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Full text of "Deutschlands geschichsquellen im mittelalter bis zur mitte des dreizehnten jahrhunderts"

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GENERAL UBRARY 
UNIVERSmr OF MICHIGAN. 



THE 



Hagerman Collection 



HISTORY AND POUTICAL SQENCE 



JAMES J. HAGERMAN OF CLASS OF '61 



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Professor Charles Kendali Adams 



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DEÜTSCHUNDS 



GESCHICHTSQÜELLEN 



m MIHELALTER 



BIS ZUR MITTE DES DREIZEHNTEN JAHRHUNDERTS. 



von 



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W. WATTENBACH 



IN Z-WEI BANDEN. 



ZWEITER BAND. 



VIBBTB UMOBARBBITBTB AUFLAG B. 




BERLIN. 

Verlag vom Wilhelm Hertz. 

(BBStKBSCHll BucnBAllDL.UVO.) 

1878. 
2-^ 



l 



INHALT. 



IV. DIE ZEIT DER SALIER. 

Tob der Wahl Koandi II bit anf Helnrlehi Y Tod. 

Seite 

§ 1. Allgemeines . 1 

§ 2. Konrad 11. Wipo ! 10 

§3. Nieder-AltaichnndHildesheim. Godehard. Benno von Osnabrück 16 

§ 4. Paderborn. Annalen. Meinwerk 29 

§ 5. Hermann von Reichenan 35 

§ 6. Die Klöster des Schwarzwalds 40 

§ 7. Bernold und Berthold 44 

§ 8. Constanz. Angsbnrg 49 

§ 9. Regensbnrg 53 

§ 10. Salzburg nnd Passan 60 

§ 11. Sachsen. Adam Ton Bremen 63 

§ 12. Das Östliche Sachsen. Brnns Sachsenkrieg 68 

§ 13. Die Lobredner Heinrichs IV und Heinrichs V 73 

14. Lambert von Hersfeld 78 

15. Mainz. Marianus Scottus 89 

§ 16. Lothringen. Trier 95 

§ 17. - Metz 99 

§ 18. - Toul 101 

§ 19. - Verdun. Abt Richard u. seine Schüler. H.v.Flavigny 103 

§ 20. - Cöln 108 

§ 21. - Lüttich 112 

§ 22. - Gembloux 119 

§ 23. - Cambrai und Tournai. Mastricht 128 

§ 24. Albert von Aachen 135 

§ 25. Franken 137 

-§ 26. Ekkehard 145 

§ 27. Böhmen. Polen. Ungarn 151 

§ 28. Frankreich 160 



Inhalt. 

Seite 

§ 29. Italien. Farfa 165 

§ 30. - Die Pabstgeschichte 167 

§31. - Unteritalien 176 

§ 32. - Die Lombardei 181 

V. WELFEN UND WEIBLINGER. 
Yoii Hebuleki T Tod bli nr Mitte dee drefBehntes Jakrhniderte. 

§ 1. Allgemeines 185 

§ 2. Lothar und Konrad 190 

§ 3. Die Prämonstratenser. Albero von Trier. Wibald 199 

§ 4. Otto von Freising und seine Fortsetzer 206 

§ 5. Lignrinus 218 

§ 6. Gotfried von Viterbo 222 

§ 7. Salzbnrger Quellen 230 

§ 8. Gerhoh Yon Beichersberg. Oesterreichische Annalen 237 

§ 9. BQhmische Quellen 245 

§ 10. Itelien 249 

§ 11. Weifische und niederdetftsche Litteratur . . ' 257 

§ 12. Localgeschichte. Sachsen 267 

§ 13. - Thüringen 281 

§ 14. - Baiem und Oesterreich 285 

§ 15. - Franken 293 

§ 16. - Schwaben und Elsafs 297 

§ 17. - Das Rheinland 307 

§ 18. - Lothringen ^ 319 

§ 19. Die Reichsgeschichte 330 

§20. Eaiserchroniken 347 

§ 21. Die Dominicaner 353 

§ 22. Mai-tin von Troppau 358 

§ 23. Die Lieder der Vaganten und andere Dichtungen 364 

§ 24. Die NoveUe 373 



BEILAGEN. 

I. Vollständig oder im Auszug gedruckte Necrologien 378 

II. Verzeichnifs alter und neuer Fälschungen 396 

in Nachträge und Berichtigungen 405 



IV. DIE ZEIT DER SALIEB. 

Von der Wahl Konrads n bii auf Heinriehs V Tod. 



§ 1. AllgemeineB. 

he be sten Begenten des frü heren Mittelalters . Karl der Grofse wie 
flfliTiA Vnrffl.hrftTi Heinrich L Otto L gonrad II, haben keine grelehrte 
Bildnny^ tfehabt ; noch waren die beiden Kreise des Lebens so ge - 
schieden, dafs eine Vereinignng kanm mögfich war, nnd eine Erzi e- 
hnng dnrch Cleriker brachte last nnYermeiaiich ein ~ solches TJebier- 
gewicht des geistlichen Einflusses und der kirchlichen Ideen mit 
4jch, dafe das Reich Qavöir|6ch^tor*l!tr*^'ITocn nat Heinncn II ein 
kräftiges^^Kegimerit gefftiirli, so seÜr^er auch der Kirche ergeben 
war; er brachte das fast ganz zerrüttete Reich durch unablässige 
Anstrengung wieder in Ordnung, und auf dieser Grundlage baute 
Konrad rüstig fort: es ist kein kleiner Ruhm für ihn, dafs seine 
gerechte und feste Herrschaft die Zeitgenossen an Karl den Grofsen 
erinnerte. 

Um (Gelehrsamkeit und Wissenschaft aber kümmerte Konrad sich 
nicht viel; dagegen war seine burgundische Gemahlin, die kluge 
Gisela, der Geistlichkeit und ihren Künsten zugethan^), und sie lieb 
auch ihren Sohn Heinrich in solcher Weise erziehen'). Nach dem 
Bischof Bruno von Augsburg (1007—1029), Kaiser Heinrichs n Bruder, 
übernahm Bischof Egilbert von Freising die Aufsicht über den könig- 
lichen Knaben, der unter seiner Leitung sorgfältig gebildet wurde. Als 
sein Lehrer wird ein italienischer Mönch genannt, Almerich der Bär, 
aus dem Kloster St. Peter ad Goelum aureum in Pavia, den Heinrich 

') Sie Uefa sich die Werke Notkers des Deutschen Ton St. GaUen abschrei- 
ben, MG. SS. II, 68, 11. Ekkeh. ed. Meyer t. Enonau p. LXXXVm. Vgl 
dasn Scherrers Verz. d. Stiflshibl. S. 9. 

') Hierzu Tgl. £. Steindorff, Jahrbb. unter Heinr. III, I (1874) S. 11 ff. 
Ueber die zweifelhafte Angabe der Ann. Altah. min. dafs er auf der Burg An- 
deehs gelebt habe, 8. 430. 

WaUenba«!!, OetehiohtMineUen II. 4. Aufl. 1 



2 IV. Salier. § 1. AUgemeineg. 

1039 zum Abt von Far& ernannte^). Ohne Zweifel hat aber auch 
Eonrads Gaplan Wipo, auf den wir bald zurückkommen werden, grofsen 
Antheil an seiner Erziehung gehabt. In der Novaleser Chronik (App. c. 17) 
wird Heinrich im Gegensätze zn dem idiota Konrad als bene perüia 
litterarutn imhutus bezeichnet. Mit Bemo von Beichenan stand er in 
litterarischem Verkehr, nnd in Tegemsee liefs er Bücher fftr sich ab- 
schreiben'). Der französische Mönch Arnulf widmete ihm und der 
Kaiserin eine poetische Bearbeitung der Sprüche Salomonis'). VTilliram, 
den er in jungen Jahren (1048) aus Fulda nach dem armen Ebersberg 
versetzt hatte, rühmt in der Widmung seiner Paraphrase des Hohen 
Liedes, die an den eben erwachsenen Heinrich lY gerichtet ist, dafs 
dessen Vater ihn imm^ unterstützt habe*). 

Vorzüglich erscheint Heinrich m als Gönner der Wissenschaft 
und ihrer Verehrer in der seltsamen Schrift des Anselm von Be- 
säte^), der sich selbst als Peripatetiker bezeichnet. Aus yomehmer 
lombardischer Familie, mit den angesehensten Bischöfen verwandt, 
selbst ein Mitglied der Mailänder Geistlichkeit, Schüler des gefeierten 
Lehrers Drogo von Parma, durchzog er mit der von ihm verfafsten 
Ehetorimachia, welche Drogo gebilligt hatte, Italien, Burgund und 
Deutschland, wo er Basel, Augsburg und Bamberg hervorhebt, und 
bestand in Mainz, das er cUadema reghi nennt, eine philosophische 
Disputation mit deutschen Gelehrten. Dem Kaiser aber die Schrift 
zu überreichen, in seine Oapelle einzutreten, war sein Hauptzweck. 
Was weiter aus ihm geworden ist, wissen wir nicht, niemand nennt 
ihn: trotz seiner Belesenheit und Buhmredigkeit konnte er mit seinem 
geschmacklosen und grammatisch mangelhaften Machwerk einen Vor- 
rang vor den deutschen Gelehrten der Zeit nicht behaupten. 

Auch einen Schweizer Dichter hatte, wie es scheint, der Buf von 
Heinrichs Hof angezogen, Amarcius, welcher in Speier, wo die Studien 
in hoher Blüthe standen, sich längere Zeit aufgehalten hat, und in 
bissigen Satiren die habsüchtige Geistlichkeit und die fremden Aben- 

1) Hisioriae Farfenses, MG. SS. X, 559. 

S) 8. Strehlke im Arohir d. Wiener Akad. XX, 193. 

>) Beiffenberg, Annaaire IV, 98^102. Anz. d. Genn. Mus. 1867, 1—4. 

«) H. Reichau, Williram Abt su Ebersberg (Magd. Progr. 1877) h&lt diese 
Widmung ftkr unecht; es ist aber gar nicht einzusehen, von wem und zn wel- 
chem Zweck sie in sp&terer Weise erdichtet sein sollte. 

*) Nach den früheren Mittheilungen Ton Hauröau (der die Disputation nach 
Paris rerlegt) und Jos. Klein, hat £. Dümmler sich der müherollen Ausgabe 
und Erläuterung derselben unterzogen : Anselm der Peripatetiker, nebst andern 
Beiträgen zur Litteraturgeschichte Italiens, Halle 1 872. Ueber Anselms Rechts- 
kenntniss Fitting: Zur Geschichte der Bechtswissenschaft (1875) S. 9. 



Blttthe der Stadien unter Heinrich III. 3 

teuerer am Hofe verfolgte. Heinrich lU preist er vorzüglich wegen 
seiner Mildthätigkeit^). 

Heinrichs in Gemahlin Agnes von Poitiers war ebenüeüls im 
Besitz der gelehrten Bildnng der Zeit und begünstigte gern littera- 
rische Stadien, bis sie als Witwe mehr und mehr in ascetische Fröm- 
melei verfiel'). 

v J^ch Heinrich IV war dnrchan^ nicht nn^ ebildet: ,gflUL£G|ftlte^ 
^ jr^ von vielem Glebranch ganz abgenutzt, nnd Brief e, die an ihn ge- 
wichtet waren, konnte^^ selbst l eae^imd versie hen^T^ was "bei Laien 
sehr selten* waf'J.*'''Er wuMe auch die VortheliiT^mer gelehrten 
umgelSung""se'Kr'' wohl zu schätzen^): hatte er doch seine Kämpfe 
nicht allein mit weltlichen Waffen zu führen. Noch deutlicher sehen 
wir das bei seinem Sohne Heinrich V hervortreten, der sogar einen 
eigenen Historiographen auf seinem Bömerzuge mit sich führte und 
Ekkehard zur Verfassung einer Geschichte des fränkischen Beiches 
aufforderte. Sehr merkwürdig sind die anerkennenden Worte, mit 
welchen Wibald der gewichtigen Männer «de contubemio et discipliua 
imperatoris Heinrici senioris*' gedenkt, die er bei seinem Eintritt in 
die königliche Kanzlei um 1122 noch vorgefunden hatte: genau 
kannten sie die Form der an den Pabst zu richtenden Schreiben und 
duldeten keine Abweichung^). 

Die Herstellung äufserer Ordnung und Sicherheit durch Hein- 
rich n und Eonrad, sowie die Begünstigung der Geistlichkeit unter 
Heinrich lH und seine erfolgreichen Bemühungen f&r die Herstellung 

1) S. Aelteste Denkmale der Züricher Li'tteratar, von M. Bfidinger und 
Emil Grünauer, Zürich 1866. Naehtr&ge im Anz. f. Schweizer Gesch. u. Alter- 
thumskunde N. 1, Zürich 1868. Frühere Mittheilung^n Ton M.Haupt in den 
Berichten d. BerL Akad. 1854, u. von Herschel in Naumanns Serapeum XVI, 
91 ff. Büdinger setzt die Abfassungszeit 1044, und erkl&rt die von Hugo Ton 
Trimberg angegebene Heimath ^Turiaca provincia secus Alpes'' nicht als Zürich, 
sondern als Churrhätien. 

') Der Anonymus Haserensis nannte den ersten TheU seines Werkes 
Idbellus Agneäs imperatricis, MG. SS. YII, 264. Ihre Cat>lAne Gundechar 1057 
Bischof Ton Eichstedt, Altmann 1065 Bischof von Passau. Ein Brief von ihr 
an Altmann in Mangolds Schrift gegen Wenrich c. 27, an Abt Albert von 
Fructuaria bei Heumann de re dipL imperatricum p. 175 ex Bibl. Sebusiana. 
Johannes Pauper widmete ihr sein Buch de contemplatione animae, Mab. AnalL 
I, 133; ed. II, p. 120; daraus bei Heumann p. 270; ygl Archi? VIII, 810. 

S) Ebonis Vita Ott^ Bab. I, 6, Bibl. V, 594. Herbord ib. p. 699 seUt eigen- 
mächtig hinzu etfaceret. Auch nach WilL Malmesb. Gesta Begum Angl. III c 288 
(MG. SS. X, 475) war Heinrich IV „neque ineruditus neque ignarus.*^ . 

*) (Heinricus IV) |,more patris sui derioos et mazime litteratos adlhaerere 
sibi Tolnit, hosque honorifice tractans nunc psalmis nunc lectione vel co|^tione 
siye scripturamm ao liberalium artium inquisitione seoum familiarius occupaTit.^ 
Ekkeh. a. 1 106, MG. SS. VI, 239. 

B) Ep. ad Eberh. Babenb. BibL I, 502. 

1» 



4 IV. Salier. { 1. Allgemeines. 

einer strengereir Kirchenzucht, kamen in gleichem Mafse der Litte- 
ratur zu gute. Man rühmte bald sein Zeitalter als das goldene: 
viele Männer, heifst es in den Augsburger Annalen, gelangten durch 
seine Unterstützung zu hohem Ansehen in Wissenschaft und Kunst; 
die Studien waren überall im blühendsten Zustande^). Vornehme 
Knaben wurden auch jetzt noch am Hofe erzogen, die kaiserliche 
Gapelle vereinigte zu allen Zeiten eine Anzahl ausgezeichneter M&nner 
von gründlicher Bildung, doch tritt die Hofschule nirgends bedeutend 
hervor, und es war auch nicht nöthig, denn jene Schulen^ deren An- 
fange wir im vorigen Abschnitt betrachteten, hatten sich überall zu 
selbständigem (xedeihen entwickelt und trugen nun ihre volle Frucht. 
Noch war die ganze Bildung geistlich; als etwas aufserordent- 
liches wird es wie Heinrich IV, so auch dem Pfalzgrafen Frie drich 
von Sachsen (f 108 8) nac hgerühmt^ dafs er, wie. man sich erzähle, 
Brief e, die für ihn anlajagten, selbst habe lesen und verstehen können; 
so weit habe er es in der Schule zu Fulda gebracht^). Das war eine 
grofee. Ausnahme. Die Heiligenleben zeigen es zur Grenüge, dafs in 
der Begel der Entschlufs, den Sohn lesen und, was identisch war, 
Latein lernen^ zu lassen, ihn zugleich zum geistlichen Stande be- 
stimmte. Die Mütter thaten es oft heimlich, undjdie Väter wiiräen 
diaiin sehr zornig, wenn sie es erfuhren'). In_ dieser Beziehung jst 
man gegen die frühere Zeit zurückgeschritten. Sehr merkwürdig ist 
in Beziehung darauf die Ermahnung, welche Wipo an Heinrich m 
/ richtete; er stellt ihm vor, wie nachtheilige Folgen es habe, dafs in 
I Deutschland niemand etwas lerne, der nicht zum Geistlichen bestimmt 
: sei, ja dafs man es für schimpflich halte. Er räth ihm geradezu durch 
• ein Gesetz zu verordnen, dafs auch in Deutschland wie in Italien jeder 
V vornehme Mann seine Sühne zur Schule schicken solle. 

^) „Huius astipulatione et industria plurimi eo tempore in artibus, in aedi- 
üeÜB, in anctoribuB, in omni genere doctrinae poUebant. Studium ubique famo- 
sissimum.^ Ann. August, ad a. 1041. Mailänder Cleriker pflegten damals „in 
Burgundia, in Teutonica aut in Francia" zu studieren, Land. Med. II, 35, MG. 
SS. VIII, 71. Auffallend ist die gleichzeitige Klage Willirams, die aber be- 
sonders auf die Entfremdung der Grammatiker von theologischen Studien und 
die Unwissenheit der frommen Leute geht. Er holh Besserung von dem EinfluIiB 
Frankreichs. Vgl. Giesebr. II, 677. 

') Chron. Gozec. I, 19, MG. SS. X, 148. Ganz dasselbe rühmt' Ordericus 
Vitalis Yon König Heinrich I Beauclerc von England. Heinrich ron Stade 
(t 1016), der Gründer von Kosenfeld, war „Iftteratus et in dirino serritio valde 
Studiosus,'* Annal. Sazo, SS. VI, 661. 

') Ein Beispiel giebt die Kindheitsgeschiohte Dietrichs von St. Hubert, MG. 
SS. XII, 39. Indem der Bastard Sbignew von seinem Vater Wladislaw von 
Polen in Krakau litteris datus wurde, war er zum geistlichen Stande bestimmt; 
Chron. Pol. II, 4. 



Unwissenlieit der Laien. Fortschritt geistlicher Bildung. 5 

Uj aa geschah non fr eilich nicht, nnd noch bei Sebastian Münster 
finden wir^ dieselbe Klage wiederholt^). Dagegen aber zeichnete sich 
die Geistlichkeit nnter Heinrich m durch einen hohen Grad von 
Bildung aus. Die Bischöfe und Aebte, auf denen seit Otto dem 
Grofsen das Beich zum grolsen Theil beruhte, besaüsen jetzt grofse 
und reiche Gebiete, welche sie mit aller Sorgfalt pflegten, und wohl 
zu keiner anderen Zeit galt so sehr wie damals der Spruch, dafs 
unter dem Erummstabe gut wohnen sei. War bei manchen die Bau- 
lust übertrieben, hatten Prunkliebe und Wohlleben in manchen Stif- 
tern alles ernstere Streben erdrückt, so waren doch immer auch 
andere, in denen die Wissenschaft eifrige Beförderung fand. Die be- 
deutende politische Stellung der Kirche aber weckte gerade den ge- 
schichtiichen Sinn und führte mit Nothwendigkeit auch zur Beschäf- 
tigung mit der Vergangenheit und zur Aufzeichnung der Begebenheitei 
der Gegenwart 

Von den Fesseln der Schule macht man sich jetzt frei; die 
lateinische Sprache ist nicht mehr eine fremde, mühsam erlernte, in 
der man die vorliegenden Muster ängstlich nachahmt, sondern sie 
ist die gewöhnliche Sprache aller geschäftlichen Verhandlungen, aller 
Wissenschaft und Kunst, die Sprache des feineren geselligen Ver- 
kehrs. Es bildet sich eine eigene, den Bedürfnissen und Zuständen 
der Zeit angemessene Ausdrucksweise, in der man sich mit Leichtig- 
keit bewegt. Einen sehr bedeutenden Einflufs auf diese Sprache übt 
natürlich der kirchliche Gebrauch; nicht nur finden wir überall die 
Ausdrücke der Bibel und der Kirchenväter angewandt, sondern man 
erkennt auch nicht selten den Chorgesang wieder in dem rhythmi- 
schen Klang der Prosa; häufig sind sogar die Satztheile mit unvoll- 
kommenen Endreimen versehen, eine Entartung die schon im vorigen 
Zeitraum hin und wieder sich zeigt. 

Unbestritten war jetzt der römische Kaiser das welüiche Haupt 
der Christenheit; er und seine Bäthe hatten fortwährend die mannig- 
fachsten und entferntesten Verhältnisse im Auge zu behalten, und der 
gesichertere Zustand der Heimath erlaubte es auch dem Gelehrten 



^) Peter Ton Andlo de imp. Rom. 11, 11 ca. 1460 tadelt auch die ans- 
schlieisliche Geltung von Ahnen und Jagd bei den Deutschen, und {tgt hinsu: 
qQuin immo id moris apud eos irrepsit, ut dedecori habendum sit, nobilium 
filios litteris scientiae et virtutum ezercitio imbui." Vgl. auch das Vorwort eu 
Wilwolts Ton Schaumburg Geschichten (Stuttg. 1859) aus dem Jahre 1607, 
nebst den Klagen UlrichB von Hütten und Siegmunds von Herberstein. Am 
Ende des 12. Jahrb. klagt auch Walter Map de nugis curialium Dist. I c. 10 
.,quod generosi partium nostrarum (England) aut dedignantur aut pigri sunt ap- 
plicare litteris liberos suos.** 






Q IV. Salier. § 1. Allgemeines. 

in seiner Zelle, den Blick von den nächstliegenden Vorfällen zu er- 
heben und nach dem Znsammenhange der Dinge zn forschen. Man 
beschränkte sich nicht mehr wie nnter den Ottonen anf einen engen 
Gesichtskreis; damals hatte man nach und nach begonnen, den Er- 
eignissen der Gegenwart den weltgeschichtlichen . Stoff in der Form 
rohester Compilation voranzustellen, jetzt aber suchte man sich dieses 
Stoffes wirklich zu bemeistern. Otto hatte durch die Herstellung des 
Eaiserthumes an die alten Traditionen wieder angeknüpft, und man 
f&hlte sich wieder im Zusammenhange der Weltgeschichte. Die zu- 
nehmende wissenschaftliche Ausbildung aber und der gröfsere Beich- 
thum an Büchern gaben zugleich die Möglichkeit ein klareres Bild 
der Vorzeit zu gestalten, und so entstanden jetzt die grofsen Welt- 
chroniken, in denen man zunächst chronologisch eine wirkliche Ueber- 
sicht der Begebenheiten za gewinnen strebte und dadurch der Folge- 
zeit die Lehrbücher gab, auf denen fofsend nun Männer wie Otto 
von Freising den Versuch wagen konnten, auch philosophisch des 
ganzen Stoffes Herr zu werden. 

Zugleich erweiterte sich auch in räumlicher Beziehung der (Ge- 
sichtskreis der Chronisten. Selbst die Localgeschichte wurde überall 
berührt von dem alles durchdringenden Einflüsse des römischen 
Pabstes, von seinem wechselnden Verhältnifs zum Kaiser; wer aber 
die Geschichte im gröfseren Zusammenhange betrachtete, der konnte 
unmöglich sich femer auf den eigenen Stamm beschränken, denn 
die ganze Christenheit erschien jetzt als ein organisch verbundenes 
Ganzes; in den Eireuzzügen kam dieses am deutlichsten zur Erschei- 
nung, und diese Kreuzzüge trugen wieder ungemein viel dazu bei, 
den Blick zu erweitem. Kaiser und Vjkbßt erschienen als die beiden 
Häupter der Christenheit, die Landesgeschichte trat dagegen zurück, 
und diese Auffassung gab der Geschichtschreibung ihren Gesichts- 
punkt. 

Aber als der Kreuzesmf die ganze christliche Welt in Bewegung 
brachte, waren jene beiden Häupter bereits in Zwietracht gerathen. 
Es trat der lange und unheilvolle Kampf ein, der namentlich auf 
Deutschland, wo auf dem einträchtigen Wirken des Kaisers und der 
von ihm gesetzten Bischöfe die ganze Organisation des Beiches mhte, 
im höchsten Grade erschüttemd und zerstörend wirkte. Jetzt, klagt 
Gozechin, Scholaster in Mainz, gilt nur noch Geld und Gewalt, die 
Wissenschaft führt zu nichts und muTs in den Schenken betteln 
gehen. Durch die Folgen dieses Kampfes verlor Deutschland seinen 
Vorsprung vor Frankreich und Italien. Nichts war jetzt mehr ge- 
schätzt als canonistische Gelehrsamkeit und dialectische Gewandt- 



Erweiterter Gesiehtskrei«« Folgen des InTestiturstreits. 7 

heit, und für diese Seite der Aasbildnng hatte Frankreich immer die 
beste Schule dargeboten. Schon unter Heinrich DI lassen sich Klagen 
über das Eindringen französischer Moden vernehmen^). Schon von 
Bischof Heribert von Eichstedt (1021 — 1042) wird gesagt, daß 
er seinen Scholaster Gnnderam f&r nichts geachtet habe, weil er in 
der Heimath erzogen war und nicht am Bhein oder in Gallien seine 
Stadien gemacht hatte, wo die Deutung des Wortes GcUlia zweifel- 
haft ist^); Heriberts Vetter Williram aber bezeugt, dafis damals zahl- 
reiche Schüler aus diesen Gegenden den Lanfrank im Kloster Bec 
aufsuchten. Maorilius aus Beims, in Lüttich gebildet, lehrte einige 
Jahre in Halberstadt als Domscholaster, bis ihn der zunehmende 
kirchliche Eifer ins Kloster F6camp trieb, endlich aber 1055 zum 
Erzbisthum Bouen führte'). Greisen Bnhm erwarb sich dagegen in 
Frankreich der deutsche Magister Manegold, früher Lehrer Dietgers 
von Metz, der um 1070 nach Frankreich ging, wo er Wilhelms von 
Champeaux Lehrer wurde; seine Frau und seine Töchter unterstützten 
ihn in seinem Lehrberuf, um 1090 aber ist er in ein Kloster einge- 
treten^). Auch Bischof Beinhard von Halberstadt (1107—1123), aus 
der Familie der Grafen von Blankenburg, soll in Paris studiert und 



^) Sigifridi Oorziensis eptstolüy zuerst angeführt Ton M. Gerbert, Eist, 
nigrae Silyae I, 348 ; jetzt yollst&ndig bei Giesebr. II, 702. Vgl. auch Amarcios 
ed. Büdinger p. 34. Guibert Ton Nogent bezeugt einen groCsen Aufschwung 
der französischen Schulen gegen 1100, Monod. I, 4 (Opera p. 460): „Erat 
paulo ante id temporis et adhuc partim sub meo tempore tanta grammaticorum 
Caritas, ut in oppidis paene nullus, in urbibus rix aliquis reperiri potuisset, et 
quos inveniri contigerat, eorum scientia tenuis erat nee etiam modemi tem- 
poris clericulis vagantibus comparari poterat.^ — Ueber die Schulen in Frank- 
reich gegen die Mitte des zwölften Jahrhunderts vgl. auch Schaarschniidt, Joh. 
Saresberiensis, Leipz. 1862; Leon Maitre, Les öcoles episcopales et monatiques 
768—1180, Paris 1866. 

*) „Non juxta Benum seu in Gallia doctus.** Anon. Haserensis, MG. SS. 
Vn, 261. Dümmler, Anselm 8. 9 bemerkt richtig, dafs nach dem gelehrten 
Sprachgebrauch der Zeit Gallien das Bheinland bezeichnen kann; vielleicht ist 
Lothringen gemeint. Auch die Briefe in Sudendorfs Begistr. III, 1 — 3 zeigen 
eine lebhafte Verbindung mit Frankreich um die Mitte des elften Jahrhunderts; 
die zugesetzten Namen aber sind schwerlich richtig. Um 1110 hatte ein Mönch 
bei Barisy unweit Coucy zwei vornehme deutsche Knaben bei sich, um ihnen 
die französische Sprache beizubringen. Guib. Novig. Monod. III, 6 (Opera 
p. 600), 

*) Acta Arohiepp. Bothomag bei Mab. AnalL p. 224. Gallia Chr. XI, 30. 
Von Halberstadt heifst es: „Qui locus in Saxonia ditissimus habetur.*' Von 
Föcamp begab sich Maurilius in eine Einsiedelei des Appennin, wurde Abt von 
S. Maria in Florenz und zog sich von da wieder nach Fecamp zurück ; in Halb, 
mag er daher um 1040 gewesen sein, unter Burohard I (1036 — 1059). Orde- 
ricus VitaUs nennt ihn wohl irrig genere MagunHnum. 

^) Zu unterscheiden von Manegold von Lautenbach, wie W. t. Giesebreoht 
gezeigt hat, SB. der Münchener Akad. 1868 S. 308. 



g IV« Salier. | 1. Allgemeines. 

von St. Victor die Vorliebe f&r den Orden der fiegniierten Chorherren 
mitgebracht haben, welche er in Sachsen einführte. Sein Keffe Hngo 
wurde in Hamersleben erzogen nnd trat gegen den Wnnsch der 
Seinigen in den Orden ein; als der Erleg mit Heiniich V entbrannte, 
begab er sich auf den Bath seines Oheims nach Paris, wurde 1115 
Chorherr von St. Victor, und bald ein hochgefeierter Lehrer, bis er 
1140 starb*). 

Die Lothringer besuchten von jeher französische Schulen, wie 
Olbert, von 1012 bis 1048 Abt von Gembloux, der zu Paris im Kloster 
des h. Germanus, in Troyes und in Chartres studiert hatte'), und zu 
ihnen, besonders nach Lüttich kam zahlreich die lernbegierige Jugend 
aus dem ganzen Beiche. 

Gegen das Ende des elfiien Jahrhunderts hörte Friedrich von 
Ortenburg (1100 — 1131 Erzbißchof von Cöln) in Frankreich den Ger- 
hard, später (1101) Bischof von Angouldme, welcher damals in An- 
gouldme, Bourges und auf dem Lande Schule hielt'). Ln Anfange 
des folgenden Jahrhunderts gingen Eberhard, später (1147) Erzbischof 
von Salzburg, von Bamberg aus, Otto von Freising*), Gebhard, 1122 
Bischof von Würzburg*), nach Frankreich, und Vicelin, der schon 
Scholasticus in Bremen war, verliefs sein Amt um ebenfalls in diesem 
Lande sich weiter auszubilden*). Um 1110 schrieb ein deutscher 
Cleriker B. aus Paris einen Brief voll Begeisterung für seinen Lehrer 
Wilhelm von Champeaux^), und wenig später zog Abaelard auch 
deutsche Schüler in grofser Menge an^). Ein Bruder Gerhoh's von 
Beichersberg, der in PoUing geboren war, kehrte gegen 1130 von d^ 
Schulen Frankreichs zurück, und wurde Chorherr in Baitenbnch*). 

') Derling (praes. G. G. Keaffel) Diss. de Hugone a S. Victore, Heimst. 
1745, 4. 

') Die Scholaren aus Brügge studierten 1127 in Laon, Galberti Passio 
Karoli c. 12, SS. XII, 568. 

') Gesta Pontiff. Engolism. bei Labbe, Nova Bibl. II, 259, angef&brt von 
Stein, De Friderico archiep. Coloniensi, Monast. 1855. 

*) Mit ihm soll Heinrich aus der Herzogsfamilie von Kärnten in Morimnnd 
Mönch geworden sein; er wurde Abt von Villars u. 1155—1169 Bischof von 
Troyes. Budinsky : Die Unir. Paris n. die Fremden an derselben im Mittelalter 
(Berl. 1876) S. 132 mit Beziehung auf Hormayr u. Mednyansky, Taschenb. f. 
vaterl. Gesch. (Wien 1821) S. 257 ff. 

^) „In Franoiam causa studii iveram,'' im Cod. Udalrici, Bibl. V, 406. Auch 
Ton Wichmann, des Gh-afen Gero von See bürg Sohn, später Erzb. y. Magdeburg, 
wird es behauptet, doch finde ich keinen Beweis. I 

*) Helmold I, 45. 73. Schirren freilich bezweifelt es. ' 

'') Cod. Udalrici, Bibl. V, 286, wo auch der schon verstorbene Manegald | 

erwähnt wird. ^ 

^) Fulconis prioris Diogil. ep. ad Abael. in Opp. Petri Ab. ed. Cousin I, 704. 

9) B. Pez Thes. V, 2040. 



Besuch francösiseher Schalen. Polemik. 9 

Von der Cölner Schule eilte GodschsQk, später Abt von Selan in 
Böhmen, nach Paris und studierte dort, bis er 1135 in das Kloster 
Steinfeld eintrat^). Auch Bnino, der Bruder des Grafen Adolf yon 
Berg, befand sich der. Stadien halber in Paris, als die Cölner Erz- 
bischo&wahl ihn 1131 zur raschen Heimkehr veranlasste*). Adalbert 
von Saarbrücken begab sich mit glänzendem Gefolge von der Hildes- 
heimer Schale nach Reims, wo, wie zn Gerberts Zeiten, die logischen 
Stadien ihren Haaptsitz hatten. Als seinen Lehrer verehrte er vor- 
züglich jenen Albricas, der auch Wibalds Lehrer war, 1136 — 1141 
Erzbischof von Bourges. Aach viele Engländer hielten sich der Stadien 
halber in Beims aof ; sie geriethen bei den Weihnachtspielen in einen 
Kampf mit Franzosen and Deutschen, den Adalbert stillte. Weiter 
begab sich dieser nach Paris, hörte auch noch die gelehrten Aerzte 
zu Montpellier, und kehrte ia die Heimath zurück, bevor am 13. Juni 
1137 sein Oheim Erzbischof Adalbert I gestorben war, dem er im 
folgenden Jahre auf dem Mainzer Stuhle nachfolgte'). Albero von 
Trier (1131—1152) war selbst ein Franzose und holte sich auch von 
dort seinen Scholasticus Balderich. In Böhmen spricht schon Cosmas 
von den jungen Philosophen, die voU von Franciens Schätzen heim- 
kehrten, und Bischof Daniel von Prag (1148—1167) hatte in Paris 
studiert, Lucas von Gran dort den Girardus Puella gehört*). Immer 
entschiedener wurde Frankreich das Hauptland der Kirche, der Sitz 
aller theologischen Gelehrsamkeit, wie auch von dort die neuen Mönchs- 
orden ihren Ursprung nahmen, und Deutschland konnte seine frühere 
Geltung den Nachbarn gegenüber nicht mehr behaupten. 

Die Geschichte Deutschlands erklärt es zur Genüge, dafs die aller 
Orten so reich und kräftig erblühenden Studien nur in wenigen glück- 
lichen Fällen den Sturm überdauern konnten; gerade die geistlichen 
Stifter, die Sitze der Bildung, wurden von der unheilvollen Spaltung 
in ihrem innersten Kerne ergriffen und zerrissen, und in Deutschland 
blieb alles stumm, wenn der Clerus schwieg. 

Diese traurigen Folgen traten aber erst später ans Licht; als der 
Kampf zuerst ausbrach, brachte er vielmehr neues Leben und neue 
Bewegung in die Litteratur. Man kämpfte nicht minder mit der Feder 
als mit dem Schwerte, und es erwuchs in kurzer Zeit eine reiche Fülle 
von Streitschriften, die zum Theil mit groCser Kunst und Gewandtheit 



1) Gerl. ad. a. 1184, SS. XVII, 695. 
>) Balderici GesU Alberonis cap. 11. MG. SS. VIII, 249. 
S) Vita Adelberti II bei Jaffö, Bibl. lU, 665-603. 

*) CoBm. III, 59. Gerl. ad a. 1167. Goalt. Map de nugis curialium ed. 
Wright II, 7. 



IQ IV. Salier. § 1. AUgemeines. § 2. Konrad 11. Wipo. 

verfafst sind^). Ans der Geschichte wie ans dem ehen jetzt mit nenem 
Eifer ergriffenen Stndinm des römischen Bechts wnrden die Waffen 
entlehnt, nnd Stil und Sprache wnrden auch fQr diesen Zweck sorg- 
fältig geübt, theüs in den Kanzleien der geistlichen und weltlichen 
Herren, theils in den jetzt in Italien und Frankreich entstehendei^ 
eigenen Schulen zur Erlernung des Geschäfkstils^). 

Versuchen wir es nun, das umfangreiche geschichtliche Material 
dieser Periode zu überblicken. Die geographische Eintheilung, welcher 
wir bisher folgten, läfst sich hier nicht mehr allein festhalten, weil 
der Yerkehi* und die gegenseitige Einwirkung sich zu sehr gesteigert 
haben: wir werden uns von den Hauptwerken leiten lassen und diesen 
die übrigen gruppenweise anreihen. 

§ 2. Konrad n. Wipo. 

Wiponis Opera ed. Perts, MG. SS. XI. 943—275. Bes. Abdruek. Hann. 1863. Ueber- 
setxang der Vita von Bachhola (mit Lambert) 1819, v. W. Pflflger. Berlin 1877. 
G. H. Pertz, Ueber Wipo's Leben und Schriften, in den Abbandlangen der Berl. Ak. 
1851. Stenael II, 80. 41—49. Waitz in Schmidt*« Zeitschrift II, 104. Schubiger, 
Die Sftngerschule St. Gallens (Eins. 1858) S. 90—95. W. Giesebrecht, Kaiserzeit II, 
661 — 663 mit Emendationen zur Vita Chaonradi; zum Tetralogus S. 644. 650. 661; 
Vers 177 verbessert Volz in den Thesen seiner Dias, offenbar treffend: Si quid erat 
rixe. Vgl. auch Steindorff, Heinr, III, I, 187. W. Arndt. Wahl Konrads II. 1871. 
Fr. Wagner desgL Jul. Harttung, Stadien zur Geschichte Konrads II, Bonn. Diss. 1876. 
W. Pil&ger im NA. II, 189 — 156. H. Bressla« ib. 680—696. 

Ueber Wipo*s Herkunft und Leben ist uns nichts bekannt, als 
was aus seinen Schriften hervorgeht. Er war Priester und Caplan 
Konrads IE, bei dessen Wahl er zugegen gewesen ist. Seine Kränk- 
lichkeit verhinderte ihn aber häufig, dem kaiserlichen Hoflager zu 
folgen, und er scheint dann in seiner Heimath zurückgeblieben zu 
sein, nämlich in Burgund, denn die specielle Berücksichtigung dieses 
Landes in seinen Schriften und die Berufung auf den Bischof von 
Lausanne als seinen Grewährsmann lassen kaum daran zweifeln, dafs 
er dort zu Hause war. In besonders nahem Yerhältnils stand er schon 
bei Kaiser Konrads Lebzeiten zu dessen Sohne und Nachfolger Hein- 

>) S. darüber Stensel, Fr&nk. Kaiser I, 496 ff. j^oto, Heinrich der Vierte 
II, 283—303. Helfenstein, Gregors VII Bestrebungen nach den Streitochrif^n 
seiner Zeit, Frankf. 1856. 

*) S. über diese Dictatorenschulen Wattenbaoh im Archiv d. W. Ak. XIV, 
29—94. Rockinger, Ueber Formelbücher Yom dreizehnten bis sechsehnten Jahr- 
hundert als rechtsgeschichtliche Quellen, München 1855, und dessen Einleitung 
EU der Sammlung: Briefsteller und Formelbücher des elften bis yierzehnten 
Jahrhunderts (Quellen und Erörterungen IX), München 1864. Ueber eine aus 
Italien nach Frankreich gekommene Ars dictaminis des Magister Bemhardus 
gegen die Mitte des 12. Jahrh. in einer Staveloter Handschrift, Ans. d. Germ. 
Mus. XVI, 189—194. 



Wipo. Seine Verse. 11 

rieh, an dessen Hofe er in gleicher Stellung blieb, nnd dem er auch 
die Lebensbeschreibung seines Vaters überreichte. Es ist wohl nicht 
zn bezweifeln, dafs er auch an der Erziehung Heinrichs Antheil ge- 
habt hai 

Wir wissen nicht, wo Wipo seine Bildung erhalten hat; er war 
offenbar mit der classischen Litteratnr vertraut und behandelte die 
Sprache der damaligen Zeit mit grofeer Leichtigkeit und Sicherheit. * 
Eine besondere Vorliebe hatte er f&r rhythmische gereimte Dichtung, 
und auch darin zeigt er Geschmack und Gewandtheit; noch jetzt hat 
sich im kirchlichen Gebrauche die von ihm verfaTste schöne Oster- 
sequenz VicHmae paschcUi laudes erhalten^). Manches Ton seinen G^ 
dichten ist Terloren; erhalten sind seine 1027 oder 1028 für Hein- 
rich m verfafsten Denksprüche, Proverhia, in ihrer Art vortrefflich^), 
und der Tetralogus, welchen er demselben König Weihnachten 1041 in 
Strafsburg überreichte'), in fliessenden Hexametern, die nach damaligem 
Geschmacke gereimt sind. Li anmuthiger und geschickter Weise ist 
hier das Lob des Königs mit guten Ermahnungen gemischt, und da- 
runter befindet sich auch der oben (S. 4) schon erwähnte gute Bath, 
er möge doch seine Grofsen dazu anhalten, ihre Söhne in die Schule 
zu schicken und sie Becht und Gesetz, kennen zu lehren*). Bei jeder 
Gelegenheit kommt Wipo darauf zurück, dafs Becht und Gesetz die 
wahre Grundlage des Thrones sind, wie er denn auch jene Ermahnungen 
dem Gesetze selber in den Mund legt, und König Heinrich als ehrendsten 
Beinamen die Bezeichnung Bichtschnur der Gerechtigkeit (Linea iusti- 

1 ) S. Schabiger S. 93 u. Tab. VIII. 

*) Z. B. Decet regem discere legem. 

Legem servare, hoc est regnare. 
Notitia litterarum lux est animarum. 
Bene credit qni neminem laedit. 
Eine Handschrift in Einsiedeln nach Schabiger S. 93; eine andere in 
Wien 5612 (Med. 124) Tabb. IV, 145. Cod. lat. Monac 7797 saec XII. fol.66. 
Vgl. Steindorffl, 12. 

') Steindorff, Jahrbücher anter Heinrich III, I, 127. 
^) Scherers hieran geknüpfte Vermathang widerlegt Dümmler, Ansehn 
S. 12 n. 1. Die Verjse lauten: 

Tunc fac ediotum per terram Teutonicoram, 
Qailibet ut dives sibi natos instruat omnes 
Litterulis, legemque suam persuadeat illis, 
Ut cum principibus pladtandi venerit osus, 
Quisque suis libris ezemplum proferat Ulis. 
Moribus his dudom yirebat Boma decenter, 
His studib tantos potuit rincire tyrannos: 
Hoc serrant Itali post prima crepundia cuneti. 
Et sudare scholis mandatur tota Juventus. 
8olis Teutonicis Tacuum vel turpe Tidetor, 
Ut doceant aliquem nisi clericas accipiatur. 



12 IV. Salier. § 2. Konrad II. Wipo. 

tiae) beilegt. Mit grofser Wahrscheinlichkeit ist Wipo neuerdings eine 
rhythmische lateinische Dichtung zu Ehren Konrads des Saliers zuge- 
schrieben^) ; besonders schön und von wahrem Geföhl erfQllt ist endlich 
die TodtenMage nm Kaiser Konrads Tod'). 

Anfser diesen noch jetzt erhaltenen Gedichten hat aber Wipo 
auch noch Konrads Winterfeldzug nach Burgund im Jahre 1033 und 
* seine Heldenthaten im Wendenlande 1035 besungen und eine gröfsere 
Dichtung unter dem Titel Gallinarius yerfafst, die sich ebenfalls auf 
Konrad n bezog'). Diese Schriften sind uns leider alle verloren; wir 
wissen davon nur, was Wipo selbst anführt, der mit einiger Selbst- 
gefölligkeit ihrer gern gedenkt, indem er mit leichtem Schleier den 
Verfasser nur als einen der ünsrigen bezeichnet. Mancher einzelne 
Vers, der mitten in Wipo's Prosa vorkommt, mag auch wohl aus 
diesen Dichtungen stammen; seine Vorliebe für solchen Schmuck tritt 
häufig hervor, sowie er auch seinen Geschmack an Sprichwörtern hier 
nicht verleugnet*). Andererseits ahmt er auch den sentenziösen Stil 
des Sallust nach,, und daraus ist eine etwas seltsame Mischung ent- 
standen; wo er aber einfach erzählt, ist seine Sprache dem Gegenstande 
angemessen und frei von der gesuchten Classicität anderer*). 

Das einzige grössere Werk, welches wir von Wipo besitzen, ist 
sein Leben Konrads n, um so schätzbarer, weil über diese Zeit nur 

Melos cundi^ in der Cambridger Handschrift, ron W. Arndt in der Gött. 
Diss. (1861) Die Wahl Conrad II, S. 46-52. Zuletzt gedruckt in d. Zeitschr. 
f. D. Alt. XIV, 461. 

') Auch bei Schubiger S. 91. Fertz hat ihm auch den (verlorenen) Rhyth- 
mus auf den Ungernkrieg 1044: Vox haec melos pangat zugeschrieben, wel- 
chen Otto Fris. VI, 32 anführt u. Herrn. Contr. beilegt, und es spricht daför, 
dafs Otto den TVipo nicht kennt und sein Werk Hermann zuschreibt, die Form 
aber für Wipo besser pafst. Von Strehlke u. SteindorfF ist dagegen bemerkt, 
dafs Wipo es angeführt haben würde, wo er von diesem Kriege spricht, aber 
das geschieht nur c. 1 in einer kurzen eingeschobenen Bemerkung. 

') Er führt daraus die vierte Satire an ; Vita Chuonr. cap. 6. 

^) Rhythmische Dichtungen geschichtlichen Inhalts sind aus diesem Zeit- 
alter wenig vorhanden; zu Heinrich lU Krönung aus der Cambr. Hs. rex 
regum, Zeitschr. f. D. Alt. XIV, 462; auf die Einnahme Roms 1084 Venite 
cuncti poptäi in Sudendorfs Reg. I, 55. Auf Lanfranks Tod 1089, Eheu ploret 
Anglia Du Meril (1847), 251. — Auf die Eroberung von Jerusalem «/6ru«a/em 
laetare, ib. 255. — Auf Heinrich V Gewaltthat gegen Faschalis 1111 Dum florelf 
ed. Dümmler Forsch. XVI, 577, wozu die metrische Klage über Rom. Habsucht 
um 1110 gehört: Roma Caput mündig Oiesebr. III, 1263 (vgl. oben I, 331). 
Von den zahlreichen metrischen Epitaphien erwähne ich hier die auf Heinr. in 
u. Leo's IX Tod: Qmcguid in orbe u. Gonddii Heinricus, ed. Dümmler, NA. I, 
175 — 180, wo er auch das auf Lothar bezogene Caesar tanhis eras für Heinr. HI 
in Anspruch nimt u. Varianten dazu giebt. 

^) Jul. Kaizl in einer wenig zu lobenden Wiener Dias, über Wipo (1877) 
findet S. 27 im Prolog Anklänge an Sulp. Severi V. Martini, die mir sehr pro- 
blematisch erscheinen. 



Konrads Leben von Wipo. ]^3 

wenig Quellen vorhanden sind. Eben so vereinzelt steht andererseits 
diese Schrift da als eine der sehr wenigen weltlichen Biographieen, 
welche im Mittelalter verfafst sind. Es berührt angenehm, dem Schwalle 
stereotyper Phrasen zn entgehen, die in keiner Legende fehlen. Ein- 
hard, mit dem wir Wipo zunächst vergleichen müssen, übertrifft ihn 
freilich an Ennst der Darstellung und Reinheit der Sprache, dafür hat 
Wipo aber mehr frische Natürlichkeit, mid während Einhard in fast 
ängstlicher Nachahmung Suetons auch den Kategorieen desselben folgt, 
berichtet Wipo einfach nach der Zeitfolge über das Leben Eonrads. 
Hierbei legte er, wie Steindorff nachgewiesen hat^), eine annalistische 
Beichsgeschichte zu Grunde, dieselbe, welche sich in den Annalen von 
Si Gallen ausgezogen und mit Localnachrichten vermehrt findet'). 
Manches lieüs er weg, wie er selbst sagt; anderes fügte er hinzu, und 
erweiterte namentlich die kurzen Umrisse durch recht dankenswerthe 
Ausführungen. Schon allein die Schilderung der Wahl Eonrads, welcher 
er beiwohnte, sichert ihm unsere Dankbarkeit. Wipo selbst sagt, dab 
häufig Erankheit ihn vom Hofe fem hielt, und daher ist er nicht 
überall gleich gut unterrichtet; es ist nicht zu verwundem, dafs mancher 
Irrthum sich eingeschlichen hat'). Ln allgemeinen aber schreibt er 
mit vollständiger EenntniCs seines Gegenstandes und mit warmer Liebe 
zu seinem Helden. Doch ist er weit entfernt, ein blofser Lobredner 
zu sein; er berührt auch die Schwächen des Eaisers, wenn auch nur 
in schonender Andeutung, wie das in seinen Verhältnissen und in 
einem Werke, das dem Sohne und Nachfolger gewidmet war, nicht 
anders sein konnte. 

Wir können wohl sagen, dafs Wipo seine Aufgabe gut gelöst 
hat; er giebt uns freilich keine tiefer gehende geschichtliche Auf- 
fassung der damaligen Weltlage, des Verhältnisses des Eaisers zu 
den Fürsten und zur Eirche, der Deutschen zu ihren Nachbaren, 
aber er giebt uns ein frisches, lebensvolles Bild des thatkräftigen, 
verständigen und in jeder Beziehung tüchtigen Eaisers, der vor 
allem rücksichtslos das Becht handhabte und ganz für seinen hohen 
Bemf lebte, und das eben war Wipo's Zweck und Absicht. 

Eigentlich jedoch beabsichtigte er, die Thaten beider Herrscher 
in seinem Werke zu behandeln; darauf ist das Werk angelegt, dafür 
der Prolog geschrieben, nach Eonrads Tod, aber vor Heinrichs Eaiser- 



M Forschungen VI, 477—493. VII, 659—572. Wir konunen noch daraaf 
zurück. 

') Der Abschnitt 1025 — 1044 der Ann. S. Oall. maj. ist in einem Zug 
geschrieben, und wie Steindor£P gezeigt hat, nur in den letzten Jahren gleichzeitig. 

>) So im Cap. 33; s. Waitz, Forsch. VII, 397—401. 



14 IV. Salier. § 2. Konrad IL Wipo. 

krönüng. Dann aber hat er das Leben Konrads ausgesondert nnd 
Heinrich m, der nnn (Weihn. 1046) Kaiser geworden war, Hberreicht. 
Damals sind einige kleine Znsätze gemacht, nicht ohne dadurch die 
Ordnung etwas zu stören, und ist die Zueignung geschrieben, in 
welcher Heinrich als Kaiser angeredet wird^). Bekannt ist sein Werk 
nur wenig geworden; nur bei Otto von Freising und bei dem Zwettler 
Fortsetzer der Annalen yon Melk finden wir es benutzt'). 

Wiederholt spricht Wipo die Absicht aus, auch Heinrichs HE 
Geschichte zu schreiben; er sagt, dafs er fortwährend dafOr sammele: 
wenn er als der früher geborene auch früher sterben werde, so möge 
ein anderer auf dieser Grundlage fortbauen. Er beschwört seinen 
Nachfolger, den Grund, welchen er lege, nicht zu verschmähen. Da 
nun von einem solchen Werke nichts bekannt ist, dagegen aber 
Hermann dem Lahmen ein Werk über Konrad n und Heinrich in 
zugeschrieben wird, so hat Pertz die Yermuthung aufgestellt, dals 
wohl Wipo bald nach der Vollendung seines Hauptwerkes') gestorben 
sein, Hermann die hinterlassenen Aufzeichnungen überarbeitet haben 
möge. Man hat eine Zeit lang auch geglaubt, Spuren dieses Werkes 
bei dem Sächsischen Annalisten und Chronographen nachweisen zu 
können. AUein, wie ich mich jetzt überzeugt habe, beruht alles, was 
über Wipo*s angeführte Worte hinausgeht, auf einem Lrthum. Von 
Hermann nämlich sagt sein vertrauter Schüler Berthold: ^.Libellum 
hunc chronicorum ab incamatione Domini usque ad annum suum 
undecunque laboriosa diligentia collegit; gesta quoque Chounradi et 
Heinrici imperatorum pulcherrime descripsit." Da fragt es sich zu- 
nächst, was denn der «annus suus" bedeuten soll, und ich denke, es 
ist die von ihm selbsterlebte Zeit: so weit hat Hermann die Geschichte 
mühsam aus vielen Quellen gesammelt. Davon aber unterscheidet 
Berthold die weit ausführlicher behandelte Zeitgeschichte. Hermann 
starb ja vor Heinrich HI: wie hätte er dazu kommen soUen, ausser 
seiner Chronik noch ein abgesondertes abgeschlossenes Buch über ihn 
zu schreiben? Einen weiteren Beweis dafür hat man freilich bei 
Otto von Freising gefunden, der über Heinrich HI VI, 33 sagt: „Tam 



M GKeeebr. II, 562. Bresalau im NA. II, 590. Die nicht passende üeber- 
schrifl der Widmung kann recht wohl aus den ersten Worten derselben sp&ter 
angeschickt entnommen sein. 

*) Angeführt werden Oesta Chounradi bei dem Streit des Bischofs von Basel 
mit St. Blasien unter Heinrich V (s. H. Bresslan, Diplomata C. p. 187), aber bei 
Wipo ist nichts darauf bezügliches zu finden, wie denn auch damals St. Blasien 
noch nicht gestiftet war. 

B) Den Grund, weshalb Fertz hierf&r 1048 oder 1049 annahm, widerlegt 
Steindorff, Forschungen Vü, 563. 



Gesta Heinrici IIL Wemher von Straüsburg. ^5 

ejus quam patris sui actus et virtutes Herimaimiis Contractns in 
libello qnodam, quem ipsi destmavit, Incolenter satis disseniit.'' Das 
pafst aber ganz genau auf Wipo , der ja auch Heinrichs ni Thaten 
berührt und das ausdrücklich als seine Absicht ausspricht, wie es 
auch im Titel der einzigen Handschrift steht. Otto hat das Buch ge- 
habt, nennt aber Wipo nicht; von der Benutzung eines anderen 
Werkes ist bei ihm keine Spur, und es ist daher sehr wahrscheinlich, 
dafs er Hermann irrig für den Verfa«ser gehalten hat. Deshalb glaube 
ich jetzt, dass die vielbesprochenen Gesta niemals geschrieben sind, 
sondern nur Wipo^s Vorarbeit, deren Geschick uns unbekannt ist. 

Wipo erzählt, dafs Eonrad im Jahre 1027 den Bischof Wern;- 
her von Strafsburg nach Gonstantinopel sandte, einen gßlehrten 
Mann, dem die Dombibliothek reiche Gaben verdankte^). lieber diese 
Gesandtschaft finden sich einige, freilich fabelhafte Nachrichten in 
einer Schrift des zwölften Jahrhunderts über die Kreuzpartikel zu 
Donauwörth, welche Wemhers Begleiter, Mangold von Word, damals 
soll erworben haben. Der Verfasser' ist Bert hold, einer der San- 
blasianer, welche in das von Mangold gestiftete Nonnenkloster später 
eingeführt waren, der etwa hundert Jahre später eine PilgerfELhrt 
machte und in Gonstantinopel Nachforschungen anstellte, worauf er 
einen Bericht an den Abt Theoderich verfafste, der von 1135—1171 
urkundlich nachweisbar ist. Geschichtlich ist der von Fabeln erföUte 
Bericht wenig brauchbar'). Vorzüglich Mangold wird darin verherr- 
licht. Wir finden da auch die beliebte Geschichte, dafs der Kaiser, 
zur Mahlzeit geladen, verbietet, ihm Holz zu verkaufen, er aber die 
Speisen bei einem Feuer von Nüssen bereiten läfst. Es ist nicht ohne 
Interesse zu verfolgen, wie diese Geschichte mit geringen Abänderungen 
an den verschiedensten Orten auftaucht und beliebig auf andere 
Personen übertragen wird. Denn gleiches erzählt Bobert Wace im 
Boman de Bon von Herzog Bobert und dem griechischen Kaiser, 



1) Darnnter den berühmten Quintilian, Bsndini II, 382. Germaniei Cae- 
Baris Aratea, s. die Ausgabe yon A. Breysig, Berl. 1867 p. XVII. Andere 
Arch. YIII, 461, in Strafsbarg verbrannt, und in Bern, worunter 2 Orosius; s. 
H. Hagens Catal. S. 104. 108. 180. 236. Wimpheling (s. I, 320) nennt S. 39 
die von ihm geschenkten Bücher, welche zu seiner Zeit noch vorhanden waren ; 
Tgl. auch Ehein. Mus. XXIII (1868) S. 144. 

*) Historia quomodo portio vivifice cruds Werdeam pervenerit. Oefele I, 
332—336. KOnigsdorfer, Geschichte von Donauwörth I, 384—392. Unvoll- 
ständig bei Grandidier, Histoire d'Alsace I, 226. Vgl. Giesebrecht 11, 632; 
Bresslau, Forsch. X, 606—613. Steindorff I, 13^15. Steichele, Das Bisth. 
Augsburg III (1872) 833 — 840. Die Reliquie selbst in der sehr schönen, von 
Kaiser Max gestifteten, monstranif^rmigen Fassung besitit der Fürst G. Fr. tu 
Oettingen Wallerstein. 



IQ IV. Salier. J 2. Wipo. { 3. Altaioh n. Hildeslieun. Godehard. Benno. 

Enenkel von Friedrich dem Streitbaren und Kaiser Friedrich ü, eine 
österreichische Beimchronik von den belagerten Wienern, nnd Thomas 
Ebendorfer von Bndolf IV nnd Karl lY. Noch dürfen wir endlich nicht 
unerwähnt lassen, dafs in einer Brie&ammlung, welche ans dem 
Kloster Lorsch stammt, sich eine Anzahl sehr beachtenswerther 
Schreiben erhalten hat, yon denen nur wenige, aber freilich die wich- 
tigsten bekannt geworden sind. Neben den gewöhnlichen Angelegen- 
heiten der Geistlichkeit, Wahlaachen, Klagen über BedrQcknngen, 
Bitten um gastliche Anfiiahme, finden sich darin zwei merkwürdige 
Berichte über Kaiser Konrad und seinen Hof, namentlich eine genaue 
Erzählung von der Absetzung des Herzogs Adalbero von Kärnten, 
welche uns den Kaiser in seiner ganzen Heftigkeit und Schroffheit 
zeigt, die diesem gewaltigen Fürstenstamme eigen war^). 



§ 3. Nieder-Altaich und HildesheiuL Godehard. 

Benno von Osnabrück. 

Stenael, Gesohiehte DeutsohUnds unter den frlnkisehen Kaiatrn IL 60 — 56. 90—96. 
S.Hirsch, Jahrbflcher des deutschen Reichs unter Heinrieh II. Lüntsel, Geschichte 
der Diöoese nnd Stadt Hildesheim. X. Sulsbeck über S. Gothard, Regensb. 186S. 

Um das Jahr 961 wurde einem Dienstmann des Klosters Nieder- 
Altaich, Namens Batmund, ein Sohn geboren, der den Namen Gode- 
hard erhielt. Wir erwähnten schon früher (I, 325), dals die Kloster- 
zucht dort verfallen war und Kanoniker in freierer Weise an dem 
Orte lebten, dals sie aber eine Schule von gutem Bufe hielten, welche 
Yon Yomehmen jungen Geistlichen zahlreich besucht wurde. Auch 
Godehard erhielt hier seinen ersten Unterricht und bildete sich dann 
weiter aus am Hofe des Erzbischofs Friedrich yon Salzburg, dem 
Nieder-Altaich auf Lebenszeit übergeben war und dem es seinen 
blühenden Zustand verdankte. Im Jahre 990 aber gab der Erzbischof 
das Kloster vollends seiner alten Bestimmung zurück, gab ihm seine 
Selbständigkeit wieder und fahrte Benedictiner-Mönche aus Schwaben 
dahin, wie es auch schon bei der ersten Stiftung 741 von Beichenau 

^) Mittheilungeo daraus bei Würdtwein, Nora Subsidia I, 32 — 37. Yiell. 
aus seiner Abschrift Mone, Anzeiger ftlr Kunde des Mittelalters 1838 S. 204 
bis 212. A. Mai, Spicilegium Bomanum V, 146 — 153. Böhmer im Notizen- 
blatt d. Wiener Ak. 1855. S. 520. 3 Briefe bei Giesebr. II, 697. 700--702. 
Genaue Nachricht ron der ganzen Handschrift NA. III von Ewald; kürzere gab 
einst Areralo ad Opp. Isid. 11, 10. — Kleine gleichzeitige locale Annalen von 
Lorsch 936—978 giebt Bethmann SS. XVII, 33 als Annaks S. Nazarü, Die 
Namen der Mönche unter Abt Gerbodo (951 — 972) Beiffersoheid e cod. Vat. 
Wiener SB. LYI, 443. Lorsoher Bibl. Gat. saec XI. Spicil. Born. V% 161 
bis 200. 



Annales Altahenses« 17 

aus besetzt war. Der Herzog Heinrich yon Baiem und Kaiser Otto in 
yerhaKen der Abtei wieder zn ihren längst entfremdeten Besitzungen, 
und bald gedieh sie zu grofser Blflthe und zeichnete sich aus durch 
einen hohen Grad wissenschaftlicher Bildung. Dem ersten Abte 
Erkenbert folgte 996—1022 Godehard, welcher die Begel in ihrer 
vollen Strenge durchführte und sich namentlich auch der Elosterschule 
ernstlich annahm. Bald empfond man nun auch das BedürMfs ge- 
schichtlicher Aufzeichnungen. Es liegen da zun&chst ganz km'ze dürftige 
Annalen von 741 — 1039 Yor^), von welchen Th. Lindner') nachzuweisen 
gesucht hat, dafs sie als der erste Versuch dieser Annalistik zu be- 
trachten seien. Ich habe mich frflher seiner Ansicht angeschlo9sen, 
halte sie jedoch jetzt nach den Entgegnungen yon Steindorff') und 
Giesebrecht^), und nach wiederholter Prüfung der Annalen selbst nicht 
mehr für haltbar, obgleich Lindner bei derselben beharrt*). Es ist 
meiner Meinung nach nicht zu yerkennen, dafs wir, wie Giesebrecht 
richtig bemerkt, hier ganz und gar die Ausdrucksweise Aventins vor 
uns haben, während eine solche Form für originale Aufzeichnungen 
aus dem Mittelalter unerhört wäre; Aventin hat seine Ausbeutung der 
Altaicher Annalen mit diesen kurzen Excerpten begonnen, aber im 
Verlauf der Arbeit ist ihm klar geworden, dals diese Art zu ungenügend 
sei; er hat noch einmal von vorne angefangen, bis 898 sich wiederum 
auf Auszüge beschränkt, von da an aber eine vollständige Abschrift 
genommen. 

Hiermit entfällt nun auch der Grund, gerade bei dem Jahre 1089 
einen Abschnitt anzunehmen; doch ist der Unterschied zwischen einer 
bis 1032 reichenden Gompilation aus älteren Quellen und einer über- 
wiegend aus originalen Mittheilungen bestehenden Fortsetzung unver- 
kennbar, und wenn auch, wie z. B. Lamberts Beispiel zeigt, der Schlufs 
auf verschiedene Verfasser deshalb noch nicht geboten ist, so hat doch 
dafür Giesebrecht eine 1033 eintretende veränderte und ungenauere 
Art in der Benutzung der Hildesheimer Annalen geltend gemacht*). 
Femer tritt hier der auffallende Umstand hinzu, dafs jener erste Theil 
zwar in Altaich verfafst ist, zum Jahre 1007 aber der Verfasser als 
Hildesheimer spricht. Deshalb hat schon der erste Entdecker, Baron 
von Oefele, an Wolfhere gedacht, welcher um diese Zeit bis gegen 

• 
i) Breves Annales Altahenses^ MG. SS. XX, 774. 
*) Ueber die Annalen ron Niederaltaich, Forsch. XI, 529— 560. 
S) Jahrbttcher unter Heinrich III, I, 429—433. 
^) Excurs Aber die Ann. Altah. majores, Eaisergesch. U» 584~-^89. 
6} Forschongen XVI, 886—893. 

0) Der Orund freilieb, dass im Autograpb der Ann.. Hildesh. beim J. 1032 
ein Abschnitt sichtbar sei, ist jetst hinfllLllig geworden. 

Wattenbach, Oeschicbtsquellen IL 4. Aufl. 2 



\Q IV. Salier. ( S. Altaich und Hfldesheim. Oodehard. Benno. 

1035 seine in Hersfeld 1)egonnenen Studien in Altaich fortsetzte, nnd 
Giesebrecht hat sich dieser Vermnthnng angeschlossen. 

Abgesehen von dieser sachlich anwesentlichen Frage nach dem 
Verfasser steht es fest, dafs als Gnmdlage der Arbeit yonüglich die 
Hersfelder Annalen benutzt sind, f&r welche wir hier die reichste 
Qnelle haben (I, 197), nebst den Hildesheimer, nnd zwar nach Breblan 
in ihrer Tollständigeren Gestalt; dazu Alamannische Annalen, ebenfalls 
nicht in derselben Foim, in welcher sie uns yorliegen, und einheimische 
Aufzeichnungen, Baierische Annalen, von denen uns leider so wenig 
erhalten ist. Gelegentlich sind auch aus anderen Quellen einzelne No- 
tizen entlehnt^). Ob, wie Ehrenfenchter') nachzuweisen sucht, auch 
aus der Fortsetzung des Begino und aus Thietmar einzelne Stellen 
genommen sind, ist zweifelhaft. DaJjs aus einem ausf&hrlichen Werke 
nnr einzelne kurze Sätze entnommen werden, findet sich öfter in solchen 
Annalen, und man darf nicht etwa einwenden, dafs der Verfasser, wenn 
er dieses Werk gekannt hätte, es stärker ausgenutzt haben würde. 
Er schrieb eben für sein Kloster, und wenn man in diesem Kloster 
ein solches gröfseres Geschichtswerk schon besafs, so erschien es un- 
nöthig, dasselbe an diesem Orte auszuschreiben. 

Was nun die Fortsetzung betrifft, so ist diese von ungemein 
hohem Werthe. Schon unter Konrad n werden die selbständigen und 
eigenthümlichen Nachrichten reichlicher, und Heinrichs in Begierung 
ist in ausführlicher Erzählung dargestellt. Wir finden hier über diese 
Zeiten vortreffliche Aufschlüsse und zwar gerade über die Verhältnisse 
dieser Gegenden, über welche es sonst so sehr an Quellen mangelt, 
nnd über Heinrichs UI Berührungen mit Ungern und Böhmen. Von 
1054 an ist der Verfasser völlig selbständig, und über die ersten 
Zeiten Heinrichs IV gewährt er unerwartete Blicke in das Treiben der 
Fürsten; der sonst so gepriesene Otto von Nordheim erscheint hier, 
wo man ihn näher kannte, in sehr nngünstigem Lichte. Das Beich 
ist der Mittelpunkt seiner Darstellung, indem er allen Bewegungen 
des Hofes folgt und auch in der Art der Darstellung schliefst er sich 
der Weise der alten Annalisten an, indem er in der Begel nur die 
Thatsachen reden läfst, nnd es vermeidet, seine eigene Ansicht oder 
ein ürtheil über Personen und Ereignisse auszusprechen. 

Den Anstols zur Geschichtschreibung gab hier offenbar, wie einst 
in den sächsischen Klöstern, die nahe Beziehung, in welcher Altaich 
in dieser Zeit zur Beicharegierung stand. So wurde 1038 der Altaicher 

^) Die Notiz 857 über den Hund in der Trier Kirche findet sich, wie 
Dfimmter bemerkt, fast gleichlautend in den Ann. Corbejenses. 
*) Die Annalen von Nieder- Altaich, Oöttingen 1870. 



Annales Altahenses« J9 

Mönch Bicher, schon früher znm Abt von Leno bei Breecia erhoben, 
znm Hersteller des sehr verwüsteten Klosters Monte Gassino bemfen; 
eine Aufgabe, die er in ausgezeichneter Weise erfüllte, nnd es ist arg, 
daCs in den Annalen sein Tod nicht verzeichnet ist, da doch sonst die 
Wechsel in geistlichen Würden sorgsam eingetragen siad. Sicher aber 
übergab 1055 die Abtei Leno seinem IQosterbmder Wenzel, nnd dieser 
erhielt 1063 vom König die Abtei Altaich, welcher er bis zn seinem 
Tode 1068 vorstand. Diesen preist der Annalist sehr; nicht minder 
aber anch den Bischof Gnnther von Bamberg, dessen Tod auf der 
Pilgerfahrt 1065 überall tiefen Eindruck machte. Wahrscheinlich ist 
auch der Verfasser selbst in Italien gewesen, was bei solchen Verbin- 
dungen nicht auffallen kann. Da ist es denn natürlich, dafe er uns 
von italienischen und kirchlichen Verhältnissen vielerlei zu berichten 
weifs, wie namentlich über die Synode von Mantua 1064, bei welcher 
der Abt Wenzel zugegen war, diese Annalen unsere Hauptquelle sind. 
Beutlicher als früher ist nach 1060 kenntlich, dafs alles im Zusammen- 
hang und im Bückblick auf einen schon vergangenen Zeitraum ge- 
schrieben ist; auch fehlt es im Anfetng nicht an Fehlem. Natürlich 
treten hier trotz aller Loyalität lebhaftere Klagen über das Treiben 
am Hofe hervor, in dessen Verhältnisse der Verfasser jedoch wenig 
eingeweiht ist. Fast nur die anstöfsigen Verfügungen über geistliche 
Würden werden en^ähnt. Am Schlufs (1073) wird der Anlab zum 
Aufstand der Sachsen in einer für diese günstigen Auffassung berichtet; 
ob eine weitere Fortsetzung sich daran geschlossen hat, wissen wir 
nicht. Nirgends aber verräth sich eine Kenntnifs der folgenden Er- 
eignisse, und die Abfassung ist daher wohl in dieselbe Zeit zu setzen. 
Auch über diese Fortsetzung sind sehr verschiedene Meinungen 
ausgesprochen. Darüber freilich ist man einverstanden, dafs nicht Jahr 
für Jahr die Nachrichten, wie sie dastehen, gleichzeitig aufgezeichnet 
sein können. Man hat aber versucht. Einschnitte zu machen, ver- 
schiedene Verfasser zu unterscheiden. Dagegen hält Giesebrecht diesen 
ganzen Theil von 1032 an, wegen der Gleichartigkeit der Auffassung 
sowohl als der Ausdrucksweise für das Werk eines Verfassers, und 
erklärt die verschiedene Beichhaltigkeit und Zuverlässigkeit der Be- 
richte aus der verschiedenen Natur seiner Materialien, sei es nun, dafs 
er ältere Altaicher Aufzeichnungen, eigene Notizen, mündliche Berichte, 
vielleicht auch schriftliche fremde Quellen benutzt habe. Als sicher- 
gestellt erscheint ihm die Benutzung der Hüdesheimer Annalen, welche 
auch Brefslau bestätigt, und der Chronik des Hermanus Contractus, 
doch eben nur für die Fortsetzung. Li Bezug auf diese hat J. G. Meyndt 
darauf hingewiesen, dafs bis zu dem Ende derselben (1054) mehrere 

2* 



20 I^* Salidr. § 3. Altaich und Hildesheim. CFodeluu-d. Benno. 

Ereignisse gerade ans den sonst so sorgsam beachteten Beziehnngen 
zn Ungern auffallender Weise übergangen sind, vielleicht weil man sie 
in der anderen Chronik hatte, während yon da an solche Lücken sich 
nicht mehr finden^). 

Anber dem Altaicher Abt Hermann haben, so viel wir wissen, 
nur die ungrischen Chronisten Simon von Eeza nnd Johann von Thnrocz 
diese Annalen benutzt; letztere jedoch mit änfserster Entstellung. 
Durch Aventin wieder entdeckt, waren sie f&r die älteren baierischen 
Histoiiker eine Hauptquelle; dann aber wurden sie unglücklicherweise 
wieder verloren und blieben lange unbeachtet, bis Giesebrecht 1841 
wieder darauf aufmerksam machte, und sie aus späteren Citaten groCsen- 
theils wieder herstellte'). Eine glänzende Bestätigung seiner scharf- 
sinnigen Arbeit, und eine schöne Belohnung ist ihm fast 30 Jahre 
später zu Theil geworden, indem der Freiherr E. von Oefele im Feb. 
1867 die lange verlorenen Annalen in den Collectaneen seines XJrgrofis- 
vaters, des berühmten Herausgebers der Scriptores Berum Boicarum, 
in einer Abschrift Aventins auffand, und Giesebrecht diese nun mit 
dem Finder zusammen herausgeben konnte. Sie bestätigen durchweg 
die früher aufgestellten Behauptungen, sind aber natürlich sehr viel 
reicher'). 

Demselben Eloster und dem elften Jahrhundert gehOrt dem Stoff, 
aber schwerlich der Abfassung nach, die inhaltlos^ Lebensbeschreibung 
der h. Alruna aus dem Hause der Markgrafen von Chamb an^): der 
Zeit des Abts Walther, womit vielleicht Waltker gemeint ist, der 1068 
auf Wenzel folgte, das abgeschmackte Leben der hh. Salome und 
Judith, welches nur durch eine Steüe über die Grafen von Ortenburg 



1) Kaiser Heinrich III u. König Andreas I (Diss. Lips. 1870) S. 28. 

') Annales AUahenses. Eine Qnellenschrifb des elften Jahrhunderts, her- 
gestellt ypn W. Giesebrecht. Berlin 1841. Nachtrag in d. Litterar. Zeit. 1841 
S. 687. Reo. y. Wait« GGA. 1842 N. 38—41. Vgl. Auctarium Ekkehardi Alta- 
hense MG. SS. ZVII. 360--d65 u. die Bemerkungen ron Jaff^ ib. p. 358. 
Hartmann Schedels werthlose Eixcerj^ta Altahenma MG. SS. IV, 36 haben keine 
Besiehung zu diesen Annalen; über ihre Herkunft vgL Wilmans im Archiv 
XI, 27. 

') Annales Altahemes mc^orea, edd. W. de Giesebrecht et Edm. L. B. ab 
Oefele, MG. SS. XX, 772—824 nebst &ep.- Abdruck. Uebers. t. Weiknd 1871. 
VgL Giesebrecht: Ueber einige ältere Darstellungen der D. Kaiserzeit, 1867. Wie- 
derholt, Deutsche Reden S. 91— 118. Kaisergesch. II, 570. 584—589. HI, 1029. 
Femer aufser den schon angeführten Schriften H. Kitt: Die Entstehung der 
Altaicher Annalen, in Büdingers Untersuchungen zur Mittl. Gesch. (Leipz. 1871) 
II, 53—104. ZeiTsberg, Zeitschr. f. Oest. Gymn. 1875 S. 491— 511 för einheit- 
liche Abfassung u. die Benutzung schriftlicher Quellen, eingehend Über das 
Verhältnifs zu den ungr. Chroniken. 

«) Vita S. Alrunae bei B. Pez, Thes. U, 3, 253—266. 



Godehard and Wolfhere. 21 

und den Herzog Engelbert merkwürdig, und wohl im dreizehnten Jahr- 
hundert yer&fist ist^). 



Der Abt Godehard, zn dem wir jetzt zurückkehren, erwarb 
sich durch seine Amtsführung ein solches Ansehen, daüs ihm bald 
auch andere Klöster zur Herstellung einer besseren Zucht anvertraut 
wurden; so 1001 Tegemsee, 1005 das gänzlich verwilderte Hers- 
feld ^). Es gelang ihm auch, seine Reformation mit dauerndem Er- 
folge durchzuführen; er selbst entzog sich nach einigen Jahren wieder 
dieser Thätigkeit, welche ihn zu sehr von seinem Berufe abzog, 
aber MOnche aus seiner Schule verbreiteten sich als Aebte verschie- 
dener Klüster bis nach Böhmen, Mähren und Italien*). Er selbst 
widmete sich von 1012 an allein seinem eigenen Kloster, bis er im 
Jahre 1022 zum Bischof von Hildesheim erwählt wurde, wo er 
nun bis an seinen Tod 1038 eine segensreiche Thätigkeit entfaltete. 

Ungeachtet der Verdienste seines Vorgängers Bemward fand 
Godehard die Hfldesheimer Schulen ungenügend; sie mochten viel- 
leicht den bedeutend gesteigerten Anforderungen dieser Zeit nicht 
mehr entsprechen. Er sandte deshalb ztferst seine jungen Gleriker 
nach fremden Schulen; dann aber stiftete er in Hüdesheim eine 
eigene Schule, die er nicht nur mit trefüichen Lehrern, sondern auch 
mit allem, was zur leiblichen Nothdurft erforderlich war, reichlich aus- 
stattete. Unter denen, welche Godehard zuerst aussandte, war auch 
Wolfhere, der die von ihm hergestellte Schule in Hersfeld be- 
suchte*); diese leitete damals der Probst Albwm, der 1034 Abt von 
Nienburg wurde. Ein Mitschüler Wolfhere's, Batmünd, Godehards 
Neffe, wurde 1027 zum Abt von Nieder-Altaich berufen, und Wolfhere 
hielt sich auch hier einige Zeit auf; dann kehrte er nach Hildesheim 
zurück, wo er Domherr wurde und sich bald der Aufgabe zuwandte, 
Godehards Leben zu beschreiben. Dm befähigte dazu auTser einer 
guten grammatischen Ausbildung die persönliche Bekanntschaft mit 
Godehard in dessen letzten Jahren, und der Aufenthalt in Hersfeld 
und in Altaich, wo ihm Godehards erster Lehrer Bumold erzählt 
hatte, was sich bis zu dessen Bischofswahl ereignet hatte. Schon 



^) Vita S. Sahmae virginis et Judithae viduae^ Acta SS. Jun. Y, 493 — 498; 
ef. B. Pes, Theo. II p. LVIL 

*) Gegen die gewöhnliche Annahme, dtSa er anch Kremsmünster erhalten 
habe, Bfidinger, Oesterr. Geschichte I, 449. 

>) Vgl die Nomina fnonachorum AUahengium, SS. XVII, 368. 

*) Hier war Otloh sein Mitschüler, MG. SS. XI, 378. 



22 I^* Salier. § 3. AlUich und Hfldesheim. Godehard. Benno. 

damalB hatte ihn Batmond dringend aufgefordert, das Leben Godehards 
zu beschreiben^ worans wir sicher schliessen können, dafs Wolfhere 
den geschichtlichen Arbeiten in Altaich nicht fremd gewesen ist, wenn 
er nicht selbst den älteren Theil der Annalen yerfafst hat. Batmund 
liefs auch nach seiner Entfernung nicht ab, die Erfüllung des einst 
gegebenen Versprechens zu fordern. So entstand diese reichhaltige 
Biographie, die uns jetzt in verschiedenen Bearbeitungen vorliegt. 
Zuerst nämlich begnügte sich Wolfhere mit einer IJeberarbeitung von 
Bemwards Leben und der Hinzufügung einer kurzen Fortsetzung über 
Godehards Wahl und die Anfänge seiner Wirksamkeit^). Lidern er 
sich dann eine selbständige und ausführlichere Biographie Godehards 
zur Aufgabe machte und vermuthlich Jahre lang unter Händen hatte, 
brachte er jenes von Pertz zuerst herausgegebene ungemein werthvolle 
Werk') zu Stande, dessen gesuchte, mit Gelehrsamkeit prunkende 
Sprache vorzüglich in der über alles Maafs schwülstigen Vorrede 
wohl schon damals Anstofs erregt haben mag. Wenigstens vermeidet 
Wolfhere diese Fehler in seiner letzten, um das Jahr 1054 verfafsten 
Ausgabe"), in welcher das fromme Ende des Bischofs ausführlich ge- 
schildert ist, auch viele Wundergeschichten hinzugekommen sind« 
Auch findet sich hier mehr über die ältere Geschichte von Altaich 
und über den merkwürdigen Mönch Günther, der als Eremit im 
Böhmerwalde lebte und 1040 Heinrichs HL Heer von dem Untergange 
rettete; es ist aber dagegen manches wichtige weggelassen, so dafs 
die erste Bearbeitung von gröfserem Werthe ist. Zugeeignet sind 
beide dem Albwin, welcher Godehard als sein Beichtvater am genauesten 
gekannt hatte; sds Veranlassung wird in der zweiten Bearbeitung, 
ohne jedoch der schon vorhandenen ersten zu gedenken, nicht mehr 
Batmunds, sondern des Abtes vom Michaeliskloster zu Hildesheim, 
Adalberts, Aufforderung bezeichnet. 

Sehr begreiflich ist es daher, dafs auch die im Michaeliskloster 

>) Nur diese FortsetEung ist gedruckt als Wolfherii ConUnuaÜo Vttae 
Bentwardi, ed. Pertz, MG. SS. XI, 165—167. 

*) Vita Qodehardi prior ^ ib. p. 167—196. In der lesenswerthen Vorrede 
cur Uebersetzung der Vitae Bemw. et Godeh. hat Hüffer nachgewiesen, dais 
diese Redaction nach 1035, aber vor Godehards Tod verfaüst ist. 

') Vita Qodehardi posterior^ ib. p. 196—218; dann noch Wunder p. 218 
bis 221. Eine Handschrift nachgetragen Archiy XI, 304. Vgl. Giesebr. II, 561. 
Fast ganz werthlos ist die grofsentheils hieraus entlehnte, als Predigt zum Vor- 
lesen Terfafste V, Guntheri^ SS. XI, 276—279, und zu warnen ist Tor den auf 
GOnther bezüglichen falschen Urkunden, welche im dreizehnten Jahrhundert 
im Kloster Brzewnow yerfafst wurden. Ueber Günther handelt Hirsch, Hein- 
rich II. II, 33 f. — Translatio Qodehardi (1132) mit Wundem, SS. Xli, 639 
bis 652. In Hildesheim lebte damals und starb 1026 der Bischof Ekkihard 
Yon Schleswig; ein sehr verderbt überliefertes Epitaphium NA. U, 602. 



Die Hildeaheimer Annalen. 23 

geschriebenen Hildesheimer Annalen von Wolfhere benutzt sind, 
eine bis 1043 fortgefUirte Beichsgeschichte mit vorzflglicher Berück- 
sichtigung der localen Verhältnisse. Es ist schon froher (I, 284) be- 
merkt worden, daüs was uns unter diesem Namen vorliegt, nur ein 
ziemlich nachlässig gemachter Auszug ist, in welchem wiederum 
Bemwards und GU>dehards Lebensbeschreibungen benutzt sind. Die 
ursprüngliche reichere Fassung ist nach den Untersuchungen von 
H. Brefslau kenntlich, auiser der Vita Godehardi, in der Fortsetzung 
der Hersfelder Annalen, den Annales Altahenses, und in der verlorenen 
schwäbischen Beichsgeschichte, auf welche wir noch zurückzukommen 
haben. Vorzüglich aber sind uns werthvoUe Stücke erhalten im 
Annalista und Chronographus Sazo, deren Quelle die Nienburger Annalen 
sind; Stücke die früher für die angeblichen Gtosta Ghuonradi et Hein- 
rici in Anspruch genommen wurden und über deren Herkunft viele 
Vermuthungen ausgesprochen sind, bis sie zu der Annahme von 
Annales Hildesheimenses majores den Anlass gaben, deren Existenz 
jetzt wohl als gesichert betrachtet werden kann. 

Unsere Annalen reichen nur bis 1040. Ergänzt sind sie später 
aus den Mainzer Annalen von St. Alban bis 1101^). Auch was nun 
weiter folgt, eine sehr ausführliche, werthvoUe, mit entschiedener 
Feindschaft gegen Heinrich IV geschriebene Fortsetzung bis 1109, 
wird für dieselben Annalen in Anspruch genommen. Daran schlieCst 
sich bis 1137 ein Auszug aus den Paderbomer Annalen, aus welchen 
auch für den früheren Theil von 1077 an Zusätze entnommen sind. 

Das Verstummen der Hildesheimer Annalen mit dem Jahre 1043 
ist nicht zufällig; es hängt zusammen mit dem Verfall, der damals 
eintrat, weil ein unwissender Däne sich 1038 nach Gh)dehards Tod 
das Bisthum zu verschaffen gewufst hatte. Er hieb Tymme, auf 
Deutsch aber nannte man ihn Thietmar; die Königin Gunhild hatte 
ihn als Csplan mitgebracht und so gut für ihn gesorgt*). Die Folgen 
zeigten sich rasch in der Abnahme der wissenschaftlichen Bildung 
der Geistlichkeit. Der Biograph des Benno behauptet sogar, dafs 
dieser zuerst in Hildesheim wissenschaftliche Studien eingeführt habe, 
bis dahin seien die Geistlichen wie die Bauern aufgewachsen'). Das 
ist ohne Zweifel übertrieben, aber freilich brachte auch Benno eine 

') Nachgewiesen tod Waita, Nachr. 1857, S. 56; rgh unten g 5 über die 
Paderbomer, {15 über die Annalen von St. Alban. 

S) Giesebr. U, 310 nach Adam Br. II, 75 und Vito Godeh. poet c3S. Er 
starb am 14. Not. 1044. Vgl Luc Thyen, Benno II, Dias. Gott. 1869 8. 38. 

*) Aehnlich aprioht sieb Bischof Hettel seibat in Betreff der Klostenuckt 
ans, die er durch seinen Neffen Chuno aus der Bamberger Schule reformiren 
wollte, aber mit sehr schlechtem £rfolge. Sudendorf II, 26—31. 



24 I^« Salier. § 3. Altaich und Hildesheim. Godehard. Benno. 

Gelehrsamkeit mit, die wohl damals in Sachsen nen sein mochte, und 
Yon der anderen Seite wurde die damals eintretende Veränderung als 
ein Verfall der guten alten Eirchenzucht aufgefafist. Der Brand, 
welcher 1046 die Domkirche und einen grofsen Theil der Stadt ver* 
zehrte, schädigte auch die strenge Zucht, und Bischof Azelin liebte 
weltliche Fracht^). 

Benno war ein geborener Schwabe; er hatte die Schule in 
Strafsburg besucht, hörte dann den eben damals sehr gefeierten 
Lehrer Hermann von Beichenau und besuchte, yon Wissensdrang 
getrieben, noch viele andere Orte zu seiner weiteren Ausbildung^). 
Auch nach Jerusalem ist er später, wie Nortbert berichtet, mit dem 
Bischof von StraCsburg gepilgert; es kann, wie L. Thyen nachge- 
wiesen hat, nur Bischof Wilhelm (1029—1047) gewesen sein. Nach 
Vollendung seiner Studien kam Benno nach Speier, welches gerade 
um diese Zeit durch die Gunst der Salier aus tiefem Verfall zum 
höchsten Glänze erhoben wurde und die strebsamsten Lehrer und 
Schüler an sich zog'). Noch zeugt davon aufser dem herrlichen 
Dom das kostbare goldgeschriebene Evangeliar im Escorial, von 
Heinrich HI gewidmet*). Schon Bischof Walther (1004—1031) war 
ein hoch angesehener Herr, thätig beim Dombau und sehr gelehrt, 
der seinem CoUegen Burchard von Worms bei der Ausarbeitung seines 
Decrets zur Hand ging; Ekkehard (IV) von St. Gallen widmete ihm 
ein Epitaph*). Nach Speier wurden auch Amarcius und der Lfltticher 
Adelmann durch ihre Studien geführt, und Huozmann scheint dort ge- 
lehrt zu haben, bevor er sich, wie Grozechin berichtet, der Kirche zu- 
gewandt hatte; 1075 erhob Heinrich IV ihn zum Bischof von Speier'). 
Hier trat nun Benno selbst als Lehrer auf und erwarb sich durch 
seinen Unterricht grofse Beichthümer, ein bedeutsames Zeichen Ar 
den hoch gesteigerten Trieb nach Kenntnissen in der damaligen Zeit, 
nach der man bald nachher sehnsüchtig als nach dem goldenen Zeit- 
alter zurücksah. 



>) Annalist» Sazo ad a. 1044, wo Winkelmann nicht gulae, das kostbare 
rothe Pelzwerk (gueules), darch Manschetten hätte Übersetsen sollen, and nicht 
den vielbegehrten Seidenstoff j7a//ium durch weisses Tuch. 

*) Per alia quoque loca studentium more aliquante tempore vagatus. 
ViU c. 3. 

*) Eo quod Studium etiam literarum inibi ardentissimum florere coepisset, 
ViU c 4. 

«) Giesebrecht II, 676. 

») S. I, 263, wo irrthUmlich 1001 gedruckt ist. Noch am Ende des 12. Jahrh. 
wurde Hildegund von Schoenau durch die Speierer Schule eu gelehrten Studien 
angesogen. 

") Mab. Anall. p. 444, worauf mich Dfimnder aufmerksam machte. 



Speier. Benno ron Osnftbrttek. 25 

Als darauf Heinrich III seine Lieblingstiftung in Goslar auf alle 
Weise emporznbringen suchte, folgte ihm Benno dahin, und von hier 
nun berief ihn Azelin, früher königlicher Gaplan, jetzt (1044—1054) 
Bischof Yon Hildesheim , znm Vorsteher der Domschnle^). Aber 
Benno war zn reich für alle Verhältnisse des Lebens von der Nator 
begabt und dnrch seine Stadien vorgebildet, als dalis er hinge in 
dieser bescheidenen Stellung h&tte verbleiben können. Die Bischöfe 
der damaligen Zeit hatten, da sie Landesherren geworden waren 
mid den ersten Platz im Bathe des Königs einnahmen, die mannig- 
fochsten Angaben zn erfüllen nnd bedurften dazu aller Ex&fte, 
welche sich ihnen nnr irgend darboten. So begleitete denn anch 
Benno im Jahre 1051 den Bischof Azelin anf dem nngrischen Feld- 
znge des Kaisers nnd bewies hier eine so ausgezeichnete Befähigung 
für die Besorgung der weltlichen Angelegenheiten, daCs er bald nach- 
her zum Domprobst befördert wurde. Gegen die Armen war er über- 
aus mild und freigebig, sein Grundsatz war, dafs es besser sei, einen 
Armen zu s&ttigen, als selbst den ganzen Tag mit leerem Magen 
zu gehen; wo er aber bösen Willen sah, trieb er die Einkünfte des 
Stiftes mit Strenge ein. Auch in Groslar, wo er längere Zeit als 
Erzpriester und zugleich aJs königlicher Amtmann schaltete, bewährte 
er sich durch Umsicht und Festigkeit. 

Besondere Sorgfialt verwandte er auf den Feldbau und die Gärt- 
nerei, und darin soll er eine ganz besondere Kenntnils an den Tag 
gelegt haben, die er nur aus Büchern geschöpft hatte. Vor allem aber 
war er erfahren in der Baukunst; viel wm*de in Hildesheim unter 
Bischof Hettilo (1054— -1079) nach seinen Angaben gebaut; äulserdem 
war aber auch er es, der Heinrichs IV Burgen in Sachsen bauen liefs. 
Ganz besonders jedoch gewann er grofsen Buhm durch einen sehr 
schwierigen und kunstreichen Wasserbau, welcher den Dom zu Speier 
gegen die Fluthen des Bheines sicherte. 

Im Jahre 1067 wurde Benno Bischof von Osnabrück, und in den 
schwierigen und stürmischen Zeiten, welche nun folgten, zeichnete er 
sich durch unerschütterliche Treue gegen den König, zugleich aber 
durch Friedensliebe und durch eine vorsichtige Klugheit aus, welche 
ihn mit keiner Partei ganz zerfallen liels. Auf seinen und des eben 
so eifrig kaiserlichen Erzbischofs Liemar von Bremen Wunsch schrieb 
Wido, der ihm 1092 als Bischof folgte, ein Werk über Heinrichs IV 

1) Ein Brief an Benno als Probst nnd Yitsthnm bei Sudendorf Reg. III, 16; 
TieUeicht ist er anch der B. in den Briefen n. 27. 7. 4. 8 (nach der Ordnung 
der Handschrift). Vgl. Thjen p. 50 n., aber in n. 7 ist nicht ron einem Bu<^ 
pallea die Bede, sondern expatteam zu lesen. 



26 I^* S«li«r. S 8. Hildeaheim. 

Streit mit Hildebrand ^), in welchem Gregors YerMren scharf getadelt 
wird. Dennoch aber blieb auch Anno Yon Cöhi, der ihm eine Zeit lang 
die ganze weltliche Verwaltung seines Sprengeis übertrug , immer mit 
Benno befreundet, und auch mit den eifrigen Mönchen von Siegburg, 
wo er bei dem Bau des Klosters yermuthlich Anno geholfen hat, und 
St. Pantaleon hielt er Freundschaft. So gelang es ihm, sein Bisthum, 
obgleich er es zeitweise yerlassen mufste, bis an seinen Tod 1088 vor 
Verwüstung zu schützen. Dagegen können wir ihn leider yon einem 
Vorwurfe nicht freisprechen; es ist mit mindestens sehr grofser Wahr- 
scheinlichkeit nachgewiesen, dafs yon ihm die Fälschungen alter Ur- 
kunden des Stifte herrühren, welche theils fQr den Zehntstreit mit 
Corvey und Herford die Beweise liefern, theils der Verherrlichung der 
Vorzeit dienen sollten'); dazu gehört auch die angebliche Stiftung 
griechischer und lateinischer Schulen durch Karl den Grofeen (I, 130). 
In seinen letzten Jahren beschäftigte Benno n ganz besonders die 
Stiftung des Klosters Iburg, und dieser Stiftung verdanken wir seine 
Biographie, eines der besten Werke dieser Art. Der Verfasser erklärt 
es geradezu fOr sündlich, wenn andere ihre Helden al6 ganz vollkommen 
und fehlerfrei schildern; er will Benno, der vielleicht noch der Fürbitte 
bedürfe, darstellen wie er war, es ist also kein Heiligenleben, und 
wirklich trägt auch die einfache und ungesuchte Schilderung das Ge- 
präge der Wahrheit. Es war der Abt Nortbert, der zwischen den 
Jahren 1090 und .1100 dem Stifter seines Klosters dieses schöne 
Denkmal setzte, ein geborener Brabanter, der von Kindheit an bei dem 
Domscholaster zu Cöln, seinem Verwandten, erzogen war, dann Dom- 
herr in Bamberg, endlich Mönch in Siegburg und 1085 Abt von Iburg 
wurde, wo er am 4. Dec. 1117 gestorben ist. Der Abt Maurus Best 
nennt ihn als Verfasser, und setzt die Abfassung 1092, nachdem der 
streng kirchliche Bischof Markward, früher Abt von Corvey, hatte 
weichen müssen, und der Probst Wide oder Wiho ihm gefolgt war. 
Ungeachtet der nahen Beziehungen zu den von Anno von Cöln gegrün- 
deten streng gregorianischen Klöstern zeigt doch die in Iburg ge- 
schriebene Biographie des Benno') kaiserliche Gesinnung, die Annalen 

1) Es ist nur in einem Aussage erhalten, den der OsnabrQcker Schul- 
meister T. sur Zeit des Bnrdinischen Schisma ftlr seinen Domprobst T. verfafste, 
yermuthüch Thietbard, von 1119—1137 Bischof; im Cod. Udalr. Bibl. Y, 328 
bis 345. Vgl. Helfenstein, Gregors VII Bestrebungen nach den Streitschriften 
seiner Zeit, S. 80. 118. 168. Thyen 183—185. 

>) Sickel Urkk. d. Karol. II, 428 mit Beziehung rorzflgUeh auf Wilmans 
KU. I, 319 — 386. Ein älteres wichtiges Actenstück aus diesem Streit ist die 
QuerimofUa Egümari ep. ad Steph, VI, von 890, bei Erhard CD. 41. 

*) V, Bermonis auct. Nortberto ed. Wihnans. MG. SS. XII, 58—84. Uebers. 



Tita Bennoiiis-. Iburger Annalen. 27 

erstreben eine farblose Unparteilichkeit. Clemens m galt hier ftr den 
rechtmäßigen Pabst. Dei^leichen Werke sind später mehr als andere 
der Zerstönmg ausgesetzt gewesen; nnr in vereinzelten Exemplaren, 
in späteren Abschriften haben sie sich erhalten, nnd gewils sind viele 
ganz zu Grande gegangen. Von Benno's Leboi bewahrte man in Iburg 
die Urschrift,, welche im Elosterbrand von 1581 zu Grande ging; man 
erhielt aber 1587 aus Dincklage eine Abschrift'), nach welcher Eck« 
hardt (Corp. I, 2161 — 2194) die erste Ausgabe publiciert hat. Die 
Annalen benutzte um das Jahr 1500 der Liesbomer Benedictiner 
Bernhard Witte; in neuerer Zeit war ihre Existenz unbekannt, bis 
Julius Ficker in Miknster zwei Blätter davon entdeckte, welche die 
Jahre 816 — 841 und 1073 — 1085 enthalten'). Der Anfang ist aus 
den Annalen von Fulda entnommen, mit einigen Zusätzen; aus dem 
elften Jahrhundert waren offenbar gleichzeitige Au&eichnungen vor- 
handen, die sehr vorsichtig gehalten, aber doch mehr in sächsischem 
als in königlichem Sinne geschrieben sind. Von wo diese stammen, 
ist schwer anzugeben, da bei der Abschrift solcher Annalen ffir eüi 
anderes Kloster häufig die localen Nachrichten fortgelassen, und andere 
über das eigene Kloster eingeschoben wurden. Hier nun hat Giese- 
brecht (EDL, 1032) eine Verwandtschaft mit den sogenannten Annalen 
von Ottobeuern') nachgewiesen; diese letzteren zeigen uns einen 
sehr mangelhaften Auszug, so dab z. B. die Eintragung zum Jahre 
1076 ganz fehlerhaft geworden ist. Dafs aber diese Annalen nicht aus 
Ottobeuern, wo die eine Handschrift gefmiden ist, herstammen, hat 
Waitz bewiesen, der sie f&r ein hessisches Kloster in Anspruch nimt, 
wie sie auch als Grundlage die Hersfelder Annalen mit jener früher 
(I, 197) erwähnten Fortsetzung bis 1039 zeigen. Erwähnt wird zum 
Jahr 1081 die EinftLhrung von Mönchen in das durch Erzbischof 

T. Hartmann mit Wido's Schrift, in den Mitth. d. bist. Vereins zu Osn. 1866 
Bd. 8. Vgl Lnoas Thjen, Benno IL Disa. Gott. 1869 mit Benutiung einer Ab- 
eobrift des Abtes Mauras Rost ron 1678, woraus Emendationen. Dieselbe aueh 
in d. Mitth. d. bist. Vereins Bd. 9. 1870. 

') Nach freundlicher Mittheilung des Bectors Dr. Meyer in Osnabrück. 
Der Gustos in Dincklage, welcher die Abschrift übergab, war nach ihm der 
Küster und Scholemuter Klinkhamer, Verfasser einer osnabr. Beimchronik in 
niederdeutscher Sprache. Der Abt Maurus, 1680 erw&hlt, hat Annalen von 
Iburg geschrieben, aber jene alten Annalen nicht mehr gekannt. 

*) AsmaUium Iburgensitan Fragmenia. Nach einer Handschrift des zwölften 
Jahrhunderts zum ersten Male herausgegeben Ton Ludwig Perger. Aus der 
Zeitschrift ftir vaterländische Geschichte und Alterthumskunde, 18. Band, bes. 
abgedruckt. Münster 1857. Annaka Ylturgenm ed. Ports, MG. SS. XVI, 484 
bis 438. 

>) Annales Ottenburani ed. Ports MG. SS. V, 1—9; vgl XVII, 811 über 
die in Maihingen wiedergeftindene Handschrift. Waiti in d. Gdtt Nachr. 1866 
N. 19. 



28 IV. Salier. { 3. Hadesheim. 

Si^eMd von Mainz ernente Kloster Hasungen, und man nennt sie 
deshalb jetzt etwas voreilig Hasnnger Annalen. Sicher kann es 
nicht dieses, bis 1113 reichende, sehr dürftige Werk sein, welches dem 
Iburger Annalisten vorgelegen hat; doch hat auch dieser die Nach- 
richt, dafs 1079 in Hasnngen Canoniker eingeführt worden. Man glaubte 
anfangs, in den Iburger Annalen eine Quelle des Annalista Saxo ge- 
funden zu haben, aber Scheffer-Boichorst^) hat gezeigt, dab dem 
Annalisten vielmehr ein Paderbomer Annalenwerk vorgelegen haben 
mufis, welches auf dieselbe Quelle zurückgeht; dasselbe wurde nach 
seiner Annahme auch in den Iburger Annalen ausgeschrieben. Viel- 
leicht dürfte aber in Paderborn auch der Ursprung zu suchen sein; 
die neue Hasunger Stiftung blieb da gewiCs nicht unbeachtet. V^eiter 
kommt von diesem Kloster nichts darin vor; dagegen werden alle 
Kämpfe und Heerfahrten Heinrichs IV in Sachsen und Thüringen sehr 
sorgfältig verzeichnet. In Iburg liefs man manches weg, fügte aber 
locale Nachrichten hinzu; so zu 1083 eine Stelle aus der Vita 
Bennonis c. 20. 

Die neumodische französisch- süddeutsche Gelehrsamkeit, welche 
durch Benno und Hettel in die Hildes heimer Schule eingeführt 
wurde, an der auch Bernhard von Constanz in dieser Zeit wirkte, läfst 
sich einigermafsen erkennen in der Brie&ammlung, welche von Suden- 
dorf durch die drei Bände seines Begistrum vertheilt ist und mit Hülfe 
der Einleitung zum dritten Bande wieder zusammengebracht werden 
kann. Sie sind in der Ausgabe mit grOfeter Willkür bestimmten Per- 
sonen zugetheilt und auf politische Ereignisse bezogen; dadm*ch darf 
man sich nicht irre machen lassen. Deutlich tritt uns in Hettels 
Briefe n, 28 die lebhafte Beschäftigung mit den römischen Dichtem, 
besonders Virgil entgegen'), und auch Cicero wurde eifrig gelesen. 
Auswärtige Schüler hielten sich der Studien wegen in Hildesheim auf 
und erhielten nach Godehards Anordnungen bestimmte Praebenden zum 
Unterhalt; auch der Däne Eskill, welcher 1134 Bischof von Boeskild 
wurde, hat dort seinen Unterricht erhalten. Während einer längeren 
Abwesenheit des Bischofs litten die Schüler unter der Härte und dem 
Geize seiner Beamten; mehrere entflohen bis nach Cöln, darunter 
Hettels Neffe Meginhard. Das war jedoch nur ein vorübergehendes 
Unglück; die schweren Zeiten des Krieges werden aber auch hier wohl 
die wissenschaftliche Thätigkeit gehemmt und unterbrochen haben. 
Die alten Annalen blieben, wie erwähnt, ohne Fortsetzung. Daf&r aber 

1) Annales Patherbrunnenses S. 38 — 44. 56—58. 

') Der adadidumeus auf S. 29 ist jedoch der Adad Idumaeus aus dem 
Alten Testament. 



Hasanger Annalen. Hildesheimer Schule. Minden. 29 

yerfafste man im Jahre 1079 eineBisthnmschronik, welche in ge- 
dräng^r üebersicht die Geschichte des Hochstiftes, die Thätigkeit der 
einzelnen Bischöfe behandelte, mid von dieser Zeit an bis zmn Ausgange 
des Mittelalters fortgesetzt wurde ^). Mit dem neuen Jahrhundert nahm 
man auch die Annalen wieder vor; bald darauf kam der Baier Grerhoh 
hierher, um die Schule zu besuchen, nachdem er bereits in Freising 
und Mosburg eifrige Studien gemacht hatte, und Adalbert von Saar- 
brflcken (1138 bis 1141 Erzbischof yon Mainz) erhielt hier seinen 
Unterricht, nachdem er 1128 noch in ganz jungen Jahren Probst zu 
Erfurt geworden, bevor er nach Frankreich ging. Die Schule mufs also 
damals wieder einen bedeutenden Buf gehabt haben. Sehr gerühmt wird 
in der Chronik der Scholasticus Bernhard, welcher 1130 Bischof wurde. 

Etwa gegen das Ende des elften Jahrhunderts scheint in Gan- 
dersheim die schon früher (I, 274) erwähnte, sagenhaft ausge- 
schmückte Chronik entstanden zu sein, welche uns nur in deutscher 
TJeberarbeitung erhalten ist. 

Aus Minden haben wir für unsem Zweck nichts zu verzeichnen, 
doch fehlte es auch hier nicht ganz an gelehrter Thätigkeii Kirch- 
liche Handschriften von wunderbarer Schönheit aus der Zeit Bischof 
Sigiberts (1022—1036) verwahrt jetzt die Berliner BibUothek*), und 
nach Minden, wie es scheint, gehört das Verzeichnifs von 56 Schriften 
in 34 Bänden, welche ein uns unbekannter Bernhard auf eigene 
Kosten abschreiben liefs, vielleicht unter Bischof Eilbert (1056— 1080), 
der mit Benno I von Osnabrück 1064 Kirchweihen vornahm'). Bischof 
Sigibert war von Kind auf ein Zögling der Mindener Kirche, wie in 
einem (Gedicht zu seinem Amtsantritt gesagt wird^); sein Nachfolger 
Bruno (1037 -- 1055) stiftete 1042 das Moritzkloster auf dem Werder, 
welches mit Benedictinem aus dem Magdeburger Johanniskloster be- 
setzt wurde*). 

§4. Paderborn. Annalen. Meinwerk. 

Noch zu den älteren Zöglingen der Hildesheimer Schule gehörte 
der Bischof Meinwerk von Paderborn^). Er stammte aus dem 

') Ckromoon episcoporum Hildesheimeimmn ed. Pertz, MG. SS. YII, 850 
bis 878 

s) Vgl. Herrn, r. Lerbeke bei Leibn. II, 169. Arch. YIII, 837. NA. I, 422. 

>) S. das Verz. bei Beifferscheid, Wiener SB. LVI, 545 e cod. Vat. Pal. 
828 Orosii, angeblich saeo. XII. Vgl. Henr. de Hervordia p. 110. 

^) Anzeiger des German. Museums XXIII, 289 — 291. 

*) S. das Chronieon saec. XV ex. ed. Orotefend, Zeitschr. d. bist. Vereins 
£ Niedersachsen 1873 S. 143 — 178. Von alten Aufzeichnungen findet sich keine 
Spur darin. 

«) Vüa Meinwerci ed. Pertz, MG. SS. XI, 104—161. Vgl. Giesebrecbt II, 



30 I^* Salier. § 4. Paderborn. Memwerk. 

alten und yomelunen Hanse der Immedinger, dem anch die Königin 
Mathilde angehört hatte, nnd war eine tüchtige, derbe Sachsennatnr 
dnrch nnd dnrch. Als Kind wnrde er in Halberstadt der Kirche 
dargebracht, dann besuchte er die Schnle za Mldesheim, wohl noch 
nnter Thangmar. Kaiser Heinrich n soll hier sein Mitschtder ge- 
wesen sein. Das Lernen aber war seine Sache nicht; dnrch Gelehr- 
samkeit hat er sich niemals ausgezeichnet, und er mufiste deshalb 
manche Anfechtung erleiden. Als er schon Bischof war, liefs ihm, 
wie man sich in Paderborn erzählte, Heinrich U einmal in der ISiQssa 
pro defimctis aus den Worten famulis et /amulabus die erste Silbe /a 
ausradieren, und Meinwerk sang wirklich pro mulis et mtäabus tuis. 
Er nahm das sehr übel und liefs den königlichen Gaplan, der es ge- 
than hatte, tüchtig durchprügeln; dann aber beschenkte er ihn zum 
Tröste mit einer neuen Kleidung. So war sein ganzes Wesen, nicht 
eben fein, oft hart, aber im Grunde doch sehr wohlwollend und gut- 
müthig. 

Von Hildesheim zurückgekehrt, wurde Meinwerk Domherr in 
Halberstadt und kam dann unter Otto IQ als Caplan an den Hof. 
Als im Jahre 1009 der Bischof Batheri von Paderborn starb, über- 
reichte Heinrich n ihm seinen Handschuh als Symbol dieses Bis- 
thums. Verwundert fragte Meinwerk, was er denn damit anfangen 
solle: so ein Bisthum könne er ja aus eigenen Mitteln stiften. Dann 
aber entschlofs er sich doch, es anzunehmen, und machte dieses 
arme Bisthum, dem er 27 Jahre yorstand, nun zu einem reichen, 
theils durch eigene Schenkungen und andere, die er yeranlafste, be- 
sonders aber durch Königsgut, welches er im reichsten Mafse durch 
Bitten und Drängen, durch« List und Scherz zu erlangen wufste, wie 
das in seiner Lebensbeschreibung gar anmuthig geschildert ist. Hein- 
rich n erlaubte sich dagegen manchen derben Scherz mit dem unge- 
stümen Dränger, mufste aber dafür zuletzt immer mit neuer Gabe 
büfsen. 

TJeberhaupt sorgte Meinwerk für sein Stift in jeder Weise, wie 
uns das sein Biograph durch yiele kleine, sehr charakteristische, 
traditionell bewahrte Züge anschaulich macht. Er sorgte dafür, dafs 
seine Liten und seine Mönche ordentlich zu essen bekämen und nahm 
sich sehr ernstlich der Wirthschaft auf seinen Höfen an, z. B. der 



92. 579 und über Meinwerks bOse Muttor, die Gräfin Adela S. 160 f. Ueber 
einige Quellen der Vita Scheffer-Boichorst, Ann. Path. S. 78. Benutzung der 
Ann. Hild. maj. Brefslau NA. II, 541 f. K. Rieger, Forsch. XVI, 447—481 über 
die Gewissenhaftigkeit des Biogr. bei der Urkundenbenutsung, gegen S. Hirsch; 
S. 400 über die Confusion der Capitel 16 — 21. 



Meinwerk ron Paderborn. 3]^ 

Hühnerzucht und des Gemüsebaues. Als er einmal einen Garten voll 
Nessek, die Meierin aber in schönen Kleidern findet, läfst er diese 
von seinen Leuten ergreifen und so lange darüber hin und her ziehen, 
bis alles Unkraut niedergelegt ist. Im nächsten Jahre fand er hier 
die schönsten Gemüse. 

Mit Schlägen, die in Sachsen landüblich waren, war er gleich 
bei der Hand, aber die gezüchtigten pflegte er nachher durch Ge- 
schenke zu yersOhnen. Häufig ging er verkleidet umher, um den 
Zustand seiner Untergebenen, die Mängel der Verwaltung auszukund- 
schaften; seine Feinde nannten ihn deshalb den Gaukler (joculator). 

Auch bauen liefs er viel; seine Stadt umgab er mit Mauern, und 
eine Kirche liefs er von griechischen Werkleuten aufführen. Die Gold- 
schmiedekunst blühte in Paderborn; noch zeugt davon ein kostbarer 
Schrein, den Bischof Heinrich von Werl (1084—1127) durch Bruder 
Bogkerus von Helmershausen verfertigen liefs ^). 

Obgleich wenig gelehrt, hob doch Meinwerk auch die Schulen zn 
bedeutendem Ansehen; Annb von Cöln (1059 — 1075) und Friedrich 
von Münster (1062—1084) studierten da mit Meinwerks Neffen Imad 
oder Lnmed, unter dessen Pontificat (1052—1076) die Studien ihren 
Höhepunkt erreichten. Dem Capitel gehörte damals der Domherr 
Theoderich an, ein Schüler Lanfranks, den er zu seinem Werke gegen 
Berengar veranlafste. Theoderich selbst schrieb über das Gebet des 
Herrn zu Ehren des Bischofs Imad'). Um diese Zeit besuchte 
Altmann, später (1065—1091) Bischof von Passau, die Paderbomer 
Schule, und vielleicht mit ihm Gebhard von Salzburg und Adalbero 
von Würzburg'). Altmann hat auch lange Zeit als Scholaster hier 
gewirkt; am Anfange des zwölften Jahrhunderts fand Yicelin hier 
eine blühende Schule unter dem Meister Hartmann, und auf diesen 
folgte Mangold, der mit Wibald in Gorrespondenz stand. 

Im Jahre 1015 stiftete Meinwerk das Kloster Abdinghof in der 
westüchen Vorstadt von Paderborn, wohin er aus Cluny den Abt 
Sigehard und zwölf Brüder berief; er sorgte väterlich dafEir, dafs sie 
nicht gar zu schlechte Kost erhielten, und als er einst in der Küche 



I) Diesen hält Ilg ftlr den „Theophilus presb. qui et Bagerus,^ den Vf. 
der Diverearnin artiam scbedula. Einleitung cur Ausg. I p. XLV. Den Schrein 
stellte das Domcapitel 1876 in München aus, Catalog 8. 13. 

*)*V. Meinwerci p. 140. Vgl. Jul. Evelt, Zur Geschichte des Studien- und 
Unterrichtswesens in der deutschen und französischen Kirche des elften Jahr- 
dunderts, IL (Programm des Paderbomer Seminars 1857) S. 22 f. fiber Theo- 
derich und die von Imad gestifteten Manuscripte. 

*) Das ist freilich zweifelhaft; s. Scheffer-Boichorst, Ann. Path. S. 69. Hier 
wird S. 68—71 die Päd. Schule geschildert. 



32 I^* Salier. { 4. Paderborn. Meinwerk. 

ausgekundschaftet hatte, dafs die Speisen überm&Isig mager waren, 
weil es an Gel fehlte, schickte er ihnen Speck, indem er verständiger 
Weise einsah, dafs die Vorschriften der Begel der Natnr des Landes 
angepafst werden müfsten. In diesem Kloster scheint sich denn auch 
der G^ist des Stifters noch lange Zeit erhalten zu haben, da man 
dort mit so grofsem Behagen alle die kleinen Geschichten von ihm 
aufbewahrte und ein Jahrhundert sp&ter schriftlich auszeichnete. Erst 
in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. ist nämlich diese Biographie ver- 
fafst worden; eine sehr fleifsige Arbeit, deren Verfasser, ein unbe- 
kannter M()nch von Abdinghof, mit greiser Sorgfalt die Hildesheimer 
Annalen und andere Schriften, besonders auch die zahlreichen Urkunden 
des Klosters benutzte'). Das beste aber gab ihm die lebendige mflnd- 
liche üeberlieferung, welcher gerade Meinwerks eigenthümliche Per- 
sönlichkeit reichen Stoff geboten hatte. Spätere Ausschmückung wird 
ohne Zweifel nicht wenig hinzugethan haben; die einzelnen Geschicht- 
chen sind von zweifelhaftem Werth, aber der Grundstock mub doch 
echt sein und der Gesanmiteindruck ist gewifs wahr und richtig. 
Natürlicher Weise war es besonders die specielle häusliche Thätig- 
keit Meinwerks, von der man sich noch erzählte, und die allgemeine 
Geschichte ist daher yon dem Verfasser gar nicht berührt; nur der 
gprofsen Anzahl trefflicher BischOfe gedenkt er, welche damals den 
deutschen Kirchen Torstanden. 

Und gerade als bei einem rechten Vertreter dieser alten Beichs- 
geistlichkeit vor den Zeiten des Investiturstreites haben wir uns bei 
diesem wackeren Manne etwas länger aufgehalten. Vom Kaiser auf 
alle Weise gehoben und begünstigt, grofsentheils in seiner Kanzlei 
gebildet, vertraten damals die Bischöfe das Interesse des Reiches den 
weltlichen Machthabem gegenüber. Daneben und wenn nicht gerade 
der Beichsdienst sie in Anspruch nahm, widmeten sie sich ganz und 
gar der Fürsorge fOr ihre Sprengel, fOr ihr rasch angewachsenes 
und herrlich erblühendes Gebiet. Sie hatten keine Zeit weder für 
dogmatische Controversen, noch auch für schriftstellerische Thätig- 
keit, aber sie riefen diese hervor durch ihre Sorge für die Schulen, 
durch die Stiftung von Klösteiii, endlich durch den Stoff welchen 
ihr eigenes Wirken der Geschichtschreibung gab. Darum beschäftigen 

>) R. Wihnans: Die UrkundenfUschungen im Kloster Abdiaghof u. die 
ViU Mehiwerci, in d. ZeiUchr. f. yaterl. Gesch. XXKIV (Münster 1876X 1—36 
weist die Unechtheit der noch Torhandenen Originale nach, die Tom Biographen 
schon henatzt sind. Sie sind nach seiner Ansicht nach dem Brande ron 1163 
erneut, aher nicht ohne Zus&tze und Erweiterungen. Der Biograph wäre da- 
nach sp&ter ansusetsen als herkömmlich (um 1155) u. W. findet auch eine Be- 
siehung auf jenen Brand. 



Die Paderborner Annalen. 33 

sie uns auch hier. Ihre Biographieen sind wichtige Quellen, nm das 
besondere Leben in den einzelnen Landschaften kennen zn lernen; 
die allgemeine Geschichte wird nur gelegentlich berührt, nnd nament- 
lich in Sachsen ist der unterschied von dem yorhergehenden Ab- 
schnitte anffallend. Von Natnr znr provinziellen Absondenmg ge- 
neigt, waren die Sachsen nnr doi'ch die hervorragende Stellnng ihres 
eigenen Fürstenhanses zn lebhafterer Theilnahme an der Weltge- 
schichte herangezogen; jetzt verschwindet dieselbe fast ganz, bis der 
Widerstand gegen Heinrich lY, die Verbindung mit dem römischen 
Hofe nnd die Erhebung ihres Herzogs Lothar sie aus ihrer Absonde- 
rung herausreifsen. Da erwacht auch wieder die alte Liebe zur Beichs- 
geschichte, und es entstehen verschiedene Werke, welche uns nur 
leider sehr unvollkommen und nicht in ihrer ursprünglichen Form vor- 
li^en. Eines der vorzüglichsten aber hat, wie einst Giesebrecht die 
Altaicher Annalen, Paul Scheffer -Boichorst mit aufserordentlichem 
Scharfsinn aus verschiedenen Spuren und Bruchstücken hergestellt; 
er hat nachgewiesen, wie, wo und wann dieses von ihm Annales 
Patherbrunnens es benannte Werk entstanden ist, und von allen 
Seiten die Fragmente desselben zurückgefordert. 

Jenes von Meinwerk gestiftete Kloster Abdinghof erhielt 1083 
aus dem Michaelkloster des nahen Hildesheim den Abt Gumbert, 
dessen Tod zum Jahre 1114 in den CGlner Annalen vermerkt ist. 
Unter ihm, so scheint es, wurde im Kloster Abdinghof ein Annalen- 
werk zusammengestellt, das, wenn nicht früher, mit der Stiftung des 
Bisthums Paderborn 794 anhob; im Annalista Saxo lassen sich die 
eigenthümlichen Nachrichten dieses ersten Theils hier und da noch 
erkennen. Dafs auch das durch Verbrüderung eng verbundene Kloster 
Corvey desselben Sprengeis viel berücksichtigt wurde, ist selbstver- 
ständlich. Einen weiteren Anhalt zur Kenntnifs dieser Annalen ge- 
währen die S. 27 erwähnten Iburger Annalen, deren Ursprung ich, 
wie schon oben bemerkt ist, nicht in Hasungen, sondern in Paderborn 
suche. Wir würden in diesem Falle daraus entnehmen können, dafs 
die Annalen von Fulda und Hersfeld auch hier zu Grande gelegt, und 
mit Benutzung schon vorhandener Aufzeichnungen sowohl mit Zusätzen 
versehen, als auch weiter fortgesetzt wurden, während Scheffer-Boichorst 
nur die Benutzung einer in Paderborn vermehrten Abschrift der Ha- 
sunger Annalen annahm. Etwa 1105, als Heinrich V mit lebhafter 
Zustimmung der Sachsen die Führung der päbstlichen Partei übernahm, 
mag das Werk verfafst sein; von da an bis 1125 erkennt man deutlich 
den wohlunterrichteten Zeitgenossen. Er ist vor allem Sachse; römisch 
nur so weit, als die Sache der Sachsen diese Verbindung erforderte, 

WattmlMieli, Q«ichlohtM]iiellen IT. 4. Aufl. 3 



34 I^* Si^>or. § 4. Paderborn. § 6. Hermum ron Beiehenaa. 

sonst wenn es irgend anging, kaiserlich. DaCs Vorsicht bei so bedenk- 
lichen nnd gefthrlichen Verwickelnngen die Mutter der Weisheit sei, 
vergaljs er nicht. Schon Pertz hat erkannt, dats die zweite Fortsetzung 
der Hildesheimer Annalen von 1109 bis 1137 in Paderborn ge- 
schrieben ist; derselben Quelle sind die cursiy gedruckten Zus&tze zu 
dem älteren Theile von 1077 an entnommen. Es ist jedoch nur ein 
Auszug, welcher den Hildesheimem zugekommen war, und er l&fst sich 
ergänzen aus den sog. Annales Colonienses maximi, deren Verfasser, 
wie Scheffer-Boichorst annimt, nachdem sein Exemplar des Ekkehard 
ihn 1106 im Stiche liefe, bis 1144 ausschließlich die Paderbomer 
Annalen ausschrieb. Denn nach längerer Unterbrechung hatte man in 
Abdinghof die Arbeit wieder aufgenommen, ergänzte die inzwischen 
verflossenen Jahre nicht ohne Fehler, fahrte aber von 1129 an die 
(beschichte in trefflichster Weise fort, mit lebhafter Begeisterung fQr 
Lothar den Sachsenfdrsten. Aufser den Gölner Annalen sind es der 
Annalista Sazo bis zu seinem abgebrochenen Schlufs 1139 und die 
Poehlder Annalen, welche uns das von allen benutzte Werk erkennen 
lassen. Dazu kommt aber noch eine von Scheffer-Boichorst zuerst 
herangezogene Quelle, nämHch das Cosmodromium des Paderbomers 
Gobelinus Persona, welcher zuletzt, so viel wir wissen, das ursprüngliche 
Werk gekannt und benutzt hat. Aus ihm weist der Verfasser noch 
eine weitere, aber mehr locale Fortsetzung bis 1190 nach^). 

In ihrem wesentlichsten Inhalt sind diese Behauptungen von ihrem 
Urheber mit vollkommener Sicherheit und, grofser logischer Schärfe 
erwiesen, und auch allgemein angenommen. Manche Einzelheiten bleiben 
natürlicher Weise zweifelhaft, und allerlei Einwendungen und Bedenken 
sind erhoben worden; Aufinerksamkeit und Beachtung verdient vor- 
züglich ein Aufsatz von E. Bemheim'), welcher nicht allein die Sage 
von den Weinsberger Frauen bekämpft, sondern auch die Ansicht 
aufstellt und begründet, dalls die Paderbomer Annalen mit dem Tode 
Lothars und dem Siege der Staufer abschlössen, und erst später eine 
dürftige Fortsetzung erhielten, während der Poehlder und Cölner 
Chronist sich anderen Staufisch gesinnten Quellen zuwandten. 

^) Annales PcUherbrunnenses. Eine verlorene Quellenschrift des 12. Jahr- 
handorts, ans Bruchstücken wiederhergestellt yon Paul Scheffer-Boichorst, 
Innshr. 1870. Reo. ron Wait« GGA. 1870 8. 1781 — 1796. Entgegnung Forsch. XI, 
490—498. Duplik ih. 498. 499. Bec. von M. Lehmann , Bist. Zeitschr. XXWU, 
153 — 157. Giesebr. III, 1043. IV, 388, wo derselbe Benutzung in den Ann. 
Colon, bis 1162 Termuthet. Hagemann über die Quellen des Gob. Persona (Hall. 
Diss. 1874) S. 64 — 70 rerfolgt die Spuren noch weiter, nebst einigen Bemer- 
kungen zum älteren Theil. Vermuthungen von Schum, Forsch. XV, 610—617 
über Benutzung der Kaiserchronik wollen mir nicht einleuchten. 

*) 'Forschungen XV, 239—288. 



Paberborner Annalen. Miraoula S. Aegidii* 35 

Es ist uns noch ein Werk erhalten, welches zwischen 1107 nnd 
1112 in Helmershansen, einem Kloster des Paderbomer Sprengeis, 
entstanden ist, die Uebertragnng des h. Modoaldns^). Das 
Kloster wollte nicht recht gedeihen, weil es ihm an einem ordentlichen 
Heiligen fehlte, nnd deshalb bemühte sich der Abt Thietmar mit Er- 
folg, ans Trier, wo dergleichen Schätze in Menge vorhanden waren, 
fieliqmeD zn erhalten. Im Jahre 1107 gelang es ihm, den Leib des 
h. Modoald heimzubringen, der nnn seine gebührenden Wunder that 
nnd dem Kloster zn gröfserem Ansehen verhalf. Die weitschweifige 
Erzählung davon enthält einige Nachrichten über das Concil von Gua- 
stalla, sowie über Trier und andere lothringische Klöster, welche der 
Abt zu diesem Zwecke besuchte. Verbunden sind damit die Wunder 
des h. Aegidius; ihr Schauplatz ist St. Gilles im südlichen Frank- 
reich, ein viel besuchter Wallfahrtsort: Pilger aus Schleswig und 
Stettin begegnen uns unter den Verehrern des Heiligen. Die Auf- 
zeichnung besorgte Petrus Guillermus, der Bibliothekar des EQosters, 
auf Geheifs des Abtes Hugo, welcher um 1124 gestorben sein soll'). 
Giesebrecht aber hat mit Recht hervorgehoben (m, 1062), dafs auf 
S. 320 Boleslaw HE von Polen als inclitae memariae bezeichnet wird; 
da dieser erst 1138 gestorben ist, kann das Werk, wie es uns vor- 
liegt, erst etwas später abgeschlossen sein. 

§ 5. Hermann von Beichenau. 

Steniel I, 186. Perti, MO. SS. V, 67 ff. W. t. Gieubreoht, Kauerxeit II, 564. Herimjuin 
der Lahme. Sein Leben und seine Wissensehaft. Von Dr. Heinrieh Hansjakob. 
1875. 



Lebensnachrichten über einen bedeutenden Mann zusammenzu- 
stellen, die Geschichte eines Bisthums oder Klosters darzustellen, das 
erforderte keine umfangreiche Studien und konnte allenfalls allein nach 

1) Trcmalatio S. Modoaldi^ Miracula 8, ModoalcU et TransL S. Auctoris^ 
Miractda S. Aegidüy ed. Jaffö, MG. SS. XU, 284^-323. Die Transl. S. Auctoris 
angeblich 1115 durch die Markgr&fin Gertrud yod Trier nach Braunschweig, ist 
gans fabelhaft, wohl aus dem rierzehnten Jahrhundert und rerbunden mit einer 
ebenso lligenhaften TransL S. AegidU^ durch welche uns aber die Mir. S. Aegidii 
erhalten sind. Vgl MG. SS. IX, 443 über die Verehrung dieses Heiligen in 
Polen nnd Ungern. Wohl an dieselbe Gertrud richtete swischen 1105 und 1111 
Bischof Walram ron Naumburg ein Schreiben über die Verdienste des h. Leon- 
hard, dessen Reliquien sie Ton ihm erhalten hatte, Mart. ColL I, 635. Auf die 
Bitte des Abu Thietmar schrieb auch Abt Stephan von St. Jacob su Lüttich eine 
werthlose Vita 8. Modoaldi^ woTon die Zuschrift MG. SS. XII, 285, einige 
Wunder VUI, 223. 

*) Derselbe besorgte 1129 „in tempore domni Petri abbatis'* eine Abschrift 
der Begel nebst Necrolog des Klosters, Cod. Mus. Brit. Add. 16,979, Palaeogr. 
Soc. pL 62. 

3» 



36 .IV* Salier. { 5. Hemumii Ton Reichenau. 

mlindlicher üeberliefenmg gelingen. Allein das Bedürfiiifs, welches 
sich immer fühlbarer machen mufste, die ganze Weltgeschichte zu 
überblicken, blieb unbefriedigt, wenn es nicht gelang, ans zahlreichen 
yerschiedenartigen Schriften ein zusammenhängendes Besnltat zn ge- 
winnen; ohne eine reiche Bibliothek war hieran gar nicht zn denken, 
nnd wenn auch der reichste StolQf vorlag, erforderte doch die Bearbeitung 
ganz nngewöhnliche Fähigkeiten. Wir haben gesehen, wie man sich 
im vorigen Zeiträume mit dürftigen Zusammenstellungen aus älteren 
Annalen zu helfen suchte; aber diese unzusammenhängenden Skelette, 
denen auch immer noch neue sich anschlössen, konnten doch dem Be- 
dürfhifs nach wirklicher Eenntnifs der Geschichte nicht genügen. Der 
vorgeschrittenen Bildung dieser Periode war es vorbehalten, durch ver- 
schiedene Versuche dem Ziele näher zu kommen. 

Beichenau ist uns als einer der Hauptsitze gelehrter Bildung 
bereits bekannt. Der Abt Bern (1008 — 1048), dessen Einsetzung 
schon oben (I, 319) erwähnt wurde, stand dem Kloster vierzig Jahre 
lang vor und zeichnete sich nicht minder durch seine gute Verwaltung 
als durch seine Gelehrsamkeit aus. Er ist bekannt als Schriftsteller 
über Gegenstände der Theologie nnd Litnrgik, vorzüglich auch über 
Musik; aufserdem überarbeitete er das Leben Ulrichs von Augsburg« 
Geschichtlichen Werth haben aber nur einige seiner Briefe^). 

Unter ihm erwuchs im Eloster Hermann, genannt der Lahme 
(Contractus), denn er war von früh an gichtbrüchig; er saTs in einem 
Tragstuhl und konnte ohne Hülfe nicht einmal seine Lage ändern; 
ja er konnte nur mit Mühe verständlich sprechen. Seine Eltern, der 
schwäbische Graf Wolverad*) und dessen Gemahlin Hiltrude, hatten 
ihn in seinem siebenten Jahre (1020) der Schule übergeben*); im 



^) Ganz ohne Grund ist ihm die V. Meginradi zngeschrieben. Seine Briefe 
bei Pez, Thes. YI, I, 199—222; rgl. Giesebrecht II, 580. 622. Jaffa, Bibl. m, 
365—372. Mart. ColL I, 390 noch ein Brief an Friedrich über Cassian. Em 
nach Heinrichs II Tod geschriebener (Pez p. 211) ans der Handschrift bei Giesebr. 
n, 696. Nea entdeckter an Heinrich III über den Sieg an der Raab 1044, 
herausgeg. von Ernst Strehlke im Archir der Wiener Ak. XX, 191 ; rgl. Giesebr. 
II, 65 1 über dessen Benatzung durch Herm. Contractus (8. 204, 1 1 lies »ecum 
statt sttum). Ein sonst nicht bekannter an H. III um Wiedergabe einer Ter- 
lorenen Besitzung bei Gallus Oheim S. 104 — 106. Nach dem Terz. d. Stiftsbibl. 
Ton St. Gallen S. 314 sind in dem ron Pez benutzten Cod. 898 noch 2 un- 
gedruckte Briefe. 

') Yon Aishausen, jetzt Altshausen, CA. Saalgan; s. darüber Hansjakob 
S. 1—5. 

') Ldtteris traditus^ sagt er selbst. Ob er gleich damals nach Reichenau 
kam, ist nicht bekannt, aber wahrscheinlich, weil sonst wohl Berthold etwas 
über die Veränderung seines Aufenthaltes gesagt h&tte. Auch war schon ein 
Verwandter seiner Mutter, der oben erw&hnte Rudpert, MOnch in Reichenau. 



fieichenau. fiern. Hermann der Lahme. 37 

dreilsigsten Jahre nahm Berno ihn nnter die Zahl der Mönche anf, 
und Yon da an hat er Beichenan nie verlassen. Dennoch erstreckte 
sich seine Wirksamkeit in weite Feme, denn zahlreiche Schüler (dar- 
unter Benno, oben S. 24) strömten ihm yon allen Seiten zu, angezogen 
dnrch den Buf seiner Gelehrsamkeit, nnd seine Milde, seine liebevolle 
Frenndlichkeit gewannen ihm allgemeine Verehrung und die z&rüichste 
Anhänglichkeit seiner Schüler bis an seinen Tod am 24. September 
1054. Vorzüglich zeichnete Hermann sich durch mathematische und 
astronomische Kenntnisse ans, von denen verschiedene seiner Werke 
Zeugnils geben ^). Nicht minder geschätzt war er als Musiker und 
als Dichter'); von seiner ungewöhnlichen Gewandtheit in der Behand- 
lung vielförmiger VersmaCse zeugt sein Gedicht de octo vitüs princir 
paHöus (c. 1045), welches jetzt von Dümmler herausgegeben ist'). Es 
ist an Nonnen gerichtet, und bewährt, wie der Herausgeber bemerkt, 
Bertholds Zeugnils von Hermanns Liebenswürdigkeit. Scherz und An- 
muth weifs er mit sittlichem Ernst zu verbinden. Zugleich aber ge- 
währt die ermahnende und warnende Schilderung des Dichters einen 
bedenklichen Blick in die Gefahren, welchen die Nonnen ausgesetzt, 
und denen sie in einem Kloster des Bamberger Sprengeis in bedauer- 
licher Weise erlegen waren^), wie nicht minder nach Hermanns eigenem 
Zeugnils in Lindau und Buchau. Recht unverblümt konnte der fromme 
Dichter sie vor den nur allzubekannten Versuchungen warnen. 

Zugeschrieben wird Hermann auch, doch weder von Berthold, von 
Hugo von Trimberg, noch in den Handschriften des Werkes, sondern 
nur vom Anonymus MeUicensis, eine umfangreiche Dichtung in leoni- 
nischen Hexametern, der Wettkampf des Schafes und des Flachses*). 

1) Von seinen zwei Bflcbem de astrolabio wird im Librinchen Gatalog Ton 
1859 S. 103 n. 483 ein schönes, von der Ausgabe bei Pez, Tbes. IIP, 109 
(daraus Migne CXLIII) sebr rerscbiedenes Manusoript beschrieben, mit Facs. 
pL 29. Darin auch die ebenfalls mathematische Rithmachia. Eine sehr ge- 
kflnstelte Vorrede zu jenen BQchern hat aus einer MOnchener Handschrift 
Dfimmler herausgegeben im Anz. d. Germ. Mus. 1869 S. 135. Ueber eine Karls- 
ruher Hs. mit math. Schriften s. Hansjakob S. 66. 

>) Ihm werden die Antiphonen Salve Regina u. Alma Redmptoris mater 
zugeschrieben; s. Hansjakob S. C8 — 80, wo auch schon die yon Waitz NA. III, 
68 aus Jacobi Jan. Bist. Lomb. angeftkhrte Stelle nach Ricobald benutzt ist. 

>) Zeitsohr. f. D. Alt. XIU, 386—434; vgl. Baxmann: Zur Geschiehtschrei- 
bung und Sittenlehre Hermanns, Theol. Studien u. Kritiken 1869, I, 108 — 118. 
Hansjakob S. 80 — 92. Von einem beabsichtigten zweiten Theile de virMihus 
hatte er wohl erst einzelne Stücke gedichtet, deren eines im Cod. Udalrici er- 
halten Ut, BibL V, 38. 

*) Brief an Bischof Günther ron Bamberg in Sudendorfs Registrum II, 6. 

^) Conflictus Ovis et liniy jeut ToUst&ndig in d. Zeitschrift f. D. Alt. XI, 216 
bis 238; Vers 7 lie^ submoU. 166 interea. 206 Hister amande. 469 optatae. 
486 sanctae. 629 incautus. 617 ferat. 703 nostro. 720 cautus. 764 animas. 



38 IV. Salier. { 5. Hermaan von Reieh«nau. 

Beide werden redend yorgef&hrt und melden ihre Vorzüge, die Brauch- 
barkeit ihrer Prodncie, nicht ohne Gewandtheit in der Form und mit 
viel Witz und Laune, während zugleich die verschiedenen Mittheilungen 
über Gewerbe und Manufactur jener Zeit sachlich sehr schätzbar sind. 
Kaum aber würde man dem lahmen Mönche eine so lebensMsche 
Dichtung zutrauen können, und da der Inhalt sehr bestimmt (bes. 
y. 122) nach Flandern weist, so werden wir in diesem Haupthmd der 
Tuchfabrikation auch wohl den Verfasser zu suchen haben. 

Das Hauptwerk Hermanns ist seine Chronik^), welche mit 
Christi Geburt beginnt und von den grofsen Weltchroniken dieser 
Zeit die erste ist. Aus vielen Quellen mosaikartig zusammengesetzt, 
ist sie ein Denkmal seines greisen Fleifses, seiner auüserordentlichen 
Belesenheit und seiner sorgfältigen Genauigkeit. In der chrono- 
logischen Anordnung der Ereignisse besteht ihr Hauptverdienst; des- 
halb besonders wurde sie von den Zeitgenossen so sehr geschätzt 
und darauf war auch Hermanns Augenmerk gerichtet. Eine zusammen- 
hängende Darstellung, ein Eingehen auf die geschichtliche Verbindung 
der Ereignisse, ihre Ursachen und Folgen, lag aufserhalb seines 
Planes. Von den früheren roh zusammengestellten Annalen unter- 
scheidet ihn theüs die gröisere Sorgfalt und Genauigkeit der Arbeit, 
theils die gröfsere Vollständigkeit und die verständige Auswahl dessen, 
was er aufgenommen hat. 

Es ist indessen in neuester Zeit in Frage gestellt worden, o{> 
wirklich Hermann dieser Buhm so ganz und ungeschmälert zukomme, 
wie bisher allgemein angenommen wurde. H. Brefslau*) hat den Be- 
weis geführt, dals die sogenannte EpUome Sangaliensis, welche zuerst 
1529 von Sichard als Hermanns Chronik herausgegeben, und seit der 
Veröfifentlichung der echten Chronik als ein Auszug aus derselben be- 
trachtet wurde'), unmöglich ein solcher sein kann. Auch Pertz hatte 
die Benutzung einer ganzen Beihe anderer Quellen in dieser sog. 

759 perstas. Gfroerer Gregor VII. VII, 229 bespricht es nach dem unroUst. 
Druck bei £d. Du Möril ohne Zweifel an der schw&b. Herkunft; den armen 
lahmen Hermann führt er spasierengehend ein. Fflr die oben ausgesprochene 
Ansicht auch Dftmmler in ders. Zeitschr. XIII, 434. Gervinus I, 217. 

1) Herimarmi Augienm Chronuxm ed. Ports, MG. SS. V, 67—133. üeber- 
setzung von Nobbe, 1851. Einige Notizen im älteren Theil, deren Herkunft 
unbekannt war, finden sich im Cod. Colon. 103, der aus Beichenau stammt, 
Ecol. Colon. Codd. p. 131. 

*) Hermann von Beichenau u. die sogenannte Epitome Sangallensis, NA. TL, 
566—576. 

') Ports bringt ihre Zus&tse unter dem Text; eine neue Ausgabe bereitet 
Brefslau Tor. Sichard giebt die Herkunft der Handschrift nicht an; in Folge 
eines Misrerstlkndnisses seiner Worte bei Urstisius, welches schon Ussermann 
gerügt hat, ist die Benennung Epitome SangcUknsis entstanden. 



Epitome Sangallensi«. Schw&bUche Beiehsannalen. 39 

Epitome oaehgewieseD, aber bei der Seltenheit der Sichardschen Aus- 
gabe war diesem ziemlich werthlosen Werke wenig Aufinerksamkeit 
zugewandt. Denn von 1041 an hat er nm* aus Hermanns Chronik 
abgeschrieben; der vorhergehende Theil aber ist eine ohne Sorgfalt 
und ohne irgend yerständige Auswahl gemachte Zusammenstellung von 
Excerpten. Ist es nun aber richtig, und es scheint unzweifelhaft, dafs 
der Yermeintliche Epitomator nicht aus Hermanns Chronik geschöpft, 
und sein Excerpt wieder aus den auch von Hermann benutzten Quellen 
selbständig bereichert haben kann, so bleibt uns kein anderer Ausweg 
übrig, als anzunehmen, dafs beide aus gemeinsamer Quelle schöpften. 
Diese gemeinsame Quelle findet Brefslau^) in jenen verlorenen Schwäbi- 
schen Beichsannalen, deren Existenz tdi die Zeit Eonrad II als 
gemeinsame Unterlage f&r Wipo und die Annales Sangallenses zuerst 
Steindorff nachgewiesen hat. In diesem Werk also erkennt BreDslau 
die erste wirkliche Weltchronik; fOr sie nimt er das Verdienst in An- 
spruch, welches bisher Hermann zuerkannt wurde. 

Als Quellen dieser Chronik hat Brefslau nachgewiesen aulser Beda 
und anderen älteren Schriften, vorzüglich die Ann. Fuldenses, dann 
die Alam. Aug. (vermuthlich nicht in der uns bekannten Form), die 
Laureshamenses nebst Nachrichten von Beichenau, St. Gallen und 
Constanz. Begino und sein Fortsetzer scheinen dem YerfiEiSser nicht 
vorgelegen zu haben, und in Bezug auf die Annales Heremi findet 
Brefslau es zweifelhaft, ob diese nicht vielleicht ein Auszug der Beichs- 
annalen sind. Eine Hauptquelle aber sind dann die Hersfelder Annalen 
mit den Ann. Hilde^ majores, welche sich ihnen anschliessen. Diese 
müfsten fast unmittelbar nach ihrem Abschlufs (1043?) am Bodensee 
bekannt geworden sein, was ja bei dem lebhaften Besuch der Hildes- 
heimer Schuld nicht überraschen kann. 

Dieses ausgezeichnete Werk nun, dessen Verlust wii* sehr be- 
dauern müssen, ist vielleicht in St. Gallen entstanden, xmd dort 
sogleich zur Ausfüllung der älteren Annalen verwendet worden; es hat 
Wipo gedient, um darauf seine Gesta Chuonradi mit Benutzung seiner 
persönlichen Erinnerungen aufzubauen, wo er denn freilich der Wahr- 
heit nicht ganz treu geblieben ist, wenn er in der Widmung sagt: 
«licet inde nondum aliquid scriptum vidissem.*" Dasselbe Werk in 
seinem ganzen ümfeuig ist in der sog. Epitome in einen ungeschickten 
Auszug gebracht, bei welchem jedes geschichtliche .Verständnis fehlte, 
der aber doch weite Verbreitung fand und den Melker und Salzburger 



^) Die Terlorenen Sohw&bischen Reiehaannalen , ihre Quellen und Ablei- 
tungen. NA. II, 576—596. 



40 IV. Salier. { 6. Die EX^Bter des Sehwarawaldes. 

Annalen so wie dem sog. Chronicon Wirzibnrgense zur Grundlage 
diente. 

Mit besserem YerständnilB hat also auch Hermami, wenn diese 
Annahmen richtig sind, ans demselben Werke geschöpft mid es mit 
Zusätzen yersehen; er hat bis an den SchluTs desselben das knappste 
MaÜB bewahrt, dann aber von 1040 an die Zeitereignisse ans eigener 
Kenntnüs berichtet; nur die Briefe Berns und ein Pabstcatalog^) sind 
noch als schriftliche Quellen kenntlich. «Mit welcher Vorsicht und 
Umsicht er dann*', so sagt Giesebrecht, „den ihm meist nur dnrch 
mündliche üeberliefenmg zufüefoenden Stoff behandelt hat, kann nicht 
genug gerühmt werden. Niemals Augenzeuge, berichtet er doch überall 
mit gleicher Zuverlässigkeit, wie ein Mann der mitten in den Welt- 
verhältnissen lebt. Man wird ihm wenig erhebliche Fehler in diesem 
letzten Theil seiner Chronik nachweisen können, welche er bis in sein 
Todesjahr 1054 fortgeführt hat. Sein subjectives ürtheil hält Hermann 
mit greiser Absichtlichkeit zurück, wie er denn überhaupt seine 
Persönlichkeit wenig hervortreten läljst; wo seine eigene Ansicht durch- 
scheint, ist sie weder höfisch noch mönchisch. Er läfst meistentheils 
einfach die Thatsachen selbst reden, die er mit kurzen Worten in 
einem fOr jene Zeiten sehr reinen Latein darlegt')''. 

§6. Die Klöster des Schwarzwaldes. 

Hermann der Lahme erlebte nicht mehr die Zeiten der Ver- 
wirr ong; er war noch nicht gezwungen, die schwere Wahl zwischen 
Kaiser und Pabst zu treffen. Li der Begel stellten sich diese ehren- 
werthen alten Benedictiner Stifter auf die Seite des Kaisers, und das 
Eindringen des neuen mönchischen Greistes hatte Beichenau glficklich 
abgewehrt; Hermanns Schüler aber wurden davon ergriffen. 

Die Bichtung und Entwickelung der Kirche, welche mit Gregor VH 
zur Herrschaft kam, ging vornehmlich von Gluny aus, und einer 
ihrer stärksten Vorposten, in engster Verbindung mit Ciuny, waren 
die Klöster des Schwarzwaldes. Hier verkehrten die Legaten und 
Gegenkönige, hier feierten sie ihre Feste, hier suchten sie und ihre 
Anhänger Zuflucht in Zeiten der Noth. Die Mönche von Ebersheim- 
münster im Elsafs haben Budolf von Beinfelden sogar seine Krone 
geschmiedet. Es war nicht wie bei den Sachsen eine zufällige Ueber- 
einstimmung in dex Opposition gegen das Beich, welche diese Möncl;!« 
mit Gregor zusammenführte, sondern der reine dogmatische Eifer. 

i] S. Steindorff, Heinich III, I, 446. 

') Kaiserseit II, 564. Ueber die ihm cugeschriebenen Gesta Chuonradl et 
Heinrici oben S. 15. 



Wilhelm ron Hinchaa. 41 

Sie lebten in der Yorstellnng von der p&bstlichen Allgewalt und 
konnten einen anderen Standpunkt gar nicht begreifen. 

In Verbindung mit Gluny standen diese Klöster wohl schon 
lange. Ein recht lebendiges und festes Band aber knüpfte sich erst 
durch Wilhelm Ton Hirschau« Dieser führte auf den Bath des 
bekannten p&bstlichen Legaten Bernhard, Abt von St Victor, der sich 
1077 ein ganzes Jahr lang bei ihm aulhielt, die Cluniacenser Begel 
in seinem Kloster ein, und von hier aus yerbreitete sich nun der 
Hirschauer Orden nach allen Seiten; neue Klöster wurden gestiftet 
und alte nach der neuen Weise reformiert. Hirschauer Mönche kamen 
nach Beichenbach und St. G^rgen im Schwarzwald, nach Schaff- 
hausen ^), Petershausen und Pfäyers, nach Weilheim (später nach 
St. Peter bei Freiburg verlegt) und Zwifalten, Blaubeuem und Isny, 
Wiblingen und Ochsenhausen, nach Mönchsroth'), nach Komburg in 
Pranken, nach Fischbachau und Scheiem, Prüfening und Ensdoff in 
Baiem, nach dem Petersberg bei Erfurt, Beinhardsbrunn, Goseck, 
Hasungen und Magdeburg, nach Admunt in Steiermark, St. Paul in 
K&mten'). Otto von Bamberg fQhrte in allen seinen Klöstern die 
Hirschauer Begel ein. Derselben Bichtung gehörte St Blasien im 
Schwarzwalde an. Hier wurde Hartmann, früher Probst von St. Nicola 
bei Passau, des Gegenkönigs Budolf Kaplan, Mönch und Prior; dann 
aber 1094 Abt von Götweih, wohin er eine Colonie aus St. Blasien 
führte, und bald wurden ihm auch St. Lambert in Steiermark, Kempten, 
SIC Ulrich und Afra in Augsburg anvertraut Nach Kremsmünster 
kamen Mönche aus Gottesau, einer Hirschauer Colonie im Sprengel 
von Speier. Bischof Burchard von Basel aber unterwarf 1105, einge- 
denk der alten Freundschaft und innigen Verbindung, das von ihm 
gestiftete Kloster St. Alban bei Basel unmittelbar dem Abte von Cluny. 

>) Die Gründangsgesohiekte (1052) im Buch der Stiftor, Mone's Quellen- 
aammlung I, 80—98, welches aufser der urkundlichen Relatio Buroardi comüis 
(Mone's Anseiger 1837 S. 3 fF.) eine sp&tere deutsche Lebensbeschreibung des 
Stifters, Grafen Eberhard von Nelienburg, mit Fortführung bis c. 1106 ent- 
hält. Das Thatsftchliche enthalten die Belatio und Bemold. Gallus Ohem hat 
einige Zus&tze, NA. II, 186. VgL auch Hirsch, Jahrbücher Heinrichs IV, 1, 639. 
FicUer, Quellen und Forschungen sur Geschichte Schwabens und der Ostschweis 
(1859) S. XXXV f. Vers, der unter dem ersten Hirschauer Abt Sigifrid (f 1096) 
besorgten Bücher bei Boos: Die Handschriften der Ministerialbibl. su Schaff- 
hausen (Seh. 1877) S. IV— VII (stott talkUorum 1. vei aUatortm). Geschicht- 
liche sind nicht darunter. Die Ann, Sca/kusenses , MG. SS. V, 388 sind nur 
drei locale Bemerkungen im Cod. Bemoldi, die Ann, Oengenbacenses 1027 — 1096 
ib. 389 eine su derselben Chronik sugeschriebene Abtfolge Ton Gengenbaeh. 

*) Landgericht Dinkelsbühl; s. Steiohele, Bisthnm Augsb. III, 477. 

') S. im Urkundenbuch des Stiftes (Fontes Ber. Austr. II Bd. 39) den Codex 
traditionum von 1205 mit Nachrichten über die Stiftung. 



42 IV. Salier. { 6, Die Klteter des Schwurzwaldea. 

Diese merkwfirdige und folgenreiche Ent&ltang des neuen Mönch- 
thnms verdiente wohl eine eigene üntersnohnng^); zahlreiche Quellen 
bieten einzelne Zflge dazu, wir können hier nnr einige nennen, welche 
unmittdbar diesen (Gegenstand berflhren. Dahin gehört das Leben des 
Abtes Wilhehn Ton Hirschau') (1069—1091). Es soll bald nach seinem 
Tode von dem Prior Haimo yerfafist, sp&ter aber überarbeitet sein*). 
Völlig im Legendenstil geschrieben, gerade die wichtigsten Gegenstände 
kaum berührend, ist es nnr von sehr geringem Nntzen. Ungleich be- 
deutender ist das Hirschauer Buch*), welches die zuverl&Gsigsten Kach- 
richten über die Ausbreitung des Ordens gewährt; es hat aber einen 
halb urkundlichen Charakter, nicht die Form eines Geechichtswerkes. 

Lehrreicher als das Leben Wilhelms ist das Leben des Priors 
Udalrich von Zell^), einem Quniacenser Priorat im Schwarzwalde, 

>) Eisiges hat St&lin EosammengeBtellt, Wirt. Gesch. II, 685 ff. Vgl. aueh 
den Codex epistolaris von Beinhardsbrunn im Archiv d. Wiener Ak. V, 1 — 66. 
Bine grundlegende Arbeit sind die Forschangen EOr Gesch. d. Abtes W. t. H. 
Ton Ad. Helmsdörfer, Gott. 1874. 

S) ed. Wattenbach, MG. SS. XII, 209-225. Kerker, Wilhelm der Selige, 
Abt von Hirschau, Tflb. 1863. Bec v. Wagemann, GGA. 1865 N. 35, wo auch 
der Streit über die AQtorschsft der Philosophicae et aatronomicae institutiones 
berfthrt ist. Helmsddrfer a. a. 0. S. 72 ff. beweist, dafs sie Wilh. de Conchis 
angehören. 

*) Helmsdörfer, der sehr eingehend die Unglaubwürdigkeit des Trithemius 
nachweist, verwirft auch diese Angabe, worin er doch vieUeicht zu weit geht, 
8. F. Ewald HZ. XXXIV, 412. Er widerlegt S. 38 die Vermuthung, dals Wil- 
helm sich am Hofe aufgehalten habe, und bek&mpfl S. 67 ff. die Annahme, 
dafs der im Buch de Musica genannte Otloh der bekannte sei; dieser habe 
entgegengesetete Richtung gehabt, und Wilhelm erst sp&ter (1075 auf der 
römischen Beise?) sich der gregorianischen Richtung zugewandt. In dem Werk 
de astronomia heilat der Tr&ger des Dialoges Otochus, Ober die S. 66 Anm. 2 
erw&hnte Handschrift s. DOmmler in der Zeitschr. f. D. Alt. XIII, 432. Der 
Verteidigung der Chronologie von Wilhelms letzten Tagen S. 45 kann ich nicht 
zustimmen, weil das diurnum ministerium nach den Vigilien nur den Festtag 
selbst bezeichnen kann. 

*) Codex Hirsaugiensis, im ersten Bande der Bibl. des Litter. Vereins in 
Stuttgart Die dem Traditionsbuche vorausgeschickte Abtgeschichte ist ans dem 
Ende des zwölften Jahrhunderts, mit einem Zusatz, der bis 1205 reicht. Doch 
ist der Anfang, wie Helmsdörfer S. 5 zeigt, schon anter Abt Bruno (1105 bis 
1120) verfällst und im Annalista Saxo benutzt, der sie vermuthlieh durch die 
HirschAaer im Kloster Bergen bei Magd, kennen lernte. Noch ältere Elemente 
findet F. Ewald a. a. O. S. 413 in den Nachrichten ftber den Abt Gebhard 
1091 — 1105, vermuthlieh aus Speier, wo er Bischof wurde. Dem Gegenstande 
nach gehören hierher auch die Casus monasterii Fetrishusen und die Zwifalter 
Quellen. Zur ersten Stiftung von Hirschau vgl. Arch. XI, 271 eine Stelle aus 
der ungedmckten Viia S, Aureliu Ueber die von Trithemius erftindene an- 
gebliche Blüthe der Hirschauer Schule in älterer Zeit, welche noch in fast 
allen Bftcherti über Litteraturgeschichte und Cultargeschichte spukt, s. Dttmmler, 
Ostfr. U, 653. C. Wolff im Würtemb. Jahrbuch ftir Statistik, Jahrg. 1863, 
B 229—281 

B) Vüa'üdalrici Ceüewis, Mab. VI, 2, 781, Acu SS. JuL III, 152 die zweite 



Dia Hinchauer. Udalrieli ron ZelL 43 

der wie Wilhelm ans Begensbnrg stammte, von klein auf mit ihm 
befreimdet war imd in Clnny, wo er Mönch geworden, anf Wilhekns 
Wnnsch die dortigen Oewohnheiten anüschrieb nnd nach Hirschan 
schickte. Anch seine Biographie ist nns aber in ihrer nrsprOnglichen 
Gestalt nnr fragmentarisch erhalten; eine wenig sp&tere üeberarbeitnng 
hat bereits manchen geschichtlich wichtigen Zng verwischt nnd daftr 
die Masse der Wnnder ansehnlich vermehrt, wie wir das bei £ast allen 
Heiligenleben beobachten können. 

Nicht anwichtig ist anch die Grtindnngsgeschichte von 
St. Georgen auf der Höhe des Schwarzwaldes, von wo das Kloster 
im 16. Jahrh. nach Villingen verlegt wurde. Die Handschrift ist ver- 
loren, aber eine von Bader anfgefnndene und herausgegebene Abschrift 
ersetzt sie^). Es war Hezelo von Tegemau, wie sp&tere Quellen ihn 
bezeichnen, der Vogt von Beichenau, welcher mit BeihtQfe gleichge- 
sinnter Freunde 1083 das Kloster begründete. Abt Wilhelm entsandte 
1084 Hirschauer Mönche, Bischof Gebehard weihte 1085 die Kirche, 
und auf einer Synode zu Constanz 1086 wurde die Stiftung vollendet, 
welche 1094 dem heiligen Peter zu Bom übergeben wurde. Bemerkens- 
werth ist ein Bechtspruch Heinrichs Y zu Gunsten des Klosters anf 
dem Hoftag zu Strafsburg um Neujahr 1125. Sehr bezeichnend für den 
Geist der Zeit ist auch hier die Fülle von Schenkungen, welche in 
rascher Folge dem Kloster zuströmt. 

Beachtenswerth ist neben dem überschwänglichen Lobe der neuen 
Mönche eine entgegengesetzte Stimme, die sich aus dem Kloster Lorsch 
vernehmen liefs, als auch hier ffirschauer Mönche gewaltsam eingeführt 
wurden, eine Klage der alten Mönche in Versen, worin den neuen 
Mönchen alles üble nachgesagt wird'). 

Derselbe Geist fanatisch römischer Gesinnung, jeder Begung von 
Vaterlandsliebe grundsätzlich entfremdet, erfüllte auch die Klöster der 
Begulierten Chorherren: zugeben mag man, dafs sie nur in un- 
bedingter Unterwerfung unter den Pabst zu Bom das Heil des Vater- 
landes für möglich hielten. Ein kleines Stift der Art, Lautenbach 

Bearbeitimg; Mon. SS. XII, 249 — 267 die Fragmente der ersten and Ezeerpte 
der Bweiten von R. Wilmans herausgegeben. Nach dem Anon. Meli c. 110 
schrieb Udalrich ein Leben Hermanns von Z&hringen, der als MOnch in 
dany starb, Bischof Gebhards III yon Constana Bruder. Vgl Fickler, Berthold 
der B&rtige, Mannh. 1856. 

^) Mone's Zeitschr. f. (iesoh. d. Oberrheins IX, 193^225. Nach 1096 ist 
eine Lücke, dann weitere Traditionen 1121 — 1155. 

*) Carmen Laureshamensium monachorum expukorwn ad Heinricum V 
contra Hiraatwienses a. 1111, gedruckt in Goldasts Apologia pro Heinrieo lY 
p.28S, Helwich, Antiquitates Lanrish. (1631) p. 147. Codex Lanresh. ed.Lamey I, 
224—228, MG. XXI, 430, wo r. 78 pedoris für fetoris henustellen ist. 



44 I^* Salier. | 6. Hinohaa. § 7. Bernold und Berthold. 

oder Lutterbach bei Gebweiler im Elsab, erlag in dem Kampfe der 
Parteien seinen Gegnern; noch aber lebten die Brflder in der Nach- 
barschafl und beeachten die Bninen ihres zerstörten Slosters. Da 
schrieb 1083 anf Geheifis des Probstes Hermann ein vorzflglich ge- 
lehrter, obgleich noch jugendlicher Chorherr, Manegold, eine Ent- 
gegnung gegen die Schrift Wenrich's) deren wir später zn gedenken 
haben werden. Sie fiel so mablos heftig ans, nahm so unbedenklich 
alle gegen die Gegner in ümlaof gesetzten Verleamdnngen als That- 
sachen aof, ddSk selbst Gregor VII, fOr den sie geschrieben ist, sie 
nicht gebilligt haben soll, und Gerhoh sie später tadelnd erwähnt; die 
einzige Handschrift hat sich in dem Hirschauer Kloster Blaubeuem 
erhalten^). Gewidmet ist sie dem Vorkämpfer der Ultramontanen, Erz- 
bischof Gebhard von Salzburg. Nach Gregors Tode schrieb Manegold 
noch eine Schrift gegen Wolfelm von Coeln, um dessen Meinung zu 
bekämpfen, dafs die Lehren der heidnischen Philosophen mit den 
christlichen Dogmen vereinbar seien'). Von den gegen ihn gerichteten 
Schriften, deren es wohl ohne Zweifel mehr gegeben hat, sind Verse 
eines Hugo orthodoxus, wie er sich nennt, erhalten, aus welchen 
sich Thatsachen kaum entnehmen lassen'). 

Als es Manegold im Elsaüs zu heils wurde, begab er sich um 
1086 in Herzog Welfs Stiftung Baitenbuch, wo er Decan wurde. 
Im Jahre 1094 finden wir ihn wieder in dem 1090 neugegründeten 
Kloster Marbach, südlich von Golmar; 1096 war er bei ürban II in 
Tours, gerieth 1098 in die Gefemgenschaft seiner Gegner und lebte 
noch 11Q3. 

§ 7. Bernold und Berthold. 

Die Mönche der neuen Bichtung, welche sich vorzüglich in der 
zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts in Deutschland ausbreiteten 
und theils unmittelbar, theils auf verschiedenen Umwegen von Cluny 
ausgegangen waren, kämpften für das Haupt ihrer Partei, für Hilde- 
brand, mit allen Waffen, deren sie fähig waren, und vor allem mit 
der Feder. Mit zahlreichen Streitschriften traten sie den Schriftstellern 
der kaiserlichen Partei entgegen^), und auch die Geschichtschreibung 

1) Ueber Manegold und seine Schrift genflgt es jetst, anf W. r. Giese- 
brecht« Abhandlung in den SB. der Manch. Akad. 1868 II S. 297—330 zn 
Terweisen; Tgl. Kaiserz. III, 1049, wo gegen P. Ewald's Bedenken (Forsch. XYI» 
388) die Abfassung vor Gregors Tod aufrecht erhalten wird. 

s) Mnratori, Anecdota ktina IV, 163—208. 

*) Gedr. in den SB. der MUnchener Akad. 1873 S. 732. 

*) S. Stenzel I, 496 ff. Helfenstein, Gregors VII Bestrebungen nach dem 
Streitschriften seiner Zeit, Frankf. 1856. Giesebrecht III, 1048 ff. 



Muigold Ton Laatenbach. Berthold. 45 

müfste sich an dem Kampfe betheiligen; es war nicht l&nger möglich, 
die nnparteüsche Bnhe nnd würdevolle Haltung der alten Annalen zn 
bewahren. Wächst dadurch die Gefahr einseitig be&ngener Darstellung, 
80 kommt doch wieder mehr W&rme in die Geschichtschreibung; man 
erlaubt sich ein ürtheii über die handelnden Personen, und ist ge- 
nOthigt, über das blobe Niederschreiben der Thatsachen hinauszugehen, 
Ursachen und Motive ins Auge zu fassen. 

Als Hermann in Reichenau sich dem Tode nahe fühlte, übergab 
er seinem vertrauten Schüler Bert hold seine Wachstafeln, um was 
daraus noch nicht auf Pergament übertragen war, durchzusehen, zu 
verbessern und abzuschreiben. Vorher erwähnte er ein Werk de mtna, 
das er zu verfassen beabsichtigt hatte, und in einer Vision zu lesen 
glaubte, als ob es schon geschrieben wäre, unmöglich kann damit 
das oben S. 37 besprochene Gedicht gemeint sein , das von Berthold 
als kunstreich ausgearbeitetes Werk Hermanns genannt ist; man müfste 
denn eine üngenauigkeit des Ausdrucks annehmen und den unvollen- 
deten zweiten Theil darunter verstehen dürfen, obgleich er von den 
Tugenden handeln sollte. * 

Ist nun diese Frage von unerheblicher Bedeutung, so ist es da- 
gegen fCb* unsem Zweck von gröfster Wichtigkeit, dab Berthold auch 
die Chronik fortgesetzt hat, wie ausdrücklich überliefert ist^). In Be- 
treff dieser Fortsetzung habe ich mich früher der von Pertz aufge- 
steUten Ansicht angeschlossen, dab Berthold erst 1076 dieselbe be- 
gonnen, und bei der Ausarbeitung Bemolds Chronik benutzt habe; in 
seiner Ausgabe') hat daher Pertz alles was mit Bemolds Autograph 
übereinstimmt, als von diesem entlehnt bezeichnet. Allein nachdem 
zuerst Waitz die Bichtigkeit dieser Ansicht bezweifelt hatte'), haben 
Giesebrecht^) und Schulzen*) überzeugend nachgewiesen, dab die Sache 
sich vielmehr umgekehrt verhalte. Berthold hat, was auch an sich weit 
wahrscheinlicher ist, gleich nach Hermanns Tod ein mit Wärme und 
Liebe gezeichnetes Lebensbild seines Lehrers zu der Chronik hinzu- 
gefügt, und dann dieselbe in der begonnenen Weise fortgesetzt. Noch 
ist ihm Cadaloh der rechtmäfsige Pabst, Anselm der üsurpatoi', und 
das kann er, wie Giesebrecht richtig bemerkt, schon nach dem Concil 
von Mantna 1064 kaum mehr geschrieben haben. Die zuverlässigen, 

1) Inschriften der CompiUtionen von St. Blasien und Mari, u. Anon. Melli- 
eensis. 

<) Bertholdi Amoks ed. Perts, MG. SS. V, 264-326. 

8) Gott. ^«ehr. 1857 S. 62. 

«) KaiBerzeit IH, 1082—1038. 

^) De Bertoldi et Bemoldi Chronicis. Dias. Bonn. 1867. Nur die erste 
Ausgabe Giesebrechts konnte hier am Schlüsse noch berücksichtig^ werden. 



46 tV. Salier. { 7. Bernold und Berthold. 

aber ziemlich dürftigen Nachrichten liegen bis 1066 in der Fortsetzung 
Yor, welche Sichard 1529 ans einer jetzt verlorenen Handschrift, die 
am Ende yerstOnunelt war, herausgegeben hat^). Weiter findet sich 
in der Sanblasianer Gompilation eine Fortsetzung, welche von Pertz 
und Giesebrecht ebenfalls Berthold zugeschrieben wird, während Schul- 
zen eine abweichende Meinung aufgestellt hat. Nachdem an&ngs noch 
die Chronik in gleicher Weise, wie vorher, fortgeftihrt ist, beginnt 
mit 1073 eine sehr ausfEQirliche Erzählung, welche nun mit wachsender 
LeidenschafbUchkeit gegen Heinrich IV Partei ergreift. Die Beschul- 
digungen, welche Gregor YH in seinen Briefen gegen Heinrich aus- 
spricht und andere Berichte der Gregorianer, werden hier ohne alles 
Bedenken als völlig zuverlässige Quellen verwerthet. üeber die römi- 
schen Synoden und die Vorgänge im Lager des Gegenkönigs Budolf 
ist, wie Giesebrecht bemerkt, der Verfasser so gen^u unterrichtet, dab 
er dort anwesend gewesen sein muls. Im Jahre 1080 bricht die Er- 
zählung plötzlich ab ^ sei es nun, dafs die weitere Fortsetzung sehr 
frühzeitig verloren ist, oder dalüs Berthold, wenn er der Verfasser ist, 
zu schreiben aufhörte. Die Sinnesänderung Bertholds erklärt Giese- 
brecht durch die schlechte Behandlung, welche Beichenau in den 
Jahren 1069 bis 1073 vom Königshofe aus erfuhr; dadurch sei Bert- 
hold zu denen gefOhrt, welche fOr die Freiheit der Kirche stritten, und 
leidenschaftlicher Gregorianer geworden; die Ausdrucks weise findet er 
von Bemolds Stil ganz verschieden. Bei aller Parteilichkeit der Dar- 
stellung aber giebt die Reichhaltigkeit und Genauigkeit der thatsäch- 
lichen Mittheilungen dieser Fortsetzung einen ganz ausgezeichneten 
Werth. 

Zum Jahr 1088 berichtet Bernold: „Bertholdus doctor egregius, 
in sacris litteris adprime eruditus, in senectute bona plenus dierum 
migravit ad Dominum 4. Idus Martii.* Da nun Bernold Bertholds 
Chronik benutzt hat, ein anderer Berthold aber weder in der Chronik 
noch im Necrolog erwähnt wird, auch sonst nicht bekannt ist, so 
scheint mir kaum zweifelhaft, dafs damit unser Chronist gemeint sei. 

Hatte Berthold zu schreiben begonnen, als noch der Frieden 
zwischen Beich und Kirche nicht gestört war, so trat dagegen Ber- 
nold von Anfang an recht mitten in diesen Kampf hinein, an wel- 
chem er sich durch zahlreiche Streitschriften betheiligte. Selbst eines 
Priesters Sohn, war er doch der heftigste Gegner dbr Priesterehe. 
Canonistische und geschichtliche Gelehrsamkeit besafs er in reichster 



^) Wiederholt bei Ussermann, Prodr. I, 251— 258« Bei Perts mit 3 be- 
zeichnet. 



Berthold und Bernold. 47 

FflUe; diese Bildung hatte er in Constanz nnter dem gefeierten Lehrer 
Bernhard gewonnen. Schon 1074 begann er seine Chronik, aber bald 
wnrde er anch in den Stmdel der Ereignisse gerissen. Im Jahre 1079 
finden wir ihn anf der Fastensynode zu Bom; vielleicht vom Constanzer 
Bischof abgesandt, weil er schon in verschiedenen Schriften sich als 
eifrigen nnd streitfertigen Hildebrandiner gezeigt, anch in einer eigenen 
Abhandlung die Synodalbeschlflsse von 1075 yertheidigt hatte. In 
dem Antograph seiner Chronik sind die Ereignisse dieser Jahre bis 
1083 nicht gleichzeitig Jahr für Jahr eingetragen, wie in anderen 
Theilen derselben^); es stimmt das zu Schulzens Vermuthung, dails er 
diese Jahre in Italien zugebracht habe und erst mit dem Legaten Odo 
von Ostia heimgekehrt sei. Ob wir aber auch mit Schulzen annehmen 
dürfen, dafs er über diese Jahre jene ausführliche, sonst Berthold zu- 
geschriebene Darstellung verfafst, in seine daheim gelassene Chronik 
nur einen kurzen Auszug nachträglich eingetragen habe, das möge 
weiterer Untersuchung anheimgestellt bleiben, tf^iesebrecht hat sich, 
wie gesagt, in seiner 4. Ausgabe dagegen erklärt. 

Der Cardinaibischof Odo von Ostia (später ürban ü) weihte 
Bernold im Dec. 1084 in Constanz zum Priester, und ertheilte ihm 
die Vollmacht, reuigen Sündern die Absolution zu ertheilen^). Er 
war offenbar ein sehr angesehener Vorkämpfer seiner Partei, und mit 
den Häuptern derselben im vertraulichsten Verkehr. Mit dem Gegen- 
künig Hermann zog er sogar in den Krieg, und war zugegen in der 
Schlacht bei Bleichfeld 1086. Ihm ist Heinrich IV Antiochus, seine 
Gegner sind die Maccabaeer, und was diese mit den Waffen erkämpfen, 
das verkündet er den Gläubigen und Getreuen zum Preise und zur Ehre 
Gottes: ^ad laudem et gloriam dei fidelibus annunciare curavi", sagt 
er über jene Schlacht. Seine Auffassung ist dadurch natürlich ein- 
seitig und gefärbt, doch ist er minder leidenschaftlich als Berthold, 
wenn wir mit Becht diesem jene weitere Fortsetzung zuschreiben; er 
lädst sich nicht wie Bruno und andere, durch parteiischen Eifer zu 
Lügen und Fabebi fortreifsen; er strebt nach Wahrheit, und berichtet 
was er erfahrt und für wahr hält. 

Im Kriegsgetümmel mochte er sich doch wohl nicht recht an 
seinem Platze fühlen; in demselben Jahr 1086 scheint er im Kloster 
Sanct Blasien MOnch geworden zu sein, von wo er rüstig mit der 
Feder weiter kämpfte. Später aber ist er nach Schaffhausen überge- 
siedelt, welches durch Hirschauer Mönche reformiert war, und daselbst 

') Es ist aber doch nachgetragen und yerbessert; Air die Eintragrong eines 
abgegr&nzten fertigten Stflcks in einem Zuge zeugt die Handschrift nicht. 

*) „Potestatem ad suscipiendos penitentes ex apostolica auctoritate concessit.^ 



I 
i 

> den Römern. 



4g lY. Salier. § 7. Bemold. { 8. Conatams und Augsburg. 

am 16. Sept. 1100 gestorben, nachdem er seine Chronik bis ziim 
3. Aug. desselben Jahres gef&hrt hatte. Sein Antograph verblieb dem 
Kloster, und wird jetzt in der Münchener Bibliothek verwahrt*). 

Dieses Antograph zeigt uns, dafs Bemold sein Werk bis 1073 
im Znsammenhang ansarbeitete. Für die ältere Zeit hat es keinen 
selbständigen Werth; er beginnt mit der knrzen Chronik des Beda 
nnd verbindet damit eine Ueberarbeitong von Hermanns Chronik, zn 
welcher er mit Benutzung Bertholds eine ziemlich dürftige Fortsetzung 
hinzufügte. Auch das zunächst folgende Stück bis gegen Ende des 
Jahres 1074, wo die Schrift sich ändert, mufs noch zu diesem ersten 
Theil gerechnet werden, denn gerade so weit reicht die Benutzung 
Bertholds'), dessen so weit fortgeführtes Werk ihm also bekannt ge- 
worden sein muDs, was bei der Nähe von Beichenau und Constanz 
nicht aufEiallen kann. Von da an trägst nun Bemold mit zunehmender 
AusfQhrlicbkeit alles ein, was ihm zu Ohren kommt; doch sind auch 
längere Abschnitte wi|^er ohne Unterbrechung geschrieben. Vorzüglich 
erst nach der Einkehr ms Kloster scheint er jede Neuigkeit, so wie 
sie ihm zukam, gebucht zu haben. Wir sehen in seiner Handschrift 
mit der gr5bten DeutUchkeit, wie er die einzelnen Sätze in Zwischen- 
räumen eintmg, und je nachdem er über frühere Ereignisse bessere 
Nachrichten erhielt, auch hier noch änderte und zusetzte. Von einer 
eigentlichen Form der Darstellung kann dabei kaum die Bede sein; 
um so gröfser und schätzbarer aber ist die Zuverlässigkeit und 
namentlich die chronologische Sicherheit dieser völlig gleichzeitigen 
Eintragungen*). 

Noch bei Lebzeiten Bemolds, vielleicht sogar vor Gregors VII 
Tod, ist nach Giesebrechts Annahme die Compilatio Sanblasiana 
(1053—1080) entstanden, deren wir schon oben gedachten; sie stand 
in einem jetzt verschollenen Gi^tweiher Codex (1 bei Fertz), aus dem sie 
ITssermann zuerst herausgab; vielleicht ist er mit einer Wiener Hand- 



1) Bemoldi Chronicon ed. Pert«, MG. SS. V, 385—467. Ygl Stenzel 11, 
100. St&lin II, 7. Giesebr. III, 1034. Uebersetsang Ton Winkelmann 1863. 
Seine zahlreichen Streitschriften in Ussermanns Prodr. II. Manegold lobte und 
benutzte sie, Giesebr. in der Abhandlung über Manegold S. 321. 

') Unmöglich kann diese Stelle umgekehrt aus Bemold in die Compilation 
gekommen sein, da der Compilator nicht zu Rudolfus dux et ceteri zugesetzt 
haben würde rebelles. 

>) Druffel, Heinrich IV und seine SOhne (Regensb. 1862) S. 8 hat nach- 
gewiesen, dals Bernold die SteUe über £. Konrad S. 163 aus der MG. SS. VIII, 
474 gedr. Aufzeichnung genommen hat. Dergleichen Stücke, die von Hand 
zu Hand gingen und von den Chronisten rerwerthet wurden, sind auch SS. V, 
ö63. VUI, 470 über Gregors VU Tod , VIU, 460 über Heinrichs IV Pact mit 



CompiUtionen Ton St. Blasien nnd Muri. 49 

Schrift saec. XYI identisch^). Hier ist zuerst Hermann benutzt, dann 
Berthold nnd Bemold yermiseht nnd theilweise in gregorianischem 
Sinne überarbeitet. StQcke ans dem Cfaronicon Wirzibnrgense, aus 
Bemolds nnd anderen Streitschriften der Zeit, sind dazu gekommen. 
Wenn Schulzen, wie es scheint, der Ansicht ist, die ganze Gontinuatio III, 
wie er sie nennt, sei von Bemold geschrieben, so wird das doch wohl 
dadurch widerlegt, dafo der römischen Synode Yon 1079, in der 
Bemold anwesend war, Canones der Synode Ton 1078 irrthflmlich zu- 
geschrieben werden. 

Dieselbe Cempilation bis 1079, nur mit Weglassung der auf 
Si Blasien bezflglichen Stellen, findet sich in den Handschriften you 
Muri und Engelberg (2 und 2* bei Fertz) angereiht an eine durch 
Zusätze aus Beda, Begino, dessen Fortsetzer und Hermann erweiterte 
Bearbeitung Bemolds; mit Weglassung des unvollständigen Jahres 1080 
folgt Bemolds Chronik von 1080 bis 1091. Giesebrecht nennt diese 
Oompilation die Weltchronik von Muri, weil da die älteste Hand- 
schiift noch aus dem 12. Jahrh. gefnnden ist; Mnri wurde um diese 
Zeit durch Mönche you St. Blasien mit der Regel von Fmctuaria 
beglückt. 

Deutlich tritt uns aus diesen Arbeiten entgegen, wie lebhaft 
man sich in diesen Klöstern mit der Geschichte beschäftigte: sehr 
begreiflich, da in den Streitfragen, welche die Welt bewegten, ein 
Haupttheil der Beweise fortwährend aus Fräcedenzföllen entnommen 
wurde. Die Theorie allein erschien doch nicht you hinreichender 
Sicherheit, um sich ausschliefslich darauf Yerlassen zu können. 

§ 8. Constanz. Augsburg. 

Von den Elöstem des Gonstanzer Sprengeis hat uns Beichenau 
bereits beschäftigt; in St. Gallen trat mit Abt Nortpert aus der 
strengen lothringischen Schule you Stablo eine sehr ongfinstige Yer- 
ändemng ein. Voll Abneigung gegen ihn schrieb Ekkehard lY seine 
Verherrlichung der guten alten Zeit, deren wir schon gedachten (I, 317). 
Yielleicht sind auch in St. Gallen damals jene Schwäbischen Beichs- 
annalen Yorfafst, deren wir oben (S. 39) gedachten; sicher entweder 
sie oder der Auszug, welcher freilich ein weit weniger günstiges Zeug- 
nife ftü: seinen Urheber ablegt*). Ans diesen Annalen wurden auch 
die früher abgebrochenen Annalen you St. Gallen, mit localen 
Zusätzen, ergänzt durch das Stück you 1025—1039. Nur die letzten 

1) 8399, Arch. X, 533. Perts benutzte nur 7245 saeo. XVIli (1*). 
*} 613: „S. Gailas nobiscum remansit.'' £b fragt sich, ob der Aasdruck 
nur dem Epitomator oder auch dem ursprünglichen Werk angehört. 

YVattenbach, GMcblchtsquellen IL 4. Aufl. 4 



50 I^* SaUer. { 8. Gonstft&s. Aagsburg. 

Jahre 1040—1044 sind gleichzeitig anl^zeichnet, von einem andern 
Verfasser, der mit Brocken ans Yirgil nnd Justin prangt. Weiter sind, 
eine Notiz von 1056 ausgenommen, die Jahrbflcher nicht fortgesetzt; 
wenigstens nicht, wie sie nns vorliegen. Das Stift wurde tief verwickelt 
in den Kampf der Parteien. Beichenan war unter Abt Ekkehard von 
Neuenbürg eifng p&bstlich, St. Oallen aber leistete unter Abt Ulrich III 
von Eppstein (1077—1122), der 1086 auch Patriarch von Aquilegia 
wurde, mannhaften Widerstand f&r den Kaiser. Kriegslärm tobte nun 
in den friedlichen Hallen, und die Klosterlande wurden entsetzlich ver- 
wüstet. Heber diese Vorfälle hat es ausführliche gleichzeitige Jahr- 
bücher gegeben, von gut kaiserlicher Haltung, welche wir im Auszug 
in Burchards Fortsetzung der Hauschronik finden; theilweise genauer 
und ausf&hrlicher sind sie von 1074 bis 1094 übersetzt in Gallus 
Ohems Chronik der Beichenan'). Zu verwundem ist es nicht, dafs nach 
solchen Schicksalen die wissenschaftliche Bedeutung des Klosters vor- 
über war, und ein Jahrhundert lang die Feder ruhte. 

Aus Pfävers liegt eine kurze, doch nicht unwichtige Erzählung 
vor, die aber erst dem Ende dieser Periode angehört und von der 
glücklichen Vertheidigung der Unabhängigkeit des Klosters gegen die 
Bischöfe von Constanz Zeugnüs giebt'). 

Im Züricher Chorherrenstift scheint man nur im Jahre 1076 
einen kleinen Anlauf zur Annalistik genommen zu haben, der aber 
schon 1078 durch den Brand des Stifts unterbrochen wurde'). 

In Schaffhausen freute man sich an Beliqnien, welche 1125 
aus Jerusalem kamen, und anderen, welche schon früher Erzbischof 
Bruno von Trier (1102—1124), ein Verwandter Eberhards von Neuen- 
bürg, dem Abt Adalbert überlassen hatte; über beide Begebenheiten 
wurde eine Schrift verfafst und eben diesem Abt Adalbert überreicht^). 

1) Vgl O. Breitenbach, NA. II, 183—186. Hier gedachte ich früher anch 
des Planctus beaü Gallif Mone Quellens. III, 136 cf. 680, einer Klage über die 
Entführung des Kirchenschatzes durch den Constanzer Bischof, welche hierher 
2U setsen war nach Hone's Angabe, dafs die Hs. dem 11. Jahrb. angehöre. 
Allein nach Scherrers Verz. S. 254 ist sie aus dem 13. und die Geschichte mit 
Ild. Y. Arxl, 362 der Zeit des B. Eberhard (1248— 1274) zuzuweisen. S.Both 
T. Schreckenstein, Forsch. XV, 135. Helmsdörfers Meinung (Forsch, z. Gesch. 
Wilh. 7. Hirschau S. 20) an eine Aeusserung Mone's anknüpfend, dafs der 
Planctus in die Zeit des Bischofs Sidonius (748 — 760) zu setzen sei, ist g&nz- 
lieh verfehlt und unhaltbar. 

*) Narraiio de lihertate ecclesiae Fabariengis ed. Bethmann, MG. SS. XII. 
410-414. 

*) Büdinger und Grünauer, Aelteste Denkmale der Züricher Literatur, 
Zürich 1866. 

^) NarraJtio de religuns S. Crucis etc. ed. J. J. Schenkel, in d. Beiträgen 
z. raterl. Gesch. 2. Heft, Seh. 1866 S. 43—73. 



• 8t. Qaller Annalan. Oablkard Ton Constanz. 51 

Constanz selbst war eifrig pftbstlich; hier lehrte, als Hermann 
der Lahme noch lebte, dessen SchtÜer, der gelehrte Mathematiker 
Meinxo^), aber mit dem Goslarer Probste Bnmold (1051—1069) zog 
hier der fanatische Gtoist ein. Adalbert, als Lehrer gefeiert, starb 
1079 nach 30 Mönchsjahren im Eloster SchafEhansen. Bernhard, den 
Bemold als seinen Lehrer verehrte, nnd mit dem er und Adalbert 
Schriften ttber die kanonischen Fragen der Zeit wechselten, verliefs 
Constanz'), diente einige Jahre der Hlldesheimer Kirche, nnd wnrde 
nm 1080 Mönch in Sachsen, Trithemias sagt Correy, wo er eine sehr 
heftige Schrift gegen Heinrich IV verÜBifste, die er dem Erzbischof 
Hartwich von Magdeburg ttbersandte; sie scheint sich nicht erhalten 
zn haben. Er starb 1088. Ein anderer Bernhard, aus dem Kloster 
Hirschan, leitete die Schule des Klosters Petershausen, jenseit des 
Bheines. Bekannt ist der Name des Bischofis Gebhard HI (1084 
bis 1110) als eines der eifrigsten und thätigsten Vorkämpfer der 
p&bstlichen Ansprüche. Auch er war ein Mönch des Klosters Hirschau, 
ein Sohn Bertolfs von Zäringen; sein Bruder, der Markgraf Hermann, 
starb als Mönch in duny. Im Jahre 1084 wurde Gebhard zugleich 
mit Bemold vom Cardinal Odo von Ostia geweiht zum Priester und 
Bischof, und wenn die Kaiserlichen die üeberhand gewannen, fand 
er in Hirschau und St. Blasien seine Zuflucht. Es ist eine Biographie 
Yon ihm yorhanden gewesen, aber leider spurlos verloren'). Sein Nach- 
folger üdalrich (1110—1127) veranlafste die Lebensbeschreibung 
des alten Bischöfe Konrad von Constanz, deren Verfasser üdalschalk 
sogleich zu erw&hnen sein wird. 

In Augsburg machte der Bischof Emmerich oder Embrico 
(1063 — 1077), früher Probst zu Mainz, sich verdient um die Dom- 
bibliothek, indem er viele Bücher abschreiben liefs^). Bald nach seinem 
Tode aber wurde auch dieses Bisthum von dem grofsen Zwiespalt der 

^) Er widmete HermAnn eine Schrift über den Durchmesser der Erde^ im 
Pariser Codex Ancien Fonds 7377 C. Chasles, Comptes rendas de TAcadömie 
des Sciences XVI, 1417 (angefahrt ron Cantor Math. Beitr. S. 332). Zum 
folgenden rgi üssermann Prodr. Germ. Sacrae Vol. II. 

*) DaÜB er Constans bei Lebseiten des Bischofs Bumold verlassen habe, 
ist eine sehr, unsichere Folgerung von Üssermann Prodr. II, 213, bek&mpft Ton 
Schulzen de Bert, et Bern. p. 19. 

*) „Cigus vita eximia luculento sermone descripta habetur." Cod. Hirsaug. 
p. 21. Oiesebr. III, 1071 vermuthet Benutsung in der Petershauser Kloster- 
chronik. Der Botulus Sanpetrmus bei Leichtlen, Die Z&hringer S. 60— 91, mit 
geschichtlichen Nachrichten gemischte Urkunden aus dem von ihm mit seinem 
Bnider Berchthold II gestifteten Kloster St. Peter bei Freiburg, enthftlt werth- 
ToUe Notiaen. 

^) ArchiT Vn, 118. Verseichnifs in Steichele's Archiv ftr die Geschichte 
von Augsburg I, 13. Ein Mefabuoh verlor er in Sachsen. 

4» 



52 I^* Salier. § 8. Constanz. AngslHirgf. { 9. Regensburg. 

höchsten Gewalten ergriffen. Es standen sich hier beide Parteien mit 
der leidenschaftlichsten Erbitterung gegenüber. Der kaiserliche Bischof 
Hermann (1096—1132) wird Ton den Gkgnem mit den schwärzesten 
Farben geschildert, und doch ist er es gewesen, welcher G^'hoh von 
Beichersberg als Scholaster anstellte. Im Domkapitel wurden ziemlich 
ausführliche Annalen verfafst, die im kaiserlichen Sinne geschrieben 
sind und bis 1104 reichen; sie schliefsen sich an einen Auszug aus 
Hermanns Chronik und sind erst um 1090 zusammengestellt oder über- 
arbeitet, dann gleichzeitig fortgesetzt; doch ist uns nur eine Abschrift 
erhalten^). Diese Annalen sind schätzbar und willkommen als eine 
der wenigen Stimmen von Heinrichs Anhängern, die auf uns gekommen 
sind, aber an Beichthum des Inhalts stehen sie hinter Bemold weit 
zurück. Im Jahr 1132 hat der fromme König Lothar die blühende 
Stadt durch seine Böhmen und Gumanen mit kaltem Blut zerstören 
lassen: eine der ärgsten Schandthaten, welche die deutsche Geschichte 
kennt; ein vortrefflicher Brief darüber von Bischof Hermann, der die 
Catastrophe nicht lange überlebte, an Otto von Bamberg ist uns er- 
halten'). Dafs Yon da ab für lange Zeit von Augsburg kaum mehr 
die Bede ist, begreift man leicht. 

Zu den unerschütterlichsten Anhängern der Gegenpartei gehörte 
dagegen der Abt Egino von St. Ulrich und Afra (1109—1120). 

Schon als Mönch war er aus dem Kloster entwichen, weil der 
Abt Sigehard dem Kaiser anhing; er hatte damals in St. Blasien eine 
Zuflucht gefunden, bis Bischof Gebhard von Constanz ihn in seine 
Kapelle au&ahm und ihn mehrfach zu gefahrvollen Sendungen an 
Paschalis 11 verwendete. Nach der Herstellung des Friedens beriefen 
ihn die Mönche von St. Ulrich und Afra 1109 aus St. Blasien zum 
Abte. Aber bald trat neue Feindschaft mit dem Bischof Hermann ein, 
und als dieser dem von Heinrich Y eingesetzten Pabste Burdinus an- 
hing, verliefs Egino sein Kloster. Ihn begleitete XJdalschalk und 
folgte ihm auch 1120 nach Bom, wo er eine Schrift über die jüngst 
vergangenen Ereignisse verfieifste, zum Preise seines Abtes und voll 
bitteren Tadels seiner Gegner*). Es ist nicht zu verwundem, dafs sie 

^) Anmks Augu8t(mi ed. Pertz, MG. SS. III, 123—136. Waitz, Nachrichten 
TOD der G0tt. Uniir. 1857 S. 68 ff. hat nachgewiesen, dafs die Jahre 1000 bis 
1054 mit wenigen Zns&tsen ans Herrn. Contr. ezcerpiert sind. Giesebr. III, 1038. 

») im Cod. Udalrici, bei Jaffö BibL V, 444—447. 

') üodalacalus de Egimone et Hermanno ed. Jaffö, MG. SS. XII, 429 bis 
448; Tgl. dasu Fr. Kolbe, Erzb. Adalbert I von Mains und Heinrich V (Heid. 
1872) S. 143-149. Giesebr. III, 1056. Auf diese Verhältnisse besieht sich 
auch u. a. der merkwtkrdige Briefwechsel Ton Paschalis U und Calixt II mit 
Bischof Wide von Chnr, den P.Ewald im NA. III, 168—181 veröffentlicht hat. 



Augsbarger Annalen. UdaUchalk. 53 

einseitig und leidenschaftlich ausgefallen ist, auch ist die Sprache 
h&nfig schwiüstig, aber der Inhalt ist nm so werthvoller, da die 
ActenstQcke über diese Gegenstände ToUstftndig anfgenonimen sind. 
Leider reicht die Erz&hlnng nnr bis zum Jahre 1118, entweder weil 
das Ende Terloren ist, oder weil üdalschalk selbst an ihrer Vollendung 
▼erhindert wurde durch den Tod des Abtes, welcher am 15. Juli 
desselben Jahres 1120 auf der Bückreise in Pisa starb, üdalschalk 
yerfiniste über diesen Trauerfall ein ausfOhrliches Schreiben und ein 
Gedicht; dann suchte er seine Zuflucht in Constanz, wo ihn der 
Bischof Ulrich, welcher seinen Vorgänger Eonrad zum Heiligen er- 
hoben zu sehen wünschte, veranlafste das Leben desselben zu schreiben. 
Geschichtliche Nachrichten darüber standen wenig zu Gebote; Üdal- 
schalk mulste sich auf einige mündlich erzählte Geschichtchen, die 
üblichen Phrasen der Legende und, was die Hauptsache war, die 
Wunder an seinem Grabe beschränken^), und mit diesem Werke begab 
er sich 1123 nach Bom, wo er die Heiligsprechung auch glücklich 
auswirkte. Noch in demselben Jahre fand die feierliche Erhebung der 
Gebeine statt, mit welcher die Lebensbeschreibung beschlossen wurde. 
Ln folgenden Jahre wurde Üdalschalk selbst zum Abte seines Klosters 
geweiht; er lebte noch bis gegen das Jahr 1150 und schrieb ver- 
schiedene Legenden und Kirchengesänge, welche unserer Aufgabe fem 
liegen'). Auch das auf den Wunsch des Bischofs Walther von Augs- 
burg (1133 bis 1150) verfEifiste Leben seines Vorgängers Adalbero 
(887—910) kann nicht zu den Geschichtsquellen gerechnet werden, da 
es ihm an allem historischen Inhalte fehlt*). 

§ 9. Begensburg. 

Lidem wir uns nach dem nahen Baierlande wenden, müssen wir 
wieder zum Anfang dieser Periode zurQckkehren. Damals lebte im 
Kloster St Emmeram Arnold aus vornehmem Hause, durch seine 
Mutter ein Enkel des Markgrafen Berthold vom Nordgau, ein lern- 
begieriger Jüngling, der sich eifrig dem Studium der alten Klassiker 
hingab. Aber bald ergriffen ihn Gewissenszweifel über diese Vorliebe 

Vita Ckuonradi Constcmtienm ed. Peru, MG. SS. IV, 436-445. 

*) Sein Registrum tonorvm ist abgedruckt in Steichele's Archiv f. d. Gesch. 
d. Bisth. Augsburg II, 68—78. 

>) Die Vorrede aUein MG. SS. IV, 383. Vollst&ndig von Jaff^ in Steichele's 
Archiv III, 1—9. Es ist gans aus der Y. Udalr. genommen, nur drei Wunder 
hiuzugethan. Oleich darauf folgt bei Steichele der CaM, Abbatim SS. üdalrici 
et Afrae von Wilh. Wittwer, worin Üdalschalk sehr gepriesen wird, mit Be- 
schreibung der Ton ihm angegebenen Oem&lde und Stickereien und deren In- 
schriften. 



54 I^* SAÜ^r* S 0* Begensbarg. 

f&r die heidniBchen Schriftsteller, und er wandte sich ab von diesen 
Fallstricken des Teufels. Doch hatte er sein (^efthl f&r Sprache und 
Darstellung so yerfeinert, dafs er das alte, Yom Bischof Arbo von 
Freising verfafste Leben des h. Emmeram zu unvollkommen ßuid und 
es umzuarbeiten gedachte. Da erhoben sich die Mönche des Klosters 
gegen dieses Unterfangen, welches ihnen wie ein Sacrilegium erschien; 
sie trieben ihn fort, und er begab sich nun nadi Magdeburg, wo er 
sich mit MeginMd, dem Vorsteher der Domschule, befireundete. Dieser 
unternahm auf Arnolds Bitte eine Emeuung jener Legende von 
S. Emmeram, und später hat Arnold, als er zurückgekehrt war, sein 
altes Vorhaben doch auch noch selbst ausgeführt und ein Buch über 
die Wunder des Heiligen hinzugefügt. Darauf aber yerfabte er zwischen 
den Jahren 1035 und 1037 ein anderes, für uns wichtigeres Werk 
über den h. Emmeram^), eine seltsame geschmacklose Schrift in Form 
eines Dialoges zwischen Ammonicius und CoUecticius. Lange Be- 
trachtungen und Auslassungen moralisierender Art sind darin gemischt 
mit geschichtlichen Nachrichten über die ältere Geschichte des Klosters, 
und diese haben für uns nicht geringen Werth als die frühesten ein- 
heimischen Aufzeichnungen über die Anfänge der Begensburger Kirche. 
Leider war die EenntniTs von jenen weit entlegenen Zeiten bei dem 
Mangel an schriftlichen Quellen nur unvollkommen, und Arnold ver- 
schweigt aulserdem einiges, was er nur in Andeutungen berührt, aus 
Bücksicht auf noch lebende Nachkommen der Feinde S. Emmerams. 
üeber die späteren Schicksale Begensburgs finden sich gelegentlich 
erwünschte Notizen bei ihm. 

Ein jüngerer Zeitgenosse Arnolds war Otloh, ein gebomer 
Freisinger; als Knabe wurde er nach Tegemsee geschickt, um die 
Kunst des Schreibens zu lernen, durch welche er sich in hohem 
Grade hervorthat'). Von dort kam er nach Hersfeld, wo er mit 
Wolfher zusammentrat Wie Arnold zog auch ihn die profime Litte- 
ratur besonders an, für Lucan schwärmte er, aber auch er wandte 
sich dann so sehr von ihr ab, dafs er sogar die Fabeln des Avian 
und die Gatonischen Sittensprüche durch seinen Ubeüus proverbiorum 
aus dem Jugendunterricht zu verdrängen suchte'). Bischof Megin- 

1) De Sancto Eknmerammo ed. Fertz, MG. SS. IV, 543-574, mit Weg- 
lasauDg der moralischen Betrachtungen. Vgl. Blomberger im Archir d. Wiener 
Ak. X, 364. 

s) Seine Schrift seigt in Libri's Caulog von 1859 pL 20 die UnterBcbrif^ 
eines an Fulda geschenkten Buches (n. 491 S. 105): 

Fresbiter et monachus Otloh quidam vocitatus 
Sancte tibi librum Bonifaci tradidit istum. 
>) Gedr. bei B. Fes, Thes. III, 2, 485—536, früher unter Beda's Namen, 



Arnold und Otloh von St. Emmeram. 55 

hard (1019 — 1034) berief ihn wegen seiner Geschicklichkeit im 
Schreiben nach Wflrzbnrg, 1032 aber begab' er sich nach St. Emme- 
ram, wo er Mönch wurde nnd die Leitung der Schule erhielt, welcher er 
lange Zeit vorstand. Damals glänzte dort Wilhelm als berühmter Meister 
in mathematischen, astronomischen, musikalischen Studien, weltlicher 
'V^ssenschaft noch nicht abhold; Ton dort wurde er 1069 zum Abt 
Ton Hirschau berufen^). Der Domschule stand der Meister Gerald vor, 
welcher 1063 mit üdalrich nach Cluny ging, hier Mönch und bald 
darauf Cardinal und Bischof von Ostia wurde. Der Bischof Otto aber 
(1060—1089) bedr&ngte das Kloster und deshalb entwich Otloh 1062 
nach Fulda, wo er im Archive die Briefe des Bonifaz fand, und auf 
die dringenden Bitten der Mönche zu einer neuen und umfassenden 
Biographie des Heiligen benutzte'). Merkwürdig ist darin die Angabe, 
dafo Abt Egbert (1048—1058) sich mit derselben Bitte an Pabst 
Leo IX gewandt, ihm Bücher und einen Schreiber geschickt hatte; 
aber nach dem Tode des Fabstes war alles in Bom geblieben. In 
demselben Prologe beklagt Otloh voll Bitterkeit, dafs die Zehnten, 
welche doch Bonifaz den Mönchen verliehen habe, jetzt durch die 
Bischöfe ihnen entzogen würden. 

Nachdem Otloh sich dann auch noch in Amorbach aufgehalten 
hatte, kehrte er endlich 1067 nach St Emmeram zurück, wo er sich 
von nun an unablässig mit schriftstellerischen Arbeiten beschäftigte'). 
Sehen ehe er nach Fulda ging, hatte er die Legenden von S. Nico- 
laus*), Alto') und Wolfgang geschrieben; nach seiner Bückkehr über- 

«. W. Meyer: Die Sammlongen der Spruchverse des Publilins Syrus (1877) 
8. 11. Vgl. dazu die von Wilmans SS. XI, 387 n. 29 angeflkhrten Stellen aus 
seinem Werk de dootrina spirituali. 

^) HelmsdOrfer S. 67 — 71 berichtigt die frdher hier ausgesprochene An- 
sicht, daÜB Wilhelm schon damals Otloh's Gesinnungsgenosse gewesen w&re; 
Tgl. oben S. 42. Es waren in demselben Kloster entgeg^ngesetite Richtungen« 

>) Mab. lU, 2, 28-87 u. sonst. Ausz&ge Bibl. UI, 482—506. Nur der 
Prolog MG. II, 357. 

*) S. darüber seine eigenen Angaben MG. SS. XI, 391 , und die Vorrede 
Ton Wilmans. Ueber sein deutsches Gebet MtÜl. u. Soherer S. 601 — 604 (678 
bis 681 ed. 11). Den von Hansiz zuerst ausgesprochenen Verdacht, dals Otloh 
auch bei der trügerischen Erz&hlung von der Uebertragung des h. Dionysius 
(SS. XI, 346) nnd der damit zusammh&ngenden UrkundenfiÜschnng betheiligt 
gewesen sei, h&lt Hirsch, Heinrich II, I, 24« 416 aufrecht. 

*) Diese welche Koepke nach SS. XI, 391 nicht kannte, ^ht im Cod. lat. 
Monac 14419 f. 12 „potente Wicrado ab Othlone scripta.*' Mitth. v. Dflmmler. 

•) Vielleicht die AcU SS. Feb.II, 369, Mab. III, 2, 218 gedruckte, welche 
vor der Verlegung des Klosters nach Altorf (1047) doch dem Anschein nach 
in Altenmünster verfaCst ist. Alto, der Gründer von Altenmünster soll ein 
Schotte aus der Zeit des Bonifaz gewesen sein; Über ihn giebt die Legende 
nur eine unsichere Tradition und über die Herstellung des Klosters durch Weif 
sehr wenig. 



56 I^« Salior. { 9. Re^nsburg. 

arbeitete er anch noch die Legende yom h. Magnus anf die dringende 
Bitte des Adalhalm, welcher, um zu lernen, Yon Fflben nach Qt. Em- 
meram gekommen war. Geschichtliche Bedeutung hat davon nur das 
Leben des Bischofii Wolf gang (972—994), welches einige schätz- 
bare Nachrichten enth&lt^); es ist aber auch auiserdem bemerkens- 
werth durch das Streben des Yer&ssers nach geschichtlicher Wahr- 
heit und die yon ihm geübte historische Kritik, wie er ja auch im 
Leben des Bonifaz auf die sichere Grundlage der Urkunden zurück- 
ging, üeber Wolfgangs Leben lagen ihm zwei ältere Bearbeitungen 
Tor, n&mlich die oben erwähnte Schnft Arnolds und ein älteres, in 
Franken verfafstes Leben, an dem er nicht nur die fehlerhafte Sprache, 
sondern auch verschiedene Widersprüche mit Arnolds Angaben und 
der mündlichen üeberlieferung zu tadeln fand. Abweichend von der 
Sucht anderer Legendenschreiber, ihren Heiligen ungebührlich zn 
preisen, verwarf er z. B. die Erzählung, daCs Wolfgang den E6nig 
der Ungern getauft habe. Er verband nun also den Stoff, welcher in 
Arnolds formlosem Werke enthalten ist, mit dem was er aus jener 
anderen Biographie brauchbar fand, und einigen Zügen aus der 
Tradition. Freiüch machte er sich die Sache etwas zu leicht, indem 
er die Worte seiner Vorgänger so wenig verändert, dafs er an zwei 
SteUen selbst als Zeitgenosse Wolfgangs spricht, den er doch nicht 
mehr gesehen hatte. 

