Stat. an der Prag- Wiener Bahn, vgl. sowie über die Art 
und Weise der Cur in Gräfenberg Route 63 im I. Theil d. Handb. 

Auf der Hauptbahn folgen von Brieg an die Stat. Losseny LÖ- 
loen, Czeppelwitxj Sczepanowitt. Sie überschreitet die Oder bei 
Oppeln (Biewcüds HöUi, AdUr), Sitz der oberschlesischen Regie- 
rung, mit einer sehr alten Kirche. 

Von Oppeln nach Tarnowitz Zweigbahn, Fahrzeit 21/* St. , fast 
ausschliesslich gewerblichen Zwecken dienend. Tarnoteitz ist Sitz des 
Bergamts und Mittelpunkt grossartiger Hüttenwerke (s. unten). 

Die Hauptbahn führt am Fuss des AnnabergSf des Zobtens 
Oberschlesiens (berühmte Wallfahrtskirche mit Klostergebäuden) 
▼orbei, zur Station Kandrtin (*Restauration), 1 St. ö. von Stadt 
und Festung Kosel. Auf dem Wall der Festung, in der Nähe des 
Oleiwitzer ThorS) steht ein Denkmal zu £hren des tapfern Ver- 
theidigers der Stadt i. J. 1807, des Generals von Neumann (f 1807). 

Durch Sand und Tannenwaldung zieht sich die Bahn östlich 
weiter und erreicht das polnische Sprachgebiet bei Oleiwita (Adler) y 
alte Stadt mit sehenswerther Kirche, der königl. Eisengiesserei 
und einem 1853 errichteten Denkmal zum Andenken an den Mi- 
nister von Beden (f 1815), den eifrigen Förderer des oberschles. 
Berg- und Hüttenbaues (S. 197). 

Die Qegend nimmt zwischen Zabne und Buday wo die Bahn 
eine weite Umsicht gestattet, und Königshütte plötzlich eine an- 
dere Färbung an. Zahlreiche hohe Schornsteine begrenzen den 
in Rauch gehüllten Horizont, man glaubt sich in irgend einen 
lebhaften Industrie-Bezirk Englands versetzt. Auf engem Raum 
sind hier an 80 Hochöfen, über 30 Zinkhütten, dann mannigfache 
Steinkohlengruben, Coaksöfen, Walzwerke und Eisengiessereien. 



7ß^ BovieSr. LEIPZIG. 

Jenseit MytlowtU (Sobacks Gasthof am Bahnhol) überschreitet 
4ie Bahn die Grenze des ehemaligen Freistaats Krakau, f&hrt bei 
• Stetakowa (Anschlass an die Warschauer Bahn) vorbei, zieht sich 
dann links nach Mttetkiy wo sich bereits der ganze Gebirgskamm 
der Karpathoi dem Auge darstellt, führt zwischen dem Stadtchen 
Cknanow und Tnbmia durch ein von ziemlich schroffen Höhen- 
zügen gebildetes Thal, wo rechts eine Burgruine und das Kloster 
Alwemia^ dann bei Kneszowice vorbei nach 

Krmkaii (Goldner Anker, Hotel de Russie, Hdtel de Dresde) 
s. ün 1. Theil dieses Reisehandbuchs. 

57. Leipzig. 

GaathMa. *Hötel de Russie. •Hdtel de Pologne, Z. 20, L. 5, 
F. 8, M. 20, B. 6 Ngr., Hdtel de Bavi^re. — Stadt B o m am Dresdener 
Bahnhof, *Hdtel de Pruss e, *8 tadt Hamburg, *Stadt Dresden, 
*Palmbaum, Stadt Wien, *Stadt Nürnberg am Bairischen Bahnhof- 
•Dresdener, Thüringer und Berliner Bahnhofs-Restaurationen. 

KaAhtiiaar und Ooaditortian. Felsche's Caf^ Fran^ais am 
AugustuspL, Ecke der Orimma^schen Strasse. Gaf^ National, Markt 16. 
Cafö Gesswein, Brühl 78, bester Kaffe. Bei Bonorand und im 
Schweizerhanschen, beide im Bosenthal, während des Sommers fast 
täglich Goncert. 

BactanratioBaa. In der Weinhandlung von Dähne (Hainstrasse) guter 
Wein u. gutes Essen; desgleichen in Aeckerlein's Keller (Fertsch 
und Simon) am Markt; Httth'sKeller.Grimmasehe Str. 16*, Rheinische 
Weinstube in der Ritterstr. ; Auerbach's Keller Grimma'sche Str. 
Nr. 1. nahe am BKarkt, aus der Volkssage und Goethe's Faust berühmt i 
mit bemerkenswerthen alten Wandgemälden aus dem 16. Jahrii., di^ 
Faustsage darstellend. — Ein beliebter Vergnügungsort namentlich ii" 
Sommer und zur Messzeit ist das *Schützenhaus mit schön eingerich- 
teten Sälen und Garten. 

Bierstuben. Kitzing Petersstr. 19, Schatz Bitterstr. 43, Baar- 
mannKatharinenstr. 22, Kaffebaum kleine Fleischergasse, Spangeo- 
ber g Nicolaistrasse 54. 

Fiaker. Einsp. 1 Pars, bis 20 Min. 3, 2^ers. 4, 3 Pers. 6, 4 Pers. 8Xgr 
(nach dem Berliner Bahnhof 4, 6, 8, 10 Ngr.) ; die Stunde 8, 10, 12 oder 
14 Ngr. ; laut Taxe, welche in jedem Wagen vorhanden sein muss. — Om- 
nibus durch die Stadt nach und von allen umliegenden Ortschaften (lyz^^^' 

Talegraphen-Barean im Hauptsteueramt , zwischen dem Magdeburger 
und Thüring. Bahnhof. 

Theater (PI. 47) fast täglich; beste Plätze Sperrsitz im Amphitheater 
1 Thlr., Sperrsitz auf der 1. Gallerte oder im Parquet 20 Ngr. 

Zaitoagen und ZaitechnftoB im Lese-Museum in der Kiostergasse ia 
Wochenpreis 10, Tagespreis 21/2 Ngr. 

Kunstauaatellung (PI. 36) von Del Vecchio in der Kaufhalle am 
Markt, an Wochentagen von 9 bis 5, Sonnt, von 10 bis 3 tJ. Bintr. 5 Ngr 

Leipiig (SW)j am Zusammenfluss der Elster^ PUitse und 
PaHhcy mit 85,791 Einw. (2156 ref., 1922 kath., 1021 Israel), 
Universität (800 Stud.), 140Ö gestiftet, berühmt insbesondere durch 
seine drei seit 600 Jahren bestehenden Masen, Jubilate die be- 
deutendste, Michaelis und Neujahr, deshalb eine der wichtigsten 
Handelsstädte. Aus allen Ländern Europa's, besonders aus den 
östlichen, strömen die Handelsleute hierher, polnische Juden, 
Griechen, Perser, Armenier, Türken. Die Anzahl der Messftemden 
erreicht zur Jubllatemesse fast die der Bevölkerung Leipzigs- 




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Kirehm. LEIPZIG. 57. KouU. 203 

Kaom eine deatsche Stadt mag sich in den letzten Jahrzehnten 
so verändert haben als Leipzig, oder vielmehr seine Vorstädte, 
es sind in dieser Zeit über 1000 neue Häuser entstanden. Die 
Westseite hat namentlich durch die grossartige Thätigkeit des Hrn. 
Dr. Heine eine neue Gestalt bekommen, durch stundenweit (bis 
zn dem Dorf Pkigwitz) reichende Wege, Canal- u. Strassen-Anlagen. 

Leipzig ist der Mittelpunkt des deutschen Buchhandels. Es hat 
über 200 Buchhandlungen und gegen 40 Druckereien mit über 
50 Hand- und 100 Maschinenpressen. Zur Jubilatemesse kommen 
hierher aus allen deutschem Schriftenthum zugänglichen Ländern 
mehrere hundert Buchhändler, ihre Abrechnungen zu halten. Sie 
haben in der Eitterstrasse ihre eigene Börse (PI. 7), 1836 erbaut. 

Die kirchlichen Gebäude haben nichts Ausgezeichnetes. Die Ni- 
colaiktrelie (PI. 31) ist von 1525. An der äussern Ostseite unter 
einem Kellergitter ein eingemauertes Hufeisen, Ueberreste des Erb- 
begräbnisses eines Hufschmieds, das Handwerksburschen -Wahr- 
zeichen Leipzigs. Oben an den Fensterpfeilem sind einige Kugeln 
von der Leipziger Schlacht eingemauert. Neben der südlichen 
Seitenthür in einem gewölbten Verschluss eine goth. Steinkanzel, 
auf welcher Luther gepredigt haben soll. Die Paulinerkirche 
(PI. 32) ist 1544 erneuert. Im Chor das von Rietschel in Sandstein 
gearbeitete, 1841 aufgestellte liegende Grabbild des 1307 in der 
Thomaskirche ermordeten Markgrafen Dietzmann v. Meissen. Ferner 
im Chor und in der Sacristei eine Anzahl Grabsteine, Grucifixe 
and andere „Ueberbleibsel aus der kath. Zeit^. Die hohe Thomai* 
kipch« (PI. 33) ist 1496 eingeweiht. Die kath. Kirche (PI. 29) 
Weststrasse, ist 1846 nach HeidelofTs Entwurf ausgeführt. 

Am Markt, einem grossen Platz mit manchen hübschen Häu- 
sern des Renaissance-Styls, das stattl. Bathhaui (PI. 41) von 1556. 
Aus derselben Zeit ist auch die Citadelle von Leipzig, die Pleiiien- 
^^g (PI. 38), angebl. dem Castell zu MaUand nachgebildet, jetzt 
Sitz verschiedener Behörden, auch Caserne; der Schlossthurm war frü- 
her zur Sternwarte eingerichtet; der Graben dient als Exercierplatz. 
Oegenüber in der Centralstrasse die 1855 nach Simonsons Plänen auf- 
geführte Synagoge (PI. 45). In der Hainstrasse (No. 31) bezeichnet 
eine Gedenktafel das Haus, in welchem Schiller 1785 u. 1789 wohnte. 

Im Augniteum (PI. 1), 1836 nach Schinkelschen Entwürfen 
▼on Geutebrück erbaut (im Giebel die vier Facultäten von Rietschel), 
»m Augustusplatz, hat die Universität ihren Sitz, mit ihren Samm- 
lungen, Hörsälen und der Aula, letztere durch ihre Marmorbild- 
werke ausgezeichnet, Büsten und Standbilder sächs. Fürsten, Leib- 
nitz's von Knaur, G. Hermann's von Rietschel, dann 12 Reliefs 
ebenfalls von Rietschel, Hauptmomente der Culturgeschichte. 

Das *Xaieiim (PI. 37), ein sehr stattliches, nach den Plänen 
^68 Prof. Lange in München 1858 vollendetes Gebäude auf dem 
Augustusplatz, enthält die durch ihre neueren Bilder besonders 
hemerkenswerthe Gemäldesammlung. Dieselbe wurde ansehnlich 



204 SouU57, LEIPZIG. Museum. 

bereichert durch ein Vermachtniss des Consnls Schletter (f 1853); 
durch eine vortrefll. Kupferstich Sammlung, Schenkung des Herrn 
Carl Lampe ; femer durch eine Anzahl Gemälde aus der Otto'schen 
Sammlung, Geschenk des Hrn. Generalconsuls Clausa, und eine 
▼on Hm. Dr. Härtel gestiftete Sammlung von Gartons neuerer 
deutscher Künstler. Sonntag Yon lOVs — ^j Mittwoch und Freitag 
von 10 — 4 U. freier Eintritt, Montag, Dienstag, Donnerstag von 
10 — 4, Sonnabend nur von 12 — 4 U. gegen 5 Ngr. 

Im unteren Stock geradeaus, Oypsabgusae: 52. Widumann ein 
Xann vertbeidigt Weib und Kind gegen einen Panther, 35. SduranOuaer 
Brunnennymptae, 10. J. Fron* Schäfer Ton einem Panther überfallen, 53. Vi<* 
tig Hagar und lamael , 9. Dwrtt Neapolit. Improvisator, 7. Benven, CeUrn 
ein Schild, 27. Rietuhel Pietk, 39.— XiS. Thortpaldsen Amor mit der Leyer, 
Amor und Psyche etc., 2. Miefiel Angelo Pieti, 13. ffähnel "BAtnel, 38. Tene- 
rani Psyche. Im untern Stock rechts die Ausstellungen de« Eunstvereins. 

ImmittlerenStock(im Treppenhaus daa Medaillonbild A. H. Schiet- 
ter's, neben dem Eingang die Namen der „Förderer" des Xuseums^ im Durch- 
gangssaal zeitweise Ausstellung neuerer Bilder), im I. Zimmer, ältere ital. 
und Span. Bilder : 169. Sa$$o/errato Madonna in Wolken , 154. Onido Beni 
Maria, 121. •MvriUo Himmelfahrt Mariae, 5. •(?. Bellini Madonna mit Hei- 
ligen, 122. •Murillo Madonna mit dem Kinde, 155. <?. Rmi David mit dem 
Haupt Goliaths. — (links) II. Z. (w.) 213. Veit Germania, 76. <?«rft« Land- 
schaft am Gardasee, 235. Rmmermann Landschaft mit Centaurinnnen ; 
160a. und c. Biehier Landschaft aus dem Sabiner Gebirge und Thal bei 
Amalfl i 90. Koch Opfer Noah's, 68. Gärtner itel. Landschaft, 175. J. Schnorr 
h. Rochus, 185. L. Speciter Simson und Delilah, 125a. B. Speckter schwed. 
Organist, 79. ^Beine Verbrecher in der Kirche; 161. ^Ritter Veriobuog, 
171. 172. Schevren «Schloss am See, »alte Burg im Ahrthal. — Haupt- 
saal : (w ) 9. Biard Kampf m. Eisbären, (s.) 19. 18. 20. 21. Calame vier grosse 
berühmte Landschaften : ••Monte Rosa, 'der Windstoss, •die griech. Tempel- 
Ruinen V. Paestum, •Schweizer Hochgebirge, 74. *Oitdm bewegte See ; (ö) IM. 
*Somer$ Cromwell, 176. »Schröder Friedrich II. nach der Schlacht v. KoUn; 
(n.) 85. Jacquand Gaston de Foix den Hungertod sterbend, 218. • Verboecihote» 
Schafheerde beim Gewitter, 136. Plap«y Findung Mosis, 80. *Seinlein Gebirgs- 
landschaft, 174. Sehirmer Grotte der Egeria, 84. Stimmel Brienser See\ 
(w.) 182. Sohn Donna Diana. — IV. Z. (ö.) 47. »Faul Beiarochs Napoleon am 
81. März 1814 zu Fontainebleau ; (n.) 144. X« Poitevin Schiffer bergen ein 
Wrack, 14. *Bouehot Beerdigung des Generals Marceau bei Coblens (Sep- 
tember 1796) , 8. Biard der wahnsinnige Carl VI. von Frankreich , 2. Bei- 
langi Scene nach der Schlacht bei Wagram; (s.) 96. KrtUtehmer Samun 
in der Wüste , 172. Robert schlafender Räuber , 74. Oudin Schiffbruch. — 
In denkleinen Zimmern der Nordseite : 229. Wiekenherg Fischfang im Winter, 
220. H. Verriet büssende Magdalena, 13. *BoMuet «. Yper Gathedrale von Bur- 
gO0, 106. Marilhat Garavane von Libanon, 48. u. 49. Deitouchti der Verwundete 
und der Genesende-, 164. Saal norwegische Wintersonne. — 56. 57. de Breut 
stehende und sitzende Hunde, 3. u. 4. Bellangi Abschied und Rückkehr de« 
Soldaten, 15. Biard Beduinenlager, 137. Papety Telemach bei der Oüypso, 
BesUfuehee junges Mädchen im Bett. — 15. Bratcanat Viehweide, 215. 2l6> 
217. Verboeckh4)ven *Schafe vor dem Stalle , Schimmel , schlafender Bauer, 
187. van Stry Kühe und Schafe am Wasser, 227. 228. Wiekenhurg Mutter am 
Bett ihres Kindes, Inneres einer Fischerhütte, 170. Sehendel Rückkehr von 
der Jagd, 106. L0OM Kindertanz, 88. Kimer scbwäb. Bürgerwehr, 135. Oppen- 
heim Einzug des Reichsverwesers. — 211b. Vautier Bauern während der 
Kirche im Wirthshaus, 89. Knau* Falschspieler, 231. Winterhalter Portrait, 
237. Zwengauer nach Sonnenuntergang, 65a. »Friee italienische Land«ehafl, 
120. Morgenetem Apriltag am Stamberger See, 124. Jfeher Klosterhof, 
tOO. ^Kummer Sonnenuntergang, 111. »Marko ital. Landschaft. — M^.Meytr- 
heim Sonntae^^oreen , 17. Bürkel Frühmorgen in Tirol ,1b. Bayer Kloster- 
kreuzgang, 78b. Heideek Brücke von Cuenca, 83b. J. Hühner h. FamUie, 
31. Chodmneeky im Thiergarten zu Berlin. 285. Remhrandt eigene« Bfldnisfl. 



Spaxiergänge. LEIPZIG. 67. Route. 205 

279. V. d. Nmt MondaeheinUndMhaft, 239. Berghem Waldhügel, 987. Bmfßtdael 
Waldlandflchaft , 396. A. wm deVelde vor einem WüihBhauae, 27S. y^t 
Inneres einer Kirche, 265. Dtuart Inneres eines Wirthsbauses, 2i83. v. d. Dou 
Viehheerde , 303. Wovverman Dünengegend. — 165. J. ff. Boot Familie im 
Garten, 11 b. Z'. Bol Prauenbildidss, Öl. lyietHeh Viehhof, 232. Wffek AlchvmiBt. 

— 34. 35. Lucas Oranaeh d. A. der Sterbende, Christaa und die Samanterin, 
46 a. H. V. Culmbaeh Leben der Maria, Flügelbild, 212. ffemiskerk Ecce homo. 

— 156. Oitido Reni Johannes der Evangelist. 

In den obern Räumen ist die grosse 'Kupferstichsammlnng 
(S. 199) aufgestellt, in 9 Zimmern, nach Schulen in Gruppen geordnet, ein 
Bild der Malerei vom 13. Jahrh. bis zur Gegenwart gebend. Zum nähern 
Verständniss ist der von Hrn. Lampe angefertigte Catalog (10 Kgr.) gana 
unentbehrlich. Die Blätter sind sämmtlich unter Glas und Rahmen, dl« 
Kummer der Gruppe ist oben an dem Hauptrahmen. (Im Treppenhaus: 
die Malerei der Alten, die frühesten christl. Malereien vom 4.— 13. Jahrh.) 
Gruppe 1—16. Italiener vom 12.— 18. Jahrh. Gr. 16. Spanier im 17. Jahrh. 
Gr. 17—35, Franaosen vom 17.— 19. Jahrh. Gr. Sß u. 27. Belgier und Hol- 
länder im 19. Jahrh. Gr. 28. Kiederländer im 14. u. 15. Jahrh. Gr. 29 bis 
82. DeuUche im 15. und 16. Jahrh. Gr. 33—42. Niederländer im 16. und 
17. Jahrh. Gr. 45— 4tf. Engländer im 18. u. 19. Jahrh. Gr. 47-66. Deutsche 
vom 17.— 19. Jahrh. 

Am südl. Ende der Boseostrasse erhebt sich die im Frühjahr 
1863 vollendete stattliche neue TumhaUe (PI. 48), zu deren Bau 
die Stadt 40,000 Thlr. gab; •innere Einrichtung sehenswerth. — 
Dem Museum n. gegenüber wird jetzt ein neues Theater gebaut. 

Die Freiherr!. ▼. Bpeok'sche Bammlung, in dem neu erbauten 
Herrenhause auf dem Rittergut Lützschena (n.w. 1 St. Fahrens, 
die Strasse führt durch Möckern S. 117), enthält ausgezeichnete 
Bilder älterer Meister, Sonnah. von 9 U. fr. bis 1 U. und von 
2 bis 4 Ü. Nachm. geöfl^iet, an andern Tagen nur nach vor- 
heriger Anmeldung beim Gustos; Sonntags geschlossen. 

Ruberu Bildniss eines Augustiner-Priors , Memling Heimsuchung , JUm- 
brandt und Liveni awei Portraits alter Männer, Jardaeni Evangelisten, F. Bd 
Bildniss eines hoU. Bürgermeisters, Raphael (Copie) Johanna v. Aragonien, 
«. d. HeM Bildniss einer alten Frau , H Boo» Abendlandschaft mit Vieh, 
de Heem Stillleben, MuriUo Xadonna mit Kind, Sehalken h. Fanülie, v. d. Velde 
Marine, Dürer Bildniss einer jungen Frau, WofUgemuth Christus und die 
Apostel, Vaidet h. Bruno, Dertner Bildniss, Ouyp Viehstück. 

Die ehemaligen Festungswerke sind in *Bpaiiergiiig6 verwan- 
delt. In diesen steht ö., nahe dem ehemal. Grimma^schen Thor 
auf dem Schneckenherg , das durch Goethe's Gedicht bekannte 
Denkmal Oellerfs (PI. 14), von Oeser; weiter n.5. das Denkmal 
des Bürgermeisters Müller (PI. 17), des Gründers dieser Spazier- 
gänge. Neben der Bürgerschule (n.w.) Hessen „die deutschen Land- 
wirthe Ihrem verehrten Lehrer Thaer'' (f 1828) ein von Rietschel 
entworfenes Standbild in Erzguss errichten (PI. 19). Auf dem 
Königsplatz s. vom ehemal. Petersthor das Standbild des Königs 
Friedrieh August (f 1827), in Marmor von Oeser (PI. 13). Men- 
delssohn-Bartholdy Hess 1843 dem berühmten Musiker und Fugen- 
meister J. 8eb. Bach (f 1750) in den w. Anlagen zunächst der 
Thomas-Schule, an welcher Bach Cantor war, ein Denkmal errich- 
ten (PI. 12). In der Nähe ein 1832 errichteter Denkstein zur 
Erinnerung an den Musiker Hiller (f 1804) (PI. 16). Am Theater- 
platz (n.w.) Hahnemann'Sy des Vaters der Homöopathie (f 1843), 



206 RoyU57, LEIPZIG. SchUichtbericht. 

lebensgroMe sitzende Eisfigur (PL 15). — Von weitem Spazier- 
gängen wird das ehemalige Forstbans zum Kuhthurm (^Restauration 
von Schatz, Fiaker 4, 6, 8, 10 Ngr.), Va St. westl. von Leipzig, am 
meisten aber das reizende Bosenthal besucht, parkartig gehaltene 
WiesengrÜnde, an der Nordwestseite der Stadt anschliessend, mit 
den S. 198 gen. KafFehäusern. In derselben Richtung weiter nach 
OohUty wo an einem Haus die Inschrift auf einer Metallplatte mel- 
det, das Schiller 1785 hier das Lied an die Freude gedichtet hat. 

Die Leipaifer Behlaeht datierte Tier Tage lang, vom 16. — 19. October 
1818, die längste und blutigste, welche je geschlagen wurde. Die grössten 
Heerführer der neuem Geschichte leiteten sie. Napoleon^s Macht betrog 
140— 150,000 M., Ton welchen am 19. October nur 90,000 den Bückxng nach 
dem Rhein antreten konnten*, die der Verbündeten 300,000. Die Oester- 
reicher verloren an Todten und Verwundeten an 14,000, die Russen 21,000, 
die Preussen über 16,000 Mann. Die Zahl der Oeschütse, welche auf beiden 
Seiten im Gefechte waren, wird auf 2000 angegeben. Das Königsberger 
Landwehrbataillon war das erste, welches am 19. October gegen 11 TJhr 
Morgens in die Stadt eindrang, nachdem es das äussere Grimma''sche Thor, 
an der Nordseite des Johanniskirchhofs (S. 206), gestürmt hatte, um 12 U. 
verliess Napoleon die Stadt. Die voreilige Sprengung der Elsterbrücke 
am Ranstädter Thor, über welche die Strasse nach Lützen führt, wurde 
dem franz. Heer bei seinem Rückzug so verderblich^ sie war dsjnals der 
einzige üebergang über die Elster. Tausende von Franzosen fanden in der 
Elster den Tod, unter diesen Poniatowsky v 25,000 M., die diesseits waren, 
wurden gefangen. Um 1 Uhr zogen die Verbündeten in Leipzig ein. 

„Es war der Jahrestag des Aufbruchs von Moskau , an dem rings um 
Leipzig die Schlacht wieder aufgenommen ward. Heiter und sonnig stief, 
nach den Stürmen und Regengüssen der letzten Tage, der Morgen des 
18. Octbr. über einem Schlachtfelde auf, an welchem sich gegen eine halbe 
Million bewaffneter Männer fast aller Nationen zum letzten Entscheidungs- 
kampf auf deutscher Erde sammelten. Die verbündeten Heere waren com 
grössten Theil schon frühe in Dewegung^nd gingen voll Freudigkeit an dss 
blutige Werk^ neben der Erinnerung an Wachau und Möckem war es jetzt 
auch die Ueberlegenheit der Zahl , welche die Zuversicht des Sieges er- 
weckte. Alle drei Monarchen, auch Kaiser Franz, hatten sich zum Kampfe 
eingefunden ; sie nahmen erst auf dem Galgenberg bei Wachau ihre Stel- 
lung , dann auf der Anhöhe nördlich von Liebertwolkwitz, die später der 
Monarchenhügel genannt worden ist. 

Napoleon hatte in der Naoht und in den frühen Morgenstunden seine 
Streitkräfte südlich von Leipzig eine Strecke zurückgehen lassen ; ihr rechter 
Flügel lehnte sich von Connewitz bis Dölitz an die Pleisse, von da sog 
sich die Schlachtlinie über Propstheyda, Holzhausen, Stünz nach der Parttie 
hin, bis zu deren Einmündung in die Pleisse, nördlich von Leipzig. Die 
Front dieser fast vier Stunden lang ausgedelmten Stellung war gebrochen 
und bildete, wie Aster sagt, bei Probstheyda einen ausspringenden Winkel, 
dessen rechter Schenkel von genanntem Orte bis DÖlitz ging, während der 
linke von Probstheyda bis Zweinaundorf reichte. Zur Rechten an die 
Pleisse gestützt, deren Üebergang er am 16. so tapfer vertheidigt, stand 
wieder Poniatowsky mit seinen Polen , mit einem Reitercorps und einer 
Division der jungen Garde ; an ihn lehnten sich links Augereau, Victor und 
zwei Reitercorps. Ungefähr im Centrum der ganzen Stellung, bei Stotteiitt 
und Probstheyda, hielt Lauriston, bei Holzhausen Macdonald, in ihrer Vähe 
eine Division der alten Garde und die Reiterei von Sebastian! und Nansonty. 
Bei Paunsdorf stand Reynier, im Norden, als linker Flügel der ganzen ge- 
bogenen Front, Ney und Marmont. Es mochten im Ganzen noch 140 bi» 
150,000 Mann sein , welche diese ausgedehnte Linie vertheidigen und die 
Uebergänge bei Lindenau nach der Weissenfelser Strasse zu besetzen sollten, 
eine Macht, die, so gut die Stellung auch gewIUilt war, namentlich für die 
Wirksamkeit der Geschütze, doch kaum ausreichte, um diese Positionen 
gegen einen Angriff von naliezu 300,000 Mann zu halten. So war es also 



SchladäberiehL LEIPZIG. ö7.BoyU. Wl 

endlieb su der W^eadong gekommen, die da« Ziel des ganten Feldsngs der 
Verbündeten sein musste: statt die Armeen seiner Oegner einaeln antu- 
fassen, war Napoleon geswungen, sich einem Angriff ihrer vereinigten 
Macht darsnbieten. Selbst wenn es ihm gelang, gegen diesen Andrang sich 
noch einen Tag au behaupten, blieb ihm dann doch nichts übrig, als ein 
gefahrvoller Rückzug. 

Die grosse böhmische Armee, jetzt dnrch Colloredo und Bennigsen ver- 
stärkt, sollte nach der Anordnung des Oberfeldherm in drei Colonnen den 
Feind angreifen. Rechts und links von der Pleisse gegen Gonnewitz und 
Lössnig sollten die 45,000 Mann des Erbprinzen von Hessen-Homburg vor- 
dringen, die aus CoUoredo's und Fürst Aloys Liechtensteins Corps, den Re- 
»erve-Divisionen Weissenwolf und ßianchi und aus Nostitz Beiterei be- 
standen. Eine zweite Golonne von einigen fünfzigtausend Mann fährte 
Barclay gegen Wachau, Liebertwolkwitz und Probstheyda i zu ihr gehörten 
Oortschakoffs und Prinz Eugens Infanterie, Ri^ewski's Grenadiere, Pahlens 
Reiterei, die preussischen Brigaden Klüz, Pirch und Prinz August, dann 
die mssisch-preussischen Garden und Reserven. Die dritte AngrifTscolonne, 
aus Klenau''8 und Bubna^ Oesterreichem, aus der preuss. Brigade Zieten, 
aus Bennigsen*'« Reservearmee und aus Platofs Kosaken gebildet, war 
einige 60,000 Kann stark und von Bennigsen geführt*, sie sollte in der 
Richtung auf Holihausen den linken Flügel des Feindes angreifen und um- 
gehen. Der Kampf zwischen Holzhausen und der Paxthe fiel Bemadotte, 
der im Ifforden der Stadt Blücher, der Angriff auf Lindenau wieder Oiula^ 
za. So war der eherne Kreis um den Gegner beinahe fest geschlossen 
und es schien schon sehr zweifelhaft, ob er im Stande sein werde, ihn 
Boch an einer Stelle zu durchbrechen. Napoleon selbst hatte sich vor 
Tagesanbruch aufgemacht, das Terrain auszukunden, und begab sich dann 
auf die Anhöhe bei Stötteritz, wo die Tabaksmühle lag , um von dort die 
Schlacht zu leiten. U. s. w.** 

„llapoleon''s letzte Heeresmacht war bei Leipzig zertrümmert worden. 
Neben 15,000 Todten und ebenso vielen Verwundeten hatte er 15,000 Ge- 
fangene verloren und 23,000 in den Lazarethen zurückgelassen. Eine ganze 
Reihe seiner Generale und höheren Officiere waren entweder todt oder ver- 
wundet, oder gefangen. Dreihundert Geschütze und 900 Wagen blieben in 
den Händen der Sieger. Das war eine ganze Heeresrüstung, die er verlor. 
Was er noch mitnahm, um es über den Rhein zu führen, erlag vielleicht 
zu einem guten Theil nicht mehr dem Schwerte, nur der Erschöpfung. Es 
fehlte ihm dann nicht allein die Armee, um Frankreich zu vertheidigen, er 
hatte auch keine Mittel mehr, eine neue zu schaffen. 

Das waren grosse, unschätzbare Erfolge ; indessen wie der Sieg selber, 
«0 müsste auch jederzeit unvergessen bleiben, wie theuer jene Trophäen 
erkauft wurden. Die Zeiten der Schmach und Demüthigung wie die, in 
denen der tJebermuth der fremden Dränger uns gezüchtigt und gestählt hat, 
die Tage schweren Kampfes wie die des Sieges, sie sollten mit unauslösch- 
licher Schrift in allen deutschen Herzen eingegraben sein, damit die Nach- 
geborenen wissen, was unsere Väter gelitten und geopfert haben um ihres 
Vaterlandes willen. Die Wamungsstimme , die aus diesen Erinnerungen 
spricht, sollte niemals durch sorglose Sicherheit übertäubt, das Gefühl 
frommen Dankes durch keine Verstimmung späterer Tage verbittert werden. 
Eine bekannte Ueberlieferung erzählt, die drei alliirten Monarchen 
seien, als sie am 18. October die Nachricht des Sieges empfingen, auf dem 
Hügel, wo sie die Schlacht beobachtet, im Angesicht des Herrn nieder- 
gekniet, um Dankgebete zum Himmel zu senden. Es findet sich leider in 
den Urkunden wie unter den Zeugen jenes grossen Tages keine glaub- 
würdige Bestätigung, dass dem so gewesen. Aber die Empfindung, die 
fttts der Sage herausspricht, ist in unzähligen Herzen lebendig gewesen; als 
^e Nacht das Schlachtfeld bedeckte, Hessen russische Heerhaofen unwill- 
kürlich ein religiöses Danklied erschallen und Tausende von Kriegern aller 
Stämme, die hier vereinigt waren, stimmten andachtsvoll mit ein. Es war 
die rechte nngesuchte Siegesfeier dieses „heiligen** Krieges. Wer hatte 
aber mehr Ursache zum Dank als die Fürsten, welche dieser Sieg aus der 
Schmach von Austerlitz und Jena wieder emporhob? Den Gewaltigen, der 
bis in diese letzten Stunden grösser und überlegener war als sie, hatte die 



m lto«te57. LEIPZIG. ScMat^eUi. 

Gottheit mit bltedem Uebemmth geaetalacan, hi» seine Bietenmaclit ror 
den SchwkchereB im 8tMibe Img. Den Völkern hatte sie den reehten Zorn 
and den guten Olanben an die eigene Krall snrüekgegeben , auf daaa sie 
in heroischer Ringebang sahnten, was TOr Allen die Könige und ihre Be- 
rather Tersehaldet hatten.* Hau $8 er, Dtuttekt Oetekiekie IT. Bd. 

Das gesammte Behlaehtfild (s. Plan) ist am besten von dem Schlosa- 
tburm der Pleiäsenbu^ (8. 208) zu überschauen. Der Castellan (7^/2 ügr.) 
ersähU die einxelnen Xomente. Den engem Kampfplatz des entscheidenden 
Tages, des 18. Octbr. , mac man sich besser von der Anhöhe yergegen- 
wärtigen, welche Napoleon den ganzen Tag über nicht rerliess, 3/4 St. s.o. 
Ton Leipzig, in der N&he von Stötterits, kaum 200 Sehr. r. von der nach 
Grimma fuhrenden Landstrasse, durch einen mit Bäumen umpflanzten 
grossen Stein bezeichnet, 1857 durch einen Granit -Würfel erhöht, darauf 
Schwert, Feldhermstab und Hut und die Inschrift: f,Bier weilte yiapoleon 
etm 18. Oet., die Kämpfe der VUlkertehlacht beobaehUnd*; auf der Bückseite: 
^Der Herr ist der rechte Sriegemann, Berr ist sein Name!* 

Das Dorf Probatheyda, 1/4 St. s.o. weiter an der Strasse, war Mittel- 
punkt der franz. Stellung. Sechs Stunden lang waren hier 600 Geschütze 
in ununterbrochener gegenseitiger Thätigkeit , Tieranal erstürmten die 
Preussen und Russen das Dorf, Tiermal mussten sie weichen, weil Napoleon 
immer neue Massen hinein warf. Ein Theil der preussischen Garde fand 
hier ihr Grab, hier ist mehr Blut geflossen, als an den blatreichstea Tagen 
des gewaltigen Schlachtenmeisters. Erst bei Anbruch der Dämmerung 
brach mit dem Ton Napoleon gegebenen Befehl zum Bückzug anch der 
Kampf ab. Den blanken Häusern des heutigen Dorfs sieht man*8 nicht an, 
dass nier das Geschick eines Welttheils zum Austrag kam. 

Auf einem Hügel an der Strasse, 1/2 S^* <^ö. von Probstheyda, durch 
eine 1847 errichtete gosseiserae SpiUeäule mit der Inschrift: ^18. Oet. 181S* 
bezeichnet, waren an jenem Abend die drei Monarchen vereinigt (8. 207), als 
Ton allen Seiten die Siegesbotschaften eintrafen. — Ganz in der Nahe, bei 
der Schäferei Meusdorf . ebenfalls auf einem Hügel , steht ein einfacher 
Würfel von Granit, ,<r«m Fürsten Carl von Sehwarzenberg^ geb. 1771, gest. 
1830, dem Führer der am 18. Oet. 1813 auf den Ebenen von Leipzig f&r Eu- 
ropa^ s Freiheit kämpfenden Sehaaren, setzten diesen Denkstein seine OatOn 
Marione, und seine Söhne Friedrieh, Carl, Edmund'^. Unter dem Denkmal 
ist ein kleines vei^ttertes Gewölbe mit Soldaten-Gebeinen. Auf den Wiesen 
daneben brachte Napoleon, von einem Viereck seiner Garden umgeben, 
die Nacht vom 17. zum 18. Octbr. im Bivouac zu. Zwischen den ror- 
liegenden Orten, östl. läebertwolkwits, westl. Waehau^ hatten am 14. Oet. 
jene glänzenden in der Kriegsgeschichte berühmten Beitergefechte statt, 
auf der einen Seite Murat mit seinen Schaaren, unter diesen sechs alte, 
eben aus Spanien gekonunene Regimenter, auf der andern Preussen, Bussen 
und Oesterreicher. 

Der einsige Ort, wo heute noch an Gebäuden Spuren der Schlacht sich 
finden, ist (V4 St. w. vom Monarchenhügel) das Schloss zu BUits, IV4 St. 
s. von Leipzig in der Pleisse-Nlederung. Die Wände sind an der Wasser- 
seite des Thorwegs mit Flintenkugel - Löchern übersäet, im Innern des 
Thorwegs rechts Spuren eines aus sehr geringer Entfernung angefeuerten 
Kartätschenschusses. Oesterreicher hielten das Schloss und behaupteten es. 

Ein Fussgänger wird 4 St. gebrauchen , diese Punkte zu begehen , sv 
Wagen (die meisten Punkte sind im Fiakeirayon eingeschlossen, 't*^^ 
nach Stunden, s.S. 202) wird der Besuch kaum 3 St. in Anspruch nehmen. 
Sechzehn der wichtigsten Punkte des Schlachtfeldes hat Herr Dr. Tb. ip<'^ 
durch Marksteine mit kurzen historischen Notizen bezeichnen lassen. 

Noch andere BenkmUer erinnern an jene blutigen Oetobertage. 
Anf dem Kirchhof zu Ta%icha, 2 St. ö. von Leipzig, ist ein Deak- 
stein für den russ. General von Manteuffel und den engl. Artillerie- 
bauptmann Boyer^ welcher die Congreve'sche Raketenbatterie während 
der Schlacht befehligte. — Das Kugel- DenkmaL (PI. 20) in der 
Marienstrasse vor der „Milch-Insel**, dem ersten stadtischen Gmnd- 




::^^^^":^" 



•r 














Johannislarehhof. LEIPZIG. 57, BomU. 209 

fltücky das die Terbftndeten am 19. Oetober erstürmten, Ton dem 
jetzigen Besitzer, Herrn D' Garl Lampe 1845 errichtet (1863 er- 
neuert) besteht ans einer dreifach übersetzten Ära von rothem 
Porphyr, auf ireleher 22 während der Schlacht in die Stadt geflo- 
genen Gesehfitzkngeln ruhen, umgeben von einem eisernen Qitter, 
auf welchem 20 Granaten und YoUkngeln aus 20 umliegenden, 
in der Schlacht niedergebramiten Ortschaften angebracht sind. — 
Das Denkmal des Fürsten JoBeph Poniaiov>$ky (PI. 18) In Gerhards 
Garten (PI. 22), ein einfacher Würfel mit zahlreichen polnischen 
Namen bedeckt, an der Stelle errichtet, wo der Leichnam des in der 
Elster ertrunkenen Polen-Feldherm aufgeftmden wurde, ist gegen- 
wärtig, wo die Umwandlung des Gartens in einen neuen Stadt- 
theil im Werke ist, schwer zugänglich. — Zwei andere anspruch- 
lose Denkmäler von Stein verdanken der ÖQjähr. Gedächtnissfeier 
der Schlacht im J. 1863 ihre Entstehung: das eine am Ausgang 
des Ranstädter Steinwegs, erinnert an die „Sprengung der Brücke 
bei dem Büektug des front. Heeres am 19. Od. 1813", das andere 
befindet sich an der Ecke der Salamons- und der Dresdener 
Strasse : „Hier erstürmte die Königsberger Landwehr unter Führung 
dts Major Fricefus am 19. Od. 1813 das äussere Qrvmmaische Thor." 

Auch der benachbarte *Jolianniskirchhof (PL 27) enthält meh- 
rere Denkmäler, so des Hauptm. Molherhy vom Konigsberger Land- 
wehr-BatailloA, ein eisernes Kreuz mit der Inschrift: „John Moihetby, 
geb. XU Königsberg in Pr. den 16. Sept. 1774, fiel beim siegreichen 
Stwrm auf Leipzig am 19. Oct. 1813 im freiwillig gewählten Kampfe 
für Recht und Vaterland, gleich kühn zum Tode, wie im Leben mild.** 

Der die Kirche begrenzende älteste Theil , an dessen Eingang 
am Morgen dts 19. Oct. 1813 die blutigsten Gefechte mit der blanken 
Waffe statt hatten, ist im J. 1850 abgetragen worden. Nur OeUert's 
Orab (f 1769), mit Medaülonbild, ist unberührt geblieben, an der 
Ostseite der Kirche, von einem eisernen Geländer umgeben, in den 
Ecken Gypressen. Auf dem 1. Feld, unfern des Gellert'schen, 
25 Schritte vom Eingang, ist das genannte Grab des Hauptm. 
Motherby, welter eine Pyramide mit Hieroglyphen auf dem Grab des 
Orientalisten Spohn (f 1824). Auf dem 3. Feld, einige Schritte r. 
▼om Weg , der mit einem Helm gezierte Denkstein des Rittmeisters 
V- Ooeme , vom Neumärkischen Dragoner-Regiment (dem heutigen 
Neumärk. Dragoner-Regiment No. 3), an den bei Gross-GSrschen er- 
haltenen Wunden gestorben. Auf dem 4. Feld eine hohe Spitzsäule 
ittit der Inschrift : „Poelitio Lipsia". Auch andere Leipziger Berühmt- 
lieiten ruhen hier, Weisse, Mahlmann, Rosenmüller, Tzschirner u. a. 

An der äusseren Südseite der Kirche selbst ist ein wunderlicher 
Orabstein eingemauert, früher auf dem Kirchhof, ganz in kauf- 
männischer Form: „Oewinn- und Vertust-ContOy des Christus on- 
^hätxbares Lösegeld und Rantion 100,000. An glückseligem Sterbe- 
^ciomn wohlgestorben ist der beste Gewinn 100,000" ; auf der andern 
Seite ein Wechselbrief: »Auf F. A. Blechschmidl bestimmten Sterbe- 

Beedeker's Deutschland U. 12. Aufl. 14 



2ie JEUmi€58. RIESA. 

tag AfMio J700 dm 2i. Oetober gelobe ich Jenu Chritius Bürge su 
htaaklen dtescn meinen Solaweehiel <m denselben, dem Werth nach 
iek telbsien verdient, bin mit seinem Conto imd L^en vergnügt^ 
schenke ihm dahero die ewige SeUgkeii. Jesu» Ckristus.** An einem 
nahen Pfeiler ist eine Kugel eingemauert , Ton der eine Inschrift 
berichtet, dass bei der Belagerung von 1547 mit derselben ein 
Mädchen getroffen, aber erst 1599 gestorben sei. 

Seit Jahrhunderten schon sind die Ebenen um Leipsig Schauplats 
denkwürdiger Ereignisse gewesen. Im Schloss Altranstädt onterseiclmete 
Carl XII. Yon Schweden 1700 einen Friedensvertrag mit König August yon 
Polen. ~ Im HuberUburger SeMoM (s. unten) wurde am Iß. Febrasur 1763 
zwischen Oesterreich, Sachsen und Preussen der Friede geschlossen, wel- 
cher den 7jähr. Krieg beendigte. — Bei ßreite^feld (8. 118) besiegte Gustav 
Adolph am 7. Sept. 1631 die Liguisten unter Tilly 

BS. Yon Leipzig nach Dresden. 

Schnellzug 21/2» Personenz. 3-31/2 St. für Thlr. 3. — , 2. 8 oder 1. 15 Ngr. 

Die Bahn führt über einen Thell des Schlachtfelds, namentlich 
denjenigen, wo bei 8eUerhausen und Pcaunsdorf, wahrend eines 
Gefechts zwischen Ney und dem Kronprinzen von Schweden am 
18. Oct 1813, Morgens, 2 sächs. Reiter-Regimenter und 1 Ba- 
taillon Infanterie, und Nachmittags 4 Uhr die übrigen sachsischen 
Truppen, 8 Bataillone mit 30 Geschützen, zu den Verbündeten 
übergingen. Rechts in der Ferne schimmern die Eirchthürme von 
Stbtterüt und Liebefriwolkwitz (S. 208) ; dann 1. Borsdorf (die be- 
rühmten Aepfel wachsen nicht hier, sondern bei Borsdorf unweit 
Gera) ; weiter links Machern mit einem schönen Park und einer aus 
diesem yortretenden künstlichen Ruine. Vor Wvyrsen zwei Brücken 
über die Mulde. Dohlen und OecheUtf beides Stadtchen, heissen die 
folgenden Stationen. Letzteres hat eine hübsche gothische, tod 
Heideloff 1849 erbaute Kirche. Westlich l*/» M. von Oschatz das 
äiem. Jagdschloss Hubertsburg (s. oben), jetzt Landes-Strafanstalt. 

Zu Riesa (^Bahnhofs-Restauration, Eierbier 1 Ngr. die Tasse) 
zweigt sich s. die Chemnitzer Bahn (S. 230) ab. Unter der Orts- 
kirche ist die herrschaftliche Gruft, in welcher die Leichen nicht 
verwesen; zwei aus dem 17. Jahrh. haben Aehnlichkeit mit den 
in der Kirche befindlichen Bildnissen. (Dampfboot s. S. 212.) 

Die Bahn überschreitet die Elbe, dann auf einer langen Balken- 
brücke die Thal-Niederung. Bbderau ist Knotenpunkt für die 
Dresden-Berliner Bahn (S. 114), die sich hier nördl. abzweigt. 
Links tritt Qrosserihayn, seit 1862 mit Stat PristewitA durch eine 
Bahn verbunden, hervor, ein durch seine Tuchfabriken bekannter 
Ort. Die Gegend, bisher hügeliges fruchtbares Ackerland, wird 
hübscher. Vor Niederau ein Tunnel von 870', den der Zag in 
1 Minute durchfährt. Von der folgenden Station Koswig führt 
eine Zweigbahn in Vi St. nach 

, ... Meissen (Hirsch^ Stern) ansehnliche Stadt an der Elbe , auf einer An- 
Äobe, weit von ihrem *Dom überragt, dessen Ban Ende des la Jahrh. be- 
eann^ m den beiden folgenden jedoch erst seine jetzige Gestalt erhielt. 



J ilhtrU n^rh TTtcttttitMU 

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OoBÜhöfe. DRESDEN. 59. Route. 211 

An den Fenstern lassen sich diese ▼erschiedenen Zeiträume sm besten er- 
kennen. Ein Blits serstörte 1647 die 3 Thärme. In der Kirche rahen die 
meisten Vorfahren des sächs. Fürstenhauses des 16. nnd 16. Jahrhunderts, 
anter diesen die von Kunz Yon Kaufangen geraubten Prinzen Ernst und 
Albrecbt, die Gründer der beiden jetzt noch regierenden Linien. Das 
schönste unter den vielen Grabmal em ist das Friedrichs des Streitbaren, 
in Ers gegossen. In der Fürstencapelle eine Kreuzabnahme yon L. Cranach. 
Ansgezeiehnet ist der 60' h. durchbrochene Thurm mit einer Wendeltreppe 
▼on 187 Stnfen. Aussicht nach allen Seiten reizend. — Die berühmte hönigl. 
Porxettanfabrilc (600 Arbeiter), fMher im Schloss, befindet sich jetzt V2 St. 
vor der Stadt im Triebischthale in einem stattlichen Gebäude. Fabrik so- 
wohl als Vorrathssäle werden gezeigt (Sonntags nicht). 

Die Bahn zieht sich bald hinter Niederau am Fuss einer mit 
Beben bepflanzten Hügelreihe hin, mit Weinbergshäoschen über» 
siet. Rechts auf der Hohe sidit man fem den Thurm des 
Schlosses ^WeUstrop, dem Herzog Carl U. yon Lncca gehörig, der 
von hier im März 1849 dem Thron yon Parma entsagte und die 
Regierung an seinen Sohn Carl HI. (f 1854) abtrat. Links liegt 
Lomitz mit einer grossen Ghampagnerfabrik. Der Zug hält in 
Neustadtr-Dresden, 20 Min. yon den Gasthöfen der Altstadt ent- 
fernt. Ontnibus und Droschken s. S. 212. Das grosse Gebäude 
rechts ist das Japanische Palais (ß. 223). Auf dem Markt, ehe 
man über die Brücke fahrt, steht das weit über lebensgrosse 
BeiUrbild AugutU IL (f 1733, PI. 12), des „Starken", aus ge- 
triebenem Kupfer, vergoldet, 1736 von Wiedemann, einem Kupfer- 
schmied aus Augsburg, yerifertigt. 