Aufser diesen Legenden verfalste Otloh noch verschiedene Werke 
erbaulichen Inhaltes, und darunter zwei, die Bücher der Versuchungen 
und der Visionen^), in denen er viel aus seinem Leben und von aller- 
hand anderen Dingen in loser Verknüpfung ähnlich wie Arnold erzählt. 
Auch in Versen' hat er die habsüchtigen und jagdlustigen Cleriker 
seiner Zeit ermahnt, ihr Leben zu ändern, um so mehr, da doch der 
Untergang der Welt nahe bevorstehe*). 

Am Ende des elften Jahrhunderts veranlafste Heilka, Aebtissin 
von Niedermünster, die Lebensbeschreibung des geschichtlich sonst un- 



>) Othlani Vita S, Wolfkangi ed. Waits, MG. SS. IV, 521—542. Ein Aato- 
graph davon in Läbri's Catalog r. 1859 S. 164 n. 748 pl. 20 mit denselben 
Widmungsveroen an Fulda wie oben S. 54 Anm. 2. 

') IMtri JJffnpUUiomm et Viskmum^ aussugsweise herausgegeben yon Wil- 
mans, SS. XI, S76 — 393. Qiesebrecht II, 567 bezeichnet ihn als den ersten 
deutschen Vielschreiber. 

*) Sermo metricus ad clericos ^eciaUter dictus, bei Joh. Scotus ed. Flois 
(Migne CXXII) p. XV. Wie Dümmler bemerkt, ist er gröfstentheils Plagiat 
aus seinem eigenen Werke de doctrina gpirüuaH, bei B. Pez, Thes. III, 2» 
431—475. Ebenda p. XIII u. 1193 Verse unter einer Abschrift der üeber- 
setsung des Dionysius Ariopagita, aus Clm« 14137« 



Otloh. Vita Wolfgangi, Erhardi. 57 

bekannten Bischofs Erhard von Begensbnrg^), welche über die Ge- 
schichte des Klosters und dessen Kengründnng durch die Herzogin 
Jndith nicht unwichtige Nachrichten enthält'). Den Yerfietsser Panlns 
hielt Holland Ar den Bemrieder, damals noch Begensbnrgei' Domherr, 
allein der Anonymns Mellicensis, welcher von dem Bemrieder Paolns 
noch nichts weüSy nennt den Verfasser der Vita Patätu Judeus Fvl- 
densia monachus. Und er kann es wohl gewnist haben, da seine sonst 
so dürftigen Angaben doch besondere Beziehungen zn Begensbnrg er- 
kennen lassen (vgL I, 73). Er schlielst mit einer lebhaften Yerherr- 
lichong des Rupert von Dentz, der 1130 gestorben ist, nnd hat wohl 
wenig sp&ter geschrieben. Von Oüoh freilich weiTs er nichts'). 

Einen Blick in ganz eigenthümliches Treiben gewährt die ans 
Scheftlam stammende Münchener Handschrift 17142. Ein Lehrer ans 
der berühmten Lütticher Schnle, in der Gegend von Aachen heimisch, 
vielleicht Probst der Alten Capelle in Begensbnrg, war, so scheint es, 
gestorben, nnd nm seinen Nachlaüs nicht yerkommen zn lassen, gab 
man ihn einem geschickten aber unwissenden Schreiber zur Abschrift. 
Der hat nnn alles durch einander geschrieben wie Kraut und Buben, 
halbe Satze über ganz verschiedene Dinge, kirchliches und weltliches, 
Verse und Prosa, voll von Fehlem. In den Veraen aber tritt uns ein 
merkwürdiger Verkehr entgegen zwischen einer Gesellschaft von Clerikem 
und vornehmen Canonissen, die von ihnen lernen, sich metrische Auf- 
gaben stellen lassen, und einen kecken gelehrten Wettstreit treiben 
mit viel muthwilliger Neckerei. Ihren Maixianus Capeila kennen sie 
ganz genau, und die iateinische Sprache wissen sie mit Gewandtheit, 
wenn auch nicht fehlerfrei, zu handhaben. Zu grofse Begehrlichkeit 
wird meistens, doch nicht inmier, zurückgewiesen. Ausschliefelich 
herrscht hier die profane mythologische Gelehrsamkeit; kirchlich frommen 
Character tragen nur am SchluTs der Handschrift die Epitaphien der 

^) Wie im Katholik 1875, I, 445 bemerkt wird, findet sich Aerhardus ep. 
im Verbrüderungsbueh von St. Peter 70, 4 neben Virolus von erster Hand. 

>) Pauli Vita 8. Erhardi, Acta SS. Jan. I, 535-539; rgl. Hirsch, Hein- 
rich II, I, 121; S. 122 Verse zu Ehren Hersog Heinrichs II u. seiner Matter 
Judith, dann der ersten Äbtissin Uota aus Schwaben. Fabelhaft und unergiebig 
ist die ViUi 8. AlbarU, eines angeblichen Bruders von Erhard, Pez Thea. H, 
3, 181. In Niedermünster stiftete die Kftnigin Gisela von Ungern ein kostbares 
Kreus zum Andenken ihrer Mutter der Herzogin Gisela, jetzt in der Kelchen 
Kapelle in München. 

>) Mabillon Mus. Ital. I, 2, 93-99 giebt 4 Briefe der Brflder Paulus et 
Gebehardus nach Mailand, wo sie vor 2 Jahren gewesen sind, um sich den 
Ordo Ambrosianns zu verschaffen und 1 Antwort. Mab. erklärt sie für Regensb. 
Domherren, Gebehard f. Conrads U Bruder (der erst 1027 geschoren wurde) 
n. findet eine Anspielung auf Ereignisse von 1024. Ich möchte eher an die 
Occupation Mailands durch den Gegenkönig Conrad 1138 denken. 



58 1^« S«l>«r. S 9. Begensburg. 

Aebte Fxdco und Egino. Eine Zeitbestunmong erlaubt zuerst eine Klage 
um Hemrichs HE Tod und die Herrschaft des Kindes, welche grobe 
Besorgnils erregt; später bringt die commoHo regni den Damen QeÜhi: 
»Yirgis mobilibus avium vice qnae residemus.'' Dem Hofe stehen sie 
nahe, aber die Anwesenheit der comites regis in der Stadt yeranlabt 
die Dechantin, ihnen die üeberschreitung der Brücke zu untersagen. 
Mit stolzem Gefolge kommt ein Herr Hugo: alle Baiem werden von 
seinen Begleitern gering geschätzt, aber den Damen gefällt ihre Art 
nicht. Möglich dafs yon diesem Hugo das schon oben S. 44 erwähnte 
Gedicht gegen Manegold ist, welches ebenfalls aus dieser Handschrift 
stammt. Auch eine sehr, emphatische Klage in Versen, von Heinrich IV 
nach seiner Entthronung an seinen Sohn gerichtet, findet sich hier, 
doch scheint die Hauptmasse firflherer Zeit anzugehören^). 

Immer von neuem ftdiren uns neuaufgefnndene Bruchstücke zu der 
üeberzBUgung, daCs von der geschichtlichen Litteratnr des Mittelalters 
doch ein sehr greiser und werthvoUer Theil ganz verschwunden ist, 
und dafs wir auch nicht, wie früher oft geschehen ist, das Dasein 
eines bedeutenden Werkes bezweifeln dürfen, weil es an Ei-wähnungen 
oder der Spur einer älteren Benutzung fehlt. Die umstände waren 
einer Verbreitung der Schriftwerke ungünstig; während einzelne Autoren, 
wie Sigebert und Martin von Troppau, rasch in weiten Kreisen bekannt 
wurden, blieben andere ganz unbemerkt, und das einzige Exemplar 
oder die wenigen Abschriften fanden fHlhzeitigen Untergang; vorzüg- 
lich war diese Gefahr vorhanden, wenn die Tendenz des Werkes der 
zum Siege gelangten Partei feindlich war. Noch in der letzten Aus- 
gabe bemerkte ich, daüs man sich in Begensburg mit der Aufzeichnung 
der Zeitgeschichte kaum beschäftigt zu haben scheine : eben jetzt er- 
halte ich von Giesebrecht den Abdruck eines Pergamentblattes, welches 
Herr W. Meyer in der Münchener Bibliothek entdeckt hat'). Es ist 
der einzige Best von völlig unbekannten ausführlichen Beichsannalen, 
die allem Anschein nach in Begensburg geschrieben sind. Ein Stück 
von 1084, 1085 und der Anfang von 1086, das ist alles was davon 
gerettet ist. Es ist eine ausgearbeitete Darstellung, gut geschrieben, 
von einem kaiserlich gesinnten Verfasser, der aber durchaus nicht in 
der Weise der leidenschaflilichen Anhänger Heinrichs IV verblendet ist, 
sondern mit ruhiger üeberlegung sein freies Urteil bewahrt. Schon 

1) 8. darüber SB. der Manchener Akademie 1873, S. 710—747. Die sa- 
letst erw&hnten Verse scheinen mflndlich verbreitet gewesen au sein; 6 davon 
finden sich etwas abweichend e cod. Stab, bei Mart. Coli. I, 609 u. daraus MG. 
SS. VI, 369 Anm. 

Sj Geschichte der Kaiserzeit, 4. Aufl. IV, 513—518. 



RegenBburger Annalen. fienedietbeaem. 59 

aus diesem Brachstflck er&hren wir ganz neue Thatsachen, so dafe 
Heinrich IV nach der Einnahme von Born sich gen5thigt sah, zum 
Ersatz der in Italien aufgenommenen GMder yon allen semen An- 
hAngem, namentlich anch von den Bürgern der Städte nnd spedell 
Yon Begensbmrg Steuern zu erheben, welche grobe Erbitterung gegen 
ihn erregten. Auch yon den Synoden jener Jahre weife und b^ 
richtet der Annalist, von der Einsetzung neuer reichstreuer Bischöfe, 
und von dem verunglückten Versuch, auch die Gra&chaften in Sachsen 
an Anh&nger des Königs zu verleihen. Sehr gut unterrichtet ist der 
Ver&sser gewesen, und wir können nicht lebhaft genug wünschen, 
dafe dieser erste glückliche Fund nicht der einzige bleiben möge. 
Denn was sich sonst von Begensburger annalistischen Au&eichnungen 
erhalten hat, ist von geringem Werth^). 

Der wichtigen, jetzt glücklich wieder aufgefiondenen Altaicher 
Annalen gedachten wir schon oben (S. 17); sie reichen aber nur bis 
zum Jahre 1073, denn auch dieses Kloster gerieth durch die Bedrängnisse 
jener rechtlosen Zeit nach kurzer Blüthe wieder in Armuth und Verfall. 
Von Altaich aus war Tegernsee reformirt, und von hier aus kamen 
1031 Mönche mit dem Abt Ellinger, den im folgenden Jahre Gothelm 
ablöste, nach Benedictbeuern, wo sie eine lebhafte litterarische 
Thätigkeit weckten. Einige Aufzeichnungen über die Geschichte des 
Klosters und eine bis 1139 reichende Hauschronik geben uns davon 
Kunde'). Tegernsee selbst entartete bald wieder, erhielt um die Mitte 
des Jahrhunderts auf Heinrichs III Befehl Egbert aus Hersfeld, dann 
als auch dieser wieder entsetzt war, Seifrid aus der Lütticher Schule 
zum Abt; es scheinen hier mancherlei Studien betrieben zu sein xmd 
in der Kunstgeschichte tritt Tegernsee bedeutend hervor, aber die 
Geschichtschreibung blühte hier nicht; nur die fabelhafte Gründungs- 
geschichte gehört vielleicht schon diesem Zeitraum an, und der Anfang 
der dürftigen Klosterchronik mag aus dem Beginn des zwölften Jahr- 
hunderts stammen. 

Eine kurze, aber durch ihren Inhalt vor andern merkwürdige 
Klosterchronik wurde um das Jahr 1050 unter dem berühmten Abt 



*) Von Jaffö gesammelt sind MG. SS. XVII, 571—573 Atmale8 S. Enrne- 
ramm breoissind 792-1062. Ann, S, Emm,saecuU XI, 1036—1046; daran 
unmittelbar sieh ansehliefsend NoUie Weltenburgerues 1046—1074 (1241. 1358). 
Nottu 8, Emm. 1052—1064 mit Forts, im 13. Jahrhnndert. Aeltere Bestand- 
theile aoeh in den Annales Raüsponenm 1-1201, ib. 577—590. 

s) Chron. Benedictolmramm ed. Wattenbach, MG. SS. IX, 210—288. Ellin- 
ger hat den Cod. lat. Mon. 18227 (Haimonis homiliae) geschrieben oder schreiben 
lassen. Kalender aus Ben. NA. ÜI, 159. 



QQ IV. Salier. § 9. Regensburg. { 10. SaUborg and Paasaa. 

Williram in Ebersberg, im Freisinger Sprengel, geschrieben; sie 
enth&lt werthyolle Ztlge zur Sittengeschichte (vgl. I, 261), anch Nach- 
richten über die üngemschlacht auf dem Lechfeld. Lange wegen der 
sehr mangelhaften Ausgabe übersehen, ist sie von W. t. Giesebrecht 
nnd S. Hirsch als alt nnd werthyoU anerkannt, nnd jetzt yon W. Arndt 
nach der Münchener Handschrift neu heransgegeben/). Ein Gedicht 
znm Preise des Abtes Robert Tom Ende des 12. Jahrh. lälst uns leb- 
hafte» GeMen an dassischen Stadien erkennen'). 

Was sonst noch vielleicht an geschichtlichen An&eichnangen m 
Baiem nm diese Zeit entstanden ist, ging mis yerloren, denn über den 
baierischen Handschriften hat leider ein Unstern gewaltet. So benutzte 
noch Ayentin den Othochns, einen Freisinger Historiker ans Hein- 
richs lY Zeit,, der nicht nnbedentend gewesen zu sein scheint, yon 
dem aber sonst keine Spnr zu finden ist'). Bischof Egilbert yon Frei- 
sing (1002—1039) war königlicher Kanzler gewesen, und ihm wurde 
1029 wegen seiner ausgezeichneten Eigenschaften der junge Heinrich III 
zur Erziehung anvertraut^). 

§ 10. Salzburg und Passau. 

Im südöstlichen Yorlande rief erst der grofse Zwiespalt dieser 
Zeit litterarische Thätigkeit hervor; er wirkte befruchtend durch die 
enge Verbindung mit der schwäbischen und s&chsischen Geistlichkeit, 
welche die Gemeinschaft harten Kampfes mit sich brachte. Wir ge- 
dachten schon oben der Beziehungen des Klosters Hirschau und der 
Sanblasianer zu diesen Gegenden, die auch in der deutschen Litteratur 
sehr merklich sich kundgeben*). 

Auf dem Salzburger Stuhle eröfihete Gebhard (1060—1088), 
früher königlicher Kanzler, die Reihe eifriger Vorkämpfer der gre- 
gorianischen Grundsätze; ihm folgte Thiemo bis 1101, Konrad bis 



^) Chron. JEbenpergense ed. W. Arndt, MG. XX, 9 — 16; vgl. Hirsch, Hein- 
rich 11, I, 150—154. Scherer, Lehen Willirams, Wiener SB. LUX, 197-303, 
womit die Berichtigungen in d. Ahh. von H. Reichau zu rergleichen sind, ohen 
8. 2. C. Hoftnann, Mflnch. SB. 1871 S.423 bemerkt, dab S. 10, 17 die Worte 
vel aprtan gilvarum Glosse zu gingtUarem sind. 

«) Gedr. im NA. II, 391-39Ö. 

*) Ueber die Torzflglich Bischof . Nitker betreffenden Nachrichten, welche 
vermuthlich Ton ihm herkommen, s. Wilmans, MG. SS. XII, 252 n. 12. Giesebr. 
II, 653. Von ihm könnte auch Ayentins Nachricht kommen, dafs Heinr. III 
auf Burg Andecha aufwuchs. 

^) Oben S. 1. Notiz über die Einweihung des Hauptaltars der Freisinger 
Kirche unter ihm, Forsch. XV, 166. 

^) Diemer in den Sitzungsberichten der Wiener Ak. VI, 334. 



Ebenberg. Freisiog. Smlsbnrg. gj[ 

1147. Lange Zeit waren sie anglücklich im Kampfe, mnüsten ver- 
trieben ans ihrem Sprengel weichen nnd- harte Verfolgung ertragen, 
znletzt aber behaupteten sie dennoch das Feld. 

Gebhard führte zuerst (1074) schwäbische Mönche aus St. Blasien 
ins Land, nach Admunt, das später unter Thiemo noch einmal durch 
Hirschauer nach fast gänzlicher Verödung neu gegründet wurde. 6^b- 
hard fand, als er in Salzburg sich nicht länger halten konnte, eine 
Zuflucht bei den Sachsen und ist aus der Geschichte als ihr Wort- 
führer bekannt. Wir besitzen von ihm ein Schreiben an den Bischof 
Hermann von Metz oder viehnehr eine an diesen 1081 gerichtete Ab- 
handlnng, in welcher er die gregorianischen Grundsätze und das Ver- 
ehren des Pabstes verteidigt ^), und ein kurzes Schreiben an denselben 
von 1084, in welchem er die Gültigkeit der Pabstweihe Wiberts be- 
streitet'). Er war ein grofser (Gönner Mangolds, der ihm mit hohen 
Lobeprüchen seine Schrift gegen Wenrich widmete. 

Thiemo, der lange vertrieben in Hirschau weilte, schlofs sich 
zuletzt der unglücklichen Kreuzfahrt des Herzogs Weif an und fand 
auf derselben seinen Tod. Vergeblich verlangte seine verwaiste Heerde 
nach einem Berichte über das Ende des geliebten Hirten, niemand 
wufste davon zu sagen; aber wie es so häufig erging, es machte sich 
bald jemand diese Lage der Dinge zu Nutze, behauptete bei seinem 
Leiden und Sterben zugegen gewesen zu sein, und erzählte entsetzliche 
Gräuel, für die er gläubige Hörer fand, obgleich die Götzenbilder, 
welche er den Sarracenen beilegt und an welche die ganze Erzählung 
angeknüpft ist, für jeden Kundigen die Lüge greifbar genug darlegten. 

Schon Otto von Freising (Vn, 8) widerlegt seine Fabeln; uns ist 
aber diese Schrift eines vorgeblichen Augenzeugen nicht mehr erhalten, 
sondern nur zwei verschiedene Bearbeitungen, welchen sie zu Grunde 
liegt. Die eine ist aus Admunt. Man besafs hier eine kurze metrische 
Uebersicht der Folge der Salzburger Erzbischöfe bis auf diese Zeit, 
welche später nach und nach bis ins fonfzehnte Jahrhundert fort- 
gesetzt ist'). An diese knüpfte man nun im Anfange des zwölften 
Jahrhunderts einige kurze Nachrichten über den ersten Stifter, den 

^) Gedruckt bei Tengnagel, Monumenta adversus schismaticos (1612) 
p.7— 29; wiederholt in Greteeri Opp. VI, 485—446. Vgl Helfenstetn S. 111. 
149. Mangold ron Lantenbach acheint ihm auch ein ausftkbrliches Werk über 
die Geschichte seiner Zeit beizalegen, woTon sonst nichts bekannt ist, s. Wii- 
mans, MG. 88. XU, 180 n. 3. 

>) bei Hugo Flayin. MG. SS. VIII, 469. 

*) Caiaioffus praestävm SaHshwrgengiumy MG. 88. XI, 19—26. Die hier 
berührten Schriften sind als GeHa Arcfnepiscopomm SaHsImrgermum susammen 
herausgegeben ron Wattenbach, 88. XI, 1 — lOS. 



g2 I^* Salier. § 10. Salibarg and PMsaa. f 11. Sachsen. 

Erzbisehof Gebbard, und fOgte dann, wieder znr Poesie übergehend, 
das Leben nnd Sterben seines Nachfolgers Thiemo hinzn^). Bei weitem 
den gröfsten Theil davon ffült das Martyrinm desselben, welches ge- 
schichtlich werthlos ist nnd nnr eine recht gnte Probe von der Form- 
gewandtheit giebt, die man in der Admnnter Schule sich damals er- 
werben konnte. Lehrreicher ist ein zweites Leben des, Thiemo, welches 
die Zeiten Tor dem Erenzznge ansftthrlicher behandelt, jedoch erst nm 
die Mitte des zwölften Jahrhunderts verfafst nnd daher auch Aber jene 
schon ziemlich fem liegenden Ereignisse nicht frei von Fehlem ist*). 
Anch der Abt Heinrich von Bretenan bei Gassei, der mn 1130 als ein 
fruchtbarer theologischer Schriftsteller genannt wird, schildert die 
Marterscene nach dem Bericht eines vorgeblichen Angenzengen'). 

Mi^ Gebhard im Kampfe eng verbfindet waren seine beiden Jugend- 
freunde und Schulgenossen Altmann und Adalbero. 

Altmann, Domherr und Schnlvorsteher in Paderborn, von wo 
er herstammte, dann Probst zu Aachen und Kaplan der Kaiserin 
Agnes, war als Bischof von Passau (1065—1091) einer der eifrigsten 
Betreiber des Coelibats der Geistlichen und eine Hauptstfltze Gregors. 
Er stiftete dasKloster Götweih, wohin er Hirschauer MOnche führte, 
und hier ist auch, jedoch erst lange nach seinem Tode auf Befehl des 
Abtes Ghadalhoh (1125—1141) sein Leben beschrieben worden. Der 
Verfasser hatte Altmann nicht persönlich gekannt, er mufete sich auf 
die Mittheilungen älterer Mönche verlassen und berücksichtigt daher 
vorzugsweise die besondere Geschichte dieser Gegend und des Klosters; 
darüber giebt die Schrift Aufklärungen, die bei dem Mangel anderer 
Nachrichten um so schätzbarer sind, aber die so sehr einfluHsreiche 
und bedeutende Thätigkeit Altmanns, welche sich weit über die Grenzen 
seines Sprengeis erstreckte, erhält dadurch nur wenig Licht. Von 
schriftlichen Quellen lagen dem Verfasser die päbstUchen Schreiben an 
Altmann vor, die er ohne eigentliche Benutzung für die Biographie 
aufriahm; die Abschreiber unserer Handschriften haben sie jedoch aus- 
gelassen. Besondere Liebhaberei hatte er für alte Fabelgeschichten, 
und es scheint dafs Severins Leben, Jordanis Getengeschichte und 
Widukind ihm bekannt waren, aber kein einziges von den neueren 
Werken über die grofsen Ereignisse, in welche Altmann so erheblich 
eingegriffen hatte^). um diese Zeit ist auch der Passauer Bischofs- 

1) Vita Qebehardi p. 25—28. Pasm Tkiemoms metrica p. 28—33. 
') Pasgio Tkiemoms archiepiscopi p. 51—62. 

') Aus einer Dannstftdter» ehemals Graschafer Handschrift herausgegeben 
Ton Dr. Nolte, Arch. d. Wiener Ak. LIV, 1—8. 

*) Vita AUmanm ed. Wattenbaeh, MG. SS. XII, 226—243. Mangold hat 



Leben des Thiemo, Altauum, Adalbero. gg 

catalog zusammengestellt y der mit Vivilo archiepUcopus anfängt, 
womit doch unmöglich, wie Blomberger annahm, nnr der erste Bischof 
gemeint sein kann^). 

Aehnliches wie von Altmanns Leben, gilt noch in h(Aerem Grade 
▼on dem Leben des Adalbero Ton WQrzbnrg (1045 — 1090), welches 
erst im Anfange des dreizehnten Jahrhunderts yer&fst ist nnd ihn 
nur als Stifter des Klosters Lambach darstellt. Er war der letzte 
Sprofs des mächtigen Hanses der Grafen von Wels nnd Lambach, nnd 
die Nachrichten des Biographen über diese Familie so wie tber die 
Anf&nge des Klosters sind dankenswerth'). 

Alle diese Schriften sind nnr nnbedentend im Yerhältnife zn den 
gewaltigen Kämpfen dieser Zeit, welche sie berühren, aber nicht dar- 
stellen. Sie führen nns aber einzehie Züge daraus vor, durch deren 
Zusammenstellung ein lebendiges Bild der Zeit zu gewinnen ist. Sie 
zeigen uns auf dem engen Schauplatze der einzehien Sprengel und 
Stifter, wie der grofse Streit hier überall eingriff, wie überall die Vor- 
kämpfer der neuen mönchischen, französisch-römischen Kirchenzucht 
den Anhängern der alten Gewohnheit entgegentraten; manche Blüthe 
entsprob der sittlichen Kraft dieser strengen Mönche, aber viel gutes 
und schönes ging darüber zu Grunde, und jene viel verheifsende gleich- 
m&faige Entwickelung aus der Zeit Heinrichs HI wurde unwieder- 
bringlich geknickt. 

§ 11. Sachsen. Adam von Bremen. 

M. Adami Oeata Pontifieam Hammenbargensiam ed. Lappenberg, MO. SS. VII, S67 — S89 
und besonderer Abdrnek 1846. ed. II. 1876. Abhandlang Lappenberga im Arehir VI, 
766 — 89S. Uebersetaung Ton Laurent mit Einleitung Ton Lappenberg 1860. Stensel 
II. 96 — 99. L. Giesebreeht; Wendisehe Oeachiohten III. 817. Waits in Sehmidta 
S^itaehrift II, 104. W. Gieaebreeht, Oeaebiehte der Kaiaeraeit I. 79i. III, 1054. 
G. Debio, Oeaebiehte dea Ersbisthuma Hamburg - Bremen (1877) I, 176. 

Wir haben schon oben gesehen, wie Sachsen sich unter der Herr- 
schaft der Salier von der Beichsgeschichte wiederum abwandte. Noch 
war freilich der Verband des Reiches fest genug, um sich in jeder 
Localgeschichte und Biographie fühlbar zu machen, aber in der Dar- 
stellung tritt doch diese Seite überall zurück und auch in dem Kampfe 
gegen Heinrich lY überwog durchaus der provinzielle G^sichtspunkt: 
jener hingebende Eifer der schwäbischen Mönche, welche in Heinrich IV 

ein Sohreiben der Kaiserin Agnes an ihn erhalten. Ueber die in das Ende 
dieser Periode fallenden AnfiLnge annalistischer Aufiseichnungen in Oesterreich 
nnd die Pcamo Cholomanm s. unten V, 7. 

>) Archiv d. W. A. XL VI, 268. 

S) Vita Adalberoms ed. Wattenbach, MG. SS. XII, 127—147 (p. 1S6-I38 
Series abb. Lamh, fortgesetzt bis 1291; p. 138—147 Miracula bis 1204). 



g4 I^' SitUar. ( 11. Sachsen. Adam tob Bremen. 

ohne jede andere Bficksicht den neuen Antiochns verfolgten, ist bei 
den Sachsen nicht zn finden, so eifrig sie auch die Bnndesgenossen- 
schaft des heiligen Peter ergriffen. 

So hatte denn auch der hervorragendste Mann unter den Sachsen 
dieser Zeit, der Erzbischof Adalbert von Bremen, sein Augenmerk 
weniger auf die allgemeinen Verhältnisse gerichtet als auf seine be- 
sonderen Pläne. Sein Ehrgeiz ging nicht dahin, Pabst zu werden, 
was er vielleicht h&tte erreichen können: er strebte nach Macht im 
Reiche, aber nicht wie Anno von Köln, um seine Grundsätze und An- 
sichten zur Herrschaft zu bringen, sondern um seine Elrche grofs und 
mächtig zu machen, .und als er seine Pläne scheitern sah, wandte er 
seine letzten Kräfte auf die Bekämpfung seiner bittersten Feinde, der 
Billunger. 

Adalbert, aus dem Hause der Pfalzgrafen von Sachsen, war Erz- 
bischof von Bremen von 1048—1072^). Er nahm die Thätigkeit Ans- 
kars im gröfsten Mafsstabe wieder auf; den ganzen Norden umfafste 
seine Wirksamkeit, und er gedachte hier ein Patriarchat zu errichten, 
welches dem römischen mit gleichem Rechte und gleicher Macht an 
die Seite treten könnte. Eine Zeit lang ging ihm alles nach Wunsch, 
und man scheute sich nicht, Bremen mit Rom zu vergleichen: es er- 
schien als ein kaum minder hochgeehrter und vielbesuchter Mittelpunkt 
fftr weite Länderstrecken, welche zum Theil erst jetzt vom Christen- 
thum erreicht und dadurch auch der Kenntnifs der Zeitgenossen er- 
schlossen wurden. Nie bot 'sich eine gflnstigere Gelegenheit zu einer 
Beschreibung dieser noch so wenig gekannten nördlichen Lande, und 
schon war auch der Mann nach Bremen gekommen, welcher diese Auf- 
gabe zu erftUlen unternahm, und ihr vollkommen gewachsen war. 

In den Jahren 960 und 961 hatte der Bremer Domschule Thia- 
delm, ein Schfiler des berühmten Magdeburger Scholasters Otrich, vor- 
gestanden (Ad. n, 10), aber von einer hervorragenden Wirksamkeit 
der Schule ist nichts bekannt. Adalbert wandte auch ihr seine Sorgfalt 
zu als der nothwendigsten Grundlage für sein Missionswerk. Er be- 
mühte sich, ausgezeichnete Männer nach Bremen zu ziehen, wie den 
Waldo, welcher Ankars Leben von Rimbert in Hexametern bearbeitete 
und dem Erzbischof als Kanzler zur Seite stand'). In Adalberts 
24. Amtsjahre kam auch der Meister Adam, der wie es scheint, im 
oberen Sachsen zu Haus war und wohl der Magdeburger Schule seine 

Nach Dehio I, 2, 67, w&hrend Steindorff das herkfimmliohe Jabr 1045 
Tonieht. 

*) Heraussfegeben Ton Lambeeias, Benim Hamburg. I, 243. Acta SS. Febr. 
I, 427. Mab. IV, 2, 115. 



Adams Geschiehte der Hunburger Kirche. g5 

Bildung verdaiikte. Ob der Erzbischof ihn berufen hiett, wissen wir 
nicht, aber er nahm ihn sogleich nnter die Zahl der Bremer Domherren 
anf, nnd 1069 wird Adam urkundlich als Domscholaster genannt; 
weiter aber ist aber über sein Leben nichts bekannt, nur geht aus 
seinem Buche henror, dafs er dem Erzbischof nahe gestanden hat 
Die Geschichte des Nordens zu erforschen, mnfs er sich von Anfang 
an zur besonderen Aufgabe gemacht haben, denn schon bald nach 
seiner Ankunft in Bremen begab er sich iu dem D&nenkönig Sven 
Estrithson, «der die ganze Geschichte der Barbaren in seinem Ge- 
dächtnisse wie in einem geschriebenen Buche verwahrte" (II, 41), und 
liefs sich von ihm so viel und so genau erzählen, da(s uns diese 
Nachrichten in dem ganzen Werke Adams überall als eine Hauptquelle 
begegnen. Daneben aber benutzte er auch jede andere Gelegenheit, 
um Nachrichten über die Länder des Nordens und ihre Geschichte zu 
sammeln. Zugleich versäumte er nicht, die reiche Bibliothek der Bremer 
Kirche fleifsig zu durchforschen. Er fand hier aufser den damals gang- 
baren alten Autoren das Leben Karls des Grofsen von Einhard, die 
Uebertragung des h. Alexander nach Sachsen von dem fiildischen Mönche 
Meginhard, den er mit Einhard oder Eginhard verwechselte^), die An- 
nalen von Fulda, vielleicht in einer bis zum Tode Ludwigs des Kindes 
fortgesetzten Bearbeitung, und wohl aucb noch ein anderes, uns unbe- 
kanntes Werk, welches er als die Geschichte der Franken bezeichnet; 
femer eine ebenfalls nicht mehr vorhandene angelsächsische Chronik*), 
die Annalen von Corvey, die Lebensbeschreibungen des Bonifaz, des 
Willibrord, des WiUehad, Liudger, des Anskar und Bimbert, endlich 
die nur durch Adams Erwähnung bekannte Schrift des Abtes Bovo 
von Corvey über die Geschichte seiner Zeit. Unter den alten Schrift- 
stellern, in denen er sehr bewandert war, boten ihm besonders Orosius, 
Solinus, Marcianus Capella einige Angaben, welche er zu seinem Werke 
benutzte. Vorzüglich aber zog er das Archiv der Hamburg -Bremer 
EirGhe zu Bathe mit seinen Urkunden und Briefen. 

Gewifs hatte Adam schon längere Zeit für seine Zwecke ge- 
sammelt und geforscht, als er bald nach Adalberts Tode die Ausar- 
beitung der Hamburger Kircbengeschichte begann: denn Hamburg galt 
noch immer als der eigentliche Sitz des Erzbisthums, obgleich die 
stete Gefährdung dieses Ortes durch Wenden und Normannen, die 
wiederholten Zerstörungen die Erzbischöfe veranlafsten, Bremen zu 

>) Die dagegen ftberflüssiger Weise erhobenen Zweifel widerlegte Wuts 
in den Nachrichten ron der Gßtt Univ. 1857 S. 42—46. 

*) Qesta Anglorumj northnmbriache Annalen nach B. Pauli, Forach. XII, 
143—146. 

Wattenbaeh, Geichiohtiqaellen IL 4. Aafl. ö 



QQ IV. Salier. {11. Sachsen« Adam von Bremen. 

ihrem bleibenden Aufenthalte zu machen. Seinen Stil hatte Adam 
durch fleifsiges Lesen der Alten gebildet; Yirgil, Horaz, Lucan sind 
ihm geläufig, und er bezieht sich mit Vorliebe auf Verse und ein- 
zelne Wendungen von ihnen. Sein Vorbild aber ist besonders Sallust, 
der in den Schulen vorzugsweise gelesen wurde und darum auch einen 
übergrofsen Einfiufs auf den Stil der Zeit übte; seine gesuchte Eürze> 
die eingestreuten Sentenzen findet man überall wieder und mub be- 
dauern, dafs die Ausbildung einer einfachen, ungesuchten Ausdrucks- 
weise dadurch gehindert wurde. Auch bei Adam finden wir häufig 
sallustische Ausdrücke, doch hat auf ihn viel mehr als auf Widukind 
die Sprache der kirchlichen Schriftsteller und Legenden eingewirkt, 
welche sich mit den klassischen Beminiscenzen zu einer ungleicharti- 
gen Mischung verbindet. Auch von Fehlem und Germanismen ist er 
nicht frei. 

Ein grofser Theil von Adams Werk ist eine Frucht seiner ge- 
lehrten Forschung und mit Fleifs und Sorgfalt aus den oben berührten 
Quellen, die er stets gewissenhaft anfährt, zusammengesetzt, doch 
nicht etwa, wie es so häufig geschah, durch rein äufserliche Verknü- 
pfang, sondern er hat sie mit gutem Erfolge zu einer zusammenhän- 
genden .Erzählung verarbeitet. Je mehr er sich dann seiner eigenen 
Zeit nähert, desto reicher werden seine Mittheüungen aus mündlicher 
üeberlieferung, zuletzt aus eigener Erfahrung und Eenntnifs. Das 
ganze dritte Buch schildert allein die Wirksamkeit und die wechselnden 
Schicksale des Erzbischof s Adalbert, dem er trotz aller seiner Fehler 
doch eine liebevolle Anhänglichkeit bewahrte, ohne sich dadurch ver- 
blenden oder zum Verdecken der Schwächen des Mannes verleiten zu 
lassen^). Seine Darstellung ist hier voll Wärme und Leben und die 
Wahrhaftigkeit derselben unbezweifelt. Für die Geschichte Heinrichs IV 
gewinnen wir dadurch eiae reichhaltige und überaus werthvolle Quelle, 
während die Bremer Missionsthätigkeit zugleich die Geschichte des 
Nordens erschliefst. Das vierte Buch endlich ist der Beschreibung 
dieser Nordlande gewidmet (Descriptio msuiarum Aquüonis). Durch 
diese Nachrichten hat er das grofse Verdienst, zuerst eine sichere 
Grundlage für die Geschichte der baltischen Lande gelegt zu haben, 
die sich immer von neuem als Prüfstein für andere unbestimmte XJeber- 
lieferungen, far den Inhalt der nordischen Heldenlieder und Sagen be- 

1) Vgl. III, 64: „Eheu quam veUem meliora scribere de tanto viro qui et 
me dilexit et tarn darus in vita ana fuit. Verum timeo quia scriptum est: Vae 
illüf qui malum bonum dicunt, et pereant qui nigrum in candidum vertunt" 
Diese letzten Worte sind halb aus Jesaja ö, 20 und halb aus Jurenal III, 30 
genommen. 



Adam von Bremen. Bremer Bisehofscbronik* ß7 

währt hat. Jede gewissenhafiie Forschung geht auf ihn zurück, und 
seine Autorität stand von Anfang an mit Recht in hohem Ansehen^). 
Die Handschriften seines Werkes sind bereits mit Bandbemerkungen 
versehen, welche zum Theil noch von seiner eigenen Hand, zum Theil 
von späteren Bremer Domherrn herrühren; dann haben die norddeut- 
schen, dänischen, isländischen Chronisten ihn allgemeüi für ihre Zwecke 
benutzt, und sein Werk blieb ohne Unterbrechung ein Grundpfeiler für 
die (beschichte dieser Gegenden'). 

Es war nur zu gewöhnlich im Mittelalter, für wirkliche oder ver- 
meintliche Bechte, oft genug auch für rechtlich unbegründete Begier- 
den, durch ürkundeni^chung eine Stütze zu suchen; auch die Hamburg- 
Bremer Kirche ist davon nicht freu Aeltere Fälschungen, die sich 
auf den Besitz von Turholt und Bameslohe beziehen, hat schon Adam 
vorgefunden und benutzt'). Später, als es gidt, die verlorene Stellung 
eines nordischen Patriarchats wieder zu erkämpfen, sind neue Urkunden, 
vorzüglich päbstliche Bullen verfertigt, und auch die Lebensbeschrei- 
bungen Anskars und Bimberts zu diesem Zweck verfälscht worden. 
Karl Koppmann, der diesen Gegenstand sehr sorgföltig untersucht und 
erörtert hat*), hält Erzbischof Liemar (1072—1101) für den Urheber, 
Adalbert für grundlos verdächtigt; Dehio aber (11, 2, 38) erklärt den 
Erzbischof Friedrich (1104—1122) für den Urheber; er habe damit 
auf dem Lateranconcil 1123 wirken wollen, was sein Nachfolger 
Adalbero auch wirklich gethan habe. 

Bis auf Adalberts Tod reicht auch eine sehr kurze Bremer 
Bischefs Chronik, eigentlich nur ein Yerzeichnifs der Bischöfe 
und Erzbischöfe mit einigen Bemerkungen; nach Koppmanns Unter- 
suchung nur eine werthlose Compilation aus Adam und den Corveyer 
Annalen^). Mit dem Glänze des Erzstiftes war es aber jetzt für lange 

*) DaCs bei Benutzung der Tradition ohne sohrifUiche Quellen leicht chro- 
nologisehe Fehler rorkamen, ist natürlich; die verwickelte Frage Aber seinen 
Bericht von den Wendenaufst&nden 983—1018 (II, 40—43) hat suIeUt aus- 
fthrlich B. Usinger behandelt zu Hirschs Heinrich II, I, 479 — 486. 

*) Vgl. J. G. Kohl: Die erste deutsche Entdeckungsreise zum Nordpol, 
Brem. Jahrbuch V, 174 — 191. Weinhold: Die Folargegenden Europa's nach 
den Vorstellungen des Mittelahers, Wiener SB. LXVUI, 789—796. 

*) Diese ersten Fälschungen schreibt Dehio I, 2, 64 mit Koppmann dem 
Erzb. Adaldag zu, und bringt sie mit dem erneuten Cölner Anspruch auf die 
Oberhoheit in Verbindung. 

^) K. Koppmann : Die ältesten Urkunden des Erzbisthums Hamburg-Bremen 
(Gott Diss. 1866) = Zeitschr. f. Hamb. Gesch. V, 483—573. Ders. Die mittel- 
alt. Geschichtsquellen in Bezug auf Hamburg (1863) S. 44 wirft den Verdacht 
auf Waldo, doch ohne Begründung. 

') Chromeon breve Bremense, bei Lappenberg, Bremer Gesohichtsquellen 
8. Vm und 1—6. MG. SS. VII, 389—392. Der eigentliche Titel ist: Sertes 

5* 



gg IV, Salier, f 12. Das östliche Saehsen. Brano. 

Zeit Yorbei; auch die Schule wurde von dem raschen Verfall er- 
griffen, sie war in traurigem Zustande, als im Anüange des zwölften 
Jahrhunderts Vicelin ihre Leitung übernahm, ein frommer Mann, 
Schüler des Magister Hartmann in Paderborn, der aber so übermäfsig 
strenge war, dab viele Schüler aus Bremen entflohen. 

Bis zum vierzehnten Jahrhundert scheint man hier nicht wieder 
an geschichtliche AufEeichnungen gedacht zu haben. 

§ 12. Das östliche Sachsen. Bruns Sachsenkrieg. 

Die ottonischen Pflanzungen an der nordöstlichen Grenze des 
Beiches waren nach dem Tode des grofsen Kaisers und besonders 
nach der Niederlage und dem Tode seines Sohnes theils verloren, 
theils bedroht. Man machte wenig Fortschritte mehr gegen die 
Wenden, und unter solchen Umständen konnte auch keine litterarische 
Th&tigkeit gedeihen, üeberdies aber hat auch sp&tere Verwahrlosung 
noch verkommen lassen, was hier und da aufgezeichnet wurde, wie es 
namentUch von Magdeburg und Halberstadt nicht zu bezweifeln ist. 
AuTser der früher (I, 280) erwähnten Bisthumschronik, hat der Bischof 
Herrand oder Stephan von Halberstadt (1090— 1102) eine Schrift 
über den gewaltsamen Tod seines Vorgängers Bnrchard verfafst, des 
Vorkämpfers der Papisten, der am 6. April 1088 in Goslar erschlagen 
wurde. Diese flndet sich grolsentheils beim sächsischen Annalisten 
zum Jahre 1088 aufgenommen und übersetzt in Winnigstädts Halber- 
städter Chronik aus dem sechzehnten Jahrhundert^). 

Dieser Herrand war nicht weniger eifrig papistisch als sein Vor- 
gänger, und schrieb 1095 im Namen des Grafen Ludwig von Thüringen 
eine Entgegnung gegen ein Sendschreiben des kaiserlich gesinnten 
Bischofs Walrab an oder Walram von Naumburg*), eines wackeren 

Brem. et Hammab. episcoporvm. Daran sehliefst sieh 8.392: Ordo et twmna 
Sle9wicefmum episcoporum. Vgl. dasu Lappenbergs Abhandlang Ober die Chro- 
nolocfie der Alteren Bischöfe des Ensbisthums Hamburg , Arch. IX, 382 — 458. 
Koppmann, Forsch. VIU, 634—640. Dehio I, 2, 65. 

1) In Caspar Abels Sammlung alter Chroniken S. 289. Ueber den Todes- 
tag Qiesebr. III, 1173. Winnigst&dt hatte auch „einen feinen Sermon*' Ton 
Herrand über Bnrchard, anf. Qma abundante iniquitate. In der Vorrede sagt 
er, dafs er tIoI Liebereyen der Klöster durchgesehen, „habe aber sonderlich 
nichts ganties gefunden, ohne was Mardnus de Corbeia und Herrandus zu 
Ilsenburg daron in ihren Chroniken geschrieben und nachgelassen hatten.** 

S) Erhalten in den Ann. S. Djsibodi, jetzt auch MG. SS. XVII, 10—14 
gedruckt. Unter manchen Bmendationen, zu denen der Text AnlaCs giebt, er- 
wähne ich 13, 47 maaisUr es Air mergeres. — Eine Vita Bennonis ep. 
Misn. (1066 — 1 106) soU auch ezistirt haben, ist aber von Waitz vergeblich ge- 
sucht, 60 A. 1856 8. 1898. Ob Trithemius sie gekannt hat, bedarf genauerer 
Untersuchung als bei A. Paul de fontibus Trithemii (Diss. HaL 1866) S. 56. 



Herrand von HalbersUdt Walram ron Naumburg. g9 

und gelehrten Mannes, der yon Heinrich lY 1089 zum Bisthnm be- 
rufen war. Es ist eine Streitfrage, ob Walram MOnch im Kloster 
Hersfeld gewesen ist; sie ist verbunden mit der Frage nach der 
Autorschaft des Liber de unitale ecclesiae eotuervanda, welchen zuerst 
Ulrich von Hütten 1520 herausgegeben hat^}, und der nach einer Ver- 
muthung des Flacius Illyricus Wabmn zugeschrieben wird. Sicher ist 
nur, dab diese Schrift von einem Hersfelder Mönch geschrieben und 
Yon ungewöhnlichem Werthe isi Sie liegt uns, wie Ewald nachge- 
wiesen hat, in einer Gestalt vor, die sie erst um 1093 erhalten hat, 
aber das erste Buch, welches eine Kritik des bekannten Schreibens 
Gregors YII an Hermann yon Metz über die Bechtm&fiBigkeit seines 
Verfahrens gegen Heinrich lY*) enth&lt, ist schon 1084 oder im An- 
fimg des Jahres 1085 geschrieben und sp&ter nur überarbeitet. Das 
zweite Buch wendet sich gegen eine aus der Hirschauer Schule herror- 
gegangene, jetzt verlorene Streitschrift'), wobei zugleich das Treiben 
der Gregorianer in Sachsen, Thüringen und Hessen von 1081 bis 1092 
eingehend erörtert und reicher historischer Stoff geboten wird. Das 
dritte Buch vertheidigt die Bechtgl&ubigkeit Wiberts gegen ver- 
schiedene Angriffe, aber davon sind nur wenige Seiten erhalten. 

Mit Unrecht ist Walram auch ein TraeteOus de inveetiiura episco- 
parum zugeschrieben, der im Jahre 1109 verfafst ist*). 

Herrand war in früherer Zeit Abt zu St. Burchard in Würzburg 
gewesen und hatte dann in Ilsen bürg die Cluniacense^ Begel ein- 
geführt. Durch einen kaiserlichen Gegenbischof verdr&ngt, suchte er 
hier eine Zuflucht, aber im Jahre 1101 wurden auch die Mönche zur 
Flucht genöthigt und zogen sich nach Bosenfeld oder Harsefeld 
unweit Stade zurück, wo eben jetzt die Markgrafen von Stade eine 
früher von ihnen gestiftete Probstei auf Herrands Bath zur Cluniacenser 
Abtei umgestalteten. Auf diesem Wege gelangen die alten Würz- 



1) Die Handschrift (aus Falda) ist Tersehwunden. Qedr. u. a. bei Freher 
ed. StruT. I, 244—326 u. in Goldast's Apologia. Vgl P. Ewald, Walr. r. N. 
Diss. Bonn. 1874 f&r Walrams Autorschaft. Dagegen HelmsdOrfer üher Wilhem 
y. U. 8. 26^28. 65. F. Berger: Zur Kritik der Streitschrift etc. Diss. Hai. 1874. 
Entgegnung Ewalds HZ. XXXIV, 414. Eingehend Qiesebr. III, 1050, dem ich 
hier folge. 

*) Reg. VUI, 21, bei Jaff<6 II, 453—467. 

*) Nach P. Ewald eine Entgegnung auf Clemens III Erlais ron 1089 bei 
Jaff(6 V, 145. 

^) Gedr. in Qoldast's Apologia n. nach einer Bamb. Hs. in der Tübinger 
TheoL Quartalschrift t. 1837 S. 196 ff. ron Fr. Kunstmann. Vgl. Ewald a. a. 0. 
S. 82—86. E. Bemheim, Forsch. XVI, 279—296. Giesehr. III, 1050. Gans 
nnhegründet ist die Angabe, dals Abt Conrad ron St. Georg sn Naumburg 
der Verfasser w&re. 



70 ^^' Salier. § 12. Das östliche Sachsen. Brnno. 

bnrger Aonalen bis 1099, bereichert mit üsenbnrger An&eichirangeii^), 
nach Bosenfeld, wo sie bis 1164 fortgesetzt wurden'). Doch ist bei 
1130 ein Abschnitt bezengt, nicht nur durch die einzige Handschrift, 
sondern auch dadurch, dafis so weit die Benutzimg in der Summa des 
Honorius reicht. Von der Fortsetzung haben wir nur Fragmente. 

Zu den Quellen dieser Annalen gehört auch eine Darstellung der 
Sachsenkriege und des Investiturstreits, welche in Sachsen mit grofeer 
Feindseligkeit gegen Heinrich lY geschrieben ist, und den Zeitraum 
von 1074 bis gegen 1117 umfaüste. Sie ist auch zu erkennen bei Hel- 
mold und am vollständigsten in den Disibodenberger Annalen. Auch 
die Briefe Herrands und Walrams gehörten dazu; sie mögen zu der 
ganzen Schrift Anlafs und Anlehnung gewährt haben. 

Bsenburg hat sich unter Abt Martin (1105—1129) wieder erholt; 
es wurde da viel und schön geschrieben, darunter eine nicht ohne 
Kritik verbesserte Bibelhandschrift'). 

Aus Magdeburg ist uns durch Arnold von St. Emmeram der 
Domscholaster Meginfrid als ein gefeierter Lehrer bekannt. Als der 
Kampf des Kaiserthums mit dem Pabstthum anbrach, war hier Werner 
Erzbischof, der Bruder des Erzbischofs Anno von Göln, ein geborener 
Schwabe. Er theilte die Bichtung seines Bruders und gehörte bald 
zu den entschiedensten Feinden des jungen Königs, mit seinem Nach- 
bar, dem Thüringer Werner von Merseburg. In dieser Umgebung 
lebte Brun oder Bruno, anfangs am Hofe Werners von Magdeburg, 
der ihn wohl in seiner Kanzlei verwendet haben mag*), dann nach 
dessen Tode (1078) bei dem Bischof von Merseburg^). Diesem widmete 

') Nachgewiesen mit Zuziehung einer späteren Ilsenhurger Chronik und 
des Chron. Halb, von W. Scham, Die Jahrbh. von St. Alban S. 94—98. 

') Ann, Rosen/eldenses y erhalten, wenn auch nicht unverkürzt, von 1057 
bis 1130, MG. SS. XVI, 99-104, zuerst von Wedekind, Noten I, 349—367 
als Chronograpfd Saxonis fragmenlum publicirt; vgl. die Abhandlung von Jaffö 
im Archiv XI, 850 — 867, wo die Restitution der Jahre 1141 — 1164 versucht 
ist aus dem Chronogr. Saxo und Albert Ton Stade, welche wie auch der Anna- 
lista Saxo daraus schöpften. £. Bemheim, Forsch. XV, 254 — 281 mit BerOck- 
sichtigung der Poehlder u. Erfurter Chronik. Benutzt sind his 1118 die An- 
nalen von St. Alban, und zwei verlorene, mit den Ann. S. Dysibodi gemeinsame 
Quellen, nach Scheffer- Boichorst, Ann. Patherbr. S. 189. 190. Dagegen Waitz 
GGA. 1870 S. 1794. Vgl. auch Giesebr. III, 1065, der die Existenz einer Fort- 
setzung bezweifelt. — Eine sp&tere ums Jahr 1575 eompilirte Bosenfelder 
Chronik bei Vogt, Mon. inedita rer. Brem. I. 

') Ed. Jacobs in den N. Mittheilungen des thür. s&chs. Vereins XI, 361 — 363. 

4) Dümmler verweist auf die Aehnlichkeit der Anrede in seinem Prolog 
und dem Schreiben der Magdeburger c. 59. 

') Ueber diesen besitzen wir eine unbedeutende Biogpi'aphie, die erst gegen 
die Mitte des zwölften Jahrhunderts geschrieben zu sein scheint, ed. Wilmans, 
MG. SS. XU, 244-248. 



Bosenfelder Annalen. Bnino Tom Sachsenkrieg. 7I 

er 1082, als eben der neue Gegenkönig Hermann gesalbt war, ein 
Werk über den Sachsenkrieg ^), nnd es scheint, dafs das Amt eines 
königlichen Kanzlers- die Belohnung seiner Arbeit war. Giesebrecht 
(in, 1046) verrnnthet nicht ohne Wahrscheinlichkeit, dafis seine Ab- 
sicht, nnd wohl sein Auftrag war, die Wahl des neuen Gegenkönigs 
als nothwendig zu rechtfertigen, und Sachsen wie Schwaben zur ein- 
müthigen Unterstützung desselben anzufeuern. DsSs ein solches Werk 
nur eine Farteischrift sein konnte, versteht sich von selbst, der Ver- 
fasser stellt sich eben so entschieden wie Bemold als Heinrichs Feind 
hin. Aber damit endet auch die Aehnlichkeit zwischen beiden. Auch 
Brun steht auf Seiten Hildebrands gegen den König, aber weit über- 
wiegend ist doch in ihm die sächsisch- provincielle Auffassung. Das 
durch den Gerstunger Vertrag gestörte Bündnifs der Sachsen mit den 
Schwaben ist der Hauptgegenstand seiner Sorge. Der Pabst ist ihm 
fast nur ein Bundesgenosse der Sachsen, der hart getadelt wird, wenn 
er nicht nach ihrem Gefallen handelt. Dann heilst es wohl, dafs die 
Sachsen nur dem h. Peter zu Liebe die Waffen ergriffen hätten, aber 
Bruns eigenes Werk zeigt deutlich genug den sehr weltlichen Ursprung 
des Krieges. Femer schreibt Bemold unmittelbar' unter dem Eindruck 
der Ereignisse, yoUkommen gleichzeitig, und ist daher chronologisch 
völlig zuverlässig; Brun abei* im BückbUck auf einen ziemlich langen 
Zeitraum und ist von der Genauigkeit Bemolds weit entfemt. Und 
endlich ist leider seine Wahrhaftigkeit, wenn er diese Eigenschaft 
überhaupt besafs, völlig verblendet durch die Leidenschaft der poli- 
tischen Parteiung; man hat in Bezug auf ihn zu wählen zwischen dem 
Vorwurf bewuTster Lüge und grenzenloser Leichtgläubigkeit. Bänke 
hat neuerdings darauf aufmerksam gemacht, dafs die neueren Historiker 
viel zu viel Gebrauch von Bruns Erzählungen machen, dafs auch 
Stenzel davon nicht frei ist, obgleich er selbst die geringe Glaub- 
würdigkeit derselben nachwies. Bänke nennt ihn über den Verlauf des 



>) Brunonis de belio Saxonico liber ed. Pertz, MG. SS. V, 327-384. 
Separat- Abdruck 1843. UeberBetsung Ton Wattenbach 1853. Stensel II, 55 
bis 67. Bänke, Zur Kritik fr&nkisch- deutscher Reiehsannalisten S. 436 — 440 
(24—28). Giesebr. III, 1046. 1047 mit Emendationen. 0. Qrund, Die Wahl 
Rudolfs von Bheinfelden (L. 1870) 8. 98—104. Ueber den Ortsnamen Cancul 
c 121 A. WiUschel im Anz. d. Qerm. Mus. XXIII (1876) S. 4—11. Dafs Bruno 
Lambert gekannt habe, wie Giesebrecht III, 1047 annimt, halte ich fUr sehr 
zweifelhaft. Die beiden erhaltenen Urkunden Hermanns vom 3. August 1082 
und 13. April 1083 hat ein Kanzler Bruno signiert, in dem auch W. Giesebrecht 
den SchriftsteUer yermuthet. In der merkwürdigen Uebergabe von Schweinfurt 
an das Ersstift unter Brzbischof Hartwich Tom 5. Februar 1 100 (Neue Mittheil. 
X, 130) heifst der Domprobst wie der scholarum magister Bruno; 1090 (ib. 
6. 220) beide anders. 



72 IV. Salier. § 12. Brano. 

sächsischen Krieges wohl anterrichtet: ich kann auch das nicht zu- 
geben. Er übergeht die wichtigsten Dinge g&nzlich, entstellt andere, 
nnd yon den yerborgenen Fäden, von den geheimen Verhandlungen 
nnd den wahren Absichten der Fflrsten scheint er wirklich wenig oder 
nichts zu wissen. Die beiden Werner scheinen ihn nicht in ihr Ver- 
trauen gezogen zu haben, wenn ihm auch einige Briefe nnd Acten« 
st&cke mitgetheilt wurden, deren unYerkflrzte Aufidahme seinem Werke 
höheren Werth yerleiht. Aber yerarbeitet hat er diese Documente nieht 
im mindesten, rein äuberlich sind sie seinem Buche an unpassender 
Stelle eingefügt. Als Historiker steht Bruno auf der niedrigsten Stufe, 
nur mit gröÜBter Vorsicht läfst sich sein Werk überhaupt benutzen, 
um Thatsachen daraus zu gewinnen, deren er freilich einige von grofser 
Wichtigkeit mittheilt. So zeigt er sich ungewöhnlich gut unterrichtet 
über die Wahlen der GtogenkOnige, Ereignisse, die natürlicher Weise 
bei der ganzen Partei die lebhafteste Aufmerksamkeit auf sich zogen, 
und besonders in Sachsen, wo man lieber den Herzog Otto ?on Nord- 
heim zum König gehabt hätte. Auch hier aber dürfen wir ihm nicht 
unbedingt trauen. Im allgemeinen können wir diese Schrift nur be- 
trachten und schätzen als eine Stimme aus Sachsen, die uns zeigt, 
was man sich dort von Heinrich lY, yon seinen Anhängern und yon 
den Vorfällen des Krieges erzählte. Die Zeit spiegelt sich darin wieder, 
und bei der Ausf&hrlichkeit der Erzählung läCst sich manches über 
die Zustände und Verhältnisse Sachsens daraus entnehmen. 

Vom sächsischen Annalisten ist Bruno's Werk fleifsig benutzt; 
sonst aber finden sich kaum Spuren, dafs man es kannte. Ein um 
1300 geschriebener Catalog der Bibliothek des Leipziger Thomasklosters 
führt eine Handschrift auf; sie wird wohl ohne Zweifel das Original 
der in Leipzig erhaltenen einzigen Abschrift sein^). 

Auch die Chronik der Magdeburger Erzbischöfe blieb nicht ohne 
Fortsetzung. Doch ist sie uns nur in einer stark überarbeiteten Gestalt 
erhalten, und gewinnt gröfeere Bedeutung erst in der folgenden Periode. 

Ein sehr merkwürdiges Schreiben des Erzbischofis Adelgot yon 
Magdeburg und anderer ostsächsischer Fürsten an die westlichen, ein 
Aufruf zur Bekämpfung der Heiden mit Schilderung ihres Christen- 
hasses und ihrer Gebräuche yom Jahre 1 108 ist als unecht yerdächtigt 
worden, doch, wie es scheint, mit Unrecht, und während ein Grund zur 
Fälschung nicht zu erkennen ist, würde doch auch eine solche als 
eine Stimme aus dem zwölften Jahrhundert Aufmerksamkeit yerdienen*). 



i) „Item über Sazonid bellL'' Cod. DipL Saz. Begiae II, 9 p. 1G3. 
S) Mari. ColL I, 625. Daraus SchöUgen u. Kreysig I, 663—569. Gen- 



73 



§ 13. Die Lobredner Heinrichs lY nnd Heinrichs Y. 

Dem Werke eines der erbittersten Gegner Heinrichs lY stellen 
wir die Schriften zweier von seinen eiMgsten Anhängern gegenüber, 
deren Herkunft nngewib ist, weil sich zu wenig locale Beziehungen 
bei ihnen vorfinden. Das erste dieser Werke, welche yon der anderen 
Seite nicht minder parteiisch sind als Brono, ist das Epos vom 
Sachsenkriöge^). unmittelbar nach dem Siege des E6nigs über 
die Sachsen bei Homburg am 9. Juni 1075 hat hier ein unbekannter 
Dichter von guter klassischer Bildung es unternommen, den Krieg von 
seinem Ursprünge an in entschieden royalistischer Auffassung zu schil- 
dern, und er hat diese Aufgabe mit Tielem G^chick durchgefDhrt. 
Hexameter yon bemerkenswerther Beinheit, wenn gleich nicht ganz 
ohne Sprachfehler und mit manchen damals üblichen Freiheiten, häufig 
auch leoninisch gereimt, flielsen ihm mit Leichtigkeit, und die Dar- 
stellung ist so lebendig und spannend, dab man ihr mit Yergnügen 
bis ans Ende folgt. Natürlich haben hier die Sachsen in allen Stücken 
Unrecht. Nur die Gerechtigkeit des Königs hat sie zum Aufstand ge- 
trieben, da er die unrechtmäfsig in Besitz genommenen Güter den 
rechten Erben, Fremden und Waisen zurückgab. Unerhört finden es 
die Sachsen, dafs diese, welche sonst überall Unrecht leiden, bei ihnen 
Ansprüche durchsetzen, welche sie geradezu als Baub bezeichnen. 
Gewifs ist auch diese Auffassung einseitig, aber eben so wenig ist 
auch Bruns und Lamberts Darstellung unparteiisch, und die Sache 
der Sachsen durchaus nicht so rein, wie sie in ihren eigenen Partei- 
schriffcen erscheint. Der Yerfasser schildert dann die Ereignisse des 
Krieges mit grofser Anschaulichkeit, und so wenig er sich auch in 
der Darstellung als zuverlässig erweist, bereichert er doch unsere 
KenntniTs der Zustände und Ereignisse mit manchem nicht unwichtigen 
Zuge; namentlich läfst er in dem Ausfall der Bürger von Goslar die 
aufstrebende Wehrhaftigkeit der städtischen Bevölkerung deutlich er- 
kennen, wie sie um dieselbe Zeit auch in Worms, Cöhi und anderen 



dorf im Cod. Dipl. Sax. Reg. I, 1, 43—46. Vgl. J. G. Hörn, Commentationes 
in epistolam etc. 1733, 4. Die Es. 749 in Dannstadt saeo. XIII (aus Gra- 
Bchaf) nachgewiesen Ton Dr. Nolte im Archiv d. Wiener Ak. LIV, 3. 

Oesta Heinrici impercUoris metrice^ Euerst 1508 in Strafsburg gedruckt; 
erste kritische Ausgabe yon Waitc in den Abhandlungen der Gott. Ges. d. W. 
Ton 1870, XV, 1—86. Vgl. meine Aue. Heid. Jahrbb. 1871 S. 359—363. 
Lindner HZ. XXVH, 454—457. Giesebr. UI, 1044—1046. Pannenborg yer- 
muthet Nachahmung des Poeta Saxo, und weist Forsch. XUI, 413 Ausbeutung 
des Alcimus Aritus nach. 



74 I^- Salier. § 18. Die Lobredner Heinrichs IV tu Y. 

Orten sichtbar wird. Eingehend wird besonders die Belagerung und 
Verteidigung der Burgen geschildert, die Flucht des Königs Ton der 
Harzburg dagegen ganz verschwiegen. Lehrreich ist auch die Muste- 
rung des königlichen Kriegsheeres; Herzog We]f erscheint darin in 
lateinischer üebersetzung als Catulus, was wir wenig sp&ter auch in 
dem Leben Thiemo's von Salzburg finden: eine gelehrte Spielerei, die 
damals sehr beliebt war und hier noch um einen Schritt weiter ge- 
führt ist, indem der neue Catulus mit dem alten römischen Geschlechte 
dieses Namens in Verbindung gebracht wird. Mit einer Aufforderung 
zur Milde gegen die Besiegten schliefet das Gedicht^). 

Im Jahre 1848 hat Pertz dasselbe, zunächst veranlafst durch den 
Mangel einer alten Handschrift, fClr unecht erklärt') und in dieselbe 
Kategorie mit dem nach der damals herrschenden Meinung unter- 
geschobenen Lignrinus gesetzt; deshalb fehlt es in der Sammlung 
der Mouumenta. Dagegen trat Floto in seiner Geschichte Hein- 
richs IV (n, 427—432) auf, ohne jedoch seinen Widerspruch aus- 
reichend zu begründen. Darauf hat V^Taitz, nachdem er früher seine 
Zustimmung zu der Abhandlung von Pertz ausgesprochen hatte, 1857 
die Sache von neuem yorgenommen und die Echtheit des Gedichtes 
überzeugend dargethan'); endlich aber auch die so sehr erwünschte 
kritische Ausgabe desselben gegeben, zu welcher A. Pannenborg eine 
sorgsame Vergleichung des Sprachgebrauchs mit antiken sowohl als 
mittelalterlichen Dichtem hinzugefügt hat. 

Giesebrecht vermuthet in diesem Gedicht Lamberts später von 
ihm selber yerleugnetes Epos aus der Zeit seiner Jugend, bevor er 
sich von Heinrich IV abgewandt hatte; mir sieht es nicht wie ELloster- 
poesie aus*). 

Von ganz verschiedener Bichtung wird wohl das elegische Ge- 
dicht des Flandrers Blittero gewesen sein, welches an Heinrichs 
Geschick anknüpfend, das Elend der VT^elt beklagte^). 

Ganz in demselben Geiste mit jenem Epos dagegen ist das 

^) Unbegreiflich ist mir, wie Giesebrecht an dem Auftreten der Hand- 
werker im Kampfe neben den ritterlich gerüsteten Patriciern Anstoss nehmen 
kann, nnd die mit etwas poetischer Licenz beschriebenen Schildzeichen schei- 
nen mir doch immer noch leichter zu erklären, als eine spätere Ueberarbeitung 
und Interpolation. 

») Archiv X, 75—86. 

>) Gott. Kachrichten 1857 S. 13—38; ygL GGA. 1856 S. 1882. 

^) Giesebrechts Vermuthung bekämpfi Lefarth, Lambert S. 8—18. Lindner 
zieht HZ. XXVII, 455 seine frühere Zustimmung zurück. 

^) „Blittero Flandrita in poemate quod super Henrico oaesare nuper edidit, 
ruinam mundi et miseros mortalium eventus eleg^acis modis luculenter deno- 
tavit.** Orderici VitaUs l. VIU. MG. SS. XX, 66. 



Epos Tom Saebsenkrieg. Leben Heinriehs lY. 75 

Leben Heinrichs IV geschrieben, aber noch merkwürdiger, weil 
es nach dem Tode des alten Kaisers verfafst ist nnd nns ein schOnes 
Zengnifs bietet von der aufrichtigsten Trene nnd Hingebung, welche 
dieser vielgeschmähte Mann bei wenigen Auserw&hlten bis über das 
Grab hinans gefunden hat^)/ Dazn kommt non, dafs diese kleine 
Schrift fast alle Werke des Mittelalters dnrch die Beinheit nnd Schön- 
heit der Sprache nnd die anfserordentliche Ennst der historischen Dar- 
stellung übertrifft;. Die ganze lange und wechselvoUe Begiemng Hein- 
richs IV ist hier in einen engen Bahmen zusammengedrängt und liegt 
klar und übersichtlich vor uns. Isaac Casaubonus sprach die gr(^f8te 
Bewunderung fftr den Verfasser aus und verglich sein Werk mit dem 
Agricola des Tacitus. 

Das dürfen wir freilich dabei nicht verschweigen, dafs dieses 
kleine Kunstwerk sachlich voll von Unrichtigkeiten ist, die zum Theil 
aus ungenauer Erinnerung herrühren, ebenso sehr aber auch aus 
leidenschaftlicher Parteinahme und bewufster Absicht entsprungen 
sind. Bhetorische Gesichtspunkte und Zwecke beherrschen die ganze 
DarsteUung, wie denn auch eine eigentliche Biographie gar nicht die 
Aufgabe des Verfassers war, sondern vielmehr ein mit liebender Hand 
in kühnen Umrissen gezeichnetes Lebensbild des Verstorbenen. Die 
sorgsam umschauende Wahl des Ausdrucks auch für den Laut schein- 
bar zügelloser Wehklage verrftth sich durch die Au&ahme einiger 
Sätze des Sulpicius Severus'); ebenso sorgfältig im Ausdruck, aber 
unbesorgt um die genaue Wahrheit ist auch, wie Jaff^ nachgewiesen 
hat, die Schrift des Cardinal Beno gegen Gregor Vn benutzt. Doch 
ist darum der geschichtliche Werth nicht gering anzuschlagen. Der 
Verfasser hat dem Kaiser nahe gestanden, hat ihn im Bathe der 
Fürsten gesehen; er schreibt mitten aus den Ereignissen, die er durch- 
lebt hat, und ist schon dadurch lehrreich, weil er uns zeigt, wie des 
Kaisers Anhänger die Dinge dargestellt zu sehen wünschten. Der 
Vorsicht bedarf es bei ihm wie bei den Wortführern der (Gegenpartei: 
die Vergleichung beider fährt zur Wahrheit. 

Geschrieben ist diese rührende Todtenklage gleich nach dem Tode 
des Kaisers in der Form eines Sendschreibens an einen gleichgesinnten 

>) Vita Heinrici IV ed. Wattenbftch, MG. 88. XII, 268 — 283 und in 
besonderem Abdruck (Neue Ausg. 1876) zum ersten Male seit der siebenmal 
wiederholten Ausgabe ATontins nach der jetzt in Mflnchen befindlichen Hand- 
schrift besorgt. Uebersetzung Ton Jaflfö, Berlin 1868. Scharfe Kritik Ton 
A. V. Druffel, Kaiser Heinrich IV und seine Söhne (Regensburg 1862) S. 93—108. 
Giesebr. lU, 1051—1053. 

^) Cap. 1 aus Sulp. Ser. Bpistola ad Aurelium diaconum de obitu b. Mar- 
tini, nach gütiger Mittheilnng von Dttnunler. 



76 IV. Salier. | 13. Die Lobredner Hemrichs IV u. V. 

Frenndy yermntihlich in Begensbnrg, wo sich im Emmeramskloster die 
einzige Handschrift dayon erhalten hat. Der Verfasser ist unbekannt. 
Goldast znerst hat die Yerrnnthnng ausgesprochen, dafe die Schrift 
von Otbert von Lüttich herrühren möge, welcher dem von seinem 
Sohne verfolgten Kaiser in Lüttich eine Znflncht zn gewähren wagte 
und als sein trenester Anh&nger bekannt ist, nnd diese Yerrnnthnng 
hat ziemlich allgemeine Zustimmung gefimden. Jetzt aber hat Jaff^ 
die Sache nochmals genauer geprüft und nicht nur verschiedene Be- 
denken gegen die Autorschaft Otberts angeregt, sondern auch eine 
andere Spur hervorgehoben, welche nach Mainz leitet, einer Stadt, 
deren bürgerliche Bevölkerung sowohl wie der Oems bis ans Ende 
kaiserlich gesinnt waren. Er hat darauf hingewiesen, dafs nach den 
Hildesheimer Annalen im Jahre 1105 der Abt Dietrich von St. Alban 
eine Botschaft Heinrichs IV an dessen Sohn nach Speier überbrachte, 
und bemerkt, dafs möglicher Weise dieser der Verfasser sein könne. 
Dagegen hat nun wieder A. v. DrulTel erhebliche Bedenken geltend 
gemacht und eine neue sehr ansprechende Vermuthung aufgestellt, in- 
dem er auf die wiederholte Erwähnung Würzburgs hinwies; Giese- 
brecht aber glaubt nun deshalb in Erlung den Verfasser zu erkennen. 
Dieser Erlung war ein Neffe und Schüler des berühmten Bamberger 
Lehrers Meginhart, den Heinrich IV 1085 an Adalbero's Stelle zum 
Bischof von Würzburg erhob; er selbst wird als sehr gelehrt ge- 
priesen, und war von 1103 bis 1105 Heinrichs Kanzler; im Januar 
1105 war er unter den Gesandten, welche der Kaiser an seinen re- 
bellischen Sohn schickte. Gleich darauf zum Bischof von Würzburg 
erhoben, fiel er bald nachher in des Königs Hände, hat sich aber 
doch im Besitz des Bisthums zu erhalten gewufst. Die letzten Zeiten 
der Agonie hat er also nicht mit dem alten Kaiser getheilt, und er 
kann nicht die Briefe verfafst haben, welche uns zeigen, dals es ihm 
auch damals nicht an geschickten Schreibern in seiner Umgebung 
fehlte. 

Beide, der Verfasser jenes Epos sowohl wie der Biograph, ge- 
hören offenbar zu der Schule der alten grammatisch -classischen 
Bildung, welche unter Heinrich III so eifrig betrieben wurde; ich 
habe schon früher^) darauf hingewiesen, wie gut auch die Briefe 
Sigifrids von Mainz geschrieben sind, und dafs auch in ihnen die 
classischen Studien des Concipienten sich erkennen lassen. Es hat 
offenbar damals sehr viele deriker gegeben, welche eine nicht unbe- 
deutende formale Bildung dieser Art besafsen und deshalb ist mir 

1) Heidelberger Jahrbb. 1869 S. 588. 



Das Leben Heinriehs IV« David der Schotte. 77 

das Nachforschen nach einem anonymen Antor immer bedenklich. 
Den Clnniacensem aber waren diese Stadien ein Greuel. Deshi^b 
stehen die Vertreter derselben gewöhnlich auf der Seite des Kaisers; 
ihre Werke aber sind nach dem Siege der (Gegenpartei yemichtet 
worden, nnd es ist immer als ein besonderes Glück zn betrachten, 
wenn sich eine Schrift dieser Bichtong in irgend einer vereinzelten 
Abschrift erhalten hat, da ja selbst so manche gutgesinnte Schrift 
YöUig yerloren ist. Daher ist es denn auch nicht zu verwundem, 
dafs von dem (jedicht über die Thaten Heinrichs nur eine Abschrift 
des sechzehnten Jahrhunderts übrig geblieben ist, während von der 
Biographie eine gleichzeitige Handschrift im Kloster St. Emmeram 
aufbewahrt wurde. Es ist bemerkenswerth, dafe auch die Briefe 
Heinrichs IV, welche Aventin seiner Ausgabe der Vita beigab, in 
einer Handschrift von St. Emmeram sich erhalten haben ^); vortrefflich 
stimmt dazu das oben S. 58 erwähnte, an den undankbaren Sohn ge- 
richtete Klagegedicht, welches Heinrich IV in den Mund gelegt wird. 
Als letzten Bath giebt hier der Alte seinem Sohn die Mahnung, sich 
vor den Sachsen und Schwaben zu hüten. Eine Erwähnung aller 
dieser Schriften findet sich nirgends. 

VGUig verloren bis auf geringe Fragmente ist uns das Werk des 
Schotten oder Iren David. Wilhelm von Malmesbury nennt ihn einen 
Bischof von Banger; er war noch nicht Mönch, als er nach Deutsch- 
knd kam, und wirkte nach Ekkehard lange Zeit als Scholaster in 
Würzburg, bis Heinrich Y ihn als Caplan an seinen Hof nahm und 
1110 auf seinem Bömerzuge mit sich nach Italien führte, mit dem 
ausdrücklichen Auftrage, die Geschichte dieser denkwürdigen Heer- 
fahrt zu schreiben, welchen David auch ausführte. Nach Heinrich V 
Tode soll er in seinem hohen Alter noch Mönch geworden sein im 
Schottenkloster zu Würzburg unter dem Abte Macharius; so berichtet 
Trithemius, welcher selbst Abt dieses Klosters war. 

David bewährte sein Geschick zur officiellen Historiographie in 
glänzender Weise durch den von ihm erfandenen Vergleich der Ge- 
fangennahme des Pabstes Paschalis n mit jenem Bingen des Patri- 
archen Jacob mit dem Engel des Herrn, den er nicht lassen wollte, 
er segne ihn denn. Es ist sehr zu bedauern, da(s dieses Werk, von 
dem wir nur durch Ekkehard und Wilhelm von Malmesbury Kunde 
erhalten, verloren ist Bekannt war es auch Ordericus Yitalis, 
welcher daraus aber nur von den vielen Beschwerden der Heerfahrt 



^) Zwei daron giebt Giesebreekt III, 1251 — 12Ö3 aas dieser Hand- 
sehrift. 



78 IV. Salier. $ 14. Lambert toä Hersield. 

berichtet, den heftigen Begengüssen, von welchen anch Ekkehard 
meldet^). 

Jener berflhmte Vergleich ist übrigens mehr spitzfindig als 
treffend; er schliefet ein richtiges Erfassen des wahren Verhältnisses 
zwischen Kaiser und Pabst ans, aber es ist in hohem Grade merk- 
würdig, dafs man überhaupt wieder an eine ofßcielle Beichsgeschichte 
dachte. Bas letzte Beispiel der Art, welches wir anzufahren hatten, 
war Lindprands Schrift über die Absetzung Johanns XU und Bene- 
dicts V; wiederum sind es jetzt die Kämpfe mit dem Pabstthum, 
welche das BedürfiüTs herrormfen, auf die öffentliche Meinung ein- 
zuwirken. Das yersuchten schon zu Heinrichs IV Zeit beide Par- 
teien durch Flugschriften und Manifeste, und Lambert sagt ausdrück- 
lich, dalis die Kaiser Verkündiger ihrer Thaten mit sich führen^), 
welche durch die Erzählung der ihnen bekannten wahren Begeben- 
heiten die Irrthümer aus dem Wege räumen. Ob man darin eine b^ 
stimmte Beziehung auf amtliche Darstellungen von Heinrichs IV Be- 
gierung suchen darf, ist zweifelhaft. Lobschriften wie die oben er- 
wähnten, sind doch davon noch zu unterscheiden. Von Heiniich V 
aber ist es nicht zweifelhaft; er yeranlaüste auch Ekkehard, eine GrO- 
schichte der Franken und ihres Beiches zu schreiben, und wir werden 
sehen, dafs yon nun an deutlichere Spuren solcher Bestrebungen her- 
vortreten. 

Zuvor aber müssen wir nach dieser Abschweifung zurückkehren 
zu einem Hauptschiiftsteller über den früheren Theil von Heinrichs IV 
Begierung, der mehr als irgend ein anderer das Urtheil der Nachwelt 
geleitet hat, zu Lambert von Hersfeld. 

§ 14. Lambert von Hersfeld. 

Lamberti Herifeldensis Annale« ed. Heue, MG. SS. III, 29—89. 38—69. 90 — 102. 
V, 184—263. Sepurftfe-Abdraek 1848. 1874. Uebersetaang Ton Bachhobs 1819, von 
Hesse 1866. Ranke, Zar Kritik frinkisch - denUcher Reichsannalisten S. 436— 468 
(24—46). Stensel II, 101 — 106. Waitx in SchmidU Zeitsehrift II, 106. Giesebrecht 
HI, 1080 — 1082. Th. Lindnar, Anno II, 1869. Lefarth, Lambert, Diss. 1871. Haoa 
Delbrück: Ueber die Glaubwürdigkeit Lamberts, Diss. Bonn. 1873. 

Hersfeid, das altberühmte Kloster, war gegen das Ende des 
zehnten Jahrhunderts in ärgerlichen Verfall gerathen und dann im 

^) „Irenais quidam scolasticus decenti relatione litteria tradidit.^ MQ. SS. 
XX, 67. Vgl. Waitz MG. SS. VI, 11 u. 243. X, 479. Gieaebr. III, 1047, 
welcher ihm auch Heinrioha V Manifest über die Gefangennahme des Pabatea 
zuschreibt. 

*) ^Nam imperatores snorum secam habent praecones meritomm, expe- 
rientia ut ita dicam Temacola eis scrihenda dictante et falsaa opinionea veri- 
täte astipnlante longius propellente.*' Eist. Henreld. MG. SS. V, 140. 



Lambert Ton Hersfeld. 79 

Jahre 1005 durch Godehard reformiert. Seitdem hielt es fest an der 
guten nnd ehrenwerthen Weise dieser Benedictiner alten Schlages, 
die vom praktischen Leben als bedeutende Grundbesitzer vielfach in 
, Anspruch genommen, nicht Zeit hatten auf die modernen ascetischen 
Kasteinngen zu verfallen, und mit dem kaiserlichen Hofe durch vielerlei 
Fäden verknüpft, sich mit dem Gedanken nicht befi*eunden konnten, 
dafs der Kaiser des Pabstes Dienstmann sein solle und dafs gegen 
ein Wort von Born alle alten Ordnungen der deutschen Kirche nichts 
bedeuteten. Die Klöster nach der neuen Art der Hirschauer nahmen 
Laienbrflder an, welche die Handarbeiten verrichteten, damit die 
Mönche ausschliefslich dem Gtobet, den Studien, dem Dienst der Kirche 
sich hingeben konnten, obgleich auch hier die Wirklichkeit dem Ideal 
oft nicht entsprach; in den alten Stiftern aber hatte man gewaltig 
viel zu thun, man muTste Land urbar machen, Kirchen bauen und 
ausschmücken, ein grofses und zerstreutes Gebiet bewirthschaften und 
verwalten. Der Abt mufste beständig auf seiner Hut sein, dafs seine 
eigenen Yasaülen und DiensÜeute ihm nicht über den Kopf wuchsen, 
und nur am Kaiser konnte er dagegen einen Schutz und Halt finden. 
Leicht gewann diese weltliche Seite des Berufes die Oberhand und 
übergrofser Beichthum wurde zur gefährlichsten Klippe. Li Hersfeld 
aber hielt man auf eine tüchtige Schule, die unter dem Probste Albuin 
sich eines guten Bufes erfreute^), bis dieser 1034 Abt von Nienburg 
wurde. Kurz vorher war freilich unter dem Abte Arnold das Kloster 
durch inneren Zwiespalt zerrüttet worden, und Budolf, bis dahin Probst 
in Stablo, hatte auf des Kaisers Befehl 1031 schon wieder reformieren 
müssen. Ihm folgte, als er 1035 Bischof von Paderborn wurde, 
Meginher, ein Mann von frommem und strengem Wandel, welcher die 
Klosterschule erneute und zu bedeutendem Ansehen brachte, so dafs 
sie von allen Seiten zahlreiche Zöglinge anzog. Auch der alten Annalen 
erinnerte man sich jetzt wieder, und gab ihnen eine Fortsetzung von 
984 bis 1039, welche fast ganz aus den Hildesheimer Annalen ge- 
schöpft ist. 

Der hohe Buhm von Meginhers Frömmigkeit, verbunden mit dem 
starken mönchischen Zuge dieser Zeit, führte auch Lambert nach 
Hersfeld, wo er am 15. März 1058 das Mönchskleid empfing. 

Leider wissen wir gar nichts über Lamberts Herkunft und Bil- 
dungsgang. Dafs er eine ausgezeichnete Schulbildung erhalten hat, 
zeigen seine Schriften; er war offenbar ein vermögender Mann') und 

^) AuTser Wolfher und Otloh 8oll nach dem Chron. Halberstad. auch 
Leo IX sein Schüler gewesen sein. 

*) „rei familiaris curam, ne in ria Dei praegrararer, abjeci,^ sagt er selbst. 



30 IV*. Salier. (14. Lambert tob Henfeld. 

ohne Zweifel zum Geistlichen, aber nicht zum Mönche erzogen; er 
mag wohl wie Benno yerschiedene Lehrer anfgesncht nnd sich in der 
Welt umgesehen haben, beyor er, wie so manche ältere Weltgeistliche 
jener Zeit, den Entschlufs fafste in ein Kloster einzutreten. Denn 
Lambert war damals schon längst erwachsen und mindestens dreifsig 
Jahre alt, da ihn im Herbste desselben Jahres der Erzbischof von 
Mainz in Aschaffenburg zum Priester weihte^). Auch konnte er sich 
noch nicht sogleich an die engen Schranken seines neuen Standes 
gewöhnen, denn unmittelbar nach seiner Priesterweihe unternahm er, 
ohne seinen Abt zu fragen, eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, yon 
welcher er an seinem Namenstage*), dem 17. September 1059 glück- 
lich heimkehrte. Zu seiner groOsen Bemhig^g fand er den Abt 
Meginher noch am Leben und erhielt von ihm Verzeihung für sein so 
bald verletztes Gelübde; am 26. Sept. starb Meginher. Von da an 
scheint sich Lambert ganz seinem Kloster und Berufe hingegeben zu 
haben; yermuthlich gehörte er dieser Gegend auch durch seine Ge- 
burt an, wenigstens macht sein Werk den Eindruck, dab der Ver- 
fjMser wohl ein geborener Thüringer gewesen sein müsse, und es ist 
kein umstand vorhanden, der auf eine andere Spur führen könnte. 

Im Jahre 1071 schickte der Abt Buthard, Meginhers Nachfolger, 
Lambert aus, um die Klöster Siegburg und Saalfeld kennen zu lernen, 
wo die vom Erzbischof Anno aus Pructuaria (San Benigne bei Turin) 
mitgebrachten Mönche nach ihrer strengen Begel lebten, vom Erz- 
bischof selber und vom Volke, wie Lambert sagt, nicht wie Menschen, 
sondern wie Engel verehrt und bewundert Die Mönche der älteren 
Art kamen durch diese neuen Begeln, welche sich rasch verbreiteten, 
mehr und mehr in Mifsachtung beim Volke und bei den Grofsen und 
sahen sich dadurch manchen Gefahren ausgesetzt. Lambert hielt sich 
längere Zeit in jenen Klöstern auf, wo die ausserordentliche Strenge 
der Zucht, die gänzliche Hingebung der Mönche grofsen jgindruck auf 
ihn machten. Dennoch fiel sein Gutachten nicht günstig aus, die 
Zuthaten zu der alten Begel gefielen ihm nicht, und er erklärte diese 
für völlig ausreichend, wenn man sie nur genau befolgen wolle. Er 
beklagt, dafs dieses nicht geschehe; warum es aber immer nnd trotz 



^) Am 15. Sept., wie Dümmler bemerkt, denn das Jcjunium antumnale 
fUlt stets auf den Mittwoch nach Kreuxerhöhang. 

') Er selbst beseichnet ihn nicht in dieser Weise; der Name kommt 
überhaupt nur in zwei Handschriften Tom Ende des 16. Jahrhunderts im 
Jahre 1058 Tor, wo die Übrigen N. setsen. Die falsche Lesart a Scafna- 
bürg ebenda gab Anlafs lu dem gans unbegründeten Beinamen „von 
Aschaffenburg" . 



Lambert. Die Eeformen der Klöster. g]^ 

aller Beformen immer wieder nicht geschah, das ist ihm nicht klar 
geworden. 

Wir haben diesen Gegenstand schon oft genug zn berfthren ge- 
habt, nnd immer ron neuem tritt es uns entgegen, dab Klöster, 
welche noch vor kurzem blühende Stätten eines regen Geisteslebens 
waren, verfallen, dafs andere an ihre Stelle treten und daher diese 
Entwickelung durchaus keine Stetigkeit hat, sondern mit außerordent- 
lichem Eraftaufwande immer wieder von yome begonnen werden mufs. 

Der Grund dieser Erscheinung liegt wohl ganz einfach darin, 
dafs das ganze Mönchswesen der menschlichen Natur zuwider ist 
und ihr widerstrebt. In seiner Beinheit und Strenge kann es nur 
durchgeführt werden yermittelst einer aufsergewöhnlichen Anstrengung, 
mit Hülfe einer Begeisterung, einer Hingebung an die Verwirklichung 
einer unerreichbaren Idee, die naturgemäfs nicht dauernd sein kann. 
Darum macht sich immer wieder die menschliche Natur geltend, nur 
ein erneuter Aufschwung vermag wieder auf die Mhere Bahn zu 
führen, und wo dieser fehlt, ist die Ausartung unvermeidlich^). In 
Hersfeld nahm man die neue Bichtung nicht an; der Abt Hartwig 
(1072 — 1085) wandte sich mit einer Anfrage an das Mutterkloster 
Monte Cassino, aber auch hier fiel die Antwort zu Ungunsten der 
modernen Zusätze zur Begel aus'). Damit verfiel aber Hersfeld dem 
allgemeinen Geschick der älteren Klöster, nachdem der durch Gh)dehard 
gegebene Anstofs aufgehört hatte zu wirken. Der rechtlose Zustand 
des Beiches, die ungezügelte Baubsucht der Klostervögte, beschleu- 
nigten freilich den YerfaU, aber die Klostergeschichten zeigen uns, 
dafs in der Begel eifrige und reformatorische Aebte in ihrem geistigen 
Uebergewicht auch gegen solche Gefahren Schutz zu finden wufsten. 
Die innere und die äufserliche Blüthe der Klöster pflegen immer Hand 
in Hand zu gehen. Freilich hat auch Hersfeld sich trotz der Ausplün- 
derung seiner Güter 1074 durch Heinrichs lY Kriegsvolk und trotz 
aller Noth dieser Zeiten wieder erholt, und Budolf von St. Trond rühmt 
gegen das Ende des Jahrhundei-ts den dortigen Zustand unter dem 
Abte Friedrich, der von Goseck berufen war, sowohl wegen des grofsen 
Beichthums als wegen der wissenschaftlichen Bildung'). Auch ist 
dort in dieser Zeit die oben erwähnte Schrift de unitate eccleaiae ge- 

') Ganz ebenso apricht sich W. Moll aus, Kerkgeschiedenis ron Neder- 
knd vöör de berTonning HI, 2 (1867) S. 17. 

*) Die Cassineser Antwort ist mitgetheilt ron Dftmmler NA. III, 189. 
Sie war schon gedruckt bei Mab. Anall. IV, 462 (ed. II, Ki4), aber ohne die 
Adresse. Auch ohne diese und unvollständig steht sie in der Lorscher Brief- 
sammlung. 

s) MG. SS. $, 232. 

Wattenbach, GesehiohtiqQeUen IL i. Aufl. 6 



32 IV* Salier. J 14. Lambert von Herafeld. 

schrieben, worin sich eine viel heftigere ausführliche Polemik gegen 
die neuen Orden befindet. Allein mit der alten Bedeutung des Klosters 
in geistiger Beziehung war es doch vorbei. 

Lamberts erstes Werk war ein Epos tlber die Geschichte seiner 
Zeit, welches gänzlich verloren ist^). Noch mehr zu bedauern ist der 
Verlust seiner Geschichte des Klosters Hersfeld, die er um 
das Jahr 1074 voll bitteren Kummers über den tiefen Verfall desselben 
▼erfafste; die Wirthschaft am Hofe nach Anno's Entfernung wird 
darin schonungslos getadelt. Nur geringe Fragmente dieser Ge- 
schichte sind uns erhalten'). Einige Jahre sp&ter begann er die Aus- 
arbeitung seines Hauptwerkes, der Annalen. Die Geschichte seiner 
Zeit zu schreiben war sein Zweck, aber nach dem herrschenden Ge- 
brauche fing er dennoch mit der Schöpfung an, indem er einen ganz 
kurzen chronologischen Abrifs der W^eltgeschichte seinem eigentlichen 
W^erke voranstellte. Sorgfalt hat er darauf nicht verwendet, sondern 
nur die alten bis zum Jahre 1039 fortgeführten Hersfelder Annalen 
in oberflächlicher Weise excerpiert. Es ist schwer zu begreifen, wie 
ein Mann von so ausgebildetem Sinn für die Form der Darstellung 
seine Geschichte auf eine so häfsliche Weise entstellen konnte; an 
einem eigentlichen Anfange fehlt es derselben ganz, denn jene ma- 
geren Excerpte kann man noch gar nicht zu dem Werke selbst rechnen, 
wie sie denn auch Pertz in den Monumenten ganz davon getrennt 
hat. Doch findet sich auch später nicht etwa ein Abschnitt, ein aus- 
gesprochener Anfang ausführlicher Darstellung; der üebergang ist 
ganz allmählich. Es scheint sich mir daraus zu ergeben, dafs er 
wirklich Geschichte schreiben wollte, nicht eine Tendenzschrift, etwa 
um, was Bänke zuerst aussprach, die Wahl eines Gegenkünigs zu 
rechtfertigen. Zu solchem Zweck föngt man nicht mit der Schöpfung 
an. Für eine genauere Erforschung der älteren Geschichte aber hatte 
Lambert überhaupt wenig Sinn; da« zeigen uns auch die Fragmente 

i) VgL oben S. 74. 

S) Gedr. MG. SS. V, 138—141. Giesebreeht beueht die Worte 141, 41 
nicht auf Anno von COln, sondern auf den Abt Hartwich, bei dessen Leb- 
zeiten also Lambert das Werk verfafst h&tte. Danach kann es auch sp&ter 
geschrieben sein, doch endigen die Excerpte mit 1074, und nach dem Prolog 
ist es vor den Annalen verfafst. Vgl. Lefarth S. 18—20. Ermuthigt wurde 
Lambert, wie er sagt, zu diesem Unternehmen durch eine wohl gelungene 
Geschichte des Klosters Fulda: ad audendtan perpulit lecta (so schreibe ich 
^r /otfto) cujusdam Fuldensis abbatiae (so verbesserte Giesebreeht f&r abboHs) 
kigtoria mbHliter memoriae commendata» Bei Winkelmann, Beschreibung der 
FürstenthQmer Hessen und Hersfeld (1711) S. 269 — 263 steht eine metrische 
Series abbatum eccL Hersfeldensis^ die zwar bis 1606 reicht, aber altere Bestand- 
theile zu enthalten scheint, z. B. über die Aebte Bemhar, Rudolf, Meginher. 
Mitth. von DtUnmler. • 



Lamberts Oesehichtswerke* ^3 

Beiner Elosterchronik, bei der ihm gar nicht der Gedanke gekommen 
ist, was doch andere bei ähnlichen Aufgaben so fleiüsig versachten, 
mit Hülfe des reichen Hersfelder Archivs die Lücken der üeberliefe- 
mng zn ergänzen. Er beschränkte sich yielmehr auch hier ganz auf 
die ungenügenden Notizen der Annalen und eilte rasch weiter zu der 
neueren Zeit, für die ihm anfangs die vorhandenen Aufzeichnungen, dann 
mündliche Mittheilungen und eigne Erlebnisse reicheren Stoff darboten. 

Von 1040 an beginnen allmählich Lamberts Annalen reichhaltiger 
zu werden; anfanglich sind die mitgetheilten Nachrichten noch ver- 
einzelt und unverbunden, aber seit dem Anfänge der Regierung 
Heinrichs lY, vorzüglich jedoch von 1069 an, wird die Erzählung 
immer vollständiger; mit 1073 beginnt eine ganz umfassende Dar- 
stellung. Wenn Lambert auch im ganzen die annalistische Form bei- 
behält, 80 bindet er sich doch nicht strenge daran, und bei der Fülle 
der Ereignisse und der Ausführlichkeit der Darstellung macht sich 
diese Form kaum noch bemerklich. Auch fabt er zuweilen, um die 
Erzählung nicht zu zerstückeln, die Begebenheiten eines längeren 
Zeitraums an einer Stelle zusammen, wo man sich dann durch die 
Einreibung unter ein bestimmtes Jahr nicht zu irrthümlicher Auf- 
fassung verführen lassen darf. 

Bis zur Wahl Budolfis im Jahre 1077 setzte Lambert sein Werk 
fort, dann legte er, ermattet, wie er sagt, von der unermefslichen 
Masse des Stoffs, die Feder nieder^) und überliefe einer anderen Hand 
die Fortsetzung: die Wahl Budolfs werde dazu einen passenden Anfang 
gewähren. Allein es hat sich niemand gefunden, der dieser Auffor- 
derung nachgekommen wäre. 

Im Mittelalter wenig benutzt, hat Lamberts Werk, seitdem es 
1525 durch den Druck bekannt wurde, lebhafte Anerkennung ge- 
funden und man hat ihm fast unbedingt vertraut. Es fehlte ihm nicht 
an Gelegenheit, sich gute Nachrichten zu verschaffen, da sein Kloster, 
in der Mitte der kämpfenden Parteien gelegen, zu beiden in Beziehung 
stand. Heinrich lY selbst kam mehr als einmal nach Hersfeld und 
der Abt suchte eine vermittelnde Stellung einzunehmen, während man 
doch im glänzen den fregnem geneigter war und vom römischen Hofe 
Mittheilungen empfing. Thüringen war der Schauplatz der Entschei- 
dungskämpfe sowohl wie der Friedensverhandlungen und des Zehnten- 
streites, der auch Hersfeld so nahe berührte. Von den Ereignissen 
im südlichen Deutschland und Italien ist freilich Bemold, von dem 
entfernteren Norden Adam besser unterrichtet. 

^) Es sind Worte des Sulpicius Sererua, NA. II, 449. 

6* 



g4 ^^- Salier. § 14. Lambert ron Hersfeld. 

Lamberts Schreibart ist durchaus geeignet, ihm eine grofse Auto- 
rität zu sichern. Von der Leidenschaftlichkeit eines Bruno und Bemold 
ist er weit entfernt; wie er sich in der Form den alten Annalen an- 
schliefst, so gleicht er ihnen auch in der ruhigen gleichm&fsigen Dar- 
stellung, in der Sicherheit und Bestimmtheit seiner Angaben. Die 
Sprache selbst ist klar und deutlich, gebildet nach dem Muster der 
alten heidnischen und kirchlichen Schriftsteller, aber frei von der 
affectiertcn Gelehi*samkeit, welche überall mit firemden Brocken prunkt. 
Es ist die Sprache, welche sich durch fortgesetzte schriftstellerische 
XJebimg nach und nach ausgebildet hat, in welcher man jetzt gelernt 
hat, sich mit Leichtigkeit und freier Bewegung auszudrücken. 

In Bezug auf die Zeitfolge der Ereignisse und ihre einzelnen 
Umstände ist Lambert zwar nicht so sehr wie man früher annahm, 
aber doch immerhin so zuverlässig, dafis es billig in Erstaunen setzt, 
wenn man bedenkt, wie lange nachher er sein Werk verfafste. Die 
Benutzung schriftlicher Quellen nach 1039 ist nicht mit Sicherheit 
nachgewiesen^), und ebenso wenig ist eine allmähliche Entstehung 
seiner Annalen anzunehmen; man kann aber wohl voraussetzen, dafs 
Lambert, dem auch in der Geschichte von Hersfeld die Zeitgeschichte 
die Hauptsache war, der noch früher dieselbe episch behandelt hatte, 
sich bei Zeiten den Stoff sammelte, den er später verarbeitete. Wenn 
er daher auch nicht so unmittelbar wie Bernold unter dem Eindruck 
der Ereignisse schrieb, so läfst er doch die Vorzüge einer solchen 
Methode nicht vermissen, während ihn zugleich der Bückblick auf 
einen längeren Zeitraum in den Stand setzt, die Einzelheiten in Ver- 
bindung zu bringen und die Ursachen und Folgen der Ereignisse zu 
entwickeln. Sein Werk erhebt sich dadurch über die Chronik; es wird 
zur wirklichen Geschichte, aber es nimt natürlicherweise auch weit 
mehr von der Persönlichkeit des Verfassers an, und indem dieser die 
Dinge aus einem bestimmten Gesichtspunkte darstellt, erscheint er 
nicht mehr als ein unbefangener Zeuge: wir haben seine Darstellung 
um so sorgfältiger zu prüfen, je mehr sie durch die Mäfsigung und 
Würde des Ausdrucks, durch die Schönheit der Form und die Folge- 
richtigkeit der Verknüpfung geeignet ist, unser tJrtheil zu bestechen. 

Diese sorgfältige Prüfung aber ist lange Zeit ganz versäumt 

*) Ob Lambert, wie Giesebrecbt III, 1030 luinimt, den Anon. Haserensis 
und die Weissenburger Annalen gekannt hat, ist doch sehr zweifelhaft; vgL 
Lefarth S. 24. Sehr mOglich idt, dafs man in Hersfeld selbst die alten Annalen 
fortgesetiBt hatte. Zu 1063 vermuthet Weiland nach Vergleichung des Chron. 
Laure^h. die Existenz eines Triumphus S. Nazarii als Seitenätück zum Triumphus 
S. Remacli. Zu der Geschichte von Brun und Otto 1057 verweist Dftmmler 
auf das Xecrol. Luneb. Jun. 26. 



Lamberts Annalen. g5 

worden. Man hatte wohl im einzelnen ihm Fehler nachgewiesen, seine 
Unparteilichkeit bezweifelt'), aber eingehend das ganze Werk im Zn- 
sammenhange zn prüfen, die Anffassnng Lamberts scharf za charak- 
terisieren, das hat doch erst 1854 L. v. Bänke in seiner schon er- 
wähnten Abhandlnng unternommen. Er hat darin nachgewiesen, dafs 
doch nicht immer Lambert wirklich so genau unterrichtet war, wie 
man nach dem Anscheine glauben sollte ; dafs bei mehreren nicht un- 
wichtigen Anlässen seine Erzählung, wie sich mit Bestimmtheit nach- 
weisen labt, irre leitet Er tischt uns allerdings nicht solche Märchen 
auf wie Bruno, er bemüht sich offenbar, unparteiisch zu erscheinen, 
und strebt auch wirklich danach, es zu sein. Allein ganz unmöglich 
war es doch, daOs er in dem grofsen Zwiespalt der Zeit allein sich 
hätte unberührt erhalten können, und es ist nicht schwer zu erkennen, 
dafs er zu den Gegnern Heinrichs gehört. Er ist nicht so unbedingt 
und eifrig hildebrandlsch, wie die Hirschauer und Sanblasianer, aber 
er gehört doch auch zu ihnen, und die sehr ungünstige Beurtheilung, 
welche Heinrich lY beinahe durchgängig in der (beschichte erfahren 
hat, rührt fast ganz Ton Lambert her. Was sich auch für Heinrich 
sagen liefs, und noch mehr für die Ansprüche der Krone, welche er 
zu vertreten hatte, das lag Lamberts Auffassung ferne. Eine genauere 
Beschäfügnng mit der älteren Geschichte würde ihn yielleicht, wie 
Sigebert und Ekkehard, zu einer richtigeren Beurtheilung des Kampfes 
zwischen Königthum und Priesterthum geführt haben. Ueber die Ge- 
schichte der römischen Päbste zeigt er sich auffallend schlecht unter- 
richtet. Für formales Becht aber, wo es nicht gerade der eignen 
Partei dient, pflegen überhaupt die Geistlichen wenig Sinn zu haben: 
wie sollten sie auch? wer eine höhere himmlische Bichtschnur hat, 
bedarf des Menschenwerks nicht. 

Vor den blofsen Wortführern der einen oder der andern Partei 
zeichnet sich Lambert im hohen Grade dadurch aus, dafs er auch 
die Gegner nicht unbedingt verwirft und eben so wenig die Wider- 
sacher Heinrichs unbedingt lobt, sondern auch ihre Fehler und 
Schwächen nicht verschweigt. Wie Bänke mit' Becht bemerkt, ist 
er der städtischen Erhebung, die ihm als Auflehnung gegen die Obrig- 
keit erscheint, abgeneigt, und doch hat er sie vortrefiQich geschildert. 
^Kein Anhänger des Städtewesens hätte es besser in die Geschichte 
einführen können.'' Auch Anno von Cöln und Herzog Budolf entgehen 
seinem Tadel nicht; er hat mehr Farben auf seiner Palette, als weifs 
und schwarz. 

^) Delias, Untersuchungen Qber die Hanburg ( 1826} S. 56. 65. Stenxel 
II, 105. Floto de Annone (1647) S. 43. 



gg IV. Salier. § 14. Lambert von Hersfeld. 

Nachdem jedoch einmal die Autorität Lamberts erschüttert war, 
ist man, wie es zn gehen pflegt, in dieser Bichtnng immer weiter 
gegangen, nnd wenn wir Lindner und Delbrück glauben wollen, so 
ist er einer der abgefeimtesten Lügner und Geschichtsfälscher, ein 
wahrer Jesuit vorLoyola gewesen; um so schlimmer und verworfener, 
je geschickter er die Maske der Unparteilichkeit und Aufrichtigkeit 
zu gebrauchen wufste. Nach meiner Ansicht hat man sich dabei zu 
wenig in die Lage eines solchen Mönchs hineingedacht. Lambert war 
freilich nicht mehr ganz in der Lage, welche er schilderte, als er 
seine Geschichte von Hersfeld schrieb, eiageschlossen in den Mauern 
des Klosters und vom Verkehr mit Menschen abgeschlossen: eher zu 
lebhaft war es im Kloster geworden, und an Nachrichten von den 
Begebenheiten war kein Mangel. Aber vorzüglich waren es doch 
Heinrichs Widersacher, mit denen man verkehrte, zu denen man sich 
hingezogen fOhlte. Hersfeld hatte schwer zu leiden gehabt, und war 
namentlich durch die vom König unterstützten Ansprüche des Mainzer 
Erzbischofs auf die Thüringer Zehnten hart getroffen. Die Ausschwei- 
fimgen und Gewaltthätigkeiten Heinrichs, welche denn doch nicht 
allein auf Erdichtung beruhten, erfiöllten mit Abscheu, die Auflehnung 
gegen Gregor YII mit Entsetzen. Was nur die Sachsen von Heinrich 
böses erzählten, hörte auch Lambert; er glaubte nicht alles, und hütete 
sich, es wie Bruno als Thatsache niederzuschreiben, aber seine Auf- 
fassung wurde dadurch bestimmt. Ist es doch selbst in unserer zei- 
tungsreichen Zeit nicht möglich, sich dem Einflufs seiner Partei und 
Umgebung ganz zu entziehen ; alle Vorfalle und Begebenheiten werden 
auf beiden Seiten verschieden aufgefafst und dargestellt, und der wirk- 
liche Thatbestand ist in aufgeregter Zeit trotz aller Hülfsmittel oft 
gar nicht mit voller Sicherheit festzustellen. Wie viel mächtiger aber 
mufsten in der damaligen Zeit diese Einwirkungen sein! Ich kann, wie 
schon erwähnt, nicht mehr der Ansicht zustimmen, dafs Lambeii; sein 
Werk schrieb um die Entsetzung Heinrichs, die neue Königswahl zu 
rechtfertigen, aber er stellte die Dinge in diesem Sinne dar; ich be- 
zweifle jedoch ebenso wenig, dafis er durch mancherlei Kämpfe hin- 
durch — denn vitn Haus aus war auch er kaiserlich gesinnt — diese 
Ueberzeugung selbst gewonnen hatte. Gewifs aber hatte er keine 
Ahnung davon, auf welche Goldwage dereinst alle seine Worte gelegt 
werden würden, und eine ganz genaue Prüfung aller einzelnen Um- 
stände scheint ihm femer gelegen zu haben, als das Streben nach 
einer eindrucksvollen, den antiken Schriftstellern sich nähernden Form. 
Zu den eigentlich politischen Köpfen gehörte er nicht, wie er ja 
auch aller directen Einwirkung auf die Ereignisse fem blieb. Mit 



Lamberts OUubwürdigkeit. Vita Annonis. g7 

Vorsicht werden wir daher seine Darstellung aufeunehmen haben, aber 
absichtlicher, bewnfster Entstellung ihn zu beschuldigen, dazu sehe 
ich doch keinen hinreichenden Grund. 

So sehr Lambert zu den Bewunderem des Erzbischofs Anno ge- 
hört, so verschweigt er doch auch bei Gelegenheit des Cölner Auf- 
standes und bei anderen Anlässen nicht die Fehler desselben, und 
hier kOnnen wir ihm nun das Beispiel einer bewufsten und absicht- 
lichen Parteilichkeit unmittelbar gegenüber stellen. Um das Jahr 1100 
nämlich schrieb ein Mönch des Klosters Siegburg eine Lebensbe- 
schreibung des Stifters. Man hatte in Göln noch nicht die Härte und 
Grausamkeit desselben vergessen, und seine Heiligkeit, seine Wunder 
wurden vielfach nicht anerkannt. Die Stimmen der Zweifler wollten 
nicht verstummen. Da schrieb denn jener Mönch das Leben des h. 
Anno^), um alle Widersacher zum Schweigen zu bringen ; seine Haupt- 
quelle ist Lambert, aber jeden Tadel, den dieser geäufsert hatte, jede 
Thatsache, die ein ungünstiges Licht auf Anno werfen konnte, liefs 
er weg'). Der geschichliche Werth dieses sehr umfangreichen Werkes 
ist deshalb sehr gering und beschränkt sich auf einige Nachrichten 
von örtlicher Natur. 

Vollendet ist die Biographie 1105, als Beginhard, der vorzüg- 
lichste Gewährsmann des Verfassers, 29 Jahre Abt gewesen war. 
Schon vorher hatten die Siegburger das unvollendete Werk einem M., 
dem Anno bei seinen Lebzeiten grobes Wohlwollen erwiesen hatte, 
zugesandt um es rednerisch au&uputzen. Das lehnte dieser jedoch 



1) Vita S, Annonis ed. Koepke, MG. SS. XI, 462 — 510. Am Schlüsse 
folgt die TransUtion ron 1183, welche nicht unwichtig ist. In den noch un- 
gedrnekten Wundern, die nach jener feierlichen Erhebung der Gebeine in Sieg- 
bürg verfafst wurden, tritt die sehr verbreitete Opposition gegen Anno's Heilig- 
keit noch deutlicher hervor. Sie sind benutst in dem kläglichen Machwerk 
von AegidiuB Müller: Anno II, der Heilige, L. 1858, doch wird sich wohl niemand 
dadurch irre machen lassen, wenn er S. 10 eine Stelle, in welcher ein Johannes 
hujus notninis qumtus comes Dasselanus vorkonmit, zu den Zeugnissen des 
12. Jahrhunderts rechnet. Die alte Sammlung (Arch. XI, 752 n. 6) ist sehr 
merkwürdig und giebt auch viele Emendationen der Tranalatio. Vgl. Aber die 
Vita und das Annolied Janssen in den Annalen des niederrheinischen histo- 
rischen Vereins I, 88. Sehr merkwürdige Briefe von Anno aus einer Trierer 
Handschrift bei Flofs, Die Pabstwahl unter den Ottonen, Urkunden S. 134 
bis 146, und bei Aeg. Müller S. 176 — 183; jetst verbesaert bei Giesebrecht 
III, 1242--1246. Vgl. Th. Lindner Forsch. VI, 495—526 und Anno II. Einige 
Notizen über Kirchweihen aus Anno's Zeit in einer sehr schOnen Handschrift 
aus St. Gereon in Stuttgart. Am 4. September 1063 weihte Anno mit Sigefrid 
T. Mains und Adalbert v. Bremen die Stiftskirche zu Ardagger, Arch. d. W. 
Akad. XLVI, 467. 

') „Anno konnte keinen sohlechteren Biographen finden.** Giesebrecht 
H, 579 Tgl. III, 1053. 



g3 I^' Salier. § 14. Lambert ron Hersfeld. {16. Mainz. 

mit vielen Lobsprüchen ab, indem er zugleich ans älteren Beispielen 
nachwies, dafs für Leben der Heiligen die schlichteste Sprache die 
einzig passende sei: die ossa mrtutum würden durch pompatica ver- 
horum opulentia nur wie durch unnützes Fett beschwert. Diesen M. 
hat Sudendorf, welcher den Brief (Beg. ü, 41) herausgegeben hat, 
für Manegold von Lautenbach erklärt, ohne jedoch einen Grund an- 
zugeben. Wenn ich anstatt dessen an den Bamberger Scholasticus 
Meginhard dachte, von welchem dieselbe Handschrift Briefe enthält, 
so wird das freilich unmöglich, wenn er nach Giesebrechts oben 
S. 76 erwähnter Vermuthung als Bischof von Würzburg 1088 ge- 
storben ist. 

Es ist streitig, ob das schöne altdeutsche Annolied der latei- 
nischen Biogi*aphie entnommen ist, oder ob es vielmehr, wie Holtz- 
mann behauptet, dem Verfasser derselben vorlagt). Holtzmann hält 
Lambert selbst für den Dichter desselben, und in diesem Falle hätte 
Lambert hier die tadelnden Bemerkungen, welche er in dem Geschichts- 
werke nicht verschwieg, selbst unterdrückt. In einer Dichtung zum 
Preise des von ihm hochverehrten Mannes wäre das freilich eher zu 
entschuldigen, als in einer ausführlichen Biographie, an welche man 
ganz andere Ansprüche zu machen berechtigt ist. Ob aber jene Ver- 
muthung haltbar, ob Lambert auch mit dem Pfaffen Lamprecht, dem 
Dichter des Alexanderliedes identisch sein kann, das dürfte doch wohl 
begründetem Zweifel unterliegen'). 

Lambert gedenkt zum Jahre 1072 des grofsen Zulaufes zu den 
Gräbern des h. Sobald in Nürnberg') und des h. Haimerad in 
Hasungen. Letzterer war ein alberner beschränkter Fanatiker aus 
Schwaben, dessen gröfstes Vergnügen es war, wenn man ihn mit 
Schlägen tractierte. Meinwerk von Paderborn fragte, als er den zer- 
lumpten und schmutzigen Kerl sah, wo doch dieser Teufel herkäme, 
und liefs ihm nach seiner Gewohnheit eine Tracht Schläge ertheilen; 
dasselbe soll sogar die fromme Kaiserin Kunigunde gethan haben und 
auch der Abt Arnold von Hersfeld. Das Volk lief ihm aber haufen- 
weise zu, als er sich am Berge Hasungen ansiedelte, Wunder blieben 
nicht aus , und endlich gründete Sigefrid von Mainz an seinem Grabe 
ein Kloster Hirschauer Mönche. Die Hersfelder nahmen sich nun die 
Schläge zu Herzen, welche Haimerad einst von ihrem Abte erhalten 
hatte, und auf Befehl des Abtes Hartwich schrieb um das Jahr 1080 

^) Der Dichter des Annoliedes, in Pfeiffers Germania II, I — 48. 
*) vgl Gerrinus I, 266. 333. Cardauns, St&dtechroniken XII S. LVIL 
Wackemagel LG. (Ausg. von E. Martin) § 55, 56. 

*) auch erwähnt in den Ann. August, ad a. 1070, SS. III, 128. 



Vita Haimeradi. Mains. g9 

Ekkebert ein Leben des h. Haimerad, welches in schwülstigen 
Phrasen seine sinnlosen Easteinngen verherrlicht, dabei aber einige 
geschichtliche Nachrichten enthält^). 

§ 15. Mainz. Marianus Scottns. 

In Mainz hat die Litteratnr nie recht gedeihen wollen, obgleich 
Willegis (975—1011) nnd seine Nachfolger hinter ihren Zeitgenossen 
nicht zurückstanden, und der SanctgaJler Ekkehard (ü palatinus) in 
Mainz wirkte, wo er Probst und 990 bei St. Alban begraben wurde'). 
Von Erchanbald (1011—1020), der vorher Abt von Fulda gewesen 
war, hatte man Predigten'); ihm folgte von 1020 — 1031 der könig- 
liche Caplan Aribo, ein stolzer Mann aus dem Hause der Pfalzgrafen 
von Baiem^). Um diese Zeit wirkte in Mainz als Scholaster der 
St. Galler Ekkehard (IV), der Verfasser der I, 316 erwähnten Fort- 
setzung der Elostergeschichte; f&r Aribo überarbeitete er den Wal- 
tharius. 

Keiner dieser ErzbischOfe hat einen Biographen gefunden; als 
man nach anderthalb Jahrhunderten in dem von Willegis gestifteten 
Stephanskloster seine Canonisation betrieb, hatte man über ihn keine 
Nachrichten, welche nicht auch wir noch besitzen. So schmerzlich 
wir nun auch eine genauere Kenntnifs dieses ausgezeichneten Mannes 
vermissen, so erkennen wir doch den tiefen Eindruck, welchen seine 
Persönlichkeit und Wirksamkeit gemacht hatten, in der Lobpreisung, 
welche einer seiner Schüler an den Abt Bichard von Fulda (1018—1039) 
gerichtet hat^). Kaum eine geschichtliche Thatsache ist daraus zu 
entnehmen, ausgenommen die eifrige Pflege, welche Willegis der Schule 
widmete; viele Bischöfe und Pröbste waren derselben entsprossen'). 

i) Ekkeberti Vita S. üaimeradi ed. Koepke, MG. SS. X, 595 — 607, mit 
der metrischen Paraphrase ron Erinher aus dem zwölften Jahrhundert S. 608 
bis 612. Ueber die angeblichen Hasanger Annalen s. oben S. 28. 

*) £pitaphiam bei Dümmler in d. Zeitschr. f. D. Ah. XIV, 48. 

') Sermones Erchanbald! arcbiepbcopi in Augsburg; Steichele, Archiv f. d. 
Geschichte ron Augsburg I, 14. Als Abt lieh Erchanbald dem Biscbof Heinrich 
von Würsburg (995 — 1018) ein sehr schönes Sacramentar, welches jetzt in 
Vercelli ist. Blume Iter lul. I, 99. 

«) Einige Briefe von ihm s. bei Giesebrecht H, 698 f., vgl. 622; Jaffe, 
Bibl. III, 358 — 372. Zwei EpiUphien auf ihn bei Dümmler, Zeitochrift f.D. 
Alt. XIV, 17 u. 45, eins davon auch bei Kraus in d. Horae Belgicae. 

>) Epitaph dieses Abtes (vgl. auch I, 336) und des 1035 in Fulda ver- 
storbenen Abts Otbert von EUwangen, Forsch. XI, 621. 

«) Ehgium b. WiiUgisiy abgedr. v. Falk im Mainzer KathoUk 1869 I, 
224 — 230 nach einem alten Druck von 1675. Bemerkungen dazu von C. WiU 
im Kath. 1873 II, 715 — 734. Der Lorscher Mönch Trotmar (Druhtmar), 



90 I^* Salier. § 15. Mains. Marianus Scottua. 

Eine sehr merkwürdige Urkunde^) giebt uns Nachricht von der Sorg- 
falt , mit welcher Willegis gleich in seinem ersten Amtsjahr (28. Apr. 
976) die Schnle zn Aschaffenburg ordnete, welche zur Ausbildung der 
Mainzer Domherren bestimmt war; Herward, Kaiser Otto's Notar, war 
daselbst Lehrer (didascalus), und Alemar sein secundarius. Dem Vor- 
steher der Schule war gestattet, zwei oder drei Jahre mit Stipendien 
ad Studium zu reisen. 

Auch an der St. Yictorskirche, wo Willibald das Leben des Bo- 
nifatius geschrieben hatte, errichtete Willegis auf Betrieb des Stadt- 
kämmerers und Frohstes Burchard ein Chorherrenstift, und hier ver- 
zeichnete, wie es scheint, ein Angehöriger dieses Stifts in ziemlich 
ungefüger Weise die Mainzer Tradition über den heiligen Mann'). 
Wir verdanken ihm die schätzbare Nachricht über Willibald (I, 112), 
und wenn nicht sein Werk selbst, so doch dieselbe Ueberlieferung, 
hat auch Otloh benutzt. 

Auch eine annalistische Compilation aus Hersfelder, Corvejer und 
Reichenauer Annalen mit einigen Zuthaten, die vermuthlich in Mainz 
entstanden ist, hat Waitz kürzlich nachgewiesen. Es haben sich merk- 
würdiger Weise nur in den Prager und Krakauer Annalen Spuren da- 
von bis 1012 erhalten'). 

Auf Aribo folgte im Jahre 1031 als Erzbischof Bar do, Abt von 
Hersfeld, der in Fulda unter Erchanbald die Schule besucht hatte und 
sich ebenfalls durch seine kirchliche Beredsamkeit auszeichnete. Auf 
Fasten und dergleichen IJebungen gab er wenig, desto mehr aber er- 
warb er sich durch seine grofse Mildth&tigkeit und Barmherzigkeit 
allgemeine Liebe und Verehrung, und diesen Tugenden verdankte er 
es auch, dafs er nach seinem Tode als Heiliger verehrt wurde. Immer 
sah man ihn heiter und freundlich, und nie pflegte er, wenn die Leute 
zu ihm kamen, zu brummen und zu grunzen, wie die ascetischen Ein- 



1014—1046 Abt von Correy, überreichte 1007 ihm und seinem Abt Bubbo, 
vas er zn Ehren des h. Nazarius geschrieben hatte, mit schwerfiülig gelehrten 
Briefen, Jaifö Bibl. III, 363 — 358. Einen Augustin de civ. dei lief« Willegis 
nicht nur abschreiben, sondern emendierte auch die Abschrift selbst mit seinen 
alumnis, Jacobs u. Ukert Beitr. II, 82. 

>) Gudenus I, 352 — 357, auf welche 0. Zimmermann in seiner Leipz. Diss. 
über Bruno v. Cöln aufmerksam gemacht hat. 

') Anonymus Moguntinus ed. 6. Henschen , Acta SS. Jun. I, 473 — 477, 
«riederholt MG. SS. ll, 353 — 357 ; neue Ausgabe nach der Handschrift von 
Jaffe, Bibl. UI, 471—482 als Passio S. Bonifatiu 

*) Verlorene Mainzer Annalen^ von G. Waitz, Gott. Nachr. 1873 S. 388 
bis 391. Merkwürdige Erwerbungsannalen Ton Bleidenstadt 1017 — 1079 hat 
C. Will veröffentlicht, Monumenta Blid. p. 13 — 16; vgl. dazu H. Brefslau, 
Forsch. XVI, 394—396. 



Bardo von Mains. Falda. Ql 

Siedler^). Sein Nachfolger L lupoid (1051 — 1059), ein Bamberger 
Cleriker, liebte die Wissenschaften nnd yeranlafste auch seinen Caplan 
Ynlcnld, das Leben Bardo's zu beschreiben, welchen dieser noch ge- 
kannt hatte. Ynlcnld f&hrte diesen Auftrag in recht hübscher Weise, 
nur mit gar zu gedrängter Kürze aus'). Aber auch die Fulder feierten 
das Andenken ihres berühmten Klosterbruders, und ihnen genügte die 
magere Arbeit Vulculds nicht. Von ihnen ist, wie Jaff^ nachgewiesen 
hat, die zweite grölisere Lebensbeschreibung*) ausgegangen, in welcher 
seine Klosterzeit mehr in den Vordergrund tritt. Als Bardo starb, 
war Egbert Abt (1048—1058), der, wie wir oben (8. 55) sahen, sich 
viele Mühe gab, eine bessere Biographie des h. Bonifatius zu erhalten, 
und der auch wohl diese Arbeit yeranlalBt haben mag, oder auch sein 
Nachfolger Sigefrid, der 1059 Erzbischof von Mainz wurde. Wir 
würden wohl mehr über die damalige Blüthezeit der Fulder Schule 
wissen, aus welcher auch Williram hervorgangen ist, wenn nicht leider 
die S. 82 erwähnte Geschichte von Fulda verloren wäre. 

Dafe nun der Biograph seine Aufgabe genügend gelöst hätte, 
können wir freilich nicht sagen, wenn wu* auch nicht vergessen dürfen, 
dafs es ihm nnd seinen Lesern wesentlich nur auf die Hervorhebung 
seiner kirchlichen Tugenden ankam. Thatsachen, welche Yulculd be- 
richtet, fehlen hier; dafür ist anderes neu hinzugekommen, namentlich 
seine Erhebung zum Erzbischof e ausführlicher erzählt, aber gerade 
hier zeigt der Verfasser sich gar zu sehr als blofser Lobpreiser. Denn 
die Zeitgenossen sahen in der Gunst der Kaiserin Gisela den Haupt- 
grund von Bardo's rascher Beförderung, und auf jeden Fall ist die 
Darstellung des Biographen nachweisbar falsch. Von Bardo's Stellung 
im Beiche, dem bedeutenden Einflufs, welchen ein Erzbischof von 
Mainz während einer zwanzigjährigen Amtsführung auf die öffentlichen 
Angelegenheiten ausüben mufste, erfahren wir leider gar nichts. Da- 
für sollte ein zweites Buch von seinen Wundem berichten, ein drittes 
seine Predigten enthalten, aber diese sind beide verloren. 

Liupold sorgte auch für die Mainzer Schule durch die Berufung 

I) „Vitiifl jejanavit et necessitati manducavit, et omnibus egentibus panis 
eui bucellam communioarit. Immunis fuit eiorum qui ad hominum intuitum 
runeanteB sive grunnientes sibi tantum vacant solitarii.'' Vitae maj. cap. 22. 

») Vita Ä Bardonis auct. Vuhuldo ed. Wattenbach, MG. SS. XI, 317 
bis 321; ed. Böhmer, Font. lil, 247—254. Hier heifst der Verfasser Vnlcald; 
die Zflge der einsigen Handschrift zeigt das Faosimile auf Tab. IV. Die Ton 
Böhmer ervr&hnte Darmstftdter Handschrift ist aas der Würzburger abgeschrieben. 
Jseue Ausgabe ron Jaffe, Bibl. 111,511—529. 

>) Vita Bardoms maior, MG. SS. XI, 321—342. Fontes lU, 217—247. 
BibL III, 529 — 564 als Monacki Fuldeims Vita Bardonis. Vgl. W. Giese- 
breeht II, 568. F. Schneider, Der h. Bardo, Mainz 1870. 



92 IV. Salier. § 15. Mainx. Marianus Scottus. 

des Lütticher Scholasters Gozechin, nnd wie lebhaft hier unter 
Heinrich m die wissenschaftliche Thätigkeit war, bezeugt auch die 
Disputation, welche der Italiener Anselm in Mainz mit deutschen Ge- 
lehrten hielt (S. 2). Von Gozechin besitzen wir einen Brief an einen 
gewissen Walcher^), voll bitteren TJnmuths über den Verfall aller 
Wissenschaft und die Nichtachtung derselben seit dem Tode Liupolds 
und des Kaisers Heinrichs in. Gaukler und Schauspieler, sagt er, 
gelten jetzt mehr als die freien Kflnste, und nur Geld und Gewalt 
geben Ansehen in der Welt Er ist voll Sehnsucht nach seinem alten 
Lüttich, fort aus diesem goldnen Haupt des Beiches (aureum caput 
regni). Freilich scheint Gozechin ein alter grämlicher Schultyrann ge- 
wesen zu sein; die strengste Zucht, den Stock verehrt er über alles, 
und die Auflehnung der Schule von Tours gegen die Autorität, die 
Keckheit des Berengar, dieses Apostels des Satans, empört ihn über 
alle Mafsen*). 

Erzbischof war damals (1059—1084) Sigefrid, wieder ein Abt 
von Fulda, dessen im Codex üdalrici erhaltene Briefe uns zeigen, dafs 
er entweder selbst eine ausgezeichnete Bildung besafs — und die 
Briefe haben ein sehr individuelles Gepräge — oder einen Concipienten 
von ungewöhnlicher Tüchtigkeit hatte. Mag es nun Liebe zur Wissen- 
schaft oder eine abergläubische Frömmigkeit gewesen sein, die ihn 
bewog, Sigefrid liefs im Jahre 1069 einen wunderlichen Heiligen nach 
Mainz bringen, den Schotten Marianus nämlich, den er noch als 
Abt von Fulda vor zehn Jahren eingemauert hatte. 

Dieser Marian war 1028 in Irland geboren und dort mit 24 Jahren 
Mönch geworden; er hiefs eigentlich Moelbrigte d. h. der Knecht der 
Brigita'). Als seinen Lehrer nennt er Tigemach, wohl ohne Zweifel 
den ersten irländischen Annalisten, der diesen Namen fahrte und da- 
mals lebte. Im Jahre 1056 verliefe Marian, wie so viele seiner Lands- 
leute, die Heimath und wanderte nach dem Continent, wo er zuerst ins 
Schottenkloster Grofs- St. -Martin zu Göln eintrat, dann aber (1058) 
weiter nach Fulda pilgerte zum h. Bonifatius, den er auch einen Schotten 



^) Oozechini epUtola ad Wakhenan bei MabiUon Anall. p. 437. 

*) A. Mai, Auctu ciass. V, 425, giebt aus dem cod. Christ. 2078 saee. IX. X. 
Verse, die er willkürlich rer&ndert hat, und die auch im cod. Bruxell. 8860—8867 
f. 34 stehen. Darin sind folgende Begeln der Schulzucht, welche nach freund- 
licher Mittheilung von Dümmler so lauten: 

Grandevi torquendi dulci carendo lyeo, 

At pigri infantes suaua (1. eaera) flagella ferent. 
Dem Verfasser selbst h&tte wegen der Quantit&tsfehler im Hexameter die Ent- 
siehung des Weines gebührt. 

*) nach Zeufs, Grammatica Celtica I p. XIV. 



Gozechin. Marians Chronik. 93 

nennt, ffier lieb er sich, wie es damals and besonders bei diesen 
Schotten bänflg war, als Klausner einmanem in der Zelle des eben 
zuvor yerstorbenen Schotten Animchad auf dessen (xrabe; sein eigenes 
Grab grub er sich daneben. Aber wider Willen mufste er seinen Ort 
noch einmal verändern , da der Erzbischof Sigefrid ihn, wie gesagt, 
1069 nach Mainz bringen lieb und hier im Martinsksoster von neuem 
einmauerte. Da ist er 1082 oder 1083 gestorben. Ein Landsmann, 
der ihm als Schreiber diente, kam 1071 aus Albania d. i. Schottland, 
und war 1072 geneigt ins Martinskloster einzutreten; aber ein h&fs- 
licher Streich, den die Klosterknechte ihm spielten, verhinderte ihn 
daran^). 

Gewifs konnte keine Lage weniger geeignet für einen Historiker 
sein, und wenn er dennoch den Namen eines solchen erlangte und 
sogar einen bedeutenden Buhm sich erwarb, so verclankt er das nicht 
seinen selbständigen Mittheilungen über die Geschichte seiner Zeit, 
sondern vielmehr seinen chronologischen Studien. AehnUch wie Hermann 
erforschte er mit dem'grOfsten Eifer die Vergangenheit, und zwar 
hauptsächlich zu dem Zwecke, die Zeitfolge der Begebenheiten festzu- 
stellen'). Astronomische und mathematische Studien waren in den 
irländischen Klöstern seit uralter Zeit mit Vorliebe betrieben worden, 
und hierauf wandte auch Marian vornehmlich seine Aufhierksamkeit. 
Er kam zu dem Besultat, dafs Dionysius sich in seiner Zeitrechnung 
um 22 Jahre geirrt habe, und ordnete nun seine Weltchronik, die 
übrigens nur aus mageren Auszügen besteht, in der Weise, dafs er 
das nach seiner Meinung richtige Jahr voranstellte und an das andere 
Ende der Zeüe die gewöhnliche, um 22 kleinere Jahreszahl setzte. 

Er theilte seine Chronik in drei Bücher, von denen das erste die 
alte Geschichte, das zweite das Leben Christi und seiner Jünger, das 
dritte die neuere Geschichte enthält, anfangs nur bis zum Jahre 1073, 
dann aber fortgesetzt bis 1082. Nur dieses letzte Buch ist nach der 
im Vatican erhaltenen Original -Handschrift abgedruckt in den Monu- 
menten^), während bis dahin nur interpolierte Texte bekannt waren. 

^) Zeufs, Grsmmatioa Celtica I p. XXVIII. 

*) Ueber einige von ihm benutzte Handschriften s. Giesebrecht in Bchmidts 
Zeitschrift ftir Ge^hichte TU, 564. MüUenhoff und Scherer S. 496. Mommsen, 
Chron. Cassiod. p. 580. 

>) MarioM Scotti Chroniam ed. Waitz, MG. SS. V, 481— 568; cf. X, 
476, wo eine Stelle WilhelniB von Mahnesbury Über ihn nachgetragen ii»t. 
VgL auch die Annalium Angliae Ezcerpta, SS. XVI, 480. Giesebr. III, 1038. 
DOmmler Ostfr. II, 498 n. 1 bemerkt einen vom Heransgeber flbersehenen eigen- 
thümlichen Zusats zu 922 (900). Er scheint Aufzeichnungen aus Grofs-Sanct- 
Martin in Cöb gehabt zu haben, s. unten { 20. Forsch. XVI, 169—171 giebt 
Dümmler eine abweichende Recension der Jahre 1065—1072. 



94 ^^* SAlier* ! Id* Mainz. Maruuias Scottus« {16. Lothringen. Trier. 

Als Geschichtsquelle ist sein Werk fast ohne Bedeatong bis auf einige 
Nachrichten ans den letzten Jahren. Marian hat nur wenige der haupt- 
sächlichsten und allgemein bekannten Thatsachen kurz verzeichnet und 
ohne Betrachtungen angemerkt; merkwürdig sind seine Nachrichten 
über Irland und über die Schottenmönche in Deutschland, sowie einige 
Notizen zur Geschichte der Erzbischöfe Yon Mainz. Auffallend ist, 
wie roh und fehlerhaft trotz seiner Gelehrsamkeit Marianus Sprache 
und Orthographie sind, was auch bei anderen Au&eichnungen dieser 
Schottenmöche auf^t. In Mainz wurde eine kurze Fortsetzung von 
1101 bis 1106 hinzugefügt, der Zwischenraum aus den Annalen von 
St. Alban ausgefQllt. 

Die Zeitgenossen Marians schätzten sein Werk sehr wegen der 
chronologischen Untersuchungen, so namentlich Sigebert von Grembloux. 
Besonders aber fand es in England Verbreitung und Fortsetzungen^), 
vorzüglich von Florentius von Worcester, aus welcher Waitz Auszüge 
bis zum Jahre 1117 mit seiner Ausgabe verbunden hat. In Deutsch- 
land entstanden aus einer Yermischung von Auszügen aus Marians 
Werk und den Annalen von St. Alban nebst anderen Zuthaten die 
Disibodenberger Annalen, welche lange Zeit irriger Weise als die echte 
Chronik des Marian betrachtet worden sind. Jene Annalen von 

• 

St. Alban*) aber sind wiederum nichts als ein Auszug aus der Würz- 
burger Chronik^ der im Albanskloster zu Mainz mit einigen Auszügen 
aus älteren Annalen'), mit Angaben über die Folge der Mainzer Erz- 
bischöfe und wenigen eigenthümlichen localen Nachrichten verbunden 
wurde. Vom Jahre 1057 an fehlt uns die Quelle fOr diese Compilation, 
aber sowohl die Yergleichung mit Ekkehard, den Bos^enfelder und Ell- 
wanger Annalen, als auch die Beziehungen auf Würzbnrg zeigen, dafs 
auch in diesem Theile von 1059 — 1101 die Würzburger Quelle noch 
vorlag und die eigenthümlichen Zusätze nur gering sind. Weiter reicht 
die Handschrift nicht, aber aus verschiedenen Gründen haben Waitz 



^) Die merkwürdige Steile der Contin. II, p. 564 zum Jahr 1086 über die 
Katastrienmg Ton England ist volUt&ndiger SS. XVI, 492 ex cod. Ann. Mosel- 
lanorum. 

*) Als Afmales Wirzilmrgemes gedr. MG. SS. II, 238— 247; Tgl. Waita, 
die Annales S. Albani, Nachr. 1867, S. 55; Scheffer-Boicborst, Annales Pather- 
brannenses; W. Sehum, Die Jahrbücher des St. Albanklosters , Gott. 1872. 
Bec Ton Scheffer-Boicborst in Sybels HisL Zeitschr. XXVIII, 426—430. 
Einige Nachrichten über das Kloster finden sieb in der fabelhaften V. St. Al- 
bani, dem Enbbcbof Sigefrid und Bardo, Abt von St. Alban, Neffen des 
Ersbiscbofs Bardo, vom Mönch Goswin am 1072 gewidmet, Ganis. ed. Basn. 
IV, 158—166, cf. D. Papebrocb, Acta SS. Jun. IV, 88. 

') am meisten denen ron Fulda nnd Hersfeld verwandt. Die früher an- 
genommene Benutzung von Marians Chronik hat Schum widerlegt. 



Die Annalen Ton St. Alban. 95 

imd Scheffer-Boichorst auch die weitere Fortsetzung der HUdesheimer 
Annalen bis 1109 (S. 23) fQr diese Quelle in Anspruch genommen. 
Es ist der werthyoUste Theil; ganz abweichend von der früheren Dürf- 
tigkeit wird hier in ausführlicher Erzählung eines wohlunterrichteten 
Zeitgenossen Yorzüglich über die letzte Catastrophe Heinrichs IV be- 
richtet^). Für diese Aufzeichnungen hat nun W. Schum einen Speierer 
Verfasser nachzuweisen gesucht, allein wohl mit besserem Becht ist 
ihm Scheffer-Boichorst entgegengetreten. Der Abt Dietrich Ton St. Alban 
war bei diesen Verhandlungen selbst thätig, und man war hier voll- 
kommen in der Lage, gut unterrichtet zu sein. Noch weitere Fort- 
führung bis 1117 (nach Giesebr. in, 1065 sogar bis 1130) ist in den 
Disibodenberger Annalen kenntlich; auch in anderen Schriften wurden 
die Annalen von St. Alban benutzt und wir werden sie noch öfter zu 
erw&hnen haben. 

§ 16. Lothringen. Trier. 

Lothringen war die Brücke zwischen Frankreich und Deutschland; 
wie von allen Seiten lernbegierige Schüler nach Lüttich eilten, so be- 
suchten die Lothringer die französische Schulen zu Reims, Chartres 
und Mouson. Ebenso standen die Vork&mpfer der strengen Eloster- 
zucht hier in genauester Verbindung mit Cluny, Dijon und ande)ren 
französischen Klöstern, und sie entsandten wieder Mönche nach Deutsch- 
land, um dort zu reformieren. 

Das litterarische Leben hatte sich in diesen gesegneten Landen 
sehr reich entwickelt, und so wie hier frühzeitig die einzelnen Teni- 
torien zur Selbständigkeit gelangten, so entstand auch eine zahlreiche 
Litteratur von Localgeschichten. Wir besitzen Bisthumsgeschichten 
von Trier, Verdnn, Toul, Lüttich, Cambrai, Elosterchroniken von 
Moyenmoutier, Chaumouzey, St. Mihiel, St. Lorenz bei Lüttich, Gem- 
bloux, St. Trond, Cateau-Cambrteis und dazu eine Fülle von Biogra- 
phieen, welche uns das Leben und Treiben in diesen Gegenden leben- 
diger vor Augen bringen als irgendwo sonst. 

Trier selbst, die Metropole, scheint mit den Lebensströmungen 
der Zeit nur wenig in Verbindung gestanden zu haben. Man vertiefte 
sich hier ganz und gar in die Zeiten des Alterthums und bestrebte 
sich, diese möglichst auszuschmücken; man suchte sehr fleiüsig alle 
Nachrichten zusammen und half mit Erfindungen und Fabeln nach, 
wo die üeberlieferung zu ungenügend war. Die geschichtlich werth- 

Vgl. dasu A. ▼. DruffBl, Heinrich IV and seine Sohne (1862) S. 32. 



96 I^- Salier. § 16. Lothringen. Trier. 

losen Legenden, welche hier im elften Jahrhnndert verfabt wurden, 
liegen unserem Zwecke fem; Waitz hat in der Einleitung zu den 
Gestis Trevirorum ihre allmähliche Entstehung und Erweiterung unter- 
sucht. Eine Hauptwerkstatt war das Mathiaskloster; hier schrieb 
auch im Anfang des elften Jahrhunderts der Mönch Dietrich seine 
Schrift über die Auffindung und Wunder des h. Celsus, welche er 
seinem Abte Bichard widmete. Sie enthält einige geschichtliche Nach- 
richten über den Erzbischof Egbert (977 — 993), den Hersteller des 
Klosters, unter dem jene Gebeine erhoben wurden^). 

Im Martinskloster überarbeitete etwas später der Abi Eberwin 
eine alte Legende vom h. Magnericus, dem Stifter des Klosters'), 
und derselbe beschrieb auch das Leben und die Wunder des Mönches 
Symeon vom Berge Sinai, der mit dem Abt Bichard von Yerdun aus 
dem h. Lande gekommen war und bis an seinen Tod im Jahre 1035 
in Trier lebte'). Aufserdem hat uns Eberwin eine lehrreiche Auf- 
zeichnung hinterlassen, über die Beraubungen des Klosters, die Her- 
stellung desselben durch Erzbischof Dietrich (965 — 977) und die ün- 
thaten des Probstes Adalbero von St. Paulin ^). 

Im Jahre 1066 vermehrte ein neuer Märtyrer die Zahl der 
trierischen Heiligen, Kuno oder Konrad von Pfnllingen, Domprobst 
zu Cöln und Neffe des Erzbischofis Anno, der ihn der Trierer Kirche 
gegen ihren Willen aufdrängen woUte. Er bübte dafür mit dem Tode, 
indem der Stiftsvogt Dietrich ihn auf grausame Weise umbringen liefs. 
Bischof Dietrich von Yerdun bestattete ihn im Kloster Tholey, wo na- 
türlich die Wunder an seinem Grabe nicht ausblieben. Auf den Wunsch 
der Mönche schrieb etwas später ein fremder Gast, der erst nach 
dieser Zeit in ihr Kloster aufgenommen war, auch Dietrich genannt, 
ein Büchlein über das Leben Konrads und die Wunder an seinem 
Grabe. Von seinem Leben wufste er aber fast nichts und half sich 
wie gewöhnlich mit schwülstigen Phrasen'). Der Bischof Dietrich 
von Yerdun war ein treuer Anhänger des Königs, und daraus er- 
klärt sich, dafs sein Namensgenosse sich nicht zu scheuen brauchte, 

1) Ex TranslaHone S. CeUu, ed. Waits, MG. SS. VIII, 204—208. ZwUchea 
1050 und 1070 wurde nach Waitz die F. S. AgritU geschrieben, welche den 
Bestand der Ueberlieferung und Dichtung vor 1072 seigt; Acta SS. Jan. 
I, 773-781, Excc MG. SS. VIII, 211. 

«) F. S, Magnerici, Acta SS. JuL VI, 183-192. Excc. MG. SS. VIII, 208. 
cf. Hirsch, Heinrich II, 11, 201. 

") V, Symeoms heremitae, Acte SS. Jun. I, 89- 9ö. Mab. VI, 1, 371—381 ; 
Excc. MG. SS. VIII, 209. 

*) Herausgegeben von F. X. Kraus in den Jahrbb. d. Rheiul. XLIV, 
167 — 170 mit dem üblichen Lesefehler idem ftlr id est, 

^) Vita et Porno Conr. archiep. auct. Theoderico ed. WaitE, ib. 212—219. 



Trierer Legenden. Wenrich. 97 

ihm ein Buch zu überreichen, in welchem eine heftige Feindschaft des 
Verfassers gegen Grregor VU sehr offen ansgesprochen ist^). Ich 
denke, es wird derselbe gelehrte Mönch Dietrich sein, welcher fCkr 
Bgilbert von Trier (1079—1101) zwei Bücher gegen Gregor VU 
schrieb, und dafür die Abtei St. Martin an der Mosel erhielt^). Diese 
sind verloren; dagegen besitzen wir noch ein besonders merkwürdiges 
Schreiben, welches im Namen eben jenes Bischofs Dietrich von Yerdan 
von dem Trierer Scholasticus Wenrich verfafst nnd an Gregor YJl 
gerichtet ist; der Yerfeisser entwickelt darin, warum es ihm, obgleich 
mit den wesentlichsten Grundsätzen Gregors einverstanden, doch un- 
möglich ist sein Verfahren zu billigen und seinen Geboten zu folgen*). 
Becht lebendig gezeichnet wird diese Zeit durch zwei Briefe desselben 
Bischofs aus dem Jahr 1080; in dem einen fordert er auf zur Los- 
sagung von Gregor VU, im folgenden zieht er sich wegen des kühlen 
Empfjftnges von Seiten seines Clerus wieder zurück^). 

Konrads Nachfolger Udo (1066 — 1077) widmete der Abt Nizo 
von Metlach das Leben des Bischofs Ludwin aus dem siebenten Jahr- 
hundert^), und um dieselbe Zeit scheint auch die Legende seines Vor- 
gängers Bas in US geschrieben zu sein^), beide voll von Fabeln und 
ohne geschichtlichen Werth. 

Einen erheblichen Zuwachs erhielt der trierische Sagenkreis im 
Jahre 1072 durch die Auffindung zahlreicher Beliquien in der Kirche 
des h. Paulinus, mit denen eine Bleitafel mit einer Inschriffc zum Vor- 
schein kam ^). Mit neuem Eifer wurde nun die Vorzeit Triws behandelt, 
über die man die Gegenwart sowohl wie die näher liegende Vergangen- 
heit vergafs, bis endlich im Mathiasstifk, wie es scheint, bald nach 

^) Sed statim eodem anno eodemque tempore saneta ecciesia tanto diseen- 
fiionuDi et perturbationum coepit agitari turbine, ut diutina beUorum per civÜe 
bellum flnciuatione, quid sit pax videatur ignorare. Statim enim .... vita 
deee^^it sedia apostolicae venerabilis pontifex Alezander, cui snccedens Hilde- 
branduä peetifer in diebni olBoii sui calicem irae Dei uniTerao propinavit orbi, 
cujus amarissimo sapore adhuc et in poeterum dentes filiomm obstupeseere 
habent) niAi tribuat miserendi tempus, cujus etc. p. 217. 

s) Qesta Treverorum c. 14, SS. VIII, 188. 

») Marlene Thes. I, 214, rgl. Stenzel I, 498. Helfeastein S. 51. 115. 167. 
Oieäebrecht III, 1049. Ueber die bis jetat ungedntokte Entgegnung Mangolds 
von Lauten bach s. oben S. 44. 

«) Im Cod. Udalrid bei Jaffö, Bibl. V, 129—131. 

») S. darüber J. Perier, Acta SS. Sept. VIII, 159. Der eigentliche Ver- 
fasser scheint Theofrid von Echternach zu sein. Weiland SS. XXIII, 13 stimmt 
darin Perier bei; was er gegen die Vermuthung, dass auch V. Basini Yon ihm 
sei, einwendet, ist mir nicht überseugend. 

•) Acta SS. Mart. I, 315 - 320. cf. Rettb. I, 469. Waitz, MG. 88. VIII, 1 16. 

^) Dadurch veranlafst wurde die Uistoria martyrum Treverenäumy Acta 
SS. Oct. II, 373. Excc. v. Waitz, SS. VIII, 220. 

Wattenbaeh, OMchiobtaquellen II. 4. Aufl. 7 



98 IV. Salier. | 16. Lothringen. Trier. § 17. Mets. 

dem Anfang des zwölften Jahrhunderts die Vorgeschichte mit der Ge- 
genwart in Verbindung gebracht wurde. Es war ein löbliches unter- 
nehmen, nur waren die HtÜfsmittel des Verfassers aufserordentlich ge- 
ring. Sie beschränkten sich vom neunten Jahrhundert an fast ganz auf 
die Chronik des Begino nebst einer dürftigen und unsicheren üeber- 
liefemng^). Dieses Werk nun, welches bis 1101 reicht, bildet die 
Grundlage der bis in die neuere Zeit fortgesetzten Bisthumsge- 
schichte, die sich bald zu einer bedeutenden Geschichtsquelle ent- 
wickelte. Sowohl im Mathiasstifb als auch auTserhalb desselben, wurde 
der sagenhafte Anfang immer von neuem überarbeitet und vermehrt; 
einer dieser Bearbeiter, vielleicht ein Mitglied der Domgeistlichkeit, 
setzte an die Stelle der übermäbig dürftigen Nachrichten über das 
elfte Jahrhundert eine ganz selbständige Fortsetzung von 1015—1132, 
die anfangs freilich wenig zuverlässig, später voll Feindseligkeit gegen 
Heinrich IV ist. Zuletzt berichtet er selbsterlebtes mit dankenswerther 
Ausführlichkeit'). Unabhängig davon findet sich in einer anderen 
Handschrift eine Geschichte des Erzbischofs Godefrid (1124—1127)'), 
und ein Mönch von St. Mathias verband mit einer neuen üeberarbei- 
tung eine Fortsetzung bis 1152, die grofsentheils dem Leben des Erz- 
bischofs Adalbero (1131—1152) entnommen ist*). 

Nicht recht unterzubringen weifs ich ein gar wunderliches Gedicht 
mit viel pedantischer Gelehrsamkeit, übrigens aber sehr barbarisch 
und kaum verständlich, die Klage eines zum Eirchendienst comman- 
dierten Schulmeisters, wie es scheint aus Trier. Ein Bruder Win rieh 
wird darin erwähnt; ob er aber der Verfasser ist, scheint zweifelhaft^). 

in dem Kloster Epternach machte der Abt Theofrid oder 
Thiofrid (f 1110) sich durch einige Legenden bekannt, von denen 



') Oesta Treverormn ed. Waitz, die erste kritische Ausgabe, MG. SS. VIII, 
111 — 174. Eine merkwürdige Kritik der Fabelgeschichte aas dem zwölften 
Jahrhundert S. 117. Leider nicht benutzt ist eine sehr fleifsige, mit rieler 
liitteratorkenntnifs gemachte Arbeit, welche besonders von den Nonnenklöstern 
Oeren und Pfalzel, und ihren Stifterinnen Adela und Irmina handelt; mit 
vielen Lesefehlem herausgegeben von Kraus in den Rheinl&nd. Jahrbb. XLII, 
122 — 187. Vgl Arch. VII, 517. Die Vita Bonifatii wird hier LuUus zuge- 
schrieben. — Ueber Handschriften der Fortsetzungen Arcbiv XI, 356 — 376. 
391. — Kurze Annale S. Eucharii Trev, (des Mathiasstifts) von 1015—1092, 
SS. V, 10. Bischofsreihen (nur Namen) Fontt. IV, LIII und 458; Birlinger 
in d. Zeitschr. f. D. Alt. XV, 371. 

*) CofUinuatio L 1. 1. p. 175—200. Vgl. Kolbe, Erzb. Adalbert u. Heinr. V 
(1872) S. 135—137. 

') QeMa Qodefridi^ zum ersten Male publicirt 1. c. p. 200 — 204. 

*) S. 234—260. 

*) Kraus im Jahrbuch d. Alterthumsfreunde im Rheinland L, 233 — 247, 
wohl nicht ohne Lesefehler. 



Gesta Treverorom. Thiofrid. Metz. 

seine Bearbeitong des Lebens Sanct Willibrords schon früher (I, 111) 
erwähnt wurde. Yen der Kaiserin Theophano und Otto EU erhielten 
die Eptemacher ein wundervolles Evangelienbuch in Goldschrift, welches 
jetzt in Gotha ist^); ein anderes» zur besonderen Verherrlichung Hein- 
richs m und seiner Mutter Gisela prachtvoll geschmücktes ist jetzt 
in Bremen^). 

Die Prümer necrologischen Annalen mit einigen geschichtlichen 
Nachrichten harren noch einer vernünftigen Ausgabe'). 

§ 17. Metz. 

In Metz dauerte auch in diesem Zeiträume die litterarische Tha* 
tigkeit forty doch ist uns nur wenig erhalten; verloren ist die von 
Hugo von Flavigny erwähnte Lebensbeschreibung des Bischofis Die« 
trich n (1005 — 1047)^) und vermuthlich noch manches andere. Von 
Sigifrid, dem Abte des nahen Klosters Gorze, haben wir Briefe^ 
in denen er voll canonistischen Eifers alles aufbietet, um die Ehe 
Heinrichs HL mit Agnes von Poitiers wegen zu naher Verwandtschaft 
zu hintertreiben^ und es ist ein merkwürdiges Zeichen für die Bück- 
sichten, welche auch damals Schriftsteller zu nehmen hatten, dafs sich 
dieser Umstand sonst gar nicht erwähnt findet. Aufserdem ist auch 
Sigifrid wohl der erste, welcher über das Eindringen französischer 
Moden in Deutschland klagt ^). 

Die Lütticher Schule mufs sehr stark auf Metz eingewirkt haben, 
da Sigebert von Gembloux von 1048—1070 Scholaster von St. Vincenz 
war, und 1073 der Lütticher Domprobst Hermann Bischof wurde (bis 
1090). Dieser Hermann war in früherer Zeit befreundet mit Berengar*); 
bekannt sind die Schreiben von Gregor VII an ihn, in welchen der 
Pabst seine Zweifel an der Bechtmäfsigkeit des Bannes gegen den 
König zu widerlegen sucht, und das Schreiben Gebhards von Salzburg 
an Hermann über denselben Gegenstand. 

In seinem letzten Lebensjahre erhob Bischof Hermann zum Abt 

1) Jacobii und Ukert, Beitr&ge II, 28. 

*) H. A. MüUer m d. Mitth. der kk. Centralkomm. 1862, M&re. Serapenm 
1866, InteUigenzbl. X. 20. — Abtfolge bei Mart. Coli. IV, 606; 88. XXUI, 
30—38 

•) Mart. CoU. IV, 617. Wardtwein Subs. XII, 326—333. Arch. lU, 22—27, 
TgL Vn, 141. Fontt. IV, 460 nur die Königsreibe, das überflfissigste. 

*) Ademar bezeicbnet ihn in seinem auch an ihn gerichteten Briefe, als 
grammatieus, Mab. Ann. IV, 717. 

*) Diese swei Briefe sind jetit abgedruckt in W. Giesebreehte Geschichte 
der Kaiseneit II, 702—708; vgl Steindorff I, 188-192. 

*) Ein Brief an ihn bei Sudendorf, Berengarius Turonensis 8. 176. 

. -7* . 




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100 IV.. Salier. {17. Metz. {18. Toni. 

des Klosters Senones den Antonius, gebärtig ans Pavia, der nicht 
nnr die Zucht in dem ganz verwilderten Kloster herstellte, sondern 
auch die Kirche neubaute; er scheint sich durch Kunstliebe und Kuhst- 
fertigkeit in ungewöhnlichem Grade ausgezeichnet zu haben. Nach 
seinem Tode 1137 wurde sein Andenken in leoninischen fiexametem 
von einem seiner Mönche gefeiert^). 

Als zu Heinrichs V Zeit der Investiturstreit mit neuer Heftigkeit 
entbrannte, erwählten 1117 die Gregner des Bischofs Adalbero, be- 
sonders der Archidiaconus Adalbero, der später Erzbischof von Trier 
wurde, zum Gegenbischof den Abt von St. Georgen im Schwarzwalde, 
Theoger oder Dietger. 

Dietger war ein Schüler des weitberühmten Lehrers Mangold 
(nicht des von Lautenbach); er erwarb sich unter seiner Leitung be- 
deutende Kenntnisse, namentlich in der Musik, über welche er auch 
ein Werk verfafst hat. Dann wurde er Canonicus von St. Cyriak bei 
Worms ^) und stand hier der Schule vor; als er aber einmal eines 
Geschäftes halber nach Hirschau kam und hier den Abt Wilhelm pre- 
digen hörte, entschlofs er sich plötzlich, Mönch zu werden. Bald 
wurde er Prior von Reichenbach, dann 1088 Abt von St. Georgen, 
wo er dreifsig Jahre lang eine sehr bedeutende Wirksamkeit übte, 
nicht blofs in seinem eigenen Kloster, sondern auch auf andere ihm 
untergebene, zum Theil von ihm gegründete. Als nun 1117 der Kar- 
dinal Kuno von Präneste als Legat nach Frankreich kam, wurde auf 
seine Veranlassung Dietger wie gesagt zum Bischof von Metz erwählt, 
und gegen seinen Willen gezwungen, die Weihe anzunehmen. Er ge- 
langte jedoch nie zum Besitze des Bisthums und starb schon 1120 in 
Cluny. Sein genauester Freund und unzertrennlicher Begleiter schon 
in St. Georgen war Erbo, der 1121 Abt von Prüfening bei Begens- 
burg wurde (bis 1162), und dieser veranlafste zwischen 1138 und 
1146 einen Mönch seines Klosters das Leben Theogers nach seinen 
Mittheilungen zu beschreiben. Bibelsprüche, seltsam gemischt mit 
einzelnen Versen Virgils und sallustischen Ausdrücken, Schilderungen 
mönchischer Kasteiungen und Wundergeschichten sind darin reichlich 
vorhanden; es ist der Geist jener Klöster des Schwarzwaldes, welchen 
diese Schrift recht lebendig darstellt; der Verfasser schildert die Blü- 
thezeit dieser Hirschauer, welche, als er schrieb, bereits vorbei war. 
Damals, sagt er, waren diese Mönche so verehrt vom Volke, dafs niemand 
zu seinem Schutze ein besseres Geleit haben konnte, als einen von 

^) Elogium Antonü abb, bei Hugo, Sacme Ant. Mono. II, 420^—424. 
>) Nicht bei Mainz, wie in der Vita steht; berichtigt von Ad. Helmsdörfer, 
Wilh. y. Uiracbau S. 41. 



. V • • * • - 



Vita Theogeri. Bruno von Toni. \()\ 

ümen. Jetzt aber sind wir zum Flnclie worden und ein Schauspiel 
der Welt nnd den Engeln und den Menschen. Die Krone unsereB 
Hauptes ist abgefallen. wehe, dafs wir so gesündigt haben! 

Von besonderer Wichtigkeit aber ist das zweite Buch, welches 
sehr genaue Nachrichten über Euno von Präneste und seine Legation 
enthält. Leider ist diese Schrift uns nicht ganz vollständig erhalten; 
Thrithemius hatte noch ein unversehrtes Exemplar, und seine Auszüge 
dienen zur Ergänzung der Lücken^). 

§ 18. Toni. 

Das Bisthum Toul wurde besonders verherrlicht durch die Erhe- 
bung des Bischofs Bruno auf den päbstlichen Stuhl; einige Jahre 
lang (1049 — 1051) vereinigte er beide Würden, und im Jahre 1050 
bei seiner Anwesenheit in Toul nahm er seinen Vorgänger Gerhard 
(963—994) in die Zahl der Heüigen auf und liefs seine Gebeine feier- 
lichst erheben. Das Leben dieses Bischofs zu beschreiben, hatte er 
schon früher den Abt von St. I)vre, Wide rieh, veranlafst, der mit 
grofsem Eifer die von. Wilhelm von Dijon ausgehende Beform. auf die 
Klöster dieses Sprengeis übertrug. Die Schreibart ist daher die ge«- 
wohnliche dieser frommen Eiferer, um so mehr da er fast nichts that^ 
sächliches über den Mann wufste. Später fügte er noch ein zweites 
Buch über die Canonisation Gerhards, die Erhebung seiner Gebeine 
nnd die Wunder an seinem Grabe hinzu'). 

Das eigene Leben des Bischofs Bruno (Leo 's JX) beschrieb 
Wibert, Archidiaconus der Tuller Kirche, panegyrisch natürlich, aber 
durch gute Nachrichten schätzbar, doch darf man, wie gewöhnlich, 
über die gröfseren geschichtlichen Verhältnisse, in welchen Leo sich 
bewegte, keine Aufklärung darin suchen'). Ein Leben seines Nach- 
folgers Udo (1051—1069) unter Bischof Pibo (1069—1107) verfalst, 
ist leider verloren^). Pibo war von vornehmer sächsischer Herkunft, 
ein Schüler Anno's, ehe dieser Erzbischof wurde, dann Domherr zu 



Vita S, T/ieogert ed. Jaffa, MO, S8. XII, 449—479. Brenneeke, Leben 
jmd Wirken dea h. Theoger, Dias. HaL 1S73. 

s) Vüa S. Qerardi Tullenns auct. Widrico abb. 8. A^ ed. Waiu, MG. 
BS. lY, 485 — 509. Vgl. Giesebrecht 11,567. Ein Ge4icht desselben Inhalts 
Ton ihm hei Benpit, Hist. de Toul p. 313. Reichhaltiger Bibliothekseatalog 
jaec XL ans St. Evre, ed. Dooen, N. LiL Ans. ▼. 1807 S. 67—75. 

>) Vita S, Leonis IX auct. Wiberto, Acta SS. Apr. II, 648. Mab. VL 
2,49. Eocard Origg. Habsb. Probatt. p. 171. Mural. III, 282— 299. Watterich 
I, 127 -- 170. Vgl W. Giesebreeht, Geschichte der Kaiseneü II, 568. 

«) MG. 88. ym,63i. 



102 IV. SaUer. § 18. TouL { 19. Verdun. 

Halberstadt, endlich königlicher Caplan nnd Kanzler^); seine Weihe 
stieb auf Hindemisse, wnrde aber dnrch Udo von Trier voll- 
zogen *). 

Zu AnfEmg des zwölften Jahrhunderts wurde auch eine Bisthnrns- 
geschichte von Toni verfafet, die bis 1107 reicht, aber nicht sehr 
reichhaltig nnd wenig belehrend ist'). Schon früher, noch zu Leo*s IX 
Zeit, hatte ein eben&lls ungenannter Mönch die (beschichte des Klosters 
Moyenmoutier beschrieben, war aber nnr bis zmn Jahre 1020 ge- 
kommen. Anch diese Schrift ist nnr von geringem Werthe^). 

Bei weitem merkwürdiger und lehrreicher ist die Gründnngsge- 
schichte von Chaumonzey bei Spinal, nm das Jahr 1109 von dem 
ersten Abte Seher ver&üst'). Derselbe Trieb, der in die Klöster des 
Schwarzwaldes solche Schaaren trieb, dafs immer neue gebaut werden 
mnfsten, wirkte anch hier. Um einen frommen Einsiedler bei Bemi- 
remont sammeln sich Männer^ die der Welt müde sind, und nach des 
Eremiten Tode wählen sie aus ihrer Mitte Seher zum Vorsteher. Die 
neu begründete Kirche des heiligen Leo IX wird ihnen übergeben 
(1091), und ein kinderloses Ehepaar schenkt ihnen das Gut Chau- 
monzey. Sogleich beginnen auch die Sorgen. Sie müssen sich zu 
einer bestimmten Kegel bekennen und bilden sich nun erst aus zu re- 
gulierten ChorheiTen, deren Orden im An&nge des zwölften Jahrhunderts 
grofse Ausbreitung gewann. Andererseits haben sie nun ihren neuen 
Besitz zu vertheidigen gegen die armen, aber raublustigen Vettern der 
Stifter und gegen die Ansprüche der reichen Aebtissin von Bemiremont. 
Jene greifen mit Gewalt zu, diese macht durch ihr G«ld jeden Becht- 
spruch unwirksam. Der Abt Seher hat das alles beschrieben, um 
seinen Nachfolgern zur Anweisung und Nachricht bei ähnlichen An- 
fechtungen zu dienen: daher finden wir hier einmal keine Phrasen, 
sondern eine klare und bestimmte Darstellung mit Urkunden. Wir 
sehen deutlich, wie die weltliche Justiz des Herzogs gar keinen Schutz 
gewährt, die bischöfliche bei gutem Willen wenig ausrichten kann, 
und allein die päbstliche zwar langsam und mit grofser Weitläufigkeit, 
zuletzt aber doch wirklich Hülfe schafft. Ausreichend jedoch ist auch 

1) Gests Toll. c. 45, SS. VIII, 646. 

*) Daron handelt ein merkwürdiger Brief Udo's in SndendorfB Begistram 1,6. 

s) Qesta episcoponm TtUlensium ed. Waits, MG. SS. VIII, 681 — 648. 
Bischofsoatalog bis ^{chwin (1108—1126) ed. Birlinger in Haupts Zeitschr. 
XV, 370. 

*) lÄber de 8, Hidulfi äuccesaorilnu in Meditmo Monasterw ed. Waitc, MG. 
SS. IV, 86—92. 

•) Sehen Primordia Cahnonacensia ed. Jaffö, MG. SS. XH, 324 — 347. 
Dahamel, Doeaments rares on in^dits de I'histoire des Vosges, II, 1869, mH 
einem Capitel mehr am Schiuls; vgl. G. Waiu GGA. 1870 S. 1993. 



Ghanmousey. Hugo Metellas. X03 

diese nicht; das Ende ist znletzt immer ein Vergleich, und namentlich 
die hungrigen Vettern wissen sich für ihre räuberischen Anfälle schliefs- 
lich m allen Fällen dieser Art noch em gutes Stück Greld zu verschaffen. 

Besonderes Interesse gewährt aber diese Schrift noch dadurch, 
dafe gerade der Legat Bichard von Albano 1105 um HflHe ange- 
sprochen wird und von Heinrich V Schutzbriefe erwirkt, welche seiner 
damaligen Lage gemäTs von Devotion gegen die Mutter Kirche über- 
strömen. Sehr merkwürdig ist auch die Verhandlung vor Paschalis II 
zu Langres im J. 1107, als noch das Verbot jeder Verfügung über 
Kirchen von weltlicher Hand aufrecht erhalten wurde, ein Princip 
welches auch den Besitzstand der Klöster geföhrdete. 

In eigenthümlicher W^e behandelte den Investiturstreit Hugo 
Metellus aus Toul, ein Schüler des Ticelin, später auch des hoch- 
berühmten Meisters Anselm von Laon, zuletzt regulierter CShorherr im 
Kloster des h. Leo, indem er nicht ohne Geschick und sprachliche 
Gewandtheit Pabst und Kaiser ihi-e Gründe in Hexametern dialogisch 
vortragen Uefs^). Aehnlicher Art, aber unbekannter Herkunft ist der 
Streit zwischen Clemens und ürban II, welche sich zuletzt dahin 
einigen, ihre Ansprüche durch ein Concil entscheiden zu lassen'). 
Wohlgemeinte Verse aus etwas späterer Zeit mit dem AnJEang Anulua 
et baculus empfehlen die Einigkeit beider Mächte, indem jede auf ihr 
Gebiet sich beschränkt; von der eigentlichen Schwierigkeit der ver- 
wickelten Frage hat der Verfasser keine Ahnung'). 

Sehr scharfe Ausfälle gegen die Bestechlichkeit und Geldgier der 
Curie enthält die in recht guten Hexametern verfE^ste Klage über die 
Ansschüefsung der Pfaffenkinder vom Priesterstand, welche dem Ende 
des elften Jahrhunderts anzugehören scheint*). 

§ 19. Verdun. Der Abt Bichard und seine Schüler. 

Hugo von Flavigny. 

Aus dem Sprengel von Verdun besitzen wir eine recht gute Lo- 
calgeschichte des Klosters St. Mihiel an der Maas, die bis zum 
Jahre 1034 reicht^), und die von Berthar begonnene Bisthums- 

') Hugonü Meteüi Certamen papae et reffis. Der Anfang dATon ist ge- 
druckt bei Da Mdril, Poösies populaires Lat. (1843) p. 405. Vgl. ArohiT VII, 
1006. NA. II, 404. Anfflerdem haben wir Ton ihm 65 Briefe, ed. Hugo, Saorae 
Antiq. Monn. II, 312 — 420. Zwei an Albero von Trier, den er lu gr^Cserer 
Snergie antreibt nnd Tom Wohlleben abmahnt, auch in Mascorii Comm. de 
rebus Imp. sub Loth. p. 344—348. Cf. Eist. litt. XII, 493—511. 

*) AUercatio inter ürbanum et dementem im Cod. Udalr. BibL V, 158—161. 

S) Gedr. im Ana. d. Germ. Mus. XXIU (1876) 335. XXIV, 14. 

*) Querela in gratiam nothorum, Bouq. XI, 444. 

*) Chromcan S, Michaelis in pago Virdunensi ed. Waita , MG. SS. IV, 



104 ^^* Salier. § .19. Verdau. Abt Richard. Hugo Ton Flavigny. 

gesohichte föhrte ein Mönch von St. Yannes weiter bia 1047^). 
Die Verbrennimg der Stadt durch Herzog GotMed in diesem Jahre 
wird die weitere FortscrIziiBg gehindert haben. 

Wir haben oben gesdien, wie jene Miliz Gregors YII, die Mönche 
der neuen von Cluny ausgegangenen strengen Biohtmig, im gAdliehen 
Dentechland besonders dnrch Wilhehn von Hirschan festen Fnfs 
fafeten. In ähnlidier Weise wirkte in Yerdnn schon Mher der Abt 
Richard. Er war in Reims zmn Weltgeistlichen erzogen, aber 
von dem damals so gewaltigen Mönchsgeiste erfafst, trat er ein in 
das KLoster St. Yannes (S. Yitoni) zu Yerdnn, wo unter dem Abte 
Fingen sieben Schottenrnönche von lockerem Wandel (pamm lauda- 
bilis vitae) hauafeen. Yergeblich suchte er hier mit seinen Ideen 
durchzudringen, und er begab sich deshalb nach Cluny zu dem Abte 
Odilo. Dieser jedoch sandte ihn nach einiger Zeit zurück in sein 
Kloster; nach Fingens Tode 1004 erhielt er selbst die Abtei, und 
nun reformierte er zuerst diese, dann aber nach und nach noch 
zwanzig andere Klöster in Lothringen und in Frankreich, die ihm 
untergeben wurden. Bis an s^en Tod 1046 stand er in grofsem 
Ansehen; Kaiser Heinrich III, der sich selbst eifrig der Kloster- 
reform annahm, verehrte ihn sehr und nicht minder der König von 
Frankreich. Es ist leicht einzusehen, dafs ein so angesehener Mann 
auch eine bedeutende politische Wirksamkeit ausüben mu&te; wie auf 
der vornehmsten Bühne die Aebte von Cluny zwischen Pabst und 
Kaiser vermittelten, so gelang es diesen, mehr durch ihr persönliches 
Ansehen als durch äufsere Mittel mächtigen Aebten hftufig, die Erhal- 
tung oder Herstellung des Landfriedens zu bewirken und alte Fehden 
beizulegen; ja der Abt Poppe von Stablo brachte 1032 den Frieden 
zwischen Kaiser Konrad und König Heinrich von Frankreich zu Stande» 
nachdem andere Yermittler vergeblich daran gearbeitet hatten. 

Die Lebensnachrichten über den Abt Richard finden sich theils 
bei Hugo von Flavigny, theils bei seinem Biographen, einem Mönche 
von St. Yannes, der aber erst im Anfange des zwölften Jahrhunderts 
mit Benutzung der Bisthumsgeschichte und der mündlichen Ueber- 
lieferung seine nicht sehr reichhaltige Schrift verfafste^). Bedeutender 



78 — 86 and nach der wiedergefundenen Handschrift zuerst gans voUst&ndig 
von L. Trols, Hamm 1857, 4. 

') Oesta ejmc^MTum Virdwwimum, Continuatio auctore monacli» S, Vitoni 
a. 92Ö--1047 ed. Waitx, MG. SS. IV, 45--61. 

>) Vita Richardi abb. Vird, ed. Wattenbach, MO. SS. XI, 280-290. 
Za berichtigen ist, was dort Ober die Benaisung der Vita Theoderici II ep. 
Met, gesagt ist: der Verfasser benutzte nicht diese, sondern die Yita Theode- 



Richard tob Verdon. Poppo von Stablo. ^05 

ist das Leben des Abtes Poppe von Stablo (1020—1048), von 
einem Schfller nnd Frennde desselben, dem Abte Everhelm yon 
Hantmont, damals Abt von Blandigny bei Gent verfafst^). 

Poppo begann sein Leben als Bitter, ein Stand, der eich damals 
vom Räuber wenig nntersehieden zu haben scheint, und ihm wie 
vielen anderen fiel bald der Antheil an schlimmen Gewaltthaten 
sdiwer aufs Gewissen. Er wallfahrtete nach Jerusalem und Rom; 
Terlobte sich dann, liefe aber plötzlich seine Braut im Stiche und 
wurde MOneh in St. Thierry. Dort lernte der Abt Richard ihn kennen 
und nahm ihn mit sich nach Verdun. Diesem stand er nun zur 
Seite, bis ihn 1020 Heinrich II zum Abte von Stablo ernannte, wo 
er gegen grofses Widerstreben seine Reform durchsetzte. Bald wurden 
ihm, wie Richard, viele andere Klöster zu gleichem Zwecke unter- 
geben, in die er seine Schfller aussandte, so St. Maximin, Epternach, 
Weifsenbnrg, St. Gallen (vgl. 1,317) und manche andere. Er trat 
auf diese Weise ganz in die Stellung Richards ein, den er aber nur 
kurze Zeit überlebte. In Stablo selbst baute und schmückte er die 
neue Kirche, welche am 5. Juni 1040 in Heinriche HI Gegenwart 
geweiht wurde. Unter seinem Nachfolger Rudolf wurde 1097, Christia- 
norum exercUu super paganos violenier agente, eine kostbare Bibel in 
zwei Folianten mit merkwürdigen Bildern in Deckforben vollendet, 
welche noch erhalten ist'). 

Ein anderer Schüler Richards war Dietrich, von 1055 bis 1087 
Abt von St. Hubert in den Ardennen. Er wirkte lange Zeit als 
Vorsteher der Schule und berühmter Lehrer In verschiedenen Klöstern, 
in Stablo, Verdun, in Mouson an der Maas. Eben wollte ihn Heinrich III 
nach Fulda ziehen, da erw&hlte der Bischof Dietwin von Lüttich ihn 
zum Abt von St. Hubert. Mitten im Winter, bei grofser Kälte, zog 
er barfuTs durch den tiefen Schnee in sein Kloster ein, und strenge 
wie er gegen sich selbst war, trat er auch gegen seine Mönche auf, 
denen er mit grofser Mühe seine Reform aufiiöthigte. Nachdem er 
aber durchgedrungen war, nahm das Kloster den gröfsten Anfechwung 
und er behauptete als Abt eine sehr ansehnliche Stellung. Die Ueber- 
griffe der Herzoge und Bischöfe wies er mit grofser Kraft und Ent- 

riei abb. AndAginensis. Ueber die loihr. Klostorrefonn vgl. Oiosobreoht, Ge- 
iduchte der Kaisenoit II, 87 f. 

Kfto Piyppoms abb, Stabulmm ed. Wattenbech, MG. S8. XI, 291—316. 

*) W. HanoM u. E. ans'm Weerth: Der ReUqoien- und OraaineiitensehatB 
der Abtelkirehe su Stablo, in d. RheiBL Jahrbb. XLVI, 136 -- 160. 8. 189 
V. 140 Weih-Insefariften tob 1080 n. 1046. 8. 146 BleitaM «üb Poppo's Grab. 
8. 149 TOD der Bibel, welche auch einen Bibliotkektoatalog Ton llOö enih&h. 
Ueber den Triomphus 8. Remaeli t. den folgenden Paragraphen. 



106 I^« S»Uer. I 19. Verdun. Abt BichArd. Hugo ron FUrignj. 

schiedenheit zurQck. Er war befreundet mit dem Erzbischof Anno von 
COhi; in Born 1074 stellte die Grftfin Mathilde ihn Gregor YII vor, 
der ihn sehr frenndlich an&ahm und ihm ein PriTÜeg zum Schutz 
gegen die Lütticher Bischöfe mitgab. Sein Leben beschrieb bald nach 
seinem Tode ein Mönch, wie es scheint aus dem Kloster Lobbes^). 
Wichtiger aber als diese in der gewöhnlichen panegyrischen Weise ge- 
schriebene Biographie ist die Eosterchronik von St. Hubert aus 
dem Anfange des zwölfiien Jahrhunderts*), welche weitergehend auch 
den Verfall des blfihenden Elosters unter dem eifrigen Abte Dietrich n 
schildert. 

Spät erst, nach dem Tode des alten Abtes, nachdem 1091 auf 
Heinrich den Friedemacher Otbert als Bischof von Lüttich gefolg^t 
war, drang auch hier der Zwiespalt ein, welcher fast keine Kirche 
Terschonte. Otbert war kaiserlich, Dietrich U einer der eifrigsten 
Gregorianer, und so entbrannte denn bald der Kampf, welcher der 
Blfithe des Klosters ein Ende machte und der hier mit grofser An- 
schaulichkeit geschildert ist. Aller Orten finden wir diesen verderb- 
lichen Kampf wieder, auch ohne Beziehung auf den Kaiser, indem 
die Neuerer mit ihrem Eifer, angefeuert von Gregor, rficksichtslos vor- 
gehen, das Volk aufregen und jede Gewaltthat füi* gottgeföUig halten, 
sobald sie gegen die Anhänger der alten kirchlichen Ordnungen oder 
gar alter Milsbräuche gerichtet ist. Auf kleinem Schauplatze zeigt 
uns dies die Chronik von Waten bei St. Omer'), andere Beispiele 
werden wir noch zu bertkhren haben. 

So recht mitten in diesem Kampfe stand der Abt Hugo von 
Flavigny, dessen Leben und Schriften deshalb fllr diese Verhält- 
nisse sehr lehrreich sind*). Er war Mönch von St. Vannes , welches 
nicht minder als die übrigen Klöster von diesem üngewitter ergriffen 

M Vita Tkeoderici abb. Andaginensis ed. Wattenbftoh, MG. SS. XII, 
36 — 57. Verloren ist leider dt» Leben des Abtes Theodericb II von Heribrand, 
Abt von St. Lorenz in Lütticb. Beiner. de Gestis abb. S. Laur. I, 7. 

*) unter dem seltsamen Titel Gantatarium 8. Htiberti, edd. Bethmann et 
WaUenbaeb, MG. SS. VIII» 568—630. Monuments de Namnr VII, 233—373. 
Bei Albricus (SS. XXIII, 659) heilst es Cantarellus. Vgl. Giesebrecht III, 1056. 

•) Ckronicon Watinense, Martene Tbes. III, 797 — 830. Die Handschrift 
ist jetzt in der Offentlicben Bibliothek in Saint-Omer. 

*) Koepke, die Quellen der Chronik des Hugo von Flavigny, Arohiv IX, 
240 — 292. Hugofus Ghromcon ed. Peru, MG. VIII, 288 — 502. Vgl. Gies. 
III, 1039. Im 2. Buch ist 8. 412 die SteUe über Gregors VII fiÜscUich su 1074 
eingereihtes Investitorverbot aus dem 1097 geschriebenen libellus des Cardinal 
Deusdedit genommen; Giesebr. hn Mfinoh. bist. Jahrbuch 1866 8. 188. Ueber 
die 8. 314 mitgetheilte Vftlkergenealogie s. Waiu in den GGA. 1856 6. 1905. 
Müllenhoff su dem VerseichniCi der römischen Provinsen von 297, Abhand- 
lungen der Berliner Akademie v. 1862 S. 532—538. 



Chronik ron St. Hubert. Hugo ron FUrigny. 107 

wurde. Der Bischof Dietrich von Yerdnn hing, wie schon oben er- 
wähnt wnrde, dem Kaiser ond seinem Pabste Clemens an, nnd deshalb 
verlieCs der Abt Budolf 1085 sein Kloster; der 21jährige Hngo folgte 
ihm nach Dijon zu dem Abte Jarento, einem persönlichen Freunde 
und eifrigen Anhänger Gregors YII. Zu ihm und besonders auch zu 
dem Erzbischof Hugo von Lyon trat Hugo in ein nahes und vertrautes 
YerhältniDs; 1096 nahm Jarento ihn mit sich auf einer Beise nach 
England. Hier zuerst wurden Hugo die Augen etwas geöffnet; er 
mubte es erleben, daüs der Auftrag seines ehrwürdigen Abtes, in 
England die römische Autorität herzustellen, durch Bestechung des 
Pabstes selbst vereitelt wurde: das Geld siegte über die Grund- 
sätze. Nach England scheint er selbst nicht gekommen zu sein; 
der Sturm warf ihn an die Küste zurück, dann lag er krank in 
Bayeux^). 

Im J. 1096 wurde Hugo Abt von Flavigny im Sprengel von Autun, 
gerieth aber bald in Streitigkeiten und mufste endlich seine Abtei 
verlassen; es waren seine eigenen Parteigenossen, deren Thaten er 
.hier in einer Weise kennen lernte, welche ihren zur Schau getragenen 
Grundsätzen durchaus nicht entsprach, und namentlich über die Hab- 
sucht und Bestechlichkeit der päbstlichen Curie und der Legaten 
machte er Erfahrungen, die ihn zuletzt bewogen seine Partei ganz 
zu verlassen und sich zu ihren Gegnern zu gesellen. 

Seit dem J. 1090 schrieb Hugo an einer grofsen Weltchronik, 
die er bis 1102 fortführte. Lothringen ist darin vorzugsweise berück- 
sichtigt und mit umfassender Gelehrsamkeit alles benutzt, was ihm 
Nachrichten darüber gewähren konnte. Die annalistische Form, die 
er äufserlich annahm, tritt hier gänzlich zurück gegen die ausführ- 
liche Erzählung, welche sogar ganze Biographieen in sich au&imt, 
wie z. B. des Abtes Bichard; dazu viele vollständige Actenstücke, die 
ffir uns von nicht geringem Werthe sind. Von Beherrschung des 
massenhaften Stoffes ist keine Bede; er trug eben nur zusammen, 
was er in zahlreichen Büchern und Archiven fand; vieles ist uns aus 
den Quellen selbst bekannt, anderes aber jetzt verloren, und dazu 
kommen seine eigenen Erlebnisse und was er durch mündliche üeber- 
lieferung er&hren hatte. Die Nachrichten über Gregors Vn Wirk- 
samkeit und die Wahl Victors in hebt Giesebrecht als vorzüglich 
werthvoU hervor. 

üeber sein späteres Leben wissen wir nichts; die Hauptquelle 
über ihn ist seine eigene Chronik, und wo diese aufhört, verlieren 

>) Chroiu L c p. 482. 



108 I^- Salier. § 20. Cöln. 

wir seine Spur. Von dieser aber ist uns glücklicher Weise die nr- 
sprüngliche Handschrift noch erhalten, und danach von Pertz eine 
vielfach berichtigte Ausgabe bearbeitet. 

§ 20. Cöln. 

In Cöln war so wenig wie in Mainz ein Boden für litterarische 
Thätigkeit. Dem Erzbischof Heribert (999 — 1021) verschaffte die 
Stiftung des Klosters Dentz eine Art von Biographie oder vielmehr 
eine Lobpreisung und Wundergeschichte, welche um die Mitte des 
elften Jahrhunderts im Namen der Cölner Kirche ausging, um seinen 
Buhm zu erhöhen und seine Verehrung zu verbreiten. Der Verfasser 
ist Lantbert oder Lambert, damals noch MOnch zu Deutz, der 1060 
Abt des Lütticher Lorenzklosters wurde. Später hat noch auf den 
Wunsch des Abtes Markward Eupert, der ihm 1117 als Abt von Deutz 
folgte, diese Schrift überarbeitet ^). 

Eine Handschrift von Lamberts Vita aus dem 12. Jahrhundert, 
welche aus Deutz in das Brit. Museum gekommen ist (Add. 26788), 
enthält am Schlufe einen 5 Seiten langen Brief ^Nobilissimae sedis 
archiepiscopo nobiliori H. A. inquilinus civis urbis Spirae", worin dieser 
sich beklagt über die leichtfertige Weise, in welcher auch „probi atque 
eruditi" Priester «nostri ordinis" in der Kirche die Sündenvergebung 
verkündigen «tanta facilitate quanta forsitan de pecunia propria obolos 
tres nollent cuiquam relaxare''. Vielleicht ist dieser Brief an Heribert 
gerichtet^). Demselben widmete der Gorzer Mönch Albwin seine 
Schrift über den Antichrist, welche ganz auf der älteren Schrift des 
Adso beruht'). An Heriberts Namen wird auch das alberne Tanz- 
wunder in Sachsen «in villa Colovize" geknüpft, von dem Wilhelm von 
Malmesbury^) und Albert von Stade zum Jahre 1021 berichten; sein 
Nachfolger Piligrim (1021 — 1036) soll einen Brief darüber ausge- 
stellt haben, den die damit umherziehenden Gaukler sich in Mont- 
Saint-Michel erneuen liefsen^). 

1) Vita Ueriberti archiep. CoL ed. Pertz, MO. SS. IV, 739—753. „Von 
der Bedeutung Heriberts ftkr die Reicbsgeschichte hatte Lambert keine Ahnung; 
fbr einen solchen Biographen war das Leben eines politisch so einflufsreichen 
Mannes wie Heribert, der unpassendste Stoff.'' W. Giesebrecht, Kaiserseit II, 668. 
Ein Hymnus auf Heribert aus der Cambridger Handschrift, Zeitschr. f. D. Alt. 
XIV, 4Ö6. 

') Nach einer brieflichen Mittheilung in Jaffö's Naohiafs. 

') Aus einer Metier Handschrift nutgetheilt von Flofs in der Zeitedbr. 
f. D. Alt. X, 266 ff. 

«) GesU Regum AngL II, 10, ed. Hardy { 173. 174. 

^) NA. II, 311. In Handschriften ist die Geschichte sehr h&ufig. An 



Cdlner Erzbischöfe und Klöster. \QQ 

Die Lobpreisung des Anno (1056 - 1075) erwähnten wir schon 
oben (S. 87); ihr geschichtlicher Oehalt ist sehr nnbedentend, am 
merkwürdigsten sind einige Angaben über den Ban der Gereonskirche. 
Dem Erzbischof Friedrich (1100—1131), der aus der Bamberger 
Schnle stammte, dankt die Domblibliothek eine ihrer schönsten Hand- 
schriften^). 

In Gladbach schrieb nach den Mittheilnngen des Abtes Hein- 
rich (t 1066) und seines Neffen Wolf heim, des Abtes von Branweiler 
(1065—1091) ein ungenannter Mönch die schon sagenhaft gewordene, 
doch nicht ganz unwichtige Geschichte der Gründung des Klosters') 
um 974. Wolfhehns Schwester Bertha beschrieb die Stiftung des 
Klosters Vi lieh, Bonn gegenüber, durch den Grafen Megingoz, und 
das Leben seiner Tochter Adelheid, der ersten Aebtissin, die um 
1015 in Cöln starb, wo sie ihrer Schwester als Aebtissin zu St. Marien 
gefolgt war'). Die sehr kurze Chronik des Schottenklosters Grofs 
St. Martin reicht bis 1021, ist aber nur ein Bruchstück und zwar 
von einer Compüation, die nicht vor dem ausgehenden 13. Jahrh. ge- 
macht sein kann. Doch sind wohl ältere Aufzeichnungen benutzt, die 
auch Marian hatte ^). 

In Cöln geschriebene Annalen bis zum J. 1028 (I, 294) sind 
unbedeutend, und grofs ist auch die Ausbeute nicht, welche die Annalen 
von Brauweiler bis 1179 gewähren*). Diesem Kloster verdanken 



Piligrim wird seine muHikaliHche und mathematische Bildung gerühmt von 
Berno, der ihm ein Werk widmete, s. Giesebr. II, 622. 

^) EccL Colon. Codd. .p. 19. 

•) Chrun. GladbaceiDie ed. Pertz, MG. SS. IV, 74 — 77. Böhmer, Fontes 
III, 349 — 357. Ueber die Fahnescbe Chronik von Gladbach s. Eckerts in den 
Annalen des hist. Vereins für den Niederrhein I, 266 — 276. £ine schöne 
Handschrift des Cassian aus Gladbach in Culn , Ans. d. Germ. Mus. XIX, 15. 

') Vita Adelheidia primae abb. Vilicen^is, Acta SS. Feh. I, 714. Mab. 
VI, 1, 138. Vgl. die Bulle Gregors V bei Lacomblet I, 77. 

*; Chrmik'on S. Martini CoL ed. Pens, MG. SS. II, 214. 215. Böhmer, 
Fonted HI, 344—347. Jo. Hub. Kessel, Monn. hist. eccl. Col. (1862) p. I-XII. 
Ueberall ist der Name des angeblichen sweiten Stifters Olger (Holger Danske) 
mit Unrecht in Otger verwandelt. Als erster Abt wird hjer Wicterp (I, 126) 
genannt. Aber Marian und der Abtcatalog Fontt. III, 347 beginnen erst mit 
Mimborinus. Dafs Wioterp als Bischof von Begensbnrg genannt wird, erkl'nt 
sich dadurch , dafs Aventin die a. a. O. erwMinte Handschrift in St. Gmmeram 
fand. Vgl. Rettberg II, 269. Cardauns, Cöker Chroniken I p. LVIII. Die 
kleine Untersuchung Über Cölna ers bischöfliche Würde, bei Flola, Pabstwahl, 
Urkunden 8. 1 — 8 seigt neben grofser historischer Unkenntnifs den Mangel 
an altea einheimischen Nachrichten. 

^) Annales Brunwüarenses SS. I, 99 — 101. II, 216. Bedeutend verbessert 
aus der Vaticanischen Handschrift in Böhmers Fontes III, 382 — 388 und jetst 
a«ich MG. SS. XVI, 724- 728. Für das zwölfte Jahrhundert sind sie nicht 
ohne . Werth. 



110 IV- Salier. §20. Cöbi. 

wir aber noch zwei Schriften, welche nicht ohne Werth sind. Die 
erste in den Jahren 1076 bis 1079 verfiEtrst — der Autor bezeichnet 
sich nur mit G. — und dem Abt Wolfhebn gewidmet , behandelt die 
Gründnngsgeschichte des Klosters ^) und giebt bei dieser Veranlassung 
nicht nnr Nachrichten über die Familie des Stifters, des PfiJzgrafen 
Ezo, der mit Otto's TL Tochter Mathilde vermählt war, sondern auch 
eine IJebersicht der Ottonenzeit, welche zwar Bekanntschaft mit Her* 
mann von Beichenan und den Yitae üdahici, Adalberti, Heriberti ver- 
räth, ond mit sallnstischen Phrasen aufgeputzt, auHserdem aber doch 
auch aus der lebendigen Tradition geschöpft ist. Neben geschicht- 
lichen Thatsachen, die nicht ohne Werth sind, erscheinen hier zuerst 
die Anfänge der später weiter entwickelten Sagenbildung. Dazu ge- 
hört auch die Erzählung, dais Ezo seine Gemahlin ihrem Bruder 
Otto m im Brettspiel abgewann; es ist auffallend, dafs die Verbin- 
dung mit dem Sohne des Pfalzgrafen so entschieden als Milsheirath 
betrachtet wurde, dafs man sie auf solche Weise zu erklären suchte. 
Aufser den Nachrichten über diese wichtige Familie ist aber auch die 
Erzählung von dem Streite über das Gut Elotten merkwürdig, welches 
der Erzbischof Anno dem Kloster zu entziehen suchte. Um diesen 
Streit richtig beurtheilen zu können, muTsten die grofsentheils unechten 
Urkunden, welche sich darauf beziehen, einer genaueren Untersuchung 
unterworfen werden, was jetzt von Pabst geschehen ist'). Sein Re- 
sultat ist, dafe in die ausführlichere Gründungsgeschichte ein Abschnitt, 
der im Namen des h. Nicolaus an Anno geschriebene Brief Wolf helms, 
vom Verfasser selbst nachträglich eingeschoben ist, dafs der ganze, 
auch in der Gründungsgeschichte enthaltene Abschnitt über Kletten 
erst durch Interpolation in das Leben des Abtes Wolfhebn gekommen 
ist, der den Streit glücklich zu Ende ftthrte. Der Ver&sser des 
Lebens Wolfhelms') (1065—1091) war ein Mönch von Brauweiler, 
Namens Conrad, der zwischen 1110 und 1123 schrieb. Er rühmt 
seinen Helden natürlich auf alle Weise, auch als Widersacher des 

*) Fundatio Brunwilaretma coenobii oder Vita Eeonis pctkUtni, heraus- 
gegeben Ton Dr. Harless in Laoomblets Arohir für die Geschichte des Nieder- 
rheins IV, 164 — 217, doch in der Meinung, dafs die Zus&tse zu dem früher 
bekannten Text (ed. Koepke, MG. SS. XI, 304 — 408 und danach Bielowski, 
Mon. Pol. I p. 335 — 357) Interpolationen seien. Das GegentheU hat Waits 
erwiesen, Gott. Nachrichten 1863, Nr. 1. Hier wie bei der V. Annonis hat 
sich die Nichtbenutzung bekannter Handschriften in den MG. ger&cht. Neue 
Ausgabe Ton Pabst Arch. XII, 147 — 200 mit Miracula S. Nicolai. Vgl. 
Cardauns, C5lner Chroniken I p. LIX. 

>) Arch. XII, 112—131. 

') Vita WolfhelnU abb, Brunwüar. auct, Conrado ed. Wilmans, MG. SS. XIJ, 
180—195. Zus&tze der interpolierten Handschriften Arch. XII, 102—108. 



Brauweiler. Trinrnphus S. ReniAcli, W\ 

Berengar von Tonrs, hütet sich aber wohl zu erwähnen, dafs er dem 
Gegenpabste Clemens anhing nnd von Mangold in einer eigenen Schrift 
bekämpft war, die sich freilich nor anf die Vereinbarkeit der Lehren 
der alten Philosophen mit den christlichen Dogmen bezieht. 

Die Habsncht, Anmafsnng nnd Harte des Anno, welche sonst 
darch seine Heiligkeit verdeckt werden, zeigen sich nns nnverhüllt 
nicht nnr in den Denkmalen von Branweiler, sondern noch viel deut- 
licher nnd greUer in seinem Kampfe mit den Mönchen von Stablo, 
deren Zwillingskloster Malmädy er sich gegen alles Recht von Hein- 
rich ly oder vielmehr, da dieser noch mindeij&hrig war, von Adalbert 
von Bremen hatte schenken lassen. Lambert giebt sehr gute Nach- 
richten Hber die mnthige Gegenwehr der Mönche gegen diese Schen- 
kungen; in der Chronik von Lorsch ist der Widerstand dieses Klosters 
gegen Adalbert lebendig geschildert Am besten nnd ausführlichsten 
ist der Kampf um Malm^dy dargestellt in dem Berichte der Brüder 
von Stablo. Sieben Jahre lang dauerte er, und alle Hülfismittel wurden 
gegen den starren Heiligen vergeblich versucht, bis endlich nach bel- 
gischer Sitte die Mönche, als der König 1071 das Osterfest in Lüttich 
feierte, den Leib ihres Stifters, des h. Bemadus erhoben, damit nach 
Lüttich zogen und die Bahre mitten auf den Tisch des Königs setzten. 
Eine Fülle von Wundem brach endlich den Widerstand des Erzbischofs, 
und St. Bemaclus erhielt sein Eigenthum zurück. Dieser Tag, der 
7. Mai, wurde zum ewigen Angedenken feierlich begangen, und aus 
Stablo sandte man zunächst an das Kloster Fosse, dann aber allge- 
mein an die ganze Kirche ein Sendschreiben, worin dieser Triumph 
ihres Heiligen geschildert war, um sie zu gleicher Feier aufzufordern^). 
Etwas später, als Heinrich lY schon zum Kaiser gekrönt war, wurde 
zu dieser Schrift noch ein Buch hinzugefügt, in welchem der ganze 
Ursprung des Streites und alle die vorhergegangenen vergeblichen 
Bemühungen der Mönche klar und einfitch dargestellt sind. Die ganze 
Darstellung ist sehr gut geschrieben und gehört zu den lehrreichsten 
Denkmälern dieser Zeit. 



^) Triumpkus S, Remacli de McUmundctriemd ooenobio ed. Watfcenbacb, 
MO. SS. XI, 433—461. Xaehrichten über die Altere Qeechiohte des Klosters 
finden sieh in der V. 8. Remacli (t c 670) ed. Jo. Veldius, Acta SS. Sept. 
I, 692 — 726 mit Wundergescbichten ron yencbiedenen Verfiwsem, deren einer 
anf Ermahnung Airici abb. Indensis scbrieb, welcher 851 durch Kaiser Lothar 
Reliquien des h. Hermes erhielt, und Abt Ando oder Hauto-von Stablo und 
Monstier - en - Der (f 836) kannte. Einer schildert als Augenieuge die Zer- 
störung durch die Normannen, welche er aber 883 statt 881 ansetit; der letzte 
sehrieb im elften Jahrhundert. Kurse Ann. Stabulenses bis 1087 mit einigen 
guten Notizen bei Reiffenberg, Mon. de Namur VII, 195 — 204. 



112 ^^'' ^9!der. § 21. Lattich. 



§ 21. Lüttich. 

Die Lütticher Schule, welche schon in dem vorig^en Zeitraame ' 
sich zu bedeutendem Ansehen erhob, erreichte in dem gegenwärtigen 
ihren Höhepunkt; sie war der Leben auBströmende Mittelpunkt nicht 
f&r Lothringen allein, über ganz Deutschland und bis nach England 
erstreckte sich ihre Wirksamkeit, auch wohl nach Frankreich; doch 
läfst sich im ganzen der Satz aufstellen, dafs Lothringen vom Westen 
empfängt und nach Osten giebt. Es würde sehr erspriefaUch sein, 
die Wirksamkeit der Lothringischen und speciell der Lütticher Schulen 
erschöpfend zu behandeln, die zahlreichen vereinzelten Nachrichten 
zusammenzustellen; hier aber müssen wir uns auf einige Andeutungen 
beschränken (vgl. I, 307). Ich erinnere nur an den Erzbischof Günther 
von Salzburg^) (1024—1025), den Abt SeiMd von Tegemsee*) 
(1046—1068), den Böhmen Cosmas, an LeoMc, Bischof vonExeter'), 
Maurilius von Bouen (oben S. 7), die hier ihre Bildung erhalten hatten. 
Von den Lütticher Lehrern ging Gozechin nach Mainz; einen anonymen 
Lütticher Lehrer lernten wir S. 57 in Begensburg kennen. Adeknann 
wurde 1048 Bischof von Brescia, Alger dagegen lehnte einen Bnf 
nach Deutschland ab. Der Probst Hermann wurde 1073 Bischof von 
Metz. Der bedeutenden Einwirkung des Abtes Poppe von Stablo ge- 
dachten wir schon. Nicht leicht aber werden wir finden, dafs Lo- 
thringer der Studien halber sich nach Deutschland begeben hätten; 
Olbert ging nach St. Germain-des-Pr^s , Troyes und Chartres, hierhin 
zu Fulbert auch Adelmann, und andere Beispiele wurden schon früher 
erwähnt. 

Die schwerfallige gesuchte Gelehrsamkeit, welche im Anfange die 
Erzeugnisse der Lütticher Schule entstellte, verliert sich in diesem Zeit- 
räume hier wie an anderen Orten. Man bewegt sich freier, schreibt 
leichter und prunkt weniger mit seiner Bildung, die nicht mehr selten ist. 

Aus den Annalen, die auch hier geschrieben wurden, erfahren 
wir nicht viel. Das ursprüngliche, im Jahre 1000 geschriebene und 



^) Bruder des Markgrafen Ekkehard, seit 1008 königlicher Kanzler, ein 
Schüler Xotkers. Ans. c. 29. 

>) ,.Quicquid enim praecipui fluenüs Leodicenaibua discendi aeatibus flagrant 
hausi.-* Fez, Thes. VI, 241. 

') Um 1050, apud Lotharingoa doctus et altus. Will. Malmesb. de Oesbis 
Pontificum bei Savile fol. 145. Mehr Beispiele giebt R. Pauli, HZ. XXII, 221. 
Merkwürdig ist die Stelle in einem Commentar saec. XI. au Lucan. 1, 449: 
„Bardi id e^t Leodicenses, qui carminibus suis reddunt immortalea animas scri- 
benda gesta regum.** £ccl. Colon. Codd. p. 140. 



Die Lütticher Schule. Annalen. Bisthomsgeschichte. ]^13 

dann fortgesetzte Werk (I, 308) ist verloren, aber in den Laubienses 
(SS. IV, 9—28) bis 1056, in den Possenses') nnd am reinsten in 
den Annales S. Jacobi minores*) bis 1086 kenntlich. Daran 
sebliefsen sieb in den Lanbienses, die bis 1075 ans den Ann. Weissen- 
bnrgenses ergänzt sind, bis 1505, nnd in den Ann. S. Jacobi minores 
bis 1398 eigene Aufeeichnungen, die aber ftr diese Zeit von geringem 
Belang sind. 

Hanptqnelle für die glänzendste Zeit von Lfittich ist Anselms 
Fortsetzung der von Heriger begonnenen Bisthumschronik'), aber 
anch zahlreiche andere Schriften geben davon Knnde, nnd namentlich 
die zum Theil schon erwähnten, zum Theil noch anzuführenden Haus- 
geschichten lothringischer Elöster und die Biographieen ihrer Aebte. 

Der Bischof Balderich II (1008 — 1018), früher Vizthum der 
Begensburger Kirche, gründete das Kloster St. Jacob, wo um die 
Mitte des Jahrhunderts sein Leben von einem Schüler Olberts be- 
schrieben wurde*). Ihm folgte bis 1021 Wolbodo, früher Scholaster 
zu Utrecht, dann von Heinrich II erhoben Durand, von geringer Her- 
kunft, denn er war der Sohn eines Knechtes, aber von hohen Geistes- 
gaben'). Ihm folgte bis 1036 Beginald, Probst zu Bonn, dann bis 
1041 dessen Neffe Nithard und endlich bis 1048 Wazo, der Stolz der 
Lütticher Schule, von dem es hiefs, dafs eher die Welt untergehen 
als ein zweiter Wazo kommen werde*). Doch hielten noch Dietwin bis 
1075 und Heinrich der Priedenstifter^) bis 1091 den Glanz der 
Lütticher Kirche aufrecht; unter Otbert aber brachen die Streitigkeiten 
aus, welche dieser schönen Blüthezeit ein Ende machten. 

Der Bischof Wazo wird vor allen gefeiert in Anselms Oeschichte; 
er hatte vorher lange Zeit der Schule vorgestanden, und neben ihm 

1) Amaie» Leodiensea ed. Perts, SS. IV, 9—20. 28 — 35; bis 1146 eine 
CompUation aus alten Lütticher Annalen, Sigebert, Anselm und der Continuatio 
Oemblacensis aus dem Kloster Posse, nach Waitc, dessen Untersuchung Nachr. 
1870 S. 302—309 ich hier folge. 

*) M6. SS. XVI, 635—045 von Ports suerst herausgegeben; bis 1087 von 
Sigebert benutzt. Im Anfang sind die Ann. Lobienses su erkennen. 