59. Dresden. 

Gasthöfe. In der Altstadt: Yictoria-Hdtel Johannesallee, südl. 
vom Altnuurkt, Z. von 20 Ngr. an, L. 8, F. 12, Table d'höte 1 Thlr., B. 8Ngr. 
*Hötel deBellevue neben der Brücke, an der Elbe, schönste Lage, 
gleiche Preise, *Hdtelde Saxe, Gasthöfe 1. Rangs, wie die Preise an- 
deuten. ^ Stadt Berlin, Stadt Born, beide am Keumarkt Hd- 
tel de Pologne und 'Stadt Gotha, beide in der Sehlossstr. «British 
Hotel, Landhausstrasse. — Hdtel de Bus sie, Hdtel de France und 
Ooldner Engel, alle drei in der Wilsdruflferstrasse ; Hdtel de TEu- 
rope am Altmarkt) Deutsches Haus und *Preussischer Hof (Z. u. 
L. 15, F. 5), beide in der Scheffelstrasse; Stadt Weimar, Pfarrgasse, 
hürgerlich. 

In der Neustadt: Stadt Wien neben der Brücke; «Kronprina, 
Hauptstr., beide 1. Rangs. — Stadt Leipaig (Z. I2V2* F. 71/2« B.öNgr.); 
Stadt London and Stadt Paris, neben einander, unfern der Brücke, 
&Ta Wege aum Leipziger Bahnhof; Hotel Royal (Z. u. L. 20, F. 71/2« 
B. 5 Kgr.) neben dem Schles. Bahnhof, für Dresden sehr abgelegen, für 
TIebergangs-Eisenbahnreisende, die nur übernachten wollen, der nächste. 
•Stadt Coburg beim Leipziger Bahnhof, Z. 15, F. 5, B. 6, keine Table 
Ä'höte, geräuschvoll, viel Fremdenverkehr. Drei Palmsweige, neben 
dem Japan. Palais, mehr bürgerlich, wird gelobt. — Im hohen Sommer pfle- 
gen die Dresdener Gasthöfe Abends über^lt zu sein. Wer eines Zimmers 
sicher sein will, bestelle es sich mittelst des Telegraphen (innerhalb 
der sächs. Grenze für 20 Worte nur 8 Ngr.), und allenfalls auch eine 
I>T08chke, da dieselben Abends gewöhnlich rasch vergriffen sind, und Om- 
nibus zu den Bahnhöfen nicht fahren. 
, lUataurants. *V i c t o r i a - K e 1 1 e r (im Victoria-Hötel), Wein- u. Delica- 

I tessenstube, theuer, nur im Winter geöfibet. Belvedere auf der Brührschen 
Terrasse, Abends Harmoniemusik ; *D e 1 v i 1 e, mittl. Fraueng. ; H e 1 b i g, an 
der Elbe, unmittelbar neben der Brücke, mit Plätzen am Fluss, sehr besucht. 

14* 



li:i Sollte 59. DRESDEN. Sammiun^en. 

Btor und ifaiMwiithaohatfL *Daucb grOMe Brüdeig.^ *£ngel am 
PostpUU (Beefat. 7Vs Vgr., viel Zeitungen); Renn er ÜMrienstrasae 22. ; 
HelDig s. obeni Lästert, FrftuenstraMe 2, Lokal nicht aonderUch, aber 
•ehr beancht. 

KafiahAnMr. *Caf^ Reale, klein, niedliche Bococo - Sinriehtnng , 
Belyedere, beide anf der Brühl'sehen Terra«Be. Caf^ Franpais, 
Waisenhanastr., sagleich Conditorei; ebenso Lässig, Pracerstrasae. 

Oonditorai, zugleich auch Caf^. *Trepp, Altmarkt und Scheffelairaase. 

YaiSnflffungai^brten. Lincke^scheaBad, Schill er achlöaa eh en. 
Waldachlösachen, alle am r. U. der Blbe (8. 226) in der SchiUerstr., 
überall achöne Auaaicht. — Im Groaaen Oarten (S. 225) aecha Wirth- 
achaften , die beste die „groaae Wirthaehaft", am Eingang reehta , und die 
Gonditorei am Teich. — Feldaehlöaa eben an der Tharandter Chanasee, 
Felaenkeller im Plauenschen Grund, beide wie das Waldachlöaachen 
(a. o.) Aetienbrauerei mit Speiaewirthachafk. 

Zaitnnctn im literar. Museum, Waiaenhauaatr. 31, 1 Treppe hoch, 
Eintritt 21/2 Ngr., die Woche 10 Ncr., von 8 U. fr. bia 10 U. Ab. offen. 

Fuhrwerk. Omnibus von der Blbbrücke in^a Lincke^sche Bad, 
11/2 Hgr. , Mittags und Kachmittags nach dem Waldschlöaschen 2 5gr. 
Droachke (1—2 Pers.) die Fahrt 4 Ngr., Zeitpreia Vs St. 6 Vgr., fdi 
jede Fahrt aua dem äuasem Droschkenbesirk durch den innem in den änaaera 
12 Kgr. ; ^leichtes Qepäck, Reisesack u. dgl. hat der Kutscher unentgelt- 
lich mitsunehmen, dagegen ist er bei freiwilliger Aufhahme schwereren 
Beiaegep&cka eine Vergütung von 2—3 Hgt. au fordern berechttgt**. Kacht- 
preia 1 Pers. 15, 2 Pera. 20 Kgr. , 3 Pera. 1 Thlr. Bei Ankunft auf den 
Bahnhöfen Droachkenmarken, wie in Berlin. (Daa Brückengeld, 1 Kgr. 
pro Pferd, iat allemal, bei Droschken, wie bei Fiaker, besonders 20 
mahlen.) Fiaker, Einap. 1 Pera. S, 2 Pers. 71/2 Kgr., Zeitpreia Vs St. 
71/2 oder 12V2i Zweisp. 1 Pers. 71/2, 2 Pera. 11 , 3 Pera. 15 Kgr. % Zeitpr. 
10, 15 oder 20 Kgr. Bei weitem Fahrten muss man sich mit dem Kutscher 
einigen. Einspänner fahren gewöhnlich 1, Zweispänner 2 St. weit. Lohn- 
kutscher täglich etwa 5 Thlr. und Trinkgeld. 

BAdar. Albertsbad Ostraallee 38, yerbunden mit einer Trinkanstalt 
Strure^scher Mineralwasser^ Johannisbad Königsstr. 11 u. a. Fluss- 
bäder oberhalb und unterhalb der alten Brücke. 

Kaufl«d«n, die anaehnlichaten in der Schloaaatr. , Alt- und Keu-Markt, 
See- und Wiladrufferstrasse. Im BrühPschen Palais eine Kiederlage von 
Meissener Poraellan, fast auf derselben Stelle, wo Anfang des 18. Jahrii. der 
Alchemiat Böttger daa Poraellan erfand. Augengläser bei Opticua LietemoM, 
Frauenatr. Gegenatände aua Ghokolade bei Jordan und Timaeus beim Japan. 
Palaia. — Oir^wTvn bei D r e a s 1 e r Schlossstrasse ; Minckwitz, Frauenstr. 

Thoatar (S. 215). Hoftheater (PI. 48) tägl. Vorstellungen (Anfang 
6~6Vj Ü.), beater Plata Amphitheater (1 Thlr.), dann Cercle (20 Kgr), 
Sperraita awiachen Parterre u. Orcheater \ numerirte Plätze im Parterre 15, 
Steh-Parterre 10 Kgr., Loge I. R. 1 Thlr., II. R. 20 Kgr. Die Preiae wechseln. 
Während der Zwiachenacte betrachte man den achonen Corridor (qFoyer''), 
welcher tum Schenkaimmer führt; von letsterm tritt man auf den gerän- 
migen Baieon. Zweites Theater (PI. 44), im Sommer im Freien im 
Groaaen Garten, im Winter in der Stadt (GewandhMia, PI. 16). 

Dampfbo«t nach Pillnits 4 Fahrten tägl., nach Rathen 8, Schandau 3, 
Tetaohen 1, Leitmerita 1 -, nach Meiaaen 4, nach Riesa 2 Fahrten. 

Lohnbadianta 1 Thlr. für den ganzen Tag, 20 Kgr. für den halben Tag. 

Sammlungen, einzelne im Winter nicht zugänglich. 
Alterthümer. aächaiache (S. 225), tägl, 5 Kgr. Eintritt. 
Antiken (8. W) im Japan. Palais, im Sommer (1. Mai bia 31. Oct.) 10-2U. 
Mittwoch und Sonnabend, sonst für 5 Kgr. 
«Bibliothek (S. 224) im Japan. Pal. 9—1 U. tägl. Fremde werden von einem 
Diener umher geführt (71/2 Kgr. Trinkg.) , stets nur 10 Pers. zugleich, 
Anmeldungen angeblich 1 St. zuvor. 
•Gemälde-Oallerie (8. 216) das ganze Jahr hindurch, an Sonn- und Feiertagen 
von 12—3 und Dienst., Donnerst., Freit, von 10—4 U. frei-, Hont, und 
Mit^. von 10—4 U. für 5 Kgr. Eintritt, Sonnabend für 15 Kgr. Vom 
1. Kov. bis 28. Febr. nur bis 3 U. geöflhct. 



BriUa^tdie Terrtuse. DRESDEN. S9. Boute. 213 

«Orüaea Gewölbe (8. 314) den gansen Tug gegen 3 Thlr. für 1—6 Pen. 
«OypsabgüSBe (8. 221) Hont, und Donnerst. 10—2 V. frei, sonst fir 6 ITgr. 
*^3Btor. Museum (S. 222), den ganzen Tag gegen 3 Thlr. für 1—6 Pers. 
*Kaiifin«nn*s acnst. Gabinet (8. 223), tägl. 10—6 U., 10 Kgr. Eintritt. 
'^Knnstverein (PI. 38) auf der Termase Sonnt., Dienst., Freit, für 31/2 Kgr. 
«Knpfersticbe u. Handceichnungen (8. 220) Dienst, n. Freit. 10— 2 U. frei. 
MaÜtematisch-physical. Salon u. Modellkammer im Zwinger 8—12 U. Freit., 

Einlasskarten 7 U. fr. am Eingang. 
Mineralog. Museom (8. 223) im Zwinger, vom 1. Mai bis 81. Oct. Dienst. 

u. Freit. 10—12 ü. frei; Mont. Mittw., Donnerst. 9—12 U. für 5 Ngr. 
Katarhist. Museum (8.222) im Zwinger, Yom 1. Mai bis 31. Oct. Dienstag 

n. Freit. 8—10 U. frei; Mont., Mittw., Donnerst. 9—12 U. für 5 Ngr. 
Portellan u. Vasen (8. 324) im Japan. Palais im Sommer (1. Mai bis 31. Oc- 

tober) Mittw. von 2—611. frei; sonst den ganaen Tag 6 Pers. für 2 Thlr. 

Wer den Castellan des Japan. Pal. benachricbtigt, dass man sich einer 

Oesellschaft anscMiessen wolle, pflegt seinen Zweck zu erreichen. 
Zoologischer Garten s. 8. 335. 

Die meisten Sammlungen werden auch zu andern Zeiten, wo nicht freier 
Zutritt sUtt findet, gegen 2 Thlr. für 1—6 Pers. geöffnet. Lohnbediente 
wissen schon zu allen Zeiten eine Gesellschaft zusammenzubringen. Wer 
das nieht will, findet aa Ort und Stelle auch wohl für 10 Ngr. Eintritt, so- 
fern bereits andere zahlende Schaulustige am Eingang bereit stehen oder 
im Innern umhergeführt werden, denen man sich alsdann anschliesst. 

StnndmiMttol. (Genaue Auskunft über alle Sehenswürdigkeiten des 
Tage«, Schauspiel, Concerte u. dgl. in dem Dretdentr Anztiper u. a. Local- 
blättern.) Täglich: Gemäldegallerie 10—4, Sonn- und Feiertage von 
12—3 Uhr. Bibliothek 9—1 V. Sächsische Alterthümer. Grünes Gewölbe. 
Histor. Museum. Kauftnann's acust. Cabinet 10—6 U. Sonntag: Kunst- 
verein. Kirchenmusik in der Hofkirche (8. 310) 11— 13U. u. Nachm. 4 U. 
Montag: Gypsabgüsse 10—2 U. Dienstag: Naturhistor. Museum 8—10, 
Mineralog. Museum 10—12 V.. Kupferstichsammlung 10—2 U,, Kunstverein. 
Mittwoch: Antiken 10—2 Ü. , Porzellan und Vasen 2—6 ü. Donners- 
tag: Gypsabgüsse 10—3 U. Freitag: Naturhistor. Museum 8—10, Mi- 
neralog. Museum 10—12 U., Kupferstichsammlung 10—3 U., Mathem. Sa- 
lon 8—12 TT., Kunstverein. Sonnabend: Antiken 10—2 U. 

Dresden (307'), die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs 
Sachsen, zu drei Viertheilen (Antons-, Neu^ und Friedrich sstadt) 
erst im Lauf dieses Jahrhunderts erbaut, hat 128,150 Einw. 
(6000 Kath., 700 Juden, 3000 Soldaten). Die reizende Lage an 
der Elbe und die reichen öffentlichen Sammlungen für Kunst und 
Wissenschaft, besonders die ausgezeichnete Gemäldegallerie, führen 
im Sommer ganze Schaaren von Reisenden in seine Mauern. 

♦Brücken. Die alte Brücke, 1727 bis 1731 hergestellt, 550 
Schritte lang, 16 Sehr. br. , ruht auf 16 Bogen; an einem der 
mittleren Pfeiler ein Thermometer. Ueblich ist, stets zur Rechten 
zu gehen. Am 19. März 1813 sprengte der franz. Marschall Da- 
vonst zur Deckung seines Rückzugs zwei Pfeiler. Bei der grossen 
Ueberschwemmung am 31. März 1845 stürzte ein Pfeiler ein, 
sammt dem darauf befindlichen grossen metallenen Kreiiz. — 
Etwa 1000 Schritte stromabwärts ist 1852 die schöne Marienhrücke 
fertig geworden, 12 Bogen Ton 100' Spannung; sie ist 26 Sehr. br. 
(13 für Wagen und Fussgänger, 13 für die Eisenbahn), und von 
einem Brückenhäuschen bis zum andern 570 Sehr. lang. Da sie 
die Bahnhöfe in der Alt- und Neustadt yerbindet, setzt sie die 
Bogenstellung als Yiaduct südlich noch weit landeinwärts fort. 
Die «BrlUiPsche Terrasse (PI. 8), 650 Sehr, lanp:, unmittelbar 



214 BouUS». DKESD£N. Qrüne9 Qewblbt. 

an d«r Elbe aafttfligflnd, bietet die am meittea besuchten Spazier- 
i^inge und Aassichten. Eine breite schöne Freitreppe (Ai Stofoi), 
welche 4 Gruppen, die „Tageszeiten^ nach Entwürfen von 8€iuüing, 
erhalten soll, führt neben der alten Brücke zu ihr hinauf (Kaffe- 
hluser s. S. 212). Neben dem Aasstellungssaal des Kunstvereins 
(S. 213) ist die AeademU der Künste (am Eingang 2 Medaülon- 
bilder: „Bemkard von Lmdenau die danJAare Aeademie*'y vergl. 
S. 240, und Baron von Quandi)^ welcher J. Hübner, Schnon, 
L. Richter, Haehnel u. A. als Lehrer angehören. 

An der Ostseite der Terrasse die BjnngOffe (PI. 42), orientali- 
schen Styls, 1840 von Semper erbaut, Abends 7— 7V2 U. Gottes- 
dienst Beim Hinabsteigen von der Terrasse zu den Promenaden von 
dieser Seite ist r. an der Ecke des botan. Gartens das Morittimonwneni 
(PI. 14), zum Andenken an den Kurfürsten Moritz, der 1553 bei 
Sievershausen gegen Markgraf Albrecht von Brandenburg-Culmbach 
fiel, nachdem er vor seinem Ausmarsch seinem Bruder August 
das Kurschwert übergeben hatte, wie das Relief andeutet. 

Die kftth. Hofkirohe (PL 24), 1756 vollendet, der alten Brücke 
gegenüber, hat ein gutes Altarbild von Raphael Mengs, Christi 
Himmelfahrt, und andere geringem Werths von deutschen und 
Italien. Malern des vor. Jahrh. Unter der Sacristei ist die Gruft 
des königl. Hauses. Auf dem Umgang und an den Eingängen 
64 Heüigen-Bildsäulen. Die »Kirchenmusik , Sonntag 11—12 ü. 
und Nachm. 4 U. und an den Vorabenden der Feiertage ist be- 
rühmt. Während des 'Gottesdienstes ist strenge Kircheapolizei. 

Das königl. Bohlofli (PI. 39), neben der Kirche, ein grosses, 
in die nächsten Stadttheile hineinragendes, zu verschiedenen Zeiten 
errichtetes Gebäude, hat durch Bendemann's grosse ^Fresken eine 
neue Zierde erhalten, im Thronsaal Gesetzgeber, von Moses bis 
Maximilian I., Darstellungen aus dem Leben Kaiser Heinrichs !• 
(t 936), auf die 4 Stände sich beziehend, am Fries Zustände des 
Lebens mit seinen Beschäftigungen und Mühen; im Ballsaal eine 
Reihenfolge von Gegenständen aus der griech. Sage u. Geschichte. 
Im Schloss ist das *grfine Oewölbe, Eingang im Hof liol^s 
(Eintr. S. 213), eine Sammlung von Kunstwerken und Seltenheiten, 
Kostbarkeiten und Edelsteinen, mehrere Millionen an Werth, viel- 
leicht die reichste in Europa, im 16. bis 18. Jahrh. zusammen- 
gebracht. Die Masse der aufgestellten Gegenstände ermüdet um 
so mehr, als man in weniger als 1 Stunde durch diese Bäume 
gejagt, und zu aufmerksamer Betrachtung einzelner Kunstwerke 
keine Zeit von den Führern gegönnt wird. 

Zimmer I.: Bildwerke in Erz, Gruciflx von Giov. da Bologna, der 
kleine sich kratzende Hund von P. Vischer, Pluto entfahrt ProserplMi 
Bacchus auf einem Ziegenbock von Kindern umringt. Reiterstatne Carrs U. 
von England , Ludwig's XIV. , Auguat's des Starken. — Z. U. Elfenbein- 
Sammlung. Cruciflx, vielleicht von M. Angelo , Schlägerei von Dürer (?), 
Krüge mit Schlachtstücken, Hippodämia und der Kampf der Lapithen und 
S^^^^iLl"' ^•■?*® "^* ^^^ thörichten Jungfrauen; Lucifers und der bösen 
Jfingel stur«, eine Gruppe von 92 Figuren, aus einem 16" hohen Stück 



Theaier, PKESDBN. 69. BouU. 215 

XUSenbein geftrbeiiett swei Pferdeköpfe, Beliefii von M. AngelOi &«ub der 
Proserpina^ Becher mit einer Jagdscene, die Könige Friedrich August und 
JUiton bilden die Hauptfiguren. — Z. III. Mosaikarbeiten, Strausseneier 
und Muscheln mit Reliefs und Zierrathen, Konülem, P^lmutter, Bernstein, 
Schmelswerk; ein Kamin aus Meissener Porxellan mit sächs. Edelsteinen 
gezierte Schmelz-Gemälde, besonders eine Madonna und ein Ecce Homo 
^on Baphael Mengs; Bildnisse Peters d. Or. und Augusts d. Starken von 
Dinglinger^ Fruchtteller mit Schlachtstück. — Z. IV. Credensgefässe von 
Gold und Silber, getriebene Arbeiten, Rubin-OIas, Filigran, prachtvoller 
Schmuckkasten von Jamnitzer aus Nürnberg. Aufsätze. — Z. V. Gefässe 
aus edeln Steinarbeiten (Achat, Jaspis, Chalcedon, Lasurstein), Sammlung 
geschnittener Steine und Bergkrystallsachen , über 1000 Nummern : zwei 
Becher, ganz ans geschnittenen Steinen, jeder auf 6000 Thlr. geschätzt % 
aus Bergkrystall geschnittene Gefässe, ihrer Grösse und ihres Glanzes wegen 
merkwürdig; grosse Goldtopase; eine grosse Kugel aus einem Bergkrystall. 
— Z. VI. die kostbarsten Kleinodien, Perlen, Edelsteine, Bildschnitzereien 
von Elfenbein und Ebenholz, Zerrbilder u. dgl., worunter einzelne vortreff- 
liche Sachen. — Z. VII. der polnische Krönungsschmuck August's II. ; Holz- 
fichnitzwerke, namentlich die Auferstehung, Kreuzabnahme, des Erzengels 
Michael Kampf mit dem Satan, zwei Reitergefechte \ dann zwei Schlacht- 
atücke in Wachs; geschnittene Kirschkerne u. dgl. — Das VIII. und letzte 
Zimmer übertrifft alle andern an Werth und Glanz seines Inhalts. Das 
Beste sind die Arbeiten Dinglinger's (1702—1728), des sächsischen Benve- 
auto Cellini. Sein bedeutendstes Werk ist der Thron und Hofhalt des 
Orossmoguls Aureng Zeb (reg. v. 1659—1707 zu Delhi in Ostindien); auf 
einer 2 Ellen im Geviert grossen silbernen Platte ist der prachtvoll ausge- 
schmückte Pavillon und der Mogul selbst auf goldenem Thron von Wachen 
und Hofstaat umgeben , 132 Figuren von Gold und Schmelzwerk. Ver- 
schiedene Handwerker von demselben Künstler. Eine Lampe, die Fabel 
Actaeons und Dianens darstellend. Ferner bemerkenswerth eine Stufe pe- 
ruanischer Smaragde, 1581 von Kaiser Rudolph II. geschenkt. Die grösste 
bekannte Onyxplatte, 62/3" hoch, 2V4" breit, auf 48,000 Thlr. geschätzt. 
Eine Sammlung reich verzierter Waffen, unter diesen d. sächs. Kurschwert, 
1792 bei der Krönung des Kaisers Franz zuletzt gebraucht; Ordenszeichen, 
Ringe, unter diesen 2 von Luther; kostbare Juwelen. 

An der Westseite des Schlosses ist die nach Schinkels Plänen 
1831 aufgeführte Hauptwache (PI. 17). Wachtparade nm 12 ü. 
hier und an der Neustädter Hauptwache neben der Brücke. 

Die Mitte des Platzes ziert das 1841 von Semper erb. '''Theater 
(S. 212). In den vier Blenden zu beiden Seiten des Haupteingangs 
unten Goethe und Schiller, oben Gluck und Mozart, yon Rietschel; 
in den übrigen Blenden dieses Vorderbaues Shakspeare, MoU^re, 
Sophokles und Aristophanes von Hähnel; die Blenden der Rück- 
seite unten Satyr und Faun, oben 2 Tänzerinnen. Den langen Fries 
der Rückseite ziert ein Zug des Bacchus mit Centauren, Relief von 
Hähnel ; im östl. Giebelfeld Orestes, yon Furien verfolgt, nach den 
Eumeniden des Aeschylos, im westlichen eine auf flie Musik bezügl. 
Oomposition, beide von Rietschel. Der Hauptvorhang, von Hübner 
gemalt, stellt im Halbkreis eine allegor. Scene nach Tiecks Kaiser 
OctAvian dar, unten die Hauptfiguren der berühmtesten Dramen* 
dichtungen. Zwischen dem Theater und den Anlagen erhebt sich 
das StandbUd Carl Xaria von Weber'i (f 1826, S. 225), am 
11. Oct. 1860 enthüllt, nach Rietschel's Entwurf in Erz gegossen. 
Der geniale Oomponist wendet das Haupt nach oben, seine Linke 
stützt sich auf ein Notenpult, die Rechte hält einen Griffel und 
einen Eiidienzweig. 



216 BouU». DRESDSK. OemäldttfdilarH. 

An der SOdfleite des Platzes hat das neae Iffnseom einen grossen 
länglichen TiereoUgen Scblossbau, den Zwinger (PI. 46), zum 
Abschlnss gebracht. Die altem Theile des Gebäudes liesfi August II. 
za Anfang des vorigen Jahrb. in dem damals Üblichen gezierten 
Rococostyl errichten, als Yorhof eines beabsichtigten grossen pracht- 
vollen Schlosses, welches jedoch nie zur Ausführung kam. Das 
grosse offene Viereck (240 Sehr. 1., 140 Sehr, br.) ist zu Rasen- 
Anlagen benutzt, die Wege sind mit gegen 300 Orangenbäumen 
besetzt, in der Mitte das Standbild Friedrieh Angnit'i (f 1827) 
(PI. 13), „dem Oertehten das dankhart Vaterland, tum Andenken 
an die Segnungen einer ÖSjähr. Regierung'^ nach einem Entwurf 
Ton Rietschel in Erz gegossen. Die vier Gestalten versinnbildlichen 
die Frömmigkeit, Weisheit, Gerechtigkeit, Milde. 

Das Xnienm (PI. 33), also der nordl. Flügel des Zwingers, 
ist 1854 nach Semperas Entwürfen vollendet. Dieser Neubau macht 
den günstigsten Eindruck, er steht mit den drei andern Seiten 
des Zwingers durchaus im Einklang, das Bococo des 17. und 
18. Jahrh. erscheint hier aber in veredelter Form. Das Hauptportal 
ist nach der Hofseite, in Art eines röm. Triumphbogens. Es ist 
mit zahlreichen Bildwerken geziert, in Blenden links u. rechts 
Raphael und Michel Angelo, 8' h. «Standbilder in Sandstän, voo 
Hähnel ; weiter auf den Postamenten der 4 untern korinth. Säulen, 
1. der h. Georg imd die alttestamentl. Judith, r. Siegfried der 
Drachentodter und Simson. Auf der Attiea freistehende Stand- 
bilder, 1. Qiotto und Holbein, r. Dürer und Cornelius. Dann 
zahlreiche Reliefs, links christliche, rechts alttestamentliche. Alle 
diese Bildwerke sind theils von Rietschel, theils von Hähnel. 

Im Zwinger sind die meisten der Dresdener Sammlungen auf- 
gestellt, im neuen Museum die Gemälde, Kupferstiche und Gyps- 
abgüsse und in den übrigen altern Theilen des Gebäudes das 
historische Museum und das Naturaliencabinet. 

Die **06mUd6gallerie (Eingang nordwestl. im Portal, Eintr. 
s. S. 212), im Erdgeschoss rechts die PasteUbilder u. Canaletto'scheD 
Mrd. 

10 I 11 I 18 



Raphael'i' M I 1 I 1 I 1 
Ma donn».| i | 8|3| 4|5|6|7 | S|9 

^^- ' Ital. 1 Ital. I Ital.- 
D I E I F 



^^^^^^^^ I I I i I I I I iHolbeio's 
llllll 'iiiili l8|14|15ll6|17|lS|19|80|ai| ÜMJ*. 

i/ VJl Spa- I Nie- I Kie- !" M 

3| |C| nier. | derl. I derl. p«ii««**. 




Landschaften (S. 213), geradeaus die Kupferstiche und Hand- 
zeichnungen (S. 213). An den Wänden der EintrittshaUe Friese 
von üypg, Reliefs, die Geschichte der Malerei schüdemd, rechts 



GemäUUgaOerU. . DKB8X>KN. ». B^At. 217 

itaUen. Malergeschichte von JTnoiier, links deutichefl und ni^ 
derl&nd. Malerleben von Hähnel. Die Dresdener Gallerie Ist dies* 
seit der Alpen wohl die bedeutendste, über 2300 Bilder, meist 
niederländ. nnd ital. Meister^ sie hat einzelne Bilder (die Sixtini* 
sehe Madonna Yon Raphael und die Madonna von Holbein), die 
weit alles Andere in deutschen Oallerien überragen. Den Orand 
zn der Sammlnng legte Herzog Georg, der Qonner Lucas Ora* 
nachts ; durch die Erwerbungen unter August II. und August III. 
gelangte sie jedoch erst zu der heutigen Bedeutung. Die Bilder 
sind in den zweckmässigsten Räumen aufgestellt, nicht zn gross, 
nicht zu hoch, klares Licht yon oben in den mittlem Sälen, Licht 
▼on dem Seiten in den Cablnetten, im Winter durch erwärmte 
Luft alle Räume behaglich geheizt. 

Bei der Aufstellung war erste Rücksicht, die schönsten Bilder 
in das günstigste Licht zu bringen. Die historische Reihenfolge 
blieb Nebensache, obgleich in ihren Hauptzügen auch gegen sie 
nicht gefehlt ist. Der sehr belehrende Hübner*sche Katalog ist 
Im Vorsaal für 25 Ngr. käuflich zu haben, unentbehrlich für den- 
jenigen, der die Gallerie genauer studiren will, für den flüchtigen 
Besucher aber ohne Nutzen , da die Namen der Maler auf den 
Rahmen angegeben sind. — Wir begeben uns die Treppe hinauf, 
ond treten durch den mit grossen Familienbildem (Nro. 679. 
Zusammenkunft der Kaiserin Amalie, Wittwe Josephs I., mit ihrem 
Schwiegersohn August III., König von Polen, und dessen Familie 
zu Neuhaus in Böhmen, von Süvestre) geschmückten Yorsaal und 
den Corridor, der seiner Ausschmückung mit Fresken noch ent- 
gegen harrt, in den Saal H., durchschreiten, die Treppe hinan, 
den Kuppel- und die folgenden Säle, ohne zu verweilen, bis zu 
dem £ck-Saal A., um hier mit frischester Schaulust dem tiefen 
Eindruck uns hinzugeben, den die Perle der Sammlung, die Six- 
tinische Madonna, auf Jeden, selbst den Ungebildeten, macht. 
Dann erst beginnen wir unsere Wanderung (ö., w., n., s. bedeutet 
Ost-, West-, Nord- oder Südseite). 

Saal A. *^Eaphael die Sixtinische Madonna („Madonna di S. Sisto"), 
die Jungfrau Maria mit dem CbriAtuskind in Wolken, r. der heilige Sixtus, 
1. die heilige Barbara, unten zwei Engelkinder (9' h., T br.), 1753 für 
60,000 Thlr. gekauft. — SaalB. n. (über der Thür) *Battoni büssende Mag- 
dalena; n. 63. Carlo Dolä Gbristus Brod und Wein segnend; n. 70. Raphael 
Madonna della Scdia (alte Copie); n. 61. Carlo Dold HeTodi&a ; n. «62. Carlo 
Doici h. Cäcilia; darüber n. 142. Qarofalo Hochzeit des Bacehus und der 
Ariadne, nach einer Zeichnung RaphaeFs *, s. 43. Andrea del Sarto Verlobung 
der heil. Catharina; s. 115. Satsoferrato Maria neigt sich über das an ihrer 
Brust schlummernde Kind; s. *82. öiulio Romano heilige Familie („Ma> 
donna della scodella", die Madonna mit der Schüssel). — Rechte Saal G. 
n. *d3%. Alle*. Turchi David mit dem Schwert und Haupt Ooliath''s; östl. 
♦72. Van Mander Copie nach KaphaeKs Madonna, unter dem Namen „la belle 
jardinifere" bekannt, das Original im Louvre zu Paris. — Saal D. nördl. 
151. Correggio Madonna mit vier Heiligen; n. 152. Correggio Madonna und 
drei Heilige; n. **154. Correggio Anbetung der Hirten, unter dem Kamen 
.die Xacht" bekannt; n. 155. Correggio Madonna mit vier Heiligen; östl. 
212. Buonconsiglio gen. Marescaleo Madonna mit vier Heiligen ; s. 44. Andrea 
del Sarto Abrahams Opfer; s. dOi. Püolo Veronete Findung Mosis; darüber 



ttS atMUe$. DRSS0CK. OemätdegaUerU. 

e. 116. €fmr^falo lUdoBM odt SagelB n, Hettlgea^ w. «21. Luea Sügnorelli 
heil. FMüflie (neu angekauft)) w. 14&. Oar^flilo ICaria kniet mit etoein. Engei 
▼or dem «cbUfenden Christkind ■, w. 196. Do$»o Dotai ein Traum ; djirüber 
w. *84. Ramenghi gen. BagnaeavaOo Madonna mit rier Heiligen. — Saal £. 
n. 300. Paolo Voroneu Hoebieii in Cana; n. 292. PaoliO Vonmete Anbetung 
der Könige; ö. 218. Oiorgiont Jacob undBaheU ö. 228. Tizian Büdnies des 
Dichten Pietro Aretino; ö. ^0. Tieian Bildnis« seiner Tochter Lavini«; 
darüber ö. *22&. TlHan Amor und Venus i s. 229. IHzian Frauensimmer mit 
Pächer« s. 226. IUmm Franenaimmer mit Vase; s. 301. Fk»olo Voroneee Ma- 
donna und Familie Concinai s. 224. Tutan Madonna mit Kind u. 8. Joseph, 
knieend Alpbons I. Henog von Ferrara mit seiner Ghemahlin Lacreaia Borgia 
und seinem Sohn; w. 228. Tizian Madonna mit Heiligen. — Saal F. nördl. 
M3. (htereino Lotb und seine Töchter; darüber n. 476. Ouido ReiU Brschei- 
nung des Heilandes; n. 590. /Van<x«<;AtfM hassende Magdalena; n. 178. Ckzra- 
vaggio Wacbtstube mit Kartenspielern; oben links neben der Treppe östl. 
472. Omdo Beni Hinus und Semlramis , früher unter dem Kamen „ Salomo 
und die Königin ron Saba" bekannt ; n. 176. Caramaggio Verleugnung Petri ; 
•. 548. Bern, Strozzi Abasverus und Esther; s. *177. Oaravaggio Karten- 
•pieler; darüber s. 451. Ann. Carraeei Heilige ror der Madonna; s. 449. Ann. 
Oarraeei Genius des Ruhms; w. 511. Onereino der Königin Semlramis meldet 
ein Bote den Ausbruch eines Aufruhrs in Babylon. 

Kun surück bis cur Sixtinischen Madonna und in die Gabinette zu 
den kleinem Italien. Bildern. 1. Gab. s. 14. OiotHno Johannes der Täufer 
(neu angekauft); s. 148. 149. Orandi Christus sur KreuEigung geführt, 
Christas am Oelberg und Gefkngennehmung; ö. 496. Fi-aneezco Franda Ma- 
donna mit Kind, das einen Vogel in der Hand hält, und St. Johannes; 
s. 16. SUamina Engel mit Tobias. — 2. Gab. w. 5. Oiunta Ptzano Madonna 
mit dem Kind (neu angekauft); s. 216. Oima da OonegVano Darstellung dei 
Maria im Tempel; ö. *lo3. Oorreggio h. Magdalena; darüber ö. *Tr. Oimignano 
Maria mit Kind, welches den kleinen Johannes küsst; ö. *85. Baroeeio Hagar 
und Ismael; ö. *156. Correggio Bildniss seines Arztes (?). — 3. Gab. östl. 
*90. Leon, da Vind Maria mit dem Kinde und dem kleinen Johannes (nea 
angekauft). — 4. Gab. ö. 474. 475. «479. Chiido Beni Christus mit Dornen- 
krone; ö. *454. AnnibaU Carraeei Christuskopf. -> 5. Gab. w. «243. Palma 
Veeehio seine drei Töchter; ö. 242. Palma Vecehio Madonna und Heilige; 
ö. **222. Tizian der Zinsgroschen („Gristo della moneta"), Christus und der 
Pharisäer. -* 6. Gab. ö. 595. SoUmena schmeraenreiche Maria; ö. ^S6. Oft- 
nani Joseph und Potiphars Weib. — 7. Gab. w. *655. Claude Lorrain aicilian. 
Küstengegend, im Vorgrund Acis und Galathea; ö. '*654. C^ude Lorrain 
Landschaft, als Staffage Schäfer und Flacht der h. Familie. — 8.— 14. Gab. 
Niederländer, Stillleben, Wouwerman'sche Schlachten, Landschaften u. dgl., 
hervorragend nur im 11. Gab. Ö. 1436. u. 1437. swei bekannte Landschaften 
▼on Ruisdael^ die Jagd und der Judenkirchhof; 14. Gab. ö. 1244. 1245. Ter- 
burg^ Täterliche Ermahnung, Studie zu dem Berliner Bild (S. 16), Unter- 
richt im Lautenspiel. 

Nun wieder m die Säle, zu den Bildern der neapolitanischen, spani- 
schen, niederländ. und deutschen Meister, letztere sehr sparsam vertreten. 
Saal H. n. 627. Zurbaran der h. Franciscus ▼. Assisi, dem ein Engel er- 
scheint, schlägt die päpstliche Krone aus, im Hintergrund das ConcUre 
der Gardinäle; ö. 634. Jfurillo Madonna (Gopie); ö. *633. Muriüo der heil. 
Rodriguez. tödtlich verwundet, empfängt von einem Engel die Märtyrer- 
krone, 1853 aus demKachlass Louis Philipps angekauft; s. 578. Luca Oiordano 
Jacob und Bahel; s. *606. Spagnoletto h. Maria von Aegypten. — Saal J. n. 
966. Van Dyck Bildniss der Gemahlin Carls I. von England ; n. 831. Ruhen* 
Tochter der Herodiai mit dem Haupt Johannes des Täufers; n. *845. Rie- 
ben» Bildniss seiner zwei Söhne ; darüber n. 824. Ruheni Keptun auf dem 
Muschelwagen gebietet den Winden (>)Qu<>s ego**) ; n. *987T Van Dyek die 
drei Kinder Carls I. von England; n. 985. Van Dgdt Carl I. von England; 
darüber n. 841. Rubens Cloelia mit ihren Gefährtinnen aus dem Lager der 
Etrusker fliehend, schwimmt durch die Tiber; ganz oben n. 827. Rubeu» 
trunkener Hercules ; ö. oben 959. Jordaene Darstellung im Tempel; ö. in 
derMitte •981. Van Dyek Jupiter senkt sich als Goldregen zu der auf einem 
Bett liegenden Danae; s. oben 956. Jordamt Diogenes mit der Laterne; 



QemäidegalUrie. DEB8DEN. 59. .SotHe. 219 

9. 830, Rub^mt h. Hieronymiu; w. obea 833. Rubens Löwe^ftgd; •. obea 
957. Jordaeni der Terloreae Sohn; dmroiiter 836. Rubms Diaoa und ihre 
Nymphen von der Ja«d heimkehrend ; w. 622. Vekuqitet Bildniss dea Grafen 
von Olivares; w. 623. &U. Vekuquee männliche Bildnisse; w. Wd. Dieg» 
Correa Christas am Kreua; w. 618. ^x^noleUo Diogenes mit der Laterne. — 
Saal K. n. 1270. Ferd. Bol David übergibt den Uriasbrief; n. •1366. Ferd. 
Bol Ruhe auf der Flacht nach Aegvpten \ n. 1268. Ferd. Bol Joseph stellt 
seinen Vater dem Pharao vor; n. 8Wd. 893, Snyden Schwein^agd and Wild> 
pret; ö. 1224. Bembrandt Grablegung Christi; s. 837. Buben* 8ehwein^}agd ; 
s. 1577. 1579. Weenix todtes Beh und Hase ; ganz oben in der Mitte südl. 
•1220. Rembrandt Opfer Manoah's und seines Weibes ; s. 1267. F. Bol Jacob 
sieht im Tranm die Himmelsleiter ; s. 1217. Rembrandt Festmahl der Esther 
und des Ahasvems ; darüber s. 889. Snydtrt todter Sehwan und Pfau und 
Hündin mit Jungen ; w. oben 1216. Rembrandt Ganymed von Jupiters Adler 
in den Olymp entfährt; w. *1225. Bembrandt eigenes Bildniss, «ue Frau aaf 
dem Schooss, ein Glas Champagner in der Hand ; w. 1219. Bembnmdt Bild- 
niss seiner Frau oder Tochter; w. 1221. Bembrandt Bildn. einer alten Frau. 
>- Saal L. (rechts) altdeutsche Bilder meist von Oranaeh. n. 1719. Memlmg 
Bildniss des Herzogs Anton von Burgund; n. 1725. Dürer männl. Bildniss. ~- 
S aal M . s. •iliA. VanE^ek* SehtOe Madonna u. Heilige; darüber M72L. QuinUn 
Maesps Qeldwechsler. — Saal K. ••1809. Bim* Holbein d. j . Maria mit dem 
ChriBtuskind , zu den Füssen der Baseler Bürgermeister Jacob Maier und 
seine Familie, nach der Sixtinisohen Madonna das bedeutendste Bild der 
G«Uerie. «ISiO. Oolbein Thomas Morett, Goldschmied Heinrich's Vm. von 
England; 1713. /. v. Eifck Madonna mit HeUigen, kleines Flügelbild. 

Kun durch dieCabinette mit den vortrefflichsten kleinen niederländ. 
Genrebildern. 21. Cab. Ö. oben 1306. 1306. i/iito» Geflügelverkäufer und 
Wildprethäadlerin ; ö. 1310. Meteu Spitzenklöpplerin; ö. oben 1307. MeUu 
Federviehhändlerin; Ö. 1537. Slingeland unterbrochener Musikunterricht; 
ö. 1538. Singüand einer jungen Frau bietet eine Alte einen Hahn durchs 
Fenster an. — 20. Cab. ö. 1529. Ifetgcher kranke Frau and Arzt; östlich 
1527. NeUcher Dame am Klavier; ö. oben 1531. NtUcher Bildniss der Frau 
V. Montespan. — 19. Cab. ö. oben 1139. Dow Zahnarzt; ö. 1134. Dow eigenes 
Bildniss; ö. 1137. Dow ebenso, auf der Violine spielend; *1140. Dow hu- 
tender Einsiedler ; ö. 1142. Dow Stillleben ; ö. 1149. Dow juneer Mann leuchtet 
einem vor ihm sitzenden Mädchen in's Gesicht; w. 1565~-1Ö69. Schalken 
Lichteffeete. — 18. Cab. ö. 1475. Franz Mieri» der Künstler in der Werk- 
statt mit seiner Frau vor ihrem angefangenen Bild; ö. •1474. Franz Mieri» 
Kesseiaicker; ö. 1476. Fr. Meri* der Meister in seiner Werkstatt; westl. 
1659. WUh. Meri* Preciosa erkannt; w. oben 1650. mih. Jfierit Leiermann 
▼on einem Mädchen umfasst. — 17. Cab. ö. 1641. Adr. v. d. Werjf Urtheil 
des Paris; ö. 1838. Yan der Werf Venus und Amor; ö. 1645. Van der Werf 
Abraham verstösst Hagar; ö. iO^. Van der Werff Mann und Frau beim 
Schachspiel; ö. 1635. Van der Werf Schäfers cene ; s. 1017. Bpekaert Bauern- 
fanülie; s. 882. BtUten» altes Weib und zwei Knaben bei einem Feuertopf ; 
w. •1156. Jan de JBeem Früchte, Vogelnest, Vögel und allerlei Insecten. — 
16. Cab. Ö. 838. Bubens Uriheil des Paris; ö. ^839. Buben» der Liebes- 
garten ; w. 843. Bubens Jüngstes Gericht, Skizze zu dem grossen Münchener 
Bild. — 15. Cab. Ö. 918. Tenier» rauchende und spielende Bauern; östl. 
928. Teniers Chemiker am Schmelzofen. 

Aus dem 14. Cabinet in den Saal H. und die Stufen hinan in den 
Kuppelsaal, dessen Bau in dieser Art durch das hohe Portal, überwel- 
chena er sich befindet, nothwendig geworden ist. Die Idee, hier nach Art 
der Florentiner Tribuna die bedeutendsten Bilder zusammen zu stellen, ist 
glücklicher Weise nicht zur Ausführung gekommen. Der kleine Baum ist 
zweckmässig zur Ausstellung von 12 werthvollen gewiricten Tapeten be- 
nutzt, unten 6 altniederländische, einige ohne Zweifel nach Carions von 
Q^inHn Mcusys (Kreuzigung vortrefflich) , die 6 obern ebenfalls in den 
Niederlanden gefertigt, nach Cartons von Baphael. 

Aus diesem Kuppelsaal führt eine Treppe in den obern Stock, in 
dessen niedrigen Bäumen einige neuere Bilder, sodann die weniger be- 
deutenden von den altem Bildern untergebracht sind. Bechts 22. Cab. 
meist Bildnisse, darunter verschiedene von Denner^ 1931. alte Frau. " 



nO RomteS». DRR8DBN. Kvpfenüduammbunff. 

98. n. 24. Cab. kleine Kiederiinder; dam nea angekauft 90fi9. admuter 
Setalaehtocene bei Borodino; 3070. Ptüddmumn Kaiser Friedrich Barbarossa 
anf dem Eeichttag sn Besanfon. — 25. Cab. n. 1150. Dow büssende Mag- 
dalene-, ö. 686. MmiUo Mädehen Qeld sählend, ein Knabe sahlt auftnerksam 
nach. — 26. Cab. weatt. 666. Oavde Lorrain Landschaft (Copie)^ nördl. 
666. U 3run h. Familie ; n. 666. B^mrtmignon Schlachtgetämmel *, n. 644. Me. 
FOuuin Anbetung der Könige i s. 667. Bourgtugnan Reitergefecht. — 27. C ab. 
d. 1866. KmIkHK Brett mit Briefen (täuschend ahnlich); 8. 1742. 1761. 1763. 
1764. AltarbUder Ton L. CrmMok. — 28. Cab. r. 1890. Heiu Aaszag ans 
Aegypten. — 29. Cab. n. 706. yattier Bildniss des Ifarscballs von Sachsen i 
6S2. Süvtitrt August der Starke und Friedrich Wilhelm I. von Preussen 
reichen sich die Hände; ö. 707. Qirard Napoleon im KronungaoncMiti ösü. 
684. Bilvtslre Bildnis« Ludwigs XV. \ s. 645. Nie. Bouuin Marter des h. Eras- 
mus, ein grässliches Bild. — 80. Cab. Tier grosse Thierstücke von Ph, Boos. 
Kun snrück au der Treppe, und in die Cabinette links. *31. Cab. 
Neuere Bilder, meist von sächs. Malern, n. *2069. JkM grosse norweg. 
Landschaft i n. 2044. Pesdul dem Patriareben Jacob erscheinen auf seinem 
Zuge nach dem gelobten Lande die Engel Oottes; n. 2061. Mmier der 
Michigan - See ^ n. 2867. /iyfi(7«r Dorflandschaft ^ n. 2048. Sdiurig Johann, 
Bischof von Speyer, nimmt die eur Zeit des ersten Kreuszuges hart ver> 
folgten Juden in Schutz; ö. *2049. Jul. BUbntr das goldene Zeitalter, eine 
Omppe von Hirienknaben; ö. 2061. Roetmg Columbus vor dem Bath ea 
Salamanca; w. 2046. Lvdw. Richter Fröhlingslandschaft mit einem Brautzug; 
w. 2068. V. Oer Albrecht Dürer empfangt zu Venedig den Besuch des alten 
Giovanni Bellini. — 32. C a b. n. Sekuster Seene aus der Schlacht bei Aspen 
(neu angek.); n. 2869. Dahl Reh ; n. 2064. Matthaei Orest ermordet den Aegisth ; 
s. 2071. Hammer Wildsau von einem Hunde gestellt; s. 2054. Kmnmer 
schottische Gegend; s. 2067. MOfUig Mönche von Raubrittern überfallen. — 
38. Cab. n. 418. Botari Ruhe auf der Flucht; w. 478. Guido Ben* schlafendes 
Christkind, von seiner Mutter angebetet. — 84. 36. Cab. nichts zu nennen. 

— 86. Cab. n. 315. Paolo Veronese Europa auf dem Stier; w. 277. Christus 
mit den Jüngern zu Emmaus, Copie nach Tifian. — 37. u. 88. Cab. nichts. 

ImBrdgeschoss (Eing. rechts), Weriee von Künstlern des 18. Jahrb., 
in den Cab. 39—41: Pastell-Bildnisse meist fürstl. Personen, grossentbeils 
von Rosalba Carriera^ einige von Baiph. Mengt ^ die besten von Liotard^ 
Cab. 41. ö. 2069. Bildniss des Malers im Costüm seines Aufenthalts in 
Constantinope] , 2090. Graf Moritz von Sachsen, *2091. Das Choeoladen> 
Mädchen, 2092. Bildniss der Nichte des Künstlers, der „schönen Lyonerin". 

— Cab. 42. kleine Bilder des fruchtbaren sachs. Hofmalers i>i«rtcA (f 1774); 
2386. Oanaletio Ansiebt der Kreuzkirche in Dresden nach dem preuss. Bom- 
bardement von 1760; 2320. Canaletto Treppe und Säulenballe des sächs. 
Palastes zu Warschau; 2337. Ganaletto Dresden von der Neustadt gesehen. — 
Cab. 43—46. meist Dresdener Ansichten von CanaleUo gemalt, im Cab. 43. 
auch 2817. u. 2318. zwei Ansiebten von Verona, im Cab. 44. 2319. Scuola di 
S. Marco u. Kirche S. Giovanni e Paolo in Venedig, im Cab. 45. im Srdgc- 
schoss, eine Sammlung von (186) Miniaturbildnissen berühmter Regenten, in 
neuerer Zeit sehr bereichert, nur am ersten Dienstag jeden Monats geöffiiei 

Die "'Kupferitielisammlimg (Eintr. s. 6. 213), ebenfalls im 
Erdgeschoss, ist in einem grossen gewölbten Saal untergebracht, 
an den Pfeilern Bildnisse der berühmtesten Kupferstecher, al 
fresco von Rolle, namentlich Martin Schonganer, Dürer, Marc 
Anton, Bembrandt, Edelink, Kaphael Morghen, Mantegna, Lucas 
V. Leyden, Golzius, Masson, Wille und Toschi. In Glas- 
schränken sind für das Publicum die bemerkenswerthestön Blätter 
ausgestellt, der Hauptschatz aber, über 250,000 Blätter von 
Finiguerra und den ersten deutschen Meistern an bis zu unserer 
Zeit, ruht in Mappen, die man durch die Diener sich vorlegen 
lassen kann. In einem kleineren Saal nebenan sind ebenso die 
HandMchnunfftn behandelt, wichtige oder bemerkenswerihe Blätter 



QyptQbgOiMt. DRBSDBN. 59. Aoirf«. tti 

znr Scban aasgestellt, das Andere In Mappen. Die 50 Mappen 
von Handzeichnungen alter Meister, besonders Meister der alten 
deatschen Schale, bilden einen wichtigen Theil dieses Gabtnett. 
Die Sammlung von 300 Bildnissen ausgezeichneter Personen aus 
dem 19. Jahrb., von Regenten, Staatsmännern, Feldherren und 
Männern, die sich in Wissenschaft und Kunst auszeichneten, nach 
dem Leben von Prof. Vogel gemalt, ist einzig in ihrer Art. 

Das ^Mnteam der Gypsabgütie (Eintr. s. S. 213, Eingang 
dem Prinzen-Palais gegenüber} ist unter der umsichtigen Leitung 
des Hm. Prof. Hettner so geordnet, dass in ihnen eine ganze Qe- 
schichte der plastischen Kunst sich verkörpert, von den ältesten 
aegyptlschen und assyrischen Anfängen bis zur neuesten Zeit. 

Um die Mitte des vor. Jahrb. Hess Rofhael Mengs von allen 
bedeutenden Antiken in Rom und andern Städten Italiens Ab« 
güsse machen. Diese bilden den Hauptstamm der Dresdener 
Sammlung und haben für die Kunstgeschichte einen um so höhe- 
ren Werth, als die Urbilder mehrerer Abgüsse verloren sind. 

Die Aufttellvng beginnt mit dem altgriech. Saal, 1. die Dreadener 
Pallas Athene, und die hercnlaa. Diana, r. der dreiseitige Candelaber und 
der Apollo von Tinea, im Hintergrund und an den Seiten die Aegineten 
(die Münchener Giebelgruppe, Bmchstüeke aus dem Tempel der Minerva 
Mf d. Insel Aegina), r. Aesyrisehe Bildwerke, 1. d. «og. Harpyenmonument 
ftua Xanthos in Lycien und der Amazonenfriea vom Tempel su Phigälia; 
uistoasead das Büstenummer. — Parthenon-Saal (Abgüsse der Bigin 
Karbles im British Museum), in der Mitte Ö. und w. Oiebelgruppe des 
Athenen-Tempels auf der Akropölis von Athen ; an der Wand Reliefs, oben 
Flies, unten Metopen. — Rotunde: Büsten, besonders Jupiter von Otri- 
Goli, Juno aus der Villa Ludövisi in Rom , Karyatiden des Erechtheions. 
— Alexandriner-Saal: r. 1. Venus von Melos, 2. Venus von Capna; 
3. Psyche von Capua, 4. Venus von Arles. An der Wand: 6. Discus- 
Werfer, 7. der Lysippische Schaber (Athlet, sich mit dem Schabeisen vom 
Staube der Palästra reinigend) , 10. Ringergruppe, lö. Amaaone aus Villa 
Xattei, 16. Silen mit dem Bacchuskind, 18. Jason (Sandalenbinder), 20. Bar- 
beriniacher Faun, 151. Melpomene (üher lebensgross) , 28. Apollino von 
Florenz, 29. anbetender Knabe (Original in Berlin) (S. 14). In der Mitte: 
31. Ilioneus, 32. Vaticanischer Torso, 83. Florentiner Hund. Fries vom 
Lysicrätes-Monument und vom Mausoleum zu Halicamass. 

Grosser Saal, darch jonische Säulen in 3 Schiffe getheilt. Kör dl. 
Schiff: 13. Mediceische Vase (Relief : Opferung der Iphigenie), 24.8opho- 
des, 30. Menander, 41. Belvedere'soher Mercur, 46. Borghesischer Fechter, 
60. Apoll mit Schwan, 66. sterbender Fechter, 77. Capitolinische Venus, 
81. Mediceische Venus, 82. liegender Hermaphrodit, v7. liegender Endy- 
mion, 96. Venus Kallipygos, 90. Satyr mit Böckchen, 101. Nike (Original 
in Gassei), 116. Oermanicus, 121. Laökoon, 129. Vaticanischer Apoll, 
130. Dom ausziehender Knabe, 183. trauernde Ariadne, 134. Satjrr, Becken 
schlagend, 146. Diana von Versailles, 147. A)ax mit der Leiche desAchil- 
leus, 151. Pallas von VeUetri, 155. Thusnelda. — Mittel- Schiff: die 
Statuen und Büsten an den Pfeilern wenig bedeutend , im Hintergrund 
165. Farnesischer Hercules (über lebensgross), 170. Agrippina (sitzend), 
184. Etruskiseher Redner, 199. Brutus (Büste), 219. Amor und Psyche, 
224. ähnliche Oruppe, 282. 233. Ganymed, 238. Polyhymnia, 240. Orest 
tmd Electra , 268. Capitolinischer Antinous , 269. Schlaf und Tod (sogen. 
Gruppe von S. Ildefonso), 284. gefangener Barbarenkönig. — Nun zurück 
bis zum Famesischen Hercules und dann in das Südl. Schiff (Abgüsse 
nach neuem Bildwerken): 1. Pieta von A/tchel Angelo^ 8. Christus v. JliicM 
Ängelo, 12. Delphin, ein verwundetes Kind ans Ufer tragend, von Raphael^ 
14. singende, musicirende und tanzende Kinder von Luea cMla RoMm, 



ist iloirftd». DBESDEN. Histor. Mmemi. 

17. Belleii tob 0kib§rU, 19. Jobm tos AmrAmI, 3S. Saliefs tos Gwoomni 
da Bologna y Ö3. Danaide Ton Rtmeh^ %.~97. yom Sebaldnagrab zu Vün- 
berg von /^rter Viseher, &4. Hagar und Ismael von Wütig, 55. Raphael yon 
ikukmel^ 47. 48. Hirtenkaabe und Mercur tob ThorwOdun^ 64. Pieta tob 
RUfehü, 63. Lesting Ton RieUdfl (8. 131). 

Dm ^bistoriielie XuMniii {Büsfkanvnwr , Eintr. 8. 218), im 
westlichen and sfidlichen Flügel des Zwingers, enthält Waffen 
und Rüstungen aus der deutschen Vorzeit, alte Trachten und merk- 
würdige geschichtliche Ueberresta, die reichste Sammlmig der Art 
in Deutschland. 

1. Eintrittssaal: Bildnisse sächs. Fürsten, die tob Albrecbt und 
seiner Oemahlin sind Ton L. Cranach, die übrigen meist Copien; an den 
Winden alte Oeräthe, Schränke, Sessel u. dgl.; Arbeitstisch der KurförstiD 
Anna (1585) \ Lutber's Schränkchen, sein Becher, sein Schwert, Trelches er 
als Junker Georg auf der Wartburg trugj alte Trinktische und Trinkge- 
fässe, eingelegte Arbeiten, Stühle, Sessel. — 2. Jagdsimmer: Jagdgerathe, 
Armbrüste, Hirschfänger, Speere, Messer, Bogen, > Jagdhörner und Jagd- 
taachen, n. a. das Jagdhorn Heinrich's IV. Ton Frankreich. — 3. Tur- 
niers aal: eine lange Oallerie mit Prunkwaffen und Rüstungen, meist als 
Hann und Pferd wie Beiterstandbilder aufgestellt. Ausgeseichnet durch 
Pracht und Kunstwerth sind die beiden Rüstungen Kurfürst CbriBtians II. 
(t 1611), deren eine ein berühmter Waffenschmied in Augsburg, Collmann, 
Tcrfertigte, die andere mit 14,000 Thlm. bezahlt sein soll. Mehrere Schilde 
und Helme sind ebenfalls mit Reliefs äusserst kunstreich Terziert. Zwei 
für denselben Kurfürsten Terfertigte Rüstungen sind Ton Silber. — 4. 
Schi achtens aal: Waffen, Ton denen ein grosser Theil in der Schlacht 
getragen wurde, Rüstungen sächs. Fürsten u. anderer bekannter Personen, 
Bach der Zeitfolge geordnet«, darunter drei Rüstungen des Kurf. Moriti, 
neben ihnen die blutbefleckte Schärpe, die er 1553 in der Schlacht bei Sie- 
Tershausen (S. 125) trug, und die Kugel, welche ihn tödtete, der Sage nach 
durch einen Verräther an seiner Seite auf ihn abgeschossen. Ziska^s Bild» 
niss nebst Waffen der böhm. Bauern während des Hussitenkriegs, Dresch- 
flegel mit Eisen besehlagen u. dgl. Rüstung GustaT Adolphs , welche er 
Tor der Schlacht von Lütsen in Weissenfeis surück liess, nebst Degen und 
Commandostab. Die Commandostäbe Tilly's und Pappenheims. Iliomas 
Münser's Sensenschwert, des Polenkönigs Job. Sobieski SchuppenhamiscA, 
mit Tcrgoldeten eisernen Kreusen auf der Brust und dem Malteserkreut 
auf dem Kragen, 1683 bei dem Entsats Wiens getragen. Daneben Tro- 
phäen, Waffen und Rossschweife, welche die sächs. Truppen , die bei je- 
ner Gelegenheit unter ihrem Kurfürsten Johann Georg neben den Polen 
fochten, eroberten. — 5. Pistolensimmer: Feuerwaffen Ton ihrer erstem 
Erfindung an, Pistolen Carls XU. Ton Schweden, Ludwigs XIV. Ton Frank- 
reich, des Kurfürsten Horits u. A. — 6. Sattelkammer und Kleider- 
saai: PrachtToUes Reitzeug, namentlich ein Sattel Christiaas II., reich ge- 
stickte Decken, Schellengeläute u. Federn su Schlittenfahrten u. dgl. Hof- 
u. Staatskleider, sehr gut erhalten, Bischofsmützen. — ?. Das türkische 
Zelt des Kara Mustapha, bei dem Entsatz Wiens erobert, tnrk. u. Orients!. 
Waffen . — 8. Das indianische Cabinet, allerlei Indisches enthaltend. 
>-9. Paradesaal: Krönungsansug Augustes des Starken und das reich 
mit Edelsteinen gezierte Reitzeug, bei seiner Krönung zu Krakau gebraacht, 
daneben das Hufeisen, welches er mit der Hand zerbrach \ Hut u. Dege« 
Peters des Grossen; Degen Carls XII. Ton Schweden; Napoleons Sattel tod 
roÜkem Sammet, nebst den Stiefeln, die er in der Schlacht bei Dresden 
trug und den sammtnen Krönungsschuhen; seine Todtenmaske. 

Das naturhiitor. Xuseum (Eintr. s. S. 2i3), ebenfalls im 
Zwinger, ist nicht sehr bedeutend, die Sammlung ausgestopftei 
Vogel, mit ihren Nestern, £!iem u. Jungen, aber beachtenswert)!. 
Das mineralog. Museum (Eintr. S. 213) ist 1858 neu geordnet 
und für SachTcrständlge wichtig; es zerfaUt in eine Mineralien- 



AnUkm. DRBSDEN. S». Bout€. 22S 

und in eine geologische Sammliuig, mit zahlieielieii Tenteineningeii 
(letztere hauptsächlich Geschenk des Hm. t. Qutbier). 

Die Franenkirohe (PI. 23), 1726—1734 erbaut, am Neumarkt, 
hat eine gewölbte Kuppel, ebenfalls ans Stein, welche den schwer- 
sten Bemben 1760 während der Belagerung Friedrichs II. wider- 
stand. Eine gute Treppe fuhrt bis dahin, wo sich die Kuppel 
wölbt. Von da gelangt man auf bequemem Weg bis in die soge- 
nannte Laterne, an 360' hoch, schönste Uebersicht (Trinkg. 20 Ngr.)- 
Die übrigen Dresdener Kirchen können unbeachtet bleiben. 

Eines der grössten neuem Gebäude ist die Post (PI. 35). 
Den Platz vor derselben ziert eine 1844 errichtete goth. Brfmn€n* 
Säule mit Statuetten, die heilige Elisabeth, Wittekind, WinfHed 
(St. Bonifacius) und Johannes der Täufer, nach Semperas Entwurf. 
Ein Herr von Gntschmidt liess sie, auf die heilende Kraft des 
Wassers hindeutend, anfertigen. Der Platz wurde in den ersten 
Maitagen 1849 von den Aufständischen hartnäckig yertheidigt. 

In der Nähe (Ostra-AIlee 9) ist *Kanltauuin't aevst. Cabinet 
(PL 20, Eintr. s. S. 213), eine Sammlung der verschiedensten selbst- 
spielenden Musikwerke, Harmonium, Hamionichord , Aulodion. 
Ghordaulodion, Symphonien, Orchestrion, Belloneon (Trompeter- 
Automat) etc., besnchenswerth ; auch käuflich zu haben. 

In der Neustadt, auf dem an die Brficke stossenden Haupt- 
platz, am rechten Ufer der Elbe, erhebt sieh das S. 211 genannte 
grosse Standbäd Augwt's des Starken (PI. 12). Links geht's zum 
Japaaisohen Palait (PI. 18) , 1717 von Graf Flemming erbaut. 
Folgende Sammlungen sind hier aufgestellt: das Antikeneabinety 
die BibUothekt das Mün%eabinet, die Pcrtdlansammlung. 

Antjkoniamwliing, ebener Erde links (Eintr. s. S. 212), wenig 
Ausgezeichnetes, meist Arbeiten aus der römischen Kaiserzeit. 

Saal I. Nro. I.—IO. Büaten sächs. Fürsten von Friedrich dem Weisen 
bis xum jetügen König. 34. Harschall v. Sachsen, Feldherr Ludwigs XV. ^ 
der natürliche Sohn August's I. und der Gräfin Königsmark (S. 176). — 



n. 53. Gustav Adolph, 54. Richelieu, 55. Carl I. v. England, 99. die Gruppe 
des Nessus u. der Dejanira, in Srz v. Giov. da Bologna. -^ III. 113. Silen. 
115. Kopf der Niobe, 135. Jupiter, 143. Torso der Minerva Promache. — IV. 



158. Faun und Bacehanün, 166. kleiAes Hädchen. 178. Amasone. 188. weib* 
Hebe Statue, die Gewandung in grauem Marmor, 184. Meeresgöttin, 186. 
Torso eines verwundeten Fechters. — V. 196. Venus und Amoretten, 197. 
Amor spielt mit dem Löwen, 198. Amor und Psyche, 201. dreiseitige Gan- 
delaberi Basis von Marmor, worauf der Raub des geheiligten Dreihasses 
durch Hercules, dessen Wiedereinweihung und die Weihe einer Fackel 
dargestellt sind, im nachgeahmt aeginetischen Styl, die ersten Fortschritte 
der Künste 209. Satyr, 210. 211. junee Faustkämpfer. — VI. Kaiserbüsten, 
224. Sarcophag mit Bacchuszug, *2ü0. *262. Utere und jüngere Frau aus 
Herculanum, in gans vorsüglieher Arbeit, fast ganz erhalten, 1715 zu Her- 
culanum geAinden, Muster von Gewandbildern, 263. Faun. — VII. 280. 
Faustkämpfer aus polirtem grauem Marmor, 303. liegende Figur, 304. 306. 
Satyr und Nymphe. Faun und Hermaphrodit. — VIII. 324. Caracalla, Halb> 
agur, 334. Muse, 349. bis 352. Fechter. — IX. 384. Athlet, 385. Antinous 
Bacchus, 386. Ariadne, «383. Venus, 380. Antoninus Pius. 367. Sarkophag 
mit Bacehuszug. — X. Drei Löwen aus aegyptischem Syenit. — XI. Ter- 
rakotten und Vasen. ^ Saal XII. Sächsische Alterthümer (Preusker'sche 
Sammlung). 




g^Ä 




w 



ümg^wngm. DRESDEN. 59. BouU. 225 

berühmteaten und gelehrtesten Männer des 15. und 16. Jahrb., wahrschein- 
lich von Cranach d. j. 

Der stets geofftiete Japan. Oarten hinter dem Palais gewährt 
«ine hübsche Aussicht auf die Elbe und die Eisenbahnbrücke. 

Das Alterthümer-Museum (PI. 37, Eintritt S. 212) enthält 
meist kirchliche Gegenstände des Mittelalters, die in Folge der 
Keformation aus sächsischen Kirchen entfernt, hier seit 1845 
gesammelt wurden, Altäre der verschiedensten Form, meist mit 
vergoldetem Holz schnitzwerk , Messgewänder, Bischofsmützen, 
Münzen, Siegel, Steine u. dgl. m. Es beündet sich in dem, Ende 
des 17. Jahrh. erbauten Schloss im Grossen Oarten , jetzt einem 
kleinen Park mit Kaffehäusem (S. 212) vor dem Pirnaer Schlag 
(Thor), am 26. und 27. August 1813 Schauplatz und Gegenstand 
beharrlicher blutiger Kampfe zwischen Preussen und Franzosen. 
Vor dem Schlosse r. der vortrefflich angelegte ^Zoologische 
Oarten (Eintr. 5 Ngr.), der bereits manche ausgezeichnete Exem- 
plare besitzt und sich rasch vergrossert. 

Die Ethnologische Sammlung des Hm. Hofr. Klemm ^ Könlgs- 
brückestr., Freitag zugänglich (10 Ngr.), sehenswerth. 

Auf dem alten NeniUdter Kirchhof (PL 30), 15 Min. nördl. 
hinter dem Schles. Bahnhof, liegen einzelne Männer von bekannten 
Namen begraben. In der 2. Abth. rechts Joh. Christ. Adelung 
(f 1808) der Sprachforscher; gegenüber der sächs. General t;. Chri- 
stiani (f 1804) ; weiter der preuss. Oberst v. Witxleben (f 1839), 
als Dichter unter dem Namen Tromliiz bekannt ; links Elisa v. d. 
Recke (f 1833); Aug. Tiedge (f 1841); A. O. Eberhard (f 1845). 
— An einer Wand der 3. Abth. hat Christian VIII. , König von 
Dänemark, dem Freiherrn v. Rumohr (f 1843), kgl. dän. Kammer- 
herm, dem „geistreichen kundigen Schriftsteller über Staats- und 
LeberuverhäUnisse der Vor- und Mitwelt^ ein Denkmal errichtet. — 
Eine 25' h. Spitzsäule aus röthl. Granit erinnert an die im Kampf 
mit Aufständischen vom 3. bis 9. Mai 1849 „vereint und treu bis m 
den Tod bei gutem Kampf für König und Oesett" gefallenen Sol- 
daten, Ton den Sachsen General Homiliusj Lieut. Krug v. Nidda 
und 26 Gemeine; von den Preussen Lieut. v, Liebeherr ^ Lieut. 
V. Kuylenstiema und 2 Gemeine vom Füs.-Bat. des Kaiser Alexander 
Grenadier-Regiments, dann 5 Gemeine vom 24. Infant.-Regiment. 

Auf dem kathol Kirchhof (PI. 29) in der Friedrichsstadt u. a. 
die Gräber von Friedrieh Schlegel (f 1829) , des Malers Oerhard 
V. Kügelgen (11820), des Tonsetzers Carl Maria v. Weber (f 1826). 

Aulflüge. Am linken Ufer der Elbe. Unmittelbar hinter dem 
Dorf RäcknitZf Vs 8t. s. von der Stadt, ist das Denkmal Moreau "s, 
von 3 Eichen umgeben, ein grosser Granitwürfel mit Helm, Schwert 
^nd Lorbeerkranz, an der Stelle errichtet, wo Moreau die tödtliche 
Wunde erhielt. Seine Beine, welche eine Kanonenkugel ihm 
fortriss, sind hier beerdigt ; sein Körper ward nach St. Petersburg 
gebracht. Die Inschrift auf dem Denkmal lautet: „Moreau der 
Bsdeker's Deutschland n. 12. Aufl. 15 



225 BouUS». DRESDEN. ürnfftbungen. 

Held IM hier an dtr 8eiU Aleximden den 27, Aaguit ISIS.*' Etwa 
100 Schritte weiter auf der Höhe, da wo der Grenzstein steht, 
bat man einen Ueberblick der Berge der. Sachs. Schweiz. Droschke 
bis Räcknitz 6 Ngr., auf halbem Wege dahin die neue Restaura- 
tion zum BergkeUer (S. 212), mit schöner Rundsicht. Ausgedehn- 
ter noch von der in derselben Richtung (über Kaidtz und Nötk- 
nitxy woselbst J. J. Winkelmann vor seiner Reise nach Italien 
fünf Jahre lebte) 1^/2 St. weiter südlich gelegenen Ooldenen Höhe 
(OoUgberg) , und von den benachbarten westlichen Höhen , dem 
Horkel und dem Windbtry am Plauenschen Grund. 

Von NiedersedUtXj erste Station an der sächs.-böhm. Bahn (S. 233), 
durch den freundlichen Lockwiiter Qrund nach (1 Vs St.) Kreyscha, 
beliebte Restauration und Wasserheilanstalt mit Parkanlagen, 
üeber (1 St. s.o.) Maxen, durch seine Marmorbrüche bekanntes 
Dorf, mehr noch durch die Gefangennehmung des preuss. Generals 
V. Fink mit seinem Corps am 21. Nov. 1759 von den Oesterreichem 
unter Daun („ Finkenfang'' j, in das romantische MüglitxthcU zum 
königl. Schloss (1 St. ö.) Wesensieinj und im Thal n. abwärts, 
nach dem uralten Städtchen Dohna und (1 St.) Station Mügeln, 
von wo der Zug in V2 St. Dresden erreicht. Schloss Wesenstein 
ist durch die höchst eigenthümliche Bauart bemerkenswerih , es 
liegt auf und an einem Felsen, der zum Bau mit benutzt ist, 
der Pferdestall ist im 3. Stock, Eiskeller und Capelle im 5. Stock. 
Der Altar in letzterer ist natürlicher Fels. 

Das rechte Ufer der Elbe erhebt sich oberhalb Dresden in 
sanften Hügeln, Gipfel bewaldet, die untern Abhänge mit Wein- 
bergen bedeckt, mit zahlreichen Landhäusern, besonders bemerkens- 
werth die von Semper erbaute Villa Rosa. Mehrere der besuch- 
testen Yergnügungsorte liegen an diesen Abhängen, so Uncke's 
Badj 20 M. von der Brücke, in der Sohillerstrasse ; 5 Min. weiter das 
8chiUer8chlÖ98chen mit seinen grossen Sälen j dann 5 M. weiter das 
* Wald8chl'Ö88chen , wo die berühmte grossartige Bierbrauerei und 
Bierschenkwlrthschaft, vortreffliche Aussicht. Omnibus S. 212. 

Die Albrechtsburg (früher Fmdlater'8 Weinherg), 15 Min. vom 
Waldschlösschen, der schönste Punkt, mit zwei prächtigen neuen 
Schlössern (tägl. , Sonnt, ausgenommen, von 1 — 3 zugänglich), 
ist Eigenthum des Prinzen Albrecht von Preussen, von seiner 
Gemahlin, der Gräfin v. Hohenau (geb. v. Rauch) bewohnt und 
glänzend eingerichtet, daneben die im engl. Styl erbaute Villa des 
Kauftnann Souchay, mit 3 Thürmen. Hinter der Albrechtsburg 
im Walde führen Spaziergänge nach dem WolfshügeU 

Weiterhin, jenseit des Mordgrundes, sieht man in Loschwiti 
(1 St. ö. von Dresden) ein kleines mit rothen Ziegeln gedecktes, 
durch eine Inschrift und die „Schillereiche" bezeichnetes Sommer- 
haus mitten in einem Weinberg, nahe am Weg. Hier wohnte 
Schiller im Sommer 1786 und dichtete den grössern Theü seines 
Don Carlos. Er war Gast des Appellationsraths Komer, des 



SACHS. SCHWEIZ. 60. Route. 227 

Vaters unsers Heldendichters, der in dem nntem Hans wohnte. 
Gegenüber am Hohlweg eine sitzende Schillerstatne im Garten des 
Hm. V. OrlandOj dessen Villa, 1856 von Erhard aufgeführt, nebst 
andern (besonders auch Prof. Hermann's) weithin die Gegend ziert. 
Im ScMilergartm Restauration und hübsche Aussicht, ebenso von 
der Restauration zum Burgberg. 

L.oschwit2 gegenüber liegt am 1. ü. der Elbe Blcwetrite, der 
Geburtsort des Tonkünstlers Naumann ff 1801), bekannter durch 
die Gustel von Blasewitz aus 'Wallensteins Lager. Zu Waehwitz 
(Vz St. s.o. von Loschwitz am r. ü.) ist der konigl. Weinberg 
(Elgenthum der verw. Königin Marie) mit hübschem Schloss, 
Capelle, Anlagen, Thiergarten u. dgl. Halbswegs zwischen hier und 
(1 St.3 Pülnitz, bei BosterwHx, liegt nahe am Weg rechts (am 
Ende der Pappelallee und Eingang des hübschen KeppgrundeSj wo 
2 "Wirthshauser) das Haus, in welchem Carl Maria v. Weber seine 
Opern Freischütz und Oberon componirte. 

Nordwestlich unterhalb Dresden, '/2 St. von Station Wein- 
traube , der ersten an der Dresden-Leipziger Bahn, liegt auf den 
Weinbergen der Vergnügungsort Paradies mit schönster Aussicht, 
sehr viel von Dresden aus besucht; auf einer andern Höhe das 
seiner Aussicht wegen berühmte Spitzhaus; auf einer dritten bei 
Station Kotschenhtoda die Wettinshohe (Restauration), darunter die 
grosse Lössnitzer Champagnerfabrik. 

Die Moritzburg f 2 St. nördlich von Dresden, am besten mit 
Fiaker (S. 212) zu besuchen, hat viele histor. Erinnerungen an 
August den Starken und Aurora von Königsmark (S. 176), schöne 
Teiche, Schwarzwildfütterung, Landesbeschälanstalt. 

Der Ausflug in den Plauenschen Grund, nach Tharandt und 
Freiberg ist S. 231 beschrieben. Wer auch nicht die ganze 
Sächsische Schweiz besuchen kann, sollte Dresden nicht verlassen, 
ohne einen halben Tag dem üttewalder Grund (S. 229) und der 
Bastei (S. 229), einem der reizendsten Punkte im nördl, Deutsch- 
land, zu widmen. 

60. Sächsische Schweiz. 

Zwei Tage sind mindestens erforderlich , die Schönheiten der Sachs. 
Schweiz kennen zu lernen. Am ersten Tag mit Eisenbahn (S. 233) über 
Pirna in 8/4 St. nach Pözscha, übersetzen nach Wehleni dann zu Fuss 
durch den Wehlener und *Zscherregrund nach der ••Bastei II/2 St. ^ durch 
den Amselgrund nach Hohnstein 2 St.; über den •Brand nach Schandau 
3 St. Am zweiten Tag zu Wagen in 8/4 St. nach dem Lichtenhaincr Wasser- 
fall, zu Fuss •Kuhstall V2 8*» 'grosser Winterberg II/2 St., Prebischthor 
1 St., Hermskretschen IV2 St-i ^^^ Dampfboot in 1 St. oder Eisenbahn in 
1/2 St. nach *Königstein, Festung besteigen 2 St. ; dann auf der Eisenbahn 
wieder nach Dresden zurück. Wer einen dritten Tag zusetzen will, be- 
sieht sich Pillnitz, besteigt den •Porsberg, wandert durch dßn Liebethal er, 
Üttewalder und Zscherre-Grund zur Bastei und übernachtet in Hbhnstein. 
Der zweite Tagemarsch wird dadurch abgekürzt. Führer (1 Thlr. tägl.) 
sind angenehm, aber nicht durchaus nöthig, wenn man möglicherweise 
einen kleinen Umweg nicht scheut.— In der Pfin gstwo che ist ein 

15* 



228 BouU 60. SACHS. SCHWEIZ. Ponberg. 

Aafenthalt in der Sachs. Schweiz unerquicklich, weil Alles um diese Zeit 
reiset und die Gasthöfe u. a. O. liberrallt sind. 

Das Massener Hochland^ schon vor dem J. 1786 die Sächiucht 
Schtoei* genannt, ein wildes durch sein^ wunderbaren Felsbildnngen 
besonders ausgezeichnetes Gebirgsland, zieht sich von Liebethal, 
5 Meilen weit bis zur böhm. Grenze, und in gleicher Breite vom 
Falkenberg bis zum Schneeberg hin. Die Elbe durchströmt das- 
selbe, und wie der Rhein seinen Glanz von Bingen bis Bonn ent- 
faltet, 80 die Elbe von Leitmeritz bis Pirna. Der Quadersand- 
stein, aus welchem das Gebirge besteht, ist mehr oder weniger 
würfelig oder vierseitig säulenförmig zerklüftet. Thäler, Schluchten 
nnd Risse sind durch fiiessendes Wasser, durch Ausnagung ent- 
standen. Regengüsse, Schneewasser, Frost und atmosphärische 
Feuchtigkeit bewirkten eine Verwitterung, und dadurch den Zu- 
sammensturz der aufgethürmten quaderförmigen Felsmassen, welchen 
die Sachs. Schweiz die so eigenthümlichen Formen der Berge und 
Abhänge (vgl. A. v. Gutbier, geogn. Skizzen a. d. sächs. Schweiz) 
verdankt. Einzelne dieser Felshörner sind so dünn und schwach, 
dass man schwer begreift, wie sie sich in einer Höhe von mehr 
reren 100' aufrecht erhalten können; zuweilen ruht ein abge- 
stumpfter Kegel auf dem andern, wie man in Höhlen den herab- 
hangenden Tropfstein auf dem aufgeschossenen ruhen sieht. 
Zwischen diesen Felsen, selbst in den Ritzen und Spalten der- 
selben, wachsen Bäume, obgleich man keinen Zoll Erde sieht, die 
ihnen Nahrung geben könnte. 

Der belohnendste, aber nicht nächste (V2 St. um) Landweg 
nach Pillnit« (200' ü. M.) führt am r. ü. der Elbe (s. S. 226), 
der gerade Weg am linken Ufer. Pillnitz ist ein neueres königl. 
Lustschloss, im Italien, und Japan. Geschmack, mit Anlagen und 
einem reichen botan. Garten. In der Schlosscapelle und im Speise- 
saal gute Freskobilder vonYogel, auf einem derselben Bilder der 
königl. Familie. Dieser mittlere Theil des Schlosses ist erst 1818 
erbaut, nachdem das alte abgebrannt war, in welchem am 27. Aug. 
1791 die gegen die franz. Revolution gerichtete Convention zwi- 
schen Kaiser Leopold H. und König Friedrich Wilhelm H. von 
Preussen abgeschlossen wurde. Auch Graf Artois (33 Jahre später 
König Carl X. von Frankreich) nahm daran Theil. 

Hinter dem Schloss eine ^Restauration. Von der künstlichen 
Ruine hinter dem Dorf Pillnitz, am Wege zum Porsberg, hübsche 
Aussicht, weit schöner und umfassender vom *Portberg (11070 
selbst, 1 St. Ö. von Pillnitz. Oben eine Orientirungsscheibeund^Whs. 

Bei Pillnitz verlässt der Fahrweg das Eibufer und führt durch 
eine Allee in 20 Min. nach Oberpoyritz und weiter zum Theil durch 
Tannenwald nach Lohmen. Der Fussweg wendet sieh von Ober- 
poyritz geradezu ö. auf die (1 St.) Steinbrüche des Liebethaler- 
Grnndes hin, welche der Fahrweg nicht berührt. Der LiehethaUr 
Orundy eine der in dieser Gegend so häufigen tiefen Schluchten, 



BasUi. SACHS. SCHWEIZ. 60. Route. 229 

ist kaum sehenswerth. Die Wanderung von Pillnitz dnrch den 
Liebethaler Grand bis Lobmen nimmt 2 St. in Anspracb. Der 
Pfad fübrt bisweilen tm Gnind der Scblucbt an der Seite des 
Bacbs, dann wieder am Rand der Felsen. Man kommt bei grossen 
Steinbrüchen vorüber, dann bei der tief in der Schlacht zwischen 
senkrechten Felsen gelegenen LochmühU (*Wbs.). In diese Felsen 
gehauene Stufen (154) fahren aus der Schlucht über Daube nach 
Lohmen, Flecken mit einem alten Scbloss. 

Von Lohmen aaf der Landstrasse weiter. Ein Wegweiser zeigt 
r. nach (^481.) üttewcdde. Beim letzten Haas steigt man aaf 
99 Stufen hinab in den etwa Vs ^^- 1- *Uttewalder Grund, der 
so esag ist und dessen Felswände so hoch sind, dass die Sonne 
einige Theile derselben nie bescheint. An der engsten Stelle, dem 
FeUenihoTj füllt der Bach den Raum aus, so dass der Pfad auf 
Brettern gebahnt werden musste; 5 M. weiter Erfrischungen zu 
haben; 10 M. TeufeUküche, eine kaminartige oben offene Fels- 
grotte; 5 M. Scheideweg, links hinauf durch den Zscherre-Grand 
zu der von hier 1 St. entfernten Bastei. 

Kürzer und ausdauernder belohnend ist (S. 227) : von Dresden 
mit Eisenbahn in 3/^ St. bis Station Pösacha, hier nach „Städtel" 
Wahlen (^Säeha. Schweiz, bülig, guter Landwein, Schoppen 5 Ngr. ; 
Stadt WeMen) übersetzen und gleich n. weiter wandern, etwa» 
bergan, 7 M. ausserhalb des Orts nicht r. den gepflasterten Weg 
hinan, sondern 1. im Grande weiter. Das zu beiden Seiten mit 
bewaldeten Anhöhen eingefasste Thal, Anfangs breit, verengt sich 
mehr und mehr, und gabelt sich, Vz St. von Wehlen, bei einem 
Wegweiser: r. geht's in den Zscherre-Grund , gerade aus in den 
üttewalder Grund (s. oben). 

Durch den Va St. 1. *Zscherre-Gnmd (eine wilde kühle enge 
Waldschlacht, hohe ausgewaschene, theüweise mit Moos und Farrn- 
kraut bedeckte wunderliche Felsbildungen) führt der nicht zu 
verfehlende Weg zur Bastei stets bergan. Am Ende des Zscherre- 
Grundes 15 Min. lang auf breitem gut gebahntem Wege durch 
junge Tannenpflanzungen, dann auf der Landstrasse r., von wo 
man in 10 M. die Bastei erreicht. 

Die ♦•Bastei (939' ü. M., an 700' ü. d. Elbe), der Glanz- 
punct der Sachs. Schweiz, eine von der Elbe steü aufsteigende^ 
in mehreren Hörnern sich giebelnde Felsmasse, bietet namentlich 
von dem 70 Stufen h. Auasichtthurm, wo ein Fernrohr, eine ausge- 
dehnte Rundsicht, kaum von einer im nördl. Deutschland übertroffen, 
n. Bathewalde und Hohnstein ; ö. Brand (973'), kleiner Winterberg; 
(1530'), grosser Winterberg (1721'), Zirkelsteine, Kaiserkrone; 
s. Pabststein , Gohrischstein (1395'), im Vordergrund Lilienstein 
(1257') und Königstein (1115') ; s.w. Rauhstein, Bärenstein (1011') ; 
tief unten die Elbe von Wehlen bis oberhalb Rathen; trefQicher 
Blick über die waldbewachsenen Felsgründe und die meist steil 
abfallenden, riesenhaften Castellen ähnlichen Bergkegel. 



230 Route 60. SACHS. SCHWEIZ. Brofid. 

Der «Gasthof (53 Betten zu 15 Sgr. in 18 Ziimnem) TOid für 
königl. Rechnung gut bewirthschaftet, der Pächter heisst Kaiser. 
Sonntags ist ein Verkehr da, der an das Rigi-Treiben erinnert^ 
jedoch nur Deutsche. Die Bastei ist Hauptquartier der Führer. 
Höchst überraschend ist der Blick yon der mit einer Wetterfahne 
und einem Geländer yersehenea weit Über den Abgrund hinaus' 
ragenden Felsplatte 5. neben dem Gasthof. 

Von der Bastei gelangt man bergab in V2 3^- (bergan fast 
1 St.) nach lUthoi («Gasthof) ; die Eisenbahn-Station ist gegen- 
über am r. U. der Elbe. Der Felsenweg führt von der Bastei 
abwärts Über eine (5 M.) steinerne auf 7 Bogen ruhoide Brücke, 
welche die hier anfragenden Felshömer überbrückt, „au8p. Frie- 
dtriei Augusti reg. 8ax. eon$tr. 1860, 1851'* , wie mit goldenen Buch- 
staben hier zu lesen ist. Eine Inschrift r. erinnert an die Pa- 
storen rncoUn (t 1819) und Ootsanget (f 1818), „weLeht fsuerst die 
BUekt der Fremden auf diese Gegenden leUeUn". Der unvermeid- 
liche Name KUelak fehlt auch hier nicht. Von einem Ausbau der 
Brücke grossartiger «Blick in den felsumstarrten tannenbewach- 
senen tiefen Grund. Die eigenthümlichen Felsgebilde (S. 228) 
treten hier in wunderlichen Formen ganz nahe an den Beischauer. 
Noch 5 M. weiter trägt ein Fels die Inschrift: „tur Ermnefyng 
an Tiedge, den Sänger der Urania^ (S. 225). 

Wer nicht an die Elbe, sondern nach Raihewalde (wo auch Fohr- 
werk zu haben) oder nach Hohnstein will, wendet nach V2 3^* ^^^^ ^^' 
ten im Thal, wo der Pfad sich gabelt, 1. den AmuH^gründ hinan, an 
dem im Sommer äusserst dürftigen Wasserfall vorbei nach Rathewalde. 
Die andere Gabelang am Amselgrund, welter r. führt (später an 
dem 350' hoch aus dem Polenzthal steil aufsteigenden HotkaUm 
vorbei) nach dem 2 St. von Rathen n.o. gelegenen, von einer al- 
Aen Burg überragten Städtchen Holmsteiii (Hirsch, 8ä(^. Schweis). 

Der Weg von Hohnstein nach dem Brand (iy^ St.) und weiter 
ist nicht zu verfehlen; an geeigneten Orten stehen Handweiser. 
Die Aussicht vom «Braad (973'), wo ein kleines sauberes Gast- 
liaus, auch zum Uebemachten, in gleicher Höhe mit der Bastei, 
wird von Manchen der Aussicht von dieser gleich gestellt. Ein 
Kranz von Bergen zeigt sich: von r. nach 1. (von SW. nach SO.) 
Bastei, Bärensteine, im Hintergrund der Eönigstein mit den weissen 
Mauern, Lüienstein, Pfaffenstein, Gorischstein, Pabststein, dahinter 
der Schneeberg, die Kuppelberge, der Zschlrnstein , Zirkelsteui, 
4ie Kaiserkrone, dahinter der Rosenberg, ganz links der grosse 
Winterberg, tief im Grund das Polzenthal. 

Etwa 100 Schritte von da, wo der Wegweiser steht, leitet ein 
Fusspfad von dem breiten Waldweg links, etwa 100 Schritte ab, 
-an einen Abgrund seltsam gestalteter Felsen, zugebundenen „Hafer* 
Säcken« ähnlich. Der grosse Weg wendet sich etwa 50 Schritte 
■weiter der Elbe zu, und führt unmittelbar darauf durch den üc/W» 
^rund steil ins Thal hinab, thellweise auf Stufen, unten an einer 



QroBBer Winterberg. SACHS. SCHWEIZ. 60. B<mU. 231 

seltsam den Weg überhangenden Felsgrappe vorbei auf die (Vs St.) 
fiohnstein-Schandauer Landstrasse, auf welcher man von hier in 
45 Min. die Elbe, und nach noch 20 Min. Sohftadaii (*ForithatUy 
Deutsehe* Haus, in beiden Z. u. L. 20, F. 8, B. 6; * Dampfschiff von 
Canxler, Z. u. L. 10 — 15, F. 6, B. 6, alle neben einander an der JSIbe, 
Engel) erreicht, wohlhabendes Stadtchen mit dem Grenzzollamt, an 
der Mündung des Eimitzschbachs in die Elbe. Saumthlertaxe: von 
Schandan zum Wasserfall 1 Thlr., von da auf den Euhstall 10, von da 
auf den kleinen Winterberg 25, vom kleinen auf den Grossen Winter- 
berg 15, Prebischthor 15, Hermskretschen 20 Ngr., also zuaanmien 
für den fünfstündigen Ritt den sehr hohen Preis von 3 Thlr. 25 Ngr. 

Von Schandan anf den Pabstatein (1 1/4 St. s.w.): unterhalb des 
Bahnhofs den ersten mit Oeländer versehenen Weg I. scharf bergan; nach 
25 Hin. auf der ersten Bergstufe, immer auf dem Wege fort, r. an den Oe- 
ländersteinen entlang; 8 Hin. KUin-Henntrtdorf^ bei dem Hause, wo der 
Ortsname angeschlagen, links, dann quer über den Fahrweg und am Band 
des Waldes entlang, weiter in gleicher Richtung fort, wo von Zeit bu Zeit 
weisse Flecken an Bäumen den richtigen Weg bezeichnen. Oben ein 
kleines Wirthshaus, unter dem Dach 6 Betten xu 6 Ngr., Verpflegung nicht 
übel. Aussicht vom Gipfel des *FabstBttin (1394') über die ganze Sachs. 
Schweiz, besonders hervortretend n.w. Lilienstein und Königstein, ö. der 
Grosse Winterberg; der Kleis, wie ein Thurm aufsteigend; und s.o. der 
höchste, der Basaltkegel des Bosenbergs (19000- Die Elbe sieht man nur 
auf einem ganz kleinen Punct bei Schandau. — Vom Pabststein n.w. über 
Gohrisch nach Konigstein 1 St., guter Weg. Kahn von Königstein nach 
Käthen (S. 234) 1 Thlr. 5 Ngr., 40 Min. Fahrzeit. 

Das Kimütschihal ist ein enges Wiesenthal, mit eigenthüm- 
liehen waldbewachsenen Felsgebilden. Wagen von Schandau bis 
zu der IV2 St. entfernten Haidemühle 1—5 Pers. IV2 Thlr., jede 
Person mehr 6 Ngr. Der Weg führt an dem eisenhaltigen Bad 
(V* St.) vorbei, welches ebenfalls zur Aufhahme von Fremden gut 
eingerichtet ist. Beim Lichtenhciiner Wasserfall (♦Gasth.; der 
FaU kann durch Aufziehen einer Schütze verstärkt werden) trennt 
sich der Fahrweg vom Fussweg. Auf dem letztem gelangt man 
bergan an einem Handweiser vorbei in Vz St. zum Kuhstall. 

Der «Knhitall (970') ist ein 20' hohes offenes Felsenthor, 
nach der einen Seite Aussicht in ein tiefes bewaldetes Thal, den 
Habiehtsprundf von Sandsteingebirgen ringsum begrenzt. Diese 
Halle hat den Bewohnern der Umgegend während des SOjahr. 
Kriegs als Zufluchtsort für ihr Vieh gedient, und mag daher den 
Namen haben. Eine enge Spalte zwischen zwei Felsen führt auf 
83 Stufen zum Gipfel. Im Sommer ist hier Wirthschaft, auch 
zum Uebemachten. Im Fremdenbuch wunderliche Inschriften. 

Man steigt nun durch eine tiefe Schlucht in den tiefen Habichts- 
grund hinab. Der nicht zu verfehlende Weg steigt zuerst sanft 
an bis an den Fuss des kleinen Winterberges (1530' Basaltkuppe), 
dann aber gewaltig steil an diesem empor, bis auf ein Plateau 
unter einem Häuschen, in welchem eine deutsche und latein. In- 
schrift berichtet, dass im J. 1568 Kurfürst August von Sachsen, 
bis auf diesen vorspringenden Felsen von einem wüthenden Hirsch 
verfolgt, sich durch einen glücklichen Schuss gerettet habe. 



232 Bouii 60. SACHS. SGHWEI2. KSrägsUin, 

Der Gipfel des «grossen WiBtorbergs (17210» ^^ ^^ ^ 
Vi St. vom Winterhaus bequem erreicht, ein 1000 Sehr. L kup- 
peliger Rücken von Basalt, der in grossen Säulenbüscheln zu Tage 
ausgeht, gewährt von seiner an 90' h. Rundschau eine malerische 
weite Femsicht auf die sächsischen, böhmischen, selbst auf die 
schlesischen Gebirge (Tafelfichte, Reifträger u. a.), im Yordergrond 
leider nur auf einen kleinen Theil des' Elbethals. Der Gasthof 
ist gut, man muss sich indess, wenn Mangel an Baum entstdit, 
Zimmergefährten gefallen lassen. 

Der Weg zum PrebUcklhor (1 St. s.o.) fuhrt über den nackten 
dürren Boden, dessen üppigen Pflanzenwuchs ein Waldbrand am 
31. Aug. 1842 vernichtete. Das Gestein hat auf einer Strecke 
(n.ö.) durch Wasserläufe Heuschobern ähnliche Formen erhalten. 
Das ^Prebisohthor (1317') ist ebenfalls ein Felsbogen, vielleicht 
in der Urzeit durch Wellenschlag und Meeresauswaschungen (S. 57) 
entstanden (unten 100' br., oben 66', Deckplatte 48' lang, IC 
stark), von grösserm umfang, als der Kuhstall, schon auf böh- 
mischem Gebiet. Die Aussicht in die wilde Umgebung ist höchst 
merkwürdig; die entfernten Umrisse des Erzgebirges begrenzen 
den s.w. Horizont. Auch hier kann man übernachten; guter 
üngarwein 17 Ngr., Rüster Ausbruch, ein angenehmer süsser ün- 
garwein, 25 Ngr. 

Ein steiler Pfad führt zwischen gewaltigen Felswänden von 
hier s.w. hinab, dem Lauf der Biela und dann der KamnU% fol- 
gend, welche mehrere Sägemühlen in Bewegung setzt, bis (1 Vs St) 
Hermskretsohen, dem Fürsten Glary gehöriger Ort, an der Elbe. 
Gasthof tum }Ierrenhau$e an der Elbe; Raster Ausbruch 21 Ngr. 
Gegenüber am 1. U. der Elbe die Eisenbahnstation Schöna. Die 
Besteigimg des 1 St. s. gelegenen Belvedere (500' über der Elbe) 
ist beschwerlich und nicht lohnend. 

Etwa 2 St. weiter südl. liegt am r. Ufer der Elbe die kleine 
Stadt Tetschen (*Silb. Stern), mit dem Schloss des Grafen Thun, 
der anmuthigste Punct im ganzen Eibthal; gegenüber am linken 
Ufer, durch eine Kettenbrücke verbunden, Bodenbach^ Eisenbahn- 
station (S. 234). Dampfboot mehrmals täglich (S. 212), Gondel 
von Hermskretschen nach Schandau (IV4 St. Fahrens) iVe ^^^m 
Königstein (2V4 St.) 2V3 Thlr., Rathen (3 St.) 3 Thlr., an dem 
Sachs. Wachtsehiff und den Postelwiixer Steinbrüchen vorbei. 