*) Afuelmi Oesta epp. Leodiensium ed. Koepke, MG. SS. VII, 189 — 234. 
VgL die Vorrede S. 134 ff. und Hirsch de Sigeberto, Berol. 1841. Ueber neu 
«ntdeokte bessere Handschriften NA. II, 323. III, 220. Auf einige Lebens- 
beschreibungen Ltttticher Bischöfe dieser Zeit Ton Reiner kommen wir im 
folgenden Abschnitt. 

♦) Vita Balderici ep, Leod, ed. Pertz, MG. SS. IV, 724—738. 

*) Admodnm pollens nobüitate ingenii, sagt Anselm von ihm. Seine Grab- 
«chrift erwähnt seiner wunderbaren Erhebung: 

Qnos tulerat dominos, hisdem famulantibus usus, 
In theatro mundi fabula quanta fuit! 

*) „Ante ruet mundus quam surget Wazo secundus." 

^) Die von ihm 1082 aufgerichtete Paz Leodiensia bei Bouquet IUI, 806. 

irattenbaeh, aMchiohtiqiieUen IL L. Aufl. 8 



114 IV. SaUer. § 21. Lflideh. 

wirkte in gleicher Weise sein vertrauter Freund Olbert, y(hi 1012 
bis 1048 Abt von Gembloux. Dieser war ursprünglich ein Mönch 
des Klosters Lobbes^), ein Schüler Herigers; Balderich sandte ihn, 
nachdem er sich in Frankreich weiter ausgebildet hatte, an Burchard^ 
als dieser im Jahre 1000 noch in jungen Jahren zum Bischof von 
Worms erhoben war und sich einen tüchtigen Lehrer ansbat'). Von 
dort zurückgekehrt erhielt Olbert nicht nur die Abtei Gembloux, son*- 
dem auch das neugegründete Jacobskloster und stand beiden vor, bis 
ihn sieben Tage nach seinem Freunde Wazo der Tod abrief. In der 
Leitung der Schule folgte auf Wazo, nachdem dieser zum Dechanten 
befördert war, Fi'anco, dessen Sigebert zum Jahre 1047 gedenkt, der 
Lehrer des Cosmas von Prag, und Adehnann, der 1048 Bischof von 
Brescia wurde'), ein Schüler Fulberts von Chartres und Gegner Be- 
rengars; femer jener Gozechin, den Erzbischof Liutpold (1051 — 1059) 
nach Mainz berief, und nach ihm sein Schüler Walcher. Groben Buhm 
erwarb sich etwas später Alger, bis 1101 Scholaster zu St. Bartho- 
lomä, den dann Otbert an die Domkirche nahm und zu seinem Schreiber 
erwählte. Zwanzig Jahre lang, bis an den Tod des Bischofs Friedrich 
(1119 — 1121), blieb er in dieser wichtigen Stellung und verfafste im 
Dienst der Kirche und in ihren Angelegenheiten zahlreiche Briefe, die 
man sorgfältig sammelte und als Musterschriften benutzte. Verschie- 
dene deutsche Bischöfe bemühten sich vergeblich, ihn als Scholaster 
zu gewinnen. Er verfalste mehrere theologische Schriften und zog 
sich zuletzt ganz aus dem weltlichen Treiben zurück in das Kloster 
Gluny, wo er noch lebte, als der Lütticher Domherr Nicolaus ein Vor- 
wort zu seinen Schriften verfafste, in welchem er diese Nachrichten 
über ihn mittbeilt^). Sehr gerühmt wird er in einem Schreiben dea 
Abtes Petms Venerabilis^) an Bischof Albero (1136—1146), wo auch 
die Magister Hezelo und Tezelin erwähnt werden, die ebenfalls in 
Cluny Mönche geworden waren. Hezelo wird auch in dem Schreiben 
der Lütticher Kirche an die TJtrechter als Meister HezeUn erwähnt*). 

') Bibliotbekscatalog von 1049 im Brit. Mus. Royal 6 A. V. Facs. der 
ersten Seite Palaeogr. Soc. pl. 61. Begino und Liudprand waren da. 

') Nach Sigebert Oesta abb. Q^emblao. c. 27 hatte Olbert grofsen Antbeil 
an Burcharda berühmter Canonensammlnng (Olberto dictante et magistrante 
m^ignum illud canonum Tolumen centonizavit). Vgl. aucb Hirsch Heinrich 11^ 
II, 194. 

*) Ton ihm Rhythmi de viris iUnutribm sui temporis^ bei Mabillon, AnalL 
I, 420; ed. II p. 382. Vgl. Sudendorfs Berengar S. 8. Gedichtet hat er sie 
in Speier. 

*) Preie/cUio danmi Nicolai Leodienm in Hbros magistri Algeri. Mabillon» 
Anall. ed. II p. 129—131. Die Werke bei Migne CLXXZ. 

^) Bibl. Clnniaoensis p. 795. 

«) Jk«^ Bibl. V, 377, im Cod. UdalricL 



Die BisthamagMchiehte, Olbert. Alger. Otbert. |25 

Bi» zum Tode des Bisehofs Wazo (1048) reicht die schon er- 
w&hnte Geschichte des Domherrn Ansehn, welche er als Fortsetznng 
des Ton Heriger unyoUendet hinterlassenen Werkes nm das Jahr 1052 
ver&bte. Er hat sich ganz frei gehalten von der gezierten Schreib» 
art Herigers und ein&ch in würdiger Sprache die Geschichte des Bis- 
thums beschrieben, besonders aber das Leben des Wazo, auf den er 
wie die ganze Lüttich«* Kiithe mit Becht stolz war, dem er die 
wärmste Anh&ngliohkeit bewahrt. Gewidmet ist das Werk dem Erz* 
bischof Anno: der Matterkirche sagt er, dürften die Zierden ihrer 
Tochter nicht unbekannt bleiben. 

Einen Fortsetser fiemd Anselms ansgezeichnetes Werk leider erst 
nm die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts an Aegidins von Onral; 
doch liegen uns noch fast alle die Schriften vor, ans welchen dieser 
seine Nachrichten über die Zwischenzeit schöpfte. 

Im ganzen war die Lütticher Schule eifhg kirchlich gesinnt, Wazo 
selbst ein unerschrockener Verteidiger der Unabhängigkeit der Kirche 
vom Staat, aber den hierarchischen Tendenzen Gregors YII gab man 
sich doch keineswegs unbedingt hin, und noch weniger billigte man 
die Ton ihm angewandten Mittel, die Bekämpfung der Gegner durch 
gewaltsame Volksan&tände. Daher waren, als es zum Kampfe kam, 
die Lütticher auf kaiserlicher Seite; am entschiedensten Otbert, der 
treueste Anhänger Heinrichs IV, und da mehrere Klöster seines Sprengeis 
eifrig, ja fanatisch gregorianisch waren und von keiner Mäbignng 
wissen wollten, entspann sich der erbittertste Kampf, wie ihn die 
Klosterchroniken uns schildern. Otbert wird darin mit den schwär-* 
zesten Farben gemalt, wie ein ganz verworfener Mensch, aber auf der 
anderen Seite wird er nicht minder hochgestellt, wie das in dieser 
leidenschaftlich aufgeregten Zeit gewöhnlich war und wir es z. B. auch 
in Augsburg sahen. Aufeerordentlich gerühmt wird Otbert in einer 
kleinen, nenerdings tou Quich^rat entdeckten Beimchronik von 
1117 bis 1119, welche ein Lütticher Domherr um diese Zeit ver- 
fafste'). Wir müfsten in Otbert auch einen der am besten und gründ- 



1) Bibl. de PEcole des Charles 11,8,214—232; danach wiederholt heraas- 
gegehen von Wattenhach, MG. SS. XII, 415—421. AlleiD nach einer neuen 
CoUation von W. Arndt hat Quichörat die ersten Verse ausgelassen : 

Quid tarn nov^um, quid tarn mirabile. 

Quam quod aestas fuit in hyeme? 
und nach (nicht vor) t. 8: 

Surrejüase non nasei Dominum. 
Femer hat in den durch jene Auslassung rerdunkelten Strophen der Schreiber 
luweilen die Zahlen verwirrt, was aber nach den rothen Initialen zu berichtigen 
ist; nach der Z&hlung der Ausgabe sind umsusteUen: 

8* 



II g IV. Salier. $21. Lüttioh. 

lidisten durch das Stndiam der alten Glassiker ausgebildeten Schrift- 
steller erkennen, wenn die Verrnnthung Goldasts richtig wäre, dafs 
von ihm jenes oben (S. 75) besprochene Leben Heinrichs lY herrührt. 
Allein nach den von Jaff^ dagegen geltend gemachten Gründen müssen 
wir das Lob Otberts wohl auf seine praktische Tüchtigkeit beschränken, 
durch welche er wenigstens in Lüttich selbst dem Aufkommen der 
Gegenpartei kräftig entgegentrat. Als um diese Zeit die Angelegen- 
heit des Utrechter Domherrn Ellenhard, welcher aus dem Kloster in 
seine frühere Stellung heimkehren wollte , die Kirchenlichter in Bewe- 
gung setzte, schrieb der TJtrechter Megingot, Ellenhards Bruder, an 
Heinrich von Huy toU Bewunderung des Gutachtens der Lütticher 
Kirche: »quae inter ceteras huius regni ecclesias yelut gemmapraelu- 
cens viget plena ecclesiasticae auctoritatis graTitate" ^). 

So lange Otbert lebte, hielt er mit starker Bland die bischöflichen 
Rechte aufrecht, und so sehr er auch angefeindet wurde, stellte man 
ihm doch keinen Gegenbischof entgegen. Als aber nach seinem Tode 
(1119) gegen den rechtmäCaig gewählten und belehnten Bischof 
Alexander Friedrich von Namur vom Erabischof Ton Göln aufge- 
stellt wurde und sich durch seine Hausmacht behauptete, da wüthete 
überall Feuer und Schwert, und der ganze Sprengel wurde von Kriegs- 
lärm erftült. Friedrich starb schon 1121 und zwar nach der Behaup- 
tung seines Biographen, mit welchem das Epitaphium (NA. n, 603) 
übereinstimmt, an Gift, wovon jedoch in der Chronik von St. Trond, 
obgleich der Abt Rudolf sein eifriger Anhänger war, kein Wort zu 
finden ist. Bald erzählte man sich von Wundem an seinem Grabe, 
und etwa zwanzig Jahre später beschrieb ein ungenannter Verfasser, 
der aber alles noch selbst mit erlebt zu haben behauptet, sein Leben 
und Ende im gewöhnlichen Legendenstil'). 

ungleich mehr Licht als diese dürftige Lobpreisung wirft auf 
jene Zeit die Klostergeschichte von St Trond*), deren erste 

48. 47. 60. 49. 76. 76. 78. 77. 

51. 52. 54. 53. 79. 80. 82. 81. 

56. 55. 58. 57. 84. 83. 86. 85. 

60. 59. 62. 61. 88. 87. 90. 89. 

68. 67. 70. 69. 100. 99. 102. 101. 

72. 71. 74. 73. 108. 107. 110. 109. 

112. 111. 114. 113. 
Zu verbeBsern ist endlich t. 11 sriealaa; t. 12 homo per viIIuIm; v. 135 Cesset; 
V. 252 iarentae; t. 306 steht Proniu in der Handsehrift; ▼. 368 mitis st. dolcis; 
Y. 389 nutrivit; v. 417 Domus; t. 422 texit; ▼. 441 fit. — Die angebliche 
Existens einer zweiten Handschrift scheint auf einem Irrthnm sn beruhen. 
M Cod. Udalrici, BibL V, 367. 

*) VUa Fridaici ep. Leod. ed. Wattenbach, MG. SS. XII, 501—508. 
s) Oesta abbatum Trudonensiiafi ed. Koepke, MG. SS. X, 213 — 448 



Friedrieh von Lüttaeh. Sunt-TroncL X17 

sieben Bücher der Abt Bndolf selbst yerfafst hat Sie reichen Ton 
628 bis zn seiner Wahl im Jahi*e 1108. Schon als Scholaster und 
als Prior hatte er sich rastlos bemüht, der grofsen Verwildenmg der 
HOnche zn stenem, nnd endlich die Annahme der Ordnungen von 
Clnnj durchgesetzt Nach Tielfachen Kämpfen, die er f&r sein Eloster 
zn bestehen hatte, worde er 1119 als Anhänger Friedrichs vonNamar 
anch in die Stürme dieses Schisma hineingezogen, nnd nach nnsftg- 
lichen Leiden nnd Mflhen gelangte er erst spät zn einer gesicherten 
Stellung, in welcher er den Wohlstand des Klosters herstellte. Davon 
giebt uns die noch vor seinem Tode (1138) Ton einem vertrauten 
Freunde Rudolfs geschriebene Fortsetzung bis zum Jahre 1136 aus- 
fthrliche Nachricht. Von geringerem Werthe ist die zweite Fort- 
setzung bis 1183. 

Zuletzt fügte am Ende des vierzehnten Jahrhunderts ein anderer 
Mönch von St. Trond nicht nur eine weitere Fortsetzung bis 1366 hin- 
zu, sondern er überarbeitete auch mit einem grofsen Aufwand von Ge- 
lehrsamkeit den ersten Theil, die älteste Geschichte des Klosters, 
welche der Abt Bu^olf, da es ihm darüber fast ganz an Nachrichten 
fehlte, nur obenhin und kurz berührt hatte ^). 

Dieses Werk also, welches uns die Schicksale eines bedeutenden 
Klosters während eines langen Zeitraumes und g*erade in der wich- 
tigsten Periode mit gro&er Ausführlichkeit und völlig zuverlässig vor 
Augen führt, ist auch abgesehen von den vielen werthvoUen Beiträgen 
zur allgemeinen und Landesgeschichte aufserordentlich lehrreich. Wir 
sehen das Kloster in gutem Zustande, durch den Buf strenger Zucht 
angesehen; dann erregen gegen den Bath und Wunsch der besseren 
Mönche Wunder ihrer Beliquien einen grofeen Zulauf, der Beichthum 
wächst und damit reifst üeppigkeit, bald auch Zwietracht ein — 
doch wir dürfen uns nicht dabei aufhalten, die wechselnden Geschicke 
des Klosters zu verfolgen, und müssen uns begnügen, diese Chronik 

(264 1. 33 lieR cum statt non), Jacob von Guise benutzte umfangreiche 
Higtoriae Brabantinorum in Distichen von Wilhelm, Abt von St. Trond, 
nach Hirsch, Heinr. II, I, 329 von Wilhebn II (1277 — 1297). Wie es su er- 
kliLren ist, dals er im elften Jahrh. als Zeitgenosse redet, bleibt dunkeL Vgl. 
Wilmans im Archiv IX, 358. — Rudolfs Vorg&nger Theoderich (1099—1107) 
«berarbeitete die alte V,8. Trudarm von Donat (Mab. II, 1069 of. MG.SS.X, 216), 
nachdem schon um 1050 der Mönch Stepelinus die Wunder nach der Ele- 
vation beschrieben hatte (Mab. VI, 2, 85 — 102). Anch überarbeitete Theo- 
derich auf Bitte der Genter, bei denen er einst Zuflucht gefunden, die VmS, 
Baoonis ( Aeta SS. Oct I, 248 naeh der älteren ). Ueber die iwei Vitae 
& Macharüy eines 1012 in St. Bavon verstorbenen MorgenlAnders, Acta SS. 
Apr. I, 875, cf. Hirsch, Heinr. II, I, 527. 

>) Ueber diese Fortsetsung vgl. Ad. Wohlwill: Die AnAage der land* 
ständischen Verwaltung im Bisthiim Lfitiieh (1867) S. 205. 



11g IV. fidior. {21. Lftttieh. 1 22. Gemblouz. 

alfi einen rediten Spiegel des Elosterlebens dem Leser zn empfe&len, 
um 80 mehr da jetzt die Ausgabe von Koepke, nach dem Original 
gearbeitet, einen Töllig znTerl&ssigen und treoen Text darbietet. 

Unter den Klöstern der Stadt Lflttich zeidinete sich besonders 
St. Lorenz ans, schon Yon Everaclns begonnen, aber erst 60 Jahre 
sp&ter (1034) von Beginard Tollendet. Eine ganze Reihe ansgezeich- 
neter Mfinner hat ihm angehört, über welche sp&ter Beiner ein eigenes 
Büchlein verlGELfiste. Der bekannteste aus dem yorliegenden Zeitranme 
ist Bupert von Dentz, ein Schtkler Heribrands, der 1115 (—1130) 
Abt des Klosters wurde. Das Mönchskleid empfing Bupert von Heri- 
brands berfihmtem Vorgänger Berengar (1076 — 1115), dessen streng 
hildebrandischer Gesinnung er sich völlig anschlofe. Schon frflh machte 
er sich als theologischer Schriftsteller bekannt, so dafs sogar um 
seinetwillen Wibald mit seinem Lehrer von Stablo nach Lüttich kam. 
Litterarische F^den mit den damals hochgefeierten Lehrern Wilhelm 
von Champeaux, Bischof von Chälons-sur-lfame, und Anselm von Laon 
erregten so heftige Feindschaft gegen ihn, da& Berengar ihn sterbend 
nach Siegburg zum Abt Euno sandte; er hatte iiann in Lüttich eine 
förmliche Anklage zu bestehen, reditfertigte sich aber erfolgreich und 
ritt 1117 auf seinem Esel kühnes Muthes nach Frankreich, um seine 
eigner im eigenen* Lager zu bekämpfen. Auch Nortbert gehörte da- 
zu. Die Wahl des Bischofs Friedrich von Lüttich fBhrte ihn nach 
Göln, von wo der Erzbischof Friedrich um wieder zum Abt Kuno nacb 
Siegburg schickte, und nach dem Tode des Abtes Markward von Deutz, 
der hier die Siegburger Begel eingeführt hatte, im Jahre 1119 oder 
1120 zum Abt von Deutz erhob. Im Jahre 1124 reiste er nach Born, 
wo er der Weihe des Pabstes Honorius n beiwohnte, dem er später 
eine seiner Schriften widmete. Am 4. März 1129 oder 1130 ist er 
gestorben. 

Die von Bupert ver&fste neue Bearbeitung des Lebens Heriberts 
erwähnten wir schon (S. 108); eine sehr genaue und besonders auch 
durch geschichtliche Nachrichten aus der früheren Zeit nicht unwich- 
tige Beschreibung der grofsen Feuersbrunst, welche Deutz im J. 1128 
verzehrte, hat Jaff^ (MG. SS. XII. 624—638) neu herausgegeben und 
in der Einleitung die Nachrichten über Buperts Leben und Schriften 
zusammengestellt und kritisch gesichtet^). 

Den gröfsten Buhm jedoch erntete Bupert durch seine umfange 
reichen theologischen Schriften, deren Handschriften alle Bibliotheken 
erfüllen. Fast vergessen dagegen und in keiner Handschrift erhalten 

*) NaofasQtrageB ist die Bekehrung dee Cölner Jaden Judae, s. unten Y, 8. 



St. Lorenz. Rupert ron Deuts. Gemblouz. ^ 19 

ist eins seiner frühesten Werke, die Geschichte des Lorenz- 
klosters bis 1095, welche nur in fragmentarischer und interpo* 
Herter €^talt auf uns gekommen ist^). Doch auch so verdient es 
Beachtung, theils wegen der Kachrichten über die älteren Lütticher 
BischGfls, welche schon der Sagenbildnng anheim gefallen sind, theils 
wegen des nmst&ndlidien Berichtes über die Verfolgungen, welche der 
Abt Berengar von den Bischöfen Wolbodo und Otbert zu erleiden 
hatte. In dieser Geschichte ist aufser Anselms Bisthumschronik auch 
schon Sigeberfs Chronik benutzt, femer eine kleine Schrift des Mönches 
Ludwig über die üebertragnng von Beliquien des h. Lorenz aus Born 
nach Lüttich, im Jahre 1056, welche noch vorhanden ist^). 

§ 22. Gembloux. 

Nirgends vielleicht hatte sich das Elosterleben so reich entfaltet 
wie in Belgien und ganz vorzüglich im Lütticher Sprengel. Der 
Klöster Stablo, St Hubert, St. Trond, welche ebenfalls hierher gehören, 
wurde schon oben gedacht; auch die Chronik von Waussor wurde 
um 1080 begonnen und bis 1242 fortgesetzt'). Eine eingehendere 
Betrachtung aber gebührt dem Kloster Gembloux wegen seines welt- 
berühmten Chronisten, des Sigebert*). 

Gembloux ist eine Stiftung des Wiebert, eines Mannes von 
sehr angesehener Familie, welcher die Bitterwaffen mit dem Mönchs- 
kleide vertauschte imd auf seinem Erbgute das Kloster gründete, 
welches er dem Erluin übergab. Er selbst zog sich in das Kloster 
Gorze zurück, welches eben damals in hohem Buhme stand und dessen 
Ordnungen auch in (Gembloux eingeführt wurden. Yerschiedene An- 
fechtungen bewogen Wiebert 946, eine Bestätigung der Gründung von 
Otto I auszuwirken, doch hörten darum die Angriffe der Verwandten, 
von denen alle Klosterchroniken zu berichten haben, nicht auf, und 



1) Ruperii Chrotiican S. LaurentU Leodiensis ed. Wattenbach, MG. SS. 
Vni, dbl— 279. Zwei Bibliotheksoataloge hat Kraus berausgegeben , Bheinl. 
Jabrbb. L, 228— 231; darin Gregor Ton Tours, Gesta Francomm und FrecbulL 

') De adventu reliauiarwn S, Lcaxrentn prowi Litdowici senioris^ Pex Thes. 
IV, 3 p. I — 4; metriscn bearbeitet von Remer. Beides jetst MG. SS. XX, 
579-682. 

>) Chron, WoModorengey D'Achery VII, 565; ed. nor. II, 709. Vgl NA. 
III, 220 Aber die Handschrift. Bis IC^O reicbt der erste Schreiber niteh Mab. 
Äett. V, 586 im Vorwort zu der V. 8. Forannam (t 982) vom Mönch Robert, 
die fabelhaft, fast inhaltslos und neben der Chronik ohne Werth bt. Die 
Widmung Roberts an Wibald und dessen Antwoit auch bei JafFiö, BibL I, 99. 

*) Vgl. S. Hirseh, De Vita et Scriptis Sigiberti, Berlin 1841, und Bethmanns 
Vorrode xu Sigeberts Chronik, SB. VI, 268 ff. 



120 i^' 3<^^«r- $22* Gembloox. 

als Erlüin von seinem Qöimer Baginer dem Langhals widerrechtlich 
anch dem Kloster Lobbes als Abt aufgedrängt war, wnrde er 957 von 
den erbitterten Mönchen geblendet^). Wiebert war klUm genng, den 
Ungern anf ihrem Baubzuge dnrch Lothringen 954 das Evangelinm 
zn predigen y und soll sogar einige von ihnen bekehrt haben. Am 
23. Mai 962 starb er, 987 Erlnin. Dieser üand schon bald nachher 
einen Biographen an dem Mönch Bicharins, welcher in recht flieiaen- 
den Versen sein Leben beschrieb und sein Werk dem Bischof Notger 
(972—1008) widmete. 

Anf Erlnin folgte bis 991 sein Bruder Heriward und dann bis 
1012 sein Vetter Erlnin II, unter dem das Kloster bereits innerlich 
wie äuTserlich zerfiel. Darauf aber gab ihm Bischof Balderich den 
schon oben erwähnten Olbert zum Abt (1012—1048), welcher mit 
greiser Kraft die Zucht herstellte, die äufseren Güter wieder herbei- 
brachte und ordnete und besonders auch der Schule sich annahm. 
Wie ein zweiter Philadelphus, sagt Sigebert, sorgte er fQr die Biblio- 
thek und brachte 100 Bände geistlichen, 50 Bände weltlichen Inhalts 
zusammen. Dabei verschmähte er nicht, selbst an der Handarbeit 
Theil zu nehmen, welche damals noch nach der ursprünglichen Begel 
den Mönchen oblag; er selbst half die Fischteiche graben, welche f&r 
alle Klöster so wichtig waren. Wir sahen schon, dafs Balderich ihm 
auch das neu gestiftete Jakobskloster übergab; es waren besonders 
Mönche aus der Zucht des Abtes Bichard, die er hierher zog, wie 
auch sein eigener Nachfolger in Gembloux, Mysach oder Mazelin, ein 
Schüler Bichards war. 

Unter diesem Olbert nun wurde Sigebert, um das Jahr 1030 
geboren, ein romanischer Belgier, Mönch TOn Gembloux und erhielt 
hier die ausgezeichnete Schulbildung, von welcher alle seine Schriften 
Zeugnifs geben'). Er war noch sehr jung, als Mazelins Bruder Fulknin, 
Abt von St. Vincenz zu Metz, ihn nach seinem Kloster berief, um die 
Leitung der Schule zu übernehmen, welcher er eine lange Beihe von 
Jahren mit so gutem Erfolge vorstand, daCs zahlreiche Schüler von 
allen Seiten ihm zuströmten. Um das Jahr 1070 kehrte er nach 
Gembloux zurück und wirkte hier noch über 40 Jahre als Lehrer und 
Schriftsteller, allgemein verehrt und bewundert; aller Ehrgeiz lag ihm 
fem, und wie er nie nach einer höheren Stellung verlangte, so ver- 
mied er auch jede Berührung mit dem weltlichen Treiben, welches so 
viele Mönche ihrem eigentlichen Berufe mehr oder weniger entfremdete. 

1) Vgl. Dümmler, Otto I S. 293. 

^) Sigeberta Schüler GodescHalk sagt von ihm, er habe lange mit dem 
Abte Olbert (t 1048) gelebt, GesU abb. Gembl. c 64. 



Sigebert yon Gemblonx. ]^21 

Seinem Kloster war er mit der innigsten Liebe zngethan und ein be- 
sonderer Verehrer des Stifters Wiebert, dessen Leben er anch be- 
schrieb. Gegen das Ende des elften Jahrhnnderts verbreitete sich der 
Bnf Yon Wnndem am Grabe Wieberts, und auch in der Feme wnrde 
er schon mit gutem Erfolge angerufen. Da bemühte sieh nun Sige- 
bert mit dem gröbten Eifer, ihn zur vollen Anerkennung als Heiliger 
zu bringen; es gelang ihm, von Otbert die Erlaubnils zur feierlichen 
Erhebung der Gebeine zu erlangen, die am 23. September 1110 ge- 
schah'); er verfi&fste noch selbst die Antiphonen und Lectionen zur 
kirchlichen Feier des neuen Festes, dann starb er am 5. October 1112. 
Sigebert hat sowohl als Lehrer wie durch das grofse (xewicht, 
welches seine Meinungen und Ansichten auch bei den H&upteni der 
Lütticher Kirche hatten, eine bedeutende Wirksamkeit ausgeübt und 
nicht wenig dazu beigetragen, dafs im Gegensatz zu einigen eifiig 
gregorianischen Aebten diese Kirche in ihrer Mehrzahl der kaiser- 
lichen Sache treu blieb. Auch Sigebert war ein echter Mönch, er 
erfüllte mit der gröfsten Gewissenhaftigkeit alle Pflichten seines Be- 
rufes, beschäftigte sich eifrig mifc theologischen Studien und schrieb 
verschiedene Werke über kirchliehe Gegenstände, aber er war der 
übertriebenen Ascetik abgeneigt, und sein ganzes Wesen war erfüllt 
von Wohlwollen und müder FreundUehkeit. So aufrichtig er selbst 
dem Klosterleben zugethan war, so wenig billigte er die damals herr- 
schende Bichtnng, welche der ganzen Kirche das Joch des Mönch- 
thums aufzwingen wollte, und noch weniger billigte er die Gewalt- 
samkeit, mit welcher Hildebrand seine Prineipien durchsetzte, und die 
Mifsachtung der geschichtlich und rechtlich begründeten kaiserlichen 
Autorität. Diese Ansichten sprach er furchtlos aus in Abhandlungen, 
die in Briefform erschienen und bedeutenden Eindruck machten. Er 
trat gewissermafsen als das Organ der Lütticher Kirche auf, und der 
Archidiacon Heinrich, sein vertrauter Freund, war es, auf dessen 
Wunsch er diese Schriften verfabte. Zuerst schrieb er eine Widerle- 
gung des berühmten Briefes Gregors VII an Hermann von Metz, über 
die Berechtigung des Pabstes, den König in den Bann zu thun und 
den Eid der Treue aufzuheben^), auf den auch Walram von Naumburg 

•) Davon handelt die HisUyria Eievationis S. WicberH^ SS. X, 516 -618, 
nach SigeberU Tode geschrieben. An diese sohliefsen sich die Wander 
S. 518 — 523 mit einem Prolog von Sigebert, aber auch nach seinem Tode 
Terfalst. Sie sind gut geschrieben und reichhaltiger als andere Schriften 
der Art. 

*) Bethmann glaubte dieses Schreiben su erkennen in der Schrift: Dicta 
c^gusdam de dücordia papae et regis priorum reprekensa exempli»^ su welcher 
am Rande bemerkt ist: nimirum SigeberÜ; jetzt gedruckt bei Floto Heinrich IV, 



122 I^- Salier. { 22. Gembloux. 

niid Wttirich im Namen Diefcriehs Ton Verdmi antworteten. Dann ver- 
Mste er eine Widerlegung der Behauptung, dafs die Messen yeiftei- 
ratheter Priester ungQltig w&ren^). Er greift darin nicht sowohl die 
Forderung des Coelibats an, als die Aufreisung der Laien, der Masse 
des Volkes aur gewaltsamen Erhebvng gegen die Priester, ein Ver- 
fahren weldies Yorzüglich flberall ssu den ärgsten (Sewaltthaten ge- 
ftkhrt und den bis dahin so blühenden Zustand der Kirche woHb trau- 
rigste verwttstet hatte. Diese schlimmen Folgen der neuen Lehren 
stellt er in der eindringlichsten Weise dar. 

Zuletst veranlafste ihn derselbe Archidiaconus Heinrich noch ein- 
mal zu einer ähnlichen Schrift im Namen der ganzen Lütticher Kirche, 
als nämlich Paschalis n im Jahre 1102 oder 1103 den Grafen Robert 
von Flandern zu einem fi^rmlichen Keuzzuge gegen dieselbe aufgerufen 
hatte, wdl sie nicht von ihrem Kaiser lassen wollte'). In diesem 
Sradschreiben entwickelt Sigebert mit besonderer Eindringlichkeit, mit 
furchtloser Kfihnheit und in überzeugendster Weise, wie schriftwidrig 
dieses Verfahren sei, und weist die entgegengesetzten Aussprüche und 
Beispiele früherer Päbste, besonders Gregors des Grofsen, und anderer 
Kirchenväter nach. Es spricht sich eine treffliche, edle (Besinnung 
darin aus, und die treffende, wohl durchdachte Beweisführung verdient 
nicht geringere Anerkennung. Auch die Sprache ist hier vortrefflich; 
sonst aber ist sie auch bei Sigebert nicht frei von VerstGfsen gegen 
die Grammatik und leidet namentlich an dem so häufigen Fehler ge- 
reimter Satztheik: einem Fehler, der nicht Sigebert, sondern seiner 
Zeit und besonders der Lütticher Schule eigen ist. Nach dem Ge- 
schmack und ürtheil seiner Zeitgenossen schrieb Sigebert schön, war 
er ein vortrefflicher Slalist, und er wandte in üblicher Weise diese 
Kunst zur Bearbeitmig älterer Legenden, wie z. B. des h. Lambert an, 
dessen Geschichte er einmal in dem gesuchten und überladenen Stil 
damaliger Schönrednerei und einmal in einfietcherer Weise behandelte. 
Er selbst sagt, dafe viele diese letztere vorzögen. 

I, 437. Es ist dieses eine sehr heftige Parteischrifl, gesohrieben nach der Ein- 
tetsang Goiberts und Heinrichs KaiserkrOnung, welche gani mit Heinrichs IV 
Absagebrief an Gregor Übereinstimmt. Sie handelt Ton Nioolaus II Wahlotd- 
nang and führt die Beispiele an ron Kaisem, welche F&bste abgesetst haben. 
Heinrichs Entsetzung und der gegen ihn ausgesprochene Bann dagegen werden 
nicht erw&hnt. Ea scheint daher nicht wahrscheinlich, dafs dieses jene ron 
Sigebert erwfthnte Schrift ist. So auch Giesebreeht UI, 1049. Johann ron 
Rabstein in seinem Dialog (1469) besieht sich nach des Herausgebers Ad. 
Bachmann Ansicht auf diese Schrift unter Sigeberts Namen, Arch. d. W. Akad. 
LIV, 886. 

M Martene Thes. I, 280—241, rgl Hnrsch S. 208 ff. 

*) C^edr. in den Sammlungen der Cokicilien und sonst häufig; jetit BfibL 
y, 201—225 bn Codex Udalriei. 



Sigeberts Behriften. 123 

Zn Beinen frühesten Werken gehOrt das Leben des Bischofis 
Dietrich von Metz^) (965—984), welches er w&hrend seines Auf- 
enthaltes im Yincenzkloster Yerfafste, nm den Stifter dieses Klosters 
xn Terherrlichen. Es ist bei einer Jugendarbeit nidit zn Termindem, 
dafe eine gesuchte Zierlichkeit des Ausdruckes und zur Schau getra- 
gene Gelehrsamkeit darin am meisten hervortreten. Daneben bemerkt 
man aber auch schon die fleifoige Benutzung der Quellen, welche ihm 
zu Qebote standen, Paulus Diaconus Geschichte der Bischöfe von Metz, 
Widukind, Buotgers Leben des Erzbischofs Bruno von Oöln, ein gleich- 
seitiger Bericht Hber die von Bischof Dietrich mitgebrachten Beli- 
qmen, Gonstantins Leben des Adalbero von Metz, dazu die Urkunden 
und die mflndliche XJeberlieferung von St. Vincenz. Dafs die Stiftung 
dieses Klosters besonders hervorgehoben wird, ist natürlich, und be- 
greiflich ist es auch, dafs die Fehler des Bischofs, namentlieh 
iMiine Untreue gegen Otto m, verschwiegen werden, wie das in 
Schriften dieser Art regehn&fsig geschah, aber loben kann man es 
nicht, und Sigebert selbst hat sp&ter in seiner Chronik anders über 
Dietrich gesprochen. 

Nach Gembloux zurückgekehrt, feierte Sigebert, damals 44 Jahre 
alt, in einem gröberen Heldengedichte das Martyrium der theb&ischen 
Legion, wie es in der gangbaren Legende beschrieben war*). An der 
Wahrheit derselben zu zweifeln mochte ihm wohl fei-n liegen; die Art 
aber wie er zur Belebung und Bereicherung seines Stoffes den ge- 
schichtlichen Hintergrund behandelt, zeig^ eine vollkommene Vertrautheit 
mit der Geschichte jener Zeiten, während zugleich die Beherrschung 
der Sprache und die Gewandtheit im Versbau alles Lob verdienen, 
und sowohl die Anordnung des Ganzen als auch einzelne Schilderungen 
beweisen, dafs es Sigebert nicht an dichterischer Begabung fehlte. 

Um dieselbe Zeit, noch vor dem Tode des Abtes Mazelin (11. No- 
vember 1071), ver&fste Sigebert auch das Leben Wieberts, des 
Stifters von Gembloux, und die Geschichte des Klosters, die er 
jedoch nur bis zum Tode Olberts (1048), zum Beginn der Begierung 
des damals noch lebenden Abtes fortführte*). Im Kloster selbst hatte 



1) Vüa Deoderici Met. auct SigeUrto ed. Peru, MG. SS. IV, 461-433. 
Bine Emendation ron Heerwagen Forsch. VIII, 382. 

*) Peru, Ueber Sigebert« drei Bücher De pasnone Sanciorwn ThebaeoTHm, 
im ArchiT IX, L~17. 

*) Vita Wieberti et Oetta abbatum Oemblacensium auctaribus Sigeberto 
et Godeicalco, ed. Perts, MG. SS. VIII, 604 — 564, nach der Origmal-Hand- 
■ehrift ; früher waren nur sehr mangeUiafte Aussflge bekannt. Nach Bethmanna 
▲naieht bei Beüfenberg, Annnaire I, 71 schrieb auch Radulf von Caen 
•einen Tancredns, den er seinem Lehrer Amolf, damab Patriarchen Ton Jem- 



124 I^* Bt^er. |22. Gembloox. 

nur Bicharius das Leben Erluins behandelt, aber anch diese 
Schrift war fast yerloren und nur noch in Bmdbstücken erhalten; eins 
davon hat Sigebert in sein Werk aufgenommen. Folcnin in seiner Oe- 
schichte von Lobbes hatte Erluins gedacht, aber in unvortiheilhaflier 
Weise, und Sigebert tritt seiner Darstellung entgegen. Hauptsächlich 
war es also die mündliche üeberliefenmg, auf welche dieser angewiesen 
war, für die er aber durch die von ihm vollständig aufgenommenen 
Urkunden einen festeren Halt gewann, während die genaue Kenntnüjs 
der lothringischen Geschichte ihn in den Stand setzte, eine Darstellung 
zu geben, welche auch f&r die Zeit Otto's des Gro&en lehrreich ist; 
mit besonderer Vorliebe wird sodann die Wirksamkeit Olberts geschil- 
dert, den er noch persönlich gekannt hat und dessen Andenken im 
Kloster fortlebte. Gegen die Mitte des folgenden Jahrhunderts setzte 
Sigeberts Schüler Godeschalk diese Klostergeschichte weiter fort, 
bis zum Tode des Abtes Anselm (1136). Auch diese Fortsetzung ent- 
hält gute Nachrichten, namentlich über Sigebert. Ueber seine Schriften 
aber hat Sigebert selbst uns die vollständigste Angabe hinterlassen 
in dem letzten Capitel seines Werkes über die kirchlichen Schriftsteller'), 
welches übrigens sehr nachlässig gearbeitet und von geringem 
Werthe ist. 

Das Hauptwerk Sigeberts , dasjenige auf welchem besonders sein 
hoher Buhm bei den Zeitgenossen und bei der Nachwelt beruht, ist 
seine Chronik. Lange Zeit galt sie für eine der mächtigsten Auto- 
ritäten, und bis auf die neueste Zeit findet man sie überall vielfach 
angeführt Erst jetzt beginnt ihr Ansehen zu schwinden, da nur für 
einen geringen Theil die ursprünglichen Quellen nicht bekannt sind, 
und da die üngenauigkeit seiner Angaben nachgewiesen ist. Bethmann, 
welcher zuerst nach der von ihm entdeckten Original-Handschrift den 
reinen und unverfölschten Text') herausgegeben, die Chronologie ge- 
prüft und überall die Quellen nachgewiesen hat, gesteht dem ersten 

sftlem (t 1118) widmete, aber nur bis 1105 ftlhrte, obgleich er nach Tancreds 
Tod (1112) schrieb, in Gembloux, wo sein Autograph sich erbalten hat. 

^) De Scriptoribus ecclesituHcis^ am besten in A. Miraei Bibliotbeca eccle- 
siastica ed. II. cur. J. A Fabrieio. Vgl. Hirsch S. 330—337. 

^) Anch ohne den Zusats über die P&bstin Jobanna, deren Erfindung man 
früher Sigebert Schuld gab. Die Ausgabe steht MG. SS. VI, 300— 374, wo 
sich die verschiedenen Fortsetzungen anschliefsen. Waitz Heinr. I S. 225 be- 
dauert, dafs Sigeberts Zus&tze im ersten kleingedruckten Theil nicbt unter- 
Hcbieden sind. Ueber den abweichenden und erweiterten Text in den Annales 
Hannoniae des Jacques de Guise, Wilmans Archiv IX, 343-^347. Ueber die 
Ton Sigebert 900 — 907 benutzten Schriften des Auzüius s. Dümmlers Aux. xl 
Vulgarius S. 27 ; über die von Bethmann zu seinen Quellen gerechneten Ann. 
Xantenses 1,214; über die Ann. Leodienses oben S. 113. Bethmanns Ausg. 
ist, mit anderen Schriften Sigeberts, abgedr. bei Migne CLXI. 



Sigeberts Chronik. J25 

Theile des Werkes gar keinen Nutzen zn nnd stellt auch den folgenden 
nicht hoch'). Zum Theil rührt dieses Yon denselben Eigenschaften her, 
die ihn als Schriftsteller anszeichnen, indem er immer nur seinen eigent- 
lichen Zweck, eine chronologische Uebersicht der Weltgeschichte, im 
Ange hatte und deshalb weder locale Nachrichten anfiiahm, noch anch 
wie Hennann yon Beichenan nnd Ekkehard die Geschichte seiner eigenen 
Zeit nnYerhftltnirsmäTsig ansfOhrlich behandelt hat. 

Erst im letzten Jahrzehnt seines Lebens, also schon in hohem 
Alter, scheint Sigebert die Ausarbeitung dieser Chronik begonnen zu 
haben, und sein Hauptziel dabei war die Feststellung der Chronologie: 
eine Aufgabe welche jedem, der sich damals mit geschichtlicher For- 
schung beschäftigte, als die aUerdringlichste erscheinen mufste und 
deren Lösung mit den gröfsten Schwierigkeiten verbunden war. Das 
Werk des Marian war Sigebert bekannt geworden, und er stellte es 
sehr hoch, obgleich es ihn nicht befriedigte. Es kam der damaligen 
Welt Yor allem darauf an, fftr die wahllosen Legenden eine sichere 
historische AnknDpfdng zu gewinnen: man hatte einerseits überaus 
magere Annalen, andererseits die so sehr werth gehaltenen Heiligen- 
geschichten, denen es meistens an bestimmten Zeitangaben fehlte. Daher 
wiederholt sich immer das Bestreben, die Legenden dem annalistischen 
Bahmen einzufügen, und dies muCste um so mehr zu Irrthümern fQbren, 
da die älteren Legenden meistens untergeschoben und im Widerspruch 
mit der richtigen Chronologie waren, unsägliche Mühe hat dieser um- 
stand den Gelehrten des Mittelalters verursacht, nnd man kann es 
Sigebert nicht zum Vorwurf machen, dafs er, obwohl nicht ganz ohne 
Sinn für historische Kritik, doch viele Fabeln gläubig annahm, an denen 
zu zweifeln nicht leicht jemand sich beikommen liefs. 

Sigeberts FleiTs und seine auTserordentliche Belesenheit verdienen 
die grölste Anerkennung, auch ist die Auswahl der aufgenommenen 
Nachrichten verständig und seinem Zwecke angemessen, aber an Ge- 
nauigkeit in der chronologischen Anordnung fehlt es ihm mehr, als 
man erwarten sollte, auch da wo nicht gerade die Mangelhaftigkeit 
seiner Hülfsmittel ihn entschuldigt Sein Werk schliefst sich unmittelbar 
an die Chronik des Hieronymus und Prosper an und beginnt deshalb 
erst mit dem Jahre 381 , nach einer kurzen Einleitung über den Ur- 
sprung der verschiedenen Beiche, deren Begenten er synchronistisch 
mit den Jahren der christlichen Zeitrechnung verbindet. In der Be- 
handlung der neueren Geschichte zeigt Sigebert dieselbe verständige 
Mäfsigung, welche seinem ganzen Wesen eigen ist; er schliebt sich 

i) Aehnlioh Gieaebreoht 111, 1089. 



126 ^^' Salier. §22. OemUoax. 

keiner Partei an und ist sehr yorsichtig in seinem ürtheil, yerhehlt 
aber doch auch hier nicht seine MiTsbilligong des neuen und unerhörten 
Yerüahrens Gregors Vü, die Gemeinden gegen die Priester und die 
Völker gegen die Könige zu den Wa£Fen zu rufen. 

Schon vor dem Jahre 1 106 hat Sigebert seine Chronik ausgegeben, 
und bald darauf wurde sie Yon Ekkehard zu einer neuen Bearbeitung 
seines Werkes benutzt; der Verfasser fuhr jedoch fort daran zu ar- 
beiten und überschritt hier ein wenig das Mafs seiner fHUieren Dar- 
stellung. Zum Jahre 1105 nahm er ein sehr schätzbares Schreiben 
über die Einsetzung des Gegmpabstes Maginulf auf» und 1106 den 
auch sonst bekannten Brief Heinrichs IV an den König Philipp von 
Frankreich. Auch in Beziehung auf den Investiturstreit miüsbilligte 
Sigebert die aller Geschichte widerstreitende und in der Durchführung 
unmögliche Forderung der damaligen Päbste, welche das alte Band 
zwischen Staat und Kirche ganz zerreifsen wollten; sein Werk beschlieDst 
Heinrichs V Vertrag mit Paschalis vom 13. April 1111. Bei den vielen 
widersprechenden Nachrichten über diese Vorgänge begnügte er sich 
mit der Darstdlung derselben, welche des Kaisers Buudschreiben «it- 
hielty und theilte die Actenstücke vollständig mit. 

In demselben Jahre, am 5. October, starb Sigebert. Seine Chronik 
war schon damals in Abschriften weit verbreitet und wurde bald die 
vorzüglichste Grundlage aller G^chichtskenntnifs in den Kirchen und 
Klöstern Belgiens und des nördlichen Frankreichs. Zugleich aber hatte 
man auch an diesen Handschriften eine sehr bequeme Form, um Zu- 
sätze über die frühere Zeit einzuschieben und Au&eichnungen über die 
Zeitgeschichte nachzutragen. Beides geschah zunächst im Kloster 
Gembloux selbst, wo der Abt Anselm eine ausführliche Fortsetzung 
bis zum Jahre 1135 hinzufügte, die von anderen bis 1148 fortgeführt 
wurde. Es ist Bethmanns Verdienst, alle diese Znsätze der 33 von 
ihm benutzten Handschriften sorgföltig gesondert, ihrer Zeit und ihrem 
Werthe nach bestimmt und in zuverlässigem Abdruck mit seiner Aus- 
gabe des Sigebert verbunden zu haben. Am werthvollsten für die Ge- 
schichte des zwölften Jahrhunderts sind die Zusätze und besonders die 
Fortsetzung (1149 bis 1237) aus dem Kloster Anchin imArtois^) und 
von Afüighem zwischen Brüssel und Gent (597—1163); sehr bedeu- 



^) Auctarium Aquicmense SS. VI, 392 — 398; Contimtatio Aquicinctina 
S.405--488. Hierin sind die Annaies A^uiciiu^tim 1079--1279, von 1147 
an gleichseitig, benuut, die ganz localer >i»tur sind, ed. Pertz MG. SS. XYJ, 
503 — 606 ohne RückBioht auf die Bemerkungen von Wihnans, Arch. IX, 348. 
Die Ton fiemh. Kugler, Studien cur Oesch. d. zweiten Kreozzugee 8. 13 — 20 
benutzte Fortsetzang ist die splkter zu besprechende Historia pontificalis. 



Sigeberts Chronik und ihre Fortsetser. Gnibert. J27 

tend, aber yorzüglich ftbr die nonnamiisGh- englische (reschichte, ist 
die anf Sigeberts Werk begn^tkndeie Chronik des Bobert vonMont- 
Saint-Michel, welche Bethmann eben&lls ans der eigenen Hand- 
schrift des YerfiEissers in einem yiel&Gh berichtigten Abdmck mitge- 
theilt hat^). Auch die Annalen von Bgmnnd, der Anfang holländischer 
Annalistik, lehnen sich an einen Auszng ans Sigebert; selbständig sind 
sie Yon 1112 an. Wir werden im folgenden Abschnitt anf dieselben 
zurückkommen. 

Im Jahi-e 1185 oder 1186 wurde Ortschaft undHoster Gembloux 
durch den Grafen Heinrich von Namur schonungslos verheert und ver- 
brannt: eine Beschreibung davon enthUt ein Brief an die Nonne Ger- 
trude in Bingen von dem MOnch Guibert'), der sich lange in Mar- 
moutier-les- Tours aufgehalten hatte und ein besonderer Verehrer des 
h. Martin war; dahin wollte er jetatt heimkehren. Bald darauf wurde 
er jedoch zum Abt von Florennes, 1194 au<di von Gembloux erwählt; 
nach 10 Jahren entsagte er aber der Wflrde, da er vergeblich die 
gänzlich gelockerte Zucht herzustellen suchte, und starb am 22. Fe- 
bruar 1208. Seine Briefe zeigen uns einm lebhaften Verkehr mit Erz- 
bischof Philipp von Cöln, dem er seine Lobpreisung des h. Martin nach 
Boppard überbraphte, wo sich der Erzbischof im GMölge des Kaisers 
befand, auch mit Hildegard von Bmgen, deren Lebensbeschreibung 
Philipp von ihm verlangte. Einen sehr langen und geschichtlich nicht 
unwichtigen Brief schrieb er an Erzbischof Conrad von Mainz^ um ihn 
zu bewegen, von seiner zweiten Kreuzfahrt (1197) abzulassen, und sich 
lieber der Herstellung seiner schwer heimgesuchten Stadt, dem Neubau 
der verbrannten Domkirche zu widmen'). Eifrig kirchlich gesinnt 
pries er auch Sigifrid von Mainz und Philipp von Batzeburg wegen 
ihres Widerstandes gegen König Philipp und ermahnte sie zur Aus- 
dauer*). 



1) Roberti de MütUe Chronica a. 1100—1186, S. 480 — 536. Chronique 
de Robert de Torigni^ Abb4 du Mont-8.-M. jMtr L. Delisle, 2 Tolnmes, Bouen 
1872. 1873. Vgl. Pauli, Engl. Gesch. III, 868. Ueber Roberts Th&tigkeit als Abt 
8. Huynes, Histoire generale de l'Abbaye du Mont-8aint-Michel (Rouen 1872), 
8. 172—178. 

S) Mart. CoU. I, 980. Ports hat HG. 88. VIII, 568 ein Stftck des Briefea 
mit einem Zusatz am Schluls gegeben, ohne die Herkunft zu erkennen. 

*) Bei de Gudenus V, 1104. Vgl. Gust. Scholz de Conradi I Magunt. 
principatu territoriali (Diss. Bonn. 1870) p. 41. 

*) Epistolae ChtiberH bei Hart Coli. I, 916 ff. Tgl. Mab. Anall. p..481. 
A. Dural, Bist. litt. XVI, 566 — 574. Reiffenberg, Annuaire VII, 51. In. 
Marmouder schrieb er Turpins Werk ab, von dem nun alle Bekannte Ab- 
schriften verlangten. 



128 I^* ^^^^r. i 23. Cambrai und Tounuü. Mastnoht. 



§. 23. Cambrai und Tonrnai. Mastricht. 

Zu den besten and bedeutendsten Bisthumsgeschichten gehört die 
Chronik der Bischöfe Ton Cambrai, welche bis auf Bethmanns 
Ausgabe auf den Namen eines gewissen Bälde rieh vonNoyon ging, 
obgleich die yerdächtige Natur der Documente, auf welche allein diese 
Annahme sich st&tzte, schon frOher bemerkt worden war. Der Ver- 
fasser, auf dessen Namen wir verzichten mlissen, war yielmehr Domherr 
zu Cambrai, wo er auch heimisch war oder doch seit langer Zeit der 
Kirche angehörte, und stand in nahem persönlichen YerhftltniCs zu dem 
Bischof Gerhard, der von 1012 bis 1049 der Kirche vorstand, welche 
Heinrich n ihm anvertraut hatte. Dieser Gerhard war ein vornehmer 
Mann und Verwandter des Erzbischofs Adalbero von Beims, der ihn 
unter seinen Augen hatte erziehen und ausbilden lassen, bis er in die 
kaiserliche Kapelle eintrat. Die ältere Geschichte seines Sprengeis lag 
ihm sehr am Herzen; schon bei Gelegenheit der Translation von 1015 
bewog er den Fulbert, das Leben des alten Bischofs Autbert von Cam- 
brai (633—669?) zu beschreiben^), und später gab er dem erwähnten 
Domherrn, welcher sich bereits an einer üeberarbeitung der Legende 
von dem noch älteren Bischof Gaugericus versucht hatte'), den Auftrag 
die ganze Geschichte des Bisthums zu bearbeiten. Zwischen 1041 und 
1043 hat dieser seine Aufgabe gelöst, indem er im ersten Buch die 
Nachrichten über die ältere Zeit zusammenstellte, im zweiten von allen 
Klöstern des Sprengeis Auskunft gab und endlich im dritten Buche 
die Begierung des Bischofs Gerhard sehr ausführlich behandelte. Die 
letzten Capitel (35—60) hat er etwas später zugesetzt und damals 
auch Zusätze zu den früheren Theilen seines Werkes gemacht, wie das 
aus seiner noch jetzt, aber leider unvollständig erhaltenen Urschrift; 
zu ersehen ist; doch gehen weder die Fortsetzung noch die Zusätze 
über das Jahr 1044 hinaus. Sehr fleifsig und gewissenhaft hat der 
Verfasser alle Quellen benutzt, welche ihm zugänglich waren, nämlich 
aufser den Heiligenleben aus dieser Gegend den Gregor von Tours und 
die Gesta Francorum, Flodoards Geschichte von Beims und Hinkmars 
Briefe, die Annalen Einhards und die von St. Vaast, femer die jetzt 



') „Liber quem Folbertus doctor kurUsimus (al. olarissimuB) de rita S. Ant- 
berti jnbenie domno ep. Gerardo inscripHit.^ Gesta epp. Cam. I, 78. Man hilt 
Um gewöhnlich ftr den Bischof Falhert Ton Chartres (1017—1028). Dagegen 
Bist, liu de la France VII, 277. Gedr. ap. Sur. Dec 13. 

>) Die alteren Acta desselben Aeta SS. II, 670. Acta SS. Belgii ed. 
Ghesquiöre II, 273. 



BisUmmsgesehiehte ron Gambrai. 129 

Terlorenen, aber auch Yon Jacob yon Onise benntzten Annalen yon 
8i Ghislain^) und Benaix'). Damit verband er die Urkunden seiner 
Kirche, von denen er die wichtigsten ToUständig au&ahm, und was 
ihm noch ans der lebendigen Ueberliefemng zukam nnd glaubwürdig 
«rschien. Denn er strebte durchaus nach Wahrheit und hütete sich 
Tor Fabeln; ausdrücklich spricht er den Grundsatz aus, lieber zu 
schweigen und seine Unwissenheit zu bekennen, als sein Werk mit 
unzuverlässigen und erdichteten Angaben zu schmücken. So ist es ihm 
denn gelungen, eine Geschichte zu schreiben, welche vom zehnten Jahr- 
hundert an nicht nur die Verhältnisse dieses Bisthums in helles Licht 
setzt, sondern auch für die allgemeinere Geschichte von Bedeutung 
ist Schon über den EinM der Ungern 953, dann über Otto ü, über 
seinen Zug gegen Paris und die lothringischen Verhältnisse, aber auch 
über seine Niederlage in Calabrien, über die unruhigen Zeiten der 
Begentschaft und die folgenden Kaiser hat er werthvolle Nachrichten 
aufbewahrt. Die Sprache ist ohne Anspruch auf Zierlichkeit, aber doch 
frei von Ueberladung; auch scheut der Verfasser sich nicht, gerade 
die im gewöhnlichen Leben üblichen Ausdrücke anzuwenden, was na- 
türlich in romanischen Ländern weit leichter und häufiger vorkommt, 
als in Deutschland. 

Etwa dreifsig Jahre nach der Vollendung dieses Werkes wurde 
eine Fortsetzung über die Begierung des Bischofs Lietbert (1051 bis 
1076) hinzugefügt, welche später eiQ Mönch zum heiligen Grabe in 
Cambrai, Namens Budolf, zu einem eigenen Leben Lietberts umarbei- 
tete. Auch die Zeit Gerhards 11 (1076—1092) wurde bald nach dessen 
Tode in ähnlicher Weise behandelt und vermuthlich ebenso die Be- 
gierung der folgenden Bischöfe, aber leider ist uns der weitere Text 
nicht mehr erhalten. Nur ein Auszug lieg^ vor von einem Mönche 
von St. G^ry aus dem Jahre 1180, der aber auch nur bis 1095 er- 
halten ist, und ein anderer aus dem Jahre 1191 von einem Domherrn, 
der den letzten Theil dieses Abschnitts selbständig verfarst zu haben 
scheint*). Für den früheren Theil bis 1135 besitzen wir noch ein 
Hülfsmittel an einer französischen Uebersetzung vom Ende des drei- 



') Ann. 8, Oisleni^ s. Wilmana im Archiv IX, 356, die Auszüge tod Guise 
934 — 1036; 1035 war vom Kaiser Konrad durch geschickte Operation mit 
dem Leib des Schutsheiligen die Befreiung der Abtei erwirkt; die Wunder, 
Miracuia S, CUsleni^ wurden auf Befehl des Abtes Bathbod von Bainer be- 
schrieben. Ausz. bei Mab. II, 79G — 800. Nachtrag bei Duvivier, Recherohes 
sur le Hainaut aocien (Bmz. 1866) 8. 365—367. 

') Chronica Bothnacenm s. Aroh. IX, 363. 

•) Aus der wiedergefundenen Handschrift Paris. Lat. 10,968 giebt TT. Arndt 
im NA. II, 294 die kleine von Dom Brial fortgelassene Fortsetiung. 

WattaolMMh, Oetchtohtwiaellen IL 4. Aufl. 9 



130 IV. Salier. J 23. Cambrai und Touraai. Mastricht. 

zehnten Jahrhunderts, deren Ende in Bethmanns Handschrift fehlte 
Aach einem ahkfirzenden TJeberarbeiter des siebzehnten Jahrhunderts 
lag sie nur noch bis 1151 vor. Vollständig erhalten ist sie aber mit 
Fortsetzungen bis ans Ende des Mittelalters im Cod. Yat. Christ. 760 
(Arch. XII, 307), nach welchem jetzt eine Ausgabe vorbereitet wird. 
Auch nach dem jetzt gedruckt vorliegenden Theil hat sich ungeachtet 
so mancher Einbufse doch immer genug erhalten, um dieser Bisthnms* 
Chronik auch noch für das zwölfte Jahrhundert ihren Bang unter den 
bedeutendsten und lehrreichsten Quellenschriften anzuweisen. 

Im Mittelalter wurde sie auCser von Sigebert nur von den Local- 
Schriftstellern dieser Gegenden benutzt; 1615 erschien die erste Aus- 
gabe von Colvener, Bouquet vertheilte sie in den 8. 10. und 11. Band 
seiner Sammlung, worauf Dom Brial im 13. die Fortsetzungen von 
1076 an zum ersten Male publicirte. Le Glay bereicherte 1834 seine 
neue Ausgabe mit einem ausfQhrlichen und lehrreichen Conrnientar, 
und endlich gegründete Bethmann die seinige durch eine genaue und 
sorgfaltige Benutzung aller erreichbaren Hülfsmittel und sonderte zu- 
gleich die einzelnen Theile des Werkes mit schärferer Kritik als bis 
dahin versucht worden war^}. 

Zunächst an diese Bisthumschronik schliefst sich, in manchen 
Stücken dieselbe ergänzend, die Chronik des Lambert von Water- 
los, Domherrn zu St. Aubert in Cambrai, jetzt von Pertz unter dem 
Titel Annales Cameracenses (SS. XYI, 509— 554) herausgegeben. 
Im Gebiet von Toumai 1108 geboren, adelicher Herkunft, wurde 
Lambert schon mit 1 1 Jahren unter die Domherren von St. Aubert 
aufgenommen und trat später zu dem Bischof Nikolaus (1136—1167) 
in nahe Beziehungen, so wie er auch über die nach dessen Tode ein- 
tretende Zwietracht und die Wahl Peters von Flandern gut unter- 
richtet war. Im Jahre 1152 kam er, wie er selbst erzählt, auf den 
Gedanken die Vorgänge seiner Zeit aufzuschreiben; er benutzte dazu 
ein Exemplar der Chronik Sigeberts mit der Fortsetzung von Anchin, 
und vermehrte sie mit Znsätzen, welche gegen die Mitte des Jahr- 
hunderts in ausführliche Erzählung übergehen. In bunter Reihe 
wechseln persönliche Begebenheiten, weltgeschichtliche Ereignisse und 
die Unruhen im Bisthum Cambrai, weitschweifig und ohne Klarheit 
erzählt, doch w;erthvoll durch die Fülle einzehier Nachrichten und 
SchUderungen. Die Urschrift ist leider verloren, der Text (1099 bis 

^) Oesta episcoparum Ckxmeracenaium^ MG. SS. VII, 393 — 625 und Addenda. 
Ueber die von Jakob ron Guise benntite Hutoria Camerticensis und den Cctta- 
logu» epigcoporum Com, s. R. WUmans im Arehiy IX, 349 u. Bethmann S. 491 
Tgl. Gieeebr. II, 666. III, 1064. 



WftierloB. Klostergesebichten. }3J 

1170) aus einer mangelhaften Abschrift mit Benntznng anderer Hülfe- 
mittel von Dom Brial (XITT, 497) hergestellt nnd von Pertz abermals 
bearbeitet. Fflr das elfte Jahrhundert tritt der Bisthnmschronik die 
Chronik des Andreasklosters zn Catean-Cambr^sis zur Seite, welche 
wichtige Nachrichten über Heinrich in enthält. Le Glay war es 
welcher zuerst das dritte Buch derselben in seiner Ausgabe des so* 
genannten Baldericus veröffentlichte und dann das ganze Werk Beth- 
mann zur Publication überlieOs ^). Von dem in den Gesten übergange- 
nen Kloster Liessies berichtet die Yita Hiltrudis^), welche ein 
Mönch Yon Waussor, nur mit W. bezeichnet, auf Bitten des Canoniker 
von Liessies geschrieben hat, also bevor diese den Mönchen Platz 
machen mufoten und 1096 Gonterus als Abt eingesetzt wurde. Erzählt 
wird die Gründung in König Pippins Zeit, die Zerstörung durch die 
Ungern, und wie an dem vernachlässigten Grabe der Hiltrud, der 
Tochter des Stifters, welche Klausnerin geworden war, Wunder sich 
ereigneten, die zur Erhebung der Gebeine durch Erluin führten; die 
wiederhergestellte Kirche wurde vom Bischof Gerhard geweiht. Ueber 
Gerhards I Stiftung Florennes giebt Gonzo, um 1050 Abt des 
Klosters, Nachricht in den Wundem des h. Gengulf. Abt Bichard 
leitete auch diese neue Anlage'). Hierher gehört femer des Tomellus 
Gründungsgeschichte des Klosters Hasnon^), die unvollendete Chronik 
von Afflighem aus dem zwölften Jahrhundert^) und aus dem benach- 
barten Sprengel von Toumai Gisleberts Gedicht, wenn man es so 
nennen will, über den Brand des Klosters St. Am and 1066, welches 
Bethmann zuerst herausgegeben hat'). Merkwürdig ist darin der Be- 
richt über die Bitt&hrt, welche die Mönche nach dem Brande mit den 
Beliquien ihres Heiligen unternehmen, nach Cambrai, Laon u. s. w. 
Von dem Ertrag wird der Neubau untemommen. Der Verfasser hält 



») Ckromcan S, Andreae in Castro Qxmeracem (1001 — 1138) SS. VII, 
526—650. 

«) Mab. III, 2, 420—428. Acta SS. Sept. VII, 492—501. 

*) Miracula S. Gengulpki ed. G. Henschen, Acta SS. Mi^i II, 643. 648—655. 

^) Tomelli Historia monastem Hagnomenm (1070) Martene Thes. III, 
777 — 793. Angeh&ngt ist anter dem falüchen Titel „Fondatio mon. Hasno- 
niensifl'' S. 793 — 796 ein um 1095 von einem Mönch Ton St. Amand Terfalster 
Bericht, Streitigkeiten beider Klöster Hber ihre Mflhlen betreibend. 

•) Chronicon A/ßgemense (1083 — 1109) ed. Bethmann, M0. SS. IX, 
407—417. 

*) Qisleberti Elnanensis carmen de incendio S. Amomdi^ MG. SS. XI, 
409—432, mit ausflkhrlichem Vorwort. Dasselbe in Prosa Acta SS. Feb. I, 
879. Annalen von St. Amand sind als Ann, Elfionemes numres 542 — 1224, 
minores 533— 1061 MG. SS. V, 10^20, als Breve Chron. Ein, bei De Smet, 
Beoaeil des Chroniqaes de Flandre II, 1 — 26 gedruckt. VgL anch Wilmans 
über Jacques de Guise, Archiv IX, 345 — 348. 352. 

9* 



132 ^^* S^ier. § 23. Cambrai und Toarnai. Mastricht. 

sich aber besonders bei den Wandern auf, an die er lange und schwtll- 
stige moralische Betrachtungen anknüpft. 

Häufig gaben die feierlichen Erhebnngen Yon Heiligengebeinen, 
welche vermehrten Zulauf und Wundergeschichten zur Folge zu haben 
pflegten^), Anlafs zu Schriften die immer mehr oder weniger brauch- 
baren Stoff enthalten. So wurde 1025 in Gorbie Adalhard er- 
hoben, worauf Gerhard, später Abt verschiedener Klöster, die alte 
Biographie überarbeitete und ein Buch Wunder hinzufügte; das nicht 
unwichtige zweite Buch schrieb ein anderer Mönch von Gorbie im 
zwölften Jahrhundert'). 

In der Fastenzeit des Jahres 1033 wurde das Kloster St. Bertin 
durch eine Feuersbrunst verheert, bei welcher man in der Gestalt 
von drei weifsen Tauben die Schutzheiligen Yincentius, Audomarus 
und Bertinus zu erblicken glaubte, die dem Brande Halt geboten; am 
Gregoriustag tröstete Yincentius noch durch eine besondere Erschei- 
nung. Diese Vorgänge verherrlichte einer der Mönche in einer Ode, 
welche nicht übel ausgefallen ist, wenn auch seine Metrik dem künst- 
lichen Yersmalfi nicht ganz gewachsen war*). Im Jahre 1052 wurde 
der glücklich wieder aufgefundene Bertinus vom Abt Bovo feierlich 
erhoben; der Abt selbst beschrieb den Hergang und der Mönch Fol- 
card überarbeitete das alte Leben des Heiligen und fügte zwei Bücher 
Wunder hinzu. Aeltere Erzählungen sind darin aufgenommen und von 
den Normannen ist viel darin zu lesen ^). Als unter Abt Lambert zu 
Urbans n Zeit in St. Bertin eine energische Beform unternommen 
wurde, schrieb Simon, ein Zögling Lamberts, eine Fortsetzung von 
Fulcuins Klostergeschichte ganz in dessen Weise, Ghartular und Ge- 
schichte zugleich. Später wurde er selbst Abt, zog sich aber 1183 
zu einem beschaulichen Leben nach Gent zurück, wo er seine Ge- 
schichte bis 1145 fortführte. 

In dem nahen Saint- Omer sammelte 1120 der Ganonicus 
Lambert mannigfachen Inhalt in einem Godex, den er Florians 
nannte, u. a. kurze Annalen*), und eine Genealogie der Könige von 
Frankreich und der Grafen von Flandern, welche einem Mönch von 

1) Bodalfus Glaber III, 6 erzählt, wie 1008 durch den Ersb. Ton Bens 
Buerst ein solcher Fund mit glücklichem Erfolge gemacht wurde, dem nun 
alles nachstrebte; IV, 3 ein merkwürdiges Beispiel betrügerischer Ausbeutung. 

>) Acta SS. Jan. I, 111 ff. u. daraus Mab. IV, 1, 345 ff. vgl. Eluokhohn, 
Geschichte des Gottesfriedens S. 24. 

>) Herausgegeben von £. Dümmler im NA. II, 228—280, Tgl. S. 223. 

«) Mab. III, 1, 108 ff. Relatio de inventhne etc. 8. 163—168. AcU SS. 
Sept. II, 604 ff. Vgl oben I, 308. 

*) LamberH Audomartensis Chronica (1) 919 — 1120 ed. Bethmann SS. 
V, 66. 



KloBterchroniken und Wundergeschichten. 133 

Saint-Bertin die Gnmdlage zu seiner bis 1164 fortgefühilieii Flandria 
generosa gewährte, zu welcher in späterer Zeit noch viele Znsätze von 
yerschiedenem, meist sehr geringem Werthe gemacht sind^). 

In den Kreis der frflher (I, 311) berührten Translationen gehört 
anch Bertnlf, erster Abt von Benty im Artois (f 705), den Graf 
Erkengar von Bonlogne nnter Karl dem Einfältigen nach Bonlogne, 
Amnlf von Flandern aber unter Abt Gerhard nach Blandigny brachte; 
im Jahre 1073 liefs der Abt Folcard ihn erbeben und durch einen 
seiner Mönche den Hergang sammt dem Leben des Heiligen be- 
schreiben^). Auch ältere Annalen bis 1060 wurden in Blandigny ab- 
geschrieben und von 1061 ab von häufig wechselnden Händen fort- 
gesetzt bis 1292^). 

Zu erwähnen ist endlich noch die Gründungsgeschichte des Klosters 
Oudenburg bei Brü^e, wo 1083 Benedictinef eingeführt wurden, 
im Anschlufs an das Leben des Stifters, des Bischofs Arnulf von 
Soissons^), und die Geschichte der Herstellung des Kloster St. Martin 
zu Tournai, beschrieben vom Abt Hermann, und von andern 
1127—1160 fortgesetzt»). 

Zu den gefeiertsten Herstellern der Klosterzucht gehörte Goswin; 
gebürtig aus Douai, bekämpfte er schon als Pariser Student den auf 
der Höhe seines Buhmes stehenden Abaeiard, wie David den Goliath. 
Als Lehrer in Douai aber wurde Goswin plötzlich von dem Trieb zur 
Weltentsagung erfafst und trat ins Kloster Anchin unter dem Abt 
Alvisus (1111—1131), der ihn bald entsandte, um in St. Crispin, dann 
auch in St. Medard zu Soissons die verfallene Zucht herzustellen. Als 

') Oenealogia regum Franciae et comitwn Flandriae ed. Bethmann SS. 
IX, 308; ib. 313 — 334 die Flandria generosa mit Interpolationen und Fort- 
setsuDgen bis 1214. Vgl E. Schmiele, Bobert der Friese (Diss. 1872) S. 7—9. 
Wegen einiger Verse c 17. 18. vermuthet Bethmann Benutsung eines Ter- 
lorenen Gedichtes über die Schlacht bei Cassel (1071), aus dem er dann sehr 
wenig aufzunehmen fand. Was Schmiele 8. 7 als Verse noch geltend macht, 
ist nichts als Prosa. 

*) Vita S,Bertulß abb. Renticenm, Acta SS. Feb. I, 677 — 688. Mab. 
ni, 1, 45—64. 

B) AnnaUs Bkmdinienses ed. Bethmann MO. SS. V, 20—34. Van De Putte, 
Annales abbatiae S. Petri Blandiniensis, GaudaW, 1842, 4. • 

*) Es ist eigentlich nur die Vorgeschichte der Kirche, und suletet ein ab- 
gesonderter Abschnitt Ton einem Zeitgenossen des Kirchenbaues von 1056 mit 
einigen interessanten Notizen, a. Chronicon Aldenburgense ed. J. B. Malou, Bmz. 
1840, 4. Cap. 8 ist rwn einmal fflr nunc und einmal f&r nm gesetat, eap. 9. 
cemitoribus st. seruUj cap. 12 guppomdt st. «uperpogiät. Aus dem 15. Jahrh. 
ist Chron. Aldenb. mt^ ed. Van De Putte, 1843, 4. 

*) Herimanni abbatis narratio de restauratione S, Martini TomacensiSy 
D'Achery SpicUeg. XII, 358 und ed. II. II, 888. Excerpt MG. SS. XII, 660. 
Die Zuverlässigkeit seiner Angaben aus der Alteren flandr. Geschichte rQhmt 
Schmiele, Robert der Friese S. 10. 



134 1^ • S^«r- { 23* Cambrai und ToumaL Mastricht. 

Elosterprior in St. Medard empfing er denselben von der Synode zu 
Soissons 1121 yerdammten Abaelard, der jetzt mit verftndertem Bild 
als Bhinoceros bezeichnet wird, znr Anfeicht. Anch St. Bemi refor- 
mierte er; als aber 1131 Alvisns Bischof Yon Arras wnrde, folgte er 
ihm als Abt von Anchin. Auf dem Goncil zu Beims 1148 soll Pabst 
Engen ihn sehr geehrt haben; sein Ansehen nnd EinfluTs als Abt war 
weitreichend, bis er 1166 achtzigjährig starb ^). 

Yermnthlich in Flandern entstanden ist anch der oben S. 37 er- 
wähnte Wettstreit des Lammes nnd des Leins. 

Kaum zn den Geschichtsqnellen zn rechnen ist das wunderliche 
Werk eines Franzosen Namens Jocnndns, über die Wunder des 
h. Servatins von Mastricht'). Seit der Verlegung des Bisthums 
nach Lüttich hatte man in Mastricht nichts mehr als den h. Senratius, 
nnd am alten Buhme zehrend widmete man sich ganz seiner Verherr- 
lichung. Es gab ein altes Buch über seine Wunder, welches schon 
Gregor von Tours gekannt hat, das aber jetzt verloren ist. Den 
Mastrichtem genügte es nicht und namentlich vermifsten sie jede nähere 
Nachricht über seine Person, seine Herkunft. Das machte sich ein 
griechischer Mönch zu Nutze, wie denn auch sonst die unverschäm- 
testen Fabeln auf Griechen zurückgeführt werden; er gerieth am Grabe 
des Heiligen in Verzückung und erklärte ihn dann zufolge höherer 
Offenbarung für einen leiblichen Neffen Johannes des Täufers. DaCs 
man in Mastricht an den Jahrhunderten, welche dazwischen lagen, 
keinen Anstofs nahm, ist leicht zu begreifen ; aber dafs auch Sigebert 
(zum Jahre 399) das Märchen gläubig erzählt, ist arg. Natürlich 
mehrten sich die Wunder, allein die Mastrichter wurden nicht einmal 
dadurch bis zu schriftstellerischer Thätigkeit begeistert. Da kam ihnen 
nun jener Jocundus zu Hülfe, ein Fremder, der von dem römischen 
Beiche immer als von einem fremden spricht, der also wohl ohne 
Zweifel ein Franzose gewesen ist Dieser verfafste um das Jahr 1088 



^) Vita Qo9vini in zwei Büchern, edita a Rieh. Gibbono, Duaci 1620. 
Daraus Auszüge Bouq. XIV, 442—448. 

*) Jocundi TranskLÜo S. Servatii ed. Koepke, MG. SB. XII, 85—126, erste 
ToUst&ndige Ausgabe, cf. Giesebrecht II, 767. Unbenutzte Handschrift (ob 
desselben Werks?) Cod. Vat. Christ. 711, Areh. XII, 305 , u. in Beims, NA. 
II, 270. In Utrecht fand der Dichter des Meregarte Zuflucht vor dem Kriege, 
den zwei Bischöfe in seiner Heimath fiihrten, und traf dort einen ehrhafien 
Pfaffen Beginpreht, der ihm ron Island, wo er gewesen war, erz&hlen konnte. 
MüUenhoff und Scherer S. 71. 393. W. Wihnans, HZ. XXXVI, 521 , h&lt die 
Vene für Interpolation. Bemardus derieus Trajectensis erkl&rte seinen Schü- 
lern die E^oge Theoduls und widmete den Commentar seinem Bischof Conrad 
(1076—1099). Prolog gedr. Hart. Coli. I, 512. Lond. Handschr. Bumey 261, 
Catal. p. 65. Vgl. Hist. Ut. VIII, 677—679. 



Jocundus. Albertus Aquensis. ]^35 

sein Werk, indem er die nnglaublichsten Wundergeschichien mit 
grofsem Wortschwall bftnfte: eine gewaltige Masse Spreu, aas der es 
schwer ist einige brauchbare Kömer zu gewinnen. Doch ist es immer 
bemerkensweiih, dafs auch er mit grofiser Yerebrnng von Heinrich III» 
von Heinrich lY aber ebenfalls mit lebhafter Anerkennung schreibt, 
dafs auch er den Verfall der Sjirche und der Frömmigkeit, den er be- 
klagt, nicht Heinrich IV, sondern seinen Gegnern zuschreibt. Sodann 
ist es auch der Mühe werth zu sehen, wie die Sagenbildung in die Ge- 
schichte eindringt. Jocundus weifs Karl den Grofsen nicht mehr Ton 
Karl Martell zu unterscheiden, und in der gänzlich verwirrten Auf- 
fiassung der lothringischen Verhältnisse ist er schon weit über Bicher 
hinaus gekommen; ja man findet bei ihm schon einen kleinen Anfang 
jener auffallenden Fabeln über Heinrichs III Kindheit, die bei Gotfrid 
▼on Viterbo zu einem voUständigen Boman ausgesponnen sind^). Die 
Verehrung des h. Servatius in Deutschland ist es, welche Jocundus 
weit von Mastricht abführt; Quedlinburg war ihm gewidmet, auch 
Pöhlde, was freilich Jocundus nicht erwähnt, was aber vielleicht die 
grofse Verehrung Heinrichs III für ihn erklärt, von der Jocundus so 
viel zu erzählen weils. Es fehlt seinen Berichten nicht ganz an ge- 
schichtlicher Grundlage, aber sie verschwinden beinahe unter der Zu- 
that von Fabeln und üebertreibungen. 



§ 24. Albert von Aachen. 

Es hat sich uns bisher noch keine Gelegenheit dargeboten, einen 
eigenen, nicht unbedeutenden Zweig der historischen Litteratur zu be- 
rühren, nämlich die Geschichtschreiber der Kreuzzüge. Sie gehören 
meistens Frankreich an, wo diese ganze Bewegung ihren Ursprung 
genommen hatte und von wo namentlich der erste Kreuzzug haupt- 
sächlich ausging'). Doch wurde auch Lothringen lebhaft davon er- 
griffen, und einer der Hauptschriftsteller ist Albert, Canonicus von 
Aachen, dessen Werk in zwölf Büchern bis 1121 reicht'), üeber 



^) Vgl. Steindorff, JahrbOeber unter Heinrieh 111, I, 511 ff. 

*) Aas(ÜbrUch behandelt diese Litteratur H. ▼. Sybel, Gesch. des ersten 
Kreuxsugs, Dfisseld. 1841. Vgl. auch Hagenmeyers Ausgabe ^on £kkehards 
Hierosolymita. In den Forschungen XIV, 156—157 tritt J. Qnrewicsch ein ttr 
die Priorität der Qesta Dei per Franoos^ welche in der neuen Pariser Ausg. 
dem Tudebod nachgesetst sind. Ueber ebe, wie es scheint, in Deutschland 
Yorfaiste Versification des sehr verbreiteten Werkes Ton Robert von Saint-Bemi 
NA. U, 414^420. 

*) Alberti woe Alberici Chranicon Hierawlymitanum de hello nacro^ bei 



236 ^^' Malier. { 24. Albert ron Aachen. § 26. Franken. 

seine Person wissen wir nichts, nnd es ist sogar zweifelhaft ob er 
nicht der Kirche von Aix in der Provence angehörte. 

Die Erenzzüge haben anfserordentlich viel dazn beigetragen, die 
Phantasie aufzuregen und das wunderbarste glaublich erscheinen zu 
lassen. Heimkehrende Kreuzfahrer liebten es, die unerhörtesten Märchen 
zu erzählen, und sie ÜEuiden dafOr überall gläubige Hörer; ein Beispiel 
sahen wir schon oben an dem lügenhaften Berichte über den Tod des 
Erzbischofs Thiemo von Salzburg. Die ganze Litteratur über die 
Kreuzzüge ist yon diesem Geiste erf&llt, und sie hat yielen Schaden 
angerichtet, indem sie den Sinn fGr nüchterne und ernsthafte Erfor- 
schung der wirklichen Geschichte verdrängte. Jenes Werk Alberts 
nun trägt in vollem Mafse denselben Charakter. Mit glühender Be- 
geisterung für den Gegenstand, ganz erfQllt von der Herrlichkeit jener 
Thaten der Christen im fernen Osten, deren Buhm die Welt erf&Ute, 
greift Albert begierig alles auf, was ihm erzählt wird, und schreibt 
es nieder. Ob die einzelnen Berichte und Schilderungen sich wider- 
sprechen, das kümmert ihn nicht. Kritik liegt ihm völlig fem. Er ist 
nur aufiB eifrigste bemüht, alles was er erfahren hat, in möglichst 
glänzender Darstellung wieder zu erzählen, und darin zeigt er sich 
nicht ungeschickt: der volle Glanz des idealischen Bitterthums strahlt 
aus seinem Buche wieder, und es ist nicht zu verwundem, da£9 solche 
Schriften einen bezaubemden EinfluTs auf die Hörer übten, dafs immer 
neue Schaaren, von unwiderstehlicher Sehnsucht getrieben, nach dem 
Heiligen Lande aufbrachen. Eigentliche Geschichte ist es aber nicht, 
was Albert schrieb; die finden wir in anderen einfacheren Berichten, 
welche wenig von jenem märchenhaften Schimmer an sich haben und 
daher auch bei der Menge weit weniger Eingang fanden. 

Die phantastische Kreuzzugslitteratur wurde in Deutschland wohl 
gelesen, aber ihre Werke gehören fast ganz den Franzosen an, und 
wir können uns deshalb auf diese kurze Erwähnung beschränken. 



Bongars, Gesta Dei per Francos 1, 184 — 381. AusfUirlich handelt Ober ihn 
B. T. Sybel, Gesch. des ersten Kreuzzuges S. 72 ff. Bock im Niederrhein. Jahrb. 
▼. Lorsch (1843) 42 — 98 macht sehr wahrscheinlich, dafs er nach Aachen ge- 
hört; er h&lt ihn für den custos Adalbertns, der 1192 zuletzt Torkommt. Ueber 
die weitere Ausbildung des sagenhaften Elements der Litteratur rom ersten 
Krenzzug s. H. t. Sjbel, Allg. Monatschrift 1851, Juli S. 81—60: Sagen und 
Gedichte Ober die Kreuzzfige. Die Kreuzzugsbriefe im Cod. Udalrici, BibL 
y, 176— 182. 317. 390 hat Jaffe ftlr unecht erkl&rt, ich glaube ohne Grund. 
Ueber den ersten i. H. Hagenmeyer , Forsch« XIII, 400 — 412; TgL B. Kugler 
dMdbsi ZV, 167. 




137 



§. 25. Franken. 

Die letzte grofse Weltchronik fthrt uns znrflck in die Mitte Ton 
Deutschland, nach Franken. 

Würzbnrg war schon nnter den Ottonen dnrch gelehrte Stadien 
ausgezeichnet (I, 256). Bischof Meinhard (1019—1034) berief den 
Otloh wegen seiner Geschicklichkeit im Schreiben nach Wfbrzbnrg, sein 
Nachfolger Brono (1034—1045), Kaiser Konrads Vetter, schrieb selbst 
gelehrte Commentare znr Bibel; nm dieselbe Zeit war dort ein Magister 
Pemolf hochberflhmt^), znr Zeit des Bischofs Heribert von Eichstedt 
(1021 — 1042), der in Würzbnrg erzogen und unterrichtet war und eine 
besonders feine Bildung sich erworben hatte; vorzüglich rühmte man 
ihn als Dichter, ebenso wie seinen Vetter, den Abt Williram von Ebers- 
berg, welcher die Grabschrift Heriberts yerfafste*). Auch Adalbero 
machte in Würzburg seine ersten Studien und soll von Paris dahin 
zurückgekehrt sein; Winither, königlicher Kanzler und 1063 Bischof 
Yon Merseburg, war Würzburger Domherr und Probst'). Etwas später 
scheint Otto von Bamberg dort seine Studien gemacht zu haben. Der 
Eichstedter Schule stand unter Heribert Gunderam vor, der keine 
rechte Anerkennung £Emd, weil er nur in der Heimath studirt hatte. 
Höchst ausgezeichnet war Heriberts Nachfolger Gebehard, einer der 
bedeutendsten Staatsmänner am Hofe Heinrichs HI, dem dieser das 
gröÜBte Vertrauen schenkte und den er nur ungern im Jahre 1055 von 
sich liefs, um als Victor 11 den päbstlichen Thron zu besteigen. Auf 
ihn folgte (1057—1075) Gundecharll, ebenfalls ein vortrefflicher 
Bischof der alten Schule, welcher wahrhaft väterlich für sein Bisthum 
sorgte und ein gesegnetes Andenken hinterliefs. Er liefs ein prächtiges 
Buch anlegen, zunächst zu liturgischen Zwecken bestimmt, welches 
aber auch einige geschichtliche Angaben, besonders die Folge der Eich- 
stedter Bischöfe enthält^). Inhaltreicher ist das Werk eines Mönches 
von Herrieden, von welchem sich leider nur ein Bruchstück erhalten 



^) „FamoBas ille Wirzeburgensiniu magister Pemolfus.*' Anoiu HMer. 
e»p. 28 pag. 261. 

*) Bekannt durch seine Auslegung des Hohen Liedes; effregius ille verti- 
ficator beim Anon. Haser. c. 32. VgL oben S. 2 u. S. 60. 

S) S. Stumpf Die Wfirsburger Immunit&t-Urkunden (1874) S. 63. 

*) Qmndechari Ldber PanHßcalis EicktUtensis^ mit Zus&tien des Bischöfe 
Otto (1183—1196) ed. Bethmann, MG. SS. VII, 239—253. Später, ren 1297 
an, sind in dieses Buch auch Biographieen der Bischöfe eingetragen; sie sind 
herausgegeben von Suttner in: Tabula Leonrodiana Eystettensis explicata ei 
illustrata. Accedunt ritae pontificum Eystettensium ad saec. usqne XVL 



138 IV. Salier. §25. Franken. 

hat^); yielleicht würde sein Werk besser in Ehren gehalten sein, wenn 
er nicht auch zu den Gegnern Hildebrands • gehört hätte, wie alle jene 
M&nner, die mit Liebe an dem alten blühenden Zustande der Kirche 
unter Heinrich UI hingen. Erhalten sind uns Nachrichten über die 
Eichstedter Bischöfe bis zum Jahre 1058; es ist kein eigentliches Ge- 
schichtswerk, sondern in loser Form wii'd eine grofse Fülle einzelner 
Geschichten mitgetheilt; Mazelin oder Meinhard Ton Würzburg spielt 
darin eine grofse Bolle. Es ist die harmlose Zeit des Friedens und der 
schönsten Entwickelung der bischöflichen Territorien, die uns hier wie 
auch in dem Leben Meinwerks von Paderborn sehr anschaulich geschil- 
dert wird, gut erzählt und belebt durch viele charakteristische Züge, 
80 dafs für die Physionomie jener Zeit und die Sittengeschichte viel 
daraus zu lernen ist. 

Die Kämpfe der weltlichen und geistlichen Macht traten dann auch 
hier verheerend ein; einer der schlimmsten Eiferer, Adalbero von 
Lambach, wurde 1045 Bischof von Würzburg und machte es zum 
Schauplatz der erbittertsten Kämpfe. Wir gedachten seiner schon oben 
S. 63 in Verbindung mit seinen Genossen Gebhard von Salzburg und 
Altmann von Passau ^). Erlung, dessen wir schon gedachten (S. 76) 
starb 1121, worauf Heinrich V Gebhard aus dem Hause der Grafen 
von Henneberg erhob, dem wieder ein Gegenbischof entgegengestellt 
wurde'). Der Bamberger IJdalrich widmete ihm 1125 seine Briefsamm- 
lung, unter Lothar aber konnte er sich nicht mehr behaupten, und 
wich demEmbrico oderlmbrico von Leiningen (bis 1147), der ein 
Schulfreund des Hugo Metellus in Toul gewesen zu sein scheint*), und 
von dem sich ein merkwürdiges Beichtgedicht voll Beue über seine 
argen Sünden erhalten hat'). 



ex pontificali Gundecariano descriptae. Festschrift zur Weihe des Bischofs 
F. L. V. Leonrod, 1867. 

^) Vollständig zuerst Ton Bethmann herausgegeben, Anonymus Haserenm 
de episcopk Eich^UtensibuSy MG. SS. VII, 253 — 267. Hirsch Heinrich U, 
II, 78 f. warnt vor unrorsichtiger Benutzung des aus ungenauer Ueberlieferung 
schöpfenden Autors. 

') Ihm wird von Stumpf- Brentano, Die Würzb. Immunität-Urkunden (1874) 
S« 72 die Fälschung der Würzb. Pritilegien zugeschoben. Dagegen Schum im 
Lit. Centralbl. 1875 S. 668. H. BrefsUu, 6GA. 1875 S. 993— 1034. Duplik 
Ton Stumpf, Zweite Abhandlung 1876. 

S) Hierüber handelt sein sehr ausführliches Schreiben im Cod. Ud. BibL 
V, 405 — 412, doch Tgl. t. Hefele: Der Streit um das Bisthum Würsborg, im 
Anzeiger des Germ. Mus. 1862, 8p. 1 — 148. 

*) Hugo schreibt ihm Embriconi HerbipoL praemtU et duci, Hugo Mon. 
II, 353. Ebo, Vita Ott. Bab. UI, 26 nennt ihn Tnagnum verbi tanUruum, 

^) Erhalten in einer Vorauer Hds. mit Hug. Met. Certamen regia; gedr. 
NA. II, 408. 



Wflnburg und Bamberg. 139 

Bamberg hatte das besondere Glück, an dem Bischof Otto 
(1103—1139) einen Vorsteher zn erhalten, der zwar der strengeren 
kirchlichen Bichtnng zngethan war, aber doch stets den offenen Brach 
mit dem Kaiser zu vermeiden wnfste. Er verband mit seinem frommen 
Eifer viel weltliche Klugheit und sorgte nicht nur aufs beste für sein 
Bisthum, sondern bekehrte auch die Pommern, wodurch er sich vor- 
züglich ein dauerndes Andenken gestifliet hat. unter seinen Vorfahren 
ist besonders der prachtUebende Bischof Günther denkwürdig^); er 
&nd seinen Tod auf der Pilgerfahrt nach Jerasalem (23. Juli 1065), 
Von der Lambert und Marian und der Altaicher Annalist berichten, 
und auch der Biograph Altmanns von Passau, der ihn begleitete'). 
Auch der Scholasticus Ezzo nahm Theil daran, ein deutscher geist- 
licher Dichter, der auf Günthers Wunsch ein Lied von so grofser Wir- 
kung verfafste, dafs wer es hörte, eilte eieh zu münchen% Damals 
war die Bamberger Kirche durch Frömmigkeit und durch wissenschaft- 
lichen Eifer vor allen ausgezeichnet; von Anfang an hatte Heinrich n 
für einen tüchtigen Lehrer an seiner neuen Stiftung gesorgt und aus 
der Lütticher Schule den Durand berufen, den er 1021 zum Bischof 
von Lüttich erhob. Später hat Williram hier gelehrt, bevor er Mönch 
in Fulda wurde, und Anno, 1056 zum Erzbischof von Göln erhoben, 
die von seinem Biographen sehr gerühmte Schule^) erst besucht und 
dann geleitet. Um 1048 legt der Paveser Anselm, der sich den Peri- 
patetiker nennt, auf Bamberg's Anerkennung vorzüglichen Werth; er 
bezeichnet die Stadt als 

ürbs nova Babenberch, sed non rudis (aiüs) et expers^). 
Dann hat dort jener Meginhart gelehrt, den auch Gozechin (S. 92) 
rühmt, und den wir aus seinen Briefen bei Sudendorf als einen geist- 
reichen, dassisch gebildeten Mann kennen leraen. Er ist nach Giese- 

M Vgl. Giesebr. III, 1088, u. S. 1227 den nach Sadendorf, Reg. II, 10 be- 
richtigt abgedruckten Brief Meinhards. 

*) Auch Ingulf von Croyland war dabei, wie W. Junkmann bemerkt, De 
peregrinationibuB et ezpeditionibas aacris ante syn. Claromont p. 58, und be- 
richtete darüber; vgL Giesebrecht III, 1097. 

•) Müllenhoff und Scherer S. 60. 382—386. Wille der die mse fant war 
nach dem Entdecker und ersten Herausgeber Diemer Abt von Michelaberg 
1082—1085. Das stimmt gut zu der Stelle bei Bemold zn 1083. C. Hof- 
mann, Münch. SB. 1871 S. 310->316 bemerkt richtig, dafs die Leidenschaft, 
Mönch zu werden, erst nach Günthers Zeit ausbrach, in Bamberg eigentlich 
erst in Otto's Zeit fiült. 

*) ^soola Babinbergensium, qui tunc temporis disciplinae, religionis ae 
stndii fenrore ounctis in Germania praepoUebant.*^ V. Ann. c 1. Im Necrolog 
T. Michelsberg z. 4. Dec. wird er als Wohlthater gerühmt. Vgl. auch oben 
8. 23 Anm. 3. 

&) Dümnder, Anselm S. 15. 



140 ^^' Salier. § 35. Franken. 

brechts Yermathmig derselbe, welcher von Heinrich IV 1085 znm Bi- 
schof von Würzbnrg erhoben wurde und seiner Oelehrsamkeit wegen 
Yon Bonizo und Ekkehard gerühmt wird; 1088 ist er gestorben^). 
Sein Neffe und Zögling war Erlnng (8. 76), der als Bamberger Dom- 
herr in die königliche Kanzlei bemfen, 1105 znm Bischof von Würz- 
bnrg erhoben wurde. Um 1101 ihres Scholasters beraubt, baten sich 
die Bambe)'ger yom Erzbischof Friedrich von Göln, der auch aus ihrer 
Schule war, den gelehrten Meister Peter aus, der sich aber mit ihnen 
Hbel vertrug. Dann wandten sie sich an einen B. und endlich, nachdem 
sie schon lange vergeblich gesucht, mit dem neuen Bischof Otto an 
F.'). Schwerlich wird das jener Fr outolf sein, der mit chronologischen 
Studien angelegentlich beschäftigt war, über Musik und auch eine 
Chronik geschrieben hat, und der wahrscheinlich als Mönch von Michels- 
berg schon 1103 gestorben ist^). um 1122 finden wir Tuto als 
Scholasticus der Domkirche, der über 30 Jahre lang seinem Amte mit 
Eifer und dem Bufe grofser Gelehrsamkeit vorstand*). Auf die Schmä- 
hungen gegen die kaiserlich gesinnten Bischöfe Hermann (1065—1075) 
und Bobert (1075—1102) werden wir nicht zu viel geben dürfen; eine 
neue Blüthezeit führte Bischof Otto herbei. So viel auch die Zeit des 
innem Kampfes geschadet haben mufs, wir sehen doch die Studien 
ihre Geltung in Bamberg behaupten, und erkennen in den von dort 
ausgegangenen Schriftstücken die treffliche Schule. Ein sehr merk- 
würdiges und werthvolles Denkmal derselben aus dieser Zeit ist die 
Sammlung des Bamberger Clerikers üdalrich, im Jahre 1125 dem 
Bischof Gebhard von Würzburg gewidmet, bestimmt zur Ausbildung 
von Kanzlern und Staatsmännern. Die Form der Briefe und öffentlichen 
Actenstücke wird darin an Beispielen gelehrt, und als Vorbild, aber 
nibht allein zur Ausbildung in der Form, sondern auch des Inhalts 
wegen, eine grobe Menge der wichtigsten Schreiben und Urkunden aus 
jener Zeit mitgetheilt. Uns ist darin sehr reichhaltiges Material zur 
(beschichte des Verhältnisses zwischen den Kaisem und Päbsten er- 
halten; zugleich ersehen wir daraus die gründliche und tüchtige Weise, 
in der sich damals die Geschäftsmänner an den bischöflichen Höfen 
und häufig auch die Bischöfe selbst ausbildeten. Üdalrich ist vielleicht 
der Michelsberger Mönch, welcher am 3. Jan. 1147 gestorben ist, nach- 



i) Gieeebr. III, 1063. 1089; doch TgL oben S. 88. 

>) Nach Briefen im Cod. Udalrici, Bibl. V, 185—187. 197—199. 226. 

s) Jaffö, Bibl. V, 637, ygl. NA. U, 421. 628. Eine Rithminutehia (d. L 
Arithmom.) von ihm in Cod. Rehdiger. foL CXIV in BresUu. AU Wohlthftter 
der KlosfcerbibL wird er Prior genannt. 

*) Bibl. V, 642. 



Bamberger Schule. Ck>dez Udalrici. X41 

dem er viele Bücher für das Kloster geschrieben hatte; seine Samm- 
Inng hat noch viele Zusätze erhalten, welche bis 1134 reichen nnd 
meistens an Bischof Otto gerichtet sind. Erst dnrch die nene, lange 
ersehnte Ausgabe von Jaff^ ist die rechte Benntznng dieser kostbaren 
Actenstücke möglich geworden^). Auch Otto selbst war in der Kanzlei 
Heinrichs IV gewesen, ein redendes Zengnifs gegen die verleumderischen 
Behanptongen von den verwerflichen Motiven, dnrch welche Heinrich lY 
bei der Besetzung der Bisthümer sich habe leiten lassen, wie denn 
auch in Otto's Lebensbeschreibung Heinrich in ganz anderm Lichte 
erscheint, als sonst gewöhnlich. Erleichtert wurde die Arbeit durch 
die vorhandenen Urkunden und Briefe; eine Encydica des Bischofs 
über seine erste Bekehrungsreise (1124) hat auch Ekkehard in seine 
Chronik aufgenommen. Ohne Zweifel gab es auch genauere und aus- 
führlichere Aufzeichnungen und mit guten Gründen hat H. von Zittwitz 
die Existenz eines Tagebuches über jene erste Beise nachgewiesen, 
welches den Biographen vorgelegen hat. Yermuthungsweise hält er 
Sefrid für den Verfasser desselben'). 

Otto*8 Persönlichkeit sowohl wie die aulsergewöhnlichen Umstände 
seiner Missionsreisen nach Pommern und der glänzende Erfolg der- 
selben, regten frühzeitig zu schriftlichen Au&eichnungen über ihn an, 
denen der Beichthum des vorliegenden Stoffes mehr Lihalt und Werth 
verlieh, als der Mehrzahl anderer Legenden. Zu den vielen klöster- 
lichen Stiftungen Otto*s gehörte vorzüglich auch Michelsberg, von 
ihm aus tiefem Verfall hergestellt und mit besonderer Liebe gepflegt'). 

^) Codex Udalrici Bcanbergenm^ Bibl. V, 1 — 469. Vgl. aach Giesebr. III, 
1074 u. bei dems. viele kritische und erklärende Bemerkungen; S. 1171 über 
die merkwürdige Briefsammlung des K. Wratislaw ron Böhmen bei Pes, 
Thes. VI. Auch allerlei Verse sind im Ck>d. Udalrici, in einer Handschrift der 
metrische CataJ, Pontiff, Rom, Si vis parUiJices, bis auf Eugen III, Bibl. V, 
461—465. (Mit anderem Schlufs im cod. Guelf. Heimst 33 nach £. Friedberg, 
Neue krit. Ausg. des Corp. Jur. Can. S. 32, u. dem Nicholaus Maniacutius suge- 
schrieben, bis Clemens HI, in Pommersf. 2744, Arch. IX, 527 u. bis Alex. III 
e. cod. Later. Acta SS. Mai. V, 27 nach Onufr. Panvinius.) S. 114— 122 der 
Ton Bemold erw&hnte, S. Ulrich von Augsburg untergeschobene Brief an Ni- 
colaus II gegen den Coelibat. 

*) Die drei Biographien 0. ▼. B. nach ihrem gegenseitigen Verh&ltnÜs, 
ihren Quellen und ihrem Werth untersucht von H. ron Zittwitz, Forsch. XVI, 
299—334. 

*) Unbedeutende Annales S. Michaelis £a^.'( 1066—1 160), ed. Ports MG. 
SS. V, 9. 10, Jaffe, Bibl. V, 552. Notae und Ann. S. Petri Bab, 1103-1185 
ed. Jaffö MG. SS. XVII, 636. Bibl. V, 553. Notae 8. Jacobi Bab. 1072-1147 
ed. Jaff<6, SS. XVH, 637—639. CaUä. epp. Babb. (Notae semdcrales Babb.) 
1007—1501 ib. p. 640—642. Catalog der Michelsb. Bibl. u. ihrer Vermehrung 
unter Abt Wolfram und seinen Nachfolgern bei Schannat, Vind. lit. I, 50 und 
▼ollst&ndiger aus den Aufzeichnungen des Abts Andreas bei (Jaeck u. Heller) 
Beitr. z. Kunst- u. Lit.- Gesch. Neue Ausg. 1825, I, XIX ff. 



142 1^- Salier. §25. Franken. 

Hier ist yermnihlich bald nach Otto's Tod noch unter dem Abt Her- 
mann (1123—1147), welcher Gedenkfeiern f&r Otto anordnete, nnd anf 
dessen Yeranlassong, eine Denkschrift verfafst, welche mit einer Lob- 
preisung des Verstorbenen beginnend, über seine Stiftungen, seine 
Bauten und Erwerbungen Nachricht gab; engen Anschlufs daran zeigt 
ein rhythmisches Gedicht zum Preise des BischofiB^). Jene Denkschrift 
aber, welche uns in Fragmenten erhalten und von allen Biographen 
benutzt ist, hat zuerst G. Haag') nachgewiesen, und dadurch fOr die 
Beurtheilung der Lebensbeschreibungen einen ganz neuen Standpunkt 
gewonnen. 

Hermanns Vorgänger in Michelsberg war Wolfram (1112—1123), 
unter dem lange Zeit als Prior Wignand wirkte, dem Bischof vor 
andern vertraut und zuverlässig, endlich gegen seine Neigung zum 
Abt von Theres erhoben. Wir besitzen von ihm einen hübschen, liebe- 
vollen Brief an Otto, und nachdem er 1151 fast hunderijährig ge- 
storben war, einen rührenden Nachruf von seinem Klosterbruder £bo*), 
dem Biographen Otto's^). Dieser hatte den Bischof kaum noch gekannt, 
konnte aber die Mittheilungen seiner Begleiter benutzen, besonders des 
Priesters Udalrich, der dem Bischof sehr nahe gestanden und an seiner 
zweiten Reise nach Pommern Theil genommen hatte. Seine Erzählungen 
waren es, welche Ebo, wie H. von Zittwitz nachgewiesen hat, zunächst 
veranlagten, diese zweite Reise (1127), über welche es noch keine 
Aufzeichnung gab, zu beschreiben — sein drittes Buch, dessen Ein- 
gang mit seiner jetzigen Stellung nicht im Einklang ist. Erst später 
hat sich Ebo entschlossen, mit Benutzung der erwähnten und einiger 
anderer Quellen, der noch lebendigen üeberlieferung, und der Nach- 
richten, welche er von dem inzwischen verstorbenen Udalrich erhalten 
hatte, eine vollständige Biographie auszuarbeiten, in welcher schon 
der Tod des Wignand (1151) erwähnt wird. Es ist ihm die Verarbei- 
tung nicht eben sonderlich gelungen, aber durchweg erweist er sich 

^) Commendaüo pü OUanis, an&ngend Jerusalem m/pema^ MG. SS. 
XII, 910. 

') Quelle, Gew&hrsmann u. Alter der ältesten Lebensbeschreibung O. ▼. B. 
Dtss. HaL 1874. £<m Fragment in der Neunkirchener Handsehrift des Herbord, 
welches jeut abgedruckt ist bei Giesebrecht IV (2. Bearbeitung) S. 519—521. 
Auszug in der Chronik Ton Michelsberg des Abtes Andreas; daraus MG. SS. 
XII, 907 — 909 mit Auslassung* dessen, was auch bei Herbord steht. 

3) Ebonis V. Ott. c 16. 17. Bibl. V, 640_646. 

«) EbonU Vita OUonU ed. R. Koepke MG. SS. XU, 822 - 883. Mit be- 
beutenden Verbesserungen Jaffa, Bibl. V, 580 — 692. Reo. t. Wattenbach, 
Heidelb. Jahrbb. 1869 S. 592—594. Wie G. Haag geseigt hat, ist das feh- 
lende Cap. 17 mit der Au&&hlung der Ton Otto gestifteten Klöster heraustellen 
nach dem Stargarder Fragment und der deutschen Biographie des Abts An- 
dreas yon 1473. 



Otto Ton Bamberg und seine Biographen. J43 

als wahrheitsliebend und znverlftssig. Deshalb stand anch sein Werk 
mit Becht in hohem Ansehen, nnd wurde benutzt, um 1189 in Rom 
die Canonisation zu erwirken. Doch hat man sie, wie Jaff^ nachge- 
wiesen, zn diesem Zwecke überarbeitet, mn sie dem Geschmacks der 
Corie besser anzupassen. 

Eine bisher zu gering geschätzte Lebensbeschreibung Otto's ist 
von einem Prieflinger Mönch verfafst^). Qt. Haag hielt diese viel- 
mehr für die älteste, die von Ebo und von Herbord benutzt sei; seine 
Nachrichten verdankte er vorzüglich Otto's Dolmetsch Adalbert, dem 
ersten Bischof von Cammin, welcher 1140 in Bamberg gewesen ist. 
H. von Zittwitz hat jedoch die Umstände nachgewiesen, welche einer 
solchen Annahme entgegenstehen, und sucht die TJebereinstimmung 
gewisser Stellen vielmehr durch die Annahme jenes oben erwähnten 
Tagebuches zu erklären, welches nebst der Denkschrift alle drei Bio- 
graphen benutzten; diese habe er treu und viel vollständiger als Ebo 
wiedergegeben. Da er jenen Adalbert noch als lebend ei-wähnt, kann 
er nicht später als 1158 geschrieben haben, und auch er konnte noch 
aus der lebendigen üeberlieferung schöpfen, die jedoch schon sagenhaft 
geworden war. Ob er, wie G.Haag meint, auch der Verfasser der 
Vita Theogeri gewesen sei, hält Zittwitz für sehr unsicher. 

Auch in Michelsberg währte die Blüthezeit nicht lange. Gegen den 
kränklichen Abt Helmerich erhob sich lebhafte Unzufriedenheit, und nach- 
dem er 1160 zur Abdankung genöthigt war, wurde aus Admunt der neue 
Abtirmbert geholt. Besonders thätig finden wir dabei Herbord, der 
von auswärts kommend 1145 in Michelsberg Mönch geworden war, und in 
einer späteren Aufzeichnung Scholasticus genannt wird: ohne Zweifel 
mit Becht, denn er war im Besitz einer gründlichen granmiatischen 
Bildung, vermochte sein Werk mit Stellen aus Cicero*s Officien und 
- mit künstlichen Beden aufzuputzen, und trat weit anspruchsvoller auf 
als Ebo. Auch er schrieb ein Leben Otto's'), und benutzte dazu Ebo's 
Werk, aber ohne weder dieses noch Ebo's selbst je zu erwähnen, ob- 
gleich er in demselben Kloster lebte; denn Herbord schrieb 1158 und 
1159, Ebo aber ist am 16. Mai 1163 gestorben; am 27. Sept. 1168 
starb Herbord. Vielleicht gehörte Ebo zur Gegenpartei; vielleicht war 
auch nur Gelehrtenstolz die Ursache. Sehr künstlich kleidete Herbord 



^) Die sogen. Heiligenkreuser Biogpraphie, ed. Endlicher, Neue Pomm. Pro- 
Tinsialbl&uer IV, 312 — 363. Monachi Prießngenm Vita OUonis ed. Koepke 
MG. SS. XII, 883—903. 

*) Herbordi Dialagus de vita Ottonis ed. R. Koepke, MG. SS. XX, 697 
bis 769 u. Sep.- Abdruck: ed. Jaffö, BibL V, 693 — 835. Uebersetsung ron 
H&ns Prutz 1869. Vgl. Giesebr. IV, 393. 



144 IV. SaUer. { 25. Franken. { 26. Ekkehard. 

sein Werk in das Gewand eines Dialoges, in welchem er, der erst 
sechs Jahre nach Otto*8 Tod nach Bamberg gekommen war , sich bei 
der GedächtniTsfeier des Bischofs von zwei Zeitgenossen desselben, 
Thiemo und Sefrid, über diesen berichten läfst, nnd er hat in der That 
ein sehr ansprechendes nnd anmuthig zu lesendes Werk geschaffen. 
Allein an formaler Bildung weit höher stehend als Ebo, nimmt er es 
dagegen mit der Wahrheit weniger genau, nnd ist nur mit groCser 
Vorsicht zu benutzen. Jaff^ hat sein Verfahren aufgedeckt, vorzüglich 
eine ohne Zweifel absichtliche Entstellung des Verhaltens Otto*s in Be- 
ziehung auf die Investitur, und Zittwitz hat weitere Nachweise über 
seine ünzuverlässigkeit gegeben. Auch seinen vorgeblichen Documenten 
darf man nicht trauen. Er ist aber neben Ebo auch auf dessen Quellen 
zurückgegangen, üeberall erkennen wir den denkenden Mann, der sich 
nicht mit der einfachen Erzählung begnügt, sondern den Gründen 
der Dinge nachforscht, zuweilen mit bemerkenswerther Freiheit des 
ürtheils. 

Diese werthvollen Schriften waren früher nur unvollkommen be- 
kannt; man kannte sie vorzüglich nur aus der Compilation des Abtes 
Andreas von Michelsberg (1483— -1502), welche vonElempin undEoepke 
scharfsinnig zergliedert wurde. Da gelang es 1865 W. v. Giesebrecht, 
in der Münchener Bibliothek eine vollständige Handschrift von Her- 
bords Dialogus aufisufinden, und seitdem erst hat sich das Verhältnifs 
der beiden Werke klar und sicher erkennen lassen, was nun vorzüglich 
durch Jaffi6*s Verdienst geleistet, durch Haag und Zittwitz weiter ge- 
fordert ist. 

Herbords Dialog wurde in Bamberg bald nach 1189 in die Form 
einer einfachen Erzählung gebracht^), üeber die Ganonisation durch 
Clemens m, welche Abt Wolfram II 1189 erreichte, berichtet eine 
Schrift, welche von den Wundem an seinem Grabe meldet'). 

Von geringem Werth ist die erst 1281 mit Benutzung des Le- 
bens Otto's geschriebene Biographie Erminolds, des ersten Abtes 
von Priefling'). 



1) Anonymus Canüii^ Antt. Lectt II, 325 — 482. Acte SS. JuLI, 378 
bU 425. 

>) Miracula S. OUmis ed. Sollerius, Acta SS. Jul. I, 449—455: ed. Koepke 
HG. SS. XII, 911—916. Nur die Geschichte der CanonUatioii bei JaiFö, Bibl 
V, 836-841. 

*) Vita Ermdnoldi abb. Pnweningerms ed. J&iFö, MG. SS. XII, 480 
bis 500. 



145 



§ 26. Ekkehard. 

SUehardi Ursogienua Chronica ed. Waits, MO. SS. VI, 1—867. Archir VII, 469—609. 
Vgl. Waits in Sehmidto Zeitschrift II, 106. Giesebreebt III, 1040—1048. Unbe- 
nutste Handscbr. der Chronik bia 1185 in Venedig, lat. 398, welcher die Ann. Her- 
bipolenaea entbllt. 

Der Bischof Otto von Bamberg zeigte sich besonders eifrig in 
der Stiftung nener Klöster und in der Erneuerung und Beform älterer 
Stiftungen, theils nach der Hirschaner Begel des Abtes Wilhelm, theils 
nach der damals neu entstandenen und rasch verbreiteten Begel der 
Oistercienser. 

Im Jahre 1108 stiftete er nach Hirschaner Begel das Kloster 
Aura unweit Kissingen, und setzte hier als Abt den Ekkehard ein, 
welcher sein besonderes Vertrauen genofs. Zu seiner Chronik hat Ekke- 
hard, wie Waitz nachgewiesen hat, besonders Handschriften des Bam- 
berger Klosters Michelsberg benutzt, und es ist daher sehr wahrschein- 
lich, dafs er diesem vorher angehört hatte; er hat sich aber auch in 
Corvey aufgehalten und 1101 an einer Pilgerfahrt nach Jerusalem 
Theil genommeu. Von hier kehrte er über Born zurück; im Jahre 
1106 war er anwesend auf dem Concil zu Guastalla, und es scheint, 
dafs er in nahen Beziehungen zu Heinrich V gestanden hat. Nicht 
minder stand er auch dem Bischof Otto nahe und wurde von diesem, 
wie gesagt, im Jahre 1108 dem Kloster Aura an der fränkischen 
Saale als Abt vorgesetzt; hier ist er nach dem Jahre 1125 gestorben^). 

Schon gegen das Ende des elften Jahrhunderts war Ekkehard mit 
der Ausarbeitung einer grofsen Weltchronik beschäftigt. Den nächsten 
Anlals dazu gab ihm, wie es scheint, ein vermuthlich in Würzburg 
entstandenes Werk ähnlicher Art'), eine üeberarbeitung der schon 



^) N. Reininger, die Bened. Abtei Aura an der fr&nk. Saale und der Ge- 
schichtschreiber Ekkehardus (nur nach Waits), im Archir des bist. Vereins von 
Unterfranken XVI, (1863), Tgl. Sybels Zeitschr. VII, 678. Das Kloster hat 
nie yiel bedeutet oder geleistet. Ueber die Gründung des benachbarten Peters- 
klosters Herren- Aurach durch den Grafen Goswin Yon Stahleck g^ebt Auskunft 
die nicht unwichtige sagenhafte Vita HiUieguruUs^ deren Brautgut dazu ver- 
wandt wurde, Oefele 8. 626 — 628; vgl. Ussermann, Ep. Wirceb. p. 350. 420. 
Haupt, Zeitschr. VII, 302. Ueber die an Bosstall (Rofsthal) sieh knüpfende 
Sage Ton Herzog Ernst vgl. Dümmler in Haupts Zeitschr. XIV, 265 — 271, der 
sie auf Ludolf und Hersog Heinrich surüekffthrt 

>) Chronicon Wirziburgense^ ed. Waits, MG. SS. VI, 17 — 31, et p. 7. 8. 
Gott. Nachrichten 1857, S. 55 — 58. Jaffö un Archiv XI, 850—867. Schum, 
Die Jahrbücher des St. Albansklosters (1872) S. 123—127 sucht den Ursprung 
im Stephanskloster, und weist auf Abt Esso II (c 1097 — 1108), der „mnltorum 

Wattenbacb, Gesohlohtsqaellan IL 4. Aufl. 10 



146 I^- S^^- i^' Bkkehard. 

S. 38 erwähnten sog. Epitome Sangallensis, bereichert dnrch Excerpte 
UU8 anderen Quellen nnd Würzburger Localnachrichten ; besonders die 
Folge der Bischöfe von Wflrzbnrg ist überall mit grofser Genanigkeit 
eingetragen, aber anch manche andere Notiz, welche den Ursprung 
des Werkes selbst in Würzburg suchen läfst, yielleicht im Burchards- 
kloster, von wo ein Exemplar oder ein Auszug über Ilsenburg nach 
Bosenfeld kam (S. 70), in welchem auch die Namen der Aebte von 
St. Burchard verzeichnet waren. Das einzige uns erhaltene Exemplar 
dieser Chronik reicht nur bis zum Jahre 1057, und nur für die drei 
letzten Jahre lassen sich darin die Quellen nicht nachweisen. Da sich 
aber in den Annalen von St. Alban (S. 94) , von Ellwangen und von 
Bosenfeld, die daraus abgeleitet sind, und bei Ekkehard übereinstim- 
mende und zum Theil auch Würzburg betreffende Nachrichten bis zum 
Jahre 1100 finden, welche eine gemeinschaftliche Grundlage voraus- 
setzen lassen, so mufs man annehmen, daTs eine weitere Fortsetzung 
jener Chronik verloren ist. Auch ist in der uns erhaltenen Abschrift 
die Chronik verbunden mit einem Exemplar der Ekkehardischen Chronik, 
das mit dem Jahre 1057 beginnt, und da diese ausfOhrlicher war, lag 
kein Grund vor, auch den zweiten Theil des Werkes abzuschreiben. 
Sachlich wird uns dadurch schwerlich etwas entgangen sein, aber fOr 
die Kritik der abgeleiteten Werke wäre es wünschenswerth, das ge- 
meinsame Substrat kennen zu leinen. 

In der Zeitrechnung bedient sich der Würzburger Chronist wie 
Ekkehard der Begierungsjahre der Kaiser, indem er mit Begino schon 
bei Karl Martel zu den Franken übergeht. 

Diese Chronik also lernte Ekkehard kennen, und er hat sie in so 
umfassender Weise benutzt, dafs Waitz anfangs ihn selbst für den 
Verfasser hielt; später nahm er jedoch diese Ansicht zurück. So brauch- 
bar offenbar Ekkehard diese Unterlage gefunden hat, so wenig genügte 
ihm doch ein solcher chronologischer Leitfaden; er steckte sich ein 
höheres Ziel, indem er auch stofflich das ihm zugängliche geschicht- 
liche Material nicht nur ordnen, sondern in gedrängter Kürze so viel 
wie möglich aufnehmen wollte, um eine förmliche annalistische Welt- 
geschichte herzustellen. Für die ältere Greschichte war er mit Hülfs- 
mitteln gut versehen und hat dieselben mit dem gröfsten Fleifse ver- 
arbeitet. Die Chi'onik des EUeronymus mit der Fortsetzung des Prosper 
bildet natürlich die Grundlage; zur weiteren AdsfÜhrung benutzte er 
besonders Isidor, Beda, Orosius, Jordanis, den Josephus und die 
Historia miscella, die Langobardengeschichte des Paulus und die Gesta 

liborum auetor et dictator" genannt wird. Ueber eine leider nur bis 717 rei- 
chende Ueberarbeitang NA. III, 192. 



Ekkehardfl Chronik. 147 

Eraneorum^), Einhard, Widnkmd nebst den weniger bekannten Werken 
von Lindprand und Bicher, das Leben üdabichs von Augsbnrg nnd 
einige andere Werke; y(m da an aber gebrach es ihm an QueUen, 
nnd er mufste sich begnügen, die Würzburger Chronik auszuschreiben 
bis zu der Zeit, wo mündliche üeberlieferung') und seine eigene Kennt- 
nis ergänzend eintraten. Um so begieriger benutzte er später, schon 
bald nach 1106, die Gelegenheit, sein Werk zu bereichem durch die 
mittlerweile erschienene Chronik des Sigebert, welcher ihm an umfas- 
sender Belesenheit überlegen war, da ihm die seit langer Zeit gesam- 
melten Schätze der Lütticher Bibliotheken zu Gebote gestanden hatten, 
während er an Genauigkeit hinter Ekkehard zurückbleibt 

Im Jahre 1099 hatte Ekkehard bereits zum ersten Male das von 
ihm zusammengebrachte Material zu einer greisen Weltchronik (A) 
yerarbeitet; den Schlufs bildete die Geschichte des ersten Ereuzzuges, 
nebst wenigen kurzen Nachrichten von 1100 und 1101. Als er aber 
Ton seiner eigenen Pilgerfahrt zurückkehrte, fand er manches ungenü- 
gend; er arbeitete die Geschichte des Kreuzzuges ganz um und änderte 
auch sonst viel; zugleich fOhrte er die Geschichte weiter bis zum Jahre 
1106 (B). Früher kaiserlich gesinnt, war er jetzt der siegreichen 
päbstlichen Partei ganz ergeben und setzte grofse Hoffiiungen auf 
Heinrich V; in der ausführlichen Geschichte des letzten Jahres zeigt 
er sich sehr feindselig gegen den alten Kaiser. 

Sehr bald nachher hat er das Werk noch einmal überarbeitet und 
Yor dem Jahre 1106 mit einer Anrede an den neuen Künig veraehen, 
welche diesem das höchste Lob zollt. Li dieser Bearbeitung (D) finden 
sich schon zahlreiche Einschaltungen aus Sigeberts Chronik; eine Fort- 
setzung bis 1125 kann erst später hinzugefügt sein. 

Nach seiner Kaiserkrönung forderte nun Heinrich Y Ekkehard 
auf, eine Geschichte des römisch -fränkisohen Beiches seit Karl dem 
Groüsen zu yerfassen (Praef. p. 8). Dieser aber fand es passender, 
vom Ursprung der Franken zu beginnen (C). Die Hauptmasse des In- 
halts ist hier aus seiner Weltchronik herüber genommen, doch hat er 
wiederum vieles geändert. 

Endlich hat dann Ekkehard seine ganze Weltchronik noch einmal 
umgearbeitet (E); er theilte sie jetzt in fünf Bücher und widmete sie 
dem Abte Erkenbert von Conrey'). Davon enthält das erste Buch die 

^) Ueber den toh Ekkehard benutzten Anfang einer Bearbeitung derselben 
in einer Bamberger Handschrift s. oben I, 94 u. ygl. dasu auch NA. III, 194. 

') Dafs er sich durch diese in Bezug auf Rudolf t. Rheinfelden zu 1057 
hat irreftihren lassen, erweist 0. Orund, Die Wahl Budol& (1870) 8. 87—97. 

*) 8. 10. Dieser yeranUfste auch Rupert tou Deutz zu einem Commentar 
zu den sechs letzten Propheten, MG. SS. XII, 628. 

10» 



148 ^^' ^^er, § 26. Ekkehard. 

alte Geschichte von der Schöpfung bis zur Erbauung Borns, das zweite 
geht bis znr Grebnrt Christi, das dritte bis anf Karl den Grofsen, das 
vierte bis anf Heinrich Y, nnd das fünfte endlich enthält die Regierung 
dieses Kaisers, die in unsem Handschriften bis zum Jahre 1125 ge- 
führt ist, anfanglich aber schon früher abschlofs. 

Ekkehards Weltchronik ist die nmfassendste von allen. Er hat 
mit dem unermüdlichsten Fleifse den Stoff dazu zusammengebracht und 
verarbeitet Man erkennt darin allerdings die Qnelleh, ans denen er 
schöpfte und denen er gewissenhaft folgt, aber nirgends hat er in 
mechanischer, geistloser Weise compiliert, sondern alles der Form 
seines Werkes angepafst, und in der Auswahl wie in der Anordnung 
zeigt sich überall ein verständiger Sinn und Beherrschung des Stoffes. 
Die Chronologie steht natürlich auch ihm sehr hoch, und das Streben 
nach Genauigkeit in dieser Beziehung führte ihn schon zu kritischen 
Untersuchungen, wie z. B. über die ersten Päbste (S. 99), welche zu 
den besten Erwartungen berechtigten, wenn die Folgezeit diesen Weg 
der Forschung nicht verlassen hätte. Aber die chronologische An- 
ordnung ist doch Ekkhard nicht so sehr die Hauptsache wie Marian 
und Sigebert; er giebt auch den Stoff in reichster Fülle und verläfet 
deshalb die hergebrachte Form, die ihm zu enge Schranken zog. An- 
statt wie Hugo von Flavigny das annalistische Gerüste über alles Mals 
vollzupfropfen, sondert er vielmehr die beiden Bestandtheile und weifs 
die üebersichtlichkeit der Annalen mit einer zusammenhangenden Dar- 
stellung zu verbinden. Im allgemeinen folgt er der herrschenden Vor- 
stellung von den sechs Weltaltem und den grofsen Monarchieen, welche 
eine passende Gliederung des Stoffes gewährt; in diesen Bahmen 
schiebt er aber episodisch in ausführlicher Erzählung die Geschichte 
Alexanders des Grofsen in der seit alter Zeit verbreiteten und ge- 
glaubten fabelhaften Gestalt^), sowie die Yolksgeschichten der Gothen, 
Hunnen, Franken, Langobarden und Sachsen ein. Später jedoch er- 
schien ihm selbst diese Anordnung für die Einheit seines Werkes un- 
zweckmäfsig; er liefis daher diese Einschaltungen bei der letzten Be- 
arbeitung wieder fort nnd stellte sie in einem besonderen Buche mit 
dem Leben der Königin Mathilde zusammen'), so wie er gleichfalls 
die Geschichte des ersten Kreuzzuges aussonderte und abgesondert 
unter dem Namen des Hierosolymita herausgab, ein Werk, welches 
sich durch strenge Wahrheitsliebe und Nüchternheit vortheilhaft 

^) Di« von ihm dabei genannte barbara historia h&lt HoUzmann f&r 
das Gedieht des Pfaffen Lamprecht, s. oben S. 88. lieber seine Quelle, den 
Archipresb. Leo, s. Zacher, PseadocaUisthenes (1867) S. 110. 

») S. Archiv VII, 486. 



Ekkehftrds Chronik. 149 

Tor den früher erwähnten phantastischen Eenzzngsgeschichten aus- 
zeichnet ^). 

Anberdem aber falst Ekkehard anch bei jedem Kaiser die Be- 
gebenheiten seiner Zeit in einer übersichtlichen Darstellung zusammen 
und läTst dann erst die kurze Anordnung derselben nach den Begie- 
mngsjahren folgen. Bis zu Karls Kaiserkrönung behält er die Jahre 
der griechischen Kaiser bei, verbindet aber damit seit Pippin dem äl- 
teren die Jahre der Hausmeier und Könige aus dessen Gleschlechte. 

Besonders ausführlich behandelt er die Geschichte Karls des 
Grofsen, die wieder zu einer eigenen Episode angewachsen ist: auch 
hier folgt er nur den echten, zuverlässigen Quellen, und den damals 
schon immer mehr überhand nehmenden Fabeln tritt er ausdrücklich 
entgegen. Bei dieser Behandlung der ganzen Greschichte, welche nur 
bei Otto II, Otto m und Heinrich DI aus Mangel an Quellen dürftig 
wird, ist es auch nicht wie bei Hermann und Lambert unverhältniTs- 
mäfsig, wenn er die Geschichte seiner eigenen Zeit ausführlich erzählt, 
besonders die Geschichte Heinrichs Y, für welche er unsere Hauptquelle 
ist. Von gleichzeitigen Au&eichnungen benutzte er hier aufser Davids 
Werk (S. 77) die uns erhaltene, sehr einseitig päbstliche, aber sach- 
lich überaus wichtige Schrift über das Beimser Concil 1119 von Hesse, 
den Giesebrecht als Scholasticus zu Strafsburg nachgewiesen hat^). 

Dieser letzte Theil von Ekkehards Werk erfuhr bei den wieder- 
holten Bearbeitungen die gröfsten Umänderungen. Zuerst erscheint 
der Yerfasser entschieden kaiserlich gesinnt, wie ja auch Franken am 
festesten an Heinrich lY hielt. Aber der Kreuzzug und der Aufent- 
halt in Bom änderten Ekkehards Ansicht. Er nahm jetzt eifrig Partei 
für Heinrich Y, die Yorwürfe gegen die Päbste verschwinden aus seinem 
Werke, und dagegen wird jetzt Heinrich lY heftig getadelt. Als er. 
dann 1114 für Heinrich Y selbst seine Geschichte der Franken schrieb, 
nahm er eine mehr objective Haltung an; er lieCs die verletzenden 
Aeufserungen nach beiden Sichtungen fort, preist aber den Kaiser noch 
sehr in der Widmung; auf seine Auffassung der Yorgänge in Bom 
scheint die Darstellung des Hofhistoriographen David grofsen EinfluTs 
gehabt zu haben. Zuletzt aber als der Kampf des Kaisers mit dem 
Pabstthum von neuem entbrennt, wendet er sich ganz von ihm ab, 

^ ) Sybel , Der erste Kreuzcug S. 63 — 67 ; vgl. über den ron Ekkehard 
benutzten Brief der Kreuzfahrer oben S. 136. H. Hagenmejer, Forsch. XY, 
19—42 nimmt Benutzung der Gesta Dei an, die er in Jerusalem gelesen, nicht 
mit Sybel einer verlorenen Schrift. Von dems. Ausgabe mit sehr reichem Com- 
mentar, Tübingen 1877. 

') Hessanis relatio de concilio Rernerm ed. Wattenbach, MG. XII, 422 bis 
428. BibL V, 353-365 im Cod. Udalrici. Giesebr. UI, 1048. 



150 I^' QaMer. § 26. Ekkehard. $ 27. Böhmen. Polen. Unstern. 

und nach seinem Tode beschliefst er seine Chronik mit einem harten 
Urtheil über Heinrich V. 

Man kann diese Wandlungen verschieden ansehen; sie gehen pa- 
rallel mit dem Ueberwiegen der einen nnd der anderen Richtung in 
der Wirklichkeit, und es wird schwer sein nachzuweisen, dafs Ekke- 
hard sich nicht durch äubere G^ründe bestimmen liefs. Nothwendig 
ist aber eine solche Annahme nicht, und Ekkehard zeigt in dem 
übrigen Theile seines Werkes ein so redliches Streben nach Wahrheit, 
dafs man sich wohl hüten mufs, ihm unrecht zu thun. Denn wir 
können auch eben so gut in den Schwankungen seiner Auffassung 
einen Beweis und ein Beispiel davon erblicken, wie schwer es in der 
damaligen so aufserordentllch verwirrten Lage der Dinge werden 
mufste, eine entschiedene Ansicht zu gewinnen und dieselbe festzu- 
halten. 

Ekkehards Weltchronik dürfen wir wohl unbedingt für das voll- 
endetste Werk dieser Art erklären. Die Sprache ist rein und einfach, 
die Erzählung klar nnd übersichtlich, die Auffassung verständig und 
gemäCsigt. Dem Bedür&ifs nach dieser Form der Darstellung war nun 
vollständig genügt; niemand konnte sich versucht fühlen, noch eine 
Chronik dieser Art zu schreiben. Dagegen trat jetzt, nachdem der 
gesammte Stoff der Weltgeschichte geläutert und übersichtlich vorlag, 
die weitere Aufgabe ein, dieselbe auch innerlich zu durchdringen und 
philosophisch durchzuarbeiten. Daran versuchte sich Otto von Freising. 
Andererseits bedurfte man kürzerer Compendien für den Handgebrauch, 
oder auch einer noch größeren Fülle des Stoffes ; es entstanden massen- 
hafte Compilationen, in denen auf jede künstlerische Beherrschung, 
sowie auf kritische Sichtung des Stoffes verzichtet wurde, und daneben 
Handbücher, unter denen endlich das Werk Martins von Troppau fa^t 
allein den Platz behauptete. Aus dieser Zeit ist noch eine sehr zu- 
sammengedrängte und sehr mangelhafte Kaisergeschichte bis auf Hein- 
rich y zu erwähnen^), in welcher nur das Eindringen der Fabel bei 
Karl dem Grofsen und die Lobpreisung der Barmherzigkeit Hein- 
richs IV, des Vollenders des Speierer Domes, bemerkenswmiih sind. 
Von Andreas von Begensburg benutzt, hat dieser schlechte Führer 
noch in der Zeit des beginnenden Humanismus Peter Luder als ein- 
zige Quelle gedient*). 

^) Francorum (besser Romanorum) mperatomm Mstoria bremwna ed. 
Koepke, SS. X, 186. Auch in einem Epigramm aus Laach heifst es nach der 
Beseichnung des Todestages, 7. Aug. 1 106 : nobis cum, bone Caesar, obis. Ans. 
d. Qerm. Mus. XVI, 41. 

*) Zeitsohr. f. Qesch. d. Oberrheins XXIII, 24. 



EkkebATcL Böhmen. J5X 

Noch zu Ekkehards Lebzeiten wurde sein Werk in zahlreichen 
Handschriften verbreitet^); es bildete lange Zeit für einen groben 
Theil, namentlich fftr den Norden Dentschlands die Grundlage aller 
geschichtlichen Kenntnifs, wie Sigebert fOr den Nordwesten nnd Her- 
mann der Lahme f&r den Süden. Anch an sein Werk schlössen sich 
Fortsetzungen an, die Erfurter und Würzburger Annalen, die Ursperger 
Chronik. Andere, wie der sächsische Annalist, der Poehlder und 
Magdeburger Chronograph, Albert von Stade, der Coelner Annalist, 
überarbeiteten auch Ekkehards Werk und führten es weiter. 

Ueber diesen Verhüllungen vergafe man allmählich des ursprüng- 
lichen Werkes, und namentlich hat mau lange Zeit die ürsperger 
Chronik, nachdem sie schon 1515 gedruckt war, benutzt, ohne zu be- 
achten, daüs der ganze ältere Theil ein anderes selbständiges Werk 
war. Es ist das Verdienst von Waitz, dieses Verhältnifs zuerst ge- 
hörig ins Licht gestellt, die Werke Ekkehards genau geprüft und end- 
lich nach den zahlreich vorhandenen Handschriften die erste kritische 
Ausgabe seiner Chronik mit den Varianten der verschiedenen Bear- 
beitungen gegeben zu haben. 

Schon oben S. 33 haben wir der Paderborner Annalen ge- 
dacht, welche als reichsgeschichtliche Aufzeichnung aus Heinrichs V 
Zeit neben Ekkehard zu nennen sind. Dazu treten die in leider nicht 
minder mangelhafter Weise überlieferten Erfurter Annalen, auf 
welche wir später zurückkommen werden. 

§ 27. Böhmen. Polen. Ungern. 

Die Nachbarländer des deutschen Beiches gegen Osten kommen 
bis auf die Zeit der fränkischen Kaiser fast nur als Objecto der Mis- 
sion und der Bekämpfung mit den Waffen in Betracht. Nach und 
nach aber werden, sie hineingezogen in den Kreis der Kirche und der 
gelehrten Bildung und beginnen auch an der geschichtlichen Litteratur 
selbstthätig Theil zu nehmen. Am frühesten kam Böhmen in Ver- 
bindung mit dem Beiche und der Kirche. Die schon erwähnten Le- 
genden vom Herzog Wenzel, dem ersten böhmischen Märtyrer, vom 
Bischof Adalbert, von Günther, dem Eremiten im Nordwalde, berühren 
Böhmen, aber sie sind von Fremden aufgezeichnet. Im Lande selbst 
konnte die lateinisch -kirchliche Litteratur erst später Wurzel schlagen. 
Aus dem mährischen Beiche war einst auch hierher die slavische Li- 
turgie gedrungen, und wiewohl sie frühzeitig von den fränkischen Mis- 

^) Darunter hat sich ein Autographon ron B in Jena erhalten. Dieses 
sowohl wie die Handschrift Ton C in Cambridge enthalten Zeiehnungen» von 
denen die Sehriftta&ln bei der Ausgabe eine VorsteUang geben. 



152 ^^* Salier, f 27. Böhmen. Polen. Ungern. 

sionaren anterdrückt und endlich yertilgt wnrde, hatten sich doch, ^e 
es scheint, anch hier schon Anfänge einer Legenden- Litteratnr in der 
Landessprache entwickelt Das lehrt uns die yon Wostokow entdeckte 
nnd 1827 pnhlicirte Legende vom heiligen Wenzel in der alt- 
slavischen Eirchensprache, welche nach der Ansicht der höhmischen 
Geehrten dnrch die Eigenthümlichkeiten der Sprache ihren höhmischen 
Ursprung noch deutlich anzeigt. Ist es nun gleich nicht völlig un- 
zweifelhaft, daÜB die Legende ursprünglich m slayischer Spi*ache ver- 
fafst ist, dafs uns nicht eine Uehersetzung vorliegt, so sprechen doch 
fOr die erstere Annahme gewichtige Gründe, und es erklärt sich daraus 
am einfachsten, weshalh diese Legende sich gerade in russischen Le- 
gendarien erhielt, während sie in Böhmen seihst durch Gumpolds Werk 
verdrängt wurde; es finden sich jedoch Spuren von ihr auch in den 
späteren höhmischen Legenden. Geschrieben ist sie nicht lange nach 
dem Tode des Heiligen und vielleicht durch die Translation von 938 
veranlaCst^). 

Cosmas erzählt zum Jahre 894 die Taufe des Herzogs Boriwoy 
durch Methodius, lehnt es aber ab, umständlicher davon zu berichten, 
weil darüber schon an anderen Orten ausreichendes zu finden sei, in 
dem Privilegium Moraviensis ecclesiae, im Epüogus ejttsdem terrae 
atque Bohemiae und in der Legende vom heiligen Wenzel. Nun enthalt 
jedoch diese letztere, wie sie uns vorliegt, gar nichts davon; von den 
beiden anderen Schriften ist uns sonst nichts bekannt. Es ist daher 
unmöglich, über ihre Beschafifenheit und Glaubwürdigkeit ein begründetes 
ürtheil zu gewinnen*). 

Vielleicht im elften Jahrhundert begann man auch an der Prager 
Kirche Annalen zu schreiben, welche vom Jahre 997 an zuverlässig, 
wenn auch nicht frei von Fehlem sind; die wenigen Zahlen aus der 
fitlheren böhmischen Geschichte von 894 bis 968 wurden nach einer 
trügerischen Berechnung ergänzt und sind ohne Ausnahme falsch. 
Auch weiterhin sind diese Annalen ziemlich unbedeutend und nicht 

^) Böhm. Uebersetzong Ton Hanka im Casopis Cesköho Museum IV, 453 
bis 462. Urtext mit lat. Uebers. nebst einer zweiten kürzeren Legende, von 
Miklosich, Slav. Bibliothek II, 270 — 281. Anmerkungen sollen sp&ter folgen. 
Mit böhm. Uebersetzung, Fontes Remm Boh. (Pr. 1872) I, 127—134. Deutsche 
Uebers. bei Wattenbach, Die slav. Liturgie in Böhmen, Abhandlungen der phiL 
bist. Qesellschaft in Breslau I, 203 — 240. Besonderer Abdruck Breslau 1858. 
Vgl. auch Büdinger, Zur Kritik altböhm. Qeschichte, Zeitschr. ftlr die österr. 
Gymnasien 1857, Heft VII. Besonderer Abdruck Wien 1857. 

*) Ganz verwerfend äulsert sich £. Dümmler, De Bohemiae Condicione 
Carolis imperantibus (Lips. 1854) p. 19. Zeleny, De religionis christianae in 
Bohemia prinoipiis, im Progr. des Prager Staatsgymnasiums 1855, 4. S. 5 ver- 
teidigt sie dagegen. 



Legenden aus Böhmen. Cosmas. |53 

gerade immer gleichzeitig aufgezeichnet. Fortgesetzt his 1193 mid am 
An&ng yermischt mit der oben S. 90 bezeichneten Mainzer Compila- 
tion, wurden sie eingetragen in eine Handschrift, welche von älterer 
Hand knrze Annalen des italienischen Klosters La Cava enthält, ond 
nur in dieser Gestalt haben sie sich erhalten^). 

Im Anfange des zwölften Jahrhunderts aber erhielt Böhmen eine 
eigene Landesgeschichte von einem Eingeborenen, Cosmas, einem 
Slayen, wie es scheint von polnischer Abkunft, denn er war nach seiner 
eigenen Angabe der Urenkel eines Priesters, der 1089 mit anderen 
edlen Polen ge&ngen nach Böhmen geführt wurde'). Wenige Jahre 
später mufs Cosmas geboren sein, da er, der im Jahre 1125 gestorben 
ist, sich selbst einmal einen achtzigjährigen Greis nennt. Zum Geist- 
lichen bestimmt, erhielt er seine Unterweisung anfangs auf der Prager 
Schule, welche er, obgleich schon nahe an 30 Jahre alt, noch im Jahre 
1074 besuchte. Dann') begab er sich aber nach Lüttich und bildete 
sich hier weiter aus unter der Anleitung des Franco, dem er noch in 
seinem hohen Alter ein dankbares Andenken bewahrte. Die damals 
gangbaren Classiker studirte er fleilsig, und sein Werk zeigt, dafs er 
in ihren Schriften wohl belesen war. Zugleich hat er aber den ge- 
suchten und pretiösen Stil der älteren Lütticher Schule angenommen; 
er theilt auch in hohem Grade die damals häufige Liebhaberei, einzelne 
Verse einzumischen und die Prosa selbst durch ähnlich auslautenden 
Schlufs der Satztheile gereimter Dichtung ähnlich zu machen. Nach 
seiner Bückkehr trat Cosmas, der von ansehnlicher Familie gewesen 
sein mufs, in nähere Beziehung zu den Prager Bischöfen und wurde 
auch zu öffentlichen Geschäften gebraucht; verschiedene Beisen gaben 
ihm Gelegenheit, seine Kenntnisse und Anschauungen zu erweitem. So 
begleitete er im Jahre 1086 den Bischof Gtobhard zu der Mainzer 

^) Annales Pragens€8 ed. Peru, MG. SS. 111, 119— 121, Fonit. Boh. II, 
376 — 380; TgL Koepke IX, 10, der sie fQr Excerpte aus Cosmas u. a. h&lt, 
Wattenbach a. a. 0. S. 223. Ueber die Handschrift NA. III, 194. Unbedeu- 
tende Ann. Prag. 725 — 1163, die aber mehr Excerpte als wirkliche Annalen 
sind, ed. Stumpf in Miklosicb SlaT. Bibl. II, 301; wiederholt Fontt. Boh. II, 
380-382. 

*) Komarek, Die poln. Colonie der Hedcanö in Böhmen, Abb. d. k. bohm. 
Oea. d. W. VI, 2 (1869). Vermuthlieh aus Tomehmem Geschlecht, das von der 
Borg Gdec, jetzt Giecx unweit Onesen stammte. 

*) Oder yielleicht schon vorher; es fehlt ganz an festen Haltepunkten f&r 
die Zeit seines Lütticher Aufenthaltes. Auch nach Prag war schon frflh ein 
Lütticher Lehrer, der berühmte Hubald, gekommen (I, 308) unter B. Balderich 
(1008—1018). Nach Tiniec bei Krakan sollen 1050 durch Kasimir Lütticher 
Mönche gekommen sein, Chron. Pol. ap. Stenzel, SS. Rer. Siles. I, 11. Fran- 
zösische Mönche kamen sehr zahlreich in polnische Klöster und blieben in 
lebhafter Verbindung mit dem Mutterland. 



154 I^- Salier. { 27. Bdhmen. Polen. Ungorn. 

Synode, auf welcher Heinrich lY den Herzog Wratialaw zum KOnig 
Ton Böhmen erhob ; 1092 war er mit den Bischöfen Cosmas von Prag 
und Andreas von Olmfltz in Italien nnd 1094 mit denselben in Mainz; 
1097 begleitete er den Bischof Hermann nach Gran, wo beide von 
dem Erzbischof Seraphim zn Priestern geweiht wurden. In Böhmen 
hatten die Decrete gegen die Priesterehe keinen Eingang gefanden, 
und Cosmas war, was er in seiner Chronik ganz unbefangen erw&hnt, 
verheirathet und Familienvater ^); seiner Frau widmet er einen treuen 
und zärtlichen Nachruf. Er starb als Decaa der Prager Kirche am 
21. October 1125. 

Erst in den letzten Jahren seines Lebens begann Cosmas die Aus- 
arbeitung des Werkes, welches ihm als dem Vater der böhmischen Ge- 
schichte einen unsterblichen Namen gesichert hat Es ist eine rechte 
Volksgeschichte nach der Art des Paulus und des Widukind. Auch er 
schöpft für die ältere Zeit aus Sagen und Märchen, und wenn man 
auch schon früh die augenscheinlichsten Fabeln verworfen hat, so ist 
doch noch bis auf die neueste Zeit seine Aufassung und Darstellung 
der böhmischen Vorzeit herrschend geblieben, obgleich sie der wahren 
Geschichte so wenig entspricht, wie die meisten Darstellungen welche 
auf ähnlichem Grunde beruhen^). Dafs es ihm an schriftlichen Hülfs- 
mitteln gebrach, sagt Cosmas selbst; er habe keine Chronik finden 
können, darum gebe er die Erzählungen des Volkes, wie er sie gehört 
habe und ohne Zeitbestimmung; erst von 894 an tritt er zuversicht- 
licher auf und giebt Jahreszahlen an, aber auch hier noch so unrichtig 
und fehlerhaft, dafs man den Mangel brauchbarer Annalen fDr die 
ältere Zeit deutlich genug erkennt^). Nur einzebe eben so dürftige 
wie ungenaue Anmerkungen, die mit den Prager Annalen übereinstim- 
men, scheinen ihm vorgelegen zu haben; für das elfte Jahrhundert 
standen ihm wohl schon etwas bessere Hülfsmittel zu Gebote.* 

Hätte aber Cosmas sich schon in Lüttich ernstlich mit der böh- 
mischen Geschichte beschäftigt, so hätte er dort bessere Hül£smittel 
für die Zeiten des neunten und zehnten Jahrhunderts finden können; 



^) Palackj Dejiny Ceakä I, 2, 9 bat nachgewiesen, dafs sein Sohn Hein- 
rieh der sp&ter berühmte fiiachof Heinrieh Zdik Ton OlmQU (1126 — 1160) ge- 
wesen ist; TgL Koepke p. 4 n. 22. Diesem widmete Fretellus sein Beisebueh 
nach dem h. Land, W. A. Neumann, Drei Pilgerschriften 8. 5 (Vierteliahrssohrift 
f. kath. TheoL VII, 3. Heft). 

*) Nachgewiesen y. Dümmler: De Bohemiae oondicione Carolis imperanti- 
bus, Lips. 1854. 

*) Sowohl die Zahl 894 ftir die Taufe Borirois als 929 ft\r den Tod 
Wenzels, beide falsch, stimmen mit den Prager Annalen überein ; die Zahl 929 
hat auch die altalarische Legende. 



CoBflMtt Ton Prag. 255 

Thietmars Chronik, die in Lttttich §^efeblt zn haben scheint, nnd gewils 
noch manche andere branchbare QneUe h&Ue er in den benachbarten 
g&chflischen nnd fr&nkischen Bisthtimem einsehen können, was ihm frei- 
lich dnrch die politischen Verhältnisse erschwert wnrde. Aber ernste 
nnd mtQievoUe Forschung war überhaupt weniger seine Sache, als 
▼ielmehr die behagliche nnd breite Erzählung; auch die wenigen Bficher, 
welche er zur Hand hatte, wie die Legenden von Wenzel, Adalbert, 
üdalrich, benutzte er wenig, und obgleich er einige Urkunden in seine 
Chronik aufgenommen hat, so ist doch nicht zu bezweifeln, daCs bei 
genauerer Untersuchung das Archiv der Prager Kirche ihm einen festeren 
chronologischen Anhalt und reichlichere Ausbeute gewährt haben müTste. 
Es machte ihm offenbar mehr Vergnügen, selber nach den Regeln der 
Kunst schöne Beden zu yerfertigen, mit welchen man so gern nach 
Sallusts Vorbilde die Geschichtsbücher schmückte; und was schon von 
anderen mit dem Schmuck der Bede versehen war, wie die Geschichten 
von Wenzel und Adalbert, das lehnte er ausdrücklich ab, noch einmal zu 
behandeln. Am meisten hat er die Chronik des Begino und deren Fort- 
setzung benutzt und daraus einige Nachrichten in annalistischer Form 
ausgeschrieben, wie er denn überhaupt in seltsamer Weise schwankt 
zwischen dieser Form und der ungefesselten Erzählung, welche doch 
immer gleich wieder die Oberhand gewinnt. Ganze Beihen von Jahres- 
zahlen unterbrechen hin und wieder den Text, ohne dafs etwas dazu 
angemerkt wäre; dann folgt wieder ein längerer Abschnitt, der nicht 
immer zu der Jahreszahl gehört, bei welcher er steht Die erste An- 
lage des Werkes von 894 an war offenbar streng annalistisch; er mag, 
wie das z. B. in der Beichersperger Chronik deutlich vor Augen liegt, 
eine geräumig eingerichtete Handschrift mit den Jahreszahlen in fort- 
laufender Beihe und einzelnen Eintragungen zu Grunde gelegt und 
dazu andere kurze Notizen nachgetragen haben. Dann aber fftgte er 
seine umständlicheren Erzählungen ein, wo sich ein Anlafs bot, oder 
auch nur wo der Baum dazu einlud. Vielleicht erst die Abschreiber 
machten hieraus ein scheinbar zusammenhängendes Werk, in dem nun 
die leeren Jahreszahlen als störende Unterbrechung erscheinen. 

'Bis zum Jahre 1038, zur Begierung des Herzogs Bracizlaus (Bfe- 
tislaw), der dem böhmischen Staate neuen Glanz verlieh, reicht das 
erste Buch, welches Cosmas dem Erzpriester Gervasius widmete. Von 
hier an berufk er sich ausdrücklich schon auf seine eigene Erfahrung 
und die Mittheilnngen von Augenzeugen, das zweite Buch, dem Abte 
Clemens von Brzewnow gewidmet, reicht bis auf Bracislaus II bis 1092 
und enthält eine grobe Fülle unschätzbarer Mittheilungen. An Ge^ 
nauigkeit fehlt es auch hier, und wie überhaupt der Verfiasser gern 



156 I^- Salier. § 27. Böhmen. Polen, ungern. 

sich gehen labt, so tritt hier Parteilichkeit f&r die Prager Bischöfe 
und Ahneignng gegen die Deutschen lebhaft hervor. 

Eine ganz nnbefftngene Erz&hlung wird man von einem Manne 
in Gosmas Stellang, denn er war mittlerweile Decan geworden, nicht 
erwarten. Er hatte vielerlei Bücksichten zu nehmen, was sich noch 
viel stärker in dem dritten Bnche bemerkbar macht. Dieses führte er 
bis znm Jahre seines Todes nnd übersandte es mit den beiden vor- 
hergehenden Büchern dem Probste Severas von Melnik. Er bittet diesen 
freilich, die Gabe, von der er sehr bescheiden spricht, ganz allein für 
sich zu behalten, allein das war nur eine nicht seltene Bedeweise, die 
man nicht buchstäblich nehmen darf. Es blieb im Mittelalter so wenig 
wie jetzt verborgen, wenn ein angesehener Mann die Geschichte seiner 
Zeit schrieb; Abschriften waren sehr gesucht und verbreiteten sich 
rasch, die Grofsen des Landes aber achteten mit ängstlicher Eifersucht 
darauf, was über sie geschrieben wurde. Cosmas gedenkt dieser Ge- 
fahren mehr als einmal und hat im letzten Buche so viel zu verschwei- 
gen, dafs seine Geschichte hier fast mager wird und die anmuthige 
FüUe der früheren Abschnitte verliert. Zugleich beweist er aber eben 
dadurch, dafs er schweigt, wo er nicht ofifen reden darf oder mag, seine 
Wahrheitsliebe, und absichtliche Entstellung liegt ihm fem. Man ge- 
winnt den alten Herrn mit seiner etwas pedantischen Gelehrsamkeit, 
seiner Geschwätzigkeit und Vorsicht lieb, wenn man sein Werk liest, 
man mufs seine wackere und wohlwollende Gesinnung achten und fühlt 
sich so wenig wie bei Widukind berechtigt, den Vater der böhmischen 
Geschichte nach den strengen Begeln höherer historischer Kunst zu 
beurtheilen. 

Von Anfang an wurde das Werk des Cosmas sehr hoch geachtet; 
es bildete die unveränderliche Grundlage für alle späteren Chronisten. 
Ein Wissehrader Domherr fügte eine Fortsetzung bis zum Jahre 
1142 hinzu, ein Mönch von Sazawa bereicherte auch die Chronik 
des Cosmas mit Zusätzen aus den Hersfelder Aninalen und mündlicher 
üeberlieferung und setzte sie fort bis 1162. Andere knüpften weitere 
Fortsetzungen an. Um die kritische Bearbeitung der Texte haben sich 
besonders in Böhmen Pelzel und Dobrowskj verdient gemacht, dann 
Palacky in seiner Würdigung der alten böhmischen Geschichtschreiber, 
Prag 1830. Zuletzt hat B. Eöpke mit umfassendster Benutzung aller 
ihm bekannten Hülfsmittel die ursprüngliche Chronik nebst den Fort- 
setzungen bis 1283 herausgegeben, doch konnte er die Lesearten der 
wichtigen Budweifser Handschrift erst im Anhang mittheilen, und da 
seitdem noch eine zweite Handschrift bekannt geworden ist, wird 



Gosmas und seine Fortaetzer. Polen. X57 

eine neae handliche Ausgabe nm so mehr za einem dringenden Be- 
dürfoifs *). 

In das Ende dieses Zeitraums fallen auch die An&nge der 
Hradischer Annalen, von welchen im folgenden Abschnitte die 
Bede sein wird. 

Schon etwas früher als die Böhmen erhielten auch die Polen, 
nachdem bereits ein Jahrhundert früher in Gnesen die Legende von 
S. Adalbert aufgezeichnet war (I, 287), ihre erste Chronik, die aber 
von einem Fremden geschrieben ist. Man nannte ihn friüier Mar- 
tinus Gallus, aber ohne hinreichenden Grund, und er scheint eher ein 
Italiener gewesen zu sein, der am Hofe Boleslaus ni lebte, yermuthlich 
dessen Caplan war. Diesen Boleslaus, einen tapferen und kühnen Kriegs- 
beiden zu feiern, ist seine Absicht, und wenn er auch im ersten Buche 
die Vorgeschichte der Polen nach den Erzählungen, die er gehört 
hatte, mittheilt, so fafet er sich hier doch ziemlich kurz und widmet 
dagegen dem Leben des Boleslaus bis zu dessen 28. Jahre allein zwei 
Bücher, welche er bis zum Jahre 1113 fortführte. Gewidmet ist das 
Werk den polnischen Bischöfen, von welchen Maurus von Erakau 
(1109— U 18) und Syroslaw von Breslau (1112—1130) chronologisch 
gesichert sind*), und dem Kanzler Michael, welchem der Verfasser 
einen Hauptantheil daran zuweist. Dafs er kein unbefangener Zeuge 
ist und die dunkleren Seiten im Leben seines Helden nur leicht berührt, 
bedarf wohl kaum einer Erwähnung. Seine Sprache ist in hohem Grade 
schwülstig und fast durchgehends rhythmisch gereimt'). 

Schon viel früher hatte man in Krakau mit der Aufzeichnung 
YonAnnalen begonnen, welche erst kürzlich bekannt geworden sind; 
sie schliefsen sich an eine wahrscheinlich ans Mainz gekommene, bis 
1012 kenntliche Unterlage (S. 90). Auch hier aber scheint, was uns 
ja leider öfter begegnet, die ursprüngliche reichere Fassung verloren 
zu sein; ein Chaos verschiedener Auszüge, Ableitungen und Fort- 



^) Cosmae Chronica Boemorum ed. Koepke, MG. SS. IX, 1 — 209 (daraus 
Migne CLXVI) vgl. p. 843 — 846. Handschrift mit den Fortsetzungen (ausg. 
Cant. Sazaw, u. Weneeslai regis kistoria) saec. X V. in Donaueschingen, mit Peter 
von Zittau, s. das Verzeichnifs von Barack S. 481; benutzt in der neuen Aus- 
gabe, Fontt. Boh. n mit böhm. Vorrede und Uebersetzung; die Varianten sollen 
unerheblich sein. Vgl. L. Giesebrecht, Wendische Geschichten III, 327 ff. und 
über den deutschon Leis S. 50, Müllenhoff u. Scherer S. 53 u. 366. Benutzung 
durch den Florentiner Minoriten Fontes IV, 669. 

*) Die alte Fabel von dem 1109 gestorbenen Bischof Paul von Kruschwitt 
hatte ZeiTsberg nicht wiederholen sollen. 

') Chronicae Eohnorvm^ edd. Szlachtowski et Koepke, MG. SS. IX, 418 
bis 478 (daraus Migne CLKl). Bielowski I, 379 — 484. Vgl. L. Giesebrecht, 
Wendische Geschichten III, 325 ff. Zeifsberg S. 26—30. 



158 '^- 8<^«r- §^7. Böhmen. Polen. Ungern. 

Setzungen ist vorhanden, auf welches näher einzugehen wir uns sparen 
können^). 

Das Leben des Bischofs Stanislaus von Krakau, der 1079 yon 
Boleslaus n erschlagen wurde, ist erst bei (Gelegenheit seiner Canonisation 
1253 auf den Wunsch des Bischofs Prandotha von Vincentius, einem 
Dominicaner, yer&lÜBt, enthält aber einige eigenthümliche Nachrichten*). 

Ungern erhielt auch jetzt noch keine Chronik. Der König Stephan 
rief eine Menge fremder Geistlicher ins Land, die einige Keime der 
Bildung legten, aber zu schriftstellerischer Thätigkeit doch noch nicht 
Mufse fanden, auch wohl dem Volke und seiner heidnischen Vorzeit 
noch zu fem und feindlich waren, um an die Aufiseichnung der Ge- 
schichte zu denken. Der Bischof Maurus yon Fünfkirchen schrieb 
die Legende der Einsiedler Zoerard oder Andreas und Benedict, 
die aber kaum einen geschichtlichen Werth hat'). Vielleicht der aus- 
gezeichnetste und bedeutendste unter den Männern, welche König Stephan 
bei der Einführung der christlichen Kirche in seinem Lande zur Seite 
standen, war der Bischof Gerhard von Csanad, em geborener Ita- 
liener, der 1046 bei dem Siege des Heidenthums als Märtyrer starb, 
der Verfasser jener merkwürdigen Unterweisung, welche König Stephan 
ftür seinen Sohn Emerich yerfassen liefs. Wir haben über diesen Mann 
eine ausführliche Legende*) mit sehr anschaulichen und lebendigen 
Schilderungen und Erzählungen aus jener ersten Zeit des Christenthums 
und der Kämpfe mit dem noch einmal sich ermannenden Heidenthum, 
aber sie ist erst nach dem Jahre 1381 geschrieben, und so auifallend 
auch die reiche Fülle des Stoffes und die sehr individuelle Auffassung 
nach so langer Zeit erscheint, lälst sich doch keine ältere schriftliche 
Quelle nachweisen mit Ausnahme der kurzen Lectionen aus dem Offi- 
cium des Heiligen'). 

^) Annales Pblonormi^ edd. R. Roepell et W. Arndt, MG. SS. XIX, 574 
bis 689 ; vgl. Zeifsberg S. 30 — 48, u. 423 f. über die neue Ausgabe von Bie- 
lowski, Vol. II. Ferner: Polnische Annalen bis zum Anfang des 14. Jahr- 
hunderts. Von Dr. Stanislaw Smolka, Lemberg 1873 

*) Gedr. in Martini Galli Chronicon rec. Bandtkie, Vars. 1824; vgl. Zeifsberg 
S. 83—90. 

>) Acta SS. ZoerarcU et Benedicti ed. Cuper, Aeta SS. JuL IV, 336. 
Endlicher, Rerum Hungaricarum Monumenta Arpadiana p. 134 — 138. Die Ge- 
schichte der Ungr. Litteratur im Mittelalter von Dr. Franz Toldy, ftbersetit von 
Kolbenheyer, Pest 1865, ist leider f)ir die Altere Zeit ganz unbrauchbar. 

*) Endlicher ib. p. 205 — 234. Erste Ausgabe in der Eist. epp. Chana- 
densium von Batthyany, 1790, 4. Büdinger, Oesterreichische Geschichte, I, 424 
weist eine Menge von geschichtlichen Verstöisen und anderen Spuren sp&ter 
Abfassung nach. 

.») EndUcher p. 202. Mab. VI, 1, 550 ed. Ven. Aeta SS. Sept. VI, 722, 
und andere ib. p. 726. 



Ungrisohe Legenden. Belae notarias. ]^59 

AnthentiBcher aber dfirftiger sind die Legenden vom h. Stephan^), 
die jedoch auch erst lange nach dem Tode des Königs yerfafst worden. 
Ln Jahre 1083 nättiüch, als sich in Ungern Salomo, Heinrichs lY 
Sdiwager und Verbflndeter, nnd Ladislans bekämpften, nnd von Rom 
ans alles aufgeboten wurde, um die kirchliche Gesinnung im Lande zu 
stärken, da yerordnete Gregor auch die feierliche Erhebung der ersten 
Glaubensboten und Blutzeugen, und erst durch diese Erhebung wurde 
die Abfassung der Legenden veranlafst. Beide sind namenlos und un- 
abhängig Yon einander. Die eine kleinere ist einfacher xmd hat ein 
ursprünglicheres Ansehen, während in der gröfseren die Phrase schon 
mehr Baum gewinnt. Beide hat auf König Colomans Wunsch ein Bi- 
schof Hartwich, vielleicht von Begensburg (1105—1126), mit ein- 
ander verbunden, ein arger Plagiator, wenn nicht vielleicht er selbst 
auch der Verfasser jener gröfseren Legende gewesen ist, mit welcher 
er nun die kleinere verschmolz, unter den wenigen anderen Zuthaten 
ist besonders die Stelle über die vom Pabst Silvester gesandte Krone 
bemerkenswerth, welche später von dem Kroaten Levakowitsch zur 
Verfertigung einer angeblichen Bulle dieses Pabstes benutzt wurde. 

Sehr späten Ursprunges, aus der zweiten Hälfte des dreizehnten 
Jahrhunderts, ist, wie B. Boesler jetzt ganz überzeugend nachgewiesen 
hat'), die Chronik eines ungenannten Verfassers, der sich als des 
Königs Bela Notar, Magister P. bezeichnet'), über die früheste 
Geschichte der Ungern, ihre Einwanderung und die Zeit der ersten 
Kriege mit dem Abendlande bis auf König Stephan. Dieser Bericht, 
zum Theil mit Benutzung der Chronik des Begino nebst ihrer Fort- 
setzung verfafst, ist nicht nur ganz fabelhaft, sondern auch absichtlich 
entstellt, um der einfachen Thatsache der Eroberung eine vorgebliche 
rechtlich begründete Besitznahme des Landes unterzuschieben und 

^) Vüa Stepham regis üngariae ed. YTattenbach, MG. SS. XI, 222—242. 
Auch bei Endlicher, Mon. Arp. p. 139 — 192. Die ursprünglichen Legenden 
gab zaerst 1781 Mancini heraus; Hartwigs Werk Stilting, Acta SS. Sept. I, 
466 und Podhradcsky 1836 mit Commentar. Die Legenden von Stephans 
Sohn Emerich oder Heinrich, und Ton König Ladislas I (1077 — 1095), bei 
Endlicher 198 — 201 u. 335 — 244, sind jüngeren Ursprungs und geschichtlich 
unbrauchbar. 

*) RomAnische Studien (1871) S. 147—230. 

*) Anonymi Belae regia notarü de gesiis Hungarorum über. Teztum ad 
fidem cod. Vindob. rec. Endlicher 1827, u. Mon. Arpad. p. 1 — 54. Vgl Dflmmler 
de Amulfo p. 180. Ostfr. H, 451. Büdinger, Oesterr. Geschichte I, 209 (F. 
Ed. Böfsler, Zur Kritik &lterer ungarischer Geschichte, Troppauer Gjmn. Progr. 
1860. — Nicht unwichtig, obgleich in den Jahressahlen fehlerhaft, sind die 
kunen Annalen aus einer Prefsburger Handschrift ron 997 — 1203, welche 
Endlicher S. 55 alsChronioonPosoniense herausgegeben hat; Wattenbach 
im Wiener Areh. XLO, 502 — 505 als Ann, veteres üngarici. 



160 ^^' Salier. |. 27. Böhmen. Polen. Ungern. § 28. Frankreich. 

anfserdem die Magyaren fiber alle Gebühr zn verherrlichen. Etymolo- 
gische Aberweisheit spielt dabei eine hervorragende Bolle. Neuestens 
hat H. Marczali nachgewiesen, wie der Verfasser von Dares, fdn wel- 
chen er grolüse Bewunderung ausspricht, und ans der Alexandersage 
seine Farben entlehnt hat, und Beziehungen auf die Yerhaltnisse des 
Landes gefunden, welche die Abfassung zwischen 1278 und 1282 wahr- 
scheinlich machen. Für den Verfasser hält er den urkundlich bekannten 
Magister Pous, welcher in der That Bela's IV Notar gewesen ist^). 

§ 28. Frankreich. 

Frankreich übte, wie schon erwähnt, in dieser Periode einen ganz 
aulserordentlichen Einflufs, der sich in der Folgezeit noch steigerte. 
Die ganze neue Sichtung, der neue Geist in der Kirche, welcher all- 
mählich bis zur völligen Herrschaft durchdrang, ging von Cluny aus, 
und als hier das Feuer nach und nach erkaltete, erwuchs im Cister- 
cienser Orden eine neue Macht, die sich noch rascher auch über Deutsch- 
land ausbreitete. Ebenso war andererseits auch Frankreich die Hei- 
math der entgegengesetzten Schule des Berengar von Tours, und die 
ganze scholastische Philosophie, Grammatik und Poesie wurden in den 
französischen Schulen eifrig betrieben und zogen immer zahlreichere 
Schüler an'). Aber die Geschichte wurde dabei vernachlässigt, und 
es geschah wenig dafür. Sowohl an Zahl wie an innerem Gehalt der 
Werke stand Frankreich gegen Deutschland weit zurück. Zu den schon 
im vorhergehenden Abschnitte erwähnten Schriften aus dem Anfange 
des elften Jahrhunderts traten im Laufe desselben nur sehr wenige 
hinzu, die hier zu erwähnen wären. 

Ademar von Chabannes'), der im Kloster des h. Martialis zu 
Limoges unterrichtet war und später als Priester in Angouldme lebte, 
schrieb eine Geschichte der Franken^), die bis 1028 reicht und am 

1) Forsch. XVII, 623—638. Marcsali findet auch Ankl&nge an Guido de 
Columna, welche unsicher sind. Wenn er aber S. 631 ftkr das richtige Jahr 
der Abfassung von dessen Werk 1280 st. 1287 h&lt, so widerspricht dem die 
beigesetzte erste Indiction. 

*) Die JEteimser Schule rühmt Balderich von Dol in einem Gedicht an 
Godefrid (Bomania I, 37), der dort sich gebildet hatte und nun, berufen von 
Ersb. Manasse, (1069 — 1083) als praepositus stndüs wirkte. 

*) Caponnense juzta castellum Potentiacum, erklärt als Chabannes bei 
Chlktean-Ponsar. 

*) Ademari HUtoriarum libri III ed. Wait«, MG. SS. IV, 106—148. Das 
zweite Buch wurde zuerst von Pithou besonders herausgegeben und ist als 
Monachm Engolümensis de vita Karoli Magni bekannt; es enth&lt nur die 
Lorscher Annalen mit einigen Zusätzen. Dritte röm. Handschr. Christ. 620, 
Dudik Iter Rom. p. 172. Arch. XII, 299. Waitz HZ. XXVIH, 201. Aus 
Ademars, rorzQglich für ital. Gelehrtendflnkel characteristischem Brief über 



Ademar. Rodulfus Olaber. \Ql 

meisten über Aqnitanien, aber auch vielerlei über aller Herren Länder 
enthält; nnd Bodnlf as Glaber, d. i. der Kahlkopf genannt, ein M(^nch 
Yon Glnny, der vorher in vielen anderen ElGstem gewesen und nament- 
lich in Dijon dem reformatorischen Abte Wilhelm nahe getreten war, 
schrieb das Leben dieses Abtes') nnd aufserdem ein grOfseres Werk 
über die Begebenheiten, welche sich nm das Jahr 1000 zugetragen 
hatten'), fortgeführt bis znm Jahre 1044; ein Werk voll merkwürdiger 
Dinge nnd mannigfach belehrend, wenn auch voll von Fabeln nnd 
schlecht geschrieben, aber wie Ademars Chronik ohne festen Plan nnd 
chronologische Ordnung; beide erinnern an die Schriften eines Alpert, 
Arnold von St. Emmeram, Otloh. 

Eine festere Grundlage fQr die Geschichtschreibnng gaben erst 
die grofsen Chroniken aus dem Anfange des zwölften Jahrhunderts, 
von denen Sigeberts Werk im nördlichen Frankreich weit verbreitet 
war und auch Fortsetzer fand, während im Süden ein einheimischer 
Chronist Sigebert und Ekkehard zur Seite trat, im Kloster Fleury, 
welches schon vor einem Jahrhundert durch Aimoins Werke bekannt 
geworden war und sich durch litterarische Thätigkeit auszeichnete*). 

8. Maiüal's Apostolat (Mab. Ann. IV, 717 — 720) die Haupstellen bei Waitz 
1. c p. 109; vgl. Giesebr. de litt, studiis p. 18. — Ann. Lemotnc. 818 — 1060, 
MO. II, 251. Commemoratio abbatum Lemovic. bei Labbe Bibl. nova II, 271. 
^eue Ausg. in : Chroniques de Saint-Martial de Limoges, par H. Duplös- Agier, 
Paris 1874, vgl. Bibl. de l'^oole des chartes XXXV, 296. Nach dem Chron. 
B. Iterii surb Ademar 1034 (S. 47). Nichts {tr deutsche Qeschiehte enthalten 
die Ann. Auscienses 687 -1127, MG. SS. III, 171, von Auch in der Gascogne. 
Ebenso wenig die Ann. S. Albini Andegavensis ib. p. 168, wfthrend die ver- 
schiedenen Aufzeichnungen aus Angers bei Labbe Bibl. nora I, 275 — 291 
immerhin Beachtung verdienen. Die lothringischen Klosterverh&ltnisse he- 
rfahren die Ann. Mosomenses SS. III, 160 und etwas inhaltreicher das Chron. 
Mo9mn. bis 1038 im Spicileg. ed. II. II, 561. 

1) Vüa S. WxUelmi DivionensiSy AeU SS. I, 58. Mab. VI, 1, 322. Ex- 
eerpto ed. Waiti, MG. SS. IV, 656—658. 

') Rodulfi Olabri kistoriarum libri F, Duchesne IV, 1—58. Bouquet X, 
1 — 63. Ezcerpta ed. Waits, MG. SS. VII, 48—72. Vgl. Giesebr. II, 567. 
Aus der grofsen Elosterchronik vom S. Benignuskloster zu Dijon, die 
um das Jahr 1050 geschrieben ist (D'Achery, Spicil. I, 353. ed. 2. II, 357) 
giebt Waitz Bruchstücke , besonders Über Halinard von Lyon , MG. SS. VII, 
235—238. Neue sehr berichtigte Ausg. dieser vorzüglich fllr Burgund wichtigen 
Chronik von Bougaud: Chronique de Pabbayie Saint-Bönigne de D\jon, suivie 
de la Chronique de Saint- Pierre-de-Böze (par Garnier), Dijon 1876 (Analecta 
Divionensia I). Vgl. Revue bist. IV, 397; nach einer Bemerkung der Bed. 
hat der Chronist ftlr das Ende des 7. u. den Anfang des 8. Jahrb. unbekannte 
Annalen benutzt. — Annaks 8. Ben. Divion. um 1125 compiliert und bis 1285 
fortgesetzt, SS. V, 37 — 50; vgl. oben I, 294 über deren Abstammung und 
Verzweigung. Daraus schöpften Ann. Besuenses und wurden 1119 — 1174 
aelbst&ndig im Kloster Saint-Pierre-de-B^ze fortgesetzt. MG. II, 247—250. 

') Hugonis Floriacensis Opera Mstorica. Accedunt aliae Francorum histo- 
riae. Ed. Waitz, MG. SS. IX, 337—406. Waitz hat hier zuerst Licht in die 

Wattenbaeh, OctehiobtaqueUen II. 4. Aufl. H 



Ig2 ^' Salier. $ 28. Frankreich. 

Hugo von Sancta Maria, so benannt von einem Dorfe, das seinem 
Vater gehörte, Mönch zn Flenry, trat znerst anf mit einem Werke fiber 
den Investitarstreit, in welchem er mit bemerkenswerther Kühnheit nnd 
Klarheit der priesterlichen üeberhebnng gegenflber die Berechtigung 
der königlichen Autorität vertrat, nnd in üebereinstimmung mit seinem 
Freunde Ivo von Chartres, dem man auch mit Unrecht die Kirchen- 
geschichte des Hugo beigelegt hat, auf die Scheidung und Versöhnung 
der beiderseitigen Ansprüche ausging. Die Grundsätze, welche er hier 
vor dem König Heinrich von England, dem das Buch gewidmet ist, 
entwickelt, sind im wesentlichen dieselben, welche später in den Veiv 
trägen, die den Investiturstreit beendigten, zur Geltung kamen ^). 

Im Jahre 1109 verfafste Hugo eine Kirchengeschichte bis auf 
Kaiser Karls Kaiserkrönung, die er im folgenden Jahre, nachdem er 
die Historia tripartita kennen gelernt hatte, neu bearbeitete und bis 
855 fortführte. Er widmete sie der Gräfin Adela von Blois. Dieses 
Werk ist ein Denkmal seiner Gelehrsamkeit und seines Fleifses, hat 
aber, da die Quellen bekannt sind, keinen eigenthflmlichen Werth'). 
Von gröfserer Bedeutung ist seine neuere Geschichte der Franken von 
Karl dem Kahlen bis auf Ludwig VII, die er der Kaiserin Mathilde, 
Heinrichs V Gemahlin, der Tochter Heinrichs I von England, widmete, 
und von der er auch eine zweite kürzere Bearbeitung verfafst hat'). 
Er benutzte dazu die bertinianischen Annalen, Flodoard, die in SeuF 
verfafste Geschichte der Franken (I, 337), Aimoin, Hugo von Flavigny, 
die Geschichte des ersten Kreuzzuges und normannische Quellen. Weder 
an Kenutnifs der Vergangenheit noch an Genauigkeit kommt er Ekke- 
hard gleich, und die Geschichte seiner Zeit behandelt er nur kurz und 
dürftig, aber bei dem Mangel anderer Schriftsteller ist sein Werk doch 
schätzbar; es ist von Waitz zuerst in seiner ursprünglichen Gestalt 
herausgegeben. Denn die Werke Hugo's wurden schon frühzeitig über- 
arbeitet, interpoliert und fortgesetzt; mehr jedoch die Kirchengeschichte 

gprofse Verwirrung gebracht, welche bis dahin über diese Werke und ihre Ver- 
fasser Terbreitet war. 

^) Hugo Floriacensis de regia pote^taie et sacerdotali dignitate^ zwischen 
1100 und 1106 Terfafst, in Baluzii Miscc ed. Mansi II, 186, vgl. Stensel I, 
689. WaitE a. a. O. S. 345. 

*) Ausg. T. BoUendorf, Münster 1636, 4. Die Vorreden der einzelnen 
Bficher und der letzte Theil bei Waitz S. 349 — 364. Er benutzte Justin, s. 
Rtthl, Die Verbreitung des Justinus (Diss. Ups. 1871) S. 26. 39 — 41. Ueber 
eine von Kenryn de LettenhoTe mitgetheilte Erzählung vom J. 741 s. Waitz, 
Forschungen IV, 166 — 170; sie ist einer Compilation entnommen, welche nach 
Waitz nicht von Hugo ist, und verdient schwerlich Beachtung als alte Ueber- 
liefemng. 

') Hugonis liber, qui Modemorum Regum Francorum conHnet Actus^ ib. 
p. 376— 39ö. 



Hugo von Fleary. Clany. Jg3 

als die neuere G^chichte. Dieser trat noch ein anderes Werk znr 
Seite, eine knrze Geschichte der Franken ans dem Kloster Saint- 
Denis, welche schon reichlich mit Faheln ausgestattet ist und dadnrch 
BeifaU iand^. 

Den I, 339 erwähnten Lehensbeschreibnngen der Aebte von Clnny 
reiht sich in dieser Periode das Leben des Abtes Hugo (1049—1109) 
an, welcher in dem Kampfe zwischen Hildebrand nnd Heinrich lY, 
dessen Taufpathe er war, eine so wichtige vermittelnde Stellmig ein- 
nahm. Seine hohe Bedeutung nnd der starke Eindruck seiner Persön- 
lichkeit zeigen sich auch in der Fülle von Lebensbeschreibungen, welche 
ihm schon sehr bald nach seinem Tode zu Theil wurden'); doch ver- 
missen wir, wie gewöhnlich, bei den Biographen Sinn und Yerständnifs 
für die weiter reichenden Beziehungen: ihnen waren die klösterlichen 
Tugenden die Hauptsache, und etwa die Ehrenbezeugningen, welche die 
Häupter von Staat und Kirche dem Abt erwiesen hatten. Als Vorbild 
sollte er aufgefafst, durch Wunderberichte verherrlicht den zahllosen 
Gluniacensem dargestellt werden. Lebhafter war natürlich noch bei 
den Zeitgenossen die wirklich persönliche Theilnahme, und von vorzüg- 
lichem Werth ist deshalb seine Lebensbeschreibung von Bainald, 
Hugo's Neffen, welche dieser als Abt von Vezelay noch vor der Cano- 
nisation (6. Jan. 1120) schrieb^). Eine wichtige Mittheilung über Hugo's 
Versuch 1083 zwischen Gregor und Heinrich Frieden zu stiften, ist 
in den folgenden Bearbeitungen schon fortgelassen. Rainald, der früher 
Mönch in Cluny gewesen war, starb 1129 als Erzbischof von Lyon; 
er schreibt einfach und ungesucht mit augenscheinlicher Wahrheitsliebe, 
der Aufforderung vieler Brüder folgend. 

Nicht bekannt ist das Werk des Ezelo, welchen B. Lehmann 
fOr den S. 1 14 erwähnten Hezelo hält, wobei es jedoch auffallen müOste, 
dafs der Abt Peter dieses Verdienst in seinem Schreiben unerwähnt 
gelassen hätte. Dagegen ist das Leben Hugo's von Gilo oder Aegi- 
dius, der 1121 Cardinalbischof von Tusculum wurde, noch erhalten^), 

') Hutoria Regwn Francorum MonasUrn 8. Dionyaii, p. 895 — 406. Den 
üeber^^g sa den Qrandes Chroniques bilden die Nova Oesta Franoorwn und 
Abbreviatio Qestorum Francorum; darüber handelt ausfUirlieh Jolea Lair: 
Memoire sur deux chroniques latines, composees au 12. siMe ä Pabb. de Saint- 
Denis. Bibl. de P^cole des Chartes XXXV, 543—580. 

*) VgL Rieh. Lehmann, Forschungen sur Gesch. des Abtes Hugo I von 
auny, Gott 1869. 

*) ed. D. Papebroch Apr. III, 648 — 653, mit dem metrischen Auszug 
p. 664. 655. Bibl. Clun. p. 648—654. 

«) Codd. in Paris Saint-Germain 460, Arch. VUI, 289. XI, 279. Rösidu 
Saint-Germain 97, 4, 12, Arch. VIII, 318. Die StraTsburger Handschrift Arch« 
Vin, 465 wird verbrannt sein. 

11* 



164 ^^' Salier. § 28. Frankreicli. { 29. Italien. Farfa. 

und sehr zu bedauern, dafs noch nichts darfiber mitgetheilt ist, aufser 
den wenigen Notizen Mabillons, der ihm allerdings keinen groCsen 
Werth beigelegt hat. 

Diese Schriften waren schon vorhanden, als nach der Canonisation 
der berühmte Hildebert, Bischof von Le Mans, wo er einst selbst 
die Schule geleitet hatte, auf Bitten des Abtes Pontius, vor dessen 
Abdankung Anf. 1122, dem Leben des Heiligen den Schmuck seiner 
Bede zuwandte^). Er legte vorzüglich Bainalds Werk zu Grunde, konnte 
aber auch noch aus eigener EenntniTs und der lebendigen TJeberliefe- 
rung den Stoff vermehren. Dieses formell treffliche Werk trat nun 
allein in den Vordergrund, wurde wieder verkürzt und mit neuen 
Wundergeschichten vermehrt, doch konnten auch noch der Mönch 
Hugo') und ein Ungenannter') nicht unwichtige Nachträge bringen. 

Von besonderem Werthe für die (reschichte Hugo's und Cluny's 
ist der auch sonst merkwürdige Bericht über Peter Damiani's Beise 
nach Burgund 1063, um die Unabhängigkeit Gluny's vom Bischof von 
Mäcon zu wahren, bei welcher Gelegenheit er auch die widerstrebenden 
Mönche von St. Martial zu Limoges dem Abt von Cluny unterwarf. 
Die von Bewunderung Cluny's, Hugo's und Peters überströmende Schrift 
ist recht lebendig von einem Begleiter des Cardinais verfällst^). Er ist 
so uneigennützig, auch ihren Führer Adrald oder Eidrad III, Abt von 
Breme, sehr zu rühmen, obgleich er seinen Kummer nicht verschweigt, 
dafs er allein keinen Pelz von ihm bekommen habe. Eidrad, dessen 
Gelehrsamkeit sehr gepriesen wird, war Mönch in Cluny gewesen, und 
starb als Bischof von Chartres (1069—1075). 

Ein Werk voll reichster Belehrung, hauptsächlich über die Ge- 
schichte der Normannen und der Kreuzzüge, ist die Geschichte des 
Mönchs von Saint-Evroul Ordericus Yitalis; er bietet auch über 
Heinrich V, den er Karl Heinrich nennt, Nachrichten, für welche er 
Davids Werk (S. 77) benutzt; femer über das Beimser Concil 1119, 
die Wahl Lothais, doch über diese fernen Dinge ist er wenig zuver- 
lässig und oft ganz fabelhaft^). 

i) Bibl. aun. p. 413—438; Apr. III, 634—648, u. in HUdeberto Werken. 

*) Bibl. Clan. p. 437—448; p. 657— 560 der Brief an Pontios mit den in 
der Vita verarbeiteten Nachträgen. 

') Anonymus 11 bei Lehmann; Bibl. Clun. 447 — 462. 

*) Die Kunde von diesem Bericht verdanke ich Dümmler; er steht in 
A. Mai's Nova CoUectio VI«», 193-210. 

^) Ordertet VitcUis Angligenae ÜHcenm numachi HiOoriae ecdetiasticae 
libri XIII, ed. Aug. Le Pr^vost, Paris 1838—1855, 5 Bände. Ezcc. MG. 
SS. XX, 50—82. Ueber sein Verh&ltnifs zu Wilhelm von Jumi^ges s. L. Delisle, 
Bibl. de :^cole des Chartes XXXIV, 267 -282, ders. XXXVII (1876), 491 bis 
494 über das Vatican. Fragment in Cod. Christ. 703 B. 



Glunj. Ordericus ViUlis. Guibert \QQ 

Sehr merkwürdig sind auch die Nachrichten, welche Gruibert, 
anfEmgs Mönch in Flay, dann seit 1104 Abt yon Nogent-sons-Couci 
im Sprengel von Laon, in seiner Selbstbiographie bringt über die Ent- 
stehung der (Commune in Laon, über Paschalis II und seine bestech- 
liche Umgebung (in, 4) und über viele andere Dinge ^). Höchst eigen- 
thümlich und lehrreich sind auch seine Mittheilungen über den Mlfs- 
brauch der Reliquien und die dabei verübten Betrügereien in seinem 
Werk de pignoribus sanctarum. 

Die weitere Entwickelung der historischen Litteratur in Frank- 
reich, welche sich im zwölften Jeihrhundert reicher entfaltete, aber auch 
immer mehr aus aller Verbindung mit Deutschland trat, gehört nicht 
hierher und würde xms zu weit von unserem Gegenstände abführen. 

Kurz zu erwähnen ist noch, dafs die Schriften des Engländers 
Wilhelm von Malmesbury über den Streit zwischen Heinrich Y 
und Paschalis 11 gute Nachrichten enthalten; ihm war auch das Werk 
des Schotten David bekannt geworden*). 

§ 29. Italien. Farfa. 

So redlich sich auch die E[aiser bemühten, in Born eine bessere 
Zucht einzuflUiren, es konnte alles nur wenig helfen, so lange die 
Grundlagen unverändert blieben. Mit einem noch so wohlgesinnten 
Pabste war wenig gewonnen; von oben herab läfst sich wohl ein ein- 
zelnes Kloster, aber nicht die ganze Kirche reformieren. Eine durch- 
greifende und daueinde Aenderung konnte daher erst eintreten, als die 
von Cluny ausgegangene Bewegung, nachdem sie ein Jahrhundert lang 
gewachsen und erstarkt war, zur Herrschaft kam und sich auch der 
höchsten Kirchengewalt bemächtigte, die nun ihre feste Basis hatte 
in den zahllosen Klöstern dieser Bichtuug. Jetzt erst tritt das Pabst- 
thum wieder in lebendige Verbindung mit der Kirche; die Begesten 
von Jaff^ zeigen, wie schwach dieses Band bis gegen die Mitte des 
elften Jahrhunderts war. An geschichtlichen Nachrichten aus Bom 
selbst fehlt es bis dahin ganz. Manche Belehrung über die dortigen 
Zustände und Vorgänge erhalten wir aber aus dem nahen Kloster 



^) Guiberti Novigentensia Opera ed. L. d'Achery, 1651 in folio; wiederholt 
Migne CLVI. Ueber seine Oesta Dei per Francos Sybel S. 33 — 36. Charles 
Thurot, Revue bist. II, 104-111. 

>) Sein Werk De rebus gestis regum Anglorum bis 1127 und die Hiskh 
ria novella 1127^1143 bat Hardy herausgegeben London 1840. 2 Bände, 8. 
Excerpta ed Waitz, MG. SS. X, 449 — 485. De gestis pantificum Anghntm 
UM V (—1125) ed. A. HamUton 1870; Tgl. R. Pauli, HZ. XXVU, 184. Ueber 
die darin enthaltenen unsinnigen Sagen von Heinrich III s. Steindorff I, 515 
bis 520. 



Igß IV. Salier, g 29. Italien. Far&. 

Farfa, dessen Litteratnr erst neaerdings durch Bethmann kritisch 
untersucht und zugänglicher geworden ist^). 

Dem Büchlein von der Gründung des Klosters Farfa, dessen wir 
Mher (I, 250) gedachten, schliefsen sich die Schriften des Abtes 
Hugo an. Dieser hatte im Jahre 997 die Abtei vom Pabste Gregor Y 
für Geld zu erlangen gesucht, wurde aber deshalb vom Kaiser Otto DI 
verjagt. Die Mönche baten jedoch für ihn, er erlangte seine Würde 
wieder und empfand so lebhafte Beue über sein früheres Vergehen, 
dafe er wiederholt freiwillig abdankte. Zuletzt wurde er 1036 doch 
wieder Abt und blieb es bis an seinen Tod 1039. Seine Schrift über 
die Zerstörung des Klosters') schildert uns die traurigen Schicksale 
desselben während des Verfalles und g&nzlichen Mangels jeder festen 
obrigkeitlichen Gewalt in Italien. Als kaiserliches Stift theilte Farfo 
alle WechselfUle der Kaiserherrschaft und verfiel immer zugleich mit 
dieser. Im Jahr 891 wurde es von den Sarrazenen zerstört, und nach- 
dem es wieder hergestellt war, gerieth es abermals in die schlechtesten 
Hände. Zwei bis drei Aebte bekämpften sich unter einander; einer 
von ihnen, Oampo (936—962), bahnte sich den Weg durch Vergiftung 
seines Vorgängers und verwandte die Besitzungen des Klosters zur 
Ausstattung seiner zehn Kinder. Die Mönche richteten sich in den 
Klosterdörfem behaglich ein, und liefsen die Gebäude des Klosters 
absichtlich verMen, damit sie nie wieder dahin zurückzukehren ge- 
nöthigt würden. Ihre Weiber schmückten sie mit den Zierratheü der 
Mefsgewänder. Um die Herstellung einer besseren Zucht machte sich 
dann besonders Alberich verdient, der hier in weit besserem Lichte 
erscheint, als z. B. in der Chronik von St. Andrea. Wir sehen ihn in 
genauer Verbindung mit Odo von Cluny, der auf seine Einladung nach 
Rom kommt und auch in dem Mutterkloster Monte Cassino einen bes- 
seren Zustand herstellt: ein Verdienst, welches man in Monte Cassino 
selbst entweder bald gänzlich vergafis oder von dem man absichtlich 
nichts wissen wollte. In Farfa hatte die Beform nur kurzen Bestand, 
dann schaffte Otto der Grofse auch hier Ordnung, und der Abt Hugo 
fOhrte von neuem die Gewohnheiten von Cluny in Farfa ein. Aber auch 
jetzt noch empfand man hier jede Schwächung der kaiserlichen Gewalt, 
und Hugo hatte 1026 wieder Anlafs, eine Schrift über die Abnahme des 
Klosters*) zu ver&ssen und eine Klage an den Kaiser^) einzureichen. 

1) HiOoriae FoarfcMes ed. Bethmann, MG. SS. XI, 519—590. 
*) Destructio Fctr/ensü p. 532—539. Vgl. Gieaebr. I, 356. Ueber Al- 
berich S. 372. 

') De dimnutione monastern p. 539->543. 
^) Querimonium ad w^eratorem p. 543. 



Farfa. Pabstgesohiohte. 2g7 

unter Heinrich lY war Farfa eifrig kaiserlich, um so mehr da die 
P&bste danach strebten es unter ihre unmittelbare Herrschaft zu bringen, 
was ihnen zuletzt auch gelang. Natürlich hatte man bei dem recht- 
losen Zustande wieder viel zu leiden von G^waltthaten der Nachbaren 
und von bösen Aebten. Hier wie fast überall erwies sich nichts ver- 
derblicher als die so eifrig geforderte freie Wahl der Aebte; sie zer- 
rüttete das Kloster durch Parteiungen und brachte durch schlechte 
Mittel die unwürdigsten Personen an die Spitze. Diese Zeit schildert 
uns Gregor von Catina, der mit staunenswerthem FleiCse unter 
mancherlei Hindernissen vom Jahre 1092 an sein Biesenwerk vollendete, 
alle Urkunden des Stiftes in ungeheuren Folianten zu copieren, und 
dazu die Geschichte der Aebte bis 1125 schrieb^). Aufserdem verfafste 
er auch eine Verteidigung der kaiserlichen Bechte*), welche bis jetzt 
noch ungedruckt ist. 

§30. Die Pabstgeschichte. 

In Bom selbst war an keine Litteratur zu denken, so lange hier 
der Zustand der äu&ersten Unwissenheit und Barbarei fortdauerte, 
welcher der Christenheit immer von neuem AnstoDs und Aergernifs 
gab. Jener alte seit den frühesten Zeiten fortgeführte Pabstcatalog, 
der im neunten Jahrhundert zu f&rmlichen Lebensbeschreibungen 
erweitert war, erhielt freilich auch jetzt noch Fortsetzungen, aber sie 
beschränken sich lange Zeit fast ganz auf die Namen, Herkunft und 
Begierungsdauer der Päbste*). Einige Aenderung tritt erst mit dem 
reformatorischen Eingreifen Heinrichs UI ein; von da an werden die 
hinzugefügten Nachrichten reichlicher, wenn auch ihre Form noch 
lange Zeit von dem niedrigen Bildungstande der BGmer Zeugnifs giebt. 

Es scheint sogar, dafs von jener Zeit an zweierlei verschiedene 
Fortsetzungen des Pontificale entstanden sind. Die eine ist von An- 
hängern der kaiserlichen Partei geschrieben und fafst die Ereignisse 
ganz von diesem Standpunkte auf; es ist begreiflich, dafs ein solches 
Werk später in Bom verschmäht wurde, und es haben sich nur Bruch- 
stücke daraus erhalten, welche später mit urkundlichen Aufreichnungen 



1) SS. XI, 548—587. Cap. 20—29 sind nach Scheffer-Boichorst, Forsch. 
XI, 495 ans der ungedrackten Schrift des Abts Beraldas (1099^1120) ent- 
nommeD. Daran schliefst sieh noch ein Catalogus abbojhim und unbedeutende 
Annales Far/enses bis 1228. 

*) Orthodoxa Defensio Imperialist 

') 6. die auf handsohrifUiche Studien begründete Darstellung W. GUese- 
brechts in der AUg. Monatsohrift, April 1852, welcher das folgende entnommen 
ist; vgl Kaiserseit III, 1061. 1071. 



168 I^* Salier. { 30. Die Pabstgesehichte. 

ans den päbstlichen Begesten zn den sogenannten Römischen An- 
nalen (1044—1183) verschmolzen sind^). 

Eine andere Fortsetzung wurde in der Cnrie selbst verMst nnd 
spiegelt den (reist derselben, aber sie bleibt lange Zeit kurz und 
dürftig, bis unter Paschalis II einer seiner vertrautesten B&the, der 
Cardinal Peter von Pisa, sich des vernachlässigten Werkes annimt; 
er trägt einiges nach zu den schon vorhandenen Nachrichten seit 
Leo IX und fügt Biographieen von Gregor VII, Victor UI, Urban II, 
und ausfOhrlicher Paschalis U hinzu, ganz in der einfach urkundlichen 
Weise, in welcher nun einmal das Pontificale angelegt war, ohne 
den Phrasenschmuck der Legenden oder die Ausführlichkeit anderer 
selbständiger Lebensbeschreibungen. Dieser Cardinal, ein ausgezeich- 
neter Canonist, war ein Anhänger Anaclets und verfafste, wie E. Mühl- 
bacher sehr wahrscheinlich gemacht hat'), das an den Erzbischof von 
Compostella gerichtete Schreiben vom 10. April 1130 über diese Wahl. 
Wir werden ihm noch als Verfasser eines Werkes zum Preise seiner 
Landsleute, der Pisaner, wieder begegnen. 

Eine weitere Portsetzung des Pabstbuches verfafste bald nach 
dem Jahre 1130 der Cardinal Pandulf; er fügte Nachrichten über 
Gelasius U, Calixt 11, Honorius II hinzu'). Es ist die Stellung der Ver- 
fasser und der amtliche Charakter, welche diesen Aufzeichnungen ihren 
gröfsten Werth verleihen; auf schriftstellerische Schönheit machen sie 
keinen Anspruch, doch ist ein grofser Fortschritt gegen die frühere 
Zeit augenscheinlich, wie denn mit dem Durchbruch und Sieg der Clu- 
niacenser der päbsüiche Hof eine ganz andere Gestalt gewonnen hatte. 



^) Herausgegeben nach einer Abschrift von Zaecagni von A. Mai im Spi- 
cilegium Rom. VI, und nach der Handschrift selbst von Perts, MG. SS. V, 
468 — 489. Vgl. W. Giesebrecht a. a. 0. und Geschichte der Kaiserseit II, 574. 
Bethmann über den Cod. Vat. 1984» Archiv XI, 841 — 849. Andere wenig be- 
deutende römische Annalen 1067 — 1138 und fortgesetst bis 1168 sind MG. 
SS. XVII, 31 mitten unter den deutschen Annalen von Bethmann abgedruckt 
(man kann nicht sagen herausgegeben) unter dem tauschenden Namen Arm. 
8eligengt€uiens€8^ weil sie sich in einer Abschrift Overhams ex cod. Seligenat. 
gefunden haben. Scheffer - Boichorst , Forsch. IX, 383 — 396 weist nach, dass 
der erste Theil den Caveser und besonders Cassineser Annalen nahe verwandt 
ist, mit Zuthat sicilischer Elemente, lombardischer im zweiten; dass femer diese 
Annalen in die Ann. Herbipolenses aufgenommen sind. 

*) Die streitige Pabstwahl des Jahres 1130 (1876) S. 9 — 20. Epütola 
universi Bonumae urbi^ cleri et populi ad Didacum^ gedr. u. a. bei Watterich 
II, 187-190. 

*) Ausgabe von Papebroch im Propylaeum Migi, und bei Watterich, beide 
zerstückelt; vgl. Watterichs Vorwort p. XL VII — LXXI. Wegen BenutEung 
durch Martinas erw&hnenswerth sind der Catalogus Cencii bis Celestin III 
(Kaiser und P&bste) bei Weiland, Arch. XII, 60 — 77 und Notae Romanae 
1062—1223 S. 78. 79; vgl. Qber diese Giesebr. IV, 404 (Ausgabe von 1877). 



Annales Bomani. GesU Pontifieum. Bonizo. ^69 

Ans der Zeit Gregors YII sind nirn auch noch verschiedene an- 
dere Schriften zn erwähnen, welche über die Pabstgeschichte Licht 
Terbreiten. 

Als eine Haaptquelle vorzfkglich über die so ungenügend bekannten 
Zustände vor Heinrichs III Bömerzug und über seine Beform ist yiel- 
&ch das Buch des Bischofs Bonizo von Sutri betrachtet, welches 
dieser im Jahre 1085 yerfafst und der Gräfin Mathilde, bei welcher 
er eine Zuflucht gefunden, überreicht hat. Ein unbedingter Anhänger 
Gregors YII, stellt er alle Bedrückungen der Kirche durch die welt- 
lichen Mächte zusammen; in Bezug auf die ältere Zeit sehr un?ris8end 
und mit vielen Fehlem, dann aber gerade über eine Zeit, von der wir 
sonst fast keine Nachrichten haben, eingehend und ausführlich. Er 
selbst ist wahrscheinlich zuerst in Piacenza als Haupt der Pataria 
emporgekommen; 1078 ist er Bischof von Sutri, aber schon 1082 wird 
er veijagt und geräth in Heinrichs lY Gefangenschaft. Daraus befreit 
ver&fste er jenes Werk, welches vorzüglich das unzweifelhafte Becht 
Gregors YII und die Pflicht, mit allen Waffen für seine Partei einzu- 
treten, erweisen sollte. 

Ein anderes Werk gegen den Schismatiker Hugo, welches den 
Sieg ürbans n über Wibert in Bom darstellte, und nicht gut vor 1089 
geschrieben sein kann, ist verloren; noch später verfafete er sein De- 
cretum oder wie er selbst es nannte de vita christiana, ein Mittelding 
zwischen Canonensammlxmg und theologischem Tractat, mit welchem 
eine kurze Pabstgeschichte verbunden ist^), und eine Schrift über die 
Sacramente. Im Jahr 1089 wurde er von den Paterinern zum Bischof 
von Piacenza erwählt, aber alsbald von seinen Gegnern verjagt und 
verstümmelt: Bemold scheint damals die Nachrichten erhalten zu haben, 
dafs er umgebracht sei. In Cremona ist er gestorben, die Zeit ist un- 
bekannt^). 

Da Bonizo so mitten in den Stürmen dieser Zeit lebte, fallt die 
entschiedene Parteilichkeit seiner Darstellung nicht auf, wie bei dem 
Mangel schriftlicher Yorlagen Irrthümer und chronologische Yerstöbe 
leicht Yerzeihung fanden. Die neuesten Untersuchungen haben jedoch 
das Yertrauen zu seiner Ehrlichkeit vollends erschüttert, und bei der 
offenbaren Absicht, namentlich die Yerhältnisse des Patridats und die 
Absetzung Gregors YI, die Einsetzung Gregors YII, seinem Zwecke 
entsprechend darzustellen, schien er auch das mäfsige Yertrauen, wel- 

1) AuszQge bei A.Mai, Nova Patrum Bibl. YII, 3, 1—76; TgL Giesebr. 
Gesetsgebung der B^m. Kirche S. 66. 

') Die Erw&hnung dee Kometen, weiche H. Säur auf 1106 bezogen hat, 
beweist nichts, da er auch den von 1066 gesehen hatte. 



170 ^^' S^^r. I 30. Die Pabstgesohiehte. 

ches Stenzel und Giesebrecht für ihn in Anspruch nahmen, nicht zu 
yerdienen. Doch haben seitdem H. Säur und W. y. Giesebrecht neue 
Gründe zu seinen Gunsten geltend gemacht, und bei der Darstellung 
der selbsterlebten Zeit mag er als stark voreingenommener, aber doch 
nicht geradezu lügenhafter Zeuge gelten: um so schätzbarer, weil er 
aus Kreisen und über Dinge berichtet, über welche uns sonst alle Aus- 
kunft fehlen würde ^). 

Unbefangener dagegen ist das Werk des Abtes Desiderius von 
Monte Gassino, der nach Gregor als Victor III Pabst wurde, über 
die Wunder des Benedict, welches vortreffliche Nachrichten über die 
Eirchenreform Heinrichs III enthält'), und von der höchsten Wichtig- 
keit über die ersten Zeiten Heinrichs lY und der Begentschaft sind 
die Schriften des eifrigen Petrus Damiani, die jedoch nicht zur 
Historiographie gerechnet werden können mit Ausnahme des schon 
früher (I, 349) erwähnten Lebens S. Bomualds, und der unbedeutenden 
Vita Odilonis, welche er auf Bitten des Abtes Hugo von Cluüy schrieb'). 
Derselben Bichtung gehört auch die wichtige Schrift des Cardinal 
Humbert gegen die Simonisten von 1058 an^). Gegen dieselben und 
sonstige Gegner schrieb auch der Cardinal Deusdedit, von welchem 
das grobe Privilegienbuch der römischen Kirche gesammelt ist, zu 
ürbans II Zeit eine Schrift, welche werthvolle Nachrichten enthält^). 

Einem römischen Pabste war es seit Gregor dem Grofsen nicht 
zu Theil geworden, dafs sein Leben in der Weise beschrieben wäre, 
wie es bei deutschen Bischöfen so häufig geschah. Erst jetzt kommen 
einzelne Beispiele davon vor, aber es ist auch eben nur die ultramon- 



I) Bonithonis liber ad annicum^ beiJaffö Bibl. II, 577 — 689 und aoch ab- 
g^ondert. Bonitho ist die Scbreibart der Handschrift dieses Werkes, während 
die Zeitgenossen ihn Bonizo nennen. Seine Glaubwürdigkeit bekämpfen gleich- 
zeitig Jaff^ in seiner Einleitung, Ant. Krfiger und Je. Hennes in zwei Bonner 
Dissertationen von 1865. Dagegen Hugo Säur, Studien über Bonizo, Forsch. 
Vni, 395—464. Giesebr. Kai^erz. II, 575. III, 1059. 

') Denderü libri IV Dialogorum de Miraculis 8. Benedicts, Mab. IV, 2, 
425-461. Vgl. Giesebrecht II, 574. 