Königstein (*Blauer Stern ^ * Bahnhof arestauraiion) ist ein 
kleines Städtchen, über welchem sich (40 Min. Steigens) die 
""Bergfestung (1111') gleichen Namens erhebt, die einzige in 
Sachsen, Vs St. im Umfang, mit einem 600' tiefen Brunnen (60' 
Wasser). Zu Kriegszeiten werden gewöhnlich der Schatz und die 
Archive von Dresden hierher gebracht Er ist zugleich sächs. 
Staatsgefängniss. Gegen Vorzeigung des Passes oder einer Karte 
am Thor wird man nach Zahlung von IV3 Thlr. für 1—8 Pers. 
(dann an Niemand mehr ein Trinkgeld) eingelassen und auf den 



PIBNA. 6L Bofi^e. 23$ 

"WalleD, welche die reizendfiten Anfisiehten gewahren, umher gefAhrt. 
Aaf einer Bastei sind Erfrischungen und gutes Bier zu haben,, 
ebenso in der neuen Schenke in der Nähe des Festungsthors. Di» 
Partie ist sehr belohnend, sie nimmt vom Fusse des Berges 2 St. in: 
Anspruch. Die Besatzung der Festung beträgt 400 Mann. 

Gegenüber erhebt sich anf dam r. U. der Lilienitein (1257^^ 
der höchste der zwölf einzeln liegenden und senkrecht abgeschnit-^ 
tenoi Berge der Sachs. Schweiz, auf dem Gipfel eine Spitzsäule^ 
zum Andenken an die 1708 stattgehabte Besteigung desselbeik 
durch August den Starken. Beim Beginn des 7jähr. Kriegs, am. 
iö. Oct 1756, wurde das 14,000 M. starke sächs. Heer am Fuss^ 
des Liliensteins eingeschlossen, und streckte, durch Hunger be- 
zwungen, die Waffen vor Friedrich II. Die Franzosen legten. 
1813 ein befestigtes Lager um den Fuss des Liliensteins an. 
Aussicht ausgedehnter, Besteigung beschwerlicher, als die des^ 
Konlgsteins. In Ebenheit Führer nehmen. 

Ein Stündchen s. von Kdnigstein, am Bielabach liegt dl& 
Kaltwasser-Heilanstalt König$brunn bei den sogenannten Hütten. 

Belohnender Ausflug von Kdnigstein südl. durch das Bieia— 
thcd (Bielergnmdjy ein höchst merkwürdiges Felsenthal mit den 
seltsamsten Gebilden und Felshömem, über die Schweizermühle 
(2 St.), wo eine Wasserheilanstalt (^Restauration), und das Dorr 
Eiland (1 St.), auf den (1 St.) Schneeberg (2209'). Führer 
Yinc. Werner zu empfehlen, in dem am Fuss des Bergs gelegenea 
Dorf Schneeberg (2 St. ö. Peterewaldct Poststation an der Dresden- 
Teplitzer Landstrasse) ; bei Yinc. Werner auch Erfrischungen und 
zur Noth ein Nachtlager. 

Rückkehr nach Dresden Ober Pirna (3500 («Bahnhofsrestau- 
ration), eine der ansehnlichsten Mittelstädte Sachsens mit 6000^ 
Einw., von der Elbe tenassenförmig emporsteigend, überragt vom 
der 1811 zu einer Irrenanstalt eingerichteten ehem. Feste Son-- 
nenatein. Die Schweden nahmen sie 1639 unter Baner mit Sturm,. 
1758 die Preussen, welche die Aussenwerke schleiften. 

61. Von Dresden nach Prag. 

Sächfi.-böhm. Eisenbahn bis Pirna I/2 St., Aussie (Teplitz) 33/4, Prag 7Vs St.. 

Fahrpreise bis Bodenbach (böhm. Grenze) 42, 33 oder 25 Ngr., von da biff-. 

Prag 7 fl. 25 kr., 5 fl. 73 kr. oder 3 fl. 83 kr. Plätze links nehmen. 

Der Bahnhof ist an der Südseite der Stadt. Bei der Abfahrt 
zeigt sich links der Grosse Garten (S. 225), rechts ein Theil des- 
Schlachtfeldes vom 26. und 27. August 1813 (S. 226). Die Bah» 
tritt dann in die Niederungen des Eibthals, südlich von den letzten 
sanften Abdachungen des Erzgebirges begrenzt. Am r. (nordl.) U. 
der Elbe erscheinen die mit Landhäusern und Weinbergen ge- 
schmückten Bergabhänge (S. 226). Sedütt und Mngeln s. S. 226. 
Rechts der Kirchthurm von Dohna. 

Die Bahn erreicht nun die Elbe, und folgt ihr in allen Win- 
dungen durch das, die Sachs. Schweiz genannte, S. 227 tt. be- 



^34 SofOeeS, WALDHEIM. 

flchrlebene Qebirgsluid, In dem engen Felsthal aof hohen Dämmen, 
2am Theil in den Felsen gesprengt. Pirna (S. 233), Pö%9cha 
{Wehlm), RatKm, KönigtUin (S. 232), Krippen (Schandau S. 231), 
heissen die Statiooen auf sachs. Gebiet, Niedergrund erste böh- 
mische Station. 

Bei Bodenbaeh (Bahnhofsrestanration) sind einige Tonnel darch 
•die Yorspringende, 676' hohen Schäfervfond getrieben. Gegen- 
ILber schaut das stattliche Schloss TeUehm (S. 232), Eigenthum 
-des Grafen Thnn, mit seinen berühmten Garten freundlich in das 
Thal. Ueber Aussig , von wo eine Zweigbahn (Fahrzeit 40 Hin.) 
nach TeplHz führt, erhebt sich die malerische Burgruine Schrecken- 
Mein auf einem in den Fluss Torspringendea steilen Felsen, die 
Lurlei der Elbe. 

Von LobosUz an tritt die Bahn wieder in das freie obstreiche 
;£lb- und Egerthal, wo einige Kegel des Mittelgebirges rechts, 
links auch Leitmeritt und Thereiienstadt sichtbar werden, weiter- 
liin ragt rechts bei BaudnU% nur der Georgenberg über die Yor- 
tifigel hervor. Bald erscheint links am rechten niedrigen Elbufei 
Wegstädtelj eine Strecke weiter auf dem hohen Rebenhügel Mekiik, 
welches lange Augenpunct bleibt, bis die Bahn zwischen Dnter- 
Berschkovfiti und Weltrus in das «ige schöne Felsenthal der Moldau 
eintritt, wo abermals einige Tunnel mit Tagesöfltiungen gleich 
liinter einander und weiter aufwärts folgen. 

Vor Prag führt die Bahn über einige Moldauarme und das 
<!arolinenihal auf einem 3480' 1. auf 87 Bogen ruhenden Yiadnct. 

Ausführlichere Nachrichten über das böhmische Bahngebiet, 
<iber Teplitz (*Prinee de Ligne, *Stadt London, Post) und Prag 
i;*Engl. Hof, *H6tel de 8axe u. a.) s.' im 1. Theü. 

62. Von Dresden nach Chemnitz nnd Zwickau. 

15 V4 Heil. — a. Eisenbahn über Riesa nach Chemnitz in 4 St. — b. Eisen- 
bahn Ton Dresden nach Freiberg in II/2 St. -, von Freiberg nach CSiemnits 
JBil wagen 4mal tägl. in ö St. Von Chemnitc nach Zwickau Eisenbahn in IVgSt. 
a. üeber Bieaa nach Chemnits. 
Yon Dresden bis Riesa s. S. 210. Die Nieder-Erzgebirgische 
Bahn zweigt sich hier südlich ab (Plätze links nehmen, links ist 
'die beste Aussicht). Rechts erhebt sich der Colmberg, eine west- 
lich von Oschatz einzeln aufsteigende Höhe. Gbgend hübsch, 
walddurchwachsen. Ostrau, erste Station, links Kalkofen. Bei 
Döbeln, dessen saubere Kirche auf einem Hügel liegt, überschreitet 
die Bahn die Freiberger Mulde. Folgt Stat. LimmeriU. Von der 
Zschopaubrücke rechts hübsche Aussicht in den Thalgrund der 
Zschopau, dann auf hohen Brücken mehrmals über Seitenthäler 
des Flusses und durch ansehnliche Felseinschnitte. Der Zug fährt 
in beträchtlicher Höhe (daher sehr kostspieliger Bahnbau) und 
gewährt unausgesetzt bis WdldKeim (kleines Stadtchen mit grossem 
2uchthaus) lüiks die reizendsten - und mannigfaltigsten Aussichten 



THARANDT. 62. Route. 235 

in das von der raschen Zachopau durchströmte waldbewachsene 
theilweise felsige Thal. Kleiner Tunnel. Unmittelbar über dem 
1. U. der Zschopau das malerische Felsenschloss Kriebstem. Erlau 
ist Station für die 1 M. w. gelegene Stadt BochUtt; auf dem 
„Rochlitzer Berg" ist 1860 zur Erinnerung an den am 9. Aug. 
1854 bei Brennbüchl in Tirol verunglückten König Friedr. August 
V. Sachsen ein 80' h. Thurm errichtet. Folgt Stat. MiUweida, 
Oberlichtenau ist Station für die Fabrikstadt Frcmkehberg ; V2 St. 
n. auf hohem Fels über dem r. U. der Zschopau das Sohloss 
Scushaenhurg, V2 St. s. Schloss Lichtenwalde. Auf der Höhe links 
Blick auf Schloss Augustusburg (ß. 237). Chemnitt s. S. 237. 

Das 'Zscbopauthal ist ein lohnender Boden für Fusswanderer. Zu 
Waldheim (Löwe, Wilder Mann) die Bahn verlassen, und zu Fuss über 
Schloss Ehrenberg (gegenüber das grosse Schloss Kriebstein auf einem hohen 
steilen Felskegel), Dorf Ringethal nach (IV2 K) Kittweida (Deutsches 
Haus); weiter über S<iehsenburg ^ Frankenberg (Post), das grosse Schloss 
lAchteuxUde mit berühmten Wasserkünsten, Flöhe (S. 237) nach (3 H.) 
Schellenberg (Hirsch) und Augustusburg (S. 237) und (1 H.) Zschopaii 
(Hirsch, Post) *, weiter über das alte Schloss Scftarfenstein mit schöner Aus- 
sicht, Wolkenstein (Stadt Dresden, Bär) nach (3 H.) Aanaberg (Wilder Mann. 
Museum, Gans), lebhafte Stadt, in dessen Kirche eigenthümliche Beliefs 
aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Von Waldheim bis Annaberg etwa 
Meilen; Eisenbahn im Bau. — Von Annaberg fahren im Sommer tägl. 
£ilwagen über Okermeienthal (28(X)0, Sachsens höchste Stadt, und Oottetgabe^ 
erste böhmische Stadt, die höchste des Erzgebirges, über Joachimsthal und 
JSchlackenwerth in 71/2 St. nach Carlsbad (S. 239). 

b. Ueber Tharandt und Freiberg naeh Ohemnits und Zwickau. 

Die Bahn (Albertsbahn) folgt der Landstrasse; sie bleibt bis 
Tharandt im Weisseritzthal. Bei Stat. Plauen^ ^/^ St. s.w. von Dresden 
(Eisenbahnfahrzeit 7 Min.), beginnt der ^PUiuenache Grund, ein 
enges, V2 St. langes, von der Weisseritz durchströmtes belebtes 
buschdurchwachsenes Wiesenthal, zu beiden Seiten von Felsen 
eingeschlossen. Auf der Höhe rechts sieht man das Schlösschen 
*B€gerburg (•Restauration, von Stat. Plauen in 15 Min. zu er- 
reichen), oben hübsche Aussicht auf den Grund, die benachbarten 
Höhen, Dresden, das Eibthal nach Meissen zu und die sächs. Schweiz. 

Die Bahn führt durch einen kleinen Tunnel und überschreitet 
mehrfach den Fluss. Bei Stat. Potschappel, bei der Friedrich- 
August-Eisenhütte, öflhet sich das Thal und zeigt hier saubere 
Wohnhäuser und mannigfache Gewerbthätigkeit, deren Grundlage 
in den ergiebigen Steinkohlengruben zu finden ist. Folgt Stat. 
Deuben, Hainsberg (von hier in 1 St. nach dem beliebten Ra- 
henauer Orund mit Restaur.). In der Nähe von Tharandt begin- 
nen r. und 1. d«r Bahn. die Pflanzungen der Forstacademie ; die 
bewaldeten Bergabhänge bilden in der Zusammenstellung ver- 
schiedenartiger Baumgattungen ganz malerische Gruppen. Die 
auch in forstl. Beziehung bedauerlichen Kahlhiebe vor und hinter 
Tharandt sind 1863 von der Regierung sistirt. 

Tharandt (20r) {Deutsches Haus, Bad; bair. Bier am Bahn- 
hof), an der Mündung dreier Thäler romantisch gelegenes Stadt- 



236 Boide 69. PREIBERG. 

ehen mit 1700 Einw. Das Bad wird im Sommer viel besucht. 
Anf einem FelsenTorsprong die Trümmer des alt&i Schlosses, 
früher Jagdsitz der sachs. Fürsten. Die Forstacademie, von eoiop. 
Bnf, 1816 Ton H. CotU (f 1844) gegründet, hat in dem Forst- 
garten weit über 1000 Arten von Bäumen und Sträuchem. In der 
Umgegend schöne Spaziergange, besonders ein Buchenwald, die 
„heil. Hallen" genannt. 

Die Bahn führt weiter im Thal der Weisseritz aufwärts, ver- 
lisst dasselbe hinter Stat Hokendorf und wendet sich r. in das 
SeerenbachUuüj in welchem sie his zur Stat KUngenberg fortwährend 
steigt, immer in schöner Waldgegend. Es folgen die Stat. Bobritssch 
und Hübersdorf. Vor Freiberg überschreitet die Bahn die floss- 
bare Fretberger Mulde auf 78' hoher Brücke. Auf der Höhe 
zeigen sich rechts und links einzelne Berg- und Hüttenwerke, 
namentlich rechts die ergiebigste Grube Himmdfahrt, in welcher 
jahrlich über 44,000 Ctr. silberhaltiges Erz zu Tage gefördert 
werden, die 8000 Pfd. reines Silber (220,000 Thlr.) ausbeuten. 
Eine Glocke steht hier wie in allen benachbarten Bergwerken mit 
der Maschine in Yerbindung; sie hört nur dann auf zu schlagen, 
wenn in der Maschine irgend eine Stockung eintritt, und dient 
daher den Bergleuten als Warnung. Diese Grube eignet sich am 
besten zum Befahren. Fahrschein 10 Ngr. ; dem Steiger 15 bis 
20 Ngr., dem Hutmann, der die Grubenkleider bringt, 5 Ngr. 

Freiberg (1146') (*H6Ul de Boxe, Sehwoftes Boss), alte, 1171 
erbaute Stadt, an deren ehemalige Bedeutung als Festung die 
noch zum Theil erhaltenen alten Mauern und Thürme erinnern, 
hatte in der Zeit seiner höchsten Blüthe (1540) 40,000 Einw.. 
Jetzt nur noch 17,500 (200 Kath.). Freiberg ist der Mittelpunct 
des Sachs. Bergbaues; der Ertrag an gefördertem Silber ist jähr- 
lich noch ungefähr IVz Million Thlr. Manche Schachte sind so 
tief getrieben, dass das Wasser nicht mehr bewältigt werden 
konnte, und der Bau eingestellt werden musste. Um diese wieder 
in Betrieb zu setzen und die Wasser abzuleiten, ist ein Stollen 
bis in das Eibthal im Bau, der in einigen Jahren vollendet sein wird. 

Freiberg war von 1512 bis 1539 Sitz des sachs. Herzogs 
Heinrich des Frommen ; 41 fürstl. Leichen des wettinischen Hauses 
ruhen in der s. g. kurfürstl. Oapelle an der *Domkirchey bis 1480 
Frauenkirche, nach dem Brande von 1484 in ihrer jetzigen Ge- 
stalt wieder aufgebaut. Hinter dem Altar der Oapelle das Grab- 
mal des Kurf. Moritz (S. 209), ein reich mit Bildwerken und 
dem knieenden Bild des fürstl. Helden gezierter Sarkophag, in 
verschiedenen kostbaren Marmorarbeiten, im ital. Geschmack des 
16. Jahrb. ausgeführt ; der Künstler ist unbekannt. Hoch in einer 
Ecke des Ohors die Rüstung, in welcher Moritz in der Schlacht 
von Sievershausen (S. 125) erschossen wurde; das Kugel-Loch 
(S. 222) ist noch sichtbar, üeber dem Denkmal Ueberreste der 
in der Schlacht erbeuteten Fahnen. Andere Merkwürdigkeiten 



CHEMNITZ. 62. BMäe. 237 

dieser Kirche sind 2 steinerne Kanzeln im goih. Styl, eine dnrch 
die Figuren des Meisters und der Gesellen, welche sie verfertig- 
ten, getragen, die andere durch 2 Bergleute, letztere aus dem 
Anfang des 17. Jahrh. Die ^goldene Pforte, der Haupt-Ueberrest 
der 1484 abgebrannten, zu Ende des 12. Jahrh. erbauten Frauen- 
kirche, gehört zu den merkwürdigsten Denkmälern der romanischen 
Kunst und ist erst in neuerer Zeit nach Hinwegräumung der das 
herrliche Werk verdeckenden Bauten zu richtiger Anschauung 
und verdienter Würdigung gelangt. In der Nähe das Qrabmal 
des berühmten Geologen Werner (s. unten). 

Das Rathhaus ist ein stattliches Gebäude aus dem Jahre 1410. 
Auf dem Obennarkt, von der Mitte desselben gegen den Rathhans- 
Erker hin, liegt eine mit einem Kreuz bezeichnete Grünsteinplatte 
auf der Stelle, wo Kunz von Kaufnngen, der die beiden sächsischen 
Prinzen Albert und Ernst aus ihrem yäterlichen Schlosse raubte 
(S. 239), 1455 enthauptet wurde. 

Die Bergacademie (seit 1765) mit ihren reichen Sammlungen 
ist wohl die berühmteste in Europa. Werner (f 1817), der 
grosse Mineralog und Geognost, gründete als Lehrer ihren Ruf. 
In der Berghalde der ungangbaren Grube „drei Könige'', Vi 8t. 
n.o. Ton Freiberg, ruht der Oberberghauptmann von Herder (f 1838). 
Ein hohes eigenthümliches Denkmal mit bergmännischen Sinn- 
bildern erhebt sich vor der Halde. Werner* 8 Denkmal mit der 
Büste ist in den Anlagen vor dem Kreuztbor. Vor dem Peters- 
thor, an der Strasse nach Chemnitz, ist 1844 ein goth. Denkmtü 
errichtet, zur Erinnerung an die muthige Vertheidigung (Dezember 
1642 bis Februar 1643) der Stadt Seitens der Bürger und der 
Bergknappen gegen die Schweden. 

Die Gegend bis Oederan bietet wenig. Erst vor dem Ort 
«flhet sich eine hübsche Aussicht, im Vordergrund Oederan, im 
Mittelgrund auf einer steilen Anhöhe das 1572 aufgeführte grosse 
Schloss Augustusburg (1540') mit dem Städtchen Sckellenberg 
(S. 235), im Hintergrund der Gebirgszug des Erzgebirges. In der 
Augustusburger Capelle sind zwei Bilder von Cranach. 

2V5 Oederan (Post). Von hier bis zur Brücke über die 
Zschopau bietet sich dem Auge links eine Reihenfolge der an- 
muthigsten ^Landschaften, theils auf fichtenbewachsene Gründe, 
weiter in das Thal der Flöhe, die sich unweit des Dorfes gleichen 
Namens, Geburtsort des berühmten Staatsmanns Puffendorf (S. 21), 
in die Zschopau (S. 235) ergiesst. Zwischen Oederan und Chemnitz 
leben über 10,000 Menschen (meist Weber) auf der Quadratmeüe. 
2*/5 Chenmiti (*Blauer Engel, *8tadt Gotha, *8tadt BerUn, 
* Rom. Kaiser; Ca ff Francais, Ca/'^f iSfcfeuri^;, die wichtigste Fabrik- 
stadt in Sachsen, besonders für Strumpf- und Weberwaaren und 
Maschinen, in einer weiten fruchtbaren wasserreichen Ebene, am 
Fuss des hohem Erzgebirges mit 45,400 Einw. (500 Kath.). In 
der grossen Kirche Gemälde von Wohlgemuth, dem Lehrer Dürer's. 



2a§ Baute 63. ZWICKAU. 

Die 18Ö8 eröfltoete Ghemnitz-Zwicliaaer Bahn berührt Qnina, 
Wüttenhrand (Station für die hier mündende Würscbnitzer Stein- 
iLohlen-Bahn), ^o^n«tfm-£fn^ftai (Deutsches Hans, Schwan), zwei 
▼olkreiche (8000 Einw.) Weberorte (V2 St. entfernt die Wasserheil- 
anstalt Hohensteinj anch Stahl-, Moor- und Dampfbäder), St. Egi- 
dwn (Station für die Fabrikorte Lichtenstein und CaUenberg], 
aianohav (DetUaches HaWj AdUr), Fabrikstadt mit 16,000 Einw., 
an der Mulde, mit 2 Schlössern der Grafen von Schonburg. 

Jenseit der langen Mulde -Ueberbrücknng zweigt sich ein 
Strang n.w. ab, und erreicht (über Meerane) zu Gössnitz (S. 240) 
die sächsisch-bayrische Bahn. Der Zwickauer Strang berührt die 
Haltestelle Mosel, und bleibt bis Zwickau auf dem 1. U. des Flusses. 

68. Von Leipzig nach Carlsbad. 

Eisenbahn bis Schwanenberg in 41/2 8*- Von da bis Carlsbad (6Va M.). 
EUwagen im Sommer täglich 2mal in 7 St. 

Eisenbahnfahrt bis Werdau s. S. 240; halbwegs Neumarkt 
(S. 240) zweigt sich links die Zwlckau-Schwarzaiberger Bahn ab; 
in 15 Min. erreicht der Zug 

Zwiokan (Post, grüne Tanne, Anker), gewerbreiche Stadt an 
der Mulde, mit 20,500 Einw. Die * Marienkirche, deren Bau 1453 
begann, Chor von 1536, ist im J. 1839 glücklich hergestellt und 
kann als Muster gelten, wie goth. Kirchen für den protest. Gottes- 
dienst herzurichten sind. Das Altarbild ist ein Doppelfiügeibild 
(8 Blätter) von Wohtgemuth, 1479 gemalt, darunter nochmals ein 
Flügelaltar in Holzschnitzwerk, angeblich von A. Krafft, Maria 
mit den 8 heiligen Frauen, in Farben vergoldet. In der Sacristei 
ähnliche treffliche Arbeiten von 1507, angeblich das h. Grab. In 
der Taufcapelle ein kleines Bild von Oranach, „lasset die Eindlein 
zu mir kommen'^ An der gräfl. Bose^schen Gruftcapelle vertheilt 
der Küster in Folge einer uralten Stiftung jeden Sonntag an 
24 Arme 24 Semmel. Schöne umfassende Aussicht vom Thurm, 
186 Stufen. Der „Kirchner" wohnt an der Nordseite der Kirche. 

Die Catharmenkirche, an welcher Thomas Münzer, als Anführer 
im Bauernkrieg 1525 zu Mühlhausen enthauptet, von 1520 bis 
1522 Prediger war, besitzt ebenfalls ein Bild von Granach. — 
Nicht weit davon im Schloss Osterstein das Land-Arbeitsfiaus, 

Am Markt das Rathhaus, das Kaufhaus n. a. schöne alte Gebäude. 
Gegend hübsch, belebt durch die zahlreichen Steinkohlengruben. 

Die Bahn bleibt im Thal der Mulde; erste Stat. Cktmsdoff 
(Königin-Marien-Hütte, grösstes Hanmierwerk Sachsens) ; 10 Min. w> 
bei Planitz die berühmte Geitner'sche Treibgärtnerei über einem 
brennenden Kohlenflötz, natürliche Temperatur in den Häusern 
4- 25® R.; prachtvolles Palmenhaus. Vg St. ö. von der Haltestelle 
Fährbrücke das Städtchen Wildenfels mit Schloss des Grafen Solms- 
Wildenfels; bei Stat. Wiesenburg auf der Höhe eine Schlossruine; 
Stat. Stein nebst dem 20 Min. ö. reizend gelegenen Schloss Harten- 



SGHNEEBERQ. 64. RouU. IdS^ 

stein, dem Fürsten Schdnbxirg -Hartenstein gehdrig; St. Nieder^ 
SeMema; von hier Zweigbahn über Ober-ScMema nach 

SchBMberg (14640 (*Säch*. ffqf, Fürstenhaus)^ betriebsame Stadt ini^ 
9000 "E. In der Anfangs des 16. Jahrb., also im spätesten goth. Styl erbautexk 
grossen Pfarrkircbe ist ein grosses *Altarbild, die Kreuzigung, mit 8 Flügel- 
bildem, 1539 vom altem Cranach gemalt, an Vmfang wie an Kunstwertb. 
das bedeutendste dieses Heisters. Oestl. und westl. von der Stadt viele an- 
sehnliche Bergwerke, besonders auf Kobalt, der auf den nahe gelegeneiv 
Werken von SeMema und J^annenttiel zu blauer Farbe verarbeitet wird. Der 
bekannte Schneeberger Schnupftabak wird in dem 2 St. südl. liegenden Dorf 
Boekau^ som Theil aus Kräutern, die im Erzgebirge wachsen, bereitet. 

Stat. Aue, ireundliches Städtchen in einem Bergkessel. Die 
Bahn verlässt hier das Thal der Mulde und wendet sich (bei 
Stat. Lauter vorbei) s.o. das Schwanwasaerihal hinauf nach Sohwar-- 
senberg (Hotel de Saxe; Stadt Leipzig beim Bahnhof; Bathhaua)^ 
Städtchen in einem tiefen Bergkessel, mit einem königl. Schloss. 
Gegenüber, 8 Min. oberhalb des Bahnhofs, der OUensteiny em 
Felsvorsprung mit hübschen Anlagen, am Fuss das gleichnamige* 
Fichtennadelbad (Bauers Hotel). 

Die Morgenleite, 2488^ hoher Berg mit trefflicher Aussicht, ist 
von Stat. Lauter in 1V2 St. zu besteigen. 

Von Schwarzenberg an Eilwagen, im Thal des SchwarxwaaaerB,. 
dessen Ufer hoher und wilder werden, bis auf den Kamm des Erz- 
gebirges fortwährend bergan. 

2Vj> Johann-Qeorgenstadt (Eathskeller, Schiesshaus), gemeinhin 
Hansgörgenstadt genannt, von dem Kurf. Johann Georg 1654 als- 
Zufluchtsort für böhm. Protestanten erbaut. Gegend rauh. 

Die Strasse verlässt hier Sachsen und das Schwarzwasserthal,, 
um dem des Plattener Bachs zu folgen und erreicht hinter Platten^ 
der ersten böhmischen Stadt, die Wasserscheide. Nun stets bergab- 
über Bäringen und Lichtenstadt nach 

4 CarUbad (Goldner Schild, Deutscher Hof) s. im I. Theil. 

64. Von Leipzig nach Nürnberg. 

Sachs. Bahn bis Hof. Eilzug in 41/4, Fers. -Zug in 51/2 St. (3 Thir. 21,. 

2 Thlr. 28 oder 2 Thlr. 6 Ngr.)i Bayr. .Bahn von Hof nach Nürnberg. 

Eilsag in 58/4, Pers.-Zug in 7 St. (7 fl. 39, 5 fl. 6 oder 8 fl. 24 kr.). 

Die Bahn tritt bald in die Wiesengründe der Pleisse und 
überschreitet unfern des S. 208 genannten Dorfs DölU% den Fluss^ 
in dessen Nähe sie bleibt, obgleich er nur hin und wieder sicht- 
bar wird. Gegend abwechselnd Ackerland und Waldung. Halb- 
wegs Altenburg liegt Kieritsseh. Die Bewohner des Altenbur- 
gischen, wendischen Urspnmgs, haben eine eigenthümliche Tracht. 

Altenbnrg (3Ö00 (Stadt Gotha, *H6tel de Russie, Z. u. L. 15, 
M. 15, F. 6 Ngr., Bayr. Hof), Hauptstadt des Herzogthums Sachsen* 
Altenburg mit 16,184 Einw. Der ältere Theil des herzogl. Schlosses 
auf einer Anhöhe ist aus dem 13. Jahrhundert. Kunz von Kau- 
fungen entführte aus demselben im J. 1455 die Prinzen Ernst 
und Albert, die Stifter der heutigen herzogl. und königl. sächs. 
Linien. Die Rüstkammer im Schloss (5 Sgr.) nicht unbedeutend. 



^240 Route 64, HOF. 

*Undenau't Mfueum, eine Sammlang von 166 ital. Origiiul- 
t)ildem, 76 Gopten, zahlreichen Gypsabgüssen nnd Yas^i, Yer- 
mächtniss des Ministers von Lindenaa (f 1853, S. 209) an seine 
Vaterstodt, ist taglich von 2 — 4 ü. (ohne Trinkg.) zu sehen, gegen 
Karten, die um 10 U. fr. Im Rathhans gratis aasgegeben werden. 

Folgen Stat. Oö$iniiz (Zweigbahn nach Olauchau and Chem- 
nitz s. S. 238), CrimmiUckau (Stadt Hamburg) u. Werdau (Zweig- 
bahn nach Zwiek4MA u. Sehwartenberg s. S. 238), die beiden letztem 
Fabrikstadte. Schloss SckönfeU^ 1. auf waldiger Hohe, lange Angen- 
punct, gebort Hrn. v. Römer. Folgt Neuma/rkty dann Reiehenbaeh 
'(^Lamm), ebenfalls Fabrikstadt. Die Bahn überschreitet nun (1. unten 
das Städtchen Mylau) das tiefe OÖUtsehtfuüf auf einer langen ^Brücke, 
in Deutschland angeblich der grossartigste Eisenbahn-Brückenban, 
2046' 1., an der tiefsten Stelle 278^ hoch, mit einer vierfach aufge- 
setzten Bogen Stellung. Gegend gebirgig, durch Dörfer und Fabriken 
l)elebt. Folgt Stat. Nettachkau mit altem Schloss, Herlassgrün j Joketa. 
Die Ueberbrückung des tiefen Elsterthals unweit Plauen, niedriger als 
^ie Goltzschbrücke und nur halb so lang, ist ebenfalls merkwürdig. 

Von Stat. Reiehenbaeh angenehmer Fussweg in 2 St. nach Gheis (*Kra- 
nieh) über Friesen, Waltersdor/, Reinadorf (stets hübscher Blick auf den 
Göltzschthal -Viaduct), Irchwitz. Von dem Berge vor Greis hübscher Blick 
auf die im Elsterthal das stattliche Schloss kreisförmig umgebende Stadt. 

Planen (*Deils Hotel, Deutsches Haus, Engel), ansehnliche Fa- 
"brikstadt mit 16,000 Einw., auf einem Bergrücken, an der Weissen 
EUteTy Hauptstadt des Voigtlandes, nach dem Brand von 1834 
•grösstentbeils neu aufgeführt. Das hoch über der Stadt sich 
erhebende alte Schloss Badschin, dessen Namen an das Prager 
■Schloss erinnert, war früher Sitz des Vogts (Advoeatus regiU). 
Die zweithürmige Kirche ist nach der Hussitenzerstorung (1430) 
•und dem Brand von 1548 fast ganz erneuert. 

Zwischen Plauen und Franzensbad, von Plauen 6 St. südl.,- liegt im 
Voigtländ. Gebirge das in neuerer Zeit viel besuchte Bad Elster (14^'), 
ein alcalisch-salinisches Stahlwasser, in seinen Wirkungen dem Franzens- 
bad ähnlich, mit Moorbädern und Molkencur. 

Zwischen Plauen und Hof windet sich die Bahn in weitem 
Bogen über eine unerquickliche waldige Hochebene, Wasserscheide 
zwischen der Elster und Saale. Stat. MeUheuer und Reuih, Gegen 
Ende der Fahrt tritt links das Fichtelgtbirge in blauen Umrissen 
hervor. Vor Hof die sächsich-bayrische Grenze. 

Hof (^Hirsch; Brandenb. Hof,- Bayr. Hof; *Lamm^ bülig} 
Bahnhofsreitawaiion), ansehnliche bayr. Stadt an der Saale, nach 
dem Brand von 1823 neu aufgebaut. RaJthhaus im goth. Styl. 

Die Bahn zieht sich durch das hügelige Land und bleibt der 
viel gewundenen Saale nahe. Folgen Stat. Oberkotsau, Schv>ar%m' 
hoch, Münchberg, Stanibach. Links begrenzt das Fichtelgebirge in 
seinen höchsten Kuppen, dem Sehneeberg (3221') und dem Ochsen- 
köpf (3123'), den Gesichtskreis. Markt Schorgast liegt rechts im 
Grund. Nun folgen Felseneinschnitte, Dämme und dunkle Tan- 
«engründe, links In der Feme Kloster Himmelkron, mit der Gruft 



HÖCKERN. 66.B0UU. Ui 

des Markgrafen Georg von Brandenburg-Baireuth (f 1735). Folgt 
tStat. Neuenmarkt (im Bahnhof Leberknodel, 6 kr., man hat 5 Min. 
Zeit}, wo die Zweigbahn nach Baiienth abgeht; dann ünter^Sieinaeh. 
Die engend wird malerisch, besonders bei dem bierberühmten 
Stadteben CuLmbach (^Bahnhofsrest.) , ehem. Residenz der Mark- 
grafen von Brandenburg-Culmbach, am Weissen Main, von der 1808 
geschleiften Bergfestung Piassmburg, jetzt Strafanstalt, überragt. 
Vor Stat. MainUuSy bei dem dem Baron. Gutenberg gehörigen 
Schloss Steinhauaen, yereinigen sich der Weisse und Bothe Main 
nnd bilden den Mcun^ in dessen Thal die Bahn nun bis Bamberg 
bleibt. Hinter Burgkunstadi setzt sie vom r. auf das 1. U. über; 
bei HÖehstadt ergiesst sich die Rodaeh in den Main. 

JJehUnfela (»Krone) ist Mündepunct der Werra-Bahn (Ooburg- 
Kisenach s. S. 267). Weiter re'chts auf der Hohe die ansehnlichen 
Gebäude der alten berühmten, 1803 aufgehobenen Benedi ctiner- 
Abtei Bans, Eigentfaum des Herzogs Max, schöne Aussicht, reiche 
Sammlung Versteinerungen (ein schönes Exemplar des Ichthyo- 
saurus). Gegenüber links auf der Höhe der besuchteste fränk. 
Wallfahrtsort, die von 1743 bis 1772 neu wieder aufgeführte 
zweithürmige Klosterkirche Viertehnheiligen. Weiter südlich er- 
hebt sich schroff über das Thal die Ealksteinwand des 8taffelberg8, 
weiter gegenüber der VeiUberg mit einer Capelle und Burgtrüm- 
mem und trefflicher Aussicht. StaffeUtein, Ebensfeld, Zapfendorf 
und Breiten-Ovssbaeh heissen die letzten Stationen vor Bamberg. 
Bamberg und Nürnberg s. im I. Theil. 

65. Von Leipzig nach Cassel. 

Tliüring. Eisenbahn bis Eisenach, Schnellz. in 4, Personeuz. In 51/2 S^ 

(6 Thlr. 5 , 3 Thlr. 14 oder 2 Thlr. 10 Sgr.) •, von Eiseitach nach Gassei 

(Friedrich- Wilhe'lms-Nordbahn) Schnellzag in 29/4, Personenz. in 

33/4 St. (3 Thlr. 13, 2 Thlr. 9 oder 1 Thlr. 19 Sgr.). 

Wohl die schönste aller nord- und mitteldeutschen Elsenbahn- 
fahrten, fast unausgesetzt durch anmuthige Gegenden durch die 
Flossgebiete der Elster, Saale, lim, Gera, Hörsei, Werra und Fulda. 

Die Bahn, läuft auf kurzer Strecke neben der Halleschen Bahn 
hin, dann zwischen OohlU (1.) und Möckern (r.) (S. 120) links 
ab durch die mit Wald durchschnittenen Wiesengründe der Elster, 
die sie hier überschreitet, an der Stat. Markranstedt und Köischau 
vorbei, bei der Saline Diirrenberg über die Saale nach Corbetha, 
Knotenpunkt für die Hallesche Bahn. Die Landschaft bis hier 
ist unerheblich, weite Ackerfläche, Schlachtenterrain. 

Eine Meile westlich von Stat. Corbetha liegt das Dorf Bossbach, wo 
Friedrich U. am 5. Nov. 1757 mit 22,000 Preussen über die aus 60,000 M. 
bestehende franz. und Beichsarmee unter dem Prinzen von Soubise einen 
glorreichen Sieg erfocht. Ein den 5. Kov. 1861 enthülltes neues Denkmal 
erinnert dort an diese Schlacht. 

Fast in gleicher Entfernung östl. von der Station, liegt das Städtchen 
Lützen, berühmt durch zvi^ei in derKähe geschlagene Schlachten. In der 
«rsten blieb am 6. Nov. 1632 der Schwedenkönig Gustav Adot|vh. Ein 

Bsedeker's Deutschland II. 12. Aufl. 16 



112 AwtefiA. WBIS8£1IF£L9. 

Ormnltblock, tob eiaem %oQk. Dach feaehfltst, TOn P«ppelB amgeben, 4b 
der nach Leipzig führenden Landstrasse, bezeichnet die Stelle. 

Am 2. Mai 1813 wurde südlieh Ton Luisen, bei dem 1 Keile entfern - 
lea I>orf Orossgd rächen, tod KsMen nndPreoMen den Franiosen ein 
heftige« Treffen, das erste grössere in jenem Krieg geliefert, von den 
Franzosen Schlacht Ton Lützen, TOn den rreussen richtiger von Grossgör- 
schen genannt. Dort steht ein Denkmal in Pyramidenform, dabei ein 
Hans, Ton dem bewachenden Invaliden bewohnt. Der prensa. Oeneml 
Schamhorst ward hier Terwundet n. starb bald darauf au Prag. Am Tage 
vorher fiel bei einem Vori)08tengefecht an der Bippach, 1 8t. von Lätzen, 
der frans. Marschall Bessieres. 

(Der bei Corbetha nördl. sich abtweigende Strang der Thiir. Bahn 
führt in 8/4 St. üb. Herseburg nach Halle, dn^ die im Frülgahr oft über- 
schwemmten Niederungen der Saale n. Bister ^ beide Flüsse überschreitend.) 

XnrMhnrt CScnne, Ritter), SUdt mit 12,000 Einw. (lOOKath.), hat eine 
berühmte, um 1200 erbaute *Domtirehe, daa Schiff nm löOO, mit dem Grab- 
denkmai des 1080 im Kampf gegen Heinrich lY. gefallenen Oegenköniga 
Rudolph von Schwaben, dann Bilder von L. Cranach: rechts Kreuzigung 
und Grablegung, Flügelbild, unter den Kriegsknechten das Bildniss Lu- 
thers t auch eine Madonna von Dürer, am Choraufgang links. Vortreff- 
liche Orgel. Im Schlossgarten ist ein Denkmal des ]^eu«s. Feldxnarsehall» 
Kleist von Nollendorf (f 1823) , aus Gusseisen , mit Büste , 1825 errichtet. 
Das Sehlost selbst, einst fürstl. sächs. Residens, jetzt Regierungsgebaude, 
gewährt mit seinen vielen Thürmen einen stattlichen Anblick. Am Schioss- 
portal wird stets ein grosser Rabe gehalten, zur Erinnerung an die unge- 
rechte Hinrichtung eines Mannes wegen eines Diebstahl«, den ein Rabe 
begangen hatte. 

Der sfidL Strang ffihrt weiter an einzelnen Rebenhügeln vor- 
bei. In WeiMenfeli (SekuUe, Sehwan)^ Stedt mit 11,000 Einw., 
wurde nach der Schlacht von Ltitzen die Leiche Gustav Adolphs 
in einem Zimmer des Amtshauses einbalsamirt ; ein TheQ .der 
Wand, mit seinem Blut befleckt, wird vor äusserer Ber&hrang ge- 
schützt. Eine stattliche Brücke führt hier über die Saale. Pas 
grosse vielfenstarige Sehlou der eheoL Herzoge von Weissenfels- 
Querftirt, einer 1746 erloschenen kurs&chs. Nebenlinie, dient jetzt 
als Gaserne. lieber demselben der Klemmberg mit schöner Aus- 
sicht. Vor dem Bahnhof sieht man rechts an der Anhohe ein 
kleines oben mit N bezeichnetes Gartenhaus, in welchem Napoleon 
nach der Leipziger Schlacht, vom 19. zum 20. Oct. 1813 fiber- 
nachtet haben soll, wie Segur berichtet. In der Nähe wären 
Brücken Über die Saale geschlagen, auf welchen die Trümmer 
seines Heeres den Flnss Überschritten und ihren Rückzug über das 
Rossbacher Schlachtfeld (s. S. 243) nach Freiburg hin nahmen. 

Zweigbahn nach Ctora (Fromater)« Fabrikstadt mit 13,000 Einw. 
und hübschem Rathhaus, auf dem Johannisplata vor dem Begierungs- 
gebäude ein Standbild Heinrieh Huthumut (Bemrieh der jüngere BeuM) gdt. 
den 10. Jan. MDLXJIJ, gest. 3. Dec. UDCXXXV (der Graf im Kostüm de* 
16. Jahrb.), 1863 errichtet \ SUt. EeiU, Crossen, Köstritz (berühmtes Bier). 
Von Zeits bis Gera führt die Bahn durch das reisende EUterth€a. 

Die Stadt Freibvrg (an der Unstrut) sieht man in der Feme (3 St. n.w.), 
rechts auf der Höhe das alte Schloss, firüher Kaiserpfalz, dessen Thurm 
bei Naumburg Ton der Bahn aus sichtba - ist. In Frelburg lebte der Turn- 
vater Ludwig Jahn und liegt dort begraben; ihm ist 1869 ein Denkmal 
gesetit. 

Am Abhang tritt r. Schloss Ooaek, dem Qrafen Zech-Burken- 
lode gehörig, hervor, 1. der stattliche hohe Thuim der Ruine 



NAUMBTRQ. 65. BouU^ U$ 

Sekonburg. Die Bahn durchzieht das Gebiet der Saale, die Land- 
schaft wird gebirgiger. Der Weinbau in der Umgebung Ton Naum- 
burg ist nicht unbedeutend: es werden jährlich tu 30,000 Eimer 
erzielt. Die lange Hügelreihe ist ganz mit Reben bepflanzt und 
mit zahlreichen Weinberghäuseben besetzt. 

Vauibiug (•SäeU. Hof, *Prtu8$, Hofjy Stodt mit 14,000 Einw., 
von der Bahn etwas entfernt, stellt sich ganz stattlich dar. Der 
Dom, 1249 vollendet, durch Einbauten aber entstellt, mit ansehn- 
licher Krypta, zeigt an den Wandpfeilern des westl. Chors merk- 
würdige Sculpturen aus jener Zeit, eine Reihenfolge von Stand-* 
bildern, die Stifter der Kirche darstdlend. Auch die Lettner dörfen 
von Baukundigen nicht unbeachtet bleiben. In der Stadtkirche 
ean kl. Bild v. Cranach: „Lasset die Kindlein zu mir kommen^. 
Unfern eines andern (S. 241) Bosbach (V2 M. n. von Naumburg) 
ergiesst sich die ünstnU in die Saale. Weiter, links unmittelbar 
an der Bahn, die berühmte Erziehungs* und Lehranstalt Schulpforte, 
wo Klopstock, Fichte und andere ausgezeichnete Männer ihre erste 
Bildung erhielten. Kurfürst Moritz schuf sie 1543 aus einem 
Gisterzienserkloster. Die goihische Kirche hat ein Bild von 
Schadow. 

Die kurze Strecke von Naumburg bis Suiza durch das enge 
malerische Thal der Saale, welche die Bahn sechsmal überschreitet, 
ist die schönste der Fahrt. Napoleon hatte diesen Engpass zwei- 
mal mit Erfolg besetzt, 1806 zur Yerhinderung der Vereinigung 
der preuss. Armee, 1813 zur Deckung seines Rückzugs. 

Das kleine Bad Koten (^Ritter Z. 15, F. 6 Sgr. ; KurxhaU' HÖtel; 
in der Kaite, berühmter ^Eierkuchen) mit seinen grossen Salzwerken 
liegt ganz anmuthig. Links auf der Höhe die RxideUburg (Bier vor- 
treffüch), wo um 1822 Franz Kugler (f 1858) sein Lied : „An der Saale 
hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn'' dichtete. Weiter 
die beiden hohen Thürme der Ruine Saaleck. 

Die Bahn verlässt die Saale und nähert sich der lim. Vor der 
Einfahrt in den Bahnhof von Sulxa hat ein Einschnitt in den 
Berg die eigenihümlichsten Felsschicfatungen zu Tage gelegt. Der 
Ort mit seinen Weinbergen und Salzwerken liegt ganz hübsch. 

Becbts in einem Seitenthal liegt Auersiädt^ auf der Höhe, 1 St. vom 
Bahnh. entfernt, Hatsenhausen , in dessen l^ähe am 14. Oct. 1806 die nach 
dem ersten Dorf genannte Schlacht stattfand, welche für Preussen so ver- 
derblich wurde. An der Stelle, wo am Morgen des Schlachttags der Her^ 
sog von Braunschweig verwundet wurde, ist ein Denkmal errichtet. 

Nun beginnt wellenförmiges Ackerland. Apolda, ein sehr be- 
triebsamer modemer Fabrikort, wo zahllose Strumpfwaaren gewebt 
werden, unterhält mehrmals tägl. Eilwagen- und Omnibus -Verbin- 
dungen mit Jena (S. 257); man fährt üi 2 St. hin. 

Die Bahn überschreitet die Jim. Links sieht man Ossmannatedt, 
wo Wieland (f 1813) im Garten seines frühern Gutes, ganz nahe 
an der Um, begraben liegt, neben ihm seine Gattin (f 1801) und 
seine Freundin Sophie Brentano (f 1800). Ein dreieok. Sand- 

16* 



tu B0UU66. ARNSTADT. 

steiii bedeckt das gemeinsame Grab. Der jetzige Besitzer des Gutes, 
Heri von Grand, gestattet den Zutritt gem. 

Weimar 8. S. 245. Von dem hoch gelegenen Bahnhof über- 
sieht man die Stadt und die Hohen jenseits. Der am meisten 
hervorragende Gegenstand ist auf dem bewaldeten Kamm die grosse 
stattUrhe CaaerfUy 1857 vollendet Die bewaldete Anhöhe nord- 
westlich ist der Ettersberg (1459"), s. 8. 248. 

Die Gegend wird gebirgig. 1V2 St von Weimar bei dem Dorf 
Hopfgarten auf dem Högelkamm eine alte Warte, weiter bei Nie- 
derzimmem eine zweite. Dann Stat Vieulbaeh. Zwei kl. Tunnel dies- 
u. jenseits des Bahnhofs führen durch die Erfurter Festungswalie. 

Brftirt 8. 8. 249. Die Bahn bleibt bis NewDieUndorf, Herrn- 
huter-Colonie, in der Nahe der Gera. Anmuthige hügelige Gegend. 

Nach Ilmenau (4V4 M.) fährt bei Ankunft des Hittegsz. ein £Uw. 
von Neu-Dietendorf über (IS/^ H.) Arnstadt (*Henn£)^ schwarzb. sonderh. 
Stadt in hübscher Lage mit goth. Liebfrauenkirche, altem Bathhaus, Schloss 
u. dgl. Der Dichter Wil. Alexis (Häring) hat hier ein Landhaus, welches 
er im Sommer bewohnt Von Neu-Dietendorf bis Arnstadt Ebene. Auf 
dem Gebirge rechts sieht man die Wachsenburg. 

Bei Arnstadt steigt die Strasse und führt dann durch prächtige Wiesen- 
thäler stets im Thal der Gera, zwischen belaubten Bergabhängen, über 
Flaue mit den stattlichen Trümmern der Ehrenburg (am südl. Ende des 
Orts die grosse Bierbrauer^ und Porzellanfabrik der Gebr. Schürhoiz). 
Ifeigitt^ wo die Landstrasse nach Elgersburg sich rechts abzweigt, Martiru- 
roda^ an der grossen Eiche (16 Sehr. imUmf.) vorbei nach Rmenau (S.261). 

Jenseit NewDietendorf (*Bahnhofs-Bestaar.), nachdem die Bahn 
sich den nördl. Abhängm des Thüringer Waldes genähert hat, zeigen 
sich auf abgesonderten Bergen ganz malerisch die drei Oleiehen^ drei 
alte Schlosser ; die Wachaehburg (1373')) £igenthum des Herzogs von 
Coburg-Gotha, dient zu Zeiten als Staatsgefängniss ; Mühiberg ist voll- 
kommene Ruine, Gleichen besser erhalten. Rechts vor Gotha blickt der 
ans^nliche Flecken Siebleben zwischen Bäumen hervor, der Sommer- 
aufenthalt des Dichters Gustav Freytag. Die Bahn berührt den Fuss 
des8eeberg8y auf welchem die 1791 erb. jetzt verlassene fiHemwari«. 

O-otha 8. S. 246. Bei Gotha öfDoet sich eine schone Aussicht 
auf das Thüringer Waldgebirge, in welchem der Thurm auf dem 
Sohneekopf und das Logirhaus auf dem Inselsberg (S. 264) weit 
hervorragen. Der lange Bücken s. ist der Oberhof (S. 262). Weiter 
w. Schloss Tenneberg ^ am Fuss Sehnepfenthal und das Stadtchen 
WaUershaitsen , Reinhardshrunn und Schnepfenthal (3 St. s.w. von 
Gotha) s. S. 265. Vergl. Karte S. 259. 

Bei FröUstedt mündet die V2 Meile 1. WäUershauser Pferdebahn 
(S. 266). Die Thüringer Bahn folgt dem Lauf der Hör sei durch 
das belebte Eisenacher Thal. Vor Eisenach zieht sich r. der 
lange Rücken des tief eingef^iTchten HoraeWergs (1529') hin, in 
welchem nach der Volkssage Frau Venus Hof hält, und trotz der 
Warnungen des treuen Eckart den Ritter Tannhäuser verlockte. 

EiMnach und Wartburg s. S. 253. Die Werrabahn (S. 267) 
liuft auf kurzer Strecke neben der unsrigen und biegt dann links 
ab. Der Casseler Zug folgt von Eisenacb dem Lauf der Hürsel 



Hm 



immiiummm 




WEIMAB. ee, Route. 245 

bis zu ihrer Mündung in die Werra, überschreitet diesen FIhb» 
und lullt bei MetUihafuen. Gegend schön, meist Laubwald und 
Qebürge. Am 1. U. fem (1 St.) die Trümmer der Brandenburg, bis 
löOO Eigenthmn der Orafen Ton Brandenburg, dann der Familien 
Reekroth und Herda. Bei Oerstungen sieht man links in der Feme 
das Stadtchoi Berka. Der Zug verlässt nun die Werra, fahrt bei 
Hönebach durch einen Tunnel (2 M. Durchfahrt) und erreicht bei 
Bebra das Thal der FuHa, in dem er bis vor Cassel bleibt. Das 
Th&l ist hier enger, dort breiter, die Höhen sind theils bewaldet, 
theils angebaut, die Fahrt öffiiet manche hübsehe Landschaft. 

Zwischen Uotenburgf einst Residenz der Landgrafen von Hessen- 
Rotenburg, Ali'Moraeken (kleiner Tunnel), BeUeßrih und MeUungen^ 
altes reizend gelegenes Stadtchen, am 1. U. der Fulda, überschreitet 
die Bahn zweimal die Fulda, und durchdringt dann in einem 
Timnel den vorliegenden Hügel. Hier, bei Ouekshagen^ öflhet sich 
plötzlich eine treffliche Aussicht. Der stattliche Ort dehnt sich 
an beiden Ufern der Fulda aus, unten das grosse 1120 gegründete 
ehem. Benedictiner-Kloster Breitenau, in der Feme der Habichts- 
wald mit dem Hercules (S. 154). 

Ouniershaiuen (S. 156) ist Knotenpunct für die Eisenacher und 
Frankfurter Bahn (R. 45). Wer nach Frankfurt wUl, verlässt hier 
den Gasseier Zug. Die Fahrt nach Cassel dauert noch 30 Min.^ 
Zwisehenstation Wilhelmshöhe. Cassti s. S. 150. 

66. Weimar. 

OAsthdfa. *£rbprins^ Bufisischer Hof, in beiden Z. 15 bis 
20 Sgr., L. 6., F. 71^, M. 20 Sgr.j Elephant; Adler, Z. 10 Sgr. 

Sairehtäser am Markt. 

Fuhrwerk. (Bahnh. 20 Min. von der Stadt) Omnib. 21/2 Sgl*« Droschke 
1 Pera. 5, 2 Per». 7V2 Sgr., 3 Pers. 10 Sgr. l^ach Jena: Einsp. 2 Tblr.» 
Omnibus vom Adler ab 15 Sgr., Fahrzeit 2^/2 Stunde. . 

Theater. Vorstellungen Sonnt., Mittw., Donnerst., Sonnabend. 

Weimar (6480 ^^ ^^^ ^^ i Residenz des Grossherzogs von 
Sachsen-Weimar-Eisenach, mit 13,887 Einwohnern (282 Katholiken,. 
43 Griechen), kann eine Todtenstadt berühmter Deutschen genannt 
iverden. Goethe lebte dort im Weimarschen Staatsdienst, zuletzt 
als Minister, von 1776 bis zu seinem Tode im J. 1832, also 
56 Jahre lang; Herder von 1776 bis 1803 als Generalsuperin- 
tendent; Wieland von 1772 bis 1813, zuerst als Prinzenerzieher; 
SchiUer wurde 1789 auf Goethe's Verwendung Professor in dem 
nahen Jena, trat aber hier aus und zog 1801 nach Weimar, wo 
er 1805 starb. Weimar war, unter dem Schutz des hochherzigen 
Carl August (f 1828), ein halbes Jahrhundert lang Sammelplatz: 
der edelsten Geister Deutschlands, es giebt aus jenem Zeitraum 
keine literarische Berühmtheit, die damals nicht längere oder 
kürzere Zeit in Weimar gelebt hätte. Die Erinnerungen an jene 
Männer machen Weimar so anziehend. 

Goethes Woknhau8 (PI. 16) am Goetheplatz (Frauenplan), dem 
Brunnen gegenüber, i8t von der Familie vermiethet und un?^* 



2M BouUee, WEIMAB. 

gingUch. Seine Sammlimgen werden Freitags gezeigt, Mddimg 
bei Hm. Seoret. Schuchardt. — • SekUUf^s Mekut Htm» (PI. 16) in 
der SchlUerstrasie (Esplanade), mit seinem Namen bezeiduiet, 
hat die Stadt angekauft nnd eine kleine Sammlung SchiUer^scber 
Reliquien darin angelegt. — Herder wohnte in dem PfkrrhaQs 
rPl. 18), unmittelbar ndrdl. an der Stadtkirche. — WieUmde Ham 
(PI. 17) am Theater nördlich. 

Diesen Tier Dichtem sind kürzlich «ftandhilder aus Erz er- 
richtet, Ooetke und adUUer (PI. 21) in einer Orappe vereinigt, 
(„dem Dichterpaar Goethe und Sddller das Yateriand*), nadi 
Rietschels Entwurf 1857 am Theaterplatz ; gleichzeitig am Frauen- 
plan Wieland (PL 22), von Gasser; Herder (PI. 23), Ton Schaller, 
schon 1850 aufgestellt, bei der Sudtkirche (8. 236). Der Grund- 
stein zu dem CcirtrAaguit'-DenkmaL (PI. 24), dessen Ausf&hrun; 
Hähnel flbemommen hat, ist 1857 gelegt. 

Im grossherzogl. •SeiideBiioUoM (PI. 1), Ton 1790 bis 1803 
theÜweise unter Goethe*s gutachtlicher Leitung aufgef&hrt, sind 
^Freskes ausgeführt : im Herderzimmer symbolische Figuren seiner 
▼erschiedenartigen Geistesihätigkeit, von Jager; im Schillerzimmer 
Darstellungen aus Fiesco, Don Carlos, Wallenstein, Braut Ton 
Messina, Maria Stuart, Jungfrau -von Orleans, Teil, von Neher; im 
Goethezimmer Egmont, Faust beide Theile, Götz, Tasso, Hermann 
und Dorothea, von Neher; im Wielandzimmer (dem gelungensten) 
Oberen u. s. w., von Preller, Die Zinkgussthüren sind nach An- 
gaben Neher's bei Geiss in Berlin (S. 5) angefertigt, die Aiar 
besken von Simon. Das Album mit Autographen und andern 
Weimarschen Erinnerungen stiftete die Königin Augusts v. Preussen. 
Im Zimmer der Frau Grossherzogin Original - Gartens (Apostel) 
2u Leonardo da Vincfs Abendmahl. Die übrigen Gemächer des 
Schlosses sind geschmackvoll eingerichtet; im Zimmer des Gross- 
berzogs neuere Gemälde von M. v. Sehwind („das Marcben von 
4en sieben Raben'^, Ary Scheffer u. A.; in den Gesellschaft»* 
zimmern Landschaften von Preller; im Bernhards -Zimmer die 
Büstung des Herzogs Bernhard (f 1639), des Helden des 30jähr. 
Kriegs u. A. (Trinkg. 10 Sgr.). 

Die Kunitf ammlung , Im Palais in der Nähe des Theaters, 
Donnerst. 10 — 1 ü. geöfChet, ist an guten Oelbildern arm, besitzt 
■aber eine grosse Anzahl Kupferstiche und *Handzeichnungen, be- 
sonders von A. Carstens (von W. Müller treu in Umrissen ge- 
stochen und bei demselben käuflich zu haben). 

Die ansehnliche grossherzogliche ^Bibliothek (143,000 Bände, 
^000 Landkarten, 4—500 alte Stammbücher), im grünen Schloss 
neben dem Fürstenhaus (PI. 2), tägl. von 9 bis 12 und 2 bis 4 U. 
geöflhet, den Monat Juni und die Weihnachts- und Osterferien 
iiusgenommen (10 Sgr. Trinkg.), erhält höhere Bedeutung durch die 
Denkmäler, die hier in Gemälden und Büsten den merkwürdigen 
Männern und Frauen gesetzt sind, die meist in Weimar gelebt 



WEIMAR. ee.souu, M7 

haben: Qen^Ude von L. Oranadi, die Ahnen des grossherzogl. 
Hause» Torstellend, Bildnisse der Herzogin Anna Amalia (f 1807), 
Gemälde und StandbUder ihres Sohnes Carl August, Goethe ans ver- 
sehiedefien Altersstufe, seine weit über lebensgrosse MarmorbÜste 
▼OD Da^id (d' Angers) a. d. J. 1831, und die «Baste Ton Trippel 
von 1788, ebenfalls in Marmor, das Apollo-ähnliche Haupt Goethe's 
darstellend, ebenso Schillers Marmorbüste von Dannecker, Herder's 
von Trippel, Tieck, Wieland, Winckelmann u. A. Auch Lutiier's 
ChoEmantel, das Koller Gustav Adolph's, Goethe*s Hofüniform und 
Schlafrock, dann mancherlei andere geschichtliche und literarische 
Merkwürdigkeit^ werden hier in dem Kunstcabinet gezeigt Die 
innere Einrichtung eines ehem. Stadtmauerthurms zur Bibliothek ist 
eig^thümlich. Wichtig ist das sacbs. Münz- und MedaiUen'Cabinei. 

Am Markt das 1841 im goth. Styl von Hess aufgeführte sau- 
bere XathliMii (PI. 6). Das Haus gegenüber, dem Buchhändler 
Hofänann gehörig, bewohnte einst Lucas Crcmachy wie an seinem 
Wappen (S. 252) zu ersehen (PI. 19). 

Die um 1400 erbaute fttadtkirclie (PI. 8) besitzt eines der 
grössten und schönsten «Bilder von Cranadi, eine Kreuzigung, 
mit Luther's, Melanchthon's, des Kurf. Johann Friedrich, seinem, 
seiaer Gemahlin und dreier Söhne Bildnlss. Ein kleines Bild in 
der Sacristei, Luther als Mönch, Junker Georg und Greis dar- 
stellend, ist von Oranach's Schüler Yischer. Herder (f 1803) ruht 
im Schiff dieser Kirche; eine einfache Platte mit seinem Wahl- 
«pruch: nJUdU, Liebe, Leben," deckt das Grab. Das lebensgrosse 
Steinbild von Luca$ Crctnach (f 1553), „pictoris celeherrhni'*, ist 
vom Jacobskirchhof hierhergebracht und kürzlich erneuert worden 
Unter den zahlreichen Denkmälern Weimarscher Fürsten ist die 
Grabesplatte des Herzogs Bernhard (f 1639, s. oben) wohl die 
merkwürdigste. Herder'a Standbild aus Erz, „von Deutschen aller 
Lande^ 1850 errichtet, von Schaller entworfen, steht vor der Kirche. 

Einzelne bemerkenswerthe «Grabsteine und Denkmäler finden 
sich auf dem ehem. Gottesacker bei der Jacobikirche » der Hof- 
kirche, nahe dem Eingang der Stadt vom Bahnhof: neben der 
Kirchenthür der bekannte Uebersetzer Bode (f 1793), Afttsäua, 
der Erzähler der Yolksmährchen (f 1787). Ein Denkmal, der 
Kirchthür gegenüber, erinnert an einen Grafen Schmettauy in der 
Schlacht bei Auerstädt (S. 243) geblieben, „glücklich, dass er 
Preusscns Fall nicht überlebte". 

Auf dem neuen grossen «Friedhof an der Südseite der Stadt 
sind in der Fürstengruft, einem einfachen tempelartigen Ge- 
bäude in der Mitte des Friedhofs, Scfäüer (f 1805) imd Goethe 
(f 1832) in Särgen von dunkel gebeiztem Eichenholz beigesetzt, 
mit Lorbeerkränzen geschmückt ; auf Schiller's Sarg der von Han>* 
burgerinnen zu seinem 100. Geburtstag gestiftete silberne Eichen- 
kranz. Tiefer in der Gruft ruht u. A. neben seiner Gemahlin 
Luise (t 1830) Grossherzog Carl August (f 1828) in einem reldi 



US Uoyuee. £TT£BSBÜRG. 

Tenierten Sarcophag mit der Inschrift: ftgertdU und mUd, tapfer 
und weise"; femer CaH IViedrich (f 1853) nnd seine Gemahlin 
Moria (f 1869). Ein die westliche Kirchhofsmaner überragender 
Stein mit inergoldetem Medaillonhild in der N&he der Fürstoignift, 
erinnert an den berühmten Tonsetzer Humm^ (f 1837); an der* 
selben Mauer ein Stein mit sinniger Inschrift (von ihm selbst) 
an den Satyriker und Menschenfreund Johannea Faüc (-]- 1826). 
P. A, Wolff (t 1828), der berühmte Schauspieler ans Goethe's 
Schule, liegt an der östlichen Mauer, ebenfalls nicht weit von der 
Fürstengruft begraben. CairoUiru FUtehaUmd, Herders edle Gattin 
(t 1809), ruht ebenfalls hier. Der Führer (10 Sgr.), welcher die 
Fürstengrnlt aufschliesst , wohnt der Hauptwache linke schräg 
gegenüber am Thorweg, eine Treppe hoch. 

Der *8eliloMp«rk ist südlich an den reizenden Ufern der Um 
angelegt. Die bescheidene fast armliche Oartenwohnung Goethe^s, 
das RÖmiiche Hauty die in Marmor gegrabenen Distichen von Goethe 
am Fuss der zu diesem hinauf fuhrenden Treppe: 

„Die ibr Felsen und Biame bewohnt, o beilsame Nymphen, 
Gebet Jeglichem gern, was er im Stillen begehrt" n. s. w. 

mahnen auch hier an jene ^Uizige Zeit des letzten Yiertels des 
Torigen Jahrhunderts. In der Nähe ein Gartensalon („Tempel- 
herrenhaus''), in dessen Saal Steinhäuser*s colossales Marmorbild 
Goethe's, 1853 in Rom vollendet. Den Schlüssel hat der Girtaer. 
Am Ende des Parks ist das Dorf Oher -Weimar, Weiter auf 
einer H%e erhebt sich Schloss Belvedere, wohin von Weimar ein 
alter schöner Baumgang führt (V4 St.), mit reichen Gewächsh&usetn, 
einem ausgezeichneten Palmhaus und einem kleinen Park. 

Schloss und Park Tieftirt, der Herzogin Amalia (f 1807) ein- 
facher Landsitz, in enger, aber trefflich benutzter Begrenzung, 
liegt 8/4 St. ostl. von Weimar an der Um. Im Park ist ein kleiner 
Amor bemerkenswerth , der eine Nachtigall fütternd auf einem 
Postament Ton Tuffsteinen sitzt, darunter eine Inschrift von Goethe: 
„Dich hat Amor gewiss, Sängerin, fütternd erzogen* u. s. w. 
In derselben Richtung welter, ebenfalls an der Dm, ist das 
S. 243 genannte Ossmannstedt 

•Etteriburg, IV2 St. nordlich von Weimar, ist grossherzogl. 
Sommerresidenz. An Ettersburg wie an Tieflfurt knüpfen sich die 
heitersten Erinnerungen aus Weimars Glanzperlode. An beiden 
Orten spielte das „Liebhaber-Theater": 

In engen Hütten und im reichen Saal, 

Auf Höhen Kttersburgs, in TieflTurts Thal, 

Am lichten Zelt, auf Teppichen der Pracht, 

Und unter dem Oewülb der hohen Nacht (Ooet?u.) 

Kurzverschnittenes Buschwerk bildete die Goulissen, Bäume, Wiesen 
nnd Quellen die natürliche Decoration, oft wurde bei Fackelecheiii 
gespielt. Der keckste Humor, der genialste Muthwillen ergingen 
sich hier, durch keine Schranken gehemmt. Die aufgeführten 







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11.3 



EBFUBT. 67, Boute. 219" 

Stücke waren meist von Goethe, Einsiedel, Seckendorf. Oft 
spielten die fürstlichen Personen seihst mit. 

Sonst ist in der Umgebung von Weimar noch zu erwähnen: 
Serdermnihtj am Fuss des Ettershergs (S. 244), ein mit Pappeln.' 
umpflanzter Rasenplatz mit einer Steintafel und der einfachen In- 
schrift: „Herder^, der Buheort bei seinen einsamen Spaziergängen }. 
dann Berluif Stadtchen an der Um, 2 St. südlich von Weimar^ 
sehr freundlich gelegen, zugleich Badeort, in der Nähe herrliche- 
Buchenwaldung. Spaziergang über Hetsckburg nach Buchfahrt, die- 
Ilm entlang, wo das sogenannte OrafensehlosSj in den senkrecht, 
schroffen Felsen tief hinein gehauene Bäume, Zugang nur mit 
Leitern. Zweck rnid Ursprung Mnd unbekannt. Die S. 244 ge- 
nannte grosse neue schlossartige Caseme ist der hervorragendster 
Gegenstand in der äussern Gestalt der Landschaft geworden. 

67. Erfart. 

Gasthftfe. Silber am Bahnh. Z. u. F. 20, B. 5 Sgr., •Rom. Kaiser^ 
^Weisses Ross, Prenss. Hof, Thüringer Hof. — In der *Res- 
s o n r c e, auf dem Anger, sehr gute Wirihschaft, swar geschlosaene Qesell» - 
Bcbaft, doch haben beacheidene Fremde auch ohne eingeführt su sein Zutritt. 

Brftart (6350 mit 37,000 Einw. (7000 Kath.) und 4466 M.- 
Besatzung, preuss. Festung mit den Citadellen Petersherg und' 
Cyrialuburg^ uralte Stadt, welche schon der h. Bonifacius als eineik 
befestigten Wohnsitz von Ackerleuten fand, später zum Hanse— 
hund gehörig, dann zu Kur-Mainz, von 1802—1806 Preussen,.. 
von da bis 1814 unter franz. Verwaltung. Die Universität, 1392: 
gestiftet, wurde 1816 aufgehoben. Die Gera durchfliesst die- 
Stadt; ihre verschiedenen Arme sind dreimal Ober das Kreuz, 
geleitet, mit ihrem Wasserzug ist ein sehr altes verwickeltes- 
Wasserrecht für die Anwohner verbunden. Das Wasser der Gera 
(und des Dreien Brunnens) befordert vorzüglich das Gedeihen der 
Brunnen-Gresse, welche, mit grosser Sorgfalt gezogen, einen ziem- 
lich l)edeutenden Handelsartikel abgiebt. 

Der »Born (PI. 11), ein goth. Gebäude auf einer Anhöhe, hat 
ein doppeltes Portal aus dem 12. Jahrh. , Chor im edelsten Styl 
1349, die zwei Thürme Ende des 12. Jahrh. erbaut, 1852 her- 
gestellt, die drei Schiffe von gleicher Höhe. Brand und Kriege,., 
besonders der Bauernkrieg (1525) und die Belagerung von 1813^ 
haben dem Gebäude häufig Beschädigung zugefügt; in neuerer 
Zeit ist Alles hergestellt. Der Domthurm hat 10 Glocken, unter 
welchen die grosse Susanne (eigentlich 8t Maria Oloriosa) 275 C. 
wiegt. Belohnende Aussicht (260 Stufen) (vergl. Karte S. 259). 

Im Innern bemerkenswerth : am ersten nördl. Pfeiler ein *Denkma£ 
in Ercgnas von P. Vischer^ Krönung der Jungfrau, als OedäehtnigeUfel 
^Hmmn^i QodetU jwrUe.'^ (i 1522); am Pfeiler gegenüber in der Kähe eine 
wunderliche Darstellung der Transsubstantiation, Oelbild v. 1534) auf der 
südl. Wand der grosse Christoph, 1499 in Oel genialt, fast die ganze Wand 
bedeekendi darunter der Grabstein eines Grafen von Gleichen mit seinen 
beiden Frauen, eines der bedeutenderen Denkmäler der Bildhauerkunst do» 



IM RouU 63. ERFURT. 

13. Jthrh. \ eifentli^liiüicber Uehtertialter, ein BäaBender,m Bngnss uts dem 
12. Jalirh.) einselne Grabsteine in Enguss vordem Chor; Holskanxel nacb 
JSehinkeU Entwarf i gute launige Holsschnitsarbeiten an den Chorstüblen. 

Die SayerUdrohe (PI. 15) mit 3 spitzigen Tbürmen neben dem 
Dom ist aus dem 14. Jabrb. Pie Predigerkirclie (PL 13), 1228 
-«rbant, ist für Architecten beachtenswerti^. In dem ebem. Augn- 
«ti]ierUott«r (PI. 9), jetzt ein unter dem Namen Martinsstift 
l>ekannte8 Waisenbaus, ein Todtentanz und die Zelle Lutbers, der 
hier am 17. Juni 1505 Moncb wurde. Die Eircbe diente 1850 
lurze Zeit für die Sitzungen des „Unions-Parlaments''. Erfurt 
hat ausserdem noch 18 Kirchen. 

Auf dem Fischmarkt^ Tor dem 1259 erbauten Bathha«! (PI. 23), 
:«teht eine BoUrntUsäuU (PI. 25, S. 67). Beim Dom eine 1777 
•«rrichtete SpUtaäuUy welche an die Anwesenheit des damaligen 
Landesherm, des Kurfürsten Friedrich Carl Joseph erinnert. 

Das Begieniiigigeb&«4e (PI. 24), fHiher Palast des Mainziscben 
Statthalters, zuletzt des Goadjutors Carl von Dalberg, diente im J. 1808 
lYapoIeon zur Wohnung, der hier die Fürsten um sich versammelte. 
Xirelihftfe. Auf dem Brühler Kirchhof CEingang von der 
^stselte) ein tempelartiges Denkmal mit der Büste des Feld- 
marschalls Frhm.w. MuffUng gen. Weis (f 1851). — Der Attytw<m<r- 
Mrehhof (Eingang in der Mitte, yon der Krämpferstrasse) , ein 
schmaler langer Raum, der ehem. Stadtgraben, an einer Seite die 
-^te Stadtmauer, umgiebt Erfurt von der Ostseite. Die Eingänge 
oin den Enden sind gewohnlich verschlossen, stets geoflbet ist 
4iur der mittlere Eingang von der Krämpferstrasse. Auf der nördl. 
Abtheilung, fast am Ende, steht an der Stadtmauer das Soldaten- 
denkmäl (PI. 5), ein einfaches goth. Denkmal mit Helm, Adler 
und Kreuz, und der Inschrift: „Im Kampfe für Ordnung und 
Qestiz fielen treu ihrer Pflicht am 24. Nov. 1848 sieben SoldaUh 
-vom 31. Infanterie-Reg.f der d, Pionier-Ahiheilung und dem 8. CHrat 
sier-Reg." Ein Denkmal erinnert an den General Böse (f 1839), 
dahinter ein anderes an Lieut. v. Jarotzky und Unteroff. Oopd, 
beide vom 31. Inf -Reg.: „sie opferten ihr Leiben bei dem Brandt 
■um 3. März 1822 als menschenfreundliche Retter; ihr Andenken 
ehren die Bürger dieser Stadt.'* Auf der nordostl. Abtheflung 
zwischen dem Krämpfer- und Schmidtstätterthor , Trommsdorfi 
(t 1837), des Chemikers Grab (dahinter die ehem. Fabrik seines 
Sohnes), und das Grab des Generallieut. v. Radowitz (f 1853} 
.mit einem goth. Wanddenkmal (PI. 4). 

Der besuchteste Spaziergang bei Erfurt ist der Steiger. Der Weg 
dahin führt durch grosse gut gehaltene Gemüsegärten, auch wegen 
^er Bewässerung (s. S. 249) sehenswerth. Erfurt ist überhaupt wegen 
«einer ausgedehnten Kunstgärtnerei berühmt. Blumenfreunde fin- 
"den bei den Handelsgärtnern Hagen und Topf reiche Auswahl. 




J.J ^f^t^, /?jVnisf,(u^ 



68. Gotha. c.(/ais ,'•-♦ ^^'•- - •• - 

eastkAf». «Deutscher Hof, Z. 12V2t 9. 71/2; *Mohr, Z. 10, M. 13, 
F. 6, B. 6, L. 31/2 Sfr.^ SUdt Altenburg; Biege-, Stadt Coburg 
<guteg Bier). Prophet, Z. 10, F. 5 Sgr., bürgerlich. ^ 

SroMhke 5 Sgr., die Stunde 15 Sgr. 

OothMT Wurd^ berühmt, gut bei Chr. Rudolph u. Sohn, MönoheU- 
gasse 26, bei Schenk u. A. 

Gotlia (9340 mit 15,856 Einw. (250 Eath.), zweite Residenz des 
Herzogs von Sachsen-Oobarg-Gotha, eine der anmuthigsten kleinen 
Residenzstädte, in einer von Natur und Kunst begünstigten Um- 
gebung (ygl. Karte S. 259), auch in geselliger Beziehung gerühmt. 

Ueber der Stadt ragt hoch das sehr ansehnliche yielfenstrige 
Sehlott (^FriedensUin, 10460 (PL 22) hervor, in welchem sich 
folgende Sammlungen (yom 1. April bis 31. Oct. Dienst und 
Freit, von 9 — 1 U. unentgeltlich, sonst für 1 Thlr. geöfifhet) befinden: 

Die Oemäldeflammlung, an 700 Nummern, nach Schulen geordnet. 
Zimmer I. Thlergtüeke ron Hondekoeter^ F. Damm, Lo^er, Ph. Roos. — 
n. Landschaften Ton Ph. Haekeri, Chr. Bheinhardt, Voagd; 1. Qroff BUdniM 
des Schauspielers Bekhoff; 14. 15. Denner alter Mann und alte Frau. — 
m. 1. Van der Seist männl. Bildniss; 4. 6. Van der Ooyen Gegend bei Vliea- 
eingen und Fort Lillo bei Antwerpen \ QU. Bril Landschaft s 40. Vermemimi 
Winterlandschaft; 74. Hugienbwrg Auffahrt Ludwigs XIV. über den Pont- 
Neuf zu Paris. — IV. 1. Van Dyck eigenes Bildniss \ 2. Van Dyck Bildniss der 
Blisabeth Brant, Bubens erste aemahlin ; 5. Rembrandt Bildniss eines Jung- 
lings \ 18. HcndhoTit Reuiger Petrus \ 14. ffondhorst (?) Bestattung des h. Se* 
bastian; Ui. Bembrandt Bildniss seiner Mutter; 4S. JRuben* die Familie» 
Bubens und Trenck („Liebesgarten") ; 46.-49. Rubens vier Heilige. — 
V.l. Ö6. 120. 131. Grosser Bettschirm mit Schilderungen des neuen Testam., 
Ton einem oberdeutschen Meister des 16. Jahrb. Zahlreiche Bildnisse Tom 
Oranach^ der in Gotha lebte, und aus seiner Schule; 34. Molbein Bildniss 
des Baseler Patriziers Sulzer ; 36. Penez männl. Bildniss; 96. V. ffolbein 
männl. Bildnisse; 39. Holbein (?) Bildniss der schönen Gräfin Agnes ron 
Mansfeld, welche 1683 der Kölner Bnbischof Gebhard Truchsess von Wald- 
burg aus dem Stift Gerresheim bei Düsseldorf entführte und heirathete; 
40. Holbein (?) Kurfürst Johann Friedrich der Grossmüfhige mit Herzog 
Bmst SU Lüneburg Schach spielend; 64. Israa v. Meekenem (?) liebesorklä- 
mng; 67. 68. Oranaeh Sündenfall und Erlösung, Judith und Holofemea^ 
78. J. V. Eyek Bildniss Philipps des Guten von Burgund; 79. Bildniss Hiero- 
nymus Holzschuh er, Copie des berühmten Dürcr''schen Bildes in ITümbeif 
von einem Schüler Dürers. — - VI. 2. Jacobs Ecce homo) 6. Qranei Bildniss 
des Ministers v. Lindenau (S. 236); 11. THschbein Conradin von Schwaben 
nach angehörtem Todesurtheil mit Friedrich von Oesterreich Schach spie- 
lend; 19. «. Roden Albaner See. — VU. 12. Teniers Zahnarzt; 48. Th. Eeyser 
Amsterdamer Bürgermeister mit Frau u. Kindern. — Vm. 2. Vanderöoffen 
Landschaft; 6. Van der Helst männl. Bildniss; 11. Dow alte Frau spinnend 
(angeblich des Malers Mutter) für 13,000 Thlr. angekauft; 24. mueher väterl. 
Bath, dem Bilde von Terburg im Berl. Museum (S. 16) ähnlich ; 29. PoUer 
Landschaft mit Vieh. — IX. 1. 2. de Heem Stillleben; 41. Van Os Fracht- 
stück.— X. 11. Bom6effi Papst Pius VII.; 28. Z/otord Herzog Ernst II. von 
Sachsen-Gotha (Pastell). — XI. 4. Tizian männl. Bildniss; 39. Guido Reni 
h. Lanrentius; 64. O. Reni Bacchus und Ariadne; 62. O. Reni Bcee homo; 
65. 0. Reni Knabe vor einem Nest mit Tauben; 70. Palma veeehio Christus- 
bild; 71. Caraoaggio Verkündigung. — Die Kupferstichsammlung, 
50,000 Stück, neu geordnet, reich an ältesten italien. und deutschen Holz- 
schnitten und Stichen. Handzeichnungen. 

Im Obern Stockwerk das Kunstcabinet. Zimmer I. Gemmen und 
Holzschnitzarbeiten. — II. Beliefs in Holz, mechan. Kunstwerke, Mosaiken 
(Nr. 16. u. 17. zwei kleine Mosaiktafeln, die Pyramide des Cestius und 
eine Mühle bei Tivoli darstellend, von Raffaeli, dem Verfertiger der Mosa*'- 



tSlt RotOeßS, GOTHA. 

Hacbbildung des Leonardo'schen AbendnulUs in der MinoxUenkirclie zu 
Wien.) — III. Korkbildwerke, PorMllan, Vr. 1—8. die ersten Versuclie 
Bdttcers (8. 2ü6). — IV. Ethnographische u. historisch merkwürdige Gegen- 
•tänae, namentlich einige Napoleonisehe. Im letzten Zimmer das chine* 
sische Cabinet. Die Bibliothek, von 11 — 1 Uhr täglich geöffnet. 
160,000 Bände, viel Incanabeln, Handschriften, Miniatoren., Autographen 
(Heinrichs VIH. von Sngland Brief gegen Luther) \ das Münicabinet 
40,000 Stück, viele griech. Goldmünzen. Gypsabgüsse. Naturalien, 

An der Südseite des Schlosses sind ausgedelmte Parkaal«ero>^ 
mit einigen unbedeutenden Denkmälern und ein^n Teich. Auf 
der Insel in demselben ist die herzogl. Gruft mit den Gräbern 
des Herzogs Ernst II. (f 1804) und seiner S5hne. In der Nähe 
des Parks die Menwsrte (PI. 24), unter Hansen's Leitung. 

Beim Eintritt vom Bahnhof in die Stadt links einige statt- 
liche neue Oeb&nde: die Lehensversiefterungs-Bank (PI. 14); der 
^Marstall (PI. 15), auch in seiner Innern Einrichtung sehenswerth; 
rechts das Palais des Henogs (Fl. 18), mit einigen guten neuen 
Bildern, Wappers Carl IX. von Frankreich in der Bartholomäus- 
nacht u. a. (16 Sgr. Trinkgeld). Weiter nordlich das Theater 
(PI. 27) und ganz nahe das Gebäude der Fetur -Veraicherungs- 
anstaU (PI. 4), beide von Eberhard aufgeführt. 

Neben dem Theater ein Denkmal des Kaufmann E. Amoldi 
(t 1841) (PI. 1), Medaillonbild, des Gründers der grossen Bank- 
in.nitute, Feuer -Versicherung (1821), Lebens-Versicherung (1829) 
und der Handlungsschule (1817), was die Jahreszahlen am Denk- 
mal andeuten. 

In der Xlotterkirche (PI. 9) eine sehr grosse Kreuzigung 
von dem in Gotha lebenden Maler Jacobs, in den einzelnen 
Gruppen sehr gelungen. Sein hübsches Wohnhaus ist neben dem 
herzoglichen Palais. 

Ein Eckhaus am Markt, in welchem die höhere Töchterschule 
(PI. 28), war einst Eigenthum des Malers Lucas Cranach. Es trägt 
noch sein Monogramm, die geflügelte Schlange mit der Krone. 

Die KlrohliftfiB liegen an der Westseite. Auf dem alten, links 
von der Eisenacher Strasse, wo die Gottesackerkirche, ruht der 
Generalsuperintendent Löffler (f 1816), und sein Nachfolger, der 
Generalsuperintendent Breischneider (f 1848). Ein rechts nebe» 
dem Eingang der Kirche aufgestellter alter Grabstein ist der des 
Superintendenten Friedr. Mykonius (f 1536), des Freundes von 
Luther , kürzlich aufgefunden , wie die Inschriften auf den Por- 
zellantafeln melden. Auf dem zweiten, rechts von der Strasse, 
auf dem auch das Leichenhaus, sind die Gräber des Buchhändlern 
Friedr. Perthes (f 1843), ein einfaches eisernes Kreuz unter einer 
Trauer-Esche j des Philologen Friedr. Jacobs (f 1847) ; des Ge- 
schichtsforschers ükert (f 1851). Auf dem nächstfolgenden das 
des Mathematikers Kries (f 1849). 



I6S 

69. Eisenaeh und Umgegend. 

Vergl. Karte S. 959. 

«MthUe. «Halber Mond, Z. 12Vs, F- 6. M. I2V3, B. 5 Sgr. ; «Bau- 
tenkranz^ Thüringer Hof und Schwan, näher am Bahnhof^ 
Ankeri ♦Mohr, nicht theuer. — »Bier im Felsenkeller, dem Bahnhof 
gegennber; femer im alten Felsenkeller, unmittelbar an EicheFs Garten, 
bei Bohl an der Georgenstr., einige Häaser w. vom halben Mond- Bahn- 
hofs-Restauration gut. 

Broachke die Fahrt 3, mit Gepäck 4 Sgr.*, stundenweise, erste Stunde 
1^1/2 Ser- <^ eine, 20 Sgr. für 2-4 Pers., 2 Stunden 20 Sgr. oder 1 Thlr. 
Ifach der Wartburg 20 Sgr. oder 1 Thlr., hin und zurück und iV2 St. 
-vrarten 36 oder 40 Sgr.; Hohesonne hin 24 oder 32 Sgr., hin u. zurück 
und 11/9 St. warten 36 oder 48 Sgr.i Wilhelms thal hin 35 od. 40 Sgr., 
hin und zurück und 2 St. warten 40 oder 50 Sgr., für jede I/2 St. länger 
warten 5 Sgr. — Zweisp. in 3 St. nach Liebenstein (S. 263) für 4 Thbr. 

Führer 5 Sgr. die erste Stunde, jede folgende 2 Sgr., für deü ganzen 
Tag 20 Sgr. , für jede Nacht ausserhalb Eisenach 10 Sgr. Bei Annah ne 
auf unbestimmte Zeit, von früh 6 Uhr bis Abds. 6 U. 27 Sgr., von »itt. 
12 U. bis A. 6 U. 15 Sgr., von Kachm. 5 U. bis zum andern Morgen 10 U. 
29 Sgr. Der Führer trägt leichtes Gepäck bis für 3 Pers. und beköstigt 
sich selbst. Vgl. das Keglem., welches jeder Führer bei sich haben muss. 

Esel auf die Wartburg 10 Sgr. incl. Trinkgeld. 

Xisenaeh, saubere Stadt mit 11,517 Elnw., war Residenz dM 
1741 ansgestorbenen Für3tenhaase& Sachsen-Eisenach, und kam 
damals an Weimar. Der NicoUUthurm am Eingang der Stadt vom 
Bahnhof im schönsten roman. Styl mit neuerem Aufsatz, ist wohl 
erhalten. Das 1742 von Ernst August, Herzog von Weimar, er- 
baute 8chl088 am Markt bewohnte bis 1857 die Herzogin von 
Orleans (f 1858) mit ihren Söhnen. Die kirchlichen Oebänd« 
sind ohne Bedeutung. 

Als Stadt hat Eisenach wenig Interesse fßr den Fronden. 
Um so schöner sind die Umgebungen, unter welchen in nächstef 
Nähe (unfern des Bahnhofs, Eingang am Nicolaithor) *Oarten und 
Park des Hm. Friedt. v. Eichel hervorzuheben ist, ausgezeichnet 
durch seine Pflanzen und seine Anlagen, die am Pflugensberg 
«ich emporziehen, und durch wechselnde prächtige Aussichten 
auf Eisenach, die Wartburg, das Marienthal; Donnerstags für 
Jedermann geöifhet, sonst nur g«gen Eintrittskarten, die man ohne 
Umstände im Comptoir des Eigenthümers in der Stadt erhält. 

Ein Führer von Elsenach auf die Wartburg ist durchaus un- 
fiötfaig. Die erste Strasse westlich vom Halben Mond, gewöhnlich 
mit einigen Eseln (s. oben) besetzt, fuhrt am Kirchhof vorbei 
rechts, anfangs steil bergauf, durch Wald an einem weissen Haus-» 
<:hen vorbei, dann rings um den MädeUtein mit steter prächtiger 
Aussicht r. In die Thäler, unfehlbar in 35 bis 40 Min. auf die 
Wartburg. Der Fahrweg verlässt ausserhalb des (s&dl.) Frauen- 
thors die Coburger Landstrasse rechts ab ; er ist etwas welter als 
der FuBsweg. Die ♦Wartburg (1315' ö. M., 600' ü. Eisenach), 
Besidenzschloss der 1440 ausgestorbenen Landgrafen von Thüringen, 
jetzt wieder zu Zeiten vom Grossherzog von Weimar bewohnt, 
von Ludwig dem Springer 1070 gegründet, ist eines der schönsten 
Denkmäler roman. Styls, in Norddeutschland wohl das einzige 



IM StmU&9. WARTBURO. 

niehtldfehliclie QaHade ««s 4ieMT Z«it, seit 1847 nacb migens 
Pllnen Dea ausgebaut und mit zahlreichen ^Fresken tod 
McrU* V. Sehwind getieft, Begebenheiten aus der Gesdiiebte der 
Burg und der h. Elisabeth , Landgrafin von Thüringen (S. 153)^ 
die auf der Wartburg ihren Sitz hatte. Auf der Wartburg w 
1207 der Wettstreit der Minnesänger, der sog. Sängerkrieg; das 
Freskobild in dem, ganz in der damaligen Weise hergestellten Saal^ 
stellt Heinrich Ton Ofterdingen und Wolfram von Eschenbach im 
Singkampf dar. Auf die Wartburg wurde Luther durch Fürsorge 
des sichs. Kurfürsten Friedrichs des Weisen während seiner Rück- 
kahr yon Worms gebracht, er arbeitet« hier yom 4. Mai 1521 bis 
zum 6. März 1522 eifrig an seiner Bibelübersetzung. Die ZtSitr 
welche er als „Junker Georg'* bewohnte , ist wenig verändert, sie 
enthält einige Erinnerungen an ihn, Tisch und Trinkkanne, Büstong 
als Junker Georg, Bücherschrank, Briefs, Bildnisse u. dgl. In 
neuerer Zeit ist die Wartburg durch das am 18. Oct. 1817 ge- 
feierte „Burschenfest^ bekannt geworden, wozu alle deutschen 
Hochschulen, besonders zahlreich die Jenaer, ihre Abgeordnet»! 
gesandt hatten. Das Stammbuch in der Bibliothek des Grossherzogs 
(nicht zugänglich), in welches viele der Theilnehmer sich eiiH 
geschrieben, liefert einen Beitrag zur Gharacteristik jener Zeil 

Der Burg selbst, in ihrer glücklichen Herstellung, mit der 
CktpetUy der Büstkammer mit Rüstungen und Waifen aus dem 12. 
und spätem Jahrhunderten (Kunz v. Kaufüngen, Friedrich der 
Weise, Gonnetable von Bourbon, Fahnen aus dem 30jihr. Krieg) ; 
dem Kitier- und BankeUaal mit allerlei neuen geschnitzten gro- 
tesken Thierfiguren als Träger der Balken, und den andern ebenfalls 
durch Schwind*sche Fresken und sonstigen Zierrath gesehmückteit 
Räumen; dann die geschichtlichen Erinnerungen und die präch- 
tige Aussieht (beeonders von dem Thurme an der KernnaU 
•chdne Rundsicht) über das dunkle Thüringer Waldgebirge ond 
in das reizoide Eisenacher Thal, belohnen den Besuch der Wart- 
burg reichlich. Am Eingang stehen einige Geschütze. Der Führer 
durch die Räume der Burg hat gesetzlich & Sgr. von jeder Persoft 
an Trinkgeld zu fordern. — Unmittelbar ror dem Eingang eine 
neuerbaute Restauration (mit 12 Betten) im Styl der Borg, theuer. 

Der Rückweg von der Wartburg wird zweckmässig mit eineok 
Besuch des AnnathaU verbunden. Der Weg ist ebenfalls leicht 
zu linden, doch ist ein Führer hier angenehm und man gieht 
gern die 5 Sgr. an einen der am Eingang der Wartburg sich an- 
bietenden Jungen. Die Richtung ist diese. An der Schlossbrücke- 
IJnks hinab, nach A Min. nicht links durch den Wald hinab, son- 
dern rechts um den Felsen herum; nach 8 M. nicht rechts, son- 
dern links durch den Felseneinschnitt; 3 M. nicht links b^tb, 
sondern gerade aus; 6 M. Waidmantunth j freier Platz mit einer 
BaiA, üeberbUck über das Marienthal, durch ein sehr grosses X 
an den Felsen gegenüber bezeichnet; 8 M. SängtrbmA beim Au?-^ 



ANNATHAL. 69. RouU. 1» 

tiitt aas dem Wald ; 3 M. SteinlMiiik aaf einem FelseQTorspriuig ^ 
von hier auf Stufen abwärts um den Felsen herum; 5 M. Land- 
strasse (Eisenach-Coburg), wo ein Wegweiser steht, dessen Arrae^ 
auf die Wartburg und in die Landgrafenschlucht weisen; 3 M^ 
weiter Wegweiser in das Annathal. 

Das *A]inathal, ^4 S^> s. von Eisenach , unmittelbar an der 
Coborger Landstrasse (halbwegs, an der Strasse die PhanUukj *Bier— 
und Speisewirthschaft)) ist ein sehr enges kühles yon einem Bach- 
lein durchrieseltes Thal, dessen engster Theil die Draehensckkuiht 
heisst, 8 M. von dem oben genannten Wegweiser, da beginnend, w» 
am Felsen ein grosses A den Eingang bezeichnet. Die Drachen- 
scUucht ist ein 250 Schritt 1., 2 Mb 3^ br. tiefer Riss durch den> 
Fels (Rothliegendes), dessen steile, stets feuchte Wände prächtigea 
weiches langhaariges Moos und Farrnkräuter in üppigster Fülle, 
mit einer grünen dichten Bekleidung verseben, durch welche das^ 
Wasser, Thautropfen gleich, unausgesetzt herabsickert. Der Weg ist 
so schmal, dass zwei Personen neben einander nicht Raum haben^ 
der kleine silberhelle Bach ist durch einen Damm überbrückt. 

Man kann nun umkehren oder auch in dem hier massig sich 
erweiternden Thal fortwandem (8 Min. nochmals eine kleine^ 
Schlucht) bis zur (20 M.) Hohen Sonne (13600, dem anssicht- 
losen Gipfel (nur ein schdner Durchblick nach der Wartburg). 
dieser Strasse, wo im Forsthaus Bier und Kaffe zu haben. 

Am südliehen Fuss, Vs Stunde Gehens von hier, ist Schlosa 
Wilheimithal, mit reizendem Park, vom Grossherzog Gar£ 
August (S. 245) gegründet. Hier ebenfalls ein Gastbaus. Rück- 
weg auf einem Fussweg durch Buchenwald über den Hirtchitein 
(s. S.2Ö6). Wilhelmsthal ist 2 St. s. von Eisenach. Bad Lieben- 
stein s. S. 263. (Von Wilhelmsthal nach Ruhla 2 St. Gehens r 
erst 10 M. Landstrasse, dann bei einem Teich 1. ab in den Wald' 
Immer gerade aus, nicht zu verfehlen.) 

Laadgrafe&looh, Hirtohttein, Wachttein, BuKla. Belohnende 
Fusswanderung, bis Ruhla 3V2 St., von Ruhla bis zur Eisenbahn- 
station Wutha 2 St. Neben dem Eingang ins Annathal, bei den»' 
kleinen Teich, ist links an der Landstrasse an 100' über der- 
selben an einem vorspringenden bewaldeten Felsen eine eiserne- 
Tafel mit dei vergoldeten Inschrift : „Dem Oherforetrath C. Koenig- 
1850.** Der Weg links führt in eine Schlucht, das Landgrafen^ 
loch genannt, dem Annathal nicht nachstehend, jedoch viel weiter, 
ebenfalls von einem Bach durchrieselt. Man steigt im Thal auf- 
wärts (die Knüppelstufe 20 Min. vom Eingang nicht hinan) bis 
zu einem Baum mit Ruhebank, dann rechts den Berg hinan auf 
gutem Wege bis zu der sogenannten Weinatrcuae. Aussicht nord- 
lich und westlich über das Gebirge hinweg. 16 Min. weiter rechts 
das oben genannte Forsthaas zur Hohen Sonne. Führer angenehm 
(von Eiaenach bis Ruhla 1 Thlr.). 

Der RennsUig (S. 266) durehschneidet hier die Oeburger Land» 



«trasse. Unmittelbat bei der Krenznng führt reebts rom BeimstaLg 
•ein FuBsweg in den Wtld, In 10 Min. zum ^Hirsehttem ^ einem 
freien Platz mit einer einsamen Eiche bepflanzt, daronter eine 
Bank, a. nnd w. freie Aussicht über den Wald, s.w. untai Wü- 
helmathal (S. 255), im Hintergrand die -Bhöngebirge. 

Anf demselben Weg wieder zurück und auf dem Rennsteig 
-weiter nach Süden, 3/^ gt. lang bis zu dem Wegweiser beim 
Todtenmtmn, dessen Arme nach dem Wachstein und Ruhla, nach 
:Eisenach, Wilhelmsthal, Ruhla, Heiligenstein (s. unten) weisen. Hier 
links und weiter nochmals links bergan, stets durch Wald, aber 
auf gutem Wege in 20 Min. zum *WaehtUmy einer durch Stufen 
nnd Wege zugänglich gemachten und mit Bänken versehenen 
Felsgruppe, mit prächtigster umfassender Aussicht über das Wald- 
gebirge hinweg, besonders 5. und n., wo der lange Rücken des 
Harzes den Hintergrund bildet, n.w. der Meissner. 