*) Opera ed. Const, Ci^etanus 1783, 4. in vier Bänden; im ersten auch 
sein Leben rom Mönch Johannes. S. über ihn besonders Giesebrecht zu den 
Ann. Altahenses S. 1 68. Eine kurze Darstellung seines Lebens giebt O. Vogel, 
Peter Damiani, Jena 1856. Vgl. auch Helfenstein S. 58. 139. Giesebr. über 
Manegold S. 326-330. Steindorff, Heinr. III, 1, 251—254. Franz Neukirch, 
Das Leben des F. D. (Bis 1059) mit einer chronol. Anordnung seiner Schriften 
im Anhang, Gott. 1875. Ueber den Reisebericht s. oben S. 164; bei A. Mai 
1. c. p. 211 — 244 Nachträge zu seinen Werken. Brief des Abts Desiderius 
mit Zusage einer Memorienstifiung bei Cararita II, 17. 

«) Mart Thes. V, 633—844. Migne CXLIU. 

*) Libellus contra invasores^ sinumiacos et reliquos sc/ngmaticoSy in A. Mai'a 
Nova Patrum Bibl. VII, 3, 77 ff. Giesebrecht, Gesetzgebung 8. 92—100. 



Desideritts. Leo IX. Oregor VII. X71 

tane Einwirkting^, welche dazu Anlafs giebt. Es war kein Bömer, son- 
dern der Archidiaconus Wibert von Toni, welcher das Lehen des 
Fahstes Leo IX beschrieb, in der Weise der besseren Biographen deut- 
scher Bischöfe^). Unbedeutend ist ein anderes, auf Antrieb Gregors YII, 
doch erst nach dessen Tod von dem Bischof Bruno von Segni yer- 
£Ekbtes Leben Leo*s IX in Predigtform ^). 

Gregor YII selbst fand ebenfalls einen Biographen an einem 
deutschen Mönche, Paul von Bernried'), der zuerst Domherr der 
Begensburger Kirche gewesen und dort von Heinrich lY vertrieben 
war. Von Bemried aus ging er später nach Bom und lebte hier am 
p&bstlichen Hofe, wo er erst im Jahre 1128 das Leben Gregors haupt- 
sächlich nach schriftlichen Quellen verfabte; doch war auch noch eine 
lebendige üeberlieferung Yorhanden, welche natürlicher Weise das Bild 
des gewaltigen Mannes schon legendenhaft umgestaltete und mit Wun- 
dem reichlich ausstattete. Allein Gregors Persönlichkeit war f&r eine 
solche Darstellung zu grob, und wenn auch hier und mehr noch in 
anderen Schriften werthvolle Nachrichten uns überliefert sind, so er- 
halten wir ein wahres und volles Bild des Mannes doch nur aus seinem 
Begistrum, der Sammlung seiner Briefe, welche uns zugleich zeigt, 
wie gut man schon wieder in Bom gelernt hatte zu schreiben und 
welche Bichtung dort die fähigsten Geister nahmen: die kirchlich-poli- 
tische Thätigkeit der Curie nahm alle Kräfte in Anspruch. Denn ge- 
waltig viel mufs in Gregors Kanzlei geschrieben sein, imd was wir 
davon besitzen ist nur ein kleiner Theil, eine Auswahl aus der offl- 

') 8. oben S. 101. Der von H. Hagen angefahrte Cod. Bern. 24 saec. XII 
mit der auifallenden Aufschrift ^a Humberto archiepiscopo Rome composita** 
enthalt das Werk Wiberts. 

>) Marat. III, 2, 346—355. Watterich I, 95—100. Zwei Briefe Bnino's 
an den Card. Petrus ron Porto und Pasohalis II gegen dessen ConTention mit 
Heinrieh V bei Cararita II, 101 — 104. Eine dritte Biographie, 50 Jahre nach 
Leo's Tode in Benevent verfalst, bei Borgia, Memorie di Benevento U, 299« 
Eine Schrift de obitu Lebnis^ schon von Bruno benutst, bei Mab. VI, 2, 81« 
Watt. I, 170- 176. Vgl. Giesebr. II, 575. — Wichtiger ist eine Schrift des 
Mönches Anselm von St. Remi Über die Einweihung seiner Kirche durch 
Leo IX am 2. October 1049, wobei Leo's Reise und das Concil von Reims 
genau beacbrieben werden, daher als IHnerarium Leonis IX bekannt, bei Marlot 
Metrop. Rem. II, 88— 104, Mab. VI, 1, 713 — 727 und unvollständig bei Ba- 
ronius und bei Mansi IX , 727 — 745. Den Verfasser nennt Sigebert de SS. 
eed. c. 152. Im NA. I, 175 — 180 giebt Dflmmler EpiUxpkia Heinrici III et 
Leonis IX metrica nebst einer ExhortaÜo ad proceres regt», ebenfalls ans 
Italien stammend, in eifrig kaiserlichem Sinn. 

') Pauli Bemriedenm Vita Oreg&rii VII bei Mabillon und Muratori 1. 1. 
AeU SS. Maji VI, 113-143. Watterich I, 474—546. Seine Quellen waren 
nach Oiesebrecht III, 1069 das Begistrum, einselne Urkunden, Bemold, Doni- 
sonis V. Mathildis und die V. Anselmi, doch auch römische Ueberliefernng und 
vielleicht Gebhards von Salibnrg verlorene Sehrift (S. 61). 



172 I^* Salier. { 30. Die Pabatgeaehiehte. 

ciellen Begistrator, von Gregor selbst, wie Jaffe nachgewiesen hat, im 
Jahre 1081 veranstaltet, um seinen Anhängern die Gnmds&tze nach 
welchen er handelte darzulegen, und sie in den Stand zu setzen, die 
Angriffe der Gegner zu beantworten; eine Anzahl späterer Briefe ist 
nachträglich hinzngefQgt. Erst in neuester Zeit ist diese unschätzbare 
Geschichtsquelle von W. Öiesebrecht kritisch untersucht, und gestfitzt 
auf diese Vorarbeiten hat nach Giesebrechts Gollation der Yaticanischen 
Handschrift Jaff^ endlich zur Freade aller, welche mit solchän Studien 
umgehen, die erste kritische Aosgabe des Begistrum veröffentlicht^). 

Zu Gregors treuesten und eifrigsten Anhängern gehörte Anselm 
von Lucca, der Nachfolger und Neffe Alexanders n (1073 bis 1086), 
der freilich das Bisthum von des Königs Hand annahm, und auf Gregors 
Befehl behielt, dann aber zur Beruhig^g seines Gewissens um so 
lauter gegen diesen Mifsbrauch eiferte. Er war der besondere Beistand 
und Bathgeber der Gräfin Mathilde, und diese sorgte auch dafür, daCs 
sowohl sein lieben wie auch die Wunder an seinem Grabe sogleich 
von seinen Caplänen aufgezeichnet wurden. Der Verfasser der Bio- 
graphie ist der Priester Bardo von Lucca, ein treuer Diener seines 
Herrn ^). Anselms dritter Nachfolger Bangerius hat das alles in Verse 
gebracht und auch wieder über den Investiturstreit geschrieben, aber 
seine Werke sind verloren. 

Gegen Heinrich V und die Investitur von Laienhand schrieb auch 
noch Placidus, Prior von Nonantula, sein Werk über die Ehre der 
Kirche, noch ganz nach den Gregorianischen Grundsätzen, von welchen 
die Praxis sich schon entfernt hatte'). 

^) Bibl. Rer. Germ. II. Beigefügt sind alle sonst bekannt gewordenen 
Briefe Gregors. Auch neben der Ausgabe ist die Inhaltsangabe in den Regg. 
Pontif. Born, sehr nütslicb; in der dort aufgenommenen Abhandlung Giese- 
brechts war die Abfassung gleich nach Gregors Tode angenommen. Vgl. auch 
W. Giesebrecht de Gregorii VII Registro emendando, Regiomonti 1858, und 
Ueber die Gesetzgebung der röm. Kirche Eur Zeit Gregors VII, im Mfinch. 
bist. Jahrbuch II. Kaiserzeit III, 1073. Ein übersehener Brief in Userii Epi- 
Btolarum Hibemicarum Sylloge n. 29. Für die Anordnung der Briefe im Reg. 
ist zu berücksichtigen Dünzelmann Forsch. XV, 513 — 547, der willkürliche 
Zusetzung der Daten behauptet, u. 0. Meltzer: Greg. VII u. die Bischofswahleü, 
Dresden 1876. Nach Originalen und Abschriften in Saint -Omer: A. Giry, 
Or^g. VII et les evöques de Törouane, Revue bist. I, 387—409. 

') Vita Anselmi ep. Luc. auctare Bardone ed. Wilmans, MG. SS. XII, 
1 — 35, mit Auszügen aus Anselms Schriften; doch ist S. 5 — 9 aus der Schrift 
des Card. Deusdedit (S. 170), wie Giesebrecht nachgewiesen hat. VgL Helfen- 
stein 64. 144. Giesebr. III, 1057. Aus einer neugefundenen Handschrift hat 
W. Arndt SS. XX, 692 — 696 die kürzere Legende ron Anselm, ohne den ge- 
schichtlichen Inhalt, abgedruckt, in welcher er irrthümlich eine Lücke wahr- 
zunehmen glaubte. 

') Placidi Nowmtulam Über de hanore ecclesiae, Pez, Thes. II, 2, 76. 



Gregor VII. ADselm von Lucca. Benzo. HS 

Die Lage der Dinge in Italien unterschied sich von den Verhältnissen 
jenseits der Alpen sehr wesentlich dadurch, dafs dort das üebergewicht 
der Bildung sowohl wie der festen sittlichen Haltung unleugbar bei 
den Gregorianem war. Gehen auch diese in ihren Schriften zu weit, 
indem sie ungerecht gegen ihre Widersacher werden, sowie auch ihre 
Handlungsweise der Mäfsigung entbehrte, so überschreitet dagegen auf 
der anderen Seite die Leidenschaft und Lügenhaftigkeit alle Schranken. 
So ist namentlich des Bischofs Benzo von Alba Lobschrift auf Hein- 
rich IV in gereimter und rhythmischer Prosa voll der unverschämtesten 
Schmeichelei gegen den Kaiser und der gemeinsten Schimpfreden gegen 
die Gregorianer, und sie wimmelt dermafsen von Lügen und Fabeln, 
dafs man nur mit der äufsersten Vorsicht einigen Nutzen für die Ge- 
schichte daraus ziehen kann^). Derselben Art ist des Cardinais Beno 
sogenanntes Leben Gregors VII, eine leidenschaftliche Schmähschrift 
nicht nur gegen Gregor, sondern auch gegen die früheren Päbste 
und ürban ü, den er und seine Genossen immer nur Turbanus 
nennen'). 

Diesem Kreise eifriger Wibertiner entstammt auch die Aufzeich- 
nung der angeblich an Clemens in Grabe geschehenen Wunder, welche 
Bischof Peter von Padua um 1100 Heinrich IV übersandte'). 

Benzo hat in seinem Werke sich auch auf eine Sibyllinische 
Weissagung berufen. Dergleichen unsinnige, doch für die Denkungsart 
der Zeit characteristische Sprüche sind durch die angeblichen Schriften 
des Methodius ins Abendland gekommen, und wie Qt, von Zezschwitz 
nachgewiesen hat, daraus schon von Adso (I, 305) benutzt. VielfÖrmig 
den Umständen und Gesinnungen angepafst begegnen sie uns an ver- 
schiedenen Orten; so in einer von üsinger bekannt gemachten Form, 



Vgl. Helfenstein S. 75. Giesebr. III, 1067. Ueber eine Hs. in Venedig NA. 
III, 219. 

M Benzanis ep, Albensis ad .Heinricum IV libri VII ed. Kar. Pertc, MG. 
S8. XI, 591 — 681. Ueber den fUscblich in Gellius ver&nderten Grammatiker 
GriUiuB S. 599 s. M. Haupt im Hermes I, 45. Vgl. Stensel II, 80—90. Giese- 
brecht, Ann. Altah. S. 213 (f. und Geschichte der Kaiserseit II, 576 gfegen die 
Schrift von C. Will: BenKo's Panegyricus auf Heinrich IV, mit besonderer 
Btkcksicht auf den Kirchenstreit zwischen Alexander II und Honorius II und 
das Concil su Mantua kritisch behandelt, Marburg 1856. Helfenstein S. 162. 
Hegert: Quae fides sit adhibenda narrationi Benzonis de discordia ecdesiae 
a. 1061 — 1064. Diss. Bonn. 1866. Th. Lindner, Forsch. VI, 495 — 526. 
B. DQmmler, Forsch. IX, 878—382. Giesebrecht III, 1059. 

*) Gedruckt u. a. in Goldasts Apologia Heinrici IV. Vgl. Archir VII, 872 
über die Brüsseler Handschrift, aus welcher in Sudendorfe Begistmm II merk- 
würdige Stücke leider nach sehr incorrecter Abschrift gedruckt sind. Stenzel II, 
18. Giesebr. III, 1058. 

3) Erhalten im Codex Udalrici, Bibl. V, 194^196. 



274 ^^* Salier. | 31. Unieritalien. 

welche dieser auf die Einnahme Borns durch Heinrich Y bezieht, ich 
lieber mit Waitz der Zeit Heinrichs IV zuschreiben möchte. Sie ist er- 
fOllt von leidenschaftlicher Abneigung gegen den fremden Gewaltherm^). 

Anderer Art sind zwei erst kürzlich bekannt gewordene Schriften 
dieser Zeit, welche mit grofsem Aufwände von Gelehrsamkeit die Sache 
des Kaisers zu unterstützen bestimmt waren. Die eine davon ist von 
Petrus Crassus, einem rechtsgelehrten Laien am Hofe Wiberts von 
Bayenna, verfafst und Heinrich lY vor einem Concil zugeschickt, um 
hier Gebrauch davon zu machen^). Den Behauptungen der Gegner 
werden darin besonders die Sätze des römischen Bechts entgegenge- 
stellt, und es ist dies das erste Beispiel dieser Art, das erste Erscheinen 
dieser Waffe, welche später Heinrich Y und den Hohenstaufen so gute 
Dienste leistete; es war die Bechtschule zu Bayenna, wo diese Bich- 
tung sich ausbildete. Denselben Kreisen und derselben Zeit, yermuth- 
lich zur Bechtfertigung von Wiberts Erhebung und Weihe, wird auch 
das unechte Privileg Leo's YIII entstammen, in welchem sich ebenfeüls 
jene Citate aus dem römischen Bechta finden. Daraus wurden für einen 
etwas veränderten Standpunkt eine kürzere Fassung desselben Privilegs 
und ein neues Privileg Adrians I geschmiedet'). 

Die zweite Schrift ist auf den Wunsch des Gegenpabstes demens 
nach Jaff6 bei Gelegenheit der Synode von 1089 verfafst, um sein und 
des Kaisers Becht aller Welt darzulegen. Der Yerfaeser Wide, damals 
Bischof von Ferrara, war selbst früher auf Gregors Seite gewesen und 
erst bei der Spaltung dieser Partei nach dem Tode ihres Hauptes zu 
den Gegnern übergegangen. Es entspricht dieser Laufbahn, dafs er 
im ersten Buche Gregors Sache mit grofsem Aufwand von canonisti- 



M Usinger, Forsch. X, 621-631. XI, 147—150. H. v. Zezechwits, Vom 
Bfim. Kaisertum (Leipz. 1877) S. 42. 168. 

*) Sudendorfs Registram I, 22; jetzt verbessert bei Ficker, Forschungen 
zur Reichs- und Rechtsgesch. Italiens IV, 106 — 124, rgl. Hl, 112. Nach den 
Versen am Schiasse scheint es, als habe ein Crassus im Auftrage eines Fetma 
die Schrift rerfafst, doch weist Ficker einen Petrus Grasso 1074 als Zeugen 
bei Wibert nach. Traditionell wurde seit dem ersten Herausgeber dieselbe auf 
die Brizener Synode 1080 bezogen, aber Otto Meltzer in der S. 172 angeftlhrten 
Schrift S. 236 macht darauf aufmerksam, dafs Heinrich als Sieger über Rom 
gefeiert wird, und also eher an die Synode zu Rom am 22. M&rz 1084 zu 
denken ist. Eline darin angeführte canonist. Sammlung Gregors I weist Maassen 
nach, Wiener SB. LXXXV. — Der Rarennater Rechtschule dieser Zeit weist 
Ficker auch den Brachylogus juris civilis zu, Wiener SB. LXVII, 622. 

*) Nach der Untersudiung von £. Bemheim, Forsch. XV, 618—631, wel- 
cher ein zu Grunde liegendes echtes Privileg von 964 vermuthet. Das l&ngere 
Privileg ist zuerst von Flols herausgegeben : Die Pabstwahl unter den Ottonen 
S. 147—166; das kürzere u. a. MG. Legg. II, 2, 168. Adrians Decret von 
Kunstmann in d. Tüb. TheoL Quartalschrift 1838 S. 337 ff. 



Streitschriften ftür Pabst und Kaiser. ]^75 

scher Gelehrsamkeit unterstfitzt, im zweiten aber ffir Clemens anffcritt 
nnd seine eigene Argumentation siegreich widerlegt. Diese Schrift, 
welche auch an geschichtlichen Nachrichten reich ist, hat B. Wilmans 
jetzt zum ersten Male heransgegeben^). 

In einigen sehr hochtrabenden gereimten Hexametern wurde Pa- 
schalis n mit besonderer Hervorhebung der Unterwerfung von Benevent 
(1101) gefeiert'), in anderen nach Heinrichs lY Tod dieser und Wibert 
verspottet, die wesentlichste Schärfe der Satire aber gegen die Hab- 
sucht und Käuflichkeit der B5mer gewendet. Heinrichs V Gewaltthat 
gegen Paschalis veranlafste einen sehr erbitterten Bhythmus eines 
eifrigen Glericalen (s. oben S. 12). Bald darauf hatte sich Paschalis 
mit vieler Mühe der Angriffe zu erwehren, welche ihn von verschiedenen 
Seiten trafen; die fibereifrigen Fanatiker, namentlich in Frankreich, 
verlangten von ihm die Bannung des Kaisers, und waren nahe daran 
ihn ffir einen Ketzer zu erklären, während von kaiserlicher Seite schon 
das unbegrfindete Gerficht, dafs er den Bann ausgesprochen habe, einen 
Versuch hervorgerufen zu haben scheint, ihn als meineidig der päbst- 
lichen Wfirde zu berauben. Auf ein uns verlorenes Schreiben dieser 
Bichtung ist eine ausführliche Antwort aus dem Jahr 1112 erhalten 
und jetzt von W. Schum bekannt gemacht'), worin Heinrichs V Schuld 
stark betont wird, auch mit den herkömmlichen Grfinden das Becht 
des Pabstes, ihn zu bannen, behauptet, die Thatsache aber geleugnet 
wird. Doch scheint der Verfasser es durchaus nicht ffir unmöglich zu 
halten, dafs es noch dazu kommen werde; bemerkenswerth ist, dafs 
sich bei ihm ffir die Hauptfrage der später angenommene Ausweg der 
Ertheilnng der Begalien durch das Zeichen des Scepters ausgesprochen 
findet. Wenn wirklich, wie W. Schum zu beweisen sucht, der Cardinal 
Lambert von Ostia, welcher 1124 als Honorius Pabst geworden und 
vorher unter Calixt n als Unterhändler thätig gewesen ist, diese Schrift 
verfafst hat, so ist ihre Bedeutung nicht gering anzuschlagen. 



*) Wido ep» Ferrar. de scümate H%ldel>ranti^ ed R. Wihnans, MG. SS. 
XU, 148—179. Vgl. Oiesebreeht II, 666. III, 1057. 

*) Herausgeg. v. Dftmmler NA. I, 184. Anfang Magnificandus. 

•) Die Politik Papst Paschalis II gegen Kaiser Heinrich V im J. 11 12 
(Jahrbücher der Akad. gemeinnflts. Wiss. su Eriiirt, Heft VIII) 1877. Die ge- 
wifs nicht ursprüngliche Aufschrift in der Neapel, einzigen Handschrift lautet: 
DitputaÜo vel defensio quorundam catkoUcorum cardinalium contra quosdam 
imipientes vel scwmaticos^ imo hereHcos, ayi conabcmtur asserere^ domnum pa- 
pam P, fum debere papam vocari, quia H. imperatorem excommunicavit Sonst 
wird die Schrift bcEeichnet als Tractatus de investUara. 



176 



§ 31. Unteritalien. 

Kurze Annalen ans Bari^), Benevent*), Monte Oassino') und La 
Cava^) geben uns Nachricht über die wichtigen und namentlich f&r 
die Berührungen zwischen Kaiser und Pabst so bedeutenden Verhält- 
nisse IJnteritaliens. 

Hervorragend in jeder Beziehung, einflnfsreich und namentlich 
auch mit Deutschland in mannigfacher Verbindung ist das Kloster 
Monte Cassino, das wie Farfa in kaiserlichem Schutze stand und 
bei dem Verfall der kaiserlichen Macht viel zu leiden hatte. Abt 
Aligem (949 — 985) hatte es nach der Zerstörung durch die SaiTazenen 
und dem Capuanischen Exil wieder hergestellt, aber Kaiser Konrad 
mufste es 1038 wieder aus schwerer Bedrängnifo durch die Fürsten 
Yon Gapua erretten; unter seinem Schutze wurde Bicher, ein Mönch 
7on Nieder -Altaich, damals Abt von Leno bei Brescia, zum Abt er- 
wählt und erst mit diesem beginnt ein besserer Zustand und ein leb- 



i) Annales Barenses a. 605—1043, MG. SS. V, 51—56. Ann. Lupi Pro- 
tospiUharii a. 855— 11 02 ib. 52 — 63. Anonymus Barenm — 1 115 bei Murat. V, 
147 — 156. Vgl. Ferd. Hirsch de Italiae inferioris Annalibas saec. X et XI. 
Diss. Berol. 1864. Danach schöpften alle drei aus ausführlicheren Annulen von 
Bari, welche auch Chiil. Appulus bis 1051 benutzte; von 1052 an sind Lupus 
und Anon. selbständig. Lupus hat dazu eine Beneventaner Chronik ausgeschrie- 
ben, im letzten Theil apulische Localnachrichten mit einem Werk über die Ge- 
schichte der Normannen verbunden, welches auch Romuald von Salerno von 
1086 an benutzt hat. Das breve Chron, Nortmannicum bei Murat. V, 278 ist 
zwischen IUI und 1127 geschrieben und hat Tarentiner Aufzeichnungen 
verwerthet. 

*) Ann. Benev. a. 788—1130 SS. III, 173—185. CJironicon ducum Be- 
neventi etc. p. 211— 213. Nach F.Hirsch lag eine ausflihrlichere, nach Re- 
gierungen der Fürsten rechnende Chronik von Benevent zu Grunde, welche 
auch Lupus und 1105 — 1112 Falco benutzten. Zu vergleichen sind über die 
hier so gefährlichen Pratillischen Fälschungen Pertz und Eoepke im Archiv IX, 
I 239. 

>) Arm. Omno^ 914— 1010. 1042 ed. Pertz SS. III, 172; vgl. BibU Casin. I, 
92. Anon. CaMnenms von 1000 — 1212 nach verschiedenen Handschriften bei 
Murat. V, 55. 139; jetzt mit neuen Hülfsmitteln als Ann. Gasinense» ed. Ports 
SS. XIX, 305—320. Ueber ihr Verhältnifs zu einander, zu den Ann. Cavenses 
und den Chroniken von Monte Cassino, St. Yincenz am Voltumo, Fossa nova 
{Ann, Ceccanenses ed. Percz SS. XIX, 275 — 302), Casauria u. Romoald s. F. 
Hirsch L \. u. Forsch. VII, 103—112, wo er gegen Pertz seine Ansicht aufrecht 
hält, dafs verlorene ausführlichere Cassineser Annalen allen gemeinsam zu 
Grunde liegen. 

♦) Ann. Cavenses a. 569— 1315, MG. SS. III, 185—197, nicht zu ver- 
wechseln mit dem unechten Chronicon Cavense. Nach F. Hirsch sind sie im 
ll.Jahrh. Auszug der Cassineser Annalen. Vgl. Waitz im NA. III, 194 über 
die Handschrift, aus welcher Theiie des Hugo de S. Victore irriger Weise in 
die Ann. Cavenses aufgenommen sind. 



Monte Cassino. Leo von Ostia, 277 

haftes wissenschaftliches Leben, das nnier dem Abte Desiderins 
(1058—1087) seinen Höhepunkt erreichte^). 

Zu den vielen ausgezeichneten Mönchen, an welchen damals das 
Kloster reich war, gehörte auch Leo, aus dem Hause der Marsicaner 
Orafen, den Desiderius bald nach seiner Wahl als 14j&hrigen Knaben 
ins Kloster aufoahm, wo Aldemar, früher Notar des Fürsten Bichard 
von Capua, später Cardinal der Bömischen Kirche, sein Lehrer wurde. 
Der Kreis gelehrter und bedeutender Männer, der sich um Desiderius 
versammelt hatte, sah mit Ho&ung und Wohlgefallen auf den talent- 
vollen Jündling; Alfanus, des Erzbischofs von Salemo, Verse zeugen 
davon. Auch Desiderius hielt viel von ihm, und weil Leo diesem so 
nahe gestanden hatte, gab sein Nachfolger Oderisius ihm den Auftrag, 
das Leben dieses Abtes zu beschreiben, dem das Kloster viel verdankte 
und dessen Erhebung auf den päbstlichen Stuhl, den auch schon sein 
Yorgänger Friedrich als Stephan IX bestiegen hatte^), den Cassinesem 
grofsen Buhm brachte. Leo fand indessen keine Mufse, den Auftrag 
auszuführen; er wurde Bibliothekar und Archivar des Stiftes, und wie 
es bei solcher Stellung zu gehen pflegt, nahmen ihn die äuTseren Sorgen, 
die vielen Bechtshändel des Klosters gänzlich in Anspruch. 

Zuletzt aber (nach 1098) entband ihn Oderisius, wie es scheint, 
von diesen Geschäften, indem er ihm nun zugleich auftrug, die ganze 
Oeschichte des Klosters zu schreiben. Daran machte sich Leo jetzt 
wirklich mit gröfstem Fleifse, und auch seine Erhebung zum Cardinal- 
l>ischof von Ostia im Anfange des zwölften Jahrhunderts scheint die 
Arbeit noch nicht unterbrochen zu haben. Doch nahmen ihn, nament- 
lich nachdem der Streit zwischen Heinrich V und Paschalis n ausge- 
brochen war, die Weltbegebenheiten wohl zu sehr in Anspruch, als 
dafs er viel Mufse zum Schreiben hätte finden können; er gehörte zu 
den eifrigsten Gegnern des Kaisers, welche von keinem Frieden 
wissen wollten. Gestorben ist er in den Jahren 1115, 1116 oder 1117 
am 22. Mai. 



1) Siehe darüber G^esebrecht de litterarum studiis apud Italos, Berlin 1844, 
4. Alf an i rersus de situ, constnictione et renovatione monasterii Casinensis 
bei Osanam, Documents inedits p. 261 — 268. F. Hirsch, Desiderius Ton Monte 
Cassino, Forschungen VII, 1 — 103. A. Caravita, I codici e le arti a Monte Cas- 
sino, 1 — 3, 1869. 70. Das Commemoratorium abbatis Theobaldi a. Henr, invp, 
in Italia septimo, mit dem Yerz. der Bücher, sehr ungrammatisch geschrieben, 
ist wieder abgedr. Bibl. Casin. I. App. p. LVIII— LXI; die Codices Ton 1023 
p. LXI. LXII. 

*) Obgleich kein Anh&nger der Unfehlbarkeit, glaube ich doch den P&bsten 
das Recht wahren zu müssen, ihre eigene Ordnungszahl zu bestimmen, und 
halte es deshalb für fehlerhaft, ihn Stephan X zu nennen. 

Wattenbaeh, Oeschlchtsquellen IL 4. Anfl. 12 



178 I^' Salier. { 31. Unteritalien. 

unschätzbar würde seine Chronik^) sein, wenn er sie bis zn den 
Zeiten Heinrichs Y fortgeführt hätte; leider reicht sie aber nnr bia 
1075, wo sie mitten in der Beschreibung der von Desiderins nen er- 
bauten und eben damals geweihten Klosterkirche abbricht. Deshalb 
ist ihre Bedentang für die allgemeine Geschichte nnr gering, und selbst 
f&r die nnteritalischen Verhältnisse nnd die frühere Geschichte des 
Klosters nicht so gar grofs, weil nns die von Leo benutzten QueUen 
nnd *die Cassineser Urkunden, aus denen er mit dem mühsamsten Eleifse 
schöpfte, noch jetzt vorliegen'). Es war ihm ausdrücklich aufgetragen^ 
die verschiedenen Erwerbungen des Klosters genau zu verzeichnen und 
die Bechtstitel nachzuweisen; dieses und die übrige Klostergeschichte 
ist ihm die Hauptsache, und als Schriftsteller kann man ihn nur loben, 
weil er überall sorgfältig das richtige Maafs beobachtet und von den 
femer liegenden Ereignissen, von Kaisem und Päbsten nicht mehr be- 
richtet, als für seinen Zweck nöthig war. Für die Hausgeschichte des 
Klosters hat er einige eigenthümliche Nachrichten schon aus der älteren 
Zeit; im zehnten Jahrhundert werden sie reichlicher, und je weiter die 
Erzählung fortschreitet, desto klarer und vollständiger liegt die Ge- 
schichte des Klosters vor uns; im dritten Buche ist das Leben und 
Wirken des Desiderius mit eben so viel Wärme und Liebe wie genauer 
Kenntnifs dargestellt. Der Ausdmck ist einfach und der Sache ange^ 
messen; die verschiedenen Handschriften, deren älteste von Leo*s eigner 
Hand ist und nur bis 1057 reicht, zeigen uns deutlich, wie er fort- 
während an der Form änderte und nachbesserte, während er sachlich 
einschaltete, was er neues in Urkunden und anderen Schriften fand; 
namentlich hat er die Geschichte der Normannen von Amatus erst bei 
der letzten Bearbeitung seines Werkes benutzt. Es giebt wohl keine 
andere Klostergeschichte, welche mit gleicher Kunst und Sorgfalt ge- 
arbeitet ist. Zuverlässig ist sie in hohem Grade und in der Beurthei- 

>) Leoms Marsicani et Petri Diaconi Chronica mofuuiterii Qmnentis ed. 
W. Wattenbach MG. SS. VII, 551—844. Im Kloster hiefs die Chronik Legenda 
8. BenedicH Umga^ Ambrosii CamalduL epp. p. 367. Tosti, Bibl. Gas. I p. XXV 
bezweifelt, daTs die Münchener Es. aatograph sei, fibersieht aber, dafs sie nur 
ein Entwurf ist und man im Kloster eine Reinschrift als Original bewahrt haben 
muÜB. Nach p. XXVI hat Friderici den Cod. Velitr. gehabt, es ist aber Yon ihm 
keine Aufzeichnung Hber die darin enthaltene Chronik vorhanden. Eine noch 
nicht benutzte Hs. saec XV aus der Abbatia Flor, ist in der Bibl. Magliabech. 
B 4. In St. Michael in Hildesheim ist einst eine Hs. gewesen, Arch. VIII, 641. 

') Waitz bemerkt, dafs er auch die vorzüglich aus den Oestis Pontificum 
geschöpfte Contin. Pauli D. Casinensis benutzt hat. lieber die Benutzung alter 
Cassin. Annalen s. die vorher angeführte Diss. von F. Hirsch. Ueber die Guilani 
d. i. BaQayyok s. Kunik in Doms Caspia (M^m. de l'Acad. de St. Petersb. 7. Sörie^ 
XXni, 1. 1875) S. 376— 378. '406^409, wo auch die Guandali der Ann. Bar. 
1027 so erkl&rt werden. 



Leo von Ostia. Petras Diaconns. 179 

lung des Geschehenen spricht sich üherall ein gerechter und leiden- 
schaftsloser Sinn ans. 

Diese gnten Eigenschaften des Leo von Ostia treten mn so hesser 
hervor, da sein Fortsetzer ganz das Widerspiel von ihm war. 

Petrus Diaconns, aus dem yomehmen Hause der Orafen von 
Tusculum, die ihr Gesohlecht von den Juliem herleiteten, wurde 1115 
als Enahe dem Kloster fibergehen und genols hier besonders den Unter- 
richt des Guido, welcher die Vision des Albericus aufgeschrieben und 
aufserdem eine leider verlorene Geschichte Kaiser Heinrichs IV verfafst 
hat. Auch schreibt Petrus ihm eine Fortsetzung der Cassineser Chronik 
zu, die er selbst vielleicht benutzt haben mag. Dim wurde wie Leo 
das Archiv des Klosters übergeben, und hier hat er sich verdient ge- 
macht durch die Anfertigung seines Begistrum, welches die zahlreichen 
Urkunden des Klosters in Abschriften enthält, wie es denn überhaupt 
Petrus an FleiTs nicht fehlte. Wäre nur seine Wahrheitsliebe eben so 
grofs gewesen! Aber der Hauptzug seines Wesens war Eitelkeit, Eitel- 
keit auf seine Person, auf seine Abkunft und auf sein Kloster. . Die 
ehrwürdige Vergangenheit von Monte Gassino genügte ihm nicht, der 
h. Benedict selber mnfste ein Vetter des Kaisers Justinian gewesen 
sein, und eine Beihe abgeschmackter Briefe und Urkunden, welche sich 
daran knüpften, fand ihren Platz theils im Begistrum, theils in einem 
anderen Werke über den h. Placidus, Benedicts Schüler. Denn dieser 
muTste sich ganz besonders zum Träger des Fabelgebäudes hergeben 
in einer Legende, die Petrus dem Gordian, einem (Genossen des Pla- 
cidus unterschob und aus dem Griechischen übersetzt haben wollte, 
wahrscheinlich aber selbst erfunden hat. Und obgleich er die wahre 
Geschichte des Klosters von Leo nicht zu verfälschen wagte, so ist 
er doch wahrscheinlich der Verfertiger einer falschen Urgeschichte 
von Monte Cassino unter dem Namen des Anastasius^). Noch vieles 
andere hat er geschrieben, Heiligenleben und Bücher über die frommen 
und gelehrten Cassineser Mönche^); diese haben etwas mehr Werth, 
aber nachlässig und unzuverlässig ist alles, was von Petrus stammt. 



. ^) Anastagii Chromeon CoHnense bei Moratori II, 249. Schon Mabillon 
Actt. II, 330 ed. Yen. h&lt Petras D. f&r den Verfasser. Ebenso schlecht und 
unbrauchbar ist der auf Anhalten des k. Kanslers Redulf von ihm susammen- 
gestellte und König Konrad übersandte liber notarum, zuerst in echter Unge- 
Btalt bei Mommsen, Notarum Laterc. p. 221 — 346 (Gramm, latt. ed. Keil IV). 

*) lAber illustrium virorum Casinenns carcMsUrii^ gedrackt u. a. in der 
Bibliotheca eccl. von Fabricius und bei Muratori SS. VI, 9. Ortus et vita 
Justorvm Casinenm monasterü bei A. Mai, Nova CoUectio VI*>, 246. Catalo- 

?'us abbatum Casmensium bis auf Wibald, mit einigen Bemerkungen, Caravita 
, 89—93. 

12» 



IgO IV. Salier. § 31. UnteritaUen. 

Das mindert denn auch sehr den Nutzen seiner Fortsetzung der Cassi- 
neser Chronik, welche er auf Antrieb des Abtes Bainald um das Jahr 
1140 verfafste. Sie ist sehr ungleich geschrieben, bald sehr ausfuhr- 
lich, bald kurz über wichtige Dinge, enthält aber doch manche dankens- 
werthe Nachricht über diese Zeiten, wo der Abt Desiderius unter den 
schwierigsten Verhältnissen Gregors YII Nachfolger wurde und später 
das Kloster auf Seiten Anaclets stand. Am ausführlichsten ist die An- 
wesenheit Lothars (1137) behandelt, und die vor ihm und Innocenz n 
geführten Verhandlungen über das Verhältnifs des Klosters zu Kaiser 
und Pabst; Petrus selber war es, der hier mit seinen echten und 
falschen Privilegien auftrat und siegreich die Freiheiten der Abtei 
yertrat. Der alte Kaiser fafste eine besondere Zuneigung zu ihm und 
ehrte ihn durch allerlei Titel, wenn wir Petrus so weit trauen dürfen. 
Denn das ist eben das mifsliche bei diesen Nachrichten, dafs wir 
sie nur von Petrus haben und diesem kein Wort mit Zuversicht zu 
glauben ist^). 

Die Nachrichten des Leo und des Petrus über die Anfange der 
normannischen Herrschaft in Apulien haben an Werth für uns ver- 
loren, seitdem die Hauptquelle derselben wieder zum Vorschein ge- 
kommen ist, nämlich die Normannengeschichte des Cassineser Mönchs 
Amatus, welche dem Abt Desiderius gewidmet ist; der Verfasser 
wurde später Bischof. Nachdem man dieses wichtige Werk lange Zeit 
fOr verloren gehalten hatte, ist es von ChampolHon-Figeac in alt fran- 
zösischer Uebersetzung aufgefunden und (leider sehr mangelhaft) heraus- 
gegeben^). Ein zweiter wichtiger Schriftsteller über die Normannen- 
geschichte ist von E. Wilmans nachgewiesen worden als gemeinschaft- 
liche Quelle für die Alexias der Anna Komnena und das Heldengedicht 
Wilhelms von Apulien, nämlich ein Priester des Erzbischofs von Bari, 
der Bobert Wiskard auf dem Feldzuge ins griechische Beich begleitete. 
Anna nennt ihnLatinus, was schwerlich ein Eigenname ist; Wilmans 
vermuthet in ihm den Archidiaconus Johannes von Bari, welcher 
auch die Auffindung des h. Sabinus beschrieben hat'). Sein Werk ist 

1) Vgl. Giesebr. III, 1063. IV, 403. Nach dems. Gesetzgebung d. Rom. 
Kirche S. 98 benatzte er den Libellus dea Cardinal Deusdedit, doch nicht ohne 
Entstellung. 

') Uystoire de li Normant et la chronique de Bobert Viscart par Aimö 
moine da Mont-Cassin, publiöes poar la premi^re fois par M. Champollion- 
Figeac, a Paris, 1835. Vgl. Wilmans: Ist Amatas von Montecasino der Ver- 
fasser der Chronica Boberti Biscardi? im Archiv X, 122 — 130; er weist nach, 
dafs die hier übersetzte Historia Sicala des Anonymas Vaticanus ein Ezcerpt 
aas Gaafr. Malaterra ist. W. Giesebrecht, Eaiserzeit II, 572. III, 1063. Scharfe 
Kritik des Amatas von F. Hirsch, Forsch. VIII, 203—325. 

*) R. Wilmans über die Qaellen der Gesta Roberti Wiscardi des GniUer- 



Amatus. Wilhelm Ton Apulien. Falco. IgX 

verloren, aber die Nachrichten jener beiden epischen Gedichte erhalten 
dnrch diese Annahme eine festere Begründung. Das Heldengedicht des 
Wilhelm vonApnlien zeichnet sich durch guten Versbau nnd Rein- 
heit der Sprache aus; gerichtet ist es an den Herzog Boger, Bobert 
Wiskards Sohn, und Pabst ürban n wird als derjenige genannt, 
dessen Wunsch den Verfasser besonders yeranlafst habe, diese Arbeit 
zu übernehmen; weiter ist uns aber übef den Verfafser nichts be- 
kannt^). 

Zu den wichtigsten Quellen über Unteritalien im Anfang des 
zwölften Jahrhunderts gehört die Chronik des Falco, Bichters zu 
Benevent (1102—1140), die namentlich über alles, was Benevent 
betrifft, sehr genau und ausführlich ist*). 

Schliefslich ist noch zu erwähnen, dafs Alb er ich von Monte 
Gassino zur Zeit Gregors VII der erste Verfasser eines Lehrbuches 
für die neue Disciplin der Anleitung zum Briefstil gewesen ist. Bis 
dahin nur empirisch betrieben, wurde sie nun mit grofsem Eifer theo- 
retisch ausgebildet und namentlich in der Lombardei auf den dort er- 
blühenden Schulen gefördert. Vorzüglich die reichen Mustersammlungen 
geben diesen Schriften bedeutenden Werth'). 

§ 32. Die Lombardei. 

An die alten Elosterchroniken, in barbarischem Latein von un- 
wissenden Mönchen mit beschränktem Gesichtskreis geschrieben, schliefst 
sich in diesem Zeitraum noch die Chronik des Klosters Novalese im 
Thal von Susa bis zum Jahre 1048. Sie ist fast nur von localer Be- 
deutung, wichtig besonders für die Geschichte der Grafen von Turin. 
Merkwürdig sind aufserdem im ersten Theile die üeberbleibsel einhei- 
mischer Sage aus den letzten Tagen des langobardischen Beiches und 
grofse Fragmente aus dem Liede von Walther und Hildegund nebst 

mu8 Apuliensis, im Archir X, 87 — 121. F.Hirsch hat die BenutsuDg alter 
Annalen von Bari im ersten Theile des Gedichtes genauer untersucht. 

') Chiillertni ApuHerms Oesta RoberH Wiscardi ed. R. Wilmans, MG. SS. 
IX, 239 — 298. Ferner steht uns die Geschichte Siciliens bis 1099 yon Gau- 
fredus Malaterra, Murat. SS. V, 537—602. Auch der Verfasser der Gesta 
Dei per Francos, ein eifriger Verehrer Boemunds, gehört Apulien oder doch 
Italien an, nach Gurewitsch, Forsch. XIV, 171. 

*) Falcoms Beneventam Chromeon bei Muratori SS. Rer. Ital. V, 82 — 133. 
Bei Re, Cronisti Napoletani p. 5. Unter Innocenc II war der Vf. Soriba Sacri 
Palatii, dann Judex BenoTentanus. 

>) Wattenbach im Archiv der Wiener Akademie XIV, 34. Albericus de 
dictamme bei Rockinger, Brie&teller und Formelbücher des elften bis vierzehn- 
ten Jahrhunderts S. 29 — 46. Die ihm dort zugeschriebenen BcUionea cUctandi 
S. 9 — 28 sind jünger und lombardisch. Hugonis canonici Bonon. Raiiones dic- 
tandi proaaice ca. 1 124. das S. 63—94. 



|g2 IV. Salier. { 32. Die LombardeL 

einigen Spuren karoUngischer Sage^). Die Original -Handschrift, eine 
lange Rolle, ist nicht vollständig erhalten; einige Fragmente der ver- 
lorenen Stücke lieüsen sich aus anderen Quellen gewinnen. Mit sorg- 
samem Fleiüse hat daraus Bethmann, so weit es möglich war, den Text 
hergestellt und erl&utert'). 

Derselben Gegend, aber schon etwas späterer Zeit, gehört das 
Leben des Abtes Benedict von Clusa (f 1091), von seinem Schüler, 
dem Mönch Wilhelm, welcher auch die Gründungsgeschichte des 
Klosters schrieb*). Dem Inhalt, aber nicht der Abfassung nach stammt 
noch aus der ottonischen Zeit die wenig zuverlässige Legende vom 
h. Bovo von Yoghera, welcher die Sarrazenen aus Fraxinetum ver- 
trieben haben soll, aber in keiner anderen Quelle genannt wird^). 

Inivrea hat in eine der aulserordentlich schönen und merkwür- 
digen Handschriften, durch welche zu Otto's III Zeit Bischof Warmund 
seine Verehrung der Mutter Gottes bezeugt hatte, ein Zeitgenosse des 
Bischofs Ogerius, der Heinrichs IV Kanzler, und ihm und Clemens DI 
treu ergeben war, Gedichte eingetragen, Hymnen und ein längeres 
Idyll, welches in gezierter und mit Gelehrsamkeit prunkender Sprache 
characteristisch ist für die Studien der Grammatiker jener Zeit, und 



^) Ueber die frühe Verbreitung der Chansons de geste in Italien s. Oza- 
nain, Documenta inödits p. 142. Doniso beginnt sein Werk mit dem Verse: 
„Francorum prosa (d. i. ryhthmische gereimte Poesie) sunt edita bella sonora^. 
Die Erzählung ron der Auffindung Karls d. Gr. durch Otto III kritisirt Th. 
Lindner, Preufs. Jahrhh. XXXI, 431 — 440, übersetzt aber in der HauptsteUe 
Thietm. IV, 29 (mit Laurent) aolium falsch durch Sarg^ was es niemals be- 
deutet, 

') Chromeon Novalicietise ed. Bethmann, MG. SS. VII, 73—133, und Sep. 
Abdr. 1846, 8, mit den Fragmenten der rhythmischen Vita beati EldracU abb. 
Novalicienm<f zu Lothars I Zeit. Vorher hatte sich Combetti durch seine Aus- 
gabe, Turin 1843, und Monumenta Historiae Patriae SS. III, 19 — 130 rerdient 
gemacht. Einige Bemerkungen zu der Chronik ron Prof. Braun im Bheinl. 
Jahrb. XXXIII (1863) S. 133-142. Verse von Florus ron Lyon an jenen Abt 
Eidrad, Eccl. Colon, codd. p. 108; Brief ron ihm Tor einem Commentar zu den 
Psalmen bei A. Mai, Nora Coli. III, 2, 251. 

>) Vita Benedicti Clusensis ed. Bethmann, MG. SS. XII, 196—208. Monn. 
Patr. SS. III, 273—300 aus Mabilion. Ib. 249—266 die Gründungsgeschichte, 
erste Ausg. von ProTana. Vita Jokarmis Ravennatis^ des Stifters, ib. 237—244 
aus Murat. I>>, 564 ff. 

*) Vita Bobonis de Viqueria ed. God. Henschen, Acta SS. Mai V, 185. — 
Ueber Bernhard von Mentone, Archidiaconus ron Aosta, Gründer der 
beiden St. Bernhard- Hospit&ler, ist eine alte Sequenz Acta SS. Jun. II, 1082. 
Danach gemacht ohne neue Nachrichten die Vita p. 1082 — 1085. W&hrend 
er hier in Heinrichs IV Zeit gesetzt wird, versetzt ihn die ganz fabelhafte Vita 
p. 1074— 1078 in die Jahre 923—1018. Ein angeblicher Archidiaconus Richard, 
Nachfolger Bernhards, bezeugt sie geschrieben zu haben, aber es ist ein grober 
Betrug, obgleich Papebroch daran glaubte. Brauchbar nur ftr Alpensagen und 
Aberglauben. Eine abweichende Handschrift Arch. Yll, 380. 



Novaldse. Ivrea. Mailand. J33 

manchen culturgeschichtlich wichtigen Zug enthält, zugleich in Prunk- 
liebe und Freude an Sinnenlust den gröfsten Gegensatz bildet zu der 
weltentsagenden Ascetik, die in Peter Damiani's Schriften uns ent- 
gegen tritt ^). 

In Novara wurde unter Bischof Bicard (1117—1124) das Ver- 
zeichnifs der Bischöfe in ein altes Diptychon eingeschrieben, und bald 
darauf Bischof Litrfred (1124—1151), der hier das gemeinsame Leben 
der Canoniker herstellte, hinzugefügt'). 

Von grofser Bedeutung einerseits für die Yerfassungsgeschichte, 
namentlich für die städtische Entwickelung, andererseits für das Ein- 
greifen Hildebrands in die lombardischen Verhältnisse, sind die beiden 
Mailänder Schriftsteller Arnulf und Landulf'), beide Geistliche 
der alten Schule und Gegner Hildebrands, von denen aber Arnulf, ein 
besonnener wahrheitsliebender Mann, zuletzt sich der römischen Auto- 
rität fugt, Landulf in leidenschaftlicher Feindschaft beharrt und in 
blinder Wuth allen Sinn f&r geschichtliche Wahrheit verliert. 

Einige Ergänzungen zu diesen Nachrichten bietet das Leben 
Arialds, des Urhebers der Partei der Pataria, mit deren Hülfe Hilde- 
brand den Widerstand der lombardischen hohen Geistlichkeit bekämpfte, 
der als Märtyrer in diesem Sti-eite fiel und der Pataria durch seinen 
Tod zum Siege verhalf , beschrieben von seinem Schüler und eifrigen 
Anhänger Andreas, Abt von Yallombrosa^). Den weiteren Ver- 
lauf der Dinge, anhaltende innere Kämpfe, die zu dem gänzlichen Ver- 
fall der noch vor kurzem so glänzenden Mailänder Kirche führten, bis 
1137, schildert der jüngere Landulf von St. Paul*). 

Gregors Freundin und unerschütterliche Bundesgenossin, die Gräfin 
Mathilde, feierte mit mehr Eifer als Geschick in einem grofsenHel-« 
dengedichte über ihre und ihrer |Vorfahren Geschichte der Priester 
Donizo, ein Mönch in dem von ihr gestifteten Kloster zu Ganossa. 
Das Werk war für Mathilde selbst bestimmt und wurde mit Gemälden 



^) Dümmler, Auselm der Peripatetiker S. 63 — 106. Vgl. die Einleitung über 
die Blüthe der lombardisohen Schulen im 11. Jahrhundert. 

*) Gori, Thesaurus Diptychorum II, 201. 

*) Amulß Oesta archiepiscopamm Mediolanenmtm 926—1077 edd. Beth- 
mann et Wattenbaoh, MG. SS. VIII, 6—81. Landulfi kütoria MecUolanends 
bis 1085 ib. 32—100. Vgl. Giesebr. II, 575. III, 1060. Herrn. Pabst de Ari- 
berto II, BerL Diss. 1864. Catalogus arcfnepp. Medial SS. VIII, 102; dazu der 
Cod. Bamb. C. 47 bis Arnulf II bei DQmmler, Gesta Berengarii p. 161 — 165. 

«) Andreae Vita S. AriMi, Acta SS. Junü V, 281—303. Epithaphium 
Arialdi im Corpus Inscriptt. Lat. V, 622. 

•) Landulf US Junior de S. Paulo bei Muratori SS. V, 459—520; ed. Jaffa, 
MG. SS. ZX, 17—49; vgl. Giesebr. lU, 1060. Drei Vüae Bemhardi, seit 1106 
Bischof ron Parma, früher Card. Legaten, Monn. Parm. III, 491—515. 



Ig4 IV. Salier. { 32. Die Lombardei. 

geschmückt, nm ihr überreicht zn werden, aber ehe es vollendet war, 
starb die Grräfin am 24. Juli 1115, worauf der Verfasser noch eine 
Klage über ihren Tod hinzufügte'). Dafs man ihm nicht zu viel ver- 
trauen darf, versteht sich von selbst. 

Ein Bewohner von Gomo besang mit mehr Patriotismus als poe- 
tischer Begabung und grammatischer Ausbildung, in emem langen 
Heldengedichte den Krieg seiner Vaterstadt mit den übermächtigen 
Mailändern (1118—1127), welcher nach heldenmüthiger Gegenwehr 
mit der Unterjochung der schwächeren Stadt endigte*). Völlig entge- 
gengesetzter Art, voll Selbstbewufstsein und Siegesfreude, sind da- 
gegen die Aufzeichnungen aus der Stadt Pisa, welche damals die 
Höhe ihrer Macht erreichte. Schon im Jahre 1088 unternahmen die 
Pisaner auf Antrieb des Pabstes Victor III im Verein mit (xenuesern, 
Bömem, Amalfitanem einen Kriegszug zur See gegen die Sarrazenen 
in A&ika mit dem glänzendsten Erfolge, und diese Grofsthat feierte 
ein patriotischer Pisaner in einem rhythmischen gereimten Gedichte 
von 73 achtzeiligen Stanzen, noch ziemlich roh in der Form, aber 
voll von Leben und Begeisterung*). Nicht lange nachher verherrlichte 
der Diaconus Laurentius die Eroberung von Majorca (1114, 1115) 
in einem Heldengedichte von sieben Büchern, welches nicht ohne dich- 
terischen Schwung ist und eine bedeutend fortgeschrittene Herrschaft 
über die poetische Form bekundet, nach dem Muster des Virgil. Wenig 
später schilderte wieder ein Ungenannter, nach Giesebrecht der Car- 
dinal Petrus von Pisa, kurz und gedrängt, aber mit gleichem Selbst- 
gefühl in Prosa die Grolsthaten der Bürger von der Einnahme Jeru- 
salems unter dem Erzbischof Daibert an bis zum Siege über die Ge- 
nueser im Jahre 1120*). 

>) DonizonU Vita Mathildis ed. Bethmann, MG. SS. XII, 348—409 mit 
den Bildern aus dem noch erhaltenen Original. Giesebrecht II, 677. III, 1060. 
Stücke daraus bei Salimbene; er selbst benutzte schon Bardo's V Anselmi und 
Bonizo, wie Alb. Pannenberg gezeigt hat in der Abhandlung: Studien zur Ge- 
schichte der Herzogin Mathilde, Gott. Gymn. Progr. 1872, wo Donizo's Unzu- 
yerlässigkeit ausftüirlich nachgewiesen ist. Copie eines der Mathilde gewidme- 
ten Exemplars der Meditationes von Anselm von Canterbury NA. II, 420. 
Gleichzeitige Notiz über den Tod ihrer Mutter Beatrix, 1077 Ap. 18, und Lob 
derselben, Arch. VI, 141. 

') Anonymi poema de hello et excidio urbis Comeninsy Murat. V, 413—456. 

B) Entdeckt von Pertz, Archir VII, 539. Gedruckt bei Du Möril, Po^sies 
pop. (1847) p. 239. Beiffenberg im Bull, de PAcad. de Brux. X, 1, 524. An- 
nuaire V, 112—135. 

*) Oesta Triumpluzlia PUanorum, Mur. VI, 100 — 106. Laurentü Vernensis 
de hello Majoricano libriVII, ib. 112— 162. UgheUiX, 127 ff. Daran schliefst 
sich das Chron, Pisanum bis 1136 bei Mur. 1. c. p. 107. Vgl. H. Pabst bei 
Hirsch, Heinr. IL II, 378. Giesebrecht UI, 1061. 



V. WELFEN UND WEIBLINGEE. 

Von Heinriolis V Tod bis inr Mitte des dreiselmten Jahrhunderts. 



§ 1. Allgemeines. 

Uie salischen Kaiser, eine Beihe kraftvoller nnd willensstarker 
Männer, beherrschten trotz alles Widerstrebens der Fürsten, ungeachtet 
ihres Zerfallens mit der römischen Kirche, so gewaltig ihre Zeit, dafs 
ihre Person den Mittelpunkt der Greschichte bildet: es gab noch eine 
Beichsgeschichte, oder vielmehr es hatte sich eben von neuem eine 
gebildet, die in einer Anzahl ausgezeichneter Werke behandelt wurde, 
während zugleich in jeder Specialgeschichte die allgemeine sich ab- 
spiegelt. Der Zusanmienhang mit den beiden Mittelpunkten der christ- 
lichen Welt war zu keiner Zeit lebhafter als während des Investitur- 
streites, dessen Phasen in jedem Kirchsprengel empfunden wurden. 

Heinrich Y war bald in die Fufstapfen seines Vaters getreten; 
nach seinem Tode kam die Opposition zum ersten Male wirklich zur 
Herrschaft. Anstatt der Staufer, welche allgemein als Erben und Nach- 
folger der Heinriche betrachtet wurden, ward Lothar der Sachse, das 
Haupt des particnlären Widerstandes, gewählt mit ausdrücklichem und 
bewusstem Widerspruch gegen die erbliche Folge, welche die kirch- 
lichen Vorkämpfer der eigenen freien Wahl wie eine Art von Simonie 
ansahen. Es war die erste grofse Niederlage des deutschen Kaiser- 
thums, und als man nach Lothars Tode dasselbe Spiel fortsetzte, drohte 
schon das ganze Beich aus seinen Fugen zu gehen. 

Da erfaüste aber Friedrich I noch einmal mit starker Hand die 
Zügel, und diese Zeit erscheint auch in der historischen Litteratur 
vertreten durch Otto von Freising und seine Fortsetzer; noch Frie- 
drichs U erste Hen'scheijahre sind durch ein neues Aufleben der Beichs- 
geschichte bezeichnet, dann aber nimt auch in den Geschichtsquellen 
das besondere überhand, und immer seltener erscheint in ihnen die 
Beziehung auf einen Mittelpunkt; denn es hatte wohl gelingen können, 
die kaiserliche Macht zu zerstören, aber die päbstliche Herrschaft an 



186 V. SUafer. § 1. AUgememes. 

ihre Stelle zu setzen, das Schwert des Kaisers zam Werkzeug der- 
selben zu machen, das war miMungen. Damit verlieren nun aber auch 
die Einzelgeschichten viel von ihrer Bedeutung; über die wichtigsten 
Begebenheiten finden wir bald nirgends mehr irgend genügende Nach- 
richten, bis es allmählich so weit kam, dafs das wichtigste Beichsge- 
setz, Karls IV goldene Bulle, in keiner einzigen Chronik erwähnt wurde. 
Schon für die Zeit Friedrichs n tritt die Bedeutung der Chronisten 
sehr zurück gegen die Briefe und Urkunden, welche in zunehmender 
Fülle Torhanden sind^). 

In der auffallendsten Weise verschwindet femer vom zwölften 
Jahrhundert an der Sinn für historische Forschung, für jene sorgsame 
und vorsichtige Erkundung der Vorzeit, welche noch eben vorher so 
eifrig und gewissenhaft betrieben wm'de. Wenn sich noch jemand mit 
den Werken der Alten beschäftigte, sagt Johann von Salisburj, so 
lachten alle ihn aus und hielten ihn für stumpfsinniger als einen Esel, 
ja als einen Stein ^). Wir haben ähnliche Klagen bereits aus den Tagen 
Ludwigs des Frommen und Heinrichs IV gehört, es ist die natürliche 
Wirkung einer unruhigen Zeit, die von Kampf und Streit erfüllt war, 
aber verschiedene andere Ursachen traten hinzu, welche namentlich 
die Beschäftigung mit ernstlichen geschichtlichen Studien verhinderten, 
während eine gewisse formale Bildung, die Kenntnifs der lateinischen 
Sprache, bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts selbst unter den 
Laien, weniger freilich in Deutschland, als in romanischen Ländern, 
verbreitet war und theilweise auch die Kaiser dieses Zeitraums aus- 
zeichnete '). Zu diesen Ursachen gehört die Herrschaft der scholasti- 
schen Philosophie, welche sich von Paris aus über die Welt verbreitete, 
und von der Lombardei aus das Eindringen des römischen Hechtes, 



^) Ueber diese, welche hier zu berühren nicht möglich ist, orientieren 
Böhmers Begesta Imperii von 1198 — 1254, Stuttg. 1849, 4. Gesammelt sind 
sie jetEt in dem Codex diplomaticus et epistolaris Friderici II von Huillard- 
Br^hoUes, 10 Bde. 4. 1852—1861. 

^ Johannis Saresher. Metalog. I, 3: Poetae historiographi habebantur in- 
fames, et si quis incumbebat laboribus antiquorum, notabatnr et non modo asello 
Arcadiae tardior, sed obtusior plambo vel lapide Omnibus erat in risum. 

*) Die Litteratur ist jetst Ton dem persönlichen Einfluls derselben lu we- 
nig abhängig, als dafs es nöthig w&re, hier diesen Gegenstand n&her zu unter- 
suchen. Friedrich I hatte keine gelehrte Bildung, wufste aber ihren Werth zu 
Bch&tzen. Noch Bernhard zur Lippe heiTst, als er Mönch wird, „religionem 
discens et litteras**, obgleich er in der Hildesheimer Domschule gewesen war. 
Bemerkenswerth f&r die Bildung der Frauen in dieser Zeit ist die Aeutierung 
des Vineentius Pragensis ad a. 1153 über des Landgrafen Ludwig ron Thü- 
ringen Tochter Jutta, die Gemahlin des Königs Wladislaus von Böhmen. Er 
nennt sie: „litteris et latino optime eruditam eloquio, quod maxime dondzella- 
rum nobilium ezomat decorem^. 



Verfall der geflchicHtlichen Forschung. X87 

dessen Studinm von der Erforschnng der eigenen Vorzeit g&nzlich ab- 
lenkte. In der Kirche nahm za derselben Zeit, w&hrend die wissen- 
schaftliche Bildnng abnahm, Fanatismus nnd Wnndersacht immer mehr 
überhand; die Ereuzzüge namentlich tmgen dazu bei, aber mehr noch 
der Kampf gegen die weltliche Gewalt nnd vom dreizehnten Jahrhun- 
dert an der Einflofs der Bettelorden. Immer häufiger werden die feier- 
lichen Erhebungen und üebertragungen der Heiligengebeine mit den 
grofsen Pilgerfahrten, welche sich daran knüpfen, und den Ifigenhafben 
Legenden, die dadurch reranlafst werden. Findet irgendwo ein grofser 
Zulauf statt, so pflegen sich bald auch benachbarte Kirchen zu rühren, 
um ihren Theil an der reichen Beute an sich zu ziehen^). Guibert 
von Nogent, am Anfange des zwölften Jahrhunderts, rüg^ dieses 
Treiben mit dem schärfsten Tadel und deckt mit bemerkenswerther 
Offenheit die Kunstgriffe auf, deren man sich bediente'). Im Wunder- 
machen erlangte man eine grofse Fertigkeit, und Schriftsteller der Zeit 
klagen über die vielen betrüglichen Wunder') und dafs sich auch die 
Ketzer darauf so gut verstanden*). Denn während die Kirche die 



1) Vgl oben S. 132. Beater, Gesch. d. relig. Aufkl&rung I, 146— h48. 
1107 Transl. 8. Modoaldi nach Helmershaasen. 1112 ff. Miracala S. Mariae 
Landunensia. 1 120 Mir. Friderici ep. Leod. Ann. Blandin, SS. V, 28. 1 128 Ele- 
Tatio Chanradi ep. Constantiensis. 1128 Mir. 8. Mariae Saessionensis » Sigeb« 
Auct. Ursicamp. SS. VI, 472. 1131 InTentio S. Mathiae in Trier. 1132 Ele- 
Tatio S. Godehardi. 1142 S. Legontii in Meto. 1147 S. Vitoni. 1152 Mir. S. 
Mariae in BrflsBel, Sigeb. Auct. Aquicinct. SS. VI, 396. 1154 Inventio SS. Ade- 
larii et Eobani in Erfnrt, Ann. S. Petri, NieoL de Syghen p. 335. 1155 ff. die 
Cölner Fände, Tbeodericas aedit. in Lacomblefs Archiv V, 292-299. 1156 
Bartbol. et Paulini in Würsb. SS. XVI, 9. Miracula S. Kicolai in Brauweiler. 
1164 Translatio Triam Regum. 1165 Elevatio et canonisatio Karoli MagnL 
1166 Translatio SS. Cassü et Florenüi in Bonn. 1172 Elevatio S. Tbomae Can- 
tuariensis. 1181 Miracula Sanctorum Juvavensium, des Vitalis in St. Peter, 
Valentin nnd Pilgrim in Passan, Adalbero in Lambacb. 1183 Translatio S. 
Annonis in Siegburg, Udalrici in Augsburg. 1189 Cannonisatio Ott. Bamber- 
gensis. 1191 Inventio Sanguinis Domini in Erfurt, Ann. Beinhardsbr. p. 56. 
Nicol. de Syghen p. 335 zu 1190. 1192 Elevatio S. Ladislai in Ungern. 1194 
S. Bernwardi in HUdesheim. 1199 Hostienwunder in Augsburg. Ann. Argentin. 
Wittwer Catal. abb. p. 152. 1201 Transl. SS. Heinrici et Cunigundis in Bamberg. 
1205 Translatio S. Corbiniani in Freising u. s. w. Vgl. auch Autobiograpby of 
LutfuUah, a Mobamedan Gentleman, p. 193 Taucbn. „Tbousands of pilgrims 
annually eome to pay their respects to tbe tomb. The prayers of some sup- 
plieants being granted througb the medium of the shrine, and their hearts' 
desire being fulfiUed either by chance or destiny, the effects are attributed to 
miraculous aid of the saint. In such respects mankind are like a berd of sheep, 
one blindly foUows another'*. 

*) In der Schrift de Sanctis et pignoribus Sanctorum, Opera ed. Dache- 
rius p. 327 ff. 

S) So schon Wolfher in Vita Godeh. II, c. 34, MG. SS. XI, 216. 

*) „Hisdem temporibus tanta portenta falsorum signorum per hereticos facta 
sunt, nt plurimia obstopescentibus jam onmino instare perditi hominis adventns 



Igg V. Staufer. § 1. Allgemeines. 

Herrschaft über die Gemflther verlor, während sie begann in Unwissen- 
heit nnd Fanatismus zn versinken, mehrten sich anch die Klagen, über 
die zahllosen Ketzer, die man dann mit Feuer und Schwert verfolgte^). 
Philipp August von Frankreich wird von Wilhelm Brito (I, 371 ff) ge- 
priesen, weil er seine Begierung damit begann, die Juden zu vertreiben 
und die Judenschulden, doch gegen Zahlung eines Fünftels an den 
Fiscus, zu erlassen, die Ketzer zu verbrennen. Bekannt sind die Edicte 
gegen die Ketzer, welche Friedrich n erlassen muTste, um seine Becht- 
gläubigkeit zu beweisen. Um dieselbe Zeit wird Leopold der Glorreiche 
von Oesterreich besonders gerühmt, weil er Ketzer braten und sieden 
liefs ^), und dasselbe that schon König Heinrich n von England. Seit 
hundert Jahren begannen die Ketzer in England sich zu verbreiten, 
wie Walter Map erzählt, der von ihren Schlechtigkeiten unglaubliches 
berichtet^). Böhmen war schon im dreizehnten Jahrhundert voll von 
Ketzern, und der König von Ungern erwarb sich durch Verfolgungen 
das Lob des Pabstes^). Die Waldesier und Albigenser und Konrad 

»pud plerosque fideles creditum sit.'' Ann. Bmnwillar. 1145, SS. XVI, 727. Vgl. 
Ann. S. Jacobi Leod. ib. p. 641. Aagust. min. 1146. Scheftlar. 1147. Oerhoh. 
Beiebersberg. 1147 über die aus dem Morgenlande heimkehrenden Betrüger. 
Caesarü Dial. V, 18. Walther Map spottet sogar über die vorgeblichen Wunder 
des h. Bernhard, und Abälard über Norbert, MG. SS. XII, 666 n. 24—26. — 
1147 Wunder und Zulauf in Würzburg gegen den Willen des Bischofs, SS. 
XVI, 4. 

^) Um 1112 Tanchelm in Antwerpen, dessen Anh&nger sich nach Cöln 
Terbreiteten , s. H. C. Stein de Friderico archiep. Colon, p. 38. Moll, Eerk- 
geschied. II, 3, 42—59. V. Norbert!, MG. SS. XII, 691. Eberwini abb. Stein- 
feldensis epistola ad Bemhardum de hereticis juxta Coloniam repertis et com- 
bustis, Mab. Anall. jp, 473 und Opera S. Bemh. ed. Mab. I, 1490 mit den bei- 
den Predigten Bernhards, welche sich darauf beziehen. Ketzer bei Soissons, 
Guib. de vita sua III, 16, p. 519; in Lüttich 1135, Ann. Aqu. et Rod. SS. XVI, 
711; 1143 in Cöln, Ann. Brunwil. p. 727; ib. 1163, Ann. Aqu. et Colon, max. 
SS. XVII, 778. Theodericus aedituus, BheinL Jahrbb. XLI, 48. Caesarü Dial. V, 
19. Hugo Metellus hetzte den Bischof Heinrich von Toul (1126 — 1165). In Arras 
1183, Sigeb. Cont. Aquicinct. VI, 421. Ann. Floreff. SS. XVI, 625. Heinrichs VI 
Verfolgung der Fatarener, Toeche S. 431. 1206 Judenrerfolg^ng in Halle, 
Ann. Keinhardsbr. p. 108. Grofse Ketzerverbrennungen in und um Strafsburg 
1212 und 1230, Ann. Marbac. SS. XVU, 174. 176. Cohnar. min. ib. 189. S. 
Trudp. p. 293. Caes. III, 17. Heinrich Minnekes Verbrennung in Hildesheim 
1225, s. Sudendorfs Registrum II, 160. Verschiedene Ketzergeschiehten bei 
Caesar. III, 16. V, 20 — 25. IX, 12. Als Reichsgesetz erscheint der Feuertod 
zuerst in der Constitution von 1224, s. Ficker, £ntstehungszeit des Sachsen- 
spiegels, S. 94. 

«) Welscher Gast 194». 

') De nugis curialium I, 30. 

^) Boczek III, 238. Die von Palacky, Verhältnifs der Waldenser zu den 
Secten in Böhmen (1869) S. 7 mitgetheilte BuUe Innoc. IV v. 19. Aug. 1244 
(vgl. Notitzblatt der Wiener Akademie I, 384) kann sich nur auf Bosnien be- 
ziehen, wie C. Hoefler in den Mittheilungen des Vereins f. Gesch. d. Deutschen 
in Böhmen 1869 Hefe 5 gezeigt hat. 



Aberglauben and Fanatismus* X89 

Yon Marburg brauche ich nur zu nennen; wie stark sich die Waldesier^) 
in der Passauer DiOcese und bis nach Norddeutschland ausgebreitet 
hatten, hat erst ein neuerlich entdecktes lehrreiches Actenstück er- 
wiesen. Nur zu bekannt sind femer die Judenverfolgungen, zu welchen 
die Kreuzzüge den ersten Anstofs gaben, und der Bischof von Beau- 
vais verbrannte auch schon Hexen'). 

Je mehr aber das Volk sich der Kirche entfremdete, desto eifriger 
achtete man auf Visionen und Träume, wie die der Hildegard von 
Bingen und der Elisabeth von Schönau'), deren Bruder Ekbert die 
Katharer in Cöln bekämpfte^). Sie selber, gedrängt und angeleitet 
von Ekbert und den Achten von Deutz, sah in Visionen die ganze 
Geschichte der 11000 Jungfrauen'). Ueberhaupt wurden immer fabel- 
haftere Legenden verbreitet, um den Zulauf zu den Wallfahrtsorten 
zu vermehren, und sie beschränkten sich nicht mehr auf die ferne Ver- 
gangenheit, sondern besudelten auch die näher liegende, völlig ge- 
schichtliche Zeit. Ein Büchlein, das um 1050 in Gompostela zur Ver- 
herrlichung des dortigen Heiligthums entstanden war, wurde vom Erz- 
bischof Guido von Vienne, als er 1108 seinen Bruder, Graf Baimund 
von Galizien besuchte, mitgebracht, und erhielt auf seine Weisung 
eine Erweiterung durch einen Mönch von St. Andreas zu Vienne (1110 
bis 1115). So entstand die lügenhafte Chronik des falschen Turp in, 
welche, da Guido als Calixt 11 Fabst wurde, und die Phantasterei zu 
den herrschenden Kreuzzugsideen stimmte, unverdientes Glück machte*). 
Die Legende vom heiligen Karl nahm den Kreuzzug des Kaisers als 
Thatsache auf; aus dem thatkräftigen Heinrich 11 machte die Bam- 
berger Kirche einen Betbruder. Nicht besser ging es dem König Stephan 
von ungern. Welches Fabelgewebe sich an die Trierer Eeliquienfnnde 
auschlofs, ist in neuerer Zeit genugsam erörtert worden. Zu den un- 
verschämtesten Erfindungen gehört femer die St. Emmerammer Schrift 

^) Das ist die einzig richtige Form des von Waldes abgeleiteten Namens. 
S. W. Preger : Beiträge zur Gesch. d. Waldesier im Mittelalter. Aus d. Abhand- 
lungen d. Münch. Ak. UI. d. XIII, 1. 1875. 

') Walter Map de nngis curialium IV, 6. Auch die Bichter in Soest ver- 
brannten einen keuschen Cleriker als Zauberer, Caesarii Dialog. IV, 99. 

') Vgl. über diese W. Preger, Gesch. d. deutschen Mystik im Mittelalter, 
Leipz. 1874. 

*) Sein Buch darüber an Erzb. Bainald ist mehrmals gedruckt; Handschr. 
in Bom Pal. 482. Arch. XII, 335. 

^) S. Rettberg I, 116. Die von Sigebert benutzte Passio Regnante domino 
(bei Kessel S. 168 — 195) wurde dadurch verdrängt. Ueber die rasche Verbrei- 
tung der Visio Tundali von 1149 Gervinus I, 264 (5. Ausgabe). 

^) De Pseudo - Turpino diss. Gaston Paris, Paris 1865. Anz. von S. Abel 
GGA. 1866 S. 1295—1301. Vgl. Gervinus, Geschichte der deutschen Dichtung 
I, 360. 



190 ^* Staofer. ( 1. Allgemeinefl. {2. Lothar und Konrad. 

fiber ihren angeblichen h. Dionysins. Wohl str&nbten sich viele gegen 
diese Fabeleien, in den Stiftern selbst fanden sich Spötter, und die Polemik 
gegen diesen ünglanben ist ein beachtenswerther Zug, z. B. in den 
Salzbnrger Wnndergeschichten, in den Wundem des h. Anno. Gerhoh 
Yon Beichersberg- eifert nachdrücklich gegen die ProÜBinen, welche yon 
Legenden nichts hören mögen und Heber im Cicero, Yirgil, Ovid lesen ^]. 
Aber die Wundergeschichten gewannen die üeberhand, und von der 
anderen Seite gesellten sich zu ihnen die Dichtungen des karolingischen 
Sagenkreises. So verliert sich allmählich der Sinn für historische Wahr- 
heit; die Vorzeit wird mit Fabeln und absichtlichen Erdichtungen aus* 
gefüllt, und die bis dahin so sorgsam benutzten echten Quellen, f&r 
die daneben kein Platz bleibt, werden gänzlich verdrängt. Da konnte 
es nicht ausbleiben, dafs auf den Höhepunkt der mittelalterlichen EQsto- 
riographie ein rascher Verfall folgte, dessen Verlauf wir hier nicht 
weiter verfolgen werden*). 

Auch in den romanischen Ländern hört mit dem dreizehnten Jahr- 
hundert die Kirche auf, die Hüterin der Geschichte zu sein, aber hier 
haben mittlerweile die Laien bereits einen solchen Grad der Bildung 
gewonnen, dafs sie in vollkommen ebenbürtiger Weise die Aufgabe 
übernehmen können; es tritt hier eine wissenschaftliche Entwickelung 
ein, gegen welche Deutschland weit zurückbleibt. Kur langsam und 
vereinzelt entstehen in den deutschen Städten Chroniken, noch später 
Landesgeschichten, und auch diese werden zum Theil von Geistlichen 
geschrieben; der künstierischen Form entbehren sie flEtst ohne Aus- 
nahme. Zwischen dem Verfall der kirchlichen Geschichtschreibung 
aber und dem Beginn der weltlichen und partikularistischen liegt ein 
Zwischenraum grofser Oede, welcher mit dem unseligen Zwischenreich, 
der Periode allgemeiner Zerrüttung und Erschöpfung zusammenfallt 
und unsere Aufgabe begrenzt. 

§ 2. Die Zeit Lothars und Konrads. 

Mit dem Tode Heinrich V legte Ekkehard die Feder nieder. Ueber 
die Wahl Lothars hat einer der anwesenden Cleriker, vermuthlich 
ein Oesterreicher und ganz der extremen kirchlichen Bichtung des Erz- 

^) „Qni g^esta Sanctonim non solum legere dedignantur sed nee audire 
quidem dignantur, sed solent ea odisse et fastidistte, magis diligentes eommenta 
Maronis, scripta Ciceronis, nenias Nasonis, quam signa Nicolai, yirtutes Egidii 
et alionim CäiriBti amicomm.'' Prologes Yitae Wimtonis bei Fes, Thes. I» 
3, 899. 

s) Dflmmler machte mich darauf aufmerksam, dafs Leibnis in der Einlei- 
tung 2um Gerrasius Tilb. (SS. I) ganz übereinstimmende Bemerkungen ausge- 
sprochen hat. 



Elecdo LothariL RetchsgeBchicbte. 19| 

bischofs Eonrad Yon Salzburg zugethan, einen Bericht abgefaDst, der 
nns noch erhalten ist^); hoch erfreut über den Sieg seiner Partei sieht 
der Verfasser in allem, was geschah, das Wirken des Heiligen Geistes. 
So dankbar wir ihm nnn auch sein müssen f&r die Nachrichten, welche 
er uns aufbewahrt hat, so yermissen wir doch ungern genauere An- 
gaben über die Motiye dieser so wichtigen Wahl und die Mittel, durch 
welche sie zu Stande gebracht wurde. Denn was in jener Erzählung 
gesagt wird, beschränkt sich auf das Aeufserlichste, und der Yerfasser 
war entweder wenig eingeweiht oder er sagt weniger als er wuTste. 
Wenn er aber von einer üebereinkunft berichtet, wodurch Lothar so- 
gleich nach der Wahl auch das preisgegeben hätte, was das Wormser 
Concordat der Krone noch gelassen hatte, so geht er darin ohne 
Zweifel zu weit, und es ist vollkommen erwiesen, daCs thateächlich 
Lothar nicht von dem Verfahren seines Vorgängers abwich, ohne dafs 
ihm deshalb der Vorwurf der Wortbrüchigkeit gemacht wäre'). 

Wie es nun zu geschehen pflegt, wenn das Haupt der Opposition 
zur Begierung kommt, Lothar lenkte bald auf die Bahn seines Vor- 
gängers ein; es fehlte nicht viel, dafs auch er mit dem.Pabste zer- 
fallen wäre, und die Beichsgewalt hielt er kräftig aufrecht. Da sehen 
wir denn auch unter ihm noch die Beichsgeschichte, welche unter 
Heinrich V sich entwickelt hatte, fortdauern. Einem Exemplar der 
Chronik des Ekkehard, das mit Auszügen aus Lambert bereichert ist, 
sind Annalen angefügt, die in kurzer gedrängter Weise über Lothars 
Begierung Bericht erstatten; der Kaiser steht durchaus im Vorder- 
gründe, und die ganze Fassung erinnert an die Beichsannalen. üeber 
den Verfasser ist nichts bekannt, er war aber gut unterrichtet und 
scheint 1133 den BOmerzug mitgemacht zu haben. Fertz, der diese 
Annalen zuerst in dieser Form bekannt machte, hielt ihn für einen 
Mönch von St. Peter in Erfurt; gewifs schrieb er in Thüringen*), 
Dieselben Annalen finden wir auch in den Bosauer und Pegauer An- 
nalen wieder, und Böhmer glaubte dafs ihr Ursprung dort zu suchen 
sei. Allein es scheint kaum zweifelhaft zu sein, dafs sie nicht nur in 
Erfurt geschrieben sind, sondern auch ursprünglich einen Theil der 
Peterschronik ausmachten, und nur zur Vervollständigung eines 

*) Aus der eioEigen GOtweiger Handsehr. nach Fes a. a. gedr. in Böhmer» 
Fontes ni, 570-674. MG. SS. XII, 509— 512 ed. Wattenbach. S. 51 1,42 ist 
mit MascoT and Giesebrecht fttr ceptus su bessern certus. 

*) Ueber diese in neuester Zeit vielbehandelte Frage begnüge ich mich 
auf Giesebr. IV, 416 — 419 zu verweisen; in den Nachtr&gen ist auch noch er- 
wähnt: H.Witte, Forschungen sur Geschichte des Wormser Concordats, GOtt. 1877. 

*) AtmcUes Erphesfwdenses 1125—1137, MG. SS. VI, 586— 541. Böhmer, 
Fontes III, 574 — 581, nennt sie Annales Lothariam, 



192 ^- Staufer. § 2. Die Zeit Lothars und Konrads. 

Exemplars des Ekkehard von da entlehnt sind. Auf diese lange ver- 
nachlässigte Peterschronik^) ist jetzt vermehrte Aufmerksamkeit ge- 
lenkt; man hat sich überzeugt, dafs die älteren Annalen, welche den 
Anfang bilden, nicht etwa nachträglich erweitert, sondern mit grofser 
Treue überschrieben, ja hin und wieder verkürzt sind. Spuren einer 
reicheren Fassung sind aus späteren Ableitungen nachgewiesen'). Die 
kürzeren Annalen'), welche Pertz für den ursprünglichen Kern hielt, 
sind vielmehr ein im 12. Jahrh. gemachter, mit einigen Notizen und 
selbständiger Fortsetzung vermehrter Auszug. Diese von W. v. Giese- 
brecht zuerst aufgestellte Behauptung hat es erst möglich gemacht, 
die Sachlage klar zu erkennen. Die Grundlage des im Erfurter Peters- 
kloster noch bei Heinrichs Y Lebzeiten begonnenen Werkes bilden die 
über St. Alban dahin gekommenen Würzburger Annalen bis 1101, doch 
sind nach Giesebrecht Anklänge der Albaner Fortsetzung noch bis 
1118 kenntlich. Sie sind aber unbedeutend gegen die seit 1104 aus 
eigener Eenntnifs eingetragene Begierungsgeschichte Heinrichs Y, welche 
gleichzeitig bis ans Ende fortgeführt ist. Daran schliefsen sich un- 
mittelbar, nach Giesebr^chts Ansicht von demselben Yerfasser bis 1137, 
die schon erwähnten lotharianischen Annalen. Es spricht für diese 
Auffassung, dafs wir das ganze Stück 1116 — 1149 in den Pegauer 
Annalen wiederfinden. Weiter scheinen sie damals nicht gereicht zu 
haben, und als man sie fortsetzte, war doch von einer Beichsgeschichte 
in der früheren Weise nicht mehr die Bede. Ganz dieselbe Erschei- 
nung haben wir bei den Paderborner Annalen (S. 33), die über- 
haupt ein merkwürdiges Gegenstück bilden. Es ist kein Zufall, dafs 
es keine Darstellung dieser Art aus Eonrads Zeit giebt: der rasche 
Wechsel der herrschenden Familien erschütterte das Beich zu sehr, 
und es fand sich keine Feder für eine Beichsgeschichte, die es gar 
nicht gab. 

Eine nicht unwichtige Quelle für Lothars Auftreten in Italien, die 
Oassineser Chronik des Petrus Diaconus, wurde schon früher erwähnt; 
in Sachsen sind aufser den eben erwähnten Annalen noch andere ent- 



^) Ckronicon Sampetrinum (bis 1355), herausgegeben ron Br. Stübel in: 
Oeschicbtsquellen der Provinz Sachsen I, Halle 1870, nach dem besseren GGtt. 
Codex, während die frühere Ausg. von Mencken, SS. III, 201 — 344 nach dem 
daraus entnommenen Dresdener, gemacht ist. Vgl. Br. Stübel, Das Chronicon 
Sampetrinum. Diss. Lips. 1867. Qiesebr. III, 1042. IV, 388. 

*) Posse, Spuren eines verlorenen grölseren Chron. Sampetrinum, Forsch. 
Xm, 333— 3ö0 ; vgl. Giesebr. das. S. 646. 

•) Annales S. Petri Erphesfurdenses (Chronicon Sampetrinum minus) 1078 
bis 1181 ed. Perte, M6. SS. XVI, 15—20. Ezcerpt daraus das Chron. monachi 
Ö. Petri bei Würdtwein. 



Erfarter Chronik. Kaisergeschichte. ^93 

standen, aber leider auch nur theilweise und mangelhaft uns erhalten. 
Mit Zurechnung der schon S. 70 erwähnten Bosenfelder Annalen er- 
scheint diese Thätigkeit wahrhaft stannenswerth. Wieder wie zur 
Zeit der Ottonen, führte die Gelangung des Sachsenherzogs zur Krone 
auch zu lebhafterer Beschäftigung mit der Beichsgeschichte. Mancherlei 
erzählte man sich im Volk von den alten Herrschern, von den glor- 
reichen Vorfahren und der Bosheit der Franken, auch Gregor YU war 
bereits der geschäftigen Sage verfallen und die Schandgeschichten, 
welche einst die Pfaffen Heinrich lY angehängt hatten, wucherten 
noch fort. Das waren die Elemente, aus welchen um diese Zeit eine 
Eaisergeschichte zusammengesetzt wurde, lauter Dinge, von denen 
in den ernsthaften alten Jahrbüchern nichts zu finden war; es mag 
auch sein, dafs kein besonderes Buch daraus entstand, sondern wie 
Giesebrecht meint, nur in einem Exemplar Ton Ekkehards Chronik der- 
gleichen Zusätze gemacht wurden. Uns sind diese nicht historisch, 
wohl aber in anderer Beziehung wichtigen Geschichtchen nur aus dem 
Sächsischen Annalisten und der Poehlder Chronik bekannt; im Sprengel 
Ton Hildesheim, vielleicht in Gandersheim, scheinen sie aufgezeichnet 
zu sein^). 

Eine neue Spur dieser Chronik findet sich jetzt in der kürzlich 
veröffentlichten Auslegung der Apocalypse, welche 1243 verfafst ist 
von einem Minoriten oder doch von einem begeisterten Yerehrer dieses 
neuen Ordens'). Er benutzte dazu eine hystoria, deren wesentlichsten 
Bestandtheil, und das spricht für Giesebrechts Ansicht, Ekkehards 
Chronik ausmachte. Die Sachsen treten darin vorzüglich hervor, und 
sind sogar abgebildet (S. 176), wie sie als bekehrte Christen cither- 
spielend tanzen. Ein Stück aus Widukind (I, 12) ist aufgenommen 
mit einem Zusatz über die gemeine Woche'). Auch wird Otto's II 
Beiname „pallida mors Sarracenorum" erwähnt*). Besonderes Gewicht 
wird auf die Befreiung der Kirche durch Gregor YII gelegt, und als 
Höhepunkt erscheint die Eintracht des Beichs und der Kirche unter 
Lothar und Innocenz. Bei dieser Gelegenheit ist es, dafs die Wunder- 

^) Giesebr. I, 794. Waitz über eine s&chBische Kaiserchronik und ihre 
Ableitungen. Ans dem 12. Bande der Abhandlungen der K. G. der W. zu 
Göttingen 1863. Vielleicht hat Gotfrid von Viterbo Kunde daron gehabt, s. 
MG. SS. XXII, 8. 

') Scriptum super Apocaljpsim cum imaginibus. Codex Capituli Metropol. 
Frag, (dictus Wenceslai doctoris) editns a Cap. Metropolitano, Pragae 1873 
(phototypiert). 

*) „Sicut adhuc agitur in partibus illis. Quos dies communes appellant.^ 
Pag. 100. 

*) Pag. 60: „Tocatur in hystoriis." Es ist Übrigens ein byzantinisoher 
Ehrentitel, Liudpr. Leg. c. 10. 

Wattenbach, Geichlchtsqaellen IT. 4. Aufl. 13 



194 ^- Staufer. $ 2. Die Zeft Lothars und Eonrads. 

geschichte bei der Pfingstmesse zu Bari 1137 wörtlich übereinstim- 
mend mit dem Annalista Saxo und der Poehlder Chronik erzählt wird^). 
Von den charakteristischen Fabeln und Sagen der früheren Zeit kommt 
freilich nichts vor, doch kann das bei so dürftigen Auszügen nichts 
beweisen 'ju Die AnfQhmngen aus der Geschichte gehen auch noch 
weiter; die mit Konrad ausgezogenen Kreuzfahrer werden als Märtyrer 
gepriesen, aber von Friedrich I ist gar nicht die Bede. Dagegen folgen 
nun zahlreiche Auszüge aus den Legenden von Franciscus und Do- 
minicus. 

Aufser dieser sagenhaften Quelle mufs nun in Sachsen auch noch 
eine Beichschronik anderer Art verfafst sein, deren Existenz sich 
ergiebt aus der üebereinstimmung zwischen dem Annalista und Chrono- 
graphus Saxo, welche beide daraus geschöpft haben; dazu rechnet 
C. Günther noch die Magdeburger Schöppenchronik , und Scheffer- 
Boichorst die Gesta abbatum Bergensium^). Nach den sorgfältigen 
Untersuchungen Günthers^) sind als Quellen jener Chronik zu erkennen, 
vielleicht Begino, sicher die Annalen von Quedlinburg (I, 279), die 
Hildesheimer, wir düi-fen jetzt sagen die Ann. Hild. majores (oben S. 23) 
mit der Fortsetzung aus St. Alban, die Bosenfelder Annalen, Adam von 
Bremen, die Vita Godehardi, Lambert und Ekkehard. Als werth- 
vollstes, weil sonst unbekanntes Element kommen dazu Sächsische 
Annalen, welche Günther vermuthungsweise nach Nienburg an der 
Saale setzt; eine Yermuthung, welche Scheffer -Boichorst^) zu fast 
völliger Gewifsheit erhoben hat; er nennt deshalb das ganze Werk 
Nienburger Annalen. Hier also wäre danach unter Abt Arnold 
(1134—1166) die Compilation aus jenen Quellen mit Benutzung ein- 
heimischer Aufzeichnungen entstanden, und da Arnold auch, und zwar 
schon seit 1120, Abt von St. Johann oder Kloster Berge bei Magde- 

^) Mit dem Zusatz : „Quod interpretatum est significare concordiam regni 
et sacerdotii.*' Pag. 239 mit Bild. 

*) Bedenklicher ist S. 185 das Citat über Otto III: ^£t quintus angelas, 
quod fuit Otto imperator tertius, qoi bene angelus dicitur propter castitatem. 
de eo namque dicit hystoria, quod esset vincens peccata de juvene came, et 
quod ipse deliciosus adoleseens uxore Don frueretur." Das stimmt nicht recht 
zu der Geschichte von der Witwe des Crescentius, welche aber auch im Ekke- 
hard zu lesen war. 

>) Sybels Bist. Zeitschr. XXVI, 453. 

*) Die Chronik der Magdeburger ErzbischOfe, Gott. Diss. 1871. Ich mufs 
mich bei dieser Gelegenheit dagegen verwahren, dafs mir, was sehr oh ge- 
schieht, Ansichten zugeschrieben werden, welche ich nur berichtend mittheile, 
wie ich denn hier ausdrficklich bemerkte, dals ich dem Vorworte Winkelmanns, 
den Günther gar nicht nennt, zur Uebersetzung der Magdeburger Jahrbücher 
folgte. 

') Forschungen XI, 485—490. 



Nienburger Annalen. Annftlista Sazo. J95 

burg war, erklärt sich der bedeutende Bestandtheil Magdeburger Nach- 
richten sehr leicht. Hier wäre dann auch die vorzüglich werthvolle 
Fortsetzung hinzugefügt, welcher am ausführlichsten beim Annalista 
Saxo, der yortrefdiche , augenscheinlich von einem Augenzeugen her- 
rührende Bericht über Lothars letzten italienischen Feldzug entnommen 
ist, nebst den Nachrichten aus den ersten Jahren Konrads, bei welchen 
die Handschrift des Annalisten 1139 abbricht. Weiter haben sich auch 
die Nienburger Annalen bis jetzt nicht nachweisen lassen^). 

Der Sächsische Annalist selbst, ein Autor, über dessen 
Person wir nichts wissen, der aber sicher ins Bisthum Halberstadt 
gehört, schrieb nach der Mitte des zwölften Jahrhunderts^) eine grofse 
iteichsgeschichte in Annalenform vom J. 741 an, mit besonderer Bück- 
sicht auf Sachsen*). Der Fleifs und die Gelehrsamkeit des Verfassers 
sind bewunderungswerth, namentlich die ganze sächsische Litteratur 
war ihm bekannt und dazu die Chronik Ekkehards, die er in um- 
fassender Weise ausgeschrieben hat. Er hat nämlich diese Quellen 
fast gar nicht verarbeitet, sondern mehr oder weniger vollständig ab- 
geschrieben und auf diese Weise eine ungeheuere Compilation zu Stande 
gebracht, die wenig schriftstellerischen Werth hat, aber vor der 
späteren Litteratur sich sehr vortheilhaft auszeichnet durch die Sorg- 
samkeit der Arbeit und die Zuverlässigkeit der Angaben, da er durch- 
gehends die besten Quellen benutzte und noch frei ist von der Fabel- 
sucht der Späteren. Seine Bedeutung für die Gegenwart beruht grofsen- 
theils auf dem zufälligen Umstände, wie weit seine Gewährsmänner 
uns noch erhalten sind. So haben seine Auszüge aus Begino, Widu- 
kind, Thietmar, Adam, Bruno, Cosmas u. a. wenig Werth für uns; 
um so wichtiger aber ist dagegen die Benutzung der Paderbomer, 
Bosenfelder u. a. Annalen und der eben erwähnten verlorenen Quellen- 
schriffcen, die er mit verständiger Auswahl und meistentheils wörtlich 
ausschrieb. Seiner besonnenen und nüchternen Art entspricht es, dafs 
er von der Sagengeschichte nur wenig aufnahm; erst die Entdeckung 
der Poehlder Chronik gewährte reichlichere Auszüge und einigen Auf- 
schlufs über die Natur dieser Quelle. 

üeber die sächsischen Klöster hat der Annalist viel gesammelt 

^) Oiesebrecht IV, 389 spricht die Vermuthung aas, dafs die Ifortsetsung 
bis 1149 gereicht habe, ohne Gründe dafür anzugeben; dagegen Terwirft er 
die Ton Weiland angenommene directe Benutzung im Chron. Montis Sereni. 

s) Nach 1158, wie B. Wilmans, Westf. Kaiserurkunden S. 109—112 aus 
der Benutzung des in Corvey vermehrten Cod. Brux. des Thietmar erweist. 

*) Annalisla Saxo ed. Waita, MG. SS. VI, 542—777. Uebers. von Winkel- 
mann 1864, mit AusschluDs der aus bekannten Quellen entlehnten Stücke. Vgl. 
über das Verh&ltnifs zu Ann. Magdeb. und Palid. unten {19* 

13* 



196 ^* Staufer. J 2. Die Zeit Lothars und Konrads. 

was ihm eigenthümlich ist; anch benutzte er (bis 1113 nachweisbar) jene 
Halberst&dter Qnelle (I, 280), welche Scheffer -Boichorst, der zuerst sie 
nachwies^), als Annalen bezeichnete, während Weiland vielmehr eine Bis- 
thumschronik verrnnthet, welche mit den Quedlinburger Annalen und Thiet- 
mar, vielleicht auch Erfurter Annalen und Ekkehard verschmolzen und 
bis auf Lothars Tod fortgefilhrt war; aufser dem Annalisten nur noch 
im Chron. Halb, auszugsweise erhalten^). Die Geschichte der Bischöfe 
von Halberstadt beiücksichtigt der Annalist mit solcher Vorliebe, dafs 
Waitz deshalb vermuthet, er selbst habe dieser Kirche angehört^). 
Besonderen FleifJs hat er auch auf die Genealogie der bedeutenderen 
sächsischen Familien verwandt, und diese aus mündlicher Mittheilung 
geschöpften Nachrichten sind für uns von grofsem Werthe. Es scheint, 
dafs der Verfasser einen grofsen Theil von Sachsen durchreist hat, 
um seine Nachrichten zu sammeln; von der Mühe und Sorgfalt, die 
er auf sein Werk verwandte, zeugt auch die noch erhaltene Original- 
Handschrift mit ihren zahlreichen Verbesserungen und Nachträgen. 
Wie weit sein Werk sich erstreckt hat, ist unbekannt, und es läfst 
sich auch jetzt nach der genaueren Analyse der Quellen kein Schrift- 
steller mehr nachweisen, der es benutzt hat, mit Ausnahme der 



») Porachungen XI, 498— 50G. 

') Zu den Quellen des Ann. Sazo gehört auch ein Pabstcatalog mit den 
gewöhnlichen Nachrichten Aber die Constitutionen der einzelnen Päbste bis 
auf Formosus, dessen Geschichte aus Liudprand abgeschrieben ist, weshalb 
Flacius das ganze Werk dem Liudprand zuschrieb, und Busaeus, obgleich er 
die Wahrheit erkannte und in der Vorrede nachwies, es unter dem Titel: 
Luitprandi Ticinengis diac. opus de vitis Romanorum pontificum^ Mog. 1602 in 
quarto herausgab. Eine in den Text bei Hadrian II gerathene Glosse über die 
s&chsischen Zehnten scheint auf Hersfeld, als die Heimath der Handschrift, 
zu fuhren, und die wenigen eigenthflmlichen Zusätze betreffen Sachsen; vgl. 
Waitz, Yerfassungsgesch. III, 149. Wilmans Kaiserurkk. S. 129. 371 erweist 
Benutzung der Corveyer und Osnabrücker Fälschungen und deshalb Entstehung 
nach 1077. — Die irrthümlich für alt gehaltene Narratio de fvmdatione quarun^ 
dam Saxoniae ecclesiarum weist Waitz in den Gott. Nachrichten 1857 S. 63 
als sehr spät entstanden nach. 

') Namentlich auch wegen der in seiner Originalhandschrifl auf dem Bande 
eingetragenen Briefe und Urkunden, die sich fast alle auf Halberstadt beziehen ; 
Tgl. Forsch. XI , 604. Sie sind in der Ausgabe fortgelassen und finden sich 
meistens bei Martene Coli. Ampi. I , und jetzt bei Jaffe , Bibl. III u. V , s. V, 
470. L. T. Ledebur (Anz. d. Germ. Mus. 1860 8p. 43) möchte ihn nach Nien- 
burg setzen (u. ebenso O. v. Heinemann, Markgr. Gero S. 129) und ihm auch 
das merkw. Nienburger Fragment Über die Besitzungen des Klosters in 
der Lausitz zuschreiben, doch ist dieses in der Form zu barbarisch. Heraus- 
gegeben ist es Ton Kindscher im Anz. 1859 Sp. 361 und im N. Laus. Ma- 
gazin XXXVIII, 148, cf. XL, 513 und H. Fechner in den Forschungen V, 
540 — 547. Die Beziehungen auf Nienburg erklären sich durch die oben S. 194 
bezeichnete Quelle. 



Annalists Saxo. Honorius. ]^97 

SchOppenchronik, wo es aber auch nur bis 1136 kenntlich ist^). In 
neuerer Zeit wurde es zuerst durch die Ausgabe von Eckhard (1723) 
bekannt und ungebührlich viel benutzt; gemindert wurde der Werth, 
welchen man seinen Angaben beilegte, nachdem G. Waitz die mühsame 
Arbeit ausgeführt hatte, überall die ursprünglichen Quellen nachzu- 
weisen, und die daraus entlehnten Stellen in der Ausgabe auch durch 
kleineren Druck kenntlich zu machen. Seitdem ist nun auch der früher 
noch unbestimmbare Best fast Yollständig seinen Quellen zugewiesen, 
mit Ausnahme der ihm eigenthümlichen genealogischen Untersuchungen. 
Einen anderen Weg als der sächsische Annalist schlug Honorius 
ein, ein Schriftsteller, der insofern räthselhaft ist, als er Priester und 
Scholaster der Kirche Yon Autun genannt mird'), während doch in 
seinen Schriften nichts auf Frankreich deutet, und er nur deutsche 
Geschichtsquellen benutzte. Auch heifst es sogar an jener Stelle, daCs 
er unter Heinrich Y gelebt habe, so wie er auch selbst nur deutsche 
Kaiser und deutsche Geschichte berücksichtigt. Wie sollte er ein 
Franzose gewesen sein! Es liegt daher nahe, an eine Verwechselung 
mit Augsburg zu denken, welches auch Otto von Freising (Gesta 
Frid. IV, 3) so benennt; dafs er aber in Frankreich seine Studien ge- 
macht habe, ist kaum zu bezweifeln. In späterer Zeit hat er sich als 
Klausner in die Einsamkeit zurückgezogen'); er selbst nennt sich 
solüarius. Seine Werke sind vorzüglich im südöstlichen Deutschland 
in zahlreichen Handschriften verbreitet; die einzige Stadt, welche er 
in der Beschreibung Deutschlands nennt, ist Begensburg, die Donau 
tritt unter den Flüssen am meisten hervor. Burgund erwähnt er in 
dem überaus elenden Werkchen gar nicht, von Frankreich sagt er 
sehr wenig. Dem Abt Cuno und dessen Nachfolger Simon, die bis 
jetzt nicht zu finden sind, widmete er Schriften. Noch verwickelter 
wird die Frage dadurch, dafs nach einer Handschrift seines Speculum 
ecclesiae die Fratres Cantuariensis ecdesiae es waren, welche ihm ge- 

') Janicke in der Vorr. S. XXXV (die Chroniken der deutschen St&dte 
VII). Die von O. v. Ueinemann , Markgr. Gero S. 128 u. anfangs auch von 
Weiland angenommene BenutEung im Chron. Montis Sereni hat dieser sp&ter 
verworfen. 

') Im letzten Capitel seines Baches de luminaribus ecclesiae, welches wohl 
sicher nicht von ihm ist. 

') d. h. in einer Celle vermauert wie Marian, wenn die Bezeichnung als 
incluMU begründet ist. Das ist doch sehr verschieden von dem Leben eines 
Trappers, womit Scherer es vergleicht; s. dessen Recension von Heinzeis Hein- 
rich von Melk, Zeitschr. f. Osterr. Gymnasien 1868 S. 664 — 579, wobei noch 
zu bemerken ist, dafs der Probst Gotschalk, welchem er eine Schrift gewidmet 
hat, unmöglich der Abt von Heiligenkreuz sein kann, weil eben ein Probst 
kein Abt ist. Vgl. auch was Diemer in den Wiener SB. XXVIU, 127 ff. 356 
Aber ihn beibringt. 



198 ^' Staafer. § 2. Die Zeit Lothare und Konrads. 

schrieben, und die er knrz zuvor besacht hatte ^). Er scheint ein 
weitberflhmter Mann gewesen zn sein, doch ist es bis jetzt nicht ge- 
lungen, eine andere Spur von ihm zu finden, als die bedeutende Ein- 
wirkung, welche er vorzfiglich auf die geistliche Poesie in Oestreich 
geübt hat. Honorius schrieb zahlreiche theologische Werke, eine 
Schrift über den Vorzug des Priesterthums vor dem Königthum, deren 
Inhalt dem Titel entspricht'), eine andere über die kirchlichen Schrift- 
steller, in welcher am SchluHs auch seine eigenen Werke aufgezählt 
sind'). 

Unter diesen befindet sich auch ein Handbuch der Weltgeschichte, 
Summa genannt, verfafst zum Frommen derjenigen, welche bisher 
den Mangel an Büchern vorschützten, wenn sie in Unwissenheit blieben. 
Und compendiös genug ist auch die Greschichte, aber zugleich so mager 
und geistlos, dafs der Leser nicht gar viel dadurch gewann. Gredruckt 
ist nur der letzte Theil von 726—1133 in der Ausgabe von Wilmans*), 
nachdem das Werk lange verborgen geblieben war. Die beiden letzten 
Abschnitte üb^r Heinrich Y und Lothar sind von 1121 an dem Ver- 
fasser, der bis dahin vorzüglich, vielleicht allein, die Bosenfelder 
Chronik') ausschreibt, eigenthümlich , haben aber auch nur sehr ge- 
ringen Werth. 

Viel verbreiteter als diese Summa war ein noch viel umfassen- 
deres und compendiöseres Werk des Honorius, eine Beschreibung der 
ganzen Welt, welche auch eine kurze Chrqpik enthält, die in einen 
Eaisercatalog ausläuft^. 

Fast gleichzeitig entstand auch, wahrscheinlich in Begensburg, 
bald nach 1146 das erste deutsch geschriebene Geschichtswerk, wenn 
man es so nennen darf, die Kaiser ehr onik''), später bis auf Budolf 

i) Cserny, Handschriften von Sanft Florian S. 106 N. 252. 

') Summa gloria de Apostolico et Augusto, Pez. Thes. II, 179. 

^) Liber de lumiiiaribus eccleiiae^ s. oben I, 73. 

*) Ex Honorii Augustodunensis Summa totius et Imagine Mundi, ed. Wil- 
mans, MG. SS. X, 125 — 134. Man möchte vermuthen, dafs nur in der Hand- 
schrift der Summa die Zahlen der Begierangsjahre fortgelassen sind. 

^) Schum, Die Jahrbficher ron St. Alban S.,60— 65. 

') Der frühere Theil dieser Chronik findet sich auch zusammen gearbeitet 
mit Salzburger Annalen unter dem Titel Cronica Honorii, Die Image Mundi 
ist 1472 von Koburger und später häufig gedruckt , auch in der Bibliotheca 
Patrum Colon. XII, Lugd. XX. Sie wurde schon früh in einer nordischen 
Sage benutzt und angefahrt, Jac. Grimms Kl. Sehr. V , 91. Die Stelle MO. 
SS. X, 133. Waitz über Jord. Osn. S. 15 tadelt die Fortlassung der Stelle 
über die Herkunft der Franken. 

^) Ausgaben 1849 Ton MaCsmann, u. Ton Diemer nach der Vorauer Hand- 
schrift; eine neue Ausg. wird Torbereitet. Vgl. Gervinus (5. Ausg.) I, 256 — 282. 
Wackemagel S. 172. Centralblatt 1854 S. 801. S. über dieses Eindringen der 
Sagen in die Geschichte auch Waitz in Schmidts Zeitachrifi IV, 99 ff. Eine 



Die Kaiserchronik. X99 

Yon Habsborg fortgesetzt. Sie ist in Versen geschrieben und« behandelt 
ausführlich nnr die alte Geschichte in durchaus sagenhafter Weise. 
Die Kaisergeschichte seit Karl dem Groben ist nicht nur ganz dürftig, 
sondern auch völlig entstellt und märchenhaft; merkwürdig ist dabei 
die sehr geringe Bücksicht auf die P&bste, welche kaum erwähnt 
werden. In dem Abschnitt über Lothar den Sachsen und Konrad, wo 
der Verfasser auf die Gegenwart kommt, wird seine Darstellung aus- 
führlicher und beachtenswerth; sein Standpunkt ist weifisch, Lothar 
und Bichinza, ganz vorzüglich auch Heinrich der Stolze werden von 
ihm verherrlicht. Dieser letzte Theil und die Frage nach der Zeit 
der Abfassung sind in neuester Zeit mehrfach behandelt worden; ich 
habe mich hier den Ausführungen von Giesebrecht (IV, 398—400) 
angeschlossen, auf welchen ich auch in Bezug auf die Benutzung des 
sog. Chron. Wirzib. und anderer Quellen zu verweisen mich begnüge^). 
Die weiteren Fortsetzungen sind nicht ganz unwichtig, doch besteht 
die Wichtigkeit des Werkes für unsere Aufgabe hauptsächlich darin, 
dafs sich in ihm zuerst das massenhafte Einströmen der Fabel in die 
Geschichte zeigt, welches in den gelehrten lateinisch geschriebenen 
Werken erst etwas später und vorsichtiger beginnt und durch die 
vielgelesene Kaiserchronik nicht wenig befördert wurde. 

§3. Die Prämonstratenser. Albero von Trier. Wibald. 

Aufserordentlich grofs ist der Einflufs, welchen die verschiedenen 
Mönchsorden geübt haben, die mit der erstaunlichsten Schnelligkeit 
sich bis in die gröfste Feme verbreiteten. Frankreich, im elften und 
zwölften Jahrhundert die eigentliche Heimath der römisch-katholischen 
Kirche, das Land wo sie am festesten wurzelte, brachte auch diese 
mächtigen Keime neuer Entwickelungen hervor. Wir haben oben der 
Ausbreitung der Cluniacenser gedacht und des grofsen Einflusses, den 
die Aebte von Gluny auf ihre Zeit ausübten. Jetzt wurde Lothar von 
Norbert beherrscht, Konrad von Bernhard von Clairvaui, der ihn 
wider Willen zum Kreuzzuge zwang. Die Werke S. Bernhards, nament- 



prosaische Auflösung der Kaiserehronik ist Der kunige buochy das sieh vor 
dem Sohwabenspiegel, theilweise auch vor dem Spiegel deutscher Leute findet, 
ed. von Daniels, Land- and Lehenrechtsbuch I, p. XXI f. Vgl. Ficker, Ent- 
stehungsseit des Sachsenspiegels, S. 53. Die auch wohl so genannte Bepego- 
wische Chronik hat keine Berührung damit. 

') Welzhofer, Untersuchungen über die deutsche Kaiserchronik, München 
1874. Scherer in d. Zeitschr f. D. Alt. XVIII, 298-306. W. Bernhardi in d. 
N. Jen. LZ. 1876 8. 76—80. Schumis Ansicht über Zusammenhang mit den 
Paderb. Annalen, Forsch. XV, 610—617, kann ich nicht sustimmen. 



200 ^* Stoafer. S 3. Die Pr&moiutratenAer. Albero von Trier. Wibald. 

lieh seine Briefe, und seine Biographieen enthalten viel wichtiges für 
die Geschichte der Zeit, aber seine Wirksamkeit gehörte doch vor- 
zugsweise Frankreich an^). N&her steht uns Norbert, der von Geburt 
ein Deutscher war und als Erzbischof von Magdeburg gestorben ist. 

Norbert war ein Weltgeistlicher von yomehmer Abkunft, geboren 
in Xanten^), der in angesehener Stellung am Hofe lebte. Plötzlich 
aber entschlofs er sich (1115) der Welt zu entsagen; ein Blitzstrakl 
der ihn schreckte, bestärkte ihn in seinem Vorsatz, und er nahm zu 
Siegburg Ton dem strengen Abte Euno das Mönchskleid an, ohne 
doch eigentlich in den Orden einzutreten. Vielmehr ging er umher 
and predigte, wozu er sich 1118 in St. Gilles vom Pabste Gelasius 
eine förmliche Vollmacht erwirkte; besonders liefs er es sich ange- 
legen sein, die zahllosen Fehden, welche damals Frankreich wiß Deutsch- 
land erfüllten, beizulegen und Frieden zu stiften. Im folgenden J. 1119 
aber liefs er sich von seinem Freunde, dem Bischof Bartholomäus von 
Laon bewegen, dauernd in dessen Sprengel sich niederzulassen; in 
unwirthlicher, sumpfiger Gegend gründete er das Kloster Premontre 
nach der Begel des h. Augustinus, die er durch strengere Bestim- 
mungen schärfte; unterscheidend war besonders, wie bei den neueren 
Benedictiner Orden, die Unterordnung der Tochterklöster unter den 
Abt des Mutterklosters. Die Erwerbung von Kappenberg für den 
Orden führte Norbert wieder häufiger nach Deutschland; mit dem Erz- 
bischof Friedrich von Köln, der ihn zum Priester geweiht hatte, war 
er nahe befreundet. Er gewann bald auch einen sehr grofsen Einflufs 
auf Lothar, der 1126 seine Wahl zum Erzbischof der sehr verwilderten 
und verwahrlosten Magdeburger Kirche bewirkte, eine Stellung, zu 
der seine übei'triebene mönchische Askese ihn keineswegs geeignet 
machte; er erfuhr dort den hartnäckigsten Widerstand und konnte zu 
keiner bedeutenden Wirksamkeit gelangen. Erst nach seinem Tode 
(1134) hat der Orden der Prämonstratenser in diesen Gegenden sich 
weiter ausgebreitet und für den Anbau und die Germanisierung der 
slavischen Lande vieles geleistet^). 

Als Erzbischof von Magdeburg nahm Norbert auch an Lothars 
Bömerzuge Theil und fungierte nach dem Tode des Erzbischofs von 
Cöln als Kanzler für Italien. Seine Stimme war entscheidend für die 



^) Opera S. Bernardi, ed. Mabillon. Die Briefe daraus Migne CLXXXII. 
Ueber die Kehrseite der Cistercienser s. Walther Map de nugis Corialium und 
den ßeinardus, der Yorslügiich gegen sie gerichtet ist. 

*) Nach dem Chron. Gratiae Dei auch Canonicus in Xanten. 

^) 8. darflber Frans Winter, Die FrUmonstratenser des 12. Jahrh« und ihre 
Bedeutung ftir das nordöstliche Deutschland, BerL 1865. 



Norbert and seine Biographen. 201 

endgültige Yerwerfong Anaclets'); weit wichtiger aber, denn Innocenz n 
war bereits von der fransösischen Kirche nnd anch yon Lothar an- 
erkannt, war Norberts Auftreten gegen die Investitur von Laienhand. 
Lothar forderte die Investitur der Bischöfe, wie seine Vorfahren 
sie geübt hatten, bei der EaiserfarGnnng zurück, Innocenz schwankte, 
aber Norbert trat ihm mit seinem vollen mönchischen Fanatismus 
entgegen, und Lothar fügte sich gehorsam. So wenigstens ist zu 
lesen in der von Wilmans entdeckten und herausgegebenen Biographie 
Norberts, die von einem seiner ersten Schüler geschrieben ist und zu 
den bedeutendsten Quellen dieser Zeit gehOrt'). Dieselbe ist jedoch 
neuerdings einer genaueren Untersuchung unterworfen worden von 
Bosenmund'), welcher durch Vergleichung mit der jüngeren Vita aus 
jener älteren (A) noch einen ältesten Kern (er) herausgeschält hat, 
von einem Schüler und Verehrer Norberts, der schon nicht ohne tenden- 
tiöse Entstellung schrieb und für Norberts politische Stellung keinen 
Sinn hatte; auch hier wieder werden Zusätze zweiter Hand unter- 
schieden, zu welchen auch der stark abfallende SchMs (c. 15—23) ge- 
rechnet wird. Der Biograph A soll diese Biographie mit neuen Zu- 
sätzen versehen haben, zu welchen namentlich auch der Bericht über 
den Bömerzug Lothars gehört, dessen Werth Bosenmund aufrecht hält, 
wie nicht minder auch Mühlbacher^). Auch Qiesebrecht (IV, 436) ist 
nicht geneigt, mit E. Friedberg*) die Erzählung des Biographen als 
eine Ausgeburt seiner mönchischen Phantasie zur Verherrlichung seines 
Helden einfach zu verwerfen. Der schon länger bekannten jüngeren 
Biographie (B), welche zwischen 1157 und 1161 geschrieben ist*), 
fehlen diese geschichtlich wichtigen Nachrichten, was nun Bosenmund 
dadurch erklärt, dafs ihm a ohne die Zusätze von A vorlag. 

Der Verfasser, ein französischer Prämonstratenser, der Norbert 



1) Eine Schrift von ihm f&r Inn. II gegen Anaclet ist verloren, s. M0. 
SS. XII, 679 n. 57. lieber Innocenz und Anaclet s. auch Amulfi archtdiaconi 
Sagiensis in Oirardum Engolwnensem invecHva^ MG. SS. XII, 707 — 720, über 
deren geh&asigen und iQgenhaften Charakter, bei geringem bist. Inhalt, Mübl- 
bacher. Die streitige Pabstwabl S. 62 — 66. 

») Vita Norberti arckiepiscopi Magd, ed. WUmans, MG. SS. XII, 663—706. 
Hierher gehören auch die Excerpta ex Herimanni libro de Miraculis S. Mariae 
Laudunensis od. Wihnane ib. p. 663 — 660 über den Bischof Bartbolom&us und 
Korbert, und aus desselben Hermanns Historia restaurationia 8, Martini Tor- 
nacensis p. 660—662. 

*) Die ältesten Biographien des h. Norbert, Berlin 1874. 

*) Zur Kritik der Vita Norberti c. 21. Ueber die streitige Pabstwahl ron 
1130, S. 180—211. 

^) Die Narratio de eleetione LothariL Forsch. VIII, 75—91. 
■ *) Acta SS. Jun. I, 819—868. Bei Wilmans nur Bruchstücke als Anmer- 
kungen cur Alteren Vita. 



202 ^' Staufer. § 3. Pr&moiutratenser. Albero von Trier. Wibald. 

noch gekannt hat, macht nicht nnerhebliche Znsätse ans eigener 
Kenntnifs nnd ans den Mittheilungen anderer Ordensbrüder, besonders 
vermuthlich von Hugo, dem ersten Abte von Prämontr^, dem er das 
Werk überreichte. Dieser schickte es nach Eappenberg, wo nene Zn- 
thaten beigefügpt wurden. 

Was urkundlich von Innocenz dem Kaiser bewilligt wurde, wissen 
wir jetzt durch die von Jaff6 (Bibl. Y, 522) zuerst ans Licht gebrachte 
Bulle; zwei zufällig erhaltene Verse aber lassen uns einen Blick thun 
in den Ereis der Fanatiker, wo man schon Lothar mit Heinrich, 
Linocenz mit Wibert verglich und ihnen unumwunden mit Auüsagung 
des Gehorsams drohte. Sie sind verbunden mit Versen, in welchen 
Lothar über alles Mafs gepriesen, ebenso sehr aber die Simonie und 
Käuflichkeit der Bömer getadelt wird, und mit anderen von einem 
Magister Peter über denselben Gegenstand ^). 

Sehr lehrreich ist auch die Lebensbeschreibung des Grafen Ood- 
fried von Kappenberg (f 1126), welche bald nach 1150 von 
einem Prämonstratenser in seiner Stiftung Kappenberg verfafst ist'). 
Dieser Godfried nämlich, ein sehr vornehmer und reicher Graf in 
Westfalen, gab sich selbst mit seinem ganzen Vermögen völlig dem 
Norbert und seinem neuen Orden hin, und beredete auch seinen Bruder 
Otto und seine Gemahlin Jutta, der Welt zu entsagen. Aus seinen 
drei Burgen Kappenberg, Varlar und Ilbenstadt machte er drei Klöster. 

Den heftigsten Widerstand erfuhr Godfried hierbei von seinem 
Schwiegervater, dem Grafen Friedrich von Arnsberg, und begreiflich 
ist der Unwille der Verwandten, wenn so reiches £rbe und die alten 
Stammburgen in Pfaifenhände kamen. Um aber diese Erscheinung, 
welche so häufig vorkommt, zu würdigen, muCs man die Schilderangen 
der Zeitgenossen lesen, nach welchen fast ohne Ausnahme eine Bitter- 
burg der Fluch der Umgegend und ein ritterliches Leben nicht mög- 
lich war, ohne an den ärgsten Gewaltthaten Theil zu nehmen. Godfried 
freilich hatte seinen Leuten schon früher in einer Fehde mit dem 
Bischof von Münster untersagt, den Villanen das Vieh wegzutreiben, 
aber es war vorauszusehen, dafs spätere Herren der Burgen minder 
gutherzig sein würden. Die Burg des Grafen von Arnsberg war ganz 
voll von unglücklichen Gefangenen, die hier gepeinigt wurden, um 
ihnen Geld abzupressen, und das scheint ein ganz gewöhnlicher Zu- 
stand gewesen zu sein. Die Bohheit des Bitterthums und die in ihrer 

1) Anzeiger d. Oerm. Mus. XX, 99—103, vgl. XXIII, 76. 

*) VUa Godefridi com. Capenbergmns ed. Jaffö, MG. SS. XII, 513—530 
nach der Ausg. von Gamans, Acta SS. Jun. I, 846—856. Die HS« ist im .bi- 
BchOfl. Seminar in Mainz, wie F. Falk, Forsch. XIV, 615 mittheilt. 



Die Pr&monstratenser. Albero von Trier. 203 

Art großartige Selbstverleügniiiig der mönchischen Askese treten sich 
hier in merkwürdiger Weise gegenüber. 

unter den ersten Brüdern des Klosters Eappenberg befand sich 
auch ein getaufter Jude, Herrmann, früher Judas geheilsen, ein 
OOhier, den Bupert von Deutz und Eckebert, Bischof von Iflünster, 
bekehi-t hatten, und der uns eine höchst eigenthümliche Schrift über 
diese seine Bekehrung hinterlassen hat^). 

Eine ganz ähnliche Erscheinung, wie die ümwandelung der 
Burgen Godfrieds von Eappenberg in Prämonstratenser Klöster, und 
zugleich ein Beispiel von der weiteren Ausbreitung dieses Ordens, 
finden wir anschaulich geschildert in dem Leben des Grafen Ludwig 
von Arnstein (f 1185)*). Die Mönche und den ersten Probst er- 
hielt Graf Ludwig von Gottes gnaden, einem Kloster bei Calbe an 
der Saale, welches noch von Norbert selbst bestimmt, sein Vetter 
Graf Otto von Beveningen (Eoeblingen) 1131 gegründet hatte. Die 
bald nach 1190 vermuthlich noch bei Lebzeiten des Probstes Günther 
geschriebene Geschichte der Stiftung enthält nicht unwichtige Nach- 
richten über Norbert und den Erzbischof Wichmann'). 

Ein völlig entgegengesetztes Bild zeigt uns das Leben des Erz- 
bischofs Albero von Trier (1131 — 1152). Es ist kein Heiligenleben, 
wir lesen nichts darin von Easteiungen, aber desto mehr von weltlicher 
Pracht und Herrlichkeit, von Krieg und Waffenlärm. Wenn uns nicht 
Balderich sagte, dafs Albero ein sehr gelehrter Herr war und so subtil 
zu predigen pflegte, dafs man ihm kaum zu folgen vermochte, man 
sollte glauben, dafs er sich besser darauf verstanden hätte, ein Heer 
zu ordnen und zur Schlacht zu führen, Burgen zu stürmen und seiner 
Feinde Herr zu werden. Und doch war er ein Hauptheld der Kirche, 



*) Herimanni opusculum de convertnone «wa, gedr. von Carpzow hinter 
dem Pogio fidei Raymundi Martini ed. Lips. 1687 fol. 

*) Viia Ludernd comitis de Arnstein^ in Böhmers Fontes III, 325—339. 
Acta SS. Oct. XI, 752—762. Vgl. Schliephake, Gesch. v. Nassau I, 156. Auch 
hiervon ist eine Hs. in der bischöfl. Bibl. in Mainz, Forsch. XIV, 617. Ein sehr 
BchGner Codex mit Heiligenleben, um 1190 in Arnstein geschrieben, ist in 
London, Harl. 2800. Daraus bei Tymms und Digby Wyatt, The Art of Ulu- 
minating, PI. 28 n. 30, u. 8 Tafeln bei Shaw. Ebenfalls aus Arnstein stammt 
der von Nonnen geschriebene Cod. Harl. 3099 saec. XII „quem nobis Mona- 
sterienses restituerunt pro pastorali cura." Fr. Zarncke de ep. presb. Joh. (Progr. 
doctorum a. 1874) p. 5. 21. 

*) Fundatio monasterii Oratiae Dei^ zuerst herausgegeben von Wint«r 
a. a. Ö. 8. 324—341 , dann von H. Pabst MG. SS. XX, 683-691. Benutzt 
im Chrou. Montis Sereni. Die Nachrichten ttber Norbert stimmen mit dem 
Chron. Magdeb. bei Meibom, und werden von Winter auf eine Au&eichnung 
im Magdeb. Marienkloster zurückgeführt, w&hrend Günther und Pabst Be- 
nutzung des Chron. Magd, annehmen. 



204 ^- Stftufer. § 3. Albero. Wibald. 

und anch er begleitete Kaiser Lothar nach Italien nnd stand hoch in 
Gunst bei ihm. In früheren Jahren als Archidiaconns von Metz hatte 
er nnermüdlich und unerschrocken gegen die Investitur von Laienhand 
gekämpft, er besonders war es der jenen Abt Diegger zum Bischof 
von Metz wählte, aber er selbst ging nicht die Wege dieser frommen 
Betbrüder, sondern ihn lockte die Gefahr und sein Vergnügen war, 
sich verkleidet in die Mitte seiner Feinde zu begeben, ihre Pläne aus- 
zukundschaften und ihnen Trotz zu bieten. Als Erzbischof hat er mann- 
haft alle Feinde der Trierer Kirche bekämpft und diese zu einer Höhe 
der Macht, des Beichthums und des Ansehens im Reiche erhoben, 
welche um so blendender war, da noch eben zuvor der Kirchenvogt 
Graf Ludwig den Erzbischof Meinher, seinen Vorgänger, in gänzlicher 
Abhängigkeit und Dürftigkeit gehalten hatte. Die Wahl König Kon- 
rads war hauptsächlich sein Werk und er auch seine Hauptstütze gegen 
den Herzog Heinrich. 

Selbst ein geborener Franzose, von Montreuil, einst von der Mutter 
des Hugo Metellus unterstützt und erzogen, brachte Albero, als er 1147 
zum Concil des Pabstes Eugen nach Paris gereist war, von dort den 
Balderich mit sich nach Trier, gebürtig aus Florennes im Lütticher 
Sprengel, der damals Sachwalter am päbstlichen Hofe war, und übergab 
ihm die Leitung der Domschule. Dieser Balderich, der Albero bis an 
dessen Tod sehr nahe stand, hat uns ein prächtiges Bild von ihm 
hinterlassen, das im Anfange der Regierung seines Nachfolgers Hillin 
geschrieben ist, eine warme lebensvolle Schilderung, die uns den Mann 
zeigt als ob er vor uns stünde, gänzlich frei von allem mönchischen 
Geiste und daher ein höchst merkwürdiges Seitenstück zu dem Leben 
Norberts^). 

Im ganzen sind aber doch die Quellen für Lothars und Konrads 
Zeit wenig genügend, und um so mehr verlangt uns nach Ergänzung 
dessen was die Schriftsteller uns bieten, aus Urkunden und Briefen. 
Die früher erwähnte Sammlung des TJdalrich von Bamberg reicht nur 
bis 1134. Auf Lothars Zeit schien ein unerwartetes Licht zu fallen 
aus einigen von Kortüm zuerst herausgegebenen Briefen, allein bei 
näherer Prüfung hat sich ergeben, dafs es nur Musterarbeiten sind 
aus einer lombardischen Schule für Notare und Dictatoren, wie man 
sie damals nannte, nicht unbrauchbar um die Verhältnisse der Zeit 
kennen zu lernen und für Sittengeschichte interessant, aber nicht als 

Qesta Älberonis aucU Balderico^ ed. Waits, MG. SS. VIII, 243—260. 
Ziemlich rerunglückt ist ein Lobgedicbt auf Albero, das noch bei seinen Leb- 
zeiten geschrieben ist, in schlechten Hexametern und fehlerhafter Sprache, ib. 
236—242. Vgl Rodger Prümers, Albero Ton Montreuil, Qött. 1874. 



Briefe. Wibald vob Stablo. 205 

anthentisclie Documente zu betrachten^). In einem schon oben (S. 57) 
knrz erwähnten Briefe ans Mailand wird die Occnpation der Stadt 1138 
dnrch Konrad als Gegenkönig erwähnt, doch ist übrigens der geschicht- 
liche Qehalt dieser Gruppe unbedeutend'). Dagegen besitzen wir für 
König Eonrads Zeit einen gprofisen Schatz an dem in der Urschrift er- 
haltenen Conceptbuch des Abtes Wibald von Stablo (seit 1130) und 
Corvey (seit 1 146), eines höchst ausgezeichneten Mannes aus der Lüt- 
ticher Schule, der Lothars, Konrads und eine Zeit lang auch Friedrichs 
Minister war und während des Kreuzzuges dem unmündigen König 
Heinrich zur Seite stand; leider ist ein früherer Band, welcher seine 
Correspondenz bis 1146 enthielt, augenscheinlich yerloren. Nachdem 
Janssen in einer sehr fleifsig gearbeiteten Biographie Wibalds von 
neuem auf den hohen Werth jener Briefe hingewiesen, die beabsichtigte 
Ausgabe aber nicht hatte möglich machen können, ist es Jaffa ge- 
lungen, seine Bibliotheca Berum Germanicarum mit einer vortrefflichen 
Ausgabe der Briefe Wibalds zu eröfhen. Für die Zeit vor 1146 hat 
er zusammengestellt was sich aus anderen Quellen gewinnen liefs, wobei, 
wie Giesebrecht (IV, 410) richtig bemerkt, zu bedauern ist, dafs er 
mit den authentischen Stücken auch die sehr fraglichen aus dem Be- 
gistrum Petri Diac'oni ohne äufserliche Unterscheidung verbunden hat. 
Den Briefen vorangestellt ist die schon früher (I, 207) erwähnte ver- 
besserte Ausgabe der Anualen von Corvey, welche 1117 abgebrochen 
waren. Diese erhielten um 1147 einige Zusätze und eine ausführliche, 
aber in gesuchter Schreibart und ungrammatisch, nicht immer verständ- 
lich verfaüiste Erzählung über die Zerstörung von Eresburg und den 
Abtswechsel nebst den damit verbundenen Ereignissen. Diese auf den 
Band geschriebene Erweiterung der alten Annalen hat Jaffe zur Unter- 
scheidung als Chronographus Corbeiensis bezeichnet'). 

Im Jahr 1114 hatte Herzog Lothar einen siegreichen Feldzug 
gegen die Wenden gefEkhrt, welcher bei den Corveyem Erinnerungen 



' ) S. Wattenbach, Iter Aastriacum, im Archir ftlr Kunde Österreich. Gesch.- 
Quellen XIV, wo auch andere verwandte Sammlungen besprochen sind. Ein 
dort übersehenes Turiner Bruchstflck derselben Sammlung bei Pasini II, 224, 
und besser Forschungen VIII, 392 vgl. 651. Oiesebr. IV, 410. 

') In einer Abschrift Jaffö's e cod. Ambros. weist auch die Ueberschrift 
auf Konrad. Derselben Zeit weist die Briefe Sormani zu, der eine grOCsere 
Sammlung hatte und Apologismonim Mediol. I, 44—48 sechs Briefe mittheilt. 

*) Janssen, Wibald von Stablo und Corvey, Münster 1854. Monumenta 
Corbejensia ed. Phil. Jaffö, 1864. Die Zeitbestimmung einiger Briefe von 1156, 
1157 bestreitet Fechner, Leben Wiehmanns, Forsch. V, 436. Vgl. über Wibald 
Bheinl. Jahrbb. XLVI, 138 (Weih - Inschriften) u. 149 ff. £. aus'm Werth über 
seine Bedeutung fQr die Kunstgeschichte. L. Mann , Wibald nach seiner poli- 
tischen Th&tigkeit (Dias. Ilal. 1875) betont seine stark cnrialistische Haltung. 



206 ^* Staafer. § 4. Otto Ton FreUing und seine Fortsetier. 

an einstige Missionsbestrebnngen ihrer Vorfahren auffrischte; sie hatten 
nach Rügen die Verehning Sanct Yits gebracht, den die Bewohner, 
wie wir Hehnold wohl glanben müssen, in einen Götzen Swantevit um- 
gestaltet hatten, welcher anderswo nicht yorkommi Wirkliche oder 
vermeintliche Ansprüche, welche sich daran knüpften, fanden Ausdruck 
nicht nur in Eintragungen in die Annalen, sondern auch in einer 
untergeschobenen Schenkung Kaisers Lothars. Wibald hat bei Gelegen- 
heit des Ereuzzuges 1147 versucht, diese zur Geltung zu bringen; der 
Chronograph redet davon, und auch in dem bis 1146 fortgeführten 
Abtcatalog findet sich eine Erwähnung^). 

Sehr verdient machte sich der Probst Adalbert (urkundlich nach- 
weisbar 1147—1176) durch Besorgung der kostbaren Handschrift, in 
welche das VerzeichniliB der Wohlthäter des Klosters und der Aebte 
eingetragen wurde; ehe sie vollendet war, starb Wibald am 19. Juli 
1158^). Wibalds eigene Bemühungen für die Bereicherung der Kloster- 
bibliothek sind aus seinen Briefen ersichtlich; vorzüglich wünschte er, 
alle erreichbaren Werke Cicero's in einer grofsen Handschrift zu ver- 
einigen, und die Frucht dieses Strebens liegt uns in dem Biesencodex 
der Berliner Bibliothek vor'). 

§4. Otto von Freising und seine Fortsetzer. 

Ed. prinoeps von Caspinian, Strafsburg 1515 f. Erste kritUebe Ausgab« von R. Wil- 
mans, MG. SS. XX. 83— 49S. n. Sep.-Abdr. in t Binden 1867. Vgl. I/. Giesebreeht, 
Wendische Geschichten HI, 838. Waits in Schmidts Zeitoehr. II, 110. Stilin. Wirt. 
Gesch. n, 18. Huber, Otto von Freising, München 1847. Th. Wiedemann . Passau 
1849. Lndw. Lang, Psycholog. Charaeteristik, Aagsb. 1852. R. Wilmans, Ueber die 
Chronik Otto's von Frcisiog, Arohiv X, 131 — 178. Zur Gesehichte der Handschriften 
derselben ib. XI, 18—64. Verhiltnifs su den Witteisbachern 65—76; vgl. Watten- 
baeh im Archiv d. W. A. XIV. 58, Wilm. SS. XX, 116. Ueber die Zdrieher Hand- 
schri/l (Wilm. C 8) vgl. anoh Büdinger, Von den Anfingen des Sehalswanges (Zflricb 
1865) S. 40—45. Fragm. mit Chron. VI, 8 saee. XII. in Zwettel xum Einband dea 
eod. 116 verwandt. Fräst im Areh. d.W. Akad. 1849. I. 398. Ueber den cod. Ran. 
P. Anton Weis, Beitrige cur Kunde Steierm. GQ. XII. 38. — Charaeteristik von K. 
W. Nitsseh in Sybels Zeitsehr. III, 834 f. Sorgenfrey im Progr. d. Greiser hOh. 
Bürgersohule 1878. Giesebreeht IV, 894—399. Angaben Aber sein Leben in den 
Klosterneuborger Annalen. MG. SS. IX, 610, und Gesta Friderici IV, 11 von Ragewin, 
mit Benntsung derselben a. des nngedr. Conr. Saerista nebst Urkunden nnd Briefent 
auch snerst mit Ausscbeidong der Filschungen Hanthalers, in R. Wilmans* Vorrede. 

Otto, Bischof von Freising, war ein Sohn des Markgrafen Leopold 
des Frommen von Oesterreich und seiner Gemahlin Agnes, der Tochter 

M Wilmans Eaiserurkunden I, 94, 113. . Ueber den Gatalogtu ahbatum 
oben I, 208, vgl. Wilmans S. 511. 

s) Wilmans S. 111. 

') WaUenbach, Schrifiwesen, 2. Ausg. S. 454. Die Beischriften der Fi- 
guren sind bedeutend jünger, und das Adalbertus abbtu Über dem darbringenden 
Abt beweist deshalb nichts. Vorne in der Handschrift befindet sich eine merk- 
würdige ZoUrolle des Coblenser Bheinsolls, s. Anz. d. Germ. Mus. XXI, 38. 



Otto Ton Freising. Sein Leben. 207 

Kaiser Heinrichs IV, Witwe Friedrichs von Stanfen; geboren ist er 
nicht vor 1111. Sein Vater bestimmte ihn znm Probste des von ihm 
nen begründeten Chorhermstiftes Klostemenbürg, schickte ihn aber, 
bevor er diese Würde wirklich übernahm, der Studien halber nach 
Paris, was um diese Zeit bei den vornehmen und reichen jnngen Cle- 
rikem üblich zn werden anfing. Hier in Paris blieb Otto mehrere 
Jahre, machte auch einmal von da ans einen Besuch in der Heimath; 
als er endlich seine Heimkehr angetreten hatte, kam er auf der Eeise 
mit einem Gefolge von fünfzehn ausgesuchten (electissimis) Clerikern 
zur Abtei Morimund, wo sie übernachteten. Da machte nun der Orden 
der Cistercienser, welcher damals noch in seiner ersten, frischesten 
Entwickelung und vollen Eeinheit sich befand, einen so überwältigenden 
Eindruck auf Otto und seine Begleiter, dafs sie alle das weifse Kleid 
des neuen Ordens annahmen, ein grofser Entschlufs, da noch die Strenge 
desselben ungemildert und der Unterschied zwischen einem Cistercienser 
Mönch und einem vornehmen Weltgeistlichen aufserordentlich grofs 
war^). Nach einiger Zeit wurde Otto in Morimund zum Abt erwählt, 
doch hat er diese Würde nur kurze Zeit bekleidet, da ihn gegen das 
Ende des Jahres 1137 die Freisinger Kirche zum Bischof wählte^). 
Dieses Amt verwaltete er von nun an bis zu seinem Tode zwanzig 
Jahre lang mit der gröfsten Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt. Er fand 
die Kirche in tiefem Verfall, innerlich und äuTserlich zerrüttet durch 
die Folgen des unseligen Investiturstreites; die Güter waren verschleu- 
dert, die Geistlichkeit verwildert. Da war nun Otto unablässig und 
mit gutem Erfolge bemüht, den alten Glanz der Kirche herzustellen; 
er machte ihre Bechte wieder geltend und liefs sich durch keinen 
Widerstand des Adels, welcher die Besitzungen an sich gerissen hatte, 
einschüchtern. Besonders von den Wittelsbachem, vom Pfalzgrafen 
Otto, dem Schirmvogt des Stiftes, erfuhr er erbitterte Feindseligkeiten, 
die bis zu Mifshandlungen führten; seine Chronik (VI, 20) vergilt es 
ihnen, und zwar in einer Weise, die bei seiner sonst überall sich gleich 
bleibenden ruhigen Mäfsigung sehr auffallend ist: man erkennt daran 
mit welcher Erbitterung der Kampf geführt wurde. Als später die 
Witteisbacher in Baiern zur Herrschaft kamen, wurde die anstö&ige 
Stelle in mehreren Handschriften geändert'); den älteren Ausgaben 
aber liegt eine andere Handschrift zu Grunde, welche von keiner wit- 

^) 1133 war er urkundlich Mönch. 

s) Ob er gleich nach Heinrichs Tod (9. Oct. 1137) gew&hlt und ob nicht 
ein Zwiespalt eingetreten ist , bleibt freilich zweifelhaft. Nach Gest. IV, 11 
mufs er einige Zeit Abt von Morimund gewesen sein. 

*) Wilmans vermuthet in Conradus Sacrista den Urheber. 



208 ^' Staufer. { 4. Otto von Freising und seine Fortsetzer. 

telsbachischen Hand berührt war. Doch ist sie dämm eben so wenig 
frei von späteren Aendeningen; auch die Weifen nahmen an mehreren 
Stellen der Chronik Anstofs und ihnen zn Liebe waren diese schon 
froher vermischt worden, wie das von Wilmans nachgewiesen wor- 
den ist. 

Neben der Sorge f&r den änfseren Bestand seiner Kirche liefs 
sich Otto auch ihre innerliche Erneuang ernstlich angelegen sein; er 
reformierte die Klöster nnd stellte überall Zucht und Ordnung her^), 
Yomehmlich aber brachte er die Freisinger Schule zu hohem Ansehen. 
Es war die aristotelische Philosophie, welche er hier vorzüglich lehrte 
und lehren lieDs als einer der ersten in Deutschland. Die Disputationen 
der Pariser Scholastiker wurden durch ihn auch in Freising heimisch, 
wie es sein Schüler Bagewin in seiner Todtenklage beschreibt'). Auch 
die grammatischen Studien mit der darin vorwaltenden etymologischen 
und mythologischen (Gelehrsamkeit, wie sie uns aus allen Commentaren 
dieser Zeit entgegentritt, werden nicht vernachlässigt sein; wir finden 
ihre Spuren häufig genug in Otto's Werken. Seine Sprache stellt ihn 
den besten SchriftsteUern des Mittelalters zur Seite; doch fehlt es bei 
ihm nicht an Soloecismen, wie er denn z. B. nach mittelalterlicher Weise 
seu für et gebraucht. 

Otto war natürlich als Bischof und Fürst des Eeiches, besonders 
aber als Halbbruder des Königs Konrad und Oheim Friedrichs voll- 
ständig eingeweiht in die wichtigsten Verhältnisse des Reiches und 
der Begierung. Den König Konrad begleitete er auf seinem unglück- 
lichen Kreuzzuge, scheint aber ihm nicht persönlich nahe gestanden 
zu haben, vielmehr ihm zeitweise entfremdet gewesen zu sein'). Um 
so mehr nahm er unter Friedrich an aUen bedeutenden Verhandlungen 
Theil, und wirkte wo er konnte vermittelnd und versöhnend; bei dem 
Vergleich 1156 mit Heinrich dem Löwen erwähnt er es ausdrücklich. 
Der fanatische Eifer Bernhards von Clairvaux war nicht nach seinem 
Sinn, und in dem ihn tief betrübenden Zerwürfhifs mit dem Pabst 
gelang es ihm, einen Ausgleich herbeizuführen, in Augsburg 1158, 
wo das Heer sich zum Feldzuge nach Italien sammelte. Otto, der sich 
krank fehlte, erbat seine Entlassung, und begab sich zum Generalca- 

^) So in SchefÜam, wof)ir er in einer Erweiterung des Epitaphs gepriesen 
irird, bei W. Meyer, Theophilussage S. 16. 

') Hujus in te studio Studium vigebat. 

Qrata disceptatio plnres aeuebat 

Ipse dedit strepere logieum tomultum. 
Vgl. auch Wilmans S. 96 über die ihm bekannte voUst&ndigere Uebersetzung 
des Aristoteles. 

^) So Wilmans, dem freilich Grotefend widerspricht. 



Otto Ton Freising. Sein Leben- und seine Chronik. 209 

pitel seines Ordens. Anf dieser Beise besuchte er sein Kloster Mori- 
mnnd, nnd hier starb er am 21. September 1158, nachdem er noch 
Torher sein letztes Werk den Brüdern übergeben hatte mit der Bitte 
darin zn ändern, was yielleicht in seinen Aeofsenmgen über die Lehre 
des Gilbert von Foitiers jemandem Anstofs geben könnte. 

Wir müssen es als ein besonderes Glück betrachten, dafs ein Manu 
in solcher Stellnng, der zugleich so vollständig im Besitze der damals 
erreichbaren Bildung war, es unternahm Geschichte zu schreiben. 
Zwischen den Jahren 1143 und 1146 hat er seine Chronik yerfafst, 
die er seinem Freunde Isiugrim, nach Wilmans einem Mönch von Wei- 
henstephan, widmete. Sie unterscheidet sich wesentlich von allen Wer- 
ken, die wir bisher zu betrachten gehabt haben, durch die vollständige 
Beherrschung des Stoffes und die Verarbeitung desselben nach be- 
stimmten Gesichtspunkten. Nur auf der Grundlage der grofsen chro- 
nologischen Arbeiten der vorigen Periode, namentlich des Ekkehard, 
den er am meisten (doch nur bis 1106) benutzt hat, war ein solches 
Werk überhaupt möglich. Man nennt es gewöhnlich seine Chronik, 
allein es ist keine Chronik und er selbst nennt es auch nicht so, son- 
dern das Buch von den zwei Beleben (de duabus civitatibus). Seine 
ganze Richtung ist weniger historisch als vielmehr philosophisch, was 
sich aus seinem Bildungsgange hinlänglich erklärt. Er schliefst sich 
unmittelbar an Augustin und Orosius an, deren Idee er wieder auf- 
nahm. Seine Absicht ist, das Elend dieser Welt, der Babel, und die 
Herrlichkeit des Kelches Gottes, des himmlischen Jerusalem, zu schil- 
dern. Er will sie darstellen in ihre^ irdischen Vermischung, davon 
handeln die ersten sieben Bücher, und das achte berichtet dann vom 
Weltuntergang, von der Scheidung beider Welten nach der Auferstehung, 
und von dem entgegengesetzten Ausgang beider^). 

Otto verfafste dieses Werk zuerst in .der Zeit vor dem Kreuzzug 
Konrads, als die Zerrüttung des Beiches durch die lange dauernden 
und entscheidungslosen Parteikämpfe aufs äufserste gestiegen war, als 
alles von Krieg und Fehden, von Baub und Brand erfüllt war. Dabei 
fohlte sich Otto auch in seiner Betrachtung der Geschichte beengt 
durch seine doppelte Stellung, einerseits als Mönch und Bischof, an- 
dererseits als Fürst des Beiches und erster Bath des Königs. Auf 
allen Seiten sah er nur gutes und böses unheilbar vermengt und den 
Untergang der Welt nahe bevorstehend: nur die Frömmigkeit und die 
Gebete der Mönche, meinte er, gewähren noch ein Gegengewicht gegen 
die Schlechtigkeit der Menschen. ^ 

1) YgLhierEu Büdinger in v. Sybels Eist.* Zeitschrift YII, 117. 
Wattenbach, Qeachiclitsquellen II. 4. Aufl. 14 



210 ^* S^u^<Br. {4. OttoTon Freising und seine Fortaetzer. 

Diese Auffassung beherrscht das ganze Werk, nnd die philoso- 
phisch-theologische Behandlung des Stoffes ist durchaus als die Haupt- 
sache zu betrachten, nicht die historische Forschung, wenn auch uns 
der letzte Theil des Werkes nicht unwichtige Nachrichten darbietet, 
und Otto keineswegs ohne historische Kritik verfahr. So erwähnten 
wir schon, dafs er die Lflgenhaftigkeit der Leidensgeschichte des Erz- 
bischofs Thiemo von Salzburg nachgewiesen hat; ebenso widerlegte 
er die Fabeln im Leben des Pabstes Silvester (VI, 1) und verhehlt 
nicht seine Bedenken gegen die berüchtigte Schenkung Constantins 
(IV, 3). Auffallend aber ist seine Unsicherheit in Bezug auf die wich- 
tigsten staatsrechtlichen Fragen der Zeit. Sein Bericht über das Wormser 
Concordat von 1122 ist durchaus ungenau, und er scheint die Ansicht 
zu theilen, dals nach einem besonderen Vorrecht im B()mischen Beiche 
die Wahl der Fürsten allein, ohne Bücksicht auf Verwandtschaft, über 
die Nachfolge entscheide. Es ist das ein einzelnes Beispiel unter vielen 
von den schädlichen Folgen der grenzenlosen Nachlässigkeit, mit 
welcher man das Beichsrecht der Vergessenheit anheim fallen liefs, 
und auch die wichtigsten Beschlüsse und Gesetze in keiner authenti- 
schen Sammlung aufbewahrte, während die Kirche nicht nur ihre Rechte, 
sondern auch ihre Auspi-üche in den Sammlungen des canonischen 
Rechtes jedem ihrer Mitglieder als unabänderliche Basis ihrer Stellung 
stets gegenwärtig erhielt. 

Nach der Vollendung der Chronik und der Heimkehr vom 
Kreuzzug hat vielleicht Otto die Historia Austriaca geschrieben, 
welche Lazius noch besessen haben soll, die aber leider spurlos 
verschwunden ist. Gestt. I, 10 scheint er darauf Bezug zu nehmen 
(Wüm. S. 92). 

Die Chronik Otters verbreitete sich rasch, besonders im südöst- 
lichen Deutschland. Zahlreiche Handschriften sind noch vorhanden, 
und nachdem man früher nur den Abdruck einer einzigen wiederholt 
hatte, ist nun von B. Wilmans auf umfassender Grundlage die erste 
kritische Ausgabe hergestellt worden^). Sie wurde viel gelesen, von 

^} Dabei ist zu bemerken, dafs sie lange vor dem Abdruck fertig gelegen 
hatte, wodurch einige schon veraltete Citate sich erklären. S. 91 1. 39 ist in 
dem Epit. t. 3 zu lesen : 8i proavi vel avi. 252, 36 volutati st. voluntati. 266, 
35 imperatores und 257, 24 a Mediolanensibus, mit Cuspinian. 489, 2 quoniam 
statt quum. SchefFer - Boichorst MG. 88. XXIII, 658 n. 55 bemerkt, dais Al- 
brieus in seinen Citaten einen von unseren Handschriften abweicl^enden Text 
hat. Gestomm II, 1 ist U. C. 1904 zu lesen, wie Grotefend 8. 26 bemerkt. — 
Ueber 4en Bericht des ep. Gabulensis Chron. VII, 33 s. Fr. Zamcke, Comm. 
in qua quis fuerit, qui primus presb. Johannes vocatus sit, quaeritur (Leipz. 
Doctoren - Programm 1875); Bniun in d. Zeitsch. d. Berl. Ges. f. Erdkunde XI 
(1876) 8.280. 



Chronik und Oesta FriderieL 211 

Compilatoren benutzt und aasgeschrieben, nnd hatte grofeen Einflufs 
anf die Auffassnng der Geschichte. In dieser berührte sich Otto mit 
den alten Chronisten der merowingischen Zeit; er selbst aber blieb 
nicht dabei stehen, sondern wandte sich davon ab, als mit Friedrichs 
Auftreten alles eine andere Gestalt gewann. Im Jahre 1157^) über- 
sandte Otto seinem Neffen, dem Kaiser, auf dessen Wunsch durch 
seinen Notar Bagewin und den Abt Bapoto von Weihenstephan die 
Chronik, welche inzwischen einige Aenderungen und Zusätze erhalten 
hatte, jedoch weder fortgesetzt noch in Hinsicht ihrer Grundgedanken 
verändert war. Er schrieb dabei, dafis er sie in der Bitterkeit seiner 
Seele verfafst habe, verleitet durch die trübe Zeit, welche Friedrichs 
Begierung vorhergegangen sei'); jetzt aber, da der Friede hergestellt 
sei, da eine bessere Zeit begonnen habe, sei er bereit auch diese zu 
beschreiben, wenn der Kaiser es wünsche und wenn er ihm durch seine 
Notare das Material dazu schicken wplle. Und Friedrich ging hierauf 
wirklich ein; wir besitzen noch seinen Brief, in welchem er einen ge- 
drängten üeberblick seiner Thaten an Otto sendet, um diesen in seiner 
Geschichte weiter auszuführen. Wir können diesen Brief gewissermaßen 
als den Text betrachten, den Otto seinem neuen Werke zu Grunde 
legte, welches er aber nicht vor dem Sommer 1157 begonnen hat, dem 
Buche von den Thaten des Kaisers Friedrich. Friedrich selbst 
aber hat in seiner Urkunde vom 6. August 1167 über die Translation 
des h. Bartholomaeus ein längeres Stück aus dem sechsten Buch 
von Otto's Chronik als entscheidendes Zeugniis aufgenommen; er 
nennt sie Annales praedecessorum nostrorum, catholicorum impera- 
torum*). 

In diesem Werke nun, welches als Geschichtsquelle vom höchsten 
Werthe ist, giebt Otto im ersten Buche eine Uebersicht der Zeit seit 
dem Beginn des Kampfes zwischen Kaiser und Pabst mit besonderer 
Bücksicht auf das Geschlecht der Staufer. Dann berichtet er in chro- 
nologischer Folge sehr ausfuhrlich über die ersten Jahre Friedrichs, 
mit vollständiger Au&ahme wichtiger Actenstücke. Das thut er um 
so lieber, da auch hier schon wieder Beibungen mit der päbstlichen 
Curie zu berühren waren, und in solchen Fällen Otto es sorgfaltig ver- 

') Nicht 1156, wie Hans Jungfer nachgewiesen bat: Untersuchung der 
Nachrichten über Friedrichs I griecb. u. norm. Politik (Berlin 1 874) S. 45. Otto 
besieht sich n&mlich dabei anf den Brief II, 30, der nach Vergleicbung mit 
Wibaldi ep.'456 vom Apr. 1157 ist. Deshalb ist auch die Antwort sp&ter an« 
cusetzen. 

*) Ex amaritudine animae, nubilosi temporis quod ante tos fuit turbulentia 
inductas. 

*) Boehmer - Ficker, Acta Imperii Selecta p. 117. 

14» 



212 ^« Staufer. § 4. Otto toh Freiaing und seine Fortsetser. 

meidet, eine entschiedene eigene Meinnng auszusprechen. An genauer 
Eenntnifs des Gregenstandes konnte es Otto aber nm so weniger fehlen, 
da er ja selbst an vielen Dingen Antheil gehabt hatte, und bei dem 
wichtigsten Gregenstande von allen, die er zu berichten hatte, bei der 
Beilegung des Zwistes mit Heinrich dem LGwen durch die Stiftung 
des Herzogthums Oesterreich, welche die Grundlage von Friedrichs 
Regierung bildete, war gerade Otto der Vermittler gewesen. Doch ent- 
spricht die Darstellung nicht immer unserer Erwartung; ungenau ist 
z. B. der Bericht über die Eönigswahl und über die Erhebung Wich- 
manns zum Erzbischof von Magdeburg. Völlige Unbefangenheit dürfen 
wir nicht verlangen, und es war jenen Zeiten sehr gelaufig, zu ver- 
schweigen was zu berühren unangenehm war. Doch glaube ich Otto 
gegen den Vorwurf absichtlicher und kunstvoller Verdunkelung der 
Vorgänge in Schutz nehmen zu müssen; er hätte ja sonst das päbst- 
liche Schreiben über Wichmanns Einsetzung nicht aufgenommen, 
welches die üngenauigkeit seiner eigenen Darstellung erst erkennen 
läfst'). 

Man darf nie vergessen, dafs ihm die Form, der Schmuck der 
Darstellung, fast ebenso wichtig ist wie der Inhalt, und im höchsten 
Grade seine Aufinerksamkeit in Anspruch nimmt; das zeigen uns die 
so sorgföltig und kunstreich ausgearbeiteten Beden, welche unzweifel- 
hafb von Otto herrühren, aber mit Benutzung der ihm zu Gebote ste- 
henden Anhaltpunkte vortrefflich der Sachlage angepafst sind. Auch 
er hat schon in gleicher Weise wie Bagewin Bedewendungen des Jo- 
sephus benutzt'). 

Nur die Geschichte des Jahres 1156 vollendete Otto noch; er 
nahm diese beiden ersten Bücher mit sich nach Morimund und übergab 
sie hier bei seinem Tode zur weiteren Fortsetzung seinem Schüler und 
Notar Bagewin, dem er den Anfang dictiert hatte und ji^r das volle 
Vertrauen seines Herrn und Lehrers genofs. Vorgearbeitet aber hatte 



1) Vgl. H. Grotefend: Der Werth der Gesta Frid. 0. ▼. Fr. f&r die Ge- 
schichte des Reichs unter Friedrich 1 (Hann. 1870), wo das cweite Buch ein- 
gehend geprüft ist. Qt, scheint mir in der bezeichneten Richtung zu weit zu 
geheu, und verkennt auch, dafs es sich in Wichmanns Sache nicht um die 
Versetzung allein, sondern darum handelte, ob fUr dieselbe hinlänglich gewich- 
tige Gr&nde vorhanden waren. Sehr ungünstig &ufsert sich über das erste 
Buch Giesebrecht IV, 396—398. Derselbe giebt S. 605 das VaUcimum Si- 
byllae aus dem Prooemium nebst dem kürzeren Text des Chronogr. Corb. nach 
^unebener Handschriften. 

*) Nach freundlicher Mittheilung von Scbeffer-Boichorst, der als Beispiel II, 
16 ^praeruptis undique prope interclusa rupibus" bei Jos. edd. Weber et Caesar 
p. 188 nachweist. 



Gesta FridericL Bagewin. 213 

Otto bereits; er hatte yiele Actenstflcke gesammelt mid wohl anch 
Aufzeichnimgen hinterlassen, die Bagewin yerarbeitete^). 

In den Elostemenburger ürkmiden kommt, wie Wilmans nachge- 
wiesen hat, in der Zeit jenes Opold, welcher für den jugendlichen Otto 
die Probstei Tersah, ein Bruder desselben, Bilegrim, mit seinem Sohne 
Buodewin vor. Ob dieser mit unserm Historiker identisch ist, wissen 
wir nicht; aber die Herkunft des letzteren aus dieser Familie ist sehr 
wahrscheinlich. Von unserm Bagewin, der Otto als seinen nutritor be- 
zeichnet, möchte ich glauben, dafs auch er in der Pariser Schule seine 
ausgezeichnete philologische Bildung sich erworben hat. Zeugnifs davon 
giebt die von W. Meyer herausgegebene Bearbeitung der Theophilus- 
sage in den künstlichen gereimten Hexametern, welche jene Zeit liebte'). 
Der Verfasser nennt sich am Schlüsse Badewinus; die Handschrift 
stammt aus dem Eloster SchefUam'). üeber die persönlichen Verhält- 
nisse des Autors erfahren wir hieraus nichts. Ergiebiger ist eine Te- 
gemseer Handschrift, welche ein Gedicht enthält mit der üeberschrift: 
Flosculus BAHEW. ad Ha. prep. d. i. an den Probst Hartmann, welcher 
1133 den in Klostemeuburg neu eingeführten Begulierten Chorherren 
vorgesetzt war, und 1140 Bischof von Brixen wurde. Der Verfasser 
erscheint in einem innigen Verhältnifs zu dem Probste, der ihn unab- 
lässig antrieb, die himmlischen Dinge in Verse zu bringen, um zu 
zeigen, was er vermöge. Die erste Abtheilung ist rhythmisch, die 
zweite in gereimten Hexametern. Auch andere Stücke enthält die 
Handschrift, von ungenannten Verfassern, in welchen dieselbe Form- 
gewandtheit und Vertrautheit mit den alten Dichtern sich zeigt. Am 
merkwürdigsten ist ein an Nonnen gerichtetes Gedicht, dessen Ver- 
fasser sich gegen diejenigen verteidigt, welche die classischen Studien 
verwerfen, und den Metamorphosen Ovids mystische Deutung unter- 
schiebt. Wenn er aber neben anderen ernsthafteren Ausführungen 

u. a. sagt: 

Quando nos vobis pacto sociamur amoris, 
Haec sunt magnorum connubia sacra deorum, 

so begreifen wir, dafs er es für besser hielt seinen Namen zu ver- 
schweigen. Auch können wir denen nicht Unrecht geben, welchen die 

^) WUmans im Arch. X, 147 schreibt Otto wohl einen zu grofsen Antheil 
zu; TgL Grotefend S. 15. 

') BadewinB Gedicht über Theophilus. Nebst Untersuchungen über die 
TheophiluBsage und die Arten der gereimten Hexameter herausgegeben von 
Wilh. Meyer aus Speyer. München 1873 (Aus den SB. der Akademie). 

*) In einer Hb. aus diesem Kloster und in einer anderen des Klosters 
Bein hat sich auch ein merkwürdiges Gedicht über die UnglücksfiÜle des 
Jahres 1184 erhalten, gedr. KA. I, 186^194, TgL II, 386. 



214 ^* Säufer. § 4. Otto ron Freising und seine Fortsetzer. 

Beschäftigung mit Ovid fOr Nonnen bedenklich erschien^). Die ganze 
Art dieses Verkehrs erinnert sehr an die Briefe einer Nonne, welche 
uns ebenfalls in einer Tegemseer Handschrift erhalten sind'). 

Ob nnn auch hieryon noch etwas Bagewin znznschreiben ist, 
wissen wir nicht; aber in einer Nachschrift zu dem oben erwähnten 
Werke beklagt er sich, dafs die Oeschäfte des Hofes (curia) ihm keine 
Mufse lassen, und ergiefst gegen diese Curia eine Fluth von Vorwürfen; 
er schliefst mit den Versen: 

Haec sunt quae faciunt, ut non sit curia curae. 
Haec sunt, odisse cur illam debeo jure: 
Sl tibi cura mei, cujus me subtrabe curae. 
Ejus enim leges, pondus, juga perfero dure. 
Fac ut qua teneor rumpas orando catenam, 
Et meliora meam dabo ludere metra camenam. 

Hier finden wir ihn also am Hofe; er sehnt sich nach der Stille 
des Klosters zurück, aber vergeblich. Der Hof wird doch wohl der 
bischöflich freisingische gewesen sein; hier finden wir ihn urkundlich 
nachweisbar 1144 als cartularius, von 1147 an als Capellan und Notar 
des Bischofs Otto. Hier heilst er gewöhnlich Bagewin, Beguin, Bache- 
win u. s. w. Diese Formen waren dort geläufiger, und da er sich ihrer 
in den durch seine Hand ausgestellten Urkunden selbst bedient, werden 
wir auch wohl mit Wilmans gut thun, sie Yorzuziehen; übrigens legte 
man auf dergleichen unterschiede damals keinen Werth, und in der 
Widmung der Gesta nennt er sich Badewin. Nur die seit der ersten 
Ausgabe gebräuchlich gewordene Form Badevicus beruht auf einem 
Schi-eibfehler und ist zu verwerfen. 

Bagewin also übernahm von sei^jiem sterbenden Bischof das be- 
gonnene Werk, mit- dem Auftrag es fortzusetzen, und kehrte damit an 
des Kaisers Hof zurück, welcher diesen Auftrag bestätigte. Noch einige 
Zeit verweilte er am Hofe; dann begab er sich nach Freising, wo er 
inzwischen, wie Wilmans nachgewiesen hat. Probst von St. Veit ge- 
worden war; 1170 wird er noch als solcher genannt, 1177 war ihm 
Konrad gefolgt. 

Manches hatte Bagewin selbst erlebt und gesehen; aus der kai- 
serlichen Kanzlei erhielt er Actenstücke und Nachrichten, andere von 

S. hierüber meine Abhandlung in den Mflnchener SB. 1873 S. 685 
bis 709, wo 8. 699 v. 123 jusum zu lesen ist, d. i. deorsum. Dieselbe Hand- 
schrift enthält den sehr leichtfertigen poetischen Briefsteller des Matthaeus 
Ton Venddme, Mfinch. SB. 1872 S. 561— 631. 

S) Gedr. bei M. Haupt, Des Minnesangs Frühling, S. 221—224 (2^2, 7 1. 
innitatur. 8 innitamur. 22 concnssio). 



Ragewins Werke. 215 

den Bischöfen von Bamberg, Freising und]%men, vom Erzbischof von 
Salzburg, nnd mündliche Berichte betheiligter Personen yervoUstän- 
digten das Material, welches er kunstvoll bearbeitete. Mit dem Jahr 
1160 schlofs er seine Arbeit ab, und zwar nach dem Wortlaut in dem- 
selben Jahr. H. Prutz^) hat freilich nicht unerhebliche Gründe für 
eine spätere Abfassung geltend gemacht, allein er hat den Epilog über- 
sehen, in welchem Bagewiu das fertige Werk nächst dem Kaiser auch 
dem Kanzler Ulrich und dem Protonotar Heinrich überreicht. An diese 
beiden ist auch der Prolog gerichtet; sie hatten ihm durch ihre Mit- 
theüungen die Ausführung ermöglicht. Ulrich aber ist 1162 Bischof 
von Speier geworden und schon 1163 gestorben. Dieser Gregengrund 
scheint mir entscheidend zu sein, und wir müssen deshalb annehmen, 
dafs die Imperfecta, in welchen HE, 14 von Bischof Hartmann von 
Brixen, IV, 73 von Erzbischof Eberhard von Salzburg geredet wird, 
nicht auf ihren erst 1164 erfolgten Tod schliefsen lassen. 

Mit der Yierzahl der Evangelien will Bagewin das Werk ab- 
schliefsen; es mochte ihm zu mühsam oder wegen des wachsenden 
Kirchenstreits zu bedenklich geworden sein. Doch dachte er vielleicht 
an eine Fortsetzung, da die kurzen Nachrichten von 1160 bis 1170, 
welche unter dem Namen der Appendix zu seinem Werke bekannt 
sind'), wohl mit Becht von Wilmans ihm zugeschrieben werden. 

An philosophischer Tiefe mag Otto den Bagewin übertroffen haben, 
aber keineswegis an den Eigenschaften, welche dem Geschichtschreiber 
am nöthigsten waren; vielmehr ist Bagewin darin seinem Meister vor- 
zuziehen, dafs er sich nicht durch philosophisch -theologische Gesichts- 
punkte leiten läfst, sondern seine volle Aufoierksamkeit der Geschichte 
unbefangen zuwendet, und kein anderes Ziel erstrebt als diese der 
Nachwelt zu überliefern. In der Meisterschaft der Sprache und der 
Darstellung aber ist kaum ein Unterschied zu bemerken. Als gleich- 
zeitiger Bericht über die Geschichte der Gegenwart ist das Werk Ba- 
gewins schwerlich übertroffen. Eine selbständige Meinung zu äuüsem 
in dem jetzt heftig entbrennenden Streit zwischen Pabst und Kaiser, 
vermeidet auch er, und verweist den Leser auf die in reicher Fülle 
mitgetheilten Briefe, um daraus seine Ansicht sich selber zu bilden. 

Wie Bagewin gearbeitet hat, das hat kürzlich H. Prutz vor- 
trefflich nachgewiesen. Hatte man schon früher allerlei Anklänge an 
Sallust und andere Autoren wahrgenommen, so hat nun H. Prutz 
eine ganz außerordentliche Ausbeutung des Josephus in der Ueber- 

1) Badewina Fortsetsang der Gesta Friderici, Danzig 1873. Die S. 48 
Termifste Stelle Liudprands ist I, 37, wie Dftmmler bemerkt. 
*) MG. SS. XX, 491—493. 



216 ^* Suufer. § 4, Otto ron Freising^ und seine Fortsetser. 

Setzung des Bufinus ans Licht gebracht, ein Verfahren, zu welchem 
ihm, wie wir vorher sahen, sein Meister das Vorbild gegeben hatte, 
wenn nicht vielleicht Bagewin auch an dem frühem Theile schon mit- 
gearbeitet hat. Ganze Seiten sind fast wörtlich abgeschrieben. Aber 
doch nur fast wörtlich: sorgsam ist geändert, was zu den veränderten 
Zuständen nicht pauste. Und wenn nun hieraus der SchluCs gezogen 
wird, dals die Berichte werthlos seien, so kann ich dem in kdner 
Weise zustimmen. Schon I, 146 habe ich mich in Betreff Angilberts 
dagegen ausgesprochen, und doch hatte Angilbert sich durch die 
Versnoth verleiten lassen, auch die Hafenbauten aus der Beschreibung 
Carthago's herüber zu nehmen. Dergleichen kommt bei Bagewin nicht 
vor, und wenn man darin wohl einig ist, Einhard trotz seiner von 
Sueton entlehnten Phrasen für glaubwürdig zu halten, so werden wir 
für Bagewin denselben Anspruch machen dürfen. Ganz anders liegt 
die Sache, wenn, wie in der Vita Mathildis (I, 275) ein älteres Werk 
erst später aufgeputzt ist, und handgreifliche Mifsgriffe vorkommen. 
Dafs den Beden auch bei Bagewin geringe Autorität zukommt, ver- 
steht sich von selbst. 

Auch die Chronik Otto's fand einen würdigen Fortsetzer an Otto 
von St. Blasien, der sie in annalistischer Form bis 1209 weiter 
führte^). Doch läfst er sich durch diese Form nicht fesseln, sondern 
bewegt sich frei und leicht in seiner Darstellung und fafst das gleich- 
artige zusammen. Er schliefst sich völlig an Otto*s Weise an und 
kommt wie dieser im Ausdruck den antiken Schriftstellern ziemlich 
nahe; es ist nicht ungeschickte Nachahmung, nicht die Aufiiahme 
einzelner entlehnter Bedeweisen, sondern ein durchgebildeter Stil, 
welcher eine gründliche und sorgfältige Beschäftigung mit dem römischeu 
Alterthum erkennen läfst. Keineswegs aber ist es zufallig und blofs 
äufserlich, wenn die Schriftsteller dieser Zeit, so weit es ihnen möglich ist, 
von den Kaisern in der Weise der alten Autoren berichten, und die Kaiser 
selbst in ihren Erlassen die Formeln Justinians wieder zur Anwendung 
bringen; es hängt das vielmehr innig zusammen mit der damals gerade 
besonders lebhaft wieder hervortretenden Vorstellung, dafs das römische 
Beich deutscher Nation sich unmittelbar der Herrschaft der alten 
Cäsaren anschliefse, einer Idee, die vorzüglich von der Juristenschule 
Italiens genährt wurde und die Chronisten ohne Ausnahme erfüllte, 
üebrigens versteht Otto von St. Blasien es vortrefflich, die Ereignisse 
kurz und übersichtlich zusammen zu fassen, das wesentliche überall 



^) Nene Ausgabe ron B. Wilmans SS. XX, 302—334. Die ebenda an- 
gehängte weitere Fortsetzung ist fast ganz aus Martinus Polonns entlehnt. 



Bagewin. Otto Ton Sanet Blasien. 217 

herTorznheben; er bewahrt dabei eine ruhige und parteilose Objecti- 
yität, aus der er nnr selten heranstritt. Dies konnte ihm nm so eher 
gelingen, da er den Ereignissen, welche er beschreibt, schon ziemlich 
fem stand, denn er hat sein Werk erst nach 1209 im Zusammenhang 
verfabt. An schriftlichen Quellen haben ihm die Gesta Friderici yor- 
gelegen, welche er Otto Ton Freising zuschreibt, ohne Bagewins Antheil 
zu beachten, und nach H. Thomä*s Ansicht bei 1198 dieselbe gleich- 
zeitige Strafoburger oder Elsasser Quelle, welche auch in den sog. 
Marbacher Annalen zu erkennen ist. Doch zeigt sich schon hier, und 
noch mehr, wo er nur auf Hörensagen angewiesen ist, eine leichtfertige 
Ungenauigkeit, und namentlich in der Chronologie ist er ganz unzu- 
yerlässig. Yarrentrapp in seiner Dissertation über Christian yon Mainz 
(Bonn 1865), Toeche in den Jahrbüchern Heinrichs VI, und am ein- 
gehendsten Heinrich Thomä^) haben ihm zahllose Fehler nachgewiesen. 
Doch möchte ich nicht mit Thom& willkürliche Erdichtung annehmen. 
Dieser ganzen Bichtung stand die gefällige Darstellung höher als die 
Genauigkeit in Einzelheiten. Die geistliche Auffassung fehlt natürlich 
auch bei ihm nicht ganz, aber yon dem zelotischen Geiste der alten 
Sanctblasianer ist nichts mehr bei ihm zu bemerken; auch er ist wie 
Otto durchdrungen yon der Nichtigkeit alles Irdischen, beschränkt 
sich aber mehr als dieser auf die einfache Darstellung der Thatsachen. 
Das Kaiserthum steht ihm überall im Vordergrund, die Geschichte des 
Kaiserthums ist eben sein Gegenstand, und selbst das Pabstthum tritt 
bei ihm dagegen in auffallender Weise in den Hintergrund. Obgleich un- 
yerkennbar staufisch gesinnt, achtet er doch auch in Otto schon den 
künftigen Kaiser, und nachdem dieser nach Philipps Tod yon den 
Fürsten anerkannt ist und sich mit den Staufem ausgesöhnt hat, be- 
richtet er auch yon ihm in gleicher Weise wie yon seinen Vorgängern. 
Bei Otto*s IV Kaiserkrönung aber endigt seine Chronik, sei es dafis 
er an der Vollendung yerhindert wurde, oder dafs er die neuen Ver- 
wickelungen und Wirren darzustellen sich scheute. Denn gestorben 
ist er nach XJssermann erst am 23. Juli 1223, nachdem er im Jahre 
zuyor Abt yon St. Blasien geworden war'). 

Wir wollen hier auch der kurzen Erzählung yon den Anfängen 
des Deutschen Ordens gedenken, welche yon Dudik entdeckt, und 



>) Die Chronik des Otto Ton St. Blasien kritisch antersucht, Leipz. Diss. 
1877. Darin ist S. 11 auch eine Untersuchung Qher die eigenthftmlich unge- 
naue Verwendung des Namens I)frenaeus in damaliger Zeit. 

*) Seine Autorschaft ist nicht ganz sicher bezeugt, doch wohl kaum zu 
bezweifeln. Gründe fllr die Abfassung in St. Blasien Forsch. XI, 488, u. bei 
Tnom&« • • *. ^* 



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218 ^' 8tAufer. $5. Ligurinaa. 

nach der Untersuchung von M. Perlbach zwischen 1204 und 1211 
in Accon von einem Ordensbruder yerfafst ist^). 



§ 5. Ligurinus. 

DAmge. Oantheri Poetae Ligarinn«, Heydelb. 181S. A. Pannenborg: Ueb«r den Ligu- 
rinas. Forsch. XI, 161—300. Watteabaeh: Die Ehrenrettung des Ligurinus, Hist. 
Zeitsohr. XXVI, 386 — 400. Dissertation critiqae sur le Poeme latin du Ligurinus, 
attribne k Günther. Par Gaston Paris. Paris 1872. Ans. y. Watt, im Centralbl. 
1878, 997. A. Panoienborg: Magister Guntherus u. seine Schriften, Forseh. XUI, 
886-884. G. Paris, Kerne erit. 1873 II, 88—88. 

Das aulserordentliche Gewicht, welches man im zwölften Jahr- 
hundert auf eine nach classischen Mustern sorgfaltigst ausgearbeitete 
Form legte, ist durch die werthvolle Untersuchung von H. Prutz recht 
schlagend dargelegt. Die Freude an poetischer Form und die Gewandt- 
heit in der Handhabung derselben, zeigen sich in äuTserst zahlreichen, 
grofsentheils noch ungedruckten Werken. Ein sehr merkwürdiges Bei- 
spiel davon gewährt uns der Ligurinus, ein Heldengedicht über die 
Thaten des Kaisers Friedrich bis 1160, in welchem die Gesta Friderici 
mit grofser Genauigkeit und einigen Ausschmückungen in Verse ge- 
bracht sind. Das Epos, welches in 10 Büchern 6576 Verse umfafst, 
wurde von dem unbekannten Dichter 1187 in kurzer Zeit vollendet, 
um die Gunst des Kaisers und seiner Söhne zu gewinnen, als eben 
durch die Vermählung des Königs Heinrich mit Constanze von Sicilien 
sich neue glänzende Aussichten für das Kaiserhaus eröffneten. Kurz 
vorher hatte er dem Prinzen Konrad ein anderes Epos unter dem 
Titel Solymarius überreicht, welches die Thaten der ersten Kreuz- 
fahrer feierte^). Sein neues Werk benannte er nach Ligurien, als 
dessen Haupt er nach Otto's von Freising Vorgang die Stadt Mailand 
betrachtete, deren Besiegung den Inhalt seiner Dichtung vorzüglich 
ausmachte. 

Nirgends findet sich dasselbe im Mittelalter erwähnt; es war 
völlig unbekannt, bis Konrad Celtis im fränkischen Kloster Ebrach 
die Handschrift fand, und seine Augsburger Freunde es 1507 drucken 
lieüsen. Freudig begrüfst und viel benutzt, wurde es 1737 von Sencken- 

*) Forsch. XIII, 387—392. De primordiü orcUnis Thetttonici narraüo^ 
ed. Toeppen, SS. Berum Pruss. I, 220 — 225. In den theilweise gereimten 
Hexametern S. 221 ist, da Elision damals nicht vorkam, v. 2 zu lesen: Omnia 
pro Christo dum linquere, u. v. 7 fata subit. Die Verl&ngeriing in der Pen- 
themimeris war g^z gewöhnlich. 

') Fragmente in der Coelner Gymnasialbibliothek, welche mit ziemlicher 
Sicherheit diesem Epos zugesohrieben werden kOnnen, sollen n&chstens veröffent- 
licht w^rd^n. 



LigurinuB. 219 

berg für nnecht erklärt, nnd wenn es aach niemals ganz an Wider- 
spruch gefehlt hat, so hatte sich doch bis vor kurzem die Meinnng 
festgesetzt, dafs der Ligarinns eine humanistische Fälschung sei. Dazu 
bewogen vorzflglich zwei Wahrnehmungen. Erstlich fand man sachlich 
fast nichts darin, was nicht auch in den Gesten steht. Auch ein 
späterer Fälscher hätte deshalb, wie man meinte, den fertig vorlie- 
genden Stoff in poetische Form bringen können; ein Zeitgenosse aber 
würde doch wohl etwas mehr Rflcksicht auf die inzwischen yerflossene, 
inhaltreiche Zeit genommen haben. Noch bedeutender erschien das 
zweite Bedenken, nämlich die fOr einen Dichter des zwölften Jahr- 
hunderts zu reine Sprache, die fast tadellosen Verse. 

Dieser damals herrschenden Ansicht trat 1870 A. Pannenborg 
mit einer Abhandlung im elften Bande der Forschungen entgegen. 
Gleichzeitig und völlig unabhängig war auch Gaston Paris in dem 
damals belagerten Paris auf dieselbe Ansicht gekommen, welche er 
im Jaüuar 1871 der Academie vortrug, und mit einem zweiten Theil, 
der auf Pannenborg's Abhandlung Bflcksicht nahm, 1872 veröffent- 
lichte. Auf die BeweisfQhrung selbst einzugehen, können wir hier im 
Hinblick auf die oben angeführten Schriften unterlassen; es genügt 
zu sagen, dafs die Giünde vollkommen überzeugend sind, und nirgends 
Widerspruch gefunden haben. Vorzüglich eingehend hat A. Pannen- 
borg nachgewiesen, dafs Sprache und Versbau allerdings dem aus- 
gehenden zwölften Jahrhundert vollständig entsprechen. Man liebte 
damals freilich sehr die mannigfaltig gereimten und auf verschiedene 
Weise verkünstelten Hexameter, allein man wufste doch recht gut, 
dafs im Alterthum andere Regeln gegolten hatten, und für die Beo- 
bachtung derselben finden sich auch andere Beispiele. Ebenso ist die 
Versificierung eines fertig vorliegenden Stoffes, ohne auf sachliche Zu- 
thaten Anspruch zu machen, seit dem sogenannten Poeta Saxo häufig 
vorgekommen, und galt für eine hervorragende und verdienstliche 
Leistung; Walther von Chätillon, Joseph von Exeter, Aegidius von 
Paris, Wilhelm Britto, bieten vollkommene Seitenstücke; auch einer 
Versification der Geschichte vom ersten Kreuzzug wurde schon oben 
{S. 135) gedacht. In Frankreich ist damals diese Kunst in lebhafter 
üebung gewesen, und man hat es da zu einer sehr sicheren Be- 
herrschung der Form gebracht; französische Schulen wird auch der 
Dichter des Ligurinus besucht haben. 

Wir haben also damit ein leichtfertig hingegebenes Werk der 
Stauferzeit wiedergewonnen; der Dichterkrone Deutschlands ist, wie 
G. Paris sich ausdrückt, ein Kleinod zurückgegeben, dessen es sich 
verblendeter Weise selbst beraubt hatte. 



220 ^* Staufer. { 5. Lignrtnus. 

Nicht ganz fehlt es anch dem Inhalt an Znthaten; der Dichter 
hat freilich von den Ereignissen selbst keine eigene Eenntnifs, aber 
er scheint doch Italien zu kennen; er kennt den groOsen Kaiser, seine 
Sohne nnd sein Heer, and seine Schildemngen sind deshalb nicht ohne 
Werth. 

Pannenborg hatte den Dichter für einen Italiener gehalten, hat 
aber auf meine nnd Paris' Einwendungen seine Meinung geändert, 
nnd auf Anzeichen hingewiesen, welche denselben dem südwestlichen 
Deutschland zuweisen. 

Bäthselhaft bleibt, wie die ersten Herausgeber auf den Namen 
Günther geriethen, der sich nicht auf dem Titel, sondern nur in 
der Unterschrift findet. Die scheinbar frühere Erwähnung bei Nau- 
clerus beweist nichts, weil das Manuscript desselben 1516 von Me- 
lanchthon umgearbeitet wurde; eine vermeintlich ältere Ausgabe von 
1501 giebt es nicht. Während nun Paris und ich der Meinung sind, 
dafs der Name auf einer Yermuthung beruhe, und dafe der Dichter, 
welcher noch gröfsere Werke im Sinne hatte, wohl bald gestorben 
sein möge, weil eine weitere Spur von ihm nicht aufzufinden ist, hat 
Pannenborg die Ansicht aufgestellt, dafs doch der Ebracher Codex 
eine Unterschrift mit dem Namen des Verfassers enthalten habe, 
welche man nur anfangs übersah oder nicht richtig verstand. Und 
diesen Günther glaubt er aufgefunden zu haben in einem Mönche des 
Cistercienserklosters Pairis oder Paris bei Sigolzheim im Elsafs. 

Es hat nämlich dieser Günther auf den Wunsch seines Abtes 
über den vierten Kreuzzug geschrieben^). Der Abt Martin hatte nicht 
nur den Kreuzzug mitgemacht, sondern auch aus Gonstantinopel sehr 
werthvoüe Beliquien für sein Kloster mitgebracht. Hierüber vorzüglich 
berichtet Günther im Jahre 1206 oder 1207, und theilt dabei über 
das ganze Unternehmen nach der Erzählung seines Abtes sehr schätz- 
bare und aus eigener unmittelbarer Kenntnifs geschöpfte Nachrichten 
mit. Darstellung und Schreibart sind vortrefflich. Die Unterschrift 
belehrt uns, dafs Günther Scholasticus gewesen, dann aber Mönch ge- 



^] Guntheri Historia ConsttmHnopoUtana in Canisii Antt. Lectt. Y, 2, 
355—393. IV, I— XXII, ed. II. Migne CCXII, 222 ff. vgl. Pannenborg Forsch. 
XIII, 233. 324—326. Neue Ausg. vom Grafen Paul de Riant: Guntheri Ale- 
manni scholastici de expugnatione urbis Constantinopolitanae liber, Generae 
1875. Burchard von Ursperg und Otto von St. BUÜsien benutzten sie nach 
Pannenborg, S. 329 — 331, aber Thom& findet es bei Otto unbegrfindet. Uebri- 
gens Tgl. L. Streit, Commentatio de auctoribus quartae sacrae expeditionis, 
Puibus 18ß3. C. Xlimke, Die Quellen zur Gesch. d. 4. Kreuzzuges, Bresl. 1875. 
L. Streit, Beitr&ge zur Gesch. d. 4. Kreuzzuges, Anklam 1877, 4. G. Hanotaux: 
Les Yönetiens ont-ils trahi la chrötientö en 1202? Revue bist. IV, 74—102. 



LigarinuB. Günther. 221 

worden sei. Später wurde er noch Prior, nnd Terfafste ein Werk 
ascetischen Inhalts^), ans welchem sich einige Eenntnifs seiner Persön- 
lichkeit gewinnen lälst. Er war ein gelehrter Grammatiker, der viel 
gelesen hatte, doch zeigt die Erw&hnnng der Sappho nnd des Menander, 
dafs ihm anch nicht alles, was er anführt, wirklich hekannt ist. Der 
Weltinst scheint er sich nach der Weise der yomehmen Weltgeistiich- 
keit ziemlich rückhaltlos hingegehen zn hahen; jetzt will er seine 
Seele retten, kann aber die überstrenge Elosterzucht schwer ertragen, 
nnd leidet an Kopfweh'). 

Kein Wort weist darauf hin, dafs er einst gedichtet habe. Wenn 
nnn Herr Pannenborg ans einigen übereinstimmenden Ausdrücken die 
TJeberzeugung gewonnen hat, daHs von demselben Verfasser anch die 
Historia Peregninomm nnd der Lignrinns geschrieben sein müssen, so 
haben weder Paris noch ich uns von der Bichtigkeit dieser Ansicht 
zn überzeugen vermocht. Die ganze mittelalterliche Latinität bildet sich 
nach einem ziemlich beschr&nkten Kreise yon Vorbildern, nnd dafs mau 
da in den Ausdrücken für ähnliche Dinge oft anf gleiche oder ähnliche 
Worte verfällt, ist sehr natürlich. Die Folgerungen, welche ans solchen 
Aehniichkeiten gezogen werden, sind nicht selten übereilt, und schon 
mehr als einmal ist davor gewarnt worden. In diesem Falle zeigt die 
Historia Peregrinorum in der ganzen Behandlnng einen völlig ver- 
schiedenen Stil, nnd auch Pannenborg hat sie schon fallen lassen, 
während er dagegen (Forsch. XIV, 185—206) an den Namen Günther 
für den Autor des Lignrinns festhält, und die Identität desselben mit 
Gnnther von Paris durch den Nachweis übereinstimmender Ausdrücke 
zn sichern sucht. 

Gänzlich verklungen ist leider das altdeutsche Epos anf Kaiser 
Friedrich, dessen nur Budolf von Ems gedenkt: 

diu maere 
wie der edel Stoufaere 
der Keiser Friderich verdarp, 
und lebende höhez lop erwarp*). 

Dagegen ist neu aufgefunden eine epische Behandlung der Lom- 
bardiBchen Kriege Friedrichs in c. 3600 Versen, mit grofser formeller 
'Gewandtheit und sehr genauer Sachkenntnifs, vielleicht von einem 

^) De oratione, jejnnio et elemosyna, BasiL 1607, Migne CCXII, 25 (F. 

*) Der Kur Yergleiohang Forsch. XIII , 279 angesogene Conr. de Kirkke 
maffl Tiel jünger sein als 1166, wo solche H&ufung kirchlicher Aemter noch 
nicht Torkam. 

S) J. Grimm, Gedichte auf Friedrich I, Abh. d. Berl. Aoad. 1843 S. 145 
.bis 153. Kl. Schriaen III, 3—12. 



222 V. Staufer. { 6. Gotfried v. Viterbo. 

eifrig kaiserlich gesinnten Italiener yerfafst^). Ein Carmen de potentia 
Friderici imperatoris schreibt Joh. Butzbach dem Henricns panper 
Septimellensis ans Toscana zn'); vielleicht ist es dieses. 

Eine, wie es scheint, gleichzeitige Klage um den Tod des Kaisers 
in Distichen, hat Biezler in den Forschungen X, 126 mitgetheilt. 



§6. Gotfried von Viterbo. 

Archiv VII, 659—696 (1889). Waits ib. XI. 899—888 (1868). Godefridi Vit. Cannen de 
Gestif Friderici ia lUli», ed. Fioker, Innsbr. 1868. H. Ulmann, G. t. Viterbo, 66tt. 
Dias. 1868. Waitz über die Gesta, Gott. Naehr. 1866 S. 979—998; Aber daa Spe- 
eiilam Regam 1867 S. 4 — 17. Opera ed. G. Waitz, MG. S8. XXII, 1—888 (1879), 
Sep.-Abdr. der Geata Friderici et Heinriei VI. Rec. Ton P. Scheffer- Boichorst, Hiat. 
Zeitacbr. XXIX, 441—446. 

Otto von Freising, Bagewin, Otto von St. Blasien bezeichnen den 
Höhepunkt mittelalterlicher Historiographie; wir finden bei ihnen eine 
durchgebildete, den Fesseln der Schule entwachsene Sprache'), freie 
Beherrschung und Anordnung des Stoffes nach höheren Gesichts- 
punkten, und die Grundlage einer umfassenden gelehrten Büdung, 
welche ihrer Auffassung Sicherheit und Bestimmtheit verleiht, und 
mit eigener reicher Erfahrung verbunden sie befähigt, Mch weit über 
das Gebiet der blofsen Compilation und Berichterstattung zu erheben. 
Wir werden noch einige Werke zu nennen haben, welche sich diesen 
anreihen, aber während dann in Frankreich und Italien eine fort- 
schreitende Entwickelung sowohl der Historiographie als der gelehrten 
Bildung überhaupt zu beobachten ist, finden wir in Deutschland einen 
unverkennbaren Bückschritt. Die Kunst der Darstellung und die histo- 
rische Kritik verschwinden fast ganz, und wenn auch hin und wieder 
recht gute Aufzeichnungen der Zeitgeschichte zum Vorschein kommen, 
so fehlt ihnen doch, was bei der Zerstückelung des Beiches nicht aus- 
bleiben konnte, die üebersicht der allgemeinen Geschichte, sie sinken 
zu blofsen Localchroniken herab und sind doch andererseits auch auf 
diesem Gebiete mit den ähnlichen Leistungen der Italiener nicht zu 
vergleichen. 



1) Anfang Inclita fert animus, Dehio fand es in einem cod. s. XVI. der 
Bibl. Trirulsiana in Mailand. Den Cod. Ottobon. 1463 b, welchen Bethmann 
vergeblich sachte (Arch. XII , 366) hat Herr Prof. Emesto Monaci gefunden. 
Ueberschrift: ^Gesu per imp. Federichum Barbam nibeam in partibus Lum- 
bardie et Italie.'' 

>) Bei Boecking, Opera U. Hutteni VII, 389. 

') Ich halte daran fest trots der jetzt nachgewiesenen mühsamen Mosaik- 
arbeit Bagewins, weil sein Froduct den Eindruck freier Darstellung macht, 
gan£ anders als s. B. Heriger. 



Ootfried toh Viterbo. 223 

Einen anJüser ordentlichen Gontrast bildet sogleich Gotfried von 
Viterbo zn Otto von Freising, dem er sich zunächst anschliefst, 
und dem wir ihn deshalb anch hier anreihen wollen. 

Gotfried war allem Anschein nach von deutscher und zwar von 
s&chsischer Abkunft, denn die Sachsen lobt er Tor allen anderen^), 
und mit der Verherrlichung des Erzbischofs Wichmann Ton Magde- 
burg schliefst er sein Gedicht Aber die Thaten des Kaisers Friedrich; 
ihn für einen Italiener zu halten ist kaum möglich, wenn er auch 
durch langen Aufenthalt in Italien yon italienischer Schreibart manches 
angenommen hat. Gelernt hat er sein Latein in Bamberg, wohin ihn 
Kaiser Lothar der Sachse brachte. Vermuthlich stand seine Familie 
im Hofdienst, und dadurch wird sie auch nach Viterbo gekommen sein, 
wo Gotfried, sein Bruder Werner und dessen Sohn Beimbert, mitten 
auf ihrem Allod zu des Kaisers Ehren eine Pfalz erbauten; diese gab 
ihnen der Kaiser, indem er Erstattung der darauf verwandten Kosten 
versprach, imOctober 1169 zu Lehen; nur die Aufriahme daselbst bei 
persönlicher Anwesenheit behielt er sich vor, und die Beherbergung 
seiner Gesandten, doch ohne Kosten'). Diese Verbindung, welche 
sich aus den damaligen Verhältnissen leicht erklärt, kann vielleicht 
schon vor Gotfrieds Geburt geknüpft sein; aber die deutsche Herkunft 
der Familie ist wohl nahezu unzweifelhaft. Scheffer-Boichorst führt 
auch eine Urkunde aus Viterbo an, welche daselbst 1158 durch die 
Hand Werners des Deutschen ausgestellt ist. Schon 1153, wo er 
zuerst urkundlich erwähnt wird, heifot Gotfried von Viterbo. 

Der Schule zu Bamberg bewahrte Gotfried ein dankbares An- 
denken; er preist Stadt und Bisthum: auf dem ummauerten Domhügel, 
sagt er, wohnen abgesondert nur Cleriker, und niemand redet da etwas 
anderes als Latein'). Nachdem er ausreichend unterrichtet war — 
dafs er noch andere Schulen besucht habe, erwähnt er nicht — kam 
er an den Königshof, und wurde König Konrads Caplan; fast 40 Jahre 
war er Kaiser Friedrichs Caplan und Notar, und seine treuen Dienste 
werden in der angefQhrten Urkunde rühmend hervorgehoben und be- 
lohnt. Zu thun hatte er genug: nicht nur Messe zu lesen, sondern 



^) Gesta Frid. v. (171 if., wo 1174 das Comma zwinchen (h)orrea und 
triticea su Btreichen, und 1197 periit su lesen ist. 

*) Urkunde bei Ficker, Forschungen zur Beichs- und Bechtsg^eschichte 
Italiens IV, 186. Vgl. Scheffer- Boichorst 1. c. S. 443 ftkr die deutsche Abkunft, 
gegen Waits, der G. für einen Italiener h< auch Dümmler im Centralbl. 1865 
Sp. 601. 

>) Pantheon XIIII, 32. 33. S. 240. Durch Ulmann hatte ich mich früher 
zu der unstatthaften Annahme verleiten lassen, dafs in ganz Bamberg nur La- 
tein gesprochen sei. 



224 ^* Staufer. § 6. Gotfried t. Viterbo. 

anch fortwährend f&r die mannigfaltigen Anforderungen des Hofhaltes 
Sorge zn tragen; bald mabte er bei Bechtsgeschaften thätig sein, 
Briefe nnd Urkunden dichten (wie man damals sagte), bald für die 
Unterbringung von Gästen sorgen, nnd noch obendrein die nöthigen 
Einkünfte selber eintreiben, wie er das so anschaulich schildert in der 
Widmung der Memoria Saeculorum (S. 105). In besonders freundschaft- 
lichem Yerhältnifs finden wir ihn zu dem heranwachsenden Heinrich VI, 
welchem er dieses und andere Werke widmete, als einem layco mode- 
rate phäoaophanH, Das war eben nach der Ansicht der Zeit die Auf- 
gabe des Laien, mit Moderation zu philosophieren, d. h. sich wohl eine 
Xenntnils auch gelehrter Dinge zu verschaffen, aber die schwierigeren 
Fragen der Schule nicht anzurflhren ^). Friedrich I lieCs alle seine 
Kinder mit der gröfsten Sorgfeilt erziehen und unterrichten'), und 
Gotfried wird wohl auch etwa^ mitgeholfen haben, obgleich wir ihn 
als eigentlichen Prinzenlehrer nicht betrachten dürfen. Das würde 
er nicht verschwiegen haben, und er hatte auch keine Zeit dazu. Sehr 
häufig wurde er mit Sendungen in ferne Länder beauftragt; nach seiner 
eigenen Angabe (S. 105, a. 1185) einmal nach Sicilien,, dreimal in 
die Provence, einmal nach Spanien, häufig nach Frankreich, nach Rom 
aber gar vierzigmal von Deutschland aus. Urkundlich erwähnt finden 
wir ihn zuerst am 23. März 1153 zu Constanz, wo er als königlicher 
Oaplan unter den Zeugen des mit dem Pabste abgeschlossenen Ver- 
trages vorkommt; ebenso ist er unter den Zeugen des 1155 noch in 
der Lombardei mit Adrian IV abgeschlossenen Vertrages '). 1162 war 
er mit dem Kaiser in Burgund; 1167 nahm er wieder Theil an dem 
anfangs so glänzenden italienischen Feldzug, dem durch die furchtbare 
Pest dieses Jahres ein trauriges Ende bereitet wurde; später, wir 
wissen nicht wann, gerieth Gotfried in die Gefieuigenschaft des Mark- 
grafen von Montferrat^). Auch in den Jahren 1174 bis 1178 ist er 
wieder in Italien gewesen; er war Canonikus zu Pisa und zuLucca^), 



*) Darauf sucht noch Kunrad S&ldner den Augsburger Patrider Sigismund 
Gossembrot zu beschränken, aber im Zeitalter der Humanisten waren die alten 
Schranken nicht mehr festzuhalten. Wattenbach, Sigismund Gossembrot als 
York&mpfer der Humanisten, in der Zeitschr. f. Gesch. des Oberrheins XXV, 
S6— 69. 

') „Liberos suos omnes litteris apprime erudiri fe'cit.'' Otto de S. Blasio 
c21. 

*) Huillard - BrehoUes , Rouleaux de duny p. 54. B. Detloff, Der erste 
Bdmerzug £. Fr. I (Gott. 1877) S. 29 u. 82 bemerkt dieses gegen die Annahme 
Ton Ulmann u. Waitz, dafs G. auf dem Feldzug von 1155 nicht zugegen war, 
und setzt den Abschlufs des Vertrages trotz des Kaisertitels in d. Jan. 1155. 

♦) Pantheon XXIV, 12 p. 271. 

») Stumpf 4242. 4243; vgl. Scheffer- Boichorst 1. c. S. 443. 



Leben Ootfrieds yon Yiterbo. 225 

hielt sich aber in seinem Alter dauernd in Yiterbo auf nnd hat da 
auch seine letzte Schrift yerfaCst, das Pantheon, von dem er ansdr&ck- 
lieh sagt, da& es in der Pfalzkirche zn Yiterbo Tollendet sei. Er lobt 
den Ort sehr wegen seiner angenehmen nnd gesunden Lage, den alten 
Dienern des Kaisers diene er zur Erholung von ihren Anstrengungen ; 
aber er klagt zugleich, dafs nicht besser für sie gesorgt werde ^). 
Ben Titerbiensem galt er augenscheinlich als ein groHser Dichter; er 
Yerfafste för sie die Verse, welche sie unter Heinrichs YI Eegierung 
auf ihre neugebaute Porta Sonza setzten^). 

Buhe und litterarische Mufse hatte Gotfried auch 1185 noch nicht 
gefunden. Wir entlehnten schon einige Angaben der Schilderung, 
welche er in der Widmung seiner Memoria Saeculorum von der Mühsal 
seines vielbewegten Lebens entworfen hat, um die Kritik zu entwaffnen. 
Bald in einem Winkel der Kaiserpfalz schreibend, bald auf der Reise 
Yom Pferde steigend und f&r kurze Zeit im Schatten eines Baumes 
ruhend oder in einem Walde sich bergend, im Heere vor einer be- 
lagerten Burg liegend, von Gefahren umgeben, so hatte er das Buch 
zu Stande bringen müssen. Er selbst findet es sehr wunderbar, dafs 
es ihm doch so schön gelungen sei. Frage man ihn aber, woher er 
denn das alles genommen habe, so erwiedere er, dafs er vierzig Jahre 
lang in allen Beichen und Kirchen, wohin er nur gekommen sei, die 
Bücherschätze durchmustert und alle Blüthen daraus gesammelt habe. 
Auch Griechen, Sarrazenen, Perser und Armenier kamen häufig als 
Gesandte an den Hof des Kaisers und des Pabstes; sie haben ihm 
viel erzählt und zuweilen auch Schriften mitgetheilt. Bei solcher Ent- 
stehung ist es nun wohl nicht zu verwundern, wenn Gründlichkeit und 
Sauberkeit in Gotfrieds Schriften fehlen, und wenn wir dagegen allerlei 
Sagen und Fabeln darin finden. Gar wunderbar und wenig ansprechend 
ist auch die Form, indem er immer auf zwei Hexameter einen Penta- 
meter folgen läfst; die Metrik ist darin nicht minder nachlässig und 
willkürlich behandelt als die Grammatik. So verarbeitete er, wie 
Scheffer-Boichorst sich ausdrückt, auf dem poetischen Hackbrett die 
ganze Weltgeschichte. 

Um 1183 verfa£Bte Got&ied für den jungen König Heinrich das 
Speculum Regum, worin er, von der Sündfluth anhebend, den gemein- 
samen Ursprung der Bömer und der Franken durch die Trojaner nach- 
weist, und die Vereinigung beider Zweige in Karl dem Grofsen, nebst 
den Thaten ihrer Könige bis zu Pippins Krönung. Er wiU vorzüglich 

») Gesta Friderici t. 145—160. 

s) Waitz, Praef. p. 2 n. 29. Le Croniehe di Yiterbo, Fontt lY, 691. 

VTattenbach, Geschldhtaqaellen IL 4. Aafl. 1 5 



226 ^' Stanfer. { 6. Gotfried v. Viierbo. 

die Jagend belehren, nnd hoffb, dafs der König dieses Buch in den 
Schulen werde lesen lassen. Das werde den Knaben nützlicher sein, 
als die Fabeln yom Gorydon oder die Vicher des Meliboens. Und fast 
scheint es, als ob sein Wunsch erfQllt wäre, da mit dem Gedichte ein 
weitläuftiger Commentar yerbnnden ist, der nicht yon dem Verfasser 
selbst herrührt. Geschichte ist freilich weder ans dem Werke selbst 
noch ans dem Commentar zn lernen, aber Fabeln sind in Menge 
darin zu finden, nnd für manche Untersuchungen ist es dankenswerth, 
dafs jetzt eine Ausgabe davon vorliegt^). 

Nach der Ueberschrifb wollte Gotfried das Werk bis auf die 
Gegenwart fortfQhren, und auch von allen Thaten Kaiser Friedrichs be- 
richten, Dayon finden wir in den yorliegenden Handschriften nichts; 
dagegen hat sich abgesondert eine poetische Behandlung der Thaten 
Friedrichs (Gesta Friderici) erhalten, die fast allein unter GotMeds 
Werken geschichtlichen Werth hat. Doch hat er es auch hier nicht 
unterlassen, in die Mailänder Ereignisse eine greuliche Confusion zu 
bringen, indem er einen Bericht über die erste Belagerung yon 1158, 
yielleicht denselben, dessen auch die Ann. Colon, max. S. 769 ge- 
denken, für die zweite verwendet, und namentlich die Beschreibung 
der Schlacht an der Adda von 1158 in die Belagerung von 1160 
bis 1162 gebracht hat. Das ist zuerst von Tourtual nachgewiesen'), 
und dann von Waitz genauer und berichtigend festgestellt, verbunden 
mit dem Nachweis, dafs im ersten Theile Gotfried nach den Gesten 
Otto's von Freising gearbeitet hat. Doch hat er über den Feldzug 
von 1155 eigenthümliche Nachrichten, und seine persönliche Anwesen- 
heit scheint nicht zu bezweifeln^). Waitz hat femer nach Anleitung 
eines theilweise erhaltenen Autographs gezeigt, dafs Gotfried ursprüng- 
lich wohl nur den Sieg über die Mailänder von 1162 hat feiern wollen, 
später aber mehr hinzugefügt, doch noch immer mit der Beschränkung 
auf Italien. Der Triumph über Heinrich den Löwen hat wieder ein abge- 
sondertes Stück gebildet, und ist erst nachträglich hinzugefügt. Die 
Hauptsache für uns aber ist, was vorhergeht, nämlich der Bericht über 
den Feldzug von 1167, von welchem Gotfried als Augenzeuge erzählen 
konnte. Vorzüglich der eilige, in völlige Flucht ausartende Bückzug, 
und die Verheerungen der Pest sind mit anschaulicher Lebendigkeit 
geschildert. 

Schon 1822 hat Docen im Archiv auf dieses werthvoUe Stück 

i) MG. SS. XXII, 21—93. Bis dahin uogedruckt. 

^) Böhmens Antheil an den Kämpfen Friedrichs I in Italien, Gott. 1865, 
S. 113—160, vgl. G. Waiu, Gott. Nachr. 1866 S. 279—293. 

>) S. ohen S. 224 u. bei DettlofF noch S. 19 Anm. 1 u. S. 44 Anm. 5. 



Die Werke Gotfrieds ron Viterbo. 227 

aufmerksam gemacht; doch erst 1853 hat J. Ficker sich durch die 
Herausgabe desselben ein grolBes Verdienst erworben. Waitz konnte 
zu der seinigen, wie erwähnt, auch die Pariser Originalhandschrift be- 
nutzen, welche aber am Ende verstümmelt ist^). 