Vom Wachstein geht man nun zurück den Weg 1. etwas bergan 
und erreicht nach 15 Min. wieder den Fahrweg (vom Todtenmann 
etwa 10 Min. entfernt, der sehr belohnende Umweg über den 
Wachstein ist also 25 Min. weiter als der gerade Weg). Diesem 
iolgt man links 10 Min. lang bis zu einem umzäunten Wiesoi- 
bang, wo ein Wegweiser an einem Baum r. „über den Ring- 
berg und Bermer nach Bellevae und Ruhla ** zeigt. Also nun am 
Haag r. hinab, 15 Min. weiter aus dem Wiesenthal r. in den 
Wald an dem südl. Bergabhang, 10 Min. weiter nicht 1. bergab, 
sondern r. in gleicher Höhe noch 16 Min. lang, wo sich dann 
lioch über Ruhla der Weg in das Thal senkt bis zu dem ^Oast- 
haus BtUtvu€y an der westl. Bergwand, etwa 100' über Ruhla ge- 
legen, im Sommer von Badegästen gefüllt, Verpflegung gut, um 
1 Uhr einfacher guter Mittagstisdi zu 10 Sgr., Bier gut. 

Enhla (Trcmbe; Rotef Schwan) ist in neuerer Zeit ein na- 
jnentlich von Berlinern besuchter Badeort geworden, mit allerlei 
Bädern, Fichtennadel-Dampfbad 12V2} Balsambad 10, warmes 
Mineralbad 5, Mineral-Balsambad 10, Kaltwasserbad 2V2 Sgr. 
.Die Bergluft scheint aber am besten dabei zu wirken. Die Bäder 
sammt einem kleinen Kursaal mit Zeitungen liegen im Orte selbst. 
Dieser ist Vg St. lang, die Bewohner beschäftigen sich voraugs- 
vreise mit Anfertigung von Pfeifenkdpfen aus Holz und aus 
Meerschaum. Am 2. Aug. Kirch weih, eigenthfimlich. Der Bach, 
vrelcher das enge Thal durohfliesst, der „Erbstrom^, tromt hier 
Weimarsches Gebiet vom Gothaischen. 

Ein grünes Wiesenthal, zu beiden Seiten von oben bis unten 
"belaubte Berge, später sich ausdehnend und abflachrad,^ führt über 
<'/4 St.) HeUigmstein (*Wh8. mit gntem Bier) und f/i St.) 
Famroda nach (26 Min.) WtUhaj erster Eisenbahnhalt 5stl. Ton 
^senaeh, dem langen Rücken der Hörseiberge (S. 244) gegenüber, 
«trasse von Ruhla nach Wutha gut, Zweisp. l'/j, Einsp. 1 Thlr. 
Trinkgeld^ 2mal tägl. Peetverblndung (Vi St.). 



70. Yon Weimar aber Jena n. Eudolstadt nach Cobux^. 

15 Meilen. Eilwagen tägl. 2mal in 16 St. — Werra-Eisenbahn s. S. 267. 

Zwischen Weimai und Jena wurde am 14. October 1806 die 
„Jenaer Schlacht" geschlagen. Hinter Kötschau ragt aus Bäumen 
links der 1 St. entfernte dicke Tiereckige Thurm von VUrtehn- 
heiligen hervor, viermal von den Preussen gestürmt, der bestrlt- 
tenste Punkt während der Schlacht. Der preuss. Heerführer, Fürst 
Hohenlohe, hatte unterlassen, die steilen Anhöhen, welche rechts 
und links das Mühlthal bei Jena beherrschen, zu besetzen, das- 
selbe , durch welche die Weimarsche Landstrasse führt. Der spitze 
Winkel, wo diese sich mit der von Apolda (S. 243) kommenden 
Strasse vereinigt, heisst die Schnecke^ in den damaligen Schlacht- 
berichten viel genannt. Napoleon liess in der Nacht das Geschütz 
auf die Hochebene des Wahlplatzes bringen. Ein dichter Nebel 
verbarg am Morgen des Schlachttages seinen Auftnarsch. Er führte 
unter Augereau, Lefebvre upd Lannes 80,000 Mann ins Gefecht 
Die 50,000 Preussen unter dem Fürsten Hohenlohe, Tauentzien 
und Büchel wurden in drei blutigen Treffen trotz tapferer Gegen- 
wehr, in Folge veralteter Taktik und schlechter Führung, so 
gründlich geschlagen, dass das ganze preussische Heer sich auf- 
löste. An demselben Tage hatte auch die unglückliche Schlacht 
bei Auerstädt (S. 243), 3 M. n. von Jena, statt. 

2Vs Jon* (Deutsches Haus, ^Bär, Sonne) an der SaaUy die be- 
rühmte 1548 gestiftete (1558 geweihte) Universität (etwa 500 Stud.) 
mit mancherlei wissenschaftlichen Sammlungen, namentlich der 
reichen mineralogischen. Die Sammlung von Oypsabgüssen ist UQter 
ähnlichen in. deutschen Universitäts-Orten die ansehnlichste. Die 
Bibüoihek (neues Gebäude, 1858 eingeweiht) enthält u. A. alt- 
niedexländische Gesangbücher mit guten Miniaturen, aus dem 
Brantschatz der- Gemahlin Friedrichs des Weisen, einer burgund. 
Prinzessin. In der Nähe, auf dem Fürstengraben, dsiß 1857 er- 
richtete Denkmal des Naturforschers Oken („geb. zu Bohlsbach 
1. Aug. 1779, lebte in Jena 1807—1828, starb zu Zürich 11. Aug. 
1851"), eine Colossalbüste von Drake. — Dem Stifter der Uni- 
versität, Kurf. Johann Friedrich dem Cfrossmütbigen (tl557), ist 1858 
auf dem Markt ein von Drake entworfenes *8iandbüd errichtet, 
in der Rechten das Schwert, in der Linken die Bibel. 

In der durch Einbauten entstellten P/^ofi^cÄe aus dem 14. Jahrh. 
ist an der Nordseite des Chors das eherne Beliefblld Luther's, 
welches ursprünglich auf sein Grab in Wittenberg bestimmt war. 

In dem Garten der /SieriHoarfo, an der Engelbiücke, ist eine 
Danneoket'sche Büste von Schiller,, daneben ein roh^ Granitblock 
mit der Inschrift: „Hief schrieb Schiller den Wallensteln 1798.^ 
Der Eingang ist dureh's Haus, über dessen Thür eine gelbe Taüsl, 
welche anzeigt, dass Schiller dereinst in diesem Hause gewohnt hat. 
Derartige €ted«nktafeln findet man an vielen H&nsem Jena'^ ; si^ 
Beedeker's Deutschland II. 12. Aufl. 17 



96 MmOtJO. SAALFEU). 

«Süd 1868 bei Gelegaüieit de« dOQlihr. UmTeTsUftlKgriibi&iim« 

angeschlagen und melden die einstige Wohnung berühmter odei 
namhafter Minner ; so wird in der Lentragasse an Arndt, Fichte, 
Ton Oagem, General ▼. (hofanann, Oken, SchiQer n. A., an Letz- 
tem auch in der Schlossgasse, in der Jenergaase und noch öfter 
erinnert €N>ethe^8 Wohnung ist in der Schlossgasse, im botan. 
Qarten und im Gasthof znr Tanne in Canudorf bezeichnet 

Die Schiehtoiig des ErdreicbB giebt der tJmgegend von Jena ein eigen» 
thräUichei Gepräge: tief im Thal Sand, weiter G^s, dann rotber Mergel, 
oben auf den Bergen Kalk. 

Auf dem Hnojberg hinter Jenn steigt der wohlbekannte Fuefuthurm^ 
der einxige Ueberrest der Kirehbergsehen Schlösser, schlank in die Lüfte. 
Br ist aar Rundschau eingerichtet, den Schlüssel hat der Wirlh in dem 
nahen ZiefftHAam. 

Ausflog nach Dornbttrg, 2 St. nördl., 3 kl. Schlösser auf der steilen 
westl. Thalwand, deren ältestes schon sa Otto I. Zeiten eine kaiserliche 
Pfals war, das mittelste Ton Ernst August orbant, das südl. TOn Goethe 
(1828) nach Karl August's Tode mehrere Monate bewohnt. Schöne dem 
Felsen abgewonnene Gartenterrassen mit schöner Aussicht. Kalffe beim 
Hofgartner, daneben im Schiesshaus Restauration, beides gut. 

Die Landstrasse, anf welche idele Nebenthäler münden, fahrt 
mitunter an steilen Bergwänden yorbei, n.d. zeigt sich die Ounät- 
burp^ S.5. die Jjohdaburg^ sÜdl. die Ijtwhieidnwg, nnd ist die Ge- 
gend bei EofhentUm besonders schön. 

2 KaMa (*Ldwe, billig). Anf dem gegenüberliegenden Ufer der 
Saale die alte Bergfeste LeutMenhurg, jetzt Zncht- und Irrenhaas. 

In Orlamfifide, mit seinem schon im 14. Jahrh. zerstörten 
Schloss anf einem steilen Felsen über der Saale, trieb zur Zeit 
der Bilderstürmer Karlstadt sein Unwesen, so dass der Kurfürst 
den Doetor Luther selbst nach Orlamünde senden musste, der 
aber yon den Bürgern gezwungen wurde, zu flüchten. 

2*/t Budolitedt (BiUer^ *Lov>e, *AdUr}, Hauptstadt des Fürsten- 
thums Schwarzburg-Rudolstadt, an der ^kicde, In reizender Lage. 
Anf einer Anhöhe (2000 erhebt sich Schloss Hddeduhurg^ Besidenz 
des Fürsten, mit einigen Gemälden und Gypsabgüssen. Die Lud- 
vig$burg in der Stadt hat ein besonders ftn ConehyUen reiches 
Naturaäencabinet. 

VoUtitedt und Sekwana s. S. 259. In der N&he Ton Saal- 
feld begann am 10. October 1806 der Kampf gegen Frankreich. 
Unter den Marschällen Lannes und Augereau sehlügen sich hier 
30,000 Franzosen gegen 11,000 Preussen und Sachsen. Prinz 
Louis Ferdinand von Preussen fand hier durch einen franz. Dra- 
gonerwachtmeister seinen Tod. An der Stelle, wo er „kämpfend 
für 8än dcoMatti Vaterland" fiel, hart an der Strasse, Vi St. Tor 
Saalfeld, ist ein gusseiseinea Denkmal unter Pappeln errichtet. 

1 Bftftlleld (Bothar Smeh), alte Stadt an der n.S. Grenze des 
Thüringer Walds. Das Rathhaus auf dem Marktplatz ist im spätem 
gotik. Styl erbau«; die goth. St, Joftannisfctrefte 1212 aus dem Ep- 
^»ge der benachbarten Goldgruben Ton Betehmannsdm^f. In der 
vorstodt das neuere Schloss der sächs. Herzoge von der erlösche- 



THÜBINGBR WALD. 71. R<mte. 219 

nen Saatfelder Lisi«. Unweit der Stadtmauern die Thormsinien 
und Trümmer der Sorhenburg, der Sage nach von Carl dem Gr. 
znm Schutz gegen die heidnischen Slaven erhant, von deren 
Niederlassung noch die zahlreichen Ortsnamen mit der Endung 
auf it% am rechten Ufer der Saale Zeugniss geben. 

Bie Landstrasse Terlüsst hinter Saalfeld den Fluss. 

Der Fassgänger wird jedoch an der Saale aufwärt« gehen, naeh^/^^t. 
Ofptmitz; von da üb. den roiktn Berg gen Caulsdorf, nach Eichigt, wo sich die 
Saale n&d Lcx^üz vereinigen , nuA die Loquitz hinauf bis Hodkerocfe (beim 
Hammerwerk •Wlrths.), aber Lcqwtz, Oräfenthal nach Sonneherg (s. unten). 

2 BeiehmannBdQrf (s. oben). — (Vg) WcUUndorf; dann über den 
Bennweg oder Rennsteig nach (3) Sonneberg s. S. 268. Von hier 
über Neustadt nach (2V2) Coburg, Eisenbahn in s/4 St. s. S. 268. 

71. Der Thürmger Wald. 

Da« Thüringer Waldgebirge, 20 Keil, lang, 5 K. breit, ö. von der Saale, 
w. von der Werra begrenst, a. nach Franken hin abfallend, dad »Herz 
Deutschlands^, ist ein Gebirgsland mit theilweise prächtigem Hochwald und 
liebliehen wasserreichen Tliälem, dem Fnsswanderer reichen Genuss ge- 
wäihrend. Die Wanderung wird zwecfcmäsMg in swei Abschnitte getbeilt, 
in die östliche, von Rudolstadt über Ilmenau und Oberhof nach Gotha 
(3 Tage), und die westliche, von Eisenach nach Liebenstein, über den 
Inselsberg nach Reinhardsbrunn nnd Gotha (3 Tage). Auch geognostisch 
ist diese Theilung su Terfolgen, s.o. Thonschiefer bis sum Ersgebirge, 
m.w. Porfhyr bis Eisenach, Die Grenzscheide ist bei Iknenau. , 

Wer in der Zeit beschränkt ist, ziehe jedenfalls den westlichen Theil 
▼or, wie denn überhaupt rathsam ist, die Wanderung yon Osten nach 
Westen zu machen, bei Rudolstadt zu beginnen und bei Eisenach 
■a schliessen, dessen Umgebungen sammt dem Inselsbeig den Glanzpunkt 
des Thüringer Waldes bilden. Der Fussgänger gewinnt einen Tag, wenn 
er Ton Oberhof nicht nach Gotha geht, sondern an dem Chausseehaus vor 
Olirdruir sich links nach (il/4 St.) Georgenthal und (2 St.) Reinhardsbrunn 
wendet. Die Eintbeilung der Tagemärsche ist dann am 1. Tag von 
BiLdolfltadt nach Paulinzelle, 2. Oberhof, 3. Inselsberg, 4. Eisenaeh. , 

Führer sind nur auf kurzen Strecken ndthig, wie an den betr. Stellen 
näher angegeben ist', sie rerlangen für die Stunde 21/2 Sgr. Ein Ein- 
spänner kostet zu Rudolstadt 3 Thlr. täglich. Es ist nicht rathsam, Führer 
für die ganze Wanderung wzunehmen, da sie in der Regel nur von ihrer 
nächsten Umgegend Ortskenntniss haben. 

a. Oeatlicher Theil. 
Von Rudolstadt nach Getha. 

Rudolstadt s. S. 258. Von der meist schattigen Landsträsse 
trennt sich 15 Min. Yon Rudolstadt ein geradaus führender Weg 
ül>er Sehaala und Eichfeld nach (iVa St) KeUhau, mo FrSbel 
(-f 1853) seine Erziehungs- und EinderspielaAstalt hatte. Der 
Ort liegt am Fuss des Steigery den man (Führer bis Quittdadorf) 
in 1^/2 St. überschreitet (erste Schau in die Thüringer Berge), 
und im Thal auf der Landstrasse ohne Führer weiter über MiVbits 
naeii (2 St.) Pau2mseZ«e (S. 261). 

Da man aber auf weiter Strecke denselben Weg zurückmachen 
muas, um nach Biankenburg und zum Eingang des Schwarzathals 
zu gelsagen, so mögen Beisende, die in ihrer Zeit beschränkt sind,; 
auf Keilhau verzichten, und- auf der Saalfelder LandstrasAe der. 
Saale folgen, über (IVs St.) Völkstedly wo im ersten Haus rechts 

17* 



260 BouU 71. THÜRmGEB WALD« TrtppsUm. 

Schiller im J. 1788 längere Zeit wohnte und an seiner Geschichte 
des Ahfalls der Niederlande arbeitete, (Vs St.) Schwcana (^'Bremer 
Hof), am Einflnss der Schwarza in die Saale, Knotenpunkt der 
aüdlich nach Saalfeld (S. 258), westUch nach (S/« St) Bkmkenbiwg 
(Lowe) führenden Landstrasse. Ueber dem Stadtchen die Trümmer 
der Burg Oreifen$temt die Wiege des Deutschen Kaisers Grafen 
Günther Ton Schwarzburg. 

Das *8chwariathal IchrysopraSf 10 Min. von Blankenburg, am 
Kingang des Schwarzathals) von Blankenburg bis Sehwarzburg 
(2 St.), der Glanzpunkt der Wanderung des ersten Tags, ist eins 
der schönsten in Thüringen, ein wildes Thal von Thonschiefer- 
felsen, mit Buchen und Tannen bekleidet, so eng, dass oft neben 
dem reissenden Waldbach die Strasse kaum Platz hat und in den 
Felsen gesprengt werden musete. Am Jßkigang im Felsen rechts 
ein Wandergruss : „salus intrantibus^. Unfern des Eingangs sieht 
man Unks auf einer Anhöhe, der Eberstem genannt, einen 1844 
erbauten burgartigen Thurm, der bei den fürstl. Jagdpartien als 
Absteigeort und Pferdestall dient. 

Schloss 8ehwair%bwg, 1726 auf einer Anhöhe neu aufgerichtet, 
in reizender Lage, die Stammburg zweier Fürstenhäuser, mit dem 
fürstl. Budolstädtischen Erbbegräbniss, sehenswerther Rüstkammer, 
Hirschgeweihen u. dgl. In dem vom ersten Bau noch bestehenden 
Kaisersaal werden die Bildnisse aller röm. Kaiser, von Julius 
Caesar bis zu Kaiser Carl VI. gezeigt, ganz gewohntiche Tüncher- 
arbeit, auf die Kuppelwände geklekst. Vor dem Schloss ist an der 
Strasse der ^Gasthof zum Weissen Hirsch. (Zweisp. nach Rudolstadt 
2V2 Thlr., über Paulinzelle nach Ihnenau 4 Thlr.) Das Dorf 
Thal-Sehwambwg liegt im Grund, am Fuss des Schlossbergs. 

In den umliegenden Forsten werden an 400 Stück Hochwild 
gehegt. Am Weg zum *Trippstein (15180, einer Anhohe im 
Wald, 3/4 St. n. vom Schloss (Führer 5 Sgr.), sieht man unten 
in dem grünen Wiesengrund häufig Hirsche. Die Aussicht von 
dieser Höhe auf das Schwarzathal und Schloss Schwarzburg ist 
überraschend und schön. Eine Birkenhütte gewährt Schutz. Noch 
20 Min. weiter n. ist das KienhatM, eine Ton Tannenst&mmen er- 
baute Rundschau. Die Aussicht von hier reicht zwar weiter, n.w. 
sieht man fern Paulinzelle, sie ist aber weniger malerisch, weil 
ihr der prächtige Vordergrund fehlt. 

Man kann nun (Führer 10 Sgr.) vom Eienhaus auf der uner- 
quicklichen schattenlosen hügeligen Hochfläche weiter n. wandern, 
über Bechstädt (V2 St. vom Kienhaus) nach (8/4 St) Ober-Roiten- 
hachf Dorf ohne Wirthshaus an der Blankoiburg-Ilmenauer Land- 
strasse, wo die neue Strasse nach dem von hier iVi St. w. ge- 
legenen Paulinzelle sich abzweigt, oder man- kann vom Kienhaus 
nach Sehwarzburg zurückkehren, und auf der Landstrasse n.w. 
übw AlUndorf nach Ünter-Köditx (2 St.) gehen oder fahren. Ober- 
i^ftJ»^ des letztem Orts führt ein vielbetretener Fusspfad in 1 St. 



Ilmenau. THÜRINGER WALD. 71. Route. 261 

n.w. nach ^Paulinielle, Trümmer des Klosters gl. Namens, eine 
der schönsten Kirchenrainen im edelsten rom. Styl, 1114 von 
Panüne, der Tochter des Ritters Moricho erbaut, im Bauernkrieg 
sehr beschädigt, 1534 in Folge der Reformation aufgehoben und 
seitdem verfallen. Gasthof von Menger, gut, Bier vortrefflich . 

Ein Fnssweg fQhrt von Paulinzelle südl. stets durch Wald über 
den Oiügenberg in 1 St. nach dem hoch gelegenen alten Städtchen 
Königsee (Löwe), wo man für IV3 Thlr. einen Einspänner nehmen 
und in 2 St. auf der meist schattenlosen Landstrasse über Amt- 
Oehren, Langenwiesen, wo die Strasse die Em erreicht und ihr 
fortan folgt (auf der Höhe vor Ilmenau mehrere grosse Teiche), 
nach dem SVa St. von Konigsee entfernten Ilmenau fahren mag. 

nmenaa (1521') (^Lowe, Z. I2V2, M. 10; in dem Zimmer 
Nro. 1 hat Goethe am 28. Aug. 1831 seinen letzten Geburtstag 
gefeiert; Tanne), nicht unansehnliches Weimar'sches Städtchen, 
malerisch an der Rm gelegen, bietet wenig Bemerkenswerthes. 
(Gutes Wellenbad, gutes Bier und schöne Aussicht am Neuhaus, 
V4 St. ö.) Die Wasserheilanstalt hier ist fast so besucht, als 
di« berühmtere in dem 1 St. westlich in Schloss Elgersburg 
(Wochenpreis für Wohnung, Kost und Bad 6 Thlr.) eingerichtete, 
wo sämmtliche Gnrgäste zusammen wohnen und zusammen spei- 
sen. Vgl. S. 201. 

Zur Wanderung über den Kickelhahn bis zur Schmücke (4V2 St.) 
ist ein Führer (15 Sgr.) rathsam. Der Weg geht fast 1 St. weit 
an der alten Schleuslnger Landstrasse stets bergan, dann r. ab 
nach Ödbelhaeh (2332') beim Jägerhaus r. vorbei, 10 M. Grenz- 
stein r. ab steil bergan, in 15 M. auf dem *Kickethahn (2652' 
ü. M., 1131' über Ilmenau), eine der höchsten Höhen des Thü- 
ringer Waldes, auf welchem der Grossherzog von Weimar im 
J. 1854 einen Rundschau-Thurm (101 Stufen) hat erbauen lassen. 
Der Wärter ist an schönen Tagen mit seinem Fernrohr gewöhn- 
lich oben, er erhält 1 Sgr. von jeder Person. Sehr weite Aus* 
sieht, n. der Brocken, w. der Inselsberg, s. die Röhn, Ö. Ilmenau, 
im Hintergrund der Fuchsthurm bei Jena. 

Vom Kickelhahn 200 Schritt n.w. ist ein kleines hölzernes 
altes Jagdhäuschen, in welchem Goethe oft geschlafen und am 
7. Sept. 1783 an die Holzwand mit Bleistift sein Lied „über allen 
Gipfeln ist Ruh^^ geschrieben hat, wo es unter Glas noch zu lesen 
ist. Von hier erreicht man in 15 Min. den oben genannten Grenz- 
stein wieder; dann gehfs rechts hinab und einige Schritte weiter 
nochmals rechts. 15 Min. Hermannstein, eine moosbewachsene 
Basalt-Felskuppe, 25 Min. weiter links bergab nach •Camerberg 
(im Whs. gutes Bier) und Manebach (1603'), Dorf in einem 
Wiesengrund gegenüber, mit Steinkohlenbergbau, auf geradem 
Weg 1 St. w. von Ilmenau. 

Nun wieder bergan meist durch Wald auf dem Fahrweg, der 
von Elgersburg oder Ilmenau zur Schmücke führt, 2 St. Gehe»»» 



262 R0UU7L THÜRINGER WALD. Oberhof. 

voB Manebach an, 30 Hin. vor dem Gasthaus an d«r Quelle der 
Gera vorbei. Die *8elimfteke (28050 ^st ein Gehöft, ursprüng- 
lich KUT Auftiahme dee Viehes bestimmt, welches auf den nahen 
üppigen Weiden graset, jetzt auch für Reisende eingerichtet, deren 
im Sommer Immer viele hier einkehren, da die Schmücke wegen 
des schönen Waldes und des grünen Wiesenplans und des nur 
Vs St. (n.w.) entfernten aussichtreichen Gipfels des Schneekopfs 
von nah und fem viel besucht wird (Z. 10, B. 5 Sgr.). Auch 
▼on einigen nähern lenkten schöne Aussichten. Fahrweg nach 
Oberhof; Suhl, Elgersburg und Ilmenau. 

Der Sclmeekopf (3010^ gewährt von dem 1851 erbauten 
Thurm (5 Sgr.) die schönste Aussicht, weit über das Thüringer 
Flachland, bis zum Brocken und Kyffhäuser, s. über das Frän- 
kische und Rhön-Gebirge, die zwei GMchberge bei Romhild 
u. 8. w. Auch die Altenburg bei Bamberg ist bei hellem Wetter 
zu sehen. 10 M. w. von der Schmücke, an der Strasse nach dem 
Oberhof, steht ein Wegweiser, der rechts ab auf den Schneekopf 
weist, dessen Gipfel von hier in 20 Min. zu erreichen ist. Unfern 
desselben ist eine sumpfige Stelle mit tiefen Wasserlöchem. Man 
kehrt auf demselben Weg zur Strasse zurück, die nun fortwährend 
steigt. Nach 15 Min. ist der höchste Punkt der Strasse erreicht, 
kaum 10 Afin. unterhalb des Gipfels des Beerbergs (30280- 
Wenige Schritte von der Strasse rechts auf einer schattenlosen 
Anhöhe, *Plänkner 's Aussicht genannt, steht Bank und Tisch aas 
Holz. Man hat hier dieselbe Fernsicht wie vom Schneekopf, im 
Vordergrund aber sieht man noch tief unten in dem breiten Thal 
die Stadt Suhl. Da dieser Punkt am Wege zum Oberhof liegt 
kann man sich die Besteigung des S(^eekopfs ersparen. Im Früh- 
sommer findet man auf den höchsten Stellen des Gebirges und in 
den nahen Schluchten hin und wieder nocL Schnee. 

Der Weg zum Oberhof, von der Schmücke bequem in 2 St. 
zu erreichen, senkt sich nun unmerklich nördlich. Er ist nicht 
zu I verfehlen, an zweifelhaften Stellen stehen Wegweiser. 

Oberhof (24670 (•Gasthaus), herzogl. Jagdschloss und Dorf 
mit 46 meist schindelgedeckten von Holzhauern bewohnten Häu- 
sern. Schöne Aussicht von der »Louisenlust (25130» 5 M. n. 
am Fuss des Schlossbergkopfs. Von Oberhof geht*s auf der grossen 
Coburg-Gothaer Landstrasse stets n. bergab durch den prächügsten 
Tannen« und Fichtenwald in zahllosen Windungen in 3 St. nach 
Ohrdruff (Anker oder Post), wo die Landstrasse in die Ebene 
trUt. Von hier 3mal tägl. Post in IVa St. nach Gotha. 

Fussgänger, welche die Gothaer Landstrasse vermeiden woUen, 
gehen vom Oberhof n.w. zum (2V2 St.) Fälkensteiny und weiter 
U.W. durch den schönen Schmal wassergrund nach Dietiutrt und 
Tamhaeh (*Falkenstein) (1 V2 StO- (Der Rennsteig, S. 256, auf dem 
Kanyn des Gebirges, ist schattenlos und meist ohne Aussicht.) Von 
«*harz mag dann die Wanderung weiter fortgesetzt werden n. nach 



AUetuttm. CHDBINOEB WALD. 71. BouU. 253 

(1 St.) Oeorgmffuü («Gasthaus) ; n.w. Vs St. AUenbtrga, wo auf der 
Hohe links ^n kirchenleuditerartiges 1811 errichtetes SCV h. Denkmal 
▼on Sandstein die Stelle bezeichnet, wo der h. Bonifacins den Thürin- 
gern znerst das Ghristenthnm predigte; n.w. IVs St. Friedrichs- 
roda (s. S. 266), n. V4 ^t. Bemkard$brunn S. 265. Oder von 
Tambach geradezu n.w. durch die Berge Über Ffnsterbergen (mit 
Führer) nach Friedrichsroda und Relnhardsbmnn (2V2 St.). 

b. WMfUehar ThaU. 
Von Eisenach über Liebenstein nach Gotha. Eisenbi^n s. S. 267. 

Von Eisenach nach Wilhelmsthal s. S. 2Ö0, von hier Post nach 

Liebenstein (*lftUier's H6UI Z. 36—48, M. 42, F. 18 kr.; 
*Badhau8 Z. von 3—14 fl. wöchentlich; in der Kaltwasserheilan- 
stalt von Dr. MarHny Z. 3V3 — 10 fl. wöchentl. ; neben dem Gur- 
haus ebenfalls eine Kaltwasserheilanstalt. Kirchner's Hotel Z. 36, 
M. 24 kr.; Goldener Hirsch; Löwe im untern Dorf), ein Mei- 
ningensches Dorf, 4 St. s. von Eisenach, IVg St. ö. von Stat. 
Immelbom (S. 267), wird im Sommer seiner klaren kühlen zahl- 
reichen Quellen, seines eisenhaltigen Bades, seiner reizenden Lage, 
der anmuthigen Umgebungen und des frischen Lebens wegen, 
von kranken und gesunden^adegästeo viel besucht. (Badedirector 
Ist Herr Hauptmann Geldner aus Meiningen.) 

Neben dem Curhaus ist der ErdfaUj eine Art Grotte, offen 
ampuitheatralisch aufsteigend und bewaldet. Von hier führen 
Wege zum hellen BUck und dem Bemhardaplat»; der neue Promena- 
denweg führt zum Wemersplait, sämmtlich schöne Aussichtspunkte. 

Der Weg (20 Min,) zu den ansehnlichen Trümmern der *Burg 
Stern, der „alte Liebenstein ^ führt links an der Grotte bergan 
auf gebahnten Waldwegen und durch Anlagen. Die Burg wurde 
Ende des 17. Jahrb. verlassen und ist nach und nach verfallen. 
Die Zahl 1534 über dem Portal nennt das Jahr ihrer Reparatur. 
Die ^Aussicht umfasst die ganze Kette des Rhöngebirges und die 
westlichen Ausläufer des Thüringer Walds vom Dollmar bis zum 
Ochsenkopf, dann das breite Thal der Werra mit den zahlreichen 
Ortschaften, von Gumpelstadt nördlich bis südlich nach Breitungen. 

In der Nähe der Burgruine am Waldsaume ist ein dem An- 
denken der verewigten Herzogin Ida zu Sachsen- Weimar gestiftetes 
Büaten-Denkmal. V4 St. nordöstl. im Walde ein kleiner geebneter 
Baum, von drei Seiten mit Felswänden umschlossen, das FeUenthecUer. 

Schloss *Altenitein, Sommeraufenthalt des Herzogs von Mei- 
Blngen, mit schönem Park, 3/^ St. n. von Liebenstein am Abhang 
des Gebirges, Ende des vor. Jahrb. erbaut, hat ausser einigen 
neuem Bildern nichts Bemerkenswerthes. Im Schlosshof ein 
^'Wirthshaus, auch Führer durch die ^Anlagen, welche auf den 
schroffen zerklüfteten Kalksteinriffen angebracht sind, mit wech- 
selnden Aussichten. Auf einem vorspringenden Felsen ein eisernes 
Kreuz mit der Inschrift: OoU, Vaterland, Freiheit, Friede 1814. 

Halbwegs zwischen Liebenstein und Altenstein, bei Glücksbninn, 



264 BMOe 71. THDBINOER WALD. Jnsd^ftrg. 

ist eine ÖOC lange Kalksteinhoble, leicht und beqn^n zugänglicb, 
mit einem nnterirdiBchen See, von einem Flüsschen gebildet, das 
in dem Garten eines nahen Schlosses wieder ausmündet Wähi^d 
der Badezeit wird die Höhle gewöhnlich Sonntags Vormittags einige 
Stunden lang mit Lämpchen erleuchtet (30 kr. Eintritt), am 
schönsten am 11. August, dem Geburtstag der verwittweten Her* 
zogin. Den Schlüssel zur Höhle hat der alte Gärtner von Alten- 
stein; er fQhrt auch in den Anlagen umher (Pers. etwa 24 kr.)- 

Von Liebenstein nach Buhla (S. 256), 2Vo St. n., Landstrasse. 
Man kommt, unfern von Altenstein , an der Stelle (10 X. von der Land- 
strasse) vorbei, wo die 1841 durch Blits zerstörte Lutherbuche stand, den 
Ort beieichnend, an welchem Luther nach seiner Bückkehr von Wonns 
aufgehoben und auf die Wartburg gebracht worden war. Ein einfaches 
gothisches Denkmal, 1857 errichtet, erinnert daran. 

Auf den grossen Inselsberg führen von Liebenstein verschiedene 
Wege. Der nächste, nur mit Führer (15 Sgr.) zu finden, ist 
durch das Thüringer Thal^ bis auf den Rennsteig (S. 256) stets 
durch Wald. Abwechselnder und merkwürdiger ist die Land- 
strasse über (IV2 St. s.o.) Herges, dann n. durch das *Trusenthaly 
ein kurzes enges Thal durcheinander geworfener Granitfelsen mit 
bewaldeten Bergen, von der Truse oder Druse durchströmt, nördl. 
nach dem gewerbreichen langen kurbess. Dorf (1 St.) Broterode 
(Inselsberger-Hof), am Fuss des Inselsbergs. Wenige Schritte hinter 
dem Gasthaus gelangt man 1. die breiten Stufen hinan (die nach 
Friedrichsroda führende Landstrasse geht zuvor schon r.) zur 
Kirche, bei der Kirchhofsmauer Östlich vorbei, wo unter den drei 
Wegen der mittlere der rechte ist. 10 M. weiter r. den breiten 
steinigen Weg hinan ; 3 M. weiter 1. bei einem Haselstrauch ver- 
lässt der unscheinbare Pfad auf den Inselsberg die breite Strasse 
und führt über die Wiese dem Wald zu, den man in 5 M. ei^ 
reicht; 5 M. weiter nicht 1., sondern r.j 10 M. weiter nicht 1., 
sondern gerade aus; *2 M. weiter 1. den breiten Weg hinan, 10 M. 
welter in Tannengehölz, noch 10 M. weiter auf dem Gipfel, also 
von Broterode bis auf den Berg IV4 St. anhaltenden aber massigen 
Steigens. (Bei dem Meilenstein Nr. 60, unfern des Gipfels, geht's 
für Wanderer, die vom Inselsberg nach Liebenstein wollen, 1. bergab 
nach Broterode, r. Über den Rennsteig Ins Thüringer Thal.) 

Der ^'grosse Inseliberg (28560 gewährt nach allen Richtungen, 
besonders nach Norden, eine ganz freie Aussicht, natürlich ähnlich 
der Aussicht vom Schneekopf (S. 262); sie theilt aber das Schicksal 
solcher Bergfemsichten (S. 171), indem ganz firele und helle Tage 
selten sind. Seine Kuppe besteht aus Granit. Oben zwei Wirth- 
schaften, eine gothaische, in geräumigem Hause gut und billig 
und eine hessische. 

Der Fahrweg vom Inselberg abwärts nach WctUerahausen über 
Kaharz und Tabar» ist ohne Führer leicht zu finden, schwieriger 
aber ist der Fusspfad über den VebeVberg nach Reinhardshrunn. 
Oben sind in der Regel zurückkehrende Führer, die den gewöhn- 
lichen Lohn (15 Sgr.) verlangen. SoUte indess kein Führer zu 



BeinJutrdabrunn. THÜIONGEB WAU>. 71. »tmU, 265 

haben sein, so mag der Wanderer yerstieheii) sieh mit der nach- 
folgenden genauoi Beschreibung des Wegs znrecht zu finden: 
5 Min. Tom Fahrweg rechts ab anf einem engen Pfad durch Tan- 
nenwald; 10 M. weiter nicht links, sondern geradaus; 8 M. weiter 
links, nicht rechts (rechts gehts nach Broterode). Dann über die 
grosse Grenzwiese, wo ein Wegweiser steht (für Reisende, die 
auf den Inselsberg wollen), quer über die Landstrasse, die von 
Broterode nach Beinhardsbrunn führt, nochmals über die Wiese 
durch die Waldöfitaung rechts, wo man (7 M.) bei einer kleinen 
Tannenpflanzung wieder den breiten Fussweg betritt; 10 M. 
weiter an einer nassen Stelle an einem Bach; 10 M. weiter an 
einem hübschen Wiesenplan. Dann links geradaus zum (8 M.) 
Thotateiny einem „Kuhstall'' (S. 231) im Kleinen, mit ganz ähn- 
licher Aussicht in einen tiefen tannenbewachsenen Grund. Gegen- 
über auf dem Fels eine Figur aus Holz, der ^^holzeme Mann''. 

Rechts geradaus (der Weg links führt in wenig Schritten zu 
einer Stelle, die eine hübsche Aussicht auf die Felsen gewährt); 
3 Min. weiter führt für bergauf Steigende der Weg rechts zum 
Thorstein, links nach Broterode ; 7 M. Wegweiser. Geradaus gehts 
über Tabarz in IV2 St. nach Reinhardsbrunn. Da aber die Aus- 
sicht vom Uebelberg der Glanzpunkt der Wanderung ist, so wählen 
wir den V« §*• weitem Weg und wenden uns bei dem Wegweiser 
rechts wieder bergan ; in 15 M. oben beim Kreuz auf dem Aschen" 
berffstein, zum Andenken an eine Frau, die einst hier hinabge- 
stürzt, aufgerichtet. Malerischer Blick in die dunkeln Gründe und 
durch das Felsenthal nördlich in die Ebene. Am Aschenbergstein 
links weiter : nach 18 M. an einem breiten Weg, hier links bergan 
in 5 M. zum Gipfel des «Uebelberys (22000- Die Aussicht ist 
fast dieselbe, wie vom Inselsberg, der Vordergrund aber ist viel 
malerischer. Der lange Rücken des Meissner (ß. lÖÖ) tritt w., der 
Brocken n. hervor. Beinhardsbrunn glänzt links im Vordergrund, 
n. Schloss Tenneberg, n.w. die Wartburg, d. die Wachsenburg. 

Bei dem Wegweiser, 5 M. vom Gipfel, den wir beim Hinauf- 
steigen sahen, geht*s 1. bergab; 10 M. Fussweg r.. durch dichten 
Tannenwald immer geradaus ; 10 M. in der Nähe einer Wiese durch 
Wald vom Wege r. ab quer über einen Fussweg auf die Fahr- 
strasse; in der langen Wiese nicht r., nicht 1., sondern geradaus 
in prächtigen Fichtenwald, dann immer r. etwas bergan. 

In 15 Min. sind die weissen Gebäude des ^Hertog-Emst- 
Stoüena erreicht, merkwürdig wegen des Marienglases oder Gyps- 
spaths, der hier bergmännisch gewonnen und gemahlen wird. Kaum 
200 Schritte vom Stollen-Mundloch ist man vor Ort, in einer 
grossen Grotte, die mit ihren hohen krystallischen Wänden bei Fackel- 
beleuchtung einen wunderbaren Eindruck macht (5 Sgr. Trinkg.). 
*Seinhard8bnum, 15 Min. vom Stollen entfernt, ist 1827 von 
Eberhard aus einem alten Benedictinerkloster zu einem neuem 
Lustschloss im reichsten gemischten (Rund- und Spitzbogen-) 



im Btmk 7». mÜBINOKR WALD. Driedridutoda. 

Styl nmgebtat werden, dl« grosce w«stUche Hanptseite ginz nsu. 
An d«r Ottsette der alten Kirehe dnd 10 schone alte OrabsteiBe 
Thflring. Landgratei eingenunert Das Sehloas ist Lieblingsaiif- 
enthalt des Hersogs Ton Gobvrg'-Qotha. Seine Lage im ralsend- 
■ten TheU das Tbüringer Walds, Ton Bergen ndt dem schönsten 
Tannenwald umgeben, mit Basenplätzen^ Weihern, Paric, den be- 
queme Wege mit den benachbarten Partien des Thüringer Walds 
Terbinden, kann nicht genug gepriesen werden. Am ndrdl. Eingang 
ein «Gasthof (Z. 10, M. 15, Fr. 6 Sgr.), an sckonen Semmer-Somi- 
tagen von Besachem ans Gotha, Elsenach, Erfurt n. a. O. überf&llt. 

In Eriedrtehtroda («ddianenbarg, nldit theaer), V4 ^t. sndl., 
pflegen besonders norddeutsche Familien gern einen mdirwdchent- 
Uchen Aufenthalt zu nehmen; in mehreren PriTath&usem gutes 
Logis, so in dem schon gelegenen sogen. *8okwei»eHiam (Z. wochent* 
Ueh 2Vt— 4Vs Thlr., F., M. u. A. tägUch 28 Sgr.). Auf den 
schdn angelegten Promenaden ein Denkstein, mit der Inschrift: 
^am heitern Abend seines Lebens wandelte hier Friedrich Pertiies" 
(S. 248). Folgende Tour ton 4—5 Stunden zu empfehlen: zur 
Tanzbuche, am ungeheuren Grund ; Felsenthal (Thoratein S. 265), 
Ober Tabarz und Reinhardsbrunn zurück. 

Von Reinhardsbrunn auf den Inselsberg (nicht ohne Führer, 
15 Sgr.) gebraucht man 3 St., fast stets durch Wald; der Weg vom 
Inselsberg Über Broterode nach Liebenstein ist meist schattenlos. 

AUenberga s. 8. 263. Gotha ist 3 St. n.d. Ton Beinhardsbrunn 
entfernt. Wer weder durch die schattenlose Ebene tu. Fuss gehea, 
noch einen Wagen nehmen mag, wendet sich auf einem breiten 
schattigen Fusspfad (Unks Tom Gasthaus quer Über die Landstrasse) 
am Gebirge hin über den Tenn^ürg nach WdÜetshaiuen; oder im 
Thal über (1/2 St.) Schnepfenthal nach(Vt St.) WaUenhcnuen, Stidt* 
chen, welches durch eine Pferdebahn mit FröUaUdt (S. 244), Stotion 
an der Thüringer Bahn, in Verbindung steht (Fahrzeit Vi 8t.). 

Zu Sehnepfenthal gründete Salzmann 1784 seine berühmt ge- 
wordene, heute noch bestehende Erziehungsanstalt. Die Gebäude 
mit ihren yerschiedenen Einrichtungen, Reitbahn, Naturaliencabinet 
u. dgl. sind sehr erweitert worden. Die Wände des Empfangs- 
zimmers für Fremde sind mit zahlreichen Schattenrissen früherer 
Zöglinge ausgeschmückt, darunter manche, die später in Statt 
und Wissenschaft sich ausgezeichnet haben. Die rothen Böcke, 
die übliche Kleidung der Schnepfenthaler Zöglinge, nehmen sich 
unter den schwarzen Köpfen wunderlich aus. 

Beisende, die vom Inselsberg nach Eiienaeh wollen, bleiben 
in w. Richtung IVt St. lang auf dem Bennsteiff oder Bennweg, 
der alten Handelsstrasse über den Thüringer Wald, und wenden 
sich dann n. In 3/^ St. nach BtMa und weiter über den Wach- 
0tein und die Hohesonne in 3 St. nach Eisenach (S. 253). Das 
AnnathcU (S. 255) bildet den schönsten Schluss dieser Wanderung. 



wm 



72. Von Eisenfteh nach Coburg. 



Werra-Bahn. Fahrz. 31/2 St., Fahrpr. 4 Thlr. I8V4, 2 Thlr. I73/4 u. 2 Thlr., 

Tagsbillets (hin u. her) an Werktagen 2 Gl. 4 Thlr. I8V4, 3. Gl. 2 Thlr. 20 Sgr., 

an Sonn- und Festtagen 2. Gl. 2 Thlr. 20^/4, 3. Gl. 2 Thlr. 21/2 Sgr. 

Die 1858 eröffnete Bahn läuft auf einem Damm auf kurzer . > « 
Strecke neben der Caweler Bahn u. dringt in einem l^IÖLli^Tun-' /'' 
nel an der w. Seite der Wartburg durch die n.w. Abhänge des'- 
Thüringer Waldgebirges. Stat. Jllarksiüilj Weimarsches Städtchen^ _^' 
Vor Stat. Saliongen (*0wrhau8j Sachs. Hof) erreicht die Bahn '.'„ 
das Thal der Werra; neben der Station Salinen mit Soolbadern 
und Anstalten zum Einathmen der Gradirluft; in der Nähe der 
Salzunger See, an dessen südl. Ende das Schloss, am andern der 
Seeberg y mit Parkanlagen und ^'Bierwirthschaft. 

In der Nähe das Dörfchen Möhra, Luther's Stammort, wo dem- 
selben 1861 ein Standbild in Erzguss nach MuUer's Entwurf 
errichtet wurde. 

Immelbom ist Station für das 1 M. ö. gelegene Bad lAehen- 
stein (S. 263), wohin nach Ankunft eines jeden Zuges Post (30 kr.). 
Gegenüber am rechten Ufer der Werra liegt Barchfeld, wo ein Schloss f 
des Landgrafen von Hessen-Philippsthal-Barchfeld. 

Wenuhaiuen ist Station für das 1 St. ö. gelegene Sofamalkalden ( Adler ^ 
Krone)^ alte Stadt mit Mauern u. Gräben. Die meisten aus Holz gebauten 
Häuser haben in ihren hohen mit Schnitewerk gezierten Giebeln ein lüter- 
thümliches Ansehen. Auf dem Markt die goth. Slirche und die Gasthäuser. 
In der Krone wurde 1531 der Schmalkaldische Bund geschlossen. Es be- 
Anden sich darin noch gemalte Fensterscheiben mit Bildnissen der damals 
anwesenden Fürsten. In einem Hause nüt einem goldenen Schwan und 
einer Inschrift, am Schlossberg nahe am Markt, wurden die Schmalkaldi- 
aehen Artikel festgesetzt. Ueber der Stadt das alte Schloss Wühemshurg. 
In dem ganzen Thal werden fast nur Schmiedearbeiten betrieben; in der 
Kähe bedeutende Eisenbergwerke. 

Stat. Wasungen, betriebsame Stadt an der Werra, mit altem 
Schloss, bekannt wegen des „Wasunger Krieges" 1747, einer 
Schöppenstedter Geschichte. Folgt Stiait. Walldorf. Vor Meinin- 
gen (1 St.) schaut rechts von einem Berg das neu aufgeführte 
berzogl. *Schlo8a Landaberg in das Werrathal hinab, mit schönen 
Glas- und Freskogemälden von Münchener Künstlern, namentlich 
von Lindenschmitt, zahlreichen mittelalterl. Gegenständen,- Waffen, 
Curiositäten, Autographen u. dgl., auch Park und SchweizereL 
Treffliche Aussicht über den Thüringer Wald und das Rhöngebirge. 

Meiningen (831') (^Sächs. Hof, Hirsch) mit 6000 Einw., an 
der Werra, von bewaldeten Hügeln umgeben, Haupt- und Resi- 
denzstadt des Herzogthums Sachsen-Meiningen. Im alten herzogl. 
Schloss befindet sich die herzogl. Gemälde-Gallerie (gegen 400 Bil- 
der) nebst reichhaltiger Kupferstichsanunlung ; ausserdem eine An- 
zahl ausgewählter Bilder im Besitz des Erbprinzen, u. a. *A. Müller 
Apotheose der Erbprinzessin Charlotte, geb. Prinzessin v. Preussen; 
Taddeo Oaddi Christus und Maria mit 6 Heiligen; * Fiesole Maria 
und Joseph beten das Jesuskind an; dann Werke von Fil. Lippi, 
Fra Bartolommeo, Luca SignoreÜi, Borgognone , B. QarofaJU) u. A. 



MB BovU 73. COBURG. 

Die i^oth. FÜTStenc^pelle im Schlosspark mit Münchener Glas- 
malereien ist eine Zierde dieser engl. Anlagen. 

Folgen die Stationen Orimmenthal und Themar. Gegen Westen 
erheben sich die beiden stattlichen GUiehberge (2100' und 19750. 
Am vestl. Füss des Kleinen QUichm, 2 M. n.w. von Hildbnrg- 
hansen, liegt ÄomWW, wo In der Kirche die berühmten von 
P. Yischer und seinen Sdhnen zn Nürnberg um 1520 gegossenen 
Denkmäler der Grafen von Henneberg, ein Doppelsarcophag mit 
Figuren und Wappen. 

Eildbnrghansen (1141Q (^Englischer Bof, RatOenhranz) war bis 
1826 Residenz der Herzoge von Sachsen-Hildburghausen, die nach 
dem Erlöschen der Gothaer Linie Altenburg zu ihrem Sitz wählten. 
Hildburghausen kam an Meiningen. 

Bei Stat. Eisfeld (»Post) verlässt die Bahn die Werra und wen- 
det sich in ziemlich gerader Richtung nach Coburg. 

Von Coburg nach Lichtenfels (*Krone), Station an der bairisehen 
Nordbahn, föhrC die Werra-Bahn Anfangs durch den Ütgrund, an den Sta- 
tionen Niederfüllbach und Ebersdorf vorbei. 

Von Coburg nach Sonneberg Zweigbahn (in 50 Min.) ö. über 
Oeslau und Neustadt. Sonnabexv (I^st^ Bär^ Kuhnbacher's Botel) ist eine 
sehr gewerbreiche Stadt, durch ihre Kinderspielsachen und Schachteln 
berühmt üährl. Ausfuhr an 500,000 fl.). Die freundliche gothische von 
Heideloff 1846 erbaute Kirche mit einem spitcbogigen Holzgewölbe u. ge- 
malten Fenstern gereicht der Landschaft zur besonderen Zierde. Auf 
einem Berg über der Stadt ein neues Schloss. 

73 Cobiurg. 

Oasth&f«. »Löwe (früher Victoria-Hötel) Z. u. F. 54 kr.. M. 42 kr.^ 
*HdtelLeuthäusser(früher Schwan)^ GrünerBaumZ. 36, M.42kr.; 
Traube, für anspruchslose Beisende ganz gut. 

Theater. Vorstellungen gewöhnlich Sonntag, Dienstag, Donnerstag. 

Führer bei Ausflügen, obrigkeitliche Taxe, 1/4 Tag 24, Vs Tag 36 kr., 
ganzer Tag 1 fl. , Beköstigung auf Rechnung des Führers. 

Coburg (8760, mit 11,000 Einw. (500 Kath.), nebst Gotha 
Residenz des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha, ist eine freund- 
liche Stadt mit manchen stattlichen Gebäuden, die es seinen 
Fürsten, besonders Herzog Johann Casimir (f 1632), verdankt. 
Auf dem höchsten Punkt der Stadt liegen verschiedene derselben 
in schöner Umgebung vereinigt, das Schloss, das neue Schauspiel- 
haus u. a. Vor dem Schloss auf einem Rasenbeet Schwanthalers 
Standbild des Herzogs Ernst I. (f 1844), Erzguss. 

Das Schlosi, die Ehrenhwg genannt, ein stattlicher Flügelbau 
in engllsch-gothlschem Styl, 1549 aus einem Barfüsserkloster zu 
einem fürstl. Schloss umgeändert, verdankt seine jetzige Gestalt 
und Erweiterung Herzog Ernst I. Es hat eine Anzahl Familien- 
bilder, Herzog Ernst I., Königin Victoria, Prinz Albert, König 
Leopold und Gemahlin, Prinz Coburg - KohSry, Prinz Friedrich 
Josias, kaiserl. General-Feldmars chall , u. a.; dann die üeber- 
gabe des dän. Kriegsschiffs Christian YITL. bei Eckernforde, 1850 
von FeodoT Diett gemalt, Schafheerde von Lot&e, Jacobs Griechin 
und einaelne neue Büder, auch ein älteres von Van Dyck, die 



COBURG. 73. Route. Ml 

„Ahofiran^'; schönes Zimmer mit Gebelins-T&peCen und reichster 
Stuccatnr; prachtvoller Saal mit Karyatiden, als Lichthalter. 

Die ansehnlichen Gebäude am Markt, das Bathhaua, das £«- 
ffierungagebäfide ^ in der Nähe das Zeughaua^ Hess Herzog Joh. 
Casimir (f 1632) aufführen. Im Zeughaus ist die Bibliothek, im 
Augnstenstift das grosse NaturcUien'Cabineiy von dem jetzt regie- 
renden Herzog und dem Prinzen Albert angelegt (u. a. alle 
europäischen Vogel). 

In der zu verschiedenen Zeiten erb. grossen Koritikirehe 
(am Portal Standbilder von Adam und Eva, Jungfrau Maria u. a.) 
mit dem 326' h. Thurm, steht statt des Altars ein „Monumentum 
iOicrum illust. princip. ac Dom. Joannis Friderici IL'*, 1598 er^ 
richtet , nrit verschiedenen bildl. Darstellungen , unten 7 knieende 
Figuren. Nebenan eingemauert die vortrefflich gearbeiteten me- 
tallenen Grabplatten von Joh. Casimir (f 1633), Joh. Ernst 
(t 1Ö21), Johann Friedrich V. (f 1595) und seiner Gemahlin 
Elisabetii (f 1594). 

Das Gymfuumm, der Moritzkirche gegenüber, erbaute ebenfalls 
Johann Casimir, im J. 1604. An der Ecke in einer Blende das 
Standbild des Gründers, in Sandstein. In der Nähe, in dem 
Praetorius'schen Hause, wohnte einige Jahre lang (1803 ff.) Jean 
Faul und dichtete hier den Titan und die Flegeljahre. 

Am Schloss führen bei der Hauptwache eine Reihe Treppen 
in den ScUotsgaHeny einen Park, der in scharfer Steigung 10 M. 
lang sich an dem Bergabhang empor zieht, welchen oben die 
Teste krönt. In der südostl. Ecke des Parks ist ein kleiner un- 
zugänglicher Grufttempel, in welchem Herzog Franz (f 1806) 
und seine Gemahlin Auguste (f 1831) beigesetzt sind. 

Die alte **Yeste Coburg (14300, 530' höher als die Stadt, 
vom Schloss Vs 8t. Steigens, beherrscht die ganze Gegend. Sie! 
liegt so ziemlich In der Mitte von Deutschland und war Residenz 
der Grafen von Henneberg und der sächs. Herzoge, bis 1549 
Johann Ernst seinen Sitz in die Ehrenburg (S. 268) verlegte. 
Um die Zeit des Aug'sburger Reichstags , Im J. 1530, wohnte ' 
Luther 3 Monate auf derselbeur Er schrieb von hier 119 Briefe, 
übersetzte die Propheten und Psalmen und dichtete hier das Lied : 
„Eine feste Burg ist unser Gott''. Hundert Jahre später (1632) 
wurde die Yeste von den Schweden besetzt und von Wallenstein 
fhichtlos belagert. Sie wird in gutem baulichen Zustande er- 
halten, obgleich sie keine militär. Bedeutung hat. Der südwestl. 
i*Iügel, ehemaliges Zeughaus, wird jetzt restaurirt. Die übrigen 
Theile des Gebäudes, der Fwrstenbau, sind unter Leitung des 
Bauraths Rothbart, eines Schülers von Heideloff, hergestellt und 
zu einem grossen ^Museum für Kunst umd Alterihümer einge- 
richtet, auch die Räume su diesem Zweck künstlerisch geschmückt. 

Der Eingang in die Teste ist von der Südseite, zuletzt eine 
Anzahl Treppen hinauf. Ueber dem Eingangsthor meldet eine 



flO JKMte 73. OOBÜBO. 

bMehrift, dus dtsaelbe 1671 diiToh Hersog Friedrieh IVi&ebiQ, 
Johann Georg 11. und Moritz erbaut worden ist. Eingang in die 
herzogl. Sammlnngen unter dem goth. Holzban (offene Gallerie 
des FÜrgtenhanes) im ersten Schlosahof, am Thore links schellen 
(dem nmher f&hrenden GasteÜan 24 kr. Trinkg. ein Einzelner, 
eine GesellschafI 1 fl.)- Im Sehlesshof ist in dem nenen Gehande 
eine gnte SchenkwirAsehaft (Reetanration). 

Ab der Wand derOalleri« eine Reibe ^Freaken, yon Sehnuider, 1838 
begonnen, nach Zeichnungen von Bo(lU>airt 1866 vollendet, den BrauUug 
de« Heraofa Joh. Casimir mit der Prinzessin Anna von Kursachsen dar- 
stellend (1686). Der Dichter hinter dem „weltlich und geistlich Hiniste- 
riUB* ist Xilekert^ die Gruppe hinter „Bürgermeister und Bath" der Archi- 
t«ct Gtfrgtl (der Kleine mit Brille und Buch) , hinter ihm mit der Brille 
ffeidtloff^ links mit dem Stock Baurath Eberhard. 

Von der Oallerie aus gelangt man in die Wagen- und Satte 1 - 
kämm er mit histor. merkwürd. Staatswagen, alten reickgesehnitsten und 
▼ergoldeten Schlitten, alten Sätteln etc. — In der Vorhalle sum Waffen- 
saal ein Freskobild von SchMider^ 1841 gemalt, den Einbruch von swei 
Biiren in den herzogl. Speisesaal darstellend. — Lutherzimmer ganz 
in der alten Oestalt, Ueberreste von Luther^s Bettstelle und dem Stuhl, 
OegenstJLnde aus der Lutherbuche geschnitat u. A. 

Waffensaal, 86' 1., 41' br., einst Speisesaal des fürstlichen Hofes : 
ein grosser Ofen, Eisenguss von 1480, mit Wappen und Heiligenbildern. 
Reichhaltige Schwerter- und Degensammlung s Rüstungen, Schilde, Helme, 
Panaerhemden, Dreschflegel aus dem Bauernkrieg. 

Gewehrsaal an der Treppe. Wallbüchsen, Falconets, Doppel- 
haken ^ ein sogenannter Schiessbrtigel, älteste Form der Handfeuerw w'en ; 
schwedische Musketen etc. 

Vorplatz des obern Stockwerks. An den Wänden rerach^edene 
Jagdgeräthe. 

Gewehrsaal, oberes Stockwerk. Reiche Sammlung ron Jagd- und 
Sebeibenbüchsen, Pistolen etc., u. a. Andreas Hofers Bu4hse^ Schenktisch 
mit alten Trinkgefässen ; neuere Bildnisse, meist von SkhMider gemalt, 
Herzog Johann Casimir, Kaiser Ferdinand II., Wallenstein (Copie nach 
dem Bild im Schloss zu Friedland, S. 187), Bernhard von Weimar, Gustav 
Adolph (altes Bild, von Di«Uch gemalt), ISHv. 

Rosettenzimmer, an der Decke Snö Rosetten, jede in anderer 
Form, Abbildungen der Landgrafen von Thüringen, nach 1838 hergestellt. 
Trinkgefasse, darunter ein Stumpfschwanz mit dem geschHilPenen Bildniss 
Gustav Adolphs, ein Geschenk des Schwedenkönigs. 

Betsaal. Holzaculpturen ans dem Leben der Jungfrau Maria , nach 
Martin Schön'schen Bildern \ Bibel von Hans Luft, 1550 gedruckt mit coloi. 
Holzschnitten von Burgkmair; eine andere zu Frankfart 1573 gedruckte 
Bibel; Plenarium aus dem Kloster Gandersheim, Pergament-Handschrift 
aus dem 11. Jahrb. mit schön geschnitztem Elfenbeiadeckel. 

Reformationszimmer. Copie. eines alten Bildes in der Moriti- 
kirche, den Reichstag zu Augsburg darstellend \ Bildnisse in ganzer Figur 
auf Goldgrund, von Roihhart gemalt. Luther, seine Frau, und di^enigea 
Freunde darstellend, mit welchen er besonders während seines Aufenthalts 
auf der Veste verkehrte, Veit Dietrich, Caspar Aquila, Christian Bayer, 
Georg Brück (Pontanus) , Justus Jonas , Melanchthon , Joh. Bugenhagen, 
(Pomeranus), Georg Burckbardt (Spalatin). An der Säule die Wappen, dar 
16 deutschen Reiohastädte, welche zuerst der Reformation beitraten, Augs- 
burg, l^ümberg, Frankfi^-t, Stra^sburg, Hall, Heflbronn, Ulm, Meiningen, 
Lindau, Kempten, Isny, Köstnitz, Weissenburg, Windsheim, Biberach, 
Reutlingen. 

Hornzimmer,ein Meisterstück aus der Renaiasanceaeit. Holzmoaaik» 
Jagden des Herzogs Johann Casimir darsteUeud, um IßOÖ von einem 
Deutschen für 20,000 fl. gearbeitet. 

m» nord!. Flügel, der Wohnung des Hm. Bauraihs Rbihbart, ein« an- 



NEUSX8. 74, Boute. 27i 

seiiiUieli« SammluBg von Kupferstichen und Handseichaungea, 
durch die altdeutachea Blätter ausgezeichnet (u. a. sechs Blätter des ano- 
nymen Niederländers Ton 1490)*, eine Sammlung von Münzen (viele 
Bracteatea) und von Autographen. 

Neben demselben von der nordöstlichen, d£r „hohen" Bastei prächtige 
'Aussicht, umfassend und zugleich malerisch, in Mittel- und Korddeutsch- 
land eine der schönsten. Westlich auf einem Bergkegel die .Heldburger 
Festung*, die „fränkisehe Leuchte", ganz im Hintergrund der heil. Kreuz- 
berg bei Brüekenau und das Rhöngebirge in langen Zügen; »ordwestK 
unten Schloss Callenberg und das Dorf Neuses, weiter die beiden Qleich- 
berge bei Römhild; nördl. der Thüringer Wald, namentlich der Schnee- 
kopf; ö s tl. das Fichtelgebirge mit dem Ochsenkopf und Schneeberg ; s ü d 1. 
die Gebirge der Frank. Schweiz, Kloster Viercc^heiligen und Schloss Banz. 
Ringsum ein bevölkertes prächtiges grünes walddurchwachsenes Hügelland 
mit einer grpssen Anzahl von Dörfern. Zu wünschen bleibt ein die Ge- 
bäude überragender Bundsehauthurm, von welchem man die Gesammt- 
Aussicht mit einen} Blick hat. Vorläufig muss man zu diesem Zweck ver- 
schiedene Standpunkte aufsuchen, die hohe Bastei für die n.w. , n. und 
Ö. Aussicht, das Wirthshaus für die Aussicht nach Süden, die Bärenbastei 
(s. tmteii) fiir die Aussicht nach Westen. 

In der kleinen Schlosshof-Halle, über deren Eingang ein Fresko- 
gemiUde, St. Georg, wird seit 1854 das Gallionbild des am 5. April 1849 
bei Eckemförde eroberten dänischen Linienschi£b Christian VHI. nebst den 
Ilaggen und einigen andern Trophäen desselben Tages aufbewahrt. 

Aui der grossen nordwestl. Bastei (Bärenbastei) schönste Aussicht 
nach Westen, über die Stadt selbst, die sonst von keinem Punkt sich bietet. 
Ein Cheilweise gedeckter Weg führt ausserhalb des Festungsthors w. auf 
die Bärenbastei. Sie ist mit schönen Geschützen besetzt, darunter die sogen. 
tutherkanone , ein 1570 zu Freiburg gegossener sehr kunstreicher Zwölf- 

gfünder mit der Inschrift: „Die Flatianer und Zeloten sind des Teufels Vor- 
aten. Ehrgeitz Flaüaner WiH>elffeist.* Henkel und Traube sind zankende 
Theologen. Beim und Bilder beziehen sieh auf die durch den Jenenser 
Prof. Flacius (f 1575) angeregten theolog. Streitigkeiten damaliger Zeit, 
durch die 1560 in einer Disputation zu Weimar von Flacius ausgesprochene 
Behauptung entstanden, dass die Erbsünde zur Substanz der menschlichen 
Natur gehöre. Die beiden franz. Geschütze „/« Sautfage^ und „le Sanspargil* 
hat Herzog Ernst I. 1814 aus Mainz mitgebracht, wo er die Belagerungs- 
trappen commandirte. 

Von den herzogl. Sommerschlössem ist besonders Ro$enau, 
IV2 St. n.o. von Coburg, wo im J. 1845 Königin Victoria 11 Tage 
lang verweüte, und CaUmhergt 3/^ St. n.w. von Coburg, durch den 
Baurath Rothbart 1856 — 58 theilweise umgebaut und vergrÖ8sert| 
der schönen Lage und geschmackvollen Ausstattung wegen be<* 
merkenswerth. 

Unfern des letztem, an der Landstraese, Vt St. ndrdl. von 
Coburg, Hegt das Dorf Nemet, mit dem Wohnhaus des Dichters 
Büehertt neben der Kirche. Gegenüber am r. tJ. der Itz st^t 
an einem bewaldeten Bergabhang über dem Grabe des Dichters 
Tkümmel (f 1817) eine hohe Spitzsäule von rothäm Sandstein,: 
oben vertiefte sinnbildliche Daratellvngen. Leier, Eule, unten das 
Wappen. Etwas hoher links ein sehr unbedeutendes Denkmal,' 
an einer Säule ein trauernder Engel, zur Erinnerung an Christian 
Front Prin» su Scuihsen-Cobvrg^ k. k. QeAenA (f 1797). Es stand 
früher im Hofgarten. Ein drittes Denkmal rechts, eine mit einef 
Sehlange umwundene Säule, erinnert an eine GräiSn v. Comettkm 
(f 1822), Schwiegermutter von ThünunaU Sohn. Dm Thurm 



372 BouU 75, 8ÜHL. 

oben auf dem B«rge hat ein Oiaf Mtmadorf erbaut, der hier 
wohnen wollte, darttber aber gestorben ist 

Das suttliche Schloss am rechten Ufer der It£, Coburg gegen- 
ftber, bat im J. 1838 Herzog Emtt von Wwitanberg aofifobren 
lassen. Auf dem stadtischen Friedhof auf der östlichen Seite der 
Stadt hat 1858 der regierende Herzog far sich und die gekrönten 
OUeder seiner Familie (S. 268) dorch den Baurath Eberhard in 
Gotha eine neue Fürstengruft, ein Mautoleum, erbauen lassen. 

74. Von Gotha nach ffildburghansen. 

10 IfeUeu. £Uwagen tagUch in 10 Stunden. 

Sehr bemerkenswerthe Strasse, namentlich von Ohrdruff bis 
Oberhof und weiter nach Suhl, ftber einen der höchsten Kamme 
des Thfiringer Waldgebirges. 

2 Ohrdruff (Anker oder Post), alte gewerbreiche Stadt , Haupt- 
stadt der Herrschaft Hohenlohe- Obergleichen. Der Weg steigt 
allmählich den höchsten Bergrücken des Thüringer Waldge- 
birges (S. 259) hinan, vom Fuss des Bergs an durch schönen 
Tannen- und Fichtenwald, in zahlreichen Windungen, dann auf 
der ostlichen, dann auf der westlichen Seite des Thals mit stets 
neuen Aussichten. Im Hintergrund zeigt sich hoch oben das 
herzogliche Jagdschloss. 

2 Oberhof (♦Gasthaus) s. S. 262. Hafer gedeiht hier nur in 
guten Jahren, Kartoffeln nnr kümmerlich. 

In der N&he, auf der höchsten Stelle der Strasse, steht links 
eine Spitzsäule zum Andenken an die Erbauung derselben. Treff- 
liche Aussicht über den stattlichen Wald, in die dunkeln Gründe 
ufid auf die Berge, welche, ausser an ihren felsigen Spitzen, mit 
Nadelholz bedeckt sind. Im Thal liegt 

2 Suhl (*Deut8ehes Haus, Krone), Hauptstadt des preuss. Theils 
der Grafschaft Henneberg, seit Jahrhunderten berühmt w«gen der 
hier verfertigten Schiessgewehre. Die Stadt liegt sehr hübsch im 
Thal der LcnUer am Fuss des Dombergs, von welchem eine Wand, 
der Ottiüenstein, ein Porphyrfels, Über Ihr zu hangen scheint, der 
eine schöne Aussicht darbietet. 

2 Bohleutingen (Orimer Baum), einst Residenz der 1583 
ausgestorbenen Hennebergschen Grafen, welche in der alten 
Bertboldsburg ihren Sitz hatten, jetzt prenssisch. Die Capelle 
neben der 1723 erbauten Stadtkirche enthält Grabmäler der 
Grafen von Henneberg, stattliche Ritterbüder aus dem lö. und 
16. Jahrb., darunter eines von einer Kugel durchschossen, eines 
Grafen von Henneberg, der 1537 beim Sturm auf Tirasebka io 
Piemont unter den kaiserl. Truppen blieb. Im Schloss wolmen 
Behörden. Auf dem Markt ein Brunnen mit dem Hennebergschen 
Wappen, der goldenen Henne. Bäder aus Fiohtennadeln-Extract 
werden seit 18Ö2 mit Erfolg gegen rheumatische L#iden und 
Lähmungen hier gebraucht. 



FULDA. 75. Royte, 273 

Die Strasse steigt Vs St. lang unaasgesetzt, stets schöne Bück- 
blicke auf Schleosingen und das Thüringer Waldgebirge gewährend. 

13/4 Hildbf*rghauHn und Eisenbahn nach Coburg (Fahrzeit 
i St.) s. S. 268. 

75. Von GieMen nach Fulda. 

121/2 Meilen. Eilwagen tägUeh in 13 Standen. 

Die Strasse durchsdineidet die ganze Hessen-Darmstädtische 
Provinz Oberhessen, hier hügeliges Land ohne besondere land- 
schaftliche Schönheit, wenig ergiebig, wasserarm aber steinreich. 

Nach der Abfahrt ans Oiessen hübscher Rückblick, im Hinter- 
gnind die Burgen Fettberg und Qleiketg (S. 158). Von dem süd- 
lichen basaltischen Oebirgskamm blickt das grossherzogliche Schloss 
Schiffenberg (S. 158) ins Thal herab. 

2^/4 Cfrünberg (Krone), altes Landstädtchen. Weiter links in 
der Ebene an der unweit des üebergangs der Strasse entsprin- 
genden Ohm (S. 157) die Trümmer des Schlosses Merlau oder 
MorlOy „welches Land-Oraff Ludwig der ältere auf das zierlichste 
erbawet hat^, wie der alte Merlan (1655) sagt. Den Gesichts- 
kreis begrenzt das basaltische VogeUgebirge. Schloss ülrichstein 
auf einem Bergkegel, einer der höchsten Punkte (1814'), tritt 
besonders hervor. 

Zu Ruppertenrod zweigt sich rechts eine Strasse ab, welche 
geradezu mit einem kleinen Bogen über Ulrichstein nach Lauter- 
bach führt, den grossen fast spitzen Winkel, den die Poststr&sse 
über Alsfeld macht, vermeidend. 

2 Ermenrod, ärmliches Dorf 

2 Alifeld (*Scbwan), die älteste Stadt in Oberhessen, mit 
manchen hübschen alten Häusern. Das Bathhaus, 1512 erbaut, 
ist eiliie freistehende wunderliche viereckige Steinmasse, der höl- 
zerne Oberbau in lauter spitzwinkeligen Erkern aussprüigend. Die 
daneben stehende Kirche verdient ebenfalls besondere Beachtung. 
^Sie ist ein ao«ebnlicfa Oebäw, in Teiches das Evangelium bu Lutheri Zeiten 
zum allererate« geprediget, und ist dies die erste Stadt, so die Religion nach 
der Reformation angenommen.*^ (Merian 1666.) 

2V4 Lauterbach (*Buprecht, Post), ansehnliches Landstädtchen. 
Hinter Lauterbach z^gt sich alljährlich ein kleiner Bergschlipf: 
die Anhöhe rechts schiebt von Zeit zu Zeit Steine und Erdreich 
auf die Landstrasse. 

Auf der Höbe vor Oross-Lüder, der Grenze zwischen den bei- 
den Hessen, überblickt man die ganze Kette des Rhöngebirges, 
links die am schärfsten vortretende waldbewachsene Müzeburg. 
Die Aussicht auf das thurmreiche Fulda ist sehr hübsch. 

B Fulda (*8chwar^ oder Po$t, Z. 36, F. 18 kr., KurfürMtJy an 
der Fulda, mit 14,000 Einw. (2000 Prot., 600 Juden), in lieb- 
licher hügelreicher engend. Das Aeussere der thurmreichen an- 
sehnlichen Stadt verräth die ehem. Residenz eines geistl. Fürsten. 

B»deker's Deutschland II. 12. Aufl. 18 



t74 BMHeTe. QELNHAU6EN. 

Der Vom iat, nach der PeterBkirebe za Rom, zv Anfang des 
18. Jahrh. nea anfgefOhrt. Am Pfeiler neben dem 58tlichäi Bin- 
gang ist ein sehr altes Bild Kaiser Carls d. Gr., ein tlebenest 
des dritten Baues, das beim Bau der iderten, der gegenwärtigen 
Kirche, hier eingemauert wurde. Von dem alten Bau ist nur die 
ebenfalls erneuerte BoniliieiuscapeUe, eine Krypta, übrig, in welche 
man Tom Chor auf Stufen hinabsteigt. Sie birgt unter dem Altar 
den Leichnam des heil. Bonifacius (Winftied), des christlidi^i 
glanbenseif^igen Sendboten, den im J. 754 die heidnischen Friesm 
bei Dockum in Westfriesland erschlugen. 

Die kleine 5t MiehaeUkMu ^ neben dem Dom, wnrde 822 
eingeweiht; die Krypta ist wahrscheinlich noch aus jener Zeit. 
Der Oberbau gehört einer Emenerong vom Ende des 11. Jahrh. 
an, eine Begräbnisskirche, in den Formen der h. Grabkirdie zu 
Jerusalem, die kleine Kuppel von 8 Säulen getragen. 

Vor dem kurfQrstl. Schloss das ^Standbäd des h. Bonifacius, 
von Henschel in Cassel, in Erzguss, mit der Inschrift: „8t. Bont- 
faoiusy Oermanorum Apostohu. Vefbum Domini manet in aetemum.'^ 

Eilwagen täglich nach Brfickenau in 4V} St., nach Cassel über 
Bebra (S. 24ö) in 10 St. 

76. Von Fulda nach Frankfurt. 

121/2 Meilen. Eilwagen nach Hanau 2mal tägl. in 10 St. (Eisenbahn im 
Bau)^ von Hanau nach Frankfurt Eisenbahn in V2 St. 

Die Hanauer Landstrasse führt über 
1^/4 Neuhof y mit ansehnlichem herrschaftlichem Amtshaus. 
2 SehlüehUm an der Kintig. 
" 1 Steinau, Städtchen ndt einzelnen alteithümlichen Gtebänden, 
namentlich einem ehem. Schloss. Weiter durch wenig fruchtbares 
Ackerland, zu den Seiten in eini^ser Entfernung bewaldete Hohen. 
1 SoßUmvnster (Post). 

2V4 Gelnhanien (Hess. Hof; Hirsch), alte Reichsstadt, male- 
risch auf rothem Felsboden an grünen Weinbergen gelegen. Auf 
einer Insel der Kinzig im untern Theil der Stadt, nnfem des ostl. 
Eingangs, die Trümmer des um 1144 von Friedrich I. erbauten 
KaiHirpäUists. Manches ist ziemlich erhalten, besonders einzelne 
Bildwerke, darunter ein Kopf, von dem Scbenkendorf singt: 
Zu Gelnhausen an- der Hauer Und das Haupt, es scheint su grüasen, 

Steht ein steinern altes Haupt Fragend uns halb streng halb mild; 

Einsam an dem Haus der Trauer, Lasst es uns in Demuth küssen. 
Das der Epheu grün umlaubt. Das ist Kaiser Friedrichs Bild u. 8. w. 

Auch der Hohenstauflsche Lowe ist noch zu sehen. Capelle 
nnd Reichssaal sind ebenfalls merkwürdig. In diesem Palast 
hielt Kaiser Friedrich L (Barbarossa) 1 160 die grosse Yersamm- 
lung wegen der Reichsacht gegen Herzog Heinrich den Ldwen. 

An der Brücke über die Kinzig, wo 1813 der Sohn des 
Obersten von Massenbach (S. 199) fiel, steht ein weisses Marmor- 
kreuz von Schadow. 



HANAU. 76. Route. 275 

Die schöne reich geschmückte *Pfarrkirche , in der ersten 
Hälfte- des 13. Jahrh. erbaut, zeigt den Uebergang Tom Rund- 
in den Spitzbogen. Die Fenster haben schöne Glasmalereien. 
£iner der beiden Thürme läuft in einer geneigten Spitze aus. 

Hinter Gelnhausen wird die Gegend flach. Links in einiger 
Entfernung liegt Meerhoh, mit einem Schloss des Grafen Wäch- 
tersbach, geradaus Langenselbold mit einem stattlichen Isenburg- 
sehen Schloss, 18Ö1 von Dom Miguel von Portugal angekauft. 
Dann tritt rechts das Taunusgebirge hervor, links der Spessart. 

Yor Hanau führt die Strasse durch den Lamboiwaldj über das 
SehUuMfeldy auf welchem am 30. und 31. Oct. 1813 Napoleon 
mit den von Leipzig flüchtigen 80,000 Franzosen, die 40,000 
Baiem, Russen und Oesterreicher unter Wrede schlug, welche seinen 
Rückzug hemmen wollten. Jenseit des Mains sieht man SUinheim. 

Neben dem neuen Leichenhaus links erhebt sich eine Spitzsäule, 
von rothem Sandstein zur Erinnerung an die Erbauung der 
Strasse nach Aschaftenburg unter dem Landgrafen Carl im Jahr 
1746- Auf dem Kirchhof das Denkmal eines in der Schlacht bei 
Hanau gefallenen Prinzen von Oettingen -Wallerstein. 

3 Hanau (Carltbergy Biese, Adler), freundliche kurhess. Stadt 
mit 16,582 Einwohnern (800 Kath., 600 Juden), unfern des Ein- 
flusses der Einzig in den Main, in der fruchtbarsten Gegend der 
Wetterau. Der neuere Theil der Stadt entstand 1Ö97 durch re* 
formirte Niederländer flämischer und wallonischer Zunge, welche 
der Religion wegen aus ihrem Yaterlande vertrieben, in Frankfurt 
keine Aufnahme fanden. Ihre Gewerbe, Seiden- und Wollen- 
weberei, Silber- und Goldschmiede, blühen heute noch. Eine 
Inschrift an der Kinzigbrücke berichtet, dass am 31. Oct. 1813 
Graf Carl Wrede hier verwundet worden ist. 

Yor der Stadt am Main liegt das kurfürstliche Schloss PM- 
lippsmhe, mit grossen Orangeriegärten, zu Anfang des vor. Jahrh. 
im neuitalienischen Styl grossartig aufgeführt, eine Zeit lang, durch 
Geschenk Napoleons, Elgenthum seiner Schwester Pauline (f 1825), 
Gemahlin des Fürsten Gamillo Borghese. Nach der Schlacht von 
Hanau wurde das Schloss als Lazareth benutzt. 

Yon Hanau bis Frankfurt Eisenbahn in Va St. Sie führt am 
WUhehnshadj einem von Frankfurt aus viel besuchten Yergnügungs- 
ort, vorbei. Links Jenseit des Mains sieht man Rumpenheim, 
Dorf mit Schloss, Eigenfhum des Landgrafen Wilhelm zu Hessen- 
Cassel, des muthmasslichen kurhessischen Thronerben. 

Drtuikfürt s. im L Thl. d. B. 



18* 



2T5 



Wo 



Achim 65. 

Adalb«rt«kreiis, dM 113. 
Adendorf 64. 
Adersb&cli 190. 
Adlerhorat 106. 
AdterbiOUi 51. 
AblbMkTS. 
Ahlen 137. 

AhrendsbergerkUppe 165. 
Ahrenaborg 58. 
AJun 118. 
Albendorf 199. 
AlbrechUbarg 396. 
AJezandrowk*, Col. 86. 
Alexisbad 175. 
Alfeld 162. 
Algermissen 125. 
Alle, die 114. 
Allendorf 280. 
Aller, die 64. 
Alme, die 145. 
Alnoer 60. 
Alsen 50. 
Alsfeld 273. 
Alster, die 41. 
Alt-Boyen 100. 177. 
Altefahre 80. 
Altena 149. 
Altenbeeken 146. 
Altenberga 263. 
Altenburg in Sachs. 239. 
— in Hessen 156. 
Altenhundem 148. 
Altenkirchen (Bägeo) 88. 
Altenstein 263. 
Altfelde 109. 
Alt-Morschen 245. 
Altona U. 
Altranstädt 210. 
Altrater, der 188. 
Altwasser 190. 
Alwemia 902. 
Amag«r 84. 

Ameisenberg, der 187. 
Amöneburg 156. 
Amnun 51. 
Amselgrand, der 230. 
Amsterdam 75. 
Amt-Oehren 261. 
Anclam 62. 
Andreasberg 168. 
Angeln 49. 
Angerap, die 114. 
Angermünde 76. 
Angern 200. 



SE6ISTEK. 

deuUt die stehende (Antiqua-) Schrift attf 4te 



Annaberg (Sachs.) 235. 
— (Schles.) 200. 

der 201. 
Annathal, das 255. 
Annencapelle, die 192. 
Apierbeck 144. 
Apolda 243. 

AppeUand 51. ! 

Arcona 83. 

Ardeygebirge, das 140. 
Areadsee, der 63. 
Amis 49. 
Arnsberg 149. 
Arnsberg, der 126. 
Amsbnrg 126. 
AmsUdt 244. 
Amswalde 100. 
Arolsen 150. 
Arröe 51. 

Aschenbergstein 266. 
Aschendorf 75. 
Aschersleben 118. 
AUbüIl 50. 
Aue 239. 

Aue, die goldene 155. 
Auerberg, der ITT. 
Auerstädt 243. 
Augustenburg 50. 
Augustosburg 237. 
Augustwalde 100. 
Aupe, die 193. 
Aupefall, der 195. 
Aupegrund, der 193. 195. 
Aurich 73. 
Aussig 234. 
Babelsberg 36. 
Ballenstedt 176. 
Baltrum 70. 
Bamberg 241. 
Banteln 162. 
Banz 241. 
Barchfeld 267. 
Bardewieck 64. 
Bärensteine 229. 
Bäringen 239. 
Barmen 139. 
Bastei, die 229. 
BaumannshÖhle, die 172. 
Bautzen 182. 
Bebra 245. 
Bechstädt 260. 
Beckum 137. 
Beczwa, die 200. 
Beeke, die 146. 
Behnshallig 51. 



Beerberg, der 262. 
Begerburg 235. 
Behrethal, das 177. 
Beiseförth 245. 
Beigard 107. 
Belt, der Qrosse und 

Kleine 86. 
Benhausen 145. 
Benninghausen 145. 
Benrath 188. 
Berge-Boorbeek 138. 
Bergedorf 37. 
Bergen am Main 275. 
— auf Bügen 83. 
Bergwits 117. 
Beringhaosen 145. 
Berka 245. 249. 
Berlin 1. 

AcadesDde 8. 

Aiterth., nord. 19. 

Antiquarium 16. 

ArtUlerie-Schule 7. 

Bauacademie 10. 

Bdlevue 25. 
«Bethanien 22. 

Bibliothek 9. 

Börse 22. 

Borsigs Fabrik 25. 
•Botan. Garten 26. 
«Brandenb. Thor 6. 

Casemen 23. 

Dom 21. 

Festungsmodelle 10. 

Friedenssäule 23. 
*Friedr. d. Gr. Denkm.7. 
•— Wilhelm TU. — 26. 
*Gemäldegallerie 14. 

Gypsabgüsde 17. 

Hedwigskirche 9. 

Kirchen 21. 

Kirche, kathol. 9. 

Kirchhöfe 26. 

Kdnigswache 9. 

Krankenhaus, kath.23. 
•Kreuzberg, der 28. 
•Kroll 4. 

Kupfersüchsaniml. 19. 

Linden 7. 

Luiseninsel 26. 

Lustgarten 11. 

Mineraliensammlung 8. 

Moabit 25. 

Münzcabinet 16. 
•Museum, altes 11. 
•— neues 17. 



Berlin : 

Maseom, aegypt. 20. 

^ «natom. tt. zoolog.8. 
*National-Krieger • 
Denkmal 27. 

Opernhaus 9. 

Paläste 7. 22. 

Pal. d. Pr. Fr. Wilh. 9. 

Porz eil anmanttfactur 4. 
*Baczyn8ki'8 Oem. 25. 
*BaTen^'8 Oem. 24. 

Sammlung, histor. 19. 

Samml.f. Völkerkde 20. 

Schinkers Museum 10. 
•Schloßs 10. 
*SchIo8sbTiicke 10. 
♦Sculpturengallerie 13. 

Singacademie 9. 
♦Standbüder 7. 8. 10. 

Sternwarte 22. 

Theater 4. 
•Thiergarten 24. 

Umgebungen 29. 

Universität 8. 
*Wagner8 Oem. 23. 

Wasserleitung 26. 
«Zellengefangniss 23. 

Zeughaus 9. 

Zoolog. Garten 26. 
Bernau 76. 
Bemburg 118. 
Bemsen 126. 
Berteisdorf 185. 
Bevensen 64. 
Beverungeu 159. 
Bialoslive 100. 
Biela, die 232. 
Bielefeld 136. 
Bielergrund 233. 
Bielshöhle, die 172. 
Bienenbüttel 64. 
Biesenthal 76. 
Bilay 195. 
Billwärder 37. 
Binz 79. 
Birkenfeld 172. 
Bischofsberg, der 103. 
Bischofswerda 182. 
Bisdamitz 82. 
Bisenz 200. 
Bissow 113. 
Bitkowitz 200. 
Bitterfeld 118. 
Blankenau 159. 
Blankenberg 59. 
Blankenburg a. Harz 173. 
— in Thüringen 260. 
Blankenese 45. 
Blasewitz 227. 
Blechhhütte, die 174. 
Blomenburg, die 47. 
Blumberg 124. 
Blumendorf 197. 



REGISTER. 

Bobbin 83. 
Bober, der 177. 198. 
Bobritzsch 236. 
Bockau 239. 
Bockenheim 159. 
Bode, die 173. 174. 176. 
Bodenbach 234. 
Bodenfelde 159. 
Bodenwerder 160. 
Bofzen 160. 
Bojanowo 100. 
Boitzenburg 37. 
Boldixum 52. 
Boltenhagen 59. 
Bonames 159. 
Bonenburg 146. 
Borbeck 138. 
Bordesholm 46. 
Borken 156. 
Borkenfriede 63. 
Borkum 72. 
Borsdorf 210. 
Börssum 162. 
Borup 47. 
Bovenden 162. 
Brachmühlen 144. 
Brackwede 137. 
Brahe, die 100. 
Brahlsdorf 37. 
Brake 69. 136. 
Brakel 146. 
Bramburg 159. 
Brand, der 230. 
Brandenburg a. d. H. 121. 
— a. d. Wcrra 245. 
Brauhausberg, der 36. 
Braunau 199. 
Braunlage 168. 177. 
Braunsberg 109. 
Braunschweig 127. 

Aegidienkirche 129. 
*Altstadtmarkt 128. 
*Alt8tadt-Rathhaus 128. 

Andreaskirche 1!^. 

Brüdemkirche 129. 

Burg-Caseme 128. 

Gasemen 131. 

Gatharinenkirche 129. 

Colleg. Carol. 129. 
•Dom 127. 

Ezercierplatz 131. 

Kirchhöfe 131. 

Lessing's Standb. 131. 
•Löwe 128. 

Magnikirche 129. 

Martinikirche 129. 
•Monumente 131. 
•Museum 129. 

Olfermanns Denkm.131 

Petrikirche 129. 
•Schills Denkmal 131. 

Schloss 128. 

Theater 113. 



277 



Braunsehweif : 
ULrichskirche 139. 
Zeughaus 129. 

Brecheishof 178. 

Bredelar 160. 

Bredstedt 51. 

Breege 83. 

Breitenau 245. 

Breitenburg 47. 

Breitenfeld 118. SlO. 

Breiten-Oüssbach 241. 

Bremen 65. 

Bremerhaven 60. 

Breslau 179. 

BrevÖrde 160. 

Brieg 201. 

Briesen 97. 

Brilon 150. 

Broacker 50. 

Brocken, der 170. 

Bromberg 100. 

Brösen 102. 

Broterode 264. 

Brückenau 271. 

Brückenberg 194. 193. 

Brunsberg 160. 

Brüsterort 111. 

Buchen 37. 53. 

Buchfahrt 249. 

Buchwald 197. 

Buckau 122. 

Bückeburg 126. 

Buddenhagen 62. 

Büffelkoppel, die 40. 

Bttlowshöhe, die 173. 

Buitiadinger Land 69. 

Büke 146. 

Bünde 144. 

Bunzlau 176. 

Burg 121. 

Burgberg, der 164. 

Burgdorf 64. 

Burgkemnitz 118. 

BurgkunsUdt 241. 

Burg-Lesum 68. 

Burgsdorf 114. 

Bursfelde 159. 

Butzbach 158. 

Bützow 59. 

Gadienen 109. 

Gainsdorf 238. 

Calbe 118. 

Galcum 138. 

Gallenberg 238. 271. 

Gamen 137. 

Gamenz 199. 

Gamerberg 261. 

Gammin S). 83. 

Gamsdorf 258. 

Ganth 188. 

Gapellenberg, der 178. 

Gapomsche Haide 113.. 

Gappein 49. 



278 

C&rlil»ad 7Sb. 238. 
CarUberf 195. 
CftrUberf, der 106. 
CarUhafea 146. 169. 
CarUhöhe 107. 
Cftrnia 60. 
Carthaiu 106. 
Carolmenhorat 100. 
Carolinen-Siel 70. 
Carolinenlha], de« 384. 
CMiel Idü 
Cutrop 138. 
CattcniUdt 173. 
Cauladorf 259. 
CaTalierberg, der 196. 
CeUe 64. 

Charlottenbrunn 186. 
Charlottenbnrs 25. 29. 
CharloUenhof 34. 
CharlottenloBd 94. 
Chemnita 237. 
Cborin 76. 
Chnanow 202. 
CierpiU 100. 
Claiuthal 167. 
Clus-Dörpen 75. 
Cobnrs 268. 
Colberg 107. 
Colmberg) der 234. 
ConnewiU 206. 
Cöpeaik 96. 
<;orbetba 241. 
Corlin 107. 
<:<)nrey 160. 
Coitin 107. 
Coiwig 116. 
Cotben 118. 
Crampa0 79. 
Crana 113. 
Crensthal 148. 
Crinimitochau 240. 
Crossen 242. 
Cudowa 199. 
Culm 101. 
Culmbacb 241. 
Cunitaborg, die 258. 
Connersdorf 185. 
Cüstrin 96. 
Cuzbaren 56. 
Cybina, die 96. 
Czempin 100. 
Cseppeiwits 201. 
Csersk 100. 
Czerwinsk 101. 
Czomebob, der 183. 
Dagebüll 51. 
Dablen 210. 
Dambitzen 109. 
I>amm 100. 

Dammsche See 76. 100. 
Dammgarten 60. 
Dänholm, der 61. 
Danewerk, das 48. 



BEGISTEB. 

Daniif 101. | Dresden. 

Danbe 229. ' -, -^^ 

Dedeadorf 09. 

Deistergebirge, d. 12&.162i 

Delftyl 75. 

Delitzsch 118. 

Delmenhorst 72. 
.Demker 63. 
'Dennewlts 115. 
JDesenberg 146. 



.Dessau 117. 
Detmold 147. 
peaben 235. 
iDeati 138. I 

Diemel, die 146. i 

Diethan 262. j 

Dietrichsburg, die lU. , 
Dierenow. die 78. 
Dirscbaa 107. tOl. 
DitAirth 164. I 

Ditmarschen, die 47. 
Dittersdorf 190. 
Dobberan 60. 
Döbeln 234. i 

Dockenhaden 45. 
Dodendorf 123. 
Dobna 226. 233. 
DdUU in Pommern 100. 
— in Sachsen 206. 239. 
DoUart, der 74. 
Dollmar, der 263. 
Dölme 160. 
Domberg, der 272. 
Dorfgaarden 46. 
Dömberge. die 146. 
Domburg 258. 
Dortelweil 159. 
D<Himand 177. 
Dösengrund 195. 
Dosse, die 36. 
Dörerden 65. 
Dragör 84. 
Dranafeld 163. 
Dreibergen 59. 
Dreihermbrücke 169. 
Drei Steine, die 193. 
Drenateinfort 140. 
Dresden 211. 
Academie 214. 

•Alterthüm., vateri. 225. 

*Antikencabinet 223. 

•BibUothek 224. 

•Brücken 212. 

«Brühische Terr. 213. 
Frauenkirche 223. 
Friedrich-Attgust's 

Standbild 216. 
Garten, grosser 225. 

•GemäldegaUerie 216. 

•Grünes Gewölbe 214. 
Kath. Kirche 214. 

•Kaufmannes acust. Ca- 
binet 223. 



Kirchhöfe 225. 
•Kupfers tichaamanlimg 

220. 

Mineraliencabinet 222. 

Moreau^s Denkmal 225 

lloritunonument 214. 

Ifnns-Cabinet 223. 

Museum 216. 
•— histor. 222. 
•— der Gypaabgtiase 

— natuihistor. 222. 

— mineralog. 222. 
Palais, Japan. 223. 
Porsellansamml. 224. 
Post 223. 
SchloM 214. 
Synagoge 214. 

•Theater 212. 215. 

Verguügungaorte 212. 

Weber's StandbUd 215. 
•Zoolog. Garten 225. 

Zwinger 216. 
Driburg 146. 
Driesen 96. 
Drogden 84. 
Dronninggaard 95. 
Drösing^. 
Druse, die 264. 
Dubberworth 81. 
Duisburg 138. 
Dumröse 107. 
Düna 168. 
Düppel 50. 
Dümkrut 200. 
Dürrenberg 241. 
Düsseldorf 138. 
Düstembrook 46. 
Duvenstedt 48. 
Ebenheit 232. 
Ebensfeld 241. 
Eberstein, der 260. 
Ebstorf 64. 
Bckartshöhe 173. 
Ecker, die 169. 
Bckemforde 48. 
Edder, die 156. 
Eggebeck 49. 
Eggegebirge, das 146. 
St. Egidien 238. 
Ehiershausen 64. 
Ehrenberg, Schloss 235. 
Ehrenburg 244. 
Eichau m. 
Eichfeld 259. 
Bichigt 259. 
Eider, die 46. 48. 52. 53. 
Eiland 233. 
Eilenriede, die 135. 
Elisen 126. 
Eimbeck 162. 
Bisbergen 162. 



Eiaenach 253. 
Eisfeld 268. 
Eiflleben 156. 
Eistrap 65. 
Eken-Sund 50. 
Eibbrunnen, der 194. 
Elbe, die 37. 40. 55. 56. 
116. 122. 200. 210. 
213. 228. 234. 
Eibfall, der 104. 
Elberfeld 139. 
Elbersdorf 268. 
Elbing 109. 
Blbingerode 172. 
Eldena G2. 
Elend 168. 171. 
Elgersburg 261. S44. 
Elisabethhöhe, die 195. 
Bllingfttedt 49. 
Klbrich 177. 
Elm, die 124. 
Elmshorn 45. 
Elsfleth 69. 

Elster, die 202. 240. 241. 
242. 

— , die schwarze 114. 
— , die weisse 240. 
— , Bad 240. 
Elze 162. 
Emden 74. 
Emmendorf 64. 

Ems, die 74. 137. 
Emsdetten 143. 
Enger 136. 
Ennepe, die 139. 
Eppendorf 39. 

Erdbeerenberg 49. 
Erdmannsdorf 197. 

Eresbure 150. 

Erfurt 249. 

Erkner 96. 

Erkrath 139. 

Emstthal 238. 

Ermenrod 273. 

Erzgebirge, das 239. 

Eschede 64. 

Esens 70. 

Essen 138. 

Ettersberg 244. 

Ettersburg, die 248. 

Bulengebirge, das 198. 

Eutin 55. 

Extemsteine, die 147. 

Eydtkuhnen 114. 

Falkenberg 114. 

Falkenstein a. Harz 176. 

— in Thüringen 262. 

Falsterbo 84. 

Famroda 256. 

Fehmarn 47. 

Fehrbellin 36. 

Felsberg 156. 

Felsenmeer 149. 



&EQISTER. 

Ferdinandshof 63. 
Ferse, die 101. 
Fetzberg 158. 
Fichtelgebirge, das 240. 
Filehne 100. 
Finkenh^erd 177. 
Finnentrop 148. 
Finow-Canal, der 76. 
Finsterbergen 263. 
Fischbach 182. 197. 
Fischbeck 161. 
Fischhausen 113. 
Flensburg 49. 
Flinsberg 187. 
Flöhe, die 237. 
Florisdorf 200. 
Flottbeck 45. 
Föhr 51. 
Förderstedt 118. 
Franeker 75. 
Frankenberg 235. 
Frankenhausen 155. 
Frankenschamer Hütte 

167. 
Frankenstein 198. 
Frankfurt a./M. 159. 275. 
Frankfurt a. d. O. 97. 
Franzensbad 240. 
Frauenburg 109. 
Frauendorf 78. 
Fraustadt 177. 
Freden 162. 
Freiberg 236. 
Freiburg i. Schles. 189. 