Nur bis 1181 reicht diese Dichtung, und 1183 scheint sie voll- 
endet zu sein; er nahm sie auf in sein 1185 nach neunjähriger Arbeit 
vollendetes Werk Memoria Saeculorum, welches er wiederum König 
Heinrich widmete. Aus Prosa und Versen gemischt, umfafst es die 
ganze Weltgeschichte. Bald nach Vollendung dieses Werkes wurde 
ihm, wie es scheint, zuerst Otto's von Freising Chronik bekannt, ein 
unschätzbares Hülfsmittel für seine Studien, das er aber nirgends ge- 
nannt hat, obwohl er sonst gern mit dem Namen der Autoren prunkt, 
die er gelesen, oft auch nur irgendwo genannt gefunden hat; macht 
er doch sogar aus den falsch, gelesenen Worten hoc loco bei Paulus 
Diaconus einen historiographus Toclacus (XXIII, 4 p. 212). Nun 
machte er sich an eine neue Bearbeitung seiner Weltgeschichte, der 
er den Namen Pantheon gab. unablässig ist er damit beschäftigt ge- 
wesen und hat geändert und zugesetzt. Um 1186 widmete er eine 
Ausgabe dem Pabste ürban III; 1187 eine zweite dessen Nachfolger 
Gregor Vin und Heinrich VI, und bis 1191 ist er mit der Arbeit 
beschäftigt gewesen. Er wollte auch Friedrichs I Kreuzzug beschreiben, 
was er aber nicht ausgeführt hat, und des Kaisers Tod erwähnt er 
nicht mehr. 

In einigen Handschriften der Ausgabe des Pantheon, welche mit 
einer Widmung an Gregor VIII versehen ist, findet sich ein Gedicht 
über Heinrich VI eingeschoben*), in vierzeiligen gereimten Strophen, 
welches Waitz als Gotfrieds Werk betrachtet. Ich mufs mich jedoch 
der Ansicht Scheffer -Boichorsts anschliefsen, welcher dasselbe in 
Sprache und Metrik zu roh, und auch den süditalienischen Standpunkt, 
mit einer besonderen Beziehung auf Bimini, für Gotfried nicht ange- 
messen findet. Es erscheint uns daher wahrscheinlicher, dafs Gotfried 
den alten Kaiser nicht lange überlebt hat. 

Früher war nur eine Form von Gotfrieds Pantheon bekannt. Jetzt 
hat G. Waitz sich der unendlich mühsamen und unerquicklichen Auf- 
gabe unterzogen, aus den zahlreich erhaltenen Handschriften') eine 



1. c. p. 307—384. Für y. 896 mufs ich bei meiner schon 1865 (Centralbl. 
8. 137) vorgeschlagenen Conjectur eriles^ t. 936 cavetur beharren. 

») QeHa Heinrici VI, MG. SS. XXII. 334—338 u. im Sep.-Abir. mit den 
Gesta Friderici; vgl. Scheifer-Boichorst, Hist. Zeitschr. XXIX, 441—^444. 

') Nicht benutzt ist eine Handschrift s. XIV in Viterbo, erw&hnt Arch. 
XII, 476. 

16* 



228 ^* Staufer. § 6. Qotfried y. Viterbo. 

Ausgabe herzustellen, welche eine vollständige Einsicht in Gotfrieds 
schriftstellerische Thätigkeit gewähi-t, und auch durch die Widmung 
der Memoria Saeculorum Aufschlüsse über sein Leben bietet^), während 
die Vorrede alle einschlagenden Fragen gründlichst erörtert. 

Der geschichtliche Werth dieser Werke ist, wie gesagt, äufserst 
gering; am ausführlichsten ist, wie in der Eaiserchronik, die alte Ge- 
schichte behandelt. Wichtig aber ist das Pantheon deshalb, weil hier 
zuerst die ganze Fülle der Fabeln auch in die gelehrte Geschicht- 
schreibung einströmt und weil Gotfried dadurch einen sehr schädlichen 
Einflufs auf die späteren Chronisten ausgeübt hat. Hier finden wir 
den Kreuzzug Karls, allerlei Fabeln über die Ottonen, hier auch schon 
jenes wunderliche Märchen über Heinrichs HI Abkunft und Geburt 
und anderes der Art, und zwar steht dieses in den Versen Gotfrieds, 
mitten zwischen Fragmenten der geschichtüch wahren, von Otto von 
Freising entlehnten Darstellung. Mit der Kaiserchronik welche Tor- 
züglich aus Legenden schöpfte, trifft Gotfried nicht zusammen ,. wohl 
aber scheint er, wie Ulmann nachgewiesen, die Poehlder Chronik oder 
deren sagenhafte Quelle benutzt zu haben, und das 18. Buch entlehnte 
er aus Galfrid von Monmouth. Weiter lassen sich schriftliche Quellen 
seiner Zuthaten nicht nachweisen, er schöpfte hier vorzüglich aus 
mündlichen Erzählungen, die er wahrscheinlich mit eben solcher Willkür 
und Leichtfertigkeit behandelt hat, wie den schriftlich ihm vorliegenden 
Text. Dafs die arabischen Erzählungen, welche im zwölften Jahr- 
hundert grofsen Einflufs auf die Sagenbildung übten, wie Ulmann 
richtig hervorhebt, auch bei Gotfried zu erkennen sind, ist nach seiner 
eigenen Angabe über die Mittheilungen von Sarrazenen sehr wahr- 
scheinlich, und zu jenem Märchen von Heinrichs HI Kindheit hat 
A. Weber eine indische Parallele, aller Wahrscheinlichkeit nach in- 
dischen Ursprungs nachgewiesen'). 

Bechnen wir hierzu noch die fehlerhaften Verse, die in jeder 
Hinsicht geschmacklose Art der Erzählung, die überall herrschende 
Verwirrung und Unordnung, so können wir nicht anstehen, diese Werke, 
auf welche ihr Autor so stolz war, für ein trauriges Beispiel rascher 
Entartung der Historiographie zu erklären. Benutzt sind sie von 
Hermann von Altaich, Martin von Troppau u. a., und die zahlreichen 



^) Zu bedauern ist, dafs der Mangel specieller Ueberschriften die Auf- 
suchung einzelner Abschnitte sehr erschwert. Die S. 305 aufgenommenen Verse 
sind aber nicht Ton Gotfried, sondern die Praedicatio Goliae bei Wright, 
Walter Mapes S. 31. 

*) A. Weber: Ueber eine Episode im Jaimini-Bhärata, Berichte der Berl. 
Akad. 1869 S. 10—48. 377—387. Steindorff, Heinrich III, I, 612-Ö14. 



Gotfrieds Pantheon und die FortBetsnngen. 229 

Handschriften zeigen nns, wie yiel sie gelesen worden; sie können nur 
schädlich auf das Studium und die Darstellung der Geschichte einge- 
wirkt haben. 

Was Gotfried versprochen, aber nicht ausgefOhrt hatte, eine Dar- 
stellung des Kreuzzuges, hat der Priester Johannes S. Stephani 
de Piscina hinzugefügt, aber nur auf Grund der bekannten Historia 
Peregrinorum^). Drei kurze Fortsetzungen, welche sich in Handschriften 
&nden, sind fast völlig werthlos'). üeber Miswachs, Unwetter und 
einen Ausbruch des Aetna, auch die Ermordung des Erzbischofs 
Engelbert (1224— 1226) berichtet ein Mönch vonFoigny im Sprengel 
von Laon, und fügt eine Versificierung einer Mariensage hinzu'). In 
derselben Handschrift, welche aus Eberbach im Bheingau stammt, 
schliefst sich daran eine übersichtlich gedrängte Beichsgeschichte von 
1187 bis 1235, in welcher der Bericht über des jungen König 
Heinrichs Aufstand und Unterwerfung gut geschrieben und durch 
mehrere sonst unbekannte Züge werthvoll ist*). Von geringerem Werthe 
sind mehrere Cataloge von Päbsten und £[aisern mit einzelnen Be- 
merkungen; der erste aus Yiterbo^) enthält eine merkwürdig im cleri- 
calen Sinn entstellte Darstellung der Vorgänge zwischen Heinrich V 
und Paschalis U. Der zweite aus Tibur^) enthält allerlei Stücke italie- 
nischer Annalen, und ist als Quelle des Martin von Troppau be- 
merkenswerth. Der dritte^) scheint aus Monte Cassino zu stammen, 
und ist in Deutschland mit Zusätzen, vorzüglich aus der sog. Chronica 
S. Aegidii, vermehrt; er zeigt, wie Schefifer-Boichorst bemerkt, mehr- 
fache üebereinstimmung mit Martin, da beide das Werk Gilberts be- 
nutzten. Mit diesem Catalog verwandt ist die nach Mencken wieder- 
holte Fortsetzung'), welche 1243 in Italien geschrieben, aber nur bis 
1220 erhalten ist, und durchgehends mit dem Catal. Casinensis und 
den gibellinischen Annalen von Piacenza aus gleicher Quelle schöpfte. 

Aufiser einer werthlosen Fortsetzung des Pabstcataloges aus 

*) Johannes de Piscina de transfretatione Friderici /, MG. SS. XXII, 339 
bis 341. Eine ältere Ausgabe von 1784 weist Scheffer- Boichorst nach. 

') Continuatio brevis, ArgerUinensi^^ Francogallica p. 341. 342. 

•) Continuatio Funiacensis p. 342 — 345; vgl. W. Meyer Über die Theo- 
philussage, MQncb. SB. 1873 I 8. 12 mit £mendationen; aber S. 344, 18 ist 
regente sa lesen, 343, 11 vacuavit. 

*) Continuatio Eöerbacensis p. 345—349. 

*) Catalogus Pontificum Romanorum Viterhiensis p. 349 — 352. 

•) Calalogus Pontificum et Imperatorum Romanorum Ti&urtinus p. 353 — 358. 

^) Catalogus etc. ex Casinensiut videtur »umptus^ a pluribus continuatusy 
p. 359—367. 

*) Continuatio Ckronici ex Pantheo excerpti^ p. 368-370; vgl. Scheffer- 
Boichorst 1. c. p. 445. 



230 ^' SUufer. S 6. Ootfried t. Viterbo. § 7. SaUburger QaeUen. 

LaoD^) sind noch ans einer Handschrift Verse zum Preise der Stadt L od! 
beigegeben'), welchen, wie wieder Scheffer -Boichorst nachgewiesen 
hat, ein älteres Gedicht des Judex Orfinns zum Lobe Friedrichs I 
und n zn Grunde liegt'), durch dessen Yergleichung die Ausgabe 
sich berichtigen läfst. Den Beschlufs dieser Beigaben, unter welche 
auch die Lammtatio VUerhiensis aufgenommen ist^), macht als eine 
von Gotfrieds Quellen das VaHcinium Sibyllae^ wovon schon oben 
S. 174 die Bede war. 



§7. Salzburger Quellen. 

In der vorigen Periode (S. 60 ff.) haben wir gesehen, wie im 
Sprengel von Salzburg mit der Kirchenspaltung litterarisches Leben 
erwachte; die schon oben erwähnten Werke sind zum Theil erst in 
dieser Zeit geschrieben. Die Erzbischöfe waren der strengsten kirch- 
lichen Sichtung zugethan, und sie verstärkten diese Partei durch die 
EinfQhrung von Hirschauer Mönchen aus Schwaben. Im Jahre 1106 
empfing auf dem Concil zu Guastalla Konrad, aus der vornehmen 
bairischen Familie der Grafen von Abenberg, die Weihe zum Erzbischo!^ 
ein Mann von unerschütterlicher Festigkeit, den die schärfsten Ver- 
folgungen Heinrichs V und seiner Anhänger nicht wankend zu machen 
vermochten in seiner üeberzeugung. Sein Biograph rühmt von ihm, 
dafs er nach Heinrichs Tode nicht wenig dazu beigetragen habe, 
gegen die Stimmen fast aller Fürsten Lothar auf den Thron zu er- 
heben, weil dieser immer auf päbstlicher Seite gestanden hatte. Segens- 
reicher war Konrads spätere Wirksamkeit, da er nach hergestelltem 
Frieden mit eben so viel Eifer als Erfolg bestrebt war, seinen weiten 
Sprengel zu sichern und einen blühenden Zustand herbeizufüQiren. Er 
zuerst brachte durch seine Festigkeit und sein persönliches Ansehen 
einen dauernden Frieden mit den Ungern zu Stande, und die noch 
wenig bewohnten Grenzlande konnten sich nun mit Colonisten bevöl- 
kern; Klöster erblühten in den steirischen Alpen, und der Anbau des 
Landes machte die gröfsten Fortschritte. Wir besitzen eine recht 
gute Lebensbeschreibung von ihm, verfafst von einem Geistlichen, der 
ihn persönlich gekannt hatte und von ihm unter anderem zu einer 
Gesandtschaft an den König von Ungern verwandt war; geschrieben 

^) Caialogi Pontificum Continuatio Laudunensia, p. 370. 371. 
•) De laude civitatis Laudae, p. 372. 373; vgl. Hist. Zeitochr. XXIX, 445. 
') Ausgabe von Ceruti in: MiscelUneA di Storia Italiana VII, 33 — 94. 
«) S. 374; früher Fontt. IV, 705 in. den Croniche di Viterbo, wo sie GhoUi- 
fredo und Lansilotto zugeschrieben wird. 



Enb. Konrad I yon Salzburg. 231 

hat er jedoch erst bedenteDcl später, zwischen 1170 und 1177, und 
sein Werk ist daher im einzelnen nicht sehr genau, obgleich er seinen 
Gegenstand mit Geschick und Kenntnifs behandelt und auch sehr werth- 
Yolle Nachrichten aufbewahrt hat. Doch beschränkt er sich wie die 
meisten Biographen fast ganz auf die Thätigkeit Konrads innerhalb 
seines Sprengeis und weiDs von der Beichsgeschichte nur wenig zu 
berichten. Das Ende seiner Schrift ist verloren, und sie reicht jetzt 
leider nur bis 1138^). 

Konrad fOhrte in seinem Sprengel besonders den Orden der re- 
gulierten Chorherren ein, welche nicht minder eifrig papistisch 
waren als die übrigen neuen Orden. Er holte sie aus Sachsen und 
räumte ihnen unter andern Beichersperg am Inn ein, welches er eben 
aus Laienhänden befreit hatte. Andere waren in Baitenbuch, und yon 
hier ging durch Konrad bewogen, 1111 Bicher als erster Abt nach 
Klosterrath bei Aachen. Nachdem inzwischen Konrad vom Kaiser 
verfolgt in Sachsen hatte Zuflucht suchen müssen und seine Stiftungen 
schwer gelitten hatten, berief er 1121 vier Priester zur Einrichtung 
ihres Ordens aus Klostenath, denen bald mehr nachfolgten. In Baiten- 
buch aber hatte auch Lambert, ein vornehmer Domherr aus Cöln, 
die Kutte genommen, und diesen entsandte später Konrad zur Ver- 
geltung mit einer Golonie von Ordensbrüdern nach dem neu gestifteten 
Kloster Neu werk bei Halle'). Aus Konrads Zucht stammte auch 
Hartmann, der von Passau aus St. Nicola 1122 nach Salzburg ge- 
kommen war, Domdechant, dann Probst von Chiemsee war, wo er das 
canonische Leben einführte, 1133 zu demselben Zweck der neuen 
Stiftung Klostemeuburg vorgesetzt wurde und endlich als Bischof von 
Brixen (1140 — 1164) seine Laufbahn beschloss. Ein Chorherr von 
Klostemeuburg, der ihn jedoch nicht mehr persönlich gekannt hatte, 
hat sein Leben beschrieben^). Es ist arm an geschichtlichem Inhalt, 
aber desto reicher an Phrasen und Wundergeschichten. 

Lehrreicher ist das Leben Bertholds, des ersten Abtes von 
Garsten^). Der Maikgraf Otakar von Steier hatte hier auf seinem 

• 

1) Vita Ckunradi archiep. Salisb. ed. Wattenbach, MG. SS. XI, 62—77. 
Die hier übersehene Wiener Handschrift Sal. 8», jetxt 289, giebt keine be- 
deutende Verbesserung und bricht an derselben Stelle wie Sal. 79 ab. Giesebr. 
m, 1069. Ueber Babo von Abensberg vgl. Hirsch, Heinrich II I, 426. Ein 
Brief des Erzb. Walther von Ravenna an Konrad über die Doppelwahl Innoc. II 
und Anaclets Forsch. VIII, 164. Epitaphium in 12 Distichen: Beitr. z. K. 
Steierm. GQ. XII, 25. 

*) Chron. Reichersp. 1110. Ann. Bod. 1111. 1121. 1123. Vüa Lam- 
berti primi praepositi Novi Operis^ bei Schannai, Vindemiae II, 68. 

') Vita Hartmanni ep. orixinenm ed. Fez, SS. Austr. I, 496. 

«) Vüa Bertholdi abb. Garst, ed. ^ez, SS. Austr. II, 86. 



232 ^* Suufer. § 7. Salzbarger Quellen. 

Erbgnte eine Stiftung für Cleriker gemacht, aber wie das so häufig 
vorkommt, diese wollten nicht gut thun. Der Markgraf entschlofs 
sich daher (1107) Mönche aus Götweih dort einzuführen; den fremden 
Glerikem erlaubte er abzuziehen, aber wer darunter zu seinen eigenen 
Leuten gehörte, mufste Mönch werden. Einer weigerte sich hartnäckig, 
aber der Markgraf lieüs ihn so lange prügeln, bis er einwilligte. Dieser 
soll dann von Stund an sich durch besondere Frömmigkeit ausge- 
zeichnet haben. Zuerst stand dem neuen Kloster der Götweiher Prior 
Wimt Yor; als dieser bald darauf Abt von Formbach wurde, folgte 
ihm Berthold, der nach Götweih aus St. Blasien gekommen war und 
den Mönchen in Garsten bis an seinen Tod am 27. Juli 1142 vorstand. 
Konrads Nachfolger Eberhard (1147 — 1164) war derselben 
Richtung ergeben. Er hatte in Paris studiert und es konnte daher 
nicht fehlen, dafs er in dem neuen Schisma auf Alexanders Seite trat; 
denn er war von Paris her mit einem grofsen Theile der Männer be- 
freundet, welche die Hauptstützen und Führer dieser Partei waren. 
Mit der gröfsten Zähigkeit und Klugheit behauptete er seinen Stand- 
punkt, und als alles sich vor Barbarossa beugte, blieben nur die Salz- 
burger Berge Alexanders feste Burg in Deutschland, eine Burg die 
um so wichtiger war, da sie den Weg nach TJngem öfihete und auch 
der Patriarch von Aquileja von Eberhard gewonnen wurde. Alle diese 
Verhältnisse liegen offen vor uns durch die noch erhaltenen Corre- 
spondenzen; wir besitzen Eberhards eigenes Conceptbuch, in welches 
er die erhaltenen und abgesandten Briefe eintragen liefs^), und diese 
werden ergänzt durch eine Anzahl anderer von Sudendorf mitgetheilter 
Briefe, unter denen des kaiserlichen Notars Burchard Bericht über 
seine Sendung an Eberhard am wichtigsten ist^). Yergeblich suchen 
wir dagegen Auskunft in den beiden vorhandenen Biographieen Eber- 
hards, welche höchst unbedeutend sind^). Doch enthält die ältere, von 
einem seiner Schüler verfafst, wenigstens gute Nachrichten über seine 
persönlichen Yerhältuisse und seine bischöfliche Wirksamkeit. 

. ^) GrOfstentheils gedruckt in TengDagels Monn. adv. Schismaticos; ygl. 
Archiv X, 491. Viele finden sich auch bei Ragewin, aber seine Correspon- 
denz mit Alezander und dessen Anhängern in Frankreich, Italien und Ungern 
blieb dem Kaiser rerborgen. Für seine heuchlerische Verrätherei gebraucht 
er das Bild des Nicodemus, der bei Nacht zum Herrn kam. Vgl. über ihn 
Q. seine Nachfolger auch die Abb. des eifrigen Alexandriners W. Schmidt: Die 
SteUung der Erzbischöfe Ton Salzburg etc. im Wiener Arch. XXXIV, 1, 144, 
und A. V. Meillers Eegesten der Salzburger Erzbischöfe von 1106 — 1146, 
Wien 1866. Monographie von Franz Gruber: Eh. I von Salzburg, München 
1873. 

') Registr. II, 134. Wir kommen auf Burchard noch zurück. 

») Ed. Wattenbach, MG. SS. XI,*77— 84. 97—103. 



Eberhard Ton Salzburg. Wander. 233 

Eberhards Nachfolger Konrad n (1164—1168) hat keinen Bio- 
graphen gefanden, so wenig wie sein Bmder, der Bischof Otto von 
Freising. Konrad, bis dahin Bischof von Passan, blieb eben so fest 
wie Eberhard anf Alexanders Seite; Friedrich aber gab nun die bis- 
her beobachtete MäfsignDg anf und liefs die Witteisbacher nnd die 
Grafen Yon Piain wie eine hnngrige Monte gegen Salzburg los. Einen 
Theil des Unheils, welches in Folge dieses Kampfes die Kirche betraf, 
schildert uns das ausführliche Schreiben des Archidiaconus Hein- 
rich an den nach Konrads Tode erwählten, aber bald vertriebenen 
Erzbischof Adalbert von Böhmen^). Um dieselbe Zeit wurde Konrads I 
Leben verÜEtCst, und eine kleine Schrift über die in Salzburg verwahrten 
Beliquien, unter welchen vorzüglich der vorgeblich durch Erzbischof 
Herold erworbene S. Martin hervorgehoben wird'). Damit war auf 
einen Weg zu neuem Glänze hingewiesen, den wir bald darauf, jedoch 
in etwas anderer Bichtung, wirklich eingeschlagen finden. Es waren 
die Salzburger Erzbischöfe selbst, die mit greisem Erfolg verherrlicht 
wurden. 

Als nämlich nach dem Frieden von Venedig Konrad von Mainz 
Salzburg erhielt, und man nun ernstlich darauf bedacht war, die er- 
littenen Schäden wieder zu heilen, sehen wir im Jahre 1181 plötzlich 
den alten Bischof Virgil, die Erzbischöfe Hartwich und Eberhard in 
der Domkirche grofse Wunder wirken, worauf Vitalis in St. Peter, 
Valentin und Pilgrim in Passau sich alsbald zu gleicher Thätigkeit 
bereit finden lassen. In Salzburg wurden nun neue Legenden über 
jene Heiligen verfafst, die freilich jedes geschichtlichen Werthes ent- 
behren. Dagegen enthalten die Wundergeschichten manchen cultur- 
historisch beachtungswerthen Zug; merkwürdig ist namentlich die 
hartnäckige üngläubigkeit eines Salzburger Domherrn, der wohl 
wissen mochte, wie die Dinge zugingen; natürlich findet er seine 
Strafe, die zur Abschreckung erzählt wird"). 

Aus Passau ist nichts der Art vorhanden, und überhaupt von 
dort aus der früheren Zeit nichts und aus der späteren wenig erhalten. 
Es hat aber über ihren Handschriften ein Unstern gewaltet, so wie 
auch ihre Kirche ganz vorzüglich in den Kampf der Parteien hinein- 
gezogen ist. Den Kreuzzug Kaiser Friedrichs machte Bischof Diet- 

») Historia calamUatum ecclmae SaHsburgensiSy Pez, Thes. II, 3, 199. 

*) Neu herausgegeben von Dümmler, Archiv d. Wien. Ak. XXII, 295 — 299. 
Den Anfang bildet die Tranglatio S, Hermetis. 

*) Vitae et Miracula Sanctorum Juvavensium ed. Watten bach, MG. SS. 
XI, 84 — 103. Miracula S, Vitalis bei Canis. III, 2, 368. Acta SS. Oct. 
VIII, 913. 



234 ^* Staufer. { 7. Salzburger Quellen. 

pold (1172—1190) mit; ihn begleitete sein Decan Tageno, der in 
Tripolis starb und Anfzeicbnnngen hinterliefs , die nur in einer ab- 
kürzenden Abschrift Aventins erhalten sind (s. unten § 9). Ein sehr 
ausgezeichneter Bischof war Dietpolds Nachfolger Wo Ifker von EUen- 
brechtskirchen, der 1197 an dem Ereuzzug mit Herzog Friedrich von 
Oesten-eich theilnahm, und 1204 Patriarch von Aquileja wurde. Ihm 
widmete mit grofsem Lobe Eilbert von Bremen seinen Ordo judiciarius^). 
In Cividale hat sich sein Ausgabebuch erhalten, nach welchem er 
1203 (?) in Zeiselmauer »Walthero cantori de Yogelweide pro pellicio 
5 solides ** geschenkt hat ^). 

Aber auch Annalen sind in Passau geschrieben, welche bis 
zum Tode des Decans Albert Behaim, jenes fanatischen Papisten (1258) 
reichten, und noch von Schreitwein, Brusch, Wiguleus Hund benutzt, 
seitdem aber spurlos verschollen sind. Werthvolle Stflcke daraus sind 
durch die erwähnten Schriftsteller gerettet'). Weit verbreitet waren 
im Passauer Sprengel die „Armen von Lyon", und im J. 1260 hat 
ein dortiger Inquisitor eine sehr merkwürdige Schrift, nicht ohne 
bittere Kritik der kirchlichen Zustände seiner Zeit verfafst, in welcher 
er UDS das überaus lehrreiche Rescriptum heresiarcharum Lombardie 
ad pauperes de Lugdunoy qui sunt in Alamania erhalten hat, welches 
nach Pregers Untersuchungen um 1230 an die Gemeinden im Passauer 
Sprengel geschickt war*). 

Auch mit der litterarischen Thätigkeit der Salzburger ist es 
nach den oben erwähnten Werken vorbei, mit Ausnahme der Annalen, 
welche mit löblichem Fleifse fortgeführt wurden. Es scheint, dafs man 
in Salzburg etwa um das Jahr 1180 eine annalistische Compilation 
verfafste, die wir im Original nicht mehr besitzen, zusammengesetzt 
aus der Historia Miscella, den Grestis Francorum und Fredegar, der 
Geschichte der Langobarden von Paulus Diaconus, dem Leben des h. 
Bonifacius, den Gestis Pontificum Bomanorum, den Annalen von Fulda, 
Begino und dessen Fortsetzer nebst älteren einheimischen Aufzeich- 
nungen und den Besultaten gelehrter Combination für die älteste Zeit. 
Wir erkennen diese gemeinschafkliche Quelle in den vielfach überein- 
stimmenden Nachrichten, welche in Verbindung mit den Melker An- 

») H. Siegel, Wiener SB. LV, 531—552. 

*) Mitth. T. A. Schönbach, Zeitschr. f. D. Alt. XIX, 497. Ausg. der „Beise- 
rechnungen" von Zingerle, Heilbr. 1877, vgl. Lit. Centralbl. 1877 Sp. 654; 
J. Strobl, Zeitschr. f. D. Alt. XXI, Anzeiger S. 268—272. 

*) Fr. Schirrmacher, Albert von Possemünster (Weimar 1871) S. 171—186. 
Nach S. 179 sind sind sie in der Chronik von Matsee benutst. 

*) Gedr. in der oben S. 189 angef. Schrift nebst Nachrichten über die 
Compilation von 1260. Auf Albert kommen wir noch curück. 



Annalen von Passau, Garsten, Admunt. 235 

nalen Salzbnrger, Admnnter, Crarstener und Voraner Handschriften uns 
darbieten. 

In Garsten beginnt mit dem Jahre 1182 eine selbständige Fort- 
setzung. Die Jahre von 1199 bis 1213 sind nachträglich aus den 
Melker und Admunter Annalen ergänzt; dann schliefst sich wieder 
eine anfangs kurze und dürftige, Yon 1241 bis 1256 aber ausfuhrliche 
und schätzbare Fortsetzung an, eine der wichtigsten Quellen für die 
österreichische Geschichte in dieser Zeit^). 

Admunt hatte seine Blüthezeit unter dem Abt Gotfried 1137 bis 
1165. Dieser ist es, mit welchem ein ungenannter Mönch die Unter- 
haltung über die unvollkommene Befolgung der Begel hatte, nach 
welcher er Cistercienser wurde, und jenen merkwürdigen Dialog zwi- 
schen einem Cluuiacenser und einem Cistercienser verfafste, der viel 
Einsicht in das Elosterleben gewährt'). Er sandte es zur Bechtferti- 
gung seines Uebertritts, welchen ihm viele verdachten, an die Aebtissin 
von Niedermünster bei Begensburg, und ist vielleicht nicht verschie- 
den von dem Bruder Idung, welcher ein gutgeschriebenes beachtens- 
werthes Werk über den Unterschied von Mönchen und Weltgeistlichen 
verfasste, das sich ebenfalls in einer Begensburger Handschrift erhalten 
hat*). Er richtete es an den Magister Herbord, welchen er drin- 
gend ermahnte, Mönch zu werden; mit gutem Erfolg, wenn er, wie 
sehr wahrscheinlich, der oben S. 143 erwähnte Herbord gewesen ist. 

In Admunt verband man um diese Zeit einige der schon er- 
wähnten Nachi'ichten mit einem Auszuge der Melker Annalen bis 1136 
und fügte auch Excerpte aus Ekkehard und Otto von Freising hinzu; 
die Fortsetzung bis 1186 zeigt noch vielfach Uebereinstimmung mit 
den Annalen von Salzburg und Garsten und erstreckt sich dann selb- 
ständig bis 1250. Sie ist nicht gerade sehr reichhaltig, aber zuver- 
lässig und hat uns manche eigenthümliche Nachrichten aufbewahrt, 
die um so werthvoller sind, da aus diesen Gegenden sonst nur wenig 
überliefert ist^). Dafs in Admunt auch ein kurzer AbriJs von dem 
Leben des Stifters, Erzbischof Gebehard, aufgeschrieben und das 
Martyrium seines Nachfolgers Thiemo verherrlicht wurde, ist bereits 

*) Annalium Mellicetmmn Auctarium Oarstense, MG. SS. IX, 661 — 569. 
Das StQck von 1140—1188 als Nebenform der Ann. Admunt. S. 580 — 586. 
Continuatio Oarstensts S. 594 — 600. Eine Aufzeichnung aus Rein bei Gratz fiber 
den Tod des hier gerühmten Friedr. II 1246 an der oben S. 206 angef. Stelle. 

*) Dialogus inter Cluniaeensem ei Cisterciensem^ Mart. Thes. V, 1570— *1 654; 
vgl. Winter, Cist. III, 172. Pas Begleitschreiben bei B. Pez, Tbes. VI, 2, 57; 
der Verfasser beifst da frater L. 

S) Cod. lat. Mon. 14349. Daraus bei B. Pez, Thes. II, 2, 506. 

*) Annales AdmwUenses ib. 669 — 698. 



236 ^* Stanfer. § 7. Salzburger Quellen. 

(S. 61) erwähnt. G«g6n das Ende des zwölften Jahrhmiderts wurden 
diese kurzen Nachrichten erweitert und die Geschichte des Klosters, 
verhunden mit einigen Angahen über die Erzbischöfe Ton Salzburg, 
bis 1177 fortgeführt. Später fügte man hierzu noch ein Excerpt aus 
den Admunter Annalen bis 1231 und führte die Elosterchronik von 
da bis 1259 fort^). 

Die Salzburger Annalen endlich scheinen weniger auf denen 
von Melk als auf gemeinschaftlicher Grundlage mit ihnen zu beruhen, 
zeigen dann Verwandtschaft mit den Admunter und Garstener Annalen 
bis 1186, und sind von Salzburger Domherren, hin und wieder auch 
abweichend in einem anderen Exemplare von Mönchen bei St. Feter, 
mit immer zunehmender Ausführlichkeit fortgesetzt bis 1286. Nament- 
lich über Budolfs zweiten Krieg gegen Otakar ist eine yortrefiOiche 
und umständliche Darstellung aufgenommen. Dann trat eine längere 
Unterbrechung ein, worauf um 1307 Weichard von Polhaim die Lücke 
fast ganz wörtlich aus Eberhard von Altaich ausfüllte und mit neuem 
Eifer bis 1327 fortgefahren wurde*). 

Zu den Quellen des zwölften Jahrhunderts aber gehört auiser den 
erwähnten Annalen noch eine kleine Chronik des Bisthums Gurk, 
welche leider nur bis 1180 reicht'), und die Beichersberger Chronik 
nebst den Annalen verschiedener österreichischer EHöster, zu welchen 
wir jetzt übergehen wollen. Von dem Bischof Otto von Gurk (f 1214) 
hat sich eine sehr reumüthige, an das Generalcapitel der Cistercienser 
gerichtete Todesanzeige erhalten, welche er mit Ausnahme des Todes- 
tages selbst verfällst zu haben scheint (NA. II, 447). 

1) Vüa Gebehardi^ ThicTnonis, Chunradi^ Eberkardi^ Chunradi II arcMe- 
piscoporum cum Chronico Admunterm ed. Wattenbach, MG. SS. XI, 33 — 50. 

") Annales S. Rudberü ed. Wattenbach, MG. SS. IX, 757-823, wo sich 
die Mat8eer Annalen von 1305 — 1395 und eine Fortsetzung aus dem Kloster 
St. Peter von 1375 — 1398 anschliefsen. Ueber die aus Vinc. Bellovac. ent- 
nommene Notie Ton der mongol. Gesandtschaft 1249 s. Fr. Zarncke, Abb. 
d. phiU bist. Cl. d. K. Sachs. G. d. W. Vill (1876) S. 82, u. über d. Jahr 
1280 S. 101. Ueber den aus irgend einer Chronik der Kaiser und P&bste 
entnommenen Anfang der Ann. Mats. s. Archiv für Österreich. Gesch.- Quellen 
XIV, 11 — 17. Aus dem 1130 hergestellten Stift St. Peter stammt der schöne 
Codex, beschrieben von K. Lind: £in Antiphonar im Stift St. Peter, mit 
26 Tafeln. Mitth. d. k. k. Centralcommission XIV (1869) 1 67-- 189. Ein 
Catalogus librorum S. Petri saec. XII bei Fr. Mone de palimpsestis p. 24 — 28. 
Die scolares libri sind fast alle profan. Elin schöner Kelch mit Patene s. XII 
auf der Münchener Ausstellung 1876 hat nach dem Catalog S. 13 die selt- 
same «Aufschriil: „Gaudeat in vita Heinricus Sims Etita'*, Heinrich I war 
1147—1167 Abt u. wurde Bischof von Gurk, Heinrich II war 1167—1188 Abt. 

•) Chnmcon Gurceme ed. Wattenbach, MG. SS. XXIII, 8—10. Früher 
nur fragmentarisch bei Hansiz in der Germania Sacra II, 300. 



237 



§8. Gerhoh von Eeichersberg. Oesterreichische Annalen. 

Gerhoh von Reichersberg, 1093 zu Fölling geboren, zeich- 
nete sich schon frühzeitig ans während seiner Studien in Freising und 
Mosburg; höhere Ausbildung suchte er in Hildesheim, wo er drei 
Jahre bheb. Heimgekehrt wurde er von jenem kaiserlich gesinnten 
Bischof Hermann von Augsburg, den seine Widersacher so arg ver- 
leumdet haben, zu der erledigten Stelle eines Meisters der hohen Schule 
zu Augsbm-g berufen; damals war Gerhoh ebenfalls dieser Fartei völlig 
ergeben und wurde von Hermann zum Domherrn erhoben. Allmählich 
aber zog er sich von der Gemeinschaft der Kaiserlichen zurück und 
suchte endlich Zuflucht in Baitenbuch bis zum Abschlufs des Friedens 
zwischen Staat und Kirche. Da war er es, der Bischof Hermann nach 
Bom geleitete und seine Aussöhnung mit dem Fabst vorzüglich be- 
wirkte, aber von Sehnsucht nach dem Klosterleben ergriffen liefs er 
sich um 1124 in Baitenbuch als Chorherr einkleiden. Es war eine 
Stiftung des Herzogs Weif, 1086 unter Mitwirkung des Bischofs Alt- 
mann von Fassau gegründet; 1090 erhielt sie ein päbstliches Frivileg. 
Hier war bis 1094 jener Mangold Decan gewesen, dessen Schriften 
Gerhoh anführt, aber nicht lobt^). Von hier berief ihn Kuno, früher 
Abt zu Siegburg, jetzt Bischof von Regensburg, zu sich; als dieser 
1132 starb, begab sich Gerhoh zu Konrad von Salzburg, der ihn zum 
Frohst von Beichersberg erhob, wo er bis an sein Ende (1132— 1169) 
blieb und das Kloster zum blühendsten Zustand erhob. Doch hatte 
auch er zuletzt von der ausbrechenden Verfolgung zu leiden; schrift- 
stellerisch thätig blieb er, bis er 1169 am 27. Juni 76jährig starb. 

Gerhoh gehörte der strengsten mönchischen Bichtung an, die 
darauf ausging, alle Geistlichen zu Mönchen zu machen, und ihre Ver- 
flechtung in weltliche Angelegenheiten als ein Unglück betrachtete: 
dieselbe Bichtung, der einst Fetrus Damiani angehörte, die Faschalis 
vergeblich versucht hatte durchzuführen. 

MäCsigung kannte Gerhoh nicht, offen und aufrichtig war er im 
höchsten Grade; er bekämpfte schonungslos die Gebrechen der Kirche 
und des Clerus, auch des päbstlichen Hofes, die Verweltlichung der 
Kirche, die Hingabe ihrer Güter an reisige Dienstleute, und daher 
hatte er auch mit seinen eigenen Farteigenossen vielerlei Händel zu 

^) S. oben S. 44. Der Manogald, dessen grammatisch- mythologische Glossen 
SU Ovids Metamorphosen im Clm. 4610 aus Benedictbeuem sind (M. Haupt im 
Hermes VIII, 192), mufs wohl ein anderer sein. 



238 ^' Staufer. § 8. Gerhoh v. Reichersberg. Oesterr. Annalen. 

bestehen; für Alexander hat er sich zwar nach längerem Schwanken 
erklärt, aber er war weit entfernt alles zn billigen, was auf dieser 
Seite geschah. Ihm gefiel am besten Eugen m, der die Erzbischöfe 
von Cöln und Mainz mit sammt den goldbeladenen Sanmthieren, welche 
sie zur Betreibung ihres Prozesses mitgebracht hatten, unerleichtert 
heimsandte; bitter klagt er über die Habsucht der Römer, welche den 
Pabst seit dem Zerfall mit dem Kaiser zur Erpressung zwinge. Aufser 
seinen theologischen Werken schrieb Gerhoh eine Menge von Briefen 
und polemischen Schriften, die für die Kenntnifs dieser Zeit wichtig 
sind^). Aufserdem verfafste er eine Lebensbeschreibung des Abtes 
Wirnt von Formbacb (1108 bis 1127), die aber fast nur von 
Kasteiungen und Wundem berichtet; merkwürdig ist darin nur die 
Polemik gegen diejenigen, welche lieber heidnische Autoren lesen als 
Legenden, und die Wundergeschichten nicht glauben wollen^). 

Wohl die merkwürdigste Schrift Gerhoh's ist eine Abhandlung 
über den Antichrist, welche er 1162 auf den Wunsch des Erz- 
bischofs Eberhard von Salzburg verfafste; sie war Tengnagel und 
Gretser bekannt, die aber Bedenken trugen sie bekannt zu machen 
und nur einzelne Stücke daraus mittheilten. Seitdem war die Hand- 
schrift verschollen, und man glaubte, dafs sie durch den Brand des 
Klosters Beichersberg vernichtet wäre, bis sie von Jodok Stülz in 
Beichersberg wieder entdeckt und ans Licht gezogen wurde. La dieser 
Schrift untersucht nämlich Gerhoh die Zeichen, welche der Ankunft 
des Antichrists vorangehen sollen, und verbreitet sich dabei über die 
Schlechtigkeit der Menschen; über Heinrich IV theilt er die abscheu- 
lichsten Verleumdungen mit, gegen welche alle anderen Schriften der 
Art noch milde und züchtig erscheinen. Dieser Abschnitt wnrde schon 
von Tengnagel veröffentlicht*). Im weiteren Verlauf aber wendet sich 
Gerhoh mehr und mehr gegen die römische Curie, gegen ihre Habgier 
und Bestechlichkeit, den Hochmuth und die Erpressungen der Legaten, 
den Misbrauch der Appellationen und Exemptionen; er tadelt die Ver- 

*) Handschrift in Admunt, Archiv X, 640; gröfstentheils gedruckt bei Pez, 
Thes. VL Opera bei Migne CXCIII, CXCIV; über die Schlechtigkeit der Aus- 
gabe 8. Dilloo de Gerhoho (Diss. Beroi. 1867 über seine Theologie) S. 3. Vgl. 
auch die Abhandlung über Gerhoh von Stüls in den Denkschriften der Wiener 
Akademie I, 113 — 166; R. Heinzeis Einleitung zur Ausgabe des Heinrich von 
Melk 8. 37 ff. J. Bach in d. Oesterr. Vierteljahrsschrift f. Kath Theol. 1865, 
IV, 19 — 116 mit Uebersicht seiner Schriften und ineditis. Giesebr. IV, 402. 

") Oerkoki Vita Wimtonis^ Pez, Thes. I, 3, 399—422. Die Wunder von 
c. 10 an müssen wegen der Beziehung auf die Salzburger Mirakel von 1181 
später zugesetzt sein. 

') Gerhohi Reich, de Henrico IV et V imperatoribus etc. Syntagma, Monn. 
adv. Schism. p. 415, wiederholt in Gretseri Opp. VI, 243. 



Gerhoh von Beichersberg. 239 

bindung der Päbste mit Mailand mid den Nonnannen, das ganze Ver- 
halten Adrians nnd Alexanders dem Kaiser gegenüber, nnd wenn er 
anch zögernd für Alexander sich entscheidet, so sieht er doch die 
groDse Yerschlimmemng der Zeiten darin, dafs hier Becht und unrecht 
gar nicht zu unterscheiden sei und man eigentlich Torziehen müsse, 
mit dem König von Ungern neutral zu bleiben. Von diesem ganzen 
Abschnitt, welcher jetzt durch Stülz bekannt gemacht ist^), war bis 
dahin nur durch Gretser (Opp. m, 111 — 114) eine Stelle mitgetheilt, 
in welcher Gerhoh ausführlich über den Kreuzzug von 1147 berichtet'), 
der für die ganze Christenheit ein so grofses AergemiTs war, thöricht 
unternommen, mit äulserstem Leichtsinn geführt und jämmerlich ge- 
endet, nachdem die gröfsten Erwartungen dadurch erregt waren. Das 
Scheitern der ganzen Unternehmung betrachtet Gerhoh als eine ge- 
rechte Strafe für die Sünden der Theilnehmer; vorzüglich aber sieht 
und beklagt er die Macht der Dämonen in den theils betrüglichen, 
theils nach seiner Meinung wirklichen Wundern, mit denen vom Kreuz- 
zng heimkehrende Vagabunden das Volk yerführten. 

Hieran reiht sich eine von E. Mühlbacher herausgegebene Schrift, 
ein ausführlicher, sehr merkwürdiger Brief an Alexanders Cardinäle'). 
Kach dem yerhängnüjBYollen Pfingsttag 1165, wo zu Würzburg der 
Kaiser die Anerkennung seines Fabstes Paschalis erzwang, wuchs 
Gerhoh's Bedrängnifs. Zwar hielt er an Alexanders Bechtmäfsigkoit 
fest und behauptete sie unerschrocken auch persönlich vor dem Kaiser, 
der ihn hochherzig gegen den Zorn seiner Fürsten schützte; aber 
immer bedenklicher wurde ihm der geheime Pact mit den Beichsfein- 
den, dem er kaum noch den Glauben yersagen konnte. Deshalb be- 
schwört er in dringendster Weise die Cardinäle, offen dem allgemein 



^) Des Probates Gerhoh von Beichersberg Abhandlung de invesUgatione 
antichrisH^ auszugsweise mitgetheilt von J. Stüls, Archiv d.W. Ak. XX, 127 — 188. 
Diese histor. Betrachtungen finden sich nur im ersten Buch ; das dritte ist nicht 
vollst&ndig erhalten. Ausg. von Fr. Scheibelberger : Qerhohi Beich. opeia 
hactenus inedita. Libri III de investig. Antichrist!, una cum tractatu adversus 
Graecos. Lincii 1875. Vgl. Moritz Meyer, Die Wahl Alex. III und Victors IV 
(Gott. 1871) S. 63 fF. Scheffer-Boichorst, Ann. Patherbr. S. 195 berichtigt eine 
Stelle über das Wormser Concordat, ohne jedoch, wie Forsch. XIII, 398 ge- 
sagt ist, Lobwisen an die Bergstraise zu verlegen. Heppenheim an der Wiese 
liegt dicht bei Worms. 

*) Für die Geschichte des Kreuzzuges ist sie unbrauchbar nach B. Kugler, 
Studien zur Gesch. d. zweiten Kreuzzuges S. 34 — 36. 

>) E. Mühlbacher, Gerhohi Beich. ad Cardinales de schismate epistola, 
Arch. d. W. A. XL VII, 356—382. S. 364 vor n. 3 ist Adrian IV gemeint, 
nicht Adrian I. Nach Mitth. v. Mühlbacher ist u. a. S. 367 Z. 26 für temit 
zu lesen temät, 8.374 Z. 21 Jam f. «am. Die Anm. 2 8.365 soll lauten: 
S. Greg. Opera ed. Maur. ep. XIV, 17. 



240 ^* Staufer. § 8. Gerhoh y. Beichersberg. Oesterr. Annalen. 

yerbreiteten Gerüchte zu widersprechen, oder, wenn es wahr sei, sich 
Yon diesem Bunde loszamachen; hätten doch auch frühere Päbste sich 
nicht geschont, sich zu rechtfertigen oder anch Fehltritte nachträglich 
zu verbessern. Schon war die Verfolgung über den Salzburger Spren- 
gel hereingebrochen, und viele schwankten in gröüster Gewissensnoth 
bei dem Conflict ihrer Pflichten. 

Als auch Beichersberg schon von Heinrich vom Stein heimge- 
sucht war und Gerhoh aus dem Kloster hatte entweichen müssen^), 
als aber auch die Kunde von der plötzlichen Wendung der Dinge im 
Jahre 1167 schon eingetroffen war, schrieb Gerhoh seine Schrift de 
quarta vigüia noctis^). Mit dem gegenwärtigen Schisma schien ihm 
die vierte Yigilie eingetreten zu sein; er beklagt, dafs der Kaiser in 
die kirchlichen Dinge mit Gewalt eingreife, aber lebhafter noch und 
bitterer die Habsucht und den Hochmuth der Cardinäle, die neue Art, 
dorch Geldspenden die Hülfe der Bömer zu gewinnen, zu welchem 
Zwecke mit verdammlicher Simonie aus kirchlichen Geschäften Gewinn 
gemacht werden müsse; er beklagt vorzüglich die üeberhebung des 
Pabstes, der gegen das Beispiel seiner Vorgänger dem Kaiser nicht 
geben wolle, was des Kaisers sei, und in die Sphäre übergreife, welche 
nicht die seinige sei. 

Mitten in diesem Kampfe, ohne den Frieden zu erleben, starb 
Gerhoh. Stücke aus seinen Schriften und reiche Nachrichten über sein 
Leben finden wir in den verschiedenen Handschriften der Beichers- 
b erger Chronik, deren Anfange noch in seine Zeit fallen. Es sind 
Annalen, die in ihrer einfachsten Form (A) nur bis 11 67 reichen und 
weniger wirkliche Jahrbücher sind, als eine Gompilation in annalisti- 
ficher Form, welche für das letzte Jahrzehnt auch selbständige Nach- 
richten gewährt*). Diese Ausarbeitung hat wieder der Priester Mag- 
nus benutzt, um theils mancherlei Lesefrüchte für die ältere Zeit ein- 
zuti'agen, theils die Geschichte des Klosters und des Salzburger Sprengeis 
fortzuführen bis zu seinem Todesjahr, bis 1 195. Merkwürdiger Weise 
liegt sein Werk uns in drei verschiedenen Bearbeitungen vor, von denen 
die eine (B 2) nur bis 1160 geht, mehr alte Geschichte aber nichts 

1) „Nunc ecce in senectute mea ejectns de nidulo zneo, de reg^ari vide- 
licet daustro mihi commisso, compeUor declinare unirersale periculo (1. pericu- 
lum) schismatis, cui si consentire Toluissem, pacem qualemcanque habere po- 
taiflsem.'* S. 570. 

>) Fr. Scheibelberger, Zwei ungedruckte Schriften Gerhoh'a, nach einer 
Handschrift des Klosters Reichersberg. Oesterr. Vierteljahresschrift ftir kath. 
Theol. (1871) X, 565—606. 

3) Bei Canis. III, 2, 219 ex cod. Aldersbacensi. Von 921 an MG. SS. 
XVII, 443—476. Vorher ist Begino Hauptquelle. 



Magnus Yon Beiebersberg. 241 

vom Kloster enthält, zwei andere bis 1195 so vertheilt, dafs die eine 
(B 1) alle wichtigeren ürkanden des Klosters vollständig aufgenommen 
hat, die andere (B 3) nnr eine Auswahl der Hansgeschichte enthält 
und auch die ältere Geschichte nur kurz behandelt. Die Belesenheit 
des Priesters Magnus verdient alle Anerkennung; aufser Gerhoh*s 
Schriften und einer Menge Legenden kennt er auch Liudprand und 
Otto von Freising; nur Ar das zehnte Jahrhundert fehlte es ihm, 
wie Ekkehard, an Stoff. Aus dem canonischen Becht entlehnte er 
die Urkunden über das Verhältnifs des Kaisers zum Pabst, aus den 
unechten Passauer Urkunden die fabelhaften Nachrichten Aber ein vor- 
gebliches Erzbisthum Lorch. Von grofsem Werth sind die eigenen 
Nachrichten aus dem zwölften Jahrhundert; sie haben später noch 
Fortsetzungen bis 1279 erhalten, wobei zur Ausfüllung von Lücken 
die Salzburger Annalen benutzt sind. 

Endlich hat sich im Kloster Yorau noich eine Handschrift dieser 
Chronik erhalten, deren SchluTs von 1191 an verloren ist; sie kommt 
B 1 am nächsten, läfsfc aber consequent die Hausnachrichten weg und 
setzt an deren Stelle die Gründungageschichte von See kau, ein be- 
sonders deutliches Beispiel der Art, wie dergleichen Werke von einem 
Stifte zum anderen übergingen und wie unsicher der SchluTs von einigen 
localen Nachrichten auf die Herkimfb einer Chronik ist^). 

Bischof von Seckau wurde 1231 (bis 1243) Heinrich von Zwettel, 
Probst von Maria-Saal in Kärnten, den der Mamer in einem schönen 
Lobgedicht verherrlicht hatte'). 

Der Priester Magnus hat in seine Chronik auch mit einiger Ver- 
kürzung den Bericht des Passauer Decans Tageno aufgenommen, 
welcher den Bischof Dietpold auf seiner Kreuzfahrt begleitete und in 
Tripolis gestorben ist'). Sein genau und sorgfaltig geführtes Tagebuch 
wurde in die Heimath zurückgebracht und noch Aventin fand es in 
Eeichersberg und machte eine Abschrift, in welcher jedoch die Worte 
nicht treu wiedergegeben, sondern ziemlich bedeutend verändert sind*). 

^) Magm presb, Annales Reicherspergenses ed. Wattenbaob, MO. SS. 
XVII, 439-534; p. 443—476 a. 921-1167 aua A und B 1. 2. 4; p. 476—488 
«. 1~U67 aus B3; p. 488-523 a. 1167 — 1195; p. 523 — 534 die Fort- 
setzung. Die Urkunden von B 1 sind weggelassen, sie finden sieb im Cbro- 
nicon Beicb. ed. Qewold, Mon. 1611, B3 Ton 1084 — 1195 xuerst in Böhmers 
Fontes III, 530—553. 

*) Carmina Burana p. 79, Tgl. die Ausg. des Mamer von Strauch (1876) S. 7. 

>) MG. XVII, 509-516. Vgl. über ihn vorsügUch Riezler, Forsch. X, 
^7—98; Karl Fiscber, Geacbicbte des Kreuizuges Kaiser Friedricbs I (1870) 
S. 6—16; Pannenborg, Forsch. XIII, 317—319. 

*) Aeltere Drucke nachgewiesen von Riezler, Forsch. X, 88. Freber (1717) 
I, 407-416. 

Wattenbacb, Qeachiohtsqaellen II. 4. Aafl. IQ 



242 ^* Staufer. { 8. Oerhoh ▼. Heichenberg. Oesterr. Annalen. 

Tageno war noch 1184 des Bischofs Notar und Caplan gewesen, 
und eignete sich also vorzüglich für eine solche Aufgabe; auch der 
Ton ihm in den Bericht aufgenommene Brief Dietpolds wird wohl 
von seiner Hand sein. Tageno's Bericht wurde schon anf dem Kreuz- 
zuge dem österreichischen Cleriker Ansbert bekannt, welcher eben- 
falls Notizen f&r eine (reschichte des Ereuzzuges sammelte, die er 
nach seiner Heimkehr mit Benutzung von Briefen und anderen Acten- 
stücken zu einer Darstellung verarbeitete, welche er nicht vollendet 
zu haben scheint; vom 16. Mai an ist einfach Tageno's Bericht wie- 
dergegeben^). Derselbe war femer nebst einer Anzahl anderer Quellen 
die Grundlage für die Historia Peregrinorum, welche Pannen- 
borg für ein Werk Günthers hielt, diese Ansicht aber später fallen 
liefs '). Mittelbar gelangte er durch diese, wie A. Dove nachgewiesen 
hat, in das Werk eines Begleiters und Assistenten des Cardinallegaten 
Petrus, der eine Geschichte des christlichen Orients und der Ereuz- 
züge bis 1205 mit besonderer Hervorhebung des Markgrafen von Mont- 
ferrat verfafiste, welche in ansehnlichen Fragmenten bei Sicard und 
Salimbene erhalten ist*). 

Doch wir kehren zu den Annalen zurück. Dergleichen Auf- 
zeichnungen wurden jetzt, wie in den früheren Zeiten, in vielen Klöstern 

^) Erhalten durch Oerlach von MfiUhausen unter dem Titel: Ystoria de 
expeditione Friderici imperatoris edita a quodam Austriensi clerico qui eidem 
interfuity wozu eine yiel jüngere Hand gesetzt hat nomine Änsbertiis. Vgl. 
über ihn Riesler Forsch. X, 87—98; Karl Fischer 16—29; Pannenborg Forsch. 
XIII, 317 if. Neueste Ausgabe mit Vincens u. Oerlach, Fontes Austr. V. 

*) Schlechte Ausgabe von Canisius ed. Basn. III, 2, 499 — 526. Aus- 
führlicher Nachweis der Quellen yon Pannenborg, Forsch. XIII, 316 — 324. 

') 8. darüber Alfred Doto: Die Doppelchronik von Reggio und die Quellen 
Salimbene's (Leipz. 1873) S. 110—137. — Ueber die Quellen für die Ge- 
schichte dieses Ereuzzuges geben die angeführten Schriflen hinlänglichen Auf- 
schlufs. Ich erw&hne noch die kurze Schrift De excidio regni et regibus Jeru- 
salem^ um 1200 geschrieben, Eccard II, 1349 — 1354, besser von Thomas, 
Manch. SB. 1865 II, 160—170; Tgl. Riezler X, 107. Ein Bericht über die 
Flotte, welche aus der Scheide auslief, von einem Sachsen verfafst, ist in 
den Abhandlungen der Turiner Akademie 1840 S. 177 ff. von Gazzera heraus- 
gegeben; vgl, Röhricht, HZ. XXX IV, 28. Das Itinerarium Peregrinorum^ zu- 
letzt 1864 Ton Stubbs herausgegeben (vgl. Riezler Forsch. X, 105, Karl Fischer 
33 — 43) ist nach einem französischen Gedicht gearbeitet, welches G. Paris und 
Monod herausgeben werden; Torl&ufige Nachricht u. Analyse des Itinerarium 
Revue hbt. III, 229. Hagmari Monachi de expugnata Accone liber tetrastichus^ 
bei Riant, De Haymaro Monacho, Paris 1865. Rog. de Hovedene ed. Stubbs 
III, cv — cxxxvi, giebt auch einen kurzen Bericht über Friedrichs I Kreuzzug. 
Kaum als Geschichtsquelle zu rechnen ist das im 14. Jahrh. überarbeitete Ge- 
dicht von Landgrafen Ludwig des Frommen Kreuzfahrt (ed. F. H. v. d. Hagen 
1854) vgl. Riezler S. 119 ~ 125, der Benutzung Arnolds von Lübeck nach- 
gewiesen hat; Über andere Quellen Röhricht in d. Zeitsehr. f. Deutsche Philologie 
VIII, 419—446. 



Tageno. Melker Annalen. 243 

und einzelnen Domstiftem gemacht , aber nur selten kennen wir den 
Namen des Verfassers nnd oft zeigt auch die immer wechselnde Hand- 
schrift;, dab gar kein bestimmter Verfasser vorhanden war. Ebenso 
sehr fehlt es dann natürlich an einer überlegten Anlage und gleich- 
mälsiger Dnrchfühnmg: bald sind einige Jahre ausführlich behandelt^ 
bald beschränkt man sich wieder auf wenige Angaben über weltknndige 
Ereignisse nnd den Wechsel der Aebte. War mehrere Jahre lang 
nichts geschrieben worden, so entlehnte man die Chronik eines be- 
nachbarten Klosters, um die Lücke auszufüllen. Häufig benutzte man 
aber auch nachträglich ältere Werke, um der Lückenhaftigkeit und 
Armuth der Jahrbücher nachzuhelfen, wie z. B. jener Priester Magnus 
that und wie wir in den Admunter Annalen Stücke aus Otto von Frei- 
sing, in denen von Zwettel lange Stellen aus Wipo und den ganzen 
Anhang zum Bagewin finden. 

Oesterreich ist in dieser Zeit reich an solchen vielgestaltigen 
Annalen^); zuerst legten die Münche von Melk ein Buch der Art an 
im Jahre 1123, welches bis ins sechzehnte Jahrhundert fortgesetzt 
wurde. Der Anfang ist aus der sogenannten Epitome Sangallensis 
(S. 38) und aus Bemold') entnommen. Fortsetzungen und Ueber- 
arbeitungen finden sich dann in Zwettel, Elostemeuburg, Heiligenkreuz, 
Wien, Eremsmünster, Lambach, St. Florian, Neuberg; auch die Annalen 
von Götweih, Admunt, Salzburg, Garsten sind verwandt Häufig be- 
gegnen übereinstimmende Nachrichten, ohne dafs eine directe Entleh- 
nung wahrscheinlich wäre, so dafs man zu der Vermuthung gedrängt 
wird, es sei wohl noch allerlei vorhanden gewesen, was uns nicht 
mehr erhalten ist, vielleicht ausführlichere Chroniken über das zwölfte 
und die erste Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts in zusammenhängen- 



>) Sie sind kritisch bearbeitet und zasammengestellt Ton Wattenbach, MG, 
SS. IX, 479 — 843. Die damals vergeblich gesuchte Handschrift, welche wohl 
irrig als der bischöfl. Bibliothek angehörig bezeichnet war, ist sp&ter durch 
Herrn A. r. Meiller aufgefunden. S. darüber Arch. d. W. A. ZLU, 507 — 511. — 
Von einer dieser annalistischen Compilationen (1025 — 1283), welche wegen der 
darin vorkommenden fiesiehungen auf die Dominicaner zu Wien nach diesen 
benannt ist (S. 725 — 732), hat Zeibig eine alte deutsche Bearbeitung publi- 
cirt, in welcher aber jene Beziehungen fehlen, Arch. d. W. A. IX, 355 — 362, 
vgL XIV, 9. Ip demselben Archiv XIX, 117 — 144 befindet sich ein Au&ata 
von Stoegmann über jene Ausgabe der Arm. Atutriae im Yerh&ltniTs zu den 
früheren Ausgaben von Pez und Rauch. Schoenemann, Zweites u. drittes Hun- 
dert d. Wolf. BibL, S. 22 erw&hnt ein Chron. a Christo nato ad a. 1327 aus 
d. Wiener Schottenkloster. Der Schlufs ist gleich der Contin. Vindobonensis, 
SS. IX, 722. 

S) Nach Giesebr. III, 1044, der auch auf die auffSallende Uebereinstimmung 
in der Bezeichnung der Sohlachttage mit Bruno hinweist. 

16» 



244 ^'* S^Aufer. { 8. Oesterr. Annülen. $ 9. Böhmen. 

der Erzählung. Diese Annalen erstrecken sich znm Theil mit sehr 
gnten und reichhaltigen Nachrichten über das dreizehnte Jahi'hundert; 
bei dem Kampfe zwischen Bndolf nnd Otakar sind wieder gröfsere 
selbständige Beschreibungen aufgenommen, und neue Fortsetzungen 
reichen bis zum fünfzehnten Jahrhundert. 

In anderer Form besitzen wir aus dem zwölften Jahrhundert nur 
das in Götweih geschriebene Leben Altmanns von Passau und das 
Leben des Bischofs Hartmann von Biixen von einem Elostemeuburger 
Chorherm^) nebst einer kurzen Uebersicht der Geschichte Oesterreichs 
unter den Babenbergern, die auf den Wunsch des Herzogs Leopold YI 
in Melk verfafst wurde und eine bemerkenswerthe Unklarheit über 
die Anfänge des Klosters und der Mark an den Tag legt. Nach 
A. Y. Meillers Untersuchung war der Herzog noch nicht zur Regierung 
gelangt, und ist die Schrift also kurz vor 1177 entstanden, doch ist 
das zweifelhaft. Der Verfasser fabelt in den Tag hinein, und hat sich 
nach schriftlichen Hülfsquellen gar nicht umgesehen; dagegen hat er 
durch das Geschichtchen von einem Gizo, dem Leopold I die Burg ab- 
genommen habe, und den Lazius auf Geisa deutete, grofse Verwirrung 
in die Geschichte gebracht. Weiterhin begniAgt er sich fast aus- 
schließlich mit der Ausnutzung der Passio Cholomauni und der Melker 
Annalen^). Etwas früher schon hat der Abt Erchenfrid (1121 bis 
1163), unter dem auch Heinrich von Melk schrieb'), durch die Anle- 
gung des Annalencodex sich um die Geschichte verdient gemacht, und 
er selbst hat auch, wie es scheint, die Leidensgeschichte des Schutz- 
heiligen S. Choloman, eines irischen Pilgers (f 1012) mit ddr Ge- 
schichte seiner üebertragung nach Melk und den unvermeidlichen 
Wundem beschrieben. Alte IJeberliefernng, da auch Cholomans IZeit- 
genosse Thietmar (VII, 54) in ähnlicher Weise seines Todes gedjdnkt, 
liegt gewifs zu Grunde, vielleicht auch schiiftliche Aufzeichnung, idoch 
ist die Ausschmückung der Geschichte schon so weit fortgeschritten, 
dafs sicherlich eine lange Zeit seit der auch vom Verfasser (c. 2) als 
sehr entfernt bezeichneten Begebenheit verflossen war, bevor auch nur 

i) Beide schon erwähnt S. 62 und 231. 

') Fez, SS. Aostr. I, 290. Neue Ausgabe, doch sehr zerstückt, mit Vreit- 
l&uftigem Commentar, von A. v. Meiller: lieber das Breve Chronicon Austria- 
cum^ Denkschriften d. W. A. ZVIII; vgl. Heidelb. Jahrbb. LXI, 567 — 569. 
Hirsch, Heinrich U l, 136. Ausg. t. Wattenbach MG. SS. XXIV. 0. Lorenz 
in den „Drei Büchern Geschichte u. Politik ** hebt die Wichtigkeit der Niich- 
richten für Sagengeschichte hervor, und findet es glaublich, dafs doch Geisa 
in dem Gizo stecke. 

') Herausgegeben von Rieh. Heinzel 1867; vgl. Scherer in der Zeitschr. 
f. österr. Gymnasien 1868 S. 664—579. 



Passio Cholomanni. Annales Gradicenses. 245 

der erste Theil derselben anfgezeichnet wurde , wenn gleich dieser 
vielleicht schon vor Erchenfrids Zeit geschrieben sein mag^). 

§ 9. Böhmen. 

In Böhmen wirkte der durch Cosmas gegebene Anstofs fort, und 
eine Beihe trefflicher Geschichtswerke bis über die Mitte des vier- 
zehnten Jahrhunderts verbreitet nicht allein über die böhmische, son- 
dern auch über die allgemeine Geschichte helles Licht. Der vortreff- 
lichen Fortsetzung, durch welche ein Wissehrader Domherr das 
Werk des Cosmas bis 1142 fortführte, gedachten wir schon oben 
(S. 156), so wie der ebenfalls guten Fortsetzung des Mönchs von 
Sazawa bis 1162, welche durch die Nachrichten über S. Procop und 
die durch ihn in diesem Kloster zur Herrschaft gelangte slavische 
Liturgie besonderen Werth erhält'). 

Im zwölften Jahrhundert wurde auch in dem 1077 begründeten 
mährischen Kloster Hradisch bei Olmüz ein Annalenwerk compiliert, 
dessen Anfang aus Cosmas nebst dessen ersten Fortsetzen!, und bis 
999 auch aus Ekkehard entnommen ist; doch scheint der Verfasser 
wenigstens von 1095 an auch eigene Annalen zu Gebote gehabt zu 
haben, die er mit den Auszügen aus Cosmas so mechanisch verband, 
dafs er nicht selten dasselbe Ereignifs doppelt berichtete. Von 1130 
an wird die Fortsetzung immer selbständiger, 1138 schreibt er offen- 
bar gleichzeitig, und 1142 wollte er schliefsen, fügte aber noch weitere 
Nachträge bis 1145 hinzu. Die Einführung von Främonstratenser 
Mönchen unterbrach diese Thätigkeit, welche aber in dem böhmischen 
Benedictiner Kloster Opatowiz wieder aufgenommen wurde. Hierhin 
war das Zeitbuch geflüchtet; man trug hier heimische Nachrichten ein 
und setzte die Annalen um das Jahr 1163 bis auf diese Zeit fort. 

») Porno ChoUnmnm ed. Waitss, MG. SS. IV, 674—678. Der zweite Theil 
ftber die in Melk geschehenen Wander, welcher in der Admunter Handschr. 
n. 412 des zwölften, nicht des elften Jahrhunderts fehlt, scheint sp&teren Ur- 
sprungs zu sein, und vielleicht bezieht sich darauf die Angabe des Nekrologes, 
dafs Abt Erchenfrid die Historia S. Cholomanni YertAtBi habe; möglicherweise 
kann aber damit auch nur ein Officium ftlr den Gottesdienst gemeint sein. 
Wenn aber BOdinger, Oesterr. Gesch. I, 474 und H. Pabst, Jahrbücher Hein- 
richs II II, 80 Benutzung dieser Legende durch Thietmar annehmen, so über- 
sehen sie, dafs c. 1 Heinrich II unzweifelhaft als verstorben bezeichnet wird, 
und Thietmar 1018 gestorben ist. — Ohne historischen Werth ist das Leben 
Gothalms, der angeblich bei Cholomans Vater Kellermeister war und auszog 
Choloman zu suchen, unterwegs aber in Mauer bei Melk starb, erst 1362 von 
Bernhard Dapifer, Mönch in Melk, aufgezeichnet, ed. H. Pez, SS. Rer. Austr. I, 
109; Gu. Cuper in Act. SS. Jul. VI, 337. 

') Ueber die hieraus geflossenen und erweiterten Prokopslegenden s.Feifalik, 
ßitz.-Ber. d. W. A. XXX, 414. 



246 ^* Staafer. $ 9. Böhmen. 

Man findet keine Spur, dab später Yon diesen Annalen Oebranch ge- 
macht wäre, und erst in neuerer Zeit warden sie ans der glücklich 
erhaltenen Handschrift bekannt gemacht^). 

Von allgemeinerer Bedeutung ist das Werk des Yincentius 
von Prag, eine HauptqueUe über Friedrichs I italienischen Feldzug 
Ton 1158. 

Wie einst Herzog Wratislaw von Heinrich lY, so wurde Whidislaw 
von Friedrich Barbarossa zum König gekrönt, und er bewährte sich 
wie jener als eine treffliche Stütze seiner Macht. Noch enger schlofs 
sich Bischof Daniel von Prag an den Kaiser an; er zog 1158 mit 
Wladislaw gegen Mailand, blieb aber auch nach des Königs Bückkehr 
dort, und bewies sich besonders eifrig und thätig für die Sache des 
Pabstes Victor. Im Jahre 1160 führte ein Auftrag des Kaisers den 
Bischof nach Ungern, 1166 folgte er dem Kaiser wieder nach Italien, 
wo er mit dem Bischof Hermann yon Verden als kaiserlicher Hof richter 
fungierte. Im folgenden Jahre wurde er von der schrecklichen Pest 
hinweggerafft, die damals den glänzenden Erfolgen Friedrichs ein 
Ende machte. Daniels treuer Begleiter auf diesen Fahrten war Vin- 
centius, Notar und Domherr der Prager Kirche ; er selbst schrieb, wie 
er berichtet, 1158 den kaiserlichen Friedens- und Gnadenbrief für die 
Mailänder. Traurig kehrte er heim nach dem Tode seines Herrn, 
und wandte sich nun mit der Bitte um Unterstützung nach so vielen 
Leiden und Mühen an die Königin Judith. Ihr und ihrem Gemahl zu 
Ehren verfafste er seine Chronik, die 1140 mit Wladislaws Begierungs- 
antritt beginnt und im Jahre 1167 plötzlich abbricht, offenbar un- 
vollendet, wie denn auch in der Mitte noch einige Lücken geblieben 
sind*). Das Werk ist sehr gut geschrieben, treu und zuverlässig, 
und daher eine unserer wichtigsten Quellen; nur im An&ng ist es 



^) Ann. Oradicemes et Opatotoicenses^ MG. SS. XVII, 643 — 653 nach 
der früheren Ausgabe toh Meinert und Palacky's Verbesserungen ron mir aus 
der Handschrift ediert. £<8 ist nicht die Urschrift und daher Eweifelhaft, ob 
die CompUation in Hradisch oder erst in Opatowiz gemacht wurde. Neue Ausg. 
Fontes Boh. II, 386—400. Auch die Olmftser Bischofscbronik unter dem Titel 
Orcmum QUaiogi, welche bis jetzt nur bruchstückweise aus M. Ziegelbaners 
handschriftL Olomutium sacrum in Richters Series epp. Olom. publiciert ist, 
scheint in ihren Anfingen dieser Periode anzugehören; Tgl. Dudik, Qeschiehte 
M&hrens II, 47. 

«) Vincentii et Oerlaci Annales ed. Wattenbach, MG. 88. XVII, 654-710. 
Textabdruck Ton Tauschinski und Pangerl, Fontes Rer. Austr. 88. V. 1863. 
Fontes Boh. II, 403 — 516. Vgl. auch Böhmens Antheil an den K&mpfen 
Friedrichs I in Italien, von Dr. Florenz Tourtual, Gott. 1865. Giesebr. IV, 
406. R. Dettloff, Römerzug Friedrichs I (1877) 8. 12 Anm. 2, 8. 19 Anm. 2, 
8. 36 Anm. 6, 8. 40 Anm. 1, 8. 52, Anm. 2. 



Tincenz und Gerlach. 247 

tber die Vorgänge in Italien, bevor Yincenz als Augenzeuge berichten 
konnte, ungenau und irreführend. 

Fortgesetzt ist es von Ger lach, dem ersten Abt des Pr&mon- 
stratenserklosters Mühlhausen in Böhmen. Dieser Gerlach war von 
guter Herkunft und wohl, wie Falackj vermuthet, ein naher Verwandter 
des Grafen Georg von Mühlhausen. Im Jahre 1174 wurde er als 
neunjähriger Knabe nach Würzburg auf die Schule gebracht, wo er 
aber nicht lange blieb, weil der Abt Gotschalk ihn mit sich in das 
neu gegründete Kloster Selau nahm; bei ihm war er sieben Jahre als 
Caplan bis an den Tod des hochverehrten Mannes am 17. Februar 1184. 
Ootschalks Erzählungen sind eine Hauptquelle für ihn, und er verbreitet 
sich sehr ausführlich über die Einführung der Prämonstrateuser in 
Böhmen aus den Bheinlanden und dem Mutterkloster Steinfeld. Nach 
dem Tode seines Abtes trat er in ein nahes Verhältnifs zu dem Bi- 
schof Heinrich und scheint zu dessen Capelle gehört zu haben, bis er 
1187 zum ersten Abt des Klosters Mühlhausen ernannt wurde, dem 
er bis an seinen Tod vorstiand; noch 1221 wird er als Zeuge einer 
Urkunde erwähnt. 

Da Gerlach nach dem Frieden von Venedig schrieb, war er nicht 
schismatisch wie Vincenz, gehörte aber übrigens derselben Richtung 
an und ist vor allen Dingen eben so gut bischöflich gesinnt. 

Nach alt ottonischer Politik nämlich benutzte Friedrich das Prager 
Bisthum, um die übergrofse Selbständigkeit Böhmens zu brechen. Der 
Bischof sollte unmittelbarer Beichsfürst sein wie die übrigen Bischöfe, 
während die Herzoge ihn immer in Abhängigkeit zu halten suchten. 
Vorzüglich durch seine Nachrichten über diese Verhältnisse ist Ger- 
lachs Werk auch für die allgemeine Geschichte wichtig. Es scheint, 
dals die hinterlassenen Papiere des Vincenz in seine Hände kamen; 
er liefe sie geordnet abschreiben, fügte einige Bemerkungen hinzu und 
schrieb nun auch selbst seine Erinnerungen auf. Mit der abschlielsen- 
den Redaction seines Werkes war er noch im Jahre 1214 beschäftigt, 
u:id wahrscheinlich haben ihm damals schon seine älteren Aufzeich- 
nungen nicht mehr vollständig vorgelegen. Das Ende seines Werkes 
Yon 1198 an ist leider verloren^). Von besonderem Werthe ist ein 
von Gerlach vollständig in seine Chronik aufgenommener Bericht eines 
Augenzeugen, des österreichischen Glerikers Ansbert, über den Kreuz- 
zug Friedrichs I, eine einfache, genaue und wahrhaftige Erzählung, 
welche aber unvollendet geblieben zu sein scheint, und in ihrem letzten 
Theile nur Tageno^s Bericht wiederholt (S. 242). 

1) Ente Ausgabe bei Dobner I, 79 — 129, der erste Theil als Chrono- 
graplm Siloenm, Vgl. Palackj, Würdigang 8. 79—89. 



248 ^* Staufer. $ 9. Böhmen. { 10. lUlienUche Quellen. 

Im dreizelinten Jahrhandert überwiegt natürliclier Weise aach in 
Böhmen inmier mehr die specielle Landesgeschichte. Zu den Frager 
Annalen, welche im Jahre 1193 abgeschrieben waren, wurden noch 
einige unbedeutende Bemerkungen bis 1230 hinzugefügt. Wichtiger 
aber sind die yerschiedenen Bestandtheile, welche man früher unter 
dem Namen des zweiten Fortsetzers des Cosmas zusammenfafste. 
Falacky hat zuerst nachgewiesen, dafs hierin die Arbeiten yerschiedener 
Frager Domherren zusammengeworfen sind, und Eoepke hat darauf 
nicht nur die Untersuchung sorgföltig durchgeführt, sondern auch in 
seiner Ausgabe die einzelnen Elemente zu scheiden versucht^). 

Aehnlich wie bei den oben erwähnten österreichischen Annalen 
finden wir auch hier ausführlich erzählende Werke in den anna- 
listischen Bahmen eingefügt. Derjenige, welcher auf solche Weise eine 
einzige umfassende Chronik von Böhmen bis 1283 herzustellen suchte, 
schob nach Eoepke's Ansicht am Anfang einen ungeschickten Auszug 
aus Yincenz, der sich auch schon in der Baudnizer Handschrift findet, 
und die Frager Annalen von 1160 --1193 ein; Yon diesen hatte er, 
wie es scheint, eine etwas vollständigere Häbdschrift. Aus dem nun 
folgenden Theile von 1196 bis 1278 hat der Herausgeber einerseits 
Annalen des Frager Domcapitels, welche nach Art anderer Annalen 
politische Ereignisse und Hausnachrichten zu bunter Mischung ver- 
binden und vorwiegend localer Natur sind^), und andererseits gröfsere 
Stücke ausgesondert, deren gänzliche Verschiedenheit in die Augen 
fällt und schon lange bemerkt war. Eine vortreffliche und ausführliche 
Erzählung über das Jahr 1249 beschäftigt sich mit den Thaten des 
Königs Wenzel, über dessen erste Begierungsjahre eine kurze IJeber- 
sicht vorangestellt ist; der Verfasser schrieb vor dem Tode des Königs 
(1253) und scheint sein Werk unvollendet gelassen zu haben'). Eine 
Beihe gröfserer und zum Theil sehr ausführlicher Stücke schildert 
dann die hauptsächlichsten Ereignisse aus der Begierung Otakars; 
diese sind, zum Theil wenigstens, gleichzeitig geschrieben und von 
Liebe und Bewunderung für den König erfüllt. Sie bilden ein er- 
wünschtes Gegenstück zu den entsprechenden Theilen der österreichi- 
schen Annalen^). Hieran schliefst sich endlich die weitere Fortsetzung 
der Frager Annalen, deren erster Theil von 1278 bis 1281 sich be- 
sonders mit dem Bischof Tobias und den Erlebnissen des Domcapitels 

*) Ckmonicorum Fragennum Continuathnes Cosmae^ MG. SS. IX, 
162—166. 

•) Annalium Pragemium Pars L S. 169—181. 
») Historia Wenceslai L S. 167—169. 
«) ÄnncUes Otakariani S. 181 — 194. 






Die Fortsetier des Cosmas« 249 

beschäftigt^), während der zweite wieder bis auf das Jahr 1279 zurück- 
geht und die unglücklichen Zustände des Landes bis 1283 mit Wärme 
und leidenschaftlichem ünmuth schildert'). 

Damit ist nun dieses grofee Werk abgeschlossen, welches, wenn 
auch mit bedeutenden Lücken, doch die Landesgeschichte bis nahe an 
das Ende der Premisliden - Herrschaft in einer theilweise ausgezeich- 
neten Barstellung umfafst. Wir haben die Besprechung desselben von 
den Schriften des Vincenz und Gerlach nicht trennen wollen, kehren 
aber nun zurück zu der Zeit des Kaisers Friedrich, welche uns auf 
jene böhmischen Berichterstatter über seine Thätigkeit geführt hat. 

§ 10. Italienische Quellen. 

Der Erwähnung verschiedener Berichte über die italienischen 
Feldzüge Friedrichs reihen wir gleich hier die einheimischen Nach- 
richten über dieselben an, bei denen wir jedoch nur ganz kurz ver- 
weilen, da Italien jetzt bereits eine so eigenthümliche und selbständige 
Entwickelung gewinnt, dafs ein eigentlicher Zusammenhang mit der 
deutschen Historiographie nicht besteht, und nur die äufserliche Ver- 
bindung beider Länder es nothwendig macht, der italienischen Quellen 
hier überhaupt zu gedenken. Ein sehr wesentlicher Unterschied zeigt 
sich sogleich darin, dafs in Italien, besonders in der Lombardei, die 
Geschichtschreibung schon in die Hand der Laien übergeht. 

So berichten uns über Friedrichs Kämpfe mit den MaDändem von 
entgegengesetztem Standpunkte ein ungenannter Mailänder') und der 

*) Annalium Pragensium Pars IL S. 194—198. 

*) Ännalium Pragemium Pars II 1. S. 198 — 203. Unbeachtet blieben da- 
neben Heinrici de Heimburg Annales 861 — 1300, zuerst von Pertz SS. XVII, 
711 — 718 herausgegeben. Der Verf. ist 1242 in Heimburg geboren, wurde 
1279 Priester und scheint in Qmfind bei Weitra gelebt zu haben. Der An- 
fang ist aus Cosmas ohne Fortsetzung und den Legenden Ton Wenzel und 
Adalbert entnommen, 1126—1268 sehr dfirflig, von 1271 an schreibt er aus- 
führlich als Augenzeuge, wird aber nach 1282 wieder kürzer. Er war ein 
eifriger Anh&nger von Otakar und Bruno. 

*) Früher Radulf oder Sire Raoul genannt, doch scheint dieser nur 
ältere Aufzeichnungen gesammelt und überarbeitet zu haben. Diese giebt Pertz 
nach einer Pariser Handschrift als Annales Mediolanenses^ SS. XVIII, 357 — 382, 
nftmlich den Libellus trMHae et doloris a. 1154 — 1177 und Qe»ta Frederici 
imp. über seinen Kreuzzug und Tod (vgl. unten S. 251 A. 5), mit Nachträgen 
von 1201. 1202. 1230. Es folgen L 1. p. 383-402 Annales minores et Notae 
Mediolanenses ed. Phil. Jaffö, nftmlich Notae S. Mariae Med. 931 — 1186 (Ka- 
lend. Sitonianum chronologisch geordnet), Notae S. Georgii Med, 1061 — 1295 
(Kai. Ambros. ebenso), Annales breves Med. 1104—1228 (Chron. Mediol. bei 
De Lewis), Ann. bremssimi Med, Uli — 1237 (Chron. Cremen. Baluzii),. ^nn. 
minores Med. 1264—1280, Memoriae Med. 1061—1251. Die Archiv XI, 319 
beschriebene Pariser Handschrift 6168 scheint nicht berücksichtigt zu sein. 



250 ^' SUafer. § 10. lulieniscbe Quellen. 

kaiserliche Ptftlzrichter zu Lodi, Otto Morena, dessen Werk von 
seuiem Sohne Acerbns Morena fortgesetzt wurde^). 

Ein wichtiges Geschichtswerk voll mannigfacher Belehmng sind 
die Annalen von Genna von 1099 bis 1294, welche hin und wie- 
der auch fftr die Geschichte der deutschen Kaiser Bedeutung gewinnen. 
Früher nur aus fehlerhaften und abgekürzten Handschriften bekannt, 
sind sie jetzt durch Pertz in ihrer ursprünglichen Gestalt hergestellt 
Begonnen und bis 1163 fortgeföhrt wurden sie von Cafaro, einem 
der angesehensten Staatsmänner seiner Vaterstadt, und auf Veran- 
lassung des Stadtrathes, dem Cafaro sein Werk übergeben hatte, bis 
1294 fortgesetzt«). 

Sehr merkwürdig und lehrreich, wenn auch roh in der Form, ist 
des Bernhard Marango oder Marangonis Chronik von Pisa bis 
zum Jahre 1175, sowohl über die alte Geschichte der Stadt und ihre 
Kämpfe mit Lucca, Genua und anderen Feinden, als auch über ihre 
Beziehungen zu den Kaisem, da sie immer gibellinisch war. Einiges 
ist schon für Lothars Zeit daraus zu entnehmen, mehr für die Zeit 
Friedrichs I, und die Pabstgeschichte während des Schisma'). 

1) Otto Morena y Acerbus Morena , Anonymus de Rebus Laudensibus 
(1153—1168) ed. Phil. Jaffö, MG. SS. XVIII, 582—659. Der anonyme Fort- 
setcer ist nicht mehr kaiserlich gesinnt. Vgl. über Lodi auch oben 8. 230. 
Kur kurz zu erw&hnen sind Annales et Notae Parmenses et Ferrarienses ed. 
Jaff6 ib. p. 680 — 790, n&mlich Ann, Pann, minores 1038— 1167 (vgl. dazu 
A. Dore S. 142), Ann. Ferrar 1101—1211, Notae Parm. 1147 — 1210, Ann, 
Parm, majores 1165 — 1335, anfangs ganz kurz und local, Ton 1228 an immer 
ausführlicher. Verse auf die Eroberung von Vittoria 1248 schliefsen sich 
S. 790—799 daran. Femer Ann, Bergomates ed. Jaifö 1167—1241 S. 809—810. 
Ann. Brixienses ed. Bethmann 1014 — 1273 S. 811 — 823. Annales Veronenses 
1095 — 1277 und Mantuani 1183—1299 ed. Pertz SS. XIX, 1—18 u. 19—31. 
Verwandte Annales veteres Veronenses bis 1247 ed. CipoUa im Archivio Veneto 
IX, 2, 77. Breve Chron, Mantuanum 1095—1295 ed. C. d'Arco, Arch. stör. 
N. 8. I**, 27 — 58. Ann. Senenses 1107—1479, ron Boehmer aus einem Calen- 
darium abgeschrieben und chronologisch geordnet , 8. 225 — 235. Wie die 
meisten dieser Annalen nur für das 13. Jahrb. ausführlich, sind die um 1199 
begonnenen und sp&tcr rückw&rts erweiterten Ann. Regienses bis 1273, welche 
aus dem Liber de tetnporibus (Memoriale Potestatum Regiensium bei Muratori) 
gewonnen sind von A. Dove: Die Doppelchronik von Beggio (Leipz. 1873). 
S. 153—192. Nach der Ansicht Winkelmanns, GGA. 1873 S. 1841 — 1850, 
sind sie eine Compilation, der ursprüngliche Kern ist dominicanisch. Vgl. auch 
Scheffer -Boichorst, Jenaer LZ. 1874 Aug. 1. Ueber Venedig s. oben I, 347. 

*) Cafari et ContinucUorum Annales Januenses ed. G. H. Pertz, MG. SS. 
XVIII, 1 — 356 mit den Bildern der Handschrift in schönem Farbendruck. 
Ueber die Mängel der Ausgabe vgl. Lit. Centralbl. 1864 Sp. 340. Die darin 
8. 49 — 56 enthaltene Brevis Regnt JerosoUmitani historia ist nac^ Pannenborg 
Forsch. XIII, 316 in der Hist. Peregrinorum benutzt. Die Annalen auszugs- 
weise überseUt von W. Arndt 1866 (Erster Band bis 1248). 

') Bemardi Marangonis Chronicon Pisanum im Archivio Storico VI, 2, 
1—71 (1845). Vgl. über die Handschrift Archiv XI, 320 und über das Ver- 



LombardUche Chroniaten. 251 

In dem damals noch unbedeutenden Florenz begann die Auf- 
zeichnung von Annalen, von denen nur 'Spuren erhalten sind^); gegen 
Ende des 12. Jahrh. wurde ein Versuch gemacht, die Urgeschichte 
der Stadt au&uzeichnen'), und ein Bechtsgelehrter Namens Sanza- 
nome schrieb mit geringem (beschick &esta FlorenHnorum von 1125 
bis 1231*). Später benutzte man ein Exemplar desMartinus zu anna- 
listischen Bandbemerkungen, welche noch nicht veröffentlicht sind; auf 
ihnen beruhten neue Gesta Florentinorum, welche yielleicht bis 1308 
reichten, und nur in Ableitungen erhalten sind*). 

Auch ein Bischof von Cremona ist wieder als Historiker zu 
nennen, der aber seinem Vorfahr Liudprand sehr unähnlich ist, Sicard, 
ein ruhiger und milder Mann, der 1186 den Frieden zwischen Cremona 
und dem Kaiser vermittelte, und in einfacher Erzählung, ziemlich kurz, 
eine Chronik von Erschaffung der Welt bis 1212 oder 1213 verfafste*). 

Wichtiger fQr Friedrichs I Zeit wäre es, wenn es gelänge das 
verlorene Werk des Johannes von Cremona wieder aufzufinden, 
der eine Greschichte seiner Zeit verfafst hat und nur aus den An- 
feüirungen derselben in der ürsperger Chronik bekannt ist*). Man darf 
nicht daran verzweifeln, nachdem in neuester Zeit zwei völlig ver- 
schollene Placentiner Chroniken wieder ans Licht gezogen sind, 

h&ltnib Bum Ckron. Pisanuin bis 1136 bei Mur. VI, 107 und Breviarium 
PUantie fast, des Michael de Vice S. 167 u. a. m., Pabst in den Jahrbb. Hein- 
richs II II, 378 und eingehender Scheffer - Boichorst, Forsch. XI, 506 — 627, 
mit einer Kritik der neuen Ausg. als B, M. Annales Pisani 1004 — 1176 von 
K. Pertz, SS. XIX, 236—266. 

^) Annales Florentini 1110—1173 ed. Pertz, MG. SS. XIX, 221. 222. 

*) Chronica de origine civitatis bei O. Hartwig, Quellen u. Forschungen 
zur ältesten Geschichte ron Florenz, I, 1876. 

S) Bei O. Hartwig, und Documenti dt storia Italiana, VI, 1876, von G. Mi- 
lanesi, S. 117—206. 

«) S. darüber Scheffer-Boichorst, Arch. XII, 427—461 u. Florentiner Stu- 
dien (1874) 8. 219—267. 

>) Muratori SS. YII, 629—626. Vgl. darüber das A. 1 d. vor. Seite an- 
geführte Buch von A. Dove. Die Kreuzzugsgeschiohte Friedr. I entnahm er 
dem Bericht, welcher auch in den Mail&nder Annalen u. den Ann. Gibell. von 
Piacenza zu Grunde liegt (Riezler Forsch. X, 106, Kari Fischer 46—60) und 
nach Pannenborg Forsch. XIII, 322 auch in der Hist. Peregr. benutzt sein 
soll. Annales Oremonenses 1096—1232 sind MG. SS. XVHI, 800-808 von 
Jaffi^ herausgegeben. Daran schliefst sich (nach Mittheilung von Scheffer- 
Boichorst) unmittelbar das Stück, welches Odorici als Erläuterung zu seinem 
Aufsatze „La batuglia di Rudiano*" im Archivio storico, Nuova Serie III^ 
(1866) 22 — 28 herausgegeben hat; es reicht bis 1269. Odorici fügt hinzu: 
„Reliqua desiderantar.*' Voraus gehen 8. 20 — 22 Verse über den Sieg von 
Budiano 1091. 

>) Eine Erwähnung seines Werkes bei Onufr. Panvinius weist Scheffbr- 
Boieborst nach. Forsch. XI, 496. Miracnla 8. Hymerii von ihm Acta SS. 
Jun. m, 373. 



252 ^* Staufer. § 10. Italienische Quellen. 

eine gnelfsche und eine gibellinische, welche für das zwölfte, vor- 
züglich aber fOr das dreizehnte Jahrhundert von groCser Wichtigkeit 
sind^). Die gnelfische Chronik findet sich in der eben (S. 249) er- 
wähnten Pariser Handschrift verbünden mit der Mailänder Qeschichte 
des Sire Baonl und der Erzählung von Friedrichs I Erenzzag, und 
dieselben Materialien finden sich benutzt und in eifrig gibellinischer 
Gesinnung verarbeitet und verändert bei dem andern Chronisten, dem 
aber die einheimischen Quellen seines guelfisch gesinnten Collegen 
selbst vorgelegen haben müssen, da er seine Nachrichten wesentlich 
ergänzt. Während aber der Guelfe schon mit dem Jahre 1235 ab- 
bricht und um diese Zeit gelebt haben muls, schrieb der Gibelline erst 
nach der Mitte des Jahrhunderts und fQhrte sein Werk bis 1284 mit 
wachsender Ausführlichkeit und vollständiger Aufnahme wichtiger 
Actenstücke; auch beschränkt er sich keineswegs auf Piacenza, son- 
dern berücksichtigt gleichmäfsig die Gibellinen in der ganzen Lom- 
bardei und in Toscana, ja auch in Neapel. Für den Verfasser dieser 
Chronik hält Fertz den auf dem letzten Blatt der Handschrift ge- 
nannten Besitzer derselben, Heim Mutius von Monza, der 1294 Capitan 
del Popolo in Piacenza war. Huillard und Pallastrelli dagegen be- 
kämpfen diese Annahme; es ist auch in der That schwer einzusehen, 
weshalb Herr Mutius, der noch 1312 Beichsvicar in Piacenza war, 
seine Chronik nicht weiter geführt, und warum er in einigen Versen 
die Absicht unbekannt zu bleiben ausgesprochen, unmittelbar darunter 
aber seinen Namen und die verschiedenen von ihm bekleideten Aemter 
eingezeichnet haben sollte. Auch scheint der Verfasser ein einheimi- 
scher Placentiner gewesen zu sein. Die guelfische Chronik dagegen 
weisen mit groüiser Wahrscheinlichkeit, aber wieder gegen die Ansicht 
von Pertz, die genannten Herren dem Johannes Codagnello oder 
Caputagni zu, welcher von 1202 bis 1230 als Notar, dann als 
Kanzler der Stadt in öffentlichen Angelegenheiten thätig war, zugleich 
der Verfasser einer sehr fabelhaften Chronik von der Schöpfung bis 
zur TJebertragung des Kaiserthums auf die Deutscheu, welche sich in 
derselben Handschrift befindet'). 

Dem ausgezeichneten, um die Geschichte Friedrichs II vorzüglich 
hochverdienten französischen Gelehrten HuiUard-Breholles gebührt das 
Verdienst, diese Chroniken im Auftrag und auf Kosten des Herzogs 

■ 

1) Anmles Piacentini Guelß et Qibeüini ed. Pertz, MG. SS. XVm, 403 
bis 581. Ueber das Verhältnifs der letztem zu einer Fortsetzung des Pantheon 
oben S. 229. 

>) VgL über diese Chronik Bethmann im Archiv X, 339 und AnschÜtz, 
ib. XI, 231. 



Die Chroniken von Piacenza. 253 

von Luynes znerat (1856) herausgegeben zu haben^), nachdem Pertz 
1853 eine Abhandlung Ober beide Chroniken, ihr Yerhältnifs zn ein- 
ander nnd ihre Verfasser veröffentlicht hatte'). Im Jahre 1859 folgte 
eine neue Ausgabe vom Conte Fallastrelli in der Sammlung der Ge- 
schichtsquellen von Parma und Piacenza, doch ist hier aus der zweiten 
Chronik nur locales aufgenommen, und die Chronik des Guerinus von 
1289 bis 1322 hinzugefügt^). Der Text beruht auf der Ausgabe von 
Huillard, aber Vorwort und Anmerkungen enthalten werthvoUe Mitthei- 
lungen aus heimischen Materialien. Nicht nur dieser eine Fall zeigt 
den grofsen Vortheil, welchen eine frühere Veröffentlichung &n anderm 
Ort sowohl der Wissenschaft als auch ganz besonders dem Heraus- 
geber einer solchen neu entdeckten Quelle in der Sammlung der Mo- 
numenta Germaniae bringt, welche doch weniger mit Neuigkeiten über- 
raschen als möglichst abschliefsende Ausgaben von bleibendem Werth 
gewähren soll. Nichtsdestoweniger hat Pertz die Ausgabe von Huillard 
in seinem Vorwort als einen Eingriff in seine Bechte bezeichnet, und 
sie als voll von Fehlem hart getadelt. Huillard-Br^olles hat darauf 
erwiedertj dafs er mit der Pariser Handschrift längst sich beschäftigt 
habe, von der Londoner durch Panizzi selbst dem Herzog von Luynes 
Mittheilung gemacht sei; er hat mit vollem Becht gefordert, dafs man 
ihm seine angeblichen vielen Fehler wenigstens nachweise^). Anstatt 
dessen hat jedoch Pertz in einer Selbstanzeige in den Göttinger Ge- 
lehrten Anzeigen jene Beschuldigungen einfach wiederholt. Deshalb 
habe ich auch jetzt noch, nachdem in der Leitung der Monumenta 
Germaniae andere Grundsätze zur Geltung gekommen sind, doch aus 
Achtung für das Andenken Huillard's es für nothwendig gehalten, 
diese Darstellung der Sachlage nicht zu unterdrücken. 

In Faenza schrieb der Magister Tolosanus, seit 1188 als 
Domherr nachweisbar, eine Chronik seiner Stadt, die bis 1236 fort- 
gesetzt wurde; er selbst wurde 1219 vom Schlage getroffen und starb 
1226. Eingemischte Verse über Friedrichs I Kämpfe scheinen einem 
älteren Werke entnommen zu sein^). 

In der römischen Campagna wurde in Caccano eine bis 1217 

^) Cfironicon PlacenHnum et CItronicon de rebus in Itaita gestis-^ ed. 
J. L. A. HttiUard-DröholIes, Paris 1856, 4. 

') Ueber die lütesten Placentiner Chroniken, Abh. d. Berl. Ak. 1853. 

') MoD. bistorica ad prorincias Parmensom et Placentinam pertinentia 
III, 2. 

*) Correspondance litt^raire, 7" annöe, n. 9. 

») Mittarelli, Accessiones ad SS. Murat. Faventinae (1771 fol.) S. 1 — 194. 
Eine sorgftltigere Bearbeitung von Gianb. Borsieri in: Documenti di Storia 
Italiana VI (1876) 589—816. 



254 ^* Staufer. { 10. lulienische Quellen. 

reichende Chronik yerfafst, die manche schätzbare Ifachricht enthält 
und früher die Chronik Yon Fossa noya genannt zu werden pflegte^). 

In Unter-Italien schrieb Bomnald II, yon 1153 bis 1181 Erz-» 
bischof von Salerno, eine Chronik von Erschaffung der Welt bis 
1178, welche besonders för den Frieden von Venedig von Wichtigkeit 
ist, weil Bomnald selbst bei diesen Yerhandlnngen thätig gewesen 
war; für die frühere Zeit benutzte er Annalen von Monte Cassino und 
Salemo nebst einer Greschichte der Normannen'). Die (Schichte des 
in diesem Zeitraum ganz selbständigen normannischen Reiches in 
Italien gehört nicht hierher^); über den Krieg zwischen Heinrich VI 
und Tankred verfafste Feter von Ebulo ein eigenes Werk in 
Versen^). Sehr merkwürdig sind aus dieser Zeit auch die Visionen 
und Weissagungen des kaiserlich gesinnten Abtes Joachim in Cala- 
brien, deren groCser EinfluTs vorzüglich in der Chronik Salimbene*s 
lebhaft hervortritt*). 

In Rom war eine Unterbrechung in der Fortführung des amt- 
lichen Fabstbuches eingetreten. Innocenz n wurde gegen alles Recht, 
gegen die getroffene Verabredung, von einer Minderzahl gewählt: der 
Zweck die eigene Fartei ans Ruder zu bringen, hatte einmal wieder 
die Mittel heiligen müssen. Innocenz hatte aber die französisctie 
Kirche, hatte Bernhard und Norbert für sich, und Anaclets Sache 
war daher hoffnungslos, auch wenn nicht Lothar ihn im Stich ge- 



») Annales Ceccanenses ed. Perta SS. XIX, 275—302; vgl oben S. 176 
und die dort aDgef&hrte Untersuchung von F. Hirsch, auch flir Romuald. Die 
Bemerkung von Pertz über den Vf. des nach 1192 eingelegten Gedichts be- 
richtiget ülmann NA. I, 191. 

S) Neue Ausg. als RomuMi Annales von W. Arndt, SS. XIX, 387—461; 
angeh&ngt ist eine gleichseitige Relatio de Pace Veneta» Vorherrschend localer 
Natur, aber ftlr die Geschichte Kaiser Ludwigs II von Bedeutung, ist die um 
1182 von Job. Berardi verfafste Chronik von jenes Kaisers grofsartiger Stif- 
tung Gasauria, bei Muratori II, 2, 768—1018. Vgl Archiv XI, 485 über 
die Handschrift. 

*) Alexander Telesinus^ libri IV de rebus gestis Rogerii filii 1129 — 1135 
bei Muratori V, 607 — 646. Huganis Falcandi Historia de rebus gestis in Si- 
ciliae regno 1154—1169, Mur. VII, 247—344. Beide auch bei Del Re, Cro- 
nisti e Scrittori sincroni (Nap. 1845 I.). 

*) Peiri de Ebulo Carmen de bello inter Heinricum VI et Tancredum^ ed. 
Engel 1746, 4, u. bei Del Be, mit einigen Bildern ans der Handschrift. Peiri 
de E. Über ad honorem Augusti ed. Winkelmann. Kritische Bemerkungen 
dazu Jen. LZ. 1874 S. 743; von Pannenborg im Litt. Centralblatt 1875 S. 242 
bis 245; von Werner Huber Forsch. XV, 605—609. 

*) Interpretatio praeclara abb. Joachim in Hieremiamprophetam ad Hern- 
ricum VI, Venet. 1525. Colon. 1577. Vgl Abel, König Philipp, S. 29. 312. 
Toeche, Heinrich VI S. 178—181. G. Voigt, HZ. XXVI, 136—140. Preger, 
Das Evangelium aetemum u. Joachim v. Floris, Abb. d« Münch. Akad. Hist. 
O. XII, 3 (1874). Es ist ihm von Minoriten untergeschoben. 



Unteritalien. Pabstgeschiclite. 255 

lassen hätte. Mit der Mehrzahl der Cardinäle gehörten indessen auch 
Peter von Pisa nnd Pandulf zn seiner Partei ; Pandnlf, der zuletzt das 
Pontifioale unter seiner Obhut gehabt hatte, blieb Anaclet treu und 
verlor deshalb Amt und Würde. In diesen Verhältnissen scheint die 
IJrsiushe gelegen zn haben, weshalb nicht nur die weitere Fortsetzung 
unterblieb, sondern auch alles, was Peter und Pandulf bereits ge- 
schrieben hatten, später unbeachtet blieb. Zur Zeit Alexanders III 
nämlich wurde die Fortführung des lange yemachlässigten Werkes 
wieder aufgenommen von dem Cardinalpriester Bo so, einem Engländer, 
der zu Eugens III Zeit nach Born gekommen war und von 1149 an 
als Scriptor der Curie genannt wird. Bei seinem Landsmann, dem 
Pabst Hadrian lY, wurde er Kämmerer, und bewahrte auch unter 
Alexander III eine angesehena Stellung: er hatte anch bei Alexanders 
Wahl tbätig mitgewirkt. Dieser Boso also knüpfte nicht an die Fort- 
setzungen Peters nnd Pandulfs, sondern unmittelbar an den alten 
Pabstcatalog an; er begann wieder mit Stephan Y, und schrieb, um 
die Lücke zu füllen, die Werke des Bonizo von Sutri aus, die üeber- 
sieht der Pabstgeschichte im vierten Buch seiner Canonensammlung 
und die „Ad amicum'' betitelte Schrift. Urban II liefs er aus, weil 
für diesen Pabst Bonizo sich auf seine frühere an den Schismatiker 
TJgo gerichtete Schrift berief, welche Boso augenscheinlich nicht besafs. 
Bis auf Eugen III giebt er noch wenig Einzelheiten , und diese ent- 
nahm er aus den päbstlichen Begesten; «von da an aber schrieb er 
aus eigener Anschauung und Eenntnifs. Alexanders III Leben ver- 
fafste er zur Zeit des Friedens von Yenedig und führte es auch bis 
zu diesem Zeitpunkt; ein Nachtrag reicht bis zur Bückkehr Alexanders 
nach Bom um Ostern 1178. Bald nachher starb Boso, und die weitere 
Fortsetzung unterblieb. Wir haben also an diesem Werke wiederum 
eine amtliche, vom Standpunkte der damals herrschenden Partei ge- 
schriebene Darstellung der Pabstgeschichte aus einem der wichtigsten 
und bedeutsamsten Zeiträume^). 

Eine sehr wichtige Ergänzung der Pabstgeschichte bietet uns die 
erst kürzlich bekannt gewordene Geschichte Eugens III, 1162 oder 1163 
geschrieben von einem Manne, der die genaueste Eenntnifs der Curie 
hatte, und in dem W. von Giesebrecht Johann von Salisbury 

^) Ich folge hierin gans der Untersuchung W. Giesebrechts in der Allgem. 
Monatachr. 1862 S. 268 ff.; cf. Kaiseneit III, 1071, IV, 404. Watterich I, 
p. LXXI— LXXXIY. Gedruckt ist dieser Tbeil des Pontificale bei Muratori III 
unter dem Namen des Cardinais von Aragonien; in der ursprünglichen Gestalt, 
aber zerstfickt, zuerst bei Watterich. In Bezug auf die weitere Fortsetzung 
erwähne ich nur die Heidelb. Diss. Ton Hugo £lkan : Die Gesta Innocentii III 
im Yerh&ltnifs zn den Regesten desselben Pabstes, 1876. 



256 ^'* Staofer. $ 10. Italienische Quellen. 

erkannt hat^). Aeoberlich schlieCst sich das Werk an die Gembla- 
censer Fortsetzung Sigeberts 1148, und ist leider nur bis 1152 er- 
halten. Der Yer&sser ist namentlich über französische und englische 
Angelegenheiten genau unterrichtet, und vertieft sich mit grofsem 
Eifer in die theologischen Streitigkeiten der Zeit. Er beginnt mit dem 
Beimser Concil, bei welchem er zugegen war, und giebt über S. Bern- 
hard und Gilbert, über Arnold von Brescia, über die Bestechlichkeit 
der Legaten und der Curie, auch über den zweiten Kreuzzug, die werth- 
ToUsten Nachrichten. 

lieber das alexandrinische Schisma giebt auch der Draco Nor- 
mannicus einige Angaben, welcher sonst der deutschen Geschichte 
fem steht, abgesehen von den Mittheilungen über die Kaiserin Ma- 
thilde; er ist jetzt in der Appendix zu A. Mai*s Werken yeröffentlicht. 

Die Zeit Friedrichs n berühren, um das gleich hier zu be- 
merken, viele der genannten italienischen Quellen. Zu erwähnen ist, 
dais zu der einst von Boehmer gegebenen IJebersicht') die Ausgabe 
des Sali mbene, als eine der werthvollsten Quellen hinzugekommen 
ist'); dafs die Chroniken des Bolandin von Padua^) und Bichards 
von San Germano*) in den Monumenten neu herausgegeben sind. 
In Genua feierte der Notar Urse in Versen die siegreichen Kämpfe 
seiner Landsleute gegen die kaiserliche Flotte 1242'). Sicilische 
Annalen 1027 — 1282 sind MG. XIX, 494 — 500, ein nach Fried- 
richs II Tode verfaistes Chronicon de. Rebus Siculü von Huillard- 
Br^olles I, 2, 892 herausgegeben. 

Diese Litteratur steht jedoch völlig aufserhalb jeder Beziehung 
zu den deutschen Geschichtsquellen , und wir wenden uns nun nach 
dieser Abschweifung wieder nach Deutschland zurück, wo neben der 
bisher betrachteten Geschichtschreibung, die in genauer Beziehung 

1) Historia Ponäßcalis ed. W. Arndt, MG. SS. XX, 615 — 645. Vgl. 
W. V, Giesebrecht, Arnold von Breücia, Mftncb. SB. 1873, I; Kaiserseit IV, 
408. Zuerst hat B. Kugler in seinen Studien zur Geschichte des zweiten 
Kreuzzuges Fragmente mitgetheilu Ueber Arnold ist eine übersehene Stelle 
bei Walter Map de nugis curialium 8. 4L 43 ed. Wrigbt, Ein höhnisch froh- 
lockendes Epitaph bei Mangeart, Catal. de Valenciennes p. 34. 

«) Regesten von 1198-1254 S. LXXl— LXXXIV. 

'} Chronica fratris Sallmbene Parmensis ord, Minorum ex cod. bibL Vat. 
nunc primum edita, Parmae 1857, 4 (Monumenta historica ad provincias Par- 
mensem et Placentinam pertinentia III). Vgl. das oben S. 250 angeführte Buch 
von A. Dove. 

*) Rolandini Patavirn Chronicon (1200—1260) ed. Jaffö, XIX, 32-147. 

•) Ryccardi de S. Germano notarii Chronica (1189— 1234) ed. Pertz, 
XIX, 321—386. 

^) Monumenta Hist. patriae, Chartt. II, 1737 — 1764. Zu warnen ist vor 
Matteo di Giovenazzo und den Malespini, welche als unecht beseitigt sind. 



WelfeBgescbichte aus Weingarten, 257 

zum Kaiser nnd zu dessen Unternehmungen stand, andere Werke Jen 
Weifen sich anschlössen oder in provinzieller Absonderung nur von den 
nahe liegenden Begebenheiten eines kleineren Kreises berichten. Wir 
werden hiervon eine XJebersicht zu geben versuchen, und dann noch 
einmal zu den Bearbeitungen der allgemeinen Geschichte zurQckkehren. 

§ 11. Weifische und niederdeutsche Litteratur. 

Jede Familie stand im Mittelalter in Verbindung mit irgend einer 
Kirche oder einem Kloster, wo sie ihren Mitgliedern ein würdiges Be- 
gräbnifs zu sichern suchte, und durch Schenkungen und Stiftungen für 
ihre ewige Seligkeit sorgte. Männer die jedes anderen Stiftes schlimmste 
Feinde waren, pflegten nur um so sorgsamer dieses ihres eigenen Ha- 
fens sich anzunehmen, um gewissermafsen eine Art von Gleichgewicht 
herzustellen. Am liebsten trat man in Beziehung zu einem Kloster, 
und wo die Mittel ausreichten, wurden eigene Klöster neu begründet. 
Frömmigkeit und Aberglauben waren nicht die einzigen Motive, welche 
dazu veranlafsten ; man hatte zugleich an dem Abt und seinen Mönchen 
gute Bathgeber, und fand hier die Schreiber, deren man so sehr be- 
durfte, oft auch gewandte diplomatische Agenten, und die Stiftschronik 
wurde zugleich zur Familienchronik. 

Forscht man nach der Geschichte einer Familie, so hat man sich 
zuerst nach ihrem Kloster umzusehen. 

Das weifische Kloster war Weingarten; hier verfälschte man 
ZQ ihrem Yortheil die Chronik des Otto von Freising (oben S. 208) und 
ein ungenannter Mönch des Stifts schrieb bald nach dem frühen Tode 
des jugendlichen Weif VII (1167) ein eigenes Werk über die Geschichte 
der Weifen mit redlichem Fleifs und lobenswerther Treue. Er strebt 
nach urkundlicher Genauigkeit und hält sich zien^ich frei von den 
Fabeln, mit welchen sonst Genealogen so gern die unbekannte Vor- 
zeit ausfüllen; dafs er die näher liegenden Ereignisse überall vom 
weifischen Gesichtspunkte auffafst, und dazu den umgestalteten Text 
des Otto von Freising verwendet, auch selbst in diesem Bestreben 
noch weiter geht, kann man ihm kaum zum Vorwurfe machen, und 
ist eine ganz andere Sache, als wenn man dem Schriftsteller der feind- 
lichen Familie selbst eine seinen Verwandten ungünstige Darstellang 
in den Mund legt'). In Steingaden ist das Werk bis auf den Tod 

^) Anonymus Weingartensis de Chielßs 'principibus bis 1167 bei Hefa, Monn. 
Guelf. p. 1—47. Vgl. Stalin II, 14 und Wilmans, Archiv XI, 38 ff. Neue 
Ausgabe Tpn L. Weiland als Historia Welforwn Weingartensis^ MG. SS. XXI, 
457 — 472. Kritik seiner Genealogie von G. Meyer von Knonau, Forsch» 
XIII, 78. 

Wattenbach, OescbichtsqneUen II. 4. Aafl.' 17 



258 ^* Staufer. $ lU Welfisclie und niederdeutsche Litteratur. 

d^ Stifters, des alten Weif VI (1191) fortgef&hrt. In Handschriften 
aus Banshofen, einer Stiftung Heinrichs des Schwarzen, fanden 
sich Fragmente einer Yom Verfasser berichtigten Copie, die zum Ein- 
band verbraucht waren ^); aufserdem aber eine wichtige genealogische 
Aufiseichnnng aus dem zwölften Jahrhundert'). Weitere Aufzeichnungen 
aus Weingarten bis 1208 schlieisen sich der dort befindlichen Chronik 
Hugo's von St. Victor, welche auch von jenem ersten Autor angefahrt 
wird, und Honorius' Image Muudi an^). Von dem Abt Berthold, 
unter welchem 1227 das Kloster abbrannte, hat sich ein prächtiges 
Missale erhalten*). 

Aufser Weingarten hat Weif IV Baitenbuch, Weif VI 1147 
Steingaden und später auch das Schottenkloster zu Memmingen ge- 
stiftet, über welches eine gänzlich fabelhafte Gründungsgeschichte 
existiert*). Dieser Weif VI war ein erbitterter Gegner des kaiserlich 
gesinnten Bischofs Hartwig von Augsburg. Er war dadurch tief ver- 
wickelt in den Kampf der Parteien, und gab sich, aber jergeblich^ 
viele Mühe, seinen besonderen Interessen bei dem Frieden von Venedig 
Berücksichtigung zu verschaffen. Sein Unterhändler war der Probst 
Otto von Baitenbuch, der zugleich Probst von Eberndorf im 
Jaunthal war, welches von Baitenbuch aus mit Chorherren besetzt 
war, verwandt mit dem Stifter von Eberndorf, dem Patriarchen üdal- 
rich von Aquüeja, und Bruder des Abtes Bupert von Tegernsee^ 
mit dem er in lebhaftem Briefwechsel stand. Aber nicht allein die 
Briefe, welche er an diesen schrieb, sondern seine ganze Correspondenz, 
namentlich auch die Briefe des Herzogs Weif, scheinen in Tegemsee 
aufbewahrt zu sein nnd finden sich jetzt in einem Copialbuche dieses 
Stiftes '). Mit Hülfe derselben hat H. Fechner in einer sehr sorg^tig 
gearbeiteten Monographie diese Verhältnisse ins Licht gestellt, welche 
theils unbeachtet, theils durch alte Lesefehler verwirrt waren, in die 

») W. T. Giesebrecht, Münch. SB. 1870 I, 549—562. Der ursprüngliche 
Titel ist danach Chronica Altorfensiwn. Unbenuzte Handschrift im Wiener 
Staatsarchiv 139 nach dem Verzeichnifs von C. von Boehm. 

') In der angef. Schrift von Giesebrecht S. 562 mit Erläuterungen. Wie- 
derholt Kaiserzeit IV, 509. 

•) Früher als Chronoffrapkus Weingartensis bekannt; jetzt als Hugonis 
et Honorii Ckronicorum Conünuationes Weingartenses von L. Weiland 1. c. 
472—480 herausgegeben. 

*) Waagen, Kunstdenkm. in Wien II, 353. Sacken, Die Ambraser Samm- 
lung II, 197—199. 

«) Origines QuellF. II, 431-452. 

*) Sie sind daraus sehr zerstückt gedruckt in Pez, Thes. VI und Origines 
Guelf. II; andere bei Meichelbeck, Hist. Fris. 1"», 471—473. 508—510. 515. 
554. 555. 565. 566. Vgl. über diese merkwürdige Flandschrift auch Archir 
d. W. A. XIV, 58. 



TegerDBeer Brief buch. Stederburg. 259 

verwickelte Politik jener Zeiten aber manchen belehrenden Einblick 
gestatten^). 

Die Erwerbung des Herzogthnms Sachsen fahrte die Weifen 
anch nach Norddentschland, nnd hier war der Hauptschanplatz der 
Thätigkeit Heinrichs des Löwen; dahin fahren anch die wichtigsten 
Quellen über ihn. Werthvolle Nachrichten über den letzten Abschnitt 
seines Lebens, den mindest rühmlichen nach dem Yerrath an Kaiser 
und Beich, finden wir in der Chronik des Klosters Stederbnrg an- 
weit Wolfenbüttel, geschrieben von dem Probste Gerhard (1163 bis 
1209), einem Manne, der dem Herzog Heinrich sehr nahe stand nnd 
mehrfach mit wichtigen Aufträgen betrant wurde. Er ist aber leider 
Yon so fanatischem Eifer für das weifische Haus erfüllt, dafs seine 
ganze Darstellung dadurch geförbt und falsch wird; er entstellt die 
Begebenheiten völlig, hat aber als Zeitgenosse einzelne wichtige Nach- 
richten aufbewahrt und schildert die Kriegsereignisse, .durch welche 
auch sem Stift hart betroffen wurde, mit grofser Lebendigkeit. Ein- 
geflochten sind diese Abschnitte in die Klostergeschichte, welche sich 
jedoch fast ausschliefslich mit der Erwerbung der Stiftsgüter und der 
Sorge für ihre Erhaltung und Bettung beschäftigt; kurze Annalen, die 
fast ganz auf denen von Poehlde und Pegau beruhen, sind wohl von 
anderer Hand eingeschoben'). 

Von unvergleichlich gröfeerem Werthe ist die Wenden chronik 
Helmolds^), ein ausgezeichnetes Werk, welches ebenfalls vorzugs- 
weise von Heinrich dem Löwen handelt, dessen Aufgabe aber doch 
eine gröfsere ist. Helmold wollte darstellen, wie das Christenthum 
und die deutsche Herrschaft unter den Wenden, vornehmlich in Wagrien, 
festen Fufs gefafst hatten, ein Gegenstand der ihm besonders nahe 



^) H. Fechner, Udalrich II von Aquileja und Otto von Reitenbuch, im 
Archiv d. W. A. XXI, 295--350. Bec. von A. Cohn, GGA. 1859 S. 1302 ff. 

'.) Ueber die Handschrift, ein Diplomatar aus dem 14. Jahrhundert, und 
die sehr schlechten Ausgaben (Meibom I, 427 — 436. 450 — 455 , Leibn. SS. 
Brunsvic. I, 849 ff.) s. Waiu im Archiv YIl, 598. Vgl. Cohn, De rebus inter 
Henricum VI et Henricum Leonem actis (Vratisl. 1856.) S. 13 ff. S. 18 Über 
das Verh&ltniTs zur Braunschweiger Reimchronik, welche Gerhards Worte am- 
plificiert. Neue Ausgabe von Ports, MG. SS. XVI, 197—231 als Ann. Sted, 
anictare Qerhardo. Der Text ist in der Handschrift ziemlieh verderbt; S. 199, 16 
möchte sutt vely ut, statt irmperius S. 200, 8 und 213, 31 ipsiwi^ S. 222, 9 
statt exuere^ exurere zu lesen sein. Uebers. mit sehr ungenügender Einleitung 
von Winkelmann, 1865. 

') Helmoldi Chronica Slavorum^ ed. Lappenberg, MG. SS. XXI, 1 — 99. 
Sep.-Abdr. 1868. Uebersetzung von Laurent nach dem berichtigten Text, 1852. 
L. Giesebrecht, Wendische Geschichten UI, 355. Otto Voeikel, Die Slaven- 
chronik Helmolds, Gott. Diss. 1873, mit genauem Quellennachweis. C. Hirae- 
kom. Die Slavenchronik des Fresb. Helmold, Hall. Diss. 1874. 

17» 



260 ^* Staufer. § 11- Welfieche und niederdeutsche Litteratur. 

lag, da diese Vorgänge grobentheils vor seinen Augen sich ereignet 
hatten, und er mit dem eifrigsten Glaubensboten, mit Vicelin 
(t 12. Dec. 1154), persönlich befrecmdet war. Er war noch Zeuge 
von Yicelins Predigt und aufopfernder Thätigkeit gewesen, und er 
hatte auch mit ansehen müssen, wie die Wagrier durch die Habsucht 
der herzoglichen Beamten zu immer neuen Kriegen und Aufstanden 
getrieben, endlich ganz unterjocht und grofsentheils vertilgt wurden; 
Colonisten aus Westfalen und Holland traten an ihre Stelle. Ueber 
diese Ereignisse, doch auch über die entferntere Wirksamkeit Hein- 
richs des Löwen, über seine Kriegszüge nach Pommern, giebt uns 
Helmold in einfacher anschaulicher Erzählung und in besonders gutem 
und fliefsendem Latein reichhaltige Nachrichten. Ereilich ist die Zu- 
verlässigkeit derselben stark angefochten. Für die ältere Zeit ist 
seine Genauigkeit sicherlich nicht zu loben; er benutzt die Kirchen- 
geschichte Adams von Bremen, mit dem er an gelehrter Kenntnifs der 
Geschichte nicht zu vergleichen ist, nebst den Schollen zum Texte, 
und die Chronik Ekkehards , dessen fünftes Buch über Heinrich Y er 
als parteiisch lobend tadelt. Diese nennt er selbst, aber er hat auch 
noch andere Quellen benutzt. Ueber Heinrich IV folgt er der einseitig 
feindlichen sächsischen Tradition in solchem Grade, dafs schon Hein- 
rich von Herford es zu arg fand; er trifft da zusammen mit den 
Nachrichten und Ausdi-ücken der Disibodenberger und Bosenfelder 
Annalen, und mufs ihre gemeinsame Quelle gekannt haben, von der 
schon oben (S. 70) die Bede war^). Helmold benutzte femer die 
Vita Willehadi, und vielleicht eine uns verlorene Vita Vicelini in 
Distichen, deren Existenz schon Lappenberg vermuthete, und deren 
Herkunft Scheffer-Boichorst (Ann. Patherbr. S. 71) in Paderborn sucht, 
wo Vicelin einst gelernt und gelehrt hatte, vielleicht auch kirchliche 
Lectionen zu Vicelins Ehre. Endlich verwerthete er auch noch die 
ihm zugänglichen Urkunden, und bezieht sich ausdrücklich auf das 
bischöfliche Archiv in Lübeck. 

Für diejenigen Nachrichten nun, welche für uns die wichtigsten 
sind, weil Helmold hier unsere einzige Quelle ist, beruft er sich auf 
mündliche Mittheilungen Vicelins und des Bischofs Gerold von Lübeck; 
er mufs aufserdem aus der noch reichlich fliefsenden mündlichen Ueber- 
lieferung geschöpft haben. Hier aber ist durch einen mächtigen An- 
griff von C. Schirren*) seine Glaubwürdigkeit in so arger Weise er- 

') S. darüber Hirsekorn S. 24 — 38, zugleich gegen die von Voelkel an- 
genommene Yerwandtschafl mit den Poehlder Annalen. 

'} Beitr&ge zur Kritik älterer holsteinischer Geschichtsqaellen, Leipzig, 



Vicelin. Helmold. 26 1 

schflttert worden, da(s sein Zeugnifs in der That zu einem sehr ver- 
dächtigen geworden ist. Hatte schon Hirsekorn seine Abneigung 
gegen die Bremer Erzbischöfe hervorgehoben, welche nach Macht- 
erweitenmg auf Kosten des Hamburger Domcapitels strebten und nach 
der Stiftung der neuen Bisthümer sich um die Mission wenig kümmerten, 
hatte Dehio seine Parteilichkeit gegen den Erzbischof Hartwich nach- 
gewiesen^), so beschuldigt ihn C. Schirren nicht nur einer fortgesetzten 
Geschichtsfälschung zur Verherrlichung des Bisthums Oldenburg-Lübeck 
und der Stiftung in Segeberg auf Kosten Bremens und Neumünsters, 
sondern er weist auch in viel weiterem Umfang die IJnhaltbarkeit sei- 
ner Nachrichten, namentlich über den „Slavenheinrich*' nach, und läXst 
ihm kaum noch ein gutes Haar. Es' wird sehr schwer sein, ihn gegen 
diesen vernichtenden Angriff zu verteidigen, aber zu weit geht nach, 
meiner Ansicht Schirren, indem er überall fein berechnende absicht- 
liche Fälschung sieht. Zu wenig in Anschlag gebracht ist die grofse 
Schwierigkeit, sich selbst eine klare Anschauung zu verschaffen, wo 
man fast allein auf mündliche Berichte angewiesen ist; zu wenig der 
Einflufs einer Umgebung, der älteren Männer namentlich, welche eben 
die Berichterstatter sind, die selbst schon verwirrt in ihren Erinne- 
rungen sind, und sich von denselben Neigungen und Feindschaften 
leiten und bestimmen lassen. Unvermerkt bilden sich da grundfalsche 
Darstellungen, ohne dafs es möglich wäre; sie auf bestimmte Erfinder 
zurückzuführen. Freilich warnen uns die auch hier begegnenden ge- 
fälschten Urkunden, die Harmlosigkeit jener Zeiten und Kreise nicht 
zu hoch anzuschlagen. 

Nach des Bischofs Gerold Tod (13. Aug. 1163) ist Helmold sicht- 
lich schlechter unterrichtet, denn dem Nachfolger Conrad, Gerolds Bru- 
der, stand er femer; er tadelt ihn mit Bitterkeit. Gerold war es auch, 
der ihn zu seinem Werke veranlafst hatte, sein Lehrer, wie er in der 
Widmung sagt, der zuerst die Lübecker Kirche zu hohem Ansehen er- 
hob. Gerold war Vicelins Nachfolger als Bischof von Oldenburg, früher 
Caplan Heinrichs des Löwen, der ihn aus Schwaben mitgebracht, ihm 
auch in Braunschweig die Leitung der Schule übergeben hatte'), und 
wohl schon hier ist, wie Yoelkel vermuthet, Helmold sein Schüler ge- 
wesen. Geboren oder doch aufgewachsen ist aber Helmold in Hol- 

1876. Eine schwache Einwendung von E. HOhlbaum, Forsch. XVII, 209 bis 
229, hat Schirren ib. S. 376 — 389 zurückgewiesen. Sehr ausführlich gegen 
Schirren schreibt. Wigger im Jahrb. d. Vereins f. Mecklenb. Gesch. 1877, XLII, 4 
S. 21 ff., wie ich erst eben erfahre. 

') Bremer Jahrbuch VI (1871) Excurs IV. S. 147 ff. 

*) Helm. I, 79. Vgl. Dürre, Gesch. der Gelehrtenschulen zu Braunschweig 
(1861, 4.) S. 4. 



262 ^* Staufer. § 11. Weifische und niederdeutsche Litterator. 

stein; er hatte dann noch nntei* Vicelin in dem Angnstinerkloster 
Faldera, später Neumflnster, gelebt, nnd wurde endlich P&rrer zn 
Bosau am Plöner See. Das erste Bnch widmete er, da Gerold schon 
gestorben war, den Domherren zu Lübeck, wohin eben damals das 
Bisthmn verlegt war, weil die nene deutsche Colonie den Handel nnd 
Beichthum des altberOhmten Oldenburg oder Stargard rasch an sich 
gezogen hatte. Das zweite Buch reicht bis 1170, scheint aber erst 
nach dem Tode des Bischofs Conrad (1173) geschrieben zu sein; sein 
Fortsetzer Arnold bezeichnet es als unvollendet, doch hält Hirsekorn 
es trotz des ungleichen ümfanges f&r wahrscheinlicher, dafe er sein 
Werk hier mit der Vollendung der Mission als abgeschlossen betrachtet 
habe^). Noch 1177 war Helmold bei der Stiftung des Lübecker Jo- 
hannisklosters durch Bischof Heinrich Zeuge; weiter findet sich keine 
Spur von ihm. 

Ein Auszug aus Helmolds Werk bildet den Anfang der Chro- 
nica Sclavorum Lubicensis und nach der Ansicht vonLaspeyres 
wäre dieser sogar schon bei des Verfassers Lebzeiten 1168 verfafst, 
was doch sehr zweifelhaft erscheint, in jedem Fall aber von dem Com- 
pilator schon vorgefunden'). Herrmann von Kirchberg übertrug 
1378 Helmolds Chronik in deutsche Verse. 

Vicelin blieb in Neumünster, wie billig, hochverehrt, und der 
Probst Sido (1174—1201) feierte 1187 sein Andenken in leoninischen 
Versen'); so wenigstens ist die Ansicht von W. v. Bippen^) und 
N. Beeck, während C. Schirren') den Verfasser, welcher sich nicht 
genannt hat, vom Probst Sido unterscheidet, und zwischen beiden 
Schriftstücken einen tiefen Gegensatz findet, welcher mir nicht ein- 
leuchten will. Die Urkunden des Stifts, welche noch erhalten aber 
sehr verdächtig sind, fanden auch Raum in dieser Beimerei, aber an- 
dere Quellen hatte er nicht, und das nur durch mündliche üeberliefe- 
rung erhaltene Bild war schon sehr nebelhaft geworden; bemerkens- 



») S. 5—7; Tgl. Schirren S. 36. 

*) Ckronicon Sciavicuni, quod yolgo dicitur parochi Suselenm. Neue Aus- 
gahe von Laspeyres, Lübeck 1865. Ders. Über Zeitalter und Entstehung der 
Chronik, im Archiv der Schlesw. - Holst - Lauenb. Gesellschaft XX (1867) 161 
bis 225. P. Hasse: üeber die Chronistik des Lübecker Bisthums, in d. Zeit« 
Schrift derselben Gesellschaft VII (1877) S. 21-62. 

') Versus antiqui de vüa Vicelini, nach der Handschrift im Hamburger 
ßtadtarchir neu herausgegeben von N. Beeck: Analecta ad historiam Novi 
monasterii, Quellensammlnng d. G^s. £ SchL-HolsL-Lauenb. Gesch. IV (1874) 
S. 127—203. 

*) Kritische Untersuchung über die Versus etc. u. den sog. Bericht, Gott. 
Dbs. 1868. 

») A.a.O. S. 1—9. 



Helmold. Sido von Neumünstor. 263 

vei'th ist, dafs die Stadienreise nach Frankreich, welche Schirren nicht 
ohne Gnmd bezweifelt, hier fehlt. Die Arbeit war nicht ganz uneigen- 
nützig, denn es galt, den Erzbischof Hartwich n günstig fßr das Stift 
%a stimmen, welches nur vom alten Ruhme zehrte. Noch st&rker tritt 
der Zweck in dem Briefe desselben Sido^) heryor, welcher die in 
irgend einer Weife bedrohte Schenkung des Kirchspiels Bishorst zu 
retten bestimmt ist, 1196 yerfafst und gerichtet an Gozwin „confratri 
et sacerdoti de Haselthorpe", wobei es gewifs zunächst liegt, an den 
Pfarrherm von Haseldorf zu denken, da Bishorst in der Haseldorfer 
Marsch lag; Schirren jedoch stimmt denen bei, welche ihn fflr einen 
Domherrn aus dem Adelgeschlechte von Haseldorf halten'). Warum 
in diesem Falle Sido nicht geschrieben hätte, wie es sonst gewöhnlich 
war, ^Gozwino de Haselthorpe" Ut mir unklar. Er hatte inzwischen, 
wenn er n&mlich auch der Verfasser der Terse ist, die Chronik Hei- 
molds, seines «.socius et coaetaneus"*, wie er ihn nennt, kennen gelernt; 
um so unyerzeihlicher aber ist die Verwirrung in seinen Angaben. 
Das Geschichtstudium hat in Neumünster nicht geblüht, und bald 
ruhte bei ihnen die Feder gänzlich. Doch hat sich noch eine sehr 
merkwürdige Aufzeichnung erhalten, welche auch noch in die Zeit des- 
selben Frohstes Sido fallt, nämlich die Vision des Godescalcaus 
dem Jahre 1190. Ein armer Bauer und Arbeiter, Pfarrkind von Neu- 
münster, war er mit allen Holsten von dem heimgekehrten Herzog 
Heinrich aufgeboten zur Blockade Adolfs von Dassel in Segeberg, wo- 
bei er in fünftägiger Bewufetlosigkeit die übliche Vision von Himmel 
und Hölle hatte. Von geschichtlicher Bedeutung ist darin die aus- 
führliche Nachricht von dem Bäuberleben der wendischen Bakariden, 
mit denen die gleichfalls wendischen Dasoniden in Nortorf in geheimem 
Bunde waren. Auch die Beschreibung der ümlagerung Segebergs 
in regelmäfsiger Ablösung verdient Beachtung, so wie verschiedene 
Beiträge zur Sittengeschichte und zum Bechtsleben der Zeit und Ge- 
gend') 

Helmolds Chronik wurde bis 1209 fortgesetzt von Arnold, dem 
ersten Abte des Lübecker Johannisklosters. Auch hier steht Heinrich 
der Löwe im Vordergrunde, sein Kreuzzug, dann sein Kampf mit dem 



1) Neue AvLBg. a. a. 0. S. 172 — 284. Die 8. 151 TermiTste Brüsseler 
Handschrift ist in Perts's Arch. VlII, 525 yerzeichnet, einer sehr nütslichen, 
aber leider auffallend selten benutzten Zeitschrift. 

*) In der eben angef. Zeitschrift VII, 284. 

•) Attssftge bei Leibn. SS. BrunsYico. I, 870—875; berichtigt und ver- 
mehrt bei Haeberlin, AaalL (1764) 569 — 608, und daraus bei Langebeck V, 
362—377; vermehrte jetzt in d. angef. Quellens. IV, 73—126, ron R. Usinger. 



264 ^* Staufer. § 11. Welfidche und niederdeutsche Litteratur. 

Kaiser. Die Belagerung Lübecks 1181, die Erhebung der Stadt zur 
Beichstadt hatte der Abt selbst mit erlebt. Die Geschichte dieser 
Lande ist vorzflglich sein Gegenstand, aber er beschrankt sich nicht 
darauf; schon dadurch, dafs die Bekriegung und Bekehrung der Wen- 
den vollendet war, wird der Charakter seines Buches yerändert. Er 
nimt vieles über die entfernteren Begebenheiten, die Kriege in Italien, 
mit Vorliebe auch über die Ereuzzüge auf; wie einst Thietmar giebt 
er mehr Denkwürdigkeiten seiner Zeit als ein einheitliches G^schichts- 
werk. An guten Nachrichten fehlt es ihm nicht, doch sind begreif- 
licher Weise seine Angaben über femliegende Ereignisse weniger genau. 
Briefe und Urkunden hat er benutzt, und die Schrift über S. Bemwards 
Translation; dagegen leugnet B. Damus Benutzung der Cölner An- 
nalen oder gemeinsame Quellen mit der Braunschweiger Beimchronik'), 
und auch Eohlmann (S. 57) nnd L. Weiland nehmen vielmehr Be- 
nutzung Helmolds und Arnolds in der von dieser ausgebeuteten Braun- 
schweiger Fürstenchronik an. Pannenborg sieht in den letzten Capiteln 
gleiche Quellen mit der Historia Peregrinorum, oder Benutzung eben 
dieser Geschichte^). Bestimmte Zeitangaben findet man wenig bei ihm; 
übrigens aber ist er in hohem Grade zuverlässig und wahrheitsliebend. 
Obwohl dem Herzog Heinrich, dem Stifter seines Klosters, und dessen 
Nachkommen günstig gesinnt, läfst er sich dadurch nicht wie Gerhard 
zur Parteilichkeit und zur Ungerechtigkeit gegen die Gegner desselben 
hinreüGsen. Dagegen zeigt sich in seinen Urteilen mancherlei Schwan- 
kung, und keine durchdachte Parteistellung. Li Ausschmückung der 
Beden ist er mit ziemlicher Willkür verfahren. 

Geschrieben hat Arnold seine Chronik in hohem Alter und 1212, 
also bald nach ihrer Vollendung, ist er gestorben. Er widmete sie 
dem Bischof Philipp von Batzeburg, scheint aber auch ein Exemplar 
dem Grafen Adolf von Schauenburg überreicht zu hlaben, zu dem er 
nahe Beziehungen hatte. Seine Nachrichten schöpfte er grölstentheils 
aus mündlicher Mittheilung, vorzüglich vom Bischof Heinrich von 
Lübeck, der zuvor Abt des Aegidienklosters zu Braunschweig ge- 
wesen war und den Herzog auf seinem Kreuzzuge begleitet hatte ^). 
Aus Brüssel gebürtig, hatte Heinrich in Paris studiert und dann den 

') Bud. DamuB, Die SlaTenchronik Arnolds von Lübeck, Ltlb. 1872 u. in 
der Zeitschr. f. Lüb. Geschichte III, 195 — 253. Ausgaben und Uebers. bei 
Helmold. 

>) Forschungen XIII, 317. 

^) Hieran Bchlieltit sich die Historia de duce Hinriqo Über die von ihm 
' erworbene Beliquie des Heiligen Blutes, Quellens. IV, 231 — 253 von Xohl- 
mann, nach welchem sie aus der Chronica Sazonum geschöpft ist. VgL L. Wei- 
land, Deutsche Chroniken ü, 444. 



Arnold von Lübeck. 265 

Schulen in Hüdesheim nnd Brannschweig vorgestanden, bevor er MOnch 
wurde. Nur ungern liefs ihn Herzog Heinrich 1173 von sich, als die 
Lübecker Kirche ihn zum Bischof erwählt hatte. Anderes verdankt 
Arnold den Mittheilungen des Kanzlers Konrad von Querfurt. 
Diesem, seinem Caplan, den die Studien ebenfalls nach Hildesheim 
und Paris geführt hatten, verlieh Kaiser Friedrich nach dem Tode 
des Bischofs Heinrich (1182) das Bisthum Lübeck, dem er aber nur 
kurze Zeit vorstand, weil er sich mit dem Grafen Adolf von Holstein 
nicht vertragen konnte. Er kehrte an den Hof zurück, wurde kaiser- 
licher Kanzler, 1195 Bischof von Hildesheim und von da 1198 nach 
Würzburg versetzt, wo ihn, als er von König Philipp abgefallen war, 
am 6. December 1202 seine Feinde erschlugen^). Arnolds Beziehungen 
zu ihm zeigt aufser anderem der vollständig aufgenommene Brief des 
Kanzlers vom Jahr 1196 aus Apulien an den Scholasticus Herbord 
zu Hildesheim, ein Brief der auf die wunderlichste Weise aus antiken 
Beminiscenzen und späteren italienischen Fabeleien gemischt ist'). Er 
zeigt uns deutlich, wie sehr auch angesehene und ausgezeichnete 
Männer die Leichtgläubigkeit ihrer Zeitgenossen theilten, und es ist 
nicht zu verwundem dafs auch Arnold an dieser Schwäche leidet, 
ungeachtet mancher Mängel behauptet er doch einen sehr ansehnlichen 
Platz unter den Chronisten dieser Zeit und ist besonders für die Ge- 
schichte des nördlichen Deutschlands von grofser Wichtigkeit'). 

Zu beklagen ist dagegen der Verlust einer ausführlichen anna- 
listischen Reichsyeschichte von 1198 bis 1209, von einem wohl unter- 
richteten Verfasser, welcher weder für Philipp noch für Otto einge- 
nommen erscheint und mit Otto's Kaiserkrönung sein Werk abschlofs; 



1) S. über ihn 0. Abels £. Philipp, S. 158—162. 356. Nachrichten über 
seine Familie enthAlt die GrQndungsgeschichte der ecclesia in Castro Quer/orde, 
geschrieben vor 1 198, gedr. in Buders Sammlung verschiedener Schriften (Frankf. 
1735), S. 484 — 490. Neue Ausgabe von Holstein in der Zeitschrift des Harz- 
verems IV, 78 ff. 

*) Vgl. darüber Malsmann: Virgil als Zauberer, in seiner Ausgabe d. 
Kaiserchronik lU, 433 — 460. Creisenach, Die Aepeis, die vierte £cloge und 
die Pharsalta im Mittelalter, Franf. Qymn.-Progr. 1864. Comparetti, Virgilio 
nel Medio avo (2 fide. Liv. 1872) S. 221 der üeberseuung von H. Dfitschke 
(1875). Als Kanzler wird Conrad geschildert und sehr gepriesen von Petrus 
de Ebnlo. 

>) lieber die Hamb-Holst. Beimchronik, deren Fragmente und EIx- 
cerpt 1199—1261 Lappenberg in den Hamb. Chroniken S. 193—226 heraus- 
gegeben hat, vgl. dessen Vorwort S. V — XXII und Waitz, Hist. Zeitsehrifib VII, 
542. Adolf IV zu Ehren vermuthlich im Hamb. Magdalenenkloster im 15. Jahrh. 
verfafst, enth&lt sie über ihn eigenthündiche Nachrichten; sonst ist sie aus den 
Ann. Byensibus et Hamb. und der Bepegow. Chronik entnommen. Vgl. Forsch. 
XUI, 188. 



266 ^« Staufer. § 11. Weifische und niederdeutsche Litteratur. 

vielleicht schrieb er in Hildesheim. Nur in der Braonschweiger fieim- 
chronik ist ein Aaazug davon erhalten^). 

Was wir von diesem Geschichtswerk wissen, und die Schriften 
Hehnolds und Arnolds beweisen einen sehr achtbaren Stand der ge- 
lehrten Bildung in diesen G^enden; die Schulen von Bremen, Hildes- 
heim, Hameb, Braunschweig, deren sie gedenken, scheinen in gutem 
Zustande und erfreulicher Wirksamkeit bestanden zu haben. Auch 
drang die lateinische kirchliche Bildung nun schon über die Grenzen 
in die Nordlande ein und setzte auch hier wirkliche Geschichte an die 
Stelle der unbestimmten und unzuverlässigen Sage. Auch in Denne* 
mark war die Entwickelung eingetreten, welche in allen nen bekehrten 
Beichen nach einiger Zeit vor sich ging, und von den Päbsten aus 
Staatsklugheit immer begünstigt wurde; es hatte sich von der kirch- 
lichen Herrschaft der Bremer Kirche los gemacht, in Lund einen eige- 
nen Erzbischof erhalten und trat in directe Verbindung mit dem 
eigentlichen Mittelpunkte der Kirche, mit Frankreich. Schon sandte 
der dänische Adel seine Söhne nach Paris, um dort zu studieren (Arn. 
Lub. in, 5) und dorthin hatte sich auch der junge Axel oder Ab- 
salon begeben, der 1158 als Bischof von Bothschild, 1177 bis 
1201 auch als Erzbischof von Lund eine hohe und glänzende Stellung 
einnahm. Wie er dem von ihm gestifteten Kloster Soröe eine aas 
Frankreich mitgebrachte Handschrift des Justin zur Ausstattung ge- 
schenkt hat, so f5rderte er auch die einheimische Geschichtschreibung, 
welche schon vor seinerzeit um 1138 ein Bothschilder Geistlicher mit 
der ersten dänischen Chronik, vorzüglich auf Adam von Bremen ge- 
stützt, begonnen hatte'). Die Heiligsprechung und feierliche Erhe- 
bung des 1131 erschlagenen Knud Laward veranlafste 1170 eine 
Schrift darüber in Verbindung mit der vermuthlich schon früher ver- 
fafsten Biographie des Märtyrers^). Auf Axels Antrieb s(^ieb Suen 



1) Weiland, Deutsche Chroniken 11, 447 — 450. Kohlmann, Die Er. Reim- 
Chronik auf ihre Quellen geprafV (Kieler Diss. 1876, 4.) S. 64. 

*) Anonymi Roskildensis Chron. Damcum bei Langebek I, 373, nach der 
Ansicht von (Jsinger, Die Däniächen Annalen und Chroniken des Mittelalters 
kritisch untersucht (Hann. 1861) S. 9. 

') VV'aitz, £ine ungedruckte Lebensbeschreibung des Hereogs Knud Laward 
von Schleswig, aus dem 8. Band der Abb. d. K. Ges. d. W. su Göttingen, 
1858, nach der von Potthast entdeckten Handschrift; vgl. Usingen S. 11. 
L. Giesebrecht in der Zeitschrift d. Gesellschaft f. d. Gesch. v. Schlesw.- Holst, 
u. Lauenb. I (1870). Neue Ausg. des Offiduin 8. KanuH ducis von B. Üsinger 
(mit Einleitung) Quellens. IV, 1—72. Die Vita Kanuti von dem schottischen 
Bischof Robert von Elgin ist leider nur in einem mageren Auszug von Harns- 
fort erhalten, Langeb. IV, 256. 



Sazo Grammaticus. Vita Eannti. 267 

Aggeson nm 1187 seine Chronik^), faijste sich aber Irürzerweil sein 
Gespan Saxo auf des Erzbischoüs Wunsch mit beredterem Stil alles 
ansführlich zu schildern unternommen habe. Dieser Saxo, ein See- 
länder von ritterlicher Herkunft, den man um seiner (Gelehrsamkeit 
willen den Grammatiker nannte, hat in der That ein merkwürdiges 
Werk zu Stande gebracht, eine echt nationale Geschichte, die in 
ihrem älteren Theile ganz auf der heimischen Sage beruht und diese 
mit wunderlichem Bedeschmuck, Justin nachahmend'), au^sutzt'); 
was uns aber hier zunächst angeht, ist die beredte und ausführliche 
Schilderung der Thaten Axels und die Geschichte der Könige dieser 
Zeit, welche die deutsche Geschichte yielfach berührt. Ganz besonders 
gewährt die Beschreibung der Eriegszüge gegen die Wenden, in Ver- 
bindung mit Heinrich dem Löwen unternommen, eine vortreffliche Er- 
gänzung der weniger ausgeführten Nachrichten Helmolds, wenn gleich 
dem ruhmredigen Dänen keineswegs unbedingt zu trauen ist. Dem- 
selben Bestreben, wohl auch der Anregpung Axels, scheint auch eine 
grofse Welt Chronik ihren Ursprung zu verdanken, welche haupt- 
sächlich auf französischer Grundlage in Lund gegen das Ende des 
zwölften Jahrhunderts ausgearbeitet und lange fortgesetzt wurde. Nach 
den Forschungen üsingers ist sie in den Annales Lundenses 
auszugsweise erhalten und liegt allen späteren dänischen Annalen zu 
Grunde. 

§ 12. Localgeschichte. Sachsen. 

Wir haben in den früheren Abschnitten darzulegen versucht, wie 
sich an verschiedenen Orten eine litterarische Thätigkeit entwickelte. 
Jedes Denkmal war uns bedeutend, wenn es die Anfänge und Fort- 
schritte derselben berührte. Jetzt nun, nachdem die ersten Stufen 
längst überwunden sind, ist es weniger nothwendig jede Erscheinung 

^) Suenoms Aggonis fiUi compendiosa Regum Daniae kistoria a Skioldo 
ad Canutum F/, Laogeb. I, 44. Usinger S. 17. 

*) Bühl, Verbreitung des Justinue im Mittelalter, Leipz. Habil. Schrift 1871, 
8. 19 o. 47. 

') Saxonis Qrammaäct Mstoria Danica (— 1186) rece. MflUer et Velscfaow, 
Havniae 1839. 1858. Vgl. Dahlmanns Histor. Forschungen; L. Giesebrecht, 
Wendische Geschichten III, 363 fF. Usinger, Deutsch - d&nische Geschichte 
1189—1227 (Berl. 1863), S. 71. Palodan-MOller in Historisk Tidskrift, 4. Serie, 
5. Band. Ueber das Verh&ltnils cur Knytlingasage O. Fock, BOgensch-Pomm. 
Geschichten (1861) I, 126—136. Für die Ann. Lundenses, Byenses etc. ge- 
nügt es auf die mühsame und sehr verdienstliche Untersuchung Üsingers in 
der angef. Schrift, und auf Dietrich Schäfers D&nische Annalen und Chroniken 
Ton der Mitte des 13. bis zum Ende des 15. Jahrh. (Hann. 1872) sn rer- 
weisen. 



268 V. Stftttfer. § 12. Looalgeschiohte. Sachsen. 

dieser Art zu beachten und hervorzuheben. Ein ziemlich hoher Grad 
gelehrter Bildung hat unter der Geistlichkeit eine weite Verbreitnng 
erlangt, und überall bietet sich strebsamen CÜerikem Gelegenheit zu 
weiterer Ausbildung. Bis gegen die Mitte des dreizehnten Jahrhun- 
derts hält sich dieser Zustand, dann aber reifst immer mehr Bohheit 
und Unwissenheit ein, während die Laien anfangen zu selbständiger 
Bildung vorzudringen und allmählich auch in der Litteratur sich gel- 
tend machen. Die Rechtlosigkeit und Anarchie, welche die Greistiüch- 
keit dm'ch ihren Kampf gegen die weltliche Obrigkeit zuwege gebracht 
hat, trifft in gerechter Vergeltung niemanden schwerer als die Urheber 
selbst: die blühendsten Stifter gehen in den unaufh(>rlichen Kämpfen 
theils zu Grunde, verlieren ihren Besitz und ihre angesehene Stellung, 
theils verdrängt die Nothwendigkeit kriegerischer Gegenwehr alle ge- 
lehrte Thätigkeit, die höhere Bildung, welcher die Geistlichen ihr 
Uebergewicht verdanken. 

Geschichtliche Aufzeichnungen, von der Gestalt zufalliger Notizen 
an bis zur sorgfaltig gearbeiteten Klosterchronik und Biographie, 
kommen während des vorliegenden Zeitraums an vielen Orten vor; 
gewifs ist nur ein Theil davon erhalten, manches liegt auch vielleicht 
noch ungedruckt. Was vorhanden ist und nicht bereits erwähnt wurde, 
werden wir hier in einer kurzen Uebersicht zusammenstellen; es ist 
aber verhältnifsmäfsig und im Vergleich mit der Thätigkeit des elften 
Jahrhunderts nicht viel und versiegt immer mehr im dreizehnten Jahr- 
hundert. 

Aus Magdeburg besitzen wir eine Bisthumschronik^), deren 
schon I, 286 gedacht wurde, weil der auszusondernde erste Theil bis 
1023 reicht. Für die weitere Untersuchung hatte C. Günther ein neues 
Hülfsmittel an der inzwischen gedruckten Magdeburger Schöppen- 
chronik^), deren Verfasser, der Stadtschreiber Hinrik von Laaime- 
springe, um 1360 ein Exemplar der Chronik der Erzbischöfe bis 1142 
ohne Interpolationen vor sich hatte. Die einzelnen Lebensbeschrei- 
bungen sind mehr oder weniger gleichzeitig nach dem Tode der Erz- 
bischöfe verfafst, aber nachträglich beeinträchtigt durch grofse Ein- 
schiebungen, welche nach Günthers Ansicht bei Gelegenheit der An- 
fertigung einer Abschrift für ein von Magdeburg aus gegründetes 
Prämonstratenserstift um 1142 eingeftigt wurden, nebst einer neuen 
Vorrede ^Ne actus veterum"; die weitere Fortsetzung bis 1371 ist 

') Chronioon Magdeburgense ^ Meibom. II, 269 — 371. Emendationen bei 
Mencken III, 360—374. 

') Die Chroniken der deutschen St&dte VII. Magdeburg I. Ausgabe der 
Schöppenchronik von Dr. Janicke, 1869. 



Magdeburger Chronik. Erxb. Wiehmann. 269 

spätere Compilation^). Benutzt warden f&r jene Erweiternng die Nien- 
bnrger Annalen (oben S. 194); fast vollständig ist Brnno's Sachsen- 
krieg aufgenommen. Ausführlich nnd werthyoll sind wieder die Le- 
bensbeschreibungen der Erzbischöfe Norbert (1126 — 1134) nnd Konrad 
(1134—1142), aUein von letzterer ist der Schlnfs vom Tode Lothars 
1137 ab schon früh verloren. Dieser Theil der Chronik ist in dieser 
Bearbeitung benutzt in der Halberstädter Chronik, und bildet die Grund- 
lage der Fortsetzung; die ursprüngliche unveränderte ist kenntlich im 
Chronicon Gratiae Dei (S. 203), im Chronicon Montis Sereni, und im 
Chronographus Saxo. 

Während nun die weitere Fortsetzung gerade über die wichtigen 
Zeiten der Erzbischöfe Wichmann (1152—1192), Ludolf (1192—1205) 
und Albert (1205—1232) überaus dürftig ist, finden sich für diesen 
Abschnitt selbständige und nicht unbedeutende Nachrichten in der 
Schöppenchronik, und wie Janicke vermuthet, sind dieselben aus einer 
ausführlichen Fortsetzung der Stiftschronik entnommen, deren Verlust 
sehr zu bedauern ist; ihre Spur findet sich nach Weiland auch im 
Chronicon Montis Sereni und in der Sachsenchronik'). Nach C. Günthers 
Untersuchung ist die bis 1231 oder 1235 reichende Fortsetzung der 
Gesta auch im Chron. Magdeb. benutzt, aber in deutscher IJeber- 
setzung, nebst Fortsetzungen, welche in längeren Zwischenräumen 1305, 
1325, 1361 angefügt wurden, nnd auch in der Schöppenchronik kennt- 
lich sind. 

Aus der Zeit des Erzbischofs Wichmann ist uns noch ein aus 
Urkunden und Briefen geschöpftes Formelbuch erhalten'), und die 
bedeutende Anregung, welche diese Zeit für geschichtliche Aufzeich- 
nungen gab, zeigt sich auch in dem sog. Chronographus Saxo, auf 
welchen wir bei der Beichsgeschichte zurückkommen werden. Wich- 
mann ist auch von Gotfried von Yiterbo und von Vaganten gepriesen ; 
dem Erzbischof Albert widmete Odo sein Buch vom Herzog Ernst in 
lateinischen Hexametern^). 

Der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts^ gehört die Legende 



M Ueber diese handelt C. Günther: Die Chronik der Magd. Erabisoböfe. 
Zweiter Theil 1142—1371. Ans d. Osterprogr. der Albinus-Scbule su Lauen- 
bürg, 1877. 

>) Forschungen XIII, 188—196. Sie reichten nach S. 194 bis 1220, 
höchstens 1230. 

') Fr. Winter, Der Codex Viennensis (1. Vindobonensis ; er ist aus Wien 
gestohlen) auf der WernigerOder Bibliothek, ein Magdeburger Formelbuch des 
12. Jahrhunderts, Forsch. X, 642 — 648. Gedruckt bei Ludewig, Bell MSS. 
II, 333-480. Regesten Wichmanns von Fr. Winter, Forsch. XIII, 130—155. 

«) Martene, Thes. III, 307—376. 



270 ^' Staufer. § 12. Localgeschichte. Sachsen. 

Wichmanns von Arnstein an, welche kürzlich Fr. Winter ans einer 
ütrechter Handschrift bekannt gemacht hat^). Ans vornehmer Familie 
stanunend, war Wichmann in das Prämonstratenserstift zn Unserer 
Lieben Franen eingetreten (1195 zuerst erwähnt) nnd hatte als Probst 
desselben eine ansehnliche Stellung eingenonmien (1211 — 1228 ur- 
kundlich erwähnt). Seine Wahl zum Bischof von Brandenburg 1221 
war nicht bestätigt Dann aber hat er den Dominicanern 1224 ihre 
Niederlassung in Magdeburg verschafft, ist selbst in ihren Orden ein- 
getreten, und als Bruder des Gonvents zu Freiberg Beichtvater der 
Constantia von Meifsen gewesen, und endlich Prior des Gonvents zu 
Bnppin geworden, welchen sein Verwandter, Graf Gebhard von Am- 
stein, 1246 gestiftet hatte. Dort ist auch seine Legende geschrieben, 
welche von Wundem und Visionen zum Zweck der Erbauung berichtet, 
aber auch einige wenige geschichtliche Kömchen bietet, und filr die 
Ausbreitung nnd die Sinnesart der Dominicaner characteristisch ist. 

Bischof Ans elm von Havelberg (1126 — 1155), später nach 
seiner griechischen Gesandtschaftsreise') (1155 — 1158) Erzbischof von 
Bavenna, hat sich durch verschiedene theologische Schriften einen Na- 
men gemacht, und an den Abt Egbert von Huysburg ein Sendschreiben 
gegen die üeberhebung der Mönche zu Gunsten der Canoniker ge- 
richtet'). Wenn aber Jaff^ (Bibl. m, 566) ihn auch zum Biographen 
des Erzbischofs Adalbert 11 von Mainz gemacht hat, so scheinen dieser 
Annahme überwiegende Gründe entgegen zu stehen. 

Von bedeutendem Werthe ist aus dem Stifte Brandenburg der 
Bericht des Priors Heinrich von Antwerpen, vielleicht noch im 
12. Jahrhundert verfafst, über die Herstellung des Bisthums und der 
Domkirche ^), der in einer Leitzkauer Compilation gedmckt^) und 
als gleichzeitige Quelle zuerst von H. Hahn nachgewiesen wurde ^); 
jetzt berichtigt herausgegeben von W. v. Giesebrecht. Im J. 1221 
war hier die oben erwähnte zwiespältige Wahl, über welche der 

M Magdeburger Geschichtobl&tter XI (1876) S. 180—191. 

>) Ueber diese s. R. DeUloff, Der erste Römerzug Friedr. I (G5tt. 1877) 
S. 26, welcher zwei Gesandtscbaften 1153 u. 1155 annimt, und die Daten von 
Wibalds Briefen 410 u. 411 Jaff<^ anders bestimmt. 

3) ed Spieker in lilgens Zeitschrift f. bist. Tbeol. (1840) X, 2, 95—120, 
nach einer Abhandlung über Anselm S. 3 ~ 94. Das hier falsch gelesene 
Sprichwort ^Pro latema (latrina Spieker) vendis vesicam'' findet sich richtig 
bei Leibn. II, 530. Handschrift in St. Florian, s. Czemy S. 237. VgL unten 
§ 17 über die Vita Adalberti. 

*) Traetatus de urbe Brandenburg, bei Giesebr. IV, 506 — 508, Tgl. 
S. 401. 502. 

s) FundaHo eccl. Letzkensis, bei Riedel, CD. Brand. IV, 1, 283—288. 

^) Die Söhne Albrechta, im Jahresbericht d. Lonisenst&dt. Realschule 
(BerUn 1869) S. 5. 



Harelberg. Brandenburg. Merseburg. 271 

Scböppenchronist sagt: « Hir vint men lange rede af in der Brande- 
borger croniken*. Der Pabst setzte damals als Biscbof Gernand ein, 
den Bomscbolaster von Magdeburg, welcber 20 Jabre lang bis 1241 
diese Wflrde bekleidete nnd ein besonders gater Pnblicist war, so dafs 
seine Schriften als Muster benutzt wurden^). Yermuthen läfst sich, 
daTs schon damals an einer Stiftechronik geschrieben wurde; nachge- 
wiesen ist von C. Günther^), dafs bis 1278 eine ausführliche Chronik 
gereicht hat, welche den Verfassern der erzbischöflichen Chronik und 
der Schöppenchronik in Magdeburg vorgelegen hat. Auszüge davon 
sind verschiedene vorhanden, und eine sehr abgekürzte Bearbeitung 
bis 1308 hat sich in der sog. Chronik des Pulkava erhalten*). 

Aus Merseburg hat sich eine nicht gerade reichhaltige Bis- 
thumschronik^) erhalten, welche aber doch jetzt mit Nutzen zu ge- 
brauchen ist, seitdem Wilmans den ursprünglichen Text hergestellt 
und nachgewiesen hat, dafs sie zuerst 1136 verfafst, darauf 1320 inter- 
poliert und mit einer Fortsetzung versehen ist; weitere Fortsetzungen 
bis 1341, 1431, 1514 schliefsen sich daran. 

Etwas spater, um die Mitte des zwölften Jahrhunderts, ist die 
unbedeutende Lebensbeschreibung jenes Bischofs We ruber verfafst, 
dem Bruno sein Werk über den Sachsenkrieg gewidmet hatte'). Lehr- 
reicher besonders fQr die Ausbreitung der neuen Mönchsorden und ihren 
Zusammenhang unter einander ist das hübsch geschriebene Leben 
Lamberts, des ersten Frohstes der regulierten Chorherren im Kloster 
Neuwerk bei Halle (S. 231). Hierhin wurden 1124 Eeliquien des h. 
Alexander aus Magdeburg gebracht, und 1146 die üebertragung be- 



^) Der Verf. einer Summa prosarum dictaminis nennt sich : „moderni usus 
et magpstrorum qui suis temporibus egregie dictaverunt, maxime Tenerabilis 
patris et domini Gernandi Brandinburg. ep. sedulus Imitator.*' Diese säch- 
sische Summa ist jetzt herausgegeben Ton Rockinger, Quellen und £rört. IX, 
201—346. 

S) Die Chronik der Magdeb. Erzbiscböfe (1877) S. 10-22. 

S) Diese bei Riedel, CD. Brand. IV, 1, 1—22. Zu riel Gewicht scheint 
mir ihrem confusen Autor C. Platner beizulegen, Forsch. XVII, 512 — 520. 
Brandenburg- Brietsner Fragment bei Riedel 8. 276 ff. Andere bei O. t. Heine- 
mann, Albrecht d. Bär 8.421 vgl. 845, u. Märkische Forschungen XI, 1—30 
mit einer genealog. Chronica principum Saxonie^ worin die Brand, benutzt ist. 
Ueber Fragmente bei Henr. de Hervordia s. d. Vorrede von Potthast 8. XXII. 

*) Chronica episcoporvm ecclesiae Merseburgensis, ed. Wilmans, MG. SS. 
X, 157 — 212. Die von Joh. Tylich in den sog. Annales Veterocell. angeführte 
^Chronica aulae episcopalis Merseburgensis " ist gewifs nur eine an diesem 
Bischotahofe von ihm eingesehene Chronik, keine Chronik von Merseburg. Er 
herichtet daraus eine sagenhafte Geschichte von Sonrads von Wettin Vater 
Thimo, S. 169, n. nach S. 165 war darin Theodericus wie im Annalista Saxo 
als egregiae libertatis vir bezeichnet; vgl. Opel 8. 152. 

») Vita Weniheri ep. Merseburg, ed. Wümans, MG. SS. XII, 244—248. 



272 ^'* Staufer. § 12. Looalgeschichte. Sachsen. 

schrieben; ursprünglich hatte Otto I die Beliqnien 964 in Pinna er- 
worben, nnd es scheint eine alte Aufzeichnung benutzt zu sein^). 

Unweit von Merseburg liegt das Kloster Pegau, gestiftet von 
Wipert von Groitzsch, Markgrafen der Lausitz aus wendischem Ge- 
schlecht. Schon im Jahre 1091 war der Bau begonnen und im fol- 
genden Jahre Mönche aus dem fränkischen Kloster Seh warzach 
geholt, welches 1047 durch den Bischof Adalbero von Würzburg mit 
lothringischen Mönchen neu besetzt war'). Doch erst unter dem Abte 
Windolf (1101 — 1150), früher Prior zu Correy, einem ausgezeichneten 
und gelehrten Manne, begann die neue Stiftung zu gedeihen und zu- 
zunehmen. Dieser wird es auch wohl gewesen sein, welcher einen 
Mönch seines Klosters yeranlafste, das Leben des Stifters in Verbin- 
dung mit der Geschichte der Gründung aufzuzeichnen, und ihm zu- 
gleich aus dem Schatze seiner Erinnerungen den Stoff dazu gab'). 
Da aber die vorhandenen schriftlichen Quellen, die von Schwarzach 
herübergekommene Chronik des Ekkehard und die Erfurter Annalen, 
über Wiperts Leben (f 22. Mai 1124) nur wenig enthielten, so ist es 
nicht zu verwundem, dafs die Biographie besonders in ihrem früheren 
Theile durchaus sagenhaft und verwirrt ausgefallen ist. Geschrieben 
oder doch vollendet wurde sie nach Cohns richtiger Bemerkung erst 
nach dem gleich zu Anfang erwähnten Tode des Pfalzgrafen Otto von 
Baiem (5. August i 1 55), aber vermuthlich vor dem Tode des am 
1. Mai 1156 verstorbenen Abtes Windolf, der schon 1150 seine Würde 
niedergelegt hatte. Im Verlaufe seines Werkes gewinnt der Verfasser 
an Glaubwürdigkeit, und seine ausführlichen Nachrichten über die 
Kämpfe zwischen Heinrich V und den Sachsen sind sehr schätzbar 



') Translatio S, Alexandri bei Schannat, Vindemiae litt. II, 73 u. daraus 
Acta SS. Jul. VI, 864. Vgl. Dümmler, Otto I S. 357. Desselben Alexander 
Leib glaubte man auch in Wildeshausen u. in Ottobeuern zu besitzen u. er 
that überall seine Wunder. Die Bollandisten Überlassen dem Leser die Auswahl. 

*) Die ersten Aebte Egbert aus Gorise und Burchard (1076—1096) wer- 
den sehr gerühmt. In der Chronik bis 1590 bei Ludewig, SS. Bamb. II, wird 
häufig auf eine Chronica major verwiesen, die wohl verloren ist. 

*) Annales Pegavienaes et Bosovienses ed. Port«, MG. SS. XVI, 232—270. 
Vgl. L. A. Cohn, Die Pegauer Annalen mit Benutzung handschriftlicher Hülfs- 
mittel kritisch untersucht. Abgedruckt aus den Mittheil. d. Geschichte- und 
Alterthumsforschenden GeseUsch. d. Osterlandes, Bd. IV, Heft 4, S. 472—533. 
Th. Flathe, Wiprecht von Groitcsch, im Archiv f. d. S&chs. Gesch. III, 82, 127. 
Giesebr. III, 1066. Unten S. 274. Durch jene Ausgabe, die erste nach der 
Urschrift, werden die früheren cerstückten Drucke als V, Viperti und Conän, 
Chronici Pegaviensin unbrauchbar. Die Ann, Bosovieneesy nur nach dem Fund- 
ort der Handschrift im Kloster Posen unweit Zeitz so genannt, ftUgen das Stück 
von 1125 — 1195 als Fortsetzung an Ekkehards Chronik nebst zwei kleinen 
Notizen von 1197 nnd 1198. 



Die Pegaaer Amuden. 273 

fOr die Geschiclite Sachaens, wenn auch überall mit Yordcht aufzn- 
nehmen nnd oft trügerisch. In höchst ungeschickter Weise aber, die 
an Gosmas Ton Prag erinnert, sind diese freien nnd lebendigen Er- 
zählungen durchweht mit den buchstäblich abgeschriebenen Erfurter 
Annalen von 1116 an^). Der Besitz dieser Annalen verleitete den 
Verfasser, nicht nur gegen die ursprüngliche Anlage seines Werkes 
zu einer annaUstischen Form und von der Elostergeschichte zu bunt 
gemischter allgemeiner und specieller Geschichte überzugehen, sondern 
auch die eigene Arbeit fast ganz zu unterlassen und sich auf wenige 
Zusätze zu den Erfurter Annalen zu beschränken, in denen er auch 
die sogenannten Lotharianischen Annalen vorfand. Mit dem Jahre 
1149 endigte vermuthlich das ihm mitgetheilte Exemplar und des- 
halb beschlofs auch er hier seine Arbeit. Erst nach langer Zeit dachte 
man an eine weitere Fortsetzung, die bis 1176 fast ganz aus 'den 
Magdeburger Annalen (Chronographus Saxo) entnommen ist, nur mit 
der Abweichung, dafs der jetzt zur Anerkennung gelangte Pabst 
Alexander m hier von Anfang an als der rechtmäfsige hingestellt 
wird, während die Vorlage kaiserliche Gesinnung zeigte. Die weitere 
Fortsetzung bis 1181 ist aber eigenthümlich, sehr ausführlich und von 
greisem Werthe; von verschiedenen Händen und in ungleicher Weise 
ist die Geschichte von da bis 1190 weiter geführt. Endlich wurde 
um das Jahr 1280 noch eine Fortsetzung hinzugefügt, welche an- 
fänglich bis auf wenige mit den Bosauer Annalen übereinstimmende 
Worte aus der Chronik des Martin von Troppau genommen ist, aufser- 
dem aber zum Jahre 1198 und von 1215 — 1227 ausführliche und 
genaue Nachrichten über den Markgrafen Dietrich den Bedrängten 
von Meifsen enthält. Da von Pegau hier gar nichts vorkommt, die 
sogenannte Chronik von Altenzelle, einer Stiftung dieses Markgrafen, 
aber dieselben Nachrichten enthält, so vermuthete Cohn, dafs dieses 
Stück aus einer Altenzeller Aufzeichnung entlehnt sein möge. Doch 
ist dieser Argpiment wieder hiuMlig geworden, seitdem J. 0. Opel 
nachgewiesen hat, dafs diese Geschichte des Wettinischen Fürsten- 
hauses bis 1420 von dem Leipziger Professor Johann Tylich verfafst 
ist und mit Altenzelle nichts zu thun hat^). 

^) Wie Cohn a. a. 0. nachgewiesen hat; entscheidend ist besonders der 
Ausdruck Wigbertum qüendam praedivüem, der sich nur so erkl&ren l&fsL 

') Armales Veterocellenses, mit Einleitung herausgeg. v. Opel 1874 in den 
Mitth. d. Deutschen Ges. in Leipzig I, 2, aber schon 1859 verfafst. Die älteren 
Ausgaben sind dadurch unbrauchbar geworden. Wirkliche kurze Annalen v. 
Altenselle sind als Chronicon Veterocellerue minus ron Mencken II, 435 — 446, 
jetzt als Ann. VeteroceUenses Ton Pertz mit Unterscheidung des Alters der 
verschiedenen Notizen SS. XVI, 41 — 47 herausgegeben. Sie schliefsen sich 

Wattenbacb, Geschichtsquellen IL 4. Aufl. 18 






274 ^* Staufer. { 12. Localgesehiobte. Sachsen. 

Eine wirkliche Elosterchronik ohne einen solchen Auswuchs wie 
die Peg^auer, ist die Chronik von Goseck^) hei Naumburg (1041 bis 
1135), die auch um die Mitte des zwölften Jahrhunderts geschrieben 
ist und über die FamiUe der Stifter, des Erzbischofs Adalbert von 
Bremen und seiner Brüder, der Pfalzgrafen Ton Sachsen, zwar will- 
kommene Nachrichten gewährt, aber doch auch von der mit blofs 
mündlicher üeberliefemng verbundenen Verwirrung nicht frei ist. Die 
weitere Geschichte des Klosters giebt ein Bild der schon so oft be- 
rührten gewöhnlichen Kämpfe und Wechselfälle solcher Stiftungen. 
Auch Gk)seck war bald sehr heruntergekommen und wurde neu herge- 
stellt durch den 1134 erwählten Abt Nenther, welcher die Hirschauer 
Begel einführte. 

In Halberstadt wurde im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts 
eine Bisthumschronik von 780-- 1209 verfafst, von der schon oben 
I, 280 die Bede gewesen ist. Wir haben sie nur als einen Auszug 
älterer und reicherer Aufzeichnungen zu betrachten, der wieder aus 
anderen Quellen vermehrt ist. Um 1140, wo der ältere Theil einst 
abgeschlossen war, werden ihre Nachrichten dürftig und ungenau; 
weiterhin aber berichtet der Verfasser die Geschichte seiner Zeit mit 
besonderer Beziehung auf Halberstadt und gehört hier zu den besseren 
Quellenschriften. Vorzüglich gerühmt wird darin Bischof Gardolf 
(1193—1201), der vor seiner Wahl Heinrichs VI Caplan gewesen war 
und vielleicht einen Lehrer des Briefstils mit nach Halberstadt brachte*). 

Ezcerpten aus Hugo Ton St. Victor, Ekkehard und den Erfurter Annaien bis 
1166 an und reichen bis 1484, sind aber schon im 12. Jahrhundert begonnen. 
Damals sind auch in Altenzelle die Werke des Widukind und Cosmas abge- 
schrieben. Ueber Abschriften der Annaien berichtet Herschel im Serapeum 
XVII, 348. Die Altenzeller Briefsammlung (Arch. Xl, 252) ist von Scheffer- 
Boichorst, Friedrichs letzter Streit mit der Curie, Toeche, Heinr. VI, H. Prutz, 
Heinr. d. Löwe, benutzt, enthält jedoch, wie ich von Scheffer- Boichorst erfahre, 
nur oder fast nur Uebungstücke. Zwei Aufforderungen zum Kreuzzug daraus 
bei Röhricht: Quellenbeitr&ge zur Gesch. d. Kreuzzüge (Berlin 1875,4) S. 32. 

^) Chron. Oozecense ed. Koepke, MG. SS. X, 140 — 157. Leider nicht 
benutzt ist die damals noch nicht bekannte Älteste Abschrift in der Handschrifl 
der Pegauer Annaien, s. Cohn S. 17. 

*) Chronicon Halberstademe ed. Schatz, 1839, 4. Jetzt als Qesta episco- 
porum HMerstadensmm ed. Weiland SS. XXIII, 73—123; vgl. Add. p. VII. 
lieber den Bericht vom 4. Kreuzzug Klimke S. 59— 61. Es folgen bis S. 129 
die Qesta Alberti IL 1324—1349. Benutzt in der Magd. Sehöppenchronik 
nach Weiland, Forsch. XIII, 190. Arch. VIII, 658 merkw. Notiz über den 
Halb. Diac. Marcward, der II. Apr. 1147 in Troyes starb u. der Halb. Kirche 
viele Schulbücher vermachte; im Priscian ed. M. Hertz I p. XVIII wird ein 
Priscian der Halb. Bibl. von ihm erwähnt. Ueber die Summa dictamirUs 
Archiv X, 498; Mittheilnngen daraus von F. Winter in d. Zeitschr. des Harz- 
vereins 1869, II, 3, 190—195. S. 192 ein merkw. Schreiben Gardolfs über 
seine Wahl. Zur Chronologie Gardolfs G. Schmidt, Zeitschr. des Harzvereins 
VU (1874) S. 61—68. 



Chroniken von Goseck,* Halberstadt, Petenberg. 275 

üeber die meifBiüschen Ffirsten nnd Lande erfahren wir' manches 
ans der Chronik des Klosters auf dem Lauterherg oder Peters- 
berg bei Halle (1124— 1225), welche einem Priester Eonrad zuge- 
schrieben wird. Die Hansgeschichte des Klosters , in reicher FtÜle 
erzählt, ist anziehend und lehrreich; anderes zur AnsfOUnng, wie der 
Verfasser selbst sagt, dazu gethan, nicht eben von grofsem Werthe, 
doch gelegentlich branchbar. Benutzt sind darin nach der Ansf&hrung 
Weilands im Vorwort zur neuen Ausgabe die Nienburger Annalen 
(S. 194) mit einer Fortsetzung, welcher auch schon die Pegauer An- 
nalen zu Grunde gelegen hatten, nach Giesebrechts Ansicht (IV, 389) 
jedoch nur durch Vermittelung des Chronographus Saxo, und die ver- 
lorene Fortsetzung der Magdeburger Stiftschronik (8. 269). Von dem- 
selben Verfasser aber ist auch der angehängte libellus über die 
Genealogie der Wettiner^). 

Aus Sittichenbach im Naumburger Sprengel hat sich eine 
Schrift über die Wunder des ersten Abtes Volqnin erhalten, die um 
1250 geschrieben ist, und die Grflndungsgeschichte des Klosters ent- 
hält»). 

Jenseits der Beichsgrenze in Polen entstand im Anfang des 
dreizehnten Jahrhunderts, als Staat und Kirche unter Kasimir dem 
Gerechten neue Festigkeit gewonnen hatten, die Chronik, welche lange 
Zeit gewissermafsen als die officielle Landeschronik betrachtet und in 
Schulen commentiert wurde'). Der Verfasser ist Bischof Vincenz 
von Krakau (1208—1218), welcher in jüngeren Quellen Kadlubek 
genannt wird. Obgleich er einmal (IV, 12) seine Worte an Herzog 
Kasimir (1177—1194) richtet, als ob derselbe noch am Leben wäre, 
so scheint er doch seine Geschichte erst in hohem Alter in dem 



') Ckrofdcon Montis Sereni ed. Eokstein 1844 in drei Hallenser Schul- 
programmen und zusammen 1856, 4. Vgl. Opel, Das Chron. Montis Sereni 
kritisch erl&utert, Halle 1859. Bec Ton A. Cohn, GGA. 1860 S. 841-867, 
vgL dens. über swei Ereignisse des Jahres 1 180, Forschungen I, 329 — 845. 
Neue Ausgabe Ton Ehrenfeuchter SS. XXIII, 130 — 228, mit den Bemerkungen 
von Weiland S. 133. Add. p. YU. u. Forsch. XIII, 194—196. 

*) Miracuh S. Volquim primi abbcUu in Sichern^ bei F. Winter, Die 
Cistercienser I, 368 — 395. Der Ausdruck „sermone pedestri" ist der gelehrten 
Schreibart, nicht poetischer Darstellung, entgegengesetzt. Das durebgSngig 
begegnende Wort miaracla kann wohl nur auf einem Lesefehler beruhen. 

*) Die &lteren Ausgaben, mit weitschweifigen ganz unnützen Commentaren 
▼ersehen, die sich in den jüngeren Handschriften finden, sind unbrauchbar ge- 
worden durch die Ausgabe ron Bielowski im 2. Band der Monumenta Poloniae, 
während die Ausgabe des Grafen Frzedziecki (1862) sehr ungenau, die ron 
Mulkowski durch Aufnahme ron Bielowski's Hypothesen in den Text entstellt 
ist. VgL Zeitsberg, Yinc. KadL im Arch. d. W. Ak. XLH, und Pob. Ge- 
schichtschreibung des Mittelalters (Leipz. 1873) S. 48 — 78. 

18* 



276 ^- Staufer. {12. Loealgeschiolite. Sachsen. 

Cistercienser Kloster Jendrzejow geschrieben zu haben, in welches er 
sich von seinem Bistimm zurückzog, nnd wo er 1223 gestorben ist. 
Vorzüglich hielt er sich bei der fabelhaften Urgeschichte auf, nnd 
hier liefs er sich durch seine classischen Studien zu einer höchst 
merkwürdigen Nachahmung des Cicero yerleiten, indem er vorgab, als 
Knabe die IJnterhaltimgen des Erzbischofis Johann von Gnesen mit 
dem Bischof Matthaeus von Krakau, Stifter des Klosters, angehört zu 
haben, und diese dialogisch wiedergab. Dem entsprechend werden 
hier aus den Brocken unyerdauter Gelehrsamkeit und heimischer Eabehi 
die abgeschmacktesten Erzählungen zusammen gesponnen. Den un- 
glücklicher Weise ihm bekannt gewordenen Justinus miTsbraucht er 
dabei in heilloser Weise, so dals die Meinung aufkommen konnte, er 
habe den ursprünglichen Text des Trogus besessen, welche durch 
A. y. Gutschmid widerlegt ist. Wenn aber Zeiüsberg der Meinung 
ist, Yincentius habe es nicht gewubt, wenn er log, so kann ich mich 
dayon nicht überzeugen. Mit nicht besserer Treue hat er im zweiten 
Buch den sog. Martinus GaUus ausgebeutet. Gröfsere Bedeutung ge- 
winnt natürlich Vincenz im weiteren Verlaufe seines Werkes; doch 
reicht es nur bis 1203. Ueber die späteren polnischen und schlesi- 
sehen Geschichtsquellen genügt es, auf das angeführte Werk yon 
Zeifsberg zu yerweisen^). 

Näher noch als diese polnische Geschichtschreibung berührt uns, 
obwohl räumlich weiter entfernt, die Chronik des neu begründeten 
liyischen Bisthums. Arnold yon Lübeck giebt uns die ersten Nach- 
richten über die Entdeckung und Bekehrung Liylands, die yon der 
Bremer Kirche ausging; den weiteren Verlauf eiiieJiren wir aus dem 
treuen und gut geschriebenen Bericht Heinrichs des Letten, der 
vom Bischof Albert erzogen und unterrichtet, dann yon diesem zu 
mancherlei Geschäften verwandt wurde und eine Geschichte des liyi- 
schen Bisthums von seiner Gründung bis z. J. 1227 yerfafst hat. Mit 
grofser Lebendigkeit werden vorzüglich die vielen Kämpfe mit den 
Esten geschildert; Heinrich war für den gröfsten Theil der von ihm 
geschilderten Begebenheiten selbst Augenzeuge und beobachtet nur in 
Bezug auf seine geistlichen Oberen, die ihn zu der Arbeit veranlagt 
hatten, einige leicht erklärliche Bücksichten'). 

1) Sp&ter erschienen ist die Diss. von G. Krüger: Die Polenchronik des 
Boguchwal (Gott. 1874), nach welcher diese nur in späteren Compilationen 
vorliegt. Fftr Schlesien orientiert: C. Grünhagen, Wegweiser durch die 
schles. Geschichtsquellen bis 1550, Breslau 1876. 

») Heinrici Chronican Lyvwiiae ed. W. Arndt, MG. SS. XXIII, 231—332. 
VgL H. Hildebrand, Die Chronik Heinrichs von Lettland, Berlin 1865. Schirren, 
Der Codex Zamoscianus, Dorpat 1865. Uebersetzt u. erl&utert von £. Pabst, 



Vineens Ton Krakau. Heinrich der Lette. Hildesheim. 277 

Wenden wir nns nun wieder nach dem eigentlichen Sachsen 
zorfick, 80 tritt uns in auffallender Weise die Erscheinung entgegen, 
dafis alles Leben sich in die Ostlichen Grenzlande geworfen hat, wo 
das rasche Vordringen gegen die Wenden eine rege Thätigkeit weckte. 
Auch die noch zu erw&hnende Sachsenchronik: und Albert von Stade 
gehören nach Ostfalen, nnd ebenso die nm 1230 verfafste Chronik des 
Lünebnrger Michaelisklosters^). 

In dem einst so beredten Hildesheim erhielt sich noch die 
Schule in ihrem alten Buhm. Beinald yon Dassel erhielt dort seine 
gelehrte Bildung (Chron. Montis Sereni) und Heinrich von Brüssel, 
der in Paris sich hohe (Gelehrsamkeit geholt hatte, leitete die Schule, 
bis er zu gleicher Thätigkeit nach Braunschweig überging, wo er 
sp&ter Mönch, dann Abt im Aegidienkloster wurde, bis ihn 1173 die 
Lübecker sich als Bischof erbaten (Am. Lub. m, 3). Auch in der 
Altenzeller Briefisammlung wird die Schule gepriesen*}, und Herr Bern- 
hard zur Lippe lernte dort, als er noch für die Kirche bestimmt war. 
Aber geschrieben wurde wenig mehr, und, wenn wir von der verlorenen 
' Beichsgeschichte von 1198—1209, die yielleicht nach Mdesheim ge- 
hört (S. 265), absehen, aulser einer dürftigen Fortsetzung der Bis- 
thums Chronik (S. 29) nur über die Heiligsprechung und feierliche 
Erhebung des h. Bernward (1194) ein Bericht verfafst, der über den 
Cardinal Cinthios und dessen, so wie des Abtes Dietrich zu St. Michaelis, 
Beise nach Bom werthvolle Nachrichten gewährt'). Die fähigeren und 
strebsamen Geister wurden offenbar angezogen durch das angeregtere 
Leben in den Marken, wie wir dies an Vicelin und anderen sehen 
können. Im dreizehnten Jahrhnndert jedoch hatte Hildesheim einen 
sehr ausgezeichneten Bischof an Eonrad (1221—1247), einem eifrigen 
Eetzerverfolger, der in Paris als Lehrer gewirkt hatte, dann Scholaster 
zu Mainz und Decan zu Speier gewesen war. Er nahm 1223 zuerst 
die Minoriten in Hildesheim auf, denen unter anderen auch der Enaben- 
lehrer*) Albert sich zugesellte. Als grofser Prediger und Theologe 

BeTftl 1867. Berkholz, Halt. Monatsehr. XXIV S. 168 ftber Identit&t der Hand- 
sohriflen 5* a. 6 bei Arndt. Uebei' die zweifelhafte Lettische Abkunft s. Wei- 
land, GGA. 1877 8. 786. 

^) Chnmicon Momuterü S. Michaelis bei Wedekind, Noten an einigen Ge- 
lehiohtBchreibem des Mittelalters I, 401 — 422. Nach Waits, üeber eine s&obs. 
Kaisercbronik S. 19, ist der erste Theil in ToUstftndigerem Text Ar die Repe- 
gowische Chronik benntat, doch Tgl. die Einwendangen ron Kohlmann, Die 
Braunschw. Beimcbr. 8. 32. Neue Ausg. Ton Weiland 88. XXIU, 391—- 399. 

') Bei 8cbeffer-Boichorst, Bernbard zur Lippe 8. 10. 

>) Tran8iatioS.Bemwardi, Leibn. 1,469— 481, Acu 88. Oct XI, 1024— 1034. 

*) Magister paeromm. G. Voigt, Denkwürdigkeiten des Minoriten Jordanus 
Ton Giano 8. 633. 



278 ^* Staafer. § 12. Localgeschiohte. Sacluen. 

wird bei dieser (Gelegenheit der Bischof gepriesen. Unter Friedrich II 
in bedeutender politischer Thätigkeit, verzichtete er 1247, der zuneh- 
menden Verwirrung müde, auf sein Amt und starb lebensmüde zu 
Sch6nau bei Heidelberg. Seiner Kanzlei entstanmit das ungemein 
reiche Missivbuch, welches eine Fülle der wichtigsten Actenstücke 
enthält*), und das theoretische Lehrbuch des Meisters Ludolf^). Zu 
nennen ist auch der Domherr Wilbrand von Oldenburg, welcher 1211 
das heilige Land besuchte und sich auch im Auftrag Leopolds von 
Oestreich, der damals einen Kreuzzug vorhatte, zum König Leo von 
Armenien begab. Seine Beisebeschreibung enthält merkwürdige Nach- 
richten über die Beziehungen Heinrichs VI zu den Königen von Ar- 
menien und Cypem. Gestorben ist Wilbrand 1234 als Bischof von 
Utrecht'). Die hier durch ihn veranlaTste Bisthumsgeschichte werden 
wir noch zu erwähnen haben. 

Der Hildesheimer Kachbarschaft, aber dem Mainzer Sprengel, 
gehört das Kloster Beinhausen bei Göttingen an, dessen Stiftmig 
vom Bischof Udo von Hildesheim (1079—1114) und der Fainilie des- 
selben ausging, deren Stammburg dort gelegen war; Bischof Beinhard 
von Halberstadt weihte die Klosterkirche. Der erste Abt war Bein- 
hard, einst, doch wohl in Stablo, Wibalds Lehrer und mit diesem 
fortwährend in zärtlicher Liebe verbunden, wie ihre Briefe bezeugen, 
und auch Konrad m nennt iti seiner Bestätigungsurkunde f&r Bein- 
hausen ihn „eruditor Wibaldi*'. Noch 1168 erhielt er ein Privileg 
von Heinrich dem Löwen, mufs aber damals schon recht alt gewesen 
sein. Wie so häufig, waren den reichen Schenkungen an die neue 
Stiftung vielerlei Anfechtungen gefolgt; andere waren schon angedroht 
fOr die Zeit, wo nicht mehr die Scheu vor dem ehrwürdigen Greise 
Beinhausen schützen würde. Da verfafste Beinhard noch in Form 
einer Urkunde einen Bericht über die Stiftung und die Ausstattung 

') S. darüber Böhmers Begesten S. LXXI. 

*) Summa dictamintem magUtri Ludolßy zum Theil auf der s&chsischen 
ars dictandi (S. 274) beruhend, bei Bockinger 8. 347 — 400. Ludolf ist seit 
1221 als can. S. Crucis nachweisbar, 1236 bisch. Notar, 1239 schoL S. Grueis, 
1252 Deean daselbst, 1260 todt Den Verdener und Lübecker Canonicas 
Ludolf V. Lüchow, 1223—1236 vorkommend, h&lt Grotefend für den Verf. des 
Gedichts über die lat. Syntax, Flores Grammaticae. S. Grotefend im Archiv 
des bist. Yer. f. Niedersachsen 1871 S. 37 — 39. Ueber eine Ethica Ludolfi 
Peiper in der Zeitschr. f. deutsche Philologie V, 168. 

') lUnercariwn Terrae S<mctae^ neu herausgegeben von Laurent, Hamb. 
1859, 4. und in: Peregrinatores Medii Aevi Quatuor ed. Laurent, Lips. 1864, 
4., leider ohne Benutzung der Bemerkungen im Lit Centralbl. i860 Sp. 36. 
Vielleicht gehört dahin noch der Magister Thetmarus, der 1217 seine 
Pilgerfahrt machte, von Laurent 1857 als Hamb. Progr. herausgegeben, vgl. 
Krause, Forsch. XV, 153—156. 



BeinhBUflen. Justins Lippiflorium. 279 

des Klosters, welcher über die dabei beiheiligten Familien schätzbare 
Nachrichten enth&lt^). 

Schon I, 274 gedachten wir des Gandersheimer Eberhart, 
welcher 1216 eine alte Chronik in deutsche Beime brachte. 

Ans Westfalen ist der nm die Mitte des zwölften Jahrhunderts 
verfafsten Lebensbeschreibungen des Bischofis Meinwerk und €h)tMeds 
Yon Eappenberg zu gedenken, welche schon Erwähnung fanden*); aber 
die Faderbomer Annalen erhielten nach 1144 keine Fortsetzung in der 
alten Weise, und nach 1190 verschwindet jede Spur von ihnen. Da- 
gegen hat in der zweiten Hälfte des folgenden Jahrhunderts (zwischen 
1259 und 1264) der Magister Justinus, Schulmeister in Lippstadt, 
in einem sehr eigenthümlichen kleinen Epos toU patriotischer Be- 
geisterung den Herrn Bernhard zur Lippe, den Grfinder von Stadt 
und Kirche gefeiert, nicht ohne dichterische Begabung und in einer 
far seine Zeit meisterhaften Form. Schon Hildesheimer Domherr, war 
Herr Bernhard durch den Tod seines Bruders zum Waffendienst be- 
rufen, und gewann hohen Ruhm als treuer Vasall Heinrichs des Löwen. 
Krankheit trieb ihn als Mönch in das Cistercienserkloster Marienfeld, 
zu dessen Stiftung er mitgeholfen hatte; genesen zog er nach Liv- 
land, wo er 1211 Abt von DOnamünde, 1218 Bischof von Seiburg 
wurde, 1224 starb. Diesem geistlichen Ende verdanken wir die Bio- 
graphie eines Laien, voll von kriegerischen Thaten. Justinus folgte 
ohne schriftliche Quellen dem noch lebendigen Nachruhm des bedeuten- 
den Mannes; um Namen und Zahlen kümmerte er sich nicht viel. Dem 
Enkel, Bischof Simon von Faderbom, wurde das vollendete Lippifloriufn 
gewidmet'). 

Von Westen aus wirkte auf Westfalen der neue Orden der Prä- 
monstratenser ein, wie wir schon oben (S. 202) gesehen haben. Dem 
dreizehnten Jahrhundert gehört noch eine Legende an, welche von 

1) Leibn. SS. I, 703—705. Ueber Ersb. Adalberts gemischte Urkunde 8. 
Kolbe, £nb. Adalb. (1872) 138—142. 

*) Aus der Hist Zeitschr. XXXIX, 154 ersehe ich, dafs in d. Westf. 
XJrkundenbuch , Additamenta von R. Wilmans (Münster 1877) ^der Ubelltu 
Monasterienns de miracuHs S, lAudgeri, die Mteste (1169 — 1173) in Münster 
erfolgte geschichtliche Aufzeichnung, von der wir Kunde haben, und die (eine?) 
Quelle der Vita Meinwerci, eine von Wilmans aufgefundene Schrift über die 
Erbauung des Marienstifts auf dem Berge bei Herford'' sich befinden. 

') Magistri Jiistini Ldppiflorium^ herausgegeben von Dr. G. Laubmann. 
Herr Bernhard aur Lippe, von Dr. P. Sche£fer-Boichorst. Detmold 1872. Reo. 
von Pannenborg OQA. 1872 S. 1328—1346. V. 483—486 sind zu lesen: 

Sanxit in hoc populo jus spirituale quod hnjus 

Ecdesiae pastor cum ratione regat; 
Praesit et ecdesiis, quarnm proventns ad ipsum 
GoUegium spectet, huic alimenta ferat. 



280 ^' S^ii^*Bf* i^^' Loeslgesehiohte. Saehsen. f 13. Thüringen. 

der Stiftung des Prämonstratenser Nonnenklosters Fronnenberg be- 
richtet'). Sie beginnt mit einem hübschen Bilde ans alter Zeit: anf 
dem Berge Haslei an der Bnhr steht eine nralte Linde, welche die 
Dingstatt beschattet nnd an Festtagen anf die T&nze und Spiele des 
Volkes herabschant. Aber diese Tänze nnd Spiele erregten den zelo- 
tischen Eifer des Prämonstratensers Berthold in Scheida, der sich mit 
einem wnnderthätigen Marienbild bewaffiiet dort ansiedelte, nm 1214. 
Mit Hülfe verschiedener Visionen kommt nach seinem Tode durch den 
Erzbischof Heinrich von Molenarken endlich die Gründung eines Klosters 
an dieser Stelle zu Stande. 

Die Anfönge eines anderen Ordens zeigt uns die GrOndungs- 
geschichte des Dominicaner - Frauenklosters Paradies bei Soest') 
(1252 ff.), eine einfach aber lebendig geschriebene Erzählung aus der 
Feder des Bruders Hinrich von Osthoven, des ersten Priors und 
Beichtigers der Schwestern. Der erste frische Eifer der Ordensbrüder 
unter dem Provinzial Albertus Magnus und der unwiderstehliche Ein- 
druck dieser Hingebung auf die vornehmen Laien, welche anfangs viele 
Hindemisse in den Weg legen, tritt uns darin lebhaft entgegen. 

In dem altberühmten Kloster FuFda schrieb der Abt Markward 
(1150—1165) eine Selbstbiographie, die zwar nur kurz ist, aber in 
sehr anschaulicher und lehrreicher Darstellung schildert, wie ein reiches 
Kloster durch seine Nachbarn und Dienstieute um sein Gut kommt 
und wie ein guter Abt es anfängt, ihnen den unrechtmäfsigen Besitz 
wieder zu entwinden. Auch das auf seine Veranlassung von Eberhard 
geschriebene Copialbuch zeugt von seiner verständigen Thätigkeit, und 
darin hat sich diese Aufzeichnung erhalten^). Aber Markward wurde 
durch die Kirchenspaltung aus seinem Kloster verdrängt, und nun 
wurde es wieder ärger als zuvor. Zum 23. Juli 1168 ist sein Tod 
verzeichnet im Todtenbuch von Michelsberg, wo er seine Bildung er- 
halten hatte; von 1142—1150 war er Abt von Deggingen im Augs- 
burger Sprengel gewesen*). 



^) Acta SS. Jun. IV, 59—63. 

*) De institutione Paradysi et hunuli ingressu sororum, per Fr, Hinricum 
de Osthoven^ bei Seibertz, Quellen der W^esthd. Gesch. I, 1 — 13. 

3) Abgedruckt in B^Jbmers Fontes III, 165 — 173 aIs Oesta Marcuardi abb, 
Fuldenm; in Dronke's Traditiones Fuld. S. 153—157. In dems. Buch ist auch 
die Nachricht über Vargula als locus conceptionis Karoli Magni, Tgl. Hahn, 
Lieu de naissance p. 20. 111. 

«) Steichele, Bisthum Augsburg III, 633. 



281 



§ 13. Thüringen. 

Für Thüringen bildeten natürlich Lamberts Jahrbücher die Grund- 
lage der Geschichtschreibnng; anf dem Fetersberg zu Erfurt wur- 
den sie excerpiert, glossiert and fortgesetzt. Mit Hülfe der ans Würz- 
bnrg über Mainz dahin gekommenen AnnaJen von St Alban konnte 
man den Faden weiter führen. Auch Ekkehards Chronik wurde hier 
frühzeitig bekannt. Ein eigener kirchlicher Mittelpunkt fehlte dem 
Lande, da die Absicht des Bonifaz, Erfurt zum Sitz eines Bisthums 
zu machen, nicht zur Ausführung gekommen war^). Doch war Erfurt 
der Sitz der Mainzer Verwaltung, und die lebhafte Verbindung mit 
der Metropole mulste anregend wirken. Auf dem Petersberg hatte 
der Erzbischof Sigefrid Canoniker vorgefunden, und statt ihrer Mönche 
eingeführt'); im J. 1080 aber war mit der ganzen Stadt auch die 
Kirche auf dem Petersberge verbrannt. Als der erste Abt wird Gisel- 
bert genannt, ein Hirschauer, der zuerst nach Hasungen geschickt, 
von hier aber vertrieben war, später Beinhardsbrunn und den Peters- 
berg erhielt, wo er die Hirschauer Begel einführte, dann auch Admnnt 
reformierte und endlich mit dem Herzog Weif nach Jerusalem pilgerte, 
wo er gestorben ist. Das Eloster aber gelangte nun rasch zu be- 
deutendem Ansehen, und es wurden hier Annalen geschrieben, welche 
um Localgeschichte sich wenig kümmern, dagegen zu den bedeuten- 
deren Darstellungen der Beichsgeschichte gehören, weshalb auch schon 
obeu S. 192 von ihnen die Bede war. Wie dort schon erwähnt wurde, 
hat Posse die Spuren einer ursprünglich vorhandenen reicheren Fassung 
der Peterschronik nachgewiesen; für den Theil von 1270 bis 1330 hatte 
schon C. Grünhagen den Beweis geführt'). Die früher für ursprünglich 
gehaltenen Annalen von St. Peter sind vielmehr nur ein dürftiger Aus- 
zug. Sie enthalten aber eine selbständige Fortsetzung bis 1181, welche 
über die letzten Kämpfe Heinrichs des Löwen werthvoUe Auskunft 
giebt. TJebrigens wird naturgemäfs nach 1149, wo das so weit 
vollendete Werk dem Compilator der Pegauer Annalen vorlag, die 
Provinzialgeschichte vorherrschend. 

Theilweise in die Peterschronik aufgenommen sind die Erfurter 

') Rettberg II, 370 denkt sich die »arbs pagaaorum raBticomm** als eine 
offene Landstadt; es wird yielmehr ein rerschanzter Zufluchtsort gewesen sein. 

*) Nach Niool. t. Siegen ed. Wegele 8. 232 im Jahre 1068, aber da war 
er noch nicht Erabisehof. 

S) Zeitschr. des Vereins fttr thür. Gesch. III (1868) S. 86—96. Waits 
über eine s&chs. Kaiserchronik S. 64 weist eine Ueberseuong 1226 — 1836 und 
FortsetKong bis 1361 nach. 



282 ^« SUufer. S 13. Tharingen. 

Annalen von 1220 bis 1254, welche stellenweise recht ansfahrlich 
und von bedeutender Wichtigkeit sind; so enthalten sie namentlich 
sehr schätzbare Nachrichten über den Eetzerrichter Eonrad von Mar- 
burg. Der Geist dieser Aufzeichnungen und die freimüthige Beurthei- 
lung des ruchlosen Kreuzzuges gegen die Stedinger lassen in dem 
Schreiber keinen Dominicaner vermuthen, auf welche sonst verschie- 
dene Erwähnungen dieses Ordensjhindeuten, und denen der letzte Theil 
der Annalen angehören könnte; dals der 1234 verstorbene Canonicus 
Ludwig von St. Sevems den Anfang geschrieben habe, ist wohl eine 
mindestens sehr zweifelhafte Vermuthung Böhmers; er scheint viel- 
mehr Schreiber geheifsen zu haben ^). 

Die neu aufkommenden Bettelmönche fanden in Thüringen eine 
gute Stätte, üeber die Minoriten und ihre Verbreitung in Deutsch- 
land haben wir erst kürzlich eine ungemein werthvoUe neue Quelle er- 
halten in den von G. Voigt aufgefundenen und herausgegebenen Denk- 
würdigkeiten des Jordan von Yane (Giano) im Gebiet von ^poleto, 
welcher einer der thätigsten Leiter der Mission in Deutschland war, 
und als Greis 1262 auf dem Capitel zu Halberstadt seine Erinnerungen 
auf Andringen der Brüder aufgezeichnet hat'). 

Das Aufblühen der Dominicaner in der Zeit ihrer ersten Bein- 
heit und Frische, vorzüglich das Leben und Wirken des Priors Elger 
von Hohenstein in den Conventen von Erfurt und Eisenach, schildert 
uns seine Legende, welche etliche Zeit nach seinem Tode 1242 auf- 
gezeichnet, recht lebensvoll über ihn berichtet. Andere weit abge- 
schmacktere Legenden sind wohl noch jüngeren Ursprungs'). 

Von einem Thüringer, vielleicht Erfurter Dominicaner rührt endlich 
noch das Oompendium der Weltgeschichte bis 1261 her, welches wir 
unten noch zu erwähnen haben; ein anderer, Dietrich von Apolda, 

^) „Hoc anno 2. Kai. Sept. obiit Ludericus scriptor canon. 8. Seyeri Er- 
phordie.'' Gedr. als Ann. Erphord. ed. Pertz, MG. XVI, 26—40. AU Chran. 
Erphord, in Böhmers Fontes II, 388—415. 

') Die Denkwürdigkeiten (1207 — 1238) des Minoriten Jordanua von Giano, 
herausgegeben u. erl&utert von G. Voigt, L. 1870 (Abb. d. k. Ges. d. Wissen- 
schaften). Vgl. Lit. Centralbl. 1870 S. 955, u. die Bemerkungen von G. Voigt, 
HZ. XXXI, 179 — 182 zu einem Werk des beginnenden 16. Jahrhunderts, wo 
ein etwas weiter reichendes Exemplar des Jordan benutzt ist: Johannis de 
Komerovo Tractatus cronice fratrvm nUnarwn observancie a tempore Constat^ 
cienais ooncilii et meciaUter de provinda Polonie^ ed. Zeifsberg, Arch. d. W. 
A. XLIX, 297—425. 

') Legendae de sanctis patribus canventus Yseneicensü ordimU Braedica- 
torunt, gefunden von Hesse, herausgegeben yon MicheUen: Legendarium des 
Dominicanerklosters zu Eisenach, Zeitschr. des Vereins f. thür. Gesch. IV (1861) 
361—394. Viel besprochen wegen des darin erw&hnten Frankfurter Fürsten- 
tages 1242. 



Minoriten u. Dominianer. Keinhardsbrunn« 283 

beschrieb gegen das Ende des Jahrhnnderts das Leben der Land- 
gr&fin Elisabeth^) und verfafste anch eine Biographie des Stifters 
seines Ordens. 

Auiserhalb Erfurts schrieb im Kloster Panlinzelle in der ersten 
H&lfte des zwölften Jahrhnnderts ein Mönch Namens Sigeboto das 
Leben der Stifterin, der Fran Panlina, Bischof Wemhers von Merse- 
burg Nichte, welches aber nicht mehr vorhanden ist'). 