— in Sachsen 242. 
Freienwalde 107. 
Freiheit 195. 
Freiwaldau 201. 
Freyenwalde 76. 
Friedberg 158. 
Friedensburg 94. 
Friedenstein 251. 
Friedland i. B. 187. 

— in Schlesien 190. 
Friedrichsburg 94. 
Friedrichshafen 85. 
Friedrichsort 47. 
Friedrichsroda 266. 
Friedrichsruh 37. 
Friedrichsstadt 52. 
Friesack 36. 
Friesen 240. 
Friesensteine, die 192. 
Frohse 118. 
Fronhausen 158. 
Fröttstedt 266. 
Fuchsthurm, der 258. 
Fuhne, die 118. 
Fühncn 51. 

Fulda 273. 

-, die 151. 163. 245. 273. 
Fuur-See, der 95. 
Fürstenberg 159. ITT. 



279 

Fürstenstein 189. 
Fürstenwalde 97. 
Oabelbach 261. 
Galgenberg 261. 
Galtgarben, der 113. 
Gammelmark SO. 
Gänsemdorf 200. 
Garz 100. 
Geeste, die 69. 
Geestemünde 69. 
Gellendorf 100. 
Gelnhausen 274. 
Gelsenkirchen 138. 
Gemarke 139. 
Gensungen 156. 
Genthin 121. 
Georgenburg 114. 
Georgenswalde 113. 
Georgenthal 263. 
Georgshöhe 174. 
Gera 242 

, die 249. 
Gernrode 175. 
Gerresheim 139. 
Gerstungen 245. 
Gertrudenberg 143. 
Geseke 145. 
Gesenke, das 201. 
Gettorf 47. 
Giebicfaenstein 120. 
Giersdorf 187. 
Giershagen 150. 
Giessen 158. 
Gimte 169. 
Glatz 199. 
Glauchau 238. 
Gleiberg 158. 
Gleichberge, die 268. 
Gleichen 244. 
Gleiwitz 201. 
Glewitz 80. 
Glienicke 35. 
Glogau 177. 
Glostrup 47. 
Glören 36. 
Glowe 83. 
Gluckau 113. 
Glücksbrunn 263. 
Glückstadt 47. 
Gnadau 118. 
Gnadenberg 178. 
Gnadenfrei 198. 
Göding 200 
Gohlis 206. 241. 
Göhrder Wald, der 64. 
Gohrisch 231. 
Gohriscfastein, der 229. 
Golcha-Quelle, die 82. 
Goldberg 178. 
Goldene Höhe, die 226. 
Goligberg 226. 
GoUenberg, der 107. 
GoUner, der 155. 



280 

GdlteMhtiial, dM 9*0. 
6oor 83. 
Oörberadorf 190. 
Oorkau 188. 
OörllU 184. 
Goiek 242. 
Goslar I6ö. 
Gössnits 240. 
Gotha 251. 
GoUesberg 191. 
Gottesgabe 236. 
Göttingen 163. 
Oottorp 49. 

Götzige Berge, die 121 
Gräbersteine, die 194. 
Grabow 37. 
Gräfenberg 201. 
Gräfenhainichen 117. 
Gräfenthal 259. 
Grambow 63. 
Grasbrook 40. 
Granden t 181. 
Graye 160. 
Gravenstein 90. 
Grebenstein 146. 
Greifenberg 63. 
Greifenstetn 197. 260. 
Greifswald 62. 
Greifswalder Bodden, der 

62. 
Greiz 240. 
Gremsmüblen 65. 
Grenzbauden, die 192. 
Greven 143. 
GreTenbrück 148. 
Grimmenthal 268. 
Gröde 51. 
Grohnde 161. 
Groningen 75. 
Gross-Almerode 155. 
Gross-Aupe 195. 
Grossbeeren 115. 
Grossenbaum 138. 
Grossenhayn 210. 
Grossen-Wieden 161. 
Gross-Görschen 242. 
Gross-Karben 159. 
Gross-Kreuz 121. 
Gross Küder 273. 
Gross Rosen 178. 
Gross-Saiza 118. 
Grossschönau 186. 
Grossvaterstuhl, der 199. 
Grotenburg, die 147. 
Groteyeen, das 73. 
Grtina 238. 
Grünau 109. 
Grund 167. 
Grüne 149. 
Grünberg 273. 
Grünheidc 114. 
Grürmannshöhle, die 149. 
Grüssau 191. 



IU30ISTEB. 

Guben 177. 
Guekshagen 245. 
Gudensberg 156. 
Güldenboden 109. 
Gumbinnen 114. 
Gumpelstadt 263. 
Guntershausen 156. 945. 
Gttsen 121. 
Güstrow 59. 
Gütersloh 137. 
Guttenfeld 114. 
Haase, die 75. 
Habel 51. 

Habichtowald, der 153. 
Habichtogmnd, der 231. 
Machen 150. 
Hadmersleben 124. 
Haff, das grosse 78. 
— , das frische 113. 
— , das kurische 114. 
Hagelsberg, der 103. 
Hagen in Hannover 65. 
— in der Grafschaft Hark 

140. 
Hagenburg 65. 
Hagenohsen 161. 
Hagenow 37. 
Hainau 178. 
Hainsberg 235. 
Haibau 177. 
Halberstadt 124. 
Halle 118. 
Hamburg 37. 
Hameln 161. 
Hamm 137. 
Hanau 275. 
Hannover 132. 
Hansdorf 177. 
Hansgörgenstadt 239. 
Harbleck 52. 
Harburg 64. 
Hardenberg 162. 
Harlingen t5. 
Harrel, der 126. 
Harsum 125. 
Hartaberg, der 199. 
Hartenstein 238. 
Harvestehude 39. 
Harz, der 164. 
Harzburg 164 
Harzgerode 177. 
Hassberg, der 47. 
Hassenhausen 243. 
Hasserode 171. 
Haste 126. 
Hastenbeck 161. 
Hausberg, der 168. 

198. 
Hausberge 136. les. 
Hausenberg 113. 
Havel, die 30. 120. 
Havelberg 96. 
Hedehusene 47. 



Hehlen 161. 
Heide 48. 
HeideckBburg 258. 
Heidekrug 114. 
Heidelberg, der 173. 
Heiligenbeil 109. 
HeUigenbe'rg 156. 
Heiligendamm 60. 
HeiligensUdt 155. 
Heiligenstein 256. 
Heinrichsburg 197. 
Heinsen 160. 
Heia 105. 
Heldburg 271. 
Helfenstein 200. 
Helgoland 56. 
Helikon 196. 
Hellerup 94. 
Heimarshausen 146. 
Helme, die 156. 
Helmstädt 124. 
Heipensen 161. 
Heisa 155. 
Helsingborg 96. 
Helsingör 95. 
Hemeln 150. 
Heppena 73. 
Herdecke 140. 148. 
Herdersruhe 249. 
Herdringen 149. 
Herford 136. 
Herges 264. 
Heringsdorf 76. 
Herlassgrün 240. 
Herleshausen 245. 
Hermannsdenkmal 147. 
Hermannstein 261. 
Hermsdorf 195. 189. 
Herne 138. 
Hemsdorf 197. 
Herrenhausen 135. 
Hermhut 186. 
Hermskretschen 232. 
Herstelle 159. 
Herthaburg 81. 
Herthahain 80. 
Herihasee, der 81. 
Hersberg a. d. Elster 114. 
— am Hara 168. 
Herzhom 47. 
Hervog - Ernst- Stollen, 

der 265. 
Hesel 73. 75. 
Hessenstein 47. 
Hetschburg 249. 
Heuscheuer 199. 
Hever, die 51. 
Hezen-Tanzplatt 174. 
Heyde 195. 
Hiddensöe 83. 
Hilbersdorf 236. 
Hildburghausen 268. 
Hildesheim 135. 



HUgenriedtt Siel 74. 
mileröd 94. 
Hilwartohaasen 159. 
Himmelfahrt, Grube 236. 
Himmelkron 240. 
Hirsohberg 198. 
Hirscbberger Thal 196. 

198. 
Hirschstein 2Ö6. 
Hochdahl 138. 
HochhUgord, der 88. 
Hochkirch 183. 
Hoch-Moor, das 78. 
Hochstein 187. 
HöchsUdt 241. 
Hochwald, der 187. 
Hockerode 259. 
Hockfltein, der 280. 
Hof 240. 
Hofgeismar 146. 
Höganäs 96. 
Hohegeiss 177. 
Hohenstein i. Pr. 101. 

— in Hessen 161. 

— in Sachsen 238. 
Hohe Stein, der 63. 
Hohenau 200. 
Hohe Rad, das 194. 
Hohenstadt 201. 
Hohen-Syburg 140 
Hohenwaldau 192. 
Hohen-Zillerthal 193. 
Hohe Sonne, die 2öö. 
Hohnstein in Hann. 177. 

— in Sachsen 230. 
Hohnstorf 64. 
Hökendorf 236. 
HöUenerand, der 196. 
Holm 49. 

Holm, der 106. 
Holnis SO. 
Holtenatt 48. 
Holzberg, der 165. 
Holzdorf 114. 
Holzemme, die 124. 172. 
Holzhausen 206. 
Holzkrag 49. 
Holzminden 146. 160. 
Hönebach 245. 
Hönne, die 149. 
Hooge 51. 
Hopfgarten 244. 
Hoppeisberg, der 175. 
Horde 144. 
Horkel, der 226. 
Hom bei Hamburg 44. 

— i. Lipp. 147. 
Hömum 52. 
Hörsei, die 244. 
Hörselberg, der 244. 
Hörstel 141. 
Hosterwitz 227. 
Höxter 160. 146. 



KEOISTER. 

Hoyer öl. 
Hradisch 200. 
Hubertsburg 210. 
Hubertusbrunnen 174. 
Hügeberg, der 51. 
Humlebek 95. 
Hümme 146. 
Hundemthal, das 148. 
Hunte, die 69. 73. 
Husten 149. 
Husum 51. 

Hutberg, der 185. 195. 
Hütten, die 232. 
Hüttenrode 172. 
Huy 175. 
Hreen 95. 
Hylde, die 62. 
Hyndorf 197. 
Jacobsberg, der 135. 
Jagdschloss auf Rügen 81 
Jagel 49. 

Jägerberg, der 120. 
Jahde, die 70. 73. 
Jaromirz 200. 
Jasmund 82. 
Jatznick 63. 
Jauer 178. 
Jauemick 185. 
Ibbenbüren 141. 
Jena 257. 
Jerzheim 124. 
Jeschkenthal, das 105. 
Jessnitz 177. 
Jever 73. 

Jettenhöhle, die 168. 
Ihna, die 100. 
Ihrhove 75. 
Ilfeld 177. 

Dm, die 243. 245. 261. 
Umenau 261. 
Ilse, die 170. 
Ilsenburg 170. 
Ilsenstein, der 170. 
Innerste, die 162. 
Immelborn 267. 
Ingramsdorf 188. 
Inselbad 145. 
Inselsberg, der 264. 
Inster. die 114. 
Insterburg 114. 
Joachimsthal, das 235. 
Johann- Georgenstadt 289 
Johannisbad 195. 
Johannisberg , der 105. 

137. 
Joketa 240. 
Jonsdorf 186. 
Jordan, der 148. 
Josephinenhütte, die 195. 
Josephshöhe, die 177. 
Josepbsstadt 186. 200. 
Irchwitz 240. 
Iserkamm, der 197. 



281 

Iserlohn 149. 
Its, die 268. 272. 
Itzehoe 47. 
Judschen 114. 
Juist 72. 
Juliushöhe 147. 
Juliusruhe 82. 
Jüterbog 115. 
Kabarz 264. 
Kahia 258. 
Kahlberg 109. 
Kahleberg, der 197. 
Kaidtz Z26. 
Kaiserkrone, die 229. 
Kaiserswerth 138. 
Kalte Thal, das 169. 
Kamenz 183. 
Kamnitz, die 232. 
Kandrzin 200. 201. 
Karstadt 37. 
Kattem 201. 
Katz 107. 
Katzbach, die 178. 
Keilhan 259. 
Keitum 52. 
Kellerberg 75. 
Kellersee, der 56. 
Kellinghusen 46. 
Kemnade 160. 
Keppgrund, der 227. 
Kickelhahn 261. 
Kieköwer 81. 
Kiel 46. 

Kienhaus, das 260. 
Kieritzsch 239. 
Kinzig, die 274. 
Kiöge-Bai, die 84. 
Kirchhain 157. 
Kirchrode 135. 
Kimitzsch-Tbal, das 231. 
Kistenecke 167. 
Kizenkammer, die 155. 
Klampenborg 94. 
Kleinen 59. 
Klein-Ankerholz 107. 
Klein- Aupa 187. 
Klein-Hennersdorf 231. 
Klein-Katz 107. 
Klein-Ladney 195. 
Kleis, der 231. 
Klemmberg, der 242. 
Klingenberg 236. 
Klopschen 177. 
Klosterkrug 48. 
Kloster Seren 161. 
Klus, die 166. 
Klusenstein, der 149. 
Klüt, der l6l. 
Kobbelbude 106. 
Kohlfurth 177. 
Kohlstädt 148. 
Köln 138. 
Königgräs 186. 200. 



»2 

Röaictberc lOB. 
-, d«r 49 
KÖDlfsbrunn 332. 
Königsee 261. 
Königshafen, der 83. 
Königihof m. 
Königahtttte 201. 
Königstoin 232. 
Königutuhl, der 83. 
Königatelt 188. 
Kopenhagen 85. 

Amack 88. 

Amalienburg 88. 

Antikencabüiet 93. 

BelleTne 94. 

Bibliothek 89. 
*Börse 92. 

Gharlottenlimd 94. 
*Christianibiirg 90. 

ChriiUansfaafen 88. 

Citadelle 87. 

Eremitage 94. 

Brlöierkirehe 93. 

Bthnogr. Moaeiim 91. 

Bxercierplati 93. 

Festungswerke 88. 
^Frauenkirche 89. 

Freiheitssättle 94. 

Friedensburg 94. 
^Friedriohsberg 94. 

Friedrichsborg 94. 

Qarten, bot. 88. 

— , Eoolog. 94. 

H. Geistkircbe 93. 

Oemäldesammlung 91. 

Hafen 85. 88. 

Holmenskirche 93. 

Kirchhöfe 93. 

Klampenbui^ 94. 

Krankenh., neue 93. 
«Königs-Neumarkt 88. 

Kriegsschule 88. 

Kunst-Museum 92. 

Kupferstich-Cabinet92. 

Marstall 91. 
^Museum n. Alterth. 91. 

Neubuden 93. 

Keuhafen 88. 

Bathhaus 88. 

Bosenburg 92. 

*Bunder Thurm 92. 

«Seebäder 86. 

SUndbilder 88. 

Sternwarte 92. 

Theater 86. 
«Thiergarten 94. 
«Thorwaldsen'sHus. 89. 
♦Tivoli 86. 

tTniTcrsität 89. 

Werfte 88. 

Zeughaus 91. 
KÖpenik 96. 
Koppe, die 193. 



REGISTER. 

Koppenplan, der 194. 
Korsör 47. 06. 
Kosel 201. 
Kosen 243. 
Koserow 79. 
Koswig 210. 
Kosten 100. 177. 
Köstrito 242. 
Kötschau 241. 257. 
Kötschenbroda 227. 
Krakau 202. 
Kreiensen 166. 162. 
Krempe 47. 
Kreus 98. 100. 
Krewe 84. 
Kreyscha 226. 
KriblowitK 188. 
Kriebstein 285. 
Krippen 234. 
Krobsdorf 197. 
Kröllwits 120. 
Kronburg 96. 
Krückau, die 45. 
Kruckeburg 146. 
Krumhübel 198. 
Knaianowits 200. 
Krcessowice 202. 
KuhsUll, der 281. 
Kuhthurm 206. 
Kullagard 96. 
Kullen, die 96. 
Kumendorf 197. 
Kunersdorf 97, 
Kunitzer See, der 178. 
Kuppelberge, die 290. 
Küppersteg 138. 
Kyilhäuser, der 165. 
Kjnast, der 196. 
Kynsburg 188. 
Kyritc 36. 
Laaland 47. 
Labes 107. 
Laer 150. 
Lage 147. 

Lahn, die 157. 158. 
Lamboiwald, der 275. 
Landeck 199. 
Landeshut 191. 
Landgrafenloch, das 255 
Landsberg a. d. Warthe96 
— i. Sachsen 267. 
Landskrone, die 184. 
Langenbogen 156. 
Langeness 51. <» 
Langenfeld 138. 
Langenselbold 275. 
Langenweddingen 124. 
Langenwiesen 261. 
Langeroog 70. 
Langfuhr 105. 
Langgöns 158. 
Lang- Waltersdorf 190. 
Langwedel 65. 



Lanker See, 4er 55 
Lastodie 76. 
Lathen 75. 
Laneabnrg a. d. Elbe 64. 

— a. d. Leba 107. 

— i. Harz 174. 
Lauenförde 160. 
Lausche, die 186. 
Lauterbach a. Rügen 79. 

— in Hessen 273. 
Lauter 272. 
Lauter, die 239. 
Lauterberg 168. 
Leba, die 107. 
Lebbin 78. 
Lebus 96. 
Lechau 195. 
Leda, die 75. 
Leer 75. 
Leeuwarden 75. 
Lehrte 125. 
Leierberg, der 199. 
Leine, die 132. 162. 
Leipnik 200. 
Leipaig 203. 
Leisewits 201. 
Leitmeritz 234. 
Lenne, die 149. 

St. Leonhard 131. 
Lerbaeh 167. 
Leschede 75. 
Lesum, die 69. 
Lethmate 149. 
Leuchtenburg 258. 
Leuthen 178. 
Lewin 199. 
Lichtenfels 241. 268. 
Lichtenhainer Fall 231. 
LichtensUdt 239. 
Lichtenstein 238. 
Lichtenwalde 235. 
Liebau 187. 
Liebenau 146. 
Liebenstein 263. 
Liebertwolkwits 206. 
Liebethal 228. 
Liebsgen 177. 
Liebwerda 187. 
Liegnitz 178. 
Lletzow 79. 
Lilienstein, der 233. 
Limburg 149. 
Limmeritz 234. 
Lindenau 114. 
Lindhorst 126. 
Lingby 95. 
Lingen 75. 
Linsbuig 65. 
Uppe, die 148. 
Lipperheide, die 138. 
Lippoldsberge 159. 
Lippspringe 148. 14S. 
Uppstadt 145. 



Lissa 178. 100. 177. 179. 
List fiS. 
Löbau 184. 
Lobdabore, die 268. 
LöbnitB 60. 
Lobositz 234. 
Locfastädt 113. 
LochmüUe, die 229. 
Lockwitz 226. 
Löcknits 63. 
Lohmen 228. 
Löhne 136. 144. 
LoUar 158. 
Lopshom 147. 
Loquitz, die 259. 
Louiflittm, das 116. 
Loschwitz 226. 
Lösnitz 210. 
Lossen 201. 
Lottorf 49. 
Löwen 201. 
Löwenburg 154. 
Löwenhagen 114. 
Lozstedt 68. 
Lübbensteine, die 124. 
Lübeck 53. 
Luchsdorf 47. 
Luckenwalde 115. 
Ludener Klippe 126. 
Ludwigsorth 109. 
Ludwigsburg 1^. 
Ludwigslust 37. 
Luhe, die 64. 
Luisenbninnen, der 76. 
Lund 96. 
LundenburjE 200. 
Lüneburg 64. 
Lupbodethal, d. 174. 
Lupow, die 107. 
Ln^enburg 47. 
Lutterbach, der 137. 
Lätzen 241. 
Lützschena 205. 
Xachau 195. 
Machern 210. 
Xaczki 202. 
Mädelstein, der 253. 
Hädelsteine, die 194. 
Hftdelwiese, die 194. 
Xadü-See, der 100. 
Magdeburg 122. 
Mägdesprung, der 175. 
Mägdetrappe, die 175. 
Mahlwinkel 63. 
Mährisch-Ostrau 200. 
Mainleus 241. 
Main, der 241. 275. 
Malchin 59. 
Malmö 96. 
Maisch 178. 
Manebach 261. 
Marburg lOT. 
Margarethen-Cluse 136. 



REGISTER. 

Marienburg in Pv. 106. 
— in HannoVer 135. 162. 
Marienlyst 96. 
Marien-Paradies 106. 
Marienthal, das 254. 
— , Kloster 185. 
Marienwerder 101. 
Markersdorf 184. 
Markranstedt 241. 
Marksuhl 267. 
Marsberg 150. 
Marschen, die 47. 53. 
Marschendorf 195. 
Martinsroda 244. 
Maxen 226. 
Medenau 113. 
Meersne 238. 
Meerholz 275. 
Meinberg 147. 
Meiningen 267. 
Meisdorf 176. 
Meisebere, der 175. 
Meissen 210. 
Meissner, der 155. 
Melden 196. 
Meldorf 48. 
Melle 144. 
Melnik 234. 
Melsungen 245. 
Meltheuer 240. 
Melzergrund, der 193. 
Memel 114. 
Menden 149. 
Mengede 13. 
Mensegebirge, das 199. 
Meppen 75. 
Merkelsdorf 190. 
Merlan 273. 
Merzdorf 187. 
Merseburg 242. 
Meschede 150. 
Mesum 143. 
Metgethen 113. 
Metkau 188. 
Meusdorf 208. 
Miasteczko 100. 
Michaelstein 173. 
Milbitz 269. 
Milspe 139. 
Miltzow 62. 
Milzeburg 273. 
Minden 126. 
Misdroy 78. 
Missunde 49. 
Mittweida 235. 
Moabit 26. 
Möckem 120. 241. 
Möhra 267. 
Möen 84. 
Moldau, die 234. 
Mölln !». 
Mollwitz 201. 
Monarchenhügel, d. 207. 



283 

Monbrillant 135. 
Mönchehof 146. 
Mönchgut 79. 
Montau 108. 
Moorburg 73. 
Moorlose 69. 
Mordgrund, der 226. 
Morgenleite, die 239. 
Moritzburg 120. 227. 
Moria 273. 
Morsum-Kliff 52. 
Mosczyn 100. 
Mosel 238. 
MotUau, die 102. 
Mövenberg, der 49. 
Mucran 79. 
Mügeln 226. 233. 
Müggelsberge, die 96. 
Müggelsee, der 96. 
Müglitzthal, das 226. 
Mühlberg 244. 
Mühlberge, die 185. 
Mühlhausen 109. 155. 
Mühlheim 138. 
Mulde, die 117. 210. 234. 

236. 238. 
MüUroser Ganal 177. 
Münchberg 240. 
München-Nienburg 115. 
Münden 159. 168. 
Münster 140. 
Münzenberg 158. 
Muskau 177. 
Mylau 240. 
Myslowitz 202. 
Nachod 199. 
Nakel 100. 
KapiO«<U 200. 
Nassow 107. 
Nauen 36. 
Nauheim 158. 
Kaumburg 243. 
Kausenei 195. 
Nechlin 63. 
Keermoor 75. 
Keheim 149. 
Kehrung, die frische 109. 
— die kurische 114. 
Keisiss 2U. 
Keisse 177. 201. 
Keisse, die 185. 
Kenndorf 126. 
Ketze, die 96. 100. 
Ketzschkau 240. 
Keubrandenburg 59. 
Ken Dietendorf 244. 
Neudorf 47. 178. 200. 
Keuenbeeken 145. 
Keuencamp 81. 
Keuenheerse 146. 
Neuenkirchen 83. 80. 
Keuenmarkt 241. 
Keufähr 102. 



If eofabrwMser 105. 
Keaharliofer Siel 70. 
Veuhau 190. 261. 
Keuhänser 113. 
Veohayn 190. 
Venhot 274. 
ireukobren 113. 
Keumarkt 178. 240. 
Veurntthlen 46. 
Ifaurnttnster 46. 
Veurode 198. 
KeuMlswerk 136. 
Veutei 271. 
NettfltAdt in Böhm. 197. 

— in Preussen 107. 
^ an der Dotse 86. 
— Ebers walde 76. 

— in HannoTer 65. 

— -Hanbttrg 164. 

— in Hessen 166. 

— unterm Hohn8telnl77. 

— in Franken 268. 
Veawerk 66. 
l^euBelle 177. 
l^ieolaudt 178. 
Ifidda, die 160. 
Niederan 210. 
KiederfüUbach 268. 
Niedergörsdorf 116. 
Niedergrund 234. 
Nieder-Oderwite 186. 
Kiedersedlitz 226. 
Kieder-Wöllstadt 166. 
Niedenimmem 244. 
Nienburg 66. 
Nienstädten 46. 
Nimkau 178. 
Nogat, die 106. 
Norden 70. 73. 
Norderdeich 74. 
Nordemey 70. 
Nordhausen 166. 
Nordheim 162. 
Nordstemmen 136. 162. 
Nordstrand, Insel 61. 
Norkitten 114. 
Nörthen 162. 
Nortorf 48. 

NÖsse, die 62. 
Nöthnitz 226. 
Nübei 50. 
Nübel-Noor 50. 
Nürnberg 241. 
Oberberg, der 196. 
Oberhausen 138. 
Oberhof 262. 979. 
Oberkotcau 240. 
Oberlichtenau 236. 
Obemigk 100. 
Oberaitc 259. 
Oberpoyritx 228. 
ObeiTotienbach 260. 
Oberselk 49. 



BBOI8TBB. 

Ober- Weckelsdorf 196. 
Ober -Weimar 248. 
Oberwiesenthal 236. 
Ochsenkopf, der 240. 
Oder, die 7Ö. 78. 97. 100. 

179. 201. 
Oderberg 200. 
Oderbrück 168. 177, 
Oderteich, der 168. 
Oderwita 186. 
Oedelsheim 169. 
Oederan 237. 
Oelde 187. 
Oeslau 268. 
OeTersee 60. 
Oeynhausen, Bad 136. 
Ohlau 201. 
iOhm, die 167. 273. 
Ohr 161. 
■Ohra 101. 
Ohrberg 161. 
Ohrdruff 272. 969. 
Oker 166. 
-, die 166. 
Oland 61. 
Oldenburg 73. 
Oldenbüttel 68. 
Oldendorf 161. 
Oldesloe 63. 
Oldersum 76. 
Olira 106. 
Oppeln 201. 
Orlamünde 268. 
OschatB 210. 
Oschersleben 124. 
Osnabrück 143. 
Osning, der 137. 
Ossiek 100. 
Ossmanstedt 243. 
Ostenwalde 144. 
Osterburg 63. 
Osterholz-Scharmbeok68 
Osterode 167. 
Oster-Orstedt 49. 
Ostrau 234. 
Ostrits 186. 
Ottensen 45. 
Ottenstein, Bad 239. 
Ottersberg 65. 
Otülienstein, der 272. 
Overhagen 146. 
Owschlag 48. 
Oxhöfft 106. 
Oybin, der 186. 
Paarsteiner See, der 76. 
Fader, die 145. 
Paderborn 146. 
Panker 47. 
Panknin 107. 
Pankow 29. 
Pansdorf S2. 
Pansdorfer See, der 178. 
Pantlita 60. 



Papenburg 75. 
Papenwasser, das 78. 
Papststein, der 231. 
Paradies 227. 
Pardubitz 186. 200. 
ParschnitB 195. 
Parthe, die 20ß. 
Paschenburg, die 126.161. 
Pasewalk 63. 
Passarge, die 109. 
Passberg, der 199. 
Passendorf 195. 
Passow 76. 
Patsig 80. 
Paulinenau 36. 
Paulinselle 261. 
Paulisdorf 210. 
Peene, die 62. 78. 
Peerd, Vorgeb. 79. 
Pegelsdorf 160. 
Peine 125. 
Pelmworm 51. 
Pelplin 101. 
Persante, die 107. 
Pesekenkopf, der 169. 
Petersbaude, die 194. 
Petersberg, der 118. 
Petersdorf 195. 
Peterswaldau 196. 
Peterswalde 233. 
Pfaffenstein, der 230. 
Pfannenstiel 239. 
Pfaueninsel 36. 
PAngstberg, der 35. 
Pflasterstoss 169. 
Philippsruhe 275. 
Picheisberge 36. 
Pielsberg. der 47. 
Pillau 113. 
Pillnitz 228. 
Pinneberg 45. 
Pirna 233. 
Plagwitz 208. 
Planitz 238. 
Plassenburg 241. 
Platten 239. 
Plaue 244. 

Plauesche See, der 121. 
Plauen b. Dresden 285. 
— im Voigtland 240. 
Plauensche Grund 235. 
Pleisse, die 202. 239. 
Plesse 162. 
Plettenberg 148. 
PloBn 55. 47. 
Podelsig 96. 
Poganitz 107. 
Pohl 200. 
Pohnshalligöl. 
Polenzthal, das 230. 
Politz 195. 
Pölitz 78. 
Polle 160. 



Pommerenzdorf 76. 
Pommeritz 183. 
Porsberg, der 228. 
Porta Westphal. 135. 
Posen 96. 
Possen, der 155. 
Postelwite 232. 
Potschappel 235. 
Potsdam 29. 
Pösscha 229. 
Powoyen 113. 
Prag 234. 
Praust 101 . 
Prebischthor, das 232. 
Preetz 55. 

Pregel, der 110. 114. 
Prenslau 63. 
Prerau 200. 
Pristewits 210. 
Pritzier 37. 
Probstei 47. 
Probstheyde 208. 
Prökuls 114. 
Prora, die 81. 
Prudelberg, der 196. 
Puschdorf 114. 
Putbus 80. 
Pyrmont 146. 
i^uaUsch 195. 
Querbach 197. 
Quedlinburg 176. 
Queis, der 177. 197. 
Quittelsdorf 259. 
Quoltitz 62. 
Rabenauer Grund 235. 
Babenklippe, die 165. 169 
Bäcknitz 225. 
Bad, das hohe 194. 
Badauthal, das 166. 
Badaune, die 102. 
Badeberg 182. 
Badowenz 191. 
Badschin 240. 
Bagkwitz 118. 
Bahrbacher Höfe 148. 
Baimannsfelde 109. 
BaUdorf 55. 
Bamlösa 96. 
Bamberg, der 175. 
Bammelsberg, der 166. 
Bammenau 182. 
Bamsbeck 150. 
Randow, die 76. 
Ranttau 47. 
Baspenau 197. 
Bastorf 47. 
Bathen 230. 
Bathewalde 230. 
Batibor 200. 
Batiborer-Hammer 200. 
Batzeburg 53. 
Raudnitz 234. 
Bauensche Berg« 97. 



REGISTER. 

Bauhe Haus, das 44. 
Bauscha 177. 
Bauschen 113. 
Bayenskopf, der 168. 
Bawicz lOO. 
Becknitz, die 60. 
Bedebas 60. 
Begenstein, der 172. 
Reglitz, die 100. 
Behberger Graben 168. 
Behburg 65. 
Behme 136. 162. 
Beichenau 197. 
Beichenbach i. d. Lausitz 

184. 

i. Sachsen 240. 
— i. Schlesien 188. 
Beichenberg 186. 
Beichenstein 199. 
Beichmannsdorf 258. 
Beichstodt 186. 
Beifträger, der 194. 
BeUellfzen 160. 
Beinbeck 37. 
Beinerz 199. 
Beinhardsbrunn 265. 
Beinhardswald, der 169. 
Beinsdorf 240. 
Reinstein s. Begenstein. 
Beisen 100. 
Beitwein 98. 
Bellingen 45. 
Bendsburg 48. 
Bennsteig 256. 266. 
Bethen 162. 
Beuschenberg 138. 
Beuth 340. 
Bheda 137. 
Bheine 76. 143. 
Bhöngebirge, das 273. 
Bibnitz 60. 
Richmond 124. 
Rick, der 62. 
Riesa 210. 234. 
Riesenbaude,die 194. 195. 
Riesengebirge 187. 
Riesengrund, der 193.195. 
Riesenkoppe, die 192. 
Ringstede 47. 86. 
Ringsthal 235. 
Rinkenis 50. 
Rinkerode 140. 
Rinteln 162. 
Rippach, die 242. 
Rittershausen 139. 
Ritzebüttel 56. 
Rochlitz 235. 
Rodach, die 241. 
Rodenkirchen 69. 
Röderau 114. 210. 
Roeskilde 95. 47. 
Rogätz 63. 
Rohmkersbrticke, d. 167. 



295 

Röhr, die 149. 
Rokietnica 96. 
RömhUd 268. 
Rönnebeck 69. 
Rosalienthal, das 188. 
Rosenau 271. 
Rosenberg, der 230. 
Rosenthal, das 206. 
Rossbach 241. 343. 
Rossla 155. 
Rosilau 116. 
Rosstrappe, die 173. 
Rostock o9. 
Rotenburg 65. 245. 
Rothenburg 156. 
Rothenstein 258. 
Rothersberg, der 197. 
Rübeland 172. 
Ruda 201. 
Rudelsburg 243. 
Rüden, Insel 79. 
Rüdersdorf 97. 
Rudolstadt 258. 
Rugard, der 8i. 
Rügen 79. 
Rügenwalde 107. 
Ruhla 256. 
Rühle 160. 
Ruhlsdorf 115. 
Ruhr, d. 138. 140. 148. 149 
Rumpenheim 275. 
Rungsted 96. 
Ruppertenrod 273. 
Saale, die 240. 241. 243. 

257. 269. 
Saaleck 243. 
Saaler Bodden, der 60. 
Saalfeld 258. 
Saalmünster 274. 
Sachsenburg 235. 
Sachsenwald, der 37. 
Sachs. Schweiz 227. 
Sagan 177. 
Sagard 81. 
Saltholm. Insel 86. 
Salzau 47. 
Salzbergen 75. 
Salzbrunn 189. 
Salzderhelden 162. 
Salzgitter 162. 
Salzkotten 145. 
Salzuffeln 147. 
SalzuBgen 267. 
Samland, das 113. 
Samtens 84. 
Samter 96. 
Sandberg 51. 
Sande 87. 
Sandersfeld 73. 
Sangerhausen 156. 
Sanssouci bei Potsdam 32 
— in Westphalen 150. 
Sarau 188. 



8AMtedt ie2. 
StMendorf 1i&. 
SMtnitt 79. 
Satrap flu. 
SaudBig aOO. 
Saaerlftnd, das 144. 
Saagen 114. 
Schaabe, die 83. 
Schaafb«rg, der 19B. 
Schaala 258. 
Seh&ferwand, die 234. 
ScbalUoch. da* 174. 
Sehandau 231. 
Schansenberg 81. 
Scbarfenitein 169. 285. 
Scbarcfel0 168. 
Sebaiunborg , die 126. 

161. 
Scbebits 100. 
Sebellenberg 238. 
Schereberc 49. 
Sebierke 171. 
Scbierelbein 107. 
Scbiffenberg 166. 
Scbildeaebe 136. 
ScbillerbÖble 168. 
Scbkendits 120. 
Scblackenwertb 285. 
8cbladen 164. 
Seblangen 148. 
Seblawe 107. 
Scblei, die 49. 
Scblema 239. 
Sebleiiertbal, dat 188. 
Scbleswig 49. 
Scbleuslngen 272. 
Scblingelbande, die 198. 
Scblobitten 109. 
Seblücbteni 274. 
Scbmacbtersee, der 81. 
Schmale Heide, die 81. 
Scbmalkalden 267. 
Scbmidtadorf 190. 
Scbmiedeberg 192. 
Scbmols 188. 
Schmücke, die 262. 
Scbnabeck 51. 
Schnecke, die 2&7. 
Scbneeberg 239. 83^. 
—y der 233. 199. 990. 

$40. 
Scbneegruben, die 194. 
Schneekopf, der 262. 
Scbneekoppe, die 192. 
Scbneidemähl 100. 
Scbnepfentbal 206. 
Scbömberg 187. 
Schöna 2SQ. 
Schönau 178. 
Scbönberg 201. 
SebÖBberge, die 106. 107. 
SchÖBbrann 200. 
Schönburg 243. 



BEOISTBB. 

Sehöaebeek 118. 

SehOnfeld 120. 

Sehdnfela 240. 

Seböahaiuen 29. 

SchAnlanke 100. 

Schoonen 84. 

Scböppenstedt 124. 

Schorgatfc 240. 

Schorita 84. 

SehOtaiar 147. 

Sehreekeaatein 234 

Schreiberhaa 196. 

Schulenburg 1^. 

Sebnlita 100. 

Schulpforte 243. 

Schwaan 59. 

Sehwabenthal 105. 

Schwalm, die 156. 

Schwarxa 260. 

Schwanbad 197. 

Sehwanburg 260. 

Schwane Berg 64. 

Schwane Koppe, die 
192. 

Schwanenbaeh 240. 

Schwanenbeek 87. 

Sehwanenberg 239. 

Sebwarzort 114. 

SchwanwaMer, dat 100. 
178. 289. 

Schwedt 76. 

Sehweidnitx 188. 

Schweinsteine 194. 

Schweit, sfiohsisehe 227. 

— . mfirkisehe 76. 

Schwelm 139. 

Schwentine. die 46. 

Schwerin 6o. 

Sehwesine 51. 

Sehwets lOl. 

Scsepanowits 201. 

Sebaldsbrüek 65. 

Sedemünden 161. 

Sedlits 283. 

Seeberg, der 244. 267. 

Seedorf 178. 

Seegefeld 36. 

Seehausen 63. 

Seeland 47. 84. 

Seelent 47. 

Seelenter See 47. 

Seelze 126. 

Seerenbach, der 236. 

Seesen 162. 

Sehnde 125. 

Seidau 183. 

Seidorf 194. 

Selke, die 175. 

Seilerhausen 210. 

Senne, die 148. 

Sieben Berge oder Sie- 
ben Brüder 162. 

Sieber, die 168. 



fiiebleben 2U. 
Siegen 148. 
Sielbeek 55. 
Siethweade 47. 
Sieyershausen 125. 
SUberberg. 198. 
Silberkamm, der 194. 
Skaane s. Schoonen. 
SkoTsborg 95. 
Slagelse 47. 86. 
Soest lU. 
Sollerap 49. 
Solling, der 159. 
Sommerfeld 177. 
Sommerachenborg 63. 
Sonderburg 50. 
Sondershausen 155. 
Sonneberg 268. 
Sonnenkoppe, die 196. 
Sonnenstein 196. 233. 
Soran 177. 

Sorbenburg, die 259. 
Sdrgenfri 95. 
Soröe 47. 86. 
Söse, die 167. 
Spandau 36. 
Sparenberg 196. 
Speicher-Insel 102. 
Spiegelberee, die 124. 
Spikeroog 70. 
Spindlerbaude, die 194. 
Spitzberg, der 185. 
Spree, die 6. 36. 183. 
Sprottau 177. 
Spyker 82. 
Stade 66. 
Stadtberge 150. 
SUdthagen 126. 
SUdt-OIdendorf 146. 
Staffelstein 241. 
Staffelberg, der 241. 
Stahlbrode 80. 
Stallupöhnen 114. 
Stambach 240. 
Stangenberg^ der 197. 
SUrgard 100. 
Staasfnrt 118. 
Stoufenberg 158. 
-, der 159. 
Steeklenberg 174. 
Stecknitz, die 37. 
Steiger, der 250. 268. 
Stein, SchlossinS. 398. 
-, Burg. i. ThuT. 363. 
Steinau 274. 
Steinbach, der 174. 
Steinhausen in Weetph, 

140. 
— i. Franken 241. 
Steinheim 276. 
Steinhuder Xeer 65. 
Steinkunzendorf 196. 
Steinwärder 40. 



stelle 64. 
Stendal 63. 
Stepeniti 78. 
Stettin 76. 
Stimdl, das 194. 
Stohnsdorf 196. 
Stolberg 177. 
Stolp 107. 
Stolpe, die 107. 
Stoer, die 47. 
Stöss 47. 
Stötteritz 208. 
Stralow 29. 
Stralsund 60. 
Straaaberg 175. 197. 
Strelasund, der 61. 
Streckelberg, der 79. 
Stresow 81. 
Striegan 178. 
Strolmausen 69. 
Stubben 68. 
Stubbenitx 81. 
Stubbenkammer 82. 
Stubenberg 175. 
Studentenklippe 167. 174. 
Stumsdorf 118. 
Stünz 206. 

Sturmhaube, die 194. 
Suderburg 64. 
Suderode 174. 
Sudeten, die 195. 201. 
Suhl 272. 
Süllberg, der 45. 
Salsa 243. 
Sund, der 95. 
Sundewitt 50. 
Sundwich 149. 
Svendborg 86. 
Swibe, die 78. 
Swlnemünde 78. 
Sylt 52. 

Szameitkehmen 114. 
Szczakowa 202. 
SziUen 114. 
Taarbek 95. 
Tabarz 264. 
Tafelflchte, die 187. 
Tambach 262. 
Tamsel 98. 
Tangerhütte 63. 
Tangermünde 63. 
Tantow 76. 
Tapiau 114. 
Tamowitz 201. 
Tarp 49. 
Taucha 208. 
Tegel 29. 
Teltow 115. 
Tenkitten 113. 
Tenneberg 265. 
Teplitz 234. 
Tereapol 10). 
Tetflcben 282. 234. 



REGISTER. 

Tenfelsküehe, die 229. 
Teufelsmauer, die 173. 
Teutoburger Wald 137. 

148. 
Thal-Schwarzburg 260. 
Thale 174. IIS. 
Tharandt 235. 
Themar 268. 
Theresienstadt 234. 
Thom 100. 
Thorstein, der 265. 
Thüringer Wald 259. 
— Thal 264. 
Tiefenbachthal, das 174. 
Tie£furt 248. 
TUsit 114. 
Todtenhausen 127. 
Tönning 53. 
Tomesch 45. 
Tostedt 65. 
Traehenberg 100. 
Trak ebnen 114. 
Tränkegrund, der 198. 
Trautenau 195. 
Trave, die 53. 
Travemünde 55. 
Trebbin 115. 
Treen, die 52. 
Treisa 156. 
Trendelburg 146. 
Trent 83. 
Treppenstein 167. 
Treptow 29. 
Treseburg 174. 
Tribbewit» 80. 
Trippstein, der 260. 
Trompke 107. 
Truse, die 264. 
Trzbinia 202. 
Tündem 161. 
Ucker, die 63. 
Uckersee, der 63. 
Uebelberg, der 265. 
Uelzen 64. 
Uetersen 45. 
UiFeln 162. 
Uglei-See, der 55. 
Uhlenhorst 39. 
ülkebüU 50. 
Ullersdorf 197. 
Ulrichstein 273. 
Unna 144. 

Unstrut, die 155. 243. 
Unter-BersebkowitK 234. 
Unter-Köditz 260. 
Unterlüss 64. 
Unter-Steinach 241. 
Upstallsboom, der 73. 
Usedom 78. 
Uttewalder Grund 229. 
Varel 73. 
Varenholz 162. 
Vechelde 127. 



287 

Veckerhagen 159. 
Vedbek 95. 
. Veentiefe, die 73. 
Vegesack 69. 
Veitsberg, der 241. 
Velpe 143. 
Veitheim 162. 
Verden 65. 
Victorshöhe 175. 
Vienenburg 164. 165. 
Vieregge 80. 83. 
Vierlande, die 37. 
Vierzehnheiligen 256. 
Vieselbach 2U. 
Vübcl 159. 
Vüm, Insel 79. 81. 
Vitte 83. 
Vitz 98. 
Vlotho 1^. 
Vogelkojen, die 52. 
Vogelsang 109. 
Vogelsgebirge, das 273. 
Vogelsteine, die 194. 
Vohwinkel 139. 
Voigüand, das 240. 
Volkstedt 259. 
Volmarstein 140. 
Volme, die 140. 148. 
Vösaen 162. 
Wabern 156. 
Wachau 206. 
Wacheenbuig 244. 
Wachstein, der 256. 
Wachwitz 227. 
Wagram 200. 
Wahlstadt 178. 
Waidenburg 190. 1B9. 
Waldheim 235. iSi. 
Waldkater, der 174. 
Walkenried 177. 
Walldorf 267. 
Wallendorf 259. 
Waltersdorf 240. 
Waltershausen 266. 
Wandsbeck 44. 
Wang 193. 
Wangerin 107. 
Wangeroog 70. 
Warburg 146. 
Warfleth 69. 
Warlubien 101. 
Warmbrunn 196. 
Wamemünde 60. 
Wamiken 113. 
Warnow 37. 
— , die 59. 
Wartbure, die 253. 
Wartha 198. 
Warthaberg 198. 
Warthe, die 98. 
Wasungen 267. 
Watt, das 70. 
WaUen, die 51. 



WeekAlidorf 1(M. 
Week«rtdorr 196. 
Weddenlebm 173. 177. 
WeddiBchaiiMn 149. 
Wedifeattoia 193. 
Wecstidtel 234. 
Welüau 114. 
W«hlen 229. 
Wehrberfen 191. 
Wehrdea 109. 
Weichsel, die 101. 107. 
Weichaelmttnde 105. 
Weimar 246. 
Weintraube 227. 
Weisse Elster, die 240. 
WeUseritsthal 286. 286. 
Weissenfeis 242. 
Weisskireben 200. 
Weisstrop 210. 
WeUnits 177. 
Welsehen-Bnnett 146. 
Welse, die 76. 
Weltras 284. 
Wenningbnnd SO. 
Wenningsted 60. 
Werdan 238. 240. 
Werder 121. 
Werdohl 148. 
Werl lU. 
Wernigerode 172. 
Wemhansen 267. 
Werra, die 166. 163. 246. 

267. 
Werre, die 196. 
Wesenstein 226. 
Weser, die 66. 126. 146. 

169. 168. 
Weserscharte, die 135. 
Westerbusen 118. 
Westerland 62. 
Wetter 140. 
Wet«inshöhe 227. 
Wichlinghausen 138. 
Wieck S. 
— , das Tromper 80. 
Wien 200. 
Wienrode 173. 
Wiera, die 166. 
Wiesenberg 201. 



REGISTER. 

Wiesenbnrg 288. 
Wildenfels 288. 
WUduttgen 166. 
WUhelmiaenhöhe 46. 
Wilhelmibad 276. 
WilhelmsbUck 174. 
WilheUnsburg 267. 
WUhelmshöhe 163. 
WUhebnsteia 66. 
Wilhelmsfhal 266. 
WUlebadoMen 146. 
Williaa, Fort 66. 
WilliaaiscasUe 124. 
Wilmersdorf 63. 
WUsnack 36. 
Wimbem 149. 
Windberg, der 226. 
Wineta 78. 
Winsen 64. 
Winsenburg 162. 
Winterbei«, der 233. Ml. 
Wipper, die 107. 
Wirtita 100. 
Wismar 69. 
Wissingen 144. 
Witteldnd, Bad 130. 
Wittekindsberg 186. 
Witten 140. 
Wittenberg 115. 
Wittenberge 86. 
Wittensee 48. 
Wittich, die 187. 
Wittmnnd 70. 
Wittow 82. 
Wittstock 36. 
WiUenhausen 165. 
Wöbbelin 37. 
Woldenberg 100. 
Wolfenbüttel 124. 
WöIfelsfUl, der 199. 
Wolfohügel, der 236. 
Wolgast 62. 
Wolitaik 109. 
Wolkenstein 236. 
WoUia 78. 
WoUmirst&dt 63. 
WörUta 116. 
Wrist 46. 
Wronke 96. 



Wnisehke 183. 
Wulfen 118. 
Wülflngerode 156. 
Wdnsehelberg 199. 
Wunstorf 66. 126. 
Wnpper, die 136. 139. 
Wunen 210. 
Wüstenbrand 238. 
Wosterwits 121. 
Wutha 256. 
Wyck 52. 
Zabrse 201. 
Zacken, der 195. 196. 
Zaaow 107. 
Zaatoch 98. 
Zapfendorf 241. 
Zauchtt 201. 
Zelte 242. 
ZeUerfeld 167. 
Zcrbst 117. 
Zemite 36. 
Zemsee, der 120. 
Zidow 183. 
Ziegenhain in Hessen 

— in Thüringen 266. 
Ziegenkopf, der 172. 
Ziegenrückea 167. 
Zillerthal 197. 
Zimmersrode 156. 
Zirkelstein, der 239. 
Zittau 186. 
Zoblite 184. 
Zobten, der 188. 
Zoppot 106. 
Zarbig 118. 
Zorge 177. 
Zomdorf 96. 
Zscherregrund, der 339 
Zschimstein, der 330. 
Zsehopau 235. 
-, die 235. 
Zschortau 118. 
Zudar 84. 
Zdssow 62. 
Zweinaundorf 206. 
Zwickau 288. 
Zwischenahn 78. 



Druck Ton G. D. Baedeker in Ensen. 




-f* 






'^ 



Druck Ton G. D. Baedeker in Elisen. 






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