Li besonders inniger Beziehung zum Thflringer Landgrafenhause 
stand das Eloäter Beinhardsbrnnn, yon ihnen 1089 begrflndet und 
Hirschauer Mönchen übergeben, und als ihre Begräbnifsstätte gepflegt 
und gehegt. Die Aebte fanden ihren natürlichen Platz im Bathe der 
Landgrafen, auch wohl in der Kanzlei, und es würde nicht überraschen, 
wenn sich in diesem Kloster etwas von der Correspondenz der Fürsten 
erhalten hätte. Li der That hat sich eine ziemlich umfangreiche 
Sammlung von Briefen erhalten, welche für das Klosterleben des 
zwölften Jahrhunderts nicht unwichtig ist, und mitten darunter, ohne 
irgend eine Ordnung, Briefe des Landgrafen, des Kaisers Friedrich I, 
Heinrichs des Löwen und anderer Fürsten. Sie erscheinen auch in 
Sudendorfs Begistrum n, 125 — 130 zwischen geschichtlichen Docu- 
menten, aber gerade da, im Vergleich mit wirklichen Briefen, wird 
eine aufmerksame Betrachtung sogleich zeigen, dafs dergleichen kurze 
Billets aus fürstlichen Kanzleien nicht hervorgegangen sein können, 
sondern dafs wir nur eine sehr dürftige Schulübung vor uns haben'). 

Dagegen begegnet uns ein Brief des Landgrafen Ludwig II in 
fremdem Lande. Um das Jahr 1163 schickt er zwei Söhne nach 
Paris und empfiehlt sie dem König Ludwig YII; der fähigere von 
ihnen soll beim Studium bleiben. Auch dieser Brief ist sehr schlecht 
stilisiert und in unpassender Form abgefafst. Ist er echt, so mufs 
der Landgraf einen elenden Concipienten gehabt haben, und auch die 
feindliche Stellung des Königs von Frankreich zum Kaiser läfst diesen 
freundschaftlichen Verkehr unwahrscheinlich erscheinen. Aber der Brief 
ist der Handschrift von St. Victor entnommen, welche aus der könig- 

*) Canis. V, 143; ed. Basn. IV, 113. Es ist eine Compilation, deren 
wichtigste Elemente dem Leben des Landgrafen Ludwig entnommen sind. Der, 
wie es seheint, älteste Bericht über ihre Wunder von 1230 bei Henke, Konrad 
von Marburg (Marb. 1861) S. 53—58. 

') Erwähnt in der Vita Wernheri Mers. SS. XII, 245. Ein Aussug im 
Chron. eccl. Nicolai de Siegen ed. Wegele p. 271—273. 

>) Bethmann im Arckir IX, 545 — 548 (1847) beschrieb suerst die Hand- 
Bchrift. Ausgabe von C. Hoefler : Der Epistolarcodex des Klosters Reinhards- 
bninn, Arch. d. W. Ak. V, 1 — 66. Ueber die Natur der Briefe als Sohul- 
Btficke Wattenbach ib. XIV, 57. Vgl. auch Hesse Ober den etc. im Serapeum 
XXni, 337 ff. 



284 ^* Staufer. § 13. Thüringen. J 14. Baiern und OeBterreicli. 

liehen Kanzlei stammt mid die wichtigsten Correspondenzen ans der 
Zeit Ton 1159 bis 1172 enthält, überaus wichtig fftr die C^chichte 
des Schisma. Enthält dieselbe anch TJebnngstflcke, so ist doch schwer 
zn begreifen, wie man gerade auf einen solchenBrief verfallen wäre ^). 
Doch wir kehren nach Beinhardsbrnnn znrflck. J. Ficker hat 
die Anfinerksamkeit anf wichtige nnd merkwürdige Nachrichten über 
Heinrich VI gelenkt, welche sich in der damals noch nngedmckten 
Beinhardsbmnner Chronik befanden. Seitdem hat Wegele diese ganze 
Chronik heransgegeben'). Allgemein angenommen wifr die Meinung, 
dafs einem Beinhardsbmnner Mönche die hier allein erhaltenen wichtigen 
annalistischen Nachrichten ans den Jahren 1180—1193 zn verdanken 
wären. Allein nach den üntersnchnngen von Otto Posse') ist diese 
Ansicht wohl nicht mehr haltbar. Nichts weist in jenen Annalen auf 
Beinhardsbrnnn. Thüringischen Ursprunges jedoch scheinen sie zn 
sein; geringe Spuren davon finden sich auch in der Peterschronik. 
Nachgewiesen hat nun femer 0. Posse, dals es noch im 16. Jahr- 
hundert ein in Beinhardsbrnnn entstandenes, unter dem Namen Hi- 
storiae angefahrtes Geschichtswerk gegeben hat, von welchem die 
Annalen des Codex in Hannover, wo sie mit der Magdeburger Stifts- 
chronik vermengt sind, das vollständigste Bild liefern; doch sind in 
anderen Auszügen und Benutzungen einzelne Stellen besser erhalten. 
Diese Historien sind erst gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts ans 
mancherlei Quellen zusammengearbeitet, von denen die Peterschronik, 
das sog. Chronicon S. Aegidii u. a. bekannt sind. Einheimische An- 
nalen lagen dem Verfasser nicht vor, und f&r die Geschichte des 
Klosters war er auf Sagen und Urkunden angewiesen; auch die Ge- 
schichte der Landgrafen, welche zu verherrlichen ihm ein Hauptzweck 
war, schöpfte er zum Theil aus der Sage, und er liebte es, durch 
einen gesuchten schwülstigen Stil die Ueberlieferung, anch wo sie ihm 
schriftlich vorlag, nach seiner Meinung zu verschönem. Eine über- 
aus wichtige Quelle aber lag ihm noch vor, nnd ist uns dadurch, 
da£B er sie fast ganz in sein Werk aufnahm, erhalten, nämlich das 
sehr anziehend geschriebene Leben des Landgrafen Ludwig des 



^) Der Brief steht bei Du Chesne IV, 704, Bonqaet XVI, 42. Vgl. Knochen- 
hftner, Thür. Gesch. S. 163. Die Hds. ist Vat. Christ 179, HZ. XXXI, 476. 

') AfmeUes Rsinhardsbruimenses. Thüringische GeschichtsqaeUen I. Jena 
1854. Emendationen Lit. CentralbL 1854 S. 425. 

*) Die Reinhardtsbranner Geschichtsbfioher. Eine yeriorene Qnellenschrift. 
Zar Kritik der späteren thüring. Geschichtschreibong. Von Dr. Otto Posse. 
Leipzig 1872. Vgl G. Waiti, HZ. XXVIII, 221 — 223. Lit. CentralbL 1872 
8. 414. 0. Posse, Thfir. Sagen. Zur Kritik der späteren thflr. Geschieht- 
Schreibung bis auf Bothe. HZ. XXXI, 83^72. 



Leben des Landgrafen Ludwig. 285 

Heiligen (st. 1227), Termuthlich von seinem Caplan Berthold verfafst, 
eine der ausgezeichnetsten Biographieen des Mittelalters, ans einer 
Zeit, in welcher dieser Zweig der Litteratnr schon zn verdorren be- 
ginnt Der Text derselben lä&t sich nm so sicherer herstellen, da 
wir anch eine sehr schöne deutsche üebersetzung davon besitzen^), 
welche der Beinhardsbmnner Schalmeister Friedrich Ködiz von 
Saalfeld im Anfang des vierzehnten Jahrhunderts verfafst hat, ein 
eben so ansprechendes wie lehrreiches Denkmal ans der Blüthezeit 
Thüringens. 

§ 14. Baiern und Oesterreich. 

Die hohe Bedeutung der Salzburger Kirche in dem gewaltigen 
Kampfe zwischen Friedrich Barbarossa und Alexander m hat uns eine 
Gruppe wichtiger Quellenschriften schon früher betrachten lassen. Es 
bleiben noch die minder wichtigen Aufzeichnungen einzelner Klöster 
zu erwähnen. So die stark mit Fabeln versetzte Geschichte von Wind- 
berg bei Straubing, wo nach früheren formlosen Anfängen Graf Albert 
von Bogen 1142 Pramonstratenser unter dem Probst Gebhard von 
Cöln einführte^ der 1146 Abt wurde und bis 1191 auch für wissen- 
schaftliche Ausbildung thätig war. Noch vorhandene Handschriften 
mit Versen, in denen er die sorgfältige Aufbewahrung und Benutzung 
der abgeschriebenen Autoren empfiehlt, zeugen davon und die auf 
seine Veranlassung aufgezeichnete und fortgesetzte Geschichte der 
Kirche und des Klosters'). 

Unbedeutend sind die von Böhmer') als Annalen zusammenge- 
fafsten Notizen aus Seldenthal bei Landshut, von 1108—1347. 

In Nieder-Altaich wurde die sehr fabelhafte Geschichte zweier 
Klausnerinnen, der Salome und der Judith, beschrieben, welche an- 
geblich die Nichte und die Tochter eines englischen Königs gewesen 
waren, und unter dem Abte Walter (wohl der 1068 erwählte Waltker) 
auf der Heimkehr von Jerusalem hier Aufnahme gefunden hatten^). 

Im Kloster Scheiern zeichnete sich der Mönch Konrad (1205 
bis 1241) durch Gelehrsamkeit und Kalligraphie aus; seit Aventin 
pflegt man ihn den Philosophen zu nennen. Es ist ihm aber, wie 



1) Das Leben des h. Ludwig, herausgegeben von H. Rückert. Lpz. 1851. 

*) Jeut als Primordia Windbergensia herausgegeben von Jaffa, MG. SS. 
XVII, 560 — 565 ; sie reichen nicht über die Kirchweihe von 1 167 hinaus. 
Daran schliefsen sich wenig bedeutende Annaks Windbergenses 1 196 — 1393. 

>) Fontes III, 526—529 als Annales Seldentcdensea aus Mon. Boica XV. 

*) Acta SS. Jun. V, 493—499; s. oben S. 20. 



286 V. Staufer. § 14. Baiern und Oesterreich. 

dem Tegemseer Werner, yiel mehr zugeschrieben, als er wirklich zq 
verantworten hat, nnd nach der sorgföltigen üntenrachnng des Grafen 
Hnndt ist namentlich der Liber /undationis (Chromeon ScMrense), be- 
sonders wichtig dorch die darin enthaltenen Nachrichten über die 
Witteisbacher, nicht von ihm , sondern von dem Abt Eonrad I von 
Lnppnrg (seit 1206), welcher sich namentlich anch nm wissenschaftliche 
Th&tigkeit xmd Vennehnmg der Bibliothek sehr verdient machte, den- 
noch aber 1225 vom Herzog zur Abdankung genöthigt wurde; sein 
Nachfolger Heinrich (1226 — 1259) wirkte aber in demselben Geiste. 
Nach dieser Ansicht des Grafen Hundt wäre der Schlufs erst nach- 
träglich hinzugesetzt; vorzüglich aber ist die Ausgabe von JafPe ent- 
stellt durch !£!inschiebung des cap. 16, welches besonders durch Fabek 
Anstofs giebt und in der ursprünglichen Handschrift fehlt, nach Jaff4 
von des Schreibers Eonrad Hand zugesetzt ist. Diesem verbleiben 
danach die freilich dürftigen, aber nicht werthlosen Annalen 1077 bis 
1226. Merkwürdig ist, wie in Scheiem gleich auf die ersten Anfönge 
des Elosters völliger Verfall folgte, aus dem es sich im Anfange des 
dreizehnten Jahrhunderts vorübergehend erholte^). 

Aus dem Eloster Diessen ist uns keine Chronik, wohl aber eine 
merkwürdige Legende erhalten. Graf Berthold von Diessen hatte in 
dem von ihm gestifteten Eloster auch sein fünl^^^^^s Töchterchen 
Mathilde dargebracht, welche später als Aebtissin nach Edelstetten 
zwischen Augsburg und Ulm postuliert wurde. Nur mit Hülfe eines 
päbstlichen Breve (vom 22. November 1153 oder 1154) konnte der 
Bischof Eonrad von Augsburg sie- zur Annahme bewegen; es war 
nicht leicht, dort die Clausur herzustellen, den gewohnten Verkehr mit 
ritterlichen Besuchern abzuschaffen. Auch den Hof Eaiser Friedrichs, 
ihres Verwandten, mufste sie eines Rechtsgeschäfts wegen in Begens- 
burg aufsuchen; sterbend liefs sie sich zuletzt wieder nach Diessen 
bringen, wo sie am 30. Mai 1160 verschied. Doch erst um 1200 ist 
ihr Leben beschrieben von Engelhard, einst Abt, damals aber nur 
noch Mönch in Langheim bei Culmbach. Eine Gräfin, Mathildens 
Verwandte, hatte ihm von ihrem Leben erzählt; dafs er nur wenig 
von ihr wisse, beklagt er selbst und hilft sich, wie gewöhnlich, mit 
der Schilderung eines ascetischen Lebenswandels^). Ein Umstand aber 

1) Chunradi Schirensis Chronicon, Catalogi, Annales ed. Jaffiä, MG. SS. 
XVII, 613 — 633. Die Kataloge der Päbate etc. sind grofsentheils aus Gotfried 
Yon Viterbo geschöpft. Heotor Graf Hundt in d. Abb. d. Müncb. Akademie, 
Hist Classe IX (1866) S. 205—340. 

') Daxu gehört auch S. 445: ^Contempsit et balnea cum Petro audiens: 
Qai lotus est non incUget nisi ut pedes lavet, Quos etiam ipsam lavisse (hier 
schiebt Henschen stillschweigend ein non ein) negaTerim, ne audiret illud to- 



Scheiem. Diessen. Scbeftlum. Wessobrunn. 287 

hindert ihn dabei, ihr schönes langes Haar, welches man nach ihrem 
Tode abgeschnitten hatte nnd vom Elosterthnrm auszuhängen pflegte, 
vm Gewitter zu yeiBcheuchen. Diesen deutlichen Beweis dafür, dafs 
Mathilde sich der strengen Begel niemals unterworfen hat, sucht Engel- 
hard vergeblich zu entkräften^). 

Aus Benedictbeuern (S. 59) hat Jaffa noch einige geschichtliche 
Aufzeichnungen des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts entdeckt 
und herausgegeben, deren Ergebnifs nicht sehr erheblich ist'). 

Aus Scheftlarn, wo 1140 Otto von Freising Prämonstratenser 
einführte, und bald darauf Probst Heinrich (1164 — 1200) sich durch 
Yermehrang der Bibliothek verdient machte, sind neuerdings Annalen 
von 1092 bis 1247, und von 1215 bis 1272 herausgegeben, welche 
fOr die erste Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts ausführlich und nicht 
unwichtig sind*). Erhalten hat sich eine Abschrift von Roberts Gre- 
schichte des ersten Ereuzzuges, welche der Probst Heinrich fEir Bar- 
barossa machen liefs, mit einem roh gemachten Bilde des Kaisers 
und Widmungsversen ^). 

In Wessobrunn lebte die flei&ige und geschickte Schreiberin 
Dimud, zu deren Andenken der Bruder Eonrad mit dem Beinamen 
Pozzo eine Stiftung machte, allen gelehrten Elosterbrüdem zur Er- 
getzung^). Wenn aber Leutner die Annalen von 1195 bis 1279, 
welche im sechzehnten Jahrhundert Stephan Leopolder in seine Chronik 
aufnahm, diesem Eonrad zuschreibt, so widerspricht dem die Chrono- 
logie, da er in der ersten Hälfbe des 13. Jahrhunderts lebte und der 

nitrunm: Si non lavero te^ non habebis partem mecum," Engelhard wusch 
sich also Termathlich gar nicht. 

>) Vita S, Mathildis in Dyezzen, bei Canis. Antt. Lectt. V, 2, 9 und 
daraus von O. Henscben Acto SS. Maii VII, 442 — 457. Notae Dieuenses ed. 
Jaffö, MG. SS. XVII, 323—331, a. 1122-1432, susammengestellt aus Nekro- 
logien nebst einem CataL Praepositorum und Nachrichten über die Familie 
der Stifter. 

>) Annaks Benedictoburani a. 1109 - 1166. 1191 — 1211. 1278. Notae 
Buranae (über Eirchweihen) ed. Jaffö, MG. SS. XVII, 319—322. 

') Annales Sckeftlarienses ed. Rudhart in: Quellen und Erörterungen 
zur bayrischen und deutschen Geschichte (München 1866) I, 365 — 404. Nene 
Ausg. Ton Jaffe, UQ. SS. XVII, 334—350. Der Anfang beruht auf Ensdorfer 
und Begensb. Aufzeichnungen und ist auch den Ann. Meli, und Salisb. ver- 
wandt; Ton 1163 an sind sie selbständig und gleichseitig. Notizen über Kirch- 
weihen und ein Probstyerzeichnifs sind als Notae Scheftlarienses hinzugefllgt. 
Vgl. oben S. 208. 

*) Cod. Vat. 2001, Arch. V, 468. 

*) „Ut singulis annis in anniversario b. Dimudis .... omnibus litteratis 
confratribus Deo ibidem militantibus honesta consolatio impendatur.'' Leutner 
Hist. Wessofont. I, 253. Verzeichnifs der Ton ihr geschriebenen Bücher Serap. 
II, 249. Ueber sie B. Pez, Thes. I, Diss. isag. p. XIX — XXII. Ein Brief- 
wechsel zwischen ihr und der Herluca in Bemried war damals schon yerloren. 



2gg V. Staufer. § 14. Baiern und Oesterrekk. 

YedaßBBT der Aimalen noch 1308 gelebt haben mnCs. Den Antor 
Eonrad zn nennen, wnrde Leutner nnr durch die Beischrift veranlafst: 
«Qoi me scribebat, Conradus nomen habebat." Das ist aber die Form, 
in welcher die Abschreiber sich zu nennen pflegen. 0. Lorenz (I, 145) 
hält jene Annalen für einen Auszug aus der Chronik des Frohstes 
Konrad von Eanshofen (1277— 131 1)*). 

In dem Kloster Mondsee unweit Salzburg schrieb Liutold ein 
Plenar und ein Passionale, dem er eine Einleitung in recht guten 
Hexametern yoranstellte, und nicht minder lobenswerth sind seine vier 
Epitaphien des Abtes Konrad, welcher 1127 durch Bischof Cuno von 
Begensburg aus Siegburg nach Mondsee gekommen war und wegen 
seiner Strenge bei der Bückforderung entfremdeter Klostergüter 1145 
erschlagen wurde. Es ist deshalb nicht anzunehmen, dafs auch die 
in schlechten leoninischen Versen verfalste, sehr geschmacklose Grrün- 
dungsgeschichte des Klosters bis auf die Herstellung desselben durch 
Kaiser Heinrich 11 Ton Liutold herrühre^). 

Tegernsee ist uns wichtig durch die früher erwähnte Brief- 
sammlung, und der Geschichte der deutschen Litteratur bekannt durch 
den Dichter Werner'); aus derselben Handschrifb stammt auch der 
«ludus de antichristo*", der gewils sehr merkwürdig und beachtenswerth 
ist, wenn ich auch der Auffassung seines neuesten Herausgebers nicht 
vollständig zu folgen vermag^). An geschichtlichen Denkmalen aber 
ist Tegernsee auffallend arm. Man beschäftigte sich hier gern mit 
der fabelhaften Urgeschichte, mit Norix des Hercules Sohn und anderen 
bairischen Fabeln, mit Adalbert und Otker'), den angeblichen Stiftern 

*) Die Annalen bei Leutner 1. 1. II, 26 — 35. Stüls im Notizenblatt der 
Wiener Akademie 1854 S. 468 bezweifelt die Existenz der Chronik und be- 
zieht die Anföhrung in der Forts, d. Reichersberger Chronik auf das noch in 
München vorhandene Begistrum; es müTste leicht festznstellen sein, ob die 
Worte darin sind. — Die Inschrift eines besonders schönen 1178 in Bans- 
hofen geschriebenen Evangeliars Archiv VII, 995. 

') Chronicon Lnnaelacense p. 128. Urkundenbueh des Landes ob der 
Enns I, 102—108. Die Epitaphien im Chron. Lun. p. 124 vgl. Denis II, 750. 
Yerse Liutolds unter seinen Abschriften bei B. Pez, Thes. I, Diss. p. IV. Aus 
einem Mondseer Codex kennen vrir auch den Magister Chonradus, welcher in 
seinem Computus von 1200 zuerst den Fehler des Julianischen Kalenders er- 
örterte, s. Kaltenbrunner, Wiener SB. LXXXII, 293. 

') Ueber ihn fV. Kugler, Kl. Schriften I, 20 iF. Es wird ihm aber vieles 
ohne Grund zugeschrieben, nur weil es in jener Briefsammlung steht; vgl. 
Feifalik, Wernhers driu Liet (Wien 1860) S. XVI— XX. 

*) Gerb. v. Zezschwitz : Vom Römischen Kaisertum deutscher Nation. Ein 
mittelalterliches Drama. Nebst Untersuchungen über die byzant. Quellen der 
deutschen Kaisersage. Leipz. 1877. 

^) Vgl. darüber Leibn. Ann. Imp. I, 83 und über die bairische Sagen- 
geschichte Maüsmanuy Kaiserchronik III, 784 — 819. 



Mondsee. Tegernsee. Passau. 289 

des Klosters, und mit den Wnndem des Schutzpatrons, des heiligen 
Qnirinus* Zum Preise dieses Heiligen yerfafste Metellas mn die 
Mitte des zwölften Jahrhunderts ein umfangreiches Gedicht, welches 
durch grofse Sprachgewandtheit überrascht, und auch geschichtliche 
Nachrichten enthält^); eine Bearbeitung seiner Passio mit den Wunder- 
geschichten in Prosa von dem Mönch Heinrich ist nach Bursians 
Ansicht jünger und mit Benutzung jener Verse gearbeitet'). Eine mit 
grofsem Aufwand yon rednerischem Schmuck geschriebene Gründungs- 
geschichte in Prosa') ist wohl schon älter, vielleicht noch aus dem 
elften Jahrhundert; es schliefst sich daran eine dürftige Chronik des 
Klosters, die ursprünglich im Anfang des zwölften Jahrhunderts ver- 
fafst sein mag, aber nur in einer späteren üeberarbeitung vorhan- 
den ist. 

Alle diese verschiedenartigen Aufzeichnungen, die auch an um- 
fang nicht bedeutend sind, gewähren jedoch über die eigentliche Ge- 
schichte der Zeit, besonders nach dem Frieden von Venedig, aufser- 
ordentlich wenig und beschränken sich auf die äufserlichsten Ereignisse. 
Mit Becht hebt Böhmer es als einen Beweis unserer grofsen Armuth 
an Nachrichten hervor, dafs keiner der uns erhaltenen zeitgenössischen 
Schriftsteller, da die Passauer Annalen (S. 234) verloren sind, auch 
nur den Namen Alberts des Böhmen nennt. Denn dieser Albert, 
der Böhme genannt, aber ein Baier von Geburt, nach den Forschun- 
gen des Freiherm Otto von Lerchenfeld ^) ein Behaim von Kager, ein 
angesehener Sachwalter an der päbstlichen Curie unter Innocenz ni 
und Honorius III, seit 1223 als Domherr, seit 1224 als Archidiaconus 
von Passau nachgewiesen, war 1237 als übereifriger Päbstler ver- 
trieben, kehrte aber 1238 als Agent der Curie wieder, und erhielt 
1239 von Gregor IX den Auftrag, den Bann gegen Friedrich 11 zur 
Geltung zu bringen; er entfaltete gerade im südöstlichen Baiem eine 
aufserordentliche Thätigkeit, ging als Domdechant von Passau zum 
Concil von Lyon, bewirkte 1250 wesentlich die Absetzung des Bischofs 
Büdiger, wurde aber endlich 1256 gefangen und soll sogar von seinen 
Gegnern geschunden sein; 1258 wird er zuletzt erwähnt. Aber wir 
würden, abgesehen von den lange übersehenen Nachrichten der Passauer 
Annalen, gar nichts von ihm wissen, wenn nicht durch einen glück- 

1) Metelli Qmnnalia bei Canis. III, 2, 1 17 ff. Vgl. Arohir X, 635. Barsian, 
Manch. SB. 1873, S. 473—518; das sechste Buch hält er ftbr jünger. 

)) Th. Mayer im Archiv fQr österr. Gesch. - Quellen 1849, II, 342 ff. 
Vgl. NA. II, 397. 

») Pez. Thes. UI, 3, 476—496. 

«) Historisch-politische Blätter LXXIV, 352— 369. 421— 438. Schirrmacher 
schreibt ihn dem Passauer Ministerialengeschlecht von Possemünster zu« 

V^attenbach, Qeschiohtsqaellen IT. 4. Anfl. 19 



290 ^* Staufer. | 14. Baiern und Oesterreich. 

liehen Znfiall sein Notizenbnch erhalten wäre, welches eine Fülle der 
wichti^ten Actenstücke enthält^). 

Der Annalen ans den österreichischen Klöstern, welche nns 
doch anch bis anf Budolfs Zeit nnr Bmchstücke bieten, gedachten 
wir schon oben. Das Land erhob sich nnter den Babenbergem znr 
schönsten Blüthe, nnd seine hohe Bedeutung in der Geschichte der 
deutschen Poesie tritt gegenwärtig immer heller ans Licht. Dann 
aber wirkte das Zwischenreich, da hier gleichzeitig 1246 anch die 
Babenberger ausstarben, doppelt verderblich. In Wien dichtete um 
die Mitte des Jahrhunderts Jans der Enenkel in deutscher Sprache 
eine grofse Weltchronik, nach der Art der Eaiserchronik, und daher 
nicht als Geschichtswerk zu betrachten. Etwas mehr geschichtlichen 
Inhalt hat sein Fürsten buch von Oesterreich und Steier, in dem 
freilich auch die ganz fabelhafte Vorgeschichte den grö&ten Baum 
einnimt, und selbst die Geschichte des letzten Babenbergers , Fried- 
richs des Streitbaren, schon ganz sagenhaft ist, das aber doch über 
diese spätere Zeit manches geschichtliche und viele charakteristische 
Erzählungen und Schwanke enthält'}. 

Jene Sagen über die Herkunft der Babenberger und ihre frühesten 
Zeiten finden sich zum Theil auch schon in den Versen, welche im 
Kloster Zwettl zu Ehren der Stifter, der Kunringer, gedichtet 
wurden, noch unter dem Abt Hadamar II, der 1215 nach dem Ge- 
lobten Lande zog und dort starb'). 

In Sanct Florian scheint unter dem Probst Engelbrecht (1172 
bis 1203) die Letonie gedichtet zu sein^), mid lateinische Dichtungen 
des 1223 oder 1224 verstorbenen Probstes Alt man und eines jüngeren 
Altman aus der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts') lassen auch 

*) Herausgegeben von Höfler, in der Bibliothek des Lit. Vereins XVI ^, 
3 — 153. Ezcerpte eines zweiten verlorenen Buches bei Oefele l, 787 — 800. 
8. Böhmer, Regg. Imp. von 1198—1254 S. LXVIII. Ratzinger in den Hist. 
polit. Bl&ttem LXIV. Schirrmacher, Albert von Possemünster, Weimar 1871. 
Winkelmann, Hist. Zeitschr. XXVII, 159—164. 

') Bei Rauch SS. Rer. Austr. I, 252 — 373 und besser von Megiser, Linz 
1618; vgl. Schatzmayr in d. Zeitschr. f. österr. Gymn. XX, 419 — 440. Ueber 
seine Weltchronik Mafsmann, Kaiserchronik III, 103 — 113. Bruchstücke daraus 
von Karl Roth, München 1854. Kaiser Friedrich II aus der Leipz. Handschrift 
der Weltchronik in d. Zeitschrift f. Deutsches Alt. V, 268—293. 

') Versta a senioribus hutus domus scn'pti^ überarbeitet zu Zeiten >^des 
Abtes Ebro (1273 — 1304). Liber fundationum monasterii Zwetlensis ed. Fräst, 
Fontes Rer. Austriacarum, Urkunden III, 1851. VgL Friefs, Die Herren von 
Kuenring, Wien 1874. 

^) JSach J. Voigt in den Studien zur deutschen Sprache u. Litt, von H. Paul 
n. W. Braune (1873) I, 108—146. 

*) Kachrichten darüber in einem unvollendeten Werk über die litt. Leistungen 
des Stifts St. Florian von C. Müblbacher. 



Oesterreich. Enenkel. Regensbarg. 291 

hier ein frnchtreiches Stadinm der alten Classiker erkennen, aber ge- 
Bchichtliclie Aufzeichnungen finden sich nicht. 

Eine starke Hinneigung zum Märchenhaften, und Mangel an ernst- 
lichem Geschichtstndium zeigt auch das zwischen 1125 und 1141 in 
Goetweih geschriebene Leben Altmanns yon Passau, von dem 
50 Jahre später durch einen fremden Abt Bobert, der sich als 
Gast im Kloster aufhielt, eine neue gänzlich phrasenhafte Bearbeitung 
verfafst ist^). Veranlalst wurde es vielleicht durch den Wunsch, Alt- 
manns Heiligsprechung herbeizuftkhren, wozu das Gedicht eines unbe- 
kannten Aerbo auffordert, mit Bezug auf die Canonisation Otto's von 
Bamberg (1189). Es enthält sehr starke Bemerkungen über die Geld- 
gier der römischen Curie ^). 

In Passau scheinen um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts 
zuerst die später in Kremsmünster weiter ausgebildeten Fabeleien über 
die Vorzeit des Bisthums entstanden zu sein, durch welche eine Bi- 
schofereihe des angeblichen vormaligen Erzbisthums Lorch nachgewiesen 
werden sollte*); der nur in Auszügen noch erhaltenen Annalen ge- 
dachten wir schon oben (S. 234). 

In Begensburg wurden 1130 Annalen zusammengestoppelt, deren 
erster Theil bis 714 auf Hermanns Chronik beruht; der folgende bis 
900 ist den Fulder Annalen entnommen mit Zusätzen aus einheimi- 
schen Quellen. Weiterhin liegen Excerpte verlorener Begensburger 
Annalen vor, die bis 1167 fortgesetzt wurden. Ein Domherr Hugo 
machte sich daraus eioen Auszug, den er 1174 — 1197 fortsetzte, 
während ein anderes Exemplar im Kloster Prüfening oder Prief- 
ling mit einigen Hausnachrichten vermehrt wurde ^). Auch aus St. 
E mm er am sind einzelne geschichtliche Aufzeichnungen erhalten^). 
Der in Prüfening um 1140 verfaiflten Lebensbeschreibung Theogers 
von Metz gedachten wir gleichfalls schon (S. 100); auch das Leben des 

^) Benutst bei der Ausgabe der älteren Vit* (oben 8. 62). Die Abtfolge 
ist bis 1156 fortgeführt. 

*) Herausgegeben Ton Pius Scbmieder im Ans. d. Germ. Mus. 1867 
S. 199--201. 

*) S. darüber Dftmmler, Piligrim Ton Passau S. 132 ff. und jetzt Yoraüg- 
lich J. Loserthy Die Qesohichtsquellen von Kremsmünster im 13. u. 14. Jabrh. 
Wien 1872. 

*) Zuerst bei Böhmer, Fontt. 111, 488 — 496 als Hugonü Ratisponensis 
Cronica, ohne Kenntnils der Prüf. Handschrift; jetzt Ann. RaHspanenses ed. 
VTattenbach, MG. SS. XVn, 577—590. Verse zu Ehren des Bischofs Cuno II 
Ton Regensburg NA. II, 387—391. 

») Notae kUtoricae e Cod. S. Emm. 1197—1227, Fontes III, 495 — 498. 
Notae S. Emmerannmi ed. Jaffö, SS. XVII, 572 — 576 aus yerschiedenen Hand- 
schriften. Vgl. oben S. 59. 

19» 



fx 



292 ^' Staufer. § 14. Baiern und Oesterreieh. | 15. Franken. 

ersten Abtes Erminold (1114 bis 1121) wurde hier beschrieben^), aber 
erst im Jahre 1281. Auch Annalen von localem Charakter haben 
sich erhalten'). 

Das Kloster St. Emmeram erwarb sich auch noch ein zweifel- 
haftes Verdienst, indem hier die langst schon gehegte Behanptang, 
dafs der h. Dionysius ans Saint-Denis dorthin übertragen sei, welche 
Leo IX 1052 feierlich anerkannt hatte, zn einem f5rmlichen Bomane 
ausgearbeitet wurde. Das wirklich aus Saint-Denis stammende, von 
Kaiser Arnulf geschenkte, goldgeschriebene Evangelienbuch Karls des 
Kahlen, vielleicht eine Gabe des Königs Odo, gab den AnlaTs zu der 
ganzen Fabel, und an Kaiser Arnulf wurde die Geschichte geknflpft: 
ein unverschämtes Lügengewebe, aber mit ungewöhnlichem Geschick 
ausgeführt. Der Bausch der Mönche und ihr bedauemswerther Zu- 
stand am nächsten Morgen, sind mit solcher Lebendigkeit und Natnr- 
wahrheit geschildert, dals man sicher auf ähnliche Erlebnisse des 
Verfassers schliefsen kann. Geschichtlich wichtiger ist in der Ein- 
leitung die topographische Beschreibung von Begensburg, wo freilich 
die sehr mangelhaften Ausgaben der Berichtigung durch die Münche- 
ner Handschrift des zwölften Jahrhunderts aus Scheftlam dringend 
bedürfen *). 

Sehr merkwürdig ist die kurz vor 1185 verfalüste Chronik des 
Begensburger Schottenklosters zu St. Jakob^). Schottenmönche 
waren seit den ältesten Zeiten vielfach in Deutschland verbreitet; 
Marianus Chronik enthält einige gesammelte Nachrichten von ihnen, 
und aus Grofs St. Martin in Cöln ist eine Art von Chronik vorhanden. 
Im allgemeinen aber scheinen sich die Schottenmönche durchaus nicht 
mit geschichtlichen Aufzeichnungen befafst zu haben; von ihren meisten 
Klöstern wissen wir fast gar nichts und sogar die Urkunden sind ver- 
loren. Um so willkommener ist jene Chronik von St. Jakob, welche 
uns von dem Stifter (1076), Muiredach oder Mari an, Zeitgenossen 

^) Vita Ermimldi abb. Pruveningensü ed. Jaffö, MG. SS. XII, 480—600. 

*) Annales Pruveningenses a. 770. 784. 1092—1298 ed. Wattenbach, MG. 
SS. XVII, 606—612. Zu erwähnen ist hier auch Rupertus de vUa Gtinonis 
ep. Ratisponemis^ MQ. SS. XII, 637, ein StQck aus Ruperts Commentar zum 
Matthäus. 

>) Translatio S. Dionysii Ariopagitae ed. R. Koepke, MG. SS. XI, 
343 — 371 nach dem alten Druck von Kraus. Berichtigungen Forsch. XIII, 
393—397. üeber die Sache und ältere Versionen vgl. Hirsch, Heinrich II, 
I, 23. 415. DQmmler Ostfr. II, 476. Auch aus der Gegenschrift aus Saint- 
Denis von Haimo de detectione Macharü Dionysii ist SS. XI, 371—375 ein 
Auszog gegeben. 

♦) Vita S. Mariani Scott, Acta SS. Feh. II, 365—372. Vgl. VFattenbach: 
Die Congregation der Schottenklöster in Deutschland, in der archäolog. Zeit- 
schrift von Otte und Quast, Bd. I. 



St. Emmeram. SchottenklOster. 293 

des Chronisten Marian, einem ansgezeichneten Kalligraphen^), von 
dem Heranwachsen des Klosters mid namentlich auch von den ans 
Begensbnrg ausgegangenen Colonieen Nachricht giebt. Im Anfang 
läfst der Verfasser sich dnrch den alten Buhm seiner Landslente ein 
wenig fortreifsen, sonst aber erzählt er, abgesehen yon den nnvermeid- 
lichen Wnndem, auffallend nüchtern und einfach. Vielleicht gerade 
ans diesem Grande scheint sein Werk wenig beachtet, geschweige 
denn fortgesetzt zn sein: man bemühte sich yielmehr durch eine höchst 
phantastische und unsinnige Legende, an Karl den Grofsen anknüpfend, 
den Ursprung des Klosters besser zu verherrlichen. 

In Freising wird der gro&e Brand vom 5. April 1159 viel 
Material vernichtet und die gelehrte Thätigkeit gestört haben; 1187 
sammelte Conradus sacrista die Urkunden des Stifts und verband 
damit geschichtliche Nachrichten, von denen nur Bruchstücke bekannt 
sind'). Ganz unbedeutend sind die Annalen aus ünderstorf, west- 
lich von Freising*). 

§ 15. Franken. 

In Bamberg gab, wie wir bereits gesehen haben (S. 141 — 144), 
die bedeutende Persönlichkeit des Bischofs Otto in diesem Zeitraum 
reichen Stoff zur Beschäftigung. Aufserdem verherrlichte man den 
Stifter des Bisthums; ein Biaconus Adalbert verfafste um 1146, 
veranlafst durch die Canonisation des Kaisers, ein Leben Hein- 
richs II, welches diesen begreiflicherweise fast nur als Begründer 
der Bamberger Kirche auffafst. Aufserdem werden seine wirklichen 
und eingebildeten Verdienste um verschiedene Kirchen, wie Merseburg, 
duny, Monte Cassino gepriesen. S. Wolfgangs Leben, Cassineser Auf- 
zeichnungen über die angebliche Heilung Heinrichs II vom Stein, und 
Ekkehards Chronik waren Adalberts Quellen; dazu verfehlte er nicht, 
das wohl in Bamberg selbst ersonnene Märchen von Kunigundens 
Keuschheit und ihrer Rechtfertigung durch die Feuerprobe aufzuneh- 
men, nebst dem beliebten Geschichtchen von dem Merseburger Becher. 
Vorzüglich bewundert Adalbert, dafs Heinrich bei dieser grofsen Fröm- 
migkeit doch so gut für das Beich gesorgt und ohne alles Blutver- 
giefsen die Grenzen desselben erweitert habe, was freilich ausnehmend 

>) Er schrieb in schöner fr&nkischer Minuskel, Glossen aber und seinen 
Namen irisch, Revue celtique I, 262. 

*) S. darüber Wilmans im Aroh. XI, 68 n. in der Vorrede zu Otto's tqh 
Freising Werken. 

*) Annales Ündersdorfensea 1180 — 1472 u. Notae ex Necrologio ünderad. 
ed. Jaffö MG. XVII, 332. 333. 



294 ^'* Staufer. § 15. Franken. 

wunderbar sein würde, wenn es nur wahr wäre. Das zweite Bach 
behandelt die Wunder an des Kaisers Grab und schliefst mit einer 
Nutzanwendung gegen die Feinde der (Geistlichkeit. Nach Vollendung 
seiner Arbeit aber wurde dem Yeifasser das Bamberger Archiv eröffiiet, 
und nun schob Adalbert, wie W. Schmidt aus der Gurker Handschrift 
erwiesen hat, lange Abschnitte ein, in welchen die Stiftung ausf&hr- 
licher behandelt ist, die wichtigsten Privilegien wörtlich aufgenommen 
wurden. Seine Handschrift war dadurch entstellt; er verfertigte des- 
halb ein neues schöneres Exemplar, welches in Bamberg blieb, während 
dar ursprüngliche dem Bischof Boman von Gurk verehrt wurde, welcher 
der feierlichen Erhebung der Gebeine im Juli 1147 nicht hatte bei- 
wohnen können. Einen Nachtrag über diese Erhebung hat aus der 
Gothaer Handschrift, die sich der Gurker zunächst anschliefst, W. Arndt 
gegeben. Inzwischen war Friedrich König geworden, der in den Schlufs- 
versen der Bamberger Handschrift auf Heinrich II als Vorbild hinge- 
wiesen wird*). Andere Wunder berichtet ein Merseburger Geistlicher 
über die Heilungen, welche Heinrichs Kelch und die nach Merseburg 
gebrachten Beliquien des Kaisers dort bewirkten^). Ein im Anfang 
des dreizehnten Jahrhunderts hinzugefügtes drittes Buch bringt neue 
Fabeln über das Kaiserpaar zu den alten. 

Ein Leben Kunigundens') setzt dieses Leben ihres Gemahls 
schon als bekannt voraus und verweilt vorzüglich bei ihrem exempla- 
rischen Leben in dem von ihr gestifteten Kloster Kaufungen. Bemer- 
kenswerth ist ein hier mitgetheiltes Schreiben von ihr an den Convent 
der Schwestern, welches sie selbst verfafst und geschrieben haben 
soll^); auch wird erzählt, dafs sie ihre Nichte Uta, die erste Aebtissin 
von Kaufungen, in weltlicher Wissenschaft unterwiesen habe*). Wun- 
der sind hier noch sparsam, obgleich es ihr schon bei Lebzeiten ge- 
lungen war, wie S. Goar ihren Handschuh an einem Sonnenstrahl 
aufzuhängen. Jetzt aber nahm sich Bischof Thiemo von Bamberg 
(1196—1201) der Sache an; nachdem sein Vorgänger 1189 den Bi- 

») Adalherti Vita Heinrici II, ed. Waita, MG. SS. IV, 787—820 mit den 
sp&teren Erweiterungen. Ueber die Benutzung des Bebe I, 259. Vgl. Forsch. 
IX, 361—377. X, 603—605. Herr Dr. Nolte im Archiv d. W. Ak. LIV, 3 
giebt Nachriebt von der Darmst. Hs. 749 saec. XIII, wo die Einscbiebungen 
fehlen, aber nach cap. 30 ein Bericht über die Stiftung des Klosters in Goslar 
gegeben ist. 

>) Excerpta SS. IV, 814—816. 

') Vita S, Cunigundis cum Miraculis ib. p. 821 — 828. 

*) C. 3. 4. quam ipsa per se — nam litteranim et artium aliarum, distin- 
goere auro gemmisque sacras vestes, peritissima fuit — composuit et scripsit. 

^) C. 7. quam a primis annis educatam omni disciplina, secularium quoque 
litterarum scientia instruzerat. 



Bamberg. Leben Hemricha IL 295 

Bchof Otto hat canonisieren lassen, yeranstaltete er 1199 auch an 
Ennigundens Grabe zahlreiche Wunder, die sorgfältig yerzeichnet wur- 
den und im folgenden Jahre am 3. April die Heiligsprechung erwirkten, 
worauf im Jahre 1201 die feierliche Erhebung der Gebeine des Ehe- 
paars erfolgte. 

Als erster Apostel der Pommern wird der Spanier Bernhard ge- 
nannt, der in Italien als Eremit gelebt hatte, und vom Pabste zu 
einem Bisthum bestimmt war, in dessen Besitz sich aber ein Schis- 
matiker befand. Er verliefs es deshalb, und zog aus, die Pommern 
zu bekehren. Auf eine Feuerprobe war er vorbereitet, aber durch 
andere Waffen verwundet, kehrte er erfolglos heim. Eine Zeit lang 
lebte er in Bamberg, wo er in Michelsberg Mönch wurde, zuletzt aber 
suchte er wieder als Eremit die Einsamkeit auf). In Bamberg nun 
belehrte er im Computus, der Kunst der Zeitberechunng, Heimo, 
einen Canonicus der Jacobskirche, der auch von Froutolf und Tuto 
unterwiesen wurde, und 1135 eine Chronographie verfafste, welche 
er dem Priester Burchard von St. Michael widmete, auch einem be- 
rühmten Computisten, der am 14. Sept. 1149 als Prior gestorben ist. 
Noch in demselben Jahre verfafste er auch schon eine zweite Bear- 
beitung. Die Begebenheiten des christlichen Zeitalters sind darin aus 
Bernold und den Würzburger Annalen entnommen; eigene Nachrichten 
zu geben war sein Zweck nicht, sondern nur die Chronologie festzu- 
stellen. Für uns ist das Werk daher fast werthlos, und nur als ein 
Denkmal der so lebhaft in Bamberg betriebenen Studien wichtig. 
Einige Nachrichten über Heinrich U sind von Adalbert benutzt; in 
der zweiten, früher unbeachteten Ausgabe, ist eine nicht unwichtige 
Stelle über Burdinus. Angehängt sind Cyclen mit Bamberger Eintra- 
gungen bis 1179; Heimo selbst starb am 31. Juli 1139. Auch in 
Augsburg wurden Zusätze und Fortsetzungen angefügt, imd die Bam- 
berger Annalen fanden eine weitere Fortsetzung in dem fränkischen 
Kloster Ensdorf'). 

Würzburg hatte in den Bürgerkriegen zu viel gelitten, als dafs 

') Ebonis V. Ottonia II, 1 mit Berufung auf ein Werk von Heimo, den 
Computus nach Jaffe, Bibl. V, 538. 

*) Die Chronoffrapkia HeimonU ist nur ron 1006 an mit den Augsburger 
und Bamberger Zus&tsen gedruckt SS. X, 2 — 4. Dann. Ann, Babenb, p. 4. 
Ensdorf. 1184-1322 p. 4-8. Auaustani minores (1137 — 1321) p. 8— 11. 
£Ir Heimoms de decursu temporum libro^ Jaffö Bibl. V, 537 — 562 mit Be- 
nutzung der MQnchener Handschrift, welche allein jene Stellen hat, und mit 
den Bamberger Zus&taen. Gans kurse Annalen des Klosters Michelsberg 
1066-1160, SS. V, 9. Bibl. V, 552. Ann, S. Petri Bob. (1102—1180) 
SS. XVII, 636. Bibl. V, 553. Unbedeutende Annalen aus Hailsbronn 
1099 — 1178, nebst einigen Notixen aus Eberbach SS. XVI, 13. 14. 



296 ^' SUufer. S 16. Franken« { IG. Schwaben und Elaab. 

die litterarische Th&tigkeit des elften Jahrhnnderts hätte fortdaaem 
können; doch fand die Chronik Ekkehards, wie sie anf einer Würz- 
burger Arbeit hemhte, so auch hier eine Fortsetzung, jedoch bis 1145 
nur in dürftiger nnd abgerissener Weise, annalistische Notizen ohne 
Znsammenhang, zum Theü ans italienischen Quellen entnommen. Dann 
yeranlabte der Unwille über den thörichten Kreuzzng von 1147 mit 
seinen Judenverfolg^gen, das glänzende Prodnct des clericalen üebiir- 
gewichts anf seiner H6he, zn einer ausführlichen Eintragung, welche 
ganz im Sinne des Gerhoh geschrieben, jedoch für Eenntnifs der That- 
Sachen unbrauchbar ist^). Auch Kaiser Friedrichs Begiemng regte 
zu etwas eingehenderer Darstellung an, jedoch nur bis 1158; dann 
folgt sogleich der Bericht eines Augenzeugen über den vierten Ereuz- 
zug'). Ein sehr gut und eifrig deutsch gesinnter Würzburger Priester 
Johannes besuchte zwischen 1160 und 1170 das h. Land und ver- 
faCste darüber ein Büchlein, welches er seinem Freunde und Genossen 
Dietrich widmete'). 

Im Burchardskloster wurden unter Abt Pilgrim (c. 1130 bis 
1146) die alten Legenden yon S. Eilian und S. Burchard überarbeitet 
und mit der Erzählung yon der feierlichen Erhebung S. Burchards 
(986) und der Emeuung des Klosters durch Bischof Hugo (984 bis 
990) verbunden^). Auch über die Stiftung des Klosters Komburg 
1079 durch den Grafen Burchard yon Botenburg, 1088 yom Bischof 
Adalbero geweiht, wurde eine Erzählung aufgesetzt, worin gar lustig 
zu lesen, wie der eifrige Mönchsfreund die Mannen seines Bruders 
aus dem ihnen gelassenen Theile der Stammburg durch Steinwürfe 
aus der Höhe auf ihren Mittagstisch yertreibt*). 

Beachtenswerth ist auch die Gründungsgeschichte yon Ebrach. 
Zwei Brüder, Biwin und Bemo, beschliefsen ihre Burg dem neuen 
Orden der Cistercienser zu widmen, und Bemo zieht selbst das Mönchs- 
kleid an. Die Mönche kommen aus Morimund, darunter als erster 
Abt (1127—1161) Adam, aus dem Cölnischen gebürtig, der später 

^) B. Kugler, Studien sur Gesch. des zweiten Kreuzzuges S. 31 — 84. 

*) Ann, Herbipolenses^ ron Pertz zuerst herausgegeben MG. SS. XVI, 
2—12. Vgl. oben S. 168. Der Bericht besser bei Hopf: Chroniques Gröco- 
Romaoes (1873), 2. Devastatio CanstantinopoUkma e eod« S. MarcL 

*) Ausgabe ron Titus Tobler: Descnptiones Terrae Sanctae, Leipz. 1874. 

^) Den Verfasser nennt Trithemius Egilward, die Abschrift des Cod. 
S. Stephan! Wirzb. Eggithdius. Ausg. von Jac. Bueus, Acta SS. Oot VI, 
676— ö94. 

>) Duellii MiscelL II, 270—276, worauf Herr Dr. Weiland mich aufinerk- 
sam machte. Um 1 130 stiftete der Abt Hartwig ein kunstreiches Antipendium 
Ton vergoldetem Kupfer, nebst einem imposanten Kronleuchter, 1876 in München 
aoBgestellt, Catalog S» 16. 



Würzburg. Ebraoh. Hailabronn. 297 

Ar S. Bernhard das Erenz predigte. Eonrad der Staufer nnd seine 
Gemahlin befördern die Stiffcnng, nnd wo noch Tor kurzem eine B&nber- 
höhle gewesen war, weiht 1134 Bischof Embrico die Kirche; die 
Königin Gertrud findet hier 1146 ihre Buhestätte. Von hier yerbreitet 
sich der Orden weiter nach Rein in Steiermark, nach Langheim, Hails- 
bronn, Bildhausen in Franken, Aldersbach in Baiem, Wilhering in 
Ober^streich. Aufgezeichnet ist die Gründungsgeschichte bald nach 
dem Tode des Abtes Adam, bevor noch Friedrich von Bothenburg, 
welcher am 19. Aug. 1167 in Bom der Pest erlag, dort bestattet war^). 
Als der Graf Stillfried sein Werk übe^ das Kloster Hailsbronn 
(Haholdesbmnnen) abschlofs (Berlin 1877), beklagte er den gänzlichen 
Mangel an alten Aufzeichnungen, von denen nirgends eine Spur sich 
finde. Unmittelbar darauf aber fand G. Waitz in einer Würzburger 
Handschrift Annalen, welche von der Stiftung der Klöster Ebrach und 
Hailsbronn bis 1313 reichen; die Geschichte Albrechts und Hein- 
richs yn ist darin ausführlich und gleichzeitig behandelt'). Haupt- 
sächlich was Ostfranken, Nflmberg und die benachbarten Klöster be- 
trifft, wird erzählt. Anderes was auf Baiem Bezug hat, ist bis 1260 
aus Hermann von Altaich's Annalen genommen. Es ist nicht unwahr- 
scheinlich, dafs dem Verfasser die Ton Aventin erwähnten Annalen 
des Abtes Volkmar von Fürstenfeld von 508 bis 1314 Torlagen, deren 
Spuren in anderen Werken kürzlich Martin Mayr nachgegangen ist'). 



§ 16. Schwaben und Elsafs. 

Aus Augsburg sind hier nur die von Pertz entdeckten Annalen 
von 1137 bis 1321 zu erwähnen*), deren Dürftigkeit schon im drei- 
zehnten Jahrhundert eine tadelnde Bemerkung veranlafste, femer die 
unter üdalschalk (1184— 1202) von einem Mönch zu St. Ulrich und 
Afra yerfafste Erzählung von der feierlichen Erhebung der Gebeine 
S. Ulrichs i. J. 1183 (MG. SS. IV, 383. 427. 428) und des Paul 
Yon Bernried, des Biographen Gregors YII, im zwölften Jahrhundert 

*) Rekttio a quilms et quando domus hec funcUtta sit, in: Monumeota 
Eberacensia ed. Wegele (18^) S. 1—7. B. Deitlöff, Der erste ROmerzug Fr. I 
(1877) 8. 62 über die Zeit der Abfassung. 

*) Annales Halesbrunnenaes mn^ores a. 1 126 _ 1404 ed. Waits MG. SS. 
XXIV, 38 ff. Die Fortsetsang Ton 1302 bis 1404 ist aas dem 15. Jahrhundert. 

*) Zur Kritik der älteren Fflrstenfelder Geschichtsquellen, Mtknchen 1877 
aus dem Oberbajer. Arcbir XXXVI. 

*) Ann. Augu9tan% nUnoreSy MG. SS. X, 8 — 11, geschrieben als Fort- 
setzung der Chronographia Heimonis presb. Babenbergensis bis 1135, s. oben 
S. 295, Anm. 2. 



298 V. Staufer. § 16. Schwaben und Elsafs. 

yerf&fste Legende von der h. Herlnca^). Ben Probst Burkhard Yon 
TJrsperg werden wir später noch zn erwähnen haben. 

Barch etwas regere historische Thätigkeit that sich unter den 
Elöstem des Augsburger Sprengeis Ottobeuern hervor. Man be- 
schäftigte sich hier mit der Localgeschichte und zwar zuerst, wie billig, 
mit dem Schutzheiligen S. Alexander, für den eine fabelhafte Traus- 
lationsgeschichte erfunden ward, die zu Karls des Grofsen Zeit spielt*). 
Nicht besser ist die mit falschen Urkunden ausgestattete Gründungs- 
geschichte des Klosters, die jedoch wegen einiger brauchbarer Nach- 
richten nicht ganz zu verschmähen ist. Beides entstand wohl erst im 
zwölften Jahrhundert, als das Kloster durch den Abt Bupert aus St. 
Georgen (1102—1145) nach einer Zeit des Verfalls zu neuer Blfithe 
erhoben wurde. Eine Lebensbeschreibung dieses Abtes wird erwähnt, 
ist aber leider verloren. Schon bei Lebzeiten und noch mehr nach 
seinem Tode glänzte er als Wunderthäter, das Volk strömte zahlreich 
herbei, und das Kloster stieg rasch an Beichthum und Ansehen vor 
den Leuten. Barüber finden wir einige Nachrichten in der unter Abt 
Konrad (1193— 1228) verfafsten Klosterchronik, die freilich hauptsäch- 
lich von dem reichen Gütererwerb des Stiftes handelt*). Bie gröfseren 
Vorgänge im Beich finden wir dagegen berücksichtigt in den Annalen, 
welche Buperts Nachfolger Lsingrim, wie Pertz vermuthet und als 
sicher angenommen werden kann, selbst geschrieben hat. Bafs er 
aber für jenen Freund des Bischofs Otto von Freising zu halten sei, 
welchem dieser seine Chronik widmete, müssen wir wohl als von Wil- 
raans widerlegt betrachten. Ben Bischof Konrad begleitete er nach 
Italien und kannte das Land; über Friedrichs ersten Bömerzug giebt 
er genaue Nachrichten, aber dafs er ihn selbst begleitet habe, be- 
zweifelt B. BettlofP, weil er dann hätte wissen müssen, dafs nicht 
Heinrich der Löwe, sondern Otto von Witteisbach die Veroneser Klause 
gewann. Bas Mönchskleid hatte lsingrim in St. Ulrich und Afra an- 
gelegt, von dort wurde er zum Abt von Ottobeuern berufen. Er starb 
1180, nachdem er seit zwei Jahren in Wahnsinn verfallen war, was 
man im Kloster als eine Strafe seiner tyrannischen Härte betrachtete. 
In der weiteren Fortsetzung der Annalen ist die schon von Steichele 



1) Acta SS. Apr. II, 552. Ein Fragment daraus. Über die Translation des 
Bischofs Wicterp, MG. SS. IV, 383. 427. 

*) Tranalatio S, Alexandri in ahbatiam OUenbur, Acta SS. Jul. III, 19—21. 

*) Aeltestes Chronicon und Schenkungsbuch des Klosters Ottenbeuren. Her- 
ausgegeben und erl&utert von A. Steichele, in dessen Archiv f. d. Oesch. des 
Bisth. Augsburg II, 1 — 67. Dasselbe aU Chronicon OUenburanum ed. Weiland, 
MG. SS. XXIIl, 609—630. Vgl. dens. GGA. 1877 S. 791. 



Ottobeoern. EUwangen. St. Gallen. 299 

mitgetheilte Verhandlung von 1180 wegen der Immmiit&t des Klosters 
Yon Leistungen an das Beich bemerkenswerth^). 

In Ellwangen wurden 1146 Annalen compiliert, welche nach 
Waitz im Anfang aus einer Fulder Ableitung der Hersfelder Annalen 
entnommen sind, und bis 1117 Verwandtschaft mit den Bosenfelder 
zeigen, was gemeinsame Benutzung der Würzburger Chronik erweist; 
sie wurden bis 1237 fortgeführt '). 

Auch die Mönche des benachbarten Klosters Nereshe im schrie- 
ben Annalen, die von 1095, dem Jahre der Gründung des Klosters, 
selbständige Notizen enthalten und bis 1296 reichen*). 

In den Klöstern des Gonstanzer Sprengeis, der Schweiz und des 
Schwarzwaldes zeigt sich auch noch in diesem Zeiti*aum ein ziemlich 
lebhafter Sinn für geschichtliche Aufzeichnungen. 

Die Hauschronik Ton St. Gallen erhielt nach langer Unter- 
brechung eine ziemlich dürftige Fortsetzung von 972 bis 1203, die 
ohne genügende Autorit&t einem Mönche Namens Burchard zuge- 
schrieben wird; vielmehr hat M. Bemheim (Forsch. XTV, 176 —- 184) 
nachgewiesen, dafs yerschiedene Verfasser sich abgelöst haben; er 
sondert die einzelnen Theile von sehr ungleichem Werthe, und zeigt 
Benutzung der Annalen und des Hermannus Contractus; für die Zeit 
des Abtes Ulrich III (1076—1122) liegen die oben (S. 50) erwähnten 
Annalen zu Grunde. Eine weitere reichhaltigere Fortsetzung der Si 
Galler Chronik von 1203 bis 1233 ist von Konrad de Fabaria, nach 
Ild. von Arx aus der adlichen Familie Bohna, gewesenem Abt von 
Zwifalten und Pfarrer bei St. Othmar, der 1234 schrieb. Er giebt 
über den König Heinrich, Kaiser Friedrichs II Sohn, beachtenswerthe 
Nachrichten, ist aber im einzelnen wenig genau ^). Die kulturgeschicht- 
liche Bedeutung dieses einst so hervorragenden Klosters war gänzlich 
dahin, aber es war nun von Wichtigkeit als ein ansehnliches geist- 
liches Fürstenthum. Das sonderbarste ist, sagt P. Ildefons von Arx*), 
dafs Zucht und Wissenschaften in Klöstern, die unter Aufsicht der 
Kaiser so schön aufblüheten, ganz zerfielen, sobald sich die Päbste 

*) Ann. Idngrimi majores 1121 — 1168, minores 1145 — 1167, Ottenburani 
minores 1145^1416 ed. Peru» MG. SS. XVII, 311—318. Vgl. R. Dettloff, 
Römersag S. 63— 70 über die geftlachten Privilegien, welche nicht der Chronik 
SU Grunde liegen, sondern TieUeicht Ton deren Verfasser herrQhren. 

') Annales Elwangenses von St&lin gefunden, und herausgegeben von 
0. Abel, MG. SS, X, lö— 20. 

*} Annaks Neresheimenses ed. Abel ib. 20—34. Fortgesetzt sind sie bis 
1721 und hier gedruckt bis 1572. Beide sind benutzt in dem sog. Chron, 
Elttfangense^ einer annalistischen Compilation von 1 bis 1477, ib. p. 34 — 51. 

«) MG. SS. II, 149—183. Vgl. St&lin II, 16. Böhmers Begesten S. LXXI. 

&) Geschichte von St. Gallen (1810) I, 323. 



300 V. Staufer. § 16. Schwaben und Eisalla. 

mit derselben Handhabung beladen hatten, nnd dafs die Abtswahlen 
von der Zeit an, als die Päbste derselben Bestätigung an sich ge- 
zogen hatten, in Sanctgallen oft zwiespaltig ausfielen und verderbliche 
Kriege nach sich zogen. 

Angeregt, wie es scheint, durch das Vorbild von St. Gallen, ver- 
faCiste auch ein Mönch von Petershausen bei Gonstanz 1156 eine 
Elosterchronik ^), die nicht unwichtig ist, sondern zu den besten Ar- 
beiten dieser Art gehört und bis 1164 fortgesetzt wurde. Derselbe 
Mönch schrieb auch das früher (I, 319) erwähnte Leben des Bischofs 
Gebhard n von Gonstanz, des Stifters von Petershausen. In der Eloster- 
chronik behandelt er ausführlich die Zeit Heinrichs IV, und hat hier 
nach Giesebrechts Yermuthung aufser Bemold noch die verlorene Bio- 
graphie Gebhards III (S. 51) benutzt. Stellen voll heftiger Feindschaft 
gegen Heinrich lY, die sich ähnlich bei Berthold von Zwifalten finden, 
sind nach Giesebrecht nicht auf diesen, sondern auf eine von beiden 
benutzte Streitschrift, vielleicht eben auf jene Biographie zurückzu- 
führen. 

Kaum als Quelle zu rechnen ist das Leben der Königin Hilde- 
gard mit der ganz fabelhaften Gründungsgeschichte von Kempten 
und allerlei Wnndergeschichteu ; 1472 wurde es aus einem alten Buche 
abgeschrieben, und schön mit Miniaturen geschmückt dem Kaiser über- 
reicht, um dessen Schutz gegen die aufsässigen Bürger zu gewinnen^. 

Eine vielbesprochene Quellenschrift ist die Gründungsgeschichte 
von Muri, welche Nachrichten über die Herkunft und frühere Ge- 
schichte der Habsburger enthält und nach Fr. Kopp 1142 geschrieben 
sein soll, wahrscheinlich aber nicht vor dem vierzehnten Jahrhundert 
verfafst ist'). In einer dagegen gerichteten Streitschrift gab Büsten 
Heer eine Chronik von Bürgein von 1128 bis 1160 heraus*). 

Mitten in den Alpen war 1120 Engelberg gegründet, aber schon 
nach dem Tode des ersten Abtes Adelhelm 1131 ganz verwildert; 
dann kam 1143 Frowin als Beformator aus- St. Blasien und regte 

^) Casus monasterii Peirishusen^ nach der Urschrift neu herausgegeben in 
Mone's Queilensammlang I, 114—174; edd. 0. Abel et L. Weiland, SS. XX, 
621—683. Vgl. St&lin II, 16, Giesebrecht III, 1071. Ueber die Fabelhaftig- 
keit seiner Genealogie G. Meyer von Knonau, Forsch. XIII, 80. 

*) Aus der Handschrift, welche sich in der Bibl. des Fürsten von Hohen- 
zollem EU Sig^aringen befindet, ist Papebroch's Ausg. Acta SS. Apr. III, 
793—802 zu verbessern. Vgl. Anz. d. Germ. Museums 1867 S. 237. Lehner, 
Handschriften zu Sig^aringen S. 35. 

*) Fridolin Kopp, Vindiciae Actorum Murensium, 1750, 4. Liebenan: 
Ueber die Entstehungszeit der Acta Muretma^ Argovia 1864, S. XXI. 

^) Anonymus Murensis denudatus a B. Heer, 1755, p. 365; cf. Mone, 
Qaellensammlung I, 175. 



Petershausen. Schwarzwald und Alpen. 3OI 

^issenschafUiches Streben an. Von ihm selbst sind sehr schöne Hand- 
schriften Yorhanden. Als er noch in St. Blasien war, liefs er in einem 
Bande die Chroniken von Beda, Begino, Hermann, Bemold und Bert- 
hold zusammen schreiben, nnd davor Annalen, die aus jenen Werken 
und aus den Annalen von Einsiedeln, wo er sich längere Zeit aufge- 
halten hatte, ausgezogen und mit eigenen Notizen verbunden sind; 
von 1147 an sind sie in Engelberg fortgesetzt. 1178 starb Frowin^). 

Spärliche Jahrbücher haben wir aus Einsiedeln'), St. Georgen 
im Schwarzwald'), Zwifalten*)| Weingarten'). Bei allen diesen 
Aufzeichnungen kommt nur der Inhalt, nicht die Form in' Betracht. 

Man sorgte für Kunde von den wichtigsten geschichtlichen Be- 
gebenheiten und verband damit gelegentlich auch häusliche Nachrichten. 
Ein näher liegendes praktisches BedürfhiTs aber veranlaCste die Auf- 
zeichnung von Gründungsgeschichten in Verbindung mit Abschriften 
der Privilegien und mit Traditionsbüchem oder Gütergeschichten, vor- 
züglich unentbehrlich für die ältere Zeit bis zur Mitte des 13. Jahr- 
hunderts, wo noch das rechtliche Geschäft sich auf die mündliche Ver- 
handlung vor Zeugen beschränkte und schriftliche Urkunden nur aus- 
nahmsweise ausgefertigt wurden. Schon manche Elosterchronik hatten 
wir zu nennen, welche wesentlich nur eine Gütergeschichte ist; in 
anderen Fällen sind nur einzelne geschichtliche Nachrichten mit den 
geschäftlichen Vermerken verbunden. So geht dem Chartular des 
1138 im Seekreis gegründeten Cistercienserstifb Salem eine Notitia 
ßmdationis voran*), und in merkwürdig sclavischer Nachahmung der- 
selben, mit wörtlicher üebernahme des Anfangs und ganzer Sätze, 
auch wo sie nicht ganz zutreffend waren, wurde auch eine Güter- 

^) Mit Benutzung der Engelb. Handschriften zuerst vollständig von Pertz, 
SS. XVII, 275 — 282 als Ann, S. Blasii 932— 1143, Engelb. 1147 — 1176, 
unbedeutend und ohne locale Nachrichten, fortgesetzt durch eine kurze Haus- 
geschichte bis 1546. Vgl. H. y. Liebenau, Erinnerung an Frowin und sein 
Jahrbuch, in J. £. Kopps Geschichtsbl. I, 145 — 161. — Nekrologische Ann. 
von St. Blasien 963 — 1453, ein im 14. Jahrb. erneuter Rotulus mit Bemerkun- 
gen zu den Aebten, bei Mono, Quellensamml. lU, 594—609. 

') Ann, EinddUenses a. 746—1569, MG. SS. III, 145—149. Grabschriften 
einiger Aebte bei Boehmer, Fontt. IV, 145. NA. II, 602. 

') Annales S. Qeargü in Nigra silva^ 1153 zuerst geschrieben und fort- 
gesetzt bis 1627. Das Original ist verbrannt; nach den Auszügen bei Gerbert 
and Ussermann ed. Pertz (613-1146. 1154-1308) MG. SS. XVII, 295—298. 

*) AnntUes ZwifaÜeme» aus dem 12. Jahrhundert und fortgesetzt bis 1503, 
ed. O. Abel, MG. SS. X, 51—64; vgl. Stalin II, 8. 

^) Ann, Weingart, Welfici 1101—1197 mit Nachrichten Qber die Weifen, 
ed. Pertz, MG. SS. XVII, 308-310. Von 1167 an sind sie gleichzeitig. Vgl. 
oben S. 257 Über den Chronogr. Weingartensis, u. über die Nota de Conra- 
(Uno Fontt. IV, 126 Busson, Forsch. XI, 140. 

«) Gedr. bei Mone, Quellens. I, 176—180. 



302 ^* Suufer. S 16. Schwaben and Ela&fs. 

geschichte des 1145 begründeten PrämonstratenserldostersWeissenan 
um 1220 yerfafst nnd von verschiedenen Händen weitergef&hrt. Frennd- 
schaftliche Beziehungen zn den Staufem nnd ihren Ministerialen geben 
diesen Aufzeichnungen besonderen Werth^). So ist auch in dem Kloster 
Weingarten, welches 1053, nachdem das Kloster Altorf abgebrannt 
war, Ton Weif III gestiftet war, um die Mitte des 13. Jahrh. eine 
ähnliche Zusammenstellung gemacht, welche zu den später geschmiedeten 
falschen Urkunden in scharfem Gegensatz steht und deshalb bis auf 
die neueste Zeit geheimgehalten wurde; erst jetzt haben wir dem Archiy- 
rath Dr. Staelin eine Ausgabe zu verdanken'). 

Mit etwas gröfseren Ansprüchen tritt die ausführliche Gründungs- 
geschichte von Zwifalten') auf, von Ortlieb 1135 begonnen, aber 
nicht vollendet, da er 1140 zum Abt von Neresheim erwählt wurde. 
Zwifalten wurde von den Grafen von Achalm nach dem Bathe des 
damals vertrieben in Schwaben weilenden Bischofs Adalbero von Würz- 
burg und des Abtes Wilhelm gegründet und 1089 von einer Hirschauer 
Colonie bezogen; für die Ausbreitung dieser Mönche, deren Verbin- 
dungen sich bis nach Böhmen und Polen erstreckten, für den Geist, 
der sie erfüllte, sowie für die Localgeschichte Schwabens ist viel lehr- 
reiches in Ortliebs Werk enthalten. Wenig später, 1137 und 1138, 
behandelte Berthold, der wiederholt zum Abt des Klosters erwählt 
wurde und zuletzt 1169 nach einähriger Amtsführung als achtzig- 
jähriger Greis resignirte, denselben Gegenstand und führte die Ge- 
schichte weiter; er benutzt die Gelegenheit um mit vielem Unverstand 
auf Heinrich IV zu schmähen*), den Hauptinhalt der Schrift bildet 
aber die Aufzählung der verschiedenen Schenkungen an das Kloster^). 
Der Abt Ernst nahm am zweiten Kreuzzng Theil im Gefolge des 
Bischofis von Freising, und fand dort seinen Tod. Ueber sein Ende 
ist ein Bericht vorhanden, der geschichtliche Nachrichten enthält^). 

Acta S, Petri in Augia. Vier Quellenschriften dea 13. J&hrh. aus dem 
KL Weissenstt bei Ravensburg. Herausgeg. v. Dr. F. L. Baumann. KarUr. 
1877 (aus d. Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrheins XXIX). Darin S. 58 auch die 
Grflndung des Tochterklosters Schussenried. 

*) Codex mc^or trcuUtiomim Weingartensium. Im Festgrufs zum 400. Jah- 
restag der Stiftung d. Univ. Tübingen. Stuttg. 1877, 4. 

') Ortliebi de fundatione monasterii ZwivildensU libri 11^ ed. O. Abel, 
MG. SS. X, 64—92, nach der Urschrift, die auf der Stuttgarter Bibliothek ist, 
hisu qu. 261. 

^) Ueber die Quelle s. oben S. 300. 

') Beriholdi über de consiructume mon, Zwiv, ed. 0. Abel, ib. 93 — 124. 
Diese Schrift mufste aus verschiedenen Fragrmenten und Excerpten hergestellt 
werden; zu sp&t wurde die Existenz einer Compilation aus Ortlieb und Berthold 
von 1560 im Stuttg. Staatsarchiv bekannt. 

*) Vita b. Emesti^ bei Sulger, Ann. Zwifalt I, 116 ff. Vgl. B. Kugler, 



Zwifalten. Hirschau. Marchthal. 303 

In genauer Beziehung zu den Zwifalter Annalen stehen die so- 
genannten Annalen Ton St. Trndpert, die keinen localen Character 
tragen, den Breisgan wohl vorzflglich berücksichtigen, zum Kloster 
St. Trudpert aber nnr sehr geringe Beziehungen zeigen. Es ist ein 
Versuch annalistischer Beichsgeschichte in knapper Form aus dem 
Ende des dreizehnten Jahrhunderts. Der Anfang ist, wie Jaff^ nach- 
gewiesen hat, zusammengesetzt aus Begino, Wipo, Hermann von 
Beichenau, Otto von Freising und Otto von St. Blasien, den Annalen 
von Engelberg und einigen anderen Quellen; vom Ende des zwölften 
Jahrhunderts an sind gleiche Quellen mit den Zwifalter Annalen be- 
nutzt, und viel wörtliche IJebereinstimmung mit diesen. Leider fehlt 
der einzigen, in Wernigerode von Pertz aufgefundenen Abschrift der 
Schlufs vom Jahr 1246 an^). 

Gegen das Ende des zwölften Jahrhunderts wurde auch die Ge- 
schichte des Mutterklosters Hirschau rerfafst, welche, so kurz sie 
ist, doch viel mehr Licht und Auskunft gewährt, als das wortreiche 
Leben des Abtes Wilhelm, und mit werthvollen urkundlichen Aufzeich- 
nungen verbunden das Hirschauer Buch bildet'). 

Nahe bei Zwifalten liegt Mar cht hal, über welches erst kürzlich 
eine sehr merkwürdige Aufzeichnung des dreizehnten Jahrhunderts 
entdeckt und von Job. Schoettle herausgegeben ist'). Der Canonicus 
Walter, der 1214 den gleichnamigen Probst zur Abdankung nöthigte, 
ein bedeutender Mann im Stifte, der vorzüglich den Neubau der Kirche 
energisch betrieb und ein Privileg von Honorius III erwirkte, wurde 
1229 selbst Probst, und verwaltete sein Amt 14 Jahre bis 1243. 
Bei lebhafter Anerkennung seiner Tüchtigkeit, wird ihm doch zum 
Vorwurf gemacht, dafs er die magere Klosterkost nicht liebte, und 
lieber mit vornehmen Gästen tafelte. Man wird wohl für ihn geltend 
machen dürfen, dafs bei der schwierigen Stellung eines solchen Prä- 
laten die einfache Klostertugend zum Schutz der Güter nicht ausreicht. 



Stadien zur Gesch. des zweiten Kreuzcuges S. 10, u. über die Handschriden 
St&Iin II, 81. Abschrift in JafFe's Nachlafs. 

») Ann. S. Tmdperti *. 1 693-1246 ed. Pertz, SS. XVII, 286-294; 

doch hat Jaffö die Quellen aufgesucht. 

*) Codex Hirsaugienm in der Bibl. des Stuttg. Literar. Vereins I. 

') lÄber fundationis seu Annales ecclesiae Marchtallensis,, im Freiburger 
Diöcesan- Archiv (1869) IV, 147 — 209. Leider fehlen nicht die üblichen Lese- 
fehler, c. 1 scilicet statt secundum, c. 64 dütinciam st districtam^ und idetti 
st. idest; S. 183 quwn st. quaniam. S. 182 ist oifenbar zu lesen: ^R. pre- 
prosito .... auctoritate domini C. Premonstratensis posiea cedente, firater W. 
qui hec scripsit, ei canonice successit.'' — S. 192 das Ende der Hist. Welfo- 
rum Weing. aus dieser Handschrift, MG. SS. XXI, 472, wo Z. 2 vixerit zu 
lesen ist. 



304 ^- Staufer. $ 16. Schwaben und Elsafs. 

und dafs bei lebhaftem Gastverkehr aach jetzt die Absonderung der 
Prälatentafel für zweckmäfsig gilt. Indem Walter mit aller Anstren- 
gung den verzettelten Besitz heimbrachte, empfand er die Nothwendig- 
keit geschichtlicher Daten, und yerÜELfste deshalb die Geschichte des 
Klosters bis zum Anfang seiner Prälatnr, mit vorzüglicher Berück- 
sichtigung des Güterbesitzes. Aulser den Urkunden fand er eine alte 
Aufzeichnung vor, über die Stiftung von sieben Canonicaten durch 
Herzog Hermann n auf Antrieb seiner Gemahlin , der burgundischen 
Geburga oder Gerberge. Von der ältesten Stiftung im achten Jahr- 
hundert scheint damals schon nichts als der inhaltlose Namen Berhtold 
im GedächtniTs geblieben zu sein. Die neue Stiftung und Besetzung 
mit Prämonstratensern erfolgte 1171 durch den Pfalzgraf Hugo von 
Tübingen, unter Leitung des Abtes Oteno von Both, welcher dem 
Orden damals in Schwaben hohes Ansehen gab, und auch die Stiftung 
von Weissenau entgegen nahm. Seine höchste Blüthe erreichte March- 
thal unter Manegold (1190—1204), der Gaplan des Herzogs Weif ge- 
wesen war, und dann in Schütbuirron — sonst ganz unbekannt — 
eine gefeierte und vielbesuchte Schule gehalten hatte, bis er endlich 
in Steingadem Ganonicus wurde. Sein Bruder Budiger, ein berühmter 
Arzt, wurde auch 1214 Probst, bewähi*te sich aber als solcher durch- 
aus nicht, üeberhaupt trat, wie gewöhnlich, gleich nach der Blüthe 
auch schon wieder der Vei*fall ein, und dasselbe wiederholte sich nach 
Walters Tod. 

üeber Walters Amtsführung und die Folgezeit berichtet ein höchst 
origineller Klosterbruder H (ein rieh), offenbar ein alter Herr, der 
1300 schrieb, halb ernsthaft, halb scherzend und humoristisch, meistens 
mit Endreimen. Sein Augenmerk ist fast ausschliefslich der Convents- 
tisch: wie dieser besorgt wird, und ob der Prälat daran sich genügen 
läfst oder auswärts tafelt, allerdings ein für das Gedeihen des Klosters 
wichtiger Umstand. Kur noch zwischen ascetischer Zncht und Aus- 
gelassenheit schwankt die Wage; von der litterarischen Thätigkeit 
früherer Zeiten, oder auch von den grofsen Gegensätzen in Beich und 
Kirche ist nicht mehr die Bede. Sehr beachtenswerth aber ist am 
Schlufs die Anweisung, wie man schlechter Prälaten sich entledigen 
könne, und die Betrachtung über den Verfall der reichen und mächtigen 
Beichsabteien, das Gedeihen und Aufblühen unscheinbarer und armer, 
aber strenger und eifriger Klöster. 

Im Stift Sindelfingen schrieb 1261 der Canonicus Heinrich 
von Möskirch einige Kachrichten über die Geschichte der Stiftung 
von 1083 an zusammen, welche als Heinrich 1271 nach Constanz 
ging, von dem Kellermeister Konrad von Wurmelingen in zusanunen- 



Sindelfingen. Eberaheim« SenonM« 305 

Mögender uBd aoeffthrlicher Weise (1276 — 1294) fortgesetzt worden. 
Leider ist das Buch jetzt verloren und nur gesammelte Anszflge sind 
nns erhalten^). 

Ans den Klöstern des Elsafs haben wir Annalen von Münster 
im Gregorienthal^) bis 1194 nnd von Manermünster bei Za- 
bem'), 814—1288. In diesem war der Cardinal Dietwin Mönch ge- 
wesen, nnd 1137 weihte er das von da ans gestiftete Nonnenkloster 
Sindeisberg*). 

Eine Schrift über die Herstellung des Klosters der h. Fides in 
Schlettstadt ist beaohtenswerth wegen einiger Nachrichten über die 
Familie der Staufer*). 

Ausführlichere Erzählung gewähren die Geschichte des Klosters 
Ebersheimmünster^) an der lü, nordwestüch Ton Schlettstadt, bis 
1235, mit einem merklichen Einschnitt 1167, und Yon Senones in 
den Yogesen^). Der Chronist von Ebersheimmünster hat manche ältere 
Bestandtheile aufgenommen; er giebt weniger eine gleichmäCsige Ge- 
schichtserzählung, als lose verknüpfte Stücke, welche viel interessante 
Einzelheiten aus der Geschichte der Klöster wie auch aus der Reichs- 
geschichte enthalten. Doch ist nach Weiland^s Untersuchung auch in 
diesem Falle einst ein gröfseres Chronicon vorhanden gewesen, in 

^) Chranici Sindelßng. quae super sunt primum ed. C. F. Haug, Tab. 1886. 
Daraus die f&r K. Rudolf wichtigen Ann. 1276—1294 bei Böhmer, Fontt. 11, 
464 — 472. Am, Sindelftng. 1083—1294 ed. PertE, SS. XVII, 299 - 307. 
Ueber die Ton Joachim, Job. Naudenis (1874) bei diesem nachgewiesenen 
Spuren rgl. L. Weiland, HZ. ZXXIV, 426. 

*) Ann, Monasterienses ed. Pertz, MG. SS. III, 152. 

*) Ann. Maiuirwumasterienses in Böhmers Fontes III, 8 — 10; ed. Jaffö 
SS. XVII, 181. Bis 1218 schöpfen sie aus rermehrten Ann. Argentinenses, 
dann folgt gleich 1239. 

*) Historische Notiaen in dem kalligraphischen Güterrerseichnifs bei L. Spach : 
L'Abbayie de Marmontier et le courent de Sindeisberg, Strafsb. 1861 aus dem 
Bulletin de la Sociötö pour la oonsenration des monuments hist. d'Alsaoe (Bibl. 
de ll^cole des Chartes V, 5, 377). 

*) Miracula 8. FuRs ed. Borlan, Notioes hist. sur l'Alsace et principale- 
ment snr la yille de Schlestadt (Golmar 1843) I, 48—53; benutet in der Hi- 
storia Friderici, s. 0. Abel im Archiy XI, 112. 

*) Hütoria Novientengis Monasterü, Hart. Thes. III, 1125 — 1160 und 
besser bei Grandidier in den Piöces justificatiTes sur Histoire d'Alsace II, 1 1 iF. 
Aussüge in Böhmers Fontes III, 10 — 31. Jetat als Chronicon Noüientense ed. 
Weiland, SS. XXIII, 427—453. Die Handschrift ist in Strafsburg yerbrannt. 
Ein Stück des verlorenen Chron. su S. 428 ist nach Weiland erhalten in der 
Compilation eines sp&teren Mönches: Fundatienes quorundam Germaniae mo- 
nasteriorum, im Anhang su Mader's Ausg. des Chr. Montis Ser. S. 291 ss. 

'') Richerii Chronicon Mon. Senonensis^ D'Achery, Spieilegium HI, 271 u. 
«d. 2. II, 603^655. Einige Aussflge in. Böhmers Fontes HI, 31—66. Blo- 
giam des Abts Anton aus Paria, 1090 — 1137, Erbauers der neuen Kirche, 
in. schlechten leoninisehen Hexametern, s. eben S« 100. 

Wattenbach, G«tchldhtiqueUen 11. 4. Aufl. 20 



306 ^* Stanfer. § 16. Schwaben nnd ElsafB. § 17. Das Rheinland. 

welchem die Sagen eingehender behandelt waren; Bruchstücke davon 
sind im Codex des Albertns Argentinensis erhalten. 

Eben so wenig genan in der Zeitfolge der Begebenheiten ist 
Bicheriüs, der Verfasser der Geschichte Yon Senones, die bis 
1263 reicht. Er brachte acht Tage an Friedrichs n Hof zu Wflrz- 
bnrg zu, im Juli 1218, nnd erzählt davon nnd von manchen anderen 
Dingen. Eigentlich geschichtlicher Sinn fehlt ihm, und fflr die ältere 
Zeit ist er völlig kritiklos; darin und in der anekdotenmäfsigen Weise 
seiner Erzählung stellt er den Charakter des dreizehnten Jahrhunderts 
dar, der um diese Zeit immer mehr überhand nahm; manche ausflOhr- 
liche Schilderungen aber, wie über den Aufstand gegen Otto lY zu 
Breisach 1212, über die Schlacht von Bovines 1214, über Friedrichs H 
Heerfahrt nach Lothringen 1218 und über Ereignisse in der Heimath, 
sind vortrefflich und für uns von grofsem Werthe. 

Culturgeschichtlich überaus merkwürdig, doch nicht von geschicht- 
lichem Inhalt, ist der Hortus deliciarum, eine Art von frommer 
Encyclopädie, an welcher Herrad von Landsperg, 1167 bis 1195 
Aebtissin von Hohenburg oder Odilienberg, lange Jahre arbeitete. 
Da auch diese Handschrift verbrannt ist, gewinnen die Auszüge und 
Nachbildungen Engelhardts um so höheren Werth'). Das verfallene 
und ganz entartete Kloster hatte Friedrich von Staufen durch die vom 
Kloster Bergen bei Neuburg an der Donau berufene Aebtissin Bilindis, 
der Herrad Vorgängerin, herstellen lassen'). 

Von gröfster Bedeutung, doch erst der Budolfinischen Zeit an- 
gehörig, sind die Aufzeichnungen der Dominicaner in Colmar, deren 
Anfange aus Basel stammen; anderes ist den Marbacher Annalen 
entlehnt. Ein merkwürdiger und lehrreicher, um 1290 geschriebener 
Aufsatz schildert den Zustand des Elsafs im Anfang des dreizehnten 
Jahrhunderts'). 

Dem Strafsburger Scholasticus Hesse verdanken wir die oben 
S. 149 schon erwähnte Schrift über das Beimser Concil von 1119. 
Wir besitzen femer kurze Annalen von 673 -— 1207, welche nur ein 
Rest ausführlicherer Annalen sind, wie sich aus der Vergleichung mit 

>) Herrad ron Landsperg, Stuttg. 1818; vgl. Piper, Die Kaiendarien nnd 
Martyrologien der Angelsachsen (1862) S. 1 ff. 

j») Vgl. darüber W. Scherer in d. Zts. f. D. Alt. XX, 202. 

') Erste kritische Ausgabe mit Sonderang der verschiedenen Bestandtheile 
▼on Jaff6 : Annales Colmarienses, Basikenseit, Chronicon Cohnariense^ MG. SS. 
XVII, 183—270. Uebersetzang ron Pabst 1867. Berichtigungen von G. Meyer 
Ton Knonan im Jahrbuch f. d. Litt, der Schveizergeschichte 1867 S. 167 — 176. 
Merkwürdig ist, wie die einmal gemachte unsinnige Conjectur pectore f%lr peciine 
ad a. 1286 unerschüttert alles überdauert. 



Strafsburg. Speier. Worms. 307 

den Annalen von Marbach und Manermünster ergiebt; diese und Eüen- 
hard kannten auch noch eine Fortsetzung^). Die hierauf fuTsenden 
Marbacher (Strafeburger) Annalen wollen wir ihres universellen Charak- 
ters wegen für jetzt noch übergehen. Auch die Dominicaner haben 
hier wie in Colmar schon früh begonnen allerlei anzumerken, wie wir 
aus dem geschichtlichen Sammelcodex erfahren, durch dessen Besorgung 
sich der Werkmeister Ellenhard gegen das Ende des Jahrhunderts sehr 
verdient gemacht hat. 



§ 17. Das Rheinland. 

Folgen wir dem Rheinstrom weiter abwärts, so finden wir in 
Speier nichts als einige in dem Copialbuch der Kirche enthaltene 
Notizen, einen Auszug aus der Chronik Otto's von Freising über die 
Folge der Kaiser^), und Annalen von 1184—1259, alles von Böhmer 
zuerst bekannt gemacht^). Ohne Zweifel ist mehr geschrieben worden, 
so vermuthlich eine Aufzeichnung über den Bischof Gtobhard (1 105 bis 
1107), welche im Hirschauer Buch mit anderen QueUen ungeschickt 
verbunden ist*). 

Wenn in der Worms er Kirche geschichtliche Aufzeichnungen 
entstanden sind, was man kaum bezweifeln möchte, so hat sich doch 
nichts davon erhalten'^). Dagegen besitzen wir ein wichtiges Char- 
tular des Bisthums, welches um die Mitte des zwölften Jahrhunderts 
der Schulmeister Magister Hermann angefertigt hat; die Correctheit 
der Abschriften freilich ist mangelhaft, und selbst die Zuverlässigkeit 
in Betreff des Inhalts wird bezweifelt®). Die Bürgerschaft von Worms 
aber, wie sie zuerst in kraftvoUer Erhebung sich Selbständigkeit zu 
erringen wufste, hat auch die ältesten städtischen Nachrichten uns 
hinterlassen, von denen leider nur noch Bruchstücke vorhanden sind, 
die aber auch so noch sehr inhaltreich und für die Reichsgeschichte 

») Ann, Argentinenses ed. JaflP^ SS, XVII, 86—90. Daran schliefseil sich 
die mit sorgfilltiger Kritik bearbeiteten Aufzeichnungen und Sammlungen EUen- 
hards mit der Fortsetzung durch Gotfried Ton Ensmingen. Böhmers Ausgabe 
eigenihfimlich sind die Ann. 1277—1338 aus der Wiener Handschrift, Font. 
III, 117—120. 

») Wie SteindorfiF nachgewiesen hat, Forsch. IX, 397—402. 

') Annaks Spirenses^ Fontes U, 147 — 158, Mone, Quellensammlung I, 
185. MG. SS. XVII, 80—85. 

♦) P. Ewald, HZ. XXXIV, 413. 

&) Merkwürdige Briefe Wormser Cleriker, welche namentlich auch ihre 
lebhafte Betheiligung am Dombau zeigen, in der oben S. 16 erwähnten Lorscher 
Briefsammlung, deren Inhaltsangabe Jetzt im NA. HI gedruckt ist. 

«) Sickel, Acta Karolinorum ü, 221. 

20» 



308 ^* SUttfer. $17. Das BHeinland. 

wie für die Städtegeschichte lehrreich sind. Auch diese hat BOhmer 
zuerst aufgesucht, zusammengestellt und herausgegeben; die neue Aus- 
gabe kann leider nur als ein Rückschritt betrachtet werden'). 

Ein merkwürdiges, aber bisher wenig beachtetes Denkmal aus 
Worms hat uns der Mönch von Eirschgarten ziemlich vollständig auf- 
bewahrt'), nämlich das Leben Erkanberts, oder wie er dort heilst, 
Eckenberts. Neffe des gleichnamigen Kämmerers, war er zur Er- 
ziehung dem Abt Stephan yon Limburg übergeben, welcher viele Söhne 
des Adels um sich versammelte. 

Er sprach: Wer da ritter werden wil, 
dem kan es geschaden auch nicht viel, 
da(s er lernet die bucher lesen. 
Wil er aber geistlichen Wesen, 
so hilft es ihm ein michel teil. 

Doch schadete es Erkanbert; heimgekehrt mochte er nur mit Pfaffen 
und Scholaren verkehren, und versäumte darüber die Mahlzeit. Auf 
Zureden seiner Mutter kaufte er sich freilich eine Beischläferin, aber 
zur Ehe wollte er sich nicht entschliefsen. Mit dem grimmen Siebter 
Wemher erzürnt, und von ihm beim Kaiser Lothar verschwärzt, gelang 
es ihm doch, des Kaisers Gunst zu gewinnen, vorzüglich durch sein 
Lautenspiel. Nach schwerer Krankheit wandte er sich gänzlich geist- 
lichen Werken zu, und wurde der Stifter, zuletzt auch Abt des 1125 
geweihten Klosters Frankenthal. Erst 53 Jahre alt starb er 1132. 
Unter einem späteren Abte Wemher, der sehr gerühmt wird, um 1277, 
hat Heinrich Michael, Schulmeister, die Legende mit einer Fort- 

^) Annales Wormatienses 1221^ 129S, Fontes 11, 158—209. In der neuen 
Ausgabe (MG. SS. XVII, 34 — 73) hat Perta durch einseitig chronologische 
Anordnung den Zusammenhang verdunkelt, und aus dem ron Böhmer vor- 
sichtig femgehaltenen Mon. Kirsgartensis mehr aufgenommen, was leicht irre- 
fthren kann, aber weder f&r den Text noch ftir die Erkl&rung etwas gethan 
(S. 37, 8 l. uröani operis)* Böhmers Anmerkungen und Berichtigungen sind 
nicht lierOcksichtigt, ebenso wenig die litterarischen Nachweise im Vorwort; 
dazu ist ein ganses grofses Stück S. 203—205 ausgelassen. Die Ausgabe der 
Wormser Chronik von Friedr. Zorn durch W, Arnold in der Bibl. des Lit. 
Vereins XLIII. ist völlig ignoriert. Nachweis einst u. vielleicht noch vorhan- 
dener Wormser Quellen von F. Falk Forsch. XIII, 584i — 590. Dabei ein 
gleichieitiger Bericht über den Kampf zwischen K. Adolf und Albrecht. Abdr. 
der alten Bauordnung mit topogr. Erläuterung von F. Falk, Forsch. XIV, 397 
bis 402. Zur Kritik der Annalen ist auch zu beachten : A. Bussen : Zur Gesch. 
des groben Landfriedensbündnisses deutscher St&dte 1254 (Innsbr. 1874) wo 
nur S. 15 Anm. 2 verkannt ist, dafs esse als unsinnig auszuwerfen war, und 
nur von Abthuung ungerechter Zölle die Rede ist. 

*) Ludewig, Reliquiae Manuscriptorum II, 78 — 100 in sehr fehlerhaftem 
Abdruck. F. Falk 1. c hat darauf aufinerksam gemacht. 



Erkanbert toh FrankenthaL Lorsch. 309 

Setzung in dentsche Reime gebracht. Die Ennde davon verdanke ich 
AI. Xanfinann, der wohl bald ansfQhrlichere Nachricht geben wird. 

Ans der Nachbarschaft von Worms, wenn gleich ans dem Mainzer 
Sprengel, besitzen wir die Chronik von Lorsch^), jenem Kloster 
welches sich schon in der ältesten Zeit dnrch seine Jahrbücher ans- 
zeichnete. Im zwölften Jahrhundert sammelte man hier ein ürkunden- 
bnch des Stifts nnd verband mit demselben geschichtliche Nachrichten 
bb ]167. Der Verfasser besats vollkommen die Schnlbildnng jener 
Zeit, kannte seine Classiker, nnd beherrschte nicht ohne Gewandtheit 
den eigenthtlmlich gemischten Stil des zwölften Jahrhunderts. Die f&r 
die Geschichte des Klosters wichtigsten Urkunden nahm er auf, doch 
nicht ohne Kürzung, worüber er sich verständig rechtfertigt; auch die 
ältesten nicht unverändert, weil die merowingische Barbarei ihm un- 
erträglich war. Noch waren zu seiner Zeit das salische und ribuarische 
Gesetz im Gebrauch, und er beklagt (S. 344) die Schwierigkeiten, 
welche die fehlerhafte Grammatik dem Yerständnils bereitet. Für die 
Anfänge der Stiftung müssen ihm Aufiseichnungen vorgelegen haben; 
vielleicht waren sie verbunden mit der Schrift über die Wunder des 
h. Nazarius in Prosa und in Versen, welche er bei Gelegenheit der 
Kirchweih vom 1. Sept. 774 anfCQirt; vermuthlich die im Necrolog zum 
9. April erwähnte des Priesters Adalher, ans welcher sich einige 
bedeutungslose Wunder in einer Frankfurter Handschrift erhalten zu 
haben scheinen'). Von Bischof Chrodegang weifs der Chronist einiges 
zu erzählen, und über die ersten Aebte, hin und wieder auch ans der 
Folgezeit, hatte er Nachrichten, die vorzüglich von ihren Bauten und 
der Bereicherung des Kirchenschatzes Kunde gaben. Für die dürftigen 
Nachrichten aus der Reichsgeschichte, welche den Rahmen der Chronik 
bilden, schöpfte er aus Regino'), und S. 413 finden sich wörtliche 
Entlehnungen aus Lambert z. J. 1063. Dazwischen aber scheint noch 
eine uns unbekannte kurze Kaiserchronik benutzt zu sein. Die be- 
kannte Erzählung von Einhard und Imma (S. 358) entnahm er viel- 
leicht mündlicher üeberlieferung , und vom Beginn des elften Jahr- 

>) Codex Laureshamensis ed. AcademU Falatina, 1768. 3 B&nde, 4. Der 
erste geschichtliche Theil sJs ChrofUcon Laureshamense ed. K. Peru, SS. XXI, 
334—453. Vgl. anch oben S. 89. Der Lorscher Briefcodez enth&lt wenig 
zur Qesch. d. Klosters. Ein alter sehr reichhaltiger Bibliothekscatalog bei 
A. Ifai, SpiciL Rom. V% 161—200, TgL p. zi— zn. ziy — zvm, und den be- 
richtigten Abdruck des philologischen Theils, verglichen mit den noch Torhan- 
denen Handschriften, ron A. Wilmans, Rhein. Mus. XXIII, 385—408. Notae 
Laurishamemes von 1232, 1266, 1358 MG. SS. XXIV, 27. 

*) Gedr. bei F. Falk, Gesch. t. Lorsch S. 123. 124. Daselbst S. 175 bis 
181 über die KlosterbibUothek. 

*) S. 362. 376. 385. Auf beides machte mich Dümmler aufinerksam. 



310 ^« SUufer. § 17. Das BheinkncL 

hunderts an werden seine Nachrichten reichlicher, üeber die Anfechtung 
durch Adalbeii; von Bremen lag ihm wohl auch eine schriftliche Anf- 
zeichnmig vor; hier gewährt er sehr schätzbare Nachrichten. Weiter- 
hin bringt die wiederholte Anfechtung durch Hirschauer Mönche, die 
doch endlich wieder ausgetrieben werden, lebhaftere Bewegung, und 
die Klostergeschichte mit ihren gewöhnlichen Wechselfallen wirft manches 
Licht auch auf die Beichsgeschichte. An mehr als einer Stelle macht 
sich ein kräftiger Zorn gegen die hochmüthigen Prälaten geltend, 
welche in fQrstlicher Pracht die Einkünfte vergeuden, ohne um des 
Klosters Wohl sich zu kümmern. Mit dem Tode des sehr gepriesenen 
Abtes Heinrich 1167 schliefst die Darstellung der ersten Hand; unter 
seinem Nachfolger Sigehard trat schon wieder der volle Verfall ein, 
welcher noch in wenigen Worten berührt wird. 

Zu Schönau unweit Heidelberg hatte Buggo von Worms 1144 
Cistercienser aus Eberbach eingeführt. Wie grofs war ihr Erstaunen, 
als im April 1188 Bruder Joseph, noch Novize, vorzeitig starb, 
und es sich nun ergab dafs er ein Weib gewesen! Er habe immer 
gesagt, es müsse ein Weib oder der Teufel sein, äuTserte ein Mönch, 
denn er habe sie nie ohne Versuchung ansehen können. Nach langer 
Nachforschung erfuhr man dafs sie Hildegund geheifsen und aus 
Cöln stamme. Im Kloster zu Neufs erzogen war sie von ihrem Vater 
mit ins heilige Land genommen, aber der Gefahren wegen in männ- 
licher Kleidung. Der Vater starb, nach manchen Erlebnissen kam sie 
heim und fand einen Domherrn eben im Begriff, wegen eines Streites 
mit dem Erzbischof die gefahrvolle Beise zum Pabst nach Verona an- 
zutreten; der Kaiser aber hatte wegen des Streites der Trierer Prä- 
tendenten alle Correspondenz mit der Curie untersagt. Weil nun Hilde- 
gund wie ein gar unverdächtiger Jüngling aussah, beredete er sie, 
ihn zu begleiten und den Brief in ihrem Stab verborgen mitzunehmen. 
Bei Augsburg wurde sie durch falsche Beschuldigung als Dieb er- 
griffen, rechtfertigte sich durch die Feuerprobe, aber die Verwandten 
des nun gehängten wirklichen Diebes erhängten sie aus Bache. Auch 
das überlebte sie, und begann auf der Heimkehr in Speier sich an- 
gelegentlichst mit gelehrten Studien zu beschäftigen. Hier war es wo 
sie sich bereden liefs ins Kloster Schönau einzutreten, wo sie nun 
freilich exemplarisch lebte, aber von fortwährender Angst der Ent- 
deckung gequält, auch der engen Klostermauem ungewohnt, ein frühes 
Ende fand. Von einem Klosterbruder der mit ihr Novize gewesen und 
sie unterrichtet hatte, ist ihr Leben beschrieben^). 

1) V. S, HildegundUa ed. D. Papebroch, Act» SS. Apr. II, 780 — 790. 



Joseph Ton Sckönau. Adalbert von Mainz. ^H 

Mainz erscheint jetzt ebenfaUs nicht reich an historischer Litte* 
ratnr; doch ha]}en die neuesten Entdeckungen bedeutende Lflcken aus- 
gefüllt und die lange Verborgenheit dieser wichtigen und merkwürdigen 
Denkmäler lafst es um so mehr als wahi*scheinlich erscheinen, dafe 
.anderes ganz zu Grunde gegangen ist, oder auch durch eine glück- 
liche Hand noch ans Licht kommen wird. 

Kaum war Adalbert II, ein Neffe des berühmteren ersten, ge- 
borener Graf von Saarbrücken, am 17. Juli 1141 nach kurzem Ponti- 
ficat in Erfurt plötzlich gestorben, so wurden verschiedene Stimmen 
laut: ein Arzt sollte ihn vergiftet haben, doch wurde auch gesagt, der 
Tod sei die Strafe seiner Prachtliebe, der Verwendung kirchlicher Ein- 
künfte für ritterlichen Pomp. Solchem Gerede entgegen zu treten, war 
die Absicht Anselms, der eine biographische Dichtung über den 
Erzbischof verfafste, welche, von Bethmann in Brüssel entdeckt, von 
Jaffe zuerst herausgegeben ist^). Dieser schrieb sie dem Bischof 
Anselm von Havelberg za, eine Annahme, die, an sich unwahrscheinlich, 
nur auf einem mifsverstandenen Ausdruck beruht, wie C. Will nach- 
gewiesen hat'). Der VerÜEisser scheint vielmehr ein Mainzer Schul- 
meister gewesen zu sein, der mit ungemessener Bewunderung zu dem 
reichen Grafensohn hinaufschaute, ohne ihm doch nahe gestanden zu 
haben. Die Verskunst nach dem damals herrschenden Geschmack 
stand ihm völlig zu Gebote; die leoninischen Hexameter unterbricht 
«r nicht ungeschickt durch je zwölf künstlicher gebaute und doppelt 
gereimte Verse. 

Geschichtliche Aufklärungen gewährt ims Anselm nicht, aber über 
die Studien des zwölften Jahrhunderts sind seine Angaben lehrreich. 
Schon 1128 war Adalbert Probst geworden, aber Anselm scheint nicht 
zu wissen, dafs das Erfurter Marienstift seine Probstei war. Auch galt 
es wohl nur, ihm Bang und Einkünfte zu schaffen, da er nun erst 
«eine Studien begann. Mainz freilich bot, wie Anselm meint, vor- 
iä-eff liehe Lehrer, aber hier störte der Ghordienst, und nur l^remden 
gewährte deshalb die Mainzer Schule rechten Vortheil. Darin mag 

Eine Biographie in Hexametern wird Aroh. X, 651 angef&hrt. Eine iütere 
Biographie hat Papebroch nicht aufgenommen, sie ist benutzt von Caeaarius 
Heist. 1, 40 nebst Mittheilungen des Mönchs Hermann. 

1) Amekni JSavelbergensis Vita Adelberti II Moguntini^ Bibl. HI, 665 bis 
603. Einzelne Mittheilungen schon in Jaffe's Diss. de Arte medica saeculi 
XU (Berl. 1853) S. 17. In der Ausgabe ist ein Comma t. 10 nach patris^ 
920 Tor vocem zu setzen, t. 1032 am Ende und in 1054 zu streichen; y. 407 
itu St. fiu, 592 hero st. homo, 947 partes st. parte zu setaen. 

*) Forschungen XI, 623—630. In Bezug auf Mainz ist jetzt Überall zur 
Vergleichnng heranzuziehen: Com. Will, Begesten zur Gesch. d. Mainzer Erz- 
bizchöfe, I, Ton 742 bis 1160. Innsbr. 1877, 4. 



312 ^« Staufer. | 17. Das Bhemknd. 

wohl, wie C. Will meint, eine Hindentung auf Schwierigkeit^ liegen, 
mit welchen der Yerfaeser selbst zn kämpfen hatte. . Adalbert geht 
also nach Hildesheim, nnd lernt was da geboten wird; als ganz selbst- 
Terständlich aber erscheint es, dafs fQr die höheren Stadien nun Frank- 
reich anfjgesncht werden mnfs. Mit groCsem Pnmk nnd zahlreichem 
Gefolge zieht Adalbert nach Beims (vgl. oben S. 9). Anselm weifa 
von den Besten alter Tempel ans römischer Zeit, er .weife anch von 
den Schaaren lockerer Weiber, welche den deutschen Studenten in 
Frankreich gefahrlich werden, nicht aber Adalbert. Nach kurzem 
Aufenthalt in Mainz besucht dieser noch das unentbehrliche Paris, 
wallfahrtet nach Si Gilles, und erwirbt in dem nahen Montpellier auch 
noch medicinische Kenntnisse. Von seinem kurzen Pontificate aber 
weifs Anselm nichts erhebliches zu berichten, und nur durch die An- 
deutungen am Schlüsse können wir etwas von den Gegens&tzen wahr- 
nehmen, welche die Mainzer Kirche bald mit schweren Kämpfen er- 
füllten. Die Hauptursache ist die Verwendung von Kirchengfttem zum 
Unterhalt zahlreicher Vasallen, welche andere Erzbischöfe rückgängig 
zu machen suchen, nebst der Bivalität der mächtigsten Familien unter 
einander; die aufstrebende Bürgerschaft wird von den Vasallen in diese 
Kämpfe hineingezogen. 

Anselm schrieb noch unter Erzbischof Marculf, der schon am 
9. Juni 1142 starb; durch seinen Nachfolger Heinrich wurden auf 
Betrieb des Domprobstes und Probstes zu St. Stephan, Hartmann, 
auch die Güter des Stephansklosters den Händen der Bitter entrissen 
und kirchlichem Gebrauch zurückgegeben; Hartmann konnte die Kirche 
erneuen, und sehnlich wünschte er die Ganonisation des Stifters, Erz- 
bischofs Willigis (S. 89). Er yerfafste zu diesem Zweck ein Officium 
für ihn, und fügte zwei Briefe hinzu, in denen Willigis selbst seine 
feierliche Erhebung und öffentliche Verehrung fordert. Ausführlich 
wird in den Lectionen von der Erkrankung eines der Brüder 1147 
erzählt,, den S. Willigis heilt, von Visionen und Wundem. Saubere 
Miniaturen zieren die Handschrift, welche jetzt in Moskau ist, wo 
Wlad. Guerrier eine schöne Ausgabe mit lehrreicher Einleitung ver- 
anstaltet hat. Nachträglich ist auch die Existenz eines alten Druckes 
von 1675 nachgewiesen worden^). 

Erzbischof Heinrich wurde 1153 abgesetzt, und das Haus des 

^) Officiwn et Miracula S. WüUgigi, Herausgegeben toh W. Guerrier, 
Moskau u. Leipzig 1869. Vgl. Heidelb. Jahrbb. 1869 S. 599 — 601. Bist. 
Zeitscbr. XXiU, 211—214. C. WiU im Katholik 1873 S. 715 — 784 mit den 
Varianten der Ausgabe Ton Volusius. Ueber das Krens Benna Tgl. Will, Re- 
gesten S. 128. Giesebr. I, 824. 



Adalbert II nnd Arnold ron Mainz. • 313 

Domprobsts Hartmann wird als der Hanptheerd der Bänke gegen sei- 
nen Nachfolger bezeichnet: kein Wunder, daüs die Ganonisation unter- 
blieb. Als ein überaus werthyoUes Werk aber tritt uns nun das 
Leben des Erzbischofs Arnold entgegen, welches ebenfalls, wie 
das oben (S. 91) erwähnte Leben des Bardo, erst ktkrzlich von Böhmer 
entdeckt nnd bekannt gemacht ist, eine sehr bedeutende Quelle sowohl 
Mr die Mainzer Specialgeschichte wie fQr die Beichsgeschichte, deren 
Werth nur durch ihren lobrednerischen und apologetischen Charakter 
beemträchtigt wird^). 

Die Entsetzung des Erzbischofs Heinrich und die Erhebung Ar- 
nolds von Selenhofen wurden schon ron den Zeitgenossen sehr ver- 
schieden beurtheilt, und wir sind zu mangelhaft darftber unterrichtet, 
um eine fest begründete Meinung gewinnen zu können. Sicher ist 
dafs der neue Erzbischof während seiner ganzen Amtsführung die 
heftigste Feindschaft der Mainzer, vorzüglich der Ministerialenfiamilie 
der Meingote, zu bekämpfen hatte, während er auch mit dem Pfalz- 
grafen Hermann in eine Fehde verwickelt wurde, an welcher Arnold 
nach dem Erkenntnifs des Füretengerichts nicht ohne Schuld war. 
Auch das Schreiben Adrians lY vom 15. Febr. 1156 und der sehr 
scharfe Brief des Abts Buthard von Eberbach an Arnold selbst^), 
worin ihm Hoffart und Geiz gegen Arme vorgewoifen werden, 
widersprechen der Lobhudelei seines Biographen. Zuletzt wurde er 
von den wüthenden Mainzern am 24. Juni 1160 auf die entsetzlichste 
Weise mit dem Jakobskloster, in welches er sich geflüchtet hatte, 
verbrannt. Die bald nachher geschriebene Biographie ist weit ent- 
fernt, genügende Auskunft über diese Ereignisse zu geben, sie ist un- 
bedingt lobrednerisch und läCst die eigentlichen Ursachen der erbitterten 
Feindschaft unklar. Demungeachtet enthält sie die schätzbarsten Nach- 
richten, namentlich auch über die Berufung des Erzbischofs zum Concil 
von Pavia, das Eriegslager des Kaisers vor Grema und Arnolds Empfang 
daselbst; dann das wiederholte Einschreiten des Kaisers in Mainz und 
zuletzt die Bestrafung der Schuldigen. Der Verfasser beschreibt sehr 
ausführlich und nicht ohne Geschick, nur strebt er übermäfisig nach Wohl- 
redenheit und verfehlt nicht selten das Ziel; aus den letzten Schreckens- 



1) Vita et Martyriwtt Amoldi carcMep. Mog. Fontes III, 270—326. Bibl. 
ni, 604— 675 als Vita Amoldi^ mit Forüassung des sp&ter angeh&ngten Stfleks 
aas Christians Chronik. Aber 8. 623, 21 ist „ festinissima oneraria'* statt 
^festiTissimo honore'' eine Überflüssige and unrichtige Conjeetar. Ceber Arnold 
haben seitdem Wegele, Nohhnanns, Baambaeh geschrieben; rgL C. Will im 
CentralbL 1873 8. 1217—1222, a. jetst Begesten 8. LXXUI— LXXX. 

*) Jaff^, Bibl. III, 402. 406; leUterer nur hier. 



314 ^'' Stauter. § 17. Das Rheinland. 

scenen theilt er Gebete und Gedanken des ErzbischoÜB mit, die un- 
möglich einem Sterblichen bekannt sein konnten. Dennoch müssen 
wir sein Werk unbedenklich zu den Yorzüglichsten Quellen dieser Zeit 
rechnen und die Entdeckung desselben als eine bedeutende Bereicherung 
der historischen Litteratnr betrachten. Dafis der Verfasser den Pabst 
Victor als rechtmaXsig anerkennt, hat vielleicht die lange Verborgen- 
heit seiner Schrift veranlalst. 

Völlig entgegengesetzt urtheilt über den Erzbischof Arnold sein 
Nachfolger Christian ü. Er war 1249 erwählt, konnte sich aber 
als ein frommer und friedliebender Geistlicher nicht in dieser Stellung 
erhalten, die damals einen Eriegsmann gebieterisch forderte, da es 
darauf ankam, die Pfaffenkönige mit gewaffheter Hand gegen die 
Staufer aufrecht zu halten. Christiah mufste 1251 resignieren, und 
schrieb nun in der Bitterkeit seines Herzens eine Wehklage über den 
Verfall dei* Mainzer Eirche durch die zerrissene ruhelose Zeit: den 
Ursprung alles üebels aber findet er in der Absetzung des Erzbischofe 
Heinrich durch die von Arnold bestochenen Cardinäle. Der päbstlichen 
Politik giebt er nicht undeutlich auch das folgende Unheil Schuld: 
Sifrid, sagt er, war ein Mann nach dem Herzen des Pabstes, weil er 
Witwen und Waisen machte und alles Land verwüstete. Das, meint 
Christian, sei nicht der Beruf des Priesters, der nur mit dem Schwert 
des Wortes zu kämpfen habe.. 

In höchst eigenthümlicher Weise beginnt Christian seine Schrift 
mit einer genauen Beschreibung des überreichen Mainzer Kirchen- 
schatzes, wie er ihn noch gekannt hatte und von dem jetzt wenig 
mehr übrig war. Er verweilt bei Heinrich und Arnold, und giebt in 
raschem Ueberblick eine Uebersicht der folgenden Zeiten, mit Weh- 
klagen vermischt. Es ist keine eigentliche Geschichtserzählung, son- 
dern eine Darlegung der Verhältnisse, welche Um selbst auf den erz- 
bischöflichen Stuhl gebracht hatten und es ihm unmöglich machten, 
sich darauf zu behaupten^). 

Aulserdem sind nur noch kurze Anna len vorhanden^); es finden 
sich aber in diesen, und auch sonst, Spuren ausführlicherer Aufzeich- 
nungen aus dem dreizehnten Jahrhundert, deren Sammlung Böhmer 

^) Cbrütiani Chronicon Mogunänwn 1152 — 1251, Fontes II, 253 — 271. 
BibL III, 676—699. Pannenborg weist Forsch. XI, 253 den ältesten Abdruck 
eines StQcks davon 1531 nach. 

>) Annales M&gunäm 1083—1309, Fontes U, 249—253. MG. SS. XVÜ, 
1 — 3. Auch gehören nach Mainz die von PertE nadi einer Stelle a. 1293 
Ann. breves Wormat. benannten Annalen 1165 — 1295, ib. 74 — 79, eine späte 
Compilation mit einigen brauchbaren Notizen. 



Christian von Mainx« Eberbach. Lippoldsberg. 3^5 

Torhiels, wenn es ihm nicht vielleicht noch gelingen würde, sie vell- 
standig zn entdecken^). Sie liegen jetzt vor im 4. Bande der Fontes. 

Aus der Nachbarschaft ?on Mainz wnrde das Leben des Grafen 
Ludwig von Amstein schon oben (S. 203) erwähnt, und die Fort- 
setzung des Marian aus dem Kloster Disibodenberg werden wir noch 
bei den Geschichtswerken von allgemeinerem Inhalt zu berühren haben. 
In Eberbach im Bheingau ToUendete Abt Konrad (f 1226) seine 
schon in Clairvaux begonnene Zusammenstellung aller Nachrichten 
über die Entstehung und die wunderbare Entfaltung des Ordens der 
Cistercienser, mit vielen Wundergeschichten und einigen nützlichen 
Nachrichten über deutsche Klöster des Ordens'). Besonders merk- 
würdig ist darin der Bericht über die gefährliche Yerschwörung der 
Laienbrüder im Tochterkloster Schönau bei Heidelberg, aus Unzu- 
friedenheit über die Vorenthaltung der ihnen zukommenden Stiefel, 
welcher auch die Lorscher Verse gedenken. Der Urheber der Ver- 
schwörung stirbt plötzlich zu so gelegener Zeit, dafs der Verdacht 
eines Mordes kaum abzuweisen ist^). 

Etwas entfernter, au der oberen Weser in Kurhessen, liegt Lip- 
poldsberg, dessen Chronik*) hier zu erwähnen ist: eine hübsche Er- 
zählung von diesem um 1088 nach Schaffhauser Begel gestifteten 
Nonnenkloster, freüich sehr kurz und ungenügend, aber um so weniger 
zu verschmähen, da so wenige Schriften uns von Nonnenklöstern Nach- 
richt geben. Geschrieben ist sie 1151 unter dem Frohste Günther, 
der sehr gerühmt wird; er milderte die übertriebene Strenge der 
Begel, stellte die Ordnung her und gewann die entfremdeten Güter 
zurück. 

Was bis jetzt über die Geschichtsquellen aus dem Sprengel von 
Cöln bekannt geworden ist, hat 1855 Janssen zusammengestellt in 

») Fontes II, XXVIL IH, LXXVIJ. 

•) Exordium magnum ordims CisterciensUf Tissier, Bibl. I, 13 — 246. Vgl. 
Hifit. lit. XVn, 363—370. Winter, Die Cistercienser I, 368, und S. 366 ein 
Zasatz ad a. 1214 aus Manrique IV, 37. Ueber Eberbach vgl. oben S. 229. — 
Abdruck der „Ezordia Sacri Ordinis Cist." Rizhemü 1871. Die Analeota 
Dirionensia sollen das Exordium panrum, die Regel etc. enthalten, nach Revue 
bist. IV, 406. Ein vortreffliches Hülfsmittel zur Orientierung über alle Cist. 
Klöster gew&hrt jetzt L. Janauschek : Originum Cisterciensium Tomus I, Vind. 
1877, 4. 

'} Tissier I, 183 — 188. Im Germ. Museum sind Zeichnungen s. XVI, 
welche die Gründungsgeschichte und die Verschwörung darstellen, wohl zu 
Wandgemälden bestimmt. Eine im Ans. VIII (1861) 396. In der Erklärung 
sind die MOnche und Oonversen nicht unterschieden. 

*) Chromeon Lipvoldesbergense 1051—1161, Pontes III, 254 — 269, und 
verm^rt, aufser theolog. Ezcursen, mit dem Bibliothekscatalog, von W. Arndt, 
SS. XX, 546—658. 



316 ^' SUufer. S 17. Das Rh«inlmnd. 

den Annalen des historischeii YereiDS för den Niederrhein, I, 78—104, 
196—229; umfassender 1875 H. Cardanns in der Einleitung zn den 
COlner Chroniken (Chroniken der deutschen Städte XII) S. LIY—ICIV. 
Den froher (I, 294) erwähnten Annalen reihen sich jetzt Annalen von 
St. Gereon^) an, welche durch den Mangel anderer Nachrichten 
einigen Werth erhalten. Bedeutenderes ist verloren, doch läfst sich 
aus späteren Compilationen noch einiger Ersatz erwarten, und auch 
die Aufiändung neuer handschriftlicher Mittel ist nicht unwahrscheinlich. 
Auf ein wichtiges, kürzlich erst entdecktes Bruchstück kommen wir 
noch zurück bei der Besprechung der Chronik von St. Pantaleon, 
welche der Beichsgeschichte angehört; andere ebenfalls merkwürdige 
und nicht unwichtige Bruchstücke hat Pertz vor kurzem entdeckt und 
bekannt gemacht, Fragmente einer versificierten Cölner Chronik, 
welche den 1239 durch den päbstlichen Bannfluch neu entbrannten 
Krieg am Niederrhein, namentlich die Kämpfe des Erzbischofs Kenrad 
von Hochstaden mit dem Grafen von Jülich schildern^). Und kaum 
war dieses bekannt geworden, als schon Prof. Deycks zwei neue 
Blätter dieses Gedichts auffand, welche theils die frühere Belagerung 
Cölns durch König Philipp, theils die späteren Unruhen unter Konrad 
von Hochstaden zum Gegenstande haben'). Es ist keine gleichmäfsig 
fortschreitende Erzählung, sondern mehr moralisierende Betrachtungen 
über die Ereignisse in der damals beliebten Form leoninischer Hexa- 
meter, schon mit der ganzen rohen Geschmacklosigkeit, welche das 
Absterben der mittelalterlichen lateinischen Litteratur nach der Mitte 
des dreizehnten Jahrhunderts bezeichnet. 

Ein Catalog der Cölner Erzbischöfe mit kurzen geschicht- 
lichen Bemerkungen, die nicht ohne Werth sind, stammt aus der Zeit 
Philipps von Heinsberg (1167—1191) und wurde von Cäsarius von 
Heisterbach unter Heinrich von Molenark (1225 — 1238) bis auf 
seine Zeit fortgesetzt^). 

') Annales S. Qereoms Colon. 1191-.1202. 1227. 1248. Fontes III, 399. 
400. MG. SS. XVI, 733. Aurserdem die dQrftige Cölnei* Forts. (1151— 1196) 
d^ Reimser Ann. 1 . . 961-1150 ed. Pertz ib. 731—733, deren Cöker Ur- 
sprung H. Cardanns S. LXI bezweifelt. Man müfste die Persönlicbkeiten der 
3 letzten Jahre bestimmen, aber es kommt wenig darauf an. Ann. Agrippm. 
1092. 1130. 1164. 1226—1384 ib. 736-738. Notae S. Petri Col. p. 734, 
eine Beschreibung der alten Domkircbe und Notiz über die schon 1247 ge- 
troffenen Vorbereitungen zum Keubau. 

*) PertE, Ueber eine rheinische Chronik des 13. Jahrhunderts. Aus den 
Abhandlungen der Berliner Akademie. 1855, 4. 

') Gedr. bei Lacomblet, Archiv f. d. Oesch. d. Niederrheins II, 352 — 370. 

^) Caesarii HeUterbacenm Catalog. archiepiscoporum Cokmendum^ Fontes 
II, 271—281. Vgl. Ficker, Engelbert von Köln S. 201. Janssen a. a. 0. S. 80ff. 



C6ln. Ersbiaehof Engelbert Deute. 3]^ 7 

Dieser G&sarins yerfa&te anch im J. 1226 eine Lebensbeschrei- 
bung des 1225 ermordeten Erzbischoüs Engelbert^), eine der sp&testen 
Icirchlichen Biographieen, welche noch geschichtlichen Werth haben. 

Ermordnngen von Bischöfen waren nicht selten, seitdem die Kirche 
den Kampf mit dem Eönigthmn begonnen hatte, der zu immer gröfserer 
Verwilderung und Yerderbnifs, so wie zur Auflösung aller gesetzlichen 
Bande f&hrte. Aber Engelberts Ermordung war selbst in diesen Zeiten 
eine der entsetzlichsten Begebenheiten und zugleich einer der schwersten 
TJnf&Ue fdüt das Beich, denn Engelbert war nicht nur ein ausgezeich- 
neter und trefflicher Kirchenfftrst, sondern er war auch mit dem Her- 
zog Leopold von Oesterreich Vormund des jungen Königs Heinrich 
und BeichsTerweser. Diese wichtige Stellung Engelberts und seine 
Thätigkeit f&r das Beich finden wir nun freilich bei C&sarius so wenig 
wie bei irgend einem anderen Biographen dieser Art gebührend be- 
rücksichtigt, aber seine Wirksamkeit als Erzbischof und seine persön- 
lichen Eigenschaften sind mit guter Kenntnils und gewandter Feder 
geschildert, besonders aber ist die letzte Katastrophe vortrefflich er- 
zählt, mit grofser Lebendigkeit und yoll warmen GefQhls. Auf den 
Verfasser werden wir später noch einmal zurückkommen. 

Im Kloster zu Deutz wurde um 1160 von dem Küster (aedituus) 
Theoderich ein Buch verfafst und mit Miniaturen schön Torziert, 
welches Nachrichten über die Stiftung mit genauer Verzeichnung des 
Besitzes und der Einkünfte verbindet, und eine Abtgeschichte hinzu- 
fugt, die später fortgesetzt ist. Eine den Schlufs bildende Weltchronik 
scheint nichts von Bedeutung zu enthalten; nur eine Stelle über die 
Lieder von Etzel und Dietrich ist daraus mitgetheilt. Ausführlich sind 
die bei den KnochenfÜnden von 1155 angefertigten und angeblich auf- 
gefundenen tituli berichtet. Ein Verzeichnifs der Cölner Erzbischöfe 
reicht bis auf Beinald, enthält aber fast nur Namen ^). 



Pertc, eine rbeinUche Chronik S. 136 über eine ungednickte Fortsetzung. 
Ennen, Quellen zur Geschichte der Stadt Köln S. VI. Henr. de Herr, hat 
einen Catalog mit eigentbOmlicben Nachrichten zum Tbeil aufgenommen. Cro- 
nica Pontificum Colon, bis 1350 von Levold von Northof bei Seibertz, Quellen 
der WestfU. Oeseh. II, 1—19, vgl 417. Cronica bis 1508 bei Eckertz, Nieder- 
rhein. Chron. 1—64. Flofs, DreikOnigebuch S. 32 erwllhnt eine Series epp. ex 
Chron. Xant bis auf Friedrieb III (1370 — 1414). Umfassende Untersuchung 
mit handschriftlichen Üttlfemitteln bei Cardauns S. LXV — LXX. 

^) Caes. Heüt, Vita S. Engelberti bei Surius zum 7. Novbr. und Fonte.^ 
II, 294—329 ohne das dritte Buch, welches die Wunder enthalt, und 1237 
geschrieben wurde. 

') Die Handschrift ist jetst in Sigmaringen, Vera, ron Lehner S. 5 — 7. 
Lacomblet's Archiv V, 251 — 322. Kraus im Jahrbuch d. Alterthnmsfreunde 
XLI, 43-49. 



318 V. Staufer. | 17. Das Rheinland. § 18. Lothringen. 

Nicht sehr bedeutend sind die Annalen von Aachen^), eine 
um 1170 verfafste Compilation , welche auch eigenthümliche nieder- 
rheinische Nachrichten enthält, znm Theil mit den Ann. Bodenses zu- 
sammentreffend, und bis 1196 fortgesetzt. Viel wichtiger ist das sehr 
merkwürdige Fragment eines alten Verzeichnisses der Reichsgüter, 
welches nun ebenfalls bei Böhmer hinter jenen Annalen zu finden ist. 
Mit gröfserer Vorliebe als die Geschichte der Gegenwart pflegte man 
in Aachen das Andenken des grofsen Karl, welches durch die Ca- 
nonisation desselben (1165) noch mehr verherrlicht war. Man freute 
sich dort, und freut sich noch jetzt, der kostbaren Reliquien, welche 
Karl aus dem Morgenlande mitgebracht haben sollte, und deshalb 
durfte natürlich in seiner Legende auch der Kreuzzug nicht fehlen^). 

Recht merkwürdig sind die erst in neuerer Zeit bekannt gewor- 
denen Annalen von Klosterrath unweit Aachen, eine 1152 nach 
Urkunden und persönlicher Erinnerung sorgföltig gearbeitete Kloster- 
geschichte, kurz fortgeführt bis 1157. Das Kloster war 1104 mit 
Hülfe des Grafen Adelbert von Saffenberg für regulierte Chorherren 
gestiftet, der erste Abt kam 1111 aus Raitenbuch. Konrad von Salz- 
burg bewog ihn dem Rufe zu folgen, und ein Jahrzehnt später holte 
er sich aus demselben Kloster vier Priester, um ihren Orden auch in 
Salzburg einzuführen (oben S. 231). Die zu hart gehaltenen Schüler 
verbrannten 1123 das Kloster Rath, und in Folge davon begaben sich 
noch mehrere seiner Bewohner nach Salzburg. Doch auch abgesehen 
von dieser merkwürdigen Berührung so entfernter Stiftungen ist die 
Entwickelungsgeschichte von Klosterrath selbst lesenswerth und lehr- 
reich*). 

Dagegen ist aus der Lebensgeschichte des visionären Prämon- 
stratensers Hermann in Steinfeld, den man um seiner Keuschheit 
willen Joseph nannte, gar wenig zu lernen^). 

^) Ann. eccksiae regalis Aquensis 1001 — 1196, nach den ersten sehr 
fehlerhaften Abdrücken ron Quix und Ernst besser in Böhmer« Fontes HI, 
391—397. MG. SS. XVI, 684-687. Dieselben Ton 1125—1169, vennischt 
n4)b den Annalen von Erfurt, MG. SS. XVI, 17 — 22. Neue Ausg. r. Waits 
SS. XXIV, 29. Beschreibung der Handschrift von Harlefs NA. III, 414—419. 

') De sanctitate merüorum et gloria miraculorum beati Caroli magni libri 
IlL Nachrichten darüber giebt Lambecius Comment. Vol. II, 329 ff. Vgl. 
G. Paris, Hist. poetique de Charl. S. 63, u. S. 57 über die in jener Schrift 
benutzte ältere Descriptio qualiter Ccarolus magna» clavum et coronam domini 
a CanstantinopoU Aquisgrani aUulerü. Ueber die Züricher Bearbeitung der 
Legende Büdinger: Von den Anfängen des Schulzwanges (Züricher Festrede 
1865) S. 33. 

») Annalen Bodenses ed. Pertz, MG. SS. XVI, 688—723. 

♦) Vita Hermanni Joseph ed. G. Henschen Apr. I, 686—714. Er lebte 
1225, wie eine Vision über Engelberts Tod zeigt. 



319 



§ 18. Lothringen. 

Die Fortsetzungen der Trierer Bisthnmschronik wurden schon 
oben (S. 98) erwähnt, so wie die höchst ausgezeichnete Lebensbeschrei- 
bung des Erzbischofs Albero, von Balderich. Ü6ber die weiteren Fort- 
setzungen^) liegen Untersuchungen von Fr. Bertheau vor'). Die erste 
um 1190 geschriebene ist im Anfang mager und dürftig, wird aber 
bei der Doppelwahl des Jahres 1183 ausftlhrlich, und behandelt die 
daraus hervorgehenden Zustände und Ereignisse bis 1190 mit grofser 
Ausführlichkeit und vollständiger Sachkenntnifs, auf urkundliches Ma- 
terial gestützt, so dafs sie für diese Zeit eine Quelle ersten Ranges 
ist, wie das auch schon Scheffer -Boichorst nachgewiesen hat'). Die 
weitere Fortsetzung bis 1242 ist dürftig über Erzbischof Johann 
(1190 — 1212); genügender über dessen Nachfolger Theoderich n. 
Der Standpunkt des Verfassers ist staufisch, und über Eonrad von 
Marburg spricht er sich freimüthig aus. Den Nachfolger Arnold n 
(1242 — 1259) behandelt eine weitere bald nach 1261 geschriebene 
Fortsetzung, die nicht unwichtig ist, aber wegen ihres officiellen Stand- 
punktes nicht frei von parteiischer DarsteDung. 

Ein Brand im Matthiasstift 1131 gab zu einer Verherrlichung 
des Schutzpatrons Anlafs, der natürlich Wunder thun mufste, um den 
erlittenen Schaden zu ersetzen. Die Beschreibung der Feuersbrunst 
ist hübsch geschrieben und die Wunder enthalten einige Beitrage zur 
Sittengeschichte^). Lambertus de Legia, der aus Lüttich nach Trier 
gekommen war, schrieb eine metrische Bearbeitung desselben Gegen- 
standes, nebst einer prosaischen Biogpraphie des Heiligen, welche er 
dem Abt Ludwig (1169 — 1183) widmete; alles noch ungedruckt*). 
Weiter ist aus Trier nichts anzuföhren. Aus dem Sprengel haben wir 
das goldene Buch von Epternach, eine ürkundensammlung, die mit 
geschichtlichen Nachrichten verbunden ist. Lange Zeit nur gelegentlich 
benutzt, ist der geschichtliche Theil jetzt endlich durch L. Weiland 

M Oedr. in den Ausgaben Ton Hontbeim Prodr. II nnd ron Wyttenbach 
und Müller, 1836—1839. 

>) Die Gesta Trevirorum 1152—1259. G5tt. Diss. 1874. 

■) Die Capp. 93 — 100; s. Scheffer-Boicborst, Friedr. letzter Streit mit der 
Curie S. 184—188. 

*) Inventio et Miracula S, Matkiae ed. Waitz, MG. SS. VIII, 226—234. 
Vgl. ArchiT X, 634. 

^) S. Bertheau a. a. 0. S. 12. 13. Ohne Grund bat Tritbemius ihm einen 
Tbeil der Gesta zugeschrieben. 



320 ^« Staufer. § 18. Lothringen. 

der Benutzung vollständig dargeboten^). Es war der Mönch Theo- 
derichy welcher 1191 unter dem Abte Godefrid dieses schöne Buch 
anlegte; die Elostergeschichte sollte darin nach Art der Lorscher 
Chronik mit den Urkunden verbunden erzählt werden. Allein im Ver- 
laufe der Arbeit fühlte Theoderich, dafs sie f&r seine Kräfte zu grofs 
sei, und er hat sie deshalb nur bis 726 geführt. Er arbeitete nach 
den auch uns bekannten Quellen, aber über Karl Martell hatte man 
hier doch noch eigene Nachrichten, welche, nebst den Urkunden, der 
Chronik Werth verleihen. 

Die Kämpfe der Gegenwart riefen dann Theoderich von seinen 
antiquarischen Studien ab. Heinrich VI wollte vom Erzbischof von 
Trier die Burg Nassau f&r Eptemach eintauschen. Allein die Mönche 
haben ihre Beichsfreiheit mit gutem Erfolg verteidigt und Theoderich 
1192 den Hergang der Sache gar hübsch beschrieben'}. 

üeber die Stiftung von Himmenrode (Claustrum) in der Eifel 
finden sich Nachrichten im Leben des seligen David'), eines Floren- 
tiners, der Studierens halber nach Frankreich ging, aber in Clairvaux 
Mönch wurde, wo der h. Bernhard selbst ihn ordinierte. Er wurde 
der Colonie des neuen Ordens beigegeben, welche auf Bitten des Erz- 
bischofs Albero nach Trier ging, und zeichnete sich durch besondere 
Frömmigkeit und Einfalt aus. In dem neubegründeten Himmenrode 
that er schon bei Lebzeiten Wunder; er starb am 11. Dec. 1179 und 
wurde 1204 feierlich erhoben, um diese Zeit ist auch sein Leben 
beschrieben worden. 

Im Kloster La ach, einer Tochter von Hafüighem, wurde unter 
den Aebten Giselbert und Fulbert (1127 — 1177) fleifsig geschrieben, 
weiter aber erfahren wir nichts von gelehrter Thätigkeit, und erhalten 

*) Monumenta Eptemacensia^ SS. XXIII, 11—72. Zuerst S. 23 — 30 
Thiofridi Vita Willibrordi^ die nicht ohne werthvolle Nachrichten ist, auszugs- 
weise, hier suerst gedruckt aus der pr&chtigen dem Ersb. Bruno von Trier dar- 
gebrachten Originalhandschrifl. Ich trage zu I, 111 nach, dafs nach Weilands 
Ansicht Th. auch das Werk eines Schottenmönches benutzt hat, welches ver- 
muthlioh Alcuin nur überarbeitet hat. Femer dafs, wie Weiland GQA. 1877 
S. 783 nachweist, Th. auch die Vita Irminae geschrieben und den Nonnen 
von Oeren gewidmet hat. — S. 30' — 38 Catalogi ahbatwm mit Bemerkungen; 
über die nicht benutzte Pariser Hs. s. NA. II, 627; Delisle, Cabinet des Ma- 
nuscrits II, 861. — S. 38 — 64 Chron, Eptemaeense auctore Theoderico mo- 
nacho. Vgl. I, 107, und über die Urkunden Siokel, Acta Karoll. II, 220. 
Die Bilder in den Publ. de Luzembourg etc. XVIII. 

*) Ldbellu» de libertaU E^temac. propugnata, Mart. Coli. IV, 463 — 467, 
u. Ton Weiland 1. c. p. 64 — 72. 

') Vita h. Davidis^ bei N. Heesius, Manipulus rerum memorabilium dauairi 
Hemmenrodensis, 1641 f. S. 50—61. Eine von Caesarius ron Heisterbach viel 
benutzte Quelle, wie Scheffer-Boichorst, Bemh. zur Lippe S. 49 bemerkt. 



I 

1 



Himmenrode. Laacb. Verdun. Metz. 321 

hat sich nur ein einzelnes Platt mit Epitaphien ^) anf den Pfalzgrafen 
Heinrich (1095), Heinrich IV (1106), Ansehn von Laon (1117), Kari 
Yon Flandern (1127) nnd anf Giselbert oder Gilbert, den ersten selb- 
ständigen Abt, der 1152 starb. 

Ans Toul ist gar nichts bekannt. Yerdnn dagegen wurde von 
einem Strahle der Lfltticher Gelehrsamkeit beleuchtet. Laurentius, 
«in Mönch ans dem dortigen Lorenzkloster, war nach Yerdnn gekom- 
men, und diesen veranlafiste Hugo, ein Mönch des Klosters St. Yannes 
zu Yerdnn, die alte Bisthumschronik weiter fortzusetzen, und die Ge- 
schichte der späteren Bischöfe sowohl wie der Aebte von St. Yannes 
während des seitdem verflossenen Jahrhunderts (1047 bis 1144) hin- 
znznfQgen'). Den Inhalt gaben die Berichte Hngo's, wie Laurentius 
ausdrücklich sagt, und er mufs wirklicK eine lebendige Chronik ge- 
wesen sein, denn die Erzählung, wenn gleich im Anfang nicht frei 
von Fehlem, ist weiterhin nicht nur zuverlässig, sondern auch aus- 
führlich und lebendig. Da nach den langen Kämpfen zwischen Staat 
xmd Kirche damals eine Zeit des Friedens und der Buhe eingetreten 
war, konnte Laurentius auch den kaiserlich gesinnten Bischöfen mehr 
Gerechtigkeit widerfahren lassen; als in den Schriften, die während 
des Streites geschrieben wurden, der ]f all ist. Eine weitere Fortsetzung 
bis 1147 ist, wie es scheint, noch von demselben Verfasser; später 
haben andere Mönche von St. Yannes die Geschichte der Jahre von 
1156 bis 1187 und weiter von da bis 1250 hinzugefügt; sie erreichen 
das Werk des Laurentius aber bei weitem nicht. Dann erlischt auch 
hier die Greschichtschreibung der Kirche. 

Ein umgekehrtes Yerhältnifs fand in Metz statt. Das alte Werk 
des Paulus Diaconus über die Geschichte des Stifts wurde auch hier 
um die Mitte des zwölften Jahrhunderts unter dem Bischof Stephan 
(1120—1163) wieder aufgenommen und fortgeführt, aber in sehr un- 
geschickter Weise, voll von Fabeln in der älteren Zeit, und auch weiter- 
hin dürftig und ungenau. Dagegen sind hier die Fortsetzungen von 

^) Jetzt im Germanischen Museum; s. den Anzeiger 1869 S. 39 — 42; vgl. 
Wegeier, Geschichte von Laach, Bonn 1854. Im Serapeum XVI (1855) 237 
Grahschriften auf Anselm von Laon. Der Mosaik- Grabstein des Ahtes Gilbert 
mit Inschrift bei Ernst aus'm Weerth: Der Mosaikboden in St. Gereon (18^3) 
8. 12. 

') LaurentU de Ijeodio Oesta episooporum Virdunensium et abbatum 
S. Vitoni (mit den Fortsetzungen) ed. Waitz, MG. SS. X, 486—525. Darauf 
folgen Annales 8. Vitoni a. 96—1481, S. 525—530. Aeltere Ann. Virdun. 
a. 822-1024 ohne Werth, SS. IT, 7. Ann. S. Pauli Ftrcfun. 908— 1215 ed. 
Pertz XVI/ 500—502, aus einem Cod. des Klosters , aber ohne locale Bezie- 
hung, sehr unbedeutend, lieber ihr Yerh&ltnifs zu den Ann. S. Albani Forsch. 
XI, 498. Schum, Jahrbflcher von St. Alban S. 115—117. 

WattenlMteb, GesehichtsqueHen IL 4. Anfl. . 21 



322 ^' SUufer. § 18. Lotbringen. 

bedeutend gröfserem Werthe, wenn gleich anch sie noch viel zu wfln* 
sehen übrig lassen. Der erste Fortsetzer schrieb bald nach 1180, 
unter dem Bischof Bertrand, welchem nm 1184 Johann von Hante* 
Seille den Dolopathos widmete^); der zweite f&gte die Zeit von 1212 
bis 1260, ein dritter sehr kurz die folgenden Bischöfe bis 1296 hin- 
zu, und es fanden sich hier auch noch in späterer Zeit Fortsetzer'). 

Lüttich zeichnet sich auch in diesem Zeiträume durch litte- 
rarische Thätigkeit aus. Die Chronik des nahen Kloster? St. Trond 
wurde, wie schon oben erwähnt, wiederholt fortgesetzt. In Lüttich 
selbst yeranlafste die eigenthümliche Sitte des Landes, in der Noth 
den Schutzheiligen persönlich auftreten zu lassen nm seine Sache durch- 
zufechten, einige Schriften, die sich vergleichen lassen mit jenem 
Triumph des h. Bemaclus, 'den die Mönche von Stablo nach Lüttich 
führten, um durch seine Hülfe das ihnen entrissene Kloster Malm^dj 
dem Erzbischof Anno zu entwinden (S. 111). 

Ln Jahre 1141 mufste S. Lambert seine altgewohnte Stätte ver- 
lassen, um das Schlofs Bouillon seiner Kirche zurück zu bringen. 
Die Ankunft der Procession mit der Bahre des Heiligen unter ge- 
waltigem Zulauf des Volkes ermnthigte das bischöfliche Heer und 
schreckte die Gegner, so dafs sie die Verteidigung aufgaben. Dieses 
grofse Ereigniis wurde in einer eigenen Schrift gefeiert'), nach einer 
Vermuthung Chapeaville's von demselben Domherrn Nicolaus, welcher 
oben S. 114 erwähnt wurde, und der auch das Leben des h. Lam- 
bert neu bearbeitet hat. Ein anderer Bericht eines Augenzeugen findet 
sich in der Biographie des irländischen Bischofs Mochulleus*). Ebenso 
wurde auch ein zweiter Triumph des h. Lambert 1213 über den 
Herzog Heinrich von Brabant gefeiert^): ein glänzender Sieg, durch 
den das gute Schwert der Lütticher Vasallen und Zünfte und des 

^) Jofaannis de Alta SÜTa Dolopathos ed. H. Oesterley, Strafsb. 1873. 

>) Qesta episcaporum Meitengium (bis 1296) ed. Waiu/M6. SS. X, 531 bia 
551. Vgl. über den älteren Theil Bonnell, Anfänge des KaroL Hauses S. 185 
bis 192. Cod. Ottobon. 1472, bis 1238 reichend, Arch. XII, 366. Ungedr. 
Fortsetsung in St Omer, NA. II, 319. 

*) Triumphus S, Lamberti de Castro Bulhnio^ bei ChapeaTille 11, 577 ; ed» 
W. Arndt, 88. XX, 497—511. 

*) Ex vita 8, Moekullei ed. E. Peru, ib. 512—514, bis dahin unbekannt. 

^) Triumphus S, Lamberti in Steppes^ Chapearille II, 603. Es ist eigent- 
lich das dritte Buch der Vita S, Odiliae Leodiensis et filii eius Johannis abba- 
tulif s. Böhmer Regg. Imp. p. LXXII. Der Verfasser war nach Albricus ein 
Lütticher Archidiaconus, Magister Hirnardus. Aegidius allein hat vom 1. u. 2. 
Buch grolse Stücke, das 3. ganz erhalten, welches jetzt von Dr. Heller SS. 
XXIV. herausgegeben wird. Ein anderer Bericht von dem Bischof Hugo 
selber wurde von dem späteren Chronisten Jean d'Outremeuse benutzt, s. Polain, 
Histoire de Liöge I, 297. 



Lftttioh. Reiner von St. Lorenz. 323 

Bischofs Hugo yon Pierrepont die Plündernng Lüttichs im vergangenen 
Jahre rächte. Der Bischof hatte sich des päbsüichen Bannes wegen 
gegen Otto lY erklärt nnd dadurch dieses Unglück herbeigeführt. Des- 
halb ist jene Erzählnng auch für die Beichsgeschichte von Bedeutung, 
deren Mittelpunkt bald darauf durch die Schlacht von Bovines in diese 
Gegenden verlegt wurde. 

Jener frühere Triumph des h. Lambert aber über das Schlofs 
Bouillon wurde später noch weiter ausgeführt und in Prosa und Versen 
gefeiert von Beiner, einem Münche in St. Lorenz bei Lüttich und 
sehr fruchtbaren Schriflisteller^). Man schleppte den guten Lambert 
so lange herum, zwei Jahre lang, bis er ganz böse wurde; eine 
schreckliche Feuersbrunst zeugte von seinem Unwillen. Da brachte 
man ihn endlich zur Buhe und es folgten bessere Zeiten, ein glänzen- 
der Sieg wurde über den Grafen Heinrich von Namur erfochten. 

Beiner beschrieb aufserdem das Leben des alten Bischofs Eve- 
raclus (959 — 971)»), des Wolbodo (1018 — 1021)«), des Beginard 
(1025—1036)«), der Stifter und Wohlthäter des Klosters, über die er 
jedoch kaum etwas neues mitzutheilen hatte; er brachte die Geschichte 
von der Ueberbringung der Beliquien des h. Lorenz in Verse (oben 
S. 119), und beschrieb im Jahre 1182 den Brand seines Klosters 
durch einen Blitzstrahl am Tage nach Palmsonntag desselben Jahres^) 
und die neue Einweihung der Kirche am dritten November^), und ver- 
fafste endlich ein Werk über die ausgezeichneten Aebte und Mönche 
des Laurentiusklosters, in welchem er auch Nachrichten über sein 
eigenes Leben giebt und seine Werke aufzählt. Die erst spät hinzu- 
gefügte Fortsetzung bis 1404 berichtet kurz über die Geschicke des 
Klosters bis zu seinem gänzlichen Verfall im Anfang des vierzehnten 
Jahrhunderts, und giebt dann etwas ausführlichere Nachrichten über 
die theilweise Herstellung^). 

Die auch Beinerus zugeschriebene Schrift über den Brand der 



^) Beinen Opera historica ed. W. Arndt, SS. XX, 559—620. OescKrieben 
zwiBchen 1153 und 1182. Triumphale Bttlonicum ffroscace in 5 Büchern, Fez 
The». IV, 3, 129. SS. XX, 583—592. 

•) Pez, Thes. IV, 3, 166. SS. XX, 661—566. 

») Acta SS. M%ji II, 857. Mab. VI, 1, 176. SS. XX, 565—571. 

*) Pe«, Thes. IV, 3, 167. SS. XX, 571-578. 

^) Opusculum cujusdam ad amicum /amiliarem de cagu fulmirm^ ib. p.'187* 
SS. XX, 612-616. 

') Ldbellus Qratiantm actionis ad b, Laurentium super dedicatione novoy 
ib. p. 197. SS. XX, 616—620. 

'') De inq>iiis cujusdam idiotae Hbeüus ad amicum^ SS. XX, 593 — 603 ; 
bei Pez S. 20, unter dem Titel: De gestis abbatwn S. Laurentii (1027—1168). 
Die Fortsetzung nur bei Arndt S. 604 — 612. 

21* 



324 ^'* SUufer. §. 18. Lothringen. 

Domkirche am 28. April 1187 rührt yielleicht von einem Domherrn 
her*). 

Im EloBter St. Jakob waren schon 1087 kurze Annalen zusam- 
men gestellt (oben S. 113), die von da an bis 1393 Yon verschiedenen 
Händen fortgesetzt wurden*). Aus ihnen entnahm Lambert der 
Kleine, ein Mönch des Jakobsklosters, eine annalistische Bischofis- 
geschicbte bis 1174, welche er bis zu seinem Todesjahr 1194 selb- 
ständig fortsetzte'). Werthyoller und sehr reichhaltig ist die weitere 
Fortsetzung bis 1230 von Beiner, einem Mönch desselben Klosters, 
der auch zu Lamberts Werk einige Zus&tze machte. Geboren 1157 
hat Beiner für alles, was um ihn her vorging, ein offenes Auge ge- 
habt, auch auf wiederholten Beisen nach Bom manches wahrgenommen 
und mehr noch von Augenzeugen sich erzählen lassen. Den Bischof 
Hugo und den Sieg bei Steppes verherrlicht er vorzüglich, aber auch 
Naturereignisse, hohe und niedere Preise und vielerlei aus der Nähe 
und Feme hat er gleichzeitig in seinem Werke angemerkt*). 

Auch die Annalen von Lobbes wurden bis 1505 fortgesetzt 
(S. 113), und Folkuins Klostergeschichte (I, 308) wurde 1162 von 
einem ungenannten Mönche des Klosters bis auf diese Zeit fortg^ 
führt»). 

Ein Leben des 1192 ermordeten Bischofs Albert von Lüttich, 
von einem Franzosen geschrieben, der zur Zeit der Ermordung wohl 
in Beims anwesend war, mit lebhafter Feindschaft gegen die Deutschen 
verfafst, aber eine sehr werthvolle Quelle, ist von Aegidius vollständig 
aufgenommen und auch abgesondert erhalten'). Die Chronik des Bi- 
schöfe Hugo von Pierrepont (1200— 1229) scheint verloren zu sein, 
ist aber benutzt in der jetzt vollständig gedruckten, von Polain viel 
benutzten Chronik des Jean d'Outremeuse^). 

^) Breviloquium de incendio ecclesiae S, LamberÜ, bei Fez 8. 207. 88. 
XX, 620. 

•) Ann. S. Jacohi minores^ SS. XVI, 632 — 646 von Perii aus der ür- 
Bchrift heraus^geben. 

«) Ann. Lamberti Parvi ed. Perte, SS. XVI, 645—660. 

*) Annales Reinen ed. Perts, SS. XVI, 661 — 680. Die Auuüge und 
Bemerkungen Böhmers, Fontt. II, 372 — 387 sind nicht erw&hnt. Eine Lflcke 
aus Alhricus zu erg&nzen, MG. SS. XXIII, 662 n. 4. 

*) Gesta abbatum Lobbienäum ed. W. Arndt SS. XXI, 307—333. FrAher 
unrollst&ndig bei D'Achery. Die vom Vicar Vos in seinem Buch ftber Lobbes 
(Lourain 1866) gedruckten Klosterchroniken konnten wegen Vorenthaltung der 
Handschrift nicht wiederholt werden« 

*) Handschrift in BrUssel, Archiv VII, 697. Ausg. von Dr. HeUer SS. 
XXIV. 

'') Polain, Recherches sur la vie et les ouvrages de Jean d'Outremeuse, 
in den Mölanges historiques et Utt^raires, Li^ge 1839. Von der Ausgabe: Ly 



Lauich. Qu Jacob. Gilles d'Orval. 325 

Endlich schrieb Gilles d^Orval eine Fortsetzung der Bisthums- 
geschichte, in welcher er Heriger nnd Anselm in überarbeiteter Gestalt 
zn Grande legte, mit Zusätzen vermehrte, und im dritten Buch eine 
Fortsetzung von 1048 bis 1251 hinzufügte, welche auch wesentlich Com- 
pilation ist. Er hat sehr fleifsig die älteren- Werke, welche fast alle 
noch Torhanden sind, Urkunden und Inschriften benutzt , ist aber* so 
sorgsam bemüht, von allen Bischöfen nur gutes und rühmliches zu 
sagen, dafs dadurch sein Werk sehr mangelhaft ausgefallen ist; die 
Vita Odiliae hat er allein uns erhalten. Seine Originalhandschrift zeigt 
uns, daCs er sein Werk nach Huy schickte, wo die dortigen Mönche 
Zusätze machten; dann hat auch der Verfasser es noch einmal vorge^ 
nommen, und bei dieser letzten Bearbeitung eine uns unbekannte Welt- 
chronik aus der Zeit Friedrichs II benutzt, welche sich der Cölner 
Eönigschronik anschliefst ^). 

Einige weniger bedeutende Werke von localer Bedeutung begnüge 
ich mich in der Anmerkung anzufahren'); doch verdient Werricus, 

Myreur des Histors, Chroniqae de Jean des Preis dit d'Outremeuse , publice 
par Ad. Borgnet, Broz. 1864 ff. 4. sind Band 1, 2 u. 5 erschienen; jetzt auch 
3 u. 4. 

^) AegicUi Leodiensis^ monachi AureaeüalUst Oesta Ponüßcum Leodiensium 
1048 — 1251, bei ChapeaTiUe IL Daselbst Fortsetzung des Job. Hocsemias bis 
1348 und andere spätere. Ueber diese vgl. Ad. Wohlwill, Die Anftnge der 
landst&ndiscben Verfassung im Bisth. Lüttich (1867) S. 193 ff. — Das Breve 
Chron. Leod, bei Mart. Thes. III, 1403, als Ann, Aureaevallenses MG. SS. 
XVI, 681 — 683, giebt nur die Randnoten des Aegidius, dessen Werk SS. XXIV 
von Heller herausgegeben wird. 

') Ann, Formoselen«€8 von Vormezeele bei Ypem 1 — 1136, MG. SS. V, 
34 — 36. Ann. MarckUsnen^es von Marebiennes-au-pont d. Leod. aus Sigebert 
u.a. compiliert und fortges. 1109 — 1120. 1197 — 1306, sehr unbedeutend, ed. 
Bethm. XVI, 609—617. Ann. Floreff. von Floreffe bei Namur, von 1139 und 
fortges. bis 1482, ed. Betbm. XVI, 618—631. Ann. ParcheMe» von der 1129 
gestifteten Prämonstr. - Abtei bei L5wen, 1148 geschrieben und fortges. bis 
1316. 1458, ed. Peru XVI, 598 — 608. Ancieme Chroniqae de Flandre bis 
1152. De Smet, Becueil des Chroniques de Flandre, Vol. II, 1841, p. 27—91. 
Libellus metrificatus: Vita Qilberti primi ahb. eccL S. Joh. Valencenensis 
unter Friedr. I. Bruchst. bei Jacques de Giiise, s. Archiv IX, 353. Miracula 
S. Rictrudis post transL a. 1164 et alia auct. Gualberto, Acta SS. MaL III, 
89 — 140. Vita b. Bemhardi Pemtentis qui ob. 1182 auct. Joh. mon. S. Bertini, 
Acta SS. Apr. IX, 675 — 697. Hisioria monasterii Viooniensis^ von Vicogne 
bei Valenciennes, um 1160 geschrieben, fortges. von Nicolaus 1203; Zus&tze 
u. Forts, um 1301 von I^icol. de Montigni, Mart. Coli. VI, 282, jetzt von 
Heller SS. XXIV. Ckronique de Ouines et (PArdre par Lambert curö d'Ardre 
918 — 1203> publice par M. le Marquis de Godefroy Mönilglaise, k Paris 1855; 
als Lamberti Ardeniis fnstoria comitum Oisnen»ium SS. XXIV. Chronicon 
Ijoetiense c. 1215, bruchstückweise bei Jacques de Guise, s. Wilmans im Ar- 
chiv IX, 359 f. wird von Heller Ar SS. XXIV bearbeitet. Neuere Bearbeitung 
bis 1578 bei Reiffenberg, Mon. de Namur VII, 393. Vita Amulfi canvergi 
ViUarienm, ob. 1228, auct. Goswmo, Acta SS. Jun. V, 608. Ann. Blandi- 
nienses 1—1292, MG. SS. V, 20 — 34 und ed. Vandeputte, Gand, 1841, 4. 



326 ^- Staufer. § 18. Lothringen. 

Prior im Kloster Aloe bei Thnin im Lütticher Sprengel (f 1217), be- 
sonders hervorgehoben zu werden, theils wegen seiner Wohlthätigkeit, 
theils weil er ein gar eifriger Bücherliebhaber war^). 

Diese Gegenden sonderten sich mehr nnd mehr vom Reiche ab 
und ihre mannigfaltige und eigenthümliche Litteratur erfordert eine 
abgesonderte Behandlung. Die Heiligenleben verlieren mit dem drei- 
zehnten Jahrhundert fast allen geschichtlichen Werth; von hervor- 
ragender Bedeutung aber sind noch aus dem Anfang dieses Abschnitts 
die Lebensbeschreibungen des Grafen Karls des Guten von Flan- 
dern'), der im Jahre 1127 in der Kirche zu Brügge erschlagen 
wurde, ein trefflicher Mann, der strenge auf Gerechtigkeit hielt und 
deshalb seinen zuchtlosen Vasallen zum Opfer fiel. Diese schreckliche 
That machte überall das grOfste Aufsehen und wurde im Lande selbst 
um so mehr beklagt, da gleich nachher das Auftreten zweier Präten- 
denten einen Zustand der äulsersten Zerrüttung herbeiführte, für welcheii 
bei der dm*ch Lothars Wahl geschwächten Reichsgewalt keine Hülfe 
zu finden war. 

Unmittelbar nach Karls Ermordung beschrieb Walter, Archidia- 
conus von T^rouane, sein Leben und Ende'), und etwas später mitten 
in den Bedrängnissen der nächstfolgenden Zeit, über welche er die 
genauesten Nachrichten giebt, Galbert, ein Cleriker der Kirche zu 
Brügge; mitten in den gefahrvollsten Kämpfen hatte er Zeit gefunden, 



Ann. S, Bavonis Oand. bis 1350, ed. Pertz II, 185 — 191, local; wichtig, aber 
ftir sp&tere Zeit, Ann, Band, 1297— 1310 ed. Läpp. SS. XVI, 555 — 597. 
Von gröfserer, jedoch auch localer Bedeutung ist die Chronique de PfnUppe 
Mimskes bis 1242 ed. Beiffenberg, 2 Bde. in qu. k Bruz. 1836. 1838; Tgl. 
6. Paris, Bist, poötique de Cbarlemagne S. 93. Andreae Marchianensis Chron. 
bis 1248 ed. Duaci 1633; rgL Archiv IX, 362. Historia numasterii Vilktrienm^ 
Ton Viilers - en - Brabant , aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und ron da an 
fortgesetzt bis 1485, Mart. Thes. III, 1267 — 1374. Dazu kommen noch 
die Fortsetz, des Sigebert, MG. SS. IX, und der Bisthumsgeschichte Ton Cam- 
brai. Femer die Genealogien der Qrafen von Boulogne (1096 zu Ehren Oot- 
frids von Bouillon, vgl. Hirsch, Heinr. II. I, 329) und Flandern, nebst der 
Flandria Qenerosa ed. Bethmann, SS. IX, 229—326. Ueber die QueUen f&r 
die Geschichte Wilhelms von Holland s. Böhmer in den Begesten von 1246 
bis 1313. 

^) Vüa Werrici prioris Ahiensis^ in Versen. Auszüge in Beiffenbergfs 
Annuaire III, 132. Der Schluls lautet nach freundlicher Mittheilung des Herrn 
Dr. Wohlwill: „Septimus et decimus annus cum miUe ducentis Dum currebat, 
eum posuerunt in monumentis. Expl. Vita domni Werrici quondam prioris 
S. Mariae de Alna qui obiit Nenis Decembris.'^ 

') Vitae Karoll cwnitis Flandriae ed. Eoepke, MG. SS. XII, 531 — 623. 

■) Vita KaroH comUis auct. Waltero arckid, Tervatiensi, 1. 1. p. 637 — 561. 
Derselbe soll auch das Leben des Bischofs Johannes (f 1130) dem er jene 
Schrift widmete, geschrieben haben, gedr. Acta SS. II, 794, nach Duchet, 
Mömoires lus k la Sorbonne, 1868. 



Karl von Flandern. Gislebert Ton Mons. 327 

auf Wachstafeln die Hauptsachen anzumerken, welche er später zu 
einer sehr lebensvollen Schilderung benutzte^). Eine dritte jüngere 
Biographie fügt doch noch einige eigenthflmliche Nachrichten hinzu'). 

Von allgemeinerer Bedeutung ist endlich noch die Geschichte 
des Hennegau Ton Gislebert, Probst von Mons*), Kanzler bei 
dem Grafen Balduin V Yon Hennegau, der durch seine Heirath Graf 
von Flandern, durch Erbschaft Markgraf von Namur wurde, und also 
eine sehr bedeutende und ansehnliche Stellung einnahm. Gisleberts 
Oeschichte, die 1086 beginnt und bis 1195 reicht, berührt zunächst 
den Hennegau, wird aber von 1168 an in annaUstischer Form immer 
aasf&hrlicher und enthält wichtige Nachrichten auch über die Beichs- 
geschichte und namentlich über die staatsrechtlichen Verhältnisse im 
Beich. Er selbst war bei wichtigen Yerhandlungen thätig, und es 
berührt sehr angenehm, hier, was uns so selten begegnet, den er- 
feüirenen Geschäftsmann über Dinge reden za hören, die ihm genau 
bekannt sind, nicht einen Mönch, für den Angelegenheiten dieser Welt 
eigentlich werthlos sind, und der dem Hofe und den Geschäften fem 
steht. Für eine genauere Würdig^mg des Werkes, das durch die 
neue Ausgabe you W. Arndt erst recht brauchbar gemacht ist, können 
wir uns auf die Arbeit des leider so früh verstorbenen Arthur Hantke 
beziehen^). 

In Saint-Bertin schrieb nach langer Unterbrechung (S. 132) 
ein ungenannter Mönch die Fortsetzung der Elosterchronik unter Abt 
Simon n (bis 1186)'). Er meldet von dem wüden Aufruhr im Kloster, 
weil der Abt Leonius 1147 mit vielem Geld dem Kreuzzug sich an- 
geschlossen hatte, dem Brand des Jahres 1152 am Bertinusfest, wo 
alles trunken war; vom Neubau und vom Streit des neuen Abtes mit 
den Mönchen, Streit um Hab und Gat mit aller Welt, mit Geistlichen 
und Laien; nach dem Lateranischen Goncil 1179 sollen auch die He- 
ringe verzehntet werden, was neuen grofsen Streit giebt. Den Schlufs 
dieser erbaulichen Darstellung bildet eine Klage über allgemeine 
Schlemmerei und Verschuldung; der Abt legt seine Würde nieder. 

Im Sprengel von Utrecht wurde im zwölften Jahrhundert das 

^) Passio Karoli comüis auct Oalberto p. 661—619. 

') Pasm Karoii comitis auct, anonymo p. 619—623. 

s) GisUberH Chronicon Hanomenae ed. W. Arndt, MG. SS. XXI, 481—622. 
Erste Ausgabe ron Du Clusteler, Bnix. 1784, dann Bouq. XIIL u. XVIII. 
Veber sp&tere Geschiohtsquellen des Hennegau B. Wilmans Arch. IX, 365 ff. 

^) Die .Chronik des Gislebert Ton Mons, Leipz. 1871. Im Druck ist durch- 
gehends Sainte-Waudru-de-Mons statt Wandru su setzen. Ueber den staats- 
rechtlichen Werth der Chronik Ficker, Vom Beichsf&rstenstande I, 108. 

*) Gedr. in dem I, 308 angeftihrten Appendice. 



1 



328 ^' Suufer. { 18. Lothringen. 

Kloster Egmond, fem an der Meereskflste im Eennemerland gelegen, 
die Wiege der hoU&ndischen Geschichte. Ans Begino, Lindprand nnd 
Sigebert wurden hier Ton 875 an Annalen zusammengetragen nnd mit 
heimischen Nachrichten vermehrt, von 1112 an aber lange Zeit hin- 
durch mehr oder weniger gleichzeitig, meistens mit grofiser Ansf&br- 
lichkeit fortgesetzt bis 1205. In ursprünglicher (Gestalt sind diese 
Annalen erst jetzt, so weit es sich bei der mangelhaften Beschaffen- 
heit der Hülfsmittel eiTeichen liefs, durch Pertz bekannt geworden; 
auf ihnen beruht das schon länger bekannte Chronicon HoUandiae und 
aUe spätere ütrechter und holländische Geschichtschreibung ^). Weiter 
führt uns eine ütrechter Bisthumsgeschichte bis 1232'), eine 
merkwürdige Aufzeichnung, welche veranlafst wurde durch Aufstände 
der Ministerialen in Drenthe, denen die Bevölkerung folgte. Bischof 
Otto n zog gegen sie zu Felde (1227); die Heere trafen aufeinander, 
durch einen Sumpf getrennt. Der Bischof legt seine Rüstung an, 
verspricht Ablals und stürmt dann vorwärts ins Gefecht, aber im 
Sumpfe geht er mit seinem ganzen Heer zu Grunde. 

Becht deutlich zeigt sich hier, wohin die Gregorianische Beform 
von ganz anderen Anfängen und Zielen gekommen war: sie erforderte 
eine stets zu Schutz und Hülfe bereite weltliche Macht, aber da die 
Beichsgewalt zerstört war, so mufsten die Bischöfe, dem staatlichen 
Einflufs immer mehr entzogen, sich selbst helfen. Man mulste vor- 
nehme Eriegsleute zu Bischöfen wählen, und diese ziehen nun per- 
sönlich in den Kampf, ohne dafs jemand es auffallend findet. Zu Hein- 
richs IV Zeit finden wir sie wohl auch im Heer, aber ausdrücklieh 
als wehrlos bezeichnet. Den üebergang zu der neuen Praxis hatten 
die Ereuzzüge und die geistlichen Bitterorden erleichtert. 

Natürlich konnten Schule und Wissenschaft dabei nicht gedeihen; 
hier jedoch gab jener Vorgang doch zu einer werthvoUen Schrift Ver- 
anlassung. Der neue Bischof Wilbrand, dessen wir oben (S. 278) 
schon gedachten, hielt 1232 eine Versammlung zu Groningen, wo die 
Verhältnisse zu jenen Landen erörtert und festgestellt wurden, wobei 
man um ein Jahrhundert zurückgehend die Verhältnisse erforschte. 
Das schrieb im Auftrag des Bischofs ein Cleriker auf, und erhielt uns 
dadurch sehr werthvolle Kunde. Es ist fast nur Kriegsgeschichte, 

>) Ann. Egmundam 87ö— 1205 (1316) ed. Perta, SS. XVI, 442 — 479. 
Bronnen tau de geschiedenis der NederUnden in de middele-enwen, I. 1864. 
Daraus abgeleitet Chron. HoUandiae 647—1206 ed. Kluit, Bist. Com. HoU. I. 
Fort0. Wilhelmi procoratoris Egmundani Chron. HoUandiae 1206— -1332, Mat- 
thaei Anal. II, ed. norae, p. 496 ss. 

*) Oenta episcoporuni Trmectensium ed. L. Weiland, MG. SS. XXIII, 400 
bis 426. 



Utrecht. Emo nad Meneo. 329 

und läfot sehr lebhaft empfinden, wie seit WiDibrord sich die Zeit 
geändert hatte. Wilbrand war ja, wie wir gesehen haben, ein ge- 
lehrter Herr, aber znm Bischof wnrde er, ein geborener Graf yon 
Oldenburg, gewählt nm Bache zu liben, nnd zog auch sogleich mit 
einem S[renzheer gegen Drenthe. So ist denn anch hier von Studien 
nnd Geschichte nicht vielmehr die Bede, nnd erst ein Jahrhundert 
später arbeitete Johannes de Beka eine eigentliche Bisthomsgeschichte 
mit Hfllfe von Urkunden ans. 

Zn noch entlegnerer Meeresküste fährt nns die Chronik des Prä- 
monstratenserklosters Floridns hortns bei Worum, jetzt Witte- 
wierum, im Gr6ninger Land^). Emo, der erste Abt des im Jahre 1204 
begonnenen Klosters, hatte mit seinem Bruder Addo in Paris, Orleans 
und Oxford mit solchem Eifer studiert, dalls sie immer abwechselnd 
die ganze Nacht hindurch schrieben, indem jeder nur eine halbe Nacht 
schlief. Alle Autoren welche sie hörten, profane wie kirchliche, schrie- 
ben sie sich vollständig ab und brachten sie, mit den Glossen ihrer 
Lehrer bereichert, in die friesische Heimath zurück, wo Emo eine Zeit 
lang der Schule in Emden vorstand. Als Abt benutzte Emo seine 
Schreibfertigkeit und Gelehrsamkeit, um die Geschichte seines Stifts 
zu schreiben und mit allerlei frommen und gelehrten Betrachtungen 
zu würzen. Als er 1237 starb, war Bruder Menko mit mehreren 
Aemtem im Kloster betraut, auch mit der Aufsicht über die Knaben 
(parvorum magister) und eifrig bemüht ffSüt die Förderung des Kirchen- 
baues, über welchen er genaue und recht merkwürdige Nachrichten 
mittheilt. 1243 wurde er selbst zum Abt erwählt und führte die 
Chronik seines Vorgängers in ähnlicher Weise fort bis 1272, eine 
weitere Fortsetzung reicht bis 1296. Wir treten hier recht mitten 
hinein in das Leben und Treiben der Friesen, ein Leben voll Kampf, 
Kampf mit den Elementen, Kampf unter einander und mit den Beamten 
des Bischofs von Münster, dazu gelegentlich ein Kreuzzug, auch eine 
Heerfahrt gegen Aachen fUr den Ffaffenkönig Wilhelip, denn die Friesen 
waren sehr fromm, aber der habsüchtigen Decane und Officiale des 



1) Matthaei Veteris Aen Anall. II, ed. IL Hugo Monn. I, 429 — 666. 
Bronnen etc. IV. 1866. ohne irgend eine Erläuterung. Emonis et Menconis 
Werumenaium Chronica ed. L. Weiland, SS. XXIII, 464 — 572 mit der nur aus- 
Eugsweiee erhaltenen Fortsetxung. S. 474 u. 639 ist, wie Weiland Add. p. VII 
bemerkt hat, OliTer's Historia Regum Terrae Sanctae benntst. Job. Gelhom, 
Die Chronik Emo's und Menko's (Diss. Gott.) behandelt Menko wegen einiger 
Ungenauigkeiten Ober entlegene Dinge su hart. Bemerkungen t. Pannenborg 
NA. I, 199. — Die Oesta Frisiorum, nitgegeven door het Friesoh Genotsohap, 
Leeuwarden 1868, 4. sind nach Weiland eine werthlose sp&tere Compilation 
mit einigen Notizen aus dem Kloster Clams Campus. 



330 ^' Suufer. § 18. Lothringen. $ 19. Die Reichsgenchiehte. 

BischoflB erwehrten sie sich eben so entschieden wie die Stedinger, 
deren auch Emo sich annimt, und mit besserem Erfolg. Von der 
inneren Elostergeschichte vernehmen wir wenig, desto mehr von dem 
Verkehr mit Pr^montr^ nnd den Streitigkeiten mit dem Bischof und 
anderen Aebten. Der Inhalt ist ungemein reichhaltig und um so werth- 
Yoller, je weniger uns sonst aus diesem fernen KQstenlande bekannt 
ist Aber auch über die Ermordung Engelberts von C6hi, über das 
Concil von Lyon und die Absetzung Friedrichs II, den Ereuzzug nach 
Tunis und andere Ereuzzüge, an denen die Friesen iheihiahmen, fin- 
den sich ausführlichere Mittheilungen. 

Als neue Gabe schliefst sich hieran die Geschichte des Prämon- 
stratenserUosters Mariengaarde bei Leeuwarden^). 



§ 19. Die Beichsgeschichte. 

Die Werke, welche wir in den letzten Abschnitten betrachtet 
haben, gehören mehr oder weniger alle der Provinzialgeschichte an. 
Einige wie die Lebensbeschreibungen des Grafen Karl von Flandern, 
Arnolds von Mainz, Engelberts von Cöln, Gisleberts hennegauische 
Chronik und andere, erheben sich durch Inhalt und Darstellung zu 
einer höheren Bedeutung, aber sie haften doch an dem Boden, welchem 
sie zunächst angehören. In den Annalen wird freilich vieles aus der 
allgemeinen Geschichte angemerkt, aber nur für den Hausbedarf; die 
Verfasser hatten durchaus nicht den Zweck, eine Beichsgeschichte zu 
schreiben, und es fehlt ihnen gänzlich an Zusammenhang und Voll- 
ständigkeit. Nichts ist häufiger, als nach einem ausführlichen Bericht 
von irgend einer grofsen Begebenheit eine Beihe von Jahreszahlen zu 
finden, bei denen nur die unbedeutendsten Notizen eingetragen sind. 
Eine gleichmäfsig fortlaufende Darstellung war weder von den Ver- 
fassern beabsichtigt, noch besafsen sie die Mittel dazu. Wir sondern 
daher von ihnen diejenigen Werke, welche die deutliche Absicht zeigen, 
nach der Weise der grofsen Weltchroniken der vorigen Periode, und 
an diese anknüpfend, dem Leser die wichtigsten Begebenheiten der 
Beichsgeschichte, gewöhnlich mit gelegentlichen Nachrichten auch von 
der übrigen christlichen Welt, übersichtlich vorzulegen. 

In Mainz und den benachbarten Klöstern war es die Chronik 

1) Qesta abbatum Horti S, Mariae (1230 — 1269) ed. WeUuid, MG. SS. 
XXIII, 573—608. Zwei weitere Abtleben sind fortgelassen, vgl. Weiland GGA. 
1877 S. 782. — Annales Tieknses^ eine Compilation bis 1345 aus Beka u. 
alten Annalen ron Thiel an der Waal ed. Waits, MG. SS. XXIV. 



Annales 8. Disibodi. 33 J 

des Marianus, deren man sich als Gmndlage bediente, die theils 
excerpiert, theils mit Zusätzen vermehrt wnrde. Eine solche Arbeit 
besitzen wir ans dem Kloster Disibodenberg an der Nahe, wo sie 
nach der Vermnthnng Böhmers im Jahre 1147 yerfarst wurde. Denn 
nach diesem Jahre ist in der Handschrift der Best der Seite frei ge- 
lassen, und die folgenden Eintragungen sind auffiallend kurz und ab- 
gerissen. Auch steht vor jener Lücke ein Brief des Priesters Budechin 
zu Lahnstein an den Abt Kuno von Disibodenberg über die Eroberung 
Yon Lissabon, ohne Verbindung mit dem Texte ^). 

Doch wird auch der Beai'beiter von 1147 schon an ein früheres 
Werk angeknüpft haben; 1108 war der erste Abt aus St. Jacob bei 
Mainz in das Kloster gekommen, wo bis dahin Canoniker hausten, 
und hatte zum Neubau den Grund gelegt, aber erst 1139 konnte das 
neue Kloster bezogen werden, erst 1143 wurde das Münster geweiht. 
Dem entspricht es dab bis 1118 bekannte Quellen benutzt sind, dafs 
Yon da an die Greschichte dürftig und erst 1125 wieder ausführlich 
wird. Von Marians Chronik ist hier viel weggelassen ; hinzugekommen 
ist dagegen das Cassiodorisehe Consulverzeichnirs '), femer Stellen aus 
Methodius'), den Annalen von Fulda, ausWidukind und Lambert, be- 
sonders aber aus den Annalen yon St. Alban und Bosenfeld bis 1118; 
bei dem Jahre 1075 beginnen ausführliche Mittheilungen über die Ge- 
schichte Heinrichs lY, welche vielleicht einer abgesondert vorhanden 
gewesenen Schrift entnommen sind*). Sie ist nicht gleichzeitig ge- 
schrieben und mit blinder Feindschaft gegen den Kaiser verfafst; doch 
wird auch hier zum Jahre 1106 seine grofse Milde und Barmherzig- 
keit gerühmt. Anfangs ohne Werth, gewinnt sie später an Bedeutung, 
üeber Heinrich Y und seine Nachfolger folgen annalistische Nach- 
richten von ungleichem umfang und Werth, die theils in Disiboden- 
berg selbst aufgezeichnet, theils anderen Quellen entnommen sein 

*) Nach diesem Briefe benannte man früher das ganze Werk als Dodechins 
Fortoetzung des Marian, w&hrend der erste Theil irrig als Marians Chronik 
herausgegeben wurde. Vgl. den zum Theü fibereinstimmenden Brief des Priesters 
Winand an Erzbischof Arnold von Cöln beim Chronogr. Saxo 1147 und be- 
sonders abgedruckt ron Dümmler, Wien 1851, und den Brief des flaml&ndischen 
Priesters Arnulf bei Mart. et Durand I, 800. Weit ausfllbrlicher ist Osbemus 
de ezpugnalione Lyzbonensi, gedr. im Anhang zu: Chronicles and Memorials 
of the reign of Bichard I. VoL I. Die beiden letzteren auch in: Portugalliae 
Monumenta bist, jussu Acad. scient, Olisipon. edita (1861) I, 392 — 407. 

s) Mommsen, Die Chronik des Caas. S. 581. 

*) Wer damit gemeint ist, ist unbekannt; Tgl. G. t. Zezschwitz, Vom Rom. 
Kaisertum, 8. 186. 

^) Diese Schrift, welche auch dem Bosenf. Annalisten und Albert von Stade 
(1693) bekannt war, lehnte sich wohl an die hier roUstftndig aufgenommene 
Correspondenz Walrama ron Naumburg mit Herrand; vgl. oben S. 70. 



332 ^* Staufer. {19. I>ie Beichsgeschiebte. 

m(^gen^); umfangreiche Actenstflcke wurden vollst&ndig aufgenommen. 
Von 1155 bis 1163 wird die Ers&hlung wieder ausf&hrlicher und ver- 
siegt dann allm&hlich. Zur Ausf&llung sind 1152 bis 1155 und 1164 
Stücke aus den Erfiirter Annalen eingeschoben'). 

Bedeutendere Fortsetzungen schlössen sich an Ekkehards 
Chronik an. Erw&hnt wurden bereits die Lotharianischen An- 
nalen, welche, um Ekkehards Eaisergeschichte in entsprechender 
Weise weiter zu fOhren, aus der Erfurter Chronik entlehnt zu sein 
scheinen. Die weiteren Fortsetzungen, welche sich daran schliefeen, 
halten zum Theil auch noch den Charakter einer Beichsgeschichte fest, 
sind aber sehr ungleich gearbeitet, bald ausführlich, bald ärmlich und 
dfirftig. Namentlich die Behandlung der Regierung Eonrads III ist 
mit dem vorhergehenden Abschnitt gar nicht zu vergleichen. 

Auch die Würzburger Fortsetzung des Ekkehard (8. 296) ist 
zu ungleich und unvollkommen, um sie zu den Darstellungen der 
Beichsgeschichte zu rechnen. 

Eine ganze Beihe gröfserer Werke rief Ekkehards Chronik in 
Sachsen hervor, umfangreiche Chroniken,- deren Kritik aber dadurch 
erschwert wird, dafs offenbar ein Hauptwerk, welches den übrigen 
als Grundlage diente, verloren ist; der sächsische Annalist und Chrono- 
graph haben den ausgedehntest^en Grebrauch davon gemacht, und ihre 
theilweise üebereinstimmung ist beweisend für die gemeinsame Grund- 
lage. Ebenso fehlt uns ein zweites mehr sagenhaftes Werk, welches 
ebenfalls vom sächsischen und in ausgedehntester Weise vom Poehl- 
der Annalisten benutzt ist. Da von diesen beiden Werken schon oben 
S. 193 die Bede gewesen, auch der sächsische Annalist dort bereits 
besprochen ist, gehen wir hier sogleich zur Poehlder Chronik über, 
welche erst 1854 durch Pertz bekannt geworden ist'), aber noch 

^) Ueber diese ebenso verwickelte wie uninteressante Frage begnüge ich 
mich EU rerweisen auf SchefFer-Boichorst, Ann. Patherbr. S. 189, Waitz GGA. 
1870 S. 1794, Schum, Jahrbücher von St Alban S. 102—115, Giesebreoht 
III, 1065, der eine Fortsetzung der Annalen Ton St. Alban bis etwa 1130 
annimt. 

^ Die letzten Notizen sind 1176. 1184. 1190. 1200. Gedruckt als Marian 
und Dodechin von Herold, Basel 1559. Pistor. ed. Strur. I, 448. Von 919 
an in Böhmers Fontes III, 173—217 als Annctks DUdbodenbergenseSy mit Weg- 
lassung der Briefe. Mit diesen, aber ohne die entlehnten Stücke, Ton Waitz 
als Ann. S. Dmbodi von 891. 975. 1075 an, MG. SS. XVII, 4 — 30. Auf- 
fallender Weise ist hier auf die Üebereinstimmung mit den Bosenfelder An- 
nalen, so wie 1093 mit Albert von Stade, 1095 auch mit Annalista Saxo, 
gar keine Bücksicht genommen, auch 1093 eine Stelle ex Ann. Wirzib. nicht 
bemerkt. 

') Annales PaUdenses auct. Theodoro monacho ed. Pertz, MG. SS. XVI, 
48 — 98. Die Quellen sind ron Koepke und Jaff<ä aufgesucht« Die von Giese- 



Ekkehards Fortsetser. Poehlder Chronik. 333 

manche ungelöste Frage darbietet. Die Urschrift, welche lange rer- 
geblich gesucht wurde, weil sie jiach einer irrthümlichen Angabe in 
Cambridge sein sollte, ist jetzt von G. Waitz in Oxford aufgefunden; 
sie bietet hin und wieder Verbesserungen des Textes, gewährt aber 
weiter keinen Aufischlurs. Es scheint ein Vorzug dieser Chronik zu 
sein, dafs man hier doch endlich einmal den Verfasser wenigstens 
nennen kann, wenn man auch sonst nichts von ihm weifs. Allein auch 
das ist zweifelhaft, wenigstens müDste die Vorrede dann von einem 
anderen geschrieben sein. Darin heifst es, dafs nach Eusebius und 
Hieronymus Idacius die Geschichte bis 462 gefOhrt habe; dann folge 
das Werk des Theodorus; darauf hätten verschiedene Geistliche die 
Namen der Päbste und Kaiser angemerkt, auch ihre Zeiten beobachtet 
und beschrieben^). Gehen diese Worte auf die nach dem Schlüsse 
der Chronik folgenden Tabellen, so werden wir allerdings diesen Theo- 
dor ffir den Verfasser der Hauptmasse des Werkes zu halten haben. 
Von ihm heilst es auch nach dem aus Honorius, Ekkehard, Sigebert 
und Idacius genommenen Anfange: So weit Idacius; von hier an 
schreibt Theodorus seine Annalen. Man würde danach geneigt sein, 
irgend einen älteren Autor unter diesem Namen zu yermuthen, allein 
der folgende Text bietet durchaus nichts eigenthümliches, sondern ist 
wie der vorhergehende Abschnitt aus Ekkehard und Sigebert mit Zu- 
ziehung des Gregor von Tours und einiger anderer Quellen zusam- 
mengesetzt. Von 814 an kommen Stellen aus jener verlorenen Kaiser- 
geschichte vor, die auch der Annalist benutzte (oben S. 193); von 
Heinrich I an werden sie häufiger und ausführlicher. 

Die Anlage der Chronik schliefst sich wie diejenige des sächsi- 
schen Annalisten ganz dem Werke Ekkehards (Text E bis 1125) an; 
es ist eine grobe Welt- und Kaisergeschichte und von 741 an wird 
nach den Begierungsjahren der Kaiser gezählt. Bei dem Anfange 
jeder Begiemng ist das Jahr der christlichen Zeitrechnung bemerkt 
und allgemeine Bemerkungen über den Begenten werden vorangeschickt. 

brecht entdeckte KOnigsberger Weltchronik ist Ton Waits als Uebersetsung 
des abgekfinten Textes der S&cbsiscben Weltchronik nachgewiesen. Diese be- 
ruht auf der Pdhlder Chronik; Pertz hat die fehlenden Jahre 1106 — 1115 
durch die entsprechende Stelle der Lüneburger Chronik erg&nst. In unsenn 
Cod. ausgefallene S&tze können daraus erg&nzt werden, nach Weiland, Forsch. 
Xni, 198. Uebers. d. Pöhlder Chronik v. W^inkeimann 1868. Vgl. auch Giesebr. 
I, 794. III, 1066. Nach Paul Hasse, Eberh. v. Gandersheim S. 42 f. hat Th. 
Engelhus einen kürseren Text benutst, den er fionorius nennt. O. r. Heine- 
mann: Die Annalen ron Pöhlde und ihre Bedeutung (dr die ftltere Branden- 
burger Geschichte, M&rk. Forschungen XI, 245 — 263. 

') Postea sequitur opus Theodori, deinde ab ecclesiasticis riris pontificum 
et regum nomina ingesta, tempora quoque obsenrata et descripta sunt 



334 ^* Staafer. $ 19. Die Reichsgeschichte. 

Yerschiedene Quellen sind neben Ekkehard nnd Sigebert (der erst nach- 
träglich dem Verfasser bekannt wnrde) fleifsig benutzt^), wenn aach 
lange nicht in der Ansdehnnng, wie bei dem Annalisten. Fflr ims 
haben nur die Brnchstflcke jener verlorenen Quellenschrift Bedentnng, 
welche freilich für die ältere Zeit keine Geschichte, sondern Fabeln 
enthalten, uns aber den Weg zeigen, anf welchem diese Erzählnngen 
in die historische Litteratnr eindrangen. 

Mit dem Ausgehen der uns bekannten Quellen, namentlich der 
Hildesheimer und Bosenf eider Annaleh, und nach dem Ende des An- 
nalisten wächst die Bedeutung des Werkes, welches nun in der aus- 
föhrlich und gleichmäfsig fortlaufenden Erzählung den Zeitgenossen 
deutlich erkennen läfst^). Doch werden fast nur die Sachsen berüh- 
renden Ereignisse erwähnt, bis der Ereuzzug und dann der glorreiche 
Anfang von Friedrichs Begierung die Aufinerksamkeit des Verfassers 
auch in weitere Feme ziehen. Der eigentliche Ursprung seiner Nach- 
richten aber ist noch unklar; in Foehlde sind sie nur zum kleineren 
Theile zuerst yerzeichnet^). Von 1153 bis 1164 findet sich wörtliche 
TJebereinstimmung mit dem sächsischen Chronographen, und zwar in 
solcher Weise, dafs wiederum eine gemeinschaftliche Quelle für beide 
angenommen werden muls. Gerade so weit reicht auch die TJeber- 
einstimmung mit Albert von Stade ; was diesem und dem Chronographen 
gemeinsam ist, und deshalb von Jaffe für die Bosenfelder Annalen in 
Anspruch genommen wurde, findet sich auch in der Pöhlder Chronik 
wieder. Nach 1164 also wird diese geschrieben sein; der Verfasser 
beruft sich zum Jahre 1125 auf die mündliche Aussage eines Käm- 
merers vom Kaiser Lothar und 1147 auf die Erzählung der Kreuz- 
fahrer. Mit dem Jahre 1170 werden die Au&eichnungen sehr dürftig^ 
von 1177 an nehmen sie wieder zu und endigen 1182 mit derünter- 
werfang Heinrichs des Löwen; nach Weilands Ansicht sind sie bis 
zum Schluls in der Sächsischen Weltchronik benutzt^). Nachträge sind 



1) Darunter die RevekUio facta S. Stephano papae^ welche auch Regino 
ad a. 753 fast volUt&ndig hat; s. I, 106. Femer ist das nur hieraas bekannte 
ältere Leben der Königin Mathilde vollständig aufgenommen. 

') Bis 1144 sind nach ScheiFer - Boichorst die Paderborner Annalen hier, 
wie in den Cölner Annalen, ausgeschrieben, doch Tgl. die Einwendungen von 
E. Bemheim (oben S. 34). 

*) Sehr deutlich ist bei den Worten über Eonrads Tod 1152, dals der 
ganze Satz nicht in diesem Zusammenhange geschrieben, sondern aus einer 
anderen Quelle wörtlich entnommen ist, weil er Ton den Torhergehenden An- 
gaben über Konrads Kreuzzug und Heimkehr völlig absieht. Auch ist von der 
Pöhlder Kiostergeschichte nichts in der Chronik; nur eine Stelle 1163 deutet 
auf Abfassung dieser Stelle in Poehlde. 

*) S. Weilands Einleitung S. 21. 



Poehlder Chronik. Chronographus Saxo. 335 

anch za früheren Stellen später hinzugeftgt, besonders Visionen, welche 
der Verfasser sehr liebt; er ist überhaupt ausnehmend leichtgläubig 
und frent sich der Offeubanmgen der Hildegard Ton Bingen nnd Elisa- 
beth Ton Schönan, ohne durch den geringsten Zweifel dabei beunruhigt 
zu werden. Wunder erzählt er auch vom Pabst Victor, fQr den er 
entschieden Partei nimt; sorgftltig bemüht er sich zu zeigen, dafs der 
Kaiser an dem Schisma keine Schuld habe. 

Dieser Chronik, durch deren Publication die historische Litteratur 
Niedersachsens erheblich bereichert ist, schliefst sich zunächst der 
sogenannte Sächsische Chronograph an, der mit Einbufse seines 
alten und bekannten Namens, unter welchem Leibniz ihn zuerst her- 
ausgab, jetzt unter dem Namen der Magdeburger Annalen ge- 
druckt ist^). Der Verfasser ist nämlich ein Mönch im Kloster Berge 
bei Magdeburg gewesen, wie sich aus seinen Nachrichten über dieses 
Kloster ergiebt. Er arbeitete wiederum eine grofse Weltchronik aus 
in derselben Weise wie seine Vorgänger, indem er Ekkehards Chronik 
grofsentheils aufnahm, und zu diesem Fundament Auszüge aus Hiero- 
nymus, Begino und anderen Quellen hinzufügte; namentlich auch aus 
der Magdeburger Bisthumschronik (I, 286. ü, 268). Aus den Nien- 
burger Annalen (S. 194), welche auch der Sächsiche Annalist benutzt 
hat, nahm er grofse Stellen auf. Man erkennt die Quedlinburger An- 
nalen, die Hildesheimer in der ursprünglichen reicheren Gestalt, die 
Bosenfelder und darüber hinaus die Nienburger bis 1139. Einige 
üebereinstimmung mit der Pöhlder Chronik in den nächsten Jahren 
ist vielleicht zufällig; von 1153 bis 1164 ist sie unverkennbar. Die 
weitere Fortsetzung bis 1188 ist nicht gerade reichhaltig, und ob- 
gleich der Verfasser die Form einer Kaisergeschichte beibehält, auch 
die Absicht zeigt, einen allgemeinen Standpunkt zu behaupten, so war 
es ihm doch nicht möglich, eine wirkliche Beichsgeschichte in gleich- 
mäfsiger Weise durchzuführen. Der Chronist war ein Anhänger Fried- 
richs I und Victors IV, und deshalb ist die von Pertz angenommene 
erste Abfassung 1164 nicht wahrscheinlich, weil der dermalige Abt 
Arnold (1120—1166) eifrig päbstlich und Gegner Wichmanns war"). 
Aber 1175 scheint die Chronik schon vorhanden gewesen zu sein, weil 
das Stück von 1143—1175 in die Pegauer Annalen übergegangen ist. 

i) Annales Magdeb. ed. Perts, SS. XVI, 105 — 196. Die Quellen des 
Werkes hat Jaff^ aufgesucht. Uehers. von Winkelmann 1863. 

<) Nachgewiesen von A. Cohn, GGA. 1860 S. 858. Dafs Arnold seihst 
ein Geschiehtswerk Qher seine Zeit rerfafst hahe, ist ein Mifsyerstftndnifs, s. 
Scheifer-Boichorst, Hist. Zeitschr. XXVI, 453. — Das von Wedekind, Noten I, 
349 — 367 mitgetheilte Chronograph! Saxonis fragm. Lunehnrgieum sind die 
Rosenfelder Annalen. 



336 ^* SUufer. § 19. Die Beichsgeschichte. 

Bis 1180 bleibt üebereiiiBtimmiing, doch ist bald hier, bald dort mehr; 
dann ist 1181 — 1185 nichts angemerkt. Anch in der Lanterberger 
Chronik ist die nnserige benatzt (S. 275). 

Eine Arbeit ähnlicher Art ist auch die Chronik des Magister 
Albert von Stade'). Dieser war noch im zwölften Jahrhundert ge- 
boren und wnrde Yielleicht in Bosenfeld Mönch, dann in dem 1142 
Ton hier ans begründeten Marienkloster zu Stade Prior und 1232 Abt; 
1238 pflanzte er in dunkler Nacht, als keine Steine leuchteten, ganz 
allein drei Eichen im Erautgarten'). Weil aber das Leben der Mönche 
in diesem Kloster von der Ordensregel abwich, fühlte er sein Gewissen 
beschwert und yersuchte 1236 die Cistercienser Begel einzuführen. 
Als ihm das ungeachtet der von ihm in Bom persönlich erwirkten 
päbstlichen Vollmacht nicht gelang, trat er am 20. August 1240 in 
das Minoritenkloster zu Stade ein. In demselben Jahre oder nach 
Weiland schon früher, begann er seine Chronik, mit welcher er auch 
später noch fortwährend sich beschäftigte, wie sowohl Zusätze als 
die Fortsetzung zeigen. Zur Abwechselung schrieb er 1249 in sechs 
Monaten ein Epos von 5320 Versen über den Trojanischen Krieg in 
Distichen nach Anleitung des Dares, in welchem viele entlehnte Verse 
von grofser Belesenheit des Verfassers zeugen'); ein anderes über die 
heilige Geschichte ist verloren. Die Chronik reicht bis 1256, der 
Pabstcatalog aber nennt noch Urban IV (1261—1264). Es hat auch 
eine bis 1265 reichende, vielleicht noch von Albert selbst herrührende 
Fortsetzung gegeben, wie sich aus der Uebereinstimmung der aus 
unserer Chronik schöpfenden Hamburger Annalen und Detmar's Lübi- 
scher Chronik ergiebt. Aber auch für die frühere Zeit hat L. Weiland 
aus der Vergleichung der genannten Quellen, der Bremer Annalen und 

^) Annales Stadenses auct Alberto^ ed. Lappenberg SS. XVI, 271. Vgl. 
dessen Abhandlang im Archir VI, 326 — 363. VoIlstAndig findet sich der Text 
aber nur in der Ausgabe von Reinecoins. Darauf» aber auf dem ursprQng- 
lieben Text, beruhend mit local holst. Zuthaten, Ann. Hcmburgenses bis 1265 
(bei Langebek Albiani), Termuthlich bei den Hamb. Franciscanern geschrieben, 
ed. Lappenberg XVI, 580—886 (Aussttge). Vollst&ndig ed. F. Beuter in d. 
Quellens, f. Schlesw. Holst. Lauenb. Gesch. IV, 397 — 441. Ann, Lubicemes 
bis 1324, worin Mart. Polonus mit Fortsetsung, Ann. Rjenses und die Stades- 
Chronik benutzt, ed. Läpp. XVI, 411 — 429. Ann, Breinenaes 750 — 1227, ed. 
Jaffe XVII, 854 — 858, Zusätse ku Mart Polonus, fisst gans aus Alb. Stad. 
genommen (unbenutster Cod. im Wiener Staatsarchiv). Ganz unbedeutend sind 
die Ann, Saxones 1186—1273, ed. Bethmann XVI, 430. 431. 

*) Forschungen XIII, 168. 

') S. auTser Lappenberg in d. Vorr. S. 272 Dünger, Sage vom Trojan. 
Krieg (Progr. d. Vitsth. Gymn. in Dresden 1869) S. 26 — 3t). Ausgabe von 
Th. Merzdorf: Troilus Alberti St. ex unico Guelf. cod. editus, Lips. 1875. 
Viele Mftngel der Ausg. nachgewiesen im Litt. Centralbl. 1875 S. 1249 bis 
1251 n. von Peiper in d. Jen. Litt. Zeitung. 



Albert ron Sude. 337 

der Sächsischen Weltchronik nachgewiesen, dafs ihnen eine bedeutedd 
reichere Fapsnng der Chronik Alberts vorgelegen haben mnfs, als die 
nns erhaltene ist^). Das Todesjahr Alberts ist nicht bekannt. Die 
<}rQndlage seiner Compilation bildete ebenfalls Ekkehards Chronik, 
nebst Beda f&r die vorhergehenden Perioden; dazu fQgte er Auszüge 
«ns Adam von Bremen, Helmold, ans Gilbert, Psendo - Lindprand und 
einigen anderen Qnellen'), wozn vorzüglich die Bosenfelder Annalen 
nnd jenes oben (S. 334) erwähnte niedersächsische Werk bis 1164 
gehören'). Genealogisches kommt viel vor, aber in grofser Verwimmg, 
viel Sage nnd Yolksgerede. Anch ganz fremdartige Einschiebnngen 
sind znm J. 1152 anfgenommen. Weiterhin beruft er sich besonders 
anf Mittheilnngen des Bremer Scholasticns Heinrich nnd theilt ans 
eigener Erfahrung mancherlei Nachrichten mit, die obgleich weder 
ausführlich noch chronologisch richtig oder sonst genau, doch schätz- 
bar sind, ihren grofsen Werth aber, wie Böhmer sagt^), am meisten 
unserer Armuth an umständlicheren Nachrichten verdanken. Von einer 
innerlichen Verknüpfung der Thatsachen ist auch im letzten Theile 
der Chronik ungeachtet der gröfseren Beichhaltigkeit und Zuverlässig- 
keit keine Bede. 

In Sachsen war es die Erhebung ihres Herzogs Lothar, welche 
im zwölften Jahrhundert zu lebhafterer Beschäfkig^g mit der Beichs- 
geschichte anregte und den Gesichtskreis erweiterte; auch Heinrichs 
des Löwen gewaltige Machtstellung und wechselndes Geschick gab 
neue Anregung, nicht am wenigsten aber hat auch die sehr bedeu- 
tende Persönlichkeit Wichmanns in dieser Bichtung gewirkt und den 
Chronisten ihren Stoff zngefühi*t. Es wäre auffallend, wenn nicht auch 
'Beinald von Coeln in gleicher Weise zu geschichtlicher Thätigkeit 
angeregt hätte. Da tritt uns nun ein Werk entgegen, welches in 
seiner ursprünglichen Gestalt erst jetzt kenntlich geworden ist und 
augenscheinlich aus Beinaids Umgebung herstammt. Es ist die Chro- 
nica regia, welche im Bischofscatalog bei Erwähnung der Thaten 
Beinaids genannt wird^), früher nach einer späteren IJeberarbeitung 

t) ForechuDgen XIII, 157—198. 

*) Zu 1074 u. 1093 ist die aach den Bosenfelder nnd Dtsib. Annalen be- 
kannte Schrift über Heinrich IV benutzt. 

') Ueber die Benutsung des Saclvsenspiegels s. Ficker, Ueber die Ent- 
stehungszeit des Sachsenspiegels S. 66. Die zu 917 aufgenommene, gröfsten- 
theils aus Ekkehard stammende Schrift de origine Saxonum steht im Cod. Paris« 
4895 A, s. Dümmler in d. Zeitschr. f. D. Alt. XIX, 131. 

«) Begg. Imp. 1198-^1254 p. LXIX. 

*) Böhmers Fontes II, 277: multa et ohroniee regio dignissime inserenda 
per onmem Italiam operatus est. 

Wattenbaeh, QeeeUditaquellen IL 4 Aufl. 22 



338 ^* Stäafer. § 19. Die Beichsgeschiebte. 

üIb Chronik von St Pantaleon bekannt, jetzt unter dem Titd 
Annales Golonienses maximi nach der ron Pertz 1857 entdeckten 
Altesten Handschrift neu herausgegeben^). Der Gölner Ursprung ist 
unverkennbar, doch war die Keichsgeschichte die Auiigabe, welche der 
Verfasser sich gestellt hatte. Der Ausdruck K&mgschrontk war gerade 
in C6ln schon Mher üblich, und es ist dabei nicht immer an ein be^ 
stimmtes Buch zu denken'). Wenn aber unser Autor über den Ereuz- 
zug von 1147 kprz weggeht mit der Bemerkung: NU quod re^e 
cronicae dignum eit imprimi, hoc actum f.ät itmere, so ist doch kauiü 
EU bezweifeln, dafs er sein eigenes Werk mit diesem Namen habe be- 
zeichnen wollen; ganz unzweifelhaft aber wird diese Deutung darch 
die Art, wie derselbe Ausdruck zum Jahre 1158 gebraucht wird'). 
Mit den Worten des Orosius über die göttlidie Einsetzung der Obrig» 
keit und die Folge der. vier Weltreiche beginnt der Chronist, Ekke- 
hards Werk, das ihm nur bis 1106 vorlag, excerpierend und ans 
einigen anderen Autoren ergänzend. Weiterhin schrieb der Ver&sser, 
wie Schefifer-Boichorst nachgewiesen hat, bis 1144 die Paderbomer 
Annalen aus; es hat jedoch E. Bemheim (Forsch. XY, 251 — 253) 
sehr wahrscheinlich gemacht, dafs schon von 1138 an vorwiegend 
eine andere Quelle benutzt ist, welche in scharfem Oegensatz zu der 
vorher waltenden weifischen Auffassung entschieden staufisch gesinnt 
ist, zugleich aber unzuverlässig in der Chronologie. Von da an hat 



1) Ed. Karolas Pertz, MG. SS. XVII, 723 — 847; der cod. Ashbumham. 
olim Ensdorpiensifl , reicht Ton 576—1176, doch ist er nar ron 1106 an be* 
natst, was bedauert wurde wegen der aus der V. Ezonis (oben S. HO) auf- 
genommenen Stellen (s. Using^r in d. Jahrbb. Heinrichs II. I, 450. Waita, . 
G5tt. Nachrichten 1863 S. 13) u. wegen der zu a. 719 angefthrten Vüa Pippini 
ducis, welche Bonnell, Die Anfibige des Karol. Hauses S. 65 erst im 13. Jahrh. 
entstehen l&Dst (über den Unwerth beider Vitae Pippini* Brosien, Dagobert 
S. 54). Aber man weifs jetzt, dafs in dieser Hs. der Anfang nichts als eine 
Copie des Ekkehard ist. — Benutzung des Justin, nach Bfthl, Verbreitung des 
Justin im Mittelalter (Leipz. 1871) S. 22. — M. Lehmann de Annaübus Colon. 
Diss. BeroL 1867; vgl. A. Cohn, 6GA. 1867 N. 50. Centralhl. 1867 Sp. 624. 
Vebers. y. C. Platner mit Untersuchung über das Verh&ltnils beider Reeensio- 
nen in der Einleitung. Cardauns , Staedtechroniken XII S. LXI — LXIV. — 
Godefrid ron St. Pantaleon nannte man früher den Ver&sser nur nach der 
unzuTorUssigen Angabe des Trithemius. 

*) Lantberti V. Heriberti c 4: „Quotiens cum imperatore Bomam ierit et re- 
dierit, utque Augustus arcem imperii res ItalSae moderando disposuerit, potius 
reg^ae videtur inserendum chtonicae, quam in laudem Sancti yiolenter inflectere.*' 
Auf diese SteUe hat Janssen, Ann. d. bist V. für d. Niederrh. I, 101 auf- 
merksam gemacht. 

') 8. 769, 22: „Nee yero omnia quae in illa obsidione gesta sunt descri- 
benda suscepimus, quia nee nostrae cnncta patent cognitioni, quoniam qui sin- 
gula describere Teilet, modum regiae cronicae ezcederet, licet a nonnulHs haec 
studiose perseripta noTerimus." 



CAlner König^schronik. 339 

ilun eine zuBaxmneiih&ngende QueUe nicht mehr Torgelegen; sein Bericht 
wird selfoet&ndig, zugleich aber üQr die n&chBtfolgenden Jahre ungenau 
und fehlerhaft. 1147 erkennen wir den Brief ^nands, 1158 Beinaids 
trinmphirenden Bericht über die Demüthignng der Bavennaten^); 1161 
ist ein Schreiben Victors IV anfgenommen, aber es fehlt noch an Zn* 
sammenhang; niemand der damals schon an den Ereignissen Antheil 
hatte, wflrde die Errichtung des neuen Herzogthums Oestreich, den 
Krieg gegen die Polen, den Boncalischen Beichstag übergangen haben. 
Doch von 1159 an ändert sich die Darstellung und ihr gleichm&biger 
Fortschritt l&bt deutlich den Augenzeugen erkennen, während zugleich 
Beinaids mit hohem Lob gefeierte Qestalt sehr in den Vordergrund 
tritt. Bei der Ergebung der Mailänder 1162 spricht der Erzähler 
geradezu in der ersten Person. Es sind das Worte aus dem Bericht 
Burchards, des kaiserlichen Notars, an den Abt Nikolaus von Sieg- 
burg ')y aber unser Autor schreibt nicht so gedankenlos, dafe man 
darin einen sonst nicht seltenen Verstofs der Compilatoren sehen dürfte. 
Ein Bericht desselben Notars an denselben Abt') ist auch schon 1161 
benutzt; der kaiserliche Gewaltbote, eben Burchard, wird da erwähnt, 
aber nicht genannt. In dem Originalbericht nennt er sich B. Colo* 
niensis profirogenitu8 ei primitivua ßiius, dunkele Ausdrücke, die aber 
doch einen geborenen Cölner erkennen lassen, welcher irgend ein nahes 
Verhältnifs zum Abt Nicolaus hatte. Dieser Abt wird sehr gepriesen 
in Versen eines Mönches Gevehardus^), und wie sehr seit Anno die 
Zeiten sich yerändert hatten, sehen wir auch an einem Epitaph voll 
hohen Lobes auf Beinald aus dem Eloster Graschaf *). 

Von jenem Burchard nun ist kaum zu bezweifeln, dafs er der 
Gesandte war, welchen Kaiser Friedrich 1175 an Saladin sandte, und 
Ton dem wir eine Beschreibung seiner Heise besitzen'). Er nennt sich 

1) Sudendorf Beg. U, 181. 

*) Bei Fraher I, 263 und ed. StniY. p. 330. Murftt. VI, 916. NoUr heUst 
er nnr in der UeberBchrift, in der SaluUtio ßHua primogemtu$^ nnd ebenso in 
einer sweiten Hsndschrift des folgenden Berichts. 

*) Bei Sudendorf Beg. II, 134. Er seigt, wm und wie riel in der Chronik 
absichtlieh bei Seite gelassen wurde. 

«) Mitgetheüt von Dr. Nolte im Ans. d. Germ. Mus. XXI (1874), 375, 
▼gL XXII, 244, wo auch ein Gedicht desselben G. an den Pfarrer Wimher 
Ton Soest gedruckt ist. 

»} Ebenda XXI, 374. An der Verherrlichung Anno's durch die Eleration 
Ton 1183 liefs man sich freilich in Siegburg durch die kaiserliche Gesinnung 
nicht stören (oben S. 87). 

*) Laurent, Burchard Ton Strafsburg, im Serapenm XIX, 145 — 164; Nach- 
trag XX, 174 — 176. Der hier gedruckte Bericht ist ein Aussug und die Er- 
wähnung Thetmars wohl spfttere Zuthat. Ohne diese und ausifhhrlicher hat 
den Bericht Arnoldus Lub. VII, 10 mit dem fakchen Namen Gerhard. Auch 

22* 



340 ^^* Staafer. { 19. Die Reichsgeschichte. 

da Yltzthnm der Strafsbnrger Kirche, und hat dieses Amt wohl nach 
seiner Heimkehr angpetreten; 1182 bis 1194 ist er dort nrknndlich 
nachgewiesen. Manches spricht deshalb dafftr, dafs er der Verfiasser 
unserer Chronik war, deren älteste Handschrift gerade auch bis 1175 
reicht, doch könnte er sich auch anf die ausfQhrliche Erz&hlnng jener 
Jahre beschränkt haben nnd diese in die Chronik aufgenommen sein. 
Dafs ein vielbeschäftigter Mann, der ohne schriftliche HtQfsmittel, 
vielleicht nach ungenauen Notizen, seine Darstellung schrieb — denn 
anf ganz gleichzeitige Anfzeichnung deutet nichts — allerlei Fehler 
und Auslassungen sich zu Schulden kommen liefe, kann kaum auf- 
fidlen^). Nach einer Notiz soll ein Burchard auch den Ereuzzug 
Friedrichs I beschrieben haben, dessen ausf&hrliche Darstellung wir 
ebenfalls in unserer Chronik finden'). 

Durch die Seuche des Jahres 1167 wurde Friedrichs Siegesflug 
gebrochen und Beinald weggerafiFt; hat dieselbe Feder unsere Annalen 
fortgesetzt, so war auch ihr Schwung gelähmt, doch hebt sich die 
Darstellung ^neder und schliefst 1175 in gehobener und siegesfreudiger 
Stimmung ab. Die weitere Fortsetzung bis 1199 scheint am reinsten 
erhalten zu sein in einer erst jetzt von Waitz entdeckten Wiener Hand- 
schrift, in welcher sich eine völlig neue und selbständige Cölner Beichs- 
geschichte anschliefst, die leider 1220 abbricht, da der Best verloren 
ist'). Bisher war nur ein Bruchstflck davon bekannt*). 

Eine andere Fortsetzung von 1200 bis 1238 findet sich in der 
früher allein bekannten Handschrift, welche der Custos Theoderich ftr 
das Kloster zu St. Pantaleon hat schreiben lassen, und in einer an- 
deren von Otto, Schöffen zu Neufs, besorgten Abschrift der Marien- 
kirche zu Aachen. In dieser sind einige Zusätze und Abweichungen, 
jene aber ist das Original und 1204, 1217, 1220, 1226, 1236 ist ein 

der Wiener Cod. 362 hat die Jahressahl 1175i ebenso Cod. Vftt 1202, Aroh. 
XII, 223. Die Urkunden von 1182 bei Ch. Schmidt, Eist, du Chapitre de 
St. Thomas de Strasbourg p. 294. 

1) Irrthümlich hatte ich in der 3. Aufl. gesagt, dafs er Alexander aner- 
kenne u. deshalb erst nach dem Frieden von Venedig geschrieben haben 
könne. Dars die Stelle 1156 über die Dauer des Schisma sp&terer Zusats 
ist, wird durch die Wiener Hs. best&tigt. 

*) Brocardi annales de Friderici in terra sancta gestis habet Wolfg, La- 
jettM, Bibl. instituta a Conr. Gesnero, in epitomen redaota per Jos. Simlemm 
(Tigur. 1674) S. 104 nach Laurent Es kann Verwechselung mit dem oben er- 
wähnten Reisebericht Burchards sein. 

*) ChrofUcae Regiae CoUmxenm ConOnuatio 1 ed. 6. Waiu SS. XXIV, 
1-20. 

*) Mit Aussfigen aus Caesar. HeisL Mir. rerbunden in den Annales Colon. 
nUnimi, SS. XVII, 848—852. 



Chronik von St. Pantaleon. 341 

Wechsel der Schreiber sichtbar. Der erste Theil ist vielüach abge- 
kürzt, enthält aber auch werthyolle Zusätze, die sich auf Cölner Ge- 
schichten beziehen, und die Folge der Aebte von St. Pantaleon^). Die 
Fortsetzung bewahrt jedoch den Charakter einer Beichsgeschichte und 
erst nach Heinrichs VI Tod treten locale Beziehungen stärker hervor. 
Die zwischen dem £aiser und den Erzbischöfen ausgebrochene Feind- 
schaft bringt den Schreiber sehr in Verlegenheit, da er bei kaiser- 
licher Gesinnung doch die Erzbischöfe nicht tadeln will, und er läfet 
deshalb vieles, was ihm bekannt war, ungesagt. Bücksichtsloser ver- 
fährt der zweite Fortsetzer von 1203 bis 1216, welcher Erzbischof 
Adolf sogleich scharf tadelt. Die weitere Fortführung ist sehr un- 
gleichartig, theilweise dürftig und lückenhaft, dann wieder zu aus- 
führlicher und genauer Darstellung sich erhebend. Vorzügliche Auf- 
merksamkeit ist den Kreuzzügen zugewandt; Briefe und Berichte 
darüber, deren Spur in den Chroniken jener Zeit so häufig zu finden 
ist, sind benutzt oder vollständig aufgenommen*). Ohne Zweifel ist 
dieser ganze Theil der Chronik theils gleichzeitig eingetragen, worauf 
auch an manchen Stellen die bunte Folge kurz angemerkter Ereig- 
nisse führt, theils nach kurzem Zwischenraum verfafst. Auf eine Ver- 
knüpfung der Ereignisse wird überhaupt wenig eingegangen, mehr 
äufserlich die Thatsachen an einander gereiht und ein eigenes TJrtheil 
eher vermieden, mochte auch in Mitte erbitterter Gegensätze nicht 
rathsam sein. Selbst über Konrad von Mai'burg erlaubt der Chronist 
sich nur einen sehr vorsichtigen Tadel. Vorherrschend ist durchaus, 
der Anlage des ganzen Werkes entsprechend, der kaiserliche Stand- 
punkt; so weit es möglich ist, wird nach der Weise der alten Beichs- 
annalen der regierende Kaiser als legitim und berechtigt betrachtet, 

1) Darin sind auch die Annalen ron St. Alban bis 1113 benutzt, s. Scheflfer- 
Boichorst, Ann. Patherbr. 8. 19—22. Schum. S. 98—102. 

*) Henrorzubeben sind unter diesen riel benutzten Quellen die leider nur 
unToIlst&ndig und mangelhaft herausgegebenen Scbrüten des C<(lner Scbolasticus 
Oliver, eines geborenen Westfalen, sp&ter Bischof von Paderborn und Card, 
von S. Sabina, gest. 1225, der in Westfalen und Friesland mit grofsem Erfolge 
das Kreuz predigte, den Zug gegen Damiette selbst mitmachte und sog^r den 
Sultan durch Briefe zu bekehren Tersuchte. Hist Regvm Terrae Sanctae bei 
Ecc. Corp. II, 1355. Eist Damiatina ib. 1398. Vgl. Böhmer, Begg. Imp. 
p. LXXII. Fickers Engelbert p. 251. W. Junkmann, Mag. Oliverius und der 
Kreuzzug Ton Damiette, Kath. Zeitschrift (Münster 1851) I, 99 ff. 205 ff. 
Fr. Zamcke: Ueber OL Hist. Dam. u. das sog. dritte Buch der Hist. or. des 
Jacob Ton Vitry, Berichte der phiL hist Cl. d. K. S&chs. Ges. d. Wiss. 1875, 
8. 138—148. — Zu 1217 ist Oosvini de expugnaHone Salaciae Carmen benutzt, 
gedr. Monum. Portug. I, 102—104, wie Kehricht bemerkt. Forsch. XVI, 148; 
S. 153 — 156 ist der Bericht der Ann. aus einer Leydener Hs. erg&nzt. Eün- 
anderer Bericht ttber diesen Zug ist im.Memoriale Potestatum Begiensium bei 
Murat. YIII, 1101. 



342 ^'- SUufer. S 19. Die Rmchsg^eschichte. 

und was er thnt als wohlgeihaii. Ist der Pabst sein Gegner» so wird 
das kurz und ohne weitere Bemerknng ausgesprochen, aber wenig 
Bücksicht darauf genommen. Otto IV heifst der Kaiser bis an seinen 
Tod; als C5hier ist der Chronist ihm sehr zngethan, wendet sich aber 
doch nicht minder anch Friedrich 11 zn, sobald dieser die Anerkennmig 
der Fürsten erlangt. 

Mit der sehr ausführlichen nnd werthyollen Darsteünng der Jahre 
1336 nnd 1237 endigen diese von yerschiedenen Yerfiassem herrühren- 
den Fortsetzangen. Dafs noch weitergehende Annalen vorhanden waren» 
war nicht nnbekannt; Snlpiz Boisser^ hatte schon 1846 daraas die 
sehr merkwürdige Stelle über den Brand des alten Domes 1248 and 
den Beginn des Neabanes mitgetheilt. Dennoch blieb diese Spar an- 
berücksichtigt, bis 1868 Alf. Haber im vierten Band der Fontes die 
Annales S. Pantaleonis von 1238 bis 1249 heransgab, welche 
daraaf von H. Cardaans genaaer geprüft and gewürdigt, and endlich 
von demselben mit Benatzang einer zweiten Handschrift aach in den 
Monnmenten heransgegeben warden. Sie schliefsen sich der Eönigs- 
chronik an, obgleich sie jetzt handschriftlich nicht mit ihr verbanden 
erscheinen, and bieten, von einem Mönch za St. Pantaleon gleich- 
zeitig mit den Ereignissen verfa&t, eine förmliche Beichsgeschichte 
in bester Weise, so gnt sie in jenen wirren Zeiten möglich war, na- 
türlich mit vorzüglicher Berücksichtigong des Cölner Erzbisthams. 
Die von kaiserlicher and päbstlicher Seite einlaafenden Manifeste and 
Berichte machten es ihm möglich, anch über entferntere Vorgänge 
genane Mittheüangen za machen. Die vorsichtig znrückhaltende Dar- 
stellang gegenüber den grofsen Gegensätzen, welche alles mit Kampf 
and Verwüstang erfllllten, finden wir auch hier wieder^). 

Von entschieden staafischer Färbang ist dagegen eine andere im 
13. Jahrhundert in Schwaben entstandene Beichsgeschichte, welche 
ebenfalls an Ekkehards Chronik angeknüpft ist'). Der Verfasser der- 
selben heifst Burchard; er war in der zweiten Hälfte des zwölften 
Jahrhunderts in Biberach (es liegt eins in Oberschwaben, ein anderes 
im baierischen Schwaben) geboren, hatte noch den am 15. December 
1191 verstorbenen letzten Weif gesehen, und war im Jahre 1198 oder 
1199 als junger Laie in Italien. Bald nachher (1202) erhielt er in 

') Amiaks S. Pantaleonis Coloniensis, Fontt. IV, liv— lvii, 470—496. 
MG. SS. XXII, 529 — 547. H. CardauDs im Archir f. Gesch. des Nieder- 
rheins VII, 197 — 240. Vgl. auch Scheffer - Boichont in d. Hut. Zeitschr. 
XXIX, 451. 

*) Burchardi et Chuonradi ürgpergensituH Chronicon edd. 0. Abel et 
L. Weiland, MG. SS. XXUI, 333 — 383. Eine anfgefiindene Hb. saeo. XIV. 
NA. U, 448. 



Burchard Ton Vraperg. 343 

Coostanz Tom Bischof Diethelm die PriesterweilLe. im Jahre 1205 
trat er in das Prftmonsiratenser Kloster Schnssenried ein, wo er 1209 
snm Probet erw&hlt wurde. Im Jahre 1211 war er in Bom, wo er 
ein p&bstlichea Privileg fOr sein Stift erlangte; 1215 aber folgte er 
einer Bemfnng als Probet nach ürsperg, wo er zu Ende des Jahres 
1226 gestorben ist 

Wie Lambert und andere seiner Vorgänger hat Bnrchard früh- 
zeitig Materialien ftr sein (Jeschichtswerk gesammelt^) nnd diese in 
den letzten Jahren seines Lebens verarbeitet. Ekkehards Chronik legte 
er mit geringen Yerändernngen zu Grunde; fOr die nächste Folgezeit, 
die Begienmg Lothars nnd Konrads, bennzte er vorzflglich das Werk 
des ungenannten Weingartner Mönches Ober die Weifen (bis 1167), 
welches er fast ganz ausgeschrieben hat 

Otto's von Freising Chronik kannte er, entnahm aber weniig daraus, 
vielleicht weil eben dieses Werk schon im Kloster vorhanden war und 
er es als bekannt voraussetzen konnte. 

Ganz besonderen Werth erh&lt aber Burchards Werk dnrch die 
Benutzung sonst nnbekannter italienischer Quellen, die er auf seinen 
Beisen kennen gelernt hatte, wo er auch wohl manches aus mtkndlicher 
Ueberlieferung schöpfen mochte*). Schon im ersten Theile seines 
Werkes finden sich eigenthümliche Nachrichten solcher Art, und unter 
Friedrich I tritt immer mehr als Hauptquelle das Werk des Priesters 
Johannes von Cremona (S. 251) hervor, aus dem er sehr viel ent* 
lehnt hat. Es reichte nach 0. Abers Ansicht etwa bis zum Frieden 
von Venedig, weil von da an Burchards Erzählung unsicher und dQrftig 
wird, bis ihm Ober den Kreuzzug des Kaisers wiederum ein italienischer 
Bericht besseren Anhalt gewährt*). Weiland ist jedoch jetzt der Mei- 
nung, dafs das Werk des Johannes von Cremona, dessen Benutzung 
bei Burchard nicht über 1162 reicht, nicht viel mehr enthalten habe, 
als was dieser uns mittheilt; dafs auch Leo Allatius nnd Onufrius 
Panvinius ihre Kunde davon nur aus dem XJrspergensis schöpften^). 

So weit ist nun Burchard fast nur Compilator, er hat den Stoff, 

^) 1217 sagt er selbst: sieut nos ipsi annoUTimiiB. 

') Der „qoidam scriptor^ S. 342 ist aber der Verfssser der Vita Nor- 
bert! B, wie Oiesebrecht bemerkt hat. Nach Giesebr. IV, 405 hat er auch 
die Annales Beatini benntit. 

*) BreoU higtoria ocaqxiiionis et amisäonü Terrae Sanctae bei Eooard U, 
1349—1354 (oben S. 242); TgL Abel im Arcb. ZI, S. 97—99. Nach Pannen- 
borg Forsch. XIII, 329 ist auch Gunther's Historia Constantinopolitana benntst. 

«) In der Selbstkritik seiner Ausgabe, G6A. 1877 S. 787 --788. Br weist 
daselbst die von Winkelmann HZ. XXXIV, 186 angenommene Benntsimg der 
Ann. EinsidL migores als einer gans spaten Compilation lorfiok. 



344 ^* Staufer. {19. Die Beiehsgeschichte. 

obgleich er selbst höhere Anfordemngen an einen Historiker stellt, 
dnrchans nicht beherrscht und Terarbeitet; anch fehlt es hier nicht 
an Dehlern nnd Irrthümem. Abel yermnthet daher, dafe er nicht mehr 
zu der letzten Ausarbeitung seines Werkes gdang^ sei, yieUeicht ge- 
hindert durch den Brand seines Klosters im Jahre 1225. Nach einer 
Nachricht hätte sogar erst sein Nachfolger Konrad die Chronik, so 
wie sie uns vorliegt, aus yorgefnndenen Bruchstücken zusammen- 



Mit den letzten Jahren Heinrichs VI beginnt nun das eigene 
Werk Burchards; von hier an berichtet er ganz selbstAndig als ein 
vortrefflich unterrichteter Zeitgenosse, der durch viel&che Verbindungen 
sich von allen Seiten zuverlässige Nachrichten verschafft hat. Seine 
eigene Gesinnung, seine Auffassung der Begebenheiten verschweigt er 
nicht; er- ist durch und durch stauflsch gesinnt und spricht Aber die 
päbstliche Politik die bittersten ürtheile aus. Jene Verblendung, die 
noch im zwölften Jahrhundert so viele der trefflichsten Männer in 
Deutschland zu blinden Werkzeugen der römischen Politik machte, 
war jetzt völlig gewichen, der falsche Glanz zerflossen. Es fehlte der 
päbstlichen Curie auch jetzt nicht an Bundesgenossen in Deutschland, 
aber die einsichtigen und wohlgesinnten Männer, denen das Wohl 
ihres Vaterlandes und auch das wahre Wohl der Kirche am Herzen 
lag, sind einstimmig in der Bitterkeit gegen die Päbste des dreizehnten 
Jahrhunderts. 

Ganz in demselben Sinne schrieb auch Burchards Nachfolger, der 
Probst Konrad von Lichtenau, der zuerst nach einer schriftlichen 
Quelle über die Eroberung und den Verlust von Damiette berichtete 
und dann die Geschichte selbständig bis 1229 fortsetzte, leider nicht 
weiter, obgleich er erst 1240 gestorben ist. Es sind aber auch schon 
vor 1225, wie Winkelmann nachgewiesen und Weiland zugegeben hat, 
Stellen welche nicht von Burchard herrühren können, und dieAntheile 
beider lassen sich nicht von einander sondern. 

Diesem Konrad, den man irrthümlich Abt von ürsperg nannte, 
wurde lange Zeit das g^ze Werk zugeschrieben. Nachdem schon im 
fünfzehnten Jahrhundert die hieraus geschöpfte Geschichte Friedrichs I 
gedruckt war^), erschien 1515 in Augsburg nach Peutingers Abschrift 



>) Hktoria Friderid Im^eratorü magni, fol. s. L et a., wiederholt 1790 
in qn. Ton Christmanii , mit Burchards Namen. Abel 8.81 and 112 — 115. 
I^oeh eine Abschrift aus dem Druck NA. III, 431. Ueber eine Yerdentsehnng 
Hersehel im Serap. XV, 58. £igentliümliches findet sich nur am Anfang über 
die Staufer aus den Miracnla S. Fidis (8. 280) und aus dem Kloster Loreh. 
Leuteres jetst MG. 88. XXIII, 384. 385. 



Unperger Chronik. Strafsbnrg. §45 

die erste Ausgabe der Chronik des Abtes Ton TJrsperg, imd 1569 
wurde der Name Eonrads von Lichtenau hinzugefDgt. Der erste Theil 
ist nun als Ekkehards Werk erkannt und herausgegeben; Hber Bur- 
chards und dionrads Werk hat 0. Abel eine treffliche Abhandlung 
verf&Tst^), und eine Ausgabe vorbereitet, welche von L. Weiland 
Yollendet ist. 

Eine dritte Hauptquelle der Beichsgeschichte bis 12S8 war bis 
auf die neueste Zeit nur durch Auszfige Alberts von Strabburg bekannt; 
in vollständiger und ursprünglicher Oestalt wurde sie von Böhmer ent- 
deckt und unter dem Namen der Strafe burger Annalen mit Weg- 
lassung des nicht eigenthtUnlichen Theiles der Nachrichten bekannt 
gemacht*). Jetzt ist das ganze Werk unverkürzt von B. Wilmans 
unter dem Namen der Marbacher Annalen herausgegeben*). 

Diese Annalen schliefse& sich nicht der Chronik des Ekkehard an, 
sondern der Chronik des Otto von Freising; sie finden sich mit der- 
selben in einer (jetzt Jenenser) Handschrift und sind verfafst mit der 
ausgesprochenen Absicht, eine Erg&nzung zu diesem Werke zu geben. 
Die kurzen Strafsburger Annalen von 673 bis 1207 bilden gewisser- 
maüsen die Grundlage; sie sind ergänzt mit Benutzung von Einhards 
Leben Karls, mit dem aber hier schon Turpins Lügen verbunden sind, 
von Bemold, und dem Leben Friedrichs I von Otto von Freising; da- 
zu treten dann, aufser einem Bericht über den Ereuzzug gegen Da- 
miette, vielleicht demselben, welchen Eonrad von Lichtenau benutzte, 
der aber hier nur angeführt ist, gleichzeitige Aufzeichnungen aus dem 
Elsafs, deren wechselnde Reichhaltigkeit auch den Werth unserer 
Chronik bestimmt Am bedeutendsten sind sie für die Jahre 1180 bis 
1200; dann ist unter dem Jahre 1201 eine verwirrte Zusammenstellung 
eingeschoben und mit 1208 von neuem, doch nicht vor 1213, begonnen. 
Auch weiterhin fehlt es nicht an chronologischen Fehlem und anderen 
Zeichen, daCs der Verfasser seine Erinnerungen und Materialien erst 
nachträglich zusammenstellte. Die Beichsgeschichte darzusteDen ist 
sein Ziel, und locale Beziehungen kommen daher wenig vor; sie führen 

1) ArehiT XI, 76 — 115. Vgl. aach St&lin II, 10. Bl^hmers Begg. 1198 
bis 1254 p. LXX. Ueber die von Burchard aufgenommenen Excerpta Velieji 
oder ex Qallica hütoria s. M. Herta in Haupts Zeitschrift X, 2. Mafsmann, 
Kaisercbronik III, 308 — 313. Sie sind jetst von Weiland herausgegeben, MG. 
SS. XXin, 385—390. 

*) Annales ArgentinenMs pleniores, Fontes III, 66-- 113. 

*) Ann. Marbacenses 631 — 1238, mit Zus&Uen bis 1376 ed. Wilmans, 
MO. SS. XVII, 142—180. Vgl. dessen Abhandlung: Das Chronicon Marba- 
eense, sonst Ann. Arg. genannt, und sein Verh&ltnifs zu den Hbrigen 6e- 
schichtsquellen des E&asses, Archiv XI, 115 — 139. Ein Denkmal der gram- 
matischen Stadien in Marbaeh im Ans. des Germ. Mus. XIX, 122. 



346 ^' SUufer. I 19. Die Reiohageschickte. {20. Küserchronikenu 

nach dem Aagnstiner Ghorherrenstift Marbach in der N&he ron Colmar, 
wo auch diese Aafzeiehnnngen in den Annalen benutzt worden sind; 
doch stand der Ver&sser auch dem Gistercienserkloster Nenbnrg an 
der Motter nahe. Jetzt aber hat wieder C. Hegel die Oeringf&gigkeit 
dieser Beziehungen, den überwiegend Stra&burger Charakter des In- 
halts betont; er ist geneigt, den Verfasser dem StraCsburger Angustiner- 
kloster zur h. Dreistigkeit zuzuweisen, dessen Stiftung 1226 von 
ICarbach aus in den Annalen erw&hnt wird^). Der Urheber der An«< 
nalen, wo er auch gelebt haben möge, ist wie Burchard entschieden 
staofisch gesinnt, und seine Mittheilungen sind von grolsem Werthe. 
Benutzt sind sie tou Fritsche Closener, Albert von Strafsburg und 
Trithemius. 

Nicht zufällig ist es, dafs gerade um diese Zeit die in so auf- 
Mender Weise neu erblühende Beichsgesbhichte ein yorschuelles Ende 
findet. Ihrer Natur nach kaiserlich gesinnt, verstummt sie, wenn 
die Unruhe im Beiche überhand nimt und ein Mittelpunkt fehlt, an 
den sie sich halten könnte. Die ungünstige Wendung, welche Frie- 
drichs n Geschick im Jahre 1238 nahm, die von neuem ausbrechende 
Zwietracht mit dem Pabste, lieben keine Werke dieser Art mehr auf- 
kommen und erst mit Budolf von Habsbnrg tritt eine Nachblüthe ein. 

In Stralsburg tritt uns das aus den Sammlungen Ellenhards 
(oben S. 307) und der mit Budolf neu beginnenden Eönigschronik Got- 
frieds ?on Ensmingen deutlich entgegen. Auch der Abt Hermann 
von Altaich gehört nicht mehr dieser Periode an, da er erst zwischen 
1251 und 1260 seine Chronik verfafste und an die Werke Ekkehards 
und Otto's von Freising nichts anderes anzufügen hatte, als die Salz- 
burger Annalen bis 1234, darauf aber in der dürftigsten Weise bis 
1250 fortfahrt und erst von hier an Bedeutung gewinnt'). 

Nicht unerwähnt dürfen wir endlich die Chronik des Engländers 
Matheus von Paris lassen (der Grund seines Beinamens ist nicht 
bekannt), obgleich sie der deutschen Historiographie fem steht; er 
baute (bis 1235) auf der Chronik des Boger von Wendover, wie die 
Deutschen auf Ekkehard. Aber er hat eine so reiche Fülle von Nach- 



1) Die Chroniken der deutschen St&dte VIII, 50—53. 

*) Hermanm AÜahenm Annales mit der Fortaetsung Eberhards 1152 bia 
1305, Fontes II, 486 — 554. AmaUs et Hütoriae ÄUakenm ed. Jaffi^, MG. 
BS. XVII, 351 — 605. Hier ist suerst gründliche Ordnung in diese wirre Masse 
gebracht. Werthrolle Nachrichten auch über ältere Verh&Itnisse giebt Hermann 
in den Uebersiohten, womit er nach Ekkehards Vorgang die Regierungen der 
Kaiser eröffnet, dann 1156 bei der Erhebung Oestreichs cum Herzogthum, und 
in der Klostergeschichte. VgL 0. Lorenz I, 146 u. Nachtr. II, 336. OmtimaUo 
tertia a. 1273—1303 ed. Waita SS. XZIV, 49. 



Stralaburger Annalen. Matheus ron Paris. 347 

richten (Iber die letzten E&mpfe der Stanfer aufbewahrt, dab er hier 
zeitweise als die Hanptquelle anzuerkennen ist, mid um so schätzbarer, 
weil er diese Yerhftltnisse in gnröfiserem Znsammenhange anffafiste, nicht 
anf die Grenzen eines Seiches beschränkt. Er war Mönch yon St. 
Albans in England, stand aber dem König Heinrich HE nahe, war in 
Folge einer geschäftlichen Mission nach Norwegen eng befreundet mit 
König Hakon, und hatte die besten Gelegenheiten, Nachrichten Hber 
die Weltbegebenheiten einzusammeln und wichtige Actenstücke zu er- 
halten, die er yoUst&ndig in seine Chronik aufnahm. Dab über die 
entfernten Begebenheiten auch fiedsche Berichte ihm zukamen und Auf- 
nahme in sein Geschichtswerk fanden, ist nicht zu verwundem. Sehr 
geneigt war Matheus zu scharfem ürtheil und schonungsloser Ver- 
werfung und niemanden greift er bitterer an als den päbstlichen Stuhl, 
während er Friedrich £[ preist; demgemäfs findet er auch noch heut 
zu Tage je nach der politischen Gesinnung des Lesers Lob und Tadel ^). 



§ 20. Kaiserchroniken. 

AUe die Werke, welche wir eben betrachtet haben, sind in der 
Form von Annalen abgefafst, welche nun 'einmal seit alten Zeiten 
flblich war und fCLr die geschichtliche Genauigkeit grofse Yortheile 
darbot. Andererseits beengte sie die Darstellung und es hat daher 
auch nie an Männern gefehlt, welche sich von dieser Fessel losmachten. 
Wer wie Otto von Freising die ganze Weltgeschichte nach bestimmten 
Gesichtspunkten überblicken wollte, konnte sich an solche Schranken 
nicht binden. Anderen war die annalistische Form zu umständlich, 
indem sie nur bezweckten eine kürzere üebersicht der Geschichte zu 
geben; zu diesem Zwecke genügte ihnen als chronologischer Anhalt 
die Folge der Kaiser, und sie hatten daran zugleich einen bequemen 
Bahmen, in dem sich alles denkwürdige anbringen liefs. Ekkehard 
hatte beides vereinigt und mancher folgte seinem Beispiel, während 
andere sich mit einer summarischen Zusammenstellung der Ereignisse 
unter jedem Kaiser und einer Charakteristik desselben begnügten. So 

») Maihei Pärisienm Hktoria mc^or 1066— 1273. Beste Ausgabe ron 
Wats, Lond. 1684, die neue tob Luard ist noeh uuTollendet, rgL B. Pauli, 
HZ. XXXI, 205—208, XXXVIII, 343—346, u. die Untersuchnngen ron Duflfus 
Hardy im Deseriptire Catal. lU. FVansösische UeberseUnng tod HuUlard- 
Br^hoUea, Par. 1849, 9 Bde. ES. Historia Anghrvm ed. Fr. Madden, Lond. 
1867-1869, 3 B&nde. Vgl Böhmer, Begg. Imp. p. LXXIX. PauU IH, 881 
bis 883, n. in d. Bist. Zeitschr. XXVI, 463. XXIX, 201. Bogen Wmdover 
Fhres Histariarum ed. Coze, 1841 — 1844; enthalten im letaten Bande die 
Varianten des M. P. bis 1236. 



348 ^ • SUnfer. { 20. Küiserchroniken. 

verfahr im zwölften Jahrhundert Honorins und im dreizehnten .der Ver- 
fasser der Sächsischen Weltchronik, der ersten prosaischen Chronik 
in deutscher Sprache, welche lange nnr in mangelhaftem Abdruck einer 
Handschrift als »Lünebnrger Chronik** ^), und in einzelnen Bruchstücken 
bekannt war, jetzt aber YoUständig vorliegt. Nachdem 1857 H. F. Mafs- 
mann sie als «Das Zeitbuch des Eike von Bepgow** herausgegeben, 
dabei aber in Bezug auf die kritische Behandlung viel zu wünschen 
übrig gelassen hatte, ist nun von L. Weiland eine mit unsäglichem 
Fleifs nach allen bekannten Handschriften gearbeitete Ausgabe*) er- 
schienen, deren Einleitung die Besultate jener umfassenden kritischen 
Untersuchungen bringt, durch welche der Verfasser sich schon früher 
den Weg gebahnt hatte und welche zum Theil schon in der letzten 
Ausgabe dieses Buches benutzt werden konnten*). Da zugleich auch 
die sonstigen Arbeiten, welche sich auf die Sachsenchronik beziehen, 
dort vollständig angeführt und berücksichtigt sind, so können wir uns 
hier die Anführung derselben ersparen. 

Ueber die Person des Verfassers fällt ein zweifelhaftes Licht durch 
die Worte der gereimten Vorrede: 

logene sal uns wesen leit, 

daz ist des van Repegouwe rat. 

Liegt es nahe, hierbei an den Verfasser des Sachsenspiegels zu denken, 
der hier nach einer in mittelalterlichen Werken nicht seltenen Weise 
in halb versteckter Andeutung sich als den Verfasser zu erkennen 
gebe, so steht dem der Ausdruck (S. 116) „We geistliken lüde" ent- 
gegen. Und wenn auch diese Worte aus einer Quelle, etwa der voll- 
ständigeren Chronik Alberts von Stade, übersetzt sein könnten, so hat 
doch Weiland Gründe von ganz überwiegendem Gewicht dafür geltend 
gemacht, dafs nur ein Geistlicher die Chronik verfafst haben könne; 
eine so umfassende litterarische Bildung ist bei einem norddeutschen 
Laien in jener Zeit undenkbar. Da nun aber doch die letzten selV 
ständigen Theile der Chronik die Entstehung derselben gerade der- 
selben Gegend zaweisen, in welcher Eike lebte, und ein Zusanmienhang 
deshalb nicht abzuweisen ist, so legt Weiland Gewicht auf eine 
Aeufserung von mir, dafs ja nicht gerade Eike der Verfasser gewesen 

Eec. Corp. I, 1316—1412 nach der Gothmer Handschrift. 

S) Deutoche Chroniken (Neue Serie der MG.) II. 1877. Mit allen Fort- 
setzungen. Der erste Band soll die Kaiserchronik bringen. — Ueber die ver- 
mifste Hs. des Freih. r. AufiBcIs (S. 7) s. NA. II, 606. 

>) Zur Quellenkritik der Sachsenehronik, Forsch. XIII, 157 — 198. Die 
Sachsenehronik und ihr Verfasser, Forsch. XIV, 457—610. 



S&chaUche Weltchronik. 349 

ZU sein brauche. Ich mnfs es jedoch selbst als sehr nnwahrscheinlich 
bezeichnen, dafs ein Geistlicher überhaupt, und ein von Bepgau gerade 
dort und in der Zeit neben dem berühmten Eike, an welchen jeder 
zunächst denken muCste, sich in solcher Weise bezeichnet haben sollte. 
Am ansprechendsten erscheint mir deshalb die Yermuthung Weilands, 
dafs Eike nicht die Chronik, wohl aber die gereimte Vorrede yerfafst 
habe, um dadurch ein Werk zu empfehlen, das auf seinen Antrieb, 
unter seinen Auspiden yerfafst war. 

Da(s ein Mann, welcher das heimathliche Recht in der Mutter- 
sprache allgemein zugänglich gemacht hatte, den damals ganz neuen 
Gedanken hatte, auch die Geschichte in solcher Weise, in niederdeut- 
scher Prosa, zum Gemeingut zu machen, wirkliche Geschichte auch der 
neueren Zeit anstatt des phantastischen XJnterhaltungsbuches der Eaiser- 
chronik, ist den Verhältnissen YoUkonmien entsprechend. Dafs ihm 
bei der Ab&ssung des Sachsenspiegels die Chronik nicht vorlag, 
dürfen wir wohl als erwiesen betrachten; er mag gerade da den 
Mangel empfunden haben. Der Verfasser der Chronik aber hat ohne 
Zweifel das Eechtsbuch gekannt. Wie dieses in einer Classe ron 
Handschriften mit erläuternden Bildern yersehen ist, um dem populären 
Verständnifs zu Hülfe zu kommen, so scheint die Chronik yon Anfang 
an mit 'bildlichen Darstellungen ausgestattet zu sein, die wir yon jetzt 
an häufig in populären Geschichtswerken antreffen. 

üeber die Zeit der Abfassung und über das Verhältnifs der stark 
yon einander abweichenden Texte sind sehr yerschiedene Meinungen 
aufgestellt; Weiland aber hat nicht nur mit Lappenberg, Holtzmann, 
Waitz, gegen Mafsmann und G. Schoene die Ursprünglichkeit des 
reicheren Textes der Gothaer Handschrift (C) erwiesen, sondern auch 
die scheinbaren Gründe tGn die frühere Abfassung eines Theiles der 
Chronik widerlegt. Er bewies nämlich, dafs dieselben Quellen, nament- 
lich die yon ihm nachgewiesene reichhaltigere Fassung yon Alberts 
yon Stade Chronik (oben S. 337) bis an das Ende des Werkes gleich- 
mäfsig benutzt worden sind. Derselbe Umstand yerbietet uns aber 
auch, die yerschiedenen Becensionen yerschiedenen Verfassern zuzu- 
schreiben; er selbst hat zuerst die kürzeren Fassungen A und B, und 
dann die ausführlichere C yerfafst, zu letzterer in reichlichem Maafse 
die fabelhafte gereimte Eaiserchronik heranziehend, so wenig auch 
deren Märchen zu der sonst ganz nüchternen Darstellung pafsten. 

Zu Grunde gelegt sind Ekkehard und die P5hlder Chronik, durch 
deren Entdeckung ein ganz neuer festerer Boden für die Kritik unserer 
Chronik gewonnen ward. Zahlreiche Legenden sind damit in Verbin- 
dung gebracht. Weiterhin ist das Werk des Albert yon Stade die 



350 ^- Stanfer. { 20. KaMerchroniken. 

Hanptqnelle, wozu in C anch die CSironik des Lüneborger Michaelis- 
klosters, ebenÜELÜB in reicherer Fassung als der nns erhaltoie Anszüg, 
herangezogen ist. Pen angeblichen Chronisten Wtihelm van deme lande 
(wer EUüs hält Weiland fftr nicht yerschieden von Hrimold, dessen 
Werk dem Verfasser nnr in abgeleiteter Form bekannt war. Yorztiglich 
werthvoUe Nachrichten, besonders ans der Zeit der KOnige Philipp 
nnd Otto, f&hrt Weiland anf die Benotznng der verlorenen Gesta Wich- 
manni, Ladolfi, Alberti, der Magdeburger Erzbischöfe (bis 1230), znrflcky 
welchen vielleicht anch der Bericht über Friedrichs I Erenzzng ent* 
nommen ist. 

Wahrscheinlich ist keine Ansgabe der Chronik vor 1237 ver- 
öffentlicht; sie hat offenbar viel BeiM gefunden, nnd lebhafte Nach- 
frage veranlafiste den Yafasser zn immer nenen Bearbeitongen. Anf 
die ältere Qeschichte vorzüglich kam es dem Leser an, da die jüngste 
Vergangenheit noch im Ged&chtnifs war. Deshalb gehen anch die 
ersten Ansgaben nnr bis zn drei verschiedenen Haltpnnkten im Jahr 
1225, weitere bis 1230 nnd 1235; eine bis 1238 reichende hat der 
Lübecker Chronist Detmar benutzt, die letzte reicht bis znm 28. Dec. 
1248. Vor Friedrichs n Tod sind alle Versionen abgeschlossen. 

Nach ansffthrlicher Behandlnng der alten Geschichte, welche ftr 
viele Leser den Hanptreiz bieten mochte, behandelt der Verfasser die 
dentsche Beichsgeschichte in nüchterner Trene gegen seine Qnellen. 
Er stellt nnter jedem Kaiser die wichtigsten Ereignisse znsammen, 
ohne Beschr&nknng anf ein besonderes Gebiet, aber doch mit vorzüg- 
licher Berücksichtigung der norddentschen Lande. Eine tiefer gehende 
historische Auffassung findet sich nicht, man kann kaum sagen, ob 
der Verfasser kaiserlich oder päbstlich gesinnt war; doch ist sein 
Herz mehr auf staufischer Seite. Er beschränkt sich aber in der 
Begel auf einfache kurze Erzählung. Nur einmal erhebt er sich zn 
einer längeren Betrachtung, die jedoch einÜEtch moralischer Natur ist, 
in der an Kaiser Constantin angeknüpften schönen Stelle über das 
Leben der ersten Christen und die seitdem eingerissene Verderbtheit, 
namentlich der Geistlichkeit. Hier eben ist es, wo er als (Geistlicher 
spricht, doch bleibt es fraglich, ob er nicht anch diesen Sermon in 
seiner Quelle fand. Bestimmte Jahreszahlen giebt er, ausgenommen 
bei den Kaisem selbst über ihre Wahl und ihren Tod, nur selten an, 
folgt aber doch im ganzen der chronologischen Ordnung und unter- 
scheidet sich deshalb nicht sehr von den Mher erwähnten Annalen, 
welche er ja auch zu Grunde legte. Aber das Beispiel der Abweichung 
von dieser Form war bedeutend; es gab späteren Schriftsteilem Anlafs, 



Sftehsiiehe Weltcbronik. 35X 

in ähnlicher Weise sich auf die Beihe der Kaiser nnd einige Haupt» 
begebenheiten m beschränken. 

Wo der Verfasser seiner eigenen Zeit sich n&hert und selbständig 
¥orxugehen genöthigt ist» berichtet er vorwiegend von den Vorgängen 
in der Magdebni^er Gegend; den grofsen Kampf der höchsten Ge- 
walten bertthrt er nur yorsichtig nnd übergeht wichtige Begebenheiten, 
von denen er doch nnterrichtet war, wie wir ans seinem eigenen Werke 
ersehen. Schon entfiremdeten sich diese Gegenden mehr nnd mehr 
dem Beichsleben; nnr spärliche Knnde drang ans der weiten Feme 
hierher, und erregte kaum noch lebendige Theilnahme. 

Basch verbreitete sich die Chronik nnd scheint begierig gelesen 
zn sein; doch wurde ihr Wirkungskreis bald durch Martinus Polonus 
beeinträchtigt. Sehr fr&h fand sie trotz des Vorherrschens nieder- 
deutscher Nachrichten auch in Sflddeutschland Eingang, wo sie in die 
oberdeutsche Mundart übertragen wurde. Gerade in Baiem ist sie 
mit Fortsetsnngen versehen, welche in verschiedenen Abstufungen bis 
1454 reichen; in Thtlringen wurde ihr eine abkürzende üebersetzung 
der Erfurter Chronik von St. Peter bis 1353 angefügt. 

Aus Sachsen findet sich nur eine sehr dürftige Fortsetzung bis 
1275, welche gegen das Ende gleichzeitig erscheint. Dagegen finden 
sich hier mehrere Bearbeitungen. Der sog. Martinus Minorita be- 
nutzte sie 1292 in seinen Flores historiarum; bis 1294 reicht die 
Chronik des Stiftes St. Simon und Judas in Goslar, lateinische und 
deutsche Fragmente^) aus einem gpröfseren lateinischen Werke, welches 
nach Weiland zwischen 1286 und 1288 abgefafst war, mit Benutzung 
unserer Weltchronik. 

Sie findet sich femer benutzt in der Braunschweiger Beimchronik, 
welche zwischen 1279 und 1298 verfiifst wurde; da heifst sie »de 
Bomesche kroneka** oder «de scrift der Bomere". ümfiassender ist 
darin Martinus benutzt, vorzüglich aber eine mis verlorene Braun- 
Schweiger Fürstenchronik, «der vorsten scrift von Braneswich* 
über welche Karl Kohlmann') und L. Weiland') sehr sorgföltige und 
scharfsinnige Forschungen angestellt haben. Hiernach ist es eine 
Weifische Haus- und Landesgeschichte gewesen, das erste Beispiel 
dieser Gattung, welche später häufiger wird; vermuthlich von mälsigem 
Umfange. Die Stiftung des neuen Herzogthums Braunschweig-Lüne- 

1) Aasgabe Ton Weüand, Deatoohe Chroniken II, 686—608. 

*) Die Braunsebweiger Beimobronik auf ihre Quellen geprüft, Kiel 1876, 4. 
Tgl. die Anieige ron Weiknd, HZ. ZXXVII, 160—164. 

*) Deutsche Chroniken II, 439 — 446 in der Vorrede cur Ausgabe der 
Beimchronik. 



352 ^^ Staufer. § 20. Kaiserchroniken. {21. Die Dominicaner. 

barg (1235) mag die Anregung dazu gegeben haben, and bildete nach 
Weilands Yermuthang den Abschlafs der am 1250 yer&Csten Schrift, 
deren Hauptzweck war, den genealogischen Zusammenhang der Fürsten 
Ton Braunschweig mit den alten Herzogen und Landesherren nachzu- 
weisen. Hier allein ist Benutzung des Annalista Saxo zu erkomen, 
doch hatte der Verfasser in den Nienburger Annalen auch dessen Quelle 
Yor sich, femer Helmold und Arnold und die Chronik des Lüneburger 
Michaeüsklosters. Aufser in der Beimchronik ist diese Fürstenchronik 
auch kenntlich in der Gronica ducum de Bruneswick^) und in der 
Chronica principura Saxonie'), welche beide 1282 yerfafst sind, und 
bei Heinrich von Herford, der für diese Nachrichten die Chronica 
Saxonum anführt. Diese ist nach Weiland ein Auszug der Fürsten- 
chronik mit verschiedenen Zuthaten, der bis 1279 reichte, und in den 
drei zuletzt genannten Schriften ist eben nur dieser Auszug benutzt. 

Die Sächsische Kaiserchronik aber wurde auch ins Lateinische 
übersetzt^), mit Interpolationen, die nach Lübeck deuten; auch die 
Königsberger Weltchronik, welche Giesebrecht anfangs f&r eine Quelle 
derselben hielt, ist, wie Waitz nachgewiesen hat, nichts als eine üeber* 
Setzung eines der kürzeren Texte bis auf Heinrich Y (Weiland S. 45). 
Der Dominicaner Conrad von Halberstadt legte 1353 eine üebersetzung 
des Yollstandigen Textes, sammt der Sächsischen Fortsetzung, seiner 
Chronik zu Grunde*). Fritsche Closener benutzte sie 1362, und 1372 
der Verfasser der Magdeburger Schöffenchronik, 1378 Ernst von Kirch- 
berg und 1385 der Lübecker Detmar; am Ende des Jahrhunderts der 
Verfasser der Holsteinschen Beimchronik *) u. s. w. 

Ein dürftiger Auszug mit Hinzufdgung einiger Magdeburger Nach- 
richten ist die ganz kurze Kaiserchronik bis auf Wilhelm von Holland, 
welche sich häufig mit dem sächsischen Weichbüdrecht verbunden 
findet, wie man ja gerne den Gesetzbüchern eine gedrängte üebersicht 
der Begentenfolge voranstellte. Man nennt sie deshalb auch die 
Weichbild Chronik*). 

1) Ausg. Ton Weiland, DeuUche Chroniken II, 577 — 585; früher aU 
Chronieon yetna ducum Brunsvicensium bei Leibn. II, 14. 

*) Herausgeg. r. 0. t. Heinemann, M&rk. Forsch. IX, 7 ff. Ein Fragment 
ist nach Weiland das Fragm. genealogiae ducum BrunsT. bei Leibn. 11, 18. 

*) Anompni Saxoms hUtoria imperatorum bei Mencken, SS. 11 1, 63 u. 
▼oUst&ndig bei MaCamann neben dem deutschen Text; TgL Weiland S. 11. 
Irrig galt sie früher für das OriginaL 

*) S. Lappenberg im Archiv VI, 385. 

') Oben S. 265, wosu nachautragen ist, dals auch diese Chronik ton 
Weiland herausgegeben ist: Deutsche Chroniken II, 609 — 633. 

•) Chronieon breot Magdebwrgense , Mencken SS. IH, 349 — 360. Das 
s&chs. Weichbildrechty herausgeg. ron Daniels u. Gruben ^ Berlin 1857. VgL 



353 



§ 21. Die Dominicaner. 

Das Aufkommen ond die rasche Yerbreitang der Bettelmönche 
brachte in die Geschichtschreibong ein ganz neues Element. Die bis- 
her betrachteten Schriftsteller schrieben die Geschichte entweder ganz 
einfach um ihrer selbst willen » oder im Interesse des Klosters, des 
Bisthnms, dem sie angehörten, das durch tausend Fäden mit der 
Beichsgeschichte in Verbindung stand. Dieser feste Boden fehlte den 
BettelmOnchen, welche keinen Grundbesitz hatten. Sie schrieben Ge- 
schichte um zu lehren, um Handbücher fftr ihre Disputationen und 
Yorrathskammem fQr ihre Fredigten zu haben. Auf Urkunden kam 
es ihnen dabei nicht an, aber desto mehr auf allerlei Geschichten, die 
sich gut anwenden liefsen. Sie mulsten Compendien zum bequemen 
Gebrauch und daneben gro&e Encyclopädien haben, in denen sie alles 
leicht aufsuchen konnten, dessen sie gerade bedurften^). Natürlich 
war es die allgemeine Geschichte, welche sie in solcher Weise be- 
handelten; die specielle mnüste ihnen ursprflnglich ganz fremd bleiben, 
da sie von dem Boden, auf welchem sie lebten, ganz abgelöst waren 
und blindlings dem Rufe in die weiteste Feme folgten. Allein dieses 
änderte sich sehr bald und schlug sogar in das Gtogenthefl um. In 
den Städten angesiedelt, zogen sie ihre Mitglieder aus den Bürger- 
söhnen und standen bald zu den Gemeinden der Städte, die ihnen un- 
mittelbar ihren Unterhalt gewährten, in Tiel genauerer Beziehung, ja 
in gröfserer Abhängigkeit, als jemals die älteren Mönchsorden mit 
ihrem Grundbesitz von weltlichen (Gewalten gewesen waren'). Es konnte 
nicht fehlen, dafs auch unter ihnen Ordensbrüder sich fanden, welche 
Neigung zur Geschichte hatten; ihre Klöster boten dazu wenig Stoff, 
und so finden wir denn gerade sie, was beim Ursprung des Ordens 

Pfeiffer, Untersuchungen Aber die Bepegow. Chronik (1854) S. 17— -21. Cen- 
tralbl. 1855 Sp. 4.50. Weiland im NA. I, 201—206. 

1) VgL über diese Neigung der Dominicaner, welche hier TorsOglich in 
Betracht kommen, J. Grimm in den Gott. Nachrichten 1856 8. 94. 95. Cha- 
rakteristisch sind auch die Worte des Minoriten (1292) in der Vorrede der 
Flores temporum: „Cum in predioationibus dioerem populo: Hodie tot anni 
sunt quod iste Sanctns migrarit ad eelos, admirantes fratres et olerici exege' 
runt a me copiam exemplaris et rationem de nnmero usuaii.** Diese Chronik 
wird SS. XXIV gedruckt. 

') Lappenberg, Hamburgische Chroniken I, 52: „De pater minister wil 
, jnw closter nicht upholden, sunder g^ plegen mit juwen secken, wan gi flesch 
und molt bidden, to uns to kamen, und wi sin de genne de juw moten foden. 
Darum segge wi juw dut in ernste: so gi uns den man laten, so scolden juwe 
secke tuI wedder int cloeter kamen; dar gi uns hirinne entgegen sin und sen- 
den en wech, so scolden juwe secke leddich to closter kamen.** 

Waitenbaofa, CtosehichtwiaaUeB IL 4. Aufl. 23 



354 ^* ^te^f®^* f 21* 1^0 Dominicaner. 

wohl niemand sich hätte träumen lassen, frühzeitig mit der Ab&ssnng 
Yon Städtechroniken beschäftigt, so wie sie anch, wenn ein laterdict 
verhängt war, fQr den Gottesdienst sorgten. Andere fafsten ihre Auf- 
gabe weiter, dehnten sie Aber eines der neu entstehenden Territorien 
ans und schrieben Landesgeschichten ; dabei liebten es denn besonders 
die Dominicaner, den Beichthum ihrer Gelehrsamkeit in diesen Werken 
anzubringen. Diese Entwickelung gehört jedoch hauptsächlich der 
späteren Zeit an, jetzt sind nur noch die Anfänge zu bemerken, die 
schon erwähnten Aufzeichnungen der Dominicaner in Colmar und Stras- 
burg, welche noch nicht so bestimmt auf ein Gebiet beschränkt sind, 
sondern in bunter Fülle alles enthalten, was ihnen merkwürdiges 
vorkam. 

Unter den grofsen Sammelwerken mufs ich zuerst die Chronik des 
Albricus nennen, der freilich kein Bettelmönch war, aber völlig 
dieser Richtung angehört, und bei dem zuerst die bestimmte Beziehung 
auf praktische Anwendung seines Werkes zum Behuf der an den üni- 
yersitäten üblichen Disputationen hervortritt. Seine Persönlichkeit wird 
dadurch unklar, dafs mehrere Stellen den Verfasser dem Augustiner- 
kloster Neu'-Moustier bei Huy zuweisen, während doch gute alte Zeug- 
nisse ihn als Mönch des Cistercienserklosters Trois-fontaines im 
Sprengel von Ghfilons-sur-Mame bezeichnen; Böhmer^) und Wilmans^) 
glaubten auf jene Stellen überwiegendes Gewicht legen zu müssen. 
Der neueste Herausgeber der Chronik aber, Paul Scheffer-Boichorst^), 
ist durch erneute sorgfältige Prüfung des ganzen Werkes zu dem Er- 
gebnifs gekommen, dafs dasselbe nur in der Champagne, nicht im 
Sprengel von Lüttich, geschrieben sein kann; dafs aber Mhzeitig ein 
Exemplar zu jenen Augustinern bei Huy kam, vielleicht durch Gilles 
d*Orval, der auf ihre Bitte seine Geschichte der Lütticher Bischöfe 
schrieb, welche sowohl Albrich wie auch der Augustiner benutzt haben. 
Man nahm dort eine Abschrift, liefe aber fort, was wahrscheinlich 
über die Specialgeschichte des Klosters Trois-fontaines darin vorkam, 
und machte anstatt dessen einige Einschaltungen über die eigene Haus- 
geschichte. Doch überwiegen auch jetzt noch durchaus die Nachrichten 



1) Begesta Imperü p. LXVIIL 

>) Ueber die Chronik Alberichs, Archiv X, 174--246. 

S) MG. SS. XXIII, 631—960 mit sehr ausfthrlioher Einleitung. Dümmler 
bemerkt n. a. dafs S. 737 a. 859, S. 766 a. 921, 773 a. 986, 782 a. 1024 die 
Genealogie SS. III, 216 Quelle ist; S. 78, 17 st. Alino sa lesen Akno, 760 
a. 899 die Vita Mengoldi Qaelle, der identisch ist mit dem S. 914 n. 937 
genannten ; 762 a. 940 Higus — est. aus dem Liber pontific. bei Watterich I, 
34; 766 a. 953 n. 771 a. 972 aus der Inschrift der theca des Stabes in Bro- 
weri Ann. Trevir. I, 482. 



Albrieh tob Troia-fonUiBesr 355 

über GistercienserklOster , und auf den G^eralcapiieln dieses Ordens 
waren Albrich yiele Nachrichten zugekommen; vieles erfahr er von 
dem Cardinalbischof Jakob, der Mher Abt von Trois-fontaines ge- 
wesen war, nnd als Legat an vielen Orten, namentlich auch in Ungern, 
thatig gewesen ist. Zur dentschen Historiographie gehört Albrich 
also nur insofern, als er auch deutsche Schriftsteller, wie namentlich 
seinen grofisen Ordensbruder Otto von Freising, benutzt und viele die 
deutsche G^chichte betreffende Nachrichten aufgenommen hat. Etwa 
von 1232 an ist Albrich mit seinem Werke beschäftigt gewesen; noch 
1252, nachdem ihm aus Orval, einem Tochterkloster von Trois-fontaines, 
die Oeschichte des Aegidius zugekommen war, hat er Zusätze gemacht, 
aber fortgefOlirt hat er es nur bis I24r. Es ist eine grofse Welt- 
chronik, die mosaikartig zusammengesetzt ist aus Stellen verschiedener 
Autoren, jede mit dem Namen des Verfassers bezeichnet, um sich beim 
Disputieren darauf stützen zu können. Dazwischen redet er selbst als 
Autor, voll von gelehrtem Stolze, besonders auf seine Chronologie, die 
er gegen Widersacher zu behaupten immer bereit ist. Gegen jeder- 
mann, sagt er, wolle er seinen Satz beweisen durch sichere Autoritäten^). 
Dennoch reicht seine Kritik nicht weit, denn zu diesen sicheren Autori- 
täten gehören auch die Visionen der Elisabeth von Schönau über die 
h. Ursula und ihre 11000 Jungfrauen, und Turpüi nebst anderen Ro- 
manen ähnlichen Schlages. Sein gelehrter Apparat war aber sehr 
umfassend und manches jetzt verlorene Werk befand sich darunter; in 
den letzten 20 Jahren endlich hat er auch eigenthümliche Nachrichten 
und ist fQr diese Zeit nicht unwichtig. 

Die Quellen des Werkes hat Scheffer-Boichorst mit dem mühsamsten 
Fleifse aufgesucht; von den aus bekannten Quellen aufgenommenen 
Stücken sind nur Anfang und Ende gedruckt. Zu bedauern ist, da£s 
damals eine von ihm viel benutzte Quelle, die Chronik des Guido de 
Bazochiis, welche bis zum Todid des Königs Bichard Loewenherz 
reicht, noch verborgen war. Scheffer freilich (S. 663) bedauert es 
kaum, da er den Werth derselben nach Albrich*s Mittheilungen sehr 
gering anschlägt. Jetzt hat der Graf Biant das vermifste Werk in 
dem Pariser Codex 4998 erkannt und wird es in den Documents in^ts 
herausgeben'). 

Ueber die angeblichen Gesta Calixti II, auf welche sich Albrich 
z. J. 1122 fdr den Besuch des indischen Patriarchen Johannes in Bom 
► 

1) Et hoc paratuB sum probare certis auctoritatibus coDtra omnes compo- 
tiBtas et ehronographoa 81 fnerint contradictores. 

*) NA. II, 448, wo die Nummer der Hs. falsch angegeben ist; sie ist 
besehrieben im Arch. VUI, 345. 

23* 



g56 ^* SUafer. § 21. Die Dominieuier. 

und dessen fabelhafte Erzählungen beruft, hat Fr. Zamcke ünter- 
SQchnngen angestellt und festgestellt, dafs unter dieser ungenauen Be- 
zeichnung ein damals weit verbreiteter Bericht zu yerstehen ist^). 
Derselbe steht in einem gewissen Zusammenhang mit der Sage vom 
Priester Johann und der z. J. 1221 benutzten Relaüo de Damde rege, 
und auch diese ist von Zamcke sehr eingehend behandelt worden*). 

Die colossalste Gompilation, welche den ganzen Kreis des mensch- 
lichen Wissens umfassen sollte, trug ein Dominicaner zusammen, 
Yincenz von Beauvais, der Verfasser des universalen Spiegels 
(Speeuhsm naturale, doctrinale, hietoriale), von dem eine Abtheilung 
auch die Geschichte umfafste. Er schrieb sein Werk 1244, aber das 
31. Buch des Geschichtspiegels ist erst sp&ter vollendet '); der Yer- 
fosser starb erst 1264. Es ist eine weitschweifige Gompilation, unter- 
mischt mit moralischen Betrachtungen. Sie verdiente wohl eine genaue 
Untersuchung in Bezug auf ihre Quellen, aber fOr die deutsche Ge- 
schichte gewährt sie, wie mir Weiland mittheilt, keine Ausbeute. Bigord 
und Wilhelm Brito sind Hauptquellen. Von späteren Chronisten, Martin 
von Troppau voran, ist sie sehr stark ausgebeutet worden. 

Wie nun aber die Encyclopädie dem Compendinm ihrer Natur 
nach, ungeachtet des verschiedenen ümfanges, gar nicht fem steht, 
so lieferte auch bereits Yincentius selbst einen Auszug seines Ge- 
schichtspiegels unter dem Titel: Memoriale Tempwrum^), Es reicht 
bis zum zweiten Jahre Innocenz lY und ist mit einigen Zusätzen und 
Abänderungen versehen. Gkdmckt wird es im 24. Bande unserer 
Scriptofes mit verschiedenen anderen kurzen Chroniken, Aber welche 
vorläufig G. Waitz im Neuen Archiv (in, 49—76) eine Untersuchung 
mitgetheilt hat. Dahin gehört eine an sich werthlose Chronik ans 
einer Wiener Handschrift, welche Excerpte aus Gotfried von Yiterbo 



1) Forachongen XVI, 671. 

*) Es gehören* dahin: Leipi. Doctorenprogr. 1873/4: De epistola quae 
snb nomine presb. Johannia ferUir. Progr. in mem. Spohnii s. 20. Jan. 1876: 
De patriarclüa Johanne quasi praecaraore presb. Johannis. Progr. in mem. 
J. A. Emesti s. 20. Jan. 1875 : De epistola Alexandri III ad presb. Johannem. 
Progr. in mem. Stembach. 17. Juli 1876: De rege David filio Israel filii Joh. 
presbjrteri. Doctorenprogr. 1874/5: Quis fnerit qui primus presb. Johannes 
Toeatns sit. Abhandlangen der phil. bist. CL d. K. S&chs. Ges. d. Wiss. VIII 
(1876) S. 5 — 59: Der Priester Johannes. NA. II, 611 -- 615. UI, 228. — 
Vgl. auch Ph. Bruun : Die Verwandlungen des Presb. Johannes, in d. Zeitschr. 
d. Ges. f. Erdkunde XI (1876) 279—314. — Ueber den Bericht Tom 4. Kreus- 
sug handelt C. Klimke: Die Quellen der Gesch. d. 4. Kr. (1875) 8. 26—32. 104. 

') Archir VI, 589. Vgl. Schlosser, Vincens ron Beauvais, Frankf. 1819. 
Boutaric, V. de B. et la connaissance de l'antiquitö olassique, Revue des questions 
hisL XVU (1876) 1—57. 

*) An£uig: Quoniam ut olim scriptura. 



VineeBx Ton BeauTus. Jacob tob Genua. 357 

mit einem Fabstcatalog yerbindei. Ans diesen beiden Quellen schöpfte 
Jacob von Genua, der in seiner Legenda awea cap. 176 an die 
Legende vom Pabst Pelagins eine kurze üebersicht der Geschichte 
von der Ankunft der Langobarden in Italien bis zum Goncil von 
Lyon^) knflpfte, von welcher auch das ganze Werk Historia Lomhardiea 
genannt wird. Sie ist als Geechichtswerk j&mmerlich, doch nach Waitz 
nicht ganz so wertiilos, wie ich sie firflher genannt hatte, merkwflrdig 
durch sagenhafte Gestaltung der Langobardengeschichte, und durch 
ihren Einfluß auf verachiedene spätere Chroniken, in welchen wieder 
andere Auszüge damit verbunden wurden, wie in der von Dove aus 
der Doppelchronik ¥on Beggio ausgesch&lten Ableitung S&tze aus 
Sicards Chronik, in einer anderen Gilbert und Martin. 

Etwas mehr Werth als diese Compendien hat die Compilation 
eines Erfurter Minoriten (nicht Dominicaners) bis zum Jahre 1261, 
Chronica minor genannt, welche ebenfalls sehr weit verbreitet war 
und um so mehr Beachtung verdient, da sie vielfach mit Zus&tzen 
und Fortsetzungen vorkommt. Sie ist denn auch bis jetzt noch nicht 
in ihrer ursprönglichen Gestalt gedruckt, sondern nur versteckt in der 
Chronik des Braunschweiger Aegidienklosters und in einer grofsen 
Compilation bei Pistorius'). Der 24. Band der Scriptores wird eine 
Ausgabe von Holder-Egger bringen. 

Der schon vorher genannte Jacob von Genua oder a Yoragine 
ist aber auch noch wegen seiner Goldenen Legende zu erwähnen, ob- 
gleich diese nur eine Zusammenstoppelung bekannter Legenden ohne 
historischen Werth ist. Geboren in Yarazze am Golf von Genua, 
trat er 1244 in den Predigerorden, wurde Provinzial und Generalvicar, 
zuletzt aber von 1292 bis 1298 Erzbischof von Genua. Es versteht 
sich von selbst, daCs sich die Predigermönche sehr bald auch der Le- 
gende bemächtigt hatten, sie war ihr besonderes Eigenthum, aber 
ihrer ganzen Bichtung gemäfs achteten sie nicht auf den geschicht- 
lichen Inhalt der alten besseren Biographieen; ihnen war es nur um 
die Wunder, Kasteiungen, Yisionen u. dgl. zu thun und deshalb sind 
denn auch von nun an die neu entstehenden Heiligengeschichten fast 
völlig unbrauchbar f&r die Geschichte. Die Yisionen ekstatischer 
Weiber, von ihren Beichtvätern aufgezeichnet, und ihre sinnlosen 
Kasteiungen und angeblichen Wunder können höchstens als ab- 
schreckendes Beispiel in einer Geschichte des Aberglaubens figurieren, 

' ^) Anfang: Pdagim papa multe sancHtaHs, 

*) Chron. S. Äegidii, Leibn. SS. Brunsrie. III, 658. CompüaHo Chrono- 
logiccLf Piator. I, 705. VgL Wegele in dem Vorwort sn den Ann«le8 Bein- 
hiurdsbrunnenBOS p. XXIX. Wattenbach, Iter Anstriaeam p. 11. 



358 V. Staufer. {21. Die Dominicaner. $ 22. Martin ron Troppau. 

und solcher Art sind die Heiligen, welche Thomas von Chantimpre 
verherrlichte'). Von einiger Bedeutung sind nur die Lebensbeschrei- 
bungen der h. Hedwig und ihrer Nichte der Landgräfin Elisabeth; 
aber in diesen beruht das geschichtlich merkwfkrdige auf den Aufiseich- 
nungen des Cisterdensers Engelberts von Leubus und des Caplans 
Berthold'). Besäben wir jene, so würde vermuthlich auch die Hed- 
wigslegende den gröfsten Theil ihres Werthes verlieren. Man täuschte 
sich schon im späteren Mittelalter durchaus nicht Aber den Unwerth 
der gewöhnlichen Legenden, wie sich deutlich genug aus den Paro- 
dieen ergiebt. YOllig in dem herkömmlichen salbungsreichen Stil ge- 
halten ist das Leben des h. Niemand, jenes wunderbaren Mannes, der 
zwei Herren dienen konnte, der zwei Ehefrauen nehmen durfte, und 
80 vieles andere wuDste und vermochte, was dem gewöhnlichen Sterb- 
lichen durchaus unmöglich ist'). 

Das hinderte nun freilich nicht, dafs nicht Jakobs Werk, eine 
compendiarische Zusammenfassung des vorhandenen Legendenvorraths 
in bequemer Form zum praktischen Gebrauch, sehr hoch gehalten 
wurde, sich in zahllosen Handschriften verbreitete und aufserordentlich 
oft gedruckt wurde. 



§22. Martin von Troppau. 

Eine sehr beliebte Form f&r die Chronisten des vierzehnten Jahr- 
hunderts war die abgesonderte und parallele Behandlung der Päbste 
und Kaiser. Einen Ansatz dazu finden wir schon in dem mageren 
Gerippe einer Weltgeschichte vom Meister Hugo von Sanct- Victor, 
welches bis 1129 reicht, und noch ungedruckt, auch für uns vollkommen 
werthlos ist, aber als Leitfaden geschätzt und viel, auch von Albrich, 
benutzt wurde ^). Theils in Anlehnung hieran, theils unabhängig, ent- 

1) Am tollsten ist die Vita Christmae Mirabilis aus St. Trond, ed. Jo. 
Pinius, Acta SS. Jul. V, 650 — 660. Aus einer Vita fratris Abundi monacfd 
Villariensis, geb. zu Huy 1189, f 1228, die aus lauter Visionen besteht, giebt 
Beiffenberg Auszüge, Annuaire VIT, 96—102« 

') Vgl. oben S. 286. Die reiche Litteratur über S. Elisabeth s. bei Potthast. 
Henke, Konrad ron Marburg, 1861. Hausrath, Der Ketzermeister Konrad Ton 
Marburg, 1861. Die Hedwigalegende, gegen Ende des Jahrhunderts yerfafst« 
in Stenzels SS. Berum Siles. Q, 1 — 114; vgl. Zeiüsberg, Poln. Geschichtschr. 
S. 119—124. 

') Vita Sanctissimi et gloriosimmi Nernini^ Anz. d. Germ. Mus. XIII, 
361—367. XIV, 205—207; vgl. XV, 39. XVH, 51. Handschr. in St. Florian, 
Czemy S. 211. Vom h. Invicem Anz. XV, 39. Es soll auch eine Vita sancti 
Igitor geben. 

*) Nachricht darüber im Archiv XI, 308. 



Biohard tob Clany. Gilbert. 359 

• 

standen verschiedene Parallelkataloge der Päbste und Kaiser mit mehr 
oder weniger dürftigen Notizen^), und andh schon die Beichersberger 
Chronik (1157) ist in zwei Colnmnen angelegt, und Magnus hat zu 
den als Grundlage eingetragenen Namen seine Lesefrüchte beigesetzt. 
Eine Chronik, welche in der Form und Einrichtung kaum zu ver* 
gleichen, aber von Martin stark benutzt ist, ist die Chronik Richards 
von Cluny, welche in verschiedenen Bearbeitungen bis 1156, 1162, 
1170, 1174 erhalten, aber nur theilweise gedruckt ist'). Dagegen 
findet sich die Anordnung der Geschichte nach Kaisern and Päbsten, 
wenn auch nicht in getrennten Columnen, in dem anonymen Werke 
einer Bamberger Handschrift bis 1217, dem die Tabellen Hugo*s von 
St. Victor zu Grunde liegen'). Deutlicher tritt die Form hervor in 
der Chronik Gilberts, welcher die Päbste und Kaiser bis auf Ho* 
norius in und Friedrich II führt ^). An sich unbedeutend, ist sie als 
Quelle Alberts von Stade, Martins, der Sachsenchronik zu beachten. 
Bedeutender ist die Chronik eines Dominicaners bis 1250, und fort- 
geführt bis 1264, in sehr entschieden päbstlichem Sinne verfabt, und 
in der Form Martin am nächsten kommend, indem auf jeder Seite 
50 Zeilen für eben so viele Jahre bestimmt sind; nur reiht sich hier 
den Päbsten und den Kaisem noch Frankreich und das griechische 
Kaiserthum an, und endlich ein Spatium historicum für verschiedene 
Nachrichten. Hier zuerst findet sich die berüchtigte Erzählung von 
der Päbstin Johanna, jedoch abweichend von Martin, und zu dem 
Jahr 1100 eingereiht; aus ihm entnahm sie, wie Döllinger nachge- 
wiesen hat, Stephan von Bourbon, und da, wie Döllinger nachgewiesen 
hatte, von dessen genannten Quellen nur die Chronik des Johann von 
Mailly nicht bekannt ist, glaubte L. Weiland diese hier gefunden zu 
haben*). Allein Waitz, der sich mit dieser Chronik in verschiedenen 
Handschriften und Versionen eingehend beschäftigt hat, hält diese 

1) Catahgus Cenm bis 1191, Arch. XII, 60-77. Catal. Tiburtims bu 
1226, MG. SS. XXII, 353—358. Fragmente aus einer Manchener Handschrift 
bis 1159, NA. I, 189. 

*) S. darüber die Untersuchung ron L. Weiland, Areh. XII, 43 — ö8. Mit- 
theilung daraus ron Leopold Delisle über den Primas Hugo von Orleans, Bibl. 
de l'Ecole des Chartes XXXI, 310, vgl Anx. d. Germ. Mus. XIX, 285. Auf 
England bexügliche Gedichte von Richard NA. I, 600—604, rgl. II, 448. 

>) Arch. IV, 300. VII, 626. XII, 9. Vgl Schirrmacher, Die Entotehung 
des KurAirstencoUegiums (1874) S. 49. 

«) Archiv V, 174. VI, 744. Eine Ausgabe von Holder -Sgger wird im 
24. Bande erscheinen, nebst einem Ckronicon imperatorum et p<mti/icmn Ba* 
giUense. Von Gilbert ist der MG. SS. XXII, 362 gedruckte Pabstoatalog. 

•) Archiv XII, 469—473. Wie Weiland bemerkt, ist die Geschichte au«h 
in der Chronica minor (S. 357) erhalten; bei Kaiser Arnulf, doch mit der Be- 
merkung, daÜB die Zeit unbekannt seL 



360 ^' Staafer. { 22. Martin von Troppan. 

Yennuthimg fttr irrig. Der Verfasser, von dem ein Antograph vor- 
liegty hat in Metz geschrieben und dortige Annalen benutzt^). 

Doch anch diese Chronik, obgleich nach Weiknd bedeutend besser, 
wnrde yerdnnkelt durch das Werk des Martin von Troppau, welcher 
demselben Schema folgte, und bald fast der ausschließliche Geschichts- 
lehrer für die katholische Welt wurde. 

Bruder Martin war gebürtig aus dem Königreich Böhmen, ans 
Troppau'). Vermuthlich weil die böhmischen Dominicaner zur pol- 
nischen Ordensprovinz gehörten, wird er schon von Tolomeo von Lueca 
als Bruder Martin der Pole bezeichnet. In Prag wurde er als Do- 
minicaner eingekleidet, kam von da nach Bom und wurde päbstlicher 
Caplan und Pönitentiar; lange Zeit soll er in dieser Stellung geblieben 
sein, dann ernannte ihn 1278 Pabst Nikolaus III zum Erzbischof Ton 
Gnesen. Er hat aber sein Erzbisthum nie erreicht, indem er schon 
auf der Beise nach Onesen gestorben und in Bologna begraben ist. 
Er hat Predigten geschrieben, hat eine alphabetische üebersicht über 
Gratians Decret und die Decretalen verfafst, welche man die Perle des 
Decrets (Margarita Decreti) nannte, und er hat dann auch die Welt- 
geschichte in ein Compendium gebracht, zum Gebranch für Theologen 
und Canonisten. Denn diesen, sagt er, sei es nützlich und nothwendig, 
die Chronologie der Kaiser und Päbste zu kennen'). Er habe sein 
Büchlein deshalb in knapper Form verfafst, damit die Theologen es 
mit der Historia scholastica, der allgemein verbreiteten Darstellung 
der heiligen Geschichte von Petrus Comestor, die Juristen mit dem 
Decret oder den Decretalen, bequem könnten zusammenbinden lassen. 
Es erinnert dadurch ganz an die kurzen Chroniken und Begentenreihen, 
welche seit alten Zeiten mit den weltlichen Bechtsbüchem verbunden 
zu werden pflegten. Einen höheren Zweck nimt Martin für sein Werk 
gar nicht in Anspruch; es sollte ein bequemes Handbuch sein, und 
diese Aufgabe hat er insofern mit grofsem Erfolg gelöst, als kein 
anderes Geschichtsbuch des Mittelalters eine so grofse Verbreitung 
gefunden hat. Der innere Werth entspricht freilich diesem EJrfolge 
durchaus nicht; es ist nicht allein eine ganz oberflächliche Compilation, 
sondern es haben erst durch dieses Werk alle die Fabeln, welche nach 

M Waite im NA. III, 67—76. 

*) De regno Boemie oriunckts patria Oppavienm heilist ee in der Vor- 
rede eeiner Geschichte in mehreren Handschnfien. Troppau gekörte damals 
zu M&bren. 

*) Qnoniam scire tempora snmmorum Pontificnm Bomanoram et Impera- 
tonim et aliomm prindpom ipBOrum contemporaneomm , quam plunmnm inter 
alios tkeologis et jurisperitis expedit, ego Martinus domini pape penitentiarins 
et capellanuB etc. . 



i: 



• 



Mftrtm TOD Troppaa. 3g 1 

und nach in die Geschichte eingedrungen waren, recht festen Fnfs 
gefafst nnd eine TöUige Herrschaft gewonnen, die nur durch die wissen- 
schaftlichen Bestrebungen der neueren Zeit erschüttert werden konnte. 
Wie weit er nun hierbei nur der in der Curie herrschenden Auffassung 
der Geschichte folgte, und ob er absichtlich fiUschte, um die hoch- 
gehenden Ansprüche der päbstlichen Hierarchie als von Anfang an 
bestehend und unangefochten, die P&bste von Alters her als welt- 
beherrschend erscheinen zu lassen, das können wir mit Sicherheit nicht 
entscheiden ^). 

Veranlafst war er zu seinem Werke nach einer Notiz durch einen 
Befehl des Pabstes Clemens lY. Das älteste uns erhaltene Exemplar, 
welches noch bei dieses Pabstes Lebzeiten geschrieben, aber nach dem 
Tode desselben geschlossen ist, hat er den Dominicanern in Prag über- 
sandt, bei denen er einst erzogen und eingekleidet war; noch hat sich 
das Schreiben des Priors Bruder Hyacinth erhalten*), worin er ihm 
dankt, dafs er die Bestätigung der Privilegien des Klosters vom Pabst 
erwirkt habe, und meldet, dafs der k. Kanzler, Probst Peter vom 
Wissehrad, ihnen auch die Chronik übergeben habe: „iUius sonus jam 
exiit in omnem terram; mirantur in ea universi populi sapientiam 
tnam, et coUaudant deum quoniam mirabilia in te operari dignatus 
est.** Wir verdanken die genauere Kenntnifs dieses Exemplares, welches 
mit zahllosen Aenderungen und Zusätzen versehen ist, L. Weiland, 
welcher auch zuerst der ebenso mühsamen wie unerfreulichen Arbeit 
sich unterzogen hat, die Quellen zu erforschen, und eine kritische 
Ausgabe herzustellen*). 

Aeuberlich richtete Bruder Martin sein Werk so ein, dafs auf 
je zwei Seiten immer die Päbste und Kaiser sich gegenüber standen; 
jede Seite hatte 50 Zeilen, jede Zeile war für ein Jahr bestimmt. So 
ist auch die zweite, früher für die erste gehaltene Ausgabe beschaffen, 
welche bis 1268 reicht^). Hier hatte Martin mit den Päbsten und 



^) Fftr absichtliche Entstellang Janas S. 301. Eine aaffsllend scharfe and 
richtige Kritik findet sich schon bei seinem Ordensbruder Heinrich von Herford 
S. 105 nnd 123 ed. Potthast. 

*) Nach Dobner, Ann. Hagec. IH, 11 wieder abgedruckt Areh. IV, 67. 

•) Archir XII, 1 — 79. MG. 88. XXU, 377 - 476. AusfÜhriicb spricht 
sieh Weiland 00 A. 1877 8. 772—776 über die ümst&nde aus, welche einige 
M&ngel der Ausgabe Terschuldeten. Ihm waren keine Correcturbogen zuge- 
kommen, und die Existenz des CataL Tiburtinus, einer in demselben Bande 
gedruckten Quelle des Martinas, unbekannt geblieben. — Als firflhesten Be- 
nutzer trftgt 8cheff»r - Boichorst, Hist Zeitschr. XXIX, 446 (Florentiner Stu- 
dien 8. 246) Brünette Latin! nach. Auch der erste Uebersetser war ein Flo- 
rentiner. 

*) Per Jo. Fabriciom, Ool. 1616, fol. und in der Kulpis - 8chilterischeB 



362 ^* Staufer. J 22. Martin ron Troppaa. 

Kaisem begonnen; nachträglich aber fögte er anch noch eine üeber- 
sicht der alten Geechichte hinzu, und indem er zugleich die Pabst* 
geschichte weiter f&hren wollte, fand er beim Jahre 1276 den unan- 
genehmen Fall, dafs drei P&bste auf ein Jahr kamen. Damm yerwarf 
er nun die frühere, ohnehin l&stige Einrichtung, um so mehr da die 
Beihe der Kaiser jetzt aufhörte; er gab deshalb auch hier eine mehr 
zusammenhängende Uebersicht über verschiedene Begebenheiten dieser 
Zeit bis 1270^). Die Wahl Budolfs erwähnt er gar nicht, obgleich 
er die Chronik der Päbste bis 1277 fortsetzte. In dieser Bearbeitang 
fand auch die Fabel von der Päbstin Johanna nach dem römischen 
Volksgerede Aufnahme in die Geschichte; nicht gerade zuerst, aber 
hierdurch erst gelangte sie zu allgemeiner Verbreitnng, und behauptete 
sich lange Zeit neben dem übrigen Wüste'). Da sich damals noch 
keine übernatürlich hohe Yoratellung von der Persönlichkeit der Päbste 
ausgebildet hatte, gab sie keinen Anstofis; in der Folgezeit hat keine 
von Martins Fabeln mehr Aufsehen erregt, schädlicher aber wirkten 
andere, wie z. B. die Einsetzung der sieben Kurfürsten zu Otto's DDE 
Zeit'), und überhaupt die ganze grundfalsche Auffassung der Ge- 
schichte. Dadurch hat diese elende Compilation einen sehr nachtheiligen 
Einflufs gehabt, denn sie verbreitete sich in alle Länder, wurde in 
alle Sprachen übersetzt und genofs wegen der Stellung des Verfassers 
einer gro&en Autorität, üeberall diente nun die Martinianische Chronik 
als Vorbild und als Grundlage für weitere Fortsetzungen, sowie früher 
Sigebert, Ekkehard, Otto von Freising, und an die Stelle dieser wahr- 
haftigen und nützlichen Werke trat somit ein jämmerliches Gemisch 
von Fabeln und Unwahrheiten. 

Martins Werk ist fast nur litterarisch von Bedeutung; als Ge- 
schichtsquelle gewinnt es nur durch die Fortsetzungen Werth, aber 

Sammliing. Buchst&blieher Abdruck einer fehlerhaften Absehrift von 1340, 
Ton Phil. Elimes, Pragae 1859. 

1) Dieses Stück ist in Böhmers Fontes II, 457 — 461 abgedruckt. Der 
lotsten Bearbeitung gehOrt die Heroldache Ausgabe, Basel 1559, foL, und 
opera Suffiridi Petri 1574, 8. Vgl. Böhmer, Fontt. II, XLIII, und über die 
Handschriften Archiv V, 183. VII, 655 nebst den Begistern der folgenden 
Binde; jetsi aber vorsüglich Weilands Vorrede. 

*) 8. oben S. 359 Anm. 5. Vgl. auch Hist. Zeitschrift XI, 210. Die ron 
Döllinger Papstfabeln S. 10 angenommene Interpolation bei Martinus beruht 
auf einem Irrthum. 

*) Ausdrücklich wird die Einsetsung Gregor V augeschrieben in der Fort- 
setaung von Thomas' Werk de regimine principum, welche nach Janns S. 306 
Ton Tolomeo von Lucca herrührt. Vollständig clerical ausgebildet und auf 
Pabst Silvester übertragen findet sich die Geschichte wenig spiter in der 
Beimchronik des Cölner Stadtschreibers Godfried Hagene. Ueber die Kar- 
ftlrsten im Lohengrin s. B. Schröder in Haupt's Zeitschr. XIII, 156. 



Fortsetcer Martins ▼on Troppan. 3gg 

diese sind noch sehr wenig gesichtet. Schon in dem ursprünglichen 
Werke warfen manche Abschreiber die Päbste nnd Kaiser dnrch ein- 
ander, nnd dies trag mit dazu bei, dafs die Fortsetzer h&nfig die ein- 
fache annalistische Form annahmen, während andere sich der ursprüng- 
lichen Anlage anschlössen. L. Weiland hat mit seiner Ausgabe nur 
eine Fortsetzung bis 1287 (8. 475—482) yerbunden, welche er Con- 
tinuatio Bomana nennt, die bis dahin nur unvollkommen durch 
Herold und Muratori bekannt geworden war, eine Hanptquelle Ar 
Martins IV Pontificat. Scheffer-Boichorst aber hat gegen die römische 
Herkunft dieser Aufzeichnung Einwendungen erhoben, und sucht ihren 
Ursprung vielmehr in Orvieto, was dadurch gestützt wird, dafe 
Monaldeschi in seiner Geschichte von Orvieto dieselbe zuerst benutzt 
hat, und zwar in einer vollständigeren Gestalt, als die uns erhaltene 
ist^). Böhmer hat eine Fortsetzung aus dem Kloster Aldersbach 
bis 1286 mitgetheilt, welche fast vollständig enthalten ist in einer 
Fortsetzung der Salzburger Annalen'). üeberhaupt sind nur wenige 
Fortsetzungen wirklich als solche verfafst, die meisten sind nachträglich 
anderen Werken entnommen. So ist die sogenannte österreichische 
Fortsetzung bis 1343 nur ein Auszug aus der Geschichte des Jo- 
hannes von Victring'). Vielfach ist zu diesem Zwecke die Kirchen- 
geschichte des Dominicaners Ptolemeus, eigentlich Tolomeo d. i. 
Bartholomeus, von Lucca benutzt, eines Schülers des Thomas von 
Aquino nnd Bibliothekars bei Johann XXn, der 1327 als Bischof von 
Torcello starb ^). Vorzüglich zu beachten ist auch die leider noch 
ungedruckte Pabst- und Kaisergeschichte des Bernardus Guidonis, 
ebenfalls eines Dominicaners, der Inquisitor in Frankreich war und 
1331 als Bischof von Lod^ve in Languedoc gestorben ist'). 



1) HZ. XXIX, 447—449. Weiland hat a. a. O. S. 776 zugestimmt 

>) Fontes II, 461 •- 464. MG. SS. IX, 800 - 810. Als Ann, Alder»- 
bacenses ed. Perts SS. XVII, 535. Benutst auch in den Ann. Osterbovenses 
ib. 537—658. 

>) Continuatio Austriaca^ Eec. Corp. I, 1413— 1460. S. Böhmers Vor- 
rede tum Jobannes Victoriensis , Fontes I, XXIX. Ueber die Graser Fort- 
setzung, Hauptquelle des Anonymus Leobiensis, J. Zahn in den Beitr. f. Kunde 
steierm&rkischer Geschichtsquellen I. und desselben Ausg. des Anon. Leobiensis, 
Orfttz 1865. Vgl Bist. Zeitschr. XVI, 187. 

*) Ptolemaei Litcensis Historia EcclegiasHcOf bis 1312, bei Murat. SS. XI, 
741. Vgl. Böhmer, Begg. Imp. p. LXXVIL Scheffer - Boichorst, Areh. XII, 
462 — 466. Florentiner Studien 8. 260. Neue Ausgabe seiner Annales 1061 
bis 1303 von Minntoli in: Documenti di storia d'Italia VI (1876). 

*) Aus seinen Flores cromcarum sind nur Bruchstücke der Pabstgeschiehte 
gedruckt bei Murat. SS. III, Balozii Vitae Paparum Avenion. und in A. Mai's 
Spicil. VoL VI der Anfang bis auf Gregor VH. Vgl. Archiv V, 197 n. Pott- 
hast 8. y. Weiland MG. SS. XXH, 396. Von emer Abhandkmg L. Delisle'B 



364 ^* Staofer. { 23. Die Lieder der Vaganten. 

Allein wir liaben die Grenzen unserer Aufgabe bereits erreichi 
Die branchbaren nnd dankenswerthen Werke der Dominicaner gehören 
einer sp&teren Zeit an, nnd es ist billig zn bemerken, dafs sie sich 
hier nm die Geschichte bedeutendes Verdienst erworben haben; im 
dreizehnten Jahrhundert wirkten sie aber durchaus sch&dlich, und die 
sorgfältige, grftndliche und kritische Erforschung der Geschichte des 
früheren Mittelalters, welche im zwölften Jahrhundert so eifrig be- 
trieben war, wurde durch Martins tou Troppau Chronik fast vollständig 
erstickt. 



§ 23. Die Lieder der Vaganten und andere Dichtungen. 

Wir haben die Chronisten bis an die Grenzen des Zeitraumes ver- 
folgt, den zu betrachten wir uns vorgenommen hatten. Es bleiben 
noch verschiedene Schriften zu erwähnen flbrig, welche nicht eigentlich 
in das Gebiet der Geschichtschreibung fEillen, die aber als Quellen 
für die Eenntnifs der Zeit zu wichtig sind, als dafs wir sie hier über- 
gehen dürften. 

Jede 8chäderung des zwöUlen Jahrhunderts würde unvollkommen 
bleiben und eines der wesentlichsten Züge eimangeln, wenn man darin 
das lustige Völkchen der Vaganten und ihre Lieder vermifste. Die 
Kirche trug nicht immer das ernsthafte Gesicht, welches wir fast allein 
zu betrachten Gelegenheit gehabt haben, sie konnte sich auch von 
ganz anderer Seite zeigen. 

Im zwölften Jahrhundert war die Kirche auf der Höhe ihrer Macht; 
während sie an weltlicher Macht und an Beichthum alles andere 
übertraf, besafe sie diesseit der Alpen noch fast ausschliefslich , was 
ven Kunst und Wissenschaft, von Geistesbildung und feinerer Cultur 
vorhanden war. In Italien war das nie der Fall gewesen, und eben 
jetzt ging schon die Gleschichtschreibung in Laienhände über ; juristi- 
sche und medicinische Studien waren der Geistlichkeit geradezu ver- 
boten, während in Deutschland wohl noch keine Urkunde hätte ge- 
schrieben werden können, wenn man auch hier jene Concilienbeschlüsse 
hätte zur Ausführung bringen wollen. In Frankreich begannen schon 
die Troubadours der Provence mit der nationalen Poesie einen Wett- 
streit gegen die gelehrte Bildung der Geistlichkeit, aber gerade in 
Frankreich war auch die Kirche gewaltig stark und unzählige Schaaren 

Aber seine Tersebiedenen Werke u. die immer neuen Bearbeitungen derselben, 
ist in d. Bibl. de l'öeole des Chartes XXXVIII, 383 ff. eine Uebersicbt ge- 
geben. — Ueber andere Fortsetser s. aacb Tb. Lindner, Quellen tva Papit- 
geschicbte, Forsch. XII, 235—259. 



Die Lieder der Veganten. 365 

strömteii ihr zu, wie die ungrlaablich rasche Ansbreitang der neuen 
Mönchsorden am deutlichsten zeigt. Eine rasch aufflammende Be- 
geisterung; ein plötzlich erwachendes Gefühl von der Nichtigkeit des 
weltlichen Treibens, oft auch die mahnende Stimme des Gewissens, 
fQhrten zahllose Schaaren in die Klöster, allein diese Motive waren 
nicht immer dauernd. Viele lockten auch von Anfang an ganz andere 
Seiten des geistlichen Standes: die reichen Pfründen, die forstliche 
Macht der Pr&hiten, der Drang nach Wissen, der nur hier Befriedigung 
fand. Niedriggeborene konnten kaum auf irgend einem anderen Wege 
hoffen sich zu einer höheren ansehnlichen Stellung im Leben aufzu- 
schwingen. So kam es dafs gerade die strebsamsten Geister aller Art 
der Kirche zugeführt wurden; sogar der kriegerische Smn fand hier 
das reichste Feld zu seiner Entfaltung, seitdem Gregor und Urban der 
Kirche das Schwert in die Hand gegeben hatten. 

Im elften Jahrhundert freilich schien es nahe daran zu sein, dafs 
alles dem Geiste des Mönchthums unterworfen wurde. Alle weltliche 
Lust galt fftr etwas unbedingt verwerfliches, fOr Sflnde. 

Als Heinrich IQ Hochzeit feierte mit Agnes von Poitou, jagte er 
aUe die Spielleute, welche in Schaaren herbeigekommen waren, fort 
und gab ihnen nichts; dafür erntete er hohes Lob von seinen Freun- 
den, den frommen und strengen Aebten und Mönchen. Auch waren 
die Sp&ÜBe und Vorstellungen dieser Gaukler sehr roh und ungeschlacht. 
Wenn man vor dem Kaiser zur Belustigung des Hofes einen armen 
Menschen auftreten lassen konnte, der mit Honig bestrichen war und 
den ein B&r belecken soUte, damit die Angst des Unglücklichen die 
Zuschauer belustige, so kann man die Männer nicht tadebi, welche 
aolchem Treiben Einhalt thaten. Doch werden auch damals schon die 
Spielleute und Fiedler manch schönes Lied gesungen haben, und um 
dieselbe Zeit wird S. Bardo gerühmt, weil er sich dieser armen Leute 
müdth&tig erbarmte. Die Welt liefs sich nun einmal nicht in das 
mönchische Joch spannen und immer weniger war es möglich, je mehr 
der Wohlstand stieg und die Bildung zunahm. Mit den Krenzzügen 
beginnt ein gewaltiger Umschwung. Der gesteigerte Verkehr, die Be- 
kanntschaft mit dem Morgenlande brachten neue Anschauungen, neue 
Gedanken in Umlauf; sie übten eine grofse Wirkung aus, aber sie 
selbst, das Ueberströmen des herangewachsenen Occidents, waren auch 
wiederum eine Folge derselben Entwickelung , welche nicht allein die 
Schaaren der Bitter zum Kampfe gegen die Heiden trieb, sondern auch 
Tausende von Bürgern und Bauern, von Mönchen und Kaufleuten über 
die östlichen Grenzen führte, um neue Gebiete für die abendländische 
Cultur zu gewinnen. 



366 ^' Staufer. | 23. Die Lieder der Vagsten. 

Die Laienwelt fing an sich mfindig zn fühlen, nnd durch daä 
Ritterihnm gewann anch der Eriegerstand eine höhere Weihe, die 
Waffen dienten nicht mehr allein zn roher Gewaltthat. In YoUem 
Glänze zeigte sich die weltliche Herrlichkeit anf Heinrichs Y Hochzeit 
mit Mathilde von England zn Mainz 1114, nnd sie entfaltete sich 
immer prachtvoller anf Friedrich Barbarossa's grofsen Hofifesten. 

Da blieb nun anch die Geistlichkeit nicht znrück. Anch sie wurde 
mächtig ergriffen von dem Beiz des ritterlichen Lebens, welches dnrch 
die Erenzzüge sich mit der Eorche ausgesöhnt hatte. Das Alexander- 
üed des Pfaffen Lamprecht, Eonrads Bolandslied sind durchdrungen 
vom kriegerischsten Geiste. Die Bischöfe, als mächtige Landesherren 
und BeichsfÜrsten waren auf ein ritterliches Leben hingewiesen und 
in der Begel schon durch ihre hohe Geburt zu f&rstlichem Glänze und 
weltlicher Pracht geneigt. Wir sahen bereits an Albero von Trier, 
dafs auch mit der strengsten kirchlichen Gesinnung ein solches Leben 
sich vertrug. Am mächtigsten aber erhob sich diese Richtung während 
Friedrichs Eampf mit Alexander DI, welcher die entgegengesetzte ver- 
trat, so vor allem in Beinald von Dassel, dem Erzbischof von Cöln, 
Friedrichs Eanzler. Er führte so gut das Schwert wie den Erumm- 
Stab, und nachdem er siegreich Italien durchzogen hatte, brachte er 
triumphirend die heiligen drei Eönige nach Cöln^). Unerschrocken 
kämpfte er gegen Alexander, aber dabei war er durchaus rechtgläubig, 
ein Muster ritterlicher Tugend und der trefflichste Landesherr für sein 
Fürstenthum. 

Im Gefolge dieses Erzbischofs befand sich ein Mann, der durch 
sein aufserordentliches Talent zu greisen Dingen be&higt gewesen 
wäre, wenn ihn nicht seine eben so grofse Liederlichkeit daran ge- 



1) Vgl. Ficker, Beinald yon Dassel (Göln 1850) S. 127— 131 tiber die 
sagenhafte Historia de TranaiaHone beatissimorum TriumBegum des Johann 
Ton Hildesheim, f 1375; Tgl. über ihn Fr. Zarneke in d. Abh. d. E. 
Sachs. Ges. d. W. VIII (1876) S. 154—159. Eine Predigt mit kurzem Bericht 
über die Translation und einigen Wondem (de tribus magis relacio), von einem 
der sich auf Augenzeugen der Translation beruft, bei FIoüb, DreikOnigebuch 
(Cöln 1864) S. 116—122. Nachzutragen ist zu Fickers Werk jetzt der Bericht 
Beinaids und des Pfalzgrafen Über ihre Sendung nach der Bomagna, und Bei- 
naids über den Sieg bei Tusculum, in Sndendorfs Begistrum II, 131. 146; rgL 
Archiv VU, 881. Aus diesem Cod. S. Trudonis ist der, hier an die Lütticher 
Geitlichkeit gerichtete, kürzere Brief (im Auszug Ghesta S. Trud. MG. SS. X, 
35) gedr. im Messager des Sciences bist. V, 39 u. Acta Imp. Selecta p. 599. 
Vgl. Varrentrapp, Christian y. Mainz S. 34. Femer sind die Briefe Ton Fiied- 
nchf Hillin und Adrian IV neu gedruckt in Wattenbach's Iter Austr. p. 86 — 92 
und ihre ünechtheit nachgewiesen ; als Schulübung bleiben sie sehr merkwürdig. 
Sie stehen auch im Cod. Bern. 568 saec. XII. nach Briefen aus England, s. 
U. Hagen's Catalog S. 458. 



Reinald ron COln. Der Arcbipoeta. 3g7 

hindert h&tte. Seine Gedichte gehören dnrch die yollkommene Be- 
herrschung der Sprache, die Formgewandtheit und den poetischen 
Schwung zn dem Besten, was die mitteUilterliche Poesie überhaupt 
hervorgebracht hat. 

Es spricht wohl hinlänglich für diesen Dichter, dafs man noch 
jetzt mit seinen Worten singt: Mihi est propositum in tabema mori^ 
Verse, die ein Bmchstück seiner sogenannten Generalbeichte sind, in 
welcher er dem Erzbischof seine Sünden bekennt, nm Verzeihung bittet 
nnd doch zugleich erklärt, dafs er von seinem Leben nicht lassen 
könne: bei Wein und Wasser könne er nicht dichten. 

Beinald hatte diesen durstigen Poeten in den Jahren 1164 und 
1165 bei sich in Italien; er sollte eigentlich die Thaten des Kaisers 
in einem Heldengedichte feiern, allein damit ist er nie zu Stande ge- 
kommen. Einzelne Gedichte aber, die er damals yerfafste, sind von 
der gröfsten Schönheit, und wenn sie auch keine Darstellung der Ge- 
schichte enthalten, so beziehen sie sich doch auf Ereignisse der Zeit, 
wie auf die Einnahme von Mailand; sie preisen das Lob des Kanzlers 
und des Kaisers und gewähren fQr die Kenntnifs der Zeit mehr als 
manche Chronik. 

Jakob Grimm, der in neuerer Zeit am nachdrücklichsten auf die 
Schönheit und den hohen Werth dieser Gedichte aufinerksam machte^), 
hat auch über die Person des Dichters geforscht. Er hielt ihn für 
denselben, welcher um 1220, wie Cäsarius erzählt, todtkrank an die 
Pforte des Klosters Heisterbach klopfte und die tiefste Beue über 
seinen lockeren Wandel bezeugte, sich dann kurieren liefs und sobald 
er hergesteUt war, die Kutte abwarf und das Weite suchte. 

Seitdem ist sehr viel über diese Gattung der Poesie geforscht 
worden, viel neuer Stoff zu Tage gefördert, besonders yon Ed^lestand 
du Meril und von Wright, und es hat sich immer mehr als unmöglich 
erwiesen, einen Verfasser festzuhalten für diese Gedichte, die bald in 
England, bald in Fraukreich, bald in Deutschland auftauchen, oft an 
den fernsten Punkten übereinstimmend, dann aber auch wieder ver- 
schieden und mit anderen ganz neuen verbunden. Da hat nun W. Giese- 
brecht diese Untersuchung wieder aufgenommen*), und mit Hülfe des 

^) J. Grimm, Gediebte des MitteUlters Mif Friedrich I, den Stavfer, Berlin 
1848, 4. ans den Abhandlungen der Akademie (KL Sohrifien HI, 1 — 102). 
Nachtrag Ton Wackemagel in Haupt« Zeitschr. V, 293 — 299. MlÜdener, de 
Vita Gualtheri ab Insulis dieti de Castellione, Diss. Gott. 1854. Von dems., 
Die Zehn Gedichte des Walther yon Lille nach der Pariser Handschrift, Hann. 
1869. Kritik Ton Peiper im Brieger Programm von 1869. 

*) Die Vaganten oder Goliarden und ihre Lieder, in der Allgem. Monat- 
schrift 1858« Seitdem ist riel neues Material yeröfientlicht, worunter die wich- 



368 ^* Stoafer. { 23. Die Lieder der Vaganten. 

neu gewonnenen Maierialfi weiter geftthrt. Er hat nachgewiesen, wie 
sich auf den änfeerst zahlreich besuchten Schulen Frankreichs unter 
den Schülern, die sich um Lanfrank, Anselm, Berengar und ihre Nach- 
folger zu Tausenden sammelten, ein sehr zügelloses Leben entfoltete, 
an dem vielfach Lehrer und Hörer gleichmäfsig Theil nahmen, und 
wie damals, als unter dem Schutze der Ereuzzugshnllen alles wanderte, 
auch diese Scholaren die Länder durchschwärmten als Vaganten 
(clerid yagi), auch Ooliarden genannt. Während die Troubadours 
französisch, die deutschen Spielleute deutsch sangen an den Höfen 
der Fürsten und Edelleute, hielten diese fahrenden Schüler fest an der 
lateinischen Sprache und trugen ihre Lieder vor an den Höfen der 
geistlichen Fürsten, Lieder, die oft sehr lockerer Art, oft auch ernst- 
haft waren. Sie waren häufig gern gesehen und vermehrten den Glanz 
der Hofhaltung, konnten aber auch sehr zur Plage werden, und bald 
sah man sich genöthigt, ernstliche Mafsregeln gegen dieses Treiben 
zu ergreifen^). Im dreizehnten Jahrhundert kamen diese Vaganten 
immer tiefer herunter, ihre Verse werden schlechter, und bald verlieren 
sie alle Bedeutung f&r die Litteraturgeschichte. 

Manche dieser Gedichte sind voll TsJent, geistreich, witzig, oft 
sehr ausgelassen und voll des beifsendsten Spottes über die Fehler 
des Glems, vorzüglich über die römische Curie; unter allen aber 
glänzen doch immer unerreicht die Verse jenes Dichters an Beinaids 
Hofe, Walthers, des Erzpoeten wie er sich selber nennt; ihm hat auch 
Giesebrecht besondere Aufmerksamkeit gewidmet und seiner Person 
nachgeforscht. Er hält ihn fClr identisch mit Walt her von Lille 
oder von Chätillon, dem Dichter der Alexandreis, welche die Clas- 
siker aus den Schulen verdrängt hat. Dieser Walther hatte wegen 
leichtfertiger Lieder, die er gedichtet, seine Stellung als Lehrer in 
Frankreich aufgeben müssen; später ist er in England gewesen, in 
der Zwischenzeit aber hätte er an Beinaids Hofe in Italien sich auf- 
halten können. Zuletzt, wurde er wieder Lehrer in Chätillon und end- 
lich Canoniker in Toumai. Doch hat neuerdings 0. Hubatsch erheb- 
liche Gründe gegen diese Hypothese vorgebracht'). 



tagen Nachrichten Saltmbene's und Bichards von dunj (oben S. 859) hervor- 
snheben sind. Viel habe ich im Anzeige des Germ. Mnseuma mitgetheilt. 
Ein Begister der Anfänge, das sich schon sehr yermehren Iie(se, in Haupts 
Zeitschr. N. F. III, 469 — 506. Die Entstehung der Foim ans altlateiniacher 
behandelt Christ. Theoph. Schuch: De poesis latinae rhythmis et rimis prae- 
cipne monaehorum, Donaueschingen 1851. 

*) Zu dem ron Giesebrecht benutzten scherzhaften EzemptionspriTileg ist 
zu bemerken, dats es sich auf St. Polten bezieht, Anz. XV, 199. 288. 

*) Oscar Hubatsch: Die lateinischen Yagantenlieder des Mittelalters, Görlitz 



Walther von Ch&tillon. 3gg 

Die Verse dieses groben Meisters wurden von zahlrdchen Sän- 
gern geringeren Schlages durch alle Lande getragen, nnr in Italien 
fanden sie keinen Anklang. Immer nene Lieder kamen hinzn, die 
meistens nnr von Liebe, Wein und Würfeln sangen, oft aber anch 
scharfe Satiren gegen die Geistlichkeit enthalten^) nnd gelegentlich 
geschichtliche Ereignisse berühren. Vielfach regten die Krenzzüge, 
namentlich der Verlust von Jerusalem 1187, dazu an'), aber fast jede 
Begebenheit von gröÜBerer Bedeutung wurde nun in Versen gefeiert, 
die nicht gerade immer von solchen Vaganten herrühren, aber doch 
in ihrer Art gedichtet sind, in der gereimten rhythmischen Poesie, 
welche durch sie vorzüglich ausgebildet wurde'). 

1870. Sehr gut ist darin die EntstehnDg aus parodierten Kirchenliedern nach- 
gewiesen. 

^) So die Verse Peters de Vinea VehemenH nmiitm, Du Möril (]847) 
S. 163—177, HuiUard-Br^hoUes, Pierre de la Vigne p. 402—417. Gregor IX 
habe den Frieden gebrochen, weil er auf die BettelmOnche , welche überall 
den Frieden stAren, gehört und sie berorrechtet habe; seitdem sei überall 
Krieg nnd Verderben. Der Kaiser mit einem Pabst der jene verjage, werde 
den Frieden herstellen. Also während der Sedisvacans. 

*) Allgemeine Aufforderung sum Kredzzug: Jerusalem miraMUs^ Du Möril 
1843 S. 297. Zur Festfeier der Eroberung von Jerusalem Nomen a aolemnibus^ 
Carmina Bur. 33. Nach der Niederlage durch Emadeddin Zonki 1140 Occur- 
runt hodxe^ Ans d. Oerm. Mus. XXIII, 336. Auf Amalrichs Feldxug nach 
Aegypten 1168 Debachaiur Bur. 32. üeber den Fall von Jerusalem 1187 u. 
den folg. KreusEug: Fides cum idolatria^ ib. 24. Orueiflgat omnes ib. 25« 
Quod spkitu Dacid, ib. 27. Tonat evangehca^ ib. Eheu voce flebiU, ib. 29. 
Riant de Hajmaro p. 119. Cod. pal. 927 nach Arch. XII, 347. Christiani 
nomnis^ Riant 125. Jerusalem kteiare^ Du Möril 1847 8. 265. Juxta threnos^ 
ib. 1843 8.408. Oraves nolfis admodum (1189), Du Moni (1843) 8.414. 
Riant 124. Rog. de Hoveden ed. Stubbs III, 37. Dum Bamams {u^\) s. 
oben 8. 242. Elegie de belle contra Salahadinum gesto, 0)d. Paris. Suppl. 
lat. 8900, benutst ron Röhricht, Forsch. XVI, 487. Ueber den Fall ron Acoon 
1291 : Audite insulae, Mart. Coli. V, 757. — 60 Distichen von Erbo: Indue ciU- 
ctum, über die Einnahme von Jerusalem, roll Hoffnung auf Friedrich I, im Wiener 
Cod. 984 (theoi. 330); 8tflcke daraus bei Denis I, 746. üeber Friedrichs II Kreus- 
zug mit entschiedenem Tadel der p&bstlichen Politik handelt das merkwür- 
dige Gedicht ron Marquard Ton Padua in Hexametern, MO. 88. IX, 624. 

*) Vier Gedichte auf den Tod Karls v. Flandern 1127, Du Moni (1847) 
8. 260—275, Tgl. oben 8. 326. Auf Otto Ton Freising 1159 von Ragewin, 
in dessen Chronik. Auf Friedr. I 1 162 Triumphaior, etwas abweichend ron 
J. Grimm, Kl. 8chr. III, 66, Forsch. XVI, 579 vgl. XVII, 639. Auf die 
Stiftung von Leubus 1175 und die Colonisation des Landes, doch erst c. 1300 
Torfafst, Est locus Wattenbach, Mon. Lub. p. 14, ygl. Zeifsberg, Poln. Ge- 
schichtschr. 8. 113 (broca ist ohne Zweifel die Schenke). Auf den Frieden 
Ton Venedig 1177 mit Herrorhebung der Verdienste Widimanns, Carm. Bur. 
p. 34. Auf die Verheerung von Hiüberstadt 1179, im Chron. Halberstadense. 
Friedrichs I Tod, oben 8. 222. König Richards Gefsngenschaft , Petri Bles. 
Opera ed. Giles, IV, 343. Auf den Tod Bisch. Diethakns von Constanz als 
Mönch in SaUnansweiler 1206, Mono, Quellens. III, 138. Auf den Tod König 
Philipps 1208, Carm. Bur. p. 50. Mono, Quellens. III, 139; beide auch bei 
O. Abel, K. Phil. 8. 392. 393; yon Reinhard ed. Pfeiffer, Serap. XV, 37. 

Wattenbaeb, Oeschichtsqnellen IL ^ Aufl. 24 



d70 ^' S^uf<Br. § 23. Die Lieder der Vaganten. 

Die entsetzliche Verwüstnng üngerns durch die Mongolen 
veranlagte nicht nur wirkliche Klagelieder^), sondern auch einen Be- 
richt des Canonikers Bogerius Ton Grofs-Wardein, der nnr der 
üeberschrift nach ein Klagelied ist, in der That aber in Prosa ge- 
schrieben nnd nicht nnr eine höchst lebendige Schüdemng dieser farcht- 
baren Zeit enthält, der Verfasser war selbst in die Gefangenschaft der 
Barbaren gerathen, sondern auch die Ursachen der Schwäche des 
Beiches vortrefflich auseinander setzt'). 

Höchst eigenthümlicher Art ist eine Parabel über das Goncil 
von Lyon von 1245, unter dem Titel: der Pfau, worin die Vor- 
gänge des Concils andeutungsweise unter dem Bilde einer Versamm- 
lung von Vögeln berichtet werden, weil der Verfasser sich fürchtete, 
seine Ansichten deutlich auszusprechen'). Der Herausgeber, Herr von 
Karajan, hat die vielen Dunkelheiten dieses Gedichtes so viel wie 
möglich aufzuhellen gesucht, was um so schwieriger war, weil über 

Gefangenschaft Waidemars 1223, Du Meril 277. Usinger, dentseh-d&n. Gesch. 
S. 434 (y. 21 L Murus), Tod Friedrichs II von Oesterreich 1246, MG. SS. 

XI, 50; JaffS, Bibl. V, 466. Sieg der Parmenser 1248, Hofler, Albertos Bob. 
p. 123. Planctus kujus Auffiae^ ans Reichenau vom Abt Konr. von Zimmern 
1264, bei Oallns Oheim ed. Barack S. 23, Tgl. Mone, Quellens. III, 139. Ins 
15. Jahrh. gesetzt von Roth t. Schreckenstein, Forsch. XV, 135 — 144, doch 
Tgl. 0. Breitenbach, NA. II, 178. 188. — In diese Zeit gehört auch die Se- 
quentia de S. Karolo: ürbs Aquensis^ urbs regcUis bei Daniel, Thes. hjrm- 
nolog. V, 235. Mone, Lat. Hymnen des MitteUIters III, 347 (S. 349 der 
Hymnus; rex orbis triumphator); auf Frankfurt angewandt bei Elnh. V. 
Karoii ed. Perts p. 43, auf Zürich bei Canis. ed. Basn. Uli», 208 und Hel- 
perici Kar. M. ed. Orelli p. 42; vgl. M. Büdinger, Die Anftnge des Schul- 
Zwanges S. 30. In Distichen sind die Stifter und Wohlthäter des Klosters 
Formbach gefeiert, vor allen der 1158 vor Mailand gefallene Graf Ekbert 
von Pfitten, der als Irings Enkel gepriesen wird, ed. J. Zahn in den BeitrSgen 
zur Kunde Steiermark. Geschichtsquellen II, 1 — 9. 

') Det scripto^ Pez, SS. Ber. Austr. II, 398. Manet ante osHum^ Forsch. 

XII, 643; vgl. XIV, 599—612. XVI, 370. Planctus destructionis : Tu qui deua 
ed. Marczali NA. II, 616—625. 

') Rogerü canonici Varadiensis Carmen nmerMle super destructione regni 
Hungarief bei Endlicher, Monn. Arpad. p. 255 — 296. Schwandtner, SS. Hung. 
I, 292. Er war ein geborener Italiener und wurde 1249 Erzb. v. Spalato, 
Tirab. IV, 437. Ein Fragment über die Mongolenzeit im Arch. d. W. Ak. 
XLII, 519. Vgl. die von Böhmer mitgetheilten Briefe, Thür. Ant. Mitth. 1839. 
IV, 2, 105. Palacky, Der Mongolen Einfall von 1241, Prag 1842, ans den 
Abhandlungen der K. Böhm. Ges. d. W. V, 2. Bruder Julians Bericht und 
der Brief von Bela IV wieder abgedruckt in Dudik's Iter Rom. I, 326. 335. 
Vgl. auch Schwaounel, Der Antheil Friedrichs des Streitbaren an der Abwehr 
der Mongolen, Wien 1875. Grünhagen, Regesten zur Schles. Geschichte 
S. 212 fr. Eine Nachricht von 1246 Zeitschr. f. D. Alt. XVIII, 224. 

') Vera loqui timeo, dedignor dioere falsa. 

Nee tamen esse canis sine latratu volo mutus. 
Th. G. V. Karajan, Zur Geschichte des Concils von Lyon, in den Denkschriften 
der Wiener Akademie 11. 



Boger Ton GroÜB-Wardein. Paro. Petrus de Vinea. 37 ^ 

dieses wichtige Concil so aofsei-ordentlich wenig Nachrichten vorhan- 
den sind. Alles was wir darüber wissen, hat v. Earajan gesammelt, 
nnd es stellt sich dabei recht anffäUig herans, wie dürftig die Chro- 
niken ans dieser Zeit sind. 

Bemerkenswerth ist aber, dalis gerade in solcher Weise die ver- 
schiedenen Ansichten über die Berechtigung der streitenden Parteien 
ihren Ausdruck fanden. Böhmer hat den Dialog eines Clerikers mit 
einem Laien über die Absetznng Adolfs von G6ln (1206) bekannt ge- 
macht, in welchem das Verfahren des Pabstes verteidigt wird'), wäh- 
rend in einem anderen metrischen Dialog zwischen Boma nnd Inno- 
cenz in, der aber nnr als ein scholastisches üebnngstück zn betrachten 
ist, Otto lY in Schutz genommen wird'). Anderes der Art mag noch 
ungedmckt sein. Der kaiserliche und der päbstliche Hof erfüllten die 
Welt mit ihren Manifesten; Petrus de Yinea und Thomas von 
Capua erwarben sich in diesem Kampfe den Buhm der vollendetsten 
Beredsamkeit'). Aber jene reiche Litteratur von nicht amtlichen Con- 
troversschriften, welche der erste Kampf zwischen Gregor und Hein- 
rich lY und später wieder die neuen Kämpfe des vierzehnten Jahr- 
hunderts hervorriefen, läfst sich jetzt vermissen. Man mochte fühlen, 
dafs mit Gründen nichts auszurichten war, dafs Waffen und Geld allein 
entschieden, und deshalb scheute sich jedermann vor der Gefahr, welche 
mit solcher Schriftstellerei verbunden war. Nur ein kühner Domini- 
caner Namens Arnold, der in Innocenz IV den Verderber der Kirche 
erkannte, und fest am Kaiser hielt, entwickelte diesem seine Ansicht, 
dafe durch die Predigermönche die Kirche reformiert werden müsse, 
und erliefe darüber (1248) ein confuses Sendschreiben, welches spurlos 
verhallte; vermuthlich derselbe wandte in einem zweiten Schreiben viel 



>) Fontes III, 400 bis 407. Vgl. Gardauns in den Stftdtechroniken XII 
S. LXXI. 

>) Dialogus inter Innocenüum III et Romann, Leibn. SS. IV, 525 — 632; 
daraas in den Stndj snl secolo XIII ron La Farina IV, 652. 

') Den Zeitgenossen und den folgenden Jahrhunderten dienten ihre ge- 
sammelten Briefe und Streitschriften als Muster, vgL. jetst auch das ausge- 
zeichnete V^'erk von Huillard - BröhoUes : Vie et Correspondance de Pierre de 
la Vigne, Ministre de l'empereur Fr^döric II, arec une ötude sur le monrement 
r^formiste au XIII* si^cle. Paris 1865. — Unter den früheren Professoren 
dieser Kunst ist rorsflglich der Florentiner Bonoompagnus hervorKuheben, 
der in Bologna um 1215 lehrte und auch eine Beschreibung der Belagerung 
von Ancona durch Christian von Mainz 1173 (Murat VI, 925) verfabt hat, 
TgL Tiraboachi IV, 449 — 456. Archiv X, 627. Bockinger, Briefsteller und 
Formelbücher S. 115 ff. Salimbene S. 88. Varrentrapp, Christian von Mainz 
S. 113 — 124. Ueber seine grammatischen Schriften Charles Thurot, Notices 
et Extraits XXII, 2, 36. 

24* 



372 ^* Stuifer. I 23. Dentsohe Diehtang. { 24. Die NoTelle. 

scholastische Gelehrsamkeit auf, um nachzuweisen, daÜB Innocenz lY 
der wahre Antichrist sei^). 



In das Zeitalter der beiden Friedriche fallt nun auch die Blüthe- 
zeit der deutschen Dichtung. Es versteht sich, dafs der Histo- 
riker diese Entwickelung nicht unbeachtet lassen darf; hier jedoch 
haben wir sie nur insoweit zu berühien, als geradezu geschichtliche 
Nachrichten daraus zu gewinnen sind. Im ganzen ist sie, besonders 
die höfische Dichtung, die Epen sowohl wie das Minnelied, dem wirk- 
lichen Leben, den groben Ereignissen der Zeit sehr fremd geblieben, 
wie auch von dem Bitterstand, dem diese Dichtung angehörte, keine 
einzige Chronik ausgegangen ist. Heinrich von Yeldeke gedenkt des 
herrlichen Pfingstfestes zu Mainz 1184, das er noch selbst erlebte; 
sonst aber finden sich nur bei Walther von der Yogelweide 
directe Beziehungen auf die Zeitereignisse; die Kampfe, welche Deutsch- 
land zerrissen, das schmähliche Spiel, welches Innocenz mit dem Reiche 
trieb, die untreue der Ffirsten erfüllen ihn mit Schmerz und Ingrimm; 
er schliefst sich seiner Gesinnung nach ganz dem Burchard von ürsperg 
und anderen staufisch gesinnten Chronisten an'). 

Aufserdem sind die Sittenschilderungen zu beachten, welche sich 
in den moralischen und didaktischen Gedichten finden. So schon im 
zwölften Jahrhundert in Hartmanns Gedicht vom Glauben, in Heinrichs 
Yon Melk Gedicht von des Todes Gehfigede, und im Pfaffenleben (oben 
S. 244), wo die Yerweltlichung des geistlichen Standes beklagt wird. 
Diesen österreichischen Geistlichen reiht sich Werner vom Niederrhein 
an mit dem Gedicht von der Girheide. Der Winsbeke stellt einen 
rechten Spiegel des wahren Bitterthums auf, und Thomasin von Zir- 
kläre im Welschen Gast zeichnet mit scharfen Zügen die arge Ent- 
artung desselben um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. Dieselbe 
Klage über die Yerwilderung und Yersunkenheit der beiden herrschen- 
den Stände erfüllt auch die Gedichte des Strickers und andere Werke 
dieser Zeit. 

Das Zerrbild des romanhaften Bitterthums tritt uns leibhaftig 
entgegen in Ulrich von Lichtensteins Frauendienst, während etwas 
früher, noch in der guten Zeit unter Leopold dem Glorreichen, Neid- 

') Fratris Amoldi Ord, Praed, de correctüme ecclesiae epigtola et Ano- 
nfmi de Irmoc. IV antichristo libellus^ ed. Ed. Winkelmann, Ber. 1865. 

*) Die Nachweise mögen hier den Werken über deutsche Ldtteratur- 
geschichte überlassen bleiben. 



Deotsehe Diehtnng. 373 

hart von Benenfhal in natnrwahren Bildern das derbe Banemleben in 
Baiem nnd Oesterreich schildert. 

Eine eigene Klasse bilden noch diejenigen Gedichte, welche schein-* 
bar oder wirklich historische Gegenstände mit jener schrankenlosen 
Willkür behandeln, die wir schon in der Kaiserchronik ihr bnntes 
Spiel treiben sahen, das Lied von Herzogen Ernst, Graf Bndolf ^), ans 
dem der Zustand des heiligen Landes nach derErobenmg sich erken- 
nen läfst, König Buother, erftllt von EriDnemngen an Konstantinopel 
nnd den dortigen Hof, die Meerfiahrt des Landgrafen von Thüringen, 
der Sängerkrieg anf der Wartburg. 

Dahin gehört anch die Chronik Enenkels, welche schon nach 
ganz kurzer Zeit den letzten Babenberger, Friedrich den Streitbaren, 
in sagenhafter Gestalt erscheinen läfst (S. 290). Aehnlichkeit damit 
hat eine lateinische Beimchronik*) aus Oesterreich bis 1268, welche 
zu verwirrt, zu wenig geschichtlich ist, um sie den eigentlichen Quellen 
beizuzählen, aber doch Beachtung verdient, z. B. in ihrer Darstellung 
der Wahl Friedrich Barbarossa's; sie giebt uns, wie einst Ademar, 
die Gestalt welche die Ereignisse im Munde des Volkes annahmen, 
üeber die Mongolenzeit und andere Vorgänge in Ungern, wie die Er- 
mordung der Königin Gertrud, die Mi&handlung der Steiermark durch 
die üngeni, ist allerlei darin zu finden. 



§ 24. Die Novelle. 

Wir haben schon in den früheren Perioden mehr als ein Werk 
zu erwähnen gehabt, welches seiner Form nach eigentlich nicht in 
den Bereich der Historiographie fiel, aber durch den mannigfach be- 
lehrenden Inhalt manche Chronik aufwiegt. Alpert, Arnold von St. 
Emmeram, Otloh, der Mönch von Herrieden, schrieben ohne feste Ord- 
nung, ohne die Absicht eine Darstellung der Geschichte zu geben, 
aber ihre Werke enthalten viel geschichtliches. Auch die Wunder- 
geschichten lassen sich damit vergleichen, wenn wie in den Wundem 
des h. Wiebert, die einzelnen Geschichten anmuthig ausgeführt, wenn 
nur diejenigen ausgesucht sind, welche etwas besonderes und eigen- 
thümliches darbieten. Li die Klosterchronik von St. Hubert ist eine 

^) Grave Badolf. Heraasgegeben Ton W. Grimm. 1828. 1844. Darin wird 
schon um 1170 der KOnig (von Böhmen) als Schenk des Reiches bezeichnet. 

*) Chnm, rkyikmicum 1162—1268 bei Rauch, SS. Remm Austr. I, 149. 
Sehr schlechter, aber anch in den Handschriften schon entstellter Text. Giesebr. 
IV, 499 bemerkt, dafs die unhistorische Nachricht ron Friedrichs Wahl hier- 
aus in das Auctarium Vindobonense SS. IX, 723 gekonmien ist. 



374 ^' Staufer. $ 24. Die NoreUe. 

ganze Beihe Yon Anekdoten aufgenommen, geschöpft ans den Schrift- 
stellern des Alterthnms, durch deren Erzählung ein Klosterbruder die 
Gunst des Abtes Wulfram von Prüm gewann^). Diese Schriftsteller 
wollten belehren, aber zugleich unterhalten, ein Zweck, der gewifs auch 
bei vielen Legenden vorauszusetzen ist, wie bei den völlig romanhaften 
vom h. Georg, vom h. Thomas. 

Belehrung ist auch der Zweck des Policraticus, welchen Johann 
von Salisbury 1159 dem Kanzler Thomas Bocket widmete. In 
Paris und Chartres gebildet, war Johann durch Bernhard von Glair- 
vaux dem Erzbischof Theobald von Ganterbury empfohlen und in 
dessen Diensten rastlos thätig. Jenes Werk soUte den Kanzler an 
seine Pflichten gegen die Kirche mahnen, es enthält ein System 
kirchlich-politischer Ethik, verbreitet sich über die Gebrechen der Zeit, 
der Menschen überhaupt, und entfaltet dabei eine so gründliche Geistes- 
bildung und umfassende Belesenheit, dafs ich ihn hier nicht übergehen 
wollte als das merkwürdigste Beispiel davon, bis zu welcher Höhe um 
die Mitte des zwölften Jahrhunderts die auf dem Studium des Altor- 
thums begründete neue (xeistesbildung gelangt war, als sie durch den 
neu entbrannten Kampf der Kirche gegen den Staat und bald auch 
gegen die weltliche Gelehrsamkeit um Jahrhunderte zurückgeworfen 
wurde'). Sehr viel tiefer steht schon das zum Theil jenem nach- 
geahmte und entgegengesetzte Werk des Walther Map De nugis 
Curialium^), welches in bunter Mischung Märchen und Geschichte, 
Sittenschildenmgen und moralische Betrachtungen enthält, voll bitteren 
Spottes über die Weltleute sowohl wie über fanatische und habsüchtige 
Cleriker und Mönche, aber gegen niemanden so unerschöpflich, wie 
gegen den neuen Orden der Cistercienser und Bernhard von Clairvaux, 
Johanns von Salisbury und seiner Partei besondere Freunde, des Kö- 
nigs Feinde. An schriftstellerischer Kunst ist Walther mit Johann 
von Salisbury nicht zu vergleichen, aber sein Werk ist eine unendlich 
reiche Fundgrube für die Kenntnits der Zeit, für Sagengeschichte, vor 

1) Dieser Wulfram liefs sich 1084 durch den Scolaris Arnold die Chronik 
des Regino mit dem Leben Karls und Ludwigs abschreiben, MG. I, 539. 

*) C. Schaarschmidt, Joh. Saresberiensis nach Leben und Studien, Schriften 
n. Philosophie, 1862; vgl. Hist. Zeitschr. XI, 229. Ueber die durch Adrians IV 
Pabstwahl rermittelte Berührung der englischen Gelehrsamkeit mit den grie- 
chischen Studien am Hofe König Wilhelms von Sicilien s. Val. Rose: Die 
Lficke im Diogenes Laertius und der alte Ueberseteer, im Hermes 1866 
S. 367-397. 

') QuaUerii Mapes de nugis curialium distinctiones quinque. Edited by 
Th. Wright (zum ersten Male). Printed for the Camden Society 1850. Vgl. 
Philipps, Walther Map, Wiener SB. X, 319—399, und Vermischte Schriften 
Bd. 3. 



Walther Map. Gerrasius Ton Tilbnry. 375 

allem fftr das Treiben am Hofe Heiiirichs II, dem wir leider nichts 
ähnliches aus den Kreisen der staufischen Hofhaltungen an die Seite 
zu setzen haben. 

An diesem englisch-französischen Hofe überrascht es nicht, wenn 
nach jenen Geistlichen, die halb wider Willen von seinem unruhigen 
Treiben fortgerissen werden, die fast Weltleute geworden sind, nun 
auch Laien die Feder zu ähnlichen Werken ergreifen. So schrieb 
Gervasius von Tilbury ein Anekdotenbuch fQr König Heinrich den 
Jüngeren^). Eine Zeit lang lebte dieser Gervasius auch am Hofe des 
halb englischen Kaisers Otto IV, wo er Kanzler und Marschall des 
Beiches von Arles wurde, und schrieb zur Unterhaltung seines Herrn 
in den Mubestunden im Jahre 1212 seine Otia Imperialia, in denen 
er zur Ergötzung und Belehrung die mannigfachsten und verschieden- 
artigsten Dinge zusammenstellte, wichtiges und unbedeutendes, ja ab- 
geschmacktes. Sage und Greschichte, L&nderbeschreibung, Naturge- 
schichte und was ihm noch sonst gerade in die Feder kam. In seiner 
Jugend war Gervasiufi Bechtslehrer in Bologna gewesen, und das zeigt 
sich deutlich in seinem Werke durch die besondere Aufmerksamkeit 
auf die Gesetzgebung. Im Jahre 1177 war er selbst bei dem Frieden 
von Venedig zugegen, und deshalb ist seine freilich sehr kurze und 
gedrängte üebersicht der Kaisergeschichte seit Karl dem Grofsen 
(II, 19) nicht unwichtig. Besonders aber ist es wichtig zu wissen, 
wie ein Mann von so bedeutender Stellung am Hofe und ein Laie die 
Verhältnisse aufifafste, wie er Aber die streitigen Ansprüche des päbst- 
lichen und des kaiserlichen Hofes dachte. Da finden wir nun, daüs 
Gervasius keinesweges die aus dem alten Kaiserrecht geschöpfte An- 
sicht anderer Bechtslehrer von Bologna über die unbeschränkte Macht- 
vollkommenheit des Kaiserthums theilt; er nimt vielmehr die Be- 
hauptungen und Ansprüche der Päbste unbedenklich als gültige und 
feststehende Wahrheit auf. Deshalb räth er auch dem Kaiser zur 
Versöhnung mit dem römischen Pabste, denn durch dessen Verleihung 
(ejus beneficio) sei Bom an das Frankenreich gekommen, habe der 
Kaiser die Krone. Nicht wer den Deutschen, sondern wer dem Pabste 
gefalle, sei Kaiser. Es sind dieselben Ansichten, welche einst den 
ganzen Hof Friedrichs I in den gröüsten Zorn versetzt, deren Aeufse- 

rung den Cardinälen fast das Leben gekostet hatte: jetzt ist es des 

# 
*) Liber facetiartim ad Heinricum regem jutmrem^ wohl noch ungedruckt. 
Seine Otia ImperiaUa bei Leibn. SS. Bruosvic. I, 881 — 1004 mit Nachträgen 
II, 751 — 784. In den von Liebrecht herausgegebenen Aussfigen (Hannover 
1856) ist das geschichtliche fortgelassen. Ueber die Schlacht von Bovines und 
Otto's IV beabsichtigte 8&cularisation bt besonders wichtig Chtilemti Britonis 
Pkilippis, 



376 ^- Staufer. { 24. Die Norelle. 

Kaisers Marschall, der sie selber ausspricht, so wie sie auch im 
Schwabenspiegel als anerkannte Thaisachen sich wiederfinden. 

Nicht vom Hofe, sondern ans dem Kloster stanunt ein anderes 
Werk, dessen Zweck Belehrung und Erbauung ist, das aber eben- 
falls dem Leser reiche Unterhaltung gewährt, die Wundergespr&che 
des Caesarius von Heisterbach, eine geistliche Novellensammlnng, 
wie Böhmer sich ausdrückt, voll Anmuth in der Darstellung und reich 
belehrend für Gultur und Sittengeschichte^). 

Wir haben diesen Caesarius schon oben erwähnt wegen seiner 
Lebensbeschreibung des Erzbischofe Engelbert von Cöln; er war ein 
geborener Cölner und lebte von 1199 bis c. 1240 in dem Cistercienser 
Kloster Heisterbach, das sich damals durch strenge Zucht und Sitten« 
reinheit auszeichnete'), hat sich aber auch auTserhalb des Klosters 
umgesehen, wie er denn dem Erzbischof Engelbert nahe stand, und 
C5ln war damals einer der hauptsächlichsten Brennpunkte der Politik 
sowohl wie des Handelsverkehrs. In der auüserordentlichen Fülle von 
Geschichten aller Art, die Caesarius in dem Buche, welches er 1221 
und 1222 schrieb, gesammelt hat, tritt uns das Leben jener Zeit in 
den mannichfaltigsten Formen und Gestaltungen entgegen. Das geist- 
liche Element herrscht natürlich vor, so wie an Wundem und Visionen, 
dem Titel entsprechend, üeberflurs ist; man erstaunt immer von neuem 
über die Leichtgläubigkeit des Mannes, welche er freilich, wie Wybrands 
(S. 21) bemerkt, mit der grofsen Mehrzahl seiner Zeitgenossen theilte, 
und manches bedenkliche Element in seinen Geschichten berührt un- 
heimlich. Aber zürnen kann man ihm doch nicht; geföhrlichen Fol- 
gerungen aus einzelnen Visionen geht er mit Geschick und Sorg^falt 
aus dem Wege, und kommt immer wieder auf die strengen Forderungen 
einer sehr innigen Frömmigkeit und ernster Moral zurück. Bei ihm 
hat der wuchernde Aberglaube das tiefe und ernstliche sittliche Gefühl 
durchaus nicht erstickt, und schonungslos straft er die Sündhaftigkeit 
geistlicher und weltlicher Würdenti'äger. 

*) Caesarii Heüterbacenm monachi Ord, Ost. Dialogus Miraculorum ed. 
Strange 1851. 2 Voll. 8. Index dazu Confluentiae 1857. Darin ist auch auf 
die Vita b. Davidis als seine Quelle hingewiesen, vgl. oben S. 320. Heisterbach 
war ein Tochterkloster von Himmerode. Auch OÜTer hat er benutzt, Wybrands 
S. 45 — 47. — AI. Kaufmann, C&Barius von H. Coln 1850, 8. Zweite Ausg. 
1862 mit einem Bruchstück aus seinen verlorenen VIII UM MiractUorvm. 
Böhmer, Begg. Imp. ^XX. Aem. W. Wybrands, Predikant te Hoom, De DiaL 
beschouwd als bijdrage tot de kennis van het godsdienstig leven in Neder- 
land, in: Studien en Bydragen von Prof. Moll en Prof. J. G. de Hoop Scheffer, 
Ily Amst. 1872. — Hs. in Voran, NA. II, 410. — Caesarius schrieb auch ein 
Leben der Landgr&fin Elisabeth, in welchem aber nur die bekannten Aussagen 
der vier Dienerinnen mit einigen frommen Betrachtungen verbr&mt sind. 

>) S. den Brief bei Sudendorf, Reg. II, 172. 



CAeurius Ton Heisterbiuih. Cbantunpr^. 377. 

« 

In den Niederlanden wurde sein Buch besonders viel gelesen 
nnd anch früh übersetzt. In Gistercienser Klöstern las man darans 
bei der Mahlzeit vor, bis Wessel Oansfort im 15. Jahrh. sich wider- 
setzte: »nam haec praeter ineptiam etiam mnlta pericnlosa continent** 
Da wnrde es unterlassen ^). 

Ein weit finstrerer Oeist nnd mehr unheimlicher Fanatismus 
herrscht in dem ähnlichen, wenig späteren Werke des Dominicaners 
Thomas von Chantimpr^. Dieser war ein geborener Brabanter 
nnd Mitglied des 1180 gestifteten Chorhermstiftes Ghantimpr^ bei 
Cambrai. Lange Zeit hörte er im Auftrage des Bischofs Beichte, und 
dadurch erwarb er sich eine grofse Menschenkenntnifs und einen reichen 
Schatz von Geschichten. Um das Jahr 1230 trat er in den Domini- 
caner-Orden ein ; er ist ein Schüler des Albertus Magnus gewesen und 
war dem neuen Orden mit der gröfsten Verehrung zugethan. In den 
Angelegenheiten desselben bereiste er Lothringen und kam in Be- 
rührung mit vielen Männern aus allen Weltgegenden. Er schrieb 
Biographieen mehrerer belgischer Nonnen, die aber hier nicht einmal 
genannt zu werden verdienen, da blofse sinnlose Easteiungen kein An- 
recht auf geschichtliche Beachtung geben, femer ein Werk über die 
Natur der Dinge und endlich 1263 sein Buch vom Bienenstaat'). 
Hierin legt er als Text eine fabelhafte Beschreibung des Bienenstaates 
zu Gmnde, und knüpft daran moralisierende Betrachtungen für den 
Mönchstaat, welchen er mit jenem vergleicht; diese erläutert er dann 
durch zahlreiche Geschichten, die manchen Blick in die Zustände jener 
Zeiten gestatten. Besonders erkennen wir darin die gewaltige Be- 
geisterung, welche damals in der Zeit der ersten Ausbreitung den 
Orden der Predigermönche erfüllte, und die Yerehmng des Volkes, 
welche ihm entgegenkam. Neben einer begeisterten Hingabe und der 
Verachtung aller irdischen Güter, welche unsere Achtung erzwingt, 
zeigt sich darin in unheimlicher Weise der fanatische Eifer gegen 
Ketzer und Juden, die unbeschränkte Leichtgläubigkeit und die grofse 
Neigung zu Träumen, Visionen und Teufelspuk aller Art. 

Es ist hier ein ganz anderer Geist als in den alten Mönchsorden ; 
die früher so eifäg betriebenen Studien der alten Classiker und der 
Geschichte treten immer mehr zurück und werden von Scholastik und 
Legendenkram überwuchert. Von geschichtlicher Kritik findet sich 
kaum noch eine Spur; wie durch geöffnete Schleusen dringen jetzt 
die albemsten Fabeln, welche Männer wie Ekkehard und Otto von 

1) Wjbrands 8. 102. 

*) Thomas CantiprcUam Bonum universale de apilms, ed. Colrenerias 
Duaci 1627. 



i 



378 y. Stanfer. § 24. Die NoTelle. 

Freising nicht einmal der Erw&hnnng werih achteten, in die Greschichts- 
hflcher ein. 

Wir können hiermit die Entwickelong der Historiographie Deutsch- 
lands im froheren Mittelalter als abgeschlossen betrachten; mit Bndolf 
von Habsbnrg kommt ein neuer Aufschwung und es entstehen wieder 
achtungswerthe Werke über die Geschichte der Gegenwart; es be- 
ginnen dann die Chroniken der Stftdte und die Landesgeschichten, mit 
dem Reiche selbst nimt auch die Geschichtschreibung eine andere Ge- 
stalt an und verlangt eine abgesonderte Behandlung, welche ihr jetzt 
durch 0. Lorenz bereits zu Theil geworden, und in der zweiten Aus- 
gabe auch bis an das Ende des Mittelalters fortgeführt ist. 



BEILAGE I. 

YerzeichnilB Yollstandig oder im Auszug gedruckter 

Necrologien. 



I. Deutsches Reich. 

EEZBISTHUM MAINZ. 

Sprengel von Mainz. 

Mains, Dom: Fontt. ni, 141 aus Sohannat, Yindd. I, 1^4. Jaffö^ Bibl. 
m^ 721. Fragmente eines jttngeren s. XII. ed. Schenk von Schweins- 
berg im Gorrespondenzblatt d. Gesammtyereins 1876 N. 4. 

Amelnngsbom : ed. Schmidt in Lisch* JahrbQchem f. meckl. Gesch. n, 34. 

Bleidenstadt: Fontt. m, 152. C. Will: Monnmenta Blidenstat. (1874) 
S. 35—37 Liber confratemitatis. 88 — 42 Necrologinm. 

Glarenthal bei Wiesbaden: Eremer, Origines Nass. II, 412 — 422. 

Dietkirchen: E. Joachim in d. Annalen d. Vereins f. Nassaoische Alter- 
thnmskonde Bd. XIV, Heft 2. 

Engelport auf dem Hnnsrück: Reisach n. Linde, Archiv f. rhein. Gesch. 
(1835) n, 3—94 von Stramberg. 

Erfurt, St. Marien: Mone, Anz. 1835 S. 141—146; vgl. Mone*8 Zeitschr. 
f Gesch. des Oberrheins IV, 253; St. Peter: Schannat, Vindd. 11, 
17; Dominicaner: A. Zacke über das Todtenbnch des Dominicaner- 
klosters und die Predigerkirche zn Erfurt, 1861. Ein thüringisches 
unbekannter Herkunft ed. Wegele, Zeitschr. f. thür. Gesch. II, 118. 
Fontt. IV, 457. 

Fulda: Diptychon Fontt. HE p. X aus Schannat, Vindd. I, 16. Leibn. 
SS. m, 761; Annales necrologici minores: Dronke, Traditt. et Antt. 
Fuld. p. 165, Auszug Fontt. in, 153; majores: Leibn. SS. HI, 762 
cf. p. 31. 32; Schannat, Hist. Fuld. 464; Auszug Fontt. HI, 155. 
Ein anderes s. XI: Dümmler, Forsch. XVI, 171—177. Liebfrauen- 
kloster: Fontt. IV, 451—455. 

Kaufüngen: MG. SS. IV, 791. Fontt. IV, 457. 



380 B«üage I. 

Lorsch: Adonis Martyrol. ed. Rom. 1745 p. 689 e cod. Vat. PaL 485, 

vgl. Dümmler in d. Zeitsch. f. D. Alt. XVIII, 308; p. 704 e cod. 

Pal. 499. Schannat, Vindd. I, 23 e cod. Wircebnrgensi. Fontt. KL, 

144 nach Schannat und Pal. 499. 
Nordhansen, Stift znm h. Erenz: G. Schmidt in d. Festschrift d. Han- 

yereins 1870. 

Bisthnm Worms. 

Worms: Notizen ans Nonnenmünster bei dem Mon. Eirsgart. ed. Lade> 
wig Bell, n, 29. 

Rosenthal: Eremer, Origines Nass. II, 422—426. In diese Gegend ge- 
hören anch die Notizen ans einem Nonnenkloster über Wildgrafen 
nnd die yon Randeck, Rolanden n. Stein, bei G. Greith, Spicil. Vat. 
p. 96 e cod. Vat. 4763. 

Wimpfen: Schannat, Vindd. II, 64. 

Bisthnm Speier. 

Speier, Dom: Fragment eines älteren, Fontt. IV, 315. Jüngeres ib. 317. 

Stücke daraus gaben Mone, Anz. 1836 S. 98, Remling, Gesch. d. 

Bischöfe von Speier I, 413; yollständig y. Reimer, Zeitschr. f. Gesch. 

d. Oberrh. XXVI, 414-444. 
Lichtenthai: Schannat, Vindd. litt. I, 164-172. 
Weifsenbnrg: Mone, Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. Xm, 492 e cod. 

Weiss. 81. Zwei andere ed. Mooyer im Archiy f. ünterfiranken Xm, 

3, 3—43. 50—67. Auszüge ans letzteren Fontt. IV, 310—314. 

Bisthnm Strafsbnrg. 

Strafsbnrg: Mone's Anz. 1838 S. 9—21. Fontt. HI p. XV. Die Hand- 
schrift jetzt in Donaneschiugen n. 512. Ein anderes ed. Mooyer 
im Archiy f. Unterfranken Xni, 3, 69—91. Exe. Fontt. IV, 309. 
Memorienbnch des Franenhanses y. A. Weltmann, im Reporter, f. 
Ennstwissenschaft I, Heft 3 n. 4. 

Honan: Mone, Zeitschr. f. Geschichte des Oberrheins IV, 251. 

Bisthnm Constanz. 

Constanz : Anszng yon J. F. Böhmer im Geschichtsfrennd XIII, 231 bis 

233; wiederholt Fontt. IV, 138. 
Aaran: Hnnziker, Das Jahrzeitenbnch der Lentkirche y. Aaran, Aaran 

1872. 
Beromünster: Herrgott, Geneal. Habsb. III, 850. Geschichtsfrennd V, 

83-157. 
Einsiedeln: Grandidier, Hist. d'Alsace, Pikees jnstif. p. 268. Fontt. IV, 

144. Ein jüngeres bei Herrgott, Geneal. Habsb. III, 833. Andere 

nach Tschndi^schen Abschriften, ohne Tage, Geschichtsfrennd I, 

417—419. 420—424. 



Neorologien. 331 

Sngelberg: Geschichtsfreund XXYI, 245—284 yon Schneller. 

Franenbrunnen: Schweiserischer Geschichtsforscher XI, 313 — 319. 

Geirs, Pfarrkirche, Ganton Liuem: Geschichtsfreund XXn, 209—220. 

Hermanschwyl: Fragment Arch. lY, 318. 

Hitzkirch: Geschichtsfrennd XI, 92—104. 

Hefen: Hefs, Monumenta Gnelf. p. 159—164. 

Lncem, Benedictiner: Geschichtsfrennd IV, 219—245; Chorherren: ib. 
245-258. 

Maria -Hof: Anniversarienbuch des Klosters Maria - Hof bei Neidingen, 
ed. Hckler, Schnlprogr. von Donaneschingen 1845. 1846. 

Mehreran bei Bregenz: von Jos. Bergmann in den Denkschriften der 
Wiener Akademie Y, 1—72. 

Mnri: Herrgott, Geneal. Habsb. HI, 839. 

Beichenan: Aeltestes (von Keller übersehen) ex cod. Yindob. Gerbert, 
Monn. vet. Litnrgiae I, 482—492; Bxc. Pontt. lY, 140; Saec. IX. 
facsim. ▼. F. Keller, Mittheilnngen der Antiqnar. Ges. in Zürich 
(1848) YI, 2. Exe. Fontt. lY, 141—144. Anszng eines nnter Erle- 
bald angefangenen Todtenbnches ohne Tage bei Herrgott, Geneal. 
Habsb. m, 831. 

Sanct Blasien: Fragment in Endlichers Codd.philol. p. 134, ygLBüdinger 
in den Wiener Sylvesterspenden 1858, und dazn Mooyer im Anz. 
d. Germ. Mns. 1860 Sp. 353, 1861 Sp. 113. Dasselbe Fontt. lY, 148. 
Mone, Quellens. III, 609-619 mit den Yerbrfldemngen , nnd einem 
Fragment aus dem Gonstanzer Sprengel S. 619 — 621 e cod. Mane- 
goldi. — Bemolds von St. Blasien Necrolog MG. SS. Y, 391. 

Sanct Gallen: Sanctgaller Todtenbnch nnd Yerbrüdemngen, herausgegeben 
yon E. Dümmler u. H. Wartmann (Mittheilungen zur yaterl. Gesch. XI. 
St. Gallen 1869). Die St. Galler Handschriften 339 u. 342 saec. X. u. 
380 s. XI, enthalten Maityrologien, aus welchen necrologische No- 
tizen abgedruckt sind in den Kathol. Schweiz. Blättern, August 
1869 S. 374. 375; andere in 361 (S. 125) u. 1399 (S. 471 des Yerz.). 
Necrol. yon 1543 in n. 452, S. 147 des Yerz. yon Scherrer. 

Sanct ürban: GescMchtsAreund XYI, 1. 

Schachdorf, Canton üri: Geschichtsfreund m, 160-169. 

Schwarzenbach, Canton Luzern: Geschichtsfreund III, 195—209. 

Sindelfingen: Hang, Chron. Sindelfing. p. 6—11. 

Steinen, Canton Schwyz: Geschichtsfr. XXIX, 361—364. 

Thännikon: GescMchtsfireund m, 116—128. 

Tobel: Pupikofer, Geschichte des Thurgaues I Beil. S. 36—40. 

Tuggen, Dorf: Geschichtsfreund XXY. 

Weingarten: Hefe, Monumenta Guelfica p. 133. 

Weifsenau: Mone's Zeitschr. Yd, 317—326; ygl. Mooyer ib. IX, 65—76. 

Wettingen: Herrgott, Geneal. Habsb. lU, 839. 

Willisau, Pfarrkirche: Geschichtsfr. XXIX, 166—253. 

Wurmsbach: Herrgott, Geneal. Habsb. HI, 848. 



382 Beilage I. 

Ztlrich, Chorherren: Gmnauer in: Aelteste Denkmale der Zfbricher 
Litteratnr, yon M. Büdinger n. E. Grünauer, Zürich 1866. Franen- 
mflnster, Fragmente: Mittheilnngen der Antiquar. GteBellschaft ym 
Anm. S. 12. 13. 

Zwif alten: Hefs, Monumenta Guelf. p. 234; ygl. Stalin ü, 22. 

Bisthum Cur. 

Cur: Denkschriften der Wiener Akademie IV, 193—216 yon Jos. Berg- 
mann. Necrologium Cnriense d. i. die Jahrzeitbttcher der Kirche zu 
Cur. Bearbeitet und herausgegeben von W. v. Juvalt. Mit 11 Ta- 
feln Facsimile. Cur 1867. 

Bisthum Augsburg. 

Augsburg, Dom: MB. XXXV, 1, 3—119; von St. Ulrich u. Afra: Braun, 

Notitia Ht. VI, 48—55. 
DieOsen: Oefele 11, 654. MB. Vm, 300. Notae Diessenses ed. Jaffa MG. 

SS. XVn, 325. 
Niederschönefeld: Oberbayerisches Archiv XXI Heft 3. 
Ottobeuem: Hefs, Monumenta Guelfica p. 289. 
Fölling: benutzt in der Succincta Informatio de Mon. Pollingano, Ginzb. 

1760. 
Thierhaupten : MB. XV, 140—144. Fragment im Anz. d. Germ. Mub. 

XXII, 8. 
Wessobrunn: Leutner, Historia Wessofontana n, 1 — 14. 

Bisthum Eichstedt. 

Eichstedt: MG. SS. VII, 248. 

Bergen bei Neuburg (?): Archiv f. ünterfranken XTV, 1, 154- 158> 

Fragment. 
Nürnberg, St. Aegidien: Würfel, Diptycha eccL Egyd. Nur. 1757; St. 
' Catherinen, herausgegeben von Würfel, Altorf 1769; Franciscaner : 
Oetter, Hist. Bibliothek II, 35—62. 

Bisthum Würzburg. 

Würzburg, Dom: saec. IX. Eckhart, Comm. de Orient. Francia I, 830. 
Dümmler, Forsch. VI, 115—119; Fragment im Archiv f. ünterfranken 
XIV, 1, 131 — 154, vgl. XV, 2, 371. Corpus Eegulae seu Ealen- 
darium Domus S. Elliani Wirceburgensis saecula IX — XTV am- 
plectens. Herausgeg. u. erläutert von F. X. Wegele. Abh. d. Münch. 
Akad. m. Cl. Xm. Bd. 3. Abth. 1877. St. Stephan: Wegele, Zur 
Litteratur der Fränkischen Necrologien (1864) S. 45 — 69. 

Ansbach: Jung, Miscellanea 11, 63. 

Brunnbach: J. Kühles, Liber mortuorum monasterii Brunnbacensis, im 
Archiv f. ünterfiranken u. Aschaffenburg XXI, 1. 2. 1871. 



Neorologien. 333 

Ebrach: Gropp, Honnmenta sepnloralia Ebracensia, 1790, 4. 

Hailsbroim: Jung, Hiscell. 11, 32—46. Ansgabe von Kerler im S8. Jah- 
resbericht des bist. Vereins fOr Mittelfranken (1865) S. 124—129. 

Heidenfeld: Wegele, Zur Litterator etc. S. 1—39. 

Mergentheim, Dominicaner: Zeitschrift fCLr das Wirtemb. Franken, 
Band 5 (1861) von H. Bauer. 

Oehringen: Wibel, Hohenlohische Kirchen und Beform. Historie II (1753) 
134—162. 

Schwarzach: Wegele, Zur Litteratnr etc. S. 1—39. 

Bisthnm Bamberg. 

Bamberg, Dom: Aeltestes bei Ja£f4, Bibl. Y, 555; anderes e cod. Vindob. 
1845 Fontt. IV, 507, vgl. Hist. Zeitschr. XX, 428. Domcapitel, bei 
Schweitzer: Vollständiger Auszug aus den vorzüglichsten Calendarien 
des ehemaligen Fürstenthums Bamberg, im 7. Bericht des hist. Ver- 
eins zu Bamberg, 1844. Exe. Fontt IV, 505. Jaff6, Bibl. V, 555 
bis 560. — Michelsberg, ältestes: Hirsch, Heinr. II. I, 556. Bibl. V, 
560 — 563; jüngeres: Schannat Vindd. 11, 47 u. bei Schweitzer. Fontt. 
IV, 500—504. Bibl. V, 563—579. — Franziskaner: 36. Bericht d. 
hist. V. f. 1873 S. 1—83. 

Banz: Siebenter Bericht des historischen Vereins zu Bamberg, 1844. 

St. Martin in Forchheim und Neunkirchen im Brand, s. den Auszug von 
Schweitzer. 

Bisthum Prag. 

Prag, Mansionarien: Do})ner, Monn. III, 299 — 316; Strahof: Dlabacz, 

Chronologicum Necrologicum abbatum et canonicorum Sioneorum, 

Prag 1817. 
Hohenfurt: Millauer, Fragmente aus dem Necrologe des Zist. Stifts Hohen 

fürt, Prag 1819. 
Krumau, Ciarissen: Höfler SS. Hussitici n, 78—85 (Fontes Rer. Austr. 

SS. VI). 
Opatowitz: Dobner, Monn. Hist. Bob. III, 9. 
Podlasitsch: Dudik, Forschungen in Schweden S. 404, vgl. S. 228. 

Bisthum Olmüz. 

OlmOz, Domcapitel, 1263 angelegt, benutzt von Dudik, s. dessen Ge- 
schichte Mährens IV, 163. 

Bisthum Halberstadt. 

Halberstadt, Dom: Mooyer in d. N. Mitth. d. thür. sächs. Vereins VIII, 
3, 58; St. Bonifaz: G. Schmidt in d. Zeitschr. d. Harz Vereins, VI. 
(1873) 3. u. 4. Heft, aus d. 13. u. 14. Jahrhundert. St. Johannis 
Kloster, Fragment ed. 0. v. Heinemann in d. Zeitschr. d. Harz- 
vereins n, 2, 1—14. 



384 ^^^ I- 

Brübeck: Zeitschrift des Harzyereins m (1870) S. 881—392. 45a--487. 

Huisbnrg: Bd. Jacobs, Das Todtenbach des Kloster Hmsbnrg, in der 
Zeitschrift des Harsrereins V, 1872. 

Ilseiibnrg: Leibn. SS. III, 684. 

Quedlinburg: Mooyer in d. N. Mittheilungen YIIL 3, 46. 70. Dahin ge- 
hört vielleicht auch das Fragment S. 83—87. 

Wienhusen: Zeitschrift des bist. Vereins f. Niedersachsen 1856 8. 183» 
Tgl. 371, von H. Boettger. 

Bisthum Verden. 

Verden: Pratje, Altes und neues aus Bremen u. Verden IX, 263. 
Lüneburg, St. Michaelis: Wedekind, Noten III; S. Maria fratnim Mi- 
norum: Gebhardi, Eist, geneal. Abhandlungen IV, 215. 

Bisthum Hildesheim. 

Hildesheim, Dom: Leibn. SS. I, 763; St. Michaelis: Leibn. SS. II, 103; 
vgl, Mooyer, N. Mitth. Vm, 3, 68. Archiv des bist. Vereins f. 
Niedersachsen 1842. 1843. Ein Fragment Arch. VII, 416. 

Amelungsborn: benutzt bei Dürre, Beiträge zur Gesch. d. Oist. Abtei 
Amelungsborn, im Programm d. Gymn. in Holzminden, 1876. Ge- 
schrieben um 1290. 

Braunschweig, St. Blasien: Fragment bei Wedekind, Noten I, 423, vgl. 
L. Weiland, Deutsche Chroniken 11, 437 über Benutzung in der 
Braunschweiger Reimchronik. 

Dorstadt : Mooyer im Archiv des histor. Vereins f. Niedersachsen 1849, 
vgl. 1850 S. 368, 1851 S. 68. Zeitschrift des Harzvereins III (1870) 
S. 381—392. Nach Dürre ib. VII (1874) S. 178—188 gehört es viel- 
mehr nach Derneburg. 

Woeltingerode : Mooyer in d. Zeitschr. d. bist. Vereins f. Niedersachsen 
1851 S. 48. 

Bisthum Paderborn. 

Paderborn, Dom: Zeitschr. f. Gesch. Westfalens X, 115 — 167; vgl. 

Scheffer-Boichorst, Annales Patherbrunnenses S. 73 Anm. 1. 
Abdinghof: erwähnt von Scheffer-Boichorst 1. c. S. 32. 
Geseke: Seibertz, Quellen d. Westfäl. Gesch. III, 298—318. 
Nenenheerse (Herisi): Wilmans, Kaiserurkunden der Provinz Westfalen 

I, 504, Auszug. 

BRZBISTHUM COELN. 

Sprengel von Göln. 

C5ln, Dom: Lacomblet, Archiv f. Gesch. des Niederrheins 11, 10 — 22. 
Ein anderes von Mooyer ib. in, 374 ff. Fontt. HI, 342. Nachträge 
aus einem dritten bei Ennen u. Eckertz U, 604—621. Einige alte 



Necrologien. 335 

Notizen Forsch. VI, 128, Tgl. auch Ecclesiae Colon, codd. (1874) 
cod. 46 p. 106, cod. 88 p. 125. -— St. Gereon: Lacomblet, Arch. HI, 
112—117; Grofs Sanct-Martin: Fontt. III, 347; vollständig bei Jo. 
Hnb. Kessel, Monnmenta bist eccl. Col. (1862) 1—108 ohne Tages- 
eahlen; Mariengreden: Lacomblet, Axchiv 11, 49—65; Pantaleon: 
nngedmckt, im Berliner Cod. Boruss. qn. 234; Memorienbach des 
Stifts St. Ursula ed. Dornbusch in d. Annalen d. bist. V. f. d. Nie- 
derrhein 28. 29. (1876) S. 49—85. 

Dentz: Lacomblet, Archiv Y, 265. 

Düsseldorf: Lacomblet, Archiv m, 126—129. 

Essen: Archiv f. Geschichte des Niederrheins N. F. I, 68—84. 

Gerresheim: Archiv f. Geschichte des Niederrheins N. F. I, 90—102. 

Gladbach: Fontt. ni, 857. Anszag bei Eckertz nnd NOver, Gladbach 
S. 809. 

Grafschaft: Seibertz, Quellen d. Westf. Gesch. III, 422—460. 

Eaiserswerth: Lacomblet, Archiv III, 117-126. 

Kentrop bei Hamm an der Lippe: Archiv f. Geschichte d. Niederrheins 
N. F. I, 102—110. 

Bolandswerth: Auszug bei Flofs, Das Kloster Rolands werth, 1868. 

Siegbnrg : Annalen des bist. Vereins f. d. Niederrhein 1860 S. 221—225, 
von Eckertz. 

Werden: Leibn. SS. m, 747. Daraus Fontt. HI, 889, vgl. Martene, ColL 
VI, 679. Notizen aus einer Berliner Handschrift Arch. Vin, 842. 

Xanten: Binterim und Mooren, Die alte und neue ErzdiOcese Köln 1, 875. 

Bisthum Lüttich. 

Lüttich : Diptychon Leodiense (Verbrüderungsbuch) ed. Wilthemius, 1659 

foUo. 
Aachen: Necrologium b. Mariae V. Aquensis ed. Quix, 1880, 4. 
Heinsberg: Meyer u. Erhard's Zeitschr. V (1842) 184—200, von Quix. 
Münsterbilsen: Bulletin de Tlnstitut archöologique Li^geois XII, 1 S. 27. 

Bisthum Utrecht. 

Utrecht, Dom : Einige sehr alte Notizen : NA. II, 291—298. Matthaeus, 

Fundationes et fata ecclesiarum ültraj. S. 84 (Fragmente, spät). 

Todestage einzelner Bischöfe aus einem Liber memor. eccl. maj. 

bei Matthaeus de rebus ültrajectinis. — St. Peter: Matth., Fundatt. 

p. 116; Salvator: ib. 75-108. Heufsen, Historia episcopatuum foederati 

Belgii I. Vgl. auch Moll, KerkgescMedenis van Nederland I, und 

Bisschop Adelheids Commentar S. 17. 
Egmond: Van den Bergh, Oorkondenbok van Holland I, 882. 
Elton: Het necrologium en het tynsboek van het adelyk Jufferenstift te 

Hoog-Elten, ed. Kist, Leyden 1858. 

Wattenbachy OeichtehtMiiieUeii ü. 4. Aofi. 25 



386 B«l»«« I. 

Bisthum Münster. 

Münster, s. Ficker, Die Mttnsterischen Chroniken S. XLV. LII. 
Marienfeld: v. Ledebnr in Dorow*s Denkmälern alter Sprache nnd Kunst 

II, 123-232. 
No tteln : R. Wilmans in d. Zeitschr. f. vaterl. Gesch. (Münster 1 857) VTII, 158. 

Bisthum Osnabrück. 
Osnabrück: Mittheilungen d. bist. Vereins f. Osnabrück IV, 1—231. 

Bisthum Minden. 

MöUenbeck: Schannat, Vindd. I, 138 — 142. Schrader in Wigands ArchiT 
f. d. Gesch. Westfalens V, 432. Mooyer in Meyer und Erhard's 
Zeitschrift II, 1—105. m, 89. 

Visbeck: Fontt. IV, 495—500, vgl. Scheffer -Boichorst, Ann. Patherb. 
8. 193. Hs. in Hannover n. 190 bei Bodemann S. 30. 

ERZBISTHÜM HAMBURG -BREMEN. 

Sprengel von Bremen. 

Bremen: Mooyer im Vaterl. Archiv f. Niedersachsen 1835 S. 282—909. 
Hamburg: Langebek SS. Dan. V, 387. Neue Ausgabe von Eoppmann, 
Zeitschr. f. Hamb. Gesch. N. F. III, 21—183. 

Bisthum Lübeck. 

Cismar: Quellensammlung d. Ges. f. Schi. Holst. Lauenb. Gesch. IV (1874) 
S. 272-395 von K. Kohlmann. 

Bisthum Schwerin. 

Neuenkamp: Ledebur's Archiv XVI, 33. Fragment. Ponun. ÜB. I (1877) 

S. 504—516. 
Rostock, Dominicaner: Fragment ed. Krause, Rostocker Progr. 1875. 

Bisthum Kammin. 

Kammin: Ledebur's Archiv XVm, 97-117. 

Colbatz: Pomm. Urkundenbuch I (1877) S. 493-496. 

Marienkron, Kartäuser Kl. b. Rügenwalde: Balt. Stud.XXVI (1876) Heft 1. 

ERZBISTHÜM MAGDEBURG. 
Sprengel von Magdeburg. 

Magdeburg; aus einer Handschrift von Stavelot (Mart. Coli. VI, 668) 
N. Mitth. X, 2, 259 — 265 von Dttmmler; Anniversarien der Erz- 
bischOfe ib. 265—267 von Winter. — St. Sebastian: Magdeb. Ge- 
schichtsbl. 1874, 2. Heft, von Holstein. 

Halle, St. Moritz: Würdtwein, Subsidia dipl. X, 407—412. 

Neuwerk bei Halle: Geschichtsbl. f. Magd. v. K. Janicke n, 2 (1867) 
S. 154—178; von Ed. Bodemann. 



Neorologien. 337 



Bisthnm Hersebnrg. 

Merseburg:: Hesse in Hoefer's Zeitschr. f. Archivktinde I, 101; nene Aus- 
gabe yon Dümmler, N. Mitth. XI, 223—264. Ein jüngeres N. Hitth. 
n, 229 von Förstemann, vgl. Mooyer ib. V, 1, 49 — 81. 160. V, 3, 
89—99. VI, 2, 83—106. Wilmans im Arch. XI, 144. 

Pegau: Mencken, SS. n, 118 — 156. Fragmente bei Endlicher, Codd. 
philol. p. 148. 

Bisthnm Naumburg. 

Naumburg: SchOttgen et Ereifsig II, 160. Lepsius, El. Schriften 1, 31—33. 
Zeitz: Schöttgen et Ereifsig II, 152. 

Bisthum Meifsen. 

Meifsen : Schöttgen et Ereifsig 11, 97. 

Altenzeile: Bericht der deutschen Gesellschaft zu Leipzig 1841 S. Iff., 
vgl. 1844 S. 27. Archiv f. Sachs. Geschichte 1843 S. 24. 

Chemnitz: Mencken, SS. n, 118. 

Görlitz, Minoriten: SS. Rerum Lusat. (1839) I, 265 von Eöhler. Ver- 
besserungen von E. Wemicke im N. Laus. Mag. L. (1873) 121—128. 

Pirna, Dominicaner: Berichte der deutschen Gesellschaft zu Leipzig 1843 
S. 19 von Leyser. 

ERZBISTHUM GNESEN. 

Bisthum Breslau. 

Breslau, St. Vincenz : Zeitschr. d. Vereins f. Gesch. u. Alterthum Schle- 
siens X, 411—480 von Paul Hein aus d. Berl. HS. theol. lat. f. 378 
(Arch. Vm, 843 irrig auf Posen bezogen); Ereuzstift: Zeitschr. 
Vn, 303—343 von Arthur Eönig. 

Böhmisch-Schlesisches unbekannter Herkunft, Zeitschr. V, 107—115. 

Schlesisches, aus verschiedenen Quellen gesammelt von C. Grünhagen, 
Zeitschrift IX, 182—190. 

Czarnowanz: Zeitschrift I, 226. 

Heinrichau: Zeitschrift IV, 278—310. 

Eamenz: Zeitschrift IV, 311—337. 

Leubus: Wattenbach, Monumenta Lubensia (Bresl. 1861) S. 35—59. 

Bisthum Erakau. 
Erakau: L§towski, Eatalog biskupöw Erakowskich Tom. IV Era' .g^^, 
neue Ausgabe in Bielowski's Monumenta Poloniae 11, 905 ^ Domi^ 
nicaner: Chronographia von 1615, ungedruckt, s. Zeifsbe ^ ^ 

Bisthum Posen. 

Lubin: VerbrüderuBgsbuch bei Zeifsberg: Eleinere f 4^ v* ijt uellen 
Polens, 1877. 

# 

26* 






388 BeÜBgB L 

Bisthum Leslan. 
Leslau: Ephemerides Wladislayienses MG. SS. XIX, 687—689. 

EBZBISTHUM RIGA. 

Bonnebnrg: SS. Eer. Prass. II, 147 von Strehlke. 
Dentsch-Ordens-Necrologe: Perlbach, Forsch. XVII, 357—371. 
Pomesanien: ib. S. 368. 
Samland, Todestage der Bischöfe, ib. S. 370. 

Die ErmlAndischen Anniyersarienbücher (Frauenbnrg, Gatstadt, Pelpiin) : 
Monumenta Warm. HI, 2. SS. I, 208—299 von Woelky. 

ERZBISTHÜM GRAN. 

J&szö: Wattenbach, Bemerkungen zu einigen Ost. Geschichtsquellen, 
Archiv d. Wiener Ak. XLII, 497—499. 

ERZBISTHÜM SALZBURG. 
Sprengel von Salzburg. 

Salzburg: Monumental Boica XIV, 365 — 405. Ausgabe von Wiedemann 
im Arch. d. W. Ak, XXVIII, 1—286 unbrauchbar, s. Lit. Centralbl. 
1863 S. 292—296. Auszug Fontt. IV, 576—583; Fragment des Necrol. 
d. Dombrüderschaft im Arch. d. W. Ak. LIII, 245—258. — St Peter: 
A. V. Meiller im Arch. d. W. Ak. XIX, 209 — 396. Vgl. das Ver- 
brüderungsbuch des Stiftes St. Peter, mit Erl&uterungen von Th. 
G. y. Earajan, Wien 1852 in folio. 

Admunt: Pez, SS. Rer. Austr. II, 198—210. Ein anderes von A. y. Meiller 
im Arch. d. W. Ak. XIX, 407-410. 

Au, bei Gars: MB. I, 250. Fragment. 

Baumburg: MB. II, 264—268. 

Millstatt: Scholliner in Suppl. ad Dissertationem geneal. de Weissenoensis 
monasterii fundatoribus (1774) p. 6. 

Rein: Pusch et Froelich, Diplomataria Styriae II, 333. 

Sanct Lambrecht: M. Pangerl in d. Fontes Rer. Austr. DiplL XXIX. 
1869. 

Sanct Paul im Layantthal: B. Schroll im Arch. f. Gesch. y. Kärnten, 
10. Jahrg. 1866. 

Seckau: Pusch et Froelich, Diplomataria Styriae n, 353. 

Seitz ib. p. 329. 

Seon: MB. II, 158-162. 

Voran, s. M. Pangerl in d. Beiträgen zur Kunde Steiermark. Geschichts- 
queUen, 4. Jahrg. (1867) S. 102. 115. 116. 132. 

Bisthum Brixen. 

Wüten: Hefs, Monumenta Guelfica S. 292, wenige Excerpte. Seb. Brunner 
im Arch. d. W. Ak. XLII, 233—250, Chronologisch geordnete Aus- 
züge 1142—1698 aus einem Necrol. s. XVIII. 



Keerologien. 389 

Bifltham Freising. 

Freising: Eckhart, Comment. de Orient. Franda I, 835. Fontt. IV, 586. 
Ein anderes yon Rudhart, Quellen n. Erörterungen VH, 441 — 481. 
Fontt. lYy 586—588. Necrol. eccl. cath. saec. X. XI. ed. Dümmler 
e cod. Monac. 6421, Forsch. XV, 162-166. 

Ebersberg: Oefele II, 15—18. Ausg. y. W. Scherer, Wiener SB. Lin, 
232—238. 

Fttrstenfeld: MB. IX, 337, mangelhafte Auszüge. Ueber das wiederer- 
worbene Hs. M. Mayer: Zur Kritik der Ffirst. Geschichtsquellen S. 5« 

Landshut, Franciscaner: Primbs in d. Verhandl. d. bist. Yer. f. Nieder- 
bayern XIII. 4. Heft. 

Michelbeuern : Filz, Geschichte y. Michelbeuern S. 860. 

Raitenbuch: angeführt yon Greinwald, Origg. Raitenb. Monachii 1797. 

Tegemsee: Oefele I, 632-638. Freyberg, Gesch. y. Tegemsee S. 203-220, 
ygl. Mooyer in d. Westfai. Proy.-Blättem III, 1. 

Undersdorf : MB. XIV, 168-170. 

Bisthum Regensburg. 

Regensburg, St. Emmeram: MB. XIV, 365, ygl. Mooyer in d. Verhandl. 

f. Oberpfalz XIII, 275—405 u. NA. 11, 449; Nieder münster: Gerbert, 

Monumenta Vet. Liturgiae I, 492 — 500. Fontt. m, 483, ygl. Ar- 

chiy rV, 315; Obermünster: Fontt. III, 485; Minoriten, Verhandl. 

f. Oberpfalz XXV, yon K. Primbs. 
Münchsmünster: A. Nagel, Notitiae origines domus Boicae illustrantes 

(Mon. 1804) p. Lm— LVI. 
Oberaltaich: MB. XII, 278. Ein älteres in unbrauchbarer Ausgabe yon 

Wiedemann im Archiy d. W. Ak. XXVI, 313—354, ygl. Lit. Centralbl. 

1863 S. 174. Fontt. IV, 572—576, ygl. p. LXn. 
Prüfening: MG. SS. XVII, 609. 
Seidenthal MB. XV, 506—550. 

Seligenpforten im Nordgau : Eist. dipl. Magazin fürs Vaterland I, 37—67. 
Weltenburg: MB. XIII, 473—493. Fontt. IV, 568-572. 
Windberg: MB. XIV, 90—108. 

Bisthum Passau. 

Passau : Fragment bei Dümmler, Piligrim yon Passau S. 101. 

Dürrenstein: Duellii Miscellanea I, 164 — 167. 

Heiligenkreuz: Zeitschr. f. Oesterr. Gymn. XXVIII (1877) S. 1 - 11 

y. Zeifsberg, Fragmente. 
Elosterneuburg: Fischer, Geschichte yon Klosterneuburg n, 101. Zeibig 

im Arch. d. W. Ak. VH, 271. 
Lilienfeld: Hanthaler, Recensus Archiyi Campilil. II, 423—438. Wegen 

Unzuyerlässigkeit des Herausgebers yorsichtig zu benutzen. ZeUs- 

berg yerspricht eine neue Ausgabe. 



890 Beilage L 

Heik: H. Pez, SS. Rer. Austr. I, 304. Zwei Fragment« in Eeiblingers 
Geschichte von Melk I, 1160-1165. 

Niederaltaich: HandBchriftlich in Jena, Arch. XI, 509. Benntat von 
JafF^, MG. XVn, 351, Dthnmler, Otto I S. 160. Andere's in Wien, 
Arch. X, 488. 

Banshofen: MG. SS. IV, 791, vgl. anch Pritz, Geschichte von Banshofen» 
im Arch. d. W. Ak. XVII, 377 flf. 

Betz, Dominicaner: Dnellii Miscellanea n, 169. Seb. Bninner, Der Pre- 
diger-Orden in Wien n. Oesterreich, Wien 1867. 

Sanct Andrä an der Traisen: A. y. Meiller, Arch. d. W. Ak. XIX, 
397—407. 

Sanct Florian: Stülz, Geschichte von St. Florian S. 193. Ein anderes 
im Notizenblatt d. W. Ak. 1852 S. 291. Dahin gehört auch das 
Necrol. des Pfarrers Albert von Waldkirchen MG. SS. IX, 754. 

Sanct Polten: Dnellü Excc. geneal. p. 125 — 166. Fontes Ber. Anstr. 
DipU. XXI, 441 — 753 von Wiedemann vollständig , aber unzuver- 
lässig. Berichtigungen und Ergänzungen von Fr. Stark im Arch. 
d. W. Ak. XXXIV, 371—433, vgl. XXXV, 457—462. XXXVI, 473 
bis 483. Lit. Centralbl. 1865 S. 1209—1211. 

Wien, Schotten: H. Pez, SS. Ber. Austr. I, 695, vgl. SB. Xm, 107; Mi- 
noriten ib. 11, 471—519 ; Dominicaner (1309—1867) in dem oben an- 
geführten Buch von Seb. Brunner. 

Wilhering: Stülz, Geschichte von Wilhering S. 435—445. 

EBZBISTHUM TBIEB. 

Sprengel von Trier. 

Trier: Diptychon aus ottonischer Zeit ohne Tage, nur Namen, bei GK)ri, 
Thes. Diptychorum I, 46-48; Honth. Hist. Trev. I, 277 n. 6. Facsim. 
bei Papebroch im Propyl. Antiq. Apr. Vol. n. Stellen aus dem ver- 
schollenen alten Necrol. der Domkirche in Brower's Annales Tre- 
verenses, s. Dümmler in d. N. Mitth. XI, 228 Anm. 16. B. Wilmans, 
Kaiserurkunden S. 432 Anm. 6; St. Maximin: Hontheim, Prodr. II. 
p. 966—994, vgl. Arch. XI, 290. Kraus im Jahrb. d. Alterthums- 
freunde im Bheinland, Heft 57—58. 

Arnstein: Auszug bei Wenck, Hist. Abhandlungen, 1. Stück S. 138—140; 
Kremer, Origines Nass. 11, 410 — 412. Besser bei Sohliephake, Gesch. 
von Nassau I, 477—481. 

Echtemach: Beiffenberg, Monuments de Namur VII, 210—232. Publi- 
cations de llnstitut de Luxembourg XXVII (N. S. V) 1873 p. 140 
bis 169 ein jüngeres von 1511. 

Laach: Dronke in Mone's Anzeiger 1839 S. 610. Wegeier, Geschichte 
des Elosters Laach, Bonn 1854. Ein älteres von dems. in d. An- 
nalen d. Mst. V. f. d. Niederrhein 1874, Heft 26. 27. S. 268—316. 

Limburg an der Lahn, Franciscaner: Wenck, Urkundenbuch I, 83. 



Neorologiea. 39], 

Prüm, Annalea neorologid b. oben S. 99. 

Wetzlar: Wigand, Wetzlarische Beiträge I, 65-69. 

Lothringisfihes Nonnenkloster: Brefalan, NA. in, 137 vgl. 102; aber wie 

Dümmler bemerkt, war Adelgar Abt yon Gorvey, n. es gehört eher 

nach Westfalen. 

Bisthnm Metz. 

Metz: DOmmler, Forsch. XIII, ö%— 600 ans Jaffö's Nachlars; S. 597 ein 
Fragment s. IZ mit Himildruda comitissa znm 27. März. Auszog 
ans dem Necr. S. Petri Mett. in: Voyage lit. de deuz Beligienx 
B^n6d. n, 115. 

Bisthnm Toni. 

Pont-ä-Monsson: Anszng im Voyage lit. de deux Beligienx B^nM. (Paris 

1717) II, 115. 
Bemiremont: Fontt. lY, 462. 

Bisthnm Verdnn. 

Verdnn: Necrologien von Sainte-Croix n. Saint- Vannes oft benutzt von 
Clonet, Hist. de Verdun, 1867. 

II. Burgund. 

EBZBISTHÜM BBSANgON. 

Besannen: Chifflet, Vesontio II; 157 giebt ex vet. Missali S. Stephani, 
Nomina amicomm nostromm defanctomm, bis auf Poppe von Aqni- 
leja (t 1042). Martyrologinm Yesont. mit einigen Sterbedaten bei 
Dnnod, Hist. de Besannen I, Prenyes p. XIV ss. 

Basel: Fontt. IV, 145—147. Eine Bisohofsreihe bis Beringer (f 1072) 
bei Mart. Thes. m, 1385 ; Grandidier, Hist. d'Alsace n p. LXXXHI. 

Lausanne: M^m. et Doc. de la Snisse Bomande XVIII, 89 -~ 246, vom 
Abb6 Gremaud. 

EBZBISTHÜM LYON. 

Lyon: Todestage der Erzbischöfe Arch. yn, 213. Obituarium Lugdunensis 

ecclesiae, par M. Guigue, Lyon 1867, 4. Obituarium S. Pauli Lugd. 

par M. Guigue, Bourg-en-Bresse 1872. 
Antun: im Cartulaire de Töglise d'Autun, par M. de Gharmasse. — Hu- 

gonis FlayiniacensiB Necrologium MG. SS. ym, 285-*287. 
Saint-Pierre-hors-les-murs de Mftcon: Necrol. eool. S. Petri Matisc. publik 

par M.-0. Guigue, 1874. 

ERZBISTHUM VIENNE. 

yienne: Hagiologium yiennense, Documenta in^dits relatifs au Dan* 
phin6 n, Gren. 1868. 



392 B^iHf« I. 

Grenoble: Necrol. des Dominicains de Oren. ed. Cheyaliery Doc. in6d. V, 
Bomans 1870. 

Genf: Memorie estratte del neorologio della ohiesa di San Francesco di 
GineTia, s. XYI, bei Oibrario e Promis p. 350. 

Saint -Robert -de -Gornilion, Priorat von La Chaise -Dien: Necrologium 
prioratns S. Boberti Comilionis 0. S. B. d. GratianopoL ex cod. s. 
Xin. Docnments in^dits relatifs an Danphin^, par IL TAbb^ Che- 
valier. 2«VoL Gren. 1868. 

Saint-Jean-de-Manrienne: Anszfige ans zwei Necrologien in: Docnments 
pnbUös par PAcad. de Savoie n (Chambörj 1861) p. 335—385. Aus- 
zug bei Cibrario e Promis p. 332—339. 

EBZBISTHUM TABENTAISE. 

Tarentaise: Zwei Notizen Arch. VII, 176. 

Sitten: M^moires et Docnments de la Saisse Bomande Xviil, 247—293, 

nnd von der nahen Pfarrkirche zn Granges S. 294 — 331, vom Abb6 

Gremand. — S. Mariae de Abnndantia : Monnmenta Hist. Patr. III, 

325-434. 
Aosta, Dom: M. Hist. Patr. SS. HI, 545—668; Petri et Ursi ib. 517—540. 

Auszug bei Cibrario e Promis p. 342-349. 



III. Italien. 

EBZBISTHUM TXJBIN. 

Turin, Dom: Monnmenta Hist. Patr. SS. III, 499—608; von S. Solutore 

213—230; von S. Andrea 193—208, MG. SS. VII, 130. 
Ivrea: Zwei Notizen bei Dümmler, Anselm S. 83 Anm. 1. 
Novalese: MG. SS. VII, 130. 

EBZBISTHUM GENUA. 

Genua: Necrol. von San Francesco di Castelletto, Atti della Society 
Ligure X, 387. 

EBZBISTHUM MAILAND. 

Mailand: Calendarinm Ambrosianum bei Muratori SS. I, 2, 235; Cal. 

Sitonianum ib. II, 2, 1035. Vgl. oben S. 249. 
Monza: Frisi, Memorie di Monza III, 100—151. 
Vercelli: Necrol. Eusebianum, angeführt von Mandelli, Commune di 

Vercelli 11, 337. 
Casale S. Evasii: Monnmenta Hist. Patr. SS. III, 453—510. 
Ventimiglia: Miscellanea di Storia Italiana, Vol. V, 72. 
Bergamo: Miscellanea di Storia Italiana, Vol. Xni. 



Neerologien. 393 

Brescia: Mnratori, Antt. Y, 759—761, Ezc. ex necrologio antiqnisBÜno 
monialinm S. Jnliae in cmtate Brixiana (Yerbrüdernngsbnch 8. IX). 
Auch bei Odorid, Storie Bresdane lY, 70—75. 

Cremona: NA. m, 136 von H. Brefslan. •' 

PATRIARCHAT VON AQUILEGIA. 

üdine: NA. III, 185 Ton Brefslan. 

CiTidale: NA. in, 185 von Brefslan. 

Verona: S. Vito e Modesto, saec. Xm ex. bei Biancolini, Notisie delle 

Cldese di Verona VII, 147 — 156. S. Trinitatds in dess. Serie de* 

vescovi p. 66—71. 
San Michele di Gampagna im Bisthnm Verona, saec. XIII — XVI, bei 

Biancolini, Notiaie V 194-200. 

^ BRZBISTHUM BOLOGNA. 

Bologna: Sarti n, 196 — 200. 

Modena: Mnratori, Antt. HI, 725—727 (ed. 1740 f.). NA. HI, 137 von 
Brefslan. 

Piacenza, S. Sabini: s. NA. HI, 107. Jetzt in d. Bibl. Passerini da- 
selbst, s. Arcb. stör. Lombardo 1877 S. 387. 

TOSCANA. 

Lncca: Balnzii Miscellanea ed. Mansi I, 431. 432. NA. III, 137 von 

H. Brefslan. 
Siena: Ozanam, Docnments in^dits (Paris 1850) p. 195—200 mit vielen 

annalistischen Notizen, s. Annales Senenses oben S. 250. 
Pistoja: Zacharia, Bibliotheca Pistoriensis I, 90. 
Florenz: Bandini, Bibl. Lanr. IV, 546—555. 

ROM. 
San Pietro in Vaticano: Dndik, Iter Rom. I, 79—82. 

UNTERIT ALIEN. 

Monte Cassino: Mnratori SS. VII, 939 — 948. Gkittnla, Accessiones ad 

Bist. Casinensem p. 839-861. 
La Cava: Einige Notizen bei Reifferscheid, Wiener SB. LXXI, 38. 
S. Maria de Gnaldo: Montfancon, Bibl. MSS. I, 132. 

IV. Frankreich. 

ERZBISTHÜM REIMS. 

Laon: Etwas darans angefQhrt von Ravaisson im Catal. des Bibl. des 

D^p. I, 188. 
Anchin (d. Atrebat.): benntzt von Bethmann zn den Ann. Aqnic. SS. XVI, 

503-506. 



894 B«Uge I. 

Corbie (d. Ambian): Aebte mit Todestagen in der Ausgabe des Po- 
lypticon Irminonis von Gnörard, S. 338. 

• ERZBISTHUM SBNS. 

Sens: Einige Notizen im Anz. d. Germ. Mus. XXII (1875) 39, ygl. Arch. 

Xn, 293. 
Paris, Notre-Dame: Gnärard, Cartnlaire de l^^glise de Notre-Dame k 

Paris IV, 1 — 207; Saint - Germain - des - prös : Bonülart, Hist. de 

Saint-Germain, App. p. OVII. Vgl. auch A. Franklin, Les anciennes 

Bibliothöques de Paris. 
Argenteoil bei Paris: Mabillon, Acta SS. 0. S. B. HI, 2, 364. 
Ghartres: Cartnlaire de Notre-Dame-de-Chartres (Chartr. 1862) par MM. 

de Löpinois et Merlet. 
Plenry (d. Anrel.): Mart. Coli. VI, 650—652. 
Anxerre: Mart. Coli. VI, 685. Vollständiger bei Lebenl, Mömoires 

d'Anxerre ü. App. p. 246—259. Nonyelle Edition par MM. Challe 

et Qnantin. 

EBZBISTHüM BOÜEN. 

Bonen: Becneil des Historiens des Gaules XXin (1876)357—370; Hospit. 

Mariae Magdalenae p. 415. 
Jumi^es: ib. 417—423. 
Sainte-Foy (Longueville) ib. 432—438. 
Eu (Auga): ib. 449-451. 
Le Tr6port (ülterior portus): ib. 451. 
Evreux: ib. 460—465. 
Lyre: ib. 470—475. 
La Croix-Saint-Leufroy : ib. 475—480. 
Saint-Evronl (ütica d. Lexov.): ib. 484-491. 
Lessay (S. Trinit. de Exaquio d. Const.): ib. 546. 
Hötel-Dien de Saint-L6: ib. 547—549. 
La Purine (Perrinense d. Const.): ib. 549 — 553. 
Montebourg: ib. 553 — 556. 
Mortain: ib. 582. 

EBZBISTHÜM TOUBS. 

Tours: Martyrologium üsnardi ad usum ecclesiae Turonensis cumobitibua 
et fundationibus (saec. XIII), in den Mömoires de la Sod^tö Arch^o- 
logique de Touraine XVII (Tours 1865) S. 16—82. — Necrologium 
b. Martini Turon. et Majoris monasterii obituarium, publ. par 
M. Nobilleau, Tours 1875. — Necrol. S. Julian! Turon. M^m. etc. 
XXni (1873) S. 242 ff. von Quincarlet. 

EBZBISTHÜM BOÜBGES. 
Limoges: Labbe, Bibliotheca nova n, 759—763. 



Necrologien. 395 

Ans England ist mir nur ein Necrologiom yon Canterbnry bekannt, 
bei Wharton, Anglia Sacra I, 52 — 54. 

V. Dennemark. 

Fragment ans einem Oisterdenserkloster s. XII e cod. Berol. theol. f. 
149 ed. H. Wesemann, Jahrbücher für Landeskunde Yon Schleswig- 
Holstein X (Kiel 1869) S. 262-270. 

Kopenhagen: Langebek, SS. Dan. VIII, 538—550. 

Lnnd: ib. in, 434—465. 474-579. IV, 27-66. 

Lygnmkloster: ib. IV, 578—587. 

Nestved: ib. IV, 298—318. 

Bipen: ib. V, 534-570. 

Bothschüd: ib. m, 266-275. 

Norwegen: ib. V, 385. 386. 

Island: ib. H, 504-519. VIII, 552—568. 

Wisby: ib. VI, 557—566. 



BEILAGE II. 



Alte und neae Fälschungen. 

Unter den GeschichtsqneUen des Mittelalters sind viele fabelhaft 
und unglaubwürdig; die Geschichte Ton der üebertragung des h. Dio- 
nysius yon Paris nach Begensburg beruht auf absichtlicher, hOchst un- 
verschämter Lüge : aber zu unterscheiden sind davon diejenigen Schriften, 
welche einem anderen Verfasser, einer ganz anderen Zeit, betrügeriseh 
zugewiesen werden. Urkunden solcher Art sind in grolser Menge vor- 
handen, auch ziemlich viele Briefe. Bei diesen aber sind es häufig 
nur Schulübungen ohne betrügerische Absicht, welche irre geführt haben. 
Wir stellen hier nur die untergeschobenen Schriftsteller zusammen. 

Berüchtigt als Fälscher aus gelehrter Eitelkeit ist der spanische 
Jesuit Gerönimo Boman de la Higuera, dessen Hauptthätigkeit in das 
letzte Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts fällt. Aufser falschen oder ver- 
änderten Inschriften verfafste er auch Chroniken, die er angeblich aus 
Fulda erhalten haben wollte : Chronicon Deztri von 1 — 430, mit der 
Fortsetzung des Maximus, Bischofs von Saragossa, von 468 bis 644, 
und des Eutrandus, Subdiaconus von Toledo und Diaconus von Pavia, 
bis 668. Dieser aus Trithemius genommene Name wurde später be- 
richtigt in Luitprandus, und eine vermehrte Ausgabe des ihm unter- 
geschobenen Chronicon von 606 bis 960, und Adversaria desselben ge- 
geben Diese aus Higuera*s Nachlafs veröffentlichten Schriften und 
andere Fälschungen ähnlicher Art haben nur in Spanien einiges Unheil 
anzurichten vermocht. Schlimmer wirkte der aus derselben Schmiede 
stammende Victor Cartennensis, den Higuera's eifriger Bewunderer 
Tomas Tamayo de Vargas in einem handschriftlich vorhandenen Werke 
benutzte; hierdurch wurde er Marcus bekannt, der in seiner Histoire 
des Vandales (Paris 1836) Gebrauch davon machte, und durch ihn sind 
daraus geschöpfte Angaben zu Papencordt, Dahn u. a. gekommen; s. 
darüber und über Higuera Hübner in den Monatsberichten der Berliner 
Akademie 1862 I, 529. Doch ist die Sache noch unklar, s. G. Waitz^ 
Verfassungsgeschichte II (2. Aufl.) S. 166 Anm. 3. Ueber die übrigen 
Fälschungen finden sich jetzt die genauesten Nachweise bei D. Jos6 
Godoy Alc&ntara : Historia critica de los falsos cronicones, Madrid 1868, 
aber der Victor kommt darin gar nicht vor. 



F&lschangen. 397 

Bei der Legende Yom Pabst Silvester kann es sweifelhaft erschei- 
nen, ob sie den lügenhaften Fabricaten oder den eigentlichen Fälschun- 
gen zuzurechnen ist. Gewifs ist sie mit der Absicht zu täuschen ge- 
schrieben, und yermuthlich in Rom gegen Ende des fünften Jahrhunderts 
zu hierarchischen Zwecken erfunden. Der lateinische Text findet sich 
handschriftlich und ist in dem Sanctuarium des Mombritius im 2. Bande 
gedruckt ; es giebt auch eine griechische üebersetzung. In Ableitungen 
ist die Spur des sauberen Machwerks an yielen Orten kenntlich; nament- 
lich hat Vincenz von Beauvais es ausgiebig benutzt. S. darüber Döllinger, 
Pabstfabeln des Mittelalters (1863) S. 62— 61. L. Weiland, Forsch. XIV, 
467. Deutsche Chroniken II, 23. 

Völlig trügerisch ist das Leben des h. Maximilian, yon dem be- 
hauptet wird, daili er im dritten Jahrhundert Bischof von Lorch ge- 
wesen sei. Verfertigt ist es nach der nicht viel besseren Legende des 
h. Pelagius, und yermuthlich in Zusammenhang mit der Herstellung der 
Terfallenen Passauer Cathedrale durch den Bischof Bernhard von Pram- 
pach, welcher 1291 den Märtyrern Maximilian und Valentin in der Mitte 
der Kirche ein neues grofsartiges Grabdenkmal errichten liels. Da auf 
ein Ereignifs von 1265 Bezug genommen wird, können wir von einer 
eigentlichen Fälschung nicht reden. Bedenklicher ist das Leben des h. 
Valentin, der ohne allen Grund zu einem Bischof yon Passau im 
fünften Jahrhundert gemacht ist, weil darin angeblich yerwitterte Blei- 
tafeln benutzt sein sollen, welche mit der ersten Auffindung des Heiligen 
zur Zeit des Pabstes Calixt (1119 — 1124) unter Bischof üdalrich (1092 
bis 1121) in Verbindung gebracht werden. Jetzt bei der neuen Auf- 
findung und feierlichen Erhebung, d. i. doch wohl 1291, sollen sie sich 
gefunden haben. Hansiz Germ. Sacra I, 65 cf. 441 glaubt ihre Ab- 
fassung In die Zeit der Translation yon 768 setzen zu können, doch ist 
der Text augenscheinlich jünger, und die Existenz der Tafeln überhaupt 
zweifelhaft. Vgl. Acta SS. Jan. I, 868. Muchar, Gesch. Steierm. n, 142. 
Bettberg I, 158. 220. Dümmler, Piligrim yon Passau S. 79. 187. 188. 

Mit dergleichen Bleitafeln suchten die Oanoniker yon Haslach und 
yon St. Thomas in Strafsburg den Besitz der Reliquien des h. Flo- 
rentius gegen einander zu erweisen, nach einer Urkunde des Bischofs 
Burchard yon 1143, die ich aber auch für unecht halte; s. Charles 
Schmidt, Histoire du Chapitre de Saint -Thomas de Strassbourg (1860) 
S. 287. 

Die Blätter, welche der Verfasser der Legende yon Eucharius, 
Valerius und Maternus in der Asche der yerbrannten Stadt Trier 
gefunden haben will, haben sicherlich eben so wenig der Wirklichkeit 
angehört, ygl. darüber Friedrich, Kirchengeschichte Deutschlands I, 93. 

Ueber die Vita Bagnoberti, welche einen Bischof yon Bayeux 
aus dem siebenten Jahrhundert, wohin er gehört, kühnlich in das erste 
yersetzt, trügerisch seinem Nachfolger Lupus beigelegt, s. I, 244. 

Angebliche Aufschlüsse über die Urzeit der Franken gewährt uns 



398 B«**«« H. 

Hnnibald, dessen Historiarnni libri XYIII, von 440 bis auf Chlodovech, 
von Trithemins angef&hrt werden; doeli besteht kein Zweifel mehr 
darüber, dafs er von ihm erftinden ist, und ebenso auch der f&r spätere 
Zeiten von ihm angeführte Meginfridus Fnidensis; s. darüber Job. 
Chmel, Handschriften der Wiener Hof bibliothek I, 312 ~ 320. Loebell, 
Gregor von Tours S. 484-^490. Böhmer, Fontt. III p. XXXII. Paul 
de fontibus Trithemii (Diss. Hai. 1866) p. 51. Vorzüglich über die tri- 
themischen Fälschungen überhaupt Carl WoLff: Johannes Trithemins 
und die älteste Geschichte des Klosters Hirsau, Württemb. Jahrbücher 
für Statistik, Jahrg. 1863 S. 229 — 281. Helmsdörfier, Forsch, z. Gesoh. 
Wilh. V. Hirschau, Gott. 1874. 

Von dem Bischof Bemigius von Reims hatte man eine Lebens- 
beschreibung, die Venantius FortuDatus zugeschrieben wird, und den 
Ansprüchen der Nachwelt unmöglich genügen konnte, da nicht einmal 
die Taufe Ghlodovechs darin erwähnt wird. Völlig angemessen war es, 
dafs der Erzbischof Hin c mar eine bessere Lebensbeschreibung zu be* 
arbeiten unternahm; allein die Ausführung ist nicht nur ungemein mangel- 
haft ansgefallen, sondern er berief sich auch auf alte Schriften, denen 
wir keinen Glauben schenken können, wie er auch sonst Fälschungen 
zum Frommen und zur Verherrlichung seiner Kirche nicht verschmähte. 
Den verwitterten alten Heften, auf welche er sich im Leben des 
Sanctinus beruft, werden wir eben so wenig Glauben schenken 
dürfen. S. Paul Roth, Beneficialwesen S. 461: Die Fälschungen Hinc- 
mars. Weizsäcker, Hinkmar und Pseudo-Isidor, in Niedners Zeitschrift 
f. bist. Theol. 1858 S. 327-430; über die Vita Remigü S. 388. 417. 
C. V. Noorden, Hincmar von Reims (1863) S. 393 — 399. Dümmler im 
Lit. CentralbUtt 1864 S. 1199. 

Ein Leben des h. Benedict und seiner Schüler behauptete 'der Abt 
Odo von Glanf euil 863 erworben zu haben, geschrieben von Fanstus, 
dem Schüler des h. Maurus, welcher als der Stifter von Glanfeuil ver- 
ehrt wurde. Danach will er das Leben des h. Maurus bearbeitet haben, 
dessen Unglaubwürdigkeit schon von Papebroch erwiesen wurde. Trotz- 
dem ist dieses vorgebliche Leben des h. Maurus von Faustus noch häufig 
benutzt worden. S. I, 244. Auf italienischem Schauplatz knüpfte Petrus 
Diaconus seine Fälschungen an den Namen eines anderen Schülers 
des h. Benedict, Placidus; s. oben S. 179. 

Von dem Leben des ]i. Fridolin, dessen Aufzeichnung nach einem 
vorgeblichen alten Original dem sonst unbekannten B alt her, Mönch 
in Seckingen, zugeschrieben wird, ist I, 101 die Rede gewesen; ebenso 
S. 231 von dem Leben des h. Magnus, das betrüglieher Weise einem 
Theodorus untergeschoben ist. Das Leben der h. Tygris oder 
Tygria, durch welche zwei Finger des h. Johannes unter König 
Guntram nach St. Jean de Maurienne gekommen sein sollen (Acta SS. 
Jun. V, 73 — 75), bezeichnet P. Roth, Beneficialwesen S. 307 als eine 
freche Fälschung, doch nur in dem Sinne lügenhafter Erdichtung. Von 



Falschangen. 399 

den Lebensbeschreibimgen des h. Wand regisil, des Stifters yon Fonta* 
nella, der 665 gestorben sein soll, nnd der Königin Balthilde, Ge- 
mahlin Chlodorech's II, der Stifterin von Chelles, wo sie 680 starb, giebt 
es Ueberarbeitnngen mit Znsätzen ans viel späterer Zeit, während doch 
der Schein der Gleichseitigkeit beibehalten ist; s. P. Roth, Beneficial- 
Wesen S. 443. 

Betrügerisch ist die dem h. Bonifatins sngeschriebene VitaLivini 
(ly 110) nnd die Vita Sniberti, welche dessen Gefährte Marchelm 
oder Mar cell inns geschrieben haben soll, in Wirklichkeit eine Fälschung 
Gerards von Harderwijk, bei der Ortwinns Gratins nnd Gotfried Kessel 
betheiligt waren, s. Bettberg 11, 3%. Bonterwek, Snidbert S. 161. 
Alberdingk Th\jm, H. Willibrordns S. 108— 110. Moll, Kerkgesch. I, 120 
Anm. 1. Die Hs. in Brüssel, NA. 11, 251, kann deshalb nicht ans dem 
Anfang des 15. Jahrb. sein. 

üeber des angeblichen Tilpin oder Tnrpin Fabelbnch s. oben 
S. 189. Einen Kanzler Lndwigs des Frommen, Gotfridns de ciyi- 
tate Marsilia, erfand 1494 der Schulmeister Johann Birk in Kempten 
als Verfasser seiner „Historia Karoli Magni et de fondatione monasterü 
in Gampidona**, yorgebUch 832 yerfafst; s. B. Pez, Thes. I p. XIII. 
M. Bfidinger, Anfänge des Schnlzwanges S. 33. 

Dem frühesten germanischen Alterthnm gehört Zappert's Schlnm- 
merlied an, welches darch Jaff^'s Untersuchung in Haupt*s Zeitschrift 
Xm, 496-— öOl beseitigt ist. Die Fälschungen des Goslarer Worthalters 
Erdwin yon der Hardt, das Gelübde an Krodo und die Unterwerfung 
des Sachsen Oddo an Karl den Grofsen, würden einer Erwähnung un- 
werth sein, wenn nicht noch immer einzelne Unglückliche sich durch 
diese yorgeblichen Beste altsächsischer Sprache und Mythologie irre- 
führen liefsen; s. Abdruck und Kritik bei Delius, Ueber den yermeinten 
Götzen Krodo (1827) S. 110—137. Wahrscheinlich aus derselben Fabrik 
stammen die erdichteten Annales Goslariensesin Uncialschrift, s. 
Bodemann, Die Handschriften zu Hannover S. 245. 

In der Zinmierischen Chronik (ed. Barack 1869) I, 36 wird „ain seer 
alte lateinische cronica teutscher Sachen" angeführt, von Abt Arn- 
fridt von „ Marspur g im herzogthumb Engem in Westphalen, welches 
Marspurg ain aptei Benedictiner ordens und von Kaiser Karle dem 
grofsen gestift ist worden'', also Eresburg. S. 38 ist eine längere 
Stelle über das Jahr 776 mitgetheilt, durch die lateinische Form, die 
an Aventin erinnert, und die Familiennamen als neues Machwerk kennt- 
lich, mit dem der Freiherr von Zimmern sich vermuthlich hatte täuschen 
lassen. Es reiht sich dadurch jenen Turnierbüchern an, deren I, 7 
gedacht wurde. Nicht besser wird es auch mit ,>Azzoni8, eines alten 
Märseburger Canonici regularis Chronico MS. oder Vita Henrici Aucupis" 
bestellt sein, worauf sich Vulpius beruft, und behauptet, es sei in Wachs 
geschrieben; s. Pertz' Archiv XI, 141. Da nun in Eresburg oder Mars- 
berg, nicht aber in Merseburg, regulierte Canoniker waren, so Uegt es 



400 Beilage U. 

aehr nabe, diesen Aszo ffir identisch mit jenem AmMdt zu halten. 
Doch finden sich später wirklich Benedictiner in Ereshnrg. Eine. andere 
sagenhafte Nachricht über Heinrichs I üngemsieg hatte W. W. von 
Zimbem „ex libello monasterii Sancti Jacobi*, Forsch. XV, 652. 

Hieran schliefst sich das einst vielbenntzte nnd noch in neuer Zeit 
yerteidigte Chronicon Corbejense, gedr. bei Wedekind, Noten I, 
374—399, welches von Falcke oder Panllini geftlscht ist, s. Waitz nnd 
Hirsch in den Banke'schen Jahrbttchem III. Wigand, Die Eorveischen 
G«schichtsqnellen, 1841. Kuppel, J. F. Falcke nnd das Chronicon Oor- 
bejense, 1843. Potthast S. 212. Giesebr. I, 796. In dieselbe Sippschaft 
gehören die Annales Corbejenses 815— 1471, in Panllini*s Syntagma 
8. 369— 420. Leibn. U, 296 — 319; die Annales oder Fasti Cor- 
bejenses 1144 bis 1159 bei Harenberg, Mon. ined. I, 45-89, vgl. MG. 
SS. III, 1, Potthast S. 124, nnd das Chronicon Hnxariense in 
Panllini's Syntagma S. 1 — 159, welches angeblich von Otto Visselbeck, 
einem 1395 yerstorbenen Benedictiner zu Eresbnrg, begonnen, nnd von 
Gregor Wittehenne bis 1498 fortgesetzt sein soll. Ebenso das angeblich 
yon einem Abte Yon Correy von 1053 bis 1071 herrührende Registram 
Sarachonis, s. R. Wilmans, Kaisernrknnden S. 56 n. 107 mit Be- 
ziehung auf eine Untersuchung von Spancken in der Zeitschrift f. vater- 
Iftnd. Geschichte XXI, Iff. 

Aus dem zwölften Jahrhundert finden sich zwei untergeschobene 
Schriftsteller angeführt bei Gewold de septemviratu (Ingoist. 1616), 
nämlich Welbertus, Conradi II capellanus, de electione Lotharii, und 
Aman du B, Friderici I secretarius, de primis actis a Friderico in im- 
perio peractis, s. Homeyers Sachsenspiegel II, 2, 19; Wattenbach, Iter 
Austriacum, im Archiv d. Wiener Ak. XIV, 6. 

Durch eine FttUe von Fälschungen zeichnet sich Rühmen ans. 
Schon im 14. Jahrhundert gefälscht ist Christanni Vita S. Wen- 
ceslai angeblich von einem Sohne Boleslaws I geschrieben, s. Dobrowski, 
Kritische Versuche, die ältere böhmische Geschichte von späteren Er- 
dichtungen zu reinigen I — III, in den Abhandlungen der kön. Ges. d. 
Wiss. I, II u. VI, 1803. 1807. 1819. Neuer Abdruck in den Fontes 
Rerum Bohemicamm I, 199 — 227. H. Friedjung (Kaiser Karl IV und 
sein Antheil am geistigen Leben seiner Zeit, Wien 1876, S. 161) scheint 
mir der Naivetät des Mittelalters doch gar zu viel zuzumuthen, wenn 
er auch darin keinen Betrug anerkennen will. Neuerer Zeit gehören 
u. a. das Gericht der Libussa (Libusin Saud), jetzt die Grüneberger 
Handschrift genannt, und die Gedichte der Königinhofe r Hand- 
schrift, welche schon von Kopitar, Hesychii Glossographi discipulns 
Russus p. 58, und Prolegomena in Miklosich' Slav. Bibl. I, 68, für Nach- 
ahmungen serbischer Lieder erklärt wurden, die aber trotzdem viel be- 
nutzt sind, und deren Echtheit, sammt dem ganzen übrigen Wust, noch 
immer eifrigst verteidigt wird. Schafarik u. Palacky, Aelteste Denk- 
male d. böhm. Sprache, in den Abhandlungen der k. böhm. Ges. d. 



Beilage II. 40 t ' 

Wiss. 1840, vgl. DobrowBky in d. Wiener Jahrbb. XX VH, 95. 100 ff. 
Pertz im Archiv IX, 465. Königinhofer Handschrift, von Hanka u. Swo- 
boda, Prag 1829. Beweis der TJnechtheit derselben von M. Bfldinger, 
Hist. Zeitschr. I, 126—152. 575. Jol. Feifalik, üeber die Eöniginhofer 
Handschrift, Wien 1860. Für die Echtheit PaUcky in der Bohemia, 
1858 Nr. 288. 289. 292. Jireöek, die Echtheit der Eöniginhofer Hand- 
schrift, Prag 1862. Bec. von Wattenbach, Hist. Zeitschr. X, 172 — 175. 
Ygl. die Abhandlung von Gaston Paris, Revue Gritiqne 1866, II, 312 bis 
322. Grenzboten 1868 S. 268 — 273. Hanusch, Die gefälschten böhmischen 
Gedichte 1816 — 1849, Prag 1868. Bec. v. M. Büdinger im Lit. Gentralbl. 
1869 S. 428. Gaston Paris, Bevne Grit 1869 N. 28. 

Auch Mähren hat seinen Fälscher an Boczek, dem Erfinder des 
Hildegardus Gradicensis. Dieser Hildegard soll ein Ghronist des 
Xlosters Hradisch im zwölften Jahrhundert gewesen sein, nnd in God. 
dipl. Moraviae führt Boczek Stücke seiner Annalen an; vgl. darüber Arch. 
X, 439. B. Dadik, Mährens Geschichte, IV, 168, verwirft den Hildegard 
ebenfalls, sammt den Urkunden der sogenannten Mens e' sehen Frag- 
mente. Ebenso verhält es sich mit dem von Boczek in „Mähren unter 
Budolf I"" (Abhandlungen d. k. böhm. Ges. d. Wiss. N. F. Band IV, 1887. 
angeführten AnonymusZabrdowicensis undWelegradensis(vgl) 
Ginzel, Gyrill und Method S. 41 n. 8. S. 89 n. 15), und mit den vorgeb- 
lichen Olmüzer Aufzeichnungen über Zdislaw von Sternberg, s. Palacky, 
Der Mongolen -Einfall von 1241, Abhandlungen d. k. böhm. Ges. d. Wiss. 
V, 2 (1842) S. 399. 

In Polen kam 1825 ein klägliches Machwerk zum Vorschein, die 
Ghronik desProkosch, angeblich im zehnten Jahrhundert geschrieben, 
mit Zusätzen aus Kagnimirs Ghronik aus dem elften Jahrhundert, s. 
Dobro wsky in den Wiener Jahrbb. XXXII, 77. In P r e u s s e n erdichtete 
im Anfang des 16. Jahrhunderts der Dominicaner Simon Grünau aus 
Tolkemit am Frischen Haff die Ghronik des Bischofs Ghristian im 
13. Jahrhundert, der angeblich den Beisecommentar des Dywonys zur 
Zeit des Kaisers Augustus in russischer Sprache mit griechischen Buch- 
staben geschrieben, gefanden und benutzt haben sollte, s. Toppen, Gesch. 
d. preuss. Historiogr. S. 178. 

Oesterreich liefert für diesen Ehrentempel den gelehrten Gister- 
cienser von Lilienfeld, Hanthaler, welcher sich für seine Fasti Gampili- 
liensis die mangelnden Schriftsteller selbst anfertigte, nämlich Ortilonis 
de Lilienfeld Liber de exordio Gampililii (I, 2, 1291) und desselben 
Notulae ex Aloldo Peklariensi (I, 2, 1275). Schon Galles in dem 
Vorwort seiner Annales Austriae (1750) beseitigte Ortilo, und sprach, 
wenn auch mit Schonung, seinen Verdacht gegen den ganzen Quellen- 
fund aus; vgl. Blumberger in d. Wiener Jahrbb. 1839, Band 87. An- 
zeigebl. S. 41. Ghmel, Handschriften der Wiener Hof bibl. n, 656. Waitz, 
Heinrich I S. 237 ed. 11. Femer Lewpoldi Gampililiensis breve 
excerptum e chronico Bicardi canonici Newnburgensis (I, 2, 1308) 

WattenbMh, Q^icliichtaqvellen II. 4. Aufl. 26 



• 



402 Fftbchungen. 

und Pernoldi de ord. Praedicatorum Ghronioon Friderici bellicoai (I, 2, 
1312), vgl. Palacky in den Abhandlungen der k. böhm. Ges. d. Wiss. 
V, 2 (1842) S. 29. Wattenbach, Die österr. Freiheitsbriefe, Archiv d. 
Wiener Ak. Vin, 105 — 107. 

Ans dem Rheinland weifs ich nur die Altenberger Chronik 
zu nennen, welche Aschenberg anführt ; s. Ficker, Engelbert der Heilige 
S. 202. Ueber eine angebliche Naumburger Chronik von Benedict 
Taube s. P. Ewald, Walram v. Naumb. S. 86. 

Aus Frankreich sind die Acta episcoporum Cenomanen- 
sium in so fem hierher zu rechnen, als eine gprofse Menge gefälschter 
Urkunden darin enthalten ist, und die Thatsachen mit Bücksicht darauf 
entstellt sind, hauptsächlich in den Gesta Aldrici, der von 832—856 
Bischof von Le Maus war, mit denen das ursprüngliche Werk schliefst; 
s. P. Roth, Gesch. des Beneficialwesens S. 451—461. Sickel, Acta Earo> 
linorum II, 286-290. Eine ganz späte Fälschung von 1768 ist das 
Chronicon Maceriense, s. Archiv XI, 211—215. 

Einen reichen Schatz von Fälschungen besitzt Italien, und dieser 
hat noch in neuester Zeit durch diePergamene diArbor^a einen 
bedeutenden Zuwachs erhalten. Wir können sie wohl als wissenschaftlich 
beseitigt betrachten durch das Gutachten von Jafif^, Tobler, A. Dove und 
Th. Mommsen im Monatsbericht der Berliner Akademie vom Januar 1870 
S. 64—104. Girolamo Vitelli verbindet mit der gleichen Entscheidung- 
Nachrichten über andere gefälschte Manuscripte sardischer Herkunft in 
Siena und Florenz, in seiner Schrift: Delle carte di Arborea e delle poesie 
volgari in esse contenute, esame critico, preceduto da una lettera di 
Alessandro d^Ancona a Paul Meyer, Bologna 1870 aus dem Propugnatore. 
Dieselbe Zeitschrift brachte 1872 S. 77—103 eine Entgegnung von F. Carta 
und E. Mulas, welche G. Paris in der Romania 1872 S. 264 erwiedert hat. 
Bandi di Vesme hat im Archivio storico, Serie III T. XII leider wieder 
für die Echtheit geschrieben. 

Schon im zwölften Jahrhundert hat in Monte Cassino Petrus 
Diaconus sein Kloster durch Fälschungen zu verherrlichen gesucht, 
von denen die oben erwähnten Gesta S. Placidi sammt den dazu 
gehörigen Urkunden das sechste Jahrhundert betreffen, die einem Ana- 
stasius zugeschriebene. Geschichte des Klosters bis 857 reicht; s. oben 
S. 179. 

Im vorigen Jahrhundert hat Francesco Maria PratiUi eine Anzahl 
von Quellenschriften theils verfälscht, theils ganz neu verfertigt, welche 
lange Zeit als echt benutzt worden sind, vorzüglich das Chronicon 
Cavense; s. darüber G. H. Pertz und B. Koepke: Ueber das Chronicon 
Cavense und andere von PratiUo herausgegebene Quellenschriften, Archiv 
rX, 1—239. Dazu gehört ferner der MG. SS. IIIj 210 theilweise wieder 
abgedruckte Catalogus ducum Beneventi et principum Sa- 
lerni, s. Koepke a. a. 0. S. 197; die Annales Beneventi, in welchen 
die MG. SS. in, 173— 185 cursiv gedruckten Zusätze Fälschungen sind 



Beilage II. 403 

(Koepke S. 198— 202); das Chronicon comitnm Capuae MG. SS. in, 
207— 210 (Koepke S. 202—206); Arnulfi chronicon Sarracenico- 
Calabrnm, s. Koepke 206—212, nnd übaldi chronicon Neapoli- 
tanum, ib. S. 212—224; vgl. La Chronaca Napoletana di übaldo dal 
a. 717 al 1027, edita dal Pratilli nel 1751 , ora stampata nnovamente 
e dimostrata nna impostara del secolo scorso, da Bartolommeo Capasso, 
Napoli 1855. TJeber Tafari vgl. auch Gregorovius in den Mttnch. SB. 
1875 II, 414. 

„Gli dinrnali die Messer Mattheo di Gioyenazzo'' (1249—1268) 
waren schon von H. Pabst MG. SS. XIX, 464 — 493 nen herausgegeben, 
als Wilh. Bemhardi ihre ünechtheit erwies in seiner Schrift: M. de G. 
eine Fälschung des 16. Jahrhunderts, Berlin 1868, 4. H. Pabst selbst 
erklarte in den GGA. seine Zustimmung, während Minieri Riccio 1870 
für die Echtheit eintrat, rec. von 0. Hartwig, Hist. Zeitschr. XXYII, 
200 — 205. Auch in diesem Falle hat Bartolommeo Capasso sich der 
Ansicht der deutschen Gelehrten angeschlossen in einer Memoria , die 
in den Atti deir Accademia di Archeologia di NapoU von 1872 ge- 
druckt ist. In der Historia diplomatica Begni Siciliae 1250—1260 (Nap. 
1874) ist der Beweis noch weiter durchgeführt. 

Die früher hochgeschätzte Istoria fiorentina des Ricordano und 
Giacotto Malespini hat P. Scheffer -Boichor st entlarvt als einen 
Auszug aus YiUani mit besonderer Hervorhebung einzelner Familien, 
namentlich der Bonaguisi, GGA. 1870 S. 761—792. Hist. Zeitsch. XXIV, 
274 — 313. Am Schlüsse des letzteren Aufsatzes ist auch ein Zweifel 
an der Echtheit des Dino Compagni angedeutet. Diesen suchte zur 
Gewifsheit zu erheben G. Grion in seiner Schrift: La cronaca di Dino 
Compagni, opera di Antonfrancesco Doni, Verona 1871. Doch sind seine 
Gründe ungenügend, s. G. Monod, Revue critique 1872, 1 S. 87—94. Jetzt 
aber hat Scheffer - Boichorst in seinen Florentiner Studien (1874) den 
vollständigen Beweis auch für diese Behauptung geliefert. Wegen der 
übrigen betr. Schriften genügt es, auf die Abhandlung von Bemhardi: 
Der Dinostreit (HZ. XXXVII, 77—96) zu verweisen. Dazu noch Scheffer- 
Boichorst: Zum Dinostreit, Hist. Zeitschr. XXXVIII, 186—192. 

Für die Geschichte von Bologna hat AI. Macchiavelli sich einige 
Autoren und ein Calendarium archigymnasii Bononiensis erfunden, s. 
Munter im Archiv IV, 215; Savigny, Geschichte des Rom. Rechts im 
Mittelalter lU, 8—10 (S. 11 ed. II). 

Von der Vita Bernardi Mentonensis ist oben S. 182 die 
Rede gewesen. Brescia erfreut sich der Historia Brixiensis Ridolfi 
notarii, der um 1050 gelebt haben soll, verworfen von Bethmann im 
Archiv X, 386 ; neu herausgegeben von Feder. Odorici, Storie Bresciane 
ni, 74—86, und ebenda S. 87—88 mit schwachen Gründen gegen Beth- 
mann verteidigt. 

Als eine ganz eigenthümliche Erscheinung steht das Werk De 
disciplina scholarium da, welches unter dem Namen des Boetius 

26* 



404 Fftlsehimgeii. 

geht, aber von Thomas Brabantinas sein soll: „qaem hnmilitatis 
et majoris aactoritatis causa Boetio ascripsit.** Der Verfasser soll 
Thomas Yon Chantimpr^ sein; aber Bedenken erregt, dafs schon Vincenz 
von Beanvais die Schrift benutzt hat. Der Zweck scheint zu sein, die 
Sitten und Einrichtungen der Pariser Schule darzustellen und zurecht 
zu weisen. S. Baehr, Gesch. d. röm. Litt. (4. Aufl.) III, 166. Sayigny, 
Gesch. d. röm. Bechts im Mittelalter III, 316 ed. I. 



Nachträge und Berichtigungen 

zum enten Bande. 



S. 6 Anm. 2. Vgl. W. Schulte , Beiträge zur Entstehnngsgeschichte der 
Magdeburger Geuturiatoren, Neisse 1877. 

S. 20; üeber die Uebelstände welche in der letzten Zeit bis 1875 in 
der Bedaction der Monumenta Germaniae eingetreten waren, 
vgl. die Anzeige von SS. XXm und Arch. Xu von L. Weiland, 
GGA. 1877 S. 769—796. 

S. 35. Herr Pfarrer Dr. Falk in Mombach hat im Literar. Handweiser 
1878 S. 14—20 dieses Buch besprochen und ich bin ihm für manchen 
Nachweis dankbar. Aber, abgesehen von einem sehr verschiedenen 
kirchlichen Standpunkt, kann ich verschiedene Ausstellungen nur 
aus einer irrigen Auffassung von dem eigentlichen Zwecke meiner 
Arbeit erklären. Ebenso wenig vermag ich aber auch aus den Ur- 
kunden über die Herstellung des Klosters Disibodenberg und der 
Annalenstelle zu ersehen, dafs man im 12. Jahrb. vom h. Dysibod 
mehr als den Namen gewufst habe. So hat auch das Martyrium 
christlicher Jungfrauen in Cöln mit der Ursulalegende kaum einen 
Zusammenhang, und man kann sehr gut das Martyrium anerkennen, 
die Legende aber verwerfen, wie auch Friedrich gethan hat. 

8.39. Von der Vita Severini ist eine neue Ausgabe erschienen von 
Sauppe : MG. Auctorum antiquissimorum Tomi I pars posterior, 1877, 4. 

S. 41 Anm. 1. Salvians Werke sind neu herausgegeben von C. Halm: 
MG. Auctorum antiquissimorum Tomi I pars prior, 1877, 4. 

S. 46 Anm. 1. Zu A. Schöene's Ausgabe der Chronik des Hieronymus 
ist die Becension von A. v. Gutschmid zu vergleichen, Jahrbücher 
für Philologie, 95. Jahrgang, 1867. 

S. 49 Anm. 2. Ein Versehen Holder -Eggers in den Fasti Bavenna- 
tes a. 524. 525. wird von Usener gerügt, Festschrift zur Begrüssung 
der Philol. Vers, zu Wiesbaden 1877 (Anecdoton Holderi) S. 79. 

S. 51 Anm. 2. Die Schrift des Abb6 Duchesne steht in der Bibl. des 
l^coles Fran^aises d*Ath^ne& et de Bome, fasc. 1. 

S. 55. Ein Excerpt aus der früher unbekannten Schrift Cassiodors 
über die Schriftsteller in seiner Familie ist das zu S. 49 angeführte 



406 Nachtr&ge und Berichtigungen cum ersten Bande. 

Anecdoton Holden, erläutert von Usener. Wir entnehmen daraus, 
dafs er die Gothengeschichte im Anftrag des E. Theoderich verfafst 
hat, Yor dem J. 522, in welchem jenes Fragment geschrieben ist. 

S. 55 Anm. 1. Herr Pf. Falk bemerkt mit Recht, dafs Todtenannalen 
auch ansW^ltenburg (von 1045—1109, MB. xm, 473—493) und 
aus Sanct Blasien (von 963—1453, Mone's Quellensammlung III, 
594 — 609) erhalten sind. Dagegen kann ich bei aller Werthschätzung 
der Necrologien als Quellenmaterial unmöglich zugeben, dafs sie zur 
geschichtlichen Litteratur zu rechnen sind. 

S. 73 Anm. 3. Die elende kleine Compilation des Radulfus de Diceto 
(t 1302) über die Quellen seines Geschichtswerkes ist wieder abge- 
druckt, mit Bemerkungen von B. Pauli, NA. III, 208. 

S. 84 Anm. 2. W. Arndt giebt in seinen Schrifttafeln (Berl. 1874) Taf. 4 
eine Probe der Leidener Fragmente der Hist. Francorum des Gregor 
Ton Tours, Taf. 13 des Cod. Lugd. Voss. Lat 63 saec. VIII, Taf. 22 
des Cod. Brux. 9361 s. XII. 

S. 87 Anm. 1. Ein Facsimile vom Schluss des Mar ins und dem Anfang 
der Appendix giebt W. Arndt in seinen Schrifttafeln, Tafel 16. 

S. 92 Anm. 2. G. Monod hat seine Ansicht über den Ursprung der 
Gesta Francorum weiter ausgeführt in einem Aufsatz: Les Ori- 
gines de rhistoriographie a Paris (M^moires de la Society de 
rhistoire de Paris et de llle de France, Tome in p. 219—240). 
Neben manchen Gründen, welche für den Ursprung in Saint -Denis 
sprechen, tritt doch noch auffallender Saint -Germain des pr6s (da- 
mals Saint -Vincent) in den Vordergrund; wenn aber M. glaubt, dass 
der Vf. zuerst in Saint -Denis und dann in Saint- Germain Mönch 
gewesen sein könne, so ist dagegen zu erinnern, dafs ein solcher 
Uebergang kaum möglich war; begreiflicher freilich, wenn der Vf. 
ein vor den Arabern geflüchteter Westgothe war, welcher nur gast- 
liche Aufnahme gefunden hatte. Monod bezeichnet das Werk als 
Eönigsannalen von Neustrien, bemerkt jedoch selbst, dafs ein offi- 
cieller Character durch verschiedene Bemerkungen über die Könige 
ausgeschlossen wird. Als Quelle ist noch der Prologus Legis Salicae 
anzuführen, und für die Mitte des 7. Jahrhunderts verlorene Schriften, 
auf welche der Vf. hindeutet. 

S. 96 Z. 4 V. u. Habil. Schrift 1. DisserUtion. 

S. 97 Anm. 2. Herr Prof. Ebrard hat seine hier erwähnten Ansichten 
zusammenfassend weiter ausgeführt in dem Buche: Die Iroschot- 
tische Missionskirche, 1873. 

S. 99 Anm. 1. Zu dem Antiphonarium Benchorense aus Bobio 
giebt A Peyron beachtenswerthe Verbesserungen, Ciceronis Ora- 
tionum Fragmenta (1824, 4) Anhang S. 224—226. 

S. 106 Anm. 2. Herr Dr. Hahn bemerkt hierzu, dafs nach seiner Ansicht 
derselbe Verfasser im Auftrag von Childebrand die drei ersten Fort- 
setzungen des Fredegar verfafste, im Auftrag Nibelungs nach 



Naehtrftge und Beriehtigungen inm ersten Bande. 407 

geraumer Zeit die vierte, die Autorität der betr. Notis also dadurch 
uicht angefochten werde, obgleich er fttr wahrscheinlich halte, dafs 
sie nicht am richtigen Orte stehe, weil c. 117 u. 118 gröfsere Ver- 
wandtschaft zeigen. Die ganze Compositionsweise lasse ihn nur 
einen Verfasser annehmen. Die Quelle der gleichen Schreibweise 
sei die Eingewöhnung in die Oesta Francorum durch deren üeber- 
arbeitung. 

S. 114 Anm. 5. Herr Pf. Falk bemerkt, dafs nach der Ausfilhrung von 
Link im Elosterbuch der Diöcese Würzburg (1876) II, &38-545 kein 
Zweifel bleibe, dafs das Kloster der h. Lioba in Tauberbischofsheim 
gewesen ist, was auch mir richtig zu sein scheint. Derselbe yermifst 
Erwähnung des Werkes von ZeU: Lioba und die frommen angels. 
Frauen, Freiburg 1860 (Sammlung bist. Bildnisse II). 

S. 123 Anm. 1. Faulinus starb schon 802 s. BibL VI, 162 Anm. 4. 

S. 131 Z. 4. Monnier hat kein ungedmcktes Gedicht Alcuins, sondern 
das Gedicht der Anthol. ed. Riese n. 658: De Philomela. Der Brief 
an Leo m ist n. 175 Jaff6, Bibl. VI, 624. — Zu erwähnen war auch 
der Artikel Alcuin von E. Dämmler in der Allg. Deutschen Bio- 
graphie I, 343—348. 

S. 134 Z. 7. Sigulf 1. Alcuin. 

§ 6. Die Verse Peters yonPisa bei Bouquet V, 849 sind iden- 
tisch mit den von Bethmann aus Lebeuf angeführten „Nos dicamus." 
Drei neue Gedichte von Paulus Diaconus, wovon zwei Arichis 
und seine Sophienkirche preisen, hat Dttmmler herausgegeben, Zeitschr. 
f. D. Alt. XXI, 470—473. — Das Gedicht über den Eomersee hat, 
ohne Dümmlers Ausgabe zu kennen, Herm. Müller im Progr. des 
Friedrichswerderschen Gymn. in Berlin 1876 (Symbolae ad emen- 
dandos scriptores latinos) nach den Hss. von Sanctgallen und Leipzig 
herausgegeben. — Das NA. III, 225 — 318 enthält Langobardische 
Begesten aus Bethmanns Nachlafs, bearbeitet von Holder-Egger. 

S. 135. Wie Jacobi in der S. 140 angef. Diss. bemerkt, ist Seoundus, 
aller Wahrscheinlichkeit nach derselbe, welcher in den Briefen des 
Pabsts Gregor vorkommt, nicht Bischof sondern Abt gewesen. Auch 
ist sein Werk nicht von dem sog. Gontinuator Havn. benutzt. 

S.136 Anm. 2. Gegen die Annahme, dafs der oft angeführte Gramma- 
tiker Flavianus der Lehrer des Paulus Diaconus sei, verwahrt 
sich sehr entschieden H. Hagen, Anecdd. Helv. p. GLXIII. 

S 138 Z. 6. 782 l. 783. 
Anm. 1. Die Verse Ebrards stehen auch in Mabillon's Annalen LEI, 
147. 
Anm. 2. Ueber die einzige, Pertz unbekannt gebliebene, Hs. von 
Pauli Gesta epp. Mettensium s. die Mittheilung von Dflmmler, 
NA. m, 187. — Genealogia Oarolorum: Facsimile vom Cod. 
SangalL bis 867 (bei P. cod. 6, nach Canisius benutzt) im Ind. lectt. 
Turie. 1835/36 n. 11. 



408 Nachtr&ge und BeriehtignngeD zum ersten Bande. 

S. 140. üeber die Qnelle von PanlnsDiaconns HL. I, 25 ttber Jnstmians 
Gesetzgebung 8. Th. Mommsen u. Fitdng im NA. III, 185. 399—402. 

S. 142 Anm. 4. Die im Drnck der Translatio S. Callisti fehlenden 
Stellen, mit hohem Lob des Markgrafen Eberhard, ergänzt Dttmmler 
NA. m, 405—407 aas der Hs. in der Stadtbibliothek zu Reims. 

S 143 Anm. Ueber die Legende des h. Beinoldns ist ein Aufsatz yon 
Flofs in den Niederrh. Annalen XXX (1876) S. 174—203. — üeber 
die fabelhafte Vita Hugonis hat schon Bayaisson, Rapports p. 125, 
Mittheilung gemacht. Vgl. auch Giesebr. II, 601. 

S. 145 Anm. 3. Schriftprobe der Hs. des Earolus M. et Leo m. im 
Ind. lectt. Turic. 1835/6 n. 6 u. 7. 

S. 157 Anm. 2. Der cod. 7 der Annales Laurissenses majores 
(741—813), welcher der Ausgabe von Duchesne zu Grunde liegt, von 
Pertz nicht benutzt, ist nach Dümmler Paris, lat. 5941 A. 

S. 169 Anm. 3. Die Identität von Thegan und Theganbert hat schon 
Mabillon entdeckt. 

S. 175 Anm. 1. Angilberts Gedicht ist nach der Posener Hand- 
schrift um zwei Strophen vermehrt herausgegeben von Dümmler in 
den zu Ehren Th. Mommsens herausgegebenen philologischen Ab- 
handlungen. 

S. 184 Anm. 3. Ueber die Annales Sithienses erscheint eine neue 
Untersuchung von G. Waitz, Forsch. XVni, 354. 

S. 186 Z. 4 Y. u. 876 1. 3851. 

S. 191. Bischof Samuel von Worms starb nicht 859, wie Schannat 
nach den Urkunden Regg. Kar. 773. 774. 777. annahm, die er in das 
Jahr 858 setzte, Boehmer 856, aber die Urkunden sind unecht, s. 
Sickel, Wiener SB. XXXYI, 396. Das Ohron. Lauresh. hat 855, in den 
Ann. Fuld. steht die Notiz am Rande bei 856 am Ende, doch gehört 
sie vielleicht zu 857, weil er am Anfang des Jahres starb. In den 
Ann. necrol. Fuld. min. (Dronke, Traditt. Fuld. 170) steht bei 856 
Samuel ohne nähere Bezeichnung. Sein Todestag ist im Dipt. und 
Necrol. b. Mariae Fuld. der 6. Februar, im Necrol. Lauresh. der siebente. 
Wie Herr Pf. Falk bemerkt, heifst er im Chron. Lauresh. „a pnero 
ibidem educatus"; dafs er ein Fulder gewesen sei, ist durch nichts 
zu erweisen, wenn auch die Epigramme Hrabans an ihn gerichtet 
sein mögen, worin er ihn seinen sodalis nennt. Aber von dem Brief 
Alcuins 143 Froh. (Bibl. VI, 875 vgl. 902) nimmt jetzt Dümmler selbst 
an, dafs darin vielmehr der Samuel genannte Erzbischof Beomrad 
von Sens gemeint sei. 

S. 192. Lupus nennt in der Widmung der Vita Mazimini nur den 
Namen Waldo und das Jahr 839. Im Necrol. S. Maximini steht: 
„m Eal. Nov. Obitus Waldonls abbatis presb. et monachi, ad quem 
S. Lupus episcojius de Trecas vitam S. Maximini scripsit.'' Hier ist 
Lupus mit dem Bischof von Troyes verwechselt, Waldo Abt von 
St. Maximin. Aber 839 war Graf Adalhard Abt von St. Maximin 



Nachtr&ge und Bericbtigangen txan. ersten Bande. 409 

(Dümmler Ostfr. I, 464). Ob derselbe Waldo der 861 entsetzte Abt 
ist, wissen wir nicht; auch nicht, wie sich dazn der 828 yorkommende 
Abt Waldo von Schwarzach yerhält. Ürknndlicfa erscheint Waldo 
869 als Abt yon St. MaTimin. 

üeber Hraban ist jetzt auch die ausführliche Darstelinng von 
C. Willy Eegesten der Mainzer ErzbischOfe I (1877) S. xdl—xxiv 
anzuführen. 

8. 195 Z. 19. Die hier erw&hnten Briefe sind yon Berthgyth an ihren 
Brnder geschrieben nnd stehen in der Bonifat. Sammlung , Bibl. 111, 
312—314; femxna ist statt /amtna yerlesen. Diese yermeintlich yer* 
lorene Hersfelder Brief Sammlung ist also zu streichen. Doch 
mag Balthard wohl der Abt yon Hersfeld sein. 

S. 199 Anm. 2. R. Pauli hat in d. Gott. Nachr. 1878 N. 1. S. 1—15 die 
Untersuchung llber „Karolingische Geschichte in altenglischen 
Annalen'' weiter geführt; neben den nordenglischen finden sich 
Aufzeichnungen aus Winchester, und nach der Eroberung sind 
die Sanctgallisch-Cölner Annalen (I, 294) auch über die Normandie 
nach England gebracht. 

S. 205 Anm. 1. Eine Münster sehe Diss. yon Enck: De S. Adalhardo abbate 
Corbejae antiquae et noyae (1873) enthält S. 60 ff. eine Untersuchung: 
Translatio 8. Viti quo tempore scripta quaeque ei fides tribuenda 
esse yideatur. 

S. 205 Anm. 3. Mabillon hat seiner Ausgabe der Vita Adalhardi eine 
Ecloga duarum sanctimonialium, ein poetisches Zwiegespräch 
der alten und der neuen Corbeja, beigegeben, Saec. lY, 1, 340—344. 

S. 210. Wandalbert yerfafste, wie Dümmler bemerkt, sein Martyro- 
logium nach seiner eigenen Aussage in Coeln. 

S. 216 Anm. 2. Im NA. UI, 188 weist E. Dümmler zwei ältere Hand- 
schriften yon Sedulius de rectoribus christianis nach und 
sichert dadurch die Zeitbestimmung nach 840, zeigt auch noch eine 
Entlehnung aus den Scriptores historiae Augustae. 

S. 218 Anm. 1. Zu der neuen Ausgabe yon Ekkehardi Casus Sancti 
Galli ygL die Recension yon Dümmler: HZ. XXXVm, 327—333. 
Eine deutsche Uebersetzung yon G. Meyer yon Knonau in der Samm- 
lung der „Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit'' ist im Druck. 

S. 228 Anm. 3. Yon den Yersen Walahfrids de imagine Tetrici 
handeln noch Dehio in y. Zahnes Jahrbuch für Kunstwissenschaft Y 
(1872) u. Wilh. Schmidt das. YI (1873). 

S. 229 Anm. 4. Herr Pf. Falk yermifst eine Erwähnung des Lorscher 
Inschriftensammlers aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, 
über welchen u. a. de Bossi, Inscriptionum Christ. I (1861) Praef. 
p. vni handelt. Allein abgesehen dayon, dafs der Gegenstand 
kaum hierher gehört, stammt freilich die Hs. aus Lorsch, der 
Ursprung der Sammlung selbst aber ist, wie de Bossi bemerkt, 
ganz unsicher. 



410 Nachtr&ge nnd Berichtigimgen Eum ersten Bande. 

S. 242 Anm. 1. Eine Seite der Brüsseler Hs. der Annales Vedastini 
in W. Arndt's Schrifttafein 18. 

S. 243. Zu den Annales Barcinonenses gehört die Todtenklage mn 
den Ghrafen Baimnnd von Barcelona , gest. 1017, mitgetheilt von 
Dümmler, NA. HI, 407. 

S. 247 Anm. 1. Aosbentong von Seneca's Tragoedien durch Ynlgarins 
weist B. Peiper nach, Bhein. Mas. f. Philol. N. F. XXXTT, 536. 

S. 258 Anm. 4. Ueber die an tto in. gekommenen Bücher des Johanne s 
Calaber s. Val. Böse im Hermes VIII, 46. Giesebr. I, 850. 

S. 259 Anm. 3. Die Ausgabe des Bebe ist nach der Handschrift ergänzt 
von Giesebrecht U, 581. 

S. 281. Die Translatio sancti Epiphanii ist mit Leibniz and 
Broawer gegen Pertz in das Jahr 962 za setzen. 

S. 283 Anm. 2. Die Separat-Ansgabe der Annales Hildesheimenses 
von G. Waitz ist bereits erschienen. 

S. 286 Anm. 2. C. Günther hat in d. Osterprogr. der Albinas -Schale in 
Lanenburg a. d. Elbe 1877 S. 5 seine frühere Ansicht einer älteren 
bis 1004 reichenden metrischen Gründangsge schichte yon 
Magdeburg aufgegeben. 

S. 300 Anm. 5. Zu den merkwürdigen , sehr anzüglichen Briefen von 
Dietrich von Metz an Karl von Lothringen und Ton diesem an 
Dietrich, aus dem Lorscher Briefcodex, s. die Verbesserungen und 
Bemerkungen von P. Ewald, NA. III, 328. 

S. 303 Z. 16. Dieser Immo, auch S. 313 erwähnt, ist yermuthlich der- 
selbe Wormser Cleriker, welcher nach einer Dienstzeit am Hofe um 
1036 Bischof von Arezzo wurde, und von dem in der Lorscher 
Sammlung Briefe sind, s. NA. in, 324. 

S. 311 Anm. 4. Vgl. Paul Günther: Das Leben des h. Gerard, Stifters 
Ton Brogne. Hall Diss. 1877. 

S. 316 Anm. 3. H. Brefslau NA. II, 578 äufsert Zweifel an der Gleich- 
zeitigkeit der Annales Heremi, weil Vergleichung mit den be- 
treffenden Stellen bei Herm. Contr. und der Epitome die Vermuthung 
nahe legen, dafs sie nur ein Auszug aus den Schwäbischen Beichs- 
annalen seien. 

S. 318 Anm. 4. Varianten zu den Miracula S. Verenae giebt Bau- 
mann im Anz. f. Schweiz. Gesch. 1877 N. 2. S. 288. 

S. 319 Anm. 1. Berichtigungen zu den Gesta Witigowonis von 
0. Breitenbach aus der Chronik des Gallus Ohem NA. I, 176—178. 

S. 320 Anm. 1. Zu den von Erchanbald der Strafsburger Kirche ge- 
schenkten Handschriften gehört die oben zu S. 138 erwähnte Hs. der 
Gesta epp. Mett. von Paulus Diaconus. 

S. 327 Anm. 1 Z. 7. Odo L Wido. 

S. 329 Anm. 1. Das Jahr 952 für Vollendung der Historia Bemensis 
des Flodoard, ist nach Dümmler unbewiesen. 

S. 331 Z. 4 V. u. Boman 1. Bomam. 



Nachträge und Berichtignngen zum ersten Bande. 411 

S. 336. Üeber Radalfns Tortarius steht eine Abhandlnng von Certain 
in der Bibl. de l*£cole des chartes I, 489—521. 

S. 336 Anm. 2. Nach Reifferscheid, Wiener SB. LIX, 139 steht die lila tio 
S. Benedicti im Cod. Yat. Christ. 586 saec. zi. zii. f. 71 y. Der Vf. 
heifst hier Diedericns. 

8. 337 Anm. 3. Obedienz- Erklärungen fElr die Erzbischöfe von Sens 
auch NA. m, 199^202, u. daselbst S. 1%— 198 für Besannen. 

8. 338 Anm. 4. In der Eist. Zeitschr. XXXIX, 241—268 ist ein Aufsatz 
Yon Karl von Amira: „Die Anfänge des normann. Rechts*^, anknüpfend 
an das Buch von Steenstmpp. Darin wird S. 245 f. die Glaubwür- 
digkeit des Dudo gegen Dflmmler und Waitz in Schutz genommen, 
und die vermeintliche altnordische üeberlieferung über die Herkunft 
RoUo's zurückgewiesen. 

8. 340. Eine Seite aus der Berliner Hs. von Liudprands Antapodosis 
in W. Amdt'B Schrifttafeln 23. 



Nachträge und Berichtigungen 

zum zweiten Bande. 



S. 2 Anm. 5. üeber die Abstammnng and Verwandtschaft Anselms 
von Besäte giebt H. Brefslau urkundlichen Nachweis NA. in, 419. 

S. 3 Anm. 2. Den Johannes, welcher die Sammlung von Gebeten und 
Betrachtungen verfafst hat, hält Mabillon für den Abt Johannes von 
F6camp; als pauper finde ich ihn nur in einem Abdruck des Pro- 
loges ohne Angabe der Quelle im Arch. f. Oest. GQ. IH, 367 bezeichnet. 
Die nicht genannte Kaiserin hielt Denis H, 1525 (danach Tabulae 
codicum Yindob. I, 255 zu 1580 u. 1582) für Kunigunde, ohne die ab- 
weichende und wohl richtige Ansicht Mabillon's zu erwähnen. YgL 
über Agnes, an welche auch Petrus Dam. Briefe richtete, Giesebr. 
ni, 1089. 1098. 

S. 7 Anm. 1. Im NA. IH, 410 hat E. Dümmler den merkwürdigen Brief 
Gosberts mitgetheilt, mit welchem er einen abgekürzten Prisci&n 
den Parisern Goselm und Gualter übersendet. Er hat die Arbeit 
unternommen, weil, wie die Italiener die Mathematik, so die Gallier 
die Grammatik vernachlässigen und kaum den Anblick des Priscian 
ertragen. Er selbst hat in Italien die Grammatik gelernt, und hofft 
dadurch zu erreichen, dafs sie nun auch hierin, wie in allen übrigen 
Stücken, die Italiener übertreffen werden. Die Zeit ist unsicher, die 
Hs. s. Xn stammt yielleicht aus Orleans oder Saint -Mesmin. 

S. 29 Anm. 3. Das Bücherverzeichniss Bernhards ist schon 1868 
im Rhein. Mus. f. Philol. XXIII, 408—410 herausgegeben von A. Wil- 
manns, der es in das 11. Jahrhundert setzt. 

S. 35 Anm. 1. Nach K Eohlmann: Die Braunschweiger Reimchronik auf 
ihre Quellen geprüft (Diss. Kil. 1876, 4) S. 42 ist die Translatio 
S. Auctoris in dieser 1298 vollendeten Chronik benutzt, und also 
schon aus dem 13. Jahrhundert. Ebenso L. Weiland, Deutsche Chro- 
niken n, 436. 

S. 55 Anm. 4. Der Wicrad ist vielleicht identisch mit Wider ad, von 
1060 bis 1075 Abt von Fulda. 

S. 57 Anm. 3. Eine Abschrift Jaff^'s von den Briefen Gebehards und 
Paulus ex cod. Ambrosiano hat eine ausdrückliche Beziehung des 



l?achtr&ge und Berichtigungen zum zweiten Bande. 413 

fraglichen Briefes auf Conrad. Derselben Zeit schreibt sie Sormani 
zu, der eine gröfsere Sammlung hatte, und Apologismomm Mediolan. 
I, 44 — 48 sechs Briefe mittheilt. 

S. 88 Anm. 1. üeber das Annolied wird in der Zeitschrift für deutsche 
Philologie eine Abhandlung von E. G. Eettner gedruckt , deren An- 
fang als Hall. DisB. ausgegeben ist. Der Vf. entscheidet sich gegen 
die Autorschaft Lamberts, für Abfassung in etwas späterer Zeit, 
etwa um 1100, und nimmt für den ersten, die alte Geschichte be- 
handelnden Theil, welcher allein in der Kaiserchronik, doch mit Ab- 
weichungen, wiederkehrt, gemeinsame Grundlage eines schon vor- 
handenen deutschen Gedichtes an. 

S. 108 Anm. 5. Die im NA. II, 246 erwähnte Es. des Ghronicon S. Mi- 
chaelis ist die Trossische, s. Sickel, Urkunden der Karolinger II, 
231. 

S. 126. Die Glaubwürdigkeit der Continuatio Aquicinctina für die 
Geschichte Friedrichs I ist mit guten Gründen angegriffen von 
P. Wagner, Eberh. 11 v. Bamberg. (HalL Diss. 1877) S. 113 ff. und 
namentlich auch die angeblich 1159 zwischen ihm und Adrian ge- 
wechselten Briefe als Stilübungen yerworfen. 

S. 130. Die neu aufgefundene Fortsetzung der Gesta episcoporum 
Cameracensium hat die Erwartungen getäuscht, indem sie 
gröfstentheils nur Ezcerpte aus Lambert von Waterlos enthält und 
wenig neue Nachrichten gewährt. 

S. 181. Zu erwähnen ist auch noch das Ghronicon Monasterii S. 
Vincentii ad Vulturnum von dem Mönch Johannes, 1108 
dem Pabst Paschalis in Benevent gezeigt, und dessen Kanzler .Jo- 
hannes (Gelasius 11) überreicht. Es ist eine ganz formlose Arbeit, 
wesentlich ürkundensammlung, mit fabelhaften Nachrichten über die 
'Vorzeit des im Anfang des achten Jahrh. gestifteten Klosters, bis 
1059. Ausg. Muratori SS. IS 325—523. Das darin enthaltene Leben 
der Gründer Paldo, Tato und Taso, von Autpert s. YIU. ist in die 
Scriptores Rernm Langobardicarum et Italicarum aufgenommen, 
p. 546—555. In diesem Band sind noch viele kleine wenig bekannte 
Stücke. 

S. 197 Anm. 1. Benutzung des Annalista Saxo in der verlorenen 
Braunschweiger Fürstenchronik nimmt L. Weiland an, Deutsche 
Chroniken II, 441, während Kohlmann diese Stellen vielmehr auf die 
Nienburger Annalen und die Sächsische Kaiserchronik zurückführt, 
Braunschweiger Beimchr. S. 18—22. 

S. 210. E. Bernheim: Zur Geschichte des Wormser Concordats (Gott. 
1878) S. 31 u. 55—62 bestreitet die Behauptung von der Unsicherheit 
Otto's von Freising in Bezug auf das Wormser Concordat. Er 
soll gut unterrichtet gewesen sein und doch keine absichtliche Un- 
wahrheit gesagt haben. Ich verstehe das nicht. Hat er, wie Bem- 
heim auch vermuthet, eine gefälschte Abschrift benutzt, so war er 



414 Nachträge und Beriehtigangen zum zweiten Bande. 

eben unsicher, da er mit einiger Mühe sich gewifs darüber aufklären 
konnte; er gab sich aber diese Mühe nicht. Zu. den S. 33 angege- 
benen Texten ist verrnnthlich noch n. 39 der Schaffhanser Ministerial- 
bibiiothek zn zählen, Arch. ym, 733. Boos, Die Handschriften etc. S. 6. 
— Anf S. 24 Anm. 4 ist in dem Citat ohne Zweifel camecrcOoris zu lesen, 
wie schon in d. Heidelb. Jahrb. 1869 S. 591 von mir bemerkt wnrde. 

S. 222 Anm. 1. Von dem Epos Ine Uta fert animns giebt Monaci als 
Probe 26 Verse nnd 2 vom Schlnfs in den Atti dell' Accademia dei 
Lincei, Nnoya serie, Yol. m, 60, vom Jan. 1878. Derselbe theilt im 
Archiyio della Societä Bomana dl Storia patria, Yol. I, die Stelle 
mit) welche sich anf Arnold von Brescia bezieht 

S. 231 Anm. 3. In der Sitzung der Wiener Akademie Yom 16. Jan. 1878 
hat Prof. B. y. Zeifsberg eine Abhandlung über die Vita Hart- 
mann i vorgelegt, in welcher nachgewiesen wird, dafs der Yerfosser 
nicht Klosterneuburg, sondern Neustift bei Brixen angehört und * 
zwischen 1190 und 1216 geschrieben hat, und dafs die Yita zu Ende 
des 15. Jahrhunderts überarbeitet ist. 

S. 244 Anm. 2. Die im Breve Ghronicon Austriacum Tom ersten 
Markgrafen Liupold erzählte Fabel ist mit der mythischen Gestalt 
des Büdeger in Yerbindung gebracht und diese ausführlich behandelt, 
von B. V. Muth, Wiener SB. LXXXY, 265—280. 

8. 254 Anm. 5. Ausführlich handelt über den Abt Joachim, seine als 
Evangelium aetemum von den Minoriten bezeichnete, bei ihnen fort- 
wirkende und mit Zuthaten versehene Lehre, H. Beuter, Geschichte 
der religiösen Aufklärung im Mittelalter II (1877) S. 191— 218 nebst 
den höchst unbequemer Weise hinten zu suchenden Anmerkungen. 

S. 255. Die ünzuverlässigkeit der Yita Alexandri III vom Card. Boso 
wegen tendenziöser Entstellung der Thatsachen weist an einem flagran- 
ten Beispiel nach P. Wagner, Eberhard II von Bamberg S. 145—147. 

S. 257 Anm. 1. Sep.-Ausgabe mit verwandten Stücken als Monumenta 
Welforum antiqua ed. Weiland, 1869. 

S. 261. Die Bede Eberhards von Bamberg, bei Helmold I, 80 weist als 
erdichtet nach Paul Wagner: Eberhard II, Bischof von Bamberg 
(Hall. Diss. 1877) S. 93—95. 

S. 265 Anm. S. Zur Holsteinischen Beimchronik vgl. S. 352 Anm. 5. 

S. 267 Anm. 3. C. Paludan- Müller: Bidrag tu Kritik af Saxos Historie- 
werk, in: Historisk Tidskrift 1876, besprochen HZ. 39, 351. Fragmente 
alter Hss. des Saxo sind in Kopenhagen u. in Angers gefunden. 

Den Annales Lundenses schliefst sich auch der Anfang Pommer- 
scher Annalistik an, die Annales Golbazenses, worin die erste 
einheimische Eintragung von 1183 ist, und Fortsetzungen bis 1568. 
Ausgabe von W. Arndt SS. XIX, 710—720; neue im Pommerschen 
Urkundenbuch (Stettin 1877) I, 467—493. Hier aber ist der nach- 
gerade unerträgliche Fehler zu rügen, die erste Anlage eines Ne- 
crologiums nach dem festen Osterdatum (27. März) bestimmen zu 



Nachträge nnd Berichtigungen znm sweiten Bande. 415 

wollen. Es wäre ja ganz unsinnig gewesen, ein fflr dauernden Ge- 
brauch bestimmtes Buch nach dem zufälligen Datum eines einzelnen 
Jahres einzurichten. 

S. 269. Ein merkwürdiges Schreiben eines Priesters G. an E. wahr- 
scheinlich Evermod, Probst des Marienklosters zu Magde- 
burg aus den Jahren 1147—1149 Aber kirchliche Verhältnisse und 
Gefahren, hat 0. y. Heinemann im C!od. Anhaltinus I, 253 mitgetheilt, 
erläutert yon Giesebr. lY, 497. Magd. Geschichtsbl. IX, 415. 

S. 289 Anm. 4. Die Angaben ttber Albert Behaim sind nicht mehr 
zutreffend, nachdem es festgestellt ist, dafs der Archidiac. Albert 
von Possemünster von ihm zu unterscheiden ist. Nach 0. y. Lerchen- 
feld a. a. 0. erhielt Albert ein Canonicat zu Passau schon 1212 yon 
Innocenz III, ohne jedoch deshalb die Curie zu verlassen ; 1226 er- 
hob ihn Honorius III zum Archidiaconus yon Lorch, u. 1239 sandte 
ihn Gregor IX nach Deutschland. Nach gütiger schriftlicher Mit- 
theilung des Freih. 0. y. Lerchenfeld ist Albert erst 1259 gestorben. 
Genaueres hat derselbe über Alberts conscius Poppo von Mun- 
drichingen (Mintraching) gefunden, der sich so schreibt auch nach- 
dem er nicht mehr Pfarrer daselbst war. Um 1207 geboren, wurde 
er mit 7 Jahren dem Kloster Altaich zur Erziehung Übergeben, trug 
dort 12 Jahre das Ordenskleid und empfing das Subdiaconat, ohne 
doch jemals das Ordensgelübde abzulegen. Nachdem er seit 1238 
Pfarrer in Mintraching gewesen, wurde er am 25. Mai 1252 auf 
Albert Behaims Betrieb Domherr in Passau, wird 1253 u. 1254 Dom- 
herr und Cellerarius genannt, 1255 bis 1260 Yicedom, bis er Mitte 
Feh. 1260 Domdechant u. somit Nachfolger Albert Behaims wird, als 
welcher er 1265 zuletzt urkundlich erscheint; 1267 ist Wernhard 
yon Morspach Domdechant. 

S. 295. Im Anzeiger des Germ. Museums XXY (1877) 3. 185 theilt Prof. 
Dümmler ein, früher yon Jäck fehlerhaft herausgegebenes Bam- 
berger Bücheryerzeichnifs des 13. Jahrh. mit, überschrieben: 
„Isti sunt libri qui ma,^i8troBichardo commissi sunt. ** Sehr auf- 
fallend ist darin die vielen Schriften profaner Classiker, Cicero, Li- 
vius, Plautus, die Scriptores historiae Augustae u. a. 

S. 305. Dom Pitra in seiner Histoire de Saint L^ger (Paris 1846) giebt 
S. 525 — 568 auch eine Yita Leodegarii, auf Befehl des Abtes 
Eberhard von Murbach (um 1041) von Fruland „ejus derico** 
verfalst; das Haupt des Leodegar wurde in Murbach verehrt. Die 
Miracula sind alle aus Frankreich, nur S. 566 im letzten Gap. etwas 
über Murbach. 

S. 325. Hier war auch das Chronicon Andren se anzuführen, von 
Andres, d. Tervanensis, 1083—1234, gedr. bei D*Achery, Spicil. IX, 
338—671, ed. novae H, 781—871, Bouq. XYHI, 568—583. Es ist 
Gütergeschichte mit Urkunden, von 1083—1234, geschrieben als Er- 
gänzung des Andreas Marchianensis. Merkwürdig aus der eigenen 



416 Nachträge und BerichUgungen zum s weiten Bande. 

Erfahrung des Verfassers, Abt Wilhelm, besonders der sehr ansführ- 
liche Bericht über eine persönliche Verhandlnng mit Innocenz m. 

S. 383. Die Necrologien von Hailsbronn in nener Ansgabe von Dr. 
Scheins bei Stillfried, Kloster H. Berlin 1877. S. 328—394. Sep.-Abdr. 
bei Scheins: Ans den Archiyalien des Klosters H. 

S. 387.^ Zeifsberg's „Kleinere Geschichtsquellen Polens im Mittelalter" 
(Archiv d. Wiener Ak. LV, 1—168) sind mir erst jetzt zu Gesicht 
gekommen, und ich mufs danach berichtigen, dafs die 1615 zusammen- 
gestellte Nekrographie der Dominicaner zu Krakau S. 136 — 167 
gedruckt ist, aber fi&r das Mittelalter nichts enthält. 

Auf S. 7 bemerkt der Prof. y. Zeifsberg, dafs ihm meine Anmer- 
kung oben S. 157 unverständlich sei. Ich habe damit nur sagen 
wollen, dafs das Krusch witzer Bisthum .des Bischofs Paulus, welchem 
der sog. MartinusGallus sein Werk widmete, eine Erfindung von 
Dluglosch ist, und ebenso das Todesjahr 1110, welches deshalb zur 
Zeitbestimmung des Martinus nicht verwendet werden darf. Zeifsberg 
bemerkt jetzt selbst, dafs Paulus, der auch im Lubliner Buch vor- 
kommt, 1112 noch am Leben gewesen sein mufs, weil Siroslaw von 
Breslau, der neben ihm genannt ist, erst 1112 Bischof wurde. 



REGISTER. 



Aachen. 228. II, 135. 318. 340. 385. 

Aaran. n, 380. 

Abaelard. U, 8. 

Abbo von Fleury. 305. 334. 335. 

— von Paris. 243. 
Abdinghof. II, 31—33. 384. 
Ablavins 57 

Abraham (957-994) B. v. Freising. 325. 

Absalon, Erzb. v. Lund. II, 266. 

Acerbns Morena. II, 250. 

Acta abb. Fnld. 195; Mettensium 299; 
epp. Cenoman. II, 402; Friderici 
Traj. 312; Gorgonii. 319; Muren- 
sia. U, 300; S. Petri in Angia. II, 
302 ; Zoerardi et Benedicti. II, 158. 

Adalbero (969—988) Erzb. v. Beims. 
298. 330. 332. 

— (887—910) B. V. Augsb. 212. 235. 

n, 53. 

— Bisch. V. Laon. 330. 339. 

— I (929—962) B. v. Metz. 298—300; 

n (984 — 1005). 280, 300; ni 
(1047—1072). 306. 

— (1045—1090) B. V. Würzburg. H, 

31. 63. 138. 272. 302. 

— Probst in Benedictbenern. 325. 
Adaibert (1043—1072) Erzb. v. Bre- 
men, n, 64—66. 274. 

— (968 — 981) Erzb. v. Magdeburg. 

285 297 

— II (1138—1141) Erzb. v. Mainz. H, 

9. 311. 

— B. V. Kammin. II, 143. 

— (982—997) B. von Prag. 286. 287. 

— Abt von Ferriäres. 132. 

— Abt von St. Mich, in Hild. n, 22. 

— von Bamb. 11, 293 ; Gonstanz. II, 

51; Gorvey. 206; Egmnnd. 297; 
Schaffhansen. n, 50. 

IVattenbacb, Oetehicbtsqnellen IT. 4. Aafl. 



Adalbold (1010—1026) Bischof von 
Utrecht. 293. 308. 312. 313. 

Adalgar (888—909) Erzb. von Ham- 
burg. 203. 

— Abt von Gorvey. 11, 391. 
Adalhalm von Füfsen. II, 56. 
Adalhard, Bisch, v. Verona. 251. 

— V. Corbie. 139—204. 205. H, 132. 
Adalheid, Kaiserin. 260. 340. 

— Aebt. V. Quedl. 277. 

— Aebt. V. Viüch. II, 109. 
Adalher, Lorscher Priester. II, 309. 
Adalram (821 — 836) Erzb. v. Salzb. 

181. 238. 
Adam von Bremen 11, 63—67. 

— von Ebrach. II, 296. 

— von Masmünster. 124. 
Adelard, Abt von St. Martin. 132. 

— Mönch V. Blandigny. 311. 
Adelerius von Fleury. 335. 
Adelgot (1107—1119) Erzb. v. Mag- 
deburg, n, 72. 

Adelman, B. v. Brescia. n, 114. 

Adelperga. 136. 

Ademar v. Ghabannes. II, 160. 

Adhemar, Mönch. 170. 

Admunt. n, 41. 61. 235. 388. 

Ado (859—874) Erzb. v. Vienne. 52. 

179. 210. 
Adrevald. 335. 
Adso, Abt von Monstier-en-Der. 258. 

260. 305. 306. II, 173. 

— Abt von St. Basle. 305. 
Adventius (858—875) B. v. Metz. 217. 
Aedde Stephanus. 110. 

Aegidius Aureaevall. 11, 325. 354. 
Aelbert, Erzb. von York. 131. 199. 
Aerbonis versus de Altmanno. n, 291. 
Aethicus. 94. 

27 



418 



Register. 



Afflighem. II, 126, 131. 

Afra. 36. 

Agannnm. 88. 89. 

Agilas. 102. 

Agiu8. 208. 209. 

Agnellus von Ravenna. 249. 

Agnes, Kaiserin. II, 2. 412. 

— von Weimar. 261. 277. 
Agobard. 126. 171. 

Aimoin von Fleory. 93. 335—337. 

— von Saint-Germain. 243. 
Airicus, Abt v. Gomelismtinster. 11, 

111. 
Alberich, Erzb. v. Bourges. 11, 9. 

— V. Monstier-en-Der. 805. 

— von M. Cassino. II, 181. 

— V. Trois-fontaines. 354—356. 

— V. Utrecht. 199. 

Albero (1131—1152) Erzb. v. Trier. 
II, 9. 98. 103. 203. 

— (1136-1146) B. V. Lüttich. II, 114. 
Albert II (1205—1232) Erzb. v. Mag- 
deburg. II, 269. 

— (1191-1192) B. V. Lüttich. 11, 324. 

— Abt von Fmctnaria. 11, 3. 
Albertus Aqnensis. II, 135 ; Behaim. 

Il, 289. 415 ; v. Stade. 11, 336. 
Albinus. 207. 
Albuin, Abt von Nienburg. 207. 11, 

21. 79; Mönch v. Gorze. 11, 108. 
Alcuin. 110. 121. 124. 129—134. 141 

bis 143. 149. 182. 188. 191. 199. 

209. II, 407. 
Aldemar, Cardinal. II, 177. 
Alderich, Erzb. v. Sens. 132. 134. 191. 

210. 240. 
Aldersbach. II, 363. 

Alemar, Lehrer in Aschaffenburg. 
II, 90. 

Alexander Telesinus. II, 254. 

Aifanus von Salemo. 11, 177. 

Alger, Lütticher Lehrer. II, 114. 

Almerich der Bär. II, 1. 

Alne. II, 326. 

Aloldns Peklariensis. 11, 401. 

Alpert. 302. 303. 313. 

Altenberger Chronik. 11, 402. 

Alteneyck. 217. 

Alten münster. II, 55. 

Altenzelle. II, 273. 387. 

Altercatio inter ürbanum et demen- 
tem. II, 103. 

Altfrid (847—874) B. v. Hild. 181. 

— (839—849) B. v. Münster. 199. 200. 
Altmann (1065-1091) B. v. Passau. 

II, 3. 31. 62. 



Altmann, Probst v. St. Florian. 11, 290. 

Alto. II, 55. 

Altorf. II, 55. 

Aluberht. 199. 

Alvlsus, B. V. Arras. II, 133. 

Amalarius (809—814) Erzb. v. Trier. 

209. 
Amalrich, Erzb. v. Tours. 132. 243. 
Amandus. 96; spurius. 11, 400. 
Amarcins. II, 2. 24. 
Amatus von M. Cassino. 11, 180. 
Amelungsbom. II, 379. 384. 
Amersfoort. 303. 
Amorbach. 336. n, 55. 
Anamod. 236. 

Anastasii Chron. Casin. n, 179. 402. 
Anastasius biblioth. 51. 246. 
Anchin. II, 126. 133. 393. 
Andreas Bergomas. 250; Dandolo. 

347 ; Floriac. 336 ; Marchianensis. 

II, 326 ; von Michelsberg. 74. n, 

142; von Yallombrosa. n, 183. 
Andres. II, 415. 
Angers. 86. II, 161. 
Angilbert, Erzb. v. Mailand. 250. 

— Abt von Corbie. 176. 

— von St. Riquier. 140—147. 164. 

n, 216. 

— Vasall Lothars. 175. II, 408. . 
Angildruth, Nonne. 189. 
Angilram (769—791) Bisch, v. Metz. 

138. 141. 160. 161. 

— Abt von St. Riquier. 142. 
Angonlgme. II, 8. 160. • 
Aniane. 169. 170. 177. 
Anna Comnena. II, 180. 
Annales Admuntenses. II, 235. 

— Agrippin. II, 316; Alamannici. 

120. 121. 234. 315; Albiani. H, 
336 ; Alcnini. 121 ; Aldersbac. n, 
363; Altahenses breves. II, 17; 
majores. II, 17—20. 59; Altah. 
Hermann!. II, 346; Andega- 
venses. 86; AngUae. 199. 11, 409; 
Aquenses. II, 318; Aquicinctini. 
II, 126; Aquitanici. 177; Arela- 
tenses. 50. 86. 87 ; Argentin. n, 
307; pleniores. II, 345; Augi- 
enses. 234. 315; brevissimi. 233; 
Augustani. II, 52; minores. II, 
295. 297; Aureaevall. II, 325; 
Auscienses. 11, 161; Austriae. 
II, 243. Babenberg. II, 295; 
Barcinon enses. 243. II, 410; 6a- 
renses. II, 176; Basil. II, 306; 
Bawarici breves. 122. 



Begister. 



410) 



Annales Benedictobnrani. II , 287; 
Beneventani. II, 176. 402; Ber- 
goma tes. II, 250; Bertiniani. 168. 
239-242; Besaenses. II, 161; 
Blandinienses. 184. II, 133. 325 ; 
Bosov. II , 272; Bremenses. 11, 
336; Brixienses. 11, 250; Brun- 
wil. II, 109; Bnrgxmd. 86. 87. 

— Camerac. II, 130; Cantuarien- 

ses. 121; Casinates. II, 176; 
Casinenses. II, 176; Cavenses. 
II, 176; Ceccanenses. II, 176. 
254; Colbaz. II, 414; Colmar. 11, 
306; ColonienseB. 294. II, 409; 
breves. 294; brevissimi. 215; 
maximi. II, 338—342; minimi. 
II, 340; Corbejenses. 115. 122. 
207. 267. II, 205; spurii. II, 400; 
Cremonenaes. II, 251. 

— Disibodenbergenses. 11, 331. 332; 

Divion. II, 161. 

— Egmund. II, 328; Einbardi. 162 bis 

167. 177. 185; Einsidlens. 316. II, 
301; maj. EL, 343; Elnon. maj. et 
min. II, 131 ; Elwang. II, 299 ; En- 
gelberg. II, 301 ; Engolismenses. 
243; Ensdorf. II, 295; Erphes- 
furd. n, 191 ; Erphord. II, 282. 

— Farfenaes. II, 167; Ferrarien- 

se^. n, 250; Flaviniacenses. 
119; Ploreffienses. 11,325; Flo- 
rentini. II , 251; Floriacenses. 
243. 335; Formoselenses. U, 325; 
Fossenses. 308. II, 113; Fnl- 
denses. 161. 165. 183—187. II, 
65; antiqni. 115. 122. 

— Gand. 11, 326 ; Garstenses. II, 235; 

Gengenbacenses. II, 41 ; Goslar, 
n, 399; Gradicensea. 11, 246; 
Gnelferbytani. 120. 121. 

— Hailsbronn. II, 295; Halberstad. 

209. 280; Halesbr. maj. II, 297; 
Hamburg. II, 336; Hasung. 11, 
28; Hepidanni. 315; Herbipol. II, 
296; Heremi. 316. n, 39. 410; 
Hersfeidenses. 196. 197. 209. 
278. 284. II, 79; Hildesbeim. 
283—285. II, 23. 34. 

— Iburg. II, 27. 28. 33; Januenses. 

U, 250; Juvavenses breves. 108; 
majores. 121; minores. 121. 

— Lanbacenses. 116; Lanbienses. 

308. n, 113. 324; Lanresha- 
menses. 119. 161. 177. 185. 201. 
246; Lamissenses. maj. 157 bis 
167. 184. 185. n, 408. 



Annales Latirissenses min. 161. 184. 
185. 284; Lansonenses. 119; 
Lemovicenses. 11, 161; Leo- 
dienses. 11, 113; Lindisfarnenses. 
121; Lobienses. 308; LoiseUani. 
157; Lotbariani. II, 191; Lubi- 
censes. II, 336; Lngdnnenses. 
243 ; Lnndenses. II, 267. 414. 

— Magdeb. 11, 335; Mantna^i. II, 

250; Marbacenses. II, 217. 345; 
Marchianenses. II, 325; Marcb- 
tall. II, 303; Masciacenses. 243; 
Matseenses. II, 236; Maurimo- 
naster. II, 305; Maximiani. 120. 
166. 177; Mediolanenses. II, 249; 
Mellicenses. 11, 235. 243; Met- 
tenses. 160. 166. 177. 301. 302; 
brevissimi. 301; Mognntini. II, 
90. 314; Monasterienses. 207; 
Monast. S. Gregorii. II, 305; 
Mosellani. 117—120; Mosomen- 
ses. II, 161. 

— Nazariani. 120. 121; Neresbeim. 

II, 299; Nienburg. II, 194. 

— Opatowicenses. II, 246; Otaka- 

riani. H, 248; Ottenbnr. II, 27. 
299. 

— Palid. n, 332—335; Parchenses. 

n, 325; Parmenses. II, 250; Pa- 
tavienses. II, 234; Patherbrunn, 
n, 33. 34; Pegav. H, 272; Pe- 
ta Viani. 119. 120; JPlacentini. 
n, 252 ; plebei. 157 ; Polonorum. 
n, 157; Pragenses. II, 152. 248. 
249; Prumienses necrologici. 295. 
n, 99; Pruvening. II, 292. 

— Quedünburg. 277 — 280. 285. 290. 

— Ratispon. II, 59. 291; Raven- 

natea. 49. II, 405; Begienses. 
n, 250; Beinhardsbrunn. IJ^ 284; 
Bemenses. 242. II, 316 ; Boden-«- 
ses II, 318; Romani. 11, 168; 
Rosenfeld. II, 70; Ryenses. II, 
267. 

— Salisburgenses. 122; Sanctae Co- 

lumbae Senon. 337. 

— Sancti Albani. U, 23. 70. 94. 95 ; 

Albini Andegav. II, 161 ; Amandi. 
116. 117; breves. 116; Amulfi 
Mett. 301; Bavonis. 151. H, 326; 
Blasii. n, 301; Bonifacü. 195; 
Dyaibodi. II, 331. 332; Emmer. 
brevissimi. 322. II, 59; majores. 
122. 236; minores. 122; saec. 
XL n, 59; Eucharii Treverensis. 
n, 98. 

27* 



420 



Begistar« 



Annales Sancti Galli Balnzii. 116.234; 
breves. 234; breviss. 234; majo- 
res. 315. II, 49. 50; Georgii in S. 
Nigra. 11,301; Gereonis Col. n, 
316; Germani Parisiensis. 121; 
Gisleni. II, 129; Jacobi Leod. 
308; minor. II, 113. 324; Maxi- 
mini. 294; Meginradi. 316; Mi- 
chaelis Bab. II, 141. 295; Nazarii. 
n, 16; Pantal. 11, 342; Petri 
Bab. 141. 295; Petri Col. 215; 
Petri Erphesfurd. II, 191. 281; 
Petri Virdnn. 11, 321; Quintini 
Veromand. 242; BndbertL n, 
236; Tmdperti. 303; Victoris 
Massil. 177. 243; Vincentii Mett. 
301; Vitoni. II, 321. 

— Saxones. II, 336; Scafhnsani. U, 

41; Scheftlar. II, 287; Schiren- 
ses. II, 286; Seldental. II, 285; 
Seligenstadenses. 11, 168; Se- 
nenses. II, 250; Sicoli. II, 256; 
Sindelfing. II, 305; Sithienses. 
165. 184. 185. n, 408 ; Spirenses. 
n, 307; StabuL II, 111; Sta- 
denses. II, 336; Stederburg. II, 
259. 

— Tielenses. II, 330; Tiliani. 116. 

— Understorfenses. II, 293 ; Ungarici. 

II, 159. 

— Vedastini. 242. II, 409; Veneti. 

347; Veronenses. II, 250; Ve- 
terocell. II, 273; Virdun. II, 321. 

— Weingart. Welfici. II, 301 ; Weis- 

senbnrgenses. 120. 196. 316; 
Weltenbnrg. necrolog. II, 406; 
Werthinenses. 207; Windberg. 
II, 285; Wingart. 316; Wirzi- 
bnrg. II, 94; Wormat. II, 308; 
breves. 11, 314. 

— Xantenses. 120. 214. 
'— Zwifaltenses. n, 301. 
Annalista Saxo. II, 195—197. 413. 
Anno (1059-1075) Erzb. v. Cöln. II, 

31. 87. 110. 111. 115. 139. 

— (854-875) B. v. Preising. 235. 

— (950-978) Bisch, v. Worms. 295. 
AnnoUed. U, 87. 88. 413. 
Anonymi Saxonis Hist. impp. II, 352. 
Anonymus Barensis. 11, 176; Belae 

not. II, 159; Canisii. 11, 144; 
Casinensis. II, 176; Comensis. 
n, 180; Cuspiniani. 49; de Sue- 
yorum origine. 271 ; Einsidlensiq. 
229; Haser. II, 138; Laudensis. 
n, 250; Leob. IL 363. 



Anonymus Mellicensis. 73. II, 57; 
Mogunt. de Bonif. II, 90; Mu- 
rensis. II, 300; Pisanus. 11, 180; 
Ravennas. 57; Roskild. 11,266; 
Yalesianus. 50. 249; Weingar- 
tensis. II, 257; Welegrad. II, 
401; Zabrdowic. 11, 401. 

Ansbach. II, 382. 

Ansbert. II, 242. 247. 

Anscher. 142—144. 

Ansegis. 180. 

Anselm y. Ganterbnry. 265. H, 184. 

— y. Hayelberg. II, 270. 

— Bisch, y. Lucca. II, 172. 

— yon Besäte, n, 2. 139. 412; yon 

Gembloux. II, 126 ; Lüttich. II, 

113—115; Mainz. II, 311; St. 

Remi. II, 171. 
Ansfrid (995—1010) B. von Utrecht. 

303. 
Anskar (831—865) Erzb. v. Hamb. 

201-203. 
Anso, Abt. 108. 
Antonius Lirinensis. 42. 

— Abt V. Senones. II, 100. 
Antrieb, Freisinger Schol. 325. 
Anulus et baculus. II, 103. 
Aosta. II, 392. 

Apollinaris Sidonius. 75. 
Apologeticus Ebbonis. 242. 
Arbert, Abt von 8t. Arnulf. 299. 
Arbogast. 101. 
Archipoeta. II, 367. 
Ardre (Pas-de-Calais). II, 325. 
Argenteuil. 11, 394. 
Anald. H, 183. 

Aribo (1020—1031) Erzb. v. Mainz. 
316. 317. n, 89. 

— (764—784) B. v. Freising. 103. 126. 
Arichis. 136. 137. 

Arles. 50. 

Am (785—821) Erzb. von Salzburg. 
121. 126. 129. 159. 

— (855—893) B. y. Würzburg. 237. 
Arnfridt, Abt v. Marsperg. U, 399. 
Arnold (1153—1160) Erzb. v. Mainz. 

II, 313. 

— (996—1023) B. v. Halberstadt. 280. 

— Abt v. Hersfeld, n, 88 ; v. Nien- 

burg. II, 194. 335; v. St. Joh. 
in Lübeck. 11, 263. 

— von Brescia. Ö, 256. 414; von 

Prüm. 295; von St. Emmeram. 
II, 53. 54. 56. 

— Dominicaner. 11, 371. 
Amstein. II, 203. 390. 



BegiBter. 



421 



Arnsweiler. 155. 
Arnulf, Kaiser. U, 292. 

— B. von Metz. 108. 138. 
-- Herz. y. Baiem. 323. 

— der Alte von Flandern. 310 bis 

312. n, 133. 

— flamL Priester, n, 331; franz. 

Mönch. II, 2; von Mailand. 11, 

183; von S6ez. U, 201. 
Arnnlfi chron. Sarracen. II, 403. 
Aschaffenborg. n, 90. 
Aspert (891-893) B. y. Begensb. 236. 
Astronomns. 170. 
Attala, Abt yon Bobio. 99. 
Atto yon Vercelli. 345. 
Au bei Gars. II, 388. 
Anctarinm Ekkeh. Altab. II, 20. 
Andoenns. 96. 
Andradi Keyelationes. 171. 
Angsbnrg. 36. 186. 231. 235. 320. 

321. 323. 324. II, 51-53. 197. 

295—297. 382. 
Anra. 11, 145. 
Ansonius. 75. 
Antun. IL 197. 391. 
Auxerre. 244. 327. II, 394. 
Auxilius. 247. 
Avencfaes. 71. 87. • 
Avitus yon Vienne. 94. 
Azelin (1044—1054) B. y. Hildesheim. 

n, 24. 25. 
Azo, Bisch, y. lyrea. 250. 
Azzo yon Märseburg. II, 399. 

Badurad, Bisch, y. Paderborn. 206. 
Balderich I (955—959) Bischof yon 

Ltittich. 307; II (1008—1018) 

308. 314. 323. II, 113. 

— (970—987) B. y. Speier. 263. 

— (917—977) B. yon Utrecht. 261. 

304. 328. 

— Schol. in Trier. II, 9. 204; yon 

Noyon. II, 128. 
Baldo. 238 s. Waldo. 
Balduin d. Kahle yon Flandern. 309. 
Balthard, Abt y. Hersfeld. 195. II, 

409. 
Balther yon Seckingen. 101. 
Balthildis, Gem. Chlodwigs 11. 99. 
Bamberg. 73. 259. 313. 314. n, 139 

bU 144. 223. 293—295. 313. 415. 
Bangor. 98. 99. 
Banz. II, 383. 
Bardo (1031—1051) Erzb. y. Mainz. 

n, 90. 91. 

— Abt yon St. Alban. 11, 94. 



Bardo, Priester in Lucca. II, 172. 

Bari. II, 176. 

Basel. 225. n, 306. 391. 

Basinus. 83. 

Baturich (817—848) B. y. Begensb. 

190. 236. 
Baudemund. 96. 
Baudoniyia. 78. 
Baugulf. 148. 188-191. 
Baumburg. II, 388. 
Bayo. 109. 
Bebo. 259. 11, 410. 
Bec. II, 7. 
Beda. 51. 52. 109. 
Belae regis notarius. II, 159. 
Benedict, Grammatiker. 324; Taube. 

II, 402; yon Aniane. 169. 170; 

yon Mainz. 197 ; yon St. Andrea. 

345; y. St. Arnulf. 299. 
Benedictbeuem. 325. II, 59. 287. 
Beneyent. 136. 11, 176. 181. 402. 
Benno II (1067—1088) Bischof yon 

Osnabrück. 11, 23—27. 
Beno, Cardinal. U, 173. 
Benzo, Bischof yon Alba. II, 173. 

— Salzb. Lehrer. 263. 
Beornrad, Erzb. y. Sens. II, 408. 
Berald, Abt yon Farfa. n, 166. 
Berengar, Kaiser. 251. 

— Abt y. St. Lorenz. IT, 118. 
Bergamo. II, 250. 392. 

Bergen bei Neuburg. II, 306. 382. 
Bergh-St.-Vinoc. 309. 
Bern y. Beichenau. 312. 319. 11, 36. 
Bemald (821—840) B. y. Strassburg. 

168. 227. 
Bernardus Guidonis. II, 363. 

— Marangonis. II, 250. 
Berner yon St. Remi. 332. 
Bernhard, Kön. y. Italien. 192. 226. 

— (924—968) B. y. Halberstadt. 280. 

— (1130—1153) B. yon Hildesheim. 

n, 29. 

— y. Clairyaux. II, 199; y. Constanz. 

II, 47. 51; y. Hirschau. II, 51; 

y. Mentone. II, 182; y. Minden. 

II, 29. 412; Utrechter Cleriker. 

II, 134; zur Lippe. H, 279. 
Bernhardi mag. ars dictaminis. U, 10. 
Bemold von Constanz. II, 46—48. . 
Bemried. 11, 171. 
Bemward (992—1022) Bischof von 

Hildesheim. 258. 281—283. 
Beromünster. II, 380. 
Ber^ha, Karls d. Gr. Tochter. 143. 

144. 



422 



Register. 



Hertha von Vilich. 11, 109. 
Berthar von Verdun. 217. 304. 
Berthold, Aht v. Garsten. 11, 231; 

von Weingarten. 11, 258; Zwi- 

falten. II, 302. 

— Caplan. II, 285. 358; von Donau- 

wörth, n, 15; von Reichenan. 

II, 45. 46 ; von Scheida. 11, 280. 
Bertraud (1180-1211) B. von Metz. 

n, 322. 
Bertulf, Aht von Bohio. 99. 
Besan^on. II, 391. 411. 
Bischofsheim. 114. 189. 193. 407. 
Biso (886—908) B. v. Paderborn. 206. 
Blandigny. 311. II, 133. 
Blanbeuem. 11, 41. 44. 
Bleidenstadt. 194. 11, 90. 379. 
Blidulf, Archid. von Metz. 327. 
Blittero. II, 74. 
Bobio. 99. 125. 175. 341. 
Bobolenus. 101. 
Boeddeken. 206. 
Boetins. 56. 11, 403. 
Boguchwal. n, 276. 
Bologna. II, 393. 403. 
Boncompagnus. IX, 371. 
Bonifatius. 112. 113. 193. 200. 11, 55. 
Bonizo von Sutri. II, 255. 
Boso, Cardinal. 11, 255. 414. 
Bonrges. n, 8: 
Bovo, Abt V. Corvey. 207. 208. 

— Abt V. St. Bertin. II, 132. 

— von Voghera. 11, 182. 
Brandenburg, n, 270. 271. 
Braunschweig. 11, 35. 261. 264. 265. 

351. 384. 
Brauweiler. II, 109. 110. 
Bremen. 201. II, 64—68. 386. 
Brescia. II, 250. 393. 403. 
Breslau. 11, 387. 
Bretenau. II, 62. 
Brogne. 310. 
Brügge, n, 326. 
Brunhild. 98. 
Brunnbach. II, 382. 
Brun I (953—965) Erzb. von Coeln. 

261. 265. 292; II (1131—1137) 

n, 9. 

— (1102—1124) Erzb. v. Trier. H, 50. 

— (1007-1029) B. V. Augsburg. 11, 1. 

— (1037—1055) B. V. Minden. II, 29. 

— B. V. Segni. II, 171 ; v. Sutri. II, 

169; V. Toul S.Leo IX. 

— (1034—1045) B. V. Würzburg. H, 

137. 

— (Candidus) 188—190. 



Brun, Abt von Hirschau. II, 42; Abt 
von Monstier-en-Der. 306; von 
Querfurt. 287. 288. 

Bruno de hello Sax. II, 70—72. 

Brunwart, Abt v. Hersfeld. 195. 

Bubbo, Abt V. Lorsch. 11, 90. 

Buergeln. II, 300. 

Bun, Abt V. Hersfeld. 195. 

Burchard (1072—1106) B. von Basel 
II, 41. 

— I (1036—1059) B. V. Halberst. II, 

7; n (1059—1088) n, 68. 

— (1000—1025) B. von Worms. 303. 

314. n, 114. 

— (741—754) B. V. Würzburg. 111. 

— I Abt V. St. Gallen. 320. 11, 260. 

317. 

— Abt V. Scheiern. II, 272. 

— Probst V. Ursperg. n, 342—344. 

— V. Michelsberg. II, 295; von St. 

(fallen. II, 299 ; Strassburg. n, 
232. 339. 
Burgundofara. 99. 

Gaesarius von Heisterbach. 11, 316. 

317. 376. 
Cafaro. II, 250. 

Calendarium Bononiense. 11, 403. 
Cambrai. H, 128—131. 
Canonicus Wissegradensis. II, 156. 
Cautatorium S. Huberti. II, 106. 
Canterbury. 120. II, 395. 
Carmen Laureshamensium. II, 43. 
Carolus M. 123 ff.; Car. et Leo HI. 

145—147. n, 405; Expeditio 

hisp. 155; Visio. 155. 
Carolus Calvus. 179'. 192. 210. 228. 

243. 
Carolus IH imp. 155—186. 222. 227. 

— (856—863) Erzb. v. Mainz. 198. 

— Graf V. Flandern. II, 326. 
Casale. II, 392. 

Casauria. II, 254. 
Cassiodor. 57—66. 11, 405. 
Casus mon. Petrishusen. II, 300. 

— S Galü. 218 — 222. 316. H, 49. 

299. 409. 
Catalogus abb. Aug. 218; Casin. II, 
179; Corbej. II, 206; Eptemac. 
II, 99. 320; Farf. H, 167; Fuld. 
195; Hersfeld. II, 82; Lambac. 
II, 63; Prüm. 295; S. Emmer. 
236; S. Galli. 218; S. Mart. Col. 
n, 109 ; Udalrici et Afrae. II, 53. 

— archiepp. Brem. II, 68; Colon. II, 

316. 317; Mediol. H, 183. 



i 



Begister. 



423 



Catalogns archiepp. Salisb. 11,. 61; 

Trever. 296. II, 98. 
•— ducum Beneventi. II, 402. 
r- epp. Argentin. 320; Bamb. 11, 

141 ; Camerac. II, 129 ; Constant. 

218; Mett. 301; Patav. II, 63; 

Ratisp. 236; Slesvic.II, 68; Tnll. 

II, 102. 

— pontiff. Born. 48. II, 40; Gasin. 

n, 229; Cendi. II, 168. 359; 
metricuB. 11, 141; Tibnrt. 11, 
229. 359; Viterb. II, 229. 

— praepp. Diess. Scheftlar. II, 287. 

— reguin Merowingormn. 138. 
C&teau*Cambr6siB. II, 131. 
Oeccano. n, 253. 

Censnra bistoriae Trevericae. n, 98. 
Centnla s. St. Biquier. 
Cbadalboh, Abt y. Götweib. 11, 62. 
Gbansons de geste. II, 182. 
Chantimprö. 11, 377. 
Cbartres. II, 8. 394. 
Cbartnlarium Worm. 11, 307. 
Cbanmonzey. II, 102. 
Chemnitz. II, 387. 
Ghildebert. I, 95. 
Gbildebrand. 106. n, 406. 
Cbildericb. 75. 76. 
Ohilperich. 77 
Gblothar n. 94. 
Cboloman. II, 244. 
Gbristannns. II, 400. 
Ghristian H (1249-1251) Erzb. von 
Mainz. II, 314. 

— Abt y. St. Pantaleon. 293. 
Ghrodegang (742—766) B. y. Metz. 

118. 157. 161. 

Ghronica Altorfensium. 11, 258; de 
mon. S. Benedict!. 248; de ori^. 
Florent. 11, 251 ; de sex aetati- 
bns m. 176; ducnm de Bruns- 
wick. II, 352; Honorii. 198; 
minor. II, 357 ; principum Sax. 
II, 271. 352; regia. H, 337; 
Boberti Biscardi. fl, 180 ; Roth- 
nacensis. II, 129; Saxonum. 11, 
352; Sclayornm. 11, 262. 

Chronicae Polonoram. II, 157. 

Chronicon Admuntense. II, 236; Af- 
fligemense. n, 131; Aldenbnrg. 
II, 133; Altinate. 347; Andrense. 
n, 415; Aqoitanicnm. 177. 243; 
Angnstannm. 69 ; Anstriacum 
breye. DL, 244; rhythm.II, 373. 
414; 

— Benedictoburannm. II, 59. 



Ghronicon Brandenburg, n, 271. 

— Bremense breye. 11, 67 ; Brixiense. 

250; Bnrglense. II, 300. 

— Ganisianum. 69; Gasaur. II, 25i; 

Gasinense. 248. 11, 177—180; 
Gayense. 11, 402; Gentulense. 
143; Ghristiani ep. Pruss. II, 
401; Golmar. II, 306; Colon, 
metr. 11, 316; com. Gapuae. II, 
403; Corbejense. 207. 11, 400; 
Guspiniani. 49. 

— Danicum. 11, 266; de gestis Norm. 

in Francia. 338; de rebus Siculis. 
II, 256; Dextri. II, 396; ducum 
Beneyenti etc. II, 176; ducum 
Brunsy. n, 352. 

— Ebersberg. II, 59; Elnon. breye. 

II, 131; Elwang. II, 299; epp. 
Hildesh. II, 29. 277 ; epp. Meirse- 
bürg. II, 271; epp. Neapel. 249; 
Eptemac. II, 320 ; Erphord. II, 
282. 

— Floriacense. 335; Fontanellense. 

180; Fossae noyae. II, 254. 

— Ghisnense et Ardense. n, 325; 

Gladbac. II, 109; Goslar. II, 
351; Gothanum. 135; Gozecense. 
n, 274; Gradense. 346. 347; 
Gratiae Dei. II, 203; Gurcense. 
II, 236; Halberst. U, 196. 274; 
Hollandiae. II, 328; Huxariense. 
n, 4(X); impp. et pontt. Basil. 
II, 359; imperiale. 70. 

— Laetiense. II, 325; Lauresham. 

U, 309; Lausannensis Ghartu- 
larii. 120; Leodiense breye. II, 
325; rhythm. 11, 115; Lippoldes- 
berg. U, 315; Maceriense. II, 
402; Magdebnrgense. 286. n, 
268. 410; breye. II, 352; Man- 
tuanum. II, 250; Moissiacense. 
176. 177. 201; Montis Sereni. 
n, 275; Mosomense. 11, 161; 
Nonantulanum. 347: Nortmanni- 
cum breye. II, 176; Noyaliciense. 
155. n, 181; Noyientense. II, 
305; Ottenbnr. II, 298. 

— Pisanum. II, 184. 251; Pithoea- 

num. 70; Placentinum. U, 253; 
Posoniense. II, 159; Reichers- 
bergense. 11, 2^; Remense breye 
242; Rosenfeld. 11, 70; Sagor- 
ninL 346; Salemitanum. 346; 
Samj^etrinum. II, 192. 281. 

— Sancti Aegidü, II, 357; Andreae 

in Castro Garn. II, 131. 



424 



B^fiiter. 



Chronicon Sancti Benigni DiTion. n, 
161; Hnberti. 11, 106; Lanr. 
Leod. n, 119; Martini Col. 11, 
109 ; Mich, in pago Vird. II, 103. 
413; Mich. Lüneburg. II , 277; 
Pantal. 11, 338—342 ; Petri Vivi. 
337; Victoris Massil. 177; Vin- 
centii Vnlt. II, 413. 

— Schirense. 11,286; Sindelfing. n, 

305; Tegerns. II, 289; Ulricia- 

nnm. 69; Yenetnm. 346; Yete- 

rocell. II, 273; Walciodor. n, 

119; Watinense. II, 106; Wirzi- 

burgense. 11, 145. 
Chronographns a. 354. 48; Corbej. 

n, 205 ; Saxo. n, 335 ; Siloensis. 

n, 247 ; Weingartenßis. II, 258. 
Chnnibert, Abt y. N. Altaich. 324. 
Cismar. n, 386. 
Cividale. II, 393. 
Clarenthal. II, 379. 
Ciarius. 337. 

Claudius von Turin. 167. 176. 
Clausula de Pippino. 106. 
Clemens Scottus. 168. 188. 
Cluny. 339. II, 31. 40. 41. 43. 55. 

104. 114. 161. 163. 164. 
Coblenz. 210. 
Codex Carolinus. 157; Hild. 11, 28; 

Hirsaug. II, 42. 303. 307 ; Lau- 

resb. II, 16. 309; Udalrici. 

n, 140; Weingartensis. II, 

302. 
Coeln. 34. 118. 126. 143. 214. 215. 

293. 294. n, 9. 26. 87. 108. 109. 

189. 316. 337—342. 384. 
Colbatz. n, 386. 
Colmar. 11, 306. 346. 
Colovize. II, 108. 
Columban. 97—99. 
Commendatio pii Ottonis. II, 142. 
Como. II, 184. 
Compilatio bis 741. 107; chronolo- 

gica. II, 357 ; Sanblasiana. II, 48. 
Computationes de temp. Rnperti. 238. 
Conflictus ovis et lini. II, 37. 134. 
Conquestio domni Chludoyici. 171. 
Conrad I, König. 222 ; II, Kaiser. II, 

12—16; (III) König, n, 48. 

— (1134—1142) Erzb. v. Magd. II, 

268; (1160—1200) V. Mainz. H, 
127. 233; I (1106—1147) v. Salz- 
burg. II, 60. 230—236 ; II (1164 
bis 1168) II, 233. 

— (934—976) B. v. Constanz. 319. 

n, 53. 



Conrad. B. von Lübeck, Hildesheimy 
Würzb. n, 265 ; II (1221—1247) 
V. Hildesh. H, 277. 

— (1076—1099) B. y. Utrecht, n, 134. 

— Abt yon Eberbach. II, 315; yon 
Mondsee. n, 288; y. Ottobeuern. 
n, 298 ; y. Scheiem, n, 286. 

— Probst y. Ranshofen. n, 288; yon 
ürsperg. II, 344. 

— de Fabaria. n, 299; yon Brau- 
weiler, n, 110; yon Freising 
(sacrista). II, 293; yon Halber- 
stadt. II, 352; yon Passau. 326; 
yon Petersberg. 11, 275; yon 
Scheiern (philosophus) 11, 285; 
yon St. Ayold. 301 ; y. Wunne- 
lingen. II, 304. 

Constantin, Abt y. St. Symphorian» 
301. 303. 

— Scholasticus. 336. 
Constantius schol. Luxoy. 259. 320. 
Constanz. 219. 319. H, 47. 51. 53. 380. 
Constructio Farfensis. 250. 
Continuator Beginonis. 297. 298. 
Conyersio Carantanorum. 238. 
Corbie. 99. 176. 203—205. II, 132. 
Corbinian. 102. 
Comillon. 11, 392. 
Coryey. 122. 203—208. 259. 267. 271. 

291. II, 33. 51. 90. 205. 206. 272. 

391. 400. 409. 
Cosmas Pragensis. 11, 153—157; 

continuationes. n, 248. 
Cozroh. 235. 

Cremona. 342. H, 251. 393. 
Cuculus. 129. 
Cuno (1066) Erzb. y. Trier. II, 96. 

— (1126—1132) B. yon Begensburg. 
II, 118. 200. 237. 288. 291. 292. 

— Abt. II, 197. 
Cur. n, 3. 52. 382. 
Cysoing. 142. H, 405. 
Czamowanz. U, 387. 

Dado (880—923) Bisch, yon Verdun. 

217. 223. 
Dagobert I. 93. 
Daniel (1148—1167) B. yon Prag. U, 

9. 246. 
Dayid yon Himmenrode. U, 320. 

— der Schotte. 11, 77. 

De excidio Jerusal. II, 242. 

De imperatoria pot. 344. 

De primordiis ord. Teuton. II, 218. 

Deggingen. II, 280. 

Deicolus. 98. 



Beguter. 



425 



Der künege bnoch. ü, 199. 
Dernebnrg. II, 384. 
Descriptio pagoram Slav. 236. 
Desiderins, Abt von M. Cassino. 11, 

170. 177. 
Densdedit, Cardinal. IT, 170. 
Deutscher Orden. II, 217. 388. 
Dentz. II, 108. 118. 317. 385. 
Deyastatio Constantinop. n, 296. 
Dexter. 11, 396. 
Dialogns inter der. et laicnm. II, 371. 

Clun. et eist. II, 236. 

Innoc. m et Romam. II, 371. 

— Sangallensis. 220. 
Dicta cigasdam. II, 121. 
Diotatorenschnlen. II, 10. 181. 371. 
Dicnil. 125. 

Diederich y. Hersfeld. 336. 11, 411. 

Diessen. II, 286. 382. 

Dietger, B. v. Metz. II, 100. 

Diethalm, B. v. Constant. 11, 369. 

Dietkirchen. 11, 379. 

Dietpold (1172—1190) B. v. Passan. 

n, 234. 242. 
Dietrich, Theoderich, Ostgothen- 

könig. 55—61. II, 406. 

— (965—977) Erzb. v. Trier. II, 96. 

— I (965—984) Bisch, v. Metz. 299. 

300. II, 123. 410; II (1005 bis 
1047) II, 199. 

— (1047—1089) B. V. Verdun. II, %. 

97. 107. 

— Abt V. Donauwörth, n, 15; von 

St. Alban. II, 76. 95; I von St. 
Hubert. II, 105; II. II, 106; von 
St. Mathias. II, 96; v. St. Trond. 
II, 117. 

— von Apolda, n, 282; von Deutz 

(aedituns)n, 317; v. Eptemach. 

II, 320; von Paderborn. 11, 31; 

V. St. Pant. II, 340 ; v. Tholey. 

II, 96. 
Dietwin (1048—1075) B. v. Löttich. 

II, 105. 113. 
Dijon. n, 161. 

Dimud von Wessobrnnn. II, 287. 
Dino Compagni. 11, 403. 
Dionysii Chronicon. 107. 
Disibodenberg. II, 331. 
Dodechin. II, 331. 

Dodo (967—993) B. v. Münster. 206. 
Donatus, Diaconus. 161. 

— von Fiesole. 125. 
Donauwörth. II, 15. 
Donizo V. Ganossa. II, 183. 
Dorstadt. 199. 11, 384. 



Dortmund. 143. 

Draco Normannicus. II, 256. 

— Mönch von St. Vinoc. 310. 

Droctoveus. 95. 

Drogo von Parma. 11, 2. 

Drübeck. 11, 384. 

Druthmar, Abt v. Corvey. 11, 89. 

Dudechin. II, 331. 

Dudo. 337—339. II, 411. 

Duerrenstein. II, 389. 

Duesseldorf. II, 385. 

Dungal. 125. 129. 

Dunstan. 307. 311. 335. 

Durand (1021—1025) B. v. Lttttich. 

n, 113. 
Dysibod. 35. II, 405. 



E. Schulmeister. 312. 

Eberbach im Rheingau. II, 229. 295. 
310. 313. 315. 

Eberhard (1147—1164) Erzb. v. Salz- 
burg. II, 8. 232. 233. 238. 

— Abt von Murbach. II, 415. 

— Markgraf. 142. 217. II, 408. 

— von Gandersheim. 274. 275. 11, 

279; V. Neuenbürg. II, 41. 
Ebemdorf im Jaunthal. II, 288. 
Ebersberg. 256. II, 60. 389. 
Ebersheimmünster. II, 305. 
Eberwin, Abt von St. Martin. II, 96. 

— Abt von Steinfeld. II, 188. 
Ebo von Michelsberg. II, 142. 143. 
Ebrach in Franken. II, 218. 296. 383. 
Ebrachar (959—971) B. von Lttttich. 

307. II, 323. 
Ebrard. 138. H, 407. 
Ecbasis Captivi. 305. 
Echternach s. Eptemach. 
Eckenbert v. Frankenthal. II, 308. 
Edelstetten. II, 286. 
Egbert, Ekbert (977—993) Erzb. von 

Trier. 296. 297. II, 96. 

— Erzb. V. York. 131. 

— Abt von Fulda. II, 55. 91; von 

Huisburg. II, 270; von Hy. 110; 
V. Schoenau. II, 189; v. Schwar- 
zach, n, 272; von Tegemsee. 
II, 59. 

Eggithdius. II, 296. 

Egflbert (1079—1101) Erzb. v. Trier, 
n, 97. 

— (1002—1039) Bisch, von Freising. 

n, 1.60. 
Egilmar (885—907) B. v. Osnabrück. 
II, 26. 



426 



Begister. 



Egilward v. Würzburg. n, 296. 

Eginhard und Emma. 143. 

Egino , Abt von St. Ulrich u. Afra. 

II, 52. 
Eginold, Abt von Gorze. 299. 
Egmund. 214. 297. II, 328. 385. 
Eichstedt. 114. 237. 326. II, 137. 382. 
Eigil, Erzb. v. Sens. 211. 

— Abt Yon Fulda. 189; 190. 
Eika bei Maseyk. 217. 
Eike von Repgau. II, 348. 
Eilbert (1056—1080) B. von Minden. 

II, 29. 
r- von Bremen. II, 234. 
Einhard. 147—156. 162 — 167. 185. 

188. 190. 191. 
Einsiedeln. 229. 316. 322. n, 301. 

380. 410. 
Eisenach. II, 282. 
Ekkebert v. Hersfeld. II, 89. 
Ekkehard von Anra. II, 145—151; 

Contt. n, 332. 

— Bnfus, Magd. Lehrer. 286, 

— I von Sanct- Gallen. 317. 

— II palatinus. 256. 257. 260. II, 89. 

— IV. 218. 315—318. II, 49. 89. 
Eidrad, Abt v. Novalese. II, 182. 
Electio Lotharii, II, 191. 
Elevatio S. Wieberti. II, 121. 
El^er von Hohenstein. U, 282. 
Illias, Bisch, v. Angonl6me. 244. 

— Abt von Grofs-Sanct-Martin. 293. 
Eligins. 96. 

Elisabeth, Landgräfin. II, 283. 

— von Schoenau. 11, 189. 
Ellenhardns Magnus. 11, 307. 
Ellinger, Abt v. Benedictb. II, 59. 
Ellwangen. 182. 230. 231. II, 299. 
Elno 8. Saint-Amand. 

Elogium Antonii abb. II, 100. 

— Willegisi. II, 89. 
Elten. II, 385. 

Embrico (1063—1077) B. von Augs- 
burg. II, 51. 

— (1127—1147) B. V. Wtirzburg. H, 

138. 296. 
Emden. H, 329. 
Emmeram. 102. 

Emo, Abt V. Wittewierum. 11, 329. 
Enenkel. n, 290. 
Engelberg. II, 300. 381. 
Engelbert (1216—1225) Erzb. von 

Coeln. II, 317 ; v. Leubus. H, 358. 
Engelbrecht, Probst v. St. Florian. 

II, 290. 
Engelhard, Abt. v. Langheim. 11, 286. 



Engelport, n, 379. 

Enger, Kloster. 276. 

Enhardus Fuldensis. 183—185. 

Ennodius. 42. 61. 

Ensdorf. II, 41. 287. 295. 

EpüoguB Moraviae et Boh. II, 152. 

Epistolae Alati. 237 ; Bohem. II, 141 ; 
Carolinae. 157 ; Colonienses. 213. 
215; custodis Tilensis. 313; Frid. 
HiU. Adriani. II, 366; Fuld. 190; 
Greg. Vn. n, 171. 172; GuibertL 
n, 127 ; Halberst. II, 196 ; Hein- 
rici. rV. II, 77; Hüdesh. II, 278; 
Lauresham. II, 16. 307; Lothar. 
II, 204; Merowing. 94; Mogun- 
tinae. 197; Pauli et Gebehardi 
II, 57. 205. 412; Beinhardsbr. 
n, 283; Tegems. II, 258; Vete- 
rocell. II, 274; Wibaldi. H, 205. 

EpiUphium abb. Einsidl. 11, 301; 
Adalberonis 11 Mett. 301 ; Adal- 
heidis imp. 340; Aggiardi. 155; 
Annonis. II, 87; Anselmi Laud. 
II, 321; Aribonis Mog. II, 89; 
Bemaldi. 227 ; Brunonis Col. 293; 
Car. Flandr. DL, 321; Chunr. I 
Sal. II, 231; Conr. Lunaelac. II, 
288 ; Eginonis abb. n, 58 ; Ekkeh. 
(II) Mogunt. n, 89; Slesvic. II, 
22; Frid. I. II, 222; Frid. Leod. 
n, 116; Fulconis abb. II, 58; 
Geroldi. 227; Giselberti Lac. H, 
321; Heinr. IH. II, 171; Hein- 
rici IV. II, 321; Heinr. pal. II, 
321; Heinr. com. 213; LeonisIX. 
n, 171; Lotharü. 176; Michaelis 
ep. Rat. 322; Nithardi. 174; Ot- 
tonis M. 340; Baimundi Bar- 
cinon. 11, 410; Beinaldi Col. II, 
339; Budolfi diaconi. ^4; Bnt- 
landi. 155; Sendebaldi com. 299: 
Steph. Novar. 256; Walthen 
Spir. II, 24. 

Epitome Sangallensis. II, 38. 39. 

Eptemach. 110. 328. 11, 98. 105. 319. 
320 390. 

Erbo, Abt v. Prüfening. 11, 100. 

Erbonis versus de capta Jerus. II, 
369. 

Erchambert, Abt v. N. Altaich. 325. 

Erchanbald (1011—1020) Erzb. von 
Mainz. II, 89. 

— (882—912) Bisch, von Eichstedt. 

237. 

— (965-991) Bisch, von Strafsburg. 

320. n, 410. 



RegiBter. 



427 



Erchanbert (835—853) B. t. Freising. 

235. 
Erchanberti Breviarium. 179; Cont. 

234. 
Erchempertns Casin. 53. 248. 
Erchenfrid, Abt yon Melk. 11, 244. 
Eresbnrg. II, 399. 
Erfort. 197. H, 191. 192. 281. 282. 

357. 379. 
Erhard, B. v. Begensburg. 11, 57. 
Erich Yon Auxerre s. Heirich. 

— von Frianl. 175. 
Erinher. II, 89. 

Erkenbert, Abt v. Corvey. n, 147. 

— Abt V. Frankenthal, n, 308. 
Erlebold, Abt v. Beichenau. 225. 232. 
Erltdn (995—1012) B. v. Cambrai. 308. 

— Abt von Gembloux. 11, 119. 120. 

124. 
Erlung (1105—1121) B. v. Wtirzburg. 

II, 76. 140. 
Ermanrich von Ellwangen. 128. 182. 

192. 229—232. 237. 264. 
Ermenald, Abt von Aniane. 169. 
Ermengard nx Lotharii I. 228. 
Ermino. 108. 

Erminold, Abt von Priefling. II, 144. 
Ermland. 11, 388. 
Ermoldus Nigellns. 166. 
Ernst, Abt von Zwifalten. 11, 302. 
Erstem. 243. 
Essen, n, 385. 
En. II, 394. 

Eugenins Vulgarins. 247. 
Engippins. 42. 
Ensebins. 46. 
Enstasius. 99. 102. 
Entrandns. n, 396. 
Everaclns s. Ebrachar. 
Everger (985—999) Erzb. von Cöln. 

293. 
Everhelm, Abt v. Hantmont. II, 105. 
Evermod, Magd. Probst. 11, 415. 
Evreux. II, 394. 
Ewaldi. 111. 
Excerpta Altahensia. 11, 20. 

— Velleji. n, 345. 
Exordium ord. Cist. n, 315. 
Ezelonis V. Hug. Clnn. 11, 163. 
Ezzo, Abt von St. Stephan. Würzb. 

II, 145; Bamb. Schol. 11, 139. 

Faenza. 11, 253. 
Falco von Benevent, n, 181. 
Farabert (947—953) B. von Lttttich. 
311. 



Farfa. 250. 11, 2. 166. 

Faro, Bisch, v. Meanx. 95. 

Fast! consolares. 48—50; Corbe- 

jenses. n, 400; Idatiani. 50. 70 

Rav. 49. n, 405. 
Fansti V. S. Mauri. 244. 
Faviana. 43. 
Perrara. n, 250. 

FerriÄres. 132. 134. 191. 192. 210. 
Feuchtwangen. 321. 324. 
Fidnda. 141. 
Findan. 231. 
Fischbachan. 11, 41. 
Flandria generosa. II, 133. 326. 
Flavianus. 136. 11, 407. 
Flavigny. II, 107. 

Fleury. 93. 227.334—337. II, 161. 394. 
Flodoard. 328—330. n, 410. 
Florbertns Qand. 110. 
Floreffe. U, 325. 
Florennes. II, 131. 
Florentins, Bisch, v. Strafsb. 101. 

— von Worcester. II, 594. 
Florenz. II, 251. 393. 
Flores tempormn. II, 353. 
Florian. 36. 

Floridns hortns. II, 329. 
Florns Lngdnn. 52. 171. 
Foigny. 11, 229. 
Folcard, Abt v. Blandigny. 11, 133. 

— Mönch V. St. Bertin. II, 132. 
Folcmar (965—969) Erzb. von Cöln. 

292. 293. 

— (977—990) B. V. Utrecht. 282. 299. 
Folcnin, Abt von Lobbes. 308. 
Folmar, Abt von Weissenburg. 196. 
Fontaneila s. Saint-Wandrille. 
Forcheim. II, 383. 

Formbach. II, 238. 370. 
Formosus, Pabst. 247. 
Formnlae Alsaticae. 223. 
Fosse. II, 111. 113. 
Fragmenta Monseensia. n, 401. 

— Werthinensia. 166. 
Fragmentum de Arnnlfo dnce. 323; 

de Conr. rege a. 1095. II, 48; 
de Greg. VII obitn. n, 48; de 
Heinrici IV pacto cnm Bom. n, 
48; de Lnd. jon. 186; de Pippino 
dnce. 107; genealog. dncnm 
Bmnsv. 11, 352. 
Franco (854—901) B. v. Lüttich. 216. 
217. 

— Lütt. Lehrer. 11, 114. 153. 
Franconun impp. bist, breviss. 11, 150. 

— regnm bist. 179. 309. 



428 



Begister. 



Frankenthal. n, 308. 

Frankfurt, ü, 370. 

Frauenbrunnen. 11, 381. 

Frauenburg. II, 388. 

Frechulf von Lisieux. 177—179. 192. 

244. 
Freckenhorst. 200. 
Fredegar. 48. 88—92; Contin. 105. 

II, 406. 
Fredegardus. 142. 173. 
Freising. 102. 126. 235. 325. H, 60. 

207. 208. 214. 237. 293. 389. 
Fretellus. II, 153. 
Fridolin. 101. 
Fridugis. 131. 167. 
Friedrich I, Kaiser. II, 186. 221. 224. 

— (1104-1122) Erzb. von Bremen. 

n, 67. 

— (1100—1131) Erzb. v. Cöki. H, 8. 

109. 140. 200. 

— (937 — 954) Erzb. v. Mainz. 234. 

315. 

— (954 — 990) Erzb. v. Salzb. 324. 

n, 16. 

— (1119—1121) B. von Lüttich. H, 

114. 116. 

— (1062—1084) B. V. Münster. n,31. 

— (t 838) B. V. Utrecht. 312. 

— Abt von Hersfeld. II, 81. 

— Pfalzgr. V. Sachsen. II, 4. 

— Ködiz. n, 285. 

— Salzb. Lehrer. 263. 
Fritzlar. 187. 
Frodebert, Bischof. 94. 
Fronnenberg. 11, 280. 

Frothar (813—848) B. v. Toul. 217. 

Fronmund. 324. 

Frontolf. II, 140. 

Frowin, Abt von Engelberg. 11, 300. • 

Fructuaria. II, 80. 

Fruland. II, 415. 

Fnerstenchronik, Brannschw. II, 351. 

Fnerstenfeld. II, 389. 

Fuessen. II, 56. 

Fulbert (934—56) B. v. Cambrai. 310. 

— Bischof V. Chartres. II, 128. 

— Abt von Laach. II, 320. 
Fnlcard von St. Bertin. II, 132. 
Fulco (882—900) Erzb. von Reims. 

175. 327. 

— von Anjou. 258. 

Fulcuin, Abt v. St. Vincenz. II, 120. 
Fulda. 113. 122. 148. 151. 161. 166. 

177. 183-196. 336. II, 4. 55. 57. 

82. 89—92. 280. 379. 400. 412. 
Fundatio Brunwil. 11, 110. 



Fundatio Comburg. 11, 296; Corbe- 
jensis. 204. 207; Eberac. II, 297 ; 
Gratiae dei. n, 203; Hasno- 
niensis. 11, 131; Letzkensis. H, 
270; Marchtall.II, 303; Murensis. 
II, 300; Ottenbur. n, 298; Quer- 
ford. II, 265; Salem, n, 302; 
Tegems. II, 289; Werthinensis. 
201. 

Galbert von Brügge, n, 326. 

Galindo. 240. 

Gallus. 100; Ohem. 224. n, 50. 

Gandersheim. 208. 260. 271—275. II, 
29 193 

Gardolf (1193—1201) B. v. Halber- 
stadt. II, 274. 

Garsten. 11, 231. 232. 235. 

Grauderich von Velietri. 246. 

Gaufridus Malaterra. II, 181. 

Ganscelin, Abt v. St. Amand. 327. 

Gauzlin (922—963) B. v. TouL 305. 

— von Fleury. 336. 

Gebehard (1060—1088) Erzb. v. Salzb. 
n, 31. 44. 60—62. 

— (996—999) B. v. Augsburg. 321. 

— II (980-995) B. V. Constenz. 319; 

III (1084—1110) II, 51. 52. 

— (1042—1057) B. V. Eichstedt. U, 

137. 

— (1105—1107) B. von Speier. n, 

42. 307. 

— (1121—1127) B. V. Würzburg. H, 

8. 138. 140. 

— Abt von Windberg II, 285. 
Geddo, Magd. Lehrer. 286. 
Geifs. II, 381. 

Gembloux. II, 114. 119—127. 

Genealogia com. Bolen. II, 132; do- 
mus Carolorum. 138. 170. 407; 
re^um Franc, et comitum Flan- 
driae. II, 133; regum Merow. 138. 

Generationes populomm. II. 106. 

Genf, n, 392. 

Gengen bach. 11, 41. 

Gennadius. 73. 

Gent. 109. 309. 310. H, 117. 326. - 

Genua. II, 250. 256. 392. 

Geographus Bawarus. 236. 

— Bavennas. 57. 64. 
Gerald, Bisch, v. Ostia. II, 55. 
Gerberga, Gem. Ludwigs IV von 

Frankreich. 260. 305. 

— Aebt. V. Gandersheim. 260. 272. 
Gerbert. 257. 285. 296. 305. 312. 

330—332. 



Begiater. 



429 



Gterbodo, Abt yon Lorsch. IT, 16. 
Gerdag (984—992) B. v Hildesheim. 

282. 
Gerhard, B. v. Angooleme. II, 8. 

— (1012—1049) B. von Cambrai. 11, 

128; II (1076—1092) H, 129. 

— B. y. Csanad. 11, 158. 

— (963—994) Bisch, von Toni. 305. 

II, 101. 

— Abt von Brogne. 310. 311. 

— Abt von Seon. 259. 325. 

— Probst von Stederburg. 11, 259. 

— Angsbnrger Priester. 321. 

— von Corbie. II, 132. 

Gerhoh von Reichersberg. II, 52. 
190. 237—240. 

Gerlach, Abi v. Mühlhansen. II, 247. 

Gernand (1221—1241) B. v. Bran- 
denburg, n, 271. 

Gero (969—976) Erzb. v. Cöln. 293. 

Gerold, Bruder d. E. Hildegard. 226. 

r- (1154—1163) B. V. Lübeck. 11, 260. 

Gerresheim. II, 385. 

Gertrud, Markgräfin. 11, 35. 

Gervasius von Tilbury. n, 375. 

Geseke. 11, 384. 

Gesta abb. Fontänen. 180; Fuld. 195; 
Gemblac. II, 123 ; Horti S. Mariae. 
II, 330; Lobiensium. 308. II, 324; 
S. Laurentii. II, 323 ; S. Vitoni. 
II, 321; Sithiensinm. 308. II, 
132; Trudon. II, 116. 117. 

— Alberonis Trev. II, 2<>4; Alberti 

II Halb. II, 274; Aldrici. H, 
402; Anglorum. II, 65. 

— archiepp. Magd. II, 269; Salisb. 

II, 61. 

— Berengarii. 251 j Calixti II. n, 

355; Chuonradi et Heinr. HT. 
II, 12—14; Clementis. 246; Da- 
goberti. 93; Dei per Francos. 
II, 135. 181. 

— epp. Autisiodor. 245; Camerac. 

II, 128. 413; Halb. 280. II, 274; 
Leod. 309. II, 113—115. 325; 
Mett. 13a 139. 303. II, 322 bis 
407; Neapel. 249; Traject. n, 
328; Tull.II, 102; Virdun. 217. 
II, 104. 321, 

— Florentinorum. II, 250; Fran- 

corum. 92. II, 147. 406; Frid. I 
Mediol. n, 249; metrica. 11, 222. 
414; Frisiorum. II, 330; Gode- 
fridi Trev. II, 98; Heinrici IV. 
U, 73; Heinrici VI. II, 227; 
Marcuardi Fuld. II, 280. 



Gesta Pisanorum. II, 184. 

— pontiff. Rom. 51. 245. II, 167. 

255. 405. 414. 

— Theoderici regis. 61 ; Trevirorum. 

297. II, 98. 319; Witigowonis. 

319. II, 410. 
Gevehard von Siegburg. II, 339. 
Gilbert. II, 359. 
GiUes d'Orval. H, 325. 354. 
Girard de Rossillon. 243. 
Gisela, Kaiserin. II, 1. 
Giselbert, Abt von Admunt. II, 281. 

— Abt von Laach. II, 320. 

— Herzog. 310. 

Gisiler (981—1004) Erzb. v. Magde- 
burg. 286. 289. 
Gislebert von Mens. II, 327. 

— von St. Amand. 11, 131. 
Gladbach. 294. 295. II, 109. 385. 
Glossae Salomonis. 224. 
Gnesen. 286. 287. 

Gobelinus Persona. 107. 
Godefrid, Gotfried (1124—1127) EJrzb, 
von Trier. 11, 98. 

— Abt V. Admunt. II, 235. 

— von Ensmingen. 11, 307; v. Kap- 

penberg. II, 202; Marsilia. n, 
399; Reims. II, 160; St. Panta- 
leon. II, 338; Viterbo. II, 222 
bis 229. 

Godehard (1022—1038) B. v. Hildes- 
heim. 325. II, 16. 17. 21—23. 

Godescalc, Gotschalk (994—1006) B. 
V. Freising. 325. 

— Abt von Selau. II, 9. 247. 

— Kalligraph. 124; von Fulda. 175. 

192; V. Gemblonx. II, 124; Lüt- 
tich. 215; Neumünster. II, 263. 

Goerlitz. II, 387. 

Goetweih. 11, 62. 232. 291. 

Gonter, Abt v. Brogne. 311. 

Gonzo, Abt v. Florennes. II, 131. 

Gordiani Gesta Placidi. II, 179. 

Gorze. 299. 330. II, 99. 108. 119. 272. 

Gosbert, franz. Gramm. II, 412. 

Goseck. II, 41, 81. 274. 

Goslar, n, 25. 51. 294. 351. 

Gosvinus de expugn. Salaciae. n, 341. 

Goswin, Abt v. Anchin. 11, 133. 

— von Villers-en-Brabant. II, 325. 
Gothelm, Abt von Benedictbeuern. 

n, 59. 
Gottesau. 11, 41. 
Gottesgnaden. II, 203. 
Gozbald (841—855) B. v. Wttrzb. 182. 

230. 236. 



430 



RegiBter. 



Gozbert, Abt y. St. Gallen. 219. 

— der Jüngere. 219. 230. 
Gozechin, Mainzer Scholaster. n, 6. 

92. 114. 
Gozo, Schüler. 264. 
Gozpert, Abt y. Tegernsee. 323. 
Gozwin, yon St. Alban. Hy 94. 
Grafschaft, ü, 339. 385. 
Granum catalogi Olom. 11, 246. 
Granyal. 100. 221. 
Graphia anreae nrbis Romae. 344. 
Gregorlus. I. 54; V. 314. 345; VII. 

II, 171. 

— Turon. 79—86. n, 406 ; bist, epi- 

tomata. 89. 

— y. Catina. II, 167; y. Utrecht. 199. 
Grenoble. 11, 392. 

Grimald. 182. 218. 220. 227. 230. 231. 
Grofs-Sanct-Martin, Cöln. 118. 126. 

143. 293. 294. EL, 92. 109. 
Gndinns. 259. 
Gnerinus. U, 253. 
Gnibert, Abt yon Gemblonx. II, 127; 

yon Nogent. II, 7. 165. 187. 
Gnido Casin. II, 179; de Bazochiis. 

n, 355; Pisanus. 57. 
Goilerrnns Apnliensis. n, 181. 

— Brito. II, 375. 

Gumbert, Abt y. Abdinghof. II, 33. 
Gnmpold yon Mantna. 258. 348. 
Gundechar II (1057 — 1075) B. yon 

Eichstedt. 11, 3. 137. 
Gunderam, Schol. in Eichstedt. n, 

7. 137. 
Gnndpert, Cleriker. 236. 
Gnndram, k. Oaplan. 230. 
Gnnthar, Gnnther (849-863) Erzb. 

y. Coeln. 215. 303. 

— (1024—1025) Erzb. y. Salzb. 308. 

324. II, 112. 

— (1057—1065) B. y. Bamberg. II, 

19. 37. 139. 

— Eremit. II, 22; y. Lippoldsberg. 

n, 315; yon Pairis. II, 220. 
Gnntheri Lignrinns. II, 218. 
Gnnzo yon Ebersberg. 256. 

— yon Noyara. 255. 256. 
Gnrk. II, 236. 
Gntstadt. II, 388. 

Hagano, Herzog. 310. 
Haüsbronn. II, 295. 297. 383. 415. 
Haimerad y. Hasnngen. 11, 88. 
Haimin yon Saint-Vaast. 242. 
Haimo (840—853) B. y. Halb. 191. 
244. 279. 



Haimo, Prior yon Hirschan, n, 42. 

— de detectione Dionysii. II, 292. 
Haito (807—823) B. y. Basel 166. 225. 
Halberstadt. 191.. 207. 279. 280. H, 

7. 30. 68. 196. 274. 383. 
HaUe. II, 231. 386. 
Hamburg. 202. 11, 65. 336. 386. 
Hamersleben. 11, 8. 
Hariolf, B. y. Langres. 230. 
Hariulf. 142. 143. 311. 
Hartgar (840—854) B. y. Lattich. 216. 
Hartmann (1140-1164) B. y. Brixen. 

II, 213. 231. 414. 

— Abt y. Götweih. II, 41. 

— Abt y. St. Gallen. 316. 

— Domprobst in Mainz. IL 312. 

— Mönch y. St. Gallen. 220. 222. 318. 

— Schol. in Paderborn. II, 31. 
Hartmut, Abt y. St. Gallen. 191. 220. 
Hartwich (1078—1102) Erzb. yon 

Magdeb. 11, 51. 

— (990—1023) Erzb. y. Salzb. 11, 233. 

— (1105—1126) B. yon Regensb. II, 

159. 

— Abt yon Hersfeld, II, 81. 88. 

— Abt yon Tegernsee. 295. 
Haslach. 101. II, 397. 
Hasnon. II, 131. 
Hasungen. II, 23. 41. 88. 
Hathumod. 208. 

Hato, Bibliothekar yon St. Maximin. 

298. 
Hatte (891 — 913) Erzb. yon Mainz. 

198. 212. 270. 

— I (842—856) Abt y. Fulda. 188. 

192. 217; III (991-997) 335. 
Haute, Abt y. Stablo. 305. 
Hayelberg, II, 27Ö. 
Haymarus Monachus. II, 242. 
Hazecha y. Quedlinburg. 263. 277. 
Hedwig yon Schwaben. 260. 
Heidenfeld. II, 383. 
Heidenheim. 114. 
Heiligenkreuz. II, 243. 389. 
Heillui, Aebt. y. Niedermünster, n, 56. 
Heimo (991-1024) Bisch, y. Verdun. 

304. 308. 

— Bamb. Domherr. II, 295. 
Heinrich 11, Kaiser. 258. 266. 313, 

II, 30. 

— III. n, 1—3. 58. 99. 135. 228. 

— IV. II, 3. 58. 77. 

— V. II, 3. 78. 
yj^ jT 224. 

— (1 142—1153) Erzb. y. Mainz, n, 

312. 



Begister. 



431 



Heinrich (956 — 964) Erzb. v. Trier. 
322. 

— (973—982) B. v. Augsb. 321. 

— (1173—1182) B. von Lübeck. H, 

262. 264. 277. 

— (1075—1091) b! V. Lüttich. H, 113. 

— Zdik, B. V. Olmüz. H, 153. 

— (1084—1127) B. von Paderborn. 

II, 31. 

— (1182—1192) B. V. Prag. H, 247. 

— (1231—1243) B. V. Seckau. H, 241. 

— (995—1018) B. V. Würzbnrg. II, 89. 

— Abt V. Bretenau. II, 62; v. Glad- 

bach. II, 109; von Scheiern. n, 
286. 

— Archid. v. Ltittich. II, 121. 122. 

— Archid. v. Salzburg. II, 233. 

— Probst V. Scheftlam. II, 287. 

— Bremer Schol. II, 337 ; der Lette. 

II, 276; Septimen. 11, 222. 

— von Antwerpen. II, 270; v. Gent. 

73; Heimburg. II, 249; March- 
thal. II, 304; Melk, n, 244; Mos- 
kirch. II, 304; Osthoven. II, 280; 
Tegernsee. 11, 289. 

— Michael, Schulmeister, n, 310. 
Heinrichan. II, 387. 
Heinsberg. 11, 385. 

Heirich (Erich) von Auxerre. 192. 

244. 327. 
Heisterbach. 11, 376. 
Helisachar. 177. 178. 
Helmershausen. 11, 31. 35. 
Helmold. II, 259—262. 414. 
Helpericus. 145. 
Herbord, Hildesh. Schol. II, 265. 

— Michel sberger. II, 143. 144. 235. 
Herford. 206. 275. 

Heribert (999—1021) Erzb. v. Coeln. 
266. 294. II, 108. 

— (1021—1042) Bisch, v. Eichstedt. 

n, 7. 137. 

— Mönch V. Reichenau. 296. 
Heribrand, Abt von St. Lorenz. 11, 

106. 118. 
Heriger (913—926) Erzb. v. Mainz. 
266. 

— Abt V. Lobbes. 309. 312. n, 114. 
Herluca. II, 287. 298. 

Hermann (1096 — 1132) B. v. Augs- 
burg, n, 52. 237. 

— (1073—1090) B. V. Metz. H, 99. 112. 

— (1018—1026) B. V. TouL 306. 308. 

— Abt V. Michelsberg. II, 142; von 

N.-Altaich. II, 346; v. St. Martin, 
Tournai. II, 133. 201. 



Hermann Judaeus. U, 203. 

— von Kirchberg, n, 262. 

— V. Reichenau. 45. 11, 12. 14. 15. 

24. 35. 37—40. 

— V. Steinfeld. 11, 318; Worms. 314; 

Zäringen. II, 43. 51. 

Hermansch wyl. II, 381. 

Hermold, Abt. 169. 

Herrad von Landsperg. II, 306. 

Herrand '(1090— 1102) B. v. Halber- 
stadt. II, 68—70. 

Herren-Aurach. II, 145. 

Herrieden. II, 137. 

Hersfeld. 195—197. 278. 336. II, 21. 
54. 59. 69. 78—82. 88. 196. 409. 

Herward, Lehrer in Aschaffenburg. 
II, 90. 

Hess!. 207. 

Hesse de conc. Remensi. II, 149. 306. 

Hetti (814—847) Erzb. von Trier. 
182 210 

Hettilo (1054-1079) B. von Hildes- 
heim. II, 23. 25. 28. 

Hezelo, Lütticher Lehrer. 11, 114.163. 

Hieronymus. 46. 52. 73. 99. 11, 405. 

Hildebald (f 818) Erzb. von Coeln. 
214. 217. 

Hildebold, B. von Auxerre. 244. 

— Grammatiker. 304. 327. 
Hildegar, Bisch, v. Meauz. 95. 
Hildegard, Königin. 193. II, 300. 

— V. Bingen. 11, 189. 
Hildegardus Gradicensis. U, 401. 
Hildegund v. Schoeuau. II, 310. 
Hilderich, Abt von Prüm. 295. 319. 
Hüdesheim. 258. 281—284. IL 9. 21 

bis 25. 28—30. 51. 265. 277. 278. 
312. 384. 

Hildeward (968—996) B. v. Halber- 
stadt. 280. 

Hilduin (842—849) Erzb. von Coeln. 
215. 

— Abt V. St. Denis. 192. 204. 
Himmenrode. 11, 320. 376. 
Hincmar (845—882) Erzb. v. Reims. 

181. 205. 241. II, 398. 
Hirnardus, Lütt. Archidiac. II, 322. 
Hirschau. II, 41—43. 51. 61. 62. 100. 

302. 303. 
Historia Cameracensis. n, 130; Ca- 

roli M. Campidon. II, 399 ; crucis 

Werd. II, 15; de duce Hinrico. 

n, 264; Francorum impp. breviss. 

II, 150; Francorum Senon. 337; 

Frid. I imp. II, 344; Fuld. H, 82; 

Langobardorum cod. Goth. 135. 



432 



BegiBter. 



Historia Lombardica. 53; martynun 
Trev.II. 97; miscella. 136; No- 
yientensis. II, 305; occup. et 
amisB. T. S. II, 343; peregri- 
norum. II, 221. 242. 264; ponti- 
ficalis. II, 256; regni Jernsal. 
II, 250; regum Francorum. 179. 
309; regum Franc. S. Dionysii. 
II, 163; Sanguinis Domini. 318; 
Viconiensis. II, 325; Villar. n, 
326; Welforum Weing. II, 257. 
303. 414; Wenceslai regia. II, 
248. 

Historiae Farfenses. II, 166. 

— Reinhardebr. II, 284. 

Hitto (810—835) B. v. Freising. 235. 

Hitzkirch. II, 381. 

Hizo, Abt von Prüm. 295. 

Höfen. II, 381. 

Hofschule. 127. 168. 181. 240. 262. 

Hohenburg. II, 306. 

Hohenfurt. II, 383. 

Hombli^res. 332. 

Honan. U, 380. 

Honorius Augustod. 73. U, 197. 

Hombach. 224. 301. 

Hraban (847—856) Erzb. von Mainz. 

52. 151. 177—179. 181. 182. 188. 

190—193. 230. 265. 312. II, 408. 

409. 
Hradisch. II, 245. 401. 
Hrotsuit. 260. 264. 271—274. 
Hubald, Lütticher Lehrer. 308. II, 

153 
Hubert (bis 727) B. v. Ltittich. 215. 
Hncbald von St. Amand. 111. 2(X). 

244. 304. 306. 327. 328. 
Hugo, Erzb. v. Lyon. II, 107. 

— (942—989) Erzb. v. Konen. 338. 

— (945—947) Bisch v. Lüttich. 294. 

307; II (1200—1229) II, 322. 324. 
_ (984—990) B. V. Würzburg. II, 
296 

— Abt. 175; V. Cluni. 264. II, 163; 

V. Farfa. II, 166; Flavigny. 11, 
106—108; St. Gilles. II, 35. 

— Falcandus. II, 254; Metellus. II, 

103. 138. 188. 204; orthodoxus. 

n, 44. 58. 
Hugo von Bologna. II, 181; Fleury. 

n, 161. 162. 337; Regensburg. 

n, 291; St. Victor. II, 8. 358; 

Trimberg. 73. 
Huisburg. II, 384. 
Humbert, Cardinal, n, 170. 

— (832—842) ß. V. Würzburg. 237. 



HunfHd (1024—1051) Erzb. v. Mag- 
deburg. 286. 

Hunibald. II, 398. 

Huozmann (1075—1090) B. v. Speier. 
II, 24. 

Hnsward. 52. 

Huy. 143. II, 325. 354. 

Biyacinth, Prior. U, 361. 

Iburg. n, 26—28. 
Ida. 206. 
Idatlus. 70. 89. 
Idnng. II, 235. 
Ildefons von Toledo. 73. 
niatio S. Bened. 336. U, 411. 
Ilsenburg. 280. II, 69. 70. 384. 
Imad (1052—1076) B. v. Paderborn. 

II, 31. 
Immo, Abt von Gorze, Prüm, Kei- 

chenau. 319; v. Münster. 316; 

V. St. Gallen. 317. 

— diac. Worm. 303. 313. 11, 410. 
Importunus. 94. 

Ingelram, Abt v. St. Riquier. 311. 
Ingramnus, Bisch, v. Laon. 163. 
Invectiva in Bomam. 247. 
Inventio S. Bertini. II, 132; Hnne- 

gundis. 332; Mathiae. n, 319; 

Maurini. 293. 
Irland. 96—98. 

Irmbert, Abt v. Michelsberg. II, 143. 
Irmingard, Gem. Ludwigs d. Fr. 192. 

226. 
Irmintrud, Gem. Karls d. Kahlen. 

228. 243. 
Isidor. 71—73. 
Isingrim, Abt v. Ottobeuern. n, 208. 

— V. Weihenstephan. II, 209. 
Island. II, 134. 395. 

Isny. n, 41. 

Iso von St. Gallen. 220. 223. 
Israel, Bischof. 262. 
Itinerarium Leonis IX. II, 171. 

— peregrinorum. II, 242. 
Ivo V. Chartres. II, 162. 
Ivrea. II, 182. 392. 

Jacobus Januensis. 53. n, 357. 
Jans der Enenkel. 11, 290. 
Jarento, Abt v. Dijon. 11, 107. 
Jaszo. II, 388. 
Jean d'Ontremeuse. II, 324. 
Joachim. 11, 254. 414. 
Jocundus. II, 134. 
Johanna, Päbstin. II, 359. 362. 
Johannes, Abt von C^orze. 299. 



Bdgister. 



433 



Johannes, Abt yon Parma. 347; St. 
Arnulf. 299 ; St. Maximin. 317. 

— Berardi. 11, 254; Biclariensis. 70; 

Galaber. 11, 410; Canaparins. 
349; Godagnelio. 11, 252; de 
Piscina. 11, 229; pauper. II, 3. 
412: Scotns. 243. 

— von Bari. II, 180; Cluny. 339; 

Cremona. 11, 251. 343; Fulda. 
188. 264; Haute-Seille. H, 322; 
Hiidesheim. II, 366; Eomerovo. 
II, 282; MaiUy.n,359; Neapel. 
249; Rom. 246; SaUsbury. U, 
255. 374; St. Vinc. Vult. H, 413; 
Venedig. 346; Wttrzburg. H, 296. 
Jonas, Bisch, y. Orleans. 216. 

— Abt von Bobio. 99. 
Jordanis. 62—67. 
Jordanus von Yane. 11, 282. 
Jemandes. 62. 

Joseph, Abt. 125. 

Joseph, Lehrer Ludw. d. Stammlers. 

243. 
Jotsaldus. 340. 
Judith, Gem. Ludw. d. Fr. 168. 178. 

192. 228. 240. 312. 

— Herzogin von Baiem. 11, 57. 
Julian von Toledo. 71. 
Juliani relatio de Tart. n, 370. 
Julius Florus. 178. 
Jumi^ges. 143. II, 394. 
Justinus, Magister. II, 279. 

Kaddroe. 300. 
Kadlubek. II, 275. 
Eagnimir. II, 401. 
Eaiserchronik, deutsche. 11, 198. 
Eaisergeschichte, sächsische, n, 193. 
Eaiserswerth. 111. 11, 385. 
Ealender, römischer. 48. 
Eamenz. II, 387. 
Eammin. II, 143. 386. 
Eappenberg. 11, 202. 
Eaufungen. H, 294 379. 
Eempten. II, 41. 300. 399. 
Eentrop. II, 385. 
Eerald, Mönch v. Beichenau. 296. 
EiÜan. 103. 

Eloster Berge. 289. II, 4L 194. 335. 
Elosterneuburg. n, 207. 213. 231. 

243. 389. 414. 
Elosterrath. n, 231. 318. 
•Enud Laward. 11, 266. 
Eöniginhofer Handschrift. II, 400. 
Eomburg. II, 41. 296. 
Eopenhagen. II. 395. 

VTattenbaoh, O«8ohichtaqaellen IL 4. Aufl. 



Erakau. H, 157. 275. 387. 416. 
Eremsmünster. 126. II, 41. 243. 
Erodo. II, 399. 
Erumau. II, 383. 
Eunigunde, Eaiserin. 261. 

La Cava. 11, 393. 

La Croix-Saint-Leufroy. II, 394. 

La P6rine. H, 394. 

Laach. II, 320. 390. 

Lambach, II, 63. 243. 

Lambert von Ostia, Card, n, 175. 

— Bisch. V. Mastricht. 215. 

— Abt V. St. Bertin. H, 132. 

— Probst von Neuwerk, n, 231. 

— von Ardre. 11, 325; Hersfeld. 11, 

78-88; Lattich. H, 319; St. 

Jacob, n, 324; St. Omer. II, 132; 

Waterlos. 11, 130. 
Lamentatio Viterbiensis. II, 230. 
Lammspring. 208. 209. 
Landgraf Ludwigs Ereuzfahrt. n, 243. 
Landshut. II, 389. 
Landulf v. Mailand. II, 183; junior 

von St. Paul. 11, 183. 
Landulfus Sagax. 136. 
Langheim, n, 286. 
Lantbert, Abt v. St. Lorenz. 11, 108. 
Lanto, B. v. Augsburg. 231. 
Laon. n, 8. 201. 230. 393. 
Latinus Barensis. II, 180. 
Laubach s. Lobbes. 
Lauren tius v. Lüttich. II, 321; Monte 

Cassino. 348; Pisa. II, 184. 
Lausanne. 71. 87. 119. 120. n, 391. 
Lautenbach, n, 43. 
Lauterberg. 11, 275. 
Lay bei Nancy. 108. 
Le Tr6port. II, 394. 
Lebuin. 111. 200. 328. 
Legenda aurea. 53. II, 857. 
Le^endae Isenacenses. II, 282. 
Leidi von d. Heinrichen. 266. 
Leidrad. 126. 
Leo IX. 306. H, 101. 

— Legat. 247. 331. 

— Card. V. Ostia. H, 177—180. 

— Bisch, von VerceUi. 345. 
Leobgyth. 114. 193. 
Leodegar. 96. 

Leofric, Bisch, v. Exeter. 11, 112. 

Leslau. II, 388. 

Lessay. IL 394. 

Leubus. II, 369. 387. 

Lewpoldus Campilitiensis. 11, 401. 

Lex Salica. 76. 

28 



434 



Register. 



Liafwin. 111. 200. 328. 

Libellus de geneal. Wettin. II, 275; 

de imp. potest. 344; de majoribtiB 

domns. 107. 138; snpplex Fuld. 

188; tristitiae et doloris. 11, 249. 
Liber aureus Epternac. II, 319; de S. 

Hidulfi success. II, 102 ; de tem- 

poribns. 11, 250; de tinitate eccl. 

n, 69. 81; donatt. Brexn. 201; 

generationum. 89 ; Heremi. 316 ; 

pontificalis s. Gesta pontificnm; 

pontif . Eichstet. II, 137 ; prorae 

et pnppis. 312. 
Libri Carolini. 128. 132. 
Libusin saud. II, 400. 
Lichtentbal. II, 380. 
Liemar (1072—1101) Erzb. v. Bremen. 

n, 67. 
Liessies. 11, 131. 325. 
Lietbert (1051-1076) B. v. Cambrai. 

n, 129. 
Lignrinus. II, 218—221. 
Lilienfeld. H, 389. 
Limburg an der Hardt. II, 308. 
Limburg an der Lahn. 11, 390. 
Limoges. H, 160. 394. 
Lindisfarne. 104. 121. 122. 
Lioba. 114. 193. II, 407. 
Lippoldsberg. II, 315. 
Lippstadt, n, 279. 
Liudfrit, Salzb. Lehrer. 263. 324. 
Liudger (t 809) B. v. Münster. 198 

bis 201. 281. 
Liudolf, Abt V. Werden. 206. 
Liudprand. 257. 273. 340—344. H, 

411; de vitis pontiff. Born. U, 

196; alia spuria. II, 396. 
Liudulf, Mainzer Priester. 198. 
Liuphram (839—859) Erzb. v. Salz- 
burg. 238. 
Liupold (1051—1059) Erzb. ▼. Mainz. 

II, 91. 
Liutbert (863—889) Erzb. v. Mainz. 

182. 186. 198. 

— (849—871) B. V. Münster. 200. 
Liutbirg. 207. 260. 

Liutold (989—996) B. v. Augsb. 321. 

— von Mondsee. 11, 288. 
Liutward, B. v. Vercelli. 222. 
Livin. 109. 

Livland. II, 276. 279. 

Lobbes. 108. 175. 306. 307. 309. 312. 

314 II, 106. 114. 120. 324. 
Lodi. n, 230. 250. 
Longneville. II, 394. 
Lorch an d. Enns. 36. 44. 326. 11, 897. 



Lorch, Kloster im Augsb. Sprengel. 

II 344. 
Lorsch. 119*. 158. 161. n, 16. 43. 89. 

309. 380. 408. 
Lothar I, Kaiser. 194. 216. 227. 250. 

— n, König. 98. 179. 216. 

— filius Car. Calvi. 244. 
Lubin. n, 387. 

Lucas, Erzb. v. Gran. II, 9. 

Lucca. n, 393. 

Ludolf (994—1008) Erzb. v. Trier. 301. 

— von Hildesheim. II, 278. 
Ludus de antichristo. 11, 288. 
Ludwig d. Fromme. 167 ff. 226. 228. 

— n, Kaiser. 175. 

— der Deutsche. 181 ff. 

— der Jüngere. 186; d. Stammler. 

244. 

— Graf V. Amstein. 11, 203. 

— Abt V. St. Mathias. IT, 319. 

— von St. Lorenz. 11, 119. 
Ludwigsieich. 176. 
Luebeck. II, 260—265. 336. 
Lueneburg. II, 277. 384. 
Lueneburger Chronik, n, 348. 
Luettich. 215—217. 806—314. H, 7. 

8. 57. 59. 92. 99. 112—122. 153. 

321-325. 385. 
Lull (754—786) Erzb. v. Mainz. 112 

bis 114. 188. 194. 195. 197. 
Lund. II, 267. 395. 
Lupus, Bischof v. Bayeux. 244. 

— von Ferneres. 132. 182. 191. 192. 

195. 210. 244. n, 408. 

— protospatharius. II, 176. 
Lutra, Lure. d^, 
Luxeuil. 98. 99. 305. 306. 
Luzern. n, 380. 
Lygumkloster. 11, 395. 
Lyon. 126. II, 391. 

Lyre. II, 394. 

Mäcon. II, 391. 

Madalwin. 43. 237. 

Magdeburg. 285. 286. 289. 295. 11, 

54. 70. 195. 200. 268—270. 335. 

386. 414; Schöppenchronik. II, 

268. 269. 
Magno, Erzb. v. Sens. 127. 

— Priester. 193. 

Magnus von Reichersberg. 11, 240. 

241. 
Mahthild s. Mathilde. 
Mailand. 250. II, 183. 205. 249. 392. 

412. 
Mainulf. 206. 



} 



Register. 



435 



Mainz. 112. 113. 197. 198. 266. 316. 

317. II, 2. 76. 89 — 95. 311 bis 

315. 379. 
Majolus, Abt von Glnny. 264. 339. 
Malespini. 11, 403. 
Malmödy. 217. II, 111. 
Manasse, Erzb. y. Reims. II, 160. 
Manegold, Mangold, Magister, n, 7. 

8. 100. 

— von Lantenbacb. 11, 44. 61. 88. 

237 ; Marchtbal. n, 304 ; Pader- 
born, n, 31; Werd. n, 15. 

Manno. 240. 306. 

Mantna. II, 250. 

Marbacb. II, 44. 346. 

Marcellinns oomes. 49. 50. 

Marcbelm. 111. 

Marcbiennes. 328. II, 325. 

Marcbthal. II, 303. 304. 

Marcnlf (1141. 1142.) Erzb. y. Mainz, 
n, 312. 

Marcward (1088—1092) B. y. Osna- 
brück, n, 26. 

— Abt y. Dentz. II, 118; y. Fulda. 

n, 280; y. Prüm. 210. 211. 

— Halberst. Diac. 11, 274 
Maria-Hof. 11, 381. 
Maria-Saal, n, 241. 

Marianus Scottus Mogunt. n, 92— 94. 

Rat. II, 292. 

Marienfeld. II, 386. 

Mariengaar de. II, 330. 

Marienkron. II, 386. 

Marienstift bei Herford. 11, 279. 

Marius Ayenticensis. 71. 87. II, 406. 

Marmoutier-lez-Tours. 11, 127. 394. 

Marner. II, 241. 

Marquard yon Padua. 11, 369. 

Marsberg. 11, 399. 

Martin, Abt yon Ilsenburg, n, 70. 

— Gallus. n, 157. 

— yon Troppau. n, 358—364. 
Martyrium S. Procopii. 249. 346. 
Martyrologien. 52. 
Masmünster. 124. 

Massai. 243. 
Mastricht. 11, 134. 
Matheus Parisiensis. 11, 346. 
Mathüde, Königin. 260. 275—277. 

— Aebt. y. Edelstetten. n, 286. 

— Aebt. y. Quedlinburg. 267. 269. 

277. 

— GräfiQ. n, 169. 172. 183. 
Mattheo di Gioyenazzo. 11, 403. 
Mauermünster. 11, 305. 
MauriUus, Erzb. y. Ronen, n, 7. 112. 



Maurus, B. y. Fünfkircben. II, 158. 

Maximian. 50. 68. 249. 

Maximus Gaesaraugustanus. 73. II, 

396. 
Mazelin, Abt y. Gembloux. 11, 120. 

— B. y. Wtirzb. s. Meginhard. 
Meerbecke in Brabant. 309. 
Meginfrid, Magd. Lehrer, n, 54. 70. 
>Ieginfridu8 Fuldensis. 177. 11, 398. 
Megingoz (791—794) B. yon Würz- 
burg. 112. 

Meginhard, Mazelin (1019-1034) B. 
y. Würzb. H, 55. 137. 138. 

— Bamb. Lehrer. II, 76. 88. 139. 

— yon Fulda. 194. 198. 
Meginher, Abt y. Hersfeld. II, 79. 
Mehrerau. n, 381. 

Meinrad. 233. 

Meinwerk (1009—1036) B. y. Pader- 
born, n, 29-32. 

Meinzo yoi\ Constanz. 11, 51. 

Meissen. II, 387. 

Melk, n, 243—245. 390. 

Memmingen. II, 258. 

Memoriae Mediolanenses. 11, 249. 

Memoriale potestatum Reg. 11, 250. 

Menco, Abt y. Wittewierum. II, 329. 

Mengold. 143. 

Mergentheim. 11, 383. 

Merseburg. 289. II, 271. 387. 

Meseritz. 287. 

Metellus yon Tegemsee. II, 289. 

Methodius. II, 173. 

Mettlach. 297. II, 97. 

Metz. 118. 138. 161. 217. 298—301. 
325. 330. II, 99. 100. 123. 321. 
360 391. 

Michael (944—972) B. y. Regensburg. 
322. 

Michelsberg, n, 139-145. 280. 295. 
383. 389. 

Mico yon Saint-Riquier. 142. 

Micon, Dichtergreis. 145. 

MiUstadt. 11, 388. 

Milo (970-996) B. y. Minden. 319. 

— yon St. Amand. 96. 242. 327. 
Minden. II, 29. 

Minoriten. II, 282. 

Mirabüia Romae. 48. 

Miracula sanctae Adalheidis. 340; 
Fidis. II, 305; Glodesindis. 300; 
Hunegundis. 332: Mariae Lau- 
dun. II, 201; Rictrudis. n, 325; 
Verenae. 318. 11, 410; Wal- 
burgae. 313. 

Miracula sancti Adalberonis. II, 63. 

28* 



436 



JEtegister. 



Miracula sancti Adalberti. 287 ; Adal- 
berti diac. 297; Adalhardi. 11, 
132; Aegidii. II, 35; Agnelli. 
249; Angilberti. 144; Annonis. 
II, 87 5 Apri. 306; Basoli. 306; 
Bavonis. 310; Benedicti. 335 bis 
337; Bercharii. 306; Bernwardi. 
283; Bertini. H, 132; Caroli M. 
II, 318; Gholomanni. 11, 245; 
Clementis III papae. II, 173; 
Colnmbani. 341; Canigundis II, 
294. 

— S. Eberhardi Salisb. n, 233 ; Em- 

merammi. 11, 54; Galli. 219; 
Genesii. 232; Gengulphi. II, 131; 
Germam. 243. 245; Gisleni. 311. 
n, 129; Glodesindis. 300; Goaris. 
210; Qorgonii. 299; Hartwiei 
Salißb. II, 233; Heinr. H. H, 
294: Hymerii. II, 251; Leode- 
gam.II,415; Liudgeri. II, 279. 

— S. Mansueti. 306; Marci. 233. 318; 

Martini. 304; Mathiae. II, 319; 
Maximini. 295; Modoaldi. n, 35; 
Nazarii. 11, 309; Nicolai Brnnwil. 
II, 110; Othmari. 221; Ottonis. 
II, 144; Pantaleonis. 294; Pir- 
minü. 301; Qnirini. H, 289; Re- 
macli. II, 111; Richarii. 142. 
311; Tmdonifl. n, 117; Vedasti. 
242; Virgiüi Sal. II, 233; Vi- 
talis. 11,233; Volquini. II, 275; 
Waideberti. 306; Wandregisili. 
180; Wieberti Gemblac. II, 121; 
Wigberti Hersfeld. 278; Wille- 
gisi. n, 312; Willehadi. 201; 
Winnoci. 310. 

— Sanctomm Juyavensium. II, 233. 
Modena. 176. II, 393. 

Modestns von Fulda. 188. 190. 
Modoin, Biscb. v. Antun. 128. 228. 
Modus Ottinc. 266. 
Moellenbeck. 11, 386. 
Moenchsroth. II, 41. 
Moengal Marcellus. 220. 221. 
Moissac. 176. 177. 
Monachus Engolism. 11, 160; Prief- 

ling. II, 143; Sangallensis. 154. 

155. 179. 222; Sazaw. H, 156. 
Mondsee. 126. II, 288. 
Mongolen. II, 370. 
Monheim. 237. 

Monsesche Fragmente. II, 401. 
Monstier-en-Der. 315. 
Monte Cassino. 126. 137. 139. 187. 

200. 204. 248. 335. 348. H, 19. 



Monte Cassino. II, 81. 166. 170. 176 

bis 181. 229. 393. 402. 
Montebourg. 11, 394. 
Montglonne. 175. 
Montpellier, n, 9. 312. 
Mont-Saint-Michel. 11, 133. 
Monumenta Epternacensia. 11, 320. 

— Welforum. II, 414. 
Monza. II, 392. 
Morimund. II, 207. 
Moriuth. 338. 
Mortain. 11, 394. 
Mosburg. n, 237. 
Mouzon. 332. II, 161. 
Moyenmoutier. II, 102. 
Muehlhausen in Boehmen. II, 247. 
Muenchsmünster. II, 389. 
Muenster. 122. 200. 214. n, 279. 386. 

— im GregorienthaL II, 305. 
Muensterbiisen. 11, 385. 
Muenstereifel. 211. 
Murbach. 120. H, 415. 
Muri, n, 49. 300. 381. 
Mutius Yon Monza. 11, 252. 

Narratio clericorum Rem. 242; de 
electione Lotharii. II, 191; de 
fundat. eccl. Sax. 11, 196; de 
libertate Fabar. II, 50; de pri- 
mordiis ord. Teut. II, 218; de 
reliquiis S. Crucis. n, 50. 

Naso. 128. 145. 149. 231. 

Naumburg. II, 387. 402. 

Neapel. 42. 247. 249. II, 403. 

Necrologien. 54. 

Nenther, Abt v. Goseck. II, 274. 

Neresheim. II, 299. 

Nestved. II, 395. 

Neuberg. II, 243. 

Neuburg an d. Motter. II, 346. 

Neuenheerse. 11, 384. 

Neuenkamp. II, 386. 

Neu-Moustier. 11, 354. 

Neumünster. II, 261—263. 

Neunkirchen. 11, 383. 

Neuwerk bei Halle. II, 231. 271. 386. 

NibeluDg. 106. H, 406. 

Nicolaus (1136—1167) B. v. Cambrai. 
II, 130. 

— Abt y. Siegburg. II, 339. 

— can. Leod. 11, 114. 322. 

— von Siegen. 74. 

Nieder -Altaich. 126. 187. 236. 324. 

325. n, 16-22.56.59. 415. 285.390. 
Niedermünster. 323. n, 56. 57. 235. 

389. 



Begister. 



437 



Niederschönefeld. 11, 382. 
Nienburg an der Saale, n, 21. 194. 
Nilns. 849. 
Nithard. 143. 171—174. 

— (1036— 1041) B.v. Lüttich. H, 113. 
Nitker (1033—1052) B. v. Preising. 

n, 60. 
Nizo, Abt V. Metlach. II, 97. 
Nomina monachomm Altah. II, 21. 
Nonantnla. 232. 347. 
Norbert (1126—1134) Erzb. v. Mag- 

debnrg. 11, 200—203. 268. 

— Abt V. Iburg. II, 26. 

— Abt V. St. Gallen. 317. 
NordhauBen. 275. n, 380. 
Norwegen, n, 395. 

Nota de Conradino. 11, 301. 

Notae bist. Bnranae, n, 287; Dies- 

senses. 11,287; Eberbac. 11,295; 

Fernir. Ö, 250; Mediolan. n, 

249; Parm. 11, 250; Romanae. 

n, 168; S. Emmerammi. 11, 59. 

291: S. Jacobi Bab. n, 141; 

S. Petri Bab. H, 141; 'S. Petri 

Col. n, 316; Scheftlar. H, 287; 

Undersdorf. II, 293; Weltenbnrg. 

II, 59. 
Nother, Prümer Mönch. 295. 
Notker (972—1008) B. von Lüttich. 

307. 309. n, 120. 

— Yon St. Gallen, balbulns. 53. 220 

bis 223. 264; piperis grannm. 

258; tentonicns. 316. 
Notteln. n, 386. 
Novalese. 143. 11, 181. 392. 
Novara. 255—257. II. 183. 
Nürnberg. II, 88. 297. 382. 

Oberaltaich. 11, 389. 
Obermünster. 11, 389. 
Ochsenhansen. II, 41. 
Odelrich (961—969) Erzb. y. Reims. 

330. 
Oderisins, Abt y. M. Cas^ino. 11, 177. 
Odilienberg. n, 306. 
Odilo, Abt y. Clnny. 340. 

— yon Soissons. 163. 328. 

Odo, Abt yon Clnny. 264. 334. 339. 

— Abt y. Glanfenü. 244. n, 398. 

— Abt y. Massai. 243. 

— Architect. 150. 

— Bnch yom Herzogen Ernst. 11, 269. 
Odorannns. 337. 

Oehringen. II, 383. 

Oeren (Horrea) II, 98. 320. 

Oetbert. 312. 



Officium S. Eannti. II, 266. 

— S. WiUegisi. II, 312. 
Ogerins, B. y. lyrea. 11, 182. 
Ogo s. Hngo. 

Olbert, Abt y. Gemblonx. n, 8. 114. 

120. 
Oliyer. H, 329. 341. 
Olmüz. II, 383. 401. 
Opatowiz. n, 245. 383. 
Ordericns Vitalis. 11, 164. 
Orfinns. II, 230. 
Origo gentis Francomm. 138; Lan- 

gobardornm. 135; Saxonnm. 11, 

337; Sneyornm. 271. 
Orleans. II, 412. 
Orosins. 67. 

Ortilo yon Lilienf^ld. n, 401. 
Ortlieb, Abt y. Zwifalten. 11, 304. 
Oryal. II, 325. 355. 
Oryieto. n, 363. 

Osbemns de ezpngn. Lyxbon. 11, 331. 
Osnabrück. 130. H, 25. 26. 386. 
Ostertafeln. 48. 51. 115. 122. 
Otbert (1091—1119) B. yon Lüttich. 

n, 76. 106. 113-116. 

— B. y. Verona. 323. 
Oteno, Abt yon Roth. II, 304. 
Otfrid. 181. 191. 

Otgar (825—847) Erzb. yon Mainz. 

197. 198. 
Otger (Ogier). 143. 
Othmar. 219. 
Othochns. II, 60. 
Otloh. n, 54—57. 90. 
Otrich, Magd. Lehrer. 211. 258. 285. 

n, 64. 
Otto I, Kaiser. 255—258; H. 257. 

272. 285. 296. 348; HI. 258. 282. 

345. n, 410. 

— (1103—1139) B. y. Bamberg, n, 

139 145^ 

— (1183—1195) B. y. Eichstedt. II, 

137. 

— (1137-1158) B. y. Freising. II, 

206—217. 413. 

— (1214) B. y. Gnrk. H, 236. 

— (1060—1089) B. yon Regensbnrg. 

n, 55. 

— Abt yon St. Blasien. 11, 216. 

— Morena. II, 250; yon Nenfs. II, 

340; Raitenbnch. n, 258. 
Ottobenern. 182. n, 298. 382. 
Otwin (954—984) B. y. Hildesheim. 

281. 
Ondenbnrg. n, 133. 



438 



BegUter. 



Paderborn. 206. 11, 29—34 62. 260. 

384. 
Padua. II, 256. 
Pairis. II, 220. 
Pandulf, Cardinal II, 168. 
Panegyricns Berengarii. 251. 
Paradies. II, 280. 

Parc-des-Dames bei Löwen. II, 325. 
Paris. 92. 121. 243. 307. H, 7—9. 

207. 232. 266. 277. 284. 312. 394. 

406. 
Parma. 11, 183. 250. 
Paschalis II. 11, 175. 
Paschasius diaconns. 42. 
Passan. 43. 44. 231. 237. 325. 326. 

II, 62. 233. 234. 289—292. 389. 

397. 415. 
Passio S. Adalberti. 287 ; Afrae. 36 ; 

Bonifacii II, 90; CaroU Flandr. 

n, 326; Cholomanni. II, 244; 

Floriani. 36; Qnatnor Corona- 

torom. 37 ; Qnirini. II, 289 ; Sigis- 

mnndi. 88; Thiemonis. 11, 62; 

ürsnlae. ll, 189; Victoris et 

ürsi. 88. 
Panlinus von Aqnileja. 123. 175. II, 

407. 
Paulinzelle. II, 283. 
Panlns, Erzb. y. Ronen. 244. 

— Diaconns. 45. 124. 134—140. II, 

407; Cont. Cas. 248. II, 178. 

— Jndaens Pnldensis. II, 57. 

— von Bernried. II, 57. 171. 297. 

— et Gebehardns. II, 57. 205. 412. 
Pavia. 125. 129. 224. 256. 

Pavo. II, 370. 

Pegan. 11, 272. 387. ' 

PelpUn. II, 388. 

Pergamene d'Arbor^a. II, 402. 

Pernold. 11, 402. 

Pernolf, Würzb. Lehrer. 11, 134. 

Petersberg bei Halle. II, 275. 

— Erfurt, s. Sanct Peter. 
Petershansen. 319. II, 41, 51. 300. 
Petrus archid.Camerac. 328; Crassns. 

n, 174; Damiani. II, 164. 349; 
de Ebulo. II, 254; de Vinea. II, 
369. 371. 

— diac. Casin. 73. 11, 179. 402; 

GuiUermns. II, 35; magister. II, 

202; Neap. 249; Nonantul. 210; 

Pisanns. 124. 137. 141. H, 168. 

184. 407. 
Pfaevers. n, 41. 50. 
Pfalzel. 182. II, 98. 
Philippe Monskes. II, 326. 



Piacenza. 11, 252. 393. 
Pibo (1069—1107) B. v. Toni, n, 101. 
Piügrin (1021—1036) Erzb. v. Cöln. 
n, 108. 

— (971—991) B. V. Passan. 325. 

— Abt V. St. Bnrchard. ET, 296. 
Pippin. 106. 127; König y. ItaUen. 175. 
Pirmin. 224. 

Pirna. H, 387. 

Pisa, n, 184. 250. 

Pistoja. U, 393. 

Placidns von NonantnIa. U, 172. 

Planctns Angiae.n, 370; beati Galli. 

n, 50; Caroli. 175. 
Podlasitsch. II, 383. 
Poehlde. H, 334. 
Poeta Saxo. 166. 209. 
Poitiers. 78. 101. 102. 
Polen. II, 275. 401. 
PolUng. II, 382. 
Pomesanien. II, 388. 
Pont-ä-Monsson. II, 391. 
Pontificajie Bomannm. 51. 
Poppe (1016—1047) Erzb. v. Trier. 

323. 

— (911—961) B. V. Würzb. 256. 322. 

— Abt von Stablo. II, 105. 

— Hofcaplan. 265. 
Posen bei Zeitz. II, 272. 
Pons, Magister. II, 160. 

Prag. 286. 308. 349. II, 152 — 154. 

246—249. 361. 383. 
Pr6montr6. II, 200. 
Presbyter ültrajectensis. 303. 
Priefling. n, 41. 100. 144. 291. 389. 
Priester Johannes. 11, 356. 
Primordia Windbergensia. n, 285. 
Privilegium Morav. eccl. II, 152. 
Probus. 188. 
Prokosch. II, 401. 

Prologus legis Salicae. 76. 94. 11, 406. 
Prosper. 68; Cont. Havn. 71. 135. 

n, 407. 
Prndens. 240. 
Prudentius. 228. 240. 241. 
Prüfening s. Priefling. 
Prüm. 210. 211. 295. 319. H, 99. 

374. 391. 
Ptolemaens von Lncca. 11, 363. 
Pnrchard von Beichenan. 318. 

Quedünburg. 261. 277—279. "289. H, 

384. 
Querela in gratiam nothomm. 11, 

103. 
Querfurt. n, 265. 



Regbter. 



439 



Qaerimonia EgilmarL II, 26. 

— Bomanormn. 246. 

Badbert Paschasius. 205. 

Badbod s. Batbod. 

Badegunde. 77. 78. 

Bado, Kanzler, 133. 

Badolfzell. 232. 

Badalf y. Caen. II, 124; Diceto. 74. 

n, 406; Maüand. U, 249; Tor- 

tarius. 336. II, 410. 
Bagewin. 11, 212—216. 
Bainald, Ersb. y. Lyon. II, 163 ; ygl. 

Beinald. 
Bainer y. St. Ghislain. II, 129. 
Baitenbuch. U, 8. 44. 231. 237. 258. 

318. 389. 
Bamwold, Abt y. St. Emm. 295. 323. 
Bangerias y. Lncca. II, 172. 
Banshofen. 11, 258. 288. 390. 
Bapoto, Abt y. Weihenstephan. 11, 

211. 
Batbod (883—915) Erzb. yon Trier. 

210—212. 298. 

— (899—917) B. y. Utrecht. 215. 303. 

304. 

— Abt V. St. Ghislain. II, 129. 
Batgar, Abt y. Fulda. 188—191. 
Batherius. 175. 257. 295. 306. 307. 
Batleik. 151. 182. 

Batmund, Abt y. Niederaltaich. 11, 51. 
Batolf, Bischof y. Verona. 232. 
Batpert y. St. Gallen. 219. 221. 222. 
Batram, Abt yon St. Ayold. 301. 
Bayenna. 49. 50. 198. 249. 344. 11, 

174. 
Beccheo (Modestus). 190. 
Becemund yon Elyira. 341. 
Begensburg. 102. 126. 19L 236. 322. 

II, 43. 53—59. 76. 113. 198. 

235. 237. 287. 291—293. 389. 
Beg^io. n, 250. 
Begimar. 181. 
Beginald, Beginard (1025—1036) B. 

yon Lüttich. n, 113. 118. 323. 
Beginbert y. Beichenau. 69. 224. 225. 
Beginhard, Abt y. Siegburg. 11, 87. 
Begiuo. 210—214; Contin. 297. 298. 
Beginold (966—989) B. y. Eichstedt. 

326. 
Beginswind. 233. 
Begistrum Sarachonis. II, 400. 
Besfum Merow. Geneal. et Catal. 138. 
Beichenau. 166. 182. 223—234. 256. 

296. 315. 318. 319. 322. H, 16. 

36—40. 50. 370. 381. 



Beichenbach. II, 41. 100. 
Beichersberg. n, 231. 337—241. 
Beichsannalen. 156—168. 183—187. 
239—242. 

— Begehsb. n, 58; Schwäbische. 

II, 39. 
Beichschronik, Sachs. II, 194. 
Beichsgeschichte, Hildesh. II, 265. 
Beimchronik, Braunschw. n, 266. 351. 

— Hamb. Holst. II, 265. 352. 
Beims. 327—335. H, 9. 312. 398. 
Bein, n, 388. 

Beinald (1159—1167) Erzb. y. Coeln. 

n, 337. 339. 366. 367. 
Beiner yon St. Jacob. II, 324. 

— yon 8t. Lorenz. II, 119. 323. 
Beinhard (1107 — 1123) Bischof yon 

Halberstadt. 280. 11, 7. 

— Abt yon Beinhausen. II, 278. 
Beinhardsbrunn. 11, 41. 283—285. 
Beinhausen. II, 278. 

Beinold, Haimonskind. 143. 
Belatio Burchardi com. n, 41; de 

Dayide rege. II, 356; de pace 

Veneta. II 254. 
Belatio S. Bicharii. 142. 311 ; Wala- 

rici. 311. 
Bemigius y. Beims. 83. 94. II, 398. 

— Grammatiker. 244. 304. 327. 
Bemiremont. II, 102. 391. 
Benaix. IE, 129. 

Benatus Profuturus Frigeridus. 81. 

Benty im Artois. U, 133. 

Beomaus. 100. 

Bescriptum heresiarchae. n, 234. 

Bete. II, 390. 

Beyelatio facta Stephane papae. 106. 

n, 334. 
Beyersio S. Martini. 339. 
Bheinau. 233. 

Bicardus can. Newnburg. 11, 401. 
Bicburg, Aebt. y. Nordhausen. 275. 
Bichard,' Abt y. Amorbach u. Fulda. 

336» n, 89; y. St. Mathias. II, 

96; y. Verdun. n, 96. 104. 120. 

131. 

— y. Cluny. II, 359; San Germano. 

n, 256. 
Bicharius y. Gemblouz. U, 120. 124. 
Bichbod (795—804) Erzb. y. Trier. 

209. 
Bicher, Abt yon Monte Cassino. n, 

19. 176 

— y. St. Bemi. 332—334. 

— y. Senones. n, 305. 
Bicordanus Malespini. n, 403. 



440 



/ Register. 



Biculf (786 — 813) Erzb. von Mainz. 

141. 197. 
Bidolfas not. Brixiensis. IX, 403. 
Rilindis, Aebtissin. n, 306. 
Rimbert (865—888) Erzb. v. Hamb. 

202. 203. 208. 
Ripen. II, 395. 

Robert (989—1037) Erzb. y. Ronen. 
338. 

— Biscbof V. Anierre. 327. 

— Abt in Goetweih. n, 291; von 

Ebersberg. II, 60; v. Mont-St. 
Michel, n, 127. 

— MOnch von Waussor. II, 119. 
Rochns von Ilsenbnrg. 280. 
Rodbert (931—956) Erzb. v. Trier. 

295. 328. 

Rodnlf, Abt v. St. Bertin. 327. 

Rodnlfns Glaber. n, 161. 

Roger von Grofs Wardein. II, 370. 

Rogker von Helmershansen. II. 31. 

Rolandin von Padna. II, 256. 

Rolandswerth. II, 385. 

Rom. 48—52. 131. 244—247. 344. II, 
167—172. 254. 393. 

Romnald, Erzb. v. Salerno. n, 254. 

Ronnebnrg. n, 388. 

Rorico. 93. 

Rosenfeld. II, 69. 

Rosenthal. II, 380. 

Rostock. U, 386. 

Rota mnndi. 94. 

Roth, n, 304. 

Rothschild. 11, 395. 

Rotnlns Sanpetrinns. II, 51. 

Ronen. 338. 11, 394. 

Rndolf (1035—1052) B. von Pader- 
born. II, 79. 

— Abt V. Nonantnla. 347; v. Saint- 

Trond. H, 117; Stablo. n, 105. 

— von Cambrai. II, 129. 

— von Fnlda. 185. 193. 194. 230. 
Rndpert von Reichenan. 319. 
Rnexners Tnmierbnch. 7. 
Rnfinns. 46. 

Rnmold (1051—1069) B. v. Constanz. 

n, 51. 
Rnodlieb. 266. 

Rnotger, Biograph Brnno^s. 292. 293. 
Rnotpert (883—917) Bisch, v. Metz. 

298. 306. 
Rupert, erster Bischof v. Salzbnrg. 

102. 

— Abt von Dentz. n, 108. 118. 119. 

203. 292; V. Ottobenern. n, 298; 
von Tegemsee. n, 258. 



Rnppin. II, 269. 
Rntbert, Abt in Toni. 325. 
Rnthard (979—995) B. von CambraL 
308. 

— Abt V. Eberbach. 11, 313. 

— Abt V. Hersfeld. 11, 80. 

Saalfeld, n, 80. 

Saint-Amand. 117. 126. 129. 327. 328. 
n, 131; Anbert, Cambrai. II, 
130; Avold. 301; Ba8le.805. 332; 
Bavon. 151. 310. H, 117. 326. 

— Benoit-snr-Loire s. Flenry. 

— Bertin. 131. 308—311. 327. II, 

132 327. 

— Denis. 92.' 93. 106. 125. 192. 310. 

323. II, 163. 292. 406. 

— fivre. 305. n, 101; ^vronl. n, 

164. 394; Faron-les-Meanx. 143; 
Florent-le-Vieil. 175; Germain- 
des-pr^s. 95. 121. 243. 337. II, 
394. 406; G6ry. n, 129; Ghis- 
lain. 310. 311. H, 129. 

— Hubert 216. II, 105; Jean de 

Manrienne. 11, 392; L6. II, 394; 
Martin-lez-Tonrs. 126. 128. 129. 
131. 132. 335. II, 394. 398; 
Maurice. 88; MMard. 126. 163 
bis 171; Mihiel-snr-Mense. 265. 
304. n, 103; Omer. H, 132; 
Oyan. 240. 

— Remi. 241. 311. 332. H, 171; 

Riquier. 142. 173. 311; Thierry. 

332; Trond. II, 116. 117. 358; 

Yaast d'Arras. 242; Valery-sur- 

mer. 311; Vannes. II, 104. 106. 

321. 391; Wandrille. 180. 
Salem. II, 301. 369. 
Salerno. 346. II, 177. 254. 
Salimbene. n, 256. 
Salomon I (839—871) B. v. Constanz. 

191 ; in (890—920) 223. 224. 
Salvian. 40. II, 405. 
Salzbnrg. 102. 121. 129. 237. 263. 

324. 325. n, 60—62. 318. 388. 
Samland. 11, 388. 

Samuel (841—856) B. v. Worms. 191. 

II, 408. 
Sanct Alban, Basel. 11, 41; Alban, 

Mainz. II, 94. 95: Andrä. ü, 

390; Arnulf, Metz. 299; Blasien. 

n, 41. 47. 52. 61. 217. 232. 800. 

381. 406; Burchard, Wflrzbnrg. 

II, 69. 146. 2%: Caecilien in 

Cöln. 293; Cyriak, Worms. H, 

100. 



Segisier. 



441 



Sanct Emmeram. 122. 236. 272. 295. 
323—326. n, 53—56. 59. 76. 291. 
292.389; Enchariüs s. S. Mathias; 
Felix, Mets. 300; Florian. 37. 
243. n, 290. 390; Gallen. 53. 
100. 182. 190. 218—224. 230. 
231. 234. 256. 258. 260. 263. 
280. 298. 307. 315 — 320. 324. 
n, 39. 49. 89. 105. 299. 881; 
Georgen im Schwarzwald, n, 41. 
43. 100. 298. 301; Gereon, Göln. 
n, 87. 109. 316. 385. 

— Jacob, Lftttich. 814. n, 35. 113. 

324; Jacob, Begensb. II, 292; 
Joh. Ma^deb. s. Erlöster Berge. 

— Lambert m Steiermark. II, 41. 

388; Lorens, Lüttich. n, 108. 
118. 119. 321—323; Martin an 
der Mosel. 11, 97; Martin, Mainz, 
n, 92. 93; Martin, Trier. II, 96; 
Martin, Tonmai. n, 133. 201; 
Mathias, Trier. 11, 96—98. 319; 
Maximin. 211. 262. 285. 294. 295. 
297. 298. 317. 323. H, 105. 390. 
408; Michael, Hildesheim. 284. 
n, 22. 33. 384; Michael, Lfine- 
bnrg. II, 277; Moritz, Magdeb. 
285; Pantaleon, COln. 293. II, 
26. 340-342. 385; Panl in Kärn- 
ten. II, 41. 388. 

— Peter, Erftfft. H, 41. 191. 192. 

275; bei Preibnrg. H, 41. 51; 
Salzb. 102. 324. II, 236. 388. 

— Poelten. 11, 390; Stephan, Mainz. 

n, 69. 312; Stephan, Würzbnrg. 

II, 145; Symphorian, Metz. 301. 

302; Tmdpert. H, 303; Ulrich 

nnd Afra. H, 41. 52. H, 298; 

Urban. II, 381; Victor, Mainz. 

U, 90; Yincenz, Metz. 300. n, 

99. 120. 123; Vincenz am Vult. 

n, 413. 
Sandrad, Abt von Gladbach. 295. 
Sant' Andrea am Soraote. 345. 
Santa Maria de Gnaldo. II, 393. 
Sanzanome. II, 251. 
Saxo Grammaticns. II, 267. 414. 
Sazawa. 11, 156. 
Sbignew. 277. 
Schachdorf, n, 381. 
Schaffhansen. II, 41. 47. 50. 51. 
Scheftlam. II, 57. 208. 213. 287. 
Scheiem. n, 41. 285. 
Schienen. 232. 
Schleswig, n, 22. 68. 
Schlettstodt. n, 305. 



Schlnmmeriled. II, 399. 

Schoenan bei Heidelberg. II, 278. 

310. 315. 
Schnssenried. n, 302. 343. 
Schwaben Herkunft. 271. 
Schwarzach in Franken. II, 272. 382. 
Schwarzenbach. n, 381. 
Scriptum snper apocalypsim. II, 193. 
Seckan. n, 241. 388. 
Seckingen. 101. 

Seenndns von Trient. 135. n, 407. 
Sednlins Scottns. 200. 215—217. II, 

. 409. 
Sefrid yon Bamberg, n, 141. 144. 
Seher, Abt y. Ghanmonzey. II, 102. 
Seifrid, Abt ▼. Tegernsee. 11, 59. 112. 
Seitz. n, 388. 
Solan, n, 247. 
Seidenthal. 11, 285. 389. 
Seligenpforten. 11, 389. 
Seligenstadt. 150. 156. 182. 
Seltz 340. 

Sendebald,* Graf von Toni. 299. 
Senones. 11, 100. 305. 306. 
Sens. 127. 171. 191. 337. II, 394. 410. 
Seon. 259. 325. H, 388. 
Series s. Catalogns. 
Senlf, Erzb. y. Beims. 327. 
Seyerinns. 39—45. 
Sibylla. H, 173. 212. 230. 
Sicard yon Cremona. 11, 242. 251. 
Sicfarins yon Saint-Bemi. 175. 
Sido, Probst y. Nenmttnster. U, 262. 
Sidonins Apollinaris. 75. 
Siegbnrg. H, 26. 80. 87. 118. 200. 

339. 385. 
Siena. n, 393. 250. 
Sigebert (1022—1036) B. y. Minden. 

n, 29. 

— yon Gemblonx. 73. 300. 11, 99. 

119—127; Cent. Aqnic. H, 413. 
Sigeboto. n, 283. 
Sigefrid (1059—1084) Erzb. y. Mainz. 

II, 76. 88. 91. 92. 281. 

— Abt y. Gorze. II, 7. 99. 

— Abt y. Schaffhansen. II, 41. 
Sigehard yon St. Maximin. 295. 
Sigeward, Abt yon Fulda. 207. 
Sigloard. 175. 

Sigulf, Abt y. Ferri^res. 132. 134. 
Simon, Abt. n, 197; y. St. Bertin. 

n, 132. 327. 
Sindelfingen. n, 304. 381. 
Sindeisberg. II, 305. 
Sire Baoul. 11, 249. 
Sithiu s. Saint-Bertin. 



442 



BegiBter. 



Sitten, n, 392. 

Sittichenbach. 11, 275. 

Smaragdus. 170. 265. 

Soest. 293. n, 280. 

Soissons. 163. 171. 

Sola oder Solns. 114. 290. 

Solenhofen. 230. 

Solymarins. II, 218. 

Sophia, AebtiBsin von Gandersheim. 

274. 
Speier. 263. II, 2. 24. 108. 307. 310. 

380 
Stablo. 309. 317. II, 105. 111. 
Stade, n, 336. 

Stanislans, B. y. Erakau. n, 158. 
SUrchand (933—966) B. y. Eichstedt. 

926. 
Stederbnrg. n, 259. 
Steffanns magister. 136. 
Steinen. 11, 381. 
Steinfeld. H, 9. 247. 
Steingaden. II, 257. 304. 
Stepelin von St. Trond. U, 117. 
Stephan, König v. Ungarn, n, 158. 

— (901—920) Bischof von Lüttich. 

306. 310. 328. 

— (1120—1163) B. V. Metz. II, 321. 

— Abt V. Limburg. II, 308; Prüm. 

295. 319; St. Jacob in Lüttich. 
n, 35. 

— von Novara. 256. 257. 322. 

— von St. Pantaleon. 293. 
Strahof. U, 383. 

Strafsbnrg. 168. 227. 320. n, 15. 24. 

306. 340. 346. 380. 397. 
Sturm, Abt von Fulda. 187—189. 
Sualo. 230. 

Snen Aggeson. II, 267. 
Suesteren. 143. 
Suitbert. 111. 303. 
Sulpicius Alexander. 81. 

— SeveruB. 54. 86. 

Sunderold (890. 891) Erzb. v. Mainz. 

198. 
Symeon Achivus. n, 96. 
Syrus de Vita Majoli. 339. 

Tabula Peutingeriana. 3. 
Tacitus. 194. 

Tado, Erzb. v. Mailand. 250. 
Tageno, Pass. Decan. n, 234. 241. 
Tagino (1004—1012) Erzb. v. Magd. 

323. 
Tarentaise. n, 392. 
Tassilo. 125. 126. 
Tatto, Mönch in Eeichenau. 225. 



Tauberbiechofsheim. n, 407. 

Tegemsee. 143. 295. 324. U, 2. 21. 
54. 59. 213. 258. 288. 289. 389. 

Tezelin, Lütticher Lehrer. II, 114. 

Thaennikon. II, 381. 

Thangmar von Hildesheim. 281—283. 

Thegan. 169. 210. 211. 225. 

Theobald, Abt v. M. Gassino. n, 177. 

Theod. 8. Diet. 

Theodor von Poehlde. n, 333. 

Theodori V. Magni. 231. 

Theodulf. 124. 140. 175. 

Theophano, Kaiserin. 258. 260. 282. 

Thetmar, Magister, n, 278. 

Theudelinde. 99. 

Theudemar, Abt v. M. Cassino. 137. 

Thiadelm, Bremer Lehrer. II, 64. 

Thiatbrat. 199. 

Thiemo (1088—1101) Erzb. v. Salz- 
burg, n, 60—62. 

— (1196—1201) B. V. Bamberg, n, 

294. 
Thierhaupten. 11, 382. 
Thietgaud (847—863) Erzb. v. Trier. 

182. 210 
Thiethard (1119—1137) B. v. Osnabr. 

n, 26. 
Thietmar (1038—1044) B. v. ffildes- 

heim. II, 23. 

— (1009—1018) B. von Merseburg. 

277. 280. 286. 288—291. 

— Abt von Helmershausen. 11, 35. 
Thimo, Pfalzgraf. 235. 

Thiofrid von Epternach. 111. II, 97. 

98. 320. 
Tholey. 11, 96. 
Thomas Brabantinus. II, 404. 

— Lehrer der Hofschule. 240. 

— von Gapua. II, 371. 

— von Chantimpr6. II, 358 377. 404. 
Tiel. 313. 

Tito, Abt V. St. Peter. 324. 

Tobel. II, 381. 

TolosanuB. II, 253. 

Tomellus. II, 131. 

Tongern. 293. 

Toul. 217. 299. 305. 306. 325. II, 101 

bis 103. 171. 
Toumai. n, 133. 201. 
Tours. 34. 80. 126. 128. 129. 243. 

304. n, 394. 
Tractatus de investitura. II, 69. 175. 

— de urbe Brandenburg. II, 270. 
Traditiones Gorbejenses. 205. 
Translatio S. Aegidii. II, 35; Agnelli. 

249. 



Begister. 



443 



Translatio S. Alezandri ad NoYnm 
opus, n, 272; Alexandri Ottenb. 
II, 298; Alex. Wüdesh. 194; 
Amandi. 242; Annonis. II, 87; 
Auctoris, n, 35. 412; Benedicti. 
335; Bernwardi. 11, 277; Bertae. 
243; Borchardi. II, 296; Oallisti. 
142. n, 408; Celsi. H, 96; Chri- 
santhi et Dariae. 211. 

— Dionysü. 323. II, 55. 292; Epi- 

phami.281. II, 410 ; EYergisli.293; 
Percutii. 194; Fortnnatae. 233; 
Germani. 121; Godehardi. II, 22; 
Habundii. 250; Hermetis. 237. 
n, 233; Huberti. 215. 216; Hn- 
negnndis. 332; Hymerii. 342; 
Jannarii. 233; Justi. 217; Jnstini. 
205; Liborn. 206. 

— Marcellini et Petri. 156. 184; 

Martini Sal. 11, 233 ; Mauri. 244 ; 

Manrini. 293; Mederici. 243; 

Metronis. 307 ; Modoaldi. n, 35 ; 

Patrocli. 293; Pusinnae. 206; 

Qoirini. 217; Eagnoberti. 244; 

Bemigü 242; Sebastiani. 163. 

171 ; Senesii et Tbeopompi. 347 ; 

Servatii. II, 134; Severi. 197. 

198; Seyerini. 249; triam regnm. 

II, 366; Udalrici, II, 297 j Ve- 

dasti. 242; Victoria et ürsi. 88; 

Viti. 205. 11,409; Wandregisili. 

311 ; Wicterpi. II, 298. 
Treyiso. 232. 
Trier. 169. 209—211. 294—297. 322. 

n, 95—98. 203. 204. 319. 390. 
Trithemias. 73. 
TriomphiiB S. Lamb. Ball. II, 322. 

323; in Steppes. 11,322; S. Na- 

zarii. II, 84; S. Remacli. n, 111. 
Trois-fontaines. II, 354. 
Trojanersage. 90. 94. 
Trotmar, Abt v. Corvey. n, 89. 
Troyes. 11, 8. 
Trudpert. 101. 102. 
Tranchiniam, Dronghem. 83. 
Tnggen. 11, 381. 
Tarin. 11, 392. 
Tarpin. DE, 189. 
Tatilo. 221. 
Tato (894—930) B. v. Regensb. 236. 

— Würzb. Lehrer. H, 140. 

übaldi chron. Neapel. 11, 403. 
XJdalgis, Lehrer in N.-Altaich. 325. 
Udalrich I (1086—1121) Patr. von 
Aqoileja. 11, 50. 



Udalrich U (1161—1182) II, 258. 

— (924—978) B. v. Aagsbarg. 320 

bis 322. II, 141. 

— (1110—1127) B. V. Constanz. 11, 

— (1162. 1168) B. V. Speier. U, 215. 

— von Bamberg. 11, 140. 

— Prior von Zell. 11, 42. 43. 55. 

— Graf von Ebersberg. 261. 
Udalschalk (1184—1202) B. v. Aags- 
barg. n, 297. 

— Abt von St. Ulrich. 235. n, 52. 
Udine. H, 393. 

Udo (1066—1077) Erzb. v. Trier. II, 
97. 102. 

— (1079—1114) B. von HUdesheim. 

II 278. 

— (1051—1069) B. V. Toal. H, 101. 
Ufflng. 206. 281. 

Understorf. 11, 293. 389. 
Uota, Aebt. v. Niedermünster. 11, 57. 
Urso, Notar in Genua. 11, 256. 
Ursperg. 11, 343. 
Ursala. 34. 
Usaardas. 52. 

Uta, Aebt. v. Eaafnngen. n, 294. 
Utrecht. 110. 111. 199. 200. 261. 303. 
304. 312. n, 113. 134. 328. 385. 

Vaganten. EL, 368. 

Valence. 179. 

Valenciennes. II, 825. 

Vaticiniam Sibyllae. n, 173. 212. 230. 

Vegetias. 178. 

Venantias Fortunatas. 77. 

Venedig. 347. 

Ventinuglia. II, 392. 

Vercelli. II, 392. 

Verden, n, 384. 

Verdan. 217. 304. II, 103. 104. 321. 

391. 
Verona. 175. 251. 252. II, 250. 393. 
Versas aevi Carol. 175; aevi Ott. 

266; aevi Sal. 11, 12; aevi Sae- 

vici. n, 369; de Chonringariis. 

n, 290; de Canincperto. 136; 

de Cnnone II Bat. II, 291; de 

episcopis Mett. 138; de fandat. 

Lanaelac. II, 288; de Gerberto. 

331; de Heinr. IV. H, 58. 175; 

de lande Laadae. 11, 230; de 

ordine comprov. epp. 239; de 

Ottone II. 296; de Ott. m. 345; 

de Paschali II. n, 175; de Borna. 

243. n, 175. 202; de rota mandi. 

94; de Viceiino. n, 262. 



444 



Register. 



Versus de Victoria. II, 250; de Will. 

dnce Norm. 338; familiae Ben- 

chair. 99. 
Vicelin. H, 8. 68. 260—262. 
Vicogne. EL, 325. 
Victor Cartennensis. IE, 396. 

— Tnnnunensis. 70. 

— von St. Gallen. 320. 
Vienne. 179. II, 391. 
Viüch. n, 109. 

Villers-en-Brabant. II, 325. 326. 358. 
Villingen. 11, 43. 

Vincenz (1208—1218) B. v. Krakau. 
II, 275. 

— von Beanvais. n, 356. 

— Erak. Dominicaner. II, 158. 

— von Prag. H, 246. 247. 

Virgil, B. V. Salzburg. 102. II, 233. 

Visbeck. II, 386. 

Visio Baronti. 227 j domni Caroli. 

155; Godescalci. II, 263; pau- 

peris mulierculae. 226; Rotcbarii. 

227; Tundali. II, 189; Wettini, 

225. 
Vita Abbonis. 335; Abundi Villar. 

n, 358; Adalberonis Aug. 235. 

II, 53; Adalberonis II Mett. 301; 
Adalberonis, Wirzburg. II, 63; 
Adalberti diac. 297 ; Adalberti 11 
Mog. II, 311; Adalb. Prag. 287. 
349; Adalhardi. 205. II, 132; 
Adelheidae Vilic. II, 109; Afrae. 
36; AgiU. 98; Agritii. II, 96; 
Albani. II, 94; Albarti. II, 57: 
Alberonis Trev. 11, 204; Alberti 
ep. Leod. 11, 324; Alcuini. 134; 
Alderici Senon. 191; Alexandn 

III. n, 414; Alrunae. n, 20; 
Altmanni Pat.II, 62.291; Altonis. 
n, 55; Amandi 96; Angilberti. 
143. 144; Aniani. 83; Annonis. 
n, 87. 109 ; Anselmi Luc. II, 172 ; 
Ansfridi ep. ültraj. 303; Ans- 
karii. 202. 203. II, 64. 67; An- 
tonii Lirinensis. 42; Ant. abb. 
Senon. II, 100; Arialdi. II, 183} 
Amoldi Answilar. 155; Amoldi 
Mog. n, 313; AmulfiMett. 108. 
138; Amulfi conv. Villar. II, 325; 
Athanasii Neap. 249; Attalae. 
98. 99; Aurelii. n, 42; Autberti 
Camerac. II, 128. 

— Balderici Leod. 314. II, 313; 

Baltbildis. 99. n, 399 ; Bardonis. 
n, 91; Basini regis. 83; Basini 
Trev. n, 97; Baugulfi. 189. 



Vita Bavonis. IE, 117; Benedict!. 
54; Benedicti Anian. 170; Bene- 
dicti Clusensis. II, 182; Bennonis 
Misn. n, 68: Bennonis Osn. IL 
23—27; Berlindis. 309; Bemardi 
Olaraevall. II, 200; Bern. Menton. 
n, 182; Bern. Parmensis. II, 183; 
Bern. Penitentis. II, 325; Bern- 
wardi. 283; Bertboldi Garst. U, 
231; Bertini. 11, 132; Bertulft 
Bob. 98/ Bertulfi Rentic. 311. 
II, 133; Bobonis de Viqneria. II, 
182; Bonifatü. 112. 113. 199.303. 
II, 55. 90. 98; Brunonis Col. 
292. 293; Brunonis Querf. 288; 
Burchardi II Halb. 11, 68; Burch. 
Wirzb. 111; Burch. Worm. 314; 
Burgundofarae. 98. 

— Cadroae. 300; Caroli M. 152—154. 

n, 160. 318.399; Caroli Flandr. 
n, 326; Chlodulfi. 108; Cholo- 
manni. II, 245; Christinae Mira- 
bilis. II, 358: Chrodegangi. 300; 
Chuonradi n imp. 11, 12 — 14; 
Ch. I. Salzb. II, 231. 236; Ch. IL 
Salzb. n, 236; Ch. Const. 319. 
II, 53; Columbani. 97—99; Con- 
rad! Trev. II, 96: Corbiniani. 
102; Cunegundis. II, 294; Cu- 
nonis Rat. II, 292; Davidis. II, 
320; Deicoli. 98; Deoderici Mett. 
300. n, 123; Droctovei. 95; Dy- 
sibodi. 35. II, 405. 

— Eberhard! Nellenb. II, 41; Eber- 

hard! Salzb. n, 231. 236; Eigüis. 
189. 190; Eldradi. II, 182; Eligü. 
96; Elisabeth. H, 283. 358. 376; 
Emmerammi. 102. II, 54 ; Engel- 
berti Col. II, 317; Epiphanii 
Ticin. 61; Erhardi. 11, 57; Er- 
kanberti Worm. 11, 308; Er- 
luini. II, 120. 124; Erminoldi. 
II, 144. 292; Erminonis. 108; 
Ernest! Zwif. II, 302; Eucharii 
Valerii Mat. II, 397; Eustasii. 
98. 99. 102; Everacü. II, 323; 
Ewaldorum. 111; Ezonis pal. II, 
110; Faronis. 95; Findani. 233; 
Florentü. 101; FlorianL 36/ Fo- 
rannani. II, 119; Frid. ep. Leod. 
n, 116; Frideric! Traject. 312; 
FridoUni. 101. 

— Galli. 100. 220. 230; Gaugerid. 

II, 128; Gauzlini. 336; Gebe- 
hardi II Const. 300. 319; Gebe- 
hardi HI Const. II, 51. 300. 



Register. 



445 



Vita Gebehardi SaUsb. II, 62. 236; 
Gerardi Bron. 311. 11, 410 ; Ger- 
hard! Chanad. H, 158; Tüll. H, 
101; Germani Grandivall. 101; 
Gertrudis. 108; Gilbert! Valenc. 
n, 325; Goarls. 210; Godefrldi 
Capp. n, 202; Godehardi. II, 22; 
Gorgonü. 319; Gosvlii!. II, 134; 
Gothalmi. ü, 245; Gregor!! I. 
139.246; Gregor!! VII. II, 171; 
Greg. Turon. 80; Greg. Ultraj. 
199. 200; Günther!. II, 22. 

— Halmerad!. II, 89; Halmonls. 279; 

Hariom. 230; Harllndls. 216; 
Hartmann! Brlxin. II, 231. 414; 
Hartwlc! Salzb. II, 233; Hathu- 
modae. 208; Hedwlgis. n, 358; 
Henrici Ancupls. II, 399; He!n- 
ric! n. II, 293. 294. 313; Heln- 
r!c! IV. n, 75-77; Heriberti 
Col. 294. n, 108; Herimanni 
Zering. II, 43; Herlucae. II, 298; 
Herrn. Joseph!. 11, 318; Hilde- 
gardis reg. 11, 300; Hildegnndis. 
II, 145. 310: Hütrudis II, 131; 
Hubert!. 215; Hugonis Clun. n, 
163; Hugonis Gemet. 143. 11, 
408. 

— Idae. 206. 281; Invicem. II, 358; 

Irminae. II, 320; Jobannis Gorz. 
299; Joh. Parm. 347; Job. Baven- 
natis. II, 182; Joh. Reomensis. 
100; Joh. ep. Tervan. II, 326; 
Kanuti. II, 266; Lambert! Leod. 
215. 306. n, 122.322; Lambert! 
Novioperis. II, 231; Landoaldi. 
309; Lebuini. 111. 200. 328; 
Leodegari!.96.II, 415; LeonisIX. 
II, 101. 171; Lietberti. H, 129; 
Liobae. 114. 193; Liudgeri. 200; 
Liudmilae. 348; Liutbirgae. 207; 
Liwini. 110; Ludowici P!i. 169. 
170; Lud. com. Arnst. 11, 203; 
Lud. landgr. II, 285; Ludwini. 
n, 97; LulU. 114. 

— Macharii. II, 117; Magnerici. II, 

96; Magni. 231. II, 56; MahthUdis 
reg. 275—277; Mainulfi. 207; 
Majoli. 339; Mariani Scoti. II, 
292; Martini Tur. 54; Mathildis 
com. n, 184; Mathildis Diezz. 
II, 287; Mauri. 244. II, 398; 
* Maximilian!. 44. 11, 397 ; Maxi- 
mini. 192. 210. II, 408; Meinradi. 
233. II, 36; Meinwerci. II, 29 
bis 32. 279. 



Vita Mengoldi. 143. n, 354; Mo- 
chuUei. n, 322; Modoaldl. 11, 35. 

— Neminis. II, 358; NiU. 349; Nor- 

bert!, n, 201; Odiliae Leod. II, 
322; Odilonis. 340. II, 170; 
Odonis Clun. 339; Othmari. 220; 
Ottonis Bab. II, 141—144; Pal- 
donis, Tatonis, Tasonis. II, 413; 
Pauli Virodun. 261; Paulinae. 
n, 283; Petri Damiani. II, 170; 
Pippini ducis. II, 338; Pirminii. 
224. 301; Popponis Stab. II, 105; 
Procopii. II, 245; Quatuor Coro- 
natorum. 37; Qnirini. 44. 

— Rabani. 193; Radbodi ep. Ultra j. 

304;Radegundis. 78; Ragnoberti. 
244. 11,397; Reginardi. 11,323; 
Reginswindis. 233; Reinilae.216; 
Reinoldi. 143. II, 408; Remacli. 
216. 309. II, 111; Remigü. 83. 
n, 398; Richard! Vird. H, 104; 
Richarii. 133. 142; Rictrudis. 
328; Rimberti. 203. II, 67; Ro- 
mualdi. 349; Rupert! abb. Ottenb. 
n, 298; Rupert! Salzb. 102. 237. 

— Salabergae. 98; Salomae et Ju- 

dithae. n, 20. 285; Sanctini. II, 
398; Severi. 198; Severini. 39 
bis 45. 326. II, 405; Sigismundi. 
88; Silvestri p. H, 397; Solae. 
114. 230; Stanislai. II, 158; 
Stephan! r. üng. 11, 159; Sturm!. 
189; Suitberti. 111. II, 399; 
Symeonis Achivi. 233; Symeonis 
Trev. II, 96. 

— Theoderic! Andag. H, 104. 106; 

Theoderic! II Mett. II, 99. 104; 
Theogeri. II, 101; Thiadildis. 
200; Thiemonis. 11,236; Trudonis. 
161. II, 117; Trudperti. 101. 102; 
Tygris. II, 398. 

— Udalrici Aug. 321. II, 36; Udal- 

ric! Cell, n, 42; Udonis Tnll. H, 
101; Ursmari. 307; Ursulae. 34. 
n, 405; Valentin!. II, 397; Ve- 
dasti. 133. 242; Vencezlavi. 276. 
348. n, 152. 400; Vicelini. II, 
260; Victoris et Urs!. 88; Vi- 
pertL II, 272; Virgilii. II, 233; 
Walae. 205; Walburgae. 114. 
237; Waltgeri. 206; Wandre- 
gisili. 91. n, 399; Wenceslai 
8. Vencezlavi; Wemheri Merseb. 
IL 70. 271; Werrici. II, 326; 
Wiboradae.318; Wiebert! Gembl. 
n, 123. 



446 



Register. 



Vita Wichmanni Arnst. ü, 270; 
Wigberti. 195; Wihelmi Divion. 
n, 161; Wiihelmi Hirsang. U, 
42; Wülegisi. H, 89. 90; WiUe- 
hadi. 201; Wiiübaldi. 114; WiUi- 
brordi. 110. 133. II, 320; Win- 
noci. 310; Wirntonis. EE, 238; 
Wolbodonis. n, 323; Wolfhelmi. 
n, 110; Woifkangi. 323. H,. 56; 
Wnnnebaldi. 114; Zoerardi et 
Benedicti. II, 158. 

Yitae abbatam Agannenginm. 88. 

— Sanctonun Juvav. n, 233. 
Viterbo. H, 223. 225. 230. 
Vivian, Graf. 243. 

Volcmar, Abt v. Fürstenfeld. II, 297. 
Volcold, B. V. Meissen. 257. 
Volquin, Abt y. Sicbem. n, 275. 
Voran. II, 388. 
Yormezeele. IJ, 325. 
Vnlcuid. n, 91. 
Vnlgarins. 247. H, 410. 

W. von Wanssor. II, 131. 

Wadilcoz. 224. 225. 

Wala. 204—206. 

Walahfrid. 148. 149. 154. 169. 192. 

218. 220. 225. 227. 229. 230. H, 

409. 
Walbeck. 289. 
Walbnrga. 114. 237. 
Walcher, Lütt. Lehrer. H, 92. 114. 
Waldo (884—906) B. von Freising. 

224 236. 

— Abt V. St. Denis. 125. 219. 224. 

225. 238. 

— Abt von St. Maximin. 192. 210. 

n, 408. 

— Bremer Kanzler, n, 64. 
Waldram. 222. 224. 

Walram (1089—1111) B. von Nanm- 

bnrg. II, 35. 68. 69. 
Waltbraht. 194. 
Waltcand (810-831) B. v. Lttttich. 

216. 
Waltger. 206. 
Waltharins. 143. 
Walther, Erzb. v. Ravenna. n, 231. 

— (1133—1150) B. von Angsburg. 

II, 53. 

— (1004—1031) B. von Speier. 263. 

II, 24. 

— Probst V. Marchthal. n, 303. 

— Map. n, 374; von Ch&tillon. n, 

367. 368; v. d. Vogelweide. 11, 
234. 372; von T6rouane. n, 326. 



Wandalbert. 52. 210. U, 409. 

Wandregisil. 91. 

Wanlefsrode. 280. 

Warentrudis, Aebtissin. 182. 

Warin, Abt v. Corvey. 204, 206. 

Warmnnd, B. v. Ivrea. II, 182. 

Wamerins von St. Ouen. 338. 

Waten. II, 106. 

Wanssor. 300. 11, 119. 131. 

Wazo (1041—1048) B. von Lttttich. 

II, 113. 
Weichbildchronik. H, 352. 
Weihenstephan. 235. 
Weüheim. II, 41. 
Weingarten. 11, 257. 258. 301. 304. 

381. 
Weissenan. 234. n, 304. 381. 
Weissenbnrg. 182. 191. 196. 285. 297. 

316. II, 105. 380. 
Welbertns. 11, 400. 
Weltchronik, Königsberger. U, 352. 

— ans Mnri. II, 49. 

— Sächsische. 11, 348—352. 
Weltenburg. H, 389. 406. 
Wenrich, Schol. in Trier, n, 97. 
Wenzel, Abt v. Niederaltaich. U, 19. 
Werden. 122. 166. 200. 201. 206. 280. 

II, 389. 

Werinfrid, Abt v. Stablo. 309. 

Werinhar, Werner (1063— 1078) Erz- 
bischof von Magdeburg. II, 70. 

— (1063 — 1093) B. von Merseburg. 

II, 70. 271. 283. 

— (1001—1029) B. von Strasburg. 

259. n, 15. 
Wemher, Abt v. Frankenthal, n, 308. 
Werricus, Prior v. Alne. II, 325. 
Wessobrunn. 324. II, 287. 382. 
Wettin. 225. 
Wettingen, n, 381. 
Wetzlar. 11, 391. 
Wibald, Abt von Stablo u. Corvey. 

n, 3. 118. 119. 205. 206. 278. 
Wibert, Archidiac. v. Toul. IL 101. 

171. 
Wiblingen. II, 41. 
Wiborada. 318. 

Wiebert v. Gembloux. II, 119—121, 
Wicfrid (962-984) B. v. Verdun. 304. 
Wichmann (1152 — 1192) Erzb. von 

Magdeb. II, 8. 203. 223. 269. 

— von Amstein. n, 270. 
WicMng, Prümer Mönch. 295. • 
Wicrad. II, 55. 

Wicterb. 126. II, 109. 

Widerad, Abt von Fulda. II, 412. 



Register. 



447 



Widerich, Abt t. St. ftvre. 306. 11, 

101. 
Wido (1095—1122) B. v. Chur. H, 52. 

— B. V. Ferrara. II. 174. 

— (1092—1101) B. von Osnabrück. 

n, 25. 

— ital. Grammatiker (nicht Odo). 327. 
Widukind v. CJorvey. 267—274. 276. 
Wien. 43. H, 243. 290. 390. 
Wienhnsen. 11, 384. 

Wigand, Pfarrer. 206. 
Wigbert, Missionar. 110. 

— Ton Fritzlar. 114. 187. 196. 
Wignand, Abt von Theres. II, 142. 
Wigo von Fenchtwangen. 321. 
Wiker, Abt von St. lUximin. 295. 
Wilbrand (1227—1234) B. v. Utrecht. 

n, 278. 328. 
Wildeshansen. 193. 
Wüfrid von York. 110. 
Wilhelm (954—968) Erzb. v. Mainz. 

234. 272. 297. 315. 

— (1029-1047) B. von Strafsbnrg. 

n, 24. 

— Abt V. Andres. II, 415; v. Dijon. 

n, 161; V. Hirschau. II, 41—43. 
55. 100. 304; v. St. Trond. 11, 
117. 

— V. Champeanx. II, 7. 8; v. Clnsa. 

n, 182; von Egmund. 11, 328; 

V. Malmesbnry. 11, 165; v. over 

Elve. II, 350. 
Wühering. H, 390. 
WiUegis (975—1011) Erzb. v. Mainz. 

II, 89. 257. II, 312. 
WiUehad (787—789) B. v. Bremen. 

201. 
WiUibald (745—781) B. v. Eichstedt. 

114. 
WiUibaldi V. S. Bonif. 112. 113. 
Willibert (870—889) Erzb. v. Coeln. 

215. 
Wülibrord. 110. 297. 
Williram von Ebersberg. 11, 2. 4. 7. 

60. 137. 
WiUisau. H, 381. 

Willo, Abt von Michelsberg. 11, 139. 
Wüten, n, 388. 
Wimpfen. H, 380. 



Winand, Priester. 11, 331. 
Windberg. II, 285. 389, 
Windolf, Abt von Pegau. II, 272. 
Winidhar, Schreiber. 127. 
Winither (1063) B. von Merseburg. 

n, 137. 
Winnoxbergen. 309. 
Winrich. 98. 

Wiperti Vita Bmnonis. 288. 
Wipo. II, 4. 10—16. 39. 
Wirnt, Abt v. Formbach. II, 232. 

238 
Wisby. il, 395. 

Witgar (t 887) B. v. Augsburg. 182. 
Witgeri Genealogia Amulfi. 312. 
Witigowo, Abt von Reichenau. 318. 
Wittewierum. 11, 329. 
Wizo. 129—132. 
Woeltingerode. II, 384. 
Wolbodo (1018 — 1021) Bischof von 

Lüttich. 304. II, 113. 323. 
Wolfgang (972 — 994) Bischof von 

Regensburg. 258. 322. 323. 
Wolfhard v. Herrieden. 53. 114. 237. 
Wolfhelm, Abt v. Brauweiler. 11, 44. 

109. 110. 
Wolfhere. H, 17. 21. 22. 54. 
Wolfker, Patr. v. Aquileja. H, 234. 
Wolfram, Abt v. Michelsberg, n, 141. 
— Abt von Prüm. 295. II, 374. 
Worms. 102. 191. 295. 314. H, 307. 

308. 380. 
Wuerzburg. 103. 111. 112. 236. 256. 

322. 324. II, 55. 76. 77. 94. 137. 

145. 146. 246. 295. 296. 382. 
Wunnibald. 114. 
Wurmsbach. II, 381. 

Xanten. 214. 11, 385. 

York. 110. 131. 133. 199. 

Zeitz, n, 387. 

Zell im Schwarzwald. II, 42. 

Zuerich. 121. 301. II, 50. 382. 

Zurzach. 318. 

Zwentibold. 143. 

Zwettel. II, 290. 301. 302. 

Zwifalten. II, 41. 301. 382. 



